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Beriolit
der
Senckenbergischen
Natiirforschenden Gesellschaft
Frankfurt am Main.
1900.
Mit neun Tafeln und einem Porträt.
Frankfurt a. M.
Druck von Gebrüder Knauer.
Wilhelm Winter.
geb. 26. April 1844,
gest. 28. März 1900.
BERICHT
DEE
SENCKENBERGISCHEN NATÜEEOESCHENDEN
GESELLSCHAFT
IN
FRANKFUßT AM MAIN,
1900.
Vom Jimi 1899 bis Juni 1900.
Die Direktion der Senckenbergisehen Naturforsehenden
Gesellschaft beelirt sich hiermit, statiiteug-emäß ihren Bericht über
das verflossene Jahr zu überreichen.
Frankfurt a. M., im Juni 1900.
Die Direktion:
Dr. med. A. Knoblauch, I. Direktor.
Forstmeister A. Rörig, II. Direktor.
Dr. med. E. Roediger, I. Sekretär.
Dr. med. A. Alzheimer, IL Sekretär.
Jahresfeier
der
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
am 20. Mai 1900.
In festlicher Weise hat am Sonntag, den 20. Mai 1900 die
83. Jahresfeier der Senckenbergischen Natur for-
sch enden Gesellschaft unter dem Vorsitz des I.Direktors
Dr. August Knoblauch stattgefunden. Außerordentlich zahl-
reich hatten sich hiesige und auswärtige Mitglieder und Gäste
mit ihren Damen, u. a. auch der Kgl. Oberpräsident Herr Staats-
minister Dr. Graf von Zedlitz-Trützschler, Herr Ober-
bürgermeister Dr. Adickes und Herr Bürgermeister Dr. Varren-
trapp zu der Feier im Vogelsaale des Museums eingefunden.
Zunächst begrüßte der Vorsitzende die Festversammlung
mit herzlichen Worten und berichtete sodann über die
Bauprojekte der Gresellscliaft.
Hochgeehrte Damen und Herren!
Sie alle kennen unsere völhg unzureichenden Sammlungs-
räume und wissen, daß die Verwaltung schon seit Jahren die
Errichtung eines Neubaues für dringend notwendig
hält. Der älteste Teil unseres Museums, der Eckbau am Eschen-
heimer Thor, stammt aus dem Jahre 1820. Schon sechs Jahre
nach seiner Vollendung erwies er sich infolge des raschen Wachs-
tums unserer Sammlungen als unzulänglich; es wurde ein Flügelbau
an der Bleichstraße errichtet, der 1830 der Benützung über-
1*
— IV —
geben wurde. Im Jahre 1841 stand man von Neuem vor der
zwingenden Notwendigkeit einer Vergrößerung der Sammluugs-
räume und erreichte sie durch Aufbau eines zweiten .Stockwerkes
auf das ältere Gebäude. Seitdem ist nur noch einmal^ vor
neun Jahren, eine kleine Ausdehnung im Inneren des Hauses
möglich gewesen, als der Physikalische Verein in sein
eigenes Heim übergesiedelt war und der Gesellschaft die von
ihm bis dahin benützten Räume im Souterrain des Flügelbaues
überließ. So sind die räumlichen Verhältnisse des
n at ur historischen Museums heute noch im wesent-
lichen die gleichen, wie vor nahezu sechzig Jahren.
Und nun vergegenwärtigen Sie sich den gewaltigen Auf-
schwung, welciien die Naturwissenschaften, deren Pflegestätte
zu sein unser Museum berufen ist, in den beiden letzten Menschen-
altern genommen habeu ; rufen Sie sich die glänzenden Ergeb-
nisse der Naturforschung ins Gedächtnis zurück, an welchen
auch unsere Gesellschaft einen kleinen Anteil genommen zu
haben sich rühmen darf; und denken Sie an die seit sechzig
Jahren rastlos fortgeschrittene Aufschließung bis dahin unbe-
tretener Gebiete unserer Erde in tropischen Kontinenten wie
in den Eismeeren der Pole, welche uns eine neue Tier- und
Pflanzenwelt kennen gelehrt hat! Wir sind in der Vergrößerung
unserer Sammlungen nicht zurückgeblieben hinter den gewaltigen
Errungenschaften der Forschung; — aber unsere Räume sind
die gleichen geblieben, wie ehedem; unser Museum ist z. Z.
thatsächlich bis auf das letzte verfügbare Eckchen
überfüllt.
Wohl hat unsere Verwaltung diesen unhaltbaren Zustand
seit langen Jahren kommen sehen; aber sie hat bei der peku-
niären Lage der Gesellschaft gerechte Bedenken getragen, der
Errichtung eines Neubaues näher zu treten, und hat sich damit
bescheiden müssen, in den letzten Jahren alljährlich M. 4000
bis 5000 für einen Baufonds zurückzulegen. Da wurden ihr vor
2V2 Jahren ganz unerwartet von zwei hochherzigen Männern
aus dem Kreise unserer Mitglieder, welche den Notstand des
Museums aus eigener Anschauung kennen gelernt hatten, je
M. 50000 für den Neubaufonds überwiesen, von den Herren
Albert von Rein ach und dem inzwischen verstorbenen
Gg. Albert Kej^l.
— V —
Von diesem Augenblicke an war die Hoffnung auf baldige
Erfülluug langjähriger selmliclier Wünsche kein Traum mehr;
und in dem vollen Bewußtsein der Verantw^ortlichkeit für die
Erhaltung der wertvollen, teilweise unersetzlichen Sammlungen
ist die Verwaltung unverzüglich der Verwirklichung des Bau-
projektes näher getreten. Zunächst war die Platzfrage zu ent-
scheiden. In hochherzigster Weise hat die Administration
der Dr. Senckenb ergischen Stiftung der Gesellschaft
für die Errichtung ihres Neubaues das erforderliche Gelände
an der Bleichstraße, anschließend an unser jetziges Museum,
unentgeltlich und für alle Zeiten zur Verfügung gestellt. Nach
einer sorgfältigen Prüfung der vorhandenen Museumsbestände
wurde festgestellt, daß dem augenblicklichen Bedürfnisse der
Gesellschaft eine Erweiterung des Museums um etwa 15000 Kubik-
meter Ausstellungsraum genügen würde. Es wurden sodann
nach Aufstellung eines vorläufigen Bauprogramms durch die
Verwaltung sechs hiesige Architekten ersucht, Entwürfe und
Kostenvoranschläge für den beabsichtigten Neubau einzureichen,
und in liebenswürdigster und uneigennützigster Weise sind die
Herreu A. Günther, F. von Hoven, Prof. W. Manchot und
L. N eh er diesem Ersuchen nachgekommen.*) Die erforderliche
Bausumme wurde auf M. 300000 bis 400000 angenommen. Wohl
war die Summe hoch im Verhältnis zu dem uns zur Verfügung
stehenden Fonds von kaum mehr als M. 100000; aber im festen
Vertrauen auf die stets bewährte hochherzige Opferwilligkeit
unserer Mitbürger, welcher die Gesellschaft ihre Gründung und
ihr Blühen verdankt, haben wir es im September v. J. gewagt,
uns in einem Rundschreiben an eine beschränkte Anzahl wohl-
wollender Gönner zu wenden, und voll innigster Dank-
barkeit müssen wir heute öffentlich bekunden,
welch neuen glänzenden Beweis ihres Gemeiusinns
uns Frankfurts Bürgerschaft gegeben hat! Bis heute
sind uns nahezu M. 300000 für unseren Baufonds zur Verfügung
gestellt.**) Wohl ist damit die Höhe der vorgesehenen Bau-
summe, von den Einrichtungskosten abgesehen, noch nicht ganz
*) Die Herren A. von Kaufhnann und H.Ritter haben das Er-
suchen abgelehnt.
**) Die Namen der hochherzigen Schenker werden in einem sp.äteren
Berichte veröSentlicht werden.
- VI —
erreicht; es wäre aber undankbar, wenn wir nicht mit felsen-
festem Vertrauen darauf rechnen wollten, daß uns auch noch
die fehlenden Mittel für den Bau beschafft werden.
Langwierige Verhandlungen zwischen der Stiftungsadmini-
stration und dem Magistrate über die Festlegung der Fluchtlinie
im Umfang des Geländes der Stiftung sind dem Abschluß nahe ;
und wenigstens für den in Betracht kommenden Teil der Bleich-
straße ist eine sichere Grundlage für die Festsetzung der Flucht-
linie gewonnen , sodaß nunmehr mit der Ausarbeitung der
endgültigen Pläne begonnen werden konnte.
Inzwischen haben die Entwürfe der genannten vier Archi-
tekten auf deren Wunsch dem Herrn Geh. Hof- und Baurat
Professor Dr. Paul Wallot in Dresden vorgelegen; er hat
in einem motivierten Gutachten vom 4. April d. J. den Entwurf
des Herrn Ludwig N e h e r als die beste Lösung der gestellten
Aufgabe empfohlen, und demgemäß hat unsere Verwaltung am
28. April d. J. beschlossen, die weitere Bearbeitung des Projektes
und die spätere Ausführung des Baues Herrn N e h e r zu über-
tragen.
Der Neubau, den wir jetzt an der Bleichstraße aufzuführen
beabsichtigen, wird nur ein Teil unseres zukünftigen Museums
sein. Das öffentliche Interesse wird voraussichtlich bald eine
Straßenverbreiteruug östlich vom Eschenheimer Turm notwendig
machen, und wir müssen darauf bedacht sein, in absehbarer
Zeit unsere jetzigen Museumsgebäude niederzulegen. Darum gilt
es, bei der Aufführung unseres Neubaues nicht einseitig
den jetzigen Bedürfnissen der Gesellschaft, sondern auch dem
öffentlichen Interesse Rechnung zu tragen und die Bebauung
des gesamten Stiftungsgeländes, soweit sie durch unsere Ge-
sellschaft erfolgen wird, d. h. von der Krögerstraße an die
Bleichstraße entlang am Eschenheimer Turm vorüber nach der
Stiftstraße bis zu unserem ehrwürdigen Taxusbaume, einheit-
lich zu projektieren, damit sich dereinst der jetzt auf-
zuführende Neubau harmonisch einfügt in den Gesamtbau
unseres zukünftigen Museums.
Möge der Gesellschaft das gleiche Wohlwollen
wie aus den Kreisen der Bürgerschaft Frankfurts
und von der Stiftungsadministration auch von Seiten
der hohen städtischen Behörden erwiesen werden?
— VII —
damit auf dem alte lir würdigen Boden der Stiftung
Senckenbergs, die ihresgleichen nicht findet in un-
serem großen deutschen Vaterlande, ein naturhisto-
risches Museum erstehe zur Zierde Frankfurts und
zum bleibenden Ruhme unserer t e u r e n V a t e r s t a d t ! "
Hierauf hielt Herr Hofrat Dr. Bernhard Hagen den
hochinteressanten und mit lebhaftem Beifall aufgenommenen
Festvortrag :
Entwicklung' und Probleme der Antliropologie.
(Siehe diesen „Bericht", Seite 67.)
Zum Schlüsse verlas in Vertretung des durch Krankheit
verhinderten II. Direktors der I. Sekretär Herr Dr. E. Roediger
den folgenden
Jaliresbericlit.
Erstattet von iVdolf Rurig, Kgl. Forstmeister a. D
II. Direktor.
H 0 c h a n s e h n 1 i c h e Versammlung!
Den Satzungen der Senckenbergischen Natur
forschenden Gesellschaft gemäß bin ich berufen, Ihnen
Bericht zu erstatten über das wissenschaftliche Leben dieser
Gesellschaft während des abgelaufenen Berichtsjahres. Von einem
solchen Bericht verlangt man nicht blos Bezugnahme auf die
Vorkommnisse sowohl persönlicher als wissenschaftlicher Natur
innerhalb der Gesellschaft während des in Betracht kommenden
Zeitraumes, sondern auch kritische Rückblicke auf das von der
Gesellschaft Erreichte und auf die gesamte Tendenz ihrer
Thätigkeit.
So verschieden geartet nun auch die persönlichen Elemente
dieser Gesellschaft sein mögen und thatsächlich auch sind, ein
Band ist es. das sie Alle eint, es ist das vom Banne des uns
einst zugerufenen ,,Iguorabimus" befreite Streben nach Erkennt-
— VIII -
nis, nach jener Erkenntnis, die den Menschen erlöst vom Wahne,
die ihm zeigt das Walten ewiger Gesetze in der Natur und
andererseits derjenigen Gesetze, welche die menschliche Gesell-
schaft beherrschen.
Aber zu dieser Erkenntnis gelangt man nicht auf einem
einzigen Wege; man muß deren mehrere beschreiten. Und die-
jenigen irren, welche glauben, durch bloßes Studium der Natur-
wissenschaft zur vollen Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen.
Die menschliche Erkenntnis gipfelt in der Philosophie, in der
von Vorurteilen befreiten Anschauung von Welt und Menschen ;
Philosophie ist daher nichts anderes als die Summe des mensch-
lichen Wissens.
Die Naturwissenschaft allein, so sehr wir sie auch pflegen
und so weit wir ihren Begriff auch dehnen mögen, ist außer
Stande, uns zur wahren und vollen Erkenntnis zu geleiten ;
nur im Verein mit der Gesellschaftswissenschaft ist uns dies
möglich.
Allerdings ist die Naturwissenschaft einer der wesentlichen
Bestandteile der Philosophie, und mit dem Studium derselben
betreten wir einen der zur Erkenntnis führenden Wege, So
wenig Naturwissenschaft die gesamte Philosophie ausmacht, so
wenig vermag Naturwissenschaft allein das Kulturleben der
Menschheit zu durchdringen, zu beleuchten, zu befruchten und
den Kulturfortschritt zu beflügeln, eben weil sie uns nicht zur
vollen Erkenntnis zu führen vermag.
Aber wenn Naturwissenschaft allein dies nicht zu leisten
vermag, so ist sie doch befähigt, das individuelle Leben zu
verschönen und zu veredeln. Und an dieser Veredelung, an
dieser Erhöhung des Niveaus von Geist und Herz nimmt nicht
allein der Naturforscher für seine Person teil; es tliuu dies
auch alle diejenigen, welche die Resultate seiner Forschung in
sich aufnehmen.
Es liegt im Zuge der Zeit, zu forschen und zunächst sich
zu belehren, und bei der Wahl des Forschungsfeldes ist oft die
Macht des Zufalles stärker als die der freien Wahl. Dem Forscher
stellen sich im Laufe seiner Studien beständig neue Probleme
entgegen, und endlos wird die Arbeit. Aber das, was das Hirn
als Wahrheit erkannt, was philosophisches Denken aus dem
Thatsachen-Materiale geschöpft hat, es verlangt nach Befreiung,
- IX —
es will ans Licht der Sonne. Und diese Kundgebung der ge-
wonnenen Erfahrung ist ebenso notwendig wie wertvoll, da sie
Hirn und philosophisches Denken Anderer in Thätigkeit versetzt
und die Kritik wachruft.
Nicht allein in den besser situirten Schichten der Ge-
sellschaft ist der Drang nach Belehrung erwacht, er giebt sich
auch in der Arbeiterklasse sehr bemerkbar kund.
Welches sind nun die Ergebnisse der Forschungen
unserer Gesellschaft? Welche Thatsacheu vermag die Ge-
sellschaft aufzuweisen, aus denen die Befriedigung des
Wissensdranges Anderer hervorgeht? Hat die wissen-
schaftliche Thätigkeit der Gesellschaft überhaupt den Anfor-
derungen der Neuzeit entsprochen? Das sind die Fragen,
welche der Jahresbericht beantworten soll. Wir stehen vor dem
Augenblicke, in welchem wir Selbstkritik üben sollen ; wir unter-
breiten mit dem Berichte unsere Thätigkeit dem kritischen
Urteile der Öffentlichkeit.
Zuvor habe ich Hinen über die Veränderungen im
Personenstande zu referieren. Und da gedenken wir zunächst
der Verluste, welche die Gesellschaft infolge Ablebens einiger
Mitglieder erlitten hat. Von unseren ewigen Mitgliedern
ist am 16. Juli v.J. verschieden Georg Albert Keyl, ein
Mann, welcher nicht allein die erste Anregung zur Ausführung
des seit Jahren als notwendig erkannten Erweiterungsbaues
unseres Museums gegeben, sondern auch eine sehr beträchtliche
Summe für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hat.
In die Reihe unserer korrespondierenden Mitglieder
hat der Tod einige Lücken gerissen; gestorben sind:
1. Dr. phil. Emil Buck in Konstanz. Geboren am
20. April 1840 in Metz, Lothringen, kam er im fünften Lebens-
jahre nach Frankfurt a. M., wo er nach genossenem Schul-
unterricht in die kaufmännische Laufbahn eintrat und nebenbei
zoologische Studien trieb. Besonders die niedere Tierwelt zog
ihn an. Im Jahre 1863 siedelte er nach Zürich über, setzte
dort an der Universität seine Studien fort und erwarb die philo-
sophische Doktorwürde. Seit 1868 Mitglied der Gesellschaft
gehörte er der Verwaltung derselben seit dem 30. April 1870 an
und bekleidete in den Jahren 1872 und 1873 das Amt des
Korrespondierenden Sekretärs. Anfangs der siebziger Jahre war
— X —
er zugleich Sektionär für Herpetologie an unserem Museum.
Im Jahre 1882 siedelte er von Frankfurt nach Konstanz über
und lebte hier in stiller Zurückgezogenheit, weiteren Studien
namentlich an Tieren in Aquarien und Terrarien obliegend, bis
zu seinem am 17. Dezember v. J. erfolgten Tode.
2. Dr. phil. Adolf Ernst starb am 12. August v. J. in
Caracas. Er war geboren am 6. Oktober 1832 in Primkenau
in Schlesien. Im Jahre 1861 ging er nach Venezuela, wo er —
wie in der „Leopoldina" Heft XXXVI. pag. 47 etc. berichtet
wird — sich dem höheren Lehrfach widmete und die natur-
wissenschaftliche Erforschung der Umgebung von Caracas sich
angelegen sein ließ. „Er gründete 1867 eine „Sociedad de Cien-
cias Fisicas de Venezuela", deren Präsident er wurde. Im Auf-
trage der Regierung legte er Sammlungen der Naturprodukte
von Venezuela an und wurde 1874 ordentlicher Professor der
Naturwissenschaften und der deutschen Sprache an der Zentral-
Universität von Venezuela, zugleich Direktor des National-
Museums und der Universitäts-Bibliothek in Caracas". Bekannt
geworden ist unter anderen eine Schrift von ihm ,,Estudios sobre
las Deformaciones, Enfermedades y Enemigos des arbol de Cafe
en Venezuela". Er hat der Gesellschaft seit dem 9. August
1873 als Mitglied angehört.
Von beitragenden Mitgliedern hat die Gesellschaft
16 durch den Tod verloren, nämlich Frau Appellationsgerichtsrat
Dr. Jeanrenaud und die Herren Felix Edenfeld, Sani-
tätsrat Dr. S. Herxheimer, Ferdinand Heuer, A. Katz,
Friedr. Landauer, Generalkonsul F. L euch s - Mack, Jus-
tizrat Dr. Siegmund Müller, Geh, Kommerzieurat Philipp
Petsch-Goll, Julius Pfungst, Geh. Kommerzieurat Alex
S c h a r f f , Dr. phil. Karl S c h 1 e u ß n e r sen., J. P.W. S c h m i c k ,
Siegmund Strauß, Dr. med. Emil Wenz und Wilhelm
Winter. Die beiden letzteren haben als arbeitende Mitglieder
seit laugen Jahren der Verwaltung angehört.
Wir beklagen aufrichtig den schmerzlichen Verlust aller
dieser Mitglieder und Freunde und werden den Dahinge-
schiedenen ein treues Gedenken bewahren.
Ausgeschieden aus der Reihe der beitragenden Mitglieder
sind ferner 10 Herreu, nämlich durch Austritt: die Herren
— XI —
A. Bolongaro-Crevenna. Dr. med. Max Casper in Höchst
und R u d. N ö g g e r a t h ;
in Folge Wegzugs von Frankfurt: die Herren Karl
Brettauer, Dr. med. Chr. Deichler, Prof. Dr. Walter König
und Sanitätsrat Dr. Ph. Steffan;
durch Erwerbung der ewigen Mitgliedschaft : die Herren
Dr. jur. Fritz Hoerle, Walther vom Rath und Geheim.
Med.-Rat Prof. Dr. Moritz Schmidt-Metzler.
So sind im ganzen 26 beitragende Mitglieder ausgeschieden.
Andererseits hat die Gesellschaft die Freude gehabt, den
Beitritt von 48 neuen Mitgliedern verzeichnen zu können; es
sind dies:
Frau Henriette Adler,
Herr Karl Borgnis,
„ Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Paul Ehrlich,
„ Amtsrichter Bruno Gaebler,
„ Dr. jur. Rudolf Goldschmidt,
„ General- und Korpsarzt Dr. Karl Grossheim,
„ Oberlandesgerichts-Präsideut Dr. Karl Hag ens,
Frau Sanitätsrat Dr. H e r x h e i m e r ,
Herr Direktor Her mann Hesse,
„ Dr. phil. Adolf Hof,
„ August Huck,
„ Fr. Karl Küchler,
„ Dr. med. A. Lejeune,
Se. Excellenz der Kommandierende General des XVIIl.
Armeekorps und General - Adjutant Herr von
Lindequist,
Frl. 0. C. Lindley,
Herr Direktor Herrn Heiur. Maier,
„ Dr. phil. Herbert von Meister,
„ Georg Melas,
„ Direktor Dr. phil. Edmund Naumann,
„ Ludwig Neher,
„ Dr. med. Max Neisser,
„ Karl von Neufville,
,. Dr. phil. Rudolf de Neufville,
„ Dr. med. Rudolf 0 e h 1 e r ,
„ Dr. jur, Ferdinand Pachten,
— XII —
Se. Excellenz Herr General -Leutnant und Kommandeur
der 21. Division R. Perthes,
Herr Dr. pliil. Arthur P f u n g s t ,
„ Dr. med. Julius Raecke,
Frau Emma Regnier, geb. Fischer,
Herr Tierarzt Hermann Reil in Seckbach,
„ Karl Reinemer,
,, Dr. phil. Friedrich Rö ssler,
j, Dr. phil. Adolf Roques,
„ Dr. med. Joseph Rosengar t,
„ Julius Scharff,
„ Direktor Friedrich Sohle us sner,
„ Adolf Schloss,
„ Reg.-Baumeister Rudolf Schmick,
„ Dr. med. Otto Schnaudigel,
„ Dr. med. Theodor Seuffert,
„ Konsul Arthur Siebert,
„ Dr. med. Ernst Siegel,
„ Eisenbahn-Direktions-Präsident Robert Thome,
„ Philipp Thorn,
„ General - Oberarzt Dr. Albert V i 1 1 a r e t ,
„ Joseph Werner,
„ Direktor Dr. Rudolf Win t er w erb,
„ Theodor Zelt mann.
Die Gesellschaft heißt die Genannten als Mitglieder herzlich
willkommen und ladet sie ein, an ihren Bestrebungen sich mit
allen vei-fügbaren Kräften zu beteiligen.
Die Zahl der beitragenden Mitglieder ist infolge dieses
höchst erfreulichen Zuwachses nunmehr auf 501 angestiegen.
Zu arbeitenden Mitgliedern sind ernannt worden
Herr Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Paul Ehrlich, seither Korre-
spondierendes Mitglied, sowie die Herreu: Johannes Guide
und Sanitätsrat Dr. A. Libbertz. Die Zahl der in hiesiger
Stadt ansässigen arbeitenden Mitglieder beträgt nun 56, die
der auswärtigen 4.
Infolge Wegzuges von Frankfurt sind statutengemäß zwei
arbeitende Mitglieder die Herren Dr. med. Christ. Deichler
und Sanitätsrat Dr. Phil. Steffan in die Reihe der Korrespon-
dierenden Mitglieder übergegangen.
— XIII —
überdies wurden zu Korrespondierenden Mitgliedern
ernannt die Herren: Bergingenieur Modest Mary aii ski in
Santa Maria bei Albany (Westaustralien), James Stirling,
Government Geologist of Victoria in Melbourne, Dudley
Le Souef, Director of the Acclimatisation Society in Mel-
bourne, Prof. Dr. C. J. Martin, Direktor des Physiologischen
Universitätslaboratoriums in Melbourne, Geh. Med. -Rat Prof.
Dr. med. et phil. Konrad Eckhard, Direktor des physiologischen
Instituts in Giessen, Dr. med. Emil Fischer in Straßburg,
Prof. Dr. med. J. Strahl, Direktor des anatomischen Instituts
in Giessen, Prof.Dr.H. Sehen ck, Direktor des botanischen Gartens
in Darmstadt, Prof. Dr. H. Lenz, Direktor des uaturhistorischen
Museums in Lübeck, Geh. Med. -Rat Prof. Dr. Wilhelm Dönitz
in Berlin, Geh. Med. -Rath Prof. Dr. W. Engel manu, Direktor
des physiol. Instituts in Berlin, Prof. Dr. med. H. Munk in Berlin,
Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. H. Ludwig, Direktor des zoologischen
und vergleichend-anatomischen Instituts in Bonn und Prof. Dr.
phil. Heinrich Fresenius in AViesbaden.
Die Gesamtzahl der Korrespondierenden Mitglieder ein-
schließlich der Korrespondierenden Ehrenmitglieder beträgt
nunmehr 158.
Außerdem wurde die höchste Auszeichnung, über welche
die Gesellschaft verfügt, die außerordentliche Ehrenmit-
gliedschaft Herrn Geh. Hof- und Baurat Prof. Dr. Paul
Wallot in Dresden verliehen.
In die Reihe unserer ewigen Mitglieder sind, wie
bereits erwähnt, die Herren Dr. jur. Fritz Hoerle, Walther
vom Rath und Geh. Med. -Rat Prof. Dr. Moritz Schmidt -
Metzler, und außerdem Herr Karl von Grunelius aufge-
nommen worden. Damit ist die Zahl der ewigen Mitglieder
auf 83 gestiegen.
Was die Veränderungen im Bereiche der Verwaltung
betrifft, so hatten statutengemäß mit Ablauf des Jahres 1899
aus der Direktion auszuscheiden der II. Direktor und der
IL Sekretär, die Herreu Dr. med. Ernst Blumenthal und
Dr. med. Karl Vohsen. Den beiden Herren sei auch an dieser
Stelle wiederholt der aufrichtige Dank der Gesellschaft für
ihre hingebende Thätigkeit ausgesprochen. Für die Jahre 1900
und 1901 wurden zum IL Direktor Herr Forstmeister Adolf
3^
— XIV —
Rurig und zum II. Sekretär Herr Dr. med. A. Alzheimer
gewählt.
In der am 4. April d. J. abgehaltenen General- Ver-
sammlung sind an Stelle der aus der Revisions-Kommission
ausgeschiedenen Herren Hugo Metzler und Georg Schlund,
denen auch au dieser Stelle für ihre Mühewaltung der auf-
richtige Dank der Gesellschaft ausgesprochen sei, die Herren
Walther vom Rath und Dr. jur. Paul Roediger gewählt
worden.
Auch sei nicht verfehlt, den beiden Kassierern der Gesell-
schaft Herrn Alhard Andreae-von Grunelius und Herrn
Generalkonsul Stadtrath Albert Metzler für die umsichtige
Verwaltung ihrer Finanzen, sowie dem juristischen Beirat,
Herrn Dr. Fritz Berg für die sorgsame Vertretung ihrer
Interessen den allerherzlichsten Dank auszusprechen.
Bei Darlegung des wissenschaftlichen Lebens der
Gesellschaft während des abgelaufenen Berichtsjahres kommt
zunächst das Museum mit seinen naturhistorischen
Sammlungen in Betracht.*) Bergen diese Sammlungen doch
einen reichen Schatz thatsächlichen Materials für die weitest-
gehenden Studien und Arbeiten. Den Herren Sektionären der
Gesellschaft liegt es ob, diesen Schatz in seiner Integrität zu
erhalten und ihn nach Kräften zu mehren; und dieser Pflicht
sind die Herren Sektiouäre gewissenhaft nachgekommen. Aber
auch unsere Konservatoren haben es nicht an Fleiß fehlen
lassen, die Naturalien des Museums in gutem Zustande zu er-
halten, ja, ihrer Geschicklichkeit ist es zu danken, ältere und
wenig gut präparierte Exemplare der Säugetier- und Vogel-
sammlung so umzugestalten, daß sie ein wohlgefälliges Äußere
erhalten haben. Die wohlverdiente Anerkennung ihrer ersprieß-
lichen Thätigkeit soll ihnen hiermit ausgesprochen sein.
Die Sammlungen haben auch im abgelaufeneu Berichtsjahre
wertvolle Vermehrungen erfahren und zwar teils durch Ankauf,
teils durch Austausch oder durch hochherzige Schenkungen.
*) Eine auf Ersuchen des Magistrats im vorigen Sommer zusammen-
gestellte summarische Übersicht über die Bestände des Mu-
seums ist in dem , Bericht des Magistrats, die Verwaltung und den Stand
der Gemeindeangelegenheiten im Verwaltungsjahre 189899 betreffend" ver-
öffentlicht worden.
_ XV —
Da es unmöglich ist, in dem engen Ralimen dieses Berichtes
die große Menge der für das Museum erworbenen Objekte
einzeln aufzuzählen, muß auf die diesbezüglichen speziellen
Angaben unseres in einigen Monaten erscheinenden Berichtes
verwiesen werden.*) Wir wollen aber nicht verfehlen,
den freundlichen Gönnern, deren Freigebigkeit wir
die erhaltenen Geschenke verdanken, auch an dieser
Stelle nochmals den warm empfundenen Dank aus-
zusprechen.
Im Ordnen und Determinieren der bis dahin noch unbe-
stimmt gebliebenen Naturalien sind die betreffenden Herren
Sektionäre auch im abgelaufeneu Berichtsjahre thätig gewesen.
Wer die wohlgeordneten Sammlungen betrachtet, der ahnt kaum,
welche Summe angestrengtester Arbeit in ihnen verborgen ist.
Wir alle fühlen uns bei der Erinnerung hieran verpflichtet, auf
die ausdauernde Thätigkeit dieser Herren dankerfüllt hinzuweisen.
Einige unserer Korrespondierenden Mitglieder und andere Fach-
gelehrte haben sich der Mühe unterzogen, die hier am Orte
nicht bestimmbaren Objekte wissenschaftlich zu ordnen uud zu
katalogisieren, so Herr Prof. Dr. Lenz in Lübeck die Fisch-
sammlung, Herr Prof. Engelhardt in Dresden einen Teil der
fossilen Pflanzenreste und Herr Sanitätsrat Dr. A. Fleischer
in Brunn die Dyschirius.
Die Sammlungen unseres Museums haben sich denn auch
im verflossenen Berichtsjahre eines regen Besuches zu er-
freuen gehabt. Gelehrte von auswärts haben zu verschiedenen
Malen Gelegenheit genommen, die Schätze desselben, insbesondere
die Neuerwerbungen, in Augenschein zu nehmen bezw. zu stu-
dieren. Aber auch andere Fremde, welche Frankfurt besuchen,
versäumen selten, das reiche wissenschaftliche Material, die
Tiere fremder Zonen, die Reste längst erloschener Tier- und
Pflanzenformen, die Pflanzen fremder Erdteile, die glanzvollen
Mineralien in ihrer ansprechenden Anordnung eingehend zu be-
trachten und Belehrung mit fortzunehmen. Ebenso erfreut sich
das Museum des unausgesetzten fleißigen Besuches durch die
Bewohnerschaft Frankfurts und des gelegentlichen Besuches
von Schülern und Schülerinnen unter Leitung ihrer Lehrer.
*) Siehe diesen „Bericht", Seite XLV.
— XVI —
Anläßlich der feierlichen Eröffnung des Königlichen Instituts für
experimentelle Therapie am 8. November v. J. ist das Museum
auch von den Herren Kultusminister Dr. S t u d t , Oberpräsident
Staatsminister Dr. Graf von Z e d 1 i t z - T r ü t z s c h 1 e r ,
Ministerialdirektor Dr. Althoff und Geh. Ober -Regierungsrat
Dr. Schmidt unter Führung der Direktion und der Sektionäre
besichtigt worden.
Bekanntlich war das Museum bisher an drei Tagen der
Woche jedesmal auf zwei Stunden geöffnet und zwar Sonntags
und Freitags am Vormittage von 11 — 1 Uhr und Mittwochs am
Nachmittage von 2 — 4 Uhr. Nachdem der Wunsch laut ge-
worden war, daß auch Sonntags am Nachmittage die Samm-
lungen des Museums der ßesichtigimg zugänglich gemacht wer-
den möchten, hat die Gesellschaft im Herbst v. J. beschlossen,
versuchsweise ein Jahr hindurch das Museum an jedem ersten
Sonntage im Monat auch am Nachmittage von 2 — 4 Uhr offen
zu halten.
Um ein Urteil über die Zweckmäßigkeit dieser Maßregel
zu gewinnen, ist die Frequenz durch Zählung der Besucher des
Museums festgestellt worden. Danach haben das Museum be-
sucht in der Zeit vom 1. Oktober v. J. bis zum 10. Mai d. J. :
au 31 Sonntag- Vormittagen . . . 5292 Personen,
,, 8 Sonntag-Nachmittagen . . . 483 ,,
,, 31 Mittwoch-Nachmittagen . . 1443 ,,
,, 30 Freitag-Vormittagen . . . 735 ,,
zusammen 7953 Personen.
Es berechnet sich hiernach der Durchschnittsbesuch für
1 Sonntag-Vormittag auf . . .170 Personen,
1 Sonntag-Nachmittag ,, ... 60 „
1 Mittwoch-Nachmittag ,, ... 47 ,,
1 Freitag- Vormittag ., ... 24 ,,
Es wird davon abhängen, wie sich der Besuch des Museums
bis zum Ablauf des September gestaltet, um darüber schlüssig
zu werden, ob diese provisorische Einrichtung zu einer dauernden
Institution zu machen sein wird oder nicht.
In unzulänglich unterrichteten Gesellschaftsklassen ist das
Verlangen nach Führungen durch das Museum, verbunden
mit Demonstrationen, in zunehmendem Grade laut geworden.
— XVII —
Die Gesellschaft wird nicht umhin können, dieses Verlangen
als ein berechtigtes anzuerkennen ; kann die Befriedigung desselben
doch nur segensreiche Folgen haben. Darum haben auch im
verflossenen Berichtsjahre wiederum solche Führungen statt-
gefunden. Mit Geuugthuuug war zu konstatieren, daß sie zu
gegenseitiger Befriedigung ausgefallen sind. Ein unbedingtes
Erfordernis solcher Führungen ist es freilich, daß der Führer
versteht, sich der Kapazität der Teilnehmer anzupassen.
Durch die Munifizenz eines ungenannt gebliebenen hoch-
herzigen Gönners ist die Gesellschaft in die glückliche Lage
versetzt worden, einen seit Jahren gehegten Wunsch zu ver-
wirklichen und damit einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen.
Es ist dies die Anstellung eines besoldeten Museums-
beamten, der als wissenschaftlicher Kustos unsere beständig
sich mehrenden Sammlungen wissenschaftlich einordnen und auf-
stellen soll, so daß die jetzt in Schränken verborgenen Schätze
dadurch der Wissenschaft dienstbar gemacht werden. Diese
neu zu erwerbende Kraft, über die wir voraussichtlich vom
1. Oktober d. J. ab verfügen werden, wird der Gesellschaft
auch bei Einräumung der Sammlungen in das neue Museum
schätzbare Dienste leisten können.
Über die Bauprojekte der Gesellschaft hat Ihnen
bereits der Herr I. Direktor berichtet.*)
Als ein zweites, vielleicht nicht minder wichtiges Mittel
zur Förderung unserer Studien und unserer Erkenntnis sind
die naturwissenschaftlichen Publikationen anzusehen,
in deren Besitz wir uns zu setzen fortdauernd bestrebt sind.
Der litterarische Tauschverkehr mit zahlreichen anderen wissen-
schaftlichen Instituten ist im vergangenen Jahre nicht nur auf-
recht erhalten, sondern auch erweitert worden.
Neu in Tauschverkehr getreten sind
gegen den ,, Bericht":
Deutsche Vereinigung in Buenos Aires,
Field (Columbian Museum in Chicago,
Ornithologischer Verein in München,
gegen die ,, Abhandlungen":
California Academy of Sciences in St. Francisco.
*) Siehe diesen „Bericht^ Seite III.
— XVIII —
Und was der Tauschverkehr nicht in unseren Besitz brachte,
das haben wir durch Kauf erworben, sodaß wir auf eine reich-
haltige, den weitestgehenden Anforderungen genügende Bibliothek
zu blicken vermögen, deren Benutzung allen Gesellschafts-
Mitgliedern frei steht.
Als wertvollste Anschaffung für die Bibliothek ist die
„Flora brasilieusis" zu nennen. Zu den Anschaffungskosten
dieses hervorragenden botanischen Lieferuugswerkes, welche sich
auf M. 3000 beliefen, haben in dankenswerter Weise die Ad-
ministration der Dr. SenckenbergischenStiftungM. 349.20
und unser Verwaltungsmitgiied Herr Professor Dr. Eugen
Askenasy in Heidelberg M. 300 beigetragen.
Bei dieser Gelegenheit ist auch einer dankenswerten
Schenkung zu gedenken, welche Herr Geheimrat Professor Dr.
Schmidt- Metzler der Gesellschafts - Bibliothek zugewendet
hat, bestehend in den naturwissenschaftlichen Beständen der
Bibliothek seines verstorbenen Vaters, des Dr. med. Adolf
Schmidt, welcher der Verwaltung lange Jahre als arbeitendes
Mitglied angehört hat.
Von unseren Publikationen sind im Berichtsjahre erschienen :
„Abhandlungen", Bd. XX, Heft 2 (Schluß):
M. Moebius: „Der japanische Lackbaum, Uhus vernicifera
DC." Mit 29 Textfiguren und 1 Tafel.
Bd. XXV:
„Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise in den Molukken
und Borneo". Von Prof. Dr. W. Kükenthal. IL Teil.
„Wissenschaftliche Reiseergebnisse". Bd. III:
Heft 1:
R. Hartmeyer: „Monascidien von Ternate".
Bd. XXVI:
„Wissenschaftliche Ergebnisse der Reisen in Madagaskar und Ost-
afrika in den Jahren 1889-1895'-. VonDr.A. Voeltzkow.Bd.il:
Heft 1:
A. Voeltzkow: ,, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der
Reptilien. Biologie und Entwickelung der äußeren Körper-
formen von Crocodilus madagascariensis Grand". Mit 18 Text-
figuren und 17 Tafeln.
J. Strahl: ,,Der Uterus gravidus von Galago agisymbanus".
Mit 8 Tafeln.
— XIX —
Heft 2:
H. de Saussure : ,,Hymenopteia. Vespidae". Mit 4 Textfigureu.
Im Druck befindlich ist augenblicklich eine umfangreiche
Arbeit unseres Herrn A. von Reinach ,,Scliildkrütenreste im
Mainzer Tertiärbecken und in benachbarten ungefähr gleich-
altrigen Ablagerungen", mit 44 Tafeln. Sie wird den XXVIII. Band
unserer Abhandlungen bilden.
Außerdem ist im Oktober v. J. erschienen:
Der ,,Bericht" für 1899, welcher neben den geschäftlichen
Mitteilungen der Gesellschaft eine Arbeit von Herrn Dr.
Franz Bayberger und wissenschaftliche Beitiäge unserer
arbeitenden Mitglieder der Herren Boettger, Knoblauch,
Kobelt, Libber tz und Reichenbach enthält.
Hinsichtlich der regelmäßigen Abhaltung von Vor-
lesungen über gewisse Zweige der Naturwissenschaft durch
die Herren Dozenten der Gesellschaft ist mit Genugthuuug zu
konstatieren, daß dieselben in der Bevölkerung Frankfurts sich
eines zunehmenden Interesses erfreuen.
Es haben gelesen im Sommer-Semester 1899:
Herr Prof. Dr. H. Reicheubach über Zoologie der Würmer
und Weichtiere (als Fortsetzung der Vorlesung im Winter-
Semester 1898/99),
Herr Prof. Dr. F. Kinkelin über Geologie des südwestlichen
Deutschland und zwar ausführlich die der Tertiär- und Di-
luvialzeit daselbst. (Exkursionen dienten diesen Vorträgen zu
eingehenderem Verständnis).
Im Auftrage des Medizinischen Instituts:
Herr Prof. Dr. M. Möbius über Biologie der Pflanzen, I. Teil.
(Einflüsse der Atmosphäre und des Bodens auf das Pflanzen-
leben.)
Im Winter-Semester 1899/1900 haben gelesen:
Herr Prof. Dr. H. Reichenbach über Bau und Leben der
Wirbeltiere und des Menschen. (Vergleichende Anatomie mit
Berücksichtigung der Physiologie und der Entwickelungsge-
schichte.)
Herr Dr. W. Schauf : Mineralogie. (Einiges aus der Entwicke-
lungsgeschichte der Mineralien, sowie geometrische und phy-
sikalische Eigenschaften des Krystalles.)
Im Auftrage des Medizinischen Instituts :
— XX —
Herr Prof. Dr. M. M()bius über Kryptogamen und Fortpflanzung
der Plianerogamen.
Im Sommer-Semester 1900 haben zu lesen begonnen:
Herr Prof. Dr. H. Eeichenbach: Fortsetzung der Wintervor-
lesungen.
Herr Dr. W. Scliauf: Besprechung der wichtigsten Mineralien,
insbesondere der Gesteinsbildungen.
Herr Prof. Dr. M. Möbius: Botanisch-mikroskopische Übungen,
und im Auftrage des Medizinischen Instituts über Biologie der
Pflanzen, IL Teil.
Die wissenschaftlichen Sitzungen bilden in ge-
wissem Sinne die Glanzpunkte des wissenschaftlichen Lebens
der Gesellschaft. Von jeher waren bis zum Schlüsse des Winter-
Semesters 1896/97 im Laufe der Winterhalbjahre durchschnittlich
nur sechs Sitzungen abgehalten worden. Von jenem Zeitpunkte
ab fanden in jedem Winter zwölf solcher Sitzungen statt.
Vor Beginn der regelmäßigen Sitzungen trat die Gesellschaft
am 25. August v. J. zusammen zur Feier von Goethes
150. Geburtstage. Über den Verlauf dieser in jeder Be-
ziehung glanzvollen Festsitzung hat der vorjährige Bericht aus-
führliche Mitteilungen gebracht.
Für die Verehrer des großen Dichters wird es von Inter-
esse sein, das Danksagungsschreiben kennen zu lernen, welches
Goethe nach seiner am 13. Juli 1820 erfolgten Ernennung
zum Korrespondierenden Mitgliede an die Gesellschaft gerichtet
hat. Das Schreiben soll deshalb im diesjährigen Berichte zum
Abdruck kommen.*)
Die regelmäßigen Sitzungen nahmen am 21. Oktober v. J.
ihren Anfang.
In denselben wurden folgende Vorträge gehalten:
Am 21. Oktober 1899:
Herr Prof. Dr. H. Schenck aus Darmstadt: „Über die Wechsel-
beziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen
Wald."
Am 4. November 1899:
Herr Prof. Dr. L. Edinger: „Das Gedächtnis der Fische".
*) Siehe diesen , Bericht", Seite XXIV.
— XXI —
Am 25. November 1899 :
Ausstellung der Neuerwerbungen, erläutert durch die
Herren Sektionäre.
Am 9. Dezember 1899:
Herr Prof. Dr. M. Möbius: „Die Farben in der Pflanzenwelt*^.
Am 6. Januar 1900 :
Herr Prof. Dr. R. B u r c k h a r d t aus Basel : „Über die Selaehier " .
Am 20. Januar 1900:
Herr Prof. Dr. H. Klaatscli aus Heidelberg: „Das Problem
der Abstammung des Menschen".
Am 3. Februar 1900:
Herr Oberlehrer Dr. W. Schauf : „Über den Diamanten".
Am 10. Februar 1900:
Herr stud. rer. nat. Fritz Winter: „Einiges über die Deutsche
Tiefsee- Expedition " .
Am 24. Februar 1900:
Herr Hofrat Dr. B. Hagen: „Vorführung von Gesichtstypen
ostasiatischer und melanesischer Völker in Lichtbildern".
Am 10. März 1900 :
Herr Dr. A. Alzheimer: „Zur Anthropologie des Verbrechers".
Am 24. März 1900:
Herr Dr. G. Greim aus Darmstadt: „Neues und Altes von
Erdmessung und Erdgestalt."
Am 7. April 1900:
Herr Dr. W. Kobelt aus Schwanheim: „Demonstration der
neuerworbenen IVIoschusochsen ".
Herr Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Ehrlich: „Cellularbiologische
Betrachtungen über Immunität".
Mehreren unserer Mitglieder sind Auszeichnungen
seitens befreundeter wissenschaftlicher Körperschaften bezw.
Fakultäten zu Teil geworden.
Anläßlich der Feier des Nassauischen Vereines für
Naturkunde zu Wiesbaden am 16. Dezember v. J. wurden
die Herren Major Dr. L. v. Hey den und Dr. W. Kobelt in
Schwanheim zu Ehrenmitgliedern und die Herren Dr. A. Knob-
lauch, Dr. A. Seitz und Gartenbaudirektor A. Siebert zu
Korrespondierenden Mitgliedern ernannt.
Am 23. E'ebruar d. J. beging Herr Major Dr. L. v. Hey den
sein 25 jähriges Jubiläum als Ehrendoktor der Philo-
— XXII -
so phi seh en Fakultät der Universität zu Bonn, und zur
Feier des Tages wurde ihm in dankbarer Anerkennung seiner
großen Verdienste sein Ehrendoktordiplom erneuert.
Der im Jahre 1892 gestiftete und für hervorragende Ar-
beiten auf dem Gebiete der Geologie, Paläontologie und Minera-
logie der weiteren Umgebung Frankfurts bestimmte von Reinach-
Preis wurde in diesem Jahre zweien Arbeiten, welche in gleich
hohem Grade hervorragende Beiträge zur Mineralogie geliefert
hatten, mit je 500 Mark zuerkannt^ nämlich einer Arbeit des
Herrn Dr. W. Sc häuf in E'rankfurt „Über Sericitgneiße im
Taunus mit besonderer Berücksichtigung der Vorkommnisse in
der Sektion , Platte'" und einer Arbeit des Herrn Prof Dr. C.
Chelius in Darmstadt ,,Über die krystallinen Gesteine des
Odenwaldes". Der v. Reinach-Preis ist wiederum zum 1. Ok-
tober 1901, diesmal für die beste Arbeit aus dem Gebiete der
Geologie ausgeschrieben worden.""")
Mit gelehrten Instituten ähnlicher Tendenz hat die
Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft fortdauernd in
regem Verkehr gestanden. Sie war bei der feierlichen Eröffnung
des Königl. Instituts für experimentelle Therapie am
8. November v. J. durch die beiden Direktoren und den I. Sekre-
tär vertreten. Sie übermittelte durch ihren I. Direktor ge-
legentlich der akademischen Feier des 75. Stiftungsfestes dem
hiesigen Physikalischen Verein am 26. November v. J.
herzliche Glückwünsche. Ein Gleiches geschah am 16. Dezember
v. J. anläßlich der Feier des 70 jährigen Bestehens des befreun-
deten N as säuischen Vereins für Naturkunde in Wies-
baden und durch Herrn Prof. Dr. Boettger am 19. Mai d. J.
bei dem Stiftungsfeste des Offenbacher Vereins für
Naturkunde. Von der Königlich Preußischen Akademie
der Wissenschaften in Berlin war aus Anlaß der Feier
ihres 200jährigen Bestehens eine Einladung an die Gesellschaft
ergangen. Als Delegierter derselben hat der I. Direktor an
der am 19. und 20. März d. J. abgehaltenen Feier teilgenommen
und in ihrem Auftrage eiu Glückwunschschreiben überreicht.
Das ist das Thatsachen-Material, das ich Ihnen vorzu-
tragen die Ehre hatte. Aus ihm mag der Kritiker die Antwort
*) Siehe diesen „Bericht", Seite XXV.
— xxiir —
scliöpfen auf die Frage, ob die wissenschaftliclie Tliätigkeit der
Seuckenbergisclien Natur for sehen den-Gesellsch aft auf
der Höhe der Zeit stand oder nicht. Wie dieses Urteil auch
ausfallen möge, die Gesellschaft hat das tröstende Bewußtsein,
das Beste gewollt zu haben. Im Rahmen wissenschaftlicher
Gesellschaften sehen wir dieselben Faktoren wirksam, wie in
den engen Grenzen des einzelnen Forschers. Großen Zielen
streben beide entgegen, die Erreichung derselben hängt nicht
von ihnen allein ab; die Macht der Verhältnisse ist stärker
als die Kraft der Menschen.
Noch ein anderes Bewußtsein ist es, welches der
Gesellschaft Schaffensfreudigkeit verleiht und sie
getrost in die Zukunft blicken lässt; es besteht in
dem Besitze fortgesetzten Wohlwollens seitens der
hohen Behörden und der Frankfurter Bürgerschaft,
von dem die Gesellschaft erst noch im abgelaufenen
Jahre so überaus zahlreiche Beweise zu verzeichnen
gehabt hat.
Möge dieses sympathische Verhältnis zwischen
Frankfurts Bürgerschaft und der Senckenbergischen
Naturforschenden Gesellschaft ungestört bestehen
bleiben bis in die fernsten Zeiten!
- XXIV
Brief Goethes
an die
Senckenbergisclie Naturforscliende Gesellschaft.
Ew: Wohlgeb.
empfangen meinen besten Dank für
die geneigte Aufmerksamheit Ihrer fiaturforschenden Gesellschaft.
Wenn er etivas verzögert ward, so darf ich mich ivohl damit
entschuldigen, dass im vergangenem Vierteljahre sich gar mancherlei/
beg mir zusammenhäufte und ich erst jetzt, ivieder freyer athmen
kann.
Sehr erfreulich ist mir die Nachricht dass durch Ihre und
Ihrer Freunde Thätigkeit auf dem solide?! Gründe des Senken-
bergischen Stiftes weiter fortgebaut ivird. Sie erfüllen dadut'ch
einen meiner angelegentlichste7i Wünsche; Wer Kunst und
Wissenschaft fördert darf sich sagen, dass er gränzenlose Folgen
vorbereitet und dieser Gedanke belebt gewiss auch die zusammen-
getretene Gesellschaft beg einem Geschäft, das Aufmerksamkeit
und Beharrlichkeit erfordei't. Ich werde nicht verfehlen von Zeit
zu Zeit etwas mitzutheilen luovon ich glauben darf., dass es Ihren
Zwecken behülflich sey. Wie ich denn sogleich drey Hefte meiner
naturwissenschaftlichen Arbeiten hier beylege. *)
Möge ich meinen lieben Landsleuten aufs beste empfohleii
bleiben.
Weimar ergebenst
den 16. May j ^ q^^^j^^
1821.
*) , Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären." Gotha, hey Carl
Wilhelm Ettinger. 1790. 8°. 86 Seiten.
„Zur Naturwissenschaft überhaupt." Erster Band. Stuttgard und Tübingen,
in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1817. S". 240 Seiten.
„Zur Morphologie.« Erster Band, ebendaselbst. 1817. 8». 306 Seiten.
XXV —
V. Reinacli-Preis für Geologie.
Ein Preis von M. 500 soll der besten Arbeit zuerkannt
werden, die einen Teil der Geologie des Gebietes zwischen
Aschaffenburg, Heppenheim, Alzei, Kreuznach, Koblenz, Ems,
Giessen und Büdingen behandelt ; nur wenn es der Zusammen-
hang erfordert, dürfen andere Landesteile in die Arbeit einbe-
zogen werden.
Die Arbeiten , deren Ergebnisse noch nicht anderweitig
veröffentlicht sein dürfen, sind bis zum 1. Oktober 1901 in ver-
siegeltem Umschlage, mit Motto versehen, an die unterzeichnete
Stelle einzureichen. Der Name des Verfassers ist in einem mit
gleichem Motto verseheneu zweiten Umschlage beizufügen.
Die Senckenbergische Natui-forschende Gesellschaft hat die
Berechtigung, diejenige Arbeit, der der Preis zuerkannt wird,
ohne weiteres Entgelt in ihren Schriften zu veröffentlichen, kann
aber auch dem Autor das freie Verfügungsrecht überlassen.
Nicht preisgekrönte Arbeiten werden den Verfassern zurück-
gesandt.
Über die Zuerteilung des Preises entscheidet bis spätestens
Ende Februar 1902 die unterzeichnete Direktion auf Vorschlag
einer von ihr noch zu ernennenden Prüfung-skoramission.
'&■■
Frankfurt a. M., den 1. April 1900.
Die Direktion der
Senckeubergischeu Natur forsch enden Gesellschaft.
XXVI
Verteiliiiio: der Ämter im Jalire 1900.
Direktion.
Dr. med. A. Knoblauch, I. Direktor. Alliard Aiidreae-y. Oninelius,
Forstmeister A. Rurig-, II. Direktor. Kassier.
Dr. med. E. Roediger, I. Sekretär. Generalkonsul Stadtrat A. Metzler,
Dr. med. A. Alzheimer, II. Sekretär. Kassier.
Dr. jur. Fritz Berg-, Eechtskonsulent.
Revisioiis-Koiiimissioii.
Adolf Kngler, Vorsitzender. Wilhelm Saiidhagen.
Albert vou Reinach. Dr. jar. Paul Roediger.
Stadtrat Anton Meyer. Walther vom Rath.
Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotlielven.
Dr. J. Ziegler.
Abgeordn. für die Kommission der vereinigten Bibliotheken.
Prof, Dr. H. Reicheubach.
Bücher-Kommission.
Oberlehrer .J. Blum, Vorsitzender. 1 A. vou Reiuach.
Prof. Dr. H. Reicheubach. j Prof. Dr. M. Möbius.
Dr. W. Schauf. \
Redaktion für die Abhandlungen.
Oberlehrer J. Blum, Vorsitzender. Prof. Dr. 0. Boettger.
D. F. Heyuemauu. { Prof. Dr. Th. Petersen.
Major Dr. L. von Heyden. |
Redaktion für den Bericht.
Dr. med. A. Knoblauch, Vorsitzender.
Forstmeister A. Rörig.
Dr. med. E. Roediger.
— XXVII —
Sektionäre.
Vergleichende Anatomie nnd Slielette ... Prof. Dr. H. Rcichenbacli.
Säugetiere . Dr. W. Kobelt.
Vögel ... R. de Neufville.
Reptilien und Batrachier Prof. Dr. 0. Boettger.
Fische vacat.
. . , 1 T . ■, . f Major Dr. L. von Heyden
Insekten mit Ausnahme der Lepidopteren , . ,.r .
'■ ^ [ und A. » eis.
Lepidopteren Hofrat Dr. B. Hag-eu.
Crustaceen . , Prof. Dr. F. Richters.
„^ . , . f D. F. Heyuemann und
Weichtiere i -r, ^»r t- • w
l Dr. >V. Kobelt.
Niedere Tiere Prof, Dr. H. Reichenbach.
.^ ., f Oberlehrer J. Blum und
Botanik • ■ ■ { -r, t t-. t» m-i •
[ Prof. Dr. M. Mobius.
Mineralogie Dr. W. Scliauf.
Geologie Prof. Dr. F. Kinkelhi.
.^ , , . f Prof. Dr. 0. Boettger und
Paläontologie { Prof. Dr. F. Kiukelin.
Museiims-Kommissioii.
Die Sektionäre und der zweite Direktor.
KoiDiiiissioii für das lleisestipeiidium der Eüppellstiftuiig.
Oberlehrer J. Blum, Vorsitzender. ; Prof. Dr. H. Reicbeiibacb.
Dr. med. E. Blumeuthal. { Prof. Dr. F. Richters.
Bau-Koiiimissioii.
Oberlehrer J. Blum, Vorsitzender. Dr. med. A. Knoblauch.
A. Andreae-v. Grunelius. R. de Neufville.
Major Dr. L. v. Heydeu. j .V. v. Reinach.
D. F. Heyuemauu. j Dr. med. E. Roediger.
Dozenten.
Zoologie . . Prof. Dr. H. Reichenbach.
Botanik Prof. Dr. M. Möbius.
Mineralogie Dr. W. Sclianf.
Geologie und Paläontologie Prof. Dr. F. Kinkelin.
Bibliothekare.
Dr. Fr. G. Schwenck.
Prof. Dr. M. Möbius.
Ph. Thorn.
Konservatoren.
Adam Kocii.
Auffust Koch.
— XXVIII
Verzeichnis der Mitglieder
der
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft.
I. Stifter.
Becker, Johannes, Stiftsgärtner am Dr. Senckenbergischen med. Institut. 1817.
t 24. November 1833.
*v. Betlimanu, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. f 28. Dezember 1826.
Böguer, Joli. >Yilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817.
t 16. Juni 1868.
Bloss, Job. (Treorg-, Glasermeister, Entomoiog. 1817. f 29. Februar 1820.
Buch, Joli. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralog. 1817. f 13. März 1851.
Cretzschmar, Phil. Jak., Dr. med., Lehrer der Anatomie am Dr. Sencken-
bergischen med. Institut, Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844,
Physikus und Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung (1817
zweiter Direktor). 1817. f 4. Mai 1845.
■''Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. f 13. August 1827.
Fritz, Joli. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. f 21. August 1835.
*Freyreiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. f I.April 1825.
*v. (rerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. f 21. Februar 1837.
*(TruueIins, Joachim Andreas, Bankier. 1818. f 7. Dezember 1852.
von Heyden, Karl Heinr. Georg", Dr. phil, Oberleutnant, nachmals Schöff und
Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. f 7. Jan. 1866.
Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des
Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. f 5. März 1829.
*Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. f 5. Oktober 1831.
Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818.
t 10. Februar 1854.
*Löhrl, Joliann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarzt. 1818.
t 2. September 1828.
*Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. f H- März 1825.
Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. f 1. Januar 1836.
xMiltenberg, >Vilh. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. f 31. Mai 1824.
*Melber, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. j 11. August 1824.
Anmerkung: Die 1818 eingetretenen Herren, welche nachträglich
unter die Reihe der Stifter aufgenommen wurden, sind mit * bezeichnet.
— XXIX —
Neeff, Christian Ernst, Dr. mcil., Prof., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospi-
talarzt am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital. 1817. f 15. Juli 1849.
Nenbur^, Joh. Georg-, Dr. med., Administrator der Dr. Senckenbergischen Stiftung,
Mineralog und Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. f 25. Mai 1830.
de Neufvllle, Mathias AVilh., Dr. med. 1817. f 31. Juli 1842.
Reuss, Joh. Wilh., Hospitalraeister am Dr. Senckenbergischen Bürgerhospital.
1817. t 21. Oktober 1848.
♦Rüppell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818.
t 10. Dezember 1884.
*v. Soeninierring-, Sanuiel Thomas, Dr. med., Geheimrat, Professor. 1818.
t 2. März 1830.
Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. f 16 April 1834.
Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817,
t 20. Mai 1868.
♦Varrentrapp, Joh. Konr., Dr. med., Prof., Physikus und Administrator der
Dr. Senckenbergischen Stiftung. 1818. f 11. März 1860.
Völcker, Georg- Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. f 19. Juli 1826.
*>Venzel, Heinr. Karl, Dr. med., Geheimrat, Prof., Direktor der Primatischen
medizinisch-chiurgischen Spezialschule. 1818. f 18. Oktober 1827.
*v. AViesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant,
Mineralog. 1818. f 8. November 1826.
II. Ewige Mitglieder. *)
Ewige Mitglieder sind solche, die, anstatt den gewölm-
lichen Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der
Gesellschaft ein Kapital zu schenken oder zu vermachen, dessen
Zinsen dem Jahresbeitrag mindestens gleichkommen,
mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß dieses Kapital ver-
zinslich angelegt werden müsse und nur sein Zinsenertrag zur
Vermehrung und Unterhaltung der Sammlungen verwendet
werden dürfe. Die den Namen beigedruckten Jahreszahlen be-
zeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächtnisses. D i e
Namensämtlichere w igen Mitglieder sind auf Mar-
mortafeln im Museumsgebäude bleibend verzeichnet.
Hr. Simon Moritz v.Bethnianu. 1827.
. Geors Heinr. Schwendcl. 1828.
Hr. Georg Melchior Mylius. 1844.
„ Baron Anischel Mayor v. Roth-
„ Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. ! schild. 1845.
„ Georg Ludwig Gontard. 1830. „ Joh. Georg Schmidborn. 1845.
Frau Susanna Elisabeth Bethmann- | „ Johann Daniel Souchay. 1845.
Holweg. 1831. I „ Alexander v. Bethmann. 1846.
Hr. Heinrich Mylius sen. 1844. | „ Heinr. y. Bethmann. 1846.
*) II_VI nach dem Mitgliederbestand am Jahresfeste, 20. Mai 1900.
XXX
Hr. Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 1847.
,, Stephan v. Guaita. 1H47.
,, H. L.Döbel in Batavia. 1847.
„ G. H. Haiick-Stees?. 1848.
„ Dr. J. J. K. Buch. 1851.
„ a. V. St. George. 1858.
„ J. A. Griinelius. 1853.
., P. F. Chr. Kroger. 1854.
,, Alexander Gontnrd. 1854.
„ M. Frhr. v. Bethmann. 1854.
„ Dr. Eihiaril Rüppell, 1857.
, Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858
,, Julius Nestle. 1860.
„ Eduard Fing'cr. 1860.
„ Dr. jur. Eduard Souchay. 1862
„ J. N. Grätfendeich. 1864.
„ E. F. K. Büttner. 1865.
„ K. F. Krepp. 1866.
„ Jonas Mjiius. 1866.
„ Konstantin Felluer. 1867.
„ Dr. Hermann v. Meyer. 1869.
„ Dr. W. D. Soemmerring. 1871.
„ J. G. H. Petsch. 1871.
„ Bernhard Dondorf. 1872.
„ Friedrich Karl Rücker. 1874.
,, Dr. Friedrich Hessenberg'. 1875.
„ Ferdinand Laurin. 1876.
„ Jakob Bernhard Rikoff. 1878.
„ Joh. Heinr. Roth. 1878,
, J. Ph. Nikol. Manskopf. 1878
,, Jean Noe du Fay. 1878.
,, Gg. Friedr. Metzler. 1878.
Frau LouiseWilhelmineEmilie Gräfin
Böse, geb. Gräfin v. Reichen-
bach-Lessonitz. 1880.
Hr. Karl August Graf Böse. 1880.
„ Gust. Ad. de NeufviUe. 1881.
„ Adolf Met zier. 1883.
„ Joh. Friedr. Koch. 1883.
„ Joh. Wilh. Roose. 1884.
„ Adolf Soemmerring. 1886.
„ Jacques Reiss. 1887.
„ *Albert von Reinach. 1889.
„ Wilhelm Metzler. 1890.
„ *Albert Metzler. 1891.
„ L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann.
1891.
„ Victor Moessinger. 1891.
„ Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 1891.
.., Theodor Erckel. 1891.
„ Georg Albert Keyl. 1891.
„ Michael Hey. 1892.
„ Dr. Otto Ponlick. 1892
„ Prof. Dr. Gg. H. v. Meyer. 1892.
„ Fritz NenmüUer. 1893.
„ Th. K. Soemmerring. 1894.
„ Dr. med. P. H. Pfefferkorn. 1896.
, Baron L. A. von Löwensteiu. 1896
„ Louis Beruus. 1896.
Frau Ad. von Brüniiig. 1896.
Hr. Friedr. Jaeuuicke. 1896.
, Dr. phil. Wilh. Jaeunicke. 1896.
„ P. A. Kessehneyer. 1897.
„ Chr. G. Ludw. Vogt. 1897.
, Anton L. A. Hahn. 1897.
, Moritz L. A. Hahn. 1897.
„ Julius Lejeune. 1897.
Frl.Elisabeth Schultz. 1898.
Hr. Karl Ebenau. 1898.
„ Max von Gnaita. 1899.
, Walther vom Ratb. 1899.
„ *Prof. Dr. Moritz Schmidt. 1899.
„ Karl von Grunelius. 1900.
„ Dr, jur. Friedrich Hoerle. 1900.
III. Beitragende Mitglieder.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich.
a) Mitglieder, die in Frankfurt wohnen.
Hr. Abele, Paul. 1897. 1 Hr. Adickes, Franz, Oberbürgermeister
„ Abendroth, Moritz, Buchhändler, j Dr. 1891.
1886. Fr. Adler, Henriette. 1900.
Anmerkung: Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.
XXXI
Hr. Alfeniiann, Felix, Apotheker. 1891.
., Alt, Friedrich, Buchhändler. 1894.
„ *Alten, Heinrich. 1891.
, *Alzheimer, Aluis, Dr. med. 189(i.
„ Andreae, Albert. 1891.
„ Andreae, Arthur. 1882.
„ *Andreae, Hermann, Bankdirektor.
1873.
„ Andreae, J. M. 1891.
„ Andreae, Richard. 1891.
,, Andreae, Rudolf. 1878.
„ Andreae, Victor. 1899.
„ *Andreae - v. Grunelius, Alhard.
1899.
Fr. Andreae-Lemme, Karoline Elise.
1891.
Hr. Andreae-Passavant. Jean, Bank-
direktor, Generalkonsul. 1869.
„ V. Arand, Julius. 1889.
,, Askenasy, Alex., Ingenieur. 1891.
„ Auerbach, L., Dr. med. 1886.
,, *Auerbach, 8., Dr. med. 1895.
Auffarth'sche Buchhandlung. 1874.
Hr. Baer, Joseph Moritz, Stadtrat.
1873.
„ Baer, Max, Generalkonsul. 1897.
„ Baer, M. H , Dr. jur., Rechtsanw.
1891.
„ Baer, Simon Leop., Buchhändler.
1860.
„ Bansa, Julius. 1860.
„ *Bardorff, Karl, Dr. med. 1864.
„ de Bary, Jacob, Dr. med., San.-
Rat. 1866.
„ de Bary, Karl Friedr. 1891.
„ de Bary-Jeanrenaud, H. 1891.
„ *Bastier, Friedrich. 1892.
„ Baunach, Viktor. 1891.
, Bechhold, J. H., Dr. phii. 1885.
„ Beer, J. L. 1891.
„ Behrends, Robert, Ingenieur. 1896.
„ Behrends-Schmidt , Karl, Konsul.
1896.
, Beit, Eduard. 1897.
„ Belli, Ludwig, Dr. phil., Chemiker.
1885.
„ Benario, Jacques, Dr. med. 1897.
Hr. Bender, August. 1897.
„ *Berg, Fritz, Dr. jur., Recht.san-
walt. 1897.
„ Beyfus, M. 1873.
„ Binding, Karl. 1897.
„ Binding, Konrad. 1892.
„ Bittelmann, Karl. 1887.
„ *Blum, Ferd., Dr. med. 1893.
„ *Blum, J., Oberlehrer. 1868.
„ Blumenthal, Adolf. 1883.
„ *Blumenthal, E., Dr. med. 1870.
, *Bockenheimer, Jakob, Dr. med.,
San.-Eat. 1864.
„ Bode, Paul, Dr. phil., Schuldirektor.
1895.
, Boettger, Bruno. 1891.
, *Boettger, Oskar, Dr. phil., Prof.
1874.
„ Bolongaro, Karl. 1860.
,, Bonn, Sally. 1891.
„ Bonn, William B. 1886.
, Borgnis, Alfr. Franz. 1891.
„ Borgnis, Karl. 1900.
, Braunfels, Otto, Konsul. 1877.
„ Brodnitz, Siegfried, Dr. med. 1897.
, Brofft, Franz. 1866.
„ Brückmann, Phil. Jacob. 1882.
, Bücheier, Anton, Dr. med. 1897.
„ Bütschly, Wilhelm. 1891.
, Büttel, Wilhelm. 1878.
,, Cahen-Brach, Eugen, Dr. med. 1897.
, Cahn, Heinrich. 1878.
„ Canne, Ernst, Dr. med. 1897.
, *Carl, August, Dr. med. 1880.
„ Cassian, Karl, Dr. med. 1892.
„ Cnyrim, Viktor, Dr. med. 1866.
„ Coustol, Wilhelm. 1891.
, Cunze, D., Dr. phil. 1891.
, Daube, G. L. 1891.
, Delosea, S. R., Dr. med. 1878.
„ Demmer, Theodor, Dr. med. 1897.
, Diesterweg, Moritz. 1883.
, Dietze, Hermann, Direktor. 1891.
„ Ditmar, Karl Theodor. 1891.
, Doctor, Ad. Heinr. 1869.
„ Doctor, Ferdinand. 1892.
, Dondorf, Karl. 1878.
— XXXII
Hr. Dondorf, Paul. 1878.
„ Donner, Karl Philipp. 1873.
„ Dreyfus, Is. 1891.
„ Drory, William, Direktor. 1897.
„ Du Bois, August. 1891.
„ Ducca, Wilhelm. 1873
„ Ebeling, Hugo, Dr. med 1897.
, Ebenau, Er., Dr. med.
„ *Edinger. L., Dr. med., Prof. 1884.
„ Egan, William. 1891.
, *Ehrlich, P., Dr. med., Prof., Geh.
Med. -Rat. 1887.
„ Eiermann, Arnold, Dr. med. 1897.
, Ellinger, Leo. 1891.
„ Ellissen, Moritz Ad. 1891.
„ Enders, M. Otto. 1891-
„ Engelhard, Karl Phil. 1873.
„ Epstein, J., Dr. phil., Prof. 1890.
, Eyssen, Remigius Alex. 1882.
, Fellner, F. 1878.
„ Fester, August, Bankdirektor. 1897.
, Fleisch, Karl. 1891.
„ Flersheim, Albert. 1891.
„ Flersheim, Martin 1898.
„ Flersheim, Robert. 1872.
„ *FIesch, Max, Dr. med., Prof. 1889.
„ Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 1866.
„ Flinsch, W. 1869.
„ Franck, E., Direktor. 1899.
, Frank, Hch., Apotheker. 1891.
, Fresenius, Ant., Dr. med. 1893.
^ Fresenius, Phil, Dr. phil., Apo-
theker. 1873.
„ *Freund, Mart., Dr. phil, Prof. 1896.
„ Freyeisen, Heinr. Phil 1876.
„ *Fridberg, Rob., Dr. med. 1873.
„ Fries, Sohn, J. S. 1889.
„ Fritsch, Ph., Dr. med. 1873.
„ Fromm, Emil, Dr. med. 1897.
„ Fuld, S., Dr. jur., Justizrat. 1866.
„ Fulda, Karl Herrn. 1877.
, Fulda, Paul. 1897.
„ Gabler, Bruno, Amtsrichter.
, Gans, Adolph. 1897.
„ Gans, Fritz. 1891.
„ Gans, L., Dr. phil, Kommerzien-
rat. 1891.
Hr.Geiger, Berth., Dr. jur., Justizrat.
1878.
„ Gerson, Jak., Generalkonsul. 1860.
„ Gloeckner, G., Dr. jur., Rechts-
anwalt, Notar. 1891.
„ Goering, Victor, Direktor des
Zoolog. Gartens 1898.
„ Goldschmidt, B. M. 1891.
„ Goldschmidt, Markus. 1873.
„ Goldschmidt, Max B. H. 1891.
„ Goldschmidt, R., Dr. jur. 1900.
„ Goldschmidt, S. B. 1891.
„ Greiff, Jakob, Rektor. 1880.
„ Großheim, Karl, Dr., Generalarztu.
Korpsarzt d. XVÜI. Armeekorps.
1900.
, Grunewald, August, Dr. med. 1897.
„ V. Grunelius, Adolf. 1858.
„ V. Grunelius, M. Ed. 1869.
, Günzburg, Alfred, Dr. med. 1897.
„ *Gulde, Johann. 1898.
„ Guttenplan, J., Dr. med. 1888.
„ Haag, Ferdinand. 1891.
„ Häberlin, E. J., Dr. jur., Justizrat.
1871.
„ *Hagen, B., Dr. med., Großherzogl
badischer Hofrat. 1895.
„ Hagens, K., Dr., Oberlandesge-
richts-Präsident. 1900.
„ Hallgarten, Fritz, Dr. phil 1893.
„ Hallgarten, H. Charles L. 1891.
„ Hamburger, K., Dr. jur.. Geh. Justiz-
rat. 1866.
„ Hammeran, Valentin. 1891.
„ Harbordt, Ad., Dr. med., San -Rat.
1891.
„ V. Harnier, Ed., Dr. jur., Justizrat.
1866.
„ Hartmann, Eugen, Ingenieur. 1891.
„ Hauck, Alex. 1878.
, Hauck, Georg. 1898.
„ Hauck, Moritz, Rechtsanwalt. 1874.
, Hauck, Otto. 1896.
„ Haurand, A., Geh. Komm. -Rat.1891.
, Heimpel-Manskopf, W. E. Aug.
1899.
„ Heister, Ch. L. 1898.
— XXXIII —
Hr. Henrich, K. F. Konimerzienr. 1873.
„ *Hergenhahn , Eugen , Dr. med.
1897.
„ Herxheimer, Karl, Dr. med. 1898.
Fr.Herxheimer, Dr., San.-Rat. 1900.
Hr. Herz, Otto. 1878.
„ Herzberg, Karl, Konsul, Bank-
direktor. 1897.
„ Hesse, Hermann. 1900.
Fr. Hetzer, Thekla. 1899.
Hr. Heuer & Schoen. 1891.
„ Heussenstamm , Karl , Dr. jur.,
Bürgermeister a. D. 1891.
„ *v. Heyden, Lucas, Dr. phil.. Major
a. D. 1860.
„ V. Heyder, Gg. 1891.
„ *Heynemann, D. F. 1860.
„ Hirsch, Ferdinand. 1897.
„ Hirschberg, Max, Dr. med. 1892.
„ Hirschfeld, Otto H. 1897.
„ Hochschild, Zachary, Direktor. 1897.
„ Höchberg, Otto. 1877.
, Hof, Adolf, Dr. 1900.
„ Hoff, Karl. 1860.
„ V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867.
„ Holzmann, Phil., Baurat. 1866.
, Homburger, Aug., Dr. med. 1899.
„ Homburger, Michael. 1897.
„ Horkheimer, A. J., Stadtrat a. D.
1891.
„ Horkheimer, Fritz. 1892.
„ Horstmann, Georg. 1897.
„ Huck, August. 1900.
„ V. Hoven, Franz, Architekt. 1897.
„ Hübner, Emil, Dr. med. 1895.
e Jacquet, Hermann. 1891.
Jäger'sche Buchhandlung. 1866.
Hr. Jäger-Manskopf, Fritz. 1897.
„ *Jassoy, August, Dr. phil., Apo-
theker. 1891.
„ Jeidels, Julius H. 1881.
„ Jelkraann, Fr., Dr. phil. 1893.
„ Jordan-de Rouville, Ferd. 1896.
„ Jügel, Karl Franz. 1821.
„ Jungmann, Eduard. 1897.
„ Jureit, J. C. 1892.
„ Kahn jun., Bernhard. 1897.
Hr. Kahn, Ernst, Dr. med. 1897.
„ Kahn, Hermann. 1880.
„ Kalb, Moritz. 1891.
„ Kalimorgen, Wilhelm, Dr. med.
1897.
„ Katz, H. 1891.
„ Katzenstein, Albert. 1869.
„ Kayßer, Fritz, Architekt. 1899.
„ Keller, Adolf. 1878.
„ Keller, Otto. 1885.
„ Kessler, Wilhelm. 1844.
„ *Kinkelin, Friedrich, Dr. phil.,
Prof. 1873.
„ Kirberger, Emil, Dr. med. 1895.
„ Kirchheim, S., Dr. med. 1873.
„ Klippel, Karl. 1891.
„ Klitscher, F. Aug. 1878.
, Klotz, Karl E., Bankdirektor. 1891.
„ Knauer, Joh. Chr. 1886.
„ Knickenberg, Ernst, Dr. med. 1897.
„ *Knoblauch, Aug., Dr. med. 1892.
Fr. Koch, geb. von St. George. 1891.
Hr. Köhler, Hermann. 1891.
„ Kömpel, Eduard, Dr. med. 1897.
„ V. Königswarter, H., Baron. 1891.
Könitzers Buchhandlung. 1893.
Hr. Kopp, Emil Moritz. 1891.
„ Kossmann, Alfred, Bankdirektor.
1897.
„ Kotzenberg, Gustav. 1873.
„ Kowarzik, Jos., Bildhauer 1898.
„ Kramer, Robert, Dr. med. 1897.
„ Kreuscher, Jakob. 1880
„ Kreuzberg, Robert. 1891.
„ Küchler, Ed. 1886.
„ Küchler, Fr. Karl. 1900.
„ Kugler, Adolf. 1882.
„ Kulp, Anton Marx. 1891.
„ '''Lachmann, Bernh., Dr. med. 1885.
„ Ladenburg, August. 1897.
„ Ladenburg, Emil, Geheim. Kom-
merzienrat. 1869.
„ Ladenburg, Ernst 18;)7.
„ Laemmerhirt, Karl, Direktor. 1878.
, Lampe, Eduard, Dr. med. 1897.
„ Langeluth, J. L , Architekt. 1891.
„ Laquer, Leopold, Dr. med. 1897.
3
XXXIV —
Hr. Lejeune, A., Dr. med. 1900.
„ *LeTy, Max, Dr. phil. 1893.
„ *Libbertz, Arnold, Dr. med., San.-
Eat. 1897.
„ Liebmann, Jakob, Dr. jiir., Rechts-
anwalt. 1897.
„ Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888.
„ *Liermaun, Wilh., Dr med. 1893.
„ V. Lindequist, Oskar, Excellenz,
Kommandierender General des
XVIII. Armeekorps, General-
adjutant Sr. Majestät d. Kaisers
und Königs. 1900.
Frl.Lindley, 0. C. 1900.
Fr. Livingston, Frank. 1897.
Hr.*Loretz, Wilh., Dr. med. 1877.
„ Lorey, W., Dr. jur. 1873.
„ Lucius, Eugen, Dr. phil. 1859.
„ Maas, Simon, Dr. jur. 1869.
„ Maier, Herrn. Heinr., Direktor. 1900.
„ Majer, Alexander. 1889.
„ Majer, Joh. Karl. 1854.
„ Mann, F. W. 1895.
„ Marx, Karl, Dr. med. 1897.
Fr. von Marx, Mathilde. 1897.
Hr. Matti, Alex., Dr. jur., Stadtrat. 1878.
„ Maubach, Jos. 1878.
„ May, Adam. 1891.
„ May, Ed. Gust. 1873.
„ May, Franz L., Dr. phil. 1891.
„ May, Martin. 1866.
„ May, Robert. 1891.
„ V. Mayer, Eduard, Buchhändl. 1891.
„ V. Mayer, Hugo, Freiherr. 1897.
Frl. Mayer, Josephine. 1897.
Hr. V. Meister, Herbert, Dr. phil. 1900.
„ Melas, Georg. 1900.
Fr.Merton, Albert. 1869.
Hr.Merton, W. 1878.
„ von Mettenheimer, H., Dr. med.
1898.
„ Metzler, Hugo. 1892.
„ Metzler, Karl. 1869.
, Meyer, Anton, Stadtrat. 1892.
„ *v. Meyer, Edw., Dr. med. 1893.
Fr. Minjon, Sophie. 1898.
Hr.Minopriö, Karl Gg. 1869.
Hr.Modera, Friedrich. 1888.
„ *Möbius, M., Dr. phil., Prof. 1894.
„ Moessinger, W. 1891.
„ Mouson, Jacques. 1891.
„ Mouson, Joh. Daniel, Stadtrat. 1891.
„ v.MüöIing, Wilh., Freiherr, Polizei-
Präsident. 1891.
„ Müller Sohn, A. 1891.
„ Müller, Paul. 1878.
„ Mumm v. Schwarzenstein, A. 1869.
„ Mumm V. Schwarzenstein, P.H. 1873.
„ Nathan, S. 1891.
„ Naumann, Edmund, Dr. phil. 1900.
„ Nebel, August, Dr. med. 1896.
„ Neher, Ludwig, Architekt. 1900.
„ Neisser, Max, Dr. med. 1900.
„ Nestle, Richard. 1891.
„ Netto, Curt, Prof., Bergingenieur.
1897.
„ Neubürger, Otto, Dr. med. 1891.
„ Neubürger, Theod., Dr. med. 1860.
„ de Neufville, Adolf. 1896.
„ *de Neufville, Robert. 1891.
„ de Neufville, Rud., Dr. 1900.
„ V. Neufville, Adolf. 1896.
„ V. Neufville, Alfred, Generalkonsul,
Kommerzienrat. 1884.
„ V. Neufville, Karl, Konsul. 1900.
„ V. Neufville-Siebert, Friedr. 1860.
„ Neustadt, Samuel. 1878.
„ Niederhofheim, Heinr. A. 1891.
„ v. Obernberg, Ad., Dr. jur., Stadt-
rat a. D. 1870.
„ Ochs, Hermann. 1873.
„ Ochs, Lazarus. 1873.
„ Oehler, Rud., Dr. med. 1900.
„ Oppenheim, Moritz. 1887.
„ Oppenheimer, Sir Charles, General-
konsul. 1873.
„ Oppenheimer, 0., Dr. med. 1892.
„ Osterrieth, Eduard. 1878.
„ Osterrieth-du Fay, Robert. 1897.
„ Osterrieth-Laurin, August. 1866.
„ Oswalt, H., Dr., Justizrat. 1873.
„ Pachten, Ferd., Dr. jur. 1900.
„ Passavant-Gontard, R., Kommer-
zienrat 1891.
— XXXV
Hr.Peipers, G. F. 1892.
„ Perthes, Rudolf, Excellenz, Ge-
neralleutnant und Kommandeur
der 21. Division. 19ÜU.
„ *Petersen,K,Th.,Dr.i)hil.,Pfof.l873.
„ Pfeffel, Aug. 1869.
, Pfungst, Arthur, Dr phil. 1900.
„ Pichler, H., Ingenieur. 1892.
„ Plieninger, Theodor, Direktor. 1897.
„ Ponfick-Salome, M. 1891.
„ Popp, Georg, Dr. phil. 1891.
„ Posen, J. L. 1891.
„ Posen, Sidney. 1898.
„ Propach, Robert. 1880.
„ Raab, Alfred, Dr. phil., Apotheker.
1891.
, Raecke, Dr. med. 1900.
„ Ravenstein, Simon. 1873.
Realschule der Israelit. Gemeinde
(Philanthropin). 1869.
Fr. Regnier, Emma, geb. Fischer. 1900.
Hr.*Rehn, J. H., Dr. med., San. -Rat.
1880.
„ Rehn, Louis, Dr. med,, Prof. 1893.
„ *Reichenbach, Heinrich, Dr. phil.,
Prof. 1872.
„ Reinemer, Karl. 1900.
„ Reiss, Paul, Justizrat. 1878.
„ Reutlinger, Jakob. 1891.
, Richter, Johannes. 1898.
„ *Richters, Ferdinand, Dr. phil.,
Prof. 1877.
„ Riese, Karl. 1897.
„ Riesser. Eduard. 1891.
„ Rikoff, Alphons, Dr. phil , Chemiker.
1897.
„ Ritsert, Eduard, Dr. phil, Fabrik-
direktor. 1S97.
„ *Ritter, Franz. 1882.
„ *Roediger, Ernst, Dr. med. 1888.
„ Roediger, Paul, Dr. jur. 1891.
„ *Rörig, Ad., Forstmeister a. D. 1897.
„ Rossler, Friedrich, Dr. phil. 1900.
„ Rössler, Heinrich, Dr. phil. 1884.
„ Rössler, Hektor. 1878.
„ Roger, Karl, Bankdirektor. 1897.
„ Rods, Heinrich. 1899.
Hr.Roques, Adolf. 1900.
„ Roques-Mettenheimer, Etienne.
1897.
„ Rosenbaum, E., Dr. med. 1891.
„ Rosengart, Jos., Dr. med. 1899.
„ Rosenthal. Rudolf, Dr. jur.,
Rechtsanwalt. 1897.
„ Roth, Georg. 1878.
„ Roth, Joh. Heinrich. 1878.
