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Full text of "Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen"

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‚, Nachrichtenblatt 
der 


Bayerischen Entomologen 


herausgegeben von der 
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Münchner Entomologischen Gesellschaft 


10. Jahrgang 1961 


Schriftleiter: 


DR. WALTER FORSTER 


Im Selbstverlag 


der Münchner Entomologischen Gesellschaft E.V. 


II 


INHALT 


Bilek, Alois: Die Zucht von Epitheca bimaculata Charb. aus dem Ei bis 
zur Imago mit biologischen und morphologischen Angaben . 


Blüthgen, Paul: Neues und Wissenswertes über mitteleuropäische Acu- 
leaten..und Goldwespen.. IV. - 1... . ou.) „2000 5 > OrERe 


v. Buddenbrock,. Wolfgang: Einige Bemerkungen über die Biologie der 


andalusischen Rasse von Diplura loti O. 
Burmann, Karl: Wanderfalterbeobachtungen 1958, 1959 und 1960 108, 


Ebert, Günther: Einiges Neue über Malacosoma alpicola Stgr. (Lep. 
Lasiocamp.) - 


— — :Vorkommen und Verbreitung einiger schwierigerer Rhopaloceren- 


Arten 30,.Nordbayern\(lep.). a2. 2, ip us ee ee ei 
Fischer, Max: Zwei neue Pachysema-Arten (Hym. Braconidae) . 
Forster, Walter: Fritz Skell zum Gedächtnis . 

Jurzitza, Gerhard: Sympecma paedisca Brauer in Frankreich (Odonata) 


— — : Die feldentomologische Unterscheidung von Onychogomphus forci- 


patus (L.) und OÖ. uncatus (Charp.) (Odonata) . 


Leuthold, Rosina: Die Verteilung der Collembolen in verschieden bear- 
beiteten Wiesenböden des oberbayerischen Raumes, mit tiergeogra- 
phischen und autökologischen Angaben . . . . 70, 77, 85, 


Mairhuber, Fritz: Bemerkenswerte Fangergebnisse und Beobachtungen 


aus dem Bundesland Salzburg in den Jahren 1959/60 . 
Pfister, Hermann: Wunderland Monte Baldo . 


RKemane, Reinhard: Die systematische Position von Deltocephalus auran- 
tiacus Forel (Homopt. Cicadina, Cicadellidae) 


— — : Endria nebulosa (Ball), comb. nov., eine nearktische Zikade in 
Deutschland (Hom., Cicadina, Jassidae) =... „ sn 


— — : Zur Kenntnis der Verbreitung einiger Zikadenarten . 


Schaeflein, Hans: Käferfauna einer mit Regenwasser gefüllten Wagen- 
spur 

Schätz, Willi: Beobachtungen bei der Zucht von Arctornis L-nigrum 
Muell. (Lep. Lymantr.) 

Seidenstücker, Gustav: Heteropteren aus Bayern . 

Stadler, Hans: Örthoptera und Dermaptera des Naturschutzgebietes 


Romberg 


Wachnitz, Lilly: Longitarsus longiseta Wse. im Bayerischen Wald (Col., 
Chrysomel., Halticinae) 


Warnecke, Georg: Die Verbreitung von Ogygia forcipula Hübner und 
von OÖ. nigrescens Höfner in Deutschland und einigen Nachbargebie- 
ten (Lep. Noct.) 


124 


113 


119 


Kleine Mitteilungen: 


Bilek, Alois: Libellen an der Autostrada . 

Freude, Heinz: Kleine Beobachtungen über Denops albofasciatus Charp. 
— — : Anthobium torquatum Marsh. 

— — : Nachtrag zu den Veröffentlichungen von Hans Schein . 
Schaeflein, Hans: Beobachtungen über Labidostomis longimana L. . 


Vierling, Sigfried: Beiträge zur Käferfauna Oberfrankens . 


Buchbesprechungen: 

Beier, M.: Tettigoniidae (Pseudophyllinae II) . 
v. Frisch, K.: Biologie I u. II 

Hemming, F.: Annotationes Lepidopterologicae 


Steeg, M.: Die Schmetterlinge von Frankfurt am Main und Umgebung 
mit Angabe der genauen Flugzeiten und Fundorte . 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft: 
853. 216... 82.0.5653 1.72,.=:1185 
Entomologische Arbeitsgemeinschaft Nordbayern: . . . . . 16, #0, 


Neubeschreibungen: 
Hymenoptera: 


Calicurgus hyalinatus Fabricius duplonotata Blüthgen var. n. . 
Pachysema austriacum Fischer sp. n. 


maximum Fischer sp. n. . 


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NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Straße 67 
Postscheekkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. Januar 1961 Nr. 


(Aus der Entomologischen Abteilung der Zoologischen Staatssammlung München) 


Die systematische Position von Deltocephalus 
aurantiacus FOREL 


(Homopt. Cicadina, Cicadellidae) 


Von Reinhard Remane 


Bei Fängen im Gebiet der Nördlichen Kalkalpen und im bayerischen 
Alpenvorland erbeutete der Verfasser in den Jahren 1959 und 1960 zahl- 
reiche Exemplare einer Cicadelliden-Art, die aufgrund ihrer Charaktere 
zweifellos zu der vorwiegend holarktisch verbreiteten Gattung Palus de 
Long & Sleesm. (= Cosmotettix Ribaut) gehörte, aber ebenso zweifels- 
frei mit keiner der bisher in dieser Gattung stehenden Arten identisch 
war. 


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Abb. 1: Palus aurantiacus (For.). a) 5', Totalansicht, b) Q, Kopf und Pronotum. 


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3.8. HATL, WON 


[85 


Herr Dr. W. Wagner-Hamburg, dem ich die Tiere zeigte, machte 
mich freundlicherweise darauf aufmerksam, daß es sich hier um den 
„Deltocephalus aurantiacus Forel“ handelte, eine Art, die seit der Jahr- 
hundertwende nicht mehr gefangen worden war und die — da offenbar 
auch in keinem der größeren Museen vorhanden — in keiner der moder- 
nen Bearbeitungen der alten Sammelgattung Deltocephalus Burm. (z. B. 
Ribaut 1946) berücksichtigt worden ist. 


Die Art wurde zuerst (1859) von Aloys Forel beschrieben, der auch 
eine Totalzeichnung bringt. Die zweite Beschreibung (unter dem gleichen 
Artnamen) erfolgte durch Fieber (1869), der bei der Art aber seltsa- 
merweise sich selber als Autor angibt. Seitdem wurde die Art (Then 
1900, Haupt 1935) mit Fieber als Autor geführt. Sowohl Fieber 
(1869) als auch Then (1900) bringen bereits Zeichnungen einiger Teile 
der 5 -Genitalarmatur, die jedoch für die heutige Systematik wesentliche 
Charaktere nicht zeigen und außerdem (vermutlich aufgrund der damali- 
gen mangelhaften optischen Ausrüstung der Entomologen) nicht sehr ge- 
nau sind und daher eine spätere systematische Einordnung nicht ge- 
statteten. 


Es sei daher eine erneute Beschreibung der Art gegeben. 


Palus aurantiacus (Forel 1859), comb. nov. 


Deltocephalus aurantiacus Forel 1859, Verh. der schweizerischen naturf. Ges. 


Bern 43, p. 196, fig. 


Deltocephalus aurantiacus Fieber 1869, Verh. zool. bot. Ges. Wien 19, p. 217 und 
218, Abb. Taf. 6 fig. 49. 


Beschreibung. Habitueller Eindruck: Schlanke, fast parallelseitige, 
im Leben einfarbig leuchtend hellgelbe, im Tode + orangefarbige Art mit 
2 kleinen schwarzen Flecken im Flügelendteil. In der Gestalt und der 
Dunkelfleckung noch am ähnlichsten P. costalis Fall., doch mit längerem, 
spitzerem Kopf. 

Gestalt und Struktur: Schlank, fast parallelseitig, gut 3mal so lang wie 
maximal breit (s. Abb. 1a). — Kopf im Bau mit dem der anderen Palus- 
Arten übereinstimmend, aber besonders beim 9 länger vorgezogen, seine 
Spitze (von oben gesehen) beim 5’ leicht abgerundet, fast rechtwinklig, 
beim @ kaum abgerundet rechtwinklig (s. Abb. 1b). Scheitel median 
stets etwas länger als an der schmalsten Stelle zwischen den Augen breit, 
und gut halb so lang wie der Kopf maximal breit. — Pronotum median 
beim 5’ etwas, beim 9 erheblich kürzer als der Scheitel lang, insgesamt 
etwas schmäler als der Kopf maximal breit, glatt, glänzend, im Hinterteil 
fein querrissig, Seitenränder ungekielt. — Elytren mit fast geradem 
Außenrand und breit gerundetem Distalteil, Aderung dünn, unauffällig, 
wie auch bei den anderen Palus-Arten äußerst variabel und oft asymme- 
trisch. Die Elytren überragen beim 5 das Abdomen, beim 9 sind sie so 
lang oder etwas kürzer, mit + deutlich reduzierter Apikalpartie. — Füh - 
ler knapp so lang wie Kopf und Pronotum zusammen. — Beine im Bau 
Mit denen der anderen Palus-Arten übereinstimmend, ohne Besonderhei- 
ten. Bedornung der Vordertibien im allgemeinen 4.1. — Körperlänge: 
39 3,3—93,8 mm. 


Genitalstruktur des 5: Genitalsegment (siehe Abb. 3a, b) bei glei- 
chem Grundbau relativ zur Körpergröße etwas kleiner als bei den ande- 
ren paläarktischen Palus-Arten. — Subgenitalplatten zur Spitze hin 
stark verschmälert, Innenränder gerade und fast auf ganzer Länge anein- 
anderschließend, Außenrand basal und distal konvex, in der Mitte kon- 


3 


kav. Vor dem Außenrand eine nicht ganz regelmäßige Borstenreihe aus 
6—9 Borsten. Davon isoliert im Spitzenteil nochmal 1—2 kleine Borsten, 
der Außenrand selber fein und kurz behaart. — Pygophor-Seitenlappen 
die Subgenitalplatten und auch die sehr kurze Analröhre weit überra- 
gend, breit zungenförmig ohne irgendwelche Anhänge: oder Ausbuchtun - 
gen, in ihrer distalen Hälfte dicht mit langen, starken Borsten besetzt. 


0,1mm 


Abb. 2: Palus aurantiacus (For.). Aedeagus: a) lateral, b) von hinten, aus Rich- 
tung des Pfeiles 1 auf Fig. a gesehen, c) von hinten aus Richtung des 
Pfeiles 2 gesehen. 


Aedeagus (s. Abb. 2a-c) im Bau von dem der anderen Palus-Arten 
stark abweichend, relativ sehr klein. Aus dem ventralen Ende des Sockels 
(direkt im Anschluß an das Ende des wie bei den anderen Arten auf dem 
Sockelende aufsitzenden Connectivs) erhebt sich in voller Breite der 
Schaft, der, sich verschmälernd, aber kaum lateral abgeflacht, schräg 
dorsalwärts verläuft und in einem großen, mit seinen Seitenrändern der 
Sockelebene parallelen Phallotrema auf der dem Genitalphragma abge- 
wandten Aedeagus-Seite endet. Kurz unter dem ventralen Ende des Phal- 
lotremas beginnend, zieht jederseits eine scharfe Leiste, die in ihrer Mitte 
je einen deutlichen Zahn trägt, seitlich am Aedeagus zum Sockel. Der 
Sockel verschmälert sich dorsalwärts der Schaftbasis schnell zu einem 
schmalen Fortsatz, der an seinem Ende die für die Gattung typischen, 
im Genitalphragma zur Analrohr-Basis verlaufenden Chitinbänder trägt. 
— Das Connectiv stimmt im Bau grundsätzlich mit dem der anderen 
Arten überein. — Genitalgriffel (s. Abb. 4) in der Innenecke mit kurzer, 
hakenförmig nach außen gebogener Apophyse, die an der Außenkante 
vor dem Ende fein gezähnelt ist. Spitzenteil der Apophyse verdunkelt. 

VII. Sternit des 2: Ähnlich dem von P. costalis Fall., länger als 
das zugehörige Tergit, Hinterecken etwas verlängert, Hinterrand schwach 
und unregelmäßig wellig (s. Abb. 5). 


05mm 


Abb. 3: Palus aurantiacus (For.). Genitalsegment 5: a) lateral, b) ventral. 


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Färbung und Zeichnung: Einfarbig leuchtend gelb, im Tode + orange 
verfärbend. Kopf und Thorax zeichnungslos. Elytren besonders zum Spit- 
zenteil hin leicht hyalin. Adern etwas stärker gefärbt, Im Außenbezirk 
(besonders der distalen Außenecke) der äußersten und innersten Apikal- 
zelle (1 und 4) je ein + großer, dunkler, auffälliger, unregelmäßig be- 
grenzter Fleck, bisweilen auch in den basalen Außenecken der mittleren 
Apikalzellen (2 und 3) je ein kleiner solcher Fleck. Distaler Teil der mitt- 
leren Apikalzellen breit (manchmal auch der basale schmal) rauchgrau 
getrübt, ebenso Teile der Membran. — Abdomen gelb, Tergite besonders 


Abb. 4: Palus aurantiacus (For.). 
Subgenitalplatte mit Genitalgriffel, 
in situ, von innen. 


beim 5 basal und distal + dunkel gesäumt, im Extrem außerdem mit 4 
unvollkommenen, unterbrochenen Längslinien (2 direkt neben der stets 
hellen Mittellinie und zwei weiter außen). — Genitalsegment des 5 ein- 
schließlich Subgenitalplatten sowie das VII. Sternit des 2 stets zeich- 
nungslos gelb. — Fühler basal gelb, Borste braun. — Beine gelb, die 
hellen Dornen der Tibien entspringen auf der Tibien-Innen- und Außen - 
seite größtenteils aus + deutlichen schwarzen Punkten. 


Lebensweise: P. aurantiacus (For.) lebt wie die anderen paläarkti- 
schen Palus-Arten in feuchten Biotopen, z. B. im Verlandungsgürtel von 
stehenden Gewässern. Die Nährpflanze(n) konnten noch nicht einwand- 
frei festgestellt werden, doch dürfte es sich um Monocotylen (Gräser, 
Schilf, eventuell Carices) handeln. — Überwintert im Eistadium, Ima- 


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Abb. 5: Palus aurantiacus (For.). 
VII. Sternit des 9, herauspräpariert. 


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gines wurden bisher von Anfang Juli bis Mitte August festgestellt, doch 
ist — besonders bei abweichenden Höhenlage der Fundorte — noch mit 
einer Veränderung dieser Begrenzungen zu rechnen. Generationenzahl 
noch ungeklärt. 


Geographische Verbreitung: Forel (1859) gibt bei der Be- 
schreibung keinen Herkunftsort oder -Jand an. Fieber (1869) erwähnt 
nur „Tyrol“. Then (1900) meldet die Art von Selzthal (Steiermark) so- 
wie von Greifenberg und Hermagor (Kärnten). Der Verfasser fand die 
Art bisher an folgenden Stellen: Osterreich: Tirol, Achensee-Ostufer 
(-- 900 m); Deutschland: Oberbayern: Sachsenkam (nördlich von Bad 
Tölz), Murnau; Niederbayern: Abenstal bei Sie :genburg (ca. 380 m). Sie 
dürfte demnach im Gebiet der Ostalpen und auch im bayerischen Alpen- 
vorland weiter verbreitet sein. 


Abb. 6: Palus costalis (Fall.). 
Aedeagus: a) von hinten, 
b) lateral. 


0,2mm 


Diskussion: P. aurantiacus (For.) weist alle charakteristischen 
Merkmale der Gattung Palus Del. & Sl. auf. Habituell, in der Anlage der 
Dunkelzeichnung und in der Gestalt des VII. Abdominalsternits des 9, 
ist die Art dem P. (Airosus Rib.) costalis (Fall.) noch am ähnlichsten, un- 
terscheidet sich jedoch außer durch längeren, spitzeren Scheitel, gelbe 
Grundfarbe und den Bau des Aedeagus auch durch das Fehlen des für 
die Untergattung Airosus Rib. typischen zahnartigen Fortsatzes an der 
Basis des Pygophor-Seitenlappen-Innenrandes. — Dei Aedeagus von 
P. aurantiacus weicht stark von denen aller anderen Arten — einschließ- 
lich des südafrikanischen P. (Ajrosus Linnav.) unimaculatus (Nde.) — ab. 
Bei allen holarktischen Arten (die in dieser Beziehung sehr einheitlich 
gebaut sind) ist der Aedeagus relativ wesentlich größer (s. Abb. 6a, b), 
aus der Mitte bzw. dem dorsalen Ende des Sockels erhebt sich ein stark 
lateral komprimierter Schaft, vom ventralen Ende des Phallotremas ent- 
springen zwei gerade, + lange Fortsätze. Bei P. unimaculatus entspringen 
solche Anhänge am dorsalen Ende des Phallotremas. — Keine der ande- 
ren Palus-Arten zeigt eine Bildung, die der zähnchenbesetzten Seitenleiste 
von P. aurantiacus entspricht. — P. aurantiacus (Forel) ist also nicht nur 
sehr gut von allen übrigen Palus-Arten zu unterscheiden, sondern nimmt 
darüber hinaus in mehreren Charakteren eine Sonderstellung ein! Eine 
Abtrennung von den übrigen holarktischen Arten (etwa in Form einer 
eigenen Untergattung) soll jedoch an dieser Stelle nicht diskutiert wer- 
den, sie möge einer späteren, umfassenderen Bearbeitung der Gattung 
vorbehalten bleiben. 

Abschließend möchte ich nicht versäumen, Herrn Dr. W. Wagner - 
Hamburg für seine großzügige Hilfe sowie Herrn E. Diller -München 
für  ulalne bei der Anfertigung der Zeichnungen aufs beste zu 
danken 


Bestimmungstabelle der paläarktischen Arten der Gattung Palus Del. & Sl. 


1. Vorderflügel in ihrem Spitzenteil (1. und 2. Apikalzel!e) mit mindestens je 
zwei scharf begrenzten, schwarzen Flecken. Hinterrand des VII. Abdominal- 
sternits des Q 4 stark und regelmäßig gewellt. aber nie mit schmalem. spit- 
zem Einschnitt in der Mitte. Aedengus des 5’ ohne Fortsätze neben dem ven- 
tralen Ende des Phallotremas oder aber (falls solche vorhanden) Pygophor- 
Seitenlappen des 5’ an der Basis des Innenrandes mit einem deutlichen dorn- 
artigen Fortsatz . . BE AR TR 

— Vorderflügel stets ohne scharf begrenzte "schwarze Flecke. Hinterrand des 
VII. Abdominalsternits des Q in der Mitte stets mit schmalem, spitzem Ein- 
schnitt. Aedeagus des 5’ stets mit zwei schlanken, + langen Fortsätzen neben 
dem ventralen Ende des Phallotremas, Ränder des scan SO DL 
stets ohne irgendwelche Fortsätze!) . 


Färbung leuchtend ge'b bis orange. Kopf beich e) kiemlich spitz, Scheitel Kr 
Aedeagus des ' klein und kurz, ohne irgendwe' che Anhänge in der Nähe des 
sehr großen Phallotremas, dafür aber auf einer seitlichen Leiste jederseits ein 
kleines Zähnchen. Ränder des Pygophor-Seitenlappens ohne Fortsätze . 

P. aurantiacus (For.) 
_ Färbung weißlich- bis grünlicherau, bisweilen mit leicht bräunlichen Partien. 
Kopf auch beim 9 stumpf. Aedeagus des 5' groß, mit lateral komprimiertem, 
geradem Schaft und 2 langen Anhängen neben dem ventralen Ende des Phal- 
lotremas: seitlich am Schaft keine Leiste. Pygophor-Seitenlappen an der In- 
nenrand-Basis mit einem deutlichen dornartigen Fortsatz . 


Ne (Subg. Airosus Rib.) P. ale (Fall.) 

3. Scheitelvorderkante ohne deutliche schwarze Zeichnung . P. panzeri 

— Scheitelvorderkante mit deutlicher schwarzer Zeichnung . 

. Scheitelvorderkante mit einer schwarzen Binde von einem Auge zum ee 
die mitten (auf der Scheitelspitze\ durch einen fast kreisförmigen weißen 
Fleck unterbrochen ist und jederseits von der Ocelle her zur Spitze hin eine 
Strecke lang durch eine weiße Linie längsgeteilt ist. Subgenitalplatten des 
5% lang, schlank und mitten stark konkav. ihre Innenkante gut doppelt so 
lang wie eine Subgenita!platte in Höhe der Stylus-Spitze breit . 

.  P. caudatus (Flor) 

Scheitelvorderkante ohne weiße Zeichnung und ohne durchlaufende schwarze 

Binde, ber: jedoch iederseits zwei deutliche schwarze Flecke. Subgenital- 
platten des 5 kurz und breit, mitten nur schwach konkav. ihre Innenkante 
weniger als doppelt so lang wie eine Subgenitalplatte in Höhe der Stylus- 
Spitze breit. Schweden, Einlane ee N Peredwerdst\ (Bmdp) 


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Schriftenverzeichnis 


Fieber, F. X.. 1869: Synopse der europäischen Deltocephali. — Verh. zool.- 
bot. Ges. Wien 19, p. 217—213, Abb. Taf. 6 fig. 49. 

Forel, A., 1859: Note sur un Hemiot&re nouveau ou peu connu en Suisse. — 
Verh. d. schweizerischen naturf. Ges. #3. p. 196—198. 

Haupt, H., 1935: Homoptera, in Tierw. Mitteleuropas IV: hrsg. v. Brohmer, 
Quelle & Meyer, Leipzig. p. 189. 

Ribaut, H., 1946: Demembrement du genre Deltocephalus Burm. — Bull. Soc. 
Hist. naturelle Toulouse, 81, p. 81—86. 

Then, F.. 1900: Beitrag zur Kenntnis d. österreichischen Species der Cicadinen- 
Gattung Deltocephalus. — Mitt. nat. Ver. Steiermark 36, p..162, 163, fig. 
Tar-Il: 

Anschrift des Verfassers: 
Dr. Reinhard Remane,. München 19, Menzinger Str. 67 


!) Der boreale P. edwardsi (Lindb.) ist dem Verfasser in natura unbekannt, er 
wird auch von Ribaut (1952, Faune de France 57) bei der subgenerischen Auf- 
teilung der (mitteleuropäische I Palus-Arten nicht erwähnt. Aus den vorhandenen 
Beschreibungen (Lindberg 1924, Acta Soc. Fauna Flora fenn. 56, 1, p. 28 und 
Ossiannilsson 1946, Svensk Insektfauna 7. 2, p. 218) ist nicht mit Sicherheit 
zu entnehmen, ob diese Art an der Basis des Innenrandes der Pygophor-Seiten- 
lappen einen dornförmigen Anhang trägt oder nicht. 


Kleine Mitteilung 


89. Beitrag zur Käferfauna Oberfrankens: 


Einige neue und bemerkenswerte Funde: 


Cicindela germanica L. Kulmbach (alte Schafweide), 2. 7. 60 (leg. Dr. Mark- 
thaler), 1 Ex. und 16. 7. 60, 3 Ex. 


Carabus nitens L. Stammbach (Münchberger Hochfläche, 540 m), je 1 Ex. 
28. 4., 14. 5., 16. 5., 30. 6. 57 an Waldrand und im Garten. Seitdem kein Fund 
mehr. Vom Fichtelgeb. erstmalig gemeldet 1898 von Thierstein (leg. Dürheck). 


Trechus splendens Gemm. Frankenalb, Oberailsfeld, aus Moos gesiebt, 1 Ex. 
(det. Sokolowski). 


Harpalus signaticornis Dft. Gesees b. Bayreuth, auf Rhätsandstein (Kiefern- 
heide), von 1952—55 mehrfach (vid. Sokolowski) und Lichtenfels/M., 3. 6. 51 


Harpalus autumnalis Dft. Gesees, 23. 7. 49, 20. 6. 54 (det. Dr. Freude). 


Amara equestris Dft. Gesees, 30. 8. 53, Stammbach, 20. 6. 56, Fichtelgeb. Kö- 
nigsheide, 5. 6. 52 (vid. Dr. Freude). 


Haliplus immaculatus Gerh. Frankenalb, Püttlach, VII. 53, 1 Ex. 

Hydroporus angustatus Str. Stammbach, VI. 56, 1 Ex. 

Deronectes latus Steph. Gesees, Vl. 48, 2 Ex. (1 Ex. in coll. Hüther). 

Ilybius crassus Thoms. Fichtelgeb. in allen Torfmooren, Meierhof, 21. 4. 57, 
Torfmoorhölle, 11. 5. 57, Fichteisee, 14. 6. 58, Zeitelmoos, 31. 5. 56, Häusel- 
lohe bei Selb, 28. 6. 56, aber selten. 


Ilybius aenescens Thoms. Fichtelgeb. Zeitelmoos, 31. 5. 58, Fichtelsee, 14. 6. 50. 

Hydraena exeisa Kiesw. Gesees, 25. 3. #8. 

Hydraena pulchella Germ. Gesees, IV. 52. 

Ochthebius metallescens Rosh. Bayreuth (Bodenmühle), 18. 4. 52. 

Limnebius crinifer Rey. Frankenalb, Holifeld, 31. 5. 55, Bamberg, VIII. 56. 

Limnebius aluta Bed. Creußen, 8. 8. 50 und 25. 7. 53. 

Helophorus strigijrons Thoms. Lichtenfels-Neusees, 24. 4. 57 (2 Ex.). 

Crenitis punctatostriata Letzn. In allen Mooren d. Fichtelgeb. und auch an- 
moorigen Wiesen (Sphagnumtümpel) b. Stammbach, oft in Anzahl. 


Laccobius atrocephalus Rtt. Fichtelgeb. Meierhof, 21. 4. 57. 

Laccobius obscuratus Rott. Stammbach, 7. 5. 59 und 7. 6. 58. 

Atheta angusiula Gyil. Gesees, 1950—55 mehrfach, Stammbach, 6. 5. 56, Fran- 
kenwald, Höllenial, 1. 6. 57. 


Atheta hepatica Er. Gesees, 25. 4. 53. 

Atheta parvicornis M. Rey. Stammbach, 11. 6. 57 (an Rübenschnitzeln), 21. 8. 57 
(Kompost). 

Atheta Harwoodi Will. Gesees, #. 9. 54 (an blutender Birke). 

Atheta Britanniae Bernh. Gesees, 23. 8. 52, 2 Ex. 

Atheta aquatica Thoms. Gesees, 5. 6. 55 (unter Bergahornrinde). 

Atheta Pertyi Heer. Hengstberg b. Selb, 17. 6. 57. 

Atheta nitidula Kr. Gesees, 20. 9. 52. 18. 5. 54 (bei Lasius), 19. 4. 53. Wun- 
siedel, 11. 6. 57. 

Atheta cadaverina Bris. Gesees, 16. 9. 53. 

Atheta laevana M. Rey. Wunsiedel, 11. 6. 57, Hengstberg b. Selb, 17. 6. 57. 

Atheta dadopora Thoms. Gesees, 10. 5. 52 (faulendes Wildstroh). 


Thamiaraea cinnamomea Grav. Gesees, 21. 5. 50. 


Die Wasserkäfer haben, soweit nicht anders angegeben, Herrn Hoch, die 
Atheten Herrn Dr. Benick vorgelegen. Ihnen und den oben erwähnten Herren 
sei an dieser Stelle nochmals für Ihre Bestimmungshilfe gedankt. 


Anschrift des Verfassers: 
Siegfried Vierling, Stammbach, Krs. Münchberg, Friedrichstr. 2 


Literaturbesprechung 


F. Hemming: Annotationes Lepidopterologicae. Part. 1. u. 2. 8°. 72 Seiten. Hep- 
burn and Sons Ltd., London 1960. Preis Part 1 und 2 brosch. je 1 engl. Pfund 

5 Shillinge. 

Der Autor, langjähriger verdienstvoller Sekretär der Internationalen Kom- 
mission für Zoologische Nomenklatur und bekannter Fachmann für Tagfalter, 
beabsichtigt unter dem oben genannten Titel in zwangloser Reihenfolge die Er- 
gebnisse seiner Studien auf dem Gebiete der Schmetterlingskunde zu veröffent- 
lichen. Seine Bemühungen sind schon seit mehreren Jahrzehnten darauf gerichtet, 
die Nomenklatur der Tagfalter endgültig zu klären und festzulegen. So unan- 
genehm und störend die durch die Ergebnisse dieser Forschung notwendig ge- 
wordenen Namensänderungen auch oft waren und teilweise es auch heute noch 
sind, so darf über dem verständlichen Ärger doch nicht übersehen werden, daß 
die Nomenklatur, z. m. der europäischen Tagfalter in absehbarer Zeit endgültig 
festgelegt sein dürfte. Das bedeutet: Namensänderungen aus nomenklatorischen 
und historischen Gründen infolge der Befolgung der Regel der Priorität wer- 
den nicht mehr notwendig und Namensänderungen infolge neuer wissenschaftli- 
cher taxionomischer Erkenntnisse dürften bei der guten Kenntnis unserer euro- 
päischen Tagfalter nur mehr in Ausnahmefällen nötig sein. Das Ziel, das mit der 
Einführung des Prioritätsprinzipes in der Nomenklatur erreicht werden sollte, 
eine endgültige Festlegung und Stabilisierung der wissenschaftlichen Namen, ist 
bei den europäischen Tagfaltern also nahezu erreicht und zwar nicht zuletzt 
dank der unermüdlichen Tätigkeit Hemmings in den letzten Jahrzehnten. In- 
folge verschiedener in den vergangenen Jahren gefaßter Beschlüsse der Nomen- 
klaturkommission, auf die im Rahmen einer Literaturbesprechung nicht näher 
eingegangen werden kann, ist nun die endgültige Festlegung einiger noch stritti- 
ger Namen möglich geworden, die von Hemming in der vorliegenden Ver- 
öffentlichung vorgenommen wird. Es handelt sich um folgende, wodurch in 
einigen Fällen erireulicherweise langjährig gebrauchte, in Entomologenkreisen 
wohlbekannte Namen als endgültig richtig wiederhergestellt werden: 


Hipparchia aleyone Schiff. für H. aelia Hffmgg., Pandorinia pandora Schiff. 
für P. maja Cram., Lysandra dorylas Schiff. für L. argester Bergstr. (= hylas 
Esp.), Zerynthia polyxena Schiff. für Z. hypsipyle Schulz. 


Nicht ganz verständlich ist dem Referenten die Einführung des Gattungs- 
namens Loweia Tutt für die Arten virgaureae L., tityrus Poda (dorilis Hufn.) 
und aleiphron Rott., da für diese Gattung der viel ältere Name Heodes Dalman 
1816 mit virgaueae L. als Typus zur Verfügung steht. 

Die übrigen von Hemming in den beiden vorliegenden Heften durchgeführ- 
ten nomenklatorischen Festlegungen betreffen außereuropäische Gattungen und 
Arten. In einer kleinen Notiz wird zum Schluße noch vom Fang der Zerynthia 
cerisyi God. im nördlichsten Griechenland berichtet. 

So erfreulich die Tatsache des Erscheinens dieser jetzt begonnenen Publika- 
tionsreihe ist, so unerfreulich ist der unverhältnismäßig hohe Preis, der eine 
Anschaffung nicht nur für den Privatmann, sondern auch für die Mehrzahl der 
Bibliotheken völlig ausschließt. W.F. 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 12. Dezember 1960. Vorsitz: Prof. Dr. h. ce. F. Skell. 
Anwesend: 34 Mitglieder, 10 Gäste 
Bei reger Beteiligung wurde wie seit vielen Jahren die Weihnachtsverlosung 
von Insekten durchgeführt, zu der von seiten der Mitglieder zahlreiche Material- 
spenden eingegangen waren. Der harmonisch verlaufene Abend war wieder ein 
voller Erfolg. 
Einladung zur Mitgliederversammlung 


Am Montag, den 23. Januar 1961, findet im „Rhaetenhaus“, München 2, Lui- 
senstraße 27, die Mitgliederversammlung statt. Tagesordnung: 1. Jahresbericht, 
2. Kassenbericht, 3. Haushalt 1961, 4. Wahl des Vorstandes, 5. Anträge. Anträge 
für die Mitgliederversammlung wollen bis spätestens 21. Januar beim 1. Vorsit- 
zenden der Gesellschaft, Herrn Prof. Dr. F. Skell, Diessen am Ammersee, Jo- 
hannisstraße 33 eingereicht werden. 


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NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Strafe 67 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. Februar 1961 Nr. 2 


Einiges Neue über Malacosoma alpicola Stgr. 
(Lasiocamp./Lep.) 


Von Günter Ebert 


An dieser Stelle soll von einer Begegnung mit NMalacosoma alpicola 
Stgr. und den dabei angestellten Beobachtungen die Rede sein, von einem 
Spinner also, der vielen Entomologen der Natur nach noch unbekannt 
sein dürfte. Anregungen zu diesem Aufsatz gab Herr Franz Daniel, 
München, dem ich für seinen Hinweis danken möchte. 

Am Ortseingang von Realp, einem im Schweizer Kanton Uri zwischen 
Andermatt und dem Furka-Paß gelegenen kleinen Flecken, zweigt recht 
versteckt eine schmale, nicht asphaltierte Seitenstraße ab, die sich ohne 
große Umwege zu den Bergen hinaufwindet. An ihrem Anfang zeigt ein 
Schild an, daß sie in ein militärisches Übungsgebiet führt, welches für 
den Touristenverkehr gesperrt ist. Nur wenigen Menschen begegnet man 
hier: dem Alpenhirten, der das Vieh versorgt und das letzte, saftige Gras 
schneidet, hie und da auch einem Bergfreund, der die Einsamkeit sucht. 
An Soldaten erinnern nur die allenthalben zwischen den Steinen herum - 
liegenden Granatsplitter und Patronenhülsen. Bei etwa 2000 m Höhe 
hört die Straße auf. Zur Rotondohütte (2571 m), der einzigen Unter- 
kunftsmöglichkeit, hat man dann noch eine knappe Stunde zu gehen. 
Von dort oben läßt sich dieses, wenn auch nur zeitweilig wohltuend ru- 
hige Stückchen Erde wunderbar überschauen. Es wird begrenzt vom Piz 
Rotondo, mit 3196 m der höchste Gipfel, dem Wittenwasserenstock und 
dem Leckihorn im Westen. Dazwischen liegt der schneebedeckte Sattel 
des Wittenwasserenpasses, der ebenso wie der Cavannapaß freilich nur 
dem Wanderer und Skifahrer von Nutzem ist. Im Süden führt der Rong- 
gergrat, auf dem sich mächtige Brocken von sog. Augengneis türmen, hin 
zum Piz Lucendro, dessen eine Flanke zusammen mit dem gegenüber - 
liegenden niedrigeren Grat (Tälligrat) das nordwärts sich öffnende und 


‚nach Realp zu abfallende, enge Tal umsäumt. Vor der Hütte schimmert 


in schmutzigem Weiß der Wittenwasseren-Gletscher, der einen quick- 
lebendigen Wildbach auf die Reise schickt. Auch von den kahlen, unbe- 
waldeten Hängen ringsum kommen zahlreiche Rinnsale herunter, die 
weiter unten kleineren, grasigen Buckeln und Mulden, rund 2000 m hoch 
gelegen, zustreben. Schon von weitem leuchten dort die schneeweißen 
Fluren des Wollgrases (Eriophorum vwaginatum), dazwischen glänzen 
dunkle Wasserlöcher, während rings umher dunkelbraune Torfbrocken 
in Backsteingröße aus dem Boden gestochen und aufgeschichtet waren, 
um in der warmen Augustsonne zu trocknen. Ein Torfmoor also, das na- 
türlich die entomologische Neugierde weckte. 


SWITHSONIAN: nr 99 10pQ 


INSTITUTION 


‚iv. 1884 


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10 


Zusammen mit meinem Sammelfreund Heinz Falkner verließ ich 
schon am frühen Morgen des 22. 6. unser Nachtquartier, um an dieser 
erfolgversprechenden Lokalität Nachschau zu halten. Das Wetter war 
sonnig und warm; die Temperatur betrug etwa 20 Grad Celsius. Zunächst 
zeigte sich nichts aufregendes. Vereinzelt huschte Boloria pales Schiff. 
über das sumpfige Terrain, dazwischen Pieris rapae L. und Colias phico- 
mone Esp. sowie Larentia verberata Se., alles Tiere, die wir auch an den 
Hängen unterhalb der Hütte sahen, dort zusammen mit Parnassius apolloL. 
(abgeflogene ©Q der ssp. geminus Stich.), Erebia melampus Fuessl. und 
tyndarus Esp.. Euphydryas eynthia Hb. und glaciegenita Vrty. (= merope), 
Albulina orbitulus Prun. (= pheretes) sowie Parasemia plantaginis L. Erst 
Minuten später bemerkten wir einen kleineren Falter, der sehr schnell und 
dicht über den Boden dahinschwirrte. Rasch hatte sich das Auge auf diese 
Erscheinung eingestellt und plötzlich war es nicht einer, sondern drei, vier, 
fünf, die gleichzeitig auf engem Raum beobachtet werden konnten. Erst 
nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es, eines der 55’, denn nur 
um solche, nach 99 suchende konnte es sien handeln, mit dem Netz zu 
fangen. Der erste, natürlich ebenso schnell wieder verworfene Gedanke 
war: Malacosoma franconica Esp.. bis dann außer Zweifel stand, daß es 
sich nur um die sehr nahestehende alpicola Stgr. handeln konnte. Über 
das Verhalten dieser Art, deren Biotop, Entwicklungsstadien, Flugzeit 
usw. ist folgendes zu sagen: Der Geschlechtsflug der 57 findet bei Tage 
statt und dürfte seinen Höhepunkt um die Mittagsstunden erreichen. 
Sonniges, warmes Wetter, wie es an diesem Tage vorherrschte, mag als 
Voraussetzung zur vollen Entfaltung der sexuellen Aktivität anzusehen 
sein. Die Tiere fliegen immer dicht über dem Boden, um so in der un- 
mittelbaren „Duftzone* der an Grashalmen sitzenden ©2 zu bleiben. 
Ihr Flug ist außerordentlich schnell, dabei ruckartig unterbrochen und 
ändert sich, wenn plötzlich „Kontakt aufgenommen wird“. Wir sahen an 
einer vielleicht 1x1 Meter großen Stelle 10 bis 12 509 gleichzeitig 
schwirren, die nicht das Bestreben zeigten, über diese Zone hinauszu- 
fliegen. Trotz genauen Nachforschens fanden wir aber — jedenfalls hier 
— kein 9, auch keine Kopula. 

Alle 77, besonders die schon etwas abgeflogenen, erscheinen bei ra- 
schem Zickzackflug grau und unauffällig, beinahe schemenhaft. Das mag 
davon herrühren, daß sich bei der hohen Zahl der Flügelschwingungen 
die gelbe Querlinie auf der Ober- und Unterseite der Vorder- und Hinter- 
flügel mit der dunklen, graubraunen Grundfarbe zu diesem schattigen 
Grau vermischt. 

Die Weibchen sitzen bei Tag an Grashalmen, die sie mit den Tarsen 
fest umklammern. Die Flügel ruhen dachförmig über dem Körper, wobei 
der Vorderrand der Hinterflügel nicht überdeckt wird. Zunächst fanden 
wir sie in mehreren Exemplaren ertrunken in Moorlöchern. Bekanntlich 
stellen Wassertümpel und Pfützen, in denen sich das Mondlicht spiegelt, 
eine natürliche Lichtfalle dar, die so manchem nächtlich fliegenden 


Schmetterling zum Verhängnis werden kann. Das muß im vorliegenden - 


Falle nicht unbedingt zutreffen, noch dazu, wo gerade Neumond im Ka- 
lender stand. Vielmehr dürften die in der Nacht zum Zwecke der Eiab- 
lage sehr niedrig fliegenden Q2 manchmal ganz von selbst ins Wasser 
geraten. Nach längerem Suchen entdeckte dann Herr Falkner ein 
frisches, zimtbraunes 9, das wie beschrieben, knapp über dem Boden an 
einem Grashalm saß. Bei der Anzahl der vorhandenen 5 konnte man 
annehmen, daß es bereits befruchtet war. Es wurde deshalb in eine flache 
Schachtel gesperrt. Jedoch dauerte es nicht lange, da wurde diese plötz- 
lich von mehr als einem Dutzend aufgeregter 5'7' belagert, die, als es 
nicht anders ging, das stark gekrümmte Abdomen in die Spalten und 


11 


Ecken der Schachtel zu zwängen suchten. Minuten vorher, als es noch 
am Grasstengel saß, wurde das 2 dagegen überhaupt nicht beachtet. 
Daraus ist zu schließen, daß erst eine Störung notwendig war, um den 
Duftapparat in Funktion zu setzen. Wahrscheinlich ist das Tier unmit- 
telbar nach dem Schlüpfvorgang so ermattet, daß die Duftdrüse nicht 
sofort ausgestülpt wird. 

Der Biotop dieser Art ist auf das eigentliche Torfmoor beschränkt. An 
den trockeneren Hängen zu beiden Seiten konnte sie nicht festgestellt 
werden. Genau genommen haben wir sie nur an einer wenige hundert 
Quadratmeter großen, sehr feuchten Stelle beobachtet, die mit verschie - 
denen Grasarten und niederen Pflanzen sowie Moosen (Sphagnum sp.) 
bewachsen war. Niedrige Weidensträucher schienen zu fehlen, dafür kam 
eine etwa 50 em hohe, breitblättrige, staubgraue Distelart vor, auf die 
ich noch zu sprechen komme. 

Das Auftreten der alpicola Stgr, kann wohl als lokal, an den Flug- 
stellen jedoch zumindest jahrweise häufig bezeichnet werden. Ich schätze 
die Anzahl der beobachteten Männchen auf wenigstens 30 bis 50 oder 60. 
Die Regel, daß diese Art nur an mehr oder weniger eng begrenzten Flug- 
stellen auftritt, scheint aber auch Ausnahmen zu kennen. Eine solche 
kann ich hier anführen. Im gleichen Gebiet unternahm ich einen Tag 
später zusammen mit dem Mineralogen Peter Indergand aus Gö- 
schenen eine nicht entomologisch orientierte Bergtour zum Gavannapaß. 
Als wir unterhalb des Grates bei etwa 2700 m über ein Schneefeld spur- 
ten, bückt sich mein Begieiter und hob einen Falter auf, der sich als ein 
etwas kältestarres aber lebendiges und unversehrtes alpicola-2 entpuppte. 
Ein Beispiel für das offensichtliche Bestreben dieser Art, sich innerhalb 
eines bestimmten Gebietes weiter auszubreiten. Die Entfernung zum ur- 
sprünglichen Fundort betrug, nach Luftlinie gemessen, etwa 2 Kilometer, 
der Höhenunterschied gut 700 Meter. Erwähnt sei noch, daß an der ge- 
nannten Stelle in 2700 m Höhe nur mehr Schnee und nackter Fels vor- 
handen waren. 

Der Höhepunkt der Flugzeit mag kaum überschritten gewesen sein, 
da ein Teil der Männchen noch frisch war. Die im Spuler enthaltene 
Angabe „Falter im Juni, Juli“ trifft meines Erachtens zumindest für das 
Rotondogebiet nicht zu, für das ich „zweite Julihälfte bis Ende August“ 
angeben möchte. Sicherlich ist sie sehr von den Witterungsverhältnissen 
abhängig und mag in diesem Jahr infolge des schlechten Juli- und (An- 
fang) -Augustwetters erst spät eingesetzt haben. Das scheint auch das 
gleichzeitige Auffinden einer erwachsenen Raupe, die bei anhaltender 
Schönwetterperiode viel früher zur Verpuppung gekommen wäre, sowie 
mehrere Puppen zu bestätigen. 

Über das Adkschen der Raupe sind in der einschlägigen Literatur aus- 
einandergehende Angaben enthalten. Nach Spuler ist sie der von neu- 
stria ähnlich, auch nach Seitz „lebhaft graublau“, während sie im 
Forster-Wohlfahrt als „blauschwarz, dünn rotgelb behaart“ be- 
zeichnet wird. Wir haben nur eine erwachsene Raupe gefunden, die sich 
unmittelbar darauf verpuppte. Daneben entdeckten wir jedoch mehrere 
Gelege, mit jeweils etwa einem Dutzend halberwachsener Raupen be- 
setzt. Sie waren in einem sehr lockeren, weißen Gespinst, in dem ‚auch 
die abgestreifte alte Haut verblieb, zwischen Grasstengeln eingesponnen. 
Diese Raupen erinnerten zunächst an castrensis, doch war die Rücken - 
partie schön samtschwarz (anstelle orangerot wie bei castrensis) ge- 
zeichnet, gelbrot gestrichelt und mit einer weißen Rückenlinie versehen. 
Seitenlinie ebenfalls gelbrot, darunter schön hellblaue Flecken auf 
schwarzem Grund. Behaarung rötlichbraun, Kopf graublau, später 
schwarz. Es handelt sich also tatsächlich um alpieola-Raupen, die meiner 


12 


Ansicht nach den überwinterten Eiern des Vorjahres entschlüpft sind und 
wahrscheinlich erst im nächsten Jahr den Falter ergeben. Die Art scheint 
demnach eine zweijährige Entwicklungsdauer zu kennen, wie sie bei 
Lasiocampiden ja des öfteren die Regel ist. Nach Seitz sollen die -Rau- 
pen jahrweise in großer Menge auftreten. Wolfsberger (mündliche 
Mitteilung) hat sie einmal im gebirgigen Teil Südfrankreichs massen- 
haft gefunden. 

Die Verpuppung soll unter Steinen erfolgen, das Gespinst wird als 
„weißlich“, im Seitz als „gelb“ bezeichnet. Wir fanden nur ein Ge- 
spinst, das übrigens weiß ist mit feiner gelber Überstäubung, am Rande 
des Moores in einer Steinspalte. Alle anderen Puppen waren in die obe- 
ren Blätter der schon erwähnten Distel eingesponnen! An ihr fanden 
wir auch die eine erwachsene Raupe, die sich hier gleichfalls einen ge- 
eigneten Verpuppungsplatz ausgesucht haben dürfte. 

Die vorliegenden Tiere stimmen gut mit der Abbildung im Forster - 
Wohlfahrt überein. Lediglich bei den 5'5 erscheinen die Hinterflügel 
im Analwinkel etwas gestreckter und schärfer gerundet. Die gelbe äußere 
Querlinie auf den Vorderflügeln gut abgehoben, auf den Hinterflügeln 
sich mehr verwaschen zum Innenrand hinziehend. Bei frischen Stücken 
ist sehr deutlich die schmale, gelbe Wurzellinie zu erkennen, die vom 
Costalrand scharf einwärts gebogen zur Vorderflügelbasis verläuft. Die 
Weibehen zimtbraun, die Mittelbinde höchstens durch Einsprengung hel- 
lerer Schuppen angedeutet. Einige der im Wasser gefundenen 92 moch- 
ten der hellen, ockerbraunen Form angehört haben. Die Spannweite der 
o’c' beträgt 23—26 mm, beim © 31 mm. 

Die Art ist in den Alpen sicher noch weiter verbreitet. Eine alte Fund- 
ortangabe ist Graubünden, Davos. Auch in der Sammlung Lukasch, 
Wallersberg, dem ich für sein bereitwilliges Entgegenkommen danken 
möchte, befinden sich 1 5’ und 2 92 der dunklen Form aus Davos, 1600 
Meter, August 1925/29, leg. Kessler, ein weiteres 5’ aus dem Bayeri- 
schen Allgäu, Laufbacheck, August 1947, leg. Pfister ex larva. 


Benutzte Literatur: 
Spuler, „Großschmetterlinge Mitteleuropas“ 
Seitz, „Die Großschmetterlinge der Erde“, Pal., Bd. I 
Forster-Wohlfahrt, „Die Schmetterlinge Mitteleuropas“, Bd. III 


Anschrift des Verfassers: 
Günter Ebert, Burgthann 147 über Nürnberg 2 


Heteropteren aus Bayern 


Von Gustav Seidenstücker 


Die nachstehende Fundliste verzeichnet einige Arten und Formen der 
heimischen Wanzenfauna. Die Mehrzahl ist für Bayern noch nicht be- 
legt oder es fehlen entsprechende Angaben in Stichels Tabellen, wel- 
che das Hauptwerk für unser Gebiet darstellen. 


Camptotelus lineolatus (Schill.). Seit der Klarlegung von K. Schmidt, 
daß einige in Hessen und Bayern aufgefundene Camptotelus zu costalis 
(H. Sch.) gehören, hat sich das Verbreitungsbild beider Camptotelus- 
Arten innerhalb Mitteleuropas unnötigerweise völlig verschoben. Es kom- 
men nämlich beide Arten in Franken vor.!) Bei Eichstätt begegnete mir 


.') €. lineolatus wurde auch in Südbayern (Siegenburg am Abens-Tal) in einem 
Binnendünengebiet in großer Anzahl festgestellt, ebenfalls unter Thymus-Polstern. 
(R. Remane) 


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13 


lineolatus in deu aufgelassenen Kalksteinbrüchen am Wege nach Wim- 
pasing (4 3g5' 3 99, 12. 6. 1954). Die alten Angaben für Sachsen, Posen, 
Ostpreußen usw. waren gewiß richtig. Ich sammelte lineolatus sogar an 
mehreren Stellen nördlich der Düna in den Kiefernsteppen der Umge- 
bung von Polozk (26 JS’ 31 29, 25. 6. bis 14. 7. 1942). Die zum Ver- 
gleich beigegebenen Abbildungen (Fig. 5 und 6) bringen den seltenen 
makropteren costalis zu Gesicht (Nürnberg 7. 6. 1940, zwischen Ungel- 
stetten und Weißenbrunn). Beide Arten bewohnen sowohl Silikat- wie 
auch Kalkböden, jedoch nur Sand- und Steinschuttflächen von großer 
Trockenheit. C. lineolatus ist immer unter Thymus serpyllum L. zu fin- 
den, ©. costalis dagegen unter der Cladonia-Flechtendecke, so im ärm- 
sten Callunetum der mageren Nürnberger Diluvial-Quarzsande um Er- 
langen, Stein und Reichelsdorf oder auch auf den feinen Dolomitsanden 
des Jura um Hartmannshof, Thalheim und Fürnried zwischen den dürf- 
tigen Artemisia campestris-Standorten der trockensten Brometalia. 

Berytinus Kirk. — Berytinellus Stichel. Das Verfahren, die Gattung 
Berytinus anhand des Aderverlaufes der Membran zu gliedern, ist alt. 
Der historischen Vorlage entsprechend hat Stichel die Spaltung in 
zwei Untergattungen vollzogen. Doch der praktische Wert jener Eintei- 
lung ist nach wie vor gering. Wegen der fortgeschrittenen Brachypterie 
sind die schmalen Membranreste mancher Arten als Untersuchungsfeld 
untauglich. Außerdem finde ich, daß in beiden Gruppen Aderbildungen 
vorkommen, die dem Plan zuwiderlaufen. Das schränkt die Brauchbarkeit 
der Ader-Systematik nochmals ein. 

Von Berytinus celavipes (F.) besitze ich mehrere Exemplare, die statt 
getrennter Adern (Fig. 1) eine teilweise oder völlige Verbindung auf- 
weisen (Fig. 2 und 3). Diese abweichenden Individuen sind insgesamt 
makropter und machen etwa 6 Prozent der jeweils aufgesammelten 
Menge aus (Weißenburg, 1. 6. 1941). 

Bei Berytinellus erassipes (H. S.) andererseits ist eine teilweise Tren- 
nung der Adern (Fig. 8) schon bekannt und anscheinend sogar häufig. 
Ich stellte in Proben aus einer einzigen Population 22 Prozent mit voll- 
ständig freiem Aderverlauf fest (Greding 1. 4. 1934, Nabburg 15. 8. 1941, 
Neumarkt 7. 8. 1938, Pleinfeld 29. 7. 1947, Nürnberg 19. 8. 1945). 

Überdies kommen noch regelwidrige Aderverbindungen anderer Ge- 
stalt vor (Fig. 2). Die Ursache solcher Abweichungen liegt augenschein - 
lich darin, daß der noch fließende Reduktionsvorgang im Bereich der 
Membran (Brachypterie wechselnden Grades) eine Verlagerung des nor- 
malen Adernetzes miteinbezogen hat. Vereinzelt deuten auch rudimen- 
täre Adern (Fig. 4) darauf hin, daß die Venation sich unter Verringerung 
sowohl der Aderzahl als auch der Queräste fortentwickelt. 

Da die gleichen Erscheinungen in jedem der beiden „Stämme“ zu be- 
obachten sind und dazu einheitlich, wenn auch mit unterschiedlicher 
Fortgeschrittenheit, stets eine Ader-Reduktion als Vorstufe bzw. Begleit- 
ergebnis der Brachypterie veranschaulichen, erlauben sie keine tieferge- 
henden Schlüsse zur Phylogenie der beiden neuen Gruppen. Eine Unter- 
suchung der Genitalverhältnisse ergab bei den einheimischen Arten hohe 
Einheitlichkeit und lediglich bei signoreti Fieb. stärkere Abweichung. 

Ausgesprochen sei hier auch einmal, daß das favosus-Phänomen (Wa- 
benpunktur des Hautskeletts bei Neides tipularius L.), welches von Her - 
tel als Cutikularzustand der juvenilen Imagines aufgeklärt worden ist 
und auch auf anderweitig gehemmter „Wachs“ -Sekretion beruhen kann, 
bei allen Berytinus-Arten in gleicher Weise auftritt. 

Aradus crenaticollis R. Sb. 6 Jo 8 29 bei Urfeld am Walchensee, 
Herzogstandaufstieg am 1. 10. 1948; 1 5 am Falkenstein bei Zwiesel, 
Bayr. Wald, 15. 10. 1949. An Picea. 


Abbildung 1 


Fig. 1—4: Deckflügel mit Membran-Aderung von Berytinus clavipes (F.) 
Fig. 5: Camptotelus lineolatus (Schill.) 
Fig. 6: Camptotelus costalis (H. Sch.) 


Physatocheila smreezynskii Ch. 2 57 4 22 bei Dornheim im Steiger- 
wald an Pyrus communis L. am 24. 7. 1946. 


Stalia boops Schiödte. 1 9 bei Fischbach nächst Nürnberg am 2. 9. 41; 
1 5 bei Zirndorf (Fürth) am 19. 10. 1945; an feuchten Wiesengräben. 

Elatophilus nigricornis (Zett.) 1 5' 2 99 Eichstätt 4. 7. 1951 und 
19. 6. 1954; 1 5 1 9 Hahnenkamm bei Gunzenhausen 12. 8. 1951 und 
30. 6. 1953; 1 5 2. 8. 1946 Scheinfeld im Steigerwald. 


Elatophilus stigmatellus (Zett.) 2 55 Steigerwald, Scheinfeld am 
2. 3. 1946 und 2. 8. 1946; Dornheim im Steigerwald 21. 7. 1946; 2 Jo 
2 99 Eichstätt 4. 7. 1954; 1 5’ Nürnberg 30. 6. 1936. 

Bei dieser Art vermutete Schmidt eine akrodendrische Lebensweise 
im Kiefernhochwald. Sie kommt jedoch zusammen mit nigricornis an 
Pinus silvestris L. nur außerhalb des dichten Bestandes, nämlich auf den 
urwüchsig niederen Kiefern der Trockenhänge in Südlage vor, wo sie 
sich unter den Schuppen der unteren und mittleren Äste aufhält. 


Phytocoris austriacus E. Wagn. 12 55 15 99 am 16. 8. 1956 und 3 57’ 
2 O2 am 14. 8. 1958 bei Kipfenberg, Kreis Eichstätt; 19 5’ 15 29 am 
27.7. 1951 bei der Kernmühle zwischen Passau und Oberndorf ; bewohnt 
die grasigen Felsfluren des Seslerio-Festucion glaucae. 

Lygus rhamnicola Reut. 12 Jg’ 9 99 am 7. 8. 1953 im Bezirk Gun- 


zenhausen, westlich Groß-Lellenfeld, einem Weihergebiet, das durch 
seine Glazialreliktflora bekannt ist. An Rhamnus Frangula L. 


15 


40 


1 2 


Abbildung 2 


Fig. —9: Deckflügel mit Membran-Aderung von Berytinellus crassipes (H. Sch.) 
Fig. 10—11: Deck- und Hautflügel von Euryoßicoris nitidus (M.-D.) 


Lygus basalis (C.) Mehrfach gefunden bei Gunzenhausen 26. 7. 1948; 
Wemding 29. 8. 47, Pleinfeld 14. 7. 1951, Heidenheim 4. 8. 1951, Passau 
25. 7. 1951. Stets an Umbelliferen. 

Euryopicoris nitidus (M.-D.) gehört zu den brachypteren Halticinen. 
Die Flügel fehlen bei beiden Geschlechtern. Makroptere Formen sind im 
ganzen Tribus hauptsächlich den 5’ vorbehalten. So ist auch von niti- 
dus die seltene makroptere Form nur vom 5’ bekannt geworden (Ruß- 
land, Krim). Drei geflügelte 22 fand ich jetzt bei Neuburg a. d. Donau 
am 29. 5. 1949, wo die Art in den Wiesen des Talhanges vor Riedens- 
heim nahe der Donau zahlreich im Molinietum coeruleae anzutreffen 
war, und zwar vorwiegend an Colchicum autumnale L. 

An den Flügeln sind auffallend urtümliche Züge erkennbar: die Mem- 
branzellen sind nur unvollkommen zweigeteilt und sogar mit ausstrah- 
lenden Aderstümpfen versehen (Fig. 10), wie das bei den primitiven 
Restheniarien bekannt ist. Dazu ist der Hinterflügel mit dem Ansatz 
eines Hamus versehen (Fig. 11), der für die ganze Tribus untypisch ist 
und sich zudem in einen farblosen Streif verlängert, welcher schließ- 
lich zu einem sehr kräftigen pigmentierten Fleck (kein Strigil!) im 
Zentrum der Diskalzelle führt. Dieser Fleck ist das Endstück eines voll- 
ständigen Hamus, wie er beispielsweise bei den Lygaeiden noch ausge- 
bildet ist, aber bei den Miriden insgesamt noch nicht wahrgenommen 
wurde. 

Ortkocephalus ferrarii Reut. ist auf Centaurea Jacea L. an den trok- 
kenen Rändern der im Frühjahr meist überschwemmten Altmühlwiesen 
nicht selten anzutreffen. 9 Jg 3 22 bei Gunzenhausen; 11 Z5 16 99 
bei Eichstätt; auch das © tritt makropter auf; das 5’ kommt nachts ans 
Licht. Flugzeit: 16. Juni bis 30. Juli. 

Gerris asper Fieb. ist eine südosteuropäische Art, die nach Wagner- 
Zimmermann nur bis Österreich vordringt. Indessen kommt sie bei 
Eichstätt vor und bevölkert in großen Mengen bei Wolkertshofen die 
kleinen Ablaufgräben des Schuttermoores, das zur Donau entwässert. 
46 JS 37 29 am 5. 5. 1956. 


16 


Sigara longipalis (J. Sb.) war in den Waldteichen der „Seenplatte“ 
rund um Gunzenhausen nachweisbar. 21 55’ 43 22 im September und 
Oktober von 1947—1952. 


Schriftenverzeichnis 


Hertel, R. 1953: Zur Artberechtigung von Neides favosus Fieb. Beitr. z. 
Ent. 3, p. 372. 
Schmidt, K. 1932: Camptotelus lineolatus Schili und costalis H. S. Mitt. D. 
Ent. Ges. 3, p. 79. 
Schmidt,K. 1934: Beiträge zur deutschen Wanzenfauna II. Mitt. D. Ent. Ges. 5, 
p- 0. 
Stichel, W. 1925—38: Illustrierte Bestimmungstabellen der Deutschen Wan- 
zen: Berlin. 
Stichel, W. 1955—60: Illustrierte Bestimmungstabellen der Wanzen, Il. Euro- 
pa; Berlin. 
Anschrift des Verfassers: 
Gustav Seidenstücker, Eichstätt, Bayern, Römerstraße 21 


Entomologische Arbeitsgemeinschaft Nordbayern 


6. September 1960. Professor Dr. Konrad Gauckler sprieht mit Lichtbil- 
dern über „Rösel vom Rosenhof, ein Künstler und Naturforscher im Nürnberger 
Land“. 

24. September 1960. Herbstliches Treffen auf dem Naturfreundehaus Veil- 
bronn im Fränk. Jura. Mit Gästen 35 Teilnehmer. Herr Günter Ebert hält mit 
Lichtbildern „Entomologische Spätlese im Rotondogebiet (Schweiz)“. Anschlie- 
ßend Schlachtschüssel-Essen und zum Schluß Lichtfang. (Celsia und zantho- 
mista) 

25. Oktober 1960. Die Herren Lukasch-Wallersberg und Menhofer- 
Erlangen referieren, von farbigen Falteraufnahmen unterstützt, über „Interes- 
sante Juraeulen“. 

21. November 1960. Herr Werner von Klossowski referiert mit Farblicht- 
bildern und Vorweisungen über „Interessante Noctuidenfänge der letzten Jahre 
im Raume Fürth“. 

3. Dezember 1960. Herr Günter Ebert erzählt zu Farblichtbildern von einer 
„Herbstlichen Sizilienfahrt“ und zeigt die Ausbeute. 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 9. Januar 1961. Vorsitz: Prof. Dr. h. ce. F. Skell. 

Anwesend: 35 Mitglieder, 23 Gäste. 

Herr Dr. K. S. Hüdepohl hielt einen von hervorragenden Farblichtbildern 
begleiteten Vortrag über „Naturschönheiten Südbrasiliens“, der mit großem Bei- 
fall aufgenommen wurde. 

Sitzung am 22. Januar 1961. Mitgliederversammlung. 

Vorsitz: Prof. Dr. h. c. F. Skell. 

Anwesend: 32 Mitglieder. 

Die Versammlung nahm den Jahresbericht entgegen. Die Mitgliederzahl be- 
trug am 31. 12. 1960 461, darunter 3 Ehrenmitglieder. Eingetreten sind im Jahre 
1960 25 Mitglieder, ausgetreten 10, gestorben 7, nämlich Theodor Albers, 
Hamburg: Dr. Arno Bergmann, Arnstadt/Thür.: Dr. Hans Burger, Heiden- 
heim/Brenz: Wilhelm Kreuzer, Wegscheid: Julius Rühm. Nürnberg: Kurt 
Sokolowski. Hamburg und Hans Zethner. Landshut. Für das Jahr 1961 
liegen bereits 6 Neuanmeldungen vor. — Kassenbericht und Voranschlag für 
1961 wurden ohne Debatte angenommen. 


5945.70543 
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NS. 


NACHRICHTENBLATT 


. A) 
der Bayerischen Entomologen 
Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Straße 67 
Postscheekkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. März 1961 Nr. 3 


Beobachtungen bei der Zucht 


von Arct. L-nigrum Muell. (Lep. Lymanttr.) 


Von Willi Schätz 


Diese Art ist in meinem Arbeitsgebiet nur sehr selten anzutreflen. Jah- 
relang besaß ich nur zwei Männchen, die Anfang Juli 1953 in einer Nacht 
ans Licht kamen. Mitte Juli 1958 glückte es mir nun endlich ein Weib- 
chen dieser Art an die Lampe zu bekommen. Es war zwar schon sehr ab- 
geflogen, also für die Sammlung nicht mehr zu gebrauchen, aber es legte 
wenigstens noch 35 Eier. Dazu setzte ich das Weibchen in einen Schuh- 
karton und gab einen Lindenzweig hinein. Die Eier wurden zum Teil an 
den Blättern, aber auch an den Wänden des Behälters abgelegt. Die Ab- 
lage erfolgte genau wie es Peking aus Lindenfels in der Entomol. Zeit- 
schrift vom 1. 12. 1960 S. 275 beschrieb: also in strahlenförmigen Reihen 
und jeweils bis zu vier Eier in einer Reihe. Nicht selten lagen auch zwei 
Eier übereinander (Abb. 1). Besonders bei der Nachzueht (1. Inzucht) im 
Jahre 1959 war dies der Fall. 1960 wollte ich eine weitere Nachzucht ver- 
suchen. Ich erhielt auch eine Menge Eier, doch waren alle unbefruchtet. 
Diesmal wurde sehr regelmäßig und in größeren Klumpen abgelegt. Daß 
die Fier leicht mit Afterhaaren überzogen waren, wie Peking schreibt, 
konrte ich bei keinem Gelege bemerken. 


Abb. 1 Pr Ye 


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Start 7 


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18 


Als ich die Eier unter dem Mikroskop besah, mußte ich feststellen, 
daß ihr Aussehen keinesfalls mit den Angaben in den bekannten Schmet- 
terlingsbüchern übereinstimmte. Daher sei es mir gestattet, das Ei von 
Arect. L-nigrum Muell. hier näher zu beschreiben: 

Das Ei ist nicht kugelig, wie es überall heißt, sondern es hat die Form 
einer winzigen Hutschachtel, die nach unten konisch zuläuft (Abb. 1—3). 
In der Draufsicht ist es kreisrund, der Querschnitt zeigt Trapezform. Am 
Boden und oben ist das Ei völlig flach. Nach einigen Tagen, wenn das Ei 
sich entwickelt, muldet sich der „Deckel“ etwas ein (Abb. 1). Das Ei mißt 
im Durchmesser ca. 1,1 mm und 0,5 mm in der Höhe. 


Abb. 2 Abh. 3 


Ohne Vergrößerung scheint das Ei glatt und matt glänzend. Unter 
dem Mikroskop sieht man jedoch, daß die Eischale zartes, polygonales 
Netzwerk trägt, dessen Maschen von der Mikropylzone nach außen zu 
immer kleiner werden. Die Mikropylrosette hat 16—17 Blättchen. Bei der 
Ablage ist das Ei zitronengelb bis lindgrün gefärbt. Nach 3—4 Tagen 
bildet sich bei befruchteten Eiern entlang der oberen Kante ein brauner 
Rand, der sich zur Mikropyle hin ausdehnt. Auch an den Flanken zieht 
er sich etwa ein Drittel herunter. Dabei wird die Gesamtfärbung des Eies 
etwas dunkler, mehr olivgrün. Leider konnte ich die Eier nur mit einer 
behelfsmäßigen Vorrichtung so stark vergrößert photographieren, so daß 
die Güte der Bilder zu wünschen übrig läßt. Vor allem tritt die Ober- 
kante der Eier viel zu wenig scharf hervor. 


Die Eier wurden nun mit einem Teil der Unterlage ausgeschnitten und 
in einer Glasschale untergebracht. Ein beigelegtes Lindenblatt gab die 
nötige Feuchtigkeit. Am frühen Morgen des zehnten Tages hatten die 
ersten Räupchen bereits ihr Ei verlassen. Sie nagten hierzu an der Seite 
des Eies eine Öffnung. Gleich nach dem Schlüpfen wurde auch meist 
noch ein Teil der nun farblosen, glasigen Eischale verzehrt. Die Räup- 
chen waren anfangs einfarbig schwärzlichbraun, mit ziemlich langen, ab- 
stehenden Haaren bekleidet. Sie liefen sehr munter herum, bis sie einen 
geeigneten Platz fanden, wo sie sich seßhaft machen wollten. 


Da bekanntlich die Zucht im Zimmer schwierig sein soll, versuchte 
ich diese erst gar nicht, sondern band die Raupen gleich in einem Gaze- 
zylinder an einer Linde in meinem Garten aus und zwar so, daß sie den 
ganzen Tag über mal Sonne und mal Schatten hatten. Linde wurde so- 
fort als Futter angenommen. Die Raupen saßen meist zu dreien oder auch 
vieren an einem Blatt, mal oben, mal unten. Ich konnte nicht finden, daß 
sie eine besondere Vorliebe für die Ober- oder Unterseite des Blattes 
zeigten. Vielmehr nehme ich an, daß sie sich ihren Sitzplatz entsprechend 
der Sonneneinstrahlung suchten. Erst benagten sie nur die äußere Blatt- 
schicht, später fraßen sie Löcher in das Blatt und verzehrten auch Teile 
desselben. Dann zogen sie jedoch immer schnell auf ein anderes Blatt 
um, gerade als hätten sie Angst, sich durch ihr Fraßbild zu verraten. Sie 


a 


19 


gingen nicht sehr sparsam mit ihrem Futter um, jedoch so verschwende- 
risch wie L. dispar und monacha, die gleich ganze Teile eines Blattes 
nutzlos abbeißen, zeigten sie sich nicht, selbst als sie erwachsen waren. 


Wann sich die Raupen zum erstenmal gehäutet haben und wie oft sie 
überhaupt eine Häutung durchmachten, kann ich nicht mit Sicherheit 
sagen. Dazu ist die Beobachtung bei im Freien ausgebundenen Tieren zu 
umständlich. Ich konnte aber feststellen, daß sie sich zur Häutung ein 
feines Polster als Unterlage spinnen. 


Im zweiten Kleid waren die Raupen schön goldbraun gefärbt und es 
zeigte sich auch schon die charakteristische Büschelung der Haare, vorne 
auf den ersten drei Segmenten ein dichter Haarkranz, dann auf dem 
Rücken acht einzelne Bürsten und am Hinterende wieder ein Kranz von 
Haarbüscheln. Auch an den Füßen zogen sich Reihen von Haarbüscheln 
hin, die seitlich abstanden. 


In der Ruhe richtet die Raupe die Haarbüschel der ersten drei und 
des letzten Segmentes nach vorne bzw. nach rückwärts. Dabei streckt sie 
den Vorderkörper etwa von den Bauchbeinen ab von der Unterlage weg, 
so daß ein sehr eigentümliches und einer Raupe wenig ähnliches Bild 
entsteht. 


Wenn eine Raupe gestört wurde, so schnellte sie sich mit einer kräfti- 
gen Bewegung vom Blatte. Sie rollte sich dabei nicht zusammen und ließ 
sich einfach fallen, wie das viele andere Arten, z. B. die Bären, machen. 
Ich möchte sagen, sie schnappte wie ein Taschenmesser in der Mitte zu- 
sammen, wobei Vorder- und Hinterteil gestreckt blieben. Dadurch ent- 
stand der nötige Schwung. Die Flugrichtung war immer seitlich nach 
rückwärts. Die Raupe landete immer gestreckt auf allen Füßen, so daß 
sie sofort wieder Halt bekam. Wenn Raupen länger in Zucht sind und 
öfter gestört werden, dann führen sie dieses Kunststück nur selten mehr 
aus. 

Bei meiner ersten Zucht nahm ich einen Teil der Raupen für vier 
Wochen ins Zimmer und hielt sie warm in einem Weck-Glas. Sie nahmen 
daran keinen Schaden, entwickelten sich jedoch auch nicht schneller als 
die Freilandtiere. So mußten sie wieder ins Freiland umziehen. 

Mit der Einwinterung wartete ich, bis sich die Blätter färbten und ein- 
rollten. Die Raupen saßen noch darauf, jetzt nur an der Innenseite. Jede 
hatte sich ein Polster gesponnen und haftete fest daran. Die meisten hat- 
ten nun eine Länge von ca. 2 cm. Ob dazu nur eine Häutung genügte? 
Ich möchte fast annehmen, daß die Tiere sich schon zweimal gehäutet 
haben. Nun gab ich die Blätter, woran die Raupen saßen, zusammen mit 
Moos, etwas Löwenzahn- und Himbeerblättern in einen runden Behälter 
aus fester Drahtgaze. Dieser wurde im Garten an einer schattigen Stelle 
unter einer Staude auf Leisten gelegt und ganz mit Laub zugedeckt. Ich 
halte es für sehr wichtig, einen geeigneten Platz für die Überwinterung 
auszusuchen. Die Raupen sollen so lange ohne Störung durch Sonne oder 
Nässe in Kälte liegen, bis man wieder gutes Futter reichen kann. Ein 
etwas geschützter Ort im Freien und besonders die Abdeckung mit Laub 
bietet die Gewähr, daß die Sonnenstrahlung im Frühjahr abgehalten 
wird. Außerdem sorgt diese Abdeckung für den richtigen Feuchtigkeits- 
grad und läßt auch genügend Luft durch. Damit das Laub liegen bleibt, 
kann man es mit etwas Reisig beschweren. Auf diese Art habe ich schon 
viele Arten, wie Arg. paphia L., D. selenitica Esp.. M. rubi L. u. a. mit 
sehr gutem Erfolg überwintert. 

Dort blieben also die Raupen, bis die ersten Lindenblätter sprossen. 
Dann wurden sie herausgesucht. Nur einige waren eingegangen. Aber 
auch die lebenden Raupen waren so eingeschrumpft, daß man sie kaum 


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20 


noch von den toten unterscheiden konnte. Sie bekamen ein lauwarmes 
Bad, bis sie untergingen. Auf Löschpapier ließ ich sie abtrocknen und 
setzte sie dann ans Futter. Einige benötigten noch ein zweites Bad, bis sie 
richtig munter wurden. Bald kamen sie wieder ins Freiland an ihre Linde. 
Diesmal wurden sie in einem Gazebeutel aus amerikanischem Moskito - 
Netz ausgebunden. Dieser Stoff ist für solche Zwecke sehr geeignet. Er 
hat sehr feine Maschen und ist doch kräftiger als alle anderen mir be- 
kannten Stoffe. Außerdem fällt er durch seine gedeckte Farbe wenig 
auf. Nur schade, daß man dieses Material nicht immer bekommt. In die- 
sem Beutel entwickelten sich die Raupen sehr gut und ohne Verluste. 

Hier möchte ich noch einiges über das Aussehen der erwachsenen Rau- 
pe sagen. In den Raupenbüchern von Wagner und Hofmann ist die 
Raupe sehr schlank und in überwiegend dunkler Färbung abgebildet. Die 
Raupe von Aret. L-nigrum Muell. ist jedoch eine echte Lymantriiden- 
Raupe, also flach und breit, wie auch die Raupe von L. dispar. Die Rau- 
pen meiner Zucht hatten überwiegend g goldbraune Färbung. Nur wenige 
waren am Rücken leicht schwärzlich gerieselt. Goldbraun waren auch 
alle Haare, bis auf die ersten zwei und die hinteren drei der Haarbürsten, 
sowie die obere Reihe der seitlichen Haarbüschel. Diese hatten weiße 
Färbung. 

Zwischen zusammengesponnenen Blättern an der Futterpflanze ver- 
puppten sich die Raupen. Dies ging ziemlich schnell. Vom Beginn des 
Spinnens bis zur Puppe dauerte es etwa 4 Tage. Die Puppe ist ziemlich 
lebhaft und grün gefärbt. Die Nähte zwischen den Flügel-, Fuß- und 
Fühlerscheiden sind schwarz. Beiderseits des Rückens läuft je eine weiß- 
liche, unterbrochene Linie. Als ich die Puppen ins Zimmer nahm, löste 
ich sie aus den Blatthüllen, weil sich diese im trockenen Zustand einroll- 
ten und so das Schlüpfen erschwerten. Die Puppen erlitten durch das 
Herausnehmen aus ihren Wiegen keinen Schaden. Ich habe sie aber im 
Puppenkasten mit dem Kremaster an Watte verankert, daß sie ohne 
Schwierigkeiten schlüpfen konnten. Darauf ist besonders zu achten, eben- 
so, daß die Falter gleich eine Möglichkeit haben, leicht hochklettern zu 
können. Ihre Flügel sind sehr zart und es kommt bei Störungen oft vor, 
daß die Flüssigkeit in den Flügeln große Tropfen bildet. Diese lassen sich 
zwar mit besonderer Vorsicht zwischen Löschpapier ausdrücken, aber 
ein Makel bleibt doch meist zurück. 

Mit einigen der geschlüpften Tiere machte ich eine Nachzucht. Auch 
hier gab es keine Schwierigkeiten. Einige bemerkenswerte Tatsachen 
möchte ich über diese Zucht aber doch anführen. Ein größerer Prozent- 
satz der abgelegten Eier war unbefruchtet. Trotz Freilandzucht ab ovo 
entwickelten sich im August des gleichen Jahres 2 von 60 Raupen zum 
Falter von normaler Größe. An Hase! ausgebundene Raupen der gleichen 
Zucht blieben im Wachstum sehr zurück und überwinterten mit größeren 
Verlusten. Die meisten Raupen dieser ersten Inzucht erhielten ein schwar- 
zes Kleid. Wenige davon waren am Rücken braun gerieselt, also in der 
Färbung gerade umgekehrt wie bei der vorher gehenden Zucht. Alle Haare 
glänzten weiß, nur am ersten und letzten Ring zeigten sich einzelne 
schwarze. 

Leider konnte ich eine weitere Nachzucht im Jahre 1960 nicht mehr 
durchführen, da, wie bereits vorher erwähnt, alle abgelegten Eier unbe- 
fruchtet waren. Ich konnte auch keine Copula beobachten. Was daran 
die Schuld trug, ist wohl schwer zu sagen. Nachdem ich keine Anzeichen 
von Krankheit oder Schwächlichkeit bei den Faltern feststellen konnte, 
möchte ich doch annehmen, daß es auf die Inzucht zurückzuführen ist. 


Literatur: 


Berge-Rebel: Schmetterlingsbuch, Stuttgart 1910. 

Blaschke Paul: Die Raupen Europas mit ihren Futterpflanzen, Annaberg 1914. 

Forster W. und WohlfahrtTh.: Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band 3, 
Stuttgart 1959. 

Hofmann E.: Die Raupen der Großschmetterlinge Europas, Stuttgart 1893. 

Peking Fr.: Eiablage und Fraßbild der Raupe von Aret. L-nigrum Muell. — 
Ent. Ztschr. 70. Jahrgang 1960, S. 275. 

Wagner H.: Taschenbuch der Raupen, Esslingen 1913. 


Anschrift des Verfassers: 
Willi Schätz, Paitzkofen b. Straubing 


Zwei neue Pachysema-Arten 


(Hym., Braconidae, Dacnusinae) 


Von Max Fischer, Wien 


Pachysema austriacum n. sp. (Abb. 1 und 2) 


Diese winzige Art zog bereits vor zwei Jahren meine Aufmerksamkeit 
auf sich. Einerseits handelte es sich um ein augenscheinlich nicht gerade 
seltenes Tier, andererseits schlugen trotzdem alle Determinationsversuche 
fehl. Die Gattung Pachysema Förster stand bald fest; das war an den 
dreizähnigen Mandibeln, der Beschaffenheit des ersten Abdominaltergi- 
tes, der Stellung des rücklaufenden Nerven und vor allem an den ge- 
schlechtsdimorphen Vorderflügeln leicht zu erkennen. Eine Art mit einer 
roten Hinterleibsbasis ist bis jetzt noch nicht beschrieben worden und so 
konnte es sich nur um eine neue Art handeln. Um ganz sicher zu gehen 
sandte ich auch an Herrn Dr. G. E. J. Nixon (London), der im Jahre 
1954 diese Gattung revidierte (Ent. mon. Mag. 90, p. 257 ff), ein Pär- 
chen mit der Bitte um Beurteilung. Er teilte mir am 7. VI. 1960 fol- 
gendes mit: „l have examined the species of Pachysema and consider 
that it represents a new species. It has some of the characters of both 
melicerta Nix. and macrospila (Hal.) but can, I think, be amply separated 


0,5 mm 


Abb. 1: Pachysema austriacum n. sp. — Vorderflügel, ©. 


22 


from both. The venation separates it [rom macrospila and the absence 
of pubescence on the petiole separates it [rom melicerta. The colour of 
the petiole is also eurious and distinctive.‘ 

— Kopf: Doppelt so breit wie lang, an den Seiten sind die Augen 
uk Schläfen in gemeinsamer Flucht gerundet, 'Schläfen etwas kürzer 
als die Augenlänge, Hinterhaupt mäßig stark gebuchtet. Ocellen klein, 
ihr Durchmesser kürzer als der Abstand zwischen ihnen, in einem gleich- 
seitigen Dreieck stehend. Der Abstand des inneren Augenrandes vom 
äußeren Ocellus um die Hälfte größer als die Breite des Ocellarfeldes. 


a  T7— 
0,5 mm 
Abb. 2: Pachysema austriacum n. sp. — Vorderflügel, 


Oberseite und Schläfen ganz glatt und kahl. Gesicht um zwei Drittel 
breiter als hoch, glänzend, nur äußerst fein behaart und die Punktierung 
fast nicht erkennbar. Entlang der Mittellinie nur eine undeutliche Erhe- 
bung. Clypeus durch eine Furche vom Gesicht getrennt und abstehend: 
ganz glatt und kahl. Mandibeln dreizähnig, nach außen nur schwach ver- 
breitert. Maxillartaster etwas länger als die Kopfhöhe, reichen in ausge- 
strecktem Zustand etwa bis zur Basis der Mittelhüften. Fühler etwas län- 
ger als der Körper, fadenförmig, 21—24gliedrig, das vierte Fühlerglied 
dreimal so lang wie breit, wie die folgenden zylindrisch, erst die Glieder 
hinter der Mitte etwas kürzer, alle Geißelglieder ziemlich deutlich von- 
einander abgesetzt. Die Zahl der Fühlerglieder verteilt sich bei den un- 
tersuchten Stücken wie folgt: 21 (1), 22 (9), 23 (8), 24 (1). 

Thorax: Um ein Drittel länger als hoch, merklich höher als der 
Kopf und gleich breit wie dieser, Oberseite gleichmäßig gewölbt, im Be- 
reich des Pronotums steil abfallend. Mesonotum von oben gesehen wenig 
breiter als lang (Länge : Breite — 16:20), vorne gerundet, über die ganze 
Oberfläche kurze Härchen nahezu gleichmäßig verteilt, nur vorne am 
Absturz dichter behaart und hier die Punktur deutlich sichtbar. Notauli 
nur ganz vorne eingedrückt; oben auf der Scheibe ein strichartiges Rük- 
kengrübchen. Praescutellarfurche mit einigen Längsleistehen. Sceutellum 
ganz glatt. Propodeum glänzend, fein punktiert und fein behaart; diese 
Behaarung oft schwer, deutlicher in Seitenansicht zu erkennen. Seiten des 
Prothorax und Mesopleurum glatt, ohne Behaarung; Sternaulus kaum 
eingedrückt und glatt. Metapleurum wie das Propodeum behaart. Beine 
schlank, Hinterschenkel unregelmäßig geformt, Hintertarsus unbedeu- 
tend kürzer als die Hinterschiene. 

lügel: Hyalin. Stigma fast parallelseitig und nur bei einzelnen 
Exemplaren nach außen etwas verschmälert, deutlich vom Metacarp ge- 
trennt und länger als dieser, erreicht die Mitte der Radialzelle. Radius 
entspringt aus dem vorderen Viertel. Erster Radialabschnitt fast so lang 


23 


wie die Stigmabreite, zweiter Radialabschnitt schwach, aber deutlich dop- 
pelt S-förmig geschwungen. Radialzelle endet vor der Flügelspitze. Cubi- 
talquerader nur wenig länger als der erste Radialabschnitt. Nervus recur- 
rens weit vor dem Ende der ersten Qubitalzelle inseriert. 


Abdomen: Erstes Tergit um zwei Drittel länger als hinten breit 
(Länge :Breite = 17:10), mit zwei winzigen Knötchen in der Mitte der 
Seitenränder, vorne unbedeutend schmäler als hinten; uneben bis schwach 
runzelig, an den Seitenrändern mit je einigen längeren, abstehenden Bor- 
sten. Der Rest des Abdomens vollkommen glatt und glänzend. Hinter der 
Mitte am breitesten. Bohrer versteckt. 

Färbung: Schwarz. Die 3 ersten Fühlerglieder teilweise, Mundwerk- 
zeuge, Tegulae, Flügelnervatur und alle Beine gelb, nur die Hinterschie - 
nenspitzen und die Hintertarsen schwach dunkler, die Klauen oder 
Klauenglieder geschwärzt. Das erste Hinterleibstergit rötlich, in der Mit- 
te gewöhnlich mit dunklem Fleck. 

Körperlänge: 1,3 mm. 

O'. — Stigma wenig, aber deutlich breiter, nach außen verschmälert, 
einfarbig dunkel, länger als der Metacarp. Erster Radialabschnitt nur 
wenig kürzer als die Stigmabreite. Fühler 22—23gliedrig; 22 (1), 23 (5). 
Notauli manchmal bis zum Rückengrübchen fein eingeritzt. 

Untersuchtes Material: Wien, St. Marx, 31. V. 56, 3 99; 
Be, 2,09, Mi a15713.. VE: 38, 3.929,41 8; 22, V1..38,8 09, 397°; 
10. VII. 58, 1 9; 14. VII. 58, 3 29; 31. VII. 58, 1 2; 6. IX. 58, 1 2. Spitz- 
zicken, S-Burgenland, 11.—12. VII. 59, 1 5; 18. VII. 58, 2 99; 19. VII. 
22, 15V11172382129,178:792V111,58, 79:11 VII238, 2709, LE. 
Mischendorf, S-Burgenland, 6. VIII. 58, 1 5. Rechnitz, S-Burgenland, 
2V111.'58,.1 0°. 

Holotypus:1Q von Wien im Naturhistorischen Museum in Wien. 

Anmerkung: Der Bestimmungsschlüssel (Nixon, ]. c.) führt das 5 
zu Gabel 15. Von P. melicerta Nix. ist das Männchen der neuen Art wie 
folgt zu unterscheiden: Stigma etwas schmäler, erster Radialabschnitt 
nur wenig kürzer als die größte Breite des Stigmas und in der Länge 
nicht sehr verschieden von der Cubitalquerader; Fühler nur 21—24glied- 
rig (meist 22—23gliedrig) ; Petiolus kahl (nur mit einigen längeren seit- 
lichen Borsten). Von P. nigropygmaea Stelf. ist die Art durch die Fär- 
bung der Beine und der Palpen, welche ganz gelb sind, unterschieden. 
Abweichend von beiden Arten ist die Hinterleibsbasis rötlich gefärbt. Das 
Weibchen scheint im Bestimmungsschlüssel direkt zu P. melicerta zu 
gehen und ist, abgesehen von den Merkmalen des Vorderflügels, durch 
die gleichen Charakteristika wie das Männchen unterschieden. 


Pachysema maximum n. sp. (Abb. 3) 


Auch diese Art, die mit keiner der bereits beschriebenen identifiziert 
werden konnte, sandte ich zur Begutachtung an Herrn Dr. G.E. J. Nixon 
nach London und bat ihn um seine Meinung. Er teilte mir mit, daß die 
Species der Pachysema abdita (Hal.) sehr nahe stehe, von dieser wahr- 
scheinlich aber verschieden sei. 

&. — Kopf: Doppelt so breit wie lang, hinter den Augen wenig 
schmäler als zwischen den Augen, Schläfen gerundet und ebenso lang wie 
die Augen, Hinterhaupt mäßig stark gebuchtet. Ocellen in einem gleich- 
schenkeligem Dreieck stehend, dessen Basis um eine Spur länger als eine 
Seite ist; der Abstand des äußeren Ocellus vom inneren Augenrand so 
groß wie die Breite des Ocellarfeldes, der Abstand zwischen den Ocellen 


24 


wenig größer als ein Ocellusdurchmesser. Oben ganz glatt und glänzend, 
Hinterhaupt teilweise dicht punktiert und kurz behaart, mit einem mehr 
oder weniger deutlichem Längseindruck zwischen den hinteren Ocellen. 
Gesicht um die Hälfte breiter als hoch, dicht und fein punktiert, hell be- 
haart, mit feinem Mittelkiel. Clypeus schmal, durch eine deutliche Fur- 
che vom Gesicht getrennt, vorne gerundet, mit längeren, abstehenden 
Borsten. Augen sehr nahe an die Mandibelbasis heranreichend. Mandibeln 
dreizähnig, nach außen etwas verbreitert. Maxillartaster etwa so lang 
wie die Kopfhöhe, reichen nicht an die Basis der Mittelhüften. Fühler 
schwach borstenförmig, länger als der Körper, 4)—41gliedrig, drittes 
lühlerglied dreimal so lang wie breit, die folgenden kürzer, die termina- 
len wenig schmäler werdend, das vorletzte Glied um die Hälfte länger 
als breit, alle Geißelglieder deutlich voneinander abgesetzt. 


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Abb. 3: Pachysema maximum n. sp. — Vorderflügel, 


Ihorax: Um ein Drittel länger als hoch, bedeutend höher als der 
Kopf und ungelähr gleich breit wie dieser, Oberseite gewölbt. Mesono- 
tum wenig breiter als lang (Breite : Länge 22:19), vorne gerundet, 
glänzend, die ganze Oberfläche gleichmäßig, fein und dicht punktiert, 
vorne am Absturz stärker und hier deutlich punktiert; Notauli nur vorne 
deutlich und krenuliert, auf der Scheibe erloschen; ein strichförmiges, bis 
an den Hinterrand verlängertes Grübehen auf der Scheibe; Seiten geran - 
det, die Randfurchen krenuliert und gehen im Bogen jederseits in die 
Notauli über. Praeseutellarfurche mit einigen mehr oder weniger ver- 
schwommenen Längsleistehen. Scutellum glatt, besonders seitlich mit 
[feiner Behaarung. Postseutellum last ganz glatt. Propodeum gleichmäßig, 
leinkörnig runzelig, mit längeren, hellen, abstehenden Haaren schütter 
besetzt. Seiten des Prothorax ganz glatt, nur die hintere Furche mit 
schwacher Krenulierung. Mesopleurum ohne Skulptur, Sternaulus fehlt, 
das Weld an der Vorderecke runzelig, hintere Mesopleuralfurche nur 
unten fein punktiert. Metapleurum größtenteils glänzend, nur hinten 
runzelig punktiert, mit längeren, abstehenden, hellen Haaren. Beine 
schlank, Hinterschenkel nahe der Spitze am breitesten, Hintertarsus et- 
was kürzcr als die Hintertibia 

lügel: Hyalin bis ganz schwach getrübt. Stigma ziemlich breit, 
nach außen schwach verjüngt, vom Metacarp deutlich getrennt, länger 
als der Metacarp, endet ungefähr in der Mitte der Radialzelle. Radius 


25 


entspringt vor der Mitte des Stigmas, die Entfernung der Basis vom Ur- 
sprung des Radius doppelt so lang wie der erste Radialabschnitt. Zweiter 
Radialabschnitt stark doppelt S-förmig geschwungen. Radialzelle endet 
vor der Flügelspitze. Cubitalquerader doppelt so lang wie der erste Radi- 
alabschnitt. Nervus recurrens interstitial. Nervus parallelus entspringt 
wenig unter der Mitte der Brachialzelle. 

Abdomen: Erstes Tergit um die Hälfte länger als hinten breit, in 
der Mitte der Seitenränder mit stark vortretenden, seitlichen Tuberkeln, 
nach vorne schwach, doppelt bogenförmig verjüngt: mit zwei nach hinten 
stark konvergierenden Kielen im vorderen Drittel; das ganze Tergit ziem- 
lich gleichmäßig runzelig, mit schütteren, länger abstehenden Haaren. 
Zweites und drittes Tergit ziemlich gleichmäßig mit feinsten, zerstreuten 
Haaren besetzt. Die übrigen Tergite einreihig behaart. 

Färbung: Schwarz. Gelb sind: Scapus, Pedicellus teilweise, Basis des 
dritten Fühlergliedes, Palpen, Tegulae und alle Beine. An den letzteren 
sind die Klauen oder die ganzen Klauenglieder angedunkelt, Hinter - 
schienenspitzen und Hintertarsen ebenfalls geschwärzt. Mandibeln und 
Flügelnervatur größtenteils braun. Abdomen bei einem Exemplar in der 
Mitte durchschimmernd dunkelbraun. 

Körperlänge: 4,0 mm. Die größte aller bekannten Arten. 

Q. — Stigma schmäler als beim Männchen und mehr gelb. Die Ent- 
fernung der Stigmabasis vom Ursprung des Radius doppelt so groß wie 
der erste Radialabschnitt, dieser halb so lang wie die Cubitalquerader. 
Fühler 38—40gliedrig. Bohrerklappen se lang wie der hintere Basitarsus, 
nach oben gerichtet und daher nicht vorstehend. 

Fundorte: Austria inf., Seebenstein, 6. VI. 1959, leg. Fischer, 2 
Austria inf., Pitten, 28. VI. 1959, leg. Fischer, 1 5, 2 29. 

Holotypus: 1 5’ von Seebenstein im Naturhistorischen Museum in 
Wien. 

Anmerkung: Die Art geht in Nixons Bestimmungsschlüssel in bei- 
den Geschlechtern zu Pachysema abditum (Hal.) und hat mit dieser Spe- 
cies große Ähnlichkeit. Sie kann vorläufig von dieser aus folgenden 
Gründen getrennt werden: Fühler in beiden Geschlechtern mit mehr 
Gliedern (38—41gliedrig statt 30—36gliedrig). Beim Männchen ist der 
erste Radialabschnitt kürzer und weiter von der Basis des Stigmas ent- 
fernt; der Abstand der Stigmabasis vom Radius doppelt so lang wie der 
erste Radialabschnitt (anstatt gleichlang); Cubitalquerader doppelt so 
lang wie der erste Radialabschnitt (anstatt nur wenig länger); das Stig- 
ma scheint breiter und dunkler zu sein. Beim Weibchen sind die Unter- 
schiede im Flügelgeäder schwach ausgebildet; der Radius entspringt in 
etwas größerer Entfernung von der Stigmabasis als bei P. abditum (Hal.). 
Das Mesonotum scheint sich (in Seitenansicht) in beiden Geschlechtern 
nach vorne zu stärker zu verflachen, doch dürfte dieses Merkmal zwei- 
felhaften Wert haben. 

Die von Haliday zuerst beschriebene und von Nixon zu Pachy- 
sema Förster gestellte Vergleichsart muß richtig Pachysema abditum 
(Hal.) (nicht abdita) heißen, da das grammatikalische Geschlecht von 
Pachysema sächlich ist. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Max Fischer, Wien I. Burgring 7 


26 


Bemerkenswerte Fangergebnisse und Beobachtungen 
aus dem Bundesland Salzburg in den Jahren 1959/60 


Von Fritz Mairhuber 


1959 war ein Katastrophenjahr, stand doch im August der Großteil 
Österreichs unter Wasser. (13.—17. 8. 59). Das Bundesland Salzburg 
wurde dabei besonders arg mitgenommen. Der Pegelstand der Salzach er- 
reichte damals 6,78 m und übertraf damit den des Jahres 1920. Ein Groß- 
teil unserer Fauna ging dabei zu Grunde. Hunderte von Raupen, Schnek - 
ken, Mäusen und anderes Getier shwamm in den braunen Fluten. Die 
Fangtätigkeit war 1959 aber doch soweit zufriedenstellend. 

Die ersten Falter zeigten sich bereits am 28. 2. (Phigalia pedaria F.) 
und die letzten wurden 4. 11. (Poecilocampa populi L.) erbeutet. 

Im März konnte ich die ersten Männchen von Biston zonaria Schiff. 
finden. Golling Abt. 8. 3. 59, Vigaun b. Hallein 7. 3. und 28. 3. Oberalm 
b. Hallein 15. 3. Leithner fing 21. 3. ebenfalls 2 Falter in Vigaun am 
Licht. 

Orrhodia vau punctatum Esp. Bischofshofen 1. 3. u. 24. 3. 59, Schwarz- 
ach -St. Veit 14. 3. 59. 

Dasypolia templi ssp. alpina Rghfr. Schwarzach-St. Veit 18. 3. 59, 
Saalfelden 23. 3.59, Vigaun 1. 4.59, Werfen 5. 4. 59, Schwarzach 18. 5. 59, 
Werfen 8. 3. 59. (Leithner) 

Im April: Taeniocampa opima Hb. Schwarzach 2. 4. 59, Weng am 
Wallersee 3. 4. 59, Söllheim b. Salzburg 7. 4. 59. 

Thyris fenestrella Sc. konnte ich erstmals im Bluntautal b. Golling 
16. 4.59 (5 St.) erbeuten. Auch Aglia tau L. v. ferenigra Th. 2 Männchen. 

Agrotis cinerea Hb. wurde in Schwarzach 15. 4. 59 gefunden. Pfarr - 
werfen 6. 5. 59 zahlreich. Werfen 8. 5. 59. 

Im Mai (12. 5.) machte ich im Wallersee-Moos Lichtfang. Eine neue 
gute Art konnte ich dort erbeuten, u. zw.: Larentia otregiata Metcalfe 
(det. Wolfsberger), außerdem Cerura bieuspis Bkh. 

Das Moor bei Gois am Stadtrand von Salzburg durchstreifte ich am 
26. 5. und 4. 6. 59. Anarta myrtilli L. und cordigera Thnbg. waren zahl- 
reich vertreten. Erastria deceptoria Sc. ebenfalls häufig angetroffen. 

Im Juni durchstreifte ich wieder das Wallerseemoor. Am 6. 6. 59 
beim Lichtfang kamen folgende erwähnenswerte Arten an die Leinwand: 
Drepana locertinaria L.. Agrotis molothina Esp. und Agrotis punicea Hb. 
(häufig). Psychidea bombycella Schiff. und Sterrhopterix kirsutella Hb. 
konnten ebenfalls festgestellt werden. 

Am 17. 6. 59 durchwanderte ich das Bluntautal, wo ein starker Flug 
an Spannern aller Art beobachtet werden konnte. U. a. fing ich Larentia 
alaudaria Frr. in mehreren Stücken. 

24. 6. 59 machte ich Tagfang auf der Gaisbergspitze 1286 m. Colias 
phicomone Esp. flog zahlreich. Neu für mich waren 2 Hesperia sao Hb. 
(ganz frisch) und ein Weibchen von Diacrisia sanio L. 

25. 6. 59 Lichtfang in Pfarrwerfen. Ein neuer Flugplatz von Pericallia 
matronula L. (1 Männchen) wurde gefunden. Außerdem ist Hygrochroa 
syringaria L. erwähnenswert. 

Im Juli (4. 7. 59) bei Lichtfang in Kasern b. Salzburg flog Drymonia 
querna Y. an die Leinwand. Dieses Tier ist vor Mitternacht nicht zu be- 
kommen (0.30 Uhr). 1 Männchen. 

9. 7. 59. Ein herrlicher Tag, und auf ging’s ins Gasteinertal. Stubner- 


Er 


2R 
kogl 2230 m, Zitterauertisch 2462 m. Dort konnten folgende Arten fest- 
gestellt werden: Nelitaea asteria Frr.. Lycaena phere tes Hb., Ino geryon 
v. chrysocephala Nick., Zygaena purpuralis nubigena Led. und als neue 
Art für a Anarta melanopa rupestralis Hb. (7 St.). 


Vom 11. 7. bis 25. 7. 59 war dann das Schloßalmgebiet mein Beobach - 
tungs- st Fanggebiet. Haitzing-Alm, rund um die Hofgasteinerhütte 
(1970 m), Hirschingerkogl, Mauskarkopf 2373 m, Schloßalmhütte und 
Türchlwände 2570 m. Das Wetter war die ersten Tage ausgesprochen 
schön und sehr heiß. Vom 16. bis 20. regnerisch und anschließend bis 
25. 7. wieder warm und sonnig. Hier in diesem Gebiet konnte ich eine 
ganze Menge schöner und seltener Arten feststellen und erbeuten: 


Parnassius delius Esp. 1 Weibchen, Melitaea asteria Frr. (zahlreich), 
Melitaea merope Pr. (zahlreich), Argynnis pales Schiff. isis Hb. Viele 
Erebien-Arten wie: epiphron cassiope F.. melampus Fuessl., eriphyle Frr.. 
pharte Hb., manto Esp., medusa F., gorge Esp.. pronoe Esp., aethiops Esp. 
und euryale Esp. 


Chrysophanus dorilis Hufn. ssp. subalpina Spr., Lycaena pheretes Hb., 
eros O., astrarche Brgstr., optilete Kn., semiargus Rott. v. montana M.-D.. 


Oeneis aello Hb. 


Bei den Lichtfängen mit Ultra-Lampen vom Naturfreundehaus-Hof- 
gasteinerhütte (1970 m) konnten zahlreiche gute Arten in diesem Gebiet 
für Salzburg gefunden werden, u. zw.: 

Selenephera lunigera Esp. ssp. burmanni Dan. (det. Wolfsberger). 
Trichiura crataegi L. ssp. ariae Hb., Agrotis speciosa Hb., hyperborea 
Zett. ssp. carnica Hering (zahlreich), Agrotis lorezi Stgr. (2. Fundort, — 
1. Fundort Stubnerkogl und Siglitztal (leg.Schmid), Agrotis occellinaHb. 
(zahlreich an Blüten sitzend), A. simplonia H. G., praecox L., Mame- 
stra marmorosa Bkh., Hadena zeta Tr., maillardi HG. (zahlreich), Leu- 
cania andereggi B. und 1 Männchen von Dischorista suspecta Hb. 

An Geometriden: Larentia hydrata Tr., molluginata Hb., affinitata 
Stph., turbata Hb. (in allen Variationen), cognata Thnbg. (zahlreich), 
Thephroelystia abjectaria Goeze., assimilata Gn., silenata Standf. und 
subjulvata Haw. 

Im August fuhr ich auf drei Tage ins Raurisertal nach Wörth (1000 m), 
wobei bei Tagfängen Argynnis amathusia Esp. und thore Hb. erbeutet 
werden konnten. Plusia moneta F. saß an einer Straßenlampe. (21. bis 
23. 8. 59), Deilephila galii Rott. flog an die Leinwand. 

September 1959 suchte ich das Gebiet der Leoganger Steinberge (Leo- 
gang und der Kessel um Saalfelden) auf und konnte dort guten Arten 
begegnen. So wurde Aporophila lutulenta Bkh. an folgenden Orten gefan - 
gen: Saalfelden 14. 9. 59 1 Weibchen und 1 Männchen, Leogang 830 m, 
17. 9. 1 Männchen, Maishofen/Saalbach, Bischofshofen und nochmals in 
Saalfelden und Leogang je ein Männchen am 16. 9. 59. 

Ortholitha ceryinata Schiff. konnte in Leogang am 17. 9. 59 gefangen 
werden. (2. Fundort. Ersttang, Saalfelden 2 St., September 1958.) In 
Saalielden am 27. 9. 59 abermals. 

Erwähnenswert Cosmia paleacea Esp. in Schwarzach-St. Veit 27. 9. 59. 

Ende Oktober 1959 forschte ich im Salzachtal noch nach Poecilocampa 
alpina Frey. und konnte diese Art an folgenden Orten erbeuten: Pfarr- 
werfen 27. 10. 59 und Konkordiahütte 4. 11. 1959, damit war für das 
Jahr 1959 das Ende gekommen. Im Großen war ich mit der Ausbeute 
zufrieden. 


28 
Jahreszusammenfassung für 1960 


Das Jahr 1960 war. für uns Entomologen gesehen, klimatisch ein sehr 
schlechtes Fangjahr. Im April kam ein Kälteeinbruch mit Schnee (20. 4. 
bis Anfang Mai). Der Monat Juli war wiederum durch die zahlreichen 
Regentage für die Sammeltätigkeit verloren (7 regenfreie Tage). Der 
Herbst, durch das wankende Wetter, brachte ebenfalls nicht den ge- 
wünschten Erfolg. 


Nun und jetzt die besonderen Auffälligkeiten: 

Dasypolia templi Thnbg. ssp. alpina Fr. konnte sehr oft und an den ver- 
schiedensten Orten erbeutet werden, und zwar: 

12. 3. Bischofshofen, 22. 3. Krimml, 1. 4. Werfen, 18. 4. Golling-Abt., 
19. 4. Bischofshofen, 1. 4. Taxenbach-Rauris. 

Dieses Tier ist also nach den bisher festgestellten Fundorten im ganzen 
Salzachtal, angefangen von Vigaun b. Hallein bis Krimml und im Raume 
von Saalfelden heimisch. 

Biston (Nyssia) zonaria Schiff. konnte heuer abermals an den bereits 
im vorigen Jahr festgestellten Orten wieder aufgefunden werden. Vigaun 
2. 4. 60, Oberalm 23. 3. 60 und Golling 20. 3. 60. 


Boarmia selenaria Hb. wurde am 18. 5. 1960 als zweites Belegstück 
für Salzburg Stadt von mir gefangen. Beim Porsche-Haus saß es am Geh- 


steig. 
Im April wurde Nola confusalis HS. in mehreren Stücken in Kasern 
gefangen. 


Ende Mai und Anfang Juni durchwanderte ich das Moor am Wallersee 
wieder und konnte verschiedene Arten als bodenständig dort feststellen, 
und zwar: Colias palaeno L. ssp. europome Esp. (häufig), Argynnis arsi- 
lache Esp.. Anarta myrtilli L. und cordigera Thnbg., Anaitis paludata so- 
wie Acidalia straminata Tr. (8. 6. 60). An diesem Tag konnte ich ein 
Celias palaeno-Weibchen fangen, welches linksseitig zwei Fühler hat und 
rechtsseitig keinen. 

Anfangs Juli besuchte ich die Apollo-Kolonie am Gaisberg in ca. 1000 
Meter Höhe auf und konnte feststellen, daß sich diese für den Flachgau 
seltene Art, immer noch gleichmäßig stark dort aufhält. (&—10 St.) 

Aus meinen templi-Zuchten (in gelben Rüben) von Golling, Werfen 
und Taxenbach-Rauris, schlüpften im Juli bereits die ersten Stücke, (fast 
durchwegs Männchen). Schlüpfzeit 15.—19. 7. 1960. 

Mitte Juli setzte ich meine bereits 1958 begonnene Durchforschung des 
Schloßalmgebietes (Hofgastein) wieder fort. Flugplätze einzelner Arten 
wie Plusia hochenwarthi Hochenw., Anarta melanopa ssp. rupestralis Hb.. 
Dasydia tenebraria Esp.. sowie Hepielus Jusconebulosa De Geer., konnte 
ich finden. Hadena texturata konnte Herr Golder (Prägarten) erbeuten. 
Agrotis lorezi Stgr. kam abermals in mehreren Stücken an die Leinwand. 


Zu erwähnen währen noch als besondere Arten: Agrotis lueipeta F.., 
recussa Hb.. simulans Hufn.. Hadena rubrirena Tr. und Trichiura cra- 
taegi ssp. ariae Ib. 


Im August wurde nochmals bei der Hofgasteinerhütte Lichtfang ge- 
macht. Agrotis fatidica Hb., simulans Hufn. und Plusia ain Hochenw. als 
bessere Arten flogen an. Interessant war zu beobachten: Im Juli (15. 7.) 
kamen Hunderte von Tephroclystien an die Leinwand, am 21. 8. 60 war 
dagegen nicht eine Einzige dieser Arten mehr an die Leinwand gekom- 
men. 

Im Monat Oktober weilte ich zu einer Bäderkur in Gastein, dies nahm 
ich zum Anlaß, nach Spätherbst-Tieren zu suchen. Meine Arbeit und 


29 


Mühe lohnte sich. Poecilocampa alpina Frey konnte ich im ganzen oberen 
Gasteinertal finden. Dorfgastein, Hofgastein, Badgastein und Böckstein. 
Interessant wäre noch zu erwähnen, daß anfangs September 5. 9. und 
7. 9. 60 im Stadtgebiet noch Agrotis lueipeta F. an Fenstern zum Licht 
kam. 
Alle in diesem Bericht angeführten Arten befinden sich in meiner 
Sammlung. 
Ich hoffe mit diesem Bericht über meine Tätigkeit einen kleinen Dienst 
der Salzburger Landesfauna erwiesen zu haben. 
Anschrift des Verfassers: 
Fritz Maierhuber, Salzburg 2. Fany-von-Lehner-Straße 25 


. Neues oder Wissenswertes über mitteleuropäische 


Aculeaten und Goldwespen IV 
Von Paul Blüthgen 


Der 1. Teil dieser Aufsatzreihe ist erschienen in Schilder’s Beitr. z. taxonom. 
Zool., 1, 1949, S. 77—100, der 2. Teil in Bonner Zool. Beitr., 1951, S. 229—234, 
der 3. Teil ebenda 1954, S. 139—155. 


A. Apoidea 


I. Gattung Prosopis Fabr. 1805 
Zwar hat der Name Hylaeus Fabr. 1793 (Generotypus durch Latreille 1810: 


Apis annulata Linnaeus 1756) die Priorität und ist ein Antrag auf seine Verwer- 
fung, der von OÖ. W. Richards gestellt war, von der JCZN abgelehnt worden, 
aber ich behalte den Namen Prosofpis, der sich in der europäischen Literatur 
schließlich durchgesetzt hat, bei, wie das auch andere europäische Entomologen 
tun. 


1. Prosopis (Prosopis) duckei Alfk. 1907. 


F.K. Stöckhert (1954 S. 21) hat das Vorkommen dieser mediterra- 
nen Art in Süddeutschland als zweifelhaft bezeichnet, weil H. Bischoff 
festgestellt habe, daß einige vom Autor als duckei bezettelte Prosopis- 
Individuen des Berliner Zoolog. Museums falsch bestimmt seien, nämlich 
tatsächlich zu pectoralis (Först.) gehörten. Dieser Zweifel ist nicht ge- 
rechtfertigt, denn Stücke aus Südbaden der Sammlung von K. Strohm 
(Freiburg), die mir vorlagen und die ich mit den Typen verglichen habe, 
sind unzweifelhafte duckei: 22 von Holtingen (18. 7. 26) und Rheinweiler 
(18. 7. 26) am Isteiner Klotz, Istein (24. 7. 26), Sulzburg (24. 7. 26) und 
Innerberg (18. 8. 53) bei Badenweiler, 55’ von Lehen (22. 6. 26) und 
Oberweiler (26. 9. 25). Dasselbe gilt für 2 Q2 von Sulzburg (24. 7. 26, 
K. Strohm leg.) und Hopfengarten (3. 7. 25, L. Balles leg.) und 1 
von Lehen (22. 6. 26, K. Strohm leg.) der Sammlung des Autors. 


2. Prosopis (Hylaeus) annulata (Linnaeus 1758) (borealis |Nyl. 1852]). 


F.K. Stöckhert (1954 S. 21) hat diese Art (außer für das deutsche 
Alpengebiet) auf Grund der Angaben von A. Möschler (1938 S. 267) 
für Ostpreußen (Rossitten) verzeichnet. InMöschlers Sammlung (jetzt 
im Zool. Museum Berlin) fand ich die 2 von ihm genannten Stücke. Von 


30 


diesen gehört jedoch das 2 von Rossitten (26. 7. 28) zu Pros. gibba (S. 
Saund. 1850) (genalis |Thoms. 1872]) und das 5 von Schreitlaugken') 


(6. 7. 33) zu Pros. (Pros.) vallei Niemelä 1947. 

Ich halte es indessen nicht für ausgeschlossen, daß die boreoalpine 
annulata, wie viele andere Arten dieses Verbreitungstyps, auch in Nord- 
deutschland hier und da vorkommt. Ich besitze 1 Q 1 5 mit der ge- 
druckten Herkunftsangabe „Berlin“, die ich vor vielen Jahren von der 
Firma O. Staudinger & A. Baug-Haas erhalten habe. Verbürgt ist 
diese Herkunft zwar nicht, sie kann aber trotzdem stimmen, denn bei 
Berlin ist z. B. auch die boreoalpine Faltenwespe Odynerus alternans 
Zett. gefunden worden. Andererseits bin ich davon überzeugt, daß es sich 
bei den von R. Dittrich (1903) für Schottwitz und Schebitz bei Breslau 
gemeldeten Funden von annulata, auf die F. K. Stöckhert 1933 ver- 
wiesen hat, um Fehlbestimmungen oder um Einschleppungen aus dem 
Riesengebirge gehandelt hat. 


3. Prosopis (Hylasus) nivalis (F. Mor. 1867). 


E. Enslin fand diese hochalpine Art auch neuerdings wieder bei 
Oberstdorf (1 5, 18. 7. 59, coll. m., das an Geranium silyaticum saugte). 


4. Prosopis (Spatulariella) punetata (Brulle 1822). 


Br. Pittioni hat 1950 nachgewiesen, daß J. D. Alfken von punctata mehrere 
dieser zwar sehr ähnliche, aber selbständige süd- und südosteuropäische Prosopis- 
Arten nicht unterschieden hat, und hat diese Arten daselbst beschrieben. indem 
er gleichzeitig die Untergattung Spatulariella Popov 1931 (Subgenerotypus: 
Hylaeus hyalinatus Smith 1843) zur Gattung erhoben und sie in verschiedene 
neue Untergattungen zerlegt hat, von denen Platyspatulariella Pitt. 1950 punc- 
tata als Subgenerotypus erhalten hat. 

Hiervon interessiert an dieser Stelle nur die Frage, zu welcher von 
diesen Arten die aus Süddeutschland, zumeist auf Grund Alfken’scher 
Determinationen, von L. Balles, H.Leininger,K. Strohm und A.R. 
Paul gemeldeten „punctata Br.“ gehören. Ich habe solche aus der Samm- 
lung von K. Strohm (Burgberg, Bohl und Schneckenberg bei Freiburg, 
Innerberg bei Badenweiler, Hecklingen und Waldkirch) und von A. R. 
Paul gefangene Stücke (insbes. die von F. K. Stöckhert 1954 S. 23 
näher bezeichneten) untersucht und kann bestätigen, daß es sich in allen 
Fällen um die echte punetata Brull& handelt. 


Il. Gattung Halietus Latr. 1804. 


Halictus (Evylaeus) griseolus (F. Mor. 1872). 

Unter den von K. Bleyl (Oranienbaum) im Sommer 1958 bei Franken- 
hausen am Kyffhäuser gesammelten Bienen fand ich 1 @ dieser Art, das 
er am 10. 8. 1958 am „Kosackenstein“ an Heidekrautblüten gefangen hat. 
Das ist der erste Nachweis diese pontomediterrranen Art nördlich des 
Mains, eine Parallele zu Andrena tscheki F. Mor. 1872 und Andr. granu- 
losa Per. 1902 (enslini Alfk. 1921), die das bisher einzig entdeckte Vor- 
kommen in Deutschland nördlich vom Main ebenfalls ganz isoliert am 
südlichen Kyffhäuser bei Frankenhausen haben. (Wahrscheinlich wird 
nun auch Halictus |[Evylaeus] glabriusculus |F. Mor. 1872] an dieser 
Stelle noch nachgewiesen werden.) 

') So hieß bis 1945 ein Gut, das im südl. Memelgebiet 6 km NO Ragnit am 
Östhang des 75 m hohen „Kapellenberges“ liegt. 


3i 
III. Gattung Rophites Spin. 1808. 


Rophites quinquespinosus Spin. 1808. 


Die von J. D. Alfken 1913 S. 149 und von A. Möschler 1938 S. 276 
gemeldeten und von F. K. Stöckhert 1954 S. 44 erwähnten ostpreußi- 
schen Rophites, die dort als quinquespinosus bezeichnet sind, gehören. 
wie die Untersuchung der Belegstücke ergab, nicht zu dieser, sondern zu 
einer mit ihr verwechselten neuen Art, die ich in einer demnächst abge- 
schlossenen Gesamtbearbeitung der Gattungen Rophites Spin. und Rho- 
phitoides Scheck. 1859 unter dem Namen Rophites möschleri beschreibe. 
Sie kommt ferner in der Oberlausitz (Weißenberg östlich von Bautzen: 
1 7 leg. coll. Chr. Hoffmann-Würzburg). bei Landsberg a. d. Warthe 
und in Schlesien sowie in Osteuropa vor. Ihr gehören auch die schwedi- 
schen Rophites aus der Provinz Schonen an. die C. G. Thomson 1872 
irrtümlich für quinquespinosus gehalten hat, — aus seiner Sammlung 
(Mus. Lund) lagen mir 3 22 3 Jo’ vor. 


IV. Gattung Andrena Fabr. 1775. 


1. Andrena apicata Sm. 184”. 


Von dieser in Deutschland anscheinend nur lokal und spärlich vor- 
kommenden Art fand ich in einer von Dr. A. Petry (Nordhausen) hinter- 
lassenen Apiden-Sammlung 3 °2, die er bei Rottleben am Kyffhäuser 
gefunden hat (7. #. 28, 27. 4. 29 und 23. 4. 30). 

Falls ein weniger Geübier ein O-apicate mit Hilfe des Andrena-Schlüssels von 
E. Stöckhert im Schmiedeknecht 1930 bestimmen will. kann er leicht 
aus Leitziffer 43 nach Leitziffer 44 geraten. denn von den Angaben über die Art 
der Hinterleibsbehaarung passen die nach Ziffer 44 weisenden weit eher auf api- 
cata als die nach Ziffer #5 weisenden. (Wenn E. Stöckhert aficata in Ziff. 45 
gestellt hat, so jedenfalls deshalb, um sie besser gegen die mit ihr früher zusam- 
mengeworfenen 4. batava Per. abgrenzen zu können, die in Ziffer 44 nicht unter- 
zubringen gewesen wäre. Ähnliches gilt für das Artenpaar 4. varians [K.] und 
A. lapponica Zett.) Es empfiehlt sich deshalb, in Leitziffer 44 den Hinweis .NB. 
Vgl. auch A. Tscheki Mor. (Nr. 65)“ durch den Zusatz „und 4. apicata Sm. 
(Nr. 93)“ zu ergänzen. 


2. Andrena danuvia E. Stöckh. in Pittioni 19%. 


Ich kann mich nicht dazu verstehen. in danuvia, von der ich dem 
Autor Belegstücke (Paratypoide) verdanke. eine eigene Art zu erblicken, 
sondern möchte sie nur als eine Unterart von eineraria (L. 1.56) bewer- 
ten. Der sehr entwickelte stahlblaue Schimmer der Tergite bei danuvia 
gegenüber dem fast rein schwarzen Ton. den nordische und norddeutsche 
Individuen von cineraria zu haben pflegen, ist eine Parallele mit der 
regionalen Abänderung des Tergitkolorits, die bei Osmia atrocoerulea 
Schill. 1848 (panzeri F. Mor. 1869) zwischen norddeutschen und süd- 
deutschen Exemplaren sehr bemerkbar ist. Was die morphologischen Un- 
terschiede betrifft. die der Autor in seinem Bestimmungsschlüssel a. a. O. 
anführt, so leidet die Gegenüberstellung daran, daß nicht angegeben ist, 
woher das Vergleichsmaterial an eineraria stammte und wie umfangreich 
es war: wenn von eineraria ebensoviel hunderte Individuen untersucht 
würden, wie von danuvia vorgelegen haben, so glaube ich. daß sich die 
angegebenen Unterschiede stark verwischen würden. 


Fortsetzung folgt 


Kleine Mitteilungen 


90. Kleine Beobachtungen über Denops albofasciatus Charp. 


Gelegentlich einer Spanienreise im Frühjahr 1959 fand ich am 7. V. in der 
Nähe von Cambrils, Prov. Barcelona. abgestorbene Äste an einem Johannisbrot- 
baum (Ceratonia siligua L.), welche ich untersuchte. Dabei entdeckte ich einen 
sehr schlanken, schwarz-weiß-rot gefärbten Cleriden, der sich als Denops albo- 
Jasciatus herausstellte und der auf den Zweigen herumlief und in kreisrunde 
Bohrlöcher schlüpfte. Als ich dann Zweige brach, um herauszubekommen, von 
wem die Bohrlöcher angelegt. worden waren, fand ich im Innern den Bostrychi- 
den Sceobicia pustulata F., auf den Denops albojasciatus Jagd machte. Da ich 
leider nur wenig Zeit auf den Fang der genannten Tiere verwenden konnte, 
nahm ich einige tote Zweigstücke mit. Diese ergaben im Frühjahr 1960 noch eine 
\nzahl von Beobieta pustulata und am 21. IV. 60 noch ein Exemplar von Denops. 
Sogar am 11. und 31. I. sowie am 23. IL. 1961 schlüpfte noch je 1 Exemplar von 
Denops albojasceiatus. Damit scheint mir erwiesen, daß sich die Larven zum min- 
desten vorwiegend von den Larven von Scobicia pustulata ernährt haben müssen. 
Zu meiner besonderen Überraschung aber erhielt ich aus den Zweigen außer- 
dem noch ein Exemplar des Bostrychiden Trogozylon impressum “Com. und 
zwei Anthribiden, Blaberus eurtirostris Ray. Der Fund von Denops ist auch des- 
halb interessant, weil Dr. F. Espanol in seiner Arbeit „Los Cleridos de Cata- 
luna y Baleares“ (Publ. Inst. Biol. Apl. XXX, 1959, Barcelona) schreibt, daß er 
kein Exemplar von Denops albojasciatus von der spanischen Halbinsel kennt, 
wo er aber seiner Meinung nach sicher vorkommen wird. Mit diesem Fund ist es 
mir gelungen, seine Ansicht zu bestätigen. Für freundliche Bestimmungshilfe 
danke ich den Herren Dr. F. Espanol und R. Frieser. 

Dr. H. Freude 


91. Anthobium torquatum Marsh. 


In meiner Arbeit über „Die in Bayern nachgewiesenen und zu erwartenden 
Anthobium-Arten“ (Entomol. Blätter, 53. 1957, p. 100—113) hatte ich fest- 
stellen müssen, daß alle mir nachprüfbaren Meldungen von A. torquatum Marsh. 
auf Fehlbestimmungen beruhten. Nun brachte ich gelegentlich einer gemeinsamen 
Exkursion mit hiesigen Sammelkollegen (Witzgall, Hain, Frieser und 
Brandl) in das Sandgebiet aus der Gegend von Mainburg 4 Exemplare der Art 
mit, welche ich von Besenginster (Sarothamnus) kätscherte. Da ich die Art im 
Frühjahr 1959 in den Sevennen bei St. Flour ebenfalls von einer Ginsterart mit- 
brachte, scheint das Vorkommen von A. torgquatum irgendwie an Ginsterarten 
gebunden zu sein. Ich möchte das Augenmerk der Coleopterologen auf diesen 
Umstand lenken und um Mithilfe bei der endgültigen Klärung dieser Frage bitten. 


Dr. Heinz Freude, München 19, Menzinger Sir. 67 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 27. Februar 1961 


Vorsitz: Prof. Dr. h. ce. F. Skell. 

Anwesend: 28 Mitglieder, 3 Gäste. 

Ks wurden interessante Funde und Zuchtergebnisse aus dem abgelaufenen Samı- 
meljahr vorgezeigt und besprochen, wobei folgende Herren Material vorlegten 
bzw. ihre Erfahrungen mitteilten: H. Breitschafter, E.G. Danckwardt. 
F. Daniel, L. Hinterholzer, Dr. E. Reissinger, W. Schmidt, Prof. 
Dr. R. Skell, A. Ströbl, W. Teichmann, J. Woltsberger 


Berichtigung 


In dem Artikel „Yponomeutiden aus Bayern und den angrenzenden nördlichen 
Kalkalpen (Lep.)“ von G. Friese im Nachrichtenblatt Nr. 12/1960 muß es auf 
p. 115 bei Kessleria saxifragae (Stt.), 2. Zeile (hinter dem Punkt) richtig heißen: 

Alle Angaben, die über das Vorkommen von saxijragae im Botanischen Garten 


in München gemacht wurden, beziehen sich auf alpicella, s. Bemerkungen dort. 


0510543 
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In“, 


| NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Straße 67 
Postscheekkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. April 1961 Nr. 4 


Longitarsus longiseta Wse. im Bayerischen Wald 
(Col., Chrysomel., Haltieinae) 


Von Lilly Wachnitz 


Die durch ihre auffallend langen Wimperhaare an den Flügeldecken- 
enden charakteristische Haltieinen-Art Longitarsus longiseta Wse. gilt 
nach Heikertinger als sehr selten. A. Horion gibt sie für Deutsch - 
land nur aus Schlesien, S.-Brandenburg, Bayern, Franken und der Pfalz 
an und bezeichnet sie als dortselbst nicht allgemein verbreitet und sel- 
ten auftretend. Dr. J. Madar, Prag, der die Haltieinen der Tschechoslo - 
wakei bearbeitet und dem ich für seine Anregung, stets wertvollen Rat, 
sowie für manche freundliche Bestimmungsüberprüfung zu danken habe, 
konnte Longitarsus longiseta Wse. an der tschechischen Seite unseres 
Hauptgebirgszuges — im Böhmerwalde — überhaupt nicht feststellen. 
K. H. Mohr, Halle, schrieb mir freundlichst auf meine Anfrage: „Lon- 
gitarsus longiseta Wse. ist in unserem Gebiet hier durchaus eine Selten - 
heit. Aus der Umg. Halle ist er garnicht bekannt. Ich habe nur zwei 
Tiere gesehen, von denen das eine Herr Dorn aus Leipzig in der Dübe- 
ner Heide gefunden hat. Das andere Exemplar fing ich, unabhängig 
davon und ohne Kenntnis des ersten Fundes, an der gleichen Stelle. Es 
handelte sich um einen schmalen Wegrain neben einem Kiefernwalde 
in sehr dürftigem Gebiet, dessen Untergrund zumeist aus Sand und Moor 
besteht.“ — A. Warchalowski, Schweidnitz, berichtet über diese Art 
in seiner Arbeit über den heutigen Longitarsus Latr.-Faunenbestand 
Schlesiens: „Eine sehr seltene Art, welche in der Ebene vorkommt; Ger - 
hardt (1892) und später Kolbe (1927) geben sie aus Legnica an. Ich 
habe diese Art bei Sulow 18. VIII. 1948 und in Kepno 14. VIII. 1951 je 
ein Exemplar gefunden.“ 

Um so beachtenswerter erscheint daher die relative Häufigkeit von 
Longitarsus longiseta Wse. im Gebiete des Bayerischen Waldes und zwar 
auf den kurzgrasigen Waldwiesen in besonders sonniger und windge- 
schützter Lage. Im Verlaufe der letzten drei Sommer konnte ich die Art L 
in den folgenden Landkreisen des Mittleren und Unteren Bayerischen 
Waldes feststellen: im ganzen Gebiet des Landkreises Grafenau, häufig 
und bis zu einer Höhenlage von 1040 m (Waldhäuser am Lusen) über dem 
Meeresspiegel; ferner Bodenmais, Lkr. Regen, 695 m; Chamerau, Lkr. 
Kötzting, 450 m; Freyung, Lkr. Wolfstein, 770 m; Vornholz bei Passau, 
395 m. Für den letztgenannten Fundort wäre zu erwähnen, daß er, ob- 


nr. 
en, 


{ 


SMITHSONIAN inc 
ınstirurion MAR 22 1962 


34 


wohl am rechten Donauufer gelegen, geologisch durchaus zum Bayeri- 
schen Walde gehört, da die Donau bei Passau das Urgesteinsmassiv unse- 
res Mittelgebirges durchbricht. 

Die Biotope von Longitarsus longiseta Wse. befinden sich im Bayeri- 
schen Walde sowohl an trockenen Hängen mit kümmerlichem Pflanzen - 
wuchs, Waldrändern, Feldrainen und auf Ödland, doch auch auf feuchten 
Waldwiesen und an Quellaustritten. Stets aber scheint gute Besonnung 
und Windschutz Vorbedingung zu sein. Alle präparierten Stücke wiesen 
mehr oder minder reduzierte Hautflügel auf, so daß eine Flugfähigkeit 
nicht in Frage kommt, es könnte aber möglich sein, daß die langen ‚Wim- 
perhaare auch die Sprungmöglichkeit bei heftigerer Luftbewegung un- 
günstig beeinflussen und daher Gebiete, die der Windeinwirkung aus- 
gesetzt sind, gemieden werden. Auf kultivierten und kunstgedüngten 
Wiesen konnte die Art nie festgestellt werden, diese weisen überhaupt 
einen äußerst dürftigen Haltieinenbestand auf. — Longitarsus longiseta 
Wse. ist bereits im April anzutreifen und tritt weiterhin den ganzen Som- 
mer über und bis in den Spätherbst hinein aui, wobei neben ausgereiften 
Tieren auch immer wieder weiche Jungtiere vertreten sind. Mengen- 
mäßig kann man das Auftreten dieser Art freilich nicht mit dem von 
Longitarsus luridus Scop. vergleichen, der an denselben Biotopen vor- 
kommt und im Spätsommer oder Herbst in den Käscherfängen domi- 
niert. An den entsprechenden Biotopen findet man aber mit Sicherheit 
stets einige Exemplare von Longitarsus longiseta Wse. in einem jeden 
Fang. 

Es lag nahe, sich um die Nährpflanzen dieser interessanten Haltieinen - 
art zu bekümmern und Fütterungsversuche anzustellen. Dieses wurde be- 
sonders dadurch erleichtert, als unter dem Pflanzenbestand der Biotope 
von L. longiseta Wse. sich stets einige bestimmte Pflanzen wiederfanden. 
Es waren dieses: der Spitzwegerich (Plantago lanceolata L.), Weißklee 
(Trifolium repens L.) und besonders an trockenen und dürftigen Stellen 
auch der Wiesen-Augentrost (Euphrasia pratensis Fries.). Die beiden 
erstgenannten Pflanzen wiesen stets zahlreiche aber unterschiedliche 
Fraßspuren auf. Diese drei Pflanzenarten wurden zu den Fütterungsver- 
suchen herangezogen. Am 13. 4. 1960 wurden 4 frischerbeutete Tiere 
paarweise in geräumige Glasröhrchen (Korkverschluß) untergebracht. 
Paar | erhielt als Nahrung Euphrasia pratensis, Paar Il hingegen Trifo- 
lium repens. In keinem Falle wurden die Pilanzen angenommen. Am 
14. 4. wurde beiden Paaren Plantago lanceolata vorgelegt und sofort an- 
genommen. Mit größter Emsigkeit iraßen die Tiere länglich-ovale Löch- 
lein bis zu Käfergröße durchgehend in die Blätter, in Richtung der 
Längsachse derselben. Nun wurden die Spitzwegerichblätter täglich er- 
neuert und immer sofort angenommen. Während Paar I, das sich als 250 
erwies, wohl gut fraß aber überaus flüchtig war und beim Wechseln der 
Nahrungspflanze stets auszubrechen versuchte, verhielt sich das Paar Il 
sehr ruhig, war fast täglich in copula anzutreffen und am 18. 4. konnten 
die drei ersten ovalen, rötlich-orangen Eierchen festgestellt werden. Sie 
hafteten an einem Spitzwegerichblatt. Am 22. 4. wurde beiden Paaren 
Plantago media und Plantago major Blätter vorgelegt. Beide Pflanzen 
wurden leicht benagt, doch tinden sich nicht die charakteristischen ova- 
len Löchlein als Fraßspuren, weshalb künftig nur Spitzwegerich verfüt- 
tert wurde, auf den die Tiere, bei gleichzeitiger Gabe aller drei Wege- 
rich-Arten, sofort überwechselten. Bei Paar II konnte bis zum Abbruch 
der Fütterungsversuche am 29. 4. insgesamt 17 abgelegte Eier gezählt 
werden. Sie hafteten in Gruppen zu zwei, drei und vier Stück zumeist an 
den Blättern der Futterpflanze, dazwischen aber auch an den Wänden 
des Glasröhrchens, was iraglos nicht den natürlichen Gegebenheiten ent- 


39 


sprach. Das Übertragen des Paares Il mitsamt der Eier in ein größeres 
Glasgetäß, in das eine Spitzwegerichpflanze in Erde eingesetzt war, ge- 
lang zwar gut, führte aber infolge der hohen Luftfeuchtigkeit zu Schim- 
melbildung, die eine Aufzucht vereitelte. Die Fütterungsversuche wurden 
mit frischen Tieren im Laufe des Sommers mehrfach wiederholt. Das 
Ergebnis ändert sich nicht, stets blieb der Spitzwegerich die hauptsäch - 
liche Nahrungsptlanze, während der Große- und Mittlere-Wegerich nur 
in sehr geringem Maße angenommen wurden. Eine Eiablage konnte nicht 
mehr beobachtet werden. 

Somit kann Plantago lanceolata L. als normale Nährpflanze des Longi- 
tarsus longiseta Wse. angesehen werden. Da aber auch Plantago major L. 
und P. media L. (wenn auch nur in geringem Maße) angenommen wur- 
den, so können wir von einer Öligophagie des Longitarsus longiseta Wse. 
hinsichtlich dieser drei Wegericharten sprechen. — Es gelang auch im 
Laufe des Sommers und bis in den Spätherbst hinein an unseren kurz- 
‚rasigen Bergwiesen, die reichlich Spitzwegerich mit den typischen ovalen 
Fraßspuren aufwiesen, stets Tiere der genannten Art zu erbeuten. Viel- 
leicht erweist es sich bei entsprechendem Vorgehen auch in anderen Ge- 
genden, daß diese Longitarsus-Art weit weniger selten ist, als man es 
bisher angenommen hat. Nach den hiesigen Feststellungen aber könnte 
man zur Ansicht gelangen, daß der vielerorts noch urtümliche Bayeri- 
sche Wald ein Refugium für diesen Kulturflüchtling darstellt. 


Schriftenverzeichnis 


Heikertinger, F., Resultate fünfzehnjähriger Untersuchungen über die 
Nahrungspflanzen einheimischer Haltieinen. Entomol. Blätter, 20. Jahrg. 
1924, S. 214— 224; 21. Jahrg. 1925, S. 10—19, 81—92, 119—131, 155 bis 
163; 22. Jahrg. 1926, S. 1—9, 49 —62. 

Horion, Ad., 1951, Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas. Bd. II. 

Reitter, E., 1912, Fauna Germanica. Bd. 4. 

Warchalowski, A., 1959. Einige Bemerkungen über die Methoden zur Be- 
stimmung der Nährpflanzen von Halticinae (Col., Chrysomelidae). Bulletin 
Entomologique de la Pologne. Bd. XXIX, Nr. 11, S. 171—178. 

— — 1960. Der heutige Longitarsus Latr.-Faunenstand Schlesiens (Coleoptera, 
Chrysomelidae). Bulletin Entomologique de Pologne. XXX. Bd., Nr. 8, 
S. 109—131. 


Anschrift der Verfasserin: 


Dr. Lilly Wachnitz, Grafenau/Bayer. Wald, Lusenstr. 139 


Neues oder Wissenswertes über mitteleuropäische 
Aculeaten und Goldwespen IV 


Von Paul Blüthgen 
(Fortsetzung) 


3. Andrena simillima Sm. 1851. 


Von dieser aus Deutschland nur von sehr wenigen Orten gemeldeten 
Art fand ich in der Petry’schen Sammlung 3 92: 2 vom Kosackenstein 
bei Frankenhausen (31. 7. 22; 8. 8. 28 an Scabiosa suaveolens) und 1 von 
der Höhe „Neunhügel“ nördlich Roßleben/Unstrut (18. 7. 29 an Thymus). 

Ich besitze 1 © simillima englischer Herkunft (Branscombe, Devon, 
24. 7.29), das ich R. C.L. Perkins verdanke. Bei diesem ist die bürsten- 
artig aufrechte feine Behaarung des 2. bis 4. Tergits (vor der Endbinde) 
durchweg blaß graugelblich, ohne Einsprengung schwarzer Haare. Bei 


36 


den 3 hiesigen 99 ist diese Behaarung auf dem 4. Tergit total schwarz, 
auf dem 3. Tergit bei dem Roßlebener 9 gelblich (wie die des 2. Tergits), 
von den 2 99 vom Kosackenstein bei dem vom 31. 7. 22 seitlich, bei dem 
vom 6. 8. 28 total dunkelbraun. In der sonstigen Färbung und in der 
Skulptur stimmen die hiesigen 3 22 mit dem englischen Belegstück völ- 
lig überein. 

Ob der angegebenen Verschiedenheit etwa subspezifischer Wert zu- 
kommt, läßt sich nur anhand von viel mehr Vergleichsmaterial entschei- 
den. 

Simillima-2 unterscheidet sich von nigriceps (K.) 2 (worauf schon 
Perkins 1919 S. 298 hinweist) und von bremensis Alfk. 2 sofort durch 
die weißliche Behaarung des Gesichts und der Schläfen, die auf der Stirn 
und dem oberen Teil der Schläfen etwas gelblich getönt ist, — bei den 
beiden Vergleichsarten dunkelbraun, auf dem Gesicht bei älteren Stük- 
ken mit fuchsig verblichenen Haarspitzen, — und durch die leuchtend 
schneeweiße Behaarung der Schenkelringe III und der Unterseite der 
Schenkel Il und III — bei den beiden Vergleichsarten ist sie trübe bräun- 
lichweiß bis blaßbraun; in der Skulptur der Tergite weicht sie von nigri- 
ceps nicht wesentlich, von bremensis dagegen sehr deutlich ab. 


4. Andrena bremensis Alfk. 1900. 


Als Lectoholotypus habe ich 1 9 coll. Alfken (jetzt im Zool. Museum 
Berlin) von Baden bei Bremen (4. 8. 93 an Jasione, Autor leg.) be- 
stimmt, das der Autor auf dem Bestimmungzettel als „Type“ bezeichnet 
hat. 

Diese Art unterscheidet sich von nigroceps und simillima gut durch 
die Skulptur der Tergite: diese sind nur ganz oberflächlich chagriniert 
(25x nur in gewisser Beleuchtung deutlicher), deshalb glänzend — bei 
den beiden Vergleichsarten sehr deutlich chagriniert und dadurch nur 
seidig matt —, ihre Punktierung ist mäßig dicht, fein aber deutlich — 
bei den Vergleichsarten etwas zarter und viel dichter, weshalb sie bei 
diesen auch dichter behaart sind als bei bremensis. 

In coll. Petry fand ich 1 2 von Nordhausen (Steinberge) (30. 8. 26 an 
Tanacetum) und 1 9 von Oberrißdorf bei Eisleben (13. 8. 29). 


Wenn übrigens F. Morawitz 1866 (Horae soc. ent. Ross., 3, S. 68) von 
„simillima Sm.“ 99 nach Stücken aus der Umgebung von Leningrad sagt: „Der 
Kopf ist dunkel rotbraun behaart, der Thorax blasser“, so schließt das simillima 
geradezu aus und paßt weit eher auf bremensis. 


5. Andrena marchica Alfk. 1939. 


Nach F. K.Stöckhert 1954 (S. 29 Anm. zu Nr. 91) hat H. Bischoff 
den Holotypus dieser von Alfken 1939 S. 28—30 beschriebenen Art für 
identisch mit nigriceps (K.) 9 erklärt. Ich habe den Holotypus (Groß- 
Machnower Weinberg, 6. 8. 33, Bischoff S. G.) und von den Paratypoi- 
den 2 weitere 99 von demselben Fundort (2. 8. 22 und 6. 8. 33, Bischoff 
S. G.) und das 9 von Schmarden (Kurland) (W. Grünwaldt leg. 
31. 7. 27) untersucht. Ich stimme Bischoff in der Beurteilung des Holo- 
typus zu; auch das andere @ vom 6. 8. 33 und das @ von Schmarden sind 
unverkennbare nigriceps, während das 2 vom 2. 8. 22 zu bremensis ge- 
hört. An anderer Stelle (Stettin. Ent. Ztg., 103, 1942, S. 87) habe ich be- 
reits mitgeteilt, daß die 2 von mir bei Stolp und bei Köslin gesammelten 
99, die Alfken a. a. O. zu marchica gestellt hat, zweifellos nigriceps 
sind. (Die Untersuchung weiterer Paratypoide erübrigte sich.) 

Übrigens ist festzustellen, daß weder beim Holotypus noch bei einem 
anderen der genannten 92 der Samtstreifen neben den Augen gelbbraun 
ist, wie der Autor sagt, sondern er ist tief schwarz wie bei nigriceps. 


V. Gattung Coelioxys Latr. 1809. 


1. Coelioxys obtusispina Thoms. 1872. 


Diese von Thomson in beiden Geschlechtern nach wenigen Exempla- 
ren aus Gotland beschriebene Art ist für die Entomologen, deren einzige 
Erkenntnisquelle der Schmiedeknecht 1930 od. der Brohmer-He- 
dicke 1930 ist, ein unbekanntes Insekt, da sie dort in den Bestimmungs- 
schlüsseln für die Gattung Coelioxys nicht erwähnt ist. Es ist das Ver- 
dienst des Schweden Stellan Erlandsson, in einer sehr gründlichen 
und ausgezeichnet bebilderten Arbeit über die schwedischen Coeliorys- 
Arten (Opusc. Ent. 20, 1955, S. 174—191) obtusispina wieder zu ihrem 
Recht verholfen zu haben. Diese Art ist außer auf Gotland (an verschie- 
schiedenen Orten) inzwischen auch auf dem schwedischen Festland in 
den Provinzen Skane (bei Hälsingborg), Östergötland (bei Motala) und 
Uppland (bei Uppsala) aufgefunden worden. Welchen Wirt sie hat, ist 
noch unbekannt. Wegen der Übereinstimmung darin, daß bei obtusispina 
‘JQ die Sporen der Hinterschienen abgestumpft sind wie der äußere 
Sporn bei Megachile lapponica Thoms., könnte man vermuten, daß lap- 
ponica es wäre, wenn nicht der Größenunterschied (14 mm bei obtusi- 
spina und 11—12 mm bei lapponica) das unwahrscheinlich machen wür- 
de. 

Da es immerhin nicht ganz ausgeschlossen ist, daß obtusispina auch in 
Deutschland vorkommt, halte ich es für nützlich, die deutschen Hyme- 
nopterologen auf sie aufmerksam zu machen: 

Nach Thomson stimmt sie in Körperform und Größe mit Coelioxys 
conoidea (Ill.) (vectis Curt.) überein. Nach Erlandsson „wirkt sie bei 
flüchtiger Betrachtung wie eine großgewachsene elongata“. Er unter- 
scheidet obtusispina und elongata so: 


Q 

7. Tergite 2—5 am Endrand mit ganzer weißer Binde; Sporen der Hinterschie- 
nen heil - 
— Tergite 2—4 am Endrand mit + unterbrochener Binde, die wie Seiten- 
flecke hervorstehen : 

8. Sporen der Hinterschienen spitz. 4. Sternit (und die Seiten des 3. Tergits) 
dicht punktiert, matt und fein behaart. 6. Tergit an der Basis matter, dichter 
und gröber punktiert als bei acuminata, Spitze des 6. Sternits breiter als bei 
dieser. elongata Nyl. 
— Sporen der Hinterschienen stumpf. 4. Sternit (wie das 3.) glänzend und 
ganz grob punktiert. 6. Sternit länger, breiter und kräftiger abwärts gebogen 
als bei elongata. ca. 14 mm. obtusispina Thoms. 

9. acuminata Nyl. und mandibularis Nyl. 

4 
Das 5' gehört zu der Artengruppe, bei denen der Endrand des 4. Sternits 
nicht mitten + deutlich ausgekerbt sondern vollständig abgerundet ist, die 
Sporen der Hinterschienen braungelb bis braun gefärbt und die 4 inneren 
Dornen des 6. Tergits höchstens an der Basis zusammengewachsen sind. Er - 
landsson unterscheidet so: 

7. 2. Tergit mitten mit einer schwach glänzenden, punktierten Grube. 3.—5. 
Sternit mitten in einem schwach chagrinierten, spärlich punktierten Fleck. 
Oberkiefer nahe der Spitze mit einer glänzenden Anschwellung, die sich wie 
ein schwacher Kiel in dem mittleren Zahn fortsetzt. Sporen der Hinterschie- 


nen braun. lanceolata Nyl. 
— 2. Tergit an jeder Seite mit einer Grube. 3.—5. Sternit in der Mitte nicht 
chagriniert. Oberkiefer ohne glänzenden Kiel. 8. 


6. 1.—4. Tergit mit mitten unterbrochener weißer Binde, 5. und 6. Tergit haar- 
los. Die Gruben des 2. Tergits etwa 3X so lang wie breit. 
mandibularis Nyl. var. 


us 
[e) 


— 1.—5. oder nur 2.—5. Tergit mit nicht unterbrochener Binde, 6. Tergit 
an der Basis behaart. 9, 
9. Sporen der Hinterschienen gerade, mit stumpfem Ende. 2. Tergit ven den 
großen, querliniierten Seitengruben mit dichter, aschgrauer Befilzung, 2. bis 
4. mit mitten fast unterbrochenen weißen Binden. 5. Sternit mit großem, 
stumpfem Seitenzahn; 2.—3. Sternit mit breiten, schneeweißen Binden, 
4. Sternit mit mitten unterbrochener Binde. ca. 14 mm. obtusispina Thoms, 
— Sporen der Hinterschienen spitz. 10. 
10. elongata Nyl. und acuminata Nyl. 


2. Coel. lanceolata Nyl. 1852. 


Von dieser hei Megachile nigriventris Schek. schmarotzenden, auch aus 
dem deutschen Alpengebiet nachgewiesenen Art, von der bisher nur das 
9 bekannt war, hat Erlandsson in der vorgenannten Arbeit das 5 be- 
schrieben. Man vergleiche den vorstehenden Schlüssel. 


3. Coel. elongata Lep. 1841, Coel. acuminata Nyl. 1852 und Coel. mandi- 
bularis Nyl. 1852. 


Daß diese Arten nicht nur Formen einer Art sind, wie irrtümlich 
Perez, Dusmet und E. Stöckhert angenommen haben (vgl. F. K. 
Stöckhert 1954 S. 54 bei elongata), wird durch die Verschiedenheit des 
männlichen Kopulationsorgans überzeugend bewiesen (vgl. Erlandsson 


a4. 0.8172). 


B. Sphecidae 
Gattung Psenulus Kohl 1896. 


Die von nomenklatorischen Fanatikern eingeführte Anwendung des Gattungs- 
namens Diodontus Curtis 1834 anstelle von Psenulus zeugt von so geringem Fin- 
gerspitzengefühl für die Belange der Praxis, daß ich mich nicht dazu entschlie- 
ßen kann, sie mitzumachen. (Wer sich für diese Angelegenheit interessiert, lese 
darüber nach in „The generic names of Brit. Insects, Part 5: The generic names 
of the Brit. Hymen. Aculeata, with a check list of Brit. species“, London 1937, 
R. Ent. Soc. London.) 


Psenulus brevitarsis Merisuo 1937. 


In dem Bestimmungsschlüssel für die Gattung Psenulus, den ich 1949 
in Teil I S. 95 ff dieser Aufsatzreihe veröffentlicht habe, habe ich das $ 
dieser Art, das mir damals in natura noch nicht bekannt war, nur an- 
deutungsweise anhand der Beschreibung kennzeichnen können. Jetzt liegt 
mir ein vom Autor bestimmtes @ von Metsäpirtti aus dem Universitäts- 
museum in Turku (Nr. 4892) vor, das folgendes aufzeigt: 

Die Merkmale, durch die es sich von atratus (F.) (pallipes [Panz.]) 2 
unterscheidet, sind sehr subtil, und es kommt hinzu, daß ein Teil davon 
bei der recht beträchtlichen Veränderlichkeit der atratus-QQ in der 
Skulptur (die den Verdacht nahe legt, daß sich unter „atratus“ mehrere 
Arten verbergen) praktisch ausfallen kann. Folgende Einzelheiten sind 
mir wesentlich erschienen: 

1. Die Fühlergeißeln sind bei brevitarsis-9Q9 schlanker und merklich we- 
niger keulenförmig (das 9. Geißelglied ist, von vorn gesehen, unten nur 
ganz wenig kürzer als seine proximale Dicke, also annähernd quadra- 
tisch) — bei atratus-9Q sind sie ausgesprochen keulenförmig (das 9. 
Geißelglied unten nur kaum 3/, so lang wie proximal dick). Auch die 
Fühlerschäfte sind bei brevitarsis-2Q9 merklich gestreckter und distal 
weniger geschwollen. 


39 


2. Das Pygidialfeld ist (wie bei atratus) beiderseits durch nach oben di- 
vergierende kantige gerade Linien begrenzt, aber während es bei atra- 
tus eben ist, ist es bei brevitarsis im oberen Teil (schräg gegen das 
Licht gesehen) ganz schwach vertieft, und zwar erscheint diese Vertie- 
fung oben halbelliptisch abgegrenzt. 

3. Die Skulptur ist viel zarter, insbesondere sind die Chagrinierung und 
die Riefung so, die Punktierung deshalb stellenweise besser ausgeprägt 
und das Integument glänzender. Im einzelnen: 


brevitarsis Q 


Auf der oberen Hälfte der Stirn ist 
die Punktierung merklich schwächer, 
die Schrägstreifung weitläufig, schwach 
und undeutlich, die Fläche deutlich 
glänzend. 

Scheitel zwischen den hinteren Ne- 
benaugen und den Netzaugen und oben 
hinter letzteren glänzend, mäßig dicht, 
fein und deutlich punktiert, ohne Na- 
delrisse. 

Schläfen dicht und zart gerieft, die 
Riefen ohne deutliche Punkte. 


Punktierung des Mesonotums nur et- 
wa halb so stark und merklich zer- 
streuter; Mesonotum hinten vor dem 
Schildchen nur mit einem sehr schma- 
len Querstreifen zarter und oberfläch- 
licher Längsriefung. 

Rückwand des Mittelsegments nicht 
mitten netzartig gerunzelt, nur mit 
dichter, feiner Schrägstreifung. 


Mittelbrust trotz der sehr dichten 
Punktierung deutlich glänzend. 

Postpetiolus poliert, sehr spärlich 
und kaum bemerkbar punktiert, ziem- 
lich sparsam kurz behaart. 

Punktierung des 2. Tergits noch viel 
zarter, kaum merklich, zerstreuter. 

- Das halbelliptisch eingedrückte Feld 
des 2. Sternits ist schwächer chagri- 
niert und deutlich glänzender. 

Das 4. Sternit hat auf chagriniertem, 
schwach glänzendem Grunde eine dich- 
te, vor dem Endrand spärliche, winzi- 
ge, flache Punktierung. 

Befransung des 4. und 5. Sternits zar- 
ver: 

Außenseite der Schienen II viel kür- 
zer behaart: ihre Bedörnelung 25x 
kaum bemerkbar, auch die der Schie- 
nen III schwächer. 


atratus 9 


Punktierung daselbst stärker, die 
Schrägstreifung nadelrissig dicht und 
fein, die Fläche chagriniert und matt. 


Scheitel seitlich dicht quer nadel- 
rissig, die Punktierung dadurch un- 
deutlich, auch schwächer. 


Riefung der Schläfen deutlich stär- 
ker und weitläufiger, die Riefen ziem- 
lich dicht punktiert. 

Punktierung des Mesonotums stärker 
(wenn auch noch fein) und viel dichter; 
die distale Längsriefung, wenn auch 
noch schwach, deutlicher und sich wei- 
ter nach vorn erstreckend. 


Rückwand des Mittelsegments mit- 
ten mit > ausgedehnter, grober, weit- 
maschiger, netzartiger Runzelung, 
oberhalb dieser mit weitläufiger und 
gröberer Schrägstreifung. 
Mittelbrustgrund seidig matt. 


Postpetiolus weniger geglättet und 
weniger glänzend, reichlich winzig 
punktiert und dicht kurz behaart. 

Punktierung des 2. Tergits winzig, 
aber deutlich, ziemlich dicht. 

Das halbelliptische Feld ist chagriniert, 
fast ganz matt. 


Die Punktierung des 4. Sternits ist 
stärker ausgeprägt und merklich zer- 
streuter. 


Befransung des 4. und 5. Sternits grö- 
ber. 

Behaarung der Außenseite der Schie- 
nen II merklich länger, ihre Bedörne- 
lung 25X deutlich, auch die der Schie- 
nen III stärker entwickelt. 


In der rostgelben Färbung der Innenseite der Schienen I und der Tar- 
sen 1 bis III stimmen beide Arten überein, nur zeigt der Basitarsus II 
bei brevitarsis (immer?) proximal keine Bräunung, wir es bei atratus 
häufig der Fall ist. Die Kopfschildstruktur ist bei beiden ungefähr gleich. 

(Zur Vergleichung diente 1 © atratus coll. m. von Großjena bei Naum- 
burg/Saale, 12. 6. 1920.) (Fortsetzung folgt) 


+0 


Kleine Mitteilung 


92. Beobachtungen über Labidostomis longimana L. 


Über das Vorkommen dieser nicht häufigen Art steht in Reitters Fauna Ger- 
manica, Band IV vermerkt: „unsere häufigste Art, auf Weiden“. Ich konnte 1959 
und auch 1960 in der Gegend von Metting, im Gelände des ehemaligen Muni- 
tionslagers der Wehrmacht öfters dieses schöne Tier käschern. Ich streifte die 
Tiere von niederen Kräutern, wie sie auf Ödland vorkommen, ohne jedoch die 
Futterpflanze genau ausmachen zu können. Am 31. 7. 1960 sah ich durch Zufall 
in den Blüten von rotem Klee das metallisch-grüne Halsschild eines Tieres in der 
Sonne glänzen. Ich warf den Käscher weg und suchte die vereinzelten Blüten von 
Rotklee ab und konnte zu meiner Freude feststellen, daß kaum eine der Blüten 
von den Tieren nicht angeflogen war. Häufig befanden sich die Käfer in Kopula 
und ich fand sogar viele Blüten mit 2 Pärchen. Ferner habe ich — laut Reitter 
— die in der Nähe befindlichen Weiden sorgfältig abgeklopft, ohne jedoch ein ein- 
ziges Tier zu Gesicht zu bekommen. Der Fundort — der einzige bis jetzt hier in 
der Gegend ausgemachte — ist typisches Ödland, lehmiger Untergrund, starke 
Sonnenbestrahlung und im übrigen ein sicherer Fundort für Cicindela germanica, 
die ja bekanntlich auch ein ausgesprochenes Ödlandtier (Kulturflüchter) ist. 


Anschrift des Verfassers: 
Hans Schaeflein, Straubing, Gabelsbergerstr. 91a 


Entomologische Arbeitsgemeinschaft Nordbayern 


Tagungsort: Frühstücksraum der Stadtgärtnerei Fürth i. Bay., Stadtpark 6. 
Sitzungen nach Vereinbarung immer Dienstag 20.30 Uhr, Gäste nach Anmel- 
dung stets willkommen. 


10. Januar 1961. Herr Dr. Lutz Kobes, Erlangen, berichtet an Hand von 
Farblichtbildern und unter Vorlage der Ausbeute über seine Sammelreise nach 
Südtirol am 28. 8.—22. 9. 1960. Nachweis von 71 Lepidopteren-Arten. Den Zu- 
hörern kredenzte der Referent Südtiroler Wein, um die Wiedergabe seines Reise- 
erlebnisses in jeder Hinsicht plastisch zu gestalten. 


31. Januar 1961. Herr Professor Dr. Konrad Gauckler, Nürnberg, spricht 
mit Farblichtbildern über „Die Felsheide der Frankenalb, £loristisch und fau- 
nistisch betrachtet“. Der Vortrag fand reges Interesse, weil er in groß angeleg- 
ter Zusammenschau wohl die interessanteste Biozönose unserer engeren Heimat 


behandelte. 


28. Februar 1961. „Mit Fangnetz, Pinsel und Kamera“ war Herr Hans Schil- 
ler in der zweiten Julihälfte und anfangs August 1960 in den Lechtaler Alpen. 
(Namlos.) Darüber berichtete er mit Farblichtbildern, legte die Ausbeute vor 
(207 Arten einschl. Mikros) und zeigte Aquarelle, welche er auf dieser Reise ge- 
fertigt hatte. 


Am 13. Mai 1961 (Samstag) führt unsere Arbeitsgemeinschaft ihre Tagung in 
Pottenstein durch, um dort in der Felsheide zu leuchten. Interessierte Teil- 
nehmer aus dem oberfränkischen Raum sind willkommen und werden gebeten, 
sich in der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft, Fürth, Stadtpark 6, nähere 
Einzelheiten einzuholen. 


95.720543. 
nad 
Eng, 


4 


NACHRICHTENBLATT 


k der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Straße 67 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altöttinz. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. Mai 1961 Nr.,5 


Vorkommen und Verbreitung einiger schwierigerer 


Rhopaloceren-Arten in Nordbayern 


Von Günter Ebert 


I. Melitaea athalia Rott., britomartis Assm. und parthenie Bkh. 


Als ich vor einiger Zeit für Herrn Menhofer, Erlangen, dem Bear- 
beiter der „Nordbayerischen Falter-Fauna“ eine Liste der in unserem Ge- 
biet vorkommenden Rhopaloceren-Arten zusammenstellte, stieß ich dabei 
unvermittelt auf die etwas schwierigere Melitaea-Gruppe athalia-brito- 
martis-parthenie, die eine eingehendere Untersuchung notwendig machte, 
deren Ergebnis ich im I. Teil dieser Arbeit bekanntgebe. Der II. Teil 
bleibt dem auch bei uns aktuellen Maculinea alcon-rebeli-Problem vor- 
behalten. 

Das Vorkommen von Melitaea athalia Rott. und parthenie Bkh. im 
Nordbayerischen Raum ist längst bekannt. Erstere ist — das darf hier 
vorweg genommen werden — wohl über das gesamte Gebiet verbreitet 
und kann mit Recht zu den häufigsten Tagfaltern gezählt werden, wäh- 
rend parthenie mehr lokal auftritt, in manchen Gegenden sogar zu feh- 
len scheint. 

Anders verhält es sich mit Melitaea britomartis Assm.! Sie wurde erst 
in jüngerer Zeit endgültig als gute Art erkannt. Spuler z. B. führt sie 
noch als Form der aurelia Nick. (unserer heutigen parthenie Bkh.) auf, 
ein Irrtum, dem man auch im Seitz-Werk begegnet. Von britomartis 
berichtete nun der bekannte Melitaea-Spezialist Higgins (Trans. R. 
Ent. Soc. London 1955), daß sie westlich bis Erlangen verbreitet sei. Eine 
daraufhin vorgenommene Durchsicht des vorhandenen, mit athalia bzw. 
parthenie bezettelten Materials nach zunächst rein äußerlichen Unter- 
scheidungsmerkmalen bestätigte diese Beobachtung. Menhofer hat 
darüber in seinem Aufsatz „Interessante Falterfunde in Nordbayern“ 
(3. Beitrag) berichtet. Nun war natürlich die Aufgabe gegeben, diese Fest- v 
stellung noch durch eine genauere Untersuchung, vor allem auch der 7 
Genitalien, anhand größerer Serien zu überprüfen. Dabei sollten Tiere 
aus möglichst verschiedenen Gegenden Nordbayerns miteinander vergli- 
chen werden, um dadurch nicht zuletzt auch zu einem gewissen Über- 
blick über die tatsächliche Verbreitung zu gelangen. Infolge des sehr Ca 3 
freundlichen Entgegenkommens der Herren H. Bauer, Hersbruck; I 
Breitschafter, Regensburg, Falkner, Nürnberg, Lukasch, Wal- 


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30 


lersberg, Menhofer, Erlangen und Schiller, Fürth, die mir bereit- 
willigst ihre Falter zur Verfügung stellten und denen ich für ihre wert- 
volle Unterstützung auch an dieser Stelle nochmals herzlich danken 
möchte, konnte dies verhältnismäßig rasch bewerkstelligt werden. Zu- 
sammen mit meinem Kollegen Heinz Falkner hatte ich außerdem 
im Juni vergangenen Jahres auf der Houbürg bei Happurg (Landkreis 
Hersbruck) britomartis-Raupen und Puppen in größerer Anzahl gesam- 
melt, so daß auch in dieser Hinsicht der Beweis für das Vorhandensein 
der bisher verkannten Art im Juragebiet geliefert ist.!) 


Melitaea athalia Rott. 


Wegen ihrer großen Variationsbreite ist sie nach Einzelstücken oft 
nicht leicht von britomartis zu unterscheiden. Hat man allerdings eine 
Serie beider Arten vor Augen, so ist unschwer zu erkennen, daß athalia 
die im Ganzen gesehen größere Art ist mit einer Flügelspannweite bis 
37 mm (5 und 9), die von keiner der mir vorliegenden britomartis er- 
reicht wird, (Allerdings kenne ich auch ein sehr kleines athalia-9 mit 
nur 25 mm Spannweite!). Für die 5'5' beträgt sie (von Apex zu Apex ge- 
messen) 27,5—37/ mm (im Durchschnitt 33 mm), für die 99 25—37 mm 
(im Durchschnitt 31 mm). 

Ein einigermaßen konstantes Unterscheidungsmerkmal bietet der Zwi- 
schenraum der beiden Marginallinien auf der US der Hil., der bei athalia 
mit der hellgelben Grundfarbe übereinstimmt, während er bei britomar- 
tis dunkel, d. h. von kräftig hellbraun bis um eine Nuance dunkler als die 
gelbe Grundfarbe ausgefüllt ist. Die, von oben her gesehen, schwarzen 
Palpen können zuweilen gelblich untermischt sein, erreichen jedoch nie 
die intensive gelblichrote Behaarung wie bei parthenie. Sie bilden aber 
nur gegenüber dieser Art ein ziemlich sicheres Differenzierungsmerkmal, 
da britomartis die gleichen Palpen wie athalia besitzt. 

Im Hinblick auf eine sichere Trennung der drei Arten ist die Unter- 
suchung der Geschlechtsorgane unerläßlich. Ich möchte jedoch gleich 
darauf hinweisen, daß sie nicht allein den Ausschlag gibt, da die Genita- 
lien ebenfalls variieren können, wie die dargestellten verschiedenen Un- 
cusformen zeigen. So könnte man beispielsweise den Uncus Abb. 8 (M 32) 
mit einigem Vorbehalt einer britomartis zurechnen, die aber wiederum 
keinen so schlanken, lang ausgezogenen, an der Spitze geraden Processus 
posterior besitzt, wie er am gleichen Präparat erkennbar ist. Auch die 
Clasper ist keineswegs so stark sicheliörmig gekrümmt wie bei britomar- 
tis. Der dazugehörige Falter entstammt einer, allerdings auffallend klei- 
nen athalia-Population, die Breitschafter bei Weiden gesammeit hat 
und auf die ich noch zu sprechen komme. Demgegenüber kenne ich eine 
britomartis mit geraden, parallel verlaufenden Uneusspitzen (Abb. 12, 
M 17), die einer typischen, von Menhofer bei Drügendorf gesammel- 
ten britomartis-Population angehört und schon rein äußerlich sofort als 
solche anzusprechen ist. Sie hat denn auch die kürzere, stark gebogene 
Clasper sowie den breiteren, kürzeren und an der Spitze hakenartig ge- 
krümmten Processus posterior. Alle diese Merkmale haben natürlich in 
einem solchen Fall gegenüber dem verbildeten Uneus den Vorrang. Auf 
diese Schwankungen in der Ausbildung der Unkusspitzen hat bereits 


') Ein kurzer Hinweis, der nicht weiter aufschlußreich ist, findet sich in der 
unlängst erschienenen Veröffentlichung „Die Großschmetterlinge des Regnitz- 
gebietes“ (Naturforsch. Ges. Bamberg, XXXVII. Bericht, 1960, p. 78) von H. 
Wittstadt. Er muß jedoch wie die vielen anderen, meist sehr unsicheren An- 
gaben mit großer Skepsis behandelt werden! 


Mey 
7, 


Erklärung der Abbildungen 


Abb. 1 '-Genital von athalia Rott. 
Abb. 2 '-Genital von athalia Rott. 
Abb. 3 '-Genital von britomartis Assm. 
Abb. 4 5'-Genital von britomartis Assm. 
Abb. 5 ©'-Genital von parthenie Bkh. 
Abb. 6 Q-Genital von athalia Rott. 


Abb. 7 OQ-Genital von britomartis Assm. 
Abb. 8 Uneus von athalia Rott. 

Abb. 9 Uneus von athalia Rott. 

Abb. 10 Uncus von athalia Rott. 

Abb. 11 Uncus von britomartis Assm. 
Abb. 12 Uncus von britomartıs Assm. 


Urbahn in seiner vortrefflichen Arbeit über Melitaea athalia-britomar- 
tis-parthenie hingewiesen. 

Normalerweise endet bei athalia das Tegumen in zwei langen, spin- 
delförmigen Uncusspitzen, die weiter aueinanderstehen als dies gewöhn- 
lich bei britomartis der Fall ist, die aber an ihrem Ende oft nach innen 
gebogen sein können. Die Valven tragen eine dorsale Ausbuchtung, den 
Processus posterior, der meist doppelt so lang als an der Basis breit ist 
mit einer geraden, seltener am Ende gekrümmten Spitze. Die Clasper ist 


33 


etwas länger als bei britomartis, schwächer gebogen und mit mehreren 
Zähnen (6—11) besetzt, die sich bei meinen Stücken jedoch nur über 
höchstens zwei Drittel der Clasperlänge ausdehnen. Auf die vergleichende 
Abbildung des Aedoeagus wird verzichtet, da er mit dem von britomartis 
oft völlig übereinstimmt. Den von Urbahn angeführten Unterschied 
hinsichtlich des Ostiumkieles, der auch bei meinen britomartis in ähnlich 
ausgestülpter Form vorhanden ist, kann ich nicht bestätigen. Nur der 
Aedoeagus von parthenie ist sofort und leicht zu unterscheiden! Dafür 
sollte die weibliche Genitalarmatur bei einer exakten Determination mit 
berücksichtigt werden. Bei athalia endet die tief gekerbte Postvaginal- 
platte in zwei stumpfen Spitzen, während diese bei britomartis finger- 
artig vorgestreckt sind (s. Abb. 6 u. ”). 

Wie schon eingangs erwähnt, ist athalia in Nordbayern die häufigste 
Melitaea. Allerdings muß dabei in Betracht gezogen werden, daß bisher 
auch alle die Falter zu athalia gerechnet wurden, die in Wirklichkeit zu 
britomartis gehören. Heute wissen wir, daß letztere Art an manchen 
Stellen, so z. B. auf der Houbürg, weit zahlreicher vorkommt als athalia. 
Daiür ist jene wohl im gesamten Gebiet vertreten und findet sich im 
Fränkischen Jura ebenso wie im Fichtelgebirge, im Oberpfälzer Wald, 
Steigerwald, im Regnitztal usw. Es erübrigt sich, die einzelnen Fundorte 
hier aufzählen zu wollen. Sie kommt an Waldrändern, auf Kahlschläsen 
und feuchten Wiesen (Nürnberger Reichswald!) vor, fliegt aber auch mit 
britomartis zusammen an trockenen Hängen und auf Brachwiesen (Wal- 
lersberg, Houbürg b. Hersbr., Deuerling, Pottenstein). Nun liegen mir 
noch mehrere athalia aus Weiden vor, dieBreitschafter am 17. V1.60 
(1 5' trägt das Datum 27. Vl. 60) sowie vom 18.—21. VII. 60 aui einex 
feuchten Wiesenstreifen gefangen hat und die durch ihre sehr unter- 
schiedliche Größe auffallen. Die Juni-Tiere, 6 55, messen im Durch- 
schnitt 34 mm (37 mm max., 3l mm min.), die Juli-Exemplare, 3 50". 
6 29, dagegen nur 27,3 mm (30 mm max., 25 mm min.). Es handelt sich, 
wie auch die Genitaluntersuchung ergab, eindeutig um athalia, wobei 
man sich zunächst des Eindruckes nicht erwehren kann, hier mit zwei 
im gleichen Biotop vorkommenden biologischen Rassen konfrontiert zu 
sein. Bemerkenswert sind jedoch die die jeweilige Serie kennzeichnenden 
unterschiedlichen Fangdaten! Ich neige deshalb eher zu der Ansicht, daß 
wir es hier mit einer zweiten (partiellen?) Generation zu tun haben, denn 
es ist kaum anzunehmen, daß Breitschafter sich im Juni ausschließ- 
lich große, im Juli dagegen nur kleine athalia-Falter ausgesucht hat. Im 
„Seitz“ findet sich übrigens der Hinweis „im Mai und Juni und noch- 
mals im August“, während Spuler angibt „im Mai, Juni, Juli bis zum 
September, wohl in 2 Generationen“. Forster (s. Forster-Wohl- 
fahrt, „Die Schmetterlinge Mitteleuropas“) bemerkt dagegen „von Mai 
bis August in einer langgestreckten Generation“. 


Melitaea britomartis Assm. 


Die wichtigsten Unterschiedsmerkmale gegenüber athalia wurden be- 
reits zum Vergleich aufgeführt. Nicht genannt ist bis jetzt die Flgl.- 
Spannweite, die bei den 35’ 27—32 mm (im Durchschnitt 30 mm) und 
bei den 22 27—34 mm (im Durchschnitt 31 mm) beträgt. Die Art ist 
also, zumindest im 5'-Geschlecht, etwas kleiner als athalia. Bei den Ge- 
nitalien fallen die habituell von athalia meist verschiedenen Valven auf, 
die eine mehr kreisrunde Form haben. Um dies genügend beobachten zu 
können, muß das ganze Organ jedoch herauspräpariert werden, eine Me- 
thode, die, obwohl sie etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, der einfache- 
ren „Lupenkontrolle“ vorzuziehen ist, da sie Irrtümer bei der Betrach- 


34 


tung weitgehend ausschließt. Die Clasper trägt eine noch stärkere Bezah- 
nung als die von athalia, wobei die einzelnen Zacken häufig durch eine 
breite Grundleiste miteinander verbunden sind. Der Processus posterior 
ist nicht selten ebenso breit als lang, nicht so gestreckt wie bei athalia 
und fast immer mit gebogener Endspitze. Der Uncus ist — von den be- 
reits erwähnten Ausnahmen abgesehen — zangenförmig (Abb. 3 zeigt die 
typische Genitalarmatur von britomartis), die kurzen, kräftigen Spitzen 
stehen näher beisammen. Die 9-Genitale wurde schon weiter oben be- 
sprochen. 

Melitaea britomartis wurde in Nordbayern bisher nur im Juragebiet 
festgestellt. Sie bevorzugt anscheinend den Kalkboden und findet sich 
hier auf trockenen Waldwiesen, an warmen Hängen oder auf Brachland. 
Weiter westlich, etwa im Steigerwald oder auf den Gipskeuper- und Mu- 
schelkalkböden bei Windsheim und Iphoien konnte sie nicht beobachtet 
werden. Es hat fast den Anschein, als ob das Regnitztal für unser Gebiet 
die Westgrenze dieser Art darstellt. An ihren Flugstellen im Jura ist sie 
meist recht häufig. Das früheste Fangdatum ist der 6. Juni (Veilbronn, 
leg. Schiller), das späteste der 31. Juli (Ellenbach, Deckersberg 500 m, 
leg. Bauer). Zusammen mit Herrn Falkner sammelte ich am 17. V1. 60 
auf der Houbürg bei Hersbruck auch die Raupen und Puppen in größerer 
Menge zu einem Zeitpunkt, als die Imagines schon recht zahlreich ver- 
treten waren. Eine sehr genaue Beschreibung dieser Entwicklungsstadien 
ist in der Urbahn’schen Arbeit enthalten. Sie erübrigt sich deshalb an 
dieser Stelle. 

