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Full text of "Natur und Museum"

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Beriolit 


der 


Senckenbergischen 
Natiirforschenden  Gesellschaft 


Frankfurt  am  Main. 


1900. 


Mit  neun  Tafeln  und  einem  Porträt. 


Frankfurt  a.  M. 
Druck  von  Gebrüder  Knauer. 


Wilhelm  Winter. 


geb.  26.  April    1844, 
gest.  28.  März    1900. 


BERICHT 

DEE 

SENCKENBERGISCHEN  NATÜEEOESCHENDEN 
GESELLSCHAFT 

IN 

FRANKFUßT  AM  MAIN, 
1900. 


Vom  Jimi  1899  bis  Juni  1900. 


Die  Direktion  der  Senckenbergisehen  Naturforsehenden 
Gesellschaft  beelirt  sich  hiermit,  statiiteug-emäß  ihren  Bericht  über 
das  verflossene  Jahr  zu  überreichen. 

Frankfurt  a.  M.,  im  Juni  1900. 

Die  Direktion: 

Dr.  med.  A.  Knoblauch,  I.  Direktor. 
Forstmeister  A.  Rörig,  II.  Direktor. 
Dr.  med.  E.  Roediger,  I.  Sekretär. 
Dr.  med.  A.  Alzheimer,  IL  Sekretär. 


Jahresfeier 


der 

Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft 

am  20.  Mai  1900. 


In  festlicher  Weise  hat  am  Sonntag,  den  20.  Mai  1900  die 
83.  Jahresfeier  der  Senckenbergischen  Natur  for- 
sch enden  Gesellschaft  unter  dem  Vorsitz  des  I.Direktors 
Dr.  August  Knoblauch  stattgefunden.  Außerordentlich  zahl- 
reich hatten  sich  hiesige  und  auswärtige  Mitglieder  und  Gäste 
mit  ihren  Damen,  u.  a.  auch  der  Kgl.  Oberpräsident  Herr  Staats- 
minister Dr.  Graf  von  Zedlitz-Trützschler,  Herr  Ober- 
bürgermeister Dr.  Adickes  und  Herr  Bürgermeister  Dr.  Varren- 
trapp   zu  der  Feier  im  Vogelsaale  des  Museums  eingefunden. 

Zunächst  begrüßte  der  Vorsitzende  die  Festversammlung 
mit  herzlichen  Worten  und  berichtete  sodann  über  die 

Bauprojekte  der  Gresellscliaft. 


Hochgeehrte  Damen  und  Herren! 

Sie  alle  kennen  unsere  völhg  unzureichenden  Sammlungs- 
räume und  wissen,  daß  die  Verwaltung  schon  seit  Jahren  die 
Errichtung  eines  Neubaues  für  dringend  notwendig 
hält.  Der  älteste  Teil  unseres  Museums,  der  Eckbau  am  Eschen- 
heimer Thor,  stammt  aus  dem  Jahre  1820.  Schon  sechs  Jahre 
nach  seiner  Vollendung  erwies  er  sich  infolge  des  raschen  Wachs- 
tums unserer  Sammlungen  als  unzulänglich;  es  wurde  ein  Flügelbau 
an  der  Bleichstraße   errichtet,   der  1830   der  Benützung  über- 

1* 


—  IV  — 

geben  wurde.  Im  Jahre  1841  stand  man  von  Neuem  vor  der 
zwingenden  Notwendigkeit  einer  Vergrößerung  der  Sammluugs- 
räume  und  erreichte  sie  durch  Aufbau  eines  zweiten  .Stockwerkes 
auf  das  ältere  Gebäude.  Seitdem  ist  nur  noch  einmal^  vor 
neun  Jahren,  eine  kleine  Ausdehnung  im  Inneren  des  Hauses 
möglich  gewesen,  als  der  Physikalische  Verein  in  sein 
eigenes  Heim  übergesiedelt  war  und  der  Gesellschaft  die  von 
ihm  bis  dahin  benützten  Räume  im  Souterrain  des  Flügelbaues 
überließ.  So  sind  die  räumlichen  Verhältnisse  des 
n at ur historischen  Museums  heute  noch  im  wesent- 
lichen die  gleichen,  wie  vor  nahezu  sechzig  Jahren. 

Und  nun  vergegenwärtigen  Sie  sich  den  gewaltigen  Auf- 
schwung, welciien  die  Naturwissenschaften,  deren  Pflegestätte 
zu  sein  unser  Museum  berufen  ist,  in  den  beiden  letzten  Menschen- 
altern genommen  habeu ;  rufen  Sie  sich  die  glänzenden  Ergeb- 
nisse der  Naturforschung  ins  Gedächtnis  zurück,  an  welchen 
auch  unsere  Gesellschaft  einen  kleinen  Anteil  genommen  zu 
haben  sich  rühmen  darf;  und  denken  Sie  an  die  seit  sechzig 
Jahren  rastlos  fortgeschrittene  Aufschließung  bis  dahin  unbe- 
tretener Gebiete  unserer  Erde  in  tropischen  Kontinenten  wie 
in  den  Eismeeren  der  Pole,  welche  uns  eine  neue  Tier-  und 
Pflanzenwelt  kennen  gelehrt  hat!  Wir  sind  in  der  Vergrößerung 
unserer  Sammlungen  nicht  zurückgeblieben  hinter  den  gewaltigen 
Errungenschaften  der  Forschung;  —  aber  unsere  Räume  sind 
die  gleichen  geblieben,  wie  ehedem;  unser  Museum  ist  z.  Z. 
thatsächlich  bis  auf  das  letzte  verfügbare  Eckchen 
überfüllt. 

Wohl  hat  unsere  Verwaltung  diesen  unhaltbaren  Zustand 
seit  langen  Jahren  kommen  sehen;  aber  sie  hat  bei  der  peku- 
niären Lage  der  Gesellschaft  gerechte  Bedenken  getragen,  der 
Errichtung  eines  Neubaues  näher  zu  treten,  und  hat  sich  damit 
bescheiden  müssen,  in  den  letzten  Jahren  alljährlich  M.  4000 
bis  5000  für  einen  Baufonds  zurückzulegen.  Da  wurden  ihr  vor 
2V2  Jahren  ganz  unerwartet  von  zwei  hochherzigen  Männern 
aus  dem  Kreise  unserer  Mitglieder,  welche  den  Notstand  des 
Museums  aus  eigener  Anschauung  kennen  gelernt  hatten,  je 
M.  50000  für  den  Neubaufonds  überwiesen,  von  den  Herren 
Albert  von  Rein  ach  und  dem  inzwischen  verstorbenen 
Gg.  Albert  Kej^l. 


—     V     — 

Von  diesem  Augenblicke  an  war  die  Hoffnung  auf  baldige 
Erfülluug  langjähriger  selmliclier  Wünsche  kein  Traum  mehr; 
und  in  dem  vollen  Bewußtsein  der  Verantw^ortlichkeit  für  die 
Erhaltung  der  wertvollen,  teilweise  unersetzlichen  Sammlungen 
ist  die  Verwaltung  unverzüglich  der  Verwirklichung  des  Bau- 
projektes näher  getreten.  Zunächst  war  die  Platzfrage  zu  ent- 
scheiden. In  hochherzigster  Weise  hat  die  Administration 
der  Dr.  Senckenb ergischen  Stiftung  der  Gesellschaft 
für  die  Errichtung  ihres  Neubaues  das  erforderliche  Gelände 
an  der  Bleichstraße,  anschließend  an  unser  jetziges  Museum, 
unentgeltlich  und  für  alle  Zeiten  zur  Verfügung  gestellt.  Nach 
einer  sorgfältigen  Prüfung  der  vorhandenen  Museumsbestände 
wurde  festgestellt,  daß  dem  augenblicklichen  Bedürfnisse  der 
Gesellschaft  eine  Erweiterung  des  Museums  um  etwa  15000  Kubik- 
meter Ausstellungsraum  genügen  würde.  Es  wurden  sodann 
nach  Aufstellung  eines  vorläufigen  Bauprogramms  durch  die 
Verwaltung  sechs  hiesige  Architekten  ersucht,  Entwürfe  und 
Kostenvoranschläge  für  den  beabsichtigten  Neubau  einzureichen, 
und  in  liebenswürdigster  und  uneigennützigster  Weise  sind  die 
Herreu  A.  Günther,  F.  von  Hoven,  Prof.  W.  Manchot  und 
L.  N  eh  er  diesem  Ersuchen  nachgekommen.*)  Die  erforderliche 
Bausumme  wurde  auf  M.  300000  bis  400000  angenommen.  Wohl 
war  die  Summe  hoch  im  Verhältnis  zu  dem  uns  zur  Verfügung 
stehenden  Fonds  von  kaum  mehr  als  M.  100000;  aber  im  festen 
Vertrauen  auf  die  stets  bewährte  hochherzige  Opferwilligkeit 
unserer  Mitbürger,  welcher  die  Gesellschaft  ihre  Gründung  und 
ihr  Blühen  verdankt,  haben  wir  es  im  September  v.  J.  gewagt, 
uns  in  einem  Rundschreiben  an  eine  beschränkte  Anzahl  wohl- 
wollender Gönner  zu  wenden,  und  voll  innigster  Dank- 
barkeit müssen  wir  heute  öffentlich  bekunden, 
welch  neuen  glänzenden  Beweis  ihres  Gemeiusinns 
uns  Frankfurts  Bürgerschaft  gegeben  hat!  Bis  heute 
sind  uns  nahezu  M.  300000  für  unseren  Baufonds  zur  Verfügung 
gestellt.**)  Wohl  ist  damit  die  Höhe  der  vorgesehenen  Bau- 
summe, von  den  Einrichtungskosten  abgesehen,  noch  nicht  ganz 


*)  Die  Herren  A.  von  Kaufhnann  und  H.Ritter  haben  das  Er- 
suchen abgelehnt. 

**)  Die  Namen  der  hochherzigen  Schenker  werden  in  einem  sp.äteren 
Berichte  veröSentlicht  werden. 


-     VI     — 

erreicht;  es  wäre  aber  undankbar,  wenn  wir  nicht  mit  felsen- 
festem Vertrauen  darauf  rechnen  wollten,  daß  uns  auch  noch 
die  fehlenden  Mittel  für  den  Bau  beschafft  werden. 

Langwierige  Verhandlungen  zwischen  der  Stiftungsadmini- 
stration und  dem  Magistrate  über  die  Festlegung  der  Fluchtlinie 
im  Umfang  des  Geländes  der  Stiftung  sind  dem  Abschluß  nahe ; 
und  wenigstens  für  den  in  Betracht  kommenden  Teil  der  Bleich- 
straße ist  eine  sichere  Grundlage  für  die  Festsetzung  der  Flucht- 
linie gewonnen ,  sodaß  nunmehr  mit  der  Ausarbeitung  der 
endgültigen  Pläne  begonnen  werden  konnte. 

Inzwischen  haben  die  Entwürfe  der  genannten  vier  Archi- 
tekten auf  deren  Wunsch  dem  Herrn  Geh.  Hof-  und  Baurat 
Professor  Dr.  Paul  Wallot  in  Dresden  vorgelegen;  er  hat 
in  einem  motivierten  Gutachten  vom  4.  April  d.  J.  den  Entwurf 
des  Herrn  Ludwig  N  e  h  e  r  als  die  beste  Lösung  der  gestellten 
Aufgabe  empfohlen,  und  demgemäß  hat  unsere  Verwaltung  am 
28.  April  d.  J.  beschlossen,  die  weitere  Bearbeitung  des  Projektes 
und  die  spätere  Ausführung  des  Baues  Herrn  N  e  h  e  r  zu  über- 
tragen. 

Der  Neubau,  den  wir  jetzt  an  der  Bleichstraße  aufzuführen 
beabsichtigen,  wird  nur  ein  Teil  unseres  zukünftigen  Museums 
sein.  Das  öffentliche  Interesse  wird  voraussichtlich  bald  eine 
Straßenverbreiteruug  östlich  vom  Eschenheimer  Turm  notwendig 
machen,  und  wir  müssen  darauf  bedacht  sein,  in  absehbarer 
Zeit  unsere  jetzigen  Museumsgebäude  niederzulegen.  Darum  gilt 
es,  bei  der  Aufführung  unseres  Neubaues  nicht  einseitig 
den  jetzigen  Bedürfnissen  der  Gesellschaft,  sondern  auch  dem 
öffentlichen  Interesse  Rechnung  zu  tragen  und  die  Bebauung 
des  gesamten  Stiftungsgeländes,  soweit  sie  durch  unsere  Ge- 
sellschaft erfolgen  wird,  d.  h.  von  der  Krögerstraße  an  die 
Bleichstraße  entlang  am  Eschenheimer  Turm  vorüber  nach  der 
Stiftstraße  bis  zu  unserem  ehrwürdigen  Taxusbaume,  einheit- 
lich zu  projektieren,  damit  sich  dereinst  der  jetzt  auf- 
zuführende Neubau  harmonisch  einfügt  in  den  Gesamtbau 
unseres  zukünftigen  Museums. 

Möge  der  Gesellschaft  das  gleiche  Wohlwollen 
wie  aus  den  Kreisen  der  Bürgerschaft  Frankfurts 
und  von  der  Stiftungsadministration  auch  von  Seiten 
der   hohen   städtischen  Behörden   erwiesen  werden? 


—     VII     — 

damit  auf  dem  alte lir würdigen  Boden  der  Stiftung 
Senckenbergs,  die  ihresgleichen  nicht  findet  in  un- 
serem großen  deutschen  Vaterlande,  ein  naturhisto- 
risches Museum  erstehe  zur  Zierde  Frankfurts  und 
zum  bleibenden  Ruhme  unserer  t  e  u  r  e  n  V  a  t  e  r  s  t  a  d  t ! " 


Hierauf  hielt  Herr  Hofrat  Dr.  Bernhard  Hagen  den 
hochinteressanten  und  mit  lebhaftem  Beifall  aufgenommenen 
Festvortrag : 

Entwicklung'  und  Probleme  der  Antliropologie. 

(Siehe  diesen  „Bericht",  Seite  67.) 


Zum  Schlüsse  verlas  in  Vertretung  des  durch  Krankheit 
verhinderten  II.  Direktors  der  I.  Sekretär  Herr  Dr.  E.  Roediger 
den  folgenden 

Jaliresbericlit. 

Erstattet  von  iVdolf  Rurig,  Kgl.  Forstmeister  a.  D 
II.  Direktor. 


H  0  c  h  a  n  s  e  h  n  1  i  c  h  e   Versammlung! 

Den  Satzungen  der  Senckenbergischen  Natur 
forschenden  Gesellschaft  gemäß  bin  ich  berufen,  Ihnen 
Bericht  zu  erstatten  über  das  wissenschaftliche  Leben  dieser 
Gesellschaft  während  des  abgelaufenen  Berichtsjahres.  Von  einem 
solchen  Bericht  verlangt  man  nicht  blos  Bezugnahme  auf  die 
Vorkommnisse  sowohl  persönlicher  als  wissenschaftlicher  Natur 
innerhalb  der  Gesellschaft  während  des  in  Betracht  kommenden 
Zeitraumes,  sondern  auch  kritische  Rückblicke  auf  das  von  der 
Gesellschaft  Erreichte  und  auf  die  gesamte  Tendenz  ihrer 
Thätigkeit. 

So  verschieden  geartet  nun  auch  die  persönlichen  Elemente 
dieser  Gesellschaft  sein  mögen  und  thatsächlich  auch  sind,  ein 
Band  ist  es.  das  sie  Alle  eint,  es  ist  das  vom  Banne  des  uns 
einst  zugerufenen  ,,Iguorabimus"  befreite  Streben  nach  Erkennt- 


—     VIII     - 

nis,  nach  jener  Erkenntnis,  die  den  Menschen  erlöst  vom  Wahne, 
die  ihm  zeigt  das  Walten  ewiger  Gesetze  in  der  Natur  und 
andererseits  derjenigen  Gesetze,  welche  die  menschliche  Gesell- 
schaft beherrschen. 

Aber  zu  dieser  Erkenntnis  gelangt  man  nicht  auf  einem 
einzigen  Wege;  man  muß  deren  mehrere  beschreiten.  Und  die- 
jenigen irren,  welche  glauben,  durch  bloßes  Studium  der  Natur- 
wissenschaft zur  vollen  Erkenntnis  der  Wahrheit  zu  gelangen. 
Die  menschliche  Erkenntnis  gipfelt  in  der  Philosophie,  in  der 
von  Vorurteilen  befreiten  Anschauung  von  Welt  und  Menschen ; 
Philosophie  ist  daher  nichts  anderes  als  die  Summe  des  mensch- 
lichen Wissens. 

Die  Naturwissenschaft  allein,  so  sehr  wir  sie  auch  pflegen 
und  so  weit  wir  ihren  Begriff  auch  dehnen  mögen,  ist  außer 
Stande,  uns  zur  wahren  und  vollen  Erkenntnis  zu  geleiten ; 
nur  im  Verein  mit  der  Gesellschaftswissenschaft  ist  uns  dies 
möglich. 

Allerdings  ist  die  Naturwissenschaft  einer  der  wesentlichen 
Bestandteile  der  Philosophie,  und  mit  dem  Studium  derselben 
betreten  wir  einen  der  zur  Erkenntnis  führenden  Wege,  So 
wenig  Naturwissenschaft  die  gesamte  Philosophie  ausmacht,  so 
wenig  vermag  Naturwissenschaft  allein  das  Kulturleben  der 
Menschheit  zu  durchdringen,  zu  beleuchten,  zu  befruchten  und 
den  Kulturfortschritt  zu  beflügeln,  eben  weil  sie  uns  nicht  zur 
vollen  Erkenntnis  zu  führen  vermag. 

Aber  wenn  Naturwissenschaft  allein  dies  nicht  zu  leisten 
vermag,  so  ist  sie  doch  befähigt,  das  individuelle  Leben  zu 
verschönen  und  zu  veredeln.  Und  an  dieser  Veredelung,  an 
dieser  Erhöhung  des  Niveaus  von  Geist  und  Herz  nimmt  nicht 
allein  der  Naturforscher  für  seine  Person  teil;  es  tliuu  dies 
auch  alle  diejenigen,  welche  die  Resultate  seiner  Forschung  in 
sich  aufnehmen. 

Es  liegt  im  Zuge  der  Zeit,  zu  forschen  und  zunächst  sich 
zu  belehren,  und  bei  der  Wahl  des  Forschungsfeldes  ist  oft  die 
Macht  des  Zufalles  stärker  als  die  der  freien  Wahl.  Dem  Forscher 
stellen  sich  im  Laufe  seiner  Studien  beständig  neue  Probleme 
entgegen,  und  endlos  wird  die  Arbeit.  Aber  das,  was  das  Hirn 
als  Wahrheit  erkannt,  was  philosophisches  Denken  aus  dem 
Thatsachen-Materiale  geschöpft  hat,  es  verlangt  nach  Befreiung, 


-     IX     — 

es  will  ans  Licht  der  Sonne.  Und  diese  Kundgebung  der  ge- 
wonnenen Erfahrung  ist  ebenso  notwendig  wie  wertvoll,  da  sie 
Hirn  und  philosophisches  Denken  Anderer  in  Thätigkeit  versetzt 
und  die  Kritik  wachruft. 

Nicht  allein  in  den  besser  situirten  Schichten  der  Ge- 
sellschaft ist  der  Drang  nach  Belehrung  erwacht,  er  giebt  sich 
auch  in  der  Arbeiterklasse  sehr  bemerkbar  kund. 

Welches  sind  nun  die  Ergebnisse  der  Forschungen 
unserer  Gesellschaft?  Welche  Thatsacheu  vermag  die  Ge- 
sellschaft aufzuweisen,  aus  denen  die  Befriedigung  des 
Wissensdranges  Anderer  hervorgeht?  Hat  die  wissen- 
schaftliche Thätigkeit  der  Gesellschaft  überhaupt  den  Anfor- 
derungen der  Neuzeit  entsprochen?  Das  sind  die  Fragen, 
welche  der  Jahresbericht  beantworten  soll.  Wir  stehen  vor  dem 
Augenblicke,  in  welchem  wir  Selbstkritik  üben  sollen ;  wir  unter- 
breiten mit  dem  Berichte  unsere  Thätigkeit  dem  kritischen 
Urteile  der  Öffentlichkeit. 

Zuvor  habe  ich  Hinen  über  die  Veränderungen  im 
Personenstande  zu  referieren.  Und  da  gedenken  wir  zunächst 
der  Verluste,  welche  die  Gesellschaft  infolge  Ablebens  einiger 
Mitglieder  erlitten  hat.  Von  unseren  ewigen  Mitgliedern 
ist  am  16.  Juli  v.J.  verschieden  Georg  Albert  Keyl,  ein 
Mann,  welcher  nicht  allein  die  erste  Anregung  zur  Ausführung 
des  seit  Jahren  als  notwendig  erkannten  Erweiterungsbaues 
unseres  Museums  gegeben,  sondern  auch  eine  sehr  beträchtliche 
Summe  für  diesen  Zweck  zur  Verfügung  gestellt  hat. 

In  die  Reihe  unserer  korrespondierenden  Mitglieder 
hat  der  Tod  einige  Lücken  gerissen;  gestorben  sind: 

1.  Dr.  phil.  Emil  Buck  in  Konstanz.  Geboren  am 
20.  April  1840  in  Metz,  Lothringen,  kam  er  im  fünften  Lebens- 
jahre nach  Frankfurt  a.  M.,  wo  er  nach  genossenem  Schul- 
unterricht in  die  kaufmännische  Laufbahn  eintrat  und  nebenbei 
zoologische  Studien  trieb.  Besonders  die  niedere  Tierwelt  zog 
ihn  an.  Im  Jahre  1863  siedelte  er  nach  Zürich  über,  setzte 
dort  an  der  Universität  seine  Studien  fort  und  erwarb  die  philo- 
sophische Doktorwürde.  Seit  1868  Mitglied  der  Gesellschaft 
gehörte  er  der  Verwaltung  derselben  seit  dem  30.  April  1870  an 
und  bekleidete  in  den  Jahren  1872  und  1873  das  Amt  des 
Korrespondierenden  Sekretärs.    Anfangs  der  siebziger  Jahre  war 


—     X     — 

er  zugleich  Sektionär  für  Herpetologie  an  unserem  Museum. 
Im  Jahre  1882  siedelte  er  von  Frankfurt  nach  Konstanz  über 
und  lebte  hier  in  stiller  Zurückgezogenheit,  weiteren  Studien 
namentlich  an  Tieren  in  Aquarien  und  Terrarien  obliegend,  bis 
zu  seinem  am  17.  Dezember  v.  J.  erfolgten  Tode. 

2.  Dr.  phil.  Adolf  Ernst  starb  am  12.  August  v.  J.  in 
Caracas.  Er  war  geboren  am  6.  Oktober  1832  in  Primkenau 
in  Schlesien.  Im  Jahre  1861  ging  er  nach  Venezuela,  wo  er  — 
wie  in  der  „Leopoldina"  Heft  XXXVI.  pag.  47  etc.  berichtet 
wird  —  sich  dem  höheren  Lehrfach  widmete  und  die  natur- 
wissenschaftliche Erforschung  der  Umgebung  von  Caracas  sich 
angelegen  sein  ließ.  „Er  gründete  1867  eine  „Sociedad  de  Cien- 
cias  Fisicas  de  Venezuela",  deren  Präsident  er  wurde.  Im  Auf- 
trage der  Regierung  legte  er  Sammlungen  der  Naturprodukte 
von  Venezuela  an  und  wurde  1874  ordentlicher  Professor  der 
Naturwissenschaften  und  der  deutschen  Sprache  an  der  Zentral- 
Universität  von  Venezuela,  zugleich  Direktor  des  National- 
Museums  und  der  Universitäts-Bibliothek  in  Caracas".  Bekannt 
geworden  ist  unter  anderen  eine  Schrift  von  ihm  ,,Estudios  sobre 
las  Deformaciones,  Enfermedades  y  Enemigos  des  arbol  de  Cafe 
en  Venezuela".  Er  hat  der  Gesellschaft  seit  dem  9.  August 
1873  als  Mitglied  angehört. 

Von  beitragenden  Mitgliedern  hat  die  Gesellschaft 
16  durch  den  Tod  verloren,  nämlich  Frau  Appellationsgerichtsrat 
Dr.  Jeanrenaud  und  die  Herren  Felix  Edenfeld,  Sani- 
tätsrat Dr.  S.  Herxheimer,  Ferdinand  Heuer,  A.  Katz, 
Friedr.  Landauer,  Generalkonsul  F.  L euch s  -  Mack,  Jus- 
tizrat Dr.  Siegmund  Müller,  Geh,  Kommerzieurat  Philipp 
Petsch-Goll,  Julius  Pfungst,  Geh.  Kommerzieurat  Alex 
S  c  h a r f  f ,  Dr.  phil.  Karl  S c h  1  e u ß n  e r  sen.,  J.  P.W.  S c h  m  i  c k , 
Siegmund  Strauß,  Dr.  med.  Emil  Wenz  und  Wilhelm 
Winter.  Die  beiden  letzteren  haben  als  arbeitende  Mitglieder 
seit   laugen  Jahren  der  Verwaltung  angehört. 

Wir  beklagen  aufrichtig  den  schmerzlichen  Verlust  aller 
dieser  Mitglieder  und  Freunde  und  werden  den  Dahinge- 
schiedenen ein  treues  Gedenken  bewahren. 

Ausgeschieden  aus  der  Reihe  der  beitragenden  Mitglieder 
sind    ferner   10  Herreu,    nämlich    durch    Austritt:    die    Herren 


—    XI    — 

A.  Bolongaro-Crevenna.  Dr.  med.  Max  Casper  in  Höchst 
und  R  u  d.  N  ö  g  g  e  r  a  t  h ; 

in  Folge  Wegzugs  von  Frankfurt:  die  Herren  Karl 
Brettauer,  Dr.  med.  Chr.  Deichler,  Prof.  Dr.  Walter  König 
und  Sanitätsrat  Dr.  Ph.  Steffan; 

durch  Erwerbung  der  ewigen  Mitgliedschaft :  die  Herren 
Dr.  jur.  Fritz  Hoerle,  Walther  vom  Rath  und  Geheim. 
Med.-Rat  Prof.  Dr.  Moritz  Schmidt-Metzler. 

So  sind  im  ganzen  26  beitragende  Mitglieder  ausgeschieden. 
Andererseits   hat  die  Gesellschaft  die  Freude  gehabt,   den 
Beitritt   von   48   neuen  Mitgliedern  verzeichnen  zu  können;   es 
sind  dies: 

Frau  Henriette  Adler, 
Herr  Karl  Borgnis, 
„      Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Paul   Ehrlich, 
„     Amtsrichter   Bruno   Gaebler, 
„      Dr.  jur.  Rudolf   Goldschmidt, 
„      General-  und  Korpsarzt  Dr.  Karl  Grossheim, 
„      Oberlandesgerichts-Präsideut  Dr.  Karl  Hag  ens, 
Frau  Sanitätsrat  Dr.  H  e  r  x  h  e  i  m  e  r , 
Herr  Direktor  Her  mann  Hesse, 
„      Dr.  phil.  Adolf   Hof, 
„      August   Huck, 
„      Fr.  Karl  Küchler, 
„      Dr.  med.  A.  Lejeune, 
Se.  Excellenz    der    Kommandierende   General    des  XVIIl. 
Armeekorps     und     General  -  Adjutant      Herr     von 
Lindequist, 
Frl.  0.  C.  Lindley, 
Herr  Direktor  Herrn  Heiur.  Maier, 
„      Dr.  phil.  Herbert  von  Meister, 
„      Georg  Melas, 

„      Direktor  Dr.  phil.  Edmund  Naumann, 
„      Ludwig  Neher, 
„      Dr.  med.  Max  Neisser, 
„      Karl  von  Neufville, 
,.      Dr.  phil.  Rudolf  de  Neufville, 
„      Dr.  med.  Rudolf   0  e  h  1  e  r , 
„      Dr.  jur,  Ferdinand    Pachten, 


—     XII     — 

Se.  Excellenz   Herr   General -Leutnant   und   Kommandeur 

der  21.  Division  R.  Perthes, 
Herr  Dr.  pliil.  Arthur  P  f  u  n  g  s  t , 

„     Dr.  med.  Julius    Raecke, 
Frau  Emma  Regnier,   geb.  Fischer, 
Herr  Tierarzt  Hermann  Reil  in  Seckbach, 
„      Karl  Reinemer, 
,,      Dr.  phil.  Friedrich  Rö ssler, 
j,      Dr.  phil.  Adolf  Roques, 
„      Dr.  med.  Joseph  Rosengar t, 
„      Julius  Scharff, 
„      Direktor  Friedrich  Sohle  us  sner, 
„      Adolf  Schloss, 
„      Reg.-Baumeister  Rudolf  Schmick, 
„      Dr.  med.  Otto  Schnaudigel, 
„      Dr.  med.  Theodor  Seuffert, 
„      Konsul  Arthur  Siebert, 
„      Dr.  med.  Ernst  Siegel, 

„      Eisenbahn-Direktions-Präsident  Robert  Thome, 
„      Philipp  Thorn, 

„      General  -  Oberarzt  Dr.  Albert  V  i  1 1  a  r  e  t , 
„      Joseph  Werner, 
„      Direktor  Dr.  Rudolf  Win t er w erb, 
„      Theodor  Zelt  mann. 
Die  Gesellschaft  heißt  die  Genannten  als  Mitglieder  herzlich 
willkommen  und  ladet  sie  ein,   an  ihren  Bestrebungen  sich  mit 
allen  vei-fügbaren  Kräften  zu  beteiligen. 

Die  Zahl  der  beitragenden  Mitglieder  ist  infolge  dieses 
höchst  erfreulichen  Zuwachses  nunmehr  auf  501  angestiegen. 
Zu  arbeitenden  Mitgliedern  sind  ernannt  worden 
Herr  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Paul  Ehrlich,  seither  Korre- 
spondierendes Mitglied,  sowie  die  Herreu:  Johannes  Guide 
und  Sanitätsrat  Dr.  A.  Libbertz.  Die  Zahl  der  in  hiesiger 
Stadt  ansässigen  arbeitenden  Mitglieder  beträgt  nun  56,  die 
der  auswärtigen  4. 

Infolge  Wegzuges  von  Frankfurt  sind  statutengemäß  zwei 
arbeitende  Mitglieder  die  Herren  Dr.  med.  Christ.  Deichler 
und  Sanitätsrat  Dr.  Phil.  Steffan  in  die  Reihe  der  Korrespon- 
dierenden Mitglieder  übergegangen. 


—     XIII     — 

überdies  wurden  zu  Korrespondierenden  Mitgliedern 
ernannt  die  Herren:  Bergingenieur  Modest  Mary aii ski  in 
Santa  Maria  bei  Albany  (Westaustralien),  James  Stirling, 
Government  Geologist  of  Victoria  in  Melbourne,  Dudley 
Le  Souef,  Director  of  the  Acclimatisation  Society  in  Mel- 
bourne, Prof.  Dr.  C.  J.  Martin,  Direktor  des  Physiologischen 
Universitätslaboratoriums  in  Melbourne,  Geh.  Med. -Rat  Prof. 
Dr.  med.  et  phil.  Konrad  Eckhard,  Direktor  des  physiologischen 
Instituts  in  Giessen,  Dr.  med.  Emil  Fischer  in  Straßburg, 
Prof.  Dr.  med.  J.  Strahl,  Direktor  des  anatomischen  Instituts 
in  Giessen,  Prof.Dr.H.  Sehen  ck,  Direktor  des  botanischen  Gartens 
in  Darmstadt,  Prof.  Dr.  H.  Lenz,  Direktor  des  uaturhistorischen 
Museums  in  Lübeck,  Geh.  Med. -Rat  Prof.  Dr.  Wilhelm  Dönitz 
in  Berlin,  Geh.  Med. -Rath  Prof.  Dr.  W.  Engel  manu,  Direktor 
des  physiol.  Instituts  in  Berlin,  Prof.  Dr.  med.  H.  Munk  in  Berlin, 
Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  H.  Ludwig,  Direktor  des  zoologischen 
und  vergleichend-anatomischen  Instituts  in  Bonn  und  Prof.  Dr. 
phil.  Heinrich  Fresenius  in  AViesbaden. 

Die  Gesamtzahl  der  Korrespondierenden  Mitglieder  ein- 
schließlich der  Korrespondierenden  Ehrenmitglieder  beträgt 
nunmehr  158. 

Außerdem  wurde  die  höchste  Auszeichnung,  über  welche 
die  Gesellschaft  verfügt,  die  außerordentliche  Ehrenmit- 
gliedschaft Herrn  Geh.  Hof-  und  Baurat  Prof.  Dr.  Paul 
Wallot  in  Dresden  verliehen. 

In  die  Reihe  unserer  ewigen  Mitglieder  sind,  wie 
bereits  erwähnt,  die  Herren  Dr.  jur.  Fritz  Hoerle,  Walther 
vom  Rath  und  Geh.  Med. -Rat  Prof.  Dr.  Moritz  Schmidt - 
Metzler,  und  außerdem  Herr  Karl  von  Grunelius  aufge- 
nommen worden.  Damit  ist  die  Zahl  der  ewigen  Mitglieder 
auf  83  gestiegen. 

Was  die  Veränderungen  im  Bereiche  der  Verwaltung 
betrifft,  so  hatten  statutengemäß  mit  Ablauf  des  Jahres  1899 
aus  der  Direktion  auszuscheiden  der  II.  Direktor  und  der 
IL  Sekretär,  die  Herreu  Dr.  med.  Ernst  Blumenthal  und 
Dr.  med.  Karl  Vohsen.  Den  beiden  Herren  sei  auch  an  dieser 
Stelle  wiederholt  der  aufrichtige  Dank  der  Gesellschaft  für 
ihre  hingebende  Thätigkeit  ausgesprochen.  Für  die  Jahre  1900 
und  1901   wurden   zum  IL  Direktor   Herr    Forstmeister  Adolf 


3^ 


—     XIV     — 

Rurig  und  zum  II.  Sekretär  Herr  Dr.  med.  A.  Alzheimer 
gewählt. 

In  der  am  4.  April  d.  J.  abgehaltenen  General- Ver- 
sammlung sind  an  Stelle  der  aus  der  Revisions-Kommission 
ausgeschiedenen  Herren  Hugo  Metzler  und  Georg  Schlund, 
denen  auch  au  dieser  Stelle  für  ihre  Mühewaltung  der  auf- 
richtige Dank  der  Gesellschaft  ausgesprochen  sei,  die  Herren 
Walther  vom  Rath  und  Dr.  jur.  Paul  Roediger  gewählt 
worden. 

Auch  sei  nicht  verfehlt,  den  beiden  Kassierern  der  Gesell- 
schaft Herrn  Alhard  Andreae-von  Grunelius  und  Herrn 
Generalkonsul  Stadtrath  Albert  Metzler  für  die  umsichtige 
Verwaltung  ihrer  Finanzen,  sowie  dem  juristischen  Beirat, 
Herrn  Dr.  Fritz  Berg  für  die  sorgsame  Vertretung  ihrer 
Interessen  den  allerherzlichsten  Dank  auszusprechen. 

Bei  Darlegung  des  wissenschaftlichen  Lebens  der 
Gesellschaft  während  des  abgelaufenen  Berichtsjahres  kommt 
zunächst  das  Museum  mit  seinen  naturhistorischen 
Sammlungen  in  Betracht.*)  Bergen  diese  Sammlungen  doch 
einen  reichen  Schatz  thatsächlichen  Materials  für  die  weitest- 
gehenden Studien  und  Arbeiten.  Den  Herren  Sektionären  der 
Gesellschaft  liegt  es  ob,  diesen  Schatz  in  seiner  Integrität  zu 
erhalten  und  ihn  nach  Kräften  zu  mehren;  und  dieser  Pflicht 
sind  die  Herren  Sektiouäre  gewissenhaft  nachgekommen.  Aber 
auch  unsere  Konservatoren  haben  es  nicht  an  Fleiß  fehlen 
lassen,  die  Naturalien  des  Museums  in  gutem  Zustande  zu  er- 
halten, ja,  ihrer  Geschicklichkeit  ist  es  zu  danken,  ältere  und 
wenig  gut  präparierte  Exemplare  der  Säugetier-  und  Vogel- 
sammlung so  umzugestalten,  daß  sie  ein  wohlgefälliges  Äußere 
erhalten  haben.  Die  wohlverdiente  Anerkennung  ihrer  ersprieß- 
lichen Thätigkeit  soll  ihnen  hiermit  ausgesprochen  sein. 

Die  Sammlungen  haben  auch  im  abgelaufeneu  Berichtsjahre 
wertvolle  Vermehrungen  erfahren  und  zwar  teils  durch  Ankauf, 
teils    durch   Austausch    oder   durch    hochherzige    Schenkungen. 


*)  Eine  auf  Ersuchen  des  Magistrats  im  vorigen  Sommer  zusammen- 
gestellte summarische  Übersicht  über  die  Bestände  des  Mu- 
seums ist  in  dem  ,  Bericht  des  Magistrats,  die  Verwaltung  und  den  Stand 
der  Gemeindeangelegenheiten  im  Verwaltungsjahre  189899  betreffend"  ver- 
öffentlicht worden. 


_     XV     — 

Da  es  unmöglich  ist,  in  dem  engen  Ralimen  dieses  Berichtes 
die  große  Menge  der  für  das  Museum  erworbenen  Objekte 
einzeln  aufzuzählen,  muß  auf  die  diesbezüglichen  speziellen 
Angaben  unseres  in  einigen  Monaten  erscheinenden  Berichtes 
verwiesen  werden.*)  Wir  wollen  aber  nicht  verfehlen, 
den  freundlichen  Gönnern,  deren  Freigebigkeit  wir 
die  erhaltenen  Geschenke  verdanken,  auch  an  dieser 
Stelle  nochmals  den  warm  empfundenen  Dank  aus- 
zusprechen. 

Im  Ordnen  und  Determinieren  der  bis  dahin  noch  unbe- 
stimmt gebliebenen  Naturalien  sind  die  betreffenden  Herren 
Sektionäre  auch  im  abgelaufeneu  Berichtsjahre  thätig  gewesen. 
Wer  die  wohlgeordneten  Sammlungen  betrachtet,  der  ahnt  kaum, 
welche  Summe  angestrengtester  Arbeit  in  ihnen  verborgen  ist. 
Wir  alle  fühlen  uns  bei  der  Erinnerung  hieran  verpflichtet,  auf 
die  ausdauernde  Thätigkeit  dieser  Herren  dankerfüllt  hinzuweisen. 
Einige  unserer  Korrespondierenden  Mitglieder  und  andere  Fach- 
gelehrte haben  sich  der  Mühe  unterzogen,  die  hier  am  Orte 
nicht  bestimmbaren  Objekte  wissenschaftlich  zu  ordnen  uud  zu 
katalogisieren,  so  Herr  Prof.  Dr.  Lenz  in  Lübeck  die  Fisch- 
sammlung, Herr  Prof.  Engelhardt  in  Dresden  einen  Teil  der 
fossilen  Pflanzenreste  und  Herr  Sanitätsrat  Dr.  A.  Fleischer 
in  Brunn  die  Dyschirius. 

Die  Sammlungen  unseres  Museums  haben  sich  denn  auch 
im  verflossenen  Berichtsjahre  eines  regen  Besuches  zu  er- 
freuen gehabt.  Gelehrte  von  auswärts  haben  zu  verschiedenen 
Malen  Gelegenheit  genommen,  die  Schätze  desselben,  insbesondere 
die  Neuerwerbungen,  in  Augenschein  zu  nehmen  bezw.  zu  stu- 
dieren. Aber  auch  andere  Fremde,  welche  Frankfurt  besuchen, 
versäumen  selten,  das  reiche  wissenschaftliche  Material,  die 
Tiere  fremder  Zonen,  die  Reste  längst  erloschener  Tier-  und 
Pflanzenformen,  die  Pflanzen  fremder  Erdteile,  die  glanzvollen 
Mineralien  in  ihrer  ansprechenden  Anordnung  eingehend  zu  be- 
trachten und  Belehrung  mit  fortzunehmen.  Ebenso  erfreut  sich 
das  Museum  des  unausgesetzten  fleißigen  Besuches  durch  die 
Bewohnerschaft  Frankfurts  und  des  gelegentlichen  Besuches 
von  Schülern   und  Schülerinnen    unter   Leitung   ihrer   Lehrer. 


*)  Siehe  diesen  „Bericht",  Seite  XLV. 


—     XVI     — 

Anläßlich  der  feierlichen  Eröffnung  des  Königlichen  Instituts  für 
experimentelle  Therapie  am  8.  November  v.  J.  ist  das  Museum 
auch  von  den  Herren  Kultusminister  Dr.  S  t  u  d  t ,  Oberpräsident 
Staatsminister  Dr.  Graf  von  Z  e  d  1  i  t  z  -  T  r  ü  t  z  s  c  h  1  e  r  , 
Ministerialdirektor  Dr.  Althoff  und  Geh.  Ober -Regierungsrat 
Dr.  Schmidt  unter  Führung  der  Direktion  und  der  Sektionäre 
besichtigt  worden. 

Bekanntlich  war  das  Museum  bisher  an  drei  Tagen  der 
Woche  jedesmal  auf  zwei  Stunden  geöffnet  und  zwar  Sonntags 
und  Freitags  am  Vormittage  von  11 — 1  Uhr  und  Mittwochs  am 
Nachmittage  von  2 — 4  Uhr.  Nachdem  der  Wunsch  laut  ge- 
worden war,  daß  auch  Sonntags  am  Nachmittage  die  Samm- 
lungen des  Museums  der  ßesichtigimg  zugänglich  gemacht  wer- 
den möchten,  hat  die  Gesellschaft  im  Herbst  v.  J.  beschlossen, 
versuchsweise  ein  Jahr  hindurch  das  Museum  an  jedem  ersten 
Sonntage  im  Monat  auch  am  Nachmittage  von  2 — 4  Uhr  offen 
zu  halten. 

Um  ein  Urteil   über  die  Zweckmäßigkeit  dieser  Maßregel 
zu  gewinnen,  ist  die  Frequenz  durch  Zählung  der  Besucher  des 
Museums  festgestellt  worden.     Danach  haben  das  Museum  be- 
sucht in  der  Zeit  vom  1.  Oktober  v.  J.  bis  zum  10.  Mai  d.  J. : 
au  31  Sonntag- Vormittagen     .     .     .  5292  Personen, 
,,      8  Sonntag-Nachmittagen  .     .     .     483  ,, 

,,    31  Mittwoch-Nachmittagen     .     .  1443  ,, 

,,    30  Freitag-Vormittagen      .     .     .     735  ,, 

zusammen  7953  Personen. 
Es  berechnet  sich  hiernach  der  Durchschnittsbesuch  für 
1  Sonntag-Vormittag     auf     .     .     .170  Personen, 
1  Sonntag-Nachmittag     ,,      ...     60         „ 
1  Mittwoch-Nachmittag  ,,      ...     47         ,, 
1  Freitag- Vormittag        .,      ...     24  ,, 

Es  wird  davon  abhängen,  wie  sich  der  Besuch  des  Museums 
bis  zum  Ablauf  des  September  gestaltet,  um  darüber  schlüssig 
zu  werden,  ob  diese  provisorische  Einrichtung  zu  einer  dauernden 
Institution  zu  machen  sein  wird  oder  nicht. 

In  unzulänglich  unterrichteten  Gesellschaftsklassen  ist  das 
Verlangen  nach  Führungen  durch  das  Museum,  verbunden 
mit  Demonstrationen,  in  zunehmendem  Grade  laut  geworden. 


—     XVII     — 

Die  Gesellschaft  wird  nicht  umhin  können,  dieses  Verlangen 
als  ein  berechtigtes  anzuerkennen ;  kann  die  Befriedigung  desselben 
doch  nur  segensreiche  Folgen  haben.  Darum  haben  auch  im 
verflossenen  Berichtsjahre  wiederum  solche  Führungen  statt- 
gefunden. Mit  Geuugthuuug  war  zu  konstatieren,  daß  sie  zu 
gegenseitiger  Befriedigung  ausgefallen  sind.  Ein  unbedingtes 
Erfordernis  solcher  Führungen  ist  es  freilich,  daß  der  Führer 
versteht,  sich  der  Kapazität  der  Teilnehmer  anzupassen. 

Durch  die  Munifizenz  eines  ungenannt  gebliebenen  hoch- 
herzigen Gönners  ist  die  Gesellschaft  in  die  glückliche  Lage 
versetzt  worden,  einen  seit  Jahren  gehegten  Wunsch  zu  ver- 
wirklichen und  damit  einem  dringenden  Bedürfnis  abzuhelfen. 
Es  ist  dies  die  Anstellung  eines  besoldeten  Museums- 
beamten, der  als  wissenschaftlicher  Kustos  unsere  beständig 
sich  mehrenden  Sammlungen  wissenschaftlich  einordnen  und  auf- 
stellen soll,  so  daß  die  jetzt  in  Schränken  verborgenen  Schätze 
dadurch  der  Wissenschaft  dienstbar  gemacht  werden.  Diese 
neu  zu  erwerbende  Kraft,  über  die  wir  voraussichtlich  vom 
1.  Oktober  d.  J.  ab  verfügen  werden,  wird  der  Gesellschaft 
auch  bei  Einräumung  der  Sammlungen  in  das  neue  Museum 
schätzbare  Dienste  leisten  können. 

Über  die  Bauprojekte  der  Gesellschaft  hat  Ihnen 
bereits  der  Herr  I.  Direktor  berichtet.*) 

Als  ein  zweites,  vielleicht  nicht  minder  wichtiges  Mittel 
zur  Förderung  unserer  Studien  und  unserer  Erkenntnis  sind 
die  naturwissenschaftlichen  Publikationen  anzusehen, 
in  deren  Besitz  wir  uns  zu  setzen  fortdauernd  bestrebt  sind. 
Der  litterarische  Tauschverkehr  mit  zahlreichen  anderen  wissen- 
schaftlichen Instituten  ist  im  vergangenen  Jahre  nicht  nur  auf- 
recht  erhalten,   sondern   auch  erweitert  worden. 

Neu  in  Tauschverkehr  getreten  sind 

gegen  den  ,, Bericht": 
Deutsche  Vereinigung  in  Buenos  Aires, 
Field  (Columbian  Museum  in  Chicago, 
Ornithologischer  Verein  in  München, 

gegen  die  ,, Abhandlungen": 
California  Academy  of  Sciences  in  St.  Francisco. 


*)  Siehe  diesen  „Bericht^  Seite  III. 


—     XVIII     — 

Und  was  der  Tauschverkehr  nicht  in  unseren  Besitz  brachte, 
das  haben  wir  durch  Kauf  erworben,  sodaß  wir  auf  eine  reich- 
haltige, den  weitestgehenden  Anforderungen  genügende  Bibliothek 
zu  blicken  vermögen,  deren  Benutzung  allen  Gesellschafts- 
Mitgliedern  frei  steht. 

Als  wertvollste  Anschaffung  für  die  Bibliothek  ist  die 
„Flora  brasilieusis"  zu  nennen.  Zu  den  Anschaffungskosten 
dieses  hervorragenden  botanischen  Lieferuugswerkes,  welche  sich 
auf  M.  3000  beliefen,  haben  in  dankenswerter  Weise  die  Ad- 
ministration der  Dr.  SenckenbergischenStiftungM.  349.20 
und  unser  Verwaltungsmitgiied  Herr  Professor  Dr.  Eugen 
Askenasy  in  Heidelberg  M.  300  beigetragen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  ist  auch  einer  dankenswerten 
Schenkung  zu  gedenken,  welche  Herr  Geheimrat  Professor  Dr. 
Schmidt- Metzler  der  Gesellschafts  -  Bibliothek  zugewendet 
hat,  bestehend  in  den  naturwissenschaftlichen  Beständen  der 
Bibliothek  seines  verstorbenen  Vaters,  des  Dr.  med.  Adolf 
Schmidt,  welcher  der  Verwaltung  lange  Jahre  als  arbeitendes 
Mitglied  angehört  hat. 

Von  unseren  Publikationen  sind  im  Berichtsjahre  erschienen  : 
„Abhandlungen",  Bd.  XX,  Heft  2  (Schluß): 
M.  Moebius:   „Der  japanische  Lackbaum,     Uhus   vernicifera 

DC."    Mit  29  Textfiguren  und  1  Tafel. 
Bd.  XXV: 

„Ergebnisse  einer  zoologischen  Forschungsreise  in  den  Molukken 
und    Borneo".      Von    Prof.  Dr.  W.   Kükenthal.      IL   Teil. 
„Wissenschaftliche  Reiseergebnisse".     Bd.  III: 
Heft  1: 

R.  Hartmeyer:  „Monascidien  von  Ternate". 
Bd.  XXVI: 

„Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  Reisen  in  Madagaskar  und  Ost- 
afrika in  den  Jahren  1889-1895'-.  VonDr.A.  Voeltzkow.Bd.il: 
Heft  1: 

A.  Voeltzkow:  ,, Beiträge  zur  Entwicklungsgeschichte  der 
Reptilien.  Biologie  und  Entwickelung  der  äußeren  Körper- 
formen von  Crocodilus  madagascariensis  Grand".  Mit  18  Text- 
figuren und  17  Tafeln. 
J.  Strahl:  ,,Der  Uterus  gravidus  von  Galago  agisymbanus". 
Mit  8  Tafeln. 


—     XIX     — 

Heft  2: 

H.  de  Saussure  :  ,,Hymenopteia.  Vespidae".  Mit  4  Textfigureu. 
Im  Druck  befindlich  ist  augenblicklich  eine  umfangreiche 
Arbeit  unseres  Herrn  A.  von  Reinach  ,,Scliildkrütenreste  im 
Mainzer  Tertiärbecken  und  in  benachbarten  ungefähr  gleich- 
altrigen Ablagerungen",  mit  44 Tafeln.  Sie  wird  den  XXVIII.  Band 
unserer  Abhandlungen  bilden. 

Außerdem  ist  im  Oktober  v.  J.  erschienen: 
Der  ,,Bericht"  für  1899,  welcher  neben  den  geschäftlichen 
Mitteilungen  der  Gesellschaft  eine  Arbeit  von  Herrn  Dr. 
Franz  Bayberger  und  wissenschaftliche  Beitiäge  unserer 
arbeitenden  Mitglieder  der  Herren  Boettger,  Knoblauch, 
Kobelt,  Libber tz  und  Reichenbach  enthält. 

Hinsichtlich  der  regelmäßigen  Abhaltung  von  Vor- 
lesungen über  gewisse  Zweige  der  Naturwissenschaft  durch 
die  Herren  Dozenten  der  Gesellschaft  ist  mit  Genugthuuug  zu 
konstatieren,  daß  dieselben  in  der  Bevölkerung  Frankfurts  sich 
eines  zunehmenden  Interesses  erfreuen. 

Es  haben  gelesen  im  Sommer-Semester  1899: 
Herr  Prof.  Dr.  H.  Reicheubach  über  Zoologie  der  Würmer 
und  Weichtiere  (als  Fortsetzung  der  Vorlesung  im  Winter- 
Semester  1898/99), 
Herr  Prof.  Dr.  F.  Kinkelin  über  Geologie  des  südwestlichen 
Deutschland  und  zwar  ausführlich  die  der  Tertiär-  und  Di- 
luvialzeit daselbst.  (Exkursionen  dienten  diesen  Vorträgen  zu 
eingehenderem  Verständnis). 

Im  Auftrage  des  Medizinischen  Instituts: 
Herr  Prof.  Dr.  M.  Möbius  über  Biologie  der  Pflanzen,   I.  Teil. 
(Einflüsse  der  Atmosphäre  und  des  Bodens  auf  das  Pflanzen- 
leben.) 

Im  Winter-Semester  1899/1900  haben  gelesen: 
Herr    Prof.  Dr.  H.  Reichenbach    über   Bau    und   Leben    der 
Wirbeltiere  und  des  Menschen.     (Vergleichende  Anatomie  mit 
Berücksichtigung  der  Physiologie   und  der  Entwickelungsge- 
schichte.) 
Herr  Dr.  W.  Schauf :  Mineralogie.  (Einiges  aus  der  Entwicke- 
lungsgeschichte  der  Mineralien,  sowie  geometrische  und  phy- 
sikalische Eigenschaften  des  Krystalles.) 
Im  Auftrage  des  Medizinischen  Instituts : 


—     XX     — 

Herr  Prof.  Dr.  M.  M()bius  über  Kryptogamen  und  Fortpflanzung 
der  Plianerogamen. 

Im  Sommer-Semester  1900  haben  zu  lesen  begonnen: 
Herr  Prof.  Dr.  H.  Eeichenbach:  Fortsetzung  der  Wintervor- 
lesungen. 
Herr  Dr.  W.  Scliauf:  Besprechung  der  wichtigsten  Mineralien, 

insbesondere  der  Gesteinsbildungen. 
Herr  Prof.  Dr.  M.  Möbius:  Botanisch-mikroskopische  Übungen, 
und  im  Auftrage  des  Medizinischen  Instituts   über  Biologie  der 
Pflanzen,  IL  Teil. 

Die  wissenschaftlichen  Sitzungen  bilden  in  ge- 
wissem Sinne  die  Glanzpunkte  des  wissenschaftlichen  Lebens 
der  Gesellschaft.  Von  jeher  waren  bis  zum  Schlüsse  des  Winter- 
Semesters  1896/97  im  Laufe  der  Winterhalbjahre  durchschnittlich 
nur  sechs  Sitzungen  abgehalten  worden.  Von  jenem  Zeitpunkte 
ab  fanden  in  jedem  Winter  zwölf  solcher  Sitzungen  statt. 
Vor  Beginn  der  regelmäßigen  Sitzungen  trat  die  Gesellschaft 
am  25.  August  v.  J.  zusammen  zur  Feier  von  Goethes 
150.  Geburtstage.  Über  den  Verlauf  dieser  in  jeder  Be- 
ziehung glanzvollen  Festsitzung  hat  der  vorjährige  Bericht  aus- 
führliche Mitteilungen  gebracht. 

Für  die  Verehrer  des  großen  Dichters  wird  es  von  Inter- 
esse sein,  das  Danksagungsschreiben  kennen  zu  lernen,  welches 
Goethe  nach  seiner  am  13.  Juli  1820  erfolgten  Ernennung 
zum  Korrespondierenden  Mitgliede  an  die  Gesellschaft  gerichtet 
hat.  Das  Schreiben  soll  deshalb  im  diesjährigen  Berichte  zum 
Abdruck  kommen.*) 

Die  regelmäßigen  Sitzungen  nahmen  am  21.  Oktober  v.  J. 
ihren  Anfang. 

In  denselben  wurden  folgende  Vorträge  gehalten: 
Am  21.  Oktober  1899: 
Herr  Prof.  Dr.  H.  Schenck  aus  Darmstadt:  „Über  die  Wechsel- 
beziehungen  zwischen   Pflanzen   und   Ameisen   im   tropischen 
Wald." 

Am  4.  November  1899: 
Herr  Prof.  Dr.  L.  Edinger:    „Das   Gedächtnis   der   Fische". 


*)  Siehe  diesen  , Bericht",  Seite  XXIV. 


—     XXI     — 

Am  25.  November  1899 : 
Ausstellung  der  Neuerwerbungen,   erläutert  durch  die 
Herren  Sektionäre. 

Am  9.  Dezember  1899: 
Herr  Prof.  Dr.  M.  Möbius:  „Die  Farben  in  der  Pflanzenwelt*^. 

Am  6.  Januar  1900 : 
Herr  Prof.  Dr.  R.  B  u  r  c  k  h  a  r  d  t  aus  Basel :  „Über  die  Selaehier " . 

Am  20.  Januar  1900: 
Herr  Prof.  Dr.  H.  Klaatscli   aus   Heidelberg:    „Das    Problem 
der  Abstammung  des  Menschen". 

Am  3.  Februar  1900: 
Herr  Oberlehrer  Dr.  W.  Schauf :   „Über  den  Diamanten". 

Am  10.  Februar  1900: 
Herr  stud.  rer.  nat.  Fritz  Winter:  „Einiges  über  die  Deutsche 
Tiefsee- Expedition " . 

Am  24.  Februar  1900: 
Herr  Hofrat   Dr.  B.  Hagen:    „Vorführung   von   Gesichtstypen 
ostasiatischer  und  melanesischer  Völker  in  Lichtbildern". 

Am  10.  März  1900  : 
Herr  Dr.  A.  Alzheimer:   „Zur  Anthropologie  des  Verbrechers". 

Am  24.  März  1900: 
Herr  Dr.  G.  Greim    aus    Darmstadt:    „Neues    und    Altes    von 
Erdmessung  und  Erdgestalt." 

Am  7.  April  1900: 
Herr    Dr.  W.  Kobelt    aus    Schwanheim:    „Demonstration    der 

neuerworbenen  IVIoschusochsen ". 
Herr  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  P.  Ehrlich:  „Cellularbiologische 
Betrachtungen  über  Immunität". 

Mehreren  unserer  Mitglieder  sind  Auszeichnungen 
seitens  befreundeter  wissenschaftlicher  Körperschaften  bezw. 
Fakultäten  zu  Teil  geworden. 

Anläßlich  der  Feier  des  Nassauischen  Vereines  für 
Naturkunde  zu  Wiesbaden  am  16.  Dezember  v.  J.  wurden 
die  Herren  Major  Dr.  L.  v.  Hey  den  und  Dr.  W.  Kobelt  in 
Schwanheim  zu  Ehrenmitgliedern  und  die  Herren  Dr.  A.  Knob- 
lauch, Dr.  A.  Seitz  und  Gartenbaudirektor  A.  Siebert  zu 
Korrespondierenden  Mitgliedern  ernannt. 

Am  23.  E'ebruar  d.  J.  beging  Herr  Major  Dr.  L.  v.  Hey  den 
sein    25 jähriges    Jubiläum    als    Ehrendoktor    der    Philo- 


—     XXII     - 

so  phi  seh  en  Fakultät  der  Universität  zu  Bonn,  und  zur 
Feier  des  Tages  wurde  ihm  in  dankbarer  Anerkennung  seiner 
großen  Verdienste  sein  Ehrendoktordiplom  erneuert. 

Der  im  Jahre  1892  gestiftete  und  für  hervorragende  Ar- 
beiten auf  dem  Gebiete  der  Geologie,  Paläontologie  und  Minera- 
logie der  weiteren  Umgebung  Frankfurts  bestimmte  von  Reinach- 
Preis  wurde  in  diesem  Jahre  zweien  Arbeiten,  welche  in  gleich 
hohem  Grade  hervorragende  Beiträge  zur  Mineralogie  geliefert 
hatten,  mit  je  500  Mark  zuerkannt^  nämlich  einer  Arbeit  des 
Herrn  Dr.  W.  Sc  häuf  in  E'rankfurt  „Über  Sericitgneiße  im 
Taunus  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Vorkommnisse  in 
der  Sektion  , Platte'"  und  einer  Arbeit  des  Herrn  Prof  Dr.  C. 
Chelius  in  Darmstadt  ,,Über  die  krystallinen  Gesteine  des 
Odenwaldes".  Der  v.  Reinach-Preis  ist  wiederum  zum  1.  Ok- 
tober 1901,  diesmal  für  die  beste  Arbeit  aus  dem  Gebiete  der 
Geologie  ausgeschrieben  worden.""") 

Mit  gelehrten  Instituten  ähnlicher  Tendenz  hat  die 
Senckenbergische  Naturforschende  Gesellschaft  fortdauernd  in 
regem  Verkehr  gestanden.  Sie  war  bei  der  feierlichen  Eröffnung 
des  Königl.  Instituts  für  experimentelle  Therapie  am 
8.  November  v.  J.  durch  die  beiden  Direktoren  und  den  I.  Sekre- 
tär vertreten.  Sie  übermittelte  durch  ihren  I.  Direktor  ge- 
legentlich der  akademischen  Feier  des  75.  Stiftungsfestes  dem 
hiesigen  Physikalischen  Verein  am  26.  November  v.  J. 
herzliche  Glückwünsche.  Ein  Gleiches  geschah  am  16.  Dezember 
v.  J.  anläßlich  der  Feier  des  70  jährigen  Bestehens  des  befreun- 
deten N  as  säuischen  Vereins  für  Naturkunde  in  Wies- 
baden und  durch  Herrn  Prof.  Dr.  Boettger  am  19.  Mai  d.  J. 
bei  dem  Stiftungsfeste  des  Offenbacher  Vereins  für 
Naturkunde.  Von  der  Königlich  Preußischen  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Berlin  war  aus  Anlaß  der  Feier 
ihres  200jährigen  Bestehens  eine  Einladung  an  die  Gesellschaft 
ergangen.  Als  Delegierter  derselben  hat  der  I.  Direktor  an 
der  am  19.  und  20.  März  d.  J.  abgehaltenen  Feier  teilgenommen 
und   in   ihrem   Auftrage   eiu   Glückwunschschreiben    überreicht. 

Das  ist  das  Thatsachen-Material,  das  ich  Ihnen  vorzu- 
tragen die  Ehre  hatte.  Aus  ihm  mag  der  Kritiker  die  Antwort 


*)  Siehe  diesen  „Bericht",  Seite  XXV. 


—   xxiir   — 

scliöpfen  auf  die  Frage,  ob  die  wissenschaftliclie  Tliätigkeit  der 
Seuckenbergisclien  Natur  for  sehen  den-Gesellsch  aft  auf 
der  Höhe  der  Zeit  stand  oder  nicht.  Wie  dieses  Urteil  auch 
ausfallen  möge,  die  Gesellschaft  hat  das  tröstende  Bewußtsein, 
das  Beste  gewollt  zu  haben.  Im  Rahmen  wissenschaftlicher 
Gesellschaften  sehen  wir  dieselben  Faktoren  wirksam,  wie  in 
den  engen  Grenzen  des  einzelnen  Forschers.  Großen  Zielen 
streben  beide  entgegen,  die  Erreichung  derselben  hängt  nicht 
von  ihnen  allein  ab;  die  Macht  der  Verhältnisse  ist  stärker 
als  die  Kraft  der  Menschen. 

Noch  ein  anderes  Bewußtsein  ist  es,  welches  der 
Gesellschaft  Schaffensfreudigkeit  verleiht  und  sie 
getrost  in  die  Zukunft  blicken  lässt;  es  besteht  in 
dem  Besitze  fortgesetzten  Wohlwollens  seitens  der 
hohen  Behörden  und  der  Frankfurter  Bürgerschaft, 
von  dem  die  Gesellschaft  erst  noch  im  abgelaufenen 
Jahre  so  überaus  zahlreiche  Beweise  zu  verzeichnen 
gehabt  hat. 

Möge  dieses  sympathische  Verhältnis  zwischen 
Frankfurts  Bürgerschaft  und  der  Senckenbergischen 
Naturforschenden  Gesellschaft  ungestört  bestehen 
bleiben  bis  in  die  fernsten  Zeiten! 


-     XXIV 


Brief  Goethes 

an  die 
Senckenbergisclie  Naturforscliende  Gesellschaft. 

Ew:  Wohlgeb. 

empfangen  meinen  besten  Dank  für 
die  geneigte  Aufmerksamheit  Ihrer  fiaturforschenden  Gesellschaft. 
Wenn  er  etivas  verzögert  ward,  so  darf  ich  mich  ivohl  damit 
entschuldigen,  dass  im  vergangenem  Vierteljahre  sich  gar  mancherlei/ 
beg  mir  zusammenhäufte  und  ich  erst  jetzt,  ivieder  freyer  athmen 
kann. 

Sehr  erfreulich  ist  mir  die  Nachricht  dass  durch  Ihre  und 
Ihrer  Freunde  Thätigkeit  auf  dem  solide?!  Gründe  des  Senken- 
bergischen  Stiftes  weiter  fortgebaut  ivird.  Sie  erfüllen  dadut'ch 
einen  meiner  angelegentlichste7i  Wünsche;  Wer  Kunst  und 
Wissenschaft  fördert  darf  sich  sagen,  dass  er  gränzenlose  Folgen 
vorbereitet  und  dieser  Gedanke  belebt  gewiss  auch  die  zusammen- 
getretene Gesellschaft  beg  einem  Geschäft,  das  Aufmerksamkeit 
und  Beharrlichkeit  erfordei't.  Ich  werde  nicht  verfehlen  von  Zeit 
zu  Zeit  etwas  mitzutheilen  luovon  ich  glauben  darf.,  dass  es  Ihren 
Zwecken  behülflich  sey.  Wie  ich  denn  sogleich  drey  Hefte  meiner 
naturwissenschaftlichen  Arbeiten  hier  beylege.  *) 

Möge  ich  meinen  lieben  Landsleuten  aufs  beste  empfohleii 
bleiben. 

Weimar  ergebenst 

den  16.  May  j   ^   q^^^j^^ 

1821. 


*)  , Versuch  die  Metamorphose  der  Pflanzen  zu  erklären."    Gotha,  hey  Carl 
Wilhelm  Ettinger.     1790.  8°.  86  Seiten. 
„Zur  Naturwissenschaft  überhaupt."  Erster  Band.  Stuttgard  und  Tübingen, 

in   der  J.  G.  Cotta'schen  Buchhandlung.     1817.     S".  240  Seiten. 
„Zur  Morphologie.«     Erster  Band,  ebendaselbst.     1817.     8».  306  Seiten. 


XXV     — 


V.  Reinacli-Preis  für  Geologie. 


Ein  Preis  von  M.  500  soll  der  besten  Arbeit  zuerkannt 
werden,  die  einen  Teil  der  Geologie  des  Gebietes  zwischen 
Aschaffenburg,  Heppenheim,  Alzei,  Kreuznach,  Koblenz,  Ems, 
Giessen  und  Büdingen  behandelt ;  nur  wenn  es  der  Zusammen- 
hang erfordert,  dürfen  andere  Landesteile  in  die  Arbeit  einbe- 
zogen werden. 

Die  Arbeiten ,  deren  Ergebnisse  noch  nicht  anderweitig 
veröffentlicht  sein  dürfen,  sind  bis  zum  1.  Oktober  1901  in  ver- 
siegeltem Umschlage,  mit  Motto  versehen,  an  die  unterzeichnete 
Stelle  einzureichen.  Der  Name  des  Verfassers  ist  in  einem  mit 
gleichem  Motto  verseheneu  zweiten  Umschlage  beizufügen. 

Die  Senckenbergische  Natui-forschende  Gesellschaft  hat  die 
Berechtigung,  diejenige  Arbeit,  der  der  Preis  zuerkannt  wird, 
ohne  weiteres  Entgelt  in  ihren  Schriften  zu  veröffentlichen,  kann 
aber  auch  dem  Autor  das  freie  Verfügungsrecht  überlassen. 
Nicht  preisgekrönte  Arbeiten  werden  den  Verfassern  zurück- 
gesandt. 

Über  die  Zuerteilung  des  Preises  entscheidet  bis  spätestens 
Ende  Februar  1902  die  unterzeichnete  Direktion  auf  Vorschlag 
einer  von  ihr  noch  zu  ernennenden  Prüfung-skoramission. 


'&■■ 


Frankfurt  a.  M.,  den  1.  April  1900. 

Die  Direktion  der 
Senckeubergischeu  Natur  forsch  enden  Gesellschaft. 


XXVI 


Verteiliiiio:  der  Ämter  im  Jalire  1900. 


Direktion. 

Dr.  med.  A.  Knoblauch,  I.  Direktor.        Alliard  Aiidreae-y.  Oninelius, 

Forstmeister  A.  Rurig-,  II.  Direktor.  Kassier. 

Dr.  med.  E.  Roediger,  I.  Sekretär.  Generalkonsul   Stadtrat   A.  Metzler, 

Dr.  med.  A.  Alzheimer,  II.  Sekretär.  Kassier. 

Dr.  jur.  Fritz  Berg-,  Eechtskonsulent. 

Revisioiis-Koiiimissioii. 

Adolf  Kngler,  Vorsitzender.  Wilhelm  Saiidhagen. 

Albert  vou  Reinach.  Dr.  jar.  Paul  Roediger. 

Stadtrat  Anton  Meyer.  Walther  vom  Rath. 

Abgeordneter  für  die  Revision  der  vereinigten  Bibliotlielven. 

Dr.  J.  Ziegler. 

Abgeordn.  für  die  Kommission  der  vereinigten  Bibliotheken. 

Prof,  Dr.  H.  Reicheubach. 

Bücher-Kommission. 

Oberlehrer  .J.  Blum,  Vorsitzender.        1  A.  vou  Reiuach. 
Prof.  Dr.  H.  Reicheubach.  j  Prof.  Dr.  M.  Möbius. 

Dr.  W.  Schauf.  \ 

Redaktion  für  die  Abhandlungen. 

Oberlehrer  J.  Blum,  Vorsitzender.  Prof.  Dr.  0.  Boettger. 

D.  F.  Heyuemauu.  {  Prof.  Dr.  Th.  Petersen. 

Major  Dr.  L.  von  Heyden.  | 

Redaktion  für  den  Bericht. 

Dr.  med.  A.  Knoblauch,  Vorsitzender. 
Forstmeister  A.  Rörig. 
Dr.  med.  E.  Roediger. 


—     XXVII     — 
Sektionäre. 

Vergleichende  Anatomie  nnd  Slielette ...  Prof.  Dr.  H.  Rcichenbacli. 

Säugetiere     .  Dr.  W.  Kobelt. 

Vögel ...  R.  de  Neufville. 

Reptilien  und  Batrachier Prof.  Dr.  0.  Boettger. 

Fische vacat. 

.     .         ,         1      T     .  ■,     .  f  Major  Dr.  L.  von  Heyden 

Insekten  mit  Ausnahme  der  Lepidopteren  ,    .    ,.r  . 

'■      ^  [  und  A.  » eis. 

Lepidopteren Hofrat  Dr.  B.  Hag-eu. 

Crustaceen     .     ,  Prof.  Dr.  F.  Richters. 

„^  .  ,   .  f  D.  F.  Heyuemann  und 

Weichtiere i  -r,     ^»r   t-  •    w 

l  Dr.  >V.  Kobelt. 

Niedere  Tiere  Prof,  Dr.  H.  Reichenbach. 

.^        .,  f  Oberlehrer  J.  Blum  und 

Botanik •        ■        ■      {    -r,       t     t-.       t»      m-i  • 

[  Prof.  Dr.  M.  Mobius. 

Mineralogie Dr.  W.  Scliauf. 

Geologie Prof.  Dr.  F.  Kinkelhi. 

.^  ,          ,     .  f  Prof.  Dr.  0.  Boettger  und 

Paläontologie {  Prof.  Dr.  F.  Kiukelin. 

Museiims-Kommissioii. 

Die  Sektionäre  und  der  zweite  Direktor. 

KoiDiiiissioii  für  das  lleisestipeiidium  der  Eüppellstiftuiig. 

Oberlehrer  J.  Blum,  Vorsitzender.        ;    Prof.  Dr.  H.  Reicbeiibacb. 
Dr.  med.  E.  Blumeuthal.  {   Prof.  Dr.  F.  Richters. 

Bau-Koiiimissioii. 

Oberlehrer  J.  Blum,  Vorsitzender.  Dr.  med.  A.  Knoblauch. 

A.  Andreae-v.  Grunelius.  R.  de  Neufville. 

Major  Dr.  L.  v.  Heydeu.  j    .V.  v.  Reinach. 

D.  F.  Heyuemauu.  j    Dr.  med.  E.  Roediger. 

Dozenten. 

Zoologie    .     .         Prof.  Dr.  H.  Reichenbach. 

Botanik Prof.  Dr.  M.  Möbius. 

Mineralogie Dr.  W.  Sclianf. 

Geologie  und  Paläontologie  Prof.  Dr.  F.  Kinkelin. 

Bibliothekare. 
Dr.  Fr.  G.  Schwenck. 
Prof.  Dr.  M.  Möbius. 
Ph.  Thorn. 

Konservatoren. 

Adam  Kocii. 
Auffust  Koch. 


—     XXVIII 


Verzeichnis  der  Mitglieder 

der 

Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft. 


I.  Stifter. 

Becker,  Johannes,  Stiftsgärtner  am  Dr.  Senckenbergischen  med.  Institut.  1817. 
t  24.  November  1833. 

*v.  Betlimanu,  Simon  Moritz,  Staatsrat.     1818.     f  28.  Dezember  1826. 

Böguer,  Joli.  >Yilh.  Jos.,  Dr.  med.,  Mineralog  (1817  zweiter  Sekretär).  1817. 
t  16.  Juni  1868. 

Bloss,  Job.  (Treorg-,    Glasermeister,   Entomoiog.     1817.     f  29.  Februar  1820. 

Buch,  Joli.  Jak.  Kasimir,  Dr.  med.  und  phil.,  Mineralog.  1817.  f  13.  März  1851. 

Cretzschmar,  Phil.  Jak.,  Dr.  med.,  Lehrer  der  Anatomie  am  Dr.  Sencken- 
bergischen med.  Institut,  Lehrer  der  Zoologie  von  1826  bis  Ende  1844, 
Physikus  und  Administrator  der  Dr.  Senckenbergischen  Stiftung  (1817 
zweiter  Direktor).     1817.     f  4.  Mai  1845. 

■''Ehrmann,  Joh.  Christian,  Dr.  med.,  Medizinalrat.  1818.  f  13.  August  1827. 

Fritz,  Joli.  Christoph,  Schneidermeister,  Entomolog.  1817.  f  21.  August  1835. 

*Freyreiss,  Georg  Wilh.,  Prof.  der  Zoologie  in  Rio  Janeiro.  1818.  f  I.April  1825. 

*v.  (rerning,  Joh.  Isaak,  Geheimrat,  Entomolog.    1818.    f  21.  Februar  1837. 

*(TruueIins,  Joachim  Andreas,  Bankier.     1818.     f  7.  Dezember  1852. 

von  Heyden,  Karl  Heinr.  Georg",  Dr.  phil,  Oberleutnant,  nachmals  Schöff  und 
Bürgermeister,  Entomolog  (1817  erster  Sekretär).  1817.    f  7.  Jan.  1866. 

Helm,  Joh.  Friedr.  Ant.,  Verwalter  der  adeligen  uralten  Gesellschaft  des 
Hauses  Frauenstein,  Konchyliolog.     1817.     f  5.  März  1829. 

*Jassoy,  Ludw.  Daniel,  Dr.  jur.     1818.    f  5.  Oktober  1831. 

Kloss,  Joh.  Georg  Burkhard  Franz,  Dr.  med.,  Medizinalrat,  Prof.  1818. 
t  10.  Februar  1854. 

*Löhrl,  Joliann  Konrad  Kaspar,  Dr.  med.,  Geheimrat,  Stabsarzt.  1818. 
t  2.  September  1828. 

*Metzler,  Friedr.,  Bankier,  Geheimer  Kommerzienrat.    1818.   f  H-  März  1825. 

Meyer,    Bernhard,  Dr.  med.,   Hofrat,   Ornitholog.     1817.     f  1.  Januar  1836. 

xMiltenberg,  >Vilh.  Adolf,  Dr.  phil.,  Prof.,  Mineralog.    1817.    f  31.  Mai  1824. 

*Melber,  Joh.  Georg  David,  Dr.  med.     1818.    j  11.  August  1824. 


Anmerkung:    Die  1818  eingetretenen    Herren,    welche   nachträglich 
unter  die  Reihe  der  Stifter  aufgenommen  wurden,  sind  mit  *  bezeichnet. 


—     XXIX     — 

Neeff,  Christian  Ernst,  Dr.  mcil.,  Prof.,  Lehrer  der  Botanik,  Stifts-  und  Hospi- 
talarzt am  Dr.  Senckenbergischen  Bürgerhospital.   1817.   f  15.  Juli  1849. 

Nenbur^,  Joh.  Georg-,  Dr.  med.,  Administrator  der  Dr. Senckenbergischen  Stiftung, 
Mineralog  und  Ornitholog  (1817  erster  Direktor).   1817.    f  25.  Mai  1830. 

de  Neufvllle,  Mathias  AVilh.,  Dr.  med.     1817.    f  31.  Juli  1842. 

Reuss,  Joh.  Wilh.,  Hospitalraeister  am  Dr.  Senckenbergischen  Bürgerhospital. 
1817.     t  21.  Oktober  1848. 

♦Rüppell,  Wilh.  Peter  Eduard  Simon,  Dr.  med.,  Zoolog  und  Mineralog.  1818. 
t  10.  Dezember  1884. 

*v.  Soeninierring-,  Sanuiel  Thomas,  Dr.  med.,  Geheimrat,  Professor.  1818. 
t  2.  März  1830. 

Stein,  Joh.  Kaspar,  Apotheker,  Botaniker.     1817.     f  16  April  1834. 

Stiebel,  Salomo  Friedrich,  Dr.  med.,  Geheimer  Hofrat,  Zoolog.  1817, 
t  20.  Mai  1868. 

♦Varrentrapp,  Joh.  Konr.,  Dr.  med.,  Prof.,  Physikus  und  Administrator  der 
Dr.  Senckenbergischen  Stiftung.     1818.     f  11.  März  1860. 

Völcker,    Georg-   Adolf,   Handelsmann,  Entomolog.     1817.     f  19.  Juli  1826. 

*>Venzel,  Heinr.  Karl,  Dr.  med.,  Geheimrat,  Prof.,  Direktor  der  Primatischen 
medizinisch-chiurgischen  Spezialschule.     1818.     f  18.  Oktober  1827. 

*v.  AViesenhütten,  Heinrich  Karl,  Freiherr,  Königl.  bayr.  Oberstleutnant, 
Mineralog.     1818.     f  8.  November  1826. 


II.  Ewige  Mitglieder.  *) 

Ewige  Mitglieder  sind  solche,  die,  anstatt  den  gewölm- 
lichen  Beitrag  jährlich  zu  entrichten,  es  vorgezogen  haben,  der 
Gesellschaft  ein  Kapital  zu  schenken  oder  zu  vermachen,  dessen 
Zinsen  dem  Jahresbeitrag  mindestens  gleichkommen, 
mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung,  daß  dieses  Kapital  ver- 
zinslich angelegt  werden  müsse  und  nur  sein  Zinsenertrag  zur 
Vermehrung  und  Unterhaltung  der  Sammlungen  verwendet 
werden  dürfe.  Die  den  Namen  beigedruckten  Jahreszahlen  be- 
zeichnen die  Zeit  der  Schenkung  oder  des  Vermächtnisses.  D  i  e 
Namensämtlichere w igen  Mitglieder  sind  auf  Mar- 
mortafeln im  Museumsgebäude  bleibend  verzeichnet. 


Hr. Simon  Moritz  v.Bethnianu. 1827. 
.  Geors  Heinr.  Schwendcl.   1828. 


Hr.  Georg  Melchior  Mylius.    1844. 
„  Baron  Anischel  Mayor  v.  Roth- 
„  Joh.  Friedr.  Ant.  Helm.     1829.   !  schild.     1845. 

„  Georg  Ludwig  Gontard.     1830.        „  Joh.  Georg  Schmidborn.     1845. 
Frau  Susanna  Elisabeth  Bethmann-   |      „  Johann   Daniel  Souchay.     1845. 
Holweg.    1831.  I     „  Alexander  v.  Bethmann.     1846. 

Hr.  Heinrich  Mylius  sen.     1844.  |     „  Heinr.  y.  Bethmann.     1846. 

*)  II_VI  nach   dem  Mitgliederbestand   am  Jahresfeste,  20.  Mai  1900. 


XXX 


Hr.  Dr.  jur.  Rat  Fr.  Schlosser.    1847. 

,,  Stephan  v.  Guaita.     1H47. 

,,  H.  L.Döbel  in  Batavia.     1847. 

„  G.  H.  Haiick-Stees?.     1848. 

„  Dr.  J.  J.  K.  Buch.     1851. 

„  a.  V.  St.  George.     1858. 

„  J.  A.  Griinelius.     1853. 

.,  P.  F.  Chr.  Kroger.     1854. 

,,  Alexander  Gontnrd.     1854. 

„  M.  Frhr.  v.  Bethmann.     1854. 

„  Dr.  Eihiaril  Rüppell,     1857. 

,  Dr.  Th.  Ad.  Jak. Em. Müller.  1858 

,,  Julius  Nestle.     1860. 

„  Eduard  Fing'cr.    1860. 

„  Dr.  jur.  Eduard  Souchay.     1862 

„  J.  N.  Grätfendeich.     1864. 

„  E.  F.  K.  Büttner.     1865. 

„  K.  F.  Krepp.     1866. 

„  Jonas  Mjiius.     1866. 

„  Konstantin  Felluer.     1867. 

„  Dr.  Hermann  v.  Meyer.     1869. 

„  Dr.  W.  D.  Soemmerring.     1871. 

„  J.  G.  H.  Petsch.     1871. 

„  Bernhard  Dondorf.     1872. 

„  Friedrich  Karl  Rücker.     1874. 

,,  Dr.  Friedrich  Hessenberg'.  1875. 

„  Ferdinand  Laurin.     1876. 

„  Jakob  Bernhard  Rikoff.     1878. 

„  Joh.  Heinr.  Roth.     1878, 

,  J.  Ph.  Nikol.  Manskopf.      1878 

,,  Jean  Noe  du  Fay.     1878. 

,,  Gg.  Friedr.  Metzler.     1878. 
Frau  LouiseWilhelmineEmilie  Gräfin 
Böse,  geb.  Gräfin  v.  Reichen- 
bach-Lessonitz.     1880. 
Hr.  Karl  August  Graf  Böse.     1880. 

„  Gust.  Ad.  de  NeufviUe.     1881. 


„  Adolf  Met  zier.     1883. 

„  Joh.  Friedr.  Koch.     1883. 

„  Joh.  Wilh.  Roose.     1884. 

„  Adolf  Soemmerring.     1886. 

„  Jacques  Reiss.     1887. 

„  *Albert  von  Reinach.     1889. 

„  Wilhelm  Metzler.     1890. 

„  *Albert  Metzler.     1891. 

„  L.  S.  Moritz  Frhr.  v.  Bethmann. 
1891. 

„  Victor  Moessinger.     1891. 

„  Dr.  Ph.  Jak.  Cretzschmar.  1891. 

..,  Theodor  Erckel.     1891. 

„  Georg  Albert  Keyl.     1891. 

„  Michael  Hey.     1892. 

„  Dr.  Otto  Ponlick.     1892 

„  Prof.  Dr.  Gg.  H.  v.  Meyer.    1892. 

„  Fritz  NenmüUer.     1893. 

„  Th.  K.  Soemmerring.     1894. 

„  Dr.  med.  P.  H.  Pfefferkorn.  1896. 

,  Baron  L.  A.  von  Löwensteiu.  1896 

„  Louis  Beruus.     1896. 
Frau  Ad.  von  Brüniiig.     1896. 
Hr.  Friedr.  Jaeuuicke.     1896. 

,  Dr.  phil.  Wilh.  Jaeunicke.    1896. 

„  P.  A.  Kessehneyer.     1897. 

„  Chr.  G.  Ludw.  Vogt.     1897. 

,  Anton  L.  A.  Hahn.     1897. 

,  Moritz  L.  A.  Hahn.     1897. 

„  Julius  Lejeune.  1897. 
Frl.Elisabeth  Schultz.  1898. 
Hr.  Karl  Ebenau.  1898. 

„  Max  von  Gnaita.  1899. 

,  Walther  vom  Ratb.  1899. 

„  *Prof.  Dr.  Moritz  Schmidt.  1899. 

„  Karl  von  Grunelius.  1900. 

„  Dr,  jur.  Friedrich  Hoerle.  1900. 


III.  Beitragende  Mitglieder. 

Ihre  Majestät  die  Kaiserin  und  Königin  Friedrich. 

a)  Mitglieder,  die  in  Frankfurt  wohnen. 

Hr.  Abele,  Paul.     1897.  1   Hr.  Adickes,  Franz,  Oberbürgermeister 

„  Abendroth,    Moritz,    Buchhändler,   j  Dr.    1891. 

1886.  Fr.  Adler,  Henriette.    1900. 


Anmerkung:  Die  arbeitenden  Mitglieder  sind  mit  *  bezeichnet. 


XXXI 


Hr.  Alfeniiann,  Felix,  Apotheker.  1891. 
.,  Alt,  Friedrich,  Buchhändler.  1894. 
„  *Alten,  Heinrich.     1891. 
,  *Alzheimer,  Aluis,  Dr.  med.   189(i. 
„  Andreae,  Albert.     1891. 
„  Andreae,  Arthur.     1882. 
„  *Andreae,  Hermann,  Bankdirektor. 

1873. 
„  Andreae,  J.  M.     1891. 
„  Andreae,  Richard.     1891. 
,,  Andreae,  Rudolf.     1878. 
„  Andreae,  Victor.    1899. 
„  *Andreae  -  v.  Grunelius,     Alhard. 

1899. 
Fr.  Andreae-Lemme,    Karoline    Elise. 

1891. 
Hr.  Andreae-Passavant.  Jean,    Bank- 
direktor, Generalkonsul.    1869. 
„  V.  Arand,  Julius.     1889. 
,,  Askenasy,  Alex.,  Ingenieur.   1891. 
„  Auerbach,  L.,  Dr.  med.     1886. 
,,  *Auerbach,  8.,  Dr.  med.     1895. 
Auffarth'sche  Buchhandlung.     1874. 
Hr. Baer,    Joseph     Moritz,    Stadtrat. 

1873. 
„  Baer,  Max,  Generalkonsul.     1897. 
„  Baer,  M.  H  ,  Dr.  jur.,  Rechtsanw. 

1891. 
„  Baer,  Simon  Leop.,   Buchhändler. 

1860. 
„  Bansa,  Julius.     1860. 
„  *Bardorff,  Karl,  Dr.  med.     1864. 
„  de   Bary,    Jacob,    Dr.  med.,    San.- 

Rat.     1866. 
„  de  Bary,  Karl  Friedr.     1891. 
„  de  Bary-Jeanrenaud,  H.     1891. 
„  *Bastier,  Friedrich.     1892. 
„  Baunach,  Viktor.     1891. 
,  Bechhold,  J.  H.,  Dr.  phii.     1885. 
„  Beer,  J.  L.     1891. 
„  Behrends,  Robert,  Ingenieur.  1896. 
„  Behrends-Schmidt ,  Karl,    Konsul. 

1896. 
,  Beit,  Eduard.     1897. 
„  Belli,  Ludwig,  Dr.  phil.,  Chemiker. 

1885. 
„  Benario,  Jacques,  Dr.  med.    1897. 


Hr.  Bender,  August.     1897. 
„  *Berg,  Fritz,    Dr.  jur.,    Recht.san- 

walt.     1897. 
„  Beyfus,  M.     1873. 
„  Binding,  Karl.     1897. 
„  Binding,  Konrad.     1892. 
„  Bittelmann,  Karl.     1887. 
„  *Blum,  Ferd.,  Dr.  med.     1893. 
„  *Blum,  J.,  Oberlehrer.     1868. 
„  Blumenthal,  Adolf.     1883. 
„  *Blumenthal,  E.,  Dr.  med.     1870. 
,  *Bockenheimer,    Jakob,    Dr.  med., 

San.-Eat.     1864. 
„  Bode,  Paul,  Dr.  phil.,  Schuldirektor. 

1895. 
,   Boettger,  Bruno.     1891. 
,   *Boettger,   Oskar,   Dr.  phil.,  Prof. 

1874. 
„  Bolongaro,  Karl.     1860. 
,,  Bonn,  Sally.     1891. 
„  Bonn,  William  B.     1886. 
,  Borgnis,  Alfr.  Franz.     1891. 
„   Borgnis,  Karl.    1900. 
,  Braunfels,  Otto,  Konsul.     1877. 
„  Brodnitz,  Siegfried,  Dr.  med.  1897. 
,  Brofft,  Franz.     1866. 
„  Brückmann,  Phil.  Jacob.     1882. 
,   Bücheier,  Anton,  Dr.  med.     1897. 
„  Bütschly,  Wilhelm.     1891. 
,  Büttel,  Wilhelm.     1878. 
,,  Cahen-Brach,  Eugen,  Dr.  med.  1897. 
,  Cahn,  Heinrich.     1878. 
„  Canne,  Ernst,  Dr.  med.     1897. 
,  *Carl,  August,  Dr.  med.     1880. 
„  Cassian,  Karl,  Dr.  med.     1892. 
„  Cnyrim,  Viktor,  Dr.  med.     1866. 
„  Coustol,  Wilhelm.     1891. 
,  Cunze,  D.,  Dr.  phil.     1891. 
,  Daube,  G.  L.     1891. 
,  Delosea,  S.  R.,  Dr.  med.     1878. 
„  Demmer,  Theodor,  Dr.  med.  1897. 
,  Diesterweg,  Moritz.     1883. 
,  Dietze,  Hermann,  Direktor.    1891. 
„  Ditmar,  Karl  Theodor.     1891. 
,  Doctor,  Ad.  Heinr.     1869. 
„  Doctor,  Ferdinand.     1892. 
,  Dondorf,  Karl.     1878. 


—     XXXII 


Hr.  Dondorf,  Paul.     1878. 

„  Donner,  Karl  Philipp.     1873. 

„  Dreyfus,  Is.     1891. 

„  Drory,    William,   Direktor.     1897. 

„  Du  Bois,  August.     1891. 

„  Ducca,  Wilhelm.     1873 

„  Ebeling,  Hugo,  Dr.  med      1897. 

,  Ebenau,  Er.,  Dr.  med. 

„  *Edinger.  L.,  Dr.  med.,  Prof.    1884. 

„  Egan,  William.     1891. 

,  *Ehrlich,  P.,  Dr.  med.,  Prof.,  Geh. 
Med. -Rat.    1887. 

„  Eiermann,  Arnold,  Dr.  med.  1897. 

,  Ellinger,  Leo.     1891. 

„  Ellissen,  Moritz  Ad.    1891. 

„  Enders,  M.  Otto.     1891- 

„  Engelhard,  Karl  Phil.     1873. 

„  Epstein,  J.,  Dr.  phil.,  Prof.    1890. 

,  Eyssen,  Remigius  Alex.     1882. 

,  Fellner,  F.     1878. 

„  Fester,  August, Bankdirektor.  1897. 

,  Fleisch,  Karl.     1891. 

„  Flersheim,  Albert.     1891. 

„  Flersheim,  Martin  1898. 

„  Flersheim,  Robert.     1872. 

„  *FIesch,  Max,  Dr.  med.,  Prof.  1889. 

„  Flinsch,  Heinrich,  Stadtrat.    1866. 

„  Flinsch,  W.     1869. 

„  Franck,  E.,  Direktor.     1899. 

,  Frank,  Hch.,  Apotheker.     1891. 

,  Fresenius,  Ant.,  Dr.  med.     1893. 

^  Fresenius,  Phil,  Dr.  phil.,  Apo- 
theker.    1873. 

„  *Freund,  Mart.,  Dr.  phil,  Prof.  1896. 

„  Freyeisen,  Heinr.  Phil     1876. 

„  *Fridberg,  Rob.,  Dr.  med.     1873. 

„  Fries,  Sohn,  J.  S.     1889. 

„  Fritsch,  Ph.,  Dr.  med.     1873. 

„  Fromm,  Emil,  Dr.  med.     1897. 

„  Fuld,  S.,  Dr.  jur.,  Justizrat.    1866. 

„  Fulda,  Karl  Herrn.     1877. 

,  Fulda,  Paul.     1897. 

„  Gabler,  Bruno,  Amtsrichter. 

,  Gans,  Adolph.     1897. 

„  Gans,  Fritz.     1891. 

„  Gans,  L.,  Dr.  phil,  Kommerzien- 
rat.    1891. 


Hr.Geiger,  Berth.,  Dr.  jur.,  Justizrat. 
1878. 

„  Gerson,  Jak.,  Generalkonsul.  1860. 

„  Gloeckner,    G.,    Dr.  jur.,    Rechts- 
anwalt, Notar.     1891. 

„   Goering,     Victor,     Direktor    des 
Zoolog.  Gartens  1898. 

„  Goldschmidt,  B.  M.     1891. 

„  Goldschmidt,  Markus.     1873. 

„  Goldschmidt,  Max  B.  H.     1891. 

„  Goldschmidt,  R.,  Dr.  jur.    1900. 

„  Goldschmidt,  S.  B.     1891. 

„  Greiff,  Jakob,  Rektor.     1880. 

„  Großheim, Karl,  Dr.,  Generalarztu. 
Korpsarzt  d.  XVÜI.  Armeekorps. 
1900. 

,  Grunewald,  August,  Dr.  med.  1897. 

„  V.  Grunelius,  Adolf.     1858. 

„  V.  Grunelius,  M.  Ed.     1869. 

,  Günzburg,  Alfred,  Dr.  med.    1897. 

„  *Gulde,  Johann.     1898. 

„  Guttenplan,  J.,  Dr.  med.     1888. 

„  Haag,  Ferdinand.     1891. 

„  Häberlin,  E.  J.,  Dr.  jur.,  Justizrat. 
1871. 

„  *Hagen,  B.,  Dr.  med.,  Großherzogl 
badischer  Hofrat.     1895. 

„  Hagens,    K.,    Dr.,    Oberlandesge- 
richts-Präsident.    1900. 

„  Hallgarten,  Fritz,  Dr.  phil    1893. 

„  Hallgarten,  H.  Charles  L.     1891. 

„  Hamburger,  K.,  Dr.  jur..  Geh.  Justiz- 
rat.    1866. 

„  Hammeran,  Valentin.     1891. 

„  Harbordt,  Ad.,  Dr.  med.,  San  -Rat. 
1891. 

„  V.  Harnier,  Ed.,  Dr.  jur.,  Justizrat. 
1866. 

„  Hartmann,  Eugen,  Ingenieur.  1891. 

„  Hauck,  Alex.     1878. 

,  Hauck,  Georg.     1898. 

„  Hauck,  Moritz,  Rechtsanwalt.  1874. 

,  Hauck,  Otto.     1896. 

„  Haurand,  A.,  Geh.  Komm. -Rat.1891. 

,  Heimpel-Manskopf,  W.  E.  Aug. 
1899. 

„  Heister,  Ch.  L.    1898. 


—     XXXIII    — 


Hr.  Henrich,  K.  F.  Konimerzienr.  1873. 

„  *Hergenhahn ,    Eugen ,    Dr.   med. 
1897. 

„  Herxheimer,  Karl,  Dr.  med.  1898. 
Fr.Herxheimer,  Dr.,  San.-Rat.  1900. 
Hr.  Herz,  Otto.     1878. 

„  Herzberg,    Karl,    Konsul,    Bank- 
direktor.    1897. 

„  Hesse,  Hermann.    1900. 
Fr. Hetzer,  Thekla.    1899. 
Hr.  Heuer  &  Schoen.     1891. 

„  Heussenstamm  ,     Karl ,     Dr.  jur., 
Bürgermeister  a.  D.     1891. 

„  *v.  Heyden,  Lucas,  Dr.  phil..  Major 
a.  D.     1860. 

„  V.  Heyder,  Gg.  1891. 

„  *Heynemann,  D.  F.  1860. 

„  Hirsch,  Ferdinand.     1897. 

„  Hirschberg,  Max,  Dr.  med.  1892. 

„  Hirschfeld,  Otto  H.     1897. 

„  Hochschild, Zachary, Direktor.  1897. 

„  Höchberg,  Otto.  1877. 

,  Hof,  Adolf,  Dr.    1900. 

„  Hoff,  Karl.  1860. 

„  V.  Holzhausen,  Georg,  Frhr.  1867. 

„  Holzmann,  Phil.,  Baurat.    1866. 

,  Homburger,  Aug.,  Dr.  med.   1899. 

„  Homburger,  Michael.     1897. 

„  Horkheimer,  A.  J.,   Stadtrat  a.  D. 
1891. 

„  Horkheimer,  Fritz.  1892. 

„  Horstmann,  Georg.     1897. 

„  Huck,  August.    1900. 

„  V.  Hoven,  Franz,  Architekt.  1897. 

„  Hübner,  Emil,  Dr.  med.  1895. 

e  Jacquet,  Hermann.  1891. 
Jäger'sche  Buchhandlung.     1866. 
Hr.  Jäger-Manskopf,  Fritz.     1897. 

„  *Jassoy,    August,   Dr.  phil.,   Apo- 
theker.    1891. 

„  Jeidels,  Julius  H.  1881. 

„  Jelkraann,  Fr.,  Dr.  phil.     1893. 

„  Jordan-de  Rouville,   Ferd.     1896. 

„  Jügel,  Karl  Franz.  1821. 

„  Jungmann,  Eduard.     1897. 

„  Jureit,  J.  C.    1892. 

„  Kahn  jun.,  Bernhard.     1897. 


Hr.  Kahn,  Ernst,  Dr.  med.     1897. 

„  Kahn,  Hermann.  1880. 

„  Kalb,  Moritz.  1891. 

„  Kalimorgen,   Wilhelm,    Dr.   med. 
1897. 

„  Katz,  H.   1891. 

„  Katzenstein,  Albert.  1869. 

„  Kayßer,  Fritz,  Architekt.    1899. 

„  Keller,  Adolf.     1878. 

„  Keller,  Otto.  1885. 

„  Kessler,  Wilhelm.     1844. 

„  *Kinkelin,    Friedrich,    Dr.   phil., 
Prof.     1873. 

„  Kirberger,   Emil,   Dr.  med.     1895. 

„  Kirchheim,  S.,  Dr.  med.  1873. 

„  Klippel,  Karl.  1891. 

„  Klitscher,  F.  Aug.  1878. 

,  Klotz,  Karl  E.,  Bankdirektor.  1891. 

„  Knauer,  Joh.  Chr.     1886. 

„  Knickenberg,  Ernst,  Dr.  med.  1897. 

„  *Knoblauch,  Aug.,  Dr.  med.  1892. 
Fr.  Koch,  geb.  von  St.  George.  1891. 
Hr.  Köhler,  Hermann.  1891. 

„  Kömpel,  Eduard,  Dr.  med.     1897. 

„     V.  Königswarter,  H.,  Baron.  1891. 
Könitzers  Buchhandlung.  1893. 
Hr.  Kopp,  Emil  Moritz.  1891. 

„  Kossmann,    Alfred,    Bankdirektor. 
1897. 

„  Kotzenberg,  Gustav.  1873. 

„  Kowarzik,  Jos.,  Bildhauer  1898. 

„  Kramer,  Robert,  Dr.  med.     1897. 

„  Kreuscher,  Jakob.  1880 

„  Kreuzberg,  Robert.  1891. 

„  Küchler,  Ed.  1886. 

„  Küchler,  Fr.  Karl.    1900. 

„  Kugler,  Adolf.  1882. 

„  Kulp,  Anton  Marx.  1891. 

„  '''Lachmann,  Bernh.,  Dr.  med.  1885. 

„  Ladenburg,  August.     1897. 

„  Ladenburg,   Emil,   Geheim.   Kom- 
merzienrat.  1869. 

„  Ladenburg,  Ernst  18;)7. 

„  Laemmerhirt,  Karl,  Direktor.  1878. 

,  Lampe,  Eduard,  Dr.  med.     1897. 

„  Langeluth,  J.  L  ,  Architekt.  1891. 

„  Laquer,  Leopold,   Dr.  med.     1897. 

3 


XXXIV     — 


Hr.  Lejeune,  A.,  Dr.  med.    1900. 

„  *LeTy,  Max,  Dr.  phil.  1893. 

„  *Libbertz,  Arnold,  Dr.  med.,  San.- 
Eat.     1897. 

„  Liebmann,  Jakob,  Dr.  jiir.,  Rechts- 
anwalt.    1897. 

„  Liebmann,  Louis,  Dr.  phil.     1888. 

„  *Liermaun,  Wilh.,  Dr   med.  1893. 

„  V.  Lindequist,    Oskar,    Excellenz, 
Kommandierender  General  des 
XVIII.   Armeekorps,   General- 
adjutant  Sr.  Majestät  d.  Kaisers 
und  Königs.  1900. 
Frl.Lindley,  0.  C.    1900. 
Fr.  Livingston,  Frank.     1897. 
Hr.*Loretz,  Wilh.,  Dr.  med.  1877. 

„  Lorey,  W.,  Dr.  jur.  1873. 

„  Lucius,  Eugen,  Dr.  phil.  1859. 

„  Maas,  Simon,  Dr.  jur.  1869. 

„  Maier,  Herrn.  Heinr.,  Direktor.  1900. 

„  Majer,  Alexander.     1889. 

„  Majer,  Joh.  Karl.     1854. 

„  Mann,  F.  W.     1895. 

„  Marx,  Karl,  Dr.  med.     1897. 
Fr.  von  Marx,  Mathilde.     1897. 
Hr.  Matti,  Alex.,  Dr.  jur.,  Stadtrat.  1878. 

„  Maubach,  Jos.     1878. 

„  May,  Adam.     1891. 

„  May,  Ed.  Gust.     1873. 

„  May,  Franz  L.,  Dr.  phil.     1891. 

„  May,  Martin.     1866. 

„  May,  Robert.     1891. 

„  V.  Mayer,  Eduard,  Buchhändl.  1891. 

„  V.  Mayer,  Hugo,   Freiherr.     1897. 
Frl.  Mayer,  Josephine.     1897. 
Hr.  V.  Meister,  Herbert,  Dr.  phil.  1900. 

„  Melas,  Georg.    1900. 
Fr.Merton,  Albert.     1869. 
Hr.Merton,  W.     1878. 

„  von   Mettenheimer,    H.,    Dr.  med. 
1898. 

„  Metzler,  Hugo.     1892. 

„  Metzler,  Karl.     1869. 

,  Meyer,  Anton,  Stadtrat.     1892. 

„  *v.  Meyer,  Edw.,  Dr.  med.  1893. 
Fr.  Minjon,  Sophie.     1898. 
Hr.Minopriö,  Karl  Gg.    1869. 


Hr.Modera,  Friedrich.     1888. 

„  *Möbius,  M.,  Dr.  phil.,  Prof.    1894. 

„  Moessinger,  W.    1891. 

„  Mouson,  Jacques.    1891. 

„  Mouson,  Joh.  Daniel,  Stadtrat.  1891. 

„  v.MüöIing,  Wilh., Freiherr,  Polizei- 
Präsident.    1891. 

„  Müller  Sohn,  A.     1891. 

„  Müller,  Paul.    1878. 

„  Mumm  v.  Schwarzenstein,  A.  1869. 

„  Mumm  V.  Schwarzenstein,  P.H.  1873. 

„  Nathan,  S.    1891. 

„  Naumann,  Edmund,  Dr.  phil.  1900. 

„  Nebel,  August,  Dr.  med.    1896. 

„  Neher,  Ludwig,  Architekt.     1900. 

„  Neisser,   Max,  Dr.  med.    1900. 

„  Nestle,  Richard.     1891. 

„  Netto,  Curt,  Prof.,  Bergingenieur. 
1897. 

„  Neubürger,  Otto,   Dr.  med.    1891. 

„  Neubürger,  Theod.,  Dr.  med.  1860. 

„  de  Neufville,  Adolf.     1896. 

„  *de  Neufville,  Robert.   1891. 

„  de  Neufville,  Rud.,  Dr.     1900. 

„  V.  Neufville,  Adolf.     1896. 

„  V.  Neufville,  Alfred,  Generalkonsul, 
Kommerzienrat.    1884. 

„  V.  Neufville,  Karl,  Konsul.  1900. 

„  V.  Neufville-Siebert,  Friedr.   1860. 

„  Neustadt,  Samuel.    1878. 

„  Niederhofheim,  Heinr.  A.    1891. 

„  v.  Obernberg,  Ad.,  Dr.  jur.,  Stadt- 
rat a.  D.     1870. 

„  Ochs,  Hermann.     1873. 

„  Ochs,  Lazarus.     1873. 

„  Oehler,  Rud.,  Dr.  med.    1900. 

„  Oppenheim,  Moritz.     1887. 

„  Oppenheimer,  Sir  Charles,  General- 
konsul.    1873. 

„  Oppenheimer,  0.,  Dr.  med.     1892. 

„  Osterrieth,  Eduard.  1878. 

„  Osterrieth-du  Fay,  Robert.    1897. 

„  Osterrieth-Laurin,  August.     1866. 

„  Oswalt,  H.,  Dr.,  Justizrat.    1873. 

„  Pachten,  Ferd.,  Dr.  jur.     1900. 

„  Passavant-Gontard,  R.,  Kommer- 
zienrat   1891. 


—    XXXV 


Hr.Peipers,  G.  F.     1892. 

„  Perthes,  Rudolf,  Excellenz,  Ge- 
neralleutnant und  Kommandeur 
der  21.  Division.    19ÜU. 

„  *Petersen,K,Th.,Dr.i)hil.,Pfof.l873. 

„  Pfeffel,  Aug.     1869. 

,  Pfungst,  Arthur,  Dr  phil.    1900. 

„  Pichler,  H.,  Ingenieur.     1892. 

„  Plieninger,  Theodor,  Direktor.  1897. 

„  Ponfick-Salome,  M.     1891. 

„  Popp,  Georg,  Dr.  phil.     1891. 

„  Posen,  J.  L.  1891. 

„  Posen,  Sidney.     1898. 

„  Propach,  Robert.    1880. 

„  Raab,  Alfred,  Dr.  phil.,  Apotheker. 
1891. 

,  Raecke,  Dr.  med.    1900. 

„  Ravenstein,  Simon.     1873. 
Realschule     der     Israelit.    Gemeinde 

(Philanthropin).     1869. 
Fr.  Regnier,  Emma,  geb.  Fischer.  1900. 
Hr.*Rehn,  J.  H.,  Dr.  med.,  San. -Rat. 
1880. 

„  Rehn,  Louis,  Dr.  med,,  Prof.   1893. 

„  *Reichenbach,  Heinrich,  Dr.  phil., 
Prof.     1872. 

„  Reinemer,  Karl.     1900. 

„  Reiss,  Paul,  Justizrat.     1878. 

„  Reutlinger,  Jakob.     1891. 

,  Richter,  Johannes.    1898. 

„  *Richters,  Ferdinand,  Dr.  phil., 
Prof.     1877. 

„  Riese,  Karl.     1897. 

„  Riesser.  Eduard.     1891. 

„  Rikoff,  Alphons,  Dr.  phil ,  Chemiker. 
1897. 

„  Ritsert,  Eduard,  Dr.  phil,  Fabrik- 
direktor.    1S97. 

„  *Ritter,  Franz.     1882. 

„  *Roediger,  Ernst,  Dr.  med.  1888. 

„  Roediger,  Paul,  Dr.  jur.    1891. 

„  *Rörig,  Ad.,  Forstmeister  a.  D.  1897. 

„  Rossler,  Friedrich,  Dr.  phil.    1900. 

„  Rössler,  Heinrich,  Dr.  phil.    1884. 

„  Rössler,  Hektor.     1878. 

„  Roger,  Karl,  Bankdirektor.    1897. 

„  Rods,  Heinrich.    1899. 


Hr.Roques,  Adolf.    1900. 
„  Roques-Mettenheimer,  Etienne. 

1897. 
„  Rosenbaum,  E.,  Dr.  med.     1891. 
„  Rosengart,  Jos.,  Dr.  med.    1899. 
„  Rosenthal.  Rudolf,  Dr.  jur., 

Rechtsanwalt.     1897. 
„  Roth,  Georg.     1878. 
„  Roth,  Joh.  Heinrich.     1878. 
„  V.  Rothschild,   Wilhelm,  Freiherr, 

Generalkonsul.    1870. 
„  Rueff,  Julius ,  Apotheker.     1873. 
„  Rumpf,  Christian.    1899. 
„  Sabarly,  Albert.     1897. 
„  Sabarly,  Karl.    1899. 
„  Sandhagen,  Wilh.     1873. 
„  Sattler,  Wilhelm,  Ingenieur.  1892. 
„  Schäffer-Stuckert,  Fritz,  Dr.  dent. 

surg.     1892. 
„  Scharff,  Julius.    1900. 
„  Schaub,  Karl.    1878. 
„  *Schauf,Wilh.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer. 

1881. 
„  Scheller,  Karl,  Buchhändler.    1897. 
„  Schepeler,  Hermann.    1891. 
„  Schleußner,  Friedr., Direktor.  1900. 
„  Schleußner,  Karl,  Dr.  phil.     1898. 
,  Schloss,  Adolf.    1900. 
„  Schlund,  Georg.     1891. 
„  Schmick,    Rud.,    Regierungs-Bau- 

meister.    1900. 
„  Schmidt-Polex,  Anton.     1897. 
„  *Schmidt-Polex,  Fritz,  Dr. jur.  188-4. 
„  Schmidt-Polex,  Karl,  Dr.  jur., 

Rechtsanwalt.    1897. 
„  Schmölder,  P.  A.    1873. 
„  Schnaudigel,  Otto,  Dr.  med.    1900. 
„  Schneider,  Johannes.     1898. 
„  Schott,  Alfred,  Direktor.     1897. 
„  *Schott,  Eugen,  Dr.  med.     1872. 
„  Schürmann,  Adolf.     1891. 
„  Schulze-Hein,  Hans.     1891. 
,   Schumacher,  Heinr.     1885. 
„  Schuster,  Bernhard.     1891. 
„  Schwarz,  Georg  Ph.  A.     1878. 
„  Schwarzschild,  Martin.     1866. 
„  Schwarzschild-Ochs,  David.    1891. 

3* 


—    XXXVI    — 


Hr.Schwenck,  Fr.  G.,  Dr.  med.     1889. 

„  Scriba,  Eugen,  Dr.  med.     1897. 

„  Seefrid,  Wilh,,  Direktor.     1891. 

„  Seeger,  G.,  Architekt.     1893. 

„   Seidel,  A.,  Stadtrat.     1891. 

„  *Seitz,  A.,  Dr.  phil.,  Direktor  d. 
Zoolog.  Gartens.     1893. 

„  Seligmann,  Henry.     1891. 

„  Seufiert,   Theod.,   Dr.  med.     1900. 

„  Siebert,  Arthur,  Konsul,  Bank- 
direktor.   1900. 

„  Siebert,August,  Gartenbaudirektor. 
1897. 

„  *Siebert,  J.,  Dr.  jur.,  Justizrat. 
1854. 

„  Siebert,  Karl  August.     1869. 

„  Siegel,  Ernst,  Dr.  med.    1900. 

„  Siesmayer,  Philipp.     1897. 

„  Sioli,  Emil,  Dr.  med.,  Direktor  der 
Irrenanstalt.     1893. 

„  Sippel,  Albert,  Dr.  med.,  Prof. 
1896. 

„  Sommerhoff,  Louis.     1891. 

„  Sondheim,  Moritz.     1897. 

„  Sondheimer,  J.,  Dr.  med.     1897. 

„  Sonnemann,  Leopold.     1873. 

„  Speyer,  Georg.  1878. 

„  Spiess,  Alexander,  Dr.  med..  Geh. 
San.-Rat,  Stadtarzt.     1865. 

„  Spiess,  Gustav,  Dr.  med.     1897. 

„  Stern,  Richard,  Dr.  med.     1893. 

„  Stern,  Theodor.     1863. 

„  *Stiebel,  Fritz,  Dr.  med.     1849. 

„  V.  Stiebel,  Heinr.,  Konsul.     1860. 

„  Stock,  Wilhelm.     1882. 

„  Straus,  Caesar.     1891. 

„  Strauss,  Ernst.   1898. 

„  Streng,  Wilhelm,  Dr.  med.     1897. 

„  Strubell,  Bruno.     1876. 

„  Sulzbach,  Emil.     1878. 

„  Sulzbach,  Karl,  Dr.  jur.     1891. 

„  Sulzbach,  Rudolf.     1869. 

„  Thoma,  Phil.     1893. 

„  Thome,  Robert,  Eisenbahn-Direk- 
tions-Präsident.   1900. 

,  Thorn,  Phil.    1900. 


Hr.  Tomforde,  Heinr.,  Oberpostdirektor. 
1897. 

„  Trier,  Th.     1895. 

„  Trost,  Fritz.     1897. 

„  Trost,  Otto.     1878. 

„  Ullmann,  Eugen.     1891. 

„    Una,  Siegmund.     1883. 

„  V.  d.  Velden,    Reinhard,  Dr.  med. 
1891. 

„  Villaret,  Albert,  Dr.,  Generalober- 
arzt.  1900. 

„  Völcker,  Georg.     1897. 

„  Vogtherr,  Karl.     1890. 

„  *Vohsen,  Karl,  Dr.  med.     1886. 

,  Voigt,  Max,  Dr.  med.  1898. 

„  Vowinckel.  M.     1891. 

,  Walter,  Wilh.     1897. 

„  Weber,   Andreas,    Gartendirektor. 
1860. 

„  Weber,  Heinrich,  Dr.  med.     1897. 

„  *Weigert,   Karl,    Dr.  med.,   Prof., 
Geh.  Med.-Rat.     1885. 

„  Weil,  Gebrüder.     1891. 

„  Weiller,  Jakob  Alphons.     1891. 

„  Weiller,  Jakob  H.     1891. 

„  Weinberg,  Arthur.  Dr.  phil.,  Che- 
miker.    1897. 

„  Weinberg,  Karl.    1897. 

„  *Weis,  Albrecht.     1882. 
Weisbrod,  Aug,  Druckerei.    1891. 
Hr.  Weismann,  Wilhelm.     1878. 

„  Weismantel,  0.,  Dr.  phil.     1892. 

„  Weller,  Albert,  Dr.  phil.     1891. 

„  Werner,  Joseph.   1900. 

„  Wertheimber,  Julius.     1891. 

„  Wertheimber-deBary,  Ernst.  1897. 

,  V.  Wild,  Rudolf,  Dr.  med.    1896. 

„  Winterwerb,     Rud.,    Dr.,     Bank- 
direktor. 1900. 

„  *Wirsing,  J.  P.,  Dr.  med.,  San.-Rat. 
1869. 

„  Wüst,  K.  L.    1866. 

,  Zeltmann,  Theod.    1899. 

„  *Ziegler,  Julius,  Dr.  phil.    1869. 

„  Zimmern,    Siegmund,     Dr.    med. 
1899. 


—    XXXVII 


b)  Mitglieder,  die  außerhalb 


Hr.  Andreae,  Achilles,  Dr.  phil.,  Prof., 
Direktor  des  Eömer  -  Museums 
in  Hildesheim.     1878. 
„  *Askenasy,  Eugen,  Dr.  phil.,  Prof. 
in  Heidelberg.     1871. 
Bibliothek,  Königl.  in  Berlin.  1882. 
Hr.  Dietze,  Karl  in  Jugenheim.   1875. 
„  *v.  Erltinger,     Carlo    in    Nieder- 

Ingelheim.    1899. 
„  Feist,  Franz,  Dr.  phil.,  Privatdozent 

in  Zürich.     1887. 
„  V.  Guaita,  Georg  in  Freiburg  i.  B. 

1898. 
„  Gurke,  Oskar,  Dr.  phil.  in  Höchst 

a.  M.     1896. 
„  Heraus,  Heinrich  in  Hanau.  1889. 


Hr 


Frankfurts  wohnen. 

Jordan,  Georg  in  Wiesbaden.  1898. 

*Kobelt,  W.,  Dr.  med.  et  phil.  in 
Schwanheim  a.  M.     1878. 

Laubenheimer,  August,  Dr.  i^hil., 
Prof.,  Fabrikdirektor  in  Höchst 
a.  M.     1896. 

*Lepsius,  B.,  Dr.  phil.,  Prof.,  Fabrik- 
direktor in  Griesheim  a.  M.  1883. 

Reil,  Herrn.,  Tierarzt  in  Seckbach. 

Scharff,  Charles,  A.,  Ingenieur  in 
Offenbach  a.  M.     1897. 

Scriba,  L.  in  Höchst  a.  M.     1890. 

Weiss,  Julius  in  Deidesheim.  1897. 

Wetzel,  Heinr.  in  Stuttgart.  1864. 

Wittich,  Ernst,  Dr.  phil.  in  Darm- 
stadt.    1898. 


IV.  Außerordentliche  Ehrenmitglieder. 

1884.     Hr.  Hertzog,  Paul,  Dr.  jur.,  Justizrat  in  Frankfurt  a.  M. 

19J0.       „    Wallot,  Paul,  Prof.  Dr..  Geh.  Hof-  und  Baurat  in  Dresden. 


V.  Korrespondierende  Ehrenmitglieder. 

1847.  Virchow,  ßud.,  Dr.  med..  Geh.  Medizinalrat,  Professor  der  Anatomie  und 
Pathologie,  Direktor  des  pathologischen  Instituts  an  der  Universität 
in  Berlin. 

1866.  Rein,  J.  J.,  Dr.  phil.,  Geh.  Regierungsrat,  Professor  der  Geographie  an 
der  Universität  in  Bonn. 


VI.  Korrespondierende  Mitglieder.^) 

1836.  Agardh,  Jakob  Georg,  Dr.,  Professor  der  Botanik  und  Direktor  des 
botanischen  Gartens  an  der  Universität  in  Lund. 

1848.    Philippi,  Rud.  Amadeus,  Direkt,  des  Museo  Nacional  in  Santiago  de  Chile. 

1850.    Scheidel,  Sebastian  Alexander,  Privatier  in  Bad  Weilbach. 

1853.  V.  Kölliker,  Albert,  Dr.,  Geh.  Medizinalrat,  Professor  der  Anatomie  in 
Würzburg. 

1853.    Buchenau,  Franz,  Dr.  phil.,  Prof.  und  Direkt,  der  Realschule  in  Bremen. 

1857.    V.  Homeyer,  Alexander,  Major  a.  D.  in  Greifswald. 


')  Die  beigefügte  Jahreszahl  bedeutet  das  Jahr  der  Aufnahme.  —  Die 
verehrl.  Korrespondierenden  Mitglieder  werden  höflichst  ersucht,  eine  Verände- 
rung des  Wohnortes  oder  des  Titels  der  Direktion  der  Senckenbergischen  Natur- 
forschenden Gesellschaft  gefälligst  anzeigen  zu  wollen. 


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—     XXXVIIl    — 

1857.    Carus,  Julius  Viktor,  Dr.  med.,  Professor  der  vergleichenden  Anatomie 

an  der  Universität  in  Leipzig 
1860.    Weinland,  Christ.  Dav.  Friedr,,  Dr.  phil.  in  Hohen-Wittlingen  bei  Urach, 

Württemberg. 
1860.    Weismann,  August,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrat,  Professor  der  Zoologie   an 

der  Universität  in  Freiburg  i.  B.  (von  hier). 
1862.     Steffan,    Phil.,    Dr.  med.,    Sanitätsrat   in    Marburg    i.  H.   (von    hier) 

1862.  Deichler,  J.  Christ.,  Dr.  med.  in  Jugenheim  (von  hier). 

1863.  de  Saussure,  Henri,  Dr.  in  Genf. 
1866.    Möhl,  Dr.,  Professor  in  Cassel. 

1868.  Hornstein,  F.,  Dr.  phil.,  Professor  in  Cassel. 

1869.  Gegenbaur,   Karl,  Dr.  med..  Geh.  Hofrat   und  Professor   der  Anatomie 

an  der  Universität  in  Heidelberg. 
1869.    His,  Wilhelm,    Dr.  med..    Geh.  Medicinalrat,    Professor    der  Anatomie, 

Direktor  der  anatomischen  Anstalt  an  der  Universität  in  Leipzig. 
1869.    Gerlach,  Dr.  med.  in  Hongkong,  China  (von  hier). 
1869.    Woronin,  M.,  Dr.,  Akademiker  in  St.  Petersburg. 
1869.    Barboza   du   Bocage,  Jose  Vicente,   Catedrätico    an   der   Escola   Poly- 

technica  und  Direktor  des  Museo  Nacional  in  Lissabon. 
1872.    Westerlund,  Carl  Agardh,  Dr.  phil.  in  Ronneby,  Schweden. 

1872.  Hooker,  Jos.  Dalton,    Dr.,  früher  Direktor  des  botanischen  Gartens  in 

Kew  bei  London. 

1873.  Stossich,  Adolf,  Professor  an  der  Realschule  in  Triest. 

1873.    Cramer,  Karl  Eduard,    Dr.,  Professor    der  Botanik   und   Direktor   des 

pflanzenphysiologischen  Instituts  am  Polytechnikum  in  Zürich. 
1873.    Günther,  Albert,  Dr.,  früher  Keeper  of  the  Department  of  Zoology  am 

British  Museum  (N.  H.)  in  London. 
1873.    Sclater,  Phil.  Lutley,  Secretary  of  the  Zoological  Society  in  London. 
1873.    V.  Leydig,    Franz,    Dr.  med..  Geh.  Med.-Rat,   emeritierter  Professor  der 

vergleichenden    Anatomie     und    Zoologie     an     der    Universität     in 

Bonn,  wohnhaft  in  Würzburg. 
1873.    Schmarda,  Ludwig  Karl,  Dr.,  Hofrat,  emerit.  Professor  in  Wien. 
1873.    Schwendener,  Simon,  Dr.,  Geh.  Reg.-E-at,  Professor  der  Botanik  an  der 

Universität  in  Berlin. 
1873.    Fries,  Th.,  Dr.,  Professor  in  Upsala. 
1873.    Schweinfurth,    Georg,    Dr.,    Professor,    Präsident     der   Geographischen 

Gesellschaft  in  Kairo. 

1873.  Reess,  Max  Ferdinand  Friedrich,  Dr.,  Professur  der  Botanik  und  Direktor 

des  botanischen  Gartens  an  der  Universität  in  Erlangen. 

1874.  V.  Fritsch,  Freiherr  Karl  Wilhelm  Georg,  Dr.,  Geh.  Reg.-Rat,  Professor 

der  Mineralogie  und  Geologie  an  der  Universität,  Direktor  des  mine- 
ralogischen Museums,  Präsident  der  K.  Leopoldino  -  Carolinischen 
Deutschen  Akademie  der  Naturforscher  in  Halle  a.  S 

1874.  Gasser,  Emil,  Dr. med.,  Geh.  Medizinalrat,  Professor  d.  Anatomie  u.  Direktor 

des  anatomischen  Instituts  an  der  Universität  in  Marburg  (von  hier). 

1875.  Bütschli,   Johann    Adam    Otto,    Dr.  phil.,    Geh.    Hofrat,    Professor  der 

Zoologie  an  der  Universität  in  Heidelberg  (von  hier). 


—    XXXIX     — 

1875.  Klein,  Johann  Friedrich  Karl,  Dr.,  Geh.  Bergrat  und  Professor  an  der 
Universität  in  Berlin. 

1875.    Moritz,  A.,  Dr.,  Direktor   des   physikalischen  Observatoriums  in  Tiflis. 

1875.  Probst,  Joseph,  Dr.  phil.,  Capitels-Kammerer  und  Pfarrer  in  Unteressen- 
dorf, Oberamt  Waldsee,   Württemberg. 

1875.  Targioni-Tozetti,  Adolf o,  Professore  d'Anat.  comp,  e  Zoologia  degli 
Invertebi'ati  in  Florenz. 

1875.  v.  Zittel,    Karl  Alfred,   Dr.,   Geh.  Rat,  Ritter,    Professor   der  Geologie 

und  Paläontologie,  Direktor  der  paläontol.  Sammlung  des  Staates 
an  der  Universität  in  München. 

1876.  Liversidge,  Archibald,  Dr.,  Professor   der  Chemie   und  Mineralogie   an 

der  Universität  in  Sidney,  Australien. 

1876.    Boettger,  Hugo,  Generalagent,  hier. 

1876.  Le  Jolis.  August  Franz.  Dr.,  President  de  la  Societe  nationale  des 
Sciences  naturelles  et  mathemat.  in  Cherbourg. 

1S76,  Meyer,  Adolf  Bernhard,  Dr.  med..  Geh.  Hof  rat  und  Direktor  des  zoolo- 
gischen und  anthropologisch-ethnographischen   Museums   in  Dresden. 

1876.  Wetterhan,  J.  D.  in  Freiburg  i.  Br.  (von  hier). 

1877.  V.  Voit,  Karl,   Dr.  med..  Geh.  Rat,   Professor   der   Physiologie    an   der 

Universität  in  München. 

1877.  Becker,  L.,  Ober-Ingenieur  in  Johannesbuig  (Transvaal). 

1878.  Chun,  Karl,  Dr.,  Professor  der  Zoologie  an  der  Universität  in  Leipzig. 

1879.  Ritter  v.  Scherzer,   Karl  Heinrich,   Dr.,  k.  u.  k.   außerordentlicher  Ge- 

sandter und  bevollmächtigter  Minister  in  Görz  im  österreichischen 
Litorale. 

1880.  Jickeli,  Karl,  Dr.  phil.  in  Ilermannstadt. 

1881 .  Seoane,  Victor  Lopez,  Commissaire  Royal  pour  1' Agriculture  de  TAcademie 

Royale  des  Sciences  in  Coruna,  Spanien. 
1881.    Todaro,  A.,  Dr.,  Professor,  Direktor  des  botanischen  Gartens  in  Palermo. 
1881.    Snellen,  P.  C.  F.  in  Rotterdam. 

1881.  Debeaux,  Odon,  früher  Pharmacien   en   Chef   de   l'hop.  milit.   in  Oran, 

in  Toulouse. 

1882.  Retöwski,  Otto,  k.  Staatsrat,  Gymnasiallehrer  in  Theodosia. 

1882.  Retzius,  Magnus  Gustav,  Dr.  med.,  Professor  am  Carolinischen  medico- 
chirurgischen  Institut  in  Stockholm. 

1882.  Russ,  Ludwig,  Dr.  in  Jassy. 

1883.  Koch,  Robert,    Dr.   med..    Geh.    Medicinalrat,    Generalarzt   I.  Cl.    ä   la 

suite  des  Sanitäts-Corps,  o.  Honorar-Professor,  Direktor  des  Instituts 
für  Infektions-Krankheiten,  Mitglied  des  Staatsrats,  o.  Mitglied  des 
K.  Gesundheitsamts  in  Charlottenburg. 

1883.    Loretz,  Mart.  Friedr.  Heinr.  Herrn.,  Dr.  phil,  Landesgeolog  in  Berlin. 

1883.  Ranke,  Johannes,  Dr.,  Professor  der  Naturgeschichte,  Anthropologie  und 
Physiologie  an  der  Universität,  Generalsekretär  der  Deutschen  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  München. 

1883.    Jung,  Karl,  Kaufmann,  hier. 

1883.  Boulenger,  George  Albert,  F.  R.  S..  I.  Class  Assistant  am  British  Museum 
(N.  H.),  Department  of  Zoology,  in  London. 