„ V. Rothschild, Wilhelm, Freiherr,
Generalkonsul. 1870.
„ Rueff, Julius , Apotheker. 1873.
„ Rumpf, Christian. 1899.
„ Sabarly, Albert. 1897.
„ Sabarly, Karl. 1899.
„ Sandhagen, Wilh. 1873.
„ Sattler, Wilhelm, Ingenieur. 1892.
„ Schäffer-Stuckert, Fritz, Dr. dent.
surg. 1892.
„ Scharff, Julius. 1900.
„ Schaub, Karl. 1878.
„ *Schauf,Wilh., Dr. phil., Oberlehrer.
1881.
„ Scheller, Karl, Buchhändler. 1897.
„ Schepeler, Hermann. 1891.
„ Schleußner, Friedr., Direktor. 1900.
„ Schleußner, Karl, Dr. phil. 1898.
, Schloss, Adolf. 1900.
„ Schlund, Georg. 1891.
„ Schmick, Rud., Regierungs-Bau-
meister. 1900.
„ Schmidt-Polex, Anton. 1897.
„ *Schmidt-Polex, Fritz, Dr. jur. 188-4.
„ Schmidt-Polex, Karl, Dr. jur.,
Rechtsanwalt. 1897.
„ Schmölder, P. A. 1873.
„ Schnaudigel, Otto, Dr. med. 1900.
„ Schneider, Johannes. 1898.
„ Schott, Alfred, Direktor. 1897.
„ *Schott, Eugen, Dr. med. 1872.
„ Schürmann, Adolf. 1891.
„ Schulze-Hein, Hans. 1891.
, Schumacher, Heinr. 1885.
„ Schuster, Bernhard. 1891.
„ Schwarz, Georg Ph. A. 1878.
„ Schwarzschild, Martin. 1866.
„ Schwarzschild-Ochs, David. 1891.
3*
— XXXVI —
Hr.Schwenck, Fr. G., Dr. med. 1889.
„ Scriba, Eugen, Dr. med. 1897.
„ Seefrid, Wilh,, Direktor. 1891.
„ Seeger, G., Architekt. 1893.
„ Seidel, A., Stadtrat. 1891.
„ *Seitz, A., Dr. phil., Direktor d.
Zoolog. Gartens. 1893.
„ Seligmann, Henry. 1891.
„ Seufiert, Theod., Dr. med. 1900.
„ Siebert, Arthur, Konsul, Bank-
direktor. 1900.
„ Siebert,August, Gartenbaudirektor.
1897.
„ *Siebert, J., Dr. jur., Justizrat.
1854.
„ Siebert, Karl August. 1869.
„ Siegel, Ernst, Dr. med. 1900.
„ Siesmayer, Philipp. 1897.
„ Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der
Irrenanstalt. 1893.
„ Sippel, Albert, Dr. med., Prof.
1896.
„ Sommerhoff, Louis. 1891.
„ Sondheim, Moritz. 1897.
„ Sondheimer, J., Dr. med. 1897.
„ Sonnemann, Leopold. 1873.
„ Speyer, Georg. 1878.
„ Spiess, Alexander, Dr. med.. Geh.
San.-Rat, Stadtarzt. 1865.
„ Spiess, Gustav, Dr. med. 1897.
„ Stern, Richard, Dr. med. 1893.
„ Stern, Theodor. 1863.
„ *Stiebel, Fritz, Dr. med. 1849.
„ V. Stiebel, Heinr., Konsul. 1860.
„ Stock, Wilhelm. 1882.
„ Straus, Caesar. 1891.
„ Strauss, Ernst. 1898.
„ Streng, Wilhelm, Dr. med. 1897.
„ Strubell, Bruno. 1876.
„ Sulzbach, Emil. 1878.
„ Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891.
„ Sulzbach, Rudolf. 1869.
„ Thoma, Phil. 1893.
„ Thome, Robert, Eisenbahn-Direk-
tions-Präsident. 1900.
, Thorn, Phil. 1900.
Hr. Tomforde, Heinr., Oberpostdirektor.
1897.
„ Trier, Th. 1895.
„ Trost, Fritz. 1897.
„ Trost, Otto. 1878.
„ Ullmann, Eugen. 1891.
„ Una, Siegmund. 1883.
„ V. d. Velden, Reinhard, Dr. med.
1891.
„ Villaret, Albert, Dr., Generalober-
arzt. 1900.
„ Völcker, Georg. 1897.
„ Vogtherr, Karl. 1890.
„ *Vohsen, Karl, Dr. med. 1886.
, Voigt, Max, Dr. med. 1898.
„ Vowinckel. M. 1891.
, Walter, Wilh. 1897.
„ Weber, Andreas, Gartendirektor.
1860.
„ Weber, Heinrich, Dr. med. 1897.
„ *Weigert, Karl, Dr. med., Prof.,
Geh. Med.-Rat. 1885.
„ Weil, Gebrüder. 1891.
„ Weiller, Jakob Alphons. 1891.
„ Weiller, Jakob H. 1891.
„ Weinberg, Arthur. Dr. phil., Che-
miker. 1897.
„ Weinberg, Karl. 1897.
„ *Weis, Albrecht. 1882.
Weisbrod, Aug, Druckerei. 1891.
Hr. Weismann, Wilhelm. 1878.
„ Weismantel, 0., Dr. phil. 1892.
„ Weller, Albert, Dr. phil. 1891.
„ Werner, Joseph. 1900.
„ Wertheimber, Julius. 1891.
„ Wertheimber-deBary, Ernst. 1897.
, V. Wild, Rudolf, Dr. med. 1896.
„ Winterwerb, Rud., Dr., Bank-
direktor. 1900.
„ *Wirsing, J. P., Dr. med., San.-Rat.
1869.
„ Wüst, K. L. 1866.
, Zeltmann, Theod. 1899.
„ *Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869.
„ Zimmern, Siegmund, Dr. med.
1899.
— XXXVII
b) Mitglieder, die außerhalb
Hr. Andreae, Achilles, Dr. phil., Prof.,
Direktor des Eömer - Museums
in Hildesheim. 1878.
„ *Askenasy, Eugen, Dr. phil., Prof.
in Heidelberg. 1871.
Bibliothek, Königl. in Berlin. 1882.
Hr. Dietze, Karl in Jugenheim. 1875.
„ *v. Erltinger, Carlo in Nieder-
Ingelheim. 1899.
„ Feist, Franz, Dr. phil., Privatdozent
in Zürich. 1887.
„ V. Guaita, Georg in Freiburg i. B.
1898.
„ Gurke, Oskar, Dr. phil. in Höchst
a. M. 1896.
„ Heraus, Heinrich in Hanau. 1889.
Hr
Frankfurts wohnen.
Jordan, Georg in Wiesbaden. 1898.
*Kobelt, W., Dr. med. et phil. in
Schwanheim a. M. 1878.
Laubenheimer, August, Dr. i^hil.,
Prof., Fabrikdirektor in Höchst
a. M. 1896.
*Lepsius, B., Dr. phil., Prof., Fabrik-
direktor in Griesheim a. M. 1883.
Reil, Herrn., Tierarzt in Seckbach.
Scharff, Charles, A., Ingenieur in
Offenbach a. M. 1897.
Scriba, L. in Höchst a. M. 1890.
Weiss, Julius in Deidesheim. 1897.
Wetzel, Heinr. in Stuttgart. 1864.
Wittich, Ernst, Dr. phil. in Darm-
stadt. 1898.
IV. Außerordentliche Ehrenmitglieder.
1884. Hr. Hertzog, Paul, Dr. jur., Justizrat in Frankfurt a. M.
19J0. „ Wallot, Paul, Prof. Dr.. Geh. Hof- und Baurat in Dresden.
V. Korrespondierende Ehrenmitglieder.
1847. Virchow, ßud., Dr. med.. Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie und
Pathologie, Direktor des pathologischen Instituts an der Universität
in Berlin.
1866. Rein, J. J., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an
der Universität in Bonn.
VI. Korrespondierende Mitglieder.^)
1836. Agardh, Jakob Georg, Dr., Professor der Botanik und Direktor des
botanischen Gartens an der Universität in Lund.
1848. Philippi, Rud. Amadeus, Direkt, des Museo Nacional in Santiago de Chile.
1850. Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach.
1853. V. Kölliker, Albert, Dr., Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie in
Würzburg.
1853. Buchenau, Franz, Dr. phil., Prof. und Direkt, der Realschule in Bremen.
1857. V. Homeyer, Alexander, Major a. D. in Greifswald.
') Die beigefügte Jahreszahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. — Die
verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst ersucht, eine Verände-
rung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen Natur-
forschenden Gesellschaft gefälligst anzeigen zu wollen.
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^ic^/
<;
UJ
— XXXVIIl —
1857. Carus, Julius Viktor, Dr. med., Professor der vergleichenden Anatomie
an der Universität in Leipzig
1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr,, Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach,
Württemberg.
1860. Weismann, August, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor der Zoologie an
der Universität in Freiburg i. B. (von hier).
1862. Steffan, Phil., Dr. med., Sanitätsrat in Marburg i. H. (von hier)
1862. Deichler, J. Christ., Dr. med. in Jugenheim (von hier).
1863. de Saussure, Henri, Dr. in Genf.
1866. Möhl, Dr., Professor in Cassel.
1868. Hornstein, F., Dr. phil., Professor in Cassel.
1869. Gegenbaur, Karl, Dr. med.. Geh. Hofrat und Professor der Anatomie
an der Universität in Heidelberg.
1869. His, Wilhelm, Dr. med.. Geh. Medicinalrat, Professor der Anatomie,
Direktor der anatomischen Anstalt an der Universität in Leipzig.
1869. Gerlach, Dr. med. in Hongkong, China (von hier).
1869. Woronin, M., Dr., Akademiker in St. Petersburg.
1869. Barboza du Bocage, Jose Vicente, Catedrätico an der Escola Poly-
technica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon.
1872. Westerlund, Carl Agardh, Dr. phil. in Ronneby, Schweden.
1872. Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des botanischen Gartens in
Kew bei London.
1873. Stossich, Adolf, Professor an der Realschule in Triest.
1873. Cramer, Karl Eduard, Dr., Professor der Botanik und Direktor des
pflanzenphysiologischen Instituts am Polytechnikum in Zürich.
1873. Günther, Albert, Dr., früher Keeper of the Department of Zoology am
British Museum (N. H.) in London.
1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zoological Society in London.
1873. V. Leydig, Franz, Dr. med.. Geh. Med.-Rat, emeritierter Professor der
vergleichenden Anatomie und Zoologie an der Universität in
Bonn, wohnhaft in Würzburg.
1873. Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Hofrat, emerit. Professor in Wien.
1873. Schwendener, Simon, Dr., Geh. Reg.-E-at, Professor der Botanik an der
Universität in Berlin.
1873. Fries, Th., Dr., Professor in Upsala.
1873. Schweinfurth, Georg, Dr., Professor, Präsident der Geographischen
Gesellschaft in Kairo.
1873. Reess, Max Ferdinand Friedrich, Dr., Professur der Botanik und Direktor
des botanischen Gartens an der Universität in Erlangen.
1874. V. Fritsch, Freiherr Karl Wilhelm Georg, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor
der Mineralogie und Geologie an der Universität, Direktor des mine-
ralogischen Museums, Präsident der K. Leopoldino - Carolinischen
Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a. S
1874. Gasser, Emil, Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor d. Anatomie u. Direktor
des anatomischen Instituts an der Universität in Marburg (von hier).
1875. Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor der
Zoologie an der Universität in Heidelberg (von hier).
— XXXIX —
1875. Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Professor an der
Universität in Berlin.
1875. Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis.
1875. Probst, Joseph, Dr. phil., Capitels-Kammerer und Pfarrer in Unteressen-
dorf, Oberamt Waldsee, Württemberg.
1875. Targioni-Tozetti, Adolf o, Professore d'Anat. comp, e Zoologia degli
Invertebi'ati in Florenz.
1875. v. Zittel, Karl Alfred, Dr., Geh. Rat, Ritter, Professor der Geologie
und Paläontologie, Direktor der paläontol. Sammlung des Staates
an der Universität in München.
1876. Liversidge, Archibald, Dr., Professor der Chemie und Mineralogie an
der Universität in Sidney, Australien.
1876. Boettger, Hugo, Generalagent, hier.
1876. Le Jolis. August Franz. Dr., President de la Societe nationale des
Sciences naturelles et mathemat. in Cherbourg.
1S76, Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med.. Geh. Hof rat und Direktor des zoolo-
gischen und anthropologisch-ethnographischen Museums in Dresden.
1876. Wetterhan, J. D. in Freiburg i. Br. (von hier).
1877. V. Voit, Karl, Dr. med.. Geh. Rat, Professor der Physiologie an der
Universität in München.
1877. Becker, L., Ober-Ingenieur in Johannesbuig (Transvaal).
1878. Chun, Karl, Dr., Professor der Zoologie an der Universität in Leipzig.
1879. Ritter v. Scherzer, Karl Heinrich, Dr., k. u. k. außerordentlicher Ge-
sandter und bevollmächtigter Minister in Görz im österreichischen
Litorale.
1880. Jickeli, Karl, Dr. phil. in Ilermannstadt.
1881 . Seoane, Victor Lopez, Commissaire Royal pour 1' Agriculture de TAcademie
Royale des Sciences in Coruna, Spanien.
1881. Todaro, A., Dr., Professor, Direktor des botanischen Gartens in Palermo.
1881. Snellen, P. C. F. in Rotterdam.
1881. Debeaux, Odon, früher Pharmacien en Chef de l'hop. milit. in Oran,
in Toulouse.
1882. Retöwski, Otto, k. Staatsrat, Gymnasiallehrer in Theodosia.
1882. Retzius, Magnus Gustav, Dr. med., Professor am Carolinischen medico-
chirurgischen Institut in Stockholm.
1882. Russ, Ludwig, Dr. in Jassy.
1883. Koch, Robert, Dr. med.. Geh. Medicinalrat, Generalarzt I. Cl. ä la
suite des Sanitäts-Corps, o. Honorar-Professor, Direktor des Instituts
für Infektions-Krankheiten, Mitglied des Staatsrats, o. Mitglied des
K. Gesundheitsamts in Charlottenburg.
1883. Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herrn., Dr. phil, Landesgeolog in Berlin.
1883. Ranke, Johannes, Dr., Professor der Naturgeschichte, Anthropologie und
Physiologie an der Universität, Generalsekretär der Deutschen anthro-
pologischen Gesellschaft in München.
1883. Jung, Karl, Kaufmann, hier.
1883. Boulenger, George Albert, F. R. S.. I. Class Assistant am British Museum
(N. H.), Department of Zoology, in London.
- XL —
1883. Arnold, Ferd. Christ. Gustav, Dr., Ober-Landesgerichtsrat in München.
1884. Lortet, Louis, Dr., Professeur d'Histoire naturelle ä la Faculte de
medecine in Lj'on.
1884. Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med.
in Nyniphenburg.
1884. von Koenen, Adolph, Dr., Geh. Bergrat, Professor der Geologie und
Paläontologie, Direktor des geologisch-paläontologischen Museums
an der Universität in Göttingen.
1884. Knoblauch, Ferdinand, früher Konsul des Deutschen Beiches in Noumea,
Neukaledonien (von hier).
1884. Miceli, Francesco in Tunis.
1885. von Moellendorff, Otto Franz, Dr., Konsul des Deutschen Reiches in
Kowno, Russland.
1885. Flemming, Walther, Dr. med., Geh. Medicinalrat, Professor der Anatomie,
Direktor des anatom. Instituts und Museums an der Universität in Kiel.
1886. von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza.
1887. Schinz, Hans, Dr. phil., Professor, Direktor des Botan. Gartens in Zürich.
1887. Stratz, 0. H., Dr. med, im Haag, Holland.
1887. Breuer, H,, Dr,, Professor in Montabaur.
1887, Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig,
1888, von Kimakowicz, Mauritius, Kustos der zoolog. Abteilung des Museums
des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermannstadt,
1888. Zipperlen, A., Dr, med. in Cincinnati, Ohio.
1888. von Radde, Gustav, Dr., Excellenz, Wirkl. Staatsrat, Direktor des
Kaukasischen Museums in Tiflis.
1888, Brusina, Spiridion, Dr., Professor der Zoologie und Direktor des Zoolo-
gischen National-Museums an der Universität in Agram.
1888, Rzehak, Anton, Professor der Paläontologie und Geologie an der k.
k. technischen Hochschule in Brunn.
1888, Karrer, Felis, k. ungarischer Rat, Volontär an der Geologisch-Paläontolo-
gischen Abteilung des k, k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien.
1888. Reuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Calcutta (von hier),
1889. Roux, Wilhelm, Dr. med., Professor der Anatomie und Direktor des
anatomischen Instituts an der Universität in Halle a. S,
1889, Brandenburg, C, Oberingenieur der k, ungarischen Staatsbahn in Szegedin,
Ungarn.
1890. von Berlepsch, Hans, Graf auf Schloß Berlepsch, Hessen-Nassau.
1890. Fritsch, Anton Johann, Dr., Professor der Zoologie und Kustos der zoolo-
gischen und paläontologischen Abteilung des Museums an der Uni-
versität in Prag.
1890. Haacke, Johann Wilhelm, Dr. phil. in Hermsdorf (Mark).
1891. Engelhardt, Hermann, Professor am Realgymnasium in Dresden.
1891. Fischer, Emil, Dr. phil., Professor der Chemie an der Universität in Berlin.
1891. Hartert, Ernst, Curator in charge of the Zoological Museum in Tring,
Herts, England.
1891. Strubell, Adolf, Dr. phil., Privatdozent der Zoologie an der Univer-
sität in Bonn.
— XLI —
1892. von Both. Alex., Oberstleutnant z. D. in Cassel.
1892. Beccari, Eduard, Professor emeritus in Florenz.
1892. van Beneden, Eduard, Dr., Professor der Zoologie an der Universität
in Lüttich, Belgien.
1892. Dohrn, Anton, Dr., Geh. Rat, Professor und Direktor der Zoologischen
Station in Neapel.
1892. Engler, Heinrich Gustav Adolph, Dr., Geh. Reg.- Rat, Professor der
Botanik und Direktor des botanischen Gartens und des botanischen
Museums an der Universität in Berlin.
1892. Haeckel, Ernst, Dr., Geh. Rat, Professor der Zoologie an der Universität
in Jena.
1892. Möbius, Karl August, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor, Direktor der zoolo-
gischen Sammlung des Museums für Naturkunde in Berlin.
1892. Nansen, Fridtjof, Dr., Prof., Direktor der biologischen Station inChristiania.
1892. Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Zoologie an
der Universität und Direktor des Zoologischen Instituts in Berlin.
1892. Straßburger, Eduard, Dr. phil.. Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik
und Direktor des botanischen Gartens an der Universität in Bonn.
1892, Suess, Eduard, Dr., Professor der Geologie, Direktor des geologischen
Museums an der k. k. Universität in Wien.
1892. Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Medicinal-Rat.
Professor der Anatomie an der Universität in Berlin.
1892. Lehmann, F. C, Konsul des Deutschen Reiches in Popayän, Estado de
Cauca, Columbia
1892. Fleischmann, Karl, Konsul, Kaufmann in Guatemala.
1892. Bail, Carl Adolf Emmo Theodor. Dr., Professor und Oberlehrer am
Realgymnasium in Danzig.
1892. Conwentz, Hugo Wilhelm, Dr., Professor, Direktor des westpreussischen
Provinzial-Museums in Danzig.
1893. Verworn, Max, Dr. med , a. o. Prof. der Physiologie an d. Universität in Jena.
1893. Koenig, Alexander Ferd., Dr. phil., Tit.-Professor, Privatdozent der
Zoologie an der Universität in Bonn.
1893. Mauß, Fritz, belgischer Konsul in Valencia. Venezuela (von hier).
1893. Noll, Fritz, Dr. phil., Professor der Botanik an der Universität und
an der Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdurf, in Bonn.
1894. Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists' Club in
Port of Spain, Trinidad.
1894. Koerner, Otto, Dr. med., Professor der Ohrenheilkunde an der Univer-
sität in Rostock (von hier).
1894. Douglas, James, President uf the Copper Queen Company "Arizona" in
New York.
1894. Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. Sanitätsrat, Inspektor des königl.
naturhistorischen Museums in Wiesbaden.
1894. Dreyer, Ludwig, Dr. phil. in Wiesbaden.
1894. Dyckerhoff, Rudolf, Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh.
1895. Kraepelin, Karl Mathias Friedrich, Dr., Professor, Direktor des Natur-
historischen Museums in Hamburg.
— XLII —
1895. Bolau, Cornelius C. Hch., Dr., Direktor d. Zoologischen Gartens in Hamburg.
1895. Kükenthal, Willy, Dr. phil., o. Professor der Zoologie an der Universität
in Breslau.
1895. Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology am
King's College in London
1895. Behring, Emil, Dr. med.. Geh. Medicinal-Rat, Professor der Hygiene
an der Universität in Marburg i. H.
1895. Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi-
cations Office in Edinburgh.
1896. Scharff, Robert, Dr. phil., Keeper of the Science and Art Museum in
Dublin (von hier).
1896. Bucking, Hugo, Dr phil. Professor der Mineralogie an der Universität
in Straßburg.
1896. Greim, Georg, Dr. phil., Privatdozent der Geologie an der technischen
Hochschule in Darmstadt.
1896. Möller, Alfred, Dr. phil , Kgl. Oberförster in Eberswalde.
1896. Lepsius, Richard, Dr. phil., Geh. Oberbergrat, Professor der Geologie
und Mineralogie an der technischen Hochschule, Inspektor der geol. u.
mineral. Sammlungen am Großh. Museum u. Direktor der geolo-
gischen Landesanstalt für das Großherzogtum Hessen, in Darmstadt.
1896. von Mehely, Lajos, Prof., Kustos des K. Nationalmuseums in Budapest.
1897. Born, Gustav, Dr. med., Professor und Prosektor des anatomischen
Instituts an der Universität in Breslau.
1897. Yerbeek, Rogier I iederik Marius, Dr. phil. hon. cans., Ingenieur en
chef des mines des Indes Neerlandaises in Buitenzorg, Java.
1897. Voeltzkow, Alfred. Dr. phil. in Straßburg i. E.
1897. Rüst, David, Dr. med. in Hannover.
1897. Kaiser, Heinr. Dr.. Professor an der Kgl. tierärztlichen Hochschule in
Hannover.
1898. V. Ihering, H . Dr., Prof. in Säo Paulo, Brasilien.
1898. Forel, M. A., Dr. med., Prof. in Chigny bei Morges, Kanton Waadt.
1898. Retter, Apotheker in Samarkand, Turkestan.
1898. Sarasin, Fritz, Dr. in Basel.
1898. Sarasin, Paul, Dr. in Basel.
1898. Burckhardt, Rud., Dr., Professor in Basel.
1898. Schmiedeknecht, Otto, Dr. in Blankenburg, Thüringen.
1899. Fick, Adolf, Dr. med., Professor der Physiologie und Vorsteher des
physiologischen Instituts an der Universität in Würzburg.
1899. Kossei, Albrecht, Dr. med., Professor, Direktor des physiologischen In-
stituts in Marburg i. H.
1899. Maryanski, Modest, Bergingenieur in Santa Maria bei Albany, West-
Australien.
1899. Stirling, James, Government Geologist of Victoria in Melbourne.
1899. Le Souef, Dudley, Director of the Acclimatisation Society, Royal Park
in Melbourne.
1899. Martin, Charles James, Dr., Director of the Physiological Laboratory,
University of Melbourne.
— XLHI —
1899. Eckhard, Koniad, Dr. med. et phil., Geh. Medizinalrat, Prof., Direktor
des physiologischen Instituts an der Universität in üießen.
1899. Strahl, J., Dr. med., Professor, Direktor des anatomischen Instituts
in Gießen.
1899. Fischer, Emil, Dr. med. in Zürich.
1899. Lenz, H., Dr. phil,, Prof., Direktor des Naturhistorischen Museums in
Lübeck.
1899. Schenck, H., Dr. phil, Professor, Direktor des botanischen Gartens
in Darmstadt.
1900. Dönitz, Wilhelm, Dr. med , Geh. Medicinalrat, Professor in Berlin.
1900. Ludwig, H , Dr. phil , Geh. Eegierungsrat, Professor, Direktor des
zoologischen und vergleichend-anatomischen Instituts und Museums
in Bonn
1900. Engelmann, W., Dr. med., Geh. Medicinalrat, Prof., Direktor des physio-
logischen Instituts in Berlin.
1900. Munk, Herrn., Dr. med., Professor in Berlin.
1900. Fresenitis, Heinrich, Dr. phil., Professor in Wiesbaden.
Reclite der Mitglieder.
Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte
erworben :
1. Das Natiirhistorische Museum an Wochentagen von 8 — 1
und 3 — 6 Uhr zu besuchen und Fremde einzuführen.
2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und
wissenscliaftlichen Sitzungen zu besuchen.
3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen.
Außerdem erhält jedes Mitglied alljährlich den „Bericht".
Auszug aus der Bibliotliek-Ordmiug;.
Den Mitgliedern der Senckenbergisclien Naturforschenden
Gesellschaft, sowie denen des Arztlichen Vereins, des
Physikalischen Vereins und des Vereins für Geograpliie
und Statistik steht die Bibliothek an allen Werktagen von
10 — 1 Uhr und — Samstag ausgeuommen — von 6 — 8 Uhr
zur Benutzung offen. Das Ausleihen von Büchern findet
nur in den Vormittagsstunden statt.
— XLIV —
2. Das Lesezimmer ist dem Publikum zugänglich und jeder-
mann kann daselbst Bücher zur Einsicht erhalten. Bücher,
die am Abend im Lesezimmer benutzt werden sollen, müssen
bis spätestens 11 Uhr am Vormittage des betreffenden
Tages schriftlich bestellt sein.
3. Zur Entleihung von Büchern sind die hiesigen Mitglieder der
beteiligten Vereine und deren Dozenten berechtigt, und
die Herren Bibliothekare sind gehalten, in zweifelhaften
Fällen den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch
die Karte zu verlangen. Auswärts wohnende Mitglieder
sowie andere Personen haben den Bürgschein eines hier
wohnenden Mitgliedes beizubringen.
4. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände
ausgeliehen werden ; 2 Broschüren entsprechen 1 Band.
5. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat nach
4 Wochen zu erfolgen; die Entleihungsfrist kann jedoch
verlängert werden, wenn die Bücher nicht von anderer
Seite in Anspruch genommen werden.
6. Jeder Entleiher ist verpflichtet, der von der Bibliothek an
ihn ergangenen Aufforderung zur Zurückgabe unbedingt
Folge zu leisten, ferner im Falle einer Reise von mehr
als acht Tagen die Bücher vorher zurückzugeben, wenn
auch die Entleihungsfrist noch nicht abgelaufen sein sollte.
7. Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll-
mächtigte, die JVIitglieder unserer Gesellschaft oder eines
der genannten Vereine sind und den Versand besorgen.
8. Am 15. Mai jedes Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher
behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die
Bibliothek zurückzuliefern.
XLV —
Gesclienke und Erwerbungen.
Juni 1899 bis Juni 1900.
I. Naturalien.
A. Geschenke.
1. Für die verg'leichend-anatomische Sammlung :
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier: 1 Dama
vulgaris Gray 2jähriges ^ zerlegtes Skelett, zwei Schädel
von einjährigem c? und $ und 1 Schädel von Cynailuriis
guttatus Herrm.
Von Herrn Dr. med. Daniel Die hl hier: Schädel einer Wild-
katze, desgl. von Canis magellanicus Gray von Patagouien.
Von Herrn L. F. Bey schlag hier: Schädel von Ämm sa%r2<s L. $.
Von Herrn Oberstleutnant vonBeverförde in Grabenstädt
am Chiemsee : 1 Numenins arquaUis <S Skelett.
Von HerrnB. Schauermann hier: \Lophius]3iscaiorius\j.^]^%\%it.
2. Für die Säiig^etiersammlung- ;
Von Herrn Bergingenieur M. Mary an ski in Santa Maria bei
Albany, W, -Australien : 2 Ornithorhynckus anaiinus Shaw
c? u. $, von Gipsland.
Von Herrn Dr. med. A. Knoblauch hier : 1 Synotus barbastellus
Schreb. , 1 Plecotus auriius L.
Von Herrn Herm, Jacquet hier: 2 Mus minutus Pali.
Von Schüler M. Keyßner hier: 1 Vesperugo pipistrellus Schreb.
Von Herrn H e i n r. A n d r e a e , Hofgut Maisenhausen bei Michel-
bach: 1 Meles taxus Bodd.
Von Herrn Hauptlehrer Blum in Niederrad: 1 Mustella erminea
L. c? im Winterkleid.
Von Herrn W.W e i n t r a u d in Marburg : 1 Arvicola amphidiush. $.
— XLVI —
3. Für (lie Vogelsannuluiig" :
Von Herin Rob. de Neufville hier : 2 Paroiia lawcsi Rams.
cT u. $, 3 Lophorina minor Rams. <? ad. c? juv. u. $, 1 Phony-
gania purpureoviolacea A. B. Mej^er von Mt. Victoria, Neu-
Guinea, 1 Faico jjcregrinnsh.c^ iiiv.^ \ Astur palumbariuslj.
c? ad., 1 Fuligula fuligula L. $ von Münster bei Butzbach. 1
Laras marinus L. $, 1 Lm'us argentahis L. c? juv. (im
ersten Jahr), 1 Larus fuseus L. c?, 1 Colgi/ibiis cristaüis
L. $ im Winterkleid, 1 Cyg7iiLs cygnus L. c?, 1 Urinator
lumme Gann. im Winterkleid, 1 FuUca atra L. $, 2 C/rm
lomvia L. c? u. $ im Winterkleid von Eckeruförde, 1 Lestris
(Stercorarius) pomaoimis L. <? jnv., 1 Clangula hyemalis
Temm. c? ad., 1 Oidemia nigra L. <? ad., 1 Oidemia fiisca
L. df, 1 Mergits merganser L. c? ad., 1 Cepphus grylle L. $
juv. von Pilau, O.-Pr.
Von Herrn Alb. von Reinach hier: 1 Picus viridis h. ^ ad.
Von Herrn Fritz Winter hier: 1 Majaqueus aequinoctialis h.
vom Kap der guten Hoffnung.
Von Herrn T h. Z e 1 1 m a n n hier : 1 Parotia sexpe7i?iis Bodd. <^,
1 Schlegelia Wilsoni Cass. c? von Neu-Guinea.
Von Herrn Phil. Fink hier: 1 Ästur palumbariiis L. $ ad.
Von Herrn K. KuUmann hier: 1 Cittocincla macroura Gm.,
1 Ruticilla pkoetiic?irus L. c?.
Von der Neuen Zoologischen Gesell schaft hier : 1 Afias
creccä L. c?.
Von Herrn Ant. L. A. Hahn hier: 1 Spatula chjpeata L. c?.
Von Herrn Gl. von Stumpf -Brentano in Rödelheim: 1
Glaucidium noctua Retz, 1 Accipiter nisus L. <^ ad.
Von Herrn Oberstleutnant von Bever forde in Grabenstädt
am Chiemsee : 1 Falco peregrinus Thimst. c?, 1 Turdus tor-
quatus L. <?, 1 Limosa litnosa L, 1 Fulica atra L. juv.,
1 Colymbiis fluriatilis L., 1 Anas querquedula L.
Von Herrn Fr. Wagner hier: 1 Amjjelis garridus L. $.
Von Herrn Karl Dietze in Jugenheim: 2 Columba oenas L. <?(?.
Von Herrn Konsul Fr. M a u s s in Valencia, Venezuela : 1 Pha-
roiiiacrus jKiradiseus Bp. c?, 1 Pharoiiiacrus aiiriceps Gould c?.
Für die Lokalsammlung:
Von Herrn Kommerzienrat Rieh. Passavant hier: 1 Chara-
drius omorinellus $ juv. von Oberursel.
— XLVII —
Vou Herrn Karl Dietze in Jugenlieim : 1 Coliimha oenas L. c?.
Von Herrn Heinr. Weith in Nieder - Wöllstadt : 1 Circus
cyaneus Mont, c? im ersten Jahre.
Von Herrn Heinr. Kromm liier: 1 Anorthura troglodytes L. c?.
Vou Herrn A. Koch hier: Nestvogel vou Fidica atra L. von
Enkheim.
4. Für die Reptilien- und Batracliiersamraliiug:
Von Herrn Oberingenienr Karl Brandenburg in Szeged:
Eine vorzüglich erhaltene Suite bei Orsova im Banat von
ihm persönlich gesammelter Eidechsen, Schlangen und
Batrachier.
Vou Herrn Dir. Dr. Albert Günther in London: 2 Hylodcs
Fkischmanni Bttgr. aus S. Jose, Costa Rica.
Von Herrn Prof. Dr. 0. Boettger hier: B/tfo calamüa Laur.
von Neu-Isenburg bei Frankfurt a. M.
Von Herrn Dr. med. Arthur Hanau in St. -Gallen: Chrysemys
concinna Lee, Cistuäo Carolina L., Testudo liorsficJdi Gray,
Mana esculenta L. var. ridihnnda Pali., Bufo lentiginosns
Shaw (aus Florida) und diverse andere schöne Schildkröten
und Frösche, sowie von Eryx jaciüns L. und E. conicus
Schnd. herrührende gewöllartige Kotballen aus Mäuse-
haaren.
Von Herrn Ferdinand \V e i c h b e r g e r in Wien : Aspidura
trachyprocta Cope aus Nuwera EUya (Ceylon).
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier: Agamen,
Rana^ 2 Spelerpes, diverse seltene Schildkröten, ein sehr
großes und schönes Stück von Vipera arietans Merr.
Von Herrn Weidmann in Karolineuhorst (Pommern) : Corotiella
austriaca Laur. von dort.
Von Herrn Paul Beyer in Eckeuheim: Gecko marmoratus
D. B., Draco volans L. $, C/irysoplea chrysochlora Schlg.
und Bungarus flaviceps Reiuh. von der Insel Nias bei Sumatra.
Von Herrn Dir. Ernst Frank hier: Verschiedene Kriechtiere
und Lurche aus Biskra (Algerien).
Von Herrn Geh. Med. -Rat Prof. Dr. Wilhelm Doenitz in
Berlin : Eine Suite schön gehaltener Reptilien und Batrachier
aus Japan.
— XLVIII —
Von Herrn Konsul Guido von Schröter in S. Jose, Costa
Rica: Ein schön gefärbter Laubfrosch.
Von Fräul. Sophie Küchler hier: Lacetia mwalis Jj'dUY. wsiv.
caerulea Eim. von der Insel Capri.
Von Herrn Kaufmann August Du Bois hier: Eine Baum-
schlauge aus San Domingo.
Von Herrn Dr. G. Kolb f aus Wiesbaden durch gütige Ver-
mittlung des Berliner Museums: Mehrere prachtvolle
Chamäleons, Eidechsen, Schlangen und einen aglossen
Batrachier vom Keniagebirge in Ostafrika.
5. Für die Flsclisammlung' :
Von Herreu Gebr. Schau er mann hier: 2 Belone acus Rond.
Von Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Wilh. Dönitz in Berlin:
Einige Fische von Japan.
6. Für die Insekten- und Spiunensammlung :
Von Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr.Wilh. Dönitz in Berlin:
Eine große Kollektion Spinnen, einige Insekten und Raupen
von Japan, sowie eine große Anzahl selbstgezeichneter
Abbildungen nebst Manuskript in 2 Faszikeln.
Von Herrn Major Dr. L. v. Hey den hier: Indigo von Ostindien
mit Einschlüssen von Insekten, die eingeflogen sind, als
der Indigo noch flüssig war. — Palmkern mit Corynetes
(Necrobia) rufipes Fabr. von Kamerun.
Von Herrn A. Weis hier: Cybister bisignatus Aube (? u. i|^ von
Süd -Japan, Ipetates latissimiis Degeer von Australien,
Puppen und Gallen von Insekten.
Von Herrn Job. Guide hier: Eine Anzahl exotischer Käfer.
Von Herrn Professor Dr. H. Reicheubach hier: Lasioderma
tertaceum Dft. nebst Larvengängen in einer Havana-Cigarre.
Von Herrn Professor Dr. 0. Boettger hier: Tryxalis 7iasuta
L. von Wojilowo, Serbien.
Von Herrn A. Koch hier: Einige Käfer und eine Libelle von
Auerbach,
Von Herrn Carlos Heynemann in Bukarest: 5 Käfer von
Bukarest.
7. Für die Koncliyliensammlung:
Von Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr. W. Dönitz in Berlin:
Einige kleine Meereskonchylieu von Japan.
— XLIX —
Von Herrn Dr. med. A. L e j e u n e hier : Diverse Meereskoncliylien
aus Texas.
8. Für die Saiiimluug- niederer Tliiere etc.:
Von Herrn Dr. Ad. Strubell in Bonn: Eine Kollektion Land-
planarien in 31 Gläschen, von ihm 1889/90 auf Java und
den Molukken gesammelt.
Von Herrn Joh. Schneider hier: Getrockneter Seestern von
Kalifornien.
Von Herrn Dr. med. A. L e j e u n e hier : Polypen und Korallen von
Texas.
9. Für die botanische Sammlung:
Von Herrn Konsul a. D. F e r d i n a n d K n o b 1 a u c h in Noumea :
31 verschiedene Holzarten (in Brettform) von Neu-Kale-
donien.
Von Herrn Karl Dietze in Jugenheim: Zweig von Pinus
sylvestris L. mit ca. 100 Zapfen.
Von Herrn Professor Dr. H. Reichenbach hier: Fruchtstand
von Gimnera scabra Ruiz et Pavou.
Von Herrn Professor Dr. H. Schenck, Direktor des Großherzogl.
botanischen Gartens in Darmstadt : Fruchtstand und Samen
von Eficephalartos villosus Lehm., männlicher Blüten-
zapfen von Ceratozamia mexlcana Brong. und Fruchtstand
von Musa Ensete Gmel.
Vom Botanischen Garten hier: Fruchtstand von Äechmea
Lalindei Lind.
Von Herrn Oberlandesgerichtsrat Dr. F. A r n o 1 d in München : Ein
Faszikel seiner „Lichenes exsiccati" (Schluß).
Von Herrn Gust. DüUberg hier: Verarbeiteter Baumschwamm
(Polypo7'us).
Von Herrn Sanitätsrat Dr. H. Rehn hier: Blüte won Monstera
deliciosa Liebm.
Von Herrn Bankdirektor Herrn. Andreae hier: Zwei Lack-
proben der Rhus-Compagnie hier.
Von Herrn Professor Dr. F. Richters hier: Frucht von
Barringtonia speciosa Forst., Trinidad, und Frucht von
Bertholletia excelsa Berg.
Von Herrn K. S c h m i d t - H a r 1 1 i e b in Homburg : Einige Koni-
feren-Zapfen.
4
— L —
Von Herrn Alb. Hochstraßer hier: Früchte und Blüten-
stände verschiedener Pflanzen aus La Mortola.
Von Herrn Joh. Schneider hier: Ein Koniferen-Zapfen von
Sacramento, Kalifornien.
Von Herrn Kommerzienrat Joh. Gerh. Henrich hier: Ver-
bänderter Eschenzweig.
Von Herrn Dr. med. A. Lejeune hier: Verschiedene Algen von
Texas.
Von Herrn Mar loth in Berlin: Protea c/ipiaroides L. (Blüten-
stand), Phylica plumosa Tlibg., Leucadendro7i argeiiteum
R. Br. (Fruchtzapfen), Zweig von Acacia liorrida Willd.,
Harpagophyton procumbens DC. (Früchte).
10. Für die Mineraliensauiinlnng :
Von Herrn Bergingenieur M. Mary an ski in Santa Maria bei
Albany, W.-Australien : Golderze aus den „Alluvial deep
leads" von Kanowna, nahe Kalgoorlie, W.-Australien.
Von Herrn Major Dr. L. von Hey den hier: 6 Stück fein-
körnigen, faserigen und strahligen Gipses, zum Teil korro-
diert, aus der'Gegend von Trier; Kalkstalaktiten aus dem
Gipsbruch vom Siersberg bei Siersdorf, Kreis Saarlouis.
Von Herrn Oberlehrer J. Blum hier: Bergkry stall mit Helminth-
einschluß.
Von Herrn stud. Hammer in Charlottenburg: Porphyrsäule von
Weinheim; Sericitgneiß, Distrikt Eulenbaum.
Von Herrn Dr. med. A. Lejeune hier: Eine Anzahl Gips-
krystalle und Alabasterstücke; Pyrit in Brauneisen um-
gewandelt, PjTit aus Texas.
Von Herrn Professor Michele Pacini-Candelo in Savona
durch Herrn Dr. Kobelt: 3 Gabbros, 1 Sandstein,
stäugeliger Kalkspat von Savona.
Von Herrn Konsul a. D. Ferd. Knoblauch in Noumea: Quarz,
goldführendes Ganggestein, Chromeisen, Garnieret, Ma-
lachit, Kupferkies, Cerussit aus Neu-Kaledonien.
Von Herrn Professor Dr. Kinkelin hier: Anamesit mit Titan-
eisen, Dittesheim; Thoneinschlüsse von derselben Lokali-
tät; Albit von Kirdorf und Eppenhain ; Ittnerit von Ober-
berg (Kaiserstuhl); Kalkspatkrystalle auf Algenkalk,
Wiesbaden ; in Pyrit umgewandelte Fossilien : Limneiis
— LI —
stib palustris, Planorbis cornu^ JJnio affinis flabellatus aus
Offeubaclier Cyreiienmergel.
Von Herrn Pfarrer Krieger in Brötzingen : Rauchqiiarz von
Pforzheim.
Von Herrn Ingeuieur Alex. Askenasy hier: Goklfiihrender
Qnarzsand aus der Grube Queen of South bei Donnybrook,
W.-Australien ; mehrere Quarzitstückchen mit Gold, ein zier-
liches Plättchen skelettförmigen Goldes, Tellnrgold ('?),
Kalgurlie, Distrikt W.-Australien; Zinnerz, Greenbushes,
W.-Australieu ; Turmalin und Zinnerz führende Konglo-
merate von Greenbushes, gesammelt von HerrnMaryan ski.
Von Herrn H. J. Nußbaum hier: Ein Säckchen Goldquarz-
sand von Donnybrook.
Von Herrn Professor Dr. Richters hier: 16 Borazite von
Lüneburg, worunter zwei mit vorherrschendem Tetraeder.
Von Herrn Carlos Heyne mann in Bukarest: gelber Eisen-
Ocker.
11. Für die palaeoutolog-isclie Sammlung:
Von Herrn Dr. Herm. Loretz, König!. Landesgeolog in Berlin:
Rensselacria crassieosta aus dem unterdevonen Sandstein
von Au a. d. Sieg, Fußspuren von Ckirotheriam barthi von
Eichsfeld bei Koburg, Myojihoria raibliana (Guttapercha-
abdruck) aus dem Mittleren Keuper, Schuppen von Am-
blijopterus decipiens und Tetragonolepis triasicus aus der
Estherienbank des unteren Gipskeupers von Igsheim in
M.-Franken, Lingua tenuisshna aus der Acrodush-A\i\ des
mittleren Keupers von ebendaher, Estheria lanitexta aus
der Estherienbank von Sugenheim bei Uffenheira, Muschel-
sandstein mit zahlreichen Fossilien von Sulzbad bei Mols-
heim, Halobia moussoni von Rogeledo am Comersee.
Von Herrn Oberingenieur K. Brandenburg in Szeged in
Ungarn: Eine schöne Suite von Ammoniten mit Posido-
nomya alpina^ darunter Ammonites fuscus und Ammonites
Ymir, aus den Klausschichten von Swinitza ; eine große
Sammlung von Ammoniten, darunter Ammonites medite?--
raneus, Amm. flabellatus, Amm. discus, Amm. adeloides,
Amm. coronatus, Amm. ferrugineus aus einem jenen nahen
Horizont von Villany, Koni. Baranya; eine iV«i/m aus den
4.
— LH —
Brackwasserschichten mit Cerühium margaritaceimi von
Diös Jenö, Kom. Neograd, Cardium semseyi^ Cardium 'xu-
jovici, C. rothi mit neuen Cardien aus thonigen und ein neues
Cardium aus sandigen Schichten von Königsgnad. Eine
große Menge Schlämmaterial aus den mittleren Paludinen-
schichten von Malino, und eine große Suite Fossilien aus
der IL Mediterranstufe von Vojilovo bei Golubatz und eine
Suite aus demselben Horizont von Bujtur und von Kostey.
Von Herrn Dr. G. Greim, Privatdozent an der technischen
Hochschule in Darmstadt: Eine größere Suite devoner
Fossilien aus den oberdevonen Kalken von Bicken, eine
große, fossilreiche Platte aus den Unter-Coblenzschichten
von Oppershofen in der Wetterau.
Von Herrn Oberlehrer Dr. W e i s m a n t e 1 hier : Ein Blattabdruck
von Oinnaniomumpolymorphum aus dem Schleichsand vom
Scheelberg bei Vilbel, der Steinkern einer Terebratel aus dem
weißen Jura in Mittelf ranken.
Von Herrn Architekt Thomas hier: Mittelfußknochen vom
Pferd aus dem Löß von Eschborn und ein großer Cera-
tites nodosus, eigentümlich verdrückt.
Von Fräulein Konstance von Klevesahl auf Schloß Bork-
holm in Estland: Eine Suite silurer Fossilien (Kephalo-
poden, Brachiopoden, Bivalven, Bryozoen und Korallen)
aus dem Borkholmer Kalk im Borkholm'schen und Kine-
kul'schen Steinbruch.
Von Herrn Professor Bosca in Valencia: Eine Suite Teredina
ähnlicher Fossilien aus dem lockeren kreidigen Kalkmergel
von Alkoy, Spanien, durch Herrn Direktor J. Becker
in Valencia.
Von Herrn Pfarrer Krieger in Brötzingen bei Pforzheim:
Venus nuda, Pecten discites, Myophoria ovata und Trigonia
mactra aus dem oolithischen oberen Muschelkalk von
Marbach bei Villingen.
Von Herrn Professor Lentz hier: Spiriferensandstein mit Fos-
silien von Neu-Weilnau.
Von Herrn Lehrer L. Laut er bach hier: Einige Platten fos-
silienführenden Spirifereusandsteins vonGriedel bei Butzbach.
Von den Herren D y c k e r h o f f , Fabrikbesitzer in Biebrich : Helices,
darunter H. ra?no?idi aus dem Hydrobienkalk, eine Clausüia
— LIII —
buUmoides minor, Kieferstücke mit Zähneu und Skelett-
teilen von Diplocipiodoii sp. aus denselben Schichten des
Heßlers bei Biebrich-Mosbach.
Von Herrn A. Diflo, Verwalter des städt. Siechenhauses hier:
Fragment eines Schweinsunterkiefers aus dem Moor am
Sandhof, 2 m unter der Oberfläche.
Von Herrn Verwalter Pfeffer auf der Seeger'scheu Ziegelei
in Rödelheim: Beckenhälfte vom Pferd aus dem Löß von
Rödelheim, durch Herrn Kaufmann K. Jung.
Von Herrn Seb. A. Sc beide 1 in Bad Weilbach: Ein Bohrkern
aus der Gemarkung Flörsheim.
Von Dr. med. Kir berger hier: Ammoniten und Gastropoden
aus dem Schierndolomit.
Von Herrn Dr. med. Lejeune hier: Korallen im Feuerstein
von Holtenau, ein Coeloeeras von Boll und eine Suite Kreide-
petrefakten mit Kwgijra arietina von Austin in Texas,
Von Herrn Heinrich Roos hier: Einige Lima lineata aus
dem Bruch des Portland-Cementwerkes Diedenheim-Neckar-
elz und zwei Klappen von Gryphaea vesicularis aus der
Cementfabrik Vaals bei Vylen in Holland.
Von Herrn Georg Schäfer in Höchst a. M. : Der Schädel
eines Spermophilus iiifescens aus dem Löß von Höchst,
durch Herrn Dr. Süchier in Höchst.
Von Fräulein Rö rig hier: LepiG?o(/e?i(i/'o« in Steinkohle aus dem
Ruhrgebiet, ein Calamites transitionis von Steckenwald bei
Frankeuau und eine Suite erratischer Fossilien aus einer
Kiesgrube bei Manche, Kreis Bomst, Prov. Posen.
Von Herrn Forstmeister Rörig hier: Erratische Seeigel und
Terebrateln aus Kiesgruben bei Oschatz, Sachsen, ein Unter-
kieferast von Alces latifrons von Mosbach.
Von Herrn Heister hier: Fossilien aus dem oberen Meeres-
sand von Ichenheim.
Von Herrn Direktor Fünck hier: Orthoceratiten aus der Schiefer-
grube Germania bei Weilmünster, durch Herrn Professor
Dr. M. Mob ins.
Von Herrn A. von Rein ach hier: Kieferstücke und Längs-
knochen eines Ä7ithracotherium, Krokodilreste und Palmen-
wedel von Pralecini Bolca, ferner eine Suite Fisch-, Kro-
— LIV —
kodil- und Säugetierreste aus den untermiocänen Schichten
von Wadi Natroun, ein Lößklotz mit Helix sericea.
Von Herrn Professor Dr. Ferd. Richters hier: Eine Suite
Fossilien aus dem Unter-, Mittel- und Ober-Senon von
Lüneburg; Hohlabdruck einer Beleynnitella mucronata mit
wohlerhaltener Alveole und Talpina ramosa in Feuerstein
bei Hamburg; Lflmwßzähne von Vilbel und Weinheim;
Oxyrhinazahn von Langenfeld in Holstein nebst einer Suite
mittelmiocäner Konchylien von ebendaselbst; Graptolithen
erratisch aus der LTmgegend von Hamburg; eine Suite Kon-
chylien aus dem Kalktuff von Langensalza und von Weyer bei
ßunkel; eine wundervoll erhaltene subfossile Leucoside,
zahlreiche erratische Geschiebe, darunter Beyrichien-Kalk,
aus dem Geschiebelehm von Altona, mehrfach mit palaeozo-
ischen, jurassischen und tertiären Fossilien; Fossilien in Flint,
wohl zumeist erratisch; Actinocrinus verneuüi, Trilobiten
aus dem Cambrium und Silur von Böhmen; Terebratula
vulgaris und Lmia litieata von Erbach ; Blatt und Frucht-
abdrücke aus dem Blättersaudstein von Münzenberg ; Ammo-
nitenreiches Stück von England; ein Turbo aus dem Guano
von Babelon de Pica ; ein Prachtstück von Eryon arcti-
formis, ein Limulus walchi und eine Petalia im Solenhofer
Schiefer.
Von Herrn Pfarrer Lommel in Nieder-Ursel : Zahlreiche Früchte
aus den Oberpliocänschichten von Nieder-Ursel.
Von Herrn Professor Dr. 0. Bo ettger hier : Obertertiärer Kalk
mit Fossilien und Weiß-Jurakalk mit Pholadeulöcher vom
Zollhaus im südlichen Schwarzwald.
Von Herrn Professor Michele Pacini-Candelo, Direktor
des Museums des Alpenklubs in Savona: Konchylien, da-
runter Natica crassatina, Pteroccrus radix^ Cerithium del-
bosi, Cer. cf. stroppiis, Ostrea caUf'fera, Pholadomya inischi,
Echinodermen und Korallen aus den Mitteloligocänschichten
von Stella Santa Giustina bei Savona, Oxyrhina cf. hastalis
und Pecten holgeri aus einem Kalkkonglomerat von Borgio
Verezzi bei Finale (Savona) und Blattabdrücke aus der
Molasse von Cosseria und Stella Santa Giustina, durch
Herrn Dr. Kobelt.
Von Herrn lageuieur Alexander Askenasy hier: ein Unter-
— LV —
kieferast von Equus aus dem Löß der Ziegelei der Aktien-
Gesellschaft in Eschborn.
Von Herrn Dr. med. Ko belt in Schwanheim: Geweihstange mit
Rose eines sehr großen Cerims elapMis aus dem Löß von
Höchst a. M.
Von Herrn Philipp, Cand. rer. nat. in Heidelberg: Tentaculites
maxiynus aus dem Rupelthon von Bodenheira.
Von Herrn Major Dr. von Hey den hier: Rhyiichonella livonica
von Landscron im Ahrthal.
Von Herrn H. Heid, Uhrmacher, hier: Spiriferensandstein mit
Chonetes sarcinulata von der Herrenmühle im Usthal, Taunus.
Von Herrn J. Zinndorf in Offenbach a. M. : Valvatina und
Früchte aus dem Rupelthon von der Rohrmühle bei Offen-
bach, eine große Platte mit Mytilus acutirostris von Wein-
heim in Rheinhessen ; Teredo aus dem oberen Meeres-
sand von Offenbach, Braunkohle mit Früchten von
Straiiotes ivehsteri aus der Baugrube des Hafens von
Offenbach, eine große Kollektion der prachtvoll verkiesten
Konchylien aus der von ihm entdeckten oligocänen Süß-
wasserschicht in der Hafenbaugrube bei Offenbach, darunter
eine große Zahl Limnaeus subjjahistris^ Planorbis cornu und
PL cordahcs, Unio äff. flabellaius, fossilführender Cyreuen-
mergel von ebendaher und Mytilus aquitanicus aus dem
Cerithienkalk von Flörsheim.
Von Herrn Professor Dr. Kinkel in hier: Eine Suite Fossilien
(Ammoneen, Inocerameu, Gastropoden etc.) aus der Konglo-
meratschicht des Gault oberhalb des Rappenloches bei
Dornbirn ; eine Suite Konchylien aus dem Meeressand von
Weinheim; Rupelthon von Alzey; mehrere Arten Pleuro-
toma und Fusus , Cancellaria evulsa, Limopsis costata,
Cryptoden etc. aus dem Rupelthon von Hermsdorf bei
Berlin ; Fiisiis multisulcatus von Erlenbruch bei Offenbach ;
Galeocordoz-Ä\m% und CaUanassataiXQ von Flörsheim; Ostrea
longirostris von Waldböckelheim und Igstadt; Platten mit
Mytilus acutirostris vom Zeilstück bei Weinheim: Kon-
cliyliensuiten aus dem oberen Meeressand und Cyrenen-
mergel von Eisheim, Sulzheim, Albig und Walluf, aus dem
Landschneckenkalk von Kleiukarben und den Cerithien-
schichtcn von FliU'sheim und Kleinkarben, aus den Hydro-
— LYI —
bienschichten A^om Hauptstein von Mainz, von der Curve,
von Budenlieim, Hochstadt und Frankfurt ; Helix ramondi
vom Nadelwelir bei Niederrad ; die Fossilien aus dem Bohr-
loch Nizza und aus den untermiocänen Süßwasserschichten
von Bad Weilbach ; Tympanotomus coniciis aus der Burg-,
Linden-, Eichwald- und Cronbergerstraße in Frankfurt;
Fossilien aus der Cerithienschicht von der Kahle-Mühle
bei Wiesbaden; Konchylien aus den Mosbacher Sauden
von Bessungen, Mauer, Wicker und Delkesheim ; Paludina
diluviana von Müggelheim bei Berlin und Fossiliensuite
aus dem Löß von Rödelheim etc. ; eine Suite Petrefakten
aus der marinen und Süßwasser- Molasse der Schweiz;
Algeukalk mit Cyprishaufen vom Heßler, Blätterabdrücke
aus dem Rupelthon von Flörsheim und Carya ventricosa
von Münzenberg.
12. Für die geologische Sammlung:
Von Herrn Dr. Herm. Loretz, Königl. Laudesgeolog in Berlin:
Cambrischer Quarzphyllit, angeschliffen, von Tellerhammer
bei Eisfeld, Buutsaudstein mit Wellenfurchen von Eisfeld
bei Koburg, Steinsalzpseudomorphosen aus dem mittleren
Keuper von Koburg, tertiärer Thon von Honnef.
Von Herrn Oberlehrer Dr. Seh auf hier: Holzkohle unter dem
Basalt von Dietesheim.
Von Herrn Bühl er, Handelsgärtner in Lindau am Bodensee;
Ein Prachtstück Schrattenkalk (Karrenbildung).
Von HerrnProf. Dr. Kinkel in hier: Eine Suite oberrheinische!'
Gesteine aus den diluvialen Aufschüttungen bei Lindau und
Torfkreide mit Konchylien von ebendaselbst; feinge-
schichteter Hydrobienletten vom Heßler bei Biebrich; Granit-
einschluß in Phonolithtuff von Rosenegg, Kaiserstuhl.
Von Herrn Direktor Franck hier: Algenkalk vom Frankfurter
Friedhofe und eine Septarie aus dem Rupelthon von Alzey ;
Kalktuff aus heißen Quellen von Hammom Meskutin , Prov.
Constantine: Wurzelinkrustatioueu (Osteocollen) aus der
Lehmwüste bei Biskra.
Von Herrn Erich Span del iu Nürnberg: Ein Rollstein in
eigentümlichem Verwitterungszustand vom HöUeugraben
bei Adelholzen.
— LVII —
Von Heri-n A. vou Reinach hier: Eine Sammlung Kiesel-
gallen aus dem Hunsrückscliiefer von Anspacli und Wester-
felden im Taunus ; Oberfläche eines Lavastromes zwischen
Annrod und Groß-Buseck ; Konkretionen im Rotliegenden
Kalk von Sprendlingen.
Von Herrn Dr. R. D. M. Verbeek, Chef der geolog. Aufnahme
Javas in Buiteuzorg: Drei sog. „Mondsteine", Moudaus-
würflinge, durch Herrn Prof. Dr. Boettger.
Von Herrn Prof. H. Engelhardt in Dresden : Dreikanter aus
der Umgebung von Dresden.
Von Herrn Griesbauer, Haudelsgärtner in Eschersheim : Eisen-
schüßiges diluviales Konglomerat von Eschersheim.
Von Herrn Carlos Heynemann in Bukarest: Breccien in
Karpathensandstein aus einem Tunnel bei Sinaia in
Rumänien.
Von Herrn Prof. Dr. F. Richters hier: Stylolithen von Rüders-
dorf ; Steinsalzpseudomorphosen von Gleichen bei Göttingen;
ein Prachtstück einer Septarie vou Flörsheim ; Geode mit
einem Seestern, geschliffen ; faseriges Steinsalz, gewunden
aus dem Guano von Babelou de Pica ; Limonitkonkretion
aus dem fossillosen Sand an der Straßengabel Bergen-
Vilbel.
Von Herrn Pfarrer Krieger in Brötzingen: Seltsame Kon-
kretionen auf Kluftflächen des Muschelkalks bei Pforzheim.
Vom Städtischen Tiefbauamt hier: Mehrere charakteristische
Blöcke Algenkalk und der Steinkern eines Baumstammes
aus der Baugrube des Wasserbassins an der Sachsenhäuser
Warte durch die Herren Ingenieur Sattler, M e i n i c k e und
Tappe.
Von Herrn Ingenieur Zickendraht hier: Photographieen von
gewölbeartigen Hohlräumen im untermiocänen Kalk des
neuen Wasserbassins an der Sacliseuhäuser Warte.
B. Im Tausch erworben.
1. Für die Voyelsaiiimlung- :
Von Herrn Hauptlehrer Blum iu Niederrad: 1 Circus cyaneiis
Mont., ^ juv. im 2 Jalir, Alsfeld.
Von Herrn A. Koch hier: 1 Rhodlnocichla rosea Less. Panama;
1 Eucichla boschl Müll. u. Schleg. ; 1 Coracias cyanogaster
— Lvm —
Gray, Sumatra; 1 Ptilinopus jambu Gm., Amerika; Thau-
malea amherstiae Leadle., China, und 1 Aix galericulata L.
von Japan.
2. Für die palaeoiitologische Sammlung- :
Von Herrn Professor Dr. F. Miililberg in Aarau: Eine reiche
Suite von Fossilien aus dem Grossoolith von Muttenz in
Baselland,
3. Für die geologische Sammlung :
Von Herrn Professor Dr. Mühlberg in Aarau: Diverse Se-
dimente des Nils, Sand aus der arabischen Wüste,
Gequollene Gerolle, gequetschte Gerolle, Rollstein mit gekör-
nelter Oberfläche, ein solcher mit Gletscherschliff, Pseudo-
gletscherschliffe, Schliffe mit Kritzeu auf Chailles-KnoUeu,
Kieselgeröll mit Schlagfiguren, künstlich erzeugte Schlag-
fläche an Jaspis, Rollstein mit infolge Lösung entstan-
denen Eindrücken, Keupergips mit in einer Spalte aus-
geschiedenem Bittersalz, das an einem zweiten Stück
wieder aufgelöst ist, diverse Stücke Jurakalke von ver-
schiedener Struktur und Spuren verschiedener Bewegungs-
vorgänge etc.
C. Durch Kauf erworben.
1. Für die vergleichend-anatomische Sammlung:
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier:
Schädel von Felis leo L. $.
Von Herrn Sparre Schneider, Kustos am Zool. Museum
in Tromsö : 2 Schädel von Ovibos moschatus Blainv.
c? u. $.
Von Herrn G. Nägele in Waltersweier, Baden: 3 Spalax
typhlus Pali, zum Skelett.
2. Für die Säugetiersammlung:
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier : 1 Felis
leo L. $, 1 Cervus moluccensis Gray et Gaim., 1 Cervns
porcinus Zimm. c? juv.
Von Herrn Sparre Schneider in Tromsö: 2 Ovibos mosch-
atus Blainv. c? u. $ unter 72" n. Br. und 20° w. L.
erbeutet.
Von Herrn Fr. Roh de in Hanau: 1 Mustela putorius L. c? ad.
— LIX —
3. Für die Togelsammlniig:
Von Herrn J. C. Riedel in Eckernforde : 1 Tadorna tadorna
L. c? av, 3 Colymbus cristatus L. c? $ $., 1 FuUgida
fuligula L. c?.
Von Herrn Edw. Gerrard & Sons in London: 2 Bolho-
rhynclms orbignyi Bp. c? $, 1 Pitta arcuata Müll. n. Sclileg. c?,
1 Peru ussheri Sharpe $ von Borneo, 1 P. concinna
Gould $, S. Flores, 1 P. haudi Müll. u. Schleg., Gunory Mulu.
Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier: 1 Co-
nurus nenday Müll, c?, Cacaiua leadbeateri Vig. c?, 1 Bam-
busicola thoracica Temm. c?, 1 Pavo muticus L. $, 1 Acri-
dasheres tristis L. $:
Von Herrn Conservator J. Schmitt in Leipzig: 1 Clytoceyx
rex Sharpe, 1 Ptilinopus bellus Sei., 1 Pt. xonurus Sei.
von Neu Guinea.
Von Herrn Wand res in Karlsruhe: 1 Ceutropus nieneliki Ley .
1 Philemon jobiensis A. B. Meyer, 1 Aleyon lessoni Cass.,
3 Cinnyris jobiensis A. B. Meyer ^ ad., c? juv. u. $, Car-
pophaga jobiensis astrolabiensis A. B. Meyer, 1 Oymno-
phaps albertisi Salv., Tcdegallus longicandiis A. B. Meyer
vou der Astrolabe-Bai, Neu Guinea.
4. Für die Reptilieu- und Batrachiersauimluu^ :
Von Herrn Ferdinand Weichberger in Wien: Oymnodac-
tylus fedtschenkoi Strch. aus Samarkand, Liolaemus nigro-
macuJatus Wgm. von der Magellaustraße, Chamaeleon
cephalolepis Gthr. von Mayotte (Comoreu) und Elapomorphus
blumi Schlg. aus Paraguay.
Von Herrn Dr. phil. Franz Werner in Wien: Mehrere Sen-
dungen seltener Ileptilieu und Batrachier verschiedener
Herkunft, darunter Originale von ihm aufgestellter neuer
Arten.
5. Für die Samiiilnug der Krebse und Tausendfüßer:
Von Herrn Mar loth in Berlin: Diverse Krebse von Südwest-
Afrika.
Vou Herrn Dr. Karl Verhoeff in Bonn: Zweite Serie Chilopoda
und Diplopoda in 14 Gattungen, 55 Arten mit 40 Varietäten,
72 Oriofiuale.
— LX —
6. Für die Insektensammluiig :
Von Henu Ernst Heyne in Leipzig: Käfer von Afrika, Chile
und Madagaskar.
7. Für die Koiicliylieiisammluiig :
Aus dem Severs'sclien Nachlass : Eine Suite Kaukasischer
Landschnecken.
Durch Herrn Dr. Kobelt gekauft: 49 Species exotischer Land-
schnecken in 121 Exemplaren (16 Species für die Sammlung
neu) und 6 Originale,
8. Für die botanisclie Sainminng:
Von Herrn J. Dorf f 1er in Wien : 84 Exemplare getrockneter
Pflanzen.
Von Herrn Ed. Martin Reiueck in Arnstadt: 141 Exemplare
brasilianischer Pflanzen.
Von Herrn Dr. Benecke in Tennstedt in Th.: Zuckerrohr-
Blutenstände
Von Herrn Marloth in Berlin: Ein großes getrocknetes Exem-
plar von Weliüitschia mirabilis Hook aus S.-W. -Afrika.
9. Für die syeologiscli-palaeontologisclie Saramlniig:
Von dem Sandgräber W. Lind in Weinheim: Zwei größere
Aufsammlungen von Fossilien aus dem Meeressand von
Weinheim bei Alzey.
Von Fräulein Agnes Volger-Volger in Sulzbach am Taunus:
Die von Dr. 0. Volger hinterlassene palaeontologische
Sammlung.
Von dem Sandgräber H e r b s t in Mosbach : Zähne und Skeletteile
von Elefas antiqmis, Bison priscus, Cervus elaphus, Felis
spelaea, Felis leo fossüis, JJrsus spelaeus, Rhinoceros etc.
aus dem Sand von Mosbach.
Fischreste aus dem Rupelthon von Flörsheim.
Eine Suite Blatt- und Fruchtabdrücke von Münzenberg.
Von Herrn Dr. Dewitz in Zürich: Säugelierreste aus dem
Quercy.
Früchte aus dem oberpliocänen Sand von Nieder-Ursel.
,,Eine Landschaft aus der Steinkohlenzeit" redigiert von Dr.
P otonie.
— LXI ~
II. IJiieher mid Schriften.
A. Geschenke.
(Die mit * versehenen sind vom Autor gegeben.)
*Ainold, F., Dr., Oberlandesgerichtsrat in München: Lichenes exsiccati
(1894-99) No. 1601—1800.
— William Nylander.
*Bedriaga, J. von, Dr. in Nizza: Die Lurchfauna Europas II: Urodela ,
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*Berg, Carlos, Professor, Dr. in Buenos Aires : Relacion informativa refer-
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— 13 communicaciones.
Blum, J., Oberlehrer, hier: Natur und Haus, Bd. I— VI, Heft 1 — 5.
— H. d. Saussure, Memoires pour servil ä l'histoire naturelle du Mexique,
des Antilles et des Etats-Unis. Livr. I. III. IV. , 1. 2. ; 20 kleinere
Schriften von H. de Saussure.
Boettger, 0, Professor, Dr.. hier: G. v. Koch , die Aufstellung der Thiere
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— Wissenschaftliche Eesultate der von N. M. Przewalski nach Central-
asien unternommenen Reisen Zoolog. Theil. Bd. III, Abt. I.
*Bolau, Herm., Dr , Hamburg: Glandula thyreoidea und Glandula Thymus
der Amphibien. S. A.
— Die Typen der Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums zu
Hamburg. S. A.
— Das neue Vogelhaus für deutsche Vögel im Zoolog. Garten zu Ham-
burg. S. A.
— Der Neubau für Beutelthiere und Nager im Zoolog. Garten zu Ham-
burg. S. A.
Buck, E., Dr. phil. in Konstanz, f. Von den Erben desselben, hier:
Bach , M. , Die Wunder der Insektenwelt. Soest 1870.
Bade, E. , Der Goldfisch. Berlin
Blätter für Aquarien- und Terrarien-Freunde. 1890—1899.
Brehm , Chr. L. , Die Naturgeschichte und Zucht der Tauben. 1857.
Brightwen , E. , Liebe zur Thierwelt. Deutsch von B. Hoffmann.
Büchner, L., Liebe und Liebesleben in der Thierwelt. 2. Aufl. Leipzig. 1885.
Claus , C. , Grundzüge der Zoologie 1 — 2. 4. Aufl. Marburg 1882.
Dalla Torre, K. W. v., Anleitung zum Beobachten und Bestimmen der
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Darwin , Ch. , Entstehung der Arten. 4. Aufl. von Carus. Stuttgart 1870.
Dodel-Port , A. , lUustrirtes Pflanzenleben I. Zürich 1881.
Eyferth, B. , Die einfachsten Lebensformen. Systematische Naturge-
schichte der mikroskopischen Süßwasserbewohner. Braunschweig 1878.
Findeis , G. , Das Aquarium und seine Bewohner. Wien 1883.
Frey , H. , Grundzüge der Histologie. Leipzig 1875.
Gadeau de Kerville, H. . Die leuchtenden Thiere und Pflanzen. Deutsch.
Leipzig 1893.
— LXII —
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Graeffe , Ed. , Das Süßwasser- Aquarium. Hamburg 1861.
Haeckel , E, , Gesammelte populäre Vorträge aus dem Gebiet der Ent-
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Hanstein, J., Das Protoplasma als Träger der pflanzlichen und tieri-
schen Lebensverrichtungen.
Heer, 0., Die Urwelt der Schweiz. 2. Aufl Zürich 1879.
Hess, W., Bilder aus dem Aquarium. Bd. II. Hannover 1878.
Hoffmann, R. E., Seewasser-Aquarien im Zimmer. Magdeburg 1886.
Jack, Jos. Beruh., Botanische Wanderungen am Bodensee. Freiburg 1892.
Jäger, G., Das Leben im Wasser und das Aquarium. Hamburg 1868.
— Die Entdeckung der Seele. Leipzig 1880.
Jahrbuch der Naturwissenschaften 1—4. Freiburg 1886—89.
Kirchner, 0., Algen. Breslau 1878.
Klein, J., Revue der Fortschritte der Naturwissenschaften I — VIII.
Knauer, Fr., Europas Kriechthiere und Lurche. Wien 1877.
Koch V. Berneck, C, In 30 Tagen durch Süddeutschland und Oesterreich.
Kolbe, E., Einführung in die Kenntniss der Insekten. Berlin 1893.
Kummer, P., Führer in die Mooskunde. II. Aufl. Berlin 1880.
Lacepede, C, Naturgeschichte der Fische. Deutsch. I— IL Berlin 1799.
Laible, J., Geschichte der Stadt Konstanz. Konstanz 1896.
Lenz, H. 0., Gemeinnützige Naturgeschichte 1—5. Gotha 1860—1868.
— Schlangenkunde. Mit Atlas. Gotha 1832.
Lubbock, J., Die Sinne und das geistige Leben der Thiere. Leipzig 1889.
Maier, E., Wilhelm von Humboldt. Leipzig 1852.
Marshall, W., Spongiologische Beiträge. Leipzig 1892.
Martin, Ph. L., Das Vogelhaus und seine Bewohner. Weimar 1883.
Meyer, V., Märztage im Kanarischen Archipel. Leipzig 1893.
Natur und Haus, Bd. 4—6. (1895—98.)
Poulsen, V. A., Botanische Mikrochemie. Cassel 1881.
Ratzel, F., Wandertage eines Naturforschers I. Leipzig 1873.
Roemer, F. A., Die Algen Deutschlands. Hannover 1845.
Roßmäßler, E., Das Süßwasser-Aquarium. 3 u. 4. Auflage.
Ruß, K., Sprechende Vögel. 1—2. Magdeburg 1887—89.
— Handbuch für Vogelliebhaber 1—2. Magdeburg 1887.
— Der Kanarienvogel. 4. Aufl. Magdeburg 1883.
Schlickeysen, Obst und Brod. 3. Aufl. Leipzig.
Verworn, M., Psycho-Physiologische Protistenstudien. Jena 1889.
Vogt, C, Physiologische Briefe. 3. Aufl. Gießen 1861.
Wochenschrift, naturwissenschaftliche. 1888—97.
Zeitschrift des deutsch-österr. Alpenvereins. Bd. 4—5. 13—25.
Zimmermann, W. F. A., Der Erdball u. s. Naturwunder. I, II, IV. 1891.
Zoologisches Adreßbuch 1895.
Zopf, W., Die Pilztiere oder Schleimpilze. Breslau 1885.
Ferner eine größere Anzahl Broschüren, Separat-Abdrücke.
— LXIII —
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*Eckhardt, C, Prof., Geh. Rat in Gießen : Ein Beitrag zur Lehre von dem
Vorkommen gehörnter weiblicher Rehe.
*Engelhardt, H., Prof. in Dresden: 8ardinische Tertiärpflanzen.
Engel mann, G. J. in Boston: Memoir of George Engelmann 1809 — 1884.
*E ng 1 e r , A., Prof., Dr., Geheimrat in Berlin : Die Entwicklung der Pflanzen-
geographie in den letzten 100 Jahren.
*Er langer, C, Freiherr von, in Nieder-Ingelheim: Eine ornithologische
Forschungsreise durch Tunesien. Mit 1 Band Tafeln.
Fickel, J., Dr. phil. in Dresden: Die Litteratur über die Tierwelt des
Königreichs Sachsen.
*Fi scher, E., Dr. med. in Zürich: Transmutation der Schmetterlinge infolge
Temperaturveränderungen. Berlin 1895.
— Neue experimentelle Untersuchungen und Betrachtungen über das
Wesen und die Ursachen der Aberrationen in der Faltergruppe Vanessa.
— Experimentelle kritische Untersuchungen über das procentuale Auf-
treten der durch tiefe Kälte erzeugten Vanessen-Aberrationen.
— Desinfektion der Raupenzuchtkästen.
— Beiträge zur experimentellen Lepidopterologie.
Frankfurter Turnverein, hier: Bericht des Turnrates über das Ge-
schäftsjahr 1898/99.
Freies Deutsches Hochstift, hier: Erich Schmidt und Veit Valentin,
Festreden zu Goethe's 150. Geburtstag.
Gesellschaft zur Verbreitung nützlicher Volks- und Jugend-
schriften, hier: Jahresbericht 1899.
*G ruber, H. A. in Rio de Janeiro: Verschiedene Zeitungen aus Rio,
*Hartlaub, Cl., Dr. in Helgoland: ZurKenntnis der Gattungen Margelopsis
und Neinopsis.
*Hesse, Paul in Venedig: Die Ausbreitung des Sandflohs in Afrika.
V. Hey den, L., Major a. D., Dr., hier: Bulletin du Musee Royal d'histoire
naturelle de Belgique. Tom. I— V. 1882—88.
— Annales du Musee Royal d'histoire naturelle de Belgique. Tom. 1—14
und 5 Bde. Atlas in Querfolio.
*Heynemann, D. F., hier: Kupfernickel, Nickel und Kobalt.
— Borggreve, B., Prof., Dr. : Waldschäden im Oberschlesischen Industrie-
bezirk nach ihrer Entstehung durch Hüttenrauch, Insektenfraß etc
Frankfurt a. M. 1895.
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*Karrer, Fei., Kgl. Ungar. Rat in Wien: Geologische Studien in den
tertiären und jüngeren Bildungen des Wiener Beckens.
*Klein, C, Kgl. Bergrat in Berlin: Das Krystallpolymeter, ein Instrument
für krystallographisch-optische Untersuchungen.
Knoblauch, Ferdinand in Noumea: J. Bernier, Etude sur les dialectcs neo-
caledoniens, australiens et autres. Noumea 1899.
*Kobelt, W., Dr. med. in Schwanheim: Roßmäßlers Iconographie der Land-
und SüßwassernKjllusken. N. F. 9.
— Iconographie der schalentragenden Europäischen Meereskonchylien. II, 11.
— LXIV -
*Kobelt, W., Dr. med. in Scliwanheiin und Möllendorff, 0. v., Dr. in
Kowno : Katalog der gegenwärtig lebend bekannten Pneumonopomen.
König 1. Institut für experimentelle Therapie, hier: Dönitz, W.,
Bericht über die Thätigkeit des Königl. Instituts fur Serumforschung
und Serumprüfung- zu Steglitz. Juni 189B — September 1899.
*Lampert, K., Prof., Dr. in Stuttgart: Mittheilungen aus dem Königl.
Naturalien-Kabinet zu Stuttgart No. 8 — 10.
*L e hm a n n - N i t s c h e, R., Dr. phil. et med. in La Plata : Beiträge zur prae-
historischen Chirurgie nach Funden aus deutscher Vorzeit. Buenos
Aires 1898.
*Martin, Charles in Sydney: Cortical localisation in Ornithorhynchus.
*May, Martin, hier: Was ist ein Fremdwort? Vortrag.
Mitteldeutscher Kunstgewerbeverein, hier : Jahresbericht 1899.
*Möbius, K., Prof., Dr., Geheimrat in Berlin: Das Wandern der deutschen
Sommer Vögel.
— Über die Grundlagen der aesthetischen Beurtheilung der Säugethiere.
*Möbius, M., Prof, Dr. hier: Camerarius, De sexu plantarum (Über das
Geschlecht der Pflanzen). Übersetzt und herausgegeben.
*Möhl, H., Prof., Dr. in Cassel: Die Witterungsverhältnisse des Jahres
1898—1899.
*M Ollendorff, 0. von, Dr. in Kowno: Binnen-Mollusken aus Westchina und
Centralasien.
— The land shells of the Caroline Islands.
*M Ü n d e n. Max, Dr. in Hamburg : Dritter Beitrag zur Granulafrage.
— Vierter Beitrag zur Cytoblastenfrage.
Museum, Das Königl. zool. und anthropol.-ethnogr., in Dresden: Bericht über
die Verwaltung und Vermehrung der Königl. Sammlungen für Kunst
und Wissenschaft zu Dresden 1896 97.
Museum in Lübeck: Das Museum zu Lübeck. Festschrift, Lübeck 1900.
— Führer durch das Museum 3. Aufl.
Natur wissenschaftlicher Verein in Darmstadt : Jahresbericht für 1899.
*Neumann, 0. in Berlin: Beiträge zu einer Revision der Laniarien.
Königl. Norwegische Regierung in Christiania: Den Norske Nord-
havs Expedition XXV. XXVI.
Oberrheinischer geologischer Verein (durch Herrn Hofrath
Clessler in Stuttgart) : Bericht über die 32. Versammlung Marburg i. H.
*Philippi, Rud. A , Prof., Dr. in Santiago de Chile: Los fossilles secundarios
de Chile.
— Observationes criticas sobre algunos pajaros chilenos.
*Radde, G., Dr., Direktor des Kaukasischen Museums in Tiflis :
— Die Sammlungen des Kaukasischen Museums. Bd. I: Zoologie.
— Bericht über das Kaukasische Museum und die öffentliche Bibliothek. 1899.
— Mittheilungen des Kaukasischen Museums : Bd. I. Lief. Ill,
— Die Cypriniden der Kaukasusländer.
*Rein, J., Prof., Dr., Geheimrath in Bonn: Beiträge zur Kenntniß der
Spanischen Sierra Nevada.
*Sch ar f f, R. F. in Dublin : The history of the European Fauna. London 1899.
— LXV —
*S eil eel, C. D. in München: Beitriig-e zur Fortpflanzung der Amöben.
*Schweder, H. in Riga: Die Bodentemperatur bei Riga. Riga 1899.
*Scriba, L. in Höchst a. M. : Cladonieu, hauptsächlich im Taunus gesammelt
*Siebert, A., Gartenbaudirektor, hier: Über Caryota maxima Bl.
*Sn eilen, P. C. F., Dr. in Rotterdam: Eenige aanteekeningen over exotische
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— Nieuwe aanteekeningen over Fyraliden.
Societe royale Norvegienne des sciences in Trend hjem.
M. Hakonson-Hansen, Ti og halot ärs meteorlogiske Jagtbagelser
udforte in Trondhjem in ärene 1885 — 95.
*Stossich, M., Prof. in Triest : Strongylidae.
— Lo sinerabramento dei Brachycoelium
— La sezione degli echinostomi.
— Appunti di elmintologia.
*Thilo, 0., Dr. med. in Riga: Die Augen der Thiere. Hamburg 1899.
— Die Entstehung der Luftsäcke bei den Kugel fischen.
University ofCalifurniain San Francisco : Report of final competition
for the Phoebe A. Hearst architectural plan of the university of
California.
♦Valentin, Veit, Prof., Dr., hier: Natur und Kunst bei Goethe. Festrede.
Vorstand der Gesellschaft deutscher Naturforscher und
Aerzte in Leipzig: Verhandlungen der 7U. Versammlung in
Düsseldorf 1898, II, 1—2.
B. Im Tausch erworben.
Von Akademien, Behörden, Gesellschafte«, lustitiitioneu, Vereinen u. dgl.
gegen die Abhaudhmgen und die Berichte der (wesellschaft.
(Die mit * versehenen liegen im Lesezimmer auf ; ebenso bei Lieferungswerken
und Zeitscliriften).
Aar au. Aargauische Naturfor sehende Gesellschaft: —
Alexandrien, Societe Khediviale de Geographie: —
Altenburg. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes: —
Amiens. Societe Linneenne du Nord de la France:
Bulletin Tom. XIII No. 293—302. T. XIV No. 303—312.
Amsterdam. Kö n ig 1. Akademie der Wissenschaften:
Verhandelingen, Afd. Natuurkunde :
1. Sectie, Deel 6. No. 6-7. 2. Sectie, Deel 6. No. 3—8.
Zittingsverslagen. 1898—99. Deel 7.
Jaarboek 1898.
— Zoologische Gesellschaft: —
A n n a b e r g. A n n a b e r g - B u c h h o 1 z e r V e r e i n für Naturkunde: —
Arnstadt. Deutsche Botanische Monatsschrift (Prof. Dr. G.
Leimbach) :
♦Deutsche Botanische Monatschrift. Jahrg. 17, No. 4—12.
. 18> r, 1-2. 4.
Augsburg. Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben
und Neuburg (a. V.): —
5
— LXVI —
Aussig. N a t u r w i s s e n s c h a f 1 1 i c h e r V e r e i n : —
Bahia. 1st it u to Geographico e Historico: —
Baltimore. Johns Hopkins' University:
Circulars. Vol. 17. No. 141—143.
Memoirs of the Biolog. Laboratory IV. 3.
— Maryland Geological Survey:
Survey. Vol. III.
Weather Service. Vol. 1.
Bamberg. Natur for sehen de Gesellschaft: Bericht 17, 1899.
Basel. Natur forschen de Gesellschaft:
Verhandlungen. Bd. 12. No. 2.
Der Basler Chemiker Chr. Fr. Schönbein.
B a t a V i a. N a t u u r k u n d i g e V e r e e n i g u n g i n N e d e r 1 a n d s c h I n d i e :
Natuurkundig Tijdschrift. Deel 58.
— Batav. Genootschap van Künsten enWetenschappen: —
Bautzen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: —
Belfast. Naturalists' Field Club:
Reports and Proceedings 1898/99. II, 6.
Bergen. Bergens Museum:
Aarbog. 1899.
Report on Norwegian Marine Investigations 1895—1897.
Sars, G. 0., An Account of the Crustacea of Norway. Isopoda. Vol. II:
Part 13—14. Vol. Ill Cumacea P. 1-4.
Berkeley. University of California: —
Berlin. König 1. Preuss. Akademie der Wissenschaften:
Physikalische Abhandlungen 1898.
♦Sitzungsberichte 1899. No. 1—53. 1900. No. 1—22.
— Königliche Bibliothek: —
— Deutsche Geologische Gesellschaft:
♦Zeitschrift. Bd. 50. Heft 4. Bd. 51. Heft 1—3.
— König 1. Geologische Landesanstalt u. Bergakademie:
Abhandlungen. N. F. 25. 29 und Atlas zu Heft 25.
Geologische Spezialkarte von Preußen und den Thüringischen Staaten
Lief. 63. 67. 76. 77 nebst 21 Heften Erläuterungen.
— Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg:
Verhandlungen. Jahrg. 41. 1899.
— Gesellschaft Natur forschen der Freunde:
Sitzungs-Bericht 1899.
— Direktion der zoologischen Sammlungen des Museum
für Naturkunde:
Mitteilungen aus der zoologischen Sammlung. Bd. I. H. 2 — 3.