Bis jetzt wurde britomartis an folgenden Orten gefunden (s. auch Ver- 
breitungskarte) : 


Im Laaber- und Naabtal 


Deuerling, 15. V1.—4. VII. 60 leg. Breitschafter 

Deuerling, ex larva leg. Teichmann 

Etterzhausen, 7. VII. 58 leg. Breitschafter 

Velburg, 23. VI. 40 leg. Dr. H. Wagner (n. schriftl. Mitt. v. Breit- 
schaiter) 


Im Donautal zwischen Kelheim und Regensburg 
Matting, 7. VlI. 52 leg. Breitschafter 


Auf der „Langen Meile“ (Fränk. Schweiz) 


Drügendorf, 2. VII. 60 leg. Menhofer 
Tiefenellern, 25. VI. 60 leg. Menhofer 


In der Fränkischen Schweiz 


Ellenbach (Deckersberg, 500 m) 3. u. 31. V1l. 54 leg Bauer 

Etzelwang (Opf.), 15. VIl. 55 leg. Bauer 

Houbürg 500 m b. Hersbruck, 17. V1. 60 leg. Ebertu. Falkner 

Houbürg 500 m b. Hersbruck, 23. Vl. 51 und 20. VI./12. VII. 53 leg. 
Bauer 

Kirchtal b. Förrenbach 18. VII. 52 leg. Ebert 

Eschenbach b. Hohenstadt, VII. 54 leg. Schiller 

Pottenstein, 13. u. 22. VII. 55 leg. SChiller 

Veilbronn, 6. VI. 59 leg. Schiller 

Wallersberg (üb. Scheßlitz/Ofr.) 350—500 m, 11./12. VII. 49 

und 25. VIl. 60 leg. Lukasch 


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Nürnberg 


Abb. 13: Die Verbreitung von Melitaea britomartis und parthenie in Nordbayern. 
® britomartis 


A parthenie 


Melitaea parthenie Bkh. (= aurelia Nick.) 


Diese dritte Art gleicht in ihrem Aussehen sehr den beiden vorange- 
gangenen, vor allem aber der britomartis. Sie läßt sich jedoch — wie 
schon hinreichend bekannt — nach den Palpen, die, wiederum von oben 
gesehen, hellbraun („fuchsrot“) behaart sind, sofort von den anderen 
unterscheiden! Dieses Merkmal ist ziemlich konstant. Natürlich können 
die Palpen mit einzelnen schwarzen Haaren untermischt sein oder eine 
ebensolche Spitze haben; ich habe sie jedoch niemals vollkommen schwarz 
bewimpert gesehen. Die Spannweite beträgt bei den 5'5' 25—31 mm (im 
Durchschnitt 28,5 mm), bei den 29 28—32 mm (im Durchschnitt 30 mm). 

Ist man sich tatsächlich im Unklaren, so gibt eine Überprüfung der 
Genitalien Aufschluß. Bei parthenie endet das Tegumen oben in einem 
ringiörmigen Band und besitzt keine Uncusspitzen! Außerdem ist der 
Processus posterior noch breiter und kürzer als bei britomartis. 


Diese Art kommt bei uns vornehmlich im Juragebiet an meist eng be- 
grenzten Stellen vor und bevorzugt trockene Kalkhänge und Brachwie- 
sen. Bei Deuerling, Tiefenellern, Wallersberg und auf der Houbürg fliegt 
sie zusammen mit den beiden vorangegangenen Arten. 


36 


Im Laaber- und Naabtal 


Deuerling, 28. VI. 60 u. 4. VII. 60 leg. Breitschafter 
Beratzhausen, 29. VI. 52 leg. Ebert 
ferner bei Etterzhausen und Nittendorf 


ImDonautal 
Regensburg, 7. VII. 60 leg. Breitschafter 


In der Oberpfalz 
Weiden, 18. VII. 59 leg. Breitschafter 


Auf der „Langen Meile“ (Fränk. Schweiz) 


Drügendorf, 2. VII. 60 leg. Menhofer 
Tieienellern, 25. VI. 60 leg. Menhofer 


In der Fränkischen Schweiz 


Houbürg 500 m b. Hersbruck, 19. VI. 55 leg. Ebert | 
Houbürg 500 m b. Hersbruck, 30. VI. 51, 12.—21. VI. 55 leg. Bauer 
Alfeld, 9. VI. 57 leg. Bauer 

Wallersberg/Ofr. 3530—500 m, 23. VI. 49 u. 30. VI. 51 leg. Lukasch 


Im Maintal 


Retzbach/Ufr., 30. VI. 60 leg. Breitschafter 
(Fortsetzung folgt) 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 13. März 1961. Vorsitz: Dr. H. Freude. 
Anwesend: 27 Mitglieder, 11 Gäste. 
Herr Dr. R. Remane berichtet an Hand von hervorragenden Farblichtbil- 


dern über „Land und Fauna von Teneriffa“. Seine Ausführungen fanden den un- 
geteilten Beifall aller Anwesenden. 


Sitzung am 27. März 1961. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 27 Mitglieder, 20 Gäste. 

Herr cand. rer. nat. G. Chr. Mosbacher hielt einen von eindrucksvollen 
Farblichtbildern begleiteten Vortrag über seine „Biologischen Streifzüge im Vor- 
alpen- und Alpengebiet“ und zeigte, daß man nicht immer in die weite Ferne 
schweifen muß, um interessante zoologische und botanische Entdeckungen zu ma- 
chen. Reicher Beifall dankte dem Vortragenden für sein lebendiges Referat. 


Sitzung am 10. April 1961. Vorsitz: Dr. W. Forster. 

Anwesend: 19 Mitglieder, 2 Gäste. 

Unter der Leitung von Herrn Stud.-Rat H. Fürsch fand ein Diskussionsabend 
über „Neuere Methoden der Festlegung des Art- und Unterartbegriffs“ statt. 
Es entwickelte sich eine lebhaft geführte Debatte, welche die Komplexität des ge- 
wählten Themas aufzeigte und die Beteiligten zu dem Entschluß kommen ließ, 
in Zukunft noch mehrere ähnliche Abende zu veranstalten. 


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. NACHRICHTENBLATT 
“ der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Straße 67 
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Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. Juni 1961 Nr. 6 


Fritz Skell 
zum 


Gedächtnis 


Plötzlich und unerwartet ist im Alter von 75 Jahren Professor Dr.h.c. 
Fritz Skell am 11. März 1961 einer Lungenembolie erlegen. Mit ihm 
verliert die Münchner Entomologische Gesellschaft ein Mitglied, das seit 
1904, dem Gründungsjahre der Gesellschaft, dieser die Treue hielt. Nur 
selten fehlte Prof. Skell an den Vereinsabenden, an denen er im Laufe 
der Jahre eine große Zahl von Vorträgen über die verschiedensten The- 
men hielt. Auch in den „Mitteilungen der Münchner Entomologischen 
Gesellschaft“ erschienen eine Anzahl wertvoller Artikel aus seiner Feder. ° 
Seit 1931 gehörteer dem Vorstand der Gesellschaft an, zuerst als 2. Vor- 
sitzender. Seit 1950 leitete er als 1. Vorsitzender die Geschicke der Ge- 
sellschaft, wobei er immer darauf bedacht war, den Belangen der Lieb- 
haberentomologen in gleicher Weise gerecht zu werden, wie den Forde- 
rungen der Wissenschaft. 


Dt : u * EN: 5 


58 


Am 1. August 1885 in München geboren, begann Fritz Skell schon 
als Schüler, Schmetterlinge und Käfer zu sammeln. Er hatte dabei das 
große Glück, in seinem Zeichenlehrer, dem bekannten Künstler Heinrich 
Morin, ein Vorbild zu finden. das ihn in gleicher Weise künstlerisch und 
naturwissenschaftlich begeisterte und ihm dadurch die weitere Richtung 
seines Lebensweges wies. Als Illustrator zoologischer und medizinischer 
Werke machte er sich schon früh einen Namen, als Lehrer einer Klasse 
für naturwissenschaftliche Illustration an der Akademie der Bildenden 
Künste gab er sein reiches Können viele Jahre lang an zahlreiche Schüler 
weiter. Auch, abgesehen von seinem Spezialgebiet.schuf er sich als Künst- 
ler einen bedeutenden Namen, seine farbenfrohen Landschaften, Portraits 
und Stilleben waren jahrzehntelang auf allen Ausstellungen zu finden. 
Zahlreiche Dekorationen für Münchner Theater wurden von ihm geschaf- 
fen. Fast ein halbes Jahrhundert lang war er ein markantes Mitglied des 
Künstlerkreises auf der von ihm alljährlich mehrere Wochen lang be- 
suchten Fraueninsel im Chiemsee, wo er sich neben seiner künstlerischen 
Tätigkeit bei Schwimmen, Tauchen und Fischen erholte, Beschäftigun- 
gen, in denen er es zu hoher Meisterschaft brachte. 


Fritz Skell war aber keineswegs nur als Künstler bedeutend. Er ver- 
stand es vielmehr in vollendeter Weise, künstlerisches und wissenschaft- 
liches Denken in seiner Person zu vereinen und war so u. a. in der Lage, 
als Illustrator großer medizinischer Werke Hervorragendes zu leisten. 
Die Medizinische Fakultät der Universität Erlangen dankte ihm seine 
Verdienste durch die Verleihung der Würde eines Ehrendoktors. Auch 
für Fragen der Mikroskopie und Mikrophotographie war Prof. Skell ein 
anerkannter, von Wissenschaft und Praxis oft zu Rate gezogener Fach- 
mann. Lange Jahre hindurch leitete er die entsprechenden Kurse für die 
Ausbildung medizinisch-technischer Assistentinnen, deren letzten er we- 
nige Tage vor seinem Tode hielt. 


Besondere Höhepunkte in seinem Leben waren zwei längere Aufent- 
halte in Sumatra in den Jahren 1913 und 1926. Er hatte den Auftrag, 
dort einen Bildatlas der Tropenkrankheiten zu erstellen, gleichzeitig aber 
konnte er auch eingehende Studien über das Tierleben der Tropen, be- 
sonders aber der Insekten anstellen. Von den tiefen Eindrücken dieser 
beiden Tropenreisen zehrte Fritz Skell bis an sein Lebensende und es 
war immer ein gerne provozierter Höhepunkt der Unterhaltung an den 
Vereinsabenden, wenn er in seiner anschaulichen und humorvollen, jedes 
Detail herausschälenden Art von seinen Erlebnissen in den Tropen er- 
zählte. 


Von Jugend an Käfer und Schmetterlinge sammelnd, baute er eine um- 
fangreiche und in ihrer Art bedeutende Sammlung auf, von der leider ein 
erheblicher Teil während des letzten Krieges mit seinem Atelier in 
München einem Bombenangriff zum Opfer Bel Seine entomologischen 
Interessen waren weniger auf Systematik und Faunistik ausgerichtet, bio- 
logische Probleme verschiedenster Art beschäftigten ihn vielmehr in er- 
ster Linie. Er führte zahllose Zuchten durch, machte durch Jahrzehnte 
hindurch Beobachtungen über die Sterilität der Wanderfalter und wid- 
mete sich auch sehr eingehend eytologischen Problemen. Besonderen Wert 
legte er, seinem ästhetischen Fühlen als Künstler gemäß, auf tadellose 
Präparation und Erhaltung seiner Sammlungsstücke. Verschiedene neue 
Präparationsmethoden wurden deshalb auch von ihm entwickelt. Außer 
mit Schmetterlingen und Käfern beschäftigte sich Fritz Skell sehr ein- 
gehend mit Milben und Mallophagen, so daß er auch auf diesem Gebiete 
ein guter Kenner wurde. Fritz Skell hat auf den verschiedensten na- 
turwissenschaftlichen Gebieten einen reichen Schatz an Wissen mit ins 


59 


Grab genommen und es ist außerordentlich zu bedauern, daß er nicht 
mehr publiziert hat. 

Rastlos war Fritz Skell bis zu seinem letzten Lebenstage tätig, un- 
eigennützig sich immer in den Dienst der Allgemeinheit-und der Wissen- 
schaft stellend. Als Gemeinderat seiner Wahlheimat Diessen a. Ammer- 
see, als Mitglied des Kreistages in Landsberg a. L., in verschiedenen Na- 
turschutzorganisationen, in Künstlervereinigungen, in der Gesellschaft 
der Freunde der Zoologischen Staatssammlung, deren 2. Vorsitzender er 
war, in der Gesellschaft zur Förderung der Entomologie und in zahlrei- 
chen anderen Organisationen. Überall aber, wo er tätig war, sei es als 
Künstler, als Wissenschaftler oder in der Politik, war er in erster Linie 
der gütige Mensch, immer auf Ausgleich bedacht, aber doch konsequent 
in der Verfolgung des von ihm als Recht und Richtig erkannten. Seiner 
ganzen Natur nach war Fritz Skell streng konservativ eingestellt, ohne 
sich aber dem guten Neuen zu verschließen. Dazu war er ein Altbayer im 
besten Sinne. 

Die Lücke, die durch das Hinscheiden Fritz Skells in die Reihen der 
Entomologischen Gesellschaft gerissen wurde, wird lange bemerkbar blei- 
ben. Die Gesellschaft hat nicht nur ihren langjährigen Vorsitzenden 
verloren, auch einen kenntnisreichen Mann und gütigen, immer hilfsbe- 
reiten Freund. 

W. Forster 


Vorkommen und Verbreitung einiger schwierigerer 
Rhopaloceren-Arten in Nordbayern 


Von Günter Ebert 


II. Maculinea alcon Schiff. und rebeli Hirschke 


In dem im vorangegangenen 1. Teil bereits zitierten Aufsatz über „In- 
teressante Falterfunde in Nordbayern“ von H. Menhofer, Erlangen, 
taucht zum erstenmal im Zusammenhang mit der Fauna unseres Gebietes 
der Name Maculinea rebeli Hirschke auf. Herr Menhofer bezieht sich 
dabei auf meine in einer nicht veröffentlichten Falterliste enthaltenen 
Angaben über einige Exemplare, die von Bauer, Hersbruck, und mir 
selbst bei Ellenbach am Deckersberg (Ldkr. Hersbruck) bzw. Etzelwang 
(Opf.) in trockenen Biotopen gesammelt wurden. Ich habe diese Belege 
zunächst zum Zwecke einer genaueren Überprüfung an die Zoologische 
Staatssammlung nach München gesandt. Dort wurde, nicht zuletzt auf 
Grund einer Androkonien-Untersuchung, festgestellt, daß es sich aller 
Wahrscheinlichkeit nach um rebeli handelt, wofür ja auch die Tatsache 
sprach, daß die Tiere an ausgesprochen trockenen Lokalitäten gefangen 
wurden und sogar eine Eiablage an Gentiana cruciata beobachtet werden 
konnte (Bauer)! Herr Dr. Forster schrieb mir dazu, daß wohl alle 
„alcon“ trockener Biotope in Wahrheit rebeli sind, da die echte alcon mit 
ihrer Futterpflanze auf feuchte Lokalitäten beschränkt sein dürfte und 
bemerkte gleichzeitig, daß es eine verdienstvolle Aufgabe wäre, dieser 
Angelegenheit einmal systematisch nachzugehen. Dank der freundlichen 
Mitarbeit von Herrn Breitschafter, der mir sein reichhaltiges Ma- 
terial aus dem Regensburger Gebiet bereitwilligst zur Verfügung stellte, 
konnte ich mich bald darauf diesem Thema etwas ausführlicher widmen. 


60 


Das Ergebnis, zu dem ich dabei gekommen bin, soll an dieser Stelle be- 
kanntgegeben werden. 

Vor allen Dingen ist es erst einmal interessant zu wissen, was in der 
einschlägigen Literatur über die beiden fraglichen Arten berichtet wird. 
So führt z. B. Spuler nur alcon an und schreibt dazu „auf Sumpf- und 
Torfwiesen von Südschweden ab an Mitteleuropa bis Norditalien und Süd- 
europa (und bis Zentralasien); im Juni, Juli, Anfang August. Der Falter 
legt seine Eier hauptsächlich an Gentiana pneumonanthe...“ Von Gen- 
tiana cruciata ist nicht die Rede. Außerdem wird eine v. monticola Stgr. 
angegeben als „alpine kleinere Form mit bleicherer US und stärker blau - 
grün bestäubtem Wurzelfeld der Hfl.“. Im „Seitz“ steht über alcon ge- 


Sa 
Nm Te 
NE 


Abb. 14 5'-Genital von alcon Schiff. ex Matting (Donautal) 
Abb. 15 -Genital von alcon Schiff. ex Rohrseemoos (Südbayern) 


schrieben, daß sie von Ende Mai bis in den Juli, im Norden erst von 
Ende Juni ab auf feuchten Wiesen, auf denen Gentiana wächst, häufig 
vorkommen soll. Die inzwischen von Hirschke (Jahrb. Wien. Ent. Ver. 
1904, p. 1) als Subspecies von alcon beschriebene rebeli ist angegeben, 
während die monticola Stgr. als eigene Form beibehalten wird. Letztere 
soll sich von rebeli durch das dunklere Blau der Flgl. OS unterscheiden. 
Im Jahre 1946 kommt dann Berger, Brüssel, in einer sehr ausführli- 
chen, mit dem Titel „Maculinea rebeli Hirschke, bona species“ versehe- 
nen Arbeit zu dem Schluß, daß es sich hier um eine gute Art handeln 
müsse, die sich von alcon nach habituellen und vor allem oekologischen 
Gesichtspunkten unterscheide. Ein konstanter Unterschied sei ferner 
bei den Genitalien zu erkennen! Die betreffenden Falter von den trocke- 
nen Hügeln und Wiesen der Famenne und Ardennen benannte er Macu- 
linea rebeli ssp. zerophila. Im „Forster-Wohlfahrt“ (Die Schmet- 
terlinge Mitteleuropas, Bd. II, pag. 95) ist daraufhin rebeli als eigene Art 
aufgeführt mit dem Vermerk „die typische ssp. rebeli Hirschke ist die 
Form der Alpen. In der Ebene und in den Mittelgebirgen fliegt die ssp. 
zerophila Berger. Diese ist etwas größer. Die Flügel sind gestreckter ... 
die Raupe lebt an Gentiana eruciata L. und germanica Froel.* Bei alcon 


Ban. 
Tod 


61 


wird als Futterpflanze der Jungraupe nur Gentiana pneumonanthe L. an- 
gegeben. Schulte bekräftigt in einem kurzen Aufsatz (s. Ent. Zeitschr., 
68. Jahrg., 15. Okt. 58, pag. 233—34) diese Angaben mit dem Hinweis: 
„Eine sichere Determination ist lediglich durch die unterschiedliche 
Flugzeit, rebeli erscheint ca. 4 Wochen vor alcon, und durch die ver- 
schiedenen Futterpflanzen (Jungraupen von alcon an Gentiana pneumo- 
nanthe L., von rebeli an Gentiana eruciata und G. germanica Froel.) 
möglich.“ Er kommt zu dem Ergebnis, daß diein derLiteratur enthalte- 
nen Unterschiedsmerkmale (Blaufärbung, Wurzelauge u. dergl.) nicht 
ausreichen, um beide Arten sicher voneinander zu trennen, glaubt aber, 
einen wirklich konstanten Unterschied in den Valven gefunden zu haben, 
die bei alcon im Gegensatz zu rebeli dorsal eingebuchtet seien. Eine bei- 
gefügte Zeichnung zeigt dies sehr deutlich. 

Man hätte nun annehmen sollen, daß alle diese „rebeli“ -Merkmale 
auch auf die in Nordbayern an trockenen, zum Teil sogar xerothermen 
Stellen, an denen nirgends der Lungenenzian (G. pneumonanthe) vor- 
kommt, gesammelten Stücke zutreffen. Leider ist dies nicht der Fall! 


Fundorte und Flugzeit 


Aus dem Fränkischen Jura liegt zahlreiches Belegmaterial vor: 
Ellenbach b. Hersbruck (Deckersberg, 500 m), 21. VII. 55 leg. Bauer 
Etzelwang (Opf.), 15. V11.55 leg. Bauer 

9. VIl.59 leg. Ebert 


Matting (Donautal b. Regensburg), 18. VI. 56 leg. Breitschafter 


2301393375 . 
251.532, s 
7 NV1s92, 5 » 
13.460575 r 
ITSMI!33 3 - 
18.112567, > 
Deuerling (unt. Laabertal), 30.Vl. 53 leg. Breitschafter 
ZUNV59 - 
25V 98 5 5 
15: V11.98 > 
25.V11: 90. , 5 


Bachmühltal b. Deuerling, 7. VII. leg. Breitschafter 
Bolzhausen b. Deuerling, 7. VII. leg. Teichmann 
19. VII. 


” er] 


Penkertal b. Undorf (Laabertal), 10. VII. leg. Teichmann 


(Zum Vergleich habe ich ferner ex. coll. Zoolog. Staatssammlung 2 5’ 
aus Südbayern, Rohrseemos (Kochelsee), 21. u. 24. VII. 1916 leg. Ost - 
helder sowie ein Gebirgstier aus Pontresina vor mir). 

Die Flugperiode reicht also in unsere Gegend von Mitte Juni bis Ende 
Juli, nach Menhofer sogar bis Mitte August (12. VIII.). Das Stück aus 
Deuerling vom 25. VII. 58 z. B. ist ein noch ganz frisches 2! Der Höhe- 
punkt fällt in die 1. Julihälfte. Wären unsere Falter nun echte rebeli, so 
dürften sie nur von Juni bis Anfang Juli — zu diesem Zeitpunkt dann 
schon abgeflogen — zu finden sein; sind es aber echte aleon, so könnten 
sie nach Berger niemals schon im Juni, sondern frühestens am 15. VII. 
vorkommen! Um beide Arten kann es sich aber deshalb nicht handeln, 
weil sich unsere Beobachtungen ja auf ein und denselben Lebensraum 
beziehen! Dieser ist, wie schon dargelegt, durch trockene Hänge und 


62 


Wiesen (Kalkboden) charakterisiert. Auch im Bachmühltal fliegt unsere 
alcon rebeli nach Mitteilung vonBreitschafter stets auf den Trocken- 
rasen der Hänge zu beiden Seiten. Die Falter sollen übrigens auch dort 
recht häufig sein, was ich selbst schon bei Etzelwang feststellen konnte. 


Die Futterpflanze der Jungraupe 


An sämtlichen Flugstellen fehlt die feuchtigkeitsgebundene Gentiana 
pneumonanthe! Es ist ausschließlich der als Nährpflanze der Jungraupe 
in Frage kommende Kreuzenzian (Gentiana ceruciata L.) vorhanden, der 
im gesamten Juragebiet sowie in der Muschelkalklandschaft (Gäuland- 
schaft) verbreitet ist und an dem von Bauer, Breitschafter und 
Gremminger 7 (bei Kelheim) die Eiablage beobachtet wurde. Nach 
Bauer soll auf dem Deckersberg auch noch Gentiana germanica als 
Futterpflanze in Betracht kommen. Herr Menhofer hat mir freundli- 
cherweise die ihm bekannten und mitgeteilten pneumonanthe-Standorte 
in Nordbayern angegeben, die der besseren Übersicht wegen in die bei- 
gefügte Verbreitungskarte (Abb. 23) eingetragen wurden. An keiner die- 
ser Stellen wurde bis jetzt alcon bzw. rebeli gefangen. Nur von Mede- 
rer 7 sollen einige Tiere vorliegen, die angeblich aus der Moorgegend 
um Weiden stammen. Sie konnten leider nicht herbeigeschafft werden. 


Das Aussehen der Imagines 


Es hätte wenig Sinn, hier in ähnlich ausführlicher Weise, wie es Ber - 
ger tut, auf äußere Merkmale wie z. B. die Intensität der blauen Deck- 
schuppen und des Farbeindruckes, den sie hervorrufen, die Ocellenreihe 
auf der US usw. näher eingehen zu wollen. In dieser Richtung läßt sich 
meiner Ansicht nach kein exakter Beweis aufbauen. Ich wili deshalb nur 
kurz den Gesamteindruck der nordbayerischen Tiere wiedergeben. Die 
0’ sind dunkelblau bis hellblau mit schwarzem, 1—2 mm breitem Saum, 


Ahb.16 Abb.17 Abb.18 


Abb. 16 /'-Genital von alcon-rebeli Hirschke ex Pontresina (Schweiz) 

Abb. 17 linke Valve von alcon Schiff. ex Matting 

Abb. 18 linke Valve von alcon Schiff. ex Matting (die Tiere stammen aus dem 
gleichen Biotop!) 


63 


Abb. 20 


Abb. 19 Aedoeagus von alcon Schiff. ex Matting (Donautal) 
Abb. 20 Aedoeagus von alcon Schiff. ex Rohrseemoos (Südbayern) 
Abb. 21 Aedoeagus von alcon-rebeli Hirschke ex Pontresina (Schweiz) 


der zum Innenrand zu schmäler wird. Die Fransen weiß, meist bräunlich 
gemischt, bei vielen 92 häufig vollkommen braun. Der Zellschlußfleck 
ist bei etwa der Hälfte der Individuen vorhanden, der anderen Hälfte 
fehlt er. Die Flgl. US ist dunkel graubraun bis bräunlich hellgrau. Ba- 
salbestäubung, vor allem am Innenrand der Hfl. US nicht selten mehr 
oder minder ausgeprägt vorhanden. Die 99 variieren ebenfalls beträcht- 
lich. Der Blauschimmer der Flgl. OS reicht bei einigen bis über den Dis- 
kus hinaus, bei anderen fehlt er vollkommen. Alle diese Unterschiede 
können bei Faltern aus dem seiben Biotop beobachtet werden. 

In diesem Zusammenhang sei auch ein Vergleich mit den ganz sicher 
echten alcon Osthelders aus dem Rohrseemoos angeführt. Diese sind 
etwas kleiner (die Spannweite beträgt 27 und 29 mm, bei den nordbaye- 
rischen Exemplaren 25—35 mm), die 2mm breite schwarze Saumlinie 
gleichmäßig breit verlaufend. Bei dem Stück aus Pontresina ist sie deut- 
lich schmäler. Außerdem sind mir in München relativ frische Gebirgs- 
tiere vor Augen gekommen, deren OS einen leuchtend blauen Schimmer 
aufwies. 

Diese soeben angedeuteten äußerlichen Verschiedenheiten allein soll- 
ten jedoch nicht ausreichen, um von zwei guten Arten zu sprechen. Be- 
sondere Aufmerksamkeit fällt deshalb der Genitaluntersuchung zu. 


Die Genitalien 


Wie ich schon sagte, spricht Berger von konstanten Unterschieden 
in der Genitalarmatur, bemerkt aber im gleichen Atemzug, daß sie nicht 
sehr ausgeprägt, doch nichtsdestoweniger vorhanden seien. Er stützt sich 
dabei auf die Ausbildung der Cornuti im Penis. Die „trockene Form“, 
gemeint ist rebeli, soll 4 bis 6 große Cornuti (doppelt so groß wie die 
kleinen), die „feuchte“, also alcon, nur 2 bis 3 große Cornuti besitzen. 
Ferner wäre der Außenrand der Valven hinter der „Apophyse“* (— „en 


64 


arriere de l’apophyse“* —) fast immer mit 2 bis 4 kleinen Zähnen be- 
setzt, die bei der „feuchten Form“ zumeist fehlten. Alle anderen Teile 
seien individuell zu variabel, um sie verwenden zu können. Schulte 
meint zu dieser Frage, daß die Zähnchen an der caudalen Seite der Val- 
ven als Beweismittel nicht stichhaltig seien, da sie sich in verschiedener 
Zahl und Ausprägung sowohl bei alcon als auch bei rebeli fänden. Ledig- 
lich die Form der Valven lieferten das einzig brauchbare Unterschei- 
dungsmerkmal. Was den ersten Punkt anbelangt, so bin ich der gleichen 
Meinung. Die Zähnchen am Valvenende sind kein nützliches Differen- 
zierungsmerkmal. Aber auch die Form der Valven stellt kein solches dar! 
Der Dorsalrand der Valven ist bei meinen Stücken vom gleichen Fundort 
je nachdem sowohl deutlich eingebuchtet als auch mit der ventralen 
Seite (Innenseite) parallel, d. h. völlig gerade verlaufend. Abbildung 17 
und 18 zeigen, schematisch dargestellt, die Valvenform von 2 Faltern aus 
Matting, also vom gleichen Biotop. Ich könnte noch weitere solcher Bei- 
spiele anführen. Vom völlig geraden bis zum stärker eingebogenen 
Außenrand der Valve sind natürlich auch alle denkbaren Übergänge zu 
beobachten. 

Und nun zu den Cornuti! Sie bildeten, sofern sie sich in ihrer Zahl 
und Ausbildung konstant voneinander unterscheiden, tatsächlich ein ta- 
xonomisch sehr wichtiges Merkmal, das, zusammen mit anderen Fakto- 
ren, letztenendes auch eine Artentrennung rechtfertigen könnte. Doch 
auch in dieser Beziehung ist bei unseren Belegtieren aus Nordbayern 
weder gegenüber den Osthelder’schen Stücken aus feuchtem Biotop, 
noch im Vergleich zu dem Exemplar aus Pontresina irgendein bemer- 
kenswerter Unterschied erkennbar. Wie die drei Abbildungen veran- 
schaulichen, sind jedesmal 2 Reibpolster (patches of rasp-like teeth) vor- 
handen, von denen das kleinere, schwächer chitinisierte bis zu 20, das 
größere, stark chitinisierte und dunkler erscheinende bis 35, in Anzahl 
und Größe erheblich schwankende Cornuti aufweist. Sie liegen normaler- 
weise in Längsrichtung, das kleinere am distalen Ende. Häufig ist die 
Vesica haubenartig vorgestülpt. Dann kann es vorkommen, daß das große 
Reibpolster in gebogener Form an ihrem Rande liegt, die einzelnen Cor- 
nuti im Profil zeigend, das kleinere jedoch getrennt daneben. Auch die 
übrige Gestalt der Genitalarmatur bietet keine besonderen Anhaltspunkte. 
Auffallend ist der breitlappige Saccus mit den zipfelartig verlängerten 
Spitzen. 


Die Androkonien 


Berger schreibt hierzu: „Bei dem alcon der feuchten Biotope haben 
diese Schuppen die allgemeine Form eines Kreisels oder einer Birne. Der 
alcon der trockenen Biotope hat vollkommen eirunde Androkonien, d. h. 
fast ebenso breit wie lang, was nie der Fall ist beim alcon der Campine. 
Mit anderen Worten, die Schuppe verbreitert sich oberhalb des Stieles 
ganz plötzlich bei der trockenen Form und ganz allmählich bei der ande- 
Ten? 

Schon Courvoisier vertrat die Ansicht, daß die Duftschuppe ein 
spezifisches Merkmal zur Unterscheidung der einzelnen Lycaenen-Arten 
sei. Trübsbach meint ergänzend, daß diese Androkonien bei einer 
Reihe von Arten einer gewissen Variationsbreite unterliegen, daß sie 
aber auf alle Fälle dazu geeignet wären, in Zusammenhang mit den üb- 
rigen kennzeichnenden Merkmalen eine Art zu charakterisieren und von 
ihren nächsten Verwandten zu trennen. Abb. 22 zeigt nun von a—h ver- 
schiedene Androkonien-Formen, die alle an dem mir vorliegenden Ma- 
terial beobachtet werden konnten. Die Variationsbreite ist hier also be- 


65 


su 
nie 


Abb. 22 Verschiedene Androkonien-Formen (a—h) 


sonders groß. Ganz eindeutig kann festgestellt werden, daß bei unseren 
nordbayerischen Tieren die „Birnenform“ (a, c, h), welche der von Ber - 
ger auf pag. 103, Fig. 7 und 8 gegebenen Abbildung entspricht und die 
seiner Meinung nach nur bei den alcon der feuchten Biotope vorkommt, 
weitaus überwiegt. Schuppenformen wie b, d, e und f finden sich nur 
sporadisch eingestreut. Auch die rebeli aus Pontresina besitzt fast aus- 
schließlich birnförmige Androkonien, die in gleichem Maße bei den 
Osthelder’schen Tieren überwiegen und hier zusammen mit den For- 
men b, f, g und h zu beobachten waren. Die nach Berger so charakte- 
ristische „rebeli“-Duftschuppe g fand ich also niemals an der „trockenen 
Form“, sondern nur vereinzelt an den Stücken aus dem Rohrseemoos! 
Man sieht, auch diese Diagnose läßt sich nicht aufrecht erhalten, da 
sämtliche Falter, ob von trockenen oder feuchten Lokalitäten, eine nach 
unten sich allmählich verjüngende birnförmige Duftschuppe haben, wäh- 
rend andere Formen nur vereinzelt zu entdecken sind. 


Zusammeniassung 


In der Tat haben wir es hier mit einem jener Grenzfälle zu tun, von 
denen Forster einmal sagte, daß „eine Definition, noch Rasse oder 
schon Art, meist nicht mit Sicherheit möglich ist und dann doch immer 
dem subjektiven Urteil des betreffenden Beurteilers überlassen werden 
muß“. Berger kam zu dem Ergebnis, daß die Form der trockenen Bio- 
tope als selbständige Art betrachtet werden muß. Ich bin dagegen der 
Meinung, daß es — zumindest auf die Nordbayerische Fauna bezogen — 
nur eine Art, nämlich alcon gibt, die an trockenen Stellen, wo für Gen- 
tiana pneumonanthe L. gar keine Lebensmöglichkeit besteht, die ver- 
wandte Gentiana cruciata L. zur Eiablage annimmt. Die bislang zur Dif- 
ferenzierung angeführten Merkmale sind nicht stichhaltig. Zwar auf- 
fallende, aber doch innerhalb einer gewissen Variationsbreite liegende 
Kennzeichen wie gestrecktere Flügelform, schmälerer Saum, ausgedehn- 


66 


Abb. 23 Verbreitungskarte von Maculinea alcon Schiff. sowie von Gentiana pneu- 
monanthe L. in Nordbayern 

e Maculinea alcon Schiff. 

X Gentiana pneumonanthe L. 


tere Blaubestäubung bei den 92 usw. mögen lediglich dazu angetan sein, 
von einer biologischen Rasse zu sprechen, für die ich die in trockenen 


Biotopen vorkommende Form auch halte. Die in den ar. verbreitete 


typische rebeli Hirschke, welche durch die im 5'-Geschlecht leuchtend 
blaue OS und die sehr schmale schwarze Saumlinie auffällt, müßte dem- 
nach wieder als Subspecies oder Höhenform von M. alcon Schiff. ange- 
sehen werden. 


Benutzte Literatur für Teil I und II 


Berger, L. Maculinea Rebeli Hirschke, bona species (Rev. Mens. Belge d’Ent. 
„Lambillionea“ No. 6—10, 25. Okt. 1946). 

Forster u Wohlfahrt Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Bd. II, pag. 63 bis 
65 u. 94— 95. 

Menhofer, H. Interessante Falterfunde in Nordbayern (Nachrichtenbl. d. Bay. 
Ent., 9. Jahrg., 15. VI. 60, pag. 50—51). 

— — Über einige Bläulinge (Lycaenidae), deren Vorkommen in Nordbayern 
nicht gesichert ist (Lep.) (Erlanger Bausteine z. fränk. Heimatforsch., 
7. Jahrg., 4. Heft, 20. XII. 1960, pag. 117—120). 


er" 


67 


Schulte, A. Verschiedene Valvenformen als Hauptunterscheidungsmerkmal der 
Lycaeniden: Maculinea alcon Schiff. und Maculinea rebeli ssp. xerophila 
Berger im nordwestdeutschen Raum (Ent. Ztschr. Nr. 20, 68. Jahrgang, 
15. X. 1958, pag. 233—234). ae 

Seitz, A. Die Großschmetterlinge der Erde, Pal., Bd. 1. 

Spuler Die Großschmetterlinge Mitteleuropas, Bd. I. 

Trübsbach, P. Studien zu den deutschen Lycaenen (XXV. Bericht d. Natur- 
wissenschaftl. Gesellsch. zu Chemnitz, 1939). 

Urbahn,E. Die Unterschiede der Jugendstände und Falter von Melitaea athalia 
Rott., britomartis Assm. und parthenie Bkh. (— aurelia Nick.) in Deutsch- 
land (Lep.) (Ztschr. d. Wien. Ent. Ges., 37. Jahrg.). 

— — Was versteht man unter Melitaea dietynnoides Hormuzaki? (Lep.) (Ztschr. 
d. Wien. Ent. Ges., 38. Jahrg.). 

— — Über die Artberechtigung von Melitaea veronicae Dorfmeister auf Grund 
von Typenuntersuchungen (Lep. Rhop.) (Ztschr. d. Wien. Ent. Ges., 38. 
Jahrg.). 

wirnade H. Die Großschmetterlinge des Regnitzgebietes (Naturforsch. Ges. 
Bamberg, XXXVII. Ber.. 1960, p. 78 u. 84). 


Anschrift des Verfassers: 


Günter Ebert, Burgthann 147 üb. Nürnberg 2 
z. Zt. Kabul (Afghanistan), P.O.B. 12 


Neues oder Wissenswertes über mitteleuropäische 
Aculeaten und Goldwespen IV 
Von Paul Blüthgen 


(Fortsetzung) 
C. Pompilidae'!) 


l. Gattung Evagetes Lepeletier 1845. Untergattung Sophropompilus 
Howard 1901. 


Evagetes (Sophropomilus) convexior (Haupt 1937). 


Diese von ihrem Autor 1937 S. 95f. n. 35 nach wenigen Stücken (9 92 
3 55) von Bellinchen a. Oder als Art beschriebene Form ist m. E. eine 
durch Mermithiden-Befall im larvalen Stadium entstandene Monstrosität 
von Evagetes (Sophropompilus) proximus (Dhlb. 1843). Die verkürzte, 
bucklige Gestalt des Thorax, das einzige Unterscheidungsmerkmal zu 
prozimns, ist eine Parallele mit dem Verhältnis zwischen Mellinus com- 
pacta Handl. und Mellinus arvensis (L. 1758). Vgl. Mitt. Dtsch. Ent. Ges. 
1944 S. 33. | EV 


Il. Gattung Pompilus F. 1798, Untergattung Arachnospila Kincaid 1900. 


Pompilus (Arachnospila) adulterinus (Haupt 1937). 


Dieses vom Autor nach einem Unicum von Bellinchen a. Oder in der 
oben genannten Arbeit S. 93 beschriebene 5, von dem bisher keine wei- 
teren Stücke gemeldet sind und zu dem ein 9 bisher noch nicht bekannt 


!) Soweit nicht etwas anderes gesagt, stecken die besprochenen Stücke in coll. 
H. Haupt, die inzwischen in den Besitz des Zoologischen Instituts der Martin- 
Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle (S.) übergegangen ist. 


68 


geworden ist, ist m. E. artgleich mit Pomp. (Arachnosp.) rufus (Haupt 
1927) 5. Ich habe den Holotypus im Jahre 1941 untersucht und folgen- 
des gesehen: Der Endrand der Genitalplatte verläuft genau so wie bei 
rufus-5'G, ist also nicht mitten abgerundet, sondern springt mitten et- 
was stumpfwinkelig vor; was den „flachbogigen Eindruck auf der Mitte 
des hohen Kiels der Genitalplatte“ betrifft, so ist die (übrigens ganz 
minimale) Ausbuchtung des Kielprofils dadurch erzeugt, daß die Kiel- 
kante endwärts von ihr mit winziger, dichter, schräg nach hinten gerich- 
teter Behaarung gesäumt ist, die etwas aufträgt und, soweit sie reicht, 
den Kiel etwas erhöht erscheinen läßt. Im übrigen fand ich: Der Hinter- 
kopf ist ganz wenig kürzer als bei rufus-5'7, die Schläfen sind im Profil 
anscheinend (die Vorderbeine verdecken sie) nicht dicker, von oben ge- 
sehen eher noch etwas bauchiger als bei rufus-75', POL nur unbedeu- 
tend schmaler, die Skulptur des Mittelsegments nicht verschieden. M. E. 
liegt das alles im Rahmen der normalen Individualveränderlichkeit von 


rufus-J'g". 
III. Gattung Priocnemis Schiödte 1837. 


Prioenemis filicornis Hpt. inedit. und Prioen. negleetus Hpt. inedit. 


Mit dem Artnamen filicornis n. sp. hat H. Haupt in einem vom 21. Fe- 
bruar 1944 datierten Schlüsselentwurf, von dem er mir einen Durch- 
schlag übersandte, ein von R. Meyer (Darmstadt) bei Seeheim an der 
Bergstraße gefundenes Priocnemis-Q belegt. Veröffentlicht ist der Name 
von ihm nicht; ob etwa ein zur Verüffentlichung vorgesehenes Manu- 
skript, das ihn enthält, in seinem literarischen Nachlaß vorhanden ist, 
weiß ich nicht. H. Wolf hat 1957 in sein Verzeichnis der mitteleuropäi- 
schen Pompiliden den Namen filicornis Hpt. i. I. aufgenommen; ich hatte 
ihm den Schlüsselentwurf zur Kenntnis gebracht. Der Typus muß sich 
in coll. Haupt befinden, denn R. Meyer, von dem ich ihn zur Besichti- 
gung erbeten hatte, wußte von der ganzen Sache noch nichts. 

Nun nannte mir vor Jahren Th. Schneid (Bamberg) unter den von 
ihm in Franken gesammelten und von Haupt bestimmten Priocnemis- 
Arten auch „filicornis Hpt.“. Später schrieb er mir (16. 6. 47), Haupt 
habe die Belegstücke (3 99) nochmals von ihm angefordert gehabt und 
ihm dann am 19. 5. 47 mitgeteilt, er habe den Namen in „negleetus Hpt. 
n. sp.“ geändert. Unter diesem Namen erscheinen diese 3 99 auch in. 
seiner Zusammenstellung der Wegwespen Bambergs 1954. H. Wolf zi- 
tiert ihn a. a. ©. ebenfalls. Auch negleetus ist m. W. bisher ein nomen 
nudum geblieben. Die Typen müssen sich ebenfalls noch in coll. Haupt 
befinden, denn in das Bamberger Naturalienkabinett waren sie noch 
nicht zurückgekehrt, als mir Th. Schneid schrieb. 


Der Hergang ist nicht neu: In einer von A. Petry (Nordhausen) hinterlassenen 
Aufsammlung von Wegwespen aus dem Kyffhäusergebiet, aus der ich H. Haupt 
einige Priocnemis-Arten zur Begutachtung vorgelegt hatte, hatte er einen Priocn. 
stigmaticus n. sp. Q, einen Prioen. rufocaudatus n. sp. Q und einen Prioen. frater- 
eulus n. so Q mit Namen- und Typenzettel versehen. Ich habe 1944 im Verzeich- 
nis der Wegwespen Nordthüringes leider diese Namen zitiert. Ihre Beschreibung 
durch den Autor ist unterblieben, auch in dem oben erwähnten Schlüsselentwurf 
fehlen sie. Ich habe inzwischen festgestellt, daß stigmaticus nur ein sehr eroßes 
von Prioen. obtusiventris Schiödte 1837 ist und rufocaudatus mit schiödtei Hpt. 
1926 zusammenfällt: die „Typen“ befinden sich in meinem Besitz. Prioen. frater- 
eulus, dessen „Holotvous“ ich ebenfalls habe. ist ersichtlich auch nichts anderes 
als ein verhältnismäßig kleines Q von schiödtei. 

H. Haupt neieste dazu, in Bestimmungssendungen Stücke, die ihm irgendwie 
abweichend von den bekannten Arten der gleichen Gattung erschienen, proviso- 


69 


risch als n. sp. mit Art- und Typenzettel zu versehen. So steckt in coll. OÖ. Mi- 
chalk (Leipzig) ein kleines Ammosphex-Weibchen mit der Benennung „Psam- 
mochures michalki n. sp. Q* und Typenzettel, dessen Beschreibung weder erfolgt 
ist noch in einem Schlüsselentwurf für die „gibbus“-Gruppe („gibbus“ == trivia- 
lis [Dhlb.]), den mir Haupt vorlegte, vorgesehen war. 

Mit Karte vom 5. 7. 43 teilte mir Haupt mit, er habe von Prioen. pusillus 
Schiödte 1837 12 n. sp. abgezweigt, und zwar war, wie er mir später mündlich 
auseinandersetzte, für ihn dabei lediglich entscheidend gewesen, daß er kleine 
Unterschiede in der Skulptur des Postnotums festgestellt hatte. Erfreulicherweise 
sind diese n. sp. nicht veröffentlicht worden. 


IV. Gattung Calicurgus Lep. 1845. 


Calicurgus hyalinatus (F. 1793) var. duplonotatan. var. 5 


Wie var. bivirgulata Costa (1861) 5’ (also mit 2 Querstreifen hinten 
auf dem Pronotum), jedoch ohne Spur roter Färbung am Hinterleib. Von 
var. gyllienhali (Dhlb. 1843)!) 5 dadurch verschieden, daß das 2. Tergit 
nicht rot ist und weder die Basis der Schienen Il noch die Tarsenglieder 
III 2-4 weiß geringelt sind. Oder anders ausgedrückt: Färbung des nor- 
malen 5', aber das Pronotum hinten etwas vor dem Endrand beiderseits 
mit einem weißen Querstreifen. 

Holotypus: 10 von Goseck a. Saale, 30. 8. 1947 auf Pastinak, coll. 
m. Es ist das bisher einzige solche Stück, das ich aus Deutschland sah. 
Wilcke (1943 S. 36) erwähnt diese Färbung aus Holland. 


D. Chrysididae 
Gattung Hedychridium Ab. 1878. 


Hedychridium krajnicki Balth. 1946. 


Wie mir H. Bischoff brfl. mitteilte, hat er diese Art 1939 bei Sendel- 
bach (b. Lohr a. Main) gefangen. Er äußerte die Vermutung, Hed. stöck- 
herti Lins. 1959 (loc. typ.: Wallis, aber nach dem Autor auch aus Süd- 
deutschland nachgewiesen) sei mit ihr artgleich. Linsenmaier hat 
1959 krajnicki als Synonym zu Hed. jucundum Mosc. 1889 gestellt. 


Schrifttum: 


Alfken, J. D.: Die Gruppe der Anthrena nigriceps Kirby — Ent. Nachr., 26, 
1900, S. 3—7, Berlin 1900. 

Blüthgen, P.: Zur Kenntnis der Wegwespen-Fauna Nordthüringens. Mitt. Ent. 
Ges. Halle (S.), 20, 1944, S. 9—15. 

Dittrich, R.: Verzeichnis der bisher in Schlesien aufgefundenen Hymenopte- 
ren I (Apidae) — Z. Ent. Breslau, n. F., 26, S. 21—54. 

Haupt, H.: Monographie der Psammocharidae (Pompilidae) Mittel-, Nord- und 
Osteuropas — Beih. Dtsch. Ent. Z. 1926—1927, Berlin 1927, 367 8. 

— — Die Fauna der spinnenfangenden Wegwespen (Psammocharidae) von Bel- 
linchen/Oder — Märk. Tierwelt, 3, Berlin 1937, S. 77—98, 3 Abb. 

Linsenmaier, W.: Revision der Familie Chrysididae (Hym.) mit besonderer 
Berücksichtigung der europäischen Species. — Mitt. Schweizer. Ent. Ges., 


32, 1959, S. 1—232. 


1) Zu Haupt 1927 S. 125 unten: Die Bemerkung des Autors „forsitan huc 
referendus?“ bezieht sich nicht auf die Patria, die vom Autor $. 52 genau be- 
zeichnet ist („bewaldeter Berg Kinnekulle in Westrogothia, Gyllenhal leg.“), 
sondern auf die Einordnung in den Schlüssel, deren Dahlbom sich nicht sicher 
war. 


70 


Möschler, A.: Ein Beitrag zur Bienenfauna in Ostpreußen, insbesondere der 
Kurischen Nehrung. — Schr. Phys. Ökon. Ges. Königsberg i. Pr., 70, 1938, 
S. 243—288. 

Pittioni, Br.: Die westpaläarktischen Arten der Gattung Spatulariella Pop. — 
Boll. Soc. Venez. Stor. natur., 5, 1950, S. 76—113 (mit 18 Textabb.). 

— — Über Variabilität und Verbreitung der westpaläarktischen Arten der Gat- 
tung Spatulariella Pop. — Z. Wien. Ent. Ges., 37, 1951, S. 187—204 (mit 
17 Textabb.). 

Pittioni, Br. und Stöckhert, E. 7: Über einige neue und verkannte An- 
drena-Arten. (Beiträge zur Kenntnis paläarktischer Apiden. III) — Ann. 
Naturhist. Mus. Wien, 57, 1949/50 (1950) 5. 284—295. 

Schneid, Th.: Die Wegwespen (Pompilidae) und Goldwespen (Chrysididae) der 
Umgebung Bambergs — 34. Ber. Naturf. Ges. Bamberg, 1954, S. 29—46. 

Wilcke, J.: De Nederlandse Pompilidae — Mededeel. Landbouwhoogeschool 
Wageningen, 47, 1, 1943, S. 1—88, 3 Taf., 79 Abb. 

Wolf, H.: Systematisches Verzeichnis der Wegwespen Mitteleuropas. — Nachr. 
Naturw. Mus. Aschaffenburg, 56, 1957, S. 87—117. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. h. c. Paul Blüthgen, Naumburg (Saale), Hallische Straße 58 


Die Verteilung der Collembolen in verschieden 
bearbeiteten Wiesenböden des oberbayerischen Raumes, 
mit tiergeographischen und autökologischen Angaben 


Von Rosina Leuthold 


Im Rahmen einer faunistisch-ökologischen Arbeit, die in den Jahren 
1954— 1956 in oberbayerischen Wiesenböden durchgeführt wurde, stan- 
den die Collembolen im Mittelpunkt dieser Untersuchungen. 

Als Versuchsflächen dienten gedüngte und ungedüngte Wiesen im 
Schloßpark München-Nymphenburg. Als unbewirtschaftete Vergleichs- 
böden wurden Wiesen im Quellgebiet des Münchener Leitungswassers 
in Reisach bei Miesbach in die Untersuchungen miteinbezogen. In diesen, 
seit etwa 50 Jahren unbearbeiteten Magerwiesen sollte sich durch Dün- 
gung ein reiches Bodenleben entfalten, das eine biologisch tätige Boden- 
schicht von höherem Wert als Filter für die versickernden Niederschläge 
garantiert. 

Die, alle anderen Gruppen der Bodentiere an Abundanz übertreffenden 
Collembolen spiegeln in ihren Sukzessionen die wechselnden Zustände 
der Böden wider und bilden einen wichtigen Bestandteil des Bodenlebens. 
Ihre Verteilung in den einzelnen Böden und Bodenschichten sei im Fol- 
genden erörtert. 


Für diese Ausführungen gelten die Abkürzungen: 


5 — Bemerkungen zur Systematik 

V = Verbreitung 

F —= Fundorte und Funddaten 

Ö — Ökologie 

Biotopabkürzungen: 

N RI = Nymphenburg Rasen 1: Ein kurzgeschorener Kulturrasen, der Brachy- 
podium pinnatum als Magerkeitsanzeiger aufweist. 

NW — Nymphenburg Wiese: Eine dem Arrhenateretum-Brometosum nahe- 


stehende, langhalmige Parkwiese, die eine Bestandsentwicklung aus 
einem Magerrasen erkennen läßt. 


Be 


71 


N Wa — Nymphenburg Wald: Ein an die vorhergehende Wiese angrenzender 
Laubwaldstreifen, der dem Galio-Carpinetum nahesteht, wurde in die 
Untersuchung miteinbezogen. 

R Wu — Reisach. Wiese ungedüngt: Ein seit langem unbearbeitetes, sekundäres 
Mesobrometum. 

R Wg — Reisach. Wiese gedüngt: Eine mit Volldünger behandelte Parzelle der 
Magerwiese, die durch die Düngung Fettwiesencharakter erhielt. 


Für Rat und Unterstützung möchte ich an dieser Stelle nicht versäu- 
men, den Herren Dr. Gisin (Genf) und Dr. Strebel (Zweibrücken) 
meinen herzlichsten Dank auszusprechen. 


PODURIDAE 


Hypogastrura (Ceratophysella) armata (Nic.) 


V: Kosmopolit. 
WSHANSW.: 1 Ex. 27. 7.55 
N Wa: 2Ex. 24.10.55 
R Wu: 1Ex. 12. 7.55 — 11Ex. 29.9.55 — 5 Ex. 23.1. 56 
6 Ex. 25. 4.56 
R Wg: 1Ex. 14. 5.55 — 4Ex. 23.1.56 — 1Ex. 25.4. 56 
8Ex. 15. 5.56 


O: Möglicherweise gehört ein Teil der Funde zu Hypogastrura denti- 
culata (nach Mitteilung Gisin’s), es kann sich aber dabei nur um 
wenige Exemplare handeln. Das Hauptvorkommen der Art liegt in 
der Reisacher Magerwiese. Doch kam es bei der sehr stickstoffbe- 
dürftigen Art nie zu einem Massenauftreten. In ihrer Verteilung im 
Boden besiedelt sie vorzugsweise die obere, an organischer Substanz 
verhältnismäßig reiche Schicht, doch kommt sie teilweise bis in 20cm 
Tiefe vor. 


Hypogastrura denticulata (Bagn.) 
S: System. Gisin H. Mitt. schweiz. ent. Gesellsch. 22, 1949 


V: Für Verbreitungsangaben muß die Form erst noch genauer unter- 
sucht werden. 

F: N Wa: 1Ex. 24.10.55 
R Wu: 1Ex. 14. 5.55 
BIWEe N FlEX} 25.456 

O: Die 3 Exemplare wurden von Gisin eindeutig als diese Art bestä- 
tigt. Die Okologie ist noch wenig erforscht. Im Untersuchungsgebiet 
tritt sie sehr selten auf. In tieferen Schichten nur im Waldboden. 


Schoettella ununguiculata (Tullb.) 

V: Europa, Nordamerika. 

F: R Wu: 1Ex. 12.7.55 — 4Ex. 23.1.56 — 3Ex. 25. 4. 56 
11Ex. 15.5. 56 

O: Nach Schubert handelt es sich um eine petro- und xerophile Art. 
In den Versuchswiesen konnte sie nur im Mesobrometum nachge- 
wiesen werden, wo sich im Frühjahr eine Anzahl von Tieren in der 
Oberflächenschicht angesammelt hatte. 


Xenylla maritima Tullb. 


V: Kosmopolit. 
F: R Wu: 1FEx. 23.1.56 
OÖ: Gisin bezeichnet sie als xerophile Art der Rinden. Strenzke 


72 


konnte sie auch an feuchten Standorten nachweisen. Sie zählt zu den 
seltensten Arten im Untersuchungsgebiet. Trotz des Frostes konnte 
sie in der Januarprobe aus der obersten Schicht gelesen werden. 


Frisea mirabilis (Tullb.) 


V: Europa, Australien. 

BER WG EX 1529,56 

OÖ: Einem häufigeren Auftreten der Art in der feuchten, langhalmig 
bestandenen Reisacher Parzelle steht möglicherweise die Basizität 
des Bodens entgegen. Das Exemplar wurde in der Förna gefunden. 
In den schlesischen Wiesenböden ist die Art so häufig, daß Fren - 
zel sie sogar eine Leitform nennt. Bei derartig zahlreichem Auf- 
treten ist ihre bodenbiologische Bedeutung natürlich nicht zu über- 
sehen. Im Untersuchungsgebiet aber tritit dieser Fall nicht zu. 

(Fortsetzung folgt) 


Buchbesprechung 


v. Frisch, Karl. Biologie I u. Il. 8° 2. neubearbeitete Auflage, 205 und 207 Seiten, 
246 und 225 Abbildungen. Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 1960 und 
1961. Preis gebunden je Band 8,80 DM. 


Die 1. Auflage der „Biologie“ Karl v. Frischs wurde in den „Mitteilungen der 
Münchner Entomologischen Gesellschaft“, 43. Jahrgang 1953, p. 320, bereits aus- 
führlich besprochen und gewürdigt, so daß aut diese Besprechung verwiesen wer- 
den kann. Alles dort lobend Erwähnte gilt uneingeschränkt auch für die jetzt 
vorliegende, vom Autor revidierte und auf den neuesten Stand des Wissens ge- 
brachte 2. Auflage. Ohne den Gesamtumfang wesentlich zu vermehren, wurden 
einige Kapitel erweitert und ergänzt, so im 1. Band die Abschnitte über Vogelflug 
und über Hormone, im 2. Band die Abschnitte über die Wirkungsweise der Erb- 
anlagen, die biologische Wirkung der Strahlen und über Bakterien und Viren. 
Ganz allgemein wurden die in der 1. Auflage vielleicht etwas zu kurz gehaltenen 
botanischen Kapitel erweitert. Einige Abbildungen wurden neu eingefügt, zahl- 
reiche verbessert. 

Der Verfasser sagt im Vorwort zur 2. Auflage: „Der Geist der Jugend wird 
heute durch die Technik gefangen genommen und ist von Kindheit an mit Mo- 
torengeräuschen besser vertraut als mit den Stimmen der Natur. Ein gesundes 
Maß an Naturverbundenheit und ein offener Sinn für die elementaren Vorgänge 
des Lebens wird aber für die Menschen der Zukunft notwendig sein, wenn sie sich 
nicht durch ihre eigenen Werke zugrunde richten wollen. Möchte sich rechtzeitig 
die Erkenntnis durchsetzen, daß die Biologie heute wichtiger ist denn je.“ 

Die gewünschte Erkenntnis von der Wichtigkeit der Biologie kann gerade durch 
dieses Lehrbuch in hervorragender Weise vermittelt und verbreitet werden, durch 
ein Lehrbuch, das nicht nur ohne Zweifel seine Aufgabe an den Schulen erfüllt, 
sondern auch geeignet ist, allen Freunden der Natur eine leicht verständliche 
Einführung in die Probleme der Biologie nach dem neuesten Stand zu vermitteln. 
Den zahlreichen Entomologen, die ihre Liebhaberei ohne eigentliche biologische 
Schulung betreiben, sei dies Werk nachdrücklichst zur Anschaffung empfohlen. 
Der Preis der beiden Bände ist in Anbetracht der reichen Bebilderung und der 
sonstigen guten Ausstattung erstaunlich niedrig. W. Forster 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 24. April 1961. Vorsitz: Dr. W. Forster. 

Anwesend: 27 Mitglieder, 3 Gäste. 

Der Abend diente der geselligen Unterhaltung zum Abschluß des Winterseme- 
sters. 

Während der Sommermonate treffen sich die Mitglieder zwanglos jeden Mon- 
tag 20 Uhr im Vereinslokal „Rhätenhaus“, Luisenstraße 31. 


ad 


45.10 5#3 


vg. 
3 der Bayerischen Entomologen 
& Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Strafe 67 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. Juli 1961 Nr. 7 


Endria nebulosa (BALL), comb. nov. 
eine nearktische Zikade in Deutschland 


(Hom. Cicadina, Jassidae) 


Von Reinhard Remane 


Bei Fängen in den großen Waldgebieten südlich von München (For- 
stenrieder Park nördlich Gauting und Forst bei Sauerlach) erbeutete der 
Verfasser in den Jahren 1959 und 1960 zahlreiche Exemplare einer Del- 
tocephalinen-Art, die offensichtlich mit keiner der bisher aus Europa 
bekannten Arten identisch ist. Die Art gehört einwandfrei in den Tri- 
bus Deltocephalini der Deltocephalinae, und zwar in die nächste Ver- 
wandtschaft der Gattungen Deltocephalus Burm. und Recilia Edw. Dar- 
auihin angestellte Untersuchungen ergaben, daß die Art in die mit meh- 
reren Arten über Nordamerika (bis Mittelamerika) verbreitete Gattung 
Endria Oman 1949!) gehörte, und zwar schien es sich um die u. a. aus 
dem südlichen Westkanada bekannte E. rotunda Beamer zu handeln. 


Zur Sicherung dieser Determination sandte der Verfasser einige Exem- 
plare an Dr. J. P. Kramer (U.S. National Museum), der die Determi- 
nation bestätigte, aber zugleich herausfand, daß E. rotunda Beamer sy- 
nonym zu der seit ihrer Beschreibung (nach einem 5 und einem 9) nicht 
wieder gefangen und nur noch im Typus (5) vorhandenen Lonatura ne- 
bulosa Ball ist. 


Interessanterweise fanden sich in den hiesigen Populationen in gewis- 
sem Prozentsatz makroptere Individuen beider Geschlechter, während 
die Art in der Nearktis nur in der brachypteren Form bekannt zu sein 
scheint. Die Art sei im folgenden beschrieben, um ein sicheres Erkennen 
bei eventuellen weiteren Funden zu ermöglichen. 


!) Die Gattung wurde von Linnavuori 1959 (Ann. Zool. Soc. Vanamo 20 
(1): 115; Revision of the Neotropical Deltocephalinae and some related subfa- 
milies) ohne nähere Begründung zum Subgenus von Amplicephalus de Long 1926 
reduziert. Zwar ist einerseits eine nahe Verwandtschaft zwischen Endria und 
Amplicephalus sicher und andererseits die derzeitige generische Aufteilung der 
Arten der unmittelbaren Deltocephalus-Verwandtschaft zweifellos revisionsbe- 
dürftig, doch hält der Verfasser derartige isolierte Änderungen für verfrüht und 
wenig sinnvoll. Sie sollten einer weltweiten vergleichenden Untersuchung der 
Verwandtschaftsgruppe vorbehalten bleiben. In der vorliegenden Arbeit wird da- 
her Endria Oman als selbständige Gattung behandelt. 


TUONNIAN nr 
SMIIIDUNIAN f I\H c) 


INSTITUTION 


N, 
MAR 20 


— u un WIEN 


74 


1900 
1926 
1939 
1949 
1949 
1956 


Endria nebulosa (Ball), comb. nov. 


Lonatura nebulosa Ball, Canadian Ent. 32 : 342 

Deltocephalus nebulosus, de Long, Trans. American Ent. Soc. 52 : 101 
Lonatura rotunda Beamer, Journ. Kansas Ent. Soc. 12 :26. syn. nov. 
Endria rotunda, Oman, Mem. Ent. Soc. Washington 3 : 175 

Lonatura nebulosa, Oman, Mem. Ent. Soc. Washington 3 : 176 

Endria rotunda, Beirne, Canadian Ent. 88, suppl. 2 : 113 


Habitueller Eindruck: Makroptere Form (s. Abb. 1): Typische 
Jasside mittlerer Größe, ohne auffallende strukturelle Sondercharaktere. 
Grundfarbe weißlich-grau, + durch braungraue bis schwarze Zeichnung 
verdunkelt. Noch am ehesten einer makropteren Deltocephalus pulicaris 


Fall. 


vergleichbar, doch erheblich größer, Kopf relativ kürzer und 


stumpfer, mit auffallender Schwarzfleckung mindestens am Scheitei- 
vorderrand, Elytren kontrastreicher gefärbt, mit auffallender, unregel- 


Abb. 1 Endria nebulosa Ball, f. macroptera, Q-Habitusbild 


ie) 


mäßiger Dunkelfleckung variabler Ausdehnung. — Brachyptere Form 
(s. Abb. 2): Ebenfalls am ehesten mit der brachypteren Form von D. pu- 
licaris Fall. vergleichbar, doch gleichfalls erheblich größer, relativ kurz- 
und stumpfköpfiger, mit auffallender Schwarzzeichnung am Scheitel- 
vorderrand, relativ stärker verkürzten Vorderflügeln (die beim lebenden 
Tier nur etwa die Hälfte des Abdomens bedecken) und vor allem viel 
hellerer, bräunlich-strohfarbener Färbung (Abdomenoberseite und Beine 
größtenteils hell). 

Gestalt und Struktur: Schlanke Art, Körper im Durchschnitt 
knapp dreimal so lang wie maximal breit. Größte Breite ziemlich genau 
in der Körpermitte. — Kopf ohne Sondermerkmale, im grundsätzlichen 
Bau mit dem der Recilia-Arten übereinstimmend (einschließlich der Lage 
der Ocellen, des Verlaufs des oberen Endes der Postelypeus-Naht zwi- 
schen Ocelle und Auge und der Berührung von Auge und Antennenbasis), 
jedoch relativ kürzer und stumpfer, Scheitel stärker gewölbt, Übergang 


Abb. 2 E. nebulosa Ball, f. brachyptera, o'-Habitusbild (helles Exemplar) 


76 


zwischen Scheitel und Gesicht gerundet. Scheitel?) stets kürzer als an der 
schmalsten Stelle zwischen den Augen breit (um 0,3 mal so lang wie breit). 
Kopf maximal um 2,15 mal so breit wie der Scheitel und um 2,6 mal so 
breit wie der Scheitel median lang, stets etwas breiter (um 1,05 mal) als 
das Pronotum. — Pronotum ebenfalls ohne Sondermerkmale, glatt, auf 
der Fläche (mit Ausnahme des Vorderrandes) sehr fein und ungleich- 
mäßig querrissig, die Seiten ungekielt. Bei der makropteren Form ist es 
um 2,15 mal, bei der brachypteren um 2,32 mal so breit wie median 
lang, doch überschneiden sich die Verhältniswerte im Grenzbereich. Die 
absolute Breite des Pronotums ist bei beiden Formen gleich. — Scutum 
dicht und fein rastriert, bei der brachypteren Form relativ zur Kopf- 
breite (und auch zur Pronotumsbreite, jedoch nicht deutlich zur Prono- 
tumslänge, die offenbar + gleichlaufend reduziert wird) durchschnitt- 
lich etwas kürzer als bei der makropteren. — Elytren bei der makropte- 
ren Form voll entwickelt, die Abdomenspitze etwas überragend (35) 
oder nicht ganz erreichend (gravide 99), 3—3,5 mal so lang wie Kopf 
und Pronotum zusammen, Aderung sehr variabel und meist asym- 
metrisch, in der Anlage mit der von Deltocephalus und Recilia überein - 
stimmend, doch ist mindestens die äußere Clavuszelle mehrfach durch 
Queradern unterteilt, darüber hinaus finden sich derartige zusätzliche 
Queradern oft auf dem Corium (besonders im Bereich der Subapikal- 
zellen, dennoch ist die mittlere Subapikalzelle bisweilen nicht querge- 
teilt) und bisweilen auch in der mittleren Clavuszelle. Die Hinterflügel 
erreichen fast die Spitze der Elytren. — Bei der brachypteren Form sind 
die Elytren und die Hinterflügel stark verkürzt?) (stärker als bei den bra- 
chypteren Formen etwa von Deltocephalus pulicaris und bereits sehr 
ähnlich den bei der nearktischen Gattung Lonatura Osb. & Ball auftre- 
tenden Formen). Die Elytren sind nur noch etwa halb so lang wie das 
Abdomen und nur noch knapp doppelt so lang wie Kopi und Pronotum 
zusammen, sie lassen außer dem Genitalsegment auch noch die nächsten 
2—3 basalwärts gelegenen Abdominalsegmente unbedeckt. Die Hinter- 
flügel sind nur knapp halb so lang wie die Elytren. Das Wachsschildehen 
ist bei beiden Formen meist sehr auffällig. — Antennen ohne Besonder- 
heiten, von knapp Y; der Körperlänge. — Beine im grundsätzlichen Bau 
mit denen der Gattung Recilia Edw. übereinstimmend. Bedornung der 
Vordertibien-Außenseite meist 3. 4., doch ziemlich variabel. — Körper- 
länge: makroptere Form 59 3,6—4,1 mm (gemessen von Kopf- bis Ely- 
trenspitze) :; brachyptere Form 5° 3,5—3,8 mm, @ 4,1—4,3 mm (gemessen 
von Kopf- bis Abdomenspitze). (Fortsetzung folgt) 


2) Für exakte metrische Vergleiche ist die Länge des Scheitels wegen dessen 
Rundung wenig geeignet. 

3) Bei der brachypteren Form sind die Elytren nicht gleichmäßig verkleinert, 
sondern es ist in erster Linie deren Spitzenteil (distal der Clavus-Spitze) redu- 
ziert. Während die Clavus-Schlußnaht (distal der Scutum-Spitze) bei brachypte- 
ren Tieren noch um 0,8 mal so lang ist wie bei makropteren (die Relation maxi- 
male Kopfbreite: Clavus-Schlußnaht-Länge ist bei makropteren Tieren 0,5—0,9, 
bei brachypteren 1,0—1,2), hat der Spitzenteil (distal der Clavus-Spitze) bei 
brachypteren Tieren nur noch Y,—!/, der Länge derjenigen der makropteren (die 
Relation maximale Kopfbreite: Spitzenteil-Länge ist bei makropteren Tieren um 
0,9, bei brachypteren um 4,0!). Das Verhältnis Clavus-Naht-Länge: Länge des 
Spitzenteils ist bei der makropteren Form etwa 1,0—1,1, bei der brachypteren 
dagegen 3,1—4,3. — Dementsprechend verhält sich auch die Aderung (bzw. die 
Zellen): kaum verändert im basalen Elytrenbereich bis etwa zur Clavus-Spitze, 
dann schlagartig + vollständig reduziert, nur bisweilen noch winzige Reste der 
Apikalzellen erkennbar. — Die Hinterflügel sind dagegen allgemein stark ver- 
kleinert. — Die Reduktion der Flugmuskulatur wirkt sich äußerlich kaum aus: 
das Scutum ist etwa kürzer, die Pronotumlänge durchschnittlich absolut und re- 
lativ etwas geringer. Die Pronotumbreite wird bereits nicht mehr verändert. 


| 


Q 


Die Verteilung der Collembolen in verschieden 


bearbeiteten Wiesenböden des oberbayerischen Raumes, 


mit tiergeographischen und autökologischen Angaben 


Von Rosina Leuthold 


(Fortsetzung) 


Pseudachorutes parvulus Börn. 


V: 
FE: 


Ö: 


Europa. 

N Ri: R219.6.55 

R We: 6 Ex. 29.9.55 — 1Ex. 23. 1. 56 

Die Art besiedelt ausschließlich die oberste, stark durchwurzelte 
Schicht sowohl im Rasen als auch in der langhalmigen Wiese. Bei 
der Januarprobeentnahme war diese Schicht sogar etwas gefroren. 
Auch Bockemühl beobachtete eingefrorene Tiere dieser Art. 


Brachystomella parvula (Schäff.) 


V: Kosmopolit. 
F: R Weg: 6Ex. 14.5.5355 — 2Ex. 12.7.55 — 7Ex. 29.9. 55 
9 Ex. 23.1.56 — 3Ex. 25. 4.56 — 16Ex. 15.5. 56 

OÖ: Gisin bezeichnet sie als eine Charakterart der Fettwiesen. Bocke- 
mühl betont ihr Auftreten in mageren Wiesen. Meine Funde in der 
durch die Düngung üppig bestandenen Versuchsparzelle bestätigen 
die Meinung Gisin’s, der zudem im Hinblick auf die Düngung ein 
Vorkommen der Art nur auf gedüngten Wiesen befürwortet. 

ONYCHIURIDAE 


Onychiurus sibirieus (Tullb.) 


V: 


B: 


Ö: 


Nord- und Mitteleuropa, USA, Illinois. 

N Wa: 16Ex. 11.10.54 — 1Ex. 19.4.55 — 4Ex. 24.10.55 

R Weg: 1 Ex. 23. 1.56 

Waldböden sind der bevorzugte Biotop dieser Art. Auch im Unter- 
suchungsgebiet liegt ihr Hauptvorkommen im Waldboden. Unter der 
feuchten Fallaubauflage geht sie bis zu 20 cm Tiefe. Im Gegensatz 
zu Gisin konnte ich in denselben Proben Pseudosinella alba und 
Heteromurus nitidus mit O. sibiricus vergesellschaftet nachweisen. 


Onychiurus armatus (Tullb.) 


V: 


BE: 


Kosmopolit. 

N Ri: 1Ex. 5. 7.54 — 3Ex. 26.10.54 — 9Ex. 21. 4.55 
11 Ex. 15. 6.55 — 14Ex. 1. 8.55 — 18Ex. 19. 9.55 
23Ex. 3. 1.56 

NW: 58 Ex. 21. 6.54 — 6Ex. 23. 8.54 — 25 Ex. 11. 10. 54 
14Ex. 5. 1.55 — 9Ex. 19. 4.55 — 2Ex. 27. 7.55 
7 Ex. 24. 10.55 

N Wa: 160Ex. 11.10.54 — 9Ex. 5. 1.55 — 340 Ex. 19. 4.55 
32 Ex. 27. 7.59 — 57 Ex. 24. 10.55 

R Wu: 24Ex. 14. 5.55 — 4Ex. 12. 7.55 — 34Ex. 29. 9.55 
4Ex. 23. 1.56 — 9Ex. 25. 4.56 — 10 Ex. 15. 5.56 

R Weg: 1 Ex. 14. 5.55 — 9Ex. 12. 7.55 — 35Ex. 29. 9.55 
30 Ex. 23. 1.56 — 22Ex. 25. 4.56 — 21Ex. 15. 5.56 


78 


OÖ: Leider waren mir Gisins Hilfstabellen zum Bestimmen der holark- 

tischen Collembolen erst zugänglich, nachdem ich bereits den größ- 
ten Teil dieser Art bestimmt hatte. Aus zeitlichen Gründen war es 
mir nicht möglich, noch einmal das ganze Material nachzubestim- 
men. Ich habe nur Stichproben herausgegriffen, und in diesen Fäl- 
len handelte es sich stets um die Art sensu Gisin, so daß man an- 
nehmen darf, daß wohl der größte Teil der angegebenen Funde 
dieser Art angehört. 
Sie ist in allen Biotopen häufig, im Wald aber besonders zahlreich. 
Auffallend ist dort die Massenzunahme während der Frühjahrs- und 
Herbstmonate. Eine Tiefenwanderung im Winter ist nur in der Ra- 
senfläche ausgeprägt. Sonst verteilen sich die Individuen ziemlich 
gleichmäßig über alle Schichten. Die bodenbiologische Bedeutung 
ist bei der großen Individuendichte natürlich sehr gesteigert. Auch 
Franz nennt sie eine der bodenbiologisch wichtigsten Arten, die 
bei der Humusbildung eine wesentliche Rolle spielt. 


Onychiurus 


(eine iuvenile Form, wahrscheinlich campatus Gisin) 

F: NWa:  15Ex. 19.4.55 

OÖ: Über die Ökologie der Art konnte ich keine Angaben finden. Im 
Versuchsgelände ist sie auf den Waldboden beschränkt. Sie wurde 
ausschließlich in der tiefsten Schicht gefunden. 


Onychiurus spec. 


S: Nach einer brieflichen Mitteilung von Gisin handelt es sich um 
eine neue Art der armatus-Gruppe, die aber nach den beiden be- 
schädigten Exemplaren nicht beschrieben werden kann. 


F:=R.Wu:\ | 2 Ex. 15.9.56 


Onychiurus fimetarius (L.) 


V: Kosmopolit. 
F: N Wa: 1Ex. 11.10.54 — 1Ex. 5.1.55 — 1Ex. 19.4. 55 
2Ex. 27. 7.55 


Ö: Nach Franz ein häufiger Bewohner der Wiesen-, Acker- und Wald- 
böden. Im Versuch konnte er nur im Wald und auch dort sehr sel- 
ten in der lockeren Streuschicht erfaßt werden. Sein Mitwirken an 
der Zersetzung organischer Substanz ist bei zahlreichem Auftreten 
zweifellos von Bedeutung. 


Tullbergia krausbaueri Börner 


V: Kosmopolit. 


FE NcRr: 23Ex. 5. 7.54 — 16Ex. 9.8.54 — 12 Ex. 26. 10.54 
7Ex. 13. 1.55 — 18Ex. 21.4.55 — 5Ex. 15. 6.55 
3Ex. 1. 8.55 — 11Ex. 19.9.55 — 20Ex. 3. 1.56 
NW: 42 Ex. 21. 6.54 — 16 Ex. 23.8.54 — 16 Ex. 11. 10. 54 
30Ex. 5. 1.55 — 25Ex. 19.4.55 — 20 Ex. 27. 7.58 

12 Ex. 24. 10. 55 


R Wu: 14 Ex. 29. 9.55 — 3Ex. 15. 5. 56 \ 
R Weg: 9.Ex. 23. 1.56 — 1Ex. 25.4.5356 — 4Ex. 15. 3:56 


OÖ: Diese typische Bodenform findet man das ganze Jahr über in allen 
Wiesenflächen, in Reisach tritt sie aber nicht so häufig auf. Ober- 


29 


fläche und Tiefenschichten werden gleichermaßen besiedelt. Den 
Waldboden meidet sie gänzlich. Eine winterbedingte Tiefenwande- 
rung ist nicht zu verzeichnen. 


Tullbergia callipygos Börner 


V: Europa. 
BSEN. W: 3Ex. 23. 8.54 
N Wa: 12 Ex. 11. 10. 54 
R Wu: IBx 125772.55: 214 5x.29.9553 — 21 Ex.123.1.56 
2’Rx« 253 41/56 
R Weg: 16x23. 1:56. — 21 Rx. 15, 5.56 
OÖ: Gisin und Strenzke finden die Art nur in Waldböden, meist bei 


Anzeichen einer Bodenversauerung. Auch in meinem Gebiet ist sie 
am zahlreichsten in der Magerwiese vertreten, die mit einem pH 
von 6,9 schwach sauren Charakter neben den anderen, alkalisch 
reagierenden Böden zeigt. Die mittlere Schicht wird bevorzugt. 


Tullbergia (Stenaphorura) quadrispina (Lie-Pet.) 


V: Europa, Australien. 
Eau, N R1;: 2Ex. 5. 7.54 — 7Ex. 9.8.54 — 13Ex. 26. 10. 54 
7Ex. 13. 1.55 — 13Ex. 21.4.55 — 9Ex. 15. 6.55 
6Ex. 1. 8.55 — 16Ex. 19.9.55 — 4Ex. 3. 1.56 
NW: 10 Ex. 21. 6.54 — 2Ex. 23.8.54 — 3Ex. 11.10. 54 
2Ex. 5. 1.55 — 19Ex. 19. 4.55 — 23Ex. 27. 7.55 
35 Ex. 24. 10.55 
N Wa: 1Ex. 5. 1.55 — 1Ex. 27.7.55 —. 6 Ex. 24.10.55 
R Wu: 10Ex. 12. 7.55 — 4Ex. 29.9.55 — 8Ex. 23. 1.56 
5Ex. 25. 4.56 — 1Ex. 15. 5. 56 
R We: 1 Ex. 14. 5.55 — 3Ex. 29.9,55 — 4Ex. 23. 1.56 
9 Ex. 15. 5.56 
O: Die Art unterscheidet sich in ihrer Tiefenverteilung nicht von den 
anderen Tullbergien, wenngleich sie Franz als typische Tiefen - 
form bezeichnet. Auch im Waldboden konnte sie, allerdings nur ver- 
einzelt, festgestellt werden. Ich möchte daher die biologische Be- 
deutung für das Bodenleben in tieferen Schichten nicht höher schät- 
zen als bei den anderen Tullbergia-Arten. Sie fehlt in keinem Boden 
des Untersuchungsgebietes. 
ISOTOMIDAE 


Isotomodes productus (Axels.) 


As 
F: 


Europa, wahrscheinlich Kosmopolit. 


N Ri: 1 Ex. 5.7.54 — 1Ex. 15. 6.55 


O: Zweimal während des Sommers, in verschiedenen Tiefen, gefunden. 


Gilt im allgemeinen als xerophil und scheint auch wärmeliebend zu 
sein. 


Folsomia quadrioculata (Tullb.) 
V: Holarktis, Australien. 


Pr NER1: 11 Ex. 26.10.54 — 2Ex. 21. 4.55 — 1Ex. 15.6. 55 
2Ex. 1. 8.55.— 22Ex. 19. 9.55 — 17 Ex. 3.1.56 

NW: 6Ex. 21. 6.54 — 7Ex. 19. 4.55 — 3Ex. 27.7.55 

N Wa: 3Ex. 11.10.54 — 6Ex. 5. 1.55 — 136 Ex. 19.4. 55 


1 Ex. 27. 7.55 — 11Ex. 24. 10. 55 


R Wu: 10Ex. 14. 5.55 — 40 Ex. 29. 9.59 — 13 Ex. 15.5. 56 
R We: öEx. 29. 9.55 — 29 Ex. 23. 1.56 — 14 Ex. 25. 4. 56 
30 Ex. 15. 5.56 


Ö: Die Art bewohnt das gesamte Untersuchungsgebiet, ist aber beson- 
ders in der Aprilprobe im Waldboden stark konzentriert. Dort ent- 
faltet sie ihre größte Dichte in der untersten Schicht, während sie 
in den Wiesenböden mehr die oberste Lage bevorzugt. Durch ihre 
Zersetzungstätigkeit an organischer Substanz zählt sie zu den wich- 
tigsten Bodencollembolen. 


Folsomia multiseta Stach 


V: Mittel- und Südeuropa. 


F: N Wa: 12Ex. 5. 1.55 — 311Ex. 19.4.5355 — 14Ex. 27.27.59 
33 Ex. 24. 10.55 

R Wu: 40Ex. 14. 5.55 — 39Ex. 12.7.55 — 61Ex. 29.9.55 

6Ex. 23. 1.56 — 53Ex. 25. 4.56 — 56 Ex. 15.59.56 

R Wg: 11Ex. 12. 7.55 — 78Ex. 29.9. 55 — 199 Ex. 23.1. 56 


43 Ex. 25. 4.56 — 116 Ex. 15.5. 56 


OÖ: Stach schreibt über die Art: „it seems to be a mountainous animal 
or living in the nearness of the mountains. It occurs near human 
settlements in humus soil... In forests it lives in dead leaves and 
needles, moss, humus-soil ... .“ 


Eine gewisse Übereinstimmung des Lebensraumes im Untersuchungs - 
gebiet mit den Angaben Stach’s scheint gegeben. Die Art wurde 
nur in den beiden Versuchswiesen, die bereits im Voralpenland lie- 
gen, und im Boden des Parkwaldes gefunden, in diesen Biotopen 
aber zu jeder Jahreszeit und teilweise äußerst zahlreich. Die Aprii- 
probe im Wald zeigt überhaupt die größte Individuendichte einer 
Art im Versuchsgelände. In der Vertikalverteilung werden die 
beiden untersten Schichten bevorzugt, in den Wiesen regelmäßig die 
Oberilächenschicht, die ein größeres Porenvolumen bietet. Auch die 
gedüngte Parzelle in Reisach zeichnet sich durch sehr hohe Abun- 
danzwerte aus. (Fortsetzung folgt!) 


Entomologische Arbeitsgemeinschaft Nordbayern 


28. März 1961. Herr Ernst-Joachim Tröger vom Zoologischen Institut Erlan- 
gen referierte zu Farblichtbildern über die Gattungen Sterrha Hb. und Scopula 
Schrk. (früher Acidalia Tr.). Es wurden gegen 40 Arten vorgeführt. Das Referat 
war sehr aufschlußreich und zerstreute die Bedenken über die schwierige Bestim- 
mung der Arten dieser Gattungen. 


25. April 1961. Herr Hans Schiller, Fürth, referierte zu Farblichtbildern 
über „Silberstrichige Crambus-Arten“. Die Lichtbilder waren durch umfangrei- 
ches Sammlungsmaterial belegt. Besondere Aufmerksamkeit war der Mytellus- 
Permutatellus-Osthelderi-Gruppe gewidmet. 


13. Mai 1961. An diesem Tage traf sich die Arbeitsgemeinschaft im klassischen 
Fanggebiet von Pottenstein. Gegen 20 Teilnehmer aus ganz Nordbayern waren an- 
wesend. Leider war der Wettergott dem Unternehmen wenig hold. Trotzdem wur- 
den an 8 Leuchtstellen gegen 50 verschiedene Makrolepidopteren-Arten gefangen. 


Die Tagungen werden bis September ausgesetzt. Gäste sind nach Anmeldung 
stets willkommen. Geschäftsführung: Fürth i. Bay., Grünflächenamt, Stadtpark 6. 


5q5,10543 
mar 
Ns. 


R 


N. 
I. 


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NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Straße 67 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. August 1961 Nr. 8 


Einige Bemerkungen über die Biologie der andalusischen 
Rasse von Diplura loti O. 


Von W. v. Buddenbrock 


In den letzten 4 Jahren haben meine Frau und ich verschiedene Sam- 
melreisen in die sehr abgelegene spanische Provinz Huelva gemacht, in 
der erst sehr wenig gesammelt worden ist. Zwei kurze Berichte über 
einige besonders bemerkenswerte Funde wurden an anderer Stelle ver- 
öffentlicht. In der vorliegenden Schrift soll über den Spinner Diplura 
loti OÖ. berichtet werden, der zwar schon seit hundert Jahren aus Anda- 
lusien bekannt ist, dessen Biologie aber anscheinend nur mangelhaft er- 
forscht wurde. 

1. Die Raupen von Diplura loti OÖ. und D. algeriensis Baker sind 
verschiedentlich beschrieben und abgebildet worden. Aus eigener An- 
schauung kenne ich nur die andalusische Rasse und die aus den aragoni- 
schen Bergen (Bronchales). Durch die Freundlichkeit von Herrn Dr. Al- 
berti, Berlin, bin ich aber in der Lage, 8 Balgpräparate zum Vergleich 
zu haben. Eine von diesen Raupen stammt aus der Umgebung von Barce- 
lona, drei aus Andalusien (Chielana), und vier aus Nordafrika. Unsere 
bei Huelva gesammelten Tiere stimmen völlig mit denen aus Chiclana 
überein. 

Mit Hilfe dieses Materials ist es nun leicht, unter Zugrundelegung des 
Klimas eine Reihe aufzustellen. Das Resultat ist einfach: Die Raupen 
sind umso bunter, je wärmer das Heimatklima ist. Beginnen wir mit der 
afrikanischen D. algeriensis, die wahrscheinlich als selbständige Art auf- 
gefaßt werden muß. Hier sind an der Haut der erwachsenen Raupe 
folgende Farben zu unterscheiden: schwarz, gelb, rot, weiß. Schwarz 
kann hier wie auch sonst als Grundfarbe betrachtet werden. Gelb ist ein 
breiter Rückenstreif, der über sämtliche Abdominalsegmente hinzieht 
und durch eine feine schwarze Mittellinie in zwei Hälften geteilt ist. 
Weiß ist ein etwas oberhalb der Seitenlinie gelegenes segmentales Fleck- 
chen. Das erste derselben findet sich schon am zweiten Thorakalsegment. 
Hier sind die Fleckchen noch sehr klein, sie werden dann größer und er- 
reichen ihr Maximum in der Region der vordersten Bauchfüße. Ihre 
Form ist schwer zu beschreiben, sie sind nicht kreisrund, sondern zeigen 
mit einer Spitze nach vorn und nach dem Rücken. Unmittelbar vor 
dieser weißen Zeichnung liegt in jedem Segment ein roter Fleck, dessen 
Größe sehr variieren kann. Er ist manchmal größer, mitunter aber auch 


a = t HSONA 


MAR 2 6 1% 


x Z/BRARN 
N ’BRARN_ 


Di — nn 


SMITHSCHIAN amp 22.1969 


INSTITUTION 


ıry7 TASE 


82 


Abb. 1: Erwachsene Raupe von Diplura loti OÖ. andalusische Rasse 
aus der Umgebung von Huelva. 


kleiner als der weiße Fleck. Beide Flecken sind nach der Rückenseite zu 
von einem bogenförmigen schwarzen Strich begrenzt, der sie von der hel- 
len Zeichnung des Rückens trennt. Die Zeichnung an den Seiten scheint 
bei allen Formen einigermaßen dieselbe zu sein. Ein feines weißgelbes 
Liniensystem etwa in der Höhe der Stigmen, ist unterlagert von einer 
Fortsetzung der dunklen Körperhaut. Ventral hiervon liegt eine breite, 
helle Zone, die dann in die bräunliche Bauchhaut übergeht. 

Die Raupen der andalusischen Rasse von D. loti sind der von D. alge- 
riensis ziemlich ähnlich. Ich möchte nur drei Unterschiede hervorheben: 
Erstens ist das hellgelbe Band auf dem Rücken nicht so scharf ausge- 
prägt, zweitens sind die segmentalen weißen Flecke kreisrund und drit- 
tens liegt der auch hier meist vorhandene rote Fleck nicht vor, sondern 
hinter dem weißen. Über die Behaarung möchte ich mich nicht näher 
äußern, weil ich sie genauer nur von der andalusischen Rasse kenne. 

Die mir zur Verfügung stehende Raupe aus der Provinz Barcelona un- 
terscheidet sich von der andalusischen Form hauptsächlich durch die 
geringere Größe der weißen Seitenflecken, die außerdem nicht leuchtend 
weiß, sondern matt weißgelb erscheinen. Natürlich ist aber dies eine 
Stück nicht ausreichend für eine wirklich exakte Beschreibung. 

Das Ende der Reihe bildet die Rasse aus dem aragonischen Bergland 


83 


(Bronchales ca. 1600—1800 m, Sommer sehr kurz, Winter außerordent- 
lich kalt und schneereich). Auf sie paßt die kurze Beschreibung im 
Seitz (Dr. K. Grünberg) auf S. 162: Raupe graubraun mit weißer 
Seitenbehaarung, die Borstenhaare an den Vorder- und Hinterrändern 
elb. Besondere Zeichnungselemente sind nicht erwähnt und auch mir 
nicht aufgefallen. 

Bemerkt muß noch werden, daß wahrscheinlich bei allen diesen For- 
men die Variabilität recht groß sein dürfte. Ich fand dies bei unseren 
Raupen, von denen manche durch Überhandnehmen der gelben Behaa- 
rung völlig gelb erschienen und finde große Unterschiede auch bei dem 
mir vorliegenden afrikanischen Material. 

2. Die Ernährung der Raupe. Von diesem nicht unwichtigen 
Punkt ist in der Literatur wenig die Rede. Zerny 1927 gibt in der 
Fauna von Albarracin das folgende an: Raupe im Juni, Juli und Oktober 
an Helianthemum und Cistus laurifolius. Über die Nährpflanzen der 
übrigen Formen habe ich in der Literatur nichts finden können. Um so 
erfreulicher war es uns, daß wir hier sehr genaue Angaben machen kön- 
nen. Obgleich in der Machia bei Huelva mehrere Cistus-Arten vorkom- 
men, fanden wir sämtliche Raupen — etwa 40 Stück — nur an einer 
einzigen Pflanzenart, nämlich der Cistacee Halimum halimifolium'). Aber 
auch bei dieser Pflanze ist das Vorkommen der Raupen in sehr eigen- 
tümlicher Weise eingeengt. Niemals fanden wir ein solches Tier an 
einem großen blühenden eh von Halimum halimifolium. Weder beim 
Absuchen mit dem Auge noch beim Klopfen war an solchen Büschen ein 
einziges Tier zu finden. Nur an ganz kleinen, jungen Büschen, die eine 
Höhe von ca. 20 cm hatten und noch keine einzige Blüte trugen, saßen 
die Raupen. Bemerkenswert ist ferner, daß sich an jeder Pflanze immer 
nur ein Tier fand. Dies beweist, daß bei der andalusischen Rasse das 
Muttertier einen sehr bestimmten Eierleginstinkt besitzt. Bei der arago- 
nischen Form ist die Situation eine gänzlich andere. Hier leben die Rau- 
pen an den großen blühenden Cistusbüschen, welche die ganzen Berg- 
hänge bedecken, auch können mehrere von einem Busch Beklonfi werden. 

Der Falter. Unsere aus der Raupe gezogenen Falter erwiesen sich 
als typische loti. Sie sind sehr deutlich von D. algeriensis verschieden. 
Ob Unterschiede zu den anderen spanischen Rassen vorliegen, ist schwer 
zu sagen, mein Material reicht nicht aus, um diese Frage sicher zu be- 
antworten. Dagegen haben wir durch einen glücklichen Zufall recht 
interessante Beobachtungen über die Färbung machen können. Unser 
erstes männliches Tier schlüpfte bereits am 20. Juni und zwar in Süd- 
frankreich bei der Rückreise aus Spanien. Dieses Tier, welches das ganze 
Leben im Süden verbracht hatte, war rotbraun, zeigte also die typische 
Färbung, die von den männlichen Faltern dieser Art in allen Büchern 
angegeben wird. Die sieben anderen sind sämtlich in Mainz geschlüpft, 
einige von ihnen haben sogar die letzten Tage ihres Raupenlebens in 
Mainz verbracht. Von allen diesen Tieren ist kein einziges rotbraun, die 
meisten sind tief dunkelbraun, einige beinahe schwarz. Dieser Befund 
legt die Annahme nahe, daß die Färbung recht temperaturbedingt ist. 
Höhere Temperaturen fördern das Auftreten der rotbraunen Färbung, 
niedrigere Temperaturen führen zu einer dunkleren Färbung. Die Unter- 
schiede sind so aß, daß jeder, der die Zusammenhänge nicht kennt, die 
rotbraunen und die tief dunkelbraunen Exemplare für Vertreter zweier 
verschiedener Arten halten würde. 

Bemerkenswert ist, daß auch die Färbung der weiblichen, zum Teil im 
Freien gefangenen Stücke, zu demselben Schlusse führen. Die Tempera- 


!) Bestimmt im botanischen Institut der Univ. Mainz. 


54 


Abb. 2: Männliche Falter. Oben loti 5’ im Süden geschlüpft, hell rotbraun; 
unten loti 5' in Mainz geschlüpft, tief dunkelbraun. 


tur spielt also nicht nur im Experiment eine Rolle, sondern ist auch be- 
stimmend für die verschiedenen geographischen Formen. Hier kann ich 
mit Hilfe von Material, das mir vom Bonner Museum geschickt wurde, 
eine hübsche Reihe aufstellen. Ein Weibchen von D. algeriensis aus Nord- 
afrika ist hell rotbraun, fast genau so gefärbt wie das dazugehörige 
Männchen. 

Die weiblichen Stücke aus Andalusien (Chiclana) sind hellbraun (zi- 
garrenfarben) ohne jede rötliche Spur, meine Andalusier, die aus der 
Raupe gezogen sind und in Mainz schlüpften, sind dagegen dunkler und 
graubraun. Etwa dieselbe Färbung, vielleicht etwas heller, haben zwei 
Weibchen, die ich als Falter bei Banyuls surmer in Südfrankreich ge- 
fangen habe. Die Reihe wird beschlossen von einem weiblichen Stück 
aus Bronchales, also aus einem sehr kalten Klima. Dieses Tier ist ähnlich 
wie die andalusischen Männchen, die in Mainz schlüpften, tief dunkel- 
braun. Für dieses letzte Tier bedeutet die Überführung von Bronchales 
nach Mainz bestimmt keine Temperaturverminderung. Die durchschnitt- 
liche Jahrestemperatur dürfte in Mainz beträchtlich höher liegen. Also 
auch für die weiblichen Tiere läßt sich der Satz aussprechen, daß die 
Färbung weitgehend durch die Temperatur bedingt ist. An sich ist dies 
nichts Neues, in der Literatur finden sich Angaben über viele andere 
Falter, von denen Ähnliches zu sagen wäre. Aber der hier vorliegende 
Fall scheint mir doch so deutlich zu sein, daß eine Veröffentlichung sich 
verlohnt. Leider war eine farbige Abbildung der Falter nicht zu errei- 
chen. 

Natürlich ist das ganze Problem mit diesen wenigen Beobachtungen 
noch nicht hinreichend geklärt. Ich hoffe aber irgendwelchen Züchtern 
hiermit eine Anregung zu geben. 

Der Cocon. Zum Schluß seien einige Bemerkungen über den Cocon 
gebracht. Allerdings kenne ich aus eigener Anschauung nur die Cocons 
der andalusischen und der aragonischen Rasse. Der weibliche Cocon der 
andalusischen Rasse ist etwas gestreckt oval. Meine Cocons stimmen 
völlig mit dem Bilde überein, das Rambur 1842 aufgezeichnet hat. Im 
ganzen bietet dieser Cocon nichts Besonderes. Der männliche Cocon ist 


85 


etwas anders. Er ist mehr keulenförmig, indem das Vorderende dicker 
ist als das Hinterende. Interessant ist es aber, daß die Cocons der arago- 
nischen Rasse durchaus anders geformt sind. Ich habe diese Tiere zwei- 
mal aus der Raupe gezogen und war beide Male erstaunt darüber, daß 
sie einen Cocon machten, der nahezu eylindrisch oder walzenförmig ist, 
wie ich ihn sonst bei keinem Spinner gesehen habe. Leider habe ich da- 
mals die Cocons nach dem Schlüpfen weggeworfen, so daß ich keine 
Fotografie von ihnen geben kann. 


Literatur 


Die Literatur über Diplura loti O. und D. algeriensis Baker ist sehr groß, die 
meisten Schriften sind älteren Datums. Ich möchte nur die älteste hervorheben: 
Rambur, Fauna Entomol. de l’Andalusie 1842 

außerdem: 
Seitz, Palaearkten, Band II, Seite 162, Taf. 26d 
— — Palaearkten, Supplement zu II, S. 116 


Die Verteilung der Collembolen in verschieden 
bearbeiteten Wiesenböden des oberbayerischen Raumes, 
mit tiergeographischen und autökologischen Angaben 


Von Rosina Leuthold 


(Fortsetzung) 


Folsomia montigena Stach 


Nach Gisin identisch mit F. spinosa Kseneman 

Osteuropa. 

R Wu: 1Ex. 25.4.56 

Nach Stach in Gebirgswäldern heimisch. Ich fand das einzige 
Exemplar dieser Art in der untersten, bereits ziemlich steinigen 
Schicht des Mesobrometums. 


mekgn 


Folsomia fimetaria (L.) sensu Bagn. 


V: Kosmopolit. 

E2UN.Wa:, 1 Ex.:11. 10.54 
NW: 1 Ex. 11.10.54 

OÖ: Die Art spielt eine wichtige Rolle als Humusproduzent, im Untersu- 
chungsgebiet kann ihr allerdings diese, des geringen Vorkommens 
wegen, nicht zugeschrieben werden. 


Folsomia candida Willem 


V: Kosmopolit. 

F: R Wu: 2Ex. 14.5.55 — 4Ex. 15.5. 56 
R Wg: 3Ex. 15.5.56 

O: Die Art konnte stets nur in den Maiproben ermittelt werden. Da die 
Tiere gerne Keimlinge benagen, können sie bei zahlreichem Auftre- 
ten zu Pflanzenschädlingen werden. Nach Gisin ist die Art beson- 
ders in gärendem Kompost weit verbreitet. 


A) Emm E> ®, 


56 


Volsomia spee, 

F; NW; I Ex. 19, 4,55 
N Wa: 2 Ex. 19,4.55 
Hk Wu; 12 Ex, 29,9.55 — 5 Ex. 15.5.56 
N Wp: Ex. 29.9.55 — 7Ex 3.1.56 — 13 Ex. 15.5. 9 
Bei diesen Exemplaren handelt es sich um iuvenile Formen. Es ist 
aber mit Wahrscheinliehkeit anzunehmen, daß sie den schon ange- 
führten Arten angehören, 


Proisotoma minima (Absol,) 

V: Nord- und Mitteleuropa, Nordamerika. 

F: NW: I Ex, 24. 10,55 
N Wa: 18x. 24.10.55 

0; Ks liegt hier wieder eine Wechselbeziehung zwischen Wiese und be- 
nachbartem Wald vor, Da die hygrophile Art aus Wald- und Wie- 
senböden gemeldet ist, kann nicht festgestellt werden, aus welchem 
Teil sie im Versuchsgelände in den anderen zuwanderte. 


Isotomina bipunetata (Axels,) 


V: Nord- und Mitteleuropa, Britische Inseln, Australien. 
F: N Ri; 8Ex. 5. 7.54 — 23Ex. 9.8.54 — 67 Ex. 26. 10.54 


33 Ex. 13, 1.55 — 72Ex. 21.4.55 — 35 Ex. 15. 6.55 
%KEx. 1, 8,55 — B3Ex. 19.9.55 — 52Ex. 3, 1.56 
NW; 4x, 21. 6,54 — 3Ex. 23.8,54 — 47 Ex. 11.10, 54 
%Kx. 5, 1.55 — 35 Ex. 19.4,55 — 12Ex. 27. 7.55 
7 Ex. 24.10.55 
N Wa: | Ex. 11.10.54 — 1Ex. 19.4,55 — 1Ex. 27. 7.55 


KR Wu: 12 Ex. 14. 5.55 — 25 Ex. 12.7,55 — 158 Ex. 29, 9.55 
14 Ex. 23. 1.56 — 45 Ex. 25.4.56 — 24x. 15. 5.5 

N Wg: 4x. 14. 5.55 — 6Ex. 12,7,55 — 48 Ex. 29, 9,55 
224 Ex. 23, 1,56 — 10 Ex. 25.4.56 — 77Ex. 15. 5.56 


0: Die Art zählt zu den häufigsten im Untersuchungsgebiet. Nur im 
Wald ist sie sehr spärlich vertreten, so daß eine Zuwanderung aus 
der angrenzenden Wiese anzunehmen ist. Nach Franz ist die Art 
selten, Gisin dagegen gibt für die Schweiz zahlreiche Funde an. 
Ich möchte sie als Leitform der Versuchswiesen bezeichnen, beson - 
ders der Parkwiesen, in denen sie bei jeder Probeentnahme in eini- 
gen bis zahlreichen Exemplaren erfaßt werden konnte, Die Septem- 
berprobe der Magerwiese in Reisach enthielt besonders viele Jung- 
tiere, In der Tiefenverteilung wird keine Lage besonders bevorzugt. 


Spinisofoma stachi Denis 


V; BOrOpR, 
'; ; 1x, 29,9.55 
K;: R u Ih 


0; Über die Art konnte ich keine ökologischen Angaben finden. Auch 
im Versuchsgelände ist sie ausgesprochen selten. 


Pseudisotoma sensibilis (Tullb.) 


V: Kuropa, Nordamerika. 

l; RWg: 1Ex. 15.5,56 

0: Sie ist nach Gisin eine Charakterart der Rinden, der Fund im Wie- 
senboden ist sicherlich als zufällig zu betrachten. Ich habe die Art 
auch bereits beim Graben aus der obersten Schicht des Bestandes- 
abfalls erbeutet, 


PEN TERN. : > 
N 


87 


Isotoma sphagneticola Linn. 


V; 
F: 
U: 


Bisher aus Finnland nachgewiesen. 

NW: l Ex. 19. 4.55 

Die Ökologie der Art ist noch wenig bekannt. Sie ist in Wiesen - 
böden nicht häufig. 


Isotoma notabilis Schäffer 


V: 
F: 


Ö: 


Europa, vielleicht Kosmopolit. 


N.BE; 10 Ex. 5.7.54 — 31Ex. 26. 10.54 — 16 Ex. 13. 1.55 
27 Ex. 21.4.55 — 38 Ex. 15. 6.55 — 31 Ex. 1.8.55 
91 Ex. 29.9.55 — 70Ex. 3. 1.56 

NW: 14 Ex. 23.8.54 — 18 Ex. 11.10.54 — 12 Ex. 5.1.55 


1 Ex. 19. 4.55 — 27 Ex. 24. 10. 55 
N Wa: 2 E%.-9,1, 
R Wu: 15Ex. 12.7.55 — BEx. 29. 9.55 — 74 Ex. 23. 1.56 
18 Ex. 25. 4.56 — 47 Ex. 15. 5.56 

Gisin bezeichnet sie als „eurytope Bewohnerin der oberen Boden- 
schicht“. Übereinstimmend damit stammen auch meine Funde über- 
wiegend aus der Oberflächenschicht. Besonders zahlreich und regel- 
mäßig tritt die Art in der Raseniläche auf, in der sie mit steigender 
Tiefe langsam abnimmt. Im Waldboden erscheint sie wieder selten, 
als ein Zuwanderer von der Wiese. In der Magerwiese tritt sie zwar 
verhältnismäßig zahlreich auf, jedoch nicht sehr frequent. 


RS ES ES ES ES 
or 0101 


Isotoma viridis Bourl. 


Die Art variiert im Untersuchungsgebiet von der Stammform zu: 
Isotoma viridis [. coerulea Bourl. und 
Isotoma viridis [. pallida Nie. 
Europa, Nordamerika. 
N Ri: f. coerulea: 2Ex. 9. 8.54 — 1Ex. 26. 10.54 
f. pallida: 1Ex. 5. 7.54 
NW: f. typica: 1 Ex. 19. 4.55 — 18Ex. 24. 10.55 
f.coerulea: 5Ex. 21. 6.54 — 28x. 23. 8.54 
4 Ex. 11.10.54 — 1Ex. 5. 1.55 
6 Ex. 27. 7.55 — 12 Ex. 24. 10.55 
f. pallida: 2Ex. 21. 6.54 
R Wu: f.typica: 2Ex. 12. 7.55 — 4Ex. 23. 1.56 
2 Ex. 25. 4.56 
Gisin bezeichnet sie als Charakterart der Fettwiesen. Nun ist sie 
zwar, besonders mit ihren Variationen, schon am häufigsten in der 
l'ettwiese des Nymphenburger Parkes vertreten, andererseits aber 
kommt gerade die Stammform ausschließlich im Boden der Mager- 
wiese vor, während sie auf die demselben Gelände angehörende, ge- 
düngte Parzelle nicht übergreift. In der Tiefenverteilung kommt nur 
die Oberflächenschicht in Frage. Eine Charakterisierung als Leit- 
form des Wiesenbodens, zu der Frenzel sie geprägt hat, lassen die 
l"unde nicht zu. 


Isotoma olivacea Tullb. 


V; 
F:; 


O: 


Europa, Nordamerika. 

R Wu: 11Ex. 15.5.56 

In der obersten Schieht im faulenden Bestandesabfall wurden in 
einer einzigen Probeentnahme mehrere Exemplare erbeutet, später 
aber wurde in der Versuchsfläche kein Tier dieser Art mehr gelun- 
den. Auch Bockemühl fand sie nur im April und Mai. 


88 


Isotoma tigrina (Nic.) 


Synonym: /. olivyacea — grisescens Schäffer. 

Europa, Nordamerika. 

N Was2r Ex: 19:45 

Die Art ist nach Agr 1 saprophytophag. Im Stallmist fand sie Gi - 
sin manchmal zahlreich. Ich konnte nur ein Exemplar aus der un- 
tersten Schicht des Waldbodens ermitteln. 


Isotomiella minor (Schäffer) 


IV: 
F: 


Europa, Nord- und Südamerika, Australien. 

NW: 15.Bx..19.455 — 5iEx. 27.7055 

N Wa: .20Ex. 19.4.55 — 55 Ex. 24. 10.55 

R Wu: 24Ex. 12.7.55 — 2Ex. 29. 9.55 — 16Ex. 23.1. 56 
3 Ex. 25.4.56 — 14 Ex. 15. 5.56 

R Wg: 15Ex. 14.5.55 — 58 Ex. 29. I. 55 — 104 Ex. 23.1. 56 
10 Ex. 25.4.56 — 11Ex. 15. 9.56 

I. minor ist fast über das ganze Unter hugeghie verbreitet und 

dort einer der häufigsten Bodencollembolen. Sie fehlt gänzlich in 

dem schlecht durchlüfteten Rasen, ist dagegen im Wald, allerdings 

nur im Frühjahr und Herbst, zahlreich. Hier lebt sie meist in der 

lockeren Förna, in den Wiesenböden ist sie auch in der untersten 

Schicht nicht selten. 


Isotomurus palustris f. typ. (Müll.) und f. prasina (Reuter) 


V: Kosmopolit. 

BE: NDR 1 Ex. 9.8.54 f. prasina, 3Ex. 26. 10. 54 f. typ. 

OÖ: Die hygrophile Art wurde als Stammform und Varietät nur in der 
Rasentläche festgestellt und zwar in der obersten Bodenschicht. Als 
vegetabilisch lebendes Tier ist es für die Humusbildung, allerdings 
errst bei zahlreicherem Auftreten, von Bedeutung. 

ENTOMOBRYIDAE 

Entomobrya lanuginosa (Nic.) 

V: Europa, Nordamerika. 

Bo. NER: 1Ex. 5.7.54 — 6Ex. 26. 10.54 — 4Ex. 21.4.55 

8 Ex. 15.6.55 — 4Ex. 1. 6.55 — 5x. 19.9. 55 
1Ex. 3.1.56 
NW: 1 Ex. 23.8.54 — 3Ex. 24. 10.55 
R Wu: 1Ex. 23.1.56 — 4Ex. 15. 5.56 
R Wg: 1Ex. 29.9.55 — 1Ex. 23. 1.56 
OÖ: Die nach Gisin feuchtigkeitsliebende Form kommt zwar im ganzen 


Untersuchungsgebiet vor, doch überall nur in wenigen Exemplaren, 
die sich hauptsächlich auf die obersten Bodenschichten verteilen. 


Entomobrya muscorum (Nic.) 


V: 
F: 
Ö: 


Mitteleuropa. 

N Wa: 1Ex. 11.10.54 — 2 Ex. 5.1.55 

Aus der lockeren Fallaubauflage des Waldbodens konnte das Tier 

bei 2 Proben gelesen werden. Sie ist eigentlich eine rein atmobioti- 

sche Form und wird nur gelegentlich in der Bodenauflage gefunden 

(vgl.: Bockemühl). Möglicherweise ist sie mit dem abgefallenen 

Laub in den Boden gelangt, wo sie dann im Herbst und Winter lebte. 
(Fortsetzung folgt) 


95.1053 
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Ins 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Stralse 67 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. September 1961 Nr. 9 


Käferfauna einer mit Regenwasser gefüllten Wagenspur 


Von Hans Schaeflein 


Am 12. Juni 1961 traf ich im Walde etwa 1000 m westlich des Bahn- 
hofs Radldorf (an der Strecke Regensburg — Straubing) auf eine aus- 
gefahrene Wagenspur, die infolge der anhaltenden Regenfälle dieses 
Jahres voll Wasser stand. Der Fundort ist in 347 m Meereshöhe über NN. 
Der Weg, ein typischer Waldverbindungsweg, der sehr wenig befahren 
ist, führt nördlich am Bahndamm entlang durch einen Nadelmischwald 
(Kiefern und Fichten); Entfernung vom Geleise etwa 10 m. Der Wald 
tritt an dieser Stelle etwas, vielleicht 10—13 m, zurück und es bildet sich 
eine kleine, längliche Lichtung, die mit Kuschelzeug bestanden ist. 

Die Wagenspur hatte im einzelnen eine Breite von etwas über Reifen- 
breite. Die Spur war insgesamt vielleicht 25 m lang und in mehrere 
Teilstücke von wechselnder Länge zerlegt. Teilweise befanden sich die 
rechte und linke Wagenspur unter Wasser und an einem kurzen Teilab- 
schnitt hatten sich sogar 4 Fahrspuren — unter Wasser stehend — ge- 
bildet. Die Wassertiefe betrug durchschnittlich 5—10 cm, an einigen 
kleineren Abschnitten allerdings bis etwa 25 em. Der Untergrund der 
Spuren besteht aus sandigem Lehmboden, der teilweise mit Bauschutt 
vermengt ist, den man wohl in früheren Jahren zur Wegeverbesserung 
angefahren hatte. An einigen Stellen waren Nadelholzzweige in die Rin- 
nen geworfen, sicherlich ebenfalls um die Fahrfähigkeit zu verbessern. 
Diese Zweige stammen aus dem Vorjahr und sind weitgehend verrottet. 

Der Pflanzenwuchs besteht aus Gras, das auf den stehengebliebenen 
Wegstücken wächst und teilweise ins Wasser hängt. Teilweise sind die 
Wasserflächen von darüberhängendem Gras völlig bedeckt. An einigen 
Stellen fehlt jeder Pflanzenwuchs. Typische Wasserpflanzen konnte ich 
nirgends feststellen, außer einigen wenigen Schleiern von Algen von ge- 
ringer Ausdehnung. Die Fundstelle ist ganztags besonnbar, doch dürfte 
im heurigen Jahr eine bemerkenswerte Aufwärmung des Wassers wegen 
der konstanten schlechten Witterung noch kaum stattgefunden haben. 
Das Wasser ist völlig klar, trübt sich jedoch bei der geringsten Beunruhi- 
gung erheblich durch aufgewirbelten Lehm. 

In der Nähe, einige hundert Meter entfernt, am nördlichen Waldrand, 
befindet sich ein größerer Fischteich. Die Laaber ist etwa 1500—2000 m 
entfernt. Sonst sind mir keine Wasserstellen in der Nähe bekannt, wenn 
man davon absieht, daß die an sich feuchte Lichtung, die oben erwähnt 
ist, durch die dauernden Regengüsse des heurigen Jahres in einer Aus- 


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SMITHSONIAN 


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90 


dehnung von vielleicht 10 m im Umfang etwa 20 cm tief unter Wasser 
steht. Eine unmittelbare Wasserverbindung zwischen diesem Regenwas- 
sertümpel und den abgesammelten Fahrspuren besteht nicht. Von frühe- 
ren Jahren her weiß ich, daß die abgesuchte Stelle immer die Neigung 
hat, bei Regen unter Wasser zu stehen, daß aber nach einer längeren 
Trockenperiode die Wagenspuren völlig austrocknen. 

Nachdem ich beim Betrachten der Furchen Käfer im Wasser schwim- 
men sah, habe ich die Wasserrinnen systematisch abgesucht und war 
über den Arten- und auch Individuenreichtum dieses so kleinen Biotops 
erstaunt. Nicht jede größere Wasserstelle birgt eine solche Zahl verschie- 
dener Arten. Halipliden fehlten allerdings vollständig. 

Als Ausbeute konnte ich im einzelnen feststellen: 


Bidessus geminus F., 2 Ex. 
Hygrotus decoratus Gyll., 2 Ex. 
Hydroporus neglectus Schaum, 4 Ex. 
— tristis Payk, 63 Ex. 
—  palustris L., 2 Ex. 
—  rufifrons Duft., 2 Ex. 
—  planus F., 5 Ex. 
(planus ausschließlich in dem stark lehmigen, völlig pflanzenfreien 
Teil der Fahrrinne) 
— _nigrita F., 4 Ex. 
melanarius Strm., 3 Ex. 
Aka: melanarius Aube, 1 Ex. 
—  uliginosus L., 1 Ex. 
—  paludosus D* 3 Ex. 
Ilybius obscurus Marsh., 3 Ex. 
Anacaena limbata F. zu Hunderten; (Nicht gefangen und gezählt) 
Hydrobius fuscipes L. einige Exemplare; (Nicht gefangen und gezählt) 
Hydrophilus caraboides L., 1 Ex. 
Helophorus aquaticus L., 9 Ex. 
—  guttulus ssp. brevipalpis Bed., 1 Ex. 
Für die Bestimmung der Helophorus möchte ich Herrn Dr. H. Freude 
von der Zool. Staatssammlung München danken. 


Anschrift des Verfassers: 
Hans Schaeflein, Straubing, Gabelsbergerstraße 91a 


Endria nebulosa (BALL), comb. nov. 
eine nearktische Zikade in Deutschland 
(Hom. Cicadina, Jassidae) 


Von Reinhard Remane 


(Schluß) 


Genitalstruktur des 5: Im allgemeinen Bau vom gleichen Typ 
wie beı Deltocephalus Burm. — IX. Sternit (Valve) kurz, etwa 1,,—Y; so 
lang wie das vorhergehende Sternit, Hinterrand hyperbolisch gerundet. 
— Subgenitalplatten (s. Abb. 4a, 5b) sehr lang (das übrige Genitalse- 
gment nach hinten deutlich überragend) und spitz, ihre auf ganzer Länge 
zusammenschließenden Innenkanten jede fast doppelt so lang wie der 
Basalrand einer Platte. Außenkanten fast von der Basis an stark einwärts 
gebogen, mit Ausnahme der Basis und des letzten Teils vor der Spitze 


91 


0,1mm 


Abb. 3 E.nebulosa (Ball), Aedeagus und Konnektiv. a) „von vorn“ (aus Richtung 
des Pfeiles 1 der Abb. 3b) — b) lateral — c) „von oben“ (aus Richtung . 
des Pfeiles 2 der Abb. 3b gesehen). Abb. 3a und 3b wurden nach einem 
in Kalilauge gekochten und in Glyzerin befindlichen, Abb. 3c nach einem 
unbehandelten, lufttrockenen Aedeagus gezeichnet. 


ausgeprägt konkav. Dicht entlang der Außenkante (mit Ausnahme des 
Spitzendrittels) und ihr meist genau parallel steht eine Reihe von 5—6 
sehr starken und langen (fast halb so lang wie eine Innenkante) Dornen 
sowie bisweilen 1—2 kleinere Dörnchen. Die Außenkante selbst trägt 
nur einzelne ganz kurze, unauffällige Härchen (im Gegensatz zu Delto- 
cephalus und Recilia, bei denen die Außenkante deutlich, lang und rela- 
tiv dicht behaart ist). Innen hat jede Subgenitalplatte etwa in ihrem 
Schwerpunkt einen kleinen Höcker. — Genitalgriffel (Styli, Parameren) 
sehr klein (s. Abb. 4), mit sehr langem Verbindungsstück zum Konnektiv 
und kurzer, flacher, gerader (im Spitzenteil sogar leicht zur Subgenital- 
platten-Innenkante gebogener), zur leicht gerundeten Spitze hin ziem- 
lich gleichmäßig verjüngter innerer Apophyse, die mit ihrer distalen 
Hälfte an den zwischen ihr und der Subgenitalplatten-Innenkante gele- 
genen Höcker anliegt, dort (ober- und unterhalb des Höckers) zwei 
stumpfe, zahnartige Fortsätze (und dazwischen einige kleine Zähnchen) 
trägt und deren Basis (leicht gedreht gegenüber der Subgenitalplatten- 
Ebene) an der dem Genitalraum zugewandten Kante des Paramerenkör - 
pers weit nach außen gezogen ist, dadurch die leistenartige, niedere 
äußere Apophyse bei Ansicht von innen (vom Genitalraum her) verdek- 
kend. Erst bei seitlicher Ansicht (von der Subgenitalplatten-Außenkante 
her) wird die äußere Apophyse als kurzes Zähnchen neben der inneren 
Apophyse sichtbar (s. Abb. 4b). — Die Pygophor-Seitenlappen sind kurz, 
ganzrandig, ohne Fortsätze, + gleichmäßig gerundet, an der Spitze leicht 
abgestutzt (s. Abb. 5a). Sie tragen auf der Mitte des distalen Teils 15 
bis 20 sehr große bis kleine Borsten, der gesamte Bereich des Unter- 


Abb. 4 


0,1mm 


Abb. 5 


Abb. 6 


0,2 mm 


E. nebulosa (Ball) — a) Subgenitalplatte mit Stylus, in situ, senkrecht 
von innen gesehen. — b) Stylus, aus anderer Richtung (etwa von der 
Subgenitalplatten-Aufßsenkante her) gesehen. — Beide Abb. nach in Kali- 
lauge gekochten und in Glyzerin befindlichem Stück gezeichnet. 


E. nebulosa (Ba!l) — a) 5'-Genitalsegment, seitlich gesehen. Etwas ge- 
öffnet, Aedeagus herausgestreckt. — b) Subgenitalplatten, von unten 
gesehen, in situ gez. 


0,2mm 


E. nebulosa (Ball), 7. Sternit des 9, in situ gez. 


93 


und Hinterrandes ist dicht mit winzigen Börstchen besetzt. — Analröhre 
etwa auf der Hälfte der Distanz Genitalsegmentrückenbasis — Pygophor - 
seitenlappenspitze inseriert, wie auch bei Reeilia kurz und nur schwach 
chitinisiert, im Tode daher ganz im Genitalsegment versteckt. — Kon- 
nektiv vollkommen mit dem Aedeagus verschmolzen, die schlanken Ga- 
beläste erheblich kürzer als der Aedeagus lang. — Aedeagus (s. Abb. 3) 
relativ groß, einfach gebaut. Schaft in voller Breite aus dem reduzierten 
und dorsal der Schaftbasis nur noch in Form einer kleinen (so breit und 
so lang wie die Schaftbasis), fast rechteckigen, schwach chitinisierten 
und gegen den Schaft beweglichen Platte vorhandenen Sockel aufstei- 
gend, knapp viertelkreisförmig dorsalwärts gekrümmt (die Krümmung 
beschränkt sich auf den mittleren Teil, Basis und Spitze sind + gerade), 
und mit Ausnahme der Spitze leicht dorsoventral abgeflacht. Schaft- 
mitte auf der dem Genitalphragma abgewandten Seite mit chitinöser 
Verstärkung, die unten die gesamte Basisbreite einnimmt und, sich ver- 
schmälernd, in die das Phallotrema umgebende Chitinverstärkung mün - 
det. Sie ist schon ziemlich bald oberhalb der Basis gegenüber den blasig 
aufgetrieben wirkenden Seitenteilen rinnenartig vertieft. Phallotrema an 
der Schaftspitze gelegen, seine sehr große Hauptöffnung befindet sich 
jedoch unterhalb der Spitze auf der dem Genitalphragma zugekehrten 
Seite und reicht dort bis über die Schaitmitte hinab basalwärts, im Be- 
reich der Spitze und darüber hat es nur die Form eines schmalen Längs- 
schlitzes. Unterhalb der Spitze wird die Öffnung jederseits von einer 
kleinen, zur Schaftbasis hin mit einer kleinen Stufe endenden Chitinleiste 
bis kurz vor die Stelle der Hauptkrümmung des Schaftes begleitet. Ba- 
salwärts des Phallotrema-Endes ist der Aedeagus, zuerst in voller Phallo- 
trema-Breite, dann zum Sockel hin schmäler werdend, nur sehr schwach 
chitinisiert. 


Genitalstruktur des 9: VII. Sternit (s. Abb. 6) seitlich sehr 
kurz, die Seitennaht nur etwa halb so lang wie das zugehörige Tergit, 
das nächstfolgende Sternit in dem Bereich nicht völlig bedeckend. Zur 
Mitte hin dann schnell distalwärts auf das Doppelte verlängert. Hinter- 
rand ziemlich gerade abgestutzt, in der Mitte des Hinterrandes (über der 
Legescheide) nochmal eine flache Vorwölbung. — Legescheide ziemlich 
lang (fast so lang wie die basalwärts vor ihr gelegene Abdomenunter- 
seite insgesamt), das Genitalsegment etwas nach hinten überragend. Ge- 
nitalsegment besonders zum Ende hin unten und seitlich mit + langen, 
hellen Borsten. Einzelne Borsten auch auf den Seiten des VIII. Tergits 
nahe am Rand. 

Färbung und Zeichnung: In diesem Merkmalskomplex existie- 
ren starke Unterschiede zwischen der makropteren und der brachypteren 
Form, da die makropteren Exemplare, wie sehr häufig bei Jassiden, eine 
viel stärkere Dunkelzeichnung haben als die brachypteren. Die Formen 
werden daher getrennt behandelt. 


a) Makroptere Form: Dunkelzeichnung in Ausdehnung und In- 
tensität extrem variabel. Im Falle stärkster Ausprägung der Dunkel- 
zeichnung ist das Gesicht braunschwarz bis schwarz, Wangenplatten 
(„brides“, lorae) und Wangen mit + bohnenförmigem hellem Mittelteil, 
Postelypeus mit hellerem Oberrand, hellem Mittelstrich und 6—8 hellen, 
+ unregelmäßigen Schrägstrichen. Der obere Teil des Postelypeus wird, 
in dem Bereich zwischen ihm und dem Auge oberhalb der Antenne be- 
ginnend, durch insgesamt acht schwarze Flecke verschiedener Ausdeh- 
nung auf hellstrohfarbenem Grund kronenartig umrandet. (Dadurch ent- 
steht in diesem Merkmal eine gewisse Ähnlichkeit mit der bei Recilia- 
Arten auftretenden „Krone“, allerdings fehlt die bei den Reeilia-Arten 


34 


durch den dort schwarzen oberen Postelypeus-Rand vorhandene basale 
Verbindung der Flecken untereinander, außerdem sind bei Reeilia die 
acht Flecken von annähernd gleicher Größe.) Von diesen acht Flecken 
liegen je zwei kleinere zwischen Antenne und Ocelle, und je zwei große 
zwischen Ocelle und Scheitelspitze. Der kleine Fleck unterhalb der Ocelle 
ist oft strichartig am Auge entlang nach oben verlängert und fließt 
hinter der Ocelle mit dem seitlichen Scheitelfleck zusammen. Auf der 
Scheitellläche finden sich weitere sechs schwarze bis schwarzbraune 
Flecken (drei jederseits der Mittelnaht). Das vorderste Paar liegt etwa 
in Höhe der Augenvorderecke und ist ein <> regelmäßig gelormter Quer- 
strich, dessen äußeres Ende meist + breit mit dem seitlichen Scheitel - 
fleck zusammenfließt. Das zweite Paar ist + schrägstrichförmig und 
liegt in der Mitte zwischen Mittelnaht und Auge, das dritte ist + rund 
und an der Augen-Innenecke gelegen. — Die Pronotum-Oberseite ist 
hell strohfarben mit sechs breiten, + dunkelbraunen Längsbinden, die 
besonders im Vorder- und Hinterteil des Pronotums zusammenfließen 
können und im Bereich des Vorderrandes meist ausgedehnt schwarz 
sind, so daß von der hellen Grundfarbe nur noch schmale, + unterbro- 
chene Längslinien übrigbleiben. — Scutum hell mit schwarzer Spitze, + 
ovalem, braunen Fleck vor der Spitze und einem schwarzen in jedem 
Basiswinkel (jedoch etwas vom Rand entfernt), bisweilen noch zwei 
kleine, runde, dunkle Fleckehen über der Quernaht. — Elytren grau- 
weißlich bis milchweiß (besonders die Adern und + breit ihre Umge- 
bung im Bereich des CGlavus und der angrenzenden Corium-Partien). 
Zellen + vollständig unregelmäßig (gesprenkelt) dunkel umrandet oder 
ausgefüllt, letzteres besonders im Clavus und den angrenzenden Partien 
des Coriums, in welchen Teilen die Dunkelzeiehnung auch die höchste 
larbintensität erreicht und sich bisweilen stellenweise auch über die 
Adern schiebt, wodurch im Zusammenhang mit der asymmetrischen Re- 
tikulierung eine meist kontrastreiche und unregelmäßig wirkende Flek - 
kung entsteht. — Thorax-Unterseite und Abdomen schwarz, Thorax- 
abschnitte -- breit hell gerandet, Abdominalsegmente mit -+ breitem 
hellem Ilinterrand. Genitalsegment des 5' ebenfalls schwarz, nur die 


Borsten hell. — Antennen hell. — Beine einschließlich der Borsten hell, 
Vorder- und Mittelfemora mit je zwei unregelmäßigen dunklen Ringen, 
Hinterfemora mit 4 breit schwarzer Spitze. Vorder- und Mitteltibien 


außen mit je 4—5 dunklen Längsstrichen, innen mit schwarzen Punkten 
an den Borsten-Basen. Hlintertibien mit schwarzen Borsten-Basen, außer - 
dem die Spitze und die basale Hälfte innen + breit dunkel. Vordertarsen 
hell, nur das 2. Glied und die Klauen dunkel, Mitteltarsen hell, Klauen 
dunkel, (2. Tarsenglied nur bei einigen Exemplaren verdunkelt) ; Hinter- 
tarsen hell, 1. und 2. Glied mit Ausnahme der Basis und die Klauen 
schwarz. — Diese makroptere Form von E. nebulosa Ball hat eine ge- 
wisse habituelle Ähnlichkeit mit der nearktischen E. inimica Say, hat je- 
doch — abgesehen von den Unterschieden im Genitalbau — nicht die 
typische Scheitel- und Pronotumsfleckung dieser Art. 


b) Brachyptere Form: Dunkelzeichnung in Ausdehnung und In- 
tensität viel schwächer als bei der makropteren Form. — Gesicht hell, 
höchstens noch die Nähte streckenweise dunkel, sowie der Postelypeus 
etwas bräunlich, so daß die helle Zeichnung desselben gerade noch er- 
kennbar ist. Die je zwei Klecken zwischen Postelypeus und Auge unter- 
halb der Ocelle meist kleiner und heller als bei der makropteren Form. 
Die vier Scheitel-Vorderrandflecke jedoch weder in der endende noch 
in der Warbintensität schwächer als bei makropteren Tieren. Die sechs 
lecken der Scheitelfläche wieder + reduziert und aufgehellt: das mitt- 


ae 
u 


95 


lere Paar ist oft vollkommen verschwunden, das Paar an den Augen- 
Innenecken nur noch klein und blaß, und auch die Querstriche sind zwar 
stets noch deutlich vorhanden, jedoch kleiner, unscharf begrenzt und nur 
noch + braun statt schwarz. — Längsbinden der Pronotum -Oberseite 
aufgehellt, kaum noch dunkler als die Grundfarbe, auch am Pronotum - 
Vorderrand nur noch undeutliche braune Flecke, — Seutellum hell, Ba- 
siswinkel-Flecke nur noch als schwache bräunliche Schatten vorhanden. 
— Dunkelzeichnung der Elytren kaum noch dunkler als die Grundiarbe, 
Zellen selten ausgefüllt, Adern stets hell. Die Elytren wirken dadurch 
wesentlich einfarbiger. — Thorax-Unterseite und Abdomen einfarbig 
bräunlich-gelb, nur die Basis der Abdominalsegmente schmal schwarz, 
desgleichen eine Fleckenreihe in der Mitte eines jeden Segments sowie 
beim '-Genitalsegment die basale Oberseite bis zur Analröhrenbasis 
und ein Fleck auf den Pygophor-Seitenlappen, beim 9-Genitalsegment 
(sich distalwärts verschmälernd) die Oberseite sowie ein Fleck wech- 
selnder Größe seitlich vor der Spitze. — Beine ebenfalls heller als bei 
der makropteren Form: innerer Ring der Vorder- und Mittelfemora re- 
duziert und meist nur noch an deren Vorder- und Hinterkante erkenn- 
bar, schwarzer Endteil der Hinterfemora ebenfalls in je einen Fleck an 
der Vorder- und Hinterkante aufgelöst. Dunkelzeichnung der Hinter- 
schienen und -tarsen (besonders die Verdunklung der basalen Hinter- 
schienen-Innenhälfte) ebenfalls weniger ausgedehnt. — Die Variabilität 
der Zeichnung ist bei der brachypteren Form viel geringer als bei der 
makropteren. 


Lebensweise :E.nebulosa (Ball) lebt an den Fundorten südlich Mün- 
chens in individuenreichen Populationen, doch ziemlich versteckt und 
meist nahe am Boden in bültigen, dichten, relativ feuchten Beständen 
des Grases Calamagrostis epigeios L. (das vermutlich auch die Nähr- 
pflanze dieser Art ist), besonders auf Waldlichtungen in den großen 
Nadelholzforsten. Eine Generation im Jahr, die ersten Imagines sind An- 
fang Juli fertig entwickelt, die Art etwa bis Ende August — Anfang 
September zu finden. Überwinterung im Eistadium. 

Von besonderem Interesse ist natürlich, ob es sich bei dem (zweifellos 
fest etablierten) deutschen Vorkommen von Endria nebulosa (Ball) um die 
Nachkommen von vor kürzerer oder längerer Zeit aus Amerika einge- 
schleppten Tieren dieser Art handelt, oder ob hier möglicherweise ein 
ursprüngliches, + reliktäres Vorkommen vorliegt. 

Für eine Einschleppung sprechen folgende Gründe: 

1. Die rein nearktische Verbreitung der Gattung Endria Oman. Aller - 
dings sind mehrere Fälle bekannt, wo von einer Gattung eine Anzahl 
von Arten in der Nearktis lebt und nur eine Art (bzw. eine dieser Arten) 
auch Teile der Paläarktis besiedelt, z. B. Colladonus Ball, Ossiannilssonola 
Christ. Das gleiche gilt für das umgekehrte Verhältnis Paläarktis — Ne- 
arktis. 

2. Die Artzugehörigkeit der deutschen Tiere zu einer der nearkti- 
schen Arten, eben E. nebulosa (Ball). Hier ist allerdings der gleiche Ein- 
wand wie unter ]. zu machen. 

3. Die Tatsache, daß die Art bisher in der Paläarktis unbekannt war, 
was zumindest auf eine geringe Verbreitung deutet, da zwar das bayeri- 
sche Gebiet in Hinsicht auf Zikaden „terra incognita“ ist, in einigen an- 
deren Gebieten Europas jedoch so gründlich gearbeitet wurde, daß ein 
„Übersehenwordensein“ der Art dort ne ahaehetalset, ist. Allerdings ist 
zu bemerken, daß die Art erstens stenoexistent zu sein scheint, zweitens 
relativ verborgen lebt (aber trotzdem ausgesprochen beweglich und ge- 
wandt ist, durchaus im Gegensatz zu anderen in dichter Vegetation bo- 


96 


dennah lebenden Zikaden wie Aphrodes Curt. oder manche Agallia-Ar- 
ten), und drittens ausgesprochen unscheinbar und „alltäglich“ aussieht 
(so daß sie von Gelegenheitssammlern vermutlich übersehen wird). Über- 
dies beweisen einige Untersuchungsergebnisse gerade der letzten Jahre, 
daß in Mitteleuropa durchaus noch nicht nur verkannt, sondern völlig 
unbekannt gewesene Zikadenarten existieren (siehe Lebradea calama- 
grostidis Remane, Praganus hofferi Dlabola, Dudanus pallidus Dlabola 
u.a.m.). 

Für ein ursprüngliches Vorkommen sprechen dagegen folgende Gründe: 

1. Das Auftreten der in der Nearktis offenbar unbekannten makro- 
pteren Form, d. h. es bestehen mindestens in dieser Hinsicht Unterschiede 
zu den nearktischen Populationen‘). 

2. Die Lebensweise der Art sowohl in Deutschland als auch in der 
Nearktis. 

a) In Deutschland lebt E. nebulosa (Ball) ausgesprochen stenoexistent 
in einem einzigen Biotoptyp. 

b) Der besiedelte Biotoptyp ist ein (zumindestens annähernd) natür- 
licher, die Fundstellen liegen + weitab von irgendwelchen Kulturflä- 
chen. 

c) Die Nahrunsgpflanze ist eine einheimische Wildpflanze (noch dazu 
eine Graminee), die nicht nur nicht wirtschaftlich genutzt wird, sondern 
auch nicht als Unkraut auf Kulturflächen (es sei denn, man rechnet 
junge Aufforstungen als solche) vorkommt. 

d) Auch in der Nearktis lebt die Art „in grasslands“ (Beirne 1956), 
also offenbar nicht auf Kulturflächen. Sie hat anscheinend keinerlei wirt- 
schaftliche Bedeutung. 

Betrachtet man dagegen die Lebensweise derjenigen Zikadenarten, die 
nachweislich oder auch nur höchstwahrscheinlich in letzter Zeit von der 
Nearktis in die Paläarktis oder (der viel häufigere Fall) umgekehrt ein- 
geschleppt wurden, so sind folgende Gemeinsamkeiten feststellbar: 

a) Keine der Arten ist als stenoexistent zu bezeichnen, die meisten 
sind sogar ausgesprochen euryexistent. 


b) Alle Arten sind sowohl im Ursprungs- als auch im Einschleppungs- 
land wenn nicht direkt „Kulturfolger“, so doch mindestens „kulturtole- 
rant“, d. h. sie leben mindestens „auch“ in Kulturbiotopen (Felder, Gär- 
tem u.ä). 


c) Alle diese Arten sind entweder ausgesprochen polyphag (z. B. die 
nach Europa eingeschleppte Membracide Ceresa bubalus) oder (bzw. und) 
leben an vom Menschen kultivierten Laubhölzern, insbesondere an nicht 
kernechten und daher durch Stecklinge vermehrten und gehandelten 
Obstarten (Kirsche: Typhlocyba quereus F., Erythroneura [lammigera 


') Leider war es dem Verfasser bisher nicht möglich, nearktische Exemplare 
zu untersuchen. Es sind also möglicherweise auch zwischen den brachypteren 
Populationen beider Regionen noch weitere, mindestens statistisch erfaßbare Un- 
terschiede vorhanden. — Allerdings braucht die Existenz solcher Unterschiede 
kein Beweis für eine historisch lange Trennung zweier Populationen zu sein: 1. 
pflegt gerade im Fall von einmaligen Einschleppungen nur eine geringe Zahl 
von Individuen (die noch dazu von einer meist eng begrenzten Lokalität stam- 
men dürften) als Ausgangsbasis der neuen Population(en) vorhanden zu sein, es 
ist somit also nur ein — geringer Ausschnitt des gesamten Genspektrums der 
Art darin vertreten, was sich selbstverständlich in einer Verschiebung nicht nur 
der statistischen Werte, sondern auch in abweichenden Begrenzungswerten vieler 
Merkmale bemerkbar macht, 2. ist es eine oft beobachtete Tatsache, daß gerade 
isolierte Populationen einer Art, noch dazu — wie im vorliegenden Fall zweifel- 
los — unter + von den ursprünglichen abweichenden ökologischen Bedingungen, 
eine schnelle Sonderentwicklung absolvieren. 


97 


Geoffr.; Himbeere: Macropsis fuscula Zett.; Pflaume: Fieberiella flori 
Stal, alle vier in Kanada eingeschleppt). 


E.nebulosa (Ball) entspricht also in ihrer Lebensweise keiner der bisher 
in die Paläarktis oder Nearktis eingeschleppten Zikadenarten, sondern 
stimmt darin vollkommen mit jeweils sicher einheimischen Arten überein. 


3. Überlesunsen über die „technischen“ Möglichkeiten einer Ein- 

sus RE er 5 
schleppung. Eine vorsätzliche Einbürgerung von E. nebulosa (Ball), mitder 
ja in einigen Tier- und Pflanzengruppen gerechnet werden muß, kann 
für diese Art mit Sicherheit ausgeschlossen werden. da sie weder von 
” ” * oO .. . R E35 [3 
Liebhabern noch in Laboratorien gezüchtet wird und auch keine wirt- 
schaftliche Bedeutung hat. 


Eine zufällige Verschleppung ist bei Zikaden — insbesondere bei einer 
so relativ kurzlebigen, empfindlichen und dazu schnellbeweglichen Art 
— nur im Eistadium möglich. — Die Eier von Endria dürften sich in 
toten Grashalmen, allenfalls noch in Bodenstreu oder Moos finden. Ein 
Export solcher Stoffe aus der Nearktis (selbst als Verpackungsmaterial) 
und dann noch ein Import gerade in die großen Waldgebiete südlich 
München (bzw. in einen für Endria geeigneten Biotoptyp) erscheint dem 
Verfasser jedoch höchst unwahrscheinlich. Die einzigen Pflanzen neark- 
tischen Ursprungs in dem zur Zeit von E. nubilosa (Ball) besiedelten deut- 
schen Gebiet sind einige Nadelholz-Arten (Douglas- und Sitka-Fichte). 
Hier wäre die einzig denkbare Möglichkeit einer Einschleppung von En- 
dria, falls nämlich in früheren Zeiten diese Nadelhölzer als Jungpflanzen 
mit Ballen (mit den Endria-Eiern in Grasresten dieser Ballen oder sogar 
an den Nadelholzpflanzen selbst) importiert worden sein sollten. Eine 
solche Importmethode konnte bisher jedoch nicht ermittelt werden; zu- 
mindest in neuerer Zeit werden die nearktischen Nadelholzarten (den 
Auskünften eines Forstbeamten zufolge) als Samen importiert und in 
deutschen Baumschulen aufgezogen — eine Methode, die eine Einschlep- 
pung von Endria ausschließt. 


Zusammenfassend sei also gesagt, daß nach den augenblicklichen 
Kenntnissen eine sichere Entscheidung, ob das Vorkommen von Endria 
nebulosa (Ball) südlich Münchens ursprünglich ist, oder ob die Art einge- 
schleppt wurde, noch nicht zu treffen ist. Das ökologische Verhalten von 
Endria ist das einer einheimischen Art und steht in starkem Gegensatz 
zu den Lebensgewohnheiten aller bisher von Amerika nach Europa bzw. 
umgekehrt eingeschleppten Arten. 


Bemerkenswert ist das Vorkommen auf jeden Fall: Bei Ursprünglich- 
keit desselben: 1. Als erster Nachweis einer bisher nur aus der Nearktis 
bekannten Gattung und Art, und damit neben Deltocephalus Burm. und 
Recilia Edw. einer dritten europäischen Gattung der nächsten Deltoce- 
phalıs-Verwandtschaft. — 2. Zoogeographisch als einer der bei Zikaden 
durchaus nicht häufigen Fälle einer zwar in Palä- und Nearktis, nicht 
aber zirkumpolar verbreiteten Arten. Bei Einschleppung: 1. Als einer der 
ausgesprochen seltenen Fälle einer von der Nearktis nach Europa ein- 
geschleppten Zikadenart (während umgekehrt zahlreiche europäische Ar- 
ten nach Nordamerika verschleppt wurden). Soweit dem Verfasser be- 
kannt, wurde bisher nur eine einzige Zikadenart (die bereits erwähnte 
Ceresa bubalus) in Europa eingeschleppt und hat sich im Mittelmeer - 
gebiet schnell ausgebreitet. E. nebulosa wäre demnach erst der zweite 
Fall einer solchen (eingebürgerten) Einschleppung und überhaupt der 
erste Fall für Mitteleuropa. — 2. Als bei Zikaden bisher unbekannter 
Fall der Verschleppung einer Art, die sowohl im Ursprungs- wie auch 
im Ankunftsland ausschließlich in fast oder völlig natürlichen Biotopen 


98 


(noch dazu + stenoexistent) an nicht kultivierten oder kulturfolgenden 
Pflanzen lebt'). 

Vielleicht ist durch zukünftige Untersuchungen mehr Klarheit über 
die im Zusammenhang mit diesem Fund von E. nebulosa (Ball) entstande- 
nen Fragen zu schaffen. Vor allem wäre darauf zu achten, ob die Art 
eventuell eine rasche Erweiterung ihres Verbreitungsareals vornimmt 
(eine Verhaltensweise, die fast alle eingeschleppten Arten zeigen, sofern 
sie überhaupt Fuß fassen konnten) oder ob weitere räumlich begrenzte, 
+ reliktartige Vorkommen existieren. 


Nachtrag 


Wie dem Verfasser während der Drucklegung dieser Arbeit von Dr. 
Kramer mitgeteilt wurde, ist die makroptere Form von E. nebulosa 
(Ball) auch in der Nearktis vorhanden und wurde bereits von Beamer 
(1939) in der dem Verfasser nicht zugänglich gewesenen Urbeschrei- 
bung von Lonatura rotunda beschrieben. Beirne (1956) allerdings er- 
wähnt das Vorkommen makropterer Formen nicht, er benutzt sogar die 
Kurzflügeligkeit von E. nebulosa (Ball) als Trennungsmerkmal gegen- 
über E. inimica (Say). 


Die Verteilung der Collembolen in verschieden 
bearbeiteten Wiesenböden des oberbayerischen Raumes, 
mit tiergeographischen und autökologischen Angaben 
Von Rosina Leuthold 


(Schluß) 


Entomobrya multifasciata (Tullb.) 
V: In Europa weiter verbreitet. 


MB: N SRT: 1 Ex. 5.7.54 
OÖ: Die Art ist im allgemeinen ausgesprochen xerophil. Das eine Exem- 
plar lebte in der mittleren Bodenschicht der Rasenfläche. 


Entomobrya nivalis f. multifasciata Tullb. und f. lateralis Stach 

V: Kosmopolit. 

Fri: NW: f. multifasciatal Ex. 11. 10.54 
R Wu: f.lateralis 1Ex. 15. 5.56 

OÖ: Beide formae sind eigentlich keine Bodentiere und wahrscheinlich 
aus der Vegetationsschicht in den Boden gelangt. Allerdings dringt 
f. Zateralis, die das Mesobrometum besiedelt, dort gleich bis zu 10 cm 
in den Boden. Auch Bockemühl hat ein Tier der Stammform aus 
14—20 cm Tiefe geholt. 


') Allerdings muß die Frage aufgeworfen werden, inwieweit die zwar weniger 
wahrscheinliche, aber doch mögliche Verschleppung gerade solcher Arten me- 
thodisch sicher als solche erkennbar ist. Es ist durchaus möglich, daß bereits 
mehrere holarktisch verbreitete Arten in Wirklichkeit irgendwann einmal in 
einer Richtung verschleppt worden sind, und diese Verschleppung infolge der 
erst vor kurzer Zeit begonnenen intensiven Erforschung der Zikadenfauna beider 
Kontinente nicht erkannt worden ist. Um eine Einschleppung zu erkennen, muß 
natürlich die bereits an der Stelle existierende Fauna genauestens bekannt sein, 
und diese Voraussetzung ist selbst jetzt noch für viele Gebiete Europas und 
Amerikas nicht gegeben. 


99 
Lepidocyrtus ceurvicollis Bourl. 


V: Europa, Nordamerika. 

ER Ws: 1Ex. 23.1.56 

O: Die Art ist nach Gisin häufiger als gemeinhin angenommen wird. 
Nach einer Beobachtung von Stre Bel ernährt sie sich von Schim- 
melpilzmyzel. 


Lepidocyrtus paradoxus Uzel 


V: Europa, vielleicht Kosmopolit. 

IE’ NW: 1 Ex. 21.6.54 — 11Ex. 23. 8.54 — 1Ex. 24. 10. 55 

OÖ: Sie hält sich nach Gisin tagsüber in der Bodenauflage versteckt, 
wo ich sie auch in den Proben fand. 


Lepidocyrtus eyaneus Tullb. 


V: Kosmopolit. 

ee N-R1: 2 Ex. 13.1.55 
R Wg: 1Ex. 12.7.55 — 1Ex. 25. 4. 56 

O: Gisin bezeichnet sie als Charakterart der Fettwiesen, speziell der 
gedüngten Wiesen. Auch im Versuchsgelände wurde die Art in dem 
gedüngten Teil der Rasenfläche und ebenso nur in der gedüngten 
Reisacher Parzelle ermittelt. 


Lepidocyrtus violaceus (Geoff.) 


V: Europa, Nordamerika. 

Bu NW: 1 Ex. 24.10.55 

O: Gisin betont ausdrücklich, daß die Art nicht den Boden bewohnt, 
sondern die Rinden und Rindenmoose der Wälder. Sicher ist sie im 
Versuchsgelände aus dem benachbarten Wald auf die Wiese und in 
die Bodenprobe gelangt. 


Lepidocyrtus lanuginosus (Gmelin) 


V: Europa. 

F: NW: 2Ex. 5.1.55 — 8Ex. 24.10.55 
N Wa: 1Ex. 5.1.55 — 1Ex. 24. 10.55 
R Wu: 1Ex. 12.7.55 — 6Ex. 29. 9.55 — 1Ex. 25.4. 56 
RWg: 2Ex. 23,1.56 


OÖ: Die überall häufige Art, von Frenzel gar als Leitform des Wiesen - 
bodens bezeichnet, ist im Untersuchungsgebiet merkwürdigerweise 
selten, im Rasen fehlt sie sogar völlig. Sie wurde nur im Wurzel- 
geflecht der Oberflächenschicht ermittelt. 


Pseudosinella alba (Pack.) 


V: Europa, Nordamerika, Costa Rica, Australien. 

REN RE; 1Ex. 1.8.55 
N Was. x 1:Ex:19:4.55 

O: Gisin bezeichnet sie als Charakterart des Wiesenbodens. Sie ist im 
Versuchsgelände sehr selten und kommt dort auch im lichten Wald 
vor. Eine Bedeutung für das Bodenleben kann ihr wegen des selte- 
nen Auftretens nicht zugesprochen werden. 


100 
Orchesella eineta (L.) 


V: Europa, Nordamerika. 

EN’: 1 Ex. 15. 6.55 

OÖ: Die Art ist von sehr unregelmäßiger Abundanz: manchmal sehr 
vereinzelt, dann wieder zu mehreren Exemplaren. Ich konnte nur 


ein iuveniles Tier in der Bodenübergangszone der Grasnarbe des Ra- 
sens erbeuten. 


Heteromurus nitidus (Templ.) 


V: Kosmopolit. 


BIN RI: 3Ex. 5. 7.54 — 1Ex. 9. 8.54 — 1Ex. 21.4.55 
1Ex. 15. 6.55 — 1Ex. 1. 8.55 — 3 Ex. 19.9. 55 
NW: 2Ex. 21. 6.54 — 4Ex. 23. 8.54 — 3Ex. 5.1.59 
3Ex. 27. 7.55 — 3Ex. 24. 10.55 
N Wa: IEx. 11.10.54 


R Weg: 1x. 29. 29555 
OÖ: Im verrottenden Bestandesabfall nahe der Oberfläche lebten die mei- 


sten Exemplare, einige gingen tiefer. In der Magerwiese fehlt die 
Art völlig. 


Tomocerus minor (Lubb.) 


V: Europa, Nordamerika, Australien. 

F: N Wa: : 1Ex. 5.1.55 — 1Ex. 19. 4.55 

OÖ: Wie auch die folgenden Tomocerus-Arten kommt diese nur in der 
feuchten Fallaubauflage des Waldbodens vor. 


Tomocerus minutus Tullb. 

V: Arktisches und subarktisches Europa, südlich nur in den Gebirgen, 
Sudeten, Karpathen. 

F: N Wa: 1Ex. 11.10.54 — 2 Ex. 5.1.55 

OÖ: Das Vorkommen der Art in unserem Gebiet ist bemerkenswert, denn 


bisher wurde sie hier nicht gefunden. Sie lebt in der Förna des 
Waldbodens. 


Tomocerus vulgaris (Tullb.) 


V: Europa, Nordamerika. 
F: N Wa: 1 Ex. 24. 10.55 
OÖ: Die Art teilt ihren Lebensraum mit den vorher genannten Arten. 


Tomocerus (Pogonognathus) flavescens (Tullb.) 


V: Europa, Nordamerika. 

F: RWg: S5Ex. 29.9.55 — 2Ex. 25. 4.56 — 4Ex. 15.5. 56 

OÖ: Die einzige Tomocerus-Art, die nicht im Waldbereich gefunden 
wurde. Sie tritt während des Frühjahrs und Herbstes in der Streu- 
schicht der gedüngten Parzelle in Reisach auf. Nach Gisin ist sie 
in der Schweiz allerdings waldgebunden, doch auch Bockemühl 
konnte sie in feuchter Wiese nachweisen. 


101 


SYMPHYPLEONA 


SMINTHURIDAE 


Neelus minimus Willem 


Europa. 

R Wg: 1Ex. 25.4.56 

Als echtes Bodentier wäre die Art häufiger zu erwarten, wenngleich 
sie immer in geringer Anzahl auftritt. Nur einmal konnte das sehr 
kleine Tier in der gedüngten Parzelle erfaßt werden. 


Arrhopalites coecus (Tullb.) 


Vr: 
FE: 
Ö: 


Europa, Nordamerika, Australien. 

R Wg: 1Ex. 29.9.55 

Über diese Art konnte ich keine ökologischen Angaben finden. Das 
einzelne Vorkommen in der mittleren Schicht der gedüngten Par- 
zelle erlaubt auch keine Schlüsse auf die Lebensweise des Tieres. 


Sminthurinus aureus (Lubb.) 


E: 


variiert im Versuchsgelände von der Stammform zu: 

Sminthurinus aureus f. signata (Krausb.) 

Sminthurinus aureus f. albus Krausb. 

Europa, Nordamerika, Australien. 

NR: f.typica: , 4 Ex.. 19. 9.55 — , LEx. 3. 1. 
f. albus: 2,B2:19279255 

NW: f.typica: 6Ex. 11.10.54 — 3Ex. 24.10. 

N Wa: « f.typica: 1Ex. 5. 1.35 — 22 Ex. 19. 4. 

1 Ex. 27. 7.55 — 5Ex. 24.10. 

f. signata: 1Ex. 19. 4.55 


Er ist im Untersuchungsgebiet der einzige Sminthuride, der auch 
mitten im Winter gesammelt werden konnte. Die Stammform ist am 
stärksten im Wald vertreten, wo auch f. signata allein vorkommt. 
Die größte Anzahl der Funde verteilen sich auf die obersten Boden - 
schichten, doch wird, vor allem im Waldboden, auch die unterste 
Schicht besiedelt. Für die Humusbildung ist die Art wenig bedeu- 
tungsvoll. 


ou 
e2) 


SIIIOI 
Sı 9 Dı 


Bourletiella hortensis (Fitch) 


V.: 
F: 
Ö: 


Europa, Nordamerika, Australien. 

R Wu:  1Ex. 15.5. 56 

Das einzelne Exemplar wurde aus der Tiefenschicht des Mesobro- 
metums gezogen. 


Sminthurus viridis (L.) 


V: 
F: 


Ö: 


Europa, Australien. 

NW: 2Ex. 21. 6.54 

Die Art wurde in der einen Probe in 2 verschiedenen Schichten er- 
mittelt: an der Oberfläche und ganz in der Tiefe. Gisin bezeichnet 
sie als eine Charakterart der Grasfauna trockener Wiesen. 


102 


Allacma fusca L. 


V: Europa, Nordafrika, Nordamerika. 

Fr N Wa: 92 Ex: 19.4:55 

OÖ: Ein typischer Waldbewohner, geht im Untersuchungsgebiet bis in 
die tietste Schicht. Auch Franz hat ihn mehrfach im Gesiebe der 
Waldböden gefunden. 


Dieyrtoma minuta (Fabr.) 

V: Europa, Afrika, Australien. 

FON Wa: °1Ex29:95535 

OÖ: Gisin rechnet sie zu den Charakterformen des Waldes. Auch mein 
Fund aus einer Septemberprobe stammt aus der Streuschicht des 
Waldes. 


Dieyrtoma spec. 


PN Wa; 2 714E&:1954259 

OÖ: Die Art wurde in der untersten Schicht erfaßt, das Tier war zu be- 
schädigt, um eine Artdiagnose zu geben, ich glaube aber nicht, daß 
es sich ebenfalls um minuta handelt. 


Literaturangaben : 


Agrelll.: Zur Ökologie der Collembolen. Opusc. Ent. 3, 1941. 

Bockemühl J.: Die Apterygoten des Spitzberges bei Tübingen, eine fauni- 
stisch-ökologische Untersuchung. Zool. Jb. (Syst.) 84, 1956. 

Dürkop H.: Mitteilungen über einige für die Fauna Deutschlands neue oder 
seltene Collembolen. Zool. Anz. 98, 1932. 

Franz H.: Untersuchungen über die Kleintierwelt ostalpiner Böden. Il. Col- 
lembolen. Zool. Jb. (Syst.) 77, 1945. 

Gisin H.: Ökologie und Lebensgemeinschaften der Collembolen im schweizeri- 
schen Exkursionsgebiet Basels. Rev. suisse Zool. 50, 1943. 

— —: Hilfstabellen zum Bestimmen holarktischer Coilembolen. Verh. naturf. 
Ges. Basel 55, 1944. 

— —: Neue Forschungen über Systematik und Ökologie der Collembolen. Die 
Naturwiss. 38, 1951. 

— —: Die ökologische Forschung und die Lebensgemeinschaften. Scientia (6) 


46, 1952. 

Schaller F.: Zur Ökologie der Collembolen in Kalksteinböden. Zool. Jb. 78, 
1950. 

— —: Zur Ökologie der Collembolen des Mainzer Sandes. Zool. Jb. (Syst.) 79, 
1951. 


Stach J.: The Apterygotan Fauna of Poland in relation to the World-Fauna 
of this Group of Insects. Bd. I—V. Acta monogr. Mus. Hist. Nat. 1947 
bis 1954. 

Strebel O.: Beiträge zur Biologie, Ökologie und Physiologie einheimischer Col- 
lembolen. Z. Morph. Ökol. d. Tiere 25, 1932. 

Strenzke K.: Ökologische Studien über die Collembolengesellschaften feuchter 
Böden Ost-Holsteins. Arch. Hydrobiol. 42, 1949. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Rosina Leuthold, München 19, Menzinger Str. 67, 
Zoologische Staatssammlung 


EEE EEE 


103 


Sympecma paedisca Brauer in Frankreich (Odonata) 


Von Gerhard Jurzitza 


Die Sibirische Winterlibelle (Sympeema paedisca Brauer) ist eine euro- 
sibirische Art, deren Verbreitungsgrenze im Südwesten nach Schmidt 
(1929) das Bodenseegebiet ist. Conei und Nielsen (1956) führen die 
Art aus Italien an, in der Schweiz wurde sie durch De Beaumont 
(1941) und Wenger (1955) festgestellt. 

Während einer Urlaubsreise nach Spanien und Südfrankreich machte 
ich am 26. Mai 1961 im Isere-Tal bei der Ortschaft La Gache (Strecke 
Chambery — Grenoble) eine kurze Rast, die ich dazu benutzte, mir die 
Odonatenfauna des Flusses und einiger isolierter Wasserstellen im Fluß- 
bett genauer anzusehen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich 7 55 und 
1 9 einer Sympecma erbeuten, die sich unter dem Binokular als die oben 
genannte Art erwies. Der interessante Fund veranlaßte mich, auf der 
Heimreise nochmals diese Stelle aufzusuchen. Trotz der fortgeschrittenen 
Jahreszeit (11. Juni) konnten weitere 4 55’ und 2 22 der Art erbeutet 
werden. Die Tiere unterscheiden sich von den vorliegenden Münchner 
Tieren nur durch eine wesentlich dunklere Grundfärbung, die wohl auf 
ihr hohes Alter zurückzuführen ist. 

Der Fund erweitert das Areal dieser interessanten Art um ein Be- 
trächtliches nach Westen. Denn da es sich bei dem neuen Fundort wohl 
kaum um ein völlig isoliertes Vorkommen handeln dürfte, ist anzuneh- 
men, daß die Libelle zumindest in dem gesamten Einzugsgebiet der Isere 
auftritt. 

An dem Fundort der Sympecma paedisca wurden weiterhin foigende 
Libellenarten festgestellt: 


. Sympecma Jusca (Vanderl.) 

. Chalcolestes viridis (Vanderl.) 

. Platyenemis pennipes (Pallas) 

. Enallagma cyathigerum (Charp.) 
. Ischnura elegans (Vanderl.) 

. Coenagrion puella (L.) 

. Coenagrion pulchellum (Vanderl.) 
. Anax imperator Leach 

. Anax parthenope (Selys.) 

10. Gomphus pulchellus Selys. 

11. Cordulia aenea (L.) 

12. Libellula quadrimaculata L. 

13. Libellula depressa L. 

14. Orthetrum brunneum (Fonse.) 
15. Orthetrum cancellatum (L.) 

16. Crocothemis erythraea (Brulle) 
17. Sympetrum fonscolombei (Selys.) 


Son vu Do 


Diese Artenliste erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Voll- 
ständigkeit, da die Beobachtungen nur an zwei Tagen Ende Mai und An- 
fang Juni durchgeführt wurden. Somit werden die später fliegenden 
Arten nicht erfaßt. Auffallend ist das völlige Fehlen von Agrion splen- 
dens (Harris), das seine Erklärung wohl in der starken Verschmutzung 
des Flusses findet. Die gesamte aufgeführte Odonatenfauna beschränkte 
sich auf verschiedene isolierte Tümpel und tote Arme im Flußbett. 


104 


Abschließend sei erwähnt, daß an dieser Stelle ein Anac imperator 
flog, dessen Thorax die typische violettbraune Färbung des Anax parthe- 
nope aufwies. Auch das Abdomen schien etwas dunkler blau zu sein als 
bei den typischen imperator. Vielleicht handelte es sich um einen Anar- 
Hybriden, wie ihn Bilek (1955) beschreibt. 


Zitierte Literatur 


Beaumont, J. de: Bull. Soc. vaudoise Sci. nat. 61, 256 (1941). 
Bilek, A.: Nachr.-Blatt Bayer. Entom. 4, 115—117 (1955). 

Goneci und Nielsen: Odonata, in: Fauna d’Italia, Bologna (1956). 
Schmidt, E.: Libellen, in: Die Tierwelt Mitteleuropas, Leipzig (1929). 
Wenger, O.-P.: Mitt. Schweiz. Entomol. Ges. 28, 210—213 (1955). 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Gerhard Jurzitza, Ettlingen b. Karlsruhe, Zehntwiesenstr. 52 


Literaturbesprechung 


M. Beier. Tettigoniidae (Pseudophyliinae ID). Das Tierreich, Lieferung 74. IX, 
396 Seiten. 241 Abbildungen. Verlag Walter de Gruyter & Co. Berlin 1960. 
Preis geh. 175,— DM. 


Im März 1960 erschien in der wohlbekannten Serie „Das Tierreich“ als Liefe- 
rung 74 obengenannte Arbeit. Es ist sehr zu loben und erfreulich, daß die Deut- 
sche Zoologische Gesellschaft diese Ausgabe ermöglicht hat. Die Gruppe der 
Pseudophyllinae ist hiermit abgeschlossen, denn der erste Teil erschien 1954 in 
Trabajos del Instituto espanol de Entomologia: 

Dieser zweite Teil behandelt die 7. Tribus Platyphyllini bis 18. Tribus Aspido- 
notini und damit ist diese Monographie vollständig. Die erste komplette Monogra- 
phie wurde geschrieben von Brunner von Wattenwyl im Jahre 1895. Seither 
sind viele neue Arten und Gattungen beschrieben worden und Korrekturen und 
Synonymien angegeben. All diese Zufügungen und Änderungen sind von Beier in 
seine neue Arbeit aufgenommen. Man kann also sagen, daß von dieser Tiergruppe 
alles zusammengetragen wurde was bis jetzt veröffentlicht ist. 

Die Art der Verarbeitung ist genau wie im ersten Teil, also Aufteilung in Ge- 
nera, Subgenera und Arten, mit deutlichen aber kurz gehaltenen Tabellen und 
Beschreibungen. Die 241 Figuren sind einfach aber sehr deutlich und unterstützen 
die Beschreibungen sehr gut. Bei jeder Art ist die geographische Verbreitung an- 
gegeben und auch wo sich das Typusexemplar befindet. Bei jeder Art wird auch 
gleichzeitig die Hauptliteratur vermeldet und auch die Synonymie. Biologische Da- 
ten sind wenig angegeben, einfach deshalb, weil keine bekannt sind. Die meisten 
dieser Insekten leben im Dickicht des Urwaldes oder hoch in den Bäumen und es 
ist schade, daß die Sammler im allgemeinen wohl Fundort und Datum angeben, 
meist aber keine biologischen Daten. Dazu kommt noch, daß diese Insekten im 
Allgemeinen in den Sammlungen selten und nur durch einige Exemplare vertreten 
sind, oft ist nur das Männchen oder das Weibchen bekannt. 

Man muß Dr. Beier Dank sagen für seine schöne Arbeit, die es ermöglicht, 
die Arten richtig zu determinieren und man muß dem Verlag Walter de Gruyter 
& Co auch danken für die schöne Ausgabe. 

Es ist schade, daß der Preis so hoch ist und dadurch viele nicht in der Lage 
sind, sich das Werk anzuschaffen. 

In Zukunft wird als Lieferung 73 der erste Teil nochmals erneut erscheinen 
mit Angabe von Literatur und Inhalt. 


GC. Willemse 


mn 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Menzinger Straße 67 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. Oktober 1961 Nr. 10 


Wunderland Monte Baldo 


Von H. Pfister 


Wer auf einer alten Landkarte den Grenzverlauf der ehemaligen K. 
u. K.-Monarchie verfolgt, kommt an eine Stelle am Nordostrand des Gar- 
dlasees, von der ich Ihnen jetzt ein wenig berichten möchte. Dieses Gebiet 
— nördlicher Ausläufer des Monte Baldo — kann viel erzählen; es hat 
eine bis in unser Jahrhundert hineinreichende politische Geschichte, es 
hat aber auch eine hoffentlich noch viele weitere Jahrhunderte beste- 
hende wunderbare Flora und eine nicht weniger bemerkenswerte Insek- 
tenfauna. 

Einige Worte über den Berg selbst, seine Geschichte, seine Blumen und 
ein bißchen mehr über seine Schmetterlinge. 

Über den Grenzverlauf habe ich schon etwas gesagt. Im 1. Weltkrieg 
haben sich dort erbitterte Kämpfe abgespielt. Davon künden noch heute 
vielfältige Spuren: Stacheldraht, Laufgräben, Unterstände, Kasematten, 
Schießscharten und andere prächtige Einrichtungen. Auf beiden Seiten 
haben Menschen wie wir dort Abschied von ihrem Leben nehmen müssen 
und sind für Ziele und Ideale gestorben, die, wie so oft, von späteren Ge- 
nerationen nicht mehr verstanden werden. Aber das Leben geht weiter, 
solange die Sonne scheint — auch dort auf dem Monte Baldo. Blut und 
Tränen von damals sind längst getrocknet, die Feindschaften vergessen, 
die Gräber verwachsen, geblieben ist nur der Berg und das Wunder seiner 
Natur. 

Einige Worte über den Berg. Der Monte Baldo ist ein ziemlich isoliert 
liegender Komplex, der im Westen vom Gardasee, im Osten vom Etschtal 
begrenzt wird und etwa von Torbole bis Garda reicht. Jenseits der Etsch 
sind bereits die Monti Lessini, an deren Südfuß Verona liegt. 

Von der Gardesana aus hat der Besucher des Gardasees eine pracht- 
volle Gesamtansicht des hier trotz der relativ geringen Höhe von etwas 
über 2200 m sehr wuchtig wirkenden Massivs. Steil aus dem See aufstei- 
gende Liaszüge sind erst hoch oben von ausgedehnten Kalkfelspartien 
gekrönt. Große Olivenkulturen in den untersten Lagen werden im Nord- 
teil bald von Steineichen, gegen Süden dann mehr von Flaumeichen und 
Hopfenbuchenbeständen abgelöst, nach denen sich vor Beginn eines 
schmalen Legföhrengürtels ein etwa ebenso schmaler Ring von Fichten, 
Lärchen und Buchen einschiebt. Dann beginnt in etwa 1700 bis 2000 m 
Höhe eine Art Hochplateau, das mehr einer welligen Hügel- als einer 
Hochgebirgslandschaft gleicht. Dieses weiträumige Landschaftsbild in 


‚IV. 138} 
‚,.g. Warı, rw: 


SARITUICNMIAN 
SMIIHSUNIAN and 5 9 ei 
MAR 2 1967 


INSTITUTION 


a SIORA 


106 


dieser Höhenlage hat ein recht eigentümliches und ungewohntes Gepräge 
und wirkt trotz eingestreuter Steilabfälle, Felsengruppen und Waldzonen 
ziemlich einheitlich. In dem von uns häufiger besuchten Nordteil des 
Monte Baldo, etwa oberhalb Navene, ist ein recht gut ausgebautes und 
leicht befahrbares Straßennetz, das. nachdem Siedlungen in dieser Höhe 
außer zerstreut angelegten Almwirtschaften nicht mehr vorhanden sind, 
nur militärischen Zwecken dienen konnte. Es ist aber auch heute noch in 
sehr guter Verfassung. Weniger „gepflegt“ allerdings ist der Weg zum 
Rifugio altissimo, ein in ein phantastisch schönes Landschaftsbild ge- 
stelltes recht hübsches Unterkunftshaus der Sektion Rovereto in 2000 m 
Höhe, in dem man gut aufgehoben ist. Wir haben es im VW über einen 
Serpentinenweg aus Franz Josefs Zeiten erreicht, aber auch für einen 
Fahrer der Tod und Teufel nicht fürchtet, ist die Auffahrt kein Vergnü- 
gen; ich warne jeden. Trotzdem sollte jeder, der dieses Gebiet besucht, 
die Küche des Rif. Damiano Chiesa probieren und sich zum Genuß des 
märchenhaften Panoramas soviel Zeit wie möglich lassen. Man kommt 
unwillkürlich ins Schwärmen, wenn man mal dagewesen ist und wieder 
daran denkt. Schluß jetzt damit, ich wollte Ihnen ja doch noch von Blu- 
men und Schmetterlingen des Berges erzählen. 

Die Flora ist, wie gesagt, regelrecht berühmt und schon viel ist dar- 
über berichtet worden. Wer ganz schnell Genaueres darüber wissen will, 
schaffe sich die 1959 im Verlag Fischer, Stuttgart, erschienene „Bilder- 
flora der Südalpen“ von Pitschmann-Reisiglan, ein feines, hand- 
liches Taschenbuch, in dem die Flora des Gebietes zwischen Comersee 
und Etschtal nördlich bis zum Veltlin und den Rhätischen Alpen gründ- 
lich, übersichtlich und mit schönen Bildern erfaßt ist. Es sind zuviel 
neue Eindrücke, die ein erster Besuch vermittelt; so bleibt mir an dieser 
Stelle nichts anderes übrig. als wenigstens die auffallendsten Pflanzen- 
formen zu zitieren und zwar etwas aus der Höhenlage, die ich mir ziem- 
lich oft und genau ansah: 1500—2000 m. Da ist zunächst die im Vor- 
sommer blühende wilde Pfingstrose (Paeonia foemina), deren riesige, 
rot leuchtende Blüten an vielen Stellen in etwa 1700—1800 m Höhe in 
die ausgedehnten Strahlenginsterbestände (Cytisanthus radiatus) einge- 
streut sind. Damit muß ich auch gleich über einen Schmetterling be- 
richten. An diesen Pfingstrosen, die auch in lockeren Flaumeichenbe- 
ständen häufig zu finden sind, lebt die Raupe einer der schönsten und 
größten europäischen Tortriciden. Es ist Pelatea klugiana Frr., deren 
halb purpurrote, halb olivfarbene, mit metallglänzenden Schuppen 
durchsetzte Vorderflügel dem Tier ein eigentümlich fremdartiges, fast 
exotisches Gepräge geben. Die Raupe lebt zur Zeit, wo sich die Blüten- 
knospen der Pfingstrose entwickeln und richten diese arg zu. Die zu wü- 
sten Kneueln versponnenen Knospen entwickeln sich nicht, sondern ster- 
ben bald ab, nachdem sich das Räupchen verpuppt hat. Die Puppenruhe 
ist recht kurz und der Falter erscheint bereits, wenn die Pfingstrosen 
blühen. Sie verlassen diese kaum, fliegen aufgescheucht nur wenige 
Schritte und kehren bald wieder zu ihren Paeonien zurück. Die Art ist 
recht häufig und durch die schon von weitem auffallenden Fraßspuren 
ler Raupe auch sehr leicht zu finden. Viel schwieriger ist es schon, in 
dem dichten, etwa kniehohen Stachelginstergestrüpp die braune Raupe 
der viel selteneren Depressaria umbellana Steph. auszumachen, die in 
wenig auffallenden Gespinströhren an Verästelungen der Ginsterzweige 
hausen. Ihre Zeit ist der Hochsommer, der Falter erscheint auch bald 
nach der Verpuppung, etwa Ende August, und gehört zu den hübschesten, 
interessantesten und variabelsten Depressarien. Seine Speisekarte scheint 
größer zu sein als angenommen wird. Unten im Tal der Sarca lebt er an 
Pfriemenginster (Spartium junceum), in Westeuropa wird er an Uler ge- 


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107 


funden und bei mir zu Hause in Hof fing ich auch einmal einen Falter, 
der sich nirgends anders als an den Zierginstern der Steingärten der Um- 
gebung entwickelt haben kann. 