-     XL     — 

1883.  Arnold,  Ferd.  Christ.  Gustav,   Dr.,  Ober-Landesgerichtsrat  in  München. 

1884.  Lortet,    Louis,   Dr.,    Professeur   d'Histoire   naturelle   ä   la   Faculte   de 

medecine  in  Lj'on. 
1884.    Se.  Königliche  Hoheit  Prinz  Ludwig  Ferdinand   von  Bayern,  Dr.  med. 

in  Nyniphenburg. 
1884.    von  Koenen,   Adolph,    Dr.,    Geh.  Bergrat,    Professor  der  Geologie  und 

Paläontologie,    Direktor     des   geologisch-paläontologischen   Museums 

an  der  Universität  in  Göttingen. 
1884.    Knoblauch,  Ferdinand,  früher  Konsul  des  Deutschen  Beiches  in  Noumea, 

Neukaledonien    (von  hier). 

1884.  Miceli,  Francesco  in  Tunis. 

1885.  von  Moellendorff,  Otto  Franz,  Dr.,  Konsul   des   Deutschen   Reiches   in 

Kowno,  Russland. 

1885.  Flemming,  Walther,  Dr.  med.,  Geh.  Medicinalrat,  Professor  der  Anatomie, 

Direktor  des  anatom.  Instituts  und  Museums  an  der  Universität  in  Kiel. 

1886.  von  Bedriaga,  Jacques,  Dr.  in  Nizza. 

1887.  Schinz,  Hans,  Dr.  phil.,  Professor,  Direktor  des  Botan.  Gartens  in  Zürich. 
1887.    Stratz,  0.  H.,  Dr.  med,  im  Haag,  Holland. 

1887.    Breuer,  H,,  Dr,,  Professor  in  Montabaur. 

1887,  Hesse,  Paul,  Kaufmann  in  Venedig, 

1888,  von  Kimakowicz,  Mauritius,  Kustos  der  zoolog.  Abteilung  des  Museums 

des  Siebenbürgischen  Vereins  für  Naturwissenschaften  in  Hermannstadt, 

1888.    Zipperlen,  A.,  Dr,  med.  in  Cincinnati,  Ohio. 

1888.  von  Radde,  Gustav,  Dr.,  Excellenz,  Wirkl.  Staatsrat,  Direktor  des 
Kaukasischen  Museums  in  Tiflis. 

1888,  Brusina,  Spiridion,  Dr.,  Professor  der  Zoologie  und  Direktor  des  Zoolo- 
gischen National-Museums  an  der  Universität  in  Agram. 

1888,  Rzehak,  Anton,  Professor  der  Paläontologie  und  Geologie  an  der  k. 
k.  technischen  Hochschule  in  Brunn. 

1888,  Karrer,  Felis,  k.  ungarischer  Rat,  Volontär  an  der  Geologisch-Paläontolo- 
gischen Abteilung  des  k,  k.  Naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien. 

1888.  Reuss,  Johann  Leonhard,  Kaufmann  in  Calcutta  (von  hier), 

1889.  Roux,  Wilhelm,   Dr.  med.,   Professor  der   Anatomie   und  Direktor   des 
anatomischen  Instituts  an  der  Universität  in  Halle  a.  S, 

1889,  Brandenburg,  C,  Oberingenieur  der  k,  ungarischen  Staatsbahn  in  Szegedin, 

Ungarn. 

1890.  von  Berlepsch,  Hans,  Graf  auf  Schloß  Berlepsch,  Hessen-Nassau. 

1890.  Fritsch,  Anton  Johann,  Dr.,  Professor  der  Zoologie  und  Kustos  der  zoolo- 
gischen und  paläontologischen  Abteilung  des  Museums  an  der  Uni- 
versität in  Prag. 

1890.  Haacke,  Johann  Wilhelm,  Dr.  phil.  in  Hermsdorf  (Mark). 

1891.  Engelhardt,  Hermann,  Professor  am  Realgymnasium  in  Dresden. 
1891.  Fischer,  Emil,  Dr.  phil.,  Professor  der  Chemie  an  der  Universität  in  Berlin. 
1891.  Hartert,  Ernst,  Curator  in  charge  of  the  Zoological  Museum  in  Tring, 

Herts,  England. 
1891.    Strubell,   Adolf,    Dr.  phil.,   Privatdozent   der  Zoologie   an   der  Univer- 
sität in  Bonn. 


—    XLI     — 

1892.  von  Both.  Alex.,  Oberstleutnant  z.  D.  in  Cassel. 
1892.  Beccari,  Eduard,  Professor  emeritus  in  Florenz. 
1892.    van  Beneden,  Eduard,  Dr.,  Professor   der  Zoologie   an  der  Universität 

in  Lüttich,  Belgien. 
1892.    Dohrn,  Anton,  Dr.,  Geh.  Rat,  Professor  und  Direktor  der  Zoologischen 

Station  in  Neapel. 
1892.    Engler,   Heinrich  Gustav  Adolph,  Dr.,    Geh.  Reg.- Rat,    Professor    der 

Botanik  und  Direktor   des  botanischen  Gartens  und  des  botanischen 

Museums  an  der  Universität  in  Berlin. 
1892.    Haeckel,  Ernst,  Dr.,  Geh.  Rat,  Professor  der  Zoologie  an  der  Universität 

in  Jena. 
1892.    Möbius,  Karl  August,  Dr.,  Geh.  Reg.-Rat,  Professor,  Direktor  der  zoolo- 
gischen Sammlung  des  Museums  für  Naturkunde  in  Berlin. 
1892.    Nansen,  Fridtjof,  Dr.,  Prof.,  Direktor  der  biologischen  Station  inChristiania. 
1892.    Schulze,  Franz  Eilhard,  Dr.,  Geh.  Reg.-Rat,  Professor  der  Zoologie  an 

der  Universität   und   Direktor  des  Zoologischen  Instituts  in  Berlin. 
1892.    Straßburger,   Eduard,   Dr.  phil..  Geh.  Reg.-Rat,  Professor  der  Botanik 

und  Direktor   des  botanischen  Gartens  an  der  Universität  in  Bonn. 
1892,    Suess,  Eduard,  Dr.,  Professor  der  Geologie,  Direktor   des  geologischen 

Museums  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien. 
1892.    Waldeyer,  Heinrich  Wilhelm  Gottfried,   Dr.  med.,  Geh.  Medicinal-Rat. 

Professor  der  Anatomie  an  der  Universität  in  Berlin. 
1892.    Lehmann,  F.  C,  Konsul  des  Deutschen  Reiches  in  Popayän,  Estado  de 

Cauca,  Columbia 
1892.    Fleischmann,  Karl,  Konsul,  Kaufmann  in  Guatemala. 
1892.    Bail,   Carl   Adolf  Emmo   Theodor.    Dr.,   Professor   und  Oberlehrer   am 

Realgymnasium  in  Danzig. 

1892.  Conwentz,  Hugo  Wilhelm,  Dr.,  Professor,  Direktor  des  westpreussischen 

Provinzial-Museums  in  Danzig. 

1893.  Verworn,  Max,  Dr.  med  ,  a.  o.  Prof.  der  Physiologie  an  d.  Universität  in  Jena. 
1893.    Koenig,   Alexander   Ferd.,   Dr.   phil.,   Tit.-Professor,   Privatdozent  der 

Zoologie  an  der  Universität  in  Bonn. 
1893.    Mauß,  Fritz,  belgischer  Konsul  in  Valencia.  Venezuela  (von  hier). 

1893.  Noll,  Fritz,  Dr.  phil.,    Professor   der   Botanik  an  der  Universität  und 

an  der  Landwirtschaftlichen  Akademie  Poppelsdurf,  in  Bonn. 

1894.  Urich,   F.  W.,   Secretary   of   the   Trinidad   Field   Naturalists'   Club   in 

Port  of  Spain,  Trinidad. 

1894.  Koerner,  Otto,  Dr.  med.,  Professor  der  Ohrenheilkunde  an  der  Univer- 
sität in  Rostock  (von  hier). 

1894.  Douglas,  James,  President  uf  the  Copper  Queen  Company  "Arizona"  in 
New  York. 

1894.  Pagenstecher,  Arnold,  Dr.  med.,  Geh.  Sanitätsrat,  Inspektor  des  königl. 
naturhistorischen  Museums  in  Wiesbaden. 

1894.    Dreyer,  Ludwig,  Dr.  phil.  in  Wiesbaden. 

1894.  Dyckerhoff,  Rudolf,  Fabrikbesitzer  in  Biebrich  a.  Rh. 

1895.  Kraepelin,  Karl  Mathias  Friedrich,  Dr.,  Professor,  Direktor  des  Natur- 

historischen Museums  in  Hamburg. 


—     XLII     — 

1895.    Bolau,  Cornelius  C.  Hch.,  Dr.,  Direktor  d.  Zoologischen  Gartens  in  Hamburg. 
1895.    Kükenthal,  Willy,  Dr.  phil.,  o.  Professor  der  Zoologie  an  der  Universität 

in  Breslau. 
1895.    Seeley,  Harry  Govier,  Professor  of  Geography  and  Lecturer  in  Geology  am 

King's  College  in  London 
1895.    Behring,    Emil,    Dr.  med..  Geh.  Medicinal-Rat,    Professor   der  Hygiene 

an  der  Universität  in  Marburg  i.  H. 

1895.  Murray,   John,  Dr.  phil.,  Director  of  the  Challenger  Expedition  Publi- 

cations Office  in  Edinburgh. 

1896.  Scharff,  Robert,   Dr.  phil.,  Keeper   of   the  Science  and  Art  Museum  in 

Dublin  (von  hier). 

1896.  Bucking,  Hugo,  Dr  phil.  Professor  der  Mineralogie  an  der  Universität 
in  Straßburg. 

1896.  Greim,  Georg,  Dr.  phil.,  Privatdozent  der  Geologie  an  der  technischen 
Hochschule  in  Darmstadt. 

1896.    Möller,  Alfred,  Dr.  phil ,  Kgl.  Oberförster  in  Eberswalde. 

1896.  Lepsius,  Richard,  Dr.  phil.,  Geh.  Oberbergrat,  Professor  der  Geologie 
und  Mineralogie  an  der  technischen  Hochschule,  Inspektor  der  geol.  u. 
mineral.  Sammlungen  am  Großh.  Museum  u.  Direktor  der  geolo- 
gischen Landesanstalt  für  das  Großherzogtum  Hessen,  in  Darmstadt. 

1896.  von  Mehely,  Lajos,  Prof.,  Kustos  des  K.  Nationalmuseums  in  Budapest. 

1897.  Born,    Gustav,   Dr.  med.,    Professor   und   Prosektor   des   anatomischen 

Instituts  an  der  Universität  in  Breslau. 
1897.    Yerbeek,   Rogier   I  iederik   Marius,   Dr.  phil.  hon.  cans.,   Ingenieur  en 

chef   des  mines  des  Indes  Neerlandaises  in  Buitenzorg,  Java. 
1897.    Voeltzkow,  Alfred.  Dr.  phil.  in  Straßburg  i.  E. 
1897.    Rüst,  David,  Dr.  med.  in  Hannover. 

1897.  Kaiser,  Heinr.  Dr..  Professor  an  der  Kgl.  tierärztlichen  Hochschule  in 

Hannover. 

1898.  V.  Ihering,  H  .  Dr.,  Prof.  in  Säo  Paulo,  Brasilien. 

1898.  Forel,  M.  A.,  Dr.  med.,  Prof.  in  Chigny  bei  Morges,  Kanton  Waadt. 

1898.  Retter,  Apotheker  in  Samarkand,  Turkestan. 

1898.  Sarasin,  Fritz,  Dr.  in  Basel. 

1898.  Sarasin,  Paul,  Dr.  in  Basel. 

1898.  Burckhardt,  Rud.,  Dr.,  Professor  in  Basel. 

1898.  Schmiedeknecht,  Otto,  Dr.  in  Blankenburg,  Thüringen. 

1899.  Fick,    Adolf,    Dr.  med.,   Professor   der   Physiologie  und  Vorsteher   des 

physiologischen  Instituts  an  der  Universität  in  Würzburg. 

1899.  Kossei,  Albrecht,  Dr.  med.,  Professor,  Direktor  des  physiologischen  In- 
stituts in  Marburg  i.  H. 

1899.  Maryanski,  Modest,  Bergingenieur  in  Santa  Maria  bei  Albany,  West- 
Australien. 

1899.     Stirling,  James,  Government  Geologist  of  Victoria  in  Melbourne. 

1899.  Le  Souef,  Dudley,  Director  of  the  Acclimatisation  Society,  Royal  Park 
in  Melbourne. 

1899.  Martin,  Charles  James,  Dr.,  Director  of  the  Physiological  Laboratory, 
University  of  Melbourne. 


—    XLHI    — 

1899.  Eckhard,  Koniad,  Dr.  med.  et  phil.,  Geh.  Medizinalrat,  Prof.,  Direktor 
des  physiologischen  Instituts  an  der  Universität  in  üießen. 

1899.  Strahl,  J.,  Dr.  med.,  Professor,  Direktor  des  anatomischen  Instituts 
in  Gießen. 

1899.     Fischer,  Emil,  Dr.  med.  in  Zürich. 

1899.  Lenz,  H.,  Dr.  phil,,  Prof.,  Direktor  des  Naturhistorischen  Museums  in 
Lübeck. 

1899.  Schenck,    H.,    Dr.  phil,    Professor,    Direktor  des  botanischen    Gartens 

in  Darmstadt. 

1900.  Dönitz,  Wilhelm,  Dr.  med  ,  Geh.  Medicinalrat,  Professor  in  Berlin. 
1900.     Ludwig,    H ,   Dr.  phil ,   Geh.  Eegierungsrat,    Professor,   Direktor   des 

zoologischen  und  vergleichend-anatomischen  Instituts  und  Museums 
in  Bonn 

1900.  Engelmann,  W.,  Dr.  med.,  Geh.  Medicinalrat,  Prof.,  Direktor  des  physio- 
logischen Instituts  in  Berlin. 

1900.     Munk,  Herrn.,  Dr.  med.,  Professor  in  Berlin. 

1900.     Fresenitis,  Heinrich,  Dr.  phil.,  Professor  in  Wiesbaden. 


Reclite  der  Mitglieder. 

Durch    die  Mitgliedschaft    werden  folgende   Rechte 
erworben : 

1.  Das  Natiirhistorische  Museum  an  Wochentagen  von  8 — 1 
und  3 — 6  Uhr  zu  besuchen  und  Fremde  einzuführen. 

2.  Alle  von  der  Gesellschaft  veranstalteten  Vorlesungen  und 
wissenscliaftlichen  Sitzungen  zu  besuchen. 

3.  Die  vereinigte  Senckenbergische  Bibliothek  zu  benutzen. 
Außerdem   erhält  jedes  Mitglied  alljährlich  den  „Bericht". 


Auszug  aus  der  Bibliotliek-Ordmiug;. 

Den  Mitgliedern  der  Senckenbergisclien  Naturforschenden 
Gesellschaft,  sowie  denen  des  Arztlichen  Vereins,  des 
Physikalischen  Vereins  und  des  Vereins  für  Geograpliie 
und  Statistik  steht  die  Bibliothek  an  allen  Werktagen  von 
10 — 1  Uhr  und  —  Samstag  ausgeuommen  —  von  6 — 8  Uhr 
zur  Benutzung  offen.  Das  Ausleihen  von  Büchern  findet 
nur  in    den  Vormittagsstunden  statt. 


—    XLIV    — 

2.  Das  Lesezimmer  ist  dem  Publikum  zugänglich  und  jeder- 
mann kann  daselbst  Bücher  zur  Einsicht  erhalten.  Bücher, 
die  am  Abend  im  Lesezimmer  benutzt  werden  sollen,  müssen 
bis  spätestens  11  Uhr  am  Vormittage  des  betreffenden 
Tages  schriftlich  bestellt  sein. 

3.  Zur  Entleihung  von  Büchern  sind  die  hiesigen  Mitglieder  der 
beteiligten  Vereine  und  deren  Dozenten  berechtigt,  und 
die  Herren  Bibliothekare  sind  gehalten,  in  zweifelhaften 
Fällen  den  Ausweis  der  persönlichen  Mitgliedschaft  durch 
die  Karte  zu  verlangen.  Auswärts  wohnende  Mitglieder 
sowie  andere  Personen  haben  den  Bürgschein  eines  hier 
wohnenden  Mitgliedes  beizubringen. 

4.  An  ein  Mitglied  können  gleichzeitig  höchstens  6  Bände 
ausgeliehen  werden ;  2  Broschüren  entsprechen  1  Band. 

5.  Die  Rückgabe  der  Bücher  an  die  Bibliothek  hat  nach 
4  Wochen  zu  erfolgen;  die  Entleihungsfrist  kann  jedoch 
verlängert  werden,  wenn  die  Bücher  nicht  von  anderer 
Seite  in  Anspruch  genommen  werden. 

6.  Jeder  Entleiher  ist  verpflichtet,  der  von  der  Bibliothek  an 
ihn  ergangenen  Aufforderung  zur  Zurückgabe  unbedingt 
Folge  zu  leisten,  ferner  im  Falle  einer  Reise  von  mehr 
als  acht  Tagen  die  Bücher  vorher  zurückzugeben,  wenn 
auch  die  Entleihungsfrist  noch  nicht  abgelaufen  sein  sollte. 

7.  Auswärtige  Dozenten  erhalten  Bücher  nur  durch  Bevoll- 
mächtigte, die  JVIitglieder  unserer  Gesellschaft  oder  eines 
der  genannten  Vereine   sind   und   den   Versand   besorgen. 

8.  Am  15.  Mai  jedes  Jahres  sind  sämtliche  entliehenen  Bücher 
behufs  Revision,  die  Anfang  Juni  stattfindet,  an  die 
Bibliothek  zurückzuliefern. 


XLV     — 


Gesclienke  und  Erwerbungen. 

Juni  1899  bis  Juni  1900. 

I.  Naturalien. 

A.  Geschenke. 

1.  Für  die  verg'leichend-anatomische  Sammlung : 

Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  hier:  1  Dama 
vulgaris  Gray  2jähriges  ^  zerlegtes  Skelett,  zwei  Schädel 
von  einjährigem  c?  und  $  und  1  Schädel  von  Cynailuriis 
guttatus  Herrm. 

Von  Herrn  Dr.  med.  Daniel  Die  hl  hier:  Schädel  einer  Wild- 
katze, desgl.  von  Canis  magellanicus  Gray  von  Patagouien. 

Von  Herrn  L.  F.  Bey  schlag  hier:  Schädel  von  Ämm  sa%r2<s  L.  $. 

Von  Herrn  Oberstleutnant  vonBeverförde  in  Grabenstädt 
am  Chiemsee :  1  Numenins  arquaUis  <S  Skelett. 

Von  HerrnB. Schauermann  hier:  \Lophius]3iscaiorius\j.^]^%\%it. 

2.  Für  die  Säiig^etiersammlung- ; 

Von  Herrn  Bergingenieur  M.  Mary  an  ski  in  Santa  Maria  bei 
Albany,  W, -Australien :  2  Ornithorhynckus  anaiinus  Shaw 
c?  u.  $,  von  Gipsland. 

Von  Herrn  Dr. med.  A.  Knoblauch  hier :  1  Synotus  barbastellus 
Schreb. ,  1  Plecotus  auriius  L. 

Von  Herrn  Herm,  Jacquet  hier:  2  Mus  minutus  Pali. 

Von  Schüler  M.  Keyßner  hier:  1  Vesperugo pipistrellus  Schreb. 

Von  Herrn  H  e  i  n  r.  A  n  d  r  e  a  e ,  Hofgut  Maisenhausen  bei  Michel- 
bach: 1  Meles  taxus  Bodd. 

Von  Herrn  Hauptlehrer  Blum  in  Niederrad:  1  Mustella erminea 
L.  c?  im  Winterkleid. 

Von  Herrn  W.W  e  i  n  t  r  a  u  d  in  Marburg :  1  Arvicola  amphidiush.  $. 


—     XLVI     — 

3.  Für  (lie  Vogelsannuluiig" : 

Von  Herin  Rob.  de  Neufville  hier :  2  Paroiia  lawcsi Rams. 
cT  u.  $,  3  Lophorina  minor  Rams.  <?  ad.  c?  juv.  u.  $,  1  Phony- 
gania  purpureoviolacea  A.  B.  Mej^er  von  Mt.  Victoria,  Neu- 
Guinea,  1  Faico  jjcregrinnsh.c^  iiiv.^  \  Astur  palumbariuslj. 
c?  ad.,  1  Fuligula  fuligula  L.  $  von  Münster  bei  Butzbach.  1 
Laras  marinus  L.  $,  1  Lm'us  argentahis  L.  c?  juv.  (im 
ersten  Jahr),  1  Larus  fuseus  L.  c?,  1  Colgi/ibiis  cristaüis 
L.  $  im  Winterkleid,  1  Cyg7iiLs  cygnus  L.  c?,  1  Urinator 
lumme  Gann.  im  Winterkleid,  1  FuUca  atra  L.  $,  2  C/rm 
lomvia  L.  c?  u.  $  im  Winterkleid  von  Eckeruförde,  1  Lestris 
(Stercorarius)  pomaoimis  L.  <?  jnv.,  1  Clangula  hyemalis 
Temm.  c?  ad.,  1  Oidemia  nigra  L.  <?  ad.,  1  Oidemia  fiisca 
L.  df,  1  Mergits  merganser  L.  c?  ad.,  1  Cepphus  grylle  L.  $ 
juv.  von  Pilau,  O.-Pr. 

Von  Herrn  Alb.  von  Reinach  hier:  1  Picus  viridis  h.  ^  ad. 

Von  Herrn  Fritz  Winter  hier:  1  Majaqueus  aequinoctialis  h. 
vom  Kap  der  guten  Hoffnung. 

Von  Herrn  T  h.  Z  e  1 1  m  a  n  n  hier :  1  Parotia  sexpe7i?iis  Bodd.  <^, 
1   Schlegelia   Wilsoni  Cass.  c?  von  Neu-Guinea. 

Von  Herrn  Phil.  Fink  hier:  1  Ästur  palumbariiis  L.  $  ad. 

Von  Herrn  K.  KuUmann  hier:  1  Cittocincla  macroura  Gm., 
1  Ruticilla  pkoetiic?irus  L.  c?. 

Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesell  schaft  hier :  1  Afias 
creccä  L.  c?. 

Von  Herrn  Ant.  L.  A.  Hahn  hier:  1  Spatula  chjpeata  L.  c?. 

Von  Herrn  Gl.  von  Stumpf -Brentano  in  Rödelheim:  1 
Glaucidium  noctua  Retz,  1  Accipiter  nisus  L.  <^  ad. 

Von  Herrn  Oberstleutnant  von  Bever forde  in  Grabenstädt 
am  Chiemsee :  1  Falco  peregrinus  Thimst.  c?,  1  Turdus  tor- 
quatus  L.  <?,  1  Limosa  litnosa  L,  1  Fulica  atra  L.  juv., 
1   Colymbiis  fluriatilis  L.,  1  Anas  querquedula  L. 

Von  Herrn  Fr.  Wagner  hier:  1  Amjjelis  garridus  L.  $. 

Von  Herrn  Karl  Dietze  in  Jugenheim:  2  Columba  oenas  L.  <?(?. 

Von  Herrn  Konsul  Fr.  M a u s s  in  Valencia,  Venezuela :  1  Pha- 
roiiiacrus  jKiradiseus  Bp.  c?,  1  Pharoiiiacrus  aiiriceps  Gould  c?. 
Für  die  Lokalsammlung: 

Von  Herrn  Kommerzienrat  Rieh.  Passavant  hier:  1  Chara- 
drius  omorinellus  $  juv.  von  Oberursel. 


—     XLVII     — 

Vou  Herrn  Karl  Dietze  in  Jugenlieim :  1  Coliimha  oenas  L.  c?. 
Von  Herrn    Heinr.    Weith    in    Nieder  -  Wöllstadt :    1    Circus 

cyaneus  Mont,  c?  im  ersten  Jahre. 
Von  Herrn  Heinr.  Kromm  liier:  1  Anorthura  troglodytes  L.  c?. 
Vou  Herrn  A.  Koch  hier:    Nestvogel   vou  Fidica  atra  L.  von 

Enkheim. 

4.  Für  die  Reptilien-  und  Batracliiersamraliiug: 

Von  Herrn  Oberingenienr  Karl  Brandenburg  in  Szeged: 
Eine  vorzüglich  erhaltene  Suite  bei  Orsova  im  Banat  von 
ihm  persönlich  gesammelter  Eidechsen,  Schlangen  und 
Batrachier. 

Vou  Herrn  Dir.  Dr.  Albert  Günther  in  London:  2  Hylodcs 
Fkischmanni  Bttgr.  aus  S.  Jose,  Costa  Rica. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  0.  Boettger  hier:  B/tfo  calamüa  Laur. 
von  Neu-Isenburg  bei  Frankfurt  a.  M. 

Von  Herrn  Dr.  med.  Arthur  Hanau  in  St. -Gallen:  Chrysemys 
concinna  Lee,  Cistuäo  Carolina  L.,  Testudo  liorsficJdi  Gray, 
Mana  esculenta  L.  var.  ridihnnda  Pali.,  Bufo  lentiginosns 
Shaw  (aus  Florida)  und  diverse  andere  schöne  Schildkröten 
und  Frösche,  sowie  von  Eryx  jaciüns  L.  und  E.  conicus 
Schnd.  herrührende  gewöllartige  Kotballen  aus  Mäuse- 
haaren. 

Von  Herrn  Ferdinand  \V  e  i  c  h  b  e  r  g  e  r  in  Wien :  Aspidura 
trachyprocta  Cope  aus  Nuwera  EUya  (Ceylon). 

Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  hier:  Agamen, 
Rana^  2  Spelerpes,  diverse  seltene  Schildkröten,  ein  sehr 
großes  und  schönes  Stück  von    Vipera  arietans  Merr. 

Von  Herrn  Weidmann  in  Karolineuhorst  (Pommern) :  Corotiella 
austriaca  Laur.  von  dort. 

Von  Herrn  Paul  Beyer  in  Eckeuheim:  Gecko  marmoratus 
D.  B.,  Draco  volans  L.  $,  C/irysoplea  chrysochlora  Schlg. 
und  Bungarus  flaviceps  Reiuh.  von  der  Insel  Nias  bei  Sumatra. 

Von  Herrn  Dir.  Ernst  Frank  hier:  Verschiedene  Kriechtiere 
und  Lurche  aus  Biskra  (Algerien). 

Von  Herrn  Geh.  Med. -Rat  Prof.  Dr.  Wilhelm  Doenitz  in 
Berlin  :  Eine  Suite  schön  gehaltener  Reptilien  und  Batrachier 
aus  Japan. 


—     XLVIII    — 

Von  Herrn  Konsul  Guido  von  Schröter  in  S.  Jose,  Costa 
Rica:  Ein  schön  gefärbter  Laubfrosch. 

Von  Fräul.  Sophie  Küchler  hier:  Lacetia  mwalis  Jj'dUY.  wsiv. 
caerulea  Eim.  von  der  Insel  Capri. 

Von  Herrn  Kaufmann  August  Du  Bois  hier:  Eine  Baum- 
schlauge  aus  San  Domingo. 

Von  Herrn  Dr.  G.  Kolb  f  aus  Wiesbaden  durch  gütige  Ver- 
mittlung des  Berliner  Museums:  Mehrere  prachtvolle 
Chamäleons,  Eidechsen,  Schlangen  und  einen  aglossen 
Batrachier  vom  Keniagebirge  in  Ostafrika. 

5.  Für  die  Flsclisammlung' : 

Von  Herreu   Gebr.  Schau  er  mann  hier:    2  Belone  acus  Rond. 
Von  Herrn  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Wilh.  Dönitz  in  Berlin: 
Einige  Fische  von  Japan. 

6.  Für  die  Insekten-  und  Spiunensammlung : 

Von  Herrn  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.Wilh.  Dönitz  in  Berlin: 

Eine  große  Kollektion  Spinnen,  einige  Insekten  und  Raupen 

von   Japan,    sowie    eine   große   Anzahl    selbstgezeichneter 

Abbildungen  nebst  Manuskript  in  2  Faszikeln. 
Von  Herrn  Major  Dr.  L.  v.  Hey  den  hier:  Indigo  von  Ostindien 

mit  Einschlüssen  von  Insekten,  die   eingeflogen  sind,  als 

der  Indigo   noch  flüssig   war.  —  Palmkern   mit  Corynetes 

(Necrobia)  rufipes  Fabr.  von  Kamerun. 
Von  Herrn  A.  Weis  hier:    Cybister  bisignatus  Aube  (?  u.  i|^  von 

Süd -Japan,    Ipetates   latissimiis    Degeer    von   Australien, 

Puppen  und  Gallen  von  Insekten. 
Von  Herrn  Job.  Guide   hier:    Eine  Anzahl   exotischer  Käfer. 
Von  Herrn  Professor  Dr.  H.  Reicheubach   hier:    Lasioderma 

tertaceum  Dft.  nebst  Larvengängen  in  einer  Havana-Cigarre. 
Von  Herrn  Professor  Dr.  0.  Boettger   hier:    Tryxalis  7iasuta 

L.  von  Wojilowo,  Serbien. 
Von  Herrn  A.  Koch  hier:   Einige  Käfer  und  eine  Libelle  von 

Auerbach, 
Von  Herrn  Carlos  Heynemann   in  Bukarest:    5  Käfer  von 

Bukarest. 

7.  Für  die  Koncliyliensammlung: 
Von  Herrn  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  W.  Dönitz  in  Berlin: 

Einige  kleine  Meereskonchylieu  von  Japan. 


—     XLIX     — 

Von  Herrn  Dr.  med.  A.  L  e  j  e  u  n  e  hier :  Diverse  Meereskoncliylien 
aus  Texas. 

8.  Für  die  Saiiimluug-  niederer  Tliiere  etc.: 

Von  Herrn  Dr.  Ad.  Strubell  in  Bonn:  Eine  Kollektion  Land- 
planarien in  31  Gläschen,  von  ihm  1889/90  auf  Java  und 
den  Molukken  gesammelt. 

Von  Herrn  Joh.  Schneider  hier:  Getrockneter  Seestern  von 
Kalifornien. 

Von  Herrn  Dr.  med.  A.  L  e j  e  u  n  e  hier :  Polypen  und  Korallen  von 
Texas. 

9.  Für  die  botanische  Sammlung: 

Von  Herrn  Konsul  a.  D.  F  e  r  d  i  n  a  n  d  K  n  o  b  1  a  u  c  h  in  Noumea : 
31  verschiedene  Holzarten  (in  Brettform)  von  Neu-Kale- 
donien. 

Von  Herrn  Karl  Dietze  in  Jugenheim:  Zweig  von  Pinus 
sylvestris  L.  mit  ca.  100  Zapfen. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  H.  Reichenbach  hier:  Fruchtstand 
von   Gimnera  scabra  Ruiz  et  Pavou. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  H.  Schenck,  Direktor  des  Großherzogl. 
botanischen  Gartens  in  Darmstadt :  Fruchtstand  und  Samen 
von  Eficephalartos  villosus  Lehm.,  männlicher  Blüten- 
zapfen von  Ceratozamia  mexlcana  Brong.  und  Fruchtstand 
von  Musa  Ensete  Gmel. 

Vom  Botanischen  Garten  hier:  Fruchtstand  von  Äechmea 
Lalindei  Lind. 

Von  Herrn  Oberlandesgerichtsrat  Dr.  F.  A  r  n  o  1  d  in  München :  Ein 
Faszikel  seiner  „Lichenes  exsiccati"  (Schluß). 

Von  Herrn  Gust.  DüUberg  hier:  Verarbeiteter  Baumschwamm 
(Polypo7'us). 

Von  Herrn  Sanitätsrat  Dr.  H.  Rehn  hier:  Blüte  won  Monstera 
deliciosa  Liebm. 

Von  Herrn  Bankdirektor  Herrn.  Andreae  hier:  Zwei  Lack- 
proben  der  Rhus-Compagnie  hier. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  F.  Richters  hier:  Frucht  von 
Barringtonia  speciosa  Forst.,  Trinidad,  und  Frucht  von 
Bertholletia  excelsa  Berg. 

Von  Herrn  K.  S  c  h  m  i  d  t  -  H  a  r  1 1  i  e  b  in  Homburg :  Einige  Koni- 
feren-Zapfen. 

4 


—     L     — 

Von  Herrn  Alb.  Hochstraßer  hier:  Früchte  und  Blüten- 
stände verschiedener  Pflanzen  aus  La  Mortola. 

Von  Herrn  Joh.  Schneider  hier:  Ein  Koniferen-Zapfen  von 
Sacramento,  Kalifornien. 

Von  Herrn  Kommerzienrat  Joh.  Gerh.  Henrich  hier:  Ver- 
bänderter  Eschenzweig. 

Von  Herrn  Dr.  med.  A.  Lejeune  hier:  Verschiedene  Algen  von 
Texas. 

Von  Herrn  Mar  loth  in  Berlin:  Protea  c/ipiaroides  L.  (Blüten- 
stand), Phylica  plumosa  Tlibg.,  Leucadendro7i  argeiiteum 
R.  Br.  (Fruchtzapfen),  Zweig  von  Acacia  liorrida  Willd., 
Harpagophyton  procumbens  DC.  (Früchte). 

10.  Für  die  Mineraliensauiinlnng : 

Von  Herrn  Bergingenieur  M.  Mary  an  ski  in  Santa  Maria  bei 
Albany,  W.-Australien :  Golderze  aus  den  „Alluvial  deep 
leads"  von  Kanowna,  nahe  Kalgoorlie,  W.-Australien. 

Von  Herrn  Major  Dr.  L.  von  Hey  den  hier:  6  Stück  fein- 
körnigen, faserigen  und  strahligen  Gipses,  zum  Teil  korro- 
diert, aus  der'Gegend  von  Trier;  Kalkstalaktiten  aus  dem 
Gipsbruch  vom  Siersberg  bei    Siersdorf,   Kreis  Saarlouis. 

Von  Herrn  Oberlehrer  J.  Blum  hier:  Bergkry stall  mit  Helminth- 
einschluß. 

Von  Herrn  stud.  Hammer  in  Charlottenburg:  Porphyrsäule  von 
Weinheim;  Sericitgneiß,  Distrikt  Eulenbaum. 

Von  Herrn  Dr.  med.  A.  Lejeune  hier:  Eine  Anzahl  Gips- 
krystalle  und  Alabasterstücke;  Pyrit  in  Brauneisen  um- 
gewandelt, PjTit  aus  Texas. 

Von  Herrn  Professor  Michele  Pacini-Candelo  in  Savona 
durch  Herrn  Dr.  Kobelt:  3  Gabbros,  1  Sandstein, 
stäugeliger  Kalkspat  von  Savona. 

Von  Herrn  Konsul  a. D.  Ferd.  Knoblauch  in  Noumea:  Quarz, 
goldführendes  Ganggestein,  Chromeisen,  Garnieret,  Ma- 
lachit, Kupferkies,  Cerussit  aus  Neu-Kaledonien. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  Kinkelin  hier:  Anamesit  mit  Titan- 
eisen, Dittesheim;  Thoneinschlüsse  von  derselben  Lokali- 
tät; Albit  von  Kirdorf  und  Eppenhain ;  Ittnerit  von  Ober- 
berg (Kaiserstuhl);  Kalkspatkrystalle  auf  Algenkalk, 
Wiesbaden ;    in    Pyrit    umgewandelte  Fossilien :    Limneiis 


—     LI     — 

stib palustris,  Planorbis  cornu^  JJnio  affinis  flabellatus  aus 
Offeubaclier  Cyreiienmergel. 

Von  Herrn  Pfarrer  Krieger  in  Brötzingen :  Rauchqiiarz  von 
Pforzheim. 

Von  Herrn  Ingeuieur  Alex.  Askenasy  hier:  Goklfiihrender 
Qnarzsand  aus  der  Grube  Queen  of  South  bei  Donnybrook, 
W.-Australien  ;  mehrere  Quarzitstückchen  mit  Gold,  ein  zier- 
liches Plättchen  skelettförmigen  Goldes,  Tellnrgold  ('?), 
Kalgurlie,  Distrikt  W.-Australien;  Zinnerz,  Greenbushes, 
W.-Australieu ;  Turmalin  und  Zinnerz  führende  Konglo- 
merate von  Greenbushes,  gesammelt  von  HerrnMaryan  ski. 

Von  Herrn  H.  J.  Nußbaum  hier:  Ein  Säckchen  Goldquarz- 
sand von  Donnybrook. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  Richters  hier:  16  Borazite  von 
Lüneburg,  worunter  zwei  mit  vorherrschendem  Tetraeder. 

Von  Herrn  Carlos  Heyne  mann  in  Bukarest:  gelber  Eisen- 
Ocker. 

11.  Für  die  palaeoutolog-isclie  Sammlung: 

Von  Herrn  Dr.  Herm.  Loretz,  König!.  Landesgeolog  in  Berlin: 
Rensselacria  crassieosta  aus  dem  unterdevonen  Sandstein 
von  Au  a.  d.  Sieg,  Fußspuren  von  Ckirotheriam  barthi  von 
Eichsfeld  bei  Koburg,  Myojihoria  raibliana  (Guttapercha- 
abdruck) aus  dem  Mittleren  Keuper,  Schuppen  von  Am- 
blijopterus  decipiens  und  Tetragonolepis  triasicus  aus  der 
Estherienbank  des  unteren  Gipskeupers  von  Igsheim  in 
M.-Franken,  Lingua  tenuisshna  aus  der  Acrodush-A\i\  des 
mittleren  Keupers  von  ebendaher,  Estheria  lanitexta  aus 
der  Estherienbank  von  Sugenheim  bei  Uffenheira,  Muschel- 
sandstein mit  zahlreichen  Fossilien  von  Sulzbad  bei  Mols- 
heim, Halobia  moussoni  von  Rogeledo  am  Comersee. 

Von  Herrn  Oberingenieur  K.  Brandenburg  in  Szeged  in 
Ungarn:  Eine  schöne  Suite  von  Ammoniten  mit  Posido- 
nomya  alpina^  darunter  Ammonites  fuscus  und  Ammonites 
Ymir,  aus  den  Klausschichten  von  Swinitza ;  eine  große 
Sammlung  von  Ammoniten,  darunter  Ammonites  medite?-- 
raneus,  Amm.  flabellatus,  Amm.  discus,  Amm.  adeloides, 
Amm.  coronatus,  Amm.  ferrugineus  aus  einem  jenen  nahen 
Horizont  von  Villany,  Koni.  Baranya;  eine  iV«i/m  aus  den 

4. 


—     LH     — 

Brackwasserschichten  mit  Cerühium  margaritaceimi  von 
Diös  Jenö,  Kom.  Neograd,  Cardium  semseyi^  Cardium  'xu- 
jovici,  C.  rothi  mit  neuen  Cardien  aus  thonigen  und  ein  neues 
Cardium  aus  sandigen  Schichten  von  Königsgnad.  Eine 
große  Menge  Schlämmaterial  aus  den  mittleren  Paludinen- 
schichten  von  Malino,  und  eine  große  Suite  Fossilien  aus 
der  IL  Mediterranstufe  von  Vojilovo  bei  Golubatz  und  eine 
Suite  aus  demselben  Horizont  von  Bujtur  und  von  Kostey. 

Von  Herrn  Dr.  G.  Greim,  Privatdozent  an  der  technischen 
Hochschule  in  Darmstadt:  Eine  größere  Suite  devoner 
Fossilien  aus  den  oberdevonen  Kalken  von  Bicken,  eine 
große,  fossilreiche  Platte  aus  den  Unter-Coblenzschichten 
von  Oppershofen  in  der  Wetterau. 

Von  Herrn  Oberlehrer  Dr.  W  e  i  s  m  a  n  t  e  1  hier :  Ein  Blattabdruck 
von  Oinnaniomumpolymorphum  aus  dem  Schleichsand  vom 
Scheelberg  bei  Vilbel,  der  Steinkern  einer  Terebratel  aus  dem 
weißen  Jura  in  Mittelf  ranken. 

Von  Herrn  Architekt  Thomas  hier:  Mittelfußknochen  vom 
Pferd  aus  dem  Löß  von  Eschborn  und  ein  großer  Cera- 
tites  nodosus,  eigentümlich  verdrückt. 

Von  Fräulein  Konstance  von  Klevesahl  auf  Schloß  Bork- 
holm in  Estland:  Eine  Suite  silurer  Fossilien  (Kephalo- 
poden,  Brachiopoden,  Bivalven,  Bryozoen  und  Korallen) 
aus  dem  Borkholmer  Kalk  im  Borkholm'schen  und  Kine- 
kul'schen  Steinbruch. 

Von  Herrn  Professor  Bosca  in  Valencia:  Eine  Suite  Teredina 
ähnlicher  Fossilien  aus  dem  lockeren  kreidigen  Kalkmergel 
von  Alkoy,  Spanien,  durch  Herrn  Direktor  J.  Becker 
in  Valencia. 

Von  Herrn  Pfarrer  Krieger  in  Brötzingen  bei  Pforzheim: 
Venus  nuda,  Pecten  discites,  Myophoria  ovata  und  Trigonia 
mactra  aus  dem  oolithischen  oberen  Muschelkalk  von 
Marbach  bei  Villingen. 

Von  Herrn  Professor  Lentz  hier:  Spiriferensandstein  mit  Fos- 
silien von  Neu-Weilnau. 

Von  Herrn  Lehrer  L.  Laut  er  bach  hier:  Einige  Platten  fos- 
silienführenden Spirifereusandsteins  vonGriedel  bei  Butzbach. 

Von  den  Herren  D  y  c  k  e  r  h  o  f  f ,  Fabrikbesitzer  in  Biebrich :  Helices, 
darunter  H.  ra?no?idi  aus  dem  Hydrobienkalk,  eine  Clausüia 


—    LIII    — 

buUmoides  minor,  Kieferstücke  mit  Zähneu  und  Skelett- 
teilen von  Diplocipiodoii  sp.  aus  denselben  Schichten  des 
Heßlers  bei  Biebrich-Mosbach. 

Von  Herrn  A.  Diflo,  Verwalter  des  städt.  Siechenhauses  hier: 
Fragment  eines  Schweinsunterkiefers  aus  dem  Moor  am 
Sandhof,    2  m    unter    der    Oberfläche. 

Von  Herrn  Verwalter  Pfeffer  auf  der  Seeger'scheu  Ziegelei 
in  Rödelheim:  Beckenhälfte  vom  Pferd  aus  dem  Löß  von 
Rödelheim,  durch  Herrn  Kaufmann  K.  Jung. 

Von  Herrn  Seb.  A.  Sc  beide  1  in  Bad  Weilbach:  Ein  Bohrkern 
aus  der  Gemarkung  Flörsheim. 

Von  Dr.  med.  Kir berger  hier:  Ammoniten  und  Gastropoden 
aus  dem  Schierndolomit. 

Von  Herrn  Dr.  med.  Lejeune  hier:  Korallen  im  Feuerstein 
von  Holtenau,  ein  Coeloeeras  von  Boll  und  eine  Suite  Kreide- 
petrefakten   mit   Kwgijra  arietina  von  Austin   in   Texas, 

Von  Herrn  Heinrich  Roos  hier:  Einige  Lima  lineata  aus 
dem  Bruch  des  Portland-Cementwerkes  Diedenheim-Neckar- 
elz  und  zwei  Klappen  von  Gryphaea  vesicularis  aus  der 
Cementfabrik  Vaals  bei  Vylen  in  Holland. 

Von  Herrn  Georg  Schäfer  in  Höchst  a.  M. :  Der  Schädel 
eines  Spermophilus  iiifescens  aus  dem  Löß  von  Höchst, 
durch  Herrn  Dr.  Süchier  in  Höchst. 

Von  Fräulein  Rö rig  hier:  LepiG?o(/e?i(i/'o«  in  Steinkohle  aus  dem 
Ruhrgebiet,  ein  Calamites  transitionis  von  Steckenwald  bei 
Frankeuau  und  eine  Suite  erratischer  Fossilien  aus  einer 
Kiesgrube  bei  Manche,  Kreis  Bomst,  Prov.  Posen. 

Von  Herrn  Forstmeister  Rörig  hier:  Erratische  Seeigel  und 
Terebrateln  aus  Kiesgruben  bei  Oschatz,  Sachsen,  ein  Unter- 
kieferast von  Alces  latifrons  von  Mosbach. 

Von  Herrn  Heister  hier:  Fossilien  aus  dem  oberen  Meeres- 
sand von  Ichenheim. 

Von  Herrn  Direktor  Fünck  hier:  Orthoceratiten  aus  der  Schiefer- 
grube Germania  bei  Weilmünster,  durch  Herrn  Professor 
Dr.  M.  Mob  ins. 

Von  Herrn  A.  von  Rein  ach  hier:  Kieferstücke  und  Längs- 
knochen eines  Ä7ithracotherium,  Krokodilreste  und  Palmen- 
wedel von  Pralecini  Bolca,  ferner  eine  Suite  Fisch-,  Kro- 


—    LIV    — 

kodil-  und  Säugetierreste  aus  den  untermiocänen  Schichten 
von  Wadi  Natroun,  ein  Lößklotz  mit  Helix  sericea. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  Ferd.  Richters  hier:  Eine  Suite 
Fossilien  aus  dem  Unter-,  Mittel-  und  Ober-Senon  von 
Lüneburg;  Hohlabdruck  einer  Beleynnitella  mucronata  mit 
wohlerhaltener  Alveole  und  Talpina  ramosa  in  Feuerstein 
bei  Hamburg;  Lflmwßzähne  von  Vilbel  und  Weinheim; 
Oxyrhinazahn  von  Langenfeld  in  Holstein  nebst  einer  Suite 
mittelmiocäner  Konchylien  von  ebendaselbst;  Graptolithen 
erratisch  aus  der  LTmgegend  von  Hamburg;  eine  Suite  Kon- 
chylien aus  dem  Kalktuff  von  Langensalza  und  von  Weyer  bei 
ßunkel;  eine  wundervoll  erhaltene  subfossile  Leucoside, 
zahlreiche  erratische  Geschiebe,  darunter  Beyrichien-Kalk, 
aus  dem  Geschiebelehm  von  Altona,  mehrfach  mit  palaeozo- 
ischen,  jurassischen  und  tertiären  Fossilien;  Fossilien  in  Flint, 
wohl  zumeist  erratisch;  Actinocrinus  verneuüi,  Trilobiten 
aus  dem  Cambrium  und  Silur  von  Böhmen;  Terebratula 
vulgaris  und  Lmia  litieata  von  Erbach ;  Blatt  und  Frucht- 
abdrücke aus  dem  Blättersaudstein  von  Münzenberg ;  Ammo- 
nitenreiches  Stück  von  England;  ein  Turbo  aus  dem  Guano 
von  Babelon  de  Pica  ;  ein  Prachtstück  von  Eryon  arcti- 
formis,  ein  Limulus  walchi  und  eine  Petalia  im  Solenhofer 
Schiefer. 

Von  Herrn  Pfarrer  Lommel  in  Nieder-Ursel :  Zahlreiche  Früchte 
aus  den  Oberpliocänschichten  von  Nieder-Ursel. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  0.  Bo  ettger  hier :  Obertertiärer  Kalk 
mit  Fossilien  und  Weiß-Jurakalk  mit  Pholadeulöcher  vom 
Zollhaus  im  südlichen  Schwarzwald. 

Von  Herrn  Professor  Michele  Pacini-Candelo,  Direktor 
des  Museums  des  Alpenklubs  in  Savona:  Konchylien,  da- 
runter Natica  crassatina,  Pteroccrus  radix^  Cerithium  del- 
bosi,  Cer.  cf.  stroppiis,  Ostrea  caUf'fera,  Pholadomya  inischi, 
Echinodermen  und  Korallen  aus  den  Mitteloligocänschichten 
von  Stella  Santa  Giustina  bei  Savona,  Oxyrhina  cf.  hastalis 
und  Pecten  holgeri  aus  einem  Kalkkonglomerat  von  Borgio 
Verezzi  bei  Finale  (Savona)  und  Blattabdrücke  aus  der 
Molasse  von  Cosseria  und  Stella  Santa  Giustina,  durch 
Herrn  Dr.  Kobelt. 

Von  Herrn  lageuieur  Alexander  Askenasy  hier:  ein  Unter- 


—     LV    — 

kieferast  von  Equus  aus  dem  Löß  der  Ziegelei  der  Aktien- 
Gesellschaft  in  Eschborn. 

Von  Herrn  Dr.  med.  Ko belt  in  Schwanheim:  Geweihstange  mit 
Rose  eines  sehr  großen  Cerims  elapMis  aus  dem  Löß  von 
Höchst  a.  M. 

Von  Herrn  Philipp,  Cand.  rer.  nat.  in  Heidelberg:  Tentaculites 
maxiynus  aus  dem  Rupelthon  von  Bodenheira. 

Von  Herrn  Major  Dr.  von  Hey  den  hier:  Rhyiichonella  livonica 
von  Landscron  im  Ahrthal. 

Von  Herrn  H.  Heid,  Uhrmacher,  hier:  Spiriferensandstein  mit 
Chonetes  sarcinulata  von  der  Herrenmühle  im  Usthal,  Taunus. 

Von  Herrn  J.  Zinndorf  in  Offenbach  a.  M. :  Valvatina  und 
Früchte  aus  dem  Rupelthon  von  der  Rohrmühle  bei  Offen- 
bach, eine  große  Platte  mit  Mytilus  acutirostris  von  Wein- 
heim in  Rheinhessen ;  Teredo  aus  dem  oberen  Meeres- 
sand von  Offenbach,  Braunkohle  mit  Früchten  von 
Straiiotes  ivehsteri  aus  der  Baugrube  des  Hafens  von 
Offenbach,  eine  große  Kollektion  der  prachtvoll  verkiesten 
Konchylien  aus  der  von  ihm  entdeckten  oligocänen  Süß- 
wasserschicht in  der  Hafenbaugrube  bei  Offenbach,  darunter 
eine  große  Zahl  Limnaeus  subjjahistris^  Planorbis  cornu  und 
PL  cordahcs,  Unio  äff.  flabellaius,  fossilführender  Cyreuen- 
mergel  von  ebendaher  und  Mytilus  aquitanicus  aus  dem 
Cerithienkalk  von  Flörsheim. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  Kinkel  in  hier:  Eine  Suite  Fossilien 
(Ammoneen,  Inocerameu,  Gastropoden  etc.)  aus  der  Konglo- 
meratschicht des  Gault  oberhalb  des  Rappenloches  bei 
Dornbirn ;  eine  Suite  Konchylien  aus  dem  Meeressand  von 
Weinheim;  Rupelthon  von  Alzey;  mehrere  Arten  Pleuro- 
toma  und  Fusus ,  Cancellaria  evulsa,  Limopsis  costata, 
Cryptoden  etc.  aus  dem  Rupelthon  von  Hermsdorf  bei 
Berlin ;  Fiisiis  multisulcatus  von  Erlenbruch  bei  Offenbach ; 
Galeocordoz-Ä\m%  und  CaUanassataiXQ  von  Flörsheim;  Ostrea 
longirostris  von  Waldböckelheim  und  Igstadt;  Platten  mit 
Mytilus  acutirostris  vom  Zeilstück  bei  Weinheim:  Kon- 
cliyliensuiten  aus  dem  oberen  Meeressand  und  Cyrenen- 
mergel  von  Eisheim,  Sulzheim,  Albig  und  Walluf,  aus  dem 
Landschneckenkalk  von  Kleiukarben  und  den  Cerithien- 
schichtcn  von  FliU'sheim  und  Kleinkarben,  aus  den  Hydro- 


—     LYI     — 

bienschichten  A^om  Hauptstein  von  Mainz,  von  der  Curve, 
von  Budenlieim,  Hochstadt  und  Frankfurt ;  Helix  ramondi 
vom  Nadelwelir  bei  Niederrad  ;  die  Fossilien  aus  dem  Bohr- 
loch Nizza  und  aus  den  untermiocänen  Süßwasserschichten 
von  Bad  Weilbach ;  Tympanotomus  coniciis  aus  der  Burg-, 
Linden-,  Eichwald-  und  Cronbergerstraße  in  Frankfurt; 
Fossilien  aus  der  Cerithienschicht  von  der  Kahle-Mühle 
bei  Wiesbaden;  Konchylien  aus  den  Mosbacher  Sauden 
von  Bessungen,  Mauer,  Wicker  und  Delkesheim ;  Paludina 
diluviana  von  Müggelheim  bei  Berlin  und  Fossiliensuite 
aus  dem  Löß  von  Rödelheim  etc. ;  eine  Suite  Petrefakten 
aus  der  marinen  und  Süßwasser- Molasse  der  Schweiz; 
Algeukalk  mit  Cyprishaufen  vom  Heßler,  Blätterabdrücke 
aus  dem  Rupelthon  von  Flörsheim  und  Carya  ventricosa 
von  Münzenberg. 

12.  Für  die  geologische  Sammlung: 

Von  Herrn  Dr.  Herm.  Loretz,  Königl.  Laudesgeolog  in  Berlin: 
Cambrischer  Quarzphyllit,  angeschliffen,  von  Tellerhammer 
bei  Eisfeld,  Buutsaudstein  mit  Wellenfurchen  von  Eisfeld 
bei  Koburg,  Steinsalzpseudomorphosen  aus  dem  mittleren 
Keuper  von  Koburg,  tertiärer  Thon  von  Honnef. 

Von  Herrn  Oberlehrer  Dr.  Seh  auf  hier:  Holzkohle  unter  dem 
Basalt  von  Dietesheim. 

Von  Herrn  Bühl  er,  Handelsgärtner  in  Lindau  am  Bodensee; 
Ein  Prachtstück  Schrattenkalk  (Karrenbildung). 

Von  HerrnProf.  Dr.  Kinkel  in  hier:  Eine  Suite  oberrheinische!' 
Gesteine  aus  den  diluvialen  Aufschüttungen  bei  Lindau  und 
Torfkreide  mit  Konchylien  von  ebendaselbst;  feinge- 
schichteter Hydrobienletten  vom  Heßler  bei  Biebrich;  Granit- 
einschluß in  Phonolithtuff  von  Rosenegg,  Kaiserstuhl. 

Von  Herrn  Direktor  Franck  hier:  Algenkalk  vom  Frankfurter 
Friedhofe  und  eine  Septarie  aus  dem  Rupelthon  von  Alzey ; 
Kalktuff  aus  heißen  Quellen  von  Hammom  Meskutin ,  Prov. 
Constantine:  Wurzelinkrustatioueu  (Osteocollen)  aus  der 
Lehmwüste  bei  Biskra. 

Von  Herrn  Erich  Span  del  iu  Nürnberg:  Ein  Rollstein  in 
eigentümlichem  Verwitterungszustand  vom  HöUeugraben 
bei  Adelholzen. 


—     LVII     — 

Von  Heri-n  A.  vou  Reinach  hier:  Eine  Sammlung  Kiesel- 
gallen aus  dem  Hunsrückscliiefer  von  Anspacli  und  Wester- 
felden  im  Taunus ;  Oberfläche  eines  Lavastromes  zwischen 
Annrod  und  Groß-Buseck ;  Konkretionen  im  Rotliegenden 
Kalk  von  Sprendlingen. 

Von  Herrn  Dr.  R.  D.  M.  Verbeek,  Chef  der  geolog.  Aufnahme 
Javas  in  Buiteuzorg:  Drei  sog.  „Mondsteine",  Moudaus- 
würflinge,  durch  Herrn  Prof.  Dr.  Boettger. 

Von  Herrn  Prof.  H.  Engelhardt  in  Dresden :  Dreikanter  aus 
der  Umgebung  von  Dresden. 

Von  Herrn Griesbauer,  Haudelsgärtner in Eschersheim :  Eisen- 
schüßiges  diluviales  Konglomerat  von  Eschersheim. 

Von  Herrn  Carlos  Heynemann  in  Bukarest:  Breccien  in 
Karpathensandstein  aus  einem  Tunnel  bei  Sinaia  in 
Rumänien. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  F.  Richters  hier:  Stylolithen  von  Rüders- 
dorf ;  Steinsalzpseudomorphosen  von  Gleichen  bei  Göttingen; 
ein  Prachtstück  einer  Septarie  vou  Flörsheim ;  Geode  mit 
einem  Seestern,  geschliffen ;  faseriges  Steinsalz,  gewunden 
aus  dem  Guano  von  Babelou  de  Pica ;  Limonitkonkretion 
aus  dem  fossillosen  Sand  an  der  Straßengabel  Bergen- 
Vilbel. 

Von  Herrn  Pfarrer  Krieger  in  Brötzingen:  Seltsame  Kon- 
kretionen auf  Kluftflächen  des  Muschelkalks  bei  Pforzheim. 

Vom  Städtischen  Tiefbauamt  hier:  Mehrere  charakteristische 
Blöcke  Algenkalk  und  der  Steinkern  eines  Baumstammes 
aus  der  Baugrube  des  Wasserbassins  an  der  Sachsenhäuser 
Warte  durch  die  Herren  Ingenieur  Sattler,  M  e  i  n  i  c  k  e  und 

Tappe. 
Von  Herrn  Ingenieur  Zickendraht  hier:    Photographieen  von 
gewölbeartigen  Hohlräumen   im   untermiocänen   Kalk    des 
neuen  Wasserbassins  an  der  Sacliseuhäuser  Warte. 

B.  Im  Tausch  erworben. 
1.  Für  die  Voyelsaiiimlung- : 

Von  Herrn  Hauptlehrer  Blum  iu  Niederrad:  1  Circus  cyaneiis 

Mont.,  ^  juv.  im  2  Jalir,  Alsfeld. 
Von  Herrn  A.  Koch  hier:   1  Rhodlnocichla  rosea  Less.  Panama; 

1  Eucichla  boschl  Müll.  u.  Schleg.  ;  1   Coracias  cyanogaster 


—   Lvm   — 

Gray,  Sumatra;  1  Ptilinopus  jambu  Gm.,  Amerika;  Thau- 
malea  amherstiae  Leadle.,  China,  und  1  Aix  galericulata  L. 
von  Japan. 

2.  Für  die  palaeoiitologische  Sammlung- : 

Von  Herrn  Professor  Dr.  F.  Miililberg  in  Aarau:  Eine  reiche 
Suite  von  Fossilien  aus  dem  Grossoolith  von  Muttenz  in 
Baselland, 

3.  Für  die  geologische  Sammlung  : 

Von  Herrn  Professor  Dr.  Mühlberg  in  Aarau:  Diverse  Se- 
dimente des  Nils,  Sand  aus  der  arabischen  Wüste, 
Gequollene  Gerolle,  gequetschte  Gerolle,  Rollstein  mit  gekör- 
nelter  Oberfläche,  ein  solcher  mit  Gletscherschliff,  Pseudo- 
gletscherschliffe,  Schliffe  mit  Kritzeu  auf  Chailles-KnoUeu, 
Kieselgeröll  mit  Schlagfiguren,  künstlich  erzeugte  Schlag- 
fläche an  Jaspis,  Rollstein  mit  infolge  Lösung  entstan- 
denen Eindrücken,  Keupergips  mit  in  einer  Spalte  aus- 
geschiedenem Bittersalz,  das  an  einem  zweiten  Stück 
wieder  aufgelöst  ist,  diverse  Stücke  Jurakalke  von  ver- 
schiedener Struktur  und  Spuren  verschiedener  Bewegungs- 
vorgänge etc. 

C.  Durch  Kauf  erworben. 
1.  Für  die  vergleichend-anatomische  Sammlung: 

Von  der     Neuen     Zoologischen      Gesellschaft     hier: 

Schädel  von  Felis  leo  L.  $. 
Von  Herrn    Sparre    Schneider,    Kustos  am   Zool.    Museum 

in   Tromsö :    2    Schädel    von    Ovibos     moschatus    Blainv. 

c?  u.  $. 
Von  Herrn    G.    Nägele    in    Waltersweier,    Baden:    3    Spalax 

typhlus  Pali,  zum  Skelett. 

2.  Für  die  Säugetiersammlung: 
Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  hier :  1  Felis 

leo  L.  $,    1    Cervus   moluccensis  Gray   et  Gaim.,  1   Cervns 

porcinus  Zimm.  c?  juv. 
Von  Herrn  Sparre   Schneider  in  Tromsö:  2   Ovibos    mosch- 
atus  Blainv.   c?   u.    $  unter   72"   n.   Br.   und   20°  w.   L. 

erbeutet. 
Von  Herrn  Fr.  Roh  de  in  Hanau:  1  Mustela  putorius  L.  c?  ad. 


—    LIX    — 

3.  Für  die  Togelsammlniig: 

Von  Herrn  J.  C.  Riedel  in  Eckernforde :  1  Tadorna  tadorna 
L.  c?  av,  3  Colymbus  cristatus  L.  c?  $  $.,  1  FuUgida 
fuligula  L.  c?. 

Von  Herrn  Edw.  Gerrard  &  Sons  in  London:  2  Bolho- 
rhynclms  orbignyi  Bp.  c?  $,  1  Pitta  arcuata  Müll.  n.  Sclileg.  c?, 
1  Peru  ussheri  Sharpe  $  von  Borneo,  1  P.  concinna 
Gould  $,  S.  Flores,  1  P.  haudi  Müll.  u.  Schleg.,  Gunory  Mulu. 

Von  der  Neuen  Zoologischen  Gesellschaft  hier:  1  Co- 
nurus  nenday  Müll,  c?,  Cacaiua  leadbeateri  Vig.  c?,  1  Bam- 
busicola  thoracica  Temm.  c?,  1  Pavo  muticus  L.  $,  1  Acri- 
dasheres  tristis  L.  $: 

Von  Herrn  Conservator  J.  Schmitt  in  Leipzig:  1  Clytoceyx 
rex  Sharpe,  1  Ptilinopus  bellus  Sei.,  1  Pt.  xonurus  Sei. 
von  Neu  Guinea. 

Von  Herrn  Wand  res  in  Karlsruhe:  1  Ceutropus  nieneliki  Ley . 
1  Philemon  jobiensis  A.  B.  Meyer,  1  Aleyon  lessoni  Cass., 
3  Cinnyris  jobiensis  A.  B.  Meyer  ^  ad.,  c?  juv.  u.  $,  Car- 
pophaga  jobiensis  astrolabiensis  A.  B.  Meyer,  1  Oymno- 
phaps  albertisi  Salv.,  Tcdegallus  longicandiis  A.  B.  Meyer 
vou  der  Astrolabe-Bai,  Neu  Guinea. 

4.  Für  die  Reptilieu-  und  Batrachiersauimluu^ : 

Von  Herrn  Ferdinand  Weichberger  in  Wien:  Oymnodac- 
tylus  fedtschenkoi  Strch.  aus  Samarkand,  Liolaemus  nigro- 
macuJatus  Wgm.  von  der  Magellaustraße,  Chamaeleon 
cephalolepis  Gthr.  von  Mayotte  (Comoreu)  und  Elapomorphus 
blumi  Schlg.  aus  Paraguay. 

Von  Herrn  Dr.  phil.  Franz  Werner  in  Wien:  Mehrere  Sen- 
dungen seltener  Ileptilieu  und  Batrachier  verschiedener 
Herkunft,  darunter  Originale  von  ihm  aufgestellter  neuer 
Arten. 

5.  Für  die  Samiiilnug  der  Krebse  und  Tausendfüßer: 

Von  Herrn  Mar  loth  in  Berlin:  Diverse  Krebse  von  Südwest- 
Afrika. 

Vou  Herrn  Dr.  Karl  Verhoeff  in  Bonn:  Zweite  Serie  Chilopoda 
und  Diplopoda  in  14  Gattungen,  55  Arten  mit  40  Varietäten, 
72  Oriofiuale. 


—     LX     — 

6.  Für  die  Insektensammluiig : 

Von  Henu  Ernst  Heyne  in  Leipzig:  Käfer  von  Afrika,  Chile 
und  Madagaskar. 

7.  Für  die  Koiicliylieiisammluiig  : 

Aus  dem  Severs'sclien  Nachlass :  Eine  Suite  Kaukasischer 
Landschnecken. 

Durch  Herrn  Dr.  Kobelt  gekauft:  49  Species  exotischer  Land- 
schnecken in  121  Exemplaren  (16  Species  für  die  Sammlung 
neu)  und  6  Originale, 

8.  Für  die  botanisclie  Sainminng: 

Von  Herrn  J.  Dorf  f  1er  in  Wien  :  84  Exemplare  getrockneter 
Pflanzen. 

Von  Herrn  Ed.  Martin  Reiueck  in  Arnstadt:  141  Exemplare 
brasilianischer  Pflanzen. 

Von  Herrn  Dr.  Benecke  in  Tennstedt  in  Th.:  Zuckerrohr- 
Blutenstände 

Von  Herrn  Marloth  in  Berlin:  Ein  großes  getrocknetes  Exem- 
plar von   Weliüitschia  mirabilis  Hook  aus  S.-W. -Afrika. 

9.  Für  die  syeologiscli-palaeontologisclie  Saramlniig: 

Von  dem    Sandgräber    W.  Lind    in    Weinheim:    Zwei    größere 

Aufsammlungen   von   Fossilien   aus   dem   Meeressand   von 

Weinheim  bei  Alzey. 
Von  Fräulein  Agnes  Volger-Volger  in  Sulzbach  am  Taunus: 

Die    von    Dr.  0.  Volger    hinterlassene    palaeontologische 

Sammlung. 
Von  dem  Sandgräber  H  e  r  b  s  t  in  Mosbach :  Zähne  und  Skeletteile 

von  Elefas  antiqmis,   Bison  priscus,    Cervus  elaphus,  Felis 

spelaea,   Felis   leo  fossüis,    JJrsus  spelaeus,    Rhinoceros  etc. 

aus  dem  Sand  von  Mosbach. 
Fischreste  aus  dem  Rupelthon  von  Flörsheim. 
Eine  Suite  Blatt-  und  Fruchtabdrücke  von  Münzenberg. 
Von   Herrn  Dr.   Dewitz   in   Zürich:    Säugelierreste   aus   dem 

Quercy. 
Früchte  aus  dem  oberpliocänen  Sand  von  Nieder-Ursel. 
,,Eine   Landschaft  aus  der   Steinkohlenzeit"   redigiert   von   Dr. 

P  otonie. 


—     LXI     ~ 

II.  IJiieher  mid  Schriften. 

A.  Geschenke. 

(Die  mit  *  versehenen  sind  vom  Autor  gegeben.) 

*Ainold,  F.,  Dr.,    Oberlandesgerichtsrat    in   München:     Lichenes   exsiccati 
(1894-99)  No.  1601—1800. 

—  William  Nylander. 

*Bedriaga,   J.  von,  Dr.  in  Nizza:     Die   Lurchfauna   Europas  II:    Urodela , 

Schwanzlurche. 
*Berg,  Carlos,  Professor,  Dr.  in  Buenos  Aires  :    Relacion  informativa  refer- 

ente  a  los  congressos  Kiel,  Braunschweig  etc. 

—  13  communicaciones. 

Blum,    J.,    Oberlehrer,  hier:    Natur  und  Haus,  Bd.  I— VI,  Heft  1 — 5. 

—  H.  d.  Saussure,  Memoires  pour  servil  ä  l'histoire  naturelle  du  Mexique, 
des  Antilles  et  des  Etats-Unis.  Livr.  I.  III.  IV. ,  1.  2. ;  20  kleinere 
Schriften   von  H.  de  Saussure. 

Boettger,  0,  Professor,  Dr..  hier:    G.  v.  Koch ,  die  Aufstellung  der  Thiere 
im  Museum  zu  Darmstadt. 

—  Wissenschaftliche  Eesultate  der  von  N.  M.  Przewalski  nach  Central- 
asien  unternommenen  Reisen    Zoolog.  Theil.  Bd.  III,  Abt.  I. 

*Bolau,  Herm.,  Dr  ,  Hamburg:    Glandula  thyreoidea  und  Glandula  Thymus 
der  Amphibien.     S.  A. 

—  Die  Typen  der  Vogelsammlung  des  Naturhistorischen  Museums  zu 
Hamburg.     S.  A. 

—  Das  neue  Vogelhaus  für  deutsche  Vögel  im  Zoolog.  Garten  zu  Ham- 
burg.    S.  A. 

—  Der  Neubau  für  Beutelthiere  und  Nager  im  Zoolog.  Garten  zu  Ham- 
burg.    S.  A. 

Buck,  E.,  Dr.  phil.  in  Konstanz,  f.  Von  den  Erben  desselben,  hier: 

Bach ,  M. ,  Die  Wunder  der  Insektenwelt.    Soest  1870. 

Bade,  E. ,  Der  Goldfisch.    Berlin 

Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarien-Freunde.    1890—1899. 

Brehm ,   Chr.  L. ,    Die  Naturgeschichte  und  Zucht   der  Tauben.    1857. 

Brightwen ,  E. ,  Liebe  zur  Thierwelt.    Deutsch  von  B.  Hoffmann. 

Büchner,  L.,  Liebe  und  Liebesleben  in  der  Thierwelt.  2.  Aufl.  Leipzig.  1885. 

Claus ,  C. ,    Grundzüge   der  Zoologie  1 — 2.    4.  Aufl.  Marburg  1882. 

Dalla  Torre,  K.  W.  v.,  Anleitung  zum  Beobachten  und  Bestimmen  der 
Alpenpflanzen.    Wien  1882. 

Darwin  ,  Ch. ,  Entstehung  der  Arten.  4.  Aufl.  von  Carus.  Stuttgart  1870. 

Dodel-Port ,  A.  ,  lUustrirtes  Pflanzenleben  I.    Zürich  1881. 

Eyferth,  B. ,  Die  einfachsten  Lebensformen.  Systematische  Naturge- 
schichte der  mikroskopischen  Süßwasserbewohner.  Braunschweig  1878. 

Findeis ,  G. ,  Das  Aquarium  und  seine  Bewohner.    Wien  1883. 

Frey ,  H. ,  Grundzüge  der  Histologie.    Leipzig  1875. 

Gadeau  de  Kerville,  H. .  Die  leuchtenden  Thiere  und  Pflanzen.  Deutsch. 
Leipzig  1893. 


—     LXII     — 

Buck,  E.,  Dr.  phil.  in  Konstanz,  f.  Von  den  Erben  desselben,  hier: 
Gaea,  Natur  und  Leben.    Bd.  5—35. 

Gleizes ,  A. ,  Thalysia  oder  das  Heil  der  Menschheit.    Berlin  1872. 
Graeffe ,  Ed. ,  Das  Süßwasser- Aquarium.    Hamburg  1861. 
Haeckel ,  E, ,  Gesammelte  populäre  Vorträge  aus  dem  Gebiet  der  Ent- 
wicklungslehre. 1 — 2.    Bonn  1878. 

Hanstein,    J.,  Das  Protoplasma   als  Träger  der  pflanzlichen  und  tieri- 
schen Lebensverrichtungen. 
Heer,  0.,  Die  Urwelt  der  Schweiz.    2.  Aufl    Zürich  1879. 
Hess,  W.,  Bilder  aus  dem  Aquarium.    Bd.  II.    Hannover  1878. 
Hoffmann,  R.  E.,   Seewasser-Aquarien   im   Zimmer.    Magdeburg   1886. 
Jack,  Jos.  Beruh.,  Botanische  Wanderungen  am  Bodensee.  Freiburg  1892. 
Jäger,  G.,  Das  Leben  im  Wasser  und  das  Aquarium.    Hamburg  1868. 

—  Die  Entdeckung  der  Seele.     Leipzig  1880. 

Jahrbuch  der  Naturwissenschaften  1—4.     Freiburg  1886—89. 

Kirchner,  0.,  Algen.     Breslau  1878. 

Klein,  J.,  Revue  der  Fortschritte  der  Naturwissenschaften  I — VIII. 

Knauer,  Fr.,  Europas  Kriechthiere  und  Lurche.     Wien  1877. 

Koch  V.  Berneck,  C,  In  30  Tagen  durch  Süddeutschland  und  Oesterreich. 

Kolbe,  E.,  Einführung  in   die  Kenntniss    der   Insekten.     Berlin  1893. 

Kummer,  P.,  Führer  in  die  Mooskunde.     II.  Aufl.     Berlin  1880. 

Lacepede,  C,  Naturgeschichte  der  Fische.  Deutsch.  I— IL    Berlin  1799. 

Laible,  J.,  Geschichte  der  Stadt  Konstanz.     Konstanz  1896. 

Lenz,  H.  0.,  Gemeinnützige  Naturgeschichte  1—5.  Gotha  1860—1868. 

—  Schlangenkunde.     Mit  Atlas.     Gotha  1832. 

Lubbock,  J.,  Die  Sinne  und  das  geistige  Leben  der  Thiere.  Leipzig  1889. 

Maier,  E.,  Wilhelm  von  Humboldt.     Leipzig  1852. 

Marshall,  W.,  Spongiologische  Beiträge.     Leipzig  1892. 

Martin,  Ph.  L.,    Das  Vogelhaus  und    seine  Bewohner.     Weimar  1883. 

Meyer,  V.,  Märztage  im  Kanarischen  Archipel.     Leipzig  1893. 

Natur  und  Haus,  Bd.  4—6.    (1895—98.) 

Poulsen,  V.  A.,  Botanische  Mikrochemie.     Cassel  1881. 

Ratzel,  F.,  Wandertage  eines  Naturforschers  I.     Leipzig  1873. 

Roemer,  F.  A.,  Die  Algen  Deutschlands.     Hannover  1845. 

Roßmäßler,  E.,  Das  Süßwasser-Aquarium.     3    u.  4.  Auflage. 

Ruß,  K.,  Sprechende  Vögel.     1—2.     Magdeburg  1887—89. 

—  Handbuch  für  Vogelliebhaber  1—2.     Magdeburg  1887. 

—  Der  Kanarienvogel.  4.  Aufl.     Magdeburg  1883. 
Schlickeysen,  Obst  und  Brod.     3.  Aufl.     Leipzig. 

Verworn,  M.,  Psycho-Physiologische  Protistenstudien.     Jena  1889. 

Vogt,  C,  Physiologische  Briefe.    3.  Aufl.     Gießen  1861. 

Wochenschrift,  naturwissenschaftliche.     1888—97. 

Zeitschrift  des  deutsch-österr.  Alpenvereins.     Bd.  4—5.  13—25. 

Zimmermann,  W.  F.  A.,  Der  Erdball  u.  s.  Naturwunder.  I,  II,  IV.  1891. 

Zoologisches  Adreßbuch  1895. 

Zopf,  W.,  Die  Pilztiere  oder  Schleimpilze.     Breslau  1885. 

Ferner  eine  größere  Anzahl  Broschüren,  Separat-Abdrücke. 


—    LXIII    — 

City  of  Milwaukee:  Public  Museum.     16.  Annual  Report  1897  98. 

*Eckhardt,  C,  Prof.,  Geh.  Rat  in  Gießen :  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  dem 
Vorkommen  gehörnter  weiblicher  Rehe. 

*Engelhardt,  H.,  Prof.  in  Dresden:  8ardinische  Tertiärpflanzen. 

Engel  mann,  G.  J.  in  Boston:  Memoir  of  George  Engelmann  1809  —  1884. 

*E  ng  1  e  r ,  A.,  Prof.,  Dr.,  Geheimrat  in  Berlin  :  Die  Entwicklung  der  Pflanzen- 
geographie in  den  letzten  100  Jahren. 

*Er langer,  C,  Freiherr  von,  in  Nieder-Ingelheim:  Eine  ornithologische 
Forschungsreise  durch  Tunesien.     Mit  1  Band  Tafeln. 

Fickel,  J.,  Dr.  phil.  in  Dresden:  Die  Litteratur  über  die  Tierwelt  des 
Königreichs  Sachsen. 

*Fi scher,  E.,  Dr.  med.  in  Zürich:  Transmutation  der  Schmetterlinge  infolge 
Temperaturveränderungen.     Berlin  1895. 

—  Neue  experimentelle  Untersuchungen  und  Betrachtungen  über  das 
Wesen  und  die  Ursachen  der  Aberrationen  in  der  Faltergruppe  Vanessa. 

—  Experimentelle  kritische  Untersuchungen  über  das  procentuale  Auf- 
treten der  durch  tiefe  Kälte  erzeugten  Vanessen-Aberrationen. 

—  Desinfektion  der  Raupenzuchtkästen. 

—  Beiträge  zur  experimentellen  Lepidopterologie. 

Frankfurter  Turnverein,  hier:  Bericht  des  Turnrates  über  das  Ge- 
schäftsjahr 1898/99. 

Freies  Deutsches  Hochstift,  hier:  Erich  Schmidt  und  Veit  Valentin, 
Festreden  zu  Goethe's  150.  Geburtstag. 

Gesellschaft  zur  Verbreitung  nützlicher  Volks-  und  Jugend- 
schriften, hier:  Jahresbericht  1899. 

*G ruber,  H.  A.  in  Rio  de  Janeiro:  Verschiedene  Zeitungen  aus  Rio, 

*Hartlaub,  Cl.,  Dr.  in  Helgoland:  ZurKenntnis  der  Gattungen  Margelopsis 
und  Neinopsis. 

*Hesse,  Paul  in  Venedig:  Die  Ausbreitung  des  Sandflohs  in  Afrika. 

V.  Hey  den,  L.,  Major  a.  D.,  Dr.,  hier:  Bulletin  du  Musee  Royal  d'histoire 
naturelle  de  Belgique.     Tom.  I— V.     1882—88. 

—  Annales  du  Musee  Royal  d'histoire  naturelle  de  Belgique.  Tom.  1—14 
und  5  Bde.  Atlas  in  Querfolio. 

*Heynemann,  D.  F.,  hier:  Kupfernickel,  Nickel  und  Kobalt. 

—  Borggreve,  B.,  Prof.,  Dr. :  Waldschäden  im  Oberschlesischen  Industrie- 
bezirk nach  ihrer  Entstehung  durch  Hüttenrauch,  Insektenfraß  etc 
Frankfurt  a.  M.  1895. 

John  Crerar  Library  in  Chicago:  4.  Annual  Report  1898. 

*Karrer,    Fei.,    Kgl.    Ungar.    Rat    in  Wien:    Geologische    Studien    in   den 

tertiären  und  jüngeren  Bildungen  des  Wiener  Beckens. 
*Klein,  C,  Kgl.  Bergrat  in  Berlin:  Das  Krystallpolymeter,  ein  Instrument 

für  krystallographisch-optische  Untersuchungen. 
Knoblauch,  Ferdinand  in  Noumea:  J.  Bernier,  Etude  sur  les  dialectcs  neo- 

caledoniens,  australiens  et  autres.     Noumea  1899. 
*Kobelt,  W.,  Dr.  med.  in  Schwanheim:  Roßmäßlers  Iconographie  der  Land- 

und  SüßwassernKjllusken.     N.  F.  9. 

—  Iconographie  der  schalentragenden  Europäischen  Meereskonchylien.  II,  11. 


—     LXIV     - 

*Kobelt,  W.,  Dr.  med.  in  Scliwanheiin   und   Möllendorff,   0.  v.,  Dr.  in 

Kowno :    Katalog  der  gegenwärtig  lebend  bekannten  Pneumonopomen. 
König  1.  Institut  für  experimentelle  Therapie,  hier:  Dönitz,  W., 

Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Königl.  Instituts  fur  Serumforschung 

und  Serumprüfung-  zu  Steglitz.     Juni  189B — September  1899. 
*Lampert,   K.,    Prof.,    Dr.   in   Stuttgart:   Mittheilungen  aus    dem  Königl. 

Naturalien-Kabinet  zu  Stuttgart  No.  8 — 10. 
*L  e  hm  a  n  n  -  N  i  t  s  c  h e,  R.,  Dr.  phil.  et  med.  in  La  Plata  :  Beiträge  zur  prae- 

historischen   Chirurgie   nach    Funden    aus    deutscher  Vorzeit.     Buenos 

Aires  1898. 
*Martin,  Charles  in  Sydney:    Cortical  localisation  in  Ornithorhynchus. 
*May,  Martin,  hier:    Was  ist  ein  Fremdwort?     Vortrag. 
Mitteldeutscher    Kunstgewerbeverein,  hier :    Jahresbericht  1899. 
*Möbius,  K.,  Prof.,  Dr.,  Geheimrat  in  Berlin:    Das  Wandern  der  deutschen 

Sommer  Vögel. 

—  Über  die  Grundlagen  der  aesthetischen  Beurtheilung  der  Säugethiere. 
*Möbius,   M.,    Prof,    Dr.   hier:  Camerarius,    De  sexu  plantarum    (Über  das 

Geschlecht  der  Pflanzen).     Übersetzt  und  herausgegeben. 
*Möhl,    H.,   Prof.,    Dr.  in  Cassel:     Die  Witterungsverhältnisse   des   Jahres 

1898—1899. 
*M Ollendorff,  0.  von,  Dr.  in  Kowno:  Binnen-Mollusken  aus  Westchina  und 

Centralasien. 

—  The  land  shells  of  the  Caroline  Islands. 

*M  Ü  n  d  e  n.  Max,  Dr.  in  Hamburg :    Dritter  Beitrag  zur  Granulafrage. 

—  Vierter  Beitrag  zur  Cytoblastenfrage. 

Museum,  Das  Königl.  zool.  und  anthropol.-ethnogr.,  in  Dresden:  Bericht  über 
die  Verwaltung  und  Vermehrung  der  Königl.  Sammlungen  für  Kunst 
und  Wissenschaft  zu  Dresden  1896  97. 

Museum  in  Lübeck:    Das  Museum  zu  Lübeck.    Festschrift,  Lübeck  1900. 

—  Führer  durch  das  Museum     3.  Aufl. 

Natur  wissenschaftlicher  Verein  in  Darmstadt :  Jahresbericht  für  1899. 
*Neumann,  0.  in  Berlin:    Beiträge  zu  einer  Revision  der  Laniarien. 
Königl.    Norwegische  Regierung  in  Christiania:    Den  Norske  Nord- 

havs  Expedition  XXV.  XXVI. 
Oberrheinischer     geologischer     Verein     (durch     Herrn    Hofrath 

Clessler  in  Stuttgart) :  Bericht  über  die  32.  Versammlung  Marburg  i.  H. 
*Philippi,  Rud.  A  ,  Prof.,  Dr.  in  Santiago  de  Chile:  Los  fossilles  secundarios 

de  Chile. 

—  Observationes  criticas  sobre  algunos  pajaros  chilenos. 
*Radde,  G.,  Dr.,  Direktor  des  Kaukasischen  Museums  in  Tiflis : 

—  Die  Sammlungen  des  Kaukasischen  Museums.     Bd.  I:  Zoologie. 

—  Bericht  über  das  Kaukasische  Museum  und  die  öffentliche  Bibliothek.  1899. 

—  Mittheilungen  des  Kaukasischen  Museums  :    Bd.  I.    Lief.  Ill, 

—  Die  Cypriniden  der  Kaukasusländer. 

*Rein,    J.,    Prof.,    Dr.,  Geheimrath  in    Bonn:    Beiträge    zur    Kenntniß    der 

Spanischen  Sierra  Nevada. 
*Sch  ar  f  f,  R.  F.  in  Dublin :  The  history  of  the  European  Fauna.  London  1899. 


—     LXV     — 

*S  eil  eel,  C.  D.  in  München:    Beitriig-e  zur  Fortpflanzung  der  Amöben. 
*Schweder,  H.  in  Riga:     Die  Bodentemperatur  bei  Riga.     Riga  1899. 
*Scriba,  L.  in  Höchst  a.  M. :  Cladonieu,  hauptsächlich  im  Taunus  gesammelt 
*Siebert,  A.,  Gartenbaudirektor,  hier:     Über  Caryota  maxima  Bl. 
*Sn  eilen,  P.  C.  F.,  Dr.  in  Rotterdam:   Eenige  aanteekeningen  over  exotische 
Lepidoptera. 

—  Nieuwe  aanteekeningen  over  Fyraliden. 

Societe      royale     Norvegienne     des     sciences    in    Trend hjem. 

M.   Hakonson-Hansen,    Ti    og   halot    ärs    meteorlogiske   Jagtbagelser 

udforte  in  Trondhjem  in  ärene  1885 — 95. 
*Stossich,  M.,  Prof.  in  Triest :  Strongylidae. 

—  Lo  sinerabramento  dei  Brachycoelium 

—  La  sezione  degli  echinostomi. 

—  Appunti  di  elmintologia. 

*Thilo,  0.,  Dr.  med.  in  Riga:  Die  Augen  der  Thiere.     Hamburg  1899. 

—  Die  Entstehung  der  Luftsäcke  bei  den  Kugel  fischen. 
University  ofCalifurniain  San  Francisco  :  Report  of  final  competition 

for    the    Phoebe   A.    Hearst    architectural    plan    of    the   university    of 

California. 
♦Valentin,  Veit,  Prof.,  Dr.,  hier:  Natur  und  Kunst  bei  Goethe.     Festrede. 
Vorstand    der    Gesellschaft     deutscher   Naturforscher    und 

Aerzte    in    Leipzig:    Verhandlungen    der    7U.    Versammlung    in 

Düsseldorf   1898,  II,  1—2. 

B.  Im  Tausch  erworben. 

Von  Akademien,  Behörden,  Gesellschafte«,  lustitiitioneu,  Vereinen  u.  dgl. 
gegen  die  Abhaudhmgen  und  die  Berichte  der  (wesellschaft. 

(Die  mit  *  versehenen  liegen  im  Lesezimmer  auf ;  ebenso  bei  Lieferungswerken 
und  Zeitscliriften). 

Aar  au.     Aargauische  Naturfor  sehende  Gesellschaft:  — 

Alexandrien,    Societe  Khediviale  de  Geographie:  — 

Altenburg.    Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes:  — 

Amiens.     Societe  Linneenne  du  Nord  de  la  France: 

Bulletin  Tom.  XIII  No.  293—302.     T.  XIV  No.  303—312. 

Amsterdam.     Kö n ig  1.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Verhandelingen,  Afd.  Natuurkunde : 

1.  Sectie,  Deel  6.     No.  6-7.     2.  Sectie,  Deel  6.     No.  3—8. 

Zittingsverslagen.     1898—99.     Deel  7. 

Jaarboek  1898. 

—     Zoologische  Gesellschaft:  — 

A  n  n  a  b  e  r  g.     A  n  n  a  b  e  r  g  -  B  u  c h  h  o  1  z  e  r  V  e  r  e  i  n  für  Naturkunde:  — 

Arnstadt.     Deutsche     Botanische   Monatsschrift     (Prof.  Dr.  G. 

Leimbach) : 

♦Deutsche  Botanische  Monatschrift.     Jahrg.  17,  No.  4—12. 

.      18>     r,    1-2.     4. 

Augsburg.     Naturwissenschaftlicher   Verein    für    Schwaben 

und  Neuburg  (a.  V.):  — 

5 


—     LXVI     — 

Aussig.  N  a  t  u  r  w  i  s  s  e  n  s  c  h  a  f  1 1  i  c  h  e  r  V  e  r  e  i  n  :  — 
Bahia.  1st  it  u  to  Geographico  e  Historico:  — 
Baltimore.     Johns  Hopkins'  University: 

Circulars.     Vol.  17.     No.  141—143. 

Memoirs  of  the  Biolog.  Laboratory  IV.  3. 

—  Maryland  Geological  Survey: 
Survey.     Vol.  III. 

Weather  Service.  Vol.  1. 
Bamberg.     Natur  for  sehen  de  Gesellschaft:  Bericht  17,     1899. 
Basel.     Natur  forschen  de  Gesellschaft: 

Verhandlungen.      Bd.   12.     No.  2. 

Der  Basler  Chemiker  Chr.  Fr.  Schönbein. 
B  a  t  a  V  i  a.  N  a  t  u  u  r  k  u  n  d  i  g  e  V  e  r  e  e  n  i  g  u  n  g  i  n  N  e  d  e  r  1  a  n  d  s  c  h  I  n  d  i  e  : 

Natuurkundig  Tijdschrift.     Deel  58. 

—  Batav.  Genootschap  van  Künsten  enWetenschappen:  — 
Bautzen.     Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  Isis:  — 
Belfast.     Naturalists'  Field  Club: 

Reports  and  Proceedings  1898/99.     II,  6. 
Bergen.     Bergens  Museum: 

Aarbog.  1899. 

Report  on  Norwegian  Marine  Investigations  1895—1897. 

Sars,  G.  0.,  An  Account  of  the  Crustacea  of  Norway.  Isopoda.  Vol.  II: 
Part  13—14.     Vol.  Ill  Cumacea  P.  1-4. 
Berkeley.     University  of  California:  — 
Berlin.     König  1.  Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften: 

Physikalische  Abhandlungen  1898. 

♦Sitzungsberichte  1899.     No.  1—53.     1900.     No.  1—22. 

—  Königliche  Bibliothek:  — 

—  Deutsche  Geologische  Gesellschaft: 
♦Zeitschrift.     Bd.  50.     Heft  4.      Bd.  51.     Heft  1—3. 

—  König  1.  Geologische  Landesanstalt  u.  Bergakademie: 
Abhandlungen.  N.  F.  25.  29  und  Atlas  zu  Heft  25. 
Geologische  Spezialkarte  von  Preußen  und  den  Thüringischen  Staaten 

Lief.  63.  67.  76.  77  nebst  21  Heften  Erläuterungen. 

—  Botanischer  Verein  für  die  Provinz  Brandenburg: 
Verhandlungen.     Jahrg.  41.     1899. 

—  Gesellschaft   Natur  forschen  der   Freunde: 

Sitzungs-Bericht  1899. 

—  Direktion  der  zoologischen  Sammlungen  des  Museum 

für  Naturkunde: 

Mitteilungen  aus  der  zoologischen  Sammlung.     Bd.  I.  H.  2 — 3. 

Führer  durch  die  zoologische  Schausammlung. 
Bern.       Allgemeine  Schweizerische  Gesellschaft  für  die  ge- 
samten Naturwissenschaften: 

Mitteilungen  1897,  No.  1436—1450. 

—  Schweizerische  Naturforschende  Gesellschaft: 
Verhandlungen:  80.  Versammlung  in  Engelberg  1897. 


—     LXVII     — 

Bern.       Sch^^'eizel•ische    Naturforschende  Gesellschaft: 
Verhamllungen:  81.  Versammlung  in  Bern  1898. 

„  Compte  rendu  des  travaux  18'J7.  1898. 

—  Schweizerische   Butanische    (resellschaft: 
Berichte.     Heft  9.     1899. 

—  Naturhistorisches  Museum:  — 
B  i  s  t  r  i  z.     Gewerbeschule:  — 

Böhmisch  L  e  i  p  a.     N  o  r  d  b  ö  h  m  i  s  c  h  e  r  E  x  c  u  r  s  i  o  n  s  k  1  u  b  : 

Mitteilungen.     Jahrg.  22.     2—4. 
,         23.     1. 
Bologna.     Accademia  Eeale  delle  Scienze  delT  Istituto:    — 
Bonn.     N  a  t  u  r  h  i  s  1 0  r  i  s  c  h  e  r  V  e  r  e  i  n  der  P  r  e  u  s  s.  R  h  e  i  n  1  a  n  d  e  und 
Westfalens  und  des  R  e  g.  -  B  e  z.  Osnabrück: 

Verhandlungen.    Jahrg.   56,  1. 

Sitzungsberichte  der  Niederrheinischen  Gesellscliaft  für  Natur-  und 
Heilkunde,     1899.    1. 
Bordeaux.     Societe   des  Sciences  Physiques  et  Naturelles: 

Memoires.     Tome    IV. 

Proces-Verbaux     des    sceances     1897 — 98. 

Observations  pluviometriques  et  thermometriques  1897/98. 
Boston.     Society  of  Natural  History: 

Proceedings.     Vol.  28.  No.  13-16.     Vol.  29.  No.  1—8. 

Memoirs.     Vol.  5.  No.  4 — 5. 

—  American  Academy  of  Arts  and  Sciences: 
Proceedings.     N.    S.     Vol.    34.    No.    18-24      Vol.    35.    No.    1-9 
Memoirs.  Vol.  I-III.  IV,  1.  2.  V,  1.  2.  VI— XII,  1—4. 

Braunschweig.     V  e  r  e  i  n  f  ü  r  N  a  t  u  r  w  i  s  s  e  n  s  ch  a  f  t : 
Jahresbericht  11. 

—  Herzogliche  Technische  Hochschule:  — 
Bremen.     Naturwissenschaftlicher  Verein: 

Abhandlungen,  Bd.   XVI,  2. 
Breslau.  SchlesischeGesellsch  aft  für  Vater  land  ischeKultur: 
Jahresbericht  für  1898. 

—  Landwirtschaftlicher  Zentral  verein  für  Schlesien  : 
Jahresbericht  1895.     1898. 

—  Verein  Deutscher  Studenten:  — 
Brisbane.     Royal  Society  of  Queensland:  — 

—  Museum:  — 

Brooklyn.     Brooklyn  Entomological  Society:  — 
Brunn.     N  a  t  u  r  f  o  r  s  c  h  e  n  d  e  r  Verein: 

Verhandlungen.     Bd.  37.     1898. 

Bericht  17  der  meteorologischen  Kommission  1897. 

—  K.  K.  Mährisch-Schlesische  Gesellschaft  zur  Beförderung 

des   Ackerbaues,   der  Natur-   und  L andeskunde: 
Centralblatt  Jahrg.  78.  1898. 

—  Direktion  des  L  a  n  d  e  s  -  M  ii  s  e  u  m  s  : 

Annales  1898. 

5* 


-     LXVIII    — 

Brüssel  (Bruxell  es).   A  cad  em  ie  Roy  ale  des  Sciences,  des  Let  t  res 
et  des  Beaux  Arts  de  Belgique: 
Bulletin  3  ser.  T.  34—36. 
Tabl.  gen.  1881—95. 
Memoires  T.  53. 
Memoires  cour.     T.  55.  56. 
Memoires  et  autr.  mem.  T.  48,  2.  55.  57. 
Tables  pour  1772-1897. 

—  SocieteBelge  deGeolog-le,  de  Paleontologie  etHydro- 

logie : 
Bulletin.     Tome  X.,  Fasc.  4.     XII,  Fasc.  2.    XIII,  1.     XIV. 

—  Societe  Entomologique  de  Belgique: 
Annales.     Tome  43. 

—  Observatoire  Royale:  — 

Budapest.  Ungar.  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft:  — 
Rovartani  Lapok  (Entomologische  Monatschrift).  Bd.  6.  Heft  5 — 10. 
Bd.  7.     Heft.  1. 

—  König  1.  Ungar.  Geologische  Anstalt: 
Mitteilungen.     Bd.  13,  1—2. 

—  Ungar.  Geologische  Gesellschaft: 
Zeitschrift  XXIX,  1—12. 

Buenos  Aires.     Museo   Nacional: 
Anales  Tom.  VI.     S.  2  t.  3. 
Communicaciones.     Tomo  I.  No.  3 — 5. 

—  Revista  Argentina  de  Historia  Natural:  — 

—  Deutsche  AcademischeVereinigung: 
Veröffentlichungen  Bd.  I.     Heft  1 — 3. 

Buffalo,  (N.  Y.)     Society  of  Natural  Sciences: 

Bulletin.     Vol.   VI.  No.  2—4. 
Caen.     Societe  Linneenne  de  Normandie: 

Memoires.     Vol.  19,  Fasc.  3. 

Bulletin.     Ser.  5.     Vol.  2. 
Calcutta.     Asiatic  Society  of  Bengal: 

Journal,  vol.  68  Pt.  II.  1—3.  III.  1. 

Proceedings  1899,  4—6.  8—11,  1900,  1. 

Grünwedel,  A.,  Dictionary  of  the  Lepcha-Language.  1898. 
Cambridge.     Museum  of  Comparative  Zoology: 

♦Bulletin.     Vol.  32.  No.  10.  Vol.  33.  34.  35,  No.  1—8. 

Annual  Report  1898—99. 

Memoirs  XXIII,  No.  2.    XXIV,  Text  und  Atlas. 

—  Entomological  Club:   — 

—  American  Association  for  the  Advancement  of  Science:  — 

Capstadt.    The  South  African  Museum: 

Annals.     Vol.  I,  2.  3. 
Cassel.     Verein  für  Naturkunde: 

Abhandlungen  und  Bericht.     44.     1898-99. 


—    LXIX     — 

Catania.     Accaclemia  Gioenia  di  Scienze  Naturali: 

Atti.     Anno  76.     1899. 

BoUettino  delle  Sedute.     Fasc.  59—61. 
Chapel  Hill,  N.Carolina.     Elisha  Mitchell  Scientific  Society: 

Journal.     Vol.  15.     Part.  2.     Vol.  16.  1. 
Chemnitz.     Naturwissenschaftliche  Gesellschaft:   — 
Cherbourg.     Societe    Nationale    des  Sciences    Naturelles    et 

Mathematiques:  — 
Chicago.     A  cademy  of  Sciences: 

Annual  Report  1897. 

Geological  and  natural  history  survey  Bull.  1.  2. 
Christiania,     König  1.  Norwegische  Universität: 

Jahrbuch  des  norw.  meteorol.  Instituts  für  1898. 

Archiv  f.  Mathem.  og  Naturvidensk.     Bd.  20,  Heft  3 — 4. 

„    21,      „      1-4. 
„    22,      ,      1. 

F.  G.  Gade,  De  pathologisk-anatomiske   forandringer   i    vaevone  af 
neurotrofisk  oprindelse. 

Harbitz,  F.,  Om  de  patologisk-anatoraiske  forandringer  af  neurotro- 
fisk oprindelse. 
Chur.     Naturforschende  Gesellschaft  Graubündens: 

Jahresbericht.  N.  F.  Bd.  42.  1898—99, 
Cincinnati.     University  of  Cincinnati:   — 

Cordoba.     A  cad  em  ia    Nacional    de   Ciencias    de    la   Republica 
Argentina: 

Boletin  T.    XVI,  1. 
Danzig.     Natur  forschen  de  Gesellschaft: 

Schriften.     N.  F.  Bd.  X.     Heft  1. 
Darmstadt.     Verein  für  Erdkunde: 

Notizblatt.     Heft  19. 
—     Großher  zog  1.  Hessische  Geologische  Landesanstalt:  — 
Delft.     Ecole  Polytechnique:  — 

Dessau.     Naturhistorischer  Verein  für  Anhalt:  — 
Donaueschingen.  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte;  — 
Dor  pat.     Naturforschende  Gesellschaft: 

Sitzungsberichte  Bd.  XII,  Heft  1. 
Dresden.     Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  „Isis": 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen  1899.     Jan. -Dez. 

Kalkowsky.  E. :  Hanns  Bruno  Geinitz,  Die  Arbeit  seines  Lebens.  S.  A. 
Dublin.     Royal   Dublin   Society: 

Scientific   Transactions  Ser.  II.  Vol.  VI,  P.   14—16. 

„    n.    .  VII,  „   1. 

Proceedings  Vol.  VIII,  N.  S.     No.  6. 
Düsseldorf.     Naturwissenschaftlicher  Verein:  — 
Edinburgh.     Royal  Society:  — 

—  Royal  Physical  Society: 

Proceedings  1895—97. 


—     LXX     - 

Elberfeld-Bariuen.     Naturwissenschaftlicher  Verein:  — 
Erlangen.    Physikalisch-medicinische  Gesellschaft: 

Sitzungsberichte  30.  1898. 
Florenz.  Is  ti  tu  to  di  Studie  SuperioriPratici  e  di  Perfezionamente: 

Bollettino  1899.     No.  321—345. 
San   Francisco.     California  xi  cade  my  of  Science: 

Proceedings  (Zoology)  Ser.  3.  Vol.  I.  No.  11—12. 
(Botany)  „  3.  „  I.  „  6-  9. 
(Geology)     „     3.     „     I.     „      5-  6. 

Occasional  papers  VI. 
Frankfurt  a.  M.     Neue  Zoologische  Gesellschaft: 

*Der  Zoologische  Garten.     1899.     No.  6-12.     1900.     No.  1—5. 

—  Physikalischer  Verein: 

Jahresbericht.     1897—98.     W.  König,  Goethes  optische  Studien. 

—  Freies  Deutsches  Hochstift: 

Berichte.     Jahrg.  1899.     Bd.  15.     Heft  1—4.    Bd.  15.     Ergänzungs- 
heft.    1900.     Bd.  16.     No.  1. 

—  Kaufmännischer  Verein:  — 

—  Verein  für  Geographie  und  Statistik: 
Jahresbericht  1896—99. 

—  Deutscher  und  Österreichischer  Alpenverein:   — 

—  Ärztlicher  Verein: 
Jahresbericht  1898. 

—  Polytechnische  Gesellschaft: 
Geschäftsbericht  f.  1898. 
Jahresbericht  1879.    1886—90. 

Die  Staats-  und  socialwissenschaftliche  Büchersanimlung. 
Katalog  der  Bibliothek. 

—  T  a  u  n  u  s  -  K  1  u  b  : 
Jahresbericht  1898. 

—  Gar  ten  bau -Gesellschaft: 
Jahresbericht  1898. 

Frankfurt  a.  0.    Naturwissenschaftlicher    Verein    des    Eeg.- 

Bez.  Frankfurt  a.  0.: 

Helios.     Bd.  16. 

Societatum  Litterae.     Jahrg.  12.     No.  5—12. 
Frauenfeld.     Thur gauische    Nat urfor sehende    Gesellschaft: 

Mitteilungen.     Heft  10.     1892. 
Freiburg  i.  ßr.     Naturforschende  Gesellschaft: 

Berichte  XI.     Heft  1. 
Fulda.     Verein  für  Naturkunde:  — 
St.  Gallen.     Naturwissenschaftliche  Gesellschaft: 

Bericht  1864—68,  1897-98. 
Geisenheim   (Rheingau).     Königl.  Lehranstalt  für  Obst-,  Wein- 
und  Gartenbau: 

Bericht  1898—99. 


-     LXXI     — 

Genf  (Geneve).   Societe  de  Physique  et  d'Histoi  re  Naturelle:  — 

—  Conservatoire  et  J  ardin  Botanique: 
Annuaire :     Annee  III. 

Genua    (Genova).     Societa    Ligustica    di    Scienze   Naturali    e 
Geografiche: 
Atti.    Vol.  10.    No.  2—4.     Vol.  I.    II  No.  4.    Ill  No.  3.    IV  No.  2.  3 
V  No    1.  3. 

Bolletino  dei  Musei  di  zoologia  e  anatomia  comparata.    No.  67 — 89. 
La  societa  Ligustica  nel  primo  decennio  1889 — 99. 

—  M  u  s  e  0  C  i  V  i  c  0   d  i  S  t  o  r  i  a  N  a  t  u  r  a  1  e  : 
Annali.     Vol.  19. 

Gießen.    Oberhessische  Gesellschaft   für  Natur-  und  Heilkunde: 

Bericht  32. 
Glasgow.     Natural  History   Society:  — 
Görlitz.     Naturforschende  Gesellschaft:  — 
Göteb  org.  Göteborgs  Kongl.  Vetenskaps- och  VitterhetsSamhälles: 

Handlingar.     4.  Folge.     Heft  2 
Göttingen.     Universitäts-Bibliothek:  — 
Granville.     Denison  University: 

Bulletin.    Vol.  11.     Part  4—8. 
Graz.     Naturwissenschaftlicher  Verein   für   Steiermark: 

Mitteilungen.     Jahrg.  1898. 

—  Akademischer   Leseverein   der   k.  k.  Universität:  — 
Greifswald.     Naturwissenschaftlicher   Verein   für   Neu- Vor- 
pommern und  Rügen: 

Mitteilungen     Jahrg    31.     1899. 

—  Geographische  Gesellschaft:  — 
Greiz.     Verein  der  Naturfreunde:  — 

Güstrow.  Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg 

Archiv.    Jahrg.  52.    Abth.  2.    53.  Abth.  1.    Jahrg.  1.  7— 8.    11—24 
Halifax.     Nova   Scotian   Institute   of  Natural  Science: 

Proceedings  Vol  IX,  p.  4. 
Halle   a.  8.      Kaiser  1.    Leo  poldinisch- Carolinische     Deutsche 

Akademie  der  Naturforscher: 

*Leopoldina.  Heft  35.  No.  5—12.  36.  No.  1—3. 

Katalog  der  Bibliothek.     II,  6. 

Nova  Acta.    Vol.  72.  74. 

—  Naturforschende  Gesellschaft:  — 

—  Verein   für  Erdkunde: 
Mitteilungen.     1899. 

Hamburg.    H  a  m  b  u  r  g  i  s  c  h  e  Naturwissenschaftliche  Anstalten 
(N  a  t  u  r  h  i  s  1 0  r  i  s  c  h  e  s   Museum): 
Mitteilungen.     Jahrg.  16.     Beiheft  2. 
Jahrbuch  I  (1884.) 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein:  — 

—  Verein  für  N  a  t  u  r  w  i  s  s  e  n  s  c  h  <%•<  1 1  i  c  h  e  Unterhaltung: 
Veihan-llunsen  1(1.  1896—98. 


—     LXXII     — 

Hanau.  Wetter  au  is  che  Gesellschaft  f.  d.  gesammte  Naturkunde: 

Bericht  1895—99. 
Hannover.     Natur  historische  Gesellschaft:  — 
Harlem.    Societe  Hollandaise  des  Sciences  Exactes  et  Naturelles: 

Archives   Neerlandaises.      Ser.  II.     Tome  II.      Livr.  5. 

«     11.         ,     III.         „       1-5. 

Oeuvres  completes  de  Christian  Huygens.    Vol.  VIII. 

—  Teyler -Stiftung: 

Archives.     Ser.  2.     Vol,  6.     Part.  3—5. 
Heidelberg.     Naturhistorisch-medicinischer  Verein: 

Verhandhangen,  X.  F.     Bd.  6.     Heft  2—3. 
Helgoland.     Biologische  Anstalt: 

Wissenschaftliche  Meeresuntersuchungen.  N.  F.  III,  1.  Helgoland.  IV. 
V.  1.  Kiel. 
Helsingfors.     Societas   pro  Fauna   et  Flora  Fennica: 

Acta  Societatis.     Tomus  15.  17. 

—  Administration    de   l'Industrie   en   Finlande:  — 

—  Societe   des    Sciences   en   Finlande:  — 
Acta  T.  24. 

Bidrag   tili  Kännedem   af  Finlands   Natur   och  folk.   Heft  57. 

—  Commission  geologique  de  la  Finlande: 
Bulletin.     No.  6.  8—10. 

Kartbladet.     No.  34  und  Beskrifning  tili  Kartbl.  No.  34. 
Hermannstadt.     Siebe nbürgischer   Verein    für    Naturwissen- 
schaften: 

Verhandlungen  und  Mitteilungen.     Jahrg.  48.     1898. 
Hildesheim,     Roe  m  er- Museum:  — 
Jassy.     Societe  des  Medecins   et  des  Naturalistes: 

Bulletin.     Tome  XIII.     No.  3—7. 
Jena.     Me dicinisch-natur wissenschaftliche    Gesellschaft: 

Denkschriften.     4  Hefte  aus  Band  IV,  VI,  VII,  VIII.  mit  Atlas. 

*Jena.  Ztschr.  f.  Naturw.  Bd.  33  (N.  F.  Bd.  26)  H.  2. 

„         „        „     „     Namen-  u.  Sachregister  zu  Bd.  1 — 30. 
Innsbruck.     Naturw  issenschaftlich-medicinischer    Verein: 

Bericht  1897—99. 

—  F  e  r  d  i  n  a  n  d  e  u  m  :  — 

Irkutsk  (Ostsibirien).   Ostsibirische  Abteilung  der  kaiser  1.  russ. 

geograph.  Gesellschaft:  — 
Karlsruhe.    Naturwissenschaftlicher  Verein: 

Verhandlungen  Bd.  XI  1888-95. 
Kiel.     Natur  wissenschaftl.    Verein    für    Schleswig  -  Holstein : 

Schriften  Bd.  XI.    Heft  2. 
Königsberg.     Physikalisch-ökonomische  Gesellschaft: 

Schriften.     Jahrg.  40.     1899. 
Kopenhagen.     Universitets   Zoologiske   Museum: 

Videnskabelige  Meddelelser  fra  den  naturhistoriske  Forening. 
Jahrg.  1899.  1900. 


—    LXXIII     - 

Krakau.     Akademie   der  Wissenschaften: 

Anzeiger.     1891.     März  und  Juni. 

j  1899.     April — Juli,  Oktober — Dezember. 

„  1900.     Januar — März. 

Laibach.     Museal  verein  für  Krain: 

Mitteilungen  Jahrg.  12.    Heft  1—6. 

Izvestja.     IX,  1 — 6. 
Landshut.    Botanischer  Verein:  — 
La  Plata.     Museo  de  La  Plata: 

Revista.     T.  IX. 

—  Bureau    general    de    Statistique    de    la    Province    de 

Buenos  Aires: 

Annuario  estadistico  afio  1897. 
Lausanne.     Societe  Vaudoise   des  Sciences  Naturelles: 

Bulletin.     Vol.  35.     No.  131—134.     Vol.  36.     No.  135. 
Lawrence.     Kansas  University: 

Quarterly  Vol.  8.     No.  2—3. 
Leipzig.     Verein  für  Erdkunde: 

Mitteilungen   1898—99. 

Wissenschaftliche  Veröffentlichungen  III,  3.  IV. 

—  Naturforschende  Uesellschaft: 
Sitzungsberichte  24—25.  1897-98. 

1.     1874. 
Ley  den.     Universitäts-Bibliothek: 

Jaarboek    van   het    Mijnwezen   in    Nederlandsch   Ost-Indie.     Jaar- 
gang  26,  1897.     J aargang  28,  1899. 

—  Nederlandsche   Dierkundige  Ver eeniging: 
Tijdschrift.     Ser.  II.     Deel.  VI.     Ali.  2—3. 

Aanwinsten  van  de  Bibliothek  1.  Aug.  1897  —  31.  Dec.  1898,  1.  Jan. 
-   31.  Dec.  1899. 
Lille.     Societe  Geologique  de  France: 
Annales.     Tomes  27. 

—  Societe  Biologique   du  Nord  de  la  France:  — 
Linz.     Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns: 

Jahresbericht  28. 
Lissabon    (Lis boa).     AcademiaKeal   dasSciencias: 

Jornal    de    Sciencias   mathematicas,    physicas    e   naturaes.     Ser.  2 
Tome  6.     No.  21. 

—  S 0  c i  e d  a d e  de  ü e o g r  a p h  i  a : 

Boletin.     Ser.  16.  No.  10—12.     Ser.  17.  No.  1—2. 

—  Dire(j(;äo  dos  Trabalhos  geologicos: 
Liverpool.     Biological  Society:  — 

Proceedings  and  Transactions.     Vol.  13.     1898—99. 
London.     Royal  Society: 

♦Proceedings.     No.  413—429. 
Transactions  190  B.   191  A. 
The  record  1897. 


—    LXXIV     - 

London.     Royal  Society: 

The  Royal  society  30.  11.  1898. 

—  Linnean  S ociety : 

Transactions.     Zoology.     Ser.  2.     Vol.  7.     Part  5  —  8. 
„  Botany.        „2.        ,5.        „9-10. 

^Journal.  Zoology.     Vol.  27.  No.  172—178. 

Botany.         „     33.    ,     234. 

„     34.     „     235-239. 
.     26.     „     178. 
List  of  the  Linnean  society  1898—1900. 
Proceedings  1897—99. 

—  British  Museum   (Natural  History),    Department  of  Zoology: 
Hand-List  of  Birds.  Vol.  I.  1899. 

Catalogue  of  the  .African  Plants  Vol.  II.  part  I.  1899. 
List  of  genera  and  species  of  Blastoidea  1899. 

—  Royal  Microscopical  Society: 
*Journal.     1899.     Part  3—6.     1900.     Part.  1—2. 

—  Zoological  Society: 
Transactions.     Vol.  15.     Part  2—4. 
♦Proceedings.     1899.     Part  1—4. 
List  of  the  fellows  1899. 

—  Geological  Society:  — 

—  British  Association  for  the  Advancement  of  Sciences: 
Report  1899. 

—  Entomological  Society: 
Transactions.     1899. 

St.  Louis.     Academy  of  Sciences: 

Transactions.     Vol.  8.  No.  8—12.     Vol.  IX.  No.  1—5.  7. 

—  Missouri  Botanical  Garden: 
Annual  Report.  1899. 

Louvain.     ,L  a  C  e  Ilule" : 

La  Cellule,   Recueil  de  Cytologie  et  d'Histologie  generale.     Bd.  16. 
Fase.  1—2.     Bd.  17.  Fase.  1. 
Lübeck.     Geographische  Gesell  seh  aft  und  N  aturhist  o  risches 
Muse  u  ra : 
Mittheilungen  12.  13. 
Lüneburg.     Naturwissenschaftlicher  Verein:  — 
Lüttich  (Liege).     Societe  Royale  des  Sciences: 
Memoires  Ser  III.  Vol.  I. 

—  Societe  Geologique  de  Belgique: 
Annales.    Tome  26.  Livr.  2—4.    T.  27.  Livr.  1. 

Lund.     Carolinische  Universität:  — 

Luzern.     Natur  forsch  ende   Gesellschaft:  — 

Luxemburg.      Societe     R  o y  a  1  e     des     Sciences    Naturelles     et 

M  a  t  h  e  m  a  t  i  q  u  e  s :  — 
Lyon.     Academic  des  Sciences,  Beiles  Lett  res  et  Arts: 
Memoires  Ser.  III.  Tome  V. 


—     LXXV     — 

Lion.     Bibliotheque  de  TUniversite: 
Annales.     N.  S.  Fase.  1—2. 

—  M  u  s  e  e  d'H  istoire  Naturelle: 
Archives  Tom  VII. 

—  Societe  Linneenne: 
Annales.     Tome  45.     1898 

—  Societe  Nationale  d' A griculture,  Histoire  Naturelle 

et  Arts  utiles: 
Annales  Ser.  VII.  T.  V.  1897. 

—  Association  Lyonnaise  des  Amis  des  Sciences  Exactes: — 
Madison  (Wis.).     Wisconsin    Academy    of    Sciences,    Arts    and 

Letters: 
Transactions.    Vol.  XII.     Part.  1 

—  Geological  and  natural  history  survey  of  Wisconsin. 
Bulletin  1.  2. 

Madrid.     Real  Academia  de  Ciencias:  — 
Magdeburg.     Naturwissenschaftlicher  Verein:   — 
Mailand.     Societä  Italiana  di  Science  Naturali: 

Atti.     Vol.  38.     Fase.  1-4. 
Mailand.     Reale  Istituto  Lombardo  di  Scienze  e  Lette re:  — 
Manchester.     Literary  and  Philosophical  Society: 

Memoirs  and  Proceedings.  Vol.  43.  Part  1 — 2.4  —  5.  Vol.  44.  P.  1 — 3. 
Mannheim.     Verein  für  Naturkunde:  — 

Marburg.  Gesellschaf t  zur  Beförderung  der  gesamm ten  Natur- 
wissenschaften: 

Sitzungsberichte  1898. 

Schriften  Bd  12,  7.  Abb.,  Bd    13,  3.  Abb. 
Marseille.     Musee  d'Histoire  Naturelle:  — 

—  Faculte  des  Sciences: 
Annales.     T.  IX. 

Melbourne.     Public  Library,  Museum    and   National  Gallery: 
Report  of   the    Trustees    1898. 
Letters    from    Victorian    Pioneers  Melbourne  1899. 

—  Royal  Society  of  Victoria: 
Proceedings.     Vol.  11.     N.  S.     Part  II. 

Meriden,  Conn.     Meriden  Scientific  Association:   — 
Mexico.     Deutscher  Wissenschaftlicher  Verein:  — 
Milwaukee:  Natural  history  Society: 

Bulletin  N.  S.  I.  1900. 
Minneapolis.      Geological     and    Natural    History    Survey    of 
Minnesota: 

Report  24.     1895—98. 
Modena     Societä  dei  Naturalisti:  — 
Montevideo.     M  u  s  e o  N  a c  i  o  n  a  1  de  Montevideo: 

Anales.     Tom.  II.     No.  11-12.     Tom.  III.     No.  9,  10.  13. 
Montpellier.    AcademiedesSciencesetLettres: 

Memoires  2.  Ser.  Tom.  II.     No.  5. 


—     LXXVI     — 

Moskau.     Societe  Imperiale  des  Natur  allstes: 

Bulletin.  1898.  No.  4.  1899.  No.  1—3. 

Nouveaux  memoires    Tom.  XV.  No.  7. 

,     XVI.    „     1.  2. 
München.     Königl.  Bayer  is  cheAkademie  der  Wissenschaf  ten: 

*Sitzung'sberichte.     1899.    Heft  1—2. 

Abhandlungen   Bd.   XIX.    3.    XX.  1. 

2  Festreden. 

—  Botanische  Gesellsch  aft: 
Berichte.     Bd.  VII,  1. 

—  Gesellschaft  für  Morphologie  und  Physiologie:  — 

—  Königl.  Bayr.  Oberbergamt  (geognost.  Abteilung) : 
Geognostische  Jahreshefte.     Jahrgang  11 — 12.     1898 — 99. 

—  Ornitho  logischer  Verein: 
Jahresbericht  1897—98. 

Münster.     Westfälischer  Provinzial-Verein:  — 

Nantes.  Societe   des  Sciences  Naturelles  de  l'Ouest  de  la  France: 

Bulletin.     Tome  8.  No.  3-4.    Tome  9.  1—3. 
Neapel.   R.  AccademiadelleScienzeFisiche  eMatheraatiche:  — 

—  Zoologische  Station:  — 

—  Societä  Italiana  delle  Scienze:  — 
Neuchätel.    Societe  des  Sciences  Naturelles:  — 

New  Haven.     Connecticut  Academy  of  Arts  and  Sciences: 

Transactions  vol.  X.     P.  1. 
New  York.     Academy  of  Sciences: 

Annals.  Vol.  11.    No.  3,  Index,  Vol.  12.  p.  1.    List  of  members  1899. 

—  American  Museum  of  Natural  History: 
Annual  Report.     1898. 

Bulletin.     Vol.  11,  No.  2. 

Memoirs.     Vol.1.     Part.  4— 5. 
Nürnberg.     Naturhistorische  Gesellschaft: 

Abhandlungen.     Bd.  12. 
Odessa.     Societe  des  Natur  allstes  de  la  Nouvelle  Russie: 

Memoires.     T.  16.     19.     22,  2. 
Offenbach.     Verein  für  Naturkunde:  — 
Osnabrück.     Naturwissenschaftlicher  Verein: 

Jahresbericht  13.  1898. 
Ottawa     Geological   and  Natural  History  Survey  of  Canada; 

Annual  Report.     1897. 

Contributions    to   Canadian  Palaeontology  Vol.  I.,  p.  1.  3.  5.    Vol. 

IV.  p.  1. 

Palaeozoic  fossils  vol.  II  p.  1.  vol.  III.  p.  1. 

Contributions  to  the  micro-palaeontology  of  the  Cambro- Silurian  rocks 
Maps  560.  589.  599.  606. 

R.  G.  Mc  Connel  Preliminary  report  on  the  Klondike  Gold  Fields. 
H.  Fletcher,  Descriptive  note   on  the   Sidney  Coal  Field. 
Maps  No.  652—654. 


—     LXXVII     — 

Modavar.     Koyal  Society  of  Canada: 

Proceedings  and  Transactions.     Ser.  2.     Vol.  4. 
Pa  do  V  a.     Societa  Veneto-Trentina  di  Seien  ze  natural!: 

Atti  Ser.  II.     Vol.  IV  fasc.  1. 
Paris.     Societe  Zoologique  de  France:  — 

—  Societe  Geologique  de  France: 
*Bulletin.     Ser.  3.     Tome  26.     No.  7.     Tome  27.     No.  1-5. 

—  Mgr.  le  Prince  de  Monaco:  — 

—  Societe  Philomathique: 
♦Bulletin.     Ser.  9.     Tom.  I,  No.  1-4. 

—  Feuille  des  Jeunes  Natur  allstes: 
Ser.  3.     No.  344—355. 
Catalogue  de  la  Bibliotheque.     Fasc.  27 — 28.      Liste  sommaire. 

Passau.     Natur  historischer  Verein:    — 

Pa  vi  a.     UniversitädiPavia:   — 

Perugia.     A  c  c  a  d  e  m  i  a  M  e  d  i  c  o  -  c  h  i  r  u  r  g  i  c  a  :  — 

St.  Petersburg.     Academie  Imperiale  des  Sciences: 

Memoires.     8.  Serie  Tome  I.  II.  IV. 

Bulletin.     Ser.  5.     Tome  8.     No.  5.     9.  No.  1—5.     10.  No.  1—4. 

Annuaire  du  Musee  zoologique   1898.     No.  3—4.     1899.     No.  1 — 4 

—  Bibliotheque  de  1' Universite: 
Vorlesungsverzeichniss  1899 — 19U0. 

—  Co  mite  Geologique: 
Memoires.     Vol.  8    No.  4.     12.  No.  3. 
Bulletin.   Vol.  17.     No.  6—10.     18.  No.  1—2. 

—  Societas  Entomologica  Rossica: 
Horae  Societatis  Entomologicae  Rossicae.     Tome  34.     No.  1 — 2. 

—  Kaiser  1.  Botanischer  Garten:  — 

—  Kaiser  1.  Institut  für  Experimentelle  Medicin: 
Archives.     Tome  7.     No.  1 — 5. 

—  Kaiser  1.  Universität  (Naturforscher -Gesellschaft): 
Travaux,  Section  Geologie  et  Mineralogie.     Vol.  28,  5. 

„        Zoologie  et  Physiologie.       „     26,  4.  28,  4.  30,  2 
„        Botanique  ,     29,  3. 

Comptes  rendus  30,  1—7. 

—  Russisch.  Kaiser  1.  Mineralogische  Gesellschaft: 
Verhandlungen.     Ser.  2.     Bd.  36.     Lief.  1—2.     37.     Lief.  1. 
Materialien  zur  Geologie  Russlands  tom.  XIX. 

Philadelphia.     Academy  of  Natural  Sciences: 
Proceedings.    1899.  Part  1—2. 

—  American  Philosophical  Society: 
♦Proceedings.     Vol.  38.  No.  159. 

—  The  American  Naturalist:   — 

—  Wagner  Free  Institute: 
Transactions.     Vol.  5 — 6.  ^ — *, 

Pisa.     Societä  Toscana  di  Scienze  Naturali:  /\  CS^'^^/ 

Atti  (Processi  verbali).     Vol.  11.     Vol.  12. 


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-     LXXVIII     — 

Portici.     Rivista    di    patologia    vegetale    e    zimologia   (Prof. 
A.  B  e  r  ]  e  s  e) : 

Vol.  I- VIII,  1—6. 
Posen.     Naturwissenschaftlicher  Verein   der  Provinz  Posen: 

Zeitschrift  der  botanischen  Abteilung     Jahrg.  6.     Heft  2. 

—  Landesbibliothek:  — 

Prag.    Deutscher  Akademischer  L e s e v e r e i n  (Lese-  und  Rede- 
halle der  Deutschen  Studenten):  — 

—  Verein  Lotos:  — 
Abhandlungen  Bd.  II.     Heft  1—2 

—  Germ  an ia, Central ve  rein  der  Den tschen  Hochschüler:  — 

—  Königl.  Böhm.  Gesellschaft  der  Wissenschaften: 
Sitzungsberichte  1899 

Jahresbericht  1899. 
P  r  e  s  s  b  u  r  g.     Verein  für  Natur-  und  Heilkunde: 

Verhandlungen  N.  F.  Heft  10. 
R  e  g  e  n  s  b  u  r  g.     Naturwissenschaftlicher  Verein: 

Bericht  III  1890-91. 
R  e  i  c  h  e  n  b  e  r  g.     Ö  s  t  e  r  r  e  i  c  h  i  s  c  h  e  r  V  e  r  e  i  n  der  Naturfreunde: 

Mitteilungen.    Jahrg.  30. 
Riga.     Naturforscher-Gesellschaft: 

Korrespondenzblatt  42.     1899. 

Arbeiten  N.  F.  Heft  8-9. 
Rio  de  Janeiro.     Museu  Na  clonal  de  Rio  de  Janeiro:  — 
Rochester.     Academy  of  Science:   — 
Rom.     Museo  de  Geologia  de  11'  Universitä:  — 

—  R.  Comitato  Geologico  d'Italia: 
Bollettino.  1898.     No.  4.     1899.     No.  1—3. 

—  R.  A  c  c  a  d  e  m  i  a  d  e  i  L  i  n  c  e  i : 

Atti,  Rendiconto  dell  'adunanza  1899. 

Atti  Rendiconti.    Vol.  8.     I.  Sem.  Fase.  8.  9.  10.  12.     II.  Sem.  Faso. 
1—12.     Vol.  IX.  I.  Sem.  Fase.  1—9. 

—  Universitä  Roma  (Pietro  de  Vescovi) :  — 

Rovereto.     R.  Accademia  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti  degli  Agiati: 

Atti.     Vol.  5.   Fase.  1—4. 
Salem  (Mass.).     Essex  Institution: 

Bulletin  Vol    29.  No.  7—12. 
„      30.     „     1-6. 
San  Jose.     Museo  Nacional  de  la  Republica  de  Costa  Rica:  — 
Santiago  (Chile).     Deutscher  Wissenschaftlicher  Verein: 

Verhandlungen.     Band  III.     Heft  6.  IV.     Heft  1. 

—  Societe   Scientifique   du  Chili:  — 

Sao  Paulo.     Zoologisches  Museum  (Museu  Paulista):  — 
Sarajevo.    Bosnisch-Herzegowinisches   Landesmuseum: 

Wissenschaftliche  Mittheilungen  Bd    VI. 
Siena.     Accademia   dci   Fisiocritici: 

Atti.     Ser.  4.     Vol.  XI.  Fase.  4—10.     Vol.  XII.  Fase.  1—3. 


—     LXXIX     — 

Sitten  (Sion).     Societe  Mnrithienne    An  Valais:  — 
Stavanger.     Stavanger  Museum: 

Aarsberetning-  for  1898. 
Stettin.     Entoniologischer  Verein:   — 
Stockholm.     Königl.  Akademie    der  Wissenschaften: 

Handlingar.     Bd.  31—32. 

Accessions-Katalog.  13. 

Bihang,    Vol.  24. 

Observations  meteorologiques  Suedoises.     Vol.  36. 

Öfversigt.     Vol.  55.  56. 

Lindman,  Vegetationen  i  Rio  Grande  do  Snl. 

—  Institut  Royal  Geologique  de  la  Suede: 
Afhandlingar   och   uppsatser    Serie    Aa    No.  114.    Serie  Ba   No.  5. 

Serie  C  No.  162.  176.  177.  178.   179.  181.  182 
„       Ac  Beskrifning  till  Kartbladet  No.  34. 

—  E  n  1 0  m  0  1 0  g  i  s  k  a  F  ö  r  e  n  i  n  g  e  n : 
Entomologisk  Tidskrift.     Bd.  20.     No.  1—4. 