Führer durch die zoologische Schausammlung.
Bern. Allgemeine Schweizerische Gesellschaft für die ge-
samten Naturwissenschaften:
Mitteilungen 1897, No. 1436—1450.
— Schweizerische Naturforschende Gesellschaft:
Verhandlungen: 80. Versammlung in Engelberg 1897.
— LXVII —
Bern. Sch^^'eizel•ische Naturforschende Gesellschaft:
Verhamllungen: 81. Versammlung in Bern 1898.
„ Compte rendu des travaux 18'J7. 1898.
— Schweizerische Butanische (resellschaft:
Berichte. Heft 9. 1899.
— Naturhistorisches Museum: —
B i s t r i z. Gewerbeschule: —
Böhmisch L e i p a. N o r d b ö h m i s c h e r E x c u r s i o n s k 1 u b :
Mitteilungen. Jahrg. 22. 2—4.
, 23. 1.
Bologna. Accademia Eeale delle Scienze delT Istituto: —
Bonn. N a t u r h i s 1 0 r i s c h e r V e r e i n der P r e u s s. R h e i n 1 a n d e und
Westfalens und des R e g. - B e z. Osnabrück:
Verhandlungen. Jahrg. 56, 1.
Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellscliaft für Natur- und
Heilkunde, 1899. 1.
Bordeaux. Societe des Sciences Physiques et Naturelles:
Memoires. Tome IV.
Proces-Verbaux des sceances 1897 — 98.
Observations pluviometriques et thermometriques 1897/98.
Boston. Society of Natural History:
Proceedings. Vol. 28. No. 13-16. Vol. 29. No. 1—8.
Memoirs. Vol. 5. No. 4 — 5.
— American Academy of Arts and Sciences:
Proceedings. N. S. Vol. 34. No. 18-24 Vol. 35. No. 1-9
Memoirs. Vol. I-III. IV, 1. 2. V, 1. 2. VI— XII, 1—4.
Braunschweig. V e r e i n f ü r N a t u r w i s s e n s ch a f t :
Jahresbericht 11.
— Herzogliche Technische Hochschule: —
Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein:
Abhandlungen, Bd. XVI, 2.
Breslau. SchlesischeGesellsch aft für Vater land ischeKultur:
Jahresbericht für 1898.
— Landwirtschaftlicher Zentral verein für Schlesien :
Jahresbericht 1895. 1898.
— Verein Deutscher Studenten: —
Brisbane. Royal Society of Queensland: —
— Museum: —
Brooklyn. Brooklyn Entomological Society: —
Brunn. N a t u r f o r s c h e n d e r Verein:
Verhandlungen. Bd. 37. 1898.
Bericht 17 der meteorologischen Kommission 1897.
— K. K. Mährisch-Schlesische Gesellschaft zur Beförderung
des Ackerbaues, der Natur- und L andeskunde:
Centralblatt Jahrg. 78. 1898.
— Direktion des L a n d e s - M ii s e u m s :
Annales 1898.
5*
- LXVIII —
Brüssel (Bruxell es). A cad em ie Roy ale des Sciences, des Let t res
et des Beaux Arts de Belgique:
Bulletin 3 ser. T. 34—36.
Tabl. gen. 1881—95.
Memoires T. 53.
Memoires cour. T. 55. 56.
Memoires et autr. mem. T. 48, 2. 55. 57.
Tables pour 1772-1897.
— SocieteBelge deGeolog-le, de Paleontologie etHydro-
logie :
Bulletin. Tome X., Fasc. 4. XII, Fasc. 2. XIII, 1. XIV.
— Societe Entomologique de Belgique:
Annales. Tome 43.
— Observatoire Royale: —
Budapest. Ungar. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: —
Rovartani Lapok (Entomologische Monatschrift). Bd. 6. Heft 5 — 10.
Bd. 7. Heft. 1.
— König 1. Ungar. Geologische Anstalt:
Mitteilungen. Bd. 13, 1—2.
— Ungar. Geologische Gesellschaft:
Zeitschrift XXIX, 1—12.
Buenos Aires. Museo Nacional:
Anales Tom. VI. S. 2 t. 3.
Communicaciones. Tomo I. No. 3 — 5.
— Revista Argentina de Historia Natural: —
— Deutsche AcademischeVereinigung:
Veröffentlichungen Bd. I. Heft 1 — 3.
Buffalo, (N. Y.) Society of Natural Sciences:
Bulletin. Vol. VI. No. 2—4.
Caen. Societe Linneenne de Normandie:
Memoires. Vol. 19, Fasc. 3.
Bulletin. Ser. 5. Vol. 2.
Calcutta. Asiatic Society of Bengal:
Journal, vol. 68 Pt. II. 1—3. III. 1.
Proceedings 1899, 4—6. 8—11, 1900, 1.
Grünwedel, A., Dictionary of the Lepcha-Language. 1898.
Cambridge. Museum of Comparative Zoology:
♦Bulletin. Vol. 32. No. 10. Vol. 33. 34. 35, No. 1—8.
Annual Report 1898—99.
Memoirs XXIII, No. 2. XXIV, Text und Atlas.
— Entomological Club: —
— American Association for the Advancement of Science: —
Capstadt. The South African Museum:
Annals. Vol. I, 2. 3.
Cassel. Verein für Naturkunde:
Abhandlungen und Bericht. 44. 1898-99.
— LXIX —
Catania. Accaclemia Gioenia di Scienze Naturali:
Atti. Anno 76. 1899.
BoUettino delle Sedute. Fasc. 59—61.
Chapel Hill, N.Carolina. Elisha Mitchell Scientific Society:
Journal. Vol. 15. Part. 2. Vol. 16. 1.
Chemnitz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: —
Cherbourg. Societe Nationale des Sciences Naturelles et
Mathematiques: —
Chicago. A cademy of Sciences:
Annual Report 1897.
Geological and natural history survey Bull. 1. 2.
Christiania, König 1. Norwegische Universität:
Jahrbuch des norw. meteorol. Instituts für 1898.
Archiv f. Mathem. og Naturvidensk. Bd. 20, Heft 3 — 4.
„ 21, „ 1-4.
„ 22, , 1.
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Harbitz, F., Om de patologisk-anatoraiske forandringer af neurotro-
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Chur. Naturforschende Gesellschaft Graubündens:
Jahresbericht. N. F. Bd. 42. 1898—99,
Cincinnati. University of Cincinnati: —
Cordoba. A cad em ia Nacional de Ciencias de la Republica
Argentina:
Boletin T. XVI, 1.
Danzig. Natur forschen de Gesellschaft:
Schriften. N. F. Bd. X. Heft 1.
Darmstadt. Verein für Erdkunde:
Notizblatt. Heft 19.
— Großher zog 1. Hessische Geologische Landesanstalt: —
Delft. Ecole Polytechnique: —
Dessau. Naturhistorischer Verein für Anhalt: —
Donaueschingen. Verein für Geschichte und Naturgeschichte; —
Dor pat. Naturforschende Gesellschaft:
Sitzungsberichte Bd. XII, Heft 1.
Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis":
Sitzungsberichte und Abhandlungen 1899. Jan. -Dez.
Kalkowsky. E. : Hanns Bruno Geinitz, Die Arbeit seines Lebens. S. A.
Dublin. Royal Dublin Society:
Scientific Transactions Ser. II. Vol. VI, P. 14—16.
„ n. . VII, „ 1.
Proceedings Vol. VIII, N. S. No. 6.
Düsseldorf. Naturwissenschaftlicher Verein: —
Edinburgh. Royal Society: —
— Royal Physical Society:
Proceedings 1895—97.
— LXX -
Elberfeld-Bariuen. Naturwissenschaftlicher Verein: —
Erlangen. Physikalisch-medicinische Gesellschaft:
Sitzungsberichte 30. 1898.
Florenz. Is ti tu to di Studie SuperioriPratici e di Perfezionamente:
Bollettino 1899. No. 321—345.
San Francisco. California xi cade my of Science:
Proceedings (Zoology) Ser. 3. Vol. I. No. 11—12.
(Botany) „ 3. „ I. „ 6- 9.
(Geology) „ 3. „ I. „ 5- 6.
Occasional papers VI.
Frankfurt a. M. Neue Zoologische Gesellschaft:
*Der Zoologische Garten. 1899. No. 6-12. 1900. No. 1—5.
— Physikalischer Verein:
Jahresbericht. 1897—98. W. König, Goethes optische Studien.
— Freies Deutsches Hochstift:
Berichte. Jahrg. 1899. Bd. 15. Heft 1—4. Bd. 15. Ergänzungs-
heft. 1900. Bd. 16. No. 1.
— Kaufmännischer Verein: —
— Verein für Geographie und Statistik:
Jahresbericht 1896—99.
— Deutscher und Österreichischer Alpenverein: —
— Ärztlicher Verein:
Jahresbericht 1898.
— Polytechnische Gesellschaft:
Geschäftsbericht f. 1898.
Jahresbericht 1879. 1886—90.
Die Staats- und socialwissenschaftliche Büchersanimlung.
Katalog der Bibliothek.
— T a u n u s - K 1 u b :
Jahresbericht 1898.
— Gar ten bau -Gesellschaft:
Jahresbericht 1898.
Frankfurt a. 0. Naturwissenschaftlicher Verein des Eeg.-
Bez. Frankfurt a. 0.:
Helios. Bd. 16.
Societatum Litterae. Jahrg. 12. No. 5—12.
Frauenfeld. Thur gauische Nat urfor sehende Gesellschaft:
Mitteilungen. Heft 10. 1892.
Freiburg i. ßr. Naturforschende Gesellschaft:
Berichte XI. Heft 1.
Fulda. Verein für Naturkunde: —
St. Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft:
Bericht 1864—68, 1897-98.
Geisenheim (Rheingau). Königl. Lehranstalt für Obst-, Wein-
und Gartenbau:
Bericht 1898—99.
- LXXI —
Genf (Geneve). Societe de Physique et d'Histoi re Naturelle: —
— Conservatoire et J ardin Botanique:
Annuaire : Annee III.
Genua (Genova). Societa Ligustica di Scienze Naturali e
Geografiche:
Atti. Vol. 10. No. 2—4. Vol. I. II No. 4. Ill No. 3. IV No. 2. 3
V No 1. 3.
Bolletino dei Musei di zoologia e anatomia comparata. No. 67 — 89.
La societa Ligustica nel primo decennio 1889 — 99.
— M u s e 0 C i V i c 0 d i S t o r i a N a t u r a 1 e :
Annali. Vol. 19.
Gießen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde:
Bericht 32.
Glasgow. Natural History Society: —
Görlitz. Naturforschende Gesellschaft: —
Göteb org. Göteborgs Kongl. Vetenskaps- och VitterhetsSamhälles:
Handlingar. 4. Folge. Heft 2
Göttingen. Universitäts-Bibliothek: —
Granville. Denison University:
Bulletin. Vol. 11. Part 4—8.
Graz. Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark:
Mitteilungen. Jahrg. 1898.
— Akademischer Leseverein der k. k. Universität: —
Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu- Vor-
pommern und Rügen:
Mitteilungen Jahrg 31. 1899.
— Geographische Gesellschaft: —
Greiz. Verein der Naturfreunde: —
Güstrow. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg
Archiv. Jahrg. 52. Abth. 2. 53. Abth. 1. Jahrg. 1. 7— 8. 11—24
Halifax. Nova Scotian Institute of Natural Science:
Proceedings Vol IX, p. 4.
Halle a. 8. Kaiser 1. Leo poldinisch- Carolinische Deutsche
Akademie der Naturforscher:
*Leopoldina. Heft 35. No. 5—12. 36. No. 1—3.
Katalog der Bibliothek. II, 6.
Nova Acta. Vol. 72. 74.
— Naturforschende Gesellschaft: —
— Verein für Erdkunde:
Mitteilungen. 1899.
Hamburg. H a m b u r g i s c h e Naturwissenschaftliche Anstalten
(N a t u r h i s 1 0 r i s c h e s Museum):
Mitteilungen. Jahrg. 16. Beiheft 2.
Jahrbuch I (1884.)
— Naturwissenschaftlicher Verein: —
— Verein für N a t u r w i s s e n s c h <%•< 1 1 i c h e Unterhaltung:
Veihan-llunsen 1(1. 1896—98.
— LXXII —
Hanau. Wetter au is che Gesellschaft f. d. gesammte Naturkunde:
Bericht 1895—99.
Hannover. Natur historische Gesellschaft: —
Harlem. Societe Hollandaise des Sciences Exactes et Naturelles:
Archives Neerlandaises. Ser. II. Tome II. Livr. 5.
« 11. , III. „ 1-5.
Oeuvres completes de Christian Huygens. Vol. VIII.
— Teyler -Stiftung:
Archives. Ser. 2. Vol, 6. Part. 3—5.
Heidelberg. Naturhistorisch-medicinischer Verein:
Verhandhangen, X. F. Bd. 6. Heft 2—3.
Helgoland. Biologische Anstalt:
Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen. N. F. III, 1. Helgoland. IV.
V. 1. Kiel.
Helsingfors. Societas pro Fauna et Flora Fennica:
Acta Societatis. Tomus 15. 17.
— Administration de l'Industrie en Finlande: —
— Societe des Sciences en Finlande: —
Acta T. 24.
Bidrag tili Kännedem af Finlands Natur och folk. Heft 57.
— Commission geologique de la Finlande:
Bulletin. No. 6. 8—10.
Kartbladet. No. 34 und Beskrifning tili Kartbl. No. 34.
Hermannstadt. Siebe nbürgischer Verein für Naturwissen-
schaften:
Verhandlungen und Mitteilungen. Jahrg. 48. 1898.
Hildesheim, Roe m er- Museum: —
Jassy. Societe des Medecins et des Naturalistes:
Bulletin. Tome XIII. No. 3—7.
Jena. Me dicinisch-natur wissenschaftliche Gesellschaft:
Denkschriften. 4 Hefte aus Band IV, VI, VII, VIII. mit Atlas.
*Jena. Ztschr. f. Naturw. Bd. 33 (N. F. Bd. 26) H. 2.
„ „ „ „ Namen- u. Sachregister zu Bd. 1 — 30.
Innsbruck. Naturw issenschaftlich-medicinischer Verein:
Bericht 1897—99.
— F e r d i n a n d e u m : —
Irkutsk (Ostsibirien). Ostsibirische Abteilung der kaiser 1. russ.
geograph. Gesellschaft: —
Karlsruhe. Naturwissenschaftlicher Verein:
Verhandlungen Bd. XI 1888-95.
Kiel. Natur wissenschaftl. Verein für Schleswig - Holstein :
Schriften Bd. XI. Heft 2.
Königsberg. Physikalisch-ökonomische Gesellschaft:
Schriften. Jahrg. 40. 1899.
Kopenhagen. Universitets Zoologiske Museum:
Videnskabelige Meddelelser fra den naturhistoriske Forening.
Jahrg. 1899. 1900.
— LXXIII -
Krakau. Akademie der Wissenschaften:
Anzeiger. 1891. März und Juni.
j 1899. April — Juli, Oktober — Dezember.
„ 1900. Januar — März.
Laibach. Museal verein für Krain:
Mitteilungen Jahrg. 12. Heft 1—6.
Izvestja. IX, 1 — 6.
Landshut. Botanischer Verein: —
La Plata. Museo de La Plata:
Revista. T. IX.
— Bureau general de Statistique de la Province de
Buenos Aires:
Annuario estadistico afio 1897.
Lausanne. Societe Vaudoise des Sciences Naturelles:
Bulletin. Vol. 35. No. 131—134. Vol. 36. No. 135.
Lawrence. Kansas University:
Quarterly Vol. 8. No. 2—3.
Leipzig. Verein für Erdkunde:
Mitteilungen 1898—99.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen III, 3. IV.
— Naturforschende Uesellschaft:
Sitzungsberichte 24—25. 1897-98.
1. 1874.
Ley den. Universitäts-Bibliothek:
Jaarboek van het Mijnwezen in Nederlandsch Ost-Indie. Jaar-
gang 26, 1897. J aargang 28, 1899.
— Nederlandsche Dierkundige Ver eeniging:
Tijdschrift. Ser. II. Deel. VI. Ali. 2—3.
Aanwinsten van de Bibliothek 1. Aug. 1897 — 31. Dec. 1898, 1. Jan.
- 31. Dec. 1899.
Lille. Societe Geologique de France:
Annales. Tomes 27.
— Societe Biologique du Nord de la France: —
Linz. Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns:
Jahresbericht 28.
Lissabon (Lis boa). AcademiaKeal dasSciencias:
Jornal de Sciencias mathematicas, physicas e naturaes. Ser. 2
Tome 6. No. 21.
— S 0 c i e d a d e de ü e o g r a p h i a :
Boletin. Ser. 16. No. 10—12. Ser. 17. No. 1—2.
— Dire(j(;äo dos Trabalhos geologicos:
Liverpool. Biological Society: —
Proceedings and Transactions. Vol. 13. 1898—99.
London. Royal Society:
♦Proceedings. No. 413—429.
Transactions 190 B. 191 A.
The record 1897.
— LXXIV -
London. Royal Society:
The Royal society 30. 11. 1898.
— Linnean S ociety :
Transactions. Zoology. Ser. 2. Vol. 7. Part 5 — 8.
„ Botany. „2. ,5. „9-10.
^Journal. Zoology. Vol. 27. No. 172—178.
Botany. „ 33. , 234.
„ 34. „ 235-239.
. 26. „ 178.
List of the Linnean society 1898—1900.
Proceedings 1897—99.
— British Museum (Natural History), Department of Zoology:
Hand-List of Birds. Vol. I. 1899.
Catalogue of the .African Plants Vol. II. part I. 1899.
List of genera and species of Blastoidea 1899.
— Royal Microscopical Society:
*Journal. 1899. Part 3—6. 1900. Part. 1—2.
— Zoological Society:
Transactions. Vol. 15. Part 2—4.
♦Proceedings. 1899. Part 1—4.
List of the fellows 1899.
— Geological Society: —
— British Association for the Advancement of Sciences:
Report 1899.
— Entomological Society:
Transactions. 1899.
St. Louis. Academy of Sciences:
Transactions. Vol. 8. No. 8—12. Vol. IX. No. 1—5. 7.
— Missouri Botanical Garden:
Annual Report. 1899.
Louvain. ,L a C e Ilule" :
La Cellule, Recueil de Cytologie et d'Histologie generale. Bd. 16.
Fase. 1—2. Bd. 17. Fase. 1.
Lübeck. Geographische Gesell seh aft und N aturhist o risches
Muse u ra :
Mittheilungen 12. 13.
Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Verein: —
Lüttich (Liege). Societe Royale des Sciences:
Memoires Ser III. Vol. I.
— Societe Geologique de Belgique:
Annales. Tome 26. Livr. 2—4. T. 27. Livr. 1.
Lund. Carolinische Universität: —
Luzern. Natur forsch ende Gesellschaft: —
Luxemburg. Societe R o y a 1 e des Sciences Naturelles et
M a t h e m a t i q u e s : —
Lyon. Academic des Sciences, Beiles Lett res et Arts:
Memoires Ser. III. Tome V.
— LXXV —
Lion. Bibliotheque de TUniversite:
Annales. N. S. Fase. 1—2.
— M u s e e d'H istoire Naturelle:
Archives Tom VII.
— Societe Linneenne:
Annales. Tome 45. 1898
— Societe Nationale d' A griculture, Histoire Naturelle
et Arts utiles:
Annales Ser. VII. T. V. 1897.
— Association Lyonnaise des Amis des Sciences Exactes: —
Madison (Wis.). Wisconsin Academy of Sciences, Arts and
Letters:
Transactions. Vol. XII. Part. 1
— Geological and natural history survey of Wisconsin.
Bulletin 1. 2.
Madrid. Real Academia de Ciencias: —
Magdeburg. Naturwissenschaftlicher Verein: —
Mailand. Societä Italiana di Science Naturali:
Atti. Vol. 38. Fase. 1-4.
Mailand. Reale Istituto Lombardo di Scienze e Lette re: —
Manchester. Literary and Philosophical Society:
Memoirs and Proceedings. Vol. 43. Part 1 — 2.4 — 5. Vol. 44. P. 1 — 3.
Mannheim. Verein für Naturkunde: —
Marburg. Gesellschaf t zur Beförderung der gesamm ten Natur-
wissenschaften:
Sitzungsberichte 1898.
Schriften Bd 12, 7. Abb., Bd 13, 3. Abb.
Marseille. Musee d'Histoire Naturelle: —
— Faculte des Sciences:
Annales. T. IX.
Melbourne. Public Library, Museum and National Gallery:
Report of the Trustees 1898.
Letters from Victorian Pioneers Melbourne 1899.
— Royal Society of Victoria:
Proceedings. Vol. 11. N. S. Part II.
Meriden, Conn. Meriden Scientific Association: —
Mexico. Deutscher Wissenschaftlicher Verein: —
Milwaukee: Natural history Society:
Bulletin N. S. I. 1900.
Minneapolis. Geological and Natural History Survey of
Minnesota:
Report 24. 1895—98.
Modena Societä dei Naturalisti: —
Montevideo. M u s e o N a c i o n a 1 de Montevideo:
Anales. Tom. II. No. 11-12. Tom. III. No. 9, 10. 13.
Montpellier. AcademiedesSciencesetLettres:
Memoires 2. Ser. Tom. II. No. 5.
— LXXVI —
Moskau. Societe Imperiale des Natur allstes:
Bulletin. 1898. No. 4. 1899. No. 1—3.
Nouveaux memoires Tom. XV. No. 7.
, XVI. „ 1. 2.
München. Königl. Bayer is cheAkademie der Wissenschaf ten:
*Sitzung'sberichte. 1899. Heft 1—2.
Abhandlungen Bd. XIX. 3. XX. 1.
2 Festreden.
— Botanische Gesellsch aft:
Berichte. Bd. VII, 1.
— Gesellschaft für Morphologie und Physiologie: —
— Königl. Bayr. Oberbergamt (geognost. Abteilung) :
Geognostische Jahreshefte. Jahrgang 11 — 12. 1898 — 99.
— Ornitho logischer Verein:
Jahresbericht 1897—98.
Münster. Westfälischer Provinzial-Verein: —
Nantes. Societe des Sciences Naturelles de l'Ouest de la France:
Bulletin. Tome 8. No. 3-4. Tome 9. 1—3.
Neapel. R. AccademiadelleScienzeFisiche eMatheraatiche: —
— Zoologische Station: —
— Societä Italiana delle Scienze: —
Neuchätel. Societe des Sciences Naturelles: —
New Haven. Connecticut Academy of Arts and Sciences:
Transactions vol. X. P. 1.
New York. Academy of Sciences:
Annals. Vol. 11. No. 3, Index, Vol. 12. p. 1. List of members 1899.
— American Museum of Natural History:
Annual Report. 1898.
Bulletin. Vol. 11, No. 2.
Memoirs. Vol.1. Part. 4— 5.
Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft:
Abhandlungen. Bd. 12.
Odessa. Societe des Natur allstes de la Nouvelle Russie:
Memoires. T. 16. 19. 22, 2.
Offenbach. Verein für Naturkunde: —
Osnabrück. Naturwissenschaftlicher Verein:
Jahresbericht 13. 1898.
Ottawa Geological and Natural History Survey of Canada;
Annual Report. 1897.
Contributions to Canadian Palaeontology Vol. I., p. 1. 3. 5. Vol.
IV. p. 1.
Palaeozoic fossils vol. II p. 1. vol. III. p. 1.
Contributions to the micro-palaeontology of the Cambro- Silurian rocks
Maps 560. 589. 599. 606.
R. G. Mc Connel Preliminary report on the Klondike Gold Fields.
H. Fletcher, Descriptive note on the Sidney Coal Field.
Maps No. 652—654.
— LXXVII —
Modavar. Koyal Society of Canada:
Proceedings and Transactions. Ser. 2. Vol. 4.
Pa do V a. Societa Veneto-Trentina di Seien ze natural!:
Atti Ser. II. Vol. IV fasc. 1.
Paris. Societe Zoologique de France: —
— Societe Geologique de France:
*Bulletin. Ser. 3. Tome 26. No. 7. Tome 27. No. 1-5.
— Mgr. le Prince de Monaco: —
— Societe Philomathique:
♦Bulletin. Ser. 9. Tom. I, No. 1-4.
— Feuille des Jeunes Natur allstes:
Ser. 3. No. 344—355.
Catalogue de la Bibliotheque. Fasc. 27 — 28. Liste sommaire.
Passau. Natur historischer Verein: —
Pa vi a. UniversitädiPavia: —
Perugia. A c c a d e m i a M e d i c o - c h i r u r g i c a : —
St. Petersburg. Academie Imperiale des Sciences:
Memoires. 8. Serie Tome I. II. IV.
Bulletin. Ser. 5. Tome 8. No. 5. 9. No. 1—5. 10. No. 1—4.
Annuaire du Musee zoologique 1898. No. 3—4. 1899. No. 1 — 4
— Bibliotheque de 1' Universite:
Vorlesungsverzeichniss 1899 — 19U0.
— Co mite Geologique:
Memoires. Vol. 8 No. 4. 12. No. 3.
Bulletin. Vol. 17. No. 6—10. 18. No. 1—2.
— Societas Entomologica Rossica:
Horae Societatis Entomologicae Rossicae. Tome 34. No. 1 — 2.
— Kaiser 1. Botanischer Garten: —
— Kaiser 1. Institut für Experimentelle Medicin:
Archives. Tome 7. No. 1 — 5.
— Kaiser 1. Universität (Naturforscher -Gesellschaft):
Travaux, Section Geologie et Mineralogie. Vol. 28, 5.
„ Zoologie et Physiologie. „ 26, 4. 28, 4. 30, 2
„ Botanique , 29, 3.
Comptes rendus 30, 1—7.
— Russisch. Kaiser 1. Mineralogische Gesellschaft:
Verhandlungen. Ser. 2. Bd. 36. Lief. 1—2. 37. Lief. 1.
Materialien zur Geologie Russlands tom. XIX.
Philadelphia. Academy of Natural Sciences:
Proceedings. 1899. Part 1—2.
— American Philosophical Society:
♦Proceedings. Vol. 38. No. 159.
— The American Naturalist: —
— Wagner Free Institute:
Transactions. Vol. 5 — 6. ^ — *,
Pisa. Societä Toscana di Scienze Naturali: /\ CS^'^^/
Atti (Processi verbali). Vol. 11. Vol. 12.
NT
<J3
LIBRA«^>
.^
.^i
- LXXVIII —
Portici. Rivista di patologia vegetale e zimologia (Prof.
A. B e r ] e s e) :
Vol. I- VIII, 1—6.
Posen. Naturwissenschaftlicher Verein der Provinz Posen:
Zeitschrift der botanischen Abteilung Jahrg. 6. Heft 2.
— Landesbibliothek: —
Prag. Deutscher Akademischer L e s e v e r e i n (Lese- und Rede-
halle der Deutschen Studenten): —
— Verein Lotos: —
Abhandlungen Bd. II. Heft 1—2
— Germ an ia, Central ve rein der Den tschen Hochschüler: —
— Königl. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften:
Sitzungsberichte 1899
Jahresbericht 1899.
P r e s s b u r g. Verein für Natur- und Heilkunde:
Verhandlungen N. F. Heft 10.
R e g e n s b u r g. Naturwissenschaftlicher Verein:
Bericht III 1890-91.
R e i c h e n b e r g. Ö s t e r r e i c h i s c h e r V e r e i n der Naturfreunde:
Mitteilungen. Jahrg. 30.
Riga. Naturforscher-Gesellschaft:
Korrespondenzblatt 42. 1899.
Arbeiten N. F. Heft 8-9.
Rio de Janeiro. Museu Na clonal de Rio de Janeiro: —
Rochester. Academy of Science: —
Rom. Museo de Geologia de 11' Universitä: —
— R. Comitato Geologico d'Italia:
Bollettino. 1898. No. 4. 1899. No. 1—3.
— R. A c c a d e m i a d e i L i n c e i :
Atti, Rendiconto dell 'adunanza 1899.
Atti Rendiconti. Vol. 8. I. Sem. Fase. 8. 9. 10. 12. II. Sem. Faso.
1—12. Vol. IX. I. Sem. Fase. 1—9.
— Universitä Roma (Pietro de Vescovi) : —
Rovereto. R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti degli Agiati:
Atti. Vol. 5. Fase. 1—4.
Salem (Mass.). Essex Institution:
Bulletin Vol 29. No. 7—12.
„ 30. „ 1-6.
San Jose. Museo Nacional de la Republica de Costa Rica: —
Santiago (Chile). Deutscher Wissenschaftlicher Verein:
Verhandlungen. Band III. Heft 6. IV. Heft 1.
— Societe Scientifique du Chili: —
Sao Paulo. Zoologisches Museum (Museu Paulista): —
Sarajevo. Bosnisch-Herzegowinisches Landesmuseum:
Wissenschaftliche Mittheilungen Bd VI.
Siena. Accademia dci Fisiocritici:
Atti. Ser. 4. Vol. XI. Fase. 4—10. Vol. XII. Fase. 1—3.
— LXXIX —
Sitten (Sion). Societe Mnrithienne An Valais: —
Stavanger. Stavanger Museum:
Aarsberetning- for 1898.
Stettin. Entoniologischer Verein: —
Stockholm. Königl. Akademie der Wissenschaften:
Handlingar. Bd. 31—32.
Accessions-Katalog. 13.
Bihang, Vol. 24.
Observations meteorologiques Suedoises. Vol. 36.
Öfversigt. Vol. 55. 56.
Lindman, Vegetationen i Rio Grande do Snl.
— Institut Royal Geologique de la Suede:
Afhandlingar och uppsatser Serie Aa No. 114. Serie Ba No. 5.
Serie C No. 162. 176. 177. 178. 179. 181. 182
„ Ac Beskrifning till Kartbladet No. 34.
— E n 1 0 m 0 1 0 g i s k a F ö r e n i n g e n :
Entomologisk Tidskrift. Bd. 20. No. 1—4.
S t r a ß b u r g. K a i s e r 1. Ü n i v e r s i t ä t s - u n d L a n d e s - B i b 1 i o t h e k :
9 Inaugural-Dissertationen.
— Kommission für die geologische Landes- Unter-
suchung von Elsaß-Lothringen:
Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Elsaß-Lothringen.
N. F. Heft 3. Uebersichtskarte der Eisenerzfelder in Elsaß-
Lothringen nebst Verzeichuiß. 3. Aufl. 1899.
Stuttgart. Verein für Vaterländische Naturkunde:
Jahreshefte 55.
— Königl. Technische Hochschule: —
Sydney. Academy of New South Wales:
Journal and Proceedings. Vol. 32. 1898.
Report of the 7. meeting of the Australian Association Sydney 1898.
— Linnean Society of New South Wales:
Proceedings. No. 92 — 96.
— Australian Museum:
Report of the Trustees. 1891-93. 1898.
Records. Vol. 3. No. 5—6.
Catalogue of the tunicata. (Catal. No. 17).
— Department of Mines and Agriculture (Geological
Survey of New South Wales):
Memoirs of the Geological Survey. Ethnology Ser. I.
Annual Report of the Department of Mines 1898.
Mineral Resources. No. 6.
Records. Vol 6. Part 2—3.
Tokyo. Imperial University (College of Science):
Journal. Vol. XI, 2—4.
— Imperial University (Medicinische Fakultät):
Mitteilungen. Band IV. No. 5—6.
— LXXX -
Tokyo. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde:
Mitteilungen. Bd. 7. Heft 2. 3.
— Imperial University (Societas zoologica tokyonensis):
Annotationes zoologicae japonensis. Vol. 3. Parti.
Toronto. The Canadian Institute:
Transactions. Vol. 5. Part 2.
Proceedings. Vol. 2. Part 1—2.
The Canadian Journal No. 1—66.
— University of Toronto: —
Trencsen. Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsener
Komitates:
Jahresheft. Jahresgang 21—22. 1898—1899.
Tries t. So cietä Agraria:
L'Amico dei Campi. 1899. No. 5—11. 1900. No. 1—5.
Societä Adriatica di Scienze Naturali: —
— Museo Civico di Storia Naturale: —
Tring (Herts., England). Zoological Museum:
Novitates Zoologicae. Vol. 6. No. 2—4. Vol. 7. No. 1.
T r o m s ö. T r 0 m s ö Museum:
Aarshefter 20. 1897.
Aarsberetning. 1897.
Trondhjem. Königl. Gesellschaft der Naturwissenschaften:
Skrifter 1898.
Troppau. Naturwissenschaftlicher Verein:
Mitteilungen. 1899. No. 10.
Tübingen. Universitäts-Bibliothek: —
Tufts College, Mass.: —
Turin (Torino). Reale Accademia delle Scienze:
Memorie. Ser. 2. Tomo 49.
Atti. Tomo 34. Disp. 5a— 15a. 35. Disp. la — 6a.
Osservazioni meteorologiche 1898—99.
— Museid iZoologiaedAnatomia:
BoUettino. No. 335-366.
Upsala. Societas Regia Scientiarum:
Nova acta. Vol. 18. Fase. 1. •
Urbana: (Illinois). The Illinois State Laboratory of Natural History:
Bulletin Vol. I. II, 5-8. III. V, 1—10.
Washington. Smithsonian Institution:
Annual Report of the board of regents. 1897.
Annual Report of the board of regents (Report of the U. S. National
Museum). 1897.
Smithsonian Miscellaneous Collections. 1171—73. Titel und Register
zu Vol. 39.
Bulletin of the U. S. National Museum. No. 47 P. 2—3.
Proceedings. Vol. 18. 20. 21.
Washington. Department of the In terior (Geological Survey):
Monographs. Vol. 29. 31. 35.
— LXXXI —
Washington. Department of the Interior (Geological Survey):
Atlas to accompany Monograph 31.
Annual Report 18. P. 1— 5ab. 1896—97.
19. P. 1— 6ab. 1897—98.
„ 2Ü. P. 1. Vlab. 1898-99.
— DepartmentofAgriculture:
Yearbook 1898.
Division of Biological Survey. Bulletin 14. 15 (North American
Fauna No. 14. 15).
— American Microscopical Journal (Ch. W. Smily): —
— The Microscope (Ch. W. Smily): —
— Philosphical society :
Bulletin 12. 1892—94.
Wellington. New-Zealand Institute: —
Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein desHarzes: —
Wien. K. k. Akademie der Wissenschaften:
Denkschriften. Bd. 65-67.
— K. k. Geologische Reichsanstalt:
* Verhandlungen 1899. No. 5—18. 190U No. 1—5.
* Jahrbuch. Bd. 48. Heft 3-4. Bd. 49. Heft 1—3.
— K. k. Natur historisches Hof- Museum:
*Annalen. Bd. 14. Heft 1—4.
— Zoologisch-Botanische Gesellschaft:
^Verhandlungen. 1899. Bd. 49. No. 4—10. 1899. Bd. 5Ü. No. 1—3.
„Die Schwalbe" N. F. 1898/99.
— Entomologischer Verein:
Jahresbericht 10. 1899.
— Oesterreichischer Touristen-Klub (Sektion für Na-
turkunde):
Mitteilungen. Jahrg. 11.
— K. k. Zentral-Anstalt für Meteorologie und Erd-
magnetismus:
Jahrbücher. 1895—98 (N. F. 32—35).
— Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher
Kenntnisse :
Schriften. Bd. 39.
— Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität: —
Wiesbaden. N as sauischer Verein für Naturkunde:
Jahrbücher. Jahrg. 52.
Winterthur. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: —
Würzburg. Physikalisch-medicinische Gesellschaft:
Verhandlungen. N. F. Bd. 32. No. 6. Bd. 33. No. 1—3.
Sitzungsberichte. 1899. No. 1—7.
Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens.
Zürich. Natur for sehen de Gesellschaft:
Vierteljahrschrift. Jahrg. 44. 1899. Heft 3-4.
Neujahrsblatt 1900 (102).
6
— LXXXII —
Zürich. Schweizerische Botanische Gesellschaft:
Der botanische Garten und das botanische Museum der Universität
Zürich. 1899.
Zweibrücken. Naturhistorischer Verein: —
Zwickau. Verein für Naturkunde:
Jahresbericht. 1898.
C. Durch Kauf erworben.
a. Vollständige Werke und Eiiizelschriften :
Anderson, J., Zoology of Egypt. Vol. I: Reptilia and Batrachia. 1898.
Cohn, F., Entwicklungsgeschichte der Gattung Volvox. 1875.
Darwin, Oh., Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer.
Deutsch V. V. Carus. IL Aufl. 1899.
Festschrift zum 70. Geburtstage C. v. Kupffers. Jena 1899.
Fischer, A., Fixirung, Färbung und Bau des Protoplasmas. 1899.
Gegen bau r, 0., Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere I. 1898.
Geikie, A., The ancient volkanoes of Great-Britain 1 — 2. 1897.
Hagen, B., Anthropologischer Atlas Ostasiatischer Völker. 1898.
— Unter den Papuas. 1899.
Loewinsohn-Lessing, F., Petrographisches Lexikon. 1893 — 1898
Meyer, E., Geschichte der Botanik. I— IV. 1854—1857.
S c h i mp er , A. F. VV., Pflanzengeographie auf physiologischer Grundlage. 1898.
Siebert, A., Der Palmengarten zu Frankfurt am Main. 1895.
Stahl, E., Geschlechtliche Fortpflanzung der Oollemaceen. 1877.
Turner, A., Das Problem der Krystallisation. 1897.
b. Lieferungswerke :
Baillon: Histoire des pl antes.
Beiträge zur Geologischen Karte der Schweiz.
Berwerth, F.: Mikroskop. Structurbilder der Massengesteine.
Bibliothek der Länderkunde.
B r e f e 1 d : Mycologische Untersuchungen.
Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs.
Catalogue of Scientific Papers.
Carte geologique internationale de l'Europe.
Chelius, C: Erläuterungen zur Geologischen Karte des Großherzogtums
Hessen.
Das Tierreich (Deutsche Zoolog. Gesellschaft).
Engler: Vegetation der Erde.
Ergebnisse der Plankton-Expedition.
Fauna und Flora des Golfes von Neapel.
Fritsch: Studien im Gebiete der Böhmischen Kreideformation.
Grandidier: Histoire Naturelle de Madagascar.
Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie.
Hempel und Wilhelm: Die Bäume und Sträucher des Waldes.
Hintze: Handbuch für Mineralogie.
- LXXXIII —
Leuckart & Chun: Bibliotheca Zuologica.
L i n d e n s c h m i t Sohn, L. : Altertümer unserer heidnischen Vorzeit.
Martini-Chemnitz: Systematisches Konc^hylien-Kabinet.
Mart, ius u. a. : Flora Brasiliensis.
M i t s c h e , H. : Studien über Hirsche.
Paleontologie Fran^aise.
Palaeontographical Society.
Quenstedt: Petrefaktenkunde Deutschlands.
R e t z i u s : Biologische Untersuchungen.
S a r a s i n , P. u. F. : Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf
Ceylon.
S a r s : An account of the Crustacea of Norway.
Sc hi mp er: Mitteilungen aus den Tropen.
S cl a t e r and Tomas: The book of Antilopes.
Selenka: Studien zur Entwicklungsgeschichte
Semper: Reisen im Archipel der Philippinen.
Smith & Kirby: Rhopalocera Exotica.
*T as che n berg, 0., Dr.: Bibliotheca Zoologica.
T r 0 u e s s a r t , E. L. : Catalogus mammalium. Nova editio.
Try on: Manual of Conchology.
Zacharias: Forschungsberichte aus der Biologischen Station von Plön.
Z i 1 1 e 1 : Handbuch der Palaeontologie.
c. Zeitschriften :
Abhandlungen der Großherzoglich Hessischen Geologischen Landesanstalt.
Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft.
*American Journal of Arts and Sciences.
* Anatomischer Anzeiger.
Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg.
*Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique).
Annales de la Societe Bntomologique de France.
*Annals and Magazine of Natural History.
*Archives de Biologie.
*Archiv für Anatomie und Physiologie.
*Archiv für Anthropologie.
*Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere
*Archiv für mikroskopische Anatomie.
*Archiv für Naturgeschichte.
*Archiv für Entwicklungsmechanik.
*Archives de Zoologie experimentale et generale.
*Biologisches Centralblatt.
♦Botanischer Jahresbericht.
♦Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeographie und PHanzen-
geschichte.
Deutsche Entomologische Zeitschrift.
♦Geological Magazine.
Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie.
6*
— LXXXIV -
*Journal de I'Anatomie et de la Physiologie normales et pathologiques de
rhomme et des animaux (Duval).
*Journal für Ornithologie.
*Mineralogische und petrographische Mitteilungen.
♦Morphologisches Jahrbueh.
*Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft.
*Nature.
*Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
Notes from the Leyden Museum.
*Palaeontographica.
♦Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie.
♦Zeitschrift für Ethnologie.
♦Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie.
Zoological Record of the Zoological Society.
♦Zoologische Jahrbücher.
♦Zoologischer Jahresbericht.
♦Zoologischer Anzeiger.
♦Zoologisches Centralblatt.
Die Anschaffungen und Geschenke des Dr. Senckenbergischen
Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Aerztlichen und Geo-
graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek
einverleibt und können demnach von unsern Mitgliedern benutzt
werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon angeführten,
der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt:
Von selten des Dr. Senckenbergischen Medizinischen Instituts :
♦Botanische Zeitung.
♦Flora.
♦Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik.
♦Revue generale de Botanique.
Von Seiten des Physikalischen Vereins:
Astronomisches Jahrbuch. Berlin.
Astronomische Nachrichten. Altona.
♦Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin.
♦Chemisches Centralblatt. Leipzig.
♦Comptes rendus hebdomadaires. Paris.
♦Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart.
♦Elektrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M.
♦Elektrotechnische Zeitschrift. Berlin.
♦Fortschritte der Elektrotechnik.
♦Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. Gießen.
♦Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. Leipzig.
♦Journal für praktische Chemie. Leipzig.
— LXXXV —
♦Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig.
♦Meteorologische Zeitschrift. Wien.
*Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig.
♦Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden.
♦Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig.
♦Zeitschrift für Instrumentenkunde. Berlin.
♦Zeitschrift für Mathematik und Physik. Leipzig.
♦Zeitschrift für physikalischen und chemischen Unterricht. Berlin.
Von Seiten des Ärztlichen Vereins:
Charite- Annalen. Berlin.
♦Annales d'Oculistique.
Annali dell'Istituto d'Igiene sperimentale. Rom.
Annales d'Hygiene.
Annales des maladies de Toreille et de larynx.
♦Arbeiten des Kaiserlichen Gesundheitsamts.
Archiv für Hygiene.
♦Archiv für Verdauungskrankheiten.
Deutsches Archiv für klinische Medicin.
♦Archiv für Ohrenheilkunde.
♦Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie.
♦Archiv für Psychiatrie.
♦Archiv für Ophthalmologie.
Archiv für Dermatologie.
Archiv für Kinderheilkunde.
♦Archiv für Augenheilkunde.
Archiv für Gynäkologie.
Archiv für klinische Chirurgie.
Archiv für pathologische Anatomie.
Archives de Laryngologie.
Archives of Laryngologie.
♦Archives Italiennes de Biologie.
Archivii Italian! di Laringologia.
Archivio Italiano di Otologia.
♦Beiträge zur klinischen Chirurgie.
Bulletin de l'Academie royale de Medecine de ßelgique.
Bulletins et Memoires de la Societe fran^:aise de Laryngologie.
Bulletins et Memoires de la Societe frangaise d'Otologie.
Centralblatt für Bacteriologie und Parasitenkunde.
Centralblatt für Chirurgie.
Centralblatt für Gynäkologie.
♦Centralblatt für praktische Augenheilkunde,
♦Centralblatt für Harnkrankheiten.
♦Centralblatt für Physiologie.
Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege.
♦Neurologisches Centralblatt.
— LXXXVI —
Correspondenzblatt der Schweizer Aerzte.
♦Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen.
Gazette medicale.
*Index medicus.
Jahrbuch für Kinderheilkunde.
*Schmidt's Jahrbücher der Medicin.
*Jahresbericht über die Leistungen der Medicin.
Jahresbericht über die Leistungen des Militärwesens.
Jahresbericht der Ophthalmologie.
Jahresbericht über die Fortschritte der Gynäkologie
*British Medical Journal.
Journal of Laryngologie and Rhinology.
Journal of Respiratory organs.
The Lancet.
Deutsche Medicinalzeitung,
Meraoires couronnes de l'Academie royale de Medecine de Belgique.
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie.
Monatsblätter für Augenheilkunde
Monatsschrift für Ohrenheilkunde.
Therapeutische Monatshefte.
Guy's Hospital Reports.
*Ophthahnic Hospital Reports.
*Praktische Arzt, der.
Revue de Therapeutique.
Revue niensuelle de Laryngologie
Hygienische Rundschau
*Semaine medicale
Obstetrical Transactions.
Medico-chirurgical Transactions.
Vierteljahrschrift für Gesundheitspflege
Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin.
Verhamllungen der Berliner medicinischen Gesellschaft.
*Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts.
Berliner klinische Wochenschrift.
Wiener klinische Wochenschrift.
Wiener medicinische Wochenschrift.
Deutsche medicinische Wochenschrift.
Münchener medicinische Wochenschrift.
Berliner tierärztliche Wochenschrift.
*Zeitschrift für Biologie.
Zeitschrift für Chirurgie.
Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie.
Zeitschrift für klinische Medicin.
Zeitschrift für vergleichende Augenheilkunde.
Zeitschrift für Thiermedicin.
*Zeitschrift für Physiologie der Sinnesorgane.
Militärärztliche Zeitschrift.
— Lxxxvir —
Von Seiten des Vereins für Geographie nnd Statistik:
Annalen der Hydrographie.
Archiv für Siebenbürgische Landeskunde.
Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien.
Deutsche geographische Blätter (Bremen).
Bollettino della Societä geografica Italiana.
Bollettino della Societä Africana d'Italia.
Boletin de la Sociedad geografica de Madrid.
Boletin del Institute geografico Argentino.
Boletin de la Sociedad geografica de Lima.
Boletim da Sociedade de Geographia de Lisboa.
Bulletin de la Societe geographique de Paris.
Bulletin de la Societe du Nord de la France, Douai.
Bulletin de la Societe de Geographie de Marseille.
Bulletin de la Soci6te de Geographie de l'Est, Nancy.
Bulletin de la Societe de Geographie commerciale de Bordeaux.
Bulletin de la Societe Languedocienne de Geographie, Montpellier.
Bulletin de la Societe geographique d'Anvers.
Bulletin de la Societe Normande de Geographie, Ronen.
Bulletin de la Societe de Geographie commerciale, Havre.
Bulletin der Rumänischen geographischen Gesellschaft.
Bulletin of the geographical society of California.
Bulletin of the geographical society of Philadelphia.
Fennia. Bulletin de la societe geographie de Finlande.
Le Globe.
Jahrbuch des Ungarischen Karpathenvereins
Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpathenvereins.
Jahresbericht des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde.
Jahresbericht des Vereins für Erdkunde, Dresden.
Jahresbericht der geographischen Gesellschaft von Bern.
Journal of the American Geographical Society, New-York.
Journal of the Geographical Society, Manchester.
Kundmachungen für Seefahrer.
Mittheilungen ans dem Gebiete des Seewesens.
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg.
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena.
Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Wien.
Mittheilungeu des K. K. Militär-Geographischen Instituts Wien.
Nachrichten für Seefahrer.
National Geographie magazine.
*Petermanns Mitteilungen.
Publicazioni della Specola Vaticana.
Revue de la Societe geographique de Tours.
Tijdschrift van het konigl. Nederlaudsch Aardrijskundig Genootschap.
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
— LXXXVIII —
III. Medaillen.*)
A. Geschenke.
Von Herrn Dr. A. Knoblauch, hier : Heinrich H of f mann-Medaille
in Bronze.
„ Frau Baronin Th. von Villan i , hier: Lukacsich-Medaillein
Silber und in Bronze.
6. Durch Kauf erworben.
Goethe-Medaille in Silber.
Helmholtz-Plaquette in Silber.
Heinrich Hoffmann-Medaille in Silber.
Huxley-Medaille in Silber.
Robert Koch-Medaillen, zwei verschiedene in Bronze.
Liebig-Medaille in Bronze.
Virchow-Medaille in Bronze.
IV. Sonstige Gresehenke.
Von Herrn Prof. Dr. F. Richters, hier : ein Aquarell von Marie Sibylla Merlan.
j „ Major Dr. L. von Hey den, hier: 17 Miniatur-Federzeichnungen
von derselben.
, „ A. W e i s , hier : Photographie des verstorbenen Herrn Dr. phil.
E. Buck.
„ den Hinterbliebenen des Herrn Dr. phil. Emil Buck, hier: eine große
Anzahl wissenschaftlicher Manuskripte, Photographien und Zeich-
nungen, ein Mikroskop, eine Präparierloupe und dergl.
*) Eine Beschreibung der Medaillensammlung siehe diesen „ Be-
richt", Seite 91.
Bilanz und Übersicht.
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— XCII —
Anhang.
A. Sektionsberichte.
1. Bericht der Sektion für Insekten.
Hofrat Dr. B. Hagen hat die Bestimmung, Etikettierung,
Katalogisierung und das Umspannen der schlecht gespannten
Stücke der Schmetterlingssammlung fortgesetzt und ist damit
nahezu bis zum Schluß der Rhopaloxeren gediehen.
Major Dr. L. von Heyden revidierte einen Teil der
palaearktischen Käfer und bestimmte eine giößere Anzahl Arten
aus Nord -Afrika, Syrien und dem Kaukasus. Ferner wurde
die zweite Serie, der von Verhoeff gekauften Diplopoden und
Chilopoden (Tausendfüßer etc.) in Standgläser gebracht, etiket-
tiert und systematisch eingeordnet.
A. Weis hat die Bestände an Insekten, die Schmetter-
linge ausgenommen, wie üblich durchgesehen, sowie die ge-
schenkten und durch Kauf erworbenen Käfer eingeordnet. Die
Neuordnung der palaearktischen Käfer wurde fortgesetzt, wobei
Herr Johann Guide in dankenswerter Weise seine Hilfe zu
Teil werden ließ,
Herr Sanitätsrat Dr. Anton Fleischer in Brunn be-
stimmte die Dysckirius unserer Sammlung.
Dr. L. von Heyden.
A. Weis.
Dr. B. Hagen.
2. Bericht der Herpetologischen Sektion.
Bei der beschränkten Zeit, die dem unterzeichneten Sektionär
zur Verfügung stand, der sich in diesem Jahre in erster Linie
mit österreichisch - ungarischen Tertiärkonchj^lien beschäftigte.
- XCIII —
konnte diesmal nur wenig im Museum gearbeitet werden. Doch
fehlte es auch in diesem Jahre nicht an reichen und für unsere
Sammlung hocherwünschten Geschenken. Als solche müssen
wir namentlich die kleine Sammlung kostbarer Reptilien und
Batrachier betrachten, die durch Vermittlung des Berliner
Museums der so traurig ums Leben gekommene Herr Dr. G.Kolb
uns vom Berge Kenia in Ostafrika zugewendet hat. Auch die
Sammlung des Herrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Wilh. Doenitz
in Berlin brachte uns wertvolle, durch Schönheit der Erhaltung
ausgezeichnete Arten aus Japan.
Aus der Frankfurter Gegend ist zu berichten, daß sich
die Fundorte von Rana agilis Thom. um einen weiteren ver-
mehrt haben, indem diese seltene Art uns jetzt von drei Stellen
aus unserer näheren Umgebung, nämlich von der Oberschwein-
stiege, von Neu-Isenburg und aus dem Schwanheimer Walde
(zwischen Schwanheim und Kelsterbach) vorliegt. Überall hier
fand sich die Art aber nur in Einzelexemplaren und zwar stets
in feuchtem, mit Unterholz bestandenem Hochwald. Rana ar-
valis Nilss , auch eine Rarität in unserer Gegend, fanden die
Herren Direktor Dr. Ad. Seitz und Kullmann in einem
charakteristischen Stücke bei Bickenbach a. d. Bergstraße.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden im Laufe des
Jahres ein Vortrag über „Bau, Lebensweise und Unterschei-
dung der Schlangen", mit 7 Textfiguren, im „Bericht" 1899,
Seite 75 — 88, und einige Referate über neuere herpetologische
Arbeiten in den Jahrgängen 1899 und 1900 des „Zoologischen
Gartens" veröffentlicht.
Der Verkehr der Sektion mit wissenschaftlichen Instituten
beschränkte sich im Vorjahre auf die zoologischen Museen von
Basel, Berlin, Genf, Heidelberg, London, Lyon, München, Paris
und Straßburg und auf die hiesige Neue Zoologische Gesellschaft.
Prof. Dr. 0. Boettger.
3. Bericht der Sektion für Mollusken.
In der Sektion für Mollusken wurde im Jahre 1899 der
Anfang mit der gesonderten Aufstellung der Typen und ab-
gebildeten Exemplare von Konchylien gemacht. Die Zahl der-
selben ist schon eine sehr beträchtliche und wird noch eine
— XCIV —
viel größere werden, wenn mit der Sammlung des Sektionärs
die Originale zu den Abbildungen in der Fortsetzung von
Roßmäßlers Jcouograpliie der europäischen Land- und Süß-
wasserniollusken und der Jconographia marina in unser Museum
gelangen. Die Originale zu den vom Sektionär bearbeiteten
Abteilungen der neuen Auflage des Konchylienkabinets von
Martini und Chemnitz sind der Sammlung bereits früher ein-
verleibt worden.
Angekauft wurden für die Sektion : eine Serie klein-
asiatischer Landschuecken von Herrn Pfarrer Nägele-Wolters-
weier, 34 Arten in 120 Exemplaren ; eine Reihe von Placostylus,
davon viele Originale und eine Anzahl Landkouchylien aus
Neu-Gninea, davon eine Reihe abgebildet.
Der Sammlung- wurden außerdem vom Sektionär noch
eine größere Anzahl aus den Händen der Autoren selbst er-
haltener oder von ihm abgebildeter Mollusken (ca. 45 sp.)
überwiesen Ausserdem erhielt die Sammlung von Herrn Sarasin-
Bosa eine hochinteressante Serie von Süßvvasserkonchylieu aus
Celebes zum Geschenk. Ferner von Herrn Schiffsarzt Dr. Lejeune
eine Reihe von ihm in Texas gesammelter Meereskonchylien.
4. Bericht der Botanischen Sektion.
Im Sektionsbericht 1899 drückten die unterzeichneten
Sektionäre ihr Bedauern aus, daß die Gesellschaft von der
berühmtesten naturwissenschaftlichen Malerin Frankfurts, Marie
Sibylla Merian, nichts besitze, was sie mit eigener Hand
angefertigt hat. Unmittelbar nach Ausgabe des Berichtes er-
hielten wir daraufhin von Herrn Professor Dr. F. Richters
ein in seinem Besitze befindliches, von der Merian aquarelliertes
Bild — eine dem Löwenzahn ähnliche Pflanze mit einigen In-
sekten dabei — zum Geschenke, und Herr Major Dr. L. v. Hey den
überließ der Gesellschaft 17 Miniatur-Federzeichnungen, Blumen
mit Insekten und anderen Tieren darstellend, ebenfalls Originale
der genannten Künstlerin. Wir werden diese Bilder wie die
Aquarelle von Frau Louise von Pan buys und Fräulein
Elisabeth Schultz stets hoch in Ehren halten.
Einer anderen sehr wertvollen Schenkung sei hier besonders
und in Dankbarkeit gedacht : Unsei- korrespondierendes Mitglied
Herr Ober-Landesgerichtsrat Dr. F. Arnold in München giebt
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seit dem Jahre 1859 seine Lichenes exsiccati heraus. Nach vierzig-
jähriger mühsamer und sorgfältiger Arbeit liegt uns nunmehr die
Schlußsendung vor. Die ganze Sammlung enthält nach dem ge-
druckten Verzeichnis 2112 Exemplare. Davon entfallen auf Deut-
sches Reich 992, Oesterreich 908, andere Länder in Europa 155,
Exoten 57 Exemplare. Hinzu kommen noch 159 Cladonien-
Abbildungen auf 145 Lichtdrucktafeln. Durch diese und die
reiche Metzler 'sehe Sammlung bildet das Fle chtenherbar
einen hervorragenden Teil unseres Gesamtherbars. Die Arnold'
sehen Flechten sind einstweilen noch fascikelweise in einem
Schranke aufbewahrt.
Noch andere schätzenswerte Geschenke sind uns zuge-
gangen; sie alle finden sich in dem dazu bestimmten Verzeichnisse
dieses Berichtes angeführt.
Gekauft wurden von Herrn J. Dörff 1er in Wien 84 Exem-
plare Herbarpflauzen, aus verschiedenen Gegenden stammend ; es
sind meistens Pflanzen, die uns fehlten. Herr E. Martin Reineck
in Arnstadt schickte 141 Nummern von ihm und Herrn Jos.
Czermak gesammelter brasilianischer Pflauzen zur teilweisen
Begleichung eines Abonnements. Prächtige Blütenstände des
Zuckerrohrs erwarben wir von Herrn Dr. Be necke, der sie
in Midden-Zara gesammelt, und von Herrn Marloth in Berlin
ein schönes Exemplar der Welivitschia mirabilis nebst anderen
Pflanzen aus Südwest-Afrika.
Schließlich sei noch erwähnt, daß von dem Sektionär
Prof. Möbius in den Abhandlungen der Senckenbergischen
Naturforschenden Gesellschaft, Bd. XX, erschienen ist: „Der
japanische Lackbaum, Rhus vernicifera DC. Eine morphologisch-
anatomische Studie. Mit 1 Tafel und 20 Abbildungen im Text".
Oberlehrer J. Blum.
Professor Dr. M. Möbius.
5. Bericht der geologise h-palaeontologisc hen
Sektion.
Wir können auch dieses Jahr über ein beträchtliches
Wachstum der von uns verwalteten Sammlungen berichten;
auch heuer wurden besonders interessante Objekte und Suiten
teils durch Schenkung, teils durch Tausch und Kauf erworben.
— XCVI —
Unter den Geschenken, die wir dem liebenswürdigen Interesse
an unserer Sammlung und au den Zwecken derselben verdanken,
lieben wir folgende hervor:
Ungemein freigebig bedachte uns Herr J. Zinndorf von
Offenbach a. M., der sich dem Studium der Geologie von Offen-
bachs Umgegend schon mehrere Jahre mit großem Fleiß und
Sachkenntnis widmet, mit den wundervollen verkiesten Kon-
chylien aus der in der Hafenbaugrube bei Offenbach von ihm
entdeckten oligocänen Süßwasserschicht. Zur Konservierung
dieser an der Luft leicht zerfallenden, verkiesten Schnecken
und Muscheln wurden dieselben in Schellaklösung untergetaucht,
bis keine Luftblasen mehr aufstiegen und dann rasch getrocknet.
In derselben Baugrube, die ich mit Herrn Zinndorf mehrfach
besucht habe, lagen im unmittelbar Hangenden jener oligocänen
Schichten, nämlich in der mit Schlicksand wechsellagernden
jiingdiluvialeu Schotterterrasse, der sog. Niederterrasse, eine
ziemlich große Anzahl von mehr oder weniger großen bearbeiteten
Baumstämmen, deren Erhaltung auch nur Herrn Zinndorf zu
danken ist. Der größte Teil derselben kam in das historische
Museum.
Von Herrn Cand. rer. nat. Philipp wurden heuer
im Rupelthon von Bodenheim gut erhaltene Tentaculites maximus
Ludw. entdeckt und dem Museum ein paar Stücke dieses merk-
würdigen Fossils abgegeben ; es ist der erste Fund dieses
Pteropoden im rheinischen Rupelthon, seit Volger bei Nierstein
eine große Zahl solcher gefördert hat.
Zu den merkwürdigsten geologischen Erscheinungen, die
in hiesiger Gegend in neuester Zeit zu beobachten waren, ge-
hören die kuppelartigen Gewölbe im untermiocänen Algenkalk
der Sachsenhäuser Höhe. Etwa 2,5 — 5 m unter der denu-
dierten, ehedem mit Diluvialsand überschütteten Oberfläche des
untermiocänen Kalkes wurden jene beim Ausgraben des neuen
Wasserreservoirs freigelegt. Für die förderliche Unterstützung,
die ich bei der Untersuchung jener Gebilde erfuhr, und für die
Zuwendung charakteristicher Gesteinsstücke aus jener Bau-
grube sind wir den Herren Ingenieuren Sattler, Meinicke
und Tappe, für die sehr gefällige photographische Aufnahme
jener Gewölbe Herrn Ingenieur Zickendraht sehr zu Dank
verpflichtet.
— XCVII —
Durch die liebenswürdige Aufmerksamkeit des Herrn Pfarrer
Lommel iu Nieder-Ursel wurden wir von dem Vorkommen
von tertiärer Braunkohle bei Nieder-Ursel in Kenntnis gesetzt
und mit einer Zahl sie begleitender Früchte beschenkt. An
anderer Stelle dieses Berichtes soll dieser Fund einer kleinen
oberpliocäneu Flora besprochen werden.
Wieder ist unsere die Geologie von Frankfurt und Um-
gebung demonstrierende Sammlung durch das Schädelchen
von Spermophilus rufescens, einem Zeugen der Steppenzeit
unserer Landschaft, aus dem Löß bei Höchst a. M., ein Ge-
schenk von Herrn G. Schäfer daselbst, vermehrt worden.
Durch die Zuwendung von Herrn von Reiuach ist nicht
allein die Zahl der Anthracotherienreste in der palaeontologischen
Sammlung gemehrt worden; die Anthracotherienkiefer von
Pralecini Bolca gehören auch einer anderen Art an als unsere
Anthracotherienreste von Cadibona und Seckbach (Frankfurt.).
Zu den wissenschaftlich wertvollsten Geschenken gehören
schon lange, Jahr aus Jahr ein, diejenigen, w^elche uns durch
den Sammeleifer unseres korrespondierenden Mitgliedes, Herrn
Oberingenieur K. Brandenburg in Szeged zugehen, sie haben
heuer die Sammlung der Ammoniten sowohl aus den Klaus-
schichten von Swinitza, wie auch aus den ihnen im Horizont
nahestehenden Schichten von Villauy bereichert. Ich glaube
unter den Ammoniten von Villany, abgesehen von den Peris-
phincten, drei Arten zu erkennen, die auch Swinitza eigen
sind — Lytoceras adeloides, PhyUoceras mediterraiieum und
Ph. flabellatum. Dem Stephanoceras coronatum Schloth. sp.
nach zu urteilen ist der Horizont von Villany etwas tiefer als
der von Swinitza. Ein Ammonit von Swinitza war von der
Posidonomya alpina begleitet, sodaß es sich auch hieraus zeigt,
daß die Posidonomyenkalke und die Schichten der Oppelia fusca,
d. h. die Klausschichten, von gleichem Alter sind. In der
Sendung von Fossilien aus den pontischen Schichten von Königs-
gnad begleitete das seltsame Cardium semseyi ein fein-
rippiges, fast kugeliges großes Cardium. Überraschend ist eine
Natica in den brackischen Schichten von Dios Jenö mit Ceri-
ihiu m margaritaceum.
Seltsame, gebogene, cylindrisclie, oberflächlich runzelige,
kalkige Fossilien kamen uns aus der Kreide von Alkoy, Spanien,
7
— XCVIII —
von Herrn Professor Boscä in Valencia zu; sie scheinen
Steinkerue von Teredinen von beträchtliclier Weite der Röhre
zu sein.
Durch die Schenkung von Herrn Prof. Dr. Richters ist die
Zahl unserer flossilienführenden nordischen Geschiebe nicht un-
beträchtlich vermehrt worden. Nicht minder erwünscht war
uns eine Zahl von Stücken, die, wie Steinsalzmetaraorphoseu
und gewundenes faseriges Steinsalz, die Sammlung allgemein
geologischer Erscheinungen ergänzend bereicherte. Außerdem
heben wir noch besonders hervor einen Limnlus ivalchi und das
Prachtstück eines Eryon.
Eine Suite interessanter zoo- und phj'topalaeontologischer
Fossilien, die uns durch die freundliche Vermittelung von Herrn
Dr. Kobelt aus dem Museum von Savona von Herrn Prof.
Pacini-Candelo zugegangen ist, stammt wohl auch wie
unsere Sammlung von Polsica in Oberkrain aus dem Unter-
oligocän.
Zu den instruktivsten Objekten, die allgemein geologische
Vorgänge vor Augen führen, zählt ein mächtiger Block Schratten-
kalk, an welchem die der Erosion und Lösung beizumessende
Karreubildung in vorzüglicher Weise zu sehen ist.
Sehr verbunden sind wir unserem korrespondierenden Mit-
gliede Herrn Dr. Verbeek in Buitenzorg, unserer Sammlung
einige der von ihm entdeckten und wissenschaftlich behandelten
sog. „Mondsteine", die als Mondaus würfliuge gedeutet werden,
gewidmet zu haben.
Von Herrn Prof. Dr. Mühlberg in Aarau kam uns als
Tauschsendung eine Sammlung von Gegenständen zu, die nach
den verschiedensten Richtungen hin unsere Sammlung der all-
gemein geologischen Erscheinungen, die erst seit 10 Jahren
angelegt ist, ergänzen. ^ Fast jedes Stück demonstriert einen
Vorgang, der in unserer Sammlung noch nicht zur Darstellung
gelangt war. Hier ist uns wieder der so sehr beengte Raum
recht fühlbar, um so fühlbarer, da sich gerade an dieser Samm-
lung ein sehr lebhaftes Interesse der Besucher des Museums
zeigt. Unter den Objekten obiger Sendung heben wir vor
Allem solche hervor, deren Oberfläche vom Gletscher geschliffen
und geschrammt scheint, die Ritze und Schliffe aber im einen
Fall bei einem Bergsturz erhielt, im anderen durch auf ihr ver-
— XCIX —
kehrende genagelte Sclmlie u. dergl. ; dazn kommen Gesteins-
stücke mit verschiedenen künstlich erzengten Bruchflächen und
natürlichen Zerklüftungen und Rutschstreifen, besonders Zerreis-
sungeu au Kalksteinen, ferner Gerolle mit Schlagfiguren und
solche mit Eindrücken infolge Auflösung im Kontakte mit
anderen Gerollen. Mannigfaltig sind auch die Verwitterungs-
erscheinungen vertreten, auch gequetschte GeröUe. Dazu kommen
noch Nilsedimente von verschiedener Korngröße und verschie-
denem x^lter und Wüstensand. Endlich war dieser reichen
Sendung noch eine größere Suite der wichtigsten Arten aus der
Mikrofauna des Hauptrogensteins in Baselland beigefügt. Höchst
instruktiv sind zwei Stücke aus dem Keupergips, das eine mit
Adern von Bittersalz ; im anderen ist das Bittersalz ausgelaugt,
die ehemalige Lagerung des Salzes kann man aber noch deutlich
erkennen.
Tauschsendungen wurden nach verschiedenen Seiten gemacht,
um größere Suiten oder Einzelobjekte für unsere Sammlung zu
erwerben. Es ging eine große Sendung von Tertiärpfianzen aus
hiesiger Gegend an das National-Museum in Washington,
um unter anderem dikotyle Reste aus der Potomacflora zu er-
halten, eine Sendung von Süßwasserkonchylien aus dem Mainzer
Becken, aus der Krim, aus Ungarn und Slavouien an das Ham-
burger Museum, um Interessantes aus Holstein etc. zu er-
halten. Die Sendung an Dr. H. Fischer in Zofingen hatte
den Zweck, gewisse jurassischeFossilien, die an Prof. Dr. Hoernes
in Graz, um alpine Fossilien zu erlangen; auch an Prof. Cana-
vari in Pisa werden wir baldmöglichst eine Tauschsendung
machen.
Dieses Jahr kam die Bestimmung der Pflauzenreste des
Mainzer Tertiärbeckens unseres Museums, die, soweit es nicht
schon früher durch Dr. Ge^^ler geschehen war, Herr Professor
H. Engelhardt in Dresden die Güte hatte zu übernehmen,
zum Abschluß und zwar durch die Bestimmung der reichen Samm-
lung von Salzhausen, die wir zum größten Teil dem Sammel-
eifer von Dr. 0. Boettger danken, und die aus dem Schleich-
sandstein des Untermainthals (Seckbach), von Rheinhessen und
Rheingau. Auch die Bestimmung von tertiären Pflanzen von
Lokalitäten, die außerhalb des Mainzer Beckens liegen, hat
Herr Prof. EnoeUiardt schon begonnen. Die Aufstellung der
— _c —
Salzhauser Flora geschah so wie voriges Jahr die von Münzen-
berg derart, daß jede Species nur in einem Exemplar aus-
gestellt ist. Neu aufgestellt und etikettiert ist auch die schöne
und reiche Flora von Himmelsberg bei Fulda, die aus den Auf-
saramlungen von E. H a s s e n c a m p sta mmt.
Nach den Bestimmungen von H. E n g e 1 h a r d t kommen
zu der Liste fossiler Pflanzen aus dem Schleichsand (Senckenb.
Bericht 1884 p. 215 u. 216) noch folgende Pflanzen:
Isöetes sp. ? BanJcsia louffi folia Ung. sp.
Poacites sp. Cinnamomwm roßmäßleri Heer.
Qiiercus pseudolaurns Ett. Celastrus eurojxieus Ung.
— elaena Ung. Bumelia minor Ung.
cf. Apocynopliyllum penninervium Bhamnus gaudini Heer.
Ung. Andromeda protogaea Ung.
Immerhin ist diese Flora, verglichen mit der ihr zeitlich
vorausgehenden aus dem Rupelthon von E'lörsheim, wie mit den
ihr zeitlich folgenden aus dem oberoligocänen Blättersaudstein
von Münzenberg und der untermiocänen Braunkohle von Salz-
hausen und Bommersheim, arm. Die Flora von Salzhausen
erwies sich in unserer Sammlung reicher an Arten, als sich
nach den Publikationen von E,. Ludwig (Palaeont. VIII) und
C. von Etti nghausen (Wiener Sitzungsber. Bd. 57, 1. S. 807-890)
ergeben hat. Hierzu kommen noch:
Imhricaria ziegleri Geyl. Pterocarya denticulata Web. sp.
Sphaeria ulmi Geyl. Acer trilobatum v. producta.
Xylomites varius Heer. — integrilobum Web.
Sclerotium acericola Heer. — tricuspidatum AlBr.
Pteris parschlugiana Ung. Laurus lalages Ung.
Widdringtonia ungeri Endl. — ocoteaefolia Ett.
Poacites cacspitosus Heer. Myrica longifolia Ung. ?
Juncus retractus Heer. — lignitum Ung.
Salix macrophylla Heer. — studeri Heer.
— integra Goepp. — banksiaefolia Ung.
— media AlBr. Sophora eiiropaea Ung.
— tenera AlBr. Bhamnus rectinervis Heer.
Populus mutahilis v. lancifolia Celastrus murcfdsoni Heer.
Carpinus grandis Ung. ApocynopJiyllum helveticum Heer.
Fagus dentata. Nyssa ornithobroma Ung. ?
Quercus nereifolia AlBr. — nertumni Ung.
— hamadryadum. Pisonia lancifolia.
Ficus dubia Heer. Sapindus falcifolius Ung.
Platanus aceroides Goepp. Prunus grandifolia Ldw.
Juglans acuminata v. latiloba.
— CI —
Wir kommen zu dem Berichte über die Ankäufe.
Aus den diluvialen Mosbaclier Sauden ist uns heuer manches
geworden, was wissenschaftlich bedeutsam ist, auch bisher nicht
oder nicht in solcher Vollkommenheit in der Sammlung vor-
handen war; da sind zu nennen: eine ünterkieferhälfte von
Felis leo fossüis, das enorme Geweih von Alces latifrons, die Ober-
armkuochen der zwei Rhinoceroten. Zum Zwecke der Bearbeitung
der Mosbacher Säugetierreste erhielten wir heuer wieder den
Besuch von Herrn Dr. H. S c h r o e d e r aus Berlin, diesmal um die
Elephasreste aufzunehmen. So schreitet nun doch diese Arbeit fort.
Wenn auch unter den angekauften Weinheimer Meeres-
saudfossilien sich außer Avicula kaum etwas neues fand, so
enthielt diese Kollektion doch eine Zahl seltener und wertvoller
Petrefakten, die sich im Tauschverkehr schon wieder bezahlt
machen.
Da unsere Sammlung in der Säugetierfauna von Mosbach
eine Tierwelt besitzt, die uns ein besonders warmes Klima
während einer Interglacialzeit deutlich vor Augen führt, und
dann auch eine Flora aus der der Glacialzeit unmittelbar voraus-
gehenden Oberpliocänzeit enthält, so war es uns recht will-
kommen, eine Kollektion von Pflanzenabdrücken aus der inter-
glacialen Höttinger Breccie erwerben zu können, welche nicht
minder die klimatischen Verhältnisse einer Interglacialzeit zur
Darstellung bringt.
Die Gelegenheit, Reste von alttertiären Säugern aus den
Phosphoritlagern aus dem Quercj' zu erwerben, haben wir
soweit wie möglich genützt und sind hierbei aufs dankens-
werteste von der herpetologischeu Sektion finauziell unterstützt
worden.
Aus den neuen Erwerbungen von Münzenberger Pflanzen-
resten ist vor Allem der Hohlabdruck von Pinus grossana, die
uns noch fehlte, bemerkenswert.
Nicht unwesentliche Bereicherung und Ergänzung hat
die Sammlung durch den Ankauf des geologisch - palaeontolo-
gischen Teiles des Dr. Volger'schen Nachlasses erfahren. Unter
den Objekten, die aus der hiesigen Gegend stammen, nennen wir
vorerst die Gesteinsproben und Fossilien, die bei einer Brunnen-
grabung hinter der Friedberger Warte 1859 gefordert worden
sind. AVas aus dem Erworbenen für die Schichteufolgen im
— CII —
Norden von Frankfurt sich ergiebt, ist an anderer Stelle mit-
geteilt, ebendaselbst ist auch das wertvollste Fossil, das bei
dieser Grabung gewonnen wurde, besprochen. Sehr selten sind
bisher in den Tertiärschichten die Teile der Vorderextremität
eines Handflatterers in einigem Zusammenhang gefunden
worden. Bekanntlich ist 1843 seitens der Stadt eine Tiefbohrung
im Norden derselben unternommen worden, um einen artesi-
schen Brunnen zu gewinnen. Der Zweck wurde nicht erreicht.
Eine Bohrprobe aus einer Tiefe von 406 — 449' ergab, daß hier
erst der Horizont des Cyreuenmergels erreicht worden war.
Diese Bohrung wurde hier sowenig zu Ende geführt, wie diejenige,
welche dem städtischen Schwimmbad 1893/94 das Wasser liefern
sollte. — Soweit die Stücke aus hiesiger Gegend stammen, sind
noch 2 Schädelchen aus dem Aulehm zu nennen, das eine einem
Hund, das andere einem Wolf zugehörig. In der ansehnlichen
Sammlung von Petrefakten im Dachschiefer, der wahrscheinlich
von Caub a. Eh. stammt, sind außer Rhipidophijlhuu noch Pleuro-
dictyum probleynaticum^ Poteriocrimis, Homalouotus, Phacops, ferner
Bivalven und Orthoceren ziemlich zahlreich vertreten ; an einem
Exemplar von Pleurodidyum sieht man auch die S förmig gekrümmte
Wurmröhre in der Mitte des Kelches. Während aber im Spirifereu-
sandsteiu das Fossil der Steinkern ist, ist das Fossil im Dachschiefer
der verkieste Korallenstock. Besonders interessant sind ein paar
Fetzen der Oberhaut von Panzerfischen, wahrscheinlich Asterolepis.
Erwünscht waren uns als zukünftige Ausstellungs - Objekte
größere Platten mit Pflanzenresten aus dem Carbon von Waiden-
burg, Lugau, Wettin und Saarbrücken. — Aus der großen Zahl
von Platten aus dem tertiären Meeresthon von Nierstein, die
durch unpassenden Aufbewahrungsort völlig verschimmelt waren,
gelang es nur an 1 Exemplar und zwar durch Spaltung, Tenta-
culltes maximus Ludw. freizulegen. Unsere Sammlung aus dem
Coralrag von Nattheim ist durch eine ziemlich ansehnliche Zahl
von Fossilien von dort, zunächst Korallen, vermehrt worden.
Zu den wohlbekannten Fußspuren von Chirothcrium von
Hildburghausen kamen heuer solche vom Elchsfeld, geschenkt
von Herrn Dr. Loretz, dann durch Kauf eine Platte mit Fuß-
spuren von Jchnkmi sphaerodactijlimi von Tambach aus dem
Gotha'schen Museum und eine Platte von Saurichnites lacer-
toides aus der Volger' scheu Sammlung.
— cm —
Als Lehrmittel für die geologischen Vorlesungen wurde
Potonies, „Eine Landschaft zur Steinkohlenzeit" angekauft.
Schließlich ist noch eine Angabe im vorjährigen Sektionsbericht
richtig zu stellen. Die Bezeichnung des pag. LXXXVII unten
als Haploccras aufgeführten Ammoniten ist nach der sehr
gefälligen Bestimmung des Herrn Professor Dr. Victor Uhlig
in Prag in Kcpplerites zu ändern, eines Ammonitengenus, das
im Osten nicht selten ist Zu meinem großen Bedauern bin
ich noch nicht im Besitze der Litteratur, die zur Bestimmung
der Pojnla?itj-F eiima. nötig ist.
Auch heuer erhielt unsere Sammlung zahlreichen Besuch
von Fachgenossen: Herr Dr. G. Greim von Darmstadt, Dr.
O.M. Reis aus München, Dr.H. Schroeder von Berlin, Professor
Dr. E. Koken von Tübingen, Professor Dr. Liebisch von
Halle a. S., Dr. AI. Steuer von Darmstadt, Professor Dr.
Aug. Nies von Mainz und Dr. Lorenz von Wien.
Professor Dr. F. Kinkelin.
Professor Dr. 0. Boettger.
B. Protokoll-Auszüge.
Samstag, den 21. Oktober 1899.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Der Vorsitzende begrüßt die zahlreich erschienenen Mit-
glieder zum Beginn des Wintersemesters mit dem Wunsche,
daß sich die wissenschaftlichen Sitzungen der Gesellschaft wieder-
um des gleichen Interesses erfreuen mögen wie in den früheren
Jahren.
Aus den Vorkommnissen des abgelaufenen Sommers ist der
herbe Verlust hervorzuheben, den die (Gesellschaft durch das
am 16. Juli d. J. erfolgte Hinscheiden ihres „ewigen Mitgliedes",
des Herrn Albert Keyl, erlitten hat. Der Verblichene hat
die erste Anregung zur Ausführung des seit langen Jahren als
notwendig erkannten Museums- Neu b aus gegeben, indem
— CIV -
er der Gesellschaft hierzu ein ansehnliches Kapital zur Verfügung
gestellt hat. Sein Vorgehen ist nicht vereinzelt geblieben;
zahlreiche Schenkungen anderer hochherziger Gönner bezeugen
die allgemeine Sympathie, welche Frankfurts Bürgerschaft dem
Vorhaben der Gesellschaft entgegenbringt und sie in der zu-
versichtlichen Hoffnung bestärkt, daß vielleicht schon im kom-
menden Jahre mit dem Neubau begonnen werden kann.
Ein anderer Verlust hat die Gesellschaft vor wenigen
Wochen durch den jähen Tod des Afrikareisenden Dr. med.
Georg Kolb aus Wiesbaden betroffen. Er ist am 18. Sep-
tember d. J. bei einer Nashornjagd in der Nähe des Rudolfsees
an der Grenze zwischen Deutsch- und Britisch-Ostafrika von
einem Rhinoceros getötet worden. Einsam in der Heide, etwa
30 Kilometer nördlich Msaara, liegt das Grab des kühnen
Forschers, ein einfacher Steinhügel, von einem seiner Begleiter
mit der deutschen Flagge bedeckt, für die der Verstorbene stets
mit Mut und Ehre eingetreten ist. Kolb hatte sich zu An-
fang des Jahres 1894 nach Ostafrika begeben, um sich der so-
genannten „Freiland-Expedition" anzuschließen. Nachdem sich
dieselbe jedoch bereits vor seiner Ankunft aufgelöst hatte,
unternahm der kühne Forscher von Mombasia aus auf eigene
Faust eine Expedition in das Innere und hat auf derselben
zweimal den Kenia bestiegen. Vor zwei Jahren hat sich Kolb
längere Zeit durch Studien im hiesigen Museum auf eine neue
Reise nach dem aequatorialen Afrika vorbereitet und ist in
dieser Zeit'den Mitgliedern der Gesellschaft durch einen interes-
santen Vortrag bekannt geworden, den er am 23. Oktober 1897
über seine Expeditionen zum Berge Kenia*) gehalten hat. Eine
Suite wertvoller Naturalieu, welche der Verstorbene auf
seinen Reisen gesammelt hat, ist der Gesellschaft von seiner
Mutter überwiesen worden.
Sodann hält Herr Prof. Dr. H. Scheuck aus Darmstadt
einen Vortrag:
„Über die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen
und Ameisen im tropischen Wald".
Nach einigen einleitenden Bemerkungen über die Bezieh-
ungen zwischen Pflanzen und Tieren hebt der Vortragende hervor,
*) „Bericht d. Senckenberg. Naturf. Ges.," 1898. Seite C.
— cv —
daß gerade in den Tropen mit ihrer überaus reichhaltigen Vege-
tation sich sehr eigenartige Beziehungen zwischen den dort
ungemein häufigen und artenreichen Ameisen und bestimmten
Gewächsen herausgebihlet haben. Man kennt jetzt schon eine
große Anzahl von Bäumen und Sträuchern, welche konstant
von kleineu Ameisen bewohnt werden und mit diesen Tierchen
eine Art von Symbiose, ein Schutz- und Trutzbündnis, einge-
gangen sind. Am genauesten bekannt sind dank den Beobach-
tungen von Th. Belt, Fritz Müller und W. Schimper
einige Arten der südamerikanischen, zu den Moraeeen gehörenden
Gattung Cecropia, die sog. Imbaüba-Bäume, welche in ihren
hohlen Stämmen Kolonien der kleinen, bissigen Ameise Äxteca
instahilis beherbergen. In zwei Punkten zeigt sich eine deut-
liche Anpassung des Baumes an seine Bewohner; erstens werden
diejenigen Stellen des hohlen Stammes, welche von den Ameisen
später zu Eingangsöffnungen durchnagt werden, bereits von der
Pflanze vorgebildet, uud zweitens erzeugen die Blätter am 6*runde
der Blattstiele auf eigentümlichen Haarpolstern kleine, sich los-
lösende, nährstoffreiche Körperchen, welche zu der Kategorie
der mehrzelligen Haare zu rechnen sind und den Ameisen zur
Nahrung dienen. Die Azteca-Ameise ist andererseits dem Baume
von größtem Nutzen, indem sie ihn schützt gegen die Angriffe
einer anderen Ameisenart, der Saüba oder Blattschneide- Ameise,
die oft in Scharen viele Pflanzen der Tropenwälder befällt,
die Blätter in Stückchen zerschneidet und in ihre Nester schleppt
und so in kurzer Zeit ganze Bäume zu entlauben vermag. Die
Blattschueide-Ameisen benutzen, wie Alfred Möller klar
nachgewiesen hat, die in ihre meist unterirdischen Nester ein-
geschleppten Blattstückchen, um auf denselben einen Pilz,
Roxites gongijlophora, in die Verwandtschaft unseres Fliegen-
pilzes gehörig, regelrecht in Reinkultur zu züchten. Sie ernähren
sich von eigenartigen Anschwellungen der Pilzfäden, welche
das Kammerwerk der Nester durchwuchern, ziehen diesen Pilz
also geradezu als Kulturpflanze. Neuerdings sind auch im
tropischen Asien pilzbauende Termiten beobachtet worden.
Außer den Cecropien gibt es in den Tropen beider Hemi-
sphären noch zahlreiche andere sogenannte Ameisenpflanzen oder
Myrmekophyten, welche ständig von Ameisen bewohnt werden ;
aber nur bei den wenigsten ist bis jetzt nachgewiesen, daß die
— CVI —
Ameise auch wirklich der Pflanze eiueii ganz bestimmten
Nutzen bringt. In den Tropen der alten Welt fehlen die Blatt-
schneide-Ameisen; da mögen es andere Insekten sein, welche
abgehalten werden.