Auf feuchten Rohböden in den Weidegebieten der gleichen Höhenlage 
wächst eine der schönsten Distelarten die ich kenne; die großartige Cir- 
sium eriophorum. Fast mannshoch wird die ungemein dornige ornamen- 
tale Pflanze, an der sich eine der seltensten europäischen Federmotten, 
die wundervolle Alueita nephelodactyla Ev. entwickelt. Lange Zeit war sie 
nur aus dem südlichen Rußland, aus Sarepta. bekannt und die ersten spär- 
lichen und sehr zerstreuten Funde aus dem Alpenraum wurden zunächst 
mit großer Skepsis aufgenommen. Im Monte-Baldogebiet ist ihr Vor- 
kommen — erstmals von Jäckh,. Bremen. festgestellt — so sicher wie 
das Amen in der Kirche. Sc häufig ist sie allerdings nicht, wie die oft 
gefundenen Fraßspuren der Raupe vermuten lassen. Am gleichen Stand- 
ort finden sich in größeren und kleineren Gruppen Bestände von Senecio 
Juchsi. Dieses stattliche Kraut beherberst die größte unserer Federmotten 
Platyptilia nemoralis Z., ein wunderschönes Tier, das ich dort allerdings 
nur ganz vereinzelt fand. Sonst bietet dieses Gebiet nicht eben viel. Par- 
nassius apollo L. und seine „schwarze Schwester“ mnemosyne L. findet 
man mal einzelner, mal häufiger. wie sich’s eben gerade trifft. „Natür- 
lich“ sind die dort fliegenden Formen besondere, ausführlich beschrie- 
bene Rassen mit eigenen Namen: monte-baldensis. Aber sie sehen genau 
so aus, wie apollo und mnemosyne anderswo auch aussehen. Etwas ande- 
res ist es schon mit der bryoniae-Population des Monte Baldo, die hier in 
einem ganz ungewöhnlichen Formenreichtum auftritt. Er reicht von hell- 
sten bis — sagen wir — ziemlich dunklen Stücken. Ganz dunkle Tiere, 
wie sie zum Durchschnittstyp der nordalpinen Formen gehören, habe ich 
dort allerdings noch nicht gesehen. Sie fliegen etwa gleichzeitig mit der 
viel häufigeren orangefarbenen Fidonia limbaria Fbr., einem Ginstertier. 
Bei späterer Gelegenheit habe ich die Raupen dieses hübschen Spanners 
gesucht und auch gefunden. Sie waren ausnahmslos gestochen. Am glei- 
chen Flugplatz haben wir auch einmal Nachtfang getrieben. Die Nacht 
war reichlich kühl. Trotzdem flog in großer Menge die kleine hochalpine 
Form von Agr. ecinerea Hbn., zahlreich Agr. simplonia Hbn.-G., einzelner 
Agr. senna Hbn.-G. und lueipeta F. neben dem üblichen Getier dieser 
Alpenlagen. Auf einige Spezialitäten möchte ich aber doch noch beson- 
ders eingehen. Es sind dies die Erebien stygne O., nerine Fr. und otto- 
mana HS. 

Stygne und nerine fliegen zusammen an warmen, steinigen, blumen- 
reichen Südhängen, letztere in einer ungewöhnlich großen Form mit 
wenig Bindenzeichnung. 

Viel interessanter aber als diese beiden Arten ist die merkwürdige 
Erebia ottomana HS., die hier ihren einzigen Standort im Alpenraum hat. 
In früheren Werken wird sie als Form von Erebia tyndarus Esp. angese- 
hen, kann aber wegen ihrer Größe und völlig anderen Unterflügelzeich- 
nung unmöglich mit ihr verwechselt werden. Das eigentümliche Tier ha- 
ben wir nur ganz lokal etwa zwischen 1700 und 1900 m auf Grasmatten 
angetroffen. Es ist nicht gerade selten. war aber auch durchaus nicht 
häufig, am häufigsten noch am Südhang unterhalb des Rifugio Altissimo. 
Bitte schonen! 

Die Art fliegt dort dicht am Boden zwischen harten, trockenen Gras- 
halmen und ist meist, vor allem die viel selteneren Weibchen, schon nach 
kurzer Flugzeit beschädigt. Die Variationsbreite ist erheblich. In ihrem 
Fluggebiet wächst häufig eine hübsche Carex-Art, die nach dem Berg 
ihren Namen bekommen hat: Carex baldensis. Auch eine Anemone gibt 
es da, welche den gleichen „Vornamen“ trägt. An Felsspalten findet man 


108 


da und dort die herrliche Rapunzel Phyteuma comosum mit ihrem bizar- 
ren, violettblau und weiß gefärbten Blütenkopf. Sie hält oft gute Nach- 
barschaft mit dem Bergseidelbast oder auch mit dem Edelweiß. 

Ich weiß, das Bild der Monte-Baldoflora läßt sich in einem kleinen 
Bericht nicht annähernd abrunden. Es gibt darüber viel zu viel zu sagen, 
so daß ein paar Zitate eben nur ein paar Zitate bleiben. So kann auch die 
Aufzählung von Namen nicht mehr sein: Erythr. Dens-canis, Lilium bul- 
biferum, Asphodelus albus (eine imponierende Erscheinung, dieser „wei- 
ße Affodill“), Gentiana lutea, Cyclamen europaeum, Daphne eneorum, 
Daphne laureola, Helleborus foetidus, Paradisia liliastrum, eine schöne, 
große weiße Lilie, die in Gruppen im Frühsommer blüht — ein bezau- 
berndes Bild. 

Meine kleine Rückerinnerung an den Monte Baldo geht zu Ende. Er 
ist groß und ich kenne nur einen ganz kleinen Teil von ihm, von seinen 
Tieren, seinen Blumen und seiner Landschaft. Davon habe ich Ihnen jetzt 
ein wenig erzählt. 

Anschrift des Verfassers: 
Hermann Pfister, Hof/Saale., Hermann-Löns-Strafße 29 


Wanderfalterbeobachtungen 1958, 1959 und 1960') 


Von Karl Burmann 


Nachstehend bringe ich auszugsweise wieder einige Beobachtungen von 
Wanderfaltern aus meinen laufenden Aufzeichnungen. 

1955 war im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahr der „Wanderfalter- 
überraschungen“. Es war wohl das interessanteste Beobachtungsjahr für 
Wanderfalter seit langer Zeit, wenn nicht vielleicht überhaupt das be- 
merkenswerteste Jahr seit umfangreichere Wanderfalterbeobachtungen 
aufgezeichnet werden. 

Während der ungewöhnlich, langandauernden Föhnlage im Frühjahr 
und Frühsommer konnten, wie noch in keinem Jahr, ungemein starke 
Einflüge von typischen Wanderfalterarten beobachtet werden. Gerade 
diese frühen und allgemein sehr auffallenden Wanderfalterflüge waren 
für 1958 bezeichnend. Sonst liegen doch von dieser frühen Jahreszeit 
durchwegs nur sehr spärliche Beobachtungen vor. Ebenfalls sehr bemer- 
kenswert war das häufigere Vorkommen von sporadisch einfliegenden 
Arten (zum Beispiel Phytometra ni Hbn. und Celerio lineata livornica 
Esp.) oder überhaupt in unserem Beobachtungsraum (Nord-Südtirol und 
Trentino) noch nie festgestellter mediterraner Arten, wie zum Beispiel 
Chloridea nubigera H. Sch. (Nord-Südtirol und Trentino), Porphyrinia 
parva Hbn. (Nordtirol) und Hyphilare loreyi Dup. (Trentino). 

Bemerkenswert waren wieder einmal die verhältnismäßig starken und 
sich lange Zeit hinziehenden Einflüge des Distelfalters und die bei uns 
erstmalig deutlich erkennbaren Rückflüge dieser wanderlustigen und 
fluggewandten Art nach dem Süden zu verzeichnen. Die ersten Rückflüge 
kreuzten sich teilweise wohl noch mit den letzten Einflügen. Es war im- 
mer wieder ein herrliches und unvergeßliches Bild, wenn die großen und 
frischen, sattgefärbten Distelfalter alle Hindernisse in Nord-Südrichtung 


') Siehe auch meine Arbeit: Wanderfalterbeobachtungen aus Nordtirol 1957. 
Entomol. Nachrichtenblatt Wien, 1960, 7. Jg., Nr. 5. 


109 


überfliegend, über höchste Berggrate und über Gletscherfelder in eiligem 
Fluge nach Süden strebten. Nur für ganz kurze Zeit besuchten mit Vor- 
liebe die Tiere, die im Hochgebirge gerade in voller Blüte prangenden 
Polster des stengellosen Leinkrautes (Silene acaulis) zur hastigen Nah- 
rungsaufnahme. Stellenweise waren — besonders am Nachmittag — die 
rötlichlila Blütenpolster voll von den gierig saugenden Wanderern, die 
aber gleich wieder weiterflogen und so den immer neu zu kurzer Rast 
und Labung sich niederlassenden Faltern Platz machten. 

Sehr spärliche Beobachtungen verzeichnete ich dagegen vom Jahre 
1959. Trotz der gerade nicht ungünstigen Witterung flog einfach nichts. 
Von Pyrameis cardui L. konnte ich im Monat August nur wenige Einzel- 
stücke feststellen. Ebenso sind von allen anderen Wanderfalterarten nur 
Einzelbeobachtungen gemacht worden. 

Das Jahr 1960 mit durchwegs kühlem und feuchtem Wetter brachte 
ebenfalls nur vereinzelte Wanderfalterbeobachtungen. Allerdings konnte 
ich mich aus Zeitmangel auch weniger als in anderen Jahren der Beob- 
achtung der Wanderfalter bei Anflügen an Lichtquellen widmen. Aber 
schon die wenigen stichprobenweisen Fänge zeitigten ein sehr dürftiges 
Ergebnis, so daß anzunehmen war, daß 1960 kein „Jahr der Wanderfal- 
ter“ war. Von Pyrameis cardui L. konnten, wie 1959, nur wenige Einzel- 
beobachtungen gemacht werden. Phytometra gamma 1. war gegenüber 
allen vorhergehenden Jahren eine recht seltene Erscheinung. Auch von 
anderen, sonst regelmäßig zu beobachtenden Wanderfalterarten konnten 
nur Einzeltiere oder überhaupt kein Stück nachgewiesen werden. 


1958: 
Pieris rapae L.: 
Hier gebe ich nur ein paar auffallende Beobachtungen an. 
29. und 30. 7. Innsbruck-Stadt recht häufig. 
31. 7. Brennerpaß gegen den Wildsee (2000 m), sehr viele Falter ziem- 
lich hoch über die Gebirgskämme von Norden nach Süden ziehend. 
2. 8. Langer Sattel-Nordkette (2200 m) zahlreiche Tiere ohne Zug- 
richtung fliegend. 


Colias eroceus Fourc.: 


14. 6.— 16. 6. Im gesamten Eisack- und Etschtale viele Falter ohne er- 
kennbare Flugrichtung beobachtet. 

5. 7. Innsbruck und Umgebung einzeln, 

6. 7. Vennatal (1700 m) einzeln, 

27. 8.—22. 11. Überall beobachtet, aber viel seltener als in den vorher- 
gehenden Jahren. 


Pyrameis atalanta L.: 


Mitte 5. Innsbruck-Stadt und Umgebung, einzeln. 

9. 6. Vennatal (1700 m) einzeln. 

Vom 24. 8.—19. 11. überall mit normaler Häufigkeit, bis in Hochlagen 
beobachtet. 


Pyrameis cardui L.: 


8. 5. Innsbruck-Stadt und Umgebung die ersten kleinen und abgeflo- 
genen, bleichen Falter bei warmem Wetter mit Südwind; keine Wan- 
derrichtung erkennbar. 

8. 5. Otz (Sporer). 

9. 5. Innsbruck-Stadt, Volders zahlreich an Wegen mit Vorliebe den 
vom Winde aufgewirbelten, welken Blättern nachjagend (Liebhart). 
10. 5. Innsbruck-Stadt, Volders (Liebhart), Halltal (1400 m). 


110 


11.5. Hall und Halltal, dann Jenbach, Mayrhofen und Zell a. Z. zahl- 
reich, ohne Wanderrichtung (Burgermeister). 

11. 5. Hochzirl gegen das Solsteinhaus bis 1600 m überall einzelne Fal- 
ter in größeren Abständen von Süden nach Norden fliegend beobachtet. 
12. 5. Innsbruck-Stadt und Umgebung bei starkem Föhn sehr häufig, 
aber ohne erkennbare l"lugrichtung. 

13. 5. Innsbruck-Stadt, sehr häufig. 

14. 5. Innsbruck-Stadt, wieder sehr häufig. 

15. 5. Stams. Mötz und Telfs, sehr häufig kleine, oft stark zerfetzte 
duere (Steger). 

24.20. Zirl. 

25. 5. Vennatal (1500 m) zahlreich. 

26. 5. Reith bei Seefeld (1000 m) häufig. 29 bei Eiablage an Cirsium 
acaulis beobachtet. 

29. 5. Innsbruck-Stadt zahlreich. 

30. 5. Innsbruck-Stadt und Umgebung massenhaft gegen Abend an We- 
gen, in Sandgruben wild herumfliegend, bevor sie sich zur Ruhe nie- 
derließen. 

31. 5. Halltal. Sehr häufig von Süd nach Nord fliegend. Überfliegen 
unmittelbar die höchsten Berggipfel! 

1. 6. Telfes-Stubaital (1100 m) zahlreich in großen Abständen Süd- 
Nord fliegend. 

5. 6. Vennatal bis 2000 m, einzeln. 

7. 6. Matrei-Kalbenjoch (bis 1500 m). Verhältnismäßig frisch ausse- 
hende, große, wohl der zweiten Einflugwelle angehörende Tiere in 
lockerer Folge von Süden nach Norden ziehend. 

8. 6. Vennatal bis 2000 m den ganzen Tag über in ununterbrochener 
Folge von Süden nach Norden ziehend. Die Tiere überquerten das Tal 
und überflogen den Vennspitzkamm. Auch im gesamten Silltal vom 
Brennerpaß bis Innsbruck konnte ich die großen satt gefärbten car- 
dui talauswärts gegen Norden ziehend beobachten. 

14.— 16. 6. Auer-Südtirol zahlreich. 

29. 6. Natters einzelne zerfetzte Falter. Zahlreiche Raupen an Carduus 
spec., Gnaphalium norwegieum und Artemisia vulgaris. Auch an kulti- 
vierten Centaurea-Arten in Gärten oft schädlich. 

1. 7. Vorderkaiserfeldenhütte — 1700 m. Trotz ungünstiger Witterung 
einzelne Falter an Wegen. 

5. 7. Innsbruck-Stadt und Umgebung. Raupen massenhaft an Centau- 
rea- und Carduus-Arten. 

6. 7. Vennatal bis 2000 m einzeln. 

12. 7. Kühtai-Finstertalerseen-Sulzkogel (3017 m). Einzeln bei meist 
trübem Wetter. 

13. 7. Vennatal-Saxalpenwand (2539 m). Die ersten Rückflüge voll- 
kommen frischer, großer Tiere! Den ganzen Tag über mit einem Flug- 
maximum zwischen 11 und 12 Uhr zogen die Falter zeitweise in dichter 
Aufeinanderfolge unmittelbar von Norden nach Süden. Die Tiere flo- 
gen in Wellen mit verschiedener Flugdichte vom Tal kommend über 
die höchsten Bergkämme dann wieder talabwärts und den nächsten 
ihre Flugrichtung querenden Bergrücken wieder hinaus. Alle, auch die 
höchsten Hindernisse wurden immer in unmittelbarer Nord-Südrich - 
tung überflogen und nie umflogen. Die Tiere flogen sehr hastig und 
kämpften oft schwer gegen den starken Südwind an, ohne sich aber 
aus der eingeschlagenen Flugrichtung bringen zu lassen. Spätnachmit- 
tags zahlreich an Blüten saugend beobachtet. Auch im Silltal und bei 
Innsbruck Rückflüge, aber nie so auffällig wie in Gebirgslagen. 


er] 


15. 7. Scharnitz - Karwendelhaus - Birkkarspitze (2756 m). Deutlich 
erkennbare Rückflüge von Nord nach Süd, aber wohl infolge der etwas 
ungünstigen Witterung nicht so stark wie am 13. 7. 

19.7. Hafelekar (2300 m) - Sattelspitze (2369 m). Tausende prächtige, 
frische Distelfalter über den quer zur Flugrichtung liegenden Kamm 
der Nordkette bei Innsbruck von Nord nach Süd fliegend. In Hochlagen 
waren die an diesem Tage in breitester Front erfolgenden Rückflüge 
besonders schön zu beobachten. Es war ein einmaliges Bild, wie die 
Tiere in hastigem Fluge die Berggrate massenhaft überflogen. Die an 
den gipfelnahen Nordhängen gerade in Blüte stehenden Polster von 
Silene acaulis waren dauernd von einer Unzahl cardui und den in Hö- 
henlagen übersommernden l’anessa urticae L. besetzt. Die Distelfalter 
ließen sich während des Wanderfluges immer nur kurze Zeit zur La- 
bung nieder. Das Flugmaximum lag zwischen 10 und 15 Uhr. Nach 
dieser Zeit verweilten die "Tiere schon länger an Blüten und suchten 
sich unter Steinen, in Felslöchern und .mit Vorliebe unter Erdvor- 
sprüngen einen Ruheplatz für die Nacht. 

20. 7. Vennatal bis 2100 m. Bei Regen vormittags einzelne Falter an 
Felsen ruhend beobachtet. 

20. 7. Natters bei Innsbruck. Spätnachmittags nach einem Regen ein- 
zelne Falter an Wegen. 

21. 7. Innsbruck-Stadt häufig. 

26. 7. Vennatal bis 2000 m. Viele Falter von Nord nach Süd ziehend: 
aber nicht so zahlreich wie an den Vortagen, wo ich Rückflüge beob- 
achten konnte. 

31. 7. Brennerpaß - Wildsee - Griesberg (2100 m) - Vennatal. Große 
Mengen sehr rasch nach Süden fliegend. Flugmaximum an diesem Tag 
am Spätnachmittag. Häufig auf Almböden an Cirsium spinossisimum- 
Blüten saugend. 

2. 8. Nordkette - Langer Sattel (2200 m). Häufig nach Süden ziehend. 
9. 8.—12. 8. Adamellogebiet - Trentino bis 3000 m. Einzelne nach Sü - 
den fliegende Falter beobachtet. 

24. 6. Innsbruck-Stadt einzeln. 

27. 8. Innsbruck-Stadt einzeln. 

6. 9. Vennatal (1700 m) einzeln. 

7. 9. Reith bei Seefeld (1100 m) einzeln. 

28. 9. Innsbruck-Stadt und Umgebung einzeln. 


Acherontia atropos L.: 


20. 9. Auer-Südtirol 3 5'5’ am Licht. 
21.—23. 9. Pietramurata - Trentino einzeln. 


Herse convolvuli L.: 


14.— 16. 6. Auer-Südtirol, einzeln am Licht. 
21.—23. 9. Pietramurata - Trentino, einzeln. 
5. und 6. 10. Innsbruck-Stadt und Umgebung einzeln. 


Celerio lineata livornica Esp.: 


Wohl der stärkste bei uns je beobachtete Einflug des Linienschwär- 
mers. Aus allen Teilen unseres Beobachtungsgebietes gemeldet. 
13.—20. 5. Innsbruck-Stadt Massenflüge an Stadtlampen, besonders 
an Mischlichtbeleuchtung. Auch bei starkem Wind flogen die Falter 
ans Licht. Am Morgen lagen Dutzende zertretene und zusammenge- 
fahrene Falter unter jeder Lampe. Tagsüber einzeln fliegende Falter 
in den Straßen der Stadt. 

15.—18. 5. Auer-Südtirol. Sehr häufig am Licht. 

21. 5. Innsbruck einzeln am Licht und an Blüten. 


112 


Anfangs 7. Zahlreiche Raupen in allen Farbabstufungen bei Innsbruck 
am großblättrigen Bachampfer (Hernegger). 

Ab Mitte 8. Einzelne frische Abkömmlinge der Einwanderer am Lichte 
und besonders an Phloxblüten in Stadtgärten. Innsbruck und Umge- 
bung, Solbad Hall, Volders, Wörgl usw. 

24. 8. Innsbruck mehrere Falter an Phlox. 

4. 9. Innsbruck einige Tiere am Licht. Die zugewanderten Tiere waren 
in der Größe ungemein veränderlich. Das größte 1958 erbeutete 2 mißt 
88 mm, das kleinste 5’ 58 mm. Die Durchschnittsgröße der Linien- 
schwärmer beträgt nach meinen bisherigen Beobachtungen an Tiroler 
Freilandmaterial 5’ 74 mm, 9 78 mm. 


Macroglossum stellatarum L.: 


In Nordtirol von Mitte 5. an bis 22. 11. verhältnismäßig recht häufig. 
Auch in Hochlagen allgemein beobachtet. 

15.— 18. 5. Auer-Südtirol einzeln. 

14.— 16. 6. Auer-Südtirol häufiger als im Mai. 


Hyphilare loreyi Dup.: 
21. 9. Pietramurata 1 5’ am Licht. Der erste Fund für Südtirol - Tren- 
tino! 


Sideridis vitellina Hbn.: 
16. 9.. 18. 9.. 5. 10. und 6. 10. Innsbruck-Stadt mehrfach am Licht. 
15.— 18. 5. Auer-Südtirol zahlreich. 
20. 9. Auer-Südtirol häufig am Licht. 
21.—23. 9. Pietramurata - Trentino mehrfach. 


Laphygma exigua Hbn.: 
15.— 18. 5. Auer-Südtirol zahlreich am Licht. 
19.—22. 5. und 22. 7. Terlan-Südtirol mehrfach (Trawöger). 
Mitte 9. in Innsbruck-Stadt ziemlich häufig. 
20. 9. Auer-Südtirol Massenflug am Licht. 


Cloridea peltigera Schiff. : 
Vom 13.—21. 5. in Innsbruck zahlreich, jeden Abend an Lichtquellen 
durchwegs ziemlich abgeflogene Tiere. 
15.—18. 5. Auer-Südtirol zahlreich stark abgeflogene Falter durch 
Lichtfang erbeutet. 
24. 5. Zirl am Tag häufig fliegend beobachtet. 
31. 5. Solbad Hall einzeln (Posch). 
14.— 16. 6. Auer-Südtirol häufig am Licht. 


Cloridea nubigera H. Sch.: 
13.—21. 5. allabendlich gemeinsam mit vielen anderen typischen Wan- 
derfaltern an Lichtquellen der Stadt Innsbruck. In beiden Geschlech- 
tern, aber meist schon abgeflogen. 
15.—18. 5. Auer-Südtirol. Jeden Abend einige ziemlich abgeflogene 
Falter. 
19.—22. 5. Terlan-Südtirol. Ein großes 2 (Trawöger). 
31. 5. Solbad Hall. @ (Posch). 
Anfangs 6. Landeck-Tirol. Ein Stück (Pinker). 
11. 7. Kölnerhaus 2000 m, Samnaun 1 Falter (leg. Schiller). 
Die ersten Fundnachweise dieser subtropischen Art für Tirol! Siehe 
auch Wolfsberger. Nachrichtenbl. Bayr. Entomol., VIII. Jg. Nr. 2, 1959. 


Fortsetzung folgt: 


ie. 10542 


Ga 


° NACHRICHTENBLATT 
der Baverischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. November 1961 Nr. 11 


(Aus der Entomologischen Abteilung der Zoologischen Staatssammlung München) 


Zur Kenntnis der Verbreitung einiger Zikadenarten 
(Homopt. Cicadina) 


Von Reinhard Remane 


Die möglichst vollständige Kenntnis der geographischen Verbreitung 
einer Art ist — abgesehen von ihrem Eigeninteresse — notwendig für alle 
Untersuchungen über den Spezialisationsablauf in der betreffenden Grup- 
pe. — Im folgenden werden daher für einige Zikadenarten bei Freiland- 
untersuchungen des Verfassers entdeckte Vorkommen publiziert, die die 
bisher bekannte geographische Verbreitung der betreffenden Arten er- 
weitern oder scheinbare Verbreitungslücken schließen. 


Jassidae Stäl 


1. Dieraneura contraria Rib. Diese der häufigen D. mollieula (Boh.) 
habituell sehr ähnliche, doch in der Genitalstruktur stark verschiedene 
Art wurde 1936 von Ribaut nach einigen Exemplaren aus den Pyrenäen 
(Dep. Haute-Garonne und Ariege) beschrieben und seither nicht wieder 
gemeldet. — Die Art kommt jedoch auch in den Alpen vor: der Verfasser 
erbeutete 1 5’ in Österreich, Tirol, Lechtaler Alpen, Bleispitze bei Ler- 
moos, 15. 9. 1959 in ca. 1500 m. 

2. Eupteryx alticola Rib. Eine ebenfalls 1936 von Ribaut aus den Py- 
renäen beschriebene Art, die sich in der Folgezeit als bis nach Afghani- 
stan (Dlabola 1956), in die Tschechoslowakei (Dlabola 1954) und 
nach Finnland (Ribaut 1952) verbreitet herausstellte. Aus Deutschland 
lag bisher jedoch noch kein Fund vor. — Der Verfasser stellte eine große 
Population der Art in den Bayerischen Kalkalpen bei Seehaus (an der 
„Deutschen Alpenstraße“ südlich Ruhpolding) in ea. 700 m, 28. 6. 1959, 
an einer Mentha-Art fest. 


3. Eupteryx origani Zachv. Die Art wurde erst 1948 von Zachvatkin 
aus dem Oka-Naturschutzgebiet bei Moskau beschrieben. Sie ist habituell 
der häufigen E. atropuncetata (Gz.) sehr ähnlich, allerdings bei genauem 
Hinsehen bereits an der Zeichnung (der Endteil der Elytren distal der 
Clavus-Spitze trägt bei E. origani Zachv. innen nur eine dunkle Quer- 
binde, während bei L. atropunctata diese Querbinde nochmal durch 
einen hellen Fleck in eine schmälere vordere und eine breitere hintere 
geteilt ist, außerdem neigen die 92 bisweilen zu starker Reduktion der 
Dunkelzeichnung, was zu Ähnlichkeit mit E. signatipennis (Boh.) führt) 
sicher erkennbar. — 1958 wurde E. origani aus Holland gemeldet (Gob- 


all NNIAN 2 
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3IV, INS; 


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112 


benu.Gravestein). Diese Art ist aber offenbar über ganz Mitteleuro- 
pa verbreitet. Folgende Funde liegen vor: Deutschland: Niedersachsen: 
Horst a. d. Seeve W. Wagner); Ostpreußen: Neidenburg (W. Wag- 
Ne), See (Künow leg., W. Wagner in litt.); Bayern: Mitten- 
wald, 27. 6. 1959, 1 9 am Isar-Ufer (Remane), Spitzing-Sattel, 25. 8; 
1959, ca. 1200 m, 192 (Remane); Österreich: Tirol: u Eng- 


Alm, um 1400 m, 28. 8. 1959, 1 5, 8 29, 10. 9. 1959, 23, > (Re- 
ma ne), Lechtaler Alpen, Bleispitze bei se ca. 1200 m, 12) $ 1959, 
Il S' (Remane); Steiermark: Admont, Scheiblegger Hochalm und Föh- 


renheide am Schafferweg (W. Wagner). 


4. Zygina distinguenda (Kbm.) Die Art wurde von Kirschbaum 
(1868) nach einem -5' aus der Collection v. Heyden ohne Fundortangabe 
beschrieben, und W. Wagner (1939) stellte fest, daß dieses einzige von 
dieser Art vorhandene Exemplar tatsächlich keinen Fundortzettel trug. 
Das Vorkommen dieser mediterranen Art in Deutschland war daher 
nicht bewiesen, wenn auch bereits Funde aus der Schweiz und der Tsche- 
choslowakei vorlagen. — Der Verfasser erbeutete 1 2 in Südwestdeutsch- 
land: Rheinland-Pfalz, Nahe-Tal, Bad Münster am Stein, 25. 4. 1961, an 
den Hängen des Rotenfels, einem als vorgeschobenes Vorkommen mehre- 
rer sonst mediterran verbreiteter Arten bekannten Platz. 


3. Anaceratagallia austriaca W. Wagner. Diese kleine, flache und auf- 
fallend spitzflüglige Anaceratagallia-Art wurde von W. Wagner (1955) 
nach einem 5' und einem 9 aus Österreich: Steiermark, Murtal (Krau- 
bath) beschrieben und seither nicht wieder gemeldet. — Die Art ist je- 
doch erheblich weiter nach Nordwesten und Westen verbreitet: Der Ver- 
fasser fand eine individuenreiche Population in Deutschland: Nord+ 
bayern: Mittelfranken, Kipfenberg im Altmühl-Tal (Fränkischer Jura), 
an einem warmen Steppenheide-Südhang, 6. und 8. 3. 1961. Die Art lebte 
dort unter Thymus-Polstern, beide Geschlechter hatten im lmaginalzu- 
stand überwintert, sämtliche Exemplare waren kurzflüglig. — Ein ein- 
zelnes makropteres 5 (auch diese bisher unbekannte Form hat noch 
deutlich spitze Vorderflügel) erbeutete der Verfasser in Südtirol, Vintsch- 
gau, Etschtal, Steppenhänge bei Spondinig (ca. 800 m), 9. 6. 1961. 


6. Hardya signifer (Then). Diese Art war bisher nur aus Österreich 
(Salzburg, Steiermark) und Südwestdeutschland (Rheinland-Pfalz) von 
Steppenheide-Formationen bekannt, so daß mit der Möglichkeit einer 
Verbreitungslücke gerechnet werden mußte. — Der Verfasser konnte die 
Art inzwischen an zwei Stellen in Deutschland (ebenfalls auf Steppen- 
heide-Hängen) nachweisen: 1. Nordbayern: Mittelfranken, Kipfenberg 
im Altmühl-Tal, 17. 8. 1958, in Anzahl, 2. Thüringen: Kyffhäuser, warme 
Südhänge bei Frankenhausen, 29. 8. 1956, in Anzahl. 


7. Psammotettix notatus (Mel.) sensu W. Wagner 1939. Die Verbrei- 
tung dieser Art ist völlig unklar. W. Wagner (1939) bildete den Aedea- 
gus eines Melichar’schen Cotypus-5' vom Eichkogel (Niederösterreich, 
Alpenrand südlich Wien) ab. Ribaut (1952) beschrieb eine „var. diluta“ 
aus Südfrankreich (Pyr. or.: Banyuls) und Sardinien, deren Artzugehö- 
rigkeit zu notatus (Mel.) s. W g. dem Verfasser trotz starker Ähnlichkeit 
im Aedeagusbau (der exzellenten Ribaut'schen Zeichnung nach zu ur- 
teilen) nicht gesichert scheint, zumal Ribaut die Nominatform unbe- 
kannt war. Inwieweit die von Ribaut (1952) für die „Nominatform“ ge- 
brachten Verbreitungsangaben (Holland, Tschechoslowakei, Ungarn, 
Österreich, Portugal) wirklich notatus (Mel.) s. We. betreffen, ist eben- 
falls zweifelhaft: Die , ‚notatus“-Zeichnungen Dlabola’s (1954) stellen 
einwandfrei die 5'- Genitalarmatur von P. poecilus (Flor) dar, außerdem 


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113 


liest dem Verfasser aus dem Mittelmeergebiet (Südfrankreich, Spanien) 
eine — noch unbeschriebene — habituell P. notatus (Mel.) s. Weg. ähnli- 
che, aber stark gezeichnete Art vor, auf deren Konto eventuell einige 
notatus-Fundangaben gehen dürften. — Als sicherer Fundort für P. nota- 
tus (Mel.) s. We. kommt hinzu: Deutschland: Südbayern, warmer Kalk- 
hang bei Saal an der Donau (Südufer, nahe der Altmühl-Mündung), 


2.9.1960, 1% Remane). 


8. Errastunus antennalis Haupt. Die Art wurde nach einem 9 von Vor- 
arlberg beschrieben (Haupt 1924) und danach bei Oberstdorf im bayeri- 
schen Allgäu in drei Exemplaren wiedergefunden (K. Schmidt leg., 
W. Wagner 1939). Sie ist Jedoch weiter nach Nordosten verbreitet und 
kommt auch im Alpenvorland vor: Südbayern, Isar-Tal bei Ascholding, 
2.27. 1959, 1 5, 1.95 10. 7. 1959 3 & 5, 1.9, m Bereich der Bar An 
(Remane). 


9. Adarrus duodecimguttatus (Cer.). Die Art wurde 1938 von Cerutti 
aus der Südschweiz (Wallis) beschrieben und seither — außer einem 
weiteren Fundort in Wallis (Cerutti 1939) — nicht wieder gemeldet. 
(Eine gute B. gureihung und entsprechende Abbildungen der Art bringt 
Ribaut 1952). — Der Verfasser stellte ein individuenreiches Vorkom- 
men der Art in Deutschland fest: Südbayern, lsar-Tal unterhalb Vor- 
derriß, 4. 10. 1959 und Rıß-Tal dicht oberhalb Vorderriß, 10. 9. 1959. 
Die Art lebte dort zahlreich auf den Utferterrassen der Riß und der Isar 
im Gras unter lockerem Pinus-Buschbestand. — Ob A. duodecimguttatus 
(Cer.) tatsächlich von der aus Östfrankreich (Metz) beschriebenen A. 
bellevoyi (Put. 1877) artverschieden ist, ist noch ungeklärt, da noch keine 
moderne Untersuchung von A. bellevoyi (Put.) vorliegt. A. bellevoyi 
(Put.) ist laut Oshanin (1912) außer vom Puton’schen locus typicus 
auch noch aus Bulgarien und Sibirien gemeldet, doch ist die Zugehörig- 
keit dieser Funde zu A. bellevoyi (Put.) nicht gesichert, zumal hier so- 
wieso eine Gruppe habituell ähnlicher Arten existiert. 


Araeopidae Metc. 


10. Metropis inermis W. Wg. Die Art wurde 1939 von W. Wagner aus 
Niederösterreich (südlich Wien) beschrieben und erwies sich in der Fol- 
gezeit als im pannonischen Raum weitverbreitet: Triest, Ungarn, Tsche- 
choslowakei (einschließlich Böhmen), Polen, Südrußland. — Der Ver- 
fasser fing die Art in Deutschland: Nordbayern (Oberpfalz), Naab-Tal 
bei Kallmünz, 8. 5. 1960, 3 55, 19 auf einem trocken-warmen Steppen- 
heide-Hang. — Ein weiteres Vorkommen wurde in Norditalien gefunden: 
Garda-See-Gebiet, Ostufer, Monte-Baldo-Massiv, Bocca di Navene (ca. 
1500 m), 27. 5. 1960, 9 55, 2 29, ebenfalls in einer steppenheideartigen 
Formation. 


11. Eurysa elypeata Horv. Diese aus Ungarn beschriebene (und, soweit 
dem Verfasser bekannt, bisher nur dort gefundene) Art stellte der Ver- 
fasser in großer r Anzahl in Österreich (Burgenland) am Ostufer des Neu- 
siedler Sees bei Illmitz und Podersdorf fest (19. und 20. 5. 1960, 23. 8. 
1960 nochmals einige Exemplare). Sie lebte dort auf feuchten Salzstel- 
len in den Büscheln einer für diese Salzstellen typischen, kurzen, starren 
graugrünen Gramincee. 

Abschließend sei Herrn Dr. h. c. W. Wagner (Hamburg) für seine 
großzügige und wertvolle Hilfe durch Überlassen zahlreicher Fundort- 
angaben und viele Literaturhinweise herzlich gedankt. 


114 


Literatur 

Cerutti, N., 19538: Trois nouvelles especes de Cicadines du Valais. — Mitt. 
Schweizer. ent. Ges. 17 (5): 189— 194. 

— — 1939: Presentation de quelques Hemipteres du Valais. — Mitt. Schweizer. 


ent. Ges. 17 (12): 582—583. 


Cobben, R.H. & Gravestein, W.H., 1958: 95 Cicaden, nieuw voor de Ne- 


derlandse fauna. — Ent. Berichten 18: 122— 124. 

Dlabola, J., 1954: Krisi, in: Fauna CSR, sv. 1. 

— — 1957: Die Zikaden Afghanistans. — Mitt. Münchner Ent. Ges. 47: 265 bis 
203. 

Haupt, H., 1924: Alte und neue Homopteren Mitteleuropas. — Konowia 3: 


285— 300. 

Kirschbaum, C. L.. 1868: Die Cicadinen der Gegend von Wiesbaden und 
Frankfurt a. M. nebst einer Anzahl neuer oder schwer zu unterscheidender 
Arten aus anderen Gegenden Europas. — Jahrb. Nass. Ver. f. Naturkunde 
21/22: 1—202. 

Oshanin, B., 1912: Katalog der paläarktischen Hemipteren. 

Ribaut, H.,. 1936: Homopteres Auchenorhynques I (Typhlocybidae). — Faune 
de France 31. 

— — 1952: Homopteres Auchenorynques II (Jassidae). — Faune de France 57. 

Wagner, W., 1939: Die Zikaden des Mainzer Beckens. — Jahrb. Nass. Ver. f. 
Naturkunde 86: 77—212. 

— — 1955: Neue mitteleuropäische Zikaden und Blattflöhe. — Ent. Mitt. Zool. 
Staatsinst. u. Zool. Mus. Hamburg 6: 1— 34. 

Zachvatkin, A., 1948: Neue und wenig bekannte Cicadinae des Oka-Reservats 
(in Russisch). — Nauchno-Metod. Zapiski XI: 186— 197. 

Anschrift des Verfassers: 


Dr. R. Remane, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 


Wanderfalterbeobachtungen 1958, 1959 und 1960') 


Von Karl Burmann 
(Schluß) 
Porphyrinia parva Hbn.: 
3. 6. Solbad Hall. 2 (Posch). In Nordtirol bisher noch nicht beobach- 
tet! Dürfte vielleicht auch als Wanderfalter zu betrachten sein! 
Ophiusa algira L.: 
Mitte 6. Volders ein abgeflogenes 5. Wanderfalter? Oder einge- 
schleppt? 
Phytometra chaleytes Esp.: 
21.—23. 9. Pietramurata - Trentino einzeln. 
Phytometra gamma L.: 
In ganz Nordtirol vom 11. 5.—8. 10. überall bis in höchste Lagen an 
Lichtquellen und am Tage fliegend beobachtet. Massenflüge: Inns- 
bruck-Stadt, 13. 3;, 20. 3.,,21.5., 15.2, 21..7:, 26.:7.,.24.58.772 102008 
6. 10. Vennatal (1800 m) 26. 7. am Tag an verschiedenen Blüten und 
Langer Sattel (2200 m) tagsüber an Silene acaulis-Blüten saugend. In 
Südtirol und Trentino ebenfalls überall häufig. 


Phytometra confusa Steph.: 
Mitte 9. Innsbruck-Stadt zahlreich an Lichtquellen. 
15.— 18. 5. Auer-Südtirol, nicht selten. 


Phytometra ni Hbn.: 
Noch nie so starke Einflüge in Nordtirol beobachtet. 
13.—21. 5. Innsbruck-Stadt zahlreich mit Phytometra gamma L. an 
Lichtquellen. Meist bleiche, stärkere geflogene Falter. 


!) Siehe auch meine Arbeit: Wanderfalterbeobachtungen aus Nordtirol 1957. Entomol. Nachrich- 
tenblatt Wien, 1960, 7. Jg., Nr. 5. 


115 


15.—18. 5. Auer-Südtirol. Sehr häufig an Licht durchwegs stark ab- 
geflogene Tiere. 

20. 9. Auer-Südtirol zahlreich, große, frische Falter am Licht. 
21.—23. 9. Pietramurata - Trentino häufig. 


Cidaria obstipata F.: 
19.— 18. 5. Auer- Sudbrel einzelne 5’ und 99. 
1= 16: 9. Tue Stadt allabendlich mehrfach an Stadtlampen. 


Nomophila noctuella Schiff. : 
15.— 18. 5. Auer-Südtirol häufig. 
7. 6. Matrei gegen das Kalbenjoch bis 1800 m oft am Tage aufge- 
scheucht. 
14. — 16. 6. Auer-Südtirol massenhaft. 
26. 7. Innsbruck gemein. 
31.7. Vennatal und Griesbergtal bis 1500 m mehrfach. 
10. 8. Halleranger 1600 m (Posch). 
15. 8. Innsbruck gemein. 
5. und 9. 9. Innsbruck mehrfach. 
13. 9. Innsbruck tagsüber und an Lichtquellen in Massen. 
14. 9. Matrei Tirol am Tage oft. 
16. 9. Innsbruck einzeln. 
18. 9. Innsbruck häufig. 
28. 9. Innsbruck - Ahrnberg. 
5.. 6., 7. und 8. 10. Innsbruck Massenflüge. Tausende von Faltern an 
Lichtquellen der Stadt. 


Pionea ferrugalis Hbn.: 
19., 20. und 21. 5. Innsbruck häufig. 
24. 5. Zirl am Tage oft aufgescheucht. 
13. 6. Innsbruck mehrfach. 
14.—16. 6. Auer-Südtirol massenhaft am Licht. 
17. 6. Innsbruck häufig. 
26. 7. Innsbruck gemein. 
15. 8. Innsbruck gemein. 
3., 9., 13. und 16. 9. Innsbruck häufig. 
18. 9. Innsbruck gemein. 
5., 6.. 7. und 8. 10. Innsbruck-Stadt gemeinsam mit Nomophila noc- 
tırella Schiff. massenhaft an Lichtquellen. 


1959: 
Colias eroceus Fourc.: 
28. 6. Vennatal (2000 m) zahlreiche Falter nordwärts ziehend; aber nur 
. in großen Abständen. 


Pyrameis atalanta L.: 
28. 6. Vennatal bis 2000 m einzeln. 
16. 8. und 18. 10. einzeln Innsbruck-Stadt. 


Pyrameis cardui L.: 
16. 8. ein Stück in Innsbruck-Stadt. 
21. 8. Volders einzelne frische Stücke (Liebhart). 
23. 8. Innsbruck wenige frische Tiere. 


Herse convolvuli L.: 
29. 9. Drei Stücke am Licht. 
7.—10. 5. Auer-Südtirol einige Tiere am Licht. 
Macroglossum stellatarum L.: 
7.— 10. 5. Auer-Südtirol mehrfach am Tage fliegend beobachtet. 


116 


Sideridis vitellina Hbn.: 
7.—10. 5. Auer-Südtirol einzeln. 
17. 6. Zirl mehrfach am Licht. 
3. 10. Innsbruck ein 9. 


Laphy gma exigua Hbn.: 
3.—5. 10. Innsbruck einzeln an Stadtlampen. 


Phytometra chalcytes Esp.: 
2.—b. 6. Pietramurata - Trentino einzeln. 


Phytometra gamma L.: 
7.— 10. 5. Auer-Südtirol zahlreich. 
17. 6. Zirl häufig. 
22. 6. Innsbruck Massenflüge. 
20. 8. und 23. 8. Innsbruck häufig. 
25. 9. und 18. 10. Innsbruck einzeln. 
3. 10. Innsbruck häufig. 


Phytometra confusa Steph.: 
7.— 10. 5. Auer-Südtirol Behrksch 
25. 9. Innsbruck ein J'. 


Anua tirhaca Cr.: 
8. 5. Auer-Südtirol ein abgeflogenes J'. 


Cosymbia pupillaria Hbn.: 
9. 10. Innsbruck ein 9. 


Nomophila noctuella Schiff.: 
22. 8. Innsbruck häufig. 
Innsbruck 18. 10. häufig. 
1. 10., 3. 10. und 5. 10. Massenflüge. 


1960: 


Pyrameis cardui L.: 
3. 6. Natterersee bei Innsbruck 1 bleiches Stück. 
10. 6. Volders 1 Falter. 
31. 7. Obergurgl 2200 m mehrfach. 
26.—28. 8. Nürnbergerhütte (Stubaieralpen) 2100—2400 m Rückflüge 
von einzelnen frischen Faltern Richtung Nord-Süd beobachtet. 


Pyrameis atalanta L.: 
15. 5. Reith bei Seefeld (1000 m) einzeln. 
18. 6. Gries am Brenner bis Obernbergersee einzeln. 
19. 6. Vennatal (1500 m) einzeln. 
28. 6. Gaislacheralpe (2000 m) Ötztaleralpen. 2 Falter. 
2. 7. Vennatal bis 1700 m zahlreich. 
3. 7. Reith bei Seefeld (1100 m) mehrfach. 


Acherontia atropos L.: 
2256. Zur IC. x 


Herse convolvuli L.: 
11. 6. Volders 19. 
22. 6. Zirl Lichtfang mehrere 7’ 22. 
2. 9. Innsbruck-Stadt. 


er R 


Macroglossum stellatarum L.: 
16. 6. Seefeld Tirol einzeln. 


Sideridis vitellina Hbn.: 
22. 6. Zirl mehrfach. 


Cloridea peltigera Schiff.: 
24. 5. Innsbruck 7. 
22.6..Zirl 


Phytometra gamma L.: 
13. 5. Raitis - Stubaital J'. 
22. 6. Zirl mehrfach, ziemlich geflogene Tiere am Lichte. 
31. 7. Obergurgl mehrfach. 
Anschrift des Verfassers: 
Karl Burmann, Innsbruck, Anichstraße 34 


Kleine Mitteilungen 


89. Beiträge zur Käferfauna Oberfrankens: 


Einige neue und bemerkenswerte Funde: 

Cicindela germanica L. Kulmbach (alte Schafweide), 2. 7. 60 (leg. Dr. Mark- 
thaler), 1X und 16. 7. 60, 3x. 

Carabus nitens L. Stammbach (Münchberger Hochfläche, 540 m). je 1 Ex. 28. #., 
14. 5., 16. 5.. 30. 6. 57 an Waldrand und im Garten. Seitdem kein 
Fund mehr. Vom Fichtelgeb. erstmalig gemeldet 1898 von Thier- 
stein (leg. Dürheck). 

Trechus splendens Gemm. ‚Frankenalb, Oberailsfeld,. aus Moos gesiebt, 1% (det. 
Sokolowski). 

Harpalus signaticornis Dft. Gesees b. Bayreuth, auf Rhätsandstein (Kiefernheide), 
von 1952—55 mehrfach (vid. Sokolowski) u. Lichtenfels a. M., 
3: 6:01. 

Harpalus autumnalis Dft. Gesees, 23. 7. 49, 20. 6. 54 (det. Dr. Freude). 

Amara equestris Dft. Gesees, 30. 8. 53, Stammbach, 20. 6. 56. Fichtelgeb. Königs- 
heide, 5. 6. 52 (vid. Dr. Freude). 

Haliplus immaculatus Gerh. Frankenalb, Püttlach, 7. 53. 1x. 

Hydroporus angustalus Str. Stammbach, 6. 56. 1x. 

Deronectes latus Steph. Gesees, 6. 46. 2X (1 Ex. in coll. Hüther). 

Ilybius crassus Thoms. Fichtelgeb. in allen Torfmooren, Meierhof, 21. 4. 57, Torf- 
moorhölle, 11. 5. 57, Fichtelsee. 14. 6. 58. Zeitelmoos, 31. 5. 56, 
Häusellohe b. Selb, 28. 6. 58. aber selten. 

Ilybius aenescens Thoms. Fichtelgeb. Zeitelmoos, 31. 5. 58, Fichtelsee, 14. 6. 59. 

Hydraena excisa Kiesw. Gesees, 25. 3. #0. 

Hydraena pulchella Germ. Gesees, 4. 52. 

Ochthebius metallescens Rosh. Bayreuth (Bodenmühle), 18. 4. 52. 

Limnebius crinijer Rey. Frankenalb, Hollfeld, 31. 5. 55, Bamberg, 8. 56. 

Limnebius aluta Bed. Creußen, 8. 8. 50 und 25. 7. 53. 

Helophorus strigijrons Thoms. Lichtenfels-Neusees, 24. 4. 57 (2x). 

Crenitis punctatastriata Letzn. In allen Mooren d. Fichtelgeb. und auch anmoori- 
gen Wiesen (Sphagnumtümpel) b. Stammbach, oft in Anzahl. 

Laccobius atrocephalus Rtt. Fichtelgeb. Meierhof, 21. 4. 57. 

Laccobius obscuratus Rott. Stammbach, 7. 5. 59 u. 7. 6. 58. 

Atheta angustula Gyll. Gesees, 1950—55 mehrfach, Stammbach, 6. 5. 56, Fran- 
kenwald, Höllental, 1. 6. 57. 

Atheta hepatica Er. Gesees, 25. 4. 53. 

Atheta parvicornis M. Rey. Stammbach, 11. 6. 57 (an Rübenschnitzeln). 21. 8. 57 
(Kompost). 

Atheta Harwoodi Will. Gesees, 4. 9. 54 (an blutender Birke). 

Atheta Britanniae Bernh. Gesees, 23. 8. 52, 2x. 

Atheta aquatica Thoms. Gesees, 5. 6. 55 (unter Bergahornrinde). 


118 


Atheta Pertyi Heer. Hengstberg b. Selb, 17. 6. 57. 
Atheta nitidula Kr. Gesees, 20. 9. 52, 13. 5. 54 (bei Lasius), 19. 4. 53, Wunsiedel, 
11.76:,57. 

Atheta cadaverina Bris. Gesees, 16. 9. 53. 
Atheta laevana M. Rey. Wunsiedel, 11. 6. 57, Hengstberg b. Selb, 17. 6. 57. 
Atheta dadopora Thoms. Gesees, 10. 5. 52 (faulendes Wiıldstroh). 
Thamiaraea cinnamomea Grav. Gesees, 21. 5. 50. 

Die Wasserkäfer haben, soweit nicht anders angegeben, Herrn Hoch, die 
Atheten Herrn Dr. Benick vorgelegen. Ihnen und den oben erwähnten Herren 
sei an dieser Stelle nochmals für Ihre Bestimmungshilfe gedankt. 


DD 


Siegfried Vierling, Stammbach, Krs. Münchberg. Friedrichstraße 2 


90. Libelien an der Autostrada (Odonata) 


Anfang Juli 1961 fuhr ich auf der italienischen Autobahn von Mailand nach 
Turin. Die ungeheueren Massen von Libellen auf dieser Strecke veranlaßten mich 
nachzusehen, um welche Art es sich hierbei handelte. Es war unschwer sofort fest- 
zustellen, daß es sich zunächst ausschließlich um Sympetrum depressiusculum 
Selys handelte. Die Tiere waren so zahlreich, daß streckenweise sogar die Tele- 
phonleitungen davon dicht besetzt waren. 

Als endlich doch einmal eine größere Art gegen meine Windschutzscheibe 
klatschte, war der Druck auf das Bremspedal unvermeidlich. Es war gerade die 
l. Autobahnbrücke nach der Ausfahrt „Balocco“ (westl. Novara) vor mir, unter 
welcher ich meinen Wagen günstig abstellen konnte. Noch ohne es zu ahnen, be- 
fand ich mich mitten in einem hervorragenden Fluggebiet von Orthetrum albi- 
stylum Selys. Ich dachte noch nicht daran, das Netz hervorzuholen und erblickte 
bereits nach wenigen Schritten — völlig „unbewaffnet“ — das erste 5 dieser sel- 
tenen Art. Mit einer leichten „Gänsehaut“ und erhöhtem Pulsschlag stellte ich 
fest, wie leicht diese schöne Art sofort von O. cancellatum L. zu unterscheiden 
ist und zwar durch den schlankeren Habitus, die prägnantere Zeichnung, beson- 
ders bei den YQ und den juvenilen 5'5', sowie an der scharfen Abgrenzung der 
Blaubereifung am 7. Abdominalsegment gegen das völlig schwarze Abdominalende. 
Eine Verwechslung mit letzterer ist besonders beim lebenden Tier soviel wie 
ausgeschlossen. In etwa 2 Vormittagsstunden konnte ich eine beachtliche Serie 

5 und 99 erbeuten. Die Tiere flogen vorzugsweise auf einem Stoppelfeld, fer- 
ner auf einer Wiese mit hohem es und Klee sowie am Rande eines Reisfeldes, 
welches zweifellos ihren Biotop darstellt. 


Alois Bilek, Zoolog. Staatssammlung, 
München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 9. Oktober 1961. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 31 Mitglieder, 2 Gäste. 

Zur Eröffnung des Wintersemesters trafen sich Mitglieder und Gäste zu zwang- 
loser Unterhaltung. 


Sitzung am 23. Oktober 1961. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 2] Mitglieder, +4 Gäste. 

Herr H. Fürsch sprach über das Problem niederer systematischer Kategorien 
und Methoden zu deren Trennung. Nach einer Einführung in die Begriffe der Art 
und der infraspezifischen Kategorien, die Erbfaktorenunterschiede “und die Art- 
bildung schilderte der Vortragende seine Untersuchungen an afrikanischen Cocei- 
nelliden und zeigte, daß man der systematischen Gliederung auch mit mathemati- 
schen Methoden beikommen kann. Die interessanten Ausführungen zeitigten eine 
lebhafte Debatte, an der sich die Herren F. G. Dankwart, W. Dierl, Dr.H. 
Freude, Prof. Dr. W. Jacobs, Dr. F. Kühlhorn, Dr. K. Wellschmied 
und Dr. K. H. Wiegel beteiligten. 


Wi 


a5 10543 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herauszegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheekkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 31569 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


10. Jahrgang 15. Dezember 1961 Nr. 12 


Die Verbreitung von Ogygia forcipula Hübner und von 
O. nigrescens Höfner in Deutschland und einigen 
Nachbargebieten (Lep. Noct.) 


Von Georg Warnecke 


Nigrescens ist vonHöfner schon 1887 (Soc. Ent., 2, p. 121) aus Kärn- 
ten als Form der forcipula Hb. beschrieben worden. 

Tatsächlich sind es zwei gute Arten, die sowohl äußerlich wie anato- 
misch gut voneinander zu unterscheiden sind. Boursin hat als Erster 
darauf hingewiesen. Seine Feststellungen sind von Draudt im „Seitz“, 
Suppl. III, 1937, S. 245, wiedergegeben worden: „Nigrescens ist von for- 
eipula ganz verschieden; beide fliegen zusammen und gleichzeitig, z. B. 
in St. Martin-V&subie, wo ich sie selbst gefangen habe; nigrescens ist 
immer größer, dunkler und mit sehr gezackter Postmediane und auch 
die Genitalien sind für diese Gruppe bedeutend verschieden.“ 

Ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist — abgesehen vom Gesamthabi- 
tus! — in der Tat der Verlauf der Postmediane; bei forcipula verläuft sie 
in einem gleichmäßig geschwungenen Bogen, bei nigrescens ist sie in 
ihrer Linienführung unregelmäßig und springt vor allem in der unteren 
Flügelhälfte unregelmäßig gezackt an den Innenrand zurück. Ich ver- 
weise auf die beiden Figuren der Abb. 1, aus denen der verschiedene 
Verlauf sich klar ergibt. (Herrn Hans Loibl, Hamburg, danke ich auch 
an dieser Stelle nochmals für seine Unterstützung.) Zu den Figuren ist 
noch zu bemerken, daß die Charakterisierung als „gezackte“ Postme- 
diane sich also nicht auf die Zacken der Binde selbst, sondern auf ihren 
Verlauf bezieht. Das soll in den Figuren zum Ausdruck kommen! Oft 
tritt allerdings diese Postmediane in der dunklen Flügelfläche nicht so 
scharf hervor, wie sie hier dargestellt ist; besonders bei forcipula-For- 
men kann sie sehr undeutlich werden, wenn sie in der Linienführung 
auch noch durchschimmert. Dies wolle man bei der Beurteilung der 
Zeichnungen beachten. 

Abbildungen: Figuren beider Arten finden sich im „Seitz“ III 
(nieht Suppl.!), Taf. 7, Reihe h; die charakteristische Postmediane der 
Vorderflügel bei nigrescens ist gut wiedergegeben, ebenso wie die dunkle 
Tönung der Hinterflügel. — Die Figur im Hofmann-Spuler, Taf. 34, 
Fig. 13, stellt eine recht dunkle forcipula dar. — Hübner bringt zwei 
Abbildungen der foreipula, 128 und 547; sie sind nicht gut, aber Fig. 128 
ist eindeutig das, was unter foreipula verstanden wird; die Figur 547 
zeigt — jedenfalls in meinem Exemplar des Werkes von Hübner — 


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INSTITUTION 


Abb. 1. Abb. 2. 
Abb. 1: a) Vorderflügel von O. nigrescens; b) Vorderflügel von ©. foreipula. 
(Zeichnung: Hans Loibl, Hamburg) 
Abb. 2: a) Valve von O. forcifula; b) Valve von O. nigrescens. 
(Nach Adamczewski, 1939) 


ein kleines bunt gefärbtes 5’, auch forcipula, deren Postmediane aller- 
dings zu stark gezackt ist. 

Auf die Variabilität der beiden Arten soll in dieser kleinen Abhand- 
lung, die sich nur mit der Frage der Verbreitung im engeren Mittel- 
europa befassen will, nicht eingegangen werden; sie dürfte in Deutsch- 
land auch nur gering sein. Im Mediterraneum allerdings variiert forei- 
pula sehr, besonders in der Färbung, während nigrescens überall bestän- 
diger zu sein scheint. Man vergleiche die vielen bunten Abbildungen von 
Turati, Nat. Sic., 1919, Taf. Ill, S. 66. Die Zuteilung der vielen be- 
nannten Rassen des Mediterraneums soll einer anderen Arbeit vorbehal- 
ten bleiben. 

Die 5-Genitalien sind ohne weiteres als spezifisch verschieden er- 


kennbar. Sie sind bereits abgebildet von Adamczewski (l'ragm. 


Faun. Mus. Zool. Polon., IV, Nr. 9, p. 186/7, 1939). Boursin (s. Zitat 
von Draudt, oben), weist schon darauf hin, daß die Unterschiede mit 
Rücksicht auf die sonstige Ähnlichkeit der 5-Genitalarmaturen in der 
Gattung Ogygia bedeutend sind. Der Genitalapparat der nigrescens ist 
größer; der Unecus ist länger, ebenso der Clavus; die Harpen sind breiter 
und etwas gebogen; der Cornutus im Penis ist viel stärker; auch die Ful- 
tura inferior ist verschieden, sie hat bei forcipula eine deutliche Spitze. 

Ich begnüge mich mit der Wiedergabe der Valven nach Adamczew- 
ski (1939) (Abb. 2). 

Und nun zur Verbreitung der beiden Arten in Deutschland. Ich be- 
merke im voraus nur kurz, daß sie beide, was ihre Gesamtverbreitung 
anbetrifft, eine vorderasiatisch-mediterrane Verbreitung besitzen und 
daß sie wärme- und trockenheit-liebende Arten sind; sie sind Bewohner 
warmer und heißer, mehr oder weniger steriler Hänge im Hügelland 
und in niedrigen bis mittleren Gebirgslagen. Typische Bilder solcher 
Biotope bringen Daniel und Wolfsberger vom Sonnenberghang bei 
Naturns im Vintschgau in Südtirol, wo beide Arten zusammen fliegen 
(Mitt. Münch. Ent. Ges., 47, 1957, Taf. ]). 

Es liegt auf der Hand, daß Arten mit solchen Biotopansprüchen in 
Deutschland nur sehr sporadisch vorkommen werden. Das Auffallendste 
ist nun, daß nach den bisherigen Feststellungen beide Arten in Deutsch- 
land jede für sich weit voneinander getrennte Gebiete bewohnen, Jorei- 
pula das Mittelrheingebiet (Rheingau und untere Mosel), nigrescens das 


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121 


Donaugebiet um Regensburg und die Fränkische Schweiz in Oberfran- 
xen. Ich habe nur Fundorte verwertet, von denen ich die Falter selbst 
habe nachprüfen können oder die von anderer Seite jetzt verläßlich 
nachgeprüft sind. Alle Literaturangaben vor 1937 scheiden in der Regel 
schon deshalb aus, weil sie noch nicht zwischen den beiden Arten unter- 
scheiden (auch die bei Regensburg fliegende Art wird fälschlich als for- 
eipula angeführt). Sicher sind außerdem unter diesen alten Angaben 
auch Verwechslungen mit anderen Arten, wie es für die Einzelmeldungen 
aus Baden (am Kniebis) und für Sachsen (Meißen und Chemnitz) ange- 
nommen werden darf. Aber auch sonst galt es, vorsichtig zu sein; offen- 
sichtlich falsche Bezettelungen haben das Bild zu verwirren gesucht. Ich 
kann nicht dringend genug davor warnen, auf später nicht belegte Be- 
zettelungen einzelner Stücke hineinzufallen und möchte auch an dieser 
Stelle wiederholen: Mehr Kritik und mehr Sorgfalt bei Fundortangaben 
(Ent. Z., 71, 1961, Nr. 3/4). 


l. Ogygia Jorcipula Hb. 


a) Fundorte in Deutschland. Bisher, wie schon gesagt, nur im Gebiet 
des Mittelrheins, rechtsrheinisch im Rheingau und linksrheinisch im un- 
tersten Moselgebiet nachgewiesen. Die forceipula dieses Gebietes ist eine 
eigene Subspecies, von Fuchs (Stettiner Ent. Z., 1664, S. 260) nach dem 
Ort Bornich im Rheingau als bornicensis beschrieben; sie hat „gleich- 
mäßig trübgraubraune Vorderflügel mit feiner verloschener Zeichnung“. 
In der Tat entspricht die große Mehrzahl der Mittelrheinstücke, die ich 
inzwischen vergleichen konnte, dieser Charakterisierung. Die anatomi- 
sche Untersuchung hat jeden Zweifel an der Zugehörigkeit dieser Rasse 
zu forcipula ausgeschaltet. Fuchs hatte bei Veröffentlichung seiner Be- 
schreibung erst 4 Falter und 2 Raupen gefunden, die ersten 1874 bei 
Bornich und sodann 1876 bei Rüdesheim. Von 1864 bis 1937 findet sich 
nirgendswo eine Mitteilung über weitere Funde im Mittelrheingebiet; 
man hat nicht darauf geachtet. 1937 fing Jäckh 2 55 auf der Loreley 
am Licht (Warnecke, Ent. Z., 52, 1939, S. 334). Der Lichtfang, ins- 
besondere seit seiner Wiederaufnahme nach dem zweiten Weltkrieg hat 
dann ergeben, daß forcipula im Mittelrheingebiet ein ständiger Bewoh- 
ner der sterilen Hänge des Rheins (bisher nur rechtsrheinisch festge- 
stellt) und der unteren Mosel ist. Ich selbst konnte die Falter am 25. 6. 
1960 zusammen mit Dr. G. Lederer und R. Künnert (Frankfurt am 
Main) bei Kamp-Bornhofen am Licht fangen. Ein weiterer Fundort im 
Rheingau (aus älterer Zeit) ist St. Goarshausen. Aus dem Moseltal ist 
die Art bisher von Moselkern (Ent. Z., 55, 1942, S. 250) und von Eller 
(J. Groß leg.) bekannt geworden. 

b) Fundorte in Nachbarländern Deutschlands. In Frankreich kommt 
foreipula von Südfrankreich her bis in den französischen Jura vor. Für 
das Elsaß (angeblich nach Fuchs jun. im Münstertal in den Vogesen) 
und für die Nordschweiz habe ich aber bisher keine sicheren Angaben 
erhalten können. Für Nordtirol werden von Hellweger in seiner Fauna 
(Die Großschmetterlinge Tirols, 1914) foreipula und „die große, dunkle 
var. nigrescens Höfner“ angeführt. Aber nach K. Burmann, dem ich 
auch hier für seine liebenswürdige Auskunft danke, ist in Nordtirol 
noch keine forcipula vera gefunden, sondern nur nigrescens. Auch nach 
J. Wolfsberger (i. I.) sind in ganz Oberbayern keine forcipula be- 
obachtet. 

Die nächsten mir bekanntgewordenen Flugplätze der Joreipula im 
Osten liegen in Niederösterreich und Böhmen. Ich selbst konnte Falter 
von Deutsch-Altenburg und vom Leithagebirge (östlichstes Niederöster- 
reich) nachprüfen. In der Sammlung des Wiener Zoologischen Museums 


Abb. 3: Bisher nachgewiesene Fundorte in Mitteleuropa für 
a) a4 Ogygia Jorcipula Hbn. 
b) @ Ogygia nigrescens Höfn. 


(Reißeri. 1.; Boursin det.) befinden sich Belegstücke aus der Wiener 
Umgebung (wie Gumpoldskirchen, Mödling, Gainfahrn, Mödling-Eich- 
kogel), ferner aus dem Leithagebirge (Bruck a. d. Leitha, Winden), von 
Oberweiden, aus der Wachau (Dürnstein, Spitz) und von Retz. Aus Böh- 
men liegen sichere Stücke aus der weiteren Umgebung von Prag (Rado- 
tin, leg. Zeman) vor. 


2. Ogygia nigrescens Höfner 


a) Fundorte in Deutschland. Bisher nur vom Donaugebiet um Re- 
gensburg und aus der Fränkischen Schweiz und dem nördlichen Franken- 
jura bekannt geworden. Aus dem Gebiet um Regensburg schon seit über 
100 Jahren bekannt, aber in allen Publikationen irrtümlich 
als „Joreipula* bezeichnet. Es handelt sich indessen einwandfrei um 
nigrescens (anatomische Untersuchungen habe ich vorsorglich vorgenom- 
men, trotzdem die Zugehörigkeit zu nigrescens schon nach dem Aussehen 
nicht zweifelhaft ist). Eine forcipula der Zool. Staatssammlung in Mün- 
chen mit dem Fundortzettel „Regensburg“ ist sicherlich falsch bezettelt; 
kein zuverlässiger Sammler hat bisher eine echte forcipula hier gefunden 
(J. Wolfsberger i. 1.). Flugplätze sind die nähere Umgebung von 
Regensburg selbst, sodann Kelheim und Eichstätt. 

1939 erhielt ich von dem inzwischen verstorbenen Forstmeister Wer- 
ner in Ratzeburg (Holst.) von Pottenstein in der Fränkischen Schweiz 
zu meiner Überraschung echte nigrescens, deren Bestimmung ich auch 
anatomisch sichern konnte. Dies hat mir damals den Anstoß gegeben, 
mich näher mit den beiden Arten und ihrer Verbreitung zu befassen, 


ein allerdings sehr mühseliges Unterfangen, das erst jetzt zu einem ge- 
wissen Abschluß gekommen ist! Auch 1941 hat Werner bei Pottenstein 
nigrescens gefangen. Bei Beringer Mühle und Muggendorf ist sie auch 
von M. Richter (früher Naumburg, i. I. 1939), abends um Eehium und 
Silene inflata fliegend, in Anzahl erbeutet worden. Menhofer hat als 
Erster das Vorkommen der nigrescens in der Fränkischen Schweiz (Be- 
ringer Mühle) veröffentlicht: er führt sie ferner auch von Wallersberg 
(einige km südlich von Weismain) im nördlichsten Frankenjura auf, wo 
die Art 1950 bis 1954 in jedem Jahre gefangen worden ist (Nachr.-Blatt 
d. Bayer. Entomol., 4, 1955, Nr. 12). Sicherlich wird nigrescens in diesem 
ganzen Gebiet noch an anderen Orten fliegen. Auffallend bleibt aber 
doch, daß sie in der so viel besuchten Fränkischen Schweiz erst so spät 
entdeckt worden ist. 

b) Fundorte in den Nachbargebieten. Hier herrscht noch mehr Un- 
sicherheit als bei foreipula. Aus Frankreich wird die Art meines Wissens 
nur aus dem Süden gemeldet. Aus der Nordschweiz wird sie vom Schwei- 
zer Jura angegeben. In Nordtirol kommt sie in der Umgebung von Inns- 
bruck vor (Burmann i. l., siehe bei foreipula unter 1b); im Kaunertal 
haben Daniel und Wolfsberger sie gefunden. (Am Südhang der 
Alpenkette fliegen beide Arten zusammen, z. B. im Wallis und in "Süd- 
tirol.) 

Im Osten von Deutschland sind die nächsten, mir bekannt gewordenen 
Fundorte länderweit entfernt; sie liegen in Podolien (Adamcezewski) 
und Ungarn: Budapest (Kovacs). Bisher habe ich jedenfalls noch keine 
sichere nigrescens aus Österreich, insbesondere Niederösterreich, und 
aus Böhmen gesehen. Aber es kann sich bei größerem Material vielleicht 
noch manche Überraschung ergeben, denn das bisher völlig isolierte 
Vorkommen mitten in Süddeutschland (und dem Inntal) verlangt nach 
weiterer Aufklärung. 

Zu weiteren Nachforschungen über das Vorkommen und die Art der 
Verteilung beider Arten in Deutschland möchte dieser Aufsatz daher au- 
regen. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. h. c. Georg Warnecke, Hamburg-Altona, Hohenzoliernring 32 


Buchbesprechung 


M. Steeg: Die Schmetterlinge von Frankfurt am Main und Umgebung mit Angabe 
der genauen Flugzeiten und Flugorte. 121 Seiten. Herausgegeben vom Interna- 
tionalen Entomologischen Verein Frankfurt/Main. 1961. Preis 5,50 DM. 


Mit der vorliegenden Arbeit erfährt die Grofßschmetterlingsfauna der Umge- 
bung von Frankfurt/Main nach über 100 Jahren wieder eine Neubearbeitung, 
die, mit viel Fleiß zusammengestellt, für den Faunisten sicher von Wert ist. Be 
dauerlich ist aber, daß das verwendete System und die Nomenklatur völlig ver- 
altet sind und die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte keine Berücksich- 
tigung gefunden haben, ein Umstand, der den Wert der Zusammenstellung stark 
mindert. Um nur einige Beispiele zu nennen fehlt Colias australis Vrty., sind 
noch völlig heterogen zusammengesetzte Gattungen zu finden, wie Melitaea, Ly- 
caena u. a. Auch sind, um noch ein Beispiel zu nennen, die neuen Ergebnisse der 
Noctuidensystematik nicht berücksichtigt. Es ist, um zusammenzufassen, schade, 
wenn so viele Mühe auf eine Zusammenstellung einer Fauna verwendet wird, 
die schon bei ihrem Erscheinen veraltet, nicht dem modernen Stande entspricht. 
Auch sei einmal die Frage erlaubt, wozu die vielen guten systematischen Arbei- 
ten der neueren Zeit eigentlich erschienen sind, wenn sie in faunistischen Ver- 
öffentlichungen nicht berücksichtigt werden. W.E. 


124 


(Aus der Entomologischen Abteilung der Zoologischen Staatssammlung München) 


Die Zucht von Epitheca bimaculata Charb. aus dem Ei bis 
zur Imago mit biologischen und morphologischen 
Angaben (Odonata) 


Von A. Bilek 


Ende Mai erhielt ich von Herrn Dr. Jurzitza unverhofft einen gro- 
ßen Teil eines Ei-Stranges von Epitheca bimaculata Charp. — es dürften 
an die 5—6000 Eier gewesen sein. Diese stammten aus einem Baggersee 
bei Ettlingen/Karlsruhe. Herr Dr. Jurzitza hatte das unwahrschein- 
liche Glück, am 26. Mai 1960 ein © dieser in Süddeutschland äußerst 
seltenen Art bei der Eiablage zu entdecken. Da ich auf solch einen Segen 
nicht im mindesten vorbereitet war und zu diesem Zeitpunkt auch noch 
keine übermäßigen züchterischen Erfahrungen hatte, unterliefen mir 
gleich zu Beginn der Zucht einige schwerwiegende Fehler, von denen 
noch die Rede sein wird, die aber mein Zuchtmaterial auf eine erträg- 
liche Menge reduzierten. 

Selbstredend wurden die Eier täglich sogfältig beobachtet. Am 10. Juni 
waren erstmals bei einer größeren Anzahl die winzigen Augenflecken 
(Pigmentierung der Augen der postembrionalen Prolarve) zu erkennen. 
Am folgenden Tage erstreckte sich diese Erscheinung auf einen noch 
viel größeren Teil der Eier und am 12. Juni waren bereits die .ersten 
Larven da. Am 15. Juni wurden die letzten Schlüpfvorgänge beobachtet. 
Ein Teil der Eier blieb hell, diese waren also unbefruchtet, ein weiterer 
Teil von Prolarven konnte sich nicht aus der Gallerte befreien, so daß 
schätzungsweise zwei Drittel der Gesamtmenge lebensfähiger Larven 
schlüpften. 

Die Dauer des Eistadiums beträgt demnach 17—21 Tage, während 
Robert (1959) hierfür 28 Tage angibt. 

Mein erster grundlegender Fehler war, daß ich den kleinen Larven 
kein Ufer bot, das heißt keine Möglichkeit, ihren Sauerstoffmangel an 
der Wasseroberfläche zu beheben. Die Folge war, daß nach etwa 2 Tagen 
das Gefäß, in dem die Tiere untergebracht waren, diesen zu einem 
Massengrab wurde. Immerhin blieben noch etliche — etwa 100 Stück — 
am Leben, die immer wieder versuchten, rudernd den Wasserspiegel zu 
erreichen, aber an den Glaswänden keinen Halt fanden. Ich nahm ihnen 
daraufhin kurzerhand so viel Wasser weg, daß nur noch ein Wasser- 
stand von etwa Yscm übrig blieb, worauf die Tiere ruhiger wurden 
und sich größtenteils an den Wasserpflanzen absetzten. 

Als Futter wurden Einzeller (Rotatorien, Protozoa/Rädertiere) und 
sonstiges filtriertes Plankton geboten, das vorwiegend in Dorfteichen zu 
finden ist, womit bereits der zweite Fehler entstand, indem ganz kleine 
Östracoden (Muschelkrebse) eingeschleppt wurden, die den frischgehäu- 
teten Larven zum Verhängnis wurden. Jedenfalls konnte ich beobachten, 
wie diese kleinen Plagegeister den zarten Larven eifrig zusetzten. Nach 
dieser Lektion hatte ich noch etwa 50 Larven — inzwischen im dritten 
Kleid. 

Nachdem nun sehr darauf geachtet wurde, daß keine Ostracoden mehr 
unter das Futter kamen, gediehen die restlichen Larven verhältnismäßig 
gut. 


PR 


125 


Dieselben wurden auf fünf Glasschalen verteilt, die mit Perlonstoff 
ausgelegt waren, welcher am Rande mit Uhu-Leim angeklebt wurde. 
Diese sehr wesentliche Einrichtung gestattete den Larven, jederzeit den 
Wasserspiegel mühelos zu erreichen. 


Abh. 1: X-Larve 


Die Behälter wurden nur mit einigen wenigen Pflanzen versehen, also 
weder Sand noch Schlamm beigegeben, mit einer Glasscheibe bedeckt 
und stets vor Sonne geschützt. Als Futtertiere kamen zunächst Daphnien 
(Wasserflöhe) in Betracht, deren jeweilige Größe mit entsprechenden 
Sieben erzielt werden kann. Hierbei ist zu beachten, daß die Futter- 
tiere wesentlich kleiner sein müssen als die Libellenlarven. Grundsätz- 
lich ist darauf zu achten, daß der anfallende Kot mittels einer Pipette 
entfernt wird und vor allen Dingen die verhängnisvolle Anhäufung abge- 
storbener Futtertiere nicht übersehen werden darf. Die Folge einer sol- 
chen Unterlassungssünde wäre ein Massensterben der jungen Larven. 
Nicht zuletzt wäre noch die Bildung einer Kahmhaut durch Auflegen 
und Abziehen eines Stückes weißen Papiers auf den Wasserspiegel zu 
verhindern. 

Nicht selten kommt es vor, daß sich eine Larve längere Zeit außer- 
halb des Wassers aufhält. In diesem Falle ist es angebracht, solch ein 
Tier wieder in das Wasser zurückzubefördern, da die Gefahr besteht, 
daß diese Larve wahrscheinlich durch allzu großen Wasserverlust nicht 
mehr den Auftrieb hat, ihr eigentliches Element aufzusuchen und zu- 
grundegeht. Dies scheint jedoch nur für jüngere Larvenstadien Gültig- 
keit zu haben. 

Ab siebenter Häutung (= 8. Kleid) wurde dann die Tubifex-Fütte- 
rung eingeführt. Hedachrcne Larven (12. Kleid = Z-Larve), es waren 
noch 15 Stück vorhanden, erhielten abwechslungsweise auch kleine Mük- 
kenlarven und ähnliches, bis dann im Spätherbst endlich die üblichen 
roten Mückenlarven in den Zierfischhandlungen erhältlich waren. Von 
diesen verzehrten die Z-Larven täglich bis zu acht Stück. Die Nahrungs- 
aufnahme erfolgte fast ausschließlich nachts. Etwa zwei Monate lang 
wurden die erwachsenen Larven bei 19—20° C und optimaler Fütterung 
gehalten, dann allmählich kühler gestellt, und zuletzt bei einer Tempera- 


126 


tur von 4 6° GC überwintert. Auch während dieser Zeit nehmen die Tiere 
Nahrung zu sich, wenn auch sehr wenig, durchschnittlich alle 5—7 Tage 
eine Chironomus-Larve. Der günstigste Wasserstand für größere Larven 
ist etwa 2 cm. 

Da die Larven bis zur 9. Häutung ziemlich unterschiedlich heran- 
wachsen, können keine annähernd genauen Intervalle zwischen den je- 
weiligen Häutungsstadien festgelegt werden. Dies beweist deutlich fol- 
gende Tatsache: Während Robert 1922 eine Larve in elf Wochen bis 
zur 4. Häutung brachte, entwickelten sich meine Larven in der gleichen 
Zeit größtenteils bis zur 8. Häutung. 


Abb. 2: Y-Larve 


Die 4. Häutung erreichten meine Tiere in fünf Wochen! In drei 
Monaten erreichten meine „schnellsten“ Larven die 10. Häutung. Drei 
zeitlich zurückgebliebene Larven blieben im 10. Kleid (—-X-Larve) stek- 
ken, das heißt sie überwinterten das erste Mal in diesem Stadium. Alle 
übrigen (wohl nur bei Zimmerzucht) wuchsen im selben Jahr weiter bis 
zum letzten Stadium, um mit nur einer Überwinterung auszukommen. 
Bei optimaler Fütterung dauert das X-Stadium — falls durchgehende 
Entwicklung — etwa zwei Wochen, das Y-Stadium 26—31 Tage. 

Daß dieser Entwicklungsablauf aber als normal angesprochen werden 
kann, ist nicht anzunehmen, denn die folgenden Beobachtungen deuten 
auf einen eventuellen anderen Ablauf der einzelnen Larvenstadien in 
der freien Natur hin. 

Es ist anzunehmen, daß E. bimaeulata im Freien zweimal überwintert — 
möglicherweise sogar z. T. dreimal, denn nicht nur Larven im X-Stadium 
vermögen zu überwintern, sondern auch solche im 7. Häutungsstadium. 
Jedenfalls setzte während meiner Zucht bei einem Exemplar der 7. Häu- 
tung die Weiterentwicklung aus. Das Tier nahm keine Nahrung mehr 
auf und schien in Diapause zu verharren. Leider ging dieses Exemplar 
im Spätherbst ein. Die Möglichkeit einer ersten Überwinterung im 
7. Häutungsstadium wäre damit gegeben. Daß das X-Stadium als Über- 
winterungsstadium in Frage kommt, hat sich ja bereits gezeigt. Neu für 
diesen Zyklus ist, daß sich die Y-Larven nun nicht zur Z-Nymphe häuten, 
sondern ein zweites Mal zu einer etwas größeren Y-Larve (vergl. Fig. 3) 
entwickeln, die ich als „YY-Larve“ bezeichne. Dieses YY-Stadium währt 
etwa 10 Wochen, bis sich die Larve zur Z-Larve häutet. 

Meinen Ergebnissen zufolge machen also Tiere mit einmaliger Über- 


127 


winterung 11 Larvenhäutungen durch, während solche mit 2-maliger 
Überwinterung 12 Häutungen benötigen. 

Larvenhäutungen konnte ich nur zwischen 21.00 und 22.00 Uhr beob- 
achten. Unmittelbar vor der 11. Häutung fasten die Y-Larven 1—1'!, Tage. 

Nach ‚drei Monaten Winterruhe bot ich ihnen allmählich wieder 
höhere Temperaturen, bis Anfang März wieder eine Wassertemperatur 
von 18°—20°C erreicht war. Ihr Appetit steigerte sich wieder etwas, so 
daß pro Larve etwa alle zwei Tage eine Chironomide!) verspeist wurde. 
Verluste traten während der Überwinterung nicht ein. \ 


X 


Abb. 3: YY-Larve 


Der bevorstehende Schlüpftermin ist unschwer zu erkennen. Das 
augenfälligste Kriterium ist der Abstand der äußeren Flügelscheiden- 
spitzen. Ursprünglich berühren sich dieselben. Etwa 9 bis 12 Tage vor 
dem Schlüpfen der Imago sind diese so weit auseinandergerückt, dafs 
die Flügelscheiden parallel stehen. Dies dürfte für alle Anisopteren, mit 
Ausnahme der Codulegasteridae, Gültigkeit haben. 

In diesem Stadium kann noch Nahrungsaufnahme erfolgen, jedoch 
nicht mehr viel, da unmittelbar der Rückzug des imaginalen Labiums in 
das Submentum bevorsteht. 6—9 Tage vor dem Schlupf der Imago 
nimmt die Larve keine Nahrung mehr auf. Drei Tage vor dem Sehlüp- 
fen bekommt die sonst grünliche Larve eine völlig braune Grundfarbe 
und die Rückenzeichnung wird noch deutlicher, kontrastreicher. Die gün- 
stigste Wassertemperatur ist während der letzten Wochen zwischen 18° 
und 21°C. 

Über die geschlechtliche Differenzierung der Larven wäre noch fol- 
gendes zu sagen: Morphologisch ist die Unterscheidung nicht so einfach 
wie bei den Aeschnidae. Bei der erwachsenen männlichen Epitheca-Larve 
zeigt sich proximal am 3. Sternit ein leichter Abdruck der imaginalen 
Genitalarmatur. Letzterer wird aber erst sichtbar, nachdem diese Stelle 
an der betreffenden Larve trockengewischt wurde. Ferner ist etwa in der 
Mitte des 9. Sternits ein winziger Abdruck des imaginalen Genitalporus 
zu erkennen. Bei weiblichen Tieren kommen am 9. Sternit, nachdem 
man das Abdomen ein wenig zurückgebogen hat, unmittelbar an der 


!) Ich hielt die bekannten „roten Mückenlarven“ bis Anfang V. im Eisschrank 
bei etwa +5° C in Glasschalen mit Wasser und Schlamm. 


128 


Intersegmentalhaut zwei kleine, runde Tuberkeln zum Vorschein (An- 
lage des Ovipositors). 

Da ab Ende März mit den ersten Imagines zu rechnen ist, mußten nun 
geeignete Schlüpfgefäße bereitgestellt werden. Hierfür eigneten sich am 
besten 6-1-Zubindegläser. 

Um Mißbildungen vorzubeugen, die nicht selten bei schlüpfenden Odo- 
naten durch zu trockene Luft entstehen können, da die Kopfkapsel der 
Exkuvie nicht mehr aufplatzen kann, übersiedelt man jeweils die schlüpf- 
reifen Larven einzeln in die oben erwähnten Gläser, die wie folgt herge- 
richtet sein müssen: 

/ 


Abh. 4: Z-Larve 


Man schneidet die Längsseiten eines 50x38 em großen hellgrünen 
Perlonstoffes sechsmal in ?-em-Abständen 6 cm weit ein. Alsdann werden 
die Breitseiten mit Uhu-Leim derart aufeinandergeklebt, daß eine Röhre 
entsteht. Die Lappen am einen Ende dieser Röhre werden rechtwinkelig 
nach innen gebogen und sorgfältig aufeinandergeklebt, so daß ein Sack 
entsteht. Nachdem man denselben über Nacht trocknen ließ, bringt man 
ihn in das Glas, legt die oberen Lappen über den Glasrand und befestigt 
diese mit einem Gummiring. Nun füllt man den Behälter so weit mit 
Wasser, laß der Wasserspiegel im Stoffsack 1—2 em hoch ist. 'Das Ganze 
wird, nachdem eine schlüpfreife Larve darin untergebracht ist, erst mit 
Stoff und dann noch mit einer Glasscheibe bedeckt. Dadurch wird er- 
reicht, daß die künftige Imago beste Aufstiegsmöglichkeiten hat. Diese 
Methode gewährleistet den besten Schutz gegen Krüppelbildung. 

Die wichtigsten Phasen des Schlüpfaktes — fixiert an einem weibli- 
chen Exemplar (bei etwa 20°C): 

Um 7.45 Uhr Aufstieg. Um 9.10 Uhr führte die Larve mit dem letz- 
ten Beinpaar vorsorglich einige halbkreisförmige Orientierungsbewegun- 
gen aus, um sich zu vergewissern, daß der Raum unmittelbar unter ihr 
frei ist, daß sie bei der bevorstehenden Entwicklung durch nichts 


129 


behelligt wird. Um 9.43 Uhr platzte endlich die Haut dorsal am Thorax. 
Um 9.54 Uhr sind alle Beine frei (= Überhäng-Stellung). Um 10.15 Uhr: 
Herausziehen des Abdomens aus der Exuvie und Ergreifen derselben, 
um sich an ihr anzuhängen. 10.43 Uhr: Die Flügel sind voll entfaltet. 
11.00 Uhr: Das Abdomen wird aufgepumpt. 11.04 Uhr: Das Abdomen ist 
völlig prall. 11.34 Uhr: Das Abdomen normalisiert sich. 11.44 Uhr: Das 
Abdomen ist endgültig in normaler Gestalt. 12.25 Uhr: Die Flügel wer- 
den auseinandergeklappt. Die Libelle benötigt also vom Aufstieg der 
Larve bis zum Ausbreiten der Flügel fast 5 Stunden. Am selben Abend 
ist das Tier bereits ausgefärbt, jedoch noch sehr weich. 


Abh. 5: Exuvie einer Y-Larve, bei welcher der mitgehäutete Enddarm deutlich 
zu erkennen ist. 


Will man völlig adulte, ausgefärbte Imagines haben, so muß man die 
Tiere wenigstens vier bis fünf Tage am Leben erhalten. Am besten 
sperrt man sie in einen Behälter, dessen Wände aus Gaze bestehen. Die- 
ser Käfig ist unbedingt vor Sonne zu schützen, da sich die Tiere sonst 
zu sehr abfliegen würden. 

Die ersten 3—4 Tage fastet zunächst die juvenile Libelle. Ab dann 
muß sie gefüttert werden, und zwar zwangsweise, da sie in Gefangen- 
schaft von selbst keine Nahrung aufnimmt. Das Verfahren ist sehr ein- 
fach: Man hält sie frei an den vier zurückgeklappten Flügeln und schiebt 
ihr einen kleinen Knäuel Tubitex, dem erst das Wasser abgesaugt wurde, 
in den Mund, worauf sie diesen meist bereitwillig verspeist. Es können 
auch Mückenlarven geboten werden, nur anfangs keine Fliegen, die bei 
Zwangsfütterung nach einigen Kaubewegungen wieder fallengelassen 
werden. Es genügt, die Tiere einmal täglich zu füttern. Sollte es vor- 
kommen, daß ein Tier das dargebotene Futter kategorisch verweigert, 
dann faßt man es einfach mit 2 Fingern ganz leicht am Thorax und hält 
zwei bis drei Tubifex in der spitzen Pinzette bereit. Da die Libelle gegen 
eine solche Behandlung durch weites Maulaufsperren protestiert, schiebt 


130 


man ihr bei dieser Gelegenheit die Tubifex zwischen die Mandibeln, wor- 
auf sie unverzüglich zu fressen beginnt. Sie nimmt anschließend bereit- 
willig weitere Tubifex an. 

Hat sich die Libelle an die Zwangsfütterung gewöhnt, so nimmt sie 
ab dem 2. Futtertag auch Stubenfliegen an, die sie mit sichtlichem Appetit 
verspeist. Man geht hierbei wie folgt vor: Nachdem man eine Stuben- 
fliege durch Thorax-Druck getötet hat, faßt man sie mit einer Pinzette 
in der Weise, daß der Kopi nach vorne gerichtet frei ist. Sodann bringt 
man den Fliegenkopf mit leichtem Druck an den Libellenmund. Nach 
kurzem Zögern beginnt die Libelle mit der Mahlzeit. Eine Aeschna 
nimmt im allgemeinen 3 Stubeniliegen nacheinander. 

Diese Tagesration ist völlig ausreichend. Es ist ratsam, die Tubifex- 
fütterung baldigst durch die Fliegenfütterung zu ersetzen, da anschei- 
nend manche Arten die wässerigen Tubijex schlecht verdauen a 

Nach einigen Futtertagen kann die Libelle abgetötet werden, da s 
jetzt erst auch den erforderlichen Härtegrad erreicht hat. Bei Eemae 
ren für Sammlungszwecke ist vor dem Spannen noch der Darm zu ent- 
fernen. 

Für die Anfertigung der Zeche spreche ich Herrn P. A. Robert 
meinen besten Dank aus. 


Körperlängen der einzeinen Häutungsstadien 


(nach Robert und eigenen Messungen): 


l. Kleid 1,4 mm 
2. Kleid (= 1. Häutung) 2 mm 
3. Kleid (= 2, Häutung) 26 mm 
4. Kleid (= 3. Häutung) 3 mm 
5. Kleid (= +. Häutung) 45 mm 
6. Kleid (= 5. Häutung) 5,8 mm (- 6 mm meine Larven) 


(ab 7. Kleid nur eigene Messungen) 


12. Kleid (als YY-Larve 22—23 mm 
13. Kleid (2jährige Z-Larve) 28,5 mm 


7. Kleid (= 6. Häutung) ö mm 
8. Kleid (= 7. Häutung) 10 mm 
9. Kleid (= 8. Häutung) 11,85 mm 
10. Kleid = 9. Häutung) 14—15 mm (= X-Larve) 
11. Kleid (= 10. Häutung) 17—19 mm (= Y-Larve) 
12. Kleid (= 11. Häutung) 25 mm (= Z-Larve) 
( ) 
( 


Literatur 


Robert, P. A.: Die Libellen (Ödonaten). Bern 1959 

Schiemenz, H.: Die Libellen unserer Heimat, Jena 1953 

Straub, E.: Stadien und Darmkanal der Odonaten in Metamorphose und Häu- 
tung, sowie die Bedeutung des Schlupfaktes für die systematische Biologie. 
Arch. f. Naturgeschichte (N. F.) B 12. 1943 

Wenger, O. P.: Die beiden Q-Formen von Boyeria irene (Odonata-Aeschnidae). 
Mitt. Schweiz. Ent. Ges. 32, 1959 

— — Über die Entwicklung von "Crocothermis erythraea Brulle (Ödonata-Libel- 
lulidae). Mitt. Schweiz. Ent. Ges. 28, 1955 


Anschrift des Verfassers: 
Alois Bilek, München 19, Menzinger Str. 67 


131 


Orthoptera und Dermaptera des Naturschutzgebiets 
Romberg 


Von Dr. Hans Stadler 


Der Umlaufberg Romberg, ein Hügel von 287 m Höhe ü. M., ist eine 
Wärmeinsel. In seinen xerothermen West- und Südhängen erreicht sein 
Boden Temperaturen bis zu 62° C. Der Boden ist Sand, stellenweise Lehm. 
Allenthalben sind alte Flußterrassen. An seinem Fuß liegt der „See“, ein 
kleiner Weiher, mit Wiesen und Uferwald. Ein solches Gebiet ist ein Do- 
rado für Heuschrecken, Grillen und Schaben. 

In der Thymian-Schafschwingelsteppe des Romberg-Westhangs er- 
scheinen im Sommer: 


Tettrix bipunctata (L.) 
Stenobothrus lineatus (Panz.) 
Chorthippus brunneus (Thunbg.) 
Chorthippus biguttuius (L.) 
Chorthippus mollis (Charp.) 
Oedipoda caerulescens ab. marginata (Karny) 
Leptophyes punctatissima (Bosc.) 
Phaneroptera Jalcata (Poda) 
Tettigonia viridissima (L.) 
Metrioptera denticulata (Panz.) 
Deeticus verrucivorus (L.) 
Gryllus campestris (L.) 

Ectobius silvestris (Poda.) 
Ectobius lapponicus (L.) 


Forjicula auricularia (L.) 


im Buschwald daneben: 
Meconema thalassinum (Deg.) 


Auf der Waldwiese höher oben (Mechtisleite) außerdem: 
Stenobotihrus stigmaticus (Ramb.) 

Chorthippus vagans (Eversm.) 

Omocestus haemorrhoidalis (Charp.) 

Myrmeleotettix maculatus (Thunbg.) 

Pholidoptera griseoaptera (Deg.) 

Metrioptera roeselii (Hgb.) 


Nemobius sylvestris (Bosec.) 


In einer unberührten Moossteppe (von Racomitrium canescens) des 
südlichen Rombergs, außer den bisher genannten: 

Metrioptera bicolor mit f. sieboldi Fisch. 

Im Östgebiet des Rombergs, neben der Landstraße nach Steinfeld, auf 
einem Fußpfad, der durch hohes, dürres Gras führt, tauchte im Sommer 
1920 ein Mantis religiosa L. 5' auf. Leider wurde das Tier nicht mitge- 
nommen (geschont), so daß das Belegexemplar fehlt. Auch später wurde 
(unbegreiflicher Weise) versäumt, diesen Fundort unter Kontrolle zu 
halten. 

Am Fuß des Rombergs (westlich) liegt der sogenannte See von Sen- 
delbach, umgeben von verwilderten Fettwiesen und Hochwald. 

‘ Hier leben: 


132 


Tettrix subulata (L.) 

Stenobothrus lineatus (Panz.) 

Omocestus viridulus (L.) 

Chorthippus longicornis (Latr.) 

Chorthippus dorsatus (Zett.) 

Chorthippus parallelus (Latr.) 

Mecosthetus grossus mit ab. f. stadleri (Harz) 
Conocephalus juscus (Fabr.) 

Tettigonia viridissima (L.) 

Gryllus campestris (L.) 


Im Gebüsch: 
Forjicula auricularia (L.) 


Apterygida media (Hgb.) 
Im Uferwald: 


Meconema thalassinum (Deg.) 


Auf den Sandäckern am See: 
Gryllotalpa gryllotalpa (L.) 


Im Dorf (dem jetzigen Stadtteil) Sendelbach: 
Acheta domesticus (L.) 

Blattella germanica (L.) 

Blatta orientalis (L.) 


Der Romberg ist Sand mit Lehm. Es fehlen ihm daher die Tiere der 
Muschelkalkberge zwischen Gambach und Würzburg: 

Oedipoda germanica (Latr.) 

Caltiptamus italicus (L.) 

Leptophyes albovittata (Koll.) 

Stenobothrus nigromaculatus (Herr.-Schäff.) 


In der Nachbarschaft des Schutzgebiets und in der weiteren Umgebung 
sind noch andere Gradflügler: 

Psophus stridulus (L.): Heide am jetzt verlassenen Fußpfad vom Dorf Pfiochs- 
bach nach Waldzell. 

Gomphocerus rufus (L.): Wombacher Schläge (Waldspitze). 

Barbitistes serricauda (Fabr.): Roter Berg (Östspessart, dicht bei Lohr). 

Isophya pyrenaea (Serv.): ebendort. 

Metrioptera brachyptera (L.): ebenda. 

Metrioptera roeselii (Hgb.): Lohr, Wöhrdwiesen. 

Labia minor: kleiner Schwarm einmal an der Steinbacher Landstraße. 

Myrmecophila acervorum (Panz.): Lohr, Zollhaus der Mainbrücke, nachts unter 
der elektrischen Lampe 12. 7. 1932. 


Alle hier aufgeführten Tiere sind bestimmt von den Professoren Fa- 


ber, Ramme und Weidner. 
Die Namen sind die des Brohmer, 6. Auflage 1949. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Hans Stadler, Lohr a. Main, Gärtnerstraße 514 


% 


3 u nd Our 


Die feldentomologische Unterscheidung von 
Onychogomphus forcipatus (L.) und OÖ. uncatus (Charp.). 
(Odonata). 


Von Gerhard Jurzitza 


Bei Onychogomphus uncatus (Charp.) handelt es sich um eine west- 
mediterrane Art, die in Spanien, Frankreich und Mittelitalien verbreitet 
ist. Ris (Odonata in: Brauers Süßwasserfauna, Jena 1909) stellte ein iso- 
liertes Vorkommen am Hochrhein zwischen Schaffhausen und der Thur- 
mündung fest. Eine Mitteilung von Herrn Kanzler (Riegel am Kaiser- 
stuhl), der am 5. 8. 1959 auf dem Höhenweg rheinabwärts von Jestetten 
(deutsches Rheinufer) ein 5' dieser Art angetroffen hatte, veranlaßte 
Herrn Dr. Itzerott (Grünstadt/Pfalz) und Verfasser, eine Exkursion 
an den Hochrhein durchzuführen und die Art zu beobachten und zu foto- 
grafieren, bevor ihr durch die geplante Schiffbarmachung des Flusses 
der Garaus gemacht wird. 

Nachdem unsere Pläne in dem verregneten Sommer 1960 buchstäblich 
„ins Wasser gefallen“ waren, langte es im folgenden Jahre zu einer kur- 
zen Stippvisite am 30. und 31. Juli. Etwa zwei Wochen vorher hatte Herr 
Kanzler bei einem — verregneten — Besuch an dem Fundort auf dem 
Schweizer Ufer unterhalb Rheinau (Umg. Ellikon) auf etwa 150 m Ufer- 
strecke 70 Exuvien von O. forcipatus und 5 von O. uncatus gefunden. 

Wir fanden die Beobachtungen von Herrn Kanzler bestätigt. Die 
Art fliegt am deutschen Ufer des Hochrheins unweit Jestetten nicht sel- 
ten, zusammen mit der viel häufigeren O. joreipatus. Das (geschätzte) 
Verhältnis belief sich auf 10 foreipatus : 1 uncatus, was gut mit dem 
Exuvienfund von Herrn Kanzler übereinstimmt. Weiterhin flogen in 
Anzahl: Agrion splendens (Harris), Enallagma eyathigerum (Charp.) und 
vereinzelte /schnura elegans (Vanderl.). 

Es war sehr interessant, zu beobachten, daß beide Onychogomphus- 
Arten an dem nur zeitweise sonnigen, nicht allzu warmen Sonntag so gut 
wie gar nicht flogen (1 uncatus), am folgenden Tage, der (eine Seltenheit 
in diesem Sommer!) herrlich sonniges Wetter hatte, erst nach 11 Uhr 
auftauchten, bis gegen 15 Uhr in Anzahl flogen und um 16 Uhr praktisch 
verschwunden waren. Die Tatsache, daß der Flug sich nur an warmen 
Tagen und auch da nur in den Mittagsstunden abspielt, spricht für die 

roße Wärmeliebe beider Arten. 

Schon nach kurzer Beobachtungszeit gelang es, die beiden Arten aus 
großer Entfernung mit dem Feldstecher zu unterscheiden. Hierbei sind 
die in der Literatur als wichtigste Unterschiede angeführten Merkmale 
unbrauchbar. Jedoch hat forcipatus im Leben grüne, uncatus dagegen 
blaugraue Augen. Weiterhin ist gut zu erkennen, daß die Appendices des 
ersteren dunkelbraun, des letzteren dagegen gelb sind. Hinzu kommt 
noch, daß die hellen Zeichnungen auf dem Abdomen des forcipatus we- 
niger ausgedehnt sind als bei uncatus, so daß erstere Art fast schwarz, 
letztere gelb wirkt. Zusammengefaßt ergibt sich folgendes Bild: 

1. Augen grün, Appendices dunkel, Tier wirkt schwarz: O. foreipatus. 
2. Augen blau, Appendices gelb, Tier wirkt gelb: O. uncatus. 

Das oben Gesagte gilt jedoch nur für die mitteleuropäische Rasse des 
O. foreipatus. Die mediterrane ssp. unguiculatus v. d. L. ist viel heller 
und hat gelbe Appendices, ähnelt somit im Habitus der uncatus. 


134 


Es ist zu hoffen, daß bei der zur Zeit verhältnismäßig intensiven odo- 
natologischen Durchforschung des mitteleuropäischen Raumes die vor- 
liegende Notiz dazu beiträgt, daß weitere Vorkommen der schönen Li- 
belle bekannt werden, so daß dieser wohl bereits dem Untergang ge- 
weihte Fundort nicht der einzige bleibt. 

Herrn Dr. Heinz Itzerott, Grünstadt/Pfalz sei für die Durchführung 
der Exkursion, Herrn Walther Kanzler, Riegel/Kaiserstuhl für die lie- 
benswürdige Überlassung der Fangdaten bestens gedankt. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Gerhard Jurzitza, Ettlingen bei Karlsruhe, Zehntwiesenstr. 52 


Nachtrag 


zu den Veröffentlichungen von Hans Schein. 


In ıneinem Nachruf für unseren verstorbenen Freund und Kollegen Stadt- 
direktor Hans Schein (Nachrichtenbl. Bayer. Entomologen 5, 1959, Nr. 3) 
gab ich eine Aufstellung der bisher erschienenen Arbeiten dieses geschätzten 
Spezialisten der Cetoniinae, Trichiinae, Dalginae und Hopliinae. Post mortem 
sind nun noch 5 Arbeiten von H. Schein erschienen, deren Titei und Zitate 
ich hier der Vollständigkeit halber nachtragen möchte. 

28. Bestimmungstabellen der Heterochilides (Coleoptera, Lamellicornia, Hopli- 
ini) mit Ausnahme von Heterochelus Burm. und Ischnochelus Burm. Annals 
South African Mus. Vol. XLIV, Nov. 1955, p. 229—267. 

29. Die südafrikanischen Pachyenemini (Col., Hopliini). Ent. Arb. Mus. Frey, 
Tutzing, Bd. 10, 1, 1959, p. 1—150. 

20. Outeniqua Peringuey und Pseudouteniqua nov. gen. (Coleoptera, ‚Denen 
cornia, Hopliini). Bull. Inst. royal Scienc. nat. Belg. 7, XXXV, no. 22, 1959, 

. —i 

Sul ar Scarabaeidae: Hopliini. South African Animal Life. Vel. VI, 
p- 79—96. Uppsala 1959. 

32. Coleoptera (Scarabaeidae) Cetoniinae und Trichiinae. South African Animal 
Life. Vol. VII, p. 83—112, 4 fig. Uppsala 1960. 

Interessenten können Separatdrucke der Arbeiten von H. Schein bei mir 
anfordern. Soweit vorhanden, können auch solche älterer Arbeiten noch abgege- 
ben werden. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Heinz Freude 
Zool. Staatssammlung, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 13. November 1961. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 37 Mitglieder, 15 Gäste. 

Herr Dr. Walter Forster berichtete anhand von Farblichtbildern von seinen 
Reisen im tropischen Tiefland Boliviens. Der Vortrag fand reichen Beifall. 


Sitzung am 27. November 1961. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 30 Mitglieder, 4 Gäste. 

Herr Dr. H. Freude berichtete über die Biologie des von ihm in Südbayern 
wieder aufgefundenen Käfers Argopus ahrensi Germ. und zeigte instruktive Farb- 
bilder der ersten Stände. Herr A. Ströbl demonstrierte interessante, von ihm 
bei Leutstetten gefangene Falter, und schilderte dies von ihm seit Jahren syste- 
matisch besammelte Gebiet, wobei eranschaulich über die einzelnen Biotope und 
seine Sammelergebnisse berichtete. Zur Diskussion sprachen die Herren F. Da- 
niel, H. G. Dankwardt und Kerstens. 


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der 


Bayerischen Entomolosen | 
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herausgegeben von der 


Münchner Entomologischen Gesellschaft 


NACHRICHTENBLATT 


11. Jahrgang 
1962 


Schriftleitung: 


Franz Bachmaier 


Im Selbstverlag 
der Münchner Entomologischen Gesellschaft (E.V.) 


11 


Inhalt 


Alberti, Burchard: Notiz über Procris alpina Alb... . . . 20... 96 


Aspöck, Horst: Bemerkungen über Hemerobius handschini Dt 
(Neuropt., Planipenmia)- „Fine ne lisuten N 


Bilek, Alois: Orthetrum albistylum ih ee vom Ei bis zur 
geschlechtsreifen Imago 29 ER BR >; 


— — Über das Vorkommen von Aeschna subarctica Walk., Aeschna coe- - 
rulea Ström. und Somatochlora alpestris Selys in Bayern . . . . 118 


de Bros, Emmanuel: Chersotis fimbriola vallensis n. ssp. (Lep. Noctuidae) 113 


Dieckmann; ‚Lothar: -Rüsselkäferzuchten- 1961: » . ware. y RR 
Ebert, Günter: Melitaea parthenoides Kef. (= parthenie auct., nec Bkh.), 

ein sicherer Neufund für Nordbayern . . . en ne sl 
Fischer, Max: Zwei neue ÖOpius-Arten aus Niederösterreich (Hyme- 

noptera,. Braconidae) an Wa are ee a ee 
Freude, Heinz: Zum Wiederfund von Argopus ahrensi Germ. in Süd- 

bayern: (Beitrag. zur, Biologie) 2.77. Dan ae we 5 
— — Koleopterologische Nachrichten aus Südbayern . . 2... 9% 
Harz, Kurt: Orthopterologische Beiträge IV... .... 46, 50, 65 


Heuser, Rudolf: Beobachtungen und Untersuchungsergebnisse an Falter- 
material der Gattung Procris F. aus dem Gebiet der Pfalz. . . . 8 


Horion, Adolf: Beitrag zur Faunistik des  Argopus ahrensi Germ. (Col.: 


Chrysomelidae — Halticinae) . . RL Eve en 1 
Liebmann, Walter: Ceuthorrhynchus lycoctoni Hust., eine für Deutsch- 

land neue Art und ein Beitrag zu ihrer Entwicklung . . . . . 105 
Lohse. Gustav Adolf: Über die TEEN der Aleochara lanu- 

ginosa Grav. (peezi Scheerp.) . . i 08 
Mack, Wilhelm: Bemerkungen zur Frage der Seesen von Euchlo& 

orientalis Brem. gen. aest. ausonia auct, . 78 
v. Peez, Alexander: Über Käferfang mittels Köderkörben auf Bäumen. . 121 
Pfister. Hermann: Im Val Nervia 4.2 a DEN ar rel 
7 Im Bsterel se NE EEE 


Popp, Egon: Die Ameisen der Bülten in Hochmooren und Weihern 38, #1 


Reisser, Hans: Öcneria eos sp. nov., eine neue Lymantriide aus Kreta 


(Vorläufige Beschreibung) 


Reissinger, Eduard: Eine neue Methode zur Feststellung von Wander- 
bewegungen am Beispiel von Colias hyale (L.) und Colias australis 


Vrrty... (Lepid."Pieridae) 2%... „Ua In m Er Ir 10 
Rommel, Erna: Erregungsäußerungen des Spanischen Mondhornkäfers 
Copris hispanus. [L.) (Goleopt.  Searab:)... „u „u nn 


II 
— — Milbenbefall bei den Mondhornkäfern SSBen mens et und 
Copris lunaris (L.) (Coleopt. Scarab.) . . 117 
Schaeflein, Hans: Kritische Gedanken zu Bidessus grossepunctatus 
Vorbr. und unistriatus Schrk. (Col. Dytiscidae) . . . .» ...7,9 
Scheerpeltz, Otto: Über die Namensberechtigung der Aleochara Peezi 
SCHERERE EEE RN en RE RS en ne 300 
Schmidt, Werner: Ein neuer Fundort von Aeshna subarctica Walker 
(Odonata) De a ERDE De 


Schultz, Victor: G. M.: Neue Be zur En iheekundet Nr. 36 . 125 
Ströbl, Alois: Lichtfang im Lesachtal. Ein Beles zur ach chleringn 


Fauna Kärntens und ÖOsttirols . . . . . 69, 76 
Urbahn, Ernst: Zur Lebensweise von A atra L. (Lep). . -100 
Wagner, Eduard: Über Psallus varians Herrich-Schaeffer 1842 (Hem. 

Kletz- Miridae) 73 20 . - i EN 


Kleine Mitteilungen 


Bilek, Alois: 96. Orthetrum helena Buchholz, neu für das europäische 
BES ADEIEEL GA) ee ee 22 erna sinle an n 04 
Freude, Heinz: 95. Berichtigung zur Faunistik des Argopus ahrensi Germ. 40 


Seibold, Karl: 97. Immunität der ee egen Ben 


fungsmittel der DDT-Gruppe? . . . 128 
Warnecke, Georg: 94. Vacciniia Far Knoch in der Hohen 
Bhan:-.. 72. | I 
Buchbesprechungen 
Brandt, H.: Insekten Deutschlands III. Käfer, rn user 
- und weitere Insektenordnungen . . 22 
Koch, M.: Wir bestimmen Schmetterlinge, IV. Gare Deutschlands. . 112 
Tinbergen, .N.: Wo die Bienenwölfe jagen. -. ..... 2 .N......% 
Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft: 8, 16, 32, 40, 48, 112, 128 
Aus der Entomologischen Arbeitsgemeinsehaft Nordbayern: . . . . . 8, 64 
Neubeschreibungen 
Orthoptera 
Antaxius pedestris Fabr. richteri Harzn. f.. . A 5) 
Chorthippus longicornis Latr. geriberti Harz n. a ER 
Hoelzeliana Harz n. subgen. zu Antaxius Br... . 2... en en 45 
Hemiptera 
Psallus varians H.-S. tunetanus Wagner n. sp. . 2 22.2 en non... 28 
Lepidoptera 
Chersotis fimbriola Esp. vallensis de Bros n. sp. . . . » ..........116 
Veneriavens Beisser.N. See a ale lee 5 Tee a a 9 
| Hymenoptera 
Opris atirıbutus Bischer nm. -ape-. 00 new ran urn 289 
Opiisssnbatknrs-Pikcherin, op N. Erlen ra ET 2 


sum APR 1963 


ns STITUTION 


9.5,.70573 
EN 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheekkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


ag, Jahrgang 15. Januar 1962 Nr. 1 


Beitrag zur Faunistik des Argopus ahrensi Germ. 
(Col.: Chrysomelidae-Haltieinae). 
Von Ad. Horion 


Die Haltieine Argopus ahrensi Germ. wird von Reitter in seiner 
„Kauna Germanica* Bd. IV, S. 200, behandelt und auf Tafel 150, fig. 6, 
abgebildet. Die Art wurde von Schilsky 1909 in seinem „Verzeichnis 
der Käfer Deutschlands und Deutsch-Österreichs“ für das ganze Gebiet 
(„Kreuz“) ohne Mark Brandenburg („Stern“) angegeben. In meinem 
„Käferverzeichnis für Mitteleuropa” (Stuttgart 1951, S. 422) konnte ich 
die Art für zahlreiche deutsche Gebiete anführen, aber eine Fundangabe 
aus dem 20. Jahrhundert war mir völlig unbekannt, so daß es den An- 
schein hatte, als ob diese für Deutschland thermophile und transgredie- 
rende Art bei uns ausgestorben sei. Eine neue Fundmeldung von Proi. 
E. M. Hering, Berlin, aus Oberösterreich veranlaßte mich, die Fauni- 
stik dieser Art einmal gründlicher zu erforschen. 

Die Art wurde 1817 von Ernst Friedrich Germar (Prof. in Halle) aus 
Dalmatien-Insel Cherso beschrieben. Sie wurde nochmals von Duft- 
schmid 1825 nach Stücken aus Niederösterreich als hemisphaericus 
beschrieben, unter welchem Namen sie in den meisten deutschen Lokal- 
faunen des vorigen Jahrhunderts angeführt wird. Es handelt sich um 
eine pontisch-ostmediterrane Art, die von Südrußland aus über 
«len pannonischen Raum und über die Balkanhalbinsel verbreitet ist: 
westwärts kommt sie sporadisch am Südhang der Alpen bis Piemont und 
dem Dep. Var in Südostfrankreich vor; nordwärts ist die Art zeitweise 
durch die großen Flußtäler (Weichsel, Elbe, Donau, Rhein) bis nach Böh- 
men und Deutschland vorgedrungen. — Im westlichen Mediterrangebiei 
(Südfrankreich, Iberische Halbinsel) kommt die vikariierende Art Argo- 
pus brevis All. vor. Zahlreiche weitere Arten der Gattung Argopus Fisch. 
werden aus Kaukasus, Südsibirien, Mongolei und besonders aus Japan 
angegeben. 

Für das Vorkommen in Südrußland kenne ich bisher nur die Angabe von 
H. Franz 1936 (Zoogeographica Ill, p. 305), der die Art auch für Südpolen 
angibt. — Podolien: Baltabezirk bei Galotsche VIII. 1915, nach Pjatakowa 
1929 (Ent. Anz. IX, Wien 1929, 292). — Aus Rumänien mir bisher unbekannt: 
sicher vorhanden. — Siebenbürgen: Drei Fundorte (Kronstadt usw.), nach 
Bielz 1887; Petri 1912 kennt nur noch einen Fundort (Bassen). — Ungarn: 
Alte Belege von Budapest und Pest mehrfach in coll. HeikertingerM. F. M.!). 
Naturschutzgebiet Batorliget VI. 1948 u. 1949, 13 Ex.: nach Szekessy 1953, 
275. — Slowakei: Roubal 1937—41 (Katalog der slow. Käfer, Bd. III, 85) 


1) M. F. M. — Museum G. Frey, Tutzing. 


2 


bringt mehrere ältere Meldungen aus dem früheren Ungarn und meldet fünf neue 
Funde, darunter Preßburg-Donau und Uzhorod in Karp.-Ruß. — Mähren- 
Böhmen, nach Fleischer 1927 „an sonnigen Hängen“, aber ohne genaue 
Fundorte. Von „Prag“ mehrere alte Belege in coll. Weise Z. M. B. In coll. 
Breit M. F. M. mehrfach „Bohemia-Skalitzky“, der besonders bei Brandeis 
a. d. Elbe gesammelt hat. Neue Funde aus Böhmen: Waldrand nördl. Hostice 
VIll. 1957 und bei Karlstein VII. 1957, Zavrelleg.: t. Hering ı. 1. 1961. 

Österreich: Aus Niederösterreich und Umgebung Wien seit altersher 
(Duftschmid 1825, a 1849—74) bekannt; neue Angaben von 
Heikertinger 1926 (Ent. Bl. 22, S. 9). In coll. Heikertinger und coll. 
Breit M. F. M. sind zahlreiche Belege von Wien-Prater, Bisamberg, Pötzelns- 
dorf, Perchtoldsdorf, Neuwaldegg, Mödling-Brühl, Mödl.-Richardshof (VI. 1943), 
Krems, Wechselgebiet. In coll. Curti (Niederöst. Landes-Mus.) sind Belege von 
Mödling, Anninger und Hollenburg: nach Pittioni 1943. Franz 1936 meldet 
die Art von Dornbach, Eichkogel b. Mödling, Brühl und Kalksburg. Im Burgen- 
land sicher vorhanden, aber mir bisher unbekannt. Aus Steiermark und Kärnten 
kenne ich bisher nur die alten Angaben von Brancsik 1871 und von Hold- 
haus-Proßen 1900: 1 älteres Ex. „Carinthia“ in coll. Heikertinger 
M. F. M. Aus Oberösterreich liegen alte Belege vor von „Umg. Steyr“ und Mi- 
nichholz (Petz leg.) Auf dem Luftenberg bei Linz-Donau hat E. M. Hering- 
Berlin am 3. IX. 1960 Larven eingetragen, die im April 1961 die Imagines erga- 
ben=a..1. 1961. 


Serbien: Stancie (Valikog Gradista): t. Nonveiller 1960 (Mem. Inst. 
Plant. Prot. 10, Beograd, p. 26). — Kroatien (Samobor bei Zagreb, Miksic 
leg.) und Herzegowina (Mostar, Matzenauer leg.): M. F.M. — Grie- 
chenland: Aetolien und Morea, Krüper leg.: nach Oertzen in B. E. Z. 30, 
1886, 291: „Peleponnes“, 1 älteres Ex. M. F. M. — Dalmatien: Novak 1952, 
p- 326, gibt acht Fundorte an, darunter drei Fundorte, die W. Liebmann 1945, 
S. 123, gemeldet hat; zahlreiche Belege von den Küstenorten und Inseln in allen 
größeren Sammlungen. Auch G. Müller 1949—53 (Colleotteri della Venezia 
Giulia-Trieste, p. 577) gibt zahlreiche Fundorte aus Istrien, Triest, Görz und 
Krain an. — Norditalien: Venezia Giulia, Venezia Tridentina und Piemont: 
nach Porta 1934: keine weitere Meldung in den Supplement-Bänden bis 1959. 
„Tirol“, 1 Ex. in coll. Heikertinger M. F. M., sicher aus Südtirol. — 
Frankreich: St. Claire-Deville 1935—37 (Catalogue etc.), p. 370, kennt 
nur die alte Angabe aus dem Elsaß: St. Marie-aux-Mines (Markirch), die wohl 
auf Bourgeois 1898 zurückgeht; neuere Meldungen (Scherdlin 1914—32) 
liegen nicht vor. Aber W. Liebmann (Käferfunde 1945, S. 123) meldet die Art 
von der Mittelmeerküste bei Nizza im Dep. Var (Agay VII. 1914 im Litoralge- 
biet). — Schweiz: Genf, Tessin, Schaffhausen, Matt: nach Stierlin 1898 
(Käferfauna der Schweiz II, p. 626); von Linder in seinen Nachträgen 1936 
bis 1953 nicht mehr gemeldet. 


Deutschland: Schlesien: Aus dem früheren Deutsch-Schlesien ist die 
Art nie gemeldet worden. Letzner 1871 gibt die Art von Teschen und Draho- 
mischl an; beide Fundorte in Mähren. Aus der Umgebung von Teschen ist die Art 
von Theod. v. Wanka in seinen vier Nachträgen 1915 bis 1927 nicht mehr er- 
wähnt worden. Gerhardt 1910 gibt als weiteren Fundort aus Schlesien an: Alt- 
vater, Lokay leg. 


Ostpreußen: Ramuckwald bei Allenstein (Müller leg.), Lyck (Sanio 
leg.): nach Lentz 1879. H. Bercio bestätigte in seinem handschriftlichen Kä- 
ferverzeichnis 1938 diese alten Angaben nach Belegen im Königsberger zool. In- 
stitut, kannte aber keine neueren Funde. Es ist erstaunlich, daß diese eminent 
thermophile Art im vorigen Jahrhundert bis zum südlichen Preußen vorgedrun- 
gen ist, aber auch das frühere Vorkommen der Standpflanze Clematis recta bei 
Thorn, Allenstein usw. wird in allen floristischen Werken bestätigt. 


Sachsen: Sichere Meldungen lagen bisher nicht vor, obwohl aus faunisti- 
schen Gründen das Vorkommen in diesem Gebiet als Verbindung zwischen den 
Fundorten an der Elbe in Böhmen und Mittelelbe (Prov. Sachsen) wahrscheinlich 
war. Den ersten sicheren Hinweis auf das Vorkommen in Sachsen brachten 2 Be- 
lege im M. F. M. (coll. Stöcklein): „Meissen-Knorre“ und „Saxonia- Dr. 
Maertens“. Eine Anfrage bei Herrn K. Dorn-Leipzig, der verschiedentlich 


N 


in den Ent. Bl. 1939 über Funde thermophiler Käfer bei Meissen berichtet hat, 
ergab, daß Herr Wießner-Meissen die Art zeitweise zahlreich gefunden hat. 
Herr Dr. Maertens, der in den 20er Jahren für die Firma Staudinger- 
Dresden sammelte, hat die Art ebenfalls in Anzahl bei Meissen erbeutet. In coll. 
Dorn sind 5 Ex. „Meissen-Wießner“. Um etwas genaueres über die Fangdaten 
zu erfahren, wandte sich Herr Dorn an die Forstakademie in Tharand, wo die 
Sammlung Wießner sich befindet. Dort sind 4 Ex. mit der Angabe „Knorre 
6. VII. 1900“ und 4 Ex. „Schanzen 12. VIII. 1926“: die Fundorte sind xerother- 
me Berghänge bei Meissen, auf denen z. B. auch die thermophile Chrysomelide 
Chrysochus asclepiadeus gefangen wurde (Ent. Bl. 1939, 271). Wie Herr Dr. 
Hertel mitteilt, sind im Staatl. Museum für Naturkunde in Dresden folgende 
Belege des Argopus ahrensi: Dresden und Oberlößnitz v. Minckwitz leg. (6 Ex., 
ohne Jahr, aber wohl ca. 1900 oder früher gesammelt); Meißen-Knorre, Hänel 
leg. VIII. 1916 (1 Ex.) und Meißen (o. J., 6 Ex.) in coll. Hänel. Bei Zadel 
(unterhalb Meißens) sammelte Herr H. Nüßler 2 Ex. VI. 1938. Herr Muche 
besitzt in seiner Sammlung 2 Ex. von Meißen; selbst sammelte er die Art bei Mo- 
ritzburg bei Dresden und 1 Ex. 1955 bei Radeberg. (Ich danke den Herren K. 
Dorn und Dr. Hertel recht herzlich für die Unterstützung meiner Arbeit.) 


Mittelelbe: Bach 1856 meldet die Art aus Umgebung Halle und Magde- 
burg. Im Zoolog. Institut der Universität Halle-Saale sind in coll. Germar # Ex., 
aber ohne Fundort und Typenangabe; in coll. Suffrian sind #4 Ex., die nach 
seinem handschriftlichen Verzeichnis bei Magdeburg 1840 gefangen wurden. (Nach 
dankenswerter Mitteilung von Prof. Dr. Hüsing, Halle.) Wahnschaffe 1883, 
S. 409, gibt die Art von Magdeburg-Herrenkrug an, wo Hahn die Art zahlreich 
auf Clematis jlammula gefangen habe. Hahn selbst (D. E. Z. 29, 1885, 447) mel- 
det die Art aus der Elbeniederung bei Barby, wo sie auf Clematis recta recht häu- 
fig sei. Zahlreiche alte Belege dieser Fundstellen bei Magdeburg und Barby in den 
Berliner und Münchener Museen. Borchert 1951, S. 192, stellt noch einmal die 


4 


alten Fundorte im Gebiet der Mittelelbe zusammen: Halle (Bach), Tochheim 
(Hahn), Magdeburg (mehr. Samml.), Lostau (Ringelke leg.), hat aber schon 
1937 (Ent. Bl. 33, S. 255) konstatiert, daß die Art seit Jahrzehnten nicht wieder- 
gefunden wurde. 

Hamburg: Im ältesten Hamburger Käferverzeichnis von Endrulat-Tes- 
sıen 1854, S. 38, heißt es von Argopus ahrensi: Am Elbestrand, namentlich bei 
Blankenese nicht häufig. Nach Preller 1861: Elbstrand, Borstel. Sachsenwald. 
Koltze 1901 kannte die Art nicht mehr aus Hamburger Gebiet, obwohl er „seit 
nahezu vierzig Jahren die Umgebung Hamburgs nach den verschiedensten Rich- 
tungen durchforscht hat“: er zitiert die Angaben von Preller 1861, vermutet 
aber, daß eine Verwechslung mit Sphaeroderma testaceum vorgekommen sei. Das 
ist ausgeschlossen, da von Preller beide Arten (Argopus ahrensi und Sphaero- 
derma testaceum) angeführt werden; zudem ist auch ein altes Belegstück „Ham- 
burg“ in coll. Weıse im Z. M. B. Im neuesten Hamburger Chrysomeliden-Ver- 
zeichnis von 1940 (Verh. naturwiss. Heimatforsch. Bd. 25) wird Argopus ahrensi 
gar nicht mehr erwähnt, aber die Art gehört unbedingt, wenn auch vielleicht als 
ausgestorben, zur Hamburger Fauna. 

Thüringen: Bei Erfurt und Jena, auch bei Kühndorf, ziemlich selten: nach 
Kellner 1873, was von Weiß 1909 und von Rapp 1934 ohne neue Meldungen 
und Funde zitiert wird: Belege leider unbekannt. 

Bayern: Bei Regensburg sehr selten: nach Bach 1856 und Kittel 1854. 
\Weitere Meldungen sind nicht erfolgt, aber im bayerischen Donaugebiet scheint 
die Art, wenigstens zeitweise (Wärmejahre), immer vorhanden gewesen zu sein, 
denn von dem so außerordentlich erfolgreichen Sammler Franz Stöcklein, 
der jahrelang im Donaugebiet bei Vilshofen- Pfarrkirchen gesammelt hat, sind 
zwei Bele im M. F. M.: „Bösensandbach-Niederbayern 3. VI. 20“; der Fundort 
liegt auf dem nördlichen Donauufer, dem Orte Sandbach, Kreis Passau-Land, ge- 
genüber. Das 2. Stück ist etwas unleserlich bezettelt: „Araffingerh. bei Regens- 
burg 25. VI. 16“; wie Herr Dr. Freude an Hand einer Spezialkarte festgestellt 
hat, muß es sich um die Arracherhöhe bei Falkenstein (Umgebung Regensburg) 
handeln. Da uns sichere Standorte der Fraßpflanze Clematis recta im unteren 
Isartal gemeldet wurden, gelang Herrn Dr. Freude der Wiederfund des Argopus 
ahrensi am 20. VIII. 1961 in der Rosenau bei Dingolfing. 

Franken: Fränkische Schweiz bei Klausberg, Schultheiß leg.: nach 
Krauß 1905 (Krancher’s Jahrb.. S. 160). Aus dem Maingebiet von Würzburg 
bis Aschaffenburg ist die Art bisher nicht gemeldet worden (Oechsner 1853, 
Fröhlich 1897, Singer 1955), obwohl dort zahlreiche Standorte der Clematis 
recta sind. 

Württemberg: Im Verzeichnis von v. Roser 1838 als hemisphaericus 
Ziegler angeführt ohne näheren Fundort. Keller 1864 gibt die Art von Rott- 
weil an: Hüeber 1890 aus der Umgebung von Ulm, aber Belege und neuere 
Angaben fehlen. 

Hessen: Hanau, nach Juncker 1845 und Bach 1856. Bei Frankfurt ein- 
mal von Haag gefunden: nach Heyden 1876 und 1904: sehr zweifelhaft, da 
von Haag viele unwahrscheinliche Angaben stammen; in coll. HeydenD. E. I. 
ist kein Beleg. 

Rheinland: Aachen (Förster leg.), Düsseldorf (Hildebrand leg.): nach 
Förster 1849; die Angabe für Aachen wird auch von Bach 1856 zitiert: die 
Angaben für Aachen und Düsseldorf von Röttgen 1911 ohne neuere Funde: Be- 
lege sind mir unbekannt. 

Argopus ahrensi Germ. ist aus seiner pontischen und ostmediterranen 
Heimat nach Deutschland transgrediert und kommt heute noch an den 
südlichsten Einzugsstellen (Elbegebiet in Sachsen, Donaugebiet in Bay- 
ern) bei uns vor. Im vorigen Jahrhundert ist die Art in Deutschland viel 
weiter nord- und westwärts vorgekommen, wie aus dieser Zusammen - 
stellung hervorgeht. Ob die für uns thermophile Art in allen diesen Ge- 
bieten wirklich ausgestorben ist, müssen genaue Nachforschungen erge- 
ben, die sich zunächst auf autochthone Standorte der Fraßpflanze Cle- 
matis recta erstrecken müssen. 


Anschrift des Verfassers: 
Monsignore Dr. h. c. A. Horion, Überlingen/Bodensee, Stein 36 


(Aus der Entomologischen Abteilung der Zoologischen Sammlung des Bayerischen 
Staates, München) 


Zum Wiederfund von Argopus ahrensi Germ. in Südbayern 
(Beitrag zur Biologie) 


Von Heinz Freude 


Im Juni 1961 fragte unser verehrter Faunist der Käfer Mitteleuropas, 
Monsignore Dr. Horion, bei mir an, ob sich in unserer Sammlung bay- 
rische Belegexemplare von Argopus ahrensi befänden. Leider mußte ich 
diese Frage verneinen. Gelegentlich seines Besuches in München sprachen 
wir dann ausführlich über diese interessante Art, deren Larve in den 
Blättern von Clematis reeta miniert, die rankende Clematis vitalba 
aber meidet. Da nach Vollmann die Cl. recta in den Isarauen bei 
Landshut und im Donauraum vorkommt, erkundigte ich mich zunächst 
einmal bei den bewährten Sammlerinnen in diesem Gebiet, den Schwe- 
stern A. und O. Müller. Sie gaben mir bereitwilligst Auskunft über die 
Ihnen bekannten Standorte der Pflanze, hatten aber selbst den Argopus 
ahrensi noch nicht erbeutet. Am 23. VIII. 61 unternahm ich nun eine 
Sammelfahrt in das angegebene Gebiet, konnte die Pflanze aber im Rau- 
me von Altdorf-Gündelkofen nicht finden und besuchte dann Fräulein 
Anna Müller in Landshut, die mir auf der Karte einen Fundort bei 
Dingolfing genau angab. Dort konnte ich Clematis reeta dann auf Anhieb 
finden und hatte auch das Glück, sehr bald die großen Platzminen in 
den Blättern zu sehen, die die Anwesenheit des Käfers zur Sicherheit 
machten. Zu meiner Freude waren in den meisten Minen noch Larven 
und ich nahm eine größere Zahl der minierten Blätter mit, um den Ver- 
such zu machen, das Tier zu züchten, was nach Angaben von Prof. Dr. 
E. M. Hering, der die Minen im Raum von Linz gefunden hatte, nicht 
schwer sein soll. 

Die meisten Pflanzen trugen bereits Früchte, nur im tiefen Schatten 
eines Gebüsches fand ich noch eine blühende Pflanze. Vom Käfer selbst 
konnte ich zunächst nichts entdecken. Nach langem Suchen sah ich dann 
eine rote Haltieine im dichten Gestrüpp sitzen, die mir aber leider aus- 
kam. Schon wollte ich wieder die Heimfahrt antreten, da bemerkte ich 
noch auf einer einzeln stehenden Pflanze einen roten Haltieinen auf dem 
Fruchtstand sitzen, den ich erbeuten konnte und der sich zu meiner gro- 
ßen Freude als Argopus ahrensi bestätigte. 

Zur Biologie und Zucht möchte ich hier noch einige Angaben machen. 
Weise schreibt in Erichsons Naturgeschichte schon einiges darüber. 
Das 9 soll demnach 40—50 gelblichweiße Eier an die Unterseite von 
Blättern legen. Die nach 8—12 Tagen schlüpfenden Larven beißen sich 
in das Blatt ein. In der Regel soll nur eine Larve in einem Blatt leben, 
dieses aber wechseln können. Ich möchte fast sagen, daß meist mehrere 
Larven in einem Blatt minieren. So fand ich in einem Blatt 5 große Lar- 
ven, in einem anderen 7 kleine. Eine besondere Überraschung erlebte ich 
beim Öffnen einer Mine, die von einer großen Larve bewohnt war. In 
der gleichen Mine fand ich 11 ganz junge Larven. Auf ein frisches Blatt 
gebracht, verursachten sie einen leichten Schabefraß, es gelang ihnen 
jedoch nicht, sich unter die Epidermis einzufressen. Trotzdem ich sie 


6 


dann in Einfreßlöcher anderer Larven mit einem Pinsel hineinschob, sind 
die meisten dieser Junglarven eingegangen. Äuch Larven mittlerer Größe 
benutzten gern die Einfreßlöcher anderer Larven, um in das Blattinnere 
zu gelangen. Eine Larve wartete nahezu eine halbe Stunde neben einer 
sich eben einfressenden, bis diese in ihrer Mine verschwunden war und 


Abb. 1: Larvenkopf mit den zahnradartig in- 
einandergreifenden Mandibeln. 


Abb. 1 


Abb. 2: Larve des letzten Stadiums auf der Un- 
terseite eines Blattes von Clematis rec- 
ta. 


Abb. 3: Larve von Argopus ahrensi beim Ein- 
fressen in ein Blatt von Clematis recta. 


Abb. 4: Blatt von Clematis recta im durchfal- 
lenden Licht mit Platzmine von Argo- 
pus ahrensi, in der 3 Larven zu erken- 
nen sind. 


Abb. 4 
sie ebenfalls einschlüpfen konnte. Kanibalismus war nie zu beobachten, 
dagegen konnte ich aber auch nie eine Larvenhaut in einer Mine finden, 
so daß ich annehmen muß, daß diese von der Larve nach dem Schlüpfen 
aufgefressen wird. Eigenartigerweise sind mir auch keine Eigelege auf- 
gefallen. Wohl habe ich nicht besonders darauf geachtet in der Annahme, 
daß keine solchen mehr vorhanden sein könnten, da viele Larven be- 
reits ausgewachsen waren, aber die Auffindung der 11 Kleinstlarven am 


31. VII. zeigt, daß die Eier nicht einzeln abgelegt werden, und da die 
Blätter bereits am 23. VIII. eingetragen worden waren, zu welchem 


5 ie 
Zu 


‘ 


Zeitpunkt die Kleinstlarven vermutlich noch im Ei steckten, kann ich 
kaum glauben, daß mir ein solches Gelege entgangen sein soll. Auch 
meine Beobachtung der Junglarven, denen es nicht gelang, sich einzu- 
fressen, macht mich etwas skeptisch gegen die Angabe Weises, daß 
die Eier einfach an die Blattunterseite gelegt werden. Ob andererseits 
die 22 überhaupt die Einrichtungen haben, die Eier in das Blattparen- 
chym einzusenken, bedarf genauerer Untersuchung und Beobachtung. 

Das Verlassen der Mine durch die Larve wird offensichtlich durch 
Austrocknungserscheinungen des Blattes veranlaßt. In der feuchten Kam- 
mer blieben die Larven meist in der Mine, auch wenn das Blatt bereits 
Fäulnis und Schimmelbildung zeigte und schon Tage keine Nahrung 
mehr vorhanden war. Die Minen können sich über das gesamte Blatt er- 
strecken, das dann eine einzige Blase bildet. So ist es auch leicht vor- 
stellbar, daß schwere Schädigungen der Pflanzen vorkommen können, 
wie sie schon mehrfach gemeldet worden sind, so von Wahnschaffe 
1883 bei Magdeburg. Auch Hering schreibt in lit. von seinem Fund 
bei Linz, daß die Art trotz der wenigen Exemplare des dortigen Vor- 
kommens doch verwüstend aufgetreten sei. Vielleicht trifft den Käfer 
sogar die Schuld für das örtliche Verschwinden mancher Vorkommen 
von Clematis recta. Außer auf dieser kommt die Art noch auf der sehr 
nahe verwandten Clematis flammula vor, die aber in Deutschland höch- 
stens verwildert auftreten dürfte. Clematis vitalba wird in jedem Falle 
abgelehnt und alte Meldungen, wonach Argopus ahrensi von Trollius 
europaeus und Pulsatilla patens (Lentz 1879), von Disteln (Keller 
1864) und von Quercus ilexr und pubescens (Novak 1952) angegeben 
wird, sind zweifellos falsch, wie auch Liebmann 1945 und G. Müller 
1953 festgestellt haben. 


Wie Hering noch mitteilt, verursacht der Käfer selbst kurz-bogigen 
Streifenfraß, der nur die Epidermis stehen läßt. Die Larven waren Ende 
September alle in die Erde gegangen und am 8. April erschienen die 
1. Käfer, nachdem das Zuchtgefäß in Zimmertemperatur gebracht wor- 
den war. Meine Larven gingen bereits Anfang September in die Erde. 
Einige der letzten schienen mir noch nicht ausgewachsen, zeigten aber 
keine Lust mehr, sich frisch einzufressen und verkrochen sich ebenfalls 
in der Erde. Bisher ist eine Verpuppung noch nicht erfolgt und ich kann 
noch nicht mit Sicherheit sagen, ob sie als Larven oder Puppen überwin- 
tern. 


Die madenförmige Larve ist ausgezeichnet durch einen stark dorso- 
ventral abgeflachten Kopf, der weit in das 1. Thorakalsegment zurück- 
gezogen werden kann. Besonders auffallend sind die kräftigen, dreizäh- 
nigen Mandibeln, die zahnradartig ineinandergreifen (s. Abb.). Dicht 
hinter den kurzen, 2gliedrigen Antennen sitzen die aus 4 Ocellen zusam- 
mengesetzten primitiven Augen. Bei der Junglarve sind diese 4 Ocellen 
quadratisch angeordnet und recht deutlich zu sehen, bei der älteren 
Larve dagegen mehr rhombisch und schwer in ihrer Anordnung zu er- 
kennen. Die Beine haben außer einem Coxalglied noch jeweils 2 Tarsen- 
glieder. An dem letzten befindet sich eine kräftige, schwach gebogene 
Kralle. Die peristaltischen Fortbewegungen des Abdomens werden durch 
ein entsprechend rhythmisch ausgestülptes, rundliches Aftersegment un- 
terstützt, das als Nachschieber wirkt. 


Mein Beitrag möchte selbstverständlich die Koleopterologen anregen, 
dem heutigen Vorkommen von Argopus ahrensi nachzugehen. Dabei muß 
man bei der strengen Monophagie der Art von den autochthonen Vor- 
kommen der Pflanze Clematis recta ausgehen. Nach Vollman und den 
Mitteilungen der Schwestern Müller war die Pflanze für Südbayern 


um 
wu 


vielfach gemeldet, sogar im Nymphenburger Park, wo ich aber vergeb- 
lich nach ihr Ausschau hielt. Ob sie aus dem Schleißheimer Park ver- 
schwunden ist, konnte ich noch nicht nachprüfen. Sicher ist sie noch im 
Gebiet der Isar von Landshut abwärts und im Donauraum von Regens- 
burg bis Passau anzutreffen. Nach Mitteilung von Herrn Dr. Oberdor- 
fer. Karlsruhe, handelt es sich bei Clematis recta um eine subkontinen- 
tale (submediterrane) Waldverlichtungspflanze, die in Deutschland nur 
in Wärmegebieten vorkommt. Sie ist an den Muschelkalkhängen des 
Maingebietes (zwischen Würzburg und Schweinfurt) und im fränkischen 
Jura (z. B. Altmühltal) anzutreffen. Ich bin fest davon überzeugt, daß 
auch der Käfer bei systematischer Suche an den verschiedenen Stand- 
orten der Pflanze aufgefunden werden wird. Allen, die mir bei der Suche 
nach dem Tier und auch sonst mit Rat und Tat zur Seite gestanden ha- 
ben, möchte ich hierdurch noch meinen herzlichsten Dank aussprechen. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Heinz Freude, Zoologische Sammlung des Bayerischen Staates, 
München, Schloß Nymphenburg, Nordeingang. 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 11. Dezember 1961. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 40 Mitglieder, 9 Gäste. 

Bei reger Beteiligung wurde die Weihnachtsverlosung von Insekten durchge- 
führt, zu der von seiten der Mitglieder zahlreiche Materialspenden eingegangen 
waren. Der harmonisch verlaufende Abend fand den Beifall der erschienenen Mit- 
glieder und Gäste. 


Einladung zur Mitgliederversammlung 


Am Montag, dem 22. Januar 1962, findet in der Gaststätte „Zum Klausner“, 
Salvatorstraße, die Mitgliederversammlung statt. Tagesordnung: 1. Jahresbericht, 
2. Kassenbericht, 3. Haushalt 1962, 4. Ergänzungswahl zu Vorstand und Aus- 
schuß, 5. Satzungsänderung, 6. Anträge. Anträge für die Mitgliederversammlung 
wollen bis spätestens 18. Januar 1962 beim 2. Vorsitzenden der Gesellschaft, 
Herrn Dr. H. Freude, München 19, Schloß Nymphenburg, Eingang Maria-Ward- 


Straße eingereicht werden. 


Aus der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft Nordbayern 


19. September 1961 

Oberstudienrat Herbert Menhofer-Erlangen sprach in einem Lichtbilder- 
vortrag zum Thema: „Die Biotope unserer fränkischen Lepidopteren.“ Er behan- 
delte den Sand, Kalk und den Gipskeuper, Ohne geologisch-botanische Kenntnisse 
keine fruchtbare entomologische Tätigkeit. 
24. Oktober 1961 

Dr. Erich Garthe-Bamberg behandelte an Hand zahlreicher Aufnahmen prä- 
parierter Falter seine „Sammelergebnisse 1961 im Bamberger Raum“. An seine 
Ausführungen spann sich eine lebhafte Aussprache. 


28. November 1961 

In Ergänzung der Ausführungen in der vorhergehenden Sitzung gab Herr 
Hauptlehrer i. R. Andreas Kramer-Dietzhof bei Forchheim seine Lichtfang- 
ergebnisse 1961 am Südrande der Wiesent-Alb bekannt. Auch hier unterstützten 
Farblichtbilder die Ausführungen und regten zu Meinungsaustausch an. 


18. Dezember 1961 

Durch seine langjährigen Besuche auf der Rappenseehütte im Allgäu war 
Herr Oberst a. D. Hannes Lukasch wie kein Zweiter geeignet, über die dortige 
Lepidopteren-Fauna zu berichten. Cidaria püngeleri-bavaricaria Löbb., Pachnobia 
lorezi Stgr. sowie hyperborea Zett. wurden besonders hervorgehoben. Viele Farb- 
lichtbilder der Landschaft und die bemerkenswertesten Falter in Farbaufnahmen 
illustrierten das sorgfältig vorbereitete Referat. 


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47% 
Insert 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Dr. Walter Forster, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheekkonto der Münchner Entonolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. Februar 1962 Nr. 2 


Ocneria eos sp. nov., eine neue Lymantriide aus Kreta 


(Vorläufige Beschreibung) 
Von Hans Reisser 


Im Oktober dieses Jahres fing ich auf Kreta einige Stücke einer Ocne- 
ria, die sofort den Eindruck einer neuen Art hervorriefen. Studien der 
seit dem Erscheinen des Supplementbandes zu Seitz II (1933) in Be- 
tracht kommenden Literatur bestätigten die Richtigkeit dieser Annahme, 
da keine der inzwischen als neu beschriebenen Arten auch nur annä- 
hernd mit Ocneria eos sp. nov. in Beziehung zu setzen war. 


: Ocneria eos sp. nov. 5, Holo- 
typus, Kreta. (Linker Vorderflü- 
gel im Apex beschädigt!) 


2: Ocneria eos sp. nov. 5, Para- 


typoid, Kreta. 


: Ocneria rubea F. 5', Austria in- 
ferior. 


(Natürliche Größe) 


Die neue Art steht Ocneria rubea F. zunächst und stimmt auch in den 
allgemeinen Merkmalen mit dieser Artengruppe mit Mittel- und End- 
sporen an den Hinterschienen überein. Sie ist jedoch mit einer Vorder- 
flügellänge von 11—14 mm, Exp. 25>—27Y, mm (J’) kleiner, graziler ge- 
baut, hat eine andere Anordnung der Zeichnungselemente und eine ab- 
weichende Erscheinungszeit. Sie kann — vorbehaltlich der Möglichkeit 


suITROHM NDR] 


INSTITUTION 


1963 


10 


einer künftigen Feststellung in Vorderasien — zunächst wohl als Ende- 
mismus Kretas angesehen werden. 

Allgemeinfärbung beim Holotypus und einer Reihe weiterer Stücke 
matt graurosa, bei einem weiteren 5 hell lilagrau. Palpen und Stirn- 
haare etwas lebhafter rötlich. Fühler wie bei rubea F. doppelkammzäh- 
nig mit langen, bewimperten Fiedern. Beschuppung dünn. Auf den Vor- 
derflügeln besteht die Zeichnung aus einem winzigen weißlichen Diskal- 
punkt und zwei schattenhaft verschwommenen grauen Querlinien, deren 
vordere etwas deutlicher ist als die hintere. Erstere entspringt bei Y; der 
Costa, trifft den unteren Rand der Mittelzelle beim Ursprung von c, und 
zieht etwa senkrecht zum Innenrand. Das Basalfeld der Vorderflügel ist 
mitunter in der Grundfarbe etwas aufgehellt. Die sehr undeutliche äußere 
Querlinie entspringt bei 4 der Costa und zieht leicht gebogen, zum 
Schluß ungefähr mit der ersten Querlinie parallel, zum Innenrand. Diese 
zweite Linie verläuft also viel näher dem Mittelfeld bzw. Diskalpunkt 
als bei rubea F., wo sie näher dem Außenrand steht und aus einzelnen, 
zumeist recht scharfen Fleckchen zusammengesetzt ist. 

Die Basis der Hinterflügel ist etwas aufgehellt, sodann sind diese bis 
nahe zum Saum — etwa so weit, wie bei rubea F. die äußere Querlinie 
verläuft — graulich verdüstert. 

Unterseits Grundfarbe wie oben, Diskalpunkte der Vorderflügel vor- 
handen, die beiden Querlinien schwach erkennbar, auf den Hinterflü- 
geln auch die erste als Abgrenzung des helleren Basalteiles. Das Mittel- 
feld der Vorderflügel und der mittlere Teil der Hinterflügel schwach 
graulich verdüstert. 

Thorax abstehend behaart, der Allgemeinfärbung entsprechend, ebenso 
die Beine und der schlanke Hinterleib. 

Es liegen neun Männchen vor, die nächst Genni Gav& bei km 48 der 


Straße von Iraklion nach Rhethymnon, Nordkreta, in einem mit Eichen, 


Olbäumen, Unterwuchs und dichter Macchia-Vegetation bestandenen 
Tälchen gegen Mitternacht zum Licht kamen. 330 m Seehöhe. 4 JJ7 
15. 10. 1961, 5 50 20. 10. 1961. Hievon der Holotypus (5') 20. 10. 1961. 
Von den 8 Paratypoiden je ein Exemplar in der Sammlung des Wiener 
Naturhistorischen Museums, in coll. F. Daniel, München, und in coll. 


R. Pinker, Wien, die anderen sowie der Holotypus in coll. Reisser, 
Wien. 


Herrn Daniel, München, sei für die freundschaftliche Unterstützung 


durch Mitteilung einschlägiger Literatur auch hier bestens gedankt. 


Anschrift des Verfassers: 
Hans Reisser, Wien I, Rathausstraße 11 


Be 5 


11 


Erregungsäußerungen des Spanischen Mondhornkäfers 
Copris hispanus (L.) (Coleopt. Scarab.)' 


Von Erna Rommel 


1. Der Stridulationsapparat und die Lautäußerung 


Eines der interessantesten Gebiete der Verhaltensforschung bei Insek- 
ten ist wohl das Studium derjenigen Organe, die der Lauterzeugung die- 
nen. Diese „lauthaften Ausdrucksbewegungen“ (Jacobs 1953), die art- 
spezifisch sind, vermitteln einen Einblick in den Erregungszustand des 
Tieres. 

v. Lengerken (1924, 1928) unterscheidet bei den Lauterzeugungs- 
organen einerseits solche, die erst sekundär zur Lautäußerung Verwen- 
dung finden, und andererseits Organe, die entwicklungsgeschichtlich, 
also primär, für die Lautgebung spezialisiert sind. Die Stridulations- 
organe der Art Copris hispanus (L.) sind in die letzte Gruppe einzurei- 
hen. 

Dieter (1952/53) hat die Stridulationsorgane von Copris hispanus (L.) 
im Vergleich zu Copris lunaris (L.) schon in großen Zügen morpholo- 
gisch bearbeitet. Es standen ihm aber keine lebenden Objekte zur Ver- 
fügung, so daß eine direkte Beobachtung der Stridulationstätigkeit nicht 
möglich war. Daher werde ich im folgenden noch auf Feinheiten bezüg- 
lich der Morphologie des Lauterzeugungsorgans hinweisen und einige 
Irrtümer berichtigen. 

Bei Copris hispanus (L.) haben wir es mit einer Pars stridens denticu- 
lata bzw. einem Organum stridens dorsoelytrale zu tun. Das Stridula- 
tionsorgan besteht aus einer dorsalen, vor dem Pygidium gelegenen er- 
höhten Schrillplatte (Pars stridens), deren Länge 0,9—1,2 mm und deren 
Breite etwa 0,1—0,2 mm beträgt. Sie ist mit annähernd 20 Rillen verse- 
hen, die aus chitinisierten Zähnchenreihen bestehen, deren Spitzen kau- 
dalwärts gerichtet sind. Diese Pars stridens ist in der Ruhelage durch 
eine Hautfalte etwas überdeckt. Zwei schwach chitinisierte Bögen laufen 
von vorne her auf die Schrillplatte zu (Abb. 1). 

Als Plektrum dient eine spitzzulaufende Innenleiste, die an der End- 
spitze jeder Elytrenunterseite liegt (Abb. 2). 


5 ne 


en R BE H 


N 


Abb. 3 


Abb. 1: Freigelegte Schrillpiatte des Copris hispanus (L.). Die sie überdek- 
kende Hautfalte wurde herausgeschnitten. Etwa 6 X vergrößert. 

Abb. 2: Spitzzulaufende Schrilleiste am Ende einer Vorderflügelunterseite 
des Copris hispanus (L). Etwa 6X vergrößert. 

Abb. 3: Gleitrinne für die beiden Schrilleisten des Copris hispanus (L.). 
Etwa 6%. vergrößert. 


1) Auszug aus der Inauguraldissertation der Ludwig-Maximilians-Universität 
zu München. 


12 


Befindet sich der Käfer in einem erhöhten Erregungszustand, so wird 
durch den Druck der Körperflüssigkeit die erwähnte Hautfalte gespannt. 
Das letzte Abdominalsegment kann dadurch nach hinten ventral ge- 
drückt werden. Die bogenförmigen Leisten und die Schrillplatte sind nun 
aufgedeckt, so daß jetzt die Elytren-Endspitzen der Pars stridens vor- 
gelagert sind. Der Stridulationsapparat ist somit erst einmal eingestellt 
und kann in dieser Lage längere Zeit gehalten werden. 

Das vor dem Propygidium liegende, von den Elytren sonst völlig ver- 
deckte, hellgelb gefärbte Segmentstück ist deutlich sichtbar. 

Erhöht sich der Erregungszustand des Tieres oder wird es erstmalig 
stark erregt, so kann durch Nachlassen des Druckes der Körperflüssig- 
keit das Plektrum in Form der spitzzulaufenden Innenleisten über die 
Rillen hinwegstreichen. Das ausgestreckte Abdomen mit seiner Schrill- 
platte wird gleichzeitig zurückgezogen. Als Gleitrinne für die Elytren- 
Innenleisten dient eine mit kräftigen Borsten versehene, auf dem Propy- 
gidium liegende Vertiefung, die genau der Form des Plektrums ent- 
spricht (Abb. 3). 

Diese rinnenförmige Einkerbung dürfte ein Schutz dafür sein, dafs sich 
beim Zurückziehen der Schrillplatte die beiden Elytrenspitzen nicht 
spreizen können. Zudem bildet die geschlossene Elytrendecke für den 
Ton einen viel besseren Resonanzboden. 

Ich berichtige Dieter (1952/53) folgend: Als Plektrum sind nicht die 
Außenkanten der Elytrenspitzen, sondern die typisch geformten Innen- 
leisten der Flügeldecken anzusehen. Das Abdomen verändert durch 
Druck der Körperflüssigkeit nicht nur seine Lage nach apikal, sondern 
auch nach ventral. 

Ein Schrillorgan, d. h. eine Pars stridens bei Copris hispanus (L.) auch 
noch an den gerieften Flügelrandadern der Hinterflügel in der Gegend 
der Beuge zu vermuten, wie Dieter (1952/53) es tat, dürfte abwegig 
sein. Die miteinander verschmolzene Costa und Subcosta im Bereich des 
proximalen Faltungsgelenkes ist eine federnde Beugestelle, die beim 
Einbringen der Alae in die Fluglage rein mechanisch gestreckt wird und 
die beiden Flügelspitzen entfaltet. Die Flügelrandadern können als 
Spannbögen bezeichnet werden. Der Versuch, hier ein Schrillorgan sehen 
zu wollen, scheitert auch daran, daß sich zu dieser Pars stridens kein 
Plektrum finden läßt. Dieter (1952/53) schreibt wohl dazu: 


„Faßt man dagegen die Mittelbeine mit einer Pinzette an den Tarsen und reibt 
sie von vorne nach hinten an den Leisten entlang, so spürt man eine feine Reso- 
nanz. Bei der Betrachtung der Beine fällt auf, daß die Tibien in ihrem verdickten 
Unterteil eine ziemlich scharfe Innenkante aufweisen. Diese ist im Gegensatz zum 
übrigen Teil der Kante unbeborstet und nach oben aufgebogen. Außerdem bildet 
sie eine sanfte Kerbe, die man sich sehr wohl in Kongruenz zur Schrilleiste den- 
ken könnte. Die Tibia der Hinterbeine besitzt ebenfalls eine solche Kante, jedoch 
ist die Erhöhung nicht so markant. Ob sie aktiv an der Stridulation beteiligt ist, 
müßte auch hier noch am lebenden Objekt bewiesen werden.“ 


Dazu ist zu bemerken: Die beschriebenen Kanten an den Tibien der 
Mittel- und Hinterbeine sind bei lebenden Käfern gegen die Innenseiten 
hin stark und nur an einem kleinen, etwas nach oben ausgebuchteten 
Stück verhältnismäßig schwächer beborstet. Beobachtet man einen Käfer 
beim Laufen, so zeigt sich, daß die Tibienkanten seiner Mittelbeine, die 
seitlich gestreckt sind, am Boden nachgezogen werden. Dasselbe ist bei 
den ganz nach rückwärts gehaltenen Hinterbeintibien der Fall. An glat- 
ten Oberflächen dürften diese Tibienkanten vielmehr als Sicherung, als 
Halt dienen. Das von Dieter (1952/53) vermutete Organum stridens 
alaeotibiale muß abgelehnt werden. 


13 


Ich habe bis jetzt noch nicht die Art des Tones erwähnt, der mit Hilfe 
des Organum stridens dorsoelytrale erzeugt werden kann. NachSchenk- 
ling (1897) soll ein lauter, pfeifender Ton zu hören sein, nach v. Len- 
gerken (1954) ein Zirpen. Der aus 2 Meter Entfernung noch deutlich 
wahrzunehmende Ton darf wohl am besten als ein quietschender 
bezeichnet werden, vergleichbar dem Quietschen von Ledersohlen. Die 
Dauer einer Stridulation beträgt etwa 1 Sek. Tonhöhe und Lautstärke 
mehrerer aufeinanderfolgender Stridulationen weisen für das menschli- 
che Ohr keine größeren wahrnehmbaren Veränderungen auf. Während 
der Zeit meiner Zucht konnte ich nicht feststellen, dal 2 oder gar mehr 
Käfer gleichzeitig ihr Lautorgan betätigten. Der Copris hispanus (L.) 
striduliert nur bei drohender Gefahr. 

Die Betätigung des Lauterzeugungsapparates hängt vom Erregungs- 
zustand des Tieres ab. 4 bis 15 aufeinanderfolgende Stridulationen waren 
bei den Zuchtkäfern unterste bzw. oberste Grenzzahlen. Männchen und 
Weibchen sind in der Lage, im Durchschnitt gleich oft und gleich lang 
von ihrem Stridulationsorgan Gebrauch zu machen. Verschieden sind 
bei den Geschlechtern aber die Zeitpunkte, zu denen sie ihr Lauterzeu- 
gungsorgan mehr oder weniger oft betätigen. Auf diese mit der Fort- 
pflanzungsbiologie eng zusammenhängenden Zeitpunkte werde ich noch 
näher eingehen. 

Die biologische Bedeutung dieses Apparates besteht wahrscheinlich 
darin, daß der Käfer den Feind gleichsam erschrecken, ihn durch un- 
bekannte Geräusche einschüchtern „will”* und die Copris-Artgenossen 
eventuell warnen kann. Zugleich reagiert das Tier seinen erhöhten Er- 
regungszustand in Form unschädlicher Körperbewegungen ab, die ihm 
weder bei einem Angriff noch bei der Flucht ein größeres Hemmnis sein 
dürften. 


2. Tabelle der Erregungsäußerungen 


Von den 126 Zuchtkäfern gewöhnten sich die meisten mit der Zeit an 
die verschiedensten Reize und Situationen. Besonders große Anpassung 
zeigten die Tiere hinsichtlich der Licht-, Temperatur- und Lautreize. 


Erregungszustand 


über dem Normalstand 


Erregungsäußerungen vor der Zeit der Vorsorge 
für die Brut 


rasche Fühlerbewegungen, Einziehen der Fühler, 


schwach 5 ; 
langsames Davonlaufen, sog. „Drücken“. 


Einstellung des Stridulationsapparates, Putzbe- 
wegung „aus Verlegenheit“ (Übersprunghand- 
lung), Betätigung des Stridulationsapparates, 


Battel erregtes Umherlaufen, Flucht zum Schachtein- 
gang oder rasches Einstemmen des Tieres in die 
Erdoberfläche. 

BEE unvollkommene Thanatose (Extensionsstellung); 


vollkommene Thanatose. 


Die vorstehende Tabelle führt die verschiedenen Erregungsäußerungen 
des Copris vor der Zeit seiner Vorsorge für die Brut an. Abweichungen, 
die davon während der Brutzeit bestehen, wurden in dieser Tabelle nicht 
berücksichtigt. 

Es sei noch darauf hingewiesen, daß sich die Erregungszustände 
schwach, mittel, stark in ihren jeweiligen Erregungsäußerungen nicht 


14 


gegenseitig ausschließen müssen, z. B. Einziehen der Fühler bei voll- 
kommener Thanatose, Einziehen der Fühler bei der Putzbewegung. 

Innerhalb der einzelnen 3 Gruppen können ebenfalls Überschneidun- 
gen auftreten, z. B. Einstellen des Stridulationsapparates verbunden mit 
gleichzeitiger Flucht zum Schachteingang. Bezüglich des Putzens der 
Fühler ist zu sagen, daß der Käfer diese Tätigkeit normalerweise im 
Dunkeln seiner Höhle verrichtet. In Form einer Übersprunghandlung 
putzt sich das Tier mitunter auch beim hellen Tageslicht. Die Vorder- 
beintibien streichen abwechselnd über die in die Prothoraxgruben zu- 
rückgezogenen Fühler hinweg. Jeweils ein Bein wird nach vorne geführt, 
das andere zurückgezogen. Dieser rhythmische Vorgang wiederholt sich 
oft 4—5mal hintereinander. 

Bei der unvollkommenen Thanatose werden die Mittel- und Hinter- 
beine steif nach den Seiten ausgestreckt. Demgegenüber sind bei der 
vollkommenen Thanatose sämtliche Gliedmaßen an den Körper ange- 
preßt. 


Literatur 


Dieter, A., 1952/53: Über das Stridulationsorgan von Cofris hispanus L. im 
Vergleich zu Copris lunaris L., Wissensch. Zs. d. Martin-Luther-Universi- 
tät Halle-Wittenberg 2, 509—513. 

Dudich, E., 1922: Beiträge zur Kenntnis der Stridulationsorgane der Käfer. 
Ent. Bl. 18, 1—8. 

Faber, A., 1953: Ausdrucksbewegung und besonders Lautäußerung bei Insekten 
als Beispiel für eine vergleichend-morphologische Betrachtung der Zeit- 
gestalten. Zoolog. Anzeig. Suppl. 17, 106—115. 

Jacobs, W., 1953: Vergleichende Verhaltungsstudien an Feldheuschrecken (Or- 
thoptera, Acrididae) und einigen anderen Insekten. Zoolog. Anzeig. Suppl. 
17, 115—137. 

v. Lengerken, H., 1924: Coleoptera, in Schulze: Biologie der Tiere Deutsch- 
lands. Berlin. 

— — 1928: Lebenserscheinungen der Käfer, Leipzig. 

— — 1954: Die Brutfürsorge und Brutpflegeinstinkte der Käfer, Leipzig, 2. Aufl. 

Prochnow, O., 1928: Die Organe der Lautäußerung, Schröders Handbuch der 
Ent. Bd. 1, 61— 75. 

Schenkling, S., 1897: Die Lautäußerungen der Käfer. Ill. Wochenschr. d. 
Ent. 2, 273—280. 

Tinbergen, N., 1940/41: Die Übersprungbewegung. Zs. f. Tierpsychologie, 4, 
1—40. 

— — 1952: Instinktlehre (vergleichende Erforschung angeborenen Verhaltens). 
Berlin/Hamburg. 

Anschrift der Verfasserin: 
Erna Rommel, Bremen, Kohlhökerstraße 62 


Im Val Nervia 


Von Hermann Pfister 


Es war eine Zufallsbekanntschaft. Als wir im September vergangenen 
Jahres auf der Rückreise von einer teilweise recht ins Wasser gefallenen 
Sammelei in den französischen Alpen ein Nachtquartier in der Nähe der 
Mittelmeerküste suchten, gerieten wir in das Val Nervia. Wir bogen bei 
Ventimiglia nach Norden ab, durchfuhren Dolceacqua, Isolabona und lan- 
deten kurz vor Pigna. Ein bezauberndes, ziemlich einsames, weiträumi- 
ges Tal mit nicht sehr hohen Bergen, unendlichen Olivenhainen, Wein- 
bergen und viel Wildnis. Wenn die vorzügliche Asphaltstraße nicht wäre 
und der wenn auch spärliche Autoverkehr, könnte man sich ins Mittel- 
alter versetzt glauben. Uralte Bergnester, oft in der Art von Schutzbur- 
gen angelegt, mit prächtigen frühromanischen Kirchen geben dem Land 


15 


ein gleichzeitig freundliches und merkwürdig ernstes Gepräge. So sind 
auch die Menschen dort: man sieht sie selten lachen, sie reden auch nicht 
viel. Aber kaum einer geht ohne Gruß vorbei und manchmal brachten 
sie uns Früchte ans Zelt. Eine Bezahlung lehnten sie ab, sie wollten uns 
lediglich Freude machen. Die Frauen trugen schwere Lasten auf dem 
Kopf in ihre Berge, die Männer kutschierten mit Maultieren und zwei- 
rädrigen Karren; technische Errungenschaften wie Maschinen sieht man 
kaum irgendwo und das höchste der Gefühle war mal ein leichtes Motor- 
rad. Die Leute sind sehr arm und sehr fleißig — schon frühmorgens um 
3 Uhr gingen die ersten mit Hacke und Pickel hinauf in die Berge zur 
Arbeit und kamen oft erst bei einbrechender Dunkelheit wieder zurück. 
Ein seltsamer Kontrast zu dem hastigen Getriebe der eleganten Welt und 
modernsten Städte unten an der nur wenige Kilometer entfernten Küste. 
Dort waren wir also und schlugen unser Zelt nahe an einem Bergbach 
auf. Die Nächte waren damals im Herbst schon kühl, der Tau fiel in 
den ersten Abendstunden und es sah nicht gerade sehr verheißungsvoll 
aus. Trotzdem kamen interessante Falter zum Licht, um einige zu nen- 
nen: Hadena solieri B., Ap. dumerili Dp., nickerli Fr., rubella Dup. und 
H. hospes Frr. Polia venusta B. (wohl eine der schönsten Eulen mit ihrer 
wundervollen goldgelben Färbung), Plusia daubei B.. Boarmia umbraria 
Hbn., Euprepia pudica Esp. (diese recht häufig in frischen großen Stük- 
ken). Pyrausta asinalis Hbn., Oxyptilus laetus Z. u. a. 


Die Erinnerung an das Val Nervia ließ mich nicht mehr los und so 
landeten wir auch in diesem Jahr etwa Mitte Juli wieder dort und schlu- 
gen unsere Zelte am gleichen Platz auf. Die Zeit war stehen geblieben, 
alles war noch beim alten, nur brannte die Sonne diesmal heißer und 
auf der gegenüberliegenden Talseite hatte seit einigen Monaten Signore 
Carlo ein ristorante — la civetta (die Eule) — aufgemacht mit bester 
Küche und einem eines intensiven Studiums würdigen Weinkeller. Es 
war sehr munter bei Carlo, der außer „Mineralwasser, Jawoll und Ball- 
sirenen“ kein deutsches Wort sprach, aber immer verstand und verstan- 
den wurde. Aber das gehört nicht hierher — oder doch? Jedenfalls, wenn 
einer meiner Leser einmal ins Val Nervia kommt, er sollte bei Carlo halt 
machen. Seine gebratenen Hähne, gebackenen Kaninchen, pasta asciutta, 
Salami etc. sind große Klasse. 


Die Nächte waren warm und die Tage heiß, man konnte sie im kalten 
Jahr 1961 gut vertragen. Die Falterausbeute war a ulie wie über- 
all in diesem Jahr nicht überwältigend, aber es waren feine Ärten dabei. 
Um einige zu nennen, gerade in der „Reihenfolge“, wie sie in meiner 
Sammelschachtel stecken — auch ein System: Call. purpurcojasciata Pil- 
ler, Eup. breviceulata Donz., Cl. aurita F. und antirrhini Hb., Scop. resi- 
nea Hw., Asopia obsoletalis Mn., Plutella hufnageli Z., E. beryllaria 
Mn., Synth. fira F., Agr. birivia Hb., Plusia daubei B., Hem. abrup- 
taria Th., Oxyb. transversella Dup., Dysp. ulula Bkh., Hyp. caestrum Hb. 
(darunter 2 Q2 am Licht), Spat. argentina Schiff., Syn. cailino Bf., Ma- 
rumba quercus Schiff., Drepana uncinula Brk., Nola subehlamydula Stgr., 
Acid. subsericeata Hw., ja einmal sogar die in dieser Gegend sehr seltene 
Dendr. pini L. und der Märchenfalter Aria margarita Hb. usw. 


Der Tagfalterbetrieb brachte zwar nicht gerade viel an „besseren Ar- 
ten“, jedoch macht die Beobachtung der zahlreichen podalirius L. an 
feuchten Wegstellen immer wieder Freude. Sie ziehen dort eine Art Ver- 
einsleben auf und erscheinen immer in Anzahl. Einmal haben wir vier 
Segelfalter geknipst, als sie in Linie zu einem Glied in jeweils 11/; cm 
Abstand so fein säuberlich ausgerichtet saßen, daß auch der gestrengste 
„Spieß“ nichts an ihnen auszusetzen gehabt hätte. Recht häufig war auch 


16 


machaon L.. während alexanor Esp. nur einmal gesichtet wurde. Epin. 
ida Schiff. war in großer Zahl da, einzelner Lim. camilla Schiff., P. da- 
plidice L., L. boeticus L., L. amanda Schn., escheri Hb., baton Brgstr., 
G. cleopatra L., Thalp. himmighoffeni Mill. Auffallend spärlich waren 
Zygaenen, am häufigsten noch die herrliche Z. oceitanica Vill., während 
erythrus Hb., giesekingiana Reiss und ein paar gewöhnliche Arten recht 
selten waren. 

Eine Delikatesse für sich ist die Libellenfauna des Tales. Zum ersten 
Mal sah ich die sagenhaft schöne, am ganzen Körper rubinrote Crocothe- 
mis erythraea Brulle fliegen. Das Tier ist ungemein scheu, aber der An- 
blick hinreißend schön. In rauhen Mengen war die mediterrane Orygastra 
curtisi Dale da. Ihre Exuvien hingen überall an Carexhalmen, manchmal 
gleich zwei übereinander. Die schöne Cal. haemorrhoidalis v. d. L. bevöl- 
kerte die Bachränder in einiger Menge, Cord. bidendatus Sel. war überall 
in den Olivenwäldern, nicht nur in der Nähe von Gewässern, anzutreifen, 
An. parthenope Selys und imperator Leach dagegen recht einzeln. Abge- 
sehen von dem sonstigen Libellenvolk. 

Wir sind gar nicht gerne wieder fortgegangen aus dem schönen Tal. 
Auf Wiedersehen, Carlo! Auf Wiedersehen, Val Nervia! 


Anschrift des Verfassers: 
Hermann Pfister, Hof/Saale, Hermann-Löns-Straße 29 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 8. Januar 1962. Vorsitz: Dr. H. Freude. 
Anwesend: 34 Mitglieder, 13 Gäste. 


Herr Dr. G. Scherer berichtet unter Vorweisung sehr schöner Farbbilder von 
seiner im Auftrag des Museums G. Frey durchgeführten Reise nach Nordindien 
und Nepal. Seine Ausführungen, die ein gutes Bild von Land und Leuten der be- 
reisten Gegenden gaben fanden reichen Beifall. 


Sitzung am 22. Januar 1962. Mitgliederversammlung. 
Vorsitz: Dr. H. Freude, später Dr. W. Forster. 