S  t  r  a  ß  b  u  r  g.   K  a  i  s  e  r  1.  Ü  n  i  v  e  r  s  i  t  ä  t  s  -  u  n  d  L  a  n  d  e  s  -  B  i  b  1  i  o  t  h  e  k : 
9  Inaugural-Dissertationen. 

—  Kommission     für     die     geologische     Landes- Unter- 

suchung   von  Elsaß-Lothringen: 

Abhandlungen  zur  geologischen  Spezialkarte  von  Elsaß-Lothringen. 
N.  F.     Heft   3.     Uebersichtskarte   der   Eisenerzfelder   in  Elsaß- 
Lothringen  nebst  Verzeichuiß.     3.  Aufl.  1899. 
Stuttgart.     Verein   für  Vaterländische  Naturkunde: 

Jahreshefte  55. 

—  Königl.  Technische  Hochschule:  — 
Sydney.     Academy   of   New  South  Wales: 

Journal  and  Proceedings.    Vol.  32.     1898. 

Report  of  the  7.  meeting  of  the  Australian  Association  Sydney  1898. 

—  Linnean  Society   of   New  South  Wales: 
Proceedings.     No.  92 — 96. 

—  Australian  Museum: 

Report  of  the  Trustees.     1891-93.     1898. 

Records.     Vol.  3.     No.  5—6. 

Catalogue  of  the  tunicata.  (Catal.  No.  17). 

—  Department    of   Mines    and   Agriculture   (Geological 

Survey  of  New  South  Wales): 
Memoirs  of  the  Geological  Survey.    Ethnology  Ser.  I. 
Annual  Report  of  the  Department  of  Mines  1898. 
Mineral  Resources.     No.  6. 
Records.     Vol    6.     Part  2—3. 
Tokyo.     Imperial  University  (College   of  Science): 
Journal.     Vol.  XI,  2—4. 

—  Imperial  University  (Medicinische  Fakultät): 
Mitteilungen.     Band  IV.     No.  5—6. 


—    LXXX     - 

Tokyo.    Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde: 
Mitteilungen.     Bd.  7.  Heft  2.  3. 

—  Imperial  University  (Societas  zoologica  tokyonensis): 
Annotationes  zoologicae  japonensis.    Vol. 3.   Parti. 

Toronto.     The  Canadian  Institute: 
Transactions.     Vol.  5.     Part  2. 
Proceedings.     Vol.  2.     Part  1—2. 
The  Canadian  Journal  No.  1—66. 

—  University  of  Toronto:  — 

Trencsen.     Naturwissenschaftlicher  Verein   des  Trencsener 
Komitates: 

Jahresheft.     Jahresgang  21—22.     1898—1899. 
Tries  t.     So  cietä  Agraria: 

L'Amico  dei  Campi.     1899.  No.  5—11.     1900.  No.  1—5. 

Societä  Adriatica   di  Scienze  Naturali:  — 

—  Museo  Civico   di  Storia  Naturale:  — 
Tring    (Herts.,  England).     Zoological  Museum: 

Novitates  Zoologicae.     Vol.  6.     No.  2—4.     Vol.  7.    No.  1. 
T  r  o  m  s  ö.     T  r  0  m  s  ö  Museum: 

Aarshefter  20.    1897. 

Aarsberetning.     1897. 
Trondhjem.     Königl.  Gesellschaft  der  Naturwissenschaften: 

Skrifter  1898. 
Troppau.     Naturwissenschaftlicher  Verein: 

Mitteilungen.     1899.   No.  10. 
Tübingen.    Universitäts-Bibliothek:  — 
Tufts  College,  Mass.:  — 
Turin  (Torino).     Reale  Accademia  delle  Scienze: 

Memorie.     Ser.  2.     Tomo  49. 

Atti.      Tomo  34.     Disp.  5a— 15a.     35.     Disp.  la  — 6a. 

Osservazioni  meteorologiche  1898—99. 

—  Museid  iZoologiaedAnatomia: 
BoUettino.     No.  335-366. 

Upsala.     Societas  Regia  Scientiarum: 

Nova  acta.     Vol.  18.     Fase.  1.  • 

Urbana:  (Illinois).    The  Illinois  State  Laboratory  of  Natural  History: 

Bulletin  Vol.  I.  II,  5-8.    III.  V,  1—10. 
Washington.     Smithsonian   Institution: 

Annual  Report  of  the  board  of  regents.   1897. 

Annual  Report  of  the  board  of  regents   (Report  of  the  U.  S.  National 
Museum).    1897. 

Smithsonian  Miscellaneous  Collections.  1171—73.    Titel  und  Register 
zu  Vol.  39. 

Bulletin  of  the  U.  S.  National  Museum.     No.  47  P.  2—3. 

Proceedings.     Vol.  18.  20.  21. 
Washington.     Department   of  the  In terior  (Geological  Survey): 

Monographs.     Vol.  29.  31.  35. 


—     LXXXI     — 

Washington.  Department  of  the  Interior  (Geological  Survey): 
Atlas  to  accompany  Monograph  31. 
Annual  Report  18.     P.  1— 5ab.     1896—97. 
19.     P.  1— 6ab.     1897—98. 
„       2Ü.     P.  1.  Vlab.     1898-99. 

—  DepartmentofAgriculture: 
Yearbook  1898. 

Division   of  Biological   Survey.     Bulletin   14.    15   (North   American 
Fauna  No.  14.  15). 

—  American  Microscopical  Journal  (Ch.  W.  Smily):  — 

—  The  Microscope  (Ch.  W.  Smily):  — 

—  Philosphical  society : 
Bulletin  12.     1892—94. 

Wellington.     New-Zealand  Institute:  — 

Wernigerode.   Naturwissenschaftlicher  Verein  desHarzes:  — 
Wien.     K.  k.  Akademie  der  Wissenschaften: 
Denkschriften.     Bd.  65-67. 

—  K.  k.  Geologische  Reichsanstalt: 

*  Verhandlungen  1899.     No.  5—18.     190U  No.  1—5. 

*  Jahrbuch.     Bd.  48.  Heft  3-4.     Bd.  49.  Heft  1—3. 

—  K.  k.  Natur  historisches  Hof- Museum: 
*Annalen.     Bd.  14.     Heft  1—4. 

—  Zoologisch-Botanische  Gesellschaft: 
^Verhandlungen.    1899.   Bd.  49.   No.  4—10.   1899.  Bd.  5Ü.  No.  1—3. 
„Die  Schwalbe"  N.  F.  1898/99. 

—  Entomologischer  Verein: 
Jahresbericht  10.     1899. 

—  Oesterreichischer  Touristen-Klub   (Sektion   für   Na- 

turkunde): 
Mitteilungen.     Jahrg.  11. 

—  K.  k.   Zentral-Anstalt    für     Meteorologie     und     Erd- 

magnetismus: 
Jahrbücher.     1895—98  (N.  F.  32—35). 

—  Verein     zur     Verbreitung     naturwissenschaftlicher 

Kenntnisse : 
Schriften.     Bd.  39. 

—  Naturwissenschaftlicher  Verein  an  der  Universität:  — 
Wiesbaden.     N  as  sauischer  Verein   für   Naturkunde: 

Jahrbücher.     Jahrg.  52. 
Winterthur.     Naturwissenschaftliche  Gesellschaft:  — 
Würzburg.     Physikalisch-medicinische  Gesellschaft: 

Verhandlungen.     N.  F.     Bd.  32.  No.  6.     Bd.  33.     No.  1—3. 

Sitzungsberichte.     1899.  No.  1—7. 

Festschrift  zur  Feier  des  50jährigen  Bestehens. 
Zürich.     Natur  for  sehen  de  Gesellschaft: 

Vierteljahrschrift.     Jahrg.  44.    1899.     Heft  3-4. 

Neujahrsblatt  1900  (102). 

6 


—     LXXXII     — 

Zürich.     Schweizerische   Botanische  Gesellschaft: 

Der  botanische  Garten  und  das  botanische  Museum  der  Universität 
Zürich.     1899. 

Zweibrücken.     Naturhistorischer  Verein:  — 

Zwickau.     Verein   für   Naturkunde: 
Jahresbericht.     1898. 

C.     Durch  Kauf  erworben. 

a.  Vollständige  Werke  und  Eiiizelschriften  : 

Anderson,  J.,  Zoology   of  Egypt.     Vol.  I:  Reptilia  and  Batrachia.     1898. 

Cohn,  F.,  Entwicklungsgeschichte  der  Gattung  Volvox.  1875. 

Darwin,    Oh.,    Bildung    der    Ackererde    durch   die  Thätigkeit  der  Würmer. 

Deutsch  V.  V.  Carus.     IL  Aufl.     1899. 
Festschrift  zum  70.  Geburtstage  C.  v.  Kupffers.     Jena  1899. 
Fischer,  A.,  Fixirung,  Färbung  und  Bau  des  Protoplasmas.     1899. 
Gegen  bau r,  0.,  Vergleichende  Anatomie  der  Wirbelthiere  I.     1898. 
Geikie,  A.,  The  ancient  volkanoes  of  Great-Britain  1 — 2.     1897. 
Hagen,  B.,  Anthropologischer  Atlas  Ostasiatischer  Völker.     1898. 

—  Unter  den  Papuas.     1899. 

Loewinsohn-Lessing,  F.,  Petrographisches  Lexikon.     1893 — 1898 
Meyer,  E.,  Geschichte  der  Botanik.     I— IV.     1854—1857. 
S  c  h  i  mp  er  ,  A.  F.  VV.,  Pflanzengeographie  auf  physiologischer  Grundlage.  1898. 
Siebert,  A.,  Der  Palmengarten  zu  Frankfurt  am  Main.     1895. 
Stahl,  E.,  Geschlechtliche  Fortpflanzung  der  Oollemaceen.     1877. 
Turner,  A.,  Das  Problem  der  Krystallisation.     1897. 

b.  Lieferungswerke : 

Baillon:  Histoire  des  pl antes. 

Beiträge  zur  Geologischen  Karte  der  Schweiz. 

Berwerth,  F.:  Mikroskop.  Structurbilder  der  Massengesteine. 

Bibliothek  der  Länderkunde. 

B  r  e  f  e  1  d :  Mycologische  Untersuchungen. 

Bronn:  Klassen  und  Ordnungen  des  Tierreichs. 

Catalogue  of  Scientific  Papers. 

Carte  geologique  internationale  de  l'Europe. 

Chelius,   C:    Erläuterungen   zur   Geologischen   Karte   des  Großherzogtums 

Hessen. 
Das  Tierreich  (Deutsche  Zoolog.  Gesellschaft). 
Engler:  Vegetation  der  Erde. 
Ergebnisse  der  Plankton-Expedition. 
Fauna  und  Flora  des  Golfes  von  Neapel. 

Fritsch:  Studien  im  Gebiete  der  Böhmischen  Kreideformation. 
Grandidier:  Histoire  Naturelle  de  Madagascar. 
Handwörterbuch  der  Zoologie,  Anthropologie  und  Ethnologie. 
Hempel  und  Wilhelm:  Die  Bäume  und  Sträucher  des  Waldes. 
Hintze:  Handbuch  für  Mineralogie. 


-     LXXXIII     — 

Leuckart  &  Chun:  Bibliotheca  Zuologica. 

L  i  n  d  e  n  s  c  h  m  i  t  Sohn,  L. :  Altertümer  unserer  heidnischen  Vorzeit. 

Martini-Chemnitz:  Systematisches  Konc^hylien-Kabinet. 

Mart,  ius  u.  a. :  Flora  Brasiliensis. 

M  i  t  s  c  h  e  ,  H. :  Studien  über  Hirsche. 

Paleontologie  Fran^aise. 

Palaeontographical  Society. 

Quenstedt:  Petrefaktenkunde  Deutschlands. 

R  e  t  z  i  u  s  :  Biologische  Untersuchungen. 

S  a  r  a  s  i  n ,    P.  u.  F. :    Ergebnisse    naturwissenschaftlicher    Forschungen    auf 

Ceylon. 
S  a  r  s  :  An  account  of  the  Crustacea  of  Norway. 
Sc  hi  mp  er:  Mitteilungen  aus  den  Tropen. 
S cl a t e r  and  Tomas:  The  book  of  Antilopes. 
Selenka:  Studien  zur  Entwicklungsgeschichte 
Semper:  Reisen  im  Archipel  der  Philippinen. 
Smith  &  Kirby:  Rhopalocera  Exotica. 
*T  as  che  n  berg,  0.,  Dr.:  Bibliotheca  Zoologica. 
T  r  0  u  e  s  s  a r  t ,  E.  L. :  Catalogus  mammalium.     Nova  editio. 
Try  on:  Manual  of  Conchology. 

Zacharias:  Forschungsberichte  aus  der  Biologischen  Station  von  Plön. 
Z  i  1 1  e  1 :  Handbuch  der  Palaeontologie. 

c.   Zeitschriften : 

Abhandlungen  der  Großherzoglich  Hessischen  Geologischen  Landesanstalt. 

Abhandlungen  der  Schweizerischen  Paläontologischen  Gesellschaft. 

*American  Journal  of  Arts  and  Sciences. 

*  Anatomischer  Anzeiger. 

Annales  du  Jardin  Botanique  de  Buitenzorg. 

*Annales  des  Sciences  Naturelles  (Zoologie  et  Botanique). 

Annales  de  la  Societe  Bntomologique  de  France. 

*Annals  and  Magazine  of  Natural  History. 

*Archives  de  Biologie. 

*Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie. 

*Archiv  für  Anthropologie. 

*Archiv  für  die  gesamte  Physiologie  des  Menschen  und  der  Tiere 

*Archiv  für  mikroskopische  Anatomie. 

*Archiv  für  Naturgeschichte. 

*Archiv  für  Entwicklungsmechanik. 

*Archives  de  Zoologie  experimentale  et  generale. 

*Biologisches  Centralblatt. 

♦Botanischer  Jahresbericht. 

♦Botanische   Jahrbücher   für    Systematik,    Pflanzengeographie    und    PHanzen- 

geschichte. 
Deutsche  Entomologische  Zeitschrift. 
♦Geological  Magazine. 
Jahresberichte  über  die  Fortschritte  der  Anatomie  und  Physiologie. 

6* 


—    LXXXIV     - 

*Journal   de  I'Anatomie   et   de   la  Physiologie   normales  et  pathologiques   de 

rhomme  et  des  animaux  (Duval). 
*Journal  für  Ornithologie. 

*Mineralogische  und  petrographische  Mitteilungen. 
♦Morphologisches  Jahrbueh. 

*Nachrichtsblatt  der  Deutschen  Malakozoologischen  Gesellschaft. 
*Nature. 

*Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 
Notes  from  the  Leyden  Museum. 
*Palaeontographica. 

♦Zeitschrift  für  Krystallographie  und  Mineralogie. 
♦Zeitschrift  für  Ethnologie. 
♦Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Zoologie. 
Zoological  Record  of  the  Zoological  Society. 
♦Zoologische  Jahrbücher. 
♦Zoologischer  Jahresbericht. 
♦Zoologischer  Anzeiger. 
♦Zoologisches  Centralblatt. 

Die  Anschaffungen  und  Geschenke  des  Dr.  Senckenbergischen 
Medizinischen  Instituts,  des  Physikalischen,  Aerztlichen  und  Geo- 
graphischen Vereins  werden  ebenfalls  der  gemeinsamen  Bibliothek 
einverleibt  und  können  demnach  von  unsern  Mitgliedern  benutzt 
werden.  Von  den  Zeitschriften,  welche,  neben  den  schon  angeführten, 
der  Gesellschaft  zur  Verfügung  stehen,  seien  erwähnt: 

Von  selten  des  Dr.  Senckenbergischen  Medizinischen  Instituts : 

♦Botanische  Zeitung. 

♦Flora. 

♦Jahrbücher  für  wissenschaftliche  Botanik. 

♦Revue  generale  de  Botanique. 

Von  Seiten  des  Physikalischen  Vereins: 

Astronomisches  Jahrbuch.     Berlin. 

Astronomische  Nachrichten.     Altona. 

♦Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft.     Berlin. 

♦Chemisches  Centralblatt.     Leipzig. 

♦Comptes  rendus  hebdomadaires.  Paris. 

♦Dinglers  Polytechnisches  Journal.     Stuttgart. 

♦Elektrotechnische  Rundschau.     Frankfurt  a.  M. 

♦Elektrotechnische  Zeitschrift.     Berlin. 

♦Fortschritte  der  Elektrotechnik. 

♦Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Chemie.     Gießen. 

♦Jahresbericht  über  die  Leistungen  der  chemischen  Technologie.     Leipzig. 

♦Journal  für  praktische  Chemie.    Leipzig. 


—     LXXXV     — 

♦Liebigs  Annalen  der  Chemie.     Leipzig. 

♦Meteorologische  Zeitschrift.     Wien. 

*Poggendorffs  Annalen  der  Physik  und  Chemie.     Leipzig. 

♦Zeitschrift  für  analytische  Chemie.     Wiesbaden. 

♦Zeitschrift  für  physikalische  Chemie.     Leipzig. 

♦Zeitschrift  für  Instrumentenkunde.     Berlin. 

♦Zeitschrift  für  Mathematik  und  Physik.     Leipzig. 

♦Zeitschrift  für  physikalischen  und  chemischen  Unterricht.    Berlin. 

Von  Seiten  des  Ärztlichen  Vereins: 

Charite- Annalen.    Berlin. 

♦Annales  d'Oculistique. 

Annali  dell'Istituto  d'Igiene  sperimentale.     Rom. 

Annales  d'Hygiene. 

Annales  des  maladies  de  Toreille  et  de  larynx. 

♦Arbeiten  des  Kaiserlichen  Gesundheitsamts. 

Archiv  für  Hygiene. 

♦Archiv  für  Verdauungskrankheiten. 

Deutsches  Archiv  für  klinische  Medicin. 

♦Archiv  für  Ohrenheilkunde. 

♦Archiv  für  experimentelle  Pathologie  und  Pharmakologie. 

♦Archiv  für  Psychiatrie. 

♦Archiv  für  Ophthalmologie. 

Archiv  für  Dermatologie. 

Archiv  für  Kinderheilkunde. 

♦Archiv  für  Augenheilkunde. 

Archiv  für  Gynäkologie. 

Archiv  für  klinische  Chirurgie. 

Archiv  für  pathologische  Anatomie. 

Archives  de  Laryngologie. 

Archives  of  Laryngologie. 

♦Archives  Italiennes  de  Biologie. 

Archivii  Italian!  di  Laringologia. 

Archivio  Italiano  di  Otologia. 

♦Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie. 

Bulletin  de  l'Academie  royale  de  Medecine  de  ßelgique. 

Bulletins  et  Memoires  de  la  Societe  fran^:aise  de  Laryngologie. 

Bulletins  et  Memoires  de  la  Societe  frangaise  d'Otologie. 

Centralblatt  für  Bacteriologie  und  Parasitenkunde. 

Centralblatt  für  Chirurgie. 

Centralblatt  für  Gynäkologie. 

♦Centralblatt  für  praktische  Augenheilkunde, 

♦Centralblatt  für  Harnkrankheiten. 

♦Centralblatt  für  Physiologie. 

Centralblatt  für  allgemeine  Gesundheitspflege. 

♦Neurologisches  Centralblatt. 


—     LXXXVI     — 

Correspondenzblatt  der  Schweizer  Aerzte. 

♦Fortschritte  auf  dem  Gebiet  der  Röntgenstrahlen. 

Gazette  medicale. 

*Index  medicus. 

Jahrbuch  für  Kinderheilkunde. 

*Schmidt's  Jahrbücher  der  Medicin. 

*Jahresbericht  über  die  Leistungen  der  Medicin. 

Jahresbericht  über  die  Leistungen  des  Militärwesens. 

Jahresbericht  der  Ophthalmologie. 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Gynäkologie 

*British  Medical  Journal. 

Journal  of  Laryngologie  and  Rhinology. 

Journal  of  Respiratory  organs. 

The  Lancet. 

Deutsche  Medicinalzeitung, 

Meraoires  couronnes  de  l'Academie  royale  de  Medecine  de  Belgique. 

Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Medicin  und  Chirurgie. 

Monatsblätter  für  Augenheilkunde 

Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde. 

Therapeutische  Monatshefte. 

Guy's  Hospital  Reports. 

*Ophthahnic  Hospital  Reports. 

*Praktische  Arzt,  der. 

Revue  de  Therapeutique. 

Revue  niensuelle  de  Laryngologie 

Hygienische  Rundschau 

*Semaine  medicale 

Obstetrical  Transactions. 

Medico-chirurgical  Transactions. 

Vierteljahrschrift  für  Gesundheitspflege 

Vierteljahrschrift  für  gerichtliche  Medicin. 

Verhamllungen  der  Berliner  medicinischen  Gesellschaft. 

*Veröffentlichungen  des  kaiserlichen  Gesundheitsamts. 

Berliner  klinische  Wochenschrift. 

Wiener  klinische  Wochenschrift. 

Wiener  medicinische  Wochenschrift. 

Deutsche  medicinische  Wochenschrift. 

Münchener  medicinische  Wochenschrift. 

Berliner  tierärztliche  Wochenschrift. 

*Zeitschrift  für  Biologie. 

Zeitschrift  für  Chirurgie. 

Zeitschrift  für  Geburtshilfe  und  Gynäkologie. 

Zeitschrift  für  klinische  Medicin. 

Zeitschrift  für  vergleichende  Augenheilkunde. 

Zeitschrift  für  Thiermedicin. 

*Zeitschrift  für  Physiologie  der  Sinnesorgane. 

Militärärztliche  Zeitschrift. 


—   Lxxxvir   — 

Von  Seiten  des  Vereins  für  Geographie  nnd  Statistik: 

Annalen  der  Hydrographie. 

Archiv  für  Siebenbürgische  Landeskunde. 

Beiträge  zur  Sprach-,  Land-  und  Völkerkunde  von  Niederländisch-Indien. 

Deutsche  geographische  Blätter  (Bremen). 

Bollettino  della  Societä  geografica  Italiana. 

Bollettino  della  Societä  Africana  d'Italia. 

Boletin  de  la  Sociedad  geografica  de  Madrid. 

Boletin  del  Institute  geografico  Argentino. 

Boletin  de  la  Sociedad  geografica  de  Lima. 

Boletim  da  Sociedade  de  Geographia  de  Lisboa. 

Bulletin  de  la  Societe  geographique  de  Paris. 

Bulletin  de  la  Societe  du  Nord  de  la  France,  Douai. 

Bulletin  de  la  Societe  de  Geographie  de  Marseille. 

Bulletin  de  la  Soci6te  de  Geographie  de  l'Est,  Nancy. 

Bulletin  de  la  Societe  de  Geographie  commerciale  de  Bordeaux. 

Bulletin  de  la  Societe  Languedocienne  de  Geographie,  Montpellier. 

Bulletin  de  la  Societe  geographique  d'Anvers. 

Bulletin  de  la  Societe  Normande  de  Geographie,  Ronen. 

Bulletin  de  la  Societe  de  Geographie  commerciale,  Havre. 

Bulletin  der  Rumänischen  geographischen  Gesellschaft. 

Bulletin  of  the  geographical  society  of  California. 

Bulletin  of  the  geographical  society  of  Philadelphia. 

Fennia.     Bulletin  de  la  societe  geographie  de  Finlande. 

Le  Globe. 

Jahrbuch  des  Ungarischen  Karpathenvereins 

Jahrbuch  des  Siebenbürgischen  Karpathenvereins. 

Jahresbericht  des  Vereins  für  Siebenbürgische  Landeskunde. 

Jahresbericht  des  Vereins  für  Erdkunde,  Dresden. 

Jahresbericht  der  geographischen  Gesellschaft  von  Bern. 

Journal  of  the  American  Geographical  Society,  New-York. 

Journal  of  the  Geographical  Society,  Manchester. 

Kundmachungen  für  Seefahrer. 

Mittheilungen  ans  dem  Gebiete  des  Seewesens. 

Mitteilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Hamburg. 

Mitteilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Jena. 

Mitteilungen  der  geographischen  Gesellschaft  in  Wien. 

Mittheilungeu  des  K.  K.  Militär-Geographischen  Instituts  Wien. 

Nachrichten  für  Seefahrer. 

National  Geographie  magazine. 

*Petermanns  Mitteilungen. 

Publicazioni  della  Specola  Vaticana. 

Revue  de  la  Societe  geographique  de  Tours. 

Tijdschrift  van  het  konigl.  Nederlaudsch  Aardrijskundig  Genootschap. 

Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin. 


—     LXXXVIII    — 

III.  Medaillen.*) 
A.  Geschenke. 

Von  Herrn  Dr.  A.  Knoblauch,  hier :   Heinrich   H  of  f  mann-Medaille 
in  Bronze. 
„     Frau    Baronin   Th.  von  Villan  i ,    hier:    Lukacsich-Medaillein 
Silber  und  in  Bronze. 

6.  Durch  Kauf  erworben. 

Goethe-Medaille  in  Silber. 

Helmholtz-Plaquette  in  Silber. 

Heinrich  Hoffmann-Medaille  in  Silber. 

Huxley-Medaille  in  Silber. 

Robert  Koch-Medaillen,  zwei  verschiedene  in  Bronze. 

Liebig-Medaille  in  Bronze. 

Virchow-Medaille  in  Bronze. 

IV.  Sonstige  Gresehenke. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  F.  Richters,  hier :  ein  Aquarell  von  Marie  Sibylla  Merlan. 

j  „  Major  Dr.  L.  von  Hey  den,  hier:  17  Miniatur-Federzeichnungen 
von  derselben. 

,  „  A.  W  e  i  s ,  hier :  Photographie  des  verstorbenen  Herrn  Dr.  phil. 
E.  Buck. 

„  den  Hinterbliebenen  des  Herrn  Dr.  phil.  Emil  Buck,  hier:  eine  große 
Anzahl  wissenschaftlicher  Manuskripte,  Photographien  und  Zeich- 
nungen, ein  Mikroskop,  eine  Präparierloupe  und  dergl. 


*)  Eine  Beschreibung  der  Medaillensammlung  siehe  diesen  „ Be- 
richt", Seite  91. 


Bilanz  und  Übersicht. 


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—    XCII    — 


Anhang. 


A.  Sektionsberichte. 
1.   Bericht  der  Sektion  für  Insekten. 

Hofrat  Dr.  B.  Hagen  hat  die  Bestimmung,  Etikettierung, 
Katalogisierung  und  das  Umspannen  der  schlecht  gespannten 
Stücke  der  Schmetterlingssammlung  fortgesetzt  und  ist  damit 
nahezu  bis  zum  Schluß  der  Rhopaloxeren  gediehen. 

Major  Dr.  L.  von  Heyden  revidierte  einen  Teil  der 
palaearktischen  Käfer  und  bestimmte  eine  giößere  Anzahl  Arten 
aus  Nord -Afrika,  Syrien  und  dem  Kaukasus.  Ferner  wurde 
die  zweite  Serie,  der  von  Verhoeff  gekauften  Diplopoden  und 
Chilopoden  (Tausendfüßer  etc.)  in  Standgläser  gebracht,  etiket- 
tiert und  systematisch  eingeordnet. 

A.  Weis  hat  die  Bestände  an  Insekten,  die  Schmetter- 
linge ausgenommen,  wie  üblich  durchgesehen,  sowie  die  ge- 
schenkten und  durch  Kauf  erworbenen  Käfer  eingeordnet.  Die 
Neuordnung  der  palaearktischen  Käfer  wurde  fortgesetzt,  wobei 
Herr  Johann  Guide  in  dankenswerter  Weise  seine  Hilfe  zu 
Teil  werden  ließ, 

Herr  Sanitätsrat  Dr.  Anton  Fleischer  in  Brunn  be- 
stimmte die  Dysckirius  unserer  Sammlung. 

Dr.  L.  von  Heyden. 

A.  Weis. 

Dr.  B.  Hagen. 

2.    Bericht  der  Herpetologischen  Sektion. 

Bei  der  beschränkten  Zeit,  die  dem  unterzeichneten  Sektionär 
zur  Verfügung  stand,  der  sich  in  diesem  Jahre  in  erster  Linie 
mit   österreichisch  -  ungarischen   Tertiärkonchj^lien    beschäftigte. 


-     XCIII    — 

konnte  diesmal  nur  wenig  im  Museum  gearbeitet  werden.  Doch 
fehlte  es  auch  in  diesem  Jahre  nicht  an  reichen  und  für  unsere 
Sammlung  hocherwünschten  Geschenken.  Als  solche  müssen 
wir  namentlich  die  kleine  Sammlung  kostbarer  Reptilien  und 
Batrachier  betrachten,  die  durch  Vermittlung  des  Berliner 
Museums  der  so  traurig  ums  Leben  gekommene  Herr  Dr.  G.Kolb 
uns  vom  Berge  Kenia  in  Ostafrika  zugewendet  hat.  Auch  die 
Sammlung  des  Herrn  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Wilh.  Doenitz 
in  Berlin  brachte  uns  wertvolle,  durch  Schönheit  der  Erhaltung 
ausgezeichnete  Arten  aus  Japan. 

Aus  der  Frankfurter  Gegend  ist  zu  berichten,  daß  sich 
die  Fundorte  von  Rana  agilis  Thom.  um  einen  weiteren  ver- 
mehrt haben,  indem  diese  seltene  Art  uns  jetzt  von  drei  Stellen 
aus  unserer  näheren  Umgebung,  nämlich  von  der  Oberschwein- 
stiege, von  Neu-Isenburg  und  aus  dem  Schwanheimer  Walde 
(zwischen  Schwanheim  und  Kelsterbach)  vorliegt.  Überall  hier 
fand  sich  die  Art  aber  nur  in  Einzelexemplaren  und  zwar  stets 
in  feuchtem,  mit  Unterholz  bestandenem  Hochwald.  Rana  ar- 
valis  Nilss  ,  auch  eine  Rarität  in  unserer  Gegend,  fanden  die 
Herren  Direktor  Dr.  Ad.  Seitz  und  Kullmann  in  einem 
charakteristischen  Stücke  bei  Bickenbach  a.  d.  Bergstraße. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  im  Laufe  des 
Jahres  ein  Vortrag  über  „Bau,  Lebensweise  und  Unterschei- 
dung der  Schlangen",  mit  7  Textfiguren,  im  „Bericht"  1899, 
Seite  75 — 88,  und  einige  Referate  über  neuere  herpetologische 
Arbeiten  in  den  Jahrgängen  1899  und  1900  des  „Zoologischen 
Gartens"  veröffentlicht. 

Der  Verkehr  der  Sektion  mit  wissenschaftlichen  Instituten 
beschränkte  sich  im  Vorjahre  auf  die  zoologischen  Museen  von 
Basel,  Berlin,  Genf,  Heidelberg,  London,  Lyon,  München,  Paris 
und  Straßburg  und  auf  die  hiesige  Neue  Zoologische  Gesellschaft. 

Prof.  Dr.  0.  Boettger. 

3.    Bericht  der  Sektion  für  Mollusken. 

In  der  Sektion  für  Mollusken  wurde  im  Jahre  1899  der 
Anfang  mit  der  gesonderten  Aufstellung  der  Typen  und  ab- 
gebildeten Exemplare  von  Konchylien  gemacht.  Die  Zahl  der- 
selben  ist   schon   eine   sehr   beträchtliche    und  wird   noch   eine 


—     XCIV    — 

viel  größere  werden,  wenn  mit  der  Sammlung  des  Sektionärs 
die  Originale  zu  den  Abbildungen  in  der  Fortsetzung  von 
Roßmäßlers  Jcouograpliie  der  europäischen  Land-  und  Süß- 
wasserniollusken  und  der  Jconographia  marina  in  unser  Museum 
gelangen.  Die  Originale  zu  den  vom  Sektionär  bearbeiteten 
Abteilungen  der  neuen  Auflage  des  Konchylienkabinets  von 
Martini  und  Chemnitz  sind  der  Sammlung  bereits  früher  ein- 
verleibt worden. 

Angekauft  wurden  für  die  Sektion :  eine  Serie  klein- 
asiatischer Landschuecken  von  Herrn  Pfarrer  Nägele-Wolters- 
weier,  34  Arten  in  120  Exemplaren ;  eine  Reihe  von  Placostylus, 
davon  viele  Originale  und  eine  Anzahl  Landkouchylien  aus 
Neu-Gninea,  davon  eine  Reihe  abgebildet. 

Der  Sammlung-  wurden  außerdem  vom  Sektionär  noch 
eine  größere  Anzahl  aus  den  Händen  der  Autoren  selbst  er- 
haltener oder  von  ihm  abgebildeter  Mollusken  (ca.  45  sp.) 
überwiesen  Ausserdem  erhielt  die  Sammlung  von  Herrn  Sarasin- 
Bosa  eine  hochinteressante  Serie  von  Süßvvasserkonchylieu  aus 
Celebes  zum  Geschenk.  Ferner  von  Herrn  Schiffsarzt  Dr.  Lejeune 
eine  Reihe  von  ihm  in  Texas  gesammelter  Meereskonchylien. 

4.    Bericht   der   Botanischen   Sektion. 

Im  Sektionsbericht  1899  drückten  die  unterzeichneten 
Sektionäre  ihr  Bedauern  aus,  daß  die  Gesellschaft  von  der 
berühmtesten  naturwissenschaftlichen  Malerin  Frankfurts,  Marie 
Sibylla  Merian,  nichts  besitze,  was  sie  mit  eigener  Hand 
angefertigt  hat.  Unmittelbar  nach  Ausgabe  des  Berichtes  er- 
hielten wir  daraufhin  von  Herrn  Professor  Dr.  F.  Richters 
ein  in  seinem  Besitze  befindliches,  von  der  Merian  aquarelliertes 
Bild  —  eine  dem  Löwenzahn  ähnliche  Pflanze  mit  einigen  In- 
sekten dabei  —  zum  Geschenke,  und  Herr  Major  Dr.  L.  v.  Hey  den 
überließ  der  Gesellschaft  17  Miniatur-Federzeichnungen,  Blumen 
mit  Insekten  und  anderen  Tieren  darstellend,  ebenfalls  Originale 
der  genannten  Künstlerin.  Wir  werden  diese  Bilder  wie  die 
Aquarelle  von  Frau  Louise  von  Pan  buys  und  Fräulein 
Elisabeth  Schultz  stets  hoch  in  Ehren  halten. 

Einer  anderen  sehr  wertvollen  Schenkung  sei  hier  besonders 
und  in  Dankbarkeit  gedacht :  Unsei-  korrespondierendes  Mitglied 
Herr  Ober-Landesgerichtsrat  Dr.  F.  Arnold  in  München  giebt 


-    xcv   — 

seit  dem  Jahre  1859  seine  Lichenes  exsiccati  heraus.  Nach  vierzig- 
jähriger mühsamer  und  sorgfältiger  Arbeit  liegt  uns  nunmehr  die 
Schlußsendung  vor.  Die  ganze  Sammlung  enthält  nach  dem  ge- 
druckten Verzeichnis  2112  Exemplare.  Davon  entfallen  auf  Deut- 
sches Reich  992,  Oesterreich  908,  andere  Länder  in  Europa  155, 
Exoten  57  Exemplare.  Hinzu  kommen  noch  159  Cladonien- 
Abbildungen  auf  145  Lichtdrucktafeln.  Durch  diese  und  die 
reiche  Metzler 'sehe  Sammlung  bildet  das  Fle  chtenherbar 
einen  hervorragenden  Teil  unseres  Gesamtherbars.  Die  Arnold' 
sehen  Flechten  sind  einstweilen  noch  fascikelweise  in  einem 
Schranke  aufbewahrt. 

Noch  andere  schätzenswerte  Geschenke  sind  uns  zuge- 
gangen; sie  alle  finden  sich  in  dem  dazu  bestimmten  Verzeichnisse 
dieses  Berichtes  angeführt. 

Gekauft  wurden  von  Herrn  J.  Dörff  1er  in  Wien  84  Exem- 
plare Herbarpflauzen,  aus  verschiedenen  Gegenden  stammend ;  es 
sind  meistens  Pflanzen,  die  uns  fehlten.  Herr  E.  Martin  Reineck 
in  Arnstadt  schickte  141  Nummern  von  ihm  und  Herrn  Jos. 
Czermak  gesammelter  brasilianischer  Pflauzen  zur  teilweisen 
Begleichung  eines  Abonnements.  Prächtige  Blütenstände  des 
Zuckerrohrs  erwarben  wir  von  Herrn  Dr.  Be  necke,  der  sie 
in  Midden-Zara  gesammelt,  und  von  Herrn  Marloth  in  Berlin 
ein  schönes  Exemplar  der  Welivitschia  mirabilis  nebst  anderen 
Pflanzen  aus  Südwest-Afrika. 

Schließlich  sei  noch  erwähnt,  daß  von  dem  Sektionär 
Prof.  Möbius  in  den  Abhandlungen  der  Senckenbergischen 
Naturforschenden  Gesellschaft,  Bd.  XX,  erschienen  ist:  „Der 
japanische  Lackbaum,  Rhus  vernicifera  DC.  Eine  morphologisch- 
anatomische Studie.  Mit  1  Tafel  und  20  Abbildungen  im  Text". 

Oberlehrer  J.  Blum. 
Professor  Dr.  M.  Möbius. 

5.    Bericht  der  geologise h-palaeontologisc hen 

Sektion. 

Wir  können  auch  dieses  Jahr  über  ein  beträchtliches 
Wachstum  der  von  uns  verwalteten  Sammlungen  berichten; 
auch  heuer  wurden  besonders  interessante  Objekte  und  Suiten 
teils  durch  Schenkung,  teils  durch  Tausch  und  Kauf  erworben. 


—    XCVI    — 

Unter  den  Geschenken,  die  wir  dem  liebenswürdigen  Interesse 
an  unserer  Sammlung  und  au  den  Zwecken  derselben  verdanken, 
lieben  wir  folgende  hervor: 

Ungemein  freigebig  bedachte  uns  Herr  J.  Zinndorf  von 
Offenbach  a.  M.,  der  sich  dem  Studium  der  Geologie  von  Offen- 
bachs Umgegend  schon  mehrere  Jahre  mit  großem  Fleiß  und 
Sachkenntnis  widmet,  mit  den  wundervollen  verkiesten  Kon- 
chylien  aus  der  in  der  Hafenbaugrube  bei  Offenbach  von  ihm 
entdeckten  oligocänen  Süßwasserschicht.  Zur  Konservierung 
dieser  an  der  Luft  leicht  zerfallenden,  verkiesten  Schnecken 
und  Muscheln  wurden  dieselben  in  Schellaklösung  untergetaucht, 
bis  keine  Luftblasen  mehr  aufstiegen  und  dann  rasch  getrocknet. 
In  derselben  Baugrube,  die  ich  mit  Herrn  Zinndorf  mehrfach 
besucht  habe,  lagen  im  unmittelbar  Hangenden  jener  oligocänen 
Schichten,  nämlich  in  der  mit  Schlicksand  wechsellagernden 
jiingdiluvialeu  Schotterterrasse,  der  sog.  Niederterrasse,  eine 
ziemlich  große  Anzahl  von  mehr  oder  weniger  großen  bearbeiteten 
Baumstämmen,  deren  Erhaltung  auch  nur  Herrn  Zinndorf  zu 
danken  ist.  Der  größte  Teil  derselben  kam  in  das  historische 
Museum. 

Von  Herrn  Cand.  rer.  nat.  Philipp  wurden  heuer 
im  Rupelthon  von  Bodenheim  gut  erhaltene  Tentaculites  maximus 
Ludw.  entdeckt  und  dem  Museum  ein  paar  Stücke  dieses  merk- 
würdigen Fossils  abgegeben ;  es  ist  der  erste  Fund  dieses 
Pteropoden  im  rheinischen  Rupelthon,  seit  Volger  bei  Nierstein 
eine  große  Zahl  solcher  gefördert  hat. 

Zu  den  merkwürdigsten  geologischen  Erscheinungen,  die 
in  hiesiger  Gegend  in  neuester  Zeit  zu  beobachten  waren,  ge- 
hören die  kuppelartigen  Gewölbe  im  untermiocänen  Algenkalk 
der  Sachsenhäuser  Höhe.  Etwa  2,5 — 5  m  unter  der  denu- 
dierten,  ehedem  mit  Diluvialsand  überschütteten  Oberfläche  des 
untermiocänen  Kalkes  wurden  jene  beim  Ausgraben  des  neuen 
Wasserreservoirs  freigelegt.  Für  die  förderliche  Unterstützung, 
die  ich  bei  der  Untersuchung  jener  Gebilde  erfuhr,  und  für  die 
Zuwendung  charakteristicher  Gesteinsstücke  aus  jener  Bau- 
grube sind  wir  den  Herren  Ingenieuren  Sattler,  Meinicke 
und  Tappe,  für  die  sehr  gefällige  photographische  Aufnahme 
jener  Gewölbe  Herrn  Ingenieur  Zickendraht  sehr  zu  Dank 
verpflichtet. 


—     XCVII     — 

Durch  die  liebenswürdige  Aufmerksamkeit  des  Herrn  Pfarrer 
Lommel  iu  Nieder-Ursel  wurden  wir  von  dem  Vorkommen 
von  tertiärer  Braunkohle  bei  Nieder-Ursel  in  Kenntnis  gesetzt 
und  mit  einer  Zahl  sie  begleitender  Früchte  beschenkt.  An 
anderer  Stelle  dieses  Berichtes  soll  dieser  Fund  einer  kleinen 
oberpliocäneu  Flora  besprochen  werden. 

Wieder  ist  unsere  die  Geologie  von  Frankfurt  und  Um- 
gebung demonstrierende  Sammlung  durch  das  Schädelchen 
von  Spermophilus  rufescens,  einem  Zeugen  der  Steppenzeit 
unserer  Landschaft,  aus  dem  Löß  bei  Höchst  a.  M.,  ein  Ge- 
schenk von  Herrn  G.  Schäfer  daselbst,  vermehrt  worden. 

Durch  die  Zuwendung  von  Herrn  von  Reiuach  ist  nicht 
allein  die  Zahl  der  Anthracotherienreste  in  der  palaeontologischen 
Sammlung  gemehrt  worden;  die  Anthracotherienkiefer  von 
Pralecini  Bolca  gehören  auch  einer  anderen  Art  an  als  unsere 
Anthracotherienreste  von  Cadibona  und   Seckbach  (Frankfurt.). 

Zu  den  wissenschaftlich  wertvollsten  Geschenken  gehören 
schon  lange,  Jahr  aus  Jahr  ein,  diejenigen,  w^elche  uns  durch 
den  Sammeleifer  unseres  korrespondierenden  Mitgliedes,  Herrn 
Oberingenieur  K.  Brandenburg  in  Szeged  zugehen,  sie  haben 
heuer  die  Sammlung  der  Ammoniten  sowohl  aus  den  Klaus- 
schichten von  Swinitza,  wie  auch  aus  den  ihnen  im  Horizont 
nahestehenden  Schichten  von  Villauy  bereichert.  Ich  glaube 
unter  den  Ammoniten  von  Villany,  abgesehen  von  den  Peris- 
phincten,  drei  Arten  zu  erkennen,  die  auch  Swinitza  eigen 
sind  —  Lytoceras  adeloides,  PhyUoceras  mediterraiieum  und 
Ph.  flabellatum.  Dem  Stephanoceras  coronatum  Schloth.  sp. 
nach  zu  urteilen  ist  der  Horizont  von  Villany  etwas  tiefer  als 
der  von  Swinitza.  Ein  Ammonit  von  Swinitza  war  von  der 
Posidonomya  alpina  begleitet,  sodaß  es  sich  auch  hieraus  zeigt, 
daß  die  Posidonomyenkalke  und  die  Schichten  der  Oppelia  fusca, 
d.  h.  die  Klausschichten,  von  gleichem  Alter  sind.  In  der 
Sendung  von  Fossilien  aus  den  pontischen  Schichten  von  Königs- 
gnad  begleitete  das  seltsame  Cardium  semseyi  ein  fein- 
rippiges,  fast  kugeliges  großes  Cardium.  Überraschend  ist  eine 
Natica  in  den  brackischen  Schichten  von  Dios  Jenö  mit  Ceri- 
ihiu m  margaritaceum. 

Seltsame,  gebogene,  cylindrisclie,  oberflächlich  runzelige, 
kalkige  Fossilien  kamen  uns  aus  der  Kreide  von  Alkoy,  Spanien, 

7 


—    XCVIII     — 

von  Herrn  Professor  Boscä  in  Valencia  zu;  sie  scheinen 
Steinkerue  von  Teredinen  von  beträchtliclier  Weite  der  Röhre 
zu  sein. 

Durch  die  Schenkung  von  Herrn  Prof.  Dr.  Richters  ist  die 
Zahl  unserer  flossilienführenden  nordischen  Geschiebe  nicht  un- 
beträchtlich vermehrt  worden.  Nicht  minder  erwünscht  war 
uns  eine  Zahl  von  Stücken,  die,  wie  Steinsalzmetaraorphoseu 
und  gewundenes  faseriges  Steinsalz,  die  Sammlung  allgemein 
geologischer  Erscheinungen  ergänzend  bereicherte.  Außerdem 
heben  wir  noch  besonders  hervor  einen  Limnlus  ivalchi  und  das 
Prachtstück  eines  Eryon. 

Eine  Suite  interessanter  zoo-  und  phj'topalaeontologischer 
Fossilien,  die  uns  durch  die  freundliche  Vermittelung  von  Herrn 
Dr.  Kobelt  aus  dem  Museum  von  Savona  von  Herrn  Prof. 
Pacini-Candelo  zugegangen  ist,  stammt  wohl  auch  wie 
unsere  Sammlung  von  Polsica  in  Oberkrain  aus  dem  Unter- 
oligocän. 

Zu  den  instruktivsten  Objekten,  die  allgemein  geologische 
Vorgänge  vor  Augen  führen,  zählt  ein  mächtiger  Block  Schratten- 
kalk, an  welchem  die  der  Erosion  und  Lösung  beizumessende 
Karreubildung  in  vorzüglicher  Weise  zu  sehen  ist. 

Sehr  verbunden  sind  wir  unserem  korrespondierenden  Mit- 
gliede  Herrn  Dr.  Verbeek  in  Buitenzorg,  unserer  Sammlung 
einige  der  von  ihm  entdeckten  und  wissenschaftlich  behandelten 
sog.  „Mondsteine",  die  als  Mondaus würfliuge  gedeutet  werden, 
gewidmet  zu  haben. 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  Mühlberg  in  Aarau  kam  uns  als 
Tauschsendung  eine  Sammlung  von  Gegenständen  zu,  die  nach 
den  verschiedensten  Richtungen  hin  unsere  Sammlung  der  all- 
gemein geologischen  Erscheinungen,  die  erst  seit  10  Jahren 
angelegt  ist,  ergänzen.  ^  Fast  jedes  Stück  demonstriert  einen 
Vorgang,  der  in  unserer  Sammlung  noch  nicht  zur  Darstellung 
gelangt  war.  Hier  ist  uns  wieder  der  so  sehr  beengte  Raum 
recht  fühlbar,  um  so  fühlbarer,  da  sich  gerade  an  dieser  Samm- 
lung ein  sehr  lebhaftes  Interesse  der  Besucher  des  Museums 
zeigt.  Unter  den  Objekten  obiger  Sendung  heben  wir  vor 
Allem  solche  hervor,  deren  Oberfläche  vom  Gletscher  geschliffen 
und  geschrammt  scheint,  die  Ritze  und  Schliffe  aber  im  einen 
Fall  bei  einem  Bergsturz  erhielt,  im  anderen  durch  auf  ihr  ver- 


—    XCIX    — 

kehrende  genagelte  Sclmlie  u.  dergl. ;  dazn  kommen  Gesteins- 
stücke mit  verschiedenen  künstlich  erzengten  Bruchflächen  und 
natürlichen  Zerklüftungen  und  Rutschstreifen,  besonders  Zerreis- 
sungeu  au  Kalksteinen,  ferner  Gerolle  mit  Schlagfiguren  und 
solche  mit  Eindrücken  infolge  Auflösung  im  Kontakte  mit 
anderen  Gerollen.  Mannigfaltig  sind  auch  die  Verwitterungs- 
erscheinungen vertreten,  auch  gequetschte  GeröUe.  Dazu  kommen 
noch  Nilsedimente  von  verschiedener  Korngröße  und  verschie- 
denem x^lter  und  Wüstensand.  Endlich  war  dieser  reichen 
Sendung  noch  eine  größere  Suite  der  wichtigsten  Arten  aus  der 
Mikrofauna  des  Hauptrogensteins  in  Baselland  beigefügt.  Höchst 
instruktiv  sind  zwei  Stücke  aus  dem  Keupergips,  das  eine  mit 
Adern  von  Bittersalz ;  im  anderen  ist  das  Bittersalz  ausgelaugt, 
die  ehemalige  Lagerung  des  Salzes  kann  man  aber  noch  deutlich 
erkennen. 

Tauschsendungen  wurden  nach  verschiedenen  Seiten  gemacht, 
um  größere  Suiten  oder  Einzelobjekte  für  unsere  Sammlung  zu 
erwerben.  Es  ging  eine  große  Sendung  von  Tertiärpfianzen  aus 
hiesiger  Gegend  an  das  National-Museum  in  Washington, 
um  unter  anderem  dikotyle  Reste  aus  der  Potomacflora  zu  er- 
halten, eine  Sendung  von  Süßwasserkonchylien  aus  dem  Mainzer 
Becken,  aus  der  Krim,  aus  Ungarn  und  Slavouien  an  das  Ham- 
burger Museum,  um  Interessantes  aus  Holstein  etc.  zu  er- 
halten. Die  Sendung  an  Dr.  H.  Fischer  in  Zofingen  hatte 
den  Zweck,  gewisse  jurassischeFossilien,  die  an  Prof.  Dr.  Hoernes 
in  Graz,  um  alpine  Fossilien  zu  erlangen;  auch  an  Prof.  Cana- 
vari  in  Pisa  werden  wir  baldmöglichst  eine  Tauschsendung 
machen. 

Dieses  Jahr  kam  die  Bestimmung  der  Pflauzenreste  des 
Mainzer  Tertiärbeckens  unseres  Museums,  die,  soweit  es  nicht 
schon  früher  durch  Dr.  Ge^^ler  geschehen  war,  Herr  Professor 
H.  Engelhardt  in  Dresden  die  Güte  hatte  zu  übernehmen, 
zum  Abschluß  und  zwar  durch  die  Bestimmung  der  reichen  Samm- 
lung von  Salzhausen,  die  wir  zum  größten  Teil  dem  Sammel- 
eifer von  Dr.  0.  Boettger  danken,  und  die  aus  dem  Schleich- 
sandstein des  Untermainthals  (Seckbach),  von  Rheinhessen  und 
Rheingau.  Auch  die  Bestimmung  von  tertiären  Pflanzen  von 
Lokalitäten,  die  außerhalb  des  Mainzer  Beckens  liegen,  hat 
Herr  Prof.  EnoeUiardt  schon  begonnen.    Die  Aufstellung  der 


—  _c    — 

Salzhauser  Flora  geschah  so  wie  voriges  Jahr  die  von  Münzen- 
berg derart,  daß  jede  Species  nur  in  einem  Exemplar  aus- 
gestellt ist.  Neu  aufgestellt  und  etikettiert  ist  auch  die  schöne 
und  reiche  Flora  von  Himmelsberg  bei  Fulda,  die  aus  den  Auf- 
saramlungen  von  E.  H  a s  s  e  n  c  a  m  p  sta mmt. 

Nach  den  Bestimmungen  von  H.  E  n  g  e  1  h  a  r  d  t  kommen 
zu  der  Liste  fossiler  Pflanzen  aus  dem  Schleichsand  (Senckenb. 
Bericht  1884  p.  215  u.  216)  noch  folgende  Pflanzen: 

Isöetes  sp.  ?  BanJcsia  louffi folia  Ung.  sp. 

Poacites  sp.  Cinnamomwm  roßmäßleri  Heer. 

Qiiercus  pseudolaurns  Ett.  Celastrus  eurojxieus  Ung. 

—  elaena  Ung.  Bumelia  minor  Ung. 
cf.  Apocynopliyllum  penninervium  Bhamnus  gaudini  Heer. 

Ung.  Andromeda  protogaea  Ung. 

Immerhin  ist  diese  Flora,  verglichen  mit  der  ihr  zeitlich 
vorausgehenden  aus  dem  Rupelthon  von  E'lörsheim,  wie  mit  den 
ihr  zeitlich  folgenden  aus  dem  oberoligocänen  Blättersaudstein 
von  Münzenberg  und  der  untermiocänen  Braunkohle  von  Salz- 
hausen und  Bommersheim,  arm.  Die  Flora  von  Salzhausen 
erwies  sich  in  unserer  Sammlung  reicher  an  Arten,  als  sich 
nach  den  Publikationen  von  E,.  Ludwig  (Palaeont.  VIII)  und 
C.  von  Etti nghausen (Wiener  Sitzungsber.  Bd.  57, 1.  S.  807-890) 
ergeben  hat.     Hierzu  kommen  noch: 

Imhricaria  ziegleri  Geyl.  Pterocarya  denticulata  Web.  sp. 

Sphaeria  ulmi  Geyl.  Acer  trilobatum  v.  producta. 

Xylomites  varius  Heer.  —  integrilobum  Web. 

Sclerotium  acericola  Heer.  —  tricuspidatum  AlBr. 

Pteris  parschlugiana  Ung.  Laurus  lalages  Ung. 

Widdringtonia  ungeri  Endl.  —  ocoteaefolia  Ett. 

Poacites  cacspitosus  Heer.  Myrica  longifolia  Ung.  ? 

Juncus  retractus  Heer.  —  lignitum  Ung. 

Salix  macrophylla  Heer.  —  studeri  Heer. 

—  integra  Goepp.  —  banksiaefolia  Ung. 

—  media  AlBr.  Sophora  eiiropaea  Ung. 

—  tenera  AlBr.  Bhamnus  rectinervis  Heer. 
Populus  mutahilis  v.  lancifolia  Celastrus  murcfdsoni  Heer. 
Carpinus  grandis  Ung.                              ApocynopJiyllum  helveticum  Heer. 
Fagus  dentata.                                           Nyssa  ornithobroma  Ung.  ? 
Quercus  nereifolia  AlBr.  —  nertumni  Ung. 

—  hamadryadum.  Pisonia  lancifolia. 
Ficus  dubia  Heer.                                      Sapindus  falcifolius  Ung. 
Platanus  aceroides  Goepp.                        Prunus  grandifolia  Ldw. 
Juglans  acuminata  v.  latiloba. 


—    CI    — 

Wir  kommen  zu  dem  Berichte  über  die  Ankäufe. 

Aus  den  diluvialen  Mosbaclier  Sauden  ist  uns  heuer  manches 
geworden,  was  wissenschaftlich  bedeutsam  ist,  auch  bisher  nicht 
oder  nicht  in  solcher  Vollkommenheit  in  der  Sammlung  vor- 
handen war;  da  sind  zu  nennen:  eine  ünterkieferhälfte  von 
Felis  leo  fossüis,  das  enorme  Geweih  von  Alces  latifrons,  die  Ober- 
armkuochen  der  zwei  Rhinoceroten.  Zum  Zwecke  der  Bearbeitung 
der  Mosbacher  Säugetierreste  erhielten  wir  heuer  wieder  den 
Besuch  von  Herrn  Dr.  H.  S  c  h  r  o  e  d  e  r  aus  Berlin,  diesmal  um  die 
Elephasreste  aufzunehmen.  So  schreitet  nun  doch  diese  Arbeit  fort. 

Wenn  auch  unter  den  angekauften  Weinheimer  Meeres- 
saudfossilien  sich  außer  Avicula  kaum  etwas  neues  fand,  so 
enthielt  diese  Kollektion  doch  eine  Zahl  seltener  und  wertvoller 
Petrefakten,  die  sich  im  Tauschverkehr  schon  wieder  bezahlt 
machen. 

Da  unsere  Sammlung  in  der  Säugetierfauna  von  Mosbach 
eine  Tierwelt  besitzt,  die  uns  ein  besonders  warmes  Klima 
während  einer  Interglacialzeit  deutlich  vor  Augen  führt,  und 
dann  auch  eine  Flora  aus  der  der  Glacialzeit  unmittelbar  voraus- 
gehenden Oberpliocänzeit  enthält,  so  war  es  uns  recht  will- 
kommen, eine  Kollektion  von  Pflanzenabdrücken  aus  der  inter- 
glacialen  Höttinger  Breccie  erwerben  zu  können,  welche  nicht 
minder  die  klimatischen  Verhältnisse  einer  Interglacialzeit  zur 
Darstellung  bringt. 

Die  Gelegenheit,  Reste  von  alttertiären  Säugern  aus  den 
Phosphoritlagern  aus  dem  Quercj'  zu  erwerben,  haben  wir 
soweit  wie  möglich  genützt  und  sind  hierbei  aufs  dankens- 
werteste von  der  herpetologischeu  Sektion  finauziell  unterstützt 
worden. 

Aus  den  neuen  Erwerbungen  von  Münzenberger  Pflanzen- 
resten ist  vor  Allem  der  Hohlabdruck  von  Pinus  grossana,  die 
uns  noch  fehlte,  bemerkenswert. 

Nicht  unwesentliche  Bereicherung  und  Ergänzung  hat 
die  Sammlung  durch  den  Ankauf  des  geologisch  -  palaeontolo- 
gischen  Teiles  des  Dr.  Volger'schen  Nachlasses  erfahren.  Unter 
den  Objekten,  die  aus  der  hiesigen  Gegend  stammen,  nennen  wir 
vorerst  die  Gesteinsproben  und  Fossilien,  die  bei  einer  Brunnen- 
grabung hinter  der  Friedberger  Warte  1859  gefordert  worden 
sind.     AVas    aus    dem    Erworbenen    für    die  Schichteufolgen  im 


—    CII    — 

Norden  von  Frankfurt  sich  ergiebt,  ist  an  anderer  Stelle  mit- 
geteilt, ebendaselbst  ist  auch  das  wertvollste  Fossil,  das  bei 
dieser  Grabung  gewonnen  wurde,  besprochen.  Sehr  selten  sind 
bisher  in  den  Tertiärschichten  die  Teile  der  Vorderextremität 
eines  Handflatterers  in  einigem  Zusammenhang  gefunden 
worden.  Bekanntlich  ist  1843  seitens  der  Stadt  eine  Tiefbohrung 
im  Norden  derselben  unternommen  worden,  um  einen  artesi- 
schen Brunnen  zu  gewinnen.  Der  Zweck  wurde  nicht  erreicht. 
Eine  Bohrprobe  aus  einer  Tiefe  von  406 — 449'  ergab,  daß  hier 
erst  der  Horizont  des  Cyreuenmergels  erreicht  worden  war. 
Diese  Bohrung  wurde  hier  sowenig  zu  Ende  geführt,  wie  diejenige, 
welche  dem  städtischen  Schwimmbad  1893/94  das  Wasser  liefern 
sollte.  —  Soweit  die  Stücke  aus  hiesiger  Gegend  stammen,  sind 
noch  2  Schädelchen  aus  dem  Aulehm  zu  nennen,  das  eine  einem 
Hund,  das  andere  einem  Wolf  zugehörig.  In  der  ansehnlichen 
Sammlung  von  Petrefakten  im  Dachschiefer,  der  wahrscheinlich 
von  Caub  a.  Eh.  stammt,  sind  außer  Rhipidophijlhuu  noch  Pleuro- 
dictyum probleynaticum^  Poteriocrimis,  Homalouotus,  Phacops,  ferner 
Bivalven  und  Orthoceren  ziemlich  zahlreich  vertreten ;  an  einem 
Exemplar  von  Pleurodidyum  sieht  man  auch  die  S förmig  gekrümmte 
Wurmröhre  in  der  Mitte  des  Kelches.  Während  aber  im  Spirifereu- 
sandsteiu  das  Fossil  der  Steinkern  ist,  ist  das  Fossil  im  Dachschiefer 
der  verkieste  Korallenstock.  Besonders  interessant  sind  ein  paar 
Fetzen  der  Oberhaut  von  Panzerfischen,  wahrscheinlich  Asterolepis. 
Erwünscht  waren  uns  als  zukünftige  Ausstellungs  -  Objekte 
größere  Platten  mit  Pflanzenresten  aus  dem  Carbon  von  Waiden- 
burg, Lugau,  Wettin  und  Saarbrücken.  —  Aus  der  großen  Zahl 
von  Platten  aus  dem  tertiären  Meeresthon  von  Nierstein,  die 
durch  unpassenden  Aufbewahrungsort  völlig  verschimmelt  waren, 
gelang  es  nur  an  1  Exemplar  und  zwar  durch  Spaltung,  Tenta- 
culltes  maximus  Ludw.  freizulegen.  Unsere  Sammlung  aus  dem 
Coralrag  von  Nattheim  ist  durch  eine  ziemlich  ansehnliche  Zahl 
von  Fossilien  von  dort,  zunächst  Korallen,  vermehrt  worden. 

Zu  den  wohlbekannten  Fußspuren  von  Chirothcrium  von 
Hildburghausen  kamen  heuer  solche  vom  Elchsfeld,  geschenkt 
von  Herrn  Dr.  Loretz,  dann  durch  Kauf  eine  Platte  mit  Fuß- 
spuren von  Jchnkmi  sphaerodactijlimi  von  Tambach  aus  dem 
Gotha'schen  Museum  und  eine  Platte  von  Saurichnites  lacer- 
toides  aus  der  Volger' scheu  Sammlung. 


—   cm   — 

Als  Lehrmittel  für  die  geologischen  Vorlesungen  wurde 
Potonies,  „Eine  Landschaft  zur  Steinkohlenzeit"  angekauft. 
Schließlich  ist  noch  eine  Angabe  im  vorjährigen  Sektionsbericht 
richtig  zu  stellen.  Die  Bezeichnung  des  pag.  LXXXVII  unten 
als  Haploccras  aufgeführten  Ammoniten  ist  nach  der  sehr 
gefälligen  Bestimmung  des  Herrn  Professor  Dr.  Victor  Uhlig 
in  Prag  in  Kcpplerites  zu  ändern,  eines  Ammonitengenus,  das 
im  Osten  nicht  selten  ist  Zu  meinem  großen  Bedauern  bin 
ich  noch  nicht  im  Besitze  der  Litteratur,  die  zur  Bestimmung 
der  Pojnla?itj-F eiima.  nötig  ist. 

Auch  heuer  erhielt  unsere  Sammlung  zahlreichen  Besuch 
von  Fachgenossen:  Herr  Dr.  G.  Greim  von  Darmstadt,  Dr. 
O.M.  Reis  aus  München,  Dr.H.  Schroeder  von  Berlin,  Professor 
Dr.  E.  Koken  von  Tübingen,  Professor  Dr.  Liebisch  von 
Halle  a.  S.,  Dr.  AI.  Steuer  von  Darmstadt,  Professor  Dr. 
Aug.  Nies  von  Mainz  und  Dr.  Lorenz  von  Wien. 

Professor  Dr.  F.  Kinkelin. 
Professor  Dr.  0.  Boettger. 


B.  Protokoll-Auszüge. 

Samstag,  den  21.  Oktober  1899. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Der  Vorsitzende  begrüßt  die  zahlreich  erschienenen  Mit- 
glieder zum  Beginn  des  Wintersemesters  mit  dem  Wunsche, 
daß  sich  die  wissenschaftlichen  Sitzungen  der  Gesellschaft  wieder- 
um des  gleichen  Interesses  erfreuen  mögen  wie  in  den  früheren 
Jahren. 

Aus  den  Vorkommnissen  des  abgelaufenen  Sommers  ist  der 
herbe  Verlust  hervorzuheben,  den  die  (Gesellschaft  durch  das 
am  16.  Juli  d.  J.  erfolgte  Hinscheiden  ihres  „ewigen  Mitgliedes", 
des  Herrn  Albert  Keyl,  erlitten  hat.  Der  Verblichene  hat 
die  erste  Anregung  zur  Ausführung  des  seit  langen  Jahren  als 
notwendig    erkannten    Museums- Neu b aus   gegeben,   indem 


—     CIV     - 

er  der  Gesellschaft  hierzu  ein  ansehnliches  Kapital  zur  Verfügung 
gestellt  hat.  Sein  Vorgehen  ist  nicht  vereinzelt  geblieben; 
zahlreiche  Schenkungen  anderer  hochherziger  Gönner  bezeugen 
die  allgemeine  Sympathie,  welche  Frankfurts  Bürgerschaft  dem 
Vorhaben  der  Gesellschaft  entgegenbringt  und  sie  in  der  zu- 
versichtlichen Hoffnung  bestärkt,  daß  vielleicht  schon  im  kom- 
menden Jahre  mit  dem  Neubau  begonnen  werden  kann. 

Ein  anderer  Verlust  hat  die  Gesellschaft  vor  wenigen 
Wochen  durch  den  jähen  Tod  des  Afrikareisenden  Dr.  med. 
Georg  Kolb  aus  Wiesbaden  betroffen.  Er  ist  am  18.  Sep- 
tember d.  J.  bei  einer  Nashornjagd  in  der  Nähe  des  Rudolfsees 
an  der  Grenze  zwischen  Deutsch-  und  Britisch-Ostafrika  von 
einem  Rhinoceros  getötet  worden.  Einsam  in  der  Heide,  etwa 
30  Kilometer  nördlich  Msaara,  liegt  das  Grab  des  kühnen 
Forschers,  ein  einfacher  Steinhügel,  von  einem  seiner  Begleiter 
mit  der  deutschen  Flagge  bedeckt,  für  die  der  Verstorbene  stets 
mit  Mut  und  Ehre  eingetreten  ist.  Kolb  hatte  sich  zu  An- 
fang des  Jahres  1894  nach  Ostafrika  begeben,  um  sich  der  so- 
genannten „Freiland-Expedition"  anzuschließen.  Nachdem  sich 
dieselbe  jedoch  bereits  vor  seiner  Ankunft  aufgelöst  hatte, 
unternahm  der  kühne  Forscher  von  Mombasia  aus  auf  eigene 
Faust  eine  Expedition  in  das  Innere  und  hat  auf  derselben 
zweimal  den  Kenia  bestiegen.  Vor  zwei  Jahren  hat  sich  Kolb 
längere  Zeit  durch  Studien  im  hiesigen  Museum  auf  eine  neue 
Reise  nach  dem  aequatorialen  Afrika  vorbereitet  und  ist  in 
dieser  Zeit'den  Mitgliedern  der  Gesellschaft  durch  einen  interes- 
santen Vortrag  bekannt  geworden,  den  er  am  23.  Oktober  1897 
über  seine  Expeditionen  zum  Berge  Kenia*)  gehalten  hat.  Eine 
Suite  wertvoller  Naturalieu,  welche  der  Verstorbene  auf 
seinen  Reisen  gesammelt  hat,  ist  der  Gesellschaft  von  seiner 
Mutter  überwiesen  worden. 

Sodann  hält  Herr  Prof.  Dr.  H.  Scheuck  aus  Darmstadt 
einen  Vortrag: 

„Über    die   Wechselbeziehungen    zwischen    Pflanzen 
und  Ameisen  im  tropischen  Wald". 
Nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen  über  die  Bezieh- 
ungen zwischen  Pflanzen  und  Tieren  hebt  der  Vortragende  hervor, 

*)  „Bericht  d.  Senckenberg.  Naturf.  Ges.,"  1898.     Seite  C. 


—    cv    — 

daß  gerade  in  den  Tropen  mit  ihrer  überaus  reichhaltigen  Vege- 
tation sich  sehr  eigenartige  Beziehungen  zwischen  den  dort 
ungemein  häufigen  und  artenreichen  Ameisen  und  bestimmten 
Gewächsen  herausgebihlet  haben.  Man  kennt  jetzt  schon  eine 
große  Anzahl  von  Bäumen  und  Sträuchern,  welche  konstant 
von  kleineu  Ameisen  bewohnt  werden  und  mit  diesen  Tierchen 
eine  Art  von  Symbiose,  ein  Schutz-  und  Trutzbündnis,  einge- 
gangen sind.  Am  genauesten  bekannt  sind  dank  den  Beobach- 
tungen von  Th.  Belt,  Fritz  Müller  und  W.  Schimper 
einige  Arten  der  südamerikanischen,  zu  den  Moraeeen  gehörenden 
Gattung  Cecropia,  die  sog.  Imbaüba-Bäume,  welche  in  ihren 
hohlen  Stämmen  Kolonien  der  kleinen,  bissigen  Ameise  Äxteca 
instahilis  beherbergen.  In  zwei  Punkten  zeigt  sich  eine  deut- 
liche Anpassung  des  Baumes  an  seine  Bewohner;  erstens  werden 
diejenigen  Stellen  des  hohlen  Stammes,  welche  von  den  Ameisen 
später  zu  Eingangsöffnungen  durchnagt  werden,  bereits  von  der 
Pflanze  vorgebildet,  uud  zweitens  erzeugen  die  Blätter  am  6*runde 
der  Blattstiele  auf  eigentümlichen  Haarpolstern  kleine,  sich  los- 
lösende, nährstoffreiche  Körperchen,  welche  zu  der  Kategorie 
der  mehrzelligen  Haare  zu  rechnen  sind  und  den  Ameisen  zur 
Nahrung  dienen.  Die  Azteca-Ameise  ist  andererseits  dem  Baume 
von  größtem  Nutzen,  indem  sie  ihn  schützt  gegen  die  Angriffe 
einer  anderen  Ameisenart,  der  Saüba  oder  Blattschneide- Ameise, 
die  oft  in  Scharen  viele  Pflanzen  der  Tropenwälder  befällt, 
die  Blätter  in  Stückchen  zerschneidet  und  in  ihre  Nester  schleppt 
und  so  in  kurzer  Zeit  ganze  Bäume  zu  entlauben  vermag.  Die 
Blattschueide-Ameisen  benutzen,  wie  Alfred  Möller  klar 
nachgewiesen  hat,  die  in  ihre  meist  unterirdischen  Nester  ein- 
geschleppten Blattstückchen,  um  auf  denselben  einen  Pilz, 
Roxites  gongijlophora,  in  die  Verwandtschaft  unseres  Fliegen- 
pilzes gehörig,  regelrecht  in  Reinkultur  zu  züchten.  Sie  ernähren 
sich  von  eigenartigen  Anschwellungen  der  Pilzfäden,  welche 
das  Kammerwerk  der  Nester  durchwuchern,  ziehen  diesen  Pilz 
also  geradezu  als  Kulturpflanze.  Neuerdings  sind  auch  im 
tropischen  Asien  pilzbauende  Termiten  beobachtet  worden. 

Außer  den  Cecropien  gibt  es  in  den  Tropen  beider  Hemi- 
sphären noch  zahlreiche  andere  sogenannte  Ameisenpflanzen  oder 
Myrmekophyten,  welche  ständig  von  Ameisen  bewohnt  werden ; 
aber  nur  bei  den  wenigsten  ist  bis  jetzt  nachgewiesen,  daß  die 


—     CVI     — 

Ameise  auch  wirklich  der  Pflanze  eiueii  ganz  bestimmten 
Nutzen  bringt.  In  den  Tropen  der  alten  Welt  fehlen  die  Blatt- 
schneide-Ameisen;  da  mögen  es  andere  Insekten  sein,  welche 
abgehalten  werden. 

Erwähnt  und  geschildert  werden  als  weitere  Beispiele 
Humboldtia  laurifolia  und  Diiroia  Jiirsuia  mit  Ameisenwohnungen 
in  hohlen  Stämmen,  Myrmecodia  und  HijdnopJtijtum  mit  großen 
Knollen,  welche  von  Hohlräumen  durchzogen  sind  und  in  den- 
selben die  Nester  beherbergen,  Microphysca  und  Tococa,  bei 
denen  an  den  Blättern  Höhlungen  gebildet  werden,  und  endlich 
Acacia  sphaer acephala  und  cornigera  mit  ihren  hohlen,  aufge- 
blasenen Nebenblattdoruen.  Morphologisch  sind  es  also  sehr 
verschiedene  Gebilde,  die  zu  Ameisenwohnungen  hergerichtet 
erscheinen  und  biologisch  demselben  Zwecke  dienen. 

Zum  Schluß  werden  die  sog.  extranuptialen  Honigdrüsen 
erwähnt,  welche  bei  vielen  Tropenpflanzen,  aber  auch  bei  einigen 
Gewächsen  unserer  Flora,  an  den  Blättern  oder  Blattstielen 
sitzen  und  Honig  abscheiden.  In  gewissen  Fällen  ist  beobachtet 
worden,  daß  auch  diese  Honigdrüsen  von  Ameisen  besucht 
werden,  und  daß  diese  Tierchen  den  betreffenden  Pflanzen 
Schutz  gegen  schädliche  andere  Insekten  gewähren;  indessen 
bedarf  die  Frage  nach  der  Bedeutung  der  extranuptialen  Honig- 
drüsen noch  weiterer  Untersuchungen. 

Erläutert  werden  die  Ausführungen  des  Vortragenden  durch 
11  große  Wandtafeln,  welche  die  wichtigsten  Ameisenpflanzen 
zur  Darstellung  bringen,  sowie  durch  getrocknete  Pflanzen  und 
andere  Sammlungsobjekte,  Photographien  und  Zeichnungen. 

Der  Vorsitzende  dankt  dem  Redner  für  den  hochinteres- 
santen Vortrag  und  bittet  ihn,  die  Gesellschaft  recht  oft  in 
freundnachbarlicher  Weise   mit   seiner  Gegenwart   zu   beehren. 

Samstag,  deu  4.  November  1899. 

Vorsitzender :  Herr  Dr.  August  K  n  o  b  1  a  u  c  h. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  zuerst  der  am  8.  d.  Mts.  statt- 
findenden Eröffnung  des  K  ö  n  i  g  1.  Instituts  für  experimen- 
telle Therapie,  durch  welches  den  naturwissenschaftlichen 
und  medizinischen  Schöpfungen  Senckenbergs  ein  engver- 
wandte Ziele  erstrebendes  Institut  angefügt  wird.   Der  verdienst- 


—   evil   — 

volle  Leiter  desselben,  Herr  Geh.  Mediziual-Rat  Prof.  Dr.  Paul 
Ehrlich,  ist  wegen  seiner  bahnbrechenden  Untersuchungen  über 
„das  Sauerstoffbedürfnis  des  Organismus"  am  10.  März  1887  mit 
dem  T  i  e  d  e  m  a  u  n  p  r  e  i  s  e  ausgezeichnet  worden.  Seither  korre- 
spondierendes Mitglied  der  Gesellschaft,  ist  Herr  Geh.  Rat 
Ehrlich  nunmehr  als  arbeitendes  Mitglied  in  die  Ver- 
waltnng  eingetreten. 

Herr  Prof.  Dr.  L.  Edinger  spricht  hierauf  über: 

„Das  Gedächtnis  der  Fische." 

Die  wissenschaftliche  Psychologie  hat  bisher,  weil  sie 
wesentlich  von  der  Selbstbeobachtung  des  Untersuchenden  oder 
von  dem  an  anderen  Menschen  Beobachteten  ausging,  bekanntlich 
sehr  wenig  Gewicht  auf  die  entsprechenden  Erscheinungen  ge- 
legt, welche  die  niederen  Tiere  darbieten.  Wo  es  geschah,  ist 
es  mit  unglaublicher  Verkennung  der  Beurteilungs-  und  Be- 
obachtungsmethoden geschehen.  Man  verurteilt  jetzt  mit  Recht 
den  Standpunkt  der  Romanes,  Büchner,  Brehm,  welche 
überall  menschliche  Triebe,  Veranlassungen,  Überlegungen  sehen. 
Auch  der  alte  und  immer  wiederkehrende  Versuch,  eine  scharfe 
Grenze  zwischen  „Verstand"  und  „Instinkt"  zu  ziehen,  hat  der 
Entwicklung  einer  wirklich  wissenschaftlichen  Tierpsj-chologie 
mehr  geschadet  als  genützt.  Dazu  kommt  noch  als  drittes 
Schadenmomeut,  daß  viele  derjenigen,  welche  Psychologie  trieben, 
von  der  Tierbeobachtung  nichts  verstanden,  und  daß  die  meisten 
der  Tierbeobachter  den  wissenschaftlichen  Fragestellungen  zu 
fern  standen.  So  konnte  es  einerseits  zu  einem  anscheinend 
ausgebauten  Stückchen  Tierpsychologie  kommen,  mit  dem  kaum 
etwas  anzufangen  ist,  wenn  man  nach  der  Sicherheit  der  Unter- 
lagen sich  umthut,  und  andererseits  zu  einer  jetzt  schon  sehr 
großen  Sammlung  von  Tierbeobachtuugen,  welche  von  jenen 
Psychologen  beeinflußt,  also  nicht  objektiv  sind.  Die  expe- 
rimentelle Physiologie  des  Nervensystems  ist  jetzt  in  mancherlei 
Hinsicht  gut  ausgebaut,  von  der  Anatomie  des  Tiergehirns 
wissen  wir  ebenfalls  jetzt  viel  mehr  als  früher,  so  viel,  daß  man 
wohl  einmal  den  Versuch  wagen  konnte,  zu  untersuchen,  wie 
weit  die  Leistungsmöglichkeit  der  einmal  bekannten  Apparate 
geht,  welche  B^inktionen  mijglicli  werden,  wenn  zu  einzelneu 
Hirnteileu  neue  hinzutreten.  Es  liegt  eine  große  und  heute  schon 


—    CVIII    — 

zum  Teil  lösbare  Aufgabe  für  diejenigen  vor,  welche,  das  Be- 
kannte beherrschend,  an  die  Tierbeobachtung  ohne  Voreinge- 
nommenheit herantreten. 

Glücklicherweise  hat  uns  die  Beobachtung  an  Menschen 
und  Säugern,  die  anatomische  und  physiologische  Beobachtung, 
wenigstens  schon  soviel  gelehrt,  daß  wir  einen  festen  Ausgangs- 
punkt haben.  Zunächst  wissen  wir,  daß  einzelne  Hiruteile  be- 
stimmten Tieren  fehlen  und  erst  bei  anderen,  gewöhnlich  höheren, 
auftreten,  und  wir  nehmen  wahr,  daß  mit  diesem  Neuauftreten 
ein  vergrößertes  Können  nach  bestimmten  Richtungen  hin  ver- 
bunden ist.  Ja,  man  kann  schon  heute  für  einzelne  Ganglien 
und  Faserzüge  des  Gehirns  nachweisen,  daß  sie  wohl  geeignet 
sind,  bestimmten  seelischen  Thätigkeiteu  als  Unterlage  zu  dienen. 

Der  Vortragende  erläutert  dies  näher  an  den  Sehbahnen, 
die  in  der  Gesellschaft  schon  mehrfach  besprochen  worden  sind. 
Der  Sehnerv  endet  in  bestimmten  Zentren  des  Gehirnes  und 
mit  diesen  verbindet  sich  ein  Teil  der  Hirnrinde,  die  Sehrinde. 
Über  die  ßindenfunktion  sind  wir  ziemlich  gut  unterrichtet, 
aber  sehr  wenig  wissen  wir  über  die  Leistungsfähigkeit  der 
primären  Zentren.  Können  auch  diese  Eindrücke  zurückhalten? 
Gehen  auch  von  ihnen  Bahnen  aus,  welche  die  Verwertung  er- 
haltener Eindrücke  zu  späteren  Thätigkeiteu  ermöglichen?  Ist 
das  Gedächtnis  nur  eine  Funktion  der  Rinde,  oder  kommt  es 
auch  tieferen  Hirnteilen  zu?  Falls  die  letztere  Frage  bejahend 
gelöst  werden  kann,  erhebt  sich  sofort  die  neue,  was  an  Mehr 
durch  das  Auftreten  der  Hirnrinde  für  das  Seelenleben  ge- 
wonnen wird. 

Diesen  Fragen  sollte  eine  Enquete  näher  treten,  welche 
der  Vortragende  im  Laufe  des  Jahres  1897  angestellt  hat.  Es 
kam  darauf  an,  ein  möglichst  reiches  Beobachtungsmaterial 
zu  erhalten,  und  deshalb  wurde  ein  entsprechender  Aufruf  an 
eine  Anzahl  von  Fischerei-  und  Aquarien-Zeitungen,  auch  an 
einige  naturwissenschaftliche  Blätter  des  In-  und  Auslandes 
versendet.  Aus  diesen  übernahm  ihn  erfreulicherweise  die 
politische  Presse. 

Dieser  Aufruf  hatte  einen  überaus  erfreulichen  Erfolg.  In 
wenig  Monaten  erhielt  der  Vortragende  aus  allen  Teilen  der 
Erde,  aus  Deutschland,  England,  Frankreich,  aus  Nordamerika, 
Canada,  Slam,   Indien,   von   überall   her  reichliche  Zuschriften. 


—     CIX     — 

War  einmal  das  große  luteresse  überraschend,  das  von  Fiscli- 
züchteru,  Auglern,  Naturforschern  und  Naturliebhabern  an  der 
Beantwortung  der  Frage  genommen  wurde,  so  war  auch  be- 
sonders überraschend  und  erfreulich  der  Umstand,  daß  nur 
relativ  wenige  ganz  unbrauchbare  Zuschriften  einliefen,  daß  viel- 
mehr die  Mehrzahl  der  Korrespondenten  gut  und  einwurfsfrei 
zu  beobachten  und  zu  berichten  wußte. 

Wir  kennen  das  Gehirn  der  Knochenfische  bereits  ziemlich 
genau.  Die  Sinnesuerven  münden  da  alle  nur  in  ihre  primären 
Endstätten,  ganz  die  gleichen,  in  welche  sie  auch  bei  den 
höheren  Tieren  reichen.  Von  diesen  Endstätten  führt  aber  nicht 
die  feinste  Bahn  zu  irgend  etwas,  das  einer  Hirnrinde  ähnlich 
wäre.  Die  Rinde  fehlt  ganz.  Diese  Tiere  sind  also  auf  das 
Arbeiten  mit  den  primären  Endstätten  angewiesen. 

Wenn  wir  nun  ermitteln  wollen,  was  dieser  Apparat  etwa 
leisten  kann,  so  müssen  wir  zunächst  feststellen,  welche  Sinnes- 
eindrücke von  der  Außenwelt  her  überhaupt  von  Fischen  rezipiert 
werden  können.  Sehen  diese  Tiere,  hören  sie,  fühlen  sie,  be- 
sitzen sie  etwa  Sinuesqualitäten,  welche  anderen  Tieren  fehlen? 

Auf  eine  Rezeption  von  Reizen  kann  nur  aus  den  Be- 
wegungen, welche  auf  sie  erfolgen,  geschlossen  werden. 
Dabei  kann  zunächst  völlig  außer  Betracht  bleiben,  wieweit 
solche  Reize  perzipiert,  d.  h.  wahrgenommen  werden.  Bekannt- 
lich nimmt  auch  der  Mensch,  der  doch  mit  einem  feinen  Wahr- 
nehmungsvermögen ausgestattet  ist,  vielfach  Reize  auf,  die  er 
nicht  wahrnimmt,  wenn  seine  Aufmerksamkeit  nicht  speziell, 
darauf  gerichtet  ist;  ja,  er  vermag  gar  nicht  alle  von  ihm 
rezipierten  Reize  zu  erkennen. 

Gewisse  nur  anscheinend  seelische  Erscheinungen  müssen 
bei  der  Untersuchung  von  der  Betrachtung  ausgeschlossen 
werden,  weil  es  sich  dabei  nie  um  Lernen  handelt,  vielmehr 
im  Bau  des  Körpers  begründete  Eigenschaften  vorliegen.  Es 
giebt  nämlich  eine  ganze  Reihe  von  Erscheinungen  in  der  Tier- 
und  Pflanzenwelt,  welche  beiden  völlig  geraeinsam  sind  und 
jedenfalls  ohne  Mitwirkung  irgend  eines  nervösen  Apparates 
zustande  kommen.  Nicht  nur  die  Pflanze  wendet  sich  dem 
Lichte  zu  oder  von  ihm  ab;  auch  bei  den  Tieren  kommen 
die  Erscheinungen  des  Phototropismus,  wie  man  dies  Verhalten 
nennt,  ganz  ebenso  zur  Beobachtung,  selbst  bei  Tieren,   welche 


-    ex    — 

noch  nicht  die  Spur  eines  nachweisbaren  Nervensystems  haben. 
Ähnliche  Erscheinungen  sind  für  die  Wärme,  für  chemische 
Reize  und  für  die  Ausrichtung  zur  Schwerkraft  allen  niederen 
Tieren  und  Pflanzen  gemeinsam.  Eine  Grenze  nach  oben  hin, 
also  aufsteigend  in  dei'  Tierreihe,  kennen  wir  nicht.  Wir  haben 
aber  keinen  Grund  zur  Annahme,  daß  das  „Spielen  der  lustigen 
kleinen  Fischlein  im  Sonnenlicht"  etwa  auf  anderen  Prozessen 
beruhen  sollte,  als  das  Aufsteigen  der  Larven  niederer  See- 
tiere an  die  besonnte  Meeresoberfläche  oder  als  das  Verhalten 
einer  bestimmten  Bakterienart,  welche  sich  immer  nur  nach  dem 
belichteten  Teil  ihres  Aufenthaltsortes  hinzieht.  Das  Verhalten 
gerade  dieser  niedersten  Lebewesen  zum  Licht  ist  so  charakte- 
ristisch und  gesetzmäßig  wie  dasjenige  des  Magnets  zum  Eisen. 

Zweifellos  bringt  die  jüngste  Brut  der  Fische,  welche  noch 
mit  anhängendem  Dottersack  umherschwimmt,  ihr  Verhalten 
zum  Licht,  zur  Wärme  des  umgebenden  Mediums  und  wohl  zu 
mancherlei  anderen  Verhältnissen  der  Außenwelt  gesetzmäßig 
geordnet,  also  in  ihrem  Organismus  begründet,  mit  zur  W^elt. 
Sehr  wahrscheinlich  gehört  hierher  auch  das,  was  man  ge- 
wöhnlich „Flucht"  nennt.  Es  ist  schon  zu  einer  Zeit  vorhanden, 
wo  von  einem  ausgebildeten  Nervensystem  nicht  die  Rede  sein 
kann.  Fertig  mit  zur  Welt  gebracht  wird  auch  die  Zusammen- 
ordnung vieler  Bewegungen,  welche  im  Bau  der  Muskeln  eben- 
soviel begründet  ist  wie  in  der  Anlage  des  Nervensystems. 

Von  einem  Erlernen  der  Schwimmbewegung  kann  nicht 
die  Rede  sein,  wenn  wir  auch  auf  höheren  Stadien  der  Tier- 
reihe wahrnehmen,  daß  derartiges,  der  Gang,  das  Fliegen  etc., 
anscheinend  erlernt  werden  müsse.  Übrigens  kommt  auch  ein 
großer  Teil  dieses  letzteren  „Lernens"  nur  auf  die  Kräftigung 
der  noch  unzureichenden  Muskulatur  heraus,  denn  die  mikro- 
skopische Anatomie  des  Rückenmarks  lehrt,  daß  alle  Fasern  und 
Zellen,  welche  dem  Gehmechanismus  zu  Grunde  liegen,  um  die 
Zeit,  wo  der  Mensch  laufen  lernt,  längst  vorgebildet  sind. 

Es  giebt  nur  wenige  Untersuchungen  über  die  Siunes- 
rezeption  der  Fische.  Aus  diesen  geht  hervor,  daß  diese  Tiere 
chemische  Reize  empfinden,  —  Geschmack-,  Geruchsinn  — 
daß  sie  Licht  rezipieren  und  auch  durch  die  Augen  optische 
Bilder  bekommen,  daß  sie  sehen,  daß  es  fraglich  ist,  ob  sie 
überhaupt    hören,    daß    aber    kräftigere    Erschütterungen    des 


-     CXI     — 

Wassers,  selbst  solche  durch  Schallwellen,  von  ihnen  wahr- 
genommen werden.  Schließlich  hat  man  erkannt,  daß  in  den 
Kopfkanälen  und  in  der  Seitenlinie  noch  Sinnesorgane  gegeben 
sind,  welche  Druckschwanknngen  des  umgebenden  Mediums 
wahrzunehmen  gestatten.  E'ür  alle  diese  Sinnesapparate  kennen 
wir  heute  nicht  nur  die  Enden  an  der  Körperoberfläche,  son- 
dern auch  die  Nerven  und  deren  Enden  im  Gehirn.  Wir  wissen, 
daß  nicht  ein  einziger  dieser  Nerven  weiter  als  bis  zu  seinem 
ersten  Endganglion  reicht;  aber  wir  kennen  Faserzüge,  welche 
diese  ersten  Endganglicn  in  bestimmter,  immer  wiederkehrender 
Weise  untereinander  verknüpfen.  Ist  dieser  Apparat  geeignet, 
Eindrücke,  die  ihm  zugeführt  werden,  irgendwie  festzuhalten, 
existiert  eine  Nachwirkung  einmal  stattgehabter  Reize? 

Eine  Eigenschaft,  welche  schon  an  der  kleinsten  Fisch- 
brut wahrgenommen  wird,  ist  das  Zurückweichen  vor  plötzlich 
auftretenden  optischen  oder  anderen  Lichteindrücken. 

Dieser  „Fluchtreflex"  besteht  nun  bei  allen  Fischen 
fort  in  das  reife  Leben  hinein ;  er  kann  gesteigert  werden,  — 
„die  Fische  sind  scheu"  —  er  kann  herabgemindert  werden  — 
„die  Fische  werden  zahm".  Daß  Fische  zahm  werden,  ist  in 
mehr  als  hundert  Briefen  berichtet.  In  den  meisten  B'ällen 
handelt  es  sich  um  Goldfische,  die  im  Aquarium  gelernt  haben, 
vor  ihren  bekannten  Fütterern  nicht  zu  fliehen.  Das  Gleiche 
w^ird  aber  auch  von  Forellen  und  anderen  Fischarten,  ja  sogar 
von  Selachiern  berichtet.  Vielfach  wurden  Fische  so  zahm, 
daß  sie  sich  von  der  ihnen  bekannten  Person  mit  der  Hand 
ergreifen,  aus  dem  Wasser  nehmen  und  wieder  hineinsetzen 
ließen.  Redner  giebt  hierzu  zahlreiche  Beispiele.  Gewöhnlich 
werden  die  Fische  wieder  scheu,  wenn  die  Verhältnisse,  unter 
denen  dieselben  den  „Fluchtreflex"  verloren  haben,  geändert 
werden.  Auch  dafür  sind  zahlreiche  Beispiele  berichtet.  So 
hat  Herr  Wallau  in  Mainz  eine  Regenbogenforelle  so  gezähmt, 
daß  sie  das  Futter  aus  der  Hand  nahm ;  wenn  er  sie  dabei  am 
Schwanz  aus  dem  Wasser  hob,  kam  sie  auf  drei  Tage  nicht 
heran.  Viele  Beobachter  sahen  Goldfische,  die  schon  ganz  zahm 
waren,  wieder  scheu  werden,  wenn  sie,  etwa  durch  Katzen 
oder  Amseln,  gejagt  worden  waren.  Überhaupt  scheint  das 
Gejagt-  oder  Gestörtwerdeu  die  Fische,  auch  die  vorher  nicht 
gezähmten,  besonders  scheu  zu  machen. 


—     CXII     — 

Eine  bekannte  Erfahrung  der  Fischer  ist  es  auch,  daß 
einmal  ausgefischte  Plätze  für  längere  Zeit  von  den  Fischen 
gemieden  werden. 

Die  oben  gemeldeten  Erfahrungen  über  die  Zähmung  von 
Fischen  beweisen  vielleicht  schon,  daß  einmal  erlangte  Eindrücke 
zurückgehalten  werden  können.  Viel  klarer  aber  geht  das  aus 
den  zirka  150  Briefen  hervor,  welche  sich  ausschließlich  mit 
dem  Verhalten  der  Fische  bei  Fütterungen,  sei  es  in 
Teichen  oder  Flüssen,  sei  es  im  Aquarium,  beschäftigen.  Das 
gleichmäßige  Einerlei  der  Angaben  in  allen  diesen  Briefen  ist 
so  groß,  daß  man  die  berichteten  Thatsachen  wohl  als  den  Aus- 
fluß der  Gresamterfahrungen  aller  Fischbeobachter  wird  ansehen 
dürfen. 

Lange  gefütterte  Goldfische  werden  so  zahm,  daß  sie 
jedesmal  an  die  Stelle  herankommen,  an  welche  der  Fütternde 
tritt.  Auch  wenn  in  dem  Füttern  eine  Pause  von  Monaten  ein- 
tritt, verlieren  sie  nicht  diese  Gewohnheit.  Das  Gleiche  wird 
berichtet  vom  Barsch,  von  Scaphirhynchus^  von  Ellritzen, 
Bitterlingen,  Schleien,  Welsen,  von  Forellen  und  von  diversen 
Karpfenarten.  Vielfach  folgen  in  Teichen  die  Fische  dem 
Fütternden  auf  eine  Strecke  nach.  Es  scheinen  gewisse  Merk- 
zeichen optischer  Art  zu  sein,  welche  die  Fische  an  die  Fütterer 
knüpfen.  Viele  Korrespondenten  glauben,  daß  aus  dem  Ver- 
halten des  Fisches  zur  x\ngel  Schlüsse  auf  das  Vorhan- 
densein etwaigen  Gedächtnisses  gezogen  werden  können. 

Wenn  wir  auch  noch  lange  nicht  alle  Momente  übersehen 
welche  ein  höheres  Tier  zur  Nahrungsaufnahme  bewegen,  so 
wissen  wir  doch  schon  jetzt,  daß  sich  diese  Momente  analysieren 
lassen,  und  daß  es  sich  im  Wesentlichen  darum  handelt,  wie 
stark  der  optische,  chemische  etc.  Reiz  ist,  welcher  von  der 
Speise  ausgeht,  in  welcher  Disposition  er  den  Körper  trifft, 
und  welche  Einflüsse  hemmend  eintreten. 

Fische  gehen  nur  dann  an  die  Nahrung  heran,  wenn 
andere  Sinneseindrücke  von  besonderer  Lebhaftigkeit  ausge- 
schlossen sind,  wenn  sie  „disponiert"  (Hunger,  Luft  und  Wasser- 
beschaffenheit; vielleicht  spielt  auch  die  Elektrizität  der  Luft 
und  des  Wassers  eine  Rolle)  sind,  und  wenn  das  Gesamt- 
verhalten der  Nahrung  einen  zum  Auslösen  des  Freß- 
reflexes    genügenden,    vor    Allem    einen    entsprechenden    Reiz 


—     CXIII    — 

bietet.  Ist  das  nicht  V()llig  der  Fall,  sieht  z.  B.  ein  künstlicher 
Köder  in  einer  wichtigen  Beziehnug  dem  natürlichen  nicht  ähnlich 
genug,  oder  sind  die  Bewegungen  des  schlecht  aufgespießten 
Wurmes  andere  als  die  des  normalen,  oder  aber  ist  durch  die 
Hand  des  Fischenden  dem  Köder  eine  andere  als  die  natürliche 
Witterung  gegeben,  dann  löst  eben  der  unangemessene  Reiz 
die  entsprechende  Bewegung  nicht  aus.  Die  Auslösung  erfolgt 
auch  nach  dem  Artcharakter  verschieden;  es  giebt  Fische, 
welche  bedächtig  langsam  an  die  Nahrung  herangehen,  und 
andere,  welche  direkt  auf  sie  losstürzen.  Die  trägen  Karpfen- 
arten und  die  lebhaften  Salmoniden  bilden  hier  zwei  gute  Proto- 
type. Die  Gierigkeit,  mit  der  Tiere,  wenn  sie  hungrig  sind, 
anbeißen,  ist  selbst  für  nahe  verwandte  Arten  sehr  verschieden. 
Salmo  salvelimis  und  Salmo  trutta  beißen  gelegentlich  in  den 
bewegten  Finger.  Salmo  fario  nie.  Sättigung  oder  Hunger 
erschweren,  resp.  erleichtern  ebenfalls  das  Zustandekommen 
der  Reflexreize.  Wir  können  uns  auch  denken,  daß  bestimmte 
sensible  Reize,  Verwundungen  z.  B.,  die  Tiere  schwieriger  bei 
der  Nahrungsaufnahme  machen.  Daß  sie  andererseits  durch 
Temperatur-  und  andere  Witterungseinflüsse  besonders  leicht 
zum  Fressen  kommen,  weiß  jeder  Angler.  Zirka  30  Mal  ist 
mitgeteilt,  daß  Raubfische,  welche  eben  eine  Angel  abgerissen 
hatten  und  sie  im  Munde  trugen,  gleich  darauf  oder  auch 
später  von  einer  neuen  Angel  gefaßt  wurden.  Diese  Fälle 
beweisen  nicht,  wie  die  Korrespondenten  meinen,  daß  die  Tiere 
kein  Gedächtnis  haben.  Die  Tiere  können  ja  dem  zweiten 
Köder  ebensowenig  als  dem  ersten  ansehen,  ob  ein  Angelhaken 
darin  verborgen  ist.  Auch  Menschen  lassen  sich  durch  den 
gleichen  Trick  mehrfach  täuschen.  Dann  wissen  wir  nicht,  ob 
Fische  überhaupt  Schmerzen  von  einem  Anstechen  der  Mund- 
höhle empfinden ;  ja,  es  giebt  eine  Anzahl  von  Thatsachen,  welche 
Zweifel  darüber  aufkommen  lassen,  ob  überhaupt  das,  was  wir 
Menschen  Schmerz  nennen,  sehr  weit  hinab  in  die  Tierreihe 
reicht.  Raubfische,  bei  denen  der  Trieb  zur  Nahrungsauf- 
nahme, wie  es  scheint,  immer  ein  lebhafterer  ist,  können  ganz 
kolossale  Verletzungen  ertragen,  ohne  daß  sie  deshalb  aufhören 
zu  fressen. 

Sehr  vielfach   wird  hier  auch    ein,   wie  es  scheint,   zuerst 
von  Mob  ins  angestellter  und   berühmt  gewordener   Hechtver- 


—     CXIV     — 

such  mitgeteilt,  welcher  nach  Ansicht  der  Korrespoudenteu  gar 
nicht  anders  als  durch  die  Annahme  von  Gedächtnis  zu  erklären 
ist.  In  einem  Aquarium  wird  ein  Hecht  von  kleinen  Futter- 
fischen durch  eine  Glasscheibe  getrennt.  Angeblich  fährt  er 
anfangs  auf  diese  los  und  verletzt  sich  die  Schnauze.  Wird 
nach  einiger  Zeit  die  Glasscheibe  weggenommen,  so  geht  das 
Tier  an  die  kleine  Beute  nicht  mehr  heran. 

Dieser  Versuch  ist  nicht  ohne  Weiteres  beweisend.  Einmal 
ist  zweifelhaft,  ob  wirklich  der  Hesht,  welcher  sonst,  von  seinen 
Seitenorganen  geschützt,  jede  Glaswand  außerordentlich  geschickt 
zu  meiden  weiß,  gerade  auf  die  trennende  so  losfährt,  daß  er 
sich  verletzt.  Und  dann  haben  zahlreiche  Personen  versichert, 
daß  in  den  belichteten  Glasaquarien  Hechte  überhaupt  nur 
sehr  selten  an  Futterfische  herangehen.  Ein  großer  Fisch- 
händler hier  hält  seit  Jahr  und  Tag  in  den  Aquarien  seines 
Schaufensters  Hechte  mit  anderen  Fischen  zusammen,  ohne  daß 
er  je  einen  der  Begleitfische  verloren  hätte.  Um  seine  Hechte 
zu  füttern,  muß  er  sie  in  das  Dunkel  des  Kellers  bringen.  Ist 
es  also  zunächst  unwahrscheinlich,  daß  der  Hecht  überhaupt 
eine  schlechte  Erfahrung  beim  Losschießen  auf  die  Futterfische 
gemacht  hat,  so  ist  andererseits  nur  schwer  zu  behaupten,  daß 
die  auf  Ausstellungen  mit  Futterfischen  zusammen  gezeigten 
Hechte  eben  nur  deshalb  nicht  gefi-essen  haben,  weil  sie 
anscheinend  schlimme  Erfahrungen  bei  Freßversuchen  gemacht 
hatten. 

Die  Fische  haben  immer  für  „dumme  Tiere"  gegolten; 
aber  es  ist  doch  erstaunlich,  wie  gering  jetzt,  nachdem  durch 
mehrere  Hundert  meist  gleichlautende  Beobachtungen  ein  Boden 
für  die  Beurteilung  gewonnen  ist,  sich  die  Summe  des  Beob- 
achteten darstellt.  Es  handelt  sich  in  allen  Fällen,  welche 
wohl  konstatierbar  sind,  nur  um  eine  einfache  Veränderung  des 
Verhaltens  zu  einem  bestimmten  Eeiz. 

1.  Die  Fische,  welche  in  der  Regel  an  ihre  Nahrung 
heranschwimmen,  wenn  sie  nicht  durch  fremde  Eindriicke  ge- 
hemmt werden,  lernen  diese  Eindrücke  soweit  überwinden, 
dass  sie  auch  bei  deren  Eintreten  an  die  Nahrung  herangehen 
oder  nicht  fliehen.  Der  angeborene  Fluchttrieb  kann 
durch  Gewöhnung  an  sonst  scheuchende  Eindrücke 
gemindert  werden;  aber  diese  Zähmung  geht  verloren,  wenn 


—    cxv    — 

neue  Reize  einwirken.  Der  Fluchttrieb  kann  anch  Reizen 
gegenüber  auftreten,  welche  früher  nie  stattgehabt  haben.  Die 
Tiere  werden  s c  li  e  u. 

2.  Die  Fische  lernen  auch  zur  Nahrung  herankommen, 
wenn  andere  als  die  von  dieser  selbst  ausgehenden  Reize  auf 
Fütterung  hinweisen.  Sie  schwimmen  nicht  mehr  allein  auf  die 
Brocken  los,  sondern  der  Anblick  des  Fütterers  selbst  bringt 
sie,  auch  wenn  noch  gar  keine  Nahrung  da  ist,  zu  diesem  hin. 
An  die  Stelle  des  optischen  oder  chemischen  Reizes, 
welcher  zur  Nahrungsaufnahme  gewöhnlich  veranlaßt,  kann 
durch  Gewöhnung  ein  anderer,  z.  B.  das  optische  Bild  des 
Fütternden,  gesetzt  werden. 

Es  steht  nichts  dem  entgegen,  daß  man  diese  Thatsachen 
unter  den  Begriff  des  Gedächtnisses  bringt.  Dann  hätten 
diese  niederen  Wirbeltiere  eine  Art  Gedächtnis, 
welche  graduell  sehr  weit  verschieden  ist  von  der- 
jenigen, welche  bisher  allein  studiert  bei  den 
Säugern  vorkommt.  Es  sind  sehr  viel  einfachere  Prozesse, 
bei  denen  namentlich  auffällt,  wie  nahe  Reiz  und  Folge- 
erscheinung untereinander  verknüpft  sind.  Keine 
einzige  Thatsache  weist  zwingend  darauf  hin,  daß  neben  oder 
über  diesen  einfachen  Prozessen  assoziative  Denkthätigkeiten 
ablaufen.  Es  giebt  auch  keine,  welche  zu  der  Annahme  zwänge, 
daß  die  Tiere  die  Reize  nicht  nur  rezipiert,  sondern  wirklich 
wahrgenommen  haben,  daß  die  Fische  also  „wissen",  was  sie 
thun,  oder  daß  sie  ihr  Verhalten  einmal  so  geändert  hätten, 
wie  es  nur  möglich  ist,  wenn  ein  Eindruck  beobachtet,  überlegt 
und  dann  verwerthet  wird.  Die  Erscheinungen  ließen  sich  alle 
viel  einfacher  deuten.  Es  ist  ja  nicht  notwendig,  daß  ein  Reiz, 
damit  er  nachwirke,  beobachtet  wird,  und  zu  seiner  reprodu- 
zierenden Verwertung  ist  ein  bewußtes  Erinnern  nicht  notwendig 
zu  fordern.  Soweit  unsere  heutige  Kenntnis  reicht,  treten  erst 
bei  den  höheren  Tieren  Erscheinungen  auf,  welche  nur  so  zu 
deuten  sind,  daß  die  Reize  auch  als  solche  erkannt  und  ver- 
wertet werden.  Es  ist  wahrscheinlich,  daß  für  diese  höchste 
Funktion  der  Träger  in  der  Rinde  zu  suchen  ist.  Sie  allein 
besitzt  auch  ausreichende  Assoziationsbahnen  für  die  mannig- 
fachen Zusammenordnungen,  welche  bei  den  Fischen  nocli 
durchaus  vermißt  werden.    Die  Enquete  hat   auch  ergeben,  daß 


—     CXVI     — 

sich  für  experiment  eile  Untersuchungen  an  Aquariumfischen 
manche  Aufgaben  darbieten,  deren  Lösung  nicht  allzu  schwierig 
sein  dürfte,  wenn  die  Fragestellung  möglichst  präzis  ist,  und 
wenn  man  sich  hütet,  deutend  in  die  Ergebnisse  der  Beobachtung 
mehr  hineinzulegen,   als  sie  wirklich  aufweisen. 

Reicher  Beifall  lohnt  den  Redner  von  Seiten  der  Zuhörer, 
dem  sich  der  Vorsitzende  mit  herzlichen  Dankesworten  an- 
schließt. 

Samstag,  den  25.  November  1899. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Herr  Oberlehrer  Blum  berichtet  über  den  vor  Kurzem 
abgeschlossenen  Bd.  XXI.  der  Abhandlungen,  der  zugleich  den 
I.  Band  des  Reisewerkes  über  Madagaskar  von  Dr.  A.  Voeltz- 
kow  bildet.  Das  Werk  ist  von  Voeltzkow  mit  einer  Übersicht 
über  den  Aufbau  der  großen  Insel  und  mit  einer  Schilderung  der 
Flora  und  Fauna  derselben  eingeleitet.  Alsdann  beschreibt  derRei- 
sende  einen  Besuch  der  im  Kanal  von  Mozambique  gelegeneu  unbe- 
wohnten Insel  Juan  de  Nova  und  einen  einmonatlichen  Aufent- 
halt auf  der  Insel  Aldabra  im  Indischen  Ozean.  Diese  Insel 
ist  bekannt  als  Wohnstätte  der  riesigen  Schildkröten.  Voeltzkow 
erbeutete  einige  Exemplare,  schickte  sie  nach  Frankfurt,  und 
zwei  dieser  seltenen  Tiere  befinden  sich  heute  noch  daselbst  im 
Zoologischen  Garten.  Der  Einleitung  sind  3  Karten  und  8  Tafeln 
mit  charakteristischen  Landschaftsbildern  und  Volkstypen  bei- 
gegeben. Der  ganze  Band  enthält  auf  664  Seiten  Text  außer 
der  Einleitung  13  Einzelarbeiten,  zu  denen  30  Tafeln  und  8  Text- 
figuren gehören.  Von  den  Tafeln  ist  die  mit  der  farbigen  Ab- 
bildung eines  Lemuren,  einer  neuen  Unterart,  Lepidolemur  miiste- 
linus  rufescens,    in  halber  natürlicher  Größe,   besonders   schön. 

Von  dem  soeben  erschienenen  2.  Hefte  des  XX.  Bandes  der 
Abhandlungen  bespricht  Herr  Blum  ausführlicher  eine  Arbeit  von 
Prof.  Möbius  „Der  japanische  Lackbaum,  Rhus  vernicifera  DG. 
Eine  morphologisch-anatomische  Studie".  Diese  Arbeit  bietet 
für  die  Senckenbergische  Gesellschaft  ein  besonderes  Interesse, 
da  sie  sich  auf  das  reiche  Material  an  Lackbäumen  im  hiesigen 
botanischen  Garten  stützt. 

Nach  diesen  Referaten  macht  der  Redner  auf  ein 
Aquarellbild      der     Malerin      und      Naturforscherin      Maria 


-     CXVII     — 

Sibylla  Merlan,  geboren  in  Frankfurt  am  Main  am  2.  April 
1647,  aufmerksam.  Das  Bild  stellt  den  Fruchtstaud  einer 
unserem  Löwenzahn  nahestehenden  Pflanze  dar,  auf  der  ein 
Schmetterling  sitzt  und  sich  eine  Raupe  einzuspinnen  im  Begriffe 
ist.  Herr  Professor  Richters  hat  dieses  Bild  der  Gesellschaft 
geschenkt  und  damit  einen  von  der  botanischen  Sektion  in  dem 
diesjährigen  Bericht  ausgesprocheneu  Wunsch  erfüllt.  Ein  an- 
deres Aquarellbild  erhielt  die  Gesellschaft  von  Herrn  Professor 
Möbius,  der  es  selbst  gemalt  hat.  Es  stellt  den  Gingko  in 
dem  V.  Bethmaun'schen  Parke  dar.  Der  malerisch  schöne  Baum 
ist  eine  Abart  des  gewöhnlichen  Ginkgo  (Ginkgo  biloba  var.  pen- 
dula) ;  seine  Aste  sind  überhängend  und  die  untersten  breiten 
sich  weithin  auf  dem  Boden  aus. 

Der  Vorsitzende  lenkt  nunmehr  die  Aufmerksamkeit  auf 
die  stattliche  Zahl  von  ausgestellten  Tieren,  Pflanzen  und  Mine- 
ralien. Von  den  Säugetieren  sind  besonders  hervorzuheben  die 
von  Herrn  Bergingenieur  M.  Mary  an  ski  in  Santa  Maria, 
West- Australien,  geschenkten  2  Schnabeltiere,  Omithorhijnchus 
anatinns  Shaw,  sowie  ein  Molukken-Hirsch,  ein  Schweius-Hirsch 
und  eine  Löwin,  erworben  von  der  Neuen  Zoologischen  Gesell- 
schaft, 2  Gazellen,  Gaxella  subguttiirosa  Güldenst,  von  Baku, 
Transkaspien,  durch  Herrn  Roßmäßler  erhalten,  und  eine 
Gaxella  /otZer/ Thomas,  gekauft  von  Herrn  Paul  Spatz.  Auch 
die  vielen  Skelette  und  Schädel  sind  erwähnenswert.  Es  ist 
erfreulich,  daß,  wie  die  Ausstellung  zeigt,  namentlich  die  schöne 
Antilopensammlung  des  Museums  einen  wertvollen  Zuwachs 
erfahren  hat. 

In  der  Vogelsammluug  wurde  durch  die  Bemühung 
und  Freigebigkeit  des  Sektionärs  Herrn  Rob.  de  Neufville 
eine  Anzahl  abgängiger  Tiere  durch  frische  Exemplare  ersetzt. 
Neu  für  die  Sammlung  ist  ein  Wanderfalke  im  Jugendkleide ; 
seine  Unterseite  ist  längs  gestreift,  während  der  alte  Vogel 
Querbänderung  zeigt.  Ferner  bereicherte  Herr  de  Neufville 
die  Sammlung  der  Paradiesvögel  um  3  neue  Arten  und  die  der 
Papageien  um  2.  Zu  den  letzteren  kamen  durch  Tausch  mit 
dem  korrespondierenden  Mitgliede  Herrn  Grafen  Hans  von 
Berlepsch  8  fehlende  Arten  und  mehrere  durch  Kauf,  sodaß 
die  Papageisammlung  jetzt  298  Arten  zählt.  Sehr  schön  sind 
2  Tauben   aus  Neu-Guinea  und  ein  Vogel  mit  dickem,   kurzem 


—     CXVIII    — 

Schnabel,  Clytoccyx  rex  Sharpe,  welcher  trotz  dieser  Eigentüm- 
lichkeit zu  den  Eisvögeln  gehört,  deren  Schnabel  ja  sonst  als 
schlank  bezeichnet  werden  kann.  Das  Prachtexemplar  eines 
männlichen  Pharomacrus  paradiseits  Bonap.  aus  den  Cordilleren 
Venezuelas  ist  ein  Geschenk  des  korrespondierenden  Mitgliedes 
Herrn  Konsul  F.  Mauss  in  Puerto  Cabello. 

Zu  den  ausgestellten  Diplopoden  und  Chilopoden,  217  Arten 
aus  49  Gattungen  in  453  Exemplaren,  die  von  Herrn  Dr.  Karl 
Verhoeff  in  Bonn  käuflich  erworben  wurden,  giebt  Herr 
Major  Dr.  von  Hey  den,  der  die  Tiere  in  die  Musealsammlung 
systematisch  eingeordnet  hat,  folgende  Bemerkungen: 

Die  ausgestellten  zwei  Ordnungen  gehören  in  die  Klasse  der 
Myriapoda  (Tausendfüßer).  Diese  zerfallen,  soweit  sie  in  Europa 
vorkommen,  in  vier  Ordnungen: 

I.   Chüopoda,  die  eigentlichen  Tausendfüßer. 
n.   Symphyla,   mit  der    einzigen    Gattung    Scolopendrella, 
sehr  kleine,  2  —  8  Millimeter  lange,  weiße  Tierchen. 

in.  Fauropoda^  sehr  kleine,  schnellfüßige,  wenig  chitienirte 
Arten. 

IV.  Diplopoda.  Diese  zerfallen  wieder  hauptsächlich  in 
drei  Unterordnungen : 

a)  Glomeridae  (Asseln).     Sie  können   sich   zu  einer  Kugel  zu- 
sammenrollen und  haben  13  Rumpf segmeute. 

b)  Folydesmidae.  Mit  19  Rumpfsegmenten,  welche  plattgedrückt 
und  ringförmig  geschlossen  sind. 

c)  Julidae.     Körper  drehrund,  cylindrisch. 

Von  den  vorliegenden  Arten  sind  die  Hälfte  Originale, 
nach  welchen  der  Autor  seine  Beschreibungen  entworfen  hat, 
und  die  schon  deshalb  wissenschaftlich  sehr  wertvoll  sind.  Die 
Arten  sind  aber  auch  ferner  von  Interesse,  weil  sie  meist  aus 
wenig  bereisten  Gegenden  stammen,  wie  Süd-Dalmatien,  Herze- 
gowina und  Bosnien.  Viele  Arten  sind  Höhlenbewohner,  welche 
stets  im  Dunkeln  leben,  ihre  Augen  sind  verkümmert  oder  ganz 
geschwunden.  Die  Farbe  ist  bei  ihnen  meist  hellgelb  oder 
weißlich,  ebenfalls  eine  B'olge  des  Lichtmaugels. 

Über  die  aufgestellten  Schmetterlinge  äußert  sich  Herr 
Hof  rat  Dr.  B.  Hagen  wie  folgt: 

„Der  Zuwachs  in  der  Abteilung  für  Schmetterlinge  unseres 
Museums   im   abgelaufenen  Jahre   ist   quantitativ  kein   großer; 


—     CXIX     — 

qualitativ  aber  halte  ich  denselben  für  so  wichtig  und  interessant, 
daß  ich  Sie  bitte,  mir  Ihr  Ohr  für  einige  Minuten  zu  einer 
kurzen  Besprechung  zu  leihen. 

Die  vorliegenden  Schmetterlinge  sind  demSenckenbergischen 
Museum  zum  Geschenk  gemacht  worden  von  Hei-rn  Dr.  E.Fischer 
in  Zürich,  einem  jungen  Arzt,  der  sich  in  der  Lepidopterologen- 
welt  eines  sehr  geachteten  Namens  als  Experimentator  sow^ohl 
wie  als  Theoretiker  erfreut,  und  sie  bestehen  aus  einer  Reihe 
sehr  interessanter  Varietäten  von  europäischen  Tagfaltern  aus 
der  Gattung  Vanessa,  die  Ihnen  ja  bekannt  und  geläufig  sind. 
Sie  sehen  hier  den  kleinen  und  den  großen  Fuchs,  das  Tag- 
pfauenauge und  den  Admiral,  aber  in  teilweise  recht  merk- 
würdigen und  weitgehenden  Abänderungen. 

Dr.  Fischer  hat  diese  Formen  auf  experimentellem  Wege, 
also  künstlich,  zu  stände  gebracht  durch  Kälteeinwirkung  auf 
die  Puppe  in  einem  gewissen  Stadium,  und  zwar  durch  Kälte- 
grade, die  bis  — 20  Grad  Celsius  herabgehen.  Es  ist  nicht  meine 
Aufgabe,  Ihnen  hier  das  Verfahren  näher  auseinanderzusetzen; 
wer  sich  dafür  interessiert,  den  bitte  ich,  sich  die  Publikationen 
anzusehen,  die  Herr  Dr.  Fischer  uns  ebenfalls  in  liebens- 
würdigster Weise  zum  Geschenk  gemacht  hat,  und  die  mit  schönen 
und  außerordentlich  lehrreichen  Abbildungen  versehen  sind. 

Diese  Fischer'schen  Experimente  sind  für  die  biologische 
Forschung  äußerst  wächtig  und  bedeutungsvoll,  und  ihre  Trag- 
weite ist  noch  gar  nicht  annähernd  abzuschätzen. 

Die  ausgebreitete  Fläche  des  Schmetterlingsflügels  mit 
ihrem  zarten  Farbenschmelz  ist  bekanntlich  eines  der  am  feinsten 
und  promptesten  reagierenden  biologischen  Versuchsobjekte,  und 
die  Fischer'schen  Versuche,  die  ja  nicht  allein  stehen,  sind 
für  die  Frage  der  Entstehung  und  Umbildung  der  Arten,  der 
Varietäten  und  Aberrationen   von  grundlegender  Bedeutung. 

Ich  kann  Ihnen  unmöglich  alle  die  Fragen  und  Folge- 
rungen, die  sich  aus  diesen  Versuchen  in  unendlicher 
Mannigfaltigkeit  ei'geben,  hier  zur  Sprache  bringen,  denn 
Fischer  sagt  selbst:  „P]s  ist  ersichtlich,  daß  hier  noch 
ein  fast  endloses  Feld  der  interessantesten  und  dankbarsten 
experimentellen  Unteisuchungen  betreten  werden  kann.  Ich  bin 
überzeugt,  daß  man  mit  den  Vanessen  allein  ein  ganzes  Menschen- 
leben hindurch  eifrigst  experimentieren  könnte  und  selbst  dann 


—   cxx   — 

noch  au  keinem  Ende  angelangt  wäre,  denn  je  mehr  Experi- 
mente man  in  zweckmäßiger  Weise  ausführt,  desto  zahlreichere 
und  überraschendere  Erscheinungen  werden  dadurch  hervorge- 
rufen, die  einem  ihrerseits  wieder  neue  Gedanken  aufdrängen 
und  damit  zu  neuen  Experimenten  führen!" 

Aus  der  Fülle  von  neuen  Thatsachen  und  Gesichtspunkten 
möchte  ich  nur  die  folgenden  hervorheben: 

Es  ist  thatsächlich  möglich,  durch  ein  geeignetes  experi- 
mentelles Verfahren  alle  Puppen  ohne  iVusnahme  zur  An- 
nahme eines  aberrativen  Kleides  zu  zwingen.  Ein  nennens- 
werter Unterschied  besteht  nur  zwischen  den  Geschlechtern, 
indem  das  weibliclie  Geschlecht  das  konservativere  ist,  das  die 
ererbten  Merkmale  am  zähesten  festhält  und  sich  in  geringerem 
Maße  verändert  als  der  Mann.  Ebenso  existieren  Unterschiede 
in  dem  Grad  der  Variabilität  der  einzelnen  Merkmale ;  manche 
werden  gar  nicht  affiziert,  manche  sehr  leicht,  und  dies  eröffnet 
uns  eine  Perspektive  auf  den  Weg,  den  die  einzelnen  Arten 
in  ihrem  Werdegang  genommen  haben.  Leichter  hinwegzu- 
experimentierende Kennzeichen  werden  zeitlich  die  jüngeren, 
weniger  festhaftenden  sein,  zäher  haftende  die  älteren. 

Die  Formen,  die  wir  aus  Temperaturexperimenten  erhalten 
können,  sind  nicht  ein  willkürliches,  kunterbuntes  Gemisch  aller 
möglichen  Variationen  und  Aberrationen;  sondern  es  sind  stets 
solche,  die  in  derselben  Entwicklungsrichtung  sich  bewegen, 
entweder  rückwärts  schreitend  durch  Elimination  der  im  Laufe 
einer  gewissen  Zeit  erworbenen  Zeichnungs-  und  Färbungsteile, 
oder  vorwärtstreibend  durch  Beschleunigen  der  Entwicklungs- 
richtung der  Zeichnungs-  und  Färbungsanlagen. 

Daraus  aber  folgt  das  verblüffende  Faktum,  daß  wir  uns 
aus  den  heutigen  lebenden  Formen  nicht  nur  das  Tier  wieder 
lebendig  herstellen  können,  wie  es  vor  vielen  Jahrtausenden, 
speziell  zur  Eiszeit,  ja  nach  Fischers  Meinung  sogar  zurMiocän- 
zeit,  gewesen  ist,  sondern  daß  wir  auch  schöpferisch  uns  den 
Schmetterling  herstellen  können,  wie  er  nach  tauseuden  und 
abertausenden  von  Jahren  sein  wird. 

Es  liegt  etwas  überwältigend  Faszinierendes  in  diesen 
Experimenten  und  den  sich  ergebenden  Folgerungen.  Welch 
einen  tiefen  Blick  in  die  Werkstätte  der  Mutter  Natur  können 
wir  hier  thun!    Wir  winzigen  Menschenwichtlein  fallen  ihr,  der 


—     CXXI     — 

Allgewaltigen,  in  den  Arm  und  zwingen  ihre  Geschöpfe,  sich 
wieder  rückwärts  zu  bilden  bis  zur  Stammform,  aus  der  sie 
entsprossen  sind !  Aber  nicht  genug  damit,  wir  können  sie 
auch  zwingen,  ihren  Gang  zu  beschleunigen  und,  die  Zukunft 
uns  enthüllend,  lebendig  vor  uns  zu  erscheinen  in  dem  Gewände, 
welches  sie  in  einer  nebelgrauen  fernen  Zukunft  zu  tragen 
bestimmt  sind! 

In  der  That,  das  sind  Ausblicke  so  weit,  so  reich,  so 
überwältigend  verheißungsvoll,  daß  uns  beim  Ausdenken  aller 
Folgerungen  die  Sinne  schwindeln  und  uns  fast  ein  Grauen 
ankommt  vor  der  gewaltigen  Macht  des  menschlichen  Geistes!" 

HerrProfessor  Dr.  M.  Möbius  bespricht  eine  Anzahl  von 
Schenkungen  und  käuflichen  Erwerbungen,  welche  die  b  o  t  a  n  i- 
sehen  Sammlungen  hauptsächlich  in  der  allerletzten  Zeit  ver- 
mehrt haben.  Zuerst  werden  vorgelegt  einige  getrocknete 
Pflanzen  aus  dem  Herbarium  analyticum  (bezogen  von  H.  Bujs- 
man  in  Middle  bürg,  Holland)  und  zwar  die  Muskatnuß 
{Mijristica  fragrans)  vom  malayischen  Archipel,  der  Cacao 
{Theobroma  Cacao)  aus  Südamerika,  der  S  a  p  o  ti  11  b  a  u  m  {Achras 
Sapota)  aus  dem  tropischen  Amerika,  der  Cassavast rauch 
{Manihot  utiUssima)  ebendaher  und  die  Baum  wollensta  ude 
{Gossypium  herbaceiim)  aus  Mittel-  und  Südasien  stammend. 
Es  sind  dies  wichtige  Kulturpflanzen  der  warmen  Länder, 
deren  Blüten  man  kaum  in  den  botanischen  Gärten  zu  sehen 
bekommt ;  in  diesem  Herbarium  sind  Zweige  mit  Blüten  und 
Früchten,  letztere  auch  gesondert,  in  vorzüglicher  Präparation 
aufgelegt. 

Fei-ner  werden  Zweige  des  Ginkgo -Baum  es  {Ginkgo 
biloba)  mit  männlichen  und  weiblichen  Blüten  und  Früchte  desselben 
gezeigt.  Ein  weibliches  Exemplar  im  Nizza  am  Main  wird  von 
einem  gegenüber  in  Sachsenhausen  stehenden  männlichen  bestäubt 
und  erzeugt  auf  diese  Weise  keimfähige  Früchte.  Durch  die 
vor  Kurzem  gemachte  Entdeckung  des  Befruchtungsvorganges 
bei  Ginkgo  ist  dieser  Baum  noch  interessanter  geworden.  Er 
schließt  sich  offenbar  mehr  den  Cycadeen  oder  Farnpalmen  als 
den  Koniferen  oder  Nadelhölzern  an.  Von  ersteren  hat  das 
Museum  einen  prächtigen  weiblichen  Blütenstand  des  Encephal- 
artos  nllosiis  und  einen  männlichen  der  Ceratoxamia  mexicaun 
aus  dem  Darmstädter  botanischen  Garten  erhalten.     Das  pracht- 


—    CXXII    — 

volle  Exemplar  von  Encephnlartos  Altensteinü,  das  der  hiesige 
botanische  Garten  besitzt,  hat  noch  nicht  geblüht. 

Dem  hiesigen  Palm  engarten  verdankt  das  Mnseum 
mehrere  Stücke  dicker  Palmenbäume  und  Fruchtstände  von 
Palmen,  ferner  Stämme  von  Bambus  [Bambusa  vulgaris),  also 
gewaltige,  holzige  Grashalme,  die,  in  den  Tropen  wenigstens, 
sich  ebenso  schnell  entwickeln  wie  bei  uns  ein  Grashalm.  Die 
Bambusen  blühen  selten ;  darum  ist  der  Bambiisstock  ans  dem 
hiesigen  botanischen  Garten  merkwürdig,  der  zwei  ans  dem 
Wurzelstock  kommende  Sprosse  zeigt,  die  keine  Blätter,  sondern 
nur  Blüten  gebildet  haben. 

Auch  das  Zuckerrohr  {Saccharum  officinarum)  blüht  nicht 
regelmäßig;  von  der  gewaltigen,  meterlangen  Blütenrispe  giebt 
eine  gute  Vorstellung  das  von  Herrn  Dr.  Benecke  erworbene 
Exemplar    von   dessen   früheren    Zuckeirohrf eidern   auf  Java. 

Der  hiesigen  Stadtgärtnerei  verdankt  das  Museum  einen 
großen  Fruchtstand  der  beliebten  Blattpflanze  Gimnera  chi- 
lensis  aus  dem  Nizza  mit  zahllosen  kleinen  Früchtchen. 
Die  kleinen  Blüten  lassen  es  glaubhaft  erscheinen,  daß  die 
Pflanze  mit  unserem  Tannwedel  {Hippuris  vulgaris)  in  eine 
Familie  gestellt  wird,  während  sie  durch  ihre  gewaltigen  Blätter, 
die  in  Chile  größer  werden  als  die  größten  Blätter  der  Fäclier- 
palmen,  ganz  anders  aussieht. 