Erwähnt und geschildert werden als weitere Beispiele
Humboldtia laurifolia und Diiroia Jiirsuia mit Ameisenwohnungen
in hohlen Stämmen, Myrmecodia und HijdnopJtijtum mit großen
Knollen, welche von Hohlräumen durchzogen sind und in den-
selben die Nester beherbergen, Microphysca und Tococa, bei
denen an den Blättern Höhlungen gebildet werden, und endlich
Acacia sphaer acephala und cornigera mit ihren hohlen, aufge-
blasenen Nebenblattdoruen. Morphologisch sind es also sehr
verschiedene Gebilde, die zu Ameisenwohnungen hergerichtet
erscheinen und biologisch demselben Zwecke dienen.
Zum Schluß werden die sog. extranuptialen Honigdrüsen
erwähnt, welche bei vielen Tropenpflanzen, aber auch bei einigen
Gewächsen unserer Flora, an den Blättern oder Blattstielen
sitzen und Honig abscheiden. In gewissen Fällen ist beobachtet
worden, daß auch diese Honigdrüsen von Ameisen besucht
werden, und daß diese Tierchen den betreffenden Pflanzen
Schutz gegen schädliche andere Insekten gewähren; indessen
bedarf die Frage nach der Bedeutung der extranuptialen Honig-
drüsen noch weiterer Untersuchungen.
Erläutert werden die Ausführungen des Vortragenden durch
11 große Wandtafeln, welche die wichtigsten Ameisenpflanzen
zur Darstellung bringen, sowie durch getrocknete Pflanzen und
andere Sammlungsobjekte, Photographien und Zeichnungen.
Der Vorsitzende dankt dem Redner für den hochinteres-
santen Vortrag und bittet ihn, die Gesellschaft recht oft in
freundnachbarlicher Weise mit seiner Gegenwart zu beehren.
Samstag, deu 4. November 1899.
Vorsitzender : Herr Dr. August K n o b 1 a u c h.
Der Vorsitzende gedenkt zuerst der am 8. d. Mts. statt-
findenden Eröffnung des K ö n i g 1. Instituts für experimen-
telle Therapie, durch welches den naturwissenschaftlichen
und medizinischen Schöpfungen Senckenbergs ein engver-
wandte Ziele erstrebendes Institut angefügt wird. Der verdienst-
— evil —
volle Leiter desselben, Herr Geh. Mediziual-Rat Prof. Dr. Paul
Ehrlich, ist wegen seiner bahnbrechenden Untersuchungen über
„das Sauerstoffbedürfnis des Organismus" am 10. März 1887 mit
dem T i e d e m a u n p r e i s e ausgezeichnet worden. Seither korre-
spondierendes Mitglied der Gesellschaft, ist Herr Geh. Rat
Ehrlich nunmehr als arbeitendes Mitglied in die Ver-
waltnng eingetreten.
Herr Prof. Dr. L. Edinger spricht hierauf über:
„Das Gedächtnis der Fische."
Die wissenschaftliche Psychologie hat bisher, weil sie
wesentlich von der Selbstbeobachtung des Untersuchenden oder
von dem an anderen Menschen Beobachteten ausging, bekanntlich
sehr wenig Gewicht auf die entsprechenden Erscheinungen ge-
legt, welche die niederen Tiere darbieten. Wo es geschah, ist
es mit unglaublicher Verkennung der Beurteilungs- und Be-
obachtungsmethoden geschehen. Man verurteilt jetzt mit Recht
den Standpunkt der Romanes, Büchner, Brehm, welche
überall menschliche Triebe, Veranlassungen, Überlegungen sehen.
Auch der alte und immer wiederkehrende Versuch, eine scharfe
Grenze zwischen „Verstand" und „Instinkt" zu ziehen, hat der
Entwicklung einer wirklich wissenschaftlichen Tierpsj-chologie
mehr geschadet als genützt. Dazu kommt noch als drittes
Schadenmomeut, daß viele derjenigen, welche Psychologie trieben,
von der Tierbeobachtung nichts verstanden, und daß die meisten
der Tierbeobachter den wissenschaftlichen Fragestellungen zu
fern standen. So konnte es einerseits zu einem anscheinend
ausgebauten Stückchen Tierpsychologie kommen, mit dem kaum
etwas anzufangen ist, wenn man nach der Sicherheit der Unter-
lagen sich umthut, und andererseits zu einer jetzt schon sehr
großen Sammlung von Tierbeobachtuugen, welche von jenen
Psychologen beeinflußt, also nicht objektiv sind. Die expe-
rimentelle Physiologie des Nervensystems ist jetzt in mancherlei
Hinsicht gut ausgebaut, von der Anatomie des Tiergehirns
wissen wir ebenfalls jetzt viel mehr als früher, so viel, daß man
wohl einmal den Versuch wagen konnte, zu untersuchen, wie
weit die Leistungsmöglichkeit der einmal bekannten Apparate
geht, welche B^inktionen mijglicli werden, wenn zu einzelneu
Hirnteileu neue hinzutreten. Es liegt eine große und heute schon
— CVIII —
zum Teil lösbare Aufgabe für diejenigen vor, welche, das Be-
kannte beherrschend, an die Tierbeobachtung ohne Voreinge-
nommenheit herantreten.
Glücklicherweise hat uns die Beobachtung an Menschen
und Säugern, die anatomische und physiologische Beobachtung,
wenigstens schon soviel gelehrt, daß wir einen festen Ausgangs-
punkt haben. Zunächst wissen wir, daß einzelne Hiruteile be-
stimmten Tieren fehlen und erst bei anderen, gewöhnlich höheren,
auftreten, und wir nehmen wahr, daß mit diesem Neuauftreten
ein vergrößertes Können nach bestimmten Richtungen hin ver-
bunden ist. Ja, man kann schon heute für einzelne Ganglien
und Faserzüge des Gehirns nachweisen, daß sie wohl geeignet
sind, bestimmten seelischen Thätigkeiteu als Unterlage zu dienen.
Der Vortragende erläutert dies näher an den Sehbahnen,
die in der Gesellschaft schon mehrfach besprochen worden sind.
Der Sehnerv endet in bestimmten Zentren des Gehirnes und
mit diesen verbindet sich ein Teil der Hirnrinde, die Sehrinde.
Über die ßindenfunktion sind wir ziemlich gut unterrichtet,
aber sehr wenig wissen wir über die Leistungsfähigkeit der
primären Zentren. Können auch diese Eindrücke zurückhalten?
Gehen auch von ihnen Bahnen aus, welche die Verwertung er-
haltener Eindrücke zu späteren Thätigkeiteu ermöglichen? Ist
das Gedächtnis nur eine Funktion der Rinde, oder kommt es
auch tieferen Hirnteilen zu? Falls die letztere Frage bejahend
gelöst werden kann, erhebt sich sofort die neue, was an Mehr
durch das Auftreten der Hirnrinde für das Seelenleben ge-
wonnen wird.
Diesen Fragen sollte eine Enquete näher treten, welche
der Vortragende im Laufe des Jahres 1897 angestellt hat. Es
kam darauf an, ein möglichst reiches Beobachtungsmaterial
zu erhalten, und deshalb wurde ein entsprechender Aufruf an
eine Anzahl von Fischerei- und Aquarien-Zeitungen, auch an
einige naturwissenschaftliche Blätter des In- und Auslandes
versendet. Aus diesen übernahm ihn erfreulicherweise die
politische Presse.
Dieser Aufruf hatte einen überaus erfreulichen Erfolg. In
wenig Monaten erhielt der Vortragende aus allen Teilen der
Erde, aus Deutschland, England, Frankreich, aus Nordamerika,
Canada, Slam, Indien, von überall her reichliche Zuschriften.
— CIX —
War einmal das große luteresse überraschend, das von Fiscli-
züchteru, Auglern, Naturforschern und Naturliebhabern an der
Beantwortung der Frage genommen wurde, so war auch be-
sonders überraschend und erfreulich der Umstand, daß nur
relativ wenige ganz unbrauchbare Zuschriften einliefen, daß viel-
mehr die Mehrzahl der Korrespondenten gut und einwurfsfrei
zu beobachten und zu berichten wußte.
Wir kennen das Gehirn der Knochenfische bereits ziemlich
genau. Die Sinnesuerven münden da alle nur in ihre primären
Endstätten, ganz die gleichen, in welche sie auch bei den
höheren Tieren reichen. Von diesen Endstätten führt aber nicht
die feinste Bahn zu irgend etwas, das einer Hirnrinde ähnlich
wäre. Die Rinde fehlt ganz. Diese Tiere sind also auf das
Arbeiten mit den primären Endstätten angewiesen.
Wenn wir nun ermitteln wollen, was dieser Apparat etwa
leisten kann, so müssen wir zunächst feststellen, welche Sinnes-
eindrücke von der Außenwelt her überhaupt von Fischen rezipiert
werden können. Sehen diese Tiere, hören sie, fühlen sie, be-
sitzen sie etwa Sinuesqualitäten, welche anderen Tieren fehlen?
Auf eine Rezeption von Reizen kann nur aus den Be-
wegungen, welche auf sie erfolgen, geschlossen werden.
Dabei kann zunächst völlig außer Betracht bleiben, wieweit
solche Reize perzipiert, d. h. wahrgenommen werden. Bekannt-
lich nimmt auch der Mensch, der doch mit einem feinen Wahr-
nehmungsvermögen ausgestattet ist, vielfach Reize auf, die er
nicht wahrnimmt, wenn seine Aufmerksamkeit nicht speziell,
darauf gerichtet ist; ja, er vermag gar nicht alle von ihm
rezipierten Reize zu erkennen.
Gewisse nur anscheinend seelische Erscheinungen müssen
bei der Untersuchung von der Betrachtung ausgeschlossen
werden, weil es sich dabei nie um Lernen handelt, vielmehr
im Bau des Körpers begründete Eigenschaften vorliegen. Es
giebt nämlich eine ganze Reihe von Erscheinungen in der Tier-
und Pflanzenwelt, welche beiden völlig geraeinsam sind und
jedenfalls ohne Mitwirkung irgend eines nervösen Apparates
zustande kommen. Nicht nur die Pflanze wendet sich dem
Lichte zu oder von ihm ab; auch bei den Tieren kommen
die Erscheinungen des Phototropismus, wie man dies Verhalten
nennt, ganz ebenso zur Beobachtung, selbst bei Tieren, welche
- ex —
noch nicht die Spur eines nachweisbaren Nervensystems haben.
Ähnliche Erscheinungen sind für die Wärme, für chemische
Reize und für die Ausrichtung zur Schwerkraft allen niederen
Tieren und Pflanzen gemeinsam. Eine Grenze nach oben hin,
also aufsteigend in dei' Tierreihe, kennen wir nicht. Wir haben
aber keinen Grund zur Annahme, daß das „Spielen der lustigen
kleinen Fischlein im Sonnenlicht" etwa auf anderen Prozessen
beruhen sollte, als das Aufsteigen der Larven niederer See-
tiere an die besonnte Meeresoberfläche oder als das Verhalten
einer bestimmten Bakterienart, welche sich immer nur nach dem
belichteten Teil ihres Aufenthaltsortes hinzieht. Das Verhalten
gerade dieser niedersten Lebewesen zum Licht ist so charakte-
ristisch und gesetzmäßig wie dasjenige des Magnets zum Eisen.
Zweifellos bringt die jüngste Brut der Fische, welche noch
mit anhängendem Dottersack umherschwimmt, ihr Verhalten
zum Licht, zur Wärme des umgebenden Mediums und wohl zu
mancherlei anderen Verhältnissen der Außenwelt gesetzmäßig
geordnet, also in ihrem Organismus begründet, mit zur W^elt.
Sehr wahrscheinlich gehört hierher auch das, was man ge-
wöhnlich „Flucht" nennt. Es ist schon zu einer Zeit vorhanden,
wo von einem ausgebildeten Nervensystem nicht die Rede sein
kann. Fertig mit zur Welt gebracht wird auch die Zusammen-
ordnung vieler Bewegungen, welche im Bau der Muskeln eben-
soviel begründet ist wie in der Anlage des Nervensystems.
Von einem Erlernen der Schwimmbewegung kann nicht
die Rede sein, wenn wir auch auf höheren Stadien der Tier-
reihe wahrnehmen, daß derartiges, der Gang, das Fliegen etc.,
anscheinend erlernt werden müsse. Übrigens kommt auch ein
großer Teil dieses letzteren „Lernens" nur auf die Kräftigung
der noch unzureichenden Muskulatur heraus, denn die mikro-
skopische Anatomie des Rückenmarks lehrt, daß alle Fasern und
Zellen, welche dem Gehmechanismus zu Grunde liegen, um die
Zeit, wo der Mensch laufen lernt, längst vorgebildet sind.
Es giebt nur wenige Untersuchungen über die Siunes-
rezeption der Fische. Aus diesen geht hervor, daß diese Tiere
chemische Reize empfinden, — Geschmack-, Geruchsinn —
daß sie Licht rezipieren und auch durch die Augen optische
Bilder bekommen, daß sie sehen, daß es fraglich ist, ob sie
überhaupt hören, daß aber kräftigere Erschütterungen des
- CXI —
Wassers, selbst solche durch Schallwellen, von ihnen wahr-
genommen werden. Schließlich hat man erkannt, daß in den
Kopfkanälen und in der Seitenlinie noch Sinnesorgane gegeben
sind, welche Druckschwanknngen des umgebenden Mediums
wahrzunehmen gestatten. E'ür alle diese Sinnesapparate kennen
wir heute nicht nur die Enden an der Körperoberfläche, son-
dern auch die Nerven und deren Enden im Gehirn. Wir wissen,
daß nicht ein einziger dieser Nerven weiter als bis zu seinem
ersten Endganglion reicht; aber wir kennen Faserzüge, welche
diese ersten Endganglicn in bestimmter, immer wiederkehrender
Weise untereinander verknüpfen. Ist dieser Apparat geeignet,
Eindrücke, die ihm zugeführt werden, irgendwie festzuhalten,
existiert eine Nachwirkung einmal stattgehabter Reize?
Eine Eigenschaft, welche schon an der kleinsten Fisch-
brut wahrgenommen wird, ist das Zurückweichen vor plötzlich
auftretenden optischen oder anderen Lichteindrücken.
Dieser „Fluchtreflex" besteht nun bei allen Fischen
fort in das reife Leben hinein ; er kann gesteigert werden, —
„die Fische sind scheu" — er kann herabgemindert werden —
„die Fische werden zahm". Daß Fische zahm werden, ist in
mehr als hundert Briefen berichtet. In den meisten B'ällen
handelt es sich um Goldfische, die im Aquarium gelernt haben,
vor ihren bekannten Fütterern nicht zu fliehen. Das Gleiche
w^ird aber auch von Forellen und anderen Fischarten, ja sogar
von Selachiern berichtet. Vielfach wurden Fische so zahm,
daß sie sich von der ihnen bekannten Person mit der Hand
ergreifen, aus dem Wasser nehmen und wieder hineinsetzen
ließen. Redner giebt hierzu zahlreiche Beispiele. Gewöhnlich
werden die Fische wieder scheu, wenn die Verhältnisse, unter
denen dieselben den „Fluchtreflex" verloren haben, geändert
werden. Auch dafür sind zahlreiche Beispiele berichtet. So
hat Herr Wallau in Mainz eine Regenbogenforelle so gezähmt,
daß sie das Futter aus der Hand nahm ; wenn er sie dabei am
Schwanz aus dem Wasser hob, kam sie auf drei Tage nicht
heran. Viele Beobachter sahen Goldfische, die schon ganz zahm
waren, wieder scheu werden, wenn sie, etwa durch Katzen
oder Amseln, gejagt worden waren. Überhaupt scheint das
Gejagt- oder Gestörtwerdeu die Fische, auch die vorher nicht
gezähmten, besonders scheu zu machen.
— CXII —
Eine bekannte Erfahrung der Fischer ist es auch, daß
einmal ausgefischte Plätze für längere Zeit von den Fischen
gemieden werden.
Die oben gemeldeten Erfahrungen über die Zähmung von
Fischen beweisen vielleicht schon, daß einmal erlangte Eindrücke
zurückgehalten werden können. Viel klarer aber geht das aus
den zirka 150 Briefen hervor, welche sich ausschließlich mit
dem Verhalten der Fische bei Fütterungen, sei es in
Teichen oder Flüssen, sei es im Aquarium, beschäftigen. Das
gleichmäßige Einerlei der Angaben in allen diesen Briefen ist
so groß, daß man die berichteten Thatsachen wohl als den Aus-
fluß der Gresamterfahrungen aller Fischbeobachter wird ansehen
dürfen.
Lange gefütterte Goldfische werden so zahm, daß sie
jedesmal an die Stelle herankommen, an welche der Fütternde
tritt. Auch wenn in dem Füttern eine Pause von Monaten ein-
tritt, verlieren sie nicht diese Gewohnheit. Das Gleiche wird
berichtet vom Barsch, von Scaphirhynchus^ von Ellritzen,
Bitterlingen, Schleien, Welsen, von Forellen und von diversen
Karpfenarten. Vielfach folgen in Teichen die Fische dem
Fütternden auf eine Strecke nach. Es scheinen gewisse Merk-
zeichen optischer Art zu sein, welche die Fische an die Fütterer
knüpfen. Viele Korrespondenten glauben, daß aus dem Ver-
halten des Fisches zur x\ngel Schlüsse auf das Vorhan-
densein etwaigen Gedächtnisses gezogen werden können.
Wenn wir auch noch lange nicht alle Momente übersehen
welche ein höheres Tier zur Nahrungsaufnahme bewegen, so
wissen wir doch schon jetzt, daß sich diese Momente analysieren
lassen, und daß es sich im Wesentlichen darum handelt, wie
stark der optische, chemische etc. Reiz ist, welcher von der
Speise ausgeht, in welcher Disposition er den Körper trifft,
und welche Einflüsse hemmend eintreten.
Fische gehen nur dann an die Nahrung heran, wenn
andere Sinneseindrücke von besonderer Lebhaftigkeit ausge-
schlossen sind, wenn sie „disponiert" (Hunger, Luft und Wasser-
beschaffenheit; vielleicht spielt auch die Elektrizität der Luft
und des Wassers eine Rolle) sind, und wenn das Gesamt-
verhalten der Nahrung einen zum Auslösen des Freß-
reflexes genügenden, vor Allem einen entsprechenden Reiz
— CXIII —
bietet. Ist das nicht V()llig der Fall, sieht z. B. ein künstlicher
Köder in einer wichtigen Beziehnug dem natürlichen nicht ähnlich
genug, oder sind die Bewegungen des schlecht aufgespießten
Wurmes andere als die des normalen, oder aber ist durch die
Hand des Fischenden dem Köder eine andere als die natürliche
Witterung gegeben, dann löst eben der unangemessene Reiz
die entsprechende Bewegung nicht aus. Die Auslösung erfolgt
auch nach dem Artcharakter verschieden; es giebt Fische,
welche bedächtig langsam an die Nahrung herangehen, und
andere, welche direkt auf sie losstürzen. Die trägen Karpfen-
arten und die lebhaften Salmoniden bilden hier zwei gute Proto-
type. Die Gierigkeit, mit der Tiere, wenn sie hungrig sind,
anbeißen, ist selbst für nahe verwandte Arten sehr verschieden.
Salmo salvelimis und Salmo trutta beißen gelegentlich in den
bewegten Finger. Salmo fario nie. Sättigung oder Hunger
erschweren, resp. erleichtern ebenfalls das Zustandekommen
der Reflexreize. Wir können uns auch denken, daß bestimmte
sensible Reize, Verwundungen z. B., die Tiere schwieriger bei
der Nahrungsaufnahme machen. Daß sie andererseits durch
Temperatur- und andere Witterungseinflüsse besonders leicht
zum Fressen kommen, weiß jeder Angler. Zirka 30 Mal ist
mitgeteilt, daß Raubfische, welche eben eine Angel abgerissen
hatten und sie im Munde trugen, gleich darauf oder auch
später von einer neuen Angel gefaßt wurden. Diese Fälle
beweisen nicht, wie die Korrespondenten meinen, daß die Tiere
kein Gedächtnis haben. Die Tiere können ja dem zweiten
Köder ebensowenig als dem ersten ansehen, ob ein Angelhaken
darin verborgen ist. Auch Menschen lassen sich durch den
gleichen Trick mehrfach täuschen. Dann wissen wir nicht, ob
Fische überhaupt Schmerzen von einem Anstechen der Mund-
höhle empfinden ; ja, es giebt eine Anzahl von Thatsachen, welche
Zweifel darüber aufkommen lassen, ob überhaupt das, was wir
Menschen Schmerz nennen, sehr weit hinab in die Tierreihe
reicht. Raubfische, bei denen der Trieb zur Nahrungsauf-
nahme, wie es scheint, immer ein lebhafterer ist, können ganz
kolossale Verletzungen ertragen, ohne daß sie deshalb aufhören
zu fressen.
Sehr vielfach wird hier auch ein, wie es scheint, zuerst
von Mob ins angestellter und berühmt gewordener Hechtver-
— CXIV —
such mitgeteilt, welcher nach Ansicht der Korrespoudenteu gar
nicht anders als durch die Annahme von Gedächtnis zu erklären
ist. In einem Aquarium wird ein Hecht von kleinen Futter-
fischen durch eine Glasscheibe getrennt. Angeblich fährt er
anfangs auf diese los und verletzt sich die Schnauze. Wird
nach einiger Zeit die Glasscheibe weggenommen, so geht das
Tier an die kleine Beute nicht mehr heran.
Dieser Versuch ist nicht ohne Weiteres beweisend. Einmal
ist zweifelhaft, ob wirklich der Hesht, welcher sonst, von seinen
Seitenorganen geschützt, jede Glaswand außerordentlich geschickt
zu meiden weiß, gerade auf die trennende so losfährt, daß er
sich verletzt. Und dann haben zahlreiche Personen versichert,
daß in den belichteten Glasaquarien Hechte überhaupt nur
sehr selten an Futterfische herangehen. Ein großer Fisch-
händler hier hält seit Jahr und Tag in den Aquarien seines
Schaufensters Hechte mit anderen Fischen zusammen, ohne daß
er je einen der Begleitfische verloren hätte. Um seine Hechte
zu füttern, muß er sie in das Dunkel des Kellers bringen. Ist
es also zunächst unwahrscheinlich, daß der Hecht überhaupt
eine schlechte Erfahrung beim Losschießen auf die Futterfische
gemacht hat, so ist andererseits nur schwer zu behaupten, daß
die auf Ausstellungen mit Futterfischen zusammen gezeigten
Hechte eben nur deshalb nicht gefi-essen haben, weil sie
anscheinend schlimme Erfahrungen bei Freßversuchen gemacht
hatten.
Die Fische haben immer für „dumme Tiere" gegolten;
aber es ist doch erstaunlich, wie gering jetzt, nachdem durch
mehrere Hundert meist gleichlautende Beobachtungen ein Boden
für die Beurteilung gewonnen ist, sich die Summe des Beob-
achteten darstellt. Es handelt sich in allen Fällen, welche
wohl konstatierbar sind, nur um eine einfache Veränderung des
Verhaltens zu einem bestimmten Eeiz.
1. Die Fische, welche in der Regel an ihre Nahrung
heranschwimmen, wenn sie nicht durch fremde Eindriicke ge-
hemmt werden, lernen diese Eindrücke soweit überwinden,
dass sie auch bei deren Eintreten an die Nahrung herangehen
oder nicht fliehen. Der angeborene Fluchttrieb kann
durch Gewöhnung an sonst scheuchende Eindrücke
gemindert werden; aber diese Zähmung geht verloren, wenn
— cxv —
neue Reize einwirken. Der Fluchttrieb kann anch Reizen
gegenüber auftreten, welche früher nie stattgehabt haben. Die
Tiere werden s c li e u.
2. Die Fische lernen auch zur Nahrung herankommen,
wenn andere als die von dieser selbst ausgehenden Reize auf
Fütterung hinweisen. Sie schwimmen nicht mehr allein auf die
Brocken los, sondern der Anblick des Fütterers selbst bringt
sie, auch wenn noch gar keine Nahrung da ist, zu diesem hin.
An die Stelle des optischen oder chemischen Reizes,
welcher zur Nahrungsaufnahme gewöhnlich veranlaßt, kann
durch Gewöhnung ein anderer, z. B. das optische Bild des
Fütternden, gesetzt werden.
Es steht nichts dem entgegen, daß man diese Thatsachen
unter den Begriff des Gedächtnisses bringt. Dann hätten
diese niederen Wirbeltiere eine Art Gedächtnis,
welche graduell sehr weit verschieden ist von der-
jenigen, welche bisher allein studiert bei den
Säugern vorkommt. Es sind sehr viel einfachere Prozesse,
bei denen namentlich auffällt, wie nahe Reiz und Folge-
erscheinung untereinander verknüpft sind. Keine
einzige Thatsache weist zwingend darauf hin, daß neben oder
über diesen einfachen Prozessen assoziative Denkthätigkeiten
ablaufen. Es giebt auch keine, welche zu der Annahme zwänge,
daß die Tiere die Reize nicht nur rezipiert, sondern wirklich
wahrgenommen haben, daß die Fische also „wissen", was sie
thun, oder daß sie ihr Verhalten einmal so geändert hätten,
wie es nur möglich ist, wenn ein Eindruck beobachtet, überlegt
und dann verwerthet wird. Die Erscheinungen ließen sich alle
viel einfacher deuten. Es ist ja nicht notwendig, daß ein Reiz,
damit er nachwirke, beobachtet wird, und zu seiner reprodu-
zierenden Verwertung ist ein bewußtes Erinnern nicht notwendig
zu fordern. Soweit unsere heutige Kenntnis reicht, treten erst
bei den höheren Tieren Erscheinungen auf, welche nur so zu
deuten sind, daß die Reize auch als solche erkannt und ver-
wertet werden. Es ist wahrscheinlich, daß für diese höchste
Funktion der Träger in der Rinde zu suchen ist. Sie allein
besitzt auch ausreichende Assoziationsbahnen für die mannig-
fachen Zusammenordnungen, welche bei den Fischen nocli
durchaus vermißt werden. Die Enquete hat auch ergeben, daß
— CXVI —
sich für experiment eile Untersuchungen an Aquariumfischen
manche Aufgaben darbieten, deren Lösung nicht allzu schwierig
sein dürfte, wenn die Fragestellung möglichst präzis ist, und
wenn man sich hütet, deutend in die Ergebnisse der Beobachtung
mehr hineinzulegen, als sie wirklich aufweisen.
Reicher Beifall lohnt den Redner von Seiten der Zuhörer,
dem sich der Vorsitzende mit herzlichen Dankesworten an-
schließt.
Samstag, den 25. November 1899.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Herr Oberlehrer Blum berichtet über den vor Kurzem
abgeschlossenen Bd. XXI. der Abhandlungen, der zugleich den
I. Band des Reisewerkes über Madagaskar von Dr. A. Voeltz-
kow bildet. Das Werk ist von Voeltzkow mit einer Übersicht
über den Aufbau der großen Insel und mit einer Schilderung der
Flora und Fauna derselben eingeleitet. Alsdann beschreibt derRei-
sende einen Besuch der im Kanal von Mozambique gelegeneu unbe-
wohnten Insel Juan de Nova und einen einmonatlichen Aufent-
halt auf der Insel Aldabra im Indischen Ozean. Diese Insel
ist bekannt als Wohnstätte der riesigen Schildkröten. Voeltzkow
erbeutete einige Exemplare, schickte sie nach Frankfurt, und
zwei dieser seltenen Tiere befinden sich heute noch daselbst im
Zoologischen Garten. Der Einleitung sind 3 Karten und 8 Tafeln
mit charakteristischen Landschaftsbildern und Volkstypen bei-
gegeben. Der ganze Band enthält auf 664 Seiten Text außer
der Einleitung 13 Einzelarbeiten, zu denen 30 Tafeln und 8 Text-
figuren gehören. Von den Tafeln ist die mit der farbigen Ab-
bildung eines Lemuren, einer neuen Unterart, Lepidolemur miiste-
linus rufescens, in halber natürlicher Größe, besonders schön.
Von dem soeben erschienenen 2. Hefte des XX. Bandes der
Abhandlungen bespricht Herr Blum ausführlicher eine Arbeit von
Prof. Möbius „Der japanische Lackbaum, Rhus vernicifera DG.
Eine morphologisch-anatomische Studie". Diese Arbeit bietet
für die Senckenbergische Gesellschaft ein besonderes Interesse,
da sie sich auf das reiche Material an Lackbäumen im hiesigen
botanischen Garten stützt.
Nach diesen Referaten macht der Redner auf ein
Aquarellbild der Malerin und Naturforscherin Maria
- CXVII —
Sibylla Merlan, geboren in Frankfurt am Main am 2. April
1647, aufmerksam. Das Bild stellt den Fruchtstaud einer
unserem Löwenzahn nahestehenden Pflanze dar, auf der ein
Schmetterling sitzt und sich eine Raupe einzuspinnen im Begriffe
ist. Herr Professor Richters hat dieses Bild der Gesellschaft
geschenkt und damit einen von der botanischen Sektion in dem
diesjährigen Bericht ausgesprocheneu Wunsch erfüllt. Ein an-
deres Aquarellbild erhielt die Gesellschaft von Herrn Professor
Möbius, der es selbst gemalt hat. Es stellt den Gingko in
dem V. Bethmaun'schen Parke dar. Der malerisch schöne Baum
ist eine Abart des gewöhnlichen Ginkgo (Ginkgo biloba var. pen-
dula) ; seine Aste sind überhängend und die untersten breiten
sich weithin auf dem Boden aus.
Der Vorsitzende lenkt nunmehr die Aufmerksamkeit auf
die stattliche Zahl von ausgestellten Tieren, Pflanzen und Mine-
ralien. Von den Säugetieren sind besonders hervorzuheben die
von Herrn Bergingenieur M. Mary an ski in Santa Maria,
West- Australien, geschenkten 2 Schnabeltiere, Omithorhijnchus
anatinns Shaw, sowie ein Molukken-Hirsch, ein Schweius-Hirsch
und eine Löwin, erworben von der Neuen Zoologischen Gesell-
schaft, 2 Gazellen, Gaxella subguttiirosa Güldenst, von Baku,
Transkaspien, durch Herrn Roßmäßler erhalten, und eine
Gaxella /otZer/ Thomas, gekauft von Herrn Paul Spatz. Auch
die vielen Skelette und Schädel sind erwähnenswert. Es ist
erfreulich, daß, wie die Ausstellung zeigt, namentlich die schöne
Antilopensammlung des Museums einen wertvollen Zuwachs
erfahren hat.
In der Vogelsammluug wurde durch die Bemühung
und Freigebigkeit des Sektionärs Herrn Rob. de Neufville
eine Anzahl abgängiger Tiere durch frische Exemplare ersetzt.
Neu für die Sammlung ist ein Wanderfalke im Jugendkleide ;
seine Unterseite ist längs gestreift, während der alte Vogel
Querbänderung zeigt. Ferner bereicherte Herr de Neufville
die Sammlung der Paradiesvögel um 3 neue Arten und die der
Papageien um 2. Zu den letzteren kamen durch Tausch mit
dem korrespondierenden Mitgliede Herrn Grafen Hans von
Berlepsch 8 fehlende Arten und mehrere durch Kauf, sodaß
die Papageisammlung jetzt 298 Arten zählt. Sehr schön sind
2 Tauben aus Neu-Guinea und ein Vogel mit dickem, kurzem
— CXVIII —
Schnabel, Clytoccyx rex Sharpe, welcher trotz dieser Eigentüm-
lichkeit zu den Eisvögeln gehört, deren Schnabel ja sonst als
schlank bezeichnet werden kann. Das Prachtexemplar eines
männlichen Pharomacrus paradiseits Bonap. aus den Cordilleren
Venezuelas ist ein Geschenk des korrespondierenden Mitgliedes
Herrn Konsul F. Mauss in Puerto Cabello.
Zu den ausgestellten Diplopoden und Chilopoden, 217 Arten
aus 49 Gattungen in 453 Exemplaren, die von Herrn Dr. Karl
Verhoeff in Bonn käuflich erworben wurden, giebt Herr
Major Dr. von Hey den, der die Tiere in die Musealsammlung
systematisch eingeordnet hat, folgende Bemerkungen:
Die ausgestellten zwei Ordnungen gehören in die Klasse der
Myriapoda (Tausendfüßer). Diese zerfallen, soweit sie in Europa
vorkommen, in vier Ordnungen:
I. Chüopoda, die eigentlichen Tausendfüßer.
n. Symphyla, mit der einzigen Gattung Scolopendrella,
sehr kleine, 2 — 8 Millimeter lange, weiße Tierchen.
in. Fauropoda^ sehr kleine, schnellfüßige, wenig chitienirte
Arten.
IV. Diplopoda. Diese zerfallen wieder hauptsächlich in
drei Unterordnungen :
a) Glomeridae (Asseln). Sie können sich zu einer Kugel zu-
sammenrollen und haben 13 Rumpf segmeute.
b) Folydesmidae. Mit 19 Rumpfsegmenten, welche plattgedrückt
und ringförmig geschlossen sind.
c) Julidae. Körper drehrund, cylindrisch.
Von den vorliegenden Arten sind die Hälfte Originale,
nach welchen der Autor seine Beschreibungen entworfen hat,
und die schon deshalb wissenschaftlich sehr wertvoll sind. Die
Arten sind aber auch ferner von Interesse, weil sie meist aus
wenig bereisten Gegenden stammen, wie Süd-Dalmatien, Herze-
gowina und Bosnien. Viele Arten sind Höhlenbewohner, welche
stets im Dunkeln leben, ihre Augen sind verkümmert oder ganz
geschwunden. Die Farbe ist bei ihnen meist hellgelb oder
weißlich, ebenfalls eine B'olge des Lichtmaugels.
Über die aufgestellten Schmetterlinge äußert sich Herr
Hof rat Dr. B. Hagen wie folgt:
„Der Zuwachs in der Abteilung für Schmetterlinge unseres
Museums im abgelaufenen Jahre ist quantitativ kein großer;
— CXIX —
qualitativ aber halte ich denselben für so wichtig und interessant,
daß ich Sie bitte, mir Ihr Ohr für einige Minuten zu einer
kurzen Besprechung zu leihen.
Die vorliegenden Schmetterlinge sind demSenckenbergischen
Museum zum Geschenk gemacht worden von Hei-rn Dr. E.Fischer
in Zürich, einem jungen Arzt, der sich in der Lepidopterologen-
welt eines sehr geachteten Namens als Experimentator sow^ohl
wie als Theoretiker erfreut, und sie bestehen aus einer Reihe
sehr interessanter Varietäten von europäischen Tagfaltern aus
der Gattung Vanessa, die Ihnen ja bekannt und geläufig sind.
Sie sehen hier den kleinen und den großen Fuchs, das Tag-
pfauenauge und den Admiral, aber in teilweise recht merk-
würdigen und weitgehenden Abänderungen.
Dr. Fischer hat diese Formen auf experimentellem Wege,
also künstlich, zu stände gebracht durch Kälteeinwirkung auf
die Puppe in einem gewissen Stadium, und zwar durch Kälte-
grade, die bis — 20 Grad Celsius herabgehen. Es ist nicht meine
Aufgabe, Ihnen hier das Verfahren näher auseinanderzusetzen;
wer sich dafür interessiert, den bitte ich, sich die Publikationen
anzusehen, die Herr Dr. Fischer uns ebenfalls in liebens-
würdigster Weise zum Geschenk gemacht hat, und die mit schönen
und außerordentlich lehrreichen Abbildungen versehen sind.
Diese Fischer'schen Experimente sind für die biologische
Forschung äußerst wächtig und bedeutungsvoll, und ihre Trag-
weite ist noch gar nicht annähernd abzuschätzen.
Die ausgebreitete Fläche des Schmetterlingsflügels mit
ihrem zarten Farbenschmelz ist bekanntlich eines der am feinsten
und promptesten reagierenden biologischen Versuchsobjekte, und
die Fischer'schen Versuche, die ja nicht allein stehen, sind
für die Frage der Entstehung und Umbildung der Arten, der
Varietäten und Aberrationen von grundlegender Bedeutung.
Ich kann Ihnen unmöglich alle die Fragen und Folge-
rungen, die sich aus diesen Versuchen in unendlicher
Mannigfaltigkeit ei'geben, hier zur Sprache bringen, denn
Fischer sagt selbst: „P]s ist ersichtlich, daß hier noch
ein fast endloses Feld der interessantesten und dankbarsten
experimentellen Unteisuchungen betreten werden kann. Ich bin
überzeugt, daß man mit den Vanessen allein ein ganzes Menschen-
leben hindurch eifrigst experimentieren könnte und selbst dann
— cxx —
noch au keinem Ende angelangt wäre, denn je mehr Experi-
mente man in zweckmäßiger Weise ausführt, desto zahlreichere
und überraschendere Erscheinungen werden dadurch hervorge-
rufen, die einem ihrerseits wieder neue Gedanken aufdrängen
und damit zu neuen Experimenten führen!"
Aus der Fülle von neuen Thatsachen und Gesichtspunkten
möchte ich nur die folgenden hervorheben:
Es ist thatsächlich möglich, durch ein geeignetes experi-
mentelles Verfahren alle Puppen ohne iVusnahme zur An-
nahme eines aberrativen Kleides zu zwingen. Ein nennens-
werter Unterschied besteht nur zwischen den Geschlechtern,
indem das weibliclie Geschlecht das konservativere ist, das die
ererbten Merkmale am zähesten festhält und sich in geringerem
Maße verändert als der Mann. Ebenso existieren Unterschiede
in dem Grad der Variabilität der einzelnen Merkmale ; manche
werden gar nicht affiziert, manche sehr leicht, und dies eröffnet
uns eine Perspektive auf den Weg, den die einzelnen Arten
in ihrem Werdegang genommen haben. Leichter hinwegzu-
experimentierende Kennzeichen werden zeitlich die jüngeren,
weniger festhaftenden sein, zäher haftende die älteren.
Die Formen, die wir aus Temperaturexperimenten erhalten
können, sind nicht ein willkürliches, kunterbuntes Gemisch aller
möglichen Variationen und Aberrationen; sondern es sind stets
solche, die in derselben Entwicklungsrichtung sich bewegen,
entweder rückwärts schreitend durch Elimination der im Laufe
einer gewissen Zeit erworbenen Zeichnungs- und Färbungsteile,
oder vorwärtstreibend durch Beschleunigen der Entwicklungs-
richtung der Zeichnungs- und Färbungsanlagen.
Daraus aber folgt das verblüffende Faktum, daß wir uns
aus den heutigen lebenden Formen nicht nur das Tier wieder
lebendig herstellen können, wie es vor vielen Jahrtausenden,
speziell zur Eiszeit, ja nach Fischers Meinung sogar zurMiocän-
zeit, gewesen ist, sondern daß wir auch schöpferisch uns den
Schmetterling herstellen können, wie er nach tauseuden und
abertausenden von Jahren sein wird.
Es liegt etwas überwältigend Faszinierendes in diesen
Experimenten und den sich ergebenden Folgerungen. Welch
einen tiefen Blick in die Werkstätte der Mutter Natur können
wir hier thun! Wir winzigen Menschenwichtlein fallen ihr, der
— CXXI —
Allgewaltigen, in den Arm und zwingen ihre Geschöpfe, sich
wieder rückwärts zu bilden bis zur Stammform, aus der sie
entsprossen sind ! Aber nicht genug damit, wir können sie
auch zwingen, ihren Gang zu beschleunigen und, die Zukunft
uns enthüllend, lebendig vor uns zu erscheinen in dem Gewände,
welches sie in einer nebelgrauen fernen Zukunft zu tragen
bestimmt sind!
In der That, das sind Ausblicke so weit, so reich, so
überwältigend verheißungsvoll, daß uns beim Ausdenken aller
Folgerungen die Sinne schwindeln und uns fast ein Grauen
ankommt vor der gewaltigen Macht des menschlichen Geistes!"
HerrProfessor Dr. M. Möbius bespricht eine Anzahl von
Schenkungen und käuflichen Erwerbungen, welche die b o t a n i-
sehen Sammlungen hauptsächlich in der allerletzten Zeit ver-
mehrt haben. Zuerst werden vorgelegt einige getrocknete
Pflanzen aus dem Herbarium analyticum (bezogen von H. Bujs-
man in Middle bürg, Holland) und zwar die Muskatnuß
{Mijristica fragrans) vom malayischen Archipel, der Cacao
{Theobroma Cacao) aus Südamerika, der S a p o ti 11 b a u m {Achras
Sapota) aus dem tropischen Amerika, der Cassavast rauch
{Manihot utiUssima) ebendaher und die Baum wollensta ude
{Gossypium herbaceiim) aus Mittel- und Südasien stammend.
Es sind dies wichtige Kulturpflanzen der warmen Länder,
deren Blüten man kaum in den botanischen Gärten zu sehen
bekommt ; in diesem Herbarium sind Zweige mit Blüten und
Früchten, letztere auch gesondert, in vorzüglicher Präparation
aufgelegt.
Fei-ner werden Zweige des Ginkgo -Baum es {Ginkgo
biloba) mit männlichen und weiblichen Blüten und Früchte desselben
gezeigt. Ein weibliches Exemplar im Nizza am Main wird von
einem gegenüber in Sachsenhausen stehenden männlichen bestäubt
und erzeugt auf diese Weise keimfähige Früchte. Durch die
vor Kurzem gemachte Entdeckung des Befruchtungsvorganges
bei Ginkgo ist dieser Baum noch interessanter geworden. Er
schließt sich offenbar mehr den Cycadeen oder Farnpalmen als
den Koniferen oder Nadelhölzern an. Von ersteren hat das
Museum einen prächtigen weiblichen Blütenstand des Encephal-
artos nllosiis und einen männlichen der Ceratoxamia mexicaun
aus dem Darmstädter botanischen Garten erhalten. Das pracht-
— CXXII —
volle Exemplar von Encephnlartos Altensteinü, das der hiesige
botanische Garten besitzt, hat noch nicht geblüht.
Dem hiesigen Palm engarten verdankt das Mnseum
mehrere Stücke dicker Palmenbäume und Fruchtstände von
Palmen, ferner Stämme von Bambus [Bambusa vulgaris), also
gewaltige, holzige Grashalme, die, in den Tropen wenigstens,
sich ebenso schnell entwickeln wie bei uns ein Grashalm. Die
Bambusen blühen selten ; darum ist der Bambiisstock ans dem
hiesigen botanischen Garten merkwürdig, der zwei ans dem
Wurzelstock kommende Sprosse zeigt, die keine Blätter, sondern
nur Blüten gebildet haben.
Auch das Zuckerrohr {Saccharum officinarum) blüht nicht
regelmäßig; von der gewaltigen, meterlangen Blütenrispe giebt
eine gute Vorstellung das von Herrn Dr. Benecke erworbene
Exemplar von dessen früheren Zuckeirohrf eidern auf Java.
Der hiesigen Stadtgärtnerei verdankt das Museum einen
großen Fruchtstand der beliebten Blattpflanze Gimnera chi-
lensis aus dem Nizza mit zahllosen kleinen Früchtchen.
Die kleinen Blüten lassen es glaubhaft erscheinen, daß die
Pflanze mit unserem Tannwedel {Hippuris vulgaris) in eine
Familie gestellt wird, während sie durch ihre gewaltigen Blätter,
die in Chile größer werden als die größten Blätter der Fäclier-
palmen, ganz anders aussieht.
Schließlich wird eine durch unser korrespondierendes
Mitglied, Herrn Keuß aus Kalkutta, geschenkte Frucht von
Aegle Marmelos gezeigt, die einer sehr großen Orange ähnlich
sieht, mit der sie auch systematisch verwandt ist; sie wird
wie diese gegessen und in Indien als Mittel gegen Dysenterie
angewendet.
Herr Dr. W. Schauf legt zum Schlüsse eine Reihe schöner
Mineralien vor, die im Laufe des Jahres 1899 erworben worden
sind, und giebt dazu einige kurze Erläuterungen. Unter Anderem
wurde von Herrn Oberlehrer Blum ein angeschliffener Berg-
krystall mit prächtigen Helminth-Einschlüssen geschenkt.
Der Vorsitzende dankt den Sektionären sowohl für ihre
Hilfe bei der Veranstaltung der Ausstellung wie für ihre interes-
santen Erläuterungen und schließt damit die Sitzung.
- CXXIII —
Samstag, eleu 9. Dezember 1899.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Der Vorsitzende teilt mit, daß mit dem Ablauf des Jahres
statutengemäß der IL Direktor, Herr Dr. E. Bin men thai,
und der II. Sekretär, Herr Dr. K. Vohsen, aus der Direktion
austreten werden. An ihre Stelle sind für die Jahre 1900 und
1901 Herr Forstmeister A. Rörig als 11. Direktor und Herr
Dr. A. Alzheimer als IL Sekretär gewählt worden.
Sodann legt der Vorsitzende zwei Werke von hervor-
ragender wissenschaftlicher Bedeutung vor, welche in diesen
Tagen der Bibliothek eingereiht worden sind ; beides Werke von
arbeitenden Mitgliedern der Gesellschaft: „Unter
den Papuas, Beobachtungen und Studien über Land und
Leute, Tier- und Pflanzenwelt in Kaiser Wilhelrasland" von
Herrn Hof rat Dr. Bernhard Hagen, hier, und „Eine o r n i -
thologische Forschungsreise durch Tunesien" von
Carlo Freiherrn von Erlanger in Nieder-Iugelheim.
Hof rat Dr. Hagen, welcher nach einem dreizehnjährigen
Aufenthalt in Deli (Sumatra) in den Jahren 1893 — 1895 in
Stephansort (Deutsch -Neuguinea) als Arzt thätig gewesen ist,
hat in seinem Werke eine ungewöhnliche Fülle interessanter
Beobachtungen, das Ergebnis gründlicher und außerordentlich
vielseitiger Forschungen, in echt- wissenschaftlicher Weise ver-
arbeitet und hierzu eine ungemein fesselnde Form der Dar-
stellung gewählt. Das prächtige Werk ist mit einer großen
Anzahl von Lichtdrucken, fast durchweg Nachbildungen von
Originalaufnahmen des Verfassers, ausgestattet. In seinem ersten
Abschnitt werden von dem erfahrenen Tropenarzte, der zugleich
ein ausgezeichneter Zoologe und Botaniker ist, die klimatischen
und (iesuudheitsverhältnisse Neu-Guineas, seine Fauna und Flora
behandelt und sowohl in biologischer, wie in tier- und pflanzen-
geographischer Hinsicht höchst wertvolle neue That Sachen
erwiesen. Der zweite Abschnitt des Werkes ist einer erschöpfenden
Darstellung der Eingeboieneii des Landes und ihrer Sitten
und Gebräuche gewidmet, über welche Hofrat Hagen in
interessanter Weise in der wissenschaftlichen Sitzung der Ge-
sellschaft am 6. November 1897*) berichtet hat.
*) „Bericht der Senckenberg. Nat. Ges." 1898. Seite CVI.
- CXXIV —
Dem zweiten "Werke liegen die reichen wissenschaftlichen
Ergebnisse von zwei Expeditionen zn Grunde, welche Carlo
V. Erlang er in den Jahren 1893 und 1896/97 zur Erforschung
der ornithologischen Fauna von Algier und Tunis unternommen
hat. Dasselbe führt uns in sorgfältiger Beschreibung und in
zahlreichen Abbildungen die reichhaltige Vogelwelt der Atlas-
länder vor Augen und schildert zudem in meisterhafter Weise
die eigenartigen landschaftlichen Reize der unendlichen, gewal-
tigen Wüste. Von 234 Vogelarten, welche der Verfasser aus
Tunesien aufzählt, werden 17 Arten als neu beschrieben und
abgebildet, darunter ein Lämmergeier und zwei Uhus. Besonders
eingehende Beobachtungen derjenigen Vogelarten, welche zum
Variieren neigen, der Lerchen, Steinhühner und Würger, haben
V. Erlanger zu der Annahme bestimmt, daß Tunesien kein
einheitliches Faunengebiet ist, sondern vier verschiedene Faunen-
gebiete darstellt. Jedes von ihnen hat seine charakteristischen
Arten ; doch verwischen sich die scharfen Unterschiede der-
selben in den Grenzgebieten, und es zeigen sich Bastardformen
zwischen den einzelnen Unterarten. Wie es früher P. Matschie
an verschiedenen Beispielen, namentlich für die afrikanischen
Säugetiere, gezeigt, so hat auch v. Erlanger für die Vogelwelt
der Atlasländer nachzuweisen gesucht, daß die Grenzen der ein-
zelnen Faunengebiete mit den Wasserscheiden zusammenfallen.
V. Erlang er hat in diesen Tagen eine dritte Forschungs-
reise nach dem Inneren Afrikas angetreten, welche, unter dem
Schutze der Reichsregieruug stehend, wissenschaftliche und
Handelszwecke verfolgt und sich auf mehrere Jahre ausdehnen
wird. Er wird zunächst Abessinieu bereisen und beabsichtigt
sodann, von Addis- Abbebä, der Residenz des Königs Menelik
aus, unter dessen Schutz durch das noch unerforschte Gebiet
nördlich des Rudolfsees nach Deutsch-Ostafrika vorzudringen.
Hierauf hält Herr Prof. Dr. M. Möbius einen Vortrag über:
„Die Farben in der Pflanzenwelt".
Bei einem gefärbten Pflanzenteil ist niemals die Farbe
gleichmäßig durch denselben verbreitet, sondern immer an ge-
wisse Teile der Zellen gebunden, und zwar entweder an die
Membranen oder an gewisse, meistens p las mat is che Körper
in der Zelle, oder sie ist im Zellsaft o^elöst. Die verschiedenen
— cxxv —
Pflanzengruppen und -teile verhalten sich hierin sehr verschieden.
Bei Pilzen und Flechten kommen die drei erwähnten Fälle
vor, aber nicht so, daß wir daraus eine bestimmte Regel ab-
leiten können; viele einzelne Farbstoffe sind bekannt, viele sind
noch zu untersuchen. Anders ist es bei Algen; bei den blau-
grünen (Cyanophyceen) ist der plasmatische Inhalt mit Aus-
nahme des sogenannten Zentralkörpers gefärbt, bei den anderen
sind die Farbstoffe an bestimmte plasmatische Körper (Chroma-
tophoren) gebunden, und zwar besitzen die grünen Algen
(Chlorophyceen) nur reines Chlorophyllgrün, die braunen
(Phaeophi/ceen) neben diesem noch einen braunen Farbstoff und
die roten (Rhodophyceen oder Florideen) ebenso noch einen roten.
Bei den höheren Pflanzen, von den Moosen au aufwärts, sind
die Chromatophoren in den vegetativen Teilen immer rein
chlorophyllgrün gefärbt. Die verschiedenen Töne von
Grün, die das Laub verschiedener Pflanzen zeigt, beruhen auf
accessorischeu Eigenschaften, der Abschwächung durch die
Oberhaut, durch Wachs- und Haarüberzüge und — besonders bei
älteren Blättern, wie den mehrjährigen Nadeln — durch Schrautz-
krusten. Rote Blätter verdanken ihre Färbung einem roten
Zellsaft, der neben den Chlorophyllkörnern auftritt, und auf
demselben Umstand beruht die rote Färbung junger Blätter im
Frühling und gewisser Blätter im Herbst vor dem Laub-
fall, während die gelbe und braune Herbstfärbung auf einer
Zersetzung des Chlorophylls beruht. In Blüten und Früch-
ten finden wir fast die gleichen Farbstoffe, blauen, roten oder
violetten, selten gelben Zellsaft, gelbe, manchmal auch ziegelrote
Chromatophoren, selten feste blaue E^arbstoffkörper. Interes-
sant sind die Kombinationen dieser miteinander und mit dem
Chlorophyll, sowie die Abtönungen, woraus alle möglichen
Farben entstehen. Bei den gefärbten Samenschalen dagegen
hat der Farbstoff" seinen Sitz gewöhnlich in der Zellmembran,
seltener im Zellinhalt. So sind auch bei allen gefärbten
Hölzern nur die Membranen gefärbt, und ebenso ist es bei
der Rinde und Borke der Bäume, sofern die Farbe
ihr eigentümlich ist und nicht durch Überzüge von Algen oder
Flechten bewirkt wird. Auch Wurzeln schließlich sind oft
gefärbt, die dunkeln, braunen oder schwarzen, wie bei Farnen,
durch die Membranen, die roten gewöhnlich durch roten Zellsaft.
— CXXVI —
Lebende und getrocknete Pflanzen, Abbildungen und Prä-
parate erläutern den Vortrag.
Der Vorsitzende drückt dem Redner für den lehrreichen
Vortrag wärmsten Dank aus.
Samstag-, den 6. Januar 1900.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Der Vorsitzende begrüßt die Versammlung zum Beginne
der wissenschaftlichen Sitzungen im neuen Jahre und berichtet
über ein Geschenk von hervorragender Bedeutung, welches die
Gesellschaft von Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Wilhelm
Dönitz erhalten hat. Derselbe war als Mitglied des Kgl.
Instituts für experimentelle Therapie im Herbst v. J. mit dem
Institute nach Frankfurt übergesiedelt, doch schon im Dezember
ist er einem ehrenvollen Rufe nach Berlin au das Kgl. Institut
für Infektionskrankheiten gefolgt. Herr Geh. Rat D önitz hat
der Gesellschaft eine äußerst wertvolle Sammlung von
Spinnen — 174 Arten — überwiesen, welche er in den
Jahren 1881 bis 1885 in Japan gesammelt hat, wohin er s. Z.
von der dortigen Kaiserl. Regierung zur Begründung und Ein-
richtung eines anatomischen Instituts berufen worden war. Er
hat seiner Schenkung eine große Anzahl von selbstgefertigten
farbigen Abbildungen der einzelnen Spinnenarten, sowie
sorgfältige Aufzeichnungen beigefügt, in welchen eine Fülle aus-
gezeichneter biologischer Beobachtungen und anatomischer That-
sachen niedergelegt ist. Herr Major Dr. v. H e y d e n ist augenblick-
lich im Begriff, die prachtvolle Sammlung zu ordnen; sie wird
demnächst einer sorgfältigen Bearbeitung unterzogen werden,
deren Ergebnisse mit den Originalzeichuungen des Schenkers
in den „Abhandlungen" der Gesellschaft veröffentlicht werden
sollen. Ein Teil der geradezu künstlerisch ausgeführten Abbil-
dungen wird vorgezeigt.
Hierauf hält Herr Professor Dr. Rudolph Burck-
hardt aus Basel, welcher der Gesellschaft als korrespondie-
rendes Mitglied angehört, einen interessanten Vortrag :
„Über die Selachier".
Diese wichtige und weitverbreitete Ordnung der Knorpel-
fische ist im allgemeinen wenig bekannt, indem ichthyo-
— CXXVIT -
logische Studien gegenwärtig meist nur insofern kultiviert werden,
als sie dazu dienen, den Bauplan des Wirbeltierkörpers zu
erklären. Nach einer kurzen Charakterisierung der allen
Selachiern zukommenden Eigenschaften bespricht der Vor-
tragende im Einzelnen die wichtigsten Repräsentanten dieser
Fischgruppe, deren Formenfülle und E^arbenpracht der anderer
Fischorduungen nicht nachsteht, und deren Organisatiousver-
hältnisse phj'siologisch besonders bedeutungsvoll sind. An zahl-
reichen, nach der Natur und nach Originalien entworfenen
Abbildungen werden zunächst die einzelnen Arten der spindel-
förmigen Selachier, der Haie im engeren Sinne, besprochen.
Besonderen Wert legt der Vortragende auf die Frage nach der
Verwandtschaft des nordischen Eishaies {Laemanjns
borcalis) mit einem Hai des Mittelmeers {Laemargits rostratus),
sowie auf die Darstellung des prächtigen Farbenspiels bei
Spmax ii'iger, einem kleinen, allgemein verbreiteten Hai. Die
Besprechung der Gruppe der Walhaie giebt dem Eedner Anlaß
zur Demonstration des gewaltigen Gebisses von Carcharodon,
eines Riesenhaies, der im Jahre 1893 auf die zoologische
Station in Neapel gebracht wurde. Ausführlicher werden jene
gewaltigen Vertreter der Walhaie {Selache, Rhinodon) besprochen,
w^elche 12 bis 20 Meter Länge erreichen. Sie ernähren sich
vom Plankton und weisen im Zusammenhang mit dieser auch
den eigentlichen Walfischen eigentümlichen Lebensweise ähn-
liche Einrichtungen wie die letzteren auf, welche aber aus
anderen Organen hervorgegangen sind, und welche dazu dienen,
die kleinen Tiere des Meeres in ihrem Rachen wie in einem
Siebe zurückzuhalten. Nach einer kurzen Übersicht über die
den Haien sich anschließenden Rochen werden alsdann einige
wissenschaftliche Fragen zur Sprache gebracht, welche
sich speziell aus dem Studium der Selachier ergeben, so die von
dem Redner gemachten Entdeckungen von Leuchtor gane n
bei Laemargjis rostratus, dessen Leuchten noch niemals beob-
achtet worden ist, und von venösen Ade rgefl echten des
Gehirnes der Walhaie. Der Vortragende betont die große
systematische Bedeutung, welche dem Gehirne der Selachier
zukommt, und hebt mehrere Einrichtungen bei verschiedenen
Arten derselben hervor, welche auf ein p e r m an e n t e s W a c h s-
tum des Individuums abzielen. Schließlich werden die zahl-
— CXXVIII -
reichen aufgestellten Präparate (ausgestopfte Haifische, Skelett-
teile u. s. w.) und prachtvolle anatomische Zeichnungen von
Gehirnpräparaten eingehend erörtert.
Der Vorsitzende schließt die Sitzung mit herzlichen
Dankesworten an den Redner für seinen interessanten, mit
lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag und mit dem Wunsche,
daß die Gesellschaft noch oft die Ehre haben werde, Herrn
Professor Burkhardt in ihrer Mitte zu begrüßen.
Samstag-, den 20. Januar 1900.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Der Vorsitzende legt das soeben erschienene umfangreiche
und prachtvoll ausgestattete 1. Heft des XXVI. Bandes der
„Abhandlungen" vor, welches zwei Arbeiten von korrespon-
dierenden Mitgliedern der Gesellschaft enthält: „Beiträge zur
Entwicklungsgeschichte der Reptilien" von Dr. A, Voeltzkow
und „Der Uterus gravidus von Galago agisymbanus'^ von Prof.
H. Strahl.
Sodann teilt der Vorsitzende mit, daß am 8. Januar d. J.
in Washington im Alter von 36 Jahren ein Frankfurter, Karl
Nolte, verstorben ist, welcher vielen Mitgliedern der Gesell-
schaft persönlich nahegestanden hat, und dessen Name mit den
deutschen kolonialen Bestrebungen in Afrika eng verknüpft ist.
Schon im jugendlichen Alter von 18 Jahren, kaum der Schule
entwachsen, ging Nolte, von Reiselust getrieben, nach Süd-
afrika, wo er nach mehrmonatiger kaufmännischer Thätigkeit
in Kapstadt und in Port Elisabeth sich nach Damaraland
wendete, um dort dem Tauschhandel und der Straußenjagd ob-
zuliegen. Im Jahre 1886 kehrte er nach reichen wissenschaft-
lichen und praktischen Erfolgen in seine Vaterstadt zurück, wo
er in der Senckeubergischen Naturforschenden Gesellschaft
anziehende Berichte über seine Erlebnisse und Erfahrungen
abstattete.*) Seine schönen Sammlungen machte er zum
größten Teil dem naturhistorischen Museum zum Geschenk.
Auch litterarisch war er damals vielfach thätig; seine Mono-
graphie über die verschiedenen Arten der afrikanischen Strauße
ist von den Fachgelehrten sehr anerkennend beurteilt worden.
*) „Bericht der Senckenberg. Nat. ües." 1885/1886. Seite 79.
— CXXIX —
Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in London, wo er als
Patentanwalt thätig war, schloß sich Nolte einer Expe-
dition nach Deutsch-Ostafrika an. die unter Führung
des Leutnants Bronsart v. Schellendorf den Versuch
machte, im Kilima-Nds charogebiet eine Straußen-
zuchtanstalt zu begründen. Das Unternehmen hatte trotz
der aufreibenden Thätigkeit seiner Leiter keinen Erfolg. Nolte
selbst erkrankte schwer an Sumpffieber und mußte nach andert-
halbjährigem Aufenthalt auf der Station bei Moschi in die
Heimat zurückkehren. Auch von dieser Expedition hat er ein
reiches Sammelmaterial an Naturalien mitgebracht, das zum
größten Teil in den Besitz des Senckenbergischeu Museums
übergegangen ist. Seine Gesundheit blieb dauernd geschädigt.
Vor Jahresfrist ging Nolte nach Amerika, wo er sich mit
einer seinen Fähigkeiten und Kenntnissen kaum angemessenen
Stellung in Washington begnügte. Dort ist er nach langem
Siechtum seinem durch den Aufenthalt in den Tropen verur-
sachten Leiden erlegen. Die Senckenbergische Naturforschende
Gesellschaft wird ihm stets ein dankbares Andenken bewahren.
Hierauf spricht Herr Prof. Dr. Hermann Kl a at seh aus
Heidelberg über:
„Das Problem der Abstammung des Menschen."
Für alle Forschungen über die Frage nach der Herkunft
des Menschen müssen die bahnbrechenden Arbeiten Darwins
als Grundlage dienen, welche den Anfang einer neuen, richtigeren
Erkenntnis, aber keineswegs den Abschluß derselben bedeuten.
Wohl hatten schon vor Darwin hervorragende Geister die
Idee der Gemeinsamkeit des Menschen und der übrigen belebten
Schöpfung, — so Goethe, der diesen Anschauungen durch
spezielle anatomische Untersuchung des Kopfskeletts, wie in
hochpoetischen Stellen seiner Werke, namentlich des Faust,
Ausdruck verlieh — aber erst Darwin führte den exakten
Nachweis dafür, daß sich der Mensch aus einer „niedern Form"
entwickelt habe. Es ist sehr wichtig, diesen Ausdruck zu be-
achten und zu betonen, daß Darwin niemals von den Affen
speziell als den Vorfahren des Menschen spricht oder gar auf
bestimmte lebende Affenformen als ein Abbild unserer Groß-
väter hinweist. Durch allzu einseitige Fortführungen des
li' I LI B R A « Y 1
— CXXX —
Darwin'schen Werkes von Seiten mancher begeisterter An-
hänger des großen Forschers ist später seine Lehre entstellt
und das große Publikum zum Teil irregeleitet worden. Sogar
die Kunst hat sich herbeigelassen, das Trugbild eines AiTen-
Vormenschen auf die Leinwand zu bannen. Das berühmte oder
besser berüchtigte Gemälde von Gabriel Max zeigt uns ein
Wesen, das in unglückseliger Mischung die Eigenschaften eines
Gorilla und eines Menschen miteinander so paart, als ob man
es mit einem Kreuzungsprodukt beider zu thuu habe. So kann
der Vorfahr des Menschen nie ausgesehen haben; dieses Max'-
sche Phantasie-Ungeheuer könnte höchstens für einen Vorfahren
des Gorilla gelten.
Ein großer Teil des gebildeten Publikums hat in richtigem
Instinkte gegen die Annahme einer direkten Affen-Abstammung
Front gemacht; bedeutende Gelehrte wie Rudolf Virchow
haben geschickt die Schwächen der Haeckel'schen ultra-
darwinistischen Richtung benutzt, um die ganze Abstammungs-
lehre überhaupt zu verdächtigen. In unberechtigt erscheinender
Zweifelsucht wurde die Frage nach der Herkunft des Menschen
von Virchow und anderen in ein Dunkel gehüllt, in welches
erst neuere Forschungen Licht getragen haben, indem sie zu
dem gemäßigten Standpunkte Darwins zurückkehren und seine
Lehre auf Grund der zahlreichen neuen Errungenschaften der
für das Problem in Betracht kommenden Wissenschaften fort-
zubilden suchen.
Dies ist einmal die Lehre von der Entwicklung des Einzel-
wesens, die „Embryologie", sodann die Lehre vom Bau der
lebenden Wesen und von der Vergleichung derselben mitein-
ander, die „Vergleichende Anatomie" oder „Morphologie (Ge-
staltenlehre)" ; drittens kommen die zahlreichen neuen Ein-
blicke hinzu, welche man in die Vorgeschichte unserer Mutter
Erde und ihrer Tier- und Pflanzenwelt getlian hat, die Lehre
von den ausgestorbenen Wesen, die „Palaeontologie", und endlich
die Menschenkunde selbst, die „Anthropologie", die Praehistorie
des Menschen und die Lehre von den verschiedenen Rassen
desselben.
Eine sachgemäße Vereinigung der Resultate aller dieser
Disziplinen gestattet eine viel schärfere Beantwortung der Frage
nach den Vorfahren des Menschen und ihrer Stellung zu denen
— CXXXl —
anderer Wesen, als mau von einem einseitigen Stand punkte aus
erwarten sollte. Mit voller Sicherheit können wir die ver-
scliiedeuen Möglichkeiten abgrenzen, welche für die Beschaffen-
heit der Vorfahren des Menschen gegeben sind, und ebenso
können wir die Unmöglichkeit gewisser bisher geltender An-
nahmen darthun. Nicht auf dem Wege der Spekulation, sondern
auf dem der vorsichtigen Kombination und Abwägung festbe-
gründeter Thatsachen erfassen wir scharf die thatsächlich be-
stehenden Lücken in der Vorfahrenreihe des Menschen und
gewannen ein Urteil über die Bedeutung von Funden, die als
„Bindeglieder" gelten sollen.
Wenn sich beweisen läßt, daß die „niedere E'orm", von
der Darwin spricht, gar nicht ein „Affe" im heutigen Sinne
ist, so hat natürlich auch der schönste „Affen-Mensch" gar
keine Bedeutung für unsere Abstammung. Das kann ja auch
ein von dem menschlichen Vorfahrenzustande aus sich ent-
fernendes Geschöpf gewesen sein, das die „Affenbahn" betreten
hat, auf welcher der Vormensch gar nicht gewandelt zu sein
braucht. So war auch Darwins Staudpunkt, daß Mensch und
Affe zwei nebeneinander hergehende Zweige eines gemeinsamen
Stammes repräsentieren.
Indem der Vortragende sich dem Thema selbst zuwendet,
bespricht er zunächst die Frage nach der Zugehörigkeit
des Menschen zum Tierreich im allgemeinen. Die
Annahme einer solchen ist natürlich die Grundlage für die
Untersuchung darüber, mit welchen tierischen Formen der
Mensch näher oder entfernter verwandt sei. Wer diese all-
gemeine Zusammengehörigkeit von Mensch und Tier negiert, mit
dem ist jede weitere Diskussion eine verlorene Liebesmühe.
Die Wissenschaft steht hier auf völlig gesichertem Boden. Die
Entwicklung eines jeden menschlichen Individuums folgt den-
selben Gesetzen wie die der Tiere. Auch der Mensch geht aus
der befruchteten Eizelle hervor, die in rascher Teilung die zahl-
reichen Zellen und Elemente liefert, aus denen sich Gewebe
und Organe des Körpers aufbauen. Die Ausbildung der er-
nährenden und schützenden Hüllen, welche im Mutterleib für
den menschlichen Keim gebildet werden, stimmt überein mit
den Vorgängen bei den anderen Säugetieren, und zwar speziell
mit solchen, welche sich in ihrem Bau als sehr niedrig-organi-
*9
— CXXXII —
sierte, primitive Formen offenbaren. Die Lebensvorgänge spielen
sich beim Mensclien in derselben Weise ab wie bei den Tieren.
Sein Bau zeigt den allgemeinen Grundplan der AVirbeltiere und
bis in alle Einzelheiten hinein den des Säugetiers. Mehr viel-
leicht als der normale Bau dürften manche gelegentlich vor-
kommenden Abweichungen an Skelett, Muskulatur u. s. w. die
Überzeugung von der Übereinstimmung des Menschen mit
niedrig-organisierten Säugetieren befestigen. Auch hat der
Mensch an seinem Körper eine größere Anzahl von Einrichtungen,
die lediglich als Zeugnisse seines Hervorgehens aus einer nie-
deren Form verständlich sind, ohne diese Annahme aber völlig
rätselhaft bleiben.
Sich der Frage nach der tierischen Verwandtschaft des
Menschen im speziellen zuwendend, entwickelt der Vortragende
die Grundsätze, nach denen die Säugetiere in größere Gruppen,
Ordnungen, Klassen und Familien eingeteilt werden. Die
Hauptrolle spielen hierbei das Gebiss und die Gliedmaßen, Hand
und Fuß. Der Stammbaum der jetzt lebenden Säugetiere ist
durch die Ergebnisse der vergleichenden Anatomie und Palaeon-
tologie in seinen Grundzügen aufgeklärt. Jede Gruppe derselben
hat ihre Besonderheit, welche das Priuzip darstellt, durch das
eine bestimmte Säugetierform ihren Platz im Kampfe ums Da-
sein behauptet. Die mächtige Ausbildung gewisser Teile des
Gebisses verhilft den Raubtieren, die eigentümliche Umbildung
der Gliedmaßen zu vorzüglichen Lauforganen den Huftieren
zur Fortführung ihrer Existenz. Spezielle Anpassungen an das
Leben im Wasser oder an die fliegende Lebensweise haben
große Säugetiergruppen umgestaltet. Alle diese einseitig
ausgebildeten Säugetiergruppen weisen uns auf eine gemeinsame
Grundform hin, in welcher Gebiß und Gliedmaßen einen noch
nicht spezialisierten Typus aufweisen. Die Palaeontologie hat
diese ursprünglichen Wesen, die Vorläufer der Raubtiere, Huf-
tiere u. s. w. in der Erdrinde aufgedeckt. Sie stimmen unter-
einander auffällig überein in dem Besitz eines Gebisses, bei
welchem Schneide-, Eck- und Mahlzähne von gleichmäßigen
Dimensionen sind, und indem bei ihnen Hand und Fuß als
fünffingrig und füufzehig erscheinen mit einem Daumen, respek-
tive einer ersten Zehe, welche den anderen Fingern und Zehen
entgegengestellt wird.
— CXXXIII -
Von solchen primitiven kletternden Formen müssen wir
alle jetzt lebenden Säugetiere herleiten, und wir haben noch
jetzt Tiere, welche sich ganz direkt an diese Wurzel des Säuge-
tierstammes anschließen, es sind die sogenannten Halbaffen,
die Affen — und der Mensch. Gerade der Mensch hat sich
die alten und ursprünglichen Eigenschaften in einer Reinheit
bewahrt, wie wir sie bei keinem seiner nächsten Verwandten
antreffen.
Alle jetzt lebenden Affen müssen von einer Grundform
abgeleitet werden, welche dem Menschen sehr nahe stand. Je
weniger ein Affe verloren hat von dieser gemeinsamen Basis,
um so menschenähnlicher ist er. Aber selbst die Anthropoiden —
Orang, Schimpanse, Gorilla und Gibbon — haben ihre eigenen
Bahnen eingeschlagen, und der Kampf ums Dasein hat diese
Wesen von der Höhe der Entwicklung herabgezerrt, zu der sie
ihrer Anlage nach befähigt gewesen wären. Am wenigsten hat
der Gibbon gelitten, der zugleich eine der primitivsten Affen-
formen überhaupt darstellt. Diese Affenart lebt wie der Schim-
panse gesellig, in großen Herden, und dieser Umstand bewahrt
sie vor dem schweren Kampfe ums Dasein, den der vereinsamte
Orang, noch mehr der Gorilla, ausfechteu muß, und dessen
Wirkungen sich in der kolossalen Entwicklung der Kiefer und
der muskulösen Umformung des Schädels sehr deutlich zeigen.
Alle diese Formen standen früher auf einer größeren Höhe,
besonders in dem Punkt, welcher recht eigentlich den Menschen
zum Menschen macht — in der Ausbildung des Gehirns, welches
in solcher Mächtigkeit bei keinem anderen Säugetiere vor-
kommt. Diese ganz hervorragende Entwicklung des
zentralen Nervensystems ist das Mittel im Kampf
ums Dasein gewesen, durch welches sich der Mensch
über alle seine Konkurrenten erhoben hat. Dieser
Vorgang muß erdgeschichtlich schon früh erfolgt sein, sonst
hätte der Vorfahr des Menschen nicht vor allen einseitigen
Umänderungen seiner Organisation bewahrt bleiben können.
So aber ist der Mensch, vom Gehirn abgesehen, eines der
primitivsten Säugetiere geblieben, das wehrloseste
Geschöpf, de m w i r ü b e r h a u p t begegnen. Damit werden
wir bezüglich der Abstammung des Menschen auf ganz niedere
Formen und auf weit zurückliegende geologische Perioden ver-
— CXXXIV -
wiesen. Bereits in der Triasperiode, in welclier sich unsere
Buntsandsteingebirge aus dem Meer abgesetzt haben, existierten
solche Wesen, welche wir als Vorläufer der Menschen, der
„Primaten", worin die Affen mitbegriffen werden, auffassen
müssen. Sie haben uns nur die Abdrücke ihrer Hände und
Füße hinterlassen, nichts von ihrem Skelett.
Die Vorfahrenformen des Menschen haben also niemals
eine der Bahnen eingeschlagen, welche den jetzt lebenden
Säugetieren ihren Stempel aufdrücken. Der Mensch stammt
somit auch von keiner dieser Formen ab, auch nicht vom Affen.
Wenn wir demgemäß behaupten, daß der Mensch eine der ältesten
Säugetierformen darstellt, so stehen damit die thatsächlichen Be-
weise, die wir für die Existenz des Menschen auf der Erde,
speziell in unseren Breiten, haben, scheinbar im W^iderspruch.
Diese Befunde zeigen uns den Menschen am Rande der
Eiszeitgietscher im Kampf mit den Elementen und mit einer
gewaltigen Säugetierwelt. Kein einsichtiger Naturforscher kann
glauben, daß wir hierin wirklich die ersten thatsächlichen Spuren
des Menschen vor uns haben. Wie hätte er mit seinen erbärm-
lichen Feuerstein-Instrumenten sich solcher Raubtiere erwehren,
wie bei dem Verlust des schützenden Haarkleides diesem rauhen
Klima trotzen können, wenn nicht eine lange Entwicklung
vorausgegangen wäre.
Schon mehren sich die Befunde von Feuerstein-W^erkzeugen
aus dem Tertiär, welche die Existenz des Menschen in eine viel
frühere Periode verlegen.
In der That können die dem Menschen eigentümlichen
Umbildungen nur in einem raiklen Klima und in einer Gegend
erfolgt sein, wo er noch nicht den Kampf mit furchtbaren Tieren
aufzunehmen genötigt gewesen ist.
Bereits die Vorfahren des Menschen müssen eine weite
Verbreitung über die Erde besessen haben. Nicht au einem,
sondern au vielen Punkten hat sich ihre letzte Umwandlung
zum Menschen vollzogen. Nur aus dieser Annahme wird uns
auch die Verschiedenheit der jetzt lebenden Menschenrassen
begreiflich.
Mit herzlichen Dankesworten an den Redner für seinen
interessanten, von zahlreichen Demonstrationen begleiteten Vortrag
schließt der Vorsitzende die Sitzung.
- cxxxv —
Samstag, den 3. Februar 1900.
Vorsitzender: Herr Forstmeister A. Rörig.
Herr Oberlehrer Dr. Wilhelm Sc häuf hält einen Vortrag:
„Über den Diamanten".
Der Redner erläutert zunächst, daß Ruß, Graphit und
Diamant Modifikationen desselben Elementes, des Kohlenstoffes
sind, und daß die Verbrennung des Diaraants nicht nur in reinem
Sauerstoff, sondern, wenn er hinreichend pulverisiert wird, auch
in der Luft auf Platinblech über der Spii'itusflamme vor sich
geht. Seine künstliche Darstellung gelingt durch Auflösen von
Kohlenstoff in Eisenschmelze, die unter Druck erstarrt. In der
Natur tritt der Diamant vorwiegend in wohlausgebildeten Einzel-
krystallen auf. Trotz der unübertroffnen en Härte ist aus jedem
Krystall durch Spaltung leicht das Oktaeder herzustellen, eine
Form, die dem Brillantschliff zu Grunde liegt. Der blendende
Glanz und die an Metallglanz erinnernde Eigenart hängen mit
dem hervorragenden Lichtbrechungsvermögeu des Steines zu-
sammen ; das Farbenspiel kommt dadurch zu stände, daß die
blauen Strahlen des farblosen Lichtes viel stärker abgelenkt
werden als die roten ; die Erfahrung hat gelehrt, daß diese
ausgezeichneten Eigenschaften am Besten durch den Brillant-
schliff zur Geltung kommen. Nach einigen Mitteilungen über Farbe,
Größe, Preis, geographische Verbreitung und Auftreten desDiamants
in Meteorsteinen, Meteoreisen und manchen Stahlsorten wird das
geologische Vorkommen desselben geschildert. Die älteren Fundorte
(Indien, Borneo, Brasilien, Ural, Australien u. s. w.) in Fluß-
sanden und Schichtgesteinen geben wenig Anhaltspunkte über
die Entstehung der Diamanten, nur weist die Vergesellschaftung
mit gewissen Mineralien (Turmalin, Eisenglanz, Anatas, Rutil
u. A.) auf Granitgänge als Muttergestein hin. Einzig in
geologischer Hinsicht, durch Größe der Steine und durch massen-
hafte Produktion, die neun Zehntel des Welthandels deckt,
steht Südafrika da. Von dort wurden seit 1867 etwa 250 Ctr.
gefördert; von dort stammt auch der „Excelsior" im GeAvicht von
etwa ein Fünftel Kilogramm, der größte aller bis jetzt gefundenen
Krystalle. Das Gestein, in dem die Diamanten eingeschlossen
sind — in 1 Kubikmeter durchschnittlich IV4 Gramm — durch-
setzt auf der öden Hochfläche des Karso zwischen Vaal und
- CXXXVI —
Modder-River in Form von Cyliudern, welche einen Durchmesser
von 20 bis über 600 Metern haben, vollständig horizontal gelagerte
alte Schiefer, Quarzite und deckenartig eingeschaltete Eruptiv-
gesteine, von ihnen allen auf das Schärfste getrennt und senk-
recht in unbekannte Tiefe hinabgehend. Dieses heute durch
Verwitterung serpentinartig aussehende Gestein hat die Be-
schafienheit eines verhärteten vulkanischen Tuffes, d. h. es be-
steht aus Mineraltrümmern und Krystallen, wie die ausgeworfenen
Aschen und Sande der Vulkane, wozu noch losgerissene Fragmente
der Nebengesteine in allen Dimensionen bis zu Hausgröße kommen,
aber nur in dem Tufi stecken die Diamanten. Wie Branco an
seinen „schwäbischen Vulkanembryonen" zur Evidenz gezeigt
hat, muß man sich vorstellen, daß durch schußartige Explosionen
die Schichten cylindrisch durchlöchert werden und der größte
Teil der nachdrängenden zerstiebten Lava und der zertrümmerten
Nebengesteine wieder zurückfallend die Röhren ausfüllt. Die
Entstehung der südafrikanischen Diamanten ist also in großer
Erdtiefe zu suchen, wo sie aus kohlenstoffhaltigem Schmelzfluß
auskrystallisiert sind. Ein im Jahre 1886 gefundener, diamant-
führender Meteorit hat große Verwandtschaft mit den Kimberley-
Tuffen. Für die Entstehung von Diamanten in granitischen
Gängen ist die Ausscheidung aus gasförmigen Kohleustoffver-
bindungen nicht ausgeschlossen.
Zum Schlüsse dankt der Vorsitzende dem Redner für seinen
anziehenden Vortrag, welcher mit lebhaftem Interesse von der
zahlreichen Zuhörerschaft aufgenommen wurde.
Samstag, den 10. Februar 1900.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
In seiner Begiiißungsansprache weist der Vorsitzende auf
die hervorragende wissenschaftliche und nationale Bedeutung der
Deutschen Tiefsee-Expedition hin. „Deutschlands Zukunft liegt
auf dem Ozean"; dieses von höchster Stelle gesprochene Wort
gilt auch für die naturwissenschaftliche Forschung, für die
Biologie. Im Vollbewußtsein der Pflichten, welche die Mit-
arbeit an den höchsten Kulturaufgaben jeder Großmacht aufer-
legt, hat das Deutsche Reich im Spätsommer 1898 eine große
Expedition zur Erforschung der Ozeane hinausgesandt, wie es
— CXXXVII —
eben jetzt wiederum im BegriSe ist, eine Südpolarexpedition
auszurüsten.
Die Deutsche Tiefsee -Expedition an Bord der „Valdivia"
stand unter der Leitung des Herrn Professor Karl Chun in
Leipzig, welcher seit langen Jahren der Senckenbergischen
Naturforschenden Gesellschaft als korrespondierendes Mitglied
angehört.
Der Vositzende begrüßt mit warmen Worten den Vor-
tragenden, Herrn stud. rer. nat. Fritz Winter aus Leipzig,
einen geborenen Frankfurter, welcher die Expedition als wissen-
schaftlicher Zeichner auf ihrer ganzen Fahrt begleitet und sich
in hervorragender Weise an ihren Arbeiten beteiligt hat.
Hierauf spricht Herr Fritz AV inter:
„Über die Deutsche Tief see -Expedition".
(Siehe diesen „Bericht", S. 45.)
Eine große Kollektion ausgezeichneter Original -Photo-
graphien des Redners erläutert den interessanten Vortrag; üppige
Vegetationsbilder des tropischen Urwalds von Kamerun, pittoreske
Landschaftsbilder der angelaufeneu Inseln des südlichen Eis-
meeres mit ihren mächtigen Gletschern, Bilder der gigantischen
Eisberge, welchen die Expedition auf ihrer Fahrt begegnet ist, von
See-Elefanten, Albatrossen und Pinguinen bedecken die Wände
des großen Hörsaals, in dessen Vordergrund mächtige Schließ-
uetze, Lot-Apparate, Tiefsee-Thermometer und andere Instrumente
aufgehängt sind, welche die Expedition auf ihrer Fahrt benutzt hat.
Lebhafter Beifall lohnt den jugendlichen Redner, welchem
der Vorsitzende in seinem Schlußwort den herzlichsten Dank
der Gesellschaft ausspricht.
Die anläßlich des Vortrags im großen Hörsaale veran-
staltete Ausstellung ist auch am Sonntag, den 11. Februar, von
11 bis 1 Uhr, dem Publikum unentgeltlich zugängig gewesen
und hat sich eines außerordentlich starken Besuchs zu erfreuen
gehabt.
Samstag, den 24. Februar 1900.
Vorsitzender : Herr Dr. August Knoblauch.
Zunächst begrüßt der Vorsitzende im Namen der Gesell-
schaft Herrn Major a. D. Dr. Lucas von Hey den mit herz-
— CXXXVIII —
lichen Worten zu seinem fünfundzwanzigjälirigen Jubiläum als
Ehrendoktor der Philophischen Fakultät der Universität
Bonn. Am 23. Februar 1875 ist dem Jubilar in seinen jungen
Jahren diese höchste akademische Würde verliehen worden, in
gerechter Wertschätzung seiner hervorragenden Verdienste um die
ent om ologische Forschung, welche in den wissenschaft-
lichen Kreisen aller Erdteile anerkannt sind. Unermüdlich hat
seitdem der verdiente Gelehrte in seiner Spezialwissenschaft
weitergearbeitet, durcli zahlreiche Ehrungen ist er ausgezeichnet
worden, und auch die Philosophische Fakultät in Bonn hat in
dankbarer Anerkennung der seltenen Verdienste des Jubilars
am gestrigen Tage sein E h r e n d o k t o r d i p 1 o m unter herzlichen
Glückwünschen erneuert.
Nachdem Herr Major Dr. v o n H e y d e n in bewegten Worten
gedankt, verkündet der Vorsitzende den Beschluß der Direktion
bezüglich der diesmaligen Erteilung des von Reinach-
Preises. Über vier Preise verfügt die S e nckenbergische
Natur forschende Gesellschaft, welche periodisch für
die ausgezeichnetsten Leistungen auf den verschiedenen Gebieten
der naturwissenschaftlichen Forschung zur Verleihung kommen.