Die Versammlung nahm den Jahresbericht entgegen. Die Mitgliederzahl be- 
trug am 31. 12. 1961 470, darunter 3 Ehrenmitglieder. Eingetreten sind im Jahre 
1961 25 Mitglieder, ausgetreten 6, gestorben 10, nämlich: Dr. Henry Beuret, 
Basel: Dr. Max Cretschmar, Celle; Prof. Dr. Max Dingler, Murnau; Dipl.- 
Ing. Karl Haberäcker, München: Dr. Clemens Hörhammer, Haag bei 
Freising; Leopold Mader, Wien: Eduard Schütze, Kassel: Pfarrer Konstantin 
Adolf Seitz, Würzburg; Prof. Dr. h. ce. Fritz Skell, Diessen am Ammersee; 
Karl Ungerer, Garching a. d. Alz. Für das Jahr 1962 liegen bereits 17 Neu- 
anmeldungen vor. — Kassenbericht und Voranschlag für 1962 wurden ohne De- 
batte angenommen. — Nach ausführlicher Diskussion beschloß die Versammlung 
eine neue Satzung, die den Mitgliedern baldmöglichst gedruckt zugeleitet wer- 
den soll. — Die Ergänzungswahlen zu Vorstandschaft und Ausschuß brachten 
folgende personelle Veränderungen: 1. Vorsitzender Dr. Walter Forster, 1. Se- 
kretär Franz Bachmaier, 2. Sekretär Helmut Fürsch, Bücherwart Fräulein 
Dr. Gisela Mauermayer, Beisitzer Hans Breitschafter, Dr. Dr. Karl 
Wellschmied. — Die Herausgabe der Veröffentlichungen der Gesellschaft er- 
folgt in Zukunft durch einen Schriftleitungsausschuß unter der Leitung des 
1. Vorsitzenden. Er besteht aus dem 1. und dem 2. Vorsitzenden, dem 1. oder 
dem 2. Sekretär, dem Kassenwart und drei weiteren von der Mitgliederversamm- 
lung zu bestimmenden Mitgliedern. Es wurden die Herren Dr. Gerhard Sche- 
rer, Dr. Eduard Reissinger und Josef Wolfsberger in diesen Ausschuß 
gewählt. 


555,70593 
1947 
ne: 


 NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben vom Schrifileitungsausschuß der Münchner Entomologischen 
Gesellschaft unter Leitung von Dr. Walter Forster 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg. Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. März 1962 Nr. 3 


Rüsselkäferzuchten 1961 


Von Lethar Dieckmann 


1. Apion violaceum Kirby 


Leipzig-Probstheida, 15. 8. 1961, sumpfige Wiese. Im weißen Stengel- 
mark des Krausen Ampfers Rumex crispus L. befanden sich Gänge mit 
bräunlich verfärbten Rändern, die in Puppenwiegen ausliefen. Darin la- 
gen drei frisch geschlüpfte Käfer dieser Art. 


2. Apion difficile Hbst. 


Altenhain bei Leipzig, 31. 8. 1961, lichter Eichen-Birkenwald. In den 
Hülsen des Färberginsters Genista tinetoria L. befanden sich Larven und 
Puppen. Es war fast jede Hülse besetzt, so daß man von einem Massenbe- 
fall des kleinen Ginsterbestandes sprechen konnte. In kleinen Früchten 
waren eine, in größeren zwei, selten auch drei Larven. Über 100 Hülsen 
wurden mitgenommen und in einer Petrischale aufbewahrt. Mitte Sep- 
tember waren die ersten frisch entwickelten Käfer in den Hülsen. Da bis 
zum 10. 11. noch kein Käfer von selbst die Früchte verlassen hatte, neigte 
ich zunächst zu der Ansicht, daß die Imagines von A. diffieile im Gegen- 
satz zum Verhalten der anderen Apion-Arten den Winter über im Sub- 
strat bleiben und erst im Frühjahr die Hülsen verlassen. Diese Auffassung 
stellte sich aber als falsch heraus. Am 10. 11. untersuchte ich die Früchte, 
um den Befall genauer erfassen zu können. Ich hatte noch nicht ein Drit- 
tel der Früchte geöffnet, als fast zur gleichen Zeit einige der in der offe- 
nen Petrischale liegenden Hülsen von selbst aufsprangen und dabei die 
Käfer herausschleuderten. Die Untersuchungen führte ich in einem ge- 
heizten Zimmer durch, wobei ich die geöffnete Schale unabsichtlich unter 
die Schreibtischlampe geschoben hatte, die auch noch reichlich Wärme 
ausstrahlte. Das Aufspringen der Früchte konnte vorher nicht geschehen, 
weil die Schale in einem ungeheizten Zimmer gehalten wurde und ich 
die Hülsen darin auch immer etwas angefeuchtet hatte. In der freien 
Natur öffnen sich die reifen Ginster-Hülsen bei warmem, trockenem 
Wetter von selbst und schleudern dabei die Samen heraus. Dadurch wer- 
den natürlich auch aus den befallenen Früchten die Käfer freigesetzt. 
Im Ablauf der einzelnen Instinkthandlungen ist es daher wahrscheinlich 
gar nicht vorgesehen, daß sich die frisch entwickelten Käfer durch das 
Substrat fressen, um ins Freie zu gelangen. wie das bei den meisten an- 
deren Apion-Arten der Fall ist. Dieser fehlende Befreiungsinstinkt hat 
insofern Bedeutung, als dadurch eine ganze Reihe von Käfern zum Tode 


APRA tagy \) Sim nPR1 1963 


INSTITUTIOR 


18 


verurteilt ist. Denn die Hälfte der Hülsen, die schließlich auch Käfer ent- 


hielten, öffnete sich trotz Wärmebehandlung nicht von selbst. Die Ur- 
sache für diese Erscheinung waren anormale Verwachsungen der Hül- 
senwände, die wahrscheinlich durch die Tätigkeit der Larven entstanden 
sind. 


3. Apion miniatum Germ. 


Leipzig-Probstheida, 9. 8. 1961, sumpfige Wiese. Im Stengelmark des 
Krausen Ampfers Rumex crispus L. waren ein frisch geschlüpfter Käfer 
und eine Puppe, die am nächsten Tag den Käfer ergab. Beide Käfer fra- 
ßen in den nächsten Tagen an den Blättern der Entwicklungspflanze. 
Sie waren aber nach 14 Tagen inımer noch nicht voll ausgefärbt. 


4. Apion meliloti Kirby 
Leipzig-Probstheida, 29. 6. 1961, Ruderalstelle. Im Mark des Stengels 


und des Wurzelhalses des echten Steinklees Melilotus officinalis L. wa- 


ren Larven und Puppen dieser Art. 


5. Apion loti Kirby 


Thüringen, Frankenhausen, 31. 7. 1961, Steppenheidehang. In den Hül- 
sen des Hornklees Lotus corniculatus L. waren Larven und Puppen dieser 
Art. Anfang September schlüpften die ersten Käfer. 


6. Apion intermedium Epph. 


Thüringen, Frankenhausen, 31. 7. 1961, Steppenheidehang. Im weißen 
Stengelmark der Sand-Esparsette Onobrychis arenaria (Kit.) Ser. waren 
Gänge mit bräunlich verfärbten Rändern. Aus den Puppenwiegen ent- 
nahm ich zwei frisch entwickelte Käfer. 


7. Apion pomonae F. 


Leipzig-Probstheida, 13. 7. 1961, Waldrand. in den Hülsen der schmal- 
blättrigen Wicke Dieia angustifolia L. befanden sich Larven. Eine Larve 
zerstört durchschnittlich zwei Samen und liegt in der von ihr gefressenen 
Höhle zwischen diesen beiden Samen. Die Hülsenschalen wurden mit 
Zwirn wieder zusammengebunden, damit die Entwicklung weiter verfolgt 
werden konnte. Am 18. 7. waren die Puppen und am 23. 7. die ersten Kä- 
fer vorhanden. Einen Monat später, am 9. 8. 1961, fand ich an der glei- 
chen Stelle in einer Hülse noch einmal drei Puppen, die am 12. 8. die 
Käfer lieferten. 


8. Apion ochropus Germ. 


Thüringen, Kahla, 9. 7. 1961, am Rande eines Gebüsches. In den Hül- 
sen der Zaunwicke Dicia sepium L. waren Larven und Puppen, z. T. 4—5 
Stück in einer Hülse. Eine Larve zerstört nur einen Samen, der dabei 
durch den Fraß ausgehöhlt wird, wobei meist über die Hälfte der Samen- 
schale bestehen bleibt. Am 13. 7. schlüpften die ersten Käfer. 


9. Apion apricans Hbst. 


Leipzig-Probstheida, 21. 7. 1961, Straßengraben. Beim Zerreißen eines 
Blütenkopfes des Rotklees Trifolium pratense L. fand ich zwei Larven, 
von denen jede eine Höhle im Bereich von zwei Früchten gefressen hatte. 


0 


A 


13 


Am 5. 6. schlüpften die ersten Käfer; insgesamt erhielt ich vier Käfer. 
Zwei weitere Larven, die auch in diesem Blütenkopf waren, hatte ich 
also gar nicht entdeckt. 


10. Apion dissimile Germ. 


Leipzig-Burghausen, 12. 7. 1961, an der Böschung des Kanaldammes. 
In den Blütenköpfen des Hasenklees Trifolium arvense L. fand ich zwei 
Larven und eine Puppe in je einer Höhle im Bereich von zwei bis drei 
Früchten. Die Höhle war von einer weißen Kokonwand ausgekleidet. Beim 
Aufreißen der Köpfe wurden die Kokons geöffnet; die Larven verschlos- 
sen das Loch bald darauf wieder durch ein Sekret. Die Puppe starb. Am 
15. 7. schlüpfte der erste Käfer, am 20. 7. der zweite. In den gleichen 
Köpfen waren auch noch die Larven von Tychius pumilus Bris. 


11. Larinus jaceae F. 


Thüringen, Frankenhausen, 31. 7. 1961, am Rande eines Brachackers. 
In den Blütenkörben der Nickenden Distel Carduus nutans L. fanden sich 
vereinzelt auch einige Larven dieses Käfers unter einer großen Zahl von 
Larven des Rhinocyllus conicus Fröl. Ende August bis Anfang September 
schlüpften 10 Käfer. Eine Larve dieser Art war an der gleichen Stelle in 
einem Blütenkopf der Krausen Distel Carduus erispus L. 


12. Rhinocyllus conicus Föl. 


Thüringen, Frankenhausen, 31. 7. 1961, am Rande eines Brachackers 
und auf Steppenheidehängen. In den großen Blütenkörben der Nicken- 
den Distel Carduus nutans L. waren in Menge Larven, Puppen und ver- 
einzelt auch schon einige Imagines dieser Art. In einem Korb konnten 21 
voll entwickelte Larven gezählt werden. Sie befanden sich — eine neben 
der anderen — in Aushöhlungen des Korbbodens. Das Bild erinnerte an 
eine mit Bienenlarven gefüllte Wabe. Die Käfer schlüpften bis Ende Sep- 
tember. 

Thüringen, Zscheiplitz bei Freyburg/Unstrut, 23. 8. 1961, am Rande 
eines Feldweges. In drei Blütenkörben der Krausen Distel Carduus eris- 
pus L. war je eine Puppe von R. conicus. 


13. Smieronyx jungermanniae Reich 


Thüringen, Frankenhausen, Wüstes Kalktal, 25. 7. 1961, Steppenheide- 
hang. Aus einer schlank-ovalen Stengelgalle der Kleeseide Cuscuta epi- 
thymum (L.) Nathh. kroch am 30. 7. eine Larve, die zur Verpuppung ins 
Moos ging. Am 23. 8. schlüpfte der Käfer. 


14. Tychius pumilus Bris. 


Leipzig-Burghausen, 12. 7. 1961, an der Böschung des Kanaldammes. 
Die Larven befanden sich in den Blütenköpfen des Hasenklees Trifolium 
arvense L. Wenn man die Köpfe zerreißt, ist der Befall nicht zu erken- 
nen, da die Larven sich in den Samen befinden. Die winzige Larve ver- 
braucht anscheinend auch nur die Nährsubstanz eines Samens. Am 15. 7. 
kamen zwei Larven aus den Köpfen heraus. Sie vergruben sich zur Ver- 
puppung im Sande des Zuchtglases. Erst am 12. 8. schlüpften die Käfer, 
die nach 14 Tagen immer noch weich und unausgefärbt waren und dann 
starben, ohne Futter angenommen zu haben. 


15. Hylobius transversovittatus Gze. (fatuus Rossi) 


Reitter schreibt über diese Art: „Einzige Art, die an Laubhölzern 
lebt, und auch auf Lythrum vorkommen soll, selten.“ Mit Laubbäumen 
hat der Käfer gar nichts zu tun, wohl aber mit dem Blutweiderich Lyth- 
rum salicaria L. Wir verdanken es den französischen Sammlern, die Bio- 
logie dieser Art aufgeklärt zu haben. A. Hoffmann (Faune de France, 
1954, Band 2, p. 635) schreibt folgendes (Übersetzung): „Die Larve lebt 
und überwintert in der verholzten Wurzel von Lythrum salicaria L., ın 
der sie einen gewundenen Gang anlegt. Dadurch schwillt der Wurzelhals 
bis zu einer Stärke von 2 cm an (V. Mayet). Die Verpuppung erfolgt 
Ende Mai; die Imago erscheint Mitte Juni. Diese Daten gelten für die 
Seealpen; Bedel vermutet, daß das Schlüpfen sonst später stattfindet, 
mehr gegen das Ende des Sommers.“ 

Diese Angaben regten mich an, der Entwicklung des Käfers auch ein- 
De in Mitteldeutschland nachzugehen. Am 13. 9. 1960 siebte ich bei Leip- 

-Großzschocher am Ufer eines Tümpels einen Käfer aus Laub. Am 
23, 9. 1960 suchten Michalk und ich die Stelle wieder auf und fanden 
auch im Wurzelhals einer Blutweiderichspflanze eine Curculioniden-Lar- 
ve, deren geringe Größe von 4 mm keinen Zuchterfolg versprach. Im 
April 1961 fand ich bei Leipzig-Wahren in der verholzten Wurzel eine 
ausgewachsene Larve, die aber durch das Spalten der harten Wurzel ver- 
letzt worden war. Von Erfolg war erst die Zucht einer erwachsenen Lar- 
ve, die ich am 14. 5. 1961 im Spreewald bei Lübbenau im verholzten Rhi- 
zom von Lythrum salicaria fand. In der Gefangenschaft raspelte die Lar- 
ve Holz ab, um die Öffnung wieder zu verschließen. Als ich über einen 
Monat gew artet hatte und immer noch kein Käfer erschienen w ar, öffne- 
te ich am 24. 6. das Rhizom und fand ‚einen schon völlig ausgehärteten 
Käfer vor. Das Schlüpfen mußte s 3 Wochen vorher erfolgt sein. 
Der Käfer nahm sofort Eyihrare-Bläiter als Futter an. 


16. Baris morio Boh. 


Thüringen, Zscheiplitz bei Freyburg/Unstrut, 23. 6. 1961, am Rande 
eines Kalksteinbruches. In der verholzten Pfahlwurzel von Reseda luteolaL. 
waren Larven, Puppen und einige frisch geschlüpfte Käfer dieser Art. Ich 
schnitt mir sieben solche Wurzeln zurecht und hielt sie in einem Zucht- 
glas. In den nächsten 14 Tagen erschienen 8 Käfer. Als nach 10 Tagen 
keine weiteren Käfer schlüpften, wollte ich die Wurzeln wegwerfen, zer- 
schnitt sie aber noch vorher, um die Fraßgänge zu untersuchen. Zu mei- 
ner Überraschung konnte ich dabei noch 62 Käfer und 4 Puppen in den 
Wurzeln finden. Es sieht demnach so aus, als würde der größere Teil 
der Käfer in der Wurzel überwintern. Die Gänge werden von den Lar- 
ven von oben nach unten angelegt. Die Larven wandern dabei meist 
durch den völlig verholzten Zentralzylinder, seltener unter der Rinde der 
Wurzel. Am Ende des Ganges ist die Puppenwiege, die kaum breiter als 
der Gang ist. 


17. Ceuthorrhynchus ignitus Germ. 


Leipzig-Burghausen, 12. 7. 1961, Bahndamm. Im oberen 'leil des Sten- 
gels der Graukresse Berteroa incana L. waren zwei Larven. Sie hatten 
den Stengel völlig ausgehöhlt; er war aber nicht verdickt, so daß man von 
außen den Befall nicht erkennen konnte. Die Verpuppung erfolgte im 
Sande eines Zuchtglases. Am 27. 7. 1961 erschien der erste Käfer. 


18. Ceuthorrhynchus pectoralis Wse. 


Leipzig-Leutzsch, 13. 4. 1961, Wiese im Auwald. Aus schlank -ovalen 
Stengelgallen des W iesenschaumkrauts Cardamine pratensis L. krochen 
am 22., 23. und 24. 4. 7 Larven, die sich im Sande eines Zuchtglases ver- 
puppten. Am 11. und 12. 5. schlüpften die Käfer. 


19. Ceuthorrhynchus griseus Bris. 


Spreewald, Byhleguhre, 23. 5. 1961, am Rande eines Roggenfeldes. In 
einer spindelförmigen Stengelgalle der kreuzblütigen Pflanze Arabidopsis 
thaliana (L.) Heynh. befand sich eine Larve, die durchgezüchtet wurde. 


20. Gymnetron beccabungae L. (squamicolle Rtt.) 


Prödel bei Leipzig, 10. 8. 1961, sumpfige Auwiese. In den Früchten vom 
Schildehrenpreiß Deronica seutellata L. befanden sich Larven und Pup- 
pen. Die zweiteiligen Früchte werden durch den Befall ein wenig blasig- 
gallenartig aufgetrieben; dabei werden sie auch etwas unsymetrisch. Die 
Larve zerstört die Trennungswand zwischen den zwei Fruchtfächern und 
frißßt die scheibenförmigen Samen. Die Verpuppung erfolgt in der Frucht- 
galle. Vom 16.—25. 8. schlüpften 6 Käfer. 


21. Gymnetron melas Boh. 


Thüringen, Freyburg/Unstrut, 23. 8. 1961, in den Fugen einer Wein- 
bergsmauer am kleinen Leinkraut Chaenorrhinum minus (L.) Lange (Li- 
naria minor (L.) Desf.). Unter den kleinen, von der Mauer herunterhän- 
genden Leinkrautpflanzen ketscherte ich drei Käfer und untersuchte dar- 
aufhin die Pflanzen. In einigen Fruchtkapseln waren Puppen. Sie be- 
fanden sich immer im unteren Teil der Kapsel; im oberen Teil waren die 
Häute und der Kot der Larven wie auch pflanzliche Reste. Eine nicht be- 
fallene Kapsel besitzt in der Mitte eine Trennungswand und ist damit in 
zwei Fächer geteilt. Bei der Samenreife reißt jedes Fach oben auf, so 
daß die Kapsel an der Spitze zwei Löcher hat, durch die die Samen her- 
ausfallen. Bei befallenen Kapseln zerstört die Larve die Trennungswand 
und frißt die Samen. Wenn die Früchte noch nicht reif sind, ist äußer- 
lich zunächst noch nicht zu erkennen, welche Kapsel besetzt ist. Aber bei 
der Reifung, wenn sich die Kapseln gelbbraun färben, bilden sich an 
ihren Spitzen kleine Löcher für das Entlassen der Samen. Auf diese Wei- 
se konnte ich den Befall erfassen und züchtete 11 Käfer. Für das Schlüp- 
fen fressen die Käfer ein Loch in die untere Kapselwand in der Nähe des 
Kapselstiels. Sämtliche 11 Käfer waren Weibchen. Es waren die letzten 
Tiere dieser Generation, denn an den wenigen untersuchten Pflanzen 
wiesen etwa 50 Früchte Schlupflöcher auf. Wie das meistens bei den Kä- 
fern der Fall ist, schlüpften auch bei dieser Art die Männchen zuerst. 


22. Miarus campanulae L. 


Thüringen, Kahla, 9. 7. 1961, Kartoffelacker. In den Fruchtknoten- 
gallen der Ackergloekenblume Campanula rapuneuloides L. befan- 
den sich Larven. Meist waren 2—3 Larven in einer Galle; die großen 
Gallen, die den Durchmesser einer Haselnuß erreichten, enthielten 4—5 
Larven. Bei Befall öffneten sich die Blüten entweder gar nicht mehr, 
oder die Blütenkrone breitete sich verzerrt und unsymmetrisch aus. Die 
Verpuppung erfolgte in der Galle. Die Käfer schlüpften in der Zeit um 
den 25. 7. 1961. 


22 


23. Cionus serophulariae L. 

Thüringen, Kahla, 9. 7. 1961, Waldrand. Im Fruchtstand einer Pflanze 
der Braunwurz Scrophularia nodosa L. befanden sich in Anzahl die brau- 
nen Puppenkokons der Käferart. Um den 13. 7. schlüpften die meisten 
Käfer. Dabei wird am oberen Teil des Kokons ein kreisförmiges Stück der 
Kokonwand herausgeschnitten und wie ein Deckel aufgeklappt. 


24. Cionus leonhardi Wglm. 

Thüringen, Zscheiplitz bei Freyburg/Unstrut, 23. 8. 1961, am Rande 
eines Kalksteinbruches. An diesem Tage ketscherte ich 26 Ex. dieser Art 
von der Königskerze Derbascum lychnitis L. Dabei fiel auch ein Puppen- 
kokon, der im Fruchtstand einer Pflanze gesessen haben mußte, mit in 
den Ketscher. Am 25. 8. schlüpfte der Käfer in der gleichen Weise, wie 
es bei Ü. serophulariae geschildert wurde. 


25. Cleopus solani F. 

Leipzig-Probstheida, 16. 6. 1961, Brachacker. Die schleimigen Larven 
aller Größen saßen auf den Ober- und Unterseiten der Blätter der Kö- 
nigskerze Derbascum thapsiforme Schrad. Ein Stück eines Blattes mit 
einigen Larven wurde in einer Petrischale gehalten. Am 18. 8. wurden die 
ersten Puppenkokons angefertigt. Die Larven verließen zu diesem Zweck 
das Blatt und setzten sich auf der Papierunterlage in der Schale fest. Am 
30. 8. schlüpften die ersten Käfer. Zwei Larven hatte ich mit einer Feder- 
pinzette mehrfach umgesetzt und sie dabei bei der Kokonbildung gestört. 
Sie verpuppten sich schließlich, ohne einen Kokon gebaut zu haben. Da 
ich die Papierunterlage im Zuchtglas nicht mehr anfeuchtete, vertrock- 
neten diese zwei Puppen, während die Puppen, die sich in einem Kokon 
befanden, ihre Metamorphose vollendeten. Der Kokon ist demnach ein 
guter Verdunstungsschutz. Die Käfer verlassen den Kokon in der glei- 
chen Weise wie die Cionus-Arten. 


Anschrift des Verfassers: 
Lothar Dieckmann, Leipzig O 39, Crednerstraße 9 


Buchbesprechung 


Brandt. Herbert. Insekten Deutschlands Ill. Käfer, Hautflügler, Zweiflügler und 
weitere Insektenordnungen. Winters naturwissenschaftliche Taschenbücher. 
Band 29. 208 Seiten, 44 farbige, 28 schwarz-weiße Tafeln und 46 Abbildungen 
im Text. Carl Winter-Universitätsverlag, Heidelberg 1960. Preis geb. 9,80 DM. 
Mit dem Ill. Band schließt der Autor seine Darstellung der „Insekten Deutsch- 

lands“ in der Sammlung „Winters naturwissenschaftliche Taschenbücher“ ab. Die 

Bände 1 und Il dieser Schriftenreihe waren bereits 1953 bzw. 1954 erschienen 

(Besprechung: Mitt. Münch. Ent. Ges., 44/45: 551—552, 1955). — Der vorliegende 

Teil behandelt Coleopteren, Hymenopteren, Dipteren, Aphanipteren, Hemipteren, 

Thysanopteren, Thysanuren und Collembolen. In den Einleitungskapiteln (pp. 9 

bis 76, 44 Text-Abb.) werden Körperbau und Lebensweise, Metamorphose, Ab- 

stammung und System, Nutzen und Schaden der genannten Ordnungen bespro- 
chen sowie Hinweise über Fang, Zucht und Präparation gegeben. Es folgen ein 
systematisches Verzeichnis der behandelten Formen, Erläuterungen der Abkürzun- 
gen der Autorennamen und eine kurze Übersicht der einschlägigen Literatur. — 

Im Hauptteil (pp. 77—201) werden die wichtigsten Artvertreter morphologisch 

und biologisch-ökologisch charakterisiert und auf 72 von Irmgard Daxwanger 

gemalten, zum großen Teil kolorierten Bildtafeln dargestellt. Die einzelnen Ta- 
feln, von denen 32 Abbildungen Coleopteren zeigen, dürften dem Zweck des Bu- 
ches, dem interessierten Naturfreund eine gewisse Formenkenntnis der wichtigsten 

Arten zu vermitteln, gut gerecht werden. Ein Verzeichnis der wissenschaftlichen 

Gattungs- und Artnamen und der deutschen Bezeichnungen beschließt das nütz- 

liche Bändchen. F. Bachmaier 


Bar 


= 


23 


Zwei neue Opius-Arten aus Niederösterreich 
(Hymenoptera, Braconidae) 


Von Max Fischer 


Opius attributus n. sp. (Abb. 1) 


5. — Kopf: Doppelt so breit wie lang, glatt, hinter den Augen ge- 
rundet, an den Schläfen ebenso breit wie zwischen den Augen, Schläfen 
mehr als halb so lang wie die Augen, Hinterhaupt nur schwach gebuch- 
tet; Ocellen schwach vortretend, der Abstand zwischen ihnen so groß wie 
ein Ocellusdurchmesser, der Abstand des äußeren Ocellus vom inneren 
Augenrand kaum größer als die Breite des Ocellarfeldes. Gesicht um die 
Hälfte breiter als hoch, glänzend, feinst punktiert und fein behaart, mit 
stumpfem Mittelkiel; Clypeus durch eine deutliche Furche vom Gesicht 


getrennt, kurz, vorne ziemlich gerade abgestutzt und etwas aufgebogen, 


Abb. 1: Opius attributus n. sp. Vorderflügel, (Länge der Meßstrecke 1 mm.) 


mit deutlichen Borstenpunkten. Wangen wenig kürzer als die basale 
Mandibelbreite. Mund offen, Mandibeln an der Basis deutlich erweitert, 
Palpen so lang wie die Kopfhöhe. Fühler fadenförmig, um die Hälfte 
länger als der Körper, 34gliedrig; drittes Fühlerglied zweieinhalbmal 
so lang wie breit, die folgenden allmählich kürzer werdend, das vorletzte 
um die Hälfte länger als breit; die Geißelglieder mäßig deutlich von- 
einander abgesetzt. 

Thorax: Um ein Drittel länger als hoch, um die Hälfte höher als 
der Kopf und merklich schmäler als dieser, Oberseite gewölbt. Mesono- 
tum vor den Tegulae gerundet, vorne fast gerade, ganz glatt, ebenso breit 
wie lang: Notauli vorne tief eingedrückt, in deren Nähe je ein kleines, 
runzelig punktiertes, behaartes Feld, auf der Scheibe erloschen, Rücken- 
grübchen fehlt, Seiten überall fein gerandet, die Randung geht jederseits 
in das Runzelfeld über. Praescutellarfurche wenig tief, schmal und fein 
krenuliert. Sceutellum glatt, etwas gewölbt. Postscutellum krenuliert. 
Propodeum mit feinem, aber deutlichem Mittelkiel, seitlich vom Kiel 
schwach gerunzelt, rückwärts etwas mehr, auch der rückwärtige Rand 
etwas skulptiert, der Rest des Propodeums glatt. Seite des Prothorax 
glatt, Furchen etwas krenuliert. Mesopleurum ohne Skulptur, Sternaulus 
schwach eingedrückt, aber glatt, die übrigen Furchen einfach. Metapleu- 
rum nur hinten schwach runzelig. Beine schlank, Hinterschenkel unregel- 
mäßig geformt, fünfmal so lang wie breit. 

Flügel: Hyalin. Stigma keilförmig, r entspringt aus dem vorderen 
Drittel, r1 halb so lang wie die Stigmabreite, eine gerade Linie mit r2 
bildend, r2 um zwei Drittel länger als cuqul, r3 nach außen geschwungen, 
doppelt so lang wie r2, R reicht reichlich an die Flügelspitze, Cu2 nach 


24 


außen verengt, n. rec. postfurkal, d wenig länger als n. rec., Nervulus 
weniger als um die eigene Länge postfurkal, B geschlossen, n. par. ent- 
springt aus der Mitte von B; n. rec. im Hinterflügel vorhanden. 

Abdomen: Erstes Tergit um die Hälfte länger als hinten breit, nach 
vorne gleichmäßig verjüngt, die seitlichen Tuberkeln nicht ausgebildet, 
mit parallelen Kielen in der vorderen Hälfte, das ganze Tergit längsrun- 
zelig. Der Rest des Abdomens ohne Skulptur. 

Färbung: Schwarz. Gelb sind: die beiden basalen Fühlerglieder teil- 
weise, Clypeus vorne, Mundwerkzeuge außer den Mandibelspitzen, Te- 
gulae, Flügelnervatur und alle Beine. Hinterschienenspitzen, Hintertarsen 
und die Klauenglieder kaum merklich dunkler. Bei einem Exemplar auch 
das zweite Tergit gelb. 

Absolute Körperlänge: 2,7 mm. 

Relative Größenverhältnisse!): Körperlänge — 83. Kopf: 
Breite=22, Länge=11, Höhe=18, Augenlänge—=7, Augenhöhe = 11, 
Schläfenlänge = 4, Gesichtshöhe = 6, Gesichtsbreite — 12, Palpenlänge 
— 18, Fühlerlänge = 120. Thorax: Breite = 16, Länge = 34, Höhe — 26, 
Hinterschenkellänge — 20, Hinterschenkelbreite — 4. Flügel: Länge 
— 105, Breite = 45, Stigmalänge = 25, Stigmabreite = 4, rl — 2, 
r2 = 16, r3 = 34, cuqul = 10, eugu2 —6, cul = 10, eu2 = 22, eu3 27 
n. rec. —=6, d = 10. Abdomen: Länge — 38, Breite — 18; 1. Tergit: Länge 
— 11, vordere Breite = 4, hintere Breite = 7. 

©. — Unbekannt. 

Eundort: Austria inf., Preßbaum, 2 5g' leg. M. Fischer am 
23. Mai 1959. 

Holotypus: 1% im Naturhistorischen Museum in Wien. 

Anmerkung: Diese Art ist in die Zevis-Gruppe zu stellen und kommt 
in ihren systematischen Merkmalen dem Opius arenosus Szepl. am näch- 
sten. Von diesem und dem nächstverwandten O. nigricolor Fi. ist sie 
durch den Kiel auf dem Propodeum sicher zu unterscheiden. 


Opius subaffinis n. sp. (Abb. 2) 


Ist in die fallar-Gruppe einzureihen und steht wegen der deutlich 
vor der Flügelspitze endenden Radialzelle dem Opius minimus Fi. an 
nächsten. Das erste Tergit ist bedeutend länger, nämlich um die Hälfte 
länger als hinten breit, die Beine sind gelb und schlank, die Hinterschen- 
kel viermal so lang wie breit. 


Abb :2 


Abb. 2: Opius subajjinis n. sp. Vorderflügel, (Länge der Meßstrecke 0,5 mm.) 


5“ — Kopf: Doppelt so breit wie lang, glatt, hinter den Augen ge- 
rundet, hier etwa ebenso breit wie zwischen den Augen, Schläfen halb so 
lang wie die Augen, Hinterhaupt gebuchtet; Ocellen wenig vortretend, 
klein, dlor Abstand zwischen ihnen größer als ein Ocellusdurchmesser, 


') Um die absoluten Längen der Körperteile in Millimetern zu erhalten, sind 
die relativen Größen mit 0,033 zu multiplizieren. 


v 


25 


der Abstand des äußeren Ocellus vom inneren Augenrand so groß wie 
die Breite des Ocellarfeldes. Gesicht um ein Drittel breiter als hoch, 
glänzend, Punktur nicht erkennbar, fein behaart; Clypeus sichelförmig, 
gewölbt, durch eine feine Linie vom Gesicht getrennt, etwas punktiert 
und länger behaart. Wangen so lang wie die basale Mandibelbreite. Mund 
offen, Mandibeln an der Basis erweitert, Palpen so lang wie die Kopf- 
höhe. Fühler fadenförmig, um die Hälfte länger als der Körper, 23glied- 
rig; drittes Fühlerglied viermal so lang wie breit, die folgenden langsam 
kürzer werdend, das vorletzte Glied doppelt so lang wie breit; die ‚Gei- 
ßelglieder deutlich voneinander abgesetzt. 

Thorax: Um ein Drittel bis zwei Fünftel länger als hoch, fast um 
die Hälfte höher als der Kopf und wenig schmäler als dieser, Oberseite 
gewölbt. Mesonotum vor den Tegulae gerundet, so breit wie lang, glatt: 
Notauli nur ganz vorne als kleine Grübchen ausgebildet, sie erreichen 
den Vorderrand nicht, auf der Scheibe erloschen, Rückengrübchen deut- 
lich, punktförmig, Seiten nur an den Tegulae deutlich gerandet. Prae- 
seutellarfurche wenig tief, fein krenuliert. Scutellum, Postscutellum, 
Propodeum und Seite des Thorax glatt und glänzend, nur die Seite des 
Prothorax stellenweise chagriniert, Sternaulus fehlt, alle anderen Fur- 
chen einfach. Beine schlank, Hinterschenkel fünfmal so lang wie breit. 

Flügel: Hyalin. Stigma keilförmig, r entspringt aus dem vorderen 
Drittel, rl viel kürzer als die Stigmabreite, im Bogen in r2 übergehend, 
r2 um die Hälfte länger als cuqul, r3 nach innen BEchr ungen, vor dem 
Ende leicht ausgeschw eift, doppelt so lang wie r2, R endet vor der Flü- 
gelspitze, Cu? nach außen stark verengt, n. rec. deutlich postfurkal, d 
um die Hälfte länger als n. rec., Ne interstitial, B geschlossen, 
n. par. entspringt fast aus der Mitte von B; n. rec. im Hinterflügel feh- 
lend. 

Abdomen: Erstes Tergit um die Hälfte länger als hinten breit, nach 
vorne nur sehr schwach und gleichmäßig verjüngt, mit zwei schwachen 
Kielen, die bis in die hintere Hälfte reichen; das ganze Tergit glänzend, 
nur uneben. Der Rest des Abdomens ohne Skulptur. 

Färbung: Schwarz. Gelb sind: Scapus und Pedicellus unten, Basis 
des dritten Fühlergliedes, Clypeus, Mundwerkzeuge, alle Beine, Tegulae 
und Flügelnervatur. 

Absolute Körperlänge: 1,6 mm. 

Relative Größenverhältnisse: Körperlänge —48. Kopf: Brei- 
te, — 44, Länge = BL Höhe = 10, Augenlänge — 4,5, Augenhöhe = 7, 
Beblafenlänge — — 2,5, Gesichtshöhe = 5, Gesichtsbreite — 7, lange 
— 10, Fühlerlänge — 75. Thorax: Breite — 12, IB: Se Sge 19 Hoher 
Hinterschenkellänge — — 22, Hinterschenkelbreite — 2,5. Flügel; e 
— 60, Breite = 29, "Stigmalänge — — ‚ Stigmabreite — — 3 BlN—,1, Sa — n. 
23 19, 5cuguwl — Zscuqu2=- 3,cul 5, eu2 = 14, eu3— 18, n. rec. — 3. 
(d—5. Abdomen: Länge — 22, Breite 11; 1. Tergit: Länge = 5, vordere 
Breite — 2, hintere Breite — 3. 

©. — Unbekannt. 

Fundort: Austria inf.: Seebenstein, 6. Juni 1959, 1 5 leg. M. Fi- 
scher, Holotypus im Naturhistorischen Museum in Wien. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Max Fischer, Wien I, Burgring 7 


Über Psallus varıans Herrich-Schaefler 1842 
(Hem. Het. Miridae) 


Von Eduard Wagner 


Obige Art ist durch ganz Eurcpa verbreitet und überall nicht selten. 
Als Wirtspflanzen werden eine Anzahl von Laubbäumen gemeldet, doch 
dürften die wesentlichen unter ihnen Fagus und Quercus sein. Das 
schließt allerdings nicht aus, daß örtlich einmal ein anderer Laubbaum 
die Wirtspflanze werden kann. Unter den zahlreichen bisher gemeldeten 
Bäumen sind aber zweifellos viele, auf denen die Art nur zufällig ange- 
troffen wurde. Während in großen Teilen Mittel- und Nordeuropas Fa- 
gus silvatica L. die Hauptnährpflanze ist, scheinen in anderen Gegenden 
Quercus-Arten den Vorrang zu haben, in einzelnen von ihnen wird sogar 
eine Art dieser Gattung bevorzugt oder ausschließlich bewohnt. Jetzi 
liegt mir auch eine Anzahl von Tieren der Art aus Nordafrika (Tunesien) 
vor. Sie weichen jedoch von den mitteleuropäischen Tieren so stark ab, 
daß sie als Rasse betrachtet werden müssen. Aber auch diese Form lebt 
an Quercus. Um sie beschreiben zu können, sollen hier zunächst die we- 
sentlichen Merkmale der Nominatrasse aufgezeigt werden. 


1. Psallus varians varians Herrich-Schaeffer 1842 


Der Bau der Genitalien des 5' (Abb. 1) ist sehr charakteristisch. Am 
auffälligsten ist die Vesika des Penis (Fig. la) geformt. Sie ist unge- 
wöhnlich lang, C-förmig gekrümmt und sehr schlank. Ihr Querschnitt 
ist nicht rund, sondern abgeflacht. Dadurch erscheint sie je nach der 
Richtung, aus der sie betrachtet wird, bald etwas dünner, bald etwas 
dicker. Da sis leicht schraubenförmig gewunden ist, erscheinen überdies 
einige Stellen oft dünner als andere. Der Spitzenteil der Vesika (Fig. 1, 
b—d) trägt eine hornartige Spitze, die am distalen Ende der Vesika ent- 
springt. Das Ende der Vesika ist eine blattartige Chitinfläche, deren Ge- 


h 


Abb. 1: Psallus varians varians H.-S., Genitalien des 5’ 


a — Vesika des Penis seitlich (43x), b = Spitze derselben (67X), c+d = dieselbe 
aus anderen Richtungen (67%), e = Genitalsegment von oben (25x), £ = rechter 
Griffel von oben (67%), g = linker Griffel von oben (67x), h — Spitzenteil der 
Theka seitlich (67x). 


a1 
x E 


27 


stalt sich je nach der Richtung, aus der sie betrachtet wird, ändert. Bei 
den 3 abgebildeten Figuren handelt es sich um ein und denselben Penis! 
Die blattartige Fläche ist distal breit gerundet (Fig. 1b), ihr innerer Rand 
ist leicht aufgebogen und geht proximal in eine Chitinleiste über. Von der 
Basis des Chitinhorns führt ein Wall über die Fläche, der mit kleinen 
Zähnen besetzt ist. Die sekundäre Gonopore ist groß und liegt von der 
Spitze um etwas mehr als ihre Länge entfernt. 

Das Genitalsegment ist unterseits kräftig gekielt. Von oben gesehen 
(Fig. le) erscheint es kegelförmig. Seine Behaarung ist verhältnismäßig 
lang und dicht. Rechter Genitalgriffel (Fig. 1f) blattartig dünn, leicht 
gekrümmt, viel länger als breit, innen bauchig erweitert. Hypophysis 
klein und spitz. Außenseite mit langen Haaren. Linker Griffel (Fig. 18) 
klein, beide Fortsätze sehr kurz. Hypophysis schlank und leicht ge- 
krümmt. Sinneshöcker mit zungenförmigem Fortsatz, der eine Borste 
trägt. Außenseite mit kräftigen Borsten. Spitzenteil der Theka (Fig. 1h) 
proximal sehr dick, gegen die Spitze stark verjüngt, aber kaum ge- 
krümmt, an der Spitze abgestutzt. 

Die Färbung ist variabel, in der Regel jedoch ockergelb mit roten Tö- 
nen, vor allem im hinteren Teile der Halbdecken, beim 5° oft dort dun- 
kelbraun. Der Cuneus ist rot gefärbt, am Grunde breit, an der Spitze 
schmal weiß (Fig. 2a). Die Membran ist gleichmäßig rauchbraun, nur 
an der Cuneusspitze findet sich ein heller Fleck. Bisweilen finden sich in 
den Zellen und hinter ihnen undeutliche dunkle Flecke. 

Kopf von vorn gesehen (Fig. 4a) breiter als hoch. Scheitel beim 5' 
1,3—1,6x, im Mittel 1,5x, beim 9 1,7—2,1x, im Mittel 2,0X so breit wie 
das große, graue Auge. Fühler hellgelb, nur das 1. Glied am Grunde 
schmal braun. 2. Glied 1,0—1.05x so lang wie das Pronotum breit ist und 
etwa 1,8x so lang wie das 3. Hinterschenkel unterseits mit kleinen, dunk- 
len Flecken, die unregelmäßig verteilt und auf die apikale Hälfte des 
Schenkels beschränkt sind. 2. Glied der Hintertarsen etwa 1,25X so lang 
wie das 3. Glied. Klauen (Fig. 4e) robust, in der basalen Hälfte dick, in 
der Spitzenhälfte verjüngt und stärker gekrümmt. Haftläppchen sehr 
schmal, den Klauen anliegend und etwa bis zur Mitte derselben reichend. 
Das Rostrum erreicht die Hinterhüften. 

Länge: 5’ = 4,1—4,7 mm, @ = 3,9—4,15 mm. 

P. varians varians H.-S. bewohnt Mittel- und Nordeuropa, sowie Teile 
Südeuropas, wo sie vor allem in den Gebirgen angetrotfen wird. Die 
Wirtspflanzen sind zur Hauptsache Fagıs silvaticaL. und Quercus robur L. 

Eine größere Anzahl Tiere aus Süd-Frankreich ergab jedoch bereits 
einige Abweichungen gegenüber den obigen Feststellungen. Die Färbung 
war zwar die gleiche, aber die Membran zeigte bei vielen Stücken, vor 
allem bei den 5’5’ eine dunkle Fleckung, die das Ende der großen Zelle, 
die kleine Zelle und einen gegabelten Fleck hinter den Zellen bedeckte 
(Fig. 2b). Scheitel beim 5 1,2—1,3x, im Mittel 1,25x, beim © 1,85 bis 
2,05x, im Mittel 2,0x so breit wie das Auge. 2. Fühlerglied beim 5' 0,95 
bis 1,05x, im Mittel 1,0x, beim 2 0,8—1,0x, im Mittel 0,9X so lang wie 
das Pronotum breit ist und 1,6—1,8X so lang wie das 3. Unterseite 
der Hinterschenkel wie bei der Nominatrasse gefleckt. An den Klauen 
(Fig. #f) ist das Haftläppchen noch schmaler. 

Die Genitalien des 5’ dagegen stimmten völlig mit denen der mittel- 
europäischen Tiere überein, (Fig. 3, a—d), nur beide Fortsätze des lin- 
ken Griffels (Fig. 3c) waren etwas länger. 

Länge: g' = 4,1—4,4 mm, Q@ = 3,85—4,15 mm. 

Diese Tiere (1855 und 1599) wurden in den Ostpyrenäen, Col de 
l’Ouillat, 900 m, 21. 6. 54 an Fagus silvatica L. gefangen (leg. H. We- 
ber undE. Wagner). 


Abb. 2: Hinterer Teil der rechten Halbdecke (15x) 


a—P. varians varians H.-S., aus Hamburg, b — P. varians varians H.-S., aus. 
Südfrankreich, e — P. varians tunetanus nov. subspec., aus Tunis, d — P. varians 
cornutus E. Wagn. aus Dalmatien. 


2. Psallus varians tunetanus nov. subspec. 


Graugelblich, mit schwarzbraunen bis schwarzgrauen Tönen im hin- 
teren Teile der Halbdecken, seltener (9) dort rötlich. Cuneus einfarbig 
hell (Fig. 2e). weißgrau bis weiß. Membran lebhaft gescheckt. Hinteres 
Ende der großen Zelle, die kleine Zelle ganz und mehrere Flecken in der 
Membran schwärzlich, die Basis der großen Zelle, ein Fleck neben der 
Cuneusspitze, ein weiterer Fleck am Außenrande und ein Fleck in der 
Mitte der Membran hell. Gestalt kleiner, das 5 3,25x, das © 3,0x so lang 
wie das Pronotum breit ist. Oberseite mit langen, anliegenden, weißlichen 
Haaren, zwischen denen halbaufgerichtete, dunkle Haare stehen. 

Kopf von vorn gesehen (Fig. 4c) etwas niedriger, vor allem beim Jg’. 
Auge ungew öhniich groß, hellgrau, gekörnt. Scheitel beim 4 1, ‚1x, beim 
Q 1,6x so breit wie das Auge. Beim g' ist die Stirn in der Heseh schwarz- 
Iran gefleckt. Fühler beim 9 hellgelb, beim 5 bräunlich. 1. Glied am 
Grunde braun, oft auch an na Innenseite ein dunkler Punkt, etwa so 
lang wie das Auge breit ist: 2. Glied beim 5 etwas dicker als beim 9, 
stabförmig, beim 5’ 1.0—1 I beim 9 0,90—0,94X so lang wie das Pro- 
notum breit ist und 1,6—1,8%x so lang wie das 3. Glied. 

Pronotum graugelblich, gewölbt, Schwielen deutlich. Fläche nicht 
mit kleinen Punkten. Halbdecken in der vorderen Hälfte graugelblich, 
hinten beim 5° schwarzbraun, bei @ rötlich oder grau. Cuneus stets ein- 
farbig hell. 

Beine graugelblich. Schenkel unterseits in der Apikalhälfte mit klei- 
nen, schwarzbraunen Flecken ziemlich dicht bedeckt. An den Hinter- 
schenkeln sind diese Flecke größer und deutlicher als bei der Nominat- 
rasse, Schienen mit kräftigen schwarzen Punkten, in denen schwarze Dor- 
nen stehen, die etwa doppelt so lang sind, wie die Schiene dick ist. 3. Tar- 
senglied dunkler. An den Hintertarsen ist das 2. Glied nur 1 ‚1x so lang 
wie das 3. und doppelt so lang wie das 1. Klauen (Fig. 4g) wie bei der 
Nominatrasse geformt, aber das Haftläppchen breiter und dietel deutlich 
etwas von der Klaue abstehend. Das Rostrum überragt die Hinterhüften 
deutlich. 

Genitalsegment des 5 schlanker und länger als bei der Nomi- 
natrasse, unterseits deutlich gekielt. Linker Genitalgriffel (Fig. 3g) wie 
bei den südfranzösischen Tieren der Nominatrasse geformt (Fig. 3e). 


Abb. 3: Genitalien des 5' 


a—d = P. varians varians H.-S. aus Südfrankreich (Col de l’Ouillat), e—h — 
P. varians tunetanus nov. subspec. aus Tunis (Tabarka), i—m — P. varians cor- 
nutus E. Wagn. aus Dalmatien (Split), a, e, i, — Vesika des Penis seitlich (25x). 
b, f, k = Spitze derselben (67x), c, g, 1 = linker Genitalgriffel von oben (67x). 
d, h, m — rechter Genitalgriffel von oben (67x). 


Rechter Griffel (Fig. 3h) ebenfalls blattförmig und von gleicher Gestalt 
wie bei der Nominatrasse. Die Vesika des Penis (Fig. 3, e+f) gleicht 
derjenigen der Nominatrasse völlig. Auch der Spitzenteil zeigt keine Ab- 
weichungen. 

Länge: 5’ = 3,7—4,05 mm, @ = 3,7—4,0 mm. 

P. varians tunetanus nov. subspec. unterscheidet sich von P. varians 
varians H.-S. durch kleinere Gestalt, größeres, gewölbteres Auge, schma- 
leren Scheitel, längeres Rostrum, kürzeres 2. Glied der Hintertarsen, die 
distal abstehenden Haftläppchen der Klauen und stark abweichende Fär- 
bung. Vor allem der einheitlich helle Cuneus und die kräftig gescheckte 
Membran lassen diese Form ganz anders erscheinen. Der zweite helle 
Fleck am Membranrande entspricht der Färbung bei der Untergattung 
Ilops Stich. (Liops Fieb.). Wäre nicht die Übereinstimmung im Bau der 
Genitalien des 5, bei dem nur unbedeutende Abweichungen vorhanden 
sind, so müßten wir die Form als spec. prop. betrachten. Aber da eine 
derartige Kongruenz im Bau der Vesika bei der Gattung Psallus Fieb. 
sonst nicht vorkommt, muß die Form als Rasse von P. varians H.-S. be- 
trachtet werden. 

Als Wirtspflanze von P. varians tunetanus nov. subspec. konnte Quercus 
suber L. festgestellt werden. 

Ich untersuchte 24 75 und 21 92 aus Tunis: Tabarka 10. u. 11. 5. 61 
an den Hängen des Atlasgebirges, leg. Dr. H. Eckerlein. 

Holotypus und Allotypoid in meiner Sammlung, Paratypoide 
ebenda und in der Sammlung H. Eckerlein, Coburg. 


3. Psallus varians cornutus E. Wagner 1943 


Nach der Entdeckung der vorhergehenden Rasse erscheint auch diese 
Form in einem anderen Lichte. Für sie gilt das gleiche, wenn auch in ver- 
stärktem Maße. In vielen äußeren Merkmalen finden sich recht starke 
Unterschiede gegenüber P. varians varians H.-S., im Bau der Genitalien 
des 5' zeigt sich eine fast völlige Übereinstimmung. Insbesondere die 
Vesika des Penis (Fig. 3i) läßt sich von derjenigen von P. varians H.-S. 
überhaupt nicht unterscheiden. Das gilt auch für die Spitze der Vesika 


30 


(Fig. 3k). Das Genitalsegment des 5’ hat die gleiche Form und Größe 
wie bei den Tieren aus Südfrankreich. Beide Genitalgriffel (Fig. 3, I-+-m) 
stimmen ebenfalls mit letzteren der Tiere aus Südfrankreich überein. 
Auch der Spitzenteil der Theka entspricht völlig demjenigen der übrigen 
Rassen. 

Dem stehen einige wesentliche Merkmale gegenüber, in denen cornutus 
erheblich abweicht. Die Tiere sind erheblich kleiner, die Länge beträgt 
beim 5’ 3,1—3,6 mm, im Mittel 3.25 mm, beim © 2,9—3,4 mm, im Mittel 
3,09 mm. Das 2. Fühlerglied ist auffallend kurz, seine Länge beträgt 
beim 5’ 0,81—0,86, im Mittel 0,84, beim 2 0,70—0,78, im Mittel 0,77 
Pronotumbreiten. Das Rostrum reicht über die Mittelhüften hinaus. Die 
Unterseite der Hinterschenkel ist dicht mit kleinen, dunklen Punkten und 
Flecken bedeckt, die fast bis zur Hüfte hin verteilt sind. Die Tarsen sind 
kürzer und an den Hintertarsen ist das 2. Glied 1,15—1,25x so lang wie 
das 3. Die Klauen (Fig. 4h) sind stärker und gleichmäßiger gekrümmt 
und die Haftläppchen breiter, aber kürzer, und ihre Spitze ist frei. 


[6) 
Abb. 4: Kopf von vorn (25X) und Klauen von außen (240X,) 


BI 
2 


a-e — P. varians varians H.-S., aus Hamburg, b+-f — P. varians varians H.-S., 
aus Südfrankreich (Col de l’Ouillat), c+g — P. varians tunetanus nov. subspec., 
aus Tunis (Tabarka), d+-h = P. varians cornutus E. Wagn., aus Dalmatien (Split). 
Bei a—d = oben 9, unten Jg". 


P. varians cornutus Wagn. liegt mir inzwischen auch aus Lybien, von 
der Insel Kreta und aus Dalmatien vor. Er wurde von Herrn P. Novak 
und Herrn Dr. H. Eekerlein mehrfach in der Umgebung von Split an 
Querecus ilex L. und coceifera gefangen. Diese Form wurde vom Verfasser 
ursprünglich falsch beurteilt und (1951) unter dem Namen P. mollis Ms. 
aufgeführt. Psallus mollis Mls. hat einen stark abweichenden Bau der Ge- 
nitalien des 5 und dürfte in Dalmatien nicht vorkommen. Den Bau der 
Genitalien stellte der Verfasser (1958) dar. Bemerkenswert ist aber, daß 
P. varians varians H.-S. neuerdings auch in Dalmatien festgestellt wurde. 
Doch stammt dieser Fund aus Zabljak, wo die Tiere in 1500 m Höhe ge- 
fangen wurden. Das paßt zu den weiter oben berichteten Vorkommen der 
Nominatrasse in den Gebirgen Südeuropas. P. varians cornutus Wagn. 
dagegen dürfte in tieferen Lagen leben. Da dem Verfasser bei der Be- 
schreibung des Psallus cornutus (1943) nur 5'o' vorlagen, möge die Be- 
schreibung des Q hier folgen. 

Weibchen : Klein, länglich-oval, 2,5—2,6%x so lang wie das Pronotum 
breit ist. Hell ockergelb, mit roten Farbtönen im hinteren Teil der Halb- 
decken. Cuneus rot, eine breite Binde an der Basis und die Spitze weiß 
(Fig. 2d). Oberseite mit goldglänzenden, anliegenden und halbaufgerich- 
teten, schwarzen Haaren bedeckt. 


31 


Kopf von vorn gesehen (Fig. 4d) 1,4X so breit wie hoch. Scheitel 1,8% 
so breit wie das graue, gekörnte Auge. Stirn ungefleckt. Fühler weißgelb, 
das 1. Glied am Grunde braun, oft innen vor der Spitze ein brauner 
Punkt, so lang wie das Auge breit ist; 2. Glied stabförmig, 5X so lang wie 
das 1. und 1,75—1,80x so lang wie das 3. Glied. 

Pronotum einfarbig hell, Schwielen deutlich. Seutellumgrund orange- 
rot. Hinterer Teil der Halbdecken blutrot. Membran (Fig. 2d) ziem- 
lich hell, die kleine Zelle ganz, der hintere Teil der großen und ein ge- 
gabelter Fleck hinter den Zellen dunkel. Neben der Cuneusspitze ein 
heller Fleck und ein weiterer, aber undeutlicher heller Fleck am Außen- 
rande. 

Beine weißgelb, Schenkel unterseits dicht mit ungleich großen, brau- 
nen Flecken bedeckt, die fast bis zur Basis hin verbreitet sind. Schienen 
mit großen, schwarzen Punkten, in denen schwarze Dornen stehen, die 
doppelt so lang sind wie die Schiene dick ist. 3. Tarsenglied dunkler. 
Klauen (Fig. 4h) stark gekrümmt, kleiner als bei den übrigen Rassen. 
Haftläppchen anliegend, die Spitze etwas abstehend, breiter, kaum bis 
zur Mitte der Klauen reichend. 

Material: 18 5'5' und 16 29 aus Dalmatien: Umgebung von Split am 
3. 6. 36, an Quercus ilex L., leg. P. Novak. 

Allotypoid in meiner Sammlung, Paratypoide ebenda und in 
der Sammlung von Dr. H. Eckerlein, Coburg. 


4. Tabelle einiger Größenverhältnisse 


2. Fühler- 


enge Scheitel: lied: Länge: Hinter- 
in P _ , Pronotum- tarsus 
mm Ange en bıeite 2:3 
| 
RE ne N . Me 
varians varians H.-S. (4.40) IP u 5 1 
(Hamburg) 3,9-——4,15 9 E a 
Q (4,08) 2,0 1,01 3.1 125 
7 1 4,1—4,4 = N 297 5 
©) E) ’ 5) 5) 9: 
varians varians H.-S. (4.17) ee N a Be 
(Col de I’ Quillat) 3.004.151. 5 c E ae 
Q | (4.05) 2,0 0.9 3.0 1525 
— > 2 
& 13.70—4,05 3 2 
varians tunetanus n. (3,92) | 1,1 BE 2 In 
subsp. (Tabarka) 3,71-—4,00| - 0) IC 
o.| (82) | 1,6 0.92 2,94 1.1 
A “ - = p® 
b; On 0,84 DT HL NIE 
varians cornutus Wagen. 3.25 
(Split) 2.90— 3,40) Pz 92 9 
o 72.09) 1,8 0.77 2,57 1,12 


Die eingeklammerten Zahlen geben den Durchschnitt aller gemessenen Stücke an. 


Für liebenswürdige Unterstützung bei dieser Arbeit möchte ich noch 
einmal den Herren Dr. H. Eckerlein, Coburg und P. Novak, Split 
danken. 

Literatur 


Wagner, E., 1943 — Zwei neue Psallusarten aus dem Senckenberg-Museum — 
Senckenbergiana XXVI: 68—71. 


— — 1951 — Beitrag zur Kenntnis der Hemipterenfauna Dalmatiens — Jahrb. 
Biol. Inst. Serajewo IV (1):78. 
— — 1958 — Sur quelques especes francaises du genre Psallus Fieb, — Vie et 


milieu VIII (3):322—25. 


32 


Kleine Mitteilung 


Nr. 94. Vaceiniia (Lycacna) optilete Knoch in der llohen Rhön 


Auf dem östlichen Plateau der Hohen Rhön, wo die bayerisch-hessische Grenze 
verläuft, befinden sich zwei floristisch und entomologisch-faunistisch sehr beach- 
tenswerte Hochmoore (Sphagnum-Hochmoore) kontinentalen Klimacharakters. 
Sie werden — man darf sagen glücklicherweise — nur selten besucht, da sie 
außerhalb der großen Verkehrswege liegen. In der dritten Juni-Woche 1960 hatte 
ich die Freude, unter Führung der Herren Dr. Gustav Lederer und Rudolf 
Künnert, beide von Frankfurt, einige Tage auf dem noch auf hessischer Seite 
befindlichen ‚.Roten Moor‘ und eines Tages auf dem bayerischen „Schwarzen 
Moor‘ sammeln zu können. Wir suchten in erster Linie nach Colias palaeno L.,' 
die wir aber nicht gefunden haben. Dafür fanden wir Proclossiana eunomia Esp. 
(Argynnis aphirape Hbn.) und einige Hochmoor-Arten. 

Und als neu für das ganze Gebiet (jedenfalls liegt keine Publikation vor) er- 
beutete ich auf dem Roten Moor am 16. Juni ein 5' von optilete. Aus Hessen 
sind keine weiteren Fundorte bekannt geworden. In Bayern liegen die nächsten 
Flugplätze weit im Osten (Frankenwald, Fichtelgebirge, Haidmühle im Bayeri- 
schen Wald — H. Menhofer in: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimat- 
forschung, 8., 1961, S. 33 ff.). Das Vorkommen von oplilete auf der Hohen Rhön 
war zu erwarten. Auf dem Roten Moor jedenfalls (ca. 850—880 m hoch) sind. 
prächtige Bestände der Rauschbeere, Daceinium uliginosum L., der Futter- 
pflanze der Raupe dieses Bläulings, vorhanden. Die ERanschbeere wächst aber 
auch noch auf dem Schwarzen Moor. 

Beide Moore sind, so habe ich jedenfalls den Eindruck, mit ihrer eigenartigen 
Flora und Fauna sehr gefährdet. Sie sind beide nicht sehr groß. Das Schwarze 
Moor ist ca. 60 ha groß, hat aber leider, trotzdem es Schutzgebiet ist, einen 
Entwässerungsgraben. Das Rote Moor umfaßt ca. 40 ha und wird noch jetzt für 
die Bäder in Kissingen, Brückenau. Orb usw. abgetorft. 


Georg Warnecke, Hamburg-Altona 


Hohenzollernring 32 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 12. Februar 1962. Vorsitz: Dr. W. Forster. 
Anwesend: 30 Mitglieder, 2 Gäste. 


Der Abend diente der Besprechung interessanter Funde aus dem abgelaufenen 
Sammeljahr. Die Herren A.Bilek, E.G.Danckwardt, W.Dierl!, E. Hain, 
K. Gaigl, A. Ströbl. K. H. Wiegel und K. Witzgall legten Material vor 
oder teilten ihre Zuchterfahrungen mit. 


Sitzung am 26. Februar 1962. Vorsitz: Dr. H. Freude. 
Anwesend: 25 Mitglieder, 3 Gäste. 


Herr W. Dier| berichtete unter an weisung von Zuchtmaterial über seine Un- 
tersuchungen der Gattung Fumea Haw. (Lep., Psychidae) und konnte insbeson- 
dere durch moerphologisch-anatomische Befunde die Artselbständigkeit von F. 
crassiorella (Brnd.), casta (Pall.) und comitella (Brnd.) nachweisen. Der von aus- 
gezeichneten Lichtbildern begleitete Vortrag vermittelte einen Einblick in die 
Schwierigkeiten der Psychidensystematik und fand das lebhafte Interesse und den 
reichen Beifall der Zuhörer. An der sich anschließenden Diskussion beteiligten 
sich die Herren F. Daniel, Dr. H. Freude, Dr. K. Sattler und Dr. H. 
Wundt. 


595,70573 
RP 
Inceek 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflüge] 
Posischeckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. April 1962 Nr. 4 


Orthetrum albistylum Selys 


Entwicklung vom Ei bis zur geschlechtsreifen Imago 


Von A. Bilek 


Die Beschaffung von Ei-Material bei Libelluliden bereitet im allgemei - 
nen keine Schwierigkeiten, soferne wenigstens ein adultes @ der ge- 
wünschten Art zur Verfügung steht. Man kann mit einiger Sicherheit 
damit rechnen, daß solch ein Tier auch begattet ist. Zum Zweck der Ei- 
ablage führt man stets ein mit Wasser gefülltes Glasröhrchen mit. Hat 
man ein Q der gewünschten Art erbeutet, so soll unverzüglich der erste 
Versuch unternommen werden, Eier zu bekommen, indem man das Ab- 
domenende des betreffenden Tieres unter voller Sonnenbestrahlung in 
das Glasröhrchen mit Wasser taucht. Nach etwa 1I—2 Minuten beginnt 
das Tier in den meisten Fällen einen großen Teil seines Eivorrates bereit- 
willig abzugeben. Zu Hause kann der Versuch wiederholt werden, nur 
muß die Libelle vorher an einem sonnigen Fenster bzw. starkem Kunst- 
licht zum Fliegen angeregt werden. Die Berührung des Ovipositors mit 
Wasser löst bei diesen Tieren den Drang zum Eierlegen aus. Nicht bei 
allen QQ ist die Legefreudigkeit gleich, manche Tiere lassen länger auf 
die Eiablage warten. 

Als mir am 6. 7. 1961 der Fang einiger 99 von O. albistylum in der Po- 
Ebene gelang, erhielt ich mühelos etwa 200 Eier. Nachdem ich diese — 
vor allzu großer Erwärmung geschützt — heil nach Hause brachte, wur- 
den sie in eine flache Schale mit Wasser gebracht, mit einer Glasscheibe 
bedeckt und an einen schattigen Ort gestellt. Am 21. 7., also nach 15 Ta- 
gen, waren bereits die ersten Larven da (Abb. 1). Am 1.8. wurden die 
letzten Schlüpfvorgänge beobachtet, während am 30.7. bereits Larven im 
3. Kleid vorhanden waren. — Betreff Futter vergl. Bilek 1961. 

Da die ersten Stadien außerordentlich empfindlich sind gegen Ver- 
unreinigung des Wassers durch abgestorbene Futtertiere, die durch An- 
häufung von Bakterien den Sauerstoff-Gehalt auf ein unerträgliches Maß 
herabsetzen, muß das Wasser mindestens alle 2 Tage erneuert werden, 
wobei gleichzeitig alle Kotreste und sonstige Abfälte beseitigt werden. 
Als Zuchtbehälter können außer mit Perlonstoff ausgelegte Gläser auch 
flache Glas- oder Plastikschalen Verwendung finden, deren Ränder all- 
mählich ansteigen. Dieselben müssen aber inwendig unbedingt mit 
Schmirgelpapier aufgerauht sein, so daß die Larven mühelos den Wasser- 


1963 
On; guimisomäN APR 1 3 
a, nsimuridl 


En 


Abb. 1: 1. Larven-Stadium 


N Sr HR 
7 | RL r 
5 ER Eu 2 eV 1 


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H AN fl 
N 


Abb. 3: 7. Larven-Stadium Abb. 4: 10. Larven-Stadium 


spiegel an den Rändern erreichen können. Hartes Leitungswasser, das 
allerdings auf 20°C erwärmt werden soll, schadet den Larven nicht im 
geringsten. Robert (1959) empfiehlt, den Tieren Bodenschlamm oder 
Sand zu geben. Ich hatte bei Versuchen damit leider Totalverlust. Erstens 
ließ sich der Kot nicht restlos beseitigen und zweitens verkrochen oder 
verspannen sich die Futtertiere fast restlos im Schlamm, so daß die 
Libellenlarven dieselben nicht mehr finden konnten und dadurch zum 
Kannibalismus neigten oder verhungerten. Mit Culex-Larven als Futter 
machte ich auch schlechte Erfahrungen, da diese Tiere zu flink flüchten 
und dann meistens ruhig an der Wasseroberfläche hängen. 
Selbstredend dürfen in einem Gefäß nur wenige, gleichgroße Tiere 
vorhanden sein, die optimal gefüttert werden müssen, um Kannibalismus 
zu vermeiden. Zu sagen wäre nur noch, daß Daphnien, die ausschließlich 
für die kleineren Stadien (4.—7. Kleid) (Abb.2 u. 3) in Frage kommen, 


39 


wegen ihrer harten Schalen nicht gerne genommen werden, aber ein 
günstigeres Futter konnte ich noch nicht ausfindig machen. Beim Über- 
gang zur Tubijex-Fütterung merkt man deutlich, wie gierig dieses neue 
Futter angenommen wird, sowie den damit verbundenen rascheren Ent- 
wicklungsablauf (vergl. Häutungstabelle). 

Ab 6. Kleid (= 5. Häutung) treten erstmals Ansätze von Flügelscheiden 
in Erscheinung (vergl. Abb. 3). 

Die letzten Stadien (X-, Y- und Z-Larven) wurden einzeln gehalten 
und täglich zweimal gefüttert. Die jeweilige Futtermenge bestand pro 
Libeilen-Larve aus etwa 5 nicht zu großen Chironomus-Larven und 5 
großen Tubifexr-Würmern. Die Wahrnehmung des Futters geschieht nicht 
nur durch die Augen, sondern auch durch die Antennen. Bewegt sich et- 
was, etwa ein Tubifer, in unmittelbarer Nähe des Kopfes einer Larve, so 
kann man eine Vibration der Antennen feststellen, worauf — falls die 
Larve hungrig ist — unmittelbar das Ergreifen der Beute erfolgt. 

Bisweilen pflegen die Larven durch den Enddarm atmosphärische Luft 
aufzunehmen. Deshalb bewährte sich für erwachsene Larven ein Wasser- 
stand von etwa ömm am besten. 

Als Überwinterungsstadium dürfte bei O. albistylum wohl das 6. bis 
10. Kleid in Frage kommen. Jedenfalls trifft das bei 9 Exemplaren mei- 
ner Zucht zu. Diese entwickelten sich trotz Warmhaltung nicht mehr wei- 
ter, worauf ich sie dann allmählich kälter stellte, bis zuletzt bei etwa 
10°C. 10 Larven entwickelten sich weiter bis zur Z-Larve (Abb. 5). Da 


Abb. 5: Z-Stadium Abb. 6: Labium zum 1. Stadium 


ich nun annahm, diese könnten auf eine Diapause nicht verzichten, stellte 
ich sie allmählich immer kühler bis zuletzt bei 12°C. Dies nahmen mir 
aber gleich 3 Tiere übel und starben. Daraufhin stellte ich die übrigen 
Z-Larven sofort wieder warm (23°C), worauf diese bald erneut lebhaft 
wurden und auch gut fraßen. 

Anfang Dezember zeigte sich dann das bekannte Auseinanderrücken 
der Flügelscheidenspitzen, das untrüglich den baldigen Schlüpftermin 
angekündigt. Bald darauf verfärbte sich die erste Larve ein wenig oliv- 
grün, wurde etwas gestreckter und am 6. 12. 1961 war die erste wohl- 
entwickelte, normal-große Imago da. Das Tier war um 6 Uhr morgens 
bereits fertig entwickelt. Der Schlüpfbehälter mit Stoffsack (vergl. Bi- 
lek 1961) hat sich wieder bestens bewährt! Die weiteren lmagines 


36 


schlüpften in den folgenden Tagen ebenfalis gut und nahmen nach drei- 
tägigem Fasten bereitwillig 3—4 große Chironomus-Larven an. Ab 2. 
Futtertag wurde das Futter abwechslungsreicher gestaltet: Die Libellen 
bekamen (falls vorhanden) pro Tag je eine Stubenfliege, eine junge Heu- 


schrecke sowie 2 Chironomus-Larven!'). 


ZZ 


Abb. 8: Labium zum 7. Stadium 


oo + fe 7 


N am Amen 


Abb. 9: Labium zum 10. Stadium Abb. 10: Labium zum Z-Stadium 


Futterannahme erfolgt nur bei einer Mindesttemperatur von 22°C so- 
wie unmittelbar nach einem wenigstens kurzen Flug, also nicht während 
einer längeren Ruhepause. 

Insgesamt schlüpften — noch im selben Jahr — 4 22 und 3 J’g. Bis 
auf ein 5‘, das am 15. 12.61 schlüpfte, starben alle Tiere leider etwas 
vorzeitig, nach 4—6 Futtertagen ab. Dieses letzte 5’ erwies mir den Ge- 
fallen, weiter zu leben und bekam auch die den meisten Libelluliden 
eigene Blaubereifung. Ab 18. 12. wurde es regelmäßig gefüttert bei einer 
Dauertemperatur vom 21— 24°C. Ab 22. 12. verdunkelten sich seine Far- 
ben etwas und am 25. 12. zeigten sich endlich erste Anzeichen einer Blau- 
bereifung am 4. u. 5. Segment. Am 29. 12. konnte erstmals ein Farbwechsel 
der bisher dunkel-grau-braunen Augen ins Olivgrüne beobachtet werden. 
Am 30.12. waren die Segmente 3, 4, 5 u. 6 schön blau bereift, so daß 
kaum noch etwas von der Schwarzpigmentierung hindurchschimmerte, 
Jedesmal während des Freßvorganges konnte ich eine Intensivierung 
der Blaubestäubung feststellen. Nachdem am 4. 1.62 keine Zunahme der 
Blaubereifung mehr beobachtet werden konnte, wurde das Tier endlich 
abgetötet. Somit begann die Bereifung am 10. Tage und war etwa nach 
9 Tagen abgeschlossen (Abb. 13 u. 14). Unter natürlichen Bedingungen 
dürfte dieser Prozeß wohl etwas rascher ablaufen. 

Die Analanhänge, die bei den 99 einschließlich 10. Segment weiß blei- 


!) Durch Zucht auch im Winter vorhanden. 


37 


ben, werden mit zunehmendem Alter bei den meisten 59’ völlig schwarz. 
Gelegentlich kann aber auch bei diesen ein heller Fleck auf den Appen- 
dices superiores erhalten bleiben. 

Beschreibung der Larve (Z-Stadium) (Abb. 5). 

Material: 8 Larven. 

Die Grundfärbung der erwachsenen Larve ist graubraun. Die letzten 
4 Abdominalsegmente zeigen eine auffallende dunkelrotbraune Färbung. 
die sich ebenso deutlich an der Exuvie abhebt. Die Caudalstacheln hin- 
gegen sind weiß. Die Beine zeigen eine leichte Beringung. 

Vergleicht man die Larve von albistylum mit jener der nächtsver- 
wandten cancellatum L., so ergeben sich folgende Unterschiede: Die 
albistylum-Larve ist kleiner als die cancellatum-Larve (vergl. Größen - 
tabelle). Das wichtigste Kriterium dürfte jedoch das völlige Fehlen 
von Rückendornen bei albistylum sein, während die cancellatum-Larve 
auf Segment 4, 5 u. 6 solche besitzt. Säubert man eine albistylum-Larve 
bzw. Exuvie durch Kochen in Kalilauge, so zeigen sich an Stelle der Dor- 
saldornen lediglich kleinere Borstenanhäufungen, die bei ungereinigten 
Exemplaren den Eindruck von Dornen erwecken, da sie meist zusammen- 
kleben. 

Das Labium unterscheidet sich von jenem der cancellatum-Larve durch 
die wesentlich stärkere Bedornung am Vorderrand des Prämentums so- 
wie am Innenrand des Laterallobus (Abb. 11 u. 12). Letzterer hat bei 
cancellatum 6—8, bei albistylum 4—5 Borsten (vergl. Abb. 10). 


Abb. 11 Abb. 12 


Abb. 11: Vorderrand des Prämentums 
und Innenränder der Lapialpalpen von 
O. albistylum (Z-Stadium). 


Abb. 12: Dasselbe von O. cancellatum, 
Abb. 13: Abdomen von Z'O. albistylum juvenil. 
Abb. 14: Dasse!be adult (bereift). Abb. 13 Abb. 14 


Die zeitlichen Intervalle der einzelnen Häutungsstadien (bei Zimmer- 
zucht): 


Biablaees rl nalen: 652261 

Erste Schlüpfvorgänge am ... 21. 7.61 (15 Tage) 
Tiere ma 2 Kleid, aba 27%, 26. 7.61 ( 5 Tage) 
Tiere im‘ ?3.Rleidiab u... 30. 7.61 ( 4 Tage) 
Hiere ımr "4 Kleidsab 02. - 4. 8.61 ( 5 Tage) 
Tiere im',3. Kleid" ab: „2... 10. 8.61 ( 6 Tage) 
Tieze, im: 6. Kleid ab... 12.08=61. (7 Tage) 
Tiere im}, ARleideabr, : 2. 28. 8.61 (11 Tage) 
Tiere im: 8. Kleid ab»... .: . 15. 9.61 (18 Tage) 
Kiereiım‘ 9. Meadrabr- 7. ; . 27.9.6068 (12 Rage) 
Tiere im 10. Kleid ab ...... 6. 10.61 ( 9 Tage) 
MHereim-klKleid’ab 2%"... 18. 10.61 (12 Tage) 
Viere-im 12. Kleid ab... : .\.. 28. 10.61 (10 Tage) 


368 


Körperlängen der jeweiligen Häutungsstadien: !) 


1. Kleid: 1.2 mm ö. Kleid: 5,6— 6,6 mm 
2.Kleid: 1,5 mm 9. Kleid: 7,8— 8,5 mm 
3. Kleid: 2 mm 10. Kleid: 10,1— 10,8 mm 
4. Kleid: 2,2—2,3 mm 11. Kleid: da, ‚3— 14,2 mm 
5. Kleid: 2,7—2,9 mm 12. Kleid: 17: ‚6— 18.4 mm 
6. Kleid: 3.7—4.1mm 13. Kleid: 21 —22 mm 
7. Kleid: 4,4—5,3 mm 


Nachtrag: Zu meiner Veröffentlichung im gleichnamigen Blatt Nr. 12, 
10. Jahrg. 15. 12. 61. „Die Zucht von Epitheca bimaculata Charp. aus dem 
Ei bis zur Imago mit biologischen und morphologischen Angaben (Odo- 
nata)“, p. 124—130, möchte ich noch die folgende Literaturangabe brin- 
gen: P. Münchberg: „Beiträge zur Kenntnis der Biologie der Libellen- 
unterfamilie der Corduliinae Selys“. Int. Rev. d. ges. Hydrobiol. u. 
Hydrogr., Bd. 27, S. 265—302 (1932). — R. Hymons: „Grundzüge der 
Entw icklung und des Körperbaues von Odonaten und Ephemeriden.“ _ 
Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1896. 


Literatur: 
Bilek, A. — 1961. Die Zucht von Epitheca bimaculata Charp. aus dem Ei bis 


zur Imago mit biologischen und morphologischen Angaben (Odonata). — 


Nachrichtenbl. Bayer. Ent., 10, 124— 130. 


Cirdei, F. & Bulimar, F. — 1951. Contributii la studiul larvelor odonate- 
lor (ord. Odonata) din Moldova. — An. sti. Univ. lasi, (Sect. 2) 7, 343 
bis 350. 

CGonci, C. & Nielsen, C. — 1956. Odonata. Fauna d’ Italia. — Calderini, Bo- 
logna. 


Robert, P.—A. — 1959. Die Libellen (Odonaten). — Kümmerly & Frey, Bern. 


(Aus der Abteilung für Wirbellose Tiere der Zoolog. Staatssammlung, München) 


Die Ameisen der Bülten in Hochmooren und Weihern 
Von Egon Popp 


Vorliegende Arbeit ist der Teil einer Standortsmonographie der Bülten 
auf Hochmooren und im Verlandungsgebiet von Weihern im oberbayeri- 
schen und alpenländischen Raum, die in den Jahren 1955—1957 als Dis- 
sertation durchgeführt wurde (vgl.: Popp, E.: Semiaquatile Lebens- 
räume [Bülten] in Hochmooren und Weihern und ihre Milbenfauna - 
Int. Rev. ges. Hydrobiol., 1962, im Druck). 

Von den aquatilen Hymenopteren, die Henriksen (1918) und Rim- 
sky-Korsakow (Abderhaldens Hdb. biol. Arbeitsmeth. Abtlg. IX, 
Teil 7, S. 227—258) anführen, waren nur Vertreter der beiden Gattun- 
gen Aphidius Nees und Anagrus Haliday in Bülten anzutreffen. Erst- 
genannte schmarotzt mit ihren Arten in Blattlauslarven, letztere in 
Eiern von Odonaten. Alle übrigen Funde von Hautflüglern werden, so- 
weit sie bis zur Gattung bestimmt sind, von Bearbeitern der Wasser- 
hymenopterenfauna nicht erwähnt. Es handelt sich also bei dem größeren 
Rest um Tierarten, die als Parasiten und Hyperparasiten Eiern, Larven 


!) Für die Messungen fanden nur einige Tage alte Tiere Verwendung, da sich die 
jeweiligen Stadien nach Ablauf dieser Zeitspanne um etwa !/, ihrer Körperlänge 
an den Intersegmentalhäuten strecken. 


39 


oder Puppen bültenbewohnender Insekten und Spinnen nachstellen (mit 
Ausnahme der Ameisen). Spezielle Wirte sind nicht anzugeben, da sie 
entweder von artbestimmten Tieren nicht bekannt sind (Trichopria 
piceicornis [Nees] und elongatula |Thoms.! bei Brachyceren) oder — 
erklärlicherweise — eine bloße Familien- oder Gattungsangabe zweck- 
dienliche Wirtsbezeichnungen nicht zuläßt. Von Conostigmus Dahlb. und 
Ceraphron Jur. weiß man von einigen Arten, daß sie bei verschiedenen 
Ameisen anzutreffen sind. Das würde sich mit meinen F undangaben 
decken, wonach beide Gattungsspezies indet. im Bültennest von Myrmica 
laevinodis Nyl. (Ceraphron-Imagines: Bülte der Sphagnetum magella- 
niei-Assoziation im Vannenbachfilz [s staffelsee] und Lasius Juligine- 
sus Latr. (Conostigmus-!Imago: Bülte der Sphagnetum magellaniei-Asso- 
ziation [Subassoziation: rotundi}olietosum]) im Rothfilz [Schongau] 
vorkamen). 

Apiden und Vespiden fehlen Nistgelegenheiten, die sie zu Dauerbewoh- 
nern der Bülten werden ließen: Es sind die für Hochmoorbülten gel- 
tenden eigenklimatischen Unbilden, dann auch die allzuhohe Substrat- 
feuchtigkeit, der nur Formieiden regulatorisch zu begegnen vermögen, 
welche diese verstoßende Wirkung haben. Weiherbülten andrerseits ent- 
behren sommers der für eine erfolgreiche Brut notwendigen Insolations- 
wärme, wenn die dichte Bestockung des emersen Bültenteils eine Nest- 
gründung wirklich zuließe. Wenn aber Ende August die Heide der 
Reiserbülten blüht, stellen sieh Hummeln und andere soziale und solitäre 
Bienen ein. 

Blattwespen sind von ihrer Futterpflanze abhängig: deren Verbreitung 
bestimmt das Vorkommen der Tiere. Diese traten an allen Bülten ver- 
einzelt auf. 


Ameisen der Bülten: 


Der Nistweise einiger hygrophiler Ameisenarten kommen Hochmoor- 
bülten in Größe und Gestalt sehr gelegen. Ich habe kein Hochmoor 
während meiner Untersuchungen festgestellt, das nicht einige, von Amei- 
sen besetzte und umgebaute Bülten aufzuweisen gehabt hätte. Daß durch 
die Besiedlung von Bülten durch Ameisen die ursprüngliche Bültenfauna 
eine Veränderung erfährt oder sich eine andersgeartete Lebensgemein- 
schaft einstellt, liegt auf der Hand. 

Die Ursachen der Umgestaltung der normalen Bülten in „Amei- 
senbülten“ sind unschwer erkennbar. Man weiß, daß „Kuppelbaue der 
Ameisen den Zweck haben, die Oberfläche des Nestes zu vergrößern, so 
daß sie mehr Sonnenstrahlen auffangen kann, als es bei ebener Nest- 
oberfläche möglich wäre (Gößwald 1954)“. Wie sehr muß deshalb den 
bioklimatisch so sehr benachteiligten Ameisen der Hochmoore die Ge- 
stalt der Bülte zusagen! So berichten denn auch alle Moorforscher über- 
einstimmend bei Ameisen von der bevorzugten Besiedlung der Bülten. 
Gelegentliche Nestgründungen in Toriziegeln und vermulmenden Baum- 
strünken entbehren der hochmoorartigen Ursprünglichkeit. Lockerwüch- 
sige, nach unten zu schwach vertorfte Sphagnumbülten sind weniger 
häufig besiedelt als Reiserbülten im Endzustand der Pflanzensukzession. 
Durch das von der Bültenoberfläche her vorgetriebene System von 
Kammern und Gängen werden die für Bülten erkannten physikalischen 
und chemischen Eigenschaiten auffallend verändert: Zahlreiche Nest- 
öffnungen sorgen für dauernde, steuerbare Durchlüftung des emersen 
Bültenteils. 

Der Wasserstand der Schlenken setzt sich bei Bülten, die von Ameisen 
bewohnt werden, — es handelt sich dabei fast immer um Bülten fort- 


40 


geschrittenen Pflanzensukzessionsgrades (Sphagnetum magellanici mit 
den Subassoziationen rotundifolietosum und vaginetosum, und Rhodoreto- 
Daceinietum mit den Subassoziationen magellanietosum und dem End- 
stadium mugetosum; selten werden „junge“ Bülten der Sphagnetum 
Jusci-Assoziation von Ameisen besiedelt) — in den Bültenkern hinein 
leicht konvex angehoben, fort. Darüber herrscht zwar absolut hohe 
Porenluftfeuchtigkeit nahe der relativen Sättigung, es iehlt aber pendu- 
lär und schon gar funikulär gebundenes Wasser in den Substratlücken; 
das Porenvolumen erreicht einen Wert zwischen 85—95 % (Luft!). Mit 
Erniedrigung des Wassergehalts verringert sich bekanntlich die saure 
Reaktion des Substrats. Der Bereich ana@rober Verhältnisse wird weiter 
als bei ameisenireien Bülten nach unten verschoben. Es stellen sich Pilze 
und Bakterien ein, die die an der Vertorfungsgrenze wegen des hier 
herrschenden Wassergehalts gestoppten Abbauvorgänge des Substrats 
einer Normalbülte, im Falle der trockeneren Ameisenbülte bis zur Roh- 
humusvermulmung weiterführen. So liegt der H+-Ionenkonzentrations- 
wert von Ameisenbülten in der Regel um 1 bis 1,5 Einheiten höher als 
der unmittelbar benachbarter ameisenireier Bülten gleichen Sukzessions- 
grades. (Fortsetzung folgt.) 


Kleine Mitteilung 


95. Berichtigung zur Faunistik des Argopus ahrensi Germ. (Nachrichtenbl. 

Bayer. Ent. 1962, Nr. 1, p. }). 

Wie mich Herr Mergenthaler, Regensburg, durch Herrn Breitschafter 
wissen ließ, habe ich den Fundort von A. ahrensi, den Stöcklein schwer leser- 
lich angegeben hatte, mit Arracher Höhe falsch gedeutet, denn diese besteht aus 
Urgestein und die Pflanze Clematis recta kommt dort nicht vor. Er ist der Mei- 
nung, daß die „Mattinger Hänge“ bei Regensburg gemeint sein müßten, ein den 
Regensburger Sammlern wohlbekannter Fundort, der aber auf der Karte nicht 
mit diesem Namen angegeben ist. Herr Mergenthaler, der der führende Bo- 
taniker des Gebietes ist, b>stätigt das Vorkommen der Futterpf!anze für die Mat- 
tinger Hänge und ich schließe mich deshalb gern seiner Meinung an und danke 
ihm für die liebenswürdige Richtigstellung. Wenige Tage später berichtigte mich 
auch Herr Necker, Haus Werdenfels, in diesem Sinne. 

Dr. H. Freude, Zooioz. Staatssammlung, 


München 19, Schloß Nymphenburg 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 12. März 1962. Vorsitz: Dr. W. Forster. 

Anwesend: 27 Mitglieder, 4 Gäste. 

Herr H. Fürsch hielt einen von guten Farblichtbildern begleiteten Vortrag 
über seine im vergangenen Jahr durchgeführte Studienreise nach Polen. Zusam- 
men mit dem Warschauer Coccinellidenspezialisten R. Bielawski konnte er 
dort u. a. auch das Urwald-Reservat von Bialowieza und den 214 qkm großen 
Nationalpark der Hohen Tatra besuchen. Reicher B>ifall dankte dem Vortragen- 
den für seine temperamentvollen und aufschlußreichen Ausführungen. 


Sitzung am 26. März 1962. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 13 Mitglieder, 4 Gäste. 

Herr Dr. W. Nachtigall berichtete von den Ergebni:ssn seiner Untersu- 
chungen über Bau und Wirkungsweise der Ruderbeine von Wasserkäfern. Der 
Vortragende verstand es, die teilweise schwierige Materie durch anschauliches 
Kurven- und Bildmaterial deutlich zu machen und einen Einblick in die für 
die Lösung der Aufgabe nötigen technischen Hilfsmittel zu geb:n. An der sich an- 
schließenden Diskussion beteiligten sich die Herren W. Dierl und H. Schaef- 
lein. 


595. 705%3 
4977 
Ine - 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. Mai 1962 NrT.%3 


Die Ameisen der Bülten in Hochmooren und Weihern 
Von Egon Popp 


(Fortsetzung) 


Ähnlich verändert sich durch die vielen Nestöffnungen die Zusammen- 
setzung der Bodeniuft. Schwefelwasserstoff ist nur knapp über dem 
Bülten-Grundwasserhorizont in deutlichen Spuren (weniger als 0,1 cemjl) 
nachweisbar, während in ameisenfreien Bülten gleichen Sukzessions- 
grades der Schwefelwasserstoffgehalt 0,6—8 cem/l beträgt. Bezeichnender- 
weise konnten im Lückenwasser innerhalb der Grundwasseraufwölbung 
NH,-Kationen mit „Neßler“ bestimmt werden, während weiter oben im 
Bültensubstrat kein Nachweis zu erbringen war: anscheinend ist der 
Kreislauf der Stickstoffehemie über die organische Bindung an Zellen 
der Flora geschlossen. Ameisenbülten sind also sozusagen mit einer 
Ammoniakwaschanlage ausgestattet. 

Obwohl der floristisch und faunistisch dichtbesiedelte Lebensraum der 
Ameisenbülte ein stark nach CO, verschobenes Redox-System vermuten 
läßt, ist dank der künstlich geschaffenen Belüftungseinrichtung ein nor- 
males Atmungsmilieu gegeben. Mit den, freilich groben, Analysemetho- 
den der Sauerstoff- und Kohiendioxydbestimmung war keine nennens- 


3 2 


4 
i 
4 
z 
n) 


Voilständig vermulmte Reiserbülte (Rhodoreto-V’accinietum-Ass., Subass. mu- 
getosum) mit starkem Volk von Lasius n. niger im Wampenmoos (Kirchsee) — 
Juni 1957. Südflanke der Bülte (rechts im Bild) durch Ameisen künstlich abge- 
flacht (vergrößerte Fläche für Sonneneinstrahlung). 


sumisestit  nPR1 1963 


INSTITUTION 


Pr 


42 


werte Abweichung gegenüber der Außenluft feststellbar; allerdings 
beziehen sich entsprechende Messungen auf das Lückensystem der Gänge 
und Kammern, nicht auf den Luftraum der natürlichen Poren der Zwi- 
schenwände. 

Wichtigste Ursache der Faunenabänderung in Ameisenbülten scheint 
mir in der Wirkung besonderer mikroklimatischer Faktoren zu liegen. 
Wie alle Bülten, sind Ameisenbülten einem extremereichen Expositions- 
klima unterworfen: sommerliche zenitale Insolation erwärmt die Kuppe 
ebenso stark, wie in Ausstrahlungsnächten infolge nur schütteren Bestan- 
des und auf Grund des Wärmeabflusses in die Kaltluftpfütze der 
Schlenken eine ungünstige Abkühlung eintritt. Durch einen zwar niedrig 
gehaltenen (?), jedoch dichten Reiserbestand, der auch die Flanken der 
Ameisenbülte überdeckt, wird m. E. sowohl alizustarke Insolation ge- 
schwächt, als auch der nächtliche Luftfluß an den Flanken gebremst. 
Eine zusätzliche Formgebung der Ameisenbülte durch ihre Bewohner, der- 
gestalt, daß der Bültengipfel halbkugelförmig erhöht, der Neigungswinkel 
der Flanken im allgemeinen jedoch abgeflacht wird, vereitelt nachts die 
Ausbildung eines Kaltluft-„Hutes“ über dem Gipfel, hebt den bewohnten 
Teil der Bülte über den Kaltluftsee der Schlenkenumgebung hinaus, be- 
wirkt aber auch, daß der Warmluftgürtel der Flanken auf einer 
größeren Fläche zu lagern kommt. während bei Sonnenstrahlung die 
langzeitige Schattenlage steiler Flanken durch eine Verebnung sehr ver- 
kürzt wird und damit einzelne Bültenteile gleichmäßiger temperiert 
erscheinen. Tagestemperaturmessungen an einer Ameisenbülte bestätigen 
obige Überlegungen. Meßreihen in zwei Bültenebenen vertiefen den Ein- 
druck der Flankenbegünstigung während eines sommerlichen Einstrah- 
lungstages: nirgends an der Bülte kommt eine starke Tagesexzentrik 
der Stundenringe zustande. Selbst die Tagestemperatur des Bültenkerns 
ist im Gegensatz zu der der Reiserbülten auffallend ausgeglichen: an 
einem C-Tag (30. 9. 56: Wetterphase 4 n f - bis auf geringe hohe 
Bewölkung wolkenlos und durchgehend sonnig, starke Tageserwärmung, 
die abends zurückgeht, jedoch starke Feuchtezunahme; wärmer als am 
Vortag) liegt die Maximaltemperatur des Bültengipfels in 2 cm Tiefe 
um 4° tiefer als die der bodennahen Luftschicht in 1 m Höhe (23°), die 
Temperatur des Bültenkerns in 15 em Tiefe jedoch nur um 5° tiefer. 

Die Meßwerte zu gleicher Zeit liegen bei einer ameisenfreien Reiser- 
bülte der Rhodoreto-Daceinietum-Assoziation am Bültengipfel um 1° 
höher als die Temperatur der bodennahen Luftschicht in 1 m Höhe, im 
Bültenkern in 15cm Tiefe um 5° tiefer. Ameisenbülten sind also rela- 
tiv kühler als ameisenfreie Bülten gleichen Typs; die Temperaturbreite 
beträgt dort 1°, hier jedoch 6°. 

Das Temperaturminimum der vorhergegangenen Nacht, das in der 
bodennahen Luftschicht in 1 m Höhe 6°, in der Kaltluftpfütze der 
Schlenke neben der Ameisenbülte gar nur + 1° betrug, konnte den 
Wärmevorrat der Versuchsbülte nur wenig erschöpfen (Vermoderungs- 
wärme?): in 2 cm Tiefe unter dem Bültengipfel wurden 15°, in 15 cm 
Tiefe 17° Minimum gemessen. 


Die Arten der Bültenameisen: (det.: W. Kloft und W. Kirchner, 
Würzburg) 


Myrmica laevinodis Nylander 


Verbreitung: Holarktisch. Hygrobiont. Nach Peus (1928) eine sehr an- 
passungsfähige Art, die in Hochmooren alle Biocönosen bewohnt: Torf- 
ziegel, Sphagnum-Bülten, die Erica-Hochfläche und Torfstichränder. 


43 


Fundort: Bülte der Sphagnetum magellaniei-Ass. im Rothfilz (Schon - 
gau) - 9. 8. 56. - Wenig starkes Volk, das wahrscheinlich diese Bülte 
erst im Untersuchungsjahr besiedelt hatte. In die lockerwüchsige Sphag- 
numbülte sind besonders im feuchteren Bültenkern Gänge und Kam- 
mern gebaut, die mit zerbissenen Sphagnen tapeziert sind. Die Gänge 
sind auffallend schmal und hoch gebaut. 


Myrmica ruginodis Nyl. var. ruginodo-laevinodis Forel 


V: Holarktisch. Nach Stitz (1914) und Gößwald (1954) auf härte- 
ren, trockenen Böden. Von Peus im feuchten Torf des Stichgebiets 
gefunden. Skwarra (1929) traf sie in Randgebieten der Zehlau in 
„Mooskuppen“. 

F: Bülte der Sphagnetum magellaniei-Ass. im Tannenbachfilz (Staffel- 
see) - 9. 8. 56 - Einzeltier, über dessen Aufenthalt in einer unvertorften 
- Sphagnum-Bülte sich nichts aussagen läßt. 


Myrmica scabrinodis Nylander 


V: Eurasien. Sehr zahlreich in estländischen Mooren (Dampf 1924). 

F: Bülte der Sphagnetum fusci-Ass. und Bülte der Sphagnetum ma- 
gell.-Ass., Subass. vaginetosum im Überlingalm-Moor (Lungau) - 
17. 9. 56; Bülte der Rhodoreto-Daccinietum-Ass., Subass. mugetosum im 
Filzmoos (Koralpe) - 19. 9. 56. - Wurde nur in österreichischen Hoch- 
mooren angetroffen. Dort sowohl in ziemlich feuchten, dichten Sphag- 
num-Bülten, aber auch in Reiserbülten, entsprechend der allgemeinen 
Beschreibung der Ameisenbülten. Die Populationen der Bülten schienen 
mir nicht sehr zahlreich. Polydome, einfache Nester. 

Bevorzugt trockene, steinige Gebiete mit dürftigem Pflanzenwuchs und 
sonnige Hänge (Stitz 1939). Nach Donisthorpe (1927) an feuchten 
Stellen auf Wiesen und auf Mooren in sehr nassem Sphagnum. Als Moor- 
bewohner wurde die Art vonStaercke (1928) in niederländischen Moo- 
ren, vonEscherich & Ludwig (1906) im Elsaß, von Schubert (zit.: 
Stitz 1939) im Altvatergebirge und von Skwarra in der Zehlau fest- 
gestellt. „Im Süden ist sie mehr Bergbewohner, erreicht aber nicht die 
Region der Nadelwälder (Stitz 1939)* - vgl.: Bültenfunde (Filzmoos 
1450 m, Überlingalm-Moor 1730 m hoch gelegen!). 


Lasius flavus Fabricius 


V: Mitteleuropa, Kleinasien, Sibirien; fehlt im hohen Norden. Ist, 
weniger weit verbreitet als L. niger, auf trockenem und feuchtem Boden 
anzutreffen. Auf Mooren werden häufig Moosnester in Bülten gebaut 
(Skwarra 1929). 

F: Bülte der Rhodoreto-Daccinietosum-Ass. im Rothfilz (Schongau) - 
9, 8. 56 - Nest (mit geflügelten 99) im ganzen emersen Bereich einer 
Reiserbülte der beginnenden IIl-Assoziation. Unter den schütter stehen- 
den Erica- und Daceinium vitis idaea-Reisern auf aperen, nackten Torf- 
flächen der Bülte zerbissene Sphagnum-Blättchen gleichmäßig ca. 1 cm 
dick aufgestreut, die dauernd feucht sind, da sie bis zum Schlenken- 
wasser hinabreichen (vgl.: Skwarra 1929). Flavus-Bülten wurden nur 
im Rothfilz festgestellt und sind auch dort sporadisch verbreitet. 


Lasius (Dendrolasius) fuliginosus Latreille 


V: Eurasien. In Deutschland überall an mehr trockenen Stellen, doch 
auch in Gelände mit feuchtem Untergrund anzutreffen. Von der Hoch- 
fläche der Hochmoore werden keine Nester von fuliginosus angegeben. 


44 


F: Bülte der Rhodoreto-Daceinietum-Ass. im Tannenbachfilz (Staffel- 
see) - 9. 8. 56 - Einige Tiere im Nest von Raptiformica sanguinea Latr. 
(s. dort). Nach Kloft (briefl. Mitt.) ohne Beziehung zu Raptiformica \?). 


La:ius niger niger L. 


V: Eurasien. Sehr anpassungsfähig an verschiedene Örtlichkeiten. In 
der Art, ihre Wohnungen aufzusuchen, hat die Spezies „eine Ähnlichkeit 
mit Unkrautgewächsen (Ruzsky)“ Sie ist Mitglied der Mulm-, Rin- 
den- und Moosbiozönose (Skwarra 1929). 

F: Bülte der Sphagnetum magellanici-Ass., Subass rotundifolietosum 
im Wampenmoos (Kirchsee) - 10. 4. 56; Bülte der Rhodoreto-Daceinie- 
tum-Ass., Subass. magellanietosum im Bernried (Starnberger See) - 
27. 7. 56 und Bülte der Abb. - Die nach Stitz in süddeutschen Mooren, 
angeblich seltene und nur in der trockenen Torfzone vorkommende Art 
wurde als häufigste Hochmoorbültenameise angetroffen. Reiserbülten 
werden reinen Sphagnum-Bülten deutlich vorgezogen. Gänge und Kam- 
merwandungen sind durch kurze Pilzhyphen verfestigt. Immer ist ein 
natürlicher Damm, wenigstens sehr nasses Sphagnum als Verbindung 
zum „Land“ über die Schlenken vorhanden (Voraussetzung für die Be- 
siedlung einer Bülte?). Die Bültenoberfläche ist mit weißlichem Mehl 
zerbissener Sphagnum-Blättchen bis zu 2cm dick überpudert, dazwischen 
wachsen Reiser, besonders Calluna und Daceinium oxycoccus mit frisch- 
grünen, kurzen Trieben! Besiedelte Bülte mit abgeflachter Flanken- 
breite nach SSE orientiert. Beobachteter Hochzeitsflug über Bülte ım 
Bernried. 


Lasius alienus Foerster 


V: Eurasien, doch weniger hoch im Gebirge (Forel 1874). Wärme 
und Trockenheit liebende Art des Heidelandes, der Sandgebiete und 
Dünen und des felsigen Odlands. Kulturland und Boden mit reichlichem 
Pflanzenwuchs werden gemieden. Nach Skwarra (1929) moorumwoh- 
nende Art. 

F: Bülte des Magnocarieion elatae-Verbands in einem Teich südlich 
Fürstenfeldbruck - 22. 8. 56 - In einer Individuenzahl von ca. 60 Tieren 
im Wurzelwerk des Kopfbewuchses einer Weiherbülte. Diese hat keine 
Land-Verbindung zum Ufer (Entfernung vom Ufer 24 m!). Im lockeren 
Moosicht und Unterwuchs keine Nestanlagen feststellbar. An der glei- 
chen Bülte vereinzelte Vorkommen von Formica gegates Latr. (Hilfs- 
ameise? - s. dort). 


Formica (Raptiformica) sanguinea Latreille 


V: Eurasien. In der Anlage ihrer Nester sehr anpassungsfähig: Wald- 
lichtungen, Heideland, dürftig bewachsene Wiesen und Grasböschungen, 
aber auch Moorgebiete. Koloniegründung durch Adoption (Aufnahme 
eines befruchteten 9 in einer fremden Kolonie der eigenen Art), durch 
Puppenraub, durch Allianz und durch Nesteroberung. Letztgenannte 
Weise wird von Skwarra (1929) für die moorbewohnende sanguinea 
angegeben: sie besetzt durch Geflügelte (nicht volkweise!) aus Moor- 
randgebieten unter Wechsel der Hilfsameisen (F. picea statt Jusca!) 
deren Bültennester und ändert diese Wohnbülte bis zur Zerstörung ab. 

F: Bülte der Rhodoreto-Daceinietum-Ass. im Tannenbachfilz (Staffel- 
see) - 9. 8. 56 - Stark mit Callune vulgaris verheidete, ziemlich trok- 
kene Bülte, die in ihrem Kernteil vollständig miniert war (begrenzt an- 
gelegte Minierbaue, die, wie Skwarra beschreibt, durch das Absterben 


45 


der Pflanzen im Nestteil eine Einsenkung von der Oberfläche her er- 
fahren, sind in den untersuchten Hochmooren nicht zu beobachten; nach 
den Maßangaben der Autorin handelt es sich auf der Zehlau in einem 
solchen Fall um flache, große Bülten). Hohlräume und Gänge des 
Nestes sind sehr weit angelegt und auffallend fest verfilzt. 

Im Nest fanden sich Hilfsameisen von Formica rufibarbis Fabr., und 
Lasius juliginosus Latr.; ihr Abundanzverhältnis zur Herrenart — 
100 :15:6. 

Die Bülte wurde im Winter von sanguinea nicht verlassen. Ende 
Februar 1957 konnte ich eine deutliche Verdichtung des Volkes etwa im 
mittleren Kern-Bereich der Bülte feststellen. 


Formica (Serviformica) gagates Latreille 


V: S-Europa bis Kleinasien. In S-Deutschland häufig (Gößwald: 
mittleres Maintal: Hölidobier: Moränengebiet zwischen Starnberger 
und Ammersee, auch im Eßseemoor). Meidet trockene, stark besonnte 
Stelien. Erdnester unter Steinen, zwischen Wurzeln und in morschen 
Baumstümpfen. 

F: Mit etwa 10 Tieren im Unterwuchs einer Weiherbülte (wie Lasius 
alienus). Eher eine Verwehung der Tiere möglich, die auf Bäumen die 
Ausscheidungen von Blattläusen auisuchten. 


Formica (Serviformica) rufibarbis Fabricius 


V: Eurasien ohne äußersten S und N. Erdeinzelnester an offenen, 
trockenen und warmen Stellen. Auch moorumwohnend. 

F: Bei Formica sanguinea als Hilfsameise (s. dort). Da sie als Um- 
kreisart der Hochmoore gilt, ist ihr Auftreten bei F. sanguinea an Stelle 
der nicht aufgefundenen F. picea Nyl. bemerkenswert. 


E 
Zusammenfassung: 


Beste Möglichkeit zur Hochmoorbesiedlung der Ameisen bieten Bülten. 
Wie sich das Bodenfaunenleben der Hochmoore überhaupt sehr in Bülten 
abspielt, bevorzugen auch Ameisen, neben der Besiedlung der Krüppel- 
kiefern, diesen, über die unzuträgliche Durchnässung hinausgehobenen 
Lebensraum. 

Regelbare Insolationseinwirkung ermöglicht im Verein mit dauerndem 
kapillarem Wassernachschub von den Schlenken her, ein optimales, 
feucht-warmes Milieu, das für eine schnelle Entwieklung der Brut in 
dem kurzen Moorsommer notwendig ist. Eine haufenbauende Selbsthilfe 
der Formica rufa-Gruppe etwa, scheidet aus Mangel an Fremdmaterial 
aus. 

Mit der Pflanzensukzession der Bülten geht eine Sukzession der 
Ameisenarten in der Besiedlung einher: durch ihre Miniertätigkeit wer- 
den Sphagnum-Bülten zunächst erhöht, jedoch der Verheidung beschleu- 
nigt zugeführt. Wenn auch für kurze Zeit durch oberflächige Aufschich- 
tung von Blattmaterial das Wachstum des Polytrichums eingeschränkt 
wird, führen bessere Durchlüftung und Austrocknung zu einer endgül- 
tigen Verheidung, die dann keinen Raum mehr für die bisherigen 
Ameisenarten hat: Formica-Arten müssen Lasius niger und Myrmica- 
Arten Platz machen. Im Erosionszustand aber unterliegt die Reiserbülte 
den seitlich hochstrebenden Torimoosen; — es beginnt mit der neuen 
Sukzession einer Bülte die neue Besiedlungsfolge durch Ameisen . 

Lebensnotwendige Beutezüge der Ameisen sind durch die Inselnatar 
der Bülten erschwert. Immer sind, wenn nicht direkte „Dämme“ ver- 


46 


binden, Grashalme, die sich unter der Last des Tieres zur Bülte neigen, 
das Gerank von Zwergsträuchern oder liegenden Ästchen als Brücken not- 
wendig. Doch sind diese Fragen noch keineswegs genügend erforscht. 

Die Überwinterung der Bültenameisen geschieht, wie auch Skwarra 
ausführlich darlegt, durchaus in „Sommerbülten“. Anscheinend werden 
niedrige Temperaturen bei genügend feuchter Umgebung leicht ertragen 
(vgl.: Skwarra 1929: Versuch mit F. uralensis). 


Schrifttum 


Dampf, A.: Biol. Notizen üb. estländ. Hochmoorameisen. — Z. Kde. d. estl. 
Hochmoorfauna III. — Beitr. z. Kunde Estlands X, 4, 1924. 

Donisthorpe, L.: British Ants, their Life-History and Classification, — 
London, 3. Aufl., 1927. 

Escherich, K. & Ludwig: Beitr. z. Kenntn. d. Elsäß. Ameisenfauna. — 
Mitt. philomat. Ges. Elsaß-Lothr. 3, 1906. 

Forel, A.: Les Fournis de la Suisse. — Genf 1874. 

Gößwald, K.: Unsere Ameisen, I, II, — Kosmos, Stuttgart 1954. 

Henriksen, K. L.: De europaeiske Vandsnyltehvespe og deres Biologi. — 
Ent. Meddel. 12, 1918—19. 


Peus, F.: Beitr. z. Kenntn. d. Tierwelt nordwestdeutscher Hochmoore. — Z. 
Morph. u. Ökol. Tiere 12, 1928. 

Skwarra, E.: D. Ameisenfauna d. Zehlaubruches. — Schr. Physik.-ökon. Ges. 
Königsberg 66, 2, 1929. 

Staerke: Överzicht van de nesten der inlandsche Mieren. — Natura (Breda) 
1928. 


Stitz, H.: Ameisen, in: D. Insekten M-Europas, II, 2; Stuttgart 1914. 


Anschrift des Verfassers: 


Dr. E. Popp, Zoolog. Staatssammlung, München 19, Schloß Nymphenburg 


Orthopterologische Beiträge IV 
Von Kurt Harz 


Zur Revision der Gatiung Antarius Br. 


Am 9. 9. 61 erhielt ich von Major a. D. Emil Hölzel, Klagenfurt, 
3 Pärchen einer Antarius-Art zugesandt. Ein @ davon war tot und bereits 
von den anderen etwas angefressen, die übrigen Tiere aber munter. Da 
sie in manchem, vor allem aber durch einen in der Literatur nirgends er- 
wähnten feuerroten Bauch von den Beschreibungen des A. difformis Br. 
abwichen, der Fundort in den Karawanken auf den Schotterhalden und 
Karen der sogenannten Graschischtsche in 700— 1000 m Höhe ü. M. auch 
recht isoliert ist (Hölzel [briefl. 1961] suchte auf den wenigen bekann- 
ten Fundorten [s. w. u.] Kärntens fast 20 Jahre vergeblich nach A. dijor- 
mis!), bestand die Möglichkeit, daß es sich um eine Rasse von difformis 
handle. Um dies zu klären, waren eingehende Untersuchungen nötig. Für 
die freundliche Überlassung von Material danke ich bestens Herrn Prof. 
Dr. M. Beier, Herrn Dr. K. K. Günther, Herrn W. Richter, dem 
Natur-Museum Senckenberg, Frankfurt a. Main, dem Naturwissensch. 
Museum Klagenfurt, dem Naturhist. Museum Wien, dem Staatl. Museum 
f. Naturkunde Stuttgart und dem Zoologischen Museum der Humbold- 
Universität zu Berlin. Ganz besonders herzlich aber danke ich meinem 
lieben Kollegen Hölzel, der mir durch die Zusendung der lebenden 
Tiere, die ich z. T. bis 2. 10. hielt, auch ermöglichte, die Biologie der Art 
dijformis etwas zu klären. ü 


47 


Einzelne Stücke der untersuchten 25 Tiere hätten leicht dazu verleiten 
können, eine neue Rasse oder gar Art aufzustellen, wie dies ja sz. bei 
A. brunneri Kr. geschah, die sich nach Rammes und nun meinen Un- 
tersuchungen als nicht haltbar erwies. Zeigten sich bei einem Stück be- 
merkenswerte Abweichungen, so ergab der Vergleich mit anderen, aus 
dem gleichen Gebiet, immer wieder gleitende Übergänge, oder es zeigte 
sich, daß Abweichungen, etwa der Subgenitalplatte, auf Verziehen wäh- 
rend des Trocknens, oder Farbwechsel auf längeres Liegen in einem 
Konservierungsmittel oder dem Tötungsglas zurückzuführen seien, und 
daß eben die Variationsbreite der Art recht groß sei. Im folgenden sei 
nun — um das richtige Ansprechen künftiger Funde zu erleichtern — 
eine ausführliche Beschreibung der Art sowie von A. pedestris und teil- 
weise auch A. hispanicus gegeben, die auch einer künftigen Revision der 
gesamten Gattung dienen möge. 


Antaxius difformis Br. 


Grundfarbe (vom lebenden und konservierten Tier, bei den folgenden 
nur von präparierten Stücken): Bis auf die Unterseite hell- bis dunkel- 
graubraun. Kopf häufig dunkel marmoriert, hinter den Augen ein — sel- 
ten fehlender — dunkelbrauner bis schwarzer Fleck, der oben durch eine 
helle Linie begrenzt wird. Bei präparierten Stücken ist die Stirn zuweilen 
ganz hell und jederseits nur mit je einem symmetrisch angeordneten 
Punkt und Strich verziert. Fastigium etwa so breit wie das 1. Fühlerglied, 
meist leicht eingesenkt oder mit einer Längsfurche versehen, die zuweilen 
in einer hellen Längslinie, die sich über den ganzen Scheitel zieht, ein> 
Verlängerung findet; Fühler doppelt so lang wie der Körper, braun bis 
rotbraun; Taster vor dem distalen Ende mit dunklem Ring. Pronotum 
hinten gerade abgestutzt, Seitenkanten vorn meist ein kurzes Stück leicht 
nach hinten konvergierend, dann bis zum Hinterrand divergierend, Mit- 
telkiel hinten deutlich hervortretend, zuweilen samt der Metazona etwas 
aufgebogen, auch vorn häufig deutlich, dazwischen ist die Prozona manch- 
mal leicht aufgewölbt und der Mittelkiel ist auch hier gut zu erkennen, 
nur leicht angedeutet, nur bei guter seitlicher Beleuchtung zu sehen, nur 
durch eine helle Längslinie markiert oder ganz fehlend; Seitenlappen 
braun bis schwarz, doch ist diese Färbung zuweilen in Flecken aufgelöst 
oder auch nur noch auf den hinteren oberen Teil des Seitenlappens be- 
schränkt, wo sie als dreieckiges Fleckchen erscheint; der dunkle Seiten- 
lappen ist unten breit rahm- bis gelblichweiß gerahmt, gegen den Hinter- 
rand wird diese helle Randbinde schmaler. Prosternum mit kaum ange- 
deuteten, warzenförmigen oder deutlichem spitzem bis stumpfem Dörn- 
chen jederseits; wie die anderen Sterna des Thorax bis auf die gelben, 
Randlappen orangerot bis gelblich oder auch gelbbraun. Thorakalstigma 
langoval, 1,29—1,85 mm lang, am hellen Innenrand warzig gekörnt und 
behaart, sein Oberrand ist nur leicht vom Seitenlappen des Pronotums 
bedeckt, sein Unterrand liegt tiefer als dessen Unterkante. Pleuren meist 
dunkel gefleckt. Abdomen meist bis zum Analtergit (dieses je nach dem 
Zustand nach dem Trocknen fast ganzrandig bis ausgerandet, beim le- 
benden Tier leicht ausgerandet) in der Mitte gekielt, an den Hinterrän- 
dern der Terga häufig mit hellen kleinen Punkten und Fleckchen, da- 
zwischen auch mit dunkleren Pünktchen, an den Seiten an den ersten und 
häufig auch den letzten Terga dunkler gefleckt. Bauch bis auf die gelbli- 
chen Sterna leuchtend orangerot. Merkwürdiger Weise ist diese auffal- 
lende Färbung seither nicht angeführt worden; vielleicht handelt es sich 
dabei um eine Reifefärbung, daß also jüngere Imagines einen gelblichen 


48 


Bauch haben. Eine immer intensivere Rotfärbung bei zunehmendem Le- 
bensalter (bei 5'0’ glich sie zuletzt dem Rot einer Blutorangenschale) 
bestärkte diese Annahme. Immerhin ließen aber auch präparierte Stücke 
eine frühere Rotfärbung des Bauches vermuten. Subgenitalplatte Q und 
o' gelb oder bleich, beim 5 meist dunkel gerandet, seicht oder tiefer 
dreieckig ausgerandet (Fig. 2), Styli sehr kurz (0,2 mm) bis lang (0,6 mm) 
selbst bei Tieren vom gleichen Fundort; beim 9 im Umriß dreieckig 
(Fig. 3), am Apex dreieckig ausgeschnitten, Seitenlappen dreieckig, Mit- 
telkiel zuweilen angedeutet, an den Seiten der Basis + grubeniörmig 
vertieft. Gerei 5’ (Fig. 4) nach innen in eine gedrungene Platte erweitert, 
deren Endzahn nach innen gegen die Grenzlinie zwischen Supra- und 
Subanalplatte weist, die des 9 spitzkegelig. Legeröhre leicht gebogen, 
hell- bis dunkelbraun. Elytren 5 schuppenförmig, micropter, gelblich, 
am Außenrand und häufig auch an der Basis dunkel, am Innenrand vor 
der Basis mit abgerundetem Vorsprung, distal dahinter mit Ausrandunz>, 
die nur selten kaum angedeutet ist oder ganz fehlt; beim © sind es rund- 
liche, kleine Schuppen, die seitlich liegen (squamipter), bei den Stücken 
vom neuen Fundort in Kärnten und 1 9 von Hermagor sind sie jedoch nur 
/» bis Y; Elytrendurchmesser voneinander entfernt (sonst fast 1 bis 2 
Elytrendurchmesser). Ich glaube jedoch nicht, daß dieser Umstand dazu 
berechtigt, für Kärnten eine neue Rasse aufzustellen, denn es werden 
sich beim Vorliegen größerer Serien Tiere finden, die wie bei A. hispa- 
nicus ausgesprochen sqamipter bis mieröopter sind. Vorder- und Mittel- 
schenkel graubraun bis hellbraun, dunkel gescheckt, an der Basis der 
Schenkel schwarz gefleckt, Hinterschenkel ventral an der Innenseite ohne 
Dörnchen, ventral geblich, dorsal an der Basis mit einem schwarzen 
Fleck, auf der Keule lateral außen und innen mit schwarzem Länsgsstreif, 
der sich distalwärts in Querstriche auflösen kann. Der freie Sohlenlap- 
pen der Hintertarsen etwa halb so lang wie das 1. Glied derselben. 99 
sind im Ganzen häufig heller als 55, was bei diesen schwarz, ist bei 
ihnen nicht selten bloß dunkelbraun. Der Titillator (Fig. 1), am Dorsal- 
lappen befestigt, weicht nicht nur von jenen anderer Gattungsangehöri- 
ger, sondern auch stark von jenen der meisten Tettigoniidae-Angehörigen 
ab. Es handelt sich dabei um eine in der Mitte verbundene, auf den Sei- 
ten gewölbte Spange, die an den distalen Enden 1, seltener 2 bis 3 Dörn- 
chen trägt. Die biegsame Spange ist hohl und nur z. T. dunkelbraun pig- 
mentiert. Dieser Titillatorbau weicht derart vom Gattungstyp A. (Locusta 
Fabr. 1787, 1793, Pterolepis Fisch. 1853) pedestris Fabr. 1787 ab, daß es 
berechtigt ist, für difformis und andere Arten mit gleicherweise ausge- 
bildetem Titillator eine eigene Untergattung aufzustellen. Ich benenne sie 


Hoelzeliana nov. subgen. 


nach meinem verehrten, lieben Kollegen Herrn Major a. D. Emil Höl- 
zel. Ein Abtrennen von der Gattung ist nicht berechtigt, da genügend 
verbindende Merkmale zu den anderen Angehörigen derselben vorhanden 
sind. (Fortsetzung folgt) 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 9. April 1962. 


Anwesend: 23 Mitglieder, 1 Gast. 

Der Abend diente dem Gedankenaustausch unter den Mitgliedern und besch'!oß 
die offiziellen Veranstaltungen des Wintersemesters. 

Während der Sommermonate treffen sich die Mitglieder jeweils am Montag, 
20 Uhr, in der Gaststätte „Zum Klaussner“, München 2, Salvatorstraße 3, zwang- 
los an einem Stammtisch. 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. Juni 1962 Nr. 6 


Bemerkungen über Hemerobius handschini Tjeder. 
(Neuropt., Planipennia) 


Von Horst Aspöck 


Nach mehreren von W. Eglin im Schweizer Nationalpark aufgefunde- 
nen Exemplaren beschrieb Tjeder 1957 Hemerobius handschini. Der 
Beschreibung lag neben den Schweizer Tieren 1 5’ aus Bologna zu Grun- 
de. (Holotype: &, Il Fuorn, Schweizer Nationalpark). 

Die Vermutung, daß die Art eine weitere Verbreitung besitzt, wurde 
kürzlich bestätigt, als es mir dank der Freundlichkeit von Herrn Dr. J. 
Klimesch (Linz), Herrn K. Kusdas (Linz) und Herrn G. Thei- 
schinger (Linz) möglich war, von ihnen gesammelte Neuropteren zu 
untersuchen. 

Unter dem Material befanden sich 5 55 von Hemerobius handschini: 
Nordtirol, Nordkette, 1800 m, 15. VI. 1949, und 16. VI. 1949, Klimesch 
leg. 

Salzburg, Hofgastein, Schloßalm, 2000 m, 6. VIII. 1961, Kusdas leg. 
Salzburg, Golling, Bluntautal, 500 m, 5. IX. 1961, Theischinger leg. 
Niederösterreich, Karlstift, Moore, 1000 m, 24. VII. 1955, Klimesch 
leg. 

Die Determination wurde durch Untersuchung des Genitalapparates 
durchgeführt, doch stimmen die Tiere auch in anderen Merkmalen (Fär- 
bung der Flügel und des Kopfes) im wesentlichen mit den von Tjeder 
beschriebenen gut überein. 

Immerhin weisen die Tiere aus Tirol ein schwach rötliches, aber 
deutlich sich abhebendes Pterostigma auf, während es bei den anderen 

Exemplaren der Färbung der übrigen Flügelmembran völlig gleich ist. 
E Von dem nahestehenden Hemerobius nitidulus Fbr. kann H. handschi- 
ni leicht durch die Genitalarmatur des 5, im besonderen durch die ver- 
schiedene Ausbildung der Ektoprokte unterschieden werden, deren un- 
tere Äste bei letztgenannter Art bedeutend schmäler als bei H. nitidulus 
sind und dadurch auch länger erscheinen. (Bei handschini etwa 3Y>mal, 

bei nitidulus höchstens 2mal so lang wie breit.) 

Als sehr gutes Unterscheidungsmerkmal eignet sich weiters die Be- 
haarung der Ektoprokte, vor allem jene am Apex des unteren Astes, die 
bei handschini wesentlich schwächer als bei nitidulus ausgebildet ist. 

Hingegen ist — was die mir vorliegenden 5 55’ handschini und zahl- 
reichen nitidulus betrifft — die Ausbildung des Gonarcus und der Para- 


AD A wert APR1 1963 


n 1 
Stiinov: 


E: wnarimuiidh 


50 


meren weniger konstant und, wie mir scheint, nicht in allen Fällen als 
eindeutiges Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten zu werten. 

Hemerobius nitidulus ist in Europa weit verbreitet und mir auch aus 
Tirol (Nordkette bei Innsbruck, bis 1000 m ca.), Salzburg (Pfarrwerfen 
500 m, 1. IX. 1961, Gaisberg-Judenbergalpe, 735 m, 12. X. 1961, Mair - 
huber leg.) und Niederösterreich (Dürnstein, Wachau, 14. V. 1951, 
Klimesch leg.) bekannt. 

Zu erwähnen ist, daß in den Alpen ebenso, wie es Tjeder von Schwe- 
den angibt, H. nitidulus bisweilen und vor allem an höher gelegenen Lo- 
kalitäten eine sehr dunkel pigmentierte bis völlig schwarze Frontalfläche 
aufweist (in der Regel hellbraun) und somit in diesem Merkmal, das für 
H. handschini stets typisch zu sein scheint, nicht immer von letzterer 
Art zu trennen ist. 

Ähnliches kann hinsichtlich der Färbung der Flügel gesagt werden, 
die sich bei nitidulus beträchtlich dem dunklen Braun der Flügel von 
handschini nähern kann, wobei in solchen Fällen das Pterostigma nur 
schwach erkennbar ist. 

Durch die genannten Funde erweitert sich die Verbreitung von Heme- 
robius handschini bedeutend ostwärts, sie ergibt aber ein noch recht 
merkwürdig aussehendes Bild, dessen historische Zusammenhänge mir 
bisher undurchsichtig erscheinen. 

Es ist zu vermuten, daß die Art angesichts der Ähnlichkeit mit H. niti- 
dulas vielfach verkannt worden ist. Eine Revision da und dort sich befin- 
dender zweifelhafter ‚nitidulus‘ könnte noch weitere H. handschini unse- 
rer Kenntnis zuführen und mithelfen, die Verbreitung der Art zu klären. 


Literatur: 


Tjeder, Bo: A new European Hemerobius (Neuroptera). Ergebn. wiss. Unters. 
d. schweiz. Nationalparks, V, 1957. 


Anschrift des Verfassers: 
Horst Aspöck, Linz/Donau, Weissenwolffstraße 6 


Orthopterologische Beiträge IV 


Von Kurt Harz 


Zur Revision der Gattung Antazius Br. 


(Fortsetzung) 


Die Maße (wie bei den Folgenden: Elytren vom Austreten unter dem 
Pronotumseitenlappen bis zum Apex, Hinterschenkel von der Trennungs- 
linie zum Trochanter bis zum Apex, Legeröhre von der Basis der Ober- 
seite bis zum Apex; in Klammer sind dahinter die Angaben Brunner 
von Wattenwyls gesetzt): Körper @ 14,8—20 (19—22) mm, 5 15,7 bis 
19 (18—19) mm, Pronotum Q 4—4,6 (4,5—5) mm, 3’ 3,8—4,6 (4,5) mm, 
Elytren @ 1,1—1,9 (1,8—2) mm, 5 4,2—5,5 (6) mm, Hinterschenkel 9 
15,1—17 (16—18) mm, 5 13,7—14,9 (15) mm, Legeröhre 10,1—12,6 (11 
bis 12) mm. 

Biologie: Es sind recht flinke Tagtiere, die rasch laufen und Sprün- 
ge bis ca. 50 cm Weite (ist der Sprung schräg nach unten gerichtet auch 
bis 80 cm) ausführen können. Bei Verfolgung folgt eine Reihe Sprünge 
rasch nacheinander oder (Hoelzel briefl. 1961) sie verschwinden, mehr 
laufend, blitzschnell zwischen Geröll oder im Bodenbewuchs. Auch Ram - 
me führt bereits den Fund von 1 5 und 2 92 unter Steinen an; mögli- 


EU EEE N 


ee 


51 


cherweise ziehen sich die Tiere dorthin sowie in Felsspalten, auch bei 
kühlerer Witterung, zurück. Die Nahrung besteht in Freiheit wohl über- 
wiegend aus nicht hart gepanzerten Insekten und deren Larven. Hoel- 
zel (briefl. 1961) beobachtete, wie 55' von 992 verzehrt wurden, In 
Gefangenschaft wurden gern bis 3 cm lange Erdeulenraupen angenom- 
men und auch tote oder nicht mehr voll aktionsfähige kleinere Feld- 
heuschreeken verzehrt. Auch aufgeschnittene Möhrenwurzeln, Löwen- 
zahnblätter und Haferflocken wurden verspeist. Die Stridulation besteht 
aus je 5 (selten 4—3) hell silbrigen Lauten, die zu einem Vers von rund 
einer halben Sekunde Dauer aneinandergereiht werden; der Vers kann 
auch von einem stoßenden Laut „rrrr“ eingeleitet werden, der durch an- 
fängliche kleinschlägige Flügelbewegungen erzeugt wird. Er klingt dann 
wie „rrrrzszszszszs“; bleiben die Elytren erhoben, folgt ein normaler 
Vers „zszszszszs“, der sonst bei gleich anfänglich großer Amplitude der 
Elytren erzeugt wird. Der Gesang beginnt am Morgen und erstreckt sich 
bei schönem Wetter lebhaft über den ganzen Vormittag; bei + 18°C fol- 
gen sich die Verse mit 5—6 Sekunden Abstand, mit zunehmender Tem- 
peratur folgen sie sich immer rascher, und im prallen Sonnenschein sind 
sie manchmal nur durch Pausen von einer halben Sekunde getrennt. 
Nachmittags nimmt die Neigung zum Zirpen ab und abends und nachts 
wird selbst bei Temperaturen von + 22—26°C nur ab und zu einmal ge- 
zirpt. Bei trübem, kühlem Wetter, sind die 55 gleichfalls fast ganz 
still. Bei den Lautäußerungen kann das 5’ sitzen oder auch umhergehen. 
oc’ regen sich gegenseitig zum Singen an; bis 60 und mehr Minuten 
singen sie nebeneinander her, ohne jedoch immer genau in die Pause des 
Partners zu zirpen. Eins von ihnen kann auch 2—3mal hintereinander 
stridulieren, bis das andere wieder einfällt. Zuweilen fallen die Laute 
auch zusammen. Je näher sie einander sitzen, um so öfter überlagern 
sich — offenbar infolge der gesteigerten Erregung und des rascheren 
Vortrags — die Laute. In halb hängender Stellung, etwa auf einem 
Grashalm, gerät der Körper beim Vortrag von Versen mit „Anlauf“, 
d. h. den erwähnten, kleinschlägigen Elytrenbewegungen, ins Zittern. 
Dieses Zittern geht vor dem 2 in wiederholte, rüttelnde Bewegungen des 
Körpers über, bei denen es auch Zirpen kann, doch ist dieses Zirpen 
kürzer als beim gewöhnlichen Gesang, der silberne Beiklang fehlt; oft 
ist es nur das oben angeführte, einleitende „rrrr“ oder ein ihm verwand- 
ter Laut von ca. !/; Sekunde Dauer, bei dessen Erzeugung die Elytren 
kaum angehoben werden, und der etwa mit „zrrz“ umschrieben werden 
kann. Bei der einmal beobachteten Paarung betastete das @ nur den 
Rücken des 5 und stieg dann, ohne diesen zu benagen, auf; das 5 er- 
faßte darauf, wie üblich, die Subgenitalplatte des 9, zog sie herab und 
stülpte seinen Genitalapparat aus, den es hierauf rhythmisch vor und zu- 
rückzog. Das © saß dabei völlig ruhig auf ihm. Nach 2 Minuten erschien 
die Spermatophore, nach 3Y/; Minuten begann das 2 den Abdomenrücken 
des 5’ zu benagen, wobei es vom 5’ mit den Cerci immer weiter nach 
hinten gezogen wurde; nach 4 Minuten streckte sich das 5' wieder ge- 
rade, das © drehte sich zur Seite und trennte sich von ihm. Nach 5 Mi- 
nuten biß es erstmals in die Spermatophore, die an der Basis milchweiß, 
sonst zum Großteil grünlich-weißgelb gefärbt, leicht birnenförmig und 
insgesamt ca. 8 mm lang und 5 mm stark war. Sie wurde von 10—18 Uhr 
verzehrt. Nach 8 Minuten zirpte das 5’ erstmals wieder und zwar in ge- 
wöhnlicher Weise; wiederholt putzte es sich dann bei abgespreizter Sub- 
genitalplatte seinen Genitalapparat und zirpte ab und zu dazwischen. 
Dann schwieg es bis zum Abend, wogegen das unter gleichen Bedingun- 
gen gehaltene Kontroll-5' bis 16 Uhr alle 5—10 Sekunden stridulierte. 
Am nächsten Morgen zirpte es wieder normal. Zur Eiablage hebt das 9 


92 


den Hinterkörper und biegt die Legeröhre dann so weit nach unten, daß 
es deren Spitze etwa unter dem Metasternum auf das Substrat aufsetzen 
kann. Einstich wurde in Möhrenwurzel (Daucus carota L.) versucht, Pflan- 
zenstengel, Rinden wurden nicht beachtet. Die Ablage erfolgte schließ- 
lich in den Boden. Anscheinend werden immer 8 Eier auf einmal abge- 
setzt. Diese sind ziemlich drehrund, auf einer Seite etwas stärker ge- 
wölbt, an den Polen elliptisch abgerundet, 3,78—3,96 mm lang und 1,17 
bis 1,26 mm dick an der stärksten Stelle, rahm- bis fleischfarben mit 
leicht bräunlicher 'Tönung. 

Vorkommen: Felsige Orte, auf kurzem Rasen (Brunner), vege- 
tationsarme Geröll- und Schutthalden, seltener auf trockenen Hängen 
des lockeren Legföhrenwaldes oder auf kurzem Rasen in felsigen Gegen- 
den (Nadig 1935). Beim neuen Fundort in Kärnten handelt es sich um 
eine xerotherme Schotterhalde, in deren Umgebung Bestände von Hop- 
fenbuche (Ostrya carpinifolia Scop.), Blumenesche (Fraxinus ornus L.), 
Mehlbeere (Sorbus aria L.) und Felsenbirnensträuchern (Amelanchier 
ovalis Med.) stehen, die große Schutthalde selbst hat auf festem, nicht 
mehr abrollenden Untergrund Bewuchs von Ericetum, Silberwurzrasen 
und einzelnen Sträuchern aufzuweisen (Hoelzel briefl. 1961). Auch N a- 
dig (1935) nennt die Art ausgesprochen xerophil; sie ist nach ihm gegen 
Kälteeinflüsse recht empfindlich. Von 700 bis 2100 m ü.M. (bis über die 
Waldgrenze). 

Verbreitung: Alpin. Österreich: Kärnten (Hermagor, Hoffmanns- 
alpe, Obir, Wildensteiner Tal, Vellacher Koschna, Karawanken: Sechter 
oder Graschischtsche, Bartholograben/P uschnig leg.) ; Schweiz: Bergell, 
Puschlav, im ganzen Engadin und seinen Nebentälern, wo seine ökologi- 
schen Ansprüche erfüllt sind, in großer Anzahl, vorzugsweise auf steilen, 
nach Süden exponierten Hängen, aus dem Tessin nennt Nadig (1961) 
3 weitere Funde; Jugoslavien: Krain, Julische Alpen (Komna); Italien: 
Südtirol (Atzwang, Seiser Alp, Ratzes, Caldonazzo-Lavarone, Cornetto), 
Trentino (4 Fundorte), Venetien (1 Fundort). 


Antazxius pedestris Fabr. 


Grundfarbe: hell- bis dunkelbraun. Kopf zuweilen auf Stirn und Wan- 
en elfenbeinfarbig; auf der Stirn jederseits häufig mit einem schwarzen 

trich und Punkt jederseits, auch dunkel marmoriert; hinter dem Auge 
meist eine schwarze Binde, die sich verlängert auch schmal um das ganze 
Auge ziehen kann; Fastigium verticis manchmäl leicht eingedellt, ein 
heller Streifen über dem Hinteraugenfleck und helle Scheitellängslinie 
kommen vor; Fühler zweimal so lang wie der Körper. Pronotum in der 
Metazona zuweilen hell abgesetzt, manchmal etwas aufgebogen, ohne Mit- 
telkiel, an den Seiten verrundet gekantet, Seitenlappen dunkel, unten 
breit, gegen den Hinterrand schmäler gelblichweiß oder elfenbeinfarbig 
gerahmt, doch reicht diese Binde nicht bis zur Dorsalfläche des Prono- 
tums, sondern bricht kurz davor plötzlich ab und die Verlängerung des 
dunklen Seitenflecks nimmt ihren Platz ein; oft ist der dunkle Fleck des 
Seitenlappens in dunkle Flecken oder Stricheln aufgelöst, bei 29 auch 
bis auf einen etwa dreieckigen Fleck im Hinterwinkel des Seitenlappens 
verschwunden; auch bei hellen Stücken ist der Hintersaum des Prono- 
tums in der Mitte und an den Seitenkanten dunkel; Thorakalstigma zum 
Großteil unter dem Pronotumseitenlappen verborgen; Prosternum mit 
zwei immer deutlichen, spitzen Dörnchen; Pleuren oben meist dunkel 
gefleckt. Abdomen dorsal in der Regel bis vor das Analtergit gekielt in 
der Mitte, Hinterrand der Terga hell und dunkel gefleckt, die drei vor 
dem Analtergit liegenden meist ganz dunkelrandig, bei dunklen Stücken 


93 


Antaxius difformis Br. 
ee 


K. HARZ 1962 


II 


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Uoyasad USULN UOA 


9 


X 
x, Pegli 
von außen gesehen 


ganz schwarz, Analtergit wie die Cerci beim 5’ ockerfarben, bei 92 ist 
der Rücken meist viel heller und das Analtergit diesem gleichfarbig. 
Cerei (Fig. 5) an der Innenseite in eine zweispitzige Platte ausgezogen, 
deren distale Spitze in einen nach unten gebogenem Dorn endet. Sub- 
genitalplatte 5 dreieckig ausgeschnitten, wie der Bauch gelblich, beim 
Q im Umriß rechteckig und fast bis zur Hälfte ausgeschnitten, je nach 
dem Zustand und der Auflage auf der Legeröhrenunterkante nach dem 
Trocknen ist dieser Ausschnitt dreieckig (Fig. 6) bis schmal (Fig. 7). 
Legeröhre gerade, am distalen Ende zur Spitze abgeschrägt. Vorder- und 
Mittelschenkel mit dunklem, ventral verschmälertem Ring vor dem dista- 
len Ende, dunkel gefleckt, ihre Tibien vor dem proximalen Ende mit 
dunklem Ring, auch vor deren distalem Ende manchmal ein dunkler 


94 


Fleck; Hinterschenkel ventral mit 1—5 Dörnchen, deren jeweilige Zahl 


auf beiden Schenkeln nicht übereinzustimmen braucht (z. B. links 1, 
rechts 5 Dörnchen!), an der Basis dorsal mit dunklem Fleck, auf der 
Keule mit dunklem Längsstreif, der aber in Flecken oder Strichel auf- 
gelöst sein kann, manchmal mit dunklem Ring vor dem distalen Ende und 
Hinterschienen mit eben einem solchen Ring vor dem proximalen Ende. 
Freier Sohlenlappen der Hintertarsen etwa halb so lang wie deren 1. Glied. 
Elytren schuppenförmig, beim 5 micropter, dunkel, am distalen Ende 
ockerfarben oder gelblichweiß, beim @ fast micropter, d. h. es trennt sie 
nur ein schmaler Streif am Rücken, gelblich, fast verdeckt. 92 meist viel 


Tessin Pegli Digne 


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von außen gesehen 


13 


Tessin 


7 


Antaxius hispanicus Bol.: 


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Pyrenaen Cataluna 


Kurt HARZ 1962 


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99 


heller, die dunklen Ringe um die Schenkel meist nur angedeutet oder 
fehlend, selbst die Punkte und Striche auf der Stirn können fehlen, zu- 
weilen ist der dunkle Fleck im Hinterwinkel der Pronotumseitenlappen 
das einzige dunkle Abzeichen bei ihnen. Titillator (Fig. 10) dreiteilig, der 
innere Teil — wie die anderen am Dorsallappen befestigt — liegt in na- 
türlicher Lage hinter den beiden anderen, durch eine Haut an der Basis 
verbundenen Teilen, seine zweiköpfige, bedornte Spitze ist gegen den 
Körper gebogen, in Fig. 10 ist sie dem Beschauer zugewandt. 

Auch hier stellte ich an 25 Stücken eine, zumal in der Färbung große 
Variationsbreite fest. Trotzdem die Tiere von Südtirol, Nordtirol, dem 
Tessin und von Digne stammten, war keine lokale Abweichung oder Ras- 
senbildung zu erkennen. Allein 1 5' von Pegli (15. 8. 1877, Bormans 
leg., Coll. Br. v. W. Nr. 13521 in der Sammlung des Naturhist. Museums 
Wien) zeigt eine abweichende Cercusform beiderseits (Fig. 8) und zu- 
gleich einen oben weit ausgerandeten mittleren Titillator (Fig. 9) und 
nur im 1. Fünftel distal gezähnte Schenkel des äußeren Titillators, doch 
bevor nicht eine übereinstimmend Serie aus dem gleichen Gebiet vor- 
liegt, kann auch hier von keiner Rasse gesprochen werden, ich benenne 
diese Abweichung also vorläufig nur als 


richteri nov. forma 


nach meinem lieben Kollegen Willi Richter, Stuttgart. Die Titillatoren 
(Fig. 10, 11, 12,13) zeigen sonst verschiedene, aber von Gebiet zu Gebiet 
wiederkehrende Abwandlungen, wie geringere oder stärkere Bedornung, 
alle weichen jedoch ab von der Fig. 202 in Chopards Faune de France, 
zumal der mittlere Titillator zeigt keine zwei Seitenspangen im Unterteil, 
sondern ist wie in Fig. 203 und 204 des genannten Werkes flach, spachtel- 
förmig. Offenbar handelt es sich bei Fig. 202 um einen Druckfehler oder 
dem Zeichner lag ein beschädigtes Stück vor, denn die Titillatoren von 
Tieren von Digne zeigen wie ihre Träger keine bemerkenswerten Ab- 
weichungen, die für eine eigene Rasse in Frankreich sprächen. 

Die Maße (in Klammer die Angaben von Chopard): Körper 9 14,8 
bis 22,2 (18—23) mm, 5 16,6—22 (17—20) mm, Pronotum 9 5,5—6,6 
(6—6,2) mm, 5 5—6,6 (5,2—6) mm, Elytren 2 0,9—2,3 (1,5) mm, 5 2,8 
bis 4 (4) mm, Hinterschenkel 9 18,5—21,3 (17—26)mm, 5 14,85—21,2 
(17—26) mm, Legeröhre 13,1—17,6 (13—18,5) mm. Die wesentlich län- 
geren Hinterschenkel bei gleicher oder annähernd gleicher Pronotum- 
länge in den Angaben für Frankreich könnten für eine eigene Rasse 
sprechen. 


Antaxius hispanicus Bol. 


Von dieser Art lagen mir nur 7 Stück von zwei Fundorten vor, so daß 
eine annähernde Erfassung der Variationsbreite nicht möglich war. Im- 
merhin konnte erkannt werden, daß auch hier in Färbung, Größe und 
morphologischen Merkmalen von Tier zu Tier beträchtliche Unterschiede 
auftreten können. Die Titillatoren stimmen in den Grundzügen mit jenen 
von pedistris überein und ebenso mit der Zeichnung bei Cho ur 
zeigen aber auch individuelle Abweichungen, namentlich in der Bedor- 
nung des mittleren Teils (Fig. 14—18). Hier gebe ich noch die Maße, 
‘ dahinter die Angaben Chopards eingeklammert: Körper: 2 14,5— 21,5 
(19—23) mm, 5’ 14,8—17 (16) mm, Pronotum @ 5,6—6,2 (6) mm, 
o' 4,8—5,5 (5,5) mm, Elytren 2 1,1—2,2 (1,3) mm, 5 2,4—3,7 (3,5) mm, 
Hinterschenkel @ 15,1—15,7 (16,24) mm, 5' 12,4—13,5 (16—24) mm, 
Legeröhre 14,8— 16,7 (17—21) mm. Hier weichen die Längen von Hinter- 
schenkeln und Legeröhre stark von den Angaben Chopards ab. 


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56 
Zur Präparation von Orthopteren 


Von meinem jungen Kollegen W. Schmidt/Einbeck auf das von 
Dr. Kaltenbach/Wien, Dr. Jurzitza und Herrn Völker benutzte 
Präparationsverfahren mit Polyaethylenglykol 1500 aufmerksam gemacht, 
das er selbst schon mit Erfolg anwandte, habe ich im Vorjahr mit diesem 
weißen, pulverförmigen, in Wasser löslichen und beim Erhitzen schmel- 
zenden Stoff, von dem 100g etwa 2.— DM kosten, experimentiert. Ich 
schmelze das Pulver in einem weithalsigen Glas, das mittels einer Schnur 
so an den Henkel eines Topfes angebunden ist, daß es in den Topf hinein- 
hängt, also im Wasserbad erhitzt wird, ohne daß Wasser selbst in es hin- 
eingelangen kann. Im heißen Wasser bleibt es auch länger flüssig und 
man kann laufend daraus Injektionsspritzen füllen. Verstopft sich die 
Kanüle durch den rasch erstarrenden Stoff, so taucht man sie kurz in 
das heiße Wasser und es kann wieder weitergehen. Ist nach dem Präpa- 
rieren noch Polyaethylenglykol in dem Glas, so verschließe ich es, und 
beim nächsten Mal kann es wieder durch Erhitzen flüssig gemacht und 
notfalls durch Hinzufügen weiteren Pulvers ergänzt werden. Die frisch 
toten Tiere nehme ich zwischen Finger und Daumen, führe die Spitze 
der Kanüle durch die Haut zwischen Kopf und Prothorax (bei Ohr- 
würmern auch durch den After) ein, schiebe die Nadel bis in den Hinter- 
leib und drücke dann — die Kanüle langsam zurückziehend — den Kon- 
servierungsstoff langsam in den Körper. Die ganze Kunst besteht darin, 
nicht zu viel oder zu wenig der Flüssigkeit einzuspritzen; im ersten Fall 
dehnt sich — besonders bei Feldheuschrecken 92 — der Hinterleib zu 
stark aus, im letzteren entstehen beim Trocknen Dellen. Richtig aus- 
gespritzt und nachher wie gewöhnlich gespannt, trocknen die Tiere in 
‘—14 Tagen und haben dann nicht nur die natürliche Form, sondern 
auch in vielen Fällen die natürliche Farbe behalten. Das mühsame und 
zeitraubende Ausstopfen ist bei dieser Methode nicht erforderlich. Bei 
Arten, die ihre Farbe gut behielten, wurde keine Verbesserung erzielt, 
wenn die Tiere zuvor in der üblichen Weise ausgestopft wurden, bei Arten 
mit empfindlichen Farben war dies und jenes, beides zusammen und auch 
Azetylenbäder erfolglos, wie etwa bei Miramella alpina Koll. und Zuthy- 
stira brachyptera Ocskay. Die letztgenannte Art verliert z. B. sogleich 
nach dem Einspritzen ihren Goldglanz und wird moosgrün, welche Farbe 
sie dann beibehält. Dünnhäutige Laubheuschrecken, z. B. Leptophyes 
alboyittata Koll., die auch wegen ihrer Kleinheit schwer auszustopfen 
sind, blieben nach der neuen Methode fast unverändert schön, selbst die 
weißen Seitenstreifen dunkelten nur wenig nach. Auch das leuchtende 
Orangerot der Unterseite von Antarius difformis Br. blieb bei frisch to- 
ten Tieren erhalten. Chorthippus, Stenobothrus, Omocestus, Oedipoda, 
Sphingonotus, Aiolopus u. a. Gattungen bewahrten ihre Farben gut, ja 
hervorragend. Bei Ohrwürmern und Ameisen mit diekem Hinterleib blieb 
die Farbe erhalten und das lästige Einschrumpfen trat nicht in Erschei- 
nung. Nach dem Herausziehen der Kanüle und auch nachher tritt ge- 
wöhnlich aus der Einstichstelle Flüssigkeit aus, die man mit Löschpapier 
leicht absaugen oder später, nach dem Erstarren, mit einer Lanzettnadel 
leicht abheben kann. 


(Fortsetzung folgt) 


97 


Ein neuer Fundort von Aeshna subaretica Walker (Odonata) 


Von Werner Schmidt 


Die Hochmoor-Mosaikjungfer (deshna subarctica Walker), die erst 1927 
in Holland und Norddeutschland (Ris 1927) festgestellt wurde, ist hol- 
arktisch verbreitet. Sie bewohnt ausschließlich Hochmoore und teilt die- 
se Biotope mit der sehr ähnlichen Aeshna juncea (L.). Die Verbreitung 
dieser seltenen Art erstreckt sich im Norden noch über den Polarkreis 
hinaus. In Norddeutschland ist die Art weit verbreitet (Ris 1927, Kanz- 
ler 1954, Schumann 1959, Eberhard Schmidt 1961), aus Süddeutsch- 
land ist sie bisher nur vom Schwarzwald (Rosenbohm 1928, Jurzitza 
und Kormann 1960) bekannt geworden. Ferner wird die Art aus Nord- 
tirol (Erich Schmidt 1929) erwähnt. 


Anläßlich einer Sammelreise ins Ostrachtal (Allgäu) konnte ich Aeshna 
subarcetica Walker in einem Hochmoor (Abb. 1) südwestlich von Hinde- 
lang am Imbergerhorn unterhalb der Strausberg-Alm (1200 m) ausfindig 
machen. 


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Abb. 1 


Einige freie Wasserstellen zwischen den Legföhren (Pinus mugo Tur.) 
erleichterten das Fangen der Tiere.') Am 10. August 1961 konnte ich zu 
meiner großen Freude an dem erwähnten Moor 3 männliche und 2 weibli- 
che Tiere dieser Art fangen. Nach Bilek (1960) und Jurzitza (1960) 
ist es tatsächlich nicht schwer, diese beiden so täuschend ähnlichen Aesh- 
niden ohne Lupe draußen in der Natur zu unterscheiden. _ 

Im Areal der Aeshna subarctica Walker konnte ich am gleichen Tage 
weitere 12 Libellen-Arten feststellen: 


. Enallagma cyathigerum (Charp. 1840) 
. Agrion puella (L. 1758) 

. Aeshna coerulea (Stroem. 1783) 

. Aeshna juncea (L. 1758) 

. deshna eyanea (Müller 1764) 


aruvum eo 


‘) An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß das Schwarzfärben des Kät- 
schers (Nylon-Tüll) von Vorteil ist. Mein Netz scheint für die Tiere über dem 
dunklen Moorwasser fast unsichtbar gewesen zu sein. 


98 


6. Aeshna grandis (L. 1758) 

. Cordulegaster boltoni (Donovan 1807) 
. Cordulegaster bidentatus Selys 1843 

. Somatochlora arctica (Zett. 1840) 

10. Sympetrum striolatum (Charp. 1840) 
11. Sympetrum danae (Sulz. 1776) 

12. Leucorrhinia dubia (Vand. 1825) 


Zwischen Wollgrashalmen am Rande eines Wassergrabens wurde ein 
männliches Tier von Aeshna juncea (L.) gefunden, welches beim Schlüpf- 
akt mit Kopf und halbem Hinterleib in der Exuvie stecken geblieben war. 
Beide Teile, Exuvie und der farblose aufgebäumte mittlere Körperteil 
waren bereits von Sonne und Luft erhärtet. Am gleichen Tag sah ich ein 
Weibchen von Cordulegaster boltoni (Donovan) bei der Ei-Ablage. Die- 
ses Tier hielt sich mit den Beinen am Moosrand eines Wassergrabens 
fest, tauchte den Hinterleib bis zum Flügelansatz ins Wasser und über- 
ließ so die Eier dem feuchten Element. Dem Tier fehlte die Hälfte des 
rechten Hinterflügels. Vielleicht war dies die Ursache für das abwei- 
chende Verhalten, da es dem Tier unmöglich gewesen sein dürfte, den 
für die normale Form der Ei-Ablage der Cordulegasteriden erforderli- 
chen Rüttelflug auszuführen. 

An den Nordhängen des Östrachtales bei Hindelang flog über feuchten, 
quelligen Wiesen Orthetrum brunneum (Fonsc. 1837). Nur 3 männliche 
Exemplare konnten erbeutet werden. Die genannten Wiesen waren mit 
Wollgras (Eriophorum) und Seggen (Carex) dicht bewachsen. An der 
Östrach auf einer der letzten Talwiesen südöstlich von der kleinen Ort- 
schaft Hinterstein konnte ich noch am 1. August 1961 ein stark beschä- 
digtes männliches Tier von Calopteryr virgo (L. 1758) fangen. Erwähnt 
sei noch, daß der Fundort dieses Tieres 900 m hoch war. 

Herrn Jürgen Hahn, Braunschweig, sei an dieser Stelle für seine be- 
reitwillige Unterstützung beim Sammeln bestens gedankt. 


Bonı 


Schriftenverzeichnis 


Bilek, A., 1960: Die Bestimmung „auf Anhieb“ von Aeschna subarctica Walk. 
(Odonata). — Nachrichtenbl. Bayer. Ent., 9, 67—68. 

Frey, G., 1951: Die Libellen der schwäbisch-bayerischen Hochebene. Eine fau- 
nistische Übersicht. — Ent. Arb. Mus. Frey, 2, 104—115. 

Jurzitza, G., 1960: Die Unterscheidung von Aeschna juncea (L.) und Ae. sub- 
arctica Walker im Fluge (Odonata). — Nachrichtenbl. Bayer. Ent., 9, 111 


bis 112. 
Jurzitza, G. und Kormann, K., 1960: Libellenbeobachtungen in der Um- 
gebung von Karlsruhe (Baden). 2. Mitteilung. — Beitr. naturk. Forsch. 


Südwestdeutschland, 19, 56—57. 

Kanzler, W., 1954: Märkische Libellenfauna. Eine Zusammenstellung bisher 
publizierter sowie neuer Fundorte. — Dtsch. ent. Z., N. F., 1, 42—85. 

Ris, F., 1927: Aeschna subarctica Walker, eine für Deutschland und Europa 
neue Libelle (Odonata). — Ent. Mitt., 16, 99—103. 

Robert, P.-A., 1959: Die Libellen (Odonaten). — Kümmerly & Frey, Bern. 


Rosenbohm, A., 1928: Aeschna subarctica Walker im Schwarzwald. — Arch. 
Insektenk. Oberrheingeb., 2, 248—251. 
Schiemenz, H., 1953: Die Libellen unserer Heimat. — Urania-Verlag, Jena. 


Schmidt, Eberhard, 1961: Zur Lebensweise von Aeschna subarctica Walker 
(Odonata). — Zool. Anz., 167, 80—82. 

Schmidt, Erich, 1929: Libellen, Odonata. In: Brohmer-Ehrmann-Ulmer, Die 
Tierwelt Mitteleuropas, Bd. IV. — Quelle & Meyer, Leipzig. 

Schumann, H., 1959: Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 104, 105—112. 


Anschrift des Verfassers: 
Werner Schmidt, Einbeck, Tidexerstraße 26 


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N a Es Fe ee E 


99 


Über die Namensberechtigung der 4leochara Peezi 


Scheerp. (Col.) 


(115. Beitrag zur Kenntnis der paläarktischen Staphyliniden) 
Von Otto Scheerpeltz 


Vor einigen Jahren beschrieb ich eine neue Aleochara, die mir von 
Herrn Alexander von Peez, Brixen, als eine von der altbekannten Art 
A. lanuginosa Grav. deutlich verschiedene und vermutlich noch unbe- 
kannte Art vorgelegt worden war (Memorie Mus. Storia Naturale Venezia 
Tridentina, XIX—XX, 1956/57, p. 495—499). Von mir durchgeführte, 
genaue ektoskelettale Untersuchungen und vor allem Präparationen der 
Kopulationsapparate der 55 bei einer großen Zahl von Exemplaren ver- 
schiedenster Fundorte aus meiner Sammlung bestätigten die Vermutung 
des Herrn A. v. Peez und ich beschrieb die neue Art als A. Peezi am an- 
gegebenen Orte. Selbstverständlich hatte ich nicht nur das umfangreiche 
Material der A. lanuginosa Grav. in meiner Sammlung studiert, darin 
auch die bisher unbeachtet gewesene Art von vielen Fundorten entdeckt, 
sondern vor allem auch die bisher bekannte Literatur über diese Art ge- 
nau durchgesehen. 

Nun hat Herr Dr. G. A. Lohse in einer Veröffentlichung in den 
Entom. Blättern, LVII, 1961, p. 187— 188 die Behauptung aufgestellt, daß 
nach seinen Untersuchungen und Studien der von mir gegebene Name 
Peezi sich eigentlich auf die ursprüngliche Gravenhorst’sche Art be- 
zöge, daß also der Name Peezi m. ein Synonym zu lanuginosa Grav. sei, 
und daß die Art, die ich in meiner oben genannten Arbeit als lanuginosa 
Grav. angesehen hätte, die eigentliche neue Art sei, die Dr. Lohse in 
seiner Veröffenlichung mit seinem neuen Namen peeziana bezeichnet. 

Wir wollen hier einmal sine ira et studio die Sachlage überprüfen. 

Zunächst gebe ich aber Dr. Lohse mit einem längeren Zitat aus seiner 


Arbeit das Wort: 


p. 187 „...Durch den verdienstvollen Nestor der Staphylinidenkunde, Herrn 
Prof. OÖ. Scheerpeltz, wird in „Mem. Mus. Storia Naturale d. Venezia Tri- 
dentina, XIX—XX, 1956/57, p. 495/499“ auf die Tatsache aufmerksam gemacht, 
daß sich unter dem Namen Aleochara lanuginosa Grav. zwei verschiedene Arten 
verstecken. Die außerordentlich gründliche und detaillierte Beschreibung stellt die 
Unterschiede der beiden Formen klar heraus; doch möchte ich an dieser Stelle 
nur auf die wesentlichen Verschiedenheiten hinweisen. Vorher muß hier jedoch 
eine nomenklatorische Bemerkung eingeschaltet werden. Bei meinen, auf der 
Scheerpeltz’schen Arbeit fußenden Untersuchungen mußte ich feststellen, 
daß in Norddeutschland nur eine der beiden Arten vorkommt und zwar jene, die 
in der zitierten Arbeit nicht mit dem Namen lanuginosa belegt wird. Da anzuneh- 
men war, daß die Originalbeschreibung der Gravenhorst’schen lanuginosa 
auf norddeutschem Material beruht, untersuchte ich daraufhin die Graven- 
horst’schen Syntypen dieser Art aus der Sammlung des Berliner Zoologischen 
Museums. Diese erwiesen sich ausschließlich als zu der in Norddeutschland allein 
vorkommenden Art gehörig. Ein Lectotypus wurde festgelegt. Es ist daher leider 
nicht möglich, die von Scheerpeltz gegebene Nomenklatur aufrecht zu erhal- 
ten. Es ist also nunmehr Aleochara peezi Scheerp. synonym zu setzen zu Aleochara 
lanuginosa Grav. A. lanuginosa sensu Scheerpeltz 1957 benötigt nunmehr 
einen neuen Namen, für den ich um den inneren Zusammenhang mit der zitierten 
Arbeit anzuzeigen, peeziana n. n. vorschlage. Von A. peeziana n. n. sah ich außer 
Cotypen von Brixen bisher nur österreichisches Material. Aus eigenen Fängen ken- 
ne ich sie aus den Karawanken, wo sie auch von anderen Sammlern festgestellt 
wurde. 


60 


Da beide Arten außerordentlich ähnlich sind, gebe ich hier eine kurze Gegen- 
überstellung der wenigen trennenden Merkmale, von welchen sich die Verschie- 
denheit der Punktur auf den Tergiten am besten zum Trennen der beiden Arten 
eignet.“ 


Dann gibt Dr. Lohse (p. 188) in einer sehr präzisen Gegenüberstel- 
lung die wichtigsten ektoskelettalen Unterschiede der beiden Arten an, 
von denen die feinen Unterschiede im Fühlerbau, in der Form des Hals- 
schildes und der Oberflächenskulptur von Kopf, Halsschild und Flügel- 
decken dem in der Kenntnis der Arten der Gattung Aleochara Grav. P 
Eingearbeiteten schon alleine vollkommen ausreichende Möglichkeiten 
für die Unterscheidung der beiden Arten bieten. Auch für den nicht in 
die Kenntnis der Aleochara-Arten gut Eingearbeiteten bietet aber die ganz 
anders geartete Skulptur der Abdominaltergite die Möglichkeit, die bei- 
den Arten sofort auseinanderzuhalten: 

Bei der Art lanuginosa sensu Lohse (Peezi sensu Scheerp.) sollen die 
Abdominaltergite in ihren hinteren Hälften dichter und kräftiger, bei der ö 
Art peeziana Lohse (lanuginosa sensu Scheerp.) dagegen weitläufig und 
nur mit feinen Pünktchen bestreut, mitunter fast glatt sein. 

In meiner oben angeführten Arbeit habe ich ja als die echte A. lanugi- 
nosa Grav. die Art mit den weitläufiger und feiner punktierten Endhälf- 
ten der Abdominaltergite gedeutet und die Art mit den dichter und kräf- 
tiger punktierten Endhälften der Abdominaltergite als die neue Art Peezi 
m. aufgefaßt. 

Welche von diesen beiden Auffassungen die richtige ist, soll in den 
folgenden Darstellungen näher beleuchtet werden. 

Bevor ich aber an diese Darstellung herangehe, seien mir noch einige 
Bemerkungen zu den oben im Zitat wiedergegebenen Ausführungen von 
Dr. Lohse gestattet. 

Dr. Lohse schreibt dort: „... mußte ich feststellen, daß in Nord- 
deutschland nur eine der beiden Arten vorkommt, und zwar jene, die in 
der zitierten Arbeit nicht mit dem Namen lanuginosa belegt wird.“ Dr. 
Lohse meint also hier die Art mit den dichter und kräftiger punktier- 
ten Abdominaltergiten, also meine A. Peezi, die er für die richtige Zanu- 
ginosa Grav. hält. Dazu möchte ich gleich vermerken: Warum hat Dr. 
Lohse, wenn er nur über nicht ausreichendes Material dieser Aleochara- 
Arten auch aus anderen Gebieten Europas verfügte, nicht doch noch ver- 
sucht noch mehr Material zum Studium heranzuziehen? In meiner um- 
fangreichen Staphyliniden-Spezialsammlung finden sich sehr zahlreiche 
Stücke beider Arten aus fast ganz Europa, aber nicht nur auch aus 
Norddeutschland, sondern darüber hinaus auch aus Skandinavien, sogar 
bis nach Tromsö hinauf, meist sogar vom gleichen Sammler zur gleichen 
Zeit und am gleichen Ort aufgefunden! Es kommt daher die Art peeziana 
Lohse nicht nur auch in Norddeutschland, sondern darüber hinaus sogar 
bis nach Skandinavien vor und findet sich, so wie fast in allen übrigen 
Gebieten Europas, fast stets zusammen mit der anderen Art. 

Was nun die von Dr. Lohse untersuchten, aus dem Berliner Zoologi- 
schen Museum stammenden „Gravenhorst’schen Syntypen“ der Art 
mit den dichter und kräftiger punktierten Abdominaltergiten anbelangt, 
so bleibt die Frage offen, was es mit diesen „Gravenhorst’schen Syn- 
typen“ überhaupt für eine Bewandtnis hat! Denn ein vor mehr als hun- 
dert Jahren lebender Berliner Autor, der diese „Syntypen“ seinerzeit si- 
cher und sehr genau studiert hat, nämlich der klassischeste Staphylini- 
den-Kenner seiner Zeit, W. Erichson, war über die Art Graven- 
horst’s ganz anderer Meinung, wie ich weiter unten noch darlegen wer- 
de. Wenn man, so wie ich, Gelegenheit hatte, eine riesige und alte Kole- 
opteren-Sammlung eines Museums, die im Laufe der vielen, vielen Jahr- 


% 


61 


zehnte ihres Bestandes von den verschiedensten Menschen betreut, ver- 
waltet, oft umgestellt, ergänzt, aber in den seltensten Fällen wirklich lau- 
fend überprüft oder zumindest mit Sammlungs-Herkunftsvermerken an 
den einzelnen Tieren versehen worden ist, zu studieren, dann kommt man 
vielfach nicht aus dem Staunen heraus, was im Laufe der Jahrzehnte zu 
den nachweislich sicheren Originalstücken eines Autors alles mögliche 
„dazugesteckt“ worden ist. Waren übrigens die „Gravenhorst’schen 
Syntypen“ aus ihrer Zeit heraus als wirkliche Originalstücke Graven- 
horst’s gekennzeichnet? 

Im vorliegenden Fall wird schließlich und endlich nur das exakte 
Studium der wirklichen Originalstücke Gravenhorst’s — ich vermei- 
de absichtlich das Wort „Type“ — die letzten Aufschlüsse bringen kön- 
nen, vorausgesetzt natürlich, daß diese Stücke überhaupt heute noch exi- 
stieren! 

Wollen wir aber doch nicht das Odium des absoluten „Typenkultes“ 
auf uns laden, sondern sehen wir uns einmal das Wichtigste aus dem 
Schrifttum der Aleochara lanuginosa Grav. etwas näher an. 

Da ist zunächst die Originalbeschreibung Gravenhorst’s in seinen 
„Coleoptera Microptera Brunsvicensia“, Brunsvigae, 1802: 

p- 94 „38. Al. lanuginosa, nigra, nitida; summo coleoptrorum api- 
cis margine pedibusque fuscescentibus; lanugine mollissima tenuissima 
tecta. 

Habitu toto Al. praecedentium (Al. bipunctata d. Verf.); differt autem 
ab Al. juseipede, statura minore, thorace convexiore; ab Al. bipunctata 
thorace minus convexo, lateribus quidem deflexo, postice vero haud decli- 
nato; statura minus coacta; ab omnibus autem Aleocharis, languine, seu 
pilis tenuibus erectis, nudo oculo vix conspicuis, quibus totum corpus ob- 
situm est. 

Longitudo 11%—2 lin. 

Habitat in fimno equino et bovino, tempore vernali; haud frequenter 
oceurrit.“ 

Aus dieser Beschreibung ist über das sinnfälligste Charakteristikum, 
die Punktierung der Abdominaltergite, nichts herauszulesen. 

Auch in der nächsten, zusammenfassenden Arbeit Gravenhorst’s: 
„Monographia Coleopterorum Micropterorum“, Gottinga, 1806 findet sich 
über die fragliche Art nur ein kurz:r Vermerk: 

p- 171 „62. A. lanuginosa M. p. 94. 

Dar. intermedia inter hanc et sequentem speciem (63. A. nitida M. 
p- 97, d. Verf.), elytrorum macula apicali testacea, rarius occurrunt, Pari- 
siis, in stercore bovino.“ 

Ganz abgesehen davon, daß sich diese Notiz wahrscheinlich gar nicht 
auf eine Form der A. lanuginosa beziehen mag, ist auch aus diesen weni- 
gen Zeilen nichts über die Skulptur des Abdomens zu entnehmen. 

Ganz anders wird es aber bei dem, wie ich schon oben erwähnt habe, be- 
sten Staphyliniden-Kenner seiner Zeit, nämlich bei Dr. W.F. Erichson, 
der sicher auch die Gravenhorst’schen Tiere und anderes norddeut- 
sches Material genau studiert hat, bevor er seine ausgezeichneten Bücher 
schrieb. 

In seinen „Käfer der Mark Brandenburg“, Berlin 1837—39, p. 357 
heißt es bei A. lanuginosa Grav. über das Abdomen: 

„. » . Der Hinterleib ist gleich-breit, oben sind die einzelnen Ringe an 
der Wurzel dicht, an der Spitze einzeln punktiert.“ ... 

In seinem heute noch in sehr vieler Hinsicht grundlegendem Werke, 
„Genera et Species Staphylinorum Insectorum Coleopterorum Familiae“, 
Berolini, 1839—40, sagt Erichson auf p. 169 über die Abdominalbil- 
dung der A. lanuginosa Grav.: 


62 


. Abdomen parallelum, supra segmentis singulis basi densius, apice 
parcius punctatis,...“ 

Dr. O. Heer sagt über die Abdominalskulptur der A. lanuginosa Grav. 
in seiner „Fauna Coleopterorum Helvetica“, Pars I, 1840—41, p. 314: 

„. .. abdomine supra parcius punctato ...“ 

Ein weiterer ganz Großer unter den Staphyliniden-Kennern aus der 
Mitte des vergangenen Jahrhunderts war doch Dr. G. Kraatz, der den 
zweiten Band der Coleoptera der von Erichson begonnenen „Naturge- 
schichte der Insecten Deutschlands“, Berlin, 1856—58, schrieb. Er sagt 
p- 94 bei Aleochara lanuginosa Grav. über die Abdominalskulptur: 


» +. . Der Hinterleib ist gleichbreit, die vorderen Segmente (2—4) oben 
an der Basis ziemlich stark und tief, auf der hinteren Hälfte sparsam und 
fein, die hinteren Segmente (5 und 6) sparsam, mäßig fein punktiert“ . 


Die beiden französischen Autoren E. Mulsant und Cl. Rey sehrer 
ben in ihrer „Histoire Naturelle des Col&opteres de France, Brevipennes ö 


(Aleochariens),“ 11, Paris 1874, p. 110 über das Abdomen der A. (Poly- 


FR lanuginosa Grav.: 


»... Abdomen assez allong£, subparallele, a segments assez fortement 

et assez densement ponctu& vers leur base, presque lisses vers leur extre- _ 

mite“. 
Und über die Abdominal-Skulptur noch ausführlicher auf p. 113: - 
„. . . assez fortement et assez densement ponctu® sur la base des qua- | 

tre premiers segments, moins ou ä peine sur celle du einquieme; presque 

lisse ou ä peine ponctu& vers l’extremite de chacun d’eux, avec la partie 

lisse du premier assez reduite, celle des autres graduellement plus &ten- 

due”. \ 


Einer der bedeutendsten Koleopterologen der Neuzeit, L. Gangl- 
bauer, schreibt in seinem grundlegenden Werk „Die Käfer von Mittel- 
europa“, Wien 1895, Il, p. 37 über das Abdomen von A. lanuginosa Grav.: 


» ... Abdomen nach hinten wenig verengt, in den tiefen Querfurchen 
der vorderen Dorsalsegmente sehr grob und dicht, auf der hinteren Hälf- 
te der vorderen Segmente und hinten weniger grob und ziemlich weitläu- 
fig punktiert. .. . “ 

Als schließlich der beste Staphyliniden-Kenner der Neuzeit, Dr. M. 
Bernhauer, sein groß geplant gewesenes Werk „Die Staphyliniden der 
ya se Fauna“ mit der Bearbeitung der Aleocharini (Verh. zool. - 

ot. Ges. Wien, LI, 1901, p. 429—506) begann, ging er unbedingt, wie er 
mir oft versicherte, von dem damals ganz besonders und selbstverständ- 
lich im Vordergrund jeder zusammenfassenden, entomologischen Arbeit 
stehenden Grundsatz aus, jedes zu behandelnde Tier womöglich in den 
Originalstücken der betreffenden Autoren, — wir würden heute sagen 
„Typen“ — zu studieren. In dieser Zeit kurz vor der Jahrhundertwende 
sah er auch noch die wirklichen Originalstücke aus der coll. Graven- 
horst in Breslau, wie er mir seinerzeit erzählte, und vermerkte die Er- 
gebnisse seiner Studien an diesen „Autoren-Stücken“ auf Notizzetteln, die 
eine Art Kartei der von ihm eingesehenen Originalstücke der Autoren bil- 
deten. Diese Notizzettel aus der damaligen (und auch späteren) Zeit 
schenkte mir Dr. Bernhauer vor vielen Jahren. Auf dem Notizzettel ’ 
über die Gravenhorst’schen Originalstücke der A. lanuginosa heißt | 
es bezüglich des Abdomens dieser Art: z 

„... Hinterleib gleichbreit und parallel, an der Basis der drei ersten 
Dorsalsegmente stark, breit quer und tief eingedrückt. In den Basisfur- 
chen sehr grob und dicht, auf der übrigen Segmentfläche fein und sehr 
weitläufig punktiert.“ ® 


63 


Ein späterer Zusatz auf dem gleichen Zettel lautet: 

»... Es gibt aber auch Stücke mit weniger weitläufigerer und kräfti- 
gerer Punktierung auf den hinteren Dorsalsegmenten, besonders aus Ita- 
lien und vom Balkan.“ ... 

Diese Formulierung hat er dann fast wortwörtlich auf p. 466 seiner 
eben genannten Arbeit in der Beschreibung der A. lanuginosa Grav. ein- 
gefügt. Übrigens hat er diese Art auch schon auf p. 442 in der Bestim- 
mungstabelle der Arten der Gattung Aleochara Grav. in der gleichen 
Weise durch den Gegensatz zu Leitsatz 34: 

» . . . Hinterleib hinten viel weitläufiger als vorne und auch hier außer- 
halb der Dorsalfurchen nur wenig dicht oder weitläufig punktiert.“ ... 
zum Leitsatz 35 bzw. 36 charakterisiert und von den anderen Arten zum 
Teil abgetrennt. 

Zusammenfassend kann also nach der Literatur gesagt werden, daß seit 
Erichson’s Zeiten, der sicher auch noch die Originalstücke Graven- 
horst’s gesehen haben wird, also durch eine Zeit von über einem Jahr- 
hundert hinweg, die Form als A. lanuginosa Grav. angesehen wurde, de- 
ren Endhälften der Abdominaltergite weitläufig und fein punktiert sind. 
Ja, man kann die Erichson’sche Beschreibung geradezu als die einer 
„Lectotype“ gleichsetzen! Wieso Dr. Lohse ausgerechnet mit seinen 
„Gravenhorst’schen Syntypen“ auf die zweite der mit der echten A. la- 
nuginosa Grav. bisher zusammengeworfenen Arten geraten mußte, wäre 
vielleicht nur durch die Personen vergangener Zeiten zu klären, die ir- 
gend ein Material, weil es den gleichen Artnamen trug, zu dem alten und 
ursprünglichen Sammlungsmaterial hinzugefügt hatten. Auf jeden Fall 
aber zeigt sich wieder einmal, wie leicht man durch sogenannte „Syn- 
typen“ auf Irrwege geraten kann und wie vorsichtig man bei der Ver- 
wendung von nicht ausdrücklich von der Hand des Autors als solche be- 
zeichneten Originalstücken sein muß! 