Schließlich  wird  eine  durch  unser  korrespondierendes 
Mitglied,  Herrn  Keuß  aus  Kalkutta,  geschenkte  Frucht  von 
Aegle  Marmelos  gezeigt,  die  einer  sehr  großen  Orange  ähnlich 
sieht,  mit  der  sie  auch  systematisch  verwandt  ist;  sie  wird 
wie  diese  gegessen  und  in  Indien  als  Mittel  gegen  Dysenterie 
angewendet. 

Herr  Dr.  W.  Schauf  legt  zum  Schlüsse  eine  Reihe  schöner 
Mineralien  vor,  die  im  Laufe  des  Jahres  1899  erworben  worden 
sind,  und  giebt  dazu  einige  kurze  Erläuterungen.  Unter  Anderem 
wurde  von  Herrn  Oberlehrer  Blum  ein  angeschliffener  Berg- 
krystall  mit  prächtigen  Helminth-Einschlüssen  geschenkt. 

Der  Vorsitzende  dankt  den  Sektionären  sowohl  für  ihre 
Hilfe  bei  der  Veranstaltung  der  Ausstellung  wie  für  ihre  interes- 
santen Erläuterungen  und  schließt  damit  die  Sitzung. 


-      CXXIII     — 

Samstag,  eleu  9.  Dezember  1899. 

Vorsitzender:    Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Der  Vorsitzende  teilt  mit,  daß  mit  dem  Ablauf  des  Jahres 
statutengemäß  der  IL  Direktor,  Herr  Dr.  E.  Bin  men  thai, 
und  der  II.  Sekretär,  Herr  Dr.  K.  Vohsen,  aus  der  Direktion 
austreten  werden.  An  ihre  Stelle  sind  für  die  Jahre  1900  und 
1901  Herr  Forstmeister  A.  Rörig  als  11.  Direktor  und  Herr 
Dr.  A.  Alzheimer  als  IL  Sekretär  gewählt  worden. 

Sodann  legt  der  Vorsitzende  zwei  Werke  von  hervor- 
ragender wissenschaftlicher  Bedeutung  vor,  welche  in  diesen 
Tagen  der  Bibliothek  eingereiht  worden  sind ;  beides  Werke  von 
arbeitenden  Mitgliedern  der  Gesellschaft:  „Unter 
den  Papuas,  Beobachtungen  und  Studien  über  Land  und 
Leute,  Tier-  und  Pflanzenwelt  in  Kaiser  Wilhelrasland"  von 
Herrn  Hof  rat  Dr.  Bernhard  Hagen,  hier,  und  „Eine  o  r  n  i  - 
thologische  Forschungsreise  durch  Tunesien"  von 
Carlo  Freiherrn  von  Erlanger  in  Nieder-Iugelheim. 

Hof  rat  Dr.  Hagen,  welcher  nach  einem  dreizehnjährigen 
Aufenthalt  in  Deli  (Sumatra)  in  den  Jahren  1893 — 1895  in 
Stephansort  (Deutsch -Neuguinea)  als  Arzt  thätig  gewesen  ist, 
hat  in  seinem  Werke  eine  ungewöhnliche  Fülle  interessanter 
Beobachtungen,  das  Ergebnis  gründlicher  und  außerordentlich 
vielseitiger  Forschungen,  in  echt- wissenschaftlicher  Weise  ver- 
arbeitet und  hierzu  eine  ungemein  fesselnde  Form  der  Dar- 
stellung gewählt.  Das  prächtige  Werk  ist  mit  einer  großen 
Anzahl  von  Lichtdrucken,  fast  durchweg  Nachbildungen  von 
Originalaufnahmen  des  Verfassers,  ausgestattet.  In  seinem  ersten 
Abschnitt  werden  von  dem  erfahrenen  Tropenarzte,  der  zugleich 
ein  ausgezeichneter  Zoologe  und  Botaniker  ist,  die  klimatischen 
und  (iesuudheitsverhältnisse  Neu-Guineas,  seine  Fauna  und  Flora 
behandelt  und  sowohl  in  biologischer,  wie  in  tier-  und  pflanzen- 
geographischer Hinsicht  höchst  wertvolle  neue  That  Sachen 
erwiesen.  Der  zweite  Abschnitt  des  Werkes  ist  einer  erschöpfenden 
Darstellung  der  Eingeboieneii  des  Landes  und  ihrer  Sitten 
und  Gebräuche  gewidmet,  über  welche  Hofrat  Hagen  in 
interessanter  Weise  in  der  wissenschaftlichen  Sitzung  der  Ge- 
sellschaft am  6.  November  1897*)  berichtet  hat. 


*)  „Bericht  der  Senckenberg.  Nat.  Ges."   1898.     Seite  CVI. 


-     CXXIV    — 

Dem  zweiten  "Werke  liegen  die  reichen  wissenschaftlichen 
Ergebnisse  von  zwei  Expeditionen  zn  Grunde,  welche  Carlo 
V.  Erlang  er  in  den  Jahren  1893  und  1896/97  zur  Erforschung 
der  ornithologischen  Fauna  von  Algier  und  Tunis  unternommen 
hat.  Dasselbe  führt  uns  in  sorgfältiger  Beschreibung  und  in 
zahlreichen  Abbildungen  die  reichhaltige  Vogelwelt  der  Atlas- 
länder vor  Augen  und  schildert  zudem  in  meisterhafter  Weise 
die  eigenartigen  landschaftlichen  Reize  der  unendlichen,  gewal- 
tigen Wüste.  Von  234  Vogelarten,  welche  der  Verfasser  aus 
Tunesien  aufzählt,  werden  17  Arten  als  neu  beschrieben  und 
abgebildet,  darunter  ein  Lämmergeier  und  zwei  Uhus.  Besonders 
eingehende  Beobachtungen  derjenigen  Vogelarten,  welche  zum 
Variieren  neigen,  der  Lerchen,  Steinhühner  und  Würger,  haben 
V.  Erlanger  zu  der  Annahme  bestimmt,  daß  Tunesien  kein 
einheitliches  Faunengebiet  ist,  sondern  vier  verschiedene  Faunen- 
gebiete darstellt.  Jedes  von  ihnen  hat  seine  charakteristischen 
Arten ;  doch  verwischen  sich  die  scharfen  Unterschiede  der- 
selben in  den  Grenzgebieten,  und  es  zeigen  sich  Bastardformen 
zwischen  den  einzelnen  Unterarten.  Wie  es  früher  P.  Matschie 
an  verschiedenen  Beispielen,  namentlich  für  die  afrikanischen 
Säugetiere,  gezeigt,  so  hat  auch  v.  Erlanger  für  die  Vogelwelt 
der  Atlasländer  nachzuweisen  gesucht,  daß  die  Grenzen  der  ein- 
zelnen Faunengebiete  mit  den  Wasserscheiden  zusammenfallen. 

V.  Erlang  er  hat  in  diesen  Tagen  eine  dritte  Forschungs- 
reise nach  dem  Inneren  Afrikas  angetreten,  welche,  unter  dem 
Schutze  der  Reichsregieruug  stehend,  wissenschaftliche  und 
Handelszwecke  verfolgt  und  sich  auf  mehrere  Jahre  ausdehnen 
wird.  Er  wird  zunächst  Abessinieu  bereisen  und  beabsichtigt 
sodann,  von  Addis- Abbebä,  der  Residenz  des  Königs  Menelik 
aus,  unter  dessen  Schutz  durch  das  noch  unerforschte  Gebiet 
nördlich   des  Rudolfsees   nach   Deutsch-Ostafrika   vorzudringen. 

Hierauf  hält  Herr  Prof.  Dr.  M.  Möbius  einen  Vortrag  über: 

„Die  Farben  in  der  Pflanzenwelt". 

Bei  einem  gefärbten  Pflanzenteil  ist  niemals  die  Farbe 
gleichmäßig  durch  denselben  verbreitet,  sondern  immer  an  ge- 
wisse Teile  der  Zellen  gebunden,  und  zwar  entweder  an  die 
Membranen  oder  an  gewisse,  meistens  p  las  mat  is  che  Körper 
in  der  Zelle,  oder  sie  ist  im  Zellsaft  o^elöst.    Die  verschiedenen 


—    cxxv    — 

Pflanzengruppen  und  -teile  verhalten  sich  hierin  sehr  verschieden. 
Bei  Pilzen  und  Flechten  kommen  die  drei  erwähnten  Fälle 
vor,  aber  nicht  so,  daß  wir  daraus  eine  bestimmte  Regel  ab- 
leiten können;  viele  einzelne  Farbstoffe  sind  bekannt,  viele  sind 
noch  zu  untersuchen.  Anders  ist  es  bei  Algen;  bei  den  blau- 
grünen (Cyanophyceen)  ist  der  plasmatische  Inhalt  mit  Aus- 
nahme des  sogenannten  Zentralkörpers  gefärbt,  bei  den  anderen 
sind  die  Farbstoffe  an  bestimmte  plasmatische  Körper  (Chroma- 
tophoren)  gebunden,  und  zwar  besitzen  die  grünen  Algen 
(Chlorophyceen)  nur  reines  Chlorophyllgrün,  die  braunen 
(Phaeophi/ceen)  neben  diesem  noch  einen  braunen  Farbstoff  und 
die  roten  (Rhodophyceen  oder  Florideen)  ebenso  noch  einen  roten. 
Bei  den  höheren  Pflanzen,  von  den  Moosen  au  aufwärts,  sind 
die  Chromatophoren  in  den  vegetativen  Teilen  immer  rein 
chlorophyllgrün  gefärbt.  Die  verschiedenen  Töne  von 
Grün,  die  das  Laub  verschiedener  Pflanzen  zeigt,  beruhen  auf 
accessorischeu  Eigenschaften,  der  Abschwächung  durch  die 
Oberhaut,  durch  Wachs-  und  Haarüberzüge  und  —  besonders  bei 
älteren  Blättern,  wie  den  mehrjährigen  Nadeln  —  durch  Schrautz- 
krusten.  Rote  Blätter  verdanken  ihre  Färbung  einem  roten 
Zellsaft,  der  neben  den  Chlorophyllkörnern  auftritt,  und  auf 
demselben  Umstand  beruht  die  rote  Färbung  junger  Blätter  im 
Frühling  und  gewisser  Blätter  im  Herbst  vor  dem  Laub- 
fall, während  die  gelbe  und  braune  Herbstfärbung  auf  einer 
Zersetzung  des  Chlorophylls  beruht.  In  Blüten  und  Früch- 
ten finden  wir  fast  die  gleichen  Farbstoffe,  blauen,  roten  oder 
violetten,  selten  gelben  Zellsaft,  gelbe,  manchmal  auch  ziegelrote 
Chromatophoren,  selten  feste  blaue  E^arbstoffkörper.  Interes- 
sant sind  die  Kombinationen  dieser  miteinander  und  mit  dem 
Chlorophyll,  sowie  die  Abtönungen,  woraus  alle  möglichen 
Farben  entstehen.  Bei  den  gefärbten  Samenschalen  dagegen 
hat  der  Farbstoff"  seinen  Sitz  gewöhnlich  in  der  Zellmembran, 
seltener  im  Zellinhalt.  So  sind  auch  bei  allen  gefärbten 
Hölzern  nur  die  Membranen  gefärbt,  und  ebenso  ist  es  bei 
der  Rinde  und  Borke  der  Bäume,  sofern  die  Farbe 
ihr  eigentümlich  ist  und  nicht  durch  Überzüge  von  Algen  oder 
Flechten  bewirkt  wird.  Auch  Wurzeln  schließlich  sind  oft 
gefärbt,  die  dunkeln,  braunen  oder  schwarzen,  wie  bei  Farnen, 
durch  die  Membranen,  die  roten  gewöhnlich  durch  roten  Zellsaft. 


—    CXXVI     — 

Lebende  und  getrocknete  Pflanzen,  Abbildungen  und  Prä- 
parate erläutern  den  Vortrag. 

Der  Vorsitzende  drückt  dem  Redner  für  den  lehrreichen 
Vortrag  wärmsten  Dank  aus. 

Samstag-,  den  6.  Januar  1900. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Der  Vorsitzende  begrüßt  die  Versammlung  zum  Beginne 
der  wissenschaftlichen  Sitzungen  im  neuen  Jahre  und  berichtet 
über  ein  Geschenk  von  hervorragender  Bedeutung,  welches  die 
Gesellschaft  von  Herrn  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Wilhelm 
Dönitz  erhalten  hat.  Derselbe  war  als  Mitglied  des  Kgl. 
Instituts  für  experimentelle  Therapie  im  Herbst  v.  J.  mit  dem 
Institute  nach  Frankfurt  übergesiedelt,  doch  schon  im  Dezember 
ist  er  einem  ehrenvollen  Rufe  nach  Berlin  au  das  Kgl.  Institut 
für  Infektionskrankheiten  gefolgt.  Herr  Geh.  Rat  D  önitz  hat 
der  Gesellschaft  eine  äußerst  wertvolle  Sammlung  von 
Spinnen  —  174  Arten  —  überwiesen,  welche  er  in  den 
Jahren  1881  bis  1885  in  Japan  gesammelt  hat,  wohin  er  s.  Z. 
von  der  dortigen  Kaiserl.  Regierung  zur  Begründung  und  Ein- 
richtung eines  anatomischen  Instituts  berufen  worden  war.  Er 
hat  seiner  Schenkung  eine  große  Anzahl  von  selbstgefertigten 
farbigen  Abbildungen  der  einzelnen  Spinnenarten,  sowie 
sorgfältige  Aufzeichnungen  beigefügt,  in  welchen  eine  Fülle  aus- 
gezeichneter biologischer  Beobachtungen  und  anatomischer  That- 
sachen  niedergelegt  ist.  Herr  Major  Dr.  v.  H  e  y  d  e  n  ist  augenblick- 
lich im  Begriff,  die  prachtvolle  Sammlung  zu  ordnen;  sie  wird 
demnächst  einer  sorgfältigen  Bearbeitung  unterzogen  werden, 
deren  Ergebnisse  mit  den  Originalzeichuungen  des  Schenkers 
in  den  „Abhandlungen"  der  Gesellschaft  veröffentlicht  werden 
sollen.  Ein  Teil  der  geradezu  künstlerisch  ausgeführten  Abbil- 
dungen wird  vorgezeigt. 

Hierauf    hält    Herr    Professor    Dr.    Rudolph    Burck- 
hardt  aus  Basel,    welcher    der  Gesellschaft   als  korrespondie- 
rendes  Mitglied    angehört,    einen    interessanten  Vortrag : 
„Über   die   Selachier". 

Diese  wichtige  und  weitverbreitete  Ordnung  der  Knorpel- 
fische   ist    im   allgemeinen    wenig    bekannt,    indem    ichthyo- 


—     CXXVIT     - 

logische  Studien  gegenwärtig  meist  nur  insofern  kultiviert  werden, 
als  sie  dazu  dienen,  den  Bauplan  des  Wirbeltierkörpers  zu 
erklären.  Nach  einer  kurzen  Charakterisierung  der  allen 
Selachiern  zukommenden  Eigenschaften  bespricht  der  Vor- 
tragende im  Einzelnen  die  wichtigsten  Repräsentanten  dieser 
Fischgruppe,  deren  Formenfülle  und  E^arbenpracht  der  anderer 
Fischorduungen  nicht  nachsteht,  und  deren  Organisatiousver- 
hältnisse  phj'siologisch  besonders  bedeutungsvoll  sind.  An  zahl- 
reichen, nach  der  Natur  und  nach  Originalien  entworfenen 
Abbildungen  werden  zunächst  die  einzelnen  Arten  der  spindel- 
förmigen Selachier,  der  Haie  im  engeren  Sinne,  besprochen. 
Besonderen  Wert  legt  der  Vortragende  auf  die  Frage  nach  der 
Verwandtschaft  des  nordischen  Eishaies  {Laemanjns 
borcalis)  mit  einem  Hai  des  Mittelmeers  {Laemargits  rostratus), 
sowie  auf  die  Darstellung  des  prächtigen  Farbenspiels  bei 
Spmax  ii'iger,  einem  kleinen,  allgemein  verbreiteten  Hai.  Die 
Besprechung  der  Gruppe  der  Walhaie  giebt  dem  Eedner  Anlaß 
zur  Demonstration  des  gewaltigen  Gebisses  von  Carcharodon, 
eines  Riesenhaies,  der  im  Jahre  1893  auf  die  zoologische 
Station  in  Neapel  gebracht  wurde.  Ausführlicher  werden  jene 
gewaltigen  Vertreter  der  Walhaie  {Selache,  Rhinodon)  besprochen, 
w^elche  12  bis  20  Meter  Länge  erreichen.  Sie  ernähren  sich 
vom  Plankton  und  weisen  im  Zusammenhang  mit  dieser  auch 
den  eigentlichen  Walfischen  eigentümlichen  Lebensweise  ähn- 
liche Einrichtungen  wie  die  letzteren  auf,  welche  aber  aus 
anderen  Organen  hervorgegangen  sind,  und  welche  dazu  dienen, 
die  kleinen  Tiere  des  Meeres  in  ihrem  Rachen  wie  in  einem 
Siebe  zurückzuhalten.  Nach  einer  kurzen  Übersicht  über  die 
den  Haien  sich  anschließenden  Rochen  werden  alsdann  einige 
wissenschaftliche  Fragen  zur  Sprache  gebracht,  welche 
sich  speziell  aus  dem  Studium  der  Selachier  ergeben,  so  die  von 
dem  Redner  gemachten  Entdeckungen  von  Leuchtor  gane  n 
bei  Laemargjis  rostratus,  dessen  Leuchten  noch  niemals  beob- 
achtet worden  ist,  und  von  venösen  Ade rgefl echten  des 
Gehirnes  der  Walhaie.  Der  Vortragende  betont  die  große 
systematische  Bedeutung,  welche  dem  Gehirne  der  Selachier 
zukommt,  und  hebt  mehrere  Einrichtungen  bei  verschiedenen 
Arten  derselben  hervor,  welche  auf  ein  p  e  r  m  an e n  t  e s  W  a c  h  s- 
tum  des  Individuums  abzielen.  Schließlich  werden  die  zahl- 


—     CXXVIII     - 

reichen  aufgestellten  Präparate  (ausgestopfte  Haifische,  Skelett- 
teile u.  s.  w.)  und  prachtvolle  anatomische  Zeichnungen  von 
Gehirnpräparaten  eingehend  erörtert. 

Der  Vorsitzende  schließt  die  Sitzung  mit  herzlichen 
Dankesworten  an  den  Redner  für  seinen  interessanten,  mit 
lebhaftem  Beifall  aufgenommenen  Vortrag  und  mit  dem  Wunsche, 
daß  die  Gesellschaft  noch  oft  die  Ehre  haben  werde,  Herrn 
Professor  Burkhardt  in  ihrer  Mitte  zu   begrüßen. 

Samstag-,  den  20.  Januar  1900. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Der  Vorsitzende  legt  das  soeben  erschienene  umfangreiche 
und  prachtvoll  ausgestattete  1.  Heft  des  XXVI.  Bandes  der 
„Abhandlungen"  vor,  welches  zwei  Arbeiten  von  korrespon- 
dierenden Mitgliedern  der  Gesellschaft  enthält:  „Beiträge  zur 
Entwicklungsgeschichte  der  Reptilien"  von  Dr.  A,  Voeltzkow 
und  „Der  Uterus  gravidus  von  Galago  agisymbanus'^  von  Prof. 
H.  Strahl. 

Sodann  teilt  der  Vorsitzende  mit,  daß  am  8.  Januar  d.  J. 
in  Washington  im  Alter  von  36  Jahren  ein  Frankfurter,  Karl 
Nolte,  verstorben  ist,  welcher  vielen  Mitgliedern  der  Gesell- 
schaft persönlich  nahegestanden  hat,  und  dessen  Name  mit  den 
deutschen  kolonialen  Bestrebungen  in  Afrika  eng  verknüpft  ist. 
Schon  im  jugendlichen  Alter  von  18  Jahren,  kaum  der  Schule 
entwachsen,  ging  Nolte,  von  Reiselust  getrieben,  nach  Süd- 
afrika, wo  er  nach  mehrmonatiger  kaufmännischer  Thätigkeit 
in  Kapstadt  und  in  Port  Elisabeth  sich  nach  Damaraland 
wendete,  um  dort  dem  Tauschhandel  und  der  Straußenjagd  ob- 
zuliegen. Im  Jahre  1886  kehrte  er  nach  reichen  wissenschaft- 
lichen und  praktischen  Erfolgen  in  seine  Vaterstadt  zurück,  wo 
er  in  der  Senckeubergischen  Naturforschenden  Gesellschaft 
anziehende  Berichte  über  seine  Erlebnisse  und  Erfahrungen 
abstattete.*)  Seine  schönen  Sammlungen  machte  er  zum 
größten  Teil  dem  naturhistorischen  Museum  zum  Geschenk. 
Auch  litterarisch  war  er  damals  vielfach  thätig;  seine  Mono- 
graphie über  die  verschiedenen  Arten  der  afrikanischen  Strauße 
ist  von  den  Fachgelehrten  sehr  anerkennend   beurteilt  worden. 


*)  „Bericht  der  Senckenberg.  Nat.  ües."     1885/1886.     Seite  79. 


—     CXXIX     — 

Nach  einem  mehrjährigen  Aufenthalt  in  London,  wo  er  als 
Patentanwalt  thätig  war,  schloß  sich  Nolte  einer  Expe- 
dition nach  Deutsch-Ostafrika  an.  die  unter  Führung 
des  Leutnants  Bronsart  v.  Schellendorf  den  Versuch 
machte,  im  Kilima-Nds  charogebiet  eine  Straußen- 
zuchtanstalt  zu  begründen.  Das  Unternehmen  hatte  trotz 
der  aufreibenden  Thätigkeit  seiner  Leiter  keinen  Erfolg.  Nolte 
selbst  erkrankte  schwer  an  Sumpffieber  und  mußte  nach  andert- 
halbjährigem Aufenthalt  auf  der  Station  bei  Moschi  in  die 
Heimat  zurückkehren.  Auch  von  dieser  Expedition  hat  er  ein 
reiches  Sammelmaterial  an  Naturalien  mitgebracht,  das  zum 
größten  Teil  in  den  Besitz  des  Senckenbergischeu  Museums 
übergegangen  ist.  Seine  Gesundheit  blieb  dauernd  geschädigt. 
Vor  Jahresfrist  ging  Nolte  nach  Amerika,  wo  er  sich  mit 
einer  seinen  Fähigkeiten  und  Kenntnissen  kaum  angemessenen 
Stellung  in  Washington  begnügte.  Dort  ist  er  nach  langem 
Siechtum  seinem  durch  den  Aufenthalt  in  den  Tropen  verur- 
sachten Leiden  erlegen.  Die  Senckenbergische  Naturforschende 
Gesellschaft  wird  ihm  stets  ein  dankbares  Andenken  bewahren. 
Hierauf  spricht  Herr  Prof.  Dr.  Hermann  Kl  a  at  seh  aus 
Heidelberg  über: 

„Das  Problem  der  Abstammung  des  Menschen." 

Für  alle  Forschungen  über  die  Frage  nach  der  Herkunft 
des  Menschen  müssen  die  bahnbrechenden  Arbeiten  Darwins 
als  Grundlage  dienen,  welche  den  Anfang  einer  neuen,  richtigeren 
Erkenntnis,  aber  keineswegs  den  Abschluß  derselben  bedeuten. 
Wohl  hatten  schon  vor  Darwin  hervorragende  Geister  die 
Idee  der  Gemeinsamkeit  des  Menschen  und  der  übrigen  belebten 
Schöpfung,  —  so  Goethe,  der  diesen  Anschauungen  durch 
spezielle  anatomische  Untersuchung  des  Kopfskeletts,  wie  in 
hochpoetischen  Stellen  seiner  Werke,  namentlich  des  Faust, 
Ausdruck  verlieh  —  aber  erst  Darwin  führte  den  exakten 
Nachweis  dafür,  daß  sich  der  Mensch  aus  einer  „niedern  Form" 
entwickelt  habe.  Es  ist  sehr  wichtig,  diesen  Ausdruck  zu  be- 
achten und  zu  betonen,  daß  Darwin  niemals  von  den  Affen 
speziell  als  den  Vorfahren  des  Menschen  spricht  oder  gar  auf 
bestimmte  lebende  Affenformen  als  ein  Abbild  unserer  Groß- 
väter   hinweist.      Durch     allzu     einseitige    Fortführungen     des 

li'  I  LI  B  R  A  «  Y  1 


—     CXXX     — 

Darwin'schen  Werkes  von  Seiten  mancher  begeisterter  An- 
hänger des  großen  Forschers  ist  später  seine  Lehre  entstellt 
und  das  große  Publikum  zum  Teil  irregeleitet  worden.  Sogar 
die  Kunst  hat  sich  herbeigelassen,  das  Trugbild  eines  AiTen- 
Vormenschen  auf  die  Leinwand  zu  bannen.  Das  berühmte  oder 
besser  berüchtigte  Gemälde  von  Gabriel  Max  zeigt  uns  ein 
Wesen,  das  in  unglückseliger  Mischung  die  Eigenschaften  eines 
Gorilla  und  eines  Menschen  miteinander  so  paart,  als  ob  man 
es  mit  einem  Kreuzungsprodukt  beider  zu  thuu  habe.  So  kann 
der  Vorfahr  des  Menschen  nie  ausgesehen  haben;  dieses  Max'- 
sche  Phantasie-Ungeheuer  könnte  höchstens  für  einen  Vorfahren 
des  Gorilla  gelten. 

Ein  großer  Teil  des  gebildeten  Publikums  hat  in  richtigem 
Instinkte  gegen  die  Annahme  einer  direkten  Affen-Abstammung 
Front  gemacht;  bedeutende  Gelehrte  wie  Rudolf  Virchow 
haben  geschickt  die  Schwächen  der  Haeckel'schen  ultra- 
darwinistischen Richtung  benutzt,  um  die  ganze  Abstammungs- 
lehre überhaupt  zu  verdächtigen.  In  unberechtigt  erscheinender 
Zweifelsucht  wurde  die  Frage  nach  der  Herkunft  des  Menschen 
von  Virchow  und  anderen  in  ein  Dunkel  gehüllt,  in  welches 
erst  neuere  Forschungen  Licht  getragen  haben,  indem  sie  zu 
dem  gemäßigten  Standpunkte  Darwins  zurückkehren  und  seine 
Lehre  auf  Grund  der  zahlreichen  neuen  Errungenschaften  der 
für  das  Problem  in  Betracht  kommenden  Wissenschaften  fort- 
zubilden suchen. 

Dies  ist  einmal  die  Lehre  von  der  Entwicklung  des  Einzel- 
wesens, die  „Embryologie",  sodann  die  Lehre  vom  Bau  der 
lebenden  Wesen  und  von  der  Vergleichung  derselben  mitein- 
ander, die  „Vergleichende  Anatomie"  oder  „Morphologie  (Ge- 
staltenlehre)" ;  drittens  kommen  die  zahlreichen  neuen  Ein- 
blicke hinzu,  welche  man  in  die  Vorgeschichte  unserer  Mutter 
Erde  und  ihrer  Tier-  und  Pflanzenwelt  getlian  hat,  die  Lehre 
von  den  ausgestorbenen  Wesen,  die  „Palaeontologie",  und  endlich 
die  Menschenkunde  selbst,  die  „Anthropologie",  die  Praehistorie 
des  Menschen  und  die  Lehre  von  den  verschiedenen  Rassen 
desselben. 

Eine  sachgemäße  Vereinigung  der  Resultate  aller  dieser 
Disziplinen  gestattet  eine  viel  schärfere  Beantwortung  der  Frage 
nach  den  Vorfahren  des  Menschen  und  ihrer  Stellung  zu  denen 


—     CXXXl     — 

anderer  Wesen,  als  mau  von  einem  einseitigen  Stand  punkte  aus 
erwarten  sollte.  Mit  voller  Sicherheit  können  wir  die  ver- 
scliiedeuen  Möglichkeiten  abgrenzen,  welche  für  die  Beschaffen- 
heit der  Vorfahren  des  Menschen  gegeben  sind,  und  ebenso 
können  wir  die  Unmöglichkeit  gewisser  bisher  geltender  An- 
nahmen darthun.  Nicht  auf  dem  Wege  der  Spekulation,  sondern 
auf  dem  der  vorsichtigen  Kombination  und  Abwägung  festbe- 
gründeter Thatsachen  erfassen  wir  scharf  die  thatsächlich  be- 
stehenden Lücken  in  der  Vorfahrenreihe  des  Menschen  und 
gewannen  ein  Urteil  über  die  Bedeutung  von  Funden,  die  als 
„Bindeglieder"  gelten  sollen. 

Wenn  sich  beweisen  läßt,  daß  die  „niedere  E'orm",  von 
der  Darwin  spricht,  gar  nicht  ein  „Affe"  im  heutigen  Sinne 
ist,  so  hat  natürlich  auch  der  schönste  „Affen-Mensch"  gar 
keine  Bedeutung  für  unsere  Abstammung.  Das  kann  ja  auch 
ein  von  dem  menschlichen  Vorfahrenzustande  aus  sich  ent- 
fernendes Geschöpf  gewesen  sein,  das  die  „Affenbahn"  betreten 
hat,  auf  welcher  der  Vormensch  gar  nicht  gewandelt  zu  sein 
braucht.  So  war  auch  Darwins  Staudpunkt,  daß  Mensch  und 
Affe  zwei  nebeneinander  hergehende  Zweige  eines  gemeinsamen 
Stammes  repräsentieren. 

Indem  der  Vortragende  sich  dem  Thema  selbst  zuwendet, 
bespricht  er  zunächst  die  Frage  nach  der  Zugehörigkeit 
des  Menschen  zum  Tierreich  im  allgemeinen.  Die 
Annahme  einer  solchen  ist  natürlich  die  Grundlage  für  die 
Untersuchung  darüber,  mit  welchen  tierischen  Formen  der 
Mensch  näher  oder  entfernter  verwandt  sei.  Wer  diese  all- 
gemeine Zusammengehörigkeit  von  Mensch  und  Tier  negiert,  mit 
dem  ist  jede  weitere  Diskussion  eine  verlorene  Liebesmühe. 
Die  Wissenschaft  steht  hier  auf  völlig  gesichertem  Boden.  Die 
Entwicklung  eines  jeden  menschlichen  Individuums  folgt  den- 
selben Gesetzen  wie  die  der  Tiere.  Auch  der  Mensch  geht  aus 
der  befruchteten  Eizelle  hervor,  die  in  rascher  Teilung  die  zahl- 
reichen Zellen  und  Elemente  liefert,  aus  denen  sich  Gewebe 
und  Organe  des  Körpers  aufbauen.  Die  Ausbildung  der  er- 
nährenden und  schützenden  Hüllen,  welche  im  Mutterleib  für 
den  menschlichen  Keim  gebildet  werden,  stimmt  überein  mit 
den  Vorgängen  bei  den  anderen  Säugetieren,  und  zwar  speziell 
mit  solchen,  welche  sich  in  ihrem  Bau  als  sehr   niedrig-organi- 

*9 


—     CXXXII     — 

sierte,  primitive  Formen  offenbaren.  Die  Lebensvorgänge  spielen 
sich  beim  Mensclien  in  derselben  Weise  ab  wie  bei  den  Tieren. 
Sein  Bau  zeigt  den  allgemeinen  Grundplan  der  AVirbeltiere  und 
bis  in  alle  Einzelheiten  hinein  den  des  Säugetiers.  Mehr  viel- 
leicht als  der  normale  Bau  dürften  manche  gelegentlich  vor- 
kommenden Abweichungen  an  Skelett,  Muskulatur  u.  s.  w.  die 
Überzeugung  von  der  Übereinstimmung  des  Menschen  mit 
niedrig-organisierten  Säugetieren  befestigen.  Auch  hat  der 
Mensch  an  seinem  Körper  eine  größere  Anzahl  von  Einrichtungen, 
die  lediglich  als  Zeugnisse  seines  Hervorgehens  aus  einer  nie- 
deren Form  verständlich  sind,  ohne  diese  Annahme  aber  völlig 
rätselhaft  bleiben. 

Sich  der  Frage  nach  der  tierischen  Verwandtschaft  des 
Menschen  im  speziellen  zuwendend,  entwickelt  der  Vortragende 
die  Grundsätze,  nach  denen  die  Säugetiere  in  größere  Gruppen, 
Ordnungen,  Klassen  und  Familien  eingeteilt  werden.  Die 
Hauptrolle  spielen  hierbei  das  Gebiss  und  die  Gliedmaßen,  Hand 
und  Fuß.  Der  Stammbaum  der  jetzt  lebenden  Säugetiere  ist 
durch  die  Ergebnisse  der  vergleichenden  Anatomie  und  Palaeon- 
tologie  in  seinen  Grundzügen  aufgeklärt.  Jede  Gruppe  derselben 
hat  ihre  Besonderheit,  welche  das  Priuzip  darstellt,  durch  das 
eine  bestimmte  Säugetierform  ihren  Platz  im  Kampfe  ums  Da- 
sein behauptet.  Die  mächtige  Ausbildung  gewisser  Teile  des 
Gebisses  verhilft  den  Raubtieren,  die  eigentümliche  Umbildung 
der  Gliedmaßen  zu  vorzüglichen  Lauforganen  den  Huftieren 
zur  Fortführung  ihrer  Existenz.  Spezielle  Anpassungen  an  das 
Leben  im  Wasser  oder  an  die  fliegende  Lebensweise  haben 
große  Säugetiergruppen  umgestaltet.  Alle  diese  einseitig 
ausgebildeten  Säugetiergruppen  weisen  uns  auf  eine  gemeinsame 
Grundform  hin,  in  welcher  Gebiß  und  Gliedmaßen  einen  noch 
nicht  spezialisierten  Typus  aufweisen.  Die  Palaeontologie  hat 
diese  ursprünglichen  Wesen,  die  Vorläufer  der  Raubtiere,  Huf- 
tiere u.  s.  w.  in  der  Erdrinde  aufgedeckt.  Sie  stimmen  unter- 
einander auffällig  überein  in  dem  Besitz  eines  Gebisses,  bei 
welchem  Schneide-,  Eck-  und  Mahlzähne  von  gleichmäßigen 
Dimensionen  sind,  und  indem  bei  ihnen  Hand  und  Fuß  als 
fünffingrig  und  füufzehig  erscheinen  mit  einem  Daumen,  respek- 
tive einer  ersten  Zehe,  welche  den  anderen  Fingern  und  Zehen 
entgegengestellt  wird. 


—     CXXXIII     - 

Von  solchen  primitiven  kletternden  Formen  müssen  wir 
alle  jetzt  lebenden  Säugetiere  herleiten,  und  wir  haben  noch 
jetzt  Tiere,  welche  sich  ganz  direkt  an  diese  Wurzel  des  Säuge- 
tierstammes anschließen,  es  sind  die  sogenannten  Halbaffen, 
die  Affen  —  und  der  Mensch.  Gerade  der  Mensch  hat  sich 
die  alten  und  ursprünglichen  Eigenschaften  in  einer  Reinheit 
bewahrt,  wie  wir  sie  bei  keinem  seiner  nächsten  Verwandten 
antreffen. 

Alle  jetzt  lebenden  Affen  müssen  von  einer  Grundform 
abgeleitet  werden,  welche  dem  Menschen  sehr  nahe  stand.  Je 
weniger  ein  Affe  verloren  hat  von  dieser  gemeinsamen  Basis, 
um  so  menschenähnlicher  ist  er.  Aber  selbst  die  Anthropoiden  — 
Orang,  Schimpanse,  Gorilla  und  Gibbon  —  haben  ihre  eigenen 
Bahnen  eingeschlagen,  und  der  Kampf  ums  Dasein  hat  diese 
Wesen  von  der  Höhe  der  Entwicklung  herabgezerrt,  zu  der  sie 
ihrer  Anlage  nach  befähigt  gewesen  wären.  Am  wenigsten  hat 
der  Gibbon  gelitten,  der  zugleich  eine  der  primitivsten  Affen- 
formen überhaupt  darstellt.  Diese  Affenart  lebt  wie  der  Schim- 
panse gesellig,  in  großen  Herden,  und  dieser  Umstand  bewahrt 
sie  vor  dem  schweren  Kampfe  ums  Dasein,  den  der  vereinsamte 
Orang,  noch  mehr  der  Gorilla,  ausfechteu  muß,  und  dessen 
Wirkungen  sich  in  der  kolossalen  Entwicklung  der  Kiefer  und 
der  muskulösen  Umformung   des  Schädels   sehr  deutlich  zeigen. 

Alle  diese  Formen  standen  früher  auf  einer  größeren  Höhe, 
besonders  in  dem  Punkt,  welcher  recht  eigentlich  den  Menschen 
zum  Menschen  macht  —  in  der  Ausbildung  des  Gehirns,  welches 
in  solcher  Mächtigkeit  bei  keinem  anderen  Säugetiere  vor- 
kommt. Diese  ganz  hervorragende  Entwicklung  des 
zentralen  Nervensystems  ist  das  Mittel  im  Kampf 
ums  Dasein  gewesen,  durch  welches  sich  der  Mensch 
über  alle  seine  Konkurrenten  erhoben  hat.  Dieser 
Vorgang  muß  erdgeschichtlich  schon  früh  erfolgt  sein,  sonst 
hätte  der  Vorfahr  des  Menschen  nicht  vor  allen  einseitigen 
Umänderungen  seiner  Organisation  bewahrt  bleiben  können. 
So  aber  ist  der  Mensch,  vom  Gehirn  abgesehen,  eines  der 
primitivsten  Säugetiere  geblieben,  das  wehrloseste 
Geschöpf,  de m  w i r  ü b e r h a u p t  begegnen.  Damit  werden 
wir  bezüglich  der  Abstammung  des  Menschen  auf  ganz  niedere 
Formen  und  auf  weit  zurückliegende  geologische  Perioden  ver- 


—     CXXXIV     - 

wiesen.  Bereits  in  der  Triasperiode,  in  welclier  sich  unsere 
Buntsandsteingebirge  aus  dem  Meer  abgesetzt  haben,  existierten 
solche  Wesen,  welche  wir  als  Vorläufer  der  Menschen,  der 
„Primaten",  worin  die  Affen  mitbegriffen  werden,  auffassen 
müssen.  Sie  haben  uns  nur  die  Abdrücke  ihrer  Hände  und 
Füße  hinterlassen,  nichts  von  ihrem  Skelett. 

Die  Vorfahrenformen  des  Menschen  haben  also  niemals 
eine  der  Bahnen  eingeschlagen,  welche  den  jetzt  lebenden 
Säugetieren  ihren  Stempel  aufdrücken.  Der  Mensch  stammt 
somit  auch  von  keiner  dieser  Formen  ab,  auch  nicht  vom  Affen. 
Wenn  wir  demgemäß  behaupten,  daß  der  Mensch  eine  der  ältesten 
Säugetierformen  darstellt,  so  stehen  damit  die  thatsächlichen  Be- 
weise, die  wir  für  die  Existenz  des  Menschen  auf  der  Erde, 
speziell  in  unseren  Breiten,   haben,    scheinbar   im  W^iderspruch. 

Diese  Befunde  zeigen  uns  den  Menschen  am  Rande  der 
Eiszeitgietscher  im  Kampf  mit  den  Elementen  und  mit  einer 
gewaltigen  Säugetierwelt.  Kein  einsichtiger  Naturforscher  kann 
glauben,  daß  wir  hierin  wirklich  die  ersten  thatsächlichen  Spuren 
des  Menschen  vor  uns  haben.  Wie  hätte  er  mit  seinen  erbärm- 
lichen Feuerstein-Instrumenten  sich  solcher  Raubtiere  erwehren, 
wie  bei  dem  Verlust  des  schützenden  Haarkleides  diesem  rauhen 
Klima  trotzen  können,  wenn  nicht  eine  lange  Entwicklung 
vorausgegangen  wäre. 

Schon  mehren  sich  die  Befunde  von  Feuerstein-W^erkzeugen 
aus  dem  Tertiär,  welche  die  Existenz  des  Menschen  in  eine  viel 
frühere  Periode  verlegen. 

In  der  That  können  die  dem  Menschen  eigentümlichen 
Umbildungen  nur  in  einem  raiklen  Klima  und  in  einer  Gegend 
erfolgt  sein,  wo  er  noch  nicht  den  Kampf  mit  furchtbaren  Tieren 
aufzunehmen  genötigt  gewesen  ist. 

Bereits  die  Vorfahren  des  Menschen  müssen  eine  weite 
Verbreitung  über  die  Erde  besessen  haben.  Nicht  au  einem, 
sondern  au  vielen  Punkten  hat  sich  ihre  letzte  Umwandlung 
zum  Menschen  vollzogen.  Nur  aus  dieser  Annahme  wird  uns 
auch  die  Verschiedenheit  der  jetzt  lebenden  Menschenrassen 
begreiflich. 

Mit  herzlichen  Dankesworten  an  den  Redner  für  seinen 
interessanten,  von  zahlreichen  Demonstrationen  begleiteten  Vortrag 
schließt  der  Vorsitzende  die  Sitzung. 


-    cxxxv   — 

Samstag,  den  3.  Februar  1900. 

Vorsitzender:  Herr  Forstmeister  A.  Rörig. 

Herr  Oberlehrer  Dr.  Wilhelm  Sc  häuf  hält  einen  Vortrag: 

„Über  den  Diamanten". 
Der  Redner  erläutert  zunächst,  daß  Ruß,  Graphit  und 
Diamant  Modifikationen  desselben  Elementes,  des  Kohlenstoffes 
sind,  und  daß  die  Verbrennung  des  Diaraants  nicht  nur  in  reinem 
Sauerstoff,  sondern,  wenn  er  hinreichend  pulverisiert  wird,  auch 
in  der  Luft  auf  Platinblech  über  der  Spii'itusflamme  vor  sich 
geht.  Seine  künstliche  Darstellung  gelingt  durch  Auflösen  von 
Kohlenstoff  in  Eisenschmelze,  die  unter  Druck  erstarrt.  In  der 
Natur  tritt  der  Diamant  vorwiegend  in  wohlausgebildeten  Einzel- 
krystallen  auf.  Trotz  der  unübertroffnen en  Härte  ist  aus  jedem 
Krystall  durch  Spaltung  leicht  das  Oktaeder  herzustellen,  eine 
Form,  die  dem  Brillantschliff  zu  Grunde  liegt.  Der  blendende 
Glanz  und  die  an  Metallglanz  erinnernde  Eigenart  hängen  mit 
dem  hervorragenden  Lichtbrechungsvermögeu  des  Steines  zu- 
sammen ;  das  Farbenspiel  kommt  dadurch  zu  stände,  daß  die 
blauen  Strahlen  des  farblosen  Lichtes  viel  stärker  abgelenkt 
werden  als  die  roten ;  die  Erfahrung  hat  gelehrt,  daß  diese 
ausgezeichneten  Eigenschaften  am  Besten  durch  den  Brillant- 
schliff zur  Geltung  kommen.  Nach  einigen  Mitteilungen  über  Farbe, 
Größe,  Preis,  geographische  Verbreitung  und  Auftreten  desDiamants 
in  Meteorsteinen,  Meteoreisen  und  manchen  Stahlsorten  wird  das 
geologische  Vorkommen  desselben  geschildert.  Die  älteren  Fundorte 
(Indien,  Borneo,  Brasilien,  Ural,  Australien  u.  s.  w.)  in  Fluß- 
sanden und  Schichtgesteinen  geben  wenig  Anhaltspunkte  über 
die  Entstehung  der  Diamanten,  nur  weist  die  Vergesellschaftung 
mit  gewissen  Mineralien  (Turmalin,  Eisenglanz,  Anatas,  Rutil 
u.  A.)  auf  Granitgänge  als  Muttergestein  hin.  Einzig  in 
geologischer  Hinsicht,  durch  Größe  der  Steine  und  durch  massen- 
hafte Produktion,  die  neun  Zehntel  des  Welthandels  deckt, 
steht  Südafrika  da.  Von  dort  wurden  seit  1867  etwa  250  Ctr. 
gefördert;  von  dort  stammt  auch  der  „Excelsior"  im  GeAvicht  von 
etwa  ein  Fünftel  Kilogramm,  der  größte  aller  bis  jetzt  gefundenen 
Krystalle.  Das  Gestein,  in  dem  die  Diamanten  eingeschlossen 
sind  —  in  1  Kubikmeter  durchschnittlich  IV4  Gramm  —  durch- 
setzt   auf    der   öden   Hochfläche  des  Karso   zwischen  Vaal  und 


-     CXXXVI     — 

Modder-River  in  Form  von  Cyliudern,  welche  einen  Durchmesser 
von  20  bis  über  600  Metern  haben,  vollständig  horizontal  gelagerte 
alte  Schiefer,  Quarzite  und  deckenartig  eingeschaltete  Eruptiv- 
gesteine, von  ihnen  allen  auf  das  Schärfste  getrennt  und  senk- 
recht in  unbekannte  Tiefe  hinabgehend.  Dieses  heute  durch 
Verwitterung  serpentinartig  aussehende  Gestein  hat  die  Be- 
schafienheit  eines  verhärteten  vulkanischen  Tuffes,  d.  h.  es  be- 
steht aus  Mineraltrümmern  und  Krystallen,  wie  die  ausgeworfenen 
Aschen  und  Sande  der  Vulkane,  wozu  noch  losgerissene  Fragmente 
der  Nebengesteine  in  allen  Dimensionen  bis  zu  Hausgröße  kommen, 
aber  nur  in  dem  Tufi  stecken  die  Diamanten.  Wie  Branco  an 
seinen  „schwäbischen  Vulkanembryonen"  zur  Evidenz  gezeigt 
hat,  muß  man  sich  vorstellen,  daß  durch  schußartige  Explosionen 
die  Schichten  cylindrisch  durchlöchert  werden  und  der  größte 
Teil  der  nachdrängenden  zerstiebten  Lava  und  der  zertrümmerten 
Nebengesteine  wieder  zurückfallend  die  Röhren  ausfüllt.  Die 
Entstehung  der  südafrikanischen  Diamanten  ist  also  in  großer 
Erdtiefe  zu  suchen,  wo  sie  aus  kohlenstoffhaltigem  Schmelzfluß 
auskrystallisiert  sind.  Ein  im  Jahre  1886  gefundener,  diamant- 
führender Meteorit  hat  große  Verwandtschaft  mit  den  Kimberley- 
Tuffen.  Für  die  Entstehung  von  Diamanten  in  granitischen 
Gängen  ist  die  Ausscheidung  aus  gasförmigen  Kohleustoffver- 
bindungen  nicht  ausgeschlossen. 

Zum  Schlüsse  dankt  der  Vorsitzende  dem  Redner  für  seinen 
anziehenden  Vortrag,  welcher  mit  lebhaftem  Interesse  von  der 
zahlreichen  Zuhörerschaft  aufgenommen  wurde. 

Samstag,  den  10.  Februar  1900. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

In  seiner  Begiiißungsansprache  weist  der  Vorsitzende  auf 
die  hervorragende  wissenschaftliche  und  nationale  Bedeutung  der 
Deutschen  Tiefsee-Expedition  hin.  „Deutschlands  Zukunft  liegt 
auf  dem  Ozean";  dieses  von  höchster  Stelle  gesprochene  Wort 
gilt  auch  für  die  naturwissenschaftliche  Forschung,  für  die 
Biologie.  Im  Vollbewußtsein  der  Pflichten,  welche  die  Mit- 
arbeit an  den  höchsten  Kulturaufgaben  jeder  Großmacht  aufer- 
legt, hat  das  Deutsche  Reich  im  Spätsommer  1898  eine  große 
Expedition  zur  Erforschung   der  Ozeane  hinausgesandt,  wie  es 


—     CXXXVII     — 

eben  jetzt  wiederum  im  BegriSe  ist,  eine  Südpolarexpedition 
auszurüsten. 

Die  Deutsche  Tiefsee -Expedition  an  Bord  der  „Valdivia" 
stand  unter  der  Leitung  des  Herrn  Professor  Karl  Chun  in 
Leipzig,  welcher  seit  langen  Jahren  der  Senckenbergischen 
Naturforschenden  Gesellschaft  als  korrespondierendes  Mitglied 
angehört. 

Der  Vositzende  begrüßt  mit  warmen  Worten  den  Vor- 
tragenden, Herrn  stud.  rer.  nat.  Fritz  Winter  aus  Leipzig, 
einen  geborenen  Frankfurter,  welcher  die  Expedition  als  wissen- 
schaftlicher Zeichner  auf  ihrer  ganzen  Fahrt  begleitet  und  sich 
in  hervorragender  Weise  an  ihren  Arbeiten  beteiligt  hat. 

Hierauf  spricht  Herr  Fritz  AV inter: 

„Über  die  Deutsche  Tief  see -Expedition". 
(Siehe  diesen  „Bericht",  S.  45.) 

Eine  große  Kollektion  ausgezeichneter  Original -Photo- 
graphien des  Redners  erläutert  den  interessanten  Vortrag;  üppige 
Vegetationsbilder  des  tropischen  Urwalds  von  Kamerun,  pittoreske 
Landschaftsbilder  der  angelaufeneu  Inseln  des  südlichen  Eis- 
meeres mit  ihren  mächtigen  Gletschern,  Bilder  der  gigantischen 
Eisberge,  welchen  die  Expedition  auf  ihrer  Fahrt  begegnet  ist,  von 
See-Elefanten,  Albatrossen  und  Pinguinen  bedecken  die  Wände 
des  großen  Hörsaals,  in  dessen  Vordergrund  mächtige  Schließ- 
uetze,  Lot-Apparate,  Tiefsee-Thermometer  und  andere  Instrumente 
aufgehängt  sind,  welche  die  Expedition  auf  ihrer  Fahrt  benutzt  hat. 

Lebhafter  Beifall  lohnt  den  jugendlichen  Redner,  welchem 
der  Vorsitzende  in  seinem  Schlußwort  den  herzlichsten  Dank 
der  Gesellschaft  ausspricht. 

Die  anläßlich  des  Vortrags  im  großen  Hörsaale  veran- 
staltete Ausstellung  ist  auch  am  Sonntag,  den  11.  Februar,  von 
11  bis  1  Uhr,  dem  Publikum  unentgeltlich  zugängig  gewesen 
und  hat  sich  eines  außerordentlich  starken  Besuchs  zu  erfreuen 
gehabt. 

Samstag,  den  24.  Februar  1900. 

Vorsitzender :  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 
Zunächst  begrüßt  der  Vorsitzende    im  Namen  der  Gesell- 
schaft Herrn  Major  a.  D.  Dr.  Lucas  von  Hey  den  mit  herz- 


—     CXXXVIII     — 

lichen  Worten  zu  seinem  fünfundzwanzigjälirigen  Jubiläum  als 
Ehrendoktor  der  Philophischen  Fakultät  der  Universität 
Bonn.  Am  23.  Februar  1875  ist  dem  Jubilar  in  seinen  jungen 
Jahren  diese  höchste  akademische  Würde  verliehen  worden,  in 
gerechter  Wertschätzung  seiner  hervorragenden  Verdienste  um  die 
ent  om  ologische  Forschung,  welche  in  den  wissenschaft- 
lichen Kreisen  aller  Erdteile  anerkannt  sind.  Unermüdlich  hat 
seitdem  der  verdiente  Gelehrte  in  seiner  Spezialwissenschaft 
weitergearbeitet,  durcli  zahlreiche  Ehrungen  ist  er  ausgezeichnet 
worden,  und  auch  die  Philosophische  Fakultät  in  Bonn  hat  in 
dankbarer  Anerkennung  der  seltenen  Verdienste  des  Jubilars 
am  gestrigen  Tage  sein  E  h  r  e  n  d  o  k  t  o  r  d  i  p  1  o  m  unter  herzlichen 
Glückwünschen  erneuert. 

Nachdem  Herr  Major  Dr.  v  o  n  H  e  y  d  e  n  in  bewegten  Worten 
gedankt,  verkündet  der  Vorsitzende  den  Beschluß  der  Direktion 
bezüglich  der  diesmaligen  Erteilung  des  von  Reinach- 
Preises.  Über  vier  Preise  verfügt  die  S  e  nckenbergische 
Natur  forschende  Gesellschaft,  welche  periodisch  für 
die  ausgezeichnetsten  Leistungen  auf  den  verschiedenen  Gebieten 
der  naturwissenschaftlichen  Forschung  zur  Verleihung  kommen. 
Es  sind  der  v.  S  o  e  m  m  e  r  r  i  n  g  -,  T  i  e  d  e  m  a  n  n  -,  S  t  i  e  b  e  1-  und 
V.  Keinach-Preis.  Der  letztere,  1892  gestiftet  und  für  her- 
vorragende Arbeiten  in  der  Geologie,  Palaeontologie  und  Mine- 
ralogie der  weiteren  Umgebung  Frankfurts  bestimmt,  ist  in  den 
Jahren  1893  und  1895  an  die  Herren  Prof.  F.  Kinkelin- 
Frankfurt  (Geologie)  und  Prof.  A.  A  n  d  r  e  a  e  -  Hildesheim 
(Palaeontologie)  verliehen  worden  und  diesmal  für  das  Gebiet 
der  Mineralogie  ausgeschrieben  gewesen.  Auf  Vorschlag 
der  Preis-Kommission,  welche  aus  den  Herren  Prof.  H.  Bü  cking- 
Straßburg,  Geh.  Oberbergrat  Prof.  R.  Lep  sius- Darmstadt 
und  A.  von  Rein  ach -Frankfurt  zusammengesetzt  gewesen  ist, 
sind  diesmal  zwei  Arbeiten,  welche  in  gleicher  Weise  her- 
vorragende Beiträge  zur  Mineralogie  der  weiteren  Umgegend 
Frankfurts  liefern,  mit  dem  aus  1000  Mark  bestehenden  Preise, 
und  zwar  jede  mit  der  Hälfte  desselben,  gekrönt  worden,  die 
Arbeiten  der  Herren  Oberlehrer  Dr.  W.  Schauf -Frankfurt 
„Über  Sericitgneiße  im  Taunus  mit  besonderer  Bei-ücksichtiguug 
der  Vorkommnisse  in  der  Sektion  Platte"  und  Prof.  Dr.  C.  Chelius- 
Darmstadt   „Über  die  krystallinen  Gesteine  des   Odenwaldes". 


—     CXXXIX     — 

Hierauf  hält  Herr  Hofrat  Dr.  med.  Bernhard  Hagen 
einen  außerordentlich  interessanten,  anthropologischen  Vortrag 
unter 

„Vorführung     von    Gesichtstypen    ostasiatischer 
und  melane  sis  eher  Völker  in  Lichtbildern". 

Ein  reines,  unvermischtes  Volk  wird  man  heutzutage  auf 
der  ganzen  Erde  vergebens  suchen.  Mischung,  Kreuzung  überall, 
wohin  wir  blicken.  Das  zeigt  sich  nicht  nur  bei  uns  in  Europa, 
wo  wir  sogar  im  Schöße  der  einzelnen  Familien  schon  die 
bedeutendsten  Verschiedenheiten  in  Bezug  auf  Körper-  und 
namentlich  Gesichtsbildung  treffen,  sondern  auch  bis  herab  zu 
den  allerniedersten  Naturvölkern.  Einen  Beweis  dafür  liefern 
die  vorgeführten  Lichtbilder,  welche  durchweg  nach  eigenen 
Aufnahmen  des  Redners  hergestellt  sind  und  demnächst  in 
einem  besonderen  Album  zur  Veröffentlichung  gelangen  sollen. 
Der  Beobachtuugskreis,  dem  dieselben  entstammen,  umfaßt, 
zoologisch  gesprochen,  die  indo-malayische  und  australische 
Region  im  Wallace'schen  Sinne,  also  etwa  das  Gebiet  vom 
Himalaya  an  bis  zu  den  Salomonsiuseln  und  Australien.  Gerade 
hier  treffen  wir  eineDurcheinauderwürfelung  der  verschiedensten 
Rassen  und  Völker  in  so  unentwirrbarer  Kreuzung  und  Ver- 
mischung, daß  die  x\nthropologie  bisher  an  der  Lösung  der  hier 
sich  bietenden  Probleme  fast  verzweifelt  ist. 

Die  Aufgabe  der  heutigen  Demonstration  und  Besprechung 
ist  es,  zu  zeigen,  daß  bei  aller  Verschiedenheit  der  Völker  in 
diesem  Teil  der  Erde  in  ihren  Gesichtsformen  dennoch  bei 
näherem  Zusehen  ein  gewisser  einheitlicher  Zug,  oft  allerdings 
nur  in  minimalem  Prozentsatz,  überall  hindurchleuchtet,  so  daß, 
wie  dies  bereits  von  Seiten  der  Sprachforschung  geschehen,  auch 
von  Seiten  der  somatischen  Anthropologie  ein  gewisser  Zusammen- 
hang über  das  ganze  vorgenannte  Areal  nachzuweisen  ist. 
Dieser  einheitliche  Zug  besteht  in  einem  sehr  charakteristischen 
breiten,  niederen  Gesicht  mit  breiten  und  vorstehenden  Backen- 
knochen, in  welchem  eine  kurze,  platte,  breite,  eingedrückte 
Nase  sitzt.  Dabei  findet  sich  meistens  ein  mehr  oder  minder 
starker  Grad  von  Prognathie  (Schiefzähnigkeit).  Der  Schädel 
selbst  ist  vorwiegend  meso-  oder  dolicho-,  nur  selten  brachy- 
cephal.     Am  stärksten  tritt  dieser  Typus  auf  bei  den  malayischen 


—     CXL     - 

Urvölkern  im  Innern  Sumatras,  Malakkas  und  Borneos,  so  daß 
mau  ihn  geradezu  als  den  eigentlichen  ur-  oder  prämalayischen 
Gesichtstj'pus  bezeichnen  kann.  Von  hier  strahlt  er  nach  allen 
Richtungen  aus,  nach  Siidindieu,  Ceylon,  Hinderindien,  nach 
Südchina  und  sogar  nach  Melanesien  hin  bis  zu  den  Salomons- 
luseln,  ja  selbst  bis  Australien.  Bei  genauerem  Nachforschen 
können  wir  diesen  Typus  sogar  noch  viel  weiter  verfolgen,  bis 
nach  Süd-  und  Mittelafrika  und  auf  der  anderen  Seite  durch 
Polynesien  nach  Südamerika  hin.  Wir  stossen  dabei  auf  die 
Thatsache,  daß  dieser  Gesichtstypus  in  auffallendem  Grade  nur 
bei  solchen  Völkern  auftritt,  welche  wir  als  —  natürlich  nur 
verhältnismäßig  —  reine  und  primitive  Urvölker  aufzufassen 
und  zu  bezeichnen  pflegen,  sowohl  in  Afrika  (Hottentotten,  Busch- 
männer. Akkas),  wie  in  Indien  (die  Bergstämme  Südindiens, 
die  Weddahs  in  Ceylon),  sowohl  im  malayischen  als  im  papua- 
nischen  Archipel. 

Es  drängt  sich  sonach  von  selbst  der  Gedanke  auf,  daß 
wir  hier  vor  den  Resten  einer  alten,  einst  über  das  ganze 
Areal  der  altweltlicheu  Südhemispliäre  verbreiteten  Urrasse 
stehen,  die  in  ihren  Zügen  einen  den  kindlichen  Formen  nahe- 
stehenden uud  darum  als  höchst  primitiv  zu  bezeichnenden 
Gesichtstypus  bewahrt  hat.  Interessant  uud  von  Bedeutung 
ist  es  in  dieser  Hinsicht,  daß  die  Frauen,  welche  nach  Virchows 
Zeugnis  dem  kindlichen  Typus  im  Allgemeinen  am  nächsten 
stehen,  sich  die  in  Rede  stehende  Gesichtsform  durchschnittlich 
in  viel  bedeutenderem  Grade  bewahrt  haben  als  die  Männer. 

Ferner  sehen  wir,  daß  die  Gebiete,  auf  welchen  diese 
alten  Rassenreste  zerstreut  sich  finden,  so  hübsch  um  das  viel- 
postulierte, versunkene  Sclater'sche  Lemurien  herumliegen, 
daß  ein  Wiederauftauchen  desselben  alle  diese  heute  durch 
weite  Meere  getrennten  Gebiete  verbinden  und  so  auch  die 
geographische  Unterlage  für  diese  Urrasse  abgeben  würde. 
Da  aber  nun  leider  ein  tertiäres  Lemurien  nach  Kobelts 
zoogeographischen  Untersuchungen  nicht  existiert  haben  kann, 
so  müßten  wir  schließlich  auf  der  Suche  nach  Landverbindungen 
auf  das  alte  palaeozoische  Gondwanaland  zurückgreifen;  wir 
kämen  aber  damit  in  Zeiträume  hinein,  die  für  die  Existenz 
des  Menschen  als  solchen  unmöglich  sind. 

Reicher  Beifall   lohnt  den   gewandten   Redner    für    seinen 


—     CXLI     — 

interessanten  Vortrag,  welchem  durch  die  wirkungsvolle  Vor- 
führung vortreSlicher  Lichtbilder  ein  besonderer  Reiz  ver- 
liehen wurde. 

Samstag:,  den  10.  März  1900. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Herr  Dr.  med.  A.  Alzheimer  hält  einen  Vortrag: 
„Zur  Anthropologie  des  Verbrechers". 

Die  Frage  nach  der  Ursache  und  dem  Wesen  des  Ver- 
brechens hat  seit  uralten  Zeiten  die  Denker  beschäftigt.  Zwei 
Umstände,  namentlich  die  Gesetzmäßigkeit,  mit  welcher  Ver- 
brechen begangen  werden,  und  die  außerordentliche  Neigung  zur 
Rückfälligkeit  bei  den  meisten  Verbrechern,  liaben  schon  immer 
den  Gedanken  nahelegen  müssen,  daß  zwingende  Notwendig- 
keiten einen  Einfluß  auf  die  Entstehung  der  Verbrechen  ausüben. 
Schon  1871  hat  v.  Holtzendorffin  seinem  Handbuch  des  deut- 
schen Strafrechts  die  Meinung  ausgesprochen,  daß  wohl  Anthro- 
pologie und  Psychologie  berufen  sein  dürften,  die  Entstehung 
des  Verbrechens  aus  der  menschlichen  Natur  und  der  Entwicklung 
der  einzelnen  Person  begreiflich  zu  machen. 

Einen  Versuch  dazu  hat  Lombroso  nicht  lange  darauf  in 
seinem  berühmt  gewordenen  Buch  „l'uomo  deliquente"  gemacht. 
Lombrosos  Lehre  läßt  sich  dahin  zusammenfassen,  daß  sich  der 
Gewohnheitsverbrecher  in  anthropologischer  Beziehung  körperlich 
und  geistig  von  dem  Durchschnittstj^pus  des  gesunden  und 
ehrlichen  Menschen  unterscheide.  Der  Gewohnheitsverbrecher 
stelle  durch  körperliche  und  geistige  Kennzeichen  eine  eigene 
anthropologische  Varietät  und  zwar  einen  gewissermaßen  ata- 
vistischen Typus  dar,  der  von  dem  Typus  des  Menschen  in 
unserer  heutigen  Entwicklungs-  und  Kulturstufe  in  wesentlichen 
Punkten  abv^eiche  und  vielmehr  dem  Typus  der  niederststehendeu 
Völkerstämme  oder  einer  von  uns  schon  lange  durchlaufenen 
Entwicklungs-  und  Kulturstufe  nahestehe.  Dieser  niederorgani- 
sierte Mensch,  unter  uns  Menschen  einer  fortgeschritteneren 
Entwicklungsstufe  versetzt,  müsse  in  Folge  seiner  inneren 
Organisation  notwendig  zum  Verbrecher  werden. 

Für  und  wider  Lombroso  ist  seitdem  eine  Litteratur  er- 
wachsen, die  sich  kaum  mehr  übersehen  läßt.   Lombroso  ist  in 


-     CXLIl     — 

vielem  widerlegt,  auch  vielfach  mißverstandeü  worden.  Aber 
selbst  seine  ausgesprochensten  Gegner  versagen  ihm  nicht  die 
Anerkennung,  daß  seine  Arbeit  dauernden  Dankes  wert  sei,  und 
es  unterliegt  keinem  Zweifel^  daß  er  uns  wesentliche  neue  Gesichts- 
punkte für  die  Beurteilung  des  Verbrechers  gegeben  hat. 

An  der  Hand  von  Tafeln  werden  nun  die  einzelnen  nach 
Lombroso  und  seinen  Schülern  für  den  Verbrecher  charak- 
teristischen Merkmale  am  Schädel,  Gehirn  und  übrigen  Körper 
eingehend  erörtert,  sowie  die  Tätowierungen  des  Verbrechers  und 
seine  geistigen  Eigentümlichkeiten  besprochen. 

Darnach  finden  sich  unter  den  körperlichen  Merkmalen 
des  Verbrechers  keine,  welche  seine  atavistische  Natur  beweisen, 
sie  sind  vielmehr  als  pathologische  Erzeugnisse,  als  Degeneratio»s- 
erscheinungen,  aufzufassen.  Die  Tätowierungen  des  Verbrechers 
sind  nicht  ohne  weiteres  den  Tätowierungen  der  wilden  Völker 
vergleichbar.  Einfache  Tätowierungen,  wie  wir  sie  an  den  Armen 
von  Seeleuten,  Soldaten  und  Angehörigen  gewerblicher  Be- 
rufe finden,  haben  nichts  mit  dem  Verbrechertum  zu  thun. 
Nur  die  Massenhaftigkeit  der  Tätowierungen,  die  Schlüpfrigkeit 
und  cj^iische  Obscöuität  der  Darstellungen  scheint  dem  Ver- 
brecher eigen.  Gerade  darin  aber  unterscheiden  sich  diese 
Tätowierungen  von  den  Tätowierungen  der  wilden  Völkerschaften, 
die  bei  den  einzelnen  Volksstämmen  nach  ganz  bestimmten 
Regeln  ausgeführt  werden. 

Für  die  wichtigste  Frage  hält  der  Vortragende  die  nach 
den  psychischen  Eigentümlichkeiten  des  Verbrechers.  Die  geistigen 
Fähigkeiten  des  Verbrechers  sind  durchschnittlich  unter  der 
Norm.  Wohl  ein  Drittel  der  jugendlichen  Gewohnheitsverbrecher 
muß  als  erheblich  schwachsinnig  gelten.  Ganz  auffallend  ist 
die  große  Anzahl  der  Analphabeten  in  den  Gefängnissen.  Nichts 
ist  verkehrter  als  die  Annahme,  daß  die  Verbrecher  über  besondere 
Verstandeskräfte  verfügen.  Die  vielerwähnte  Findigkeit  und 
Schlauheit  der  Verbrecher  ist  nichts  als  eine  meist  angelernte 
Einseitigkeit  der  Verstandesthätigkeit,  nichts  weiter  als  die  List, 
die  wir  bei  den  hochstehenden  Tieren  und  bei  Schwach- 
sinnigen oft  ausgesprochen  bethätigt  finden. 

Schließlich  wird  auf  die  hereditären  Verhältnisse  der  Ver- 
brecher hingewiesen.  Es  gibt  wahre  Verbrecherfamilien,  recht 
häufig  aber  findet  man  Alkoholismus,  Epilepsie,  geistige  Defekte 


—     CXLIII     — 

iu  der  Ascendenz,  Geistesstörung,  Idiotie,  Taubstummheit  in  den 
Seitenlinien  des  Verbrecherstammbaums.  Bekannt  ist  die  be- 
sondere  Neigung   der  Verbrecher  zu   psychischer  Erkrankung. 

Man  muß  also  Lombroso  beistimmen  in  der  Behauptung, 
daß  sich  die  Mehrzahl  der  Gewohnheitsverbrecher  durch  körper- 
liche und  psychische  Merkmale  von  dem  gesunden  und  moralischen 
Menschen  unterscheide.  Nur  gravitieren  diese  Merkmale  nicht 
nach  der  Richtung  des  Atavismus,  sondern  nach  der  Richtung 
der  körperlichen  und  geistigen  Degeneration. 

Wenn  wir  vom  naturwissenschaftlichen  Standpunkt  aus 
den  Verbrecher  beurteilen  wollen,  müssen  wir  von  dem  Satze 
ausgehen,  daß  der  freie  Wille  des  Menschen  nur  eine  Selbst- 
täuschung des  Menschen  ist.  Die  unendlich  vielfachen,  ver- 
schlungenen und  ineinandergreifenden  Einflüsse,  welche  bewirken, 
daß  eine  That  in  bestimmter  Form  und  zu  bestimmter  Zeit  zur 
Ausführung  kommt,  täuschen  uns  die  Meinung  einer  freien 
Willensbethätigung  vor,  weil  wir  ihren  Zusammenhang  nicht  zu 
übersehen  vermögen.  Bei  dem  Verbrecher  nun  finden  sich  unter 
diesen  Einflüssen  sicherlich  viele,  die  in  seiner  defekten  Anlage 
den  Grund  haben.  Mit  einer  solchen  Auffassung  ist  der  Begriff 
der  Sühne  gegenüber  einer  verbrecherischen  That  unvereinbar. 
Die  Menschheit  muß  sich  aber  das  Recht  nehmen,  Leben,  Eigen- 
tum und  Ehre  der  Mitmenschen  zu  schützen.  Unser  heutiges 
Strafrecht  und  unser  heutiger  Strafvollzug  erfüllt  diesen  Zweck 
nur  in  ungenügender  Weise.  Ein  Verbrecher  muß  nach  Ab- 
büßung seiner  Strafe  entlassen  werden,  wenn  auch  mit  Bestimmt- 
heit vorauszusehen  ist,  daß  er  schon  am  nächsten  Tage  ein 
neues  Verbrechen  verüben  wird.  Hier  kann  nur  die  Erkennung 
einer  Freiheitsentziehung  auf  unbestimmte  Zeit  Abhilfe  schaffen, 
eine  Freiheitsentziehung,  die  davon  abhängig  gemacht  wird,  daß 
eine  wirkliche  Änderung  im  psychischen  Zustand  des  Verbrechers 
eingetreten  ist.  Darin  finden  wir  uns  in  Übereinstimmung 
mit  einer  einflußreichen  kriminalistischen  Schule,  die  aus  der 
Statistik  der  Rückfälligkeit  der  Verbrecher  zu  denselben  Forde- 
rungen gekommen  ist,  wie  die  Betrachtung  des  Verbrechers  vom 
anthropologischen  und  psychologischen  Standpunkt. 

In  der  kurzen  Debatte  macht  Herr  Professor  Dr.  E dinger 
darauf  aufmerksam,  daß  auch  das  Milieu  eine  bedeutende  Rolle 
spiele,   und  erzählt  einen  iu  seiner  Praxis  vorgekommenen  Fall 


—     CXLIV     — 

aus  sogenannten  guten  Kreisen.  Herr  Dr.  Alzheimer  nimmt 
hieraus  Veranlassung,  darauf  hinzuweisen,  daß  diese  an  Moml 
insanity  Leidenden  aus  guten  Familien  —  sie  sind  gleichfalls 
verbrecherisch  veranlagt  —  meist  in  die  Irrenanstalten  kommen, 
während  die  anderen  in  Gefängnissen  und  Zuchthäusern  inter- 
niert zu  werden  pflegen. 

Schließlich  dankt  der  Vorsitzende  dem  Redner  für  seinen 
interessanten  Vortrag,  welcher  von  den  zahlreich  erschienenen 
Zuhörern  äußerst  beifällig  aufgenommen  wurde. 

Samstag,  den  24.  März  1900. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Der  Vorsitzende  berichtet  zunächst  über  den  glänzenden 
Verlauf  der  Feier  des  zweihuudertjährigen  Bestehens  der  König- 
lich Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften  am 
19.  und  20.  d.  Mts.,  an  welcher  er  als  Delegierter  der  Gesellschaft 
teilgenommen  hat. 

Die  Feier  wurde  eingeleitet  durch  einen  Festakt  im 
Weißen  Saale  des  Königlichen  Schlosses,  wohin  der 
Kaiser  die  Akademiker  und  ihre  Gäste  an  ihrem  Ehrentag 
entboten,  wo  auch  nach  der  Reorganisation  der  Akademie  durch 
Friedrich  den  Großen  die  feierliche  Eröffnungssitzung 
stattgefunden  hatte.  Naturgemäß  hat  sich  diese  Feier  zu  einer 
glanzvollen  Huldigung  der  Akademiker  für  ihren  Königlichen 
Protektor  gestaltet,  für  den  Nachkommen  der  edlen  Kurfürstin 
Sophie  Charlotte,  deren  lebhaftes  Interesse  für  seine  auf 
die  Gründung  einer  Akademie  gerichteten,  weitausschauendeu 
Pläne  der  große  Philosoph  Leibniz  wachzurufen  verstanden 
hatte.  Der  ganze  Prunk  der  Monarchie,  der  anläßlich  dieser 
Feier  entfaltet  worden  ist,  hat  dieselbe  zu  einem  großen 
Staatsakte  gestempelt.  In  seiner  denkwürdigen  Ansprache 
hat  der  Kaiser  voll  und  ganz  die  großen  Verdienste  der  Akademie 
der  Wissenschaften  anerkannt  und  versprochen,  dieser  Schöpfung 
seines  Ahnherrn,  w^elche  in  die  letzten  Tage  des  brandenburgi- 
schen Kurstaats  zurückreicht  und  zusammen  mit  der  preußischen 
Monarchie  emporgeblüht  ist,  gleich  seinen  Vorgängern  auf  dem 
Throne  Preußens  ein  getreuer  Hüter  zu  sein,  unter  Hinweis 
auf    das    Wort    Kaiser    Wilhelms    I. :     „Das    in    jedem 


—     CXLV     — 

preußischen  Könige  ein  wo  linen  deGefühl  für  Wissen- 
schaft ist  auch  in  Mir  lebendig." 

Im  Gegensatz  zu  dieser  glänzenden,  durch  Königlichen 
Prunk  ausgezeichneten  Feier  trug  die  Festsitzung  im  Ab- 
geordnetenhause einen  schlichten  Charakter.  Hier  wie 
dort  hatten  sich  mit  den  Akademikern  die  Vertreter  der  ge- 
lehrten Körperschaften  der  ganzen  Welt  vereinigt,  eine  glanz- 
volle Versammlung,  welche  in  der  malerischen  Tracht  der  Ornate, 
im  Schmuck  der  Ordensbänder  aller  Länder  ein  farbenprächtiges 
Bild  darbot.  Nachdem  der  Geschichtsschreiber  der  Akademie, 
der  Kirchenhistoriker  Professor  AdolfHarnack,  in  seiner  geist- 
vollen Rede,  welche  mit  Recht  als  eine  wissenschaftliche  That 
gefeiert  worden  ist,  in  schlichten,  klaren  und  großen  Linien  die 
zweihundertjährige  Geschichte  der  Akademie  geschildert  hatte, 
brachten  die  Abordnungen  der  wissenschaftlichen  Körperschaften 
ihre  Glückwünsche  dar.  Sie  waren  —  88  an  der  Zahl  —  in 
vier  Gruppen  eingeteilt,  die  deutschen  und  ausländischen  Aka- 
demien, die  Universitäten  des  deutschen  Sprachgebietes,  die 
preußischen  Provinzial-Gesellschaften  und  die  Berliner  Institute 
für  Handel,  Kunst  und  Wissenschaft.  lustrumentalchöre,  dirigiert 
von  Meister  Joachim,  sowie  Begrüßungs-  und  Dankesworte 
der  vier  ständigen  Sekretare  der  Akademie  eröffneten  und  be- 
schlossen die  Festsitzung. 

Hierauf  begrüßt  der  Vorsitzende  Herrn  Dr.  Georg  Greira 
aus  Darmstadt,  welcher  der  Gesellschaft  als  korrespondierendes 
Mitglied  angehört.     Herr  Dr.  Greim  spricht  sodann  über 

„Neues  und  Altes  von  Erdmessung  und  Erdgestalt". 

Ausgehend  von  der  zuerst  gültigen  Ansicht  von  der  Erd- 
scheibe, schildert  der  Vortrag  die  allmähliche  Erweiterung  unserer 
Kenntnis  von  der  Erdgestalt  in  den  drei  folgenden  Stadien, 
die  bezeichnet  sind  durch  die  Annahme  einer  kugelförmigen, 
einer  ellipsoidischen  und  einer  unregelmäßig  gestalteten  Erde. 
Wie  die  letztere  von  dem  Rotationssphäroid  abweicht,  und  wie 
ihre  Abweichung  durch  geometrische  Methoden  (astronomisch- 
geodätische), sowie  durch  dynamische  (Schweremessungen)  be- 
stimmt werden  kann,  wird  kurz  gezeigt.  Die  Folgerungen  aus 
dem  hierbei  Gefundenen  führen  zu  einer  genaueren  Definition 
des  sog.  „Geoids".     Um   sich   außerdem  Rechenschaft   über   die 

10 


—     CXLVI     — 

Gründe  dieser  Abweichung  zu  geben,  wird  auf  theoretischem 
Weg  zur  Ableitung  des  Geoids  geschritten,  nachdem  die  Grund- 
begriffe der  Kräftefuuktion  und  Niveaufläche  erklärt  sind. 
Hierbei  wird  darauf  hingewiesen,  welche  Gestalt  diese  Niveau- 
flächen unter  bestimmten  Voraussetzungen  haben  müssen,  wie 
z.  B  bei  einer  ruhenden  Erde,  in  der  eine  gleichmäßige  Dichte- 
verteilung herrscht.  Sodann  wird  wiederum  zur  Gestalt  der  Erde 
unter  den  thatsächlichen  Bedingungen  übergegangen  und  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß  nicht  nur  eine  Niveaufläche  die  Erd- 
oberfläche schneidet.  Die  Versuche,  die  Gestalt  des  Geoids 
festzulegen,  stimmen  überein  mit  der  Bestimmung  seiner  Ab- 
weichungen gegenüber  dem  Sphäroid,  über  deren  Größe  man 
durch  synthetische  Untersuchungen  über  den  Einfluß  gegebener 
Massen  auf  die  Erdgestalt,  sowie  durch  direkte  Messungen  eine 
Vorstellung  gewinnen  kann.  Zum  Schlüsse  werden  noch  eine 
Anzahl  Folgerungen  aus  dem  Vorgetragenen  gezogen  und  ins- 
besondere die  Frage  beantwortet,  ob  die  Meere,  welche  Europa 
umgeben,  zu  verschiedenen  Geoidflächen  gehören,  wie  man  früher 
nach  den  viel  zu  groß  gefundenen  Differenzen  der  Mittelwasser 
glaubte  annehmen  zu  müssen. 

Mit  herzlichen  Worten  des  Dankes  für  den  mit  großem 
Beifall  aufgenommenen  Vortrag  und  mit  dem  Wunsche,  daß  der 
Redner  sein  wohlwollendes  Interesse  der  Gesellschaft  dauernd 
erhalten  möge,  schließt  der  Vorsitzende  die  Sitzung. 

Samstag,  den  7.  April  1900. 

Vorsitzender:  Herr  Dr.  August  Knoblauch. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  in  einer  längeren  Ansprache  mit 
warmen  Worten  des  am  28.  März  d.  J.  verstorbenen  Herrn 
Wilhelm  Winter,*)  welcher  der  Gesellschaft  seit  1881  als 
arbeitendes  Mitglied  und  der  Direktion  in  den  Jahren  1892 
und  1893  als  korrespondierender  Sekretär  angehört  hat.  Zu 
ehrendem  Andenken  an  den  Verstorbenen  erheben  sich  die  An- 
wesenden von  den  Sitzen. 

Herr  Dr.  W.  Kobelt  führt  sodann  ein  für  das  Museum 
neuerdings  erworbenes  Paar  Moschusochsen  vor,  das  eine 
seit  dreißig  Jahren  in  der  Sammlung  bestehende  Lücke  ausfüllt.**) 

*)  Nekrolog  siehe  diesen  „Bericht",  Seite  CLIX. 
**)  Siehe  diesen  „Bericht",  Seite  61. 


-     CXLVII     — 

Hierauf  hält  Herr  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  P.  Ehrlicli 
einen  Vortrag : 

„Cellular biologische   Betrachtungen 
über   Immunität". 

Der  Redner  giebt  zunächst  einen  historischen  Überblick 
über  die  Entwicklung  der  Immunitätslehre,  besonders  in  ihrer 
Abhängigkeit  von  den  Fortschritten,  welche  die  Bakteriologie 
den  Forschungen  Pasteurs  und  Kochs  verdankt.  Sodann 
bespricht  er  die  Förderung,  welche  auch  das  wissenschaftliche 
Verständnis  der  Immunität  durch  die  Entdeckung  Behrings 
erfahren  hat,  daß  das  Serum  von  Tieren,  welche  mit  den 
Toxinen  des  Diphtherie-  und  Tetanusbacillus  behandelt  sind, 
Antitoxine  enthält,  die  in  specifischer  Weise  die  Wirkung 
dieser  Gifte  beeinflussen.  Die  Grundbedingung  zu  einem  weiteren 
Eindringen  in  dieses  schwierige  Gebiet  bildete  die  Schaffung 
von  Methoden,  welche  es  ermöglichten,  die  Wirkung  von  Toxin 
und  Antitoxin  quantitativ  zu  bestimmen  und  in  genauen  Zahlen- 
werten auszudrücken.  Die  Schwierigkeiten  waren  hier  um  so 
größer,  als  die  Toxine  und  Antitoxine  der  chemischen  Unter- 
suchung nicht  zugänglich  sind  und  nur  durch  ihre  physiologische 
Wirkung  gemessen  werden  können.  Die  Fähigkeit  gewisser 
Toxine,  auf  die  roten  Blutkörperchen  vieler  Tierspecies  eine 
Giftwirkung  auszuübeu,  die  außerhalb  des  Tierkörpers  genau 
zu  messen  ist,  führte  zu  der  Möglichkeit,  exakte  Versuche  über 
das  Verhalten  der  Toxine  und  Antitoxine  außerhalb  des  Tier- 
körpers im  Reagensglas  auszuführen.  Mit  Hilfe  dieser  Reagens- 
glasversuche ließen  sich  vor  allem  wichtige  Beweise  dafür 
bringen,  daß  die  Wirkung  der  Antitoxine  eine  rein  chemische 
ist,  in  der  Weise,  daß  Toxin  und  Antitoxin  zu  einer 
ungiftigenVerbindungzusammentreten,  und  daß  dieser 
Vorgang  den  allgemein  gültigen  chemischen  Gesetzen  folgt. 
Dieser  Anschauung  stellten  sich  nun  zunächst  bei  dem  Studium 
der  Wirkung  des  Diphtherieantitoxins  auf  das  Diphtherietoxin 
große  Schwierigkeiten  entgegen,  die  nach  langwierigen  Unter- 
suchungen ihre  Lösung  durch  den  Nachweis  gewisser  Modi- 
fikationen der  Toxine,  welche  als  Toxoide  bezeichnet  wurden, 
fanden.  Die  Erkenntnis  der  Toxoide  leitete  weiter  zu  be- 
stimmten Vorstellungen  über  die  chemische  Beschaffenheit  der 
Toxinraoleküle,  die  als  ausgestattet  mit  zwei  charakteristischen 

10* 


—     OXLVIII     — 

Gruppen  anzusehen  sind,  einer  „t  ox  o  p  li  o  r  en"  Gruppe  und 
einer  „haptoph  oren"  Gruppe.  Die  toxopliore  Gruppe,  die 
sehr  labil  ist,  ist  die  Trägerin  der  eigentlichen  Giftwirkung, 
während  die  haptophore  Gruppe  die  Bindung  mit  dem  specifischen 
Antitoxin  vermittelt.  Die  Toxoidbildung  beruht  auf  dem  Verlust 
der  toxophoren  Gruppe  der  Toxine.  Das  Vorhandensein  der 
haptophoren  Gruppe  im  Toxiumolekül  ist  zugleich  als  die  nächste 
Bedingung  der  charakteristischen  Giftwirkungen  anzusehen,  da 
durch  die  Bindung  der  haptophoren  Gruppe  die  Wirkung  der 
toxophoren  Gruppe  auf  das  Protoplasma  übertragen  wird. 

Der  Redner  erörtert  sodann  eingehend  die  prinzipiellen 
Unterschiede,  welche  das  Verhalten  gewisser  Farbstoffe  und 
Alkaloide  einerseits  und  der  Toxine  andererseits  im  Organismus 
zeigt,  und  geht  auf  die  Experimentaluntersuchungen  ein,  welche 
für  die  letzteren  eine  chemische  Bindung  in  gewissen  Zellen 
des  Organismus  annehmen  lassen.  So  sind  in  den  Ganglienzellen 
des  Rückenmarks  bestimmte  Atomgruppen  vorhanden,  die  das 
Tetanustoxin  chemisch  binden.  Die  Anwesenheit  außerordentlich 
zahlreicher  Atomgruppen  („Seitenketten")  im  Protoplasma 
der  Zellen,  welche  die  verschiedenen  Toxine  zu  binden  ver- 
mögen, ist  nur  durch  die  Annahme  zu  verstehen,  daß  diesen 
Seitenketten  eine  physiologische  Funktion  zukommt,  indem  sie 
die  zu  assimilierenden  komplizierteren  Nahrungsstoffe  (Eiweiss- 
körper  etc.)  verankern.  Das  Vorhandensein  einer  gleichfalls 
auf  diese  Seitenketten  eingestellten  haptophoren  Gruppe  im 
Toxiumolekül  bedingt  dann  eine  analoge  Bindung.  Für  gewisse 
Fälle  (Centralnervensystem  —  Tetanusgift)  ist  sogar  der  Nach- 
weis einer  derartigen  Bindung  im  Reagensglas  gelungen. 

Aus  den  entwickelten  Anschauungen  läßt  sich  nun  auch 
eine  einfache  Erklärung  für  die  so  rätselhaft  erscheinende  Ent- 
stehung der  Antitoxine  ableiten.  Die  durch  die  Bindung  des 
Toxins  außer  Funktion  gesetzten  Seitenketteu  des  Protoplasmas 
erfahren  eine  Regeneration,  die  nach  einem  von  Weigert  auf- 
gefundenen allgemeinen  Gesetze  über  den  Ersatz  des  Defektes 
hinaus  zu  einer  Überproduktion  der  betreffenden  Seiten- 
ketten führt.  Indem  sich  weiterhin  die  Zelle  dieses  Überschusses 
entledigt  und  die  Seitenketten  in  den  Blutkreislauf  abstößt, 
setzt  sie  Substanzen  in  Freiheit,  welche  ihrer  Herkunft  nach 
die   specifischen   toxinbindenden  Gruppen   besitzen   müssen   — 


—     CXLIX    — 

die  Antitoxine.  Dieselben  Atoragruppen  also,  welche,  solange 
sie  dem  Protoplasma  anhängen,  die  Bedingung  für  die  Gift- 
wirkung bilden,  schützen,  in  Freiheit  gesetzt,  den  Organismus 
vor  dieser.  Die  sj'stematische  Immunisierung,  wie  sie  bei  der 
Gewinnung  der  Heilsera  geübt  wird,  ist  nichts  anderes  als 
eine  Trainierung  der  Zellen  zur  Überproduktion  und  Abstoßung 
der  giftbindenden  Seitenketten.  Auch  das  natürliche  Vorkommen 
von  Antitoxinen  im  Serum  normaler  Tiere  und  des  Menschen 
findet   durch   die    „Seitenkettentheorie"  seine   Erklärung. 

Der  Redner  geht  dann  weiter  auf  die  viel  komplizierteren 
Verhältnisse  ein,  welche  der  Entstehung  der  antibakteriellen 
Immunität  zu  Grunde  liegen.  Durch  Einführung  pathogener 
Bakterien  in  den  Tierkörper  entstehen  bekanntlich  Stoffe,  welche 
gerade  diese  Bakterien  zur  Auflösung  bringen,  gewissermaßen 
verdauen.  Auch  diese  Vorgänge  lassen  sich  auf  Grund  der 
Seitenkettentheorie  befriedigend  erklären.  Besonders  aufklärend 
in  dieser  Richtung  wirkten  die  Versuche  mit  den  H  a  e  m  o  1  y  - 
sinen,  das  heißt  mit  Substanzen,  die  im  Blutserum  von  Tieren 
nach  Vorbehandlung  mit  den  roten  Blutkörperchen  fremder 
Tierspecies  entstehen  und  die  Eigenschaft  haben,  diese  Blut- 
körperchen im  Reagensglas  aufzulösen.  Auch  in  diesen  Fällen 
sind  Analoga  der  haptophoren  und  toxophoreu  Gruppen  nach- 
weisbar. 

Die  die  Bakterienimmunität  bedingenden  „Bakte- 
riol3'sine"  bestehen  ebenso  wie  die  Haemolj'sine  aus  zw^ei 
verschiedenen  Bestandteilen.  Der  eine  derselben  („Komple- 
ment"), der  meist  außerordentlich  labiler  Natur  ist,  findet  sich 
schon  im  Serum  normaler  Tiere  und  wirkt  nach  Art  eines 
Fermentes  auflösend  auf  die  Bakterien  ein.  Die  Wirkung  des- 
selben kann  aber  auf  die  Bakterien  nur  durch  die  Vermittlung 
des  „Immunkörpers"  übertragen  werden,  der  eben  durch 
den  Vorgang  der  Immunisierung  entsteht,  und  der  von  den  be- 
treffenden Bakterien  eine  specifische  chemische  Bindung  erfährt. 
Der  Mißerfolg  vieler  antibakterieller  Heilsera  beruht  wohl  darauf, 
daß  dieselben  zwar  genügend  Immunkörper  enthalten,  jedoch 
der  genügenden  Menge  von  „Komplement"  entbehren.  Nur 
solche  antibakteriellen  Heilsera  können  therapeutisch  verwertet 
werden,  deren  Immunkörper  im  Organismus  die  ausreichende 
Menge   passenden  Kumplements   vorfindet,    oder   die    selbst   ein 


—     CL     — 

Komplement  mitbringen,  welches  im  menschlichen  Körper  existenz- 
fähig ist.  Im  Studium  dieser  Verhältnisse  und  im  Aufsuchen 
wirksamer  und  „anthropostabiler"  Komplemente  sieht  der 
Redner  die  nächste  und  wichtigste  Aufgabe  der  Immunitäts- 
forschung und  hofft,  daß  durch  deren  Lösung  auch 
für  die  praktische  Serumtherapie  weitere  Erfolge 
zu  erzielen  sein  werden. 

Reicher  Beifall  lohnt  den  Vortragenden  für  seine  hoch- 
interessanten, durch  zahlreiche  Zeichnungen  erläuterten  Aus- 
führungen. 

Der  Vorsiteende  spricht  beiden  Rednern  den  Dank  der 
Gesellschaft  aus  und  schließt  die  Sitzung  mit  einem  kurzen 
Rückblick  auf  die  zwölf  wissenschaftlichen  Sitzungen  des  abge- 
laufenen Wintersemesters,  welche  sich  stets  des  lebhaftesten 
Interesses  von  Seiten  der  zahlreichen  Zuhörer  zu  erfreuen  ge- 
habt haben. 


—     CLI 


Zum  Gedäclitnis  an  Dr.  Emil  Buck. 

Von 

Prof.  Dr.  F.  Kinkelin. 

Mitte  Dezember  vorigen  Jahres  verbreitete  sich  die  Kunde, 
dass  Dr.  Emil  Buck  in  Konstanz  nach  kurzer  Krankheit 
gestorben  sei.  Schmerzlich  traf  uns,  die  älteren  Mitglieder  der 
Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft,  diese  Nachricht. 
Sein  Tod  war  am  17.  Dezember  morgens  erfolgt. 

Wenn  Buck  uns  auch  schon  viele  Jahre  örtlich  fern  war, 
der  innige  Zusammenhang  hörte  damit  nicht  auf;  keiner  von 
uns  wird  in  die  Nähe  von  Konstanz  gekommen  sein,  ohne  den 
lieben  treuen  Freund  herzlich  gegrüßt  zu  haben.  Buck  war  eine 
Persönlichkeit,  die  nur  Sympathie  erwecken  konnte;  seine  Eigenart 
konnte  bei  seinem  liebenswürdigen  Charakter  das  Interesse  an 
seiner  Person,  an  seinem  Thun   und  Treiben   nur  mehren. 

Aber  nicht  blos  in  einem  weiten  Freundeskreis  hinterlässt 
das  Hinscheiden  Bucks  eine  Lücke,  die  Wissenschaft  verliert 
in  ihm  einen  feinen  Beobachter,  einen  unermüdlichen  originellen 
Forscher. 

Emil  Buck,  der  jüngste  Sohn  wohlhabender  Eltern, 
wurde  am  20.  April  1840  in  Metz  geboren.  Infolge  ihrer 
ÜbersiedeluDg  (1845)  nach  Frankfurt  a.  M.,  wo  die  Familie 
schon  seit  1745  Bürgerrecht  besass,  genoss  er  den  Schulunter- 
richt im  Institut  Geisow  und  Scheib.  Seine  edle  Mutter,  eine 
geborene  Donner,  sorgte  treulich,  dass  seine  geistige  Ent- 
wickelung  ohne  Schädigung  seiner  überaus  schwächlichen  Körper- 
konstitution in  stetem  E'ortschritt  blieb;  in  einem  Brief  an 
ihren  Sohn  Viktor  (1855)  nennt  sie  Emil  ein  zartes  Pflänz- 
lein,  das  durch  unsanfte  Behandlung  dahin  welkt,  anstatt  sich 
zur  Knospe  zu  entfalten.  Schon  in  diesen  Jugendjahren  be- 
thätigte  der  Knabe  seine  Freude  und  sein  Interesse  am  Leben 


-     CLII    — 

der  niederen  Tierwelt  in  auffälliger  Weise.  Auf  allen  Vieren 
kroch  er  im  Garten  herum,  nach  AVürmern,  Insekten  u.  a.  suchend, 
sie  zu  betrachten  und  zu  beobachten;  sein  ganzes  Interesse 
konzentrierte  sich  darauf.  Für  den  landwirtschaftlichen  Beruf, 
dem  er  sich  widmen  sollte,  zu  schwach,  kam  er  1856  zu  seinem 
ältesten  Bruder  Viktor  in  Rotterdam  in  die  Lehre.  Den 
kaufmännischen  Beruf,  dem  er  kein  Interesse  abgewinnen  konnte, 
verließ  Buck  1863,  sobald  er  durch  den  Tod  seiner  Eltern 
selbständig  geworden  war,  um  nun  ausschließlich  sich  dem  natur- 
wissenschaftlichen Studium,  besonders  den  ihm  liebgewordenen 
biologischen  Studien  an  niederen  Süßwassertieren  zu  widmen. 
Die  Lücken,  die  der  Sachlage  nach  in  seiner  Schulbildung  be- 
standen, suchte  er  stets  auszufüllen,  besonders  mehrte  er  seine 
Kenntnisse  in  den  alten  und  neueren  Sprachen.  Unermüdlich 
war  er  in  der  Bereicherung  seiner  naturwissenschaftlichen 
Kenntnisse,  die  er  u.  a.  in  den  Senckenbergischen  Vorträgen 
suchte.  Später  mag  ihn  besonders  auch  sein  Freund  Dr.  H. 
Th.  Geyler,  Dozent  der  Botanik  am  Senckenbergianum,  speziell 
im  zweckmäßigen  Gebrauch  des  Mikroskopes  gefördert  haben. 
Im  Jahre  1869  trat  er  unserer  Gesellschaft  bei,  war  1872  und  1873 
als  korrespondierender  Sekretär  Mitglied  der  Direktion  und 
übernahm  1879  die  Verwaltung  der  herpetologischen  Sektion 
am  Senckenbergischen  Museum,  die  er  bis  zu  seinem  Wegzug 
von  Frankfurt  nach  Zürich  1875  versah.  Unter  der  Ägide  der 
Gesellschaft  hielt  auch  Buck  während  eines  Wintersemesters 
Vorträge,  in  denen  er  einem  wenn  auch  kleinen  Kreis  sein 
umfassendes  Wissen  über  Bau  und  Leben  der  niedersten  Orga- 
nismen mit  Zuhilfenahme  von  mikroskopischen  Demonstrationen 
zugute  kommen  ließ.  So  hatte  er  sich,  unermüdlich  thätig,  all- 
mählich mit  so  gründlichen  zoologischen  Kenntnissen  ausgestattet, 
daß  er  die  Universität  Zürich  beziehen  und  dort  sich  1877 
(14.  März)  den  philosophischen  Doktorgrad  erwerben  konnte  — 
unter  Kenngott  als  Dekan:  propter  insignem  in  rebus  zoo- 
logicis  eruditionem  examine  rigoroso  legitimo  et  libello,  cui 
inscripsit:  „Einige  Rhizopodenstudien".  In  der  Zeitschrift  für 
Mikroskopie  hat  diese  Dissertationsarbeit  (Dez.  1876)  eine  sehr 
günstige  Beurteilung  erfahren. 

Außer  in  der  Senckenbergischen  Gesellschaft  war  Buck  auch 
im     Verein     für     naturwissenschaftliche     Unterhaltung    vulgo 


—     CLIII     - 

„Käwwernschachtel"  ein  sehr  thätiges  Mitglied;  auch  nach 
seinem  Wegzug  von  Frankfurt  a.  M.  bewahrte  er  diesem  Verein 
seine  Sympathie  und  bethätigte  dies  fast  bei  jedem  Jahresfest 
durch  die  allseits  bejubelten,   humorvollen,   poetischen  Beiträge. 

Um  seine  alte  Liebe  zur  Senckenbergischen  Naturforschenden 
Gesellschaft  zu  bezeugen,  traf  Buck  bei  seinem  Wegzuge  von 
Frankflirt  in  einem  Briefe  vom  30.  April  1882  die  Bestimmung, 
daß  nach  seinem  Ableben  der  Gesellschaft  seine  ganze  Bibliothek, 
seine  wissenschaftlichen  Manuskripte  und  seine  Mikroskope  und 
andere  Instrumente  zufallen  sollten.  Gleichzeitig  sprach  er 
den  Wunsch  aus,  nicht  in  die  Reihe  der  korrespondierenden 
Mitglieder  überzutreten,  sondern  beitragendes  Mitglied  zu 
bleiben. 

Auch  hier  nehme  ich  Gelegenheit,  dem  gemeinsamen  Freund 
von  Buck  und  mir,  Herrn  Prof.  H.  Berni  in  Konstanz,  für 
die  äui^erst  gefällige  Mühewaltung  in  Sachen  der  Bibliothek, 
wie  auch  für  seine  Mitteilungen  über  Bucks  Leben  in  Konstanz 
den  verbindlichsten  Dank  zu  sagen, 

Ende  Mai  1882  siedelte  Buck  nach  kurzem  Aufenthalt 
in  Freiburg  i.  B.  nach  Konstanz  am  Bodensee  über.  Ein 
Beweggrund,  Frankfurt,  wo  er  einem  zahlreichen  E^reundeskreis 
angehörte,  zu  verlassen,  bestand  darin,  sich  von  den  konventio- 
nellen Anforderungen,  die  ihm  lästig  waren,  frei  zu  machen, 
dem  allein  seine  Zeit  widmen  zu  können,  was  sein  ausschließ- 
liches Interesse  ausmachte.  Die  Wahl  des  Aufenthaltes  in 
Konstanz,  wo  er  ganz  unbekannt  war,  war  natürlich  einzig 
durch  die  Hoffnung  bestimmt,  hier  am  Bodensee  all'  die  Momente 
in  der  Natur  vorzufinden,  die  einer  mannigfaltigen  Süßwasser- 
fauna förderlich  sind.  In  einem  Brief  vom  Mai  1883  an  mich 
schreibt  er:  „Der  Bodensee  ist  für  meine  Gesundheit  und  für 
meine  Studien  ein  wahrer  Segen  geworden.  Heil  dem  Bodan!" 
Die  Ausflüge  und  kleineren  Reisen,  z.  B.  nach  dem  Laacher 
See,  in  die  Alpen,  in  das  nachbarliche  Thurgau,  nach  dem 
Genfer  See,  waren  durch  dieselben  Beweggründe  bedingt,  aber 
nicht  blos  die  Wissenschaft,  sondern  auch  die  reine  Freude  au 
der  Natur,  die  sich  in  ihm  durch  künstlerisches  Anschauen  noch 
erhöhte,  führte  ihn  dahin;  Zeuge  dessen  sind  die  schönen 
Zeichnungen,  Pastelle  etc.  von  Landschaften. 


—     CLIV     — 

Zwei  Jahre  (Oktober  1884)  nach  seiner  Ankunft  in  Konstanz 
sammelte  sich  um  ihn  ein  für  die  kleine  Stadt  ansehnlicher 
Kreis  von  Freunden  der  Naturwissenschaften,  darunter  auch 
der  rühmlichst  bekannte  Begründer  des  Rosgarten-Museums, 
Ludwig  L e i n e r .  Der  Verein  nannte  sich  Salamandra. 
Buck  war  von  Anfang  Obersalamander  und  blieb  es,  so  lange 
der  Verein  existierte;  er  war  das  Haupt  und  die  Seele  dieser 
schönen  Vereinigung.  Manches  Jahr  herrschte  ein  reges  wissen- 
schaftliches Leben,  an  dem  er  sich  in  erster  Reihe  beteiligte; 
auch  die  Protokolle  hat  Buck  aufs  gewissenhafteste  redigiert, 
wie  er  überhaupt  ein  Ideal  wissenschaftlicher  Gewissenhaftigkeit 
war.  Das  allmähliche  Eingehen  des  Vereins  nach  fast  zehn- 
jährigem Bestände  war  ihm  schmerzlich.  Die  Abnahme  des 
Besuches  der  Zusammenkünfte  lag  wohl  an  einem  Passus  der 
Statuten,  der  für  jede  Sitzung  einen  größeren  umfassenden 
Vortrag  verlaugte,  statt  auf  kleinere  originale  Mitteilungen  das 
Hauptgewicht  zu  legen;  aber  auch  der  Boden  scheint  für 
dauerndes  Interesse  an  wissenschaftlichen  Dingen  nicht  günstig 
zu  sein.  An  Originalmitteiiungeu  hat  jedenfalls  der  Obersala- 
mander die  zahlreichsten  Beiträge  geliefert.  Auch  hier  in  seiner 
neuen  Heimat  würzte  er  manches  Fest  durch  seine  liebens- 
würdigen naiven  Gaben  voll  Humor. 

Aber  auch  in  mehreren  anderen  Vereinen  machte  sich 
Buck  durch  belehrende  Vorträge  nützlich  und  wirkte  anregend. 
Die  Art  seiner  Darstellung  war  anschaulich  und  im  besten 
Sinn  populär.  In  seiner  sinnigen  Weise  gestaltete  sich  das, 
was  er  vortrug  und  in  zahlreichen  Aufsätzen  in  verschiedenen 
Zeitschriften  mitgeteilt  hat,  zu  einem  anschaulichen  Bilde;  immer 
hat  er  neben  dem  Besonderen  das  Ganze  im  Auge. 

Seine  Specialstudien  waren  zweifacher  Art;  beide  aber 
standen  in  innigstem  Zusammenhang.  Das  eine  Lebensstudium 
bestand  in  Forschungen  über  die  Welt  im  Kleinen.  Diese 
seine  Welt  begann  also  erst  da,  wo  uns  unsere  Sinne  verlassen. 
Auch  da  sah  er  das  allerhaltende  Lebensprinzip,  den  Kampf 
ums  Dasein  in  der  fast  unsichtbaren  Lebewelt,  ihre  gegenseitige 
Bedingtheit.  Das  andere  Studium  bestand  darin,  den  Boden 
zu  schaffen,  in  dem  der  Mikrokosmos  des  süßen  Wassers  sein 
Genüge  finden  konnte,  in  dem  er  gedieh.  So  wurde  er  eine 
Autorität    in    der    Einrichtung    und    Belebung    von    Aquarien. 


—    CLV    - 

Boettger  sagt  in  dem  Buck  gewidmeten  Nachruf:  „Die 
Biologie  verdankt  dem  Verstorbenen  eine  Fülle  subtiler  und 
feinsinniger  Beobachtungen,  die  Aquarienkunde  verliert  in  ihm 
einen  ihrer  Begründer  und  unermüdlichsten  Apostel." 

Eine  große  Freude  war  es,  von  ihm  leuchtenden  Auges 
diese  Welt  im  Kleineu,  die  sich  in  den  verschiedenen  Zwecken 
dienenden  Aquarien  befand,  geschildert  zu  bekommen.  Dieser 
Welt  räumte  er  den  größten  Teil  der  von  ihm  bewohnten,  mit 
dem  geringsten  Komfort  ausgestalteten  Zimmerclien  ein;  seine 
persönlichen  Bedürfnisse  standen  weit  zurück,  zu  weit  und 
wurden  allmählich  immer  kleiner.  Beobachtungen  über  die 
Abhängigkeit  seines  Befindens  von  der  Art  der  Ernährung, 
unverschuldete  finanzielle  Verluste,  wahrscheinlich  auch  der 
Wunsch,  das  Budget  für  seine  Person  zu  mindern  und  dadurch  das 
für  seine  Aquarien,  für  seine  Studien  erhöhen  zu  können,  haben 
ihn    zum  Vegetarianer   und  schließlich  zum  Asketen   gemacht. 

Das  Bedeutendste  in  der  Aquarienkunde  leistete  er  in 
seinem  aus  Bimsstein  und  Cement  aufgebauten  Beckenaquarium, 
in  dem  er  eine  Miniaturlandschaft  schuf.  Da  fehlen  nicht 
Buchten,  nicht  Felsvorsprünge,  Terrassen,  Miniaturanhöhen,  die, 
teils  steil,  teils  flach  nach  dem  Wasserspiegel  abfallend,  den  See 
mit  einer  kleinen  moosbewachsenen  Insel  umrahmen.  Niedere 
Uferpartien  liefern  sumpfige  Stellen,  im  Felsbett  ist  ein  Wasser- 
tümpel eingesenkt;  alle  in  der  Natur  um  einen  See  sich  bietenden 
Lebensbedingungen  waren  so  geschaffen,  so  dass  die  Züchtung 
von  mannigfaltigen,  zum  Teil  sehr  seltenen,  niederen,  tierischen 
Wesen  stattfinden  konnte.  In  hohem  Grade  erfinderisch,  hat  er 
für  die  verschiedenen  Aquarien  Vorrichtungen  erdacht,  die  für 
Durchlüftung,  für  dauernde  Strömung  u.  s.  w.  sorgten ;  fort  und 
fort  war  er  auf  deren  Verbesserung  bedacht;  davon  zeugen 
die  zahlreichen  Publikationen.  Schon  1866  hat  er  in  seinem 
Aquarium,  durch  ein  starkes  Federwerk  mit  Wasserrad  Strömung 
und  Durchlüftung  erzeugend,  für  das  Gedeihen  seiner  Zöglinge 
gesorgt.  Solche,  an  denen  Buck  eingehendere  Studien  gemacht 
hat,  waren  die  Hydren,  die  Rhizopoden,  spez.  Ärcella,  Fltoner- 
gates  verox,  die  Acineten,  Fodophrya  fixa,  Fhysa  acuta,  die  Egel- 
arten Geodesmiis  bilineahis,  Nephelis  vulgaris,  Melicerta  ringens; 
eine  wichtige  Arbeit  behandelt  die  Süßwasserschwämnie  des 
Bodensees,    die    er    auch    in    einem    Aquarium    züchtete.      Viel 


—     CLVI     — 

beschäftigte  ilm  auch  das  Seelenleben  der  Tiere,  von  kaltblütigen 
Wirbeltieren  und  Vögeln. 

Ich  darf  nicht  unterlassen,  eine  sehr  große  Arbeit  zu  er- 
wähnen, die  Buck  Jahrzehute  laug  beschäftigt  hat.  Er  nennt 
sie  „See künde".  Vor  Allem  ist  darin  die  bildliche  Darstellung 
der  mikroskopischen  Fauua  der  Seen  hervorzuheben ;  sie  gliedert 
sich  in  den  Rhizopoden-Atlas,  Fagellaten-Atlas  und  Infusorien- 
Atlas.  Diesen  sind  Diagnosen  und  Litteratur  beigegeben,  darunter 
auch  originale  Abbildungen  nach  der  Natur  aufgenommen.  Buck 
dachte  den  Erben  damit  ebenso  zu  nützen,  wie  die  Arbeit  ihn 
gefördert  hat,  nämlich  die  große  Mannigfaltigkeit  der  mikro- 
skopischen Süßwassertiere  zu  übersehen. 

Die  Liebe  zur  Natur  war's,  was  den  uneigen- 
nützigen stillen  Forscher  ganz  erfüllte  und  sein 
Leben  bis  an's  Ende  zu  einem  glücklichen  gemacht  hat. 

Verzeichnis  rter  von  E.  Buck  veröffentlichten  Schriften: 

1874.  Zoologischer    Garten  p.  148 — 150.     Die    Stromerzeu- 

gungsmaschine für  das  Süßwasser- Aquarium, 
do.     p.  191 — 192.     Die  Überwinterung  der  Süßwasser- 
polypen im  Zimmer-Aquarium. 

1875.  do.      p.  17 — 20  mit  einer  Abbildung.    Die  Stromerzeu- 

gungsmaschine für  das  Aquarium, 
do.     p.  90 — 92.     Die  Acineten  im  Aquarium, 
do,     p.  251 — 252.    Die  Zucht  junger  Stichlinge  im  Süß- 
wasser-Aquarium, 
do.     p.  409 — 410  mit  einem  Textbild.     Ein  selbstarbei- 
teuder  Hebel  für   das  KelchAquarium. 

1877.  Zeitschrift  für  wissenschaftl.  Zoologie.  30.  Band 
mit  2  Tafeln.  Einige  Rhizopodenstudien. 
Dissertationsarbeit. 

1879.  Zoologischer  Garten  p.  135 — 144  mit  4  Textfiguren. 
Das  Zimmerbassin- Aquarium  u.  seine  Apparate. 

1883.  Senckenberg-Bericht  p.  298— 314  mit  zahlreichen  Text- 
abbildungen. Über  die  Ungestielte  Varietät 
der   Podophri/a   fixa   Ehrb.  {Pod.  libera  Pty). 

1887.  Isis,  Zeitschrift  für  alle  naturwisseuschaftl.  Liebhabereien. 
No.  46.  Einiges  über  die  Lebensweise  des 
kleinen  Sumpfegels  (Nephelis  vulgaris). 


—     CLVII     — 

1888.  Isis,  No.  7—12  u.  14.     Einiges  liber  Egelarten. 

1889.  do.       „    33,   35  u.  37.     Mitteilimgeu    über    einige    kalt- 

blütige Wirbeltiere :  I.  Die  griechische  Land- 
schildkröte {Testndo  graeca). 

do.  „  38  u.  40.  II.  Über  die  Teichschildkröte  {Oistiido 
eurojjaea). 

do.       „    42.     in.  Der  P^rdmolch  {Salamandra  maculnia). 

do.  „  43.  IV.  Der  Wasserfrosch  {Rana  esndeyita). 
V.  Die  Grasfrösche  {Rana  fusca,  arvalis  und 
agilis). 

do.       „    45.     VI.  Schlaugen. 

do.       „    46  u.  47.     VII.  Die  Fische. 

1889.  Zoologischer  Garten  p.  289—296,  327—338.    Das  ge- 

mauerte Beckenaquarium  u.  seine  Bewohner, 
mit  4  Abbildungen. 

1890.  do.     p.  46-53,  83—91,  143—154,  363—368.  Dasselbe. 

Fortsetzungen. 

1891.  do.      p.  289—297   mit   einer   Textfigur.     Neuer  Diirch- 

lüftungsapparat  f.  Kelch-  u.  Kasten- Aquarien. 

1892.  do.     p.  48  u.  49.    Schnakenzucht  zum  Zwecke  der  Fisch- 

fütterung. 

do.     p.  92.  Das  Gebläse  meines  Durchlüftungsapparates. 

do.     p.  229 — 232    mit    2  Textfiguren.     Weiteres    über 
meinen  Durchlüftungsapparat. 
1894.  Natur  und  Haus  II  No.  20.     Einiges  über  den  Bach- 
flohkrebs {Gammarus  index  Fabr.) 

1894.  Blätter  für  Aquarien-  und  Terrarienfreunde  V 

No.  10  mit  Textfigur.  Der  Lampencylinder  und 
seine  Verwendung  für  Aquarien. 

do.        „    20.     Winterfutter  für  kleine  Wassertiere. 

do.        „    21.     Ein  interessanter  Muschelkrebs. 

do.  „  23.  Weiteres  über  den  interessanten  Muschel- 
krebs. 

do.        „    24.     Eine  nützliche  Zierde  für  Aquarien. 

1895.  do.      VI.  No.  1.    Das  Geruchsvermögen  des  gem.  Sumpf- 

egels {Nephelis  vulgaris). 
do.     No.  6.     Ausströmungskörper     für    Durchlüftungs- 
apparate. 


—     CLVIII     — 

1895.  Blätter  für  Aquarien-  u  u  d  T  e  r  r  a  r  i  e  n  f  r  e  ii  n  d  e  VI 
No.  13.  Melicerta  ringens  (L).  Das  Vier- 
blatt, unvollendet. 

1895.  Natur  und  Haus  III  No.  9.  Eine  nützliche  Zier  für 
Aquarien  (Abdruck  a.  Bl.  f.  Aquarienfreunde). 

1895.  Zoologischer  Garten  p.  25.    Unschädlichkeit  des  Fluß- 
krebses in  Aquarien, 
do.     p.  65  —  71.   Einiges  aus  dem  Seelenleben  der  Vögel. 

1895.  Bericht  des  Vereins  für  Naturkunde  in  Offen- 

bach a.  M.  Band  36.  Beobachtungen  an 
Schwämmen  des  Bodensees  und  ihre  Züch- 
tung im  Aquarium. 

1896.  Zoologischer  Garten  p.  248—250.     Die  Spitzblasen- 

schuecke  {Plujsa  acuta  Drap.)  im  Aquarium. 

1896.  Natur  und  Haus  IV.   No.  10.     Mittel  zur   Entfernung 

der  Hj^dren  aus  dem  Aquarium. 

do.     No.  14.     Die  Mehlmilbe  in  der  Mehlwurmhecke. 

do.  „15  mit  Textabbildung.  Der  Flaschendurch- 
lüftungsapparat für  Aquarien. 

do.  „  18.  Die  Bedeutung  des  Schlammes  für  die 
Zucht  der  Daphnien. 

do.  „  20  mit  3  Textflguren.  Neue  Durchlüftungs- 
methode für  Aquarien. 

do.  „21.  Über  das  Vorkommen  von  Planorbis  cor- 
neiis  in  Süd-Deutschland. 

do.  „  22.  Die  Wasseratmung  der  Lungenschnecken 
im  Aquarium. 

do.  „  24.  Beitrag  zur  Frage  der  Daphnienzucht  und 
die  Schädlichkeit  der  Clepsinen  im  Aquarium. 

1897.  Zoologischer  Garten  p.  353—361  mit  2  Abbildungen. 

Beobachtungen  an  einer  Landplanaria(  ö'eorfe^- 
mus  bilmeatus?)  und  deren  Züchtung, 
do.  p.  293—294.  Einiges  über  meine  griechische  Land- 
schildkröte. 
1897.  Natur  und  Haus  VI.  No.  1  mit  einer  Abbildung.  Das 
gemauerte  Becken  aquarium  im  Zimmer-Glas- 
hause. 


CLIX 


Zum  Andenken  an  Wilhelm  AVinter. 

(Mit  Porträt.) 
Von 

Prof.  Dr.  H.  Reichenbach. 


Einen  herben  Verlnst  erlitt  die  S e n c k e n b e r gi s c h e  N a t u r- 
for sehende  Gesellschaft  und  mit  ihr  weite  Kreise  unserer 
Vaterstadt  durch  den  am  Mittwoch,  28.  März  1900,  plötzlich 
erfolgten  Tod  des  durch  künstlerische  Begabung  und  reiches 
Wissen,  durch  biederen  Charakter  und  ungewöhnliche  Arbeits- 
kraft gleich  ausgezeichneten  Künstlers  und  Lithographen 
Wilhelm  Winter.  Er  hat  die  Reproduktion  von  Illustrationen 
naturwissenschaftlicher,  besonders  zoologischer  Werke  durch 
ein  genaues  Verständnis  des  Dargestellten  und  durch  künst- 
lerisch und  technisch  hochstehende  Ausführung  auf  eine  so  hohe 
Stufe  der  Vollendung  gehoben,  daß  das  von  ihm  geleitete 
Institut  (Lithographische  Anstalt  von  Werner  und  Winter)  weit 
über  die  Grenzen  unseres  Vaterlandes  hochgeschätzt  wird. 

Wilhelm  Winter  wurde  am  26.  April  1844  zu  Butzbach 
bei  Gießen  geboren  und  kam  als  junger  Mann  nach  E'rankfurt 
am  Main,  wo  er  in  die  lithographische  Anstalt  von  F.  C.  Klinisch 
eintrat.  Seinen  ausgezeichneten  Lehrer,  den  älteren  Klimsch, 
hielt  er  bis  zu  dessen  in  hohem  Alter  erfolgten  Tod  in  dank- 
barer Verehrung.  Von  besonderem  Einfluß  auf  Winters  Ent- 
wicklung war  der  Besuch  der  Schule  des  St ädel'schen  Kunst- 
Institutes;  denn  hier  waren  Männer  wie  v.  Steinle,  v.  d. 
Launitz,  Hassel  hörst  seine  Lehrer,  unter  deren  Leitung 
er  mit  Eifer  und  Erfolg  besonders  Aktstudien  betrieb.  Die 
sein  ganzes  Wesen  durchdringende  Gründlichkeit  ließ  ihn  bald 
erkennen,  daß  die  Darstellung  des   menschlichen  Körpers   ohne 


j  Je^i 


—     CLX     — 

eingehende  anatomische  Studien  unvollkommen  bleiben  muß,  und 
so  finden  wir  ihn  im  Senckeubergischen  Medizinischen  Institut 
als  Schüler  L  u  cae  s,  dessen  Vorlesungen  und  anatomische 
Präparierübungen  er  mit  großem  Eifer  besuchte,  so  daß  er  nach 
kurzer  Zeit  die  Illustrationen  zu  Liicaes  Arbeiten  nach  der 
Natur  unmittelbar  auf  den  Stein  zeichnen  konnte.  Auch  die 
von  der  Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft  ver- 
anstalteten zoologischen  Vorlesungen  gaben  die  von  ihm  länger 
als  zehn  Jahre  benützte  Gelegenheit,  ein  tieferes  Verständnis  der 
Tierwelt  anzustreben  und  insbesondere  eine  gründliche  Einsicht 
in  den  mikroskopischen  Bau  derselben  sich  anzueignen. 

In  weiteren  wissenschaftlichen  Kreisen  wurde  er  aber  mit 
einem  Schlag  bekannt  durch  die  von  seiner  Hand  lithogra- 
phierten Zeichnungen  zu  Chuns  Monographie  der  Rippen- 
quallen*). Die  eleganten,  mit  dem  Diamant  auf  den  Stein  gra- 
vierten lebensvollen  Formen  der  glasartig  durchscheinenden  Tiere, 
die  Vervielfältigung  durch  Weißdruck  auf  schwarzem  Hinter- 
grund und  die  AViedergabe  der  Fluorescenzerscheinung  einer 
als  Venusgürtel  bekannten  Rippenquallenform  sind  Leistungen 
ersten  Ranges.  Dann  folgten  die  Tafeln  in  Farbendruck  zu 
der  Monographie  der  Seerosen  von  A.  Andres**),  die  ihm  Ge- 
legenheit boten,  seine  Beherrschung  der  lithographischen  Technik 
und  seinen  künstlerischen  Farbensinn  zu  verwerten.  Um  die  ganze 
Pracht  der  Farbenwirkuug  möglichst  naturgetreu  wiederzugeben, 
unternahm  Winter  sogar  regelrechte  Taucherexpeditionen  im 
Golf  von  Neapel.  Von  gleicher  Bedeutung  für  seine  Leistungs- 
fähigkeit und  Vielseitigkeit  sind  die  Darstellungen  der  Embryonen 
des  Flußkrebses  ***),  die  er  Zelle  für  Zelle  nach  dem  Mikroskop 
mit  dem  Diamant  auf  den  Stein  gravierte. 

Der  große  Wert  seiner  Arbeiten  ist  bedingt  durch  das 
wissenschaftliche  Verständnis  des  darzustellenden  Objektes, 
durch  die  künstlerische  Auffassung  und  Wiedergabe  des  Ganzen, 
sowie  durch  eine  außergewöhnliche  Fähigkeit  in  der  Handhabung 
der  lithographischen  Technik.     Winter  gehörte    eben   zu  den 


*)  Fauna  und  Flora  des  Golfes  von  Neapel.  1880. 
**)  Ebenda.    1883. 

***)  Abhandl.  der  Senckenb.  Naturf.  Gesellsch.     Bd.  XIV.     H.  Reichen- 
bach.    Studien  zur  Entwicklungsgeschichte  des  Flußkrebses. 


—     CLXI     — 

echten  Künstlern,  die  sich  nicht  mit  ihrer  Begabung  begnügen, 
sondern  durch  exaktes  Wissen  und  Beherrschung  der  Technik 
ihre  Leistungen  zu  vertiefen  streben. 

So  war  es  natürlich,  daß  die  Fachgelehrten  der  ganzen 
Welt  ihm  volle  Anerkennung  zollten,  und  die  aus  Winters 
Institut  hervorgegangenen  Tafeln  schmücken  die  Abhandlungen 
der  Akademien  und  gelehrten  Gesellschaften  in  Berlin,  St.  Peters- 
burg, Paris,  Marseille,  Rom,  Amsterdam,  London,  Chicago  u.  a., 
sowie  unsere  Abhandlungen,  von  denen  noch  außer  den  oben 
genannten  die  Saalmüller 'sehen  Schmetterlinge*)  und  die  Dar- 
stellungen ethnographischer  Objekte  in  K  ü  k  e  n  t  h  a  1  s  Reisewerk**) 
erwähnt  seien.  Ferner  müssen  wir  der  ausgezeichneten  Publi- 
kationen der  Zoologischen  Station  zu  Neapel,  sowie  aller  bedeu- 
tenden für  die  Biologie  wirkenden  Zeitschriften  gedenken 
(Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Zoologie,  Archiv  für  mikro- 
skopische Anatomie,  Morphologisches  Jahrbuch,  Journal  of  Mor- 
phology u.  V.  a.).  Auch  war  Winter  beteiligt  an  der  Her- 
stellung der  Tafeln  zu  den  Ergebnissen  der  naturwissenschaftlichen 
Expeditionen  des  „Challenger",  des  Fürsten  von  Monaco,  der 
Plankton  expedition  und  zuletzt  noch  der  Deutschen  Tief  see-Ex- 
pedition. 

In  der  Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft,  der 
Winter  seit  1881  als  arbeitendes  Mitglied  angehört  hat,  entfaltete 
er  besonders  in  den  Kommissionen  eine  durch  sein  reiches  Wissen 
und  seinen  praktischen  Blick  bedingte  segensreiclie  Thätigkeit. 
Er  war  wesentlich  beteiligt  bei  der  Erwerbung  der  Bibliothek 
von  Karl  Vogt,  und  in  der  Kommission  für  den  in  Aussicht 
genommenen  Museums-Neubau  war  er  bis  kurz  vor  seinem  Tod 
eifrig  mit  dem  Studium  der  Pläne  und  Projekte  beschäftigt. 
In   den  Jahren  1892  und  1893   war  er  Mitglied  der  Direktion. 

Eine  große  Freude  war  ihm  noch  in  den  letzten  Lebens- 
jahren beschieden.  Sein  Sohn  Fritz  AVinter  war  als  wissen- 
schaftlicher Zeichner  und  Photograph  Mitglied  der  Deut- 
schen Tiefsee-Expedition,  bei  der  er  eine  erfolgreiche  Thätigkeit 
entfaltet  hat.  Nach  glücklicher  Heimkehr  war  Fritz  Winter  als 
Student  und  Assistent  am  zoologischen  Institut  der  Universität 


*)  Ebenda.     Bd.  XVII. 
**)  Ebenda.    Bd.  XXII. 


—    CLXII    — 

Leipzig  thätig.  Jetzt  ist  er  au  die  Stelle  des  Vaters  getreten, 
und  da  er  dessen  Fälligkeiten  und  Neigungen  geerbt  hat,  so 
berechtigt  er  zu  der  schönen  Hofinung,  daß  er  mithelfen  wird, 
die  von  seinem  Vater  gegründete  Kunstanstalt  auf  der  Höhe 
ihres  Rufes  zu  erhalten. 

So    wird    auch    in    dieser    Hinsicht    das    Andenken    an 
Wilhelm  Winter  nicht  erlöschen. 


Wissenschaftliche  Abhandlungen. 


Cordierit  von  Nord -Celebes 

und  aus  den  sog.  verglasten  Sandsteinen 

Mitteldeutsclilands. 

Von  H.  Bucking  in  Straßburg  i.  E. 

(Mit  Tafel  I  und  II.) 


Im  Juli  1898  unternahm  ich  von  Langowan  aus,  einem 
Orte  in  Nord-Celebes,  etwa  40  Kilometer  südlich  von  Menado 
gelegen,  die  Besteigung  des  Vulkans  Gunung  *)  Seputan.'-)  Der- 
selbe bildet,  1827  m  hoch,  mit  dem  G.  Manimporok,  G.  Sempu, 
G.  Tonderukan  und  G.  Kelelonde^'  zusammen  eine  große,  unbe- 
wohnte, au  Solfataren  reiche,  ganz  vulkanische  Gebirgsmasse 
im  Süden  der  Älinahassa. 

Der  eigentliche  Vulkankegel,  aus  dessen  Gipfel  zur  Zeit 
nur  eine  schwache  Dampfentwickluug  stattfindet,  ist  etwa  300  m 
hoch.  Die  steilen  Abhänge  sind  mit  Schlackenagglomeraten, 
einzelnen  größeren,  lockeren  Auswürflingen  und  mit  feinerem 
Sand  bedeckt.  Die  Gesteinsbrocken  in  den  Agglomeraten  werden 
mit  der  x\nnäherung  an  den  Gipfelkrater  immer  größer.  Daraus 
folgt,  daß  man  es  hier  nicht  mit  Lavatrümmerströmen,  wie  sie 
die  indischen  Vulkane  so  häufig  liefern,  sondern  mit  ursprünglich 
losen,  erst  nachträglich  verkitteten  Auswurfsprodukten  zu  thun 
hat.  Diese  bestehen  fast  durchweg  aus  einem  olivinhaltigen 
Augitandesit  von  dunkelgrauer  Farbe;  in  der  wenig  porösen, 
schwach  fettglänzenden  Grundmasse  erkennt  man  bereits  mit 
unbewaffnetem  Auge  einzelne  bis  5  mm  große  Körner  von  Olivin 
und  zahlreiche  etwas  kleinere  Krystalle  von  Plagioklas. 