Es sind der v. S o e m m e r r i n g -, T i e d e m a n n -, S t i e b e 1- und
V. Keinach-Preis. Der letztere, 1892 gestiftet und für her-
vorragende Arbeiten in der Geologie, Palaeontologie und Mine-
ralogie der weiteren Umgebung Frankfurts bestimmt, ist in den
Jahren 1893 und 1895 an die Herren Prof. F. Kinkelin-
Frankfurt (Geologie) und Prof. A. A n d r e a e - Hildesheim
(Palaeontologie) verliehen worden und diesmal für das Gebiet
der Mineralogie ausgeschrieben gewesen. Auf Vorschlag
der Preis-Kommission, welche aus den Herren Prof. H. Bü cking-
Straßburg, Geh. Oberbergrat Prof. R. Lep sius- Darmstadt
und A. von Rein ach -Frankfurt zusammengesetzt gewesen ist,
sind diesmal zwei Arbeiten, welche in gleicher Weise her-
vorragende Beiträge zur Mineralogie der weiteren Umgegend
Frankfurts liefern, mit dem aus 1000 Mark bestehenden Preise,
und zwar jede mit der Hälfte desselben, gekrönt worden, die
Arbeiten der Herren Oberlehrer Dr. W. Schauf -Frankfurt
„Über Sericitgneiße im Taunus mit besonderer Bei-ücksichtiguug
der Vorkommnisse in der Sektion Platte" und Prof. Dr. C. Chelius-
Darmstadt „Über die krystallinen Gesteine des Odenwaldes".
— CXXXIX —
Hierauf hält Herr Hofrat Dr. med. Bernhard Hagen
einen außerordentlich interessanten, anthropologischen Vortrag
unter
„Vorführung von Gesichtstypen ostasiatischer
und melane sis eher Völker in Lichtbildern".
Ein reines, unvermischtes Volk wird man heutzutage auf
der ganzen Erde vergebens suchen. Mischung, Kreuzung überall,
wohin wir blicken. Das zeigt sich nicht nur bei uns in Europa,
wo wir sogar im Schöße der einzelnen Familien schon die
bedeutendsten Verschiedenheiten in Bezug auf Körper- und
namentlich Gesichtsbildung treffen, sondern auch bis herab zu
den allerniedersten Naturvölkern. Einen Beweis dafür liefern
die vorgeführten Lichtbilder, welche durchweg nach eigenen
Aufnahmen des Redners hergestellt sind und demnächst in
einem besonderen Album zur Veröffentlichung gelangen sollen.
Der Beobachtuugskreis, dem dieselben entstammen, umfaßt,
zoologisch gesprochen, die indo-malayische und australische
Region im Wallace'schen Sinne, also etwa das Gebiet vom
Himalaya an bis zu den Salomonsiuseln und Australien. Gerade
hier treffen wir eineDurcheinauderwürfelung der verschiedensten
Rassen und Völker in so unentwirrbarer Kreuzung und Ver-
mischung, daß die x\nthropologie bisher an der Lösung der hier
sich bietenden Probleme fast verzweifelt ist.
Die Aufgabe der heutigen Demonstration und Besprechung
ist es, zu zeigen, daß bei aller Verschiedenheit der Völker in
diesem Teil der Erde in ihren Gesichtsformen dennoch bei
näherem Zusehen ein gewisser einheitlicher Zug, oft allerdings
nur in minimalem Prozentsatz, überall hindurchleuchtet, so daß,
wie dies bereits von Seiten der Sprachforschung geschehen, auch
von Seiten der somatischen Anthropologie ein gewisser Zusammen-
hang über das ganze vorgenannte Areal nachzuweisen ist.
Dieser einheitliche Zug besteht in einem sehr charakteristischen
breiten, niederen Gesicht mit breiten und vorstehenden Backen-
knochen, in welchem eine kurze, platte, breite, eingedrückte
Nase sitzt. Dabei findet sich meistens ein mehr oder minder
starker Grad von Prognathie (Schiefzähnigkeit). Der Schädel
selbst ist vorwiegend meso- oder dolicho-, nur selten brachy-
cephal. Am stärksten tritt dieser Typus auf bei den malayischen
— CXL -
Urvölkern im Innern Sumatras, Malakkas und Borneos, so daß
mau ihn geradezu als den eigentlichen ur- oder prämalayischen
Gesichtstj'pus bezeichnen kann. Von hier strahlt er nach allen
Richtungen aus, nach Siidindieu, Ceylon, Hinderindien, nach
Südchina und sogar nach Melanesien hin bis zu den Salomons-
luseln, ja selbst bis Australien. Bei genauerem Nachforschen
können wir diesen Typus sogar noch viel weiter verfolgen, bis
nach Süd- und Mittelafrika und auf der anderen Seite durch
Polynesien nach Südamerika hin. Wir stossen dabei auf die
Thatsache, daß dieser Gesichtstypus in auffallendem Grade nur
bei solchen Völkern auftritt, welche wir als — natürlich nur
verhältnismäßig — reine und primitive Urvölker aufzufassen
und zu bezeichnen pflegen, sowohl in Afrika (Hottentotten, Busch-
männer. Akkas), wie in Indien (die Bergstämme Südindiens,
die Weddahs in Ceylon), sowohl im malayischen als im papua-
nischen Archipel.
Es drängt sich sonach von selbst der Gedanke auf, daß
wir hier vor den Resten einer alten, einst über das ganze
Areal der altweltlicheu Südhemispliäre verbreiteten Urrasse
stehen, die in ihren Zügen einen den kindlichen Formen nahe-
stehenden uud darum als höchst primitiv zu bezeichnenden
Gesichtstypus bewahrt hat. Interessant uud von Bedeutung
ist es in dieser Hinsicht, daß die Frauen, welche nach Virchows
Zeugnis dem kindlichen Typus im Allgemeinen am nächsten
stehen, sich die in Rede stehende Gesichtsform durchschnittlich
in viel bedeutenderem Grade bewahrt haben als die Männer.
Ferner sehen wir, daß die Gebiete, auf welchen diese
alten Rassenreste zerstreut sich finden, so hübsch um das viel-
postulierte, versunkene Sclater'sche Lemurien herumliegen,
daß ein Wiederauftauchen desselben alle diese heute durch
weite Meere getrennten Gebiete verbinden und so auch die
geographische Unterlage für diese Urrasse abgeben würde.
Da aber nun leider ein tertiäres Lemurien nach Kobelts
zoogeographischen Untersuchungen nicht existiert haben kann,
so müßten wir schließlich auf der Suche nach Landverbindungen
auf das alte palaeozoische Gondwanaland zurückgreifen; wir
kämen aber damit in Zeiträume hinein, die für die Existenz
des Menschen als solchen unmöglich sind.
Reicher Beifall lohnt den gewandten Redner für seinen
— CXLI —
interessanten Vortrag, welchem durch die wirkungsvolle Vor-
führung vortreSlicher Lichtbilder ein besonderer Reiz ver-
liehen wurde.
Samstag:, den 10. März 1900.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Herr Dr. med. A. Alzheimer hält einen Vortrag:
„Zur Anthropologie des Verbrechers".
Die Frage nach der Ursache und dem Wesen des Ver-
brechens hat seit uralten Zeiten die Denker beschäftigt. Zwei
Umstände, namentlich die Gesetzmäßigkeit, mit welcher Ver-
brechen begangen werden, und die außerordentliche Neigung zur
Rückfälligkeit bei den meisten Verbrechern, liaben schon immer
den Gedanken nahelegen müssen, daß zwingende Notwendig-
keiten einen Einfluß auf die Entstehung der Verbrechen ausüben.
Schon 1871 hat v. Holtzendorffin seinem Handbuch des deut-
schen Strafrechts die Meinung ausgesprochen, daß wohl Anthro-
pologie und Psychologie berufen sein dürften, die Entstehung
des Verbrechens aus der menschlichen Natur und der Entwicklung
der einzelnen Person begreiflich zu machen.
Einen Versuch dazu hat Lombroso nicht lange darauf in
seinem berühmt gewordenen Buch „l'uomo deliquente" gemacht.
Lombrosos Lehre läßt sich dahin zusammenfassen, daß sich der
Gewohnheitsverbrecher in anthropologischer Beziehung körperlich
und geistig von dem Durchschnittstj^pus des gesunden und
ehrlichen Menschen unterscheide. Der Gewohnheitsverbrecher
stelle durch körperliche und geistige Kennzeichen eine eigene
anthropologische Varietät und zwar einen gewissermaßen ata-
vistischen Typus dar, der von dem Typus des Menschen in
unserer heutigen Entwicklungs- und Kulturstufe in wesentlichen
Punkten abv^eiche und vielmehr dem Typus der niederststehendeu
Völkerstämme oder einer von uns schon lange durchlaufenen
Entwicklungs- und Kulturstufe nahestehe. Dieser niederorgani-
sierte Mensch, unter uns Menschen einer fortgeschritteneren
Entwicklungsstufe versetzt, müsse in Folge seiner inneren
Organisation notwendig zum Verbrecher werden.
Für und wider Lombroso ist seitdem eine Litteratur er-
wachsen, die sich kaum mehr übersehen läßt. Lombroso ist in
- CXLIl —
vielem widerlegt, auch vielfach mißverstandeü worden. Aber
selbst seine ausgesprochensten Gegner versagen ihm nicht die
Anerkennung, daß seine Arbeit dauernden Dankes wert sei, und
es unterliegt keinem Zweifel^ daß er uns wesentliche neue Gesichts-
punkte für die Beurteilung des Verbrechers gegeben hat.
An der Hand von Tafeln werden nun die einzelnen nach
Lombroso und seinen Schülern für den Verbrecher charak-
teristischen Merkmale am Schädel, Gehirn und übrigen Körper
eingehend erörtert, sowie die Tätowierungen des Verbrechers und
seine geistigen Eigentümlichkeiten besprochen.
Darnach finden sich unter den körperlichen Merkmalen
des Verbrechers keine, welche seine atavistische Natur beweisen,
sie sind vielmehr als pathologische Erzeugnisse, als Degeneratio»s-
erscheinungen, aufzufassen. Die Tätowierungen des Verbrechers
sind nicht ohne weiteres den Tätowierungen der wilden Völker
vergleichbar. Einfache Tätowierungen, wie wir sie an den Armen
von Seeleuten, Soldaten und Angehörigen gewerblicher Be-
rufe finden, haben nichts mit dem Verbrechertum zu thun.
Nur die Massenhaftigkeit der Tätowierungen, die Schlüpfrigkeit
und cj^iische Obscöuität der Darstellungen scheint dem Ver-
brecher eigen. Gerade darin aber unterscheiden sich diese
Tätowierungen von den Tätowierungen der wilden Völkerschaften,
die bei den einzelnen Volksstämmen nach ganz bestimmten
Regeln ausgeführt werden.
Für die wichtigste Frage hält der Vortragende die nach
den psychischen Eigentümlichkeiten des Verbrechers. Die geistigen
Fähigkeiten des Verbrechers sind durchschnittlich unter der
Norm. Wohl ein Drittel der jugendlichen Gewohnheitsverbrecher
muß als erheblich schwachsinnig gelten. Ganz auffallend ist
die große Anzahl der Analphabeten in den Gefängnissen. Nichts
ist verkehrter als die Annahme, daß die Verbrecher über besondere
Verstandeskräfte verfügen. Die vielerwähnte Findigkeit und
Schlauheit der Verbrecher ist nichts als eine meist angelernte
Einseitigkeit der Verstandesthätigkeit, nichts weiter als die List,
die wir bei den hochstehenden Tieren und bei Schwach-
sinnigen oft ausgesprochen bethätigt finden.
Schließlich wird auf die hereditären Verhältnisse der Ver-
brecher hingewiesen. Es gibt wahre Verbrecherfamilien, recht
häufig aber findet man Alkoholismus, Epilepsie, geistige Defekte
— CXLIII —
iu der Ascendenz, Geistesstörung, Idiotie, Taubstummheit in den
Seitenlinien des Verbrecherstammbaums. Bekannt ist die be-
sondere Neigung der Verbrecher zu psychischer Erkrankung.
Man muß also Lombroso beistimmen in der Behauptung,
daß sich die Mehrzahl der Gewohnheitsverbrecher durch körper-
liche und psychische Merkmale von dem gesunden und moralischen
Menschen unterscheide. Nur gravitieren diese Merkmale nicht
nach der Richtung des Atavismus, sondern nach der Richtung
der körperlichen und geistigen Degeneration.
Wenn wir vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus
den Verbrecher beurteilen wollen, müssen wir von dem Satze
ausgehen, daß der freie Wille des Menschen nur eine Selbst-
täuschung des Menschen ist. Die unendlich vielfachen, ver-
schlungenen und ineinandergreifenden Einflüsse, welche bewirken,
daß eine That in bestimmter Form und zu bestimmter Zeit zur
Ausführung kommt, täuschen uns die Meinung einer freien
Willensbethätigung vor, weil wir ihren Zusammenhang nicht zu
übersehen vermögen. Bei dem Verbrecher nun finden sich unter
diesen Einflüssen sicherlich viele, die in seiner defekten Anlage
den Grund haben. Mit einer solchen Auffassung ist der Begriff
der Sühne gegenüber einer verbrecherischen That unvereinbar.
Die Menschheit muß sich aber das Recht nehmen, Leben, Eigen-
tum und Ehre der Mitmenschen zu schützen. Unser heutiges
Strafrecht und unser heutiger Strafvollzug erfüllt diesen Zweck
nur in ungenügender Weise. Ein Verbrecher muß nach Ab-
büßung seiner Strafe entlassen werden, wenn auch mit Bestimmt-
heit vorauszusehen ist, daß er schon am nächsten Tage ein
neues Verbrechen verüben wird. Hier kann nur die Erkennung
einer Freiheitsentziehung auf unbestimmte Zeit Abhilfe schaffen,
eine Freiheitsentziehung, die davon abhängig gemacht wird, daß
eine wirkliche Änderung im psychischen Zustand des Verbrechers
eingetreten ist. Darin finden wir uns in Übereinstimmung
mit einer einflußreichen kriminalistischen Schule, die aus der
Statistik der Rückfälligkeit der Verbrecher zu denselben Forde-
rungen gekommen ist, wie die Betrachtung des Verbrechers vom
anthropologischen und psychologischen Standpunkt.
In der kurzen Debatte macht Herr Professor Dr. E dinger
darauf aufmerksam, daß auch das Milieu eine bedeutende Rolle
spiele, und erzählt einen iu seiner Praxis vorgekommenen Fall
— CXLIV —
aus sogenannten guten Kreisen. Herr Dr. Alzheimer nimmt
hieraus Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß diese an Moml
insanity Leidenden aus guten Familien — sie sind gleichfalls
verbrecherisch veranlagt — meist in die Irrenanstalten kommen,
während die anderen in Gefängnissen und Zuchthäusern inter-
niert zu werden pflegen.
Schließlich dankt der Vorsitzende dem Redner für seinen
interessanten Vortrag, welcher von den zahlreich erschienenen
Zuhörern äußerst beifällig aufgenommen wurde.
Samstag, den 24. März 1900.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Der Vorsitzende berichtet zunächst über den glänzenden
Verlauf der Feier des zweihuudertjährigen Bestehens der König-
lich Preußischen Akademie der Wissenschaften am
19. und 20. d. Mts., an welcher er als Delegierter der Gesellschaft
teilgenommen hat.
Die Feier wurde eingeleitet durch einen Festakt im
Weißen Saale des Königlichen Schlosses, wohin der
Kaiser die Akademiker und ihre Gäste an ihrem Ehrentag
entboten, wo auch nach der Reorganisation der Akademie durch
Friedrich den Großen die feierliche Eröffnungssitzung
stattgefunden hatte. Naturgemäß hat sich diese Feier zu einer
glanzvollen Huldigung der Akademiker für ihren Königlichen
Protektor gestaltet, für den Nachkommen der edlen Kurfürstin
Sophie Charlotte, deren lebhaftes Interesse für seine auf
die Gründung einer Akademie gerichteten, weitausschauendeu
Pläne der große Philosoph Leibniz wachzurufen verstanden
hatte. Der ganze Prunk der Monarchie, der anläßlich dieser
Feier entfaltet worden ist, hat dieselbe zu einem großen
Staatsakte gestempelt. In seiner denkwürdigen Ansprache
hat der Kaiser voll und ganz die großen Verdienste der Akademie
der Wissenschaften anerkannt und versprochen, dieser Schöpfung
seines Ahnherrn, w^elche in die letzten Tage des brandenburgi-
schen Kurstaats zurückreicht und zusammen mit der preußischen
Monarchie emporgeblüht ist, gleich seinen Vorgängern auf dem
Throne Preußens ein getreuer Hüter zu sein, unter Hinweis
auf das Wort Kaiser Wilhelms I. : „Das in jedem
— CXLV —
preußischen Könige ein wo linen deGefühl für Wissen-
schaft ist auch in Mir lebendig."
Im Gegensatz zu dieser glänzenden, durch Königlichen
Prunk ausgezeichneten Feier trug die Festsitzung im Ab-
geordnetenhause einen schlichten Charakter. Hier wie
dort hatten sich mit den Akademikern die Vertreter der ge-
lehrten Körperschaften der ganzen Welt vereinigt, eine glanz-
volle Versammlung, welche in der malerischen Tracht der Ornate,
im Schmuck der Ordensbänder aller Länder ein farbenprächtiges
Bild darbot. Nachdem der Geschichtsschreiber der Akademie,
der Kirchenhistoriker Professor AdolfHarnack, in seiner geist-
vollen Rede, welche mit Recht als eine wissenschaftliche That
gefeiert worden ist, in schlichten, klaren und großen Linien die
zweihundertjährige Geschichte der Akademie geschildert hatte,
brachten die Abordnungen der wissenschaftlichen Körperschaften
ihre Glückwünsche dar. Sie waren — 88 an der Zahl — in
vier Gruppen eingeteilt, die deutschen und ausländischen Aka-
demien, die Universitäten des deutschen Sprachgebietes, die
preußischen Provinzial-Gesellschaften und die Berliner Institute
für Handel, Kunst und Wissenschaft. lustrumentalchöre, dirigiert
von Meister Joachim, sowie Begrüßungs- und Dankesworte
der vier ständigen Sekretare der Akademie eröffneten und be-
schlossen die Festsitzung.
Hierauf begrüßt der Vorsitzende Herrn Dr. Georg Greira
aus Darmstadt, welcher der Gesellschaft als korrespondierendes
Mitglied angehört. Herr Dr. Greim spricht sodann über
„Neues und Altes von Erdmessung und Erdgestalt".
Ausgehend von der zuerst gültigen Ansicht von der Erd-
scheibe, schildert der Vortrag die allmähliche Erweiterung unserer
Kenntnis von der Erdgestalt in den drei folgenden Stadien,
die bezeichnet sind durch die Annahme einer kugelförmigen,
einer ellipsoidischen und einer unregelmäßig gestalteten Erde.
Wie die letztere von dem Rotationssphäroid abweicht, und wie
ihre Abweichung durch geometrische Methoden (astronomisch-
geodätische), sowie durch dynamische (Schweremessungen) be-
stimmt werden kann, wird kurz gezeigt. Die Folgerungen aus
dem hierbei Gefundenen führen zu einer genaueren Definition
des sog. „Geoids". Um sich außerdem Rechenschaft über die
10
— CXLVI —
Gründe dieser Abweichung zu geben, wird auf theoretischem
Weg zur Ableitung des Geoids geschritten, nachdem die Grund-
begriffe der Kräftefuuktion und Niveaufläche erklärt sind.
Hierbei wird darauf hingewiesen, welche Gestalt diese Niveau-
flächen unter bestimmten Voraussetzungen haben müssen, wie
z. B bei einer ruhenden Erde, in der eine gleichmäßige Dichte-
verteilung herrscht. Sodann wird wiederum zur Gestalt der Erde
unter den thatsächlichen Bedingungen übergegangen und darauf
aufmerksam gemacht, daß nicht nur eine Niveaufläche die Erd-
oberfläche schneidet. Die Versuche, die Gestalt des Geoids
festzulegen, stimmen überein mit der Bestimmung seiner Ab-
weichungen gegenüber dem Sphäroid, über deren Größe man
durch synthetische Untersuchungen über den Einfluß gegebener
Massen auf die Erdgestalt, sowie durch direkte Messungen eine
Vorstellung gewinnen kann. Zum Schlüsse werden noch eine
Anzahl Folgerungen aus dem Vorgetragenen gezogen und ins-
besondere die Frage beantwortet, ob die Meere, welche Europa
umgeben, zu verschiedenen Geoidflächen gehören, wie man früher
nach den viel zu groß gefundenen Differenzen der Mittelwasser
glaubte annehmen zu müssen.
Mit herzlichen Worten des Dankes für den mit großem
Beifall aufgenommenen Vortrag und mit dem Wunsche, daß der
Redner sein wohlwollendes Interesse der Gesellschaft dauernd
erhalten möge, schließt der Vorsitzende die Sitzung.
Samstag, den 7. April 1900.
Vorsitzender: Herr Dr. August Knoblauch.
Der Vorsitzende gedenkt in einer längeren Ansprache mit
warmen Worten des am 28. März d. J. verstorbenen Herrn
Wilhelm Winter,*) welcher der Gesellschaft seit 1881 als
arbeitendes Mitglied und der Direktion in den Jahren 1892
und 1893 als korrespondierender Sekretär angehört hat. Zu
ehrendem Andenken an den Verstorbenen erheben sich die An-
wesenden von den Sitzen.
Herr Dr. W. Kobelt führt sodann ein für das Museum
neuerdings erworbenes Paar Moschusochsen vor, das eine
seit dreißig Jahren in der Sammlung bestehende Lücke ausfüllt.**)
*) Nekrolog siehe diesen „Bericht", Seite CLIX.
**) Siehe diesen „Bericht", Seite 61.
- CXLVII —
Hierauf hält Herr Geh. Med.-Rat Prof. Dr. P. Ehrlicli
einen Vortrag :
„Cellular biologische Betrachtungen
über Immunität".
Der Redner giebt zunächst einen historischen Überblick
über die Entwicklung der Immunitätslehre, besonders in ihrer
Abhängigkeit von den Fortschritten, welche die Bakteriologie
den Forschungen Pasteurs und Kochs verdankt. Sodann
bespricht er die Förderung, welche auch das wissenschaftliche
Verständnis der Immunität durch die Entdeckung Behrings
erfahren hat, daß das Serum von Tieren, welche mit den
Toxinen des Diphtherie- und Tetanusbacillus behandelt sind,
Antitoxine enthält, die in specifischer Weise die Wirkung
dieser Gifte beeinflussen. Die Grundbedingung zu einem weiteren
Eindringen in dieses schwierige Gebiet bildete die Schaffung
von Methoden, welche es ermöglichten, die Wirkung von Toxin
und Antitoxin quantitativ zu bestimmen und in genauen Zahlen-
werten auszudrücken. Die Schwierigkeiten waren hier um so
größer, als die Toxine und Antitoxine der chemischen Unter-
suchung nicht zugänglich sind und nur durch ihre physiologische
Wirkung gemessen werden können. Die Fähigkeit gewisser
Toxine, auf die roten Blutkörperchen vieler Tierspecies eine
Giftwirkung auszuübeu, die außerhalb des Tierkörpers genau
zu messen ist, führte zu der Möglichkeit, exakte Versuche über
das Verhalten der Toxine und Antitoxine außerhalb des Tier-
körpers im Reagensglas auszuführen. Mit Hilfe dieser Reagens-
glasversuche ließen sich vor allem wichtige Beweise dafür
bringen, daß die Wirkung der Antitoxine eine rein chemische
ist, in der Weise, daß Toxin und Antitoxin zu einer
ungiftigenVerbindungzusammentreten, und daß dieser
Vorgang den allgemein gültigen chemischen Gesetzen folgt.
Dieser Anschauung stellten sich nun zunächst bei dem Studium
der Wirkung des Diphtherieantitoxins auf das Diphtherietoxin
große Schwierigkeiten entgegen, die nach langwierigen Unter-
suchungen ihre Lösung durch den Nachweis gewisser Modi-
fikationen der Toxine, welche als Toxoide bezeichnet wurden,
fanden. Die Erkenntnis der Toxoide leitete weiter zu be-
stimmten Vorstellungen über die chemische Beschaffenheit der
Toxinraoleküle, die als ausgestattet mit zwei charakteristischen
10*
— OXLVIII —
Gruppen anzusehen sind, einer „t ox o p li o r en" Gruppe und
einer „haptoph oren" Gruppe. Die toxopliore Gruppe, die
sehr labil ist, ist die Trägerin der eigentlichen Giftwirkung,
während die haptophore Gruppe die Bindung mit dem specifischen
Antitoxin vermittelt. Die Toxoidbildung beruht auf dem Verlust
der toxophoren Gruppe der Toxine. Das Vorhandensein der
haptophoren Gruppe im Toxiumolekül ist zugleich als die nächste
Bedingung der charakteristischen Giftwirkungen anzusehen, da
durch die Bindung der haptophoren Gruppe die Wirkung der
toxophoren Gruppe auf das Protoplasma übertragen wird.
Der Redner erörtert sodann eingehend die prinzipiellen
Unterschiede, welche das Verhalten gewisser Farbstoffe und
Alkaloide einerseits und der Toxine andererseits im Organismus
zeigt, und geht auf die Experimentaluntersuchungen ein, welche
für die letzteren eine chemische Bindung in gewissen Zellen
des Organismus annehmen lassen. So sind in den Ganglienzellen
des Rückenmarks bestimmte Atomgruppen vorhanden, die das
Tetanustoxin chemisch binden. Die Anwesenheit außerordentlich
zahlreicher Atomgruppen („Seitenketten") im Protoplasma
der Zellen, welche die verschiedenen Toxine zu binden ver-
mögen, ist nur durch die Annahme zu verstehen, daß diesen
Seitenketten eine physiologische Funktion zukommt, indem sie
die zu assimilierenden komplizierteren Nahrungsstoffe (Eiweiss-
körper etc.) verankern. Das Vorhandensein einer gleichfalls
auf diese Seitenketten eingestellten haptophoren Gruppe im
Toxiumolekül bedingt dann eine analoge Bindung. Für gewisse
Fälle (Centralnervensystem — Tetanusgift) ist sogar der Nach-
weis einer derartigen Bindung im Reagensglas gelungen.
Aus den entwickelten Anschauungen läßt sich nun auch
eine einfache Erklärung für die so rätselhaft erscheinende Ent-
stehung der Antitoxine ableiten. Die durch die Bindung des
Toxins außer Funktion gesetzten Seitenketteu des Protoplasmas
erfahren eine Regeneration, die nach einem von Weigert auf-
gefundenen allgemeinen Gesetze über den Ersatz des Defektes
hinaus zu einer Überproduktion der betreffenden Seiten-
ketten führt. Indem sich weiterhin die Zelle dieses Überschusses
entledigt und die Seitenketten in den Blutkreislauf abstößt,
setzt sie Substanzen in Freiheit, welche ihrer Herkunft nach
die specifischen toxinbindenden Gruppen besitzen müssen —
— CXLIX —
die Antitoxine. Dieselben Atoragruppen also, welche, solange
sie dem Protoplasma anhängen, die Bedingung für die Gift-
wirkung bilden, schützen, in Freiheit gesetzt, den Organismus
vor dieser. Die sj'stematische Immunisierung, wie sie bei der
Gewinnung der Heilsera geübt wird, ist nichts anderes als
eine Trainierung der Zellen zur Überproduktion und Abstoßung
der giftbindenden Seitenketten. Auch das natürliche Vorkommen
von Antitoxinen im Serum normaler Tiere und des Menschen
findet durch die „Seitenkettentheorie" seine Erklärung.
Der Redner geht dann weiter auf die viel komplizierteren
Verhältnisse ein, welche der Entstehung der antibakteriellen
Immunität zu Grunde liegen. Durch Einführung pathogener
Bakterien in den Tierkörper entstehen bekanntlich Stoffe, welche
gerade diese Bakterien zur Auflösung bringen, gewissermaßen
verdauen. Auch diese Vorgänge lassen sich auf Grund der
Seitenkettentheorie befriedigend erklären. Besonders aufklärend
in dieser Richtung wirkten die Versuche mit den H a e m o 1 y -
sinen, das heißt mit Substanzen, die im Blutserum von Tieren
nach Vorbehandlung mit den roten Blutkörperchen fremder
Tierspecies entstehen und die Eigenschaft haben, diese Blut-
körperchen im Reagensglas aufzulösen. Auch in diesen Fällen
sind Analoga der haptophoren und toxophoreu Gruppen nach-
weisbar.
Die die Bakterienimmunität bedingenden „Bakte-
riol3'sine" bestehen ebenso wie die Haemolj'sine aus zw^ei
verschiedenen Bestandteilen. Der eine derselben („Komple-
ment"), der meist außerordentlich labiler Natur ist, findet sich
schon im Serum normaler Tiere und wirkt nach Art eines
Fermentes auflösend auf die Bakterien ein. Die Wirkung des-
selben kann aber auf die Bakterien nur durch die Vermittlung
des „Immunkörpers" übertragen werden, der eben durch
den Vorgang der Immunisierung entsteht, und der von den be-
treffenden Bakterien eine specifische chemische Bindung erfährt.
Der Mißerfolg vieler antibakterieller Heilsera beruht wohl darauf,
daß dieselben zwar genügend Immunkörper enthalten, jedoch
der genügenden Menge von „Komplement" entbehren. Nur
solche antibakteriellen Heilsera können therapeutisch verwertet
werden, deren Immunkörper im Organismus die ausreichende
Menge passenden Kumplements vorfindet, oder die selbst ein
— CL —
Komplement mitbringen, welches im menschlichen Körper existenz-
fähig ist. Im Studium dieser Verhältnisse und im Aufsuchen
wirksamer und „anthropostabiler" Komplemente sieht der
Redner die nächste und wichtigste Aufgabe der Immunitäts-
forschung und hofft, daß durch deren Lösung auch
für die praktische Serumtherapie weitere Erfolge
zu erzielen sein werden.
Reicher Beifall lohnt den Vortragenden für seine hoch-
interessanten, durch zahlreiche Zeichnungen erläuterten Aus-
führungen.
Der Vorsiteende spricht beiden Rednern den Dank der
Gesellschaft aus und schließt die Sitzung mit einem kurzen
Rückblick auf die zwölf wissenschaftlichen Sitzungen des abge-
laufenen Wintersemesters, welche sich stets des lebhaftesten
Interesses von Seiten der zahlreichen Zuhörer zu erfreuen ge-
habt haben.
— CLI
Zum Gedäclitnis an Dr. Emil Buck.
Von
Prof. Dr. F. Kinkelin.
Mitte Dezember vorigen Jahres verbreitete sich die Kunde,
dass Dr. Emil Buck in Konstanz nach kurzer Krankheit
gestorben sei. Schmerzlich traf uns, die älteren Mitglieder der
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, diese Nachricht.
Sein Tod war am 17. Dezember morgens erfolgt.
Wenn Buck uns auch schon viele Jahre örtlich fern war,
der innige Zusammenhang hörte damit nicht auf; keiner von
uns wird in die Nähe von Konstanz gekommen sein, ohne den
lieben treuen Freund herzlich gegrüßt zu haben. Buck war eine
Persönlichkeit, die nur Sympathie erwecken konnte; seine Eigenart
konnte bei seinem liebenswürdigen Charakter das Interesse an
seiner Person, an seinem Thun und Treiben nur mehren.
Aber nicht blos in einem weiten Freundeskreis hinterlässt
das Hinscheiden Bucks eine Lücke, die Wissenschaft verliert
in ihm einen feinen Beobachter, einen unermüdlichen originellen
Forscher.
Emil Buck, der jüngste Sohn wohlhabender Eltern,
wurde am 20. April 1840 in Metz geboren. Infolge ihrer
ÜbersiedeluDg (1845) nach Frankfurt a. M., wo die Familie
schon seit 1745 Bürgerrecht besass, genoss er den Schulunter-
richt im Institut Geisow und Scheib. Seine edle Mutter, eine
geborene Donner, sorgte treulich, dass seine geistige Ent-
wickelung ohne Schädigung seiner überaus schwächlichen Körper-
konstitution in stetem E'ortschritt blieb; in einem Brief an
ihren Sohn Viktor (1855) nennt sie Emil ein zartes Pflänz-
lein, das durch unsanfte Behandlung dahin welkt, anstatt sich
zur Knospe zu entfalten. Schon in diesen Jugendjahren be-
thätigte der Knabe seine Freude und sein Interesse am Leben
- CLII —
der niederen Tierwelt in auffälliger Weise. Auf allen Vieren
kroch er im Garten herum, nach AVürmern, Insekten u. a. suchend,
sie zu betrachten und zu beobachten; sein ganzes Interesse
konzentrierte sich darauf. Für den landwirtschaftlichen Beruf,
dem er sich widmen sollte, zu schwach, kam er 1856 zu seinem
ältesten Bruder Viktor in Rotterdam in die Lehre. Den
kaufmännischen Beruf, dem er kein Interesse abgewinnen konnte,
verließ Buck 1863, sobald er durch den Tod seiner Eltern
selbständig geworden war, um nun ausschließlich sich dem natur-
wissenschaftlichen Studium, besonders den ihm liebgewordenen
biologischen Studien an niederen Süßwassertieren zu widmen.
Die Lücken, die der Sachlage nach in seiner Schulbildung be-
standen, suchte er stets auszufüllen, besonders mehrte er seine
Kenntnisse in den alten und neueren Sprachen. Unermüdlich
war er in der Bereicherung seiner naturwissenschaftlichen
Kenntnisse, die er u. a. in den Senckenbergischen Vorträgen
suchte. Später mag ihn besonders auch sein Freund Dr. H.
Th. Geyler, Dozent der Botanik am Senckenbergianum, speziell
im zweckmäßigen Gebrauch des Mikroskopes gefördert haben.
Im Jahre 1869 trat er unserer Gesellschaft bei, war 1872 und 1873
als korrespondierender Sekretär Mitglied der Direktion und
übernahm 1879 die Verwaltung der herpetologischen Sektion
am Senckenbergischen Museum, die er bis zu seinem Wegzug
von Frankfurt nach Zürich 1875 versah. Unter der Ägide der
Gesellschaft hielt auch Buck während eines Wintersemesters
Vorträge, in denen er einem wenn auch kleinen Kreis sein
umfassendes Wissen über Bau und Leben der niedersten Orga-
nismen mit Zuhilfenahme von mikroskopischen Demonstrationen
zugute kommen ließ. So hatte er sich, unermüdlich thätig, all-
mählich mit so gründlichen zoologischen Kenntnissen ausgestattet,
daß er die Universität Zürich beziehen und dort sich 1877
(14. März) den philosophischen Doktorgrad erwerben konnte —
unter Kenngott als Dekan: propter insignem in rebus zoo-
logicis eruditionem examine rigoroso legitimo et libello, cui
inscripsit: „Einige Rhizopodenstudien". In der Zeitschrift für
Mikroskopie hat diese Dissertationsarbeit (Dez. 1876) eine sehr
günstige Beurteilung erfahren.
Außer in der Senckenbergischen Gesellschaft war Buck auch
im Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung vulgo
— CLIII -
„Käwwernschachtel" ein sehr thätiges Mitglied; auch nach
seinem Wegzug von Frankfurt a. M. bewahrte er diesem Verein
seine Sympathie und bethätigte dies fast bei jedem Jahresfest
durch die allseits bejubelten, humorvollen, poetischen Beiträge.
Um seine alte Liebe zur Senckenbergischen Naturforschenden
Gesellschaft zu bezeugen, traf Buck bei seinem Wegzuge von
Frankflirt in einem Briefe vom 30. April 1882 die Bestimmung,
daß nach seinem Ableben der Gesellschaft seine ganze Bibliothek,
seine wissenschaftlichen Manuskripte und seine Mikroskope und
andere Instrumente zufallen sollten. Gleichzeitig sprach er
den Wunsch aus, nicht in die Reihe der korrespondierenden
Mitglieder überzutreten, sondern beitragendes Mitglied zu
bleiben.
Auch hier nehme ich Gelegenheit, dem gemeinsamen Freund
von Buck und mir, Herrn Prof. H. Berni in Konstanz, für
die äui^erst gefällige Mühewaltung in Sachen der Bibliothek,
wie auch für seine Mitteilungen über Bucks Leben in Konstanz
den verbindlichsten Dank zu sagen,
Ende Mai 1882 siedelte Buck nach kurzem Aufenthalt
in Freiburg i. B. nach Konstanz am Bodensee über. Ein
Beweggrund, Frankfurt, wo er einem zahlreichen E^reundeskreis
angehörte, zu verlassen, bestand darin, sich von den konventio-
nellen Anforderungen, die ihm lästig waren, frei zu machen,
dem allein seine Zeit widmen zu können, was sein ausschließ-
liches Interesse ausmachte. Die Wahl des Aufenthaltes in
Konstanz, wo er ganz unbekannt war, war natürlich einzig
durch die Hoffnung bestimmt, hier am Bodensee all' die Momente
in der Natur vorzufinden, die einer mannigfaltigen Süßwasser-
fauna förderlich sind. In einem Brief vom Mai 1883 an mich
schreibt er: „Der Bodensee ist für meine Gesundheit und für
meine Studien ein wahrer Segen geworden. Heil dem Bodan!"
Die Ausflüge und kleineren Reisen, z. B. nach dem Laacher
See, in die Alpen, in das nachbarliche Thurgau, nach dem
Genfer See, waren durch dieselben Beweggründe bedingt, aber
nicht blos die Wissenschaft, sondern auch die reine Freude au
der Natur, die sich in ihm durch künstlerisches Anschauen noch
erhöhte, führte ihn dahin; Zeuge dessen sind die schönen
Zeichnungen, Pastelle etc. von Landschaften.
— CLIV —
Zwei Jahre (Oktober 1884) nach seiner Ankunft in Konstanz
sammelte sich um ihn ein für die kleine Stadt ansehnlicher
Kreis von Freunden der Naturwissenschaften, darunter auch
der rühmlichst bekannte Begründer des Rosgarten-Museums,
Ludwig L e i n e r . Der Verein nannte sich Salamandra.
Buck war von Anfang Obersalamander und blieb es, so lange
der Verein existierte; er war das Haupt und die Seele dieser
schönen Vereinigung. Manches Jahr herrschte ein reges wissen-
schaftliches Leben, an dem er sich in erster Reihe beteiligte;
auch die Protokolle hat Buck aufs gewissenhafteste redigiert,
wie er überhaupt ein Ideal wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit
war. Das allmähliche Eingehen des Vereins nach fast zehn-
jährigem Bestände war ihm schmerzlich. Die Abnahme des
Besuches der Zusammenkünfte lag wohl an einem Passus der
Statuten, der für jede Sitzung einen größeren umfassenden
Vortrag verlaugte, statt auf kleinere originale Mitteilungen das
Hauptgewicht zu legen; aber auch der Boden scheint für
dauerndes Interesse an wissenschaftlichen Dingen nicht günstig
zu sein. An Originalmitteiiungeu hat jedenfalls der Obersala-
mander die zahlreichsten Beiträge geliefert. Auch hier in seiner
neuen Heimat würzte er manches Fest durch seine liebens-
würdigen naiven Gaben voll Humor.
Aber auch in mehreren anderen Vereinen machte sich
Buck durch belehrende Vorträge nützlich und wirkte anregend.
Die Art seiner Darstellung war anschaulich und im besten
Sinn populär. In seiner sinnigen Weise gestaltete sich das,
was er vortrug und in zahlreichen Aufsätzen in verschiedenen
Zeitschriften mitgeteilt hat, zu einem anschaulichen Bilde; immer
hat er neben dem Besonderen das Ganze im Auge.
Seine Specialstudien waren zweifacher Art; beide aber
standen in innigstem Zusammenhang. Das eine Lebensstudium
bestand in Forschungen über die Welt im Kleinen. Diese
seine Welt begann also erst da, wo uns unsere Sinne verlassen.
Auch da sah er das allerhaltende Lebensprinzip, den Kampf
ums Dasein in der fast unsichtbaren Lebewelt, ihre gegenseitige
Bedingtheit. Das andere Studium bestand darin, den Boden
zu schaffen, in dem der Mikrokosmos des süßen Wassers sein
Genüge finden konnte, in dem er gedieh. So wurde er eine
Autorität in der Einrichtung und Belebung von Aquarien.
— CLV -
Boettger sagt in dem Buck gewidmeten Nachruf: „Die
Biologie verdankt dem Verstorbenen eine Fülle subtiler und
feinsinniger Beobachtungen, die Aquarienkunde verliert in ihm
einen ihrer Begründer und unermüdlichsten Apostel."
Eine große Freude war es, von ihm leuchtenden Auges
diese Welt im Kleineu, die sich in den verschiedenen Zwecken
dienenden Aquarien befand, geschildert zu bekommen. Dieser
Welt räumte er den größten Teil der von ihm bewohnten, mit
dem geringsten Komfort ausgestalteten Zimmerclien ein; seine
persönlichen Bedürfnisse standen weit zurück, zu weit und
wurden allmählich immer kleiner. Beobachtungen über die
Abhängigkeit seines Befindens von der Art der Ernährung,
unverschuldete finanzielle Verluste, wahrscheinlich auch der
Wunsch, das Budget für seine Person zu mindern und dadurch das
für seine Aquarien, für seine Studien erhöhen zu können, haben
ihn zum Vegetarianer und schließlich zum Asketen gemacht.
Das Bedeutendste in der Aquarienkunde leistete er in
seinem aus Bimsstein und Cement aufgebauten Beckenaquarium,
in dem er eine Miniaturlandschaft schuf. Da fehlen nicht
Buchten, nicht Felsvorsprünge, Terrassen, Miniaturanhöhen, die,
teils steil, teils flach nach dem Wasserspiegel abfallend, den See
mit einer kleinen moosbewachsenen Insel umrahmen. Niedere
Uferpartien liefern sumpfige Stellen, im Felsbett ist ein Wasser-
tümpel eingesenkt; alle in der Natur um einen See sich bietenden
Lebensbedingungen waren so geschaffen, so dass die Züchtung
von mannigfaltigen, zum Teil sehr seltenen, niederen, tierischen
Wesen stattfinden konnte. In hohem Grade erfinderisch, hat er
für die verschiedenen Aquarien Vorrichtungen erdacht, die für
Durchlüftung, für dauernde Strömung u. s. w. sorgten ; fort und
fort war er auf deren Verbesserung bedacht; davon zeugen
die zahlreichen Publikationen. Schon 1866 hat er in seinem
Aquarium, durch ein starkes Federwerk mit Wasserrad Strömung
und Durchlüftung erzeugend, für das Gedeihen seiner Zöglinge
gesorgt. Solche, an denen Buck eingehendere Studien gemacht
hat, waren die Hydren, die Rhizopoden, spez. Ärcella, Fltoner-
gates verox, die Acineten, Fodophrya fixa, Fhysa acuta, die Egel-
arten Geodesmiis bilineahis, Nephelis vulgaris, Melicerta ringens;
eine wichtige Arbeit behandelt die Süßwasserschwämnie des
Bodensees, die er auch in einem Aquarium züchtete. Viel
— CLVI —
beschäftigte ilm auch das Seelenleben der Tiere, von kaltblütigen
Wirbeltieren und Vögeln.
Ich darf nicht unterlassen, eine sehr große Arbeit zu er-
wähnen, die Buck Jahrzehute laug beschäftigt hat. Er nennt
sie „See künde". Vor Allem ist darin die bildliche Darstellung
der mikroskopischen Fauua der Seen hervorzuheben ; sie gliedert
sich in den Rhizopoden-Atlas, Fagellaten-Atlas und Infusorien-
Atlas. Diesen sind Diagnosen und Litteratur beigegeben, darunter
auch originale Abbildungen nach der Natur aufgenommen. Buck
dachte den Erben damit ebenso zu nützen, wie die Arbeit ihn
gefördert hat, nämlich die große Mannigfaltigkeit der mikro-
skopischen Süßwassertiere zu übersehen.
Die Liebe zur Natur war's, was den uneigen-
nützigen stillen Forscher ganz erfüllte und sein
Leben bis an's Ende zu einem glücklichen gemacht hat.
Verzeichnis rter von E. Buck veröffentlichten Schriften:
1874. Zoologischer Garten p. 148 — 150. Die Stromerzeu-
gungsmaschine für das Süßwasser- Aquarium,
do. p. 191 — 192. Die Überwinterung der Süßwasser-
polypen im Zimmer-Aquarium.
1875. do. p. 17 — 20 mit einer Abbildung. Die Stromerzeu-
gungsmaschine für das Aquarium,
do. p. 90 — 92. Die Acineten im Aquarium,
do, p. 251 — 252. Die Zucht junger Stichlinge im Süß-
wasser-Aquarium,
do. p. 409 — 410 mit einem Textbild. Ein selbstarbei-
teuder Hebel für das KelchAquarium.
1877. Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie. 30. Band
mit 2 Tafeln. Einige Rhizopodenstudien.
Dissertationsarbeit.
1879. Zoologischer Garten p. 135 — 144 mit 4 Textfiguren.
Das Zimmerbassin- Aquarium u. seine Apparate.
1883. Senckenberg-Bericht p. 298— 314 mit zahlreichen Text-
abbildungen. Über die Ungestielte Varietät
der Podophri/a fixa Ehrb. {Pod. libera Pty).
1887. Isis, Zeitschrift für alle naturwisseuschaftl. Liebhabereien.
No. 46. Einiges über die Lebensweise des
kleinen Sumpfegels (Nephelis vulgaris).
— CLVII —
1888. Isis, No. 7—12 u. 14. Einiges liber Egelarten.
1889. do. „ 33, 35 u. 37. Mitteilimgeu über einige kalt-
blütige Wirbeltiere : I. Die griechische Land-
schildkröte {Testndo graeca).
do. „ 38 u. 40. II. Über die Teichschildkröte {Oistiido
eurojjaea).
do. „ 42. in. Der P^rdmolch {Salamandra maculnia).
do. „ 43. IV. Der Wasserfrosch {Rana esndeyita).
V. Die Grasfrösche {Rana fusca, arvalis und
agilis).
do. „ 45. VI. Schlaugen.
do. „ 46 u. 47. VII. Die Fische.
1889. Zoologischer Garten p. 289—296, 327—338. Das ge-
mauerte Beckenaquarium u. seine Bewohner,
mit 4 Abbildungen.
1890. do. p. 46-53, 83—91, 143—154, 363—368. Dasselbe.
Fortsetzungen.
1891. do. p. 289—297 mit einer Textfigur. Neuer Diirch-
lüftungsapparat f. Kelch- u. Kasten- Aquarien.
1892. do. p. 48 u. 49. Schnakenzucht zum Zwecke der Fisch-
fütterung.
do. p. 92. Das Gebläse meines Durchlüftungsapparates.
do. p. 229 — 232 mit 2 Textfiguren. Weiteres über
meinen Durchlüftungsapparat.
1894. Natur und Haus II No. 20. Einiges über den Bach-
flohkrebs {Gammarus index Fabr.)
1894. Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde V
No. 10 mit Textfigur. Der Lampencylinder und
seine Verwendung für Aquarien.
do. „ 20. Winterfutter für kleine Wassertiere.
do. „ 21. Ein interessanter Muschelkrebs.
do. „ 23. Weiteres über den interessanten Muschel-
krebs.
do. „ 24. Eine nützliche Zierde für Aquarien.
1895. do. VI. No. 1. Das Geruchsvermögen des gem. Sumpf-
egels {Nephelis vulgaris).
do. No. 6. Ausströmungskörper für Durchlüftungs-
apparate.
— CLVIII —
1895. Blätter für Aquarien- u u d T e r r a r i e n f r e ii n d e VI
No. 13. Melicerta ringens (L). Das Vier-
blatt, unvollendet.
1895. Natur und Haus III No. 9. Eine nützliche Zier für
Aquarien (Abdruck a. Bl. f. Aquarienfreunde).
1895. Zoologischer Garten p. 25. Unschädlichkeit des Fluß-
krebses in Aquarien,
do. p. 65 — 71. Einiges aus dem Seelenleben der Vögel.
1895. Bericht des Vereins für Naturkunde in Offen-
bach a. M. Band 36. Beobachtungen an
Schwämmen des Bodensees und ihre Züch-
tung im Aquarium.
1896. Zoologischer Garten p. 248—250. Die Spitzblasen-
schuecke {Plujsa acuta Drap.) im Aquarium.
1896. Natur und Haus IV. No. 10. Mittel zur Entfernung
der Hj^dren aus dem Aquarium.
do. No. 14. Die Mehlmilbe in der Mehlwurmhecke.
do. „15 mit Textabbildung. Der Flaschendurch-
lüftungsapparat für Aquarien.
do. „ 18. Die Bedeutung des Schlammes für die
Zucht der Daphnien.
do. „ 20 mit 3 Textflguren. Neue Durchlüftungs-
methode für Aquarien.
do. „21. Über das Vorkommen von Planorbis cor-
neiis in Süd-Deutschland.
do. „ 22. Die Wasseratmung der Lungenschnecken
im Aquarium.
do. „ 24. Beitrag zur Frage der Daphnienzucht und
die Schädlichkeit der Clepsinen im Aquarium.
1897. Zoologischer Garten p. 353—361 mit 2 Abbildungen.
Beobachtungen an einer Landplanaria( ö'eorfe^-
mus bilmeatus?) und deren Züchtung,
do. p. 293—294. Einiges über meine griechische Land-
schildkröte.
1897. Natur und Haus VI. No. 1 mit einer Abbildung. Das
gemauerte Becken aquarium im Zimmer-Glas-
hause.
CLIX
Zum Andenken an Wilhelm AVinter.
(Mit Porträt.)
Von
Prof. Dr. H. Reichenbach.
Einen herben Verlnst erlitt die S e n c k e n b e r gi s c h e N a t u r-
for sehende Gesellschaft und mit ihr weite Kreise unserer
Vaterstadt durch den am Mittwoch, 28. März 1900, plötzlich
erfolgten Tod des durch künstlerische Begabung und reiches
Wissen, durch biederen Charakter und ungewöhnliche Arbeits-
kraft gleich ausgezeichneten Künstlers und Lithographen
Wilhelm Winter. Er hat die Reproduktion von Illustrationen
naturwissenschaftlicher, besonders zoologischer Werke durch
ein genaues Verständnis des Dargestellten und durch künst-
lerisch und technisch hochstehende Ausführung auf eine so hohe
Stufe der Vollendung gehoben, daß das von ihm geleitete
Institut (Lithographische Anstalt von Werner und Winter) weit
über die Grenzen unseres Vaterlandes hochgeschätzt wird.
Wilhelm Winter wurde am 26. April 1844 zu Butzbach
bei Gießen geboren und kam als junger Mann nach E'rankfurt
am Main, wo er in die lithographische Anstalt von F. C. Klinisch
eintrat. Seinen ausgezeichneten Lehrer, den älteren Klimsch,
hielt er bis zu dessen in hohem Alter erfolgten Tod in dank-
barer Verehrung. Von besonderem Einfluß auf Winters Ent-
wicklung war der Besuch der Schule des St ädel'schen Kunst-
Institutes; denn hier waren Männer wie v. Steinle, v. d.
Launitz, Hassel hörst seine Lehrer, unter deren Leitung
er mit Eifer und Erfolg besonders Aktstudien betrieb. Die
sein ganzes Wesen durchdringende Gründlichkeit ließ ihn bald
erkennen, daß die Darstellung des menschlichen Körpers ohne
j Je^i
— CLX —
eingehende anatomische Studien unvollkommen bleiben muß, und
so finden wir ihn im Senckeubergischen Medizinischen Institut
als Schüler L u cae s, dessen Vorlesungen und anatomische
Präparierübungen er mit großem Eifer besuchte, so daß er nach
kurzer Zeit die Illustrationen zu Liicaes Arbeiten nach der
Natur unmittelbar auf den Stein zeichnen konnte. Auch die
von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ver-
anstalteten zoologischen Vorlesungen gaben die von ihm länger
als zehn Jahre benützte Gelegenheit, ein tieferes Verständnis der
Tierwelt anzustreben und insbesondere eine gründliche Einsicht
in den mikroskopischen Bau derselben sich anzueignen.
In weiteren wissenschaftlichen Kreisen wurde er aber mit
einem Schlag bekannt durch die von seiner Hand lithogra-
phierten Zeichnungen zu Chuns Monographie der Rippen-
quallen*). Die eleganten, mit dem Diamant auf den Stein gra-
vierten lebensvollen Formen der glasartig durchscheinenden Tiere,
die Vervielfältigung durch Weißdruck auf schwarzem Hinter-
grund und die AViedergabe der Fluorescenzerscheinung einer
als Venusgürtel bekannten Rippenquallenform sind Leistungen
ersten Ranges. Dann folgten die Tafeln in Farbendruck zu
der Monographie der Seerosen von A. Andres**), die ihm Ge-
legenheit boten, seine Beherrschung der lithographischen Technik
und seinen künstlerischen Farbensinn zu verwerten. Um die ganze
Pracht der Farbenwirkuug möglichst naturgetreu wiederzugeben,
unternahm Winter sogar regelrechte Taucherexpeditionen im
Golf von Neapel. Von gleicher Bedeutung für seine Leistungs-
fähigkeit und Vielseitigkeit sind die Darstellungen der Embryonen
des Flußkrebses ***), die er Zelle für Zelle nach dem Mikroskop
mit dem Diamant auf den Stein gravierte.
Der große Wert seiner Arbeiten ist bedingt durch das
wissenschaftliche Verständnis des darzustellenden Objektes,
durch die künstlerische Auffassung und Wiedergabe des Ganzen,
sowie durch eine außergewöhnliche Fähigkeit in der Handhabung
der lithographischen Technik. Winter gehörte eben zu den
*) Fauna und Flora des Golfes von Neapel. 1880.
**) Ebenda. 1883.
***) Abhandl. der Senckenb. Naturf. Gesellsch. Bd. XIV. H. Reichen-
bach. Studien zur Entwicklungsgeschichte des Flußkrebses.
— CLXI —
echten Künstlern, die sich nicht mit ihrer Begabung begnügen,
sondern durch exaktes Wissen und Beherrschung der Technik
ihre Leistungen zu vertiefen streben.
So war es natürlich, daß die Fachgelehrten der ganzen
Welt ihm volle Anerkennung zollten, und die aus Winters
Institut hervorgegangenen Tafeln schmücken die Abhandlungen
der Akademien und gelehrten Gesellschaften in Berlin, St. Peters-
burg, Paris, Marseille, Rom, Amsterdam, London, Chicago u. a.,
sowie unsere Abhandlungen, von denen noch außer den oben
genannten die Saalmüller 'sehen Schmetterlinge*) und die Dar-
stellungen ethnographischer Objekte in K ü k e n t h a 1 s Reisewerk**)
erwähnt seien. Ferner müssen wir der ausgezeichneten Publi-
kationen der Zoologischen Station zu Neapel, sowie aller bedeu-
tenden für die Biologie wirkenden Zeitschriften gedenken
(Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Archiv für mikro-
skopische Anatomie, Morphologisches Jahrbuch, Journal of Mor-
phology u. V. a.). Auch war Winter beteiligt an der Her-
stellung der Tafeln zu den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen
Expeditionen des „Challenger", des Fürsten von Monaco, der
Plankton expedition und zuletzt noch der Deutschen Tief see-Ex-
pedition.
In der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, der
Winter seit 1881 als arbeitendes Mitglied angehört hat, entfaltete
er besonders in den Kommissionen eine durch sein reiches Wissen
und seinen praktischen Blick bedingte segensreiclie Thätigkeit.
Er war wesentlich beteiligt bei der Erwerbung der Bibliothek
von Karl Vogt, und in der Kommission für den in Aussicht
genommenen Museums-Neubau war er bis kurz vor seinem Tod
eifrig mit dem Studium der Pläne und Projekte beschäftigt.
In den Jahren 1892 und 1893 war er Mitglied der Direktion.
Eine große Freude war ihm noch in den letzten Lebens-
jahren beschieden. Sein Sohn Fritz AVinter war als wissen-
schaftlicher Zeichner und Photograph Mitglied der Deut-
schen Tiefsee-Expedition, bei der er eine erfolgreiche Thätigkeit
entfaltet hat. Nach glücklicher Heimkehr war Fritz Winter als
Student und Assistent am zoologischen Institut der Universität
*) Ebenda. Bd. XVII.
**) Ebenda. Bd. XXII.
— CLXII —
Leipzig thätig. Jetzt ist er au die Stelle des Vaters getreten,
und da er dessen Fälligkeiten und Neigungen geerbt hat, so
berechtigt er zu der schönen Hofinung, daß er mithelfen wird,
die von seinem Vater gegründete Kunstanstalt auf der Höhe
ihres Rufes zu erhalten.
So wird auch in dieser Hinsicht das Andenken an
Wilhelm Winter nicht erlöschen.
Wissenschaftliche Abhandlungen.
Cordierit von Nord -Celebes
und aus den sog. verglasten Sandsteinen
Mitteldeutsclilands.
Von H. Bucking in Straßburg i. E.
(Mit Tafel I und II.)
Im Juli 1898 unternahm ich von Langowan aus, einem
Orte in Nord-Celebes, etwa 40 Kilometer südlich von Menado
gelegen, die Besteigung des Vulkans Gunung *) Seputan.'-) Der-
selbe bildet, 1827 m hoch, mit dem G. Manimporok, G. Sempu,
G. Tonderukan und G. Kelelonde^' zusammen eine große, unbe-
wohnte, au Solfataren reiche, ganz vulkanische Gebirgsmasse
im Süden der Älinahassa.
Der eigentliche Vulkankegel, aus dessen Gipfel zur Zeit
nur eine schwache Dampfentwickluug stattfindet, ist etwa 300 m
hoch. Die steilen Abhänge sind mit Schlackenagglomeraten,
einzelnen größeren, lockeren Auswürflingen und mit feinerem
Sand bedeckt. Die Gesteinsbrocken in den Agglomeraten werden
mit der x\nnäherung an den Gipfelkrater immer größer. Daraus
folgt, daß man es hier nicht mit Lavatrümmerströmen, wie sie
die indischen Vulkane so häufig liefern, sondern mit ursprünglich
losen, erst nachträglich verkitteten Auswurfsprodukten zu thun
hat. Diese bestehen fast durchweg aus einem olivinhaltigen
Augitandesit von dunkelgrauer Farbe; in der wenig porösen,
schwach fettglänzenden Grundmasse erkennt man bereits mit
unbewaffnetem Auge einzelne bis 5 mm große Körner von Olivin
und zahlreiche etwas kleinere Krystalle von Plagioklas.
') Gunung, abgekürzt G., malayisch, soviel wie Berg.
^) Vgl. Beiträge zur Geologie von Nord-Celebes, in Petermanns Mit-
theilungen. 1899. S. 249 ff.
1*
Nur ganz vereinzelt findet man unter den Auswürflingen
auch schwarze, glänzende Stücke mit muscheligem Bruch. Ob-
wohl diese schwarzen Gesteine nur sehr spärlich zu sein scheinen,
waren sie doch dem scharfen Auge von C. G. C. Rein ward t,
der im Jahre 1821 als erster Europäer den Vulkan von Tonsa-
wang, wie man früher den Seputan gern zu bezeichnen pflegte,
bestieg — damals „in den Augen der Eingeborenen eine groß-
artige und nach der Ansicht von vielen eine gefährliche und
waghalsige Unternehmung" — nicht entgangen. In seiner Reise-
beschreibuug ^) erwähnt er, daß an dem Vulkankegel neben
dem „Basalt", der „viel weißen Feldspat oder Quarzstückchen" ^)
enthalte, auch eine „schwere, ganz dichte, durch und durch
gleichartig aussehende, schwarze, glasähnliche Lava sich finde,
die sehr hart sei und mit dem Stahl Feuer gebe ; sie sei weniger
glasartig, sowie dunkler und fester als Obsidian".
Die obsidianähnlichen Stücke, welche ich am Seputan
sammelte, sind teils prismatisch gestaltet, wie dünne Basaltsäulen,
teils von unregelmäßig verlaufenden oder flachrauscheligen
Trennungsflächen begrenzt. Die Farbe ist eine schwarze bis
dunkelviolette; dünne Splitter sind an den Kanten mit licht-
violetter Farbe durchscheinend. Die Härte ist die des Quarzes ;
das specifische Gewicht beträgt 2,650 bei 18° C.
Dünnschliffe zeigen bei 135facher Vergrößerung ein Bild,
wie es die Fig. 1 auf Taf. I und Fig. 3 auf Taf. II wiedergeben.
Das Gestein besteht demnach wesentlich aus scharf ausgebildeten
Krystallen von C or die r it. Zwischen denselben befindet sich
in dünnen Häutchen ein schwach braungefärbtes Glas. Hier
und da erkennt man mehr oder weniger ebenflächig begrenzte
Körner eines schwarzen, entweder vollkommen undurchsichtigen
oder an den dünnsten Kanten schwach grün durchscheinenden
Eisenerzes; sie sind in Reihen geordnet oder zu Gruppen ge-
häuft, durch Cordieritkryställchen von einander getrennt. Nach
ihrer Farbe, und da sie bei der Analyse des Gesteins sich als
sehr schwer löslich erweisen, sind sie, wenigstens zum Teil, als
') Keis naar het oostelijk geileelte van den Indischen Archipel in het
jaar 1821; uit zijne nagelaten aantekkeningen opgesteld door W. H. de Vriese,
Amsterdam 1858, S. 572.
^) Die Angabe von Quarz beruht auf Verwechslung mit dem glasigen
Plagioklas.
— 5 —
Pie oil eist zu deiiteii. Einzelne schmale, schwarze, undurch-
sichtige Leistchen finden sich zerstreut im Gesteinsgewebe; es
sind entweder tafelartig entwickelte Kryställchen, wahrscheinlich
Zwillinge nach dem Spinellgesetz, desselben Erzes oder vielleicht
auch Lamellen von Ilmenit.
Etwas größere, schon mit dem bloßen Auge wahrnehmbare
triibe Flecken von verschwommenem Umriß lösen sich unter
dem Mikroskop ebenfalls in ein Haufwerk von äußerst winzigen
Cordieritkryställchen auf; zwischen denselben befinden sich aber
zahlreiche kleine prismatische, wasserhelle Mikrolithen in wirrer
Lagerung. Erst bei 600— 1000 facher Vergrößerung treten
letztere deutlicher hervor und machen den Eindruck kleiner
diopsidartiger Augite; sie könnten aber auch dem Silli-
manit augehören (vgl. weiter unten, S. 11). Man kann sie als
Entglasungsprodukte des an anderen Stellen ganz homogenen
Glases auffassen.
In einigen Schliffen tritt das Glas dermaßen zurück, daß
man nur aus den scharfen regelmäßigen Formen der ringsum
ausgebildeten Cordieritkrystalle auf seine Anwesenheit schließen
kann; in anderen erscheint es hier und da um die größeren
Cordieritkrystalle oder um Erzkörnchen herum in schmalen Säumen
von vollkommen homogener, rein glasiger Beschaffenheit und licht-
brauner Farbe; ganz spärlich findet es sich auch wohl, und dann
stets verbunden mit Erzansammlungeu, in länger ausgezogenen
Strähnen, welche etwa die Breite der größten Cordieritkrystalle
besitzen. Ein heller, eisenarraer Hof um die in dem lichtbraunen
Glas gelegenen Erzkörner, wie ihn Molengraaff in dem von
ihm beschriebenen Cordieritgestein aus Südafrika ^) beobachtet
hat, war hier nicht vorhanden. Dagegen zeigten die randlich
in den Glassträhnen gelegenen Cordieritkrystalle zuweilen deut-
liche Corrosionserscheinungen, nämlich Abrundung der Kanten
und Einbuchtung der Glasmasse.
Der Cordierit bietet im Dünnschliffe vorwiegend scharf
contourierte, kurz -rechteckige und hexagonale Durchschnitte.
Seine Krystalle haben demnach die Form von sechsseitigen
Säulchen. Hire Größe ist, wie auch aus den Figuren 1 und 3
ersichtlich ist, sehr wechselnd. Neben Stellen, in welchen die
Säulchen eine Länge von 0,05 mm bei entsprechender Breite be-
~ ') N. J. f. M. 1ÖÜ4, I, 7'J n.
— 6 —
sitzen, kommen solche vor, in welchen dieselben nicht ^20 dieser
Größe erreichen, und in den trüben verwaschenen Partien sind sie
gewöhnlich noch viel kleiner. Die hexagonalen Querschnitte lassen
bei genauer Betrachtung zwischen gekreuzten Nicols, die größeren
auch schon ohne Anwendung eines Gypsblättchens, eine Teilung
in 6 Felder erkennen , von welchen je 2 gegenüberliegende
optisch gleich orientiert sind; die Krystalle sind demnach, wohl
sämtlich, als aragonitälmliche Penetrationsdrillinge nach dem
gewöhnlichen Gesetze (Zwillings- und Verwachsungsebene ist
eine Fläche von oc P [110]) anzusehen. Die Begrenzungsflächen
in der Prismenzone entsprechen den cc P cc [010] der drei mit-
einander verbundenen Krystalle. Neben dem Brachypinakoid
tritt, wie aus der Form der rechteckigen Durchschnitte hervor-
geht, nur noch OP [001] auf.
In den etwas dickeren Präparaten lassen die Krystalle
den Pleochroismus sehr deutlich erkennen, und zwar erscheint
bei den rechtwinkligen Durchschnitten der der längereu Kante
(d. i. die Vertikalachse) parallel schwingende Strahl farblos, der
parallel der kürzeren, in der Basis gelegenen Kante schwingende
Strahl schw^ach bläulich-violett gefärbt. Die Doppelbrechung ist
schwach; die Interferenzfarben in den Dünnschliffen sind grau.
Die kleineren hexagonalen Querschnitte zeigen zwischen ge-
kreuzten Nicols zuweilen gar keine deutliche Aufhellung.
Die Krystalle sind durchweg frisch. Während die kleineren
anscheinend ganz frei oder wenigstens sehr arm an Einschlüssen
sind, enthalten die größeren im zentralen Teile in der Regel
mehrere kleine Körner von Magnetit oder Pleonast oder kleine
bräunliche Partikel, die wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem den
Cordierit einhüllenden Glas als Reste von solchem gedeutet
werden können (vgl. besonders Fig. 3, Taf. II). Flüssigkeits-
einschlüsse nachzuweisen gelang mir nicht.
Da die Auswürflinge größtenteils aus sehr reinem Cordierit
bestehen und die den Cordierit begleitenden Gesteinskomponenten
(Glas, Eisenerz und Augit bezw. Sillimanit) in nur verschwindend
geringen Mengen in demselben enthalten sind, muß die chemische
Analyse des Gesteins ziemlich genau die Zusammensetzung des
Cordierits ergeben. Eine auf meinen AVunsch von Herrn
Dr. W. Bruhns ausgeführte quantitative Bestimmung führte
zu den folgenden, unter I genannten Werten:
_ 7 —
I.
IL
III.
IV.
Si02
49,15
48,58
50,25
47,26
AI2O3
31,84
32,44
34,19
32,14
Fe203
2,88
3,15
—
—
FeO
11,49
9,17
4,82
14,67
CaO
4,30
—
—
5,19
MgO
0,55
6,63
10 74
0,74
MeO
—
Spur
—
—
Gliiliveiiust
0,06
—
—
—
100,27 99,97 100,00 100,00
Zum Vergleich sind unter II die Werte angegeben, Avelclie
Üsann^) für den Cordierit von Cabo de Gata (und zwar für
einen Einschluß in dem dortigen cordieritführenden Andesit)
gefunden hat, und unter III die Zahlen, welche Ramm elsb erg ^)
aus der gewöhnlich für den Cordierit angenommenen Formel
(Mg,Fe)2Al4Si50i8 bei Annahme von Mg:Fe = 4:l berechnet.
Obgleich der zur Analyse I verwendete Cordierit etwas
Eisenerz (etwa 4 "/o) und ferner ein wenig Glas und Augit oder
Sillimanit enthält und deshalb die für ihn erhaltenen Werte
etwas von den für den reinen Cordierit berechneten Zahlen
abweichen, so geht doch aus dem Aualyseuresultat mit voller
Sicherheit hervor, daß in dem Cordierit vom Seputan der größte
Teil von MgO durch FeO und CaO ersetzt ist. Es liegt hier
geradezu ein Kalkeisencordierit vor, dessen Zusammensetzung
etwa der Formel (Fe,Ca,Mg)2AUSi50i8 entspricht. Nimmt man an,
daß in diesem Cordierit Fe: Ca: Mg sich wie 11:5:1 verhält, so
ergeben sich die oben unter IV mitgeteilten Zahlen, welche mit
den für den Cordierit vom Seputan gefundenen Werten zwar nicht
vollkommen^ aber mit Rücksicht auf das nicht ganz reine Analysen-
material in immerhin befriedigender Weise übereinstimmen.
Auch der von Osann analysierte Cordierit von Cabo de
Gata (Analyse II), in welchem ebenso wie in den meisten bis
jetzt chemisch untersuchten Cordieriten ein kleiner Teil von
xlbOa durch FeaOa vertreten wird, unterscheidet sich von dem
gewöhnlichen Cordierit mit 10— 13''/o MgO und 5 — l^/o FeO
wesentlich dadurch, daß FeO in größerer Menge für MgO eintritt.
') Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. Bd. 40. 1888, S. 704.
^) Handbuch d. Mineralcheiuie, 2. Suppl. Lpzg. 1895, S, 280,
— 8 —
Was den Ursprung des Cordieritgesteius vom G. Seputau
anlangt, so läßt sich zunächst nur feststellen, daß es mit den
gewöhnlichen Andesitauswürflingen zusammen vorkommt und
selbst unzweifelhaft ein Auswürfling des Vulkans ist. Weiter aber
erhebt sich die Frage, ob der Cordierit einem in der Tiefe
vorhandenen Kontakthofe entstammt, oder ob er als eine ältere
Ausscheidung aus dem andesitischen Magma oder als eine durch
Umschmelzung aus einem anderen nicht vulkanischen Gestein
(Cordieritgneiß, Schieferthon etc.) innerhalb des Kraters ent-
standene Neubildung anzusehen ist. Mir erscheint das letztere
als das wahrscheinlichste, trotzdem ich sonst an dem Seputan
keinerlei Auswürflinge von anderen fremdartigen Gesteinen
angetroffen habe.
Der Cordieritfels vom G. Seputan hat eine gewisse Ähn-
lichkeit mit den von Hussak^) beschriebenen Auswürflingen
des Asama Yama; nur sind hier die Cordieritkryställchen,
welche sonst mit den von Hussak auf Taf. I seiner Arbeit
abgebildeten Krystallen recht gut übereinstimmen, aber keine
Flüssigkeitseinschlüsse zu enthalten scheinen, durchweg bei
weitem kleiner; auch setzen sie hier fast ausschließlich das
Gestein zusammen, während sie dort zusammen mit Quarz,
Plagioklas und Augit nur einen kleinen Teil in weißen, porzellan-
ähulichen Auswürflingen bilden. Hussak ist deshalb auch
geneigt, die cordieritführeuden Andesite des Asama Yama als
durch die Andesitlava veränderte Fragmente eines in der Tiefe
anstellenden Dacits zu erklären. Es sei hier noch erwähnt,
daß B. Kotö neuerdings^) darauf aufmerksam macht, daß der
Cordierit des Asama Yama, des Iwate und eines Hügels bei
Nagano (Prov. Nagano) sich stets nur in (Form von) Auswürf-
lingen mit muscheligem Bruch, niemals aber, soweit ihm bekannt
ist, mitten in geflossener Lava findet. Darin würde also das Vor-
kommen des Cordierits vom G. Seputan ganz mit dem japanischen
übereinstimmen.
») Sitzungsber. d. Wiener Akademie d. W. 1883, Bd. 87, Th I, S. 339.
*) Journ. of the College of Science, Imp. Univ. of Tokyo, 1899. vol.
XI. Part II. p. 97. — Ebenda, Part III, p. 264 erwähnt Kotora Jimbo,
daß auch am Ganjusan und Norikura Cordierit in ähnlichen Auswürflingen
sich findet.
— 9 —
Auch mit dem von Molengraaf f ') beschriebenen cordieriL-
führeudeu Gestein aus Südafrika kann man den Cordierit vom
G. Seputan vergleiclien ; indessen weist die chemische Zusammen-
setzung des ersteren mehr auf eine Verwandtschaft mit einem
Eruptivgestein aus der Gruppe des Diabas oder Mehiphyrs hin ;
Molengraaff möchte es als ein durch vollständige Einschmel-
zung von Bruchstücken fremder Gesteine und Wiederansschei-
dung von Koutaktmineralien (Spinell und Cordierit) stark ver-
ändertes Eruptivgestein (Diabas oder Melaphyr) ansehen.
Eine ähnliche Zusammensetzung wie dem Cordierit vom
G. Seputan dürfte in den meisten Fällen wohl auch denjenigen
Cordieritkrystallen zukommen, welche sich in den im Kontakt
mit Basalt veränderten Sandsteinen in den mitteldeutschen
Basaltgebieten so häufig finden und zuerst von F. Zirkel-)
die richtige Deutung erhalten haben. Sie selbst zu isolieren,
um ihre quantitative Zusammensetzung festzustellen, ist, obwohl
in jüngerer Zeit mehrere, später noch zu erwähnende Basalt-
Kontaktgesteine bekannt geworden sind, die sie in größerer
Menge enthalten, zunächst noch aussichtslos. Immerhin werden
sich aus den folgenden Betrachtungen einige Anhaltspunkte
zur Beurteilung der chemischen Zusammensetzung dieser kleinen
Kryställcheu ergeben.
F. Zirkel sieht mit Recht den Cordierit in den ver-
glasten Sandsteinen als eine Ausscheidung aus der Schmelzmasse,
nicht als ein von der Einschmelzung verschontes Überbleibsel an
— man müßte ja sonst Cordierit auch in den unveränderten
Sandsteinen vorfinden. Er läßt aber, offenbar in der Annahme,
daß der in den verglasten Sandsteinen auftretende Cordierit
in seiner chemischen Zusammensetzung mit dem gewöhnlichen
magnesiumreichen Cordierit vollkommen übereinstimme, es un-
entschieden, ob die den Cordierit enthaltende Glasmasse geliefert
worden sei bloß durch die Einschmelzung des zwischen den
Quarzkörnern des Saudsteins befindlichen kalkigen oder dolo-
mitischen, mergelig -thonigen Bindemittels oder ob, was gerade
') N. Jahrb. f. Min. 1894, I, 78 ff.
2) Ebenda, 1891, I, 112.
— 10 —
bei Sandsteinen mit reintlionigem (also magnesiunifreien) Binde-
mittel zutreffen müßte, der aus dem Bindemittel entstandene
Schmelzfluß noch mit (magnesiumhaltigem) Basaltmagma injiziert
worden sei.^) In vielen Fällen wird sich das wohl auch nicht
entscheiden lassen. Dagegen läßt sich nachweisen, daß sich in
Sandsteinen von der gleichen Art, wie die im Kontakt mit dem
Basalt verglasten (und nun Cordierit führenden) Sandsteine
(Buchite), dann, wenn sie einer künstlichen Frittung unterworfen
werden, Cordierit von ganz demselben Habitus wie in den
Buchiten bildet.
Die Sandsteine, welche als Einschlüsse im Basalt am
Wildensteiu bei Büdingen im Vogelsberg vorkommen, von dort
schon seit alter Zeit wegen ihrer prismatischen Absonderung
und Frittung bekannt, und welche sich ganz ähnlich in einem
kleinen Basaltsteinbruch im Casseler Grund bei Bieber im Spessart
finden, an beiden Orten in einzelnen stark verglasten, beson-
ders duukeler gefärbten Stücken reich an ueugebildetem Cordierit
(vgl. Fig. 5 auf Taf. II, in der zahlreiche Cordieritkrystalle mit oft
scharfem rechteckigen und hexagonalen Umriß zur Darstellung
gelangt sind), entsprechen den tiefsten Lagen des unteren Bunt-
sandsteins, denselben, welche in der Nähe von Büdingen, bei
Gelnhausen im Kinzigthal und weithin durch den ganzen nord-
westlichen Spessart als Bausteine in ausgedehnten Steinbrüchen
gewonnen werden.") Sandsteine aus diesem Niveau wurden
noch bis in die 70er Jahre hinein auch als Gestellsteine in den
Hochöfen der Bieberer Eisenhütte benutzt. Nach jeder (2- bis
3-jährigen) Campagne waren diese Steine durch das flüssige
Eisen und die Schlacken in der Regel so stark angefressen
und mürbe geworden, daß sie ausgebrochen und durch neue
ersetzt werden mußten. Besonders da, wo sie mit der flüssigen
Schlacke und dem Eisen in Berührung gewesen waren, hatten
sie ihre ursprünglich rote Farbe gewöhnlich vollständig ver-
loren, sie waren bleudeud weiß geworden, erschienen gefrittet
und zeigten häutig eine stengelige Absonderung; die Längs-
') Vgl. auch F. Zirkel, Lehrbuch der Petrographie. 2. Aufl. III. Bd.,
Leipzig 1894. S. 99—101.
2) Vgl. Bucking, der nordwestl. Spessart. Abh. d. geol. Ldsanstalt
Berlin. 1892. S. 216 u. 176.
— 11 —
richtiing der 1 — 2 cm dickeu Stengel war senkrecht gegen die
Berührungsfläche mit der Schlaclce orientiert.
Diejenigen Saudsteine, welche ursprünglich ein kieseliges
Bindemittel besaßen, erschienen nach der Frittung im Hochofen
ziemlich porös. Die einzelnen größeren, durchschnittlich 0,2 bis
0,8 mm großen Quarzkörnchen waren vielfach zersprungen und
anscheinend mehr oder weniger angeschmolzen. Besonders stark
verändert waren die Kaolinkörncheu, welche in dem ursprüng-
lichen Sandstein spärlicher als die Quarzkörnchen vorhanden
sind, aber gleiche Größe wie diese besitzen. Sie waren zu
einem schwach doppeltbrechenden porzellauartigen Aggregat zu-
sammengesintert, in welchem sich ein Filzgewebe von äußerst
winzigen nadeiförmigen Mikrolithen zeigt, die parallel der Längs-
richtung auslöschen, aber sonst bei ihrer zarten Beschaffenheit
keine weitere Bestimmung zulassen. Dieselben erinnern sehr
an die von Vernadsky^) durch Erhitzen von Kaolin erhaltenen
Sillimanitkryställchen, und es liegt wohl auch am nächsten in
ihnen, ebenso wie in den aus den verglasten Sandsteinen vieler
Orte erwähnten, gewöhnlich zu Haufen, Büscheln, Sternen etc.
aggregierten dünnen belonitischen Nädelchen ^) Sillimanit zu
vermuten.
Die Quarz- und Kaolinkörnchen sind von einer stark
glänzenden dünneu glasigen Hülle umgeben, die ihre Entstehung
der Schmelzung des kieseligen, aber wohl immer noch etwas
thonige Bestandteile enthaltenden Bindemittels verdankt. Das
Glas ist an den meisten Stellen vollkommen farblos und frei
von Entglasungsprodukteu ; nur hier und da enthält es Hauf-
werke von kleinen, grünlichbrauu durchscheinenden oder schwarzen
Eisenerzen (Eisenspinell und Magueteiseu). Tridymit war, wenig-
stens in scharf ausgebildeten und sicher bestimmbaren Krystallen,
nicht zu beobachten.
Die ursprünglich buntgestreiften Sandsteine, welche das
thonige Bindemittel gewöhnlich in größerer Menge enthalten,
zeigten nach der Frittung im Hochofen weit seltener die säulen-
förmige Absonderung, wohl aber ließen sie häutig die Streifung
und die an diesen thoureichen Sandsteinen gar nicht ungewöhu-
•) Bull. Soc. franr. de Mineral. XIII. 1890, S. 266.
2) F. Zirkel, Lehrb. der Fetrograpliie, 3. Bd. 1894, S. lüO.
— 12 —
liehe discordaute Parallelstruktur noch recht deutlich erkennen.
Manche Streifen wiesen sogar noch eine rote Farbe auf, aber
nicht so gleichmäßig, wie bei den unveränderten Sandsteinen,
durch das ganze Stück verbreitet, sondern mehr beschränkt auf
einzelne Stelleu, wo neugebildete mikroskopisch kleine Hämatit-
schüppchen zur Ausscheidung gelangt waren. An anderen
Stellen hatten sich statt der Hämatitblättchen Gruppen von
kleinen Oktaedern von Magneteisen und Eisenspinell gebildet, und
neben diesen wurden, gewöhnlich in großer Zahl beieinander und
durch rechteckige und hexagonale Durchschnitte gekennzeichnet,
Cordieritkryställchen beobachtet, deren Längsdimensionen bis
zu 0,01 und 0,015 mm betrugen (vgl. Fig. 6 auf Taf. II).
Sie enthielten ebenso, wie die Cordierite vom Seputan, zentral-
gehäufte punktförmige Einschlüsse, die ich, weil sie wasserhell
durchsichtig und anscheinend einfach brechend waren, für Glas
ansprechen möchte. Im Übrigen ähnelt die Mikrostruktur der
verglasten thonigen Sandsteine ganz der der kieseligen.
Auch Sandsteine, welche in dem Hochofen von Niederbronn
im Elsaß ehedem als Gestellsteine gedient hatten, und dem
Vogesensandstein und zwar der unteren Zone des mittleren
Buutsandsteins, einem im allgemeinen grobkörnigen Sandstein
mit mehr oder weniger thonigem Bindemittel, entnommen waren,
gelangten zur Untersuchung. lu einem prismatisch abgeson-
derten verglasten Sandstein von dort tragen die Quarzkörner
deutlich die Anzeichen einer randlichen Anschmelzung, auch
sind sie vielfach von dünnen, glaserfüllten Sprüngen durch-
zogen. Sie werden umgeben von einer farblosen Glasmasse, in
welcher sich hier und da als Ausscheidungen aus zusammen-
gesinterten oder eingeschmolzenen Kaolinkörnchen die schon
oben erwähnten Aggregate nadeiförmiger (Sillimanit-)Mikro-
litlien, aber nur in sehr geringer Zahl kleine Körnchen von
Magneteisen oder Eisenspinell vorfinden. Recht reichlich liegen
in diesem glasreichen Sandstein, zumal in der Nachbarschaft
des Sillimanit-Mikrolithen-Filzes, Rechtecke und Sechsecke eines
anscheinend farblosen Cordierits (vgl. Fig. 7 auf Taf. II). Die
Sechsecke, deren Durchmesser nicht selten die Größe von 0,04 mm
erreicht, zeigen zwischen gekreuzten Nicols die 6-Felderteilung
in charakteristischer Weise. Neben scharf ausgebildeten Drillingen
finden sich auch Cordieritkry stalle mit etwas gerundeten Kanten.
— 13 —
Ihre Interpositionen sind die gleichen, wie in den Cordieriten
des Sandsteins von Bieber,
Überaus lehrreich ist noch ein Sandsteinstück aus dem
Hochofen von Niederbronn, welches eine etwa 20 cm dicke Thon-
galle enthält. Während der Sandstein in eine weiße zucker-
körnige Masse umgewandelt wurde, ist aus der Thongalle ein
schwarzes feinporöses Glas von muscheligem Bruch entstanden.
Der weiße verglaste Sandstein verhält sich ganz so, wie vorher
erwähnt; auch hier finden sich zahlreiche Cordieritkrystalle,
zumal in der Nachbarschaft der Sillimauit - Mikrolithen (vgl.
Fig. 8 auf Taf. II). Dagegen bietet die verglaste Thongalle ein
ganz anderes Bild. Hier fehlen die Quarz- und Kaolinköruchen
ganz; sie besteht lediglich aus einem wasserhellen bis licht-
bräunlich gefärbten Glas (etwa 40 "/o der ganzen Masse), erfüllt
mit äußerst zahlreichen, dem Glas an Menge gleichkommmendeu
kleinen Cordieritkryställcheu und zahlreichen, zu Gruppen und
Reihen geordneten Oktaedern und Rhombendodekaedern von
bräunlichgrün durchscheinenden Eisenspiuell (etwa 10^ lo des
Ganzen); auch zarte, dünne Sillimanit-Nadeln sind gleichmäßig
durch die ganze Masse verbreitet.