Es bleibt mir leider zum Schluß nichts anderes übrig, als auch wieder 
die Synonymie der Art richtigzustellen. Es wird demnach in künftigen 
Katalogen und Verzeichnissen heißen müssen: 


Aleochara lanuginosa Grav. 
peeziana Lohse 

Aleochara Peezi Scheerp. 
lanuginosa Lohse 


Bedauerlich ist nur, daß die Namensänderungen und Synonymisierun- 
gen Dr. Lohses bereits auch von Faunistikern übernommen worden 
sind, so daß in weiteren Kreisen der Koleopterologen Verwirrung ge- 
schaffen worden ist. 

Anschrift des Verfassers: 
Prof. Dr. Otto Scheerpeltz 
Naturhistorisches Museum, Wien I, Burgring 7 


64 


Kleine Mitteilung 


96. Orthetrum helena Buchholz, neu für das europäische Festland. (Odonata) 


Anläßlich einer Griechenlandreise im August 1955 sammelte der Lepidoptero- 
loge Herr Politzar, München, für mich freundlicherweise Libellen. Diese Aus- 
beute enthielt u.a. auch einige Exemplare der Orthetrum-coerulescens-Gruppe. Da 
bei anceps Schneider immer noch gewisse Zweifel bestehen, sandte ich sicherheits- 
halber die fraglichen Tiere an Herrn Dr. Buchholz, Bonn, Museum Alexander 
Koenig. Zu meiner großen Überraschung berichtete mir Herr Dr. Buchholz, 
daß bei den fraglichen Tieren 2 55’ der von ihm 1954 auf Naxos neu entdeckten 
Orthetrum helena dabei wären. (Vergl, Bonner Zoologische Beiträge, Sonder- 
band 1954, 1. Teil, S. 51.) Die Tiere wurden gefangen am 20.8.1958 bei Athen 
und stellen somit den ersten europäischen Festland-Nachweis für Ortheirum he- 
lena Buchholz dar. 

Herrn Politzar und Herrn Dr. Buchholz möchte ich bei dieser Gelegenheit 
für ihre Bemühungen meinen herzlichen Dank aussprechen. 


Nachtrag zu Bilek, A., 1962: Orthetrum albistylum Selys. Entwicklung vom 
Ei bis zur geschlechtsreifen Imago. — Nachrichtenbl. Bayer. Ent., 11 (4), 33—38. 

Auf Seite 37 ist nach der letzten Zeile zu ergänzen: 

Tiere im 13. Kleid (Z-Stadium) ab... 6. 11. 61 (9 Tage). 


A. Bilek, Zoolog. Staatssammlung, 
München 19, Schloß Nymphenburg 


Aus der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft Nordbayern 


23. Januar 1962. 

Herr Dr. Lutz Kobes, Erlangen, sprach an Hand von Farblichtbildern zu 
dem Thema: „Ein Feldweg in der Romagna“. Die Beschränkung auf ein kleines 
Biotop erbrachte vielseitige Anregung zu intensiverer Durchforschung kleinster 
Landschaftseinheiten. 


13. Februar 1962. 

Herr Günter Ebert, Nürnberg, gab seinen von allen Seiten mit Spannung 
erwarteten Bericht über Afghanistan mit dem Vortragstitel: „Zum zweitenmal im 
Hindukusch“. Ein erweiterter Zuhörerkreis füllte den Frühstücksraum in der 
Stadtgärtnerei Fürth bis auf den letzten Platz. An Hand herrlicher Landschafts- 
aufnahmen, von botanischen und zoologischen Motiven, ließ uns der Vortragende 
an seinen Erfolgen und Expeditions-Schwierigkeiten teilhaben. 


27. März 1962. 

Im Austausch gegen Falter-Dias aus unserem Bestande hatte uns Herr Emma- 
nuel de Bros, Basel, eine Farblichtbild-Serie zu dem Thema: „Montana (Wal- 
lis)“ zugeschickt, die mit freudigem Beifall demonstriert wurde. Wir sagen Herrn 
de Bros auch auf diesem Wege nochmals unseren Dank. 

24. April 1962. 

Der Vortrag, den uns an diesem Abend Herr Lehrrieder, Fürth, hielt, be- 
handelte ein geologisch-mineralogisches Thema. Der Referent war kurz vorher 
von einer Reise nach Südwestafrika zurückgekehrt und berichtete an Hand von 
Sammeldokumenten, von Farblichtbildern und eines Filmstreifens über seine Er- 
gebnisse aus diesem klassischen Land seltener Gesteinsarten. 


12. Mai 1962. 

Die Arbeitsgemeinschaft traf sich zu ihrer Frühjahrs-Exkursion in Dietzhof 
an der Ehrenbürg (Walberla) in der Wiesent-Alb. Die Sammelergebnisse waren 
wegen des kühlen Wetters (Eisheiligen) nicht der Rede wert. Um so erfreulicher 
aber war das gesellige Beisammensein in Leutenbach, das Herr Hauptlehrer An- 
dreas Kramer, zusammen mit seinem Sohn, Herrn Oberlehrer Ludwig Kra- 
mer, sorgfältig vorbereitet hatte und wofür wir den beiden Herren herzlich 
danken. 


“ 


4 
“ 

#7 
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NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. Juli 1962 Nr. 7 


Orthopterologische Beiträge IV 
Von Kurt Harz 
(Schluß) 


Zur Faunistik und Phänologie von Schaben, Heuschrecken 
und Ohrwürmern 


Am Michelsberg bei Münnerstadt fand ich am 25. 8. 1960 ein einwand- 


freies @ von Ectobius silvestris f. lucidus Hgb. 1961 traten bis in den 


Spätsommer auch 55 Imagines auf; so fand ich z.B. am 31.8. ein noch 
recht lebhaftes Stück von E. lapponicus L. im Bildhauser Forst. Die Ent- 
wicklung hatte sich wohl durch den kühlen, regnerischen späten Frühling 
und Frühsommer verzögert. Dasselbe gilt für Heuschrecken. Die nicht zu 
überhörenden Tettigonia viridissima L. und Pholidoptera griseoaptera Deg. 
sangen 12—14 Tage später als im Vorjahr. Dafür war ihr Stridulieren 
bis tief in den milden Herbst hinein zu vernehmen, viridissima noch 
Ende X. Am 22. X. fing mein Bruder Karl auf einer aperen Alm bei 
Schliersee, die von Schneefeldern umgeben war, einige Chorth. biguttu- 
lus L., von denen es dort wimmelte und die auch noch lebhaft sangen. 


Zur Biologie und Morphologie von Conocephalus dorsalis Latr. 
Im VII und VIII 1960 beobachtete ich Larven und Imagines aus Celle, 


unter denen sich auch ein holopteres @ befand. 5’5' stridulierten erstmals 
etwa eine Woche nach der Imaginalhäutung. Wie zu erwarten war, be- 
sitzen sie keinen Titillator, doch ist der Ventrallappen hier seitlich in 
bräunlich gefärbte, fast löffelförmige Zipfel verlängert, die ausgestülpt 
werden können (bei toten Tieren gelingt dies durch Druck auf den Hinter- 
leib). Die Eier wurden in Stengel (Blattscheiden) echter Gräser, wie Lo- 
lium perenne L., abgelegt; Riedgras-(Carex )-Stengel wurden angeknabbert, 
aber keine Eier darin abgesetzt. Die Eier gleichen weitgehend jenen von 
C. fuscus Fabr. und sind bei 0,56 mm Durchmesser an der stärksten 
Stelle im Durchschnitt 4,582 mm lang. Homorocoryphus nitidulus Scop. 
besitzt ebenfalls keinen Titillator, sondern nur zwei fein braun punk- 
tierte, etwas derbere Lappen. 


Zur Biologie von Pholidoptera fallax Fisch. 


In Gefangenschaft wurden saftige Blätter, Früchte und kleinere, weich- 
häutige Insekten verzehrt. Die Stridulation erinnert im Vortrag und Ton 
sehr an griseoapteraL., ist aber zarter ; besonders abends und nachts wurde 
gezirpt. Die Eier sind länglich, an den Polen abgerundet, an den Seiten 
etwas abgeflacht, auf der Ventralseite fast flach, am Rücken leicht ge- 
wölbt, etwa 3,6 mm lang und 1,1 mm stark, von einer abgeflachten Seite 
zur anderen nur 0,9 mm. 


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66 


Die Eier von Platycleis affinis Fieb. 


sind im Umriß lang-elliptisch, drehrund, nur eine Seite etwas stärker 
gewölbt, an den Polen abgerundet, tief sepiabraun, 3,8—4,7 mm lang und 
in der Mitte 0,90 bis 1,35 mm stark. Ein gestorbenes Q hatte 36 legereife 
und 15 noch weiche, wächsern-gelbe Eier in sich. 


Zur Biologie von Platycleis (Tesselana) vittata Charp. 


JS zirpen ohne auf einen Partner einzugehen nebeneinander her. Die 
Stridulation ist ein leises, kratzendes Geräusch ohne silbrigen Beiklang, 
kurz und etwa mit „sr sr sr“ oder „srr srr“ (schnellere Tonfolge bei 
größerer Wärme) zu umschreiben. 5'5' ohne Hinterbeine konnte ich 
vom 31.8. bis 26. 10. am Leben halten. Als Nahrung wurden Löwenzahn- 
blätter, Haferflocken, Möhren, kleine, weichhäutige Insekten oder deren 
Larven und auch die eigenen, abgefallenen Beine verzehrt. Die Eier sind 
länglich, fast drehrund, zu den Enden ganz allmählich verschmälert und 
dort abgerundet, ganz leicht gebogen bis fast gerade, glänzend dunkel- 
braun bis fast schwarz und 3,6—4 mm lang und 0,63—0,72 mm stark. 


Weibchengesang von Acheta domestica L. 


Mit stetiger Zunahme größerer Gebäude mit Zentral- oder Fernheizung 
(auch Prof. K.H. Jordanj/briefl. 1960/ machte diese Feststellung) ver- 
mehren sich auch die Heimchen wieder stärker und auf Müllplätzen grö- 
ßerer Städte (Würzburg, Celle, Sommer 1960, Heß, Bornhalm briefl.) 
kommt es immer öfter zu starker Vermehrung. In warmen Nächten 
schwärmen die Tierchen aus Fabriken, Kasernen, großen Geschäftshäusern 
usw. und Müllgruben aus und flugtüchtige Stücke erweitern dabei den 
Lebensraum der Art um Kilometer und da und dort können sie auch 
Fuß fassen und sich halten. Wohl auf diese Weise gelangten 2 992 im 
IX. 1961 in unmittelbare Nähe des Hauses am Stadtrand, in dem ich 
wohne. Das eine war ein flugfreudiges Stück, das jeden Sprung in einen 
Flug verwandelte, das andere, am 11.9. in meiner Wellblechgarage ent- 
deckt, begann, zu einem 5’ gebracht, plötzlich zu „stridulieren“, d.h. es 
saß ruhig, hob die Elytren an und führte mit ihnen Singbewegungen aus 
und die Alae schwirrten im gleichen Takt mit, wobei sie entfaltet, d.h. 
aufgerollt waren. Das Schwirren ging dabei so schnell, daß von den Alae 
nur ein heller, flimmernder Schein zu sehen war. Bei kurzen, nur einen 
Augenblick währenden Pausen wurden sie nicht eingerollt. Nur ein leises, 
surrendes Geräusch war während des „Stridulierens“ vernehmbar, noch 
viel leiser als der Werbegesang des 5. Das 5’ saß völlig unbeteiligt da- 
neben, nur bei Zusammenbringen zeigte es bei Fühlerkontakt mit dem 9 
das ruckige Hin- und Herschwingen des Körpers mit den Füßen am Platz. 
Mittags erneut zusammengebracht, begann das 5 zu zirpen und balzte 
richtig vor dem 9, versuchte sich auch unter dieses zu schieben, wurde 
auch zweimal bestiegen, aber so schnell überschritten, daß es zu keiner 
Copula kam. Hierauf begann auch das 9 zu werben! Seine Stridulations- 
bewegungen entsprachen im Rhythmus ganz jenen des 5’, selbst die 
„Klangzacken“ im Werbegesang wurden angedeutet, doch das Schwin- 
gen des Körpers fehlte völlig. Wie das gleichzeitig balzende 5 drehte es 
sich diesem auch mit dem Abdomen zu, doch nahm dieses keine Notiz von 
ihm (schwellenerniedrigte Feldgrillen 55’ besteigen einander, statt zu 
kämpfen!). Um 17 Uhr „stridulierte“ das seit dem Mittag wieder iso- 
lierte Q spontan und ebenso bei Wärme (Sonnenschein) in den nächsten 
Tagen oft stundenlang mit kurzen Unterbrechungen, wobei es während 
dem „Singen“ auch umherlief. Das daneben gehaltene 5 war lang nicht 
so sangesfreudig. Am Abend des 15.9. lag das 2 trotz guter Pflege — ich 
wollte es doch länger beobachten und auch bei Stridulieren photo- 


67 


graphieren — tot in seinem Behälter. Die Todesursache war nicht fest- 
stellbar. Bei der folgenden Untersuchung erwies es sich äußerlich als voll- 
kommen normal gebaut und innerlich waren keine Abweichungen fest- 
zustellen. Die Ovarien enthielten Eier, von denen die größten nur !/;, mm 
lang waren. Es war offenbar ein unbefruchtetes, stark schwellenernied- 
rigtes 9; warum es nicht zu einer Paarung kam, bleibt vorläufig un- 
erklärlich, da diese doch bei solchen Tieren meist unmittelbar nach dem 
Zusammenbringen der Partner erfolgt. Möglicherweise habe ich aber 
trotz größter Aufmerksamkeit bei der Untersuchung kleine Testes über- 
sehen, die das © hormonal männlich steuerten. 


Weibchengesang von Mecostethus grossus L. 


Ein am 31.8.61 im Forst von Maria-Bildhausen gefangenes 9 der 
ab. stadleri Harz stridulierte am 4. 9. mittags bei + 26°C Temperatur 
spontan — es war derzeit das einzige Stück dieser Art bei mir — mehr- 
fach durch jeweils 5 bis 8 deutliche „Schienenschleuderzick“. Das dabei 
entstehende Geräusch war nicht ganz so laut wie bei Jg". 


Zur Variationsbreite von Chorthippus longicornis Latr. 


In normaler Ausbildung sind bei dieser Art die Seitenkiele des Pro- 
notums wenig ausgeprägt, fast parallel (Fig. 19) und bis zum Hinterrand 
allmählich und leicht divergierend, selten sind sie in der Prozona etwas 
geschweift. Kollege Hoelzel fing nun 1959 auf der Saualpe/Kärnten 
eine Serie von Chorthippus 29, die bis auf den schlankeren Körper und 
spitzere Elytren weitgehend Ch. rammei Ebner glichen. Er sandte sie mir 
liebenswürdigerweise zu. Es stellte sich nach eingehender Untersuchung 
heraus, daß es sich dabei um Ch. longicornis Latr. (parallelus Zett.) han- 
delte, doch sind hier die Seitenkiele des Pronotums wie bei der Unter- 


gattung Glyptobothrus Chop. winkelig gebogen (Fig. 20), deutlich aus- 
gebildet und zudem durch hellere Farbe ausgezeichnet, selbst die dunklen 
Flecken an ihrer Innenseite in der Metazona und Außenseite in der Pro- 
zona sind fast immer angedeutet. Es handelt sich dabei nicht um eine 
neue Art oder Rasse, denn bereits in der Serie kommen Stücke mit ge- 
ringer gebogenen Seitenkielen vor und solche befinden sich auch in mei- 
ner Sammlung von Fundorten aus Unterfranken, auf denen sie neben 
ganz normal gebauten Artgenossen vorkamen, die gleichfalls ab und zu 
so gedrungene Pronota wie in Fig. 20 zeigen, die den Holotypus dieser 
extremen Form darstellt (der sich neben Paratypen im Museum des 
Naturwissenschaftl. Vereins Kärnten, Klagenfurt, befindet), die ich 


geriberti f. nov. 


nach meinem lieben Kollegen Herbert Hoelzel benenne. Dies Form tritt 
auch im männlichen Geschlecht auf. 


a wlan Aus 0 cc 2 de 


Zur Biologie und Phänologie von Ohrwürmern 


Vom 26. Mai bis 27. September 1960 beobachtete ich ein Pärchen Labi- i 
dura riparia (Pall.) von der Elba-Insel. Nicht wehrhafte Insekten wur- 
den bis zur Größe der Gemüseeule (Barathra brassicae L.) mit den Cerei | 
ergriffen und trotz heftiger Gegenwehr getötet; dem Zupacken mit den 
Cerci folgte meist unmittelbar der Biß mit den Mandibeln. Auch Hafer- 
flocken, aufgeschnittene Möhrenwurzeln und Früchte wurden gern an- 
genommen. Die Copula kam wie bei den anderen Arten zustande, dann 


aber bewegten sich die Partner und saßen schließlich in normaler Hal- : 
tung (das 5’ also mit der Dorsalseite des Abdomens nach oben!) in einem | 
spitzen Winkel nebeneinander. Neben dieser Abwandlung kommen gewiß 
Paarungen mit normalem Verlauf vor. h 
Vom 20.4.1959 bis 1.8.1960 hielt ich ein 5’ von Forficula auricu- 
laria L.; am 6. Mai 1959 fand seine Imaginalhäutung statt, am 12. Mai, ; 
als in seinen Behälter die Sonne schien, lief es aufgeregt umher, entfaltete 


dann die Alae und machte mit ihnen schwirrende Bewegungen; nach 
weiteren Flugversuchen (zum Abflug ist vielleicht ein erhöhter Stand- 
punkt erforderlich) führte es mit den Cerei stoßende Bewegungen gegen 
die Alae aus, also ganz wie Labia minor L.nach dem Flug. Im Versuch 
(Emporlaufen an Zweigen und dergl. bis zur Spitze) flog es nicht. Das 
Tier stammte gewiß aus einer überwinterten Larve. Solche frühe Ima- 
gines sind bei uns in Süddeutschland selten, im Norden kommen sie wohl 
öfters vor, denn am 4. 6.60 fand ich auf Wangeroog — also zu einer Zeit, 
in der es bei uns viele junge Larven und überwinterte Imagines gab — in 
den Blüten von Rosa rugosa Thunb,. frische 99, die zu dem erwähnten, flug- 
fähigen 5’ gegeben wurden. Nach wenigen Stunden kam es mit einem 
der 29 zur Copula. Mitte VI legte dieses Eier ab (das 2. 9, mit dem es 
auch bald zur Copula kam, nur wenig später), von denen am 11.7. die 
ersten Larven schlüpften. Das andere 9, dessen Eier vom ersten @ „be- 
schlagnahmt“ wurden, als sie während des Transportes durcheinander 
gerieten, paarte sich am 31. 8. und 15. 9. mit hiesigen 3’. Obzwar sol- 
che „Sommerlarven“ mehr Wärme als die des Frühjahrs während der 
anfänglichen Entwicklung haben, dürfte es ihnen doch nie gelingen, diese 
bis zum Beginn der für sie ungünstigen Jahreszeit abzuschließen. Sie 
überwintern eben und im Frühling kommt es zur Imaginalhäutung. Da 
jedoch überwinterte Imagines beiderlei Geschlechts noch vorhanden und 
(99 auch nach Verlust eines Geleges) paarungsbereit sind, ist nicht an- 
zunehmen, daß es zur Ausbildung von zwei nördlichen Populationen. 
kommt, die durch unterschiedliches Auftreten im Imaginalzustand und 
einen anderen Fortpflanzungszyklus getrennt wären. 


Herzlichen Dank 


für Materialsendungen und freundliche Mitteilungen sage ich — außer 

den bereits Erwähnten — den Herren Dietrich Bornhalm, Celle, Rainer N 
Heß, Würzburg, Prof. Dr. K.H. Jordan, Bautzen, Bernhard Klaus- 
nitzer, Bautzen, Georg Müller, Kleinlangheim, Werner Schmidt, 
Einbeck, Christian Walther, München. 4 


Literatur: 


Brunner von Wattenwyl, C.: Prodromus der europäischen Orthopteren, 
466 S., 11 Taf., 1 Karte, Leipzig 1882. »3 
Chopard,L.: Faune de France, 359 $., 531 Fig., Paris 1951. 


69 


Ebner, R.: Kritisches Verzeichnis der orthopteroiden Insekten von Österreich. 
Verh. Zool.-Bot. Ges. Wien 92: 143—165, 1951. 

— — Catalogus. Faunae Austriae. Teil XIIla, 1—18, 1953. 

Galvagni, A.: Contributo alla conoscenza dell’ ortotterofauna del Trentino e 
dei Veneto. Boll, Soc. Ent. Italiana, 80: 58—64, 1950. 

Hoelzel, E.: Heuschrecken und Grillen Kärntens. Carinthia II, 19. Sonderheft, 
112 S., 2 Farbtaf., 47 Zeichn. Klagenfurt 1955. 

Nadig, A.: Zur Orthopterenfauna Graubündens. Jahrber. Naturforsch. Ges. 
Graubündens 69: 1—69, 1. Tab. 1930/31. 

_ — len aus Graubünden. Mitt. schweiz. Ent. Ges. 16: 341— 343. 

9. i 

— — Beitrag zur Kenntnis der Orthopterenfauna der Versilia und der Apuani- 
schen Alpen und ihre Beziehungen zur insubrischen Region. Jahresber. 
Naturforsch. Ges. Graubündens 87, Chur 1958. 

— — Beiträge zur Kenntnis der Orthopterenfauna der Schweiz und angrenzen- 
den Gebiete: II. Neue und wenig bekannte Formen aus der insubrischen 
Region. Mitt. Schweiz-Ent. Ges. 34: 271—300. 1961. 

Ramme, W.: Die Orthopterenfauna von Kärnten. Carinthia II. 131: 12I—ISE 
Klagenfurt 1941. 

Redtenbacher, J.: Die Dermapteren und Orthopteren von Österreich-Ungarn 
und Deutschland. Wien 1900. \ 


Anschrift des Verfassers: 
Kurt Harz, Münnerstadt, Birkenweg 3, Kr. Kissingen, Bayern 


Lichtfang im Lesachtal 


Ein Beitrag zur Schmetterlingsfauna Kärntens und Östtirols 


Von A. Ströbl 


Das Lesachtal oder Lesach, wie der oberste Teil des Gailtales genannt 
wird, ist ein über 50 km langer Graben, der die Lienzer Dolomiten von 
den Karnischen Alpen trennt. Es zweigt östlich von Sillian aus dem Drau- 
tal ab, steigt bis zum Kartitschsattel (1534 m) an und fällt dann bis zum 
Talschluß bei Kötschach-Mauthen auf 710 m ab. Die Gail hat sich tief 
in die schmale Talsohle eingefressen. Die Berge steigen beiderseits steil 
bis auf rund 2700 m an. Kleine Ortschaften liegen bis zu einer Höhe von 
rund 1500 m an den Hängen. Über der Waldgrenze, die bei etwa 1900 m 
liegt, beginnen die Almwiesen mit einer prächtigen Gebirgsflora. All- 
mählich in Geröll und nackten Fels übergehend, reichen sie teilweise 
über 2300 m hinauf. 

Die Karnischen Alpen bestehen hauptsächlich aus Grauwacke, Phyllit 
und insbesondere Schiefer; darauf sitzen Kalke; an die kristallinen Ge- 
steinsarten der Lienzer Dolomiten stoßen Kalke und Dolomite. In den 
Gailauen herrschen Erle und Weide vor, die Hänge sind überwiegend 
mit Fichten bestanden. In höheren Lagen wird die Lärche häufiger und 
in den Seitentälern und Gräben mit ihren Mischwäldern und einem üppi- 
gen Bestand an Sträuchern und Stauden findet sich besonders die Buche. 
Die Eiche fehlt. 

Abgelegen von den Verkehrswegen und wenig bekannt und besucht, 
stellt das Lesachtal, das in seinem oberen Teil zu Osttirol, im unteren zu 
Kärnten gehört, nicht nur eine großartige Berglandschaft dar, sondern 
ist auch volkskundlich, kunst- und siedlungsgeschichtlich sehr inter- 
essant. Dies sei jedoch nur nebenbei erwähnt. Was mich anzog, war die 
Tatsache, daß die Schmetterlingsfauna des Tales und der flankierenden 
Gebirgszüge noch weitgehend unbekannt ist. Nach Thurners Fauna 
von Kärnten und Osttirol wurde hier noch nicht gesammelt. Die nächsten 
Fangplätze sind der Hochstadl in den Lienzer Dolomiten, Kötschach- 


70 


Mauthen, der Plöckenpaß mit Umgebung. Lediglich aus den hier ge- 
machten Funden kann man vermuten, was talaufwärts zu erwarten ist. 
Die Gailauen, zahlreiche Seitentäler und Gräben und insbesondere die 
Almen und Geröllhalden der höheren Lagen stellen ideale Fangplätze 
dar. 
Als ich 1959 zum erstenmal in das Lesachtal kam, fand ich ein geeig- 
netes Quartier am Westhang des Klebasgrabens, der zwischen den Ort- 
schaften Liesing und Klebas von Norden her zur Gail abfällt, konnte 
hier meine 160 W ML-Lampe anschließen und — ungestört von jeder 
anderen Lichtquelle — auf einer freien Fläche im Graben so aufstellen, 
daß sie diesen und den gegenüberliegenden, ziemlich bewachsenen Hang 
ausleuchtete. Leider kühlten die Nächte stark ab, abends kam ein frischer 
Wind von den Dolomiten, und die Temperatur lag gewöhnlich um 10°. 
(Den Versuch, einmal an anderer Stelle unmittelbar in die Erlenbestände 
der Gailauen zu leuchten, mußte ich nach kurzer Zeit wegen der rasch 
zunehmenden Kälte aufgeben.) Trotzdem kamen in neun Leuchtnächten 
vom 26. Juli bis 5. August rund 200 Arten ans Licht. 

Im Sommer 1961 verbrachte ich wieder einige Tage im Lesachtal. 
)iesmal nahm ich in Obertilliach Quartier. Ein geeigneter Fangplatz fand 
sich in Bergen, in einer Höhe von 1300—1400 m. Die Temperatur war 
günstiger, sie lag gewöhnlich um 12—13°, und die Stelle war windge- 
schützt. Die Vegetation war hier nicht so reich wie in Liesing, an Laub- 
holz gibt es in dieser Höhenlage nur noch Weiden und Erlen. Vom 7. bis 
13. August leuchtete ich hier an drei Abenden. 

Die beim Lichtfang in den Jahren 1959 und 1961 festgestellten Arten 
bringe ich in dem anschließenden Verzeichnis, wobei ich in der Reihen- 
folge Josef Thuriners „Die Schmetterlinge Kärntens und Osttirols“ 
folge, auch die Bezeichnung der Arten beibehalte, die sich im wesentli- 
chen an den Katalog von Staudinger-Rebel hält. Um beim Ver- 
gleich das Nachschlagen zu erleichtern, ist jeder Art die Nummer in 
Thurners Fauna vorgesetzt. Ein + vor der Nummer bedeutet, 
daß diese Art im Kärntner Oberland bisher nicht bekannt war, also ein 
Neufund für dieses Gebiet vorliegt. Fänge in Liesing sind mit L, Fänge 
in Bergen mit B bezeichnet. In Kärnten allgemein oder weit verbreitete 
Arten erscheinen ohne weiteren Zusatz. Aus den ergänzenden Angaben 
über die Individuenzahl kann außer der Tatsache, daß die Art hier vor- 
kommt, kein weiterer Schluß gezogen werden. Die Häufigkeit des Vor- 
kommens ist ja nicht nur jahrweise sehr verschieden, sie hängt außerdem 
von so vielen Umständen ab, die uns weitgehend unbekannt sind, daß eine 
einmalige kurze Fangperiode keine anderen Folgerungen erlaubt. 

Obwohl ich den Tagfang nur nebenbei betrieben habe, möchte ich doch 
erwähnen, daß von Argynnis paphiaL.die 9-Form valesina Esp. nicht sel- 
ten zu sein scheint. Die Flugzeit von paphia begann um Liesing Anfang 
August, in Obertilliach kommt die Art wegen der Höhenlage nicht mehr 
vor. Auf den Almen am Rübenkopf fliegt eine große und auffallend 
scharf gezeichnete Form von Colias phicomone Esp. Da mir Vergleichs- 
material fehlt, kann ich nicht feststellen, um welche Form es sich han- 
delt. Am Rübenkopf fand ich am 4. 8. 1959 auch ein 5 von Lycaena eros O. 
Die Art war in Kärnten bisher nur von den Hohen Tauern bekannt. 

Die Bestimmung zweifelhafter Stücke und mir unbekannter Arten wie 
die Durchsicht der gefangenen Tiere überhaupt hat Herr J. Wolfsber- 
ger von der Entomologischen Abteilung der Zoologischen Staatssamm- 
lung München vorgenommen. Hierfür sei ihm auch an dieser Stelle herz- 
lich gedankt. 


a 


171 


192 
194 
195 
203 
205 
207 
211 
219 
221 
223 
226 
231 
+ 235 
240 


264 
265 
267 
269 
271 
275 
277 
279 
283 
254 
286 
287 
288 
239 
290 
292 
294 
296 
300 
303 
304 
309 
310 
sıl 
314 
315 
+ 319 
321 
322 
323 
326 
334 
335 
338 
339 
340 
342 
344 
346 
348 
351 
352 
353 


Verzeichnis der Arten 
Sphingiden 
Hyloicus pinastri L. L 
Bombyeiden 
Pheosia tremula Cl. L mehrfach 
Notodonta ziczac L. 
ES dromedarius L. L, B 
Lophoßteryx camelina L. L 
Pterostoma palpina L. L 
Phalera bucephala L. L einzeln 
Pygaera pigra Hufn. L 
Porthesia similis Fuessl. EI 
Stilpnotia salicis L. L 
Lymantria monacha L. L 
Trichiura crataegi L. L25G der ssp. freyeri Tutt 
Lasiocampa quercus L. L 19 der ssp. alpina Frey 
Selenephera lunigera Esp. L 15° der Form lobulina Esp. 
Dendrolimus pini L. L 
'Noetuiden 
Acronycta psi L. L einzeln 
5 cuspis Hb. L mehrfach 
3 euphorbiae F. L und B mehrfach 
Craniophora ligustri F. L 
Agrotis strigula Thbg. B 
»  Jimbria L L1o 
»  augur F. L, B 
»  pronuba L. L 
»„  triangulum Hufn. L ziemlich häufig, stark abgeflogen 
»„  baiaE. L einzeln, B mehrfach 
» speciosa Hb. L 1.5, B mehrfach 
„  candelarum Stgr, L 
„ e-nigrum L. L, B 
„  ditrahezium Bkh. L nicht selten, abgeflogen 
» stigmatica Hb. L einzeln, frisch 
»  rubi View. L nicht selten, frisch, Bl 
» brunnea F. L 
„  depuncta L. B mehrfach 
„ cuprea Hb. L, B 
»„  plecta L. L, B 
» musiva Hb. B nicht selten, abgeflogen 
„ helvetina B. L2gd 
» birivia Hb. L und B einzeln, frisch 
» decora Hb. L und B einzeln 
„  simplonia Hb. L 
»  grisescens Tr. B einzeln 
»  putris L. L 15, stark abgeflogen 
„ exclamationis L. L, B 
»  recussa Hb. L1%,B209 
»  nigricans L. L250J', B mehrfach 
„ corticea Hb. L, B 
»„  prasina G. L sehr zahlreich in frischen Stücken 
„ oeculta L. L mehrfach, B1' 
Charaeas graminis L. B 
Epineuronia popularis B. B 
cespitis F. B 
Mamestra advena F. L nicht selten 
= nebulosa Hufn. L 
> persicariae L. L 
r oleracea L. L 
5 dissimilis Knoch B einzeln 
= thalassina Rott. L, B 
5 contigua Vill. L einzeln 


1 


354 
357 
365 
366 
370 
372 
373 


374 
377 
378 
391 
393 
394 
396 
397 
398 
399 
401 
402 
405 
406 
408 
427 
+ 428 
431 
433 
439 
451 
459 
461 
466 
469 
472 
473 
479 
480 
483 
495 
528 
536 
538 
539 
567 
569 
572 


573 
975 
+ 576 
377 
979 
+ 561 
303 
504 
509 
306 
587 
606 
620 
+ 625 
626 
630 


rs pisi L. 
= dentina Esp, 
Dianthoecia proxima Hb, 
& caesia Bkh. 
e nana Rott, 
re capsincola Hb. 
2 


cucubali Fuessl. 
capsophila Dup, 


Bomby cia viminalis F. 
Miana strigilis Cl, 
5 latruncula Hb. 
Hadena adusta Esp. 
„»  maillardi HS. 
»  Jurva Hb. 
» gemmea Tr. 
» rubrirena Tr. 
„  monoglypha Hufn. 
»  lateritia Hufn. 
® sublustris Esp. 
sssrurea RK. 
» basilinea F. 
» gemina Hb. 
secalis Bjerk. 
Rhizogr amma detersa Esp. 
Cloantha polyodon Cl. 
Trachea atriplicis L. 
Phlogophora scita Hb. 
Hydroecia nictitans Bkh. 
Leucania pallens L. 
a conigera F. 


“ lithargyrea Esp. 


Caradrina quadripunctata F. 


Bi respersa WV. 

alsınes Brahm, 

5 tarazxaci Hb. 
Rusina umbratica Goeze 
Amphipyra tragopoginis L. 

5A perjlua L. 
Calymnia trapezina L. 
Lithocampa ramosa Esp. 
Cueullia umbratica L. 

= lucijuga Hb, 


5 lactucae Hb. 
Abrostola triplasia L. 

5 tripartita Hufn. 
Plusia moneta F. 

® variabilis Piller 

chrysitis L. 

= chryson Esp. 

5 braclea F. 

e; Jestucae L. 


R gutta Gn. 
5 pulchrina Hw. 


K jota L. 
R gammal. _ 
r interrogationis L. 


ain Hohenw. 
Laspeyria Jlexula SV. 
Hypaena proboscidalis L. 
Habrosyne derasa L. 
Thyatira batis L. 
Cymatophora duplaris Hb. 


B 
sehr häufig, B 
B 


w 


w 


w 


inzeln 


w 


zweu ® 


“ 


1', abgeflogen 

und B einzeln, abgeflogen 
ziemlich häufig 

19, B1g' 

B 
B 


w 


SUSE LEITETE EEE LEE 


“= 


L einzeln 

L nicht selten 
L nicht selten 
L und B einzeln 
L, B 

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_ 
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X 


häufig, B 
nicht selten 


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ehrfach 


3 


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Q 


je) 


1, im Kärntner Oberland bisher nur 
on Hermagor bekannt 


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je] 


Su: 


EEE 
& X 


sehr häufig, B einzeln 
Fortsetzung folgt) 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. August 1962 Nr. 8 


Kritische Gedanken zu Bidessus grossepunctatus Vorbr. 
und unistriatus Schrk. (Col. Dytiscidae.) 
(Beitrag zur Morphologie der Dytisciden) 


Von Hans Schaeflein 


Zwei schwer zu unterscheidende Arten von Dytiseiden sind bekannt- 
lich Bidessus unistriatus Schrk. und grossepunctatus Vorbr. Reitter 
kannte grossepunctatus nur als var. des ersteren, wie dies auch schon 
Vorbringer 1907 bei der Erstbeschreibung tat. Erst Zimmermann 
hat 1930 die Artberechtigung des grossepunctatus dargelegt. Die Unter- 
schiedsmerkmale, die er anführt, und die auch A. Horion in seinem 
Nachtrag zur Fauna Germanica übernahm, sind fast alle so vage und 
schwankend, daß sie nicht eindeutig zum Ziel führen. Auch Dr. Felix 
Guignot, der große französische Dytiscidenkenner, spricht 1931 vom 
grossepunctatus von einer Art „tr&es voisine“ der vorhergehenden (uni- 
striatus). Herr Dr. Freude, München, erwähnt in seinem „Beitrag zur 
Dytiscidenfauna Südbayerns“ 1958 die großen Schwierigkeiten, welche 
die einwandfreie Trennung beider Arten verursacht. Herr Rektor Karl 
Hoch, Bonn, dem ich auch an dieser Stelle für seine unermüdliche 
Hilfe in vielen, vielen Fragen herzlichst danken möchte, schrieb mir am 
13. 7. 1961: „Beide Arten sind eigentlich nur durch die Form zu unter- 
scheiden“. Durch das Wort „eigentlich“ kommt klar zum Ausdruck, daß 
alle anderen Merkmale höchstens von bedingtem Wert für die Determi- 
nation sind. Herrn Hoch möchte ich auch für die Durchsicht des Ma- 
nuskripts und für verschiedene Ratschläge danken. 


Herr Dr. Freude hat mir nun in dankenswerter Weise das gesamte 
Material der Bayerischen Staatssammlung zum genauen Studium leih- 
weise überlassen. Hierunter befinden sich die Stücke der berühmten 
Sammlung Zimmermann und manche Stücke beider Arten, die von 
Herrn Hoch, Bonn, bestimmt waren. So konnte ich über eine Reihe 
einwandfrei bestimmter Stücke verfügen. Als mir noch Herr K. Gaigl, 
Holzkirchen, etwa 30 Stück seiner Sammlung überließ, wofür ich ihm 
ebenfalls herzlich danken möchte, verfügte ich immerhin über etwa 180 
Exemplare beider Arten. 


Ein Wort zur Klärung zuerst. Reitter nennt in seiner „Fauna Ger- 
manica“ llliger als Autor des unistriatus, was auch Horion 1935 


noch tat. Da aber Schrank die Art bereits 1781 beschrieben hat, Illi- 


sure APR 1 1963 


LIBRARN.- STEERIEL, 


74 


ger aber erst 17 Jahre später, also 1798, hat nach dem Prioritätsgesetz 
Schrank als Autor zu gelten, wie dies auch von Horion (1941 und 
1951) und von Guignot (1931 und 1947) so gehandhabt wird. Kurio- 
serweise nennt Guignot die Art 1931 im Text seines Werkes unistriatus 
Schrank und in der Bildunterschrift unistriatus Illig., beides auf der 
gleichen Seite! 

Im Folgenden will ich nun versuchen, die verschiedenen Angaben über 
beide Arten kritisch zu untersuchen, um dadurch vielleicht den Kollegen 
die Determination zu erleichtern. 

Alle Autoren sprechen von der breiteren Form des grossepunctatus, 
Zimmermann nennt ihn „subrhomboid“, also „beinahe rautenförmig“. 
Bei der Beurteilung der Form der zu untersuchenden Stücke ist genaue- 
stens darauf zu achten, daß die Tiere absolut horizontal, der Länge und 
der Breite nach, liegen, da schon geringfügige Verkantungen den Ein- 
druck erheblich stören. Man denke sich eine senkrecht stehende Raute 
(Abb. 1); grossepunctatus füllt in der vorderen Hälfte diese gedachte 
Raute nahezu völlig aus. Die größte Breite des Tieres liegt zwischen den 
beiden seitlichen Ecken der Raute. Der Flügeldeckenrand wirkt hier ein 
wenig eckig, ist nur wenig und vor allem ungleichmäßig gerundet (Abb. 
la). Die Außenkante von Kopf, Halsschild und dem vorderen Drittel 
der Elytren bilden fast eine gerade Linie entlang dem vorderen Außen- 
rand der Raute. 


Abb. 1: Umrißzeichnung Abb. 2: Halsschild-Flügeldeckenwinkel 
a) B. grossepunctatus Vorbr. a) B. grossepunctatus Vorbr. 
b) B. unistriatus Schrk. b) B. unistriatus Schrk. 


B. unistriatus (Abb. 1b) ist schmäler. Er „hat noch etwas Luft“ in der 
imaginären Raute. Die Flügeldecken sind gleichmäßiger gerundet und 
der Apikalwinkel der Elytren spitziger. 

Der pronoto-elytrale einspringende Winkel am Basisrand ist bei gros- 
sepunclatus nur sehr, sehr klein, manchmal kaum wahrnehmbar. Bei 
unistriatus ist dieser einspringende Winkel etwas deutlicher erkennbar 
(Abb. 2a und b). Jedoch ist dieser an sich geringfügige Unterschied nur 
an völlig horizontal liegenden Stücken und bei sehr sorgfältiger Präpa- 
ration — ohne Verkantung oder Abdrehung des Vorderkörpers — zu 
erkennen. Der Unterschied dürfte für sich alleine betrachtet nicht zur 


5 
£ 


75 


Determination ausreichen, kann aber bei der vergleichenden Betrach- 
tung ganzer Serien einen bescheidenen Wert haben. 

(Die Zeichnungen 2a und b sind, um den Unterschied zu demon- 
strieren, übertrieben.) 

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß grossepunctatus etwas kür- 
zer, gedrungener, plumper, beinahe eckig wirkt, während unistriatus län- 
ger und schlanker ist. Dies dürfte wohl, wie mir auch Herr Hoch 
schrieb, das sicherste und am wenigsten schwankende Unterscheidungs- 
merkmal sein. 

Alle Autoren führen bei grossepunctatus die gröbere und weitläufi- 
gere Punktierung an, ein Umstand, dem die Art ja ihren Namen ver- 
dankt. Dies ist übrigens der einzige Unterschied, den Vorbringer bei 
der Erstbeschreibung 1907 angibt. Diese Unterscheidung ist am sicher- 
sten zu treffen bei Betrachtung der Flügeldeckenpartie zwischen einge- 
drücktem Nahtstreifen und dem Dorsalstrich an der Flügeldeckenbasis 
(Abb. 3). Man denke sich eine horizontale Linie quer durch diese Zone 
(in Zeichnung gestrichelt). Wenn man die Punkte zählt, die von dieser 
Linie geschnitten werden oder sie wenigstens tangieren, kommt man bei 
grossepunctatus auf 5—6 Punkte, bei unistriatus auf 7—8 oder sogar 
mehr. Anders ausgedrückt könnte man sagen, dafs bei grossepunctatus 
der Zwischenraum der Punkte mindestens 2mal dem Punktdurchmesser 
entspricht. Bei unistriatus ist der Zwischenraum kleiner, höchstens 11/- 
mal der Punktdurchmesser (Abb. 4). Punkte auf Nahtstreifen selbst nicht 
mitzählen! Man kann auch die Punktierung der Elytren in der angege- 
benen Zone mit der Punktierung des Suturalstreifens vergleichen. Ist 
die Punktierung auf den Elytren wesentlich gröber als auf dem Su- 
turalstreifen, der manchmal im Verhältnis dazu fast kahl wirkt, dann 
hat man grossepunctatus vorliegen. Ist der Unterschied allerdings nur 
geringfügig oder kaum wahrnehmbar, dann handelt es sich um unistria- 
tus. 


Abb. 3: Partie, an der die Beurteilung Abb. 4: Punktierung: 
der Punktierung vorzunehmen weitläufig 
ist. (B. grossepunctatus Vorbr.) 
eng 
(B. unistriatus Schrk.) 


Leider hat dieses an sich sehr deutlich erkennbare Merkmal einen 
bösen Haken. Es gibt bei unistriatus eine heteromorphe Form der 99, 
bei der die Flügeldecken mehr oder weniger granuliert sind: var. 9 
opacus Gerh. Und es gibt auch — was Zimmermann 1930 noch nicht 
wußte — von grossepunctatus matte Q9. Horion erwähnt dies bereits 
1935 bei Stücken aus Eschenlohe bei Garmisch (leg. Dr. Ihssen). Diese 
Form scheint noch nicht benannt zu sein. Bei dem von mir untersuchten 
Material befanden sich ebenfalls zahlreiche matte 99, teilweise eben- 
falls aus Eschenlohe (aus Coll. Bühlmann). Bei diesen Stücken ist die 
Chagrinierung so weit fortgeschritten, daß man die Punktierung aus 
dem umgebenden Runzelfeld nicht mehr unterscheiden kann. Teilweise 
ist sogar der Nahtstreif fast unkenntlich. Bei diesen „runzeligen Damen“ 
hilft natürlich die Punktierung nicht mehr zur Bestimmung und man 


76 


ist einzig auf die Form angewiesen. Herr Hoch hat mich darauf auf- 
merksam gemacht, daß die matten 99 des unistriatus breiter, mehr rau- 
tenförmig sind, als die zugehörigen 55. An dem mir vorliegenden Ma- 
terial habe ich die gleiche Beobachtung machen können. Matte 92 des 
unistriatus kommen in der Form nahe an grossepunctatus heran. Einzeln 


auftretende Stücke sind nur sehr schwer anzusprechen. 


= ’ b { | \ 
Abb. 5: Penis, dorsal Abb. 6: Penis, lateral 
a) B. grossepunctatus Vorbr. a) B. grossepunctatus Vorbr. 
b) B. unistriatus Schrk. b) B. unistriatus Schrk. 


Eine sichere Trennung ist bei den 55’ mittels Genitalpräparat mög- 
lich. Die Unterscheidung der beiden Geschlechter ist jedoch an äußeren 
Merkmalen sehr schwierig, da die Verbreiterung der Vordertarsen bei 
den 5'5 nur unerheblich ist (bei Guignot: infime et bien diffieile a 
constater). So bleibt manches löbliche Unterfangen einer Penispräpara- 
tion ohne Erfolg. Guignot bringt 1931 Genitalzeichnungen, die ich 
nach eigenen Präparaten leicht modifiziert wiedergebe (Abb. 5a und b). 
Bei grossepunctatus ist der Penis im größten Teil seiner Länge parallel 
und von da kurz zugespitzt. Bei unistriatus verjüngt sich der Penis in 
einem langen schmalen Dreieck zur Spitze. Seitlich betrachtet (Abb. 6) 
ist der Penis von grossepuetatus stark — besonders im Spitzendrittel — 
gebogen (Abb. 6a). Bei unistriatus ist die Krümmung geringer und auf 
die ganze Länge gleichmäßig verteilt (Abb. 6b). 

(Fortsetzung folgt) 


Lichtfang im Lesachtal 
Ein Beitrag zur Schmetterlingsfauna Kärntens und Osttirols 
Von A. Ströbl 


(Schluß) 
Geometriden 
636 Geometra papilionaria L. L nicht selten 
646 Acidalia similata Thbg. L (tags) 
658 = bisetata Hufn. L 
664 > inornata Hw. L einzeln 
666 = aversata L. L, auch var, spoliata Stgr. 
668 5 immorala L. L 
672 5 incanata L. L, B 
67: 5 Jumata Stph. B 
690 Ephyra linearia Hb, L19 
694 Timandra amata L. L 
698 Ortholitha limitata Se. EB 
700 5 bipunctaria SV. L 
70+ Anaitis praejormata Hb. L, B 
719 Triphosa sabaudiata Dup I Er 


77 
720 e dubitata L. L, B 
725 Lygris reticulata Thbg. L 15, abgeflogen 
727 r- populata L. E52B 
728 Larentia dotata Stgr. L 
729 Pr Julvata Forst. Bid 
730 F5 ocellata L. L 
731 5 bicolorata Hufn. L, B 
732 & variata SV. L, B 
735 > cognata Thbg. L und B einzeln, B auch var. geneata 
Feist, 
739 = truncata Hufn. L, B 
740 e immanata Hw. L 
746 & viridaria F. L 
747 3 turbata Hb. L 
751 = aquaeata Hb. L einzeln 
732 e salicata Hb. L 
733 = Jluctuata L. L, B 
754 5 didymata L. L1<5', B mehrfach 
735 ” cambrica Curt. L mehrfach 
758 5 montanata SV. L, B 
761 = jerrugata Cl. L 
762 = spadicearia Schiff. UL 
765 5 Jluviata Hb. DL 
770 n caesiata Lang. L, B 
CL = infidaria Lah. L19 
774 e£ tophaceata Hb. Keber 
77 5 verberata Sc. L, B 
TeX 5 nebulata Tr, L, B 
783 3 cucullata Hufn. ERS 
786 5 sociata Bkh. L 
798 > affinitata Stgr. L. B 
799 e alchemillata L. L, B 
800 = hydrata Tr. L und B einzeln 
802 e minorata Tr. L sehr häufig, B 
803 ee adaequata Bkh. L, B 
0805 5 testaceata Don. L 
810 5 bilineata L. LE, B 
811 ei sordidata F. L, B 
812 autumnalis Ström. L 
815 5 silaceata Hb. L 
818 ES berberata SV. L 
826 Chloroclystis rectangulata L. UL 
856 Euphitecia albipunctata Hw. L einzeln 
857 5 absinthiata Hw. B 
864 > subfulvata Hw. L, B 
+ 5 innotata Hufn. L 15%. Wie Thurner brieflich bestä- 
tigt, handelt es sich um einen Neufund 
für Kärnten und Osttirol. 
866 5 impurata Hb. L 
872 5 distinctaria HG. L 
833 e abietaria Goeze. B 
862 5 denotata Hb, B 19 der var. atraria HS. 
880 5 sobrinata Hb. B=B 
881 5 lariciata Frr, L 
891 Abrazxas marginata L. L 
895 Deilinia pusaria L. L 
896 5 exanthemata Sec, L 
900 Numeria capreolaria F. EI 
901 Ellopia prosapiaria Hb. L und B in der Form prasinaria Hb. 
902 Metrocampa margaritaria L. L häufig 
910 Selenia tetralunaria Hufn. L 
915 Crocallis elinguaria L. L,B 


78 


920 Epione apiciaria SV. L und B einzeln 
939 Amphidasis betularia L. L, B 
942 Boarmia secundaria Esp. L, B i 
943 er ribeata Cl. L nicht selten 
944 5 repandata L. L, B | 
961 Gnophos glaucinaria Hb. L, B | 
963 " serotinaria Hb. L19Q 
965 > dilucidaria Hb. EB | 
966 » myrtillata Thbg. B 
986 Thamnonoma brunneata Thbg. B 
989 Phasiane clathrata L. L 
Aretiidae 
1012 Phragmatobia Juliginosa L. L 
1015 Diacrisia sannio L. L 
1017 Arctia caja L. L, B 
1028 Miltochrista miniata Forst. Meg 
1029 Endrosa irrorella Cl. IB r 
1036 Lithosia deplana Esp. L 
1038 e lurideola Zk. IB 
1039 & complana L. L, B 
1044 3 sororcula Hufn. L 
1045 ” cereola Hb. L393g,B 290g. Ein überraschender 


Fund. Die Art war nach Thurner bisher 
nur hochalpin im Urgebirge gefunden. 


Cossidae 


1114 Cossus cossus L. L1g 


Literatur: 


Thurner, Josef: Die Schmetterlinge Kärntens und Östtirols. X. Sonderheft der 
Carinthia II, Klagenfurt 1948 und im Nachtrag hiezu 1955. 


Anschrift des Verfassers: 
Alois Ströbl, 8 München 55, Arnikaweg 5 


Bemerkungen zur Frage der Artberechtigung von 
Euchlo& orientalis Brem. gen. aest. ausonia auct. 
Von Wilhelm Mack 


Ein im April 1961 veröffentlichter Artikel von Prof. W. v. Budden- 
brock!) gibt mir Anlaß, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Der Ver- 
fasser hat noch die im Seitz-Werk?) verwendeten Namen beibehalten. 
Um Irrtümer zu vermeiden, scheint es mir notwendig, zunächst die No- 
menklatur der von ihm behandelten Formen zu erörtern. Euchlo& auso- 
nia Hbn. (= simplonia Frr.) wird heute von den meisten Autoren als 
gute Art anerkannt. Die von Buddenbrock besprochenen und abge- 
bildeten Formen gehören jedoch nicht zu dieser Art, sondern zu E. orien- 
talis Brem., die von Röber im Seitz-Werk noch als E. belia Cr. ge- 
führt wurde. Das untere Bild stellt einen Falter der Frühjahrsgeneration 
dar, das obere ein Exemplar der gen. aest. ausonia auct., die Röber.c. 
fälschlich mit ausonia Hbn. identifizierte. — Buddenbrock bespricht 
zuerst die Unterschiede zwischen den genannten Formen und vertritt die 
Meinung, daß ausonia auct. einer eigenen Art angehöre. Dieser Ansicht 
kann ich mich nicht anschließen. Die moosgrüne Grundfarbe der Hinter- 
flügel-Unterseite bei der 1. Generation von F. orientalis Brem. gegen- 
über der gelbgrünen bei ausonia auct. darf wohl nicht als Artmerkmal 


79 


gewertet werden, denn ein solcher Farbunterschied findet sich ebenso 
bei Pontia daplidice L. und auch bei anderen Pieriden weist die Unter- 
seite erhebliche Verschiedenheiten in beiden Generationen auf. Die 
Weißzeichnung der Hinterflügel-Unterseite ist zwar bei ausonia auct. 
viel ausgedehnter als bei der gen. vern. von E. orientalis Brem., die 
Flecke sind jedoch ebenso angeordnet und — von geringfügigen, bei bei- 
den Formen vorkommenden Varianten.abgesehen — auch in gleicher Zahl 
vorhanden. Der Perlmutterglanz der weißen Flecke ist an gezogenen 
Exemplaren von ausonia auct., wenigstens an Stücken der ssp. esperi 
Kby., ebenfalls zu beobachten, wenn er auch meist nicht den ganzen 
Fleck umfaßt, sondern in mehr oder minder unregelmäßigen Schuppen- 
partien auftritt. \ 

Buddenbrock zitiert sodann die Ausführungen Veritys?), in de- 
nen der genannte Autor seine Anschauung, daß es sich um 2 Generatio- 
nen derselben Art handle, begründet und den Entwicklungsgang genau 
darstellt. Daß Verity sich nicht für die „Hypothese zweier Genera- 
tionen“ einsetze, ist wohl ein Irrtum. Meines Erachtens will er nur diese 
Bezeichnung durch den Ausdruck „1. und 2. Ausschlüpfen“ ersetzt wis- 
sen, weil eine scharfe zeitliche Trennung nicht möglich ist. Das Schlüp- 
fen der Falter beider Generationen erfolgt sehr ungleich und erstreckt 
sich über einen langen Zeitraum, so daß noch verspätete Falter der 1. 
Generation fliegen, während die Flugzeit der 2. Generation bereits ein- 
gesetzt hat. Einzelne Puppen überliegen sogar 2—3 Jahre. — Müller 
und Kautz‘), die jahrelang umfangreiche Zuchten von Pieris napi L. 
und ?. bryoniae O. durchgeführt haben, berichten ebenfalls von einem 
zeitlich oft sehr ungleichen Schlüpfen der Falter und unterscheiden 
zwischen Puppen mit „subitaner“ und solchen mit „latenter“ Entwick- 
lung. Anthocharis cardamines L. fliegt in unseren Breiten bei günstiger 
Witterung schon im April, einzelne Stücke sind aber selbst in Höhenla- 
gen von nur 800—1000 m noch bis gegen Mitte Juli zu beobachten. Ein 
Zuchtversuch zeigt eindeutig, daß es sich bei den spätfliegenden Tieren 
nicht um eine zweite Generation handelt, obwohl dies zeitmäßig ohne 
weiteres so sein könnte. Wäre tatsächlich eine 2. Generation vorhanden, 
dann würden sich die Flugzeiten beider Generationen ebenso überschnei- 
den, wie dies bei Zuchlo& orientalis Brem. der Fall ist. 

Buddenbrock begründet seine Ausführungen durch die Fangdaten 
von 18 E. orientalis Brem., gen. vern., und 24 ausonia auct.-Faltern. Bei 
der Beurteilung der Hauptflugzeiten und ihrer Differenz nach wenigen 
gefangenen Exemplaren kann sehr leicht ein Fehler unterlaufen. Ich 
habe bei Romilly sur Seine trotz bis dahin ausgesprochen kühler Wit- 
terung schon am 25. 3. 1943 ein nicht mehr ganz frisches 5’ von E. 
orientalis Brem. ssp. esperi Kby. gefangen. Es genügen eben oft wenige, 
sonnige und relativ warme Tage, um etliche Tiere sehr frühzeitig zum 
Schlüpfen zu bewegen. Setzt nachher wieder kühles, sonnenarmes Wet- 
ter ein, dann bleiben diese Falter oft längere Zeit ruhig sitzen und be- 
schädigen sich so wenig, daß man sie für frische oder erst vor kurzer 
Zeit geschlüpfte Falter halten kann. Wenn also am 11. und 12. 4. schon 
stark abgeflogene Tiere gefangen wurden, dann sind diese mit großer 
Wahrscheinlichkeit schon im März geschlüpft und ihre Nachkommen 
können daher ohne weiteres Anfang Mai entwickelt sein. Das neuerliche 
Schlüpfen frischer Falter von Mitte April bis Mitte Mai kann bei dem 
vorhin beschriebenen Schlüpfrhythmus dieser Art nicht als Anhaltspunkt 
zur Festlegung der Hauptflugzeit gelten; es werden diese Falter einfach 
von Puppen mit latenter Entwicklung stammen. 

Durch die kriegsmäßigen Verhältnisse bedingt, konnte ich mich in 
Frankreich leider nur ganz nebenbei mit Entomologie beschäftigen. Das 


80 


erste Männchen von E. orientalis Brem., gen. vern., habe ich, wie er- 
wähnt, am 25. 3. 1943 gefangen, weitere 3 Männchen und 5 Weibchen 
ebenfalls bei Romilly sur Seine in der Zeit vom 10.—16. 4. 1943. Zwei 
dieser Männchen waren schon etwas abgeflogen, das dritte Männchen 
und die Weibchen waren noch tadellos erhalten. Ein ziemlich frisches 
Männchen der gen. aest. ausonia auct. hatte ich bereits am 6. 6. 1942 bei 
Pont sur Seine gefunden. Nun sammelte ich am 24. 5. 1944 auf einem 
Brachfelde in der Nähe von Chätres bei Romilly sur Seine einige fast 
erwachsene Raupen an Raps. Sie waren grünlichblau mit gelben Längs- 
streifen und verpuppten sich an den Stengeln und Früchten der genann- 
ten Pflanze. Vom 6.—12. 6. 1944 erhielt ich daraus 4 Männchen und 5 
Weibchen der gen. aest. ausonia auct. — Nimmt man an, daß sich diese 
Tiere aus Eiern entwickelten, die Anfang oder Mitte April abgesetzt 
wurden, dann entspricht dies durchaus der Flugzeit der 1. Generation 
der in dieser Gegend beobachteten E. orientalis Brem. und man kommt 
zwanglos auf die vonBuddenbrock angenommene Entwicklungsdauer 
von ungefähr 2 Monaten. An den Raupen hatte ich keinerlei Unter- 
schiede bemerkt; 2 Puppen ergaben jedoch erst am 5. und 8. 4. 1945 die 
Falter und zwar keine ausonia auct., sondern die Frühjahrsform von E. 
orientalis Brem. 

Daß Buddenbrock bei Huelva E. orientalis Brem. ssp. erameri Btlr. 
nur in der Soemmerform ausonia auct. gefunden hat, aber Kane Tiere der 
Frühjahrsgeneration, dürfte wohl nur ein Zufall sein. 

Ich halte also Veritys Ausführungen für vollkommen zutreffend 
und sehe keinen Grund, die gen. aest. ausonia auct. als eigene Art von 
Euchlo£ orientalis Brem. abzutrennen. 


Schriftennachweis: 


1. v. Buddenbrock W., Über die Beziehungen zwischen Euchlo& belia Cr. und 
Euchlo& ausonia Hbn. Entomologische Zeitschrift, 71. Jahrg., Nr. 7, Stutt- 
gart 1961. 

2. Seitz A., Die Großschmetterlinge der Erde. 1. Abt., 1. Bd., Stuttgart 1907. 

3. Verity R., Les variations geographiques et saisonnieres des papillons diurnes 
en France. Tome II, 1952. 

4. Müller L. und Kautz H., Pieris bryoniae O. und Pieris napi L. Österr. 


Entomo!ogen-Verein, Wien 1939. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Wilhelm Mack, Gmunden, Lindenstr. 8, Ober-Österreich 


Bayerischer Entomologentag 1963 


Von 15.—17. Juni 1963 soll in München erstmalig ein „Bayerischer Entomo- 
logentag“ stattfinden, der von der Münchner Entomologischen Gesellschaft und 
der Firma Dr. Ewald Reitter GmbH. veranstaltet wird. Das genaue Programm 
liegt noch nicht fest; es ist vorgesehen eine Reihe allgemein interessierender 
Vorträge zu bieten, eine Ausstellung entomologischer Objekte zu veranstalten 
und im übrigen ausreichend Gelegenheit zu geben, persönliche Kontakte aufzu- 
nehmen und zu pflegen. Der letzte Tag soll einer Kauf- und Tauschbörse vor- 
behalten bleiben, die von der Firma Dr. E. Reitter veranstaltet werden wird. 
Anschließend an den Entomologentag können Exkursionen ins Bayerische Alpen- 
vorland und in die Alpen unternommen werden. 

Das genaue Programm der Tagung wird Anfang des Jahres 1963 bekannt- 
gemacht; es sei aber jetzt schon auf den Termin hingewiesen, damit alle an der 
Tagung interessierten Entomologen entsprechend planen können. Anfragen, den 
„Bayerischen Entomologentag 1963“ betreffend, sind zu richten an die Münchner 
Entomologische Gesellschaft, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel, 
oder an die Firma Dr. Ewald Reitter GmbH., München 22, Kaulbachstraße 26 a. 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheekkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. September 1962 Nr. 9 


Melitaea partheuoides Kef. (— parthenie auect., nec. Bkh.), 
ein sicherer Neufund für Nordbayern 


Von Günter Ebert 


Gegen Ende des vergangenen Jahres überraschte mich Herr Ober- 
studienrat Herbert Menhofer, Erlangen, mit der Nachricht, er habe 
in der Rhön in mehreren Exemplaren eine Melitaea-Art gesammelt, bei 
der es sich seiner Meinung nach nur um die in Nordbayern bislang noch 
nicht mit Sicherheit festgestellte parthenoides Kef. handeln könne. Herr 
Menhofer hatte die Freundlichkeit, mir bald darauf das betreffende 
Material 3 29 257, dazu noch 19 5 mit dem Fundortzettel „Kaiser- 
stuhl, Badberg, Dr. E. Garthe leg.“ zur näheren Bestimmung zu über- 
geben, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen Dank aussprechen 
möchte. 

Die fraglichen Belegstücke ließen sich in der Tat bei keiner der 
nächstverwandten Arten wie z. B. athalia Rott., britomartis Assm. oder 
parthenie Brkh. (aurelia Nick.) einordnen und so war mir denn zunächst 
die Aufgabe einer genauen Determination dieser Falter gestellt. Ich ge- 
stehe gerne, am Anfang trotz allem etwas skeptisch gewesen zu sein, 
denn bekanntlich handelt es sich bei narthenilas ja um eine südwest- 
europäische oder „atlantomediterrane“ Art, deren Vorkommen in der 
Rhön einen weit im Norden ihres Verbreitungsareals liegenden Fundort 
darstellen mußte. Sie wird zwar schon seit langem aus der Umgebung 
von Frankfurt am Main (Seitz, Pal. Bd. 1) gemeldet, doch bedürfen 
wohl alle diese älteren Angaben heute einer erneuten Bestätigung um 
absolut glaubwürdig zu sein. Dies um so mehr, wenn es sich, wie im vor- 
liegenden Falle, um eine Art handelt, die, noch dazu bei Freilandbeob- 
achtungen, allzu leicht mit anderen, nahestehenden verwechselt werden 
kann. Ich komme später noch auf diesen Punkt zu sprechen. Eine sorg- 
fältig durchgeführte Genitaluntersuchung beseitigte dann jedoch sehr 
rasch das restliche Mißtrauen und es stand einwandfrei fest, daß alle 
3 QQ und eines der beiden, von Herrn Menhofer gesammelten ZT), 
zu M. parthenoides gehörten; ebenso die beiden vonDr.Garthe am Kai- 
erh gefangenen Stücke, die mit den Exemplaren aus der Rhön gut 
übereinstimmten! Nun war mein Interesse vollends erwacht und ich ging 
dazu über, auch der Verbreitung dieser Art innerhalb unserer Grenzen 
ein wenig nachzuspüren, was dank der Liebenswürdigkeit der Herren 
Dr. Forster, Wolfsberger und Menhofer, die mir fehlendes Ver- 
gleichsmaterial und Literatur zur Verfügung stellten, möglich war. Das 
Ergebnis dieser Untersuchung, die ich schon deshalb für notwendig er- 


T. Ar K N 
TSHHINE 


1963 


82 


achte, weil bisher nur die aus dem südwestlichen Deutschland einschließ- 
lich der Pfalz stammenden Fundmeldungen durch Genitalüberprüfung 
bestätigt waren, soll hiermit veröffentlicht werden. 


Das Aussehen der Imagines 


Wenden wir uns zuerst den äußeren Erscheinungsmerkmalen unserer 
parthenoides zu. Sie steht der athalia am nächsten, besitzt jedoch im 
Gegensatz zu dieser keine so stark ausgeprägten schwarzen Zeichnungs- 
elemente auf der Oberseite der Flügel, wodurch die rotbraune Grund- 
farbe intensiver hervortritt. Recht deutlich ist dies auch auf der Ober- 
seite der Hinterflügel zu erkennen! Hier verlaufen die beiden dunklen 
Querlinien vor der Saumbinde weniger breit als bei athalia, ihr Abstand 
zueinander ist größer, während sie von den deutlich sichtbaren Media- . 
und Cubitaladern meist scharf durchschnitten und somit in eine Reihe 
schmal eingefaßter großer Flecken unterteilt werden, die fast immer 
größer sind als die submarginalen Halbmonde. Die leuchtend rotbraune 
Färbung breitet sich über das Mittelfeld bis zum Innenwinkel hin aus; 
bei athalia, ebenso bei britomartis und parthenie ist das Wurzelfeld da- 
gegen meist mehr oder weniger dunkel ausgefüllt. Die Flügelunterseite 
enthält gegenüber athalia und parthenie keine stichhaltigen Differenzie- 
rungsmerkmale. Palpen wie bei parthenie oberseits hellbraun, die Unter- 
seite schwärzlich bewimpert, meist mit schwarzen Spitzchen (bei athalia 
auch oberseits meist dunkel oder ganz schwarz beborstet). 

Die Flügelspannweite der Q2 (Apex zu Apex) liegt zwischen 33 und 
36 mm (im Durchschnitt 34 mm), die der 55 beträgt nach dem vorlie- 
genden Material sehr einheitlich 31 mm. Besonders erwähnen möchte 
ich die überraschende Homogenität der mir zur Verfügung stehenden 
Tiere. Lediglich das von Herrn Menhofer in der Rhön gefangene 5 
bildet hier eine Ausnahme. Bei ihm sind nur die beiden Randbinden der 
Hinterflügel und die Marginallinie der Vorderflügel kräftig entwickelt, 
während die übrigen Binden fast vollständig reduziert sind und dadurch 
die Grundfarbe bis zur Flügel-Basis noch makelloser hervortreten lassen. 
Das eingangs erwähnte zweite 5’ vom gleichen Fundort, welches zwar 
ebenfalls eine auffallend helle Färbung, dafür aber auch ein viel kräfti- 
geres schwarzes Zeichnungsmuster besitzt, gehört, wie die Untersuchung 
des Genitalapparates au eindeutig zu parthenie. 

Die folgende kleine Übersicht soll nun dazu dienen, Freilandbeobach- 
tungen und in diesem Zusammenhang weitere, durchaus zu erwartende 
Neufunde in unserem Gebiet zu erleichtern und darüber hinaus eine 
wenn auch häufig durch nachträgliche genauere Untersuchung noch zu 
rechtfertigende Trennung von den gleichzeitig genannten Arten ermög- 
lichen. 


1 Palpen oberseits hell- oder rotbraun 
1’ Palpen oberseits schwarz oder überwiegend dunkel bewimpert 


2 Flügeloberseite bis gegen den Innenwinkel rotbraun übergossen. Diese Grund- 
farbe wird von den schwarzen Zeichnungselementen nicht überdeckt. Vor dem 
Außenrand der Hinterflügel zwei deutliche, etwas weiter auseinanderstehende 
Querlinien, die von den Adern meist scharf durchschnitten und dadurch in eine 
Reihe größerer, beinahe quadratischer Flecken aufgeteilt werden 

parthenoides Kef. 

3 Die Grundfarbe wird von einem düsteren Schwarz der einzelnen Flecken und 
Binden überlagert, wodurch ein dunklerer Gesamteindruck entsteht. Die mehr 
verschwommenen Querlinien vor dem Außenrand der Hinterflügel eng bei- 
sammen, woraus sich eine Reihe kleiner, nicht zusammenhängender rotbrauner 
Flecken ergibt, welche die gleiche Größe wie die submarginalen Halbmond- 
flecke besitzen parthenie Bkh. 


2° Das schwarze Zeichnungsmuster meist kräftig entwickelt, die Grundfarbe daher 
nicht so gleichmäßig über die gesamte Flügeloberseite verteilt wie bei parthe- 
noides. Der Zwischenraum der beiden Marginallinien auf der Unterseite der 
Hinterflügel stimmt mit der hellgelben Grundfarbe überein. athalia Rott. 
3’ Oberseite wie bei athalia, der Zwischenraum der Marginallinien auf der Hinter- 
flügel-Unterseite dunkler als die Grundfarbe britomartis Assm, 


Diese Tabelle hat aber nur für unseren süddeutschen Raum Gültig- 
keit, da im Schweizer und Französischen Jura andere Arten und Rassen 
mit hereinspielen und das Gesamtbild dementsprechend verändern! 


Die Genitalien 


- Um zu einem wirklich exakten Ergebnis zu gelangen, empfiehlt sich 
in jedem Fall eine Untersuchung der Kopulationsorgane, vor allem na- 
türlich dann, wenn von der betreffenden Art, welche sich nach ihren 
habituellen Merkmalen als parthenoides ansprechen läßt, nur einzelne 


Abb. 1: Abb. 2: 
o-Genital von M. parthenoides Kef. Q-Genital von M. parthenoides Kef. 


Abb. 3: Abb. 4: 
o-Genital von M. varia H.-Sch. Q-Genital von M. parthenie Bkh. 


Belegtiere vorliegen und wenn es dazu noch an sicherem Vergleichsma- 
terial fehlt. Tatsächlich unterscheidet sich der männliche Genitalapparat 
der hier besprochenen Art sehr konstant von dem der bei uns heimischen 
nächstverwandten Arten (s. auch die in meinem Aufsatz über „Schwie- 
rigere Rhopaloceren-Arten in Nordbayern“ — Nachrichtenbl. Bayer. 
Entom. 10 (5): 51—52, 1961 — enthaltenen Abbildungen 1—12). Auf- 
fallend ist der sehr charakteristisch geformte Valvenfortsatz (Processus 
posterior), welcher mehr horizontal nach außen strebt und der weder 
gegabelt noch sonst irgendwie gespalten ist. Er läuft vielmehr, leicht 
nach unten gebogen, spitz zu und besitzt am unteren Rande eine Reihe 
unregelmäßiger Zähnchen und Zacken. Auch dorsal können einzelne 


64 


Zähnchen vorhanden sein, dann jedoch immer nur schwach und weitge- 
hend rückgebildet. Häufig ist die Kammlinie des Processus vollkommen 
glattrandig. Die Clasper sichelförmig gekrümmt, mit einer Anzahl kräf- 
tiger Zacken. Die Spitzen des stets vorhandenen Uncus sind zangenför- 
mig gebogen. Das Vinculum mit zwei kurzen spitzen Lappen (Abb. 1). 

Die Postvaginalplatte der 92 ist gleichfalls äußerst typisch für diese 
Art! Sie ist an ihrem hinteren Rande keineswegs so rund ausgebuchtet 
und erscheint dadurch breiter und eher flach zusammengedrückt. Am 
vorderen Ende fehlt ihr der spitze Fortsatz, welcher selbst bei athalia, 
wenngleich weniger stark ausgeprägt als bei britomartis oder parthenie, 
noch gut zu erkennen ist (Abb. 2). Zum Vergleich bringe ich noch die 
Abbildung der Postvaginalplatte von parthenie-Q2 (Abb. 4), die in mei- 
nem vorhergehenden Aufsatz nicht berücksichtigt wurde. 

Über die Genitalarmatur von parthenoides steht mir lediglich eine Ar- 
beit von Hormuzaki (Ent. Rundsch. Jahrg. 52, Nr. 12, pag. 165) zur 
Verfügung. Die darin enthaltene Abbildung ist allerdings recht unzurei- 
chend; besonders der Valvenfortsatz ist nur flüchtig und ungenau, die 
Clasper zu lang und zu stark gebogen wiedergegeben. Der von Dampf 
illustrierte Genitalanhang gehört eindeutig zu Melitaea varia. Darauf ha- 
ben mit Recht schon Hormuzaki und neuerdings de Lattin hinge- 
wiesen. Es erscheint mir vorteilhaft, die Genitalien von parthenoides 
und varia einmal nebeneinander bildlich darzustellen. Auf diese Weise 
prägen sich die überaus deutlichen Differenzierungsmerkmale wohl am 
schnellsten ein (Abb. 3). 


Die Verbreitung 


Melitaea parthenoides ist eine südwesteuropäische Art, die vom 
Schweizer Jura und den Vogesen aus in unser Gebiet übergreift und 
dabei westlich durch die Oberrheinische Tiefebene bis in die Pfalz und 
noch weiter nördlich bis zum Taunus und zur Rhön vordringt. In Mittel- 
und Oberfranken wurde sie noch nicht beobachtet. Auch aus dem nörd- 
lich und östlich angrenzenden Landesteilen (Thüringer Wald, Oberpfäl- 
zer- und Bayerischer Wald) liegen keine zuverlässigen Angaben vor. Da- 
gegen besiedelt sie mit Sicherheit vom Bodenseegebiet aus östlich den 
Nordrand der Allgäuer- und Bayerischen Alpen sowie die Schwäbisch - 
Bayerische Hochebene. Östlichster Fundort wären, einer alten Meldung 
zufolge, die Oster-Seen südlich vom Starnberger See, der bisher nörd- 
lichste jener von Menhofer entdeckte in der Rhön!). Sehr fragwürdig 
ist eine Angabe von Knörzer (Jahresber. d. Realschule Eichstätt 1917/ 
18) für Eichstätt (n. schriftl. Mittlg. v. Herrn Menhofer). Außerdem 
liegen zahlreiche Angaben für Baden und Württemberg vor, die in den 
Verzeichnissen von Reutti, v. Reichenau, Gremminger, H. 
Gauckler und Schneider enthalten sind. Obwohl es sich dabei um 
durchwegs alte Mitteilungen handelt, deren neuerliche Überprüfung 
wünschenswert erscheint, halte ich sie doch für sichere Beobachtungen. 
Ich habe sie deshalb auch in die hier wiedergegebene Verbreitungskarte 
mit aufgenommen. 

Folgendes Belegmaterial wurde von mir genitaluntersucht: 


Allgäu, Oberdorf 19 15, VII. 1908 leg. Osthelder; 


!) Nach einem aus dem Jahre 1922 stammenden Aufsatz (Gub. Ent. Ztschr., 
16. Jg. pag. 5) soll parthenoides auch am Vogelsberg gefunden worden sein. Die- 
ser Meldung liegt jedoch nur ein Zuchtbericht zu Grunde, in welchem die Be- 
schreibung, vor allem die der Puppe nicht mit der im Forster-Wohlfahrt 
enthaltenen übereinstimmt, 


; 


85 
Augsburg Umgeb. (Anhauser Tal), 192 15, 30. VI. 1936 leg. Höch- 


SUELLEer;; 
Ringsee, Krs. Schongau, 1000 m, 19 15°, 23. VII. 1941 leg. Osthelder; 
Rhön, am Bauersberg b. Bischofsheim, 392 10, 12. VII. 1961 leg. Men- 
hofer; 
Kaiserstuhl, Badberg, 19 15, 19. V. 1959 leg. Dr. E. Garthe. 


a) Baden- Württemberg: 


Am Kaiserstuhl nordwestlich von Freiburg. An dieser so klimatisch 
günstig gelegenen Lokalität fliegt die Art mit Sicherheit in zwei Genera- 
tionen. Die beiden mir vorliegenden, von Dr. Garthe am 19. Mai 1959 
gesammelten Exemplare gehören bestimmt der 1. Generation (gen. vern.) 
an. — W. v.Reichenau („Einiges über die Macrolepidopteren unseres 
Gebietes unter Aufzählung sämtlicher bis jetzt beobachteter Arten“ — 
Jahresber. d. nassauischen Ver. f. Naturk., Jahrg. 57 u. 58, 1904/05) 
meldet parthenoides von der Bergstraße. Reutti („Übersicht über die 
Lepidopterenfauna des Großherzogtums Baden und der anstoßenden 
Länder“ — Verh. d. naturwiss. Ver. Karlsruhe, Bd. 12, 1898) gibt an: 
„...ıin Baden verbreitet“. Gremminger nennt Graben-Neudorf (etwa 
10 km nordwestl. v. Bruchsal — Anm. d. Verf.) als Fundort in seinem 


„FRANKFURT/M. 


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86 


„Verzeichnis d. Großschmetterlinge aus d. Umgebung v. Graben-Neu- 
dorf“ (Mittlg. d. bad. Entom. Vereinigg., Bd. 1, 1924). H. Gauckler 
(„Die Großschmetterlinge Nordbadens“, Karlsruhe 1921) kommentiert: 
„...ıin Nordbaden verbreitet und häufig.“ C. Schneider gibt in sei- 
ner Lepidopterenfauna von Württemberg (Jahreshefte d. Ver. f. vater- 
länd. Naturk. in Wttbg., 1936 ff.) u. a. die folgenden Standorte an: Bi- 
berach, Kißlegg, Friedrichshafen, Heidenheim und Steinheim in der 
Schwäbischen Alb, Illingen, Böblingen, Bonfeld (b. Bad Wimpfen) sowie 


Glemstal und Kaltental im Südwesten von Stuttgart. 


b) Rheinland-Pfalz: 


Aus der Umgebung von Speyer (Böhler Bruch, Mechtersheim) liegen 
sichere Angaben von de Lattin vor („Die Lepidopteren-Fauna der 
Pfalz“ — Mittlg. d. Pollichia, III. Reihe, 4. Bd. 1957). Der Falter fliegt 
auch hier in zwei Generationen, wobei noch nicht geklärt ist, ob die 
2. Generation, von de Lattin ihrer helleren Grundfärbung wegen als 
f. autumnalis bezeichnet, alljährlich auftritt. Es soll ein ziemlich großes 
Variationsspektrum zu beobachten sein. 


c) Hessen: 


Im unteren Maintal (Umgebung von Frankfurt/Main) ist parthenoides 
schon vor mehr als 50 Jahren festgestellt worden. Im Seitz-Werk, 
Pal. Bd. I findet sich der Hinweis „ab. jordisi Rühl ...lokal, so bei 
Frankfurt/Main, stellenweise, aber nicht in jedem Jahr und nur in der 
zweiten Generation, unter normalen Exemplaren fliegend.“ Die bekann- 
ten Fundorte — es sind dies Langen und „im Mönchbruch“ (b. Mörfel- 
den), beide zwischen Frankfurt und Darmstadt sowie Mühlheim und 
Hochstadt am Main (zwischen Offenbach und Hanau) — sind auch im 
kürzlich von M. Steeg veröffentlichten Verzeichnis der „Schmetter- 
linge von Frankfurt am Main u. Umg.“ enthalten und werden mir auf 
eine noch an Herrn Dr. Lederer gerichtete und nun von Herrn Steeg 
beantwortete Anfrage hin bestätigt mit dem Hinweis „an allen Orten 
fliegt das Tier. heute noch“. In dieser schriftlichen Mitteilung ist noch 
als weiterer Standort „Reichenbachtal im Taunus“ vermerkt. Obwohl 
meines Wissens noch keine mainfränkische parthenoides genitaliter unter- 
sucht worden ist, wird man jetzt kaum mehr die Richtigkeit dieser An- 
gaben bezweifeln können. Das Vorkommen in der Umgebung von Frank- 
furt/Main dürfte vielmehr mit dem absolut sicheren in der Rhön zusam- 
menhängen, da dieses sonst völlig isoliert wäre und man schwerlich eine 
Erklärung dafür finden könnte. Interessant ist die Angabe Steegs: 
»...auf feuchten Wiesen von Anfang Juni bis gegen Ende Juni.“ Dem- 
nach käme nur eine einzige sehr frühe Generation vor, während im 
Seitz bei ab. jordisi von zwei Generationen die Rede ist. Auch diese 
Falter sollen stark variieren. 


d) Bayern: 


Gotthardt meldet im „Verzeichnis der Großschmetterlinge Main- 
frankens“ unsere parthenoides aus der Umgebung von Aschaffenburg, 
wo Singer sie vom 22.—24. VIII. 1901 an der Gersprenz und am 19. 
VI. 1918 zwischen Dettingen und Kahl am Main gefangen habe. In die- 
sem erst 1958 publizierten Faunenverzeichnis wird die Art noch unter 
parthenie Bkh. aufgeführt. Allerdings ist auch die echte parthenie Bkh. 
unter ihrem alten Namen aurelia Nick. enthalten, so daß eigentlich keine 
Verwechslung vorliegen dürfte. Die soeben genannten Standorte sind nur 


87 


20 bis 30 km von den bereits erwähnten Fundorten der Umgebung von 
Frankfurt/Main entfernt und ich habe deshalb keine Veranlassung, die 
Richtigkeit dieser wenn auch schon sehr alten Angaben anzufechten. — 
Einen absolut sicheren Neufund für Nordbayern stellen die von Men- 
hofer am sog. Bauersberg nordöstlich von Bischofsheim in der Rhön 
am 12. VII. 1961 gesammelten Falter dar. Herr Menhofer teilte mir 
dazu freundlicherweise mit, daß er sie auf Basaltboden in einer von 
Eichenmischwald umgebenen sumpfigen Wiese gefangen habe. Die 
Schmetterlinge waren dort vereinzelt, oft am Hornklee (Lotus cornieu- 
latus L.) saugend anzutreffen. 

Auch aus dem südbayerischen Raum liegen zahlreiche alte Meldungen 
vor, die alle schon in der Osthelder’schen Arbeit über „Die Schmet- 
terlinge Südbayerns und der angr. nördl. Kalkalpen“ berücksichtigt wor- 
den sind: Osterseen südl. d. Starnberger Sees, Scherneck u. Haspelmoor 
b. Augsburg, Markt Oberdorf, bei Kempten, zwischen Zwingsteg und 
Walserschanze, bei Weiler (Allgäu) und hinter dem Kalvarienberg bei 
Füssen. Weitere Angaben, z. B. für Burghausen, Landshut und Salzburg 
werden schon von Osthelder wohl zu Recht angezweifelt. Dagegen 
muß die gleichfalls als fragwürdig hingestellte Meldung von Kranz für 
das Dachauer Moos noch offenbleiben, da dieser angebliche Fundort nur 
wenige Kilometer von dem als sicheren Standort erwähnten Haspelmoor 
südöstlich von Augsburg entfernt ist. Desweiteren liegen sichere Beleg- 
stücke vor vom Ringsee, Krs. Schongau, und, nach Wolfsberger, von 
Steingaden sowie von Pflach, nördlich von Reutte, außerdem noch von 
Scheidegg, westlich von Stauffen (Bayer. Allgäu). 

Alle diese bayerischen parthenoides scheinen nur in einer einzigen Ge- 
neration zu fliegen. Die Fangdaten reichen von Ende Juni (Markt Ober- 
dorf) bis gegen Ende August (Singer n. Angabe v. Gotthardt). Der 
Höhepunkt der Flugzeit dieser im allgemeinen recht lokalen, sumpfiges 
Gelände bevorzugenden Art, dürfte hier gegen Mitte Juli erreicht sein. 


Benutzte Literatur 


Dampf, A.: „Untersuchungen der Generationsorgane einiger Melitaeen-Arten“ 
(Dtsch. Ent. Ztschr. Iris, Jahrg. 1910, pag. 13°— 146) 

De Lattin, G.: „Die Lepidopteren-Fauna der Pfalz“ (Mittlg. d. Pollichia, 
III. Reihe, 4. Bd., Jahrg. 1957) 

Ebert, G.: „Vorkommen und Verbreitung einiger schwierigerer Rhopaloceren- 
Arten in Nordbayern“ I. Teil (Nachrichtenbl. d. Bayer. Entom., 10. Jahrg., 
Nr. 5, pag. 49—56) 

Forster, W. und Wohlfahrt, Th. A.: „Die Schmetterlinge Mitteleuropas“, 
Bd. II, pag. 64 

Gotthardt, H.: „Verzeichnis der Großschmetterlinge Mainfrankens“ (Nachr. 
d. Naturwiss. Museums d. Stadt Aschaffenburg, Nr. 61 v. Nov. 1958, p. 1 
bis 75 

al, C.: „Über einige kritische Melitaeen aus Westeuropa“ (Entom. 
Rundsch., 52. Jahrg., Nr. 12 v. 15. Juni 1935, pag. 164—168) 

Osthelder, L.: „Die Schmetterlinge Südbayerns u. d. angr. nördl. Kalkalpen“ 
I. Teil „Die Großschmetterlinge“, 1. Heft: Tagfalter, pag. 91 

Seitz, A.: „Die Großschmetterlinge der Erde“, Pal. Bd. I u. Suppl. 

Spuler: „Die Großschmetterlinge Mitteleuropas“, Bd. I 

Steeg, M.: „Die Schmetterlinge von Frankfurt am Main und Umgebung“, mit 
Angabe d. genauen Flugzeiten und Fundorte, Frankfurt Januar 1961 

Wolfsberger, J.: „Neue und interessante Macrolepidopterenfunde aus Süd- 
bayern u. d. angr. nördl. Kalkalpen (4. Beitr. z. Kenntn. d. Fauna Süd- 
bayerns)“ (Mittlg. d. Münchn. Entomol. Ges.. XLIV/XLV Jahrg., 1954 bis 
1955, pag. 302). 

Anschrift des Verfassers: 
Günter Ebert, Burgthann 147 über Nürnberg 2 


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Beobachtungen und Untersuchungsergebnisse an Falter- 
material der Gattung Procris F. aus dem Gebiet der Pfalz 


Von Rudolf Heuser 


Das Faltermaterial der statices-Gruppe, heute in der Gattung Procris F. 
zusammengefaßt, hat mit der Bestimmung, wohl aus verschiedenen 
Gründen, schon recht vielen Sammlern beträchtliches Kopfzerbrechen 
bereitet. 

Erst die neue, zusammenfassende mit guten, brauchbaren Abbildungen 
ausgestattete Bearbeitung der Gruppe bei „Forster- Wohlfahrt“ (1) bot mir 
Anregung zur erneuten Beschilfiigunig mit dieser Faltergruppe. Dies um 
so mehr, da ich bei der Bearbeitung des Teiles II, „Die Spinner und 
Schwärmer“ (2), der Lepidopteren-Fauna der Pfalz, zu einer Äußerung 
über das vorliegende Faltermaterial der Gruppe aus der Pfalz aufgefor- 
dert war. Leider waren durch besondere Umstände die Untersuchungen 
unseres Faltermateriales aus der Pfalz bei der Drucklegung des Proeris- 
Faunenabschnittes zu unserem Spinner- und Schwärmer-Teil noch nicht 
abgeschlossen. Es wurden daher unsere Angaben bei Nr. 207 = staticesLL. 
und bei Nr. 208 — manni Led. mit Fragezeichen versehen zum Abdruck 
gebracht. 

An Hand des vorliegenden Faltermateriales und der Beobachtungen 
wurde festgestellt, daß die Angaben der Handbücher zur Flugzeit, Mai 
bis August bei Procris statices L., nicht mit unseren Beobachtungen in 
der Pfalz übereinstimmen. 

Alle in der Pfalz fliegenden Falter, die an Fühlern und Genital die 
Merkmale von statices L. zeigen, haben bei uns in der Pfalz eine Flugzeit 
von 16—21 Tagen, die auf einzelnen Flugstellen verschieden in die Zeit 
vom 14. 5.—19. 6. fällt. Dabei liegt die Flugzeit der Falter, die auf 
feuchten Wiesen, meist auf den Blüten der Pechnelke Discaria vulgaris 
Bernh. und der Kuckucksnelke Coronaria flos-cuculi L. angetroffen wer- 
den, meist um 10—14 Tage früher als die der Falter, die auf trockenen 
und heißen Hängen fliegen. Alle diese Falter fliegen jedoch tagsüber und 
gehen auch tagsüber die Begattung ein. 

Im Juli—August wurden auf sandigen Waldlichtungen im Haardtge- 
birge dann noch Falter gefunden, die wie alle Procris-Arten die span- 
grüne Färbung ohne Zeichnung tragen, aber zu keiner der sonst vorkom- 
menden Falterarten der Gruppe passen. Aufgrund der nachstehend auf- 
gezeigten ökologischen und morphologischen Verschiedenheiten, sowie 
erkannter Unterschiede im Genital gegenüber den im Mai—Juni flie- 
genden Faltern von statices L., wurden die im Juli— August fliegenden 
Tiere als artverschieden angesprochen und in „Pfälzer Heimat“, Heft 1, 
1960 (3) als Procris lutrinensis Heuser beschrieben. 

Nachdem nun über neue Beobachtungen berichtet werden kann und 
bessere Genitalfotos vorhanden sind, besteht Veranlassung einem viel- 
seitigen Wunsche zu entsprechen, über die neue Art auch in einem weit- 
verbreiteten Fachblatt zu berichten. 

Die Falter von P. lutrinensis Heuser sind tagsüber nicht aktiv. Sie 
sitzen ruhend an Grashalmen und anderen Pflanzen, mit Vorliebe aber 
auf den Blüten der Rundblättrigen Glockenblume, Campanula rotundi- 
Jolia L. und auf den Blütenköpfchen von Jasione perennis Lamarck. Sie 
wurden tagsüber nie zahlreich aufgesammelt, 8—12 Stück nach mehr- 
stündigem Suchen war ein gutes Ergebnis. Im Gegensatz zu den Faltern 


89 


von Pr. statices L., die in der Pfalz im Mai—Juni tagsüber fliegen, be- 
innen die männlichen Falter von lutrinensis ihren Flug in der Zeit vom 
16. 7.—22. 8. in der Abenddämmerung. Der rasche Flug der männli- 
chen Falter, der an den Flug von Burgeffia ephialtes L. erinnert, be- 
ginnt mit dem letzten Licht der untergehenden Sonne. Er wurde noch 
bei Eintritt völliger Dunkelheit beobachtet. Die Falter fliegen in 1 bis 
1% m Höhe über der Vegetation und haben dabei für den Beobachter 
ein braunes Aussehen. Die in der Dämmerung im Flug gefangenen Falter 
waren stets frisch geschlüpfte Männchen. Das Weibchen konnte fliegend 
noch nicht angetroffen werden. Die Falter der Art haben mit den Fal- 
tern der im Mai—Juni fliegenden statices-Gruppe keine Berührungs- 
möglichkeit. Zwischen beiden Flugzeiten liegt ein Zeitraum von vier Wo- 
chen und im Mai—Juni fliegen auf den Flugstellen von lutrinensis keine 
Falter der statices-Gruppe. 

Außerliche am Falter feststellbare Unterscheidungs- 
merkmale von Procris lutrinensis Heuser gegenüber Procris statices 
L.: Zum Vergleich wurden im Mai—Juni fliegende Falter von statices L. 
aus der Pfalz benützt, die an Fühlern und Genital den Abbildungen bei 
„Forster-Wohlfahrt“ und auch den Abbildungen bei „Dalibor Povolny a 
Jırı Smelhaus“ (4) (Fühler p. 150 und Genital von statices ex Gläsö, chwe- 
den, Fig. 11, p. 190) entsprechen. 


Abb. 1 A 1: Procris statices L. 5' B 1: Procris lutrinensis Heuser 5' 
A 2: Procris statices L. 2 B 2: Procris lutrinensis Heuser 2 


Die 55 von lutrinensis haben das Aussehen einer kleinen, zierlichen 
statices L. Sie sind im Durchschnitt 2 mm kleiner als die männlichen 
Falter von statices L. Aufgrund ihrer längeren, feiner gegliederten Füh- 
ler mit sehr dünnem Fühlerschaft und an der Fühlerspitze mit 9 ver- 
schmolzenen Fühlerendgliedern, sind sie leicht von statices L. zu tren- 
nen. Der männliche Fühlerschaft von statices L. ist dicker, die Glieder- 
ung grober und die Fühlerspitze, für statices arteigen, zeigt nur 7 ver- 
wachsene Fühlerendglieder (Abb. 1 und 2). 

Die weiblichen Falter von lutrinensis sind im Durchschnitt nur wenig 
kleiner als die männlichen Falter. Sie haben längere, dünne Fühler, die 
gegen die Fühlerspitze kaum merklich verdickt sind, wo diese aber beim 
statices-Q deutlich gekolbt sind (Abb. 1). 

Vorausschickend zu unseren Genitaluntersuchungen bei der Falter- 
gruppe soll gesagt sein, daß wir dabei gefunden haben, daß die Arbeit 
vereinfacht wird, wenn dazu nur frische Falter, d. h. solche, die noch 
keine Begattung eingegangen waren, verwendet werden. Bei stark ge- 


90 


Abb. 2 a: Procris statices L., Fühlerspitze des 5’ 
b: Procris lutrinensis Heuser, Fühlerspitze des 5' 


flogenen 5'-Faltern zeigt fast jedes Tier im Genital ein anderes Be- 
trachtungsbild, was bei frischen Faltern, die noch keine Begattung ein- 
gegangen waren, nicht der Fall ist. Bei stark geflogenen Faltern kann 
z. B. der Cornutus im Aedoeagus stets woanders, an jeder möglichen 
Stelle, oft auch verdreht und dadurch eine andere Gestalt vortäuschend, 
angetroffen werden. Ebenso kann die Form der Chitinleiste am Valven- 
rand, vielleicht durch eine lange andauernde Begattung, oder weil der 
Genitalapparat von dem Tier nicht mehr in die rechte Lage eingestülpt 
werden konnte, verändert aussehen. Selbst die Valven zeigen bei älteren 
Faltern oft Veränderungen, da die Einzugsmuskulatur vielleicht bei der 
Begattung gelitten hatte. Eine Demontage der Valven zeigt nach unseren 
Erfahrungen nicht alles, da dadurch die ganze Muskulatur, die den Ap- 
parat erst in die rechte Form bringt, vernichtet wird. Die am ganzen 
Apparat leicht aufgeklappten Valven zeigen sehr gut die Unterschiede. 
Ein Genitalpräparat ohne die Betrachtung der zum Tier gehörenden 
Fühler erlaubt nach meiner Erfahrung, besonders bei unseren im Mai 
bis Juni fliegenden Faltern von statices L., die scheinbar noch sehr pla- 


Abb. 3: Procris statices L., Variabilität des männlichen Genitals bei Exem- 
plaren aus der Pfalz. 


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stisch sind — es werden oft größere Unterschiede im Genital angetrof- 
fen — nicht in jedem Falle ein eindeutiges Urteil. 

Die Genitaluntersuchung unseres im Mai—Juni fliegenden Falterma- 
teriales aus der Pfalz von statices L. zeigte, daß die männlichen Falter 
im Genital nicht einheitlich sind. Es wurden Verschiedenheiten am Ae- 
doeagus und Cornutus festgestellt. Letzterer wurde dabei mehr oder we- 
niger stark gebogen und nicht selten auch in gestreckter, gerader Form 
gefunden. Auch die Form und die Stärke des Aedoeagus zeigte sich sehr 
veränderlich (Abb. 3). 

Einheitlich waren jedoch die Fühler bei den Faltern von einer Fund- 
stelle ausgebildet. Bei Faltern von verschiedenen Fundstellen, wurde je- 
doch festgestellt, daß die Fühler gegenüber den Fühlern von Faltern 
einer anderen Fundstelle, etwas verschieden erscheinen können. Sie zeig- 
ten jedoch an der Fühlerspitze 7 verschmolzene Fühlerendglieder, wie 
dies für statices L. arteigen ist. Auch die Valven sind bei diesen Faltern 
von einer zur anderen Fundstelle nicht gleichartig, lassen jedoch noch 
ihre Zugehörigkeit zu statices L. erkennen. 

Der Genitalapparat von lutrinensis ist kleiner als bei statices und ist 
verhältnismäßig kräftig chitinisiert. Der Aedoeagus ist dünner und ge- 
streckter und zeigt am Penis einen großen, leicht gebogenen Dorn, ähn- 
lich wie statices. Die Chitinleiste am Valvenrand, an der die Muskulatur 


g 


Abb. 4: Procris lutrinensis Heuser, Abb. 5: Procris statices L., 
Genitalarmatur (5') Genitalarmatur (5) 


befestigt ist, ist länger als bei statices (vgl. Abb. 4 u. 5). Während die 
Chitinleiste mit der an ihr befestigten Muskulatur bei statices die Valve 
zu einer einzigen löffelartigen Form vom Rande aus spannt, wirkt die 
längere Chitinleiste mit der daran befestigten Muskulatur bei lutrinensis 
auf die Valvenmitte bis zum äußeren Valvenrand. Dadurch wird die Val- 
ve in zwei nebeneinander liegende, löffelartige Hohlflächen geteilt, weil 


Abb. 6: Procris lutrinensis Heuser, Valvenansicht 


4 
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92 


die Chitinleiste mit der Muskulatur bis zum äußeren Valvenrand nach 
innen hochsteht (Abb. 6). Beim Aufklappen der Valven der beiden Arten 
unter gleichen Bedingungen sind diese verrschiedenen Verhältnisse bei 
den Arten gut zu erkennen. 

Das Ei von lutrinensis ist klein, länglich-birnförmig und von gelber 
Farbe. Die Eihaut ist glasklar durchsichtig. Raupe und Puppe sind noch 
unbekannt. Die Futterpflanze der Raupe ist vermutlich Rumerx aceto- 
sella L. Alle mir bekannten Falter der Art wurden auf Waldlichtungen, 
manchmal mit Jungaufforstungen bestanden, auch mitten in geschlos- 
senem Hochwald gelegen, aber immer um das Vorkommen von Rumex 
acetosella L., gefunden. Die Art dürfte mit der vermuteten Futterpflanze 
IRumex acetosella L. auf sandigen, warmen Stellen wohl eine weitere 
Verbreitung besitzen. 

Nicht versäumen darf ich auch an dieser Stelle, Herrn Dozent Dr. Gün- 
ther Preuß, Kaiserslautern, für die Anfertigungen der Fotos Nr. 3, 4 
und 5, Herrn Nic. Voßl, für das Foto Nr. 6, sowie Herrn Dr. Karl “ 
Schultz, Speyer, für die freundliche Leihgabe der Druckstöcke zu die- 
ser Arbeit, Abb. 1 und 2, recht herzlich zu danken. 


Literatur 


1. Forster- Wohlfahrt, Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band III, Spin- 
ner und Schwärmer (Bombyces und Sphinges). Franckh’sche Verlagshandlung 
Stuttgart, 1956— 1960. 

2. Heuser, Rudolf und Jöst, Hans, Teil II, Spinner und Schwärmer, Die Lepi- 
dopteren-Fauna der Pfalz, Mittlg. d. „Pollichia“ 1959, Museum Bad Dürkheim. 

3. Heuser, Rudolf, Ein Beitrag zur Kenntnis der pfälzischen Procrisarten mit 
Beschreibung einer neuen Art der Gattung. „Pfälzer Heimat“, Ztschr. d. Pfälz. 
Ges. z. Förd. d. Wissenschaften, Heft 1/1960, Speyer a. Rh. 

4. Dalibor Povolny a Jirı Smelhaus, Novy prispevek k poznani rodu Proc- 
ris Fabr. (Beitrag zur Kenntnis der Gattung Procris Fabr.) Vestnik Cs. zoolo- 
gicke spolecnosti — XV. 1951. 


Anschrift des Verfassers: 
Rudolf Heuser, Kaiserslautern, Mannheimer Straße 162 


Kritische Gedanken zu Bidessus grossepunetatus Vorbr. 
und unistriatus Schrk. (Col. Dytiseidae.) 


(Beitrag zur Morphologie der Dytisciden) 
Von Hans Schaeflein 


(Schluß) 


Guignot bringt 1931 noch Zeichnungen der Parameren beider Ar- 
ten, die ich hier unverändert wiedergebe. Bei grossepunetatus (Abb. 7a) 
ist der Spitzenteil (oben) etwas länger und an der Basis breiter. Der 
Haken ist dicker, aber weniger stark umgebogen. Die kielartige Ver- 
dickung an der Innenseite des Basalteils ist bei grossepunetatus ausge- 
prägter (unistriatus Abb. 7b). 

Ich bringe nun noch eine Reihe von Unterschiedsmerkmalen, wie wir 
sie bei den verschiedenen Autoren finden, Unterschiede, die nach meinen 
Beobachtungen an 180 Exemplaren nicht so konstant sind, daß sie si- 
cheren determinatorischen Wert hätten. Da wäre zuerst die von allen 


93 


n 


Abb. 7: Paramere a) B. grossepunctatus Vorbr. b) B. unistriatus Schrk. 


Autoren erwähnte Clypeusbildung zu nennen. Der Clypeus zeigt in der 
Mitte des Vorderrandes zwei flache Höckerchen beiderseits der Mitte 
und jederseits oberhalb der Fühlerinsertion eine wulstige Verdickung, 
oder wie Guignot es einfacher ausdrückt: Am Vorderrand des Clypeus 
befinden sich 4reihig angeordnete Verdickungen, die nie bei unistriatus 
vorkommen. Der letzte Teilsatz ist richtig, wenn auch zu beachten ist, 
daß unistriatus oberhalb der Fühler am Clypeus je ein kleines Knöt- 
chen zeigt. Leider hatte ich viele grossepunctatus im Binokular, bei 
denen die 4 Höckerchen, besonders die beiden mittleren, auf die es ja 


"letzten Endes ankommt, mehr zu ahnen als zu sehen waren, manchmal 


nicht einmal zu ahnen. Als sekundäres Merkmal ist diese Clypeusbildung 
sicherlich von Wert. Resume: Hat das Tier diese 4 Höckerchen, ist es 
sicherlich ein grossepunctatus. Fehlen sie, ist es noch lange kein unistria- 
tus. (Lage der Knötchen: Siehe Abb. 1a.) 

Das Halsschild soll laut Guignot (1931) bei grossepunctatus eine 
feinere, weitläufigere Punktierung haben. Mir erschien dieser Unter- 
schied nur äußerst gering und kaum wahrnehmbar. Übrigens bezieht 
Guignot diesen Unterschied 1947 nur mehr auf die Jo". 

Zimmermann erwähnt noch, daß grossepunctatus stärker glänzend 
sei. Dies ist richtig, wenn man mindestens 10 Exemplare einer Art zu 
10 Stück der anderen Art in Beziehung bringt. Bei Einzelstücken ist 
diese Angabe völlig wertlos. 

Guignot bringt weiterhin 1931 und 1947 einen Hinweis auf den 
Verlauf des Suturalstreifens. Bei unistriatus biegt dieser zur Basis hin 
leicht nach außen und erreicht die Basis fast. Bei grossepunctatus biegt 
der Nahtstreifen nicht nach außen und erreicht die Basis nicht. Wenn 
dieses Merkmal auch bei einzelnen Stücken tadellos zu sehen ist, er- 
scheint es mir. bei unistriatus wenigstens als zu unsicher. 

Die von Guignot angeführten Färbungsunterschiede übergehe ich 


bewußt, getreu dem Satz von Linn&: „Nimium ne crede colori“, da 


außer der Variationsbreite innerhalb der Arten auch die Tötungsart und 
evtl. ein „postmortaler Melanismus“ eine erhebliche Rolle spielen. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Arten nach der Form 
und — wenigstens bei glatten Stücken — nach der Punktierung sicher 
erkannt werden können. Die anderen Merkmale können (müssen aber 
nicht) eine getroffene Determination festigen, genügen aber für sich 
alleine nicht zur sicheren Bestimmung. 


94 


Literaturangaben 


Schrank: Enumeratio insectorum Austriae indig. 1871, p. 205. 

Illiger: Verzeichnis der Käfer Preußens, 1789, I, p. 266. 

Vorbringer: Deutsche Entomologische Zeitschrift, 1907, p. #18. 

Reitter, E.: Fauna Germanica, Stuttgart 1905, I, p. 209. 

Gerhardt: Verzeichnis der Käfer Schlesiens, Berlin, 1910, p. 38. 

Zimmermann: Monographie paläarktischer Dytisciden, 1930, p. 54. 

Guignot, F.: Les Hydrocanthares de France, Toulouse 1931/33, p. 268—271. 

Horion, A.: Nachtrag zu Fauna Germanica, Krefeld, 1935, p. 62. 

— — :Faunistik der Deutschen Käfer, Krefeld 1941, p. 371. 

Guignot, F.: Faune de France, 45: Coleopteres Hydrocanthares, Paris 1947, 

. 64—65. 

AR A.: Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas, Stuttgart 1951. Abt. I, p. 55. 

Freude, H.: Beitrag zur Dytiscidenfauna Südbayerns, Mitteilungen der Deut- 
schen Entomologischen Gesellschaft 1958, Heft 3, p. 46. 


Anschrift des Verfassers: 
Hans Schaeflein, Straubing, Rückertstraße 12a 


Koleopterologische Nachrichten aus Südbayern 


Von Heinz Freude 


Cereyon laminatus Sharp. Im Nachrichtenblatt Nr. 4 des 8. Jahr- 


gangs (1959) konnte ich den Erstfund dieser Adventivart für Südbayern_ 


melden, der von Herrn Müller in Augsburg stammte. Nun ist die Art 
auch in München aufgetaucht. Herr Bachmaier fing 4 Exemplare am 
11. VIII. 61 am Fenster der Zoologischen Staatssammlung, die zum Licht 
geflogen kamen. Am 4. IX. und am 25. IX. 61 flog uns jeweils 1 Exem- 
lar ausgerechnet auf unseren Koleopterologen-Stammtisch im Rhaeten- 
haus. Schließlich flog auch Herrn Weckerle in München und Herrn 
Gaigl in Holzkirchen in der 3.Septemberwoche je 1Stück ansLicht. Da- 
mit dürfte sich die Art nun das gesamte südbayerische Gebiet erobert 
haben. 


Gelegentlich der Durchsicht der von mir aufgestellten südbayerischen 
Staphylinidensammlung in der Zoologischen Sammlung des Bayerischen 
Staates machte mich Herr Dr. Horion auf einige noch nicht für Süd- 
bayern gemeldete Arten aufmerksam, auf die ich die hiesigen Sammler 
hinweisen möchte: 


Stenus misael Bondr. In der Heimatsammlung befinden sich 3 Exem- 
plare (det. Dr. L. Benick) aus dem Park des Leopold-Palais in Mün- 
chen, 1 vom 5. IV. 42 und 2 vom 24. I. 43, leg. von Rosen. Weiter sind 
noch 3 Exemplare der Sammlung Rieger vorhanden, 1 von Olching, 


8. XII. 15, und 2 von Schleißheim, 1. IX. 25 und 25. IX. 43. Sicher stek- 


ken noch weitere Exemplare unerkannt oder unbeachtet in den Samm- 
lungen unserer hiesigen Sammelkollegen. 


Philonthus fureifer Renk. Von dieser bisher nicht gemeldeten Art be- 
fand sich ein als Ph. virgo determiniertes Exemplar in der Sammlung 
Sellmayr, die der Zoologischen Staatssammlung von der Witwe des 
verstorbenen Dr. Sellmayr liebenswürdigerweise überlassen worden 


ist. Das Tier wurde am 3. VIII. 52 im Galler Filz gefangen. 


95 


Oxypoda (Mycetodrepa) lucens Muls. Rey. Von dieser noch nicht für 
Südbayern gemeldeten Art konnte ich am 14. VIII. 1951 1 Exemplar am 
Osthang des Edelsberges bei Pfronten im Allgäu in ca. 1000 m Höhe er- 
beuten. Für die Determination dieses Stückes danke ich Herrn Dr. Loh- 
se in Hamburg, desgleichen für die Bestimmung von 


Oxypoda (Podoxya) funebris Kr., die ich in einem Exemplar am 
24. X. 1957 am Hakensee bei Holzkirchen erbeuten konnte. Die Art ist 
zwar schon für Bayern gemeldet, fehlte aber noch in der Fauna bavarica 
der Zoologischen Staatssammlung. 


Leptaeinus intermedius Donisth. Diese 1936 aus England beschriebene 
Art wurde hier zunächst als formicetorum Märk. angesehen, nachdem sie 
aber aus Skandinavien, Dänemark, Holstein und Hamburg gemeldet wor- 
den war, von Dr. Lohse nochmals überprüft und richtiggestellt. (Vergl. 
auch Horion:D.E.Z. (N.F.) 1, 1954, p. 9). Eine Serie dieser für unsere 
Fauna noch nicht festgestellten Staphylinide wurde von Herrn Herbert 
Demarz in Fürholzen bei Haag/Obb. jeweils im Oktober 1951 und 1952 
gefangen. Auch ich hatte das Glück, 4 Exemplare von intermedius am 
2. X. 56 in der Moosschwaige zu erbeuten. Herr Hüther, mit dem ich 
gemeinsam sammelte, dürfte weitere Exemplare gefangen haben. Damit 
noch nicht genug, fand Dr. Lohse eine weitere, bisher bei uns unbe- 
kannte Art heraus: 


Leptaeinus suleifrons (Steph.). Diese Art wurde von Stephens in 
„Illustrations of British Entomology“ 1832, p. 260, als Gyrohypnus für 
England beschrieben. Sie war bisher zu Leptacinus batrychus Gyll., z. T. 
auch zu L. linearis Gravh. synonym gestellt worden und wurde erst 1957 
von Andreas Strand rehabilitiert (Norsk Ent. Tidskrift X, p. 131 bis 
132). In der Fauna bavarica der Zoologischen Sammlung des Bayerischen 
Staates befinden sich 4 Exemplare, 2 aus der Sammlung Bühlmann, 
Starnberg, 22. VIII. 49, 1 von Zorneding, 19. V. 1904, leg. Kulzer, 
und 1 von Haag/Obb., 30. III. 53, leg. H. Demarz. Auch diese Art 
dürfte unerkannt in mancher Sammlung hiesiger Sammler verborgen 
sein. 


Ebaeus ater Kiesw. Neufund für Deutschland! In der Sammlung Rie- 
ger fand sich ein Exemplar dieser im Horion-Verzeichnis nur für Nie- 
derösterreich und die Slovakei als selten gemeldeten Art aus München- 
Freimann vom 25. VII. 33. Für die Determination danke ich dem Spe- 
zialisten der Malachiidae, Herrn W. Wittmer, Herrliberg. 


Ebaeus appendiculatus Er. Diese Art ist zwar schon für Bayern gemel- 
det, aber zweifellos selten, denn sie fehlte bisher in unserer Sammlung. 
Herr Wiehmann hatte 1 Exemplar in Spöck bei Raubling am 6. V1.51 
erbeuten können und mir glückte der Fang von 3 Exemplaren am 22. 
und 24. VII. 61 in etwa 1000 m Höhe am Schliersberg bei Schliersee. 
Eines davon habe ich Herrn Wittmer zum Dank für seine Determina- 
tionsarbeit überlassen. 


Anschrift des Verfassers: 


Dr. Heinz Freude, Zoologische Staatssammlung, 
München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 


96 


Notiz über Procris alpina Alb. 
Von B. Alberti 


Die erst 1936 entdeckte Procris alpina Alb. galt bisher als strenge Vi- 
kariante im Bereich Italien-Südalpen für die nördlich anschließende 
Procris statices L. Nirgends konnte bisher eine Überlappung der Verbrei- 
tung beider festgestellt werden. Aber auch Übergangsformen aus kriti- 
schen Grenzbereichen sind bisher nicht gemeldet. Die Unterschiede der 
Genitalarmatur beider Geschlechter sind recht prägnant (Ductus und 
Bursa copulatrix, Aedoeagus und Cornuti), der Habitus, wenn auch nur 
durchschnittlich, zeigt ebenfalls Unterschiede. 

Insbesondere aus Südtirol konnte bereits sehr viel Material untersucht 
werden, ohne daß sich jemals statices darunter gefunden hätte. Aller- 
dings besitze ich ein 5' vom Brenner-Paß, dessen Untersuchung inter- 
mediäre Merkmale des Genitals ergab. Das würde dazu berechtigen, bei- 
den Arten Semispezies-Beziehung zu erteilen. 

Neuerdings nun untersuchte ich eine Serie von 7 5'7', 4 2 der stali- 
ces-Gruppe aus der Sammlung des vor einigen Jahren verstorbenen Le- 
pidopterologen W. Skoraszewsky, Berlin, mit seiner handschriftli- 
chen Etikettierung bei 10 Stücken: „Stilfser Joch, 1900 m, Süd-Tirol“ 
und Fangdaten 7., 8., 9., 10., 11., 13. 7. 39. Das 11. Stück trägt die Be- 
zettelung: „Seiser Alpe, 1800 m, 27. 6. 39 Süd-Tirol“. Das Ergebnis war, 
daß 4 55, darunter das Stück der Seiser Alpe, und 2 99 einwandfrei 
statices sind, 3 9'0', 2 Q9 aber typische alpina. - 

Ich bin weit entfernt, damit den Nachweis des Vorkommens von sta- 
tices in Süd-Tirol als erbracht anzusehen, da wir genug Belege unglück- 
licher Verwechslungen von Fundzetteln in anderen Fällen haben. Aber 
der Fall gibt doch Anlaß, die besondere Aufmerksamkeit der Sammler 
in Süd-Tirol auf diese Frage zu lenken. Zu Determinationen bin ich gern 


bereit. Anschrift des Verfassers: 


Dr. B. Alberti, Berlin N 4, Invalidenstraße 43 
Institut für Spezielle Zoologie und Zoologisches 
Museum der Humbolt-Universität 

Buchbesprechung: 

N. Tinbergen. Wo die Bienenwölfe jagen... Aus dem Englischen und Holländi- 
schen übersetzt von Amelie Koehler. 223 Seiten mit 26 Abbildungen im 
Text und 32 Phototafeln. Paul-Parey-Verlag Berlin und Hamburg. 1961. Preis 
geb. DM 18,60. 

Ein Buch, das jeden Naturfreund hell begeistern muß und auch dem wissen- 
schaftlich arbeitendem Zoologen vielerlei Anregung und Genuß bietet. Der Ver- 
fasser, bekannt als ausgezeichneter Forscher auf dem Gebiete der Tierpsycho- 
logie, führt den Leser in klarer, leicht lesbarer Darstellung ganz zwanglos an 
seine Forschungsprobleme heran. Ob es sich um die Verhaltensweise der Bienen- 
wölfe in der Heide Hollands handelt, um das Verhalten der Raupe des Trauer- 
mantels, um die berühmt gewordenen Verhaltensstudien mit dem Samtfalter 
Eumenis semele, um die Sprache der Lachmöven, um Schneeammern und Odins- 
hühnchen in Grönland oder noch um vieles andere, immer wird der Leser gefes- 
selt sein von all dem Wunderbaren, das die Natur dem aufmerksamen Beobachter 
zu zeigen weiß, soferne er, wie der Verfasser, die Gabe hat zu sehen und zu 
beobachten, wohlüber!egte Experimente mit einfachsten Mitteln anzustellen und 
deren Ergebnisse dann entsprechend zu deuten. Sicherlich wird dies Buch, dem 
Konrad Lorenz das Geleitwort schrieb, manchen Naturfreund dazu anregen, 
genauer zu beobachten und Dinge zu sehen, die ihm vorher in ihrer Bedeutung 
nicht auffielen. Nicht zuletzt dem Entomologen wird die Lektüre reichen Gewinn 
bringen und ihm zeigen, von wie hohem Reize das Studium des Verhaltens der 
Insekten sein kann, wieviel hier mit einfachsten Mitteln noch zu erforschen ist. 
Wir können dem Verfasser und dem Verlag für dieses Buch nur dankbar sein 
und hoffen, daß es den weiten Leserkreis findet, den es verdient. W.F. 


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NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. Oktober 1962 Nr. 10 


Eineneue Methodezur FeststellungvonWanderbewegungen 
am Beispiel von Colias hyale (L.) und Colias australis Vrty. 
(Lepid. Pieridae). 
(Zweiter Beitrag zum Wanderfalterproblem) 


Von Eduard Reissinger 


l. Grundsätzliche Erörterungen 


In meiner Veröffentlichung von 1960 habe ich bereits angegeben, daß 
im Zuchtversuch die Schlüpfrate von 5’5’ und 9% bei C. hyale (L.) 1:1 
beträgt, daß sich bei C. australis Vrty. jedoch ein zahlenmäßiges Über- 
wiegen der ’o’ im Verhältnis 1,36 :1 feststellen läßt. 

Am Beispiel meiner in der gleichen Arbeit besprochenen und besonders 
in Tabelle 2 dargestellten Sammelergebnisse waren bei umfangrei- 
chen Freilandfängen in gewissen Zeitabschnitten auffällige Abweichun- 
gen im Zahlenverhältnis der Geschlechter von den im Zuchtversuch er- 
zielten bemerkenswert, ein Phaenomen, das sich — besonders bei hyale — 
nur als Folge von Wanderbewegungen erklären ließ. 

Diese Deutung ergibt die Gesichtspunkte für eine neue Methode der 
Feststellung von Wanderbewegungen bei C. hyale und australis, die sich 
aber vielleicht auch auf einige andere Arten von Wanderfaltern anwen- 
den läßt. Insbesondere kämen Arten in Frage, bei denen Wanderungen 
kaum oder nur selten optisch erfaßt werden und nur solche, bei denen 
sich der Wandertrieb vorwiegend in einem der beiden Geschlechter do-. 
kumentiert. 

Bei C. hyale habe ich, besonders im Jahre 1960, unter anderem durch 
direkte Beobachtung eines eindeutigen und gerichteten Wanderfluges, 
erneut Anhalt für das überwiegende Wandern der 92 gewinnen können, 


Für die — wenn auch nur zeitweilige oder vorübergehende — Ausbreitung der 
Arten in neue Lebensräume — diese Tendenz muß dem Wandertrieb überhaupt 
zugrunde gelegt werden — halte ich auch die Wanderung der 92 für die biolo- 
gisch bedeutsamere als die der 5'5', wenn es, wie bei unseren beiden Arten, die 
Regel ist, daß die Befruchtung kurz nach dem Schlüpfen erfolgt. Alle Phaeno- 
mene biologischer Verhaltensweisen gehorchen — trotz teilweise kompliziertester 
Spezifikation zur Erreichung ihrer Ziele — dem Prinzip, den einfachsten und 
damit sichersten Weg einzuschlagen. Wo uns irgend etwas als unnötiges Beiwerk 
erscheint, können wir sicher sein, daß es sich um einen sinnvollen Anpassungs- 
modus handelt, den wir lediglich noch nicht durchschauen können. Es ist durch- 
gängig der im Individuum vorhandene „Art-Instinkt“ zur Sicherung der Nach- 


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98 


kommenschaft — im Gegensatz zum untergeordneten „Individual-Instinkt* zur 
Erhaltung des Einzelindividuums — der uns im Wandertrieb sinnvoll und teleo- 
logisch erscheint. Von ihm her verliert das Individuum seine Bedeutsamkeit, 
wird für die kleinste Chance der Nachkommensicherung und Ausbreitung der 
Art, in großen Massen geopfert und jedes Risiko eingegangen. Man denke an 
das Beispiel von Lampides boeticus (L.), dessen heutige geographische Verbrei- 
tung eine Ausrottung, selbst im Zeitalter des Atoms, zum Problem werden ließe, 
und daran, wieviel Individuen wohl zugrunde gehen mußten, bis die Art die 
Inseln St. Helena oder Hawaii besiedeln konnte. — Im Falle C. hyale oder 
australis ist wohl keine große Notwendigkeit ersichtlich dafür, daß nach der 
Befruchtung der 92 auch noch die 5'9’ in „Neuland“ mitwandern oder vor- 
stoßen. Wo dennoch das Wandern von %'9' beobachtet wird, glaube ich, daß 
trotzdem die Q9 den Anstoß zu einer Wanderung geben und die 5’5' dann ge- 
wissermaßen — in beschränktem Umfang — nachziehen. Anders mag es bei Mas- 
senwanderungen — wie bei Colias croceus (Fourer.) und Danessa cardui (L.) — 
sein, wo jedes Tier nach dem ersten Auffliegen sofort in einen Schwarm ziehen- 
der Artgenossen gerät. 

Die bisher üblichen und unerläßlichen Verfahren zur Feststellung von 
Wanderbewegungen, vornehmlich das der Falter-Markierung, können uns 
Aufschluß geben über Richtung, Entfernung und Geschwindigkeit, haben 
aber den Nachteil, daß sie selten in genügend großem Umfang ausgeführt 
werden können und in ihren Ergebnissen weitgehend von glücklichen Zufäl- 
len abhängig sind. Die neue Methode zielt in eine ganz andere Richtung. Sie 
läßt uns Feststellungen darüber treffen, ob in einem bestimmten Gebiet 
innerhalb einer gewissen Zeit eine Ab-, Durch- oder Zuwanderung statt- 
gefunden hat oder stattfindet. Ihr Nachteil ist der, daß sie über Rich- 
tung, Entfernung und Wandergeschwindigkeit im einzelnen kaum Er- 
gebnisse liefert. Sie stützt sich auf das Sammelergebnis und das 
einzige Erfordernis ist, daß die Sammelausbeute „genügend“ groß 
ist und daß, bezüglich der Geschlechter, nicht mit Auswahl gesam- 
melt wurde. In einem genügend großen Sammelergebnis ist das, uns zur 
Berechnung dienende Zahlenverhältnis von J'’o’ und 29 weit weniger 
vom Zufall abhängig, wie z. B. das Einfangen gezeichneter Falter bei, 
einem noch so groß angelegten Markierungsexperiment. 

Jedem an einem Ort tatsächlich vorhandenem Geschlechtsverhältnis 
entspricht — immer vorausgesetzt bei genügend großer Ausbeute — eine 
bestimmte Geschlechtsquote im Sammelergebnis. Die tatsächliche Quote 
von 50:99 an einem Ort sei als Lokalquote (LO) bezeichnet, das 
Verhältnis von 5'5 :292 im Sammelergebnis als Sammelquote (SQ). 
Von einer idealen Sammelquote (ISO) spreche ich dann, wenn die 
Ausbeute oder das Material sehr umfangreich ist. 

An den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten liegt es, daß „normaler- 
weise“ immer viel mehr 55 als 922 — sofern nicht mit besonderer Aus- 
wahl gesammelt wird — gefangen werden, als der Lokalquote entspre- 
chen würde (ISQ > LQ). Beide Werte müssen aber in einer bestimm- 
ten Relation zueinander stehen. 

Der wichtigste Wert für unsere Überlegungen ist diejenige Sam- 
melquote, die anzeigt, daß an einem Ort keinerlei Verschiebung des na- 
türlichen (realen) Geschlechtsverhältnisses durch irgend eine Art von 
Wanderbewegung stattfand, anders ausgedrückt, die Zahl (SQ), die dann 
zustandekommt, wenn die Lokalquote identisch ist mit der im Zucht- 
versuch gefundenen Realquote (RQ). Die Regelquoten unserer beiden 
Arten sind uns bekannt: 


RO hyale = 1,0 


RQ australis = 1,36 


99 


Die dieser Realquote entsprechende gesuchte Sammelquote bezeichne 
ich Stationärquote (StQ). Da wir niemals wissen, ob die Lokalquote 
identisch ist mit der Realquote, läßt sich die Stationärquote auch nie 
nach einem Sammelergebnis berechnen oder feststellen. Nehmen wir aber 
sehr umfangreiches Freilandmaterial als Grundlage, wobei 
wir weder geographisch noch zeitlich eine Einschränkung machen, so er- 
gibt sich die Stationärquote bei der Auszählung der Geschlechter von 
selbst. Für meine Berechnung der Stationärquote habe ich das gesamte 
von mir in den letzten 6 Jahren determinierte Material beider Arten 
herangezogen. Es handelt sich dabei — nach Abzug der als gezüchtete 
Falter gekennzeichneten Tiere — heute (18. VI.62) um ein Material 
von 10 323 Exemplaren aus dem gesamten Verbreitungsgebiet. Innerhalb 
dieses großen Materials (ISQ), welches im Laufe vieler Jahrzehnte von 
Hunderten von Sammlern zusammengetragen wurde, dürften sich alle 
Giegensätze von Wanderbewegungen, ob mit oder ohne Auswahl im Einzel- 
fall gesammelt wurde, ziemlich ausgeglichen haben. Das Gesamtergebnis 
trägt jedenfalls den unterschiedlichen artspezifischen Verhaltensweisen der 
Falter (Fluggewohnheiten, Beschäftigung mit Eiablage, Q-Suche, Orts- 
treue etc.), in der Fang- und Sammelsituation für den Menschen — als 
komplexer psychologischer Faktor des Entdeckt-, Erkannt- und Gefan- 
genwerdens — Rechnung. Im allgemeinen darf man für die Sammel- 
situation „ohne besondere Auswahl“ wohl annehmen, daß der Durch- 
schnittssammler, dem nur an einer beschränkten Zahl von Tieren einer 
Art gelegen ist, zuerst einige der leichter und häufiger gesichteten 57’ 
fängt. dann aber ein einmal entdecktes @ mit mehr Energie und Aus- 
dauer für eine Sammlung gewinnen will, als wieder ein 5. Diese nor- 
mal-psychologische Situation ist wohl in unserem Gesamtergebnis vor- 
wiegend enthalten — ebenso wie auch die Tatsache, daß 99 im allgemei- 
nen leichter zu fangen sind als 55’ — und darf meiner Meinung nach 
‚in der überwiegenden Mehrzahl den einzelnen Sammelquoten zugrunde 
gelegt werden. 

Von den 10 323 Tieren habe ich 4938 als hyale (3270 57‘, 1668 92); 
53069 als australis (3709 55, 1676 29) bestimmt. Das Ergebnis ist: 


| StQ hyale | 
| StQ australis — 2 


Es ist klar, daß unsere errechneten Stationärquoten nur angenä- 
herte Werte in Richtung auf einen Grenzwert sein können. Ge- 
stützt auf noch mehr Material lassen sich diese Werte weiter verbessern. 
Eine grobe Änderung wird sich aber sicherlich nicht in dem Maß ergeben, 
daß wir inzwischen mit den bis jetzt gefundenen Werten nicht kalku- 
lieren könnten. Die praktische Wichtigkeit unserer gefundenen Zah- 
len ist die Aussage, daß „normalerweise“ im Fangergebnis auf 10 99 bei 
hyale durchschnittlich 19 bis 20 55 kommen, bei australis dagegen etwa 
22 5. Man sieht, der Unterschied zwischen den beiden Arten ist nur 
gering und man hätte erwarten können, daß infolge des größeren Unter- 
schiedes der Realquoten auch ein größerer der Stationärquoten zustande- 
gekommen wäre. Hier sind aber wohl bereits minimale unterschiedliche 
artspezifische Verhaltensweisen von Bedeutung, wie beispielsweise die 
größere Ortsgebundenheit der eierlegenden australis-Q2. 

Als Wanderquoten (WO) müssen wir alle diejenigen Sammel- 
quoten ansehen, die auffallend von der Stationärquote abweichen. Ist die 
Wanderquote größer als die Stationärquote, so liegt eine Situation vor, 


100 


bei der 99 ab-, bzw. 55’ zugewandert sind, ist sie kleiner, so sind 99 
zu- oder 5'5' abgewandert. Zur Vereinfachung spreche ich im Folgenden 
nur von Ab- oder Zu wanderquoten der 22 (AWQ oder ZWQ), sofern 
nicht ein besonderer Grund für die Annahme einer Wanderung von 55 
gegeben ist. Der Sonderfall einer Wanderquote liegt dann vor, wenn die 
Lokalquote identisch ist mit der Realquote und alle Tiere in diesem 
Gebiet — also beide Geschlechter gleichzeitig und in gleichem Aus- 
maß — zielgerichtet wandern. Wegen des gleichen Verhaltens von J'g' 
und 99 müßte die Sammelquote dann auch in der Nähe der Realquote 
liegen (SO=RQ = WO). 

Es gibt auch noch die Möglichkeit einer Beobachtungsquote (BO). 
Um dabei zu einem einigermaßen exakten Ergebnis zu kommen, wären 
einige Grundbedingungen erforderlich: Erstens müßte jedes gesichtete 
Tier so lange wie möglich im Auge behalten, zweitens jede Einzelbeob- 
achtung sofort notiert werden. Ein einzelner Sammler kann dies wäh- 
rend der Hauptflugzeit einer Generation kaum bewerkstelligen, wenn en 
dazu noch Flugriehtung und Flugart notieren will. Hinzu kommen Dop- 
pel- und Mehrfachbeobachtüngen von Tieren mit wechselnder Flug- 
richtung, Verkennung der Arten und die Verwechslung gelber 92 mit 
Sg oder auch abgeflogener 55 mit 99. Die Fehlerquelle ist im all- 
gemeinen so groß, daß wir reine Beobachtungsquoten für Berechnungen 
oder Vergleiche kaum heranziehen können. Bemerkenswerte Beobachtun- 
gen über das Verhalten der Tiere können aber die Ausdeutung unserer 
Sammelquoten, besonders bei kleineren Ausbeuten, entscheidend beein- 


flussen oder korrigieren oder sind sogar unerläßlich. 
(Fortsetzung folgt) 


Zur Lebensweise von Acanthopsyche atra L. (Lep.) 
Von E. Urbahn 


Zu der Psychidengattung Acanthopsyche (Heyl. 1881) zählten bis vor 
kurzem in Europa zwei Arten: atra L. (opacella HS) und zelleri Mn. 
Durch Untersuchungen von J. Szöcs, Budapest, gemeinsam mit 
L. Sieder, Klagenfurt, ergab sich, daß die in Ungarn gefundenen und 
bis jetzt als artgleich mit zelleri Mn. angesehenen Falter eine weitere 
Art darstellen, die 1961 den Namen siederi Szöcs bekam. Die eigentliche 
zelleri Mn. scheint nur aus Kroatien nachgewiesen zu sein. Forster 
(1960) nennt sie auch aus den Südtälern der Alpen. 

Acanthopsyche siederi Szöcs soll systematisch zwischen atra L. und 
zelleri Mn. stehen und sich vornehmlich durch die rundere Apexform 
der breiten Vorderflügel, deren dichtere Beschuppung sowie durch die 
durchschnittlich geringere Zahl der Fühlerkammzähne unterscheiden und 
zwar hauptsächlich von atra, während die schlankere Sackform beim 
siederi-5' mehr an atra als an den struppigen zelleri-Sack erinnert. — 
Vergleichende Untersuchungen der Weibchen, der Jugendstände, der Le- 
bensweise und Futterpflanzen, der Genitalunterschiede, konnten noch 
nicht durchgeführt werden oder sind doch noch nicht angegeben. : — 
Während atra in Ungarn besonders dem Hügel- und Bergland angehört, 
stammen die früher als zelleri angesprochenen siederi aus den Sand- 
gebieten der Großen Ungarischen Tiefebene. 

In Deutschland kennen wir von diesen drei Acanthopsyche-Arten nur 


atra L. Sie ist hier weit verbreitet, aber immer nur von wenigen Fund- 


stellen bekannt, weil sich nicht viele Sammler ernsthaft mit Psychiden 
beschäftigen. Selber fanden wir atra sowohl in Pommern-Mecklenburg 


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wie in der Mark Brandenburg in erster Linie am Rande von Kiefern- 
wäldern mit Heidekrautbeständen auf Sand- oder Moorboden, die 
O9-Säcke meist an der Sonnenseite von Straßenbäumen und Telegra- 
phenpfählen aufgekrochen und dort schon im April angeheftet. Viel sel- 
tener sieht man die 5'5'-Säcke, die meist tief unten, mehr in der Boden- 
vegetation verborgen bleiben. Vielleicht sind sie stellenweise auch 
wirklich seltener oder gar nicht vorhanden, denn Trautmann hat von 
atra auch Parthenogenesis angegeben. Über die Dauer des Raupenstadi- 
ums gehen die Ansichten auseinander, sie soll ein- bis zweijährig sein. 
Soweit unsere eigenen Beobachtungen reichen, überwintert die Raupe 
in Norddeutschland zweimal. Als Futterpflanzen werden Gräser, Heide- 
kraut (Calluna), Glockenheide (Erica), Heidelbeere (Daceinium) angege- 
ben. Wir fanden den Sack auch an Daccinium uliginosum L. Anfang 
Mai bis in den Juni schlüpfen die Männchen und fliegen nach Daniel 
in der Mittagszeit. 

Da wir bei Zehdenick seit Jahrzehnten in der Scheorfheide eine Stelle 
kannten, an der wir oft die Weibchensäcke, vereinzelt auch die männ- 
lichen gefunden hatten, und da infolge der neuen Artaufteilung inner-, 
halb der Gattung Acanthopsyche jetzt wieder überall Beobachtungen nö- 
tig sind und Falter- und Zuchtmaterial aller Art zu Vergleichen und Er- 
kundungen über die Lebensweise dringend gebraucht werden, haben wir 
uns im Frühjahr 1962 erneut mit Acanthopsyche atra beschäftigt und 
dabei folgende Feststellungen gemacht: 

Eine erste Suche nach Säcken, die wir infolge des kalten Frühjahrs 
erst am 23. April unternehmen konnten, ergab etwa ein Dutzend schon 
angesponnener QQ-Säcke, aber keine männlichen. Am 9. Mai waren im 
Zimmer schon die ersten Weibchen im Schlüpfen. Wir setzten sie noch. 
am gleichen Tage an der Fundstelle in einem kleinen Drahtgazebehälter 
aus, den wir uns früher für ähnliche Versuche bei der Gattung Psyche 
angefertigt hatten und der — mit reusenartiger Öffnung versehen — als 
Anflugapparat für Männchen dienen sollte. Erst am 19. Mai war es uns 
möglich, wieder Ausschau nach dem Ergebnis des Anflugsversuehs an 
Ort und Stelle zu halten. 

Schon aus den ehemaligen Experimenten mit Psyche war es uns be- 
kannt, daß ein allseitig von Drahtgaze umschlossener Anflugapparat un- 
zweckmäßig ist. Etwaige anfliegende Männchen versuchen, da der Lock- 
duft der Weibchen überall hindurchströmt, an jeder beliebigen Stelle in 
den Anflugapparat einzudringen, besonders da, wo gerade ein reiles 
Wieibehen liegt, ohne nach einer Einflugöffnung zu suchen. Dabei er- 
matten sie schließlich und geben die nutzlosen Bemühungen auf. Es ist 
ein Zufall, wenn sie die vorgesehene Einflugreuse finden. Andrerseits 
sind Blechgefäße mit Drahtgazedeckel ungünstig, weil sich in ihnen bei 
Regenwetter die Nässe sammelt und die Weibchen schädigt. Man muß 
also schon Vorkehrungen treffen, um derartige Störungen zu vermeiden. 

In unserem Falle hatten wir wohl gerade und nicht ganz ohne Über- 
legung den richtigen Zeitpunkt abgepaßt. Es war nach wochenlang kal- 
ten und unfreundlichen Tagen zum ersten Mal etwas wärmer, zeitweise 
sogar sonnig und fast schwül, also für die Psychenmännchen das gün- 
stigste Wetter. Dazu war es Mittagszeit, 11.30 Uhr, das heißt die Flug- 
zeit der Tiere — und so saß denn tatsächlich ein 5 schwirrend außen 
an dem Drahtbehälter. Wir fingen es weg und lüfteten den Deckel des 
Anflugkäligs, um weiteres abzuwarten. Gegen 12 Uhr sahen wir, wie aus 
der Entfernung von einigen Metern ein schwarzes kleines Insekt, fast 
einer Fliege gleichend, ruckweise durch die Bodenvegetation auf den 
im Grase ruhenden Anflugapparat zustrebte. Wenige Minuten später war 
es beim ihm angelangt und versuchte einzudringen. Wir fingen auch die- 


102 


sen Ankömmling und suchten dann die ganze Gegend nach %o-Säcken 
ab. ohne auch nur einen zu finden. Als wir zurückkehrten, abermals eine 
halbe Stunde später, flatterte wiederum ein 5' außen an der Drahtgaze, 
während innen ein weiteres gerade mit einem der reifen 92 kopulierte. 
Innerhalb einer Stunde waren somit 4 5'5' angeflogen in einem Gebiet, 
wo wir bei drei zum Teil stundenlangen Nachforschungen nicht einen 
einzigen 5'-Sack hatten finden können. Leider unterbrachen aufziehende 
Regenschauer die weiteren Beobachtungen. 

Am 21. Mai waren wir abermals zu Rad um die Mittagsstunde an der 
Fundstelle. Es war sonniges bis wolkiges Wetter bei frischem Südwest- 
wind und -- 16°C. In dem Anflugapparat, den wir gegen Sicht geschützt 
unter einer jungen Fichte zwischen Laub und Kraut aufgestellt hatten, 
fand sich kein Männchen. Die Männchen sind augenscheinlich nicht 
darauf eingestellt, bei der Suche nach Weibchen in die Bodenvegetation 
einzudringen, da die 292-Säcke im Freien meist relativ hoch an Bäumen 
sitzen. Wir brachten den Behälter deshalb wieder auf einen freieren 
Platz, und bald kam das erste kleine atra-5' in einer Höhe von etwa 2m 
angewirbelt. Ihm folgten weitere, alle — soweit sich beobachten ließ — 
aus der gleichen Himmelsrichtung, dem Winde entgegen, und alle nur, 
solange die Sonne nicht von Wolken bedeckt war. Während wir ein 
Männchen dem F angnetz entnahmen, flog ein zweites in den geöffneten 
QQ-Behälter und hatte dort im Nu die Kopula vollzogen, wobei der auf 
ein Vielfaches verlängerte Hinterleib tief in den Q-Sack eingedrungen 
war. Innerhalb von 90 Minuten flogen 23 5 an, die meisten völlig 
frisch (im Gegensatz zum 19. 5.), und das an einer Stelle, an der ich in- 
nerhalb von 50 Jahren nur ganz vereinzelt mal einen 5-Sack habe fin- 
‚den können! Die Seltenheit der Männchen wird offenbar stark über- 
schätzt. Vermutlich sind sie auch da häufig, wo es angeblich nur Weib- 
chen gibt, und diese womöglich parthenogenetisch sich vermehren 
sollen. — Um 13 Uhr ließ bei zunehmender Bewölkung der Anflug 
nach. Wir brachten den Drahtzylinder mit den reifen Weibchen zu einer 
etwa 4km entfernten Waldschneise, wo wir ebenfalls weibliche Säcke 
gefunden hatten. Auch dort flogen bis 14 Uhr, als die Sonne wieder 
schien, noch 2 5’ an. 


Alles in allem haben die Versuche folgendes ergeben: 


1. Die Kopulationszeit fällt bei Acanthopsyche atra L. hauptsächlich in 
die Mittagsstunden, und zwar nur bei Sonnenschein, während bei Wol- 
kenschatten und kühlerem Wind sofort die Aktivität der Männchen 
erlahmt. 


2. Die Flughöhe der Männchen ist meist niedrig über der Bodenvegeta- 
tion, kann aber auch mehrere Meter hoch liegen. Der Flug ist wirbelnd 
schnell. 


3. Die Zahl der Männchen ist offenbar auch dort groß, wo man (fast) 
nur weibliche Säcke findet. Es ist also sehr fraglich, ob es wirklich 
bei atra Stämme mit rein parthenogenetischer Vermehrung gibt. 


4. Bei der Kopula ist das Weibchen unsichtbar im Sack verborgen, ohne 
mit Kopf und Nackenschild aus der Röhre herauszuragen, wie man 
es bei wartenden Weibchen im Zuchtbehälter meist sieht. 


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103 


Literatur 


Forster& Wohlfahrt, 1960: Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Spinner und 
Schwärmer, Band III, S.157/58; Franckhsche Verlagshandlung Stutt- 
gart 1960. 

Szöcs, J., 1961: Eine seit hundert Jahren verkannte neue Acantopsyche-Art, 
Acantopsyche siederi sp. nov. Acta Zoologica Ac. Sc. Hungaricae, T. VII, 
Fasc. 3—4, S. 477—482. 

Urbahn, E.&H., 1939: Die Schmetterlinge Pommerns... Stett. Ent. Ztg., 
100, S. 243—245. 

Anschrift des Verfassers: 


Dr. E. Urbahn, Zehdenick/Mark, Poststraße 15 


Über die Namensberechtigung der Aleochara 
lanuginosa Grav. (peezi Scheerp.) 
Von Gustav Adolf Lohse 


Der Artikel „Über die Namensberechtigung der Aleochara Peezi Scheerp.“ in 
Nr. 6 (1962) dieser Zeitschrift veranlaßt mich zu einer Stellungnahme, obgleich 
die Gültigkeit des von mir festgestellten Sachverhaltes durch ihn in keiner 
Weise beeinträchtigt wird. 


Stellt ein Autor fest, daß eine bisher als einheitlich betrachtete Art in 
Wirklichkeit ein Komplex von 2 oder mehreren Arten ist, so muß er 
untersuchen und festlegen, welcher der neuen Arten der bisher für alle 
gültige Name zu belassen ist. Für diese Feststellung gibt es 3 Möglich- 
keiten, die ich in der Reihenfolge ihrer Stichhaltigkeit anführe: 

1.Die Untersuchung des authentischen Materiales, welches der Be- 

schreibung zugrunde lag (Typus oder Syntypen). 

2. Die Untersuchung, welche der neuen Arten an dem Orte vorkommt, 

von dem das authentische Material stammte (locus classicus). 

3. Die Beurteilung, auf welche der neuen Arten die Angaben späterer 

Autoren am besten zutreffen. 

Vernachlässigt man es, diese Reihenfolge einzuhalten, so läuft man 
Gefahr, die Zahl derjenigen Arten zu vermehren, die hinter ihrem Namen 
eingeklammert den Namen einer anderen Art tragen mit dem ominösen 
„auct.“ an der Stelle eines Autorennamens. 

Bei Aleochara lanuginosa Grav. muß es als besonders günstig ange- 
sehen werden, daß authentisches Material noch vorhanden ist. Es sind 
jene Tiere des Berliner Zool. Museums, von denen schon Erichson schreibt 
(Käfer der Mark Brandenburg, Berlin 1839, p. VII): „in der Familie der 
Staphylinen sogar die allergrößte Zahl der von Gravenhorst beschriebe- 
nen Arten besitzt die hiesige Königl. Sammlung“. Dieses Material lag mir 
vor, es enthält nur eine Art, nämlich die daraufhin von mir durch Be- 
zeichnung und Veröffentlichung eines Leetotypus gültig festgelegte 
A. lanuginosa Grav. (peezi Scheerp.). Da auch Herr Prof. Scheerpeltz 
die Bearbeitung durch Erichson als aufschlußgebend ansieht, könnte 
eigentlich die Angelegenheit damit abgeschlossen sein. Der Fall liegt je- 
doch noch etwas komplizierter. Das authentische Gravenhorst’sche Ma- 
terial beschränkt sich nämlich nicht ausschließlich auf die in Berlin be- 
findlichen Stücke. Auch das Breslauer Museum besaß Syntypenmaterial; 
ob dieses im letzten Kriege vernichtet wurde, ist bisher nicht geklärt, 
aber leider zu vermuten. Unterstellen wir aber ruhig, daß in diesem Ma- 
terial auch die zweite Art vorhanden war, so wird damit die Lectotypus- 
wahl nicht hinfällig. 


104 


Um jedoch die Argumentation Prof. Scheerpeltz’s ad adsurdum zw 
führen, will ich nun verfolgen, was passiert wäre, wenn tatsächlich beide 
Arten im Gravenhorst’schen Material vorhanden gewesen wären. Man 
hätte dann die zweite von mir erwähnte Möglichkeit gehabt. 

Die Beschreibung, und das ist hier der springende Punkt, der meine 
ganze Untersuchung ausgelöst hat, findet sich nämlich in Gravenhorst’s 
„Coleoptera Microptera Brunsvicensia“ (nicht austriaca!) und es wird 
von der Art angegeben, daß sie „haud frequenter occurrit“. Beide Anga- 
ben lassen sich nun aber nur auf die durch Lectotypuswahl festgelegte 
Art beziehen, denn wenn ich auch Herrn Prof. Scheerpeltz gern konze- 
diere, daß in seiner oft zitierten umfangreichen Spezialsammlung mehr 
Aleochara „lanuginosa“ aus ganz Europa vorhanden sind als in meiner, 
so stand mir bestimmt vom locus classieus, dem heutigen Niedersachsen, 
weitaus mehr Material zur Verfügung als ihm, und ich mache mich an- 
heischig, besser beurteilen zu können, welche der beiden hier in Frage 
kommenden Arten diejenige ist, die hier in meinem ureigensten Sammel- 
gebiet „haud frequenter occurrit“. In diesem Zusammenhang wäre es 
überhaupt für mich wissenswert zu erfahren, ob Herrn Prof. Scheerpeltz 
jemals einniedersächsisches Exemplar seiner Aleochara „lanugi- 
nosa“ vorlag, und in welcher Sammlung sich dieses befindet, da diese Art 
eine interessante Bereicherung unserer nordwestdeutschen Heimatfauna 
wäre. 

Nun zu der 3. Möglichkeit, dem unglücklicherweise von Herrn Prof. 
Scheerpeltz gewählten Weg zur Deutung der Aleochara lanuginosa Grav. 
Es ist die Bezugnahme auf spätere Autoren. 

Die sehr umfangreiche Zusammenstellung der Zitate in dem erwähnten 
Artikel wird sicher bei jedem Unbefangenen, der die beiden Arten nicht 
kennt, die Vorstellung erwecken, daß es sich hier um zwei kraß durch die 
Hinterleibspunktur unterschiedene Arten handelt. In Wirklichkeit ist 
dieser Unterschied jedoch recht diffizil — sonst wären die beiden Arten 
ja auch schon seit langem als verschieden bekannt — und nur durch Ver- 
gleich beider Arten als gradueller Unterschied zu erkennen. Betrachtet 
man nämlich die stärker punktierte Art nicht vergleichend, sondern iso- 
liert, so findet man, daß die meisten von Prof. Scheerpeltz angeführten 
Diagnosen auch auf diese bezogen werden können, ja, die Angabe bei 
Ganglbauer: „auf der hinteren Hälfte der vorderen Segmente und hinten 
weniger grob und ziemlich weitläufig“ (von mir gesperrt), trifft 
sogar auf die echte lanuginosa Grav. (peezi Scheerp.) weitaus besser zu 
als auf peeziana m. 

Im übrigen meine ich, daß gerade die Schlußfolgerung des Scheer- 
peltz’schen Artikels geeignet ist, Verwirrung zu stiften; denn sicherlich 
muß sich auch Herr Prof. Scheerpeltz darüber im klaren sein, daß sein 
auf einer verkehrten Auffassung beruhender Rückänderungsvorschlag 
nicht eine ordnungsgemäß durchgeführte und veröffentlichte Lectoty- 
puswahl ungeschehen machen kann, sondern nur dazu angetan ist, den 
Namen Aleochara lanuginosa Grav. in Verruf zu bringen. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr, G. A. Lohse, Hamburg 20, Lehmweg 56 


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der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. November 1962 Nest 


Ceuthorrhynchus Iycoetoni Hust., eine für Deutschland 
neue Art und ein Beitrag zu ihrer Entwicklung 


‚Von Walter Liebmann 


Im Donau-Auwald bei Gundelfingen (38 km unterhalb Ulm, schon auf 
bayerischem Gebiet) streifte ich am 31. 5. 62 drei Ceutkorrhynchus Ger- 
mar, die ich infolge ihrer wolkigen, aber spärlichen Fld.-Beschuppung als 
zur Untergattung Ranuneuliphilus Wg. gehörig erkannte. Im übrigen ha- 
ben die Käfer große Ähnlichkeit mit C. pleurostigma (Marsh.). Als Nähr- 
pflanze vermutete ich Aconitum napellus L., die an der Fundstelle sehr 
häufig ist. Bei einem zweiten Besuch am 3. 6. 62 fand ich meine Vermu- 
tung bestätigt: Ich erbeutete über 50 Stück der Käfer, indem ich die 
noch unentwickelten Blütenstände der Eisenhutpflanzen über dem Netz 
abschüttelte; es wäre nicht schwer gewesen, auch die doppelte Zahl zu 
sammeln. Stellenweise war fast jede Pflanze befallen. Ein Teil der Käfer 
war noch als Larve vorhanden; sie erzeugt eine Anschwellung unterhalb 
des künftigen Blütenstandes, der dadurch abstirbt und eine schwärzliche 
Färbung annimmt. Zuchtmaterial, das ich an Dieckmann (Leipzig) 
schickte, kam dort leider verdorben an, doch konnte D. die toten Larven 
noch als Cureulioniden-Larven identifizieren. Ich selbst konnte die Zucht 
nicht durchführen, da ich am folgenden Tag auf längere Zeit verreisen 
wollte. — Nach meiner Rückkehr suchte ich am 7. 7. 62 die Fundstelle 
wieder auf. Die Käfer waren noch da. Die Stielverdickungen unterhalb 
des abgestorbenen Haupttriebes zeigten Ausschlupflöcher der Larven — 
oder der Käfer. Es bleibt abzuwarten, ob die Larven zur Verpuppung in 
die Erde gehen oder die ganze Entwicklung in der Stielverdickung statt- 
findet. Die befallenen Pflanzen hatten Seitentriebe entwickelt, die wie- 
derum gallenartig verkümmert waren und noch kleine Larven enthiel- 
ten, offenbar eine 2. Generation. Im weiten Umkreis gab es keine nor- 
male Pflanze. Die Aufzucht der 2. Generation soll versucht werden. 

Bei der Bestimmung der Käfer kommt man nach Hoffmann un- 
zweideutig auf €. lycoctoni Hust. Nach Reitter gelangt man zu C. ob- 
soletus Germ., Nährpflanze noch unbekannt. 

Die Vermutung liegt nahe, dafs beide Arten identisch sind. Wahr- 
scheinlich ist der Käfer in Deutschland weiter verbreitet. Die ungewöhn- 
liche Nährpflanze, die überdies durch ihre unterdrückten Blüten nicht 
ins Auge fällt, wird seine Entdeckung bisher verhindert haben. Ver- 
gleichsmaterial zwecks Feststellung der Synonymie habe ich an Dieck- 
mann und Adolphe Hoffmann (Boulogne-Billancourt) geschickt, doch 
steht ihre Antwort noch aus. nn, 


In 


Y® 
\\ N ISTITUTION 
Nu ei B RAR? 4 


run 3“ 


N APR4 1963 Amimhsogtah APRI 1963 


106 


Nachschrift: Die Richtigkeit der Bestimmung wurde mir inzwischen 
(Brf. 26. 7. 62) durch A. Hoffmann bestätigt. — Außerdem wurde der 
Käfer unter den gleichen Bedingungen auch von Dolderer und mir im 
Asselfinger Moos bei Langenau aufgefunden. Schließlich gelang auch 
die Zucht aus der Galle (eingetragen 1. 8., geschlüpft 12. 8.), allerdings: 
nur mit einem Käfer. Die ganze Entwicklung hatte in der Galle statt- 
gefunden. 


Literatur: 


Hoffmann: Faune de France: Col&opteres Curculionides II, 1954, p. 910, 984. 

Liebmann: Ceuthorrhynchus obscurus Bris: Beiträge zur Entomologie 1954, 
p- 639, 640. 

Reitter: Fauna germanica V, 1916, p. 168. 

Wagner: Kol, Rundschau 1944, p. 141—142. 


Anschrift des Verfassers: 
Walter Liebmann, Oberkochen/Württbg., Gartenstraße 19 


Eineneue Methodezur Feststellungvon Wanderbewegungen 
am Beispiel von Colias hyale (L.) und Colias australis Vrty. 
(Lepid. Pieridae). 

(Zweiter Beitrag zum Wanderfalterproblem) 

Von Eduard Reissinger 


(Schluß) 


II. Beispiele 


Beispiel 1: Am 25. VIII. 1960 fing ich auf dem Rötelstein der Hain- 
burger Berge (40 km östlich von Wien) neben 3 australis J’5' auch 19° 
und 7 92 von hyale: SQO=1:7—=0,143=ZWQ. Das Gesamtsammel- 
ergebnis war natürlich sehr gering, aber für unsere Überlegungen hat ja 
jedes @ doppeltes Gewicht. Die 22 waren auch rein nach der Beobach-. 
tung unbedingt in der Überzahl, schienen nach ihrem Verhalten „statio- 
när” zu sein. Auch die 55 zeigten unterschiedliche Flugrichtungen, 
flogen meist schnell und waren schwerer zu fangen. Entsprechend unse- 
ren Vorstellungen von einer Rückwanderung aus nördlichen Gegenden 
im Spätsommer oder Herbst, halte ich die Zuwanderung von 99 für 
wahrscheinlich. 


Beispiel 2: Am 5. VI. 1960 konnte ich im Elbsee-Moor (10 km süd- 
westlich von Kaufbeuren) in der Zeit von 10—12 Uhr 355 und599 von 
hyale fangen: SQ—=3:5=0,6. Von diesen Tieren waren 1 5 und 19 
abgeflogen, die anderen alle mehr oder weniger frisch. Alle — mit Aus- 
nahme eines ganz frischen Weibchens — dazu noch alle anderen, die ich 
nicht ins Netz bringen konnte, insgesamt über 20, flogen von Süd nach 
Nord und gehörten nach meinem Dafürhalten alle zu der gleichen Art. 
Auch die nur beobachteten Falter waren vorwiegend QQ! Das Gelände 
war so geartet, daß eine Flugrichtung Süd-Nord bestimmt in keiner 
Weise begünstigt wurde. Die Tiere kamen alle über die freie Moorwiese 
in ca. 1—11% m Höhe angeflogen und überflogen anschließend einen ge- 
schlossenen Fichtenwald mit Bäumen von etwa 15—25m Höhe. Flug- 
geschwindigkeit schätzungsweise mindestens 3, aber kaum mehr als 


2 wr 
wer dr 
EN 
" BErS 


107 


6 mj/sec. Es hat sich rein nach der Beobachtung eindeutig um einen 
gerichteten Wanderflug gehandelt. 

Einen Tag später konnte ich bei Rieden, westlich des Forggensees, 
(etwa 30 km südlich von Kaufbeuren) ebenfalls nach Norden wandernde 
Tiere von hyale feststellen. An dem Wanderflug nahmen etwa ’/, der 
Tiere teil, die anderen wechselten öfters ihre Flugrichtung und setzten 
sich auch mitunter. Auch an diesem 'Tag waren die 'Q9Q noch in der 
Überzahl, aber nicht mehr so überwiegend wie am Vortag. Von den ge- 
fangenen 3 J’7' und 4 29 (SQ — 0,75) waren 2 3’ und. 1 Q abgeflogen, 
die anderen frisch. (Zusätzlich fing ich dort auch ein abgeflogenes 5 
von australis, welches „etwas langsamer“ nach Norden flog und sich auch 
hinsetzte). — Nimmt man die beiden Tage zusammen (da es sich um 
nicht weit voneinander gelegene Sammelgebiete handelt), so stützt sich 
die Sammelquote immerhin auf 15 Exemplare (6 37, 9 92) und beträgt 
0,66 = Durchwanderquote (DWQ). 


Beispiel 3: Wiederum 2 Tage später, am 8. VI. 1960, habe ich an mei- 
nem Fangplatz von Kaufbeuren um die Mittagszeit folgende Beobach- 
tungen für hyale notiert: 

12 005, 12 Flugrichtung Süd-Nord, 

10 50’, 2 29 mit wechselnder Flugrichtung, ein @ davon mit der Ei- 
ablage auf Weißklee beschäftigt, 

8600 Flugrichtung Nord-Süd. 

Nach der Beobachtung also kein Wanderflug mehr (BQ = 30 :3 = 10,0). 
Von diesen Tieren konnten 8 57, 3 92 gefangen werden (SQ=8:3 
— 2,66). Bei dem zahlenmäßig geringen Sammelergebnis mit niedriger 
Weibchen-Zahl, im Zusammenhang mit den sofort notierten Beobach- 
tungen, war also kein Anhalt mehr dafür gegeben, daß die Tiere in die- 
sem Gebiet noch wanderten. 


Beispiel 4: Im Schoren-Moos am Südufer des Hopfensees bei Füssen 
fing ich am 16. VI. 1960 auf einer Moorwiese, neben reichlich Colias 
palaeno europome (Esp.), 7 5 und 2 99 von hyale: SQ = 3,5. Die Tiere 
schienen alle stationär zu sein. Die Sammelquote von 3,5 ist bei 9 Ex- 
emplaren (2 QQ!) natürlich weniger bedeutungsvoll als etwa eine solche. 
von 0,6 wie in Beispiel 2 mit nur 8 Exemplaren (5 QQ2!). Ein zufälliges 
Q mehr hätte im ersteren Fall die Quotz 3,5 sofort in 2,3 verwandelt, im 
letzteren aber 0,6 nur in 0,5. Ich würde deshalb sagen, daß hier diese 
SQ von 3,5 einen der Stationärquote (1,96) angenäherten Wert darstellt, 
wie es im Fehlerbereich eines zahlenmäßig geringen Sammelergebnisses 
ohne weiteres zu erwarten ist. _ 


Auf dieser Wiese fing ich übrigens auch ein 5’ von Colias phicomone (Esp.)! 
Dieses flog ziemlich rasant von Nord nach Süd in Richtung auf die einige Kilo- 
meter entfernt liegenden Füssener Berge, in etwa 11/); m Höhe über dem Boden 
(Meereshöhe 790 m) (vgl. hierzu Osthelder, 1925). 


Beispiel 5: Am Oschenberg bei Bayreuth (Oberfranken), einem reinen 
hyale-Biotop, den ich seit Jahren immer wieder gelegentlich kontrolliere, 
fing ich am 10. VI. 1962 im Laufe von 2 Stunden 9 hyale 55. Ich sah 
kein einziges 9, hätte aber ohne große Mühe in der gleichen Zeit 15 bis 
20 55 mehr fangen können, wenn mir meine Ausbeute nicht ‚genügt 
hätte. Ein einziges 5’ auf der Bergkuppe flog anhaltender nach Norden, 
die anderen weiter unterhalb, auf der Südseite, alle kreuz und quer und; 
wechselten die Richtung häufig, setzten sich zwischendurch auch ganz 
kurz auf Blüten, befanden sich nicht auf Wanderschaft. Nach meiner 
Theorie waren alle 992 bereits abgewandert. Dies käme in einer Quoten- 


108 


berechnung aus nur 9 55 nicht sicher zum Ausdruck! Die Wichtigkeit R 
zusätzlicher Beobachtungen möchte ich hier nochmals unterstreichen! 

Die nächsten Beispiele betreffen das von Herrn Karl Schwarz in der: 
Welser Heide (Oberösterreich) bis 1961 gesammelte umfangreiche Ma- 
terial von insgesamt 2190 Exemplaren. Meine Bestimmung ergibt 1213 
hyale und 977 australis: . 


15Q hyale — 01317 289809 — 2,055 = StQ,; 
ISQ australis =745 5'9' :232 99 = 3,225 = AWNQ. 

Beispiel 6: Das Gebiet der Welser Heide ist ein für beide Arten gün- 
stiger Biotop von mehreren Kilometern Länge und auch Breite, wo 
sicher beide Arten bodenständig sind. Nach Schwarz sind dort die bei- 
den Futterpflanzen von australis, Hippocrepis comosa L. und Coronilla 
varia L. vorhanden. Aus unseren Sammelquoten (zeitlich nicht begrenzt) 
ziehen wir den Schluß, daß dieses Gebiet nur für australis vorwiegend 
ein Abwanderungsgebiet darstellt. 

Hinsichtlich einer zahlenmäßigen Relation australis : hyale in den ein- 
zelnen Jahren, lassen sich aus diesem Material nur die Jahrgänge 1956 
bis 1961 gegenüberstellen: 


1956 1957 1958 1959 1960 1961 
australis: 112 94 184 122 190 199 
hyale: 76 45 69 186 274 502 


Das Übergewicht hat sich also in den Jahren 1959 bis 1961 zu Gunsten 
von hyale verschoben. Man vergleiche hierzu auch meine Tabelle 2 
(Reissinger 1960), in der die Sammel- und Beobachtungsergebnisse 
für Kaufbeuren im Allgäu angegeben sind. 

Sicher sagt uns die gefundene australis--AWQ von 3,225 aus, daß in 
diesem Gebiet innerhalb dieser 6 Jahre Wanderungen stattfanden in 
Form von Q-Abwanderungen oder 5'-Zuwanderungen, die sich innerhalb 
des gleichen Zeitraumes durch entgegengerichtete oder reziproke Wan- 
derungen quantitativ nicht ausgeglichen haben. Bedenkt man, daß für die 
Errechnung der Stationärquote von australis das gleiche Material mit 
herangezogen wurde, so heißt das, daß ohne diese 977 Tiere die Stationär- 
ıquote noch um ein gut Teil kleiner als 2,21 gewesen wäre, sich diese 
Wanderquote also im Verhältnis noch größer dargestellt hätte! 


Beispiel 7: Bei einer Zusammenfassung der 6 Jahrgänge 1956 bis 
1961 ergibt sich für die einzelnen Generationen folgende Gegenüber- 
stellung: 


a) hyale: 

gen. vern.: ISQ= 65:'20=325=AWQ, 
gen. aest.: 1SQ= 507 :243—=2,08=StQ, 
gen. aut.: 150 213':104=2,05 =StO. 
b) australis: 

gen. vern.: ISQ= 83: 16=5,2 =AWNQ, 
gen. aest.: 150 = 519 :146 =3,55 = AWQ, 
gen. aut.: 15Q0=103: 34=3,0 =AWNQ. 


109 


Beispiel 8: Wir schließen das summarische Ergebnis aus Beispiel 7 
in die einzelnen Jahrgänge auf: 


a) hyale: 
1956: 


Benz vern.: DO—3: 21H: —%, 

Ben aest.:-1580-—18.:20=09—=ZWQ, 

Perr dus 7 150-=12321720,57= ZW. 

1957: 

Beeverne „O0 9, 21,9. ==2, 

Ben gesi::,S0.- 1876-23 .—StO; 

Ben al. SO 1291,22 ZWO 

1958: 

Banzvere>9Q0=,3:. 3-10. =}; 

Pen zes 2 8022.11 = 207 St0; 

Een aut. 790 =21:,9= 253 = StQ. 

1959: 

ee a a a rate: 6} 

gerr-aest.: 150=5%6:28 =2,0.=StQ, 

gen. aut.: . 150 = 58:17 =3,41=AWR. 

1960: 

BOBS ver: SV =..416 A160, AWO; 

gen. aest.: 15Q—= 144:81—= 1,77 = geringe ZWQ, 
en "aut 90215119‘. 

1961: 

zei vern2.30- 723.2 —=11,5,=AWOQ, 

pen >aest 180 253:97 =, 26 )=AWQ, 

gen. aut.: 150= 90:37= 2,453 —AWO. 


Es zeigen sich zwischen den einzelnen Jahrgängen z. T. recht erheb- 
liche Unterschiede, die im Gesamtergebnis von Beispiel 7a nicht zum 
_ Ausdruck kommen. Die Zahlen sprechen für sich, so daß Erklärungen 
kaum nötig sein dürften. Ersichtlich ist jedenfalls, daß eine zu summa- 
rische Kalkulation sehr leicht zu Fehldeutungen einzelner Jahrgänge 
führen kann. So sehen wir am Beispiel der Frühjahrsgeneration, daß das 
Ergebnis in Beispiel 7a (als AW®) lediglich durch die beiden Jahre 
1960 und 1961 zustande kommt. Der Vorrang mehr detaillierter Ergeb- 
nisse vor einer zu summarischen Betrachtungsweise ist daraus ersichtlich. 
Dies gilt auch sicherlich innerhalb der einzelnen Generationen, wenn 
man nur kurz dauernde, wenige Tage anhaltende Wanderbewegungen 
(vgl. Beispiel 2 u. 3) erfassen will. Die Quoten verschieben sich oft schon 
nach wenigen Tagen beträchtlich und können sich im Gesamtergebnis 
einer Generation sehr leicht wieder ausgleichen. Dies dürfte vor allen 
Dingen für alle Durchwanderungsgebiete der Fall sein. Auf dem Prinzip 
des Quotenausgleichs — ausgedehnt auf die Gesamtverbreitung und zeit- 
lich nieht begrenzt — beruht ja die Ermittlung unserer Stationärquoten. 
Bei geographischer, weniger bei zeitlicher Begrenzung, müssen sich Ab- 
wanderungsgebiete oder Zuwanderungsareale eruieren lassen. Wander- 
bewegungen selbst können nur in begrenzten Zeitabschnitten erfaßt 
werden. 

Von den Welser Ausbeuten 1960 und 1961 liegen mir die genauen 
Zeitdaten für jedes Tier vor, so daß es möglich wäre, eventuelle Wander- 
bewegungen innerhalb einzelner oder weniger Tage, nach unserer Me-: 


110 


thode zu erschließen. Da ich die Tiere aber nicht selbst gefangen Kuber 3 


re” 


Ve 


und mir die dazu nötigen Beobachtungen über das Verhalten der Tiere 
fehlen, halte ich die Auswertung kleiner Teilergebnisse für zu fragwürdig. 


b) australis: 


1956: 


gem zern: SD—7 20.73 2:60 9, 

gen. aest.: - ISQ= .68 :253—= 2,2=AWO, 
gen. aut.:.. 80=7 2: 6—-0,33= ZWO 
1957: 

gen.-vern.: "SO 10... 723.05 —2AWNE; 
gen. aest.: 150= 56:15= 3,73=AWQ, 
gen. aut: „Se en ae 
1958: 

gen. ven. 80 16:73— 233. AND; 
gen. aest.: 15Q= 116 :28= 4,14=AWQ, 
pen. aut: 54808 1427 — 2.0 ==8t0: 
1959: 

gen. vern: 50-79: 3—23]73ANV:D: 
gen. aest.: 150= 64:18= 3,55 =AWNQ, 
gen. "aut: 50-235: 9,46 AWO: 
1960: 

gen. vern.: 1ISQ= 37: 5=.74 =AWO, 
gen. aest.: 1ISQ=104:28= 3,7 =AWNQ, 
gen. aut: 0 49: T=15,0 AWO: r 
1961: 
gen. vern.: 180-0732: De 2 


gen. aest.: 150=111:32= 3,47=AWN, 
gen. .aut.:., 150 = 41:12 =,34 = AWO, 

Fast alle Werte lassen eine Abwanderung von 99 vermuten oder er- 
kennen. Nur für die Herbstgeneration 1956 kann der umgekehrte Fall 
einer Zuwanderung von 22 (oder Abwanderung von 55) mit einiger 
Berechtigung angenommen werden. 


Ill. Schlußbemerkungen 


Das von mir durchgearbeitete, genauestens registrierte und deter- 
minierte Material läßt in großem Umfang weitere ähnliche Untersuchun- 
gen zu. Die hier gebrachten Beispiele sollen aber nur meine Überlegun- 
gen und die Methode veranschaulichen, erheben deshalb auch keinen 
Anspruch auf die Stichhaltigkeit der Schlußfolgerungen. Die Proble- 
matik dieser Quotenverschiebungen ist vielleicht ein Anfang für eine 
neue Forschungsrichtung. Auf andere geeignete Wanderfalterarten an- 
gewendet, wäre es nicht schwer, die grundlegend wichtigen Stationär- 
quoten aus großem Freilandmaterial, wie es uns in den Museen und gro- 
ßen Sammlungen zur Verfügung steht, zu ermitteln und dann diese 
Zahl in Beziehung mit Sammelquoten zu setzen. Die Realquote zu ken- 
nen, ist dabei gar nicht erforderlich. An die zentralen Forschungsstellen 
für Wanderfalter müßten außer den üblichen Beobachtungen wie bisher 
auch genaue Sammelergebnisse mitgeteilt werden, da nur diese Grund- 
lage für die Quotenberechnungen und -verschiebungen sein können. Die 
von mir gegebenen Beispiele machen im übrigen die Wichtigkeit ge- 


= 
0 
+ 


f 
f 


ur 


Barth a 3 BT en Eat 


R: 


111 


nauester Zeitdaten deutlich. Jeder einzelne Tag kann von Bedeutung 
sein und man sollte, wenn möglich, mit ungenauen summarischen An- 
gaben, wie z. B.: „Anf. bis Mitte VIl.“, oder gar nur mit der Angabe eines 
Monats, in Zukunft Schluß machen. Wo erforderlich, läßt sich aus minu- 
tiösen Fundort- und Zeitangaben immer eine Synthese bewerkstelligen, 
niemals aber umgekehrt aus ungenauen Bezettelungen eine Analyse. Das 
Sammeln sollte man bei diesen Wanderfaltern im übrigen nicht auf nur 
einwandfreie Sammlungsstücke beschränken, sondern auch auf abgeflo- 
gene Exemplare jeden Grades ausdehnen. 

Meine „Quotenkalkulation“ beruht im wesentlichen auf der teilweise 
noch hypothetischen Annahme der vorwiegenden Q-‚Wanderung. In Wirk- 
lichkeit dürfte dem Wanderproblem bei unseren beiden Arten ein viel- 
schichtigeres komplexeres Geschehen zugrunde liegen. Als Arbeitshypo- 
these dürfte die neue Methode aber sicherlich eine Reihe neuer Erkennt- 
nisse liefern. 