')  Gunung,  abgekürzt  G.,  malayisch,  soviel  wie  Berg. 
^)  Vgl.  Beiträge  zur  Geologie   von  Nord-Celebes,   in  Petermanns  Mit- 
theilungen.    1899.    S.  249  ff. 

1* 


Nur  ganz  vereinzelt  findet  man  unter  den  Auswürflingen 
auch  schwarze,  glänzende  Stücke  mit  muscheligem  Bruch.  Ob- 
wohl diese  schwarzen  Gesteine  nur  sehr  spärlich  zu  sein  scheinen, 
waren  sie  doch  dem  scharfen  Auge  von  C.  G.  C.  Rein  ward  t, 
der  im  Jahre  1821  als  erster  Europäer  den  Vulkan  von  Tonsa- 
wang,  wie  man  früher  den  Seputan  gern  zu  bezeichnen  pflegte, 
bestieg  —  damals  „in  den  Augen  der  Eingeborenen  eine  groß- 
artige und  nach  der  Ansicht  von  vielen  eine  gefährliche  und 
waghalsige  Unternehmung"  —  nicht  entgangen.  In  seiner  Reise- 
beschreibuug  ^)  erwähnt  er,  daß  an  dem  Vulkankegel  neben 
dem  „Basalt",  der  „viel  weißen  Feldspat  oder  Quarzstückchen"  ^) 
enthalte,  auch  eine  „schwere,  ganz  dichte,  durch  und  durch 
gleichartig  aussehende,  schwarze,  glasähnliche  Lava  sich  finde, 
die  sehr  hart  sei  und  mit  dem  Stahl  Feuer  gebe ;  sie  sei  weniger 
glasartig,  sowie  dunkler  und  fester  als  Obsidian". 

Die  obsidianähnlichen  Stücke,  welche  ich  am  Seputan 
sammelte,  sind  teils  prismatisch  gestaltet,  wie  dünne  Basaltsäulen, 
teils  von  unregelmäßig  verlaufenden  oder  flachrauscheligen 
Trennungsflächen  begrenzt.  Die  Farbe  ist  eine  schwarze  bis 
dunkelviolette;  dünne  Splitter  sind  an  den  Kanten  mit  licht- 
violetter  Farbe  durchscheinend.  Die  Härte  ist  die  des  Quarzes ; 
das  specifische  Gewicht  beträgt  2,650  bei  18°  C. 

Dünnschliffe  zeigen  bei  135facher  Vergrößerung  ein  Bild, 
wie  es  die  Fig.  1  auf  Taf.  I  und  Fig.  3  auf  Taf.  II  wiedergeben. 
Das  Gestein  besteht  demnach  wesentlich  aus  scharf  ausgebildeten 
Krystallen  von  C  or  die  r  it.  Zwischen  denselben  befindet  sich 
in  dünnen  Häutchen  ein  schwach  braungefärbtes  Glas.  Hier 
und  da  erkennt  man  mehr  oder  weniger  ebenflächig  begrenzte 
Körner  eines  schwarzen,  entweder  vollkommen  undurchsichtigen 
oder  an  den  dünnsten  Kanten  schwach  grün  durchscheinenden 
Eisenerzes;  sie  sind  in  Reihen  geordnet  oder  zu  Gruppen  ge- 
häuft, durch  Cordieritkryställchen  von  einander  getrennt.  Nach 
ihrer  Farbe,  und  da  sie  bei  der  Analyse  des  Gesteins  sich  als 
sehr  schwer  löslich  erweisen,  sind  sie,  wenigstens  zum  Teil,  als 


')  Keis  naar  het  oostelijk  geileelte  van  den  Indischen  Archipel  in  het 
jaar  1821;  uit  zijne  nagelaten  aantekkeningen  opgesteld  door  W.  H.  de  Vriese, 
Amsterdam  1858,  S.  572. 

^)  Die  Angabe  von  Quarz  beruht  auf  Verwechslung  mit  dem  glasigen 
Plagioklas. 


—     5     — 

Pie  oil  eist  zu  deiiteii.  Einzelne  schmale,  schwarze,  undurch- 
sichtige Leistchen  finden  sich  zerstreut  im  Gesteinsgewebe;  es 
sind  entweder  tafelartig  entwickelte  Kryställchen,  wahrscheinlich 
Zwillinge  nach  dem  Spinellgesetz,  desselben  Erzes  oder  vielleicht 
auch  Lamellen  von  Ilmenit. 

Etwas  größere,  schon  mit  dem  bloßen  Auge  wahrnehmbare 
triibe  Flecken  von  verschwommenem  Umriß  lösen  sich  unter 
dem  Mikroskop  ebenfalls  in  ein  Haufwerk  von  äußerst  winzigen 
Cordieritkryställchen  auf;  zwischen  denselben  befinden  sich  aber 
zahlreiche  kleine  prismatische,  wasserhelle  Mikrolithen  in  wirrer 
Lagerung.  Erst  bei  600— 1000  facher  Vergrößerung  treten 
letztere  deutlicher  hervor  und  machen  den  Eindruck  kleiner 
diopsidartiger  Augite;  sie  könnten  aber  auch  dem  Silli- 
manit  augehören  (vgl.  weiter  unten,  S.  11).  Man  kann  sie  als 
Entglasungsprodukte  des  an  anderen  Stellen  ganz  homogenen 
Glases  auffassen. 

In  einigen  Schliffen  tritt  das  Glas  dermaßen  zurück,  daß 
man  nur  aus  den  scharfen  regelmäßigen  Formen  der  ringsum 
ausgebildeten  Cordieritkrystalle  auf  seine  Anwesenheit  schließen 
kann;  in  anderen  erscheint  es  hier  und  da  um  die  größeren 
Cordieritkrystalle  oder  um  Erzkörnchen  herum  in  schmalen  Säumen 
von  vollkommen  homogener,  rein  glasiger  Beschaffenheit  und  licht- 
brauner Farbe;  ganz  spärlich  findet  es  sich  auch  wohl,  und  dann 
stets  verbunden  mit  Erzansammlungeu,  in  länger  ausgezogenen 
Strähnen,  welche  etwa  die  Breite  der  größten  Cordieritkrystalle 
besitzen.  Ein  heller,  eisenarraer  Hof  um  die  in  dem  lichtbraunen 
Glas  gelegenen  Erzkörner,  wie  ihn  Molengraaff  in  dem  von 
ihm  beschriebenen  Cordieritgestein  aus  Südafrika  ^)  beobachtet 
hat,  war  hier  nicht  vorhanden.  Dagegen  zeigten  die  randlich 
in  den  Glassträhnen  gelegenen  Cordieritkrystalle  zuweilen  deut- 
liche Corrosionserscheinungen,  nämlich  Abrundung  der  Kanten 
und  Einbuchtung  der  Glasmasse. 

Der  Cordierit  bietet  im  Dünnschliffe  vorwiegend  scharf 
contourierte,  kurz -rechteckige  und  hexagonale  Durchschnitte. 
Seine  Krystalle  haben  demnach  die  Form  von  sechsseitigen 
Säulchen.  Hire  Größe  ist,  wie  auch  aus  den  Figuren  1  und  3 
ersichtlich  ist,  sehr  wechselnd.  Neben  Stellen,  in  welchen  die 
Säulchen  eine  Länge  von  0,05  mm  bei  entsprechender  Breite  be- 

~         ')  N.  J.  f.  M.  1ÖÜ4,  I,  7'J  n. 


—     6     — 

sitzen,  kommen  solche  vor,  in  welchen  dieselben  nicht  ^20  dieser 
Größe  erreichen,  und  in  den  trüben  verwaschenen  Partien  sind  sie 
gewöhnlich  noch  viel  kleiner.  Die  hexagonalen  Querschnitte  lassen 
bei  genauer  Betrachtung  zwischen  gekreuzten  Nicols,  die  größeren 
auch  schon  ohne  Anwendung  eines  Gypsblättchens,  eine  Teilung 
in  6  Felder  erkennen ,  von  welchen  je  2  gegenüberliegende 
optisch  gleich  orientiert  sind;  die  Krystalle  sind  demnach,  wohl 
sämtlich,  als  aragonitälmliche  Penetrationsdrillinge  nach  dem 
gewöhnlichen  Gesetze  (Zwillings-  und  Verwachsungsebene  ist 
eine  Fläche  von  oc  P  [110])  anzusehen.  Die  Begrenzungsflächen 
in  der  Prismenzone  entsprechen  den  cc  P  cc  [010]  der  drei  mit- 
einander verbundenen  Krystalle.  Neben  dem  Brachypinakoid 
tritt,  wie  aus  der  Form  der  rechteckigen  Durchschnitte  hervor- 
geht, nur  noch  OP  [001]  auf. 

In  den  etwas  dickeren  Präparaten  lassen  die  Krystalle 
den  Pleochroismus  sehr  deutlich  erkennen,  und  zwar  erscheint 
bei  den  rechtwinkligen  Durchschnitten  der  der  längereu  Kante 
(d.  i.  die  Vertikalachse)  parallel  schwingende  Strahl  farblos,  der 
parallel  der  kürzeren,  in  der  Basis  gelegenen  Kante  schwingende 
Strahl  schw^ach  bläulich-violett  gefärbt.  Die  Doppelbrechung  ist 
schwach;  die  Interferenzfarben  in  den  Dünnschliffen  sind  grau. 
Die  kleineren  hexagonalen  Querschnitte  zeigen  zwischen  ge- 
kreuzten Nicols  zuweilen  gar  keine  deutliche  Aufhellung. 

Die  Krystalle  sind  durchweg  frisch.  Während  die  kleineren 
anscheinend  ganz  frei  oder  wenigstens  sehr  arm  an  Einschlüssen 
sind,  enthalten  die  größeren  im  zentralen  Teile  in  der  Regel 
mehrere  kleine  Körner  von  Magnetit  oder  Pleonast  oder  kleine 
bräunliche  Partikel,  die  wegen  ihrer  Ähnlichkeit  mit  dem  den 
Cordierit  einhüllenden  Glas  als  Reste  von  solchem  gedeutet 
werden  können  (vgl.  besonders  Fig.  3,  Taf.  II).  Flüssigkeits- 
einschlüsse nachzuweisen  gelang  mir  nicht. 

Da  die  Auswürflinge  größtenteils  aus  sehr  reinem  Cordierit 
bestehen  und  die  den  Cordierit  begleitenden  Gesteinskomponenten 
(Glas,  Eisenerz  und  Augit  bezw.  Sillimanit)  in  nur  verschwindend 
geringen  Mengen  in  demselben  enthalten  sind,  muß  die  chemische 
Analyse  des  Gesteins  ziemlich  genau  die  Zusammensetzung  des 
Cordierits  ergeben.  Eine  auf  meinen  AVunsch  von  Herrn 
Dr.  W.  Bruhns  ausgeführte  quantitative  Bestimmung  führte 
zu  den  folgenden,  unter  I  genannten  Werten: 


_     7     — 


I. 

IL 

III. 

IV. 

Si02 

49,15 

48,58 

50,25 

47,26 

AI2O3 

31,84 

32,44 

34,19 

32,14 

Fe203 

2,88 

3,15 

— 

— 

FeO 

11,49 

9,17 

4,82 

14,67 

CaO 

4,30 

— 

— 

5,19 

MgO 

0,55 

6,63 

10  74 

0,74 

MeO 

— 

Spur 

— 

— 

Gliiliveiiust 

0,06 

— 

— 

— 

100,27  99,97  100,00  100,00 
Zum  Vergleich  sind  unter  II  die  Werte  angegeben,  Avelclie 
Üsann^)  für  den  Cordierit  von  Cabo  de  Gata  (und  zwar  für 
einen  Einschluß  in  dem  dortigen  cordieritführenden  Andesit) 
gefunden  hat,  und  unter  III  die  Zahlen,  welche  Ramm elsb erg ^) 
aus  der  gewöhnlich  für  den  Cordierit  angenommenen  Formel 
(Mg,Fe)2Al4Si50i8  bei  Annahme  von  Mg:Fe  =  4:l  berechnet. 
Obgleich  der  zur  Analyse  I  verwendete  Cordierit  etwas 
Eisenerz  (etwa  4  "/o)  und  ferner  ein  wenig  Glas  und  Augit  oder 
Sillimanit  enthält  und  deshalb  die  für  ihn  erhaltenen  Werte 
etwas  von  den  für  den  reinen  Cordierit  berechneten  Zahlen 
abweichen,  so  geht  doch  aus  dem  Aualyseuresultat  mit  voller 
Sicherheit  hervor,  daß  in  dem  Cordierit  vom  Seputan  der  größte 
Teil  von  MgO  durch  FeO  und  CaO  ersetzt  ist.  Es  liegt  hier 
geradezu  ein  Kalkeisencordierit  vor,  dessen  Zusammensetzung 
etwa  der  Formel  (Fe,Ca,Mg)2AUSi50i8  entspricht.  Nimmt  man  an, 
daß  in  diesem  Cordierit  Fe: Ca: Mg  sich  wie  11:5:1  verhält,  so 
ergeben  sich  die  oben  unter  IV  mitgeteilten  Zahlen,  welche  mit 
den  für  den  Cordierit  vom  Seputan  gefundenen  Werten  zwar  nicht 
vollkommen^  aber  mit  Rücksicht  auf  das  nicht  ganz  reine  Analysen- 
material in  immerhin  befriedigender  Weise  übereinstimmen. 

Auch  der  von  Osann  analysierte  Cordierit  von  Cabo  de 
Gata  (Analyse  II),  in  welchem  ebenso  wie  in  den  meisten  bis 
jetzt  chemisch  untersuchten  Cordieriten  ein  kleiner  Teil  von 
xlbOa  durch  FeaOa  vertreten  wird,  unterscheidet  sich  von  dem 
gewöhnlichen  Cordierit  mit  10— 13''/o  MgO  und  5  — l^/o  FeO 
wesentlich  dadurch,  daß  FeO  in  größerer  Menge  für  MgO  eintritt. 


')  Zeitschr.  d.  Deutsch,  geol.  Gesellsch.    Bd.  40.    1888,  S.  704. 
^)  Handbuch  d.  Mineralcheiuie,  2.  Suppl.  Lpzg.  1895,  S,  280, 


—     8     — 

Was  den  Ursprung  des  Cordieritgesteius  vom  G.  Seputau 
anlangt,  so  läßt  sich  zunächst  nur  feststellen,  daß  es  mit  den 
gewöhnlichen  Andesitauswürflingen  zusammen  vorkommt  und 
selbst  unzweifelhaft  ein  Auswürfling  des  Vulkans  ist.  Weiter  aber 
erhebt  sich  die  Frage,  ob  der  Cordierit  einem  in  der  Tiefe 
vorhandenen  Kontakthofe  entstammt,  oder  ob  er  als  eine  ältere 
Ausscheidung  aus  dem  andesitischen  Magma  oder  als  eine  durch 
Umschmelzung  aus  einem  anderen  nicht  vulkanischen  Gestein 
(Cordieritgneiß,  Schieferthon  etc.)  innerhalb  des  Kraters  ent- 
standene Neubildung  anzusehen  ist.  Mir  erscheint  das  letztere 
als  das  wahrscheinlichste,  trotzdem  ich  sonst  an  dem  Seputan 
keinerlei  Auswürflinge  von  anderen  fremdartigen  Gesteinen 
angetroffen  habe. 

Der  Cordieritfels  vom  G.  Seputan  hat  eine  gewisse  Ähn- 
lichkeit mit  den  von  Hussak^)  beschriebenen  Auswürflingen 
des  Asama  Yama;  nur  sind  hier  die  Cordieritkryställchen, 
welche  sonst  mit  den  von  Hussak  auf  Taf.  I  seiner  Arbeit 
abgebildeten  Krystallen  recht  gut  übereinstimmen,  aber  keine 
Flüssigkeitseinschlüsse  zu  enthalten  scheinen,  durchweg  bei 
weitem  kleiner;  auch  setzen  sie  hier  fast  ausschließlich  das 
Gestein  zusammen,  während  sie  dort  zusammen  mit  Quarz, 
Plagioklas  und  Augit  nur  einen  kleinen  Teil  in  weißen,  porzellan- 
ähulichen  Auswürflingen  bilden.  Hussak  ist  deshalb  auch 
geneigt,  die  cordieritführeuden  Andesite  des  Asama  Yama  als 
durch  die  Andesitlava  veränderte  Fragmente  eines  in  der  Tiefe 
anstellenden  Dacits  zu  erklären.  Es  sei  hier  noch  erwähnt, 
daß  B.  Kotö  neuerdings^)  darauf  aufmerksam  macht,  daß  der 
Cordierit  des  Asama  Yama,  des  Iwate  und  eines  Hügels  bei 
Nagano  (Prov.  Nagano)  sich  stets  nur  in  (Form  von)  Auswürf- 
lingen mit  muscheligem  Bruch,  niemals  aber,  soweit  ihm  bekannt 
ist,  mitten  in  geflossener  Lava  findet.  Darin  würde  also  das  Vor- 
kommen des  Cordierits  vom  G.  Seputan  ganz  mit  dem  japanischen 
übereinstimmen. 


»)  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akademie  d.  W.  1883,  Bd.  87,  Th  I,  S.  339. 

*)  Journ.  of  the  College  of  Science,  Imp.  Univ.  of  Tokyo,  1899.  vol. 
XI.  Part  II.  p.  97.  —  Ebenda,  Part  III,  p.  264  erwähnt  Kotora  Jimbo, 
daß  auch  am  Ganjusan  und  Norikura  Cordierit  in  ähnlichen  Auswürflingen 
sich  findet. 


—     9     — 

Auch  mit  dem  von  Molengraaf  f ')  beschriebenen  cordieriL- 
führeudeu  Gestein  aus  Südafrika  kann  man  den  Cordierit  vom 
G.  Seputan  vergleiclien ;  indessen  weist  die  chemische  Zusammen- 
setzung des  ersteren  mehr  auf  eine  Verwandtschaft  mit  einem 
Eruptivgestein  aus  der  Gruppe  des  Diabas  oder  Mehiphyrs  hin ; 
Molengraaff  möchte  es  als  ein  durch  vollständige  Einschmel- 
zung  von  Bruchstücken  fremder  Gesteine  und  Wiederansschei- 
dung  von  Koutaktmineralien  (Spinell  und  Cordierit)  stark  ver- 
ändertes Eruptivgestein  (Diabas  oder  Melaphyr)  ansehen. 


Eine  ähnliche  Zusammensetzung  wie  dem  Cordierit  vom 
G.  Seputan  dürfte  in  den  meisten  Fällen  wohl  auch  denjenigen 
Cordieritkrystallen  zukommen,  welche  sich  in  den  im  Kontakt 
mit  Basalt  veränderten  Sandsteinen  in  den  mitteldeutschen 
Basaltgebieten  so  häufig  finden  und  zuerst  von  F.  Zirkel-) 
die  richtige  Deutung  erhalten  haben.  Sie  selbst  zu  isolieren, 
um  ihre  quantitative  Zusammensetzung  festzustellen,  ist,  obwohl 
in  jüngerer  Zeit  mehrere,  später  noch  zu  erwähnende  Basalt- 
Kontaktgesteine  bekannt  geworden  sind,  die  sie  in  größerer 
Menge  enthalten,  zunächst  noch  aussichtslos.  Immerhin  werden 
sich  aus  den  folgenden  Betrachtungen  einige  Anhaltspunkte 
zur  Beurteilung  der  chemischen  Zusammensetzung  dieser  kleinen 
Kryställcheu  ergeben. 

F.  Zirkel  sieht  mit  Recht  den  Cordierit  in  den  ver- 
glasten Sandsteinen  als  eine  Ausscheidung  aus  der  Schmelzmasse, 
nicht  als  ein  von  der  Einschmelzung  verschontes  Überbleibsel  an 
—  man  müßte  ja  sonst  Cordierit  auch  in  den  unveränderten 
Sandsteinen  vorfinden.  Er  läßt  aber,  offenbar  in  der  Annahme, 
daß  der  in  den  verglasten  Sandsteinen  auftretende  Cordierit 
in  seiner  chemischen  Zusammensetzung  mit  dem  gewöhnlichen 
magnesiumreichen  Cordierit  vollkommen  übereinstimme,  es  un- 
entschieden, ob  die  den  Cordierit  enthaltende  Glasmasse  geliefert 
worden  sei  bloß  durch  die  Einschmelzung  des  zwischen  den 
Quarzkörnern  des  Saudsteins  befindlichen  kalkigen  oder  dolo- 
mitischen, mergelig -thonigen  Bindemittels  oder  ob,  was  gerade 


')  N.  Jahrb.  f.  Min.  1894,  I,  78  ff. 
2)  Ebenda,  1891,  I,  112. 


—     10     — 

bei  Sandsteinen  mit  reintlionigem  (also  magnesiunifreien)  Binde- 
mittel zutreffen  müßte,  der  aus  dem  Bindemittel  entstandene 
Schmelzfluß  noch  mit  (magnesiumhaltigem)  Basaltmagma  injiziert 
worden  sei.^)  In  vielen  Fällen  wird  sich  das  wohl  auch  nicht 
entscheiden  lassen.  Dagegen  läßt  sich  nachweisen,  daß  sich  in 
Sandsteinen  von  der  gleichen  Art,  wie  die  im  Kontakt  mit  dem 
Basalt  verglasten  (und  nun  Cordierit  führenden)  Sandsteine 
(Buchite),  dann,  wenn  sie  einer  künstlichen  Frittung  unterworfen 
werden,  Cordierit  von  ganz  demselben  Habitus  wie  in  den 
Buchiten  bildet. 

Die  Sandsteine,  welche  als  Einschlüsse  im  Basalt  am 
Wildensteiu  bei  Büdingen  im  Vogelsberg  vorkommen,  von  dort 
schon  seit  alter  Zeit  wegen  ihrer  prismatischen  Absonderung 
und  Frittung  bekannt,  und  welche  sich  ganz  ähnlich  in  einem 
kleinen  Basaltsteinbruch  im  Casseler  Grund  bei  Bieber  im  Spessart 
finden,  an  beiden  Orten  in  einzelnen  stark  verglasten,  beson- 
ders duukeler  gefärbten  Stücken  reich  an  ueugebildetem  Cordierit 
(vgl.  Fig.  5  auf  Taf.  II,  in  der  zahlreiche  Cordieritkrystalle  mit  oft 
scharfem  rechteckigen  und  hexagonalen  Umriß  zur  Darstellung 
gelangt  sind),  entsprechen  den  tiefsten  Lagen  des  unteren  Bunt- 
sandsteins, denselben,  welche  in  der  Nähe  von  Büdingen,  bei 
Gelnhausen  im  Kinzigthal  und  weithin  durch  den  ganzen  nord- 
westlichen Spessart  als  Bausteine  in  ausgedehnten  Steinbrüchen 
gewonnen  werden.")  Sandsteine  aus  diesem  Niveau  wurden 
noch  bis  in  die  70er  Jahre  hinein  auch  als  Gestellsteine  in  den 
Hochöfen  der  Bieberer  Eisenhütte  benutzt.  Nach  jeder  (2-  bis 
3-jährigen)  Campagne  waren  diese  Steine  durch  das  flüssige 
Eisen  und  die  Schlacken  in  der  Regel  so  stark  angefressen 
und  mürbe  geworden,  daß  sie  ausgebrochen  und  durch  neue 
ersetzt  werden  mußten.  Besonders  da,  wo  sie  mit  der  flüssigen 
Schlacke  und  dem  Eisen  in  Berührung  gewesen  waren,  hatten 
sie  ihre  ursprünglich  rote  Farbe  gewöhnlich  vollständig  ver- 
loren, sie  waren  bleudeud  weiß  geworden,  erschienen  gefrittet 
und   zeigten  häutig    eine    stengelige  Absonderung;    die    Längs- 


')  Vgl.  auch  F.  Zirkel,  Lehrbuch  der  Petrographie.  2.  Aufl.  III.  Bd., 
Leipzig  1894.    S.  99—101. 

2)  Vgl.  Bucking,  der  nordwestl.  Spessart.  Abh.  d.  geol.  Ldsanstalt 
Berlin.     1892.     S.  216  u.  176. 


—   11    — 

richtiing  der  1 — 2  cm  dickeu  Stengel  war  senkrecht  gegen  die 
Berührungsfläche  mit  der  Schlaclce  orientiert. 

Diejenigen  Saudsteine,  welche  ursprünglich  ein  kieseliges 
Bindemittel  besaßen,  erschienen  nach  der  Frittung  im  Hochofen 
ziemlich  porös.  Die  einzelnen  größeren,  durchschnittlich  0,2  bis 
0,8  mm  großen  Quarzkörnchen  waren  vielfach  zersprungen  und 
anscheinend  mehr  oder  weniger  angeschmolzen.  Besonders  stark 
verändert  waren  die  Kaolinkörncheu,  welche  in  dem  ursprüng- 
lichen Sandstein  spärlicher  als  die  Quarzkörnchen  vorhanden 
sind,  aber  gleiche  Größe  wie  diese  besitzen.  Sie  waren  zu 
einem  schwach  doppeltbrechenden  porzellauartigen  Aggregat  zu- 
sammengesintert, in  welchem  sich  ein  Filzgewebe  von  äußerst 
winzigen  nadeiförmigen  Mikrolithen  zeigt,  die  parallel  der  Längs- 
richtung auslöschen,  aber  sonst  bei  ihrer  zarten  Beschaffenheit 
keine  weitere  Bestimmung  zulassen.  Dieselben  erinnern  sehr 
an  die  von  Vernadsky^)  durch  Erhitzen  von  Kaolin  erhaltenen 
Sillimanitkryställchen,  und  es  liegt  wohl  auch  am  nächsten  in 
ihnen,  ebenso  wie  in  den  aus  den  verglasten  Sandsteinen  vieler 
Orte  erwähnten,  gewöhnlich  zu  Haufen,  Büscheln,  Sternen  etc. 
aggregierten  dünnen  belonitischen  Nädelchen  ^)  Sillimanit  zu 
vermuten. 

Die  Quarz-  und  Kaolinkörnchen  sind  von  einer  stark 
glänzenden  dünneu  glasigen  Hülle  umgeben,  die  ihre  Entstehung 
der  Schmelzung  des  kieseligen,  aber  wohl  immer  noch  etwas 
thonige  Bestandteile  enthaltenden  Bindemittels  verdankt.  Das 
Glas  ist  an  den  meisten  Stellen  vollkommen  farblos  und  frei 
von  Entglasungsprodukteu ;  nur  hier  und  da  enthält  es  Hauf- 
werke von  kleinen,  grünlichbrauu  durchscheinenden  oder  schwarzen 
Eisenerzen  (Eisenspinell  und  Magueteiseu).  Tridymit  war,  wenig- 
stens in  scharf  ausgebildeten  und  sicher  bestimmbaren  Krystallen, 
nicht  zu  beobachten. 

Die  ursprünglich  buntgestreiften  Sandsteine,  welche  das 
thonige  Bindemittel  gewöhnlich  in  größerer  Menge  enthalten, 
zeigten  nach  der  Frittung  im  Hochofen  weit  seltener  die  säulen- 
förmige Absonderung,  wohl  aber  ließen  sie  häutig  die  Streifung 
und  die  an  diesen  thoureichen  Sandsteinen  gar  nicht  ungewöhu- 


•)  Bull.  Soc.  franr.  de  Mineral.  XIII.  1890,  S.  266. 

2)  F.  Zirkel,  Lehrb.  der  Fetrograpliie,  3.  Bd.  1894,  S.  lüO. 


—     12     — 

liehe  discordaute  Parallelstruktur  noch  recht  deutlich  erkennen. 
Manche  Streifen  wiesen  sogar  noch  eine  rote  Farbe  auf,  aber 
nicht  so  gleichmäßig,  wie  bei  den  unveränderten  Sandsteinen, 
durch  das  ganze  Stück  verbreitet,  sondern  mehr  beschränkt  auf 
einzelne  Stelleu,  wo  neugebildete  mikroskopisch  kleine  Hämatit- 
schüppchen  zur  Ausscheidung  gelangt  waren.  An  anderen 
Stellen  hatten  sich  statt  der  Hämatitblättchen  Gruppen  von 
kleinen  Oktaedern  von  Magneteisen  und  Eisenspinell  gebildet,  und 
neben  diesen  wurden,  gewöhnlich  in  großer  Zahl  beieinander  und 
durch  rechteckige  und  hexagonale  Durchschnitte  gekennzeichnet, 
Cordieritkryställchen  beobachtet,  deren  Längsdimensionen  bis 
zu  0,01  und  0,015  mm  betrugen  (vgl.  Fig.  6  auf  Taf.  II). 
Sie  enthielten  ebenso,  wie  die  Cordierite  vom  Seputan,  zentral- 
gehäufte punktförmige  Einschlüsse,  die  ich,  weil  sie  wasserhell 
durchsichtig  und  anscheinend  einfach  brechend  waren,  für  Glas 
ansprechen  möchte.  Im  Übrigen  ähnelt  die  Mikrostruktur  der 
verglasten  thonigen  Sandsteine  ganz  der  der  kieseligen. 

Auch  Sandsteine,  welche  in  dem  Hochofen  von  Niederbronn 
im  Elsaß  ehedem  als  Gestellsteine  gedient  hatten,  und  dem 
Vogesensandstein  und  zwar  der  unteren  Zone  des  mittleren 
Buutsandsteins,  einem  im  allgemeinen  grobkörnigen  Sandstein 
mit  mehr  oder  weniger  thonigem  Bindemittel,  entnommen  waren, 
gelangten  zur  Untersuchung.  lu  einem  prismatisch  abgeson- 
derten verglasten  Sandstein  von  dort  tragen  die  Quarzkörner 
deutlich  die  Anzeichen  einer  randlichen  Anschmelzung,  auch 
sind  sie  vielfach  von  dünnen,  glaserfüllten  Sprüngen  durch- 
zogen. Sie  werden  umgeben  von  einer  farblosen  Glasmasse,  in 
welcher  sich  hier  und  da  als  Ausscheidungen  aus  zusammen- 
gesinterten oder  eingeschmolzenen  Kaolinkörnchen  die  schon 
oben  erwähnten  Aggregate  nadeiförmiger  (Sillimanit-)Mikro- 
litlien,  aber  nur  in  sehr  geringer  Zahl  kleine  Körnchen  von 
Magneteisen  oder  Eisenspinell  vorfinden.  Recht  reichlich  liegen 
in  diesem  glasreichen  Sandstein,  zumal  in  der  Nachbarschaft 
des  Sillimanit-Mikrolithen-Filzes,  Rechtecke  und  Sechsecke  eines 
anscheinend  farblosen  Cordierits  (vgl.  Fig.  7  auf  Taf.  II).  Die 
Sechsecke,  deren  Durchmesser  nicht  selten  die  Größe  von  0,04  mm 
erreicht,  zeigen  zwischen  gekreuzten  Nicols  die  6-Felderteilung 
in  charakteristischer  Weise.  Neben  scharf  ausgebildeten  Drillingen 
finden  sich  auch  Cordieritkry stalle  mit  etwas  gerundeten  Kanten. 


—     13     — 

Ihre  Interpositionen  sind  die  gleichen,   wie  in  den  Cordieriten 
des  Sandsteins  von  Bieber, 

Überaus  lehrreich  ist  noch  ein  Sandsteinstück  aus  dem 
Hochofen  von  Niederbronn,  welches  eine  etwa  20  cm  dicke  Thon- 
galle  enthält.  Während  der  Sandstein  in  eine  weiße  zucker- 
körnige  Masse  umgewandelt  wurde,  ist  aus  der  Thongalle  ein 
schwarzes  feinporöses  Glas  von  muscheligem  Bruch  entstanden. 
Der  weiße  verglaste  Sandstein  verhält  sich  ganz  so,  wie  vorher 
erwähnt;  auch  hier  finden  sich  zahlreiche  Cordieritkrystalle, 
zumal  in  der  Nachbarschaft  der  Sillimauit  -  Mikrolithen  (vgl. 
Fig.  8  auf  Taf.  II).  Dagegen  bietet  die  verglaste  Thongalle  ein 
ganz  anderes  Bild.  Hier  fehlen  die  Quarz-  und  Kaolinköruchen 
ganz;  sie  besteht  lediglich  aus  einem  wasserhellen  bis  licht- 
bräunlich gefärbten  Glas  (etwa  40  "/o  der  ganzen  Masse),  erfüllt 
mit  äußerst  zahlreichen,  dem  Glas  an  Menge  gleichkommmendeu 
kleinen  Cordieritkryställcheu  und  zahlreichen,  zu  Gruppen  und 
Reihen  geordneten  Oktaedern  und  Rhombendodekaedern  von 
bräunlichgrün  durchscheinenden  Eisenspiuell  (etwa  10^ lo  des 
Ganzen);  auch  zarte,  dünne  Sillimanit-Nadeln  sind  gleichmäßig 
durch  die  ganze  Masse  verbreitet. 

Trotz  ihrer  außerordentlichen  Kleinheit  —  sie  sind  durch- 
schnittlich nur  0,01  mm  breit  —  löschen  die  rechteckigen  Längs- 
schnitte der  Cordieritkryställcheu  deutlich  parallel  der  Um- 
grenzungslinien aus ;  aber  die  sechsseitigen  oder  wohl  auch 
rundlichen  Basalschnitte  lassen  zwischen  gekreuzten  Nicols  keine 
Aufhellung  mehr  erkennen.  Zentralgehäufte  Interpositionen  waren 
gut  zu  beobachten,  aber  ihrer  Natur  nach  nicht  zu  bestimmen. 

Es  geht  aus  diesen  Beobachtungen  mit  Bestimmtheit  her- 
vor, daß  die  kleinen  Cordieritkrystalle  aus  dem  thonigen  Binde- 
mittel oder  den  Thongallen  des  Buntsandsteins  bei  starker 
Hitzeinwirkung  sich  bilden  können,  ohne  daß  eine  stoffliche 
Beeinflussung  von  außen  stattfindet.  Auch  die  Cordierite,  welche 
Lacroix^)  in  den  durch  Kohlenbrand  veränderten  und  ver- 
glasten Schichtgesteinen  (vermutlich  Schieferthonen  und  Mergeln) 


')  Comptes  rendus.  1891.  Bd.  113  S.  1060.  Als  unveränderte  Gesteine 
werden  nur  genannt  les  gres  und  les  schistes  houillers.  Die  veränderten 
lavaähnlichen  Gesteine  enthalten  nach  dem  Autor  in  großer  Zahl  bis  '4  mm 
große  Cordieritkrystalle,  in  denen  er  durch  chemische  Versuche  die  reichliche 
Anwesenheit  von  Mgü  nachweisen  konnte. 


—     14     — 

von  Comraentry  und  Cransac  gefunden  hat.  sind  bei  der  Frittnng 
jener  Gesteine  entstanden,  ohne  daß  nachweislich  irgend  eine 
Substanz  vou  außen  zugeführt  worden  wäre. 

Das  Bindemittel  des  Buntsandsteins  und  der  Schieferthon 
der  Thongallen  enthalten  nun  aber,  wie  aus  den  bis  jetzt  nur 
in  sehr  geringer  Zahl  vorhandenen  Analysen  von  Buntsandstein 
hervorgeht,  sehr  wenig  oder  gar  keine  Magnesia,  während  der 
Gehalt  an  Eisen  uud  zumal  an  Eisenoxyd  ein  immerhin  ziemlich 
beträchtlicher   ist.^)      Die   geringen  Mengen    vou    Magnesia   im 


')  G.  Bischof  gibt  im  2.  Band  der  ersten  Auflage  seiner  chemischen 
Geologie  (Bonn,  1854),  S.  1631  ff.  einige  Analysen  von  Bnntsandstein,  die 
aber  keinen  großen  Anspruch  auf  Genauigkeit  machen  können ;  auch  sind 
Kalk  und  Magnesia  nicht  getrennt  bestimmt.  Ebenso  sind  die  Analysen  von 
Buntsandstein,  welche  sich  bei  G.  Bischof,  Chem.  Geologie,  2.  Aufl.  3.  Bd.. 
1866,  S.  138  ff.,  bei  E.  E.  Schmid,  Zeitschr.  d  Deutsch,  geol.  Ges.,  28,  1876. 
S.  87  ff.,  bei  J.  Roth,  Allg.u.  Chem.  Geologie,  2.  Bd.,  1887,  S.  512,  und  bei  Rosen- 
busch, Elemente  der  Gesteinslehre,  1898,  S.  391  (No.  5  u.  6)  finden,  nicht  aus- 
reichend, um  daraus  die  genaue  Zusammensetzung  des  thonigen  Bindemittels  und 
der  Thongallen  zu  ersehen.  —  Andererseits  gibt  J.Lemberg,  Zeitschr.  d. Deutsch, 
geol.  Ges.  35,  1883,  S.  563  ff.  mehrere  Analysen  von  verglasten  Sandsteinen  (von 
()berellenbach,  von  der  Stoppelskuppe  bei  Eisenach  und  von  Bilin),  welche  einen 
so  hohen  Gehalt  an  MgO  (1,12 — 9,27)  aufweisen,  daß  man  für  den  in  diesen 
Sandsteinen  nur  spärlich  enthaltenen  Cordierit  recht  wohl  die  normale  Zu- 
sammensetzung annehmen  darf.  —  Um  speziell  über  die  Zusammensetzung 
des  thonigen  Bindemittels  und  der  Thongallen  im  Buntsandstein  Aufschluß 
zu  bekommen  und  einen  Schluß  auf  die  Zusammensetzung  des  Cordierits  in 
der  verglasten  Thongalle  aus  dem  Gestellstein  von  Niederbronn  machen  zu 
können,  habe  ich  noch  nachträglich  eine  Thongalle  aus  dem  unteren  Niveau 
des  mittleren  Buntsandsteins  von  der  Scherhol  bei  Weissenburg  (No.  342  der 
Sammlung  der  Elsaß-lothringischen  geolog.  Landesanstalt)  durch  Herrn  Dr. 
M.  Dittrich  in  Heidelberg  quantitativ  chemisch  untersuchen  lassen.  Diese 
Thongalle  hatte  folgende  Zusammensetzung: 


SiO. 

-  59.10 

Ti02 

—     0.84 

AI2O3 

-  19.88 

Fe203 

-     6.52 

FeO 

-     0.49 

CaO 

—     0.10 

MgO 

-     1.51 

K2O 

-     6.08 

Na20 

—     0.73 

H2O 

-     4.79 

100.04 
Wenn    bei    der    Frittung   einer   derartig   zusammengesetzten    (bei  dem 


—     15     — 

Bimtsandsteinthon  würden  jedenfalls  nicht  ausreichen,  um  bei 
seiner  Frittung  30  oder  gar  50  Prozent  normalen  Magnesium- 
cordierit  zu  liefern ;  es  ist  aus  diesem  Grunde  sehr  wahrscheinlich, 
daß  der  Cordierit  in  den  verglasten  Buntsandsteinen  in  den 
meisten  Fällen  ein  Eisencordierit  ist. 

Daß  gerade  die  thonigen  und  thongallenreichen  Buntsand- 
steine bei  ihrer  Frittung  ganz  besonders  zur  Neubildung  von 
Cordierit  geeignet  sind,  geht  auch  aus  zwei  interessanten  Vor- 
kommnissen hervor,  die  ich  hier  noch  kurz  besprechen  möchte. 

Im  Basalt  des  Schlinglofs  bei  Sterbfritz,  im  südlichsten 
Teil  der  Rhön,  finden  sich  ab  und  zu  bis  über  10  cm  große 
Stücke  von  verglastem  Buntsandstein  eingeschlossen.^)  Dieselben 
besitzen  eine  deutliche  Bänderung.  Feine  grünlichgraue,  an 
umgewandelten  Kaolinkörnchen  reiche  Lagen  wechseln  mit  dunkel- 
grauen, viel  Magnetit  und  Spinell  enthaltenden  und  mit  rötlichen 
Lagen,  welche  Hämatitblättchen  in  größerer  Menge  führen. 
Einzelne  dünne,  etwa  thalergroße  Thongallen  sind  in  eine  schwarze, 
wenig  glänzende  Masse  von  unebenem  Bruch  verwandelt.  Während 
in  den  hellen  und  graugefärbten  Lagen  Cordieritkrystalle  nur 
spärlich  auftreten,  bilden  sie  in  den  veränderten  Thongallen 
neben  kleinen,  aus  radialfaserigen  Sektoren  aufgebauten  wasser- 
liellen  Kugeln  (von  0,05  bis  0,3  mm  Durchmesser)  und  neben 
zahlreichen  winzigen  Kryställchen  von  Magnetit  oder  Eisenspinell 
den  Hauptgemengteil.  In  der  hellen,  hier  und  da  durch  Mikro- 
lith  enge  webe  getrübten  Glasmasse,  welche  jene  Sphaerolithe 
umgiebt,  liegen  nämlich  ziemlich  große,  bläulichgefärbte  und 
deutlich  pleochroitische  Krystalle  von   Cordierit,  die   wohl   die 


hohen  Kaligehalt  und  geringen  Wassergehalt  offenbar  noch  viel  unzersetzten 
Kalifeldspath  und  Muskovit  enthaltenden)  Thongalle  etwa  40  °o  Cordierit 
entstehen,  wie  es  bei  der  oben  beschriebenen  Thongalle  in  dem  Gestellstein 
von  Niederbronn  der  Fall  ist,  so  muß  der  neugebildete  Cordierit,  da  ja  die 
1,51  **o  MgO  zur  Bildung  von  nur  etwa  14°,o  Cordierit  von  der  oben  auf 
S.  7  unter  III  angegebenen  Zusammensetzung  ausreichen  würden,  jedenfalls 
eine  recht  beträchtliche  Menge  FeO  enthalten,  unisomehr,  als  der  Kalkgehalt 
der  Thongalle  sich  als  ein  nur  minimaler  erwiesen  hat.  Der  neugebildete 
Cordierit  würde  dann  also  eine  Zusammensetzung  besitzen,  welche  zwischen 
der  des  Cordierits  von  Cabo  de  Gata  (vgl.  oben  S.  7  unter  II)  und  der  des 
Cordierits  vom  Seputan  etwa  in  der  Mitte  steht. 

')  Vgl.  Rieh.  Wedel,  über  das  Doleritgebiet  der  Breitfirst.    Jahrb.  d. 
geolog.  Ldsanst.  Berlin,  XI,  1890,  S.  31. 


—     16     — 

Hälfte  des  Ganzen  ausmachen.  Die  größeren,  regelmäßig  sechs- 
seitigen Querschnitte  (etwa  0,04  mm  dick)  zeigen  zwischen 
gekreuzten  Nicols  recht  deutlich  die  Felderteilung;  auch  ent- 
halten sie  vielfach,  ebenso  wie  die  kurzrechteckigen  Querschnitte, 
winzige  Interpositionen  in  ihrem  zentralen  Teile  (vgl.  Fig.  2 
auf  Taf.  I). 

Unter  allen  mir  bekannten  Sandsteinen  aus  dem  Basalt- 
Kontakt  ist  entschieden  am  reichsten  an  Cordierit  ein  Vorkommen 
von  Hilwartshausen  im  Eeinhardswald,  von  welchem  ich  ein 
Handstück  der  Güte  des  Herrn  von  K  o  e  n  e  n  in  Göttingen  ver- 
danke. 0.  von  Linstow  hat  in  seiner  Abhandlung  über  die 
„Tertiärablagerungen  im  Reinhardswald  bei  Cassel"  ^)  den  Basalt- 
kontakt bei  Hilwartshausen  näher  beschrieben,  ist  indessen 
nicht  weiter  auf  das  mikroskopische  Detail  des  veränderten 
Nebengesteins  eingegangen. 

Das  mir  vorliegende  Stück  hat  in  seiner  Hauptmasse  eine 
schwarze,  etwas  ins  Bläuliche  gehende  Farbe  und  besitzt  auf 
dem  uneben  -  muscheligen  Bruche  schwachen  Pechglanz ;  die 
Härte  ist  die  des  Quarzes.  Der  Dünnschliff  zeigt  bei  125facher 
Vergrößerung  ein  Bild,  wie  es  Fig.  4  auf  Taf.  II  veranschau- 
licht. In  einer  farblosen  oder  schwach  braungefärbten,  von 
einzelnen  Sprüngen  durchzogenen  Glasmasse,  welche  etwa  die 
Hälfte  des  Gesteins  ausmacht,  liegen  zahlreiche  kleine  Cordierite 
mit  kurzgedrungenen  rechteckigen  und  sechseckigen  Durch- 
schnitten. Die  ersteren  löschen  parallel  den  Umgrenzungslinien 
aus,  auch  lassen  die  größeren  von  ihnen,  deren  Länge  etwa 
0,02  mm  beträgt,  trotz  ihrer  Zartheit  einen  deutlichen  Pleochrois- 
raus  zwischen  wasserhell  und  hellblau  erkennen;  die  Sechsecke 
zeigen  zwischen  gekreuzten  Nicols  die  6-Felderteilung  ganz 
so  wie  der  Cordierit  vom  Seputan.  Die  Doppelbrechung  ist 
schwach;  die  Interferenzfarbeu  in  dem  Dünnschliffe  sind  durch- 
weg grau.  Als  Einschlüsse  im  Cordierit  erscheinen  Körner 
eines  dunkeln  Spinells,  stets  zentral  gehäuft. 

Neben  dem  Cordierit,  der  etwa  ^/s  des  Kontaktgesteins 
bildet,  sind  noch  Krystalle  und  Körner  von  Magnetit  oder  Eisen- 
spinell vorhanden,  in  der  Regel  zu  Gruppen  vereinigt  und  un- 
regelmäßig   durch    das   Gestein    zerstreut.     Vereinzelte   kleine 

')  Separatabzug  aus  dem  Jahrb.  der  geolog.  Ldsanst.  Berlin  1899,  S.  20. 


—     17     — 

kugelige,  wasserhelle  oder  lichtbrauugefärbte  Gebilde,  zuweilen 
von  konzentrisch -schaligem  Bau,  verhalten  sich  zwischen  ge- 
kreuzten Nicols  wie  Chalcedon  oder  gepreßte  Glaskugeln;  über 
ihre  Natur  läßt  sich  nichts  Bestimmtes  äußern. 

Quarzkörner  fehlen  dem  dunkelen  Kontaktgestein  ganz. 
Nur  in  einer  helleren  Zone,  welche  das  dunkele  Gestein  durch- 
zieht, sind  sie  reichlich  vorhanden.  Hier  finden  sich  aber  auch 
Anhäufungen  von  Sillimanitnadeln  und  ziemlich  viel  Glas,  dem 
zahlreiche  größere  Cordieritkrystalle  eingelagert  sind.  Diese 
hellere  Zone  entspricht  demnach  einem  Sandstein,  der  ein 
thoniges  Bindemittel  und  Kaolinkiirnchen  in  Menge  enthält. 
Einzelne  schmale  dunkele  Bänder  mitten  in  der  helleren  Zone 
verhalten  sich  genau  so,  wie  das  vorher  beschriebene  dunkele, 
muschelig  brechende  Kontaktgestein ;  sie  sind  offenbar  —  das 
folgt  aus  ihrer  Ähnlichkeit  mit  der  oben  besprochenen  ver- 
änderten Thongalle  von  Niederbronn  —  als  veränderter  Schiefer- 
thon  des  Buntsandsteins  anzusehen. 

Derartige  cordieritreiche  Kontaktgesteine,  in  welchen  man 
früher  häufig  Sandsteine  erblickte,  welche  mit  feinverteiltem 
Basaltmagma  durchtränkt  seien,  wird  man  zugleich  mit  den 
zugehörigen  unveränderten  Gesteinen  aus  der  Nachbarschaft 
des  Basaltes  einer  genauen  chemischen  und  mikroskopischen 
Analyse  unterziehen  müssen,  um  durch  den  Vergleich  der 
Analysen -Ergebnisse  die  Frage  nach  der  Zusammensetzung 
der  kleinen  Cordieritkrystalle  in  den  sog.  verglasten  Sand- 
steinen einer  definitiven  Entscheidung  entgegenzuführen. 


—     18 


Erklärung-  der  Tafeln. 


Tafel  I. 

Fig.  1.  C  0  r  (1  i  e  r  i  t  vom  G.  S  e  p  u  t  a  n.  135  fache  Vergrößerung. 
Vgl.  S.  4,  Rechteckige  und  sechsseitige  Durchschnitte  von  Cordierit.  Am 
Rande  links  unten  liegt  ein  Körnchen  von  Pleonast. 

Fig.  2.  Verglaster  Buntsandstein,  Einschluß  aus  dem  Basalt 
des  Schlinglofs  bei  Sterbfritz.  135  fache  Vergrößerung.  Vgl.  S.  15. 
Oben  und  nach  der  Mitte  hin  liegen  Kaolinkörnchen,  von  einem  Sillimanitfilz 
erfüllt.  Zwischen  denselben,  sowie  von  der  Mitte  des  Bildes  aus  nach  links 
unten  und  nach  rechts  liegen  zahlreiche  große  rechteckige,  bezw.  quadratische 
und  auch  sechsseitige  Durchschnitte  von  Cordierit. 


Bei',  d.  Senckenb.  natitrf.  Ges.  igoo. 


Taf.  I. 


Fig.  1. 


''"^S^"^^' 


^'.■(L-^'»^ 


Fi2.  2. 


Lichtdr.  v.  J.  Kraetncr,  Kelil  a.  Rh. 


—     20 


Tafel  IL 

Fig.  3.  C  0  r  (1  i  e  r  i  t  V  0  m  G.  S  e  p  u  t  a  n.  135  fache  Vergrößerung. 
Vgl.  S.4.  Rechteckige  und  sechsseitige  Thirchschnirte  von  Cordieiit  mit  zentral- 
gehäuften Einschlüssen. 

Fig.  4.  Verglaster  Sandstein  von  Hilwartshansen  im  Rein- 
hardswald. 135  fache  Vergrößerung.  Vgl.  S.  16.  Die  hellen,  von  unregel- 
mäßig verlaufenden  Sprüngen  durchzogenen  Partien  stellen  die  Glasmasse  dar. 
In  dieser  sind  zahlreiche  Cordieritkrystalle  mit  rechteckigen  und  hexago- 
nalen  Umrissen,  sowie  dunkeler  Spinell  (und  Magnetit)  gelegen. 

Fig.  5.  Verglaster  Buntsandstein,  Einschluß  im  Basalt  des 
Wildensteins  bei  Büdingen.  135  fache  Vergrößerung.  Vgl.  S.  10.  Zahl- 
reiche Cordieritkrystalle  mit  mehr  oder  weniger  scharfen  Umrissen  liegen 
in  einer  breiten  Zone,  welche  sich  von  rechts  oben  nach  links  unten  um 
4  größere  Quarzkörner  (q)  herumzieht. 

Fig.  6,  Künstlich  gefritteter  Buntsandstein,  Gestellstein 
aus  dem  Eisenhochofen  bei  Bieber.  ISOfache  Vergrößerung.  Vgl.  S,  1'2. 
Cordieritkryställchen  mit  scharfen  Umrissen  liegen  besonders  an  den  Rändern 
der  dunkeln  (undurchsichtigen)  in  Sillimanitfilz  umgewandelten  Kaolinkörnchen, 
zumal  an  der  rechten  Seite  der  Figur  nach  unten  hin  und  oben  links. 

Fig.  7.  Gefritteter  Buntsandstein,  Gestellstein  aus  dem 
Eisenhochofen  von  Niederbronn.  135  fache  Vergrößerung.  Vergl.  S.  12. 
In  der  Mitte  ein  Kaolinkurn  umgewandelt  in  ein  Aggregat  nadeiförmiger 
Sillimanit-Mikrolithe ;  um  dasselbe  herum,  und  zumal  nach  links  und  nach 
unten,  zahlreiche  rechteckige  und  hexagonale  Durchschnitte  von  Cordierit. 

Fig.  8.  Gefritteter  thongallenreicher  Buntsandstein,  Ge- 
stellstein aus  dem  Eisenhochofen  von  Niederbronn.  135  fache  Ver- 
größerung. Vgl.  S.  13.  Rechts  ein  größeres  und  oben  links  ein  kleineres 
Kaolinkorn,  umgewandelt  in  ein  Filzgewebe  von  Sillimanitnadeln.  Über  dem 
ersteren  und  links  unter  demselben,  ebenso  unter  dem  kleineren  Kaolinkorn 
und  links  am  Rande  der  Figur  liegen  zahlreiche  Cordieritkrystalle  von  recht- 
eckigem und  sechsseitigem  Umriß. 


Ber.  d.  Scnckcnb.  natnrf.  Ges.   igoo. 


Taf.  IL 


Fis.  B. 


Fis.  4. 


^,      --.T-'    -■    ■■•if-'     -vj      sV  _  -    *> 


Fig.  5.      .<-ff|f:*"'^'  ^v-  ^ 

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1  !  ^W*±  i'i 


■»4 


Fig.  7. 


Lichtdr.  v.  J.  Kraemer,  Kelil  a.  Rh. 


—     21 


Beiträge  zur  Kenntnis 


der  Fanna  der  Umgegend  von  Frankfurt  a.  M. 

Von 

Prof.  Dr.  Ferd.  Richters. 

Mit  Tafel  III-VI. 


Bei  der  Untersuchung  von  Moospolstern  auf  die  dieselben 
bewohnenden  Bärtierchen  wurde  meine  Aufmerksamkeit  auch 
auf  die  andern  Mitbewohner  derselben  gerichtet.  Die  zahl- 
reichen Milben,  Anguilluliden,  Rädertierchen,  Infusorien  und 
Rhizopoden,  welche  sie  beleben,  sind  eben  so  viele  anziehende 
Beobachtungsobjekte;  eine  besondere  Überraschung  für  mich 
aber  war  es,  auf  den  moosbewachsenen  Steinen  in  unmittelbarer 
Nähe  des  Aussichtsturmes  am  „Spessartblick"  im  Taunus  auch 
einen  veritabelen  Krebs  zu  finden,  dcvssen  nächste  Verwandte 
in  Süßwassertümpeln,  der  Mehrzahl  nach  aber  im  Meer  vor- 
kommen. 

Von  meinen  an  diesen  Moosbewohnern  gemachten  Beobach- 
tungen möchte  ich  zunächst  Folgendes  bekannt  geben. 

I.  Cepheus  ocellatiis  Michael.  (Taf.  III,  IV  Fig.  1 — 4.) 
In  Rasen  des  Lebermooses  Frullania  dilatata  Nees  v.  E. 
von  Felsen  an  dem  von  Cronberg  auf  den  Altkönig  führenden, 
schwarz  markierten  Wege  fand  ich  im  November  vorigen  Jahres 
eine  Milbe,  die  mir,  wie  auch  meinen  hiesigen  zoologischen 
Freunden,  durch  die  Einrahmung  ihres  Körpers  in  einen  Kranz 
von  kohlblattförmigen  Anhängen  einen  gar  befremdlichen  An- 
blick darbot.  Da  mir  die  beiden  Spezialwerke,  in  denen  ich 
über  das  merkwürdige  Tier  hätte  Aufschluß  suchen  können, 
Nicole t,  Histoire  naturelle  des  Acariens  aus  den  Annales  du 
musee,  Paris  1855,  und  Michael,  British  Oribatidae,  aus  den 
Publikationen  der  Ray  Society,  1884,  1888,   nicht  sogleich  zur 


_     22     — 

Hand  waren,  schickte  icli  eine  Skizze  der  Milbe  au  den  besten 
Kenner  dieser  Tiergruppe,  A.  D.  Michael  in  London,  der  es 
mir  als  die  Nymphe  des  nach  Angabe  seines  obengenannten 
Werkes  seltenen,^)  nur  in  Land's  End;  Cornwall,  beobachteten 
Cepheus  ocellatus,  aus  der  Familie  Oribatidae,  bestimmte.  Durch 
den  interessanten  Fund  veranlaßt,  mich  weiter  zu  orientieren, 
verschaffte  ich  mir  zunächst  die  „British  Oribatidae'^  von  der 
Königl.  Universitäts-Bibliothek  zu  Göttingen  und  lernte  nun  in 
diesem  Werke  eine  Fundgrube  ausgezeichneter  Beobachtungen 
über  Anatomie,  Entwicklungsgeschichte  und  Biologie  dieser 
Milbengruppe  kenneu,  Beobachtungen,  die  in  unserer  ein- 
schlägigen deutschen  Litteratur  nicht  nach  Verdienst  gewürdigt 
sind.  In  Brehm's  Tierleben  werden  die  Oribatidae,  über  die 
Michael  992  Seiten  und  62  Tafeln  Abbildungen  veröffentlichte, 
in  11  Zeilen  abgehandelt,  die  wegen  der  sehr  unzureichenden 
Angabe  der  Artzahl  auf  70,  der  unrichtigen,  alten  Nie  ölet 'sehen 
Auffassung  der  Pseudo- Stigmata  als  „Luftlöcher"  und  durch 
die  Bemerkung,  daß  man  über  die  Entwicklung  dieser  Tiere 
nichts  Gewisses  wisse,  wenig  Belehrung  bieteu.  Die  deutsche 
zoologische  Gesellschaft  hat  diese  Lücke  in  unserer  Litteratur 
dadurch  ausgefüllt,  daß  sie  eine  kurze  Bearbeitung  der  Oribatidae 
von  Michael  (in  englischer  Sprache)  als  Lieferung  III  des 
großen  Sammelwerkes:  „Das  Tierreich"  hat  erscheinen  lassen; 
nichtsdestoweniger  dürfte  es  angezeigt  sein,  daß  ich  gelegentlich 
der  Auffindung  des  Gepheus  oeellatus  im  Taunus  meinen  Beobach- 
tungen über  denselben  einige  Worte  über  die  Merkmale  dieser 
Milbenfamilie  voranschicke. 

Die  Oribatidae  oder  Hornmilben,  wie  man  sie  ganz  zu- 
treffend genannt  hat,  von  denen  nach  Michael,  abgesehen 
von  115  zweifelhaften,  199  gute  Arten  bekannt  sind,  ähneln 
kleinen  Käfern.  Die  Mehrzahl  derselben  ist,  wie  diese,  in  einen 
derben  Chitinpanzer  gekleidet,  der  bei  stärkerem  Druck  nicht 
nachgiebt,  sondern  in  Scherben  zerspringt.  Es  sind  winzige 
Tierchen  von  durchschnittlich  0,5 — 0,7  mm  Länge;  nur  wenige 
sind  über  1  mm,  die  größten  bis  1,6  mm  lang.  Der  Körper  ist 
meistens    deutlich    in    Kopfbruststück    und   Hinterleib    geteilt. 


')  Brit.  Oril).  I  pg.  290:  „It  is  rare  and  has  not  to  my  knowledge  lieen 
recorded  elsewhere."  ' 


—     23     — 

Ersteres  trägt  nie  Augen :  die  Orgaue,  welche  z.  B.  bei  Cepheus 
ocellatus  bei  oberflächlichster  Betrachtung  für  Augen  gehalten 
werden  könnten,  sind  weder  Sehorgane  noch  Luftlöcher  (Stigmen), 
wofür  selbst  Nicolet  dieselben  noch  ansprach,  sondern  nach 
Michael  wahrscheinlich  Hörorgaue ,  sog.  Pseudo-Stigmata.  Sie 
haben  die  Gestalt  kurzer  Rölireu,  aus  denen  ein  öfters  kolbig 
augeschwollenes  Haar,  gelegentlich  bis  zu  halber  Körperlänge, 
hervorragt,  oder  in  denen,  wie  bei  C.  ocellatus,  ein  kugelförmiges 
Gebilde  sich  verbirgt. 

Auf  der  Oberseite  des  Kopfbruststücks  erheben  sich  bei 
der  Mehrzahl  zwei  sehr  verschieden  geformte  und  daher  für 
die  Charakteristik  der  Gattungen  und  Arten  gut  verwendbare 
Leisten,  die  entweder  aufgerichtet  auf  einer  Kante  stehen  oder 
flügelartig  horizontal  sich  ausbreiten,  die  sog.  Lamellen.  Zu 
den  Seiten  des  Rostrums  steht  je  ein  sog.  Rostralhaar,  auf  den 
Lamellen  ein  Lamellarhaar  und  zwischen  den  hinteren  Enden 
der  Lamellen,  auf  dem  Scheitel  des  Kopfbruststückes,  befinden  sich 
die  Intralamellarhaare.  An  der  Unterseite  desselben  liegen  die 
gewöhnlich  scheerenförmigen,  senkrecht  beweglichen  Oberkiefer 
(Mandibeln)  und  die  horizontal  gegeneinander  wirkenden  Unter- 
kiefer (Maxilleu),  welche  an  der  palpentragenden  Maxillarlippe  ein- 
gelenkt sind.  Von  den  vier  ßeinpaaren  sind  die  beiden  vorderen 
nach  vorn,  die  beiden  hinteren  nach  hinten  gerichtet;  sie  haben 
sämtlich  fünf  bewegliclie  Glieder,  nicht  sechs,  wie  ältere  Autoren 
angeben,  deren  Irrtum  leicht  zu  verstehen  ist,  da  das  Endglied 
die  Krallen  an  einem  Fortsatz  trägt,  der  bei  Betrachtung  von 
der  Seite  sich  deutlich  eben  nur  als  Fortsatz  zu  erkennen 
giebt,  während  bei  Betrachtung  von  oben,  zumal  bei  gewissen 
Arten,  der  dickere,  proximale  Teil  des  Endgliedes  sich  so  vor 
diesen  Fortsatz  schiebt,  daß  das  Trugbild  zweier  Glieder  ent- 
steht. Das  Basalglied  des  ersten  und  zweiten  Beinpaares  wird 
bei  vielen  Arten  von  muschelförmigen  Kappen,  den  sog.  Tecto- 
pedien,  überwölbt.  Das  Fußglied  trägt  bei  dem  erwachsenen 
Tier  drei  Krallen ,  in  selteuen  Fällen  nur  eine,  während  die 
Jugendzustände  sich  immer  durch  eiukrallige  Füße  kenn- 
zeichnen. Das  Abdomen,  welches  den  Cephalothorax  stets  bei 
weitem  an  Größe  übertrifft,  zeigt  meistens  die  verschiedensten, 
runden  Formen,  ist  bei  einigen  aber  geradezu  viereckig:  seine 
Oberfläciie    ist   bei   den   verschiedeneu   Arten    in    der    mannig- 


—     24     — 

faltigsten  Weise  modelliert,  meistens  mehr  oder  weniger  convex, 
seltener  concav.  Au  der  Unterseite  des  Abdomens  treten  auf- 
fällig eine  vordere  und  eine  hintere  (Genital-  und  After-)  Öff- 
nung hervor,  die  beide  durch  große,  thürförmige  Klappen  ge- 
schlossen sind. 

Die  Oribatidae  sind  selten  lebendiggebärend ;  einige  legen 
die  Eier  erst  ab,  wenn  die  Entwicklung  des  Embryos  bereits 
vorgeschritten,  bei  den  meisten  findet  aber  die  Embryonal- 
entwicklung nach  der  Ablage  des  Eies  statt,  und  eine  lange 
Zeit  verstreicht  oft  bis  zum  Ausschlüpfen  der  sechsbeinigen, 
zarthäutigen  Larve,  die  in  ihrer  Gestalt  oft  sehr  von  dem 
erwachsenen  Tier  abweicht.  Am  Ende  der  Larvenperiode  tritt 
eine  Zeit  der  Ruhe  ein,  und  aus  der  sechsbeinigen  Larve  wird 
nunmehr  die  achtbeinige  Nymphe,  die  nach  drei  Häutungen, 
denen  immer  Ruhepausen  vorhergehen,  sich  in  das  erwachsene 
Tier,  die  Imago,  verwandelt,  eine  ziemlich  lang  dauernde 
Metamorphose,  infolgedessen  man  denn  auch  gleichzeitig  die 
verschiedensten  Entwicklungsstadien  neben  einander  antrifft. 
Bei  vielen  Oribatidae  wird  gelegentlich  der  Häutung,  sowohl  von 
der  Larve,  wie  von  den  Nymphen,  nur  der  vordere  Teil  der  Körper- 
haut abgestoßen,  der  abdominale  Teil  aber  als  Schutzdecke  auf 
dem  Abdomen  beibehalten,  und  so  findet  man  denn  Nymphen  des 
dritten  Stadiums,  die  auf  ihrem  Abdomen,  übereinander  getürmt, 
die  Abdominalhäute  des  Stadiums  II  und  I  und  auf  diesen  die 
Larvenhaut  tragen.  (Taf.  III  Fig.  3.)  Diese  Häute  sind  in  der  Regel 
untereinander  durch  eine  gummiartige  Masse  verkittet,  in  die 
allerlei  Schmutzteilchen  verklebt  sind,  ein  Aufbau,  der  dem 
Tierchen  ein  absonderliches  Ansehen  verleiht.  Die  Nymphen 
einiger  Oribatidae  haben  außerdem  eine  besondere  Vorliebe,  diesem 
Haufen  allerlei  Fremdkörperchen,  die  sie  auf  ihrem  Wege  finden, 
vor  allem  aber  Eier  der  eigenen  sowie  anderer  Arten,  einzufügen. 

Die  Hornmilben  sind  weit  verbreitet.  Manche  mittel- 
europäische Arten  finden  sich  in  Afrika  und  Amerika,  andere 
teilt  Mittel-Europa  mit  Novaja-Semlja  und  Franz-Josefs-Land. 
Es  sind  harmlose  Tierchen;  keins  belästigt  die  Menschen  und 
Tiere  oder  schädigt  unser  Besitztum.  Sie  ernähren  sich  aus- 
schließlich von  Pflanzen  und  bevorzugen  Moospolster  und  Flechten 
als  Wohnort.  Trotz  ihres  Augenmangels  sollen  sie,  nach  Michaels 
Beobachtunoen,  einen  hohen  Grad  von  Lichtscheuheit  bekunden. 


—     25     — 

Zu  den  interessantesten  Formen  unter  ihnen  gehören  die 
Gattungen  Liacartts,  Tegeocranus  und  Cepheus  durch  die  selt- 
same Ausstaffierung  ihrer  Larven  und  Nymphen  mit  blatt-  und 
federförmigen  Anhängen.  Die  Nymphen  von  Tegeocrauus- 
Arten  (Brit.  Orib.  II  Taf.  25)  tragen  geradezu  ein  Papageno- 
Gewand,  denn  jede  der  übereinander  gehäuften  Nymphenhäute 
trägt  bis  zu  20  Anhänge,  von  denen  jeder  aus  einer  langen 
Feder  und  außerdem  noch  aus  zwei  bis  drei  E'ortsätzen  besteht. 
Die  Nymphe  von  Liacarus  2)almicinctus  Mich.  (Brit.  Orib.  I 
Taf.  15),  wohl  die  auffälligste  Erscheinung  der  ganzen  Tier- 
gruppe, läßt  beim  Anblick  von  oben  nichts  von  einem  Tier- 
körper mit  Beinen  erkennen;  man  sieht  nur  eine  aus  vier  Kreisen 
von  16  fast  kreisförmigen,  zierlich  genetzten,  irisierenden  Blättern 
zusammengesetzte  Rosette,  aus  der  vier  lange,  fadenförmige 
Fortsätze  hervorragen,  ein  reizender  Vorwurf  für  eine  Broche. 
Es  ist  verwunderlich,  dass  die  hübschen  Zeichnungen  Michaels, 
meines  Wissens  wenigstens,  noch  nicht  ihren  Weg  aus  den 
Publikationen  der  Ray  Society  in  weiteren  Kreisen  zugängliche 
Werke  gefunden  haben. 

iVllein  schon  der  Gesichtspunkt,  diese  merkwürdigen  Mil- 
bennymphen durch  Wort  und  Bild  bei  uns  bekannter  zu  machen, 
hätte  mich  bestimmen  können ,  Cepheus  oceUatiis  und  seine 
Jugendzustände  in  unserem  Jahresberichte  abzubilden  und  zu 
beschreiben ;  was  mich  aber  besonders  dazu  veranlaßt,  ist  der 
Umstand,  daß  unser  Cej)heus  vom  Taunus  eine,  wie  Michael 
mir  brieflich  mitteilte,  in  England  seltnere,  von  ihm  noch  nicht 
beschriebene  Varietät  des  ocellatus  ist,  und  daß  außerdem  die  Ab- 
bildung des  erwachsenen  C.  ocellatus  in  Michael,  Brit.  Orib.  I 
Taf.  16,  bei  Reproduktion  der  Michael'schen  Originalzeichnuug 
arg  entstellt  worden  ist,  so  daß  eine  neue  Abbildung  des  interes- 
santen Tieres  sehr  zu  wünschen  war.  Die  Nymphe  hat  Michael 
offenbar  nach  gründlicher  Reinigung  abgebildet;  von  den  20 
Nymphen,  die  ich  für  das  Mikroskop  präparierte,  zeigte  keine 
die  vier  übereinandergelagerten  Nymphen-  resp.  Larvenhäute 
mit  der  Deutlichkeit  der  Michael'schen  Abbildung;  ich  gebe 
sie  völlig  uugesäubert  wieder. 

"Wie  schon  bemerkt,  fand  ich  den  Cepheus  ocellatus  in 
Frullania-Rasen  und  zwar  in  solchen,  die  bereits  stark  mit  einer 
Flechte  durchsetzt  waren,    welche,  wie  die  Zeichnung  (Taf.  Ill 


—     26     — 

Fig.  1)  zeigt,  auf  den  abgestorbenen  Zweigen  des  Lebermooses 
schmarotzte.  In  einem  Hypnum-VoA^i^v  aus  unmittelbarer  Nähe 
der  Lebermoos-Rasen  fand  ich  nach  langem  Suchen  eine  ein- 
zige Nymphe.  Die  Larven  und  Nymphen  sind  äußerst  träge 
Tiere.  Das  Exemplar,  welches  ich  hiuter  dem  abgestorbenen 
Zweige  hervorlugend  (sit  veuia  verbo)  gezeichnet  habe,  saß 
tagelang  in  der  dargestellten  Position;  ich  transportierte  die 
feuchte  Zelle,  in  der  ich  es  beobachtete,  zwecks  Demonstration  im 
hiesigen  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung,  in  der 
Westentasche  (das  Deckglas  war  durch  Vaseline  am  Objekt- 
träger fixiert)  ins  Vereinslokal  und  zurück  nach  Hause;  am 
nächsten  Tage  konnte  ich  es  dann  noch  in  derselben  Stellung 
zeichnen;  bald  darauf  aber  verließ  es  seinen  Platz  und  wan- 
derte äußerst  langsam  einher. 

Das  menschliche  Auge  entdeckt  die  Larven  und  Nymphen 
in  ihrer  natürlichen  Umgebung  selbst  unter  dem  Mikroskop 
nicht  leicht  (Taf.  III  Fig.  1),  ob  aber  ihre  Gestalt  ihnen  auch 
gegenüber  den  Augen  ihrer  Feinde,  der  Spinnen  und  Weber- 
knechte, einen  gewissen  Schutz  verleiht,  ob  wir  die  Ausstattung 
mit  den  blattartigen  Anhängen  als  ein  Stückchen  mimicry  auf- 
fassen dürfen,  wer  möchte  das  entscheiden'? 

Der  Körper  der  Larve  (Taf.  III  Fig.  2)  mißt  ohne  Anhänge 
0,328  mm  in  der  Länge,  mit  Anhängen  0,380  mm ;  in  der  Breite 
0,207  mm  resp.  0,310  mm.  Die  Farbe  des  breitelliptisch- 
zugespitzten  Leibes  ist  lichtbraun.  Am  Außenrande  desselben  stehen 
12  Anhänge  (Taf.  IV  Fig.  1  u.  2),  die  Michael,  der  übrigens 
die  Larve  nicht  beschreibt,  bei  der  mit  gleichartigen  Anhängen 
ausgestatteten  Nymphe  mit  einem  japanischen  Fächer  vergleicht, 
die  ich  aber  noch  lieber  mit  einem  Wirsingkohlblatt  in  Parallele 
stellen  möchte,  weil  die  Zweige  des  Adersystems,  das  sie  durch- 
zieht, durch  zahlreiche  Anastomosen  untereinander  verbunden 
sind.  Michael  erwähnt  dieser  netzförmigen  Struktur  in  seiner 
Beschreibung  der  oce//öi«<s-Nymplie  nicht,  vielmehr  betont  er, 
daß  sich  die  blattartigen  Anhänge  der  Liacarus  pahnicinctus- 
Nymphe  von  denen  der  Cepheus  ocellatus-^yvLV^\it  dadurch  unter- 
schieden, daß  erstere  „reticulated",  letztere  „irregularly  branched" 
seien.  Ganz  zutreffend  finde  ich  diese  Bezeichnung  nicht; 
sie  ist  es  nur  in  so  fern,  als  die  des  pahmcinctus  nicht  „bran- 
ched" sind,  aber  die  Bezeichnung  „reticulated"  paßt  auch  ganz 


—     27     — 

g-iit  auf  ocellatus,  wenn  sicli  auch  bei  diesem  die  Zweige  niciit, 
wie  bei  palmicinctus,  mehr  oder  weniger  rechtwinklig,  wie  bei 
einem  Netze,  kreuzen,  sondern  wie  das  Adernetz  eines  Blattes 
angeordnet  sind. 

Oudemans  sagt  in  seiner  Beschreibung  einer  Tegeocranus- 
Nymphe  (Tijdschrift  voor  Entomologie  1896  pg.  180),  die  ähn- 
liche Bildungen  in  ihren  federförmigen  Anhängen  hat:  „These 
nerves  are  hollow  and  end  in  open  holes.  Are  the  canals  the 
endings  of  a  circulatory,  nephridial,  exsudating  or  breathing 
apparatus?  —  —  —  certainly  they  have  any  function."  Diese 
Frage  nach  der  Funktion  des  Adernetzes  in  den  Anhängen 
drängt  sich  auch  bei  Betrachtung  der  Larve  und  Nymphe  des 
C.  ocellatus  wohl  jedem  Beschauer  auf,  aber  in  eine  Diskussion 
nach  den  von  Oudemans  angedeuteten  Eichtungen  läßt  sich 
erst  eintreten,  wenn  es  erwiesen  ist,  daß  es  sich  um  Kanäle 
handelt,  und  davon  habe  ich  mich  in  keiner  Weise  bei  meinen 
Tieren  überzeugen  können.  Bei  der  Cephens -h-ärwe-  und 
-Nymphe  erscheinen  mir  dieselben  durchaus  als  solide  Chi- 
tingebilde^  (Natronlauge  ist  ohne  alle  Wirkung  auf  sie),  die 
lediglich  die  zarte  Membran  des  Blattes  stützen;  oft  stehen 
selbst  dickere  Zweige  in  keinem  oder  nur  einem  sehr  dünnen 
Zusammenhang  mit  dem  Hauptstamm :  es  sind  z.  T.  Rippen,  die 
sich  ganz  allmählich  aus  der  Ebene  des  Blättchens  erheben,  um 
ebenso  laugsam  am  andern  Ende  wieder  in  dasselbe  zu  ver- 
laufen. Bis  an  den  Rand  des  Blättchens  erstrecken  sie  sich,  nach 
Art  der  Zeichnung  von  Oudemans  Taf.  10  Fig.  13,  nie.  Der 
Hauptstamm  steckt,  wie  ein  Bolzeu,  in  einer  kurzen,  röhren- 
förmigen, auf  der  Haut  des  Abdomens  stehenden  Hülse ;  er 
schließt  unten  mit  einer  scharfen  Linie  ab;  eine  Verbindung 
mit  inneren  Organen  ist  nicht  zu  erkennen.  Daß  der  Haupt- 
stamm sich  derart,  wie  in  Fig.  1  Taf.  IV  teilt,  ist  eine  Ausnahme. 

Außer  dem  Blattkranze  am  Rande  des  Körpers  trägt  die 
Larve  auf  dem  Scheitel  des  durch  eine  Querfalte  geteilten 
Abdomens  noch  sechs  Blättchen,    von  denen  die  vier  vorderen. 


')  Währeml  des  Druckes  dieser  Zeilen  hatte  mein  früherer  Schüler, 
stud.  Adolf  Reichard  die  Freundlichkeit,  mit  gütiger  Erlaubnis  des  Ge- 
heimrat Weigert,  im  hiesigen  anatomischen  Institut  mehrere  Exemplare 
der  Cepheus-'Symjihe  in  Schnitt-Serien  zu  zerlegen.  Die  Schnitte  erwiesen  aufs 
deutlichste  die  Richtigkeit  meiner  Auflassung  der  Zweige  als  massive  Leisten. 


—    28    - 

lineal-lanzettlichen,  an  Eucali/pius-Bl^tter,  die  beiden  hinteren 
elliptischen,  au  Blätter  von  Ficus  elastica  erinnern.  In  der 
Form  dieser  Blätter  weicht  die  Taunus- Varietät  des  ocellatus 
von  der  von  Michael  abgebildeten,  in  England  häufigsten 
Varietät  nicht  unbeträchtlich  ab,  deren  zugesi)itzt-herzförmige 
Blätter,  nach  Maßgabe  der  Michael'schen  Zeichnung,  Syringen- 
und  jP\/.c/?sm-Blättern  ähneln.  Auch  die  Randblätter  der  beiden 
Varietäten  unterscheiden  sich  in  der  Form;  die  der  Taunus- 
Varietät  sind  breiter  als  lang,  die  anderen  länger  als  breit. 
Die  Larve  trägt  am  dritten  Glied  des  ersten  Beinpaares  kein 
Blättchen. 

In  seiner  Beschreibung  der  Nj^mphe  des  ocellatus  sagt 
Michael  „Cephalothorax  and  abdomen  form  an  ellipse  together  — 
—  —  cephalothorax  broad,  blunt."  Letzteres  stimmt  für  die 
Nymphen  der  Taunus-Varietät  durchaus  nicht ;  das  Rostrum  muß 
geradezu  als  zugespitzt  bezeichnet  werden.  Im  Hinblick  hierauf, 
sowie  auf  andre,  schon  erwähnte  und  noch  zu  erwähnende  Unter- 
schiede zwischen  dem  von  Michael  abgebildeten  und  beschrie- 
benen ocellatus  und  der  von  mir  beobachteten  Form,  würde  ich 
vermuten,  daß  ich  es  mit  einer  anderen  Art  zu  thun  habe,  wenn 
uicht  eben  Michael,  unser  Meister  in  der  Oribatiden-Kunde, 
dem  ich  ein  Präparat  von  Larve,  Nymphe  und  Imago  unserer 
hiesigen  Form  schickte,  mir  geschrieben  hätte  :  „I  have  not  any 
doubt,  that  your  species  is  Cephetis  ocellatus ;  it  is  a  rather 
varying  species,  the  markings  on  the  notogaster  varjäng  consi- 
derably in  different  specimens,  but  always  preserving  the  same 
character;  the  variety  figured  by  me  is  about  the  commonest 
in  England,  yours  is  not  so  frequent,  but  intermediate  forms  are 
common;  of  course  the  Nymph  varies  a  little  according  to  age." 

Die  Nymphe  ist  im  dritten  Stadium  (Taf.  Ill,  Fig.  3)  bis 
0,64,  mit  Anhängen  0,85  mm  lang,  0,43  resp.  0,67  mm  breit; 
sie  hat  18  von  den  bei  der  Larve  beschriebenen  blattartigen 
Anhängen,  die  so  groß  sind,  daß  die  benachbarten  sich  ein 
gutes  Stück  überdecken,  sodaß  das  ganze  Tier  in  einen  continuier- 
lichen  Kranz  eingerahmt  ist,  dem  ein  zweiter,  kleinerer  Kranz, 
der  der  Nymphe  des  zweiten  Stadiums,  aufliegt,  Avodurch  der  Saum 
hier  weniger  durchsichtig  erscheint :  die  Nymphenhaut  des  ersten 
Stadiums  und  die  Larvenhaut  sind  bei  allen  mir  vorliegenden 
-»Stücken  derartig  in  die  Gummi-Schmutzmasse,  die  sich  auf  dem 


—     29     — 

ADdomen  auftürmt,  verklebt,  daß  nur  einige  Linien  hie  und  da 
ihr  Vorhandensein  verraten.  Durch  Natronlauge  läßt  sich  der 
Kitt  leicht  entfernen  und  dann  treten  die  in  Quincunx  stehenden 
Blättchen  der  Nymphen-  resp.  Larvenhäute  hübsch  zu  Tage 
(Taf.  IV,  Fig.  2). 

Die  Rostralhaare  der  Nymphe  sind  federförmig,  die  Intra- 
mellarhaare  (oder  Pseudostigma-Organe?)  sind  stäbchenförmig 
und  einander  sehr  nahe  gerückt. 

Das  dritte  Glied  des  ersten  Beinpaares  trägt  in  einer  ähn- 
lichen Hülse,  wie  die  an  der  Seite  des  Abdomens  befindlichen, 
ein,  wie  mir  scheint,  federförmiges  Blättchen,  das  sich  von  denen 
des  Kürperumfanges  durch  Behaarung  am  Rande  unterscheidet. 
Ich  habe  trotz  meines  vorzüglichen  Untersuchungsmaterials  nicht 
zu  einem  ganz  klaren  Bilde  des  Blättchens  gelangen  können. 
Es  scheint  sehr  zart  zu  sein ;  bald  war  es  abgebrochen,  bald 
zusammengefaltet  oder  dem  Beine  angedrückt,  immer  aber  durch 
anklebende  Staubteilchen  schlecht  erkennbar  gemacht. 

Ich  will  hier  hinzufügen,  daß  ich  an  einer  Nymphe  einen 
fast  unglaublichen  Grad  von  Lebenszähigkeit  zu  konstatieren 
Gelegenheit  hatte.  Ich  setzte  das  Tier  eines  Morgens  in  Formol 
1  :  lU;  als  ich  es  am  nächsten  Tage  für  das  Mikroskop  prä- 
parieren wollte,  lebte  es  noch;  ich  färbte  es  mit  Methylenblau 
und  schloß  es  dann  in  Arsen-Glycerin  ein ;  am  andern  Morgen 
strampelte  es  noch  lebhaft  mit  den  Beinen.  Nicolet  hat  Ver- 
suche mit  Oribatiden  angestellt,  wie  lange  sie  den  Abschluß 
von  der  Luft  durch  Eintauchen  in  Oel  vertragen ;  er  beobachtete 
in  maximo  9^2  Stunden. 

Die  Imago  (Taf.  Ill  Fig.  4)  ist  eben  so  lang  wie  die  Nymphe 
des  dritten  Stadiums,  bis  0,64  mm  und  bis  0,44  mm  breit;  die 
Beine  messen  0,32  mm,  eine  Länge,  die  Michael  nur  dem  vierten 
Beinpaar  seiner  Form  zuspricht,  während  er  die  Länge  der  ersten 
drei  Paare  zu  24  mm  angiebt,  was  auch  auf  seiner  Zeichnung 
hervortritt,  die  deshalb  einen  viel  gedrungeneren  Eindruck  als  die 
meinige  macht.  Der  Gesamteindruck  der  letzteren  entspricht 
der  Natur  in  so  fern  nicht  ganz,  als  dieselbe  nach  einem  durch 
Natronlauge  aufgehellten  mikroskopischen  Präparat  gemacht  ist. 
Im  Interesse  der  Details  ist  das  gewiß  kein  Fehler;  um  ein 
richtiges  Bild  des  Tieres  in  natura  zu  gewinnen,  stelle  man 
sich  dasselbe  tiefbrauu,  fast  schwarz  vor. 


—     30     — 

Der  Cephalotliorax  ist  kegelfih'mig,  etwa  V4  der  Gesamt- 
länge des  Körpers  (Micha e  1:  „rather  more  than  one  third  of  the 
total  length");  der  untere  Teil  der  Lamellen  erinnert  entfernt  an 
die  Klinge  eines  Easiermessers ;  von  der  innern,  obern  Ecke 
desselben  geht  ein  stark  gekrümmter  Haken  aus,  auf  den  man 
Michaels  Beschreibung,  daß  er  die  Spitze  des  Rostrums  berühre, 
nicht  anwenden  kann ;  die  Lamelle  der  Taunus-Varietät  ist  bei 
weitem  schlanker,  die  Spitze  derselben  ein  gutes  Stück  von  der 
Spitze  des  Rostrums  entfernt.  Nahe  der  Vorderkante  des  blatt- 
förmigen Teils  ist  das  kräftige  Lamellarhaar  inseriert,  das  sich 
in  derselben  Weise,  wie  der  eben  erwähnte  Haken  krümmt, 
sodaß  das  ganze  Gebilde  auf  den  ersten  Blick  der  Scheere 
eines  Scorpions  ähnelt.  Eine,  die  beiden  Lamellen  als  eine  „low, 
thick  ridge"  verbindende  Trauslamella,  wie  Michael  sie  von 
seiner  Form  beschreibt,  habe  ich  bei  meinen  Exemplaren  nicht 
konstatieren  können.  Dicht  neben  dem  Rostrum  stehen  die  kurzen 
Rostralhaare ,  die  auf  der  Michael'schen  Zeichnung  fehlen, 
nahe  dem  hintern  Ende  der  Lamellen  die  sog.  Intralaraellar- 
Haare,  die,  viel  kürzer  als  Michael  sie  darstellt,  von 
stäbchenförmiger  Gestalt  sind;  „stiff  spines",  wie  es  im 
Text  heißt. 

Die  Pseudostigmen  sind  auch  bei  der  Taunus -Varietät 
groß  und  weit  offen,  aber  nicht  „facing  straight  upward" ;  ich 
muß  sie  vielmehr  als  kurze,  schräg  nach  außen  und  hinten  ge- 
richtete Röhren  bezeichnen,  in  denen  das,  bei  anderen  Oriba- 
tidae  haarförmige  Organ  des  Pseudostigmas,  als  ein  gestielter, 
kugelförmiger  Körper  verborgen  liegt. 

Das  erste  Beinpaar  ist  an  seinem  Grunde  von  einem  muschel- 
förmigen  Fortsatz  des,  Cephalothorax,  dem  sog.  Tectopedium 
überwölbt ;  bei  dem  zweiten  Beinpaar  ist  dieses  Organ  ebenfalls 
vorhanden,  aber  kleiner. 

Von  den  Beinen  sieht  man  in  der  Zeichnung  die  an  der 
Unterseite  des  Körpers  gelegene  Hüfte  (coxa),  sowie  den  dünnen 
Stiel  des  Oberschenkels  (femur)  nicht,  sondern  nur  dessen  blasig 
aufgetriebenes  distales  Ende ;  dann  folgt  das  kurze  genuale,  der 
kräftige  Unterschenkel  (tibia)  und  das  Fußglied  (tarsus)  mit 
seinem  die  3  Krallen  tragenden  Fortsatz.  (Taf.  IV  Fig.  4).  Alle 
Glieder  sind  mit  einzelnen,  das  Fußglied  mit  einer  größeren 
Zahl  steifer  Borsten  besetzt. 


—     31     — 

Das  Abdomen  ist  oval;  der  abgestutzte  Vorderrand  hat 
hinter  den  Psendostigmen  Einbuchtungen  und  läuft  seitlich  in 
einen  kurzen,  flachen,  etwas  auswärts  gewendeten  Zahn  aus. 
Es  ist  von  einem  breiten  Saum  umgeben,  der  gleichsam  in  zwei 
Terrassen  zum  scharfen  Rande  abfällt;  die  untere  Terrasse  ist 
zierlich  crenuliert.  Dieser  Saum  trägt  jederseits  sieben  Borsten, 
von  denen  die  vorderen  etwas  höher  inseriert  sind. 

Die  Oberfläche  des  Abdomens  ist  mit  runden,  grubenförmigen 
Vertiefungen  bedeckt  (Taf.  IV  Fig.  3),  zwischen  denen  flache 
Leisten  verlaufen ;  zwischen  zwei  benachbarten  Leisten  sind 
entweder  Doppelreihen  von  Gruben  oder  auch  Gruppen  von 
etwa  4  Gruben.  Auf  dem  Vorderteil  des  Abdomens  sind  die 
Gruben  in  zwei  Querreihen  geordnet,  während  sie  im  übrigen 
vom  höchsten  Punkt  des  Abdomens  unregelmäßig  nach  den  Seiten 
ausstrahlen.  Michael  sagt:  „Each  band  contains  two  rows  of 
round  pits,  placed  alternateh',  i.  e.  those  in  one  row  come  be- 
tween and  not  opposite  to,  those  in  the  adjoining  row."  Das 
trifft  bei  der  Taunus  -  Varietät  nicht  immer,  aber  gelegentlich 
zu;  die  Zahl  der  Gruben  und  Leisten,  ihre  Tiefe  resp.  Höhe 
variieren. 

Die  Gattung  Cepheus  war  bisher  in  Deutschland  nur  durch 
den  Cepheus  tegeocranus  Herm.  repräsentiert. 

II.  Oritoatideu-Eier.    (Taf.  V.) 

Unsere  Kenntnis  von  den  Eiern  der  Oribatiden  ist  nicht 
sehr  weit  entwickelt.  Nie  ölet  bildet  auf  Taf.  II  (loc.  cit.)  in 
Fig.  1,  la — le  Eier  von  Hoplophora  magna^  in  Fig.  3  dasjenige 
von  Oribata  pimctata  und  in  Fig.  4  das  der  Oribata  nitens  ab. 

Claparede  (Zeitschrift  f.  wiss.  Zool.  Bd.  18)  stellt  auf 
Taf.  34  das  Ei  der  Hoplophora  dasypus  Dug.  =:  coiitractilis 
Clap,  dar  und  Michael  giebt  Abbildungen  von  Eiern  der  folgenden 
8  Arten :  Pelops  levigatus  (Taf.  2  Fig.  4),  Liacarus  palmicinctus 
(Taf.  III  Fig.  1),  Da?naeus  geniculatus  (Taf.  39  Fig.  4,  Taf.  G  Fig.  1, 
im  Eileiter),  Cepheus  tegeocranus  (Taf.  G  Fig.  2  im  Eil.),  Oribata 
punctata  (Taf.  G  Fig.  6  im  Eil.),  Damaeus  tecticola  (Taf.  35  Fig.  4), 
Hypochthon'ms  rufulus  (Taf.  49  Fig.  8),  Hoplophora  magna  (Taf.  51 
Fig.2a-g). 

Nach  Maßgabe  dieser  Abbildungen  und  der  zugehörigen 
Beschreibungen  sind  die   Eier  meistens   elliptisch,   bei   einigen 


—     32     — 

cylindriscli  mit  aligerimdeten  Ecken.  Mauclie  zeigen  eine  leichte, 
boliuenförmige  Krümm img,  gelegentlich  auch  eine  Abplattung 
der  einen  Hälfte.  Die  äußere  Schale  ist  meistens  von  häutiger 
Beschaffenheit,  doch  kommen  auch  Eier  mit  festerer  Chitinschale 
vor.  Während  die  der  einen  Arten  mehr  oder  weniger  trans- 
parent resp.  milchig- weiß  erscheinen,  sind  die  anderer  Arten 
weniger  lichtdurchlässig,  gelblich,  braun  und  bei  fortgeschrittener 
Entwicklung  dunkelbraun.  Die  Oberfläche  der  Eier  ist  bald 
glatt,  mit  feinen  Poren  durchsetzt,  bald  gekörnt,  bald  mit 
Leisten  (Pelops)  oder,  wie  bei  Oribata  punctata.,  ringsum  mit 
Dornen  verziert.  Die  Mehrzahl  der  beschriebenen  Eier  macht 
ein  den  Oribatiden  eigentümliches  Entwicklungs-Stadium,  die 
sog.  Deutovum-Periode  durch.  Längere  oder  kürzere  Zeit  vor 
dem  Ausschlüpfen  der  Larve,  gelegentlich  sogar  schon  im 
mütterlichen  Körper,  teilt  sich  die  Eischale  durch  einen 
longitudinaleu,  durch  die  Pole  des  Eies  gehenden  Spalt  in 
Hälften,  welche,  wie  die  beiden  Teile  einer  Schachtel,  die  sich 
immer  mehr  dehnende,  nur  noch  von  der  inneren  Eihaut  ein- 
gehüllte Larve  bedecken. 

In  Fig.  1  Taf.  V  gebe  ich  die  Abbildung  eines  solchen, 
etwas  gekrümmten,  elliptischen,  einseitig  schwach  abgeplatteten 
durchscheinenden  Eies,  dessen  Oberfläche  wie  mit  Gruppen 
feiner  Eiskörnchen  bedeckt  ist.  Seine  Länge  beträgt  0,276  mm. 
Bei  einem  von  den  sechs  Exemplaren,  die  ich  jetzt  (Ende  März) 
seit  einigen  Tagen  beobachte,  hat  sich  das  Ei  auf  der  stärker 
gekrümmten  Seite  durch  einen  Längsspalt,  von  Ve  der  Breite 
des  Eies,  geöffnet,  so  daß  es  wie  eine  Muschel  klafft  und  man 
einen  Blick  auf  den  spiegelblanken  Inhalt  des  Eies  gewinnt. 
Michael  nennt  loc.  cit.  Bd.  I  pag.  71  das  Ei  von  Nothrus  thele- 
proctiis  „frosted -looking",  giebt  aber  keine  Abbildung  desselben; 
vielleicht  gehört  das  von  mir  abgebildete  dieser  Art  an,  von 
der  ich  auch  Larven  neben  diesen  Eiern  antraf,  in  denselben 
FruUania-Rasen,  die  mir  den  Cepheus  ocellatus  lieferten.  Das 
Ausschlüpfen  eines  anderen  Exemplares  dieses  Eies  erwarte 
ich  seit  Anfang  Januar  vergeblich. 

Ebensowenig  ist  es  mir  gelungen,  eins  der  absonderlich 
gestalteten  Eier  zum  Ausschlüpfen  zu  bringen,  die  ich  auf 
Taf.  V  Fig.  2 — 7  darstelle.  Ich  fand,  die  leeren,  ausgeschlüpften 
Häute  mitgerechnet,  8  Stücke  desselben  in  Polstern  von  Hijpnnm 


—     33     — 

cupressifortne ,  nahe  bei  dem  Lips -Tempel  am  Spessartblick 
(Weg  von  Cronberg  auf  den  Feldberg),  das  erste  Stück  im  No- 
vember vorigen  Jahres;  ein  zweites  (Fig.  2—4)  fand  ich  im 
Januar  auf  moosbewachsenen  Steinen  von  demselben  Orte,  die 
ich  seit  dem  24,  Dezember,  vor  meinem  Fenster  liegend,  aufbe- 
wahrt hatte,  und  schließlich  leere  Eischalen  und  2  weitentwickelte 
Eier  in  demselben  Untersuchungs  -  Material  Anfang  März. 

Das  Ei  (Fig.  2—4  Taf.  V)  ist  0,215  mm  lang,  von  oben 
gesehen  cylindrisch ,  mit  abgerundeten  Ecken ,  gelblich ,  der 
Nahrungsdotter  am  aboralen  Pol  tief  ziegelrot ;  der  vordere  Teil 
ist  stark  lichtdurchlässig,  der  hintere  Teil  undurchsichtig.  Am 
Umfang  des  Eies  stehen  jederseits  13  Fortsätze,  die  bei  einigen 
Exemplaren  durchaus  die  Form  der  processus  spinosi  einer 
Säugetier- Wirbelsäule  haben,  während  man  bei  andern  an  die 
Form  von  Scalpellklingen  erinnert  wird.  Diese  Fortsätze  sind, 
farblos,  transparent,  mit  feinen  Grübchen  versehen  und  gehen 
unten  in  zwei  seitlich  gerichtete  Schenkel  aus,  mit  denen  sie 
dem  Rücken  des  nächstunteren  Fortsatzes  gleichsam  reitend 
aufsitzen.  Auf  der  Oberseite,  wie  auf  dei-  Unterseite  jedes  Fort- 
satzes entspringt  ein  zarter  Kamm,  der  sich  auf  der  Unterseite 
des  Eies  in  ein  System  bogenförmiger  Leisten  fortsetzt,  die  die 
Oberfläche  des  Eies  überspannen  und  an  den  Polen  desselben 
zahlreiche  Polygone  bilden,  während  auf  der  Oberseite  des  Eies 
von  jedem  Fortsatz  eine  in  der  Mitte  stark  verbreiterte,  mit  tiefen 
Grübchen  verzierte  Rippe  entspringt.  Diese  Rippen  führen  zu 
den  beiden,  schräg  nach  auswärts  gerichteten,  gekerbten  Kämmen, 
die  sich  der  Länge  nach  über  das  Ei  erstrecken  und  erreichen 
den  Kamm  immer  zwischen  zwei  Kerbzähnen.  Die  beiden  Kämme 
entspringen  von  einer,  in  der  Nähe  des  oralen  Pols  senkrecht 
sich  erhebenden  crista  und  bilden  am  aboralen  Pole  einen  Bogen, 
der,  wegen  der  Undurchsichtigkeit  des  Nahrungsdotters  an  dieser 
Partie,  schwer  zu  beobachten  ist.  Anfänglich  sind  die  beiden 
Kämme  ziemlich  genähert;  zwischen  beiden  sieht  mau  (Fig.  2 
Taf.  V)  eine  structurlose  Haut,  zweifellos  die  innere  Eiliaut; 
sie  ist  leicht  quer  gefältelt,  etwa  wie  das  Zeug  einer  Weste, 
und  weist  einen  von  vorn  nach  hinten  sich  verbreiternden 
Streifen  auf. 

Im  November  konnte  ich  an  dem  Inhalt  des  Eies  weiter 
nichts,  als  jene  Scheidung  in  einen  vorderen,  durchscheinenden, 

3 


—     34     — 

feinkörnigen  und  einen  hinteren,  aus  großen,  Iviigelförmigen  Dotter- 
elementen bestellenden,  ziegelroten  Abschnitt  erkennen.  Im 
Januar  sah  ich  deutlich  an  der  Unterseite  des  Eies  die  Anlage 
dei-  drei  Beinpaare  des  Embryos  als  sackförmige  Wülste,  sowie 
oberhalb  derselben  zweifellos  Anlagen  der  Mundwerkzeuge. 
Während  anfangs  die  Oberfläche  des  Embryos  structurlos  er- 
schien, zeigte  dieselbe  später  eine  Beschaffenheit,  die  ich 
entweder  derjenigen  der  Oberfläche  eines  Sago-Puddings  oder 
der  „Gänsehaut"  eines  Stückes  Gummi  Copal  bester  Qualität 
vergleichen  möchte. 

Das  Ei,  welches  ich  von  Anfang  Januar  bis  März  be- 
obachtete, zeigte  außerdem  keine  weiteren  Änderungen  in  Form 
und  Farbe ;  die  Existenzbedingungen,  unter  welche  ich  es  ge- 
bracht, schienen  seiner  Weiterentwicklung  nicht  günstig  gewesen 
zu  sein;  Anfang  März  war  es  offenbar  abgestorben  und  ich 
verwandte  es  daher  für  ein  mikroskopisches  Präparat.  Gleich- 
zeitig hatte  ich  auf  den  moosbewachsenen  Steinen,  welche  ich 
vor  dem  Fenster  liegend  aufbewahrte,  außer  leeren  Eischalen 
zwei  Eier  gefunden,  die  einen  wesentlich  gesunderen  Eindruck 
machten.  Sie  waren  kräftig  braun  gefärbt;  der  nur  noch  in 
kleiner  Menge  vorhandene  Nahrungsdotter  ziegelrot.  Die  Form 
war  stark  verändert,  durchaus  eiförmig,  die  beiden  Kämme 
waren  hinten,  dem  Druck  des  gleichsam  emporquellenden  Ab- 
dominal-Abschnitts  des  Embryos  nachgebend,  in  weitem  Bogen 
auseinandergerückt.  Durch  die  sehr  dünne,  innere  Eihaut  ge- 
wahrte ich  eine  Ornamentierung  der  Mitte  der  Oberfläche  des 
Abdomens  in  Gestalt  runder  Grübchen,  die  nach  dem  Rande  zu 
in  Linien  ausstrahlen,  sowie  querverlaufende  Doppellinien,  die 
Grenzen  der  Körperabschnitte. 

Es  ist  mir  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  daß  bei 
diesem,  wie  bei  dem  vorher  beschriebenen  Ei,  keine  Trennung 
der  äußeren  Eischale  in  Hälften  eintritt,  wie  Claparede  und 
Michael  es  bei  anderen  in  der  Deutovum-Periode  befindlichen 
Oribatiden-Eiern  beschrieben,  sondern,  daß  in  diesen  Fällen  die 
Larve  aus  der  nur  auf  der  einen  Seite  des  Eies  entstehenden 
Spalte  der  äußeren  Eihaut  den  Weg  ins  Freie  gewinnt. 

Von  Januar  bis  Ende  Februar  beobachtete  ich  das 
Fig.  2 — 4  abgebildete  Ei  auf  einem  ausgehöhlten  Objektträger, 
mit    einem  Deckglas    überdeckt,    und  sorgte    dadurch,    daß  ich 


—     35     — 

täglich  winzige  Wassertröpfclien  am  Rande  des  Deckgläscliens 
zwischen  dieses  und  den  Objektträger  brachte,  für  Feuchtigkeit 
in  der  Zelle.  Dabei  konnte  ich  es  nicht  vermeiden,  daß  sich 
in  derselben  oft  Tröpfchen  kondensierten  und  dauernd  das  Ei 
befeuchteten.  Ich  verschaffte  mir  daher  ein  Exsiccator-Gefäß, 
füllte  den  Fuß  desselben  mit  Wasser  und  legte  nun  die  aus- 
gehöhlten Objektträger  mit  den  Eiern  auf  einer  mit  Glas- 
stäbchen beklebten  Glasplatte  in  den  mit  Wasserdämpfen  sich 
sättigenden  Raum  des  Exsiccators.  In  den  Zellen  der  Objekt- 
träger, die  ich  mit  einem  Deckglas  so  weit  überdeckte,  daß 
einerseits  ihr  Luftraum  mit  dem  des  Exsiccators  in  Verbindung 
stand,  andererseits  aber  eine  etwa  ausgeschlüpfte  Larve  nicht 
entwischen  konnte,  unterblieb  jetzt  die  leidige  Tropfenbilduug, 
leider  zeigten  aber  die  Eier ,  mir  ganz  unerklärlich ,  nach 
etwa  14  Tagen  eine  Fältelung  der  inneren  Eihaut,  infolge- 
dessen ich  es  vorzog,  auch  diese  Eier  für  das  Mikroskop  zu 
präparieren. 

So  bin  ich  zu  meinem  Bedauern  nicht  in  der  Lage,  etwas 
Sicheres  über  die  Zugehörigkeit  des  merkwürdigen  Eies  sagen 
zu  können,  aber  eine  Vermutung  möchte  ich  doch  aussprechen. 
Ich  fand  nämlich  in  denselben  Moospolstern,  welche  die  Eier 
enthielten,  nicht  eben  zahlreich,  erwachsene  Notaspis  oblonga, 
deren  Ornamentierung  des  Abdomens  auffällig  der  der  im  Ei 
eingeschlosseneu  Larven  gleicht.  Auch  eine  Larve  fand  ich,  die 
zweifellos,  wegen  der  Form  des  Cephalothorax  und  vor  allem 
wegen  der  höchst  charakterisch  gestalteten  Pseudostigma- 
Organe,  der  Notaspis  oblonga  angehörte,  deren  die  Körper- 
abschnitte trennenden  Doppellinien  in  der  auffälligsten  Weise 
an  das  erinnerten ,  was  ich  an  der  Larve  im  Ei  gesehen. 
Nach  diesen  Funden  bin  ich  geneigt,  das  Ei  für  das  obiger 
Notaspis- Art  zu  halten. 

In  den  „British  Oribatidae"  findet  sich  in  Betreff  der 
Eier  von  Notaspis  lucorum  und  InpiUs  nur  die  Bemerkung 
(loc.  cit.  Bd.  I  pg.  71),  daß  dieselben  „polished"  seien;  darnach 
sollte  man  vermuten,  daß  dieselben  im  übrigen  keine  auffälligen 
Merkmale  zeigen,  und  das  macht  allerdings  wieder  etwas  stutzig. 
Jedenfalls  werde  ich  dem  so  interessanten  Ei  weiter  alle  Auf- 
merksamkeit schenken  und  hoffe,  daß  es  mir  doch  noch  einmal 
gelingt,  dasselbe  im  Exsiccator-Gefäß  zum  Ausschlüi)fen  zu  bringen. 

3* 


—   se- 
in. Ophiocamptus  ^nuscicola  u.  sp.,  ein  moosbewohnender 
Copepode.     (Taf.  IV  Fig.  5—10.) 

Laudbewohneude  Krebse  sind  in  größerer  Zahl  bekannt. 
Klettert  der  Pahnendieb,  Birgits  latro,  auch  wohl  nicht  auf 
die  Cocospalme,  um  sich  die  Cocosnüsse,  von  denen  er  sich  nach 
gut  verbürgten  Berichten  ernährt,  selbst  zu  pflücken,  so  ist  er 
doch  ein  entschiedenes  Landtier.  Seine  nächsten  Verwandten, 
die  schneckenhausbewohnenden  Cenobiten  suchen  scharenweise, 
wie  Kükenthal  neuerdings  noch  wieder  (p.  101  seiner  „Reise 
in  den  Malayischen  Archipel")  berichtet,  selbst  die  menschlichen 
Wohnungen  auf,  besonders  aber  sind  es  von  den  höheren  Krebsen 
zahlreiche  Krabbengattungen,  (Telphiisa,  Grapsiis,  Ocypoda,  üca, 
Oecarcinus,  Gelasinms),  die,  in  hohem  Grade  dem  Landaufent- 
halt angepaßt,  oft  große  Wanderungen  über  Land  machen,  in 
Erdlöchern  leben,  ja  selbst  auf  Manglebäume  klettern,  um 
deren  Laub  zu  benagen. 

Von  den  Isopoden  sind  die  Onisciden  laudbewohneud  und 
mehrere  Amphipoden,  Talitrus-  und  Orchestia-kxt&n^  die  am 
Seestrande  leben,  suchen  wohl  nur  vorübergehend  das  Wasser  auf. 

Daß  es  aber  auch  unter  den  niederen  Krebsen,  den  Ento- 
mostraken,  Tiere  giebt,  die  mehr  oder  weniger  zu  Landbe- 
wohnern geworden  sind,  resp.  den  kleinsten  Wasseransamm- 
lungen bis  in  die  Baumwipfel  des  brasilianischen  Urwaldes 
folgen,  hat  uns  zuerst  Fritz  Müller  gelehrt.  Er  berichtet 
(Kosmos,  Bd.  6  pg.  386)  von  einem  kleinen  Muschelkrebs,  den  er 
Elpidium  Bromeliarum  nannte,  daß  er  sich  in  Wasseransamm- 
lungen am  Blattgrunde  von  Bromelien  findet,  die  andrerseits 
den  Kaulquappen  baumbewohnender  Frösche  zum  Wohnort 
dienen. 

Mein  väterlicher  Freund  Dr.  med.  Gott  sehe  in  Altona, 
bekannt  als  Mitbearbeiter  der  Synopsis  Hepaticarum,  machte  schon 
vor  30  Jahren  eine  ähnliche  Beobachtung  an  dem  Lebermoos 
Plujsiotium  cochlear  if  or  me  aus  schwedischen  Mooren,  in  dessen 
Blattohren  er  Krebschen  entdeckte.  Er  überließ  mir  damals 
drei  mikroskopische  Präparate  zur  gelegentlichen  Bearbeitung; 
da  aber  keins  der  sieben  Individuen,  die  sie  enthalten,  voll- 
ständig ist,  die  meisten  vielmehr  stark  maceriert  sind  und  sich 
gegenseitig  auch  nicht  vollständig  ergänzen,  so  kann  ich  mit 
Sicherheit  nur  sagen,  daß  diese  in  den  Blattohren  von  Physio- 


-    37     - 

tmm  vorkommenden  Krebschen  Harpaciiciden,  also  die  nächsten 
Verwandten  der  Hüpferlinge  unserer  Gewässer  sind.  Weiter 
zu  untersuchen  wäre  es,  ob  die  Tierchen  nur  vorübergehend 
einen  Unterschlupf  hier  suchen,  oder  ob  die  Blattohren,  zwecks 
Ernährung  der  Pflanze,  als  Tierfallen  funktionieren,  ähnlich 
wie  Göbel  es  in  seinen  „Pflanzenbiographischen  Schilderungen" 
von  der  fleischfressenden,  brasilianischen  Sumpfpflanze  Genlisea 
berichtet.  Auf  Taf.  XV.  Fig.  5  des  II.  Bd.  1891  bildet  Göbel 
unter  der  Beute  iu  dem  Fangkessel  der  Genlisea  auch  einen  unver- 
kennbaren Harpacticiden  ab,  kommt  aber  im  Text  nicht  auf 
diese  Beziehungen  einer  Landpflanze  zu  einem  Krebse  zu  sprechen. 

1894  hat  dann  Mräzek  zuerst  (Zool.  Jahrb.  Bd.  VII)  darauf 
aufmerksam  gemacht,  daß  Copepoden,  insbesondere  Harpacticiden 
die  Moospolster  der  Waldsümpfe  bewohnen.  „In  Gemeinschaft 
dieser  Form"  (Pki/llognathopus  paludosus),  sagt  er,  „fand  ich 
noch  folgende  Copepoden:  Cyclops  languidus,  Sars,  Cantho- 
camjjtus  pygmaeus^  Sars  (?),  Canth.  Borcherdingi,  Poppe,  und 
Canth.  lucididus,  Rbg.  Die  Tiere  wurden  zwischen  Hypnum 
gefunden  und  es  ist  fast  unglaublich,  wie  wenig  Wasser  sie  zu 
ihrem  Gedeihen  bedürfen,  denn  sie  erhielten  sich  am  Leben  in 
Moos,  das  mehrere  Tage  hindurch  fast  trocken  stand.  Auch 
von    seinem    neuen   Maraejiobiotus   vejdovskyi   heißt    es:      „Im 

ganzen  Bereich, ,  wo  sich  nur  zwischen  Moos  etwas 

Wasser  zeigt,  fanden  sich  unzählige  Exemplare  dieses  interessan- 
ten Harpacticiden  und  als  Fundort  des  neuen  Epactophanes 
richardi  giebt  er  ebenfalls  „feuchtes  Moos  am  Rand  der  Wiese 
„Kvetuä"   bei  Pribam  au". 

Eine  ähnliche  Beobachtung  habe  ich  nun  im  Taunus  ge- 
macht. Auf  einem  moosbewachsenen  Stein,  von  der  Größe  eines 
Octavbandes,  aus  unmittelbarer  Nähe  des  Lips  -  Tempels  am 
Spessartblick  (Weg  von  Cronberg  auf  den  Feldberg),  den  ich 
zur  Untersuchung  auf  Tardigraden  mit  nach  Hause  genommen,  fand 
ich,  leider  nur  zwei,  weibliche  Exemplare  eines  neuen  Harpacticiden. 

Die  Örtlichkeit  bildet  einen  Vorsprung  an  dem  hier  ziem- 
lich steil  zum  Thal  des  Reichenbachs  abfallenden  westlichen 
Abhang  des  Altkönigs.  Wasseransammlungen  von  längerer  Dauer 
giebt  es  in  einiger  Nähe  nicht;  nur  nach  starken  Niederschlägen 
zeigt  der  am  Spessartblick  vorüberziehende  Weg,  daß  es  ober- 
halb dieser  Stelle    im  Walde    etwas   feuchter   als   in   der   Um- 


_     38     — 

gebung  sein  muß,  und  daher  ist  das  Vorkommen  eines  Copepoden 
auf  den  dort  zum  Teil  ganz  locker  umherliegenden  Felstrümmern 
gewiß  recht  befremdend. 

Die  siebengliedrigen  Vorderantennen  des  Tieres  (Taf.  IV 
Fig.  5),  das  lange,  nach  unten  gebogene  Rostrum,  der  ein- 
gliedrige Nebenast  der  hinteren  Antennen,  die  kurzen  Schwimm- 
füße, deren  Außenäste  an  der  Innenseite  unbewehrt  sind,  charak- 
terisieren diesen  Harpacticiden  als  der  von  Mräzek  1894  (loc.  cit.) 
begründeten  Gattung  Ophiocamptus  zugehörig.  Wie  das  Tier 
vom  Rücken  aussehen  mag,  ob  es  „wurmförmig"  schlank,  wie 
das  die  Diagnose  des  Genus  eigentlich  verlangt,  genannt  werden 
kann,  weiß  ich  nicht,  da  ich  die  beiden  Exemplare,  kurz 
nachdem  ich  sie  gefunden,  für  das  Mikroskop  präparierte,  ohne 
mir  erst  die  Rückenansicht  einmal  verschafft  zu  haben.  Von 
der  Seite  gesehen  ist  dieser  Harpacticide  fast  robuster  als 
Carithocamptus  crassus]  das  spricht  aber  gewiß  nicht  gegen 
seine  Zugehörigkeit  zum  Genus  Ophiocaviptus,  dessen  drei  be- 
kannte Arten  allerdings  sehr  schlanke  Tiere  sind,  vielmehr  haben 
wir  in  dem  robusten  Bau,  in  der  auffälligen  Kürze  der  Schwimm- 
füße und  dem  gedrungenen  Bau  der  Furcalglieder  eine  sehr  gut 
verständliche  Anpassung  au  das  Leben  in  Moospolstern  zu  erblicken. 

Die  beiden  Arsen-Glycerinpräparate  lassen  weiter  Fol- 
gendes erkennen :  Rostrum  stark  verlängert,  nach  unten  gebogen, 
trägt  nahe  der  Spitze  in  einer  Grube  ein  Siunespaar.  Die 
dorsale  Chitinplatte  des  ersten  Segments  des  Cephalothorax  hat 
hinten  abgerundete  Ecken,  über  denen  sich  zwei  gekörnte  Chitin- 
verdickungen befinden  und  weist  an  verschiedeneu  Stellen  ihrer 
Oberfläche  Sinneshaare  auf ;  ein  Auge  kann  ich  nicht  auffinden. 
Die  vier  folgenden  Segmente  des  Cephalothorax  nehmen  von 
vorn  nach  hinten  an  Breite  ab  ;  ebenso  die  vier  Abdominal- 
segmente; diese  sind,  mit  Ausnahme  des  ersten,  am  ventralen 
Hinterrande  fein  bedornt;  das  vierte,  das  auch  am  dorsalen 
Hinterrande  fein  bedornt  ist,  hat  außerdem  noch  auf  seiner 
Oberfläche  an  der  ventralen  Seite  eine  Reihe  kräftiger  Dornen.  Das 
kreisbogenförmige  Analoperculum  trägt  am  Hinterrande  acht  kräf- 
tige Dornen  und  zwar  bei  dem  geschlechtsreif  en  Tier  (das  eine  Exem- 
plar ist  eierträchtig),  was  besonders  hervorzuheben  ist,  weil 
Mräzek  beobachtet  hat,  daß  bei  Ophioc.  sarsii  Ahs  Analoperculum 
in  der  Jugend  bedornt,  beim  erwachsenen  aber  glattrandig  ist.  Das 


—     39     — 

Furcalglied  (Taf.  IV  Fig.  6)  ist  für  einen  Ophiocamptus  anf- 
fällig  kurz;  das  Längenverhältnis  seines  Vorderrandes  zum 
inneren  Seitenrande  ist  5:6;  nahe  dem  Außenrande  erstreckt 
sich  über  seine  Oberfläche  der  Länge  nach  eine  Leiste,  die 
zwischen  dem  Grunde  der  mittleren  und  äußeren  Furcalborste 
ausläuft:  nahe  dem  Innenrande  findet  sich  keine  Borste  (im 
Gegensatz  zu  Opliioc.  sarsii  und  brevipes;  bei  poppet  scheint 
sie,  nach  Mräzeks  Zeichnung  zu  urteilen,  ebenfalls  zu  fehlen) 
Die  innere  der  drei  Furcalborsten  ist  kräftig  entwickelt,  die 
mittlere  sehr  spärlich  behaart. 

Die  Vorderantennen  des  Weibchens  (Fig.  7)  sind  sieben- 
gliedrig,  das  Basalglied  ist  borstenlos,  das  zweite  Glied  trägt 
ausser  vier  einfachen  Borsten,  eine  Fiederborste,  das  vierte 
einen  relativ  dünnen  Sinneskolben;  am  siebenten  Gliede 
konnte  ich  zwischen  den  drei  langen,  endständigen  Borsten 
keinen  Sinneskolben  entdecken.  Die  dreigliedrigen  Hinteran- 
tennen (Fig.  8)  haben  am  zweiten  Glied  einen  eingliedrigen 
Nebenast.  Der  zweite  Maxillarfuß  ist  mit  Greifhaken  aus- 
gestattet. Die  Innenäste  des  ersten  Schwimmfußpaares  sind 
kürzer  als  die  Außenäste ;  letztere  (Fig.  9)  sind  bei  allen 
Schwimmfüssen  an  der  Innenseite  unbewehrt.  Der  Schwimm- 
fuß des  fünften  Segments  des  Weibchens  (Fig.  10)  hat  zwei 
lange,  gekrümmte  Borsten  (vergl.  Canth.  crassus),  die  wohl  zum 
Tragen  der  Eier  in  Beziehung  stehen.  Das  Tierchen  mißt 
in  der  gekrümmten  Stellung  von  der  Spitze  des  Rostrums  bis 
zum  Hinterrande  der  Furca   0,5  mm. 

Darnach  unterscheiden  sich  die  vier  Ophiocamptus-Arten 
folgendermaßen : 

Anal  operculum   dreieckig  zugespitzt 

Hinterrand  der    j  glatt 0.  sarsii  Mräzek 

Körpersegmente   1  gezähnt 0. /jop^a  Mräzek 

A  n  a  1 0  p  e  r  c  u  1  u  m  kreisbogenförmig 

bei  dem       |  glattrandig;     Furcalglied 
erwachsenen  doppelt  so  lang  als  breit       0.  brevipes  Sars. 

Tier  [  kräftig  bedornt;   Vorderrand 

des  Furcalgliedes  :  inneren 
Seitenrand  wie  5:6     .     .    0.  nmscicola  h.st^). 


—     40     — 

IV.  MacroMotus  omcitus  nov.  spec.  (Taf.  VI.) 

Mit  Recht  weist  Plate  in  seinen  „Beiträgen  zur  Natur- 
geschichte der  Tardigraclen"  in  den  Zoologischen  Jahrbüchern 
Bd.  III  Morphol.  Abtlg.  darauf  hin,  wie  sehr  die  Bärtierchen, 
gegenüber  so  manchen  andern  Gruppen  des  Tierreiches  von  den 
Zoologen  vernachlässigt  worden  sind.  Er  hat  uns  mit  einer 
Arbeit  beschenkt,  welche  Histologie,  Systematik  und  Biologie 
dieser  Tiere  so  wesentlich  gefördert  hat,  daß  man,  wenn  man 
sie  gelesen,  glauben  möchte,  es  wäre  auf  diesem  Gebiete  nicht 
viel  mehr  zu  holen.  Wenige  Wochen  praktischer  Beschäftigung 
mit  den  Tardigraden  aber  zeigten  mir,  daß,  zumal  was 
Systematik  und  Biologie  anlangt,  hier  doch  noch  manches  zu 
thun  ist. 

Während  Plate  bei  Marburg  nur  selten  dem  Münesium 
tardigradum  begegnete,  fand  ich  das  von  E  h  r  e  n  b  e  r  g  auf  dem 
Monte  Rosa  in  11000  Fuß  Höhe  entdeckte  Münesium  alpigenum 
geradezu  häufig,  nicht  nur  im  Taunus,  sondern  auch  in  unserem 
Stadtwalde;  auf  dem  Feldberg  und  Altkönig  traf  ich  einen 
Vertreter  der  von  Plate  aus  chilenischen  Moosen  beschriebenen 
neuen  Gattung  Dtplmscon  und  am  Lipstempel  fand  ich  noch 
unbeschriebene,  sternförmige  Tardigraden-Eier,  über  deren  Zu- 
gehörigkeit ich  noch  nicht  im  Klaren  bin;  bei  Macrobloten 
konstatierte  ich  das  Vorkommen  der  Muskardine-  oder  Peperine- 
Kraukheit,  beobachtete  an  denselben  merkwürdige  Ektoparasiten, 
wahrscheinlich  aus  der  Klasse  der  Rhizopodeu  und  erkannte 
in  der  Amoeba  terricola  einen  Feind  der  Macrobioten,  da  ich 
wiederholt  0,5—0,7  mm  lange  Exemplare  derselben  von  den 
Amoeben  umschlossen  vorfand  —  —  alles  Dinge,  auf  die  ich  in 
einer  späteren  Arbeit  noch  einmal  eingehender  zurückzukommen 
gedenke. 

In  diesem  Jahresberichte  möchte  ich  nur  noch  meinen  in- 
teressantesten Fund,  einen  neuen  Macrobiotus,  veröffentlichen,  der 
in  seinem  Bau  ganz  wesentlich  von  allen  bekannten  Arten 
abweicht. 

Ich  fand  das  Tierchen  durchaus  nicht  selten  auf  dem 
Feldberg,  Altkönig  und  am  Lipstempel  in  Hypfuim\io]steYü, 
sowie  auch  auf  einem  handgroßen  Stein,  der  nur  von  einem 
dünnen  Überzug  einer  Krusteuflechte  bedeckt  war. 


-     41     — 

Es  ist  eine  Zwergform  unter  den  Macrobioten,  0,1 14— 0,23  mm 
lang;  die  jüngsten  Exemplare  von  Macr.  Oberhäiiseri  meßen  schon 
0,25  mm ;  nur  unter  den  Ecliiniscen  giebt  es  noch  Tardigraden- 
Formen  von  ähnlicher  Kleinheit. 

Der  Körper  ist  deutlich  in  einen  Kopf  und  einen  sechs- 
gliederigen  Leib  geteilt.  Ob  der  Kopf  nur  ein  Segment  reprä- 
sentiert ist  fraglich ;  die  Anordnung  der  Perlknopfreihen  und  die 
in  Fig.  4  besonders  deutlich  hervortretenden  Einschnürungen 
des  Kopfes  lassen  eine  Zusammensetzung  aus  mehreren  Seg- 
menten vermuten.  Die  äußere  Gliederung  des  Rumpfes  in 
6  Segmente  weicht  auffällig,  nicht  nur  von  den  bei  anderen 
Macrobioten,  sondern  überhaupt  von  den  bei  allen  andern  Tar- 
digraden  obwaltenden  Verhältnissen  ab.  Plate  resümiert  loc.  cit.  p. 
543:  „Während  sich  die  Segmentierung  der  Tardigraden  äußerlich 
gar  nicht  oder  nur  in  einer  Weise  ausspricht,  die  mit  der  Innern 
nicht  übereinstimmt,  tritt  dieselbe  in  der  Anordnung  der  Mus- 
kulatur und  der  Nerven  sehr  deutlich  hervor,  und  zwar  kann 
man  danach  einen  Kopf  und  vierRumpfsegmente  unterscheiden." 
Leider  habe  ich,  trotz  aller  Färbe-  und  Aufhelluugsversuche, 
mich  nicht  darüber  informieren  können,  ob  die  äußere  Segmen- 
tierung bei  dem  in  Rede  stehenden  Tier  der  inneren  entspricht. 
Wäre  das  der  Fall,  so  müßte  auf  demselben  eine  neue  Gattung 
begründet  werden.  Ich  stehe  davon  vorläufig  ab  und  beschreibe 
es  als  einen  Macrohiotus  und  die  drei  durch  die  Ornamentierung 
in  ihrem  Gesamteindruck  so  verschiedenen  Formen  als  Varie- 
täten einer  Species.  Auf  der  Tafel  tritt  der  Unterschied  der 
drei  Formen,  durch  die  verschiedene  Größe  der  abgebildeten 
Individuen  noch  etwas  kräftiger  hervor;  sie  sind  sämtlich  bei 
etwa  450 f acher  Vergrößerung  gezeichnet;  der  spinosissinms 
(Fig.  2)  maß  0,14  mm,  der  spinifer  (Fig.  1)  0,19  mm,  der  verru- 
cosus (Fig.  3)  0,124  mm;  spinosissmus  habe  ich  bis  0,23  mm  lang 
beobachtet.  Inwieweit  die  verschiedene  Ornamentierung  vielleicht 
durch  Geschlechtsunterschiede  bedingt  wird,  kann  ich  nicht 
sagen,  da  die  Männchen  und  Weibchen  der  Tardigraden  sich 
äußerlich  nicht  unterscheiden  und  ob  der  verrucosus  nicht  viel- 
leicht ein  pathologisch  verändertes  Tier  ist,  wage  ich  ebenfalls 
nicht  zu  entscheiden.  Ich  habe  von  diesem  nur  ein  Stück  von 
so  extremer  Ausbildung  gefunden,  wohl  aber  viele  Stücke  von 
spinifer^  die  durch  Reduction  der  Stacheln  und  kräftigere  Aus- 


—     42     — 

bildung  der  Perlenknöpfchen  den  Übergang  zur  remirosus-Form 
bilden.  Intermediäre  Formen  zwischen  spinifer  und  spinosissimus 
sind  am  häufigsten. 

Spinifer  ist  die  Mittelform,  von  der  die  beiden  andern 
Formen,  die  eine  durch  Verlängerung  der  Stacheln  und  Schwinden 
der  Perlknöpfe,  die  andere  durch  Verschwinden  der  Stacheln 
und  Ausbildung  der  Perlknöpfchen  zu  Warzen  in  ganz  entgegen- 
gesetzter Richtung  gradatim  divergieren. 

Spinifer  trägt  auf  der  Stirn  zunächst  eine  umfangreiche 
Gruppe  von  Perlknöpfchen;  auf  diese  folgen  vier  Bänder,  das 
erste  zu  drei,  die  drei  folgenden  zu  zwei  Reihen  Perlenknöpfchen ; 
bei  manchen  Exemplaren  beobachtet  man  zwischen  den  beiden 
letzten  Bändern  an  den  Seitendes  Halses  eine  aus  acht  größeren, 
um  einen  Mittelknopf  im  Kreis  gestellten  Knöpfen  gebildete 
AgraSe.  Die  Ornamentierung  des  verrucosus  entspricht  dieser 
Anordnung  genau;  bei  spinosissiuiiis  fehlen  die  Perlknöpfchen; 
selbst  am  Rande  ist  keine  Andeutung  derselben  zu  sehen. 