Trotz ihrer außerordentlichen Kleinheit — sie sind durch-
schnittlich nur 0,01 mm breit — löschen die rechteckigen Längs-
schnitte der Cordieritkryställcheu deutlich parallel der Um-
grenzungslinien aus ; aber die sechsseitigen oder wohl auch
rundlichen Basalschnitte lassen zwischen gekreuzten Nicols keine
Aufhellung mehr erkennen. Zentralgehäufte Interpositionen waren
gut zu beobachten, aber ihrer Natur nach nicht zu bestimmen.
Es geht aus diesen Beobachtungen mit Bestimmtheit her-
vor, daß die kleinen Cordieritkrystalle aus dem thonigen Binde-
mittel oder den Thongallen des Buntsandsteins bei starker
Hitzeinwirkung sich bilden können, ohne daß eine stoffliche
Beeinflussung von außen stattfindet. Auch die Cordierite, welche
Lacroix^) in den durch Kohlenbrand veränderten und ver-
glasten Schichtgesteinen (vermutlich Schieferthonen und Mergeln)
') Comptes rendus. 1891. Bd. 113 S. 1060. Als unveränderte Gesteine
werden nur genannt les gres und les schistes houillers. Die veränderten
lavaähnlichen Gesteine enthalten nach dem Autor in großer Zahl bis '4 mm
große Cordieritkrystalle, in denen er durch chemische Versuche die reichliche
Anwesenheit von Mgü nachweisen konnte.
— 14 —
von Comraentry und Cransac gefunden hat. sind bei der Frittnng
jener Gesteine entstanden, ohne daß nachweislich irgend eine
Substanz vou außen zugeführt worden wäre.
Das Bindemittel des Buntsandsteins und der Schieferthon
der Thongallen enthalten nun aber, wie aus den bis jetzt nur
in sehr geringer Zahl vorhandenen Analysen von Buntsandstein
hervorgeht, sehr wenig oder gar keine Magnesia, während der
Gehalt an Eisen uud zumal an Eisenoxyd ein immerhin ziemlich
beträchtlicher ist.^) Die geringen Mengen vou Magnesia im
') G. Bischof gibt im 2. Band der ersten Auflage seiner chemischen
Geologie (Bonn, 1854), S. 1631 ff. einige Analysen von Bnntsandstein, die
aber keinen großen Anspruch auf Genauigkeit machen können ; auch sind
Kalk und Magnesia nicht getrennt bestimmt. Ebenso sind die Analysen von
Buntsandstein, welche sich bei G. Bischof, Chem. Geologie, 2. Aufl. 3. Bd..
1866, S. 138 ff., bei E. E. Schmid, Zeitschr. d Deutsch, geol. Ges., 28, 1876.
S. 87 ff., bei J. Roth, Allg.u. Chem. Geologie, 2. Bd., 1887, S. 512, und bei Rosen-
busch, Elemente der Gesteinslehre, 1898, S. 391 (No. 5 u. 6) finden, nicht aus-
reichend, um daraus die genaue Zusammensetzung des thonigen Bindemittels und
der Thongallen zu ersehen. — Andererseits gibt J.Lemberg, Zeitschr. d. Deutsch,
geol. Ges. 35, 1883, S. 563 ff. mehrere Analysen von verglasten Sandsteinen (von
()berellenbach, von der Stoppelskuppe bei Eisenach und von Bilin), welche einen
so hohen Gehalt an MgO (1,12 — 9,27) aufweisen, daß man für den in diesen
Sandsteinen nur spärlich enthaltenen Cordierit recht wohl die normale Zu-
sammensetzung annehmen darf. — Um speziell über die Zusammensetzung
des thonigen Bindemittels und der Thongallen im Buntsandstein Aufschluß
zu bekommen und einen Schluß auf die Zusammensetzung des Cordierits in
der verglasten Thongalle aus dem Gestellstein von Niederbronn machen zu
können, habe ich noch nachträglich eine Thongalle aus dem unteren Niveau
des mittleren Buntsandsteins von der Scherhol bei Weissenburg (No. 342 der
Sammlung der Elsaß-lothringischen geolog. Landesanstalt) durch Herrn Dr.
M. Dittrich in Heidelberg quantitativ chemisch untersuchen lassen. Diese
Thongalle hatte folgende Zusammensetzung:
SiO.
- 59.10
Ti02
— 0.84
AI2O3
- 19.88
Fe203
- 6.52
FeO
- 0.49
CaO
— 0.10
MgO
- 1.51
K2O
- 6.08
Na20
— 0.73
H2O
- 4.79
100.04
Wenn bei der Frittung einer derartig zusammengesetzten (bei dem
— 15 —
Bimtsandsteinthon würden jedenfalls nicht ausreichen, um bei
seiner Frittung 30 oder gar 50 Prozent normalen Magnesium-
cordierit zu liefern ; es ist aus diesem Grunde sehr wahrscheinlich,
daß der Cordierit in den verglasten Buntsandsteinen in den
meisten Fällen ein Eisencordierit ist.
Daß gerade die thonigen und thongallenreichen Buntsand-
steine bei ihrer Frittung ganz besonders zur Neubildung von
Cordierit geeignet sind, geht auch aus zwei interessanten Vor-
kommnissen hervor, die ich hier noch kurz besprechen möchte.
Im Basalt des Schlinglofs bei Sterbfritz, im südlichsten
Teil der Rhön, finden sich ab und zu bis über 10 cm große
Stücke von verglastem Buntsandstein eingeschlossen.^) Dieselben
besitzen eine deutliche Bänderung. Feine grünlichgraue, an
umgewandelten Kaolinkörnchen reiche Lagen wechseln mit dunkel-
grauen, viel Magnetit und Spinell enthaltenden und mit rötlichen
Lagen, welche Hämatitblättchen in größerer Menge führen.
Einzelne dünne, etwa thalergroße Thongallen sind in eine schwarze,
wenig glänzende Masse von unebenem Bruch verwandelt. Während
in den hellen und graugefärbten Lagen Cordieritkrystalle nur
spärlich auftreten, bilden sie in den veränderten Thongallen
neben kleinen, aus radialfaserigen Sektoren aufgebauten wasser-
liellen Kugeln (von 0,05 bis 0,3 mm Durchmesser) und neben
zahlreichen winzigen Kryställchen von Magnetit oder Eisenspinell
den Hauptgemengteil. In der hellen, hier und da durch Mikro-
lith enge webe getrübten Glasmasse, welche jene Sphaerolithe
umgiebt, liegen nämlich ziemlich große, bläulichgefärbte und
deutlich pleochroitische Krystalle von Cordierit, die wohl die
hohen Kaligehalt und geringen Wassergehalt offenbar noch viel unzersetzten
Kalifeldspath und Muskovit enthaltenden) Thongalle etwa 40 °o Cordierit
entstehen, wie es bei der oben beschriebenen Thongalle in dem Gestellstein
von Niederbronn der Fall ist, so muß der neugebildete Cordierit, da ja die
1,51 **o MgO zur Bildung von nur etwa 14°,o Cordierit von der oben auf
S. 7 unter III angegebenen Zusammensetzung ausreichen würden, jedenfalls
eine recht beträchtliche Menge FeO enthalten, unisomehr, als der Kalkgehalt
der Thongalle sich als ein nur minimaler erwiesen hat. Der neugebildete
Cordierit würde dann also eine Zusammensetzung besitzen, welche zwischen
der des Cordierits von Cabo de Gata (vgl. oben S. 7 unter II) und der des
Cordierits vom Seputan etwa in der Mitte steht.
') Vgl. Rieh. Wedel, über das Doleritgebiet der Breitfirst. Jahrb. d.
geolog. Ldsanst. Berlin, XI, 1890, S. 31.
— 16 —
Hälfte des Ganzen ausmachen. Die größeren, regelmäßig sechs-
seitigen Querschnitte (etwa 0,04 mm dick) zeigen zwischen
gekreuzten Nicols recht deutlich die Felderteilung; auch ent-
halten sie vielfach, ebenso wie die kurzrechteckigen Querschnitte,
winzige Interpositionen in ihrem zentralen Teile (vgl. Fig. 2
auf Taf. I).
Unter allen mir bekannten Sandsteinen aus dem Basalt-
Kontakt ist entschieden am reichsten an Cordierit ein Vorkommen
von Hilwartshausen im Eeinhardswald, von welchem ich ein
Handstück der Güte des Herrn von K o e n e n in Göttingen ver-
danke. 0. von Linstow hat in seiner Abhandlung über die
„Tertiärablagerungen im Reinhardswald bei Cassel" ^) den Basalt-
kontakt bei Hilwartshausen näher beschrieben, ist indessen
nicht weiter auf das mikroskopische Detail des veränderten
Nebengesteins eingegangen.
Das mir vorliegende Stück hat in seiner Hauptmasse eine
schwarze, etwas ins Bläuliche gehende Farbe und besitzt auf
dem uneben - muscheligen Bruche schwachen Pechglanz ; die
Härte ist die des Quarzes. Der Dünnschliff zeigt bei 125facher
Vergrößerung ein Bild, wie es Fig. 4 auf Taf. II veranschau-
licht. In einer farblosen oder schwach braungefärbten, von
einzelnen Sprüngen durchzogenen Glasmasse, welche etwa die
Hälfte des Gesteins ausmacht, liegen zahlreiche kleine Cordierite
mit kurzgedrungenen rechteckigen und sechseckigen Durch-
schnitten. Die ersteren löschen parallel den Umgrenzungslinien
aus, auch lassen die größeren von ihnen, deren Länge etwa
0,02 mm beträgt, trotz ihrer Zartheit einen deutlichen Pleochrois-
raus zwischen wasserhell und hellblau erkennen; die Sechsecke
zeigen zwischen gekreuzten Nicols die 6-Felderteilung ganz
so wie der Cordierit vom Seputan. Die Doppelbrechung ist
schwach; die Interferenzfarbeu in dem Dünnschliffe sind durch-
weg grau. Als Einschlüsse im Cordierit erscheinen Körner
eines dunkeln Spinells, stets zentral gehäuft.
Neben dem Cordierit, der etwa ^/s des Kontaktgesteins
bildet, sind noch Krystalle und Körner von Magnetit oder Eisen-
spinell vorhanden, in der Regel zu Gruppen vereinigt und un-
regelmäßig durch das Gestein zerstreut. Vereinzelte kleine
') Separatabzug aus dem Jahrb. der geolog. Ldsanst. Berlin 1899, S. 20.
— 17 —
kugelige, wasserhelle oder lichtbrauugefärbte Gebilde, zuweilen
von konzentrisch -schaligem Bau, verhalten sich zwischen ge-
kreuzten Nicols wie Chalcedon oder gepreßte Glaskugeln; über
ihre Natur läßt sich nichts Bestimmtes äußern.
Quarzkörner fehlen dem dunkelen Kontaktgestein ganz.
Nur in einer helleren Zone, welche das dunkele Gestein durch-
zieht, sind sie reichlich vorhanden. Hier finden sich aber auch
Anhäufungen von Sillimanitnadeln und ziemlich viel Glas, dem
zahlreiche größere Cordieritkrystalle eingelagert sind. Diese
hellere Zone entspricht demnach einem Sandstein, der ein
thoniges Bindemittel und Kaolinkiirnchen in Menge enthält.
Einzelne schmale dunkele Bänder mitten in der helleren Zone
verhalten sich genau so, wie das vorher beschriebene dunkele,
muschelig brechende Kontaktgestein ; sie sind offenbar — das
folgt aus ihrer Ähnlichkeit mit der oben besprochenen ver-
änderten Thongalle von Niederbronn — als veränderter Schiefer-
thon des Buntsandsteins anzusehen.
Derartige cordieritreiche Kontaktgesteine, in welchen man
früher häufig Sandsteine erblickte, welche mit feinverteiltem
Basaltmagma durchtränkt seien, wird man zugleich mit den
zugehörigen unveränderten Gesteinen aus der Nachbarschaft
des Basaltes einer genauen chemischen und mikroskopischen
Analyse unterziehen müssen, um durch den Vergleich der
Analysen -Ergebnisse die Frage nach der Zusammensetzung
der kleinen Cordieritkrystalle in den sog. verglasten Sand-
steinen einer definitiven Entscheidung entgegenzuführen.
— 18
Erklärung- der Tafeln.
Tafel I.
Fig. 1. C 0 r (1 i e r i t vom G. S e p u t a n. 135 fache Vergrößerung.
Vgl. S. 4, Rechteckige und sechsseitige Durchschnitte von Cordierit. Am
Rande links unten liegt ein Körnchen von Pleonast.
Fig. 2. Verglaster Buntsandstein, Einschluß aus dem Basalt
des Schlinglofs bei Sterbfritz. 135 fache Vergrößerung. Vgl. S. 15.
Oben und nach der Mitte hin liegen Kaolinkörnchen, von einem Sillimanitfilz
erfüllt. Zwischen denselben, sowie von der Mitte des Bildes aus nach links
unten und nach rechts liegen zahlreiche große rechteckige, bezw. quadratische
und auch sechsseitige Durchschnitte von Cordierit.
Bei', d. Senckenb. natitrf. Ges. igoo.
Taf. I.
Fig. 1.
''"^S^"^^'
^'.■(L-^'»^
Fi2. 2.
Lichtdr. v. J. Kraetncr, Kelil a. Rh.
— 20
Tafel IL
Fig. 3. C 0 r (1 i e r i t V 0 m G. S e p u t a n. 135 fache Vergrößerung.
Vgl. S.4. Rechteckige und sechsseitige Thirchschnirte von Cordieiit mit zentral-
gehäuften Einschlüssen.
Fig. 4. Verglaster Sandstein von Hilwartshansen im Rein-
hardswald. 135 fache Vergrößerung. Vgl. S. 16. Die hellen, von unregel-
mäßig verlaufenden Sprüngen durchzogenen Partien stellen die Glasmasse dar.
In dieser sind zahlreiche Cordieritkrystalle mit rechteckigen und hexago-
nalen Umrissen, sowie dunkeler Spinell (und Magnetit) gelegen.
Fig. 5. Verglaster Buntsandstein, Einschluß im Basalt des
Wildensteins bei Büdingen. 135 fache Vergrößerung. Vgl. S. 10. Zahl-
reiche Cordieritkrystalle mit mehr oder weniger scharfen Umrissen liegen
in einer breiten Zone, welche sich von rechts oben nach links unten um
4 größere Quarzkörner (q) herumzieht.
Fig. 6, Künstlich gefritteter Buntsandstein, Gestellstein
aus dem Eisenhochofen bei Bieber. ISOfache Vergrößerung. Vgl. S, 1'2.
Cordieritkryställchen mit scharfen Umrissen liegen besonders an den Rändern
der dunkeln (undurchsichtigen) in Sillimanitfilz umgewandelten Kaolinkörnchen,
zumal an der rechten Seite der Figur nach unten hin und oben links.
Fig. 7. Gefritteter Buntsandstein, Gestellstein aus dem
Eisenhochofen von Niederbronn. 135 fache Vergrößerung. Vergl. S. 12.
In der Mitte ein Kaolinkurn umgewandelt in ein Aggregat nadeiförmiger
Sillimanit-Mikrolithe ; um dasselbe herum, und zumal nach links und nach
unten, zahlreiche rechteckige und hexagonale Durchschnitte von Cordierit.
Fig. 8. Gefritteter thongallenreicher Buntsandstein, Ge-
stellstein aus dem Eisenhochofen von Niederbronn. 135 fache Ver-
größerung. Vgl. S. 13. Rechts ein größeres und oben links ein kleineres
Kaolinkorn, umgewandelt in ein Filzgewebe von Sillimanitnadeln. Über dem
ersteren und links unter demselben, ebenso unter dem kleineren Kaolinkorn
und links am Rande der Figur liegen zahlreiche Cordieritkrystalle von recht-
eckigem und sechsseitigem Umriß.
Ber. d. Scnckcnb. natnrf. Ges. igoo.
Taf. IL
Fis. B.
Fis. 4.
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Fig. 5. .<-ff|f:*"'^' ^v- ^
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Fig. 7.
Lichtdr. v. J. Kraemer, Kelil a. Rh.
— 21
Beiträge zur Kenntnis
der Fanna der Umgegend von Frankfurt a. M.
Von
Prof. Dr. Ferd. Richters.
Mit Tafel III-VI.
Bei der Untersuchung von Moospolstern auf die dieselben
bewohnenden Bärtierchen wurde meine Aufmerksamkeit auch
auf die andern Mitbewohner derselben gerichtet. Die zahl-
reichen Milben, Anguilluliden, Rädertierchen, Infusorien und
Rhizopoden, welche sie beleben, sind eben so viele anziehende
Beobachtungsobjekte; eine besondere Überraschung für mich
aber war es, auf den moosbewachsenen Steinen in unmittelbarer
Nähe des Aussichtsturmes am „Spessartblick" im Taunus auch
einen veritabelen Krebs zu finden, dcvssen nächste Verwandte
in Süßwassertümpeln, der Mehrzahl nach aber im Meer vor-
kommen.
Von meinen an diesen Moosbewohnern gemachten Beobach-
tungen möchte ich zunächst Folgendes bekannt geben.
I. Cepheus ocellatiis Michael. (Taf. III, IV Fig. 1 — 4.)
In Rasen des Lebermooses Frullania dilatata Nees v. E.
von Felsen an dem von Cronberg auf den Altkönig führenden,
schwarz markierten Wege fand ich im November vorigen Jahres
eine Milbe, die mir, wie auch meinen hiesigen zoologischen
Freunden, durch die Einrahmung ihres Körpers in einen Kranz
von kohlblattförmigen Anhängen einen gar befremdlichen An-
blick darbot. Da mir die beiden Spezialwerke, in denen ich
über das merkwürdige Tier hätte Aufschluß suchen können,
Nicole t, Histoire naturelle des Acariens aus den Annales du
musee, Paris 1855, und Michael, British Oribatidae, aus den
Publikationen der Ray Society, 1884, 1888, nicht sogleich zur
_ 22 —
Hand waren, schickte icli eine Skizze der Milbe au den besten
Kenner dieser Tiergruppe, A. D. Michael in London, der es
mir als die Nymphe des nach Angabe seines obengenannten
Werkes seltenen,^) nur in Land's End; Cornwall, beobachteten
Cepheus ocellatus, aus der Familie Oribatidae, bestimmte. Durch
den interessanten Fund veranlaßt, mich weiter zu orientieren,
verschaffte ich mir zunächst die „British Oribatidae'^ von der
Königl. Universitäts-Bibliothek zu Göttingen und lernte nun in
diesem Werke eine Fundgrube ausgezeichneter Beobachtungen
über Anatomie, Entwicklungsgeschichte und Biologie dieser
Milbengruppe kenneu, Beobachtungen, die in unserer ein-
schlägigen deutschen Litteratur nicht nach Verdienst gewürdigt
sind. In Brehm's Tierleben werden die Oribatidae, über die
Michael 992 Seiten und 62 Tafeln Abbildungen veröffentlichte,
in 11 Zeilen abgehandelt, die wegen der sehr unzureichenden
Angabe der Artzahl auf 70, der unrichtigen, alten Nie ölet 'sehen
Auffassung der Pseudo- Stigmata als „Luftlöcher" und durch
die Bemerkung, daß man über die Entwicklung dieser Tiere
nichts Gewisses wisse, wenig Belehrung bieteu. Die deutsche
zoologische Gesellschaft hat diese Lücke in unserer Litteratur
dadurch ausgefüllt, daß sie eine kurze Bearbeitung der Oribatidae
von Michael (in englischer Sprache) als Lieferung III des
großen Sammelwerkes: „Das Tierreich" hat erscheinen lassen;
nichtsdestoweniger dürfte es angezeigt sein, daß ich gelegentlich
der Auffindung des Gepheus oeellatus im Taunus meinen Beobach-
tungen über denselben einige Worte über die Merkmale dieser
Milbenfamilie voranschicke.
Die Oribatidae oder Hornmilben, wie man sie ganz zu-
treffend genannt hat, von denen nach Michael, abgesehen
von 115 zweifelhaften, 199 gute Arten bekannt sind, ähneln
kleinen Käfern. Die Mehrzahl derselben ist, wie diese, in einen
derben Chitinpanzer gekleidet, der bei stärkerem Druck nicht
nachgiebt, sondern in Scherben zerspringt. Es sind winzige
Tierchen von durchschnittlich 0,5 — 0,7 mm Länge; nur wenige
sind über 1 mm, die größten bis 1,6 mm lang. Der Körper ist
meistens deutlich in Kopfbruststück und Hinterleib geteilt.
') Brit. Oril). I pg. 290: „It is rare and has not to my knowledge lieen
recorded elsewhere." '
— 23 —
Ersteres trägt nie Augen : die Orgaue, welche z. B. bei Cepheus
ocellatus bei oberflächlichster Betrachtung für Augen gehalten
werden könnten, sind weder Sehorgane noch Luftlöcher (Stigmen),
wofür selbst Nicolet dieselben noch ansprach, sondern nach
Michael wahrscheinlich Hörorgaue , sog. Pseudo-Stigmata. Sie
haben die Gestalt kurzer Rölireu, aus denen ein öfters kolbig
augeschwollenes Haar, gelegentlich bis zu halber Körperlänge,
hervorragt, oder in denen, wie bei C. ocellatus, ein kugelförmiges
Gebilde sich verbirgt.
Auf der Oberseite des Kopfbruststücks erheben sich bei
der Mehrzahl zwei sehr verschieden geformte und daher für
die Charakteristik der Gattungen und Arten gut verwendbare
Leisten, die entweder aufgerichtet auf einer Kante stehen oder
flügelartig horizontal sich ausbreiten, die sog. Lamellen. Zu
den Seiten des Rostrums steht je ein sog. Rostralhaar, auf den
Lamellen ein Lamellarhaar und zwischen den hinteren Enden
der Lamellen, auf dem Scheitel des Kopfbruststückes, befinden sich
die Intralamellarhaare. An der Unterseite desselben liegen die
gewöhnlich scheerenförmigen, senkrecht beweglichen Oberkiefer
(Mandibeln) und die horizontal gegeneinander wirkenden Unter-
kiefer (Maxilleu), welche an der palpentragenden Maxillarlippe ein-
gelenkt sind. Von den vier ßeinpaaren sind die beiden vorderen
nach vorn, die beiden hinteren nach hinten gerichtet; sie haben
sämtlich fünf bewegliclie Glieder, nicht sechs, wie ältere Autoren
angeben, deren Irrtum leicht zu verstehen ist, da das Endglied
die Krallen an einem Fortsatz trägt, der bei Betrachtung von
der Seite sich deutlich eben nur als Fortsatz zu erkennen
giebt, während bei Betrachtung von oben, zumal bei gewissen
Arten, der dickere, proximale Teil des Endgliedes sich so vor
diesen Fortsatz schiebt, daß das Trugbild zweier Glieder ent-
steht. Das Basalglied des ersten und zweiten Beinpaares wird
bei vielen Arten von muschelförmigen Kappen, den sog. Tecto-
pedien, überwölbt. Das Fußglied trägt bei dem erwachsenen
Tier drei Krallen , in selteuen Fällen nur eine, während die
Jugendzustände sich immer durch eiukrallige Füße kenn-
zeichnen. Das Abdomen, welches den Cephalothorax stets bei
weitem an Größe übertrifft, zeigt meistens die verschiedensten,
runden Formen, ist bei einigen aber geradezu viereckig: seine
Oberfläciie ist bei den verschiedeneu Arten in der mannig-
— 24 —
faltigsten Weise modelliert, meistens mehr oder weniger convex,
seltener concav. Au der Unterseite des Abdomens treten auf-
fällig eine vordere und eine hintere (Genital- und After-) Öff-
nung hervor, die beide durch große, thürförmige Klappen ge-
schlossen sind.
Die Oribatidae sind selten lebendiggebärend ; einige legen
die Eier erst ab, wenn die Entwicklung des Embryos bereits
vorgeschritten, bei den meisten findet aber die Embryonal-
entwicklung nach der Ablage des Eies statt, und eine lange
Zeit verstreicht oft bis zum Ausschlüpfen der sechsbeinigen,
zarthäutigen Larve, die in ihrer Gestalt oft sehr von dem
erwachsenen Tier abweicht. Am Ende der Larvenperiode tritt
eine Zeit der Ruhe ein, und aus der sechsbeinigen Larve wird
nunmehr die achtbeinige Nymphe, die nach drei Häutungen,
denen immer Ruhepausen vorhergehen, sich in das erwachsene
Tier, die Imago, verwandelt, eine ziemlich lang dauernde
Metamorphose, infolgedessen man denn auch gleichzeitig die
verschiedensten Entwicklungsstadien neben einander antrifft.
Bei vielen Oribatidae wird gelegentlich der Häutung, sowohl von
der Larve, wie von den Nymphen, nur der vordere Teil der Körper-
haut abgestoßen, der abdominale Teil aber als Schutzdecke auf
dem Abdomen beibehalten, und so findet man denn Nymphen des
dritten Stadiums, die auf ihrem Abdomen, übereinander getürmt,
die Abdominalhäute des Stadiums II und I und auf diesen die
Larvenhaut tragen. (Taf. III Fig. 3.) Diese Häute sind in der Regel
untereinander durch eine gummiartige Masse verkittet, in die
allerlei Schmutzteilchen verklebt sind, ein Aufbau, der dem
Tierchen ein absonderliches Ansehen verleiht. Die Nymphen
einiger Oribatidae haben außerdem eine besondere Vorliebe, diesem
Haufen allerlei Fremdkörperchen, die sie auf ihrem Wege finden,
vor allem aber Eier der eigenen sowie anderer Arten, einzufügen.
Die Hornmilben sind weit verbreitet. Manche mittel-
europäische Arten finden sich in Afrika und Amerika, andere
teilt Mittel-Europa mit Novaja-Semlja und Franz-Josefs-Land.
Es sind harmlose Tierchen; keins belästigt die Menschen und
Tiere oder schädigt unser Besitztum. Sie ernähren sich aus-
schließlich von Pflanzen und bevorzugen Moospolster und Flechten
als Wohnort. Trotz ihres Augenmangels sollen sie, nach Michaels
Beobachtunoen, einen hohen Grad von Lichtscheuheit bekunden.
— 25 —
Zu den interessantesten Formen unter ihnen gehören die
Gattungen Liacartts, Tegeocranus und Cepheus durch die selt-
same Ausstaffierung ihrer Larven und Nymphen mit blatt- und
federförmigen Anhängen. Die Nymphen von Tegeocrauus-
Arten (Brit. Orib. II Taf. 25) tragen geradezu ein Papageno-
Gewand, denn jede der übereinander gehäuften Nymphenhäute
trägt bis zu 20 Anhänge, von denen jeder aus einer langen
Feder und außerdem noch aus zwei bis drei E'ortsätzen besteht.
Die Nymphe von Liacarus 2)almicinctus Mich. (Brit. Orib. I
Taf. 15), wohl die auffälligste Erscheinung der ganzen Tier-
gruppe, läßt beim Anblick von oben nichts von einem Tier-
körper mit Beinen erkennen; man sieht nur eine aus vier Kreisen
von 16 fast kreisförmigen, zierlich genetzten, irisierenden Blättern
zusammengesetzte Rosette, aus der vier lange, fadenförmige
Fortsätze hervorragen, ein reizender Vorwurf für eine Broche.
Es ist verwunderlich, dass die hübschen Zeichnungen Michaels,
meines Wissens wenigstens, noch nicht ihren Weg aus den
Publikationen der Ray Society in weiteren Kreisen zugängliche
Werke gefunden haben.
iVllein schon der Gesichtspunkt, diese merkwürdigen Mil-
bennymphen durch Wort und Bild bei uns bekannter zu machen,
hätte mich bestimmen können , Cepheus oceUatiis und seine
Jugendzustände in unserem Jahresberichte abzubilden und zu
beschreiben ; was mich aber besonders dazu veranlaßt, ist der
Umstand, daß unser Cej)heus vom Taunus eine, wie Michael
mir brieflich mitteilte, in England seltnere, von ihm noch nicht
beschriebene Varietät des ocellatus ist, und daß außerdem die Ab-
bildung des erwachsenen C. ocellatus in Michael, Brit. Orib. I
Taf. 16, bei Reproduktion der Michael'schen Originalzeichnuug
arg entstellt worden ist, so daß eine neue Abbildung des interes-
santen Tieres sehr zu wünschen war. Die Nymphe hat Michael
offenbar nach gründlicher Reinigung abgebildet; von den 20
Nymphen, die ich für das Mikroskop präparierte, zeigte keine
die vier übereinandergelagerten Nymphen- resp. Larvenhäute
mit der Deutlichkeit der Michael'schen Abbildung; ich gebe
sie völlig uugesäubert wieder.
"Wie schon bemerkt, fand ich den Cepheus ocellatus in
Frullania-Rasen und zwar in solchen, die bereits stark mit einer
Flechte durchsetzt waren, welche, wie die Zeichnung (Taf. Ill
— 26 —
Fig. 1) zeigt, auf den abgestorbenen Zweigen des Lebermooses
schmarotzte. In einem Hypnum-VoA^i^v aus unmittelbarer Nähe
der Lebermoos-Rasen fand ich nach langem Suchen eine ein-
zige Nymphe. Die Larven und Nymphen sind äußerst träge
Tiere. Das Exemplar, welches ich hiuter dem abgestorbenen
Zweige hervorlugend (sit veuia verbo) gezeichnet habe, saß
tagelang in der dargestellten Position; ich transportierte die
feuchte Zelle, in der ich es beobachtete, zwecks Demonstration im
hiesigen Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung, in der
Westentasche (das Deckglas war durch Vaseline am Objekt-
träger fixiert) ins Vereinslokal und zurück nach Hause; am
nächsten Tage konnte ich es dann noch in derselben Stellung
zeichnen; bald darauf aber verließ es seinen Platz und wan-
derte äußerst langsam einher.
Das menschliche Auge entdeckt die Larven und Nymphen
in ihrer natürlichen Umgebung selbst unter dem Mikroskop
nicht leicht (Taf. III Fig. 1), ob aber ihre Gestalt ihnen auch
gegenüber den Augen ihrer Feinde, der Spinnen und Weber-
knechte, einen gewissen Schutz verleiht, ob wir die Ausstattung
mit den blattartigen Anhängen als ein Stückchen mimicry auf-
fassen dürfen, wer möchte das entscheiden'?
Der Körper der Larve (Taf. III Fig. 2) mißt ohne Anhänge
0,328 mm in der Länge, mit Anhängen 0,380 mm ; in der Breite
0,207 mm resp. 0,310 mm. Die Farbe des breitelliptisch-
zugespitzten Leibes ist lichtbraun. Am Außenrande desselben stehen
12 Anhänge (Taf. IV Fig. 1 u. 2), die Michael, der übrigens
die Larve nicht beschreibt, bei der mit gleichartigen Anhängen
ausgestatteten Nymphe mit einem japanischen Fächer vergleicht,
die ich aber noch lieber mit einem Wirsingkohlblatt in Parallele
stellen möchte, weil die Zweige des Adersystems, das sie durch-
zieht, durch zahlreiche Anastomosen untereinander verbunden
sind. Michael erwähnt dieser netzförmigen Struktur in seiner
Beschreibung der oce//öi«<s-Nymplie nicht, vielmehr betont er,
daß sich die blattartigen Anhänge der Liacarus pahnicinctus-
Nymphe von denen der Cepheus ocellatus-^yvLV^\it dadurch unter-
schieden, daß erstere „reticulated", letztere „irregularly branched"
seien. Ganz zutreffend finde ich diese Bezeichnung nicht;
sie ist es nur in so fern, als die des pahmcinctus nicht „bran-
ched" sind, aber die Bezeichnung „reticulated" paßt auch ganz
— 27 —
g-iit auf ocellatus, wenn sicli auch bei diesem die Zweige niciit,
wie bei palmicinctus, mehr oder weniger rechtwinklig, wie bei
einem Netze, kreuzen, sondern wie das Adernetz eines Blattes
angeordnet sind.
Oudemans sagt in seiner Beschreibung einer Tegeocranus-
Nymphe (Tijdschrift voor Entomologie 1896 pg. 180), die ähn-
liche Bildungen in ihren federförmigen Anhängen hat: „These
nerves are hollow and end in open holes. Are the canals the
endings of a circulatory, nephridial, exsudating or breathing
apparatus? — — — certainly they have any function." Diese
Frage nach der Funktion des Adernetzes in den Anhängen
drängt sich auch bei Betrachtung der Larve und Nymphe des
C. ocellatus wohl jedem Beschauer auf, aber in eine Diskussion
nach den von Oudemans angedeuteten Eichtungen läßt sich
erst eintreten, wenn es erwiesen ist, daß es sich um Kanäle
handelt, und davon habe ich mich in keiner Weise bei meinen
Tieren überzeugen können. Bei der Cephens -h-ärwe- und
-Nymphe erscheinen mir dieselben durchaus als solide Chi-
tingebilde^ (Natronlauge ist ohne alle Wirkung auf sie), die
lediglich die zarte Membran des Blattes stützen; oft stehen
selbst dickere Zweige in keinem oder nur einem sehr dünnen
Zusammenhang mit dem Hauptstamm : es sind z. T. Rippen, die
sich ganz allmählich aus der Ebene des Blättchens erheben, um
ebenso laugsam am andern Ende wieder in dasselbe zu ver-
laufen. Bis an den Rand des Blättchens erstrecken sie sich, nach
Art der Zeichnung von Oudemans Taf. 10 Fig. 13, nie. Der
Hauptstamm steckt, wie ein Bolzeu, in einer kurzen, röhren-
förmigen, auf der Haut des Abdomens stehenden Hülse ; er
schließt unten mit einer scharfen Linie ab; eine Verbindung
mit inneren Organen ist nicht zu erkennen. Daß der Haupt-
stamm sich derart, wie in Fig. 1 Taf. IV teilt, ist eine Ausnahme.
Außer dem Blattkranze am Rande des Körpers trägt die
Larve auf dem Scheitel des durch eine Querfalte geteilten
Abdomens noch sechs Blättchen, von denen die vier vorderen.
') Währeml des Druckes dieser Zeilen hatte mein früherer Schüler,
stud. Adolf Reichard die Freundlichkeit, mit gütiger Erlaubnis des Ge-
heimrat Weigert, im hiesigen anatomischen Institut mehrere Exemplare
der Cepheus-'Symjihe in Schnitt-Serien zu zerlegen. Die Schnitte erwiesen aufs
deutlichste die Richtigkeit meiner Auflassung der Zweige als massive Leisten.
— 28 -
lineal-lanzettlichen, an Eucali/pius-Bl^tter, die beiden hinteren
elliptischen, au Blätter von Ficus elastica erinnern. In der
Form dieser Blätter weicht die Taunus- Varietät des ocellatus
von der von Michael abgebildeten, in England häufigsten
Varietät nicht unbeträchtlich ab, deren zugesi)itzt-herzförmige
Blätter, nach Maßgabe der Michael'schen Zeichnung, Syringen-
und jP\/.c/?sm-Blättern ähneln. Auch die Randblätter der beiden
Varietäten unterscheiden sich in der Form; die der Taunus-
Varietät sind breiter als lang, die anderen länger als breit.
Die Larve trägt am dritten Glied des ersten Beinpaares kein
Blättchen.
In seiner Beschreibung der Nj^mphe des ocellatus sagt
Michael „Cephalothorax and abdomen form an ellipse together —
— — cephalothorax broad, blunt." Letzteres stimmt für die
Nymphen der Taunus-Varietät durchaus nicht ; das Rostrum muß
geradezu als zugespitzt bezeichnet werden. Im Hinblick hierauf,
sowie auf andre, schon erwähnte und noch zu erwähnende Unter-
schiede zwischen dem von Michael abgebildeten und beschrie-
benen ocellatus und der von mir beobachteten Form, würde ich
vermuten, daß ich es mit einer anderen Art zu thun habe, wenn
uicht eben Michael, unser Meister in der Oribatiden-Kunde,
dem ich ein Präparat von Larve, Nymphe und Imago unserer
hiesigen Form schickte, mir geschrieben hätte : „I have not any
doubt, that your species is Cephetis ocellatus ; it is a rather
varying species, the markings on the notogaster varjäng consi-
derably in different specimens, but always preserving the same
character; the variety figured by me is about the commonest
in England, yours is not so frequent, but intermediate forms are
common; of course the Nymph varies a little according to age."
Die Nymphe ist im dritten Stadium (Taf. Ill, Fig. 3) bis
0,64, mit Anhängen 0,85 mm lang, 0,43 resp. 0,67 mm breit;
sie hat 18 von den bei der Larve beschriebenen blattartigen
Anhängen, die so groß sind, daß die benachbarten sich ein
gutes Stück überdecken, sodaß das ganze Tier in einen continuier-
lichen Kranz eingerahmt ist, dem ein zweiter, kleinerer Kranz,
der der Nymphe des zweiten Stadiums, aufliegt, Avodurch der Saum
hier weniger durchsichtig erscheint : die Nymphenhaut des ersten
Stadiums und die Larvenhaut sind bei allen mir vorliegenden
-»Stücken derartig in die Gummi-Schmutzmasse, die sich auf dem
— 29 —
ADdomen auftürmt, verklebt, daß nur einige Linien hie und da
ihr Vorhandensein verraten. Durch Natronlauge läßt sich der
Kitt leicht entfernen und dann treten die in Quincunx stehenden
Blättchen der Nymphen- resp. Larvenhäute hübsch zu Tage
(Taf. IV, Fig. 2).
Die Rostralhaare der Nymphe sind federförmig, die Intra-
mellarhaare (oder Pseudostigma-Organe?) sind stäbchenförmig
und einander sehr nahe gerückt.
Das dritte Glied des ersten Beinpaares trägt in einer ähn-
lichen Hülse, wie die an der Seite des Abdomens befindlichen,
ein, wie mir scheint, federförmiges Blättchen, das sich von denen
des Kürperumfanges durch Behaarung am Rande unterscheidet.
Ich habe trotz meines vorzüglichen Untersuchungsmaterials nicht
zu einem ganz klaren Bilde des Blättchens gelangen können.
Es scheint sehr zart zu sein ; bald war es abgebrochen, bald
zusammengefaltet oder dem Beine angedrückt, immer aber durch
anklebende Staubteilchen schlecht erkennbar gemacht.
Ich will hier hinzufügen, daß ich an einer Nymphe einen
fast unglaublichen Grad von Lebenszähigkeit zu konstatieren
Gelegenheit hatte. Ich setzte das Tier eines Morgens in Formol
1 : lU; als ich es am nächsten Tage für das Mikroskop prä-
parieren wollte, lebte es noch; ich färbte es mit Methylenblau
und schloß es dann in Arsen-Glycerin ein ; am andern Morgen
strampelte es noch lebhaft mit den Beinen. Nicolet hat Ver-
suche mit Oribatiden angestellt, wie lange sie den Abschluß
von der Luft durch Eintauchen in Oel vertragen ; er beobachtete
in maximo 9^2 Stunden.
Die Imago (Taf. Ill Fig. 4) ist eben so lang wie die Nymphe
des dritten Stadiums, bis 0,64 mm und bis 0,44 mm breit; die
Beine messen 0,32 mm, eine Länge, die Michael nur dem vierten
Beinpaar seiner Form zuspricht, während er die Länge der ersten
drei Paare zu 24 mm angiebt, was auch auf seiner Zeichnung
hervortritt, die deshalb einen viel gedrungeneren Eindruck als die
meinige macht. Der Gesamteindruck der letzteren entspricht
der Natur in so fern nicht ganz, als dieselbe nach einem durch
Natronlauge aufgehellten mikroskopischen Präparat gemacht ist.
Im Interesse der Details ist das gewiß kein Fehler; um ein
richtiges Bild des Tieres in natura zu gewinnen, stelle man
sich dasselbe tiefbrauu, fast schwarz vor.
— 30 —
Der Cephalotliorax ist kegelfih'mig, etwa V4 der Gesamt-
länge des Körpers (Micha e 1: „rather more than one third of the
total length"); der untere Teil der Lamellen erinnert entfernt an
die Klinge eines Easiermessers ; von der innern, obern Ecke
desselben geht ein stark gekrümmter Haken aus, auf den man
Michaels Beschreibung, daß er die Spitze des Rostrums berühre,
nicht anwenden kann ; die Lamelle der Taunus-Varietät ist bei
weitem schlanker, die Spitze derselben ein gutes Stück von der
Spitze des Rostrums entfernt. Nahe der Vorderkante des blatt-
förmigen Teils ist das kräftige Lamellarhaar inseriert, das sich
in derselben Weise, wie der eben erwähnte Haken krümmt,
sodaß das ganze Gebilde auf den ersten Blick der Scheere
eines Scorpions ähnelt. Eine, die beiden Lamellen als eine „low,
thick ridge" verbindende Trauslamella, wie Michael sie von
seiner Form beschreibt, habe ich bei meinen Exemplaren nicht
konstatieren können. Dicht neben dem Rostrum stehen die kurzen
Rostralhaare , die auf der Michael'schen Zeichnung fehlen,
nahe dem hintern Ende der Lamellen die sog. Intralaraellar-
Haare, die, viel kürzer als Michael sie darstellt, von
stäbchenförmiger Gestalt sind; „stiff spines", wie es im
Text heißt.
Die Pseudostigmen sind auch bei der Taunus -Varietät
groß und weit offen, aber nicht „facing straight upward" ; ich
muß sie vielmehr als kurze, schräg nach außen und hinten ge-
richtete Röhren bezeichnen, in denen das, bei anderen Oriba-
tidae haarförmige Organ des Pseudostigmas, als ein gestielter,
kugelförmiger Körper verborgen liegt.
Das erste Beinpaar ist an seinem Grunde von einem muschel-
förmigen Fortsatz des, Cephalothorax, dem sog. Tectopedium
überwölbt ; bei dem zweiten Beinpaar ist dieses Organ ebenfalls
vorhanden, aber kleiner.
Von den Beinen sieht man in der Zeichnung die an der
Unterseite des Körpers gelegene Hüfte (coxa), sowie den dünnen
Stiel des Oberschenkels (femur) nicht, sondern nur dessen blasig
aufgetriebenes distales Ende ; dann folgt das kurze genuale, der
kräftige Unterschenkel (tibia) und das Fußglied (tarsus) mit
seinem die 3 Krallen tragenden Fortsatz. (Taf. IV Fig. 4). Alle
Glieder sind mit einzelnen, das Fußglied mit einer größeren
Zahl steifer Borsten besetzt.
— 31 —
Das Abdomen ist oval; der abgestutzte Vorderrand hat
hinter den Psendostigmen Einbuchtungen und läuft seitlich in
einen kurzen, flachen, etwas auswärts gewendeten Zahn aus.
Es ist von einem breiten Saum umgeben, der gleichsam in zwei
Terrassen zum scharfen Rande abfällt; die untere Terrasse ist
zierlich crenuliert. Dieser Saum trägt jederseits sieben Borsten,
von denen die vorderen etwas höher inseriert sind.
Die Oberfläche des Abdomens ist mit runden, grubenförmigen
Vertiefungen bedeckt (Taf. IV Fig. 3), zwischen denen flache
Leisten verlaufen ; zwischen zwei benachbarten Leisten sind
entweder Doppelreihen von Gruben oder auch Gruppen von
etwa 4 Gruben. Auf dem Vorderteil des Abdomens sind die
Gruben in zwei Querreihen geordnet, während sie im übrigen
vom höchsten Punkt des Abdomens unregelmäßig nach den Seiten
ausstrahlen. Michael sagt: „Each band contains two rows of
round pits, placed alternateh', i. e. those in one row come be-
tween and not opposite to, those in the adjoining row." Das
trifft bei der Taunus - Varietät nicht immer, aber gelegentlich
zu; die Zahl der Gruben und Leisten, ihre Tiefe resp. Höhe
variieren.
Die Gattung Cepheus war bisher in Deutschland nur durch
den Cepheus tegeocranus Herm. repräsentiert.
II. Oritoatideu-Eier. (Taf. V.)
Unsere Kenntnis von den Eiern der Oribatiden ist nicht
sehr weit entwickelt. Nie ölet bildet auf Taf. II (loc. cit.) in
Fig. 1, la — le Eier von Hoplophora magna^ in Fig. 3 dasjenige
von Oribata pimctata und in Fig. 4 das der Oribata nitens ab.
Claparede (Zeitschrift f. wiss. Zool. Bd. 18) stellt auf
Taf. 34 das Ei der Hoplophora dasypus Dug. =: coiitractilis
Clap, dar und Michael giebt Abbildungen von Eiern der folgenden
8 Arten : Pelops levigatus (Taf. 2 Fig. 4), Liacarus palmicinctus
(Taf. III Fig. 1), Da?naeus geniculatus (Taf. 39 Fig. 4, Taf. G Fig. 1,
im Eileiter), Cepheus tegeocranus (Taf. G Fig. 2 im Eil.), Oribata
punctata (Taf. G Fig. 6 im Eil.), Damaeus tecticola (Taf. 35 Fig. 4),
Hypochthon'ms rufulus (Taf. 49 Fig. 8), Hoplophora magna (Taf. 51
Fig.2a-g).
Nach Maßgabe dieser Abbildungen und der zugehörigen
Beschreibungen sind die Eier meistens elliptisch, bei einigen
— 32 —
cylindriscli mit aligerimdeten Ecken. Mauclie zeigen eine leichte,
boliuenförmige Krümm img, gelegentlich auch eine Abplattung
der einen Hälfte. Die äußere Schale ist meistens von häutiger
Beschaffenheit, doch kommen auch Eier mit festerer Chitinschale
vor. Während die der einen Arten mehr oder weniger trans-
parent resp. milchig- weiß erscheinen, sind die anderer Arten
weniger lichtdurchlässig, gelblich, braun und bei fortgeschrittener
Entwicklung dunkelbraun. Die Oberfläche der Eier ist bald
glatt, mit feinen Poren durchsetzt, bald gekörnt, bald mit
Leisten (Pelops) oder, wie bei Oribata punctata., ringsum mit
Dornen verziert. Die Mehrzahl der beschriebenen Eier macht
ein den Oribatiden eigentümliches Entwicklungs-Stadium, die
sog. Deutovum-Periode durch. Längere oder kürzere Zeit vor
dem Ausschlüpfen der Larve, gelegentlich sogar schon im
mütterlichen Körper, teilt sich die Eischale durch einen
longitudinaleu, durch die Pole des Eies gehenden Spalt in
Hälften, welche, wie die beiden Teile einer Schachtel, die sich
immer mehr dehnende, nur noch von der inneren Eihaut ein-
gehüllte Larve bedecken.
In Fig. 1 Taf. V gebe ich die Abbildung eines solchen,
etwas gekrümmten, elliptischen, einseitig schwach abgeplatteten
durchscheinenden Eies, dessen Oberfläche wie mit Gruppen
feiner Eiskörnchen bedeckt ist. Seine Länge beträgt 0,276 mm.
Bei einem von den sechs Exemplaren, die ich jetzt (Ende März)
seit einigen Tagen beobachte, hat sich das Ei auf der stärker
gekrümmten Seite durch einen Längsspalt, von Ve der Breite
des Eies, geöffnet, so daß es wie eine Muschel klafft und man
einen Blick auf den spiegelblanken Inhalt des Eies gewinnt.
Michael nennt loc. cit. Bd. I pag. 71 das Ei von Nothrus thele-
proctiis „frosted -looking", giebt aber keine Abbildung desselben;
vielleicht gehört das von mir abgebildete dieser Art an, von
der ich auch Larven neben diesen Eiern antraf, in denselben
FruUania-Rasen, die mir den Cepheus ocellatus lieferten. Das
Ausschlüpfen eines anderen Exemplares dieses Eies erwarte
ich seit Anfang Januar vergeblich.
Ebensowenig ist es mir gelungen, eins der absonderlich
gestalteten Eier zum Ausschlüpfen zu bringen, die ich auf
Taf. V Fig. 2 — 7 darstelle. Ich fand, die leeren, ausgeschlüpften
Häute mitgerechnet, 8 Stücke desselben in Polstern von Hijpnnm
— 33 —
cupressifortne , nahe bei dem Lips -Tempel am Spessartblick
(Weg von Cronberg auf den Feldberg), das erste Stück im No-
vember vorigen Jahres; ein zweites (Fig. 2—4) fand ich im
Januar auf moosbewachsenen Steinen von demselben Orte, die
ich seit dem 24, Dezember, vor meinem Fenster liegend, aufbe-
wahrt hatte, und schließlich leere Eischalen und 2 weitentwickelte
Eier in demselben Untersuchungs - Material Anfang März.
Das Ei (Fig. 2—4 Taf. V) ist 0,215 mm lang, von oben
gesehen cylindrisch , mit abgerundeten Ecken , gelblich , der
Nahrungsdotter am aboralen Pol tief ziegelrot ; der vordere Teil
ist stark lichtdurchlässig, der hintere Teil undurchsichtig. Am
Umfang des Eies stehen jederseits 13 Fortsätze, die bei einigen
Exemplaren durchaus die Form der processus spinosi einer
Säugetier- Wirbelsäule haben, während man bei andern an die
Form von Scalpellklingen erinnert wird. Diese Fortsätze sind,
farblos, transparent, mit feinen Grübchen versehen und gehen
unten in zwei seitlich gerichtete Schenkel aus, mit denen sie
dem Rücken des nächstunteren Fortsatzes gleichsam reitend
aufsitzen. Auf der Oberseite, wie auf dei- Unterseite jedes Fort-
satzes entspringt ein zarter Kamm, der sich auf der Unterseite
des Eies in ein System bogenförmiger Leisten fortsetzt, die die
Oberfläche des Eies überspannen und an den Polen desselben
zahlreiche Polygone bilden, während auf der Oberseite des Eies
von jedem Fortsatz eine in der Mitte stark verbreiterte, mit tiefen
Grübchen verzierte Rippe entspringt. Diese Rippen führen zu
den beiden, schräg nach auswärts gerichteten, gekerbten Kämmen,
die sich der Länge nach über das Ei erstrecken und erreichen
den Kamm immer zwischen zwei Kerbzähnen. Die beiden Kämme
entspringen von einer, in der Nähe des oralen Pols senkrecht
sich erhebenden crista und bilden am aboralen Pole einen Bogen,
der, wegen der Undurchsichtigkeit des Nahrungsdotters an dieser
Partie, schwer zu beobachten ist. Anfänglich sind die beiden
Kämme ziemlich genähert; zwischen beiden sieht mau (Fig. 2
Taf. V) eine structurlose Haut, zweifellos die innere Eiliaut;
sie ist leicht quer gefältelt, etwa wie das Zeug einer Weste,
und weist einen von vorn nach hinten sich verbreiternden
Streifen auf.
Im November konnte ich an dem Inhalt des Eies weiter
nichts, als jene Scheidung in einen vorderen, durchscheinenden,
3
— 34 —
feinkörnigen und einen hinteren, aus großen, Iviigelförmigen Dotter-
elementen bestellenden, ziegelroten Abschnitt erkennen. Im
Januar sah ich deutlich an der Unterseite des Eies die Anlage
dei- drei Beinpaare des Embryos als sackförmige Wülste, sowie
oberhalb derselben zweifellos Anlagen der Mundwerkzeuge.
Während anfangs die Oberfläche des Embryos structurlos er-
schien, zeigte dieselbe später eine Beschaffenheit, die ich
entweder derjenigen der Oberfläche eines Sago-Puddings oder
der „Gänsehaut" eines Stückes Gummi Copal bester Qualität
vergleichen möchte.
Das Ei, welches ich von Anfang Januar bis März be-
obachtete, zeigte außerdem keine weiteren Änderungen in Form
und Farbe ; die Existenzbedingungen, unter welche ich es ge-
bracht, schienen seiner Weiterentwicklung nicht günstig gewesen
zu sein; Anfang März war es offenbar abgestorben und ich
verwandte es daher für ein mikroskopisches Präparat. Gleich-
zeitig hatte ich auf den moosbewachsenen Steinen, welche ich
vor dem Fenster liegend aufbewahrte, außer leeren Eischalen
zwei Eier gefunden, die einen wesentlich gesunderen Eindruck
machten. Sie waren kräftig braun gefärbt; der nur noch in
kleiner Menge vorhandene Nahrungsdotter ziegelrot. Die Form
war stark verändert, durchaus eiförmig, die beiden Kämme
waren hinten, dem Druck des gleichsam emporquellenden Ab-
dominal-Abschnitts des Embryos nachgebend, in weitem Bogen
auseinandergerückt. Durch die sehr dünne, innere Eihaut ge-
wahrte ich eine Ornamentierung der Mitte der Oberfläche des
Abdomens in Gestalt runder Grübchen, die nach dem Rande zu
in Linien ausstrahlen, sowie querverlaufende Doppellinien, die
Grenzen der Körperabschnitte.
Es ist mir im höchsten Grade wahrscheinlich, daß bei
diesem, wie bei dem vorher beschriebenen Ei, keine Trennung
der äußeren Eischale in Hälften eintritt, wie Claparede und
Michael es bei anderen in der Deutovum-Periode befindlichen
Oribatiden-Eiern beschrieben, sondern, daß in diesen Fällen die
Larve aus der nur auf der einen Seite des Eies entstehenden
Spalte der äußeren Eihaut den Weg ins Freie gewinnt.
Von Januar bis Ende Februar beobachtete ich das
Fig. 2 — 4 abgebildete Ei auf einem ausgehöhlten Objektträger,
mit einem Deckglas überdeckt, und sorgte dadurch, daß ich
— 35 —
täglich winzige Wassertröpfclien am Rande des Deckgläscliens
zwischen dieses und den Objektträger brachte, für Feuchtigkeit
in der Zelle. Dabei konnte ich es nicht vermeiden, daß sich
in derselben oft Tröpfchen kondensierten und dauernd das Ei
befeuchteten. Ich verschaffte mir daher ein Exsiccator-Gefäß,
füllte den Fuß desselben mit Wasser und legte nun die aus-
gehöhlten Objektträger mit den Eiern auf einer mit Glas-
stäbchen beklebten Glasplatte in den mit Wasserdämpfen sich
sättigenden Raum des Exsiccators. In den Zellen der Objekt-
träger, die ich mit einem Deckglas so weit überdeckte, daß
einerseits ihr Luftraum mit dem des Exsiccators in Verbindung
stand, andererseits aber eine etwa ausgeschlüpfte Larve nicht
entwischen konnte, unterblieb jetzt die leidige Tropfenbilduug,
leider zeigten aber die Eier , mir ganz unerklärlich , nach
etwa 14 Tagen eine Fältelung der inneren Eihaut, infolge-
dessen ich es vorzog, auch diese Eier für das Mikroskop zu
präparieren.
So bin ich zu meinem Bedauern nicht in der Lage, etwas
Sicheres über die Zugehörigkeit des merkwürdigen Eies sagen
zu können, aber eine Vermutung möchte ich doch aussprechen.
Ich fand nämlich in denselben Moospolstern, welche die Eier
enthielten, nicht eben zahlreich, erwachsene Notaspis oblonga,
deren Ornamentierung des Abdomens auffällig der der im Ei
eingeschlosseneu Larven gleicht. Auch eine Larve fand ich, die
zweifellos, wegen der Form des Cephalothorax und vor allem
wegen der höchst charakterisch gestalteten Pseudostigma-
Organe, der Notaspis oblonga angehörte, deren die Körper-
abschnitte trennenden Doppellinien in der auffälligsten Weise
an das erinnerten , was ich an der Larve im Ei gesehen.
Nach diesen Funden bin ich geneigt, das Ei für das obiger
Notaspis- Art zu halten.
In den „British Oribatidae" findet sich in Betreff der
Eier von Notaspis lucorum und InpiUs nur die Bemerkung
(loc. cit. Bd. I pg. 71), daß dieselben „polished" seien; darnach
sollte man vermuten, daß dieselben im übrigen keine auffälligen
Merkmale zeigen, und das macht allerdings wieder etwas stutzig.
Jedenfalls werde ich dem so interessanten Ei weiter alle Auf-
merksamkeit schenken und hoffe, daß es mir doch noch einmal
gelingt, dasselbe im Exsiccator-Gefäß zum Ausschlüi)fen zu bringen.
3*
— se-
in. Ophiocamptus ^nuscicola u. sp., ein moosbewohnender
Copepode. (Taf. IV Fig. 5—10.)
Laudbewohneude Krebse sind in größerer Zahl bekannt.
Klettert der Pahnendieb, Birgits latro, auch wohl nicht auf
die Cocospalme, um sich die Cocosnüsse, von denen er sich nach
gut verbürgten Berichten ernährt, selbst zu pflücken, so ist er
doch ein entschiedenes Landtier. Seine nächsten Verwandten,
die schneckenhausbewohnenden Cenobiten suchen scharenweise,
wie Kükenthal neuerdings noch wieder (p. 101 seiner „Reise
in den Malayischen Archipel") berichtet, selbst die menschlichen
Wohnungen auf, besonders aber sind es von den höheren Krebsen
zahlreiche Krabbengattungen, (Telphiisa, Grapsiis, Ocypoda, üca,
Oecarcinus, Gelasinms), die, in hohem Grade dem Landaufent-
halt angepaßt, oft große Wanderungen über Land machen, in
Erdlöchern leben, ja selbst auf Manglebäume klettern, um
deren Laub zu benagen.
Von den Isopoden sind die Onisciden laudbewohneud und
mehrere Amphipoden, Talitrus- und Orchestia-kxt&n^ die am
Seestrande leben, suchen wohl nur vorübergehend das Wasser auf.
Daß es aber auch unter den niederen Krebsen, den Ento-
mostraken, Tiere giebt, die mehr oder weniger zu Landbe-
wohnern geworden sind, resp. den kleinsten Wasseransamm-
lungen bis in die Baumwipfel des brasilianischen Urwaldes
folgen, hat uns zuerst Fritz Müller gelehrt. Er berichtet
(Kosmos, Bd. 6 pg. 386) von einem kleinen Muschelkrebs, den er
Elpidium Bromeliarum nannte, daß er sich in Wasseransamm-
lungen am Blattgrunde von Bromelien findet, die andrerseits
den Kaulquappen baumbewohnender Frösche zum Wohnort
dienen.
Mein väterlicher Freund Dr. med. Gott sehe in Altona,
bekannt als Mitbearbeiter der Synopsis Hepaticarum, machte schon
vor 30 Jahren eine ähnliche Beobachtung an dem Lebermoos
Plujsiotium cochlear if or me aus schwedischen Mooren, in dessen
Blattohren er Krebschen entdeckte. Er überließ mir damals
drei mikroskopische Präparate zur gelegentlichen Bearbeitung;
da aber keins der sieben Individuen, die sie enthalten, voll-
ständig ist, die meisten vielmehr stark maceriert sind und sich
gegenseitig auch nicht vollständig ergänzen, so kann ich mit
Sicherheit nur sagen, daß diese in den Blattohren von Physio-
- 37 -
tmm vorkommenden Krebschen Harpaciiciden, also die nächsten
Verwandten der Hüpferlinge unserer Gewässer sind. Weiter
zu untersuchen wäre es, ob die Tierchen nur vorübergehend
einen Unterschlupf hier suchen, oder ob die Blattohren, zwecks
Ernährung der Pflanze, als Tierfallen funktionieren, ähnlich
wie Göbel es in seinen „Pflanzenbiographischen Schilderungen"
von der fleischfressenden, brasilianischen Sumpfpflanze Genlisea
berichtet. Auf Taf. XV. Fig. 5 des II. Bd. 1891 bildet Göbel
unter der Beute iu dem Fangkessel der Genlisea auch einen unver-
kennbaren Harpacticiden ab, kommt aber im Text nicht auf
diese Beziehungen einer Landpflanze zu einem Krebse zu sprechen.
1894 hat dann Mräzek zuerst (Zool. Jahrb. Bd. VII) darauf
aufmerksam gemacht, daß Copepoden, insbesondere Harpacticiden
die Moospolster der Waldsümpfe bewohnen. „In Gemeinschaft
dieser Form" (Pki/llognathopus paludosus), sagt er, „fand ich
noch folgende Copepoden: Cyclops languidus, Sars, Cantho-
camjjtus pygmaeus^ Sars (?), Canth. Borcherdingi, Poppe, und
Canth. lucididus, Rbg. Die Tiere wurden zwischen Hypnum
gefunden und es ist fast unglaublich, wie wenig Wasser sie zu
ihrem Gedeihen bedürfen, denn sie erhielten sich am Leben in
Moos, das mehrere Tage hindurch fast trocken stand. Auch
von seinem neuen Maraejiobiotus vejdovskyi heißt es: „Im
ganzen Bereich, , wo sich nur zwischen Moos etwas
Wasser zeigt, fanden sich unzählige Exemplare dieses interessan-
ten Harpacticiden und als Fundort des neuen Epactophanes
richardi giebt er ebenfalls „feuchtes Moos am Rand der Wiese
„Kvetuä" bei Pribam au".
Eine ähnliche Beobachtung habe ich nun im Taunus ge-
macht. Auf einem moosbewachsenen Stein, von der Größe eines
Octavbandes, aus unmittelbarer Nähe des Lips - Tempels am
Spessartblick (Weg von Cronberg auf den Feldberg), den ich
zur Untersuchung auf Tardigraden mit nach Hause genommen, fand
ich, leider nur zwei, weibliche Exemplare eines neuen Harpacticiden.
Die Örtlichkeit bildet einen Vorsprung an dem hier ziem-
lich steil zum Thal des Reichenbachs abfallenden westlichen
Abhang des Altkönigs. Wasseransammlungen von längerer Dauer
giebt es in einiger Nähe nicht; nur nach starken Niederschlägen
zeigt der am Spessartblick vorüberziehende Weg, daß es ober-
halb dieser Stelle im Walde etwas feuchter als in der Um-
_ 38 —
gebung sein muß, und daher ist das Vorkommen eines Copepoden
auf den dort zum Teil ganz locker umherliegenden Felstrümmern
gewiß recht befremdend.
Die siebengliedrigen Vorderantennen des Tieres (Taf. IV
Fig. 5), das lange, nach unten gebogene Rostrum, der ein-
gliedrige Nebenast der hinteren Antennen, die kurzen Schwimm-
füße, deren Außenäste an der Innenseite unbewehrt sind, charak-
terisieren diesen Harpacticiden als der von Mräzek 1894 (loc. cit.)
begründeten Gattung Ophiocamptus zugehörig. Wie das Tier
vom Rücken aussehen mag, ob es „wurmförmig" schlank, wie
das die Diagnose des Genus eigentlich verlangt, genannt werden
kann, weiß ich nicht, da ich die beiden Exemplare, kurz
nachdem ich sie gefunden, für das Mikroskop präparierte, ohne
mir erst die Rückenansicht einmal verschafft zu haben. Von
der Seite gesehen ist dieser Harpacticide fast robuster als
Carithocamptus crassus] das spricht aber gewiß nicht gegen
seine Zugehörigkeit zum Genus Ophiocaviptus, dessen drei be-
kannte Arten allerdings sehr schlanke Tiere sind, vielmehr haben
wir in dem robusten Bau, in der auffälligen Kürze der Schwimm-
füße und dem gedrungenen Bau der Furcalglieder eine sehr gut
verständliche Anpassung au das Leben in Moospolstern zu erblicken.
Die beiden Arsen-Glycerinpräparate lassen weiter Fol-
gendes erkennen : Rostrum stark verlängert, nach unten gebogen,
trägt nahe der Spitze in einer Grube ein Siunespaar. Die
dorsale Chitinplatte des ersten Segments des Cephalothorax hat
hinten abgerundete Ecken, über denen sich zwei gekörnte Chitin-
verdickungen befinden und weist an verschiedeneu Stellen ihrer
Oberfläche Sinneshaare auf ; ein Auge kann ich nicht auffinden.
Die vier folgenden Segmente des Cephalothorax nehmen von
vorn nach hinten an Breite ab ; ebenso die vier Abdominal-
segmente; diese sind, mit Ausnahme des ersten, am ventralen
Hinterrande fein bedornt; das vierte, das auch am dorsalen
Hinterrande fein bedornt ist, hat außerdem noch auf seiner
Oberfläche an der ventralen Seite eine Reihe kräftiger Dornen. Das
kreisbogenförmige Analoperculum trägt am Hinterrande acht kräf-
tige Dornen und zwar bei dem geschlechtsreif en Tier (das eine Exem-
plar ist eierträchtig), was besonders hervorzuheben ist, weil
Mräzek beobachtet hat, daß bei Ophioc. sarsii Ahs Analoperculum
in der Jugend bedornt, beim erwachsenen aber glattrandig ist. Das
— 39 —
Furcalglied (Taf. IV Fig. 6) ist für einen Ophiocamptus anf-
fällig kurz; das Längenverhältnis seines Vorderrandes zum
inneren Seitenrande ist 5:6; nahe dem Außenrande erstreckt
sich über seine Oberfläche der Länge nach eine Leiste, die
zwischen dem Grunde der mittleren und äußeren Furcalborste
ausläuft: nahe dem Innenrande findet sich keine Borste (im
Gegensatz zu Opliioc. sarsii und brevipes; bei poppet scheint
sie, nach Mräzeks Zeichnung zu urteilen, ebenfalls zu fehlen)
Die innere der drei Furcalborsten ist kräftig entwickelt, die
mittlere sehr spärlich behaart.
Die Vorderantennen des Weibchens (Fig. 7) sind sieben-
gliedrig, das Basalglied ist borstenlos, das zweite Glied trägt
ausser vier einfachen Borsten, eine Fiederborste, das vierte
einen relativ dünnen Sinneskolben; am siebenten Gliede
konnte ich zwischen den drei langen, endständigen Borsten
keinen Sinneskolben entdecken. Die dreigliedrigen Hinteran-
tennen (Fig. 8) haben am zweiten Glied einen eingliedrigen
Nebenast. Der zweite Maxillarfuß ist mit Greifhaken aus-
gestattet. Die Innenäste des ersten Schwimmfußpaares sind
kürzer als die Außenäste ; letztere (Fig. 9) sind bei allen
Schwimmfüssen an der Innenseite unbewehrt. Der Schwimm-
fuß des fünften Segments des Weibchens (Fig. 10) hat zwei
lange, gekrümmte Borsten (vergl. Canth. crassus), die wohl zum
Tragen der Eier in Beziehung stehen. Das Tierchen mißt
in der gekrümmten Stellung von der Spitze des Rostrums bis
zum Hinterrande der Furca 0,5 mm.
Darnach unterscheiden sich die vier Ophiocamptus-Arten
folgendermaßen :
Anal operculum dreieckig zugespitzt
Hinterrand der j glatt 0. sarsii Mräzek
Körpersegmente 1 gezähnt 0. /jop^a Mräzek
A n a 1 0 p e r c u 1 u m kreisbogenförmig
bei dem | glattrandig; Furcalglied
erwachsenen doppelt so lang als breit 0. brevipes Sars.
Tier [ kräftig bedornt; Vorderrand
des Furcalgliedes : inneren
Seitenrand wie 5:6 . . 0. nmscicola h.st^).
— 40 —
IV. MacroMotus omcitus nov. spec. (Taf. VI.)
Mit Recht weist Plate in seinen „Beiträgen zur Natur-
geschichte der Tardigraclen" in den Zoologischen Jahrbüchern
Bd. III Morphol. Abtlg. darauf hin, wie sehr die Bärtierchen,
gegenüber so manchen andern Gruppen des Tierreiches von den
Zoologen vernachlässigt worden sind. Er hat uns mit einer
Arbeit beschenkt, welche Histologie, Systematik und Biologie
dieser Tiere so wesentlich gefördert hat, daß man, wenn man
sie gelesen, glauben möchte, es wäre auf diesem Gebiete nicht
viel mehr zu holen. Wenige Wochen praktischer Beschäftigung
mit den Tardigraden aber zeigten mir, daß, zumal was
Systematik und Biologie anlangt, hier doch noch manches zu
thun ist.
Während Plate bei Marburg nur selten dem Münesium
tardigradum begegnete, fand ich das von E h r e n b e r g auf dem
Monte Rosa in 11000 Fuß Höhe entdeckte Münesium alpigenum
geradezu häufig, nicht nur im Taunus, sondern auch in unserem
Stadtwalde; auf dem Feldberg und Altkönig traf ich einen
Vertreter der von Plate aus chilenischen Moosen beschriebenen
neuen Gattung Dtplmscon und am Lipstempel fand ich noch
unbeschriebene, sternförmige Tardigraden-Eier, über deren Zu-
gehörigkeit ich noch nicht im Klaren bin; bei Macrobloten
konstatierte ich das Vorkommen der Muskardine- oder Peperine-
Kraukheit, beobachtete an denselben merkwürdige Ektoparasiten,
wahrscheinlich aus der Klasse der Rhizopodeu und erkannte
in der Amoeba terricola einen Feind der Macrobioten, da ich
wiederholt 0,5—0,7 mm lange Exemplare derselben von den
Amoeben umschlossen vorfand — — alles Dinge, auf die ich in
einer späteren Arbeit noch einmal eingehender zurückzukommen
gedenke.
In diesem Jahresberichte möchte ich nur noch meinen in-
teressantesten Fund, einen neuen Macrobiotus, veröffentlichen, der
in seinem Bau ganz wesentlich von allen bekannten Arten
abweicht.
Ich fand das Tierchen durchaus nicht selten auf dem
Feldberg, Altkönig und am Lipstempel in Hypfuim\io]steYü,
sowie auch auf einem handgroßen Stein, der nur von einem
dünnen Überzug einer Krusteuflechte bedeckt war.
- 41 —
Es ist eine Zwergform unter den Macrobioten, 0,1 14— 0,23 mm
lang; die jüngsten Exemplare von Macr. Oberhäiiseri meßen schon
0,25 mm ; nur unter den Ecliiniscen giebt es noch Tardigraden-
Formen von ähnlicher Kleinheit.
Der Körper ist deutlich in einen Kopf und einen sechs-
gliederigen Leib geteilt. Ob der Kopf nur ein Segment reprä-
sentiert ist fraglich ; die Anordnung der Perlknopfreihen und die
in Fig. 4 besonders deutlich hervortretenden Einschnürungen
des Kopfes lassen eine Zusammensetzung aus mehreren Seg-
menten vermuten. Die äußere Gliederung des Rumpfes in
6 Segmente weicht auffällig, nicht nur von den bei anderen
Macrobioten, sondern überhaupt von den bei allen andern Tar-
digraden obwaltenden Verhältnissen ab. Plate resümiert loc. cit. p.
543: „Während sich die Segmentierung der Tardigraden äußerlich
gar nicht oder nur in einer Weise ausspricht, die mit der Innern
nicht übereinstimmt, tritt dieselbe in der Anordnung der Mus-
kulatur und der Nerven sehr deutlich hervor, und zwar kann
man danach einen Kopf und vierRumpfsegmente unterscheiden."
Leider habe ich, trotz aller Färbe- und Aufhelluugsversuche,
mich nicht darüber informieren können, ob die äußere Segmen-
tierung bei dem in Rede stehenden Tier der inneren entspricht.
Wäre das der Fall, so müßte auf demselben eine neue Gattung
begründet werden. Ich stehe davon vorläufig ab und beschreibe
es als einen Macrohiotus und die drei durch die Ornamentierung
in ihrem Gesamteindruck so verschiedenen Formen als Varie-
täten einer Species. Auf der Tafel tritt der Unterschied der
drei Formen, durch die verschiedene Größe der abgebildeten
Individuen noch etwas kräftiger hervor; sie sind sämtlich bei
etwa 450 f acher Vergrößerung gezeichnet; der spinosissinms
(Fig. 2) maß 0,14 mm, der spinifer (Fig. 1) 0,19 mm, der verru-
cosus (Fig. 3) 0,124 mm; spinosissmus habe ich bis 0,23 mm lang
beobachtet. Inwieweit die verschiedene Ornamentierung vielleicht
durch Geschlechtsunterschiede bedingt wird, kann ich nicht
sagen, da die Männchen und Weibchen der Tardigraden sich
äußerlich nicht unterscheiden und ob der verrucosus nicht viel-
leicht ein pathologisch verändertes Tier ist, wage ich ebenfalls
nicht zu entscheiden. Ich habe von diesem nur ein Stück von
so extremer Ausbildung gefunden, wohl aber viele Stücke von
spinifer^ die durch Reduction der Stacheln und kräftigere Aus-
— 42 —
bildung der Perlenknöpfchen den Übergang zur remirosus-Form
bilden. Intermediäre Formen zwischen spinifer und spinosissimus
sind am häufigsten.
Spinifer ist die Mittelform, von der die beiden andern
Formen, die eine durch Verlängerung der Stacheln und Schwinden
der Perlknöpfe, die andere durch Verschwinden der Stacheln
und Ausbildung der Perlknöpfchen zu Warzen in ganz entgegen-
gesetzter Richtung gradatim divergieren.
Spinifer trägt auf der Stirn zunächst eine umfangreiche
Gruppe von Perlknöpfchen; auf diese folgen vier Bänder, das
erste zu drei, die drei folgenden zu zwei Reihen Perlenknöpfchen ;
bei manchen Exemplaren beobachtet man zwischen den beiden
letzten Bändern an den Seitendes Halses eine aus acht größeren,
um einen Mittelknopf im Kreis gestellten Knöpfen gebildete
AgraSe. Die Ornamentierung des verrucosus entspricht dieser
Anordnung genau; bei spinosissiuiiis fehlen die Perlknöpfchen;
selbst am Rande ist keine Andeutung derselben zu sehen.
Die Rumpfsegmente des spinifer tragen meistens in der
Mitte eine Doppelreihe Perlknöpfchen und, von dieser durch
einen größeren Zwischenraum getrennt, noch eine einfache Reihe
vor und hinter derselben. Bei verrucossus bleiben die mittleren
Doppelreihen deutlich erkennbar, während die einfachen Reihen
mit den statt der Stacheln sich findenden Warzen zu fast
blumenkohlartigen Massen verschmelzen. Bei spinifer und ver-
rucosus sind auch die Beinchen mit Perlknöpfen resp, Warzen
besetzt.
Die Hinterränder der Körpersegmente tragen bei spinifer
und spitiosissinms in der Regel 10 Stacheln, die in Form und
Länge sehr variieren. Während sie bei der Mittelform etwa
halb so lang wie die Körpersegmente breit sind, kommen sie bei
andern Exemplaren viel kürzer vor; bei spinosissimus aber über-
treffen sie die Breite der Segmente an Länge. Die rücken-
ständigen sind in der Regel gerade, die seitlichen und zumal
die am Hinterrande des sechsten Segments stehenden in ver-
schiedener Weise gekrümmt. Eine über das sechste Segment
quer hinziehende Leiste trägt in der Regel nur ventralwärts
zwei kurze Dornen.
Macrobiohrs or^iatus ist stets angenlos. Der Schlundkopf
ist breit oval; er hat nahe dem hintern Ende des Mundrohrs
- 43 —
zwei ganz winzige und außer diesen noch vier etwas größere
Einlagerungen von Chitinkörnchen, der Ausdruck -Stäbchen
paßt nicht. Die leicht gebogenen Zähne sind wie bei Ober-
häuseri gelagert und haben am Hinterende ein Kugelgelenk wie
bei Hufelandii; einen queren Zahnträger konnte ich nicht be-
merken. Die Krallen sind sehr klein, gleichartig und stehen
zwei zu zwei, mit der Basis einander genähert.
Das Gelege besteht allemal, wie ich wohl nach Beobachtung
von mindestens einem Dutzend Exemplaren sagen darf, aus zwei
kugelförmigen Eiern. (Fig. 5).
— 44 —
Erklärung der Abbildimgen.
Tafel III.
Fig. 1. Zweig von Fmllania dilatata, teilweis abgestorben, mit junger
Flechte und zwei Larven von Cepheus ocellatus Mich.
Fig. 2. Cepheus ocellatus Mich. Larve.
Fig. 3. „ V n Nymphe.
Fig. i- y> „ . Imago.
Tafel IV.
Fig. 1. Kohlblattförmige Seitenanhänge der Larve und Nymphe von
Cepheus ocellatus Mich.
Fig. 2. Seitenpartie des Abdomens einer Nymphe, nach Behandlung
mit Natronlauge.
Fig. 3. Ornamentierung der Oberfläche des Abdomens der Imago.
Fig. 4. Endglied des vierten Beinpaares der Imago.
Fig. 5. Ophiocamptus nmscicola n. sp.
Fig. 6. Letztes Abdominalsegment und Furca desselben.
Fig. 7. Vorderantennen des Weibchens.
Fig. 8. Hinterantennen , ,,
Fig. 9. Außenast des dritten Schwimmfußpaares desselben.
Fig. 10. Fünftes Schwimmfußpaar. (Leider konnte ich nach dem vor-
liegenden Präparat nur dieses unvollkommene Bild geben.)
Tafel V.
Fig. 1. Oribatiden-Ei.
Fig. 2. Oribatiden-Ei von der Rückenseite.
Fig. 3. Dasselbe von der Bauchseite.
Fig. 4. Dasselbe, Seitenansicht von links. (An der Bauchseite des
gezeichneten Exemplars war eine eigentümliche kittartige Masse [?]).
Fig. 5. Embryo.
Fig. 6. Dasselbe Ei in fortgeschrittnerem Stadium der Entwicklung
von rechts und oben.
Fig. 7. Dasselbe, von vorn.
Tafel VI.
Fig. 1. Macrohiotus ornatus, var. spinifer, n. sp.
Fig. 2. „ „ „ spinosissimus, n. sp.
Fig. 3. „ „ „ verrucosus, n. sp.
Fig. 4. Kopf von var. spinifer von oben gesehen.
Fig. 5. Gelege von var. spinosissimus.
Brr (I Sen ckcn l>. . \ 'film i'. Ocs. 1000.
'inf. III.
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Ben d.Senckenb. Naturf. Ges. IQOO.
V
Bei: d.Sciickcub.X'aiiirt.Ocs. igoo.
Tcif.VI.
liA. Amt. Y. Wirner i Wxter, Frankfurt W.
45 —
Einiges über die Deutsche Tiefsee-Expeditioii.
Vortrag
gehalten in der wissenschaftlichen Sitzuno; am 10. Februar 1900
Fr. Winter.
(Mit 4 Textfiguren.)
Schon vom grauen Altertum unserer Geschichte wissen wir,
daß der Ozean von phantasiereichem Einfluß auf die Gemüter
geistig emporstrebender Völker war. Die ältesten Überlieferungen
erzählen uns von den kühnen Fahrten der Phönizier, die mit
ihren Fahrzeugen sozusagen bis über das Ende der damaligen
Welt hinaus gelangten.
Im Laufe der vielen Jahrhunderte hat man die Oberflächen-
ausbreitung dieser ungeheuren Wassergebiete erkannt und ihre
Grenzen festgelegt, während das Interesse für die Ausdehnung
der Tiefen und deren Geheimnisse schlummerte und erst unserem
Jahrhundert es wachzurufen vorbehalten war.
Der erste, der einen Eingriff in die abyssische See unter-
nahm, w^ar der große Seefahrer Sir John Ross. Er hob im
Jahre 1818 in der Bafiins-Bai aus ca. 2000 Meter Schlamm an
die Oberfläche, in dem sich lebende Seesterne vorfanden. Mit
einem Male war dadurch die damals allgemein herrschende
Annahme widerlegt, daß der Boden der Ozeane mit Eis be-
deckt sei. Sein zoologischer Fund indes geriet in Vergessenheit.
In den fünfziger Jahren machten skandinavische Forscher
auf ihren Sommerfahrten in den arktischen Gewässern Netzzüge
in einigen Tiefen, und man erbrachte den Nachweis, daß selbst
in höheren Breiten 1000 Meter Tiefe noch keine Grenze für das
Tierleben sei.
Als die eigentliche Mutter der Tiefseeforschung erkennen
wir die Telegraphic an. Bei Gelegenheit der Ausbesserung
- 46 —
transatlantischer Kabel fand sich an denselben eine Menge
verschiedenartiger Tierfurmen vor, die sich iu nicht weniger als
3000 Meter Tiefe festgesetzt haben mußten. Männer wie Ehren-
berg, Darwin, Lovem, Hnxley und andere äußerten sich da-
rüber in Gutachten im weitgehendsten Sinne. Mit voraussehendem
Blick waren sie sich einstimmig bewußt, daß in der Erforschung
der Tief see dem Zoologen ein neues, reiches und ergiebiges Arbeits-
feld mit neuen Problemen und Anschauungen gesichert sei.
Der richtige Mann für die Tiefseeforschung fand sich
denn auch in einem Schotten, dem Edinburger Professor Wyville
Thompson. Mit Hülfe der Royal Society brachte er es fertig,
daß ihm die englische Regierung nacheinander zwei Kriegsschiffe
zur Verfügung stellte, auf denen er Fahrten nach Island und
zum Mittelmeer unternahm und den Boden des Meeres mit
Schleppnetzen absuchte.
Wir vermögen uns heute kaum den Eindruck zu vergegen-
wärtigen, den seine überraschenden Resultate auf die gebildete
Welt seiner Zeit machten. Die Region, die man mit den kurzen
Worten abgefertigt „da drunten aber ist's fürchterlich", erwies
sich als der Sitz einer Fauna, so üppig, reizvoll und fremdartig,
daß wir den Enthusiasmus begreifen und verstehen lernen,
der die Engländer anregte und veranlaßte, jene bedeutendste
Expedition hinauszusenden, die des Challenger, 1872. Seine
Leistungen und Ergebnisse während einer dreieinhalbjährigen
Fahrt sind eine Großthat ersten Ranges, und grundlegend für
alle Zeiten bieten sie uns eine Schöpfquelle des Wissens.
Verschiedene Nationen wetteiferten nun nacheinander in
der Erforschung der Tiefsee; so die Italiener, Franzosen, Schwe-
den, der Fürst von Monaco u. a. Auch Deutschland machte es
sich zur Ehre, eine größere Expedition dieser Art hinauszu-
senden, zu deren Leiter der geistige Urheber derselben, Herr
Professor Karl Chun in Leipzig ernannt wurde.
Nach dem einstimmigen Resolutionsbeschluß auf der Natur-
forscherversammlung in Braunschweig 1897 und nachdem Herr
Professor Chun ein Immediatgesuch an Se. Majestät den Kaiser
eingereicht hatte, gewährte der Reichstag zu dem Unternehmen
bereitwilligst die erforderlichen Mittel.
Am 1. August 1898 verließ ein von der Hamburg-Amerika-
Linie gecharterter Dampfer, die „Valdivia", den Hafen von
— 47 —
Hamburg. Ihre neimmoiiatliche Fahrt erstreckte sich zuerst
nördlich au der Gruppe der Far-Oer luselu vorbei, danu südlich
durch den Atlantischen Ozean nach Kapstadt mit kurzen Auf-
enthaltsunterbrechuugen auf den Kanareu, in Kamerun, am Kongo
und der großen Fisch-Bai. Vom Kap aus wurde ein Vorstoß in
weitem Bogen in das südliche Eismeer unternommen und dann
die Fahrt zurück über die Kerguelen und durch den Indischen
Ozean nach Sumatra fortgesetzt.
Auf ihrem weiteren Verlaufe berührte die Expedition die
Inseln der Nikobaren, Ceylon, die Gruppe der Malediven-, Chagos-
und Seychellen-Inseln und zuletzt Ostafrika. Durch das Rote
Meer ging der Kurs nach Hamburg heimwärts.
Weitaus der interessanteste Teil der Fahrt ist derjenige
durch die Antarktis.