Zusammenfassung: 


Es wird über eine neue „statistische“ Methode zur Feststellung von 
Wanderbewegungen bei C. hyale und australis berichtet, die sich auf 
das oft sehr unterschiedliche Zahlenverhältnis von 5’5’ und 92 in größe- 
ren Sammelausbeuten stützt, in der nicht unbegründeten Annahme, daß 
es vorwiegend die 22 sind, die wandern. Aus einem Material von über 
10000 Freilandexemplaren aus dem gesamten Verbreitungsgebiet wurde 
das Zahlenverhältnis von 9'0':Q9Q festgestellt. Es ergab sich für hyale 
der Wert 1,96, für australis 2,21. Diese Quoten, als Stationärquoten 
bezeichnet, repräsentieren annähernd das „durchschnittliche“ Zahlen- 
verhältnis im Sammelergebnis, wenn nicht mit besonderer Auswahl ge- 
sammelt wird und keine Wandersituation vorliegt. Größere Abweichun- 
gen der Sammelquoten von der Stationärquote können als Zu- 


oder Abwanderquoten gedeutet werden. Bei entsprechender Modi- 


fikation ist die Methode auch geeignet, bestimmte Gebiete als Zu-, Ab- 
oder Durchwanderungsgebiete zu kennzeichnen. Zur Veranschaulichung 
werden konkrete Beispiele gebracht. 


Literatur 


Osthelder, L., 1925: Die Schmetterlinge Südbayerns und der angrenzenden 
nördlichen Kalkalpen. I. Teil: Die Großschmetterlinge. 1. Heft. — Tag- 
falter. — Beilage z. 15. Jhrg. d. Mitt. Münch. Ent. Ges., p. 66. 

Reissinger, E., 1957: Colias phicomone Esp. ll. Generation und Colias austra- 
lis calida Vrty. im Allgäu (Lep. Pierid.). — Nachrichtenbl. Bayer. Ent., 
6 (3): 24—27. 

— — 1959: Zur Taxonomie einiger Formen von Colias australis, insbesondere 
des Lectotypus von Colias hyale australis Verity (1911). (Lep. Pieridae). — 
Nachrichtenbl. Bayer. Ent., 8(12) : 113—122. 

— — 1960: Die Unterscheidung von Colias hyale L. und Colias australis Ve- 
rity (Lep. Pierid.). — Zugleich ein Beitrag zum Wanderfalterproblem. — 
Ent. Z., 70 (11—14): 117—131, 133—140, 1458—156 u. 160—162. 

Williams, C. B., 1961: Die Wanderflüge der Insekten. (Übertragen und be- 
arbeitet von Roer, H.) — Verlag Paul Parey, Hamburg u. Berlin. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. med. Eduard Reissinger, 8950 Kaufbeuren, Postfach 401 


Buchbesprechung 


M. Koch. Wir bestimmen Schmetterlinge. IV. Spanner Deutschlands (unter Aus- 
schluß des Alpengebietes). 263 Seiten, 9 Abbildungen im Text und 20 Farb- 
tafeln. Neumann-Verlag Radebeul und Berlin 1961. Preis geb. DM 11.—. 


Mit dem vorliegenden, die umfangreiche Familie der Geometridae behandeln- 
den Band ist das von dem bekannten Lepidopterologen und Wanderfalterfor- 
scher Manfred Koch, Dresden, verfaßte Bestimmungswerk abgeschlossen. In 
den einleitenden Kapitein dieses Schlußbandes wird ein kurzer, aligemeiner Über- 
blick über die Spanner gegeben,‘ weitere Abschnitte bringen Hinweise für die 
Sammeltechnik auf Reisen sowie über die Technik der Genitaluntersuchung. 
Ferner wird- das Problem der Wanderfalter kurz behandelt. Den Haupt- 
teil des Buches bildet aber die systematische Tabelle der Spanner, in Auf- 
bau und Einteilung dem bewährten Muster des Eulenbandes folgend. Systematik 
und Nomenklatur sind die des Seitz’schen Werkes, die im Staudinger-Re- 
bel-Katalog gebrauchten Namen sind, soweit abweichend, in Klammern bei- 
gefügt. Mit kurzen, aber durchaus genügenden Diagnosen werden die Unterfami- 
lien gekennzeichnet, Bei jeder Art werden, wie im Eulenband, nach dem Namen 
Angaben über Biotop und Flugzeit gebracht, über Raupenzeit und Futterpflanze, 
über Häufigkeit, Verbreitung, besondere Lebensgewohnheiten sowie die Variabili- 
tät, wobei die wichtigsten Formen mit Namen angeführt werden. Sehr wesentlich 
für richtiges Bestimmen sind die Angaben über die typischen Merkmale der ein- 
zelnen Arten, die vom Verfasser klar und recht ausführlich gebracht werden, 
wobei besonders auf die Unterschiede gegenüber ähnlichen Arten verwiesen wird. 
In Verbindung mit den Abbildungen ist auf diese Weise eine verhältnismäßig 
leichte und sichere Bestimmung aller einheimischen Spanner gewährleistet. Die 


Gattungen Eupithecia und Chloroclystis, die bekanntlich der Bestimmung beson- 


dere Schwierigkeiten bereiten, wurden von dem bekannten, leider kürzlich ver- 
storbenen Spezialisten für diese Gruppe Eduard Schütze bearbeitet. 

Ist über den sorgfältig durchgearbeiteten Text nur Lobendes zu sagen, so ist 
dies bezüglich der Farbtafeln in keiner Weise der Fall, Die sicherlich guten Farb- 
aufnahmen von Martin Sechönbrodt-Rühl sind drucktechnisch so schlecht 
wiedergegeben, daß in einzelnen besonders krassen Fällen ein Erkennen der Arten 
oder eine sichere Unterscheidung sich nahestehender Arten fast zur Unmöglichkeit 
wird. Im Durchschnitt allerdings erfüllen die Abbildungen trotz der mangelhaften 
Wiedergabe ihren Zweck. Bei einer vermutlich bald notwendig werdenden Neu- 
auflage sollte aber einem besseren Druck der Tafeln besondere Aufmerksamkeit 
geschenkt werden. — Das nun abgeschlossene Bestimmungswerk K.ochs hat sich 
bereits viele Freunde erworben und bildet zur Zeit für den Großschmetterlings- 
sammler das modernste Bestimmungswerk für die deutsche Fauna, wobei aller- 
dings der Ausschluß der alpinen Arten und Formen nicht nur von den alpenländi- 
schen Sammlern bedauert wird. W.Forster 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 8. Oktober 1962. Vorsitz: Dr. W. Forster. 

Anwesend: 32 Mitglieder, 5 Gäste. 

Zur Eröffnung des Wintersemesters trafen sich die Mitglieder und Gäste im 
Vereinslokal .„.Zum Klaussner‘‘, München 2, Salvatorstr. 3. Die Sitzung diente 
der‘ Besprechung und Festlegung des neuen Programms und bot Gelegerheit zu 
zwanglosem Gedankenaustausch. 


Sitzung am 22. Oktober 1962. Vorsitz Dr. W. Forster. 

Anwesend: 28 Mitglieder, 7 Gäste. 

Herr Günter Benecke, der Geschäftsführer der Dr. E. Reitter GMBH. 
München, besprach und demonstrierte neue entomologische Sammel- und Zucht- 
geräte aus dem Angebot und Produktionsprogramm seiner Firma. Wegen der 
Vor- und Nachteile einzelner Objekte (z. B. Silolux-Lampe, Autokätscher, Licht- 
fallen-Nachtfanggeräte) entwickelte sich zwischen Vortragendem und Zuhörern 
eine lebhafte und für beide Seiten lohnende Diskussion. Reicher Beifall dankte 
Herrn G. Benecke für seine interessanten Ausführungen, die den Anwesenden 
viele neue Anregungen boten. 


FR 


Be - - f T re £ N 
595,707 
u7F 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftleitung: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr, 315 69 


Postverlagsort Altötting. Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


11. Jahrgang 15. Dezember 1962 Nr. 12 


Chersotis fimbriola vallensis n. ssp. 
(Lep. Noctuidae) 


Von Emmanuel de Bros 


Vorbemerkung 


Mein Freund und Sammelkollege, Herr Max Buro in Siders, einer der 
wenigen Lepidopterologen, die das Glück haben, im Wallis zu wohnen 
und dort das ganze Jahr auf den Fang ausgehen zu können, überließ mir 
vor einiger Zeit eine sehr schöne Serie von Chersotis fimbriola Esp. zur 
Untersuchung. Damit war mir auch die Gelegenheit geboten, die Exem- 
plare meinem langjährigen Freund, Herrn Charles Boursin in Paris, zu 
unterbreiten, was in der Folge zu einem sehr fruchtbaren Briefwechsel 
und — letzten Endes — zu der vorliegenden Veröffentlichung geführt 
hat. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, daß ohne die wertvollen Rat- 
schläge Herrn Boursins, der mich mit unermüdlichem Eifer immer 
wieder dazu ermuntert hat, diese Publikation kaum zustande gekommen 
wäre; seiner Initiative und seinen Hinweisen ist es schließlich zu verdan- 
ken, daß ich als beruflich stark beanspruchter Amateur mit den uner- 
läßlichen, aber außerordentlich zeitraubenden bibliographischen Such- 
arbeiten fertig wurde. 


Chersotis fimbriola Esp. 


In einer Arbeit von A. Corti (4) wurde Jimbriola fimbriola als eine 
sehr plastische Art charakterisiert, die äußerlich gut differenzierte Po- 
pulationen bilde, deren Genitalarmatur aber nicht oder praktisch nicht 
variiere !). Der Typus von Esper stammt aus Ofen (Buda) in Ungarn, der 
Heimat der eigentlichen ssp. fimbriola, die durch den Mittelschatten und 
das äußere dunkle Saumfeld am Vorderflügel deutlich gekennzeichnet 
ist, wodurch letzterer in zwei hellere Zonen aufgeteilt erscheint (Fig. 5 
und 6), und zwar handelt es sich um eine sehr große Form von warmer, 
graubrauner Tönung. In der Sammlung Corti, welche ich im Basler 


!) Es sei an dieser Stelle vermerkt, daß Ch. Boursins (2, 3) systematische 
Untersuchungen der Genitalarmaturen der palaearktischen Noctuidae (Agrotinae) 
zu der wichtigen Feststellung geführt haben, daß jimbriola Esp. nicht wie 
A.Cortibehauptet, zur Untergattung Dichagyris Led. der Gattung OchropleuraHb. 
(in der Schweiz vertreten durch vallesiaca B.) gehört, sondern zur Gattung 
Chersotis B. mit den Arten cuprea Schiff., multangula Hb. usw.), was sowohl Ein- 
zelheiten der Genitalarmatur als auch biologische Faktoren (Tagesflug!) eindeutig 
beweisen. Die erwähnte Arbeit von Boursin (3) gibt übrigens auch die ausführ- 
liche Beschreibung der Gattung Chersotis B. 


SMITREUKIAR 
INSTITHTION 


114 


Naturhistorischen Museum dank des Entgegenkommens von Herrn Prof. 
Dr. E. Handschin, seines damaligen Direktors, und von Herrn Dr. F. 
Kieiser unter den günstigsten Bedingungen einsehen konnte, befinden 
sich 9 typische Exemplare davon. Passable Abbildungen der typischen 
Form Espers gibt es ferner bei Seitz (7; allerdings nur vom 9) und 
bei Spuler (9). 


Chersotis fimbriola im Wallis 


Die Walliser Exemplare — sowohl diejenigen von Herrn Buro und mir 
als auch diejenigen der Sammlung Corti (33 Stücke) — weichen, wie 
schon Corti und Boursin festgestellt haben, stark voneinander ab, 
was auch beim Betrachten unserer Tafel sofort auffällt. Culot (5), der 
sie ebenfalls ziemlich gut abgebildet hat, schreibt dazu: „Färbung ziem- 
lich konstant, die aber unter bestimmten Umständen kupferne Töne an- 
nehmen kann.“ Bei Seitz (7) ist nur das Schweizer 5’, im Supplement- 
band (8) auch das entsprechende 2 wiedergegeben. Hierzu sei bemerkt, 
daß laut Vorbrodt (10) „der Falter ... im Aargauer Jura, sodann be- 
sonders im Wallis zu Hause ist; dort in weiter Verbreitung durch die 
Talsohle“. Vorbrodt nennt zahlreiche Fundorte, u. a. Zermatt (Jäg- 
gi); Engadin (Wagner). Leider ist es mir, trotz zahlreicher Anfragen 
nicht gelungen, Exemplare gesicherter Herkunft aus dem Aargauer-Jura 
oder aus dem Engadin zu bekommen, so daß die vorliegende Arbeit aus- 
schließlich die Walliser Form betrifft, die ich allerdings ausgiebig unter- 
suchen konnte. 

Im Wallis findet sich fimbriola sowohl in der Rhöne-Ebene: Martigny- 
Fully (470 m ü. M.), Sierre-Geronde (535 m ü. M.), Mörel ü/Brig (760 m 
ü. M.), als auch in der Höhe: Zeneggen ü/Visp (1400 m ü. M.), Ausserberg 
an der Lötschberg-Linie (932 m ü. M.), Montana (1500 m ü. M.), Vissoie 
(1300 m ü. M.), Soussillon (1380 m ü. M.) und Chandolin (1930 m ü. M.) 
im Val d’Anniviers, Maiensässe von St. Martin (1700 m ü. M.), Lovegnoz 

2169 m ü. M.) und Euseigne im Val d’Herens, Montorge s/Sion, Orsiere 
(1000 m ü. M.). Die Walliser Form variiert, anscheinend unabhängig von 
der Höhe, im einzelnen; zwei 5’7, eines aus Chandolin (1930 m ü. M.) 
und eines aus Lovegnoz (2170 m ü. M.) sind weniger scharf gezeichnet, 
heller und kleiner. 

Die eigentliche Veranlassung zu der vorliegenden Arbeit bot die ange- 
sichts der untersuchten Exemplare unverständliche Tatsache, daß Corti 
diese doch so gut charakterisierte Form mit der ssp. bohatschi Rbl. (6) 
aus Armenien in Verbindung bringen konnte, deren männlicher Typus in 
Kasikoporan von Korb am 15.7. 1901 gefangen worden ist und sich jetzt 
in der Sammlung Püngeler des Berliner Zoologischen Museums be- 
findet. Herr Dr. B. Alberti war so liebenswürdig, mir dieses Exemplar 
— dasselbe also, das Gorti vor Augen gehabt zu haben erklärt — zu- 
zustellen, und so konnten wir uns — Herr Boursin und ich — davon 
überzeugen, daß es in der Tat nur sehr wenig mit den Exemplaren der 
Walliser Serie gemeinsam hat: es ist kleiner er mm Spannweite statt 
31 mm; 10 mm Flügellänge statt 15 mm), graziler, von mehr falber Fär- 
bung und läßt jede Spur eines Mittelschattens und dunklen Saumfeldes 
vermissen (Fig. 7). enie wertvoll war es mir, aus dem Wiener 
Naturwissenschaftlichen Museum dank der Zuvorkommenheit von Dr. 
Schönmann, ein weibliches Exemplar vom gleichen Fundort (Kasiko- 
poran, 15. 7. 1901) zu erhalten, das bis auf die normalerweise durch den 
Geschlechtsunterschied bedingte leicht erhöhte Größe in allen Punkten 
genau dem Männchen entsprach (Fig. 8). 


Fig. 1: 
Fig. 2: 
Fig. 3: 
Fig. 4: 
Fig. 5: 
Fig. 6: 
Fig. 7: 
Fig. 8: 


Erklärung der Abbildung 


Chersotis Jimbriola ssp. vallensis ssp. nov. 5' Sierre-G@ronde, 21. VI. 52, 
Holotypus 

Chersotis fimbriola ssp. vallensis ssp. nov. Q Sierre-GEronde, 3. VII. 52, 
Allotypus 

Chersotis Jimbriola ssp. vallensis ssp. nov. 5’ Sierre-Geronde, 21. VI. 52, 
Paratypoid 

Chersotis fimbriola ssp. vallensis ssp. nov. @ Mayens de St. Martin, 
18. VII. 47, Paratypoid 

Chersotis Jimbriola ssp. jimbriola Esp. 5' Ungarn, Umgeb. v. Budapest, 
Zoolog. Staatssamml. München 

Chersotis fimbriola ssp. fimbriola Esp. @ Ungarn, Umgeb. v. Budapest, 
Zoolog. Staatssamml. München 

Chersotis jimbriola ssp. bohatschi Rbl. 5' Armenia ross., Kasikoporan, 
15. VII. 1901, leg. M. Korb, Typus aus Museum Berlin (coll. Püngeler) 
Chersotis fimbriola ssp. bohatschi Rbl. Q Armenia ross., Kasikoporan, 
15. VII. 1901, leg. M. Korb, Typus aus Museum Wien 


Chersotis fimbriola vallensis ssp. nova 


Angesichts dieser Lage und im Einverständnis mit Herrn Boursin 
bin ich der Meinung, daß die hier beschriebene und abgebildete Walliser 
Form von fimbriola Esp. eine selbständige Rasse bildet, die ich vallensis 


n. SSp. 


nennen möchte. 


116 


Diese Population ist durch das Fehlen des Mittelschattens gekenn- 
zeichnet, der höchstens am vorderen und hinteren Rande der Vorder- 
flügel (und zwar hauptsächlich beim 9) angedeutet ist, während auch das 
Saumfeld weniger ausgeprägt erscheint. Die Farbe ist ein sehr dunkles 
Graubraun (auch die Hinterflügel sind dunkel); der ganze Habitus der 
Walliser fimbriola wirkt auffallend robust. Immerhin ist, wie Gorti 
schreibt, „nicht zu übersehen, daß Jimbriola stark variiert, und bei Varia- 
tionen werden sich immer unter größeren Serien Stücke finden lassen, 
die sich der Stammform nähern und umgekehrt“; eine Beobachtung, die 
sich auch bei der hier dargestellten Serie aufdrängt. (Fig. 1—4) 


Holotypus: 
o‘' Suisse, Sierre-Geronde, 21. VI. 52, leg. et coll. M. Buro 
Allotypus: 


9 Suisse, Sierre-Geronde, 3. VII. 52, leg. et coll. M. Buro 
Paratypoide: 

250 Suisse, Sierre-G£ronde, 31. VI. und 3. VII. 52, leg. et coll. M. 
Buro 

1 5' Suisse, Soussillon-Anniviers, 13. V1l. 52, leg. et coll. M. Buro 

19 Suisse, Mayens de St. Martin, 18. VII. 52, leg. et coll. M. Buro 

19 Suisse, St. Martin, 18. VII. 47, leg. M.Buro, coll. E.de Bros 

15 Suisse, Val d’Herens, Lovegnoz, 14. VII. #7, leg. et coll. M. Buro 

15'299 Suisse, Zeneggen, Visp 1310 m, 19. u. 23. VII. 58, leg. et coll. 
E. de Bros 

19 Suisse, Montorge s/Sion, 14. VII. 41, leg. et coll. C. Lacreuze 

2 99 Suisse, Orsiere 1000 m, 12. VII. 52, leg. et coll. E. Martin 

15 Suisse, Fully 470 m, 4. VII. leg. Corcelle in Museum Genf 

19 Suisse, Martigny 470 m, leg. Blachier in Museum Genf 

25019 Suisse, Martigny, Vl. 06, in Zoolog. Staatssamml. München 

19 Suisse, Vissoie 1300 m, 30. V1l. 08, leg. Aud&oud in Mus. Genf 


Der Name bohatschi Rbl. betrifft nur Tiere aus Armenien. Es erschien 
uns übrigens a priori höchst unwahrscheinlich, daß eine Schweizer Po- 
pulation mit dieser orientalischen Rasse identisch sein soll. 

Ich möchte schließlich noch die Aufmerksamkeit der Kollegen, die in 
der Schweiz sammeln, auf diese Art lenken, damit wir besser über ihr 
Vorkommen außerhalb vom Kanton Wallis unterrichtet werden. 

Es sei mir zum Schluß erlaubt, allen in dieser Mitteilung genannten 
Spezialisten herzlich für die Zuvorkommenheit zu danken, mit der sie 
die hier in Frage stehenden Exemplare meiner Untersuchung großzügig 
zugänglich gemacht haben. 


Bibliographie 


1. Aubert, J.-F. et Boursin, Ch.: Les Phalenides (Noctuelles) du Jura 
(Revision de la nomencelature et introduction A la faune des Macrolepidopteres 
du Jura) 

Bull. Soc. Linn. Lyon 22,5 : 115, mai 1953. 

2. Boursin, Ch.: Un nouveau Chersotis d’Arme£nie: Chersotis elegantula n. sp. 
(Lep., Agrotinae). Contr. ä l’&tude des Phalaenidae (Agrotidae) Trifinae N° 39 
Rev. fr. Lep. 10, 4—5 : 64, avril—mai 1945. 

3. Boursin, Ch.: Die „Agrotis“-Arten aus Dr. h. c. H. Höne’s China-Ausbeuten 
(Beitrag zur Fauna Sinica). Beitr. z. Kenntn. d. Agrotidae-Trifinae N° 69 
Bonn. Zool. Beitr. 5, 3—4 : 213, 1954. 

4. Corti, A.: Studien über die Subfamilie der Agrotinae (Lep.) XXV. Dicha- 
gyris (Agrotis O.) fimbriola Esper und deren Formen 
Bull. Soc. Entom. Suisse 15, 2 :39—44, 15 mars 1931. 


177 


5. Culot, J.: Noctuelles d’Europe, Geneve 1909—1913, Vol. I. S. 65, Taf. 10, 
fig. 8 (9', Valais). 

6. Rebel, H.: Studien über die Lepidopteren-Fauna der Balkanländer. II. Teil. 
Ann. d. K. K. Naturhist. Mus. Wien 1904 (nec 1914!), S. 208. 

7. Seitz, A.: Die Großschmetterlinge der Erde. Paläarkt. Fauna. Ill. Band, 
S. 56, Taf. 13f (1 5', 12 ssp. fimbriola). 

8. Seitz, A.: Suppl. III Noctuae palaearctica 1938, S. 58 (A. Corti 5. 7. 1933) 
und S. 247 (M. Draudt, 15. 1. 1937) Taf. 7ı. 

9. Spuler, A.: Die Schmetterlinge der Erde, I. Band, Stuttgart 1908, S. 156 
und 353, Taf. 34, Abb. 14. 

10. Vorbrodt, K.: Die Schmetterlinge der Schweiz, Bern 1914, Band I, S. 272. 


Anschrift des Verfassers: 
Emmanuel de Bros, Binningen BL, Rebgasse 28, Schweiz 


Milbenbefall bei den Mondhornkäfern Copris hispanus (L.) 
und Copris lunaris (L.) (Coleopt. Scarab.) ') 


Von Erna Roınmel 


Die überwiegende Mehrzahl der Mistkäfer wird von Milben befallen. 
Copris hispanus (L.) besitzt in den Fühlergruben des Prothorax bevor- 
zugte Aufenthaltsorte für die oft sehr zahlreiche Milbengesellschaft. Bei 
starkem Befall laufen die Acari sogar unter den Elytren umher. An Fe- 
mur und Tibia der Käfer-Extremitäten treffen wir die unbeweglichen 
Milbenformen oft in ganzen Trauben zusammenhängend an. Die beweg- 
lichen Deutonymphen der Uropodidae befestigen sich mit Hilfe des Anus, 
d. h. der stark erweiterten Analöffnung, an den Chitinteilen des Käfers.?) 

Der Spanische Mondhornkäfer wird sowohl von Deutonymphen der 
Art Uropoda orbicularis Müller als auch von Cilliba copridis Oudemans 
befallen. Auch Adulte der Gattung Macrocheles Latr., Peletiphis Berl. 
und der Familie der Laelaptidae sind am Käfer häufig zu finden. Bei 
allen diesen Milben handelt es sich um Angehörige der Unterordnung der 
Parasitiformes, die das Insekt nach allgemeiner Ansicht nur zu ihrer 
schnelleren Fortbewegung und damit zu ihrer rascheren Verbreitung be- 
nützen sollen. 

Wie mir Dr. I. Zirngiebl-Nicol auf meine Anfragen mitteilte, 
handelt es sich bei diesen Acari nicht um Parasiten, sondern um Sym- 
phorionten, die sich vom Käfer nur verbreiten lassen. 


Vergleichen wir zwei Copris aus dem Fanggebiet z. B. Sidi Jaber (Tu- 
nis) miteinander, so kann der eine ausschließlich von Uropoda orbicu- 
laris Müller befallen sein, während der andere neben der erwähnten Art 
auch noch Cilliba copridis Oudemans mit sich herumträgt. Bei der Ge- 
genüberstellung der Käfer, z. B. von den Balearen, also ssp. hispanus (L.), 
mit Tieren aus Dalmatien, ssp. cavolini (Petag.), zeigen sich fast die 
gleichen Milbengruppen. Adulte der Gattung Macrocheies Latr. und der 
Familie der Laelaptidae sind an den Balearen-Käfern, Deutonymphen 
von Cilliba copridis Oudemans, Adulte der Gattung }lacrocheles Latr. 
und der Familie der Laelaptidae an den Dalmatien-Tieren. 

Den Zuchtkäfern aus Korsika®), Sardinien und Tunis las ich mitunter, 


!) Auszug aus der Inauguraldissertation der Ludwig-Maximilians-Universität 
zu München. 

?) Frau Dr. I. Zirngiebl-Nicol vom Zoologischen Institut Erlangen ver- 
danke ich die Bestimmung der Uropodidae. 

3) Ergebnis der Lehrwanderung des Zool, Instituts der Universität München 1952, 


118 


trotz deren Abwehrreaktionen, die Milben aus den Prothoraxgruben ab. 
Zu allen Jahreszeiten fand ich am Copris diese Acari. Ein Maximum des 
Befalles konnte vorwiegend im Herbst festgestellt werden. Selbst wäh- 
rend der vier Monate dauernden Übersommerung der Mondhornkäfer 
zeigten sich an der Imago immer nur rote oder gelbgefärbte Milben. Im 
Laufe der Entwicklung tritt aber bei diesen Acari ein Farbwechsel auf. 
Die Larven und Protonymphen sind weiß; die Deutonymphen und Adulte 
zeigen demgegenüber je nach der Art gelbe, rotbraune oder dunkelrote 
Färbung. 

Wo Eärinie man nun die weißen Larven und Protonymphen finden? — 
Ehe ich auf diese Frage eingehe, muß einiges vorausgesandt werden. 
Der Copris fertigt während des Frühsommers für die Nachkommenschaft 
aus einem Dungbrot Brutpillen an und beschickt jede mit einem Ei, das 
in einer kleinen Höhle liegt. Im Laufe des Sommers öffnete ich nun sol- 
che Brutbirnen und besah mir die Käfereier bzw. die ausgeschlüpften 
Larven. Ehe ich aber äußerst vorsichtig eine Brutpille, die noch das 
länglich-ausgewachsene Ei enthielt, öffnete, liefen mir schon kleine, 
weiße Tiere entgegen. Sie verhielten sich phototaktisch positiv. Dicht am 
Käferei beobachtete ich 2—4 runde, weniger bewegliche Entwicklungs- 
formen der Milben. 

Zuerst zweifelte ich; es könnte vielleicht durch zu starke Isolierung in 
den Käfer-Zuchtbehältern eine Änderung innerhalb der einzelnen Mil- 
ben-Entwicklungsorte eingetreten sein. Durch eine günstige Gelegenheit 
bekam ich jedoch von W. Rüdiger (München) 20 lebende Copris lu- 
naris (L.), die nächsten mitteleuropäischen Verwandten des Copris hi- 
spanus (L.). Diese C. lunaris-Tiere waren von Adulten der Gattung Ma- 
crocheles Latr., Peletiphis Berl., Pachylaelaps Berl. und den Angehörigen 
der Familie der Laelaptidae befallen. Offnete ich die frisch aus der Erde 
gegrabenen Brutbirnen von Copris lunaris (L.), so fand ich darin eben- 
falls kleine weiße und auch runde Entwicklungsformen der Milben. War 
die Käferlarve schon mehrere Tage alt, beobachtete ich neben den klei- 
nen, beweglichen Typen schon rotgefärbte, die auf der mit einem Buckel 
ausgestatteten Koprophagenlarve umherliefen. Jede Gelegenheit aus dem 
Verließ auszubrechen, wurde von den kleinen Tieren wahrgenommen. Auch 
die kurz vor der Verpuppung stehende Käfer-Larve und die Puppe selbst 
waren von einer rot oder gelb ausgefärbten Milbenschar umgeben. 

Auf Grund dieser Beobachtungen neige ich zu der Ansicht, daß der 
Käfer einigen Milben nicht nur als Transportmittel dient, sondern 
daß zwischen beiden ein Kommensalismus bestehen dürfte. 


Anschrift der Verfasserin: 
Dr. Erna Rommel, Bremen, Kohlhökerstraße 62 


Über das Vorkommen von Aeschna subarctica Walk., 
Aeschna coerulea Ström. 
und Somatochlora alpestris Selys in Bayern. 
Von A. Bilek 


Die Entdeckung der beiden für Bayern neuen Aeschna-Arten im All- 
gäu 1961 durch Herrn Werner Schmidt veranlaßte mich, die interessan- 
ten Funde an der genannten Stelle zu besehen, nach weiteren Flugplätzen 
zu suchen und die Verbreitungsgrenze im bayrischen Raum nach Osten 
zu finden. 

Am 15. 8. 1962 besuchte ich das Imberger Moor südöstlich von Sont- 


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119 


hofen, den jüngsten Fundplatz von Aeschna subarctica Walk., und konnte 
zu meiner Überraschung feststellen, daß die Art dort fast gleich häufig 
wie deschna juncea (L.) ist. Als Brutstätte scheint subarctica Walk. — wie 
ich auch im Schwarzwald beobachten konnte — eine besondere Vorliebe 
für fast völlig zugewachsene Sphagnum-Schlenken zu haben, bei welchen 
nur noch geringe freie Wasserstellen zu sehen sind. Jedenfalls sah ich 
eierlegende 99 wiederholt ausschließlich an solchen Stellen. Auch Aeschna 
coerulea Ström., welche ebenfalls für Bayern neu ist, bevorzugt zur Ei- 
ablage Schlenken. Diese Art scheint jedoch zur Entwicklung freiere Was- 
serstellen zu benötigen, da ich die Eiablage, wie auch Exuvien, an offenen 
Wasserstellen größerer Schlenken beobachtete. Letzteres trifft auch für 
das Scheibenlechten-Moor im südl. Schwarzwald zu. Für Aeschna coeru- 
lea Ström. und Somatochlora alpestris Selys, die ich ebenfalls im Imber- 
ger Moor vorfand, stellt die Allgäuer Lokalität (1170 m) in der mon- 
tanen Region eine außergewöhnlich tiefe Lage dar. 


4 Vorkommen von Aeschna subarcetica Walk. in Süddeutschland 


Aeschna subaretica Walk. fand ich dann noch einzeln bei Oberjoch so- 
wie westlich der Iller im Tiefenberger Moor zahlreich. Hier ist juncea (L.) 
schon eine seltene Erscheinung, während coerulea Ström. an so tief gele- 
genen Lokalitäten (800 m) nicht mehr vorkommt. 


In den Hochmooren zwischen Salzburg und Murnau wurde subarctica 
Walk. noch nicht beobachtet. Am 5. 9. 62 besuchte ich den von Schlenken 
durchzogenen Westteil des Murnauer Moores. An Aeschniden waren nur 
juncea (L.) und einzelne grandis (L.) vertreten. Am folgenden Tage, der 
ebenfalls sehr sonnig war, besuchte ich das Tiefsee-Moor am rechten 
Ammerufer bei Saulgrub. Es ist ein Schwingrasen-Sphagnum-Moor mit 
Krüppelföhren und Heidekraut. Hier war die Gattung Aeschna mit den 
Arten juncea (L.), cyanea (Müll.) und grandis (L.) vertreten. Nachdem 
der darauffolgende Tag ebenfalls sonniges Wetter versprach, ging die 
Suche wieder einen Schritt weiter westlich, jenseits der Ammer in das 
Wildsee-Filz. Dieses einzigartige Moor, das fast ausschließlich aus Spha- 
num besteht, ohne Latschen, Birken und Heidekraut, stellt einen Ideal- 
Biotop für subarctica Walk. dar. Man kann sich zwischen den Schlenken 


120 


kaum noch bewegen, da die Einbruchgefahr auf Schritt und Tritt be- 
steht. Hier ist das Reich der subaretica Walk. Die Art ist hier sehr zahl- 
reich und beherrscht das Feld. Ich erinnere mich, nur ein einziges jun- 
cea-5' gesehen zu haben. Die Tiere kennen hier keine Revier-Schwierig- 
keiten, sie sind sehr verträglich auf engstem Raum. Man kann oft 4—5 
0’c' zugleich sehen, ganz friedlich aneinander vorbeifliegend oder nur 
geringe Ansätze von gegenseitigem Jagen zeigend. Eiablage der 29 auch 
hier wieder in Sphagnum stark verfilzter Schlenken. Da der Raum öst- 
lich von Murnau von mir seit Kriegsende verhältnismäßig gut durch- 
forscht wurde, der westliche Teil — Murnau bis Bodensee — hingegen 
nur sehr lückenhaft, kann wohl angenommen werden, daß subarctica 
Walk. in den schwäbischen Hochmooren, soweit sie noch in ihrer ur- 
sprünglichen Form erhalten sind, allgemein verbreitet ist. Außer den 
von Herrn Werner Schmidt erwähnten Arten an der Strausberg-Alm 
(Imberger-Moor) konnte ich noch Lestes sponsa Hansem. und Coenagrion 
hastulatum Charp. feststellen. 


Benützte Literatur 


Ander,K.: 1950 Zur Verbreitung und Phänologie der boreoalpinen 
Odonaten der Westpaläarktis. 
Opuscula Entom., 15, p. 53. 
Bilek,A.: 1960 Die Bestimmung „auf Anhieb“ von Aeschna sub- 
arctica Walk. 
Nachrichtenbl. Bayr. Entom., 9, p. 67. 
Krey,G.: 1951 Die Libellen der schwäbisch-bayrischen Hochebene. 
Ent. Arb. Mus. G. Frey, München, 2, p. 104. 
Jurzitza,Gerh.: 19660 Die Unterscheidung von Aeschna juncea (L.) und 
Ae. subarctica Wa!ker im Fluge. 
Nachrichtenbl. Bayr. Entom., 9, p. 111. 


59 = 1962 Die Libellen zweier Hochmoore des nördl. Schwarz- 
waldes. 
Beitr. naturk. Forsch. SW-Deutschl., 21, p. 45. 
uentin,St.D.: 1938 Die europ. Odonaten mit boreoalpiner Verbreitung. 
P P 
Zoogeographica 3, H. #, p. 465. 
e ER 1959 Die Odonatenfauna Europas, ihre Zusammenset- 


zung und Herkunft. 
Zool. Jahrb. Syst., 87. 


Ris,F.: 1927 Aeschna subarctica, eine für Deutschland neue Li- 
belie. 
Ent. Mitt., 16, p. 53. 
Rosenbohm, A.: 1928 Aeschna subarctica Walk. im Schwarzwald. 
Arch. Ins.-Kde. d. Oberrheingeb., 2. 
r 5 1929 Beiträge zur Libellenfauna des Oberrheins u. Bo- 


densees. 4. Teil. 
Beitr. naturw. Erforsch. Badens H. 2/3, p. #2. 


Schiemenz,H.: 1953 Die Libellen unserer Heimat. 
Urania-Verlag Jena. 


Schmidt, Eberhard: 1961 Zur Lebensweise von Aeschna subarctica Walker. 
Zoolog. Anz., 167, p. 90. 


Schmidt, Werner: 1962 Ein neuer Fundort von Aeschna subarctica Walker. 
Nachrichtenbl. Bayr. Entom., 11, p. 57. 
Anschrift des Verfassers: 


Alois Bilek, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel, 


Zoolog. Staatssammlung. 


Über Käferfang mittels Köderkörben auf Bäumen 


Von Alexander v. Peez 


Seit einigen Jahren habe ich versucht, nidicole Käfer durch verschie- 
dene Köder anzulocken, die ich in Körben auf Bäumen meines Gartens 
in Brixen, Südtirol, angebracht habe. Da ich auf diese Weise einige 
Arten fangen konnte, die echte Bewohner von Vogelnestern sind, möchte 
ich kurz über die verwendete Methode und über die erzielten Ergeb- 
nisse berichten. 

Der Garten befindet sich in einem Villenviertel, die nächsten Wiesen 
sind ca. 200 m, die nächste kleine Waldparzelle ca. 600 m weit entfernt. 
In den Gärten und auf den Alleebäumen, welche die Straßen säumen, 
nisten regelmäßig Elstern und Türkentauben, Singvögel- und besonders 
Amselnester sind zahlreich. 

Anfänglich habe ich mich bemüht, einen Raubvogelhorst möglichst 
naturgetreu nachzubilden. Das Resultat war aber fast gleich Null, da 
meine Horste viel zu schnell ausgetrocknet sind. Ich bin daher bald zur 
erprobten Methode übergegangen, die Köder in Körben auf den Bäumen 
unterzubringen. Leider erhält man dabei keinerlei Aufschlüsse über den 
eigentlichen Biotop und über die Biologie der echten Nidicolen, denn am 
Köder habe ich bisher an Larven von solchen nur jene des Philonthus 
Tuseus Gr. gefunden. 

Auf eine wasserundurchlässige Unterlage (Nylonblatt) lege ich eine 
Schicht Moos, darüber kommt eine Lage Taubenmist und auf diese tote 
Kleinwirbeltiere oder, in Ermangelung solcher, Fleischabfälle von einer 
Fleischhauerei und als Zugabe etwas Gorgonzola. 

Nach etwa vier Tagen tauchen dann meist die ersten Nidicolen auf, 
wohl angelockt durch das Auftreten der noch kleinen Fliegenmaden, und 
gesellen sich zu den gleich zu Beginn auftretenden Aasfressern. Ist der 
Köder im richtigen Stadium und ist die Witterung günstig, d. h. warm, 
windstill und nicht zu trocken, so kann man den Inhalt der Körbe auch 
zweimal am Tage mit gutem Erfolg aussieben. Die Tiere schwärmen in 
Anzahl und die aufgesammeiten Käfer werden rasch durch Neuankömm- 
linge ersetzt. Bei trockenem Wetter ist es nötig, die Körbe jeden zwei- 
ten oder dritten Tag zu begießen, da die meisten Tiere, besonders die 
Staphyliniden, den Köder verlassen, sobald er austrocknet. Um das Her- 
abholen für das tägliche Aussieben und auch das Begießen zu erleich- 
tern, habe ich die Körbe auf nur ca. 4 m Höhe angebracht, nachdem 
eine probeweise Anbringung auf ca. 6 m keinen merkbaren Unterschied 
in der Ausbeute ergeben hat. Es ist jedoch durchaus möglich, daß noch 
höher angebrachte Köder stärker wirken. Weil sie leicht zu ersteigen 
sind, habe ich Fichten gewählt, die aber auch einen besseren Windschutz 
bieten als andere Bäume. 

Zu Beginn des Monats August erfolgte jedes Jahr eine Invasion der 
Körbe durch Ohrwürmer und zwar in solchen Mengen, daß kaum mehr 
Käfer den Köder besuchen. Erst Ende September oder Anfang Oktober 
verschwinden diese unliebsamen Gäste wieder und es stellen sich wie- 
derum Käfer ein, allerdings in viel geringerer Zahl, aber dafür meist sel- 
teneren Arten angehörend. 

Die auf solche Weise gesammelten Käfer lassen sich in drei Gruppen 
einteilen. 

1. Käfer, die auf Bäumen ihrer Nahrungssuche nachgehen, z. B. Lebia, 

Cylindronotus und Ptinus. 


122 


2. Käfer, die vom Aasgeruch angelockt werden wie die meisten Aleo- 
charen, Saprinus, Omosita und Nitidula, sowie Necrobia und Der- 
mestes. 


3. Echte Nidicole, die zwar angelockt werden, sich aber nur ganz aus- 

nahmsweise im Köderkorb fortpflanzen. 

In der nun folgenden Liste führe ich alle Arten an, die ich auf diese 
Weise am Köder aufgesammelt habe, wobei die nidicolen durch Fett- 
druck kenntlich gemacht sind. Die römischen Ziffern geben die Monate 
an, in denen die Arten jeweils gefunden wurden. 


Lebia cyanocephala L. V., IX. 

Cryptopleurum minutum F. V.n.h. 

Sciodrepa watsoni Steph. 

Nemadus colonoides Kr. V., VII. n. h. 

Omalium rivulare Payk. IV 

Omalium oxyacanthae Grav. V., 1 Ex. 

Phyllodrepa melanocephala F.X.s. 

Phyllodrepa floralis Payk. X., XII. 

Phyllodrepa salicis Gyll. IX., x XI. (Ist vielleicht nidicol!) 

Aylodromus concinnus Mrsh. Vs. 

Ozytelus complanatus Er. VII. 

Ozxytelus tetracarinatus Block, h., nicht aufgesammelt. 

Xantholinus fracticornis Payk., h., nicht aufgesammelt. 

Philontus chalceus Steph. IV., V.n.s. 

Philonthus sordidus Grav. VL., VE:TER, 2.3. 

Philonthus fuscu: Gr. VI., VIL., VIE Rasch 

Gabrius nigritulus Grav. X., 1 Ex. 

Quedius eruentus Ol. IV., V., VI. zahlreich 

Quedius mesomelinus Mrsh. (skoraszewskyi Korge) V., IX., X. 

Atheta occuita Er. IX., 1 Ex. 

Atheta nıdicola Joh. Dr VSNTESSVDESNIT AIR 

Atheta harwoodi Woll. von IV. bis IX. die häufigste Atheta. 

Atheta diyisa Maerk. IV., V., VI., VIIT., IX., XI. h. 

Atheta nigricern‘s Thoms. TV, ve A vn, X, Rech. 

Atheta angusticollis Thoms. IIl., IV. n. h. 

Atheta gagatina Baudi VI., 1. Ex. 

Atheta coriaria Kr. V., 1 Ex. 

Atheta cerassicornis F. VII., 1 Ex. 

Atheta euryptera Steph. IV., V., VI.n.s. 

Atheta nigritula Grav. VII., 1 Ex. 

Atheta cadaverina Bris. IV., 1 Ex. 

Microglotta pulla Gyll. X. n. h. 

Microglotta marginalis Grav. VII., VIII., IX.n. s. 

Microglotta picipennis Gyll. V., 1 Ex. auf blühendem Spiraea- 
Strauch in der Nähe eines Köders. 

Aleochara curtula Grav. IX., X., n. s. 

Aleochara sparsa Heer. V., V1., IX.,X.h. 

Aleochara villosa Mnnh. IX. s. 

Aleochara diversa Sahlb. IV., VI., VII., X., XI. h. 

Aleochara sanguinea L. IX., X., XI. n. s. 

Saprinus semistriatus Seriba (sensu Ihssen) V. n. h. 

Saprinus cuspidatus Ihssen. V., Vl.n.h. 

Saprinus meridionalis Ihssen. IV., > VIoL:n.s 

Saprinus tenuistriatus Mars. V., 

Gnathoncus nanus Seriba. II., V, VIL, VERS: 

Gnathoncus buyssoni Auzat N TR, n.% 


Gnathoncus nannetensis Mars. IV., V., VII., IX. zahlr. 

Dendrophilus punctatus Hbst. V., 2 Ex. 

Carcinops 14-striata Steph. VII. u. IX. n. h. 

Hister cadaverinus Hoffm. V.n.h. z 

Necrobia vinlacea L. IV., V., 1IX.,X.n. s. 

Throscus elateroides Heer. IV., ein jedenf. verflogenes Ex. 

Dermestes [rischi Kug. V.n. h. 

Dermestes murinus L. IV., V. h. 

Dermestes undulatus Brahm, V.h. 

Dermestes lardarius L. V.n. s. 

Nitidula bipunctata L. IV., V.n. s. 

Nitidula carnaria Schall. IV., 1. Ex. 

Omosita discoidea F. h., wurde nicht aufgesammelt. 

Omosita colon L. h. wie vorige. 

Ahasverus advena Waltl, VII., 2 Ex. 

Oryzaephilus surinamensis L. VIl., 1 Ex. 

Cryptophagus scanicus L. IV., V., X., XIL.h. 

Cryptophagus populi Payk. V1., 1 Ex. 

Lathridius nodifer Westw. IV., 1 Ex. 

Lathridius bergrothi Rtt. V1., 1 Ex. 

Eniemus minulus L. h. wurde nicht aufgesammelt. 

Corticarina similata Gyll. IV., VIL., VIIl.n. s. 

Cartodere Jiliformis Gyll. IV., V., X., 3 Ex. 

Cartodere argus Rtt. IV., V., 2 Ex. 

Stegobium paniceum L. \V., VI., VII. zahlr. 

Ptinus fur L. IV.,IX.,X.h. 

Ptinus sexpunctatus Panz. IV., 1 Ex. 

Tenebrio molitor L. V1., VII. n. s. Larven mit Taubenmist in den 
Köder gebracht. 

Cylindronotus aeneus Scop. IV., V.n. s. 


Anschrift des Verfassers: 
Alexander v. Peez, Kassianstr. 14, Brixen-Bressanone, Italien 


Im Esterel 
Von H. Pfister 


Einsam, heiß und trocken ist es im Juli im Esterel, einer Landschaft 
in den südwestlichsten Ausläufern der Alpen westlich von Cannes. Es 
gibt dort keine hohen Berge mehr, keine Felslandschaften, kaum noch 
Wasser in dieser Jahreszeit, aber trockene, dürre Sandflächen mit lok- 
keren Kieferbeständen, ausgedehnte, immergrüne Bestände mediterraner 
Pflanzen, unter denen weißblühende Cistrosen die Hauptrolle spielen, 
Pfriemenginster in unbeschreiblicher gelber Blumenpracht, Erdbeer- 
bäume und viele uralte Korkeichen, die man sonst in den Alpen vergeb- 
lich sucht. In manchen Teilen des Landes trifft man auf viele Spuren 
früherer Besiedlung und zwar dort, wo die wenigen Wasserläufe das 
Land durchschneiden. Uralte, aus Bruchsteinen gemauerte Ruinen von 
Bauernhäusern, verwilderte Weinberge, Pfirsichbäume, um die sich kein 
Mensch mehr kümmert und verunkrautete Erdbeerbeete zeugen von einer 
Vergangenheit, die früheren Generationen dort noch Existenzmöglich - 
keiten gab. Heute sind fast nur noch einige Dörfer, denen aber auch zum 
Teil der Verfall schon seinen Stempel aufgedrückt hat, bewohnt und nur 
ein geringer Teil der Flächen wird bewirtschaftet. Sonst ist das Gebiet 


124 


menschenleer und auf den ausgezeichneten Straßen durch das Esterel 
herrscht wenig Verkehr. Ich wollte einmal Korkeichen sehen und so 
suchten wir uns einen geeigneten Zeltplatz in dieser eigentümliehen und 
trotz ihrer Verlassenheit recht attraktiven Landschaft. Das war nicht 
ganz leicht, denn alle in der Karte eingezeichneten Bäche und Flüsse 
waren im Juli ausgetrocknet. Erst gegen Abend des Anreisetages fanden 
wir am Ufer des Bianecon in der Nähe einer Ruine inmitten von hohen 
Adlerfarnen eine einigermaßen passende Stelle in dieser Wildnis. Wir 
hatten es nicht schlecht getroffen. Das Wasser war frisch und glasklar, 
die Vegetation in der Umgebung des Flußlaufes sehr üppig und abwechs- 
lungsreich und die für unser Gebiet charakteristische Cistrosen-Maechia 
begann trotzdem schon wenige Schritte von unserem Zeltplatz entfernt. 
Die Schmetterlingsfauna stellte ich mir etwa so ähnlich wie die der et- 
was wesensverwandten Berge oberhalb Nizza vor, aber sie bot trotzdem 
manches Neue. Tagsüber war im heißen Sommermonat nicht gerade viel 
los. Wir hatten Zeit für Beobachtungen. Nachtflieger sind in solchen La- 
gen kaum in den Tagesstunden zu finden und so braucht man erst gar, 
nicht danach zu suchen. Um so reizvoller war das, was sich einem so beim 
Durchstreifen des Gebiets anbot. Ein prächtiger Anblick war der stolze 
Flug des exotisch wirkenden Charaxes jasius L., der in ganz frischen 
Stücken gar nicht einmal selten war. Aber der Fang des hochfliegenden 
großartigen Prachtfalters ist eine Glückssache und man muß sich fast im- 
mer darauf beschränken, seine Flugkünste zu bewundern. Den reizenden 
Anblick, als wir vom Geländer einer hohen Steinbrücke von nur 2 Meter 
Entfernung zusahen, wie sich ein jasius- mit einem elylie-Weibchen um 
den besten Platz an einem blutenden Pappelast lange Zeit herumraufte, 
vergißt man nicht gleich wieder. Unbekümmert um das aufgeregte Ge- 
tue der Beiden zechte am gleichen Platz ein dicker Hirschkäfer. Er drehte 
nicht einmal den Kopf. Hirschkäfer haben eben eiserne Nerven. Die 
stahlblau schimmernde Limenitis camilla Schiff. — in warmen Lagen der 
Südalpen nirgends eine Seltenheit — geht dagegen jeder Gesellschaft 
aus dem Wege. Das Gros der Tagfalter stellten die Arten Arg. daphne 
Schiff, M. galathea L., P. podalirius L., Epinephele ida Esp., tithonus L. 
und Satyrus eirce F.-S. hermione L., Col. edusa F., Hesp. carlinae Rbr., 
malvoides Elw., onopordi Rbr., Zyg. hilaris O. und Gon. cleopatra L. wa- 
ren schon einzelner. Wer es noch nicht weiß, cleopatra ist in den heißen 
Stunden des Tages gar nicht so leicht zu fangen und das lebhafte schöne 
Tier hat genau das entgegengesetzte Temperament seiner behäbigen 
Schwester G. rhamni L. Es gab natürlich noch mehr, aber, wie gesagt, 
nicht gerade viel. Der Schlager war der Fang eines blütenfrischen Car- 
charodus marrubi Rbr., eines der seltensten Tagfalter des Alpenraumes, 
der in vielen Jahren nur in wenigen Stücken von den warmen Südhängen 
des Wallis bekannt wurde. Der hübsche Falter befand sich in Gesellschaft 
seiner Gattungsgenossen alceae Esp. und altheae Hb. Ganz in der Nähe, 
an einem Cistrosenzweig, saß ein frischgeschlüpftes Weibchen der präch- 
tigen Geometride Eur. plumistaria Vill., eine Einzelgängerin, deren eigent- 
liche Flugzeit im Frühjahr liegt. Zu dieser Zeit ist die Art recht häufig. 
Einen tollen Betrieb haben dort am Flußufer und an den Altwassern und 
Sümpfen beiderseits des Flusses die Libellen aufgezogen. In Scharen tum- 
melten sich in den Vormittagsstunden Onychogomphus uncatus (Charp.), 
einzelner waren Cordulegaster annulatus immaeulifrons Selys, Oxygastra 
curtisii (Dale), Boyeria irene (Fonse.) neben einigen anderen auch bei uns 
vorkommenden Großlibellen. Von den kleinen Arten waren Ceriagrion 
tenellum (Villers) und Agrion lindeni Selys bemerkenswert. 

Eine aufregende Geschichte ist natürlich jedesmal der Nachtfang, 
wenn man in eine bisher unbekannte Landschaftsformation kommt. Der 


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125 


Artenreichtum war in der ausgebrannten Macchia im Juli nicht gerade 
groß, brachte aber doch recht interessante Tiere. Das häufigste Tier an 
der Leinwand war die zierliche, in den Geschlechtern recht verschiedene 
Tephronia oranaria Stgr. Man konnte so viele Stücke mitnehmen wie 
man wollte. An Individuenzahl stand ihr die reizend gezeichnete gold- 
gelb und rot gefärbte Acidalia ostrinaria Hb. wenig nach. Acid. poli- 
tata Hb., trigeminata Hw., circuitaria Hb., decorata Bkh. und mediaria 
Hb. aus der gleichen Sippschaft waren dagegen wesentlich spärlicher. 
Zum erstenmal fing ich in einiger Zahl an gleicher Stelle die düster: 
schwarzbraune, mal mehr, mal weniger gezeichnete Rhopt. asperaria Hb., 
welche der Gattung Gnophos nahesteht. Eulen gab es auffallend wenig: 
Synth. fiva F., Eubl. suava Hb., Call. purpureofasciata Pill., Agr. ery- 
thrina Rbr., Gr. algira L. und einige andere. Etwas mehr war mit Geome- 
triden los, von denen außer den bereits genannten vielleicht noch C. len- 
nigiaria Fuchs, orbicularia Hb., annulata Schulze, Pseudot. coronillaria 
Hb., St. ochrata Sc., Rhod. calabraria Z. und Eu. beryllaria Mn. erwähnt 
sein sollen. Ab und zu knallte auch ein dicker Nashornkäfer an die Lein- 
wand, während die Hirschkäfer die Abendstunden vorzogen. 

Wir haben nur ein paar Sommertage lang unsere Nase etwas hinein - 
gesteckt in das Esterel. Es war schön. Au revoir, wir kommen wieder. 


Anschrift des Verfassers: 
H. Pfister, Hof/Saale, Hermann-Löns-Straße 29 


Neue Beiträge zur Schmetterlingskunde 


Von Vietor G. M. Schultz 
Nr. 36 *) 


Erfolgreiche Eizucht von Rhyacia dahli Hb. 


Im „Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen“, 8, 1959, S. 4, 
berichtete Herr Dr. H. Wagner über seinen Versuch, Rhyacia dahli Hb. 
aus dem Ei zu züchten. Den vollzählig ausgeschlüpften Raupen wurden 
„Plantago, Löwenzahn und Primeln“ gereicht, aber das Futter wurde 
nicht angenommen. Ein von Herrn H. Pfister gegebener Rat, „man müsse 
den kleinen Räupchen erst etwas verwelktes Gras geben, an dem sie 
knabbern, ehe sie an das eigentliche Futter gingen“, kam etwas zu spät, 
wurde aber dennoch befolgt, jedoch waren auch so keine Fraßspuren, 
weder am Gras, noch an dem anderen Futter, aufzufinden. 


Da ich bei meinen beiden dahli-Eizuchten in dieser Beziehung keine 
Schwierigkeiten hatte, erlaube ich mir, über meine eigenen Beobach- 
tungen zu berichten. 

Es war in den ersten Tagen des September, als ich von einem Tausch- 
freund 10 Dtzd. dahli-Eier erhielt, die von einem Freiland-Q stammten 
(Fundort Luckenwalde, Prov. Brandenburg). Die Eier ergaben sämtlich 
die Räupchen. Ich gab ihnen Tararacum und Sonchus. Beide Futter- 
pflanzen wurden sofort angenagt. Das Wachstum verlief allerdings zu- 
nächst nur langsam und unregelmäßig. Als die „Spitzenreiter“ bereits 
zur 5. Häutung schritten, waren noch andere Raupen vorhanden, die ge- 

.rade erst die 2. Häutung hinter sich hatten. Im Lauf der Zucht, die im 
warmen Zimmer vorgenommen wurde, glich sich aber der Unterschied 


* Nr. 35: Das „Überliegen“ der Brephos parthenias L.-Puppen. (15. Bericht des 
Naturwissenschaftlichen Vereins für Bielefeld und Umgebung, 1959, S. 225 ff.) 


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126 


allmählich etwas aus. Ende Oktober waren die ersten verpuppungsreif, 
und innerhalb von 10 Tagen hatten sich alle in den Sand gebohrt, um 
dort ihr Verpuppungslager anzulegen. Vom 20. XI. bis zum 2. XII. 
schlüpften die Falter. 

Von diesen setzte ich 2 55’ und 2 99 zusammen und erhielt mehrere 
hundert Eier, aus denen die ersten Räupchen — als willkommenes Weih- 
nachtsgeschenk — am 25. XII. auskrochen. Hatte bislang der milde Winter 
der Futterbeschaffung keine sonderliche Schwierigkeit gemacht — insbe- 
sondere war Sonchus immer noch in brauchbarem Zustand zu finden — so 
mußte ich Mitte Januar, als infolge eines Temperatursturzes die ganze 
Natur unter Schnee und Eis begraben lag, zu einem Ersatzfutter greifen. 
Salat wurde von den Tieren hartnäckig verschmäht, aber Grün- 
kohl war das Richtige für sie. Ich habe die gesamte Zucht damit zu 
Ende geführt. Schon am 10. II. waren die ersten erwachsen! Am 18. Il. 
war die Raupenzucht abgeschlossen und vom 7. III. bis zum 17. III. er- 
schienen die Falter. (Ich erhielt übrigens einige von der Norm abwei- 
chende Formen, die ich in der „Festschrift zum 60. Geburtstag von Em- 
brik Strand“, Bd. III, S. 563/64, beschrieben habe.) 


Bei diesen beiden Zuchten konnte ich noch folgendes beobachten: 

Das Ei ist zuerst gelblich-weiß. Als Befruchtungsanzeichen bildet 
sich am Pol ein dunkler Punkt und an den Seiten ein nicht geschlossenes i 
Band, beide von rötlichbrauner Farbe. Vor dem Schlüpfen sind die Eier 
grauschwarz. Die Eiablage erfolgte in kleinen regelmäßigen Gelegen von 
rundlicher Form zu je etwa 40 Stück. Etwa 3 Wochen nach dem Schlüp- 

fen der Falter waren die Eier vorhanden. Das Ei gebrauchte zu seiner 
Entwicklung etwa 1 Woche. 


Über die Längenmaße der Raupe in den einzelnen Stadien habe 
ich folgendes notiert: 


Länge der frischgeschlüpften R.: 1,8— 2 mm, 


Länge in der 1. Häutung: 3mm, > 
Länge in der 2. Häutung: 4,5— 5 mm, 
Länge in der 3. Häutung: 6,5— 7 mm, 

Länge in der 4. Häutung: 10,5—12 mm, 

Länge in der 5. Häutung: 17,5—19 mm, 

Länge der erwachsenen R.: bis zu 40 mm (ausgestreckt). 


Die Entwicklungsdauer des Raupenstadiums betrug bei der 
ersten Zucht (im warmen Zimmer!) 56 Tage, bei der zweiten ebenfalls 
— auf den Tag genau — 56 Tage. 


Die Verwandlung zur Puppe erfolgte sehr schnell. Schon nach 
4 Tagen hatten die Raupen ihre Haut abgestreift. Die eigentliche 
Puppenruhe dauerte bei der ersten Zucht 20 bis 28 Tage, bei der 
zweiten etwa die gleiche Zeit. 


Im Verhalten der Raupe fiel mir auf, daß die frischgeschlüpften 
Räupchen sehr träge waren. Nach der Nahrungsaufnahme wurden sie 
aber viel lebendiger. Wenn ich den im Dunklen aufbewahrten Zuchtbe- 
hälter ins Licht nahm, wurden die Raupen, sowie sie von der Helligkeit 
getroffen wurden, sehr unruhig, sie rannten umher und suchten einen 
Platz, um sich zu verstecken (ausgesprochen negative Phototaxis). 


Eine zweite Beobachtung erwies sich als recht betrüblich. Ich pflege 
bei der regelmäßigen Reinigung der Zuchtbehälter jeweils die Anzahl 
der Raupen festzustellen, um etwaige Verluste zu vermeiden, die sich 
dadurch ergeben, daß sich die Raupen, insbesondere wenn sie noch klein 
sind, zwischen dem alten Futter versteckt halten und so leicht übersehen 


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127 


werden können. Bei beiden Zuchten mußte ich nun feststellen, daß sich 
die Zahl der Raupen dauernd verkleinerte. Mochten die ganz kleinen 
Stadien irgendwie entwischt sein, bei den halberwachsenen war mir der 
Schwund zunächst rätselhaft, bis ich bei der Reinigung eine größere 
Raupe mit verheilter Bißwunde auf dem Rücken entdeckte und ich zwi- 
schen den Futterresten eine halbaufgefressene Raupe bemerkte! Die 
Tierchen huldigten also einem ausgedehnten Kannibalismus! 

Eine Nachwirkung dieses Gelüstes konnte ich an den beiden 99 sehen, 
die ich für die Fortpflanzung eingekerkert hatte. Damals wußte ich noch 
nicht, welche Ursache der von mir festgestellte Tatbestand hatte: Beide 
99 verloren nämlich an beiden Vorderbeinen die Hälfte der Tarsen! 
Erst eine umfangreiche Mamestra dissimilis (Knoch)-Zucht brachte die 
Lösung des Rätsels. Bei dieser Zucht hatte ich nämlich beobachtet, daß 
bei einer größeren Anzahl von Raupen die ersten der Brustbeine abge- 
bissen waren. Als nun die Falter schlüpften, bemerkte ich, daß einer 
ganzen Reihe die Tarsen der Vorderbeine fehlten. Wenn also im 
Raupenstadium eines der Brustbeine beschädigt wird, 
dann weist auch der Falter eine entsprechende Beschädi- 
gung an den Beinen auf. So erklärten sich auch die verlorenge- 
gangenen Tarsenstücke bei den beiden dahli-22 durch den Kannibalis- 
mus, dem die Raupen frönten. Die Raupenbeine waren offenbar angenagt 
gewesen, so daß die Tarsen leicht abknicken konnten. 

Nun muß ich noch auf einen wichtigen Punkt in der Biologie der 
Rhyacia dahli eingehen. Wie Herr Dr. Wagner mitteilte, wollten bei 
ihm die Raupen ohne Nahrungsaufnahme überwintern. Diese 
Gewohnheit finden wir nur bei einer ganz kleinen Gruppe von Noectu- 
idenarten. Rhyacia depuncta L., bei welcher der Genannte dies ebenfalls 
(a. a. O.) feststellte, gehört dazu. (Ich habe „Ent. Z.“, 40, 1926/27, 5. 416, 
darauf aufmerksam gemacht.) Wie liegt nun die Sache bei der dahli? 
Meine Zuchten erweisen, daß wenigstens für die Mark Brandenburg eine 
Überwinterung ohne Nahrungsaufnahme nicht zutrifft. In Schlesien hat 
Standfuß sen. die dahli-Raupe mit Schöpfnetz oder Klopfschirm im 
Herbst auf Waldschlägen erbeutet (Int. Ent. Z. Guben, 6, 1914/15, S. 
155). In Südbayern aber könnte das anders sein. Das ist durchaus mög- 
lich, denn es kann als sicher gelten, daß die Lebensweise mancher 
Schmetterlingsarten nicht absolut konstant ist, sondern einen ge- 
wissen Spielraum hat, so daß sich landschaftlich bedingte Ver- 
sehiedenheiten ergeben können. 

Zum Schluß sei mir gestattet, noch ein Wort über die Schreibung des 
Artnamens dahli zu sagen. Unsere Noctuide ist — soviel ich weiß — 
nach dem Wiener Entomologen Georg Dahl (gest. 1832) benannt wor- 
den. Es handelt sich also um einen Dedikationsnamen. Offenbar wurde 
von dem Autor die latinisierte Form Dahlius zugrundegelegt und da- 
von der Genitiv Dahlii gebildet. Vielfach finden wir auch heute den 
Namen mit zwei i geschrieben. Aber nach den Nomenklaturregeln wer- 
den solche Dedikationsnamen, wenn es sich um neuzeitliche Personen- 
namen handelt, durch Anhängung eines -i bei einer männlichen Person 
(eines -ae bei einer weiblichen) an den richtigen und vollständigen Na- 
men gebildet, auch wenn dieser eine lateinische Form besitzt. Es handelt 
sich also nicht um einen Genitiv! Spuler, „Die Großschmetterlinge 
Europas“, berichtigt daher die im Text gebrauchte Schreibung dahlü 
und setzt dafür dahli ein (Bd. I, S. 312). Meiner Meinung nach ist diese 
Schreibung vorzuziehen. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Victor G. M. Schultz, Müssen über Lage (Lippe) 


Kleine Mitteilung 


97. Immunität der Kohlweißling-Raupen gegen Bekämpfungsmittel der DDT- 
Gruppe? 

Im Stadtteil Deggendorf-St. Martin trat im Oktober 1962 eine Übervermehrung 
von Raupen des Kohlweißlings auf. — Ein Bauer holte sich beim Landwirtschafts- 
amt Rat, was er gegen den starken Raupenbefall seines Sommerraps-Feldes tun 
könnte. Es wurde ihm Multanin-Staub (Gamma + DDT), ein Spritzmittel mit 
Kontaktgift der Klasse III „mit sofortiger und Dauerwirkung gegen beißende 
und saugende Insekten einschl. Kartoffelkäfer‘‘ empfohlen. 

Statt daß das Insekticid nach Anwendung aber wirkte, wie es sollte, setzte un- 
mittelbar darauf eine große Flucht der Raupen ein, die sich auf die Hauswände 
und Bäume der nächsten Umgebung retteten. Ihre Menge ließ darauf schließen, 
daß es sich nicht nur um die Tiere des Randstreifens handelte, sondern auch um 
die aus der Mitte des Feldes. Tausende aber pevölkerten weiterhin die Futterreste 
im Feld, waren also offenbar unbeschadet davongekommen. 

Die geflüchteten Raupen, hauptsächlich Pieris brassicae L., nur ganz wenige 
P. rapae L. befanden sich darunter, waren zu einem großen Teil noch nicht ausge- 
wachsen und nicht verpuppungsreif; viele waren angestochen, viele hingen mit den 
Merkmalen der Flacherie an den Wänden. Diese letzteren hinterließen auf ihrem 
Weg eine feuchte Kriechspur. Die unfertigen Raupen trafen keine Anstalten zur 
Futterquelle zurückzulaufen und ihre Versuche sich zu verpuppen, reichten nur 
bis zur Anfertigung eines kleinen Spinnpoisters, dann schrumpften sie ein. Als 
Sieger der Aktion dürften die Schlupfwespen anzusehen sein. — Wer hat schon 
ähnliche Beobachtungen gemacht? 


K. Seibold, Deggendorf/Donau, Bahnhofstraße 20 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 12. November 1962. Vorsitz: Dr. W. Forster. 

Anwesend: 45 Mitglieder, 16 Gäste. 

Herr H. Dreyer (Uehlfeld) berichtete an Hand hervorragender Farblicht- 
bilder und eines gut gelungenen Farbfilms über seine Libellenbeobachtungen an 
fränkischen Weihern und stellte dabei das verschiedenartige Paarungsverhalten 
und die Eiablage der einzeljjen Gattungen und Arten in den Mittelpunkt seiner 
Ausführungen. Der Vortrag wurde von den zahlreich erschienenen Zuhörern mit 
lebhaftem Beifall aufgenommen. An der sich anschließenden längeren Diskussion 
beteiligten sich die Herren A. Bilek, E.-G. Danckwardt, Prof. Dr. W. Ja- 
cobs, W. Kleinow, Dr. F. Krieger, H. Reisser und Dr. W. Wüst. 


Sitzung am 26. November 1962. Vorsitz: Dr. W. Forster. 

Anwesend: 39 Mitglieder, 10 Gäste. 

Unser Mitglied Herr K. Omoto (Tokio) sprach über die Herkunft und die 
Zusammensetzung der Tagfalterfauna seiner fernöstlichen Heimat und wies neu- 
erschienene japanische Lepidopteren-Literatur vor. Der von guten Farbaufnah- 
men (u. a. Biotopbilder aus Hokkäido) begleitete Vortrag fand herzlichen Bei- 
fall bei Mitgliedern und Gästen. 


Sitzung am 10. Dezember 1962. Vorsitz: Dr. H. Freude. 

Anwesend: 44 Mitglieder, 12 Gäste. 

Unter reger Beteiligung aller Anwesenden wurde die seit vielen Jahren tradi- 
tionelle Weihnachtsverlosung durchgeführt. Zum Erfolg des Abends trugen vor 
allem die reichlich eingegangenen Material- und Bücherspenden nachfolgend ge- 
nannter Mitglieder bei: M..Bachmann,E. Baeck, J.Bartel,G.Benecke, 
A. Bilek, H. Breitschafter, E.-G. Danckwardt, F. Daniel, W. Dierl, 
Eckl, Dr. h. c..G. Frey, R. Frieser, K. Gaigl, G. Haas, BE Ham, 
P. Hotter, B. Koch, Dr. H. Kuhn, W. Malkmus. Dr. B. Nippe, A. v. 
Peez, H. Politzar, V. Richter, A. Ströbl, A. Wirsching, E. Witt, 
K. Witzgall, J. Wolfsberger. 


NACHRICHTENBLATT 


der 


Bayerischen Entomologen 


herausgegeben von der 


Münchner Entomologischen Gesellschaft 


12. Jahrgang 


1963 


Schriftleitung: 


Dr. Franz Bachmaier 


| Im Selbstverlag 
der Münchner Entomologischen Gesellschaft (E.V.) 


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Il 


Inhalt 


Aspöck, Horst: Coniopteryx tjederi Kimmins — ein für Mittel- 
europa neues Neuropteron 

— — Zwei für Mitteleuropa neue Arten der Genus Kimmnlasia Kill. 
(Neuroptera, Hemerobiidae) . PRO - 

— — Zur Frage boreoalpiner Verbreitung bei Neuronleren : : 

— — Coniopteryx en nov. Spec. europe Coniopterygi- 
dae 

Bilek, Alois: Ein Freiland“ Hybrid der Gattung: Bade Base 
(= Coenagrion Kirby) (Odonata, Agrionidae) 

Burmann, Karl: Beiträge zur Kenntnis der Deo 
Tirols. Im. Anarta melanopa rupestralis Hb. BEP 
Daniel, Franz: Dritter Beitrag zur Lepidopterenfauna der Ha 

mark. Beschreibung zweier neuer Unterarten . 
Dieckmann, Lothar: Zur Biologie zweier phytophager Käfer 2 
Döhler, Walter: Liste der deutschen Trichopteren Ä 
Freude, Heinz: Koleopterologische Nachrichten aus Südbäyern ; 
— — Üseendze Dr. h. c. Adolf Horion zum 75. Geburtstag . 
Fürsch, Helmut: Sind Änderungen der See bei den 

Coceinelliden notwendig? \ 


Heydemann, Fritz: Sind Euchlo& orfenfalis Breit esperi Krby. 
(= belia en. und Euchl. ausonia Hb. verschiedene gute 
Arten? 2%, Eh: RER 

Hölzel, Emil: Käfer | aus Tiemestern in einem Rohlen Nußbaum . 


Hölzel, Herbert: Bemerkungen zu A -Arten (Neuropt., 
Planipennia 

Lucht, Willi: Zur Verbreitung und Biologie des Otiorrhynchus 
austriacus Pr (Col. Eure.) . ; 

Nippe, Burkhard: Gefriertrocknung — eine neue "Methode zur Prä- 
paration der Raupen . 

Oswald, Rudolf: Einfuhr von Schmekterlingen a | Raupen dlırch 
Obst-, Gemüse- und Pflanzenimporte . 

Otte, Werner und Oswald, Rudolf: Chloridea armigera Hb. (Lep, 
Noctuidae) an Importsendungen . 

Peez, Alexander von: Über den Fund von Platypsyllus eater Rits. 
bei Genf (Referat) 5 

— — Liodes distinguenda (Fairm.) in Rayar sowie einige Dr 
kungen über Liodes pallens (Strm.), L. rotundata (Er.) und 
L. rubiginosa (Schm.) (Coleoptera, Liodidae) £ 

Pekarsky, Paul: Erinnerungen an Gaurotes excellens (Brancsik) 
(Coleoptera, Cerambycidae) RN: { 

Pinker, Rudolf: Biologische Notizen über Biesonsche. Noctuiden 
(Lepidoptera, Noctuidae) . . . er AT LOGL 

Puthz, Volker: Staphyliniden (Col.) Ber Beltischen Bezirkes 
Scheibbs (N. Ö.) (Beitrag zur Faunistik Niederösterreichs) 

Ressl, Franz: Die Cicindeliden und Caraben N des politi- 
schen Bezirkes Scheibbs IN. O3 5: BE al 


101 


105 


125 


113 


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2 S ch adewald, Gerhard: Aus dem Leben der Schmetterlinge II. — 


Zur Lebensweise von Plusia gamma L. und en ae 
Rott. (Lep., Noctuidae) . 


Schaeflein, Hans: Fahne an räinddla germanica L. 
(Col. Cieindelidae) Er: 


— — Interessanter Fund von Ilybius Ste De Ges el. Dy- 
tiscidae) (Beitrag zur Morphologie der Dytisciden) ee 


Schmidt, Werner: Orthopteren-Notizen aus dem Südschwarzwald 


Kleine Mitteilungen 


Engel, Herbert: 103. en und Sandbienen auf un 
(Hym,, Apoidea) . = 

Fischer, Richard: 93. Ein neuer Fundort, von n Zygaena Sdnllene Bsp. 
im Fichtelgebirge £ 


— — 99. Ein neuer Fundort von Elauenpas che Blexıe Poda“ = a 


caena cyllarus Rott.) . 


Jedlilka, Arnost: 101. Bradyelius uslärtens Dei. a. Fenlosakks 
ab. nov. (Col., Carabidae) . 


Puthz, Volker: 102. Stenus (Nestus) Thendiens Er.. neu für an Bur- 
genland (Col., Staphylinidae) 


— — 104, Stilicus mixtus Lohse, neu für Niederösterreich (Col. Sta- 
phylinidae) > 

Wellschmied, Karl: 100. Zür Verbreitung x von ; Aldinäria Tewi isi 
Rtt. und A. berolinensis Kr, (Col., Cryptophagidae) . 


Buchbesprechungen 


Beier, M.: Bestimmungsbücher zur Bodenfauna Europas. 1. Liefe- 
rung: Pseudoscorpionidea (A. Kaestner) Er 


Bücherl, W.: Südamerikanische Vogelspinnen (E.Popp) 
Dobroruka,L. J.: Die Hundertfüßler (Chilopoda) (E.Popp). 


Forster, W. und Wohlfahrt, Th. A.: Die Schmetterlinge Mit- 
teleuropas. 4. Band, Lieferung 16. Noctuidae (W. Dierl) 


Jordan,K.H. C.: Landwanzen (K. Harz). 5: 
Moucha, J.: Die schönsten Tagfalter (W. Forster) : 
Schaller,F.: Die Unterwelt des Tierreiches R. Fechter) 
Seifert, G.: Die Tausendfüßler (Diplopoda) (E.Popp) 

Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft: 15, 32, 40, 48, 112, 


Aus der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft Nordbayern: . . 16, 


Bayerischer Entomologentag 1963 


Neubeschreibungen 


Neuroptera 
Coniopteryx loipetsederi Aspöck n. sp. . 


Lepidoptera 
Poecilocampa populi L. grisea Daniel n. ssp. . 


' Drepana curvatula Bkh. knechteli Daniel n. ssp. 


- Coleoptera 
Bradycellus lusitanicus Dej. coloratus Jedlicka ab. nov. . . 


III 


79 
93 


96 


40 


40 


72 


80 


111 


40 


104 


12 


no 


 j 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: MünchenNr. 315 69 


Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. Januar 1963 Nr.1 


Die Cieindeliden und Caraben (Coleopt.) 
des politischen Bezirkes Scheibbs N. O. 


Von Franz Ressl 


Die von Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl Mandl in der „Koleopterolo- 
gischen Rundschau“ publizierten Beiträge zur Käferfauna Öster- 
reichs behandeln in Band 32 (1951—1954) Seite 105—122 die Familie 
Cicindelidae, in Band 34 (1956) Nr. 1—2 Seite 4—41 und Nr. 4-6 
Seite 50—107 die Tribus Carabini, Genus Carabus L. und Calosoma 
Web., und in Band 36 (1958) Seite 1—23 die Gattung Carabus L. und 
die Tribus Cychrini, Genus Cychrus Fabr. 

Aus dem polit. Bezirk Scheibbs waren Mandl wegen der in 
früheren Jahren geringen und örtlich begrenzten Sammeltätigkeit 
nur wenige Fundorte bekannt. Es tritt zwar neben anderen Orts- 
namen aus dem Bezirk der Name „Purgstall“ einige Male auf, doch 
stammen diese Angaben von einer im Frühjahr 1953 gemeinsam mit 
Herrn R. Petrovitz durchgeführten Exkursion; Petrovitz 
stellte das Material (auch einige frühere Funde von mir) dem Na- 
turhistorischen Museum Wien zur Verfügung. Mit den Aufsammlun- 
gen der letzten Jahre haben sich allerdings nicht nur das Fundort- 
netz und die ökologischen Kenntnisse beträchtlich erweitert, sondern 
es konnten auch 5 weitere Arten für den Bezirk Scheibbs „nachge- 
wiesen“ werden (Cicindela hybrida L., Cic. germanica L., Carabus 
glabratus Payk., Calosoma inquisitor L. und Cal. sycophanta L.). 
Da aber das gesammelte Material erst 1955, 1959 und 1961 an Prof. 
Mandl zur Durchsicht übergeben wurde, können begreiflicherweise 
die neu hinzugekommenen Fundorte in seiner Arbeit nicht aufschei- 
nen. Es soll daher im Rahmen dieser Veröffentlichung eine möglichst 
übersichtliche faunistisch-ökologische Darstellung aller bisher im 
polit. Bezirk Scheibbs festgestellten Arten gebracht werden und als 
Ergänzung zu den oben angeführten Publikationen dienen. Neben 
den von Mandl bereits in seinen oben zitierten Arbeiten erwähn- 
ten Fundorten (durch ein x gekennzeichnet) seien alle mir nachträg- 
lich bekanntgewordenen Fundorte angeführt (allerdings nur die in 
der folgenden Tabelle den Gemeinden vorangesetzten Nummern; als 
Ergänzung soll die Kartenskizze dienen). 


Ten 
Muri 


u 
=. 


Gemeinden- 
Nr. It. Karte 


Gemeinden 


Außerochsenbach 
Buch 

Ernegg 

Etzerstetten 
Feichsen 
Franzenreith 
Gaming 

Göstling a, d. Ybbs 
Gresten 

Gries b. Oberndorf 
Gumprechtsfelden 
Hochkoglberg 
Hochrieß 

Hub 

Lehen b. Oberndorf 
Lonitzberg 

Lunz am See 
Marbach a. d. Kl. Erlaf 
Mühling 

Oberamt 

Oberndorf a. d. Melk 
Perwarth 
Petzelsdorf 
Puchberg b. Randegg 
Puchenstuben 


Gemeinden- 
Nr. It. Karte 


26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 
ge! 
45 
46 
47 
48 
49 
50 


1:500.000 


Gemeinden 


Purgstall 

Pyhrafeld 

Randegg 
Reidlingberg 
Reinsberg 
Rogatsboden 

St. Anton a. d. Jeßnitz 
St. Georgen a. d. Leys 
Schachau 
Schadneramt 
Schauboden 

Scheibbs 
Scheibbsbach 

Sölling 

Steinakirchen a. Forst 
Unteramt 

Waasen 

Wang 

Wechling 

Weinzierl 

Wieselburg 
Wolfpassing 
Zarnsdorf 

Zehetgrub 

Zehnbach 


3 


Obzwar noch lange nicht alle Landschaftsformen und Biotope der 
50 Gemeinden des polit. Bezirkes Scheibbs besammelt sind, kann 
trotzdem ein annäherndes Bild der Cicindeliden- und Carabenfauna 
dieses so unterschiedlich gestalteten Gebietes entworfen werden. 
Wie aus der derzeit besten und anschaulichsten Zusammenfassung 
Mandl’ zu ersehen ist, wurde von den Entomologen, die vor Jah- 
ren in besagtem Gebiet sammelten, das Gebirge bevorzugt, so daß 
der südlichste Teil des Bezirkes — was Caraben betrifft — als fau- 
nistisch gut durchforscht angesehen werden kann. Auch Univ. Prof. 
Dr. W. Kühnelt, der schon seit vielen Jahren im Raume Lunz 
Exkursionen durchführt, konnte, da ihm teilweise auch die Samm- 
lung von Haberfelner zur Verfügung stand, wertvolle Beiträge 
liefern'). 

F. X. Seidl, der vornehmlich im Heidegebiet von Schauboden 
einige Arten sammelte, besaß eine kleine Kollektion, die Hofrei- 
ter zu Ende des vorigen Jahrhunderts in Lackenhof am Ötscher zu- 
sammentrug. Herr H. Ellinger (Wien) sammelte im Sommer 1961 
ebenfalls in Lackenhof und konnte neben bereits von dort bekannten 
Arten die Kümmerform von Car. irregularis F. und eine für den Be- 
zirk neue Form von Car. cancellatus Ill. feststellen. Die eigenen Auf- 
sammlungen stammen zwar zum Großteil aus dem Flach- und Hügel- 
land (Flyschzone) im Raum von Purgstall, doch wurde auch entlang 
des Flußtales der Erlaf bis Gaming, auf dem Ötscher und zum ge- 
ringen Teil auch anderorts gesammelt. Einen beträchtlichen Teil der 
Tiere determinierte Prof. Dipl.-Ing. Dr. K. Mandl, wofür ihm an 
dieser Stelle aufrichtigst gedankt sei. 

Das Gesamtergebnis der bisherigen Aufsammlungen läßt erkennen, 
daß von den insgesamt hier genannten 26 Arten (4 Cicindelidae, 20 
Carabini und 2 Cychrini) einige im überwiegenden Teil des Bezirkes 
mehr oder weniger häufig vorkommen, während andere an bestimm- 
te Örtlichkeiten gebunden sind und mehr oder weniger selten auf- 
treten. Wie aus der nun folgenden Behandlung der einzelnen Arten 
zu ersehen ist, scheinen auch manche Spezies in dieser Gegend stark 
im Rückgang begriffen zu sein. Andererseits besteht die Möglich- 
keit, daß im behandelten Raum noch einige Arten gefunden werden 
können, 30 2,>B, im Alpenvorland Carabus (Hygrocarabus) variolo- 
sus Thomson, von der in Österreich nur die Rasse nodulosus Creut- 
zer vorkommt, weiters in trockenen Heidegebieten des Flachlandes 
Carabus (Trachycarabus) scabriusculus Olivier (die Art scheint 
westwärts zu wandern) und schließlich die in Österreich seltene Art 
Carabus (Hemicarabus) nitens L. 


Familie Cicindelidae 


Cicindela silvicola Dej. 


Eine besonders in der Flyschzone häufige Art, die überall an 
lehmig-sandigen Hängen von Ende III. bis Anfang XI. oft in großer 
Anzahl zu finden ist. Man trifft sie auch mit anderen Arten verge- 
sellschaftet an, so z. B. in einem aufgelassenen Sandsteinbruch (50) 
mit Cic. germanica L. und Cic. campestris L.; an einem Schlier-Steil- 
abfal! zur Erlaf (13) mit Cic. hybrida ssp. transversalis Dej. (auch an 
feuchten Stellen) und auf einem besonnten Abhang in einem Bu- 


1) Kühnelt, W. (1948): „Die Landtierwelt, mit besonderer Berücksich- 
tigung des Lunzer Gebietes“, in Stepan: Das Ybbstal, I. Band. 


4 


chenwald (39) mit Cic. campestris L. An unbewachsenen Hohlweg- 
böschungen, Flyschhängen, Steinbrüchen und dgl. ist ausschließlich 
Cic. silvicola Dej. vertreten (5, 9, 16, 21, 23, 26, 34, 36, 37, 38, 40, 43, 
45, 46, 48). Im gebirgigen Teil dürfte die Art nicht so zahlreich vor- 
kommen; Kühnelt führt für das Ybbstal Lunzberg (17X) und 
Stiegengraben (8) an. Ich fing am 20. 7. 1955 ein Exemplar am Erlaf- 
ufer entlang der Tormäuer (7). 


Cicindela hybrida ssp. transversalis Dej. (riparia Dej. olim.) 


Im behandelten Gebiet die seltenste Art. Bisher wurden nur we- 
nige Stücke an der Ybbs und Erlaf gefunden. Im Lunzer Gebiet an 
der Ybbs selten (Kühnelt); im Raume Purgstall fand Seidl am 
28. 8. 1951 ein Stück am Steilabfall zur Erlaf (13) und am 29. 4. 1955 
konnte ich ebenfalls nur 1 Exemplar bei einem Sandaufzug am lin- 
ken Erlafufer (36) erbeuten. Die Art ist also im Ybbs- und Erlaftal 
durchaus nicht so häufig und gemein, wie dies von Mandl für die 
Flüsse südwestlich von Wien zitiert wird. 


Cicindela campestris L. 


Weit verbreitete Art, die sowohl im Flach- und Hügelland, als auch 
im Gebirge ziemlich häufig vorkommt. Bevorzugt werden trockene, 
spärlich bewachsene Stellen, wie Waldwege, Waldlichtungen, Kahl- 
schläge, Trockenrasenflächen usw. Kühnelt führt für das Lunzer 
Gebiet an: „Vom Ybbstal, dem unteren Seetal über Höherstein 
(1230 m) zum Plateaurand und vereinzelt bis zum Dürrnsteingipfel.“ 
Auch vom Ötscher (x) ist die Art bekannt. Im übrigen Gebiet traf ich 
sie mehr oder weniger gesellig an (5, 7, 9, 10, 13, 16, 17x, 19, 23, 25, 
26, 28, 30, 31, 36, 38, 39, 46, 48, 50). Am 26. 5. 1954 fing ich am Ost- 
hang des Lonitzberges (31) mitten im Mischwald ein blaues Stück 
(ab. coerulescens Schils.). 


Cicindela germanica L. 


Im Juli und August in den Niederungen meist gesellig auf Stoppel- 
feldern, weniger auf Trockenrasenflächen, Lehm- und Sandböden 
mit niedrigem, spärlichem Pflanzenwuchs. Die Art dringt im Bezirk 
Scheibbs ziemlich weit ins Bergland vor; den bisher höchsten Punkt 
stellte ich am Fuße des Blasensteins (38) in etwa 640 m Seehöhe fest. 
Im „Ötscherbuch“?) ist die Art erwähnt, jedoch ohne Angabe des ge- 
nauen Fundortes. Da die Käfer in den einzelnen Jahren verschieden 
stark auftreten, ist auch die Zahl der Fundorte gering (5, 16, 19, 26, 
36, 39, 48, 50). 


Familie Carabidae, Tribus Carabini, Gattung Carabus L. 


Carabus (Eucarabus) Scheidleri Panzer 


Im nördlichen Teil des Bezirkes im Flach- und Hügelland der Flysch- 
zone häufig, im südlichen gebirgigen Teil seltener und anscheinend 
nur entlang der Fluß- und Bachläufe vorkommend. Von den beiden 
im behandelten Gebiet festgestellten Rassen dominiert Car. Scheid- 
leri Scheidleri Panzer. 


®?) Schleicher, W. (1859): „Die Tiere im Ötschergebiet“, in Becker 
M. A.: „Der Ötscher und sein Gebiet“, 1. Teil, pp. 213—262. 


an 


a) Car. Scheidleri Scheidleri Panzer 


Diese Rasse ist vom Frühjahr bis in den Herbst vorwiegend auf 
Feldern und Wiesen, weniger in Wäldern zu finden und weist in ihrer 
Färbung eine Abänderungsfähigkeit auf, die in allen Übergängen 
von goldgrün (Nominatform) über blau, violett, rotkupferig, braun 
bis schwarz mit gleich-, anders- oder zweifarbigen Rändern variiert. 
Bemerkenswert ist, daß die in Kopulation (August) sich befindlichen 
Pärchen fast immer gleich- oder ähnlichfarbig sind. Außerdem sind 
die Waldbewohner fast ausschließlich dunkelblau bis schwarz oder 
violett bis schwarz, während die auf Feldern und Wiesen lebenden 
Stücke zum Großteil lebhafte Färbungen aufweisen. Neben der ty- 
pischen Form treten hauptsächlich die Aberrationen viridiaeneus 
Letzner, aeneipennis Sturm, elegans Dalla Torre, metallescens Dalla 
Torre, purpureus Letzner und atrocoeruleus Letzner in Erscheinung. 
Während die Käfer auf abgeernteten Feldern besonders zahlreich 
auftauchen (auf Kleefeldern fallen sie häufig in die Löcher der her- 
ausgezogenen Kleestöcke und sind darin individuenreicher als Car. 
cancellatus Ill.)‚treten sie in den Wäldern nur vereinzelt auf (unter 
Holz, Reisig, Rinde, unter Steinen, im Moos, Bodenlaub usw.). In 
Obstbaumkulturen verkriechen sich die Käfer mit Vorliebe im Gras- 
filz an den Stämmen. Auch im Anspülicht der Bäche, in Kellern und 
Scheunen fand ich gelegentlich einzelne Tiere. Obzwar Mandl die 
Rasse für Lunz anführt, erwähnt sie Kühneltnicht für das eigent- 
liche Lunzer Gebiet, sondern gibt das untere Ybbs- und Erlaftal an. 
Nach den eigenen Sammelergebnissen scheint die Rasse überall im 
Bezirk bis zu mittleren Höhen vorzudringen (1, 3, 5, 6, 7x Dreieck- 
berg, 9, 10,-11,; 13, 14, 15, 16, 17x, 18, 19, 21, 23, 25 Winterbach, 26x, 
28, 30, 31, 36, 37x, 38, 39, 40, 42x, 45, 46x, 48, 50). 


b) Car. Scheidleri Preissleri Duftschmid 


Ganz selten tritt zusammen mit normalen Scheidleri als Aberration 
Preissleri in Erscheinung (17x, 36). 


Carabus (Eucarabus) arcensis Herbst 


Diese ohnehin seltene Art dürfte im Bezirk Scheibbs im Zurück- 
gehen sein, da sie weder von Haberfelner nochvon Kühnelt 
und auch in letzter Zeit nicht mehr gefunden wurde. Nach älteren 
Funden kommen im behandelten Gebiet 3 Morphen der Rasse arcen- 
sis Herbst vor (eine weitere Morpha dürfte im Südwesten des Bezir- 
kes noch zu finden sein, da m. arcensis Herbst aus Ybbsitz bekannt 
ist). 

Car. arcensis arcensis Herbst 

1. m. germaniae Letzner: Ötscher x 

2.:m. austriae Sokolär: Lunz am See x 

3. m. noricus Socolär: Ötscher x 


Bei dem im „Ötscherbuch“ angeführten Stück ist weder die 
Morphenzugehörigkeit noch der Fundort ersichtlich. 


Carabus (Eucarabus) Ullrichi Germar 


Die nicht häufige Art scheint im behandelten Gebiet überall in der 
Ebene und entlang der Fluß- und Bachläufe vorzukommen, tritt je- 
doch in den einzelnen Jahren verschieden stark in Erscheinung (in 
früheren Jahren oft zahlreich, seit 1958 sehr selten). Das Hauptfund- 
gebiet liegt westlich des Marktes Purgstall, wo die Käfer schon im 


6 


zeitigen Frühjahr auf Feldern (fast ausschließlich Lehmböden) unter , 


Steinen, Holz, Teerpappe, Papier und was sonst noch auf diesen um- 
herliegt, anzutreffen sind. Auch im Überschwemmungsgebiet der 
Erlaf wurde am 13. 4. 1953 ein Stück unter einem morschen Brett 
gefunden. Am 10. 5. 1955 erbeutete ich am Feichsenbach 1 gravides 9, 
das tagsüber im Gras umherlief. Kühnelt nennt für das Lunzer 
Gebiet als Fundorte nur den Ort Lunz und die Biologische Station. 
Im Bezirk kommt nur die Rasse fastuosus Palliard vor. 


Car. Ullrichi fastuosus Sokolari Born 


Im Gebiet relativ selten, doch gemeinsam mit m. alamannica Csiki 
(17x, 26); letztere Form dominiert und wurde bisher in folgenden 
Gemeinden festgestellt: 5, 7x, 17x, 19, 26x, 36 und 46. 

(Fortsetzung folgt) 


Bemerkungen zu Boriomyia-Arten 


(Neuropt., Planipennia) 


Von Herbert Hölzel 


Im folgenden soll kurz über die Begegnung mit zwei Hemerobi- 
iden-Arten berichtet werden, deren Vorkommen und Verbreitung 
bisher recht wenig bekannt geworden ist. Für die Fauna Österreichs 
handelt es sich um Erstfunde. 


Am 11. 8. 1962 führte mich eine Sammeltour in das Sep az das 
von Uttendorf im Pinzgau in etwa südlicher Richtung zum Haupt- 
kamm der Hohen Tauern führt. In 1480 m Seehöhe liegt dort der En- 
zingerboden, der jetzt als Ausgangspunkt der Seilbahn zum Weißsee 
sehr bekannt geworden ist. Zwischen Enzingerboden und dem Grün- 
see (1714 m) ist der Nadelwald am steilen Berghang um die Daberl- 
klamm stark mit Zirben durchsetzt. Auf diese richtete ich vorwiegend 
mein Augenmerk, als ich daranging, das Gebiet auf das Vorkommen 
von Neuropteren zu untersuchen. Als erfreuliches Ergebnis dieser 
Tätigkeit fanden sich unter der Ausbeute 3 dd von Boriomyia rava 
Withycombe. Dadurch angespornt besuchte ich diesen Platz am 25. 8. 
noch einmal und fand — wiederum beim Abklopfen der Zirbenäste — 
noch ein Weibchen dieser Art. 


Boriomyia rava wurde von Withycombe im Jahre 1923 nach 
einigen in England gefundenen Tieren beschrieben. Seither wurde 
diese Art wiederholt in England gesammelt, am europäischen Fest- 
land jedoch meines Wissens bisher nicht gefunden. Oberflächlich be- 
trachtet hat die Art eine große Ähnlichkeit mit Boriomyia subnebu- 
losa Steph. Als gutes und recht zuverlässiges Artkennzeichen scheint 
sich das Fehlen einer basalen Querader zwischen Radius und dessen 
Sektor im Hinterflügel zu erweisen. Diese ist bei B. subnebulosa Steph. 
immer vorhanden. Gelegentlich wurde auch bei B. rava diese Quer- 
ader an einem der beiden Hinterflügel festgestellt, niemals jedoch 
bei beiden gleichzeitig (Killington 1936—37). Tatsächlich fehlt 
den mir vorliegenden 4 Stücken diese Ader gänzlich. Das sicherste 
Artbestimmungsmerkmal ist der Bau der männlichen Genitalarma- 
tur. Bei Betrachtung von der Seite wirkt das 10. Tergit (Ectoprocte) 
fast rechteckig, die schmalen, langen apicalen Anhänge, die an der 


ag u ART Zr 4 Fe > AT EZ 
Le Er r 


7 
‘ 


Spitze kleine Zähnchen tragen, liegen auf der Innenseite und sind 
nach aufwärts gerichtet, so daß sie von außen kaum zu sehen sind. 


Ergänzend möchte ich noch bemerken, daß die bei Killington 
(1936—37) geäußerte Mutmaßung, daß diese Art hauptsächlich die 
oberen Regionen der Föhren als Lebensraum bevorzugt, mit dem 
zahlenmäßig mageren Ergebnis meiner stundenlangen Klopftätigkeit, 
die naturgemäß nur die untersten Regionen der Bäume erfassen 
konnte, durchaus im Einklang steht. 


Die zweite Art, von der hier noch berichtet werden soll, ist Bo- 
riomyia fassnidgei Killgt. Diese wurde von Killington im Jahre 
1933 nach einem einzigen Männchen beschrieben. Dieses wurde 1932 
in Südfrankreich (Basses-Alpes, Maurin, 5000 ft.) von W. Fass- 
nidge am Licht erbeutet. Seither sind meines Wissens keine neuen 
Fundorte bekannt geworden. Bei einem Lichtfang im Juli 1959 in 
den Julischen Alpen (Vrsic, 1650 m, Jugoslawien) erbeutete ich unter 
anderen auch 3 öÖ einer Boriomyia-Art, die ich mir vorerst nicht 
recht deuten konnte. Herr Bo Tjeder, Falun, hatte die Liebens- 
würdigkeit, mich auf die Beschreibung von Killington aufmerk- 
sam zu machen und stellte gleichzeitig die Zugehörigkeit der ihm 
vorgelegten Stücke zu dieser Art fest. Als ich daraufhin eine ge- 
nauere Überprüfung meiner Bestände vornahm, fand ich noch wei- 
tere 4 Stück (2 56, 2 ?F) dieser Art zugehörig. Diese wurden von 
mir im Juli und August 1959 am Magdalensberg bei Klagenfurt (ca. 
900 m Seehöhe) vorwiegend am Licht gefangen; nur ein Stück wurde 
von einer Fichte geklopft. Seither hatte ich leider keine Gelegenheit 
mehr, diese Fundplätze nochmals aufzusuchen. Bei zahlreichen Sam- 
meltouren — vorwiegend im Land Salzburg — ist mir diese Art 
kisher leider nicht untergekommen. 


Die Tiere in meiner Sammlung stimmen mit der von Killing- 
ton gegebenen Beschreibung gut überein. Boriomyia fassnidgei 
Killgt. ist von den nahestehenden Arten durch den Bau der männ- 
lichen Genitalarmatur zu unterscheiden. Charakteristisch ist vor al- 
lem der Bau des 10. Tergits (Ectoprocte), das bei seitlicher Betrach- 
tung ähnlich dem von B. rava With. aussieht. Der Apex trägt hier 
jedoch nur einen ganz kurzen, nach innen gebogenen Fortsatz, der 
schwarz gefärbt und stark chitinisiert ist. Bei Betrachtung von rück- 
wärts ist er zur Gänze sichtbar. 


Ich halte es für durchaus möglich, daß die beiden angeführten 
Arten angesichts ihrer Ähnlichkeit mit den bei uns relativ häufig 
vorkommenden Boriomya subnebulosa Steph., nervosa F. und kil- 
lingtoni Fraser bisher vielfach verkannt wurden. Eine Überprüfung 
allfälliger zweifelhafter Boriomyia-Arten könnte sicher noch einiges 
Neue hinsichtlich ihrer Verbreitung ergeben. 


Literatur 


Tjeder, B. — 1931: Boriomyia persica Mort., rava With., and baltica 
n. sp. — Ent. Tidskr., 52: 1—12. 


Killington, F. J. — 1933: A new species of Boriomyia (Neur., Heme- 
robiidae) from France. — Ent. monthly Mag., 69: 57—59. 


— — — 1936—37: A monograph of the British Neuroptera. — Ray So- 
ciety, pp. 122—123, London. 


Anschrift des Verfassers: 
Herbert Hölzel, Salzburg, Franz-Josef-Straße 18 


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Buchbesprechung 


Jordan, K. H. C., Landwanzen. — „Die Neue Brehm-Bücherei“ Nr. 294. 
Ziemsen-Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. 116 Seiten, 94 Abbildungen. 
Preis geh. DM 6,50 


Nachdem der als Spezialist und Forscher auf diesem Gebiet weit über 
die Grenzen unserer Heimat hinaus bekannte Verfasser in Veröffentlichun- 
gen dieser Reihe bereits die Wasserwanzen und Wasserläufer behandelte, 
hat er nun mit der Bearbeitung der Landwanzen ein Gesamtbild der 
Heteroptera gegeben. Die Darstellung schließt sich in ihrer Klarheit und 
Vortrefflichkeit ebenbürtig den erwähnten Bändchen an und gibt — von 
vielen Abbildungen (darunter zahlreiche Originalzeichnungen) unter- 
stützt — einen gediegenen Überblick über den Körperbau, das Leben, die 
Systematik usw. dieser hochinteressanten Insektengruppe. Auch die wirt- 
schaftliche Seite — Nutzen und Schaden — sind nicht vergessen. Jedem 
entomologisch Interessierten und darüber hinaus jedem Freund der Natur 
hat das Büchlein viel zu geben und kann deshalb wärmstens empfohlen 
werden. Kurt Harz 


Einladung zur Mitgliederversammlung 


Am Montag, 28. Januar 1963, findet in der Gaststätte „Zum Klaussner“, 
München 2, Salvatorstraße 3, die ordentliche Mitgliederversammlung statt. 
Tagesordnung: 1. Jahresbericht, 2. Kassenbericht, 3. Haushaltsplan 1963, 
4. Ergänzungswahl zum Ausschuß, 5. Anträge der Mitglieder. — Anträge 
für die Mitgliederversammlung wollen bis spätestens 24. Januar 1963 beim 
1. Vorsitzenden der Gesellschaft, Herrn Dr. W. Forster, München 19, 
Schloß Nymphenburg, Nordflügel, Eingang Maria-Ward-Straße, eingereicht 
werden. 


Bayerischer Entomologentag 1963 


Der Termin für den im „Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen“, 
11. Jhrg., Nr. 8 (1962), angekündigten „Bayerischen Entomologentag 1963“ 
wurde auf Wunsch zahlreicher Interessenten endgültig auf die Tage vom 
5. bis 7. April 1963 festgelegt. 


Folgendes Veranstaltungsprogramm ist vorgesehen: 


Freitag, 5. April, 19.00 Uhr Begrüßungsabend 
Samstag, 6. April, 10.00 Uhr Eröffnung der Tagung und der 
Insektenausstellung 
11.30 Uhr Vortrag 
15.00—18.00 Uhr Vorträge 
20.00 Uhr Zwangloses Treffen der Teilnehmer 


Sonntag, 7. April, 8.30—12.30 Uhr Internationale Insektenbörse, veran- 
14.00—16.00 Uhr staltet von der Firma Dr. Reitter 
GmbH. 


Die Insektenausstellung der Münchner Entomologischen Gesellschaft ist 
an beiden Tagen geöffnet. — Am Freitag, 5. April, sowie am Montag, 
8. April, besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, die Entomologische 
Abteilung der Zoologischen Sammlung des Bayerischen Staates im Schloß 
Nymphenburg zu besichtigen. 

Anfragen, den „Bayerischen Entomologentag 1963“ betreffend, sind zu 
richten an die Münchner Entomologische Gesellschaft, München 19, Schloß 
Nymphenburg, Nordflügel, oder an die Firma Dr. Reitter GmbH., Mün- 
chen 22, Kaulbachstraße 26 a. 


3 


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der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft f / 


Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburs, Nordflügel es 


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12. Jahrgang 15. Februar 1963 Nr. 2 


Beobachtungen an Cicindela germanica L. 
(Col. Cicindelidae) 


Von Hans Schaeflein 


Im Juni 1959 fand ich in Metting, etwa 10 km südwestlich Strau- 
bing, auf dem Gelände des ehemaligen Munitionslagers des Wehr- 
machtstandortes Straubing im Streifsack den ausgetrockneten Hinter- 
leib einer Cic. germanica L. Das Tier war wohl einer Spinne zum 
Opfer gefallen und ausgesaugt worden. An den darauffolgenden 
Sonntagen und auch in den folgenden Jahren konnte ich dort laufend 
einige Exemplare erbeuten. 

Ich gebe zunächst eine kurze Biotopbeschreibung. Meereshöhe 410 m. 
In einem ausgedehnten Mischwald befindet sich eine Lichtung, die 
teilweise mit etwa 25jährigen Sträuchern bewachsen ist. Dazwischen 
tritt stellenweise die Erde (Lehm und Sand) an größeren Stellen zu- 
tage. Auf den teils grasigen Flächen blüht das Tausendgüldenkraut 
in Mengen. Das ganze Gelände ist schwach nach Süden geneigt. Die 
Gegend ist sehr trocken, wenn man von mit Regenwasser vollgelau- 
fenen Sprengtrichtern absieht. Durch die Lage inmitten eines Hoch- 
waldes herrscht fast völlige Windstille. 

Dieses Vorkommen ist örtlich sehr begrenzt. Ich möchte die Aus- 

dehnung mit maximal 20 mal 40 Metern angeben, wenn ich auch nicht 
ausschließen will, daß sich einzelne Tiere außerhalb dieses Raumes 
aufhalten können. 
' Etwa 300 Meter von diesem ersten Fundort entfernt fand ich in 
den folgenden Jahren ein weiteres Vorkommen. Im typischen Exer- 
zierplatzgelände — magere Wiese auf lehmig-sandigem Grund, 
Schafweide — befindet sich auf nach Süden geneigtem Hang auf 
freier Fläche eine vor Jahren ausgehobene flache Mulde von der 
Größe eines mittleren Zimmers. In dieser kleinen Grube und in 
deren unmittelbaren Nachbarschaft finde ich seit Jahren immer einige 
Exemplare des schönen Tieres. 

Etwa 1—2 km hiervon entfernt lief mir an einem sonnigen Tage 
auf einer lehmigen Anfahrtstraße, immer noch im trockenen, typi- 
schen Exerzierplatzgelände, ein Tier vor dem Fahrrad über den Weg. 
Trotz eingehender Nachsuche konnte ich hier, auch in den folgenden 
Jahren, kein geschlossenes Vorkommen feststellen. 

Schließlich konnte 1962, Ende August, als eigentlich die Saison der 
Cic. germanica L. schon dem Ende zuging, Freund K. Witzgall, 
Dachau, unter der ortskundigen Führung meiner Tochter einige Kilo- 


EI EN 


Po 
. 


meter entfernt in einer alten, stark verwachsenen Kies- oder Sand- 
grube, an einem Südhang gelegen, ein weiteres ergiebiges Vorkom- 
men nachweisen. Auch hier ist die Art räumlich auf eine sehr kleine, 
scharf begrenzte Fläche beschränkt. 

Meine Fänge in den vergangenen Jahren erstrecken sich auf die 
Zeit vom 15. Juni bis 9. September, wobei allerdings im September 
die Tiere schon sehr selten und nur vereinzelt zu finden sind. 

Weitere süddeutsche Funde der jüngeren Zeit, die mir bekannt 
geworden sind, zeigen eindeutig, daß Cic. germanica L. ein Ödland- 
tier ist, wie auch Dr. Horion in seiner Faunistik, Bd. I, angibt. So 
hat Stadtdirektor Schein die Art an den Hängen der Donau- 
dämme unweit der Isarmündung gefunden. Dr. Köstlin, Korn- 
westheim, fing die Art auf einem offengelassenen Flugplatz, der als 
Schafweide benutzt wird. Herr Vierling, Stammbach (Ober- 
franken), schließlich berichtet von Funden auf einer alten Schafweide 
bei Kulmbach. Nachdem durch die intensive Nutzung fast des letzten 
Quadratmeters Landes die Odflächen immer spärlicher werden, er- 
klärt sich wohl das Zurückgehen der Art in diesem Jahrhundert. 
Sollten schließlich meine Beobachtungen über das räumlich sehr be- 
schränkte Auftreten der Tiere allgemein gültig sein, so kann man 
die heutige Seltenheit der Art wohl verstehen. Persönlich bin ich der 
Meinung, daß Cic. germanica L. wohl vielerorts auf kleinen Ödflächen 
in vielleicht sehr kleinen Vorkommen vorhanden ist und nur durch 
die räumlich sehr enge Begrenzung sich häufig dem Zugriff der 
Sammler entzieht. Hinzu kommt noch die später erwähnte große 
Abhängigkeit vom Wetter. Jedenfalls sollte man grasige, trockene 
Flächen auf Lehm- oder Sandgrund, die vermutlich in den letzten 
20 Jahren nicht umgeackert wurden und keinen Kunstdünger gesehen 
haben, insbesondere an sehr heißen Juni- oder Julitagen in den 
frühen Nachmittagsstunden gründlich absuchen. Sicherlich sind man- 
che Vorkommen noch aufzustöbern. Nachrichten über neuere Funde, 
besonders aus Süddeutschland, würden mich interessieren. Vielleicht 
ist die Art doch nicht so selten, wie es scheint. 

Die bei Reitter (1908) zu findende Angabe „auf Stoppeläckern“ 
erscheint mir persönlich zweifelhaft. An sich ist ein Stoppelacker 
wohl auch ein ödlandähnliches Gelände. Aber wo sollte sich die ein- 
jährige Entwicklung des Tieres, die ja unterirdisch vor sich geht, 
abgespielt haben, wenn der Stoppelacker, wie es ja üblich ist, um- 
gepflügt wird? Wahrscheinlich handelt es sich um Überläufer, die aus 
einer nahe angrenzenden Ödfläche stammen. 

Die Tiere laufen, besonders bei sehr heißem Wetter, unvorstellbar 
rasch zwischen 10—30 cm hohen Gräsern herum. Für das kleine In- 
sekt größenordnungsmäßig beachtliche Hindernisse, wie tiefe, durch 
die Trockenheit entstandene Bodenrisse, im nassen Lehm entstan- 
dene Huftritte einer Schafherde, die später abgetrocknet sind, selbst 
kleine Steilhänge bis nahe zur Senkrechten verlangsamen den Lauf 
der flinken Tiere kaum merklich. Wiederholt konnte ich beobachten, 
daß gejagte Tiere an einem Grashalm hochkletterten und am Ende 
des Halmes, durch den ungeheuren Schwung, etwa 20 cm hohe und 
30 cm weite Sprünge ausführten. Jedoch handelte es sich hierbei nicht 
um echte Sprünge. Ich möchte eher einen Schispringer nach Ver- 
lassen der Schanze zum Vergleich heranziehen. Ich konnte wieder- 
1olt eindeutig beobachten, daß diese Sprünge ohne Benutzung der 
Alae durchgeführt wurden, also nicht als Flug zu bezeichnen sind. 
Von Herrn Fichtner, Leipzig, erfuhr ich brieflich vor einiger 
Zeit, daß anläßlich eines Massenauftretens von Cic. germanica L. auf 


2 re 


11 


dem alten Leipziger Exerzierplatz (typischer Fundort!) im Jahre 1909 
ähnliche Sprünge beobachtet wurden. 

Wie schon Burmeister (1939) schreibt, reagieren Cicindelen 
stark auf Temperatur und Licht. Auch ich konnte feststellen, daß 
schon eine Wolke, die nur kurzfristig die Sonne bedeckt, die Aktivi- 
tät der Tiere stark beeinträchtigt. Die Tiere sind am aktivsten in der 
knalligen Julisonne in den frühen Nachmittagsstunden. Am späten 
Nachmittag ist die Lauftätigkeit dann wie abgeschnitten. Während 
ich diese Beobachtungen alle Jahre laufend erneuern konnte, paßte 
ein Nachmittag des Juli 1962 absolut nicht in dieses Bild. Ein sehr 
heißer Tag lockte mich wieder an den bekannten Fundort. Die Tiere 
waren zahlreich da und sehr aktiv. Plötzlich bezog sich der Himmel 
und ein leiser Nieselregen setzte ein. Nach allen meinen früheren 
Beobachtungen mußte nun das muntere Treiben der schönen, grün- 
kupfrigen Gesellen vorbei sein, die zu beobachten wirklich eine 
Augenweide ist. Aber dem leichten Regen zum Trotz liefen die Tiere 
ungehindert weiter herum, wie ich dies sonst nur im hellsten Son- 
nenschein erleben durfte. Waren wohl Hochzeitsgedanken die Ur- 
sachen dieser außergewöhnlichen Aktivität? In diesem Zusammen- 
hang darf erwähnt werden, daß ich bei vielen Hunderten beobachteter 
Tiere in 4 Jahren nur einmal Zeuge einer Kopula war. 

Die Fluchtreaktion von Cic. germanica L. ist grundverschieden 
von der anderer Laufkäfer. Während beispielsweise Harpalus- und 
Ophonusarten bei Beunruhigung sich zu verstecken suchen und alle 
möglichen Ritzen und Spalten aufsuchen, auch wenn nur knapp der 
Kopf und der Prothorax hineinpassen, sucht Cic. germanica L. grund- 
sätzlich ihr Heil in der Flucht. Selbst wenn ein Tier in einen der 
tiefen Trockenheitsrisse gefallen war, sich also in nahezu hundert- 
prozentiger Sicherheit befand, kletterte es regelmäßig nach wenigen 
Sekunden wieder heraus, um weiterzulaufen. 

Bei den verschiedenen Autoren finden wir übereinstimmend, daß 
Cic. germanica L. in deutschen Landen noch nicht fliegend beobachtet 
wurde. So bei Reitter (1908), Horion (1949), Burmeister 
(1939) nachzulesen! Burmeister schreibt ferner, daß in südlichen 
Ländern, z. B. in Rumänien, Cic. germanica L., wenn auch nur auf 
kurzen Strecken, fliegt. V. Weingärtner (1922) berichtet, daß in 
einem Garten von Zagreb am 29.6.1921 eine gejagte Cic. germanical.. 
„mehrmals ausgiebig Gebrauch von ihrem Flugvermögen“ gemacht 
habe. In vielen Jahren hatte v. Weingärtner dies noch nie ge- 
sehen. Aber Zagreb paßt ja geographisch eher zu den Burmeister- 
schen Angaben. 

Am 15. 7. 1962 konnte ich nun in Metting interessante Flugbeob- 
achtungen machen. Ein von mir verfolgtes Tier lief an einem Gras- 
halm hoch, und ich erwartete schon den mir gut bekannten „Schi- 
sprung“ am Ende des Halmes. Zu meinem größten Erstaunen mußte 
ich sehen, daß das Tier die Eiytren leicht anhobk, blitzschnell die Alae 
hervorholte und davonflog. Die nämliche Beobachtung konnte ich am 
gleichen Tage noch einmal machen. Die Benutzung der Alae war 
einwandfrei zu sehen. Das Wetter war sehr sommerlich heiß und die 
Aktivität der Tiere entsprechend. Leider konnte ich die Flieger nicht 
einfangen, um Vergleiche in der Entwicklung der Alae anzustellen. 
Alle von mir früher schon untersuchten Tiere hatten voll entwickelte 
Alae. Beim Flug selbst wurde kaum mehr an Höhe gewonnen. Die 
. Gipfelhöhe beider Flüge betrug etwa Kniehöhe. V. Weingärtner 
schreibt von etwa einem halben Meter. Die Flugweite betrug bei 
meinen 2 Beobachtungen etwa knappe 2 Meter. Verglichen mit dem 


12 


eleganten, kurvenreichen Flug anderer Cicindelen muteten die Flüge 
der beiden „Mettinger“ plump und unbeholfen an. Der Flug ist viel- 
leicht vergleichbar mit dem der blauen Heuschrecke (Oedipoda coeru- 
lescens L.) oder auch der Schnarrheuschrecke (Psophus stridulus L.) 
Herr Dr. Köstlin, Kornwestheim, hat mir gelegentlich erzählt, 
daß er auf dem dortigen Flugplatz, seinem Cic. germanica-Fundort, 
genau die nämlichen Beobachtungen machen konnte. 

Zusammenfassend möchte ich sagen, daß Cicindela germanica L. 
in unseren Landen absolut nicht flugunfähig ist, sondern zutreffender 
als äußerst flugunlustig bezeichnet werden kann und nur in der größ- 
ten Bedrängnis (Fluchtreaktion!) von ihrer Fähigkeit Gebrauch 
macht. 

Wenn mir Kollegen von ähnlichen Beobachtungen berichten könn- 
ten, wäre ich dankbar. 


Literaturangaben 


Burmeister, F. — 1939: Biologie, Ökologie und Verbreitung der euro- 
päischen Käfer. — Crefeld. 

Horion, A. — 1941: Faunistik der deutschen Käfer, Bd. I. — Krefeld. 

— — 1949: Käferkunde für Naturfreunde. — Frankfurt. 

Reitter, E. — 1908: Fauna germanica, Bd. I. — Stuttgart. 

Vierling,S. — 1961: Nachrbl. Bayer. Ent, 10: p. 7. 

v.Weingärtner, — 1922: Ent. Bl., 18 (1): p. 48. 


Anschrift des Verfassers: 
Hans Schaeflein, 844 Straubing, Rückertstraße 12 a 


Die Cicindeliden und Caraben (Coleopt.) 
des politischen Bezirkes Scheibbs N. O. 


Von Franz Ressl 
(Fortsetzung) 


Carabus (Carabus) granulatus Linn& 


In Österreich lediglich eine Subspecies, von der die Unterrasse 
granulatus granulatus L. im behandelten Gebiet nur durch die nativ 
granulatus vertreten ist. Neben der schwarzschenkeligen Stammform 
treten auch sehr häufig rotschenkelige (ab. rufofemorata Letzner) auf. 
Die Färbung ist durchwegs bronzebraun mit grünlichem Schein; ganz 
grüne Stücke (ab. viridiaeneus Letzner) sind selten (39). Die Hunger- 
form granulatulus Mandl kommt gelegentlich im Gesamtgebiet vor. 

Car. granulatus L. ist im Flach- und Hügelland des Bezirkes neben 
Car. cancellatus Ill. die häufigste Art. Die Käfer bevorzugen feuchte 
Örtlichkeiten, sowohl in Wäldern der Flyschberge als auch auf Fel- 
dern, Wiesen und an Wasserläufen. Im Gebirge scheint die Art nur 
in den Fluß- und Bachniederungen vorzukommen. Während Car. gra- 
nulatus L. im „Ötscherbuch“ ohne Fundort aufscheint, führt Küh- 
nelt für das Lunzer Gebiet Auen und feuchte Wiesen an (Ybbstal, 
unteres Seetal bis Biologische Station). Im Erlaftal wurde die Art 
von Gaming bis Wieselburg überall festgestellt. Die Tiere überwin- 
tern vereinzelt in Erdzellen (auf Lehm- und Schotterböden), wo sie 
aber nur durch Zufall zu finden sind; dagegen sind sie oft in großer 
Anzahl (bis zu 30 Stück) manchmal in Gesellschaft mit Car. cancella- 


13 


tus Ill. in ausgefressenen Nestern von Moderstrünken (vorwiegend 
Fichtenstrünke) anwesend; die Käfer hängen dort traubenförmig bei- 
sammen. Am 21. 1. 1959 hackte ich ein überwinterndes ö sogar aus 
einem morschen Balken einer offenen Feldscheune. Teilweise ver- 
lassen die Tiere bereits Anfang IV ihre Winterquartiere und sind 
dann bis zum Spätherbst (neue Generation) — in witterungsbedingt 
günstigen Jahren bis in den Winter hinein — manchmal auch tags- 
über umherlaufend, sonst an versteckten Örtlichkeiten (unter Rinde 
morscher Strünke, unter Steinen — auch an Hausmauern — Erd- 
schollen, im Moos usw.) anzutreffen. Als Dämmerungstier auch unter 
Straßenbeleuchtung mehrmals beobachtet. 

Bisherige Fundorte: 1, 3, 4, 7, 9, 10, 11. 13, 14, 15, 16, 17x, 18, 19, 
21, 23, 26, 28, 30, 31, 32, 33, 36, 37x, 38, 39, 40, 43, 45, 46, 47, 48 und 50. 
Die Zwergform granulatulus Mandl ist nicht häufig und wurde daher 
nur in den Gemeinden 5, 16, 39x und 46 zusammen mit normalen 
Stücken gefunden. 


Carabus (Carabus) cancellatus Illiger 


Im behandelten Gebiet nur die Unterart Car. cancellatus cancella- 
tus Illiger, von der folgende Nationen gefunden wurden: cancellatus 
ambicornis Sokolär mit der Morpha Maderi Born, cancellatus interior 
Sokoläf, cancellatus excisus Dejean und cancellatus brevitubercula- 
tus Roubal. 


Im Flach- und Hügelland häufigste Art (mancherorts ist Car. gra- 
nulatus L. noch zahlreicher), die auch weit ins Bergland vordringt 
und mit Ausnahme der hochalpinen Region wohl überall im Bezirk 
zu finden ist. Die beiden Nationen ambicornis Sokolär und interior 
Sokoläf kommen gemeinsam vor (letztere etwas häufiger), cancellatus 
brevituberculatus Roubal ist selten und wurde bisher nur im Heide- 
gebiet von 26, 36 und 46 gefunden (südwestlichste Fundorte in Öster- 
reich). Zwei von der rotschenkeligen brevituberculatus-Form abwei- 
chende Stücke, nämlich schwarzschenkelige (nigrofemoratus) stam- 
men aus 39 (4. 12. 1961 in rotfaulem Strunk, ö) und 46 (17. 11. 1960 
unter Fichtenstockrinde, $). Die Morpha Maderi (Zwergform von 
ambicornis Sokolär) ist ebenfalls im Purgstaller Gebiet selten. Car. 
c. c. excisus Dejean wurde bisher nur von Ellinger (Wien) im 
August 1961 in Lackenhof am Ötscher gefunden (1 Stück) und stellt 
damit das südwestlichste Vorkommen in N.-Ö. dar. 

Die Käfer kommen in Wäldern, auf Wiesen und Feldern (auf Stop- 
pelfeldern zuweilen sehr zahlreich), aber auch in Scheunen und an- 
deren Wirtschaftsgebäuden vor und laufen oft auch tagsüber umher. 
Im Hochsommer und Herbst finden sich die Tiere abends gesellig 
unter Straßenbeleuchtungen ein, wo sie nach Beutetieren jagen. Sie 
überwintern zumeist gesellig in ausgefressenen Nestern von Moder- 
strünken zusammen mit Car. granulatus L. (am 23. 3. 1953 fanden 
Petrowitz und ich an der Wasserscheide Erlaf-Schaubach in 
einem Fichtenmoderstock einen dichten Käferklumpen, bestehend 
aus 23 Car. cancellatus Ill. und 11 Car. granulatus L.). 

Die beiden Formen ambicornis und interior wurden in folgenden 
Gemeinden gemeinsam gefunden: 3, 5, 7x, Ötscher x, 9, 10, 11, 13, 14, 
19216718, 19.218.122, 238°25, 262,28, 30,31;:32,.33, 34,.36,: 37x, 38; 
39, 40, 42, 43, 45, 46, 47, 48 und 50; in 17x bisher nur ambicornis. 


14 


Carabus (Archicarabus) nemoralis Müller 


Diese nicht häufige Art scheint in der Flyschzone überall vorzu- 
kommen (im Bergland auf Kalkboden viel seltener) und ist im Früh- 
jahr, Hochsommer und Herbst in kleineren Wäldern unter am Boden 
liegendem Holz, Rinde, unter Steinen usw. zu finden; auch unter 
einem Wurzelstock inmitten eines Ameisennestes fand ich 1 ö. Von 
den seit 1950 gesammelten 13 Exemplaren stammen 7 aus den Saum- 
gehölzen im Mündungsgebiet des Schaubaches in die Erlaf (Heide- 
landschaft mit diluvialem Schotter als Untergrund). Es ist verwun- 
derlich, daß diese ausgesprochen waldbewohnende Art in den Berg- 
wäldern noch nicht gefunden wurde. Bisher in den Gemeinden 5, 16, 
19, 23, 26, 36, 37x und 50 nachgewiesen. 


Carabus (Oreocarabus) hortensis Linne& 


Waldbewohnende Art, die im Bezirk sowohl in der Hügellandschaft 
der Flyschzone, als auch in den unteren Lagen des Kalkgebirges lokal 
vorkommt. Kühnelt gibt als Fundort das Ybbstal, Kogelsbach x 
bei 8 und den Durchlaß (17) an. Am 17. 9. 1956 fand ich 1 $ am 
Dreieckberg in 7 (an Rotföhre im Detritus). Im Purgstaller Gebiet 
bisher nur lokal in den Sichauwäldern zu beiden Seiten des Schau- 
baches (5, 16 und 36), vereinzelt auch am Pöllaberg (39) und erst ein- 
mal am Feichsenbach (31) gefunden. Die Käfer sind meist vereinzelt 
(nur in der Sichau gesellis bis zu 8 Stück) unter Holz, Rinde, Reisig- 
birteln, im Bodenlaub und Grasfilz an Bäumen usw. zu finden und 
treten in den Sommermonaten der einzelnen Jahre mehr oder weni- 
ger häufig auf. 


Carabus (Oreocarabus) glabratus Paykull 


Im Bezirk nur die Unterart glabratus Payk. Das bisher einzige 
Belegstück stammt laut Fundortetikette von Lackenhof am Otscher 
(7) und befand sich in der Sammlung von Hofreiter. 


Carabus (Orinocarabus) Linnei Panzer 


Mandl führt von der Form folgariacus Bernau folgende Fundorte 
aus dem Bezirk Scheibbs an: Lunz am See (Oberdorfer) und 
Ötscher (Atzmüller, Sokoläfr). Da aber weder Haberfel- 
ner noch Kühnelt diese Art nachweisen konnten (meine Auf- 
sammlungen auf dem Ötscher sind derzeit noch so gering, daß vor- 
läufig kein Urteil abgegeben werden kann), liegt der Schluß nahe, 
daß die Art in letzter Zeit sehr selten geworden oder überhaupt ver- 
schwunden ist. 


Carabus (Orinocarabus) silvestris Panzer 


Nach Mandl bildet die Erlaf die ungefähre Grenze von den im 
Bezirk vorkommenden 2 Unterarten s. Micklitzi Sokolär und s. Haber- 
fellneri Ganglbauer (erstere rechts, letztere links der Erlaf). Die Art 
kommt nur im gebirgigen Teil vor und nach den bisherigen Feststel- 
lungen liegen die Hänge des Ötschers bei Lackenhof (7) im Trans- 
gressionsgebiet; es wurden dort nicht nur reine Micklitzi und Ha- 
berfellneri, sondern auch Mischformen gefunden (am 1. 7. 1961 er- 
beutete ich erstmals am Riffelboden ein hierfür typisches ö). 


a) Car. silvestris Micklitzi Sokolär 


Alle zur Zeit vorliegenden Stücke stammen aus Lackenhof bis 
hinauf zur Nivalzone des Ötschers (7) und wurden erstmals 1961 von 


kN. ES a a 


- BR BEN 15 


mir dort gesammelt. Die Käfer sind in Lackenhof und an den be- 
waldeten Hängen im Sommer besonders unter loser Fichtenstock- 
rinde (selten am Tag vagabundierend), in der Krummholzstufe unter 
Steinen zu finden. 


b) Car. silvestris Haberfellneri Ganglbauer 


Bei der Unterart Haberfellneri handelt es sich um die Form s. H. 
Haberfellneri, die als ein Tier der alpinen Region nur im Ötscher-, 
Dürrenstein- und Hochkargebiet vorkommt. Nach Kühnelt ist die 
Form im Sommer (Juli) vorzüglich unter Rinde von Fichtenstrünken 
zu finden (Torstein, „Platte“ oberhalb Ellbogen, Hetzkogel). Im Raume 
des Ötschers in tiefen Lagen unter Rinde von Fichtenstrünken, in 
der Krummholzstufe und am Rauhen Kamm unter Steinen. Mandl 
führt noch folgende Fundorte an: Dürrenstein, Hochkar (Göstlinger 
Alpen), Lackenhof am Ötscher und Lunz am See. 


Carabus (Mesocarabus) problematicus Herbst 


Diese Art, von der im Bezirk nur die Rasse problematicus Herbst 
vorkommt, bevorzugt trockene Föhrenwälder im Bergland und ist 
relativ selten. Mandl]! zitiert nur Lunz am See. Ich fand in der Ge- 
meinde Gaming bisher 3 Exemplare und zwar: 1 ö am 26. 5. 1956 
im dichten Filz von Erica carnea L. an einer Rotföhre bei Peuten- 
burg; 1 ö am 9.7. 1959 unter einem Moderstock in Brettl (m. cyanes- 
cens Sturm) und ein sehr kleines totes 2 am 21. 11. 1960 in morscher 
Rotföhrenstockrinde am Kienberg (m. angustior Born). 


Carabus (Tomocarabus) convexus Fabricius 


Im behandelten Gebiet nur die Rasse c. convexus F., die im Raum 
von Purgstall zerstreut und gegenüber anderen Arten verhältnis- 
mäßig selten vorkommt. Die Art bevorzugt die Strauchzonen kleiner 
Wälder (vorwiegend Hainbuchenbestände) in der Nähe von Wasser- 
läufen (Erlaf, Feichsen-, Schau- und Schlarassingbach). Die Käfer 
sind von Ende III bis Ende X fast ausschließlich unter Sandsteinen 
anzutreffen. Interessant ist, daß sich unter den bisher 15 Exemplaren 
nur 2 ÖÖ befanden. 9 Stück stammen aus den Saumwäldern im 
Heidegebiet neben der Erlaf. Zur Überwinterung suchen die Tiere 
verschiedene Biotope auf (rotfauler Kiefernstrunk, an Haselwurzel- 
stock im Bodenlaub, im dichten Filz von Calluna vulgaris L. und im 
Moos). Die Art wurde in folgenden Gemeinden gefunden: 5, 13, 19, 
26, 31, 36, 37 (Neustift), 39 und 50. Für Lunz am See x gibt Küh- 
neltals Fundort den Durchlaß an. 

(Fortsetzung folgt) 


’ Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 14. Januar 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 

Anwesend: 31 Mitglieder, 10 Gäste. 

Herr Rudolf Zischka (Tann) berichtete über seine 20jährige entomo- 
‘ logische Tätigkeit in Bolivien und zeigte hervorragende Landschafts-, 
Biotop- und Insektenaufnahmen. Reicher Beifall dankte dem Vortragen- 
den für seine temperamentvollen Ausführungen. 


16 


Sitzung am 28. Januar 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 
Anwesend: 34 Mitglieder. 


Mitgliederversammlung. — Die Versammlung nahm den Jahresbericht 
entgegen. Die Mitgliederzahl der Gesellschaft betrug am 31. XII. 1962 
503, darunter 2 Ehrenmitglieder. Eingetreten sind im Jahre 1962 43 Mit- 
glieder, ausgetreten 3, gestorben 10, nämlich: H. Kobmann (München), 
C. Modlmayr (Würzburg), Frau Nina Pavlitzky (München), Prof. 
Dr. A. Reichensperger (Bad Godesberg), EE Siaut (München), 
Dr. H. Stadler (Lohr/Main), Graf S. Toll (Kattowitz), Dr. h. c. G. 
Warnecke (Hamburg), P. van der Wiel (Doorwerth) und Dr. C. Wil- 
lemse (Eygelshoven). Für das Jahr 1963 liegen 10 Neuanmeldungen vor. 
— Kassenbericht und Haushaltsplan für 1963 wurden ohne Diskussion an- 


genommen. — In der durch den Tod von Herrn Eugen Siaut notwendig 
gewordenen Ergänzungswahl wurde Herr Günter Benecke (München) 
einstimmig als Beisitzer in den Ausschuß gewählt. — Auf Antrag von 


Herrn Dr. H. Freude wurde Herr Monsignore Dr. h. c. Adolf Horion 
(Überlingen) in Anerkennung seiner Verdienste für die faunistische Er- 
forschung der Käfer Mitteleuropas anläßlich seines 75. Geburtstages ein- 
stimmig zum Ehrenmitglied ernannt. 


Aus der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft Nordbayern 


28. August 1962 


Die erste Zusammenkunft nach der Sommerpause brachte neben dem 
Austausch von Sammelerfahrungen zwei Kurzberichte. Prof. Dr. Gauck- 
ler- Nürnberg gab in launigen Worten ein „bemerkenswertes faunisti- 
sches Erlebnis“ bekannt und belegte es durch Lichtbilddokumente: Gem- 
sen auf dem Hahnenkamm zwischen Nördlingen und Dinkelsbühl. — Herr 
Lukasch- Wallersberg berichtete über seine diesjährige Sammelreise 
nach Südfrankreich, der Schweiz, Italien und Südtirol. 


25. September 1962 


Herr Dr. Lutz Kobes-Erlangen referierte über eine „Frühlingsfahrt 
nach Südtirol“ mit Landschaftslichtbildern und wohlgelungenen Falter- 
großaufnahmen. — Im Anschluß daran begannen wir die Durchsprache der 
nordbayerischen Tagfalterfauna unter der Regie von Herrn Menhofer- 
Erlangen. 


30. Oktober 1962 


Zusammen mit Dr. Garthe- Bamberg hat Herr Schiller im Mai- 
Juni eine Sammelfahrt nach Jugoslawisch- und Griechisch-Mazedonien so- 
wie nach Istrien unternommen. Die Gesamtausbeute (225 Arten) lag auf. 
Der Reisebericht war durch Lichtbilder und Aquarelle illustriert. 


20. November 1962 


Herr Dr. Lutz Kobes-Erlangen gab einen gewohnt farbigen Bericht 
über eine „Badereise in die Romagna“ mit Lichtbildern und Vorlage der 
Sammelausbeute. 


18. Dezember 1962 


Unsere vorweihnachtliche Zusammenkunft, zunächst unter dem Unstern 
eines Kurzschlusses im Versammlungsraum, entwickelte sich schließlich 
zu einem fröhlichen Jahresabschluß. Mit Gedichten, Anektoden, Vorlesun- 
gen und einem heiteren Bänkelsingen des Berichterstatters nahmen wir 
zugleich Abschied vom Sammel- und Arbeitsjahr 1962. 

Die Sitzungen der „Entomologischen Arbeitsgemeinschaft Nordbayern“ 
finden monatlich einmal — Dienstag um 20.30 Uhr — im Frühstücksraum 
der Stadtgärtnerei Fürth statt. Interessenten sind stets willkommen und 
schreiben an die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft, 851 Fürth, Stadt- 
park 6. 


ACHRBICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburs, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 


Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. März 1963 Fr NE B 


Liste der deutschen Trichopteren 


Von Walter Döhler 


Die nachfolgende Liste stellt das Ergebnis unserer heutigen Kennt- 
nisder Trichopteren Deutschlands dar unter Verwendung der 
neuesten Systematik und Nomenklatur. Die Reihenfolge der Fami- 
lien schließt sich der Anordnung Ulmers an, wie er sie 1957 ver- 
öffentlichte (Arch. Hydrobiol. Suppl. 23 p. 463). Die geringfügige Ab- 
weichung in der Reihenfolge der letzten Familien wurde mit Alt- 
meister Ulmer abgesprochen. 


Da das noch immer unersetzte und unersetzliche Standard-Werk 
Ulmers von 1909 (in Brauers Süßwasserfauna Deutschlands 
Heft 5/6) zum Vergleich herangezogen werden wird, habe ich, trotz 
der Änderungen im Gefolge zweier Weltkriege, den ursprünglichen 
Gebietsumfang beibehalten. Es würden auch nur ganze drei Arten 
wegfallen, wenn wir uns auf den heutigen Umfang von BRD und 
DDR beschränken würden, nämlich die Nummer 111!)+192+231 der 
Liste. Im obengenanten Werk hat Ulmer 246 Arten aufgeführt; 
davon fallen eine Reihe zusammen bzw. ganz weg: Rhyacophila sep- 
tentrionis McLach. (als syn. zu fasciata Hag.), Rhyacophila obtusidens 
McLach. + persimilis McL.ach. (als formae zu dorsalis Curt.), Tinodes 
aureola Zett. (war sicher Fehlbestimmung, heißt übrigens jetzt pu- 
silla Walk.), Molannodes zelleri McLach. + steini McLach. (fallen 
zusammen zu tincta Zett.), Mystacides concolor Burm. (ist nur forma 
zu longicornis L.), „Stenophylax“ stellatus Curt. (ich schließe mich 
Martynov und Forsslund’?) an, wonach latipennis Curt. nur 
als forma zu stellatus Curt zu gelten hat), Drusus destitutus Kol. 
(kommt mit Sicherheit nicht in Deutschland vor), Silo duplex Hag. 
(ist nur Abnormität), Sericostoma turbatum McLach. (als syn. zu 
timidum Hag.), Sericostoma indivisum McLach. (kommt mit Sicher- 
heit nicht in Deutschland vor). 


1) Die Angabe von Nenninger (1948 Zool. Jb. [Systematik] vol. 77 
p. 182), nach der diese Art in der Umgebung Erlangen vorkommen soll, 
ist mit Sicherheit falsch; mit Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Neu- 
ronia (Oligostomis) reticulata L. Ich verwahre mich mit Entschiedenheit 
gegen die mir p. 170 zugeschobene Verantwortung dieser Fehlbestimmung: 
diese Larve und noch einige andere habe ich nie gesehen. 


2) 1924 Prakt. Entomol. Leningrad vol. 5 p. 319 bzw. 1932 Tromsoe Mus. 
Arsh. (Naturh. Avd.) no 4 vol. 52 no. 2 p. 5. 


18 


In dem Sammelwerk „Biologie der Tiere Deutschlands“ hat Ulmer 
(Lieferung 13 Teil 36) 1925 zusätzlich weitere 32 Arten für Deutsch- 
land namhaft gemacht. Von den zahlreichen Arten der Liste, die 
nicht in Ulmer 1909+1925 stehen, sind fast alle noch nie für 
Deutschland publiziert worden. Die Beschreibung der beiden nov. 
spec. erfolgt an anderem Orte. Das ? bei einigen Rhyacophila-Arten 
soll andeuten, daß die Zugehörigkeit zu den Untergattungen unge- 
klärt bleibt. x 

Ich bin mir klar, daß einige Arten einer neuerlichen Überprüfung 
bedürfen, so z. B. die Wormaldia-Arten. Auch die Hydroptila-Arten 
der sparsa-Gruppe werden sich wohl kaum alle als gute Arten halten 
lassen. Die Zahl von 286 deutschen Trichopteren-Arten ist sicher 
nicht endgültig; sicherlich werden noch weitere Arten besonders aus 
den Alpen und Voralpen gefunden werden. Die Gesamtartenzahl 
dürfte letzten Endes der 300 nahe kommen. 


PHILOPOTAMIDAE 


Philopotamus Leach 
1. P. ludificatus McLach. 
2.P. montanus Donov. 
3.P. variegatus Scop. 

Wormaldia McLach. 
4.W. copiosa McLach. 
5.W. occipitalis Pict. 


Plectrocnemia Steph. 
24.P. brevis McLach. 

25. P. conspersa Curt. 

26. P. geniculata McLach. 
Polycentropus Curt. 
27. P. flavomaculatus Pict. 

28. P. multiguttatus Curt. 
Holocentropus McLach. 
29. H. dubius Ramk. 


6. W. pulla McLach. 

7. W. subnigra McLach. 

8. W. triangulifera McLach. 
Chimarra Steph. 
(Chimarra Leach auct.) 

9.C. marginata L. 


30. H. insignis Mart. 

31. H. picicornis Steph. 
32. H. stagnalis Albarda 
Cyrnus Steph. 

33.C. crenaticornis Kol. 
34. C. flavidus McLach. 
35. C. insolutus McLach. 


HYDROPSYCHIDAE 36. C. trimaculatus Curt. 

DIPLECTRONINAE PSYCHOMYIDAE 

Diplectrona Westw. Tinodes Leach 

10.D. felix McLach. 37. T. assimilis McLach. 
38. T. dives Pict. 

HYDROPSYCHINAE 39. T. maculicornis Pict. 


40. T. pallidula McLach. 


UN 

4 

Hyd n # 
ydropsyche Pict. 41. T. rostocki McLach. 

1% 

Al 


11. H. angustipennis Curt. k 5 

12. H. bulbifera McLach. 42. T. unicolor Pict. 
13. H. exocellata Duf. 43. T. waeneri L. 

14. H. fulvipes Curt. 44. T. zelleri McLach. 
15. H. guttata Pict. Lype McLach. 

16. H. instabilis (Curt.) MeLach. 45. L. phaeopa Steph. 
17. H. ornatula McLach. 46.L. reducta Hag. 
18. H. pellucidula Curt. Metaly D:$ Klap. 
19. H. saxonica McLach. 47. M. fragilis Pict, 
20. H. silfvenii Ulm. Psychomyia Lair. \ 
21. H. siltalai n. sp. 48. P. pusilla Fabr. 


(instabilis auct. pt.; 

syn. instabilis Mos. 1939) 
Cheumatopsyche Wallgr. 
22.C. lepida Pict. 


ECNOMIDAE 


Ecnomus McLach. 
49. E. tenellus Ramk. 


RHYACOPHILIDAE 


Rhyacophila Pict. 
(Subg. Hyperrhyacophila Döhl.) 
50. R. albardana McLach. 


POLYCENTROPODIDAE 


Neureclipsis McLach. 
23.N. bimaculata L. 


51. R. torrentium Pict. 
(Subgen. Rhyacophila s. str. Döhl.) 
52.R. aurata Brau. 
53. R. dorsalis Curt. 

f. dorsalis Curt. 

f. obtusidens McLach. 

f. persimilis McLach. 
54.R. evoluta McLach. 
55.R. fasciata Hag. 
(syn. septentrionis McLach.) 
56. R. (?) hageni McLach. 
57. R. nubila Zett. 
58. R. obliterata McLach. 
59. R. praemorsa McLach. 
60. R. vulgaris Pict. 
(Subgen. Pararhyacophila Döhl.) 
61. R. intermedia McLach. 
62. R. (?) pascoei McLach. 
(Subgen. Prosrhyacophila Döhl.) 
63. R. laevis Pict. 
(Subgen. Metarhyacophila Döhl.) 
64. R. (?) bonaparti Schm. 
65. R. meyeri McLach. 
66. R. (?) stigmatica Kol. 
(Subgen. Hyporhyacophila Döhl.) 
67. R. aquitanica McLach. 
68. R. (?) glareosa McLach. 
69. R. hirticornis McLach. 
70. R. philopotamoides McLach. 
71. R. pubescens Pict. 
nor. tristis-Piet: 
R.X + Y Krawany, nur Larven; 
Zugehörigkeit zu bekannten 
Imagines noch ungeklärt. 


GLOSSOSOMATIDAE 


Glossosoma Curt. 

(Subg. Glossosoma s. str.) 

73. G. bifidum (Hag.) McLach. 

(syn. beaumonti Schm.) 

74. G. boltoni Curt. 

75. G. vernale Pict. 

(Subg. Eomystra) 

76. G. intermedium Klap. 

Agapetus Curt. 

(Subg. Agapetus s. str.) 

77. A. comatus Pict. 

78. A. delicatulus McLach. 

79. A. fuscipes Curt. 

80. A. laniger Pict. 

81. A. nimbulus McLach. 

(Subg. Synagapetus) 

82. A. ater Klap. (syn. iridipennis 
Mos. 1935 nec McLach.) 

83. A. dubitans McLach. 


HYDROPTILIDAE 


HYDROPTILINAE 


Agraylea Curt. 
84. A. cognatella McLach. 
85. A. multipunctata Curt. 


19 


86. A. pallidula MceLach. 
Allotrichia McLach. 
87. A. pallicornis Eat. 
Hydroptila Dalm. 
88. H. angulata Mos. 
89. H. cornuta Mos. 
90. H. dampfi Ulm. 
91. H. forcipata Eat. 
92. H. maclachlani Klap. 
93. H. occulta Eat. 
94. H. pulchricornis Pict. 
95. H. simulans Mos. 
96. H. sparsa Curt. 
97. H. tineoides Dalm. 
(syn. femoralis Eat.) 
Ithytrichia Eat. 
98. I. lamellaris Eat. 
Stactobia McLach. 
99. S. eatoniella McLach. 
100. H. melachlani Kimm. 
101. H. moselyi Kimm. 
(syn. fuscicornis Ulm. 1909 
nec Schneider) 
Stactobiella Mart. 
102. S. risi Felber 
(syn. ulmeri Silt.) 
Orthotrichia Eat. 
103. ©. angustella McLach. 
104. O. tetensii Kolbe 
Oxyethira Eat. 
105. ©. costalis Curt. 
106. ©. falcata Mort. 
107. ©. frici Klap. 
108. ©. sagittifera Ris 
Tricholeiochiton 


Kloet & Hincks 
(Leiochiton auct.) 


109. T. fagesii Guin. 


PTILOCOLEPINAE 


Ptilocolepus Kol. 
110. P. granulatus Pict. 


PHRYGANEIDAE 


Holostomis Mannerh. 

111. H. phalaenoides L. 
Neuronia Leach 

112. N. (Hagenella) clathrata Kol. 
113. N. (Oligostomis) reticulata L. 
114. N. (Oligotricha) ruficrus Scop. 
PhryganeaLl. 

115. P. grandis L. 


‚116. P. striata L. 


Agrypnia Curt. 

117. A. obsoleta McLach. 
118. A. pagetana Curt. 
119. A. picta Kol. 

120. A. varia Fabr. 
TrichostegiaKkol. 
121. T. minor Curt. 


20 


BRACHYCENTRIDAE 
BRACHYCENTRINAE 


Brachycentrus Curt. 
122. B. montanus Klap. 
123. B. subnubilus Curt. 
Oligoplectrum McLach. 
124. ©. maculatum Fourcr. 
Micrasema MeLach. 
125. M. longulum McLach. 
126. M. minimum McLach. 
127. M. nigrum Brau. 

128. M. setiferum Pict. 

129. M. tristellum McLach. 


TREMMATINAE 
130. T. gallicum McLach. 


GOERIDAE 


Goera Leach 

131. G. pilosa Fabr. 
Lithax McLach. 

132. L. niger Hag. 

133. L. obscurus Hag. 
Silo Curt. 

134. S. pallipes Fabr. 
135. S. piceus Brau. 
136. S. nigricornis Pict. 


LIMNEPHILIDAE 
DICOSMOECINAE 


Ironoquia Banks 
(Allophylax + Caborius auct.) 
137.1. dubia Steph. 


APATANIINAE 
Apatania Kol. 


138. A. auricula Forssl. 
139. A. eatoniana McLach. 
140. A. fimbriata Pict. 

141. A. muliebris McLach. 


DRUSINAE 


Drusus Steph. 

142. D. annulatus Steph. 
143. D. biguttatus Pict. 
144. D. chrysotus Ramb. 
145. D. discolor Ramb. 

146. D. monticola McLach. 
147. D. trifidus McLach. 
Metanoea McLach. 
148. M. rhaetica Schm. 
(syn. flavipennis auct.) 
Cryptothrix McLac. 
149. C. nebulicola McLach. 
Ecclisopteryx Kol. 


150. E. guttulata guttulata Pict. 


151. E. madida McLach. 
Anomalopteryx Stein 
152. A. chauviniana Stein 


LIMNEPHILINAE 
Limnephilus Leach 


193. L.-affinis Curl; 

154. L. auricula Curt. 

155. L. bipunctatus Curt. 
156. L. borealis Zett. 

157. L..centralis Curt. 
158. L. coenosus Curt. 
159. L. decipiens Kol. 

160. L. dispar McLach. 
161. L. elegans Curt. 

162. L. externus Hag. 

163. L. extricatus McLach. 
164. L. flavicornis Fahr. 
165. L. fuscicornis Ramb. 
166. L. fuscinervis Zett. 
167. L. germanus McLach. 
168. L. griseus L. 

169. L. hirsutus Pict. 

170. L. ignavus McLach. 
171. L. incisus Curt. 


(Colpotaulius i. auct.) 
172. L. lunatus Curt. 
173. L. luridus Curt. 


174. L. marmoratus Curt. 


175. L. nigriceps Zett. 
176. L. politus McLach. 
177. L. radiatus Say 
(syn. despectus auct.) 
178. L. rhombicus L. 
MITLE Sparsus;Curt. 
180. L. stigma Curt. 


181. L. subcentralis Brau. 


182. L. vittatus Fabr. 


183. L. xanthodes McLach. 
Grammotaulius Kol. 


184. G. atomarius Fabr. 
185. G. nitidus Müll. 


186. G. submaculatus Ramb. 


(Limnophilus s. auct.) 


Gliyphotaelius Steph. 


187. G. pellucidus Retz. 


Nemotaulius Banks 


188. N. (Macrotaulius) punctato- 


lineatus Retz. 
Anabolia Steph. 
189. A. brevipennis Curt. 
(Phacopteryx b. auct.) 
190. A. furcata Brau. 
(A. laevis auct.) 
191. A. nervosa Curt. 
192. A. soror MeLach. 
(inel. sororcula McLach.) 


Rhadicoleptus Wallgr. 


193. R. alpestris Kol. 
(Stenophylax a. auct.) 


Potamophylax Schm. 


194. P. stellatus Curt. 
(incl. latipennis Curt.) 
195. P. luctuosus Pill. 
196. P. nigricornis Pict. 


197. P. rotundipennis Brau. 


„Acrophylax Brau. 


198. A. zerberus Brau. 
Halesus Steph. 
199. H. digitatus Schrank 


200. H. radiatus interpunctatus Zett. 


201. H. rubricollis Pict. 
(ruficollis auct. nec Pict. 
inel. moestus auct.) 

202. H. tesselatus Ramb. 


Melampophylax Schm. 
203. M. melampus McLach. 
204. M. mucoreus Haß. 
(guttatipennis auct.) 

205. M. nepos McLach. 


Parachiona Thoms. 
206. P. picicornis Pict. 
(Hypnotranus p. auct.) 


Enoicyla Ramb. 
207. E. pusilla Burm. 
208. E. reichenbachi Kol. 


Stenophylax Kol. 
209. S. mitis McLach. 

210. S. permistus McLach. 
211.8. viber.Eurt. 


Micropterna McLach. 
212. M. lateralis Steph. 

213. M. nycterobia McLach. 
214. M. sequax McLach. 
215. M. testacea Gmel. 
Mesophylax McLach. 
216. M. impunctatus McLach. 
Allogamus Schm. 

217. A. auricollis Pict. 

218. A. hilaris MceLach. 

219. A. ligonifer McLach. 
220. A. stadleri Schm. 

221. A. uncatus Brau. 


Consorophylax Schm. 
222.C. consors McLach. 
Hydatophylax Wallgr. 
223. H. infumatus McLach. 
(Stenophylax i. auct.) 


Chaetopteryx Steph. 
224. C. major McLach. 
225. C. villosa Fabr. 


Psilopteryx Stein 

226. P. psorosa Kol. 
Pseudopsilopteryx Schm. 
227. P. zimmeri McLach. 
(Psilopteryx zZ. auct.) 


Chetopterygopsis Stein 
228. C. maclachlani Stein 
Annitella Klap. 

(Subg. Praeannitella Schm.) 
229. A. (P.) obscurata McLach. 
(Subg. Annitella s. str. Schm.) 
230. A. (A.) thuringica Ulm. 
(Heliconis t. auct.) 


Chilostigma McLach. 
231. C. sieboldi McLach. 


LEPIDOSTOMATIDAE 
Crunoecia McLac. 
232. C.irrorata Curt. 


Lepidostoma Ramb. 
233. L. hirtum Fabr. 


Lasiocephala Costa 
234.L. basalis Kol. 
LEPTOCERIDAE 


Leptocerus Leach 
(Athripsodes auct.) 


235. L. albifrons L. 

236. L. albimacula MecLach. 
237. L. alboguttatus Hag. 
238. L. annulicornis Steph. 
239. L. aterrimus Steph. 
240. L. aureus Pict. 

241. L. bilineatus L. 

242. L. cinereus Curt. 

243. L. commutatus Rost. 
244. L. dissimilis Steph. 
245. L. fulvus Ramb. 

246. L. nigronervosus Retz. 
247. L. riparius Albda. 

248. L. senilis Burm. 


Homilia McLach. 
2349. H. leucophaea Ramb. 


Mystacides Latr. 
250. M. azurea L. 

251. M. longicornis L. 
(inel. monochroa McLach.) 
252. M. nigra L. 


Triaenodes McLach. 
253. T. bicolor Curt. 

254. T. conspersa Ramb. 
255. T. reuteri McLach. 


Erotesis McLach. 
256. E. baltica McLach. 
Adicella McLac. 
257. A. filicornis Pict. 
258. A. reducta McLach. 


Oecetis MceLach. 
259.0. furva Ramk. 

260. ©. lacustris Pict. 
261. O. notata Ramb. 
262. ©. ochracea Curt. 
263. O. testacea Curt. 
264. O. tripunctata Fabr. 
Paroecetis Lest. 
265. P. struckii Klap. 
(Oecetis s. auct.) 
Ymymia Milne 
(Setodes auct.) 

266. Y. interrupta Fabr. 
267. Y. tineiformis Curt. 
Setodes Ramb. 

268. S. argentipunctella McLach. 
269. S. punctata Fabr. 
270. S. viridis Fourc. 


21 


22 


MOLANNIDAE 


Molanna Curt. 

271. M. albicans Zett. 
(palpata auct.) 

272. M. angustata Curt. 
273. M. nigra Zett. 
(carbonaria auct.) 


Molannodes McLach. 


274. M. tincta Zett. 
(zelleri + steini auct.) 


BERAEIDAE 


Beraea Steph. 

275. B. maurus Curt. 
276. B. pullata Curt. 
Ernodes Wallgr. 
277. E. articularis Pict. 


Beraeodes Eat: 
279. B. eideli n. sp. 
280. B. minuta L. 


SERICOSTOMATIDAE 


Sericostoma Latr. 

281. S. pedemontanum McLach. 
282. S. personatum Spence 

283. S. timidum Has. 

(incl. turbatum McLach.) 
Oecismus McLac. 

284.0. monedula Hag. 
Notidobia Steph. 

285. N. ciliaris L. 


ODONTOCERIDAE 
Odontocerum Leach 


278. E. vicina McLach. 286. ©. albicorne Scop. 


Klingenberg/Main, Dezember 1962 
Anschrift des Verfassers: 
Dr. Walter Döhler, 8763 Klingenberg a. Main, Mittlerer Weg 23 


Die Cieindeliden und Caraben (Coleopt.) 
des politischen Bezirks Scheibbs N.O. 


Von Franz Ressl 
(Schluß) 
Carabus (Chaetocarabus) intricatus Linn& 


Im Bezirk vom Flachland bis in mittlere Höhenlagen wohl überall 
in lichten Wäldern vertreten, doch nicht besonders häufig. Die Art 
scheint in diesem Gebiet nicht gesellig zu leben, weil in allen Bioto- 
pen die Käfer nur einzeln oder paarweise vorgefunden wurden; le- 
diglich am 25. 2. 1959 fand ich im Heidegebiet von Schauboden 4 
überwinternde Imagines im Mulm unter loser Rotföhrenstockrinde. 
Die Käfer sind von IV. bis Ende IX. unter Steinen, Holz, Laub usw. 
anzutreffen; im Sommer auch im Moos- und Grasfilz an Baumstäm- 
men sowie unter loser Rinde im trockenen Mull zerfressener oder 
zerfallener Baumstrünke, überwiegend von Laubbäumen und Föh- 
ren (Sommerschlaf). Auch in Kellern und Wohnungen einige Male 
gefunden. Die Tiere überwintern zum Großteil in rotfaulen Strün- 
ken, selten unter Rinden noch lebender Bäume (am 9. 12. 1960 ein 
Pärchen unter Rotföhrenrinde). Als Dämmerungstier (unter Stra- 
Benbeleuchtung mehrmals beobachtet) kann man die Käfer auch am 
Tage, besonders vor Regen oder Gewitter umherlaufend antreffen. 
Während im gesamten Gebiet einheitlich gefärbte Stücke (blau- 
schwarz mit violettem Scheine) auftreten, ist die Mehrzahl der in 
den Saum-Mischgehölzen im Konglomeratgeklüft entlang der Erlaf 
(26 und 36) gefundenen Käfer schwach grünschillernd; die Mehrzahl 
dieser Tiere lief am Tage umher (3. 5. 1951, 11. 5. 1953, 27. 6. 1956 
und 21. 7. 1957, letzteres, 1 ?, auf einer Hainbuche in etwa 180 cm 
Höhe). Kühnelt nennt für Lunz am See x den Torstein. Als wei- 
tere Fundorte im Bezirk seien die Gemeinden 3, 5, 7, 9, 10, 11, 13, 
16, 21, 23, 30, 31, 37, 38 (Blossenstein oder Blasenstein x), 45, 46, 47, 
48 und 49 genannt. 


23 


Carabus (Platycarabus) Fabricii Panzer 


Eine alpine Art, die zum überwiegenden Teil in der Krummholz- 
stufe lebt. Im Bezirk ist nur die Rasse F. Fabricii Panzer auf den 3 
höchsten Bergen wie Ötscher (1894 m) x, Dürrenstein (1878 m) x und 
Hochkar (1809 m) x häufig. Kühnelt erwähnt für das Lunzer Ge- 
biet folgende Fundorte: Rosengarten x, Schwarztal bis Dürrenstein. 
Auch in tieferen Lagen wurden vereinzelt Käfer nachgewiesen. So 
fand Hofreiter 1 Stück in Lackenhof am Ötscher und Mandl 
führt Lunz am See an. Die eigenen Aufsammlungen stammen vom 
Ötscher, oberhalb des Schutzhauses, von der Baumgrenze bis zum 
Gipfel. 


Carabus (Platycarabus) irregularis Fabricius 


Im Bezirk Scheibbs lediglich die Nominatrasse i. irregularis Fa- 
brieius. Nur auf Kalkboden, vorwiegend der unteren Bergstufe, in 
der Bodenschicht der Wälder vorkommend, sind die Käfer mit Vor- 
liebe in morschem Holz (Fichte) anzutreffen. Kühnelt führt die 
Art für die Gegend Lunz am See x als nicht selten im Seetal bis 
Ellbogen 920 m an; sie wurde dort als Schneckenfresser beobachtet 
(z. B. Trichia unidentata Drap., deren Gehäuse die Käfer aufschnei- 
den). Hofreiter und Ellinger fanden auch in Lackenhof am 
Ötscher (7) einige Exemplare. Auf dem Ötscher selbst fand ich sie 
bis hinauf zur Baumgrenze (etwa 1430 m). Während alle auf dem 
Ötscher gefundenen Stücke die Normalgröße aufwiesen, fand E1- 
linger im August 1961 in Lackenhof ein auffallend kleines Stück 
(m. Scheffeli Born). In den nördlichen Ausläufern der Kalkvoralpen 
ist die Art seltener; bisher wurden zwei Fundstellen bekannt: Peu- 
tenburg (37) unter Kalkstein (22. 8. 1951) und Ginning (38) unter 
loser Fichtenstockrinde (18. 9. 1956). 


Carabus (Megodontus) violaceus Linn& 


Die Art ist im ganzen Bezirk mehr oder weniger häufig vom Flach- 
land bis hoch ins Gebirge vertreten und bevorzugt feuchte Wälder, 
ist aber auch ein Bewohner der freien Flur und trockener Böden. 
Car. violaceus L. ist wie die meisten Carabus-Arten ein Dämme- 
rungstier (unter Straßenbeleuchtung einige Male beobachtet) und ist 
daher während des Tages in den verschiedensten Verstecken zu fin- 
den (läuft nur selten am Tag umher). Im behandelten Gebiet kom- 
men die beiden Subspecies Germari Sturm und violaceus L. vor, 
letztere bedeutend seltener. 


a) Car. violaceus Germari Sturm 
1. Germari exasperatus Duftschmid 


Kühnelt führt die Unterrasse obliquus Thomson für das Lunzer 
Gebiet als mehr oder weniger ortsgebunden an; sie kommt vom 
Ybbs- und Seetal bis ungefähr zum Seehof vor, wurde aber an den 
bewaldeten Hängen nirgends festgestellt und tritt erst wieder auf 
den Almweiden bis zum Dürrensteingipfel in Erscheinung. 

Kühnelt schrieb, wie bereits erwähnt, alle bei Lunz gefundenen 
Stücke der Morpha obliquus Thomson zu; da aber obliquus nach 
Mandlund Horion eine südliche Form darstellt, dürfte es sich 
bei den Lunzer Tieren mit ziemlicher Sicherheit um exasperatus 
Duftschmid handeln. Auf dem Ötscher hackte ich die Tiere nahe der 
Baumgrenze aus morschem Fichtenholz (dort mit Car. irregularis F. 


24 


vergesellschaftet). 1 2 mit auffallend blauen Flügeldecken- und 
Halsschildrändern fand ich am Riffel (4. 9. 1962). Sehr kleine Exem- 
plare sind Mandlaus der Ötscher-Gipfelregion und aus dem Klaus- 
wald bei Puchenstuben bekannt. Im Flach- und Hügelland überall 
in Wäldern, besonders in der Nähe von Wasserläufen im Bodenlaub, 
unter Steinen, Reisigbirteln, im Moos- und Grasfilz an Baumstäm- 
men usw. zu finden, aber nicht besonders häufig. Die Käfer überwin- 
tern in feuchten modernden Baumstrünken. — Bisher bekanntge- 
wordene Fundorte: 3, 5, 7 (Dreieckberg, Dürrenstein-Gipfelregion x), 
9, 10, 11, 13, 16, 17x, 21x, 23, 25x (Winterbach), .26, 28, 30, 31,-34, 36, 
37, 38 (Greinberg x), 39, 42, 43, 46, 47, 48 und 50. 


2. Germari Neesi Hoppe 


.. Hochalpin. Nach Mandl wurde diese Form bisher nur auf dem 
Ötscher gefunden. 


b) Car. violaceus violaceus Linne 


1. violaceus violaceus Linne 


Feuchte bis nasse Örtlichkeiten scheint diese Form besonders zu 
lieben. So fand ich am 18. 6. 1950 in einem vernäßten Schützenstand 
der ehemaligen Schießstätte (5) 1 Stück unter einem Brett. 11 Exem- 
plare erbeutete ich am 30. 8. 1951 unter stark bemoosten Steinen 
und Schlacke in einem ehemaligen, ebenfalls stark vernäßten Klär- 
becken aus dem 1. Weltkrieg (36). Im Heidegebiet von Purgstall x 
klopfte ich am 11. 10. 1956 einen überwinternden Käfer aus Erikafilz. 
Mandl führt noch folgende Fundorte an: Dürrenstein (im Tal), 
Ötscher (im Tal), Lunz am See. 


2. m. psiloptera Kraatz 


Von dieser Morpha wurden bisher nur wenige Exemplare in den 
Sichau-Wäldern (5, 16, 36) gefunden. Die Tiere sind dort größten- 
teils unter Holz und Reisigbirteln zu finden und überwintern in mor- 
schen Buchenstrünken. 


Carabus (Procrustes) coriaceus Linne 


Im behandelten Gebiet nur die Nominatform c. coriaceus L., die 
meist einzeln und nicht gar häufig von Ende VII (manchmal auch 
schon ab Anfang V) bis Anfang X in Wäldern (vornehmlich Laub- 
wäldern), an Waldrändern, Strauchzonen der Bäche, seltener auf 
Wiesen und Feldern in Erscheinung tritt. Im gebirgigen Teil zur 
Zeit nur in den Talniederungen nachgewiesen (Kühnelt: Ort 
Lunz am See x, Biologische Station, Durchlaßstraße). Die Käfer, die 
sehr oft auch tagsüber umherlaufen, halten sich ansonsten auf feuch- 
ten Böden unter Holz, Rinde, Reisig, unter Steinen, Erdschollen und 
im Detritus an Bäumen versteckt auf (auch an Buchen hochkletternde 
Käfer wurden gelegentlich beobachtet). Am 28. 8. 1956 wurde 1 Q in 
einem Goldammernest, in dem noch ein Ei lag, angetroffen. 3 über- 
winternde 2 (auch 1 ? von Car. violaceus L.) grub ich aus Maul- 
wurfshügeln (18. 4. 1950: Feichsenbachau, 26; 25. 12. 1958: feuchte 
Wiese am Weinberggrabenbach, 39; 8. 1. 1959: Hang zum Schaubach, 
Höfl, 36). In den für Caraben üblichen Winterquartieren (morsche 
Baumstrünke) findet man C. coriaceus L. selten. — Weitere Fundorte 
im Bezirk: 5, 7, 9, 10, 13, 16, 23, 31, 37, 38, 45, 46, 48 und 50. 


25 


Carabus (Chrysocarabus) auronitens Fabricius 


Im Berg- und Hügelland in Buchenmischwäldern zwar sporadisch, 
doch meist gesellig vorkommende Art, die vorwiegend im Hochsom- 
mer während des Tages unter Holz, Reisig, unter Rinde morscher 
Strünke, unter Steinen usw. (seltener umherlaufend) anzutreffen ist 
und im Winter aus morschen Buchenstrünken gehackt werden kann. 
Im Bezirk kommen die beiden Rassen auronitens Fabricius und 
Kraussi Lapouge mit einigen Unterrassen vor. 


a) Car. auronitens auronitens Fabricius 


Kühnelt führt für das Lunzer Gebiet an: Biologische Station, 
Länd, Seereit, Torstein (ich sammelte die Form an einem bewaldeten 
Hang des Durchlasses). Weiters erwähnt Mandl neben Lunz den 
Dürrenstein und Ötscher. Ellinger fand a. auronitensF.im August 
1961 zahlreich in Lackenhof am Ötscher. Anläßlich einer Exkursion 
in der Erlaf-Talenge bei Peutenburg (37) entnahm ich am 22. 8. 1951 
einer Erdzelle unter Kalkstein die Puppe, aus der am 1. 9. 1951 der 
Käfer schlüpfte. Das Hauptfundgebiet im Purgstaller Raum (Flysch- 
zone) liegt in einem Buchenmischwald rechts des Schaubaches (5), wo 
beide Rassen mit ihren Unterrassen vertreten sind (1949—1951 in den 
Monaten VIII und IX zahlreich gesammelt); das Verhältnis ist etwa 
4 (auronitens) : 1 (Kraussi). Am 25. 1. 1956 konnte ich dort einen 
überwinternden Käfer aus diehtem Sphagnum klopfen. Seidl fing 
auf der Sichaustraße (16) einen vagabundierenden Käfer. 

m. Petzi Sokolär 

Mandl führt folgende Fundorte an: Dürrenstein, Lunz am See, 
Ötscher, Purgstall. Bei letztgenanntem Ort ist wiederum das Fund- 
gebiet in Feichsen zu verstehen, wo diese Form zusammenmit.a. Kraussi 
Lapouge im März 1953 aus morschen Buchenstöcken gehackt wurde 
(Petrovitz, Ressl); auf dem Greinberg bei Scheibbs (38) fand 
ich ein Pärchen unter Rotbuchenstockrinde und in Lunz am See-Süd- 
ufer 1 $ unter Stein an einer Rotbuche. 


b) Car. auronitens Kraussi Lapouge 


l. auronitens Kraussi Lap. — Nominatform 

Mandlerwähnt nur Lunz am See. Ellinger fand sie in Lacken- 
hof am OÖtscher (7). Im Purgstaller Gebiet im bereits genannten 
Buchenmischwald am Schaubach seltener als a. auronitens F. Unter 
einem morschen Buchenstock am Lonitzberg (16) fand ich ebenfalls 
1 Stück. 


2. auronitens Kraussi vindobonensis Kub. 


Bisher nur 1 Stück aus der Gegend von Purgstall x bekannt. Der 
Käfer wurde im Hauptfundgebiet (5) im März 1953 aus einem mor- 
schen Buchenstock gehackt. 


Gattung Calosoma Web. 
Calosoma (Calosoma) inquisitor Linn& 


In Eichenbeständen des Flach- und Hügellandes selten. Von den 
bisher festgestellten 2 Exemplaren fand ich am 30. 5. 1956 in einem 
kleinen Eichenbestand des Heidegebietes (36) 1 ? und an einer Eiche 
im Detritus am Südwesthang des Steinfeldberges (50) eine linke 
Flügeldecke. 


Calosoma (Calosoma) sycophanta Linne 


Ziemlich selten, aber im gesamten Bezirk sporadisch vorkommend 
Hofreiter fand 2 Stück in der Otschergegend, hievon 1 Stück in 
Lackerhof (7). Nach mündlicher Mitteilung von Amtsrat A. Sucho- 
nel (Wien) soll die Art auch an den föhrenbewachsenen Hängen der 
Gemeinde Hochrieß vorkommen. In Purgstall fand R. Rupf am 
27. 6. 1954 auf dem Sandplatz einer Zementwarenerzeugung 1. 


Tribus Cychrini, Genus Cychrus Fabr. 


Cychrus caraboides Linn& 


Ziemlich seltene Art, die im Purgstaller Raum x vorwiegend in 
den Sichauwäldern (5, 16) vorkommt, aber auch in 23, 36 und 39 ge- 
funden wurde. Die Käfer halten sich im Sommer mit Vorliebe unter 
loser, ziemlich trockener Rinde von Nadelbaumstrünken auf, wo sie 
auch im Winter teilweise zu finden sind. Im Herbst und im zeitigen 
Frühjahr wurden die Tiere größtenteils im Bodenlaub angetroffen. 


a) C. caraboides caraboides L. 
m. convexus Heer 


Im behandelten Gebiet wurden bisher nur 4 Stück erbeutet, die 
alle aus dem Raume Purgstall stammen: 27. 6. 1950 und 19. 12. 1960 
je 1 Stück am Nordhang des Pöllaberges unter loser Rinde von 
Fichtenstöcken (39); 21. 3. 1953 in der Erlafau im trockenen Mull 
eines Fichtenstockes (36) und am 26. 8. 1961 auf Sandweg laufend 
ebenda. 


b) C. caraboides rostratus L. 
m. rostratus L. 


Alle übrigen in der Gegend von Purgstall gefundenen Stücke ge- 
hören dieser Morpha an (3, 5, 13, 16, 23, 26, 36, 39 und 50). Küh- 
nelt erwähnt nur den Ort Lunz am See x. 


Cychrus attenuatus Fabricius 


Die Art scheint im ganzen Bezirk vom Flachland bis in die alpine 
Region verbreitet zu sein; sie erscheint nur vereinzelt und ist nicht 
häufig. Es sind mehr kleinere Exemplare, die der Morpha intermedius 
Heer angehören, als solche der Stammform zu finden. Die Käfer tre- 
ten von V bis VIII (hauptsächlich VI) in Erscheinung und lieben 
feuchte bis nasse Örtlichkeiten. Tagsüber verbergen sie sich größten- 
teils unter Rinde morscher Strünke, aber auch unter Holz, Reisig, 
Steinen, im Bodenlaub usw. Abends vor Einbruch der Dunkelheit 
kommen die Tiere aus den Verstecken und sind dann auf ihren Beute- 
zügen zu beobachten (29. 6. 1950: auf Eichenstock Nacktschnecke ver- 
zehrend; 23. 5. 1951: in Jungwald an noch fleischtragendem Rehkno- 
chen). — Kühnelt gibt für den Lunzer Raum folgende Fundorte 
an: Holzapfel, Stockgrund, Biologische Station, Seekopfsattel (760 m), 
Torstein, Schreier (780 m). Weitere Fundorte sind: 3, 5, 6, 7 (Dürren- 
stein x, Dreieckberg, Lackenhof am Ötscher, Kienberg), 8 (Hochkar x), 
9, 13, 16, 25, 26x, 30, 31, 32, 36, 37 (Peutenburg), 38, 39, 43 und 50. 


Anschrift des Verfassers: 
Franz Ressl, Purgstall a. d. Erlaf, Haus Nr. 8, Niederösterreich 


27 


Sind Euchlo& orientalis Brem. esperi Krby (- belia Cram.) 
und Euchl. ausonia Hb. verschiedene gute Arten? 