Die  Rumpfsegmente  des  spinifer  tragen  meistens  in  der 
Mitte  eine  Doppelreihe  Perlknöpfchen  und,  von  dieser  durch 
einen  größeren  Zwischenraum  getrennt,  noch  eine  einfache  Reihe 
vor  und  hinter  derselben.  Bei  verrucossus  bleiben  die  mittleren 
Doppelreihen  deutlich  erkennbar,  während  die  einfachen  Reihen 
mit  den  statt  der  Stacheln  sich  findenden  Warzen  zu  fast 
blumenkohlartigen  Massen  verschmelzen.  Bei  spinifer  und  ver- 
rucosus sind  auch  die  Beinchen  mit  Perlknöpfen  resp,  Warzen 
besetzt. 

Die  Hinterränder  der  Körpersegmente  tragen  bei  spinifer 
und  spitiosissinms  in  der  Regel  10  Stacheln,  die  in  Form  und 
Länge  sehr  variieren.  Während  sie  bei  der  Mittelform  etwa 
halb  so  lang  wie  die  Körpersegmente  breit  sind,  kommen  sie  bei 
andern  Exemplaren  viel  kürzer  vor;  bei  spinosissimus  aber  über- 
treffen sie  die  Breite  der  Segmente  an  Länge.  Die  rücken- 
ständigen sind  in  der  Regel  gerade,  die  seitlichen  und  zumal 
die  am  Hinterrande  des  sechsten  Segments  stehenden  in  ver- 
schiedener Weise  gekrümmt.  Eine  über  das  sechste  Segment 
quer  hinziehende  Leiste  trägt  in  der  Regel  nur  ventralwärts 
zwei  kurze  Dornen. 

Macrobiohrs  or^iatus  ist  stets  angenlos.  Der  Schlundkopf 
ist  breit  oval;   er  hat  nahe  dem   hintern  Ende    des  Mundrohrs 


-     43     — 

zwei  ganz  winzige  und  außer  diesen  noch  vier  etwas  größere 
Einlagerungen  von  Chitinkörnchen,  der  Ausdruck  -Stäbchen 
paßt  nicht.  Die  leicht  gebogenen  Zähne  sind  wie  bei  Ober- 
häuseri  gelagert  und  haben  am  Hinterende  ein  Kugelgelenk  wie 
bei  Hufelandii;  einen  queren  Zahnträger  konnte  ich  nicht  be- 
merken. Die  Krallen  sind  sehr  klein,  gleichartig  und  stehen 
zwei  zu  zwei,  mit  der  Basis  einander  genähert. 

Das  Gelege  besteht  allemal,  wie  ich  wohl  nach  Beobachtung 
von  mindestens  einem  Dutzend  Exemplaren  sagen  darf,  aus  zwei 
kugelförmigen  Eiern.    (Fig.  5). 


—     44     — 

Erklärung  der  Abbildimgen. 

Tafel  III. 
Fig.  1.     Zweig  von  Fmllania  dilatata,  teilweis  abgestorben,  mit  junger 
Flechte  und  zwei  Larven  von  Cepheus  ocellatus  Mich. 
Fig.  2.     Cepheus  ocellatus   Mich.  Larve. 
Fig.  3.  „  V  n        Nymphe. 

Fig.  i-  y>  „  .        Imago. 

Tafel  IV. 

Fig.  1.  Kohlblattförmige  Seitenanhänge  der  Larve  und  Nymphe  von 
Cepheus  ocellatus  Mich. 

Fig.  2.  Seitenpartie  des  Abdomens  einer  Nymphe,  nach  Behandlung 
mit  Natronlauge. 

Fig.  3.     Ornamentierung  der  Oberfläche  des  Abdomens  der  Imago. 

Fig.  4.     Endglied  des  vierten  Beinpaares  der  Imago. 

Fig.  5.     Ophiocamptus  nmscicola  n.  sp. 

Fig.  6.     Letztes  Abdominalsegment  und  Furca  desselben. 

Fig.  7.     Vorderantennen  des  Weibchens. 

Fig.  8.     Hinterantennen      ,  ,, 

Fig.  9.     Außenast  des  dritten  Schwimmfußpaares  desselben. 

Fig.  10.  Fünftes  Schwimmfußpaar.  (Leider  konnte  ich  nach  dem  vor- 
liegenden Präparat  nur  dieses  unvollkommene  Bild  geben.) 

Tafel  V. 

Fig.  1.     Oribatiden-Ei. 

Fig.  2.     Oribatiden-Ei  von  der  Rückenseite. 

Fig.  3.     Dasselbe  von  der  Bauchseite. 

Fig.  4.  Dasselbe,  Seitenansicht  von  links.  (An  der  Bauchseite  des 
gezeichneten  Exemplars  war  eine  eigentümliche  kittartige  Masse  [?]). 

Fig.  5.     Embryo. 

Fig.  6.  Dasselbe  Ei  in  fortgeschrittnerem  Stadium  der  Entwicklung 
von  rechts  und  oben. 

Fig.  7.     Dasselbe,  von  vorn. 

Tafel  VI. 

Fig.  1.  Macrohiotus  ornatus,  var.  spinifer,  n.  sp. 
Fig.  2.  „  „  „     spinosissimus,  n.  sp. 

Fig.  3.  „  „  „     verrucosus,  n.  sp. 

Fig.  4.  Kopf  von  var.  spinifer  von  oben  gesehen. 

Fig.  5.  Gelege  von  var.  spinosissimus. 


Brr  (I  Sen  ckcn  l>. .  \  'film  i'.  Ocs.    1000. 


'inf.  III. 


„ä^wjiat^^j^^^      ^^K. 


ßcr.  d.  Smckcnb. . Vaturf.  Ges.  lOOO. 


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Ben  d.Senckenb.  Naturf.  Ges.  IQOO. 


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Bei: d.Sciickcub.X'aiiirt.Ocs.  igoo. 


Tcif.VI. 


liA.  Amt.  Y.  Wirner  i  Wxter,  Frankfurt  W. 


45     — 


Einiges  über  die  Deutsche  Tiefsee-Expeditioii. 

Vortrag 
gehalten  in  der  wissenschaftlichen  Sitzuno;  am  10.  Februar  1900 


Fr.  Winter. 

(Mit  4  Textfiguren.) 


Schon  vom  grauen  Altertum  unserer  Geschichte  wissen  wir, 
daß  der  Ozean  von  phantasiereichem  Einfluß  auf  die  Gemüter 
geistig  emporstrebender  Völker  war.  Die  ältesten  Überlieferungen 
erzählen  uns  von  den  kühnen  Fahrten  der  Phönizier,  die  mit 
ihren  Fahrzeugen  sozusagen  bis  über  das  Ende  der  damaligen 
Welt  hinaus  gelangten. 

Im  Laufe  der  vielen  Jahrhunderte  hat  man  die  Oberflächen- 
ausbreitung dieser  ungeheuren  Wassergebiete  erkannt  und  ihre 
Grenzen  festgelegt,  während  das  Interesse  für  die  Ausdehnung 
der  Tiefen  und  deren  Geheimnisse  schlummerte  und  erst  unserem 
Jahrhundert  es  wachzurufen  vorbehalten  war. 

Der  erste,  der  einen  Eingriff  in  die  abyssische  See  unter- 
nahm, w^ar  der  große  Seefahrer  Sir  John  Ross.  Er  hob  im 
Jahre  1818  in  der  Bafiins-Bai  aus  ca.  2000  Meter  Schlamm  an 
die  Oberfläche,  in  dem  sich  lebende  Seesterne  vorfanden.  Mit 
einem  Male  war  dadurch  die  damals  allgemein  herrschende 
Annahme  widerlegt,  daß  der  Boden  der  Ozeane  mit  Eis  be- 
deckt sei.    Sein  zoologischer  Fund  indes  geriet  in  Vergessenheit. 

In  den  fünfziger  Jahren  machten  skandinavische  Forscher 
auf  ihren  Sommerfahrten  in  den  arktischen  Gewässern  Netzzüge 
in  einigen  Tiefen,  und  man  erbrachte  den  Nachweis,  daß  selbst 
in  höheren  Breiten  1000  Meter  Tiefe  noch  keine  Grenze  für  das 
Tierleben  sei. 

Als  die  eigentliche  Mutter  der  Tiefseeforschung  erkennen 
wir   die   Telegraphic   an.     Bei   Gelegenheit   der   Ausbesserung 


-     46     — 

transatlantischer  Kabel  fand  sich  an  denselben  eine  Menge 
verschiedenartiger  Tierfurmen  vor,  die  sich  iu  nicht  weniger  als 
3000  Meter  Tiefe  festgesetzt  haben  mußten.  Männer  wie  Ehren- 
berg, Darwin,  Lovem,  Hnxley  und  andere  äußerten  sich  da- 
rüber in  Gutachten  im  weitgehendsten  Sinne.  Mit  voraussehendem 
Blick  waren  sie  sich  einstimmig  bewußt,  daß  in  der  Erforschung 
der  Tief  see  dem  Zoologen  ein  neues,  reiches  und  ergiebiges  Arbeits- 
feld mit  neuen  Problemen  und  Anschauungen  gesichert  sei. 

Der  richtige  Mann  für  die  Tiefseeforschung  fand  sich 
denn  auch  in  einem  Schotten,  dem  Edinburger  Professor  Wyville 
Thompson.  Mit  Hülfe  der  Royal  Society  brachte  er  es  fertig, 
daß  ihm  die  englische  Regierung  nacheinander  zwei  Kriegsschiffe 
zur  Verfügung  stellte,  auf  denen  er  Fahrten  nach  Island  und 
zum  Mittelmeer  unternahm  und  den  Boden  des  Meeres  mit 
Schleppnetzen  absuchte. 

Wir  vermögen  uns  heute  kaum  den  Eindruck  zu  vergegen- 
wärtigen, den  seine  überraschenden  Resultate  auf  die  gebildete 
Welt  seiner  Zeit  machten.  Die  Region,  die  man  mit  den  kurzen 
Worten  abgefertigt  „da  drunten  aber  ist's  fürchterlich",  erwies 
sich  als  der  Sitz  einer  Fauna,  so  üppig,  reizvoll  und  fremdartig, 
daß  wir  den  Enthusiasmus  begreifen  und  verstehen  lernen, 
der  die  Engländer  anregte  und  veranlaßte,  jene  bedeutendste 
Expedition  hinauszusenden,  die  des  Challenger,  1872.  Seine 
Leistungen  und  Ergebnisse  während  einer  dreieinhalbjährigen 
Fahrt  sind  eine  Großthat  ersten  Ranges,  und  grundlegend  für 
alle  Zeiten  bieten  sie  uns  eine  Schöpfquelle  des  Wissens. 

Verschiedene  Nationen  wetteiferten  nun  nacheinander  in 
der  Erforschung  der  Tiefsee;  so  die  Italiener,  Franzosen,  Schwe- 
den, der  Fürst  von  Monaco  u.  a.  Auch  Deutschland  machte  es 
sich  zur  Ehre,  eine  größere  Expedition  dieser  Art  hinauszu- 
senden, zu  deren  Leiter  der  geistige  Urheber  derselben,  Herr 
Professor  Karl  Chun  in  Leipzig  ernannt  wurde. 

Nach  dem  einstimmigen  Resolutionsbeschluß  auf  der  Natur- 
forscherversammlung in  Braunschweig  1897  und  nachdem  Herr 
Professor  Chun  ein  Immediatgesuch  an  Se.  Majestät  den  Kaiser 
eingereicht  hatte,  gewährte  der  Reichstag  zu  dem  Unternehmen 
bereitwilligst  die  erforderlichen  Mittel. 

Am  1.  August  1898  verließ  ein  von  der  Hamburg-Amerika- 
Linie   gecharterter   Dampfer,    die  „Valdivia",    den    Hafen   von 


—     47     — 

Hamburg.  Ihre  neimmoiiatliche  Fahrt  erstreckte  sich  zuerst 
nördlich  au  der  Gruppe  der  Far-Oer  luselu  vorbei,  danu  südlich 
durch  den  Atlantischen  Ozean  nach  Kapstadt  mit  kurzen  Auf- 
enthaltsunterbrechuugen  auf  den  Kanareu,  in  Kamerun,  am  Kongo 
und  der  großen  Fisch-Bai.  Vom  Kap  aus  wurde  ein  Vorstoß  in 
weitem  Bogen  in  das  südliche  Eismeer  unternommen  und  dann 
die  Fahrt  zurück  über  die  Kerguelen  und  durch  den  Indischen 
Ozean  nach  Sumatra  fortgesetzt. 

Auf  ihrem  weiteren  Verlaufe  berührte  die  Expedition  die 
Inseln  der  Nikobaren,  Ceylon,  die  Gruppe  der  Malediven-,  Chagos- 
und  Seychellen-Inseln  und  zuletzt  Ostafrika.  Durch  das  Rote 
Meer  ging  der  Kurs  nach  Hamburg  heimwärts. 

Weitaus  der  interessanteste  Teil  der  Fahrt  ist  derjenige 
durch  die  Antarktis. 

Im  Vertrauen  auf  die  vorzügliche  Schiffsführung  seitens 
unseres  bewährten  Kapitäns  Krech  und  im  Hinblick  darauf,  daß 
sich  die  „Valdivia"  als  gutes  Expeditionsschiff  bewährt  hatte, 
entschloß  sich  Herr  Professor  Chun  zu  einer  von  den  neueren 
Expeditionen  abweichenden  Route  von  Kapstadt  aus,  zu  einem  Kurs 
in  SSW  Richtung.  Die  neueren  Expeditionen  des  Challenger  und 
der  Gazelle  hatten  unter  Benutzung  der  starken  Westwinde  in  der 
Breitenausdehnung  von  40*^  —  50°  ihren  Weg  über  die  Marion- 
und  Crozet-Inseln  genommen  und  Reliefverhältnisse  und  Fauna 
dieser  Region  genügend  aufgeklärt.  Es  lohnte  sich  also  der 
Versuch,  einen  mehr  westlichen  Vorstoß  zu  unternehmen,  in  der 
Richtung  auf  die  Gruppe  der  B  o  u  v  e  t  - 1  n  s  e  l  n ,  in  deren  Lee- 
seite (windlosen)  sich  ein  ruhiges  Arbeiten  erwarten  ließ.  Zwar 
waren  jene  Inseln  durch  beständige  Nebel  in  ihrer  Position 
unbestimmt  und  seit  75  Jahren  von  mehreren  Expeditionen,  die 
danach  gesucht  hatten,  nicht  mehr  gesehen  worden,  so  daß  die 
Vermutung  sich  aufgedrängt  hatte,  sie  seien  überhaupt  nicht 
mehr  vorhanden.  Jedenfalls  aber  mußte  sich  in  jener  Gegend 
ein  unterirdischer  Sockel  erheben  und,  wie  ähnliche  Verhältnisse 
es  oft  gezeigt  hatten,  war  eine  solche  unterseeische  Insel  ein 
bevorzugter  Aufenthaltsort  zahlreicher  Oiganismen.  Von  hier 
sollte  dann  südlich  bis  zur  Packeisgrenze  vorgedrungen  werden, 
und  dann  an  derselben  ostwärts  entlang  die  Fahrt  bis  zu  den 
Kerguelen-Inseln  sich  fortsetzen. 

Die  Absicht  gelang  vollständig. 


—     48     — 

Am  13.  November  verließ  die  Expedition  Kapstadt;  nach 
einigen  Tagen  macliten  sich  die  gewaltigen  Westwinde  in  erheb- 
lichem Maße  bemerkbar,  und  die  „Valdivia"  kämpfte  stöhnend 
gegen  die  hochaufbrausende  See  an.  Südlich  des  50.  Breite- 
grades trat  die  erwartete  Ruhe  ein,  und  schon  am  23.  November 
wurde  ein  Ansteigen  des  Bodens  von  5000  auf  3000  Meter 
konstatiert ;  häufiger  umflogen  uns  die  stets  schreienden  Vögel ; 
einige,  die  wir  erlegten,  zeigten  Brutflecke;  daraus  ersahen 
wir,  daß  ein  Eiland  in  der  Nähe  zu  erwarten  war.  welches  denn 
auch  nach  dreitägigem  Suchen  im  Nebel  in  Gestalt  der  Bouvet- 
Insel  gesichtet  wurde.  Nach  wohlgeluugenem  Arbeiten  im  Wind- 
schutze  der  Insel  wurde  nunmehr  der  Kurs  direkt  Süd  gerichtet, 
aber  schon  am  3.  Dezember  hinderte  das  Eintreffen  größerer 
Treibeisfelder  an  weiterem  Vordringen.  In  mannigfachen  Zick- 
zackwiudungen  und  vielfachen  Kursänderungen  schlängelten  wir 
uns  der  Packeisgrenze  entlaug  ostwärts,  stets  begleitet  von  einem 
Schwärm  verschiedenartiger  Sturmvögel,  unter  denen  der  große 
schwarze  Albatros,  die  D/omedea  fuUglnosa,  eine  äußerst  majes- 
tätische Erscheinung  war.  Zierlich  und  elegant  stach  gegen  jenen 
vampyrartigen  Flieger  eine  weiße,  taubengroße  Eismöve  ab, 
die  Pagodroma  nivea,  deren  nördliche  Grenze  auch  diejenige 
des  Packeises  ist.  In  überwältigender  Pracht  zeigten  sich  auf 
dieser  Strecke  die  mächtigen  Eisriesen  der  Antarktis,  die  im- 
posanten Eisberge.  Sie  besaßen  die  bizarresten  Gestalten,  einige 
glichen  gothischen  Türmen,  andere  waren  tafelförmig  und  noch 
mit  dem  E'irnschnee  der  Gletscher  bedeckt,  wieder  andere  wiesen 
grottenartige  Aushöhlungen  auf,  die  im  prächtigsten  Blau  er- 
glänzten. Viele  Eisberge  trugen  deutlich  die  Spuren  einer  langen 
Reise  an  sich,  indem  sie  mannigfach  zerklüftet  und  gespalten 
waren,  Bäche  Schmelzwasser  flössen  von  ihnen  ab,  und  die 
Schichtungsstreifen  neigten  sich  dem  Wasserspiegel  schräg  zu. 
Merkwürdig  war  es,  daß  schon  bald  nach  Verlaß  der  Bouvet- 
Inseln  einige  Eisberge  einen  ganz  frischen  Charakter  aufwiesen, 
tafelförmig  mit  parallel  dem  Wasserspiegel  verlaufenden  Schich- 
tungen. Es  schien,  als  ob  die  Berge  eben  von  den  Gletschern 
abgebrochen  seien.  Wir  dürfen  vielleicht  annehmen,  daß  Wind  und 
Strömung  sie  zu  einer  raschen  Reise  begünstigt,  denn  es  ist 
ja  lange  bekannt,  daß  hier  erst  viele  Breitegrade  nach  Süden 
kontinentartige  Landmassen   zu   erwarten    sind.      Manche  Eis- 


—     49     — 

Eisberge  zeigten  sich  hingegen  so  zerfallen,  daß  sie  nur  noch 
Brocken  bildeten,  die  unterirdisch  zusammenhingen ;  es  stüi-zten 
dann  unter  donnerndem  Getöse  größere  Eisstücke  herab,  die 
dem  Treibeis  sich  zugesellten.  Der  Wind  weht  dasselbe  streifen- 
artig zusammen^  und  so  geschah  es  leicht,  daß  sich  die  „Val- 
divia"  in  eine  Sackgasse  verfuhr,  aus  der  herauszuarbeiten  es 
angestrengter  Thätigkeit  seitens  der  Schiffsführenden  bedurfte. 
Oft  auch  mußten  die  Eisstreifen  durchbrochen  werden,  was 
unserem  zu  diesem  Zwecke  nicht  gebauten  Dampfer  gefahr- 
bringend werden  konnte.  Mit  diesen  Abwechselungen,  die  auch 
zeitraubend  waren,  gelangten  wir  mehr  und  mehr  südöstlich, 
dichter  staute  sich  das  Eis  an,  und  am  16.  Dezember  vereitelte 
eine  gewaltige  Packeistrift  jedes  weitere  Vordringen.  Wir  be- 
fanden uns  nur  80  Seemeilen  entfernt  von  jenem  vor  langen 
Jahren  einmal  gesichteten  Enderbyland;  auch  aus  unserer  süd- 
lichsten Lotung  auf  64*^  14'  und  54**  31'  ö.  L.  entnahmen 
wir  ein  Ansteigen  des  Bodens  um  1000  Meter  gegen  die  fast 
täglich  geloteten  5000—5700  Meter  Tiefe. 

Hier  auf  unserem  südlichsten  Punkte  vollzogen  wir  denn 
auch  unseren  südlichsten  Dredschzug  in  4636  Meter.  Ein  Zug 
mit  dem  Grunduetz,  der  Dredsche  oder  dem  Trawl,  gebraucht 
für  diese  Tiefe  ca.  10 — 12  Stunden.  Um  die  Tiefe  zu  bestimmen, 
ist  natürlich  eine  vorausgehende  Lotung  erforderlich.  Eine 
solche  Lotung  nimmt  für  die  Tiefe  einer  Montblanchöhe  hinunter 
und  wieder  herauf  höchstens  ^U  Stunden  in  Anspruch.  Aber 
die  Lotung  giebt  uns  nicht  nur  die  Tiefe  an,  sondern  was  für 
die  Grundnetzflscherei  am  wichtigsten  ist,  auch  die  Beschaffenheit 
des  Bodens.  Die  Figuren  1  und  2  zeigen  das  Lot.  Das  28  kg 
schwere  Sinkgewicht  (g)  besitzt  der  Länge  nach  innen  einen 
cylindrischen  Hohlraum,  der  von  einer  Röhre  (WR)  durchsetzt 
wird,  an  dieser  hängt  das  Abfallgewicht  vermittels  zweier 
beweglicher  Haken.  Die  Röhre  WR  besitzt  an  dem  Über- 
gang zu  der  schmalen  Röhre  S  im  Innern  eine  Schmetter- 
lingsklappe. 

Mit  der  Geschwindigkeit  von  ca.  2,8  Meter  per  Sekunde 
saust  das  Lot  (E'ig.  1)  in  die  Tiefe.  Beim  Aufschlagen  bohrt 
sich  zunächst  die  Schlammröhre  S,  ein  Konstruktionsprinzip 
unseres  auf  der  Expedition  verstorbenen  Arztes  Dr.  Bachmann, 
in   den  Boden   ein,   und  birgt  in  natürlicher  Schichtenlage  eine 

4 


—     50     — 

Probe  desselben  in  sich.  Das  Gewicht  hat  sich  durch  den 
Aufschlag  ausgehängt  und  bleibt  unten  liegen.  Durch  das  Aus- 
heben des  Gewichtes  ist  an  dem  Kraftmesser  der  Lotmaschine 
ein  Ausschlag  erfolgt,  wir  wissen,  daß  Grundberührung  vor- 
handen ist;  die  Tiefe  ersehen  wir  aus  dem  Zählapparat,  der  die 
Zahl  der  ausgelaufenen  Meter  des  Lotdrahtes  angezeigt  hat. 
Das  Gewicht  ist  jedesmal  verloren,  wir  hatten  360  Gewichte  mit 
und  verbrauchten  über  200.  Beim  Heraufziehen  (Fig.  2)  schließt 
sich  die  Schmetterlingsklappe  in  der  Röhre  WR  und  führt  uns 
eine  Wasserprobe  zu  An  den  Lotdraht,  der  aus  bestem  Stahl- 
draht besteht,  von  nur  0,9  mm  Dicke,  um  eine  möglichst  geringe 
Reibung  zu  erzielen,  werden  gewöhnlich  noch  Thermometer  an- 
gehängt. Diese  Tiefseethermometer  sind  sehr  sinnreich  kon- 
struiert, indem  dieselben,  sobald  sie  aufwärts  gezogen  werden, 
sich  umkippen.  Dadurch  wird  bezweckt,  daß  die  Quecksilber- 
säule au  einer  modifizierten  Stelle  der  Glasröhre  direkt  über 
der  Quecksilberkugel  abreißt  und  in  ihrer  Länge  nunmehr  fixiert 
ist.  Wir  brauchen  die  Länge  nur  zu  messen  und  haben  genau  die 
Temperatur  von  derjenigen  Tiefe,  in  der  wir  das  Thermometer 
wieder  aufwärts  führten.  Die  Einrichtung  (Fig.  3)  ist  folgende. 
Das  Thermometer  (Th)  befindet  sich  in  einem  Rahmen  und  ist  in 
demselben  um  eine  Achse  drehbar.  Durch  eine  Schraube,  deren 
Kopf  ein  Propeller  (Pr)  ist,  ist  das  Thermometer  an  dem  der  Achse 
gegenüberliegenden  Ende  des  Rahmens  in  normaler  Lage  be- 
festigt; so  geht  es  hinunter.  Beim  Heraufziehen  dreht  sich  der 
Propeller  durch  den  Druck  des  Wassers  und  löst  die  Befestigung, 
das  Umkippen  erfolgt  (Fig.  4). 

Würden  wir  ein  gewöhnliches  Thermometer  benutzen,  so 
erhielten  wir  vollständig  ungenaue  Resultate,  indem  ein  Thermo- 
meter alltäglicher  Konstruktion  sich  immer  wieder  in  den  ver- 
schiedenen Wasserschichten  anders  einstellen  würde,  da  die 
Ozeane  von  der  Oberfläche  bis  zum  Boden  nicht  gleiche  Tempe- 
raturen besitzen,  dieselben  sich  sogar  sprungweise  ändern  können. 

So  giebt  uns  also  eine  Lotung  über  Vielerlei  Aufschluß. 
Von  dem  Bodenmaterial  hängt  es  ab,  ob  ein  Zug  mit  dem  Grund- 
netz von  Zweck  ist.  Leicht  gelingt  derselbe,  wenn  der  Boden 
sich  aus  Schlamm  und  Schlick  zusammensetzt,  anders  aber  ist 
es,  wenn  Lava  und  Felsengeröll  den  Bodenbestand  ausmachen ; 
dann  ist  das  Dredschen  fast  unmöglich. 


—     51     — 

Immerhin  muß  das  Trawl  äußerst  solide  und  widerstands- 
fähig gebaut  sein.  Es  besteht  aus  zwei  rahmenartig  zusammen- 
gebogenen mächtigen  Eisenbändern,   die   mit  zwei  Querstangen 


-    •  -Th 


Fig.  1  und  2  Brookes  Tief  lot  mit  doppelten  Aufhängehaken  und  Bachmanns 

Schlammröhre  (S). 
Fig.  1  mit  Sinkgewicht  (g)  beim  Hinabgehen. 
Fig.  2  nach  erfolgter  Grundberührung,  Gewicht  (g)  ist  abgefallen. 

Fig.  3  und  4  Negretti-Zambra-Tiefseetliermometer  (Umkipp-Konstruction.) 
Pr.  Propeller,  Th.  Thermometer. 
Fig.  3  beim  Hinabgehen. 
Fig.  4  nach  erfolgter  Auslösung,  Thermometer  umgekippt. 


verbunden  einen  seh  litten  artigen  Gleitapparat  darstellen,  woran 
der  6 — 8  Meter  lange  Sack  hängt.  An  beiden  Seiten  des  Schlittens 
sind  zwei  flottierende  Taue  befestigt,  die  mit  Quasten  besetzt  sind ; 
sie  vermitteln  uns  gewöhnlich  die  besterhaltenen  Objekte.    Das 

4* 


—     52     — 

Netz  hängt  an  dem  Kabel,  das  ebenso  wie  die  Dampfwinde  die 
festeste  Solidität  aufweisen  muß.  Von  der  Reservetrommel,  die 
10000  Meter  Stahlkabel  auslassen  kann,  geht  dasselbe  zunächst 
über  einige  Rollen  und  dann  auf  die  unter  Dampf  stehende 
Arbeitswinde.  Diese  steht  mit  einem  Zählapparat  in  Verbindung, 
der  die  Zahl  der  ausgelaufenen  Meter  angiebt.  Weiter  verläuft 
die  Leitung  über  das  Dynamometer  oder  den  Kraftmesser,  der 
die  Stärke  des  Zuges  anzeigt. 

Das  Netz  wird  langsam  nach  unten  gelassen  und  erreicht 
bei  einer  Tiefe  von  5000  Meter  in  4 — 5  Stunden  den  Boden ;  dann 
setzt  sich  der  Dampfer  in  Bewegung,  und  das  Trawl  gleitet 
langsam  über  den  Grund  dahin.  Es  erfährt  hier  mehr  oder 
weniger  Widerstand,  den  wir  aus  den  Schwankungen  des  Dynamo- 
meters ablesen.  Dieselben  können  beträchtlich  sein,  und  es 
geschah,  daß  wir  längere  Zeit  hindurch  6—8000  kg  Zug  kon- 
statierten. In  solchen  Momenten  darf  sich  niemand  unbefugt 
auf  das  Verdeck  begeben ;  es  krachen  die  Winden  und  knirschen 
die  Rollen,  und  einige  Male  war  es  der  Fall,  daß  irgendwo 
ein  Eisenstück  mit  große  Gewalt  absprang.  Gespannt  beobachtet 
eine  geschützt  stehende  Person  das  Dynamometer,  erreicht  der 
Zug  zu  hohe  Grade,  so  ist  der  Kapitän  aufmerksam  zu  machen. 
Aber  längst  hat  derselbe  die  Gefahr  von  der  Brücke  aus  erkannt; 
mit  trefflicher  Sicherheit  versteht  er  den  Dampfer  zu  navigieren 
und  in  den  meisten  Fällen  durch  Vor-  und  Rückwärtsgehen  des 
Schifies  die  Loslösung  des  Netzes  vom  Boden  zu  bewirken. 

Nachdem  ca.  ^ji  Stunden  auf  dem  Boden  gedredscht  ist, 
wird  das  Trawl  nach  oben  gezogen,  was  wieder  4—5  Stunden 
dauert.  Man  sieht  ihm  mit  Spannung  entgegen,  denn  bis  zum 
jüngsten  Matrosenjungen  interessiert  sich  alles  für  das  Ergebnis. 
Unsere  Matrosen  waren  zuletzt  ausgebildete  Zoologen,  sie 
sprachen  von  Holothurien,  Ophiuren,  Cephalopoden,  Crinoideen 
und  anderem. 

Nicht  immer  befriedigt  uns  das  Resultat;  das  Netz  kann 
schlecht  gefischt  haben,  ist  zerrissen  und  verbogen,  oder  es  ist 
überhaupt  nicht  mehr  da.  Überrascht  uns  ein  guter  Erfolg, 
so  bedarf  es  angestrengter  Thätigkeit,  um  die  total  im  Schlamm 
versteckten  Organismen  in  Sieben  herauszuwaschen  und  baldmög- 
lichst zu  konservieren.  An  der  Hand  der  neueren  Konservierungs- 
methoden   wurde    stets    darauf  Wert   gelegt,    das    Material   in 


—     53    — 

möglichst  verschiedene  Medien  einzubetten,  um  es  auch  für 
histologische  und  feinere  anatomische  Untersuchungen  ausreichend 
zu  gestalten.  Das  Ergebnis  unseres  südlichsten  Dredschzuges,  der 
uns  zu  vorangegangener  Abschweifung  veranlaßte,  war  ein 
äußerst  interessantes  und  unerwartetes.  Außer  dem  wichtigen 
zoologischen  Material  seltener  und  zum  größten  Teil  vollständig 
neuer  Tiefseeformen  enthielt  der  prallgefüllte  Netzsack  einen 
580  Pfund  schweren  Sandstein,  auf  dem  deutliche  Gletscher- 
schliffe eingeschrammt  waren;  das  übrige  Bodenmaterial,  aus 
Urgesteinen,  Gneisen,  Graniten,  Schiefern  bestehend,  zeigte  ebenfalls 
auffallend  moränenartigen  Charakter;  es  sind  die  Einschlüsse, 
welche  die  Eisberge  vom  Lande  mitnehmen,  und  die  beim 
Schmelzen  des  Eises  in  die  Tiefe  sinken.  Damit  ist  uns  der 
bis  jetzt  einzige  Aufschluß  über  die  petrographische  Natur  des 
vorliegenden  Festlandes  gegeben  worden. 

Von  nun  an  ging  die  Fahrt  nordwärts.  Am  19.  Dezember 
zeigte  die  Antarktis  gleichsam  als  Abschiedsgruß  ihre  letzten 
Eisberge  in  vollendetster  Schönheit  und  Pracht.  Von  der  Sonne 
beleuchtet  erglänzten  sie  blendend  in  irisierendem  Licht.  Ein 
imposantes  Schauspiel  war  es,  wenn  eine  mächtige  Brandungs- 
woge in  Gischt  zerstäubend  über  den  Eisturm  sprudelte.  Ein 
fünf  Tage  lauger  Sturm  ließ  uns  darauf  die  Schattenseiten  der 
Antarktis  in  drastischer  Weise  nochmals  recht  fühlbar  erkennen. 
Am  Morgen  des  ersten  Weihnachtsfeiertages  legte  sich  der  Seegang, 
und  am  Horizonte  entschleierte  sich  bei  sonnenhellem  Wetter 
die  Gruppe  der  Kerguelen-Iuseln,  von  denen  wir  uns  allerdings  wenig 
erwarteten,  da  sie  von  den  spärlichen  Reisenden,  die  sie  besucht, 
als  ungastlich  und  wenig  zugänglich  geschildert  wurden ;  aber  desto 
unverwischbarer  ist  uns  die  Erinnerung  an  diesen  dreitägigen 
Aufenthalt  auf  den  Inseln  geblieben,  der  durch  die  herrlichste 
Witterung  begünstigt  wohl  zu  den  schönsten  während  der  ganzen 
Reise  gerechnet  werden  kann.  Die  Schwärme  von  Vögeln  zeigten 
eine  erstaunliche  Zutraulichkeit  und  verschiedene  derselben,  be- 
sonders die  Chionis,  ließen  sich  ruhig  mit  den  Händen  fangen. 

Beim  Umherschreiten  am  Strande  passierte  es,  daß  plötzlich 
ein  paar  große  xVugen  uns  anstierten ;  ein  mächtiger  See-Elefant 
lag  vor  uns,  nur  in  nächster  Nähe  war  er  erkennbar,  da  seine 
Farbe  fast  vollständig  diejenige  der  zerstreutliegendeu  Steine  ist. 
Den  Höhepunkt  unseres  Vergnügens  fanden  wir  in  der  Pinguin- 


—     54     —  ^ 

Rookeiy,  bewohnt  von  jenen  harmlosen  und  drolligen  Vögeln, 
den  Pinguinen,  die  wir  am  besten  mit  kleinen  Zwergen  ver- 
glichen ;  sie  konnten  mit  ihren  plumpen  und  zugleich  possier- 
lichen Bewegungen  lange  Zeit  unser  Interesse  fesseln.  Die 
Pinguine  sind  so  dumm,  daß  die  kleinen  weißen  Chionis  ihnen 
während  des  Brütens  die  Eier  vom  Neste  wegrollen  und  den 
Inhalt  verzehren. 

Die  von  Kapitän  Ross  1840  auf  der  Hauptinsel  ausge- 
setzten Kaninchen  haben  ihre  angeborene  Scheu  beibehalten. 
Ähnlich  wie  in  Australien  haben  sie  sich  zu  ungeheuerer  Menge 
vermehrt  und  den  ursprünglichen  Vegetationscharakter  verändert. 
Noch  ein  kurzer  Aufenthalt  wurde  den  Schwesterinseln  St.  Paul 
und  Neu-Amsterdam  gewidmet,  und  die  letzten  Spuren  der  Ein- 
wirkung antarktischer  Regionen  wai-eu  verschwunden  ;  das  Gebiet 
des  stillen  indischen  Ozeans  empfing  uns  mit  angenehmer  Wärme, 
und  rasch  Avar  der  Polardampfer  wieder  in  ein  Tropenschiff  um- 
gewandelt. Der  dritte  und  letzte  Abschnitt  der  Expedition 
begann,  die  Untersuchung  der  Indik.  Sie  spendete  uns  die 
reichste  zoologische  Ausbeute  während  der  ganzen  Fahrt,  und 
speziell  an  den  Küsten  Sumatras  und  der  Somalihalbinsel  brachten 
die  Netze  ein  Material  zu  Tage,  das  kaum  zu  bewältigen  war. 

Gestatten  Sie  mir  oberflächlich  und  in  Kürze  dieser  ver- 
borgenen Lebe  weit  Erwähnung  zu  thun. 

Durch  ihren  zarten  und  duftigen  Bau  erstaunen  uns  zu- 
nächst sogenannte  Kieselschwärame  oder  Hexactinelliden.  Ihre 
Skelette  setzen  sich  aus  reiner  Kieselsäure  zusammen  und 
gehören  wohl  zu  den  reizvollsten  in  der  Natur. 

Diese  Schwämme  waren  bisher  nur  als  verhältnismäßig 
kleine  Formen  bekannt ;  es  überraschte  uns  daher,  Bruch- 
stücke von  glashellen  Nadeln  bis  Fingersdicke  aufzufinden,  ohne 
jedoch  ihrer  Produzenten  habhaft  zu  werden.  Unsere  Be- 
mühungen waren  indessen  erfolgreich;  eines  Tages  liefeite  der 
Inhalt  der  Dredsche  aus  ca.  1000  Meter  Tiefe  monströse  Schwämme, 
die  sich  als  Bildner  jener  großen  Nadeln  erwiesen.  Eine  derselben, 
vollständig  intakt,  maß  in  der  Länge  1,56  Meter,  sie  besaß  nur 
Bleistiftdicke,  und  so  dürfen  wir  annehmen,  daß  Nadeln,  die 
im  Durchmesser  2  Centimeter  haben,  2—3  Meter  lang  werden. 
Der  Schwamm  wächst  spiralig  um  die  Nadel,  die  mit  einem 
Ende  im  Boden  festsitzt. 


—     55     — 

Mit  diesen  Glasschwämmen  finden  sich  zugleich  prachtvolle 
Korallen,  vom  hellsten  Rost  bis  zum  dunkelsten  Violett,  Felder 
von  Crinoideen,  auf  deren  meterlangem  Stile  eine  lilienartige 
Krone  flottiert.  Zum  Teil  sind  es  Formen,  in  denen  der  Geo- 
loge den  letzten  Enkel  eines  einst  zahlreichen  Geschlechtes  er- 
kennt, einer  früher  häufig  vertretenen  Gattung,  die  längst  der 
Jura  oder  die  Kreide  eingebettet  hat. 

Zu  diesen  festsitzenden  Formen  gesellen  sich  Schwärme 
von  Fischen.  Viele  von  ihnen  sind  gierige  Räuber  und  behende 
Schwimmer,  der  Körper  ist  mit  Stacheln  und  Platten  gepanzert, 
der  wohleutwickelte  Rachen  mit  gewaltigen  Fangzähnen  besetzt. 
Die  meisten  zeigen  gewaltig  vergrößerte  Augen,  einige  wenige 
sind  blind,  von  weicher  Körperbeschaffenheit  und  wühlen  sich 
in  den  Schlamm  ein  (Aplikmus).  Mit  ihnen  tummelt  sich  ein 
Heer  von  Krebsen  mannigfachster  Gestalt  und  Größe,  Schizo- 
poden, Ostracoden,  Copepoden,  Garneelen,  deren  es  oft  eine 
ungeheuere  Fülle  in  den  Netzen  gab.  Neben  diesen  kleinen 
Formen  erstaunen  uns  andere  durch  gewaltige  Größenverhält- 
nisse. Einige  dieser  Krustaceen  sind  durch  lange  Spinnbeiue 
charakterisiert,  an  denen  sich  pinselartige  Sinnesborsten  erheben; 
andere  weisen  Fühler  von  ganz  enormer  Länge  auf. 

Wieder  finden  wir  noch  lebende  Vertreter  aus  längst  ver- 
gangenen Erdepochen.  Da  sind  es  unter  den  Krustern  jene  Eryo- 
niden  aus  jurassischer  Zeit,  denen  der  Solenhofener  Schiefer  zur 
Grabstätte  wurde.  Sie  interessieren  uns  deshalb,  weil  die  Recenten 
blind  sind,  bei  den  Fossilen  sich  aber  wohlentwickelte  Augen 
vorfinden ;  offenbar  führten  jene  alten  Tiere  eine  mehr  pelagische 
Lebensweise  und  bevölkerten  die  oberflächlichen  Schichten  der 
Meere,  heute  sind  die  Tiere  auf  die  Tiefsee  beschränkt,  an 
Stelle  der  Augen  sind  funktionslose  Rudimeute  getreten,  kaum 
noch  erkennbar. 

Als  Kompens  dazu  hat  sich  aber  bei  den  jetzt  lebenden 
ein  Pelz  von  Sinneshaaren  ausgebildet,  der  nunmehr  die  Ver- 
mittlungsrolle der  Vorgänge  der  Außenwelt  übernommen  hat. 

Während  die  Fische  größtenteils  schwarz  sind,  zeigen  die 
Krebse  die  schönsten  Farben  nach  Rot. 

So  führt  hier  eine  Fauna,  seltsam  und  fremdartig,  unter 
merkwürdigen  Existenzbedingungen  und  bei  kärglicher  Nahrung 
um  so  heftiger  den  Kampf  ums  Dasein. 


—    56     — 

Denn  wir  haben  es  hier  mit  Temperaturen  zu  thun,  die 
sich  um  den  Nullpunkt  bewegen,  mit  einer  ewigen  undurch- 
dringlichen Finsternis,  mit  Regionen,  in  denen  der  Gasgehalt 
an  Kohlensäure  zu,  an  Sauerstoff  aber  abnimmt,  und  mit  einem 
Druck  von  mehreren  liunderten  von  Atmosphären. 

Der  Druck  zwar  hebt  sich  auf,  er  wirkt  nicht  einseitig 
sondern  allseitig;  schwieriger  gestaltet  sich  die  Frage:  Wie  er- 
nähren sich  die  Tiere  ?  Der  Boden  an  und  für  sich  kann  keine 
Nahrung  reichen ;  das  Tier  ist  auf  organische  Materie  zu  seiner 
Erhaltung  angewiesen.  Nur  die  Pflanze  allein  vermag  mit  Hilfe 
des  Lichtes  in  ihrem  kleinen  Laboratorium  anorganische  Materie 
zu  ihrem  organischen  Leib  umzumodeln. 

Wir  richten  also  den  Blick  nach  oben.  Da  überrascht 
uns  an  der  Oberfläche  eine  mächtige  Schicht  reichentwickelten 
Lebens;  wir  nennen  es  Flau kton.  Neben  der  ungeheueren  Zahl 
von  Vertretern  aus  dem  großen  Reich  der  Würmer,  der  Krus- 
taceen  u.  a.  sind  es  jene  niedrigen  Lebewesen,  die  durch  die 
geradezu  überwältigende  Massenhaftigkeit  ihrer  Entwicklung 
uns  imponieren.  Das  Leben  präsentiert  sich  uns  hier  in  einer 
winzigen  Zelle  in  denkbar  einfachster  Form,  aber  durch  die 
Menge  des  Auftretens  dieser  Kieselalgen  oder  Diatomeen  wird 
das  Oberflächen  Wasser  Tagereisen  hindurch  charakteristisch 
gefärbt. 

Im  antarktischen  Gebiet  ließen  sich  diese  Diatomeen  genauer 
studieren,  wir  kommen  später  noch  eingehender  darauf  zu  sprechen. 
Wenn  wir  in  die  ruhigen  Eisbuchten  hineinfuhren  und  unsere 
vertikalen  Netze  versenkten,  so  zeigten  sie  sich  beim  Herausziehen 
vollständig  mit  einem  Brei  dieser  mikroskopischen  Pflanzen  erfüllt. 
Wurde  derselbe  geglüht,  so  ergab  er  eine  Hand  voll  reiner 
Kieselsäure:  Kieseiguhr  würde  der  Geologe  sagen.  Diese  eben 
erwähnten  Vertikalnetze,  deren  filtrierende  Wand  trichterartig 
in  einen  Behälter  ausläuft,  kommen  nie  auf  den  Grund.  Sie 
werden  auf  eine  bestimmte  Tiefe  hinabgelassen  und  durch- 
fischen vertikal,  wie  der  Name  sagt,  die  Wassersäule.  Diese 
Fangmethode  hat  uns  Aufklärung  verschafft,  welche  Tierformen 
freischwimmend,  also  pelagisch  leben.  Denn  nicht  alles,  was 
das  Grundnetz  heraufbefördert  hat,  entstammt  dem  Boden,  vieles 
wird  unterwegs  erfaßt  und  mitgeführt,  und  so  sind  von  früher 
mannigfache  biologische  Irrtümer  zu  verzeichnen  (Melanocoetus) . 


—     57     — 

Den  Vertikalnetzen  verdanken  wir  zn  wissen,  daß  alle 
Schichten  des  Meeres  belebt  sind,  und  daß  es  kein  azoisches 
Gebiet  in  den  endlosen  Wasserinassen  der  Ozeane  giebt.  Aber 
das  Vertikalnetz  genügt  uns  noch  nicht,  wir  müssen  auch  wissen, 
in  welcher  Tiefe  uns  die  Beute  wurde.  Wir  wissen  nicht  bis 
zu  welcher  Tiefe  die  an  der  Oberfläche  so  reich  entwickelte 
Diatomeenflora  hinabsteigt;  sie  muß  soweit  hinabreichen,  wie 
das  Licht  eindringt,  das  zu  ihrer  Assimilation  notwendig  ist. 
Der  Physiker  ist  uns  bis  jetzt  die  Antwort  schuldig  geblieben ; 
zwar  hat  man  mit  photographischen  Platten  experimentiert, 
aber  wer  selbst  photographiert,  wird  das  Ungenügende  des  Ver- 
fahrens einsehen. 

Ein  viel  besseres  Photometer  ist  uns  in  den  Algen  selbst 
gegeben,  in  deren  Chromatophoren.  Daraus  ein  Resultat  zu  lesen, 
gelang  mit  Hilfe  modifizierter  Vertikalnetze,  mit  den  Schließ- 
netzen. 

Diese  Art  Netz  wird  geschlossen  hinabgelassen,  beim 
Heraufziehen  löst  ein  durch  den  Aufzug  sich  drehender  Propeller 
die  Aufhängevorrichtung  der  Netzbügel  dergestalt  aus,  daß  letztere 
auseinanderklappen,  also  offen  sind.  Das  Netz  fischt  nun  beim 
vertikalen  Aufzug  bis  der  Propeller  sich  so  lange  weitergedreht 
hat,  daß  eine  neue  Aufhängevorrichtuug  zur  Geltung  kommt 
und  die  Netzbügel  sich  wieder  zusammenfalten,  nun  wird  das 
Netz  an  die  Oberfläche  gezogen.  Wir  haben  also  eine  Fangprobe 
aus  irgend  einer  gewünschten  Tiefe. 

Die  Untersuchungen  mit  diesen  Netzen  sind  für  die  pflanz- 
lichen Organismen  gewissenhaft  von  dem  Botaniker  der  Expe- 
dition, Herrn  Professor  Sc  him  per,  durchgeführt  worden.  Nach 
ihm  können  wir  die  Wassermasse  vertikal  in  drei  Etagen  gliedern. 

Die  oberste  Etage  reicht  bis  zu  80  Meter  hinab.  Unter 
dem  Einfluß  des  Sonnenlichtes  assimiliert  dies  pflanzliche  Plankton 
reichlich  und  gedeiht  üppig.  Gelangten  von  hier  Formen  unter- 
halb 80  Meter  in  das  Schließnetz,  so  zeigten  sie  stets  Spuren 
des  Zerfalls  iu  Gestalt  von  Zusammenfallen  des  Plasmas  und 
Veränderungen  der  Chromatophoren,  genau  so,  als  wenn  wir 
Formen  der  Oberfläche  entnehmen  und  längere  Zeit  in  Dunkelheit 
halten.  Die  zweite  Etage  reicht  von  80 — 350  Meter.  Hier 
finden  nur  einige  wenige  Gattungen  von  Diatomeen  ihre  Existenz- 
bedingungen.     Unterhalb    350  Meter    gilt    auch    hier    dasselbe 


—     58     — 

Verhalten    wie   oben.     In   der  dritten  Etage  von  350  Meter  an 
abwärts  vermögen  keine  Pflanzen  mehr  sich  zu  erlialten. 

Die  hinuntersinkenden  Schalenreste  der  Diatomeen  enthalten 
oft  noch  in  beträchtlichen  Tiefen,  in  3000—5000  Meter,  wie 
die  Schließnetzzüge  gezeigt  haben,  protoplasmatischen  Inhalt, 
genügend,  um  den  noch  hier  lebenden  Protozoen  und  Copepoden 
zum  Dasein  zu  gereichen. 

Außerdem  sind  an  der  Oberfläche  beständig  Würmer  und 
kleine  Kruster  beschäftigt  die  i-eichlich  dargebotene  Nahrung 
zu  zerschroten ;  von  ihnen  leben  wieder  Tiere  der  unteren  Schicht, 
eins  lebt  vom  andern,  und  so  geht  es  weiter  stufenweise  hinab 
bis  zu  den  sessilen  Formen  der  abyssischeu  See.  Die  ober- 
flächliche Schicht  ist  also  für  alles  Lebende  die  unerschöpfliche 
Quelle  der  Nahrung. 

Mittlerweile  ist  eine  andere,  nicht  minder  berechtigte 
Frage  aufgestiegen.  Wenn  das  Licht  nur  bis  350  Meter  ein- 
wirkt, was  nützen  den  tieferlebenden  Tieren  im  Finstern  die 
Augen  ? 

Zwar  haben  wir  es  hier  nicht  mit  Augen  zu  thun,  gebaut 
wie  die  unsrigeu,  es  sind  vielfach  umgestaltete  und  modifizierte, 
aber  immerhin  lichtempfindliche  Orgaue. 

Mehr  und  mehr  tritt  die  Tendenz  ein,  die  Augen  groß 
und  tubusartig  zu  gestalten,  die  Untersuchungen  Chuns  haben 
gezeigt,  daß  das  Facettenauge  einiger  Tiefsee  -  Schizopoden 
(Stijlocheiro)i)  sich  so  modificiert  hat,  daß  wir  nach  vorne  lange 
und  große  Facetten  erhalten,  seitlich  hingegen  die  Facetten 
klein  bleiben,  und  bei  anderen  Spaltfüßern  ist  das  Extrem  dieser 
Zweiteilung  soweit  ausgebildet,  daß  das  Frontauge  monströs 
entwickelt  ist  und  ein  Viertel  der  gesamten  Körperlänge  einnimmt, 
während  das  Lateralauge  bis  zur  Funktionslosigkeit  geschwunden 
ist.  Durch  die  Tiefsee-Expedition  ist  eine  ganze  neue  Gruppe  von 
Fischen  zu  unserer  Kenntnis  gelangt,  Fische  mit  solchen  merk- 
würdigen verlängerten  Augen,  mit  Teleskopaugen;  teils  sind  diese 
Fernrohre  nach  oben,  teils  nach  vorne  gerichtet.  Der  physiolo- 
gische Befund  dieser  Einrichtung  erbringt  uns,  daß  wir  es  bei 
solchen  Augen  nicht  mit  Aufnahmen  eines  detaillierten  Bildes  zu 
thun  haben,  vielmehr  konstatieren  wir,  daß  es  sich  hier  nur  um 
Wahrnehmen  von  Bewegungen  bandelt;  aber  dazu  müssen  wir 
immerhin  Licht  gebrauchen ;   die  Frage  des  woher  steht  immer 


—     59     - 

noch  offen.  Nim,  die  Natur  hat  ihre  Geschöpfe  mit  einer  eigenen 
Lichtquelle  ausgerüstet,  die  Tiere  leuchten.  Es  sind  ihnen 
phosphoreszierende  Organe  beigegeben,  die  dem  Willen  unter- 
worfen sind.  Bei  der  obenerwähnten  Form  Sfi/Jorheinm  sitzt 
hinter  den  beiden  Lateralaugeu  je  ein  mächtiges  Lenchtorgan, 
die  Achse  des  parabolisch  gekrümmten  Scheinwerfers  geht  etwas 
vor  dem  anderen  Auge  vorbei. 

Die  bizarren  B'ortsätze,  die  sich  vorn  über  der  Nase 
bei  verschiedenen  sonderbaren  Tiefseefischen  erheben,  sind  die 
Träger  von  Laternen,  die  an  dem  verdickten  Ende  in  bläulich- 
grünem Lichte  erglühen.  Die  Blanken  vieler  dieser  schwarzen 
Fische  sind  mit  einer  mehrreihigen  Kette  diamantartiger  Punkte 
besetzt,  becherartige  Vertiefungen,  die  einen  leuchtenden  Strahlen- 
kranz entsenden. 

Es  gewährt  einen  überwältigend  prächtigen  Anblick,  wenn 
Tiefseetiere  im  Dunklen  noch  lebend  an  die  Oberfläche  gelangen 
und  ein  ziemlich  intensives  bläulichgrünes  Licht  von  sich  strahlen. 

Soll  ich  Sie  auf  die  farbenprächtige,  zauberhafte  Er- 
scheinung des  Meeresleuchtens  aufmerksam  machen,  wenn  es 
bei  nächtlichem  Ruderschlag  wie  Gold  von  den  Rudern  träufelt 
und  die  Bug-  und  Kielwellen  des  Bootes  flammend  erscheinen. 
Viele  von  Ihnen  werden  wohl  selbst  schon  Gelegenheit  gehabt 
haben,  diese  wundervolle  Naturerscheinung  zu  beobachten,  die 
uns  zu  der  Annahme  berechtigt,  daß  es  auch  in  jenen  Regionen 
des  Ozeans  nicht  finster  ist,  die  uns  scheinbar  verschlossen  sind. 


—     61 


Der  Moscliusoclise. 

Vortrag 
gehalten  in  der  wissenschaftlichen  Sitzung  am  7.  April  1900 

von 

Dr.  W.  Koll)elt. 

(Mit  Tafel  VII  und  1  Textfigur.) 


Ich  liabe  heute  das  Vergnügen,  Ihnen  ein  Pärchen  einer 
Tierart  vorzuführen,  welche  zu  den  interessantesten  und  merk- 
würdigsten gehört,  die  heute  noch  auf  der  Erde  leben,  den 
Moschusochsen  {Ovibos  moschatus  Blainv.).  Seit  fast  dreißig 
Jahren  hat  unser  Museum  sich  vergeblich  bemüht,  ein  Exemplar 
dieses  Tieres  zu  erlangen.  Bis  dahin  war  es  im  Besitz  eines 
Weibchens,  das  Rüppell  wie  so  manche  andere  Seltenheit  gegen 
seine  abessynischen  Dubletten  eingetauscht  hatte.  Es  wurde 
viel  darum  beneidet,  obschon  unser  Exemplar  gerade  nicht 
mustergiltig  ausgestopft  war.  Es  war  leider  auch  sonst  recht 
schlecht  präpariert  und  ging  schließlich  zu  Grunde.  Nur  der 
Schädel  mit  den  Hörnern  zeugt  noch  von  der  entschwundenen 
Pracht.  Einigemal  hätte  sich  wohl  Gelegenheit  geboten,  die 
Lücke  auszufüllen;  aber  die  geforderten  Preise  wurden  mit 
vierstelligen  Ziffern  geschrieben  und  überstiegen  weit  unsere 
bescheidenen  Mittel.  Da  gab  im  Herbst  vorigen  Jahres  Sparre 
Schneider,  der  Direktor  des  nördlichsten  Museums  der  Erde, 
des  Tromsöer,  uns  Nachricht,  daß  ein  norwegisches  Fangschiff 
aus  dem  hohen  Norden  von  Ost-Grönland  eine  Anzahl  gut  er- 
haltener Moschusochsenfelle  zurückgebracht  habe,  und  bot  uns 
ein  Paar  zu  einem  Preise  an,  der  sich  erschwingen  ließ;  die 
Direktion  bewilligte  die  nötigen  Gelder  ~  und  heute  bin  ich 
in  der  erfreulichen  Lage,  Ihnen  die  von  unseren  Konservatoren 
tadellos    ausgestopften  Tiere   vorzustellen.      Sie  sind  leider  in 


—     62     — 

Sommertoilette ;  im  Winter  reichen  die  äußeren  Haare  wie  eine 
übergehängte  Decke  bis  fast  auf  den  Boden  herab,  und  unter  ihnen 
entwiclvelt  sich  ein  dichtes  Wollhaar,  das  es  dem  Moschusochseu 
möglich  macht,  den  Schrecken  des  arktischen  Winters  zu  trotzen. 

Ich  bemerkte  Ihnen  vorher,  daß  der  Moschusochse  ein 
sehr  interessantes  und  merkwürdiges  Tier  sei.  Er  ist  das 
in  mehrfacher  Hinsicht.  Einmal  ist  er  dasjenige  Landtier,  das 
am  weitesten  nach  Norden  vordringt,  noch  über  die  Nordgreuze 
des  Rentieres  hinaus.  Soweit  im  Nordosten  Amerikas  sich 
Land  gegen  den  Pol  erstreckt,  finden  wir  auch  noch  den 
Moschusochsen,  und  er  lebt  hier  unter  dem  82°  u.  Br.  nicht 
etwa  in  einzelnen,  verkümmerten  Exemplaren,  sondern  in  ganzen 
Herden,  und  diese  Herden  wandern  nicht  wie  die  Rentiere  im 
Herbst  über  das  Eis  zum  amerikanischen  Kontinent  zurück, 
sondern  bleiben  den  ganzen  Winter  in  ihrer  arktischen  Heimat, 
die  fünf  Monate  lang  kein  Sonnenstrahl  erhellt.  Es  ist  kaum 
begreiflich,  wie  eine  so  große  Zahl  verhältnismäßig  großer  Tiere 
es  anfängt,  im  Polarwinter  ihren  Lebensunterhalt  zu  finden. 
Aber  es  ist  so;  der  Moschusochse  hat  sich  dem  Polarklima  so 
völlig  angepaßt,  daß  es  seine  Schrecken  für  ihn  verloren  hat; 
er  ist  nicht  etwa  im  Aussterben  begriffen,  sondern  eher  in  der 
Ausbreitung.  Feinde  hat  er  kaum;  der  Eisbär,  der  ja  auf 
Eisschollen  vielleicht  noch  weiter  nördlich  geht,  ist  an  die  Küste 
und  das  Meer  gebunden  und  kommt  nicht  in  die  Weidegründe 
des  Mosclmsochsen,  und  des  Wolfes,  der  den  südlicheren  Teil 
seines  Wohngebietes  mit  ihm  teilt,  weiß  er  sich  sehr  wohl  zu 
erwehren.  Nur  dem  Eskimo  muß  er  seinen  Tribut  entrichten, 
aber  bis  in  den  höchsten  Norden  folgt  ihm  auch  der  nicht;  in 
Nordostgrönland  und  auf  Independence  Land  herrscht  der 
Moschusochse  allein. 

Der  Moschusochse  ist  aber  auch  in  systematischer  Be- 
ziehung ein  sehr  interessantes  Tier,  denn  er  bildet  eine  Zwischen- 
form zwischen  zwei  sonst  sehr  gut  unterschiedenen  Tierklassen, 
den  Schafen  und  den  Ochsen.  Die  Statur  und  besonders  die 
auf  soliden  Knochenzapfen  sitzenden  Höruer  sprechen  für  die 
Zugehörigkeit  zu  den  Ochsen,  der  sonstige  Knochenbau  aber 
stimmt  mit  den  Schafen,  und  so  haben  wir  hier  einen  der  ge- 
rade nicht  sehr  häufigen  Schalttypen  vor  uns,  eine  Art,  welche 
die  Kennzeichen  zweier  verschiedener  Klassen  in  sich  vereinigt. 


—     63     — 

Ein  besonderes  Interesse  gewinnt  der  Mösclmsochse  da- 
durch, daß  er  ein  völlig  einwandfreier  Zeuge  für  die  Eiszeit 
und  ihre  Ausdehnung  über  ganz  Deutschland  ist.  Er  ist  dabei 
gewesen,  als  das  Laudeis  von  Skandinavien,  Finland  und  Inner- 
rußland her  sich  über  Nordsee  und  Ostsee  bis  zum  Harz  vor- 
schob. Mit  dem  Eisfuchs  und  dem  Lemming  ist  er  damals  bis 
zum  Rand  des  Südeises  gelangt,  das  sich  von  den  Alpen  herab 
bis  nach  Süddeutschland  erstreckte;  bei  Schaflthauseu  hat  man 
seine  Reste  gefunden,  und  die  Jäger  der  älteren  Steinzeit,  die 
am  Schweizersbild  ihr  Sommerquartier  aufschlugen,  kannten  ihn 


Kopf  von  Ovibos  moschatus,  geschnitzt. 


sehr  genau  und  haben  uns  zum  ewigen  Angedenken  seinen 
Kopf  in  Elfenbein  geschnitzt  hinterlassen.  Die  Schnitzerei,  von 
der  ich  Ihnen  eine  Abbildung  nach  Rütimeyer*)  vorlege, 
ist  zwar  kein  großartiges  Kunstwerk  nach  heutigen  Begriffen, 
aber  in  Anbetracht  der  Werkzeuge,  über  welche  die  Künstler 
der  Gletscherperiode  verfügten,  aller  Anerkennung  wert;  mit 
Feuersteinsplittern  würde  auch  ein  moderner  Bildhauer  schwer- 
lich mehr  leisten.  Die  eigentümlichen  Hörner  lassen  keinen 
Zweifel  darüber,  daß  die  Schnitzerei  thatsächlich  einen  Moschus- 
ochsen und  nicht  etwa  einen  Ur  oder  Wisent  darstellen  sollte. 
Übrigens  haben  wir  auch  noch  andere  Beweise  für  das 
Vorkommen  des  Moschusochsen  in  milderen  Klimaten ;  Schädelreste 


*)  Archiv  f.  Anthropologie,  Bd.  VIII.  p.  127. 


—     64     — 

sind  mehrfach  im  Rheinthal  und  in  Frankreich  bis  zur  Dordogne 
südlich  gefunden  worden,  nicht  allzuhäufig,  aber  doch  in  min- 
destens einem  Dutzend  Fällen.  Aus  dem  Mainthal  kennen  wir 
freilich  noch  keine  sicheren  Reste ;  das  Klima  mag  ihm  hier,  in 
der  Mitte  zwischen  den  beiden  Eismassen  und  von  beiden 
ziemlich  gleichweit  entfernt,  schon  zu  warm  gewesen  sein. 
Unser  Museum  hat  leider  noch  keine  fossilen  Moschusochsen- 
reste aufzuweisen. 

Die  gegenwärtige  Verbreitung  des  Moschusochsen  ist  eine 
recht  eigentümliche.  Von  allen  echt  arktischen  Tieren  hat  er  das 
kleinste  Verbreitungsgebiet.  Während  so  ziemlich  alle  anderen 
hochnordischen  Tiere  circumpolar  sind,  d.  h.  sich  nördlich  vom 
Polarkreis  sowohl  in  der  alten  wie  in  der  neuen  Welt  vorfinden, 
ist  der  Moschusochse  auf  die  neue  Welt  beschränkt  und  auch  hier 
auf  einen  verhältnismäßig  kleinen  Teil.  Westlich  vom  Mackenzie 
wird  er  heute  nicht  mehr  gefunden,  doch  haben  wir  ziemlich 
sichere  Beweise  dafür,  daß  er  früher  fast  20^  weiter  westlich, 
bis  Point  Barrow,  der  nördlichsten  Spitze  des  amerikanischen 
Festlandes  und  auch  in  anderer  Hinsicht  eine  wichtige  Faunen- 
grenze, vorkam.  Warum  er  westlich  der  Beringsstraße,  in  der 
sibirischen  Tundra,  trotz  der  sehr  günstigen  Lebensbedingungen 
fehlt,  ist  schwer  zu  erklären.  Nach  Deutschland  kann  er  doch 
nur  aus  Sibirien  gekommen  sein,  und  da  Sibirien  auch  in  der  großen 
Eiszeit  keine  Eiskappe  trug,  sondern  wahrscheinlich  in  seiner 
ganzen  Ausdehnung  den  Charakter  der  Tundra  hatte,  ist  es 
schwer  zu  begreifen,  warum  der  Moschusochse  sich  dort  nicht 
mindestens  ebenso  gut  erhielt,  wie  in  den  nordamerikanischen 
Barren  Grounds.  Daß  sich  gut  erhaltene  Kadaver  im  gefroreneu 
Boden  Sibiriens  gefunden  hätten,  wie  vom  Mammut  und  dem 
wollhaarigen  Nashorn,  ist  mir  nicht  bekannt  geworden.  Daß 
er  überhaupt  seine  Heimat  in  der  neuen  Welt  hat,  beweist  das 
Vorkommen  einer  zweiten  fossilen  Art  (Ovihos  prisms  Uüt.) 
im  Pleistocän  von  Dakota. 

Heute  hat  der  Moschusochse  sein  Verbreitungszeutrum 
offenbar  in  der  verhältnismäßig  noch  milderen  Ebene  östlich 
vom  unteren  Mackenzie  und  vom  großen  Bären-See.  Hier  er- 
reicht er  auch  am  Kap  Bathurst  seinen  westlichsten  Punkt; 
von  dort  zieht  sich  seine  Verbreitungsgrenze  südöstlich,  ohne 
das  Becken  des  Großen  Sklaven -Sees  zu  berühren,  zur  Küste 


—     65     — 

der  Hudsons- Bai.  An  diesem  Eiskeller  Nordamerikas  berührt  sein 
Verbreitungsgebiet  fast  den  sechzigsten  Breitegrad,  die  Breite 
von  Christiania  und  Petersburg.  Östlich  der  Hudsons-Bai,  in 
Labrador  scheint  er  zu  fehlen ;  seine  Ostgrenze  zieht  nach  dem, 
was  wir  heute  von  ihm  wissen,  etwa  dem  70.  Längengrad  ent- 
lang durch  den  Boothia  Golf  und  Prince  Regent  Sound  zum 
Lancaster  Sound  und  folgt  von  da  dem  Smith  Sound  bis  fast 
zu  seinem  Ausgang.  Hier  überschreitet  der  Moschusochse  die 
schmale  Meerenge,  verbreitet  sich  über  die  Nordküste  von 
Grönland  so  weit  bis  jetzt  Land  gefunden  worden  ist,  und 
folgt  dann  der  Küste  von  Ostgrönland  zwischen  dem  Landeis 
und  dem  Meer  bis  zu  dem  tiefeinschueidenden  Scoresby-Souud, 
bis  etwa  70 "^  n.  Br.  An  der  ganzen  Westküste  Grönlands 
fehlt  er.  Gerade  diese  auffallend  erscheinende  Verbreitungs- 
weise in  Grönland  wirft  ein  klares  Licht  auf  die  Art, 
wie  diese  arktischen  Gebiete  nach  der  Eiszeit  wieder  von 
Tieren  besiedelt  worden  sind.  Die  Einwanderung  ist  offenbar 
von  Südwesten  her  erfolgt,  ganz  wie  das  Rentier  heute  noch 
alljährlich  vom  Waldrande  Nordamerikas  aus  über  die  Barren 
Grounds  und  den  nordamerikanischen  Archipel  nach  Nordosten 
wandert,  freilich  meist  nur  um  im  Herbst  wieder  die  wirtlicheren 
Gebiete  auf  dem  Festland  aufzusuchen.  Am  Smith  Sound 
konnten  die  Tiere  nach  Grönland  übersetzen,  aber  das  grön- 
ländische Ufer  wird  zum  Teil  von  mächtigen  Eismassen  gebildet, 
den  Ausläufern  des  gewaltigen  Humboldt -Gletschers,  der  eine 
unüberschreitbare  Schranke  zwischen  dem  äußersten  Norden 
und  dem  mildereu  Süden  Grönlands  bildet.  Ein  Übersetzen 
muß  entweder  nördlich  oder  südlich  von  ihm  erfolgen.  Tiere 
die  nördlich  von  dieser  Schranke  den  Sound  überschreiten, 
können  sich  nur  längs  der  Küste  von  Nordgröuland  zur  Ost- 
küste verbreiten  und  dieser  dann  wieder  südwärts  folgen ;  was 
südlich  davon  übersetzt,  folgt  der  milderen  Westküste  bis  zum 
Kap  Farewell  und  kann  sich  dann  der  Ostküste  entlang  wieder 
nach  Norden  wenden.  Das  Landeis  des  Inneren  ist  für  kein 
Tier  passierbar.  Das  Rentier  hat  den  Smith  Sound  offenbar 
südlich  vom  Humboldt -Gletscher  überschritten,  der  Moschus- 
ochse nördlich.  Das  Reu  tier  mit  dem  ihm  folgenden  Wolf  — 
den  allerdings  die  Eskimos  so  ziemlich  wieder  ausgerottet 
haben  —  findet  sich  deshalb  in  ganz  Westgrönland,  der  Moschus- 

5 


—     66     — 

ochse  im  Norden  und  Osten,  und  an  der  Ostküste  begegnen 
sich  gegenwärtig  die  beiden  Einwanderertrupps  am  Scoresby- 
Sound,  der  tief  in  das  Landeis  einschneidend  ein  schwer  passier- 
bares Verbreitungshindernis  darstellt.  Ob  er  aber  wirklich  eine 
scharfe  Grenze  bildet,  können  wir  bei  unserer  noch  so  unvoll- 
ständigen Kenntnis  der  grönländischen  Ostküste  nicht  sagen. 
Unser  Moschusochsenpaar  ist  etwas  nördlich  von  Scoresby-Sound 
unter  72"  n.  Br.  von  einem  norwegischen  Fangschiff  erbeutet 
worden. 

In  Beziehung  auf  den  Bullen  unseres  Paares  möchte  ich 
Sie  schließlich  noch  darauf  aufmerksam  machen,  daß  derselbe 
wohl  ausgewachsen,  aber  oft'enbar  noch  jung  ist.  Während  bei 
alten  Bullen  die  Hörner  einander  in  der  Mittellinie  berühren, 
sind  sie  hier  uoch  durch  einen  Zwischenraum  von  11  cm  ge- 
trennt. Die  Hörner  verdicken  sich  also  erst  mit  zunehmendem 
Alter.  Die  Kuh  scheint  älter  und  hat  stärkere  Hörner,  ist  aber 
trotzdem  schwächer,  als  der  Stier,  ein  Beweis,  daß  sich  auch 
beim  Moschusochsen  die  Geschlechter  in  der  Größe  ebenso  zu 
einander  verhalten,  wie  bei  anderen  Wiederkäuern,  während 
Rütimeyer  aus  der  Untersuchung  der  fossilen  Reste  zu  der  ent- 
gegengesetzten Ansicht  gekommen  war. 


f^ 


5k 


I 

V 


—     67 


Über  Entwicklung  und  Probleme  der 
Antliropologie. 

Vortrag,  gehalten  beim  Jahresfeste 

der  Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft 

am  20.  Mai  1900 

von 

Hofrat  Dr.  B.  Hagen. 


H 0 c h a u s eh n li c h e  Versammlung! 

Als  ich  von  der  Direktion  unserer  Gesellschaft  die  ehrende 
Aufforderung  erhielt,  den  Vortrag  für  das  diesjährige  Jahresfest 
zu  übernehmen,  da  stand  es  sofort  bei  mir  fest,  daß  das  Thema 
desselben  ein  anthropologisches  sein  müsse. 

Denn  die  Anthropologie,  welcher  zu  Lucas  Zeiten  eine 
hervorragende  Stätte  in  Frankfurt  bereitet  war,  ist  seit  dem 
Tode  dieses  vortrefflichen  Gelehrten  hier  etwas  stark  ins 
Hintertreffen  geraten.  Das  ist  eigentlich  ein  bischen  undank- 
bar; denn  der  Name  unserer  Stadt  ist  an  hervorragender  Stelle 
und  für  immer  untrennbar  mit  der  anthropologischen  Forschung 
verknüpft.  Es  war  auf  der  dreizehnten  Versammlung  der 
Deutschen  Anthropologischen  Gesellschaft  zu  Frankfurt  am  Main 
im  Jahre  1882,  wo  das  Schema  zu  einem  gemeinsamen  kranio- 
logischen  Meßverfahren  vorgelegt  und  von  den  meisten  Forschern 
acceptiert  wurde.  Seitdem  werden  alle  Schädel  nicht  blos  in 
Deutschland  sondern  weit  darüber  hinaus  nach  diesem  Schema, 
der  sogenannten  „Frankfurter  Verständigung",  gemessen.  Erst 
hierdurch  ist  es  möglich  geworden,  all  die  vielen  tausende  von 
Schädeln,  die  der  Forschungseifer  emsig  in  Museen  und  Sammlungen 


—     68     — 

aufgetürmt  hatte,  einheitlich  zu  bearbeiten.    Dies  war,  wie  gesagt, 
der  Hauptgrund  für  mich  zur  Wahl  meines  Themas. 

Es  mag  nicht  unangebracht  sein,  zunächst  die  Frage  zu 
beantworten:  AVas  nennen  wir  heutzutage  Anthropologie?  Die 
Anthropologie  ist  die  Wissenschaft  vom  Menschen,  und  da  der 
Mensch  anerkanntermaßen  die  Krone  der  Schöpfung  ist,  so  wäre 
die  Anthropologie  folgerichtig  die  Krone  der  Wissenschaft,  die 
alles  kann  und  alles  weiß,  weil  alles  mit  dem  Menschen  zu- 
sammenhängt oder  auf  ihn  Bezug  hat.  Gegen  diese  Überhebung 
würden  aber  wohl  sofort  die  Vertreter  der  alten,  erbgesessenen 
Wissenschaften  Protest  einlegen;  zudem  dürfte  sich  kaum  je 
der  Übermensch  finden,  welcher  die  Anthropologie  in  diesem 
ihrem  weitesten  Sinn  umfassen  und  beherrschen  könnte. 

Und  andrerseits  läge  die  Gefahr  nahe,  daß  jeder,  der  von 
Allem  ein  bischeu,  aber  nichts  ordentlich  versteht,  sich  für  einen 
Anthropologen  hielte. 

Der  Dilettantismus  findet  auf  diesem  weiten^  zum  großen 
Teil  noch  brach  und  herrenlos  daliegenden  Gebiete  überreichliche 
Nahrung,  heute  weniger  als  früher.  Denn  mit  unserer  zu- 
nehmenden Erkenntnis  sind  die  Verhältnisse  bedeutend  besser 
geworden ;  und  wer  heute  über  anthropologische  Dinge  mitreden 
will,  muß  schon  über  eine  bedeutende  Summe  von  Kenntnissen 
verfügen,  die  sich  nur  durch  langes,  gründliches  Studium  er- 
werben lassen. 

Die  Anthropologie  ist  also  bescheiden  und  hat  sich  aus 
dem  großen,  rätselhaften  Buche,  welches  den  Titel:  „Mensch" 
trägt,  nur  ein  Kapitel  als  Spezialtummelplatz  erwählt,  nämlich 
das  der  vergleichenden  Rassen  künde;  und  auch  von 
diesem  berücksichtigt  sie  nur  die  eine,  die  phj^sische  Seite, 
welche  die  Entwicklung,  den  Bau,  das  Leben  und  die  körper- 
lichen Verschiedenheiten  des  Menschengeschlechtes  von  einst 
und  jetzt  umfaßt.  Die  zweite,  die  psychische  Seite,  welche 
Völkerkunde,  Völkerpsychologie,  Soziologie  und  Psychophysik 
umfaßt,  also  die  ganze  geistige  Bethätigung  des  Menschen,  hat 
man  von  der  Anthropologie  als  eigene  Wissenschaft  unter  dem 
Namen  Ethnologie  abgetrennt  und  zwar  so  gründlich,  daß 
man  für  jeden  dieser  beiden  Zweige  kürzlich  in  Berlin  einen 
eigenen  Lehrstuhl  errichtet  hat. 

Als  selbständige  Wissenschaft  ist  die  Anthropologie  einer 


—     69     — 

der  jüngsten  Zweige,  welche  der  große  Baum  der  Naturwissen- 
schaften getrieben  hat.  Bis  in  die  zweite  Hälfte  des  abgelaufeneu 
Jahrhunderts  lief  sie  nur  so  nebenher  als  interessante  Beigabe 
zu  den  übrigen  naturwissenschaftlichen  Fächern,  namentlich  den 
medizinischen,  von  denen  sie,  glaube  ich,  heute  noch  nicht  ganz 
als  voll  angesehen  wird.  Ihre  ersten  Anfänge  reichen  aller- 
dings zurück  bis  in  die  Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts, 
bis  auf  den  Vater  der  beschreibenden  Naturwissenschaften,  bis 
auf  Linne. 

Fast  gleichzeitig  mit  dem  berühmten  französischen  Natur- 
forscher Buff  on,  der  schon  1749  ein  zweibändiges  Werk  über 
die  Menschenrassen  geschrieben  hatte,  zog  jener  große  Syste- 
matiker auch  den  Menschen,  der  bis  dahin  eine  Ausnahmestellung 
in  der  Natur  genossen  hatte,  in  den  Rahmen  seines  naturwissen- 
schaftlichen Sj^stems,  indem  er  ihn  als  eigene  Gattung  Homo 
mit  dem  Beinamen  sapiens  und  als  Subspecies  diurmis,  Tagmensch, 
an  die  Spitze  des  Tierreichs  als  höchstes  Glied  desselben  stellte. 
Insofern  kann  man  Linne  auch  als  den  Begründer  der  Anthro- 
pologie ansehen. 

Wenig  später  traten  deutsche  Forscher  ein.  1775  ver- 
öffentlichte Blnmenbach  in  Göttingen  in  seiner  Inaugural- 
dissertation über  die  Varietäten  des  Menschengeschlechtes  seine 
heute  noch  Jedem  geläufige  Einteilung  der  Menschenrassen; 
1785  schrieb  Soemmerring  seine  Abhandlung  über  die  Neger 
und  übersetzte  1792  das  nachgelassene  Werk  von  Camper 
über  die  Verschiedenheiten  des  Antlitzes  bei  den  Menschenrassen, 

Es  ist  nicht  uninteressant,  den  Weg  zu  beobachten,  den 
die  vergleichende  Rassenkunde  genommen  hat.  Linnes  Ein- 
teilung war  eine  fast  rein  geographische.  Er  unterschied 
vier  Menschenrassen,  den  Amerikaner,  den  Europäer,  den  Asiaten 
und  den  Afrikaner.  Sein  Urteil  basierte  wesentlich  auf  der  Farbe 
der  Haut,  der  Augen  und  der  Haare,  soweit  es  die  anatomischen 
Kennzeichen  betrifft. 

In  der  Einteilung  Blumeubachs  klingt  ebenfalls  das 
geographische  Prinzip  noch  etwas  an;  im  übrigen  aber  war 
dieselbe  die  erste  auf  wissenschaftlicher  Beobachtungsmethode 
beruhende  und  die  ganze  Komplexität  berücksichtigende.  Die 
Verhältnisse  des  Gesichtes  und  des  Kopfes,  dessen  Umrisse  in 
der  Ansicht   von   oben  her,   der   sogenannten  Norma  verticalis. 


-     70     — 

betrachtet  wurden,  spielen  hierbei  die  Hauptrolle.  Blumeubach 
unterschied  bekanntlich  fünf  Varietäten,  die  kaukasische,  die 
mongolische,  die  äthiopische,  die  amerikanische  und  die  ma- 
lajdsche. 

Diese  Einteilung  ward  ungemein  populär  und  herrschte 
über  hundert  Jahre,  zum  Teil  noch  bis  heute;  die  meisten  von 
uns  werden  wahrscheinlich  auf  der  Schule  noch  die  Blumen- 
bach'sehe  Einteilung  gelernt  haben.  Seine  Methode  war  zwar 
eine  wissenschaftliche,  aber  zu  subjektiv,  von  dem  Auge  und  der 
Einsicht  des  Beobachters  abhängig.  Die  erwachende  exakte 
Richtung  der  Naturforschuug  wollte  jedoch  einen  objektiven, 
genau  kontrollierbaren  Wertmesser  haben;  sie  wollte  Zahlen. 
Nun  hatte  ja  Peter  Camper  in  seiner  Arbeit  schon  einen 
zahlenmäßigen  Ausdruck  für  die  Variabilität  des  Gesichtsproflls 
gefunden  in  seinem  berühmten  Gesichtswinkel,  der  direkt 
meßbar  war  und  jubelnd  als  sichere  Basis  begrüßt  wurde.  Der 
Engländer  Brich ard  prägte  in  seinem  1813  erschienenen  groß- 
artigen Werk  auch  sofort  das  wissenschaftliche  Wort  hierfür, 
nämlich:  „Pro(/;?oi//ie,  Schief zähnigkeit".  Und  von  da  an  unter- 
schied man  die  Menschen  in  oiihofjnathc,  geradzähnige,  und  in 
prognathe,  schiefzähnige ;  Begriife,  die  heute  noch  ihre  volle 
Gültigkeit  haben. 

Man  hatte  nun  also  zwei  Methoden  zur  Bestimmung  der 
Köpfe.  Erstens  die  Blumenbach'sche,  welche  die  Köpfe  von 
oben  betrachtete  und  in  breite  und  schmale  schied;  ferner  die 
Camper  'sehe,  welche  die  Köpfe  im  Profil,  der  Norma  lateralis, 
betrachtete  und  in  gerad-  und  schiefzähnige  trennte. 

Jetzt  fand  sich  auch  bald  der  geniale  Mann,  welcher  diese 
beiden  Methoden  zu  einer  einzigen  wissenschaftlich  exakten  und 
trotzdem  einfachen,  jedem,  auch  dem  Nichtanatomen  leicht  ver- 
ständlichen zusammenzuschmelzen  verstand.  Das  war  der  schwe- 
dische Professor  Retzius,  dem  es  1840  glückte,  für  die 
Blumen  bach 'sehe  Betrachtungsweise  der  Schädel  und  Köpfe 
von  oben  die  prägnante  mathematische  Formel  zu  finden  in  dem 
Prozentverhältnis  der  Breite  des  Schädels  zur  Länge  desselben, 
dem  sogenannten  Längenbreiteuiudex,  und  in  der  Einteilung  der 
Menschen,  besser  gesagt  der  Köpfe  oder  Schädel,  je  nach  der 
Größe  dieser  Indexzahl  in  Langköpfe,  Boluhocepludc  und 
Kurzköpfe,  Bradiycfphale. 


—     71     — 

In  Verbiudung  mit  dem  Camp  er 'scheu  Gesichtswinkel 
ergaben  sich  somit  ganz  von  selbst  nnd  auf  die  einfachste  Weise 
von  der  Welt  vier  anatomisch  genau  bestimmte  Typen:  lang- 
köpfige  Geradzähuer,  langköpfige  Schiefzähner , 
kurzköpfige  Geradzähuer,  kurzköpfige  Schief- 
zähner. 

Dieses  Retzius'sche  Schema  der  Völkereiuteilung  nach 
Kopftypen,  —  den  übrigen  Körper  glaubte  mau  bald  gar  nicht 
mehr  nötig  zu  haben  —  welches  so  wenig  Geographisches  mehr 
enthielt,  daß  man  Holländer  und  Australier  als  langköpfige 
Schiefzähner  nebeneinander  stellte,  hatte  einen  ganz  beispiel- 
loseu  Erfolg;  es  war  geradezu  eine  epochemachende  That, 
und  die  Ausdrücke:  „Langkopf"  und  „Kurzkopf "  erfüllten  die 
ganze  zweite  Hälfte  des  neunzehnten  Jahrhunderts  mit  ihrem 
triumphierenden  Klang  bis  heutigen  Tages. 

Nun  glaubte  man  die  Zauberformel  gefunden  zu  haben, 
vermittelst  deren  es  gelingen  mußte,  das  große  Menschen-  und 
Rassengewirr  unseres  Erdballs  zu  enträtseln  und  nach  exakt 
wissenschaftlicher  Methode  in  seine  Bestandteile  zu  zerlegen. 
Retzius  kam  hierbei  noch  zu  statten,  daß  er  mit  seinem  Schema 
sofort  einen  geradezu  fascinierenden,  in  die  Augen  springenden 
Erfolg  aufzuweisen  hatte,  indem  es  ihm  gelang,  auf  Grund  des- 
selben die  Bevölkerung  seiner  Heimat  Schweden  anatomisch 
genau  in  ihre  beiden  Komponenten,  die  langköpfigen  Schweden 
und  die  kurzköpfigen  Lappen,  zu  zerlegen. 

Es  ging  allüberall  ein  großes,  frisch  und  fröhliches  Schädel- 
messen los,  namentlich  nachdem  Lucä  hier  in  Frankfurt  noch 
eine  geometrisch  genaue  Art  des  Zeichnens  dieses  schwierigen 
Objektes  ausfindig  gemacht  hatte.  „Schädel  herbei!"  lautete 
von  nun  au  die  Parole.  Was  Rumpf,  was  Extremitäten,  was 
Weichteile,  was  Haut  und  Haar!  Die  hatte  mau  nicht  mehr 
nötig.  Alles,  was  Anthropologe  hieß  oder  heißen  wollte,  maß 
und  zeichnete  Schädel ;  die  Museen  wurden  zu  wahren  Schädel- 
stätten, und  das  Renommee  eines  wissenschaftlichen  Reisenden 
hing  fast  von  der  Zahl  der  Schädel  ab,  die  er  mitbrachte. 

Nachdem  mau  so  ein  paar  Jahrzehute  lang  gemessen  hatte, 
und  nachdem  immer  mehr  Material  aus  fremden  Ländern  und 
von  sogenannten  primitiven  oder  Urvölkern  zusammen  gekommen 
war,  stellte  sich  allmählich  die  Unzulänglichkeit  des  Retzius'- 


—     72     — 

sehen  Schemas  heraus.  Es  gab  doch  gar  zu  viele  Zwischen- 
formen, die  sich  darin  absohit  nicht  unterbringen  ließen.  Man 
schob  darum  nach  dem  Vorgang  des  großen  französischen  An- 
thropologen Broca  und  des  Hallenser  Anatomen  Welcker 
zwischen  die  beiden  Retzius 'sehen  Formen  noch  eine  Zwischen- 
form ein,  die  mesocephaU,  den  Mittelkopf.  Auch  das  half 
nicht  viel.  Gegenüber  der  unendlichen  Mannigfaltigkeit  der 
zusammenströmenden  Schädel,  die  so  verschieden  sind  wie  das 
Laub  am  Baum,  reichte  dies  einfache  Schema  mit  seinen  vier, 
zuletzt  sechs  Typen  nicht  mehr  aus.  Man  fing  darum  an,  zu  kom- 
plizieren, immer  mehr  und  mehr.  Neben  der  Länge  und  Breite 
schenkte  man  auch  der  Höhe  des  Schädels  Beachtung  und  unter- 
schied Turm- und  Plattschädel,  Hypsicephale  und  Chamaecephale\ 
das  Gesicht  betrachtete  man  nicht  nur  von  der  Seite  auf  seine 
Schief-  oder  Geradzähnigkeit,  sondern  auch  von  vorne  und  unter- 
schied Lang-,  Mittel-  und  Kurzgesichter,  Breit-  und  Schmalge- 
sichter. Man  unterzog  Nase,  Gaumen.  Augenhöhle,  Zähne,  Unter- 
kiefer, zuletzt  jeden  einzelnen  Knochen  am  Schädel  und  Gesicht, 
ihre  Krümmungen,  ihr  relatives  Verhalten  zu  einander  den 
genauesten  Betrachtungen  und  subtilsten  Messungen  mit  äußerst 
fein  und  sorgfältig  ausgeklügelten  Listrumenten,  bis  man  zu- 
letzt, wie  der  ungarische  Professor  v.  Török,  glücklich  auf 
der  hübschen  Summe  von  ungefähr  5000  Maßen  für  jeden  ein- 
zelnen Schädel  angelangt  war  und  die  Übersicht  verlor  oder 
in  gelehrte  Spielereien  hineingeriet ,  wie  der  italienische 
Professor  Sergi,  der  schließlich  dahin  kam,  nur  für  einen 
einzigen  kleiuen  Archipel  dahinten  bei  Neu -Guinea,  den 
d'Entrecasteaux -Archipel,  schon  allein  elf  Schädelvarietäten 
aufzustellen  und  mit  hübschen  gelehrten  Namen,  wie  z.  B. 
Lopkocephabts  byacJnjclitometopiis  zu  belegen. 

Es  ist  nicht  meine  Aufgabe,  Sie  in  alle  die  Irr-  und  Wirr- 
gänge der  kraniologischen  Forschung,  dieses  bisher  so  ver- 
hätschelten Schoßkindes  dei'  Anthropologie,  einzuführen,  das  die 
glänzenden  Erwartungen  durchaus  nicht  erfüllt  hat,  die  man  bei 
seiner  Geburt  darauf  gesetzt,  trotz  aller  Mühe,  die  sich  die 
besten  Geister  der  Wissenschaft  jahrzehntelang  damit  gegeben 
haben. 

Es  möge  Hmen  die  Thatsache  genügen,  daß  wir  heute 
noch  nicht  im  stände  sind,  mit  Sicherheit  die  Rassenzugehörig- 


—     73     - 

keit  eines  Schädels  zu  erkennen  mit  Ausnahme  vielleicht  eines 
sehr  typischen  Australiers  oder  Negers. 

Es  ist  dies  ein  Problem,  dessen  Lösung  noch  der  Zukunft 
vorbehalten  ist. 

Alle  auf  kraniologische  Merkmale  allein  basierten  Rassen- 
systeme haben  bis  jetzt  keinen  praktischen,  sondern  nur  Mu- 
seumswert, und  Versuche,  den  Schädelformen  ethnologische  Namen 
zu  verleihen,  wie  z.  B.  v.  Holders  berühmte  Einteilung  der 
europäischen  Schädeltypen  in  Germanen-,  Sarmaten-  und 
Turanierf  orm,  müssen  als  verfehlt  oder  mindestens  verfrüht 
bezeichnet  werden.  Solche  Versuche  haben  denn  auch  stets 
die  scharfe  Kritik  der  Vertreter  der  psychischen  Seite  der  An- 
thropologie hervorgerufen,  nämlich  der  Sprachforscher  und  Eth- 
nologen, welche  ja  die  physische  Anthropologie  stets  mit  einer 
gewissen  Geringschätzung  zu  betrachten  geneigt  sind. 

Es  ist  kein  Wunder,  daß  unter  den  Anthropologen  in 
Bezug  auf  das  Schädelstudium  allmählich  eine  gewisse  Ent- 
täuschung eintrat,  und  daß  man  begann,  das  Problem  der 
Menschenrassen  von  einer  anderen  Seite  her  in  Augriff  zu 
nehmen.  Anstatt  auf  Schädel  und  Skelett  legte  man  wieder 
mehr  Wert  auf  den  ganzen  Menschen  mit  Haut  und  Haaren. 
Man  maß  die  lebenden  Individuen,  beschrieb  sie  sorgfältig  nach 
wissenschaftlicher  Methode  und  bildete  sie  zu  allem  Überfluß  und, 
um  ganz  sicher  zu  gehen,  auch  noch  von  allen  Seiten  ab. 

In  diesem  Stadium  beflnden  wir  uns  heute.  Messung 
lebender  Individuen  steht  auf  der  Tagesordnung,  und  man 
beurteilt  die  Leistungen  eines  wissenschaftlichen  Reisenden  nun 
nicht  mehr  nach  der  Zahl  der  mitgebrachten  Schädel,  sondern 
nach  der  Größe  seiuer  Liste  von  Messungen  an  Lebenden. 

Die  Initiative  nach  dieser  Richtung  in  größerem  Maßstabe 
nach  dem  Vorgang  B  u  r  m  e  i  s  t  e  r  s  und  S  c  h  1  a  g  i  n  t  w  e  i  t  s  und 
des  Belgiers  Quetelet  ergriff  ein  Österreicher,  mein  sehr  ver- 
ehrter Freund  W  e  i  s  b  a  c  h ,  der  sich  kürzlich  nach  einer  außer- 
ordentlich erfolgreichen  Thätigkeit  als  Generalstabsarzt  der 
österreichischen  Armee  zur  Ruhe  gesetzt  hat.  Er  kann  als 
Nestor  der  deutschen  Anthropologen  und  als  Vater  der  Antliro- 
pometrie  bezeichnet  werden.  Er  hat  namentlich  das  große 
Material  bearbeitet,  welches  die  Herren  von  Scherzer  und 
Schwarz    von    der    bekannten    Novara- Expedition   mit   nach 


—     74     — 

Hause  gebracht  hatten  Er  war  es  auch,  der  zuerst  ein 
Völkerschema  aufstellte,  welches  nicht  blos  den  Kopf,  son- 
dern auch  die  Länge  der  Extremitäten  in  Rechnung  zog,  und 
infolgedessen  achtzehn  Varietäten  unterschied ;  doch  hat  dasselbe 
nirgends  viel  Anklang  gefunden;  es  kam  offenbar  verfrüht. 

Die  Messungen  der  Herren  v.  Scherzer  und  Schwarz 
während  der  Novarareise  fanden  vielfache  Nachfolger,  und 
namentlich  Virchow,  unser  unvergleichlicher  großer  Altmeister,, 
der,  wie  in  so  vielem  andern,  auch  auf  dem  Gebiete  der  Anthro- 
pologie die  Wege  gewiesen  und  ausgebaut  hat,  er  war  es,  der 
seine  in  alle  Welt  hinausziehenden  Schüler  zu  Messungen  an 
Lebenden  begeisterte  und  anspornte,  ein  Meßschema  auf- 
stellte und  geeignete  Instrumente  dazu  ersann.  Virchow  ist 
geradezu  die  Seele  der  deutschen  Anthropologie  geworden  und 
zwar  in  doppelter  Beziehung,  einmal  durch  seine  positiven 
Forschungen  und  ein  zweites  Mal  durch  seine  kühle,  nüchterne, 
echt  wissenschaftliche  Skepsis,  womit  er  den  überschäumenden 
Feuereifer  der  jüngeren  Kräfte  zu  zügeln  und  in  die  normale 
Bahn  zu  lenken  versteht.  Seine  Eröffnungsrede  auf  der  letzten 
Anthropologen  Versammlung  zu  Lindau  über  „Meinungen  und 
Thatsachen  in  der  Anthropologie"  verdient  geradezu  öffent- 
lich angeschlagen  zu  werden. 

Ob  uns  der  neue  Weg  der  Anthropometrie  bessere  Resul- 
tate liefern  wird  als  die  Kraniometrie,  müssen  wir  abwarten. 
Eigentlich  sollte  man  es  ja  vermuten ;  denn  anstatt  des  Schädels 
und  seiner  20  Maße,  auf  die  man  jetzt  übereingekommen  ist, 
können  wir  eine  ganze  Reihe  von  Vergleichspunkten  berück- 
sichtigen.  Haut,  Haar,  Weichteile,  Gliedmaßen,  Rumpf  u.  s.  w. 

Aber  der  Weg  wird  lang  sein,  und  wir  werden  Geduld 
haben  müssen.  Die  Hauptschwierigkeit  liegt  in  der  Beschaffung 
des  Materials.  Mit  den  Schädeln  ging  das  ja  so  hübsch  und 
glatt;  man  konnte  seine  Rassen  schön  im  warmen  Zimmer 
vom  Studiertisch  aus  konstruieren  und  das  Beweismaterial 
in  Schränken  aufstapeln.  Der  lebende  Mensch  ist  etwas 
schwieriger  und  kostspieliger  zu  transportieren  und  läßt  sich 
nicht  aufheben.  Man  schleppt  zwar  alljährlich  ganze  Völker- 
karawanen exotischer  Rassen  nach  Europa,  über  welche  die 
seßhaften  Anthropologen  mit  ihren  Meßapparaten  herfallen 
können,  aber  das  ist  nur  ein  winziger  Tropfen  auf  einen  heißen 


—     75     — 

Stein.  Andererseits  sind  die  Reisenden  draußen  nur  selten 
so  gut  anthropologisch  geschult,  daß  sie  selbständig  dort  arbeiten 
können ;  von  Laien  ausgeführte  Messungen  und  Aufnahmen  sind 
aber  stets  von  zweifelhaftem  Wert  und  dürfen  nur  mit  Vorsicht 
verwendet  werden. 

Es  fehlt  also  noch  die  Hauptbedingung  eines  gedeihlichen 
Resultats,  ausreichendes  Material.  Ich  habe  letzthin  einmal 
begonnen,  für  Deutschland  eine  Zusammenstellung  der  Messungen 
farbiger  Rassen  zu  machen,  und  bin  dabei  bis  jetzt  auf  die  Zahl 
1500  gekommen;  über  2000  dürften  es  kaum  sein;  600  davon 
rühren,  nebenbei  gesagt,  von  mir  allein  her.  Die  Franzosen 
werden  auch  kaum  viel  mehr  haben  und  die  anderen  Nationen, 
mit  Ausnahme  der  Engländer,  vielleicht  zusammen  ebensoviel. 
Das  ist  unser  ganzer  Reichtum.  Was  wollen  die  paar  tausend 
Messungen  nun  gegenüber  den  hunderten  von  Millionen  lebender 
farbiger  Menschen  besagen?  Glücklicherweise  mehren  sich  die 
Zeichen  dafür,  daß  auch  die  Regierungen,  besonders  die  Kolonial- 
mächte, zu  denen  ja  jetzt  auch  Deutschland  gehört,  den  großen 
Wert  der  anthropologischen  Forschung  erkennen  —  ich  weise  nur 
auf  die  Verbrecheranthropologie  hin,  über  die  Ihnen  Herr  Dr.  Alz- 
h  e  i  m  e  r  neulich  referierte  —  und  ihre  gewaltigen  Hilfsmittel  in  den 
Dienst  derselben  stellen.  Allen  voran  ging  England  und  ge- 
währte in  seiner  breiten,  großen  Auffassung  die  Mittel,  einen 
großen  Teil  der  Völkerschaften  seines  ostindischeu  Kaiserreichs 
eingehend  anthropologisch  zu  untersuchen.  Das  Resultat  ist  vor 
einigen  Jahren  in  Form  des  großartigen  Werkes  von  Risle}': 
„The  tribes  and  castes  of  Bengal"  erschienen,  welches  allein  über 
6000  Individuenmessungen  enthält.  Man  kann  da  nur  von 
ganzem  Herzen  ausrufen:  Vivat  sequens!  Hoffentlich  ist  es 
Deutschland. 

Über  die  weißen  Rassen  haben  wir  natürlich  mehr  Material 
als  über  die  farbigen.  Hier  bei  uns  bieten  namentlich  die 
Rekrutenaushebungen  eine  außerordentlich  günstige  Gelegenheit 
zu  Körpermessungen  in  großem  Stil,  wie  sie  mein  Freund 
Amnion  in  Karlsruhe  schon  seit  einer  langen  Reihe  von  Jahren 
vorgenommen  und  in  seinem  großen  Werke  über  die  Bevölkerung 
Badens  bearbeitet  hat. 

Italiener,  Franzosen,  namentlich  aber  die  Russen  sind  in 
den  letzten  Jahren  ebenfalls  außerordentlich  eifrig  au  der  Arbeit 


—     76     — 

lind  liefern  mit  Bienenfleiß  eine  große  Menge  tliatsächlichen 
Materials.  Die  Messungen  von  Quetelet  an  Belgiern  habe 
ich  schon  früher  erwähnt.  Allen  voran  aber  stehen  hier  die 
Amerikaner,  die  wie  Alles  so  auch  die  Antliropologie  gleich  in 
großartigem  Maßstabe  betrieben.  Die  „Investigations  on  American 
soldiers"  von  Gould,  welche  au  Rekruten  gelegentlich  des 
Sezessionskrieges  angestellt  wurden,  umfassen  Messungen  von 
über  einer  Million  Menschen! 

Sie  sehen,  die  Anthropologie  ist  hier  noch  mitten  in  der  Arbeit 
und  zwar  in  ehrlicher,  tüchtiger  Arbeit.  Noch  im  Stadium  des 
Materialbeschaff  ens  befindlich  kann  sie  noch  gar  nicht  zu  defi- 
nitiven, abschließenden  Resultaten  gelangt  sein.  Sie  begnügt 
sich  einstweilen  als  Notbehelf  mit  der  Rasseneinteilung  auf 
allgemein  somatischer  Grundlage,  wie  sie  der  berühmte  englische 
Anthropologe  Huxley  1870  aufgestellt  hat,  der  vier  Typen  unter- 
schied, den  australoiden,  den  negroiden,  den  xanthochroeu,  mit 
seiner  Unterabteilung  des  melauochroeu,  und  den  mougoloiden 
—  wie  Sie  sehen,  die  alte  Linne'sche  Einteilung,  nur  daß  er 
die  Rothäute,  die  Amerikaner,  kassiert  und  zu  den  Mongolen 
gestellt,  dafür  aber  die  Australier  zu  einem  eigenen  Typus  er- 
hoben hat.  —  Oder  sie  begnügt  sich  mit  der  neuesten  Einteilung 
des  Wiener  Sprachforschers  Friedrich  Müller,  welcher  der 
Notbehelf  auf  die  Stirne  geschrieben  ist.  Dieser  unterscheidet 
nämlich  in  einer  etwas  paradoxen  Zusammenstellung  die  Mensch- 
heit nach  der  Sprache  und  nach  der  Beschaffenheit  der  Haare 
in  Ulotrk-he,  Wollhaarige,  und  in  LissotrkJie,  Schlichthaarige, 
nach  dem  Vorbild  der  Franzosen.  Zwischen  diese  beiden  haben 
dann  die  Vettern  Sara  sin  noch  eine  dritte  Abteilung,  die 
KymotrkJie,  die  Well-  oder  Lockeuhaarige,  eingeschoben. 

Diese  neueste  Einteilung  ist  bezeichnend  für  die  Richtung, 
in  w^elcher  sich  die  heutige  Forschung  bewegt.  Dieselbe  läuft 
nämlich  darauf  hinaus,  allmählich  nur  zwei  große  Urformen 
oder  Urrassen  hervortreten  zu  lassen,  eine  in  der  Hauptsache 
der  nördlichen  Hemisphäre  angehörige  helle,  schlichthaarige 
und  eine  der  südlichen  Hemisphäre  angehörende  dunkle,  kraus- 
oder  wollhaarige.  Und  in  dieser  Tendenz  befindet  sich  die 
physische  Anthropologie  in  erfreulicher  Übereinstimmung  mit  der 
psychischen,  nämlich  der  Ethnologie  und  Linguistik,  mit  denen 
sie   sich   sonst  bei  jeder  Gelegenheit   in  den  Haaren  zu  liegen 


—     77     — 

pflegt.  Ob  in  dieser  Richtung  die  Wahrheit  liegt,  bleibt  abzu- 
warten. 

Übelwollende,  und  daran  felilt  es  ja  unserer  jungen  Wissen- 
schaft nicht,  könnten  aus  dem  Umstand,  daß  man  für  die  Ein- 
teihmg  der  Menschenrassen  kein  besseres  zoologisches  Unter- 
scheidungsmerkmal finden  konnte,  als  das  Haar,  auf  eine  Art 
Bankerotterklärung  der  vergleichenden  Anthropologie  schließen. 
Nach  dem,  was  ich  Ihnen  eben  vorgetragen  habe,  werden  Sie 
jedoch  hoffentlich  diesen  Schluß  nicht  ziehen.  Wir  können 
dieser  Einteilung  des  Sprachforschers  einstweilen  nichts  Besseres 
gegenüberstellen  und  lassen  sie  uns.  wie  gesagt,  als  Notbehelf 
gefallen,  weil  wir  selbst  erst  noch  die  Materialien  zu  uuserm 
Gebäude  zusammentragen  müssen.  Ermessen  Sie  nur,  welch 
ungeheure  Arbeit  unser  noch  harrt,  welche  Aufgaben,  welche 
Probleme  von  uns  noch  zu  lösen  sind! 

Erstlich  haben  wir  bei  weitem  noch  nicht  genug  zahlen- 
mäßiges, exaktes  Material  über  das  äußere  Aussehen,  die  Körper- 
proportionen der  Völker,  welche  unsere  Erde  bewohnen,  ja  noch 
nicht  einmal  eine  einheitliche  Methode  des  Fixierens  dieser 
Proportionen.  Sodann  fehlt  uns  vollständig  eine  vergleichende 
Anatomie  der  Weichteile  farbiger  Rassen,  ebenso  eine  Physiologie 
derselben.  Was  wir  davon  haben,  sind  nur  schwache  Anfänge. 
Niemand  kann  heutzutage  vorhersagen,  welche  Funde,  welche 
Entdeckungen  hier  auf  diesen  beiden  ungeheuren  Gebieten  uns 
noch  vorbehalten  sind,  deren  Ausdehnung  und  fundamentale 
Bedeutung  eigentlich  nur  der  Fachmann  so  recht  verstehen  und 
würdigen  kann.  Über  den  Einfluß  und  die  Beziehungen  des  Klimas, 
der  Umgebung,  der  Lebensverhältnisse  zu  den  einzelnen  Menschen- 
gruppen wissen  wir  ebenfalls  kaum  das  Notdürftigste,  trotz  der 
schönen  und  umfangreichen  Arbeiten  hierüber  von  Hipp rok rates 
Zeiten  an  bis  zu  Bastians  „ethnologischen  Provinzen." 

Die  Vererbungsgesetze  haben  zwar  eine  Flut  von 
Litteratur  hervorgerufen,  sind  uns  aber  immer  noch  nichts 
weniger  als  klar. 

Über  alle  die  genannten  Dinge  müssen  wir  erst  gründliche 
und  umfangreiche  Kenntnis  haben,  ehe  wir  zur  einer  wissen- 
schaftlich richtigen  Trennung  und  Einteilung  des  Menschen- 
geschlechts gelangen  können. 

Das   Haupthindernis,   die   Hauptlücke  habe  ich  aber  noch 


—     78     — 

gar  nicht  erwähnt.  Diese  liegt  in  der  nahezu  totalen  Unkenntnis 
der  Gesetze,  nach  welchen  die  Kreuzung  und  Vermischung 
der  Rassen  vor  sich  geht.  Das  Menschengeschlecht  ist  so 
alt,  und  die  einzelnen  Bestandteile  desselben  sind  so  durch- 
einander gewürfelt,  daß  von  einer  reinen  Rasse  irgendwo  gar 
keine  Rede  mehr  sein  kann.  In  den  Stammbaum  einer  jeden 
haben  sich  zweifellos  mehr  oder  minder  fremde  Elemente  ein- 
geschlichen; überall,  selbst  bei  den  abgeschlossensten  Wilden, 
treffen  wir  auf  eine  grolle  Zahl  der  verschiedensten  Formen. 
Wie  sollen  wir  nun  da  den  reinen,  unvermischten  Typus  heraus- 
finden, wenn  wir  gar  nicht  einmal  wissen,  wie  er  ursprünglich 
ausgesehen  hat '? 

Aus  diesem  Gesichtspunkte  heraus  hat  Virchow  auf  der 
letzten  Anthropologenversammlung  den  Ausspruch  gethan, 
er  erachte  die  willkürlichen  Schlüsse,  die  man  auf  Grund  fertiger 
Objekte,  von  Individuen  und  Skeletten,  macht,  für  durchaus  un- 
brauchbar. Sie  ergeben  eine  Übersicht  über  die  Größe  der 
Variabilität,  aber  sie  zeigen  uns  absolut  nichts  in  Bezug  auf 
die  Geschichte,  wodurch  diese  Variabilität  in  die  Aktualität  über- 
geführt worden  ist. 

Erforschung  der  Kreuzungs-,  der  Vermischungs- 
gesetze am  werdenden  Individuum  ist  darum  das  Haupt- 
problem, die  Hauptvoraussetzung  für  eine  gedeihliche  Entwicklung 
der  vergleichenden  Rasseukuude.  Auf  dieses  Gebiet  aber  ist  bisher 
kaum  ein  energischer,  zielbewußter  Vorstoß  gemacht  worden.  Die 
Sache  ist  freilich  auch  nichts  weniger  als  leicht.  Man  wird  nur 
da  mit  Erfolg  an  diese  Untersuchungen  gehen  können,  wo  zwei 
somatisch,  also  körperlich,  stark  dift'eriereude  Volksstämme  auf- 
einander treffen,  etwa  Neger,  Indianer  und  Weiße,  wie  in 
Amerika,  oder  dunkle  Drawidas  und  helle  Malayen,  wie  im 
Suuda-Archipel.  Beobachtungen  liegen  ja  schon  viele  vor ;  aber 
sie  bevorzugen  fast  durchweg  mehr  die  physiologische  Seite  der 
Kreuzung  in  Bezug  auf  Vererbung  gewisser  Eigenschaften  und 
in  Bezug  auf  Fortpflanzuugsfähigkeit.  Namentlich  diese  letzte 
Seite  hat  die  Gemüter  jahrzehntelang  in  Anspruch  genommen, 
weil  man  hier  den  Schlüssel  zu  finden  glaubte  für  die  Einheit 
oder  Vielheit  der  Entstehung  des  Menschengeschlechtes,  bis  der 
Streit  jetzt  defitiniv  zu  Gunsten  unbegrenzter  Fruchtbarkeit 
der  Mischlinore  entschieden  ist. 


—     79     — 

Rein  anatomische,  anthropometrische  Beobachtungen  liegen 
hier  nur  wenige  vor.  Die  reichhaltigsten  und  ausl'ührlichsten 
dürften  die  von  Boas  in  Amerika  und  die  von  mir  aus  dem 
Sunda-Archipel  sein.  Ich  kann  Ihnen  darum  aus  eigener  Er- 
fahrung berichten,  wie  unendlich,  ja  fast  unüberwindlicli  schwer 
solche  Untersuchungen  sind  aus  rein  äußerlichen  Gründen. 
Ein  Haupthindernis,  um  nur  kurz  eines  hervorzuheben,  liegt  in 
der  Unkenntnis  der  farbigen  Rasse  über  ihre  Ascendeuten. 
Über  die  Großeltern  hinaus  geht  die  Erinnerung  keines  Ein- 
zigen ;  falls  diese  noch  leben,  läßt  sich  die  Vermischung  bis  ins 
vierte  Glied  verfolgen;  dahinter  aber  liegt  alles  im  Dunkel. 

Um  exaktes,  zuverlässiges  Material  zu  bekommen,  müßte 
man  sich  entschließen,  einmal  eine  ganze  Reihe  relativ  reiner 
Familien  zielbewußt  ein  paar  Jahrhunderte  lang  zu  kreuzen. 
Dieses  Experiment  dürfte  aber  wohl  in  unserem  Zeitalter  der 
antivivis  ektionistischeu  Humanität  nicht  gemacht  werden.  Schade 
daß  nicht  einer  der  großen  orientalischen  Despoten  des  vorigen 
oder  vorvorigen  Jahrhunderts  auf  die  Idee  gekommen  ist;  dann 
wären  wir  heute  vielleicht  weiter. 

Für  Europa,  für  die  weiße  Rasse  war  man  ja  insofern 
besser  daran  bezüglich  der  Untersuchungen  über  Mischungs- 
verhältnisse, als  hier  ebenfalls  zwei  verschiedene  Menschen- 
typen nebeneinander  wohnen  und  sich  kreuzen,  deren  äußere, 
Differenzen  auch  dem  Laien  sofort  in  die  Augen  springen 
und  ihn  zur  Mitarbeit  auf  diesem  Gebiet  in  großem  Umfang 
befähigen. 

Diese  beiden  Menschentypen  sind  Ihnen  allen  bekannt  und 
in  dieser  illustren  Versammlung  hier  auch  in  allen  Schattierungen 
und  Übergängen  repräsentiert.  Es  sind  die  Huxley 'sehen  Xa;/- 
tJiochroen,  ein  größerer,  heller  Typus  mit  weißer  Haut,  blondem 
Haar  und  blauen  Augen,  und  die  Melanochrocn,  ein  kleinerer 
Typus  mit  brauner  Haut,  dunklem  Haar  und  braunen  Augen. 
Die  Verbreitung  dieser  beiden  Typen,  ihre  Mischung,  ihre 
Kreuzungseffekte  zu  studieren  und  auf  breitester  Grundlage 
festzulegen,  das  war  eine  lockende,  vielversprechende  Aufgabe. 
Und  da  ist  es  wieder  Virchow  gewesen,  der  nach  langen 
Mühen  und  Unterhandlungen  es  durchgesetzt  hat,  daß  eine 
Statistik  der  deutschen  Schulkinder  aufgenommen  wurde,  welche 
die  Verteilung  dieser  beiden  Typen  über  ganz  Deutschland  zeigt, 


—     80     — 

eine  großartige  Untersuchung,  welcher  sich  bald  die  meisten 
europäischen  Staaten  anschlössen,  so  daß  diese  Aufgabe  für  Europa 
als  nahezu  gelöst  betrachtet  werden  darf. 

In  Paranthese  gesagt:  Man  hat  die  Schulkinder  gewählt 
als  das  am  nächsten  liegende  und  gut  kontrollierbare  Material, 
nicht  etwa  aus  Besorgnis,  daß  man  bei  den  Erwachsenen 
durch  künstliches  Blond  und  künstliche  weiße  Haut  irregeführt 
werden  könnte. 

Bei  diesen  Untersuchungen  nahm  man  als  selbstverständlich 
an,  daß  die  beiden  Extreme  dieser  Typen  auch  die  beiden 
reinsten  Formen  seien  und  die  zwischen  beiden  liegenden  Misch- 
formen, gerade  so,  wie  man  bei  der  Krauiologie  a  priori  Lang- 
und  Kurzköpfe  als  differeute  Rassen  betrachtete.  Ich  habe 
schon  vor  25  Jahren  in  meinem  ersten  anthropologischen  Auf- 
satz mir  die  schüchterne  Frage  erlaubt,  ob  wir  es  nicht  im  Grunde 
vielleicht  mit  einer  einzigen  Schädelform  zu  thun  haben  könnten, 
der  mesocephcden,  der  mittelköpflgen,  von  welcher  DolkhocephaJie 
und  Byachiiceplialie  die  aberrierenden  Extreme  seien.  Und  siehe 
da,  nun  mehren  sich  die  Zeichen,  welche  für  diese  Ansicht 
sprechen;  die  Köpfe  des  größten  Teils  der  Menschheit  haben 
sich  als  mesocephal  herausgestellt;  und  der  Basler  Anatom  Koll- 
mann,  mein  hochverehrter  Lehrer  und  Freund,  denkt  sich  den 
Urtypus  des  Menschen  als  mesocephcden  Chamäprosopen,  als 
mittelköpfiges  Kurzgesicht  von  dem  Typus,  den  ich  Ihnen  vor 
einigen  Wochen  in  einer  Sitzung  unserer  Gesellschaft  im  Bilde 
vorgeführt  habe. 

Lang-  und  Kurzköpfe  kann  man  schon  deß wegen  nicht 
als  gesonderte  Rassen  oder  Arten  im  zoologischen  Sinne  gelten 
lassen,  weil  sie  durch  eine  lückenlose  Reihe  feinster  Übergänge 
und  Abstufungen  miteinander  verbunden  werden.  Dabei  scheint 
der  menschliche  Schädel  die  Tendenz  zu  haben,  aus  der  ursprüng- 
lichen länglichen  oder  eiförmigen  Gestalt  allmählich  derjenigen 
des  Kreises,  als  der  geometrisch  vollkommensten  Figur,  sich  zu 
nähern  und  damit  der  Brachyceplmlie  zuzustreben. 

Zunehmende  Brachyccphcdie  eines  Volkes  wäre  sonach  ein 
Zeichen  fortschreitender  Kultur,  aber  auch  fortschreitender  Ver- 
mischung; denn  Kulturfortschritt  und  Rassenmischung  sind, 
namentlich  für  Naturvölker,  identische  Begriffe.  „Die  Kultur 
drückt   den  Schädel   breit!"     Dieses   o-eflüg-elte  Wort  hat  schon 


—     81     — 

der  verstorbene  Schaaff liauseu  iu  Bonn  vor  laugen  Jahren 
in  die  Debatte  geworfen. 

Da  der  Schädel  als  Behälter  für  das  wichtigste  menschliche 
Organ,  das  Gehirn,  in  der  Hauptsache  von  diesem  abhängig 
ist  und  die  Schädelstudien  alle  mehr  oder  minder  ursprünglich 
Schlüsse  auf  das  Gehirn  ermöglichen  sollten,  —  ich  erinnere  nur 
an  die  Phrenologie  —  so  müßte  eigentlich  hier  die  vergleichende 
Hirnanatomie  einspringen;  nur  durch  sie  könnten  wir  vielleicht 
erfahren,  warum  die  Kultur  den  Schädel  breitdrückt,  warum 
ein  Langschädel  durch  Mischung  kurz  werden  kann,  wie  ich 
das  an  meinen  Mischlingen  beobachtet  habe.  Aber  damit  sieht  es 
noch  windig  aus.  Eine  vergleichende  Anatomie  der  Rassen- 
gehirne muß  erst  noch  geschrieben  werden ;  vorläufig  wissen 
wir  nur  soviel,  daß  das  Gehirn  selbst  der  niedersten  Völker- 
schaften nach  Schwere,  Größe,  Zahl  und  Tiefe  der  Windungen 
nicht  niedriger  organisiert  ist,  als  das  der  weißen  Rasse;  ein 
Malayengehirn,  welches  ich  mitbrachte,  konnte  Zuckerkandl 
nicht  von  einem  europäischen  unterscheiden;  Ranke  erklärt 
die  Gehirne  der  Feuerländer  selbst  im  Vergleich  mit  den  typischen 
Verhältnissen  bei  uns  für  relativ  gut  entwickelt;  das  Neger- 
gehirn kann  einfachere  Oberfiächenbildung  zeigen,  es  kann  aber 
auch  sehr  winduugsreich  sein. 

Ein  Papuaknabe,  zusammen  erzogen  mit  europäischen 
Kindern,  die  hereditär  mit  der  ganzen  Schwere  unserer  Kultur- 
errungenschaften belastet  sind,  lernt  und  begreift  mindestens 
ebenso  schnell  wie  diese,  trotz  des  denkbar  tiefsten  Standes 
seiner  vorsündflutlichen  Steinzeitkultur,  die  vor  kurzem  noch 
nicht  einmal  das  E'euer  kannte. 

Müssen  wir  nicht  staunend  das  Gehirn  der  Japaner  be- 
wundern, das  vor  fünfzig  Jahren  noch  keine  Ahnung  von  euro- 
päischer Wissenschaft  hatte  und  heute  schon  selbständige  Forscher 
auf  den  feinsten  und  subtilsten  Gebieten  der  Naturforschung 
ins  Feld  zu  stellen  vermag? 

Den  Problemen  der  Anthropologie,  welche  der  zukünftigen 
Forschung  vorbehalten  bleiben,  kann  man  auch  die  Wachstums- 
gesetze anreihen.  Trotz  der  vielen  ausgezeichneten  Arbeiten 
über  dieses  Thema  —  ich  will  hier  nur  die  Arbeiten  des  Wiener 
Anatomen  Langer  speziell  erwähnen  —  sind  wir  über  die 
Gesetze,  nach  welchen  sich  der  menschliche  Körper  entwickelt 


/ 


i^/LlBRARY|5 


—     82     — 

und  wächst,  doch  noch  nicht  zu  der  wünschenswerten  Klarheit 
gekommen,  und  au  vergleichenden  Wachstumstudien  der  farbigen 
Rassen  fehlt  es  uns  noch  durchaus.  Am  besten  sind  wir  in 
dieser  Beziehung  durch  die  trelflliche  Arbeit  von  Balz  über  die 
Japaner  orientiert.  Diese  sind,  wie  Sie  wissen,  im  Allgemeinen 
recht  kleine  Menschen,  während  wir  Europäer  zu  den  großen 
zählen.  Trotzdem  sind  die  Kinder  beider  Völker  bis  zum  15.— 16. 
Jahre  gleich  groß;  erst  von  da  an  bleiben  die  Japaner  plötz- 
lich auffallend  zurück,  also  etwa  vom  Zeitalter  der  Pubertät 
an.  Warum?  Bis  jetzt  haben  wir  nur  die  Antwort:  Rassen- 
eigentümlichkeit. Die  Studien  über  das  Wachstum  der  farbigen 
Rassen  sind  sehr  interessant  und  versprechen  uns  manchen 
Aufschluß,  müssen  aber  erst  noch  gemacht  werden. 

So  habe  ich  z.  B.  gefunden  unter  Zugrundelegung  der 
Tabellen  Quetelets  für  die  Europäer,  daß  das  Bein  des  Belgiers 
vom  10.  Lebensjahre  ab  mindestens  doppelt  so  schnell,  wie  das 
des  kurzbeinigen  Batak  aus  Sumatra  und  mindestens  dreimal 
so  schnell,  als  das  des  langbeinigen  Hindu  wächst.  Diese  Völker 
scheinen  also,  soweit  es  das  Bein  betrifft,  sich  früher  ihrer 
defitiniven  Größe  zu  nähern,  als  die  Europäer. 

Die  Körpergröße  selbst  ist  wegen  der  Leichtigkeit  und 
Vielversprechendheit  ihrer  Untersuchung  stets  ein  Gegenstand 
lebhaften  Messens  gewesen ;  und  man  hat  an  der  Hand  von 
Hunderttausenden  von  Messungen  gefunden,  daß  der  Europäer, 
der  Weiße,  im  allgemeinen  beträchtlich  früher  seine  Höhengrenze 
erreicht,  etwa  in  der  zweiten  Hälfte  der  zwanziger,  allerspätestens 
in  der  ersten  Hälfte  der  dreißiger  Jahre,  während  von  den  far- 
bigen Rassen,  soweit  derartige  Messungen  vorliegen,  die  größte 
Körperlänge  frühestens  in  der  zweiten  Hälfte  der  dreißiger, 
meist  aber  erst  gegen  das40.  — 45.  Jahr  erreicht  wird.  Ich  habe 
einmal  15000  Chinesen  gemessen  und  ein  Wachstum  bis  gegen 
das  45.  Jahr  hin  gefunden.  Dasselbe  hat  Balz  für  die  Japaner 
konstatiert.  Es  würden  diese  Völker  also  in  der  Kindheit  sich 
schneller,  nach  der  Pubertät  aber  viel  langsamer  entwickeln 
als  der  Europäer,  mithin  gerade  ein  entgegengesetztes  Wachs- 
tumsprinzip verfolgen. 

Die  Körpergröße  ist  abhängig  von  der  Lokalität,  von  dem 
Milieu,  das  haben  die  Millionenmessungen  Goulds  unwider- 
leglich dargethan;   und  hier  ist  eine   schwere  Klippe   für   die 


—     83     — 

ganze  messende  Anthropologie.  Die  Lokalität,  die  äußeren 
Lebensbedingungen  sind  im  Stande,  den  Körper  eines  Individuums 
und  eines  Volkes  innerhalb  der  physiologischen  Grenzen  in 
hemmender  oder  beschleunigender  Weise  zu  beeinflussen.  Ein 
und  dasselbe  Volk  kann  unter  ungünstigen  Umständen  zu  einer 
zwerghaften  Kümmerrasse  verkrüppeln,  wie  z.  B.  die  berühmten 
Weddahs  auf  Ceylon,  oder  in  günstigen  Verhältnissen  hyper- 
trophieren  wie  die  Südsee-Insulaner.  Beidemale  werden  ihre 
Körperverhältuisse  so  verändert,  daß  ihre  ursprüngliche  Ver- 
wandtschaft mit  dem  Maßstab  nicht  mehr  zu  erkennen  ist.  Hier 
kann  nur  die  psychische  Seite  der  Anthropologie  helfend  ein- 
springen, die  Linguistik  und  Ethnographie. 

Dies  ist  im  Großen  und  Ganzen  die  Entwickelung  des  ver- 
gleichenden Teils  der  physischen  Anthropologie.  Wir  wollen 
denselben  nun  verlassen  und  uns  dem  sozusagen  historischen 
Teil  derselben  zuwenden,  welcher  die  Frage  zu  beantworten 
sucht:  Wann,  wo  und  wie  ist  der  Mensen  ent- 
standen? 

Über  das  Wann,  über  die  Frage  nach  dem  Alter  des 
Menschengeschlechts  besitzen  wir  thatsächliche  Unterlagen  in  den 
Funden  menschlicher  Reste  und  Artefakte,  die  nur  von  Menschen- 
hand herrühren  können.  Für  Europa  reicht  der  äußerste,  mit 
Sicherheit  konstatierte  Fund  in  das  Diluvium  und  zwar  in  die 
Interglacialzeit ;  bis  hierher  ist  der  Mensch  mit  Sicherheit  zu 
verfolgen ;  Alles,  was  darüber  hinausliegt,  ist  nicht  einwandfrei. 
Dasselbe  gilt  für  Afrika,  wie  uns  Hans  Meyer  in  seinem  neuesten 
Werk  über  den  Kilimandjaro  gezeigt  hat. 

In  Amerika  dagegen  hat  man  wirklich  und  zwar  in  Cali- 
fornien  menschliche  Schädel  und  Skelettreste  in  unzweifelhaft 
pliocänen,  also  spättertiären  Schichten  gefunden,  gegen  die 
keine  gegründeten  Einwürfe  erhoben  werden  konnten. 

Die  neue  Nachricht  aus  Australien  über  uralte  menschliche 
Fußspuren  muß  einstweilen  noch  als  offene  Frage  behandelt 
werden,  da  die  Sandsteinplatten,  auf  denen  sie  sich  befinden, 
von  den  Gelehrten  teils  für  spättertiär,  teils  für  nachtertiär 
gehalten  werden.  Immerhin  zeigt  der  Fund  ein  unerwartet 
frühes  Auftreten  des  Menschen  in  Australien,  das  uns  angesichts 
der  bekannten  vorsüudfliitlichen  Säugetierverhältnisse  dort  recht 
viel  zu  denken  giebt. 

6* 


—     84     — 

Dies  sind  augenblicklich  die  ältesten  bekannten  Spuren 
vom  Auftreten  des  Menschen,  die  nur  in  Amerika  mit  Sicher- 
heit in  die  Tertiärzeit  und  zwar  die  jüngste  hinabreichen  und 
denselben  als  pliocänes  Geschöpf  erkennen  lassen,  dessen  Wurzeln 
natürlich  noch  viel,  viel  weiter  rückwärts  reichen  müssen. 

Über  das  Wo  der  Ent  stehung  kann  ich  schnell  hinweggehen, 
denn  hier  bewegen  wir  uns  auf  gänzlich  hypothetischem  Gebiet. 
Der  eine  läßt  den  Menschen  nördlich  vom  Himalaja,  der  andere 
südlich  davon,  der  eine  auf  den  ostindischen  Inseln,  der  andere 
in  Hochafrika  entstehen ;  wieder  andere  suchen  das  Entstehungs- 
zentrum in  dem  hypothetischen,  jetzt  auf  den  Meeresgrund  nieder- 
gegangenen Lemurien,  das  in  der  Mitte  zwischen  allen  diesen 
Lokalitäten  gelegen  haben  soll.  Eine  andere  Meinung  ist  die, 
daß  aus  einer  über  alle  diese  Gegenden  zerstreuten  Urform 
sich  der  Mensch  herausgebildet  habe,  in  Afrika  als  Neger,  in 
Asien  als  Mongole  u.s.w.  Jedenfalls  hat  man  stets  die  alte  Welt 
als  Ursprungsland  des  Menschen  betrachtet,  und  da  berührt  es 
beinahe  komisch,  daß  gerade  die  ältesten  Spuren  in  der  neuen 
Welt  gefunden  wurden. 