Im Vertrauen auf die vorzügliche Schiffsführung seitens
unseres bewährten Kapitäns Krech und im Hinblick darauf, daß
sich die „Valdivia" als gutes Expeditionsschiff bewährt hatte,
entschloß sich Herr Professor Chun zu einer von den neueren
Expeditionen abweichenden Route von Kapstadt aus, zu einem Kurs
in SSW Richtung. Die neueren Expeditionen des Challenger und
der Gazelle hatten unter Benutzung der starken Westwinde in der
Breitenausdehnung von 40*^ — 50° ihren Weg über die Marion-
und Crozet-Inseln genommen und Reliefverhältnisse und Fauna
dieser Region genügend aufgeklärt. Es lohnte sich also der
Versuch, einen mehr westlichen Vorstoß zu unternehmen, in der
Richtung auf die Gruppe der B o u v e t - 1 n s e l n , in deren Lee-
seite (windlosen) sich ein ruhiges Arbeiten erwarten ließ. Zwar
waren jene Inseln durch beständige Nebel in ihrer Position
unbestimmt und seit 75 Jahren von mehreren Expeditionen, die
danach gesucht hatten, nicht mehr gesehen worden, so daß die
Vermutung sich aufgedrängt hatte, sie seien überhaupt nicht
mehr vorhanden. Jedenfalls aber mußte sich in jener Gegend
ein unterirdischer Sockel erheben und, wie ähnliche Verhältnisse
es oft gezeigt hatten, war eine solche unterseeische Insel ein
bevorzugter Aufenthaltsort zahlreicher Oiganismen. Von hier
sollte dann südlich bis zur Packeisgrenze vorgedrungen werden,
und dann an derselben ostwärts entlang die Fahrt bis zu den
Kerguelen-Inseln sich fortsetzen.
Die Absicht gelang vollständig.
— 48 —
Am 13. November verließ die Expedition Kapstadt; nach
einigen Tagen macliten sich die gewaltigen Westwinde in erheb-
lichem Maße bemerkbar, und die „Valdivia" kämpfte stöhnend
gegen die hochaufbrausende See an. Südlich des 50. Breite-
grades trat die erwartete Ruhe ein, und schon am 23. November
wurde ein Ansteigen des Bodens von 5000 auf 3000 Meter
konstatiert ; häufiger umflogen uns die stets schreienden Vögel ;
einige, die wir erlegten, zeigten Brutflecke; daraus ersahen
wir, daß ein Eiland in der Nähe zu erwarten war. welches denn
auch nach dreitägigem Suchen im Nebel in Gestalt der Bouvet-
Insel gesichtet wurde. Nach wohlgeluugenem Arbeiten im Wind-
schutze der Insel wurde nunmehr der Kurs direkt Süd gerichtet,
aber schon am 3. Dezember hinderte das Eintreffen größerer
Treibeisfelder an weiterem Vordringen. In mannigfachen Zick-
zackwiudungen und vielfachen Kursänderungen schlängelten wir
uns der Packeisgrenze entlaug ostwärts, stets begleitet von einem
Schwärm verschiedenartiger Sturmvögel, unter denen der große
schwarze Albatros, die D/omedea fuUglnosa, eine äußerst majes-
tätische Erscheinung war. Zierlich und elegant stach gegen jenen
vampyrartigen Flieger eine weiße, taubengroße Eismöve ab,
die Pagodroma nivea, deren nördliche Grenze auch diejenige
des Packeises ist. In überwältigender Pracht zeigten sich auf
dieser Strecke die mächtigen Eisriesen der Antarktis, die im-
posanten Eisberge. Sie besaßen die bizarresten Gestalten, einige
glichen gothischen Türmen, andere waren tafelförmig und noch
mit dem E'irnschnee der Gletscher bedeckt, wieder andere wiesen
grottenartige Aushöhlungen auf, die im prächtigsten Blau er-
glänzten. Viele Eisberge trugen deutlich die Spuren einer langen
Reise an sich, indem sie mannigfach zerklüftet und gespalten
waren, Bäche Schmelzwasser flössen von ihnen ab, und die
Schichtungsstreifen neigten sich dem Wasserspiegel schräg zu.
Merkwürdig war es, daß schon bald nach Verlaß der Bouvet-
Inseln einige Eisberge einen ganz frischen Charakter aufwiesen,
tafelförmig mit parallel dem Wasserspiegel verlaufenden Schich-
tungen. Es schien, als ob die Berge eben von den Gletschern
abgebrochen seien. Wir dürfen vielleicht annehmen, daß Wind und
Strömung sie zu einer raschen Reise begünstigt, denn es ist
ja lange bekannt, daß hier erst viele Breitegrade nach Süden
kontinentartige Landmassen zu erwarten sind. Manche Eis-
— 49 —
Eisberge zeigten sich hingegen so zerfallen, daß sie nur noch
Brocken bildeten, die unterirdisch zusammenhingen ; es stüi-zten
dann unter donnerndem Getöse größere Eisstücke herab, die
dem Treibeis sich zugesellten. Der Wind weht dasselbe streifen-
artig zusammen^ und so geschah es leicht, daß sich die „Val-
divia" in eine Sackgasse verfuhr, aus der herauszuarbeiten es
angestrengter Thätigkeit seitens der Schiffsführenden bedurfte.
Oft auch mußten die Eisstreifen durchbrochen werden, was
unserem zu diesem Zwecke nicht gebauten Dampfer gefahr-
bringend werden konnte. Mit diesen Abwechselungen, die auch
zeitraubend waren, gelangten wir mehr und mehr südöstlich,
dichter staute sich das Eis an, und am 16. Dezember vereitelte
eine gewaltige Packeistrift jedes weitere Vordringen. Wir be-
fanden uns nur 80 Seemeilen entfernt von jenem vor langen
Jahren einmal gesichteten Enderbyland; auch aus unserer süd-
lichsten Lotung auf 64*^ 14' und 54** 31' ö. L. entnahmen
wir ein Ansteigen des Bodens um 1000 Meter gegen die fast
täglich geloteten 5000—5700 Meter Tiefe.
Hier auf unserem südlichsten Punkte vollzogen wir denn
auch unseren südlichsten Dredschzug in 4636 Meter. Ein Zug
mit dem Grunduetz, der Dredsche oder dem Trawl, gebraucht
für diese Tiefe ca. 10 — 12 Stunden. Um die Tiefe zu bestimmen,
ist natürlich eine vorausgehende Lotung erforderlich. Eine
solche Lotung nimmt für die Tiefe einer Montblanchöhe hinunter
und wieder herauf höchstens ^U Stunden in Anspruch. Aber
die Lotung giebt uns nicht nur die Tiefe an, sondern was für
die Grundnetzflscherei am wichtigsten ist, auch die Beschaffenheit
des Bodens. Die Figuren 1 und 2 zeigen das Lot. Das 28 kg
schwere Sinkgewicht (g) besitzt der Länge nach innen einen
cylindrischen Hohlraum, der von einer Röhre (WR) durchsetzt
wird, an dieser hängt das Abfallgewicht vermittels zweier
beweglicher Haken. Die Röhre WR besitzt an dem Über-
gang zu der schmalen Röhre S im Innern eine Schmetter-
lingsklappe.
Mit der Geschwindigkeit von ca. 2,8 Meter per Sekunde
saust das Lot (E'ig. 1) in die Tiefe. Beim Aufschlagen bohrt
sich zunächst die Schlammröhre S, ein Konstruktionsprinzip
unseres auf der Expedition verstorbenen Arztes Dr. Bachmann,
in den Boden ein, und birgt in natürlicher Schichtenlage eine
4
— 50 —
Probe desselben in sich. Das Gewicht hat sich durch den
Aufschlag ausgehängt und bleibt unten liegen. Durch das Aus-
heben des Gewichtes ist an dem Kraftmesser der Lotmaschine
ein Ausschlag erfolgt, wir wissen, daß Grundberührung vor-
handen ist; die Tiefe ersehen wir aus dem Zählapparat, der die
Zahl der ausgelaufenen Meter des Lotdrahtes angezeigt hat.
Das Gewicht ist jedesmal verloren, wir hatten 360 Gewichte mit
und verbrauchten über 200. Beim Heraufziehen (Fig. 2) schließt
sich die Schmetterlingsklappe in der Röhre WR und führt uns
eine Wasserprobe zu An den Lotdraht, der aus bestem Stahl-
draht besteht, von nur 0,9 mm Dicke, um eine möglichst geringe
Reibung zu erzielen, werden gewöhnlich noch Thermometer an-
gehängt. Diese Tiefseethermometer sind sehr sinnreich kon-
struiert, indem dieselben, sobald sie aufwärts gezogen werden,
sich umkippen. Dadurch wird bezweckt, daß die Quecksilber-
säule au einer modifizierten Stelle der Glasröhre direkt über
der Quecksilberkugel abreißt und in ihrer Länge nunmehr fixiert
ist. Wir brauchen die Länge nur zu messen und haben genau die
Temperatur von derjenigen Tiefe, in der wir das Thermometer
wieder aufwärts führten. Die Einrichtung (Fig. 3) ist folgende.
Das Thermometer (Th) befindet sich in einem Rahmen und ist in
demselben um eine Achse drehbar. Durch eine Schraube, deren
Kopf ein Propeller (Pr) ist, ist das Thermometer an dem der Achse
gegenüberliegenden Ende des Rahmens in normaler Lage be-
festigt; so geht es hinunter. Beim Heraufziehen dreht sich der
Propeller durch den Druck des Wassers und löst die Befestigung,
das Umkippen erfolgt (Fig. 4).
Würden wir ein gewöhnliches Thermometer benutzen, so
erhielten wir vollständig ungenaue Resultate, indem ein Thermo-
meter alltäglicher Konstruktion sich immer wieder in den ver-
schiedenen Wasserschichten anders einstellen würde, da die
Ozeane von der Oberfläche bis zum Boden nicht gleiche Tempe-
raturen besitzen, dieselben sich sogar sprungweise ändern können.
So giebt uns also eine Lotung über Vielerlei Aufschluß.
Von dem Bodenmaterial hängt es ab, ob ein Zug mit dem Grund-
netz von Zweck ist. Leicht gelingt derselbe, wenn der Boden
sich aus Schlamm und Schlick zusammensetzt, anders aber ist
es, wenn Lava und Felsengeröll den Bodenbestand ausmachen ;
dann ist das Dredschen fast unmöglich.
— 51 —
Immerhin muß das Trawl äußerst solide und widerstands-
fähig gebaut sein. Es besteht aus zwei rahmenartig zusammen-
gebogenen mächtigen Eisenbändern, die mit zwei Querstangen
- • -Th
Fig. 1 und 2 Brookes Tief lot mit doppelten Aufhängehaken und Bachmanns
Schlammröhre (S).
Fig. 1 mit Sinkgewicht (g) beim Hinabgehen.
Fig. 2 nach erfolgter Grundberührung, Gewicht (g) ist abgefallen.
Fig. 3 und 4 Negretti-Zambra-Tiefseetliermometer (Umkipp-Konstruction.)
Pr. Propeller, Th. Thermometer.
Fig. 3 beim Hinabgehen.
Fig. 4 nach erfolgter Auslösung, Thermometer umgekippt.
verbunden einen seh litten artigen Gleitapparat darstellen, woran
der 6 — 8 Meter lange Sack hängt. An beiden Seiten des Schlittens
sind zwei flottierende Taue befestigt, die mit Quasten besetzt sind ;
sie vermitteln uns gewöhnlich die besterhaltenen Objekte. Das
4*
— 52 —
Netz hängt an dem Kabel, das ebenso wie die Dampfwinde die
festeste Solidität aufweisen muß. Von der Reservetrommel, die
10000 Meter Stahlkabel auslassen kann, geht dasselbe zunächst
über einige Rollen und dann auf die unter Dampf stehende
Arbeitswinde. Diese steht mit einem Zählapparat in Verbindung,
der die Zahl der ausgelaufenen Meter angiebt. Weiter verläuft
die Leitung über das Dynamometer oder den Kraftmesser, der
die Stärke des Zuges anzeigt.
Das Netz wird langsam nach unten gelassen und erreicht
bei einer Tiefe von 5000 Meter in 4 — 5 Stunden den Boden ; dann
setzt sich der Dampfer in Bewegung, und das Trawl gleitet
langsam über den Grund dahin. Es erfährt hier mehr oder
weniger Widerstand, den wir aus den Schwankungen des Dynamo-
meters ablesen. Dieselben können beträchtlich sein, und es
geschah, daß wir längere Zeit hindurch 6—8000 kg Zug kon-
statierten. In solchen Momenten darf sich niemand unbefugt
auf das Verdeck begeben ; es krachen die Winden und knirschen
die Rollen, und einige Male war es der Fall, daß irgendwo
ein Eisenstück mit große Gewalt absprang. Gespannt beobachtet
eine geschützt stehende Person das Dynamometer, erreicht der
Zug zu hohe Grade, so ist der Kapitän aufmerksam zu machen.
Aber längst hat derselbe die Gefahr von der Brücke aus erkannt;
mit trefflicher Sicherheit versteht er den Dampfer zu navigieren
und in den meisten Fällen durch Vor- und Rückwärtsgehen des
Schifies die Loslösung des Netzes vom Boden zu bewirken.
Nachdem ca. ^ji Stunden auf dem Boden gedredscht ist,
wird das Trawl nach oben gezogen, was wieder 4—5 Stunden
dauert. Man sieht ihm mit Spannung entgegen, denn bis zum
jüngsten Matrosenjungen interessiert sich alles für das Ergebnis.
Unsere Matrosen waren zuletzt ausgebildete Zoologen, sie
sprachen von Holothurien, Ophiuren, Cephalopoden, Crinoideen
und anderem.
Nicht immer befriedigt uns das Resultat; das Netz kann
schlecht gefischt haben, ist zerrissen und verbogen, oder es ist
überhaupt nicht mehr da. Überrascht uns ein guter Erfolg,
so bedarf es angestrengter Thätigkeit, um die total im Schlamm
versteckten Organismen in Sieben herauszuwaschen und baldmög-
lichst zu konservieren. An der Hand der neueren Konservierungs-
methoden wurde stets darauf Wert gelegt, das Material in
— 53 —
möglichst verschiedene Medien einzubetten, um es auch für
histologische und feinere anatomische Untersuchungen ausreichend
zu gestalten. Das Ergebnis unseres südlichsten Dredschzuges, der
uns zu vorangegangener Abschweifung veranlaßte, war ein
äußerst interessantes und unerwartetes. Außer dem wichtigen
zoologischen Material seltener und zum größten Teil vollständig
neuer Tiefseeformen enthielt der prallgefüllte Netzsack einen
580 Pfund schweren Sandstein, auf dem deutliche Gletscher-
schliffe eingeschrammt waren; das übrige Bodenmaterial, aus
Urgesteinen, Gneisen, Graniten, Schiefern bestehend, zeigte ebenfalls
auffallend moränenartigen Charakter; es sind die Einschlüsse,
welche die Eisberge vom Lande mitnehmen, und die beim
Schmelzen des Eises in die Tiefe sinken. Damit ist uns der
bis jetzt einzige Aufschluß über die petrographische Natur des
vorliegenden Festlandes gegeben worden.
Von nun an ging die Fahrt nordwärts. Am 19. Dezember
zeigte die Antarktis gleichsam als Abschiedsgruß ihre letzten
Eisberge in vollendetster Schönheit und Pracht. Von der Sonne
beleuchtet erglänzten sie blendend in irisierendem Licht. Ein
imposantes Schauspiel war es, wenn eine mächtige Brandungs-
woge in Gischt zerstäubend über den Eisturm sprudelte. Ein
fünf Tage lauger Sturm ließ uns darauf die Schattenseiten der
Antarktis in drastischer Weise nochmals recht fühlbar erkennen.
Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages legte sich der Seegang,
und am Horizonte entschleierte sich bei sonnenhellem Wetter
die Gruppe der Kerguelen-Iuseln, von denen wir uns allerdings wenig
erwarteten, da sie von den spärlichen Reisenden, die sie besucht,
als ungastlich und wenig zugänglich geschildert wurden ; aber desto
unverwischbarer ist uns die Erinnerung an diesen dreitägigen
Aufenthalt auf den Inseln geblieben, der durch die herrlichste
Witterung begünstigt wohl zu den schönsten während der ganzen
Reise gerechnet werden kann. Die Schwärme von Vögeln zeigten
eine erstaunliche Zutraulichkeit und verschiedene derselben, be-
sonders die Chionis, ließen sich ruhig mit den Händen fangen.
Beim Umherschreiten am Strande passierte es, daß plötzlich
ein paar große xVugen uns anstierten ; ein mächtiger See-Elefant
lag vor uns, nur in nächster Nähe war er erkennbar, da seine
Farbe fast vollständig diejenige der zerstreutliegendeu Steine ist.
Den Höhepunkt unseres Vergnügens fanden wir in der Pinguin-
— 54 — ^
Rookeiy, bewohnt von jenen harmlosen und drolligen Vögeln,
den Pinguinen, die wir am besten mit kleinen Zwergen ver-
glichen ; sie konnten mit ihren plumpen und zugleich possier-
lichen Bewegungen lange Zeit unser Interesse fesseln. Die
Pinguine sind so dumm, daß die kleinen weißen Chionis ihnen
während des Brütens die Eier vom Neste wegrollen und den
Inhalt verzehren.
Die von Kapitän Ross 1840 auf der Hauptinsel ausge-
setzten Kaninchen haben ihre angeborene Scheu beibehalten.
Ähnlich wie in Australien haben sie sich zu ungeheuerer Menge
vermehrt und den ursprünglichen Vegetationscharakter verändert.
Noch ein kurzer Aufenthalt wurde den Schwesterinseln St. Paul
und Neu-Amsterdam gewidmet, und die letzten Spuren der Ein-
wirkung antarktischer Regionen wai-eu verschwunden ; das Gebiet
des stillen indischen Ozeans empfing uns mit angenehmer Wärme,
und rasch Avar der Polardampfer wieder in ein Tropenschiff um-
gewandelt. Der dritte und letzte Abschnitt der Expedition
begann, die Untersuchung der Indik. Sie spendete uns die
reichste zoologische Ausbeute während der ganzen Fahrt, und
speziell an den Küsten Sumatras und der Somalihalbinsel brachten
die Netze ein Material zu Tage, das kaum zu bewältigen war.
Gestatten Sie mir oberflächlich und in Kürze dieser ver-
borgenen Lebe weit Erwähnung zu thun.
Durch ihren zarten und duftigen Bau erstaunen uns zu-
nächst sogenannte Kieselschwärame oder Hexactinelliden. Ihre
Skelette setzen sich aus reiner Kieselsäure zusammen und
gehören wohl zu den reizvollsten in der Natur.
Diese Schwämme waren bisher nur als verhältnismäßig
kleine Formen bekannt ; es überraschte uns daher, Bruch-
stücke von glashellen Nadeln bis Fingersdicke aufzufinden, ohne
jedoch ihrer Produzenten habhaft zu werden. Unsere Be-
mühungen waren indessen erfolgreich; eines Tages liefeite der
Inhalt der Dredsche aus ca. 1000 Meter Tiefe monströse Schwämme,
die sich als Bildner jener großen Nadeln erwiesen. Eine derselben,
vollständig intakt, maß in der Länge 1,56 Meter, sie besaß nur
Bleistiftdicke, und so dürfen wir annehmen, daß Nadeln, die
im Durchmesser 2 Centimeter haben, 2—3 Meter lang werden.
Der Schwamm wächst spiralig um die Nadel, die mit einem
Ende im Boden festsitzt.
— 55 —
Mit diesen Glasschwämmen finden sich zugleich prachtvolle
Korallen, vom hellsten Rost bis zum dunkelsten Violett, Felder
von Crinoideen, auf deren meterlangem Stile eine lilienartige
Krone flottiert. Zum Teil sind es Formen, in denen der Geo-
loge den letzten Enkel eines einst zahlreichen Geschlechtes er-
kennt, einer früher häufig vertretenen Gattung, die längst der
Jura oder die Kreide eingebettet hat.
Zu diesen festsitzenden Formen gesellen sich Schwärme
von Fischen. Viele von ihnen sind gierige Räuber und behende
Schwimmer, der Körper ist mit Stacheln und Platten gepanzert,
der wohleutwickelte Rachen mit gewaltigen Fangzähnen besetzt.
Die meisten zeigen gewaltig vergrößerte Augen, einige wenige
sind blind, von weicher Körperbeschaffenheit und wühlen sich
in den Schlamm ein (Aplikmus). Mit ihnen tummelt sich ein
Heer von Krebsen mannigfachster Gestalt und Größe, Schizo-
poden, Ostracoden, Copepoden, Garneelen, deren es oft eine
ungeheuere Fülle in den Netzen gab. Neben diesen kleinen
Formen erstaunen uns andere durch gewaltige Größenverhält-
nisse. Einige dieser Krustaceen sind durch lange Spinnbeiue
charakterisiert, an denen sich pinselartige Sinnesborsten erheben;
andere weisen Fühler von ganz enormer Länge auf.
Wieder finden wir noch lebende Vertreter aus längst ver-
gangenen Erdepochen. Da sind es unter den Krustern jene Eryo-
niden aus jurassischer Zeit, denen der Solenhofener Schiefer zur
Grabstätte wurde. Sie interessieren uns deshalb, weil die Recenten
blind sind, bei den Fossilen sich aber wohlentwickelte Augen
vorfinden ; offenbar führten jene alten Tiere eine mehr pelagische
Lebensweise und bevölkerten die oberflächlichen Schichten der
Meere, heute sind die Tiere auf die Tiefsee beschränkt, an
Stelle der Augen sind funktionslose Rudimeute getreten, kaum
noch erkennbar.
Als Kompens dazu hat sich aber bei den jetzt lebenden
ein Pelz von Sinneshaaren ausgebildet, der nunmehr die Ver-
mittlungsrolle der Vorgänge der Außenwelt übernommen hat.
Während die Fische größtenteils schwarz sind, zeigen die
Krebse die schönsten Farben nach Rot.
So führt hier eine Fauna, seltsam und fremdartig, unter
merkwürdigen Existenzbedingungen und bei kärglicher Nahrung
um so heftiger den Kampf ums Dasein.
— 56 —
Denn wir haben es hier mit Temperaturen zu thun, die
sich um den Nullpunkt bewegen, mit einer ewigen undurch-
dringlichen Finsternis, mit Regionen, in denen der Gasgehalt
an Kohlensäure zu, an Sauerstoff aber abnimmt, und mit einem
Druck von mehreren liunderten von Atmosphären.
Der Druck zwar hebt sich auf, er wirkt nicht einseitig
sondern allseitig; schwieriger gestaltet sich die Frage: Wie er-
nähren sich die Tiere ? Der Boden an und für sich kann keine
Nahrung reichen ; das Tier ist auf organische Materie zu seiner
Erhaltung angewiesen. Nur die Pflanze allein vermag mit Hilfe
des Lichtes in ihrem kleinen Laboratorium anorganische Materie
zu ihrem organischen Leib umzumodeln.
Wir richten also den Blick nach oben. Da überrascht
uns an der Oberfläche eine mächtige Schicht reichentwickelten
Lebens; wir nennen es Flau kton. Neben der ungeheueren Zahl
von Vertretern aus dem großen Reich der Würmer, der Krus-
taceen u. a. sind es jene niedrigen Lebewesen, die durch die
geradezu überwältigende Massenhaftigkeit ihrer Entwicklung
uns imponieren. Das Leben präsentiert sich uns hier in einer
winzigen Zelle in denkbar einfachster Form, aber durch die
Menge des Auftretens dieser Kieselalgen oder Diatomeen wird
das Oberflächen Wasser Tagereisen hindurch charakteristisch
gefärbt.
Im antarktischen Gebiet ließen sich diese Diatomeen genauer
studieren, wir kommen später noch eingehender darauf zu sprechen.
Wenn wir in die ruhigen Eisbuchten hineinfuhren und unsere
vertikalen Netze versenkten, so zeigten sie sich beim Herausziehen
vollständig mit einem Brei dieser mikroskopischen Pflanzen erfüllt.
Wurde derselbe geglüht, so ergab er eine Hand voll reiner
Kieselsäure: Kieseiguhr würde der Geologe sagen. Diese eben
erwähnten Vertikalnetze, deren filtrierende Wand trichterartig
in einen Behälter ausläuft, kommen nie auf den Grund. Sie
werden auf eine bestimmte Tiefe hinabgelassen und durch-
fischen vertikal, wie der Name sagt, die Wassersäule. Diese
Fangmethode hat uns Aufklärung verschafft, welche Tierformen
freischwimmend, also pelagisch leben. Denn nicht alles, was
das Grundnetz heraufbefördert hat, entstammt dem Boden, vieles
wird unterwegs erfaßt und mitgeführt, und so sind von früher
mannigfache biologische Irrtümer zu verzeichnen (Melanocoetus) .
— 57 —
Den Vertikalnetzen verdanken wir zn wissen, daß alle
Schichten des Meeres belebt sind, und daß es kein azoisches
Gebiet in den endlosen Wasserinassen der Ozeane giebt. Aber
das Vertikalnetz genügt uns noch nicht, wir müssen auch wissen,
in welcher Tiefe uns die Beute wurde. Wir wissen nicht bis
zu welcher Tiefe die an der Oberfläche so reich entwickelte
Diatomeenflora hinabsteigt; sie muß soweit hinabreichen, wie
das Licht eindringt, das zu ihrer Assimilation notwendig ist.
Der Physiker ist uns bis jetzt die Antwort schuldig geblieben ;
zwar hat man mit photographischen Platten experimentiert,
aber wer selbst photographiert, wird das Ungenügende des Ver-
fahrens einsehen.
Ein viel besseres Photometer ist uns in den Algen selbst
gegeben, in deren Chromatophoren. Daraus ein Resultat zu lesen,
gelang mit Hilfe modifizierter Vertikalnetze, mit den Schließ-
netzen.
Diese Art Netz wird geschlossen hinabgelassen, beim
Heraufziehen löst ein durch den Aufzug sich drehender Propeller
die Aufhängevorrichtung der Netzbügel dergestalt aus, daß letztere
auseinanderklappen, also offen sind. Das Netz fischt nun beim
vertikalen Aufzug bis der Propeller sich so lange weitergedreht
hat, daß eine neue Aufhängevorrichtuug zur Geltung kommt
und die Netzbügel sich wieder zusammenfalten, nun wird das
Netz an die Oberfläche gezogen. Wir haben also eine Fangprobe
aus irgend einer gewünschten Tiefe.
Die Untersuchungen mit diesen Netzen sind für die pflanz-
lichen Organismen gewissenhaft von dem Botaniker der Expe-
dition, Herrn Professor Sc him per, durchgeführt worden. Nach
ihm können wir die Wassermasse vertikal in drei Etagen gliedern.
Die oberste Etage reicht bis zu 80 Meter hinab. Unter
dem Einfluß des Sonnenlichtes assimiliert dies pflanzliche Plankton
reichlich und gedeiht üppig. Gelangten von hier Formen unter-
halb 80 Meter in das Schließnetz, so zeigten sie stets Spuren
des Zerfalls iu Gestalt von Zusammenfallen des Plasmas und
Veränderungen der Chromatophoren, genau so, als wenn wir
Formen der Oberfläche entnehmen und längere Zeit in Dunkelheit
halten. Die zweite Etage reicht von 80 — 350 Meter. Hier
finden nur einige wenige Gattungen von Diatomeen ihre Existenz-
bedingungen. Unterhalb 350 Meter gilt auch hier dasselbe
— 58 —
Verhalten wie oben. In der dritten Etage von 350 Meter an
abwärts vermögen keine Pflanzen mehr sich zu erlialten.
Die hinuntersinkenden Schalenreste der Diatomeen enthalten
oft noch in beträchtlichen Tiefen, in 3000—5000 Meter, wie
die Schließnetzzüge gezeigt haben, protoplasmatischen Inhalt,
genügend, um den noch hier lebenden Protozoen und Copepoden
zum Dasein zu gereichen.
Außerdem sind an der Oberfläche beständig Würmer und
kleine Kruster beschäftigt die i-eichlich dargebotene Nahrung
zu zerschroten ; von ihnen leben wieder Tiere der unteren Schicht,
eins lebt vom andern, und so geht es weiter stufenweise hinab
bis zu den sessilen Formen der abyssischeu See. Die ober-
flächliche Schicht ist also für alles Lebende die unerschöpfliche
Quelle der Nahrung.
Mittlerweile ist eine andere, nicht minder berechtigte
Frage aufgestiegen. Wenn das Licht nur bis 350 Meter ein-
wirkt, was nützen den tieferlebenden Tieren im Finstern die
Augen ?
Zwar haben wir es hier nicht mit Augen zu thun, gebaut
wie die unsrigeu, es sind vielfach umgestaltete und modifizierte,
aber immerhin lichtempfindliche Orgaue.
Mehr und mehr tritt die Tendenz ein, die Augen groß
und tubusartig zu gestalten, die Untersuchungen Chuns haben
gezeigt, daß das Facettenauge einiger Tiefsee - Schizopoden
(Stijlocheiro)i) sich so modificiert hat, daß wir nach vorne lange
und große Facetten erhalten, seitlich hingegen die Facetten
klein bleiben, und bei anderen Spaltfüßern ist das Extrem dieser
Zweiteilung soweit ausgebildet, daß das Frontauge monströs
entwickelt ist und ein Viertel der gesamten Körperlänge einnimmt,
während das Lateralauge bis zur Funktionslosigkeit geschwunden
ist. Durch die Tiefsee-Expedition ist eine ganze neue Gruppe von
Fischen zu unserer Kenntnis gelangt, Fische mit solchen merk-
würdigen verlängerten Augen, mit Teleskopaugen; teils sind diese
Fernrohre nach oben, teils nach vorne gerichtet. Der physiolo-
gische Befund dieser Einrichtung erbringt uns, daß wir es bei
solchen Augen nicht mit Aufnahmen eines detaillierten Bildes zu
thun haben, vielmehr konstatieren wir, daß es sich hier nur um
Wahrnehmen von Bewegungen bandelt; aber dazu müssen wir
immerhin Licht gebrauchen ; die Frage des woher steht immer
— 59 -
noch offen. Nim, die Natur hat ihre Geschöpfe mit einer eigenen
Lichtquelle ausgerüstet, die Tiere leuchten. Es sind ihnen
phosphoreszierende Organe beigegeben, die dem Willen unter-
worfen sind. Bei der obenerwähnten Form Sfi/Jorheinm sitzt
hinter den beiden Lateralaugeu je ein mächtiges Lenchtorgan,
die Achse des parabolisch gekrümmten Scheinwerfers geht etwas
vor dem anderen Auge vorbei.
Die bizarren B'ortsätze, die sich vorn über der Nase
bei verschiedenen sonderbaren Tiefseefischen erheben, sind die
Träger von Laternen, die an dem verdickten Ende in bläulich-
grünem Lichte erglühen. Die Blanken vieler dieser schwarzen
Fische sind mit einer mehrreihigen Kette diamantartiger Punkte
besetzt, becherartige Vertiefungen, die einen leuchtenden Strahlen-
kranz entsenden.
Es gewährt einen überwältigend prächtigen Anblick, wenn
Tiefseetiere im Dunklen noch lebend an die Oberfläche gelangen
und ein ziemlich intensives bläulichgrünes Licht von sich strahlen.
Soll ich Sie auf die farbenprächtige, zauberhafte Er-
scheinung des Meeresleuchtens aufmerksam machen, wenn es
bei nächtlichem Ruderschlag wie Gold von den Rudern träufelt
und die Bug- und Kielwellen des Bootes flammend erscheinen.
Viele von Ihnen werden wohl selbst schon Gelegenheit gehabt
haben, diese wundervolle Naturerscheinung zu beobachten, die
uns zu der Annahme berechtigt, daß es auch in jenen Regionen
des Ozeans nicht finster ist, die uns scheinbar verschlossen sind.
— 61
Der Moscliusoclise.
Vortrag
gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 7. April 1900
von
Dr. W. Koll)elt.
(Mit Tafel VII und 1 Textfigur.)
Ich liabe heute das Vergnügen, Ihnen ein Pärchen einer
Tierart vorzuführen, welche zu den interessantesten und merk-
würdigsten gehört, die heute noch auf der Erde leben, den
Moschusochsen {Ovibos moschatus Blainv.). Seit fast dreißig
Jahren hat unser Museum sich vergeblich bemüht, ein Exemplar
dieses Tieres zu erlangen. Bis dahin war es im Besitz eines
Weibchens, das Rüppell wie so manche andere Seltenheit gegen
seine abessynischen Dubletten eingetauscht hatte. Es wurde
viel darum beneidet, obschon unser Exemplar gerade nicht
mustergiltig ausgestopft war. Es war leider auch sonst recht
schlecht präpariert und ging schließlich zu Grunde. Nur der
Schädel mit den Hörnern zeugt noch von der entschwundenen
Pracht. Einigemal hätte sich wohl Gelegenheit geboten, die
Lücke auszufüllen; aber die geforderten Preise wurden mit
vierstelligen Ziffern geschrieben und überstiegen weit unsere
bescheidenen Mittel. Da gab im Herbst vorigen Jahres Sparre
Schneider, der Direktor des nördlichsten Museums der Erde,
des Tromsöer, uns Nachricht, daß ein norwegisches Fangschiff
aus dem hohen Norden von Ost-Grönland eine Anzahl gut er-
haltener Moschusochsenfelle zurückgebracht habe, und bot uns
ein Paar zu einem Preise an, der sich erschwingen ließ; die
Direktion bewilligte die nötigen Gelder ~ und heute bin ich
in der erfreulichen Lage, Ihnen die von unseren Konservatoren
tadellos ausgestopften Tiere vorzustellen. Sie sind leider in
— 62 —
Sommertoilette ; im Winter reichen die äußeren Haare wie eine
übergehängte Decke bis fast auf den Boden herab, und unter ihnen
entwiclvelt sich ein dichtes Wollhaar, das es dem Moschusochseu
möglich macht, den Schrecken des arktischen Winters zu trotzen.
Ich bemerkte Ihnen vorher, daß der Moschusochse ein
sehr interessantes und merkwürdiges Tier sei. Er ist das
in mehrfacher Hinsicht. Einmal ist er dasjenige Landtier, das
am weitesten nach Norden vordringt, noch über die Nordgreuze
des Rentieres hinaus. Soweit im Nordosten Amerikas sich
Land gegen den Pol erstreckt, finden wir auch noch den
Moschusochsen, und er lebt hier unter dem 82° u. Br. nicht
etwa in einzelnen, verkümmerten Exemplaren, sondern in ganzen
Herden, und diese Herden wandern nicht wie die Rentiere im
Herbst über das Eis zum amerikanischen Kontinent zurück,
sondern bleiben den ganzen Winter in ihrer arktischen Heimat,
die fünf Monate lang kein Sonnenstrahl erhellt. Es ist kaum
begreiflich, wie eine so große Zahl verhältnismäßig großer Tiere
es anfängt, im Polarwinter ihren Lebensunterhalt zu finden.
Aber es ist so; der Moschusochse hat sich dem Polarklima so
völlig angepaßt, daß es seine Schrecken für ihn verloren hat;
er ist nicht etwa im Aussterben begriffen, sondern eher in der
Ausbreitung. Feinde hat er kaum; der Eisbär, der ja auf
Eisschollen vielleicht noch weiter nördlich geht, ist an die Küste
und das Meer gebunden und kommt nicht in die Weidegründe
des Mosclmsochsen, und des Wolfes, der den südlicheren Teil
seines Wohngebietes mit ihm teilt, weiß er sich sehr wohl zu
erwehren. Nur dem Eskimo muß er seinen Tribut entrichten,
aber bis in den höchsten Norden folgt ihm auch der nicht; in
Nordostgrönland und auf Independence Land herrscht der
Moschusochse allein.
Der Moschusochse ist aber auch in systematischer Be-
ziehung ein sehr interessantes Tier, denn er bildet eine Zwischen-
form zwischen zwei sonst sehr gut unterschiedenen Tierklassen,
den Schafen und den Ochsen. Die Statur und besonders die
auf soliden Knochenzapfen sitzenden Höruer sprechen für die
Zugehörigkeit zu den Ochsen, der sonstige Knochenbau aber
stimmt mit den Schafen, und so haben wir hier einen der ge-
rade nicht sehr häufigen Schalttypen vor uns, eine Art, welche
die Kennzeichen zweier verschiedener Klassen in sich vereinigt.
— 63 —
Ein besonderes Interesse gewinnt der Mösclmsochse da-
durch, daß er ein völlig einwandfreier Zeuge für die Eiszeit
und ihre Ausdehnung über ganz Deutschland ist. Er ist dabei
gewesen, als das Laudeis von Skandinavien, Finland und Inner-
rußland her sich über Nordsee und Ostsee bis zum Harz vor-
schob. Mit dem Eisfuchs und dem Lemming ist er damals bis
zum Rand des Südeises gelangt, das sich von den Alpen herab
bis nach Süddeutschland erstreckte; bei Schaflthauseu hat man
seine Reste gefunden, und die Jäger der älteren Steinzeit, die
am Schweizersbild ihr Sommerquartier aufschlugen, kannten ihn
Kopf von Ovibos moschatus, geschnitzt.
sehr genau und haben uns zum ewigen Angedenken seinen
Kopf in Elfenbein geschnitzt hinterlassen. Die Schnitzerei, von
der ich Ihnen eine Abbildung nach Rütimeyer*) vorlege,
ist zwar kein großartiges Kunstwerk nach heutigen Begriffen,
aber in Anbetracht der Werkzeuge, über welche die Künstler
der Gletscherperiode verfügten, aller Anerkennung wert; mit
Feuersteinsplittern würde auch ein moderner Bildhauer schwer-
lich mehr leisten. Die eigentümlichen Hörner lassen keinen
Zweifel darüber, daß die Schnitzerei thatsächlich einen Moschus-
ochsen und nicht etwa einen Ur oder Wisent darstellen sollte.
Übrigens haben wir auch noch andere Beweise für das
Vorkommen des Moschusochsen in milderen Klimaten ; Schädelreste
*) Archiv f. Anthropologie, Bd. VIII. p. 127.
— 64 —
sind mehrfach im Rheinthal und in Frankreich bis zur Dordogne
südlich gefunden worden, nicht allzuhäufig, aber doch in min-
destens einem Dutzend Fällen. Aus dem Mainthal kennen wir
freilich noch keine sicheren Reste ; das Klima mag ihm hier, in
der Mitte zwischen den beiden Eismassen und von beiden
ziemlich gleichweit entfernt, schon zu warm gewesen sein.
Unser Museum hat leider noch keine fossilen Moschusochsen-
reste aufzuweisen.
Die gegenwärtige Verbreitung des Moschusochsen ist eine
recht eigentümliche. Von allen echt arktischen Tieren hat er das
kleinste Verbreitungsgebiet. Während so ziemlich alle anderen
hochnordischen Tiere circumpolar sind, d. h. sich nördlich vom
Polarkreis sowohl in der alten wie in der neuen Welt vorfinden,
ist der Moschusochse auf die neue Welt beschränkt und auch hier
auf einen verhältnismäßig kleinen Teil. Westlich vom Mackenzie
wird er heute nicht mehr gefunden, doch haben wir ziemlich
sichere Beweise dafür, daß er früher fast 20^ weiter westlich,
bis Point Barrow, der nördlichsten Spitze des amerikanischen
Festlandes und auch in anderer Hinsicht eine wichtige Faunen-
grenze, vorkam. Warum er westlich der Beringsstraße, in der
sibirischen Tundra, trotz der sehr günstigen Lebensbedingungen
fehlt, ist schwer zu erklären. Nach Deutschland kann er doch
nur aus Sibirien gekommen sein, und da Sibirien auch in der großen
Eiszeit keine Eiskappe trug, sondern wahrscheinlich in seiner
ganzen Ausdehnung den Charakter der Tundra hatte, ist es
schwer zu begreifen, warum der Moschusochse sich dort nicht
mindestens ebenso gut erhielt, wie in den nordamerikanischen
Barren Grounds. Daß sich gut erhaltene Kadaver im gefroreneu
Boden Sibiriens gefunden hätten, wie vom Mammut und dem
wollhaarigen Nashorn, ist mir nicht bekannt geworden. Daß
er überhaupt seine Heimat in der neuen Welt hat, beweist das
Vorkommen einer zweiten fossilen Art (Ovihos prisms Uüt.)
im Pleistocän von Dakota.
Heute hat der Moschusochse sein Verbreitungszeutrum
offenbar in der verhältnismäßig noch milderen Ebene östlich
vom unteren Mackenzie und vom großen Bären-See. Hier er-
reicht er auch am Kap Bathurst seinen westlichsten Punkt;
von dort zieht sich seine Verbreitungsgrenze südöstlich, ohne
das Becken des Großen Sklaven -Sees zu berühren, zur Küste
— 65 —
der Hudsons- Bai. An diesem Eiskeller Nordamerikas berührt sein
Verbreitungsgebiet fast den sechzigsten Breitegrad, die Breite
von Christiania und Petersburg. Östlich der Hudsons-Bai, in
Labrador scheint er zu fehlen ; seine Ostgrenze zieht nach dem,
was wir heute von ihm wissen, etwa dem 70. Längengrad ent-
lang durch den Boothia Golf und Prince Regent Sound zum
Lancaster Sound und folgt von da dem Smith Sound bis fast
zu seinem Ausgang. Hier überschreitet der Moschusochse die
schmale Meerenge, verbreitet sich über die Nordküste von
Grönland so weit bis jetzt Land gefunden worden ist, und
folgt dann der Küste von Ostgrönland zwischen dem Landeis
und dem Meer bis zu dem tiefeinschueidenden Scoresby-Souud,
bis etwa 70 "^ n. Br. An der ganzen Westküste Grönlands
fehlt er. Gerade diese auffallend erscheinende Verbreitungs-
weise in Grönland wirft ein klares Licht auf die Art,
wie diese arktischen Gebiete nach der Eiszeit wieder von
Tieren besiedelt worden sind. Die Einwanderung ist offenbar
von Südwesten her erfolgt, ganz wie das Rentier heute noch
alljährlich vom Waldrande Nordamerikas aus über die Barren
Grounds und den nordamerikanischen Archipel nach Nordosten
wandert, freilich meist nur um im Herbst wieder die wirtlicheren
Gebiete auf dem Festland aufzusuchen. Am Smith Sound
konnten die Tiere nach Grönland übersetzen, aber das grön-
ländische Ufer wird zum Teil von mächtigen Eismassen gebildet,
den Ausläufern des gewaltigen Humboldt -Gletschers, der eine
unüberschreitbare Schranke zwischen dem äußersten Norden
und dem mildereu Süden Grönlands bildet. Ein Übersetzen
muß entweder nördlich oder südlich von ihm erfolgen. Tiere
die nördlich von dieser Schranke den Sound überschreiten,
können sich nur längs der Küste von Nordgröuland zur Ost-
küste verbreiten und dieser dann wieder südwärts folgen ; was
südlich davon übersetzt, folgt der milderen Westküste bis zum
Kap Farewell und kann sich dann der Ostküste entlang wieder
nach Norden wenden. Das Landeis des Inneren ist für kein
Tier passierbar. Das Rentier hat den Smith Sound offenbar
südlich vom Humboldt -Gletscher überschritten, der Moschus-
ochse nördlich. Das Reu tier mit dem ihm folgenden Wolf —
den allerdings die Eskimos so ziemlich wieder ausgerottet
haben — findet sich deshalb in ganz Westgrönland, der Moschus-
5
— 66 —
ochse im Norden und Osten, und an der Ostküste begegnen
sich gegenwärtig die beiden Einwanderertrupps am Scoresby-
Sound, der tief in das Landeis einschneidend ein schwer passier-
bares Verbreitungshindernis darstellt. Ob er aber wirklich eine
scharfe Grenze bildet, können wir bei unserer noch so unvoll-
ständigen Kenntnis der grönländischen Ostküste nicht sagen.
Unser Moschusochsenpaar ist etwas nördlich von Scoresby-Sound
unter 72" n. Br. von einem norwegischen Fangschiff erbeutet
worden.
In Beziehung auf den Bullen unseres Paares möchte ich
Sie schließlich noch darauf aufmerksam machen, daß derselbe
wohl ausgewachsen, aber oft'enbar noch jung ist. Während bei
alten Bullen die Hörner einander in der Mittellinie berühren,
sind sie hier uoch durch einen Zwischenraum von 11 cm ge-
trennt. Die Hörner verdicken sich also erst mit zunehmendem
Alter. Die Kuh scheint älter und hat stärkere Hörner, ist aber
trotzdem schwächer, als der Stier, ein Beweis, daß sich auch
beim Moschusochsen die Geschlechter in der Größe ebenso zu
einander verhalten, wie bei anderen Wiederkäuern, während
Rütimeyer aus der Untersuchung der fossilen Reste zu der ent-
gegengesetzten Ansicht gekommen war.
f^
5k
I
V
— 67
Über Entwicklung und Probleme der
Antliropologie.
Vortrag, gehalten beim Jahresfeste
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
am 20. Mai 1900
von
Hofrat Dr. B. Hagen.
H 0 c h a u s eh n li c h e Versammlung!
Als ich von der Direktion unserer Gesellschaft die ehrende
Aufforderung erhielt, den Vortrag für das diesjährige Jahresfest
zu übernehmen, da stand es sofort bei mir fest, daß das Thema
desselben ein anthropologisches sein müsse.
Denn die Anthropologie, welcher zu Lucas Zeiten eine
hervorragende Stätte in Frankfurt bereitet war, ist seit dem
Tode dieses vortrefflichen Gelehrten hier etwas stark ins
Hintertreffen geraten. Das ist eigentlich ein bischen undank-
bar; denn der Name unserer Stadt ist an hervorragender Stelle
und für immer untrennbar mit der anthropologischen Forschung
verknüpft. Es war auf der dreizehnten Versammlung der
Deutschen Anthropologischen Gesellschaft zu Frankfurt am Main
im Jahre 1882, wo das Schema zu einem gemeinsamen kranio-
logischen Meßverfahren vorgelegt und von den meisten Forschern
acceptiert wurde. Seitdem werden alle Schädel nicht blos in
Deutschland sondern weit darüber hinaus nach diesem Schema,
der sogenannten „Frankfurter Verständigung", gemessen. Erst
hierdurch ist es möglich geworden, all die vielen tausende von
Schädeln, die der Forschungseifer emsig in Museen und Sammlungen
— 68 —
aufgetürmt hatte, einheitlich zu bearbeiten. Dies war, wie gesagt,
der Hauptgrund für mich zur Wahl meines Themas.
Es mag nicht unangebracht sein, zunächst die Frage zu
beantworten: AVas nennen wir heutzutage Anthropologie? Die
Anthropologie ist die Wissenschaft vom Menschen, und da der
Mensch anerkanntermaßen die Krone der Schöpfung ist, so wäre
die Anthropologie folgerichtig die Krone der Wissenschaft, die
alles kann und alles weiß, weil alles mit dem Menschen zu-
sammenhängt oder auf ihn Bezug hat. Gegen diese Überhebung
würden aber wohl sofort die Vertreter der alten, erbgesessenen
Wissenschaften Protest einlegen; zudem dürfte sich kaum je
der Übermensch finden, welcher die Anthropologie in diesem
ihrem weitesten Sinn umfassen und beherrschen könnte.
Und andrerseits läge die Gefahr nahe, daß jeder, der von
Allem ein bischeu, aber nichts ordentlich versteht, sich für einen
Anthropologen hielte.
Der Dilettantismus findet auf diesem weiten^ zum großen
Teil noch brach und herrenlos daliegenden Gebiete überreichliche
Nahrung, heute weniger als früher. Denn mit unserer zu-
nehmenden Erkenntnis sind die Verhältnisse bedeutend besser
geworden ; und wer heute über anthropologische Dinge mitreden
will, muß schon über eine bedeutende Summe von Kenntnissen
verfügen, die sich nur durch langes, gründliches Studium er-
werben lassen.
Die Anthropologie ist also bescheiden und hat sich aus
dem großen, rätselhaften Buche, welches den Titel: „Mensch"
trägt, nur ein Kapitel als Spezialtummelplatz erwählt, nämlich
das der vergleichenden Rassen künde; und auch von
diesem berücksichtigt sie nur die eine, die phj^sische Seite,
welche die Entwicklung, den Bau, das Leben und die körper-
lichen Verschiedenheiten des Menschengeschlechtes von einst
und jetzt umfaßt. Die zweite, die psychische Seite, welche
Völkerkunde, Völkerpsychologie, Soziologie und Psychophysik
umfaßt, also die ganze geistige Bethätigung des Menschen, hat
man von der Anthropologie als eigene Wissenschaft unter dem
Namen Ethnologie abgetrennt und zwar so gründlich, daß
man für jeden dieser beiden Zweige kürzlich in Berlin einen
eigenen Lehrstuhl errichtet hat.
Als selbständige Wissenschaft ist die Anthropologie einer
— 69 —
der jüngsten Zweige, welche der große Baum der Naturwissen-
schaften getrieben hat. Bis in die zweite Hälfte des abgelaufeneu
Jahrhunderts lief sie nur so nebenher als interessante Beigabe
zu den übrigen naturwissenschaftlichen Fächern, namentlich den
medizinischen, von denen sie, glaube ich, heute noch nicht ganz
als voll angesehen wird. Ihre ersten Anfänge reichen aller-
dings zurück bis in die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts,
bis auf den Vater der beschreibenden Naturwissenschaften, bis
auf Linne.
Fast gleichzeitig mit dem berühmten französischen Natur-
forscher Buff on, der schon 1749 ein zweibändiges Werk über
die Menschenrassen geschrieben hatte, zog jener große Syste-
matiker auch den Menschen, der bis dahin eine Ausnahmestellung
in der Natur genossen hatte, in den Rahmen seines naturwissen-
schaftlichen Sj^stems, indem er ihn als eigene Gattung Homo
mit dem Beinamen sapiens und als Subspecies diurmis, Tagmensch,
an die Spitze des Tierreichs als höchstes Glied desselben stellte.
Insofern kann man Linne auch als den Begründer der Anthro-
pologie ansehen.
Wenig später traten deutsche Forscher ein. 1775 ver-
öffentlichte Blnmenbach in Göttingen in seiner Inaugural-
dissertation über die Varietäten des Menschengeschlechtes seine
heute noch Jedem geläufige Einteilung der Menschenrassen;
1785 schrieb Soemmerring seine Abhandlung über die Neger
und übersetzte 1792 das nachgelassene Werk von Camper
über die Verschiedenheiten des Antlitzes bei den Menschenrassen,
Es ist nicht uninteressant, den Weg zu beobachten, den
die vergleichende Rassenkunde genommen hat. Linnes Ein-
teilung war eine fast rein geographische. Er unterschied
vier Menschenrassen, den Amerikaner, den Europäer, den Asiaten
und den Afrikaner. Sein Urteil basierte wesentlich auf der Farbe
der Haut, der Augen und der Haare, soweit es die anatomischen
Kennzeichen betrifft.
In der Einteilung Blumeubachs klingt ebenfalls das
geographische Prinzip noch etwas an; im übrigen aber war
dieselbe die erste auf wissenschaftlicher Beobachtungsmethode
beruhende und die ganze Komplexität berücksichtigende. Die
Verhältnisse des Gesichtes und des Kopfes, dessen Umrisse in
der Ansicht von oben her, der sogenannten Norma verticalis.
- 70 —
betrachtet wurden, spielen hierbei die Hauptrolle. Blumeubach
unterschied bekanntlich fünf Varietäten, die kaukasische, die
mongolische, die äthiopische, die amerikanische und die ma-
lajdsche.
Diese Einteilung ward ungemein populär und herrschte
über hundert Jahre, zum Teil noch bis heute; die meisten von
uns werden wahrscheinlich auf der Schule noch die Blumen-
bach'sehe Einteilung gelernt haben. Seine Methode war zwar
eine wissenschaftliche, aber zu subjektiv, von dem Auge und der
Einsicht des Beobachters abhängig. Die erwachende exakte
Richtung der Naturforschuug wollte jedoch einen objektiven,
genau kontrollierbaren Wertmesser haben; sie wollte Zahlen.
Nun hatte ja Peter Camper in seiner Arbeit schon einen
zahlenmäßigen Ausdruck für die Variabilität des Gesichtsproflls
gefunden in seinem berühmten Gesichtswinkel, der direkt
meßbar war und jubelnd als sichere Basis begrüßt wurde. Der
Engländer Brich ard prägte in seinem 1813 erschienenen groß-
artigen Werk auch sofort das wissenschaftliche Wort hierfür,
nämlich: „Pro(/;?oi//ie, Schief zähnigkeit". Und von da an unter-
schied man die Menschen in oiihofjnathc, geradzähnige, und in
prognathe, schiefzähnige ; Begriife, die heute noch ihre volle
Gültigkeit haben.
Man hatte nun also zwei Methoden zur Bestimmung der
Köpfe. Erstens die Blumenbach'sche, welche die Köpfe von
oben betrachtete und in breite und schmale schied; ferner die
Camper 'sehe, welche die Köpfe im Profil, der Norma lateralis,
betrachtete und in gerad- und schiefzähnige trennte.
Jetzt fand sich auch bald der geniale Mann, welcher diese
beiden Methoden zu einer einzigen wissenschaftlich exakten und
trotzdem einfachen, jedem, auch dem Nichtanatomen leicht ver-
ständlichen zusammenzuschmelzen verstand. Das war der schwe-
dische Professor Retzius, dem es 1840 glückte, für die
Blumen bach 'sehe Betrachtungsweise der Schädel und Köpfe
von oben die prägnante mathematische Formel zu finden in dem
Prozentverhältnis der Breite des Schädels zur Länge desselben,
dem sogenannten Längenbreiteuiudex, und in der Einteilung der
Menschen, besser gesagt der Köpfe oder Schädel, je nach der
Größe dieser Indexzahl in Langköpfe, Boluhocepludc und
Kurzköpfe, Bradiycfphale.
— 71 —
In Verbiudung mit dem Camp er 'scheu Gesichtswinkel
ergaben sich somit ganz von selbst nnd auf die einfachste Weise
von der Welt vier anatomisch genau bestimmte Typen: lang-
köpfige Geradzähuer, langköpfige Schiefzähner ,
kurzköpfige Geradzähuer, kurzköpfige Schief-
zähner.
Dieses Retzius'sche Schema der Völkereiuteilung nach
Kopftypen, — den übrigen Körper glaubte mau bald gar nicht
mehr nötig zu haben — welches so wenig Geographisches mehr
enthielt, daß man Holländer und Australier als langköpfige
Schiefzähner nebeneinander stellte, hatte einen ganz beispiel-
loseu Erfolg; es war geradezu eine epochemachende That,
und die Ausdrücke: „Langkopf" und „Kurzkopf " erfüllten die
ganze zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts mit ihrem
triumphierenden Klang bis heutigen Tages.
Nun glaubte man die Zauberformel gefunden zu haben,
vermittelst deren es gelingen mußte, das große Menschen- und
Rassengewirr unseres Erdballs zu enträtseln und nach exakt
wissenschaftlicher Methode in seine Bestandteile zu zerlegen.
Retzius kam hierbei noch zu statten, daß er mit seinem Schema
sofort einen geradezu fascinierenden, in die Augen springenden
Erfolg aufzuweisen hatte, indem es ihm gelang, auf Grund des-
selben die Bevölkerung seiner Heimat Schweden anatomisch
genau in ihre beiden Komponenten, die langköpfigen Schweden
und die kurzköpfigen Lappen, zu zerlegen.
Es ging allüberall ein großes, frisch und fröhliches Schädel-
messen los, namentlich nachdem Lucä hier in Frankfurt noch
eine geometrisch genaue Art des Zeichnens dieses schwierigen
Objektes ausfindig gemacht hatte. „Schädel herbei!" lautete
von nun au die Parole. Was Rumpf, was Extremitäten, was
Weichteile, was Haut und Haar! Die hatte mau nicht mehr
nötig. Alles, was Anthropologe hieß oder heißen wollte, maß
und zeichnete Schädel ; die Museen wurden zu wahren Schädel-
stätten, und das Renommee eines wissenschaftlichen Reisenden
hing fast von der Zahl der Schädel ab, die er mitbrachte.
Nachdem mau so ein paar Jahrzehute lang gemessen hatte,
und nachdem immer mehr Material aus fremden Ländern und
von sogenannten primitiven oder Urvölkern zusammen gekommen
war, stellte sich allmählich die Unzulänglichkeit des Retzius'-
— 72 —
sehen Schemas heraus. Es gab doch gar zu viele Zwischen-
formen, die sich darin absohit nicht unterbringen ließen. Man
schob darum nach dem Vorgang des großen französischen An-
thropologen Broca und des Hallenser Anatomen Welcker
zwischen die beiden Retzius 'sehen Formen noch eine Zwischen-
form ein, die mesocephaU, den Mittelkopf. Auch das half
nicht viel. Gegenüber der unendlichen Mannigfaltigkeit der
zusammenströmenden Schädel, die so verschieden sind wie das
Laub am Baum, reichte dies einfache Schema mit seinen vier,
zuletzt sechs Typen nicht mehr aus. Man fing darum an, zu kom-
plizieren, immer mehr und mehr. Neben der Länge und Breite
schenkte man auch der Höhe des Schädels Beachtung und unter-
schied Turm- und Plattschädel, Hypsicephale und Chamaecephale\
das Gesicht betrachtete man nicht nur von der Seite auf seine
Schief- oder Geradzähnigkeit, sondern auch von vorne und unter-
schied Lang-, Mittel- und Kurzgesichter, Breit- und Schmalge-
sichter. Man unterzog Nase, Gaumen. Augenhöhle, Zähne, Unter-
kiefer, zuletzt jeden einzelnen Knochen am Schädel und Gesicht,
ihre Krümmungen, ihr relatives Verhalten zu einander den
genauesten Betrachtungen und subtilsten Messungen mit äußerst
fein und sorgfältig ausgeklügelten Listrumenten, bis man zu-
letzt, wie der ungarische Professor v. Török, glücklich auf
der hübschen Summe von ungefähr 5000 Maßen für jeden ein-
zelnen Schädel angelangt war und die Übersicht verlor oder
in gelehrte Spielereien hineingeriet , wie der italienische
Professor Sergi, der schließlich dahin kam, nur für einen
einzigen kleiuen Archipel dahinten bei Neu -Guinea, den
d'Entrecasteaux -Archipel, schon allein elf Schädelvarietäten
aufzustellen und mit hübschen gelehrten Namen, wie z. B.
Lopkocephabts byacJnjclitometopiis zu belegen.
Es ist nicht meine Aufgabe, Sie in alle die Irr- und Wirr-
gänge der kraniologischen Forschung, dieses bisher so ver-
hätschelten Schoßkindes dei' Anthropologie, einzuführen, das die
glänzenden Erwartungen durchaus nicht erfüllt hat, die man bei
seiner Geburt darauf gesetzt, trotz aller Mühe, die sich die
besten Geister der Wissenschaft jahrzehntelang damit gegeben
haben.
Es möge Hmen die Thatsache genügen, daß wir heute
noch nicht im stände sind, mit Sicherheit die Rassenzugehörig-
— 73 -
keit eines Schädels zu erkennen mit Ausnahme vielleicht eines
sehr typischen Australiers oder Negers.
Es ist dies ein Problem, dessen Lösung noch der Zukunft
vorbehalten ist.
Alle auf kraniologische Merkmale allein basierten Rassen-
systeme haben bis jetzt keinen praktischen, sondern nur Mu-
seumswert, und Versuche, den Schädelformen ethnologische Namen
zu verleihen, wie z. B. v. Holders berühmte Einteilung der
europäischen Schädeltypen in Germanen-, Sarmaten- und
Turanierf orm, müssen als verfehlt oder mindestens verfrüht
bezeichnet werden. Solche Versuche haben denn auch stets
die scharfe Kritik der Vertreter der psychischen Seite der An-
thropologie hervorgerufen, nämlich der Sprachforscher und Eth-
nologen, welche ja die physische Anthropologie stets mit einer
gewissen Geringschätzung zu betrachten geneigt sind.
Es ist kein Wunder, daß unter den Anthropologen in
Bezug auf das Schädelstudium allmählich eine gewisse Ent-
täuschung eintrat, und daß man begann, das Problem der
Menschenrassen von einer anderen Seite her in Augriff zu
nehmen. Anstatt auf Schädel und Skelett legte man wieder
mehr Wert auf den ganzen Menschen mit Haut und Haaren.
Man maß die lebenden Individuen, beschrieb sie sorgfältig nach
wissenschaftlicher Methode und bildete sie zu allem Überfluß und,
um ganz sicher zu gehen, auch noch von allen Seiten ab.
In diesem Stadium beflnden wir uns heute. Messung
lebender Individuen steht auf der Tagesordnung, und man
beurteilt die Leistungen eines wissenschaftlichen Reisenden nun
nicht mehr nach der Zahl der mitgebrachten Schädel, sondern
nach der Größe seiuer Liste von Messungen an Lebenden.
Die Initiative nach dieser Richtung in größerem Maßstabe
nach dem Vorgang B u r m e i s t e r s und S c h 1 a g i n t w e i t s und
des Belgiers Quetelet ergriff ein Österreicher, mein sehr ver-
ehrter Freund W e i s b a c h , der sich kürzlich nach einer außer-
ordentlich erfolgreichen Thätigkeit als Generalstabsarzt der
österreichischen Armee zur Ruhe gesetzt hat. Er kann als
Nestor der deutschen Anthropologen und als Vater der Antliro-
pometrie bezeichnet werden. Er hat namentlich das große
Material bearbeitet, welches die Herren von Scherzer und
Schwarz von der bekannten Novara- Expedition mit nach
— 74 —
Hause gebracht hatten Er war es auch, der zuerst ein
Völkerschema aufstellte, welches nicht blos den Kopf, son-
dern auch die Länge der Extremitäten in Rechnung zog, und
infolgedessen achtzehn Varietäten unterschied ; doch hat dasselbe
nirgends viel Anklang gefunden; es kam offenbar verfrüht.
Die Messungen der Herren v. Scherzer und Schwarz
während der Novarareise fanden vielfache Nachfolger, und
namentlich Virchow, unser unvergleichlicher großer Altmeister,,
der, wie in so vielem andern, auch auf dem Gebiete der Anthro-
pologie die Wege gewiesen und ausgebaut hat, er war es, der
seine in alle Welt hinausziehenden Schüler zu Messungen an
Lebenden begeisterte und anspornte, ein Meßschema auf-
stellte und geeignete Instrumente dazu ersann. Virchow ist
geradezu die Seele der deutschen Anthropologie geworden und
zwar in doppelter Beziehung, einmal durch seine positiven
Forschungen und ein zweites Mal durch seine kühle, nüchterne,
echt wissenschaftliche Skepsis, womit er den überschäumenden
Feuereifer der jüngeren Kräfte zu zügeln und in die normale
Bahn zu lenken versteht. Seine Eröffnungsrede auf der letzten
Anthropologen Versammlung zu Lindau über „Meinungen und
Thatsachen in der Anthropologie" verdient geradezu öffent-
lich angeschlagen zu werden.
Ob uns der neue Weg der Anthropometrie bessere Resul-
tate liefern wird als die Kraniometrie, müssen wir abwarten.
Eigentlich sollte man es ja vermuten ; denn anstatt des Schädels
und seiner 20 Maße, auf die man jetzt übereingekommen ist,
können wir eine ganze Reihe von Vergleichspunkten berück-
sichtigen. Haut, Haar, Weichteile, Gliedmaßen, Rumpf u. s. w.
Aber der Weg wird lang sein, und wir werden Geduld
haben müssen. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Beschaffung
des Materials. Mit den Schädeln ging das ja so hübsch und
glatt; man konnte seine Rassen schön im warmen Zimmer
vom Studiertisch aus konstruieren und das Beweismaterial
in Schränken aufstapeln. Der lebende Mensch ist etwas
schwieriger und kostspieliger zu transportieren und läßt sich
nicht aufheben. Man schleppt zwar alljährlich ganze Völker-
karawanen exotischer Rassen nach Europa, über welche die
seßhaften Anthropologen mit ihren Meßapparaten herfallen
können, aber das ist nur ein winziger Tropfen auf einen heißen
— 75 —
Stein. Andererseits sind die Reisenden draußen nur selten
so gut anthropologisch geschult, daß sie selbständig dort arbeiten
können ; von Laien ausgeführte Messungen und Aufnahmen sind
aber stets von zweifelhaftem Wert und dürfen nur mit Vorsicht
verwendet werden.
Es fehlt also noch die Hauptbedingung eines gedeihlichen
Resultats, ausreichendes Material. Ich habe letzthin einmal
begonnen, für Deutschland eine Zusammenstellung der Messungen
farbiger Rassen zu machen, und bin dabei bis jetzt auf die Zahl
1500 gekommen; über 2000 dürften es kaum sein; 600 davon
rühren, nebenbei gesagt, von mir allein her. Die Franzosen
werden auch kaum viel mehr haben und die anderen Nationen,
mit Ausnahme der Engländer, vielleicht zusammen ebensoviel.
Das ist unser ganzer Reichtum. Was wollen die paar tausend
Messungen nun gegenüber den hunderten von Millionen lebender
farbiger Menschen besagen? Glücklicherweise mehren sich die
Zeichen dafür, daß auch die Regierungen, besonders die Kolonial-
mächte, zu denen ja jetzt auch Deutschland gehört, den großen
Wert der anthropologischen Forschung erkennen — ich weise nur
auf die Verbrecheranthropologie hin, über die Ihnen Herr Dr. Alz-
h e i m e r neulich referierte — und ihre gewaltigen Hilfsmittel in den
Dienst derselben stellen. Allen voran ging England und ge-
währte in seiner breiten, großen Auffassung die Mittel, einen
großen Teil der Völkerschaften seines ostindischeu Kaiserreichs
eingehend anthropologisch zu untersuchen. Das Resultat ist vor
einigen Jahren in Form des großartigen Werkes von Risle}':
„The tribes and castes of Bengal" erschienen, welches allein über
6000 Individuenmessungen enthält. Man kann da nur von
ganzem Herzen ausrufen: Vivat sequens! Hoffentlich ist es
Deutschland.
Über die weißen Rassen haben wir natürlich mehr Material
als über die farbigen. Hier bei uns bieten namentlich die
Rekrutenaushebungen eine außerordentlich günstige Gelegenheit
zu Körpermessungen in großem Stil, wie sie mein Freund
Amnion in Karlsruhe schon seit einer langen Reihe von Jahren
vorgenommen und in seinem großen Werke über die Bevölkerung
Badens bearbeitet hat.
Italiener, Franzosen, namentlich aber die Russen sind in
den letzten Jahren ebenfalls außerordentlich eifrig au der Arbeit
— 76 —
lind liefern mit Bienenfleiß eine große Menge tliatsächlichen
Materials. Die Messungen von Quetelet an Belgiern habe
ich schon früher erwähnt. Allen voran aber stehen hier die
Amerikaner, die wie Alles so auch die Antliropologie gleich in
großartigem Maßstabe betrieben. Die „Investigations on American
soldiers" von Gould, welche au Rekruten gelegentlich des
Sezessionskrieges angestellt wurden, umfassen Messungen von
über einer Million Menschen!
Sie sehen, die Anthropologie ist hier noch mitten in der Arbeit
und zwar in ehrlicher, tüchtiger Arbeit. Noch im Stadium des
Materialbeschaff ens befindlich kann sie noch gar nicht zu defi-
nitiven, abschließenden Resultaten gelangt sein. Sie begnügt
sich einstweilen als Notbehelf mit der Rasseneinteilung auf
allgemein somatischer Grundlage, wie sie der berühmte englische
Anthropologe Huxley 1870 aufgestellt hat, der vier Typen unter-
schied, den australoiden, den negroiden, den xanthochroeu, mit
seiner Unterabteilung des melauochroeu, und den mougoloiden
— wie Sie sehen, die alte Linne'sche Einteilung, nur daß er
die Rothäute, die Amerikaner, kassiert und zu den Mongolen
gestellt, dafür aber die Australier zu einem eigenen Typus er-
hoben hat. — Oder sie begnügt sich mit der neuesten Einteilung
des Wiener Sprachforschers Friedrich Müller, welcher der
Notbehelf auf die Stirne geschrieben ist. Dieser unterscheidet
nämlich in einer etwas paradoxen Zusammenstellung die Mensch-
heit nach der Sprache und nach der Beschaffenheit der Haare
in Ulotrk-he, Wollhaarige, und in LissotrkJie, Schlichthaarige,
nach dem Vorbild der Franzosen. Zwischen diese beiden haben
dann die Vettern Sara sin noch eine dritte Abteilung, die
KymotrkJie, die Well- oder Lockeuhaarige, eingeschoben.
Diese neueste Einteilung ist bezeichnend für die Richtung,
in w^elcher sich die heutige Forschung bewegt. Dieselbe läuft
nämlich darauf hinaus, allmählich nur zwei große Urformen
oder Urrassen hervortreten zu lassen, eine in der Hauptsache
der nördlichen Hemisphäre angehörige helle, schlichthaarige
und eine der südlichen Hemisphäre angehörende dunkle, kraus-
oder wollhaarige. Und in dieser Tendenz befindet sich die
physische Anthropologie in erfreulicher Übereinstimmung mit der
psychischen, nämlich der Ethnologie und Linguistik, mit denen
sie sich sonst bei jeder Gelegenheit in den Haaren zu liegen
— 77 —
pflegt. Ob in dieser Richtung die Wahrheit liegt, bleibt abzu-
warten.
Übelwollende, und daran felilt es ja unserer jungen Wissen-
schaft nicht, könnten aus dem Umstand, daß man für die Ein-
teihmg der Menschenrassen kein besseres zoologisches Unter-
scheidungsmerkmal finden konnte, als das Haar, auf eine Art
Bankerotterklärung der vergleichenden Anthropologie schließen.
Nach dem, was ich Ihnen eben vorgetragen habe, werden Sie
jedoch hoffentlich diesen Schluß nicht ziehen. Wir können
dieser Einteilung des Sprachforschers einstweilen nichts Besseres
gegenüberstellen und lassen sie uns. wie gesagt, als Notbehelf
gefallen, weil wir selbst erst noch die Materialien zu uuserm
Gebäude zusammentragen müssen. Ermessen Sie nur, welch
ungeheure Arbeit unser noch harrt, welche Aufgaben, welche
Probleme von uns noch zu lösen sind!
Erstlich haben wir bei weitem noch nicht genug zahlen-
mäßiges, exaktes Material über das äußere Aussehen, die Körper-
proportionen der Völker, welche unsere Erde bewohnen, ja noch
nicht einmal eine einheitliche Methode des Fixierens dieser
Proportionen. Sodann fehlt uns vollständig eine vergleichende
Anatomie der Weichteile farbiger Rassen, ebenso eine Physiologie
derselben. Was wir davon haben, sind nur schwache Anfänge.
Niemand kann heutzutage vorhersagen, welche Funde, welche
Entdeckungen hier auf diesen beiden ungeheuren Gebieten uns
noch vorbehalten sind, deren Ausdehnung und fundamentale
Bedeutung eigentlich nur der Fachmann so recht verstehen und
würdigen kann. Über den Einfluß und die Beziehungen des Klimas,
der Umgebung, der Lebensverhältnisse zu den einzelnen Menschen-
gruppen wissen wir ebenfalls kaum das Notdürftigste, trotz der
schönen und umfangreichen Arbeiten hierüber von Hipp rok rates
Zeiten an bis zu Bastians „ethnologischen Provinzen."
Die Vererbungsgesetze haben zwar eine Flut von
Litteratur hervorgerufen, sind uns aber immer noch nichts
weniger als klar.
Über alle die genannten Dinge müssen wir erst gründliche
und umfangreiche Kenntnis haben, ehe wir zur einer wissen-
schaftlich richtigen Trennung und Einteilung des Menschen-
geschlechts gelangen können.
Das Haupthindernis, die Hauptlücke habe ich aber noch
— 78 —
gar nicht erwähnt. Diese liegt in der nahezu totalen Unkenntnis
der Gesetze, nach welchen die Kreuzung und Vermischung
der Rassen vor sich geht. Das Menschengeschlecht ist so
alt, und die einzelnen Bestandteile desselben sind so durch-
einander gewürfelt, daß von einer reinen Rasse irgendwo gar
keine Rede mehr sein kann. In den Stammbaum einer jeden
haben sich zweifellos mehr oder minder fremde Elemente ein-
geschlichen; überall, selbst bei den abgeschlossensten Wilden,
treffen wir auf eine grolle Zahl der verschiedensten Formen.
Wie sollen wir nun da den reinen, unvermischten Typus heraus-
finden, wenn wir gar nicht einmal wissen, wie er ursprünglich
ausgesehen hat '?
Aus diesem Gesichtspunkte heraus hat Virchow auf der
letzten Anthropologenversammlung den Ausspruch gethan,
er erachte die willkürlichen Schlüsse, die man auf Grund fertiger
Objekte, von Individuen und Skeletten, macht, für durchaus un-
brauchbar. Sie ergeben eine Übersicht über die Größe der
Variabilität, aber sie zeigen uns absolut nichts in Bezug auf
die Geschichte, wodurch diese Variabilität in die Aktualität über-
geführt worden ist.
Erforschung der Kreuzungs-, der Vermischungs-
gesetze am werdenden Individuum ist darum das Haupt-
problem, die Hauptvoraussetzung für eine gedeihliche Entwicklung
der vergleichenden Rasseukuude. Auf dieses Gebiet aber ist bisher
kaum ein energischer, zielbewußter Vorstoß gemacht worden. Die
Sache ist freilich auch nichts weniger als leicht. Man wird nur
da mit Erfolg an diese Untersuchungen gehen können, wo zwei
somatisch, also körperlich, stark dift'eriereude Volksstämme auf-
einander treffen, etwa Neger, Indianer und Weiße, wie in
Amerika, oder dunkle Drawidas und helle Malayen, wie im
Suuda-Archipel. Beobachtungen liegen ja schon viele vor ; aber
sie bevorzugen fast durchweg mehr die physiologische Seite der
Kreuzung in Bezug auf Vererbung gewisser Eigenschaften und
in Bezug auf Fortpflanzuugsfähigkeit. Namentlich diese letzte
Seite hat die Gemüter jahrzehntelang in Anspruch genommen,
weil man hier den Schlüssel zu finden glaubte für die Einheit
oder Vielheit der Entstehung des Menschengeschlechtes, bis der
Streit jetzt defitiniv zu Gunsten unbegrenzter Fruchtbarkeit
der Mischlinore entschieden ist.
— 79 —
Rein anatomische, anthropometrische Beobachtungen liegen
hier nur wenige vor. Die reichhaltigsten und ausl'ührlichsten
dürften die von Boas in Amerika und die von mir aus dem
Sunda-Archipel sein. Ich kann Ihnen darum aus eigener Er-
fahrung berichten, wie unendlich, ja fast unüberwindlicli schwer
solche Untersuchungen sind aus rein äußerlichen Gründen.
Ein Haupthindernis, um nur kurz eines hervorzuheben, liegt in
der Unkenntnis der farbigen Rasse über ihre Ascendeuten.
Über die Großeltern hinaus geht die Erinnerung keines Ein-
zigen ; falls diese noch leben, läßt sich die Vermischung bis ins
vierte Glied verfolgen; dahinter aber liegt alles im Dunkel.
Um exaktes, zuverlässiges Material zu bekommen, müßte
man sich entschließen, einmal eine ganze Reihe relativ reiner
Familien zielbewußt ein paar Jahrhunderte lang zu kreuzen.
Dieses Experiment dürfte aber wohl in unserem Zeitalter der
antivivis ektionistischeu Humanität nicht gemacht werden. Schade
daß nicht einer der großen orientalischen Despoten des vorigen
oder vorvorigen Jahrhunderts auf die Idee gekommen ist; dann
wären wir heute vielleicht weiter.
Für Europa, für die weiße Rasse war man ja insofern
besser daran bezüglich der Untersuchungen über Mischungs-
verhältnisse, als hier ebenfalls zwei verschiedene Menschen-
typen nebeneinander wohnen und sich kreuzen, deren äußere,
Differenzen auch dem Laien sofort in die Augen springen
und ihn zur Mitarbeit auf diesem Gebiet in großem Umfang
befähigen.
Diese beiden Menschentypen sind Ihnen allen bekannt und
in dieser illustren Versammlung hier auch in allen Schattierungen
und Übergängen repräsentiert. Es sind die Huxley 'sehen Xa;/-
tJiochroen, ein größerer, heller Typus mit weißer Haut, blondem
Haar und blauen Augen, und die Melanochrocn, ein kleinerer
Typus mit brauner Haut, dunklem Haar und braunen Augen.
Die Verbreitung dieser beiden Typen, ihre Mischung, ihre
Kreuzungseffekte zu studieren und auf breitester Grundlage
festzulegen, das war eine lockende, vielversprechende Aufgabe.
Und da ist es wieder Virchow gewesen, der nach langen
Mühen und Unterhandlungen es durchgesetzt hat, daß eine
Statistik der deutschen Schulkinder aufgenommen wurde, welche
die Verteilung dieser beiden Typen über ganz Deutschland zeigt,
— 80 —
eine großartige Untersuchung, welcher sich bald die meisten
europäischen Staaten anschlössen, so daß diese Aufgabe für Europa
als nahezu gelöst betrachtet werden darf.
In Paranthese gesagt: Man hat die Schulkinder gewählt
als das am nächsten liegende und gut kontrollierbare Material,
nicht etwa aus Besorgnis, daß man bei den Erwachsenen
durch künstliches Blond und künstliche weiße Haut irregeführt
werden könnte.
Bei diesen Untersuchungen nahm man als selbstverständlich
an, daß die beiden Extreme dieser Typen auch die beiden
reinsten Formen seien und die zwischen beiden liegenden Misch-
formen, gerade so, wie man bei der Krauiologie a priori Lang-
und Kurzköpfe als differeute Rassen betrachtete. Ich habe
schon vor 25 Jahren in meinem ersten anthropologischen Auf-
satz mir die schüchterne Frage erlaubt, ob wir es nicht im Grunde
vielleicht mit einer einzigen Schädelform zu thun haben könnten,
der mesocephcden, der mittelköpflgen, von welcher DolkhocephaJie
und Byachiiceplialie die aberrierenden Extreme seien. Und siehe
da, nun mehren sich die Zeichen, welche für diese Ansicht
sprechen; die Köpfe des größten Teils der Menschheit haben
sich als mesocephal herausgestellt; und der Basler Anatom Koll-
mann, mein hochverehrter Lehrer und Freund, denkt sich den
Urtypus des Menschen als mesocephcden Chamäprosopen, als
mittelköpfiges Kurzgesicht von dem Typus, den ich Ihnen vor
einigen Wochen in einer Sitzung unserer Gesellschaft im Bilde
vorgeführt habe.
Lang- und Kurzköpfe kann man schon deß wegen nicht
als gesonderte Rassen oder Arten im zoologischen Sinne gelten
lassen, weil sie durch eine lückenlose Reihe feinster Übergänge
und Abstufungen miteinander verbunden werden. Dabei scheint
der menschliche Schädel die Tendenz zu haben, aus der ursprüng-
lichen länglichen oder eiförmigen Gestalt allmählich derjenigen
des Kreises, als der geometrisch vollkommensten Figur, sich zu
nähern und damit der Brachyceplmlie zuzustreben.
Zunehmende Brachyccphcdie eines Volkes wäre sonach ein
Zeichen fortschreitender Kultur, aber auch fortschreitender Ver-
mischung; denn Kulturfortschritt und Rassenmischung sind,
namentlich für Naturvölker, identische Begriffe. „Die Kultur
drückt den Schädel breit!" Dieses o-eflüg-elte Wort hat schon
— 81 —
der verstorbene Schaaff liauseu iu Bonn vor laugen Jahren
in die Debatte geworfen.
Da der Schädel als Behälter für das wichtigste menschliche
Organ, das Gehirn, in der Hauptsache von diesem abhängig
ist und die Schädelstudien alle mehr oder minder ursprünglich
Schlüsse auf das Gehirn ermöglichen sollten, — ich erinnere nur
an die Phrenologie — so müßte eigentlich hier die vergleichende
Hirnanatomie einspringen; nur durch sie könnten wir vielleicht
erfahren, warum die Kultur den Schädel breitdrückt, warum
ein Langschädel durch Mischung kurz werden kann, wie ich
das an meinen Mischlingen beobachtet habe. Aber damit sieht es
noch windig aus. Eine vergleichende Anatomie der Rassen-
gehirne muß erst noch geschrieben werden ; vorläufig wissen
wir nur soviel, daß das Gehirn selbst der niedersten Völker-
schaften nach Schwere, Größe, Zahl und Tiefe der Windungen
nicht niedriger organisiert ist, als das der weißen Rasse; ein
Malayengehirn, welches ich mitbrachte, konnte Zuckerkandl
nicht von einem europäischen unterscheiden; Ranke erklärt
die Gehirne der Feuerländer selbst im Vergleich mit den typischen
Verhältnissen bei uns für relativ gut entwickelt; das Neger-
gehirn kann einfachere Oberfiächenbildung zeigen, es kann aber
auch sehr winduugsreich sein.
Ein Papuaknabe, zusammen erzogen mit europäischen
Kindern, die hereditär mit der ganzen Schwere unserer Kultur-
errungenschaften belastet sind, lernt und begreift mindestens
ebenso schnell wie diese, trotz des denkbar tiefsten Standes
seiner vorsündflutlichen Steinzeitkultur, die vor kurzem noch
nicht einmal das E'euer kannte.
Müssen wir nicht staunend das Gehirn der Japaner be-
wundern, das vor fünfzig Jahren noch keine Ahnung von euro-
päischer Wissenschaft hatte und heute schon selbständige Forscher
auf den feinsten und subtilsten Gebieten der Naturforschung
ins Feld zu stellen vermag?
Den Problemen der Anthropologie, welche der zukünftigen
Forschung vorbehalten bleiben, kann man auch die Wachstums-
gesetze anreihen. Trotz der vielen ausgezeichneten Arbeiten
über dieses Thema — ich will hier nur die Arbeiten des Wiener
Anatomen Langer speziell erwähnen — sind wir über die
Gesetze, nach welchen sich der menschliche Körper entwickelt
/
i^/LlBRARY|5
— 82 —
und wächst, doch noch nicht zu der wünschenswerten Klarheit
gekommen, und au vergleichenden Wachstumstudien der farbigen
Rassen fehlt es uns noch durchaus. Am besten sind wir in
dieser Beziehung durch die trelflliche Arbeit von Balz über die
Japaner orientiert. Diese sind, wie Sie wissen, im Allgemeinen
recht kleine Menschen, während wir Europäer zu den großen
zählen. Trotzdem sind die Kinder beider Völker bis zum 15.— 16.
Jahre gleich groß; erst von da an bleiben die Japaner plötz-
lich auffallend zurück, also etwa vom Zeitalter der Pubertät
an. Warum? Bis jetzt haben wir nur die Antwort: Rassen-
eigentümlichkeit. Die Studien über das Wachstum der farbigen
Rassen sind sehr interessant und versprechen uns manchen
Aufschluß, müssen aber erst noch gemacht werden.
So habe ich z. B. gefunden unter Zugrundelegung der
Tabellen Quetelets für die Europäer, daß das Bein des Belgiers
vom 10. Lebensjahre ab mindestens doppelt so schnell, wie das
des kurzbeinigen Batak aus Sumatra und mindestens dreimal
so schnell, als das des langbeinigen Hindu wächst. Diese Völker
scheinen also, soweit es das Bein betrifft, sich früher ihrer
defitiniven Größe zu nähern, als die Europäer.
Die Körpergröße selbst ist wegen der Leichtigkeit und
Vielversprechendheit ihrer Untersuchung stets ein Gegenstand
lebhaften Messens gewesen ; und man hat an der Hand von
Hunderttausenden von Messungen gefunden, daß der Europäer,
der Weiße, im allgemeinen beträchtlich früher seine Höhengrenze
erreicht, etwa in der zweiten Hälfte der zwanziger, allerspätestens
in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre, während von den far-
bigen Rassen, soweit derartige Messungen vorliegen, die größte
Körperlänge frühestens in der zweiten Hälfte der dreißiger,
meist aber erst gegen das40. — 45. Jahr erreicht wird. Ich habe
einmal 15000 Chinesen gemessen und ein Wachstum bis gegen
das 45. Jahr hin gefunden. Dasselbe hat Balz für die Japaner
konstatiert. Es würden diese Völker also in der Kindheit sich
schneller, nach der Pubertät aber viel langsamer entwickeln
als der Europäer, mithin gerade ein entgegengesetztes Wachs-
tumsprinzip verfolgen.