Von Fritz Heydemann 
(Mit 4 Abbildungen) 


Das von Herrn Prof. W.v.Buddenbrock (Mainz) in der Ento- 
mologischen Zeitschrift, Stuttgart, 71. Jhg., April1961, und von Herrn 
Dr. W.Mack (Gmunden) im Nachrichtenblatt der Bayerischen Ento- 
mologen, 11. Jhg., 15. August 1962, als Erwiderung angeschnittene 
Artproblem beschäftigt auch mich schon Seit 20 Jahren, aber bei der 
Schwierigkeit seiner Beurteilung fehlte es mir bis jetzt an genügen- 
dem, sicher datiertem Material beider Formen von möglichst gleichen 
Fundplätzen und besonders auch von weiteren Rassen ihres gro- 
ßen Verbreitungsgebietes. Nachdem mir nun jedoch Herr Kollege 
von Buddenbrock freundlicherweise sein ganzes entbehrliches 
Dublettenmaterial aus Spanien für meine Untersuchungen zur Ver- 
fügung gestellt hat, möchte ich doch schon einmal die bisherigen 
eigenen und sonst aus der Literatur entnommenen Ergebnisse zu- 
sammenfassen. 

Nach allem, was bisher über dieses Artproblem bekannt und ge- 
schrieben worden ist, muß eine Klärung in erster Linie wohl an Hand 
biologischer Fakten .gesucht werden, wie dies ja auch in 
den beiden in Rede stehenden Studien schon geschehen ist. Ich möchte 
daher auch zuerst die Frage behandeln, ist, wie bisher in allen 
größeren Werken der Lepidopterologie angenommen wird, die spä- 
terfliegende Form ausonia Hb. wirklich die zu orien- 
talis Brem. esperi Krby. (belia Cram.) gehörende 2.Genera- 
on? 

Um einen breiteren Rahmen zu bekommen, sollen die Flugzeiten 
beider Formen, von denen Herr Prof. vv. Buddenbrock ausgeht, 
noch durch einige weitere genauer datierte Angaben aus meiner 
Sammlung und aus sicheren der Literatur ergänzt werden. Ersterer 
gibt aus seinen Fängen bei Granada an: 
für orientalis esperi (belia): Anfang April — MitteMai. (Nach Ribbe 

C., D. ent. Zs. Iris, Beih. 1, 1909, in anderen Jahren schon von 
Ende Februar — März ab bis April — Anfang Mai an den glei- 
chen Stellen.) 

ausonia: Anfang bis Mitte Mai. (Ribbe |.c. am gleichen Ort: 
Mai — Juli.) 

für orientalis esperi (belia): Peloponnes, Anfang bis Mitte Mai, ex 

coll. m. 

ausonia maxima Ver.: Griechische Inseln, 8.—12. Mai, ex coll m. 
(ziemlich geflogen, 22 bis 51 mm Spannweite) 

orient.esperi (belia): Dalmatien, Anfang bis Mitte Mai, ex coll.m. 

ausonia romana Calb.: Macedonien, Anfang bis Mitte Juni, ex 
eoll=m; 


Bis dahin ergeben die angeführten Erscheinungszeiten beider For- 
men mit einer Ausnahme etwa dasselbe Bild, nämlich eine Differenz 
bis zu 3—4 Wochen mit einer teilweisen Überschneidung am Ende 
der Flugzeiten der früheren orientalis (belia), wobei deren beider- 
seitiger Beginn nur etwa 1 Monat höchstens auseinander liegt, so 
wie dies auch Prof. v. Buddenbrock aus seinen Beobachtungen 
im Jahre 1960 heraus angibt. 


[3 
BREI 

[7 

13 


28 


Herr Dr. Mack errechnet sich einen zeitlichen Zwischenraum 
von 2 Monaten vom Erscheinungs-Beginn der einen zu dem der spä- 
teren Form. Dies soll nach seiner Meinung zur Entwicklung einer 
2. Folge-Generation ausreichen — und so die bisherige Ansicht be- 
stätigen. 

Hiergegen fordern nun aber m. E. die nachstehenden Tatsachen 
zu sehr erheblichen Bedenken heraus. Ich erhielt 1941 von meinem 
später im Krieg gefallenen Freund Dr. E. Schröder, damals 
Assistent an der neu gegründeten Landwirtschaftlichen Hochschule 
zu Ankara (Mittel-Anatolien), eine umfangreiche Falterausbeute aus 
dem Jahre 1938, die zumeist auf den Versuchsfeldern und der. un- 
mittelbaren Umgebung der Stadt gesammelt war. Aus dieser ergab 
sich nun auffallenderweise für die beiden Formen folgendes Er- 
scheinungsbild: 

orientalis esperi (belia) flog vom 7.—27. Mai, aber 

ausonia taurica Röb. erschien 11.—31. Mai bis 5. Juni 1938! Spätere 

Falter fehlten! 


Da alle Falter der Ausbeute einzeln sehr gewissenhaft datiert wa- 
ren, habe ich keinerlei Zweifel an der absoluten Gültigkeit der Da- 
ten. Das heißt also doch nichts anderes, als daß beide so gut 
wie gleichzeitig flogen!Von 2 Folge-Generationen kann 
hier keine Rede sein! Beide sind durch die Größe (31—36 mm zu 
38—44 mm) und die starke Gelbfärbung unterseits der ausonia tau- 
rica Röb. sehr deutlich unterschieden. 

Weiterhin gibt Prof. v. Buddenbrock an, daß nach seinen 
Beobachtungen 1959 und 1960 in Huelva dort ausonia schon im April 
flog, während orientalis esperi (belia) überhaupt nicht erschien, also 
dort ganz zu fehlen scheint! Der Ausfall der eigentlichen Frühjahrs- 
form könnte vielleicht als irgendwie zufällig gedeutet werden, aber 
er wird durch die nachstehenden Tatsachen unterstützt. 

Prof. Dr. G. de Lattin führt aus einer großen Ausbeute von 
1939/40 aus der Umgebung von Istanbul und Bursa (Türkei) in „Tür- 
kische Lepidopteren I“ , 1950, S. 309, von dort an: 


Euchloe orientalis esperi Krby. nur vom 28. Mai, die alle zur sogen. 
„Frühjahrsgeneration“ gehören. Eine ausonia-Hb.-Form wird aus 
beiden Jahren nicht mehr angeführt. Da in allen Monaten gesam- 
melt wurde, ist wohldaraus der Schluß zu ziehen, daß dort ausonia Hk. 
ganz fehlt! Dasselbe wurde von J. Pfau (Wolgast) aus seinen frü- 
heren Erfahrungen brieflich Prof. v. Buddenbrock bestätigt, 
wonach bei seinem dortigen Aufenthalt am Marmara-Meer nur 
orientalis esperi (belia) vorzukommen schiene! 


Und schließlich aus den Afghanistan-Ausbeuten 1951/57 von Vater 
und Sohn Delere muß ich feststellen, daß in diesen nur eine 
Art, und zwar orientalis pulverata Chr., enthalten ist, die im 
heißen Dschellalabad (Dakka) schon am 4. 3. 1951, sehr klein und 
ziemlich frisch, und um Kabul vom 13. 3. bis 5. 5., zuletzt aber völlig 
abgerieben, flog. Die Tiere entsprechen genau der Original-Beschrei- 
bung in den „Mem. Romanow“, Bd. I, S. 49, schwanken in der Größe 
zwischen 27 und 36 mm sowie bedeutend in der Größe der Silber- 
fiecken, die vom Datum ihrer Flugzeit völlig unabhängig ist. Es sind 
auch nicht „kleinere“, wie im Seitz I, S. 52, angegeben, sondern sie 
werden von Christoph betont als „größere“ Flecken aufgeführt. 
In keinem Jahr wurde eine spätere ausonia-Form 
gefangen! Diesmal fehlt also sicher eine 2. sogen. ausonia-Gene- 
ration! 


29 


Die bis hierhin zusammengesteliten biologischen Fakten 
wollen wir kurz, nach zwei Gesichtspunkten gruppiert, näher durch- 
leuchten. Zunächst die oben angeführten Fälle, wo am gleichen Fund- 
ert oder in nahe gelegenen klimatisch ähnlichen Bezirken, beide 
Formen nach- und nebeneinander fliegen, woraus die Annahme vom 
Vorliegen zweier Generationen hergeleitet wurde. Prof.v.Budden- 
brock zitiert mit Recht die Stellungnahme R. Veritys (1952) 
hierzu, worin er die Theorie von 2 Generationen durch diejenige von 
zwei durch teilweises Überliegen der Puppen entstehende „Schlüp- 
f{ungen“ mit unterschiedlichen Schlüpfdaten ersetzt. Dieselbe Hypo- 
these vertritt er schon 1919 im „Ent. Rec.“, XXXL S. 143, worin er 
sagt, daß die bisher angenommenen 2 Generationen nicht existieren, 
sondern es sich um eine sogen. „bipartite emergence“ handle. Daraus 
kann man ohne weiteres entnehmen, daß auch er die zwischen dem 
jährlichen Erscheinen der beiden Formen liegenden 3—4 Wochen zur 
Entwicklung einer 2. Folge-Generation nicht für ausreichend hält. 
Auch seine Annahme bleibt zweifelhaft, weil sie nicht auf wissen- 
schaftlich exakten Zuchtversuchen beruht. 


Hierzu scheint mir sehr aufschlußreich die Bemerkung im Seitz I, 
Zusätze S. 71, wo nach Caradja in Südfrankreich eine weitere 
3. Generation der E. ausonia Hb. im September — Oktober fliegt, 
deren Raupen auf Biscutella laevigata L. leben. Diese würden dem- 
nach ab Juni mindestens eine 3—4monatige Entwicklung nö- 
tig gehabt haben! 

Es handelt sich um zwei in Größe, Zeichnung und Färbung erb- 
mäßig festgelegte, scharf unterscheidbare Formen. Da ergeben sich 
denn.doch für den Biologen einige erhebliche Fragen. NachDr.Macks 
Berechnung von ungefähr 2 Monaten zur Entwicklung der „2. Gene- 
ration“ kämen bei den genannten Flugdaten als Eltern derselben nur 
die allerfrühest geschlüpften Falter in Frage. Aber wo bleiben die 
Nachkommen der späteren? Müssen diese etwa immer überliegen? 
Und was geschieht zwischen den zu sich überschneidenden Terminen 
fliegenden Exemplaren beider Formen? Es müßten doch unbedingt 
auch Kopulationen zwischen beiden häufiger vorkommen, wenn doch 
beide zu einer Art gehören. Von solchen Misch-Kopulationen hat 
aber noch niemand berichtet, so daß sie auch noch nie sicher beob- 
achtet worden sind. Die Nachkommen solcher angenommenen Ver- 
bindungen würden aber doch auch Mischformen geben, zumal 
sie zu einer Art gehören, und ist nicht einzusehen, daß sich ihre 
erbmäßig klaren Merkmale in einem solchen Fall einfach reinlich 
scheiden und so 100°/oig aufspalten! Eine von beiden wäre erbmäßig 
entweder dominant oder rezessiv und müßten heterozygote Formen 
auftreten, aber nicht alle beide homozygot erscheinen! 

Eine solche Art des Nebeneinanderexistierens 
zweier sich oft und’ sicher festgestellt über- 
sehneidender Generationen einer Art ist m. E 
ausgeschlossen! 

Und nun die Tatsache des gemeinsamen Vorkommens bei Ankara, 
wo orientalis esperi Krby. und ausonia taurica Röb. mit ihren Haupt- 
flugzeiten völlig gleichzeitig nebeneinander fliegen, ohne sich zu ver- 
mischen! Das entspricht doch ganz dem Verhalten sympatrischer, 
physiologisch klar gefestigter Arten! 

Anders als durch die Annahme zweier differenter Arten ist auch 
das Fehlen einer der beiden „Formen“, wie um Istanbul und am 
Marmarameer oder um Kabul in Afghanistan nicht zu erklären! 


a en a N, 
: i 


30 


Wenn dort die frühesten orientalis-Falter schon Mitte März fliegen, 
warum sollte im dortigen heißen Klima nicht (nach Dr. Mack) nach 
2 Monaten, also ab Mitte Mai, wie auch im Mittelmeergebiet, eine 
etwaige 2. Generation sich entwickelnkönnen? Daraus schließe 
ich, daß.wir es: mit-2 eimprütigen’Arten zutun 
haben! 

Dazu noch als Schlußbetrachtung das Problem der Euchlo&e ausonia 
simplonia Frr. Mit diesem Tier hat sich Vorbrodt in „Die Schmet- 
terlinge der Schweiz“ 1911 eingehend beschäftigt. Sie wird von ihm 
als eigene Art angesehen, obwohl sie äußerlich in Größe, Zeichnung, 
Färbung der Unterseite alle Merkmale der ausonia-Gruppe aufweist. 
Auch nach der Struktur des Genital-Apparats kann ich sie nicht da- 
von trennen (Abb. 4). E. ausonia simplonia Frr. bewohnt die Täler 
der Walliser, Berner und Tessiner (hier eine f. tessina Vorbr.) Alpen 
bis in Höhen von fast 2200 m. Sie kann nach Lage der Dinge nur aus 
Norditalien oder Südostfrankreich etwa in der Wärmeperiode nach 
der III. Vergletscherung von Süden her eingewandert sein. Sie hat 
nur 1 Generation, die im Rhöne- und Tessintal schon im April-Mai 
bis 10. VIII, in den Alpen im Juni-Juli fliegt. Warum fehltihr 
aber eine hiernach durchaus mögliche 1. (belia) 
Generation? Hierüber habe ich noch keine Abhandlung in der 
Literatur gefunden. Ein gewiß etwas spekulativer Schluß wäre die 
Annahme, daß das bei der Einwanderung herrschende Klima mit 
restlicher Vereisung der Alpen frühestens bei höherer Erwärmung 
im Juni-Juli eine nördliche Einwanderung möglich machte, und diese 
geschah durch die dann fliegende ausonia-Form Oberitaliens. Und 
tatsächlich sagt Vorbrodtl. Bd., S. 22, wörtlich, „daß sich alle An- 
gaben auf simplonia Frr. beziehen, welche freilich Turatis belia 
f. romana im Aussehen so nahe steht, daß sie leicht mit ihr verwech- 
selt werden konnte!“ Somit scheint mir erwiesen, daß der Aus- 
gangspunkt der Entwicklung der Schweizer Al- 
penform simplonia Frr. eine ausonia-Invasion war. Und 
da nun muß der Biologe wieder fragen: wo sind denn bei diesem 
Vorstoß und der folgenden Ausbreitung die Erbanlagen der frühen 
(belia)-Form geblieben, die ja auch im Genom jeder ausonia-Form 
stecken müßte? Auch kann man wohl kaum einen einzigen Vorstoß 
weniger Tiere annehmen. Hier bleibt also im Zusammenhang mit der 
schon oben geäußerten Folgerung nur der Schluß, daß eben nur 
die eine differenzierte Art ausonia damals einge- 
wandertistundsicheinbrütighiererhaltenhat! 

(Fortsetzung folgt) 


Über den Fund von Platypsyllus castoris Rits. bei Genf 
(Referat) 


Von Alexander von Peez 


Im Februar des Jahres 1958 ging in Genf ein aus Frankreich im- 
portierter, erwachsener Biber an Pseudotuberkulose ein. Dr.V.Ael- 
len, Konservator für Wirbeltiere am Museum d’Histoire Naturelle 
der Stadt Genf, fand bei der Untersuchung dieses Tiers in seinem 
Pelz über 200 Exemplare des äußerst interessanten Käfers Platy- 
psyllus castoris Rits. Über diesen Fund berichtete Dr. Cl. Besu- 


3l 


chet, Konservator an der Entomologischen Abteilung desselben 
Museums, in der Zeitschrift „Les Mus&es de Geneve“ und faßt das 
bisher Bekannte über die Biologie dieses Käfers zusammen (15. Jahr- 
gang, Heft 10, Nov.— Dez. 1958). Im folgenden Jahr hat Herr M. 
Blanchetin der gleichen Zeitschrift über das weitere Ergehen 
der Biberkolonie im Naturschutzpark La Versoix bei Genf, für den 
das eingegangene Tier bestimmt war, berichtet (Jahrgang 16, Heft 8, 
Sept. 1959). — Da die Zeitschrift außerhalb der Schweiz nur wenig 
bekannt sein dürfte, so möchte ich hier über den Inhalt der beiden 
Aufsätze, stark zusammenfassend referieren, einerseits um den Fund 
des morphologisch wie biologisch gleich interessanten Käfers den 
Koleopterologen deutscher Zunge bekannt zu machen, andererseits 
um zu zeigen, daß die Wiedereinbürgerung des Bibers, dank der an- 
derenortes gemachten Erfahrungen, wenigstens von der biologischen 
Seite her, durchaus aussichtsreich erscheint. Ich besitze keine Unter- 
lagen über den zahlenmäßigen Bestand des Bibervorkommens an der 
Elbe, doch wäre es auf alle Fälle eine höchst dankbare Aufgabe, den 
Biber noch an anderen Stellen Deutschlands einzubürgern, damit 
seine Erhaltung nicht mit einem einzigen Vorkommen steht und fällt. 
Der Einbürgerung des Bibers würde dann früher oder später auto- 
matisch jene seines harmlosen, aber so interessanten Parasiten folgen. 

Herrn Dr. Cl. Besuchet habe ich für die erwähnten Nummern 
der Zeitschrift sowie auch für einige weitere schriftliche Ergänzun- 
gen zu danken. 

Seit etwa 50 Jahren schützt Frankreich seinen Biberbestand im 
südlichen Rhönebecken, Dep. Gard und Camargue, sorgfältig, mit 
dem Erfolg, daß sich die Tiere so stark vermehrt haben, daß die zu- 
ständige Behörde, Service des Eaux et Fore6ts, einigen Herren des Mu- 
seums d’Histoire Naturelle in Genf die Bewilligung geben konnte, 
acht Tiere zu fangen, die für die Gründung einer Biberkolonie im 
Naturschutzpark La Versoix bei Genf bestimmt waren. Von diesen 
acht Tieren gingen vier verloren, eines an einer Krankheit, zwei 
Junge wurden von der Mutter getötet, die später selbst wieder von 
einem Artgenossen getötet wurde. Die restlichen vier wurden An- 
fang Februar 1958 ausgesetzt. Bereits in der zweiten Maihälfte 1959 
hatte das eine Paar, das vorher eine umfangreiche Burg errichtet 
hatte, zwei Junge. Das Biberweibchen bringt im Jahr nur 2 bis 4 
Junge auf die Welt, die erst im zweiten oder dritten Jahr geschlechts- 
reif werden. Deshalb und weil jedes Paar ein Territorium bean- 
sprucht und verteidigt, das sich über mehrere Kilometer entlang 
dem bewohnten Wasserlauf erstreckt, ist mit einer Übervölkerung 
eines Schutzgebietes nicht zu rechnen. 

Von dem an Pseudotuberkulose eingegangenen Exemplar, das vom 
Departement Gard stammte, wurden über 200 Stücke des Käfers 
Platypsyllus castoris Rits. abgelesen. Eine solche Massenvermehrung 
scheint aber ein sehr ungewöhnliches Ereignis zu sein, da bisher 
immer nur jeweils wenige Exemplare auf einzelnen Bibern gefunden 
wurden. Der Käfer wurde 1869 auf amerikanischen Bibern des Rot- 
terdamer Zoologischen Gartens entdeckt, später auf Bibern in Frank- 
reich und auf Elbebibern gefunden. Die Biber der Neuen Welt, aus 
Alaska, Hudson-Bay, Texas und Kalifornien, die einer anderen Art 
angehören als die europäischen Biber, werden von derselben Art 
Platypsyllus castoris Ritz. parasitiert. 

Die Vertreter dieser Art und Gattung werden systematisch ent- 
weder in die Familie Leptinidae gestellt oder aber als eigene Familie 
Platypsyllidae betrachtet. Das sowohl bei Ganglbauer als auch 


32 


bei Reitter abgebildete Tier ist dorsoventral stark abgeflacht, 
Augen fehlen vollkommen, die Deckflügel sind rückgebildet und be- 
decken nur die Basis des Hinterleibes, und Hautfiügel fehlen. Stachel- 
kämme am Hinterrand des Kopfes verankern es im Pelze des Wirtes, 
so daß es während des Schwimmens und Tauchens nicht abgespült 
werden kann. Trotzdem sich die Käfer mit Vorliebe auf dem Kopf, 
auf dem Hals und den Schultern des Bibers aufhalten, also jenen 
Teilen, die beim Schwimmen aus dem Wasser ragen, kommen sie 
beim Untertauchen ihres Wirtes unter Wasser. Um auch dann atmen 
zu können, sollen sie einen Luftvorrat in Gestalt einer Luftblase mit 
hinunternehmen, welchen sie mit ihren sehr eigenartig gestalteten 
Fühlern speichern und dann mit Hilfe einiger sternaler Apophysen 
und Borsten festhalten. Die Frage der Ernährung ist nicht ganz ge- 
klärt. Da die Mandibeln stark rückgebildet sind, wird angenommen, 
daß sich die Käfer von Hautschuppen und Talgabsonderungen oder 
aber von ectoparasitischen Milben ernähren, die man auf den Bibern 
findet. Jedenfalls entnehmen sie ihrem Wirt kein Blut und schädigen 
ihn in keiner Weise. Die Eier sollen fest an die Haut des Bibers ge- 
klebt werden. Auch die Larven, die schon lange beschrieben und ab- 
gebildet sind, leben ectoparasitisch auf ihrem Wirt und zeigen die 
gleiche Vorliebe für dessen Kopf, Hals und Schultern. Ihre Ernäh- 
rung soll die gleiche sein wie jene der Imagines. Sie sind etwa drei- 
mal so lang wie breit, nach vorne und hinten gleichmäßig verjüngt, 
etwas abgeflacht, weißlich, mit ziemlich langen Borsten besetzt, die 
auf der Bauchseite zahlreicher sind. Die Beine sind kurz, aber kräf- 
tig, und endigen in einer wohlentwickelten Klaue. Über die Puppe 
und den Ort der Verpuppung ist noch nichts bekannt. 

Die Wiedereinbürgerung des Bibers hat also als unerwartete Be- 
gleiterscheinung die Wiedereinführung eines der interessantesten 
Käfer zur Folge gehabt. 


Anschrift des Verfassers: 


Dipl.-Ing. A. von Peez, Brixen/Bressanone, Südtirol/Italien, 
Kassianstraße 14 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 11. Februar 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 
Anwesend: 31 Mitglieder, 7 Gäste. 


Der Vereinsabend diente der Besprechung interessanter Funde aus dem 
vergangenen Sammel]jahr, wobei dieHerren A. Bilek,H.Breitschaf- 
ter, E-G.Danckwardt, B.Koch und W. Teichmann über be- 
merkenswerte Sammel- und Zuchtergebnisse berichteten. An der sich an- 
schließenden Diskussion beteiligten sich die Herren Dr. W.Forster und 
J. Wolfsberser. 


Sitzung am 11. März 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 
Anwesend: 30 Mitglieder, 10 Gäste. 


Herr Franz Daniel berichtete von seinen seit vielen Jahren laufenden 
Untersuchungen über die Entomofauna des Sausalgebirges (Steiermark) 
und zeigte unter Vorweisung von interessantem Material die durch die 
geographische Lage und durch klimatische Faktoren bedingte Sonderstel- 
lung dieses Gebietes auf. Zur Diskussion sprachen die Herren E.-G. 
Danckwardt,Dr.W.Forsterund Dr. H.Fürsch. 


rer 


N 


ACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaäier, München 19, Schloß Nymphenburs, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 


Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. April 1963 Nr, 4 


Dritter Beitrag zur Lepidopteren-Fauna der Steiermark“) 


Beschreibung zweier neuer Unterarten 
Von Franz Daniel 


1. Poecilocampa populi grisea ssp.n. 


In einer früheren Arbeit: „Poecilocampa populi L. und Poecilo- 
campa alpina Frey“ (diese Zeitschrift, Jg. VI, Nr. 3, 1957) befaßte ich 
mich unter anderem auch mit den Unterarten von Poecilocampa 
populi L., wobei ich die Formen des östlichen Teiles von Mitteleuropa 
fast nur nach den Literaturangaben beurteilen konnte. 

Inzwischen habe ich reiches Serienmaterial von P. populi L. aus 
der Südsteiermark und auch Belegstücke aus den anschließenden 
Teilen Ungarns bekommen, die erkennen lassen, daß die dort flie- 
genden Populationen erheblich von der Nominatform abweichen. 

ö: Kleiner. Die Grundfarbe nicht so tief schwarz, meist grau über- 
stäubt. Der Wurzelfleck der Vorderflügel meist stark braun und kräf- 
tig hell eingefaßt, die äußere Querbinde recht deutlich, die Fransen 
kräftig gescheckt. Die Hinterflügel mit gut entwickelter heller Mittel- 
binde. Die Patagia sehr deutlich hell hervortretend, der Thorax ist 
stark mit grauen Haaren durchsetzt, wasden Tieren 
ein recht fremdartiges Aussehen verleiht. 

Q: Ebenfalls kleiner und grauer, die graue Thorakalbehaarung, die 
innerhalb der Populationen der Nominatform nur ausnahmsweise 
auftritt, bei allen Stücken auffallend deutlich entwickelt. 

Stücke von Kaposvar und Toponär im Comitat Somogy in Südwest- 
ungarn sind den Stücken Südsteiermarks gleich. Ebenso je 1 ö aus 
dem oberen Murtal, Knittelfeld Umgebung, Mitterbach 650 m, 20.X.59, 
leg. Meier, und Umgebung Budapest, Budakeszi, 6. XI. 61. Doch 
sind mir diese beiden Einzelstücke nicht beweiskräftig genug, um 
hiernach die dortigen Populationen zu beurteilen. Ich nehme sie des- 
halb nicht in die Typenserie auf. 

Diese auffallende Form einer im allgemeinen subspezifisch inner- 
halb Europas wenig abändernden Art benenne ich ssp. n. grisea. 

Holotypus 5 und Allotypus ®: Styria merid., Sausal- 
gebirge, Kitzeck 200—500 m, Anfang XI. 62. Daniel leg. 

Paratypen: 23686, 18 ?Q mit derselben Bezettelung, Mitte X. 
— Anfang XI. 1956—62. Daniel und Knechtel leg. 


*) Zweiter Beitrag in dieser Zeitschrift, Jg. VIII, Nr. 11, 1959. 


RES 
IS3 = 


34 


1 6 Hungaria, Comitat Somogy, Toponär, 3. XI. 61. 

4 66,3 2 Hungaria, Comitat Somogy, Kaposvar 11. X. — 16.XI. 
1932, Pazsiczky leg. 

P. populi grisea ssp. n. ist im Sausalgebirge nicht häufig, oder es 
dürfte das Optimum des Auftretens erst nach dem 5. XI. liegen, um 
welche Zeit dort nicht mehr gesammelt wurde. 

In meiner eingangs erwähnten Arbeit habe ich die Stücke von 
Kaposvar als möglicherweise zu ssp. infuscata Niesiolovski gehörig 
angesprochen. Inzwischen konnte ich Vergleichsmaterial aus der Nähe 
des Fundgebietes dieser Rasse (Südpolen, Weißkarpathen und Mokko- 
shotyka in Nordostungarn) einsehen. In diesem Raum fliegen, wie 
schon die Urbeschreibung von infuscata hervorhebt, Populationen 
besonders großer Tiere, die sich aber sonst kaum von populi unter- 
scheiden. Mit der neuen Subspezies grisea hat infuscata nichts zu tun. 

Aus dem Habitus der populi-Rasse des Sausalgebirges glaube ich 
den Schluß ableiten zu dürfen, daß der dortige Stamm aus dem pan- 
nonischen Raum zugewandert ist. Subspezifische Ähnlichkeiten zwi- 
schen diesen beiden Gebieten sind bei verschiedenen Lepidopteren- 
Arten erkennbar. In der später erscheinenden Gesamtbearbeitung 
der Funde aus dem Sausal werde ich auf diese Erkenntnisse ausführ- 
lich eingehen. 


2. Drepana curvatula knechteli ssp.n. 


Diese seltene, im europäischen Raum nur ganz vereinzelt festge- 
stellte Drepanide konnte im Sausalgebirge in kleiner Serie im Laufe 
der Jahre eingebracht werden. Diese Tiere unterscheiden sich über- 
gangslos durch stark verdunkelte Grundfarbe aller Flügel von der 
Nominatform. 

ö: Oberseits schokolade- bis schwarzbraun mit leichtem Purpur- 
schimmer und kräftiger Entwicklung aller Zeichnungselemente. Die 
geschwungene Außenbinde ist besonders deutlich hervorgehoben. Am 
Hinterflügel sind heller braune Töne im Costaldrittel und im Feld 
außerhalb der Mittellinie teilweise noch erhalten, die Grundfarbe der 
stärker geschwärzten Stücke jedoch ist ebenso einfarbig schokolade- 
braun wie auf den Vorderflügeln. Unterseite von der Nominatform 
kaum abweichend. 

Das ® ist heller als das Öö, gleichfalls aber wesentlich dunkler als 
Normalstücke, bei auffallend kräftiger Anlage aller Zeichnungen. 

Beide Geschlechter sind größer als die Nominatform. Die zweite 
Generation ist wenig dunkler als die erste. 

Meinen Quartierleuten im Sausal, Herrn Ingenieur Reinhold und 
Frau Gertrude Knechtel, die mich bei meinen wissenschaftli- 
chen Forschungsarbeiten stets tatkräftig unterstützten und auch in 
Zeiten meines Fernseins den Nachtfang erfolgreich betreiben, in 
dankbarer Anerkennung zugeeignet. 

Holotypus Ö: Styria merid., Sausalgebirge, Kitzeck 200 bis 
500 m, 10. VIII. 60.Knechtelleg. 

Allotypus ®: mit derselben Bezettelung, 11. VII. 60. 

Paratypen: 11 88,3 9, Anfang V. bis Anfang VI. 1960—62 
(generatio vernalis). 

10 845,2 29, Ende VII. 54, Anfang — Ende VIII. 1956—62. Da- 
niel und Knechtel leg. 

Gaede erwähnt in Seitz Suppl. 2, p. 168, 1933, eine verdunkelte 
D. curvatula-Form mit verloschener Zeichnung aus Berlin. Die in 
Brandenburg heimische Population dieser Art gehört jedoch zur 


35 


Typenrasse. Bytinski-Salz (Ent. Rec. 51, p. 166, 1939) greift 
diese Angaben auf und beschreibt dieses Stück im Zusammenhang 
mit einem verdunkelten ö aus Wolhynien als f .gaedei. Diese Aber- 
rationsbenennung einer ausnahmsweise auftretenden Zustandsform 
steht in keinem Zusammenhang mit der hier festgelegten Unterart. 

Ich glaube, die neue Rasse als Produkt des feuchtwarmen Klimas 
ihres Lebensraumes ansehen zu dürfen, der bei einer ganzen Reihe 
von Arten Verschwärzungen erzeugt, worauf gleichfalls anläßlich 
der Gesamtbearbeitung der dortigen Lepidopterenfauna näher ein- 
gegangen werden soll. 


Anschrift des Verfassers: 
Franz Daniel, 8 München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel, 
Zoologische Staatssammlung 


Sind Euchlo& orientalis Brem. esperi Krby (- belia Cram.) 


und Euchl. ausonia Hb. verschiedene gute Arten? 


Von Fritz Heydemann 
(Mit 4 Abbildungen) 
(Schluß) 


Die strukturellen Verhältnisse der Genital-Apparatur 


Nach vorstehenden Ausführungen steht m. E. nun das Vorliegen 
zweier nächstverwandter Doppelarten (Dualspecies) fest, und 
ich habe den Versuch gemacht, wie schon bei mehr als 60 solcher 
schwierigen Arten-Paare, auch hier die Artdifferenzen durch Unter- 
suchung der Genital-Apparate zu unterbauen. Das ist bei der noch 
großen Ähnlichkeit solcher entwicklungsgeschichtlich noch jüngerer, 
nicht viel weiter geschrittener Differenzierung eine recht schwierige 
Aufgabe. Wer sich nicht länger damit beschäftigte, wird hier nur 
eine gewöhnliche Variabilität sehen, die im allgemeinen Rahmen 
einer Art liegt. Wenn überhaupt eine Merkmals-Differenz im Geni- 
tal-Apparat der Arten schon ausgebildet wurde, dann muß sie wie 
bei „alten“ Arten ebenso eine gewisse Konstanz aufweisen. 

Der besseren Übersicht und der Vereinfachung halber wurden die 
Ergebnisse der diesbezüglichen Untersuchungen in nachstehender 
Tabelle zusammengestellt. Ihr liegen 14 öd- und 6 ??-Präparate 
zu Grunde. Aus diesen werden, in 20facher Vergrößerung gezeichnet, 
vier zur Abbildung gebracht (Abb. 1—-4), die zusammen mit den An- 
gaben der Tabelle die ausreichende Konstanz der drei markantesten 
Merkmale innerhalb jeder Art zeigen. Dies gilt besonders für die 
Penisrohre, wie dies auch nicht anders sein kann. Bei den orientalis- 
Formen sind diese um 0,2—0,3 mm kürzer, in der unteren Hälfte 
stärker gewunden und etwas dünner. Die Valven sind um 0,2—0,5 mm 
kürzer und an der Basis weniger breit. Ebenso ist die Höhe des Ge- 
nitals im Präparat, vom oberen Bogen des seitwärts liegenden Un- 
cus bis zur unteren Spitze des Vinculum gemessen, um 0,5—0,2 mm 
geringer. Die kleinen Größen-Unterschiede bei den einzelnen Merk- 
malen bleiben mit 0,1—0,2 mm durchaus innerhalb der Variabilität 
jeder Art und zeigen keinerlei Zusammenhang mit der durch die 
Spannweite angegebenen habituellen Größe der betreffenden Falter. 
Es wurden absichtlich große und kleine Exemplare für die Unter- 
suchung gewählt. Beeinflußt wird lediglich etwas die Länge des Te- 
gumens und des Vinculum und so die Längsachse des Genitals (Höhe 


36 


des Präparates). Ein wenig variabel erscheinen nur noch die lappigen 
Harpen. — Im übrigen aber dürften die Zahlenreihen für jede der 
beiden Arten durch ihre vorzügliche Übereinstimmung bezüglich der 
vier untersuchten Merkmale sehr klar auch die strukturellen Ver- 
schiedenheiten in der Genitalapparatur beider beweisen. 

Auf die Wiedergabe der weiblichen Genitale wurde verzichtet, weil 
die sehr zarthäutigen Bursa-Säcke ohne jedes Signum, abgesehen 
von geringen Größenunterschieden, keine markanten Differenzen er- 
kennen lassen. 

Hinweisen möchte ich aber auf die sehr abweichenden, in sich völlig 
konstanten Werte bei den beiden pulverata Chr.-Exemplaren. Aedoe- 
agus, Valvenlänge und -breite sind auffällig kürzer als bei allen 
übrigen Präparaten beider Gruppen. Zusammen mit der sehr stark 
wechselnden Größe der Silberflecken der Hinterflügel-Unterseite und 
der reduzierten Schwarzzeichnung im Vorderflügel-Apex bei meinen 
9 afghanischen Tieren, muß hier das Vorhandensein eines 3. Art- 
komplexes mit anderen zentral- und ostasiatischen Subspezies der 
orientalis Brem. vermutet werden. — Für die beiden westlichen For- 
men, die ausonia Hb.- und esperi Krby.-Gruppe, haben die vorste- 
hend dargelegten Ergebnisse insgesamt artspezifischen Charakter. 
Sie sind m. E. gut differenzierte „Doppelarten“. — Es bleibt noch 
übrig, durch exakte Vergleichszuchten beider dies zu bestätigen, zu- 
mal schon seit langem in der Literatur auf die Verschiedenheit der 
Raupen hingewiesen wurde. (Siehe Berge-Rebel, Spuler, 
Vorbrodt). 


Übersicht der Ergebnisse 
der Untersuchung der männlichen Genital-Apparatur 


Name Fundort Di Präp.No. an ne a 

ausonid Granada 44,5 878 b 3,1 (124) 2,3 (92) 2,2 (88) 
24.5.60 

ausonia Granada 44,0 881 b 3,0 (120) 2,2 (88) 2,1 (84) 
24.5. 60 

ausonia Granada 45,0 878 C 3,2 (128) 2,3 (92) 2,1 (84) 
12.5. 60 

ausonia Huelva 40,0 881la 3,0 (120) 2,2 (88) 2,0 (80) 
2.5.59 

ausonia Wallis 34,0 657 cc 3,2 (128) 2,3 (92) 2,0 (80) 

simplonia 4.4.07 el. (b. 43) 

ausonia Ankara 39,0 655 C 3,0 (120) 2,3 (92) 2,1 (84) 

taurica 11.5. 38 (b. 42) 

or. (belia) Granada 36,5 877b 2,6 (104) 1,9 (76) 1,8 (72) 
16. 4. 60 

or. (belia) Granada 41,5 877cC 2,8 (112) 1,9 (76) 1,9 (76) 
14. 5. 60 

or. (belia) Granada 41,5 879 d 3,0 (120) 2,0 (80) 1,9 (76) 
17.4. 60 

or. (belia) Ankara 36,0 879 c 2,6 (104) 2,1 (84) 1,9 (76) 

esperi 8.5.38 

or. (belia) Ankara 31,0 656 cC 2,5 (100) 2,0 (80) 1,9 (76) 

esperi 8.5.38 

or. (belia) Ankara 35,0 659 b 2,6 (104) 2,1 (84) 1,9 (76) 

esperi 12.5. 38 

or. (belia) Djellalabad 30,0 738 b 2,6 (104) 1,7 (68) 1,6 (64) 

pulverata 4.3.51 

or. (belia) Kabul 36,5 880 a 2,6 (104) 1,7 (68) 1,6 (64) 

pulverata 20-01 


LER 


az 
E . 
il 
* on 


Männlicher Genital-Apparat 
Abb.1: Euchloe ausonia Hb., Granada, Präp. 878 b 
Abb. 2: Euchloe ausonia simplonia Frr., Wallis, Präp. 657 cc 


Eine kurze Bemerkung noch zum Namen belia Cramer (1782), der 
nach den Nomenklatur-Regeln bekanntlich ungültig ist. Verity 
hat in seiner „Revision of the Linnean Types“ in Linn es Samm- 
lung zu London („Linnean Society’s J ournal-Zoology“, Vol. 32, 1913) 
festgestellt, daß die beiden von Linn & mit belia bezeichneten Falter 
3 0Q der ebenfalls von ihm 4 Nummern später 1766 beschriebenen 
Männchen der Art eupheno L. sind, welche also ersteren Namen tra- 


38 


Abb. 3: Euchloe orientalis esperi Krby., Granada, Präp. 877 b 
Abb. 4: Euchloe orientalis pulverata Chr., Kabul, Präp. 738 b 
20% vergrößert 


gen muß. Erstaunlicherweise ist aber jene Tatsache schon 125 Jahre 
früher bekannt gewesen! Denn man liest beiBorkhausen, Bad.I, 
S. 127 (1788) unter No. 15: „Belia“. Diesen Namen gab zuerst Linn& 
dem Weibchen der eupheno, weil er vom Geschlechtsunterschied nicht 
unterrichtet war. Da aber nach neueren Entdeckungen nun dieser 
Name als überflüssig wegfällt, so hat ihn Herr Esper (1780) auf den 
Taf. 92, fig. 1. abgebildeten Falter übergetragen. Weil nun dies nach 
eben jenen Regeln nicht zulässig ist, wird trotz Staudingers da- 
maliger Ablehnung die gültige Bezeichnung für die westliche Früh- 
lingsart esperi Kirby sein müssen. 


Anschrift des Verfassers: 
Prof. Dr. F. Heydemann, 232 Plön (Holstein), Lütjenburger Straße 25 


39 


Buchbesprechungen 


W. Bücherl. Südamerikanische Vogelspinnen. Die Neue Brehm-Bücherei 
302. 1962. 92 S., 33 Abb., 11 Fig., 2 Karten. A. Ziemsen Verlag, Witten- 
berg-Lutherstadt. Preis geh. DM 6,—. 


Professor Bücherl, der Leiter der Spinnenabteilung des weltbekann- 
ten Institutes Butantan in Säo Paulo, ist der befähigtste Wissenschaftler, 
um über die größten Spinnen der Erde zu schreiben und ihren grauen- 
erregenden Ruf durch interessante Tatsachen über ihre Lebensweise zu 
ersetzen. Nach einer kurzgefaßten Erläuterung des Körperbaues findet 
man eine wertvolle Darstellung über die geographische Verbreitung der 
größtenteils tropisch und subtropisch lebenden Vogelspinnen, die durch 
zahlreiche Photographien vieler Arten sogar eine grobe Bestimmungs- 
übersicht ergibt. In den Abschnitten über Lebensgewohnheiten und Nah- 
rungserwerb kommen mit Recht mancherlei Schaudermärchen zu Fall, 
denn die Vogelspinnen jagen die für den Menschen so gefährlichen Taran- 
teln und Kammspinnen und verdienten vollen Schutz. Schließlich erfährt 
man aus erster Quelle über die Gewinnung und Wirkung des Vogel- 
spinnengiftes. 

Mit Transporten von Südfrüchten werden häufig auch Vogelspinnen 
„importiert“. Das Büchlein ist ein wertvoller Ratgeber für den, der sich 
ihrer Pflege im Terrarium annehmen möchte; denn diese „bringt sehr viel 
Unterhaltung und verhilft dem überarbeiteten, nervösen Menschen über 
viele Nervenkrisen hinweg“. E.Popp 


L. J. Dobroruka. Die Hundertfüßler (Chilopoda). Die Neue Brehm-Bücherei 
281. 1961. 49 S., 34 Abb. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. 
Preis geh. DM 3,—. 


Mit Aristoteles beginnt der Verfasser seine, dem Umfang des Bändchens 
entsprechende knappe Darstellung der Hundertfüßler (Chilopoda). Auf 
sein Anraten soll man mit den Abschnitten über die Verhaltensweise und 
geographische Verbreitung dieser Tiere beginnen, um später die nüchter- 
nen Kapitel „verdauen“ zu können, die vom Körperbau handeln. Beides 
ist anschaulich und oft fesselnd geschrieben. Viele Abbildungen vermit- 
teln einen Eindruck von der Form und Lebensweise der Chilopoden. Der 
siebenseitige spezielle Teil sollte allerdings nicht zum Bestimmen der 
Familien verleiten. Ein kleines Kapitel beschreibt Sammelmethoden (so- 
weit die Sammeltöpfe in Abb. 33 nicht weitgehend abschrecken) und gibt 
Anleitungen zum Bestimmen. 

Insgesamt ein brauchbares Brehm-Bändchen für rasche Orientierung 
und Anregung zur Beschäftigung mit dieser interessanten Tiergruppe. 

E. Popp 


G. Seifert. Die Tausendfüßler (Diplopoda). Die Neue Brehm-Bücherei 273. 
1961. 76 S., 59 Abb. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. Preis 
geh. DM 3,75. 


Wer sich über die Doppelfüßler (Diplopoda), im Volksmund fälschlicher- 
weise Tausendfüßler genannt, unterrichten will, hat Mühe, die sehr ver- 
streuten Veröffentlichungen zu sichten. Es ist daher sehr zu begrüßen, daß 
ein berufener Zoologe in diesem Bändchen alles Wissenswerte über diese 
durchaus häufige und auch interessante Tiergruppe vorlegt. In lehrbuch- 
mäßiger, klarer Form sind der äußere und innere Körperbau beschrieben, 
wobei viele anschauliche Abbildungen den Text vertiefen und deutlich 
machen. Es folgen Abschnitte über das Vorkommen und die Lebensweise 
der Doppelfüßler, in denen auch der Spezialist keine wesentlichen Tat- 
sachen vergessen findet. Selbst neueste Hypothesen über die stammes- 
geschichtliche Herkunft dieser Tiergruppe werden erörtert. 

Dem Verfasser ist Bewunderung zu zollen für seine Kunst, in dieser 
gedrängten, doch übersichtlichen Weise eine Art Kompendium geschaffen 
zu haben, welches dem Studenten lernen hilft, dem Zoologen aber, der 
andere Fachgebiete vertritt, ein nützliches Nachschlagewerk an die Hand 
gibt, das schnell und umfassend informiert. E. Popp 


40 
Kleine Mitteilungen 


98. Ein neuer Fundort von Zygaena achilleae Esp. im Fichtelgebirge. 


In einem Artikel in der Entomologischen Zeitschrift (66: 95—96, 1956) 
gab ich erstmalig den Fund dieser Art in Nordostoberfranken bekannt. — 
Der Biotop ist eine offene Waldwiese am Fuß des Schneeberges bei Meier- 
hof. Bemerkenswert ist neben der Moorheidelbeere (Vaccinium uligino- 
sum L.) das häufige Vorkommen der Sumpf-Orchis (Orchis palustris Jacq.). 
Hier fliegt Colias palaeno europome Esp. neben Argynnis arsilache Esp. 
noch häufig. — Nun fand ich in der Sammlung eines jungen Entomologen 
in Marktredwitz eine Serie von Z. achilleae Esp., gefangen 21. 6. 1958 und 
12. 6. 1960, welcher derselbe an einer engbegrenzten Stelle eines hohen 
Bahndammes fing. Die Art fehlt sonst dem Selber und Hofer Gebiet 
sowie dem benachbarten Egerland. Wie ist dieses sporadische Vorkom- 
men zu erklären? 


99. Ein neuer Fundort von Glaucopsyche alexis Poda (= Lycaena cyllarus 
Rott.). 


Diese Art besitze ich vom Plattenberg bei Liebenstein (Egerland) und 
zwar 2 5 8,399, wenig bis ganz verblaut, gefangen 1930/31/34. Zu meiner 
Überraschung fand ich in der Sammlung von Herrn H. Fehn (Markt- 
redwitz) eine Serie dieses Bläulings, gefangen an dem erwähnten Bahn- 
damm bei Marktredwitz. Die Tiere sind bedeutend kleiner als meine 
Stücke vom Plattenberg. Die Art fehlt sonst dem Selber Gebiet, ist im 
Hofer Gebiet sehr selten und im Höllental bei Bad Steben (Frankenwald) 
schon öfter, aber immer nur einzeln festgestellt worden. 


Richard Fischer, Selb/Oberfanken, Bauvereinsstraße 2 


100. Zur Verbreitung von Atomaria Lewisi Rtt. und A. berolinensis Kr. 
(Col., Cryptophagidae). 


1957 meldete Hüther an dieser Stelle die ersten südbayerischen Funde 
der in Ostasien beheimateten und von England aus in Europa verbreite- 
ten Adventivart Atomaria Lewisi Rtt. aus Spreuhaufen in Fürstenried und 
Starnberg. Horion berichtete 1960 (Faunistik: Bd. VII, S. 288) von spo- 
radischen Vorkommen in Mittel- und Süddeutschland. 

Ich fing diese. Art (2 Ex., mit A. apicalis Er., berolinensis Kr., fuscata 
Schönh., ruficornis Mrsh. und pusilla Payk., det. Brakman) am 26. 10. 1960 
in verpilzten Vegetabilien an einer Wildfütterung in der Echinger Lohe 
nördlich Münchens. Atomaria berolinensis Kr. wird vonHoriona.a.O., 
S. 285, für Bayern nicht gemeldet! In Schliersee fand ich A. Lewisi Ritt. 
(7 Ex., mit A. apicalis Er. und ruficornis Mrsh.) am 6. 8. 1961 unter fri- 
schem Heu am Rande einer Südhangwiese Im Palsweiser Moor bei 
Dachau schüttelte ich sie zahlreich (mit A. apicalis Er.) am 16. 9. 1961 aus 
gemähtem Riedgras auf das Klopftuch. 

Damit ist eine allgemeine Verbreitung der flugfreudigen Art in Süd- 
bayern anzunehmen. 


Dr. Dr. Karl Wellschmied, München 13, Tengstr. 49 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 25. März 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 
Anwesend: 27 Mitglieder, 6 Gäste. 


Herr Dr. Helmut Fürsch sprach über das Thema: „Wie die Insekten 
ihre Umwelt sehen“ und gab den Zuhörern in anschaulicher, leicht ver- 
ständlicher Weise einen Einblick in den gegenwärtigen Stand unserer 
Kenntnisse über den anatomischen Bau und die Leistungsfähigkeit der 
Insektenaugen. An der Diskussion beteiligten sich die Herren A. Bilek 
und E-G.Danckwardt. 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 


Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. Mai 1963 Nr.5 


Coniopteryx tjederi Kimmins - ein für Mitteleuropa 
neues Neuropteron 


(Ein Beitrag zur Kenntnis der Coniopterygiden Österreichs) 


Von Horst Aspöck 


Die Kenntnis der mitteleuropäischen Coniopterygiden ist im Ver- 
gleich zu jener anderer Tiergruppen, ja selbst anderer Neuropteren- 
Familien geradezu erstaunlich gering. Der Grund hierfür ist ein 
zweifacher: Einerseits wurden und werden Coniopterygiden ange- 
sichts ihrer geringen Größe immer wieder übersehen und bleiben 
auch bei durchaus gründlichen biozönotischen Arbeiten vielfach un- 
berücksichtigt, andererseits ist ihre Determination relativ schwierig 
und bei Nichtberücksichtigung genitalmorphologischer Merkmale — 
zum mindesten für das Genus Coniopteryx Curtis — vorläufig abso- 
lut unmöglich. Gerade die Mißachtung dieser Tatsache hat beträcht- 
liche Verwirrung hervorgerufen, zumal immer wieder Angaben über 
offensichtlich ungenügend exakt determinierte Arten gemacht werden 
(allen voran der so oft zitierte Coniopteryx tineiformis Curtis), die 
nur selten mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Dadurch sind wir 
heute gezwungen, alle nicht genitalmorphologisch untermauerten 
Angaben, also unter anderem fast durchwegs die vor Tjeders 
Revision (1931) publizierten, rigoros zu eliminieren, wenn wir in ab- 
sehbarer Zeit zu einer halbwegs abgerundeten Kenntnis der Ver- 
breitung dieser so sehr vernachlässigten Neuropteren-Familie ge- 
langen wollen. Es wäre daher durchaus angebracht, bei künftigen 
Angaben über Coniopterygiden außerhalb der Spezialliteratur einen 
kurzen Hinweis über die Art der Determination zu geben; anders 
gesagt, man sollte es in Zukunft nicht einmal in Erwägung ziehen, 
Coniopterygiden — vor allem Coniopteryx — nach fiktiven Unter- 
scheidungsmerkmalen des Flügelgeäders, der Flügelgröße etc. be- 
stimmen zu wollen. Namentlich soll an dieser Stelle auch darauf 
hingewiesen werden, daß die Bearbeitung von Stitz (1936) im 
„Großen Brohmer“ für eine korrekte Determination von Conio- 
pteryx-Arten völlig unzulänglich ist. 

Der vorliegende Beitrag stellt lediglich eine grobe Zusammen- 
fassung der wesentlichsten faunistischen Ergebnisse meiner Studien 
der Coniopterygiden Österreichs dar; er mag vielleicht einen brauch- 
baren Baustein zu einer Kenntnis der allgemeineren Verbreitung 


007 


42 


ya) QINnSBRUCK 


Fig. 1: 4A Coniopteryx pygmaea End.!) 
N Coniopteryx tineiformis Curtis 
OÖ Coniopteryx borealis Tjed.?) 
RX Coniopteryx tullgreni Tjed.?) 
L] Coniopteryx esben-peterseni Tjed.*) 
m Coniopteryx tjederi Kim. 


Dar INNSBRUCK 


Fig. 2: [I Conwentzia psociformis (Curt.) und pineticola End. 
Aa Semidalis aleyrodiformis (Steph.) 
/\ Helicoconis lutea (Wallengren) ?) 
OÖ Aleuropterux loewi Klap.*®) 


1) Die häufigste Art. Bisher ausschließlich von Coniferen. In den Tiroler 
Alpen an Larix und Pinus mugo bis ca. 2000 m aufsteigend. 

?2) Bisher nur in wenigen Individuen ausschließlich in Tallagen festge- 
stellt. 

3) 1 5, Sölling, Niederösterreich, 13. 8. 1962, leg. Ressl. Es handelt 
sich bei diesem Fund um das zweite aus Mitteleuropa bekannt gewordene 
Exemplar der Art. (Vgl. Zeleny 1962.) 

4), Bisher nur in Tallagen festgestellt. Die Art ist lokal durchaus zahl- 
reich zu finden und dürfte auch im übrigen Mitteleuropa weit verbreitet 
sein. Von Quercus und Corylus. 


43 


der Gruppe liefern. Ich habe daher bewußt auf mehr oder minder 
rein lokalfaunistisch interessante Einzelheiten verzichtet, zumal in 
absehbarer Zeit an anderer Stelle und in anderem Zusammenhang 
darauf eingegangen werden soll. 

Zeleny’s kürzlich publizierte Arbeiten (1961, 1962) stellen einen 
wesentlichen Beitrag zu einer Kenntnis der Gruppe dar und haben 
für die CSSR die folgenden Arten erbracht: 


Coniopteryx tineiformis Curtis 
Coniopteryx pygmaea Enderlein 
Coniopteryx borealis Tjeder 
Coniopteryx esben-peterseni Tjeder 
Coniopteryx tullgreni Tjeder 
Semidalis aleyrodiformis (Stephens) 
Parasemidalis annae Enderlein 
Conwentzia psociformis (Curtis) 
Conwentzia pineticola Enderlein 
Helicoconis lutea (Wallengren) 
Aleuropteryx loewi Klapalek 


Mit Ausnahme von Parasemidalis annae End. konnte ich in Zu- 
sammenarbeit mit zahlreichen Entomologen, und zwar den Herren 
K.Burmann (Innsbruck), W.Knapp (Linz), K. Kusdas (Linz), 
E.Moser (Linz), F. Ressl (Purgstall, Niederösterr.), J. Schmidt 
(Linz) und K. Thaler (Innsbruck). denen auch an dieser Stelle für 
ihre wertvolle Hilfe durch Aufsammlung von Coniopterygiden auf- 
richtig gedankt sei, alle oben genannten Arten in Österreich nach- 
weisen. 

Außerdem kommt dank eines Fundes von Herrn W. Knapp die 
für Mitteleuropa neue, meines Wissens bisher nur aus Frankreich 
bekannte 


Coniopteryx tjederi Kimmins 


"hinzu. Die Art wurde in einem & in Oberösterreich (Brunnenschutz- 


gebiet bei Steyr, 3. VI. 1962) aufgefunden. Damit sind vermutlich alle 
bisher aus Europa beschriebenen Arten’) des Genus Coniopteryx auch 
in Mitteleuropa nachgewiesen. 

Aus dieser Tatsache Schlüsse irgendwelcher Art zu ziehen, ist im 
Augenblick gänzlich unzulässig. Es ist überdies anzunehmen, daß das 
Genus Coniopteryx in Europa noch durch weitere, bisher unentdeckte 
Species vertreten ist. 


5) Bisher in durchaus wärmebegünstigten Tallagen, jedoch nicht im Ge- 
birge festgestellt. Wie auch Zeleny (1961) schreibt, kann die von Kil- 
lington (1936) vermutete boreoalpine Verbreitung der Art nicht mehr 
aufrechterhalten bleiben. 


6) Bisher nur an einem südexponierten Hang in der Wachau von Pinus 
austriaca geklopft. Die Art scheint eine beträchtliche Stenökie zu besitzen 
und dürfte dementsprechende ökologisch bedingte Disjunktionen aufweisen. 


”) Auf meine Anfrage über die europäischen Coniopteryx-Species hat 
mich Dr. D. E. Kimmins (British Museum, London) in dankenswerter 
Weise, wie folgt, informiert: „Apart from the species dealt with by 
Tjeder in his 1931 paper, I know of only three other European species. 
Coniopteryx farinosa (Rossi) an early species which is probably un- 
recognisable from the description, Coniopteryx haematica McLachlan 
(also from Italy), which Enderlein suggests is probably a synonym 
of C. tineiformis Curtis and my own Coniopteryx tjederi.“ 


+ 


Die beiden Kartenskizzen veranschaulichen verifizierte Vorkom- 
men von Coniopterygiden in Österreich. Sie basieren restlos auf dem 
mir vorliegenden, unter Hinzuziehung genitalmorphologischer Kri- 
terien determinierten Material. 

Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, welche Fülle von Fragen, 
allein schon was die Verbreitung der Coniopterygiden betrifft, einer 
Klärung bedürfen. Die beiden Kartenskizzen, die mehr die disjunkte 
Verbreitung der Entomologen als die der Coniopterygiden zeigen, 
demonstrieren es zur Genüge. 


Literatur 


Killington, F.J. (1939: A monograph of the British Neuroptera. Lon- 
don. 

Kimmins, D. E. (1934): A new species of Coniopteryx (Neuroptera) 
from France. Ann. Mag. Nat. Hist. 13. 

Tjeder, B. (1931): A revision ofthe North-European species of the genus 

F Coniopteryx Curt. (s. str.) based upon a study of the male and fe- 
male genitalia. Arkiv f. Zool. 23. 

Zeleny, J. (1961): A contribution to the identification of the family 
Coniopterygidae (Neuroptera) in Bohemia. Acta Soc. Ent. Cechosl. 
HEW2R 

Zeleny, J. (1962): A contribution to the knowledge of the order Neuro- 
ptera in Czechoslovakia. Acta Soc. Ent. Cechosl. 59, 1. 


Anschrift des Verfassers: 


Dr. phil. Horst Aspöck, Linz a. d. Donau, Weissenwolffstraße 6, 
Österreich. 


Gefriertrocknung — eine neue Methode zur Präparation 
der Raupen 


Von B. Nippe 


Die bisher übliche Methode Raupen zu präparieren besitzt einige 
Nachteile, die jeder, der je eine Raupensammlung zu Gesicht be- 
kam, sofort erkennen kann: farblose und unnatürlich gestreckte Prä- 
parate, die dem Vergleich mit lebenden Exemplaren nicht stand- 
halten können. Über Schwierigkeiten beim Aufblasen der ausge- 
nommenen Tiere — besonders bei kleineren Tieren wie Jung- 
räupchen und Spannerraupen — weiß jeder zu berichten, der sich 
an diese mühevolle Arbeit der Raupenpräparation gewagt hat. 

Es’war deshalb für mich interessant, die bereits für andere Fälle 
angewandte Gefriertrocknung auch auf Raupen zu übertragen. Be- 
kanntlich werden bereits in Amerika große Mengen an Fleisch auf 
diese Weise konserviert, ohne daß Geschmack und Aussehen dar- 
unter leiden. Auch zum Trocknen von Lösungen empfindlicher Sub- 
stanzen z. B. in der pharmazeutischen Industrie wird die Gefrier- 
trocknung in großem Maßstab eingesetzt. 

Was aber ist nun „Gefriertrocknung“? Ich bemühe mich, dies auch 
für den Nichtfachmann verständlich zu machen: 


45 


Beim Trocknen wird Wasser verdampft. Bei 100° C ist die Ver- 
dampfungsgeschwindigkeit am größten, da hier das Wasser kocht. 
Wird aber der über der Wasseroberfläche herrschende Druck 
durch Abpumpen der darüberliegenden Luftschicht herabgesetzt, 
so siedet das Wasser bereits bei wesentlich tieferen Temperaturen 
und zwar entsprechend dem Druck. Je höher das Vakuum desto 
tiefer die Siedetemperatur. Wenn das Vakuum so groß wird, daß 
die Siedetemperatur unter 0° C sinkt, dann liegt das Wasser in 
Form von Eis vor. Dies bedeutet praktisch, das Eis „trocknet“, ohne 
daß dabei ein Schmelzen eintritt. Es ist ähnlich wie beim Schwefel, 
der auch ohne zu schmelzen verdampfen bzw. sublimieren kann. 
Durch das Verdampfen des Wassers wird überdies laufend Kälte 
erzeugt, so daß sich das Eis durch die es umgebende Wärme nicht 
erwärmt, sondern im Gegenteil noch stärker abgekühlt wird. 

Der Vorteil der praktischen Anwendung liegt auf der Hand: Ge- 
webeteile, Pflanzen, Bakterien und eben auch Raupen und andere 
Insektenstadien lassen sich ohne Veränderung der äußeren Form 
einfrieren und im Vakuum trocknen. Man muß nur dafür sorgen, 
daß der austretende Wasserdampf an anderer Stelle festgehalten 
wird. Dies gelingt z. B. durch Anwendung von Chemikalien, die sich 
mit dem Wasser zu nicht flüchtigen Verbindungen verbinden. 

Nun zu den eigenen Versuchen zur Trocknung speziell vonRaupen: 


1. Töten der Raupen 


Die Raupen sollen möglichst frisch von der Futterpflanze genom- 
men werden. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn der Darm 
gut mit Futter gefüllt ist, da bei einigen Arten die grüne Farbe 
Gurch durchscheinendes Futter verursacht wird und außerdem das 
fertige Präparat an Festigkeit gewinnt. 

Das Töten erfolgt am besten mit Blausäure resp. Zyankalium, das 
auch zum Töten von Schmetterlingen verwendet wird. Andere Me- 
thoden wurden ebenfalls untersucht. So wurden lebende Exemplare 
in flüssiges Methylchlorid bei -25° C eingebracht. Die Tiere er- 
starren sofort — meist in Schreckstellung — wobei leider öfter 
Risse in der Haut entstehen, weshalb diese Methode nur in Aus- 
nahmefällen geeignet ist. 

Die Injektion von Ammoniak ist wegen der damit verbundenen 
Farbänderungen bei manchen Arten nicht geeignet. Andere Chemi- 
kalien wie z. B. Äther, Essigester und Chloroform: haben den Nach- 
teil, daß die Tiere in eine verkrampfte Totenstarre verfallen, die 
nur schwer zu lösen ist. 

Da manche Tiere während der Blausäureeinwirkung Futtersaft 
ausspeien, werden sie mit etwas destilliertem Wasser gewaschen, auf 
Filterpapier getrocknet und in der gewünschten Lage im Tiefkühl- 
fach eines Eisschrankes oder in einer Tiefkühltruhe eingefroren. 
Spannerraupen können z. B. in Beugestellung präpariert werden. 


2. Das Einfrieren und „Anstechen“ 


Die Raupen sind in der Tiefkühltruhe bei -15° C nach ca. 1—2 
Stunden gut durchgefroren. 

Es hat vieler Versuche bedurft, um eine weitere Voraussetzung 
für ein erfolgreiches Trocknen zu finden. Während bei wenigen Ar- 
ten die eingefrorenen Raupen sich leicht im Vakuum trocknen las- 


46 


sen, war dies bei den meisten Arten nicht ohne weiteres mög- 
lich. Viele Arten haben nämlich eine für Feuchtigkeit relativ un- 
durchlässige Haut. Wenn aber während des Trocknens nicht genü- 
gend Wasser verdampfen kann, erwärmt sich das Gewebe und die 
eingefrorenen Zellsäfte schmelzen. Die Folge ist, daß die sich im 
Vakuum befindlichen Tiere durch die auftretenden Dämpfe und Gase 
aufblähen und die Trocknungszeiten sehr lange werden. Ist die 
Trocknung beim Herausnehmen der Präparate noch nicht abge- 
schlossen, fallen die aufgedunsenen Stücke in sich zusammen und 
das Präparat ist völlig wertlos geworden. 


Hier hat sich das sogenannte „Anstechen“ bestens bewährt. Die 
hartgefrorenen Raupen werden dabei mit einer Glaskopfnadel zwi- 
schen den Brust- und Bauchbeinen angestochen. 4-6 Einstiche von 
ca. !/z bis 1 mm Tiefe je nach Größe des Tieres genügen. 


Auch zum Trocknen von Puppen hat sich das Verfahren bewährt. 
In diesem Fall wird die frisch getötete Puppe mit einer oder zwei 
Nadeln durchstochen und einschließlich der Nadeln eingefroren. 
Kurz vor der eigentlichen Trocknung werden die Nadeln unter leich- 
tem Drehen herausgezogen. Auch bei Raupen ist diese Methode hier 
und da angebracht. 


Durch die auf diese Weise angebrachten Öffnungen kann nun die 
Feuchtigkeit ungehindert austreten, man erhält die Präparate in 
der gewünschten ausgezeichneten Form. 


3. Das Trocknen im Vakuum 


Das Trocknen erfolgt in einem Exsikkator (vgl. Abbildung). Ein 
Exsikkator ist ein diekwandiges Glasgefäß mit einem Glasdeckel (1) 
(ähnlich einem Weckglas) und einem Anschlußstutzen (2) für den 
Schlauch zur Vakuumpumpe. In den unteren Teil des Exsikkators 
wird ein Gefäß (3) mit dem Trocknungsmittel (4) eingestellt. Als 
Trocknungsmittel wird vornehmlich Phosphorpentoxyd oder auch 
Silicagel verwendet. Das Trocknungsmittel ist mit einer perforier- 
ten Platte abgedeckt (5). Auf die Platte wird eine Lage Zellstoff (6) 
gegeben und die eingefrorenen Raupen (7) daraufgelegt. Man kann 
die perforierte Platte auch dem Exsikkator entnehmen und das 
Einfrieren darauf selbst vornehmen. 


Anschließend wird sofort die Schlauchverbindung (8) zur Vakuum- 
pumpe hergestellt und die Pumpe eingeschaltet. Es ist selbstver- 
ständlich, daß alles sehr rasch erfolgen muß, um einem Auftauen 
der Raupen zuvorzukommen. Die Vakuumpumpe ist eine sogenannte 
Ölpumpe und erreicht ein Vakuum von 0,05 mm Quecksilbersäule. 
Zur Messung des Vakuums dient ein einfaches Quecksilbervakuskop 
nach Gaede (9). 


Normalerweise ist die Trocknung nach 4—5 Stunden vollständig. 
Zur Sicherheit werden die Präparate weitere 3 Stunden im Ex- 
sikkator bei abgestellter Ölpumpe und abgedrehtem Hahn belassen. 
Bei kleineren Objekten kann die Trocknungszeit auch wesentlich 
darunter liegen. Bei größeren Objekten muß darauf geachtet wer- 
den, daß die eingesetzte Menge an Trocknungsmittel ausreicht. Im 
Notfall muß unterbrochen werden und das Gefäß mit Phosphorpent- 
oxyd rasch ausgetauscht werden. 


47 


| EXSIKKATOR | 


4. Zwei Beispiele 


I. Zwei eingefrorene Raupen von Antheraea pernyi Gu£r. und drei 
Raupen von Arctia caja L. mit einem Gewicht von 20 g wurden 
über 80 g Phosphorpentoxyd bei 0,05 mm Hg-säule getrocknet. Nach 
5 Stunden wurde rasch unterbrochen und das Phosphorpentoxyd 
durch weitere 80 g Phosphorpentoxyd ersetzt. Nach 3 weiteren 
Stunden waren durch das Trockenmittel insgesamt 16 g Wasser 
aufgenommen worden und die eingebrachten Raupen mit einem Ge- 
wicht von 4 g völlig trocken. 


II. 18 g gefrorene Raupen und zwar 2 Antheraea pernyi Gue£r., 
3 Prodenia litura F., 2 Pieris manni Mayer und 1 Arctia caja L. wur- 
den über 100 g Phosphorpentoxyd 10 Stunden lang getrocknet. Das 
Vakuum betrug 0,05 mm Hg-säule. Die Raupen gaben 14 g Wasser 
an das Trockenmittel ab. 


Die erhaltenen Präparate waren ausgezeichnet. Die Raupen von 
Antheraea pernyi Guer. hatten allerdings ihre grüne Farbe ver- 
loren. Sie waren gelb geworden. Beim Stehen an der feuchten Luft 
werden sie jedoch bald wieder grün. Dies zeigt, daß die grüne 
Farbe dieser Raupenart reversibel vom Feuchtigkeitsgehalt abhän- 
gig ist. In der Trockenheit der Insektenkästen bleiben die Raupen 
gelb. Es ist übrigens interessant zu beobachten, wie gefriergetrock- 
nete Raupen in Wasser gelegt, in kurzer Zeit ihre ursprüngliche 
Konsistenz wiedererlangen. 


Nun noch einiges zu den Kosten dieses Verfahrens. Für den 
Amateur wird die Anschaffung einer kompletten Apparatur sicher 
zu teuer werden. Wenn auch in vielen Fällen mit einem Eisschrank 
mit Tiefkühlfach gerechnet werden kann, so bleiben doch noch für 
Exsikkator und Ölpumpe ca. 600,— DM aufzuwenden. 


Für Institute und kommerzielle Unternehmen dürfte sich der Auf- 
wand jedoch iohnen. Einerseits ist der Arbeitszeitaufwand im Ver- 
gleich zu der herkömmlichen Methode des „Blasens“ sehr gering. 
Andererseits sind die gewonnenen Präparate von optimaler Quali- 
tät. Auch lassen sich an den getrockneten Tieren mühelos anatomi- 
sche Studien betreiben. Es gelingt leicht die einzelnen Lagen wie 
Cuticula, Hypodermis usw. abzulösen. Sehr eindrucksvoll sind Prä- 
parate von Jungräupchen in den verschiedenen Häutungsstadien. Dar- 


48 


über hinaus wurde die Methode bei Spinnen, Heuschrecken und an- 
deren empfindlichen Insekten mit Erfolg angewandt. 

Ein Nachteil ergibt sich aus der Tatsache, daß nur frische Tiere 
präpariert werden können. Auf größeren Exkursionen — vor allem 
im Ausland — erbeutete Tiere müssen lebend versandt werden. 
Eine geeignete Konservierungsmethode toter Raupen ist mir z. Z. 
noch nicht bekannt, doch müßte sich auch hier ein Weg finden, 
um Raupen einige Zeit lang frisch zu halten, ohne daß Form und 
Farbe sich verändern. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. B. Nippe, München 49, Engadiner Straße 34 


Buchbesprechung 


F. Schaller, Die Unterwelt des Tierreiches. Kleine Biologie der Bodentiere. 
8°. 126 Seiten, 100 Abbildungen. Springer Verlag, Berlin — Göttingen — 
Heidelberg, 1962. Preis karton. DM 7,80. 


Der Reihe „Verständliche Wissenschaft“ ist es mit diesem Bändchen in 
seiner inhaltsreichen Kürze gelungen, eine Lücke auf dem Gebiet des all- 
gemein verständlichen, faunistischen Wissens zu schließen. 


Eingangs macht ein kurzer Überblick mit den Fangmethoden und den 
wichtigsten Bodentieren bekannt. Die Charakteristik der Bodenfauna ist 
einmal im Hinblick auf ihre Anpassung an den Lebensraum, zum anderen 
nach den Ernährungstypen der Bodenbewohner gegeben. An Hand des 
klassischen Beispiels der Regenwürmer wird der Humus und seine Ent- 
stehung durch den Massenanteil der Bodentierwelt behandelt und durch 
Tabellen und Darstellungen des Abbauprozesses eindrucksvoll erläutert. 
Die Bodenhorizonte, ihre Verteilung in den verschiedenen Bodentypen und 
die Auswirkung der Kultivierung auf Schichtung und Tierbesatz schließen 
daran an. Im Kapitel über Lebensgewohnheiten, Sinnesleistungen und 
Verhaltensweisen der Bodentiere werden vornehmlich der Tast- und Ge- 
ruchsinn, als die für diesen Lebensraum wichtigsten Sinne, und die folg- 
lich große Formenmannigfaltigkeit ihrer Sinnesorgane beschrieben. Luft- 
feuchtigkeit, Temperatur und Acidität finden als wichtige Umweltfaktoren 
Beachtung. Weiter erfahren wir von den Freßgewohnheiten der vegetabi- 
lisch lebenden, wie auch der räuberischen Bodenbewohner. Der Fortpflan- 
zung ist in diesem Heftchen ein breiter Raum gewidmet; zahlreiche her- 
vorragende Abbildungen veranschaulichen die Paarungsgewohnheiten der 
Bodenfauna. Unter dem Begriff „Abtrünnige Bodentiere“ vervollständigt 
eine Übersicht über die Lebewelt der Baumrinden und Epiphytenböden, 
die Schnee- und Gletschertiere sowie die Kot- und Fäulnisbewohner un- 
sere Kenntnis vom Faunenleben im Biotop Erdboden. 

Schallers „Kleine Biologie der Bodentiere“ ist nicht nur durch ihre 
prägnante Darstellung ein Gewinn, auch die vielen ausgezeichneten Photo- 
graphien und Abbildungen tun das ihre, dieses Bändchen zu einer wirk- 
lich wertvollen Anregung zur Erforschung des Bodens und seiner Tierwelt 
zu machen. R. Fechter 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 22. April 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 

Anwesend: 27 Mitglieder, 3 Gäste. 

Der Abend diente dem Gedankenaustausch und der geselligen Unter- 
haltung zum Abschluß des Wintersemesters. 

Während der Sommermonate treffen sich die Mitglieder zwanglos je- 
weils am Montag, 19.30 Uhr, im Vereinslokal „Zum Klaussner“, München 2, 
Salvatorstraße 3. 


NACHRBICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 


Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. Juni 1963 Nr. 6 


Sind Änderungen der Gattungsnamen bei den 
Coceinelliden notwendig? 


Von Helmut Fürsch 


In letzter Zeit haben vor allem amerikanische Autoren alteinge- 
bürgerte Gattungsnamen aus Prioritätsgründen durch neue ersetzt. 
Um im Interesse der angewandt arbeitenden Entomologen und der 
Liebhaberentomologen eine größere Stabilität in der Nomenklatur 
zu gewährleisten, erschien es wünschenswert, an die Internationale 
Nomenklaturkommission den Antrag zu stellen, sie wolle beschlie- 
ßen, diese neuen Namen laut Art. 23 (b) auf den offiziellen Index 
verworfener Namen zu setzen und die gebräuchlichen Namen zu 
schützen. Herr Prof. Dr. E. M. Hering (Berlin) hatte die Freund- 
lichkeit, meinen Antrag durchzusehen. Er riet dringend davon ab, 
sich auf diesen Art. 23 (b) des Code zu versteifen, um noch größere 
Verwirrung in diesen Dingen zu vermeiden und teilte mir mit, daß 
die Nomenklaturkommission Änderungen ursprünglicher oder spä- 
terer Typusfestlegungen nur in den seltensten Ausnahmefällen zu- 
ließe. Ich danke Herrn Professor Hering auch an dieser Stelle 
bestens für seine Mühe! 

Da die Änderungen der Gattungsnamen auch die mitteleuropäische 
Fauna betreffen und zum Teil offensichtlich unvermeidbar sind, sol- 
len sie hier übersichtlich zusammengestellt werden: 


1. Lithophilus Frölich (1799, Naturforscher, Halle, 28: 11) (Zitat im 
Junk-Katalog falsch) wurde 1943 von A. P. Kapur (Trans. R. 
Ent. Soc. London, 99,9: 319) durch den Namen Tetrabrachys ersetzt, 
da der Name Lithophilus „is preoccupied in Carabidae“. David Hin- 
rich Schneider (1791, Neuestes Magazin für die Liebhaber der 
Entomologie, 1/1: 23) schreibt nämlich in einer Fußnote zu einer Über- 
setzung von „Nova Insectorum genera“ von Johann Chr. Fabricius 
zu 5. Scolytus: „Dieser Nahme ist schon von anderen Entomologen 
einigen Käfern beygelegt worden, die unser System zu den Bostrichis 
rechnet, und eine Trennung zu erfordern scheinen. Es wäre also zu 
wünschen, daß hier ein anderer Gattungs-Nahme gewählt würde. 
Etwa Epactius, Uferbewohner, oder Lithophilus.“ Trotz aller Frag- 
würdigkeit gilt dieser Name im Sinne des Artikels 8 des Code als 
veröffentlicht. Der Artikel 23 der Nomenklaturregeln besagt: „Gülti- 
ger Name eines Taxon ist der älteste verfügbare Name.“ Kapur 
argumentiert nun, daß jeder Name, der jüngeres Homonym eines 


50 


verfügbaren Namens ist, verworfen und ersetzt werden muß (Art. 53). 
Demgegenüber besagt Art. 54: (1) Namen, die im Sinne der Regeln 
nicht verfügbar sind, treten nicht in die Homonymie ein (die ange- 
führten Ausnahmen betreffen lediglich Fossilien). Als grundsätzliche 
Frage schält sich nun heraus: ist der Name Lithophilus Schneider 
verfügbar? Darüber gibt Artikel 10 Auskunft: „Ein Name wird nur 
dann verfügbar und erhält Datum und Autor, wenn er die Vorschrif- 
ten von Artikel 11 erfüllt.“ In Artikel 11 (d) heißt es aber: „Ein 
primär als Synonym veröffentlichter Name wird hierdurch allein 
nicht verfügbar.“ Dies trifft aber in unserem Fall zu und somit ist 
Lithophilus Schneider ein nicht verfügbarer Name im Sinne der No- 
menklatur, Lithophilus Frölich hat also Priorität, und Tetrabrachys 
Kapur wird damit ein jüngeres Synonym von Lithophilus Frölich. 
Deshalb muß auch der Name Tetrabrachinae wieder in Lithophilinae 
Ganglbauer (1399) geändert werden. Als Gattungstypus bestimmte 
Frölich (loc. cit.) die Art ruficollis Frölich (ein Synonym von Litho- 
philus connatus Panzer [1796, Fn. Germ. XXXVI]) (vgl.auch Horion, 
Faunistik VIII: 289, Überlingen, 1961). 


2. Cheilomenes Chevrolat (1849, Dict. Univ. Nat., 4: 43) hat Priori- 
tät vor Cydonia Mulsant (Spec. Trim Sec. 1850) wegen der Typen- 
festlegung lunata Fabricius durch Hope (1840, Col. manual, Vol 3). 
(Festgestellt von Timberlake: Hawaii Plant. Rec. 47). Damit wird 
für die Arten der sexmaculata (Fabricius)-Gruppe ein neuer Name 
notwendig. Timberlake (loc. cit) wählte dafür den Begriff Me- 
nochilus, Typus sexmaculatus (Fabricius). Cheilomenes oder Chilo- 
menes sensu Mulsant ist also damit ersetzt durch Menochilus Tim- 
berlake. 


3. Micraspis Dejean (1835, Cat. Col.) hat wiederum wegen Hopes 
Typusfestlegung: striata (Fabricius) Priorität vor Alesia Mulsant 
(Spec. Trim Sec. 1850). (Ebenfalls von Timberlake entdeckt.) 


4. 1840 hat Hope (loc. cit.) für die Gattung Epilachna Chevrolat 
den Typus borealis (Fabricius) festgelegt. Bis Dieke (Smiths. misc. 
Coll., 106: 15) wieder darauf hinwies, arbeitete man nach der Dia- 
gnose Redtenbachers (Tent. disp. Col. 1843) im Sinne einer 
Typenfestlegung von chrysomelina sensu Redtenbacher. Leider deutete 
Dieke den Typus borealis falsch und stiftete damit größte Ver- 
wirrung. Den Namen Solanophila Weise (Deutsche Ent. Zeitschrift 
1898: 99) zog Dieke synonym zu Epilachna und führte den neuen 
Begriff Afissa mit dem Gattungstypus flavicollis (Thunberg) ein für 
alle Arten ohne Klauenzahn (wozu auch borealis [Fabricius] gehört!) 
Dadurch sahen sich C. S. Liund E. F. Cook (1961, Pacific Insects 3 
[1]) in strikter Auslegung des Prioritätsgesetzes gezwungen, den 
Gattungsnamen Epilachna Chevrolat für die Arten um borealis zu 
reservieren. Ein Synonym dazu wurde Afissa Dieke. Für die Arten 
mit gezähnten Klauen und gespaltenem 6. Abdominalsegment des 
Weibchens wählten beide Autoren den Namen Henosepilachna. Dies 
ist gerade im Hinblick auf unsere mitteleuropäische Art chrysomelina 
überaus bedauerlich, ist doch „Epilachna chrysomelina“ in der an- 
gewandten Entomologie und in der Biometrie zu einem Begriff ge- 
worden. Allerdings beruht der Name „chrysomelina“ auf einer Miß- 
deutung und muß deshalb durch einen anderen ersetzt werden. Der 
Verfasser wird darüber in Kürze ausführlich referieren. Selbst wenn 
man von der schier nicht zu bewältigenden Arbeit absieht, die durch 
diese vielen Umstellungen den Musealzoologen zugemutet werden muß, 


Sl 


bleiben die Epilachnini wegen ihrer großen Artenfülle ein Problem. 
Die nun übliche Aufteilung in mehrere Gattungen wie Epilachna, 
Henosepilachna, Afidenta, Chnootriba etc. wird der Vielgestaltigkeit 
in keiner Weise gerecht. Schon die Diagnose der Gattung Afidenta 
Dieke bereitet Schwierigkeiten. Ein Einzelexemplar ist nicht ein- 
deutig dieser Gattung zuzuordnen. Der Autor selber und der nächste 
Monograph Li bezweifelten auch den eigenständigen Charakter der 
Gattung. Eine Definition über „Gattungsrang“ ist aber aus nahe- 
liegenden Gründen nicht möglich, man ist darauf angewiesen, von 
ähnlichen Fällen her zu schließen. Als solcher bietet sich die Gattung 
Scymnus an. Hier sind die Subgenera (die von manchen als Gattun- 
gen gedeutet werden) morphologisch deutlich geschieden, und doch 
ist der Sprung von Scymnus zu Stethorus oder Clithostetus ungleich 
größer als etwa von Scymnus s. str. zu Pullus oder Nephus. So. lange 
der absolute morphologische Abstand zweier Taxa das Maß für die 
Klassifizierung ist, müssen vergleichend betrachtet Stethorus, Cli- 
thostetus und Scymnus Gattungen bleiben und Nephus, Pullus etc. 
subgenerischen Rang erhalten. Überträgt man diese, sogar mathe- 
matisch faßbaren Tatsachen (vgl. Fürsch 1963) auf die Verhältnisse 
bei Epilachna, so erkennt man, daß diese Gruppe außerordentlich 
variabel ist, da phylogenetisch jung und daher eine Sonderung in 
Gattungen noch nicht vollständig eingetreten ist. Wirklichen Gat- 
tungsrang haben sicher nur wenige Gruppen. Demgegenüber wird in 
den neuesten Arbeiten über die Epilachnini des indo-australischen 
Raumes (Bielawski, Kapur, zum Teil noch nicht veröffent- 
licht) die Tendenz spürbar, die Arten in eine große Anzahl von Gat- 
tungen einzuordnen, denen im Vergleich zu anderen Coccinelliden- 
gattungen, oder gar im Hinblick auf die Gepflogenheiten in der Taxio- 
nomie anderer Tiergruppen, kaum mehr Gattungsrang zugebilligt 
werden kann. Sollte diese Arbeitsweise für die Bearbeitung der Epi- 
lachnini der Welt zugrunde gelegt werden, müßten besonders in der 
afrikanischen Faunenregion zahlreiche neue Genera aufgestellt wer- 
den. Als natürlich abgegrenzte systematische Einheiten sind, abge- 
sehen von einigen kleineren, lang bekannten Gattungen (z. B. Cyne- 
getis, Chnootriba, Epiverta usw.), höchstens folgende Gruppen denk- 
bar: 


1) Epilachna Chevrolat: mit gespaltenen Klauen ohne Basalzahn und 
nicht in zwei Teile gespaltenem sechsten Abdominalsegment 
im weiblichen Geschlecht. 


2) Henosepilachna Li: mit gespaltenen Klauen und zusätzlichem 
Basalzahn sowie gespaltenem 6. Abdominalsegment beim Weib- 
chen. 


3) Afidenta Dieke: wie Henosepilachna, jedoch mit nicht gespaltenem 
6. Abdominalsegment beim Weibchen. 


4) Subepilachna Bielawski: Klauen einfach, nicht gespalten, mit ba- 
salem Nebenzahn. 


Damit erscheint aber die Grenze des Vertretbaren erreicht. In der 
afrikanischen Faunenregion läßt sich diese Einteilung nur mit einiger 
Einschränkung verwenden (vgl.: Fürsch, Möglichkeiten zur Fest- 
legung kleiner systematischer Kategorien, gezeigt an der Epilachna 
sahlbergi-Gruppe; Veröffentl. d. Zoolog. Staatssammlung München 
1963, 1). Man muß hier in Zweifelsfällen das männliche Genitalorgan 
untersuchen. Die Bestimmung der Gattung ist damit ähnlich kom- 
pliziert wie eine Artdetermination. Diesem Übelstand ist auch da- 


52 


durch nicht abzuhelfen, daß man, wie Kapur es-vorschlägt, zur 
Untersuchung der recht variablen Klauenbildung und des 6. Ab- 
dominalsternits der Weibchen auch noch die Gestalt der Mandibeln 
als Differentialmerkmal heranzieht. Besser erschiene es fast, Henos- 
epilachna Li, Afidenta Dieke und Afidentuia Kapur als Subgenera 
aufzufassen. Damit würden nicht nur übersichtliche Verhältnisse ge- 
schaffen, eine solche Regelung käme auch den Bedürfnissen der an- 
gewandten Entomologie nach größerer Kontinuität der Nomenklatur 
entgegen. In erster Linie kann dem entgegengehalten werden, daß 
dann eine Riesengattung entstehen würde. In der Systematik muß 
aber immer getrachtet werden, den wirklichen Verhältnissen mög- 
lichst nahe zu kommen. Vergleicht man damit die gut und richtig 
abgegrenzten Riesengattungen Carabus, Blaps, Dorcadion oder Pro- 
taetia, so wird beinahe beweisbar, daß den zahlreichen Gattungs- 
gruppen afrikanischer Epilachnini nicht der Rang selbständiger Ge- 
nera zusteht. 

Um diese Fragen aber zufriedenstellend und allgemeingültig klä- 
ren zu können, ist vor der Aufstellung weiterer Gattungen eine gründ- 
liche Durcharbeitung aller Epilachnini der Welt vonnöten. Da dies 
noch lange Zeit in Anspruch nehmen wird, obwohl daran zur Zeit 
mehrere Fachleute arbeiten, genügt es hier lediglich, Klarzustellen, 
daß nach dem derzeitigen Stand der Kenntnisse die mitteleuropäische 
Art argus und ihre Verwandten zur Gattung Henosepilachna Li zu 
stellen sind. 


5. Weitere Änderungen: 

Wegen Exochomus freyi Mader (Ent. Arb. Mus. Frey, 9, 1958: 180) 
muß Exochomus freyi Fürsch (Ent. Arb. Mus. Frey, 11, 1960: 298) ge- 
ändert werden in Exochomus georgi Fürsch (nach Herrn Konsul 
Dr.GeorgFrey). 

Schließlich muß der Name Hyperaspis brivionis Fürsch (Bull. de 
VIFAN, T. XXIJ, ser. A., n° 4, 1960: 1293) laut Artikel 31 der Nomen- 
klaturregel geändert werden in Hwyperaspis brivioi Fürsch. Nach 
Art. 33 ist dies eine gerechtfertigte Emendation, und der berichtigte 
Name erhält das Datum der Originalschreibweise. 


Zusammenfassung 


Lithophilus Frölich, Synonym: Tetrabrachys Kapur 

Lithophilinae Ganglbauer, Synonym: Tetrabrachinae Kapur 

Cheilomenes Chevrolat, Synonym: Cydonia Mulsant 

Menochilus Timberlake, Synonym: Cheilomenes, Chilomenes sensu 
Mulsant 

Micraspis Dejean, Synonym: Alesia Mulsant 

Epilachna Chevrolat, Synonym: Solanophila Weise, Afıssa Dieke 

Henosepilachna Li, Synonym: Epilachna sensu Redtenbacher 

Exochomus georgi Fürsch, verworfen wird: Ex. freyi Fürsch 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. Helmut Fürsch, 8 München 54, Dachauer Straße 425 


93 


Zwei für Mitteleuropa neue Arten des Genus 
| Kimminsia Kill. 
(Neuroptera, Hemerobiidae) 


Von Horst Aspöck 


Im Rahmen meiner durch zahlreiche Entomologen unterstützten 
Untersuchungen der österreichischen Neuropteren-Fauna konnten 
kürzlich zwei bisher aus Mitteleuropa nicht bekannte Arten des 
Hemerobiiden-Genus Kimminsia Kill. (Boriomyia Banks) aufgefun- 
den werden, deren Publikation einer extensiven Studie über die 
Neuropteren Österreichs insoferne vorweggenommen werden soll, als 
mir gerade dieses Genus zoogeographisch von besonderem Interesse 
erscheint und die vorliegenden Bemerkungen vielleicht anregen 
könnten, da und dort befindliche Individuen der habituell, z. T. so- 
gar genitalmorphologisch durchaus nicht leicht zu differenzierenden 
Arten dieser Gattung einer Revision zu unterziehen. 


Die Funde verdanke ich den Herren K. Burmann (Innsbruck), 
K. Kusdas (Linz) und W. Knapp (Linz), denen mein aufrichtiger 
Dank gebührt. 


K. fassnidgei (Killington 1933) 


1 8, Nordtirol, Schlickeralm, 1650 m, 8. VII. 1962, Burmann leg. 
(Abb. 1). Meines Wissens ist die Art bisher lediglich von der Typen- 
lokalität, Basses Alpes, Maurin, bekannt geworden. 


Möglicherweise handelt es sich bei K. fassnidgei um einen alpinen 
Endemiten; eine boreoalpine Verbreitung ist mit höchster Wahr- 
scheinlichkeit nicht gegeben, zumal die Neuropteren-Fauna Nord- 
europas dank der Forschungsarbeit britischer und skandinavischer 
Neuropterologen — ganz im Gegensatz zu jener Mitteleuropas — zu 
den am besten erforschten Faunen zählt. Ob jedoch K. fassnidgei ein 
von den südlichen bzw. südwestlichen Massifs de refuge die Alpen 
wieder bzw. weiter besiedelndes Element darstellt oder postglazial 
vom Norden her in die Alpen (und zwar nur in diese) verdrängt wor- 
den ist, muß mit Rücksicht auf die geringe Kenntnis der Verbreitung 
der Art vorläufig offen bleiben. Die bestehende Disjunktion: Basses 
Alpes — Nordtiroler Alpen ist ohne Zweifel eine nur scheinbare, 
vielmehr wird K. fassnidgei mit an Sicherheit grenzender Wahr- 
scheinlichkeit in den Schweizer und in den italienischen Alpen zu 
erwarten sein. Vor allem wird man aber auch zur Klärung der Ver- 
breitungsgrenzen in den Ostalpen nach K. fassnidgei zu suchen haben!). 


! Addendum: Während der Drucklegung veröffentlichte H. Höl- 
zel einen Aufsatz (Bemerkungen zu Boriomyia-Arten, Nachrbl. Bayer. 
Ent., XII, 1), in dem u. a. über das Auffinden von K. fassnidgei (Kill.) in 
den Kärntner und in den Julischen Alpen berichtet wird. Durch diese 
interessanten Funde erweitert sich das Verbreitungsbild beträchtlich nach 
Osten. Überdies wird es damit wahrscheinlich, daß die Art die Alpen in 
breiter Front vom Süden her besiedelt hat; in den nördlichen Teilen der 
Alpen ist sie offensichtlich nur lokal an wärmebegünstigten Stellen ver- 
breitet. Hölzel (l. c.) betont zudem, daß er K. fassnidgei (Kill.) in den 
Salzburger Alpen bisher vergeblich gesucht hat, 


94 


IA 


Abb. 1 


Kimminsia fassnidgei (Kill.) Genitalorgane des d, nach dem Exemplar aus 
Nordtirol gezeichnet. a: Ektoprokt (lateral), b: Ektoprokt (ventral), c: Para- 
mere, d: Gonarcus (lateral), e: Gonarcus (dorsal). 


K. mortoni (Mac Lachlan 1899) (nec mortoni Killington!) 


1 6, 5 2%, Kopl, Aschachtal, Oberösterreich, 30. VIII. 1962, am 
Licht, Knapp et Kusdas leg. (Abk. 2). 

Die Verbreitung dieser Art ergibt bisher ein wenig zufriedenstel- 
lendes Bild, vor allem auch deshalb, weil K. mortoni vielfach ver- 
kannt worden ist.!) 

Sichere Funde liegen aus Schottland, Norwegen, Schweden und 
Finnland (bis Lappland) vor. Zusammen mit dem oberösterreichischen 
Fund resultiert eine Nord-Süd-Disjunktion, die — auf einer Karte 
betrachtet — für eine boreoalpine Verbreitung der Art sprechen 
würde. Kausalanalytisch gesehen ist jedoch m. M. nicht daran zu 
denken. Der Fundort in Oberösterreich weist alle anderen Faktoren 
auf als jene, die man einem vor der postglazialen Wärmezeit ge- 
flohenen Organismus zubilligen mag. Gegen boreoalpine Verbreitung 
spricht überdies die Tatsache, daß die nun schon recht umfangreichen 
Aufsammlungen in den Alpen K. mortoni nicht erbracht haben. Es 
steht fest, daß K. mortoni zu den sogenannten seltenen Arten zählt 
— eine Feststellung, die allerdings nur wenig befriedigt. Wir werden 
die Zusammenhänge — seien sie nun phylogenetischer bzw. physio- 
logischer oder ökologischer Art — aufzuklären haben. Möglicherweise 


!) Herr Dr. D. E. Kimmins hat mich in dankenswerter Weise über 
die Identität von K. mortoni (Mac Lachlan) und K. enontekiensis (Kling- 
stedt) aufgeklärt. 


5 


95 


lebt die Art vorwiegend an höheren Vegetationsstufen (vermutlich 
Coniferen), mit üblichen Methoden nur fakultativ erreichbar. Dar- 
auf sei im Zusammenhang damit, daß die Tiere am Licht gefangen 
wurden, während die Klopfmethode am selben Tage an derselben 
Örtlichkeit ergebnislos blieb, hingewiesen. 


2 


Abb. 2 


Kimminsia mortoni (Mac Lachlan) Genitalorgane des 3, nach dem Exem- 
plar aus Oberösterreich gezeichnet. Legende wie bei Abb. 1. 


Ich neige zu der Ansicht, daß es sich bei K. mortoni um eine — ZU- 
mindest in Mittel- und Nordeuropa — zwar sporadisch, aber doch 
weit verbreitete Art ohne nennenswerte Auslöschungszonen handelt. 

Es ist höchst wünschenswert, daß weitere Untersuchungen die Si- 
tuation klären werden, weniger deshalb, um im besonderen über 
diese oder jene Art Bescheid zu wissen, sondern vielmehr auch des- 
halb, weil derartige verbreitungsanalytische Gedanken von nicht un- 
beträchtlichem Wert für eine allgemeine Zoogeographie sind, der die 
Neuropteren durchaus brauchbare Bausteine zu liefern imstande sein 
werden. 


56 
Literatur 


Fraser, F.C. (1942): A new species of Kimminsia (Neur., Hemer.) with 
historical figures and notes. Ent. Mon. Mag. 78, 80—86. 

Killington, F. J. (1933): A new species of Boriomyia (Neur., Hem.) 
from France. Ent. Mon. Mag. 69, 57—59. 

Klingstedt, H. (1929): Boriomyia enontekiensis n. sp. aus Lappland. 
Mem. Soc. Fauna et Flora Fenn. 5. 

Tjeder, B. (1953): Faunistical notes on Swedish Neuroptera. Opusc. 
Ent. 18, 228. 


Anschrift des Verfassers: 


Dr. Horst Aspöck, Linz a. d. Donau, Weissenwolffstraße 6, 
Oberösterreich. 


Ein Freiland-Hybrid der Gattung Agrion Leach 
(- Coenagrion Kirby) 


(Odonata, Agrionidae) 


Von A. Bilek 


Artfremde Paarungen bei Odonaten in der Natur sind eine nicht 
allzu seltene, längst bekannte Erscheinung. Gelegentlich kommen auch 
die unmöglichsten Prae-Copulae!) zustande, wie die von dd zweier 
verschiedener Gattungen. Da jedoch bislang keine Hybriden bekannt 
wurden, war die erfolgreiche Befruchtung nahverwandter Arten in 
Frage gestellt. 

Im vergangenen Jahr konnte ich 2 hybride Paarungen erbeuten, 
es waren die Prae-Copulae Sympecma fusca (v. d. L.) X paedisca 
(Brau.) und Ischnura elegans (v. d. L.) X Agrion pulchellum v. d. L. 


Das seltsamste Tandem dieser Art fing ich jedoch im Juni 1959. Es 


war eine gut verankerte Prae-Copula von Leucorrhinia pectoralis 
(Charp.)-ö X Sympetrum fonscolombei (Selys)-&, wobei pectoralis 
die Rolle des ö übernahm. Ein Farb-Dia einer ähnlichen Verirrung 
sandte mir Herr Dr. G. Jurzitza, Ettlingen. Es handelt sich eben- 
falls um 2 gut verankerte öÖ von Enallagma cyathigerum (Charp.) 
und Erythromma viridulum (Charp.) an einem Halm sitzend. — Daß 
bei Paarungen nahe verwandter Arten gelegentlich doch eine Be- 
fruchtung mit Erfolg zustandekommen kann, beweist der folgende 
Fall, wie auch der von mir 1955 (Nachr.-Bl. Bayer. Ent., 4: 115—117) 
veröffentlichte Fall von Hybridation bei der Gattung Anax Leach. 
Im Sommer 1961 fing ich bei Tutzing in einem Fluggebiet von 
Agrion pulchellum v. d. L. und A. puella (L.) ein Agrion-Ö, das ich 
nicht bestimmen konnte, da es bezüglich der Zeichnungsanlage völ- 
lig intermediär zwischen den beiden letzteren Arten war. Wegen 


') Bei den Odonaten besteht der Copulations-Modus aus 3 Phasen: 1. der 
einleitenden Vor-Copula (Prae-Copula) = das Festhalten des @ am Pro- 
thorax (bei Zygopteren) bzw. am Hinterhaupt (bei Anisopteren) mit den 
Anal-Anhängen des /. 2. der eigentlichen Copula (Paarungs-Rad) und 
3. der Post-Copula, das längere Verbundensein mit dem 9 wie bei der 
Prae-Copula. 


a . 
L 


SEEN 


97 


Abb.1: Hinterrand des Prothorax. 
a) A. puella (L.), b) A. pulchellum v. d. L., c) Hybrid. 


Abb. 2: 2. Abdominalsegment. 
a) A. puella (L.), b) A. pulchellum v. d. L., c) Hybrid. 


Abb.3: Abdomen-Ende von hinten. 
a) A. puella (L.), b) A. pulchellum v. d. L., c) Hybrid. 


ee U a 


98 


Zeitmangel befaßte ich mich damals nicht näher damit, bis ich eines 
Tages doch neugierig wurde und es unter die Lupe nahm. Hiebei 
zeigte sich an nahezu allen Merkmalen, daß es sich nur um einen 
Hybriden handeln kann. Der Vergleich mit den als Eltern in Frage 
kommenden Arten ergab folgendes: 

Habituell gleicht der Hybrid der etwas robusteren puella. Der 
Hinterrand des Prothorax ist ziemlich genau intermediär zwi- 
schen pulchellum und puella (vergl. Abb. 1c). Antehumeralbinden 
des Thorax wie bei puella. Die Schwarzpigmentierung des 2. Abdo- 
minal-Segmentes ist ebenfalls wieder intermediär zwischen den bei- 
den Ausgangs-Arten (Abb. 2c). Die Zeichnung der Segmente 3—6 
gleicht etwa jener eines pulchellum- ö mit extrem reduzierter Schwarz- 
zeichnung. Das Abdomen-Ende zeigt auf seiner Rückseite mehr Ähn- 
lichkeit mit pulchellum, jedoch liegen die Spitzen der Appendices 
superiores hinter den Appendices inferiores (vergl. Abb. 3c). 


Anschrift des Verfassers: 


Alois Bilek, Zoolog. Staatssammlung, München. 
Schloß Nymphenburg, Nordflügel. 


Aus dem Leben der Schmetterlinge IT) 
Zur Lebensweise von Plusia gamma L. und Agrotis ypsilon Rott. 
(Lep., Noctuidae) 
Von Gerhard Schadewald 


Plusia gamma L. 


Die Flugzeit von Plusia gamma L. ist in Mitteldeutschland sehr 
ausgedehnt. Nach meinen Aufzeichnungen beginnt sie am 17. 5. und 
endet am 3. 12. Allerdings ist sie erheblichen jährlichen Schwankun- 
gen unterworfen, die durch das Wetter bedingt werden. In den Hand- 
büchern und Faunenverzeichnissen sind 2 bis 3 Generationen ange- 
geben. 

Plusia gamma L. ist in Mitteldeuschland ein reiner Wanderfalter. 
Eine Überwinterung in unserem Klima kommt nur als seltene Aus- 
nahme vor. Die Flugzeit der zugewanderten Falter dauert vom 17.5. 
bis 31. 7. Zeitpunkt und Stärke des Zufluges sind stark von der Wit- 
terung abhängig. In der Regel sind die Falter mehr oder weniger 
stark abgeflogen. Die Ovarien der Weibchen enthalten ausgebildete 
Eier, die im Glas willig abgelegt werden. 

Nach dem 31. 7. erfolgt scheinbar nur noch sehr selten eine Ein- 
wanderung. So fing ich am 17. 10. 1953 ein stark abgeflogenes Weib- 
chen mit reifen Eiern. Im Oktober 1956 beobachtete ich einige Falter, 
die Eier an einzeln stehende Erbsenpflanzen auf einem Rapsfeld ab- 
legten. Auf diesem Feld fand ich im April 1957 eine kleine Raupe, 
die mit Raps aufgezogen wurde und den Falter ergab. Der Winter 
war außergewöhnlich mild. Nur im Dezember gab es geringen Frost 
und ein bißchen Schnee. Dazu bot der dichte Rapsbestand guten 
Schutz. Einen leichten Frost von nicht zu langer Dauer können die 
Raupen ohne Schaden überstehen. Mehrfach fand ich noch spät im 
Dezember Raupen in verschiedenen Größen, die sich im Zimmer nor- 


!) Aus dem Leben der Schmetterlinge I erschien im Nachr. Bl. Bayer. 
Entomologen, 4 (6): 61—63, 1955. 


59 


mal weiterentwickelten. Bei längerer Frosteinwirkung gingen die 
Raupen aber restlos ein. 

Frische, hier entwickelte Falter fliegen ab 26. 7. Diese Schmetter- 
linge haben vollständig unentwickelte Gonaden, sind also nicht fort- 
pflanzungsfähig. Nach meinen bisherigen Beobachtungen werden sie 
es bei uns auch nicht. Eine weitere Generation können diese Tiere 
also nicht erzeugen. Sie scheinen nach dem Schlüpfen nach dem Sü- 
den abzuwandern. 

Im Freien dauert die Entwicklung, von der Ablage des Eies bis 
zum Schlüpfen des Falters, im Durchschnitt 10 Wochen. Bei Zuchten 
im Zimmer verkürzt sich diese Zeit auf etwa 7 Wochen. Versuche im 
Wärmeschrank bei 30° C ergeben dagegen den Falter schon nach 17 
bis 18 Tagen! 3 Tage Eistadium, 8 bis 9 Tage fressen die Raupen und 
6 Tage ruhen die Puppen. Das wichtigste Ergebnis ist aber, daß nur 
die bei 30° C gezogenen Falter sofort fertil sind. 3 Tage nach dem 
Schlüpfen legen die Weibchen bereits wieder Eier. 

Die Dauertemperatur von 30° C verhindert also die Entwicklungs- 
pause beim Falter, die sonst bei weniger hohen Temperaturen immer 
eintritt. Wann die Diapause aufgehoben wird oder aufgehoben wer- 
den kann, konnte ich im Versuch bisher nicht feststellen. (Im Freien 
wahrscheinlich nach der Überwinterung in der südlichen Heimat.) 

Zusammenfassend ergibt sich, daß Plusia gamma L. hier nur in 
einer, allerdings sehr langezogenen, Generation auftritt und nicht 
heimisch ist, da die Voraussetzungen für die Entwicklung fruchtbarer 
Falter in Deutschland fehlen. 


Agrotis ypsilon Rott. 


Im „Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen“, II. Jg. Nr. 6, 
1953, berichtete ich über die Lebensweise von Agrotis ypsilon Rott. 
Jetzt kann ich ergänzen, was ich damals noch nicht gefunden hatte. 

Die Verhältnisse liegen hier ähnlich wie bei Plusia gamma L. Die 
in Mitteldeutschland entwickelten Falter sind noch nicht fortpflan- 
zungsfähig. Die Zucht der Raupen von A. ypsilon Rott. bei einer 
Dauertemperatur von 30° C ergibt dagegen Imagines ohne Diapause. 
Die Puppen brauchen nicht in dieser Temperatur zu bleiben; ich halte 
sie bei Zimmertemperatur. Bei dieser Temperatur paaren sich die 
Falter nach 8 Tagen ohne Schwierigkeiten. In der nächsten Nacht 
beginnen die Weibchen mit der Eiablage. 

Bei ypsilon Rott. gelang es mir aber im Versuch, auch die hier im 
Freien entwickelten Falter zur Fortpflanzung zu bringen, da die Dia- 
pause zu brechen ist. Nach einer Ruhezeit von ungefähr 8 Wochen, 
während der die Falter reichlich gefüttert werden müssen, bringe ich 
sie bei 30° C unter. In dieser Temperatur kommt es nach etwa einer 
Woche zur Paarung und Eiablage. Nun kann die Temperatur gesenkt 
werden. Die Weibchen legen auch dann noch ihre Eier leicht ak. 

Der Versuch gelingt allerdings nicht immer, sondern scheitert am 
Wandertrieb, der nach einiger Zeit eintreten kann. Wanderlustige 
Falter verweigern die Nahrungsaufnahme und fliegen äußerst leb- 
haft an den Wänden des Glases oder Käfigs auf und ab, bis sie tot 
sind. Es ist mir bisher nicht möglich, vorher festzustellen, wann der 
Trieb zur Südwanderung einsetzt. Es scheint ein Zusammenhang 
zwischen Wandertrieb und Gonadenreifung zu bestehen. 


Anschrift des Verfassers: 
Gerhard Schadewald, Jena/Thüringen, Schillbachstraße 15 


” Be 
- TERTER : 


60 


Zur Verbreitung und Biologie des Otiorrhynchus 
austriacus F. (Col. Cure.) 
Von Willi Lucht 


Im Juni 1961 verbrachte ich bei herrlichem Sommerwetter eine 
Urlaubswoche in Ramsau bei Berchtesgaden. Ich nutzte die schönen 
Tage eifrig zum Sammeln und konnte auf den Streifzügen durch die 
Umgebung eine reichhaltige Ausbeute mit vielen interessanten Ar- 
ten eintragen. 

Auf einer dieser Exkursionen fing ich am 15. 6. 61 am Nordhang 
des Hochkalter in ca. 750 m Seehöhe unter einem Stein ein Weibchen 
des Otiorrhynchus austriacus F. Trotz weiterer Nachforschung und 
wiederholter Untersuchung des Fundortes blieb es leider nur bei 
dem einen Exemplar. 

Nach meiner Rückkehr stellte ich in Horion’s „Verzeichnis der 
Käfer Mitteleuropas“ fest, daß die Art für Deutschland nicht ange- 
geben ist. Ich wandte mich daraufhin an Msgr. Dr. A. Horion, 
Überlingen, der mir mitteilte, daß er keinen Fund aus Deutschland 
kennen würde, mit Ausnahme der alten Meldung von Kelch (1846), 
nach der die Art nicht selten bei Ratibor in Oberschlesien gefunden 
worden sei. Diese Angabe sei nachfolgend von allen schlesischen 
Faunisten.bis einschließlich Gerhardt (1910) abgeschrieben wor- 
den. In Ermangelung von Belegen und neuen Funden wurde sie 
jedoch als zu zweifelhaft in der Faunistik nicht berücksichtigt. 
Dr. Horion empfahl deshalb, Herrn Dr. H. Freude, München, 
nach eventuellen Funden aus Bayern zu befragen und mich auch bei 
den Curculioniden-Spezialisten Prof. Dr. Smreczynski,Krakau, 
und Dr. Purkyne&, Prag, sowie bei Herrn Dr. Hürka, Prag, 
nach möglichen Funden in den böhmisch-mährischen Gebirgen zu 
erkundigen. 

Als Ergebnis dieser Umfrage kann festgehalten werden, daß Otior- 
rhynchus austriacus F. bisher aus Bayern nicht gemeldet worden 
ist. Auch sind, von der fraglichen Meldung Kelch’s abgesehen, 
keine Funde aus Schlesien bekannt geworden. Ebenso zweifelhaft 
ist eine alte Angabe im „Verzeichnis der Käfer Böhmens“ von E.Lo- 
kaj (1868), wonach O. austriacus v. carinatus Str]. bei Böhm. Eisen- 
stein im Böhmerwald gefunden worden sei. Dr. Purkyn& schrieb 
dazu: Ich habe Tausende Otiorrhynchus-Stücke aus Böhmen gesehen, 
aber niemals einen austriacus. Die Art ist auch in Mähren noch nicht 
gesammelt worden; wohl kommt sie — wenn auch sehr selten — in 
den Gebirgen der Slowakei vor. Darüber hinausist O. austriacus in den 
übrigen Teilen des Karpaten-Beckens (Ungarn, Siebenbürgen, Banat), 
im westlichen Teil der Balkanhalbinsel (Bosnien, Herzegowina bis 
Nordalbanien) und in den österreichischen Ostalpen verbreitet. In 
Polen kommt der Rüßler nach Prof. Dr. Smreczyhskinurin 
einem sehr begrenzten Gebiet in den Karpaten, und zwar in dem 
nach Süden geöffneten Poprad-Tal südlich von Nowy Sacz (Neu 
Sandez) vor. Nach Lage der Dinge kann es sich also bei den alten 
Meldungen von Kelch und Lokaj entweder nur um temporäre 
sporadische Ausbreitungen der Art oder — was in Anbetracht der 
Flugunfähigkeit wahrscheinlicher ist — um Fehldeterminationen 
oder Fundortverwechslungen handeln. 

Über die Biologie des Käfers ist, soweit ich erfahren konnte, bisher 
nichts bekannt. 


61 


Im Juni 1962 wählte ich Ramsau abermals als Urlaubsziel, nicht 
zuletzt, um O. austriacus nachzuspüren und weiteres Material zu 
sammeln. Mein erster Gang führte daher zu der Stelle, an der ich 
im Vorjahr das erste Exemplar fand. Der Weg lohnte sich; auf An- 
hieb fand ich das zweite Stück, aber wieder blieb weiteres Suchen 
ergebnislos. Am Tage darauf unternahm ich einen erneuten Versuch, 
und wieder saß unter dem gleichen Stein 1 vereinzelter Käfer. Dem- 
nach lag nahe, daß es sich bei dem Vorjahrsexemplar nicht um ein 
verschlepptes Einzelstück, sondern um den zufälligen Fund einer 
zwar versteckt lebenden, aber doch autochthon vorkommenden Art 
handeln würde. 

Ich muß nun zur Fundstelle selbst bemerken, daß der zitierte Stein 
nicht auf der Erde, sondern auf der Oberkante eines mauerartigen 
Steinwalls lag, wie sie bisweilen in den Bergen zur Einfriedigung von 
Wiesen aufgerichtet werden. Ich begann also, die Oberkante des etwa 
100 m langen Steinwalls systematisch abzusuchen; allerdings ver- 
geblich, denn mit Ausnahme der Fundstelle hatte sich nirgendwo 
zwischen den lose aufeinandergefügten Steinen Erdreich gesammelt, 
das den Käfern als Unterlage dienen konnte. Allmählich begann der 
Steinwall in eine parallel zum Berghang führende Begrenzungs- 
mauer einer terrassenförmig angelegten Waldwiese überzuleiten. Die 
Oberkante war von der vordringenden Wiese her dicht bewachsen 
und zeigte vielfach überhängende Moospolster und trockene Gras- 
büschel. Da an dieser Stelle keine Steine mehr zu wenden waren, 
begann ich, die Pflanzenpolster Meter um Meter abzuklopfen. Der 
Erfolg sollte nicht ausbleiben. Schon nach kurzer Zeit hatte ich neben 
zahlreichen anderen Arten 7 Otiorrhynchus austriacus im Klopf- 
schirm. Am darauffolgenden Tage klopfte ich die Mauer erneut ab, 
und wieder fanden sich — teils einzeln, teils zu mehreren — insge- 
samt 12 Exemplare im Schirm. 

Nachdem ich nun wußte, wie der Art beizukommen war, suchte 
ich in der Umgebung des Ortes weitere wiesenbegrenzende Stütz- 
mauern, um festzustellen, ob das Vorkommen nur auf den Nordhang 
des Hochkalter lokalisiert oder weiter ausgedehnt ist. Es zeigte sich 
dabei schon bald, daß an allen Stellen, die die besagte Sammelme- 
thode zuließen, O. austriacus festzustellen war. Im Verlauf weniger 
Tage fing ich über 100 Exemplare, von denen ich allerdings nur 30 
Stück mitnahm. Es gelang mir jedoch nie, den Käfer von Pflanzen 
zu kätschern. 

Der nächste Schritt der Biotopermittlung galt der Untersuchung 
des Waldes, denn bisher hatte ich die Art nur auf offenem Gelände 
gefunden. Sollte austriacus Moos bevorzugen, so mußte er auch — 
falls nicht besondere Ansprüche an das Licht gestellt werden — in 
den allerorts im Walde auf Steinen und Felsbrocken wuchernden 
dichten Moospolstern zusagende Lebensbedingungen finden. Im Ver- 
lauf einiger Exkursionen konnte ich diese Vermutung bestätigen. 
Zwar waren es immer nur Einzelstücke, doch fanden sich die Tiere 
sowohl in Waldrandnähe als auch in Moospolstern mitten im Walde. 


Somit war also erwiesen, 


daß Otiorrhynchus austriacus F. in der Ramsau verbreitet vor- 
kommt und damit zur deutschen Fauna gehört, 

daß er als terricole Art eine versteckte Lebensweise unter Moos 
und Grasbüscheln führt, und 

daß er, unabhängig von der Stärke der Lichteinwirkung, sowohl 
in offenem Gelände als auch mitten im Walde anzutreffen ist. 


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62 


Bemerkenswert erscheint mir, daß trotz der rührigen Sammel- 
tätigkeit vieler Koleopterologen die Art bisher noch nicht in Bayern 
festgestellt worden ist. Im Hinblick darauf, daß der Rüßler unge- 
flügelt ist, kann nicht angenommen werden, daß es sich um eine 
Adventivart jüngsten Datums handelt. Vielmehr dürfte sie schon 
vor Jahren aus den süd- und südöstlich angrenzenden österreichi- 
schen Alpengebieten vorgedrungen sein und zumindest in der 
Ramsau geeignete Lebensbedingungen gefunden haben. Wie weit 
das Verbreitungsgebiet in Bayern reicht, könnte durch systematisches 
Sammeln leicht nachgewiesen werden. 

Mitte Juni schien, nach der Anzahl der gefangenen Individuen zu 
urteilen, der Höhepunkt der Erscheinungszeit zu sein. Am 16. 6. fing 
ich kurz hintereinander 3 kopulierende Pärchen. Ich richtete einen 
kleinen Zuchtbehälter mit einwandfrei verlesenem Erdreich, Moos 
und Gras vom Fangplatz ein und ließ die Tiere bis zum 24. Juni 
darin. Dann untersuchte ich das Glas eingehend und fand 99 Eier, 
die lose (also ungekittet), teils einzeln, teils in kleinen Partien, aus- 
schließlich in das braune Wurzelgeflecht des Mooses eingebettet 
waren. 

Die Eier sind kugelrund von etwa 0,5 mm Durchmesser und voll- 
kommen glatthäutig. Zunächst sind sie glasig-weiß, werden aber in 
den ersten Tagen durch Lufteinwirkung honiggelb. Trotzdem bleibt 
die häutige Schale durchscheinend und läßt im fortgeschrittenen 
Stadium die gekrümmt liegende Embryonallarve gut erkennen. 

Am 2. Juli schlüpften die ersten, ca. 0,75 mm großen Larven. Sie 
sind weißlich mit vereinzelten langen Borstenhaaren und haben 
einen großen, leicht gelblichen Kopf, der etwa !/ı der gesamten Kör- 
pergröße ausmacht. Dunkel sind lediglich die seitlichen Ocellen und 
die kräftigen Kiefer, deren schwärzliche Spitzen durch eine Einker- 
bung jeweils in 2 Zähnchen auslaufen. Die Larve ist fußlos, kann 
sich aber durch kontraktive Bewegungen verhältnismäßig schnell 
fortbewegen, wobei der Kopf jeweils angehoben und vorgestreckt 
wird. 

Leider konnte ich meine Beobachtungen über dieses Stadium hin- 
aus nicht fortsetzen. Es bleiben daher noch viele Fragen, wie Er- 
nährung, Entwicklungsdauer, Verpuppung, Schlupfzeit usw. offen. 
Immerhin ist ein Anfang gemacht, an den ich hoffentlich in abseh- 
barer Zeit anknüpfen kann. 

Zum Schluß möchte ich nicht versäumen, allen genannten Herren 
für ihre bereitwillige Auskunft und prompte Beantwortung meiner 
Fragen nochmals herzlich zu danken. 

Anschrift des Verfassers: 
Willi Lucht, 4 Düsseldorf, Schillerstraße 44 


Beiträge zur Kenntnis der Lepidopterenfauna Tirols 


II. Anarta melanopa rupestralis Hb.*) 
Von Karl Burmann 


Die im hohen Norden fliegende Anarta melanopa Thnbg. mit 
weißem, schwarzgesäumtem Hinterflügelinnenfeld fehlt bei uns. Die 
nomenklatorische Form ist im Alpengebiet durch eine Subspezies 
mit dunklen Hinterflügeln, nämlich Anarta melanopa rupestralis Hb., 
vertreten. 


*) II. Sympistis nigrita Bsd. und funesta Payk. in Nordtirol. (Zeitschr. d. 
Wien. Ent. Ges. 43. Jg. 1958.) 


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63 


A. melanopa rupestralis ist auf Kalk- und Silikatgesteinsböden 
unserer Heimat recht weit verbreitet und wohl überall beobachtet 
worden. Es liegen verhältnismäßig viele Fundortangaben aus den 
Allgäuer- und Lechtaleralpen, dem gesamten Bereiche der Nord- 
tiroler Kalkalpen (Wettersteingebirge, Miemingerkette, Karwendel- 
gebirge, Sonnwendgebirge, Brandenbergeralpen), dem Kaisergebirge, 
ferner aus dem Zentralalpengebiet (Ferwallgruppe, Samnaungruppe, 
Ötztaleralpen, Stubaieralpen, Tuxergebirge, Zillertaleralpen und 
Kitzbüheleralpen) vor. In den Hochlagen aller besammelten Gebiete 
wurde A. melanopa rupestralis nachgewiesen. Es erübrigt sich daher, 
nähere Fundorte anzuführen. 

Vereinzelt geht in den rauheren nördlichen Kalkalpen die Art bis 
auf 1600 m Seehöhe herunter. In den Zentralalpen übersteigt sie 
noch 3200 m. Die Hauptfluggebiete liegen aber zwischen 2000 und 
2700 m. 

A. melanopa rupestralis ist ein typischer Bewohner der alpinen 
Polsterpflanzenstufe und fliegt stellenweise einzeln bis in die Schnee- 
stufe unserer Hochalpen. 

Die Lebensräume dieser Anarta sind flachere Bergrücken, gipfel- 
nahe Hänge; in den Zentralalpen ausgedehnte Moränenhalden und 
die oft weiträumigen, flachen und muldenartigen, von vielarmigen 
Gletscherwasserbächlein durchzogenen Moränenböden. Sie liebt 
feuchtere Örtlichkeiten und ist daher auch ein typischer Bewohner 
der alpinen Schneetälchen. 

Die langausgedehnte Flugzeit erstreckt sich, je nach Lage der Flug- 
örtlichkeit und der jeweiligen Schneelage, von Anfang Juni bis an- 
fangs August, wobei das durchschnittliche Flugmaximum zwischen 
Mitte Juni und Mitte Juli liegen dürfte. Besonders an klimatisch 
begünstigten Südhängen unserer Kalkalpen fliegt der heliophile 
Falter in manchen Jahren schon sehr früh. Vereinzelt konnte ich 
Männchen bereits Ende Mai, an den sehr bald nach der Schnee- 
schmelze sich öffnenden Blütensternen von Primula minima L. sau- 
gend, beobachten. Bei sonnigem Wetter beginnen die Tiere am frü- 
hen oder späteren Vormittag, je nach Beginn der Sonnenbestrahlung 
des Flugplatzes, ihren Flug. Vorerst fliegen die Falter aber noch 
recht spärlich und der Flug ist unstet, aber nicht wild, wird aber mit 
zunehmender Sonnenbestrahlung heftiger und erreicht während der 
Mittagsstunden dann seinen Höhepunkt. Nachmittags wird der Flug 
etwas ruhiger. Der vormittägige Flug dient vorwiegend der Nah- 
rungsaufnahme, während nachmittags die Paarung stattfindet. A. me- 
lanopa rupestralis besucht zur Nahrungsaufnahme vorwiegend Blü- 
ten von Primula minima L., Primula glutinosa Wulf., Silene acau- 
lis L. und Azalea procumbens Desv. Mit Vorliebe saugen die Falter 
an durch abtauenden Schnee feucht gewordenen Bodenstellen, ferner 
am Rande von Schneewasserbächlein, die bei sonnigem Wetter und 
mit zunehmender Tageserwärmung oft weite Gebiete mit ihren an- 
schwellenden Wassern benetzen. Selbst auf Schneeflecken kann man 
saugende Tiere beobachten. Die sehr scheue Anarta ruht während 
ihres unsteten und wilden Fluges kurzzeitig gerne auf Steinen, Fel- 
sen oder am Boden aus. Sobald die Sonne von den Flugplätzen ver- 
schwindet, hört auch der Flug der sonnenhungrigen Tiere auf und 
sie suchen sich Ruheplätze. Wohlgeschützt verbringen sie unter 
Steinen und in Felsritzen und -spalten die Nacht und die trüben 
und regnerischen Tage. 

Die nachmittags erfolgende Paarung dürfte nur kurze Zeit wäh- 
ren. Ich fand einmal gepaarte Tiere auf einem Stein, die sich aber 


64 | DIR 


bald wieder trennten. Das Weibchen wurde ziemlich unruhig und 
kroch auf ein nahegelegenes Dryas octopetala-Polster, um dort an 
Stengelteilchen die verhältnismäßig großen Eier anzuheften. Gegen 
Ende des nachmittägigen Fluges, ungefähr eine halbe Stunde vor 
dem Verschwinden der Sonne vom jeweiligen Flugplatz, kann man 
die Weibchen bei der Eiablage beobachten. Aber auch schon am frü- 
heren Nachmittag konnte ich bei zeitweilig bewölktem Himmel 
Weibchen beim Eierlegen finden. Die Eier werden einzeln oder in 
kleinen Grüppchen an Pflanzenteilen abgesetzt. Ich beobachtete 
Eiablagen an Dryas octopetala L., Veronica alpina L. und Silene 
acaulis L. Auch in der Gefangenschaft kann man leicht Eiablagen 
erzielen. Die Zucht bietet keinerlei Schwierigkeiten. Ich füttere die 
Raupen immer mit etwas angewelktem Löwenzahn (Taraxacum 
officinale Weber). Sie fressen aber auch viele anderen niedere 
Pflanzen. Im Freiland findet man die schöne Raupe vom Sommer an 
bis in den Herbst, oft in Anzahl und in verschiedenen Größenstadien, 
unter flacheren Steinen. Sie ist ungemein polyphag und frißt, nach 
meinen Beobachtungen, alles was in ihren Lebensgebieten grünt und 
blüht. Die unter Steinen ruhende Puppe überwintert. Bei Eizuchten 
erhält man oft bereits im Herbst desselben Jahres einzelne Falter. 

Die Schlüpfzeit von A. melanopa rupestralis fällt, wie bei den an- 
deren Anarta-Arten, in die ersten Vormittagsstunden. Die frisch- 
geschlüpften Tiere sitzen auf Steinen, unter denen man auch immer 
die leeren, zarten Puppenhüllen findet. 

Ein typisches Begleittier, das mit A. melanopa rupestralis zur 
gleichen Zeit und in denselben Lebensräumen fliegt und auch an 
denselben Blüten beobachtet werden kann, ist der ebenfalls helio- 
phile Kleinfalter Orenaia lugubralis Ld. Die horizontale und ver- 
tikale Verbreitung von ©. lugubralis in Nordtirol deckt sich fast 
genau mit der von A. melanopa rupestralis. 

A. melanopa rupestralis ist eine sowohl in der Grundfärbung als 
auch in der Zeichnungsanlage der Vorderflügel ziemlich abändernde 
Art. Der Grundton variiert von schwarzgrau, mit kaum sichtbaren 
Zeichnungen, bis zu einem hellen Grau mit deutlich sich abhebenden 
Schwarzzeichnungen. Die Vorderflügel der Falter von Silikatgesteins- 
böden unserer Zentralalpen sind oft mit gelblichen oder fast rost- 
roten Schuppenelementen mehr oder weniger stark untermischt. 
Manche Tiere wirken dann wie gelb oder rostig überpudert. Die 
Populationen von Flugplätzen heller Kalkböden sind bei allgemein 
hellerer Grundfärbung gleichmäßiger schwarz gezeichnet als die 
dunkleren und bunter wirkenden Tiere der Zentralalpen. Seltener 
findet man bei helleren Tieren Stücke mit einer schwarzen, oft sehr 
deutlich ausgeprägten Mittelquerbinde. Eine UÜbergangsform zur 
nordischen A. melanopa mit einem schmutzigweißen Innenfeld der 
Hinterflügel (f. vidua Hb.) kommt in beiden Geschlechtern besonders 
auf Kalkböden vor. 

Anschrift des Verfassers: 
Karl Burmann, Innsbruck, Anichstraße 34 


a enslar 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 

Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. Juli 1963 


Einfuhr von Schmetterlingen und Raupen durch 


Obst-, Gemüse- und Pflanzenimporte 


Von Rudolf Oswald 


Am Umschlagplatz München läuft täglich eine größere Anzahl von 
Obst-, Gemüse- und Pflanzensendungen aus dem Auslande ein. 
Diese Importe, in den Sommermonaten sind es bis zu 700 Waggons 
und Lastkraftwagen pro Tag, kommen vorwiegend aus dem süd- und 
südosteuropäischen Raume. Mit diesen Gütern werden eine ganze Rei- 
he von Tieren, insbesondere jedoch Insekten, eingeschleppt. Die nach- 
folgende Aufstellung enthält alle Schmetterlingsarten, die vom Jahre 
1957 bis Anfang 1962 in Auslandssendungen gefunden wurden. Auf- 
geführt sind nur jene Arten, die in geschlossenen Sendungen fest- 
gestellt wurden und deshalb während des Transportes nicht zu- 
geflogen sein konnten. Den Schmetterlingen dienten die dunklen 
Waggons meist als Versteck. Mitunter werden die Ladungen an den 
Versandorten bei Nacht zusammengestellt. Die durch das Licht oder 
auch durch den Geruch der Früchte angelockten Insekten geraten 
dann verschiedentlich in die Packstücke und werden erst wieder in 
München frei. Leider konnte der größte Teil dieser Schmetterlinge 
unerkannt entkommen. Die wenigen erbeuteten Tiere sind jedoch in 
die Aufstellung einbezogen. Ein Zusammenhang mit dem Inhalt der 
Sendung besteht hierbei selbstverständlich nicht. Bei den Raupen 
handelt es sich durchwegs um mehr oder weniger bekannte Obst- 
und Gemüseschädlinge. Die angegebene Pflanzenart war dann meist 
zugleich die Futterpflanze bei der Aufzucht der Raupen. Dies gilt in 
besonderem Maße für die Raupen der verschiedenen Tortriciden. 


Die Bestimmung der Schmetterlinge, soweit sie nicht von mir vorgenom- 
men werden konnte, wurde von Herrn H. Bollow, Bayerische Landes- 
anstalt für Bodenkultur, Pflanzenbau und Pflanzenschutz, von Herrn J. 
Wolfsberger und Herrn Dr. K. Sattler, Zoologische Staatssamm- 
lung München, sowie von Herrn H. Pröse, München, übernommen. Hier- 
für sei den genannten Herren auch an dieser Stelle herzlich gedankt. 


66 
Inhalt Herkunfts- . : Be- 
der Sendung land Stadium merkung 
Pieridae 
Pieris brassicae L. Paprika Ungarn Raupen 
Blumenkohl Italien Raupen 
Pieris rapae L. Blumenkohl Italien Raupen 
Noctuidae 
Plusia gamma L. Rosen Holland Raupen 
Anemonen Italien Puppen 
Agrotis segetum Schiff. Trauben Italien Falter 
Agrotis exclamationis L. Pfirsiche Griechenland Falter 
Mamestra brassicae L. Nelken Italien Raupen 
Mamestra dissimilis Knoch. Paprika Ungarn Raupen 
Trauben Ungarn Raupen 
Tomaten Österreich Raupen 
Leucania l-album L. Paprika Ungarn Falter 
Amphipyra livida F. Pfirsiche Griechenland Falter 
Amphipyra tragopoginis L. Paprika Ungarn Falter 
Rhyacia c-nigrum L. Trauben Italien Falter 
Chloridea armigera Hb. Nelken Italien Raupen 
(syn. Heliothis obsoleta F.) Opuntien- 
früchte Italien Raupen 
Paprika Jugoslawien Raupen 
Pfirsiche Griechenland Falter 
Caradrina exigua Hb. Nelken Italien Raupen 
Lymantriidae 
Orgyia antiqua L. Äpfel Italien Puppen _ 
Orgyia spec. Paprika Ungarn Raupen €inge- 
gangen 
Nolidae 
Nola cucullatella L. Aprikosen Ungarn Raupen 
Arctiidae 
Phragmatobia fuliginosa L. Trauben Ungarn Raupen häufig 
Paprika Ungarn Raupen 
Pfirsiche Griechenland Raupen 
Trauben Jugoslawien Raupen 
Birnen Italien Raupen 
Lithosia lurideola Zinck Fruchtart und Land nicht Raupen 
mehr feststellbar 
Geometridae 
Tephrina arenacearia Schiff. Pfirsiche Griechenland Falter 
Nychiodes dalmatina Wag. Pfirsiche Griechenland Falter 
Sterrha muricata Hufn. Kirschen Jugoslawien Falter 
Sterrha herbariata F. Pfirsiche Griechenland Falter 
Gymnoscelis pumilata Hb. Nelken Italien Raupen 
Paprika Ungarn Falter 
Boarmia repandata L. Paprika Ungarn Raupen 
Psychidae 
Pachythelia unicolor Hufn. Trauben Ungarn Raupen häufig 
(ev. auch andere Arten) 
Pyralidae 
Plodia interpunctella Hb. Tomaten Ungarn Falter 
Pionea pandalis Hb. Paprika Italien Raupen 
Pionea ferrugalis Hb. Paprika Jugoslawien Raupen 


Pfirsiche Griechenland Falter 


67 


Inhalt Herkunfts- Stimm Be- 
der Sendung land merkuns 
Pyrausta nubilalis Hb. Paprika Jugoslawien Raupen sehr hfg. 
Paprika Griechenland Raupen häufig 
Paprika Italien Raupen häufig 
Paprika Ungarn Raupen häufig 
Paprika Bulgarien Raupen häufig 
Paprika Rumänien Raupen 
Ephestia kuehniella Z. Äpfel Italien Falter 
Birnen Italien Falter 
Hypsopygia costalis F. Pfirsiche Griechenland Falter 
Nomophila noctuella Schiff. Pfirsiche Griechenland Falter 
Cryptoblabes gnidiella Mill. Orangen Italien Raupen 
Orangen Türkei Raupen 
Myelois ceratoniae Zell. Orangen Italien Raupen 
Ephestia spec. Aprikosen Italien Raupen 
Äpfel Italien Falter 
Kartoffeln Italien Falter 
Tortricidae 
Acalla variegana Schiff. Fruchtart und Land nicht 
mehr feststellbar Raupen 
Capua angustiorana Hw. Orangen Italien Raupen 
Kaki Italien Raupen 
Capua reticulana Hb. Äpfel Italien Raupen häufig 
(syn. Adoxophyes orana Äpfel Italien Falter 
Er, vB.) Pfirsiche Italien Raupen 
Aprikosen Ungarn Raupen 
Cacoecia podana Scop. Pfirsiche Italien Raupen 
Aprikosen Ungarn Raupen häufig 
Cacoecia rosana L. Äpfel Italien Raupen häufig 
Rosen Holland Raupen 
Pandemis ribeana Hb. Äpfel Italien Raupen häufig 
Aprikosen Ungarn Raupen häufig 
Aprikosen Jugoslawien Raupen häufig 
Pandemis heparana Schiff. Aprikosen Ungarn Raupen häufig 
Aprikosen Italien Raupen häufig 
Pfirsiche ' Italien Raupen 
Eulia politana Hw. Paprika Ungarn Raupen 
Clysia ambiguella Hb. Trauben Italien Raupen 
Polychrosis botrana Schiff. Trauben Italien Raupen 
Trauben Ungarn Raupen 
Olethreutes oblongana Hw. Fruchtart und Land nicht 
mehr feststellbar Raupen 
OlethreutesleucotretaMeyr. Mandarinen Eritrea Raupen 
Carpocapsa pomonella L. Äpfel Italien Raupen sehr hfg. 
Äpfel Jugoslawien Raupen sehr hfg. 
Äpfel Österreich Raupen häufig 
Äpfel Ungarn Raupen häufig 
Birnen Italien Raupen häufig 
Quitten Jugoslawien Raupen sehr hfs8. 
Carpocapsa splendana Hb. Eßkastanien Italien Raupen häufig 
Laspeyresia dannehli Obr. Birnen Italien Raupen 
Laspeyresia funebrana Tr. Pflaumen Italien Raupen sehr hfg8. 
Zwetschen Jugoslawien Raupen sehr hfg. 
Zwetschen Ungarn Raupen häufig 
Laspeyresia roseticolana Z. Hagebutten Jugoslawien Raupen sehr hfg. 
Pammene juliana Curt. Eßkastanien Italien Raupen häufig 
Argyrotaenia pulchellana 
Hw. Pfirsiche Italien Raupen 


Paprika Italien Raupen 


ee a BE a FF a = 


68 
Inhalt Herkunfts- ,_;: Be- 
der Sendung land Stadium merkung 
Lithocolletidae 
Xanthospilapteryx 4 
syringella F. Apfel Italien Falter 
Cemiostomidae 
Cemiostoma secitella Z. Äpfel Italien Puppen sehr hfg. 
Pfirsiche Italien Puppen 
Pfirsiche Italien Falter 
Yponomeutidae 
Yponomeuta padellus L. Aprikosen Ungarn Raupen 
Plutellidae 
Cerostoma persicella F. Erdbeeren Bulgarien Puppen 


P. S. In der Nomenklatur der Kleinschmetterlinge hielt ich mich in er- 
ster Linie an die bei Sorauer, P.: Handbuch der Pflanzenkrankheiten, 
Band IV, I. Teil, 2. Lieferung (1953), gebrauchten Namen. 


Anschrift des Verfassers: 
Rudolf Oswald, 8 München 25, Dietramszeller Straße 14. 


Käfer aus Tiernestern in einem hohlen Nußbaum 
Von Emil Hölzel 


Keutschach in Kärnten, der Fundort, in dem unsere Käferfaunula 
aufgestöbert wurde, liegt im gleichnamigen Tal. Die sogenannte 
Keutschacherfurche der Geologen südlich Klagenfurt zieht von Vikt- 
ring in 7 km Länge nach Westen zum Keutschachersee, eingeschlossen 
zwischen dem Altkristallin der Wörtherseeberge im Norden und dem 
Sattnitzkonglomerat entlang ihrer Südflanke. Ihr weiterer Verlauf 
von hier nach Nordwesten gehört nicht in den Rahmen unserer Ab- 
handlung. Unweit des Westendes der Ortschaft Keutschach steht 
überhöht am Rande des dortigen Moores der Besitz des Herrn 
Dr. Willy Berninger, eines sehr interessierten Koleopterologen, 
der sich mit der Erforschung der dortigen Fauna befaßt. Er hat viel- 
fach im Winter aus interessanten Biotopen Gesiebeproben entnom- 


men und mir diese vorgewiesen, wozu ich sagen möchte, daß es ge- 


radezu unglaublich ist, welche Mengen von Käfern da zu erbeuten 
sind, wie wir z. B. solche in einem gemeinsamen Gesiebe von Laub- 
lagen auf Schnee und Eis am 2. Feber 1961 vorfanden. Auf diesem 
Besitz stand der hohle Nußbaum, von dem und von dessen unterschied- 
lichen tierischen Bewohnern hier die Rede sein soll. Er wurde im 
Winter 1961/62 gefällt, und da zeigte es sich, daß der riesige Baum 
hohl und mit Mulm angefüllt war, was man vorher von außen nicht 
sehen konnte. Die Untersuchung eines kleineren Mulmgesiebes vom 
13. Feber und eines sehr umfangreichen im Gewichte von mindestens 
20 kg vom 4. April war mir vor allem durch die Mitarbeit des Herrn 
Dr. Berninger möglich, der nach dem Aufschneiden des Stam- 
mes in kleinere Stücke sofort alle Einzelklötze auskratzte, durch- 
siebte und mir das Resultat übergab. Leider enthielt diese große 
Masse von Mulm aus den Gesiebeautomaten bei weitem nicht jene 


a le a Mh u dam Ce a a cd ch 


69 


zahlen- und artenmäßig reiche Ausbeute an Käfern, die wir nach den 
sehr guten Ergebnissen der kleinen Februarprobe erhoffen konnten. 
Die zunehmende Tageswärme bis April hatte wohl schon einen Teil 
aus dem Winterquartier herausgelockt, sicher hat aber das heftige 
Rattern und Schütteln der Motorsäge beim Zerkleinern des Stammes 
viele Tiere vertrieben. Aus der Beschaffenheit des Mulms waren 
deutliche Nachweise für Nester von Kleinsäugern, Nagern, zu er- 
kennen; eine vonDr.Berninger beobachtete Maus bei der Flucht 
aus der Baumhöhlung wurde nach ihrer Größe und dem langgestreck- 
ten Körperbau als Apodemus sylvaticus L., Waldmaus, eingeschätzt. 
Diese Vermutung wurde durch das Vorhandensein von 3 Floharten 
im Gesiebe bestätigt, die parasitär bei Insektenfressern, Nagern und 
Vögeln leben und unter denen sich auch der Parasit der Waldmaus 
befand. 

Ich zähle nun vorerst artenweise (Käfer nach Horion 1951) die 
Gesamtausbeute an Insekten auf und bringe anschließend einen Über- 
blick über die Bewohner von Kleinsäuger- und Vogelnestern, von 
Ameisenbauten und über solche Käfer, die gerne von tierischen oder 
pflanzlichen Abfällen leben, aber nicht zu den nidicolen Arten ge- 
rechnet werden: 

Nemadus colonoides Kr., Phyllodrepa nigra Grav., Omalium rivu- 
lare Payk., Coprophilus striatulus Fabr., Oxytelus tetracarinatus 
Block, Platystethus arenarius Geoffr., Medon melanocephalus Fabr., 
Philonthus fuscus Grav., Tachyporus chrysomelinus L., Euryusa opta- 
bilis Heer, Atheta trinotata Kr., A. atramentaria Gyll., A.fungi Grav., 
A. longiuscula Grav., Phloeopora nitidiventris Fauv., Phl. teres Grav., 
Oxypoda opaca Grav., Aleochara villosa Mannh., A. sanguinea L., 
Euplectus falsus Bed., Gnathoncus rotundatus Kugel., G. punctulatus 
Thoms., Dendrophilus punctatus H., Carcinops quatuordecimstriatus 
Steph., Micromalus flavicornis H., Elater nigroflavus Goeze, Priono- 
cyphon serricornis Müll., Anthrenus pimpinellae Fabr., Corticarina 
fuscula Gyll., Enicmus minutus L., Anobium pertinax L., Pyrochroa 
coccinea L., Prionychus ater Fabr., Aphodius sphacelatus Pz., Oxyo- 
mus silvestris Scop., Trox scaber L., Apion elongatum Germ., A. vi- 
rens H., Sitona suleifrons Thunb., Eremotes punctatulus Boh., Meci- 
nus pyraster H. — Lasius brunneus Latr. (Hymenopt., Formicidae). — 
Ctenophthalmus agyrtes agyrtes Heller, Ct. assimilis Taschenberg, 
Ceratophylius gallinae gallinae Schrank (Siphonaptera, Flöhe). 

Diese Liste möchte ich noch durch zwei Arthropoden ergänzen, die 
zwar nicht in den engeren Bereich der Entomologie gehören, ihrer 
Seltenheit halber und im Zusammenhang mit unserem schönen Bio- 
top, dem Nußbaum in Keutschach, nicht übergangen werden sollten. 

Die Kärntner Rollassel, Armadillidium carynthiacum Verh., nach 
einem einzigen Männchen 1939 aus einem Biotop südlich des Wörther 
Sees von Verhoeff beschrieben, war in 2 Männchen und 2 Jung- 
tieren im Gesiebe vom 4. April vorhanden. So war es denn nach 
jahrelanger und vergeblicher Suche meinerseits und auch von seiten 
des Isopodenspezialisten Herrn Univ.-Prof.Hans Strouhal, Wien, 
endlich doch gelungen, einen Nachweis dieser geheimnisvollen Art 
in die Hand zu bekommen. 

Als zweite Tierart nennen wir noch einen Pseudoskorpion, auch 
Afterskorpion genannt, Chernes rufeolus Sim., der für Deutschland 
und Österreich noch nicht nachgewiesen ist und bisher nur aus Frank- 
reich, der Schweiz und aus Italien bekannt war. 

Da aus den Resten von Tiernestern im Gesiebe kein sicherer Rück- 
schluß auf die ehemaligen Bewohner des hohlen Nußbaums gezogen 


Bar Hr dx 


70 


werden konnte, sollen uns die abgefangenen Floharten als Schma- 
rotzer bestimmter Kleinsäuger und Vögel darüber Auskunft geben. 
Sie waren in einer großen Zahl von Exemplaren vorhanden und 
wurden dankenswerterweise von F. G. A. M. Smit, Tring in Eng- 
land, als zu 3 Arten gehörig bestimmt. Ctenophthalmus agyrtes Hel- 
ler lebt u.a. bei der beobachteten Waldmaus (Apodemus sylvaticusL.), 
Ct. assimilis Taschenberg bei der Waldspitzmaus (Sorex araneus L.), 
die gerne in der Nähe von Häusern überwintert, während die dritte 
Flohart, Ceratophyllus gallinae Schrank (Hühnerfloh) beim Sieben- 
schläfer (Glis glis L.) und in Nestern verschiedener Vögel, beson- 
ders beim Star, zu finden ist. Waldmaus, Waldspitzmaus, Sieben- 
schläfer und der Vogel Star sind also die Wirte unserer Käfer. — 
Von unserem häufigsten Nager in solchen Baumhöhlen, dem Eich- 
hörnchen, waren weder Nußschalenreste als Zeugen noch der zuge- 
hörige Floh, Monopsyllus sciurorum Schrank, auffindbar. 


Wir führen nun folgende Funde an Käfern, die Tiernester bewoh- 
nen, an: 


Nemadus colonoides Kr. Nur 1 Exemplar, die übrigen also alle be- 
reits entschlüpft. Die Art lebt in Vogelnestern und ist in Nord- 
und Mitteleuropa weit verbreitet, aber selten zu finden. 


Philonthus fuscus Grav. Im Februar 12, im April nur noch 4 Exem- 
plare. In Nestern von Nagern und Vögeln; in Deutschland ver- 
breitet, in Österreich mehr auf das Alpenvorland und die Täler 
beschränkt. 


Gnathoncus rotundatus Kug. und G. punctulatus Thoms. 6 bzw. 
3 Exemplare im April, unter letzteren 1 Stück mit Nahtstreif bis 
zur Mitte der Flügeldecken (v. subsuturalis Rtt.). Nach den ange- 
führten Unterscheidungsmerkmalen der Beschreibungen isteskaum 
möglich, die beiden Arten sicher voneinander zu trennen. Man 
kann da nur Horion recht geben, wenn er in seiner „Faunistik“, 
Bd. II, S. 345, unter Anmerkung schreibt: „Sind Gnathoncus rotun- 
datus und punctulatus wirklich zwei verschiedene Arten?“ Meh- 
rere Koleopterologen führen in ihren Arbeiten tatsächlich auch nur 
eine der beiden Arten an oder lassen G. punctulatus Thoms. nur 
als var. gelten. In den Ruf Horions nach dem Spezialisten mit 
genügend Vergleichsmaterial, der diese Angelegenheit klären soll, 
stimmen auch wir ein! Die Käfer leben in Hühnerställen, Tauben- 
schlägen und Vogelnestern. 


Dendrophilus punctatus Herbst. Wie alle Arten, deren Wirtstiere Vö- 
gel sind, die sie ja bei ihren Zügen teils mitschleppen, weit verbrei- 
tet und vom höchsten Norden bis Italien bekannt. Im Februar und 
April an die 20 Exemplare. Die Art lebt auch im Nest der Schwar- 
zen Baumameise Dendrolasius fuliginosus Latr. 


Carcinops quatuordecimstriatus Steph. Eine weit verbreitete Art, die 
man fast als Kosmopolit bezeichnen kann (Horion 1949). Sie 
wurde vielfach auch in der Nähe menschlicher Behausungen ge- 
funden und lebt von pflanzlichen Überresten, wie auch tierischen 
Abfällen. In Österreich konnte der Käfer wenig beobachtet werden; 
für Kärnten ist dies der erste Fund. 

Anthrenus pimpinellae F. Von diesem bekannten Käfer sind es die 
Larven, welche allerlei Vogelnester, solche vom Storch und Tauben- 
schläge bewohnen, an deren Detritus sie zusagende Nahrung fin- 
den. Eine Art des Flachlandes, die in höheren Lagen der Alpen 
fehlt und außer in Mitteleuropa mehr südliche Gegenden bewohnt. 


Er 


71 


Oxyomus silvestris Scop. Der häufige coprophage Lamellicornier ver- 
bringt den Winter in unterirdischen Tierbauten, wo ich ihn z. B. 
beim Maulwurf fast regelmäßig in großer Anzahl angetroffen habe. 
Er gehört also nicht zu den ständigen Bewohnern von Tiernestern. 


Trox scaber L. aus der Gruppe coprophaginer Lamellicornier, die 
vorwiegend trockene Tierreste als Nahrung aufnehmen, ist ein ty- 
pischer Nestbewohner. Besonders größere Bauten von Vögeln, u.a. 
auch solche vom Star, in denen er seine Entwicklung durchmacht, 
werden von ihm bevorzugt. Funde sind aus Baumhöhlennestern 
und auch aus unterirdischen Tierbauten bekannt, wie sie dem rei- 
chen Vorkommen in unserem Nußbaum ganz entsprechen. Ho- 
rions „Faunistik“, VI/1958, enthält einen ausführlichen Bericht 
über die Ökologie der Art. 


Zweifelos können wir von den folgend genannten Stapheln und 
anderen Käfern annehmen, daß sie nicht zufällig in dem hohlen 
Nußbaum aufgefunden wurden, sondern in ähnlicher Lage mit einer 
Anhäufung von Tiernestern durch die reichlich vorhandene, tierische 
und vegetabilische Nahrung angezogen werden. Es sind dies: Copro- 
philus striatulus Fabr., Oxytelus tetracarinatus Block, Platystethus 
arenarius Geoffr., Atheta atramentaria Gyll. und A. fungi Grav., 
Oxypoda opaca Grav., Aleochara villosa Mannh., Enicmus minutusL. 
und Aphodius sphacelatus Panz. 


Die Anwesenheit der Schuppenameise Lasius brunneus Latr. müßte 
eigentlich das Vorkommen typischer Ameisengäste erwarten lassen, 
allerdings nur dann ganz zuversichtlich, wenn die Baumrinde durch- 
gesiebt worden wäre, was ja nicht geschehen ist. So sind denn auch 
nur drei Exemplare der myrmecophilen Euryusa optabilis Heer und 
einige, mitunter bei Ameisen vorkommende Tachyporus chrysomeli- 
nus L. in unsere Hände gelangt. Zu den Rinden bewohnenden Staphy- 
liniden gehört die Gattung Phloeopora Er., die durch ein Stück der 
Art Phl. teres Grav. und zwei Exemplare Phl. nitidiventris Fauv. 
vertreten war. Von der ersteren hatte ich bereits früher aus dem 
Sattnitzgebiet unter Buchenrinde ein Exemplar erlangt, während 
Phl. nitidiventris Fauv. für Kärnten neu und nach Horion 1951 
bei uns nur aus Nieder- und Oberösterreich bekannt ist. Deren eigen- 
artige Verbreitung über Südeuropa, Algier, Kaukasus, südöstliches 
Mitteleuropa und zugleich Nordosteuropa (nach Bernhauer 1902, 
Norwegen, Finnland) ist anscheinend nur durch Einzelfunde belegt. 
Größeren Stücken der Ph. testacea Mannh. sehr ähnlich, unterschei- 
det sie sich von dieser äußerlich nur durch den stark glänzenden, 
weitläufig punktierten Hinterleib, was bei meinen Stücken allerdings 
gut zu sehen ist. 


Von weiteren Arten, die unter Rinde, in morschem Holz und in 
Mulm leben, wäre vorerst die Pselaphide Euplectus falsus Bed. (tom- 
lini Joy) zu erwähnen. Von dieser seltenen Art fanden sich nicht we- 
niger als 30 Exemplare im Gesiebe vor, fast so reichlich, wie ich sie 
schon einmal unter Buchenrinde im Gebiete der Koschuta in den 
Karawanken erlangen konnte. Sie ist sehr weit verbreitet, und 
Dr. Besuchet, Genf, kennt nach einer freundlichen Mitteilung 
Funde aus England, Deutschland, der Schweiz, Tschechoslowakei und 
Rußland. — Nur einzeln vorhanden war der in den Alpen sehr spär- 
lich auftretende Elater nigroflavus Goeze, dessen Entwicklung in 
morschen Holzteilen von Laubbäumen, knapp unter der Rinde, vor 
sich geht. Nach Horion, „Faunistik“, IIV1953, soll dies auch in 
Fraßgängen von Rhyncolus Germ. geschehen, was insofern in unse- 


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er 


12 


rem Falle interessant ist, als in unserem Baum zwar nicht Rhyncolus 
Germ., jedoch die nächstverwandte Curculionidengattung Eremotes 
Woll. durch zahlreiche Exemplare von E. punctatulus Boh. vertreten 
war. — In einem ganz bestimmten Teil rotmorschen Holzes aus dem 
Bauminneren hielten sich Hunderte vonLarven der Helodide Priono- 
cyphon serricornis Müll. auf, die wie hell gefärbte kleine Asseln aus- 
sehen, aber sehr lange fadenförmige Fühler besitzen. Von der Art ist 
bekannt, daß sie als Larve in wassergefüllten Baumhöhlen, oft aber 
nur in ganz kleinen nassen Partien des Mulms lebt, fast wie in trok- 
kenem Material. Als Biotop nennt Horion in „Faunistik“, IV/1955, 
Buche, Eiche, Ahorn, Ulme, und mir fällt dabei, wie mehrmals auch 
früher in ähnlichen Fällen, auf, daß der Nußbaum nie erwähnt wird, 
also ein selten durchsuchtes Objekt sein dürfte. P. serricornis Müll. 
ist weit verbreitet, aber nur stellenweise und selten. Für die Be- 
stimmung der Larven habe ich — wie oft in ähnlichen Fällen — Herrn 
Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Kühnelt, Wien, herzlichst zu danken. 

Neben einigen Larven von Pyrochroa spec. waren im Baummulm 
noch ein halbes Dutzend solcher der Alleculide Prionychus ater Fabr., 
ganz vom Aussehen fast weiß gefärbter Elateridenlarven, vorhanden. 
In einem Zuchtgefäß mit Mulm versorgt, ergaben sie nach 3—5 Wo- 
chen die fertigen Käfer. Auch dieser Käfer wird nicht häufig gefun- 
den, wiewohl weit verbreitet, aber nur lokal. 

Abschließend könnten wir nun nur noch bemerken, daß z. B. der 
Fund der biotopfremden Curculionide Mecinus pyraster H. in Baum- 
mulm auf die unmittelbare Nähe des Keutschacher Moores zurück- 
zuführen ist, welcher Umstand sicher auch die Auswahl des Nuß- 
baumes zur Besiedlung durch Prionocyphon zur Ursache hatte. 


Anschrift des Verfassers: 
Emil Hölzel, Klagenfurt, Museumsgasse 2, Österreich. 


Kleine Mitteilung 


101. Bradycellus lusitanicus Dej. a. coloratus ab. nov. (Col.,, Carabidae). 


In seiner Bestimmungstabelle der Harpalini schreibt Reitter (1900, 
p.132), daß Bradycellus lusitanicus Dej. gelbrot und die Scheibe der Flügel- 
decken neben dem ersten Streifen wischartig angedunkelt ist. Drei Exem- 
plare aus Spanien (Prov. Malaga) sind rotgelb, und die wischartige Ver- 
dunkelung ist nur angedeutet. Ein viertes Exemplar von derselben Loka- 
lität hat dagegen den 2.—4. Zwischenraum rein schwarz, und diese schwarze 
L.ängsbinde geht von der Basis aus und endet vor der Spitze, so daß der 
erste Zwischenraum und die Flügeldeckenspitze rotgelb sind. Ich benenne 
diese Form a. coloratus ab. nov. Die genauen Fundangaben des Holotypus 
lauten: Spanien 1962, Prov. Malaga, 8 km O Marbella, 10.—11. V., leg. 
H. Freude. Der Typus befindet sich in der Zoologischen Sammlung des 
Bayerischen Staates in München. Ein zweites Exemplar, welches von Alge- 
ciras stammt, ist heller gelbrot, und die Längsbinde ist nicht so scharf 
ausgepräst. Dieses Stück befindet sich in meiner Sammlung. 


Ing. Arnost Jedlicka, Prag-Bubenet, 
Ul. Närodni Obrany £. 31, CSSR. 


ACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 

Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. August 1963 Nr. 8 


Koleopterologische Nachrichten aus Südbayern 


Von Heinz Freude 


Die Bearbeitung unseres Pselaphidenmaterials durch Herrn Dr. Cl. 
Besuchet, Genf, dem auch an dieser Stelle herzlichst dafür ge- 
dankt sei, brachte einige aufsehenerregende Entdeckungen zutage, 
die ich den anderen bemerkenswerten Funden voranstellen möchte. 


Brachygluta pandellei Saulci. Neufund für Deutschland! Die Art 
ist aus den Pyrenäen bekannt. Dr. G. A. Lohse, Hamburg, hatte 
gelegentlich seines Urlaubs das Glück, 2 Exemplare am 8. VIII. 1958 
bei Oberau zu fangen. Für die liebenswürdige Überlassung derselben 
für unsere Bayernfauna möchte ich auch hierdurch meinen Dank 
zum Ausdruck bringen. Da die Exemplare zunächst als ? nigri- 
cans Gredl. angesprochen worden waren, wäre es denkbar, daß sich 
B. pandellei Saulcy in anderen Sammlungen unter dieser Art be- 
findet. 


Bibloporus mayeti Guill. Neufund für Bayern! 1 Exemplar, das 
von dem verstorbenen Professor Dr. Pfaundler in Holzhausen 
am Ammersee unter dem Datum VI. 1938 gefangen worden war, 
entpuppte sich als zu dieser Art gehörig. In Horions Faunistik, 
Bd. II, 1949, p. 274, wird sienach Machulkaals B. garneysi Fow- 
ler geführt. Sie war bisher nur aus Schlesien, Böhmen und Mähren 
bekannt. 


Eueonnus claviger Müll. Die Bestimmung dieses bemerkenswerten 
Fundes verdanke ich Herrn Prof.Dr.H. Franz, Wien. Das Exemplar 
wurde von dem inzwischen nach Australien ausgewanderten Herrn 
H. Demarz am 10. X. 1952 bei Haag in Oberbayern gefangen. 
Außer alten Funden, die Kittel 1877 anführt, war die Art nur 1920 
von dem verstorbenen Herrn F. Stöcklein in Südbayern (bei 
Vilshofen) gefangen worden. 


Agabus didymus Ol. In meinem Beitrag zur Dytiscidenfauna von 
“ Südbayern (Mitt. D. E. G. 17, 1958, 3, pp. 44—49) konnte ich noch 
keine Funde der Art für Südbayern melden. Inzwischen hat sich das 
wesentlich geändert. Seit 1958 wurde die Art von Herrn Präparator 
R. Müller in der Umgebung von Augsburg immer wieder gefun- 
den, erstmals am 17. V. 1958 im Umgehungskanal von Augsburg, 
weiter bei Stätzling, Wulfertshausen, Bitzenhofen, Horgau und Mer- 


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tingen, nördlich der Donau auch bei Hardt bei Wellheim. Immer 
wurden nur einzelne, höchstens 2 Exemplare erbeutet. Erst im Jahre 
1962 konnte Herr Müller größere Serien fangen, insbesondere bei 
Siebenbrunn und bei Unterbergen-Schmiechen. Nun gelang Herrn 
E. Hainin Dachau Ende IX. 1962 die Feststellung der Art in einem 
kleinen Graben ganz in der Nähe seines Hauses. Dieser Graben hatte 
im Jahre 1961 sogar einige Wochen trocken gelegen. Beim ersten 
Fang konnte er 6 Exemplare erbeuten, ohne daß er intensiv gesam- 
melt hätte. An den folgenden Tagen konnte er gemeinsam mit Herrn 
K. Witzgall über 200 Exemplare von A. didymus Ol. fangen. 
Beide Sammler haben in ihrer bisherigen intensiven Sammeltätig- 
keit im Umkreis von 15 km um Dachau nie ein einziges Exemplar 
der Art fangen können. Das Massenauftreten ist demnach nur durch 
Zuwanderung zu erklären. Da die Dytisciden Nachtflieger sind, 
könnte ein sehr starkes elektrisches Licht, welches sich in der Nähe 
des Grabens befindet, eine gewisse anlockende Rolle gespielt haben. 
Es macht jedenfalls den Eindruck, daß eine starke Vermehrung der 
Art zu einem Vorstoß nach Osten im Sinne einer Arealausweitung 
geführt hat. Weitere Beobachtungen der Art in noch östlicheren Ge- 
bieten würden diese Annahme bestätigen. 


Oxypoda (Disochara) procerula Mannh. (det. Dr. G.Benick). Die 
Art wird vonHorionin seinem „Verzeichnis der Käfer Mitteleuro- 
pas“ 1951 noch nicht für Bayern gemeldet, es scheint sich demnach 
um einen Neufund für Bayern zu handeln. 1 Exemplar wurde von 
mir am 24. X. 1957 am Hakensee bei Holzkirchen erbeutet. 


Die Bestimmung der folgenden Arten verdanke ich Herrn A. von Peez, 
Brixen. 


Colon rufescens Kr. In Horions Verzeichnis zwar für Bayern 
gemeldet, fehlte die Art noch in der „Fauna bavarica“ der Zoologi- 
schen Staatssammlung. 1 Exemplar war von mir am 10. VII. 1955 
aus Hochwassergenist bei Großhesselohe gesiebt worden. 


Phyllodrepa salicis Gyll. Nach dem Verzeichnis von Horion 
sind aus Bayern keine neueren Funde bekannt. Ich fing 1 Exemplar 
der Art unter Rinde an ausfließendem Baumsaft eines Ahorns am 
30. IX. 1962 bei Lenggries. 


Silusa rubiginosa Er. Von dieser nicht gerade häufigen Art konnte 
ich 7 Exemplare am 10. IV. 1961 bei Reichenhall an von austre- 
tendem Baumsaft durchnäßter Borke gemeinsam mit 2 Stücken von 
Nosodendron fasciculare Ol. erbeuten. 


Atheta (Aloconota) planifrons Wat. Fehlte unserer „Fauna bava- 
rica“ in der Staatssammlung, war aber schon für Bayern gemeldet. 
1 Exemplar der Art konnte ich am 9. IV. 1961 am Saalachufer bei 
Reichenhall fangen. 


Atheta (Hygroecia) brisouti Har. Die seltene Art ist für Deutsch- 
land nur aus Bayern gemeldet. Sie scheint nur in größeren Höhen 
vorzukommen. Es gelang mir, 2 Exemplare am 13. IV. 1961 auf dem 
Roßfeld bei Berchtesgaden in etwa 1600 m Höhe zu erbeuten. 


Anschrift des Verfassers: 


Dr. Heinz Freude, 8 München 19, Schloß Nymphenburg, 
Nordflügel, Zoologische Staatssammlung. 


75 


Chloridea armigera Hb. (Lep., Noctuidae) 
an Importsendungen 


Von Werner Otte und Rudolf Oswald 


Bei den phytosanitären Untersuchungen in München wurden in 
Schnittnelken-Sendungen aus Italien im Herbst 1958 auffällig ge- 
zeichnete und gefärbte, uns zunächst unbekannte Raupen gefunden. 
Sie zeigten starke Unterschiede in der Grundfärbung, gemeinsam 
war ihnen jedoch die ausfeingewellten Längslinien bestehende Zeich- 
nung (vgl. Abb.). Die Raupen befanden sich meist in der Tiefe der 
Nelkenblüte. Sie bissen die Blütenblätter am Grunde ab, so daß diese 
abfielen und die Nelke in 1—2 Tagen vollständig entblättert war. 
Im Nelkenkopf sammelten sich große Kotmengen an. Die Raupen 
verließen dann die Nelkenköpfe und fraßen an den am Boden liegen- 
den Blütenblättern weiter. In Nelkenkulturen würden sie sich höchst- 
wahrscheinlich über andere, unversehrte Nelken hergemacht haben. 
In dem Glasstutzen, in dem verschieden große Raupen gehalten wur- 
den, konnte in drei Fällen beobachtet werden, daß eine Raupe sich 


Zwei Raupen von Chloridea armigera Hb. an importierten Schnittnelken. 


76 


an einer Artgenossin festgebissen hatte und diese ausfraß. Es war: 
zwar zeitweise nicht genügend Nelkenfutter vorhanden; wenn aber 


eine Raupe einmal zum Kannibalismus übergegangen war, so blieb 


sie offensichtlich dabei, auch wenn ausreichend Nelkennahrung zur 
Verfügung stand. Leinenlappen, mit denen der Glasstutzen oben ver- 
schlossen war, wurden durchfressen, um nach außen zu gelangen. 
Drei Raupen konnten zur Verpuppung gebracht werden. Nach etwa 
einem Monat schlüpften zwei Schmetterlinge, die als Chloridea armi- 
gera Hb. bestimmt wurden. 

Chloridea armigera Hb. hat ihre Heimat in Nordafrika sowie in 
den südlichen und mittleren Bereichen der übrigen Kontinente. Als 
Schädling wird sie genannt für Nordamerika an Mais und Tomaten, 
für Turkmenien an Baumwolle, Luzerne und Kichererbse, für Süd- 
und Westeuropa an Mais. Zu den Pflanzen, an denen bisher die größ- 
ten Schäden angerichtet wurden, gehört auch der Tabak. Eine ganze 
Reihe weiterer Pflanzen dienen den Raupen von Chl. armigera Hb. 
außerdem als Nahrung: Flachs, Hanf, Rizinus, Hirse, Kleearten, Erd- 
nuß, Kohlgewächse, Sellerie, Zuckerrübe, Capsicum, Cucurbitaceae, 
Citrus, Prunus, Malus, Rose, Nelke, Dahlie, Sonnenblume, Gladiole, 
Canna, Taro. 


Nördlich der Alpen trat die Art nach J. Wolfsberger (Zoo- 
logische Staatssammlung München) auf in Innsbruck, Salzburg, Ter- 
fens im Inntal, Baumkirchen bei Hall, Sauerlach, Aschheim und 
Augsburg. Nach älteren Angaben sind einzelne Falter sogar in Est- 
land und Dänemark festgestellt worden. Chloridea armigera Hbk. 
wird sich wegen ihrer Wärmebedürftigkeit in Deutschland wohl nicht 
einbürgern können. Wenn es allerdings den Faltern der ersten Gene- 
ration im Sommer bei Hochdrucklage gelingt, die Alpen zu über- 
fliegen, so könnte die diesseits der Alpen entstehende zweite Gene- 
ration bei uns gelegentlich sogar als Raupe gefunden werden, wobei 
nach obiger Aufstellung eine ganze Anzahl von Futterpflanzen in 
Betracht käme. 

Bei den in München in Sendungen von je 20—25 Stück Nelken ge- 
fundenen Raupen handelt es sich um solche der zweiten Generation. 
Die Nelken stammten von der Riviera, zum großen Teil aus dem Ort 
Alassio. In verschiedenen italienischen Nelkenkulturen sind diese 
Raupen als Schädlinge aufgetreten; in welchem Ausmaß dies der Fall 
ist, entzieht sich jedoch unserer Kenntnis. Im Jahre 1959 wurden 
Raupen von Chloridea armigera Hk. nur in zwei Sendungen gefun- 
den, 1960 waren es in der Zeit vom 14. 9. bis 23. 11. sechs Funde an 


Schnittnelken, die wie auch in den Vorjahren von der italienischen 


Riviera stammten. Ein weiteres Exemplar wurde am 26. 10. 1960 in 
einem italienischen Kühlwaggon gefunden, der aus der Umgebung 
von Bari Trauben, Auberginen, Bohnen, Gemüsepaprika, Gewürz- 
paprika und Kakteenfrüchte geladen hatte. Diese nahezu erwachsene 
Raupe befand sich außen an einer Steige. Da keinerlei Fraßspuren 
in nächster Umgebung der Raupe festgestellt werden konnten, ist es 
nicht möglich, die Futterpflanze anzugeben. Immerhin wurde im La- 
bor das Fruchtfleisch einer aufgeschnittenen Opuntienfrucht sofort 
und reichlich gefressen, woraufhin sich die Raupe einige Tage später 
verpuppte. — Anfang Juli 1961 wurde in einer Waggonsendung mit 
jugoslawischem Paprika eine Chloridea. armigera-Raupe gefunden, 
und zwar im Innern der Schote. Im Jahre 1962 konnte in einer bul- 
garischen Tomatensendung eine Raupe festgestellt werden, wieder- 
um im Innern der Frucht. Diese sich alljährlich wiederholenden Fun- 
de zeigen, daß dieser Gast aus dem Süden offenbar häufiger bei uns 


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77 


gefunden werden könnte, als das bisher auf Grund der nur verein- 
zelten Funde zu erwarten war. Aber nicht nur als Raupe, sondern 
_ auch als Falter wird Chl. armigera Hb. nach Südbayern verschleppt. 
In’ einer geschlossenen Obstsendung aus Griechenland wurde im 
Spätsommer 1960 ein Exemplar festgestellt. Auch die Falter weisen 
in ihrer Grundfärbung erhebliche Unterschiede auf. 

Ergänzend sei bemerkt, daß noch zwei weitere Eulenarten an ita- 
_ lienischen Nelkenschnittblumen gefunden werden konnten, und zwar 
die Raupen von Laphygma (Caradrina) exigua Hb. und von Barathra 
(Mamestra) brassicae L.; außerdem Raupen der Geometride Gymno- 
scelis pumilata Hb. 


Literatur 


Sorauer, P.: Handbuch der Pflanzenkrankheiten. Band IV: Tierische 
Schädlinge an Nutzpflanzen, I. Teil, 2. Lieferung, 5. Auflage. — Paul 
Parey-Verlag, Berlin-Hambursg, 1953. 

Kirchner, ©. v.: Die Krankheiten und Beschädigungen unserer land- 
wirtschaftlichen Kulturpflanzen. — Ulmer-Verlag, Stuttgart, 1923. 

Bogush,P.P.: On vernal generation of Chloridea obsoleta F. (Lepido- 
ptera, Noctuidae) in Murgab valley, Transcaspia. — Ent. Obozr., 
35 (1): 80—84, 1956. 


Anschrift der Verfasser: 


Werner Otte, 6 Frankfurt/Main; Zoologisches Institut, Siesmayerstr. 70 
Rudolf Oswald, 8 München 25, Dietramszeller Straße 14. 


Erinnerungen an Gaurotes excellens (Branesik) 


(Coleoptera, Cerambycidae) 
Von Paul Pekarsky 


In dem vor kurzem ausgegebenen 52. Jahrgang der „Mitteilungen 
der Münchner Entomologischen Gesellschaft“ ist auch eine Mono- 
graphie des Genus Gawrotes Lec. von Herrn C.Podany enthalten, 
welche in mir mannigfache Erinnerungen wachrief. Den meisten 
Entomologen ist wohl Gaurotes virginea (L.), ein kleiner, metall- 
blauer Bockkäfer, kein unbekanntes Tier, doch machte mich schon 
in jungen Jahren Herr Ing. R. Wawerka darauf aufmerksam, daß 
ein anderer Vertreter dieses Genus, Gaurotes excellens (Brancsik) 
zu den größten Seltenheiten gehöre und in den von mir besuchten 
Sammelgebieten der Hohen und Niederen Tatra vorkomme. Obwohl 
ich nun diesem Käfer meine besondere Aufmerksamkeit widmete, 
gelang es mir erst im Jahre 1928, das erste Stück dieser Art zu er- 
beuten, welches in den Besitz des Entomologischen Institutes Emme- 
rich Reitter inTroppau überging. Ich bekam dafür 42 Glaskästen, 
30X40 cm, und noch 100 K& in bar, was wohl am besten den dama- 
ligen Wert des Käfers verdeutlicht. Dann fing ich den Käfer alljähr- 
lich in einigen wenigen Stücken und habe so in den Jahren von 1928 
bis 1938 etwas über zwei Dutzend erbeutet. Wie selten der Käfer da- 
mals war, läßt sich am besten daraus ersehen, daß wir einmal drei 
Mann volle sechs Tage nur der Suche des Gaurotes widmeten und 
im ganzen 11 Stück erbeuteten, Herr Höpp hatte zwei, Freund 
Biener drei und ich sechs Tiere gefangen. 