Als  Bedingung  für  den  Entstehungsherd  nimmt  man  an, 
daß  derselbe  ein  warmes  Klima  gehabt  haben  und  von  großen 
reißenden  Tieren  entblößt  gewesen  sein  müsse,  da  sonst  ein  so 
nacktes  und  hilfloses  Geschöpf  wie  der  Mensch  unmöglich  sich 
hätte  herausbilden  können,  also,  wenn  Sie  wollen,  ein  wirkliches 
Paradies. 

Und  nun  kommen  wir  zu  der  großen  Frage  des  Wie,  die 
heutzutage  fast  allein  im  Vordergrunde  des  Interesses  steht. 

Wie  ist  der  Mensch  entstanden?  Diese  Frage  ist  fast  so 
alt  wie  die  Menschheit  selbst,  und  jedes  Volk  hat  sich  ein  mehr 
oder  minder  gelungenes  Bild  davon  ausgemalt.  Uns  interessieren 
hier  natürlich  nur  die  wissenschaftlichen  Beantwortungen. 

Cuvier,  der  Vater  der  vergleichenden  Anatomie  und 
Paläontologie,  hat  seinerzeit  die  alte  Einteilung  des  Menschen 
in  drei  Rassen  nach  den  Söhnen  Noahs,  Sem,  Ham  und  Japhet, 
beibehalten  und  mit  seiner  ungeheuren  Autorität  gestützt,  so 
daß  sie  zumal  in  Frankreich  heute  noch  nicht  erloschen  und 
von  Topinard  in  seiner  Klassifikation  nur  etwas  modernisiert 
wurde.  Cuvier  s  Schule  war  monogenistisch;  sie  ließ  alle  Menschen 
von   einem   Paar,   von   Noah,   resp.  Adam   und  Eva  abstammen 


—  So- 
und durch  den  Einfluß  äußerer  Verhältnisse  sich  in  die  ver- 
schiedenen Rassen  differenzieren.  Demgegenüber  standen  die 
Polygenisten,  welche  die  Vielheit  der  Menschenvarietäten  von 
der  Wurzel  ab  und  ihre  Nichtbeeinflussung  durch  die  umgebenden 
Medien  behaupteten.  Der  Streit,  der  sich  u.  a.  auch  darum 
drehte,  ob  Adam  schwarz,  weiß  oder  rot  von  Hautfarbe  gewesen 
sei,  ist  heute  längst  zu  Gunsten  der  Monogenisten  entschieden, 
wenn  auch  nicht  im  Sinne  Cuviers,  sondern  in  dem  des  fran- 
zösischen Gelehrten  de  Quatrefages. 

Den  Todesstoß  erhielten  die  Polygenisten  durch  den  großen 
Lamarck,  der  in  seiner  zoologischen  Philosophie  1809  seine 
berühmte  Transformationslehre,  die  Lehre  von  der  Umbildung 
und  Veränderlichkeit  der  Art  aufstellte,  in  welche  er  den 
Menschen  ausdrücklich  mit  einbezog  und  ihn  als  Resultat  lang- 
samer Umbildung  gewisser  Affenarten,  nämlich  des  Chimpanse, 
hinstellte.  Lamarck  ist  es  also  gewesen  und  nicht  Darwin 
oder  Häckel,  der  zuerst  und  so  recht  eigentlich  die  Lehre 
von  der  Abstammung  des  Menschen  vom  Affen  aufstellte  und 
damit  die  ganze  gebildete  Welt  in  Aufruhr  versetzte. 

Anfangs  freilich  kam  die  neue,  ungeheuerliche  Lehre  nicht 
so  recht  zum  Diirchbruch,  weil  sich  ihr  Cuvier  mit  dem  ganzen 
Gewicht  seiner  Unfehlbarkeit  entgegenwarf  und  der  Lehre  von 
der  Evolution,  der  Entwicklung,  seine  alte  Lehre  von  der 
Revolution,  der  gewaltsamen  Vernichtung  und  Neuschöpfung, 
gegenüberstellte,  die  freilich  bald  darauf  durch  Lyell  und 
Spencer  unheilbar  untergraben  wurde. 

Erst  als  der  Mann  auftauchte,  welcher  der  ganzen  Natur- 
wissenschaft des  19.  Jahrhunderts  die  Richtung  gab  und  den 
Stempel  seines  Geistes  aufdrückte,  Charles  Darwin,  und  auf 
der  Lamarck'scheu  Hypothese  weiterbauend  seinen  gewal- 
tigen Bau  von  der  Entstehung  und  Entwicklung  der  Arten 
errichtete,  da  sank  die  Revolution  zu  Boden  und  die  Evolution 
behielt  den  Sieg. 

Lamarck-Darwin,  dieses  Dioskurenpaar  inaugurierte 
eine  neue  Epoche,  auch  für  die  Anthropologie.  Beide  hatten 
dasselbe  Ziel,  aber  etwas  verschiedene  Wege. 

Lamarck  verlegte  den  Anstoß  zur  Entwicklung,  zur 
Umbildung  der  Arten  nach  außen,  in  die  Umgebung,  von  der 
Annahme  ausdrehend,  daß  veränderte  Lebensbedingungen  schließ- 


—     86    — 

lieh  auch  deu  Organismus  verändern.  Darwin  dagegen  ver- 
legte ihn  in  den  Organismus  selbst.  Das  Passendste  bleibt  im 
Kampf  ums  Dasein  Sieger,  das  Unzweckmäßige  wird  eliminiert. 
Darwin  hatte  vor  Lamarck  für  die  Popularität  seiner  Lehre 
einen  großen  Vorsprung  voraus.  Erstens  war  er  der  Nachfolger 
und  Erbe  des  letzteren ;  zweitens  hatte  er  keinen  so  gewaltigen 
Gegner  wie  C  u  v  i  e  r  sich  gegenüber ;  drittens  hatte  er  das  Glück, 
in  dem  aus  dem  Buche  von  Mal  thus  entlehnten  Ausdruck: 
„Kampf  ums  Dasein"  ein  Schlagwort  zu  finden,  welches  blitz- 
gleich in  den  Massen  zündete.  Ein  prägnantes  Schlagwort  ist 
ein  ungeheurer  Vorteil;  hätte  Lamarck  ein  solches  gehabt, 
so  hätte  seine  Lehre  sicherlich  bedeutend  früher  und  allgemeiner 
ihren  Triumph  gefeiert. 

Die  neue  Entwicklungslehre  schien  der  Ariadnefaden  zu 
sein,  welcher  mit  untrüglicher  Sicherheit  hinableiten  mußte  in 
die  verborgensten  Tiefen  der  Vorwelt,  welcher  das  Problem 
lösen,  die  Frage  nach  dem  Wie?  der  Entstehung  des  Menschen 
beantworten  konnte. 

Mau  nahm  dieselbe  von  zwei  Seiten  her  in  Augriff.  Der 
erste  Weg  war  der  synthetische,  der  aufbauende,  von  unten 
nach  oben  gehende,  die  Descendenzlehre.  Lamarck,  Darwin 
und  dessen  geistreicher  Interpret  Hacke  1  hatten  die  Entwick- 
lung und  Herausbildung  aller  Lebewesen,  auch  des  höchsten 
derselben,  des  Menschen,  aus  einer  einzigen  Urform  heraus 
kennen  gelehrt. 

So  kam  man  dazu,  eine  Ahnenreihe  des  Menschen  aufzu- 
stellen, welche  sich  von  der  niedersten  Form,  den  Urtieren  an 
durch  die  wirbellosen  Darmtiere,  die  Fische,  Amphibien,  Beutel- 
tiere, Halbaffen  und  Affen  bis  hinauf  zum  Menschen  erstreckte. 
Eines  fügte  sich  hübsch  zum  andern,  eines  stand  auf  den  Schultern 
des  andern ;  es  fehlte  nur  manchmal  das  verbindende  Zwischen- 
glied, das  berühmte  „missing  link." 

Die  Abstammung  des  Menschen  vom  Affen  ward  das  Feld- 
geschrei für  die  ganze  zweite  Hälfte  des  eben  verflossenen  Jahr- 
hunderts und  zwar  in  meistens  recht  mißverstandener  Weise,  wie 
das  so  bei  Schlagwörtern  für  die  Massen  ja  nicht  selten  zu  ge- 
schehen pflegt. 

Nachdem  man  so  den  Stammbaum  des  Menschen  hypo- 
thetisch   aufgestellt   hatte,   suclite   man   ihn   auch   zu   beweisen 


—     87     — 

und  natürlich  ganz  besonders  die  Thatsache,  daß  die  Affen,  und 
zwar  die  anthropoiden,  die  unmittelbaren  Voiläufer  des  Menschen 
gewesen  seien,  daß  dieser  sich  aus  jenen  entwickelt  habe. 

Natürlich  dachte  kein  Mensch,  weder  Darwin  noch  Häckel, 
dabei  an  die  heute  noch  lebenden  Anthropoiden,  wie  Orang  Utan, 
Gorilla  und  Cliimpanse,  —  und  gerade  darin  wurden  diese  Forscher 
am  meisten  mißverstanden,  denn  diese  Formen  sind  ja  bereits 
die  höchsten  und  darum  nicht  mehr  entwickelungsfähigen,  sondern 
langsam  aussterbenden  Triebe  ihres  Zweiges  —  sondern  au  irgend 
eine  hypothetische,  näher  an  der  Wurzel  liegende  Abteilung 
des  Hylobatiden-  oder  Gibbonstammes. 

Es  ging  nun  unter  den  Anthropologen  eine  große  Suche 
los  am  menschlichen  Körper  nach  pithecoiden,  nach  affenähnlichen, 
an  die  Affen  erinnernden  Merkmalen.  Man  hatte  dabei  nament- 
lich die  sogenannten  primitiven  niederen,  wilden  Völker  und 
Stämme  im  Auge,  indem  man  sich  sagte,  der  Stamm,  bei  dem 
die  meisten  affenähnlichen  Merkmale  sich  finden,  der  ist  der 
physisch  niedrigere,  der  ist  das  gesuchte  Zwischenglied.  Man 
fand  auch  eine  ganze  Reihe  von  solchen  Merkmalen,  eigentlich 
mehr  als  einem  lieb  war,  denn  man  machte  die  merkwürdige 
Entdeckung,  daß  pithecoide  Merkmale  sich  in  annähernd  gleicher 
Häufigkeit  bei  allen  Rassen  fanden,  und  nicht  zum  wenigsten 
bei  unserer  eigenen  europäischen  weißen.  Man  stand  vor  der 
überraschenden  Thatsache,  daß  die  geistig  und  kulturell  am 
tiefsten  stehenden  Völker  darum  nicht  auch  zugleich  die  physisch 
am  niedrigsten  stehenden  zu  sein  brauchen.  Der  so  eifrig  ge- 
suchte Übergang  ließ  sich  am  lebenden  Menschen  nicht  finden ; 
also  mußte  er  ausgestorben  sein ;  und  man  forschte,  die  Palä- 
ontologie zu  Hilfe  rufend,  in  der  Vergangenheit.  Auf  der  Insel 
Java  fand  Dr.  Dubois  denn  auch  wirklich  seinen  berühmten 
Pithecanthropus  erectiis,  spättertiäre  Knochenreste,  die  von 
einigen  als  dem  Menschen,  von  anderen  als  einem  Affen 
angehörig,  von  den  meisten  jedoch  als  die  gesuchte  Zwischen- 
form, das  leibhaftige  „missing  link"  Darwins  angesehen  werden. 
Für  diese  Gelehrten  ist  also  die  Kette  der  Abstammung  ge- 
schlossen, der  Beweis  erbracht. 

Der  zweite  Weg,  der  zeitlich  spätere  und  in  seinem  Gang 
dem  ersten,  synthetischen,  geradezu  entgegengesetzte,  war  der 
analytische,  der  rückschließend  von  oben  nach  unten  gehende. 


Er  nimmt  seinen  Ausgangspunkt  von  dem  Iieute  lebenden 
Menschen,  zerlegt,  zergliedert  ilin  in  seine  einzelnen  Bestand- 
teile und  verfolgt  vergleichend-anatomisch  jeden  derselben,  jeden 
Knochen,  jeden  Muskel,  jede  Ader  und  jeden  Nerv  durch  die 
ganze  Reihe  der  Lebewesen  soweit  hinab  als  es  nur  möglich 
ist.  Auf  diesem  Weg  ist  man  zu  dem  Ergebniß  gelangt,  daß 
der  Mensch  nicht  auf  den  Schultern  der  Anthropoiden  steht 
und  nicht  aus  ihnen  hervorgegangen  ist,  daß  also  der  Mensch 
nicht  vom  Afieu  abstammt,  sondern  mit  diesen  gemeinsam 
seinen  Ursprung  direkt  aus  der  Wurzel  des  ganzen  Säugetier- 
stammes, den  Marsupialiern  und  Lemuren,  genommen  hat.  Wir 
hätten  demnach  keinen  Stamm  bäum  des  Menschen  aufzustellen, 
sondern  vielmehr  einen  Stammbusch,  an  dem  die  ASen  sowohl 
als  die  Anthropoiden  und  selbst  der  Pithecaiithropus  eigene,  den 
Menschenstamm  gar  nicht  weiter  berührende  Zweige  wären. 

Den  Hauptvertreter  dieser  neuen  Richtung,  Prof.  Klaatschin 
Heidelberg,  haben  Sie  ja  kürzlich  selbst  in  unserer  Gesellschaft 
zu  hören  Gelegenheit  gehabt.  Nach  ihm  müssen  wir  die 
Herausbildung,  die  Entstehung  des  Menschen  viel,  viel  weiter 
zurückverlegen  als  nach  der  ersten  Annahme,  zum  allermindesten 
in  das  warme  Miocän.  Das  klingt  nicht  so  unglaublich,  nachdem 
wir  bereits  aus  dem  Pliocän  positive,  hochspezialisierte  Skelett- 
funde des  Menschen  besitzen,  wie  wir  oben  sahen. 

Auch  hier  muß  die  Zukunft  die  Entscheidung  über  die 
Richtigkeit  der  einen  oder  anderen  Annahme  bringen. 

Eine  weitere  noch  in  der  Schwebe  befindliche  Frage,  die 
augenblicklich  gerade  auf  den  Anthropologenversammluugen  viel 
diskutiert  wird ,  ist  die  nach  der  Persistenz  oder  der 
Mutabilität  der  Menschenrassen.  Die  meisten  Anthropologen, 
u.  a.  auch  Virchow^),  neigen  zu  der  Ansicht,  daß  die  Menschen- 
rassen unter  dem  Druck  äußerer  oder  innerer  Ursachen  und 
Einflüsse  variieren,  sich  abändern,  sich  allmählich  zu  neuen 
Formen,  neuen  Typen  entwickeln. 


')  s.  dessen  lehrreichen  Aufsatz  über  „Rassenbildung-  und  Erblichkeit" 
in  der  Festschrift  zu  Bastians  70.  Geburtstag,  Seite  21 :  „Die  Thatsache 
der  langen  Persistenz  der  Rassen  zeugt  für  die  Stärke  der  Erblichkeit, 
aber  sie  beweist  nicht  die  Ewigkeit  der  Rassen  und  nicht  die  Unver- 
änderlichkeit  derselben." 


—     89     — 

Diesen  gegenüber  steht  eine  andere  Richtung,  deren 
Hauptvertreter  Prof.  K  oll  mann  ist,  welcher  behauptet,  diese 
Variabilität  des  Menschengeschlechtes  sei  schon  sehr  lange, 
schon  seit  der  Eiszeit  erloschen,  die  morphologischen  Rassen- 
merkmale seien  in  ihrer  Variationsmöglichkeit  schon  vollkommen 
ausgebildet  und  erschöpft  und  die  Abteilung  Homo  in  ihren 
heutigen  Varietäten  zu  einem  Dauertypus  im  zoologischen  Sinne 
erstarrt.  Es  könnten  sich  also  in  Zukunft  wohl  noch  Misch- 
und  Kreuzungsformen  der  bereits  vorhandenen,  aber  kein  neuer 
Typus  mehr  bilden. 

Das  Menschengeschlecht  wäre  sonach  schon  auf  dem  ab- 
steigenden Aste  angelangt ;  denn  ein  Dauertypus  kann  sich  nicht 
weiterentwickeln,  er  kann  nur  noch  aussterben.  Alle  die  schönen 
Phantasien  und  Träumereien  von  der  Gestalt  und  dem  Aussehen 
des  Zukunftsmenschen,  wie  sie  uns  sogar  schon  vom  Pinsel  des 
Malers  vorgezaubert  worden  sind,  müssen  demnach  zerrinuen. 
So,  wie  wir  jetzt  sind,  würden  wir  bleiben  bis  zu  unserem 
Untergang. 

Daß  die  farbigen  Rassen  auf  dem  x\ussterbe-Etat  stehen,  ist 
sicher;  dieser  Prozeß  liegt  jedermann  so  oSen  vor  Augen,  daß  ich 
keine  Worte  darüber  zu  verlieren  brauche.  Die  weiße  Rasse,  die 
stärkere  im  Kampf  ums  Dasein,  saugt  sie  auf.  Dann,  nachdem 
der  letzte  Farbige  seine  Angen  geschlossen  hat,  wird  sie  allein 
als  einzige  Menschenvarietät  in  der  Welt  dastehen.  Ob  nicht 
gerade  darin  der  Keim  der  Vernichtung  liegt  ?  Denn  Vermischung, 
Kreuzung,  ist  Fortschritt,  ist  Entwicklung;  wo  sie  aufhört, 
Stagnation. 

Wie  Sie  aus  der  nur  allzu  knappen  und  flüchtigen  Übersicht, 
die  ich  Ihnen  in  dem  engen  Rahmen  eines  Festvortrags  in  möglichst 
objektiver  Weise  zu  geben  versuchte,  entnehmen  werden,  nimmt 
die  Anthropologie  in  das  neue  Jahrhundert  eine  ganze  Reihe 
hochwichtiger  Probleme  und  Rätsel  mit  hinüber,  so  viele, 
daß  die  Spanne  desselben  zu  ihrer  Lösung  wahrscheinlich  nicht 
ausreichen  wird.  Schwere  Arbeit  harrt  nnser,  alles  ist  noch  im 
Fluß,  die  Hauptfragen  bleiben  noch  zu  erledigen;  darum  muß 
auch  alles  zusammenarbeiten,  ehrlich  und  freudig  und  willig 
und  einander  unterstützen.  Der  Linguist  darf  nicht  den  Eth- 
nologen, dieser  nicht  den  Anthropologen  über  die  Achsel  ansehen 
und  ignorieren.    Der  Gehirnanatom  und  Mikroskopiker  darf  nicht 


—  90  — 

vornehm  auf  den  einfachen  Knochen-  und  Muskelforscher  herab- 
blicken, wie  etwa  der  Feinmechaniker  auf  den  Grobschmied 
herabsieht.  Wir  alle  arbeiten  ja  im  Dienste  einer  einzigen 
Herrin,  der  Wissenschaft;  da  ist  jedes  Gebiet  gleich  wichtig, 
ein  jedes  erfordert  die  ganze  geistige  und  körperliche  Kraft 
eines  Menscheulebens.  Es  giebt  keine  Wissenschaft  erster  und 
zweiter  Güte,  es  giebt  nur  eine  einzige  große  und  das 
ist  im  aller  weitesten  Sinn  die  Wissenschaft  vom 
Menschen! 


91     — 


Die  Medaillen-Sammliiiig 

der 

Seuckenbergischen  Naturforscheiideii  Gesellschaft. 

Von 

D.  F.  Heynemann. 


Von  alterslier  befinden  sich  im  Besitze  der  Gesellschaft 
einzelne  Medaillen,  auf  Personen  geprägt,  welche  zu  ihr  in 
näherer  Beziehung  gestanden  haben.  Diese  kleine  Sammlung 
nach  Möglichkeit  zu  vervollständigen,  wurde  in  der  Verwaltungs- 
sitzung vom  10.  Oktober  1896  beschlossen  und  mir  zugleich 
der  ehrenvolle  Auftrag  erteilt,  hierfür  Sorge  zu  tragen.  Durch 
Ankauf  und  Schenkungen  sind  seitdem  einige  weitere  Medaillen 
in  den  Besitz  der  Gesellschaft  gelangt,  und  so  ist  eine  Medaillen- 
Sammlung  im  Entstehen  begriffen,  welche  zur  Zeit  zwar  noch 
lange  nicht  vollständig  ist,  deren  Beschreibung  aber  am  Platze 
sein  dürfte,  um  weitere  Kreise  auf  die  numismatischen  Bestrebungen 
der  Gesellschaft  aufmerksam  zu  machen,  welche  durch  ihre 
Medaillen  -  Sammlung  das  Andenken  an  hochverdiente 
Männer  und  Frauen  wachzuhalten  und  aufs  neue  zu 
beleben  trachtet. 

Den  nachfolgenden  Beschreibungen  der  einzelnen  Medaillen 
in  alphabetischer  Ordnung  sind  kurze  Nachrichten  über  den 
Anlaß  zur  Prägung  derselben,  biographische  Notizen  über  ihre 
Schöpfer  und  über  die  Gefeierten,  sowie  schließlich  Bemerkungen 
darüber  angefügt,  welcher  Art  die  Beziehungen  der  letzteren  zu 
der  Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft  gewesen  sind. 

Manches  in  dieser  Zusammenstellung  ist  natürlich  bekannt, 
vieles  ist  hin  und  wieder  in  der  Litteratur  zerstreut  ausführlicher 
behandelt;  trotzdem  aber  dürften  diese  Aufzeichnungen,  be- 
sonders für  unsere  Mitglieder,  nicht  ohne  Interesse  sein,  weil  in 
ihnen  Thatsachen   aus   der  Geschichte  der  Gesellschaft 


-     92     — 

festgelegt  sind,  welche  begreiflicher  Weise  z.  T.  längst  in  Ver- 
gessenheit geraten  und  erst  aus  nicht  leicht  zugängigen  Doku- 
menten hervorzuheben  gewesen  sind. 

Goethe-Medaille. 

Vorderseite.  Brustbild  rechtshin.  G  o  e  t  h  e  in  gereiften  Jahren, 
bekleidet  mit  einem  Rocke  im  Geschmack  seiner  Zeit,  zur  Seite 
des  Kragens  GOETHE  vor  der  Brust  am  Rande  A.  Scharff 
1899  klein. 

Rückseite.  Die  Darstellung  einer  Scene  aus  „Faust"  und 
zwar  aus  dem  Prolog  im  Himmel;  in  der  Mitte  Gott  Vater  auf 
Wolken,  den  linken  Fuß  auf  einer  Kugel,  das  Haupt  auf  den 
linken  Arm  gestützt.  Neben  ihm  rechts  der  zu  Boden  geworfene 
Drache  und  hintereinander  die  drei  Erzengel,  Gabriel  mit  Palm- 
zweig, Raphael  mit  Pilgerstab  und  Michael  mit  Schwert  und 
Schild.  Links  Mephisto,  mit  der  Rechten  auf  die  Erde  zeigend, 
auf  der  eine  Burg  zu  sehen  ist. 

Mattes  Silber,  69  mm.     Käuflich  erworben. 

Es  ist  ein  glücklicher  Zufall,  daß  ich  die  Besprechungen 
mit  dieser  wunderbar  schönen  Medaille  des  Wiener  Meisters 
Anton  Scharff  beginnen  kann  Wir  verdanken  sie  der  vor- 
jährigen Goethe-Gedenkfeier.  Sie  ist  auf  Anregung  einer  Ver- 
einigung von  Frankfurter  Münzfreunden  entstanden 

„Sie  zeichnet  sich  unter  all  den  vielen  anläßlich  des 
150.  Geburtstages  des  Dichterfürsten  erschieneneu  Medaillen 
wohl  zunächst  dadurch  aus,  daß  sie  Goethes  Bild  mit  unnach- 
ahmlicher Treue  wiedergiebt,  ein  Verdienst,  das  sich  der  Künstler 
zu  erwerben  wußte,  indem  er  mit  gewohnter  Gewissenhaftigkeit 
hunderte  von  Goetheporträts  und  alle  mit  seinem  Bilde  gezierten 
Medaillen  der  aufmerksamsten  Prüfung  unterzog.  Erst  nach- 
dem er  dieses  Studium  beendet  hatte,  modellierte  er  Goethe 
nach  der  Vorstellung,  die  sich  in  seinem  Geiste  gebildet  hatte, 
und  schuf  ein  Kunstwerk  von  packender  Lebenswahrheit  und 
Darstellung.  Aber  auch  die  Aufgabe,  die  sich  Scharff  für 
die  Darstellung  der  Rückseite  der  Medaille  gestellt  hatte,  ist 
so  ungewöhnlich,  daß  ihre  glückliche  Losung  nur  dem  hervor- 
ragenden Künstler  gelingen  konnte."  (v.  Ernst,  Monatsblatt 
d.  Wiener  nuraisiiiat.  Gesellschaft.) 


—     93     — 

Goethe  war  seit  1820  korrespondierendes  Mitglied  unserer 
Gesellscliaft ;  in  der  Sitzung  vom  14.  Juni  ist  „Geheimerath  von 
Goethe"  vorgeschlagen  und  am  13.  Juli  ernannt  worden,  wofür 
er  mit  dem  in  diesem  Bericht  abgedruckten  und  in  unserem 
Archive  aufbewahrten  Briefe  vom  16.  Mai  1821*)  gedankt  hat, 
gleichzeitig  drei  naturwissenschaftliche  Arbeiten  übersendend. 
Nach  seinem  am  22.  März  1832  erfolgten  Tode  wurde  Goethe 
beim  Jahresfeste  am  6.  Mai  in  der  Gedächtnisrede  „Goethe 
als  Naturforscher"  von  J.  M.  Mappe s,  damals  erstem 
Sekretär,  gefeiert.  Im  Jahre  1844  ist  unsere  Gesellschaft  bei 
der  EuthüUungsfeierlichkeit  des  Goethedenkmals  durch  eine 
Deputation  vertreten  gewesen.  Und  abermals  hielt  Mappes, 
als  erster  Direktoi-,  am  28.  Angust  1849  bei  Gelegenheit  der 
Säkularfeier  am  Monumente  die  Festrede.  Die  Beziehungen 
Goethes  zur  Senckenbergischen  Gesellschaft  und  zur  Natur- 
forschung im  allgemeinen  sind  neuerdings  unstreitig  am  ein- 
gehendsten durch  die  Festreden  am  25.  August  1899**)  von 
A.  Knoblauch  einleitend  und  von  H.  Reichenbach  aus- 
führlich in  übei'zeugender  Begründung  dargestellt  worden. 

Anton  Scharf f,  k.  k.  Kammer-Medailleur  in  Wien,  der 
Schöpfer  dieser  herrlichen  Medaille,  ist  am  10.  Juni  1845  geboren 
und  seit  Tautenhaj^n,  dem  wir  bei  der  Besprechung  der 
Helmholtz-Medaille  wieder  begegnen  werden,  zum  Professor  der 
Graveur-  und  Medaillierkunst  an  die  Akademie  berufen  wurde, 
Leiter  der  Gravier-Akademie.  Zahlreich  sind  die  aus  seiner 
Hand  hervorgegangenen  Kunstwerke,  Medaillen  auf  in-  und 
ausländische  Fürsten,  hohe  Würdenträger  und  Privatpersonen. 
Von  ihm  ist  auch  die  Rüppell-Medaille  des  hiesigen  Geographischen 
Vereins,  worüber  weiter  hinten  mehr,  sowie  auch  die  180  mm 
große  goldene  Medaille,  welche  unserem  korrespondierenden 
Ehrenmitgliede  Rudolf  Virchow  an  seinem  70.  Geburtstage, 
am  13.  Oktober  1891,  von  seineu  Verehrern  gewidmet  worden  ist 

Haidiiiger-Medaille. 

Vorderseite.  Kopf  rechtshin,  Umschrift  WILHELM  HAI- 
DINGER unter  dem  Halsausschnitt  K.  LANGE  klein. 


*)  Siehe  diesen  „Bericht",  Seite  XXIV. 
**)  „Be^cht^  1899,  Seite  119—155. 


—     94     — 

Rückseite.  Die  östliche  Halbkugel  der  Erde  im  Tierkreis. 
Umschrift  oben  herum  NIE  ERMÜDET  STILLE  STEHEN 
nuten  MDCCCLVI  die  Umschrift  von  dem  Tierkreis  durcli 
einen  Perlenkreis  getrennt. 

Bronze,  64  mm.  Diese  Medaille  liegt  seit  Jahrzehnten  in 
unserem  Archiv,  der  Schenker  derselben  ist  unbekannt. 

Wilhelm  Hai  dinger,  geb.  5.  Februar  1795  in  Wien, 
gest.  19.  März  1871  ebenda,  war  ein  bedeutender  Geolog  und 
Mineralog.  Er  studierte  bei  Mobs  in  Graz  und  Freiberg,  ging 
dann  nach  Frankreich,  England  und  Schottland,  lebte  seit  1823 
im  Hause  des  Bankiers  Thomas  Allan*)  in  Edinburg,  mit 
dessen  Sohn  er  1825  und  1826  einen  großen  Teil  des  Kontinents 
bereiste.  Von  1827  bis  1840  wirkte  er  in  Böhmen  auf  der 
Porzellanfabrik  seiner  Brüder  in  Einbogen,  von  wo  er  als  k.  k. 
Bergrat  nach  Wien  berufen  wurde.  Bei  Gründung  der  k.  k. 
geologischen  Reichsanstalt  im  Jahre  1849  wurde  er  zum  Direktor 
derselben  ernannt,  und  fortan  widmete  er  der  Förderung  und  Ver- 
vollkommnung dieses  Instituts  seine  ganze  Thätigkeit.  In  den 
Räumen  desselben  fand  am  29.  April  1856  eine  große  Feier 
zu  seinen  Ehren  statt,  zu  welcher  sich  teilnehmende  AVissen- 
schaftsfreunde  aus  den  benachbarten  Städten  und  mehrere 
Deputationen  wissenschaftlicher  Vereine  Oesterreichs  eingefunden 
hatten.  „Dem  Sektionschef  Hai  dinger  wurde  an  diesem  Tage 
eine  goldene  Ehrenmedaille  (50  Dukaten  schwer)  und  ein 
prachtvolles  Album  mit  355  Unterschriften  der  Festteiluelinier 
überreicht.  Die  Widmuug  des  Albums  enthält  neben  dem  Titel 
die  folgenden  sprechenden  Zeilen :  „Deip  großen  Mineralogen  und 
Phj'Siker,  dem  Führer  der  Freunde  der  Naturwissenschaften  in 
Wien,  dem  Leiter  der  geologischen  Länderaufuahme  in  Oester- 
reich,  dem  Stifter  der  geographischen  Gesellschaft,  dem  Be- 
gründer einer  neuen  wissenschaftlichen  Aera  für  Oesteri'eich". 
(Biogr.  Lexikon  von  Wurzbach.) 

Haidinger  wurde  am  17.  Februar  1849  zum  korre- 
spondierenden Mitgliede  unserer  Gesellschaft  vorgeschlagen  und 
am  12.  März  ernannt,  wofür  er  mit  Brief  vom  8.  Juli  1849 
dankte.     Er  stand  mit  der  Gesellschaft  u.  a.  durch  Zusendung 


*)  Thomas  Allan  gehörte  der  Gesellschaft  seit  1827  als  korrespon- 
dierendes Mitglied  an ;  ihm  verdankt  das  Museum  wertvolle  Sendungen  schot- 
tischer Mineralien  u.  a. 


-     95    — 

verschiedener  seiner  Abliandlungen,   auch  im  Tausch  gegen  die 
unsrigen,  in  Verkehr. 

K.  Lange  war,  nach  Wurzbachs  Biogr.  Lexikon,  ein  ge- 
schickter Medailleur,  dessen  aber  nicht  häufig  Erwähnung  geschieht. 
Im  Jahre  1846  fertigte  er  eine  Medaille  auf  das  Denkmal  des 
Kaisers  Franz  von  Marchesi,  dem  nämlichen  italienischen 
Bildhauer,  dem  wir  die  von  Rüppell  der  Gesellschaft  verehrte 
Marmorbüste  von  Heinrich  My  lins  und  die  von  diesem 
gestiftete  Marmorbüste  von  Rüppell  verdanken. 

Helmholtz-Medaille. 

Vorderseite.  Brustbild  rechtshin,  mit  Rock,  unter  HERMANN 
V.  HELMHOLTZ  an  der  linken  Seite  GEB.  XXXL  AUGUST 
IMDCCCXXI,  an  der  rechten  GEST.  VIIL  SEPTEMBER  | 
MDCCCXCIV  unten  unter  einer  Leiste  zwei  je  nach  rechts 
und  links  gehende  Lorbeerzweige  mit  einer  vierblättrigen  Rosette 
in  der  Mitte.  Neben  der  Schulter  nach  außen  JOS.  |  TAUTENH  AYN 
klein. 

Rückseite.  Vor  einem  Gedenksteine  mit  der  vertieften 
Inschrift  DIE  |  66.  VERS.  DEUTSCHER  |  NATURE,  u.  ÄRZTE  | 
IN  WIEN  I  DEM  ANDENKEN  ]  DES  MEISTERS  |  H.  v.  HELM- 
HOLTZ I  1894  erscheint  in  antikem  Gewände,  die  Mauerkrone 
auf  dem  Haupte,  mit  der  Linken  einen  Schild  mit  dem  öster- 
reichischen Doppeladler  haltend,  eine  herrliche,  die  Stadt  Wien 
darstellende  Figur,  um  mit  der  erhobenen  Rechten  dem  Ver- 
storbenen einen  Lorbeerkranz  darzubringen.  Ein  Palmenwedel 
legt  sich  zu  ihren  Füßen  teils  auf  ein  Barockschild  mit  dem 
Wappen  der  Universität  unter  der  Umschrift  C  :  R  :  UNI  VERS : 
VIENNEN  :  Auch  auf  dieser  Seite  nach  außen  JOS.  |  TAUTEN- 
HAYN  klein. 

Größe  der  überhöhten  Plaquette  51^2  mm  auf  41  mm. 

1.  Mattes  Silber.     Käuflich  erworben. 

2.  Bronze.  Geschenk  des  Herrn  Sanitätsrat  Dr.  Heinrich 
Rehn,  Hier. 

Die  Medaille  wurde  von  den  Vertretern  der  66.  Versamm- 
lung Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Wien  in  Auftrag 
gegeben,  und  es  wurden  40  Stücke  in  Silber  und  1200  in  Bronze 
geprägt. 


—     96     — 

Hermann  Ludwig  Ferdinand  von  Helmlioltz,  geb. 
31.  August  1821  in  Potsdam,  gest.  8.  Sept.  1894  in  Berlin, 
widmete  sich  ursprüuglicli  der  Medizin  und  wurde  1842  Assistent 
an  der  Charite  in  Berlin,  1843  Militärarzt  in  Potsdam.  Im 
Jahre  1848  wurde  er  als  Lehrer  der  Anatomie  an  die  Kunst- 
akademie nach  Berlin,  1849  als  Professor  der  Pathologie  und 
Physiologie  nach  Königsberg,  1855  als  Professor  der  Anatomie 
und  Physiologie  nach  Bonn,  1858  als  Professor  der  Physiologie 
nach  Heidelberg  berufen.  1871  kehrte  er  als  Professor  der 
Physik  am  neugegründeten  physikalischen  Institute  für  die  Zeit 
seines  Lebens  nach  Berlin  zurück,  nur  wenige  Jahre  vor  seinem 
Ende  von  der  Leitung  desselben  zurücktretend,  um  diejenige 
der  phj^sikalisch-technischen  Reichsanstalt  zu  übernehmen.  An 
seinem  70.  Geburtstage  wurde  ihm  vom  Komitee  der  Helmholtz- 
Stiftung  die  von  1700  Verehrern  gewidmete  goldene  Medaille 
mit  seinem  Bildnis  überreicht.  (Pernet,  Nekrolog,  Neujahrsblatt 
der  Naturf.  Gesellschaft  in  Zürich,  1895.) 

In  der  ersten  allgemeinen  Sitzung  der  66.  Versammlung  Deut- 
scher Naturforscher  und  Ärzte,  am  24.  September  1894,  sprach 
unser  korrespondierendes  Mitglied,  Professor  Dr.  Eduard  Sueß, 
die  Gedächtnisrede,  beginnend:  „Wenn  ich  vor  dieser  glänzen- 
den Versammlung  sage,  daß  um  Helmhol tz  die  ganze  deutsche 
Nation  trauert,  sage  ich  zu  wenig;  denn  über  den  Erdball  hin, 
soweit  Sinn  und  Verständnis  für  ernste  Studien  gedrungen 
sind,  betrauert  man  den  Veiiust  dieses  größten  unter  den 
Naturforschern  unserer  Tage." 

V.  Helmholtz  wurde  in  der  Sitzung  vom  7.  April  1861 
durch  die  Soemraerring-Preisverteilungs-Kommission,  welche  aus 
Hof  rat  Dr.  Wilhelm  Soemmerring  als  Berichterstatter  und 
ferner  aus  den  Doktoren  Spieß,  Lucae,  Metten  heim  er  und 
Fresenius  bestand,  „für  seine  glänzenden  Eroberungen  gerade 
auf  dem  neuen  Felde  der  Wissenschaft"  mit  dem  Preise  gekrönt 
und  trat  damit  iu  die  Reihe  unserer  korrespondierenden  Mit- 
glieder, 

Professor  Joseph  Tautenhayn,  k.  k.  Münz-  und 
Kammer-Medailleur,  geb.  in  Wien  am  5.  Mai  1837,  wird  als  zu 
den  Koryphäen  seiner  Kunst  zählend  geschildert.  Er  widmete 
sich  ursprünglich  der  Bildhauerei,  kehrte  aber  nach  kurzem 
Studium   in    Dresden    nach  Wien    zurück,    um    als    Eleve    der 


—     97     — 

Kunstakademie  des  k.  k.  Hauptmünzamtes  zur  Gravierkuust 
in  Metall  überzugehen.  Eine  Staatssubvention  führte  ihn  dann 
zwei  Jahre  nach  Italien,  und  nach  seiner  Rückkehr  begann  er 
sofort  die  erfolgreiche  Thätigkeit,  die  vielen  seiner  Arbeiten  den 
Ruf  hoher  Vollendung  verlieh,  gleich  ausgezeichnet  durch  poetische 
Auffassung  wie  durch  meisterhaft  technische  Ausführung. 

Heinrich  Hoffmanii-Medaille. 

Vorderseite.  Brustbild  im  Rock  von  vorne,  etwas  nach 
rechts  gerichtet.  Umschrift  Dr.  HEINRICH  HOFFMANN 
CHEFARZT  D.  IRRENANSTALT  FRANKFURT  a.  M. 

Rückseite.  In  einem  Liuienkreise  unter  einem  Lorbeer- 
kranze mit  flatternden  Bändern  HELFER  DER  Ornament  | 
Ornament  KRANKEN  |  VATER  DER  ARMEN  |  FREUND  DER 
Ornament  j  Ornament  JUGEND  |  Ornament.  Außen  oben 
herum  VERFASSER  DES  STRUWWELPETERS.  Unten  herum 
zwischen  zwei  sechsspitzigen  Sternen  1809 — 1894. 

Silber,  42  mm.    Käuflich  erworben. 

Bronze.  Geschenk  des  Herrn  Dr.  August  Knoblauch, 
Hier. 

Heinrich  Hoffmann  war  am  13.  Juni  1809  in  Frank- 
furt a.  M.  geboren  und  starb  dahier  am  20.  September  1894. 
Kurz  nach  seiner  Aufnahme  unter  die  Zahl  der  hiesigen  Ärzte 
im  Jahre  1834  gründete  er  mit  sechs  gleichgesinnten  Freunden 
die  heute  noch  bestehende  Armenklinik.  1835  wurde  ihm  die 
Stelle  eines  Leicheninspektors  in  Sachsenhausen  und  1844,  nach 
J.  M.  M  a  p  p  e  s  Rücktritt,  der  Lehrstuhl  der  Anatomie  am 
Dr.  Senckenbergischen  Medizinischen  Institut  übertragen,  den 
er  bis  1851  innehatte.  In  diesem  Jahre  übernahm  er  als  Nach- 
folger des  Physikus  Dr.  Varren trapp  die  Leitung  der 
hiesigen  Irren-Anstalt,  welche  damals  in  einem  alten,  durchaus 
unzureichenden  Gebäude  in  der  Kastenhospitalgasse  —  jetzt 
Börsenstraße  —  untergebracht  war.  Hier  beginnt  das  eigentliche 
Lebenswerk  Hoffmanns.  Unter  großen  Schwierigkeiten  setzte 
er  im  Gesetzgebenden  Körper  den  Neubau  der  Irrenanstalt  durch, 
deren  Pläne  zum  größten  Teil  sein  eigenes  Werk  sind.  1864 
wurde  der  Neubau  bezogen,  und  noch  ein  Vierteljahrhundert, 
bis  zu  seinem  80.  Lebensjahre,  war  es  Hoff  mann  vergönnt, 
in  segensreicher  Weise  auf  dem  Felde  der  Irrenpflege  zu  wirken. 

7 


-     98     — 

Als  Lehrer  der  Anatomie  am  Medizinischen  Institute  trat 
Hoff  mann  vielfach  in  Beziehuug  zur  Gesellschaft;  am 
2.  August  1845  wurde  er  zum  wirklichen  Mitglieds  vorgeschlagen 
und  am  6.  September  desselben  Jahres  ernannt.  Welch  lebhaften 
Anteil  er  an  dem  wissenschaftlichen  und  geselligen  Leben  der 
Gesellschaft  genommen  hat,  geht  aus  den  zahlreichen  heiteren 
und  ernsten  Liedern  hervor,  die  uns  Heinrich  Hoffmann 
—  der  Dichter  des  „Struwwelpeters"  —  hinterlassen  hat. 
Noch  heute  singen  wir  gern  und  freudig  seine  Lieder  bei  unseren 
Jahresfesten,  und  so  bleibt  Hoff  mann  unser  „ewiges  Mitglied", 
auch  wenn  sein  Name  nicht  auf  deu  Marraortafeln  in  unserem 
Museum  aufgezeichnet  steht. 

Die  Medaille  ist  in  der  Präge-Anstalt  von  Jörgum  & 
Trefz  dahier  angefertigt  worden.  Die  Veranlassung  ist  mir 
nicht  bekannt;  die  unbrauchbar  gemachten  Stempel  und  ein 
goldener  Abschlag  sollen  in  der  Stadtbibliothek  aufbewahrt 
worden  sein. 

Huxley-Medaille. 

Vorderseite.  Brustbild  liukshin,  bekleidet  mit  der  Pro- 
fessorenrobe. Umschrift  THOMAS  HENRY  HUXLEY  B  :  1825 
D : 1895 

Rückseite.  Vor  dem  in  perspektivischer  Verkürzung  sicht- 
baren Gebäude  des  Royal  College  of  Science  in  South-Kensington 
eine  meisterhaft  modellierte  weibliche  Figur  in  antiker  Kleidung, 
in  der  Linken  eine  brennende  Thonlampe  haltend,  in  der  Rechten 
einen  Lorbeerkranz,  den  sie  im  Begriffe  ist,  auf  einen  unter 
einem  fruchtbeladenen  Baume  stehenden  Altar  niederzulegen, 
auf  welchem  zu  lesen  ist :  EEII^THMH  Unterhalb  auf  der  Seite 
F.  BOWCHER  F.  klein. 

Mattes  Silber,  63  mm.  Durch  das  Royal  College  of  Science 
in  London  erworben. 

Thomas  Henry  Huxley,  geb.  4.  Mai  1825  in  Ealing  bei 
London,  gest.  29.  Juni  1895  in  London,  widmete  sich  anfänglich 
der  Medizin,  schloß  sich  aber  bald,  seine  Fachstudien  unter- 
brechend, einer  wissenschaftlichen  Expedition  nach  den  damals 
kaum  durchforschten  Küsten  Australiens  auf  vier  Jahre  an, 
was  seinem  ganzen  künftigen  Wirkungskreis  die  Richtung  auf- 
prägte.    Nach   seiner   Heimkehr  erfolgte   erst   1855   seine   An- 


—     99     - 

Stellung  als  Professor  der  Naturgeschichte  an  der  königl.  Berg- 
schule in  London,  dann  aber  nacheinander  seine  Berufung  an 
verschiedene  der  maßgebenden  Institute  seines  Landes  sowohl  als 
Professor  der  Physiologie  und  Anatomie  als  auch  der  Bio- 
logie bis  zur  Ernennung  zum  Präsidenten  der  Royal  Society 
of  Science.  Seine  wissenschaftlichen  Veröffentlichungen  und 
Werke,  schon  1849  beginnend,  sind  sehr  zahlreich ;  bedeutendes 
Aufsehen  erregte  sein  Buch:  „Evidence  as  to  man's  place  in 
nature",  in  welchem  der  Nachweis  erbracht  werden  sollte,  daß 
die  anatomische  Verwandtschaft  des  Menschen  mit  den  antliro- 
pomorphen  Affen  viel  größer  sei,  als  die  zwischen  diesen  und 
den  übrigen  Affen.  Am  populärsten  jedoch  machte  sich  Huxley 
durch  seine  schon  1852  begonnenen  öft'entlichen  Vorlesungen, 
welche  das  Interesse  einer  großen  Hörerzahl  unausgesetzt  wach 
erhielten.  Einer  seiner  Verehrer,  ein  Privatmann,  schreibt  mir, 
daß  er  ihn  sehr  häufig  und  nie  einen  besseren  Erklärer  der 
Natur  gehört  habe.  Seine  Sprechweise  war  einfach  in  wohl 
gewählten  Worten ;  in  wenigen  Minuten  wußte  er  einen  dunklen 
Punkt  leuchtend  und  durch  knappe,  aber  vortreffliche  Striche 
an  der  Tafel  noch  verständlicher  zu  machen. 

Zu  Huxleys  Andenken  wurde  die  Huxley-Stiftung  ge- 
gründet für  ein  Monument,  eine  Medaille  und  eine  Wieder- 
herausgabe seiner  Schriften;  dem  Fond  flössen  Beiträge  nicht 
allein  aus  England,  sondern  auch  aus  vielen  anderen  Ländern  zu, 
sodaß  er  sich  vor  kurzem  auf  fast  70,000  Mark  belief.  Das 
Hauptwerk,  die  überlebensgroße  Marmorstatue,  sitzende  Figur 
in  der  Professorenrobe,  scheinbar  in  ernster  Diskussion  be- 
griffen, von  Onslow  Ford,  ist  am  28.  April  d.  J.  in  der 
Mittelhalle  des  Natural  History  Museum  in  South-Kensington, 
wo  sich  auch  die  Denkmale  für  Richard  Owen  und  Charles 
Darwin  befinden,  enthüllt  worden.  Die  Medaillen  wurden 
speziell  zur  Verleihung  im  Royal  College  of  Science  geprägt. 
Kopien  nach  dem  Original-Modell  der  Vorderseite  sind  in  Silber 
und  Bronze  den  Personen  und  Gresellschaften  käuflich,  welche 
zum  „memorial  fund"  einen  Beitrag  geleistet  haben.  Auf  dieses 
Recht  gründet  sich  unser  Besitz  der  Medaille;  durch  das  be- 
sondere Entgegenkommen  des  Komitees  ist  uns  jedoch  eine 
Original-Medaille  mit  der  die  Vorderseite  an  Schönheit  fast 
übertreffenden  Rückseite  überlassen  worden. 

*7 


—     100     — 

Bei  dem  Jahresfeste  auläßlich  der  Feier  des  75  jährigen 
Bestehens  der  Gesellschaft  am  9.  Mai  1892  ist  Huxley  zu 
unserm  korrespondierenden  Mitgliede  ernannt  worden. 

Der  Medailleur,  Frank  Bo weher,  ein  Engländer,  ist 
in  Deutschland  weniger  bekannt,  als  er  es  verdient.  Er  ist  jetzt 
etwa  30  Jahre  alt ;  er  hat  die  offizielle  Jubiläums-Medaille  1897 
und  eine  Anzahl  anderer  auf  bekannte  und  berühmte  Personen, 
unter  anderen  auf  den  berühmten  Botaniker  Joseph  Hooker 
geschnitten.  Der  Fortschritt  in  der  Kunst,  welchen  die  moderne 
französische  Schule  der  Medailleure  gemacht  hat,  wird  in  Eng- 
land durch  die  Arbeit  dieses  Künstlers  von  unbestreitbarem 
Talente  dargestellt.  Begabt  mit  einer  ungewöhnlichen  Schaffungs- 
fähigkeit, mit  einem  echt  künstlerischen  Gefühl  und  Geschick, 
weiß  er  seinen  Bildnissen  Wärme,  Ausdruck  und  Leben  zu  ver- 
leihen und  sucht  darin  auch  einem  der  größten  Medailleure 
unserer  Zeit,  A.  Scharf f  in  Wien,  eifrig  nachzufolgen.  (Bio- 
graph. Not.  of  Med,  von  Spink  Janr.  1899.) 

Robert  Koch-Medailleu. 

I. 

Vorderseite.  Brustbild  dreiviertel  Profil  mit  Brille  und  Rock, 
abgeschlossen  mit  einem  Lorbeerzweig  samt  umflatterndem  Band. 
Zwischen  zwei  verzierten  Kreisen  oben  herum  ■%>  PROFESSOR 
D^   ROBERT  KOCH  ^ 

Rückseite.  Auf  einem  Buche  ein  Menschenschädel  über 
Briefschaften  mit  Siegeln.  Hinterwärts  ein  Stab  mit  Schale, 
aus  welcher  eine  um  den  Stab  gewundene  Schlange  säuft. 
Hinter  allem  Lorbeerzweige,  unten  links  W.  M.  klein.  Oben 
herum  UT  SEMENTEM  FECERIS,  ITA  METES  zwischen  zwei 
verzierten  Kreisen.  Unten  zwischen  zwei  vierblättrigen  Rosetten 
eine  sechsblättrige. 

Bronze,  50  mm.     Käuflich  erworben. 

n. 

Vorderseite.  Brustbild  in  Vorderansicht,  den  Kopf  nach 
links  gewendet,  mit  Brille  und  offenem  Rock,  der  einen  umge- 
hängten Orden  sehen  läßt.  Unten  ist  der  Rock  mit  Lorbeer- 
zweigen abgeschlossen,  in  deren  Mitte  eine  Keule,  um  die  sich 
eine  Schlange  windet.    Oben  herum  PROFESSOR  DR.  ROBERT 


—     101     — 

KOCH  im  Perlenkreis.    Unter  der  rechten  Brustseite  P.  TÜRPE 
SCULP,  klein,  unter  der  linken  A.  PULST  CIS.  klein. 

Rückseite.  Auf  einem  Throne  die  bekränzte  Hygiea, 
in  der  Linken  die  Schale,  aus  welcher  die  Schlange  säuft, 
haltend  und  mit  der  Rechten  die  Kranken  zu  sich  winkend. 
Links  von  ihr  Robert  Koch  und  zwei  andere  Professoren 
bei  einem  Tische  mit  Büchern  und  Instrumenten.  Koch  hält 
die  vorderste,  knieende  Frau  an  der  Hand  und  zeigt  mit  der 
Rechten  hinauf  nach  der  Göttin.  Zwischen  beiden  ein  ebenfalls 
knieendes,  betendes  Kind.  Hinter  diesen  rechts  noch  mehrere 
Figuren  beiderlei  Geschlechts.  Oben  herum  ZUR  ERINNERUNG 
AN  DIE  ERFINDUNG  DES  TUBERKULIN  |  ANNO  1890 
Unter  der  Figureugruppe  ein  durch  den  Hals  geschossener 
Drache  mit  ausgebreiteten  Flügeln.  Über  diesem  rechts 
OERTEL  BERLIN  DIR.  links  E.  DEITENBECK  FEC.  Auf 
dem  Rande  siebzehn  5  spitzige  Sterne. 

Bronze,  60  mm.   Käuflich  erworben. 

Eine  der  allerfrühesten  Anerkennungen  und  Auszeich- 
nungen, welche  Robert  Koch  zu  Teil  geworden  sind,  war  die 
am  10.  März  1883  für  die  epochemachende  Entdeckung  des 
Tuberkel-Bacillus    eifolgte   Zuerteilung  des  Tiedemann-Preises. 

Damit  erfolgte  Kochs  Aufnahme  in  die  Reihe  der 
korrespondierenden  Mitglieder;  seine  Dankschreiben  sind  am 
7.  April  1883  zur  Kenntnis   der  Gesellschaft  gebracht  worden. 

Unsere  Medaille  I  ist  von  dem  Medailleur  Wilhelm 
Mayer  in  Stuttgart  geschaffen,  die  Medaille  II  in  der  Berliner 
Medaillen-Münze  Otto  Oertel  hergestellt,  das  Modell  von  Bild- 
hauer P.  Türpe,  die  Gravierung  von  Medailleur  Ernst  Dei- 
tenbeck,  beide  zu  Sammlerzwecken  aus  Anlaß  der  Ent- 
deckung des  Tuberkel-Bacillus  und  der  Erfindung  des  Tuberkulins. 

Liebig  -  Medaille. 

Vorderseite.  Bildnis  linkshin,  oben  herum  JUSTUS  L. 
B.  DE  LIEBIG  MEDIC.  ET  PHILOS.  D.  A.  CHEM.  P.  P.  0. 
MONACHENSIS  unten  vierblättrige  Rosette.  Auf  dem  Hals- 
ausschnitt C.  G.  K.  klein. 

Rückseite.  In  der  Mitte  eine  Frau  mit  auf  der  Brust 
zusammengeheftetem  Gewände,  von  ihrem  Haupte  gehen  Strahlen 
nach  allen  Seiten,    auf    dem   Schöße   hält   sie  ein  Buch,   in  der 


—     102     — 

Rechten  drei  Ähren.  Neben  ihr  rechts  und  links  zwei  knieende 
Figuren,  anscheinend  Feldbau  und  Handel,  sowie  Bergbau  dar- 
stellend, auf  zwei  Stufen,  auf  deren  unteren  und  mittleren  ein 
Knabe,  die  Chemie,  über  einem  kleinen  Schädel.  Von  den 
knieenden  Figuren  aus  umgiebt  die  Frau  rechts  ein  Eicheuzweig, 
links  ein  Lorbeerzweig,  in  welchen  verschiedene  Werkzeuge.  Oben 
herum  INTIMAM  RERUM  APERUIT  VIM  HOMINIBUSQUE 
THESAUROS.  unten  KORN  IN  MAINZ  klein. 

Bronze,  52  mm.     Käuflich  erworben. 

Justus  Freiherr  von  Liebig,  geb.  12.  Mai  1803  in 
Darmstadt,  gest.  18.  April  1873  in  München,  begann  seine 
berühmte  Laufbahn  in  einer  ^Apotheke  in  Heppenheim,  studierte 
Chemie  in  Bonn  und  Erlangen,  wurde  in  Paris  gelegentlich 
eines  Vortrags  vor  der  Akademie  der  V^issenschaften  mit 
Alexander  von  Humboldt  bekannt,  auf  dessen  Empfehlung 
er  1824  nach  Gießen  als  Professor  der  Chemie  berufen 
wurde,  wo  ihm,  dem  begabten  Lehrer,  Schüler  aus  allen  Län- 
dern zuströmten.  Nach  mehr  als  25jähriger  erfolgreicher 
Thätigkeit  folgte  er  später  einem  Rufe  nach  München,  um  dort 
fast  ausschließlich  seine  der  praktischen  Verbesserung  des 
Menschenlebens  zum  Segen  gereichenden  Forschungen  fortzu- 
setzen. Seinen  Verdiensten  um  die  Landwirtschaft  verdankt 
die  Liebig  -  Stiftung  ihre  Entstehung,  aus  deren  Erträgen 
jährlich  eine  goldene  Medaille  demjenigen  verliehen  wird, 
welcher  sich  um  die  Landwirtschaft  hervorragende  Verdienste 
erworben  hat. 

Lieb  ig  besuchte  im  Jahre  1825  die  hiesige  Versammlung 
Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  und  war  mit  unter  den  hier 
anwesenden  auswärtigen  Gelehrten,  welche  am  6.  Oktober  zu 
korrespondierenden  MitgKedern  unserer  Gesellschaft  vorgeschlagen 
und  sofort  ernannt  wurden. 

Die  offizielle  goldene  Medaille,  von  Medailleur  Brehmer 
1870  geschaffen,  wird  nur  verliehen  ;  die  unserige,  von  welcher 
es  auch  silberne  Abschläge  giebt,  rührt  vom  Medailleur  K.  Korn 
her,  der  früher  in  der  Schw^eiz  thätig,  1859  bei  der  Herzogl. 
Münze  in  Wiesbaden  eingetreten  war  und  vor  nicht  langer  Zeit 
in  Partenkirchen  verstorben  ist.  Die  Buchstaben  C.  G.  K.  auf 
der  Vorderseite  bedeuten  C.  G.  Kunze,  Buchhändler  in  Mainz, 
der  die  Medaille  zu  Sammlerzwecken  herstellen  ließ. 


-     103     — 

Lukacsicli-Medaille. 

Vorderseite.  Kopf  rechtshin,  oben  MICHAEL  VON 
LUKACSICH  unteu  GEBOREN  DEN  8.  MAERZ  1785  unter 
dem  Halsausschnitt  klein  C.  SCHNITZSPAHN  F. 

Rückseite.  Unter  einer  niederscliwebenden  Taube  mit 
Heiligenschein  (dem  heiligen  Geist)  DEM  UM  D.  WOHL  |  D, 
HEILIGENGEIST  |  HOSPITALES  |  HOCHVERDIENTEN  | 
SENIOR  I  ZU  SEINEM  50- JÄHRIGEN  |  AMTSJUBILÄUM  | 
SEINE  COLLEGEN  |  15.  JULI  1874 

Silber  und  Bronze,  52  mm.  Beide  Stücke  Geschenk  der  Frau 
Baronin  Therese  von  Villani,  geb.  von  Lukacsich,  Hier. 

„Major  V.  Lukacsich",  seiner  Zeit  in  unserer  Stadt  eine 
allbekannte  und  allbeliebte  Persönlichkeit,  war  am  8.  März  1785 
in  Xupanje,  Kroatien,  geboren;  er  kam  1814  als  österreichischer 
Husaren-Rittmeister  nach  Frankfurt,  verheirathete  sich  hier 
und  wurde  Bürger.  Von  Lukacsich  befaßte  sich  viel  mit 
städtischen  und  öffentlichen  Angelegenheiten  im  Ehrenamt.  Um 
die  Verwaltung  des  Hospitales  zum  heiligen  Geist  machte  er  sich 
besonders  verdient,  was  zur  Widmung  der  Medaille  Veranlassung 
war.  Aber  auch  an  der  Förderung  unserer  Gesellschaft  nahm 
V.  Lukacsich  regen  Anteil.  Schon  kurz  nach  ihrer  Gründung 
beigetreten,  war  er  1828  Mitglied  der  '  freiwilligen  aus  den 
beitragenden  Ehrenmitgliedern  gebildeten  Kommission  für  den 
Museums-Neubau,  den  damals  projektierten,  im  Jahre  1832 
bezogenen  östlichen  Flügel  unseres  jetzigen  Museums. 

In  seinem  gastlichen  Hause  auf  dem  Mühlberg  hat  der 
nur  wenige  Jahre  jüngere  Eduard  Rüppell  bis  in  die  letzten 
Jahre  seines  Lebens  oft  und  gerne  verkehrt.  Von  Lukacsich 
starb  am  9.  April  1878. 

Dem  Medailleur  Schnitzspahn  werden  wir  bei  Be- 
sprechung der  Spieß-Medaille,  welche  früher,  1873,  entstand 
und  als  Vorbild  für  die  Lukacsich-Medaille  diente,  wieder  be- 
gegnen. Schnitzspahn  modellierte  das  Bildnis  von  Lukacsichs 
nach  dem  Leben,  und  außer  einem  Abschlag  in  Silber  und  Bronze 
ist  dem  Jubilar  bei  der  E'eier  eine  goldene  Medaille  überreicht 
worden,  die  sich  noch  im  Besitz  der  Familie  befindet. 

MyHus-Medaille. 

Vorderseite.   Die  zwei  aufeinanderliegendeu  Köpfe  rechtshin 


—     104     — 

von  Mylius  und  seiner  Frau,  der  von  ihm  oben,  auf  seinem 
Halsabschnitt  L.  COSSA  F.  klein.  Umschrift:  HENRICVS  • 
MYLIVS  FRANCOFVRTENSIS  ET-FRIDERICASCHNAVSS- 
VINARIENSIS  •  CONIVGES  sechsspitziger  Stern. 

Rückseite.  Links  eine  sitzende  weibliche  Figur,  neben 
ihr  lehnt  ein  Anker  an  einem  Stamm,  mit  einer  Hand  hält  sie^ 
den  Merkurstab,  mit  der  anderen  reicht  sie  ein  Almosen  einer 
Armen,  die  mit  der  Rechten  danach  greift.  Oben  herum 
CIVIBVS  •  BENIGNIS  •  ET  •  LIBERALIBVS  •  S  •  P  •  Q  •  F  •  Auf 
dem  unteren  Abschnitt  das  Frankfurter  Wappen  mit  CALEND  • 
lANVAR  •  A  •  MDCCCXLV  •  Neben  auf  der  trennenden  Leiste 
L.  COSSA  F.  klein. 

Bronze,  52  mm.  Gegengeschenk  des  Versorgungshauses,  Hier. 

Heinrich  Mylius,  geb.  14.  März  1769  dahier,  gest. 
21.  April  1854  in  Mailand,  wo  er  als  sehr  vermögender  und  zur 
Unterstützung  von  Wohlthätigkeitsanstalten  und  wissenschaft- 
lichen Instituten  geneigter  Kaufmann  gelebt  hatte.  Besonders  reich 
bedachte  er  seine  Vaterstadt,  namentlich  auch  unsere  Gesellschaft, 
angeregt  durch  den  mit  ihm  in  enger  Freundschaft  verbundenen 
Rüppell.  Die  ihr  im  Jahre  1844  zugewiesene  Spende  wurde 
zur  Aufstellung  seiner  ewigen  Mitgliedschaft  verwendet. 

Außer  öfteren  im  Verhältnis  zu  anderen  weniger  bedeutenden 
Zuwendungen  verdankt  unsere  Gesellschaft  seiner  Opferfreudig- 
keit eine  Reihe  wertvoller  Geldgeschenke,  welche  teils  —  wie 
gegen  Ende  der  301^  Jahre  —  ermöglichen  sollten,  den  Gehalt 
eines  Konservators  in  angemessener  Höhe  auf  immer  zu  sichern, 
teils  —  wie  Mitte  der  40^  Jahre  —  die  Ausgaben  für  die 
Bibliothek  zu  heben,  teils  —  wie  10  Jahre  später  —  fortan 
zur  Honorierung  von  ständigen  Vorlesungen  zu  dienen. 

Wie  uns  Rüppells  Marmorbüste  durch  seine  Freigebigkeit 
geworden  ist,  so  hat  Rüppell  1839  die  Marmorbüste  von  Mylius 
(beide  sind  von  Pompeo  Marchesi  in  Mailand  gefertigt)  der 
Reihe  unserer  Denkmäler  hinzugefügt.  Als  sie  bei  Gelegenheit 
des  Jahresfestes  1839  präsentiert  wurde,  widmete  Cretzschmar 
dem  Gönner  der  Gesellschaft  ungefähr  folgende  nicht  zu  ver- 
gessende Worte:  „Die  Marmorbüste,  welche  Ihi-e  Blicke  schon 
so  sehr  in  Anspruch  genommen  hat,  ist  das  wohlgelungeue 
Bildnis  eines  Mannes,  der  heute  vor  allen  uns  mit  Hochachtung 
erfüllt  und  zu  den  erhebendsten  Daukgefühlen   uns  verpflichtet 


—     105     — 

hat."  „Schon  seit  Jahren  ist  es  uns  vergönnt,  den  Herrn 
Heinrich  My  1  ins  in  den  Kolonnen  unserer  verehrlicheu 
Mitglieder  als  einen  besonderen  Wohlthäter  aufzuzählen,  der 
bei  jeder  Gelegenheit  den  Wünschen  und  Absichten  der  Gesell- 
schaft mit  kräftiger  Unterstützung  und  Teilnahme  jeder  Art 
entgegengekommen  ist.  Für  solche  Gaben  reichen 
Worte  des  Dankes  nicht  hin.  Aber  wir  erkennen 
in  der  schönen  Absicht  des  Fürtrefflichen,  der  sie 
spendet,  die  wichtige  Pflicht,  daß  wir  und  die  nach 
uns  hier  wirken  und  schaffen  werden,  stets  auf  die 
Erhaltung  und  Mehrung  dieses  so  großartig  unter- 
stützten Institutes  eifrigst  bedacht  sein  müssen, 
um  dem  Vertrauen,  das  uns  zu  teil  geworden,  auf 
eine  würdige  Weise  zu  entsprechen." 

Die  Mylius-Medaille  der  Stadt  Frankfurt,  von  welcher  auch 
ein  goldener  und  drei  silberne  Abschläge  existieren,  hat  folgende 
Geschichte.  Im  Dezember  1844  berichtete  das  Pflegamt  des 
hiesigen  Versorguugshauses  an  den  Senat,  daß  Heinrich  Mylius 
abermals  eine  bedeutende  Geldschenkung  gemacht  liabe^  und 
fügte  die  Bitte  hinzu,  man  möge  erlauben,  eine  Gedächtnismüuze 
prägen  zu  lassen  mit  dem  Bildnis  von  Mylius  und  seiner  Frau 
und  mit  der  Umschrift  Henricus  Mylius  Francofurtensis  Friederica 
Mylius  uata  Schnauß  Weimariana,  auf  dem  Revers  eine  weibliche 
Figur  einer  Armen  Almosen  reichend ;  namentlich  bat  man  aber  auch 
um  die  Erlaubnis,  daß  neben  dem  Wappen  der  Stadt  auch  S.  P.  Q.  F. 
(Senat  und  Bürgerschaft  der  freien  Stadt  Frankfurt)  auf  die 
Medaille  geprägt  werde.  Der  Senat  und  die  ständige  Bürger- 
Repräsentation  beschlossen  darauf  hin,  die  Medaille  auf  Kosten 
der  Stadt  prägen  und  Mylius  eine  goldene  überreichen  zu  lassen, 
was  ihm  sogleich  anfangs  des  Jahres  1845  mitgeteilt  wurde.  Dieser 
aber  lehnte  aus  übergroßer  Bescheidenheit  die  Annahme  ab,  und 
dem  Hohen  Rath  blieb  nichts  übrig,  als  die  Herstellung,  die 
mittlerweile  in  Mailand  durch  den  k.  k.  Münzgraveur  Ludwig 
Cossa  in  Arbeit  genommen  war,  zu  unterbrechen.  Aber  in 
unaufgeklärter  Weise  stellte  es  sich  im  September  1845  heraus, 
daß  trotz  Gegenordre  1  goldene,  3  silberne  und  200  kupferne 
Abschläge  angefertigt  worden  waren,  und  im  Juni  1846  über- 
nahm es  Rüppell  bei  Gelegenheit  einer  Reise  nach  Mailand 
auf  Wunsch  des  Großen  Rates,   Mylius  zur  Annahme  je  eines 


—     106     — 

goldenen,  silbernen  nnd  kupfernen  Abschlags  zu  bewegen,  was 
auch  diesmal  gelaug  unter  der  Bedingung,  daß  alle  übrigen  bis 
nach  seinem  Tode  unter  Siegel  gehalten  würden.  Mehrere  Jahre 
später  hat  sich  jedoch  Mylius  hintereinander  mehrmals  Stücke 
ausgebeten  und  zuletzt  das  Interdikt  aufgehoben. 

l]s  giebt  auch  eine  Medaille  auf  das  Ableben  von  Heinrich 
Mylius,  die  unserer  Sammlung  jedoch  z.  Z.  noch  fehlt. 

Rüppell-Medaille  vou  1828. 

Vorderseite.  Bildnis  linkshin.  Umschrift:  EDUARDUS 
RÜPPELL  M.  DOCT.  NAT.  FRANCOFVRTI  AD  MOEN.  D.  20 
NOV.  MDCCXCIV  vierblättr.  Rosette.  Auf  dem  Halsabschnitt 
C.  PFEUFFER  FEG.  und  unter  demselben  G.  LOOS  DIR.  klein. 

Rückseite.  CIVI  |  REDVCI  |  TERRARVM  j  QVAS  \  NILVS 
IRRIGAT|SCRUTATORIINDEFESSO|S.P.Q.F.lMDCCCXXVin| 
dann  ein  verzierter  Strich. 

Silber  und  Bronze,  50  mm.     Schenker  unbekannt. 

Alle  nur  wünschenswerten  biographischen  und  sonstigen 
Angaben  über  Rüppells  gewaltige  Leistungen  für  unsere  Ge- 
sellschaft an  Vermögen  und  Arbeit  sind  niedergelegt  in  dem 
von  Heinrich  Schmidt  meisterhaft  entworfenen  und  aus- 
geführten Nekrologe  („Bericht"  1855),  aus  welchem  nur  zur 
Orientierung  hier  wenige  Notizen  folgen, 

Eduard  Wilhelm  Peter  Simon  Rüp pell  war  am  20.  No- 
vember 1794  dahier  geboren  und  ist  am  10.  Dezember  1884 
dahier  gestorben.  Seine  vier  Reisen  nach  Afrika  fielen  in  die 
Jahre  1817  bis  1818,  1822  bis  1828,  1830  bis  1834  und  1850.  Am 
19.  Februar  1827  promovierte  ihn  die  Universität  Gießen  zum 
Ehrendoktor  der  Medizin. 

In  der  Sitzung  vom  13.  Juli  1818  ist  „der  hiesige  Bürger 
und  Studiosus  der  Naturgeschichte  Herr  Eduard  Rüp  pell  zum 
ordentlichen  stiftenden  Mitgliede  vorgeschlagen  und  einstimmig 
ernannt  worden".  In  den  Jahren  1841—1843,  1846  und  1847, 
1854  und  1855,  sowie  1858  und  1859  war  er  zweiter  Direktor. 
Die  ihm  zu  Eliren  benannte  Rüppellstiftung  wurde  1870  gegrüiulet. 
Sein  90.  Geburtstag  führte  am  20.  November  1884  Dr.  Heinrich 
Schmidt  und  mich,  die  beiden  damaligen  Direktoren,  in 
seine  Wohnung,  Hochstraße  No.  3  part.,  wo  wir  ihm  im  Namen 
der  Gesellschaft  die  herzlichsten  Glückwünsche  darbrachten. 


—     107     — 

Die  Geschichte  der  Rüppell-Medaille  der  Stadt  ist  in  ver- 
schiedener Hinsicht  bemerkenswert.  Von  befreundeter  Seite  war 
bei  Rüppells  Rückkehr  von  seiner  zweiten  Reise  nach  dem 
aeqiiatorialen  Afrika  eine  öffentliche  Feier  mit  Überreichung- 
einer  Denkmünze  angeregt  worden,  aber  Rüppell  verbat  sich 
die  Feier  und  äußerte,  daß,  wenn  man  denn  mit  Halsstarrig- 
keit eine  Beehrung  seitens  der  Stadt  beschlossen  habe,  ihm  die 
in  Aussicht  gestellte  Medaille  „am  wenigsten  unangenehm  sei". 
Die  Vermittlung  arbeitete  prompt;  am  10.  März  1828  —  also 
sechs  Wochen  vor  seinem  ersten  Erscheinen  in  der  Sitzung 
der  Gesellschaft  am  28.  April  —  erklärte  die  „Bücher-Inspektion" 
in  einer  Eingabe,  man  hätte  gerne  dem  Gedanken  Raum 
gegeben,  daß  die  Überreichung  einer  goldenen  Medaille  einen 
würdigen  und  ehrenvollen  Empfang  Rüppells  in  seiner  Vater- 
stadt abgeben  würde,  wenn  nur  nicht  der  Zeitpunkt  so  nahe 
bevorstände.  Aber  schon  am  folgenden  Tage  wurde  die  An- 
regung zur  Sache  der  Stadt  gemacht  und  im  Senat  beschlossen, 
daß  „das  Rechneiamt  darüber  in  Konferenz  zu  treten  habe, 
dem  Dr.  Rüppell  in  Rücksicht  seiner  großen  Verdienste  eine 
Denkmünze  zu  schlagen"  und  Zeichnungen  dafür  zu  beschaffen. 
Nach  dem  Einfordern  und  Einlaufen  von  verschiedenen  Gut- 
achten legte  das  Rechneiamt  am  30.  Mai  mehrere  Projekte 
samt  Zeichnungen,  teils  von  ganz  besonderer  Merkwürdigkeit 
vor,  die  im  städtischen  Archive  niedergelegt  sind.  Auch  an 
Goethe  war  ein  Gesuch  um  Vorschläge  ergangen  und  in  seiner 
Antwort  vom  6.  Mai,  deren  Original  in  der  Stadtbibliothek  auf- 
bewahrt wird,  gab  er  den  Rat,  die  Medaille  in  der  Größe  der 
Soemmerring-Medaille  wieder  bei  Loos  in  Berlin  prägen  zu 
lassen,  er  werde  mit  diesem  verhandeln;  auf  die  Vorderseite 
gehöre  das  Porträt,  wozu  ihm  ein  gutes  Profil  und  die  Umschrift 
zu  liefern  sei ;  wegen  der  ihm  zu  überlassenden  Rückseite  werde 
er  sich  mit  Weimarer  und  Berliner  Künstlern  benehmen. 
Goethes  Rat  wurde  aber  nicht  sofort  befolgt.  Der  Senat 
hatte  beschlossen,  „da  man  die  beste  und  billigste  Arbeit  in 
Paris  erwarten  dürfe",  die  Medaille  dort  anfertigen  zu  lassen. 
Durch  diplomatische  Vermittlung  hatte  er  aber  dann  erfahren, 
daß  die  Anfertigung  durch  den  Pariser  Graveur,  der  überdies 
Umstände  wegen  Aufnahme  des  Modells  machte  und  für  das 
Springen  der  Stempel  keine  Garantie  leisten  wollte,  nahezu  das 


—     108     — 

Doppelte  als  die  Soemmerriiig-Medaille  kosten  würde.  (Mau 
beachte  die  engen  Bezielnmgeu  zwischen  Goethe  und  den 
hohen  städtischen  Würdenträgern,  welche  z.  T.  zu  den  ersten 
und  thätigsten  Mitgliedern  der  Senckenbergischen  Naturfor- 
scheuden  Gesellschaft  gehörten,  zur  Zeit  der  Entstehung  der 
Rüppell-  und  Soemmerring-Medaillen.)  Erst  daraufhin  kam  man 
auf  den  Vorschlag  Goethes  zurück;  das  Rechneiamt  wurde 
ermächtigt,  die  Medaille  bei  Loos  machen  zu  lassen  und  endlich, 
am  12.  Januar  1829,  nachdem  mehrere  Stempel  mißglückt  waren, 
trafen  die  Medaillen  hier  ein,  je  eine  in  Gold,  in  Silber  und  in 
Bronze  für  Rüppell  (andere  für  die  städtische  Sammlung),  die 
sofort  abgeliefert  wurden.  Verschiedene  Dankschreiben  R  ü p  p  e  1 1  s, 
sowohl  vor  der  Prägung,  als  nach  der  Überreichung,  letzteres 
erwähnt  am  27.  Januar  1829,  sind  vorhanden.  Sodann  ging  am 
3.  Februar  1829  durch  drei  Frankfurter  Zeitungen  au  erster 
Stelle  eine  Anzeige  des  Senats  von  der  endgültigen  Ausführung 
des  Beschlusses  vom  11.  März  1828.  Die  deutsche  Übersetzung 
der  lateinischen  Widmung  auf  der  Rückseite  der  Medaille  lautet : 
„Dem  zurückgekehrten  Mitbürger,  dem  unermüdlichen  Durcli- 
forscher  der  Länder,  die  der  Nil  bewässert,  widmet  diese 
Denkmünze  der  Senat  und  die  Bürgerschaft  Frankfurts." 

Schon  lange  vor  der  Rückkehr  Rüppells  von  seiner  zweiten 
Reise  wurden  seine  Verdienste  um  unsere  Gesellschaft  in  ge- 
rechtem Maße  gewürdigt.  In  seiner  Festrede  1825  „Eduard 
Rüppell  als  Naturforscher  und  Mitglied  der  Senckenbergischen 
Naturforschenden  Gesellschaft"  schildert  ihn  J.  M.  Map  pes 
u.  a.  in  der  folgenden  bemerkenswerten  Stelle:  „Unser  Landsmann 
Rüppell  ist  einer  von  den  seltenen  Menschen,  in  welche  die 
Natur  den  Beruf,  Großes  zu  unternehmen  und  auszuführen, 
selbständig  eingepflanzt  hat.  Was  er  vollbracht  und  was  er 
zu  vollbringen  sich  vorgesetzt  hat  —  alle  seine  wissenschaft- 
lichen Leistungen  und  Unternehmungen  sind  aus  seinem  Inneren 
ohne  hinreichenden  äußeren  Grund  hervorgetreten ,  er  hat 
gehandelt,  wie  der  Geist  in  ihm  ihn  unterrichtet  hat.''  Auch 
unter  unseren  Nachkommen  wird  das  dankbare  Andenken  an 
unseren  Rüppell  nie  erlöschen. 

Der  Dirigent  der  Berliner  Medaillen-Münze,  welche  1812 
von  Daniel  Friedrich  Loos  gegründet  wurde,  war  damals 
dessen  Sohn.  Münzrat  Gottfried  Bernhard  Loos,  der  sie  1821 


—     109     — 

nach  dem  Tode  des  Vaters  übei-uommen  hatte.  Der  Hof- 
medailleur Christoph  Carl  Pfeuffer,  geb.  29.  Oktober  1801 
iu  Suhl,  gest.  24.  Dezember  1861  iu  Berlin,  lernte  in  seiner 
Vaterstadt,  kam  1821  nach  Berlin  zu  Loos,  wurde  an  der 
Berliner  Münze  1840  als  Münzmedailleur,  1845  als  erster 
Medailleur  angestellt,  hat  eine  große  Anzahl  bester  Stempel 
geliefert,  vor  der  Rüppell-Medaille  schon  die  nächst  zu  be- 
sprechende auf  Soemmerriug,  und  u.  a.  auch  auf  die  Natur- 
forscher-Versammlung in  Breslau. 

Nach  langen,  stets  vergeblichen  Nachforschungen  nach 
dem  Modell,  welches  in  Berlin  zur  Herstellung  des  Profils  gedient 
haben  mußte,  war  ich  endlich  so  glücklich,  es  in  unserm  Historischen 
Museum  zu  finden.  Dort  wird  es  aufbewahrt,  „nach  dem  Leben 
für  die   Rüppell-Medaille  modelliert    von   Bildhauer    Sommer". 

Die  Künstlerfamilie  Sommer  stammt  aus  Hanau.  Der 
Schöpfer  des  Porträts  des  jugendlichen  Rüppell,  Johann 
Wilhelm  Sommer,  geb.  20.  Okt.  1806  in  Hanau,  gest.  20.  Okt. 
1872  dahier,  war  Sohn  des  Professors  Philipp  Sommer  in 
Hanau.  Er  kam  1828  nach  Frankfurt,  von  der  Gesellschaft 
zur  Beförderung  nützlicher  Künste  und  deren  Hülfswissen- 
schaften  angestellt  als  Lehrer  im  Zeichnen  und  Modellieren, 
welche  Stelle  er  aber  schon  1831  aufgab,  um,  vorübergehend 
bei  Ed.  v.  d.  Launitz,  z.  B.  am  Guiollett-Deukmal,  selbständig 
thätig  zu  sein.  (Aus  der  handschriftlichen  Sammlung  Frank- 
furter Künstler-Biographen  des  Herrn  Konservator  Co  mill 
im  Historischen  Museum). 

Johann  Wilhelm  Sommer,  der  als  junger  Mann  von 
kaum  22  Jahren  Rüppell  porträtierte,  zeichnete  sich  besonders 
in  Relief-Porträtflguren  eigener  Erfindung  aus,  die  er  im  reizend 
nachgeahmten  Stile  längst  entschwundener  Zeiten  nach  dem 
Zeugnis  noch  lebender  Berufsgenossen  mit  großem  Geschick  und 
außergewöhnlicher  Sorgfalt  in  Holz,  Speckstein  u.  s.  w.  zu 
schneiden  verstand,  und  wovon  zahlreiche,  sehr  sehenswerte 
Gipsabgüsse  im  Historischen  Museum  ausgestellt  sind, 

Rüppell-Medaille  von  1894. 

Vorderseite.  Brustbild  in  dreiviertel  Profil  linkshiu,  im 
Rock.  Zur  Linken  oben  herum  EDUARD  RÜPPELL,  an  der 
rechten  Schulter  1794 — 1884  und  darunter  Scharff  klein. 


—    no    — 

Rückseite.  Ansicht  der  Stadt  samt  Sacliseiiliausen  von 
unterhalb  der  Untermainbrücke.  Oben  herum  VEREIN  FÜR 
GEOGRAPHIE  UND  STATISTIK  im  offenen  Feld  IN  \  FRANK- 
FURT I  AM  MAIN.  Auf  dem  unteren  Abschnitt  ein  Schild,  auf 
dem  unten  herum  FÜR  ]  HERVORRAGENDE  VERDIENSTE 
auf  der  trennenden  Leiste  links  W.  EBERBACH  klein. 

Mattes  Silber,  55  mm.  Vom  Geographischen  Verein  er- 
worben. 

Diese  Medaille  ist  vom  Verein  für  Geographie  und  Statistik 
dahier  1894  zur  Feier  des  lOOjährigeu  Geburtstages  Rüppells 
gestiftet  zur  Verteilung  in  einem  Abschlag  in  Gold  alle  10  Jahre 
an  Personen,  die  sich  um  die  Geographie,  die  Statistik  oder 
um  den  Verein  selbst  besondere  Verdienste  erworben  haben. 
Die  Vorderseite  schuf  der  bei  der  Goethe-Medaille  geschilderte 
Meister  Anton  Schar  ff  in  Wien,  bei  dem  Mangel  an  dien- 
lichen Porträten  eine  höchst  schwere  Aufgabe,  und  die  Rück- 
seite ist  von   dem   Graveur   Walter  Eber  bach   in   Straßburg. 

Soemmerriug-Medaille. 

I. 

Vorderseite.  Bildnis  rechtshin,  unterhalb  des  Kinns  ein 
kleiner  Stab  mit  der  Aeskulapschlange.  Unter  dem  Halsaus- 
schnitt G.  LOOS  DIR.  C.  PFEUFFER  FEG.  Zwischen  zwei 
Linienkreisen  die  Umschrift  S.  TH.  A  SOEMMERRING  NAT. 
THORUNI  D.  XXVIII  lAN.  MDCCLV  DOCT.  GREAT.  GOT- 
TINGAE  D.  VII   APR.   MDCGLXXVIII  fünfblättrige  Rosette. 

Rückseite.  Untere  Ansicht  des  menschlichen  Gehirns. 
Zwischen  zwei  Linienkreisen  die  Umschrift  ANATOMIGORUM 
PRINGIPI  ANIMAE  ORGANA  QUI  APERUIT  ARTIS  VIRI- 
QUE  GULTORES.  D.  VII  APR.  MDCGCXXVIII  fünfblättrige 
Rosette. 

Silber  und  Bronze,  5OV2  mm. 

II. 

Vorderseite  wie  bei  I. 

Rückseite.  Ein  Kranz  ohne  Ende  von  dreifach  aufeinander 
gelegten  Eichenblättern  in  Büscheln,  zwischen  welchen  je  drei 
Eicheln. 

Silber,  5OV2  mm. 


—   Ill    — 
III. 

Vorderseite  wie  bei  I. 

Rückseite.  Ein  unten  mit  Bändern  gebundener,  oben 
offener  Eicheulaubkranz  mit  eingestreuten  Eicheln. 

Silber  und  Bronze,  5OV2  mm. 

Samuel  Thomas  von  Soemmerring,  am  28.  Januar 
1755  zu  Thorn  geboren,  widmete  sich  dem  Studium  der  Medizin 
und  wurde  kaum  24jährig  1779  auf  den  anatomischen  Lehrstiilil 
des  Collegium  Carolinum  zu  Kassel,  im  Jahre  1784  an  die 
Universität  Mainz  berufen.  Seine  hervorragenden  anatomischen  und 
physiologischen  Arbeiten  stempeln  ihn  zu  einem  der  vornehmsten 
Gelehrten  seiner  Zeit.  Im  Jahre  1797  hat  ihm  Alexander 
von  Humboldt  sein  berühmtes  Werk  „Versuche  über  die 
gereizte  Muskel-  und  Nervenfaser"  mit  den  Worten  „Dem 
großen  Zergliederer  S.  Th.  v.  Soemmerring  in  dankbarer 
Verehrung  und  Freundschaft"  gewidmet. 

Nachdem  sich  Soemmerring  im  März  1792  mit  Maria 
Elisabetha  Grunelius,  einer  Tochter  des  bekannten  Frank- 
furter Patrizierhauses  vermählt  hatte,  ließ  er  sich  1795  unter 
die  Zahl  der  hiesigen  Ärzte  aufnehmen  und  verblieb  hier,  trotz 
mehrfacher  Berufungen  nach  Jena,  Halle,  Würzburg  und  Heidel- 
berg, bis  er  im  April  1805  als  Mitglied  der  Akademie  der 
Wissenschaften  nach  München  übersiedelte. 

Physikalische  und  chemische  Studien,  welche  Soemmerring 
emsig  neben  seinen  anatomisch-physiologischen  Untersuchungen 
betrieb,  führten  ihn  zur  Erfindung  des  elektrischen  Tele- 
graphen, den  er  zuerst  in  der  Sitzung  der  Akademie  der 
Wissenschaften  am  28.  August  1809  vorzeigte.  *) 

Nachdem  sich  Soemmerring  im  Jahre  1818  nach 
Frankfurt  zurückgezogen  hatte,  ist  er  am  17.  Oktober  desselben 
Jahres  zum  wirklichen  Mitglied  ernannt  und  unter  die  Stifter 
der  Gesellschaft  aufgenommen  worden.  Am  7.  April  1828 
wurde  von  unserer  Gesellschaft  gemeinsam  mit  der  Frankfurter 
Bürgerschaft  und  mit  vielen  deutschen  und  ausländischen  Ge- 
lehrten Soemmerrings  öOjähriges  Doktorjubiläum  gefeiert  und 
im  Anschluß  hieran  am  9.  September  1829  die  „  Soemmmerring- 


*)  „Denkschriften   der    Königlichen  Akademie   der  Wissenschaften    zu 
München  für  die  Jahre  1809  und  1810",  Seite  4U1. 


—     112     — 

Stiftung"  errichtet,  nach  welcher  alle  vier  Jahre  ein  Preis 
samt  einer  silbernen  Medaille  für  die  wichtigste  anatomisch- 
physiologische  Entdeckung  verteilt  wird. 

Soeramerring  starb  am  2.  März  1830  und  wurde  auf 
dem  hiesigen  Friedhof  beerdigt. 

Nahezu  fünfzig  Jahre  nach  der  Erfindung  des  elektrischen 
Telegraphen,  längst  nachdem  das  erste  unterseeische  Kabel 
durch  den  Kanal  gelegt  war,  hat  Soeramer rings  Sohn,  unser 
langjähriges  Mitglied,  Hofrat  Dr.  Wilhelm  Soemmerring, 
durch  die  Veröffentlichung  historischer  Notizen  und  Auszüge 
aus  den  Tagebüchern  seines  Vaters  in  dem  Jahresberichte  des 
hiesigen  Phj^sikalischen  Vereins  (1857/58,  Seite  23)  den  strikten 
Nachweis  erbracht,  daß  S.  Th.  von  Soemmerring  der  Erfinder 
des  ersten  galvanisch-elektrischen  Telegraphen  gewesen  ist. 
Auf  Anregung  des  Physikalischeu  Vereins  hat  sich  damals,  zu 
Anfang  der  60er  Jahre,  ein  Komitee  für  Errichtung  eines 
Soemmerring-Deukmals  gebildet,  und  in  dessen  Auftrag  hat 
Eduard  v.  d.  Launitz  das  Modell  einer  Statue  Soemmerrings 
in  Lebensgröße  angefertigt.  Erst  ein  Menschenalter  später  ist 
die  Ausführung  des  Denkmals  möglich  geworden;  bei  Gelegen- 
heit der  68.  Versammlung  Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte 
fand  am  20.  September  1896  die  Grundsteinlegung  für  das 
Denkmal  statt,  welches  jetzt,  von  Heinrich  Petry  ausgeführt, 
in  den  Anlagen  am  Eschenheimer  Thor  aufgestellt  ist.  Bei 
seiner  feierlichen  Enthüllung  am  8.  August  1897  wurde  im 
Auftrage  der  Gesellschaft  von  dem  damaligen  IL  Direktor 
Dr.  A.  Knoblauch  zu  Füßen  des  Denkmals  ein  Lorbeerkranz 
niedergelegt. 

Soemmerrings  Sohn,  sein  Enkel  und  sein  Urenkel  ge- 
hören zu  den  ewigen  Mitgliedern  der  Gesellschaft. 

Näheres  über  die  Lebensgeschichte  Soemmerrings  ist  in 
dem  Nekrolog  von  J.  M.  Map  pes  („Bericht"  1830)  und  über 
die  Entstehung  der  Soemmerring-Stiftung,  sowie  über  die  Medaille 
selbst  in  meiner  Aufzeichnung  „Zur  Geschichte  der  von  der 
Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft  gestifteten 
Medaillen"  („Bericht"   1897,  Seite  CXXXV)  zu  finden. 

Aus  dem  Gutachten  Goethes  vom  6.  Mai  1828  über  die 
für  Rüppell  zu  schlagende  Medaille,  in  welchem  er  voraus- 
setzte, daß  wiederum  Loos   in  Berlin  mit  der  Herstellung  der 


—     113     — 

Rüppell-Medaille  iu  der  Größe  der  Soemmerring-Medaille  beauf- 
tragt werde,  und  in  welchem  er  mit  L  o  o  s  zu  verhandeln  sich 
erbot,  geht  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  hervor,  daß  Goethe 
nicht  allein  mit  der  Vorgeschichte  und  den  Umständen  der  Ent- 
stehung der  Soemmerring-Medaille  völlig  vertraut  war,  sondern 
dabei  auch  selbst  thätig  gewesen  sein  muß. 

Wie  aus  meiner  oben  erwähnten  Arbeit  ersichtlich  ist, 
wurde  das  Profil  nach  einem  Medaillon  von  Melchior  in 
Nympheuburg  geschnitten. 

Johann  Peter  Melchior,  geb.  1742,  gest.  1825,  war 
ein  bedeutender  Künstler,  namentlich  in  Relief  medaillon-Porträts. 
Er  war  nacheinander  in  den  berühmtesten  Porzellan-Manufakturen 
Deutschlands  thätig,  1770  wurde  er  in  Höchst  am  Main  zum 
Hofbildhauer  ernannt,  wo  er  bis  1779  wirkte.  Über  Frankenthal, 
Mannheim  und  Nürnberg  kam  er  1796  als  Inspektor  der  Manu- 
faktur nach  Nymphenburg.  Hier  porträtierte  er  viele  Glieder 
der  königlichen  Familie  und,  wie  sich  leicht  vermuten  liißt, 
stammt  aus  dieser  Zeit  auch  das  Medaillon  von  Soemmerriug, 
der  damals  Leibarzt  des  Königs  von  Bayern  war.  Aus  der 
Höchster  Zeit  stammen  die  Porträts  von  Goethes  Vater,  der 
Frau  Rat  und  Goethe  selbst.     (Fr,  Jännicke). 

Über  die  Berliner  Medailleure  Loos  und  Pf  e  uff  er  habe 
ich  Näheres  bei  der  Rüppel-Medaille  von  1828  mitgeteilt. 

Spieß-Medaille. 

Vorderseite.  Kopf  linkshin,  oben  herum  Di^  GUSTAV 
ADOLPH  SPIESS  unten  herum  GEBOREN  D.  4.  DEC.  1802  • 
PROMOVIRT  D.  2.  SEPT.  1823  Beide  Inschriften  sind  durch 
je  einen  sechsspitzigen  Stern  getrennt.  Unter  dem  Halsaus- 
schnitt  C.  SCHNITZSPAHN  F. 

Rückseite.  Oben  herum  ZUR  FEIER  DES  2.  SEPT. 
1873  unten  herum  VON  FREUNDEN  U.  GENOSSEN  FRANK- 
FURT I  beide  Inschriften  durch  je  einen  sechsspitzigen  Stern 
getrennt.  Innerhalb  DEM  ARZTE  |  DEM  FORSCHER  |  D. 
FÖRDERER  V.  KUNST  |  UND  WISSENSCHAFT  j  VON 
SCHULE  U.  I  FREIWILLIGER  |  KRANKEN-  |  PFLEGE. 

Silber  und  Bronze,  52  mm.  Vermutlich  Geschenk  von 
ihm  selbst. 

8 


—     114     — 

Gustav  Adolph  Spieß,  geb.  4.  Dezember  1802  in 
Duisburg,  gest.  22.  Juui  1875  in  Frankfurt,  kam  1813  nach 
Frankfurt,  studierte  in  Heidelberg  Medizin  und  promovierte  1823 
gleichzeitig  mit  seinem  Freunde  Friedrich  Wo  hier,  dem 
berühmten  Chemiker,  welcher  unserer  Gesellschaft  seit  früher 
Zeit  als  Mitglied  angehört  hat.  Zur  Fortsetzung  seiner  Studien 
reiste  Spieß  nach  Berlin,  Paris,  London,  Edinburg,  Dublin 
und  kehrte  1825  nach  Frankfurt  zurück,  um  sich  hier  als  prak- 
tischer Arzt  niederzulassen.  Über  seine  nachfolgende  wissen- 
schaftliche und  praktische  Thätigkeit  hat  Heinr.  Schmidt 
ausführlich  in  der  Gedächtnisrede  am  Jahresfeste  1876  berichtet. 
Spieß  widmete  sich  besonders  der  öffentlichen  Gesundheits- 
pflege und  gründete  auch  den  hiesigen  Verein  zur  Pflege  im 
Felde  verwundeter  und  erkrankter  Krieger  (Frankfurter  Verein 
vom  roten  Kreuze),  der  im  deutsch-französischen  Kriege  eine 
großartige  Wirksamkeit  entfaltet  hat.  Am  2.  September  1873, 
am  Tage  seines  50  jährigen  Doktorjubiläums,  wurde  Spieß  zu 
Ehren  in  unseren  Räumen  ein  hohes  Fest  gefeiert  und  ihm 
bei  dieser  Gelegenheit  die  silberne  Medaille  überreicht. 

Zum  erstenmale  erscheint  sein  Name  in  unseren  Doku- 
menten unter  den  Namen  der  bei  der  Generalversammlung  vom 
30.  Januar  1841  anwesenden  Ehrenmitglieder;  am  10.  De- 
zember 1842  wurde  Spieß  zum  wirklichen  Mitglied  vorge- 
schlagen und  am  28.  Dezember  ernannt.  Fortan  hat  er  sein 
reiches  Wissen  in  die  Dienste  der  Gesellschaft  gestellt,  teils 
Vorträge  haltend,  teils  als  Schriftführer  wirkend,  so  in  den 
Jahren  1844  und  1845,  teils  als  erster  Direktor  die  Geschäfte 
leitend,  so  in  den  Jahren  1853  (im  Oktober  regte  er  zur  Grün- 
dung der  Tiedemann-Stiftung  an)  und  1854,  dann  wieder  1863 
und  1864,  teils  als  Mitglied  verschiedener  Kommissionen,  so 
namentlich  der  Kommission  für  die  Soeramerringpreis-Verteilung, 
wie  bei  der  Helmholtz-Medaille  bereits  erwähnt  worden  ist.  Die 
Gedächtnisrede  von  Heinr.  Schmidt  schließt  mit  den  Worten: 
„Die  Senckenbergische  Natur  for  seh  ende  Gesell- 
schaft legt  an  seiner  Ruhestätte  einen  unverwelk- 
lichen  Kranz  nieder,  gewoben  vonDankbarkeit  und 
Verehrung." 

Der  Medailleur  Christian  S  c  h  n  i  t  z  s  p  a  h  n ,  Professor  in 
Darmstadt,  geb.  am  6.  Dezember  1829,   gest.  am  15.  Juli  1877, 


—     115     — 

arbeitete  zunächst  im  Geschäfte  des  Vaters,  des  Hessischen 
Hof  Juweliers  Martin  Schnitzspahn,  dann  bei  einem  Graveur 
in  Hanau  und  bildete  sich  nachher  in  München  und  Berlin  für 
seineu  Beruf  weiter  aus.  Seine  Geschicklichkeit  führte  zu  einem 
mehrjährigen  Engagement  an  der  berühmten  Prägeanstalt  von 
Wyon  in  London,  von  wo  er  1858  in  seine  Vaterstadt  zurück- 
kehrte, um  als  Hofmedailleur  angestellt  zu  werden.  Längere 
Leiden  setzten  seinem  Leben  frühzeitig  ein  Ziel.  Das  Porträt  der 
Spieß-Medaille  ist  nach  dem  Leben  modelliert,  und  die  Medaille 
selbst  ist  in  der  Berliner  Medaillen-Münze  von  G.  L  o  o  s  geprägt 
worden. 

Stricker-Medaille. 

Vorderseite.  In  einem  stilisierten  Lorbeerkranz  WILH.| 
STRICKER  1  GEBOREN  7.  JUNI  1816  |  IN  FRANKFURT  a/m.  | 
DOCTOR]  MEDICIN.BI  BERLIN  17.  AUG.  1839. ]  Ornament 1 1889 

Rückseite.  Ansicht  von  Frankfurt  mit  dem  eisernen  Steg. 
Links  die  Fraucofurtia,  sich  auf  einen  Barockschild  mit  dem 
Adler  stützend,  wie  sie  mit  der  Rechten  einen  Kranz  darreicht. 
Rechts  oben  FRANKFURT  A/m. 

Silber  und  Bronze,  41  mm.  Von  Herrn  Paul  Joseph  im 
Tausch  erworben. 

Wilhelm  Friedrich  Karl  Stricker,  geb.  7.  Juni  1816 
und  gest.  4.  März  1891  dahier,  wurde  hier  1844  Arzt,  1846 
Armenarzt,  seitdem  thätig  an  der  Senckenbergischen  Bibliothek, 
1854  zweiter,  1863  erster  Bibliothekar;  1886  gab  er  die  Stelle 
als  Armenarzt  auf.  Am  17.  August  1889  war  im  Hörsaal  des 
Physikalischen  Vereins  die  offizielle  Feier  seines  50jährigen 
Doktorjubiläums,  wozu  ich  unter  anderen  Vertretern  vieler 
gelehrten  KiJrperschaften  als  damaliger  zweiter  Direktor  ihm 
im  Namen  unserer  Gesellschaft  Glück  zu  wünschen  berufen  war. 

Seine  überaus  vielseitige  Thätigkeit  ist  in  unserem  „Bericht" 
von  1891  von  E.  Cohn  in  höchst  sympathischer  Weise  ge- 
schildert worden ;  an  dieser  Stelle  ist  auch  zugleich  ein  Verzeichnis 
seiner  zahlreichen  wissenschaftlichen  Arbeiten,  die  allerver- 
schiedenartigsten  Gegenstände  umfassend,  erschienen. 

Stricker  wurde  am  22.  Januar  1870  zum  wirklichen  Mit- 
gliede  unserer  Gesellschaft  ernannt. 

Die  Medaille,  welche  in  Nürnberg  in  der  rühmlichst  be- 
kannten Münz-Anstalt  von  L,  Chr.  Lauer  angefertigt  worden 


—     116     — 

ist,  wurde  ihm  bei  Gelegenheit  seines  50  jährigen  Doktorjubiläums 
von  Herrn  Paul  Joseph  dahier,  dem  bedeutenden  Numismatiker, 
der  zeitweise  mit  ihm  dem  Vorstande  des  Alterthumsvereins 
angehörte,  aus  Freundschaft  und  Verehrung  gewidmet.  Was 
u.  a.  beide  zu  näherer  Befreundung  führte,  war  die  Geschichte 
von  Strickers  Vorfahren.  Sein  Ururgroßvater ,  Jeremias 
Bun  sen,  war  Münzmeister,  Hofmaler  und  Bürgermeister  in 
Arolsen,  dessen  Sohn,  Philipp  Christian  Bunsen,  war  zuerst 
Münz-  und  Postmeister  in  Arolsen  und  kam  1764  als  Münz- 
meister nach  Frankfurt,  und  wieder  dessen  Sohn,  Johann 
Georg  Bunsen,  Strickers  Großonkel,  war  mit  dem  Titel 
Münzrat  ebenfalls  Münzmeister  dahier. 

Tiedemanii  -  Medaille. 
I. 

Vorderseite.  Bildnis  rechtshin.  Oben  herum  FRIDERICUS 
TIEDEMANN,  unten  herum  NAT.  D.  XXIII  AVG.  MDCCLXXXI 
Unter  dem  Halsausschnitt  C.  VOIGT  klein. 

Rückseite.  Ein  Seestern,  zwischen  den  beiden  unteren 
Radien  FRANCOF.  A.  M.  |  D.  X  MART.  MDCCCLIV,  Um^ 
Schrift:  VIRO  DE  AUGEND  A  NATVRAE  SCIENTIA  PER  X 
LVSTRA  EGREGIE  MERITO  SODALES  ® 

Silber  und  Bronze,  45  mm. 

II. 

Vorderseite.    Vom  nämlichen  Stempel  wie  oben. 

Rückseite.  Von  neuem  Stempel,  der  sich  vom  alten  nur 
durch  die  Rosette  am  Ende  der  Umschrift  unterscheidet.  (Siehe 
meine  Arbeit:  „Zur  Gesch.  der  von  der  Senck.  Naturf.  Ges. 
gestift.  Medaillen"   „Bericht"  1897,  Seite  CXLIV). 

Friedrich  Tiedemann,  geb.  23.  Aug.  1781  zu  Kassel, 
gest.  22.  Jan.  1861  zu  München,  war  Professor  der  Physiologie 
und  Anatomie  1805  in  Landshut,  1816 — 1849  in  Heidelberg. 
Am  20.  April  1820  wurde  er  zum  korrespondierenden  Mitgliede 
vorgeschlagen,  am  14.  Juni  ernannt.  Seitdem  trat  Tiedemann 
in  enge  Beziehungen  zu  unserer  Gesellschaft,  wie  aus  dem  regen 
Verkehre  mit  seinen  hiesigen  Verehrern  und  ehemaligen  Schülern 
und  aus  seinen  reichen  Zuweisungen  für  die  Bibliothek  und 
die  Sammlungen  ersichtlich  ist.  Ende  1849  zog  er  sich  von 
der  akademischen  Laufbahn  zurück  und  siedelte  nach  Frankfurt 


—     117     — 

über,  nachdem  er  im  badischen  Aufstand  in  Rastatt  seinen 
ältesten  Sohn  verloren  hatte,  und  nachdem  seine  beiden  jüngeren 
Söhne  mit  Weib  und  Kind  nach  Amerika  geflüchtet  waren. 
Hier  hat  er  Ruhe  und  Trost  in  seinem  Leid  gesucht  und  hat 
sie  in  dem  wissenschaftlichen  Verkehr  mit  den  ausgezeichneten 
Männern  unserer  Gesellschaft,  einem  Spieß,  Varrentrapp, 
Lucae  u.  a.  gefunden.  Er  beteiligte  sich  oft  an  den  Sitzungen 
und  hielt  Vorträge  über  die  verschiedensten  Gegenstände. 

Über  das  ihm  bei  seinem  öOjährigeu  Doktor  Jubiläum  am 
10.  März  1854  hier  bereitete  Fest  und  die  Gründung  der 
Tiedemann-Stiftung  findet  man  nähere  Mitteilungen  in^  meiner 
obengenannten  Zusammenstellung  im  „Bericht"  1897.  Über  die 
Stiftung  ist  etwa  nachzutragen,  daß  am  11.  November  1871 
die  Statuten  wie  folgt  festgesetzt  worden  sind: 

„§  1.  Alle  vier  Jahre,  am  10.  März,  dem  Tage  der  Pro- 
movierung Tiedemanns,  sollen  die  Zinsen  des  Kapitals  mit 
dreihundert  Gulden  demjenigen  Deutschen,  welcher  die  Anatomie 
und  Physiologie  am  weitesten  gefördert  hat,  als  Tiedemann'scher 
Preis  zuerkannt  werden.  Dem  Preis  ist  eine  silberne  Medaille  bei- 
zufügen.   Die  erste  Verteilung  wird  am  10.  März  1875  stattfinden. 

§  2.  Die  Zuerkennung  des  Preises  geschieht  durch  einen 
Beschluß  der  Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft, 
nachdem  eine  zu  diesem  Zwecke  gewählte  Kommission  eine  Be- 
gutachtung abgegeben  hat. 

§  3.  Diese  Bestimmungen  sollen  der  im  nächsten  Jahre  zu 
Leipzig  stattfindenden  Versammlung  Deutscher  Naturforscher 
und  Ärzte  mitgeteilt  werden." 

Und  ferner,  daß  die  jüngste  Verteilung  des  Preises  im 
Jahre  1899  an  Prof.  Dr.  Alb  recht  Kossei,  Direktor  des 
Physiologischen  Instituts  in  Marburg,  für  eine  Reihe  ausge- 
zeichneter Arbeiten  über  die  chemische  Struktur  des  Eiweiß- 
moleküls geschehen  ist. 

Später  verließ  Tiedemann  Frankfurt  wieder,  um  seinen 
Wohnort  in  München  zu  nehmen.  Wie  er  1850  ohne  weiteres 
aus  der  Reihe  der  korrespondierenden  Mitglieder  zu  den  wirklichen 
herübergenommen  worden  ist,  so  trat  er  alsdann,  ebenfalls  ohne 
daß  es  einer  besonderen  Erwähnung  bedurfte,  in  die  frühere 
Stellung  eines  korrespondierenden  Mitgliedes  der  Gesellschaft 
zurück. 


—     118    — 

Bekanntlich  wurde  das  Bildnis  Tiedemanns  zur  Medaille 
von  Ed.  V.  d.  Launitz  modelliert,  die  Stempel  zur  Medaille 
von  C.  Voigt  in  München  graviert. 

Der  Professor  der  Bildhauerkunst,  Nikolaus  KarlEdu- 
ard  Schmidt  von  der  Launitz  (Ed.  v.  d.  Launitz),  geboren 
23.  November  1797  zu  Grobin  in  Kurland,  gestorben  12.  De- 
zember 1869  dahier,  studierte  bei  Thorwaldsen  in  Rom  und 
kam  anfangs  der  30er  Jahre  nach  Frankfurt,  wo  er  in  den 
folgenden  Jahren  vielfach  zu  unserer  Gesellschaft  in  Beziehung 
trat.  Als  1834  Rüppell  zum  dritteumale  aus  Afrika  zurück- 
kehrte und  V.  d.  Launitz  „mit  einsichtsvoller  Thätigkeit  eine 
Feier  anregte  und  ausführen  half,  ist  er  zum  außerordentlichen 
Ehrenmitglied  ernannt  und  ihm  das  Diplom  durch  eine  Depu- 
tation überreicht  worden.  Zum  erstenmale  erscheint  sein  Name 
in  dem  Protokoll  einer  wissenschaftlichen  Sitzung  am 
22.  Mai  1843.  Er  hielt  damals  einen  Vortrag  über  seine  Me- 
thode, „wie  man  naturhistorische  Gegenstände  in  geometrischem 
Aufriß  zeichnen  kann."  Seine  Versuche,  die  Kunst  mit  der 
Naturwissenschaft  zu  verknüpfen,  sind  dann  öfters  hervortretend 
gewesen.  Neben  seinen  Vorlesungen  für  Künstler  über  Anatomie 
hielt  er  wiederholt  Vorträge  in  unserer  Gesellschaft  „über  die 
Anwendung  der  Plastik  in  der  Naturwissenschaft",  „über  ein 
rationelles  Proportionsgesetz  in  der  Morphologie",  „über  Ge- 
sichtsbildung einiger  Meuschenstämme".  Das  Vorführen  seiner 
Zeichenmethode  war  von  unmittelbar  zündender  Wirkung.  Schon 
am  2.  September  1843  konnte  W.  Soemmerriug  Abbildungen 
von  Schädeln  vorzeigen,  die  „durch  ein  doppeltes  Gitter  visiert 
aufgenommen  waren",  und  Lucae  sich  über  die  Zweckmäßigkeit 
der  Methode  aussprechen,  „namentlich  zur  Profilaufnahme  von 
Schädeln".  „Beide  Herren  hatten  zufällig  ein  und  dasselbe  Ob- 
jekt nach  der  Natur  aufgenommen,  und  beide  Zeichnungen  über- 
einander gelegt  paßten  auf's  genaueste  zusammen." 

Außer  dem  Porträt  Tiedemanns  besitzen  wir  von  Ed. 
V.  d.  Launitz  die  Gipsbüste  der  darin  verewigten  Mitglieder  und 
Stifter  von  Heyden,  von  Meyer  und  Cretzschmar,  nach  welch' 
letzterer  die  Marmorbüste  durch  Bildhauer  Eumpf  hergestellt 
worden  ist.  Von  ihm  besitzen  wir  ferner,  teils  als  Geschenk 
zu  seinen  Lebzeiten,  teils  aus  seinem  Nachlasse  erworben,  die 
Gipsabgüsse  von  Rasseuköpfen  in  unserer  biologischen  Sammlung. 


—     119     — 

Während  seines  Aufenthaltes  in  Rom  hatte  v.  d.  Launitz 
den  Medailleur  V 0 i g t  bei  Thorwaldsen,  der  sich  von  ihm 
modellieren  ließ,  kennen  gelernt,  und  diesem  Umstände  ist  es 
zuzuschreiben,  daß  Voigt,  der  inzwischen  längst  von  König 
Ludwig  als  Hofmedailleur  nach  München  berufen  worden  war, 
die  Ausführung  der  Tiedemann-Medaille  übertragen  worden  ist. 

Professor  Karl  Friedrich  Voigt,  geb.  6.  Oktober  1800 
in  Berlin,  gest.  auf  einer  Reise  13.  Oktober  1874  in  Triest, 
war  kaum  20  Jahre  alt  schon  Medailleur  an  der  königlichen 
Münze  seiner  Vaterstadt.  Ein  erworbener  Preis  erlaubte  ihm, 
zu  seiner  Vollendung  Reisen  ins  Ausland,  nach  London,  Paris 
und  Italien  zu  unternehmen,  und  erst  1830  siedelte  er  nach 
München  über,  wo  aus  seinem  Atelier  eine  Menge  der  geschätz- 
testen Stempel  hervorgingen,  die  dem  Künstler  Auszeichnungen 
aller  Art  eintrugen.  Die  Tiedemann-Medaille  gehört  zu  den 
letzten,  welche  Voigt  in  München  ausführte;  die  späteren  Jahre 
seines  Lebens  verbrachte  er  in  Rom.  (Kuli,  Mitteilungen  der 
bayrischen  Numismatischen  Gesellschaft,  1885). 

Yircliow-Medaille. 

Vorderseite.  Brustbild  in  Vorderansicht,  etwas  nach  rechts 
gewendet,  mit  Brille  und  im  Rock,  der  rechts  mit  einem  Palmen- 
wedel, links  mit  einem  Lorbeerzweig  abgeschlossen  ist.  Umschrift 
PROFESSOR  DR.  RUD.  VIROHOW  Unter  der  linken  Schulter 
klein  OERTEL  BERLIN  D.  Unten  herum  außerhalb  eines 
Linienkreises  klein  I.  GÖTZ  SC.  E.  DEITENBECK  FEC. 

Rückseite.  Ein  zum  Kranz  geschlungener  Lorbeerzweig 
um  1821  1  13.  OCTOBER  |  1891 

Bronze,  71  mm.     Käuflich  erworben. 

Rudolf  Virchow  ist  am  16.  Oktober  1847  von  Spieß 
als  Gast  eingeführt  und  der  „durch  seine  physiologisch-patho- 
logische Arbeiten  rühmlichst  bekannte  Gelehrte"  gleichzeitig 
zum  korrespondierenden  Mitglied  vorgeschlagen  und  am  23.  Okto- 
ber ernannt  worden. 

Am  Tage  seines  50jährigen  Jubiläums  als  korrespon- 
dierendes Mitglied,  in  der  wissenschaftlichen  Sitzung  vom 
23.  Oktober  1897,  wurde  Virchows  Ernennung  zum  korrespon- 
dierenden Ehrenmitglied  verkündet  und  am  gleichen  Tage 
dem  Jubilar  das  küustlerisch-ausgeführte  Diplom  in  Berlin  durch 


—     120     — 

unser  Verwaltungsmitglied  Geh.  Med.-Rat  Professor  Dr.  Weigert 
persönlich  überreicht.  Bei  diesem  Anlaß  betonte  Virchow 
wie  sehr  seiner  Zeit  seine  Ernennung  zum  korrespondierenden 
Mitgliede  unserer  Gesellschaft,  die  erste  Ehrung,  die  dem 
jungen  Gelehrten  zu  teil  geworden,  sein  Selbstvertrauen  ge- 
festigt und  ihn  zu  weiterer  Verfolgung  der  von  ihm  neubetretenen 
Bahnen  der  Forschung  bestimmt  habe.  („Bericht"  1898,  Seite  X.) 
Unsere  Medaille  ist  gelegentlich  Virchows  70steu  Ge- 
burtstages zu  Sammlerzwecken  in  der  Berliner  Medaillen-Münze 
Otto  0er tel  hergestellt,  das  Modell  von  Bildhauer  GiJtz, 
die  Gravierung  von  Medailleur  Deiteubeck  gefertigt  worden. 
Es  giebt  aber  noch  Stücke  in  Silber  und  Bronze  von  der  bei 
Besprechung  der  Goethe-Medaille  erwähnten,  180  mm  großen 
Gold-Medaille  von  Scharf f,  welche  Virchow  von  seinen 
Verehrern  am  13.  Oktober  1891  dargebracht  worden  ist.  Diese 
Medaillen  fehlen  unserer  Sammlung  noch. 


—     121 


Beiträge 
zur  Geologie  der  Umgegend  von  Frankfurt  a.M. 

Von 

Prof.  Dr.  F.  Kinkelin. 

(Mit  Tafel  VIII  und  IX  und  5  Textfiguren.) 


I.  OberpliocJliiflora  von  Nieder-Ursel  und  im  Untermaintlial. 

In  der  unteren  Wetterau  ist,  abgesehen  von  den  begleiten- 
den Höhen  im  Osten  und  Westen,  das  Tertiär  fast  durchaus 
von  ziemlich  mächtigem  Diluvium,  von  Schotterablageruugen  und 
Lößanhäufungen,  bedeckt.  Nur  selten  steht  das  Untermiocän 
zu  Tage  an,  wie  z.  B.  bei  Eschborn  und  NNW  Niederhöchstadt 
in  der  Rinne  des  Westerbaches.*)  In  einer  großen  und  tiefen 
Sandgrube  an  der  Kreuzung  der  Elisabethstraße  mit  der  Land- 
straße Rödelheim-Eschborn  sieht  man  unter  mächtigen  Schottern 
die  weißen  pliocänen  Saude.**) 

Daß  das  Pliocän  unter  dem  Diluvium  durchzieht,  hat  neuer- 
dings auch  eine  Bruunengrabung  zunächst  Nieder-Ursel  gezeigt. 
Hier  ist  es  nicht  bloß  lithologisch  zu  erkennen,  sondern  auch 
durch  die  pflanzlichen  Fossilien,  die  ihm  eingebettet  sind.  Diese 
I)estehen  aus  Stücken  von  Baumstämmen,  aus  einem  von  Sand 
durchsetzten  Packwerk  von  Pflanzenstengeln  und  aus  in  diesem 
Packwerk  eingebetteten  Früchten. 

Jene  Brunneugrabuug  bei  Nieder-Ursel   ergab  nach  Mit- •^'*«'"['Jj"cä"- 
teilung  des  Bohrmeisters  folgende  Schichtenfolge:  Nieder-ursei 

Löß 8     m 

Kies 3      „ 

Lichtgrauer  glatter  Letten  mit  Kohlenschmitzen     .     3      „ 

*)  Abhandl.  z.  geol.  Karte  von  Preußen  etc.    Bd.  IX.    Heft  4,  p.  133. 
**)  I.  c.  p.  132. 


—     122     — 

Weißer  bis  rötlich-gelber  Sand 5     m 

Grauer  sclilichiger  Sand  mit  Braunkohle  u.  Früchten  3,5  „ 
In  28  m  Teufe  soll,   nach  dem  Befunde  bei  einer  nahe- 
gelegenen Brunnengrabung-  zu  urteilen,   ein  grobkörniger  Sand 
anstehen. 

Von  Früchten  sind  folgende  erkannt: 
Fagus  pliocaenica  Geyl.  &  Kink.,  Becher,  var.  latilohata 

und  var,  angustüobata in  sehr  großer  Menge 

Nyssites  obovatus  Web.  sp.,  Früchte  in  z.  T.  vorzüg- 
licher Erhaltung 27  Stücke 

—     ornithobromus  Ung.,  Früchte 3       „ 

Frenelites  europaeus   Ludw.  sp.,  Früchte   (?  Samen- 
stand) in  guter  Erhaltung      • 16       „ 

Corylus  avellana  L.  fossüis,    Früchte  —  Fragmente     2       „ 
Carpinus  betulns  L.,  Stammteile  mit  Rinde. 
Coniferenzapfen,   schlecht  erhalten,    daher  nicht  be- 
stimmbar       2       „ 

Draba  venosa  Ludw.  sp 2       „ 

Peucedanites  lommelii  n.  sp 12       „ 

Sporenlager  eines  Pyrenomyceten. 
Holzkohle. 

Dazu  kommt  noch  eine  ziemliche  Zahl  kaum  bestimmbarer 
Früchtchen. 

Südlich,  wie  nördlich  von  Nieder-Ursel  kommen  pliocäne  Ab- 
lagerungen vor,  welche  auch  durch  die  ihnen  eingelagerte  Flora 
ihr  geologisches  Alter  zu  erkennen  geben. 

Die  eine  Flora*)  ist  den  Brauukohlenflötzchen  entnommen, 
die  zwischen  dem  Frankfurter  Klärbecken  bei  Niederrad  und 
Eaunheim  a,  M.  sich  ausdehnen;  sie  wurde  s.  Z.  von  mir  aus 
dem  Flötzchen  der  Klärbeckenbaugrube  und  der  Baugrube  der 
Schleusenkammer   bei  Höchst  a.  M.  gewonnen. 

Die  andere  Flora**)  stammt  aus  den  mächtigeren  und  weit 
ausgedehnten  Braunkohlenlagern  der  mittleren  Wetterau;  die 
dankbarste  Fundstelle  von  Früchten  war  s.  Z.  Dorheim.  Nieder- 
Ursel  liegt  zwischen  diesen  jungtertiären  Braunkohlenanhäufungen, 
doch  denen  des  Mains  näher,  ungefähr  24  km  von  Dorheim  und 
9,5  km  von  Höchst  a.  M. 

*)  Senckenb.  Abhandl.  1887.   Bd.  XV.   Heft  1,  p.  1—47  mit  4  Tafeln. 
**)  Palaeontogr.  1855—58.  Bd.  V.  p.  81—109  mit  6  Tafeln. 


—     123    — 

Von  den  oben  aufgeführten  Früchten  haben  sich  mit  Aus- 
nahme der  Umbelliferen-  und  Cruciferen-Früchtchen  alle  in  dem 
Klärbecken — Höchster  Flötzchen  gefunden.  Während  aber  die 
Pliocäuflora  des  Uutermainthales  unterhalb  Frankfurts  sehr 
mannigfaltig  ist  —  wir  unterschieden  31  verschiedene  Pflanzen- 
formen, und  unter  ihnen  ist  besonders  die  Zahl  der  Coniferen- 
und  Juglandeeuarten  eine  beträchtliche  —  ist  die  Pliocäuflora 
von  Nieder-Ursel  viel  einförmiger;  in  gröi^erer  Zahl  sind  hier 
nur  die  Bäume  von  Fagus  pliocaenica,  Nyssites  obovatus  und 
Frenelites  curopaeus  vertreten.  Der  Wald,  der  den  Pliocänsee 
bei  Nieder-Ursel  umsäumte,  war  vorherrschend  von  Buchen  be- 
standen; Nyssites  und  Frenelites  stehen  in  ihm  beträchtlich  hinter 
Fagus  zurück.  Bei  einer  größeren  Ausdehnung  der  Fundstelle, 
als  es  ein  Brunnenschacht  ist,  würde  wohl  die  Zahl  der  Arten  bei 
Nieder-Ursel  auch  eine  größere  gewordensein;  das  Verhältnis  ihrer 
Häufigkeit  würde  sich  aber  wohl  nicht  wesentlich  geändert  haben. 

Mit  der  Flora  der  mittleren  Wetterau  hat  die  von  Nieder- 
Ursel  nur  Nyssites  obovatus,  Draba  venosa  und  Corylus  avellana 
gemein.  Die  Flora  von  Nieder-Ursel  steht  also  derjenigen  in 
ihrem  Bestände  viel  näher,  welche  den  Wald  auf  dem  denudierten 
Untermiocän  des  Tertiärzuges  Sachsenhausen -Bieber-Oberts- 
hausen  und  auf  den  Rotliegenden  Schichten  im  Süden  dieses 
Zuges  zusammengesetzt  hat,  einen  Wald,  der  wohl  in  noch 
größerer  Ausdehnung  geschlossen,  wenn  auch  von  Bächen  oder 
Flüsschen  durchzogen  war,  als  er  heute  ist. 

Ich  weise  auch  hier  darauf  hin,  daß  in  der  mittleren 
Tertiärzeit  schon  einige  Gattungen,  auch  wohl  die  eine  und 
andere  Art  der  hiesigen  Flora  angehört  haben,  die  sich  bis  zur 
Oberpliocänzeit  daselbst  erhalten  haben. 

Von  Münzenberg  und  Salzhausen  sind :    Carpinus  grandis  Ung., 
von  Müuzenberg,  vom  Frankfurter  Hafen  und  von  Salzhausen: 

Liquidambar  europaeus  AI.  Br., 
von    Münzenberg    und    Salzhausen:    Fagus    feroniae  Ett.    und 

F.  attenuata  Goepp., 
von  Kaichen  und  Frankfurt  a.  M.  eine  Fagus,  durch  Becher  und 

Buchecker  vertreten, 
von  Salzhausen:    Nyssa  europaea  Ung.,    N.    orniihobroma  Ung. 

und  N.  nertumni  Ung.  bekannt, 
von  Münzenberg  besonders  kennt  man  mehrere  Arten  Finns. 


—     124     — 

oberpiioeän-  j^Qy  nehme  ich  Grele^euheit,  mich  über  einige  Bemerkungen 

flora  im  o  )  &  & 

,^"Jernw'|i- des  Herrn  Dr.  August  Schulz    in   seinen    „Gruudzüge  einer 

thai  nnd  in  ®  11  b 

^wetteraü^"  Eutwicklungsgeschichte  der  Pflanzenwelt  Mittel  -  Europas  seit 
dem  Ausgange  der  Tertiärzeit,  1894  p.  153  Anm.  14"  zu  äußern 
und,  veranlaßt  durch  die  Funde  bei  Nieder-Ürsel,  wie  durch  jene 
Bemerkungen,  nochmals  einige  der  fossilen  Früchte  aus  dem 
Klärbecken — Höchster  Braunkohlenflötz  rücksichtlich  ihrer  Be- 
stimmung zu  besprechen. 

Herr  Dr.  Schulz  findet  es  „bedauerlich",  daß  wir  „die 
meisten  Ausgrabungen  nicht  selbst  gemacht  haben".  Wie  sich 
Dr.  Schulz  durch  die  Lektüre  der  Abhandlung  über  jene  Flora 
hat  unterrichten  können,  stammen  die  betreffenden  Pflauzenreste 
aus  zwei  bedeutenden  Grabungen;  die  eine  Grabung  —  Klär- 
becken —  geschah  im  Auftrage  und  unter  Kontrole  des  städti- 
schen Tiefbauamtes  von  Frankfurt  a.  M.,  die  andere  —  Schleuse 
Höchst  a.  M.  —  im  Auftrage  der  königl.  preußischen  Regierung. 
Der  Zweck  dieser  Baugruben  ist  aus  ihrer  Bezeichnung  ersichtlich. 
Zweck  wie  Ausdehnung  der  Grabung  schließen  an  sich  das  von 
Dr.  Schulz  gedachte  Unternehmen  eines  Privatmannes  aus. 
Wie  allgemein  bekannt,  geschehen  Eröffnung  von  Steinbrüchen, 
Anlage  von  Kanälen,  Herstellung  von  großen  Bassins  zur  Auf- 
nahme und  Klärung  der  Abwasser  einer  großen  Stadt,  Tunuel- 
bauten,  Eisenbahneinschnitte  etc.  etc.  nie  im  Interesse  und 
Auftrage  von  Geologen ;  die  letzteren  nützen  nur  die  glückliche 
Gelegenheit,  einen  mehr  oder  weniger  weitreichenden  Einblick 
in  den  geologischen  Bau  und  die  Schichtenfolge  der  betreffenden 
Gegend  zu  gewinnen ;  auch  zu  Brunneugrabung  und  tieferer 
Bohrung  wird  der  Geologe  nur  selten,  w^enn  nicht  auf  eigenem 
Grund  und  Boden,  Gelegenheit  haben,  er  müßte  denn  mit 
reichen  Geldmitteln  ausgestattet  sein,  etwa  an  kritischen  Stellen 
eine  mehr  oder  weniger  tiefe  Bohrung  unternehmen  —  ein 
seltener  Fall. 

Die  Schichtenfolge  war  in  beiden,  nur  4,25  km  von  ein- 
ander entfernten  Baugruben  dieselbe,  von  oben  nach  unten:*) 

Aulehm  (alluvial) ca.  2  m  mächtig ; 

Sand    und    Kies    mit    Blöcken  (diluviale 

Niederterrasse) ,,   3  „         „ 


*)  Senckenb.  Ber.  1884/85  p.  210—214. 