78 


Unter den von mir im Laufe der Jahre gefangenen Käfern waren 
auch zwei Exemplare der ab. carpathica Heyrovsky, welche mit ihrer 
purpurvioletten Färbung die Stammform an Schönheit noch weit 
übertrafen. — Zur ab. korbeli Sekera kann ich folgendes berichten: 
Unter den von mir gefangenen Tieren befanden sich auch vier Stücke 
mit verkrüppelten Flügeldecken, wovon eines beide Flügeldecken de- 
formiert hatte, während bei den übrigen drei Exemplaren nur je- 
weils eine Seite verkrüppelt war. Nun waren beim beiderseits ver- 
krüppelten Käfer die Flügeldecken schwarz, so wie das Halsschild, 
ohne jede Spur der metallisch blauen Farbe, bei den drei einseitig 
verkrüppelten Käfern war die deformierte Flügeldecke gleichfalls 
schwarz, die intakte Flügeldecke dagegen normal metallisch blau ge- 
färbt. Soweit ich damals feststellen konnte, wurde diese Verkrüppe- 
lung durch eine Verletzung verursacht, welche aussah wie ein Ein- 
stich in die noch weiche Flügeldecke. Sollte da vielleicht eine Schlupf- 
wespe als Täter in Betracht kommen, so könnte das wohl einer der 
Gründe für das Seltenerwerden dieses schönen Käfers sein. Ein zwei- 
ter, meines Erachtens nach der Hauptgrund, ist aber wohl durch die 
Futterpfianze selbst bedingt. Diese, das Schwarze Geißblatt, Loni- 
cera nigra L., ein kleiner, wenig über einen Meter hoher Strauch, 
wächst zerstreut und einzeln auf den steilen Berghängen, und nach 
der Entwicklung der Käfer sterben die von diesen befallen gewese- 
nen Pflanzen gewöhnlich ab, so daß kaum ein zweites Exemplar in 
der gleichen Pflanze zur Entwicklung kommen kann. Da das Schwarze 
Geißblatt an und für sich nicht gerade häufig ist, resultiert daraus 
auch zwangsläufig die Seltenheit des Käfers. Diesem Umstande habe 
ich auch meine besondere Aufmerksamkeit gewidmet, und nur ein- 
mal fand ich auf meinen Wanderungen eine Stelle, wo das Schwarze 
Geißblatt eine größere Kolonie bildete, doch war dies nicht während 
der Flugzeit des Käfers, so daß ich über sein dortiges Vorkommen 
nichts feststellen konnte, und eine Nachsuche in späteren Jahren 
wurde durch den Ausbruch des Krieges verhindert. Auch noch eine 
dritte Ursache für die Seltenheit des Käfers hatte ich Gelegenheit 
festzustellen. Ich fand wiederholt am Erdboden in der Nähe der 
Wurzelstöcke von Lonicera nigra L. Überreste von Gaurotes-Käfern, 
welche, wenn sie die Wurzelstöcke zur Eiablage aufsuchten, Insekten- 
fressern, anscheinend Spitzmäusen, zur Beute gefallen waren. Inter- 
essieren würde es mich, festzustellen, ob der Käfer, wie Herr Po- 
dany annimmt, tatsächlich ausstirbt, was sich an Ort und Stelle 
zur Flugzeit leicht ermitteln ließe. Daß er, soweit ich es von hier aus 
beurteilen kann, seltener zu sein scheint als früher, ergibt auch der 
Umstand, daß meine alten Sammelkollegen in der Heimat bis jetzt 
noch nicht ein Stück erbeutet haben, obwohl ich ihnen genaue Be- 
schreibungen gegeben habe. 

Zum Schluß bitte ich den Leser, zu entschuldigen, wenn ich nur 
rein sachlich aus dem Gedächtnis berichte, ohne genaue Daten und 
Zahlen zu nennen; meine Aufzeichnungen wurden mit meinem ge- 
samten Eigentum nach meiner Ausweisung im Jahre 1945 beschlag- 
nahmt; doch eines konnte mir nicht genommen werden, die Erinne- 
rungen an jene schönen, längst vergangenen Stunden auf der Suche 
nach Gaurotes excellens (Brancsik). 


Anschrift des Verfassers: 
Paul Pekarsky, 7505 Ettlingen, Adolf-Kolping-Straße 10. 


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Interessanter Fund von Ilybius ater De Geer 
(Coleoptera, Dytiscidae) 
(Beitrag zur Morphologie der Dytisciden) 


Von Hans Schaeflein 


In der Sammlung des Kollegen K. Witzgall, Dachau, befindet 
sich ein sehr bemerkenswertes Stück von Ilybius ater De Geer, wel- 
ches mir Herr Witzgall in dankenswerter Weise zur näheren 
Untersuchung zur Verfügung stellte. Das Tier, ein Weibchen, wurde 
von Herrn E. Hain, Dachau, am 26. 5. 1955 im Palsweiser Moor 
(zwischen Dachau und Augsburg) gefangen. Das Exemplar hat nor- 
male Größe und Färbung, weist aber trotzdem solche Unterschiede 
zu normalen Stücken auf, daß eine kurze Beschreibung wohl ange- 
bracht erscheint. 

Jede der beiden Flügeldecken zeigt anstatt der normalerweise 
glatten Oberfläche vier bereits mit unbewaffnetem Auge deutlich 
wahrnehmbare Längsrippen, und zwar je eine stärkere Suturalrippe, 
zwei diskale Rippen (die nahtwärts gelegene schwächer, die äußere 
stärker ausgebildet) und schließlich eine schwache Marginalrippe. 
Die suturale und die marginale Rippe sind im hinteren Flügeldecken- 
drittel in einer Beule vereint. Die beiden diskalen Rippen sind eben- 
falls in einer Beule oder Schwiele vereinigt, und zwar knapp vor 
und etwas außerhalb der ersten Vereinigungsstelle (vgl. Abbildung). 


Ilybius ater De Geer (9), 
Palsweiser Moor, 26. 5. 1955, 
leg.E. Hain. 


Die Suturalrippe beginnt kaum erkennbar im vorderen Flügel- 
deckendrittel, verläuft parallel zur Naht, wird hinter der Mitte deut- 
lich stärker und biegt kurz vor dem hinteren Ende kurz nach außen 
zu dem oben erwähnten Vereinigungspunkt mit der äußeren Rippe. 
Die Rippe selbst ist an der stärksten Stelle etwa mit der Rippe einer 
Silpha L. vergleichbar und erreicht beinahe die Stärke der Rippen 
beim Carabus auronitens F. 

Die innere diskale Rippe beginnt ebenfalls kaum erkennbar etwas 
näher zur Flügeldeckenbasis. Sie bleibt schwächer als die Suturalrippe, 


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bildet aber ebenfalls eine deutliche, beinahe dreieckig geformte Beule 
bei der Vereinigung mit der äußeren Diskalrippe. Diese schwingt in 
leicht nach außen gewölbtem Bogen, sich in der Mitte stark ver- 
dickend, nach vorne und läuft knapp hinter der Schulterbeule lang- 
sam aus. 


Die Marginalrippe schließlich, die schwächste von allen, folgt von 
der Vereinigungsstelle aus in einigem Abstand dem Elytrenrand und 
verläuft sich etwas vor der Mitte. An den Seitenrändern der Rippen 
sind die normalen Punktreihen schwach erkennbar. 


Beide Flügeldecken zeigen diese Erscheinung völlig symmetrisch 
ohne Unterschied. Ich habe das Tier genau examiniert, konnte aber 
sonst keinerlei Unterschiede zu normalen Stücken feststellen. Ledig- 
lich scheint das Tier in Seitenansicht kaum merkbar höher aufge- 
wölbt als normale Stücke. Besondere Sorgfalt wandte ich auf die 
Vergleiche der maschigen Flügeldeckenstruktur mit normalen Stük- 
ken. Auch diese Struktur weist keine Veränderung oder Vergröbe- 
rung zu anderen Stücken dieser Art auf, obwohl ja bekanntlich die 
Weibchen der Dytisciden zu dieser Erscheinung neigen. 


In der mir zugänglichen Dytisciden-Spezialliteratur (darunter 
Zimmermann-Gschwendtner 1935, Guignot 1931 bis 
1933, 1947, und Balfour-Brow.ne 1950) konnte ich über ähn- 
liche Flügeldeckenbildungen keinerlei Hinweise finden. 


Anschrift des Verfassers: 
Hans Schaeflein, 844 Straubing, Rückertstraße 12a. 


Kleine Mitteilung 


102. Stenus (Nestus) mendicus Er., neu für das Burgenland 
(Col., Staphylinidae). 


Unter mir vorliegendem Stenus-Material aus der Sammlung von Prof. 
Dr.H. Franz (Wien) befand sich ein 5 von Stenus (Nestus) mendicus Er. 
aus dem Burgenland. Diese Art, diein der Benick'’schen Bestimmungs- 
tabelle (1929) in der Nähe von St. incanus Er. steht, gehört nach der Ge- 
stalt des Penis in die Verwandtschaft der morio-rossicus-Gruppe, unter- 
scheidet sich aber von dieser durch das Fehlen der Abdominalkiele und 
breitere sowie an den Seiten gerundetere Penisform, schließlich auch durch 
den Penisapex, der bei Seitenansicht gebogen erscheint (im Gegensatz zum 
geradlinigen Apex von z. B. St. morio Grav.). 


Das mir vorliegende & läßt Abdominalkiele erkennen, die ich nicht mit 
den üblichen Rugositäten in den Abdominalsegmentfurchen homologisie- 
ren kann. Fasgel (i. 1.) beobachtete bei algerischen Exemplaren von 
St. mendicus Er. auch Kielspuren. 


Stenus mendicus Er. wird im IX. Band der „Faunistik“ von Horion 
aus folgenden Teilen Österreichs gemeldet: Süd-Steiermark (Leibnitz), 
Südkärnten (Vellachtal, Waidisch) und Osttirol (Döllsach). Diese bisher 
rein mediterran bekannte Art zeigt in den letzten Jahrzehnten eine auf- 
fallende Arealerweiterung nach Mitteleuropa, z. B. liegen aus Deutschland 
sichere Belege vor (darunter auch Mark Brandenburgs, leg. Korge). Das 
von mir untersuchte d beweist nun auch das Vorkommen dieser Art im 
Burgenland (leg. Molitor, Neusiedler See). Penisabbildungen von St. 
incanus Er. und St. morio Grav. bei Szujecki (1961), von St. mendi- 
cus Er. bei Korge (1962). 

Volker Puthz,1 Berlin 19, Wundtstr. 19. 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 


Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


.12. Jahrgang 15. September 1963 Nr. 9 


Zur Frage boreoalpiner Verbreitung bei Neuropteren 
Von Horst Aspöck 


Herrn Univ.-Prof. Dr. Otto Steinböck zum 70. Geburtstag gewidmet 


Die Beurteilung von Arealdisjunktionen stößt bei der Behandlung 
zoogeographischer Fragen ganz allgemein vielfach auf erhebliche 
Schwierigkeiten und führt bei ‚Nichteinbeziehung der ökologischen 
Gegebenheiten der zu untersuchenden Spezies zumeist zu logischen 
Fehlschlüssen. 


Insbesondere mag betont werden, daß bestehende Nord-Süd-Dis- 
junktionen alleine keineswegs dazu angetan sind, boreoalpine Ver- 
breitung anzunehmen. Einerseits kennen wir diskontinuierliche Ver- 
breitungsbilder (Nordeuropa — Alpengebiet), die in keinerlei kau- 
salem Zusammenhang mit der postglazialen Wärmeperiode stehen 
(Warnecke 1954), andererseits ist die tatsächliche Verbreitung 
— das gilt u. a. in besonderem Maße für die europäischen Neuropte- 
ren — völlig unzulänglich bekannt, so daß sich scheinbare Dis- 
junktionen ergeben. Die Einbeziehung ökologischer Faktoren gestat- 
tet es allerdings, in vielen Fällen a priori gewisse Aussagen über die 
Verbreitung einer Spezies zu machen, vor allem im konkret gege- 
benen Falle eineboreoalpine Verbreitung auszuschließen!'). 


Die vorliegende Arbeit basiert auf den angedeuteten Gedanken 
und mag in erster Linie als Anregung zu weiteren Untersuchungen 
bislang unbeachteter zoogeographischer Fragen innerhalb der Neu- 
ropteren betrachtet werden. 


MacLachlan (13899) war wohl der erste, der auf die Nord-Süd- 
Disjunktion der Verbreitung eines Neuropterons in Europa hinwies, 
als er im Rahmen der Beschreibung von Hemerobius mortoni diese 
Art als „apparently a boreal and alpine species“ bezeichnete. Später 
waren es Killington (1936/37), Eglin (1940) und Friedrich 
(1953), die auf Grund bislang diskontinuierlicher Verbreitungsbilder 


1) Dabei haben wir unbedingt an dem Postulat der Konstanz der Ööko- 
legischen Valenz seit dem Tertiär festzuhalten. Diese Konstanz ist zwar 
nur in wenigen Fällen (naturgemäß namentlich bei Vertebraten) nachge- 
wiesen worden, ein — überdies völlig unbegründetes — Negieren würde 
aber die Zoogeographie (abgesehen von der rein deskriptiven) ad absurdum 
führen. 


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82 


mehrere Planipennia-Arten als boreoalpin bezeichneten. Die Ver- 
mutung Killingtons, daß Helicoconis lutea (Wallengren) boreo- 
alpine Verbreitung besitzt, konnte nicht bestätigt werden und ist 
heute, dank weiterer Funde aus zum Teil wärmebegünstigten Tief- 
lagen Mitteleuropas (Aspöck 1963a, Zeleny 1961) nicht mehr 
in Erwägung zu ziehen. 


Es verbleiben somit die drei schon von Eglin (1940) namhaft 
gemachten Arten Hemerobius fenestratus Tjeder, Wesmaelius qua- 
drifasciatus (Reuter) und Kimminsia killingtoni Morton (= mortoni 
1.S. Killingtons) zur Diskussion?). 

Das Material, das die Grundlage für die vorliegende Arbeit darstellt, 
geht zu gutem Teile auf Aufsammlungen der Herren K. Burmann 
(Innsbruck),G.Deschka (Garsten),Dr.J.Klimesch (Linz), W.Knapp 
(Linz), K. Kusdas (Linz), F. Mairhuber (Salzburg), Dr. E. Pech- 
laner (Innsbruck), T.Perini (Trient), K. Thaler (Innsbruck), G.Thei- 
schinger (Linz) und J. Thurner (Klagenfurt) zurück. Ihnen allen sei 
auch an dieser Stelle mein Dank ausgesprochen. 


Hemerobius fenestratus Tjeder 


Die Kenntnis der Verbreitung dieser Art ist außerordentlich ge- 
ring, zumal H. fenestratus auf Grund seiner großen Ähnlichkeit mit 
anderen nahestehenden Arten, namentlich pini Steph. und contumax 
Tjeder, vielfach verkannt worden ist. Unter Hinzuziehung genital- 
morphologischer Merkmale kann jedoch eine einwandfreie Deter- 
mination leicht durchgeführt werden (Abb. 1). 


© 
ES, 
> 


Abb.1: Hemerobius fenestratus Tjeder. Genitalorgane des Männchens. 
Ektoprokt lateral (a), Gonarcus dorsal/caudal (b), Paramere (ce). 


?) Damit soll nicht apodiktisch behauptet sein, daß alle übrigen Neuro- 
pteren nicht boreoalpin verbreitet sind. Immerhin halte ich es für höchst 
unwahrscheinlich, obwohl wir noch einige Planipennier kennen, deren bis- 
her bekannte Verbreitung eine Nord-Süd-Arealdisjunktion ergibt (z. B. 
Coniopteryx tullgreni Tjeder und C. esben-peterseni Tjeder). Die öko- 
logischen Verhältnisse an den mir bekannten Vorkommen in Österreich 
lassen jedoch m. M. auf eine kontinuierliche Verbreitung in Mitteleuropa 
schließen, deren Verifizierung durch entsprechende Untersuchungen höchst 
wünschenswert wäre. 


83 


Hemerobius fenestratus Tjeder liegt mir in folgenden Exemplaren 
vor: 


1 8,12: Nordtirol, Höttinger Graben bei Innsbruck, 800 m, 14. VII. 1962 
(Burmann) 
1 3: Nordtirol, Kranebitten bei Innsbruck, 600 m, 26. VI. 1962 
4 @9: Nordtirol, Husslhof bei Innsbruck, 600 m, 17. VI. u. 1. VII. 1962 
(Burmann) 
3 5 8,12: Nordtirol, Natterer See bei Innsbruck, 1000 m, 3. VIII.1962 
1 3: Oberösterreich, Moosbach bei Grein, 500 m, 17. VIII. 1962 
1 d: Oberösterreich, Mönchgraben bei Linz, 300 m, 25. VIII. 1962 
(Knapp). 


Weitere sichere Funde sind mir bekannt aus: Schweiz (Eglin 
1939), Skandinavien incl. Dänemark (Tjeder 1932) und Nord- 
deutschland (Ohm, in litt.). Diese Funde könnten, rein geographisch 
betrachtet, zugegebenermaßen ein boreoalpines Verbreitungsbild 
charakterisieren, bei Berücksichtigung der Ökologie der Art ergeben 
sich jedoch gänzlich andere Aspekte. 


Das Vorkommen im Mühlviertel könnte nötigenfalls als Relikt- 
standort gedeutet werden (hierzu vgl. Holdhaus 1954, pag. 441), 
anders verhält es sich jedoch mit dem Fundplatz in der Umgebung 
von Linz. Die klimatischen (das Gebiet liegt innerhalb der 8° Jahres- 
isotherme), floristischen und faunistischen Verhältnisse des Biotopes 
(Hamann 1960) stehen in diametralem Gegensatz zu jenen eines 
Refugiums vor postglazialer Wärmezeit, und allein dieser Fund 
eines einzigen {autochthonen) Individuums würde somit durchaus 
genügen, eine boreoalpine Verbreitung von H. fenestratus auszu- 
schließen, da letztlich nicht die Nord-Süd-Disjunktion, sondern die 
diese historisch bedingenden Faktoren (in erster Linie das Klima) 
maßgebend sind. Zudem kommt, daß die Art in den Alpen eine Höhe 
von etwa 1000 bis 1500 m — soweit ich aus den umfangreichen Neu- 
ropteren-Aufsammlungen in den Alpen schließen kann — offen- 
sichtlich nicht überschreitet, vielmehr sich gerade an südexponierten 
Stellen der Tallagen entwickelt und keineswegs als alpine, ja nicht 
einmal subalpine Tierform bezeichnet werden kann. 


Ähnliche Verhältnisse bestehen in den nördlichen Arealen?). Daß 
die Art bisher nicht in Mittel- und Süddeutschland nachgewiesen 
worden ist, scheint demnach offensichtlich lediglich darauf zu beru- 
hen, daß jene Areale bis heute neuropterologisch praktisch uner- 
forscht geblieben sind. 


Mithin dürfen wir mit Recht annehmen, daß weitere neuroptero- 
logische Untersuchungen H. fenestratus Tjeder in den meisten Teilen 
Mitteleuropas und wohl auch darüber hinaus erbringen werden, daß 
die Art nicht zu den boreoalpinen Tierformen gezählt werden 
kann und vermutlich keine nennenswerten Disjunktionen ihrer Ver- 
breitung aufweist. 


3) Herr Dr. Bo Tjeder, den ich um seine Meinung hinsichtlich H. fene- 
stratus befragt habe, schreibt: „... there is no proof as yet that fenestratus 
should be merely a boreo-alpine species. It occurs in Denmark (lowland) 
and is not known in the mountainous part of Skandinavia. I think the 
species has a wide distribution but that it is scarce, often overlooked or 
confused with the allied species.“ 


Herr Dr. P.. Ohm hat mich überdies informiert, daß H. fenestratus in 
Schleswig-Holstein häufig ist. 


E: 


84 


Wesmaelius quadrifasciatus (Reuter) 


Die Verbreitung dieser Spezies ist relativ gut bekannt. Insbeson- 
dere sind angesichts des charakteristischen Habitus der Art praktisch 
alle Angaben als zuverlässig zu betrachten. 


W. quadrifasciatus (Reuter) ist bisher bekannt aus: Fennoskan- 
dien (bis über 68° n. B.), England, Schottland, Norddeutschland, 
Vogesen, Pyrenäen, Karpathen und dem gesamten Alpengebiet. Dar- 
aus resultiert eine deutlich diskontinuierliche Verbreitung. Zwar ist 
dabei wiederum zu beachten, daß weite Teile Mitteleuropas neu- 
ropterologisch nicht oder nur sehr mangelhaft durchforscht sind, so 
daß von einem negativen Nachweis keine Rede sein kann, doch 
dürfte W. quadrifasciatus dem österreichischen Alpenvorland, dessen 
Neuropteren-Fauna in relativ befriedigendem Maße untersucht ist, 
tatsächlich fehlen. Das erscheint wesentlich und gestattet hinsichtlich 
der ökologischen Ansprüche der Art per analogiam Schlüsse auf die 
Gegebenheiten in anderen Tieflagen Mitteleuropas. 


In den Tiroler Alpen ist W. quadrifasciatus bis über 2000 m auf- 
steigend verbreitet, Kommt aber auch — hier stets als strenger Na- 
delholzbewohner’) — in Tallagen, so an mehreren Biotopen in der 
unmittelbaren Umgebung von Innsbruck, vor. 


Es ist hervorzuheben, daß jene Biotope hinsichtlich ihres Mikro- 
klimas als (z. T. sogar extrem) wärmebegünstigt zu bezeichnen sind 
und daß damit — ökologisch betrachtet — gewichtige Argumente 
gegen eine boreoalpine Verbreitung der Art vorliegen. —Schrem- 
mer (1956) hat W. quadrifasciatus im Wiener Wald mehrfach fest- 
gestellt; das von ihm untersuchte Gebiet (300 m ü. M.) liegt „tiergeo- 
graphisch in der Übergangszone vom pannonischen zum montanen 
Gebiet“ und beherbergt eine Reihe thermophiler Tierarten. Dieser 
Fund Schremmers ist m. M. im besonderen dazu angetan zu 
bekräftigen, daß W. quadrifasciatus keine boreoalpine Tierform 
darstellt. 


Um so mehr fordern die offensichtlich bestehenden Disjunktionen 
eine Erklärung! Gerade im Falle von W. quadrifasciatus sollten jene 
Nord-Süd-Disjunktionen der Areale gewisser europäischer Tierfor- 
men in Erwägung gezogen werden, die — in keinem direkten Zu- 
sammenhang mit den diluvialen Eiszeiten stehend — postglazial mit 
den Nadelhölzern vom Osten her nach Europa einwanderten und 
deren Areale sich später — wiederum klimatisch bedingt — zugleich 
mit jenen der Nadelhölzer aufsplitterten. Es sind dies die von 
Warnecke (1954) als „sibirische Waldarten“ bezeichneten For- 
men’). Ich bin durchaus geneigt, die rezente Verbreitung von W. qua- 
drifasciatus auf diese Weise zu erklären; eine Bestätigung der Rich- 
tigkeit dieser Annahme können lediglich weitere Untersuchungen 
der lokalen Neuropterenfaunen und das recht mühselige aber loh- 
nende Zusammentragen von Verbreitungspunkten bringen. 


»)Burmann hatdie Artin den Zillertaler Alpen (Vennatal) mehrfach 
von Alnus viridis DC. geklopft. Ob W. quadrifasciatus sich tatsächlich 
auch an der Grünerle entwickelt oder ob es sich um von der tiefer liegen- 
den Fichtenzone verflogene Tiere handelt, ist indes ungewiß. 

°) Diese Arten brauchen durchaus nicht direkt an Coniferen gebunden 
zu sein; allerdings werden ihre ökologischen Ansprüche nur innerhalb der 
Nadelwälder erfüllt bzw. koinzidieren sie mit deren ökoklimatischen An- 
forderungen. 


85 


Kimminsia killingtoni Morton 


Die Art ist identisch mit mortoni im Sinne von Killington 
(1936/37). Aus diesem Grunde sind die meisten Angaben über mor- 
tonı MacLachlan auf K. killingtoni Morton zu beziehen, während 
mortoni MacLachlan zwar weit verbreitet zu sein scheint, jedoch kein 
boreoalpines Faunenelement darstellt (Aspöck 1963 b). 


K. killingtoni liegt mir in folgenden Exemplaren vor (durchwegs 
unter Hinzuziehung genitalmorphologischer Merkmale determiniert): 
1 5: Nordtirol, Nordkette bei Innsbruck, 1800 m, 15. VI. 1949 
(Klimesch) 
1 3: Nordtirol, Nordkette bei Innsbruck, 1700 m, 1. VIII. 1962 
&: Nordtirol, Höchenberg bei Innsbruck, 900 m, 14. VI. 1953 
(Pechlaner) 
ö: Nordtirol, Natters bei Innsbruck, 1000 m, 11. VI. 1962 
(Burmann) 
©: Nordtirol, Obergurgl, 2000 m, 16. VIII. 1962 (Pechlaner) 
&: Nordtirol, Matrei, 1150 m, 9. VII. 1962 (Burmann) 
&: Nordtirol, Vennatal, 1600 m, 21. VII. 1962 (Burmann) 
ö: Salzburg, Schloßalm bei Hofgastein, 2000 m, 6. VIII. 1961 
(Kusdas) 
1 &: Salzburg, Moserboden, 2000 m, 20. VII. 1961 (Deschka) 
2 8 8,14 99: Salzburg, Golling — Bluntautal, 500 m, 5. IX. 1961 
(Theischinser) 
i ö: Oberösterreich, Warscheneck, 1400 m, 27. VII. 1958 
(Klimesch) 
1 5: Italien, Adamello, Rif Mandron, 2500 m, 1. VIII. 1962 
(Perini) 
1 d,2 92: Italien, Alpi Giulie, Sella Nevea, 1200—1400 m, 15. VI. 1950 
(Klimesch) 
1 &: Jugoslawien, Montenegro, Durmitor (Penther, coll. Na- 
turhistorisches Mus. Wien) ®) 
10 d 3,3 22: Griechenland, Olympos, Kataphygion, 2100 m, 29. VI. 1962 
(Klimesch et Thurner) 


Es mag gleich vorweggenommen werden, daß mir — namentlich 
auch mit Rücksicht auf die ökologischen Ansprüche von K. killing- 
toni — die boreoalpine Verbreitung dieser Art gesichert erscheint. 
Sie ist über Fennoskandien (ausgenommen Dänemark) weithin 
verbreitet, kommt in den Bergen Schottlands vor, fehlt in breiter 
Auslöschungszone in Mitteleuropa und bewohnt wiederum die Alpen, 
die Pyrenäen und die Hochgebirge des Balkans (Abb. 2). Das Vor- 
kommen von K. killingtoni auf dem Olymp ist insoferne von beson- 
derem Interesse, als wir außerordentlich wenige boreoalpin verbrei- 
tete Tierformen kennen, deren Südareale auf dem Balkan sich we- 
sentlich über den 42. Breitengrad erstrecken (Olymp — 40° n. B.!). 


In den Alpen unterschreitet K. killingtoni nicht eine von den je- 
weiligen örtlichen Bedingungen abhängige untere Höhengrenze, im 
besonderen fehlt die Art, wie ich aus meinen bisherigen Erfahrungen 
schließe, durchwegs den wärmebegünstigten Biotopen der montanen 
Stufe (Vgl. hingegen W. quadrifasciatus)'). 


6) Herr Prof. Dr. M. Beier hat mir in dankenswerter Weise die Be- 
stände des Naturhistorischen Museums Wien zur Bearbeitung zugänglich 
gemacht. 


7) Zudem ist es wesentlich, festzuhalten, daß die Art mit großer Wahr- 
scheinlichkeit nicht an Coniferen gebunden ist (Killington 1937). In 
den Tiroler Alpen haben Burmann und ich killingtoni mehrmals von 
niederer Vegetation (z. T. auch oberhalb der Baumgrenze) gestreift. 


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ul ST=- 7 = I a ; er = nl i | 
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Abb.2: Kimminsia killingtoni Morton. Verbreitungsbild in Europa. 
In den mit ? gekennzeichneten Gebirgen des Balkans ist das Vor- 
kommen der Art wahrscheinlich, jedoch noch nicht nachgewiesen. 


Daß die Art überdies offensichtlich auch den für Reliktvorkommen 
geeigneten Standorten des Alpenvorlandes und des Mühlviertels 
einerseits’) und andererseits im Bereich des Nordareals in Dänemark 
und Schleswig-Holstein (Ohm, in litt.) fehlt, berechtigt um so mehr 
dazu, trotz mangelhafter neuropterologischer Untersuchungen in 
weiten Teilen Mitteleuropas die mit dem Klima kausal verknüpfte, 
tatsächlich existente (und nicht nur auf ungenügender Erforschung 
basierende) Auslöschungszone anzunehmen. 


Hingegen wird K. killingtoni sicherlich noch an zahlreichen wei- 
teren Punkten der europäischen Gebirge gefunden werden, wobei 
die Klärung der südlichen und östlichen Verbreitungsgrenzen von 
besonderem Interesse sein wird. 


®) Zeleny (1962) nennt ein Vorkommen der Art in Chudenice; es stellt 
dies das m. W. einzige Reliktvorkommen dar. Diesbezügliche Untersuchun- 
gen im benachbarten Bayerischen Wald können vielleicht weitere Funde 
erbringen. 


87 


Zusammenfassung 


Auf der Basis verbreitungsanalytischer und ökologischer Erwägungen 
wird die bislang angenommene boreoalpine Verbreitung von Hemerobius 
fenestratus Tjeder, Wesmaelius quadrifasciatus (Reuter) und Kimminsia 
killingtori Morton diskutiert. 

H. fenestratus Tjeder erweist sich als in Europa wohl weit verbreitetes 
Neuropteron, das keine eiszeitlich bedingten Disjunktionen aufweist. 

Ebenso ist W. quadrifasciatus (Reuter) auf Grund seines Vorkommens 
in wärmebegünstigten Tallagen Mitteleuropas nicht als boreoalpine Tier- 
form zu betrachten. Die offensichtlich jedoch bestehenden Disjunktionen 
sind möglicherweise auf eine postglazial vom Osten her erfolgte Ein- 
wanderung der Art mit nachfolgender Aufsplitterung des Areals, zugleich 
mit den Nadelhölzern, zurückzuführen. 

K. killingtoni Morton entspricht sowohl geographischen wie ökologischen 
Bedingungen boreoalpiner Verbreitung und stellt somit das vermutlich 
einzige boreoalpin verbreitete Neuropteron dar, das insoferne von all- 
gemeinem zoogeographischen Interesse ist, als sich das Südareal der Art 
bis 40° nördl. Breite (Olymp) erstreckt. 


Summary 


On the basis of distributional and ecological studies the distribution of 
Hemerobius fenestratus Tjeder, Wesmaelius quadrifasciatus (Reuter) and 
Kimminsia killingtoni Morton hitherto presumed to be boreoalpine is 
discussed. 

From this H. fenestratus Tjeder appears to be a species widely distri- 
buted in Europe without any discontinuities caused by the glacial period 
in its distribution. 

The occurence of W. quadrifasciatus (Reuter) in several warm parts of 
the lowlands of Austria emphasizes that the species cannot stand longer 
as a boreoalpine one. The discontinuities apparently present in its distri- 
bution, however, might be traced back to a postglacial immigration from 
the East to the Central and Western parts of Europe followed by a split- 
ting of the distribution together with the coniferous woods. 

K. killingtoni Morton shows all of the distributional and ecological con- 
ditions of a boreoalpine species; its occurence in the high mountains of 
Southern Europe as far as 40 degrees of latitude (Olympus) is of special 
interest. Thus K. killingtoni probably represents the only boreoalpine 
Neuropteron. 


Literatur 


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europa neues Neuropteron. — Nachrbl. Bayer. Ent. 12 (5). 

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Dreyfusia (Adelges) piceae Ratz. im Wienerwald und ihres Vertil- 
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scher Macrolepidopteren. — Deutsch. Ent. Tag in Hamburg 1953. Jena. 

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Coniopterygidae (Neuroptera) in Bohemia. — Acta Soc. Ent. Ce- 
chosl. 58, 2. 

Zeleny, J. (1962). A contribution to the knowledge of the order Neu- 
roptera in Czechoslovakia. Acta Soc. Ent. Cechosl. 59, 1. 


Anschrift des Verfassers: 
Dr. phil. Horst Aspöck, Linz/Donau, Weißenwolffstraße 6. 


Liodes distinguenda (Fairm.) in Bayern sowie einige 
Bemerkungen über Liodes pallens (Strm.), 
L. rotundata (Er.) und L. rubiginosa (Schm.) 
(Coleoptera, Liodidae) 


Von Alexander v. Peez 


Durch das freundliche Entgegenkommen desHerrnDr.H.Freude 
war es mir möglich, die Liodes-Arten der Zoologischen Staatssamm- 


lung in München zu studieren. Ich möchte Dr. Freude auch hier 


meinen aufrichtigen Dank für seine vielfachen Unterstützungen mei- 
ner Arbeit aussprechen. 


Als eine nicht erwartete Folge dieses Studiums hat sich das Vor- 
kommen der Art Liodes distinguenda (Fairm.) in Bayern ergeben. 
Dr. Horion führt im II. Band seiner „Faunistik“ (1949) und in sei- 
nem „Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas“ (1951) für diese Art nur 
Funde in Brandenburg, Sachsen und Thüringen an. Die bayerischen 
Funde, die teilweise weit zurückliegen (1913), sind leider unerkannt 
geblieben, ein Zeichen dafür, daß die richtige Erkennung der Art 
Schwierigkeiten bereitet hat. Schuld daran ist nicht so sehr ein Feh- 
len guter Erkennungsmerkmale, wenigstens für die öÖ, als daß in 
der deutschsprachigen Beschreibung bei Ganglbauer (1899), die 
Horion (1935) auch in seinem „Nachtrag zur Fauna Germanica“ 
übernommen hat, als auch bei Fleischer (1908) eines der wichtig- 
sten Merkmale, das in der Fairmaire’ schen Originalbeschreibung 
1856 erwähnt wird, nicht.vorkommt, während andererseits die Breite 
des Kopfes stark überbetont wird, die Fairmaire überhaupt nicht 
erwähnt. Weitere Unklarheit wurde durch die Zuweisung von Liodes 
montana Halbherr als „var.“ von L. distinguenda (Fairm.) geschaffen, 
da es sich bei ersterer um eine Form der Art Liodes dubia (Kug.) 
handelt. 


89 


Um das Verbreitungsareal von Liodes distinguenda (Fairm.) in 
Deutschland genauer abgrenzen zu können, ist die richtige Bestim- 
mung die Grundvoraussetzung. Ich werde mich daher bemühen, den 
Kollegen eine möglichst genaue Beschreibung der Art zu geben. Vor- 
her wird es notwendig sein, die Stellung von L. montana Halbherr 
im System klarzustellen. Glücklicherweise ist der Typus im Museum 
zu Rovereto aufbewahrt, und einen noch größeren Glücksfall bedeu- 
tet es, daß es sich bei ihm um ein Ö handelt, so daß ein Genital- 
präparat eindeutigen Aufschluß über die Zugehörigkeit geben kann. 
Es handelt sich um ein schwaches Ö der Art L. obesa (Schm.) mit 
Übergängen zu L. dubia (Kug.). Auf Grund meiner bisherigen Erfah- 
rung sehe ich mich genötigt, mich der Meinung Fleischers (1908) 
anzuschließen und L. dubia (Kug.) und L. obesa (Schm.) als einer Art 
zugehörig zu betrachten, wahrscheinlich als zwei Subspezies. Liodes 
montana Halbherr muß daher eingezogen werden und, da weder 
Kümmerformen noch Übergangsformen zwischen zwei Rassen An- 
spruch auf eine Benennung haben, wäre sie als Synonym zu Liodes 
dubia (Kug.) zu stellen. 


Da die Fairmaire’sche Originalbeschreibung gut und ausrei- 
chend ist, will ich sie hier wiedergeben. Den französischen Kommen- 
tar dazu habe ich übersetzt: 


Anisotoma distinguenda 
Long. 2 a 2!/a mill. 


Ovalis, rufotestacea, nitida, sat convexa, antennis testaceis clava obscura; 
prothorace antice leviter angustato, sat dense punctato, lateribus rotun- 
datis, angulis posticis obtusis, subrotundatis; elytris fortiter punctato sub- 
striatis, interstitiis fere levibus, 7 femoribus posticis compressis, latis, 
intus ad apicem recte angulatis, tibiis intus leviter arcuatis. 


Fast eiförmig, ziemlich konvex, rötlichgelb, glänzend. Fühler gelbbraun 
mit getrübter Keule. Kopf sehr fein punktiert. Halsschild nach vorne et- 
was verengt, ziemlich dicht punktiert; Seiten gerundet, Hinterwinkel stumpf. 
fast verrundet. Flügeldecken mit Reihen grober Punkte, die seichte Strei- 
fen bilden; Zwischenräume fast glatt, nur bei starker Vergrößerung fein 
punktiert erscheinend, auf den abwechselnden die gewöhnlichen Punkt- 
reihen. d Hinterschenkel abgeflacht, breit, am Ende abgeschnitten, wo- 
durch auf der Unterseite ein rechter Winkel entsteht, der an der Spitze 
abgerundet ist; Schienen sehr schwach gebogen. 


Bois de Boulogne; von M. C. Brisout de Barneville aufgefunden. 


Diese Art ähnelt außerordentlich der A. calcarata, mit der sie zweifellos 
oft verwechselt wurde; sie unterscheidet sich von ihr durch die Fühler, 
deren zwei vorletzte Glieder stärker transvers sind, durch die stärker 
verrundeten Seiten des Halsschildes, der nach vorne weniger verengt ist, 
und hauptsächlich durch die Schenkel des 3, deren Innenrand gerade und 
nicht geschwungen ist und keinen vorspringenden Zahn am Ende bildet. 
Die Hinterschienen sind auch etwas weniger gekrümmt. 


Dazu wäre zu bemerken: Die Farbe der Fühlerkeule ist wie bei den 
meisten Liodes-Arten variabel, und auch hier gibt es vielfach Tiere 
mit heller Keule. Die Punkte auf den Flügeldeckenstreifen sind fei- 
ner und dichter als bei L. calcarata (Er.), auch finde ich die Punktie- 
rung der Zwischenräume der Flügeldecken etwas variabel, manchmal 
so deutlich, daß der Glanz der Oberfläche herabgesetzt wird. Bei den 
meisten der von mir untersuchten 5 ö war der Winkel an der äuße- 


90 


ren Apikalecke der Hinterschenkel nicht verrundet, sondern recht- 
eckig, manchmal sogar etwas spitzig vortretend. Wie schon Flei- 
scher (1908) in seinen Bestimmungstabellen anführt, fehlt L. di- 
stinguenda (Fairm.) die Einbuchtung des Hinterrandes des Halsschil- 
des nahe den Hinterecken, wodurch sich auch die ?? von L. distin- 
guenda (Fairm.) von den oft sehr ähnlichen der Art L. calcarata (Er.) 
unterscheiden. Das letzte Glied der Fühlerkeule ist beim Ö deutlich 
schmäler als das vorletzte, während es beim $ nur wenig schmäler 
ist. d und @ unterscheiden sich durch die beim Ö deutlich verbreiter- 
ten Vorder- und Mitteltarsen. — Die kleinsten von mir untersuchten 
Exemplare waren 2,5 mm, die größten 3,22 und 3,01 mm lang. Für 
die Art absolut charakteristisch ist die Ausbildung des männ- 
lichen Kopulationsapparates, insbesondere der Parameren, deren 
verbreitertes Ende keinen Kranz weicher Haare trägt, sondern eine 
durchsichtige Phanere mit glattem Rand bildet, welche die Spitze des 
Penis etwas überragt. Der Penis ist groß im Verhältnis zum Tier, 
schlank, parallel oder nach vorne leicht verengt und verschmälert 
sich erst im letzten Fünftel zur etwas abgerundeten Spitze. 


Hat man also eine Art der Gattung Liodes Latr. mittlerer Größe 
vor sich, mit kurzen Fühlern, deren Endglieder gegenüber den zwei 
vorletzten erkennbar, aber nicht stark verschmälert sind, mit stark 
verrundeten Seiten des Halsschildes, aber ohne Ausschnitt an der 
Basis nahe den Hinterecken, mit dicht stehenden Punkten in den Rei- 
hen der Flügeldecken, mit verbreiterten, etwas herzförmigen Glie- 
dern der Vorder- und Mitteltarsen, mit einer gewinkelten äußeren 
Apikalecke der Hinterschenkel und nur schwach und einfach geboge- 
nen Hinterschienen, so handelt es sich um ein Öö von Liodes distin- 
guenda (Fairm.) (vgl. Abb. 1, Abb. 1a; Abb. 2). 


Sehr viel schwerer sind die 2? von jenen anderen Arten zu un- 
terscheiden. Vielfach haben auch sie eine, freilich stumpfer gewin- 


Fig fa. 


Abb.1: Liodes distinguenda (Fairm.), ö, Habitusbild. 
Abb.la: Liodes distinguenda (Fairm.), ö, Halsschild-Seitenrand. 


91 


kelte, äußere Apikalecke der Hinterschenkel, auf Grund derer man 
sie mit 2? von Liodes calcarata (Er.), L. flavescens (Schm.) und L. ru- 
biginosa (Schm.) verwechseln könnte. Von ersterer unterscheidet sich 
L. distinguenda (Fairm.) durch das Fehlen der Ausschnitte der Hals- 
schildbasis nahe den Hinterecken, von L. flavescens (Schm.) durch viel 
feinere Punktierung des Halsschildes und die viel stumpferen und 
stärker verrundeten Hinterecken und von L. rubiginosa (Schm.), mit 
der sie die kurzen Fühler teilt, durch den Besitz von vier Stirn- 
punkten. Schließlich von L. curta (Fairm.), der sie im Habitus recht 
ähnlich ist, durch die viel feinere Punktierung des Halsschildes und 
durch das weniger verschmälerte letzte Fühlerglied. 


Und nun zur Verbreitung der Art: Sie ist bisher bekannt aus Hol- 
land, Nord- und Mittelfrankreich (vereinzelt auch im Süden), Italien 
und Deutschland. (Siehe A. Horion, „Faunistik der Mitteleuro- 
päischen Käfer“ 1949, und „Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas“ 
1951.) Für Deutschland führt Horion an:M. Brandenburg (Berlin- 
Pankow und Eberswalde), Sachsen (Vogtland) und Thüringen (Apfel- 
stedtufer bei Wechmar). Seltsamerweise scheinen aus der Tschecho- 
slowakei und aus Polen keine Funde bekanntgeworden zu sein. — 
Ich habe ein Pärchen von Dr. G. A. Lohse, Hamburg, zur Einsicht 
erhalten, das am Ufer der Ostsee bei Hohwacht (?) gesammelt wurde. 
In Mittel- und Westdeutschland scheint die Art zu fehlen; vielleicht 
ist sie aber dort nur sehr selten und unerkannt. Zu den oben ange- 
führten Funden kommen nun folgende aus Bayern, alle belegt durch 
Exemplare in der Zoologischen Staatssammlung, München. 


Niederbayern, Umgebung Pfarrkirchen; 10. VIII.13 (3 d 8,399), 8. VIII. 15 
(2 84,19), 24. VI. 17 (1 9), 2. VII. 17 (1 &), 2 Expl. ohne Datum; 
alleF.Stöcklein leg. 

Oberbayern, München-Freimann; 31. V. 24 (1 9), 9. VI. 28 (1 3); wahr- 
scheinlich F. Rieger leg. 


Die Art scheint demnach im östlichen Niederbayern häufiger zu 
sein als in der gut durchforschten Umgebung Münchens. Das Vor- 
kommen bei Pfarrkirchen schließt sich wohl an das thüringisch-säch- 
sische an. Es wäre nun eine ebenso interessante wie verdienstvolle 
Beschäftigung, in den Zwischengebieten obiger Fundorte nach der 
Art zu fahnden, damit wir einen besseren Überblick über das tat- 
sächliche Verbreitungsareal gewinnen können. Es seien ferner alle 
jene Kollegen, die in ihrer Sammlung über ein reicheres Liodes-Ma- 
terial verfügen, gebeten, dieses auf ein eventuelles Vorhandensein 
der Art L. distinguenda (Fairm.) zu untersuchen und gegebenenfalls 
die Funde zu veröffentlichen oder aber Herrn Dr. Freude, Zoo- 
logische Staatssammlung München, oder dem Verfasser dieser Zeilen 
mitzuteilen. 


Bei dem Studium des oben angeführten Materials und ebenso 
bei anderweitigen Bestimmungsarbeiten habe ich feststellen müssen, 
daß bei den Liodes-Arten pallens (Strm.), rotundata (Er.) und rubi- 
ginosa (Schm.), die ebenfalls kurze Fühler haben, auffallend viele. 
Fehlbestimmungen vorkommen. Ich möchte daher auf diese drei 
Arten etwas näher eingehen. Über die beiden Arten L.pallens (Strm.) 
und L. rotundata (Er.) scheinen die Meinungen der Autoren noch zu 
differieren. Fleischer (1908), der sicher beste Kenner der Gattung 
Liodes Latr., trennt die beiden Arten in der Hauptsache nach der 
Form des Halsschildes, besonders seiner Hinterwinkel, kommt aber 


92 


dann zum Ergebnis, daß sowohl bei L. pallens (Strm.) als auch bei 
L. rotundata (Er.) 6 ö vorkommen, deren Hinterschienen in flachem 
Bogen ausgebuchtet sind (größere Individuen), und andere, bei denen 
die Hinterschienen zuerst gerade und erst vor der Spitze in auffal- 
lend kurzem Bogen nach innen gekrümmt sind. Von der Form rotun- 
data (Er.), so wie sie Fleischer (1908) auffaßt, schreibt er wört- 
lich: 


„V. rotundata Er. sind meist größere Individuen, deren Seitenrand des 
Halsschildes im hinteren Drittel gerade ist und der sich mit dem Hinter- 
rande zu einem deutlichen Winkel verbindet. Entsprechend der Größe sind 
die Hinterbeine länger und am Innenrande im flachen Bogen ausgebuchtet. 
Doch findet man gleich große Individuen, bei denen die Hinterschienen wie 
bei pallens kürzer, nur wenig gebogen und in sehr kurzem Bogen aus- 
gebuchtet sind. Ebenso variabel wie die Form der Schienen ist auch die 
Form der Penisspitze; dieselbe ist bei beiden Formen manchmal ganz ab- 
gerundet, ein andermal in eine stachelförmige Spitze ausgezogen. Diese 
beiden Formen leben immer zusammen, so daß man sich aus einer Serie 
beide typische Formen aussuchen kann; man findet aber auch Misch- 
formen, bei welchen es schwer fällt, zu entscheiden, ob der Käfer rotun- 
data oder pallens ist. Ich halte daher rotundata nicht für eine selbständige 
Species, sondern für eine Rasse des pallens.“ 


N 


Rg2 Fig3 Fig 
Abb.2: Liodes distinguenda (Fairm.), Aedoeagus. 


Abb.3: Liodes pallens (Strm.), Aedoeagus. 
Abb.4: Liodes rotundata (Er.), Aedoeagus. 


Nach meinen bisherigen Erfahrungen, die sich allerdings nur auf 
ein beschränktes Material aus dem südlichen Mitteleuropa stützen, 
verschwindet diese scheinbare Variabilität sofort, sobald man die d & 
nicht nach der Form des Halsschildes, sondern nach der der Hinter- 
schienen ordnet. Dann hat die meist etwas kleinere Form mit erst 
gegen das Ende, aber dort sehr stark gekrümmten Hinterschienen 
auch immer ein zugespitztes Penisende mit kurzen Parameren, die 
das Penisende nur um ca. !/s ihrer Länge überragen, während die d& 
mit in flachem Bogen gekrümmten Hinterschienen einen kürzeren, 
am Ende flach verrundeten oder nur in stumpfem Winkel zugespitz- 
ten Penis haben, dessen Parameren das Penisende um ca. !/ı ihrer 
Länge überragen. (Insgesamt 11 Präparate der ersten und 7 der zwei- 
ten Form; siehe Abbildungen 3 u. 4.) — Ich gehe daher völlig mit 
Ganglbauer (1899) einig, der die zwei Formen als gute Arten 
ansieht und sie in den ÖÖ nach der Bildung der Hinterschienen 
trennt. Trotz dieser meiner Überzeugung muß ich aber zugeben, daß 


ETW 


93 


das von mir bisher untersuchte Material zu spärlich ist, um in dieser 
Frage eine absolut sichere Entscheidung zu treffen, und ich wäre des- 
halb Kollegen, die mir leihweise 6 d zukommen lassen könnten, bei 
denen sanftgebogene Hinterschienen mit einem zugespitzten Penis 
kombiniert sind oder aber distal plötzlich stark gekrümmte Hinter- 
schienen mit einem in flachem Bogen verrundeten oder sehr stumpf- 
eckig zugespitzten apicalen Ende des Penis, zu wirklich großem Dank 
verpflichtet. 


Die Fehlbestimmungen bei Liodes rubiginosa (Schm.) sind wohl 
darauf zurückzuführen, daß das gute Merkmal des Vorhandenseins 
von nur zwei großen Stirnpunkten leicht übersehen wird und der 
Bestimmer dann bei L. pallens (Strm.) oder L. rotundata (Er.) landet, 
da die Kürze der Fühler wederbei Reitter (1909) nochbei Gangl- 
bauer (1899) erwähnt wird. Sowohl Fleischer (1908) als auch 
Strand (1957) bringen L. pallens (Strm.) und L. rubiginosa (Schm.) 
sogar unter derselben Leitzahl. Hat man eine stark gewölbte, gedrun- 
gene Liodes-Form vor sich, die im Habitus an L. pallens (Strm.) er- 
innert, so untersuche man sorgfältig die Zahl der großen Punkte auf 
der Stirne, wobei man sich durch den oft auftretenden medianen 
Stirnpunkt, der meist etwas tiefer liegt, nicht verwirren lassen darf. 


Sollte es mir gelungen sein, durch diesen Beitrag die richtige Er- 
kennung der besprochenen Arten erleichtert zu haben, so wäre sein 
Zweck erfüllt. 


Anschrift des Verfassers: 
Alexander v. Peez, Brixen, Kassianstraße 14, Italien. 


Orthopteren-Notizen aus dem Südschwarzwald 


Von Werner Schmidt 


Bei einer Busfahrt durch Süddeutschland ließ sich zu meiner 
Freude am 13. 8. 1959 ein Sammeltag einschalten. Als Ausgangsort 
eignete sich gut das Städtchen Waldshut, gelegen an einem der war- 
men und klimatisch bevorzugten Muschelkalkhänge des badischen 
Hochrheintales. Nördlich von Waldshut fallen die Schwarzwaldberge 
steil zum Rheinufer ab und geben einen weiten Blick in das gegen- 
über gelegene Schweizer Tal der Aare frei. Der Mühlenbersg ist teil- 
weise bewaldet, und zwar teils von Mischwald mit Lichtungen und 
Wiesen durchsetzt, andererseits mit Nadelholzbeständen bewachsen. 
Im Hainbuchenwald (Carpinus betulus L.) fand ich unter trockenem 
Fußholz und Laub die kleine Waldgrille Nemobius sylvestris Bosc., 
vergesellschaftet mit der hier zahlreichen, im vorletzten und dritt- 
letzten Larvenstadium stehenden Feldgrille Gryllus campestris L. 


Auf mannshohen Sträuchern (Sambucus) und hohen Gräsern an 
warmen südlichen Waldrändern konnte ich die Ensiferen-Arten 
Phaneroptera falcata (Poda), Leptophyes punctatissima Bosc., Platy- 
cleis denticulata (Panz.) und Roeseliana roeseli Hgb. finden. — Auf 


größeren Wiesen und Lichtungen ohne Strauchbestände war unser 


allbekannter Warzenbeißer Decticus verrucivorus L. vorhanden. 
Sein unüberhörbares Zirpen, welches zu Beginn im Rhythmus mit 
einem anlaufenden Traktor gut zu vergleichen ist, tönte einem hier 
von jeder Lichtung entgegen. 


94 


An Wegrändern durch Wiesen und Kulturen konnte ich folgende 
Caeliferen-Arten feststellen: Tetrix bipunctata (L.) £. kraussi Sauley, 
Tetrix tenuicornis Sahlbg., Parapleurus alliaceus (Germ.), Chryso- 
chraon dispar (Germ.), Euthystira brachyptera (Ocskay), Omocestus 
viridulus L., Chorthippus (Glyptobothrus) brunneus (Thunbg.), Chor- 
thippus (Glyptobothrus) biguttulus (L.), Chorthippus (Chorthippus) 
longicornis (Latr.), Chorthippus (Chorthippus) montanus (Charp.) 
(nur holoptere Stücke) und Gomphocerippus rufus (L.). 


Die Abbildung zeigt das Areal, indem ich Oedipoda coerulescens (L.) 
und Oedipoda germanica (Latr.) ab. decolor Sauss. vergesellschaf- 
tet antraf. Der Fundort hatte eine ausgesprochen heideartige Vege- 
tation sowie eine xerotherme Lage. Beide Arten der Ödlandschrecken 
waren hier zahlreich anzutreffen und flogen, sobald sie gestört wur- 
den, gut 20—30 m weit (+29° C). Der Biotop liegt ca. 1 km südlich 
von der kleinen Ortschaft Waldkirch beiderseits eines ausgemauerten 
Bachlaufs. 


Herrn Kurt Harz, Münnerstadt, sei hier herzlichst für die Nach- 
determinierung der oben genannten Arten gedankt. 


Literatur 
Kosch, A.: Was blüht denn da? Kosmos-Verlag, Stuttgart 1953. 
Harz, K.: Die Geradflügler Mitteleuropas, G. Fischer-Verlag, Jena 1957. 


Anschrift des Verfassers: 
Werner Schmidt, 3352 Einbeck, Tidexerstraße 29. 


95 


Coniopteryx loipetsederi nov. spec. 


(Neuroptera, Coniopterygidae) 
Von Horst Aspöck 


Gesamthabitus durchaus der Typusart (Coniopteryx tineiformis 
Curtis) gleich. Antennen 30gliedrig. Flügelgeäder in wohl unwesent- 
lichen und vermutlich inkonstanten Merkmalen von jenem der übri- 
gen Arten abweichend. 


Genitalien des ö: Hypandrium mit deutlich vortretenden, gerun- 
deten processus laterales; die processus terminales sind zu einem 
median-ventral gelegenen Dorn vereinigt, so daß außerordentlich 
tiefe und breite laterale Incisionen resultieren, während eine ter- 
minale Incision fehlt. Parameren groß, median verschmolzen; Penis 
kurz. Gonarcus geteilt, mit den Entoprocten vereinigt, die ihrerseits 
in fester Verbindung mit den Parameren stehen. 


Holotypus: ö, Jugoslavia, Split, Kasuna, 21. 7. 1962, leg. et. coll. 
Aspöck. 


fig2 


Coniopteryx loipetsederi nov. spec. Hypandrium (schematisiert). 
Fig. 1: lateral, Fig. 2: ventral. 


Ich benenne die neue Art zu Ehren meines toten Freundes, cand. 
phil. Helmut Loipetseder, der in Ausübung seiner Disserta- 
tionsarbeiten im Dezember 1962 in den Tiroler Bergen von einer 
Lawine verschüttet wurde. 


Coniopteryx loipetsederi nov. spec. nimmt innerhalb der bisher 
bekannten europäischen Arten des Genus (tineiformis Curtis, pyg- 
maea End., borealis Tjed., tullgreni Tjed., esben-peterseni Tjed., 
tjederi Kimmins) eine durchaus isolierte Stellung ein. Alleine die 
charakteristische Struktur des Hypandriums ermöglicht eine ein- 
wandfreie Determination ad hoc. Auf die übrigen, ebenso eigenartig 
ausgebildeten Adnexe des Genitalapparates soll an anderer Stelle 
und in anderem Zusammenhang genau eingegangen werden. 


Anschrift des Verfassers: 


Dr. phil. Horst Aspöck, Linz/Donau, Weißenwolffstraße 6, 
Österreich. 


96 


Kleine Mitteilung 
103. Langhorn- und Sandbienen auf Helgoland (Hym., Apoidea). 


Mitte Juni 1962 konnte man auf Helgoland an dem Promenadewesg des 
Oberlands, der am Rande des Steilabfalls des Inselfelsens entlangführt, 
folgende Beobachtung machen: 


Zwischen dem Weg und den aus bröckligem Sandstein gebildeten, oft 
fast senkrecht abfallenden Wänden, besteht der Boden einige Meter breit 
aus einer Lehmschicht von weit geringerem Gefälle. Hier, und zwar ge- 
rade über dem Felsen, an dem sich die bekannte Lummen-Kolonie befin- 
det, schwärmten bei Sonnenschein viele Hunderte von Langhorn- und 
Erd- oder Sandbienen (Eucera longicornis L. und Andrena carbonaria L.); 
von der ersteren Art sowohl Männchen wie Weibchen, von der letzteren 
anscheinend nur Weibchen. Der Letten-Hang war von den Eingängen zu 
den Brutröhren wie ein Sieb durchlöchert, so daß ganz und gar der Ein- 
druck einer großen gemeinsamen Kolonie-Bildung, und zwar sogar einer 
gemischten Brutkolonie dieser beiden Solitärbienen-Arten entstand. 


Bei kühlem und stürmischem Wetter, wie es im Sommer 1962 dort die 
Regel war, lag die ganze Siedlung wie ausgestorben da. Merkwürdig ist, 
daß diese Bienen gerade die besonders wetterexponierte Westseite zum 
Brüten gewählt hatten, denn nirgends woanders waren Erdröhren zu se- 
hen. 


Vielleicht ist das so auffällige Vorkommen auf einer weit vom Festland 
entfernten Nordseeinsel von Interesse, zumal man diesen Bienen im Bin- 
nenland nicht allzuhäufig, mindestens nicht in so großen Mengen beiein- 
ander, begegnet. 


Anschrift des Verfassers: - 


Dr. Herbert Engel, 8 München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel, 
Zoologische Staatssammlung. 


Buchbesprechung 2 


J. Moucha, Die schönsten Tagfalter. 130 Seiten, 56 Farbtafeln nach Aqua- 
rellen von F. Prochäzka. Artia-Verlag, Prag, 1963. Preis gebunden 
DM 12,80. - 


Unter den in den letzten Jahren erschienenen Bildbänden mit der Dar- 
stellung schöner Schmetterlinge nimmt das hier besprochene Buch einen 
guten Platz ein. Eine Auswahl der schönsten Falter aus tropischen Ländern 
erfreut den Beobachter neben unseren wichtigsten einheimischen Tagfal- 
tern, die in ihrer mehr schlichten Schönheit den Vergleich mit den Exoten 
durchaus bestehen können. Die Auswahl der darzustellenden Falter traf 
J. Moucha sehr glücklich, wobei allerdings die tropischen Schwalben- 
schwänze dominieren, aber auch schöne Weißlinge, Riodiniden und Nym- 
phaliden nicht fehlen. Die Wiedergabe der naturgetreuen Aquarelle ist 
meist gut, in einigen Fällen allerdings läßt die Reproduktion zu wünschen 
übrig, wie beispielsweise beim Osterluzeifalter, beim Distelfalter und beim 
Trauermantel. 


Ein einleitendes Kapitel bringt eine kurze Einführung über Verbreitung 
und Lebensweise der Schmetterlinge, sowie über das Sammeln in fremden 
Ländern. Den einzelnen Bildern sind lebendig geschriebene Texte beige- 
geben, die nicht nur alles Wissenswerte über den betreffenden Falter brin- 
gen, den Leser vielmehr auch mit vielerlei Problemen zwanglos bekannt 
machen, wie z. B. der Frage der Saisonformen, der Wanderfalter, der Ver- 
bergetrachten und der Mimikry. 


Das Buch stellt eine erfreuliche Neuerscheinung dar und wird sicherlich 
in naturliebenden Kreisen viele Freunde finden. Es scheint besonders auch 
als Geschenk für die Jugend geeignet. 

W.F. 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflüge 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft ES 


 Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 31569 
Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. Oktober 1963 Nr.10 


U 
a 


Biologische Notizen über mazedonische Noctuiden N R 
SE 


(Lepidoptera, Noctuidae) 
Von Rudolf Pinker 


Polyphaenis subsericata H.-S. 


Ein Mitte September in Drenovo bei Kavadar gefangenes Weibchen 
von Polyphaenis subsericata H.-S. legte durch Wochen täglich einige 
seiner großen, etwa 1 mm Durchmesser messenden, runden Eier ab, 
welche mir die nachstehende Beschreibung der ersten Stände dieser 
seltenen Art ermöglichen. 

Der Eiboden ist nur wenig abgeflacht und fein gekörnt, die Mikro- 
pylzone dagegen grob gekörnt und mit dreilappiger Mikropyle aus- 
gestattet. Das Ei ist mit vielen erhabenen Längsrippen bedeckt, die 
sich gegen den Meridian vervielfachen. Die Eifläche weist eine well- 
blechartige Struktur auf (Abb. 1a—c). 


a 


Abb. 1. Polyphaenis subsericata H.-S.: Ei. a) Umriß (Lateralansicht), 
b) Aufsicht, c) wellblechartige Struktur des Chorions. 


Die Ende Oktober ausgeschlüpften Eiräupchen wurden, nachdem 
sie die bevorzugten Pfianzen ihrer Verwandten, Ligustrum und Loni- 
cera, verschmähten, auf weiche Gräser gebracht, da dieses Futter er- 
fahrungsgemäß besonders von den im Spätherbste aus den Eiern 
schlüpfenden Noctuidenraupen am ehesten angenommen wird. Selbst 
Raupen, die später Nahrungsspezialisten werden, können häufig mit 
weichen Gräsern zunächst am Leben erhalten werden. 

Die Räupchen von P. subsericata H.-S. fraßen sofort gierig die ge- 
reichten Gräser und wuchsen bis zu einer Länge von 3 cm schnell 
heran. In der dritten Haut zeigen die Raupen schon eine differen- 
zierte Zeichnung auf rotbrauner Grundfarbe. Auf eine helle Dorsale, 
die am Nackenschilde fast weiß wird, treffen ab dem 4. Segmente 


98 


schräge, von außen kommende symmetrische Striche. Diese hellen 
Zeichnungselemente entspringen je auf etwa der Mitte eines Segmen- 
tes und enden im ersten Drittel des nächsten Segmentes (Abb. 2a, b). 


Abb. 2. Polyphaenis subsericata H.-S.: Raupe, 3. Stadium (Dorsalansicht). 
| a) Vorderabschnitt, b) Endabschnitt. 
Abb. 3. Polyphaenis subsericata H.-S.: Raupe, erwachsen (Dorsalansicht). 
a) Kopf und Prothorakaltergit mit Nackenschild, b) Mittelabschnitt, 
c) Endabschnitt. 


Die erwachsene Raupe ist rotbraun, mit lebhaftem Samtglanz, der 
scheinbar durch die vielen feinen, schwarzen, unregelmäßigen Punkte 
und Striche hervorgerufen wird, die mit freiem Auge nicht erkenn- 
bar sind. — Der Kopf zeigt sich dagegen mit lichteren Fleckchen 
übersät, die besonders in der Mitte der Hemisphären in Erscheinung 
treten. Die Mandibeln sind schwarz, die Stirne, die Umgebung der 
Punktaugen und der in einem Viereck angeordneten schwarzen 
Borstenhöfe bleiben ohne lichte Fleckchen. — Das Nackenschild ist 
mit einer fast weißen Dorsale geziert, daneben dunkle Felder mit je 
einer noch dunkleren Hakenzeichnung, die analwärts an die Dorsale 
stößt. Es folgt je ein etwa halb so breiter hellerer Streifen, der am 
Vorderrande am lichtesten ist. Lateral ist wieder die rötlichbraune 
Grundfarbe zu sehen (Abb. 3a). Eine helle, feine Dorsallinie verläuft 
entlang des ganzen Körpers. Vom 4. Segmente an treffen auf die Dor- 
sale schräge, lichte Striche, die jeweils am Ende eines Segmentes von 
außen kommen, um etwa nach dem 1. Drittel des folgenden Segmen- 
tes die Dorsale zu erreichen und ein kleines Stück zu begleiten. Am 
Ende der Striche befindet sich jeweils ein kleiner verdunkelter Fleck. 
Vom 5. Segmente an ist das durch diese Striche gebildete Dreieck am 
Anfange jedes Segmentes schwarz ausgefüllt. Ein Rest der Dorsalen 
bleibt jedoch licht, so daß das entstehende dunkle Dreieck am Ende 
durch die Dorsale aufgeschlitzt erscheint (Abb. 3b). Diese Zeichnung 


99 


wird analwärts immer mehr verstärkt, um am vorletzten Segmente 
eine Abwandlung dahingehend zu erfahren, daß nun ein langgezoge- 
ner schwarzer Fleck beiderseits der nun nicht mehr unterbrochenen 
Dorsale erscheint, der hinten am stärksten ist und auch ein wenig 
in das Vorsegment reicht. Am letzten Segmente ist die Dorsale fleck- 
artig erweitert, die dunkle Körnelung tritt dort mehr lokal in dunk- 
len Fleckchen auf (Abb. 3c). Die Bauchbeine tragen einen inneren 
Halbkranz kräftiger Haftklammern. 


t) Abb. 4. Polyphaenis subsericata H.-S.: 
Fa / Puppe, Hinterleibsende mit Cre- 
master. a) lateral, b) ventral ge- 
Se sehen. 
a b 


Zur Verpuppung legt sich die Raupe in der Erde eine senkrechte 
Erdhöhle so an, daß das obere Ende die Erdoberfläche berührt, und 
spinnt darin die Wände fein aus. Die Puppe ist glänzend schwarz und 
zeigt einen dorsal bauchig vorgebauten Cremaster mit 2 kleinen 
Häkchen (Abb. 4a, b). 


Cosmia rhodopsis Brsn. 


Auf der Suche nach der noch unbekannten Raupe von Cirrhia 
cypreago Hmps. fand ich im Mai 1960 in Drenovo in nußartig zusam- 
mengesponnenen Korkulmenblättern Raupen, die mir bis dahin nicht 
bekannt waren. Sie sahen vor der letzten Häutung den dort ebenfalls 
vorgefundenen Cosmia diffinis L.-Raupen ähnlich, unterschieden sich 
aber von diesen durch lichteres Kolorit und eine lichtere Kopfkapsel. 
Die Parallelzucht dieser verschiedenen Raupen ergab sehr ähnliche 
Falterarten, die aber durch die biologischen Verschiedenheiten im 
kritischen Vergleich leicht als zwei Arten erkannt werden konnten. 
Im Briefwechsel mit Herrn Ch. Boursin (Paris) erfuhr ich, daß 
dieser aus mazedonischem Faltermaterial, das Herr F. Daniel 
(München) erbeutet hatte, auch schon die neue Art erkannt hatte, die 
von ihm als C. rhodopsis Brsn. beschrieben wurde (Ztschr. Wien. ent. 
Ges., 47: 65—69, 1962). 

Die Raupe ist im vorletzten Kleide gelblichgrün und weißlich ge- 
streift. Die Flächen zwischen den Subdorsalen und den Stigmen- 
linien sind rötlicher und dunkler als jene zwischen den Subdorsalen 
und der Dorsalen. Die Borstenhöfe sind heller mit schwarzem Kern. 
Besonders auffallend und groß ist jedoch jener Borstenhof, der über 
dem Stigma liegt. Das kräftige Nackenschild ist mit Ausnahme der 
licht bleibenden verlängerten Längslinien schwärzlich. Die beiden 
Subdorsalen werden außer auf dem Nackenschilde auch noch entlang 
diesem nach den Seiten weitergeführt (Abb. 5a). Kopfkapsel gelblich- 
grün mit schwarzen Mandibeln. Brustbeine schwarz. Bauchbeine mit 
seitlichen schwarzen ovalen Flecken besetzt (Abb. 5b). 

Nach der letzten Häutung wird die Raupe heller gelbgrün und ist 
mit kleinsten weißen Pünktchen wie mit Reif überzogen. Die Kopf- 
kapsel ist dann von der Grundfarbe (bei C. diffinis L. dunkelbraun!), 
die Punktaugen und Mandibeln sind schwarz, die Hemisphären an 


100 


der Mittelnaht und seitlich weißlich bereift. Das Nackenschild ist ver- 
schwunden. Die Längsstreifung besteht nun aus einer kreideweißen 
kräftigen Dorsale, die am Beginn jedes Segmentes stärker angelegt 
ist als an ihrem Ende, und je einer dünneren Subdorsale. Ferner ist 
je eine Laterallinie vorhanden, die knapp unter den fein schwarz 
eingefaßten Stigmen verläuft und auf den beintragenden Segmenten 
oben unterbrochen schwarz eingefaßt ist. Alle Borsten stehen in gro- 
ßen weißen Höfen. Die seitlich über dem schwarz gezeichneten Teil 
der Lateralen befindlichen Borstenhöfe tragen zwei schwarze Punkte 
(Abb. 6). Brust und Bauchbeine sind von der Grundfarbe. Die Raupe 
ist erwachsen 23 mm lang. 


Abb. 5. Cosmia rhodopsis Brsn.: Raupe, vorletztes Stadium. a) Vorder- 
abschnitt (Dorsalansicht), b) zwei beintragende Segmente des Ab- 
domens (Lateralansicht). 

Abb. 6. Cosmia rhodopsis Brsn.: Raupe, erwachsen. Vorderabschnitt 
(Dorsalansicht). 

Abb. 7. Cosmia rhodopsis Brsn.: Puppe. Hinterleibsende mit Cremaster 
(Ventralansicht). 


Die Verpuppung erfolgt in einem Gespinst. Die bläulich bereifte 
Puppe schlüpft nach kurzer Puppenruhe und zeigt einen Cremaster 
mit 4 im Kreise angeordneten kleinen und 2 zentralen großen Häk- 
chen (Abb. 7). 

Plusia chlorocharis Dufay 


Schon in Ohrid hatte Herr J. Thurner (Klagenfurt) ein Exem- 
plar einer auffallenden Plusia gefangen, die er für P. modesta viri- 
dis Stgr. hielt, als im Juni 1958 von den Herren F. Daniel (Mün- 
chen), Dr. J. Klimesch (Linz) und J. Thurner mehrere Stücke 
dieser Art in Drenovo bei Kavadar erbeutet werden konnten. Da ich 
die Artzugehörigkeit dieser Tiere zu P. modesta Hb. bezweifelte, 
untersuchte ich zugleich mit dem Material der Herren Dr. Kli- 
mesch und Thurner auch die Genitalarmaturen der Arten 
Plusia modesta Hb., consona F., beckeri Stgr. und später aus der 
Sammlung des Wiener Naturhistorischen Museums auch viridis Stgr., 
die ohne Zweifel bona sp. ist, und erkannte, daß die mazedonische 
Art neu ist. 

Ohne von meinen Bemühungen etwas zu wissen, kam Herr C. Du- 
fay (Lyon) an dem im Zoolog. Museum des Bayerischen Staates in 
München befindlichen Material der Ausbeute des Herrn Daniel 
zur gleichen Erkenntnis und beschrieb die Art vor mir. 

(Fortsetzung folgt) 


„gr ba ar 
ve 


101 


Zur Biologie zweier phytophager Käfer 
Von Lothar Dieckmann 


Haltica pusilla Dft. 


Am 8.5.1962 ketscherte ich auf einer nassen Auwiese in Lützschena 
bei Leipzig in Anzahl den Flohkäfer Haltica pusilla Dft. von den noch 
niederen Pflanzen des Großen Wiesenknopfs Sanguisorba officinalisL. 
Die Fiederblätter der genannten Pflanze wiesen in der Blattspreite 
Fraßlöcher auf, und auch der Blattrand trug Fraßspuren. Auf der 
Unterseite der Blätter befanden sich unregelmäßig abgelegte orange- 


gelbe Eier, von denen jedes in der Mitte einen Streifen eines schwar- 


zen Sekrets (oder Kot?) aufwies (Abb. 1). 


Abb.1: Eigelege von Haltica pusilla Dft. 


Einige dieser Eigelege wurden eingepackt und in einer Petrischale 
gehalten. In eine zweite Glasschale setzte ich zu einigen Fiederblätt- 
chen der genannten Pflanze 6 ?? von Haltica pusilla, deren Abdomen 
dick aufgetrieben war. Schon am nächsten Tage waren die Blätter 
stark befressen und wiesen die gleichen Eier mit den dunklen Strei- 
fen auf. Die Fiederblättchen lagen so im Glas, daß die graugrüne 
Unterseite nach oben und die dunkelgrüne Oberseite nach unten ge- 
richtet waren. Die Käfer legten die Eier nur vereinzelt auf die auch 
leicht zu erreichende Oberseite ab; sie bevorzugten für die Eiablage 
die nach oben gerichtete Unterseite. Da in der Natur die Unterseite 
wirklich nach unten gerichtet ist, kann die Lage der Ablageseite nicht 
allein für das Absetzen der Eier maßgebend sein. Die Blattunterseite 
muß irgendeine attraktive Eigenschaft (vielleicht die rauhere Ober- 
flächenstruktur?) besitzen, damit die Käfer hier ablegen. Einige we- 
nige Eier wurden allerdings auch an die glatte Glaswand gesetzt. — 
Von einem ® mit einem besonders dicken Abdomen wurden 24 wohl- 
entwickelte, legereife Eier aus dem Hinterleib präpariert. 

Am 17. 5. schlüpften in Schale I mit dem Freilandgelege die ersten 
Larven, und am 24. 5. kamen die ersten Larven in Schale II aus den 
Eiern heraus. Die Larven sind gelbbraun; der Kopf und das erste 
Thoraxsegment sind pechschwarz. Jedes weitere Thorax- und Ab- 
dominalsegment hat in der Mitte schwarzbraune Querbänder und an 
den Seiten schwarzbraune Flecken. Der ganze Körper trägt abstehende 


102 


Borsten. Nach der ersten Häutung sehen die Larven zunächst einmal 
ganz schwarz aus, dann werden sie wieder heller und tragen die ge- 
schilderte Zeichnung. Die Färbung ist nach der zweiten Häutung ähn- 
lich, aber die Larven bleiben dann dunkler und sind bis zur Ver- 
puppung braunschwarz gefärbt. 

Die jungen Larven führen zunächst auf der Blattunterseite einen 
Schabefraß durch, wobei die obere Epidermis unbeschädigt bleibt. 
Erst später werden Löcher in die Blätter gefressen. In der Zeit um 
den 10. 6. begannen die ausgewachsenen Larven im Glas I zu wan- 
dern. Sie wurden in eine Schale mit feuchtem Sand gesetzt und wan- 
derten hier im Durchschnitt auch noch 2—3 Tage, ehe sie sich im 
Sand verkrochen. Am 29. 6. untersuchte ich dieses Glas, weil sich auf 
der Oberfläche des Sandes Schimmelpilze zeigten. Die Larven waren 
im Sand fast alle gestorben und verschimmelt. Ich fand nur eine 
Puppe von orangegelber Farbe, die aber — wohl durch die Störung 
bedingt — ihre Entwicklung nicht beendete. Die Zuchtbedingungen 
waren nicht ideal. Schon in den Gläsern mit den Blättern kam es 
schnell zur Schimmelbildung, so daß die Larven einige Male umge- 
setzt werden mußten. 


Phytobius comari Hbst. 


Nach Urban (1923) ist über die Fortpflanzung von Ph.comari Hbst. 
nicht viel bekannt. In Schönebeck a. d. Elbe, wo er den Käfer nicht 
selten gefunden hat, kommt das Blutauge Comarum palustre L., das 
als Futterpflanze angesehen wird, nicht vor. Er erwähnt noch, daß 
Ph. comari vonGerhardt auch von der Sumpfdotterblume Caltha 
palustris L. und dem Blutweiderich Lythrum salicaria L. gesammelt 
wurde. 

Nach Hoffmann (1954) ist Ph. comari eine polyphage Art. Der 
Autor gibt für Frankreich drei Pflanzenarten an, von denen der Kä- 
fer gesammelt worden ist: Lythrum salicariaL., Comarum palustreL. 
und Polygonum persicaria L. Außerdem sind Larven, die sich auf den 
Blättern von Lythrum salicaria L. befanden, gezüchtet worden. 

Wagner (1939) hat den Käfer in der Mark Brandenburg immer 
nur von Comarum palustre L. gesammelt. Er stellt die Angaben der 
älteren französischen Sammler in Frage und meint, daß Comarum 
palustre L. wahrscheinlich die einzige Futterpflanze ist. 

Es soll nun über die eigenen Sammel- und Zuchtergebnisse berich- 
tet werden, wobei alle die Exemplare unerwähnt bleiben, die ohne 
Beziehung zu einer Pflanze eingetragen wurden. Als Ergebnis muß 
nun auch noch das Rosengewächs Sanguisorba officinalis L. in den 
Kreis der Futterpflanzen aufgenommen werden. 

Am 5. 7. 1959 ketscherte ich ein Exemplar in der Dübener Heide 
(Winkel-Mühle) an einem Bachufer von Comarum palustre L. Der in 
einem Glasröhrchen lebend gehaltene Käfer fraß kleine Löcher in ein 
Blatt der genannten Pflanze. Am 13. 9. 1960 wurde ein Exemplar bei 
Leipzig-Großzschocher am Ufer eines Tümpels aus Laub gesiebt. An 
der Sammelstelle wächst Lythrum salicaria L.; es fehlen dort Coma- 
rum palustre L. und Sanguisorba officinalis L. Am 22. 4. 1961 wurde 
ein Exemplar in Lützschena bei Leipzig am Ufer eines Tümpels ge- 
ketschert. An dieser Stelle fielen folgende Pflanzenarten besonders 
auf: Rumex acetosa L., Polygonum bistorta L., Filipendula ulmariaL. 
und Sanguisorba officinalis L. Von diesen vier Pflanzen wurden dem 
Käfer Blätter zum Fraß angeboten, wobei nur Sanguisorba officina- 


103 


lis L. angenommen wurde. Es wurde also auch die ganz nahe ver- 
wandte rosenblütige Pflanze Filipendula ulmaria L. verschmäht. Am 
10. 8. 1961 sah ich an einem Teichufer bei Leipzig-Prödel 5 Käfer auf 
den Blättern einer sehr hohen Staude von Lythrum salicaria L. sit- 
zen. Sie waren alle frisch entwickelt. An der Sammelstelle fehlten 
Comarum palustre L. und Sanguisorba officinalis L. 


Durch das Auftreten von Sanguisorba officinalis L. als neue Futter- 
pflanze wurde ich angeregt, den Käfer an dieser Pflanze zu züchten. 
Am 8. 5. 1962 zog ich daher noch einmal an die Sammelstelle nach 
Lützschena und streifte den großen Bestand von Sanguisorba offici- 
nalis L. ab. Dabei fand sich — wie schon berichtet — in Anzahl Hal- 
tica pusilla Dft. im Ketscher ein, und schließlich erhielt ich auch 
7 Exemplare von Phytobius comari. 


In eine Glasschale legte ich zwei Fiederblättchen der Pflanze und 
setzte zwei Pärchen der Käfer zu. Am nächsten Tage zeigten die Blät- 
ter Fraßlöcher und waren mit Kotklümpchen reichlich bedeckt. Am 
11. 5. sah ich mir die Blättchen genau an und entdeckte 43 Eier. Die 
ersten Eier sind bestimmt schon am 9. 5. abgesetzt worden. Ich hatte 
sie an diesem und dem nächsten Tage aber nicht erkannt, weil ich sie 
für Kotteilchen hielt. Die Eier sind nämlich ungleichmäßig mit einem 
schmutzigen, schwarzgrauen Sekret beschmiert. Sie sind aber bedeu- 
tend größer als die ähnlich gefärbten Kotklümpchen. 


Abb. 2: 


Blattunterseite 
von Sanguisorba officinalis L.mitEiern von 
Phytobius comari Hbst. 


Die Art der Eiablage ist ein Zeugnis für eine interessante Form 
der Brutfürsorge. Die Fiederblättchen sind am Rand ziemlich grob 
gesägt, und jeder Sägezahn der Blattunterseite trug ein Ei (Abk. 2). 
Auf diese Weise hat jede der sehr unbeweglichen Larven genügend 
Raum für die erste Nahrungsaufnahme. Einige Eier waren auch auf 
der Mitte der Blattspreite abgesetzt worden, und drei Sägezähne wie- 
sen je zwei Eier auf. Die zuletzt genannte Art der Eiablage ist wahr- 
scheinlich anomal. Sie ist nur unter den Zuchtbedingungen zustande 
gekommen, weil jeder Sägezahn schon besetzt war. Während die 
Sägezähne der Blattunterseite vollkommen belegt waren, fanden sich 
nur wenige Eier auf den Zähnen der Oberseite. 


Am 20.5. erschien die erste Larve. Insgesamt schlüpften nur 6 Lar- 
ven. Wie die spätere Untersuchung zeigte, enthielt jedes Ei eine Lar- 
ve, deren Entwicklung wahrscheinlich durch die starke Schimmel- 
bildung auf den Blättern gehemmt worden ist. Aus diesem Grunde 
wurden die Larven auch sofort nach dem Schlüpfen mit einem feuch- 
ten Pinsel auf ein frisches Blatt in ein anderes Glas gesetzt. Die Lar- 


104 


ven sind gelbweiß mit einer schwarzen Kopfkapsel. Ihr schleimiger, 
glänzender Körper ist glasig durchscheinend. Die jungen Larven füh- 
ren zuerst einen Schabefraß durch. Sie legen eine Rinne an, in der 
sie sich fressend vorwärtsbewegen. Der Kot wird nicht auf das Blatt 
abgesetzt, sondern wandert auf dem Rücken der Larve nach vorn, 
se daß die größeren Larven dann von einem Kotgebirge bedeckt sind, 
dessen bizarres Aussehen unter den Bedingungen der Zucht noch da- 
durch verstärkt wird, daß aus dem Kot infolge Schimmelbildung ein 
Strahlenkranz von weißen Pilzhyphen hervorragt. Bei zwei Larven 
entfernte ich den Kot immer wieder mit einem Pinsel, ohne daß die 
Tiere dadurch geschädigt wurden. Die erwachsenen Larven fressen 
schließlich Löcher in die Blätter. 


Am 2. 6. baute eine Larve an der Glaswand einen Kokon aus einem 
schleimigen Sekret, das später pergamentartig hart wurde und eine 
gelbbraune Farbe annahm. Andere Kokons wurden später auch auf 
dem Blatt und auf angefeuchtetem Papier angefertigt. Am 18. 6. 
schlüpfte der erste Käfer aus dem Kokon. 


Literatur 


Dieckmann,L., 1961: Ent. Blätter, 57, p. 67. 
Hoffmann, A,., 1954: Faune de France, 59, p. 812. 
Urban, C., 1923: Ent. Blätter, 19, p. 191. 
Wagner,H., 1939: Ent. Blätter, 35, p. 54. 


Anschrift des Verfassers: 
Lothar Dieckmann, Leipzig O 39, Crednerstraße 9. 


Buchbesprechung 


Bestimmungsbücher zur Bodenfauna Europas. Herausgegeben vond’A gui- 
lar,Beier, Franz und Raw. 1. Lieferung Pseudoscorpionidea. Von 
Max Beier. 306 Seiten. 300 Abbildungen. Akademie-Verlag, Berlin, 1963. 


Der Bodenbiologe stößt bei seinen Untersuchungen auf Wirbellose der 
verschiedensten Klassen, deren Bestimmung einem Nichtspezialisten größte 
Schwierigkeiten bereitet, ja oft unmöglich ist. Die neueren Ergebnisse der 
taxionomischen Forschungen sind ja in zahllose Artikel über die verschie- 
densten Zeitschriften verstreut und nehmen überdies in ihrer Darstel- 
lungsweise meist keinerlei Rücksicht auf den Nichtfachmann. Die begon- 
nene Buchreihe will hier wenigstens für die europäische Bodenfauna Ab- 
hilfe schaffen und durch erfahrene Autoren Einzelgruppen monographisch 
und für die Einarbeitung von Nichtspezialisten geeignet behandeln lassen. 
Die erste Lieferung enthält eine durch zahlreiche Abbildungen und merk- 
malsreiche Bestimmungstabellen dem Determinator Sicherheit bietende 
Monographie über die bodenbewohnenden Pseudoscorpione. Der Autor ist 
der bedeutendste Kenner dieser schwierigen Gruppe, so daß der Text auf 
der Höhe der heutigen Kenntnisse steht. Eine 15 Seiten lange Einleitung 
erläutert die Eidonomie, Biologie und Ökologie der Ordnung, sowie die 
Fang-, Konservierungs- und Untersuchungsmethoden. Das Buch wird 
demgemäß dem Bodenzoologen ein zuverlässiger Helfer sein. Es ist außer- 
dem natürlich aber auch dem Arachnologen sehr willkommen als neueste 
Zusammenfassung der schwierigen und artenreichen Gattungen vor allem 
der Neobisiinea. 

A.Kaestner 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaier, München 19, Schloß Nymphenburs, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 


Postverlagsort Altötting * Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten 


12. Jahrgang 15. November 1963 Nr. 11 


Monsignore Dr. h. ce. Adolf Horion zum 75. Geburtstag 


Unser verehrter Altmeister der Käferfaunistik Dr. h. c. Adolf 


Horion konnte am 12. VII. 1963 seinen 75. Geburtstag feiern. 

Sein in diesem Jahr fälliger 75. Geburtstag war schon der Anlaß 
gewesen, ihn zu Beginn des Jahres zu unserem Ehrenmitglied zu 
ernennen. Voraussetzung für diese und alle ihm bereits zuteil ge- 
wordenen Ehrungen war seine hervorragende Arbeit an der Fau- 
nistik der mitteleuropäischen Käfer, die sich kritisch mit den Pro- 


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blemen der Verbreitung auseinandersetzte. Eine so ungeheure Arbeit 
wäre nebenberuflich nicht zu leisten gewesen. So müssen wir im 
Grunde dankbar sein, daß ein früh einsetzendes Gehörleiden seine 
Priestertätigkeit unmöglich machte und er vorzeitig in den Ruhe- 
stand versetzt wurde. Nun erst konnte er den Anregungen seines 
Förderers, Geheimrat Prof. Dr. Carl Bosch, der selbst ein begeister- 
ter Entomologe war, folgen und die vorhandenen Sammlungen in den 
Museen studieren und faunistisch auswerten. Es mußten aber auch 


106 


die für das Gebiet zuständigen Sammler und Spezialisten angespro- 
chen werden, was Dr. Horion durch Versand von Fragebögen an 
dieselben erreichte. So reifte langsam das große Werk seiner Fau- 
nistik heran. Der 1. Band erschien noch unter dem Titel „Faunistik 
der deutschen Käfer“ 1941 im Verlag Lichtnerin Wien. Er enthält 
die Adephaga. Das Erscheinen des 2. Bandes verzögerte sich durch 
den 2. Weltkrieg leider bis 1949. Dann aber erschienen die Bände 
laufend, nunmehr als „Faunistik der mitteleuropäischen Käfer“, 
Band 2 bei Vittorio Klostermann, Band 3—5 (1953, 1955 und 
1956) als Sonderband der Veröffentlichungen des Museums Dr. G. 
Frey in Tutzing. Band 6 und 7 mußten leider durch verschiedene 
größere und kleinere Spenden unter weitgehender Selbstbeteiligung 
des Autors finanziert werden. Sie erschienen nunmehr im Kommis- 
sionsverlag Aug. Feyelin Überlingen (1958 und 1960) und erst seit 
dem 8. Band hat erfreulicherweise die Deutsche Forschungsgemein- 
schaft die Druckkosten übernommen. Dieser erschien 1961 und 1963 
konnte der 9. Band als 1. Teil der besonders schwierigen Familie 
der Staphylinidae folgen. Es wird noch zweier weiterer Bände be- 
dürfen, um diese Familie vollständig bearbeitet zu haben. 

Neben diesem Hauptwerk liegen aber eine große Zahl weiterer 
Veröffentlichungen aus seiner Feder vor, von denen insbesondere 
seine so anregend geschriebene „Käferkunde für Naturfreunde“ 
(Frankfurt/Main 1949) jedem empfohlen werden kann, sowie als 
Vorschau auf das Gesamtwerk seiner „Faunistik“ das zweibändige 
„Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas“ (Stuttgart 1951), welches für 
die Aufstellung einer mitteleuropäischen Sammlung nach modernen 
Gesichtspunkten unerläßlich ist. 

An Ehrungen wurden ihm u. a. zuteil die Verleihung der Fabri- 
cius-Medaille (1941) sowie die Verleihung des Dr. honoris causa 
durch die Universität Tübingen (1954). — Eine besondere Freude für 
Dr. Horionr war auch die Anerkennung seiner Leistungen auf na- 


turwissenschaftlichem Gebiet durch die katholische Kirche, welche 


ihn auf Grund dieser hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten 
zum Päpstlichen Ehrenkämmerer ernannte, womit ihm der Titel 
Monsignore verliehen wurde. 

Unsere Wünsche für den Jubilar fassen wir zusammen in die 
Hoffnung, es möge ihm vergönnt sein, sein Lebenswerk in nie er- 
lahmender körperlicher und geistiger Frische und Begeisterung zum 
erfolgreichen Abschluß zu bringen. 

Dr.H.Freude 


Biologische Notizen über mazedonische Noetuiden 
(Lepidoptera, Noctuidae) 
Von Rudolf Pinker 
(Fortsetzung zu Plusia chlorocharis Dufay) 


Da Herrn Dufay kein Weibchen vorlag und ich später in der 
Treskaschlucht mit denHerrenDr. SuppanschitzundDr.Kasy 
(Wien) auch die Raupen von P. chlorocharis Dufay in einiger Anzahl 
fangen konnte, lasse ich unter teilweiser Verwertung meiner Präpa- 
rate anschließend die Beschreibung des Weibchens und der Raupe 
dieser interessanten Art folgen. 

Das $ ist meist etwas größer und breitflügeliger als das d und 
zeigt die weißen Streifen stärker angelegt als das meist schärfer ge- 


Abb. 8 >77 Fu 


Abb. 8. Plusia chlorocharis Dufay: Falter (9). 
Abb. 9. Plusia chlorocharis Dufay: Genitalarmatur (9). 


zeichnete ö (Abk. 8). Die weibliche Genitalarmatur von P. chloro- 
charis Dufay wird abgebildet (Abb. 9). 

Die $-Allotype, e. 1. Treskaschlucht VI. 1960, sowie eine Paratype, 
9, Drenovo bei Kavadar, leg. Thurner, in meiner Sammlung, wei- 
tere QQ-Paratypen inden Sammlungen T hurne r,Dr.Klimesch 
und Dr. Kasy. 


Die Raupe lebt nach der Überwinterung in einem festen Gespinst 
in den Blütendolden von Boraginaceen, so in der Treskaschlucht auf 
Alkanna nonneiformis Gris. Da diese Pflanze aber in Drenovo, wo 
P. chlorocharis Dufay ungleich häufiger fliegt, nicht angetroffen wur- 
de, dürfte die Raupe dort auf anderen Boraginaceen leben. 


Am Rande sei hier vermerkt, daß Plusia modesta Hb., wie bei 
einem Eizuchtversuch festgestellt wurde, in einem festen Kokon an 
der Futterpflanze vor der 1. Häutung überwintert, was auch für 
P. chlorocharis Dufay vermutet werden kann. 


Die Raupe ist vor der letzten Häutung kurz und dickwalzig, rötlich- 
grau mit schwarzem Kopfe. Die Thorakalbeine, Bauchbeine und das 
Afterschild sind schwarz. Die Borsten entspringen aus schwarzen 
Warzen. 


Im letzten Kleide sind nur mehr die Kopfkapsel, die Thorakalbeine 
und die Mundwerkzeuge schwarz, die Stirn und die Bauchbeine 
bleiben wie die Grundfarbe graugrün. Weißliche Subdorsale treffen 
auf dem vorletzten Segmente zusammen, das ebenso wie das letzte 
Segment weißlich bleibt. In einer feinen Laterallinie liegen die Stig- 
men. Die Borstenwarzen mit feinem schwarzem Mittelpunkt und 
weißem Hof tragen etwa 1 mm lange weiße Borsten (Abb. 10a, b). 
Die Raupe lebt erwachsen frei an den Pflanzen und spinnt sich zur 
Verpuppung ein seidenartiges, weißes Gespinst. 

Die schwarze Puppe mit überlanger Rüsselscheide besitzt einen mit 
zwei auseinanderstrebenden Haken und 6 kleinen Häkchen ausge- 
statteten Cremaster (Abb. 11). — Der Falter schlüpft nach kurzer 
Puppenruhe. 


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108 


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Abb. 10 Abb. 11 


Abb.10. Plusia chlorocharis Dufay: Raupe, erwachsen. a) Gesamthabitus, 
b) Kopf (Dorsalansicht). 

Abb. 11. Plusia chlorocharis Dufay: Puppe. Hinterleibsende mit Cremaster 
(Ventralansicht). 


Blepharita leuconota H.-S. 

Im November 1960 fing ich in Drenovo einige Weibchen von Ble- 
pharita leuconota H.-S., von denen ich eine Eiablage erzielen konnte. 
Die blaßgelben Eier mit rötlichem Ringe überwintern, konnten aber 
nach Frosteinwirkung durch Wärme und Feuchtigkeit zum Schlüpfen 


Abb. 12. Blepharita leuconota H.-S.: 
Ei, Mikropylzone. 


gebracht und mit Gräsern, später mit Salat erzogen werden. Die Eier 
sind fast kugelförmig, mit stark erhabenen, gewellten, von der 
Mikropylzone ausstrahlenden Längsrippen, die besonders vor der 
Mikropylrosette (Abb. 12), die an eine gefüllte Blüte erinnert, hoch 
ansteigen. Weniger hohe Querrippen teilen die Zwischenräume in 
Waben, die etwa halb so breit wie hoch sind. 

Das Räupchen ist in der Jugend einfarbig grün ohne Zeichnung, 
nach der zweiten Häutung tritt ein heller Seitenstreif unter den Stig- 
men auf, die dritte Häutung bringt die ersten Spuren einer Zeich- 
nung: Aus feinen, dunkleren Linien werden netzartig auf jedem 
Segment keilförmige, nach der Rückenmitte gerichtete Flecke sicht- 
bar. — Im vorletzten Stadium erreicht die Raupe eine Länge von 
23 mm. Es treten nun zwei Farbvarianten auf. Neben Raupen, die 
weiterhin grün bleiben, finden sich auch solche mit erdfarbener 
Grundfarbe. — Im letzten Kleide (Abb. 13, a—c) tragen die grünen 
Raupen mit glänzendem einfarbigen Kopf neben den mehr oder 
weniger dunkelgrünen Rautenflecken und der hellgrünen, oben nun 
dunkel begrenzten Seitenlinie noch eine in den Segmenteinschnitten 
betonte dunklere Dorsale und feine helle Stigmen und Borstenhöfe. 
Die braune Farbvariante weist genau die gleiche Zeichnung in dunk- 
lerem Braun auf. Bei dieser Form fallen die hellen Borstenhöfe durch 
den Farbkontrast besonders ins Auge. — Die Raupen erreichen nun 
eine Länge von 40—45 mm. 

In einem leichten Gespinst verwandelt sich die Raupe an der Erde 
unter der Vegetationsschicht, ohne lange als Raupe im Gespinst 
zu liegen, in eine glänzend schwarze Puppe mit besonders zerklüfte- 
tem zweispitzigem Cremaster (Abb. 14a, b). — Die Puppen entließen 
trotz Winterzucht erst im Herbst die Falter. 


109 


a) b) 


Abb.13. Blepharit« leuconota H.-S.: Raupe, erwachsen (Dorsalansicht). 


a) Habitus der srünen Variante, b) Habitus der braunen Variante, 
ce) Zeichnung eines Abdominaltersits. 


Episema lederi Chr. 


Zugleich mit den beiden Arten E. korsakovi Chr. und E. trimacula 
Schiff. wurde auch von E. lederi Chr. eine Eiablage erzielt und die 
Eizucht durchgeführt. Die Art, die in Drenovo bei Kavadar auf Ge- 
treidefeldern fliegt, lebt zunächst wie die beiden anderen Arten auf 
Gräsern, im Freien wahrscheinlich an Wintergetreide, um später auch 
Zwiebelgewächse zu bevorzugen. 


Abb. 14. Blepharita leuconota H.-S.: 


Puppe, Hinterleibsende mit Crema- 
ster. a) ventral, b) lateral gesehen. 


a) b) 


Bei den oben angeführten Episema-Arten konnte beobachtet wer- 
den, daß sich Falter, die sich zur Ruhe setzen, mit kräftigen Grab- 
bewegungen der Beine eine Mulde auf vegetationsfreiem Gelände 
verfertigen und darin flach an die Erde gepreßt den Tag überdauern. 
Abends schwärmen zunächst die 2? in der Dämmerung und lassen 
ihre Eier im Fluge fallen, doch auch die frischgeschlüpften Falter so- 
wie die alten ö 5 verlassen ihre Tagesruhestätten, um an der niede- 
ren Vegetation emporzusteigen. Etwa 5—15 cm über dem Erdboden 
verweilen sie dann bis gegen Mitternacht, um in den späten Nacht- 
stunden den Paarungsflug zu beginnen. Ein Absuchen der Falter mit 
der Lampe ist daher bei diesen, aber auch bei den anderen Episema- 
Arten vielversprechend und meist erfolgreicher als das Erwarten 
der fliegenden Tiere an einer festen Leuchtstelle. Mit dem Licht sind 
diese Schmetterlinge besser durch ständigen Wechsel des Standortes 
zu erbeuten, da die in der näheren Umgebung des Lichtes ruhenden 
Falter sehr bald am Lichte erscheinen. 


110 


Das Ei von Episema lederi Chr. hat eine flache Auflagestelle und“ Ex 


sieht einem hohen Kuchen ähnlich. Es ist mit flachen Längs- und 
Querrippen überzogen, die auch auf der Bodenfläche weiterlaufen. 


Es konnte keine Mikropylrosette beobachtet werden (Abk. 15a, b). 


Nach relativ kurzer Eidauer schlüpfen die sehr beweglichen Räup- 
chen. Diese werden bald hell graugrün, während Bauch und Beine 
noch etwas lichter bleiben. Eine undeutliche dunklere Dorsale, eine 
angedeutete Subdorsale und schwarze Stigmen bilden die Zeichnung. 

Erwachsen werden die Raupen etwas dunkler und den verwandten 
Arten immer ähnlicher. Kopf und Schilder sind nun hellbraun, die 
Mandibeln schwarz. Das Nackenschild zeigt bei dieser Art keilförmige 
Mittel- und Seitenlinien, die Mittellinie ist beiderseits dunkel, gegen 
die Seiten heller werdend eingefaßt. Seitwärts der Seitenstreifen 
befindet sich je ein Grübchen im Nackenschilde. Afterschild mit heller 
Dorsale und beiderseits dieser mit gegen rückwärts abgeschwächten 
dunklen Stellen (Abb. 16a, b). 


a) 


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Abb. 15 


Abb. 16 


Abb. 15. Episema lederi Chr.: Ei. a) Lateralansicht, b) Aufsicht. 
Abb. 16. Episema lederi Chr.: Raupe, erwachsen (Dorsalansicht). a) Vorder- 
abschnitt, b) Endabschnitt. 


Die Verpuppung erfolgt wie bei den verwandten Arten in einer 
Erdhöhle mit feinem Gespinst nach langem Liegen der Raupe. Die 
Puppe gleicht äußerlich ebenfalls sehr jener von E. trimacula Schiff., 
nur trägt der Cremaster lediglich 2 Häkchen (Abb. 17a, b). 


(N) Abb.17. Episema lederi Chr.: Puppe, 
SS Hinterleibsende mit Cremaster. 


a) lateral, b) ventral gesehen, 
Fa er [ 
a) b) 
Episema trimacula Schiff. 


Zugleich mit Episema korsakovi Chr. konnte ich auch Eier von 
E. trimacula Schiff. aus Drenovo in Zucht nehmen. 


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111 


Die Eier schlüpfen etwas später als die von E. korsakovi Chr., zei- 
gen keine Auflagefläche. Sie sind rund mit etwas abgeflachten Polen. 
Es ist keine Mikropylrosette wahrnehmbar, die Rippen sind regel- 
mäßiger und weniger ausgeprägt als bei der größeren Art. 

Die Räupchen entwickeln sich anfangs langsamer als jene von 
E. korsakovi Chr., fressen zuerst wie jene Gräser, später Zwiebel- 
gewächse, aber auch Löwenzahn. Mit Lupenvergößerung konnte ich 
keinen Unterschied der Raupen gegenüber E. korsakovi-Raupen fest- 
stellen. Bei vollkommen analoger Behandlung erscheint die Raupe 
von E. trimacula Schiff. aber etwas robuster zu sein als jene, die ja 
auch in der Natur noch speziellere Anforderungen an den Lebens- 
raum stellt. 


Abb.18. Episema trimacula Schiff.: 
Sa Puppe, Hinterleibsende mit 
Cremaster. 
\ a) ventral, b) lateral gesehen. 
} 


a) b) 


Die Puppe gleicht der E. korsakovi-Puppe in hohem Maße, ist je- 
doch etwas kleiner und zeigt die 4 Cremasterhäkchen mehr paarig 
angeordnet, so daß zwischen je 2 fast hintereinanderliegenden Haken 
eine Furche verläuft (Abk. 18a, b). 

(Fortsetzung folgt) 


Kleine Mitteilung 


104. Stilieus mixtus Lohse, neu für Niederösterreich 
(Col., Staphylinidae) 


In den Ent. Bl. 52, 1956, pp. 48—50, beschrieb Lohse eine neue Stilicus- 
Art aus der Gruppe orbiculatus Payk. — erichsoni Fauv., die bisher über- 
sehen war. Am besten läßt sich der neue St. mixtus Lohse von den beiden 
anderen Arten durch die Auszeichnungen des fünften freiliegenden Ster- 
nites der Männchen unterscheiden. Horion (Dtsch. Ent. Z., N. F. Band 4, 
1957, p. 11) führte die Art aus verschiedenen Teilen Deutschlands und aus 
dem Burgenland (1 Ex.) an. — Mir liegen aus Niederösterreich folgende 
Funde von St. mixtus Lohse und St. orbiculatus Payk. vor: 


St. mixtus Lohse: 


18 ‚ Lainzer Tiergarten/Wien (leg. Ma- 
IKmerkey) 

1 ‚ Fischauerberge, Austr. inf. (leg. Ma - 
licky) 

750,699, Wöllersdorf, Austr. inf. (leg. Ma- 
licky) 

1:5 ‚ Sölling, Bez. Scheibbs, Austr. inf. (leg. 
Ressl) 

St. orbiculatus Payk.: 

14 299, Sollenau, Austr. inf. (leg. Malicky) 

1d ‚ Theresienfeld, Austr. inf. (leg. Ma- 
licky) 

2 8 8,4 29, Pötzleisdorfer Park/Wien 

3809 ‚ Purgstall, Bez. Scheibbs, Austr. inf. 


(leg. Ressl). 
Volker Puthz,1 Berlin 19, Wundtstr. 19. 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am 14. Oktober 1963. Vorsitz: Dr.H.Freude. 


Anwesend: 33 Mitglieder, 5 Gäste. 

Das Wintersemester 1963/64 wurde mit einer geselligen Zusammenkunft 
von Mitgliedern und Gästen im Vereinslokal „Zum Klaussner“, Mün- 
chen 2, Salvatorstraße 3, eröffnet. Herr E.-G. Danckwardt berichtete 
über einen von ihm im August 1963 bei Weer (Nordtirol) beobachteten 
Wanderflug der Eule Plusia gamma (L.); hierzu sprachen zur Diskussion 
die Herren H. Breitschafter, Dr. W. Grünwaldt und Dipl.-Ing. 
IT il 


Sitzung am 28. Oktober 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 


Anwesend: 47 Mitglieder, 20 Gäste. 


Herr Dr. H. Freude (München) sprach unter Vorweisung von Ma- 
terial über seine im Frühjahr 1962 unternommene „Entomologische Reise 


nach Spanien“ und zeigte gut gelungene Landschafts-, Biotop- und Insek-_ 


tenaufnahmen. Reicher Beifall der zahlreich erschienenen Zuhörer dankte 
dem Vortragenden für seine interessanten Ausführungen. 


Aus der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft Nordbayern 


29. Januar 1963. Herr Oberstudienrat Herbert Menhofer, Erlangen, 
sprach mit Lichtbildern zum Thema: „Die gegensätzlichen Landschaften 
der Umgebung von Erlangen. Zwischen Wasser, Sand und Kalk“. Der Re- 
ferent beleuchtete die unterschiedlichen Biotope unserer engeren Heimat 
und wies dabei auf das Vorkommen der dort typischen Lepidopteren hin. 

12. März 1963. Herr Dr. Lutz Kobes, Erlangen, brachte aus seiner 
Sammlung „Seltene Eulen“ in Belegstücken und in bekannt einmaligen 
Farbaufnahmen. Vorher referierte Herr Hans Schiller, Fürth, über 
„Interessante und weniger bekannte Zierpflanzen“ mit Farblichtbildern. 

2. April 1963. Über „Entomologisches aus dem Ischler Becken“ sprach 
Herr Hermann Fink, Nürnberg, und wußte dabei mancherlei Interessan- 
tes aus dem dortigen Gebiet zu berichten. 

30. April 1963. An diesem Abend wurde von den Herren H. Lukasch, 
Wallersberg, und H. Menhofer, Erlangen, ein Bericht über den 1. Baye- 
rischen Entomologentag in München gegeben. Dann referierte Herr Hans 
Falkner, Nürnberg, über das Thema: „Eine Woche am Simplon“. Er 
legte seine Ausbeute vor und brachte auch Farbaufnahmen der Land- 
schaft und der wichtigsten Falter. Besonders interessant waren die Dias 
über Genitaluntersuchungen, welche der Referent bei verschiedenen Tag- 
faltern durchgeführt hatte. 

4. Juni 1963. In der letzten Sitzung vor der Sommerpause referierte 
Herr Dr. J. von Issendorff, Erlangen, über seine „Zweite Teneriffa- 
Fahrt“. Seine interessanten Ausführungen, die auch Land und Leute ein- 
schlossen, wurden dankbar aufgenommen. 

27. August 1963. „Sammeltage an der jugoslawischen Adria“ brachte 
Herr H. Schiller, Fürth, zum Vortrag. Er legte seine Lepidopteren- 
Ausbeute (170 Arten) vor, wobei eine Serie von Drymonia vittata Stgr. be- 
sonders interessierte. Die Ausführungen wurden durch Lichtbilder und 


Landschaftsaquarelle des Referenten illustriert. Fangorte waren Rabac in. 


Istrien und die dalmatinische Insel Korcula. 

28. September 1963. An diesem Tage traf sich unser Entomologenkreis 
mit Damen sehr zahlreich im traditionsreichen Pottenstein (Frankenalb). 
Herr Günter Ebert, Karlsruhe, hielt mit prachtvollen Lichtbildern einen 
öffentlichen Vortrag über das Thema: „Nepal, eine Forschungsreise zum 


Thron der Götter“. Reicher Beifall dankte ihm. Anschließend zeigte Herr’ 


H. Pfister, Hof, Farbdias von beinahe unwahrscheinlich anmutenden 
Aberrationen von Arctia caja L. Der Lichtfang erbrachte die erwarteten 
Eulen Staurophora celsia L., Polymixis xanthomista Hb. und Allophyes 
oxyacanthae L. trotz kalten Regenwetters. 


NACHRICHTENBLATT 


der Bayerischen Entomologen 


Herausgegeben von der Münchner Entomologischen Gesellschaft 
Schriftltg.: Franz Bachmaäier, München 19, Schloß Nymphenburg, Nordflügel 
Postscheckkonto der Münchner Entomolog. Gesellschaft: München Nr. 315 69 


Postverlagsort Altötting - Der Bezugspreis ist im Mitgliederbeitrag enthalten £ N 


12. Jahrgang 15. Dezember 1963 Nr.12 


ee 


Staphyliniden (Col.) des politischen Bezirkes 
Scheibbs (N.O.) ') 
(Beitrag zur Faunistik Niederösterreichs) 
Von Volker Puthz 


Die Bearbeitung niederösterreichischer Staphyliniden aus Lunz 
(Puthz 1963) zeigte, daß aus diesem Bundesland noch viele in- 
teressante Angaben zu erwarten sind. Das gilt besonders für die 
Staphyliniden, die sich ja wegen ihrer Formenfülle und oft schwie- 
rigen Determinierbarkeit keiner so großen Beliebtheit bei Samm- 
lern erfreuen wie manche andere Käferfamilien. 

Zufällig lernte ich im vergangenen Jahr Herrn F. Ressl (Purg- 
stall) kennen, der den Bezirk Scheibbs in jeder Hinsicht lokalfauni- 
stisch untersucht. In den letzten Jahren hat er ein umfangreiches 
Material auch von Staphyliniden zusammengetragen, das schon jetzt 
eine zusammenfassende Bearbeitung sinnvoll erscheinen läßt. Da 
sein Interesse in erster Linie den Hemipteren gilt, überließ er mir 
freundlicherweise die Veröffentlichung seiner Staphylinidenfunde. 
Diese Arbeit stützt sich also vor allem auf Ressls Material. 
Außerdem wurden alle anderen erreichbaren Meldungen aus dem 
Bezirk Scheibbs verarbeitet und die Literatur daraufhin durchge- 
sehen. Als einigermaßen umfangreiche Zusammenstellung liegt bis- 
her nur meine Lunzarbeit vor. Weiter stammen etliche Angaben 
aus der Sammlung Curti, sowie aus dem „Ötscherbuch“ (s. Lit.- 
Verz.), das zugleich auch die älteste Veröffentlichung über diesen 
Bezirk darstellt (1859). Es sei bemerkt, daß die Angaben im „Ötscher- 
buch“ heute zum Teil fraglich sind, zumindest aber kritisch betrach- 
tet werden müssen, weil die Staphylinidensystematik in den letzten 
hundert Jahren außerordentlich erweitert wurde. 

Der Verwaltungsbezirk Scheibbs liegt im Südwesten Nieder- 
österreichs und grenzt an die Steiermark. Er bildet ungefähr flä- 
chenmäßig den zweiundzwanzigsten Teil Niederösterreichs. Geogra- 
phisch gehört der größte Teil zu den niederösterreichischen Kalk- 
voralpen, im Norden geht das Gebiet in das Alpenvorland über. Der 
Nord-Süd-Durchmesser beträgt ca. 45 km, der Ost-West-Durchmesser 


Er 1) Vgl. Ressl, F. — Die Cicindelen und Caraben (Col.) des politischen 
Bezirkes Scheibbs (N. Ö.). — Nachrbl. Bayer. Ent., 12: 1—6, 12—15, 22—26, 
1963. 


114 


ca. 30 km. Die höchsten Erhebungen sind Ötscher (1893 m) — das 


Massiv setzt sich im Süden in den steirisch-niederösterreichischen 
Kalkalpen fort — und Dürrenstein (1878 m). Die Landschaft ist 
außerordentlich reich gegliedert und bietet so die verschiedensten 
Biotope. Zur Lage und Größe des Bezirkes s. Abb. 1, zur Geomor- 
phologie eines Teils Götzinger (1912). 

Um die Artenliste leicht lesbar zu gestalten, wurden anstelle der 
genauen Fundorte jeweils nur die entsprechenden Gemeinden durch 
Zahlen verzeichnet (vgl. dazu Gemeindekarte, Abb. 2). Auf die 
Klammern mit den Fundorten folgen Klammern mit den jeweiligen 
Sammlern. Dabei gelten folgende Abkürzungen: 


Euritı 
Kühnelt 
Ötscherbuch 

P uthz 

Ressl 

Seidl 
Schimitschek 


nwWWHona 


el 


Sch 


Die Liste verzeichnet für den Bezirk Scheibbs insgesamt 605 Sta- 
phylinidenarten und -formen, davon 15 neu für Niederösterreich 
und 1 neu für Österreich bzw. noch nicht veröffentlicht. Damit kom- 


50 Kilometer 


HH {| 


Maßstab 1:1000000 


Abb.1: Die Lage des politischen Bezirkes Scheibbs im Bundesland Nieder- 
österreich. 


3 ng 


Et a dl aa r | 
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a 


Ze 
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Gemeinden- 


Nr. It. Karte Gemeinden 
1 Außerochsenbach 
2 Buch 
3) Ernegg 
4 Etzerstetten 
5 Feichsen 
6 Franzenreith 
7 Gaming 
8 Göstling a. d. Ybbs 
9 Gresten 
10 Gries b. Oberndorf 
11 Gumprechtsfelden 
12 Hochkoglberg 
13 Hochrieß 
14 Hub 
15 Lehen b. Oberndorf 
16 Lonitzberg 
7 Lunz am See 
18 Marbach a. d. Kl. Erlaf 
19 Mühling 
20 Oberamt 
21 Oberndorf a. d. Melk 
22 Perwarth 
23 Petzelsdorf 
24 Puchbergs b. Randegsg 
25 Puchenstuben 
Abb. 2: 


Gemeinden- 
Nr. It. Karte 


26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 
41 
42 
43 


Gemeinden 


Purgstall 

Pyhrafeld 

Randegs 
Reidlingberg 
Reinsberg 
Rogatsboden 

St. Anton a. d. Jeßnitz 
St. Georgen a. d. Leys 
Schachau 
Schadneramt 
Schauboden 

Scheibbs 
Scheibbsbach 

Sölling 

Steinakirchen a. Forst 
Unteramt 

Waasen 

Wang 

Wechling 

Weinzierl 

Wieselburg 
Wolfpassing 
Zarnsdorf 

Zehetgrub 

Zehnbach 


1:500.000 
Der politische Bezirk Scheibbs und seine 50 Gemeinden. 


116 Se 


men also in diesem Teil, der flächenmäßig nur !/22 ganz Nieder- 
österreichs umfaßt, ca. 53 /o der bis jetzt aus diesem Bundesland 
gemeldeten Arten vor. Selbstverständlich sind noch viele andere 
Arten zu erwarten, die in einem Nachtrag gemeldet werden sollen. 
Soweit nicht anders erwähnt, wurde das Material Ressls fortlau- 
fend von Herrn Prof. Dr. ©. Scheerpeltz (Wien) determiniert, 
dem hierfür besonderer Dank ausgesprochen sei. Die Lunzer Tiere 
sind von mir determiniert bis auf die Atheten, die freundlicherweise 
Herr Dr. G. Benick (Lübeck) bearbeitete, und bis auf einige 
andere Arten (s. Liste). 


In ihrer Zusammenstellung lehnt sich die Arbeit an Horions 
„Faunistik der mitteleuropäischen Käfer IX“, Überlingen, 1963 und 
an dessen „Verzeichnis der Käfer Mitteleuropas“, Stuttgart, 1951, 


an. Es werden auch hier seltene Arten mit „!“, Neumeldungen mit 
„r“ und in den vorliegenden Verzeichnissen nicht enthaltene oder 
unter anderem Namen geführte Arten mit „X“ “ bezeichnet. 


Zum Schluß möchte ich noch meinen herzlichsten Dank Herrn 
F. Ressl (Purgstall), dem unermüdlichen Erforscher seiner Heimat- 
fauna, ausdrücken, der mir auch großzügig einen Teil seiner Aus- 
beute für meine Spezialsammlung überlassen hat. 


! Micropeplus fulvus Er.: Scheibbs (teste Scheerpeltz), sehr spora- 
disch und sehr selten. 
Micropeplus marietti Duv.: (26) (R), aus Niederösterreich sind mehrere 
Fundorte bekannt. Die Art ist im allgemeinen in niederen Lagen 
des Voralpengebietes und der Täler nicht besonders selten. 


! Siagonium quadricorne Kby.: (26) (R), aus Niederösterreich sind zwar 
mehrere Funde gemeldet, trotzdem ist die Art in ganz Österreich 
nur sehr sporadisch und sehr selten. 


Phloeocharis subtilissima Mnnh.: (5, 7, 13, 16, 31, 36, 39, 50) (R), von 
zwanzig Funden 15 an Nadelhölzern, 5 an Laubhölzern. 

Phloeobium clypeatum Müll.: (13, 23, 26, 36) (R), in Niederösterreich 
überall und nicht besonders selten. 

! Megarthrus depressus Payk.: (36) (R) 

' Megarthrus franzi Scheerp.: (7) (R), 30. VIII. 1961, Ötscher, in der 
Krummholzstufe in Kuhfladen. Aus Niederösterreich bisher nur 
von der Raxalpe und vom Schneeberg gemeldet. Die Art kommt 
anscheinend nur in hohen Lagen vor. 

! Megarthrus affinis Mill.: (26) (R), aus ganz Österreich bekannt. 

Megarthrus sinuatocollis Lac.: (26, 39) (R) 

Megarthrus denticollis Beck.: (26) (R), im allgemeinen überall und nicht 
selten. 

Megarthrus nitidulus Kr.: (39) (R), in ganz Österreich nicht selten. 

Megarthrus hemipterus 111.: (39) (R), auch in ganz Österreich nicht selten. 
Bis auf Megarthrus prosseni Schatz., der bisher nur aus Kärnten, 
Ost- und Südtirol gemeldet wurde, kommen somit alle Megarthrus- 
Arten im Bezirk Scheibbs vor. 

Proteinus brachypterus F.: (17) (P), (5, 26) (R) 

Proteinus macropterus Gyll.: (26) (R) 

Proteinus atomarius Er.: (39) (R) 

Anthobium anale Er.: (17) (C). Unter zahlreichen Exemplaren dieser 
Gruppe aus Lunz, die mir vorgelegen haben, kein Stück dieser Art. 


Auch Ress] meldet sie nicht vom Ötscher, wo sie doch zu ver- 
muten wäre. Ist diese Art im Bezirk Scheibbs tatsächlich so selten? 


7 


117 


Anthobium alpinum Heer: -«(17) (C) (K) 

Anthobium longipenne Heer: (17) (C) (K) 

Anthobium pallens Heer: (17) (K) (P), (7) (R), aus allen Alpenländern 
subalpin und alpin meist als nicht selten gemeldet. 

Anthobium ophthalmicum Payk.: (17) (K) (P), (26, 36) (R) 

Anthobium rectangulum Fauv.: (26) (R), aus ganz Österreich bekannt. 
meist aber nur lokal und selten. In geringen montanen Höhenlagen 
des Alpenvorlandes und der Täler zahlreiche Fundorte. 

Anthobium sorbi Gyll.: (17) (K), (Ö), (13, 39, 50) (R) 

Anthobium marshami Fauv.: (13, 26, 36) (R) 

Anthobium limbatum Er.: (17) (C) (R), (Ö), (7, 26) (R) 

Anthobium abdominale Grav.: (Ö), wenige Literaturangaben lassen 
darauf schließen, daß diese Art oft verkannt wurde. 

Anthobium minutum F.: (17) (K), (Ö), (16, 23, 39, 50) (R) 

Anthobium primulae Steph.: (Ö), (26, 36, 39) (R) 

Anthobium nitidicolle var. corpulentum Bernh.: (17) (K) (Sauruck), 
vielfach gefunden in den österreichischen Alpenländern. 

Anthobium petzi Bernh.: „Dürrnstein“ [ = Dürrenstein (17)?], nach 
Horion (1963) 

Anthobium florale Panz.: (Ö), (39, 50) (R) 

Acrolocha striata Grav.: (26, 36) (R), aus Niederösterreich sind mehrere 
Fundorte bekannt. Die Art ist aber hier meist selten. 

Phyllodrepa salieis Gyll.: (17) (P), bisher nur zwei Angaben aus Nieder- 
österreich (Umg. Wien, Hainburger Berge), von mir 1963 aus Lunz 
gemeldet. Über die Biologie der Art ist bisher nichts bekannt. 
Palm vermutet, daß sie sich in morschen Laubbäumen entwickelt. 
Das könnte mit meiner Beobachtung übereinstimmen: Die in Lunz 
erbeuteten Exemplare krochen auf der etwas modrigen, aber noch 
verhältnismäßig frischen Schnittfläche eines Buchenstumpfes umher 
(zusammen mit Atheta nigricornis Thoms. und A. picipes Thoms.). 

Phyllodrepa nigra Grav.: (17) (P), (5, 26, 36) (R), aus ganz Österreich 
gemeldet, aber überall nur lokal und selten. 

Phyllodrepa floralis Payk.: (26) (R) 

Phyllodrepa ioptera Steph.: (26) (R) 

Phyllodrepa pygmaea Gyll.: Dürrensteingebiet (Winkler), nur stel- 
lenweise und selten. 

Omalium validum Kr.: (7) (Vornatscher) (teste Schweiger), 
(39) (R), bei Talpa. Wohl in ganz Österreich, im allgemeinen aber 
nur sehr lokal und selten. In coll. m. noch 1 Exemplar aus der Salz- 
ofenhöhle, 2000 m, Totes Gebirge/Bad Aussee (leg. Mais), Steier- 
mark. 

Omalium rivulare Payk.: (17) (Sch), (Ö), (5, 13, 23, 26, 36, 39, 50) (R) . 

Omalium septentrionis Thoms.: (17) (Stöcklein), große Seltenheit! 

Omalium caesum Grav.: (17) (K), (5, 7, 13, 23, 26, 31, 36, 39, 50) (R), zum 
Teil bei Talpa. ® 

Omalium excavatum Steph.: (17) (K), (26) (R), in ganz Österreich, im 
allgemeinen aber nur lokal und nicht häufig. 

Phloeonomus planus Payk.: (26) (R), Quercus. 

Phloeonomus pusillus Grav.: (5, 7, 13, 36, 50) (R), Pinus silvestris L., 
Picea excelsa Link, Abies und Quercus. 

Phloeonomus punctipennis Thoms.: (13, 36, 50) (R): Abies, Betula und 
Quercus. 

Xylodromus depressus Grav.: (5, 26, 36, 50) (R), ein Exemplar bei Talpa. 

Xylodromus affinis Gerh.: (5, 13, 23, 26, 36, 39, 50) (R), alle bei Talpa, 
typisch für diese Art. 

Xylodromus concinnus Marsh.: (23, 26, 36, 39) (R), meist am typischen 
Fundort: Häckselmoder. 

Orochares angustatus Er.: (26) (R), in ganz Österreich, am häufigsten 
aber in Niederösterreich. 

Deliphrum tectum Payk.: (39) (R), in ganz Österreich in montanen bis 
subalpinen Lagen. 

Deliphrum algidum Er.: (17) (Leitinger) ?? 

Lathrimaeum melanocephalum Ill.: (Ö), (26) (R) 


118 


.—_ 


Lathrimaeum unicolor Mrsh.: Lunzer Berge (Mader), in Österreich. 

sehr zerstreut und selten. 

Lathrimaeum atrocephalum Gyll.: (5, 13, 23, 26, 36, 39) (R) 

Olophrum piceum Gyll.: (17) 1 Exemplar im Niederöst. Landesmuseum, 

in Österreich zerstreut und selten. 

Olophrum assimile Payk.: (16, 23, 36) (R) 

Arpedium quadrum Grav.: (17) (K) (P), (36) (S), (5, 23, 26, 31, 39) (R) 

Arpedium alpinum Fauv.: (17) (K) 

! Acidota cruentata Mnnh.: (13) (R), Moderstock von Pinus silvestris L. 
In ganz Österreich, im allgemeinen aber nur sehr lokal und selten. 

Amphichroum canaliculatum Er.: (17) (C) (K), (Ö) 

! Amphichroum hirtellum Heer: (17) (K), von mir 1963 aus Niederöster- 
reich gemeldet. Es liegt ein weiterer Fund vom Hochschneeberg 
(Scheerpeltz leg.) vor. 

Lesteva punctata Er.: (17) (K) (P), (36) (R) 

Lesteva pubescens Mnnh.: (17) (K) 

(Lesteva carinthiaca Lohse: von mir 1963 aus Lunz falsch gemeldet. 
Es handelt sich um L. pubescens Mnnh. [det. Lohse). 

Lesteva longelytrata Goeze: (17) (C) (K), (Ö), (26, 39) (R), vgl. Lohse 
(1955), wonach alte Meldungen aus Österreich auf L. nivicola Fauv. 
überprüft werden müssen, die besonders in montanen Lagen häufi- 
ger als L. longelytrata Goeze ist. 

Lesteva nivicola Fauv.: (17) (K), vgl. L. longelytrata Goeze. 

(Lesteva breiti Lohse: von mir 1963 falsch aus Lunz gemeldet. Es 
handelt sich um L. bavarica Lohse [det. Lohse)). ; 

+ Lesteva bavarica Lohse: (17) (K), det. Lohse. Diese Art ist im Alpen- 
gebiet, besonders in den Ostalpen, verbreitet und wird von Ho- 
rion (1963) aus Kärnten, Tirol, Salzburg und Steiermark gemeldet. 
Neu für Niederösterreich! 

! Geodromicus nigrita Müll.: (17) (K) (vid. Lohse), (26) (R) (det. 
Scheerpeltz). Die Art wurde von mir 1963 für Niederöster- 
reich nachgewiesen. 

! Geodromicus suturalis Boisd.: (17) (K), (39) (R), im deutschen und öster- 
reichischen Alpengebiet allgemein verbreitet und an Gebirgsbächen 
nicht selten. 

X Geodromicus kühnelti Scheerp. i. 1.: (17) (K), vgl. Puthz (1963). 

! Geodromicus kunzei Heer: (17) (K), von mir 1963 für Niederösterreich 
nachgewiesen. Die Angabe von Horion (1963), daß die Art hier 
nicht vorkommt, ist also zu streichen. Die gemeldeten Lunzer Tiere 
wurden freundlicherweise von Dr. Lohse (Hamburg) überprüft, 
der in ihnen eine Übergangsform zur ssp. danieli Smet. sieht. 

Anthophagus caraboides L.: (17) (K) (P), (Ö), (15, 16, 19, 23, 26, 30, 36, 39, 
48) (R) 

! Anthophagus spectabilis Heer: (17) nach Koch (1934). Seltenheit! 

Anthophagus bicornis Block: (17) (K) (P), (7) (R) 

Anthophagus alpinus F.: (17) (K) 

! Anthophagus forticornis Kies.: (17) teste Hölzeli. lL, nach Horion 
(1963) montan bis subalpin, stellenweise und nicht häufig. 

! Anthophagus angusticollis Mnnh.: (5, 16, 36, 50) (R) 

! Anthophagus omalinus Zett.: (17) (K) (P), (7) (R), im ganzen Alpengebiet 
Österreichs im allgemeinen nicht häufig, meist lokal und selten, be- 
sonders subalpin bis zur Baumgrenze. 

Anthophagus alpestris Heer: (17) (K) (P), (7) (R), überall, besonders 
subalpin. 

Syntomium aeneum Müll.: (5, 7, 41) (R), in ganz Österreich im allge- 
meinen nur zerstreut und nicht häufig. 

Deleaster dichrous Grav.: (17) (K), (Ö), (36) (S), (26, 36) (R) 

Coprophilus striatulus F.: (36) (S) 

Ancyrophorus longipennis Fairm.: (17) (K), (26, 36) (R) 

! Ancyrophorus aureus Fauv.: (17) (Schuster), nur stellenweise und 
selten im Alpengebiet. | 

! Ancyrophorus omalinus Er.: (26) (R), in ganz Österreich, aber seltener 

als A. longipennis Fairm. 


! 


PET LAEN NV 
_ 


119 


Thinobius gracilentus Scheerp. i. 1.: (26) (R), Erlafufer, vgl. Horion 
(1963) p. 180. 

Thinobius linearis Kr.: (26) (R), bisher drei Meldungen aus Nieder- 
österreich. Die Art kommt in fast ganz Österreich vor, meist aber 
nur sehr sporadisch und selten. 

Thinobius longipennis Heer: (26) (R) 

Thinobius pusillimus Heer: (26) (R), bisher nur ein Fund aus Nieder- 
österreich: Umg. Wien. Die Art kommt meist zusammen mit Th.lon- 
gipennis Heer vor, aber meist viel seltener und vereinzelter. 

Trogophloeus dilatatus Er.: (17) (C), (39) (R) 

Trogophloeus arcuatus Steph.: (26, 36) (R) 

Trogophloeus bilineatus Steph.: (26, 36) (R) 

Trogophloeus rivularis Motsch.: (5, 26, 39) (R) 

Trogophloeus obesus Kies.: (5) (R) 

Trogophloeus impressus Boisd.: (26) (R) 

Trogophloeus corticinus Grav.: (5, 23, 26, 36, 39) (R) 

Trogophloeus punctatellus Er.: (17) (P), (26) (R), im Gegensatz zu den 
anderen Trogophloeus-Arten lebt diese Art an xerothermen Loka- 
litäten. 

Trogophloeus elongatulus Er.: (26, 39) (R) 

Aploderus caelatus Grav.: (17) (C), (7, 26, 36, 39) (R) 

Oxytelus rugosus F.: (17) (K), (Ö), (5, 13, 23, 26, 31, 36, 39, 50) (R) 

Oxytelus insecatus Grav.: (5, 26, 36, 50) (R) 

Oxytelus laqueatus Marsh.: (17) (P), (39) (R) 

Oxytelus piceus L.: (Ö), (23) (R) 

Oxytelus sculptus Grav.: (36) (S), (3, 23, 26, 39) (R) 

Oxytelus inustus Grav.: (17) (K), (13, 26, 36) (R) 

Oxytelus sculpturatus Grav.: (17) (RK) (P), (OV@BOY.«S)..(9, 13,23; 26:86, 
39, 50) (R) 

Oxytelus nitidulus Grav.: (50) (R) 

Oxytelus complanatus Er.: (17) (P), (7) (R) 


! Oxytelus sauleyi Pand.: (5, 13, 23, 26, 36, 39, 50) (R) 


Oxytelus tetracarinatus Block: (17) (P), (Ö), (5, 7, 23, 26, 39) (R) 

Platystethus arenarius Fourcr.: (17) (K), (7, 26, 36, 39) (R) 

Platystethus cornutus Grav.: (26) (R) 

Platystethus alutaceus Thoms.: (26) (R) 

Platystethus nitens Sahlb.: (26) (R) 

Bledius opacus Block: (17) (C) 

Oxyporus rufus L.: (17) (K), (16, 26, 39, 50) (R) 

Stenus biguttatus L.: (17) (K), (Ö), (5, 23, 26, 31, 36, 39, 48) (R) 

Stenus comma Lee. (bipunctatus Er.): (17) (K), (36, 50) (R) 

Stenus longipes Heer: (13) (R) 

Stenus guttula Müll.: (26) (R) 

Stenus fossulatus Er.: (17) (K), (26) (R) 

Stenus gracilipes Kr.: (17) (C) (K) 

Stenus aterrimus Er.: (26) (R) 

Stenus juno F.: (13, 23) (R) 

Stenus ater Mnnh.: (17) (K), (26, 39) (R) 

Stenus clavicornis Scop.: (17) (K) (P), (Ö), (5, 7, 13, 23, 26, 31, 36, 39, 46, 
50) (R) 

Stenus rogeri Kr.: (36) (R), in ganz Österreich, aber nur sehr zerstreut 
und im allgemeinen selten. 

Stenus providus Er.: (23) (R), auch in ganz Österreich, aber in den Al- 
penländern nur sehr zerstreut und selten. 

Stenus bimaculatus Gyll.: (17) (K), (36) (S), (23, 26, 36, 48) (R) 

Stenus boops Lj.: (5, 26, 36) (R) 

Stenus melanarius Steph.: (17) (P) 

Stenus morio Grav.: (7, 23, 26) (R) 

Stenus fuscipes Grav.: (23, 26) (R) 

Stenus argus Grav.: (23) (R) 

Stenus incanus Er.: (17) (C), (26) (R) 

Stenus pusillus Steph.: (17) (K), (26, 36, 39) (R) 

Stenus nanus Steph.: (26) (R) 


Para ww 2 2 BAT Be Se eh ne Ka EP PR nn FE a DE N ec Da 
Er R= EEE BT re RE een ARE 1% ee ı 


120 | | E 


Stenus circularis Grav.: (5, 13, 16, 23, 26, 31, 36, 39, 50) (R) 

Stenus humilis Er.: (5, 13, 16, 23, 26, 31, 36, 39, 50) (R) 

Stenus eumerus Kies.: (13, 36, 50) (R), aus allen Alpenländern vielfach 
gemeldet, meist aber nur stellenweise, selten und in geringer An- 
zahl. 

Stenus brunnipes Steph.: (17) (K), (5, 36, 39) (R) 

Stenus nigritulus Gyll.: (23) (R) 

! Stenus fulvicornis Steph.: (17) (K) 

Stenus tarsalis Lj.: (17) (C) (K), (16, 23, 26, 36) (R) 

Stenus similis Herbst: (17) (K) (P), (16, 26, 36,.37, 39) (R) 

Stenus cicindeloides Schall.: (17) (K), (23, 26, 36, 39) (R) 

Stenus binotatus Lj.: (23) (R) 

Stenus flavipes Steph.: (17) (C) (P), (5, 10, 16, 23, 36,_39, 50) (R) 

Stenus nitidiusculus Steph.: (17) (K) 

Stenus bifoveolatus Gyll.: (17) (P), (23, 26, 36) (R) 

Stenus impressus Germ.: (13, 26, 36) (R) 

Stenus coarcticollis Epp.: (17) (P), (7, 37, 39) (R) 

Stenus erichsoni Rye: (17) (K) (P), (5, 7, 10, 13, 26, 36, 39, 50) (R) 

Stenus glacialis Heer: (17) (K) (P), (26) (R) 

Stenus flavipalpis Thoms.: (17) (K) 

! Stenus geniculatus Grav.: (39) (R) 

Dianous coerulescens Gyll.: (17) (RK) 

Euaesthetus bipunctatus Lj.: (26, 36, 50) (R) 

Euaesthetus laeviusculus Mnnh.: (36) (R) 

Paederus ruficollis F.: (Ö), (36) (S) (R) 

Paederus rubrothoracicus Goeze: (36) (S) (R) 

Paederus riparius L.: (23) (R) 

! Paederus caligatus Er.: (5, 36, 39) (R) 

Paederus fuscipes Curt.: (Ö), (23, 26) (R) 

Paederus limnophilus Er.: (10) (R) 

Paederus litoralis Grav.: (17) (K), (Ö), (36) (S), (5, 13, 23, 26, 36, 50) (R) 

Paederus brevipennis Lac.: (17) (K) (P), (5, 7, 13, 26, 31, 36, 37, 39) (R) 

! Paederus schönherri Czwal.: (17) (K), (36) (S), (5, 13, 26, 36, 39) (R), nach 
dem Material, das ich bisher aus Niederösterreich gesehen habe, 
kommt die Art hier überall und nicht besonders selten vor. 

Astenus filiformis Latr.: (Ö), (13, 26, 39, 50) (R) 

! Astenus longelytratus Palm: (36) (S), (5, 19, 23, 26, 39) (R) 

Astenus gracilis Payk. (angustatus auct.,,vgl. Coiffait 1960): (5, 39) (R) 

! Astenus immaculatus Lj.: (50) (R), aus Tannenreisigbirtel geklopft. 

Stilicus angustatus Fourcr.: (13, 19, 26, 36) (R) 

Stilicus rufipes Germ.: (13, 23, 26, 31, 36, 39) (R) 

Stilicus similis Er.: (13, 39) (R) 

Stilicus orbiculatus Payk.: (Ö), (5, 10, 26) (R) 

! Stilicus mixtus Lohse: (39) (R), vgl. Puthz (1963), wo ich diese Art für 
Niederösterreich nachwies. Das Exemplar aus Sölling wurde aus 
einem Rotföhrenreisigbirtel geklopft, andere mir vorliegende Exem- 
plare aus Niederösterreich an modernden Eichen und in verpilztem 
Reisig. Sollte diese Art solche Lokalitäten bevorzugen? 

Stilicus erichsoni Fauv.: (5, 7, 23, 26, 36) (R) 

! Medon castaneus Grav.: (5, 26, 36, 39) (R), 18 Exemplare, alle bei Talpa. 

Medon brunneus Er.: (17) (K), (7) (R) 

Medon fusculus Mnnh.: (11, 13, 23, 26, 36, 39) (R), meist bei Talpa. 

! Medon apicalis Kr.: (13, 26) (R) 

Medon melanocephalus F.: (5, 13, 19, 23, 26, 36, 39) (R), z. T. bei Talpa. 

Medon obsoletus Nordm.: (23) (R) 

Lithocharis nigriceps Kr.: (10, 26, 38) (R), eine Adventivart aus Ost- 
asien, die sich in den letzten Kriegsjahren „explosionsartig“ in 
Mitteleuropa ausbreitete und heute bis ins südliche Nordeuropa 
vorkommt. Vgl. dazu Scheerpeltz (1944), Coiffait (1954), 
Horion (1949, 1961). 

Scopaeus cognatus Rey: (17) (R), (5, 26) (R) 

! Scopaeus suleicollis Steph.: (26) (R) 

Scopaeus minutus Er.: (17) (P), (26) (R) 


1 Seopaeus bilkiis Kies: ed e Rey 
! Scopaeus ‚gracilis Sperk.: (50) (R), in einem Sandbruch unter Steinen. 
. Scoparus, laevigatus Gyll: (16, 26, 36, 39) (R) 

Die Gattung Scopaeus Er. ist in letzter Zeit neu bearbeitet worden, 
- 3 (bes. Coiffait 1952). Alte Angaben sollten anhand dieser Arbeit 

“=. . - überprüft werden. 
© =  Domene scrabieollis Er.: (17) (C) (K) (P), (Ö), (36) (S), (7, 39) (R) 

"= © Lathrobium multipunctatum Grav.: (26, 36, 39, 50) (R) 

Be : Lathrobium ongusticolle Lae.: (26) (R) 

- .  .... t Lathrobium sodale Kr.: (17) (K) 

Me ! Lathrobium pieipes Er.: (36) (S) 

Lathrobium quadratum Payk.: (17) (K), (26, 36) (R) 

Lathrobium terminatum Grav.: (17) (P), (26) (RB) 
B: a Lathrobium elongatum L.: (36) (S), (10, 26, 36, 39) (R) 
0 -Lathrobium geminum Kr.: (17) (K), (26) (R) 

©. 4 Lathrobium laevipenne Heer: (26, 36) (R) 

© # Lathrobium castaneipenne Kol: (39) (R), bei Tolpa. 

- .... Lathrobium fulvipenne Grav.: (17) (K), (5, 23, 26, 36, 39, 50) (R) 
=  . _. Lathrobium brunnipes F.: (26, 36) (R) 

= = Lathrobium fovulum Steph.: (26) (BR) 
Lathrobium longulum Grav.: (23, 26, 36, 39, 50) (B) 
| Lathrobium dilutum Er.: (36) (R). 1 Exemplar: Schaubachau, bei Talpas 
-! Lathrobium testaceum Kr.: 17) (Haberfellner) (Ad.Hoffmann) 
(K), (37) (R), weiter liegt mir noch ein Exemplar aus Türnitz, Austr. 
inf. (P) vor. Diese Art scheint im subalpinen Bereich der nieder- 
rn österreichischen Kalkalpen nicht ausgesprochen selten zu sein. Meist 
E 27 - in Moos-Laub-Detritus. 
‚Cryptobium fracticorne Payk.: (17) (K), (5, 16, 23, 26, 36, 39, 20) (R) 

" Leptacinus batychrus Gyll: (26) (R) 

Leptacinus linearis Grav.: (26) (R) 
 Leptacinus formicetorum Märk.: (50) (RB), Puthz det. 

2. Nudobius lentus Grav.: (17) (K) (Sch), (36) (R) - 

: a "  Gyrohypnus punctulatus Payk.: (36) (8), (3, 7, 10, 19, 23, 26, 36, 39) (R) 
X“ Gyrohypnus _fracticornis Müll.: (26) (RB), det. Puthz, vgl. Lohse 
=... (1958). Ich weiß nicht, ob diese Art schon aus Österreich gemeldet 
-"s. . wurde. Zu erwarten war sie jedenfalls. Aus Bayern ist sie nach- 
94: z . - . gewiesen. 

ee "‚Gyrohypnus angustatus Steph.: (26, 36) (R) 

u... Gyrohypnus atratus Heer: (39) (R) 

ei 1 Xantholinus relucens Grav.: (5, 26) (R) 

er 2 Zantholinus glaber Nordm.: (19, 26, 36) (R) 
SR Xantholinus tricolor F.: (17) (C) (K) (P), (5, 7, 26, 39, 43) (R) 
PR 2 > er * Kantholinus clairei Coiff.: (17) (K) (P), (26, 36) (B), det. Puthz (vid. 

; Er Lohse). Vermutlich beziehen sich alle Österreichischen Meldungen 

von X. laevigatus Jac. auf X. clairei Coiff. 
© © Xantholinus linearis OL: (17) (K), (Ö), 6, 23, 26, 36, 39, 48, 50) (R) 
2. Xantholinus longiventris Heer: (5, 12, 23, 26, 31, 36, 39) (R) 

- 0° Anmerkung: Nachdem Coiffait in mehreren Arbeiten der letz- 
eZ ten Jahre diese Gruppe untersucht hat, wobei er einige neue Arten 
= ©... entdeckte, lohnt es sich wieder, Xantholinen auch in größerer 
En Menge einzusammeln. Es wäre sehr wichtig, Hinweise über die 
Zr >= Be . Verbreitung von z. B. X. semirufus Steel schuleri Coiff. und rhe- 

nanus Coiff. zu erhalten. 
! Baptolinus pilicornis Payk.: (17) (Sch), an Picea excelsa Link und 
- Abies, (Ö), eine boreomontane Art. 
- = Baptolinus longiceps Fau.: (17) (Sch) an Abies. 
= 47 Baptolinus affinis Payk.: (17) (Sch) an Abies, (5, 13, 17, 23, 31, 36, 38, 39, 


5%. 7, 
=ä Zu  Othius punctulatus Goeze: (6, 13, 26, 36, 39) (BR) 
1 Othius jusculus Steph.: (7, 26, 36, 39) (RB) 


P =: Othius lapidicola Kies.: (17) (C) (K) (P) 
 Erichsonius cinerascens Grav.: (17) (P), (36, 39) (R) 
N 5, 23, 26, 36, 39) (R) 


4- 


Gabrius subnigritulus Rttr.: (5, 26, 36, 39) (R), im Gebiet anscheinend „ 
nicht selten. En 
Gabrius pennatus Sh.: (17) (P), (5, 13, 23, 26, 31, 36, 39, 48) (R) | 
Gabrius splendidulus Grav.: (17) (Sch) Picea excelsa Link, (36) (S), (5, 7, 
10, 16, 23, 36, 39, 50) (R). Unter der Rinde von: Picea excelsa Link. 
Pinus silvestris L., Fagus silvatica L., Quercus, Salix, Pyrus, Malus, 
Betula und Populus. Die Art dürfte Larven und Eier anderer In- 
sekten fressen. 
Gabrius vernalis Grav.: (17) (K), (5, 13, 26, 36, 39) (R) r 
Gabrius femoralis Hochh.: (31) (R), Ötschergegend (teste Horion 1956). E 
Eine südosteuropäisch-kontinentale Art, die donauaufwärts bis | 
Süddeutschland vorgedrungen ist. 
Gabrius astutus Er.: (17) (K), (26) (R) 
Paragabrius fulvipes F.: (17) (C), (36) (S), (5, 16, 26, 36, 39) (R) 5 
Philonthus lepidus Grav.: (36) (S), (19, 26, 36, 50) (R) 


Philonthus lepidus v. gilvipes Er.: (26) (R), von Horion nur für Tirol : 
und die Steiermark gemeldet. “a 
Philonthus rectangulus Sh.: (36) (S), (23, 26) (R), eine Adventivart aus 3 
Ostasien, vgl. dazu Coiffait (1954) und Horion (1949). E 
Philonthus quisquiliarius Gyll.: (7, 26) (R) Be 
Philonthus fimetarius Grav.: (17) (K) (P), (5, 13, 16, 26, 36) (R) a 
. Philonthus decorus Grav.: (17) (K) (P), (5, 36) (R) en 
Philonthus nitidus F.: (17) (P), (Ö), (36) (S), (39) (R) 7 
Philonthus laminatus Kr.: (36) (S), (36, 50) (R) : 4 
Philonthus carbonarius Gyll.: (17) (K), (36) (S), (7, 26, 48) (R) = 
Philonthus fuscipennis Mnnh.: (36) (S), (5, 13, 26, 36, 39, 50) (R) PB 
Philonthus mannerheimi Fauv.: (36) (S), (5, 26) (R) Der 
Philonthus politus L.: (17) (K) (P), (36) (S), (13, 16, 26) (R) 7 


Philonthus chalceus Steph.: (5, 13, 16, 26, 36, 39) (R) 

Philonthus addendus Sh.: (3, 16) (R), in Menschenkot und im Kuhstall, 
also nicht, wie meist, in alten faulenden Pilzen. 

Philonthus rotundicollis Men.: (Ö), (36) (S) (R) 

Philonthus temporalis M.R.: (17) (C) (K), (7, 26) (R) 

Philonthus splendens F.: (17) (K), (Ö), (36) (S), (13, 39) (R) 

Philonthus cyanipennis F.: (16, 36, 39) (R), zum Teil an Pilzen; leider 
ist diese farbschöne Art jetzt nicht mehr so häufig wie im vorigen 
Jahrhundert. Vgl. dazuSmetana (1954). 

Philonthus cephalotes Grav.: (26) (R), die Angabe von Sme tana, 
diese Art sei in Mitteleuropa ziemlich häufig, trifft zumindest für 
dieses Gebiet nicht zu. 

Philonthus sordidus Grav.: (19, 26) (R) 

Philonthus ceruentatus Gmel.: (39) (R), ziemlich selten. 

Philonthus varians Payk.: (17) (K), (Ö), (5, 7, 13, 26, 39) (R) 

Philonthus jurgans Tott.: (17) (P), (13, 26) (R) 

Philonthus atratus Grav.: (26) (S), (26, 39) (R) 

Philonthus coerulescens Boisd.: (17) (C) (Haberfellner), (36) (S) 

Philonthus frigidus Kies.: (17) (RK) 

Philonthus varius Gyll.: (26, 36, 39, 50) (R) 

Philonthus albipes Grav.: (Ö), (10, 26, 36, 39) (R) 

Philonthus coruscus Grav.: (5, 23, 26, 36, 39, 48, 50) (R) 

Philonthus immundus Gyll.: (Ö), (23, 26) (R) 

Philonthus debilis Grav.: (13, 36) (R) 

Philonthus fumarius Grav.: (5) (R) 

Philonthus nigrita Grav.: (36) (R), in sumpfigem Detritus. Diese Art ist 
im allgemeinen an Moore gebunden. 

Philonthus fuscus Grav.: (26, 31, 36, 39) (R). Diese Art gehört zu den 
synechthren Staphyliniden. Die Angabe, daß sie selten sei, beruht 
wohl darauf, daß Vogelnester weniger als andere Biotope unter- 
sucht werden. Ressl’s Funde in den Nestern von: Specht, Haus- 
sperling, Star und anderen Vögeln. ke: 

Philonthus montivagus Heer: (17) (K), (7) (R), davon 1 Exemplar in 
einem Mausnest. 

Philonthus laevicollis Boisd.: (17) (C) 


ae a a ui 


! Philonthus aerosus Kies.: (17) (Leitinger) ?? 
Philonthus marginatus Ström.: (17) (K) (P), (Ö), (13, 16, 39) (R) 
Spatulonthus longicornis Steph.: (26) (R), wohl hier ziemlich selten. 


.—_ :—_ 


Spatulonthus agilis Grav.: (26) (R) 

= Neobisnius prolixus Er.: (Ö), fraglich 

Ü Staphylinus pubescens De G.: (7, 26, 36, 39) (R) 
Staphylinus fossor Scop.: (17) (K), (Ö), (36) (S), (5, 26, 50) (R) 
Staphylinus flavopunctatus Latr.: (17) (KR) 

Staphylinus chalcocephalus F.: (36) (S) (R) 


= Staphylinus stercorarius Ol.: (17) (KR), (Ö), (36) (S), (5, 26, 50) (R) 


.—_ 


RE 
BRETTEN 


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LE a FE ET re 


Er 


! Staphylinus fulvipes Scop.: (17) (RK), (36) (S), (26, 39) (R) 
Staphylinus caesareus Ced.: (Ö), (36) (S), (26, 37, 50) (R) 
! Staphylinus dimidiaticornis Gemm.: (17) (Waidhofer), (86) (S), 6, 


26, 36, 50) (R), im Gebiet häufiger als St. caesareus Ced. 


Staphylinus erythropterus L.: (17) (K), (Ö), (36) (S), (5, 17, 31, 39) (R), im 


Gebiet durchaus nicht selten. 


Staphylinus olens Müll.: (36) (S), (5, 23, 26) (R), 5 Exemplare. Nach 


Scheerpeltz (i. 1.) eine Besonderheit des Gebietes. Scheer- 
peltz zum Vorkommen: Nordöstlich — mediterran, über 
Balkan und Appenin und nördl. Pyrenäenhalbinsel, südl. Donau- 
länder (Südungarn, Jugoslawien, bes. Kroatien) bis in die Kara- 
wanken, Karnische Alpen und die Täler der Südalpen verbreitet. 
Am Alpenostrand bis etwa Südsteiermark und südl. Burgenland. 
In Südfrankreich weit verbreitet, geht aber nicht weit ins Innere 
Frankreichs und reicht nur in seiner Verbreitung entlang der West- 
alpengrenze bis in die Südschweiz bei Genf. An der ganzen Atlan- 
tikküste Frankreichs, längs der Kanalküste nach Nordfrankreich, 
Belgien, Holland und von dort nach dem nordwestlichen Deutsch- 
land (Holstein, Mecklenburg) und längs der Ostseeküste bis Rügen, 
fehlt aber südlich dieses schmalen Streifens im Inneren Deutsch- 
lands, dann im Sudeten- und Karpathengebiet und im nördl. Alpen- 
gebiet Österreichs und der Schweiz. — Coiffait (1956) meldet die 
Art aber aus ganz Europa, „sauf le sud-est“ und aus der „region 
mediterran&enne occidentale et les iles atlantiques“. 


; Die Behauptung, St. olens Müll. komme im Innern Deutschlands 
Br nicht vor, wird zumindest durch mir bekannte Funde aus der Mark 
& Brandenburg und Sachsen (vgl. Linke 1962) eingeschränkt. 

je Staphylinus tenebricosus Grav.: (17) (K) (Sch), (36) (S), (Ö) 

E: Staphylinus brevipennis Heer: (17) (K) (Sch) (P), (7) (R) 

2 ! Staphylinus brevipennis ssp. pseudalpestris Müll.: 1 Exemplar vom 
Ei Ötscher, (7) (R), von dort meldet ihn schon G. Müller in seiner 
3 ® Beschreibung. Insofern dürfte die fehlende Angabe bei Horion 
Ei (1951) nur ein Druckfehler sein. Vielleicht kommt diese Subspezies 
E auch auf dem Gipfel des Dürrensteins bei Lunz vor? Unter dem 
. mir vorgelegten und selbst gesammelten Material konnte ich sie 
Er: allerdings nicht feststellen. Leider ist auch die Originalbeschreibung 
“ nicht sehr genau (Fühler schlanker als bei brevipennis typ.). Sonst 
: ist die Art aus Kärnten, Steiermark und Salzburg bekannt, lebt 
E nur in alpinen Lagen. 

: Staphylinus ophthalmicus Scop.: (36) (S), (13, 26) (R) 

ZU Staphylinus similis ssp. semialatus Müll.: (Ö), (36) (S), (5, 12, 23, 26, 36, 
E 39, 50) (R) 

3 j ! Staphylinus brunnipes F.: (36) (S), (26, 36) (R) 

B: Staphylinus fuscatus Grav.: (17) (K), (5, 13, 23, 26, 34, 36, 39) (R) 

; Staphylinus aeneocephalus De G.: (19, 26, 36, 39, 50) (R) 


= Staphylinus picipennis ssp. fallaciosus Müll.: (36) (S), (26, 36) (R) 


a er 
e £ Y 
\ 

_ >= 


Staphylinus fulvipennis Er.: (17) (K), (36) (S), (5, 26, 36, 39) (M) 
! Tasgius pedator Grav.: (26, 36) (R) 

Ocypus globulifer Fourcr.: (17) (K), (Ö), (5, 26, 50) (R) 

! Ocypus compressus Mrsh.: (36) (S), (26) (R) 

! Emus hirtus L.: (Ö), (36) (S), (5, 36) (R) 

Ontholestes tesselatus Fourcr.: (Ö), (5, 13, 26, 36, 39, 50) (R) 
Ontholestes murinus L.: (Ö), (36) (S), (13, 26, 39) (R) 


124 


”* Ontholestes haroldi Epp.: (vgl. Smetana 1956) (36)-(S), (5, 26, 39) (R) 


Creophilus maxillosus L.: (17) (K), (36) (S), (3, 13, 16, 23, 26) (R) 

Heterothops praevius Er.: (3, 5, 23, 26, 36) (R), nicht selten! 

Heterothops niger Kr.: (5, 9, 12, 23, 26, 31, 36, 38, 39, 50) (R), in jedem 
Talpa-Nest. 

Heterothops dissimilis Grav. (syn. brunneipennis Kies. nach Smetana 
1958): (5, 13, 26, 39) _(R) 

Euryporus pieipes Payk.: (17) (K), (13, 36) (R), immer selten und sehr 
vereinzelt. 

Quedius brevis Er.: (17) (K) (Sch), (36) (R) 

Quedius longicornis Kr.: (26, 36) (R) 

Quedius ochripennis Men.: (5, 39) (R) 

Quedius nigrocoeruleus Fauv.: 68 Exemplare: (5, 13, 23, 26, 36, 39, 50) (R), 
nach Horion (1961) ist sie in Westdeutschland meist die häufigste 
der talpaphilen Arten. Das dürfte auch für unser Gebiet zutreffen. 

Quedius puncticollis Thoms: 28 Exemplare: (5, 23, 26, 31, 36, 39, 50) (R), 
auch eine sehr häufige talpaphile Art. 

Quedius fulgidus F.: (Ö), (21, 23) (R) 

@Quedius eruentus Ol.: (5, 7, 13, 26, 32, 36, 39, 50) (R), meist aus Hartholz- 
reisigbirteln. 

Quedius mesomelinus ssp. skoraszewskyi Korge: (17) (K) (Sch) (P), an 
Picea excelsa Link, Abies und Fagus silvatica L. (Sch), (36) (S), (5, 7, 
13, 23, 26, 31, 36, 38, 39, 46) (R), vgl. dazu den entsprechenden Ab- 
schnitt in meiner Lunzarbeit (p. 81 £.). 

Quedius maurus Sahlbg.: (26) (R), unter der Rinde von Pinus silve- 
stris L.: synechthre Art. 

Quedius xanthopus Er.: (17) (K) (P) (Sch), (Ö), (5, 7, 23, 31, 38, 39, 45, 50) 
(R) 

Quedius scitus Grav.: (17) (K), (7, 26, 39) (R) 

Quedius cinctus Payk.: (36) (S), (5, 7, 13, 23, 26, 39) (R) 

Quedius punctatellus Heer: (17) (K), (7) (R) 

Quedius plagiatus Mnnh.: (17) (K) (Sch) an Picea excelsa Link, Abies 
und Fagus silvatica L., (7) (R). Eine boreomontane Art, die in beiden 
Gebieten große Areale umfaßt. Das Nordareal bis zum Baltikum 
(Preußen), das Südareal beginnt schon im Vorland der deutschen 
Mittelgebirge (Schlesien, Harz), dagegen in den mittelrheinischen 
Gebirgen nicht mehr vertreten (atlantischer Klimaeinfluß?). 

Quedius fuliginosus Grav.: (17) (C) (K), (5, 13, 23, 26, 36, 39, 50) (R) 

Quedius curtipennis Bernh. (fuliginator Scheerp.): 1 Exemplar (26) (R). 
Nach Korse (1962) sind beide Arten, ®. curtipennis Bernh. und 
@. fuliginosus Grav., in Europa weit verbreitet. Allerdings über- 
wiegt @. curtipennis im Westen, ®.fuliginosus im Osten. Um Frank- 
furt a. M. sind z. B. beide Arten gleich häufig, während in der 
Mark Brandenburgs @. fuliginosus schon deutlich überwiegt. Das ist 
auch in unserem Gebiet festzustellen. Auf ein Exemplar von ®. curti- 
pennis kommen mindestens 20 Exemplare von ®. fuliginosus. 

Quedius tristis Grav.: (17) (P), (26) (R) 

Quedius molochinus Grav.: nur 1 Exemplar: (26) (R). Die Art ist im 
Alpengebiet Kärntens und der Steiermark nicht selten (Korge 
i. 1.), deswegen ist es erstaunlich, daß Ress1lnur 1 Exemplar auf- 
weisen kann. 

Quedius dubius ssp. montanus Heer: (17) (K), (7) (R) 

Quedius dubius ssp. fimbriatus Er.: (17) (P), Dürrensteingipfel. 

Quedius ochropterus Er.: (17) (K) (Sch) (P), (7) (R) (G. Strauss) 

Quedius umbrinus Er.: (17) (K), (5, 26, 39) (R) 

Quedius humeralis Steph.: (36, 39) (R) 

Quedius maurorufus Grav.: (23, 36, 39) (R) 

Quedius fumatus Steph.: (17) (P), (5, 39) (R) 

Quedius alpestris Heer: (17) (K) (P), (7) (R), Dürrenstein und Ötscher 


von etwa 1700 m aufwärts häufig. Nach Horion in den Karpa-. 


then, Beskiden und Sudeten bis 1300 m abwärts. 
Quedius haberfelneri Epp.: (17) (P) 
Quedius attenuatus Gyll.: (nitipennis Steph.): (23, 26, 36, 39) (R) 


125 

Quedius boöps Grav.: (17) (K), (13, 23, 26, 36) (R). Da @. boops lange 
eine Mischart darstellte und dieser Artenkomplex auch heute 
noch nicht endgültig aufgeschlüsselt erscheint, führe ich die von 
Scheerpeltz als var. brevipennis determinierten Tiere unter 
boops an und stelle sie nicht zu asturicus Bernh. Vermutlich ent- 
spricht var. brevipennis sensu Scheerpeltz der var. reitteri Grid. 
sensu Fagel (Korge ii. 1), wobei auch wieder eine Übereinstim- 
mung von var. reitteri sensu Gridelli und sensu Fagel zweifelhaft 
bleibt. 

Habrocerus capillaricornis Grav.: (17) (K), (5, 13, 26, 31, 36, 39, 50) (R) 
Trichophya pilicornis Gyll.: (26) (R) 

! Mycetoporus mulsanti Gslb.: (17) (K), meist in Bergwäldern, vermut- 

lich eine boreomontane Art. 

! Mycetoporus piceolus Rey: (7) (R), Puchberg/Kienbers, in Erikafilz. 

Mycetoporus brunneus Mrsh.: (Ö), (5, 39) (R) 
Mycetoporus longulus Mnnh.: (26) (R) 

! Mycetoporus ambiguus Luze: (5, 26) (R) 

Mycetoporus clavicornis Steph.: (26, 36) (R) 

Mycetoporus niger Fairm.: (17) (K) (Sch), im Laub und an Picea ex- 
celsa Link. Vermutlich eine boreomontane Art; aus Moos und Laub 
in Wäldern, besonders am Fuß alter blutender Bäume, an faulen 
Fichtennadeln, feuchtem Reisig, Wildfutterkrippen; auch eine An- 
gabe unter Hirschlosung. Horion (1944) meldet diese Art von 
Niederösterreich aus dem Kamptal. 

Mycetoporus splendens Mrsh.: (17) (P), (5, 26) (R), bis an die alpine 
Region emporsteigend (Dürrenstein, 1800 m, Gesiebe unter Rhodo- 
dendron und Lätschen [P]). 

Mycetoporus brucki Pand.: (17) (K), war von mir 1963 als „rufescens 
Steph. Det.?“ gemeldet worden. Hauptsächlich in Bergwäldern, bis 
alpin. 


(Fortsetzung folgt) 


Biologische Notizen über mazedonische Noctuiden 
(Lepidoptera, Noctuidae) 
Von Rudolf Pinker 


(Schluß) 


Episema korsakovi Chr. 


Aus Eiern von Drenovo bei Kavadar wurde durch 3 Jahre je eine 
Zucht dieser interessanten Art geführt. Die lose ausgestreuten klei- 
nen Eier sind kugelig mit etwas hohler Auflagefläche und erhöhter 
Mikropylzone (Abb. 19a). Die Mikropylrosette ist unregelmäßig aus 
vielen Blättchen zusammengesetzt, die Eifläche mit von der Mikro- 
pyle wegstrebenden Hauptrippen, dazu senkrechten Nebenrippen und 
vertieften, ziemlich regelmäßigen Feldern ausgestattet (Abb. 19b). 


Abb. 19. Episema korsakovi Chr.: 
Ei. a) Umriß (Lateralansicht), 
b) Aufsicht (Sektor). 


Die zuerst weißlichen Eier Verben sich ar gelblich ı und schlüß- “a 
fen noch im Herbst. Die Räupchen nahmen weiche Gräser als Futter _ 
an, nach der 3. Häutung fraßen sie Zwiebelgewächse; sie wurden mit 
Porree bis zum Frühjahr erzogen. Die erwachsenen Raupen bauen 
sich Erdhöhlen, die sie mit feinen Gespinsten ausfüttern, und liegen 
lange unverpuppt in diesen Wiegen, in denen sie im Freien über- 
sommern. Im Herbst verpuppen sie sich und ergeben innerhalb von 
14—24 Tagen den Falter. 

Die Raupen, anfangs weißlich durchscheinend, werden später hel- 
ler oder dunkler sandfarben mit weißgrauem Reif. Sie sind erwach- 
sen makroskopisch kaum (an der Größe) von jenen der Art Episema 
trimacula Schiff. zu unterscheiden. Der Kopf und die Brustbeine sind 
dann dunkel schwarzbraun, das Nackenschild ist mit einem mittleren 
tropfenförmigen und je einem seitlichen dornförmigen hellen Fleck 
geziert. Eine kaum angedeutete Dorsallinie und ein etwas verdun- 
keltes Afterschild ergänzen die Zeichnung (Abb. 20a, b). Auf den 
Bauchbeinen sind seitlich lackglänzende Chitinplatten zu sehen 
(Abb. 20). 


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Abb. 20. Episema korsakovi Chr.: Raupe, erwachsen (Dorsalansicht). A ? 
a) Vorderabschnitt, b) Abdomenende, c) Bauchfuß mit Chitin- 
platte. 


Die Puppe, kurz und breit, nach hinten schnell spitz zulaufend, ist 
hellbraun glänzend und mit mit 4 Häkchen ausgestattetem Cremaster 
versehen (Abk. 21a, b). 

Die Zucht ist durch die N otwendigkeit der richtigen Einteilung der 
Feuchtigkeit der in extrem heißen Lagen lebenden Raupen schwie- 
rig. Nur wenige Falter konnten bei dem Belassen der Raupen in der 
Erde erzielt werden, da die Raupen dort entweder verfaulten oder 
vertrockneten. Raupen, die beim Bau ihrer Erdhöhlen in enge Glas- 
röhrchen verbracht wurden, wo sie bis zur Verpuppung beobachtet 
werden konnten, brachten einen besseren Zuchterfolg. 


Abb. 21. Episema korsakovi Chr.: 
Puppe, Hinterleibsende mit Cremaster. 
a) lateral, p) ventral gesehen. 


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Eugnorisma pontica Stgr. 


Aus Eiern, die mir mein Freund J. Thurner (Klagenfurt) aus 
Ohrid zusandte, schlüpften die kleinen Räupchen noch im Oktober 
aus und verharrten etwa drei Wochen, ohne Futter anzunehmen. 
Nachdem ich sie dem Frost ausgesetzt hatte, nahmen die Tiere zö- 
gernd halbverfaulten Löwenzahn als Futter an und wurden in der 
Folge unter ständiger Wärme getrieben. Die semmelbraunen Räup- 
chen zeigten nach der 3. Häutung eine immer deutlicher werdende 
gelbliche Seitenlinie und auf den letzten Segmenten schwarze Keil- 
striche. Erwachsen ist die Raupe 4—5 cm lang. Auf dem Kopf zeigt 
sie eine symmetrische schwarze Kommazeichnung mit einem dazwi- 
schenliegenden schwarzen Punktfleck. Die Mandibeln sind schwarz. 
Das Nackenschild hat drei helle, schwarz eingefaßte Längsstreifen 
(Abk. 22). Ein breiter gelber Seitenstreifen unter den Stigmen, die 


Abb. 22. Eugnorisma pontica Stgr.: Raupe, erwachsen. 
Kopf und Prothorakaltergit mit Nackenschild 
(Dorsalansicht). 


schwarz eingefaßt sind, sowie schwarze Keilflecken auf dem vorletz- 
ten und vorvorletzten Segment, auf der heller oder dunkler braunen 
Grundfarbe und schwarze Klammerhäkchen auf den Bauchfüßen er- 
gänzen die Zeichnung (Abk. 23). 


Abb.23. Eugnorisma pontica Stgr.: Raupe, erwachsen. Gesamthabitus 
(Lateralansicht). 


Die Raupen liegen lange unverpuppt in einem Erdkokon. Es konn- 
ten nur aus 2 Raupen, die zur besseren Beobachtung in mit Watte- 
pfropfen abgedichteten Glasphiolen einen künstlichen Kokon er- 
halten hatten, Puppen und Falter erzielt werden. Die in den selbst 
gebauten Erdhöhlen liegenden Raupen sind vertrocknet. 


Anschrift des Verfassers: 2 
Dipl.-Ing. Rudolf Pinker, Wien XIX, Billrothstraße 45, Österreich. 


Buchbesprechung 


W. Forster und Th. A. Wohlfahrt: Die. Schmetterlinge Mitteleuropas. 
4. Band, Lieferung 16. Noctuidae. 48 Seiten, 4 Farbtafeln und 37 Text- 
figuren. Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1963. Preis 18,— DM. 


Nach längerer Pause liegt nun die schon lange erwartete Lieferung 16 
des Gesamtwerkes mit dem Beginn der Noctuidae vor. In Inhalt und Aus- 
stattung schließt sie sich würdig den vorangegangenen Bänden an und wir 
wollen hoffen, daß dieser 4. Band in absehbarer Zeit vollendet werden 
kann. Gerade das System der Noctuiden hat seit dem Erscheinen der 
letzten zusammenfassenden Werke, also seit einigen Jahrzehnten, viele 


128 


neue Erkenntnisse erfahren, Nomenklatur und Anordnung sind danach . 


geändert worden, und um so erfreulicher ist es, daß dieses System hier 
erstmals in zusammenfassender Form erscheint. Natürlich wird man in 
vielem Neues lernen müssen, aber gerade das ist Sinn der Wissenschaft, 
die nicht stagnieren darf, sondern sich stets weiterentwickeln muß. Damit 
ist aber auch Gewähr gegeben, daß sich die Nomenklatur stabilisiert. 

In der vorliegenden Lieferung wird zunächst das Merkmalsbild der Fa- 
milie Noctuidae umrissen, dann folgt die Bearbeitung eines ersten Teils 
der Noctuinae, der nunmehr an den Anfang des Systems gestellten Unter- 
familie. Diese, die hauptsächlich aus der früheren großen Gattung Agrotis 
gebildet wird, ist auf Grund von vorwiegend anatomischen Untersuchun- 
gen in eine Reihe von Gattungen aufgeteilt worden, die unseren Vorstel- 
lungen von den natürlichen Verwandtschaftsverhältnissen entsprechen. 
Jede Art ist in ihren wichtigsten Rassen und Varietäten in der schon be- 
kannten meisterlichen Manier abgebildet und beschrieben. Außerdem ist 
die für jede Gattung typische Genitalarmatur als Textfigur dargestellt. 
Das erleichtert wesentlich die Bestimmung der durch ihre Variabilität 
oft schwierigen Arten. Dies wird noch durch Hinweis oder Abbildung 
wichtiger Merkmale unterstützt. Es wird nunmehr in den allermeisten 
Fällen möglich sein, die Spezies richtig zu erkennen. 

Zweifellos wird auch die Bearbeitung der Noctuiden weite Verbreitung 
finden, da nicht nur der Sammler und Naturfreund daran Interesse hat, 
sondern auch der Vertreter angewandter Entomologie aller Art eine mo- 
derne Darstellung dieser Familie braucht, die ja zahlreiche wirtschaftlich 
wichtige Arten enthält, die sicher erkannt werden müssen. 

W.Dierl. 


Aus der Münchner Entomologischen Gesellschaft 


Sitzung am il. November 1863. Vorsitz: Dr.F. Bachmaier. 
Anwesend: 27 Mitglieder, 4 Gäste. 


Herr Dr. W. Dier1 besprach unter Vorweisung von Material die ober- 
bayerischen Arten der Familie Psychidae (Lep.) und ging hierbei beson- 
ders auf Biologie und Ökologie sowie auf Fang- und Zuchtmethoden 
dieser problemreichen Schmetterlingsgruppe ein. Die von großer Sach- 
kenntnis und Erfahrung zeugenden Ausführungen des Referenten lösten 
eine lebhafte Diskussion aus, an der sich die Herren Dr. F. Bach- 
maier, A. Bilek, E-G. Danckwardt, E. Diller, W. Groß, 
Dr. Dr.K. WellschmiedundDr.K.H.Wiegelbeteilisten. 


Anschließend legte Herr Dr. F. Bachmaier neu eingelaufene ento- 
mologische Literatur aus der Bücherei der Gesellschaft und aus der 
Bibliothek der Zoologischen Sammlung des Bayerischen Staates vor und 
berichtete über seine Eindrücke von der am 9. und 10. November 1963 in 
Linz (Donau) abgehaltenen XXX. Entomologentagung. 


Sitzung am 25. November 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 
Anwesend: 55 Mitglieder, 28 Gäste. 


Herr G. Ebert (Karlsruhe) berichtete über seine 1962 im Rahmen des 
Forschungsunternehmens Nepal Himalaya durchgeführte entomologische 
Sammelexpedition in das Königreich Nepal, die ihn von der heißen Terai- 
Region im Süden des Landes bis in Höhenlagen von rund 6000 m (Khum- 
bu-Gebiet) führte. Die Ausführungen des Vortragenden, die von hervor- 
ragenden Farblichtbildern begleitet waren, wurden von dem zahlreich 
erschienenen Publikum mit lebhaftem Interesse aufgenommen und mit 
reichem Beifall bedacht. 


Sitzung am 9. Dezember 1963. Vorsitz: Dr. W.Forster. 
Anwesend: 34 Mitglieder, 11 Gäste. 
Bei reger Beteiligung wurde die traditionelle Weihnachtsverlo- 


sung von Insekten durchgeführt, zu der von Seiten der ‚Mitglieder zahl- 
reiche Materialspenden eingegangen waren. 


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