—     125     — 

Feiner  weißer  iiud  grauer,  z.  T.  sclilichiger 
Sand,  Stämme,  Früchte  etc.  eiuschlies- 
seud,  scharf  gegen  den  Kies  abschnei- 
dend, bis  12  m  erbohrt ca.  3 — 5  m  mächtig 

Die  Aufsammlungeu  in  den  beiden  Flötzchen  geschahen  nur 
auf  meine  Veranlassung.  Beim  Sammeln  der  Früchte  etc.  wurde 
ich  in  liebenswürdiger  und  sachkundiger  Weise  von  den  Herren 
Ingenieur  Löhr  im  Klärbecken  und  königlichen  Bauführer 
Splett  in  Höchst  a.  M.  unterstützt.  Daß  Herr  Löhr  auch  an 
die  Herren  Oberbürgermeister  M  i  q  u  e  1 ,  Stadtbaurat  L  i  n  d  1  e  y 
und  Ingenieur  Askenasy  einige  Früchte  auf  besonders  aus- 
gesprochenes, durch  das  Interesse  an  den  hübschen  und  mannig- 
faltigen Früchten  hervorgerufenes  Ersuchen  abgab,  hat  mit  der 
Zuverlässigkeit  der  Aufsammlung  nichts  zu  thun;  diese  Herren 
stellten  mir  und  damit  dem  Senckenbergischen  Museum  alle  so 
erhaltenen  Pflauzenreste  aus  dem  Klärbecken  zu,  wofür  ich  ihnen 
natürlich  zu  danken  hatte.  Wie  vermöchte  ein  Geologe  oder 
Paläontologe  während  einer  mehrere  Monate  lang  dauernden 
Grabung  stets  gegenwärtig  zu  sein.  Hier  geschah  die  Aufsamm- 
lung zum  größten  Teil  durch  die  stets  gegenwärtigen  Herren 
Löhr  und  Splett  und  zwar  persönlich  und  nur  in  ganz  geringem 
Maße  durch  die  Arbeiter.  Herr  Dr.  Schulz  konnte  auch  aus 
unserer  Abhandlung  ersehen,  daß  die  beiden  Braunkohlenflötze, 
denen  alle  jene  von  uns  beschriebenen  Früchte  entnommen  sind, 
eine  sehr  geringe  Mächtigkeit  hatten,  sodaß  von  einer  Ver- 
mischung zweier  Horizonte,  wie  es  Dr.  Schulz  andeutet,  keine 
Rede  sein  kann. 

Zur  Beurteilung  der  Funde  haben  wir  von  Werner  und 
Winter  vorzüglich  ausgeführte  Abbildungen  den  Beschreibungen 
beigegeben,  sodaß  man  an  unseren  Bestimmungen  sichere  Kritik 
üben  kann;  außerdem  sind  die  Originale  in  der  palaeonto- 
logischen  Sammlung  des  Senckenbergischen  Museums  ausgestellt. 
Bezüglich  der  Bemerkung  von  Dr.  Schulz,  daß  Liqui- 
damhar,  Juglans^  Carija  mit  Phms  cembra,  Pinus  mo7itana  und 
Larix  unmöglich  in  derselben  Schichte  vorkommen  können,  habe 
ich  also  oben  gezeigt,  daß  die  Früchte,  welche  wir  so  deter- 
miniert haben,  ohne  Ausnahme  aus  demselben  Flötzchen  stammen, 
das  den  sehr  mächtigen  Pliocänschichteu  des  Untermainthaies 
eingebettet  ist. 


—     126     — 

Es  gilt  also  nur,  die  Determinieruiig  zu  prüfen. 

Möge  diese  zu  ausführliche  Darstellung  entschuldigt  werden 
durch  den  offen  ausgesprochenen  Vorwurf  ungenauer  Beobach- 
tung und  Berichterstattung. 

Liquida  ttibar. 

Vorerst  konstatiere  ich  des  weiteren,  daß  die  Bestimmung 
der  Fruchtstände  von  Liquidambar*)  einspruchfrei  ist,  und 
ganz  dasselbe  gilt  von  den  Juglandeen. 

Herr  Dr.  Schulz  schreibt:  „Nach  meiner  Meinung  liegt 
jedoch  gar  kein  Grund  vor,  diese  Coniferenreste  (es  sind  die  von 
Pinus  montana,  Plnns  cembra  und  Larix  gemeint.  K.),  ebenso- 
wenig wie  die  Keste  von  Jitglans,  Car-ya  u.  s.  w.,  zu  einer  leben- 
den Art  zu  ziehen."  Uns  schien  es  richtiger,  fossilen  Früchten, 
die  wir  von  recenteu  nicht  zu  unterscheiden  vermochten,  auch 
den  entsprechenden  Namen  nur  mit  dem  Beisatze  „fossilis"  zu 
geben,    statt  eine  Anzahl  neuer  Species  zu  machen, 

Juglans  cinerea  L.  fossilis. 

Wir  nahmen  daher  bei  den  Jnglansiv\\Q\\i%\i  nicht  den 
Namen  Ungers:  Jugkms  iephrodes  oder  den  Ludwigs: 
Juglans  goejjperti,  weil  wir  uns  überzeugten,  daß  die  so  genannte 
Form  in  der  großen  Menge  von  Jii glansf rüchten  aus  Klärbecken 
und  Schleusenkammer  Höchst  nur  eine  durch  ein  einzelnes 
Exemplar  repräsentierte  x\bnormität  ist;  noch  ein  mit  Juglans 
gocpperti  Ludw.  übereinstimmendes  Exemplar  kam  später  bei 
einer  Brunnengrabung  in  den  Farbwerken  bei  Höchst  a.  M., 
auch  aus  den  oberpliocänen  Sauden  stammend,  zu  Tage.  Hierzu 
bemerke  ich  noch,  daß  Schenk  in  seinem  Handbuch  p.  446 
auch  dafür  hält,  daß  Jugl.  tephrodes  Ung.  mit  Juglans  goepperti 
Ludw.  vielleicht  zusammenfällt,  und  daß  AI.  Braun  die 
Identität  jener  mit  Juglans  cinerea  nicht  unwahrscheinlich  ist, 
was  jedoch  Schenk  bezweifeln  möchte.  Es  hat  aber  wohl 
keinem  der  eben  genannten  Forscher  eine  solche  Menge  von 
fossilen  Juglansivüchitn  zum  Vergleiche  vorgelegen,  wie  uns, 
die  wir  uns  von  der  ziemlich  großen  Formenmannigfaltigkeit 
von  Juglans  cinerea    an    gleichem  Ort    und    aus    gleicher    Zeit 


*)  Schenk,  Handbuch  der  Paläophytologie  p.  623-25,  Fig.  Sil. 


—     127     — 

überzeugten.  Man  hätte  dann  auch  jeder  anderen  Varietät  von 
Juglmis  cinerea,  deren  wir  vier  unterscheiden,  einen  besonderen 
Artnamen  geben  müssen ;  die  fragliche  Form  nannten  wir  Juglans 
cinerea  var.  goepperti  Ludw.  in  Rücksiclit  auf  das  gleiche  Alter 
von  dieser  Form  und  der  Juglans  goepperti  Ludw. 

Wenn  uns  auch  die  Ähnlichkeit  zwischen  der  Frucht  der 
nordamerikanischen  Juglans  nigra  mit  der  der  Juglans  globosa 
Ludw.  auffiel,  so  glaubten  wir  doch  in  diesem  Falle  die  tertiäre 
Art  von  der  recenten  durch  den  Namen  unterscheiden  zu  sollen. 

jPinus  äff.  laricio  Poiret  fossilis. 
Bei  der  Nachprüfung  der  betreö'enden  Zapfen,  worin  mich 
mein  Kollege,  Herr  Professor  Dr.  M.  Moebius,  Dozent  der 
Botanik  am  Senckenbergianum,  durch  Vorlage  von  gutem  Ver- 
gleichsmaterial unterstützte,  ergab  sich,  daß  allerdings  der  eine 
Zapfen,  den  wir,  bis  auf  weiteres,  1.  c.  p.  15  zu  Pinus  cemhra  L. 
stellten,   einer  anderen  P/;«*sgTuppe  zugehört. 

Die  eirunde  Gestalt  des  Zapfens,  die  Breite  und  Dünne 
der  Fruchtschuppen  in  der  Portion  des  Schildchens,  das  leider 
bei  unserem  Exemplar  zum  großen  Teil  abgestoßen  ist,  dann 
auch,  wie  wir  glaubten,  die  Flügellosigkeit  der  Samen  sprachen 
für  die  Bestimmung  von  Pinus  cembra.  Beim  Vergleich  des 
fossilen  Zapfens  mit  recenten  Zapfen  von  Pinus  cembra  wies 
sich  eine  nicht  unbeträchtlich  bedeutendere  Länge  der  Frucht- 
schuppen bei  jener,  als  bei  P.  cembra  aus. 

Was  nun  die  Flügellosigkeit  der  Samen  anlangt,  so  lösen 
sich  die  Samen  allerdings  flügellos  aus  den  Nischen  am  Grunde 
der  Fruchtschuppen  ab ;  es  ist  mir  aber  nach  genauerer  Unter- 
suchung nicht  zweifelhaft,  daß  die  dünne,  schwarze,  kohlige 
Schichte  über  der  braunen  Innenseite  der  Schuppe  von  den 
Flügeln  herrührt.  Die  Umgrenzung  dieser  schwarzen  Schichte, 
die  mit  der  Schuppe  fest  zusammenhängt,  dann  auch  der  Um- 
stand, daß  die  Innenseite  der  Fruchtschuppe  von  einer  hervor- 
ragenden Mittellinie  in  zwei  gleiche  Teile  geteilt  ist,  macht  es 
zur  Gewissheit.  So  ist  denn  Pinus  cembra  bezüglich  des  be- 
treffenden fossilen  Zapfens  ganz  ausgeschlossen.  Zu  dem  Besitze 
von  Flügeln  am  Samen  und  der  größeren  Länge  der  Frucht- 
schuppen käme  auch  noch  als  eine  von  P.  cembra  unterscheidende 
Eigenschaft  die  geringere  Größe  der  Samen. 


-•     128     — 


In  der  (:lestalt  und  besonders  in  dem  stumpfen  Gipfel  des 
Zapfens,  dann  in  der  Gestalt  und  Größe  der  geflügelten  Samen 
und  in  der  der  Fruchtschuppen  fällt  eine  ziemlich  große  Über- 
einstnnmung  mit  dem  Zapfen  auf,  den  Potonie*)  nach  der 
Bestimmung  von  Hartig  jun.  aus  dem  Miocän  von  Grunow 
bei  Crossen  als  Pmus  laricio  beschreibt  und  abbildet.  Die 
recente  Pmus  laricio  Poiret  var.  m^s^r/om  Endl.**)  ist  übric^ens 
nicht  so  stumpf,  hat  einen  mehr  spitzen  Gipfel  als  die  miocäne. 

T  ..  ,        ,  Fossiler  Finus  Pinus 

Lange  von  der  Ansatzstelle  an  der       Zapfen.        larido.  f)     cemhra. 
Spindel  bis  an  den  oberen  Eand 
des  Schildchens,  auf  der  Innen- 
seite gemessen 34-35mmca.37mm25    mm 

Größte  Breite  der  Fruchtschlippe  16    „      „17         24  5 

Länge  des  Samens     .     .  q    "      "     7    "     io'r   " 

Breite  des  Samens 5  35         g' 

Die  größte  Breite  der  Fruchtschuppe  ist  beim  pliocänen  Zapfen 
und  bei  Pmus  cemhra  in  der  Portion  des  Schildchens,  bei  Pinus 
laricio  Y.  austriaca  hingegen  ungefähr  in  der  Mitte  der  Schuppe- 
beim  fossilen  Zapfen  sind  daher  die  Eänder  der  Fruchtschuppe 
gegen  oben  etwas  divergent,  bei  Pmi/W«m/o  hingegen  un-efähr 
parallel.  Bei  Pinus  cemhra  ist  bei  der  geringen  Längte  der 
Schuppen  die  Divergenz  der  Ränder  beträchtlich. 

Da  die  Schildchen  am  pliocänen  Zapfen  1.  c.  Taf  I  Fig  8 
mehr  oder  weniger  abgestoßen  sind,  so  ist  die  Gestalt  derselben 
mit   denen  von   Pinus  laricio  nicht    zu   vergleichen.     Immerhin 
steht    der   fossile  Zapfen    Pmus  laricio  Poiret    nahe,   wenn    er 
nicht  zu  dieser  Art  gehört.     In  der  Schmalheit  der  Schildchen 
stimmt  der  fossile  Zapfen  auch  mit  den  amerikanischen  Föhren 
Pmus  pungens  Mchx.  und  Pinus  iaeda  L.  überein,  deren  Zapfen 
aber  noch  spitzer  sind,  als  die  der  recenten  P.  laricio  var  austriaca 
Ich  ziehe  es  auch  hier  vor,  durch  die  Benennung  auf  den 
nächst  verwandten  Baum  hinzuweisen,  statt  für  den  fraglichen 
Zapfen  einen  neuen  Namen  zu  wählen  und  bezeichne  ihn  daher 
Pmus  äff.  laricio  Poiret  fossilis. 

*)  Lehrbuch  der  Pflanzenpaläontologie  p.  311    Fig   312  2 

w  n   'V.^f'^K.  T^   ^-  Wil^^l"'-    Die    Bäume  und   Stiäucher    des 
Waldes.  I.  Abt.    Die  Nadelhölzer,  p.  148,  Taf.  VI. 

t)  Ebendaselbst  Taf.  VI,  Fig.  4. 


—     129     — 

I* inns  montana  Mill,  fossilis. 

Die  nochmalige  eingehende  Untersuchung  der  als  Pimis 
montana  bestimmten  Zapfen*)  hat  zur  Bestätigung  unserer 
früheren  Bestimmung  geführt;  besonders  sind  es  die  Dimensionen 
des  Schildchens,  die  Pimis  montana  von  der  nahen  Verwandten 
Pinus  silvestris  L.  unterscheiden  läßt.  Die  quere  Diagonale  des 
Schildcheus  ist  bei  jener  beträchtlich  größer  als  die  in  der 
Längsrichtung  des  Zapfens  liegende  Diagonale  des  Schildchens, 
wie  es  auch  die  Messung  wieder  ergab;  bei  Pinus  silvestris 
sind  diese  Dimensionen  gleich.  Zum  Vergleich  zogen  wir  sowohl 
Zapfen  von  Pinus  montana  aus  unserer  Sammlung,  wie  die 
Beschreibung  und  Abbildung  solcher  im  Prachtwerk  von  Hempel 
und  Wilhelm  zu  Rate. 

Diese  Autoren  sagen  S.  145:  „Dazu  kommt  der  Umstand, 
daß  Pinus  montana  auch  hohe  Grade  sommerlicher  Luftwärme 
zu  vertragen,  daß  sie  von  ihren  eisigen  Höhen  in  die  wärmeren 
Thalgründe  herabzusteigen,  ja  selbst  an  der  Meeresküste,  wohin 
sie  die  forstliche  Kultur  gebracht  hat,  zu  bestehen  vermag." 

Ich  erinnere,  daß  ich  nach  der  Zusammensetzung  der 
oberpliocänen  Flora  auf  ein  vielleicht  etwas  wärmeres,  aber 
feuchteres  Klima**)  als  heute  schließen  zu  müssen  glaubte. 
Gerade  ein  luftfeuchtes  Klima  ist  die  Bedingung  ihres  Gedeihens 
(Hempel  u.  Wilhelm  p.  145). 

Hierzu  bemerke  ich  noch,  daß  P o  t  o nie  in  seinem  Lehrbuch, 
Fig.  312,  Pinus  montana  V.  imcinata  nach  Hartig  jiin.  ebenso 
wie  Pimts  laricio    aus  dem  Miocän.von  Grunow  aufführt. 

Larix, 

Inwiefern  Larix  europaea  nicht  mit  Liquidambar  vorkommen 
kann,  wie  Dr.  August  Schulz  angiebt,  ist  mir  ganz  unver- 
ständlich; im  Senckenbergischen  botanischen  Garten  z.  B.  ge- 
deihen beide,  Winter  wie  Sommer  im  Freien,  vorzüglich ;  Liqui- 
dambar hat  es  allerdings  noch  nie  zum  Blühen  gebracht ;  Larix 
aber  bildet  einen  den  Wäldern  unserer  Gegend  selten  fehlen- 
den Bestandteil. 


'^^OaT 


*)  1.  c.  p.  11  und  12,  Taf.  I,  Fig.  3  und  4.  f\>i^ <^  /' 

**)  Senckenb.  Ber.  1888/89,  p.  71.  f^Sl^^^  ^    / 


i^i   LIBRARY 


I 


—     130     — 

Taxodiuni  distlchum  Heer  ijllocaenicuin. 

Was  eben  von  Larix  und  Liquidambar  gesagt  ist,  gilt 
auch  von  Taxodiiun  distichum;  eine  schöne  alte  Sumpf cy presse 
steht  am  Rechneigrabenweiher  in  B'rankfurt  a.  M.  (Blum,  Ein- 
ladungsschrift der  israelitischen  Realschule  in  Frankfurt  a.  M. 
1880  p.  9  und  10)  und  eine  jüngere  fröhlich  gedeihende  am 
Weiher  des  Zoologischen  Gartens  dahier. 

Pseudonyssa  pahniformis  n.  sp. 

Nyssites  obovahis  Web  sp.  haben  wir  eine  Frucht  aus  den  ober- 
pliocänen  Flötzchen  von  Klärbecken  Niederrad  und  SchleuseHöchst 
genannt,  um  ihre  Übereinstimmung  mit  der  von  Weber  als 
Nyssa  ohovata  (von  Friesdorf  und  von  Rott  bei  Bonn)  bezeich- 
neten zu  erkennen  zu  geben,  ohne  darum  feststellen  zu  wollen, 
daß  wir  ihrer  Stellung  zu  Nijssa  beipflichteten;  so  hat  es 
auch  Schenk  (Handb.  p.  612)  aufgefaßt. 

Die  genaue  Beschreibung,  wie  wir  sie  1.  c.  p.  28  und  29 
gegeben  haben,  schließt  bei  einem  Vergleiche  mit  den  Charakteren 
der  A^^ssafrüchte  die  Zugehörigkeit  zu  Nyssa  völlig  aus.  Nach 
Schenk  (Handb.  p.  613)  besitzt  die  eilängliche,  einfächerige 
Steinfrucht  von  Nyssa  sehr  dünnes  Fruchtfleisch  und  ist  gekrönt 
von  den  Narbeuresten  der  abgefallenen  Blütenteile;  der  Stein- 
kern zeigt  10 — 12  Längsleisten  und  ist  sonst  glatt  und  an 
beiden  Enden  abgerundet.  Es  ist  aber  weder  die  Nyssa 
obovata  Web.,  noch  unser  Nyssites  obovaius  von  Kelchsaum 
und  Griffelpolster  gekrönt*-),  auch  ist  der  Steinkern  derselben 
nicht  gefurcht,  sondern  erscheint  nur  bei  günstiger  Beleuchtung 
ganz  schwach  gestreift,  ist  also  fast  ganz  glatt.  Da  der  Nyssa- 
Steinkern  auch  keine  Dreiteilung  zeigt,  unser  Früchtchen  aber 
drei  deutliche  Rückennähte  besitzt  und  ganz  glatten  Scheitel 
hat,  so  ist  die  Zugehörigkeit  zu  Nyssa  ausgeschlossen.  Charak- 
teristisch ist  an  unseren  jedenfalls  einsamigen  Früchtchen  auch 
noch,  daß  die  Narbe  des  Blütenstieles  sich  stets  schief  an  der 
Basis  zeigt. 

Herr  Prof.  Moebius,   dem  ich  das  Früchtchen,    das  ich 
einer  monokotylen  Pflanze  zuschrieb,  auch  vorlegte,  vermutete, 

*)  Engler  u.  Prantl.     Die  natürlichen  Familien.  Abt.  III  8  p.  258, 
Fio-.  78  H.  und  N. 


—     131     — 

es  möchte  von  einer  Palme  stammen.  Herr  Professor  Dr.  K. 
Schumann  vom  botanischen  Museum  in  Berlin,  dem  ich  es  zu 
gefälliger  Untersuchung  zugesandt  habe,  stimmt  obiger  Ver- 
mutung völlig  bei,  indem  er  schreibt,  es  sei  zweifellos  der 
Steinkern  einer  Palme. 

Für  das  Früchtchen  schlage  ich  daher  den  Namen :  Pseu- 
donijssa  palmifofniis  vor. 

JVyssites  ornltJiobroniiis  Ung.  sp. 
Bei  ein  paar  Früchtchen  aus  dem  Klärbecken  und  von  Nieder- 
Ursel  ist  die  Bestimmung  Nyssa  sehr  wahrscheinlich  zutreffend ; 
auch  Herr  Professor  K.  Schumann  stimmt  dem  bei.  Gestal^ 
nicht  allein,  sondern  auch  die  Nyssa  eigenen  Läugsleisten  sprechen 
dafür.  Außerdem  bestärkt  mich  hierin,  daß  Herr  Professor 
H.  Engelhardt  ganz  übereinstimmende  Steinkerne  aus  dem 
Untermiocäu  von  Salzhausen  als  Nyssa  ornithobroma  Ung.  be- 
stimmt hat  und  mit  ihnen  zusammen  Blätter  vorkommen,  die 
er  als  Nyssa  europaea  Ung.  erkannt  hat. 

Frenelites  europaeus  Ludw.  sp. 

Wie  oben  erwähnt,  kam  das  Früchtchen,  dem  wir  diesen 
Namen  gaben,  und  das  im  Klärbecken  und  in  der  Schleuse 
Höchst  je  nur  in  einem  Exemplar  gefunden  wurde,  in  Nieder- 
Ursel  in  größerer  Zahl  vor.  Mit  dieser  Bezeichnung  wollten 
wir  auch  vorerst  nur  die  Identität  mit  dem  von  Ludwig  von 
Steinheim  abgebildeten  Früchtchen  feststellen,  ohne  zur  sicheren 
Zugehörigkeit  zu  Frenela  zu  stehen. 

Yrenela  fällt  in  der  Gesellschaft  pliocäuer  Pflanzen  des 
üntermainthales  am  meisten  auf,  da  ihre  jetzige  Heimat  Australien 
ist;  übrigens  Ivdt  Libocednis,  die  mit  i^rey^e/a  heute  in  Australien 
und  Caledonieu  lebt,  eine  ähnlich  weite  Verbreitung  gehabt. 
Wir  treffen  sie  im  raitteloligocänen  Meeresthon  von  Flörs- 
heim a.  M.  *j  und  auch  noch  in  der  untermiocänen  Braunkohle 
von  Salzhausen**;)  die  Frenela  nahe  verwandte  Gattung  Cal- 
litris,  heute  in  N. -Afrika  heimisch,  fand  sich  nach  der  Bestimmung 
von  H.  Engelhardt  in  dem  miocänen  Thon  vom  Himmelsberg 

*)  Senckenb.  Ber.  1882  83,  p.  285. 
**)  Nach    Bestimmung    von    Objekten    unserer    Sammlung    durch    H. 
Engelhardt. 

9* 


—     132     — 

bei  Fulda.*)  Die  von  Ludwig  als  Frenela  bezeichneten 
Früchte  von  Rockenberg**)  und  Frankfurt**)  gehören  Liqiiidam- 
iar***)  an. 

Thatsächlich  differieren  die  fossilen  Früchtchen  von  Stein- 
heim, Klärbecken  und  Höchst  von  der  recenteu  Frenela  Mirb. 
{Hexaclinis,  Engler  u.  Prantl,  Die  natürlichen  Familien.  II, 
1,  p.  93  und  94)  durch  die  Zahl  der  holzigen  Fruchtblätter; 
es  sind  deren  nur  fünf,  während  die  recente  sechs  hat,  nämlich 
in  zwei  Kreisen  je  drei  Blätter.  Durch  Abortierung  kann  sich 
wohl  die  Zahl  der  Fruchtschuppen  vermindern ;  bei  der  tertiären 
Frenela  müßte  aber  diese  Abortierung  Regel  gewesen  sein. 
Dies  trifft  nun  zu,  da  ich  unter  den  FreneUtes  von  Nieder-Ursel 
eine  sechsblättrige  Frucht  gefunden  habe.  Es  scheint  mir  da- 
mit wahrscheinlich  geworden,  daß  die  Früchte  aus  dem  Klär- 
becken, von  Höchst,  von  Steinheim  und  Nieder-Ursel  ihren  Namen 
zu  Recht  führen.  Schenk  meint  (Handb.  p.  315),  Frenela 
eiiropaea  Ludw.  der  Wetterauer  Braunkohle  sei  auch  anderer 
Deutung  fähig,  was  wir  auch  bezüglich  der  von  Rockenberg 
und  Frankfurt  a.  M.  konstatiert  haben. 

Scirpus  sjyletti  Geyl.  &  Kink.  sp. 
Ich  komme  schließlich  auf  eine  Notiz  von  Dr.  Schulz, 
der  ich  vollkommen  beipflichten  muß;  es  handelt  sich  um 
Rhi'XomUes  spletti.  f)  Daß  wir  das  Genus,  wozu  dieser  Wurzel- 
stock gehört;  nicht  erkannten,  mag  dadurch  entschuldigt  werden, 
daß  ihn  Schenk  (Handb.  p.  692)  einer  Papilionacee  zuweisen 
will,  wobei  er  das  Rhizom  von  Lathynis  iuberosus  erwähnt. 
Schon  gelegentlich  der  Beschreibung  der  Höchster  Flora  hatte 
ich  mich  von  dem  Unzutreffenden  dieses  Vergleiches  überzeugt. 
Zuerst  hat  mich  der  bekannte  Botaniker  Herr  Vigener 
in  Biebrich  a.  Rh.  auf  die  große  Ähnlichkeit  des  Höchster 
Rhizoms  mit  dem  Rhizom  von  Scirpus  maritimus  aufmerksam 
gemacht;  Gewißheit  hierüber  erlangte  ich  durch  die  sehr  ge- 
fällige Zusendung  eines  solchen   seitens  Herrn  Dr.  Ew.  AVüst 


*)  Senckenb.  Abb.  Bd.  XX. 
**)  Palaeont.  VIII,  Taf.  XV,  Fig.  3   und  Palaeont.  V,    Taf.  XXVII, 
Fig.  14. 

***)  I.  c.  p.  27. 
t)  1    c.  p.  37,  Taf.  IV,  Fig.  10  a  uiul  b. 


—     133     — 

vou    Halle  a.  S. ;    dasselbe   war    nach   einer   Ueberschwemmung 
auf  der  Peißnitz  bei  Halle  zu  Tage  gekommen. 

Ich  komme  noch  zur  Frage,  ob  diese  knolligen  Wurzel- 
stöcke, die  in  der  Baugrube  des  Nadelwehrs  von  Höchst  a.  M. 
von  Herrn  Splett  gesammelt  worden  sind,  der  oberpliocänen 
Flora  daselbst  angehören,  oder  ob  sie  recent  sind.  Die  Ver- 
hältnisse, die  sie  zum  Vorschein  gebracht  haben,  habe  ich 
beschrieben.*)  Die  Art  ihrer  Erhaltung  sowohl  wie  der  an- 
hangende graue  Sand  schien  es  außer  Zweifel  zu  setzen,  daß 
sie  aus  den  pliocänen  Sauden  stammen,  die  unter  dem  zähen 
Letten  der  Maiusohle  durchziehen  und  nach  Abtragung  der  den 
Letten  bedeckenden  diluvialen  Kiese  infolge  des  Durchbruches 
des  Lettens  emporgeschwemmt  wurden.  Es  ist  aber  nicht 
denkbar,  daß  das  Rhizom  eines  recenten  Scirpus  unter  dem 
Letten  lag.  Scirpus  wird  übrigens  in  verschiedenen  Arten  und 
von  mehreren  Orten  aus  diluvialen  Absätzen**)  angeführt. 
Das  Vorkommen  eines  Scirpus  in  Absätzen,  die  unmittelbar 
der  Ablagerung  der  diluvialen  Schotter  und  Sande  im  Uuter- 
maingebiet  vorausgehen,  ist  daher  nicht  unwahrscheinlich. 

Dvaha  venosa  Ludw.  sp. 
Eine  ziemlich  flache,  wenig  aufgewölbte,  schotenförmige 
Kapsel,  die  nach  Form  und  Oberflächenbeschaffenheit  große 
Ähnlichkeit  mit  den  fast  ebenso  großen  Schoten  der  Braba 
aixokles  hat,  zeigt  auf  der  Außenseite  der  Klappen  einen  stark 
hervortretenden  Mittelnerv,  dem  sich  ebenso  stark  hervortretende 
Nebennerven  anschlössen,  die  ein  weitmaschiges  Netzwerk  bilden. 
Dasselbe  Früchtchen  hat  Ludwig  von  Dorheim  beschrieben 
und  abgebildet  ;***)  er  stellte  es  als  Lobelia  venosa  zu  den  Lobe- 
liaceen.  Bei  Draba  aixoides  tritt  nun  allerdings  die  Nervatur 
nicht  so  stark  hervor  wie  bei  den  Früchten  von  Nieder-Ursel 
und  Dorheim,  wonach  sie  Ludwig  venosa  benannt  hat ;  immer- 
hin haben  wir  bei  Draba  auf  den  Klappen  auch  ein  weit- 
maschiges Netz  von  Nerven,  unter  denen  sich  aber  ein  Mittel- 
uerv  nicht  so  deutlich  hervorhebt,  wie  bei  den  Früchtchen  von 
Nieder-Ursel. 


*)  1.  c.  1).  38. 
**)  Po  to  nie,  Wochenschrift  etc.  1899  p.  52fi,  527,  528,  537,  539. 
■^**)  Palaeontogr.  V,  p.  97,  Taf.  XXI,  Fig,  6  a,  b  und  c. 


—     134     — 

Die  Bestätigung,  daß  die  fossilen  Früchte  wirkliche  Schoten 
sind,  brachte  die  Oeffnung  der  einen  etwas  klaffenden  Kapsel ; 
im  Inneren  zeigt  sich  eine  glatte,  dünne  Haut,  die  z.  T.  an  die 
eine,  z.  T.  an  die  andere  Innenwand  angedrückt  ist  und  beim 
Öffnen  der  Frucht  zerriß ;  es  ist  die  Samen  tragende  Placenta, 
die  bei  den  meisten  Coniferen  die  Frucht  zweikammerig  macht. 
Ein  Samen  aus  dem  Pliocänsand  von  Nieder-Ursel,  der  dem  von 
Draba  sehr  ähnlich  ist,  wird  wohl  auch  hierher  gehören.  So  glaube 
ich  nicht  zu  irren,  wenn  ich  diese  Früchte  zum  Genus  Draba 
stelle;  eine  gewisse  Ähnlichkeit  existiert  auch  mit  der  Frucht 
der  zu  den  Goodenieu  gehörigen  Villeja  *),  doch  ist  diese 
aufgeblasen  und  einfächerig;  eine  Villeja  nahe  Gattung  ScaevolaJj. 
hat  auch  den  Namen  Lobelia  Gärtn.**) ;  mit  den  Früchten  der 
Lobelia  kann  ich  keine  Ähnlichkeit  finden. 

Draba  venosa  Draba  aixoides 

12,5  mm  lang  8,5  mm 

5,0    „    breit.  8,0    „ 

JPeueedanites  lonifneUi  n.  sp. 

Ein  flaches,  plattgedrücktes,  eiförmig  gestaltetes  Schließ- 
früchtchen ist  zweifellos  das  Teilfrüchtchen  (Mericarpia)  einer 
Umbellifere;  seine  größte  Breite  ist  nicht  in  der  Mitte,  sondern 
im  unteren  Drittel.  An  den  zahlreichen  Früchtchen  ist  mehrfach 
der  Griffel  mit  dem  Polster  (Stylopodium),  auf  dem  er  sitzt, 
erhalten.  Auf  der  Vorderseite  treten  scharf  linienförmig  drei 
Hauptrippen  nahe  der  Mitte  über  die  Thälcheu,  also  rücken- 
ständig, hervor;  als  breite  Streifen  verlaufen  die  zwei  anderen 
Hauptrippen  ganz  nahe  dem  Rande,  der  nicht  geflügelt  erscheint. 
Auf  der  Fugenfläche  sieht  man  einen  mittleren,  breiteren,  etwas 
über  die  seitlichen  Riefen  erhobenen  Streifen  (Raphe),  dem 
zwei  tiefere  Rinnen  parallel  laufen;  an  manchen  Früchtchen 
sieht  man  auch  hier  zwei  niedere  Leisten  von  oben  nach  unten 
ziehen. 

Von  ein  paar  Mericarpien  lagen  durch  Längsspaltung  die 
Hälften  vor,  wobei  man  sich  von  der  Dicke  der  Fruchtwand 
an  der  Fuge  überzeugen  kann  (Fig.  1  b). 


*)  Eügler  u.  Prantl,    Die  natürlichen  Pflegefarailien  IV,  5,  p.  75, 
Fig.  45. 

**)  Ebendaselbst  p.  76. 


—     135    — 

Die  Charaktere  der  eben  beschriebenen  Mericarpien 
scheinen  mit  denen  von  Peucedmmm  und  Ferula  ziemlich  nahe 
übereinzustimmen.  Drude*)  beschreibt  die  Früchtchen  von 
Feucedannm  und  Ferula  in  folgender  Weise:  „Frucht  vom  Rücken 
hier  stark  abgeflacht."  Bei  Peiicedamun  heißt  es  dann  weiter: 
„Fr.  schmal  oder  breit  elliptisch  bis  herzförmig  ausgerandet,  von 
dünnen  Flügeln  rings  um  den  samentragenden  Innenteil  um- 
zogen; Mericarpien  mit  drei  starken  rückeuständigen  und  zwei 
davon  abgerückten  am  Grunde  der  Flügel  oder  innen  am 
Fugenrand  verlaufenden  Randrippen"  ;   bei  Ferula-.  „Frucht  mit 


Tnat  Gr. 

Fig.  1. 

drei  fädlichen  Rückeurippeu,  die  Raudrippen  weit  davon  ab- 
stehend". Die  tertiären  Mericarpien  stehen  demnach  dem  einen 
wie  dem  anderen  Genus  nahe.  Sie  sind  zwar  nicht  geflügelt, 
aber  die  drei  Rückenrippen  sind  stark  hervortretend  und  ein- 
ander mehr  genähert,  als  bei  Ferula.  In  der  Gestalt  differieren 
beide,  da  die  tertiären  Mericarpien  die  größte  Breite  im  unteren 
Drittel  haben. 

Die  Maße  an  den  Früchtchen  sind: 
Länge  6,5 — 7,1  mm;  Größte  Breite  5— 5,5mm;  Dicke  ca.  1,5mm. 


*)  Engler  &Prantl.    Natürlichen  Familien,    III.  8,  p.  101,  Fig.  42, 
p.  229,  Fig.  42  und  p.  234. 


—     136     — 

Die  Früchtchen  führen  daher  besser  einen  an  Peucedanum 
erinnernden  Namen :  Peucedanites  lommelii  n.  sp.  Heer  berichtet 
auch  aus  dem  Obermiocän  von  Oeningen  von  Peucedanites. 
Das  von  Ludwig  als  Peucedaiium  dubium  bezeichnete  Frücht- 
chen aus  den  pliocänen  Brauukohlenflötzen  der  mittleren 
Wetterau  stammt  jedenfalls,  wenn  es  überhaupt  eine  Umbelli- 
fereufrucht  ist,  von  einer  anderen  Pflanze,  als  der  hier  be- 
schriebenen ab. 

Nach  der  vorausgeschickten  Revision  etc.  besteht  die 
Oberpliocänflora  des  Untermaiuthales  und  der  unteren  Wetterau 
(Nieder-Ursel)  aus  folgenden  Pflanzen: 

FreneUtes  europaeus  Ludw.  sp. 

Taxodium  distichum  Heer  pliocaenicum. 

Pinus  montana  Mill,  fossilis. 

—  askenasifi  Geyl.  &  Kink. 

—  cortesi  Ad.  Brongn. 

—  ludiüigi  Schimp, 

—  äff.  laricio  Poiret  fossilis. 

—  strobus  L.  fossilis. 
Larix  europaea  L.  fossilis. 
Abies  loehri  Geyl.  &  Kink. 

—  pectinata  D.  C.  fossilis. 
Picea  vulgaris  Link  fossilis. 

—  latisquamosa  Ludw. 
Poiamogeton  miqueli  Geyl.  &  Kink. 
Scirpus  spletti  Geyl.  &  Kink.  sp. 
Rhixomites  moenanus  Geyl.  &  Kink. 
Pseudonyssa  palmifor^mis  Kink. 
Betula  alba  L.  fossilis. 

Carpinus  sp. 

Qnercus  sp. 

Fagus  pliocaenica  Geyl.  &  Kink. 

var.  latilobata. 

var.  angustilobata. 
Corylus  avellana  L.  fossilis. 
Liquidambar  p)liocaenicui)i  Geyl.  &  Kink. 
Nyssites  ornithobromus    Ung.  sp. 
Aesculus  ?  hippocastanum  L.  fossilis. 
Juglans  cinerea  L.  fossilis  typ. 


—     137     — 

v;ir.    ntiicrniiahi. 

var.  (joepperti. 

var.  parva. 
Juglans  glohosa  Ludw. 
Gary  a  illinöensis  Waugenli.  sp.  fossilis. 

—  ovata  Mill.  sp.  fossilis. 

—  ?  alba  Mill,  fossilis. 
Draba  venosa  Ludw.   sp. 
Peucedanites  lommelii  Kink. 
Cmyites  sp. 

Leg  1 1  m  in  osites  s  p . 
Pyrenomyceten. 

Daß  sich  in  Nord-Amerika  Carya  und  Juglans.^  auch 
Taxodium  disticlium  und  Pimis  strobus  zur  Diluvialzeit  erhalten 
haben,  während  sie  in  Europa  zu  Grunde  gingen,  verdanken  sie 
dem  Umstände,  daß  sie  dort  nach  Süden  zurückweichen  konnten ; 
sie  konnten  sich  in  N. -Amerika  erhalten,  bis  das  Zurückweichen  des 
Eises  nach  Norden  ihre  Wanderung  in  ihre  frühere  Heimat  wieder 
ermöglichte.  Der  mitteleuropäischen  Pliocänflora  war  ein  solches 
Zurückweichen  durch  die  vereiste  Alpenbarre  unmöglich  gemacht. 
Pflanzen,  denen  das  Klima  in  dem  Gebiet  zwischen  dem  Inlandeis 
Norddeutschlands  und  den  Gletschern  der  Alpen  nicht  entsprach, 
mußten  zu  Grunde  gehen.  Bekanntlich  sind  aber  diese  Pflanzen 
—  Juglans  cinerea.,  Juglans  nigra,  Carya,  Taocodium  distichum 
und  Firnis  strobus  —  wieder  bei  uns  eingeführt  und  gedeihen 
vorzüglich.  Nur  von  einer  einzigen  diluvialen  Lagerstätte,  aus 
dem  Tuff  von  Caunstatt,  wird  Juglans  cinerea  aufgeführt.  Daß 
die  Ölnuß  im  Interglacial  von  Nord-Italien  reichlich  vorkommt, 
auch  begleitet  von  Pinus  cortesi  Brongn.  =:Pm?/s  spinosa  Herbst, 
die  in  keinem  einzigen  diluvialen  Pflanzenlager  Mittel-Europas 
bisher  aufgefunden  worden  ist,  kann  uns  nicht  wundern,  jeden- 
falls darf  man  Juglans  cinerea  nicht  zu  einem  diluvialen  Leit- 
fossil stempeln. 

Was  uns,  abgesehen  von  stratigraphischen  Verhältnissen, 
Grund  gab,  in  den  Floren  vom  Klärbecken  und  von  Höchst  a.  M. 
eine  oberpliocäne,  also  immer  noch  tertiäre  Vegetation  zu  er- 
kennen, ist  besonders,  daß  nicht  allein  Pinus  cortesi  Brongn., 
die  in  Braunkohlenflötzen  bei  Seligenstadt  und  Hainstadt  im 
Untermainthal,   dann  in   Erpolzheim    in   der  Pfalz   liegt,   noch 


—     138     — 

nie  ill  diliivialeii  Ablagerungen  aufgefunden  wurde,  sondern  daß 
dies  auch  von  Liqnidambar  und  Taxodium,  dann  auch  von  den 
CaryasLYten  gilt. 

Für  die  liebenswürdige  Beihilfe  von  Herrn  Pfarrer  Lom me  1 
in  Nieder-Ursel,  der  mich  auf  den  interessanten  Aufschluß  da- 
selbst aufmerksam  gemacht  und  mich  im  Sammeln  der  Früchte 
aufs  eifrigste  unterstützt  hat,  sage  ich  anch  hier  den  besten 
Dank,  wie  ich  auch  den  Herren  Professoren  Dr.  M.  Möbius 
und  Dr.  K.  Schumann  für  ihre  gefällige  Instruktion,  Herrn 
Obergärtner  Perlenfein  für  seine  Mitteilungen  aus  dem  botani- 
schen Garten  des  Senckenbergiauums  sehr  verbunden  bin. 

II.    Die  fossillosen  Thoiie  der  obersten  Schichten  der 
Cyrenenmerg:el  -  Schichtgruppe, 

Aus  dem  mir  von  den  Herren  Verfassern  freundlichst  zu- 
gesandten Notizblatt  des  Vereins  für  Erdkunde  und  der  Groß- 
herzoglich  Hessischen  Landesanstalt  IV.  Folge,  Heft  19,  1898, 
ersehe  ich  in  dem  von  Herrn  Dr.  G.  Klemm  erstatteten  Berichte 
„über  die  geologische  Aufnahme  der  Blätter  Neu-Ysenburg  und 
Kelsterbach",  daß  die  Kesultate  meiner  Begehung  des  Gebietes, 
südöstlich  von  Offenbach,  wie  sie  in  den  Abhandlungen  der 
Preußischen  geologischen  Landesanstalt  Bd.  IX,  Heft  4,  S.  79 — 80 
und  98—100  beschrieben  und  in  Fig.  9  durch  einen  Durch- 
schnitt des  betr.  Gebietes  dargestellt  sind,  mißverstanden  wurden, 
und  daß  dem  von  Herrn  Dr.  Klemm  Mitgeteilten  über  die 
geologischen  Verhältnisse  an  der  Tempelseemühle  noch  Einiges 
anzufügen  ist. 

Klemm  schreibt:  1.  c.  S.  10:  „Die  Anhöhen  östMch  von 
Offenbach,  der  „Bieberer  Berg"  genannt,  bestehen  zu  oberst 
aus  Corbiculakalk,  welcher,  wie  in  den  alten  Steinbrüchen  an 
der  Felsenburg  und  nördlich  davon  zu  sehen  ist,  mit  bis  über 
10"  nach  W.  einfällt.  Da  nun  dicht  am  Fuße  der  Anhöhe  neben 
der  Landstraße  Septarienthon  auftritt,  müssen  beide  durch  eine 
Verwerfung  getrennt  sein,  der  eine  beträchtliche  Sprunghöhe 
zukommt.  Schon  Kinkelin  hat  auf  diese  Verwerfung  hinge- 
wiesen, welche  jedenfalls  hart  westlich  an  der  Tempelseemühle 
vorübergeht,  wobei  sie  am  Buchhügel  aus  nordwestlicher  in 
eine  nordsüdliche  Richtung  umzuspringen  scheint," 


—     189     — 

Aus  meiner  Darstellung  1.  c.  p.  80  und  98  ist  ersichtlich, 
daß  diese  Verwerfung  nach  ihrem  uordsüdlichen  Verlauf  nahe 
und  südlich  der  Tempelseemühle  eine  östliche  Richtung  an- 
nimmt. Das  letztere  ergab  sich  aus  den  an  der  Mark  frei- 
gelegten Tertiärschichten  einerseits  und  dem  Alter  der  Tertiär- 
schichten zunächst  und  südlich  der  Tempelseemühle  andererseits, 
das  durch  Dr.  0.  Boettger  gelegentlich  des  Aushebens  des 
Wasserreservoirs,  wobei  gut  charakterisierter  Rupelthon  zu 
Tage  kam,  bekannt  geworden  ist. 

In  Bezug  auf  das  Alter  des  an  der  Mark  im  Liegenden 
des  Cerithienkalkes  anstehenden,  fossillosen,  glatten,  grünlich- 
grauen Lettens,  bin  ich  von  Herrn  Dr.  Klemm  gründlich  miß- 
verstanden worden,  obwohl  ich  die  Verhältnisse  daselbst  1.  c. 
S.  98  nicht  allein  eingehend  dargelegt,  sondern  auch  in  einem 
Profilbild  (Fig.  9)  dargestellt  habe. 

In  den  Erläuterungen  zu  Blatt  Sachsenhausen  hat  C.  Koch 
die  geologischen  Verhältnisse  um  Offenbach,  speziell  auch  die 
an  der  Mark  S.  5  beschrieben ;  er  hält,  wie  auch  aus  der  geo- 
logischen Karte  ersichtlich,  die  fossilloseu  Thone  für  Eupelthon. 

In  direktem  Gegensatze  hiezu  habe  ich  1.  c.  S.  79  und  99 
den  Nachweis  geliefert,  daß  eben  jene  liegenden  Thone  des 
Cerithienkalkes  auf  der  Mark  nicht  vom  Alter  des  Rupelthones 
sind,  sondern  daß  sie  den  z.  B.  in  der  Gegend  nördlich  von 
Seckbach  entwickelten,  obersten  Schichten  des  C3a'enenmergel- 
Schichtkomplexes  angehören.  So  fällt  natürlich  auch  Denudation 
und  Transgression  zur  Zeit  des  Absatzes  des  Cerithienkalkes 
weg.  Wenn  hier  zwischen  dem  Absatz  der  versteinerungs- 
leeren Thone  und  des  Cerithienkalkes  auch  eine  Unterbrechung 
in  der  Wasserbedeckung  stattfand,  so  ist  sie  jedenfalls  nur  von 
kurzer  Dauer  gewesen. 

Die  aus  der  Schichtenfolge  und  der  lithologischen  Be- 
schaffenheit gewonnene  Orientierung  der  fossillosen  Thone, 
die  übrigens  im  Becken  eine  weite  Verbreitung  haben,  z.  B. 
auch  bei  Kempten  am  Rochusberg  bei  Bingen  anstehen  oder 
durch  Bohrung  erreicht  sind,  hat  ihre  volle  Bestätigung  durch 
die  Auffindung  der  fossilführenden  Cyreuenmergel  in  ihrem 
Liegenden  erfahren.  Ich  sammelte  Oktober  1894  im  Bruch: 
Caryatis  incrassata  Sow.,  ein  Bruchstück, 
Cijrena  corivexa  Brongn.,  zahlreich. 


—     140     — 

Fotamides  ylicatus  galeotti  Nyst  und 
—  papülatns  Sandb. 

Von  Herrn  J.  Zinndorf  in  Offenbach  erfuhr  ich  später 
(August  1896),  daß  der  fossilführeude  Cyreuenmergel  aus  der 
Nordostecke  der  zur  Cementfabrik  (Tempelseemühle)  gehörigen 
Hofraite  kommt,  wo  ein  Weiher  augelegt  worden  war;  außer  den 
obengenannten  Konchylien  sammelte  Zinndorf  daselbst  noch: 

Ti/mpanotomus  margaritaceus  nioniliferus  Sandb.  und 

Cominella  cassidaria  Br. 

Aus  den  fossillosen  Thonen  im  obersten  Horizont  der  Cyrenen- 
mergelschichten,  an  deren  Stelle  mehrfach  auch  Braunkohlen- 
führende  Süßwasserschichten  treten,  stammen  die  prachtvollen 
Zähne  von  Anthracotherium  magmim  Cuv.  von  Seckbach,  die 
in  der  paläontologischen  Sammlung  des  Senckenbeigischen 
Museums  —  Saal  für  die  Geologie  der  weitereu  Umgebung  von 
Frankfurt  a.  M.  —  aufgestellt  sind. 


III.   Hohlräume    im  imtermiocäiien    Algeiikalk   des  Uiiter- 
maingebietes  bei  üifeubacli  a.  M.  und  Saclisenhausen. 

Beim  Begehen  der  beim  Bau  der  Bahnlinie  Offenbach- 
Dieburg  am  Bieberer  Berg  etc.  freigelegten  Profile  kam  ich  zu 
ganz  anderen  Vorstellungen  über  die  Ursachen  der  in  den 
Tertiärschichten  sich  darstellenden  Störungen  als  sie  Herr  Dr. 
Klemm  im  Notizbl.  für  Erdk.  etc.  in  Darmstadt  IV.  E^lge 
Heft  19  S.  11  und  Heft  16  S.  26  ff.  mit  Tal  I  und  II  erörtert  hat. 

Klemm  schreibt:  „Als  glaciale  Bildungen  müssen  die  auf 
der  Oberfläche  der  Corbiculakalke  ruhenden,  wirr  gelagerten 
und  festgepackten  Massen  von  Kalkfragmenten  gelten,  welche 
von  zähem  Lehm  vei-kittet  werden.  Der  Verf.  sprach  bereits 
im  16.  Heft  (1895)  dieses  Notizblattes  die  Ansicht  aus,  daß 
diese,  zu  jener  Zeit  im  Einschnitt  der  Offenbach-Dieburger 
Eisenbahn  vorzüglich  aufgeschlossenen,  von  mitteldiluvialen 
Mainschottern  und  I'lugsand  überlagerten  Massen  Bildungen 
eines  Gletschers  der  Haupteiszeit  seien"  und  hält  also  seine 
Ansicht  gegen  Einwürfe  von  Dr.  Blan  kenh  orn  *)  aufrecht. 

In  erster  Linie  konstatiere  ich,  was  jedem  Besucher  von 
Steinbrüchen,  die  in  den  Hydrobrienkalken  hiesiger  Gegend  z.  B. 

*)  Zeitschr.  d.  D.  jj-eul.  Ges.  £d.  48,  1896,  S.  382-4Ü0. 


—     141     — 

auf  dem  Plateau  der  „Hohen  Straße"  zwischen  Frankfurt  und 
Vilbel  angelegt  sind,  vielfach  vor  Augen  tritt,  daß  nämlich  die 
Ablagerungen,  die  sich  aus  ruppigem,  knolligem  Algenkalk,  aus 
mehr  oder  weniger  dicken  Bänken  splittrigen  Kalkes  und  end- 
lich aus  mulmigem  Kalk  und  Kalkmergel  zusammensetzen,  ver- 
stürzt, gestört  erscheinen.  Sind  vor  allem  die  Knollen  von 
Algenkalk  wenig  dazu  angethan,  ein  aus  parallelen  Schichten 
sich  aufbauendes  Bild  zu  bieten,  so  sind  es  noch  andere  Umstände, 
die  die  Absätze  oft  sehr  gestört  erscheinen  lassen.  Auf  Klüften 
dringt  das  kohlensäui-ehaltige  atmosphärische  Wasser  ein  und 
löst  in  ihnen  den  Kalk  allmählich  auf;  an  den  thonigen  unge- 
lösten Rückständen,  an  Lettenschmitzen,  verschieben  sich  dann 
nach  und  nach  die  Kalke  schon  infolge  des  Substanzverlustes, 
gleiten  an  ihnen  ab,  wodurch  auch  die  Letten  fetzenartig  nach 
unten  geschleppt  werden. 

Einer  Erscheinung,  die  ebenfalls  zu  Schichtstörungen,  Zer- 
trümmerungen und  Verschiebungen  der  kalkigen  Schichten  führen 
mußte,  wurde  ich  eben  bei  Begehung  der  beim  Bau  der  Offen- 
bach-Dieburger  Eisenbahnlinie  erfolgten  Einschnitte  in  die  dor- 
tigen untermiocänen  Kalkschichten  ansichtig. 

Schon  bei  der  Aushebung  des  Nordbassins  im  Norden 
Frankfurts  1885/86  beobachtete  ich  eine  Erscheinung,  die  sich 
dann  auch  im  Profil  der  Ofltenbach-Dieburger  Bahn  zeigte,  aber 
auch  dank  dem  wesentlich  größeren  Anschnitt  mit  Sicherheit 
aufklärte.  In  der  Baugrube  des  Nordbassins  sah  mau  nämlich 
rotbraune  Sande,  die  nur  diluvial  sein  konnten,  in  kleineren 
Partien  im  kalkig-lettigeu  Tertiär  eingeschlossen,  allerdings  recht 
nahe  der  Oberfläche,  doch  scheinbar  ohne  sichtbaren  Zusammen- 
hang nach  oben.  Sie  mußten  aus  der  diluvialen  Flußterrasse 
(Hochterrasse  mit  Elefas  cmtiqwis),  die  ehedem  den  Norden  Frank- 
furts bedeckte  und  z.  T.  noch  bedeckt,  eingeschwemmt  worden 
sein,*)  eingeschwemmt  in  freie  Hohlräume,  die  also  schon  im 
Tertiär  existiert  haben,  ehe  die  Aufschüttung  der  fluviatilen  Maiu- 
sande  und  -gerölle  stattfand. 


*)  Zwischen  die  Tertiärschichten  in  der  Bangrul)e  des  Wasserreservoirs 
südlich  von  der  Friedberger  Warte  war  von  oben  nach  unten  eine  keilför- 
mige, mit  Diluvialsand  erfüllte  Sch(dle  eingeschaltet  (Abhandl.  d.  preuß.  geol. 
Landesanstalt  IX    Heft  4,  S.  47—49,  Fig.  3  u.  4). 


; 


—     142     — 

Wie  gesagt,  in  den  Einschnitten  der  Offenbacli-Diebnrger 
Bahn  zeigte  sich  diese  Erscheinung  deutlicher.  Nicht  unbe- 
trächtliche sackartige  Hohlräume  in  den  untermiocänen  Schichten 
waren  hier  mit  weißem  und  rotbraunem  Sand  erfüllt.  Über  den 
diese  Sande  überlagernden,  zerdrückten,  verschobenen,  z.  T.  dünn- 
plattigen  Kalkstücken  liegt  hier  noch  die  diluviale  Schotterablage- 
ruug,  aus  der  allein  die  Sande  der  sackartigen  Hohlräume,  denen 
übrigens  keine  Gerolle  beigemischt  sind,  stammen  können  (Fig.  2). 

^ -^^^ir^  ^^^5^^^'^  Waldboden 
-'^'^^^t'^J^^^  '^'^  ^  Kalk  zerrüttet 

^  xT^.TT'- ^-     '•->        -     Mergel  mit 
Z       j'^^^rkuiLör  A    '     ^ "      Kalkslücken 

^'i^jM,'' ^S^^^    Kalkbänke 

Verschleppter  Letten  ~~ 

Fig.  2. 

Wir  haben  also  hier  eine  Höhlenbildung  im  jungen  Kalk- 
gebirg,  eine  Karstbildung  en  miniature,  vor  uns.  Die  Jahr- 
tausende lang  leere  Höhle  ist  nun  mit  einem  geologisch  viel 
jüngeren  Gebilde  ausgefüllt. 

Daß  das  Schichtgebilde,  das  die  relativ  dünne  Decke  der 
Höhle  bildete,  der  dünnbänkige  Kalk,  zerrüttet,  verschoben  wurde, 
kann,  da  er  nun  der  Unterlage  beraubt  war,  nicht  Wunder  nehmen. 

Nahe  jenen  Einschnitten  beobachtete  Herr  Zinndorf  auch 
die  Kluft  oder  den  Kanal,  durch  welchen  der  nun  von  Sand 
erfüllte  Hohlraum  nach  oben  in  Verbindung  stand,  natürlich  auch 
sanderfüllt. 

Ende  vorigen  Jahres  (1899)  wurde  eine  umfangreiche  und 
auch  ziemlich  tiefe  Ausgrabung  gegenüber  der  Sachsenhäuser 
Warte  (abs.  Höhe  150  m),  links  der  Darmstädter  Landstraße 
begonnen,  die  ich  jedoch,  durch  Krankheit  abgehalten,  erst  vom 
März  d.  J.  durch  häufige  Besuche  in  ihrem  Fortschreiten  ver- 
folgt habe.  Das  Wasserbassin,  für  das  durch  diese  Ausgrabung 
Raum  geschaffen  wurde,    soll  die   aus   dem  Frankfurter  Unter- 


—     143     — 

wald  emporgeliobenen  Grundwassermassen  aufnehmen  und  zwar 
im  Betrage  von  30000  cbm.  Ostwestlich  ist  die  Baugrube  60  m 
breit,  nordsüdlicli  160  m  lang.  Die  Sohle  der  Baugrube  hat 
also  ungefähr  einen  Inhalt  von  100000  qm.  Die  Ausgrabung  hat 
bis  zu  einer  Tiefe  von  durchschnittlich  5,2  m  unter  der  Ober- 
fläche stattgefunden. 

Abgesehen  von  0,5  ra  Mutterboden  reichte  das  untermiocäne 
Kalkgebirge  bis  an  die  Oberfläche;  hier  fehlt  also  das  Dilu- 
vium, das  überhaupt  auf  der  Höhe  des  Sachsenhäuser  Berges 
nur  dünn  aufgestreut  ist. 

Die  Sohle  der  Baugrube  hat  eine  absolute  Höhe  von  143  m. 

Die  hier  ausgehobeneu  Tertiärabsätze  bestehen  aus  lockerem 
Kalkmero-el,  dem   in  unreo-elmäßig-er  Verteiluno;   Bänke   dichten 


Kalkbänke  jl  „,.  r«  Kalkbänke 

150  nat.ur. 

Ein  Stück  des  Profilbildes  auf  der  Westseite  der  Baugrube. 
Fig.  3. 

Kalkes  und  Knollen  Algenkalk  von  z.  T.  beträchtlicher  Größe 
reichlich  eingebettet  sind  und  erscheinen  daher  z.  T.  sehr  unregel- 
mäßig gelagert. 

Die  Wände  der  Baugrube  boten  einen  ähnlichen  Anblick 
wie  der  Eisenbahneinschnitt  der  Offenbach-Dieburger  Bahn.  Die 
Sand  gefüllten  Hohlräume,  unter  zerrüttetem  Tertiärkalk  gelegen, 
sind  von  verschiedener  Gestalt  und  Größe ;  unter  ihnen  herrschen 
die  längsgestreckten,  mehr  niederen  Hohlräume  vor.  Vielfach 
konnte  man  den  kontinuierlichen  Zusammenhang  mit  der  Ober- 
fläche verfolgen  (Fig.  3). 

Außer  den  mehr  längs  gestreckten,  unregelmäßigen,  mit 
Sand  gefüllten  Hohlräumen  sah  man,  z.  B.  an  der  Südwand,  zwei 
einander  ganz  nahe  liegende,  von  trichterförmiger  Gestalt  dem 
Tertiär  eingeschaltet  und  nur  von  wenigen  Centimeter  mächtigen, 


—     144     — 

zerstückeltenKalkesbedeckt(Fig.  4).  Der  eine  Sandkeil  hatte  eine 
Breite  von  2  m  und  eine  Tiefe  von   1  m  unter  der  Oberfläche. 

Einen  unregelmäßig  umgrenzten  Hohlraum,  wie  solche, 
1 — 2  m  unter  der  Oberfläche  mit  Sand  gefüllt,  eben  beschrieben 
wurden,  beobachtete  ich  an  der  Südwand  der  Baugrube,  aber 
leer,  frei  sowohl  von  Sand,  als  von  tertiärem  Schutt,  in  einer 
Tiefe  von  ca.  4,5  m  unter  der  Oberfläche.  Schmale  Spalten 
setzten  sich  von  ihm  nach  innen  (Süden)  horizontal  und  schief 
aufwärts  ins  Gestein  fort.  Diese  Klüfte  sind  also  verstopft, 
sonst  wäre  die  kleine  Höhle  wohl  auch  noch  in  dieser  Tiefe 
mit  Sand  gefüllt  worden. 

Die  Existenz  eines  sowohl  über  dem  Tertiär  von  Bieber, 
als   auch    über    dem   zwischen  Bieber   und    Taunus    gelegenen 


Fiff.  4. 


Wasserreservoir  von  Sachsenhausen  ruhenden  (rletschers  ist  nach 
alledem  mehr  wie  zweifelhaft  —  aber  abgesehen  von  alledem 
bedenke  man,  daß  der  Taunus  von  diesen  ca.  20  km  bezüglich 
ca.  17  km  entfernt  ist,  daß  er  nur  eine  Maximalhöhe  (Feldberg) 
von  188  m  hat,  über  jene  Örtlichkeiten  aber  nur  ca.  730  m  sich 
erhebt.  Und  doch  werden  ihm  bedeutende  Schichtstörungen 
zugemutet,  obwohl  sein  Gefälle  höchstens  0*',15'  betragen  würde, 
wenn  das  Gebirge  ganz  von  Eis  bedeckt  gewesen  wäre. 

Nicht  weniger  ist  ein  solcher  Gletscher  zur  Zeit  der  Auf- 
schüttung der  Mosbacher  Sande,  der  sog.  Hochterrasse,  hier 
ausgeschlossen,  zu  einer  Zeit,  da  bei  Mosbach  u.  a.  das  Hippo- 
potamus lebte.  Die  palaeontologische  Basis  für  die  Annahme 
eines  Taunusgletschers  —  (L  e  p  s  i  u  s ,  Geologie  von  Deutschland  I 
p.  652—654),  von  welcher  Herr  Dr.  Klemm  spricht,  ist  auch 
darum  hinfällig,  weil  Arctomys  marmolta  L.  nicht  zur  Fauna  der 
Mosbacher  Sande  gehört,  sondern  aus   den  diese  überlagernden 


—     145     — 

saudigen  Lößschichten*)  stammt;  zudem  ist  außer  Cermis  eury- 
ceros  und  Bos  jwimigeiiius  auch  Cerims  tarandus  in  den  frühereu 
Listen  der  Mosbacher  Sand-Fauna  zu  streichen  (Abhandl.  d. 
preuß.  geol.  Landesanstalt  Bd.  IX  Heft  4  p.  259  u.  260,  1892); 
endlich  sind  Alces  latifrons  so  wenig  wie  Cervus  euryceros,  auf 
den  C.  Koch  die  Reste  von  Alces  latifrons  bezogen  hatte,  und 
ebensowenig  Cervus  tarandus  Waldtiere. 
?ni-e'  Hohlräume  ganz  anderer  Art,  resp.  die  Scheitel  derselben, 

Hohlräume. j^r^^gjj  beim  Ausgrabeu  von  einer  Tiefe  von  2,5 — 3  m  an  zum 
Vorschein  —  Hohlräume  wie  sie  überhaupt  und  speziell  in 
demselben  geologischen  Gebilde  der  reichlich  aus  Algenkalk- 
stücken bestehenden,  untermiocäuen  Kalkablagerungen  des 
Mainzer  Tertiärbeckens  noch  nie  beobachtet  wurden,  obwohl 
gerade  in  diesen  Kalkschichten  zahlreiche  Steinbrüche,  beson- 
ders mit  dem  Zwecke,  gebrannten  Kalk  herzustellen,  angelegt 
und  in  Betrieb  sind. 

In  der  Abbildung  (Taf.  VIII,  Fig.  1)  sehen  wir,  daß  nach 
Abtragung  des  lockeren  Kalkmergels  und  der  ihm  eingebetteten 
Algenkalkknollen  ein  Gebilde  zum  Vorschein  kam,  das  einer 
recht  großen,  ungefähr  kugeligen  resp.  halbkugeligen  Kalkkon- 
kretiou  glich;  es  war  in  einer  Höhe  von  1,5  m  und  einer  unteren 
Breite  von  2,2  m  freigelegt.  An  einer  Stelle  angebrochen, 
zeigte  es  sich,  daß  dieser  kuppeiförmige  Kalkklotz  im  Innern 
hohl  war. 

Nach  Abtragung  der  westlichen  Hälfte  eines  solchen,  der, 
ebenfalls  nahe  der  Ostwand  der  Baugrube  gelegen,  nur  etwa 
40—50  m  von  dem  vorhin  beschriebenen,  nahe  der  südöstlichen 
Ecke  der  Baugrube  gelegenen  entfernt  war,  haben  wir  eine 
nischenförmige  Höhle  (Taf.  VIII,  Fig.  2)  vor  uns,  die  also  nach 
Westen  zu  geöffnet  ist ;  ursprünglich  war  sie  mehr  als  zur  Hälfte 
mit  mergeligem  Schutt  gefüllt.  Die  Wand  dieser  Höhle  bestand 
zumeist  aus  dichtem  Kalkstein,  dessen  Schichtfugen  jedoch  glauben 
machen  konnten,  sie  seien  durch  den  Bruch  einer  dicken  Gewölbe- 
decke entstanden,  die  also  eher  Flächen  glichen,  in  welchen 
Gewölbesteine  aneinander  gelegt  werden.  Die  Dicke  der  Wand  ist 
nicht  allenthalben  gleich,   sondern   schwankt  zwischen  0,4  und 

*)  Arctomys  findet  sich  bekanntlich  auch  im  Sandlöß  von  Eppelsheim 
im  südlichen  Rheinhessen.  Unsere  Sammlung  besitzt  reichliche  Arctomys- 
reste  von  Mosbach  und  Eppelsheim. 

10 


—     146     — 

0,65  m.  Bei  einer  inneren  Breite  des  glockenförmigen  Gebildes 
von  1,4  m  besaß  die  Höhle  eine  innere  Höhe  von  1,5  m.  Zur 
Zeit  der  photographischen  Aufnahme  erschien  die  Sohle  der 
Nische  ziemlich  eben.  Die  Innenwand  war  von  einem  rotbraunen 
Lehm  überkleidet. 

Zwischen  den  eben  beschriebenen,  nahe  der  Ostwand 
der  Baugrube  gelegenen  zwei  Höhlen  und  zwar  in  derselben 
N-S-Linie  wurde  ein  drittes,  mit  den  ersteren  in  Gestalt  und  auch 
in  den  Maßverhältnissen  ziemlich  übereinstimmendes  Gewölbe  (Taf. 
IX  Fig.  1)  freigelegt.  In  der  Abbildung  sehen  wir  auch  hier  die  west- 
liche Hälfte  des  Gewölbes  abgebrochen.  Die  Wandung  der  Höhle 
hatte  oben  eine  Dicke  von  0,5  m  und  an  den  Seiten  eine  solche 
von  0,4  m;  die  Tiefe  von  vorne  nach  hinten  betrug  1,8  m  (0-W). 
Die  Breite  (N-S)  im  Lichten  war  1,1  m,  die  innere  Höhe  1,5  m. 
Hier  konnte  ich  mich  an  dem  Bruch  der  Gewölbewaudung  völlig 
überzeugen,  daß  die  Kalk-  und  Mergelschichten,  die  die  Wan- 
dung der  Höhle  bildeten,  durchgehenden  Schichten  angehörten ; 
zu  solcher  Beobachtung  bot  sich  noch  mehrfach  au  den  Anbrüchen 
anderer  Gewölbe  Gelegenheit. 

In  diesem  dritten  Hohlraum  war  die  Innenwand,  wenigstens 
zur  Zeit  als  ich  sie  untersuchte,  nicht  glatt  und  von  Lehm 
überkleidet,  wie  dies  in  der  zweiten,  oben  beschriebenen  Höhle 
der  Fall  war ;  sie  war  vielmehr  uneben,  wie  es  aus  der  unregel- 
mäßigen Gestalt  kleinerer  Algenkalkknollen,  aus  denen  sie 
bestand,  hervorgeht.  Es  schien,  wie  wenn  dieser  Hohlraum  sich 
nach  unten   zu   einem  kugeligen  verengen,    schließen    wollte. 

Auf  derselben  N-SLinie,  auf  der  diese  drei  Höhlen  lagen, 
kam  weiter  nordwärts  noch  eine  vierte  zum  Vorschein,  doch 
erst  als  die  Ausgrabung  bis  zu  einer  Tiefe  von  4  m  vorge- 
schritten war.  Der  Scheitel  dieser  Kuppel  lag  also  noch  tiefer 
als  der  der  drei  anderen,  in  derselben  N-SLinie  gelegenen;  sie 
wurde,  da  die  Ausgrabung  nur  bis  ca.  5,2  m  Tiefe  stattfand, 
äußerlich  nicht  völlig  freigelegt. 
Kalkstöcke.  Als   ich   die  Baugrube   zum  erstenmale  besuchte,   war  ein 

ähnliches,  jedoch  umfangreicheres  Gewölbe,  das  mehr  in  der 
Mitte  der  Baugrube  gelegen  und  von  Herrn  von  Rein  ach  noch 
als  Gewölbe  beobachtet  worden  war,  abgetragen.  In  ihm  zeigten 
sich  die  Innenwände  vielfach  von  krj^stallinem  Kalksinter 
dünn  überzogen.    Beim  weiteren  Ausräumen  des  lockeren,  von 


—     147     — 

der  festen  Kalkwand  umgebenen  Mergelschiittes  bot  sich  eine 
neue,  höchst  merkwürdige  Erscheinung.  Ein  Kalkstock,  nach 
oben  auch  kuppeiförmig  gestaltet,  wurde  hierbei  freigelegt. 
Exzentrisch  erhob  sich  der  Kalkstock  in  einer  Höhe  von  1,5  m 
von  der  aus  fester  Kalkbank  bestehenden  Sohle  des  Gewölbes, 
denn  auf  der  einen  Seite  war  seine  Basis  von  der  Innenwand 
des  Gewölbes  nur  0,4  m,  auf  der  andern  fast  1,0  m  ent- 
fernt. Ein  ringförmiger,  freier  Raum  von  ungleicher  Breite, 
ursprünglich  mit  lockerem  Mergelschutt  erfüllt,  umgab  nun  diesen 
Kalkstock,  der  selbst  an  seiner  Basis  eine  Dicke  von  2,0  m  in 
N-S-Richtung,  von  1,4  in  0-W-Richtung  hatte.  Diese  Verhält- 
nisse habe  ich  im  Grundriß  in  Figur  5  dargestellt.  Der  Kalk- 
stock bestand  aus  dichtem,   im  Bruch  splitterigem  Kalkstein. 


€-w? 


^ 


W         tüö  nat.Gn 

Fig.  5. 

Es  hat  demnach  durch  die  kohlensäurehaltigen  Wasser  keine 
völlige  Lösung  des  von  Gewölbewandung  und  Gewölbebasis 
umschlossenen  Gesteines  stattgefunden.  Der  festere,  dichtere 
Kalkstein  des  Kalkstockes  hat  gewiß  eine  geringere  Löslichkeit 
als  die  zerstreuten,  löcherigen  Algenkalkknollen ;  auch  die  das 
Gewölbe  zum  Teil  erfüllenden  mergeligen  Schuttmassen  werden 
Lösungs- Rückstände  sein,  in  denen  nun  der  Thongehalt  ein 
reicherer  ist;  manche  Teile  des  Schuttes  mögen,  von  der  Decke 
abgelöst,  heruntergefallen  sein. 

Dieselben  Verhältnisse,  wie  ich  sie  eben  von  dem  mehr  in 
der  Mitte  der  Baugrube  gelegenen  Hohlraum  beschrieben  habe, 
boten  sich  dann  auch  bei  tiefergehendem  Ausräumen  des 
zweiten  (Taf.  VIII  Fig.  2)  und  dritten  (Taf.  IX  Fig.  1),  oben 
beschriebenen    Gewölbes    dar;     mau     stieß     auf     eine     feste 

10* 


—     148     — 

Sohle  und  aus  ihr  erhob  sich  auch  ein  ungefähr  glocken- 
förmiger Kalkstock.  Von  den  größeren  Gewölben  konnte  ich 
nur  an  einem  sicher  feststellen,  daß  es  keinen  Kalkstock 
enthielt.  In  der  nahezu  100000  qm  einnehmenden  Baugrube 
habe  ich  mehr  als  30  solcher  oder  ähnlicher  Hohlräume  gezählt, 
die  sich  abgesehen  von  ihrer  Größe  und  Höhenlage  noch  darin 
unterschieden,  daß  die  größeren  —  wenigstens  soweit  ich  beo- 
bachtete—  einen  Kalkstock  enthielten,  auch  mehrfach  einew^eniger 
gewölbte,  also  mehr  flache  Gewölbedecke  besaßen,  als  dies  bei 
den  hier  abgebildeten  typischen  der  Fall  war.  Der  Grundriß 
der  Hohlräume  war  meist  ein  ungefähr  kreisrunder.  Besonders 
die  kleineren,  resp.  weniger  umfangreichen  Hohlräume  zeigten 
sich  nach  Abtragung  der  Kuppe  rein  cylinderförmig.  Noch 
muß  hervorgehoben  werden,  daß  sich  weder  eine  Verbin- 
dung der  Hohlräume  untereinander,  also  etwa  durch  Klüfte 
oder  Kanäle,  noch  eine  solche  nach  oben  nachweisen  ließ,  während 
die  höherliegenden  Hohlräume  schon  durch  ihre  Füllung  mit 
Sand  eine  solche  zu  erkennen  gaben.  Wie  erwähnt,  lagen  die 
beobachteten,  gewölbeartigen  Hohlräume  in  verschiedener  Tiefe ; 
auch  noch  im  Niveau  der  Baugrubensohle  wurden  Decken  solcher 
Höhlen  durchstoßen.  Es  braucht  kaum  hervorgehoben  zu  werden, 
daß  diese  Hohlräume  für  die  Herstellung  einer  Wasser  sicher 
abschließenden  Sohle  eine  rechte  Kalamität  waren.  Durch  Klopfen 
wurde  ermittelt,  ob  unter  der  ursprünglich  geplanten  Baugruben- 
sohle, die  mit  einer  0,5  m  dicken  Betonschicht  bedeckt  werden  sollte, 
sich  Hohlräume  befinden.  Wo  solche  sich  fanden,  wurde  die 
Decke  eingeschlagen  und  abgetragen,  um  vorerst  diese  Hohl- 
räume mit  Beton  anzufüllen. 

Daß  die  Gewölbewandung  aus  Schichten  dichten  Kalk- 
steins und  lockeren  Kalkmergels  besteht,  also  eine  deutliche 
durchgehende  Schichtung  zeigt,  soweit  die  Algenkalkknollen 
den  Überblick  einer  solchen  nicht  störten,  konnte  ich  außer 
beim  dritten,  oben  beschriebenen  Gewölbe,  wie  schon  erwähnt, 
noch  mehrfach  beobachten. 

Außer  den  vier  oben  besprochenen,  in  einer  Linie  liegenden 
Gewölben  und  drei  kleineren,  die  jenen  ganz  nahe  auch  in  einer 
N-S-Linie  lagen,  konnte  ich  keine  mehr  finden,  die  in  einer  gesetz- 
mäßigen Anordnung  zu  einander  sich  befanden.  Unregelmäßig 
waren  sie  in  der  Baugrube  verteilt,   an  manchen  Stellen  sehr 


—     149 


gehäuft,  während  andere  Stellen  in  größerem  Umkreis  frei  von 
Hohlräumen  waren. 

Ich  habe  nun  noch  über  eine  weitere  auffällige  Erscheinung 
in  einem  Teil  der  eben  behandelten  Hohlräume  zu  berichten. 

Beim  Abtragen  der  über  die  Basis  der  Gewölbe  sich  frei 
erhebenden,  kuppelartig  gerundeten  Kalkstöcke  erwiesen  sich 
diese  nicht  in  allen  Fällen  als  massiv  aus  dichtem  Kalkstein 
bestehend,  sondern  mehrfach  auch  von  einem  Hohlraum  durch- 
zogen. Diese  Beobachtung  wurde  schon  an  dem  Kalkstock 
gemacht,  der  in  dem  zuerst  beobachteten  Gewölbe  freigelegt 
worden  war.  Zunächst  diesem  Gewölbe  lag  ein  ganz  ähnliches, 
mit  einem  inneren  Durchmesser  von  3  m  (Fig.  6).    Der  auch  hier 


iüö  nat.Gr. 

Fig.  6. 

nicht  central*)  gelegene  Kalkstock  von  2,4  m  Höhe  und  1,5  m 
Dicke  zeigte  sich  nach  dem  Abtragen  seiner  Kuppe  von  einem 
ungefähr  cylindrischen  Hohlraum  von  oben  nach  unten  durchzogen, 
dessen  Durchmesser  0,5  m  maß.  Aus  einem  anderen  cylindrischen 
Loch,  von  dem  die  Gewölbedecke  zur  Zeit  meines  Besuches 
schon  abgetragen  war,  ragte,  von  der  Wandung  durch  eine 
0,5  m  breite  Rinne  getrennt,  ein  bis  zu  seiner  Kuppe  cylindrisch 
gestalteter,  2,5  m  dicker  Kalkstock  in  einer  Höhe  von  ca.  1,6  m 
über  die  Sohle  hervor ;  auch  dieser  hatte  einen  cylinderförmigen 
Hohlraum  und  zwar  von  0,9  m  Durchmesser. 

Wenn  nun  bisher  in  unserer  Gegend  die  lösende  Wirkung 
des  durch  die  Klüfte  des  Kalkgebirges  eindringenden  Wassers 
auf  den  tertiären  Kalk  sich   nur  durch  die  in  den  Klüften  an- 

*)  Der  den  Kalkstock  umgebende  ringförmige  freie  Raum  war  auf  der 
Nordseite  0,8  m,  auf  der  Südseite  nur  0,4  m  breit. 


—     150    — 

gesammelten  thouigen  Rückstände  und  die  damit  zusammen- 
hängenden Schichtstörungen  zu  erkennen  gab,  so  darf  man  mit 
Recht  fragen,  welche  besonderen  Umstände  es  waren,  daß  gerade 
der  Tertiärzug  Sachsenhausen — Bieber  in  so  großem  Maße  mit 
Hohlräumen  durchsetzt  wurde,  wie  es  besonders  in  dem  doch 
immerhin  beschränkten  Gebiete  der  Baugrube  des  neuen  Wasser- 
reservoirs zur  Erscheinung  kam. 

Daß  eine  östliche  Rheinspalte  bis  nach  Frankfurt  und  auch 
noch  darüber  hinaus  sich  fortsetzt,  habe  ich  (Nassauische  Jahrb. 
Bd.  39,  S.  68)  festgestellt  und  zwar  durch  den  Nachweis,  daß  zwischen 
Lerchesberg  bei  Sachsenhausen  und  dem  Frankfurter  Unterwald, 
also  bei  der  Station  Louisa,  untermiocäne  Schichten  und  Plio- 
cänabsätze  aneinanderstoßen,  nur  getrennt  durch  einen  die 
Rheinspalte  erfüllenden  Basaltgang;  auch  habe  ich  (Abhandl. 
d.  geol.  Landesanstalt,  IX,  Heft  4  Fig.  24)  diese  von  Basalt 
erfüllte  Spalte  im  westlichen  Teil  von  Neu-Ysenburg  gefunden 
und  örtlich  genau  fixieren  können. 

Westlich  von  dieser  Rheinspalte  dehnen  sich  die  Ober- 
pliocänsedimente,  die  in  einem  Süßwassersee  zum  Absätze  kamen, 
in  bedeutender  Mächtigkeit,  die  Senke  westlich  von  Niederrad 
über  Höchst  bis  Raunheim  und  Flörsheim  erfüllend,  aus.  Wo 
hier  eine  umfangreichere  Ausgrabung,  die  das  Pliocän  erreicht 
hat,  gemacht  wurde,  also  am  Roten  Hamm  bei  Niederrad  (Klär- 
becken), bei  Nied  oberhalb  Höchst  a.  M.  und  bei  Raunheim 
gegenüber  Flörsheim,  kamen  Anhäufungen  von  Pflanzenresten 
in  ziemlichem  Betrage  zum  Vorscheine.  Das  letztere  gilt  auch 
von  der  Landschaft  im  Osten  zwischen  Steinheim  und  Seligenstadt. 

Der  Umstand,  daß  auf  dem  Tertiär  zwischen  Louisa  und 
Steinheim  keine  oberpliocäneu  Sedimente  die  älteren  Tertiär- 
schichten bedecken,  resp.  sich  zwischen  sie  und  die  fluviatilen 
Diluvialsande  und  -schotter  einschieben,  macht  es  sehr  wahr- 
scheinlich, daß  diese  Gegend  nach  der  Untermiocänzeit  bis  zum 
Eintritt  der  Diluvialzeit  trocken  lag.  Daß  aber  östlich  wie 
westlich  Stämme,  Früchte  und  Blätter  in  den  oberpliocänen 
Absätzen  liegen,  legt  die  Vermutung  nahe,  daß  jenes  Gebiet 
zwischen  Louisa  und  Steinheim,  in  dem  zumeist  das  Tertiär  mit 
dem  Untermiocänkalk  zu  Tage  ausging,  in  der  jüngsten  Tertiär- 
zeit von  einem  zusammenhängenden  Wald,  wie  mehr  oder  weniger 
auch  heute,  bedeckt  war. 


—     151     — 

Daß  übrigens  auch  zwischen  damals  und  jetzt,  also  zur 
Diluvialzeit  mit  Ausnahme  der  Zeit,  da  diese  Landschaft  vom 
diluvialen  Main  überflutet  war,  ein  weiter  Waldkomplex  sich 
über  diese  Landschaft  ausgebreitet  hat,  hat  sich  mir  auch  daraus 
ergeben,  daß  die  hier  abgesetzte  Hochterrasse  gänzlich  fossillos 
ist,  gänzlich  aller  kalkigen  Sedimente  des  oberen  Mainlaufes 
(Muschelkalk,  Jurakalk,  Tertiärkalk)  ermangelt,  während  doch 
anderwärts  gerade  im  Untermaingebiet  diese  Hochterrasse  an 
kalkigen  Tierresten  wie  kalkigen  Flußgeschieben  reich  ist. 

Die  atmosphärischen  Wasser,  denen  sich  durch  die  Ver- 
moderang  des  Laubfalles  etc.  ständig  und  reichlich  Kohlensäure 
beimischte,  vermochten,  auf  den  das  Kalkgebirg  allenthalben 
durchsetzenden  Klüften  in  die  Tiefe  dringend,  den  kohlen- 
sauren Kalk  aufzulösen  und  so  bei  längerer  Dauer  der  lösenden 
Wirkung  Hohlräume  zu  erzeugen,  die,  mehr  oder  weniger  groß, 
in  geringer  Tiefe  gelegen,  sich  mit  den  zur  Diluvialzeit  über 
die  Oberfläche  transportierten  Mainsauden  füllten,  während  die 
tiefer  gelegenen  leer  blieben,  resp.  nur  die  Lösungsrückstände 
enthalten.  In  späterer  Zeit  mag  infiltrierter  kohlensaurer 
Kalk  es  gewesen  sein,  der  die  Wandungen  der  Hohlräume  so 
gefestigt  hat,  daß  sie  sich  nun  nach  außen  in  der  oben  be- 
schriebenen Gestalt  von  dem  umgebenden  Gestein  abheben,  wo- 
bei auch  der  Abschluss  des  Hohlraumes  erfolgt  sein  mag. 


IV.    Schichtenfolge  nahe  der  Friedberger  Warte  in 
Frankfurt  a.  M. 

Unter  den  von  uns  angekauften  Suiten,  die,  von  Herrn 
Dr.  0.  Volger  gesammelt,  aus  der  Umgegend  von  Frankfurt 
stammen,  ist  diejenige,  welche  bei  Herstellung  eines  Brunnens 
hinter  der  Friedberger  Warte  gewonnen  wurde,  von  wissen- 
schaftlichem Interesse  insofern,  als  sie  uns  über  die  Schichten- 
folge daselbst  genauer  orientiert,  als  es  bisher  der  Fall  war. 
Dieser  Suite  ist  ein  von  Dr.  Volger  geschriebener  Bericht  bei- 
gegeben, der  zwar  von  Lepisma  stark  mitgenommen  ist.  Ich 
lasse  denselben  hier  wörtlich  folgen,  um  schließlich  noch  einige 
Bemerkungen,  welche  sich  auf  die  Gesteinsproben  aus  dem  betr. 
Brunnenschacht  beziehen,  beizufügen. 


—     152     — 

„Brunnen  bei  der  Back  Steinbrennerei 
hart  außerhalb  der  kurhessischen  Grenze  hinter  der  Friedberger 
Warte  ostwärts  von  der  Straße  (die  alte  Backsteiubrennerei 
lag  westlich)  —  gegraben  im  April  1859. 
Unter  dem  Lehm  folgen  zunächst 
gelbe  Mergel  mit  sehr  mürbem  Mergelkalk,  dann 
Letten  und  Lettenschiefer,    alles  gelb   und  braun  mit  vielem 
Gypse  in  Adern  und  einzelnen  Rosen. 
Dann  stellte  sich  grauschwarze  Farbe  ein,  und  es  erschien  ein 
Wechsel   von  Mergelschiefer   und  Letten  in  sehr  mannigfal- 
tigen Abänderungen    mit    ganzen   Lagen   von   Cypris,  erfüllt 
von  Litorinellen  und  lagenweise  auch  von  Cerithien. 

Schon  in  geringer  Tiefe  fanden  sich   Cerithien,   besonders 
margaritaceum^  seltener  plicatum.   Tiefer  kam  letzteres  desto 
häufiger. 
Ebenso   regellos   kamen  auch    die  Reste    der   verschiedenen 
Fische  vor. 

Die  Brunnengräber  waren  dieselben,  welche  den  Brunnen 
am  letzten  Hause  neben  dem  Ausgang  zum  Wartenwege*)  in 
Bornheim  im  Jahre  1858  gemacht  hatten  (Vergl.  meine  Sammlung 
von  dort)  und  waren  einstimmig  in  der  vollkommenen  Vergleich- 
barkeit der  Schichten  an  beiden  Punkten,  so  daß  sie  auch  hier 
ungeduldig  hofften,  die  dort  in  60 '  Tiefe  angtroffenen  Wasser- 
steine (Septarieu)  endlich  zu  finden.  Ich  sammelte  da  zuerst 
am  12.  April,  wo  der  Brunnen  schon  60 '  Tiefe  hatte,  aber  alle 
Lagen  in  der  Halde  noch  ungestört  zu  beobachten  waren.  Am 
26.  April,  gerade  in  der  Stunde,  wo  Ostreichs  letzte  Entwaffnungs- 
forderung in  Turin  ablief,  und  somit  der  Krieg  begann,  dessen 
Ende  nicht  abzusehen  ist,  von  welchem  ich  aber,  wie  es  auch 
kommen  möge,  eine  Auferstehung  des  deutschen  Volkes  hoffe  — 
sammelte  ich  mit  meiner  fast  6jährigen  Agnes  dort  wiederum. 
Die  Tiefe  betrug  nunmehr  71 ',  aber  noch  waren  weder  Wasser- 
steine noch  Wasser  gefunden. 

27.  April  1859.  G.  H.  0.  V  olger,  Dr. 

Eschersheimer  Landstraße 
Nro.  42,  IL  Stock 
(beletage). 

*)  Die  Gesteinsproben  von  da  fanden  sich  nicht  in  dem  Volger'schen 
Nachlaß.  Aus  der  Burgstraße  kenne  ich  dagegen  eine  von  denselben  Fossi- 
lien Cerühium  margaritaceum  conicum    etc.    erfüllte    Schichte    (Abh.  d.  geol. 


—     153     — 

Brunnen  hinter  der  Fried  berger  Warte. 

Bei  112'  Tiefe  hörte  der  Letten  auf  und  trat  wieder 
gelber  Litorinellenkalk  mit  Algenraarmorierung,  Helix,  Cyrena 
faujasi,  selten  Cerithium  (klein),  Natica  etc.  auf  — 125'. 

Mitte  Juli. 

Bei  140'  fand  sich  Wasser,  welches  aber  gar  nicht  stieg, 
sondern  nur  seinen  Höhenstand  füllte,  sowie  die  Felsniassen 
weggenommen  wurden.  Mit  Schöpffässern  war  es  aber  nicht 
zu  erniedrigen.  Die  Arbeit  mußte  daher  vorläufig  eingestellt 
werden.  Der  letzte  Fels  war  noch  immer  derselbe  Algenkalk, 
aber  im  Bereiche  des  Wassers  sehr  ausgezehrt,  faserig -röhrig. 
Sehr  massig.  Ein  Block  von  Ellenlänge  und  Vh'  Dicke  ward 
zum  Schluß  gefördert. 

Letzte  Woche  d.  Juli.     30.  Juli  1859.    V. 

NB!   Am  31.  Juli  war  ich  mit  meinen  Zuhörern  bei  dem 

Brunnen.     Es  wurden  in  dem   Lettenhaufen,    als    derselbe  tief 

aufgegraben  ward,    um  zu  den  oberen  Lagen  zu  gelangen,  die 

Cerithien,  meist  pUcatum,  nur  selten  margaritaceum,  massenhaft 

gefunden,  dazu  Lebias  meyeri   und    die   größeren  Fische,    auch 

ein  Otolith  mit  der  Wurmfurche.     In   den  tieferen  Letten  war 

von  Cerithien  keine  Spur  mehr,  aber  im  Kalk  waren  sie  wieder 

einzeln  vorhanden. 

1.  August  1859.     V. 

Der   Zuhörer   Loretz   fand   ein   Kätzchen   von  (?)  Alnus 

oder    Betula.       Treffliche    Lebias    der    Zuhörer    Böttger    und 

Gerlach." 

Über  einen  Teil  des  bei  obiger  Brunnengrabung  durchteuften 
tertiären  Schichtenkomplexes  hat  0.  Boettgerin  seiner  Disser- 
tationsarbeit —  Beiträge  z.  paläontologischen  und  geologischen 
Kenntnis  der  Tertiärformation  in  Hessen,  Offenbach  a.  M.  1869, 
S.  29  —  berichtet;  er  schreibt: 

„Weiter  gehören  zu  den  Corbiculaschichten,  die  unter 
echtem,  in  Steinbrüchen  aufgeschlossenem  Litorinellenkalk  und 
Thon  mit  Paludina  pachystoma  liegenden  mächtigen,  z.  T.  schie- 
ferigen Thonlager,  welche   bei  einer  tiefen  Brunnengrabung  in 

preuß.  L.-A.  IX  4,  S.  206) ;  hier  habe  ich  überhaupt  die  Örtlichkeiten  aufge- 
führt, an  denen  die  durch  dieselben  Fossilien  charakterisierten  Schichten  sich 
fanden.  Kinkelin. 


—     154     — 

der  Ziegelei  bei  der  Friedberger  Warte  scliöne  Reste  von  Per- 
coiden  und  Cottus  und  Qobio-kYiQXv  geliefert  haben.     Es  fanden 
sich  daselbst  abgesehen  von  diesen  und  Abdrücken  von  Blättern 
und  Blütenkätzchen  noch  in  ca.  40  '  Tiefe : 
Cypris  sp.  1  rara  groß,  häufig. 
Cerithium   margaritacetim    Broc.    sp.  var.  coiiica  m.   nicht 

selten. 
Cer.  plicatum  Brug.  var.  inistidata  Sandb.,  häufig  mit  voll- 
ständig erhaltenem  Mundsaume. 
Qiiinqiieloculina  amygdalum  Sandb.  in  den  Mündungen  der 
Cerithien." 

Ich  füge  dieser  Liste  noch  die  Bestimmung  der  eben- 
daselbst gesammelten  Fischotolithen  bei,  welche  wir  Herrn 
Professor  E.  Koken  verdanken: 

Otolithus  (Gobius)  Francofurtamis  Kok.  Originale  (Z.  d. 
deutsch,  geol.  Ges.  43,  S.  132). 

Pereide,  nicht  näher  bestimmbar. 

In  dem  Vo  lg  er 'sehen  Material  befindet  sich  nun  noch 
ein  Teil  des  Flugorganes  einer  Fledermaus  und  eine 

ü?iio  sp.,  von  der  wenigstens  die  äußere  Umgrenzung 
deutlich  ist ;  Unionen  fanden  sich  auch  in  der  lichtgrauen 
Mergelbank  zwischen  den  Schichten  k.  und  cer.  der 
Hafenbaugrube.  *) 

Die  im  Manuskript  notierte  Natica  hat  sich  imVolger'- 
schen  Material  nicht  gefunden;  es  ist  wohl  eine  junge  Palu- 
dina  phasimiella  Boettg.,  die  in  den  eben  aufgeführten  Schichten 
der  Hafenbaugrube  und  anderen  kontemporären  Schichten  in 
Frankfurt  zahlreich  gefunden  wurde. 

Nach  den  Angaben  von  V olger  und  Boettger,  zu 
welchen  auch  noch  die  den  Gesteinsproben  beigegebenen  Eti- 
ketten, die  jedoch  keine  Tiefenangaben  enthalten,  kommen, 
gehören  die  Cerithien  führenden  Schichten,  welche  Dr.  V olger 
am  12.  und  26.  April  1859  gesammelt  hat,  den  oberen  Lagen 
des  im  Brunnenschacht  bis  zum  30.  Juli  durchteuften,  140 ' 
mächtigen  Schichtenkomplexes,  also  den  unter  Löß  bis  40 '  Tiefe 
gelegenen  Tertiärschichten,  zu. 


*)  Senckenb.  Ber.   1884/85.  Taf.  1. 


—     155     - 

Bei  näherer  Besichtigung  dieser  am  12.  und  26.  April 
gesammelten  Gesteinsproben  wurde  ich  lebhaft  an  die  tiefsten 
Schichten  in  der  Hafenbaugrube  erinnert.  Diese,  zwischen  den 
Schichten  k  und  „cer"  (Profiltafel  I  im  Senckenb.  Ber.  1884/85) 
gelegen,  sind  petrographisch und palaeontologisch übereinstimmend 
mit  den  oben  bezeichneten  Schichten  hinter  der  Friedberger  Warte 
—  es  sind  die  lichtgrauen,  glatten  Letten  mit  Tympanotoymis 
comci^s  Boettg.,  Potamides  plicakis  pushdat us  Sa,ndh.  und  Hydrobia 
obtusa  Sandb.,  wozu  auch  manchmal  Paludin a  phasionella  Boettg. 
sich  gesellte,  und  dieselben,  im  Horizont  der  großen  Septa- 
rien  gelegenen,  eigenartigen,  durch  weißliche  und  graue  Lagen 
gebänderten,  feinkalksandigen  Schichten,  über  welche  ich  im 
Senckenb.  Ber.  1884/85  p.  181,  ^  und  \  184  und  190  berichtet 
habe;  auch  die  von  mergeligen,  oolithischen  Knötchen  erfüllte 
Schicht  fehlt  hier  nicht.  Von  neuem  überzeuge  ich  mich,  welch 
sicher  orientierender  Horizont  diese  Schichten  mit  reichlichen 
Cerithium  plicatum  piistidatiim,  Ceriihium  coniciim  und  Hydrobia 
obtusa  sind,  deren  weite  Verbreitung  ich  in  Abh.  d.  preuß. 
geol.  Landesanstalt  IX,   Heft  4,   S.  205 — 211  besprochen  habe. 

Aus  den  Volger 'scheu  Notizen,  wie  auch  aus  den 
Gesteinsproben  sehen  wir,  daß  eine  von  Corbicula  faujasii 
erfüllte  Kalkbank  sich  in  70'  — 100 '  Teufe,  also  bedeutend  unter 
den  oberen  Cerithien  führenden  Schichten,  befindet. 


V.   Palaeonycteris  (?)  reinachi  iiov.  sp. 

Aus  sehr  begreiflichen  Gründen  gehören  die  Säugetier- 
reste in  den  brackischen  und  lakustren  tertiären  Absätzen  zu 
den  selteneren  Funden ;  je  zarter  uud  zerbrechlicher  die  Skelet- 
teile sind,  desto  unwahrscheinlicher  werden  sie  sich  erhalten ; 
so  sind  besonders  Kiefer  und  Zähne  verhältnismäßig  noch  häufig. 
Zu  den  größten  Seltenheiten  gehören  die  Reste  von  Chiropteren ; 
auch  für  sie  gilt,  daß  die  Zähne  und  Kiefer,  auch  Schädelchen, 
so  selten  sie  sind,  doch  die  relativ  häufigeren  Fundstücke  der 
ehemaligen  Chiropterenfaunen  ausmachen.  Selten  sind  die  Ex- 
tremitätenknochen. Zu  den  größten  Seltenheiten  gehören  zu- 
sammenhängende Teile  des  Skelettes.  Irre  ich  nicht,  so  steht 
der  Fund  von  Graf  Sap  ort  a  in  den  oligocänen  Schichten 
von  Aix  im   südlichen  Frankreich   einzig   da,    der    in    der    fast 


—     156     — 

vollständigen  Vorderextremität,  Arm  und  Hand,  eines  Hand- 
flatterers  besteht.  Von  Vespertüio  parisie7isis  Cuv.  aus  dem 
Eocän  von  Paris  kennt  man  von  den  Flugorganen  nur  den  Arm. 

Wenn  nun  auch  der  Fund  im  grauen  schiefrigen  Mergel 
im  nördlichen  Frankfurt  hinter  der  Friedberger  Warte,  gefunden 
im  Juli  1859  von  Dr.  0.  Volger  gelegentlich  einer  Brunnen- 
grabung, sich  mit  dem  schönen  Rest  von  Aix*),  dem  Vespertüio 
aquensis  Ger  v.,  weder  in  der  Zahl  der  im  Zusammenhang  be- 
findlichen Längsknochen  der  Vorderextremität,  noch  auch  in 
der  Güte  der  Erhaltung  messen  kann,  so  verlangt  doch  die 
außerordentliche  Seltenheit   eine  Mitteilung  über  dieses  Fossil. 

Die  Knochensubstanz  ist  nur  zum  kleinsten  Teil  noch 
erhalten,  sodaß  sich  die  Teile  von  Arm  und  Hand,  soweit  solche 
erhalten  sind,  hauptsächlich  durch  den  einen  Abdruck  zu  er- 
kennen geben,  der  manche  Gelenksflächen  nicht  in  ihrer  Form 
erkennen  läßt.  Nichtsdestoweniger  verdanken  wir  es  der  ziemlich 
ungestörten  Lagerung  des  fragmentären  Flugorgans,  daß  die 
Stellen,  in  welchen  z.  B.  Oberarm  und  Unterarm  aneinanderstoßen, 
ebenso  die  Artikulation  zwischen  Carpus  und  Metacarpus  V. 
und  die  zwischen  diesem  und  seinen  ersten  Phalangen  ganz 
sicher  festzustellen  sind. 

Bei  der  unebenen  Oberfläche  des  von  kleinen  Cypris  durch- 
spickten Mergels  entspricht  der  Abdruck  nicht  dem  der  Hälfte 
der  Knochen;  so  ist  die  Dicke  derselben  zumeist  nicht  sicher 
zu  ermitteln.  Wie  die  Abbildung  Taf.  IX,  Fig.  2,  erkennen 
läßt,  besteht  der  fragliche  Rest  aus  dem  Oberarm,  dem  Unterarm 
und  einem  Metakarpalknochen,  dem  zwei  Fingerglieder  folgen; 
die  kleinen  Karpalknochen  sind,  weil  am  Rand  des  Gesteins- 
stückes gelegen,  nur  z.  T.  erhalten ;  ohne  Zusammenhang  liegen 
seitlich  das  Brustbein,  Schlüsselbein  und  der  Hohlabdruck  zweier 
zusammengehöriger  Fingerglieder. 

Humerus.  Wenn  auch  vom  proximalen  Teil  des  Ober- 
arms die  Knochensubstanz  vorhanden  ist  **),  so  ist  doch  gerade 


*)  Gervais,  Zool.  et  Pal.  frangaise  generale  I  p.  161,  Taf.  28, 
Fig.  1  und  Gaudry,  Enchainements  etc.  Mammiferes  p.  205  u.  206,  fig.  273. 
**)  Bei  der  Präparation  hat  sich  dieser  Teil  der  Knochensubstanz 
herausgelöst.  Da  sich  die  Oberfläche  und  Begrenzung  nun  noch  besser  dar- 
stellt, so  wurde  das  herausgelöste  Stückchen  Knochen  für  die  Herstellung 
der  Photographie  nicht   mehr   eingefügt. 


—     157     — 

dieses  Ende  am  unsichersten,  da  es  verdrückt  ist.  Der 
Absatz  der  Crista,  die  vom  Trochanter  nach  außen  bis 
ungefähr  ein  Viertel  des  Humerus  sich  erstreckt,  ist  gut  erkenn- 
bar. Die  Stelle  des  distalen  Endes  ist  im  Abdruck  ziemlich 
genau  bestimmbar,  die  Gestalt  jedoch  nicht  erhalten.  Der 
Oberarm  ist  kaum  gebogen.  Infolge  des  verdrückten,  proximalen 
Endes  ist  die  Länge  nicht  mit  Sicherheit  festzustellen;  sie 
beträgt   21 — 23,5  mm. 

Der  Unterarm,  dessen  Enden  sicher  zu  erkennen  sind, 
ist  seiner  Gestalt  nach  fast  nur  aus  dem  Hohlabdruck  zu 
beurteilen;  er  ist  schwach  gebogen.  Im  distalen  Teile  glaube 
ich  den  Abdruck  eines  zweiten  Knochens,  der  Ulna,  neben  dem 
des  Radius  unterscheiden  zu  können.  Nach  der  Zeichnung  von 
Vespertilio  aquensis  Gerv.  in  Gau  dry,  Enchainements  etc.  Fig. 
273  ist  die  Ulna  noch  vollständig  vorhanden,  während  sie  bei 
den  recenten  Fledermäusen  und  nach  Schlosser  auch  bei 
denen  vom  Quercy  nur  mehr  in  den  oberen  Partien  entwickelt 
ist.  Da  die  Reduktion  der  Ulna  der  recenten  Fledermäuse  etc. 
im  distalen  Teile  beginnt,  so  möchte  letztere  wohl  in  dieser  ober- 
oligocänen  Art  noch,  vorausgesetzt,  daß  eben  jener  nur  auf 
eine  Länge  von  5  mm  vorhandene,  dem  Radiusabdruck  anliegende 
Abdruck  von  der  Ulna  herrührt,  vollständig  gewesen  sein.  Im 
Abdruck  des  Radius  hebt  sich,  auch  in  der  unteren  Hälfte, 
eine  feine  Leiste  heraus,  die  somit  einer  Längsrinne  des  Radius 
entspricht.     Die  Länge  des  Unterarms  beträgt  29  mm. 

Metacarpus  V.  Der  zunächst  am  Gelenk  gelegene 
proximale  Teil  des  Metacarpus  V.  ist  noch  in  Knochensubstanz 
erhalten.  Das  distale  Ende  dieses  Mittelhandknochens  ist  im 
Abdruck  durch  eine  quere  Furche  fixiert;  seine  Länge  beträgt 
24  mm.  Der  Knochen  zeigt  ungefähr  dieselbe  Biegung  wie  der 
Unterarm.  Die  Dicke  des  Metakarpalknochens  ist,  soweit  man 
es  beurteilen  kann,  dieselbe  wie  die  des  Unterarmes,  resp.  des 
Radius. 

Phalangen  des  V.  Fingers.  In  derselben  Biegung 
wie  sie  der  Metacarpus  hat,  verlaufen  die  Phalangen  des  fünften 
Fingers.  Das  distale  Ende  der  ersten  Phalange  ist  durch  eine 
feine  Leiste  von  Gesteinssubstanz,  die  sich  zwischen  die  Gelenk- 
flächen der  I.  und  IL  Phalange  eingeschoben  hatte,   angezeigt. 


—     158     — 

Die  Länge  der  I.  Phalange  beträgt  9mm, 
die  Länge  der  II.  Phalange  beträgt  6  mm. 
Daß  der  dem  Abdruck  der  IL  Phalange  anliegende  Hohl- 
abdruck von  der  zurückgebogenen  dritten  Phalange  wenigstens 
zum  Teil  herrührt,  wäre  wohl  möglich ;  ihre  Länge  ist  jedenfalls 
nicht  bestimmbar;  der  seitliche  Abdruck  reicht  weiter  zurück, 
als  ihre  Länge  betragen  kann.  Möglicherweise  könnte  dieser 
Abdruck  von  der  Flughaut  herrühren.  Auffällig  ist,  daß  die 
Breite  der  Phalangen  fast  so  groß  wie  die  des  Metacarpus  ist ; 
diese  verhältnissmäßig  große  Breite  mag  wohl  auch,  wie  beim 
Oberarm  davon    herrühren,    daß  die  Phalangen   gedrückt   sind. 

Phalangen.  Ein  daneben  befindlicher  Hohlabdruck 
gehört  zwei  in  Verbindung  gestandenen  äußeren  Finger- 
gliedern (IL  und  III.)  an ;  ich  glaube  eine  quere  Tei- 
lung erkennen  zu  können.  Diese  Phalangen  erscheinen 
wesentlich  dünner,  als  die  mit  dem  Metacarpus  in  Verbindung 
befindlichen. 

Ihre  Länge  beträgt  6,0  mm  und  4,5  mm. 

Sternum.     Ganz  seitlich,    nahe    der    Mitte    des   unteren 
Randes  des  Gesteinsstückes,  ragt  aus  dem  Gestein  die  Hälfte 
des    Brustbeins    hervor.     Während   die  Crista   ungefähr   in  der 
Richtung  der  Gesteinsfläche  liegt,  ist  die  eine  Seite  der  Brust- 
beinplatte ungefähr  senkrecht  darauf;  man  sieht  also  die  Hohl- 
kehle zwischen  Crista  und  linker  Hälfte  des  Sternums. 
Die  Länge  des  Brustbeiukammes  ist  4  mm, 
die  Breite  der  einen  Hälfte  des  Brustbeines  ca.  0,5  mm, 
die  Höhe  der  Crista  0,3—0,35  mm. 

Clavicula.  Ohne  Zusammenhang  mit  den  anderen 
Skeletteilen  liegt  links  vom  Unterarm  das  Schlüsselbein,  in 
seiner  distalen  Hälfte  noch  als  Knochen  erhalten,  in  seiner 
proximalen  nur  als  Abdruck.  Als  Clavicula  giebt  sich  dieser 
Skeletteil  vor  allem  durch  seine  schwach  S-förmige  Biegung 
zu  erkennen.  Der  an  das  Brustbein  sich  anlegende  Gelenkteil 
scheint  scharf  abgestutzt;  am  distalen  Teile  erscheint  der 
Knochen  drei-  oder  vierkantig,  und  gegen  das  distale  Ende 
hin  wird  die  Clavicula  durch  einen  schmalen  Kamm  verbreitert. 
Länge  15  mm,  Breite  0,5  mm. 


—     159     — 

Scapula.  Sehr  wahrscheinlich  rührt  die  ganz  glatte, 
aber  nicht  ebene,  etwas  wellige,  neben  dem  proximalen  Ende 
des  Oberarms  gelegene  Fläche,  auf  der  noch  einige  dünne 
Knochenplättchen,  Fragmente  des  Schulterblattes,  liegen,  von 
dem  Abdruck  des  Schulterblattes  her:  jene  Fläche  stellt  eine 
ungefähr  dreieckige  Fläche  dar,  deren  Spitze  unten  stumpf  ab- 
gerundet ist. 

Ich  rekapituliere  die  eben  mitgeteilten  Maße  über  die 
Länge  der  auf  dem  Mergelstücke  vorhandenen  Knochen: 

Oberarm 21-23,5  mm 

Unterarm 29       „ 

Metacarpus  V 24       „ 

Phalange  I     (des  kleinen  (    .     •  6       n 

Phalange  II  [    Fingers    |    •     •  4,5    „ 

Brustbein 4       „ 

Schlüsselbein       15       „ 

Der  Oberarm  ist  relativ  lang,  der  Unterarm  ist  ungefähr 
iVsmal  so  groß  als  der  fünfte  Mittelhandknochen.  Es  hat  den 
Anschein,  daß  am  Unterarm  die  Elle  noch  vollkommen  erhalten  ist. 
Wie  schon  erwähnt,  sind  die  Funde  von  Arm-  und  Hand- 
knochen von  Handflatterern  recht  selten.  An  solchen  besitzen 
wir  aus  den  untermiocänen  Schichten  von  Weisenau  den  distalen 
Teil  eines  Oberarmes,  in  der  Gelenkspartie  in  zwei  Stücke  zer- 
brochen; Herm.  v.  Meyer  hat  ihm  auf  der  Etikette  den  Namen 
Vespertilio  insignis  gegeben.  Schlosser  bespricht  in  den  „Bei- 
trägen zur  Palaeontologie  von  Österreich-Ungarn  Bd.  VI"  an 
Fledermausknocheu,  die  zur  Vorderextremität  gehören,  aus  dem 
Mainzer  Becken: 

Vespertilio  praecox  H.  v.  Meyer  und  zwar  ein  Oberarm- 
fragment p.  75  Taf.  II  Fig.  55  und  bemerkt,  daß  dieser  Ober- 
arm vollständig  mit  Fseudorhinolophus  Schloss.  aus  den  Phos- 
phoriten des  Quercy  übereinstimmt;  v.  Zittel  schreibt  bei 
Palaeonijcteris:  „Vielleicht  auch  bei  Weisenau  Vespertilio 
praecox  Meyer." 

Vespertilio  insig?iis  H.   v.  Meyer;   hiervon   bildet  er  die 
obere  und  die  untere  Hälfte  zweier  Oberarme  und  die  pro- 
ximale Partie  eines  Radius  Taf.  II  Fig.  43,  44  und  54  ab. 
Aus  den  Phosphoriten  des  Quercy  hat  Schlosser  Oberarm 
und  Radius  von    zwei   zu   Pseiidorhinolophus  Schloss.  gehörigen 


—     160    — 

Arten  *)  und  den  Oberarm  und  Radius  von  Vespertüiavus  Schloss.**) 
besprochen  und  abgebildet.  Endlich  hat  Weithof  er  auch  aus 
den  Phosphoritlageru  im  Quercy  einen  völlig  erhaltenen  Ober- 
arm von  ?  gen.  Taphoxous  Geoffr.  beschrieben  und  abgebildet***); 
von  zwei   Vespertüiavus- Ohersirmen  giebt  er  nur  die  Maße. 

Das  sind,  wenn  mir  nichts  entgangen  ist,  die  wenigen 
bisherigen  Mitteilungen  über  lose  Knochen  der  Vorderextremitäten 
europäischer,  tertiärer  Fledermäuse. 

Wie  oben  mitgeteilt,  hat  sich  im  Oligocän  von  Aix  eine 
fast  vollständige  Vorderextremität  erhalten  —  Vespertilio  aquensis 
Gerv.f);  nach  dieser  Abbildung  zu  schliessen,  scheint  nur  der 
Oberarm  fragmeutär  zu  sein.  Auf  diese  Abbildung  Bezug 
nehmend,  macht  Schlosser  (1.  c.  p.  77)  darauf  aufmerksam, 
daß  die  Ulna  nach  ihrer  ganzen  Länge  noch  erhalten  gewesen 
zu  sein  scheint,  und  daß  dieser  Flügel  auf  keinen  Fall  zur 
Gattung   Vespertilio  gestellt  werden  darf. 

Ich  gedenke  noch  des  Chiropterenrestes  aus  dem  alten 
Tertiär  von  Paris  ff),  an  welchem  sich  vom  Vorderextremitäten- 
knochen nur  Ober-  und  Unterarm  erhalten  finden.  Deren  Länge 
steht  im  Verhältnis  27  :  45.  f ff) 

Da  bei  der  Beurteilung  der  Frankfurter  tertiären  Fleder- 
maus nur  die  absoluten  und  mehr  noch  die  relativen  Größen 
der  Arm-  und  Handknochen  in  Frage  kommen  können,  so  bin 
ich  nach  Obigem  fast  nur  auf  den  Vergleich  mit  recenten  Chirop- 
terengattungen  angewiesen.  In  folgender  Tabelle  habe  ich  die 
absoluten  Maße  des  Oberarms,  Unterarms  und  Metacarpus  V 
von  Fledermäusen  notiert,  die  eben  diesen  Maßen  nach  etwa 
beim  Vergleiche  in  Frage  kommen  können.  Die  Maße  von 
Knochen  von  recenten  Chiropteren  siud  teils  J.  H.  Blasius, 
„Säugetiere  Deutschlands  1857",  teils  G.  Edw.  Dobson,  „Cata- 
logue of  the  Chiroptera,  British  Museum  1878"  entnommen.  Die 
zweite  und  vierte  Columne  giebt  die  Vergleiche  von  Oberarm 
und  Metacarpus  V  zum  Unterarm  (Unterarm  =  1)  an. 


*)  1.  c.  p.  65—68  Taf.  II,  Fig.  1,  3  u.  2,  4,  8,  12. 
**)  1.  c.  p.  70—74  Taf.  I,  Fig.  56,  59  u.  55. 
***)  Wiener  Sitzungsber.  Bd.  96  I,  Heft  5  p.  353  Taf.  12—16. 
t)  Gau  dry,  Enchainements  etc.  p.  206  Fig.  273. 
tt)  Cuvier,  Recherches  etc.  Bd.  I,  pl.  II  Fig.  1. 
ttt)  Schlosser,  1.  c.  p.  77. 


—     161 


Oberarm 

Verhält- 
niszahl 

Unterarm 

Ver- 
hält- 
niszahl 

Meta- 
car- 
pus V 

Vespertüio  parisiensis  Cuv, 

eoc 

27    mm 

0,6 

45   mm 

— 

— 

Vespertüio   atjuensis   Gerv. 

oligoc 

— 

— 

34,5  mm 

0,9 

31  mm 

Pseudorhinolophus  Schloss. 

II.  Art.  oligoc.     .     .     . 

46,5  mm 

0,63 

74    mm 

— 

— 

VespertiliavHS  Schloss. 

IV.  Art    oligoc.     .     .     . 

28    mm 

?  0,56 

?  50  mm 

— 

— 

Chiroptere  aus  den  oberen 

Cerithienschichten  von 

Frankfurt  a.  M.,  oberoli- 

gocän  0(1.  untermioc. 

21—28,5  mm 

0,71-0,82 

2!)  mm 

o,s 

24  nmi 

Synutus  barhasteUusB\a.s., 

10,4 '" 

0,6 

17,5 '" 

0,87 

15,2 '" 

Vespertüio  murinus  Schreb., 

recent 

16,5 '" 

0,6 

27,2 '" 

0,9 

24    '" 

Bhinolophus  hipposideros . 

Sechst.,  recent      .     .     . 

10    "' 

0,6 

17     '" 

0,7 

12    '" 

Vesperugo  discolor  Natt., 

recent      

11,6'" 

0,6 

19     "' 

0,87 

16,5 '" 

—  natlmsii  K.  &  Blas., 

recent      

9,3 '" 

0,62 

15     '" 

0,9 

13,6 '" 

—  pipistrellus  Schreb  , 

recent     

8    "' 

0,615 

13    '" 

0,9 

11,5  '" 

Nycteris  grandis  Peters, 

recent      

— 

— 

2,25  " 

0,84 

1,9  " 

Nyctinomus  aegyptiacus 

Geoffr.,  recent       .     .     . 

— 

— 

1,95  " 

0,93 

1,8  " 

Megaderma  lyra  Geoffr. 

•  recent      

— 

— 

2,5    " 

0,86 

2,15" 

Brachyphylla  cavernarum 

Gray  recent     .... 

— 

— 

2,5    " 

0,84 

2,1  " 

Daraus  daß  Dobson  unter  deu  Maßen,  die  er  der  Be- 
schreibung jeder  Art  beigiebt,  nirgends  die  Länge  des  Ober- 
armes notiert,  ist  es  ei'sichtlicli,  daß  sein  Größenverliältnis  kein 
generisclier  und  kein  spezifisclier  Charakter  ist.  Wenn  auch  die 
Länge  des  Oberarmes  unseres  tertiären  Flatterers  nicht  genau 
bestimmbar  ist,  so  ist  sie  doch  sicher  relativ  groß.  Der  ein- 
zige Anhaltspunkt,  das  Genus,  dem  dieser  Handflatterer  am 
nächsten  steht,  oder  dem  er  angehört,  zu  bestimmen,  ist  also 
nur  durch  das  Längenverhältnis  von  Unterarm  und  Metacarpus  V 

11 


—     162     — 

gegeben.  In  obiger  Tabelle  kommen  bezüglich  dieses  Verhält- 
nisses dem  tertiären  Flatterer  die  beiden  Nycteriden:  Ni/cfen's 
und  Megaderma  und  das  Genus  Brach t/phi/lla  am  nächsten. 

Da  Pomel  aus  dem  Untermiocän  von  Langy  (Allier) 
Falaeomjctens  robustns  aufführt  und  v.  Zittel  die  Vermutung 
ausspricht,  daß  VespertiUo  praecox  v.  Meyer  von  Weisenau, 
den  übrigens  Schlosser  zu  Pseudorhinolophus  stellt,  zu 
Fnlaeoni/cteris  gehört,  so  ziehe  ich  bis  auf  weiteres  das  Frank- 
furter tertiäre  Fiattertier,  da  es  ungefähr  von  gleichem  geologischen 
Alter  ist,  allerdings  mit  Reserve  zu  Palaeo}iycieris ;  bei  dem  im 
Museum  befindlichen  Exemplar  von  Nycteris  thebaica  Geoffr. 
ist  nämlich  der  Oberarm  auffallend  klein. 

Herrn  Albert  v.  Reinach,  der  sich  um  unsere  Gesellschaft, 
wie  um  die  Kenntnis  der  Geologie  unserer  Gegend  sehr  ver- 
dient gemacht  hat,  zu  ehren,  nenne  ich  den  Handflatterer  von 
der  Friedberger  Warte:  Palaeonijcteris  (?)  reiuachi  n.  sp.  Herrn 
Dr. Matschie,  Kustos  am  königl.  Museum  der  Naturkunde  in 
Berlin,  sage  ich  für  die  freundlichen  Winke  bei  Beurteilung 
des  betr.  Fossils  besten  Dank,  Herrn  Fritz  Winter  aber 
für  die  vorzügliche  Ausführung  der  Photographie,  die  ohne 
zeichnerische  Beihilfe  alle  Details  zur  Darstellung  gebracht 
hat.  Zu  meinem  großen  Bedauern  ist  trotzdem  der  Licht- 
druck   ungünstig    ausgefallen. 


—     164     — 


Erklärung  zu  Tafel  VIII. 

Fig.  1.  Gewölbe    aus    der  Gesteinsinasse    herausgelöst,    nur    an    einer 

kleinen  Stelle  geöffnet. 

Fig.  2.  Gewölbe,  nach  Westen  geöffnet,  zeigt  den  Durchschnitt  der 
Gewölbewand. 


Ber.  d.  Senckcnb.  Naturf.  Ges.  igoo. 


Taf.  VIII. 


Fi2.  1. 


Fig.  2. 


166 


Erklärung  zu  Tafel  IX. 

Fig.  1.     Gewölbe,  nach  Westen  geöffnet,   zeigt,   daß  die  Gewölbewand 
aus  durchgehenden  Gesteinsschichten  gebildet  ist. 

Fig.  2.     Reste  einer  Fledermaus  in  einem  tertiären  Mergel  aus  einem 
Brunnenschacht  nahe  der  Friedberger  Warte  von  Frankfurt  a.  M. 

Sie  bestehen  zumeist  aus  Abdrücken,  zum  kleineren  Teil  aus  Knochen- 
snbstanz, 

lassen  im  Zusammenhang  erkennen : 

das  stumpfe  untere  Ende  eines  Schulterblattes, 
den  zugehörigen  Oberarm  mit  deutlicher  Crista, 
den  Unterarm,  bestehend  aus  Speiche  und  Elle  ('?), 
vom  fünften  Finger  den  Metacarpus  und  die  ersten  zwei  Phalangen 
und  vielleicht  auch  die  dritte, 
und  sind  auf  dem  Gesteinsstück  lose  zerstreut: 
das  Schlüsselbein,  links  vom  Unterarm, 
das    Brustbein    mit   seiner   Crista,    nahe    dem    unteren    Rand    des 

Mergelstückes, 
zwei  zusammenhängende  Phalangen  eines  Fingers,  links  vom  fünften 
Finger  gelegen. 


Bi'i:  (l..Sriicknih.\'i(liiii:firs   WOO. 


'/(if.  IX. 


Fig.  1. 


Fig.  2. 

Sc  =  Scapula.  AI  =  Artikulation  zw.  Mc  u.  Phi. 

H  =  Humerus.  Phi  =  Erste  Phalange. 

R  =  Radius.  All  =  Artikulation  zw.  Phi  u.  Phil 

Ul  =  Ulna.  Phil  ^  Zweite  Phalange. 

Mc  =^  Metacarpus.  Phlll  =  Dritte  Phalange. 


CI 
St 
Ph 


J2  n.  Gr. 


Chivicula. 
Sternum. 
Zwei  Phalangen. 


-     167     — 


Inhalt. 


Seite 


Jahresfeier  der  Senckenbergischen  Naturforscbenden  Gesellschaft 
am  20.  Mai  1900 : 

Bauprojekte  der  Gesellschaft III 

Jahresbericht,    erstattet   von  A.  Rörig,   Kgl.  Forst- 
meister a.  D.,  II.  Direktor VII 

Brief   Goethes    an    die   Senckenbergische   Naturforschende    Ge- 
sellschaft       XXIV 

Von  Rein  ach -Pre  is- Ausschreiben        XXV 

Verteilung  der  Ämter  im  Jahre  11)00 XXVI 

Verzeichnis  der  Mitglieder: 

Stifter XXVIII 

Ewige  Mitglieder XXIX 

Beitragende  Mitglieder XXX 

Außerordentliche  Ehrenmitglieder XXXVI[ 

Korrespondierende  Ehrenmitglieder  und  Mitglieder   .  XXXVII 

Rechte  der  Mitglieder XLIII 

Auszug  aus  der  Bibliothek-Ordnung XLIII 

Geschenke  und  Erwerbungen: 

Naturalien XLV 

Bücher  und  Schriften LXI 

Die  vorhandenen  Zeitschriften LXXXIII 

Medaillen  und  sonstige  Geschenke LXXXVIII 

Bilanz  per  31.  Dezember  1899 XC 

Übersicht  der  Einnahmen  und  Ausgaben       XCI 

Sektionsberichte XCII 

Protokolle  der  wissenschaftlichen  Sitzungen: 

Dr.  med.  Georg  Kolb,  f  18.  September  1899 TIV 

Prof.  Dr.H.  Sehen ck:  Über  die  Wechselbeziehungen  zwischen 

Pflanzen  und  Ameisen  im  tropischen  Wald CIV 

Prof.  Dr.  L.  E dinger:  Das  Gedächtnis  der  Fische      .     .     .  CVII 
Ausstellung  der  wichtigsten  Neuerwerbungen,  erläutert  durch 

die  Sektionäre CXVI 

Prof.  Dr.  M.  Moebius:  Die  Farben  in  der  Pflanzenwelt   .     .  CXXIV 

Prof.  Dr.  R.  Burckhardt:  Die  Selachier CXXVI 

Karl  Nolte,  f  8.  Januar  1900 CXXVIII 

Prof.  Dr.  H.  Klaatsch:  Das  Problem  der  Abstammung  des 

Menschen CXXIX 

Dr.  W.  Schauf:  Über  den  Diamanten CXXXV 


61003 


—     168     — 

Seite 
Erteilung  des  v.  Reinach-Preises  für  Mineralogie       ...    CXXXVIII 
Hofrat  Dr.  B.  Hagen:  Vorführung  von  Gesichtstypen  ost- 
asiatischer und  melanesischer  Völker  in  Lichtbildern    .       CXXXIX 
Dr.  A.  Alzheimer:  Zur  Anthropologie  des  Verbrechers   .  GXLI 

Bericht  über  die  Feier  des  zweihundertjährigen  Bestehens 
der  Königlich  Preussischen  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  Berlin CXLIV 

Dr.  G.  Greini:    Altes    und    Neues    von    Erdmessung   und 

Erdgestalt CXLV 

Geh.  Med.-Eat   Prof.  Dr.  P.  Ehrlich:    Ccllularbiologische 

Betrachtungen  über  Immunität CXLVII 

Z u m  G  e  d  ä  c  h t n  i s  a n  D r.  E  m  i  1  B  u  c k.  Von  Prof.  Dr.  F.  K  i  n  k  e  1  i n  ('LI 

Zum    Andenken    an   Wilhelm   Winter.     (Mit   Porträt.) 

Von  Prof.  Dr.  H.  Reichenbach CLIX 


Vorträge  und  Abhandlungen: 

Cordierit  von  Nordcelebes    und    ans   den   sog.  verglasten  Sand- 
steinen   Mitteldeutschlands      Von    Prof.  Dr.    H.   Bucking. 

(Mit  Tafel  I  und  II) 3 

Beiträge   zur   Kenntnis    der  Fauna   der  Umgegend   von  Frank- 
furt a.  M.     Von  Prof.  Dr.  F.  Richters.  (Mit  Tafel  III— VI) 

I.  Cepheus  ocdlatus  Mich .     .        21 

II.  Oribatiden-Eier 31 

III.  O'phiocamptus  miiscicola  nov.  spec 36 

IV.  Macrohiotus  ornatus  nov.  spec 40 

Einiges  über  die  Deutsche  Tiefsee-Expedition.  Vortrag,  gehalten 

am  10.  Februar  191JÜ  von  Fr.  Winter.    (Mit  4  Textüguren)    .         45 
Der  Moschusochse.    Vortrag,  gehalten  am  7.  April  lUOO  von  Dr. 

W.  Kobelt.   (Mit  Tafel  VII  und  einer  Textfigur)  ....        61 
Über  Entwicklung   und  Probleme   der  Anthropologie.     Vortrag, 
gehalten    beim    Jahresfeste    am    20.  Mai    1900    von   Hofrat 

Dr.  B.  Hagen 67 

Die  Medaillen-Sammlung  der  Senckenbergischen  Naturforschenden 

Gesellschaft.     Von  D.  F.  Heynemann 91 

Beiträge  zur  Geologie  der  Umgegend  von  Frankfurt  a.  M.    Von 
Prof.  Dr.  F.  Kinkelin.     (Mit    Tafel   VIII   und   IX   und   6 
Textfiguren). 
I.  Oberpliocänllora  von  Niederursel  und  im  Untermainthal       121 
II.  Die  fossillosen  Thone  der  obersten  Schichten  der  Oyrenen- 

mergel-Schichtgruppe 138 

III.  Hohlräume  im  untermiocänen  Algenkalk  des  Untermain- 
gebietes bei  Offenbach  und  Sachsenhausen 140 

IV.  Schichtenfolge   nahe    der    Friedberger  Warte    in  Frank- 
furt a.  M 151 

V.  Palaeoni/cteris  (?)  reinachi  nov.  spec 155 


MBL  WHO!   Library  -  Serials 


5  WHSE  00190 


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