Die Körpergröße ist abhängig von der Lokalität, von dem
Milieu, das haben die Millionenmessungen Goulds unwider-
leglich dargethan; und hier ist eine schwere Klippe für die
— 83 —
ganze messende Anthropologie. Die Lokalität, die äußeren
Lebensbedingungen sind im Stande, den Körper eines Individuums
und eines Volkes innerhalb der physiologischen Grenzen in
hemmender oder beschleunigender Weise zu beeinflussen. Ein
und dasselbe Volk kann unter ungünstigen Umständen zu einer
zwerghaften Kümmerrasse verkrüppeln, wie z. B. die berühmten
Weddahs auf Ceylon, oder in günstigen Verhältnissen hyper-
trophieren wie die Südsee-Insulaner. Beidemale werden ihre
Körperverhältuisse so verändert, daß ihre ursprüngliche Ver-
wandtschaft mit dem Maßstab nicht mehr zu erkennen ist. Hier
kann nur die psychische Seite der Anthropologie helfend ein-
springen, die Linguistik und Ethnographie.
Dies ist im Großen und Ganzen die Entwickelung des ver-
gleichenden Teils der physischen Anthropologie. Wir wollen
denselben nun verlassen und uns dem sozusagen historischen
Teil derselben zuwenden, welcher die Frage zu beantworten
sucht: Wann, wo und wie ist der Mensen ent-
standen?
Über das Wann, über die Frage nach dem Alter des
Menschengeschlechts besitzen wir thatsächliche Unterlagen in den
Funden menschlicher Reste und Artefakte, die nur von Menschen-
hand herrühren können. Für Europa reicht der äußerste, mit
Sicherheit konstatierte Fund in das Diluvium und zwar in die
Interglacialzeit ; bis hierher ist der Mensch mit Sicherheit zu
verfolgen ; Alles, was darüber hinausliegt, ist nicht einwandfrei.
Dasselbe gilt für Afrika, wie uns Hans Meyer in seinem neuesten
Werk über den Kilimandjaro gezeigt hat.
In Amerika dagegen hat man wirklich und zwar in Cali-
fornien menschliche Schädel und Skelettreste in unzweifelhaft
pliocänen, also spättertiären Schichten gefunden, gegen die
keine gegründeten Einwürfe erhoben werden konnten.
Die neue Nachricht aus Australien über uralte menschliche
Fußspuren muß einstweilen noch als offene Frage behandelt
werden, da die Sandsteinplatten, auf denen sie sich befinden,
von den Gelehrten teils für spättertiär, teils für nachtertiär
gehalten werden. Immerhin zeigt der Fund ein unerwartet
frühes Auftreten des Menschen in Australien, das uns angesichts
der bekannten vorsüudfliitlichen Säugetierverhältnisse dort recht
viel zu denken giebt.
6*
— 84 —
Dies sind augenblicklich die ältesten bekannten Spuren
vom Auftreten des Menschen, die nur in Amerika mit Sicher-
heit in die Tertiärzeit und zwar die jüngste hinabreichen und
denselben als pliocänes Geschöpf erkennen lassen, dessen Wurzeln
natürlich noch viel, viel weiter rückwärts reichen müssen.
Über das Wo der Ent stehung kann ich schnell hinweggehen,
denn hier bewegen wir uns auf gänzlich hypothetischem Gebiet.
Der eine läßt den Menschen nördlich vom Himalaja, der andere
südlich davon, der eine auf den ostindischen Inseln, der andere
in Hochafrika entstehen ; wieder andere suchen das Entstehungs-
zentrum in dem hypothetischen, jetzt auf den Meeresgrund nieder-
gegangenen Lemurien, das in der Mitte zwischen allen diesen
Lokalitäten gelegen haben soll. Eine andere Meinung ist die,
daß aus einer über alle diese Gegenden zerstreuten Urform
sich der Mensch herausgebildet habe, in Afrika als Neger, in
Asien als Mongole u.s.w. Jedenfalls hat man stets die alte Welt
als Ursprungsland des Menschen betrachtet, und da berührt es
beinahe komisch, daß gerade die ältesten Spuren in der neuen
Welt gefunden wurden.
Als Bedingung für den Entstehungsherd nimmt man an,
daß derselbe ein warmes Klima gehabt haben und von großen
reißenden Tieren entblößt gewesen sein müsse, da sonst ein so
nacktes und hilfloses Geschöpf wie der Mensch unmöglich sich
hätte herausbilden können, also, wenn Sie wollen, ein wirkliches
Paradies.
Und nun kommen wir zu der großen Frage des Wie, die
heutzutage fast allein im Vordergrunde des Interesses steht.
Wie ist der Mensch entstanden? Diese Frage ist fast so
alt wie die Menschheit selbst, und jedes Volk hat sich ein mehr
oder minder gelungenes Bild davon ausgemalt. Uns interessieren
hier natürlich nur die wissenschaftlichen Beantwortungen.
Cuvier, der Vater der vergleichenden Anatomie und
Paläontologie, hat seinerzeit die alte Einteilung des Menschen
in drei Rassen nach den Söhnen Noahs, Sem, Ham und Japhet,
beibehalten und mit seiner ungeheuren Autorität gestützt, so
daß sie zumal in Frankreich heute noch nicht erloschen und
von Topinard in seiner Klassifikation nur etwas modernisiert
wurde. Cuvier s Schule war monogenistisch; sie ließ alle Menschen
von einem Paar, von Noah, resp. Adam und Eva abstammen
— So-
und durch den Einfluß äußerer Verhältnisse sich in die ver-
schiedenen Rassen differenzieren. Demgegenüber standen die
Polygenisten, welche die Vielheit der Menschenvarietäten von
der Wurzel ab und ihre Nichtbeeinflussung durch die umgebenden
Medien behaupteten. Der Streit, der sich u. a. auch darum
drehte, ob Adam schwarz, weiß oder rot von Hautfarbe gewesen
sei, ist heute längst zu Gunsten der Monogenisten entschieden,
wenn auch nicht im Sinne Cuviers, sondern in dem des fran-
zösischen Gelehrten de Quatrefages.
Den Todesstoß erhielten die Polygenisten durch den großen
Lamarck, der in seiner zoologischen Philosophie 1809 seine
berühmte Transformationslehre, die Lehre von der Umbildung
und Veränderlichkeit der Art aufstellte, in welche er den
Menschen ausdrücklich mit einbezog und ihn als Resultat lang-
samer Umbildung gewisser Affenarten, nämlich des Chimpanse,
hinstellte. Lamarck ist es also gewesen und nicht Darwin
oder Häckel, der zuerst und so recht eigentlich die Lehre
von der Abstammung des Menschen vom Affen aufstellte und
damit die ganze gebildete Welt in Aufruhr versetzte.
Anfangs freilich kam die neue, ungeheuerliche Lehre nicht
so recht zum Diirchbruch, weil sich ihr Cuvier mit dem ganzen
Gewicht seiner Unfehlbarkeit entgegenwarf und der Lehre von
der Evolution, der Entwicklung, seine alte Lehre von der
Revolution, der gewaltsamen Vernichtung und Neuschöpfung,
gegenüberstellte, die freilich bald darauf durch Lyell und
Spencer unheilbar untergraben wurde.
Erst als der Mann auftauchte, welcher der ganzen Natur-
wissenschaft des 19. Jahrhunderts die Richtung gab und den
Stempel seines Geistes aufdrückte, Charles Darwin, und auf
der Lamarck'scheu Hypothese weiterbauend seinen gewal-
tigen Bau von der Entstehung und Entwicklung der Arten
errichtete, da sank die Revolution zu Boden und die Evolution
behielt den Sieg.
Lamarck-Darwin, dieses Dioskurenpaar inaugurierte
eine neue Epoche, auch für die Anthropologie. Beide hatten
dasselbe Ziel, aber etwas verschiedene Wege.
Lamarck verlegte den Anstoß zur Entwicklung, zur
Umbildung der Arten nach außen, in die Umgebung, von der
Annahme ausdrehend, daß veränderte Lebensbedingungen schließ-
— 86 —
lieh auch deu Organismus verändern. Darwin dagegen ver-
legte ihn in den Organismus selbst. Das Passendste bleibt im
Kampf ums Dasein Sieger, das Unzweckmäßige wird eliminiert.
Darwin hatte vor Lamarck für die Popularität seiner Lehre
einen großen Vorsprung voraus. Erstens war er der Nachfolger
und Erbe des letzteren ; zweitens hatte er keinen so gewaltigen
Gegner wie C u v i e r sich gegenüber ; drittens hatte er das Glück,
in dem aus dem Buche von Mal thus entlehnten Ausdruck:
„Kampf ums Dasein" ein Schlagwort zu finden, welches blitz-
gleich in den Massen zündete. Ein prägnantes Schlagwort ist
ein ungeheurer Vorteil; hätte Lamarck ein solches gehabt,
so hätte seine Lehre sicherlich bedeutend früher und allgemeiner
ihren Triumph gefeiert.
Die neue Entwicklungslehre schien der Ariadnefaden zu
sein, welcher mit untrüglicher Sicherheit hinableiten mußte in
die verborgensten Tiefen der Vorwelt, welcher das Problem
lösen, die Frage nach dem Wie? der Entstehung des Menschen
beantworten konnte.
Mau nahm dieselbe von zwei Seiten her in Augriff. Der
erste Weg war der synthetische, der aufbauende, von unten
nach oben gehende, die Descendenzlehre. Lamarck, Darwin
und dessen geistreicher Interpret Hacke 1 hatten die Entwick-
lung und Herausbildung aller Lebewesen, auch des höchsten
derselben, des Menschen, aus einer einzigen Urform heraus
kennen gelehrt.
So kam man dazu, eine Ahnenreihe des Menschen aufzu-
stellen, welche sich von der niedersten Form, den Urtieren an
durch die wirbellosen Darmtiere, die Fische, Amphibien, Beutel-
tiere, Halbaffen und Affen bis hinauf zum Menschen erstreckte.
Eines fügte sich hübsch zum andern, eines stand auf den Schultern
des andern ; es fehlte nur manchmal das verbindende Zwischen-
glied, das berühmte „missing link."
Die Abstammung des Menschen vom Affen ward das Feld-
geschrei für die ganze zweite Hälfte des eben verflossenen Jahr-
hunderts und zwar in meistens recht mißverstandener Weise, wie
das so bei Schlagwörtern für die Massen ja nicht selten zu ge-
schehen pflegt.
Nachdem man so den Stammbaum des Menschen hypo-
thetisch aufgestellt hatte, suclite man ihn auch zu beweisen
— 87 —
und natürlich ganz besonders die Thatsache, daß die Affen, und
zwar die anthropoiden, die unmittelbaren Voiläufer des Menschen
gewesen seien, daß dieser sich aus jenen entwickelt habe.
Natürlich dachte kein Mensch, weder Darwin noch Häckel,
dabei an die heute noch lebenden Anthropoiden, wie Orang Utan,
Gorilla und Cliimpanse, — und gerade darin wurden diese Forscher
am meisten mißverstanden, denn diese Formen sind ja bereits
die höchsten und darum nicht mehr entwickelungsfähigen, sondern
langsam aussterbenden Triebe ihres Zweiges — sondern au irgend
eine hypothetische, näher an der Wurzel liegende Abteilung
des Hylobatiden- oder Gibbonstammes.
Es ging nun unter den Anthropologen eine große Suche
los am menschlichen Körper nach pithecoiden, nach affenähnlichen,
an die Affen erinnernden Merkmalen. Man hatte dabei nament-
lich die sogenannten primitiven niederen, wilden Völker und
Stämme im Auge, indem man sich sagte, der Stamm, bei dem
die meisten affenähnlichen Merkmale sich finden, der ist der
physisch niedrigere, der ist das gesuchte Zwischenglied. Man
fand auch eine ganze Reihe von solchen Merkmalen, eigentlich
mehr als einem lieb war, denn man machte die merkwürdige
Entdeckung, daß pithecoide Merkmale sich in annähernd gleicher
Häufigkeit bei allen Rassen fanden, und nicht zum wenigsten
bei unserer eigenen europäischen weißen. Man stand vor der
überraschenden Thatsache, daß die geistig und kulturell am
tiefsten stehenden Völker darum nicht auch zugleich die physisch
am niedrigsten stehenden zu sein brauchen. Der so eifrig ge-
suchte Übergang ließ sich am lebenden Menschen nicht finden ;
also mußte er ausgestorben sein ; und man forschte, die Palä-
ontologie zu Hilfe rufend, in der Vergangenheit. Auf der Insel
Java fand Dr. Dubois denn auch wirklich seinen berühmten
Pithecanthropus erectiis, spättertiäre Knochenreste, die von
einigen als dem Menschen, von anderen als einem Affen
angehörig, von den meisten jedoch als die gesuchte Zwischen-
form, das leibhaftige „missing link" Darwins angesehen werden.
Für diese Gelehrten ist also die Kette der Abstammung ge-
schlossen, der Beweis erbracht.
Der zweite Weg, der zeitlich spätere und in seinem Gang
dem ersten, synthetischen, geradezu entgegengesetzte, war der
analytische, der rückschließend von oben nach unten gehende.
Er nimmt seinen Ausgangspunkt von dem Iieute lebenden
Menschen, zerlegt, zergliedert ilin in seine einzelnen Bestand-
teile und verfolgt vergleichend-anatomisch jeden derselben, jeden
Knochen, jeden Muskel, jede Ader und jeden Nerv durch die
ganze Reihe der Lebewesen soweit hinab als es nur möglich
ist. Auf diesem Weg ist man zu dem Ergebniß gelangt, daß
der Mensch nicht auf den Schultern der Anthropoiden steht
und nicht aus ihnen hervorgegangen ist, daß also der Mensch
nicht vom Afieu abstammt, sondern mit diesen gemeinsam
seinen Ursprung direkt aus der Wurzel des ganzen Säugetier-
stammes, den Marsupialiern und Lemuren, genommen hat. Wir
hätten demnach keinen Stamm bäum des Menschen aufzustellen,
sondern vielmehr einen Stammbusch, an dem die ASen sowohl
als die Anthropoiden und selbst der Pithecaiithropus eigene, den
Menschenstamm gar nicht weiter berührende Zweige wären.
Den Hauptvertreter dieser neuen Richtung, Prof. Klaatschin
Heidelberg, haben Sie ja kürzlich selbst in unserer Gesellschaft
zu hören Gelegenheit gehabt. Nach ihm müssen wir die
Herausbildung, die Entstehung des Menschen viel, viel weiter
zurückverlegen als nach der ersten Annahme, zum allermindesten
in das warme Miocän. Das klingt nicht so unglaublich, nachdem
wir bereits aus dem Pliocän positive, hochspezialisierte Skelett-
funde des Menschen besitzen, wie wir oben sahen.
Auch hier muß die Zukunft die Entscheidung über die
Richtigkeit der einen oder anderen Annahme bringen.
Eine weitere noch in der Schwebe befindliche Frage, die
augenblicklich gerade auf den Anthropologenversammluugen viel
diskutiert wird , ist die nach der Persistenz oder der
Mutabilität der Menschenrassen. Die meisten Anthropologen,
u. a. auch Virchow^), neigen zu der Ansicht, daß die Menschen-
rassen unter dem Druck äußerer oder innerer Ursachen und
Einflüsse variieren, sich abändern, sich allmählich zu neuen
Formen, neuen Typen entwickeln.
') s. dessen lehrreichen Aufsatz über „Rassenbildung- und Erblichkeit"
in der Festschrift zu Bastians 70. Geburtstag, Seite 21 : „Die Thatsache
der langen Persistenz der Rassen zeugt für die Stärke der Erblichkeit,
aber sie beweist nicht die Ewigkeit der Rassen und nicht die Unver-
änderlichkeit derselben."
— 89 —
Diesen gegenüber steht eine andere Richtung, deren
Hauptvertreter Prof. K oll mann ist, welcher behauptet, diese
Variabilität des Menschengeschlechtes sei schon sehr lange,
schon seit der Eiszeit erloschen, die morphologischen Rassen-
merkmale seien in ihrer Variationsmöglichkeit schon vollkommen
ausgebildet und erschöpft und die Abteilung Homo in ihren
heutigen Varietäten zu einem Dauertypus im zoologischen Sinne
erstarrt. Es könnten sich also in Zukunft wohl noch Misch-
und Kreuzungsformen der bereits vorhandenen, aber kein neuer
Typus mehr bilden.
Das Menschengeschlecht wäre sonach schon auf dem ab-
steigenden Aste angelangt ; denn ein Dauertypus kann sich nicht
weiterentwickeln, er kann nur noch aussterben. Alle die schönen
Phantasien und Träumereien von der Gestalt und dem Aussehen
des Zukunftsmenschen, wie sie uns sogar schon vom Pinsel des
Malers vorgezaubert worden sind, müssen demnach zerrinuen.
So, wie wir jetzt sind, würden wir bleiben bis zu unserem
Untergang.
Daß die farbigen Rassen auf dem x\ussterbe-Etat stehen, ist
sicher; dieser Prozeß liegt jedermann so oSen vor Augen, daß ich
keine Worte darüber zu verlieren brauche. Die weiße Rasse, die
stärkere im Kampf ums Dasein, saugt sie auf. Dann, nachdem
der letzte Farbige seine Angen geschlossen hat, wird sie allein
als einzige Menschenvarietät in der Welt dastehen. Ob nicht
gerade darin der Keim der Vernichtung liegt ? Denn Vermischung,
Kreuzung, ist Fortschritt, ist Entwicklung; wo sie aufhört,
Stagnation.
Wie Sie aus der nur allzu knappen und flüchtigen Übersicht,
die ich Ihnen in dem engen Rahmen eines Festvortrags in möglichst
objektiver Weise zu geben versuchte, entnehmen werden, nimmt
die Anthropologie in das neue Jahrhundert eine ganze Reihe
hochwichtiger Probleme und Rätsel mit hinüber, so viele,
daß die Spanne desselben zu ihrer Lösung wahrscheinlich nicht
ausreichen wird. Schwere Arbeit harrt nnser, alles ist noch im
Fluß, die Hauptfragen bleiben noch zu erledigen; darum muß
auch alles zusammenarbeiten, ehrlich und freudig und willig
und einander unterstützen. Der Linguist darf nicht den Eth-
nologen, dieser nicht den Anthropologen über die Achsel ansehen
und ignorieren. Der Gehirnanatom und Mikroskopiker darf nicht
— 90 —
vornehm auf den einfachen Knochen- und Muskelforscher herab-
blicken, wie etwa der Feinmechaniker auf den Grobschmied
herabsieht. Wir alle arbeiten ja im Dienste einer einzigen
Herrin, der Wissenschaft; da ist jedes Gebiet gleich wichtig,
ein jedes erfordert die ganze geistige und körperliche Kraft
eines Menscheulebens. Es giebt keine Wissenschaft erster und
zweiter Güte, es giebt nur eine einzige große und das
ist im aller weitesten Sinn die Wissenschaft vom
Menschen!
91 —
Die Medaillen-Sammliiiig
der
Seuckenbergischen Naturforscheiideii Gesellschaft.
Von
D. F. Heynemann.
Von alterslier befinden sich im Besitze der Gesellschaft
einzelne Medaillen, auf Personen geprägt, welche zu ihr in
näherer Beziehung gestanden haben. Diese kleine Sammlung
nach Möglichkeit zu vervollständigen, wurde in der Verwaltungs-
sitzung vom 10. Oktober 1896 beschlossen und mir zugleich
der ehrenvolle Auftrag erteilt, hierfür Sorge zu tragen. Durch
Ankauf und Schenkungen sind seitdem einige weitere Medaillen
in den Besitz der Gesellschaft gelangt, und so ist eine Medaillen-
Sammlung im Entstehen begriffen, welche zur Zeit zwar noch
lange nicht vollständig ist, deren Beschreibung aber am Platze
sein dürfte, um weitere Kreise auf die numismatischen Bestrebungen
der Gesellschaft aufmerksam zu machen, welche durch ihre
Medaillen - Sammlung das Andenken an hochverdiente
Männer und Frauen wachzuhalten und aufs neue zu
beleben trachtet.
Den nachfolgenden Beschreibungen der einzelnen Medaillen
in alphabetischer Ordnung sind kurze Nachrichten über den
Anlaß zur Prägung derselben, biographische Notizen über ihre
Schöpfer und über die Gefeierten, sowie schließlich Bemerkungen
darüber angefügt, welcher Art die Beziehungen der letzteren zu
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft gewesen sind.
Manches in dieser Zusammenstellung ist natürlich bekannt,
vieles ist hin und wieder in der Litteratur zerstreut ausführlicher
behandelt; trotzdem aber dürften diese Aufzeichnungen, be-
sonders für unsere Mitglieder, nicht ohne Interesse sein, weil in
ihnen Thatsachen aus der Geschichte der Gesellschaft
- 92 —
festgelegt sind, welche begreiflicher Weise z. T. längst in Ver-
gessenheit geraten und erst aus nicht leicht zugängigen Doku-
menten hervorzuheben gewesen sind.
Goethe-Medaille.
Vorderseite. Brustbild rechtshin. G o e t h e in gereiften Jahren,
bekleidet mit einem Rocke im Geschmack seiner Zeit, zur Seite
des Kragens GOETHE vor der Brust am Rande A. Scharff
1899 klein.
Rückseite. Die Darstellung einer Scene aus „Faust" und
zwar aus dem Prolog im Himmel; in der Mitte Gott Vater auf
Wolken, den linken Fuß auf einer Kugel, das Haupt auf den
linken Arm gestützt. Neben ihm rechts der zu Boden geworfene
Drache und hintereinander die drei Erzengel, Gabriel mit Palm-
zweig, Raphael mit Pilgerstab und Michael mit Schwert und
Schild. Links Mephisto, mit der Rechten auf die Erde zeigend,
auf der eine Burg zu sehen ist.
Mattes Silber, 69 mm. Käuflich erworben.
Es ist ein glücklicher Zufall, daß ich die Besprechungen
mit dieser wunderbar schönen Medaille des Wiener Meisters
Anton Scharff beginnen kann Wir verdanken sie der vor-
jährigen Goethe-Gedenkfeier. Sie ist auf Anregung einer Ver-
einigung von Frankfurter Münzfreunden entstanden
„Sie zeichnet sich unter all den vielen anläßlich des
150. Geburtstages des Dichterfürsten erschieneneu Medaillen
wohl zunächst dadurch aus, daß sie Goethes Bild mit unnach-
ahmlicher Treue wiedergiebt, ein Verdienst, das sich der Künstler
zu erwerben wußte, indem er mit gewohnter Gewissenhaftigkeit
hunderte von Goetheporträts und alle mit seinem Bilde gezierten
Medaillen der aufmerksamsten Prüfung unterzog. Erst nach-
dem er dieses Studium beendet hatte, modellierte er Goethe
nach der Vorstellung, die sich in seinem Geiste gebildet hatte,
und schuf ein Kunstwerk von packender Lebenswahrheit und
Darstellung. Aber auch die Aufgabe, die sich Scharff für
die Darstellung der Rückseite der Medaille gestellt hatte, ist
so ungewöhnlich, daß ihre glückliche Losung nur dem hervor-
ragenden Künstler gelingen konnte." (v. Ernst, Monatsblatt
d. Wiener nuraisiiiat. Gesellschaft.)
— 93 —
Goethe war seit 1820 korrespondierendes Mitglied unserer
Gesellscliaft ; in der Sitzung vom 14. Juni ist „Geheimerath von
Goethe" vorgeschlagen und am 13. Juli ernannt worden, wofür
er mit dem in diesem Bericht abgedruckten und in unserem
Archive aufbewahrten Briefe vom 16. Mai 1821*) gedankt hat,
gleichzeitig drei naturwissenschaftliche Arbeiten übersendend.
Nach seinem am 22. März 1832 erfolgten Tode wurde Goethe
beim Jahresfeste am 6. Mai in der Gedächtnisrede „Goethe
als Naturforscher" von J. M. Mappe s, damals erstem
Sekretär, gefeiert. Im Jahre 1844 ist unsere Gesellschaft bei
der EuthüUungsfeierlichkeit des Goethedenkmals durch eine
Deputation vertreten gewesen. Und abermals hielt Mappes,
als erster Direktoi-, am 28. Angust 1849 bei Gelegenheit der
Säkularfeier am Monumente die Festrede. Die Beziehungen
Goethes zur Senckenbergischen Gesellschaft und zur Natur-
forschung im allgemeinen sind neuerdings unstreitig am ein-
gehendsten durch die Festreden am 25. August 1899**) von
A. Knoblauch einleitend und von H. Reichenbach aus-
führlich in übei'zeugender Begründung dargestellt worden.
Anton Scharf f, k. k. Kammer-Medailleur in Wien, der
Schöpfer dieser herrlichen Medaille, ist am 10. Juni 1845 geboren
und seit Tautenhaj^n, dem wir bei der Besprechung der
Helmholtz-Medaille wieder begegnen werden, zum Professor der
Graveur- und Medaillierkunst an die Akademie berufen wurde,
Leiter der Gravier-Akademie. Zahlreich sind die aus seiner
Hand hervorgegangenen Kunstwerke, Medaillen auf in- und
ausländische Fürsten, hohe Würdenträger und Privatpersonen.
Von ihm ist auch die Rüppell-Medaille des hiesigen Geographischen
Vereins, worüber weiter hinten mehr, sowie auch die 180 mm
große goldene Medaille, welche unserem korrespondierenden
Ehrenmitgliede Rudolf Virchow an seinem 70. Geburtstage,
am 13. Oktober 1891, von seineu Verehrern gewidmet worden ist
Haidiiiger-Medaille.
Vorderseite. Kopf rechtshin, Umschrift WILHELM HAI-
DINGER unter dem Halsausschnitt K. LANGE klein.
*) Siehe diesen „Bericht", Seite XXIV.
**) „Be^cht^ 1899, Seite 119—155.
— 94 —
Rückseite. Die östliche Halbkugel der Erde im Tierkreis.
Umschrift oben herum NIE ERMÜDET STILLE STEHEN
nuten MDCCCLVI die Umschrift von dem Tierkreis durcli
einen Perlenkreis getrennt.
Bronze, 64 mm. Diese Medaille liegt seit Jahrzehnten in
unserem Archiv, der Schenker derselben ist unbekannt.
Wilhelm Hai dinger, geb. 5. Februar 1795 in Wien,
gest. 19. März 1871 ebenda, war ein bedeutender Geolog und
Mineralog. Er studierte bei Mobs in Graz und Freiberg, ging
dann nach Frankreich, England und Schottland, lebte seit 1823
im Hause des Bankiers Thomas Allan*) in Edinburg, mit
dessen Sohn er 1825 und 1826 einen großen Teil des Kontinents
bereiste. Von 1827 bis 1840 wirkte er in Böhmen auf der
Porzellanfabrik seiner Brüder in Einbogen, von wo er als k. k.
Bergrat nach Wien berufen wurde. Bei Gründung der k. k.
geologischen Reichsanstalt im Jahre 1849 wurde er zum Direktor
derselben ernannt, und fortan widmete er der Förderung und Ver-
vollkommnung dieses Instituts seine ganze Thätigkeit. In den
Räumen desselben fand am 29. April 1856 eine große Feier
zu seinen Ehren statt, zu welcher sich teilnehmende AVissen-
schaftsfreunde aus den benachbarten Städten und mehrere
Deputationen wissenschaftlicher Vereine Oesterreichs eingefunden
hatten. „Dem Sektionschef Hai dinger wurde an diesem Tage
eine goldene Ehrenmedaille (50 Dukaten schwer) und ein
prachtvolles Album mit 355 Unterschriften der Festteiluelinier
überreicht. Die Widmuug des Albums enthält neben dem Titel
die folgenden sprechenden Zeilen : „Deip großen Mineralogen und
Phj'Siker, dem Führer der Freunde der Naturwissenschaften in
Wien, dem Leiter der geologischen Länderaufuahme in Oester-
reich, dem Stifter der geographischen Gesellschaft, dem Be-
gründer einer neuen wissenschaftlichen Aera für Oesteri'eich".
(Biogr. Lexikon von Wurzbach.)
Haidinger wurde am 17. Februar 1849 zum korre-
spondierenden Mitgliede unserer Gesellschaft vorgeschlagen und
am 12. März ernannt, wofür er mit Brief vom 8. Juli 1849
dankte. Er stand mit der Gesellschaft u. a. durch Zusendung
*) Thomas Allan gehörte der Gesellschaft seit 1827 als korrespon-
dierendes Mitglied an ; ihm verdankt das Museum wertvolle Sendungen schot-
tischer Mineralien u. a.
- 95 —
verschiedener seiner Abliandlungen, auch im Tausch gegen die
unsrigen, in Verkehr.
K. Lange war, nach Wurzbachs Biogr. Lexikon, ein ge-
schickter Medailleur, dessen aber nicht häufig Erwähnung geschieht.
Im Jahre 1846 fertigte er eine Medaille auf das Denkmal des
Kaisers Franz von Marchesi, dem nämlichen italienischen
Bildhauer, dem wir die von Rüppell der Gesellschaft verehrte
Marmorbüste von Heinrich My lins und die von diesem
gestiftete Marmorbüste von Rüppell verdanken.
Helmholtz-Medaille.
Vorderseite. Brustbild rechtshin, mit Rock, unter HERMANN
V. HELMHOLTZ an der linken Seite GEB. XXXL AUGUST
IMDCCCXXI, an der rechten GEST. VIIL SEPTEMBER |
MDCCCXCIV unten unter einer Leiste zwei je nach rechts
und links gehende Lorbeerzweige mit einer vierblättrigen Rosette
in der Mitte. Neben der Schulter nach außen JOS. | TAUTENH AYN
klein.
Rückseite. Vor einem Gedenksteine mit der vertieften
Inschrift DIE | 66. VERS. DEUTSCHER | NATURE, u. ÄRZTE |
IN WIEN I DEM ANDENKEN ] DES MEISTERS | H. v. HELM-
HOLTZ I 1894 erscheint in antikem Gewände, die Mauerkrone
auf dem Haupte, mit der Linken einen Schild mit dem öster-
reichischen Doppeladler haltend, eine herrliche, die Stadt Wien
darstellende Figur, um mit der erhobenen Rechten dem Ver-
storbenen einen Lorbeerkranz darzubringen. Ein Palmenwedel
legt sich zu ihren Füßen teils auf ein Barockschild mit dem
Wappen der Universität unter der Umschrift C : R : UNI VERS :
VIENNEN : Auch auf dieser Seite nach außen JOS. | TAUTEN-
HAYN klein.
Größe der überhöhten Plaquette 51^2 mm auf 41 mm.
1. Mattes Silber. Käuflich erworben.
2. Bronze. Geschenk des Herrn Sanitätsrat Dr. Heinrich
Rehn, Hier.
Die Medaille wurde von den Vertretern der 66. Versamm-
lung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien in Auftrag
gegeben, und es wurden 40 Stücke in Silber und 1200 in Bronze
geprägt.
— 96 —
Hermann Ludwig Ferdinand von Helmlioltz, geb.
31. August 1821 in Potsdam, gest. 8. Sept. 1894 in Berlin,
widmete sich ursprüuglicli der Medizin und wurde 1842 Assistent
an der Charite in Berlin, 1843 Militärarzt in Potsdam. Im
Jahre 1848 wurde er als Lehrer der Anatomie an die Kunst-
akademie nach Berlin, 1849 als Professor der Pathologie und
Physiologie nach Königsberg, 1855 als Professor der Anatomie
und Physiologie nach Bonn, 1858 als Professor der Physiologie
nach Heidelberg berufen. 1871 kehrte er als Professor der
Physik am neugegründeten physikalischen Institute für die Zeit
seines Lebens nach Berlin zurück, nur wenige Jahre vor seinem
Ende von der Leitung desselben zurücktretend, um diejenige
der phj^sikalisch-technischen Reichsanstalt zu übernehmen. An
seinem 70. Geburtstage wurde ihm vom Komitee der Helmholtz-
Stiftung die von 1700 Verehrern gewidmete goldene Medaille
mit seinem Bildnis überreicht. (Pernet, Nekrolog, Neujahrsblatt
der Naturf. Gesellschaft in Zürich, 1895.)
In der ersten allgemeinen Sitzung der 66. Versammlung Deut-
scher Naturforscher und Ärzte, am 24. September 1894, sprach
unser korrespondierendes Mitglied, Professor Dr. Eduard Sueß,
die Gedächtnisrede, beginnend: „Wenn ich vor dieser glänzen-
den Versammlung sage, daß um Helmhol tz die ganze deutsche
Nation trauert, sage ich zu wenig; denn über den Erdball hin,
soweit Sinn und Verständnis für ernste Studien gedrungen
sind, betrauert man den Veiiust dieses größten unter den
Naturforschern unserer Tage."
V. Helmholtz wurde in der Sitzung vom 7. April 1861
durch die Soemraerring-Preisverteilungs-Kommission, welche aus
Hof rat Dr. Wilhelm Soemmerring als Berichterstatter und
ferner aus den Doktoren Spieß, Lucae, Metten heim er und
Fresenius bestand, „für seine glänzenden Eroberungen gerade
auf dem neuen Felde der Wissenschaft" mit dem Preise gekrönt
und trat damit iu die Reihe unserer korrespondierenden Mit-
glieder,
Professor Joseph Tautenhayn, k. k. Münz- und
Kammer-Medailleur, geb. in Wien am 5. Mai 1837, wird als zu
den Koryphäen seiner Kunst zählend geschildert. Er widmete
sich ursprünglich der Bildhauerei, kehrte aber nach kurzem
Studium in Dresden nach Wien zurück, um als Eleve der
— 97 —
Kunstakademie des k. k. Hauptmünzamtes zur Gravierkuust
in Metall überzugehen. Eine Staatssubvention führte ihn dann
zwei Jahre nach Italien, und nach seiner Rückkehr begann er
sofort die erfolgreiche Thätigkeit, die vielen seiner Arbeiten den
Ruf hoher Vollendung verlieh, gleich ausgezeichnet durch poetische
Auffassung wie durch meisterhaft technische Ausführung.
Heinrich Hoffmanii-Medaille.
Vorderseite. Brustbild im Rock von vorne, etwas nach
rechts gerichtet. Umschrift Dr. HEINRICH HOFFMANN
CHEFARZT D. IRRENANSTALT FRANKFURT a. M.
Rückseite. In einem Liuienkreise unter einem Lorbeer-
kranze mit flatternden Bändern HELFER DER Ornament |
Ornament KRANKEN | VATER DER ARMEN | FREUND DER
Ornament j Ornament JUGEND | Ornament. Außen oben
herum VERFASSER DES STRUWWELPETERS. Unten herum
zwischen zwei sechsspitzigen Sternen 1809 — 1894.
Silber, 42 mm. Käuflich erworben.
Bronze. Geschenk des Herrn Dr. August Knoblauch,
Hier.
Heinrich Hoffmann war am 13. Juni 1809 in Frank-
furt a. M. geboren und starb dahier am 20. September 1894.
Kurz nach seiner Aufnahme unter die Zahl der hiesigen Ärzte
im Jahre 1834 gründete er mit sechs gleichgesinnten Freunden
die heute noch bestehende Armenklinik. 1835 wurde ihm die
Stelle eines Leicheninspektors in Sachsenhausen und 1844, nach
J. M. M a p p e s Rücktritt, der Lehrstuhl der Anatomie am
Dr. Senckenbergischen Medizinischen Institut übertragen, den
er bis 1851 innehatte. In diesem Jahre übernahm er als Nach-
folger des Physikus Dr. Varren trapp die Leitung der
hiesigen Irren-Anstalt, welche damals in einem alten, durchaus
unzureichenden Gebäude in der Kastenhospitalgasse — jetzt
Börsenstraße — untergebracht war. Hier beginnt das eigentliche
Lebenswerk Hoffmanns. Unter großen Schwierigkeiten setzte
er im Gesetzgebenden Körper den Neubau der Irrenanstalt durch,
deren Pläne zum größten Teil sein eigenes Werk sind. 1864
wurde der Neubau bezogen, und noch ein Vierteljahrhundert,
bis zu seinem 80. Lebensjahre, war es Hoff mann vergönnt,
in segensreicher Weise auf dem Felde der Irrenpflege zu wirken.
7
- 98 —
Als Lehrer der Anatomie am Medizinischen Institute trat
Hoff mann vielfach in Beziehuug zur Gesellschaft; am
2. August 1845 wurde er zum wirklichen Mitglieds vorgeschlagen
und am 6. September desselben Jahres ernannt. Welch lebhaften
Anteil er an dem wissenschaftlichen und geselligen Leben der
Gesellschaft genommen hat, geht aus den zahlreichen heiteren
und ernsten Liedern hervor, die uns Heinrich Hoffmann
— der Dichter des „Struwwelpeters" — hinterlassen hat.
Noch heute singen wir gern und freudig seine Lieder bei unseren
Jahresfesten, und so bleibt Hoff mann unser „ewiges Mitglied",
auch wenn sein Name nicht auf deu Marraortafeln in unserem
Museum aufgezeichnet steht.
Die Medaille ist in der Präge-Anstalt von Jörgum &
Trefz dahier angefertigt worden. Die Veranlassung ist mir
nicht bekannt; die unbrauchbar gemachten Stempel und ein
goldener Abschlag sollen in der Stadtbibliothek aufbewahrt
worden sein.
Huxley-Medaille.
Vorderseite. Brustbild liukshin, bekleidet mit der Pro-
fessorenrobe. Umschrift THOMAS HENRY HUXLEY B : 1825
D : 1895
Rückseite. Vor dem in perspektivischer Verkürzung sicht-
baren Gebäude des Royal College of Science in South-Kensington
eine meisterhaft modellierte weibliche Figur in antiker Kleidung,
in der Linken eine brennende Thonlampe haltend, in der Rechten
einen Lorbeerkranz, den sie im Begriffe ist, auf einen unter
einem fruchtbeladenen Baume stehenden Altar niederzulegen,
auf welchem zu lesen ist : EEII^THMH Unterhalb auf der Seite
F. BOWCHER F. klein.
Mattes Silber, 63 mm. Durch das Royal College of Science
in London erworben.
Thomas Henry Huxley, geb. 4. Mai 1825 in Ealing bei
London, gest. 29. Juni 1895 in London, widmete sich anfänglich
der Medizin, schloß sich aber bald, seine Fachstudien unter-
brechend, einer wissenschaftlichen Expedition nach den damals
kaum durchforschten Küsten Australiens auf vier Jahre an,
was seinem ganzen künftigen Wirkungskreis die Richtung auf-
prägte. Nach seiner Heimkehr erfolgte erst 1855 seine An-
— 99 -
Stellung als Professor der Naturgeschichte an der königl. Berg-
schule in London, dann aber nacheinander seine Berufung an
verschiedene der maßgebenden Institute seines Landes sowohl als
Professor der Physiologie und Anatomie als auch der Bio-
logie bis zur Ernennung zum Präsidenten der Royal Society
of Science. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen und
Werke, schon 1849 beginnend, sind sehr zahlreich ; bedeutendes
Aufsehen erregte sein Buch: „Evidence as to man's place in
nature", in welchem der Nachweis erbracht werden sollte, daß
die anatomische Verwandtschaft des Menschen mit den antliro-
pomorphen Affen viel größer sei, als die zwischen diesen und
den übrigen Affen. Am populärsten jedoch machte sich Huxley
durch seine schon 1852 begonnenen öft'entlichen Vorlesungen,
welche das Interesse einer großen Hörerzahl unausgesetzt wach
erhielten. Einer seiner Verehrer, ein Privatmann, schreibt mir,
daß er ihn sehr häufig und nie einen besseren Erklärer der
Natur gehört habe. Seine Sprechweise war einfach in wohl
gewählten Worten ; in wenigen Minuten wußte er einen dunklen
Punkt leuchtend und durch knappe, aber vortreffliche Striche
an der Tafel noch verständlicher zu machen.
Zu Huxleys Andenken wurde die Huxley-Stiftung ge-
gründet für ein Monument, eine Medaille und eine Wieder-
herausgabe seiner Schriften; dem Fond flössen Beiträge nicht
allein aus England, sondern auch aus vielen anderen Ländern zu,
sodaß er sich vor kurzem auf fast 70,000 Mark belief. Das
Hauptwerk, die überlebensgroße Marmorstatue, sitzende Figur
in der Professorenrobe, scheinbar in ernster Diskussion be-
griffen, von Onslow Ford, ist am 28. April d. J. in der
Mittelhalle des Natural History Museum in South-Kensington,
wo sich auch die Denkmale für Richard Owen und Charles
Darwin befinden, enthüllt worden. Die Medaillen wurden
speziell zur Verleihung im Royal College of Science geprägt.
Kopien nach dem Original-Modell der Vorderseite sind in Silber
und Bronze den Personen und Gresellschaften käuflich, welche
zum „memorial fund" einen Beitrag geleistet haben. Auf dieses
Recht gründet sich unser Besitz der Medaille; durch das be-
sondere Entgegenkommen des Komitees ist uns jedoch eine
Original-Medaille mit der die Vorderseite an Schönheit fast
übertreffenden Rückseite überlassen worden.
*7
— 100 —
Bei dem Jahresfeste auläßlich der Feier des 75 jährigen
Bestehens der Gesellschaft am 9. Mai 1892 ist Huxley zu
unserm korrespondierenden Mitgliede ernannt worden.
Der Medailleur, Frank Bo weher, ein Engländer, ist
in Deutschland weniger bekannt, als er es verdient. Er ist jetzt
etwa 30 Jahre alt ; er hat die offizielle Jubiläums-Medaille 1897
und eine Anzahl anderer auf bekannte und berühmte Personen,
unter anderen auf den berühmten Botaniker Joseph Hooker
geschnitten. Der Fortschritt in der Kunst, welchen die moderne
französische Schule der Medailleure gemacht hat, wird in Eng-
land durch die Arbeit dieses Künstlers von unbestreitbarem
Talente dargestellt. Begabt mit einer ungewöhnlichen Schaffungs-
fähigkeit, mit einem echt künstlerischen Gefühl und Geschick,
weiß er seinen Bildnissen Wärme, Ausdruck und Leben zu ver-
leihen und sucht darin auch einem der größten Medailleure
unserer Zeit, A. Scharf f in Wien, eifrig nachzufolgen. (Bio-
graph. Not. of Med, von Spink Janr. 1899.)
Robert Koch-Medailleu.
I.
Vorderseite. Brustbild dreiviertel Profil mit Brille und Rock,
abgeschlossen mit einem Lorbeerzweig samt umflatterndem Band.
Zwischen zwei verzierten Kreisen oben herum ■%> PROFESSOR
D^ ROBERT KOCH ^
Rückseite. Auf einem Buche ein Menschenschädel über
Briefschaften mit Siegeln. Hinterwärts ein Stab mit Schale,
aus welcher eine um den Stab gewundene Schlange säuft.
Hinter allem Lorbeerzweige, unten links W. M. klein. Oben
herum UT SEMENTEM FECERIS, ITA METES zwischen zwei
verzierten Kreisen. Unten zwischen zwei vierblättrigen Rosetten
eine sechsblättrige.
Bronze, 50 mm. Käuflich erworben.
n.
Vorderseite. Brustbild in Vorderansicht, den Kopf nach
links gewendet, mit Brille und offenem Rock, der einen umge-
hängten Orden sehen läßt. Unten ist der Rock mit Lorbeer-
zweigen abgeschlossen, in deren Mitte eine Keule, um die sich
eine Schlange windet. Oben herum PROFESSOR DR. ROBERT
— 101 —
KOCH im Perlenkreis. Unter der rechten Brustseite P. TÜRPE
SCULP, klein, unter der linken A. PULST CIS. klein.
Rückseite. Auf einem Throne die bekränzte Hygiea,
in der Linken die Schale, aus welcher die Schlange säuft,
haltend und mit der Rechten die Kranken zu sich winkend.
Links von ihr Robert Koch und zwei andere Professoren
bei einem Tische mit Büchern und Instrumenten. Koch hält
die vorderste, knieende Frau an der Hand und zeigt mit der
Rechten hinauf nach der Göttin. Zwischen beiden ein ebenfalls
knieendes, betendes Kind. Hinter diesen rechts noch mehrere
Figuren beiderlei Geschlechts. Oben herum ZUR ERINNERUNG
AN DIE ERFINDUNG DES TUBERKULIN | ANNO 1890
Unter der Figureugruppe ein durch den Hals geschossener
Drache mit ausgebreiteten Flügeln. Über diesem rechts
OERTEL BERLIN DIR. links E. DEITENBECK FEC. Auf
dem Rande siebzehn 5 spitzige Sterne.
Bronze, 60 mm. Käuflich erworben.
Eine der allerfrühesten Anerkennungen und Auszeich-
nungen, welche Robert Koch zu Teil geworden sind, war die
am 10. März 1883 für die epochemachende Entdeckung des
Tuberkel-Bacillus eifolgte Zuerteilung des Tiedemann-Preises.
Damit erfolgte Kochs Aufnahme in die Reihe der
korrespondierenden Mitglieder; seine Dankschreiben sind am
7. April 1883 zur Kenntnis der Gesellschaft gebracht worden.
Unsere Medaille I ist von dem Medailleur Wilhelm
Mayer in Stuttgart geschaffen, die Medaille II in der Berliner
Medaillen-Münze Otto Oertel hergestellt, das Modell von Bild-
hauer P. Türpe, die Gravierung von Medailleur Ernst Dei-
tenbeck, beide zu Sammlerzwecken aus Anlaß der Ent-
deckung des Tuberkel-Bacillus und der Erfindung des Tuberkulins.
Liebig - Medaille.
Vorderseite. Bildnis linkshin, oben herum JUSTUS L.
B. DE LIEBIG MEDIC. ET PHILOS. D. A. CHEM. P. P. 0.
MONACHENSIS unten vierblättrige Rosette. Auf dem Hals-
ausschnitt C. G. K. klein.
Rückseite. In der Mitte eine Frau mit auf der Brust
zusammengeheftetem Gewände, von ihrem Haupte gehen Strahlen
nach allen Seiten, auf dem Schöße hält sie ein Buch, in der
— 102 —
Rechten drei Ähren. Neben ihr rechts und links zwei knieende
Figuren, anscheinend Feldbau und Handel, sowie Bergbau dar-
stellend, auf zwei Stufen, auf deren unteren und mittleren ein
Knabe, die Chemie, über einem kleinen Schädel. Von den
knieenden Figuren aus umgiebt die Frau rechts ein Eicheuzweig,
links ein Lorbeerzweig, in welchen verschiedene Werkzeuge. Oben
herum INTIMAM RERUM APERUIT VIM HOMINIBUSQUE
THESAUROS. unten KORN IN MAINZ klein.
Bronze, 52 mm. Käuflich erworben.
Justus Freiherr von Liebig, geb. 12. Mai 1803 in
Darmstadt, gest. 18. April 1873 in München, begann seine
berühmte Laufbahn in einer ^Apotheke in Heppenheim, studierte
Chemie in Bonn und Erlangen, wurde in Paris gelegentlich
eines Vortrags vor der Akademie der V^issenschaften mit
Alexander von Humboldt bekannt, auf dessen Empfehlung
er 1824 nach Gießen als Professor der Chemie berufen
wurde, wo ihm, dem begabten Lehrer, Schüler aus allen Län-
dern zuströmten. Nach mehr als 25jähriger erfolgreicher
Thätigkeit folgte er später einem Rufe nach München, um dort
fast ausschließlich seine der praktischen Verbesserung des
Menschenlebens zum Segen gereichenden Forschungen fortzu-
setzen. Seinen Verdiensten um die Landwirtschaft verdankt
die Liebig - Stiftung ihre Entstehung, aus deren Erträgen
jährlich eine goldene Medaille demjenigen verliehen wird,
welcher sich um die Landwirtschaft hervorragende Verdienste
erworben hat.
Lieb ig besuchte im Jahre 1825 die hiesige Versammlung
Deutscher Naturforscher und Ärzte und war mit unter den hier
anwesenden auswärtigen Gelehrten, welche am 6. Oktober zu
korrespondierenden MitgKedern unserer Gesellschaft vorgeschlagen
und sofort ernannt wurden.
Die offizielle goldene Medaille, von Medailleur Brehmer
1870 geschaffen, wird nur verliehen ; die unserige, von welcher
es auch silberne Abschläge giebt, rührt vom Medailleur K. Korn
her, der früher in der Schw^eiz thätig, 1859 bei der Herzogl.
Münze in Wiesbaden eingetreten war und vor nicht langer Zeit
in Partenkirchen verstorben ist. Die Buchstaben C. G. K. auf
der Vorderseite bedeuten C. G. Kunze, Buchhändler in Mainz,
der die Medaille zu Sammlerzwecken herstellen ließ.
- 103 —
Lukacsicli-Medaille.
Vorderseite. Kopf rechtshin, oben MICHAEL VON
LUKACSICH unteu GEBOREN DEN 8. MAERZ 1785 unter
dem Halsausschnitt klein C. SCHNITZSPAHN F.
Rückseite. Unter einer niederscliwebenden Taube mit
Heiligenschein (dem heiligen Geist) DEM UM D. WOHL | D,
HEILIGENGEIST | HOSPITALES | HOCHVERDIENTEN |
SENIOR I ZU SEINEM 50- JÄHRIGEN | AMTSJUBILÄUM |
SEINE COLLEGEN | 15. JULI 1874
Silber und Bronze, 52 mm. Beide Stücke Geschenk der Frau
Baronin Therese von Villani, geb. von Lukacsich, Hier.
„Major V. Lukacsich", seiner Zeit in unserer Stadt eine
allbekannte und allbeliebte Persönlichkeit, war am 8. März 1785
in Xupanje, Kroatien, geboren; er kam 1814 als österreichischer
Husaren-Rittmeister nach Frankfurt, verheirathete sich hier
und wurde Bürger. Von Lukacsich befaßte sich viel mit
städtischen und öffentlichen Angelegenheiten im Ehrenamt. Um
die Verwaltung des Hospitales zum heiligen Geist machte er sich
besonders verdient, was zur Widmung der Medaille Veranlassung
war. Aber auch an der Förderung unserer Gesellschaft nahm
V. Lukacsich regen Anteil. Schon kurz nach ihrer Gründung
beigetreten, war er 1828 Mitglied der ' freiwilligen aus den
beitragenden Ehrenmitgliedern gebildeten Kommission für den
Museums-Neubau, den damals projektierten, im Jahre 1832
bezogenen östlichen Flügel unseres jetzigen Museums.
In seinem gastlichen Hause auf dem Mühlberg hat der
nur wenige Jahre jüngere Eduard Rüppell bis in die letzten
Jahre seines Lebens oft und gerne verkehrt. Von Lukacsich
starb am 9. April 1878.
Dem Medailleur Schnitzspahn werden wir bei Be-
sprechung der Spieß-Medaille, welche früher, 1873, entstand
und als Vorbild für die Lukacsich-Medaille diente, wieder be-
gegnen. Schnitzspahn modellierte das Bildnis von Lukacsichs
nach dem Leben, und außer einem Abschlag in Silber und Bronze
ist dem Jubilar bei der E'eier eine goldene Medaille überreicht
worden, die sich noch im Besitz der Familie befindet.
MyHus-Medaille.
Vorderseite. Die zwei aufeinanderliegendeu Köpfe rechtshin
— 104 —
von Mylius und seiner Frau, der von ihm oben, auf seinem
Halsabschnitt L. COSSA F. klein. Umschrift: HENRICVS •
MYLIVS FRANCOFVRTENSIS ET-FRIDERICASCHNAVSS-
VINARIENSIS • CONIVGES sechsspitziger Stern.
Rückseite. Links eine sitzende weibliche Figur, neben
ihr lehnt ein Anker an einem Stamm, mit einer Hand hält sie^
den Merkurstab, mit der anderen reicht sie ein Almosen einer
Armen, die mit der Rechten danach greift. Oben herum
CIVIBVS • BENIGNIS • ET • LIBERALIBVS • S • P • Q • F • Auf
dem unteren Abschnitt das Frankfurter Wappen mit CALEND •
lANVAR • A • MDCCCXLV • Neben auf der trennenden Leiste
L. COSSA F. klein.
Bronze, 52 mm. Gegengeschenk des Versorgungshauses, Hier.
Heinrich Mylius, geb. 14. März 1769 dahier, gest.
21. April 1854 in Mailand, wo er als sehr vermögender und zur
Unterstützung von Wohlthätigkeitsanstalten und wissenschaft-
lichen Instituten geneigter Kaufmann gelebt hatte. Besonders reich
bedachte er seine Vaterstadt, namentlich auch unsere Gesellschaft,
angeregt durch den mit ihm in enger Freundschaft verbundenen
Rüppell. Die ihr im Jahre 1844 zugewiesene Spende wurde
zur Aufstellung seiner ewigen Mitgliedschaft verwendet.
Außer öfteren im Verhältnis zu anderen weniger bedeutenden
Zuwendungen verdankt unsere Gesellschaft seiner Opferfreudig-
keit eine Reihe wertvoller Geldgeschenke, welche teils — wie
gegen Ende der 301^ Jahre — ermöglichen sollten, den Gehalt
eines Konservators in angemessener Höhe auf immer zu sichern,
teils — wie Mitte der 40^ Jahre — die Ausgaben für die
Bibliothek zu heben, teils — wie 10 Jahre später — fortan
zur Honorierung von ständigen Vorlesungen zu dienen.
Wie uns Rüppells Marmorbüste durch seine Freigebigkeit
geworden ist, so hat Rüppell 1839 die Marmorbüste von Mylius
(beide sind von Pompeo Marchesi in Mailand gefertigt) der
Reihe unserer Denkmäler hinzugefügt. Als sie bei Gelegenheit
des Jahresfestes 1839 präsentiert wurde, widmete Cretzschmar
dem Gönner der Gesellschaft ungefähr folgende nicht zu ver-
gessende Worte: „Die Marmorbüste, welche Ihi-e Blicke schon
so sehr in Anspruch genommen hat, ist das wohlgelungeue
Bildnis eines Mannes, der heute vor allen uns mit Hochachtung
erfüllt und zu den erhebendsten Daukgefühlen uns verpflichtet
— 105 —
hat." „Schon seit Jahren ist es uns vergönnt, den Herrn
Heinrich My 1 ins in den Kolonnen unserer verehrlicheu
Mitglieder als einen besonderen Wohlthäter aufzuzählen, der
bei jeder Gelegenheit den Wünschen und Absichten der Gesell-
schaft mit kräftiger Unterstützung und Teilnahme jeder Art
entgegengekommen ist. Für solche Gaben reichen
Worte des Dankes nicht hin. Aber wir erkennen
in der schönen Absicht des Fürtrefflichen, der sie
spendet, die wichtige Pflicht, daß wir und die nach
uns hier wirken und schaffen werden, stets auf die
Erhaltung und Mehrung dieses so großartig unter-
stützten Institutes eifrigst bedacht sein müssen,
um dem Vertrauen, das uns zu teil geworden, auf
eine würdige Weise zu entsprechen."
Die Mylius-Medaille der Stadt Frankfurt, von welcher auch
ein goldener und drei silberne Abschläge existieren, hat folgende
Geschichte. Im Dezember 1844 berichtete das Pflegamt des
hiesigen Versorguugshauses an den Senat, daß Heinrich Mylius
abermals eine bedeutende Geldschenkung gemacht liabe^ und
fügte die Bitte hinzu, man möge erlauben, eine Gedächtnismüuze
prägen zu lassen mit dem Bildnis von Mylius und seiner Frau
und mit der Umschrift Henricus Mylius Francofurtensis Friederica
Mylius uata Schnauß Weimariana, auf dem Revers eine weibliche
Figur einer Armen Almosen reichend ; namentlich bat man aber auch
um die Erlaubnis, daß neben dem Wappen der Stadt auch S. P. Q. F.
(Senat und Bürgerschaft der freien Stadt Frankfurt) auf die
Medaille geprägt werde. Der Senat und die ständige Bürger-
Repräsentation beschlossen darauf hin, die Medaille auf Kosten
der Stadt prägen und Mylius eine goldene überreichen zu lassen,
was ihm sogleich anfangs des Jahres 1845 mitgeteilt wurde. Dieser
aber lehnte aus übergroßer Bescheidenheit die Annahme ab, und
dem Hohen Rath blieb nichts übrig, als die Herstellung, die
mittlerweile in Mailand durch den k. k. Münzgraveur Ludwig
Cossa in Arbeit genommen war, zu unterbrechen. Aber in
unaufgeklärter Weise stellte es sich im September 1845 heraus,
daß trotz Gegenordre 1 goldene, 3 silberne und 200 kupferne
Abschläge angefertigt worden waren, und im Juni 1846 über-
nahm es Rüppell bei Gelegenheit einer Reise nach Mailand
auf Wunsch des Großen Rates, Mylius zur Annahme je eines
— 106 —
goldenen, silbernen nnd kupfernen Abschlags zu bewegen, was
auch diesmal gelaug unter der Bedingung, daß alle übrigen bis
nach seinem Tode unter Siegel gehalten würden. Mehrere Jahre
später hat sich jedoch Mylius hintereinander mehrmals Stücke
ausgebeten und zuletzt das Interdikt aufgehoben.
l]s giebt auch eine Medaille auf das Ableben von Heinrich
Mylius, die unserer Sammlung jedoch z. Z. noch fehlt.
Rüppell-Medaille vou 1828.
Vorderseite. Bildnis linkshin. Umschrift: EDUARDUS
RÜPPELL M. DOCT. NAT. FRANCOFVRTI AD MOEN. D. 20
NOV. MDCCXCIV vierblättr. Rosette. Auf dem Halsabschnitt
C. PFEUFFER FEG. und unter demselben G. LOOS DIR. klein.
Rückseite. CIVI | REDVCI | TERRARVM j QVAS \ NILVS
IRRIGAT|SCRUTATORIINDEFESSO|S.P.Q.F.lMDCCCXXVin|
dann ein verzierter Strich.
Silber und Bronze, 50 mm. Schenker unbekannt.
Alle nur wünschenswerten biographischen und sonstigen
Angaben über Rüppells gewaltige Leistungen für unsere Ge-
sellschaft an Vermögen und Arbeit sind niedergelegt in dem
von Heinrich Schmidt meisterhaft entworfenen und aus-
geführten Nekrologe („Bericht" 1855), aus welchem nur zur
Orientierung hier wenige Notizen folgen,
Eduard Wilhelm Peter Simon Rüp pell war am 20. No-
vember 1794 dahier geboren und ist am 10. Dezember 1884
dahier gestorben. Seine vier Reisen nach Afrika fielen in die
Jahre 1817 bis 1818, 1822 bis 1828, 1830 bis 1834 und 1850. Am
19. Februar 1827 promovierte ihn die Universität Gießen zum
Ehrendoktor der Medizin.
In der Sitzung vom 13. Juli 1818 ist „der hiesige Bürger
und Studiosus der Naturgeschichte Herr Eduard Rüp pell zum
ordentlichen stiftenden Mitgliede vorgeschlagen und einstimmig
ernannt worden". In den Jahren 1841—1843, 1846 und 1847,
1854 und 1855, sowie 1858 und 1859 war er zweiter Direktor.
Die ihm zu Eliren benannte Rüppellstiftung wurde 1870 gegrüiulet.
Sein 90. Geburtstag führte am 20. November 1884 Dr. Heinrich
Schmidt und mich, die beiden damaligen Direktoren, in
seine Wohnung, Hochstraße No. 3 part., wo wir ihm im Namen
der Gesellschaft die herzlichsten Glückwünsche darbrachten.
— 107 —
Die Geschichte der Rüppell-Medaille der Stadt ist in ver-
schiedener Hinsicht bemerkenswert. Von befreundeter Seite war
bei Rüppells Rückkehr von seiner zweiten Reise nach dem
aeqiiatorialen Afrika eine öffentliche Feier mit Überreichung-
einer Denkmünze angeregt worden, aber Rüppell verbat sich
die Feier und äußerte, daß, wenn man denn mit Halsstarrig-
keit eine Beehrung seitens der Stadt beschlossen habe, ihm die
in Aussicht gestellte Medaille „am wenigsten unangenehm sei".
Die Vermittlung arbeitete prompt; am 10. März 1828 — also
sechs Wochen vor seinem ersten Erscheinen in der Sitzung
der Gesellschaft am 28. April — erklärte die „Bücher-Inspektion"
in einer Eingabe, man hätte gerne dem Gedanken Raum
gegeben, daß die Überreichung einer goldenen Medaille einen
würdigen und ehrenvollen Empfang Rüppells in seiner Vater-
stadt abgeben würde, wenn nur nicht der Zeitpunkt so nahe
bevorstände. Aber schon am folgenden Tage wurde die An-
regung zur Sache der Stadt gemacht und im Senat beschlossen,
daß „das Rechneiamt darüber in Konferenz zu treten habe,
dem Dr. Rüppell in Rücksicht seiner großen Verdienste eine
Denkmünze zu schlagen" und Zeichnungen dafür zu beschaffen.
Nach dem Einfordern und Einlaufen von verschiedenen Gut-
achten legte das Rechneiamt am 30. Mai mehrere Projekte
samt Zeichnungen, teils von ganz besonderer Merkwürdigkeit
vor, die im städtischen Archive niedergelegt sind. Auch an
Goethe war ein Gesuch um Vorschläge ergangen und in seiner
Antwort vom 6. Mai, deren Original in der Stadtbibliothek auf-
bewahrt wird, gab er den Rat, die Medaille in der Größe der
Soemmerring-Medaille wieder bei Loos in Berlin prägen zu
lassen, er werde mit diesem verhandeln; auf die Vorderseite
gehöre das Porträt, wozu ihm ein gutes Profil und die Umschrift
zu liefern sei ; wegen der ihm zu überlassenden Rückseite werde
er sich mit Weimarer und Berliner Künstlern benehmen.
Goethes Rat wurde aber nicht sofort befolgt. Der Senat
hatte beschlossen, „da man die beste und billigste Arbeit in
Paris erwarten dürfe", die Medaille dort anfertigen zu lassen.
Durch diplomatische Vermittlung hatte er aber dann erfahren,
daß die Anfertigung durch den Pariser Graveur, der überdies
Umstände wegen Aufnahme des Modells machte und für das
Springen der Stempel keine Garantie leisten wollte, nahezu das
— 108 —
Doppelte als die Soemmerriiig-Medaille kosten würde. (Mau
beachte die engen Bezielnmgeu zwischen Goethe und den
hohen städtischen Würdenträgern, welche z. T. zu den ersten
und thätigsten Mitgliedern der Senckenbergischen Naturfor-
scheuden Gesellschaft gehörten, zur Zeit der Entstehung der
Rüppell- und Soemmerring-Medaillen.) Erst daraufhin kam man
auf den Vorschlag Goethes zurück; das Rechneiamt wurde
ermächtigt, die Medaille bei Loos machen zu lassen und endlich,
am 12. Januar 1829, nachdem mehrere Stempel mißglückt waren,
trafen die Medaillen hier ein, je eine in Gold, in Silber und in
Bronze für Rüppell (andere für die städtische Sammlung), die
sofort abgeliefert wurden. Verschiedene Dankschreiben R ü p p e 1 1 s,
sowohl vor der Prägung, als nach der Überreichung, letzteres
erwähnt am 27. Januar 1829, sind vorhanden. Sodann ging am
3. Februar 1829 durch drei Frankfurter Zeitungen au erster
Stelle eine Anzeige des Senats von der endgültigen Ausführung
des Beschlusses vom 11. März 1828. Die deutsche Übersetzung
der lateinischen Widmung auf der Rückseite der Medaille lautet :
„Dem zurückgekehrten Mitbürger, dem unermüdlichen Durcli-
forscher der Länder, die der Nil bewässert, widmet diese
Denkmünze der Senat und die Bürgerschaft Frankfurts."
Schon lange vor der Rückkehr Rüppells von seiner zweiten
Reise wurden seine Verdienste um unsere Gesellschaft in ge-
rechtem Maße gewürdigt. In seiner Festrede 1825 „Eduard
Rüppell als Naturforscher und Mitglied der Senckenbergischen
Naturforschenden Gesellschaft" schildert ihn J. M. Map pes
u. a. in der folgenden bemerkenswerten Stelle: „Unser Landsmann
Rüppell ist einer von den seltenen Menschen, in welche die
Natur den Beruf, Großes zu unternehmen und auszuführen,
selbständig eingepflanzt hat. Was er vollbracht und was er
zu vollbringen sich vorgesetzt hat — alle seine wissenschaft-
lichen Leistungen und Unternehmungen sind aus seinem Inneren
ohne hinreichenden äußeren Grund hervorgetreten , er hat
gehandelt, wie der Geist in ihm ihn unterrichtet hat.'' Auch
unter unseren Nachkommen wird das dankbare Andenken an
unseren Rüppell nie erlöschen.
Der Dirigent der Berliner Medaillen-Münze, welche 1812
von Daniel Friedrich Loos gegründet wurde, war damals
dessen Sohn. Münzrat Gottfried Bernhard Loos, der sie 1821
— 109 —
nach dem Tode des Vaters übei-uommen hatte. Der Hof-
medailleur Christoph Carl Pfeuffer, geb. 29. Oktober 1801
iu Suhl, gest. 24. Dezember 1861 iu Berlin, lernte in seiner
Vaterstadt, kam 1821 nach Berlin zu Loos, wurde an der
Berliner Münze 1840 als Münzmedailleur, 1845 als erster
Medailleur angestellt, hat eine große Anzahl bester Stempel
geliefert, vor der Rüppell-Medaille schon die nächst zu be-
sprechende auf Soemmerriug, und u. a. auch auf die Natur-
forscher-Versammlung in Breslau.
Nach langen, stets vergeblichen Nachforschungen nach
dem Modell, welches in Berlin zur Herstellung des Profils gedient
haben mußte, war ich endlich so glücklich, es in unserm Historischen
Museum zu finden. Dort wird es aufbewahrt, „nach dem Leben
für die Rüppell-Medaille modelliert von Bildhauer Sommer".
Die Künstlerfamilie Sommer stammt aus Hanau. Der
Schöpfer des Porträts des jugendlichen Rüppell, Johann
Wilhelm Sommer, geb. 20. Okt. 1806 in Hanau, gest. 20. Okt.
1872 dahier, war Sohn des Professors Philipp Sommer in
Hanau. Er kam 1828 nach Frankfurt, von der Gesellschaft
zur Beförderung nützlicher Künste und deren Hülfswissen-
schaften angestellt als Lehrer im Zeichnen und Modellieren,
welche Stelle er aber schon 1831 aufgab, um, vorübergehend
bei Ed. v. d. Launitz, z. B. am Guiollett-Deukmal, selbständig
thätig zu sein. (Aus der handschriftlichen Sammlung Frank-
furter Künstler-Biographen des Herrn Konservator Co mill
im Historischen Museum).
Johann Wilhelm Sommer, der als junger Mann von
kaum 22 Jahren Rüppell porträtierte, zeichnete sich besonders
in Relief-Porträtflguren eigener Erfindung aus, die er im reizend
nachgeahmten Stile längst entschwundener Zeiten nach dem
Zeugnis noch lebender Berufsgenossen mit großem Geschick und
außergewöhnlicher Sorgfalt in Holz, Speckstein u. s. w. zu
schneiden verstand, und wovon zahlreiche, sehr sehenswerte
Gipsabgüsse im Historischen Museum ausgestellt sind,
Rüppell-Medaille von 1894.
Vorderseite. Brustbild in dreiviertel Profil linkshiu, im
Rock. Zur Linken oben herum EDUARD RÜPPELL, an der
rechten Schulter 1794 — 1884 und darunter Scharff klein.
— no —
Rückseite. Ansicht der Stadt samt Sacliseiiliausen von
unterhalb der Untermainbrücke. Oben herum VEREIN FÜR
GEOGRAPHIE UND STATISTIK im offenen Feld IN \ FRANK-
FURT I AM MAIN. Auf dem unteren Abschnitt ein Schild, auf
dem unten herum FÜR ] HERVORRAGENDE VERDIENSTE
auf der trennenden Leiste links W. EBERBACH klein.
Mattes Silber, 55 mm. Vom Geographischen Verein er-
worben.
Diese Medaille ist vom Verein für Geographie und Statistik
dahier 1894 zur Feier des lOOjährigeu Geburtstages Rüppells
gestiftet zur Verteilung in einem Abschlag in Gold alle 10 Jahre
an Personen, die sich um die Geographie, die Statistik oder
um den Verein selbst besondere Verdienste erworben haben.
Die Vorderseite schuf der bei der Goethe-Medaille geschilderte
Meister Anton Schar ff in Wien, bei dem Mangel an dien-
lichen Porträten eine höchst schwere Aufgabe, und die Rück-
seite ist von dem Graveur Walter Eber bach in Straßburg.
Soemmerriug-Medaille.
I.
Vorderseite. Bildnis rechtshin, unterhalb des Kinns ein
kleiner Stab mit der Aeskulapschlange. Unter dem Halsaus-
schnitt G. LOOS DIR. C. PFEUFFER FEG. Zwischen zwei
Linienkreisen die Umschrift S. TH. A SOEMMERRING NAT.
THORUNI D. XXVIII lAN. MDCCLV DOCT. GREAT. GOT-
TINGAE D. VII APR. MDCGLXXVIII fünfblättrige Rosette.
Rückseite. Untere Ansicht des menschlichen Gehirns.
Zwischen zwei Linienkreisen die Umschrift ANATOMIGORUM
PRINGIPI ANIMAE ORGANA QUI APERUIT ARTIS VIRI-
QUE GULTORES. D. VII APR. MDCGCXXVIII fünfblättrige
Rosette.
Silber und Bronze, 5OV2 mm.
II.
Vorderseite wie bei I.
Rückseite. Ein Kranz ohne Ende von dreifach aufeinander
gelegten Eichenblättern in Büscheln, zwischen welchen je drei
Eicheln.
Silber, 5OV2 mm.
— Ill —
III.
Vorderseite wie bei I.
Rückseite. Ein unten mit Bändern gebundener, oben
offener Eicheulaubkranz mit eingestreuten Eicheln.
Silber und Bronze, 5OV2 mm.
Samuel Thomas von Soemmerring, am 28. Januar
1755 zu Thorn geboren, widmete sich dem Studium der Medizin
und wurde kaum 24jährig 1779 auf den anatomischen Lehrstiilil
des Collegium Carolinum zu Kassel, im Jahre 1784 an die
Universität Mainz berufen. Seine hervorragenden anatomischen und
physiologischen Arbeiten stempeln ihn zu einem der vornehmsten
Gelehrten seiner Zeit. Im Jahre 1797 hat ihm Alexander
von Humboldt sein berühmtes Werk „Versuche über die
gereizte Muskel- und Nervenfaser" mit den Worten „Dem
großen Zergliederer S. Th. v. Soemmerring in dankbarer
Verehrung und Freundschaft" gewidmet.
Nachdem sich Soemmerring im März 1792 mit Maria
Elisabetha Grunelius, einer Tochter des bekannten Frank-
furter Patrizierhauses vermählt hatte, ließ er sich 1795 unter
die Zahl der hiesigen Ärzte aufnehmen und verblieb hier, trotz
mehrfacher Berufungen nach Jena, Halle, Würzburg und Heidel-
berg, bis er im April 1805 als Mitglied der Akademie der
Wissenschaften nach München übersiedelte.
Physikalische und chemische Studien, welche Soemmerring
emsig neben seinen anatomisch-physiologischen Untersuchungen
betrieb, führten ihn zur Erfindung des elektrischen Tele-
graphen, den er zuerst in der Sitzung der Akademie der
Wissenschaften am 28. August 1809 vorzeigte. *)
Nachdem sich Soemmerring im Jahre 1818 nach
Frankfurt zurückgezogen hatte, ist er am 17. Oktober desselben
Jahres zum wirklichen Mitglied ernannt und unter die Stifter
der Gesellschaft aufgenommen worden. Am 7. April 1828
wurde von unserer Gesellschaft gemeinsam mit der Frankfurter
Bürgerschaft und mit vielen deutschen und ausländischen Ge-
lehrten Soemmerrings öOjähriges Doktorjubiläum gefeiert und
im Anschluß hieran am 9. September 1829 die „ Soemmmerring-
*) „Denkschriften der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu
München für die Jahre 1809 und 1810", Seite 4U1.
— 112 —
Stiftung" errichtet, nach welcher alle vier Jahre ein Preis
samt einer silbernen Medaille für die wichtigste anatomisch-
physiologische Entdeckung verteilt wird.
Soeramerring starb am 2. März 1830 und wurde auf
dem hiesigen Friedhof beerdigt.
Nahezu fünfzig Jahre nach der Erfindung des elektrischen
Telegraphen, längst nachdem das erste unterseeische Kabel
durch den Kanal gelegt war, hat Soeramer rings Sohn, unser
langjähriges Mitglied, Hofrat Dr. Wilhelm Soemmerring,
durch die Veröffentlichung historischer Notizen und Auszüge
aus den Tagebüchern seines Vaters in dem Jahresberichte des
hiesigen Phj^sikalischen Vereins (1857/58, Seite 23) den strikten
Nachweis erbracht, daß S. Th. von Soemmerring der Erfinder
des ersten galvanisch-elektrischen Telegraphen gewesen ist.
Auf Anregung des Physikalischeu Vereins hat sich damals, zu
Anfang der 60er Jahre, ein Komitee für Errichtung eines
Soemmerring-Deukmals gebildet, und in dessen Auftrag hat
Eduard v. d. Launitz das Modell einer Statue Soemmerrings
in Lebensgröße angefertigt. Erst ein Menschenalter später ist
die Ausführung des Denkmals möglich geworden; bei Gelegen-
heit der 68. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte
fand am 20. September 1896 die Grundsteinlegung für das
Denkmal statt, welches jetzt, von Heinrich Petry ausgeführt,
in den Anlagen am Eschenheimer Thor aufgestellt ist. Bei
seiner feierlichen Enthüllung am 8. August 1897 wurde im
Auftrage der Gesellschaft von dem damaligen IL Direktor
Dr. A. Knoblauch zu Füßen des Denkmals ein Lorbeerkranz
niedergelegt.
Soemmerrings Sohn, sein Enkel und sein Urenkel ge-
hören zu den ewigen Mitgliedern der Gesellschaft.
Näheres über die Lebensgeschichte Soemmerrings ist in
dem Nekrolog von J. M. Map pes („Bericht" 1830) und über
die Entstehung der Soemmerring-Stiftung, sowie über die Medaille
selbst in meiner Aufzeichnung „Zur Geschichte der von der
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft gestifteten
Medaillen" („Bericht" 1897, Seite CXXXV) zu finden.
Aus dem Gutachten Goethes vom 6. Mai 1828 über die
für Rüppell zu schlagende Medaille, in welchem er voraus-
setzte, daß wiederum Loos in Berlin mit der Herstellung der
— 113 —
Rüppell-Medaille iu der Größe der Soemmerring-Medaille beauf-
tragt werde, und in welchem er mit L o o s zu verhandeln sich
erbot, geht mit großer Wahrscheinlichkeit hervor, daß Goethe
nicht allein mit der Vorgeschichte und den Umständen der Ent-
stehung der Soemmerring-Medaille völlig vertraut war, sondern
dabei auch selbst thätig gewesen sein muß.
Wie aus meiner oben erwähnten Arbeit ersichtlich ist,
wurde das Profil nach einem Medaillon von Melchior in
Nympheuburg geschnitten.
Johann Peter Melchior, geb. 1742, gest. 1825, war
ein bedeutender Künstler, namentlich in Relief medaillon-Porträts.
Er war nacheinander in den berühmtesten Porzellan-Manufakturen
Deutschlands thätig, 1770 wurde er in Höchst am Main zum
Hofbildhauer ernannt, wo er bis 1779 wirkte. Über Frankenthal,
Mannheim und Nürnberg kam er 1796 als Inspektor der Manu-
faktur nach Nymphenburg. Hier porträtierte er viele Glieder
der königlichen Familie und, wie sich leicht vermuten liißt,
stammt aus dieser Zeit auch das Medaillon von Soemmerriug,
der damals Leibarzt des Königs von Bayern war. Aus der
Höchster Zeit stammen die Porträts von Goethes Vater, der
Frau Rat und Goethe selbst. (Fr, Jännicke).
Über die Berliner Medailleure Loos und Pf e uff er habe
ich Näheres bei der Rüppel-Medaille von 1828 mitgeteilt.
Spieß-Medaille.
Vorderseite. Kopf linkshin, oben herum Di^ GUSTAV
ADOLPH SPIESS unten herum GEBOREN D. 4. DEC. 1802 •
PROMOVIRT D. 2. SEPT. 1823 Beide Inschriften sind durch
je einen sechsspitzigen Stern getrennt. Unter dem Halsaus-
schnitt C. SCHNITZSPAHN F.
Rückseite. Oben herum ZUR FEIER DES 2. SEPT.
1873 unten herum VON FREUNDEN U. GENOSSEN FRANK-
FURT I beide Inschriften durch je einen sechsspitzigen Stern
getrennt. Innerhalb DEM ARZTE | DEM FORSCHER | D.
FÖRDERER V. KUNST | UND WISSENSCHAFT j VON
SCHULE U. I FREIWILLIGER | KRANKEN- | PFLEGE.
Silber und Bronze, 52 mm. Vermutlich Geschenk von
ihm selbst.
8
— 114 —
Gustav Adolph Spieß, geb. 4. Dezember 1802 in
Duisburg, gest. 22. Juui 1875 in Frankfurt, kam 1813 nach
Frankfurt, studierte in Heidelberg Medizin und promovierte 1823
gleichzeitig mit seinem Freunde Friedrich Wo hier, dem
berühmten Chemiker, welcher unserer Gesellschaft seit früher
Zeit als Mitglied angehört hat. Zur Fortsetzung seiner Studien
reiste Spieß nach Berlin, Paris, London, Edinburg, Dublin
und kehrte 1825 nach Frankfurt zurück, um sich hier als prak-
tischer Arzt niederzulassen. Über seine nachfolgende wissen-
schaftliche und praktische Thätigkeit hat Heinr. Schmidt
ausführlich in der Gedächtnisrede am Jahresfeste 1876 berichtet.
Spieß widmete sich besonders der öffentlichen Gesundheits-
pflege und gründete auch den hiesigen Verein zur Pflege im
Felde verwundeter und erkrankter Krieger (Frankfurter Verein
vom roten Kreuze), der im deutsch-französischen Kriege eine
großartige Wirksamkeit entfaltet hat. Am 2. September 1873,
am Tage seines 50 jährigen Doktorjubiläums, wurde Spieß zu
Ehren in unseren Räumen ein hohes Fest gefeiert und ihm
bei dieser Gelegenheit die silberne Medaille überreicht.
Zum erstenmale erscheint sein Name in unseren Doku-
menten unter den Namen der bei der Generalversammlung vom
30. Januar 1841 anwesenden Ehrenmitglieder; am 10. De-
zember 1842 wurde Spieß zum wirklichen Mitglied vorge-
schlagen und am 28. Dezember ernannt. Fortan hat er sein
reiches Wissen in die Dienste der Gesellschaft gestellt, teils
Vorträge haltend, teils als Schriftführer wirkend, so in den
Jahren 1844 und 1845, teils als erster Direktor die Geschäfte
leitend, so in den Jahren 1853 (im Oktober regte er zur Grün-
dung der Tiedemann-Stiftung an) und 1854, dann wieder 1863
und 1864, teils als Mitglied verschiedener Kommissionen, so
namentlich der Kommission für die Soeramerringpreis-Verteilung,
wie bei der Helmholtz-Medaille bereits erwähnt worden ist. Die
Gedächtnisrede von Heinr. Schmidt schließt mit den Worten:
„Die Senckenbergische Natur for seh ende Gesell-
schaft legt an seiner Ruhestätte einen unverwelk-
lichen Kranz nieder, gewoben vonDankbarkeit und
Verehrung."
Der Medailleur Christian S c h n i t z s p a h n , Professor in
Darmstadt, geb. am 6. Dezember 1829, gest. am 15. Juli 1877,
— 115 —
arbeitete zunächst im Geschäfte des Vaters, des Hessischen
Hof Juweliers Martin Schnitzspahn, dann bei einem Graveur
in Hanau und bildete sich nachher in München und Berlin für
seineu Beruf weiter aus. Seine Geschicklichkeit führte zu einem
mehrjährigen Engagement an der berühmten Prägeanstalt von
Wyon in London, von wo er 1858 in seine Vaterstadt zurück-
kehrte, um als Hofmedailleur angestellt zu werden. Längere
Leiden setzten seinem Leben frühzeitig ein Ziel. Das Porträt der
Spieß-Medaille ist nach dem Leben modelliert, und die Medaille
selbst ist in der Berliner Medaillen-Münze von G. L o o s geprägt
worden.
Stricker-Medaille.
Vorderseite. In einem stilisierten Lorbeerkranz WILH.|
STRICKER 1 GEBOREN 7. JUNI 1816 | IN FRANKFURT a/m. |
DOCTOR] MEDICIN.BI BERLIN 17. AUG. 1839. ] Ornament 1 1889
Rückseite. Ansicht von Frankfurt mit dem eisernen Steg.
Links die Fraucofurtia, sich auf einen Barockschild mit dem
Adler stützend, wie sie mit der Rechten einen Kranz darreicht.
Rechts oben FRANKFURT A/m.
Silber und Bronze, 41 mm. Von Herrn Paul Joseph im
Tausch erworben.
Wilhelm Friedrich Karl Stricker, geb. 7. Juni 1816
und gest. 4. März 1891 dahier, wurde hier 1844 Arzt, 1846
Armenarzt, seitdem thätig an der Senckenbergischen Bibliothek,
1854 zweiter, 1863 erster Bibliothekar; 1886 gab er die Stelle
als Armenarzt auf. Am 17. August 1889 war im Hörsaal des
Physikalischen Vereins die offizielle Feier seines 50jährigen
Doktorjubiläums, wozu ich unter anderen Vertretern vieler
gelehrten KiJrperschaften als damaliger zweiter Direktor ihm
im Namen unserer Gesellschaft Glück zu wünschen berufen war.
Seine überaus vielseitige Thätigkeit ist in unserem „Bericht"
von 1891 von E. Cohn in höchst sympathischer Weise ge-
schildert worden ; an dieser Stelle ist auch zugleich ein Verzeichnis
seiner zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, die allerver-
schiedenartigsten Gegenstände umfassend, erschienen.
Stricker wurde am 22. Januar 1870 zum wirklichen Mit-
gliede unserer Gesellschaft ernannt.
Die Medaille, welche in Nürnberg in der rühmlichst be-
kannten Münz-Anstalt von L, Chr. Lauer angefertigt worden
— 116 —
ist, wurde ihm bei Gelegenheit seines 50 jährigen Doktorjubiläums
von Herrn Paul Joseph dahier, dem bedeutenden Numismatiker,
der zeitweise mit ihm dem Vorstande des Alterthumsvereins
angehörte, aus Freundschaft und Verehrung gewidmet. Was
u. a. beide zu näherer Befreundung führte, war die Geschichte
von Strickers Vorfahren. Sein Ururgroßvater , Jeremias
Bun sen, war Münzmeister, Hofmaler und Bürgermeister in
Arolsen, dessen Sohn, Philipp Christian Bunsen, war zuerst
Münz- und Postmeister in Arolsen und kam 1764 als Münz-
meister nach Frankfurt, und wieder dessen Sohn, Johann
Georg Bunsen, Strickers Großonkel, war mit dem Titel
Münzrat ebenfalls Münzmeister dahier.
Tiedemanii - Medaille.
I.
Vorderseite. Bildnis rechtshin. Oben herum FRIDERICUS
TIEDEMANN, unten herum NAT. D. XXIII AVG. MDCCLXXXI
Unter dem Halsausschnitt C. VOIGT klein.
Rückseite. Ein Seestern, zwischen den beiden unteren
Radien FRANCOF. A. M. | D. X MART. MDCCCLIV, Um^
Schrift: VIRO DE AUGEND A NATVRAE SCIENTIA PER X
LVSTRA EGREGIE MERITO SODALES ®
Silber und Bronze, 45 mm.
II.
Vorderseite. Vom nämlichen Stempel wie oben.
Rückseite. Von neuem Stempel, der sich vom alten nur
durch die Rosette am Ende der Umschrift unterscheidet. (Siehe
meine Arbeit: „Zur Gesch. der von der Senck. Naturf. Ges.
gestift. Medaillen" „Bericht" 1897, Seite CXLIV).
Friedrich Tiedemann, geb. 23. Aug. 1781 zu Kassel,
gest. 22. Jan. 1861 zu München, war Professor der Physiologie
und Anatomie 1805 in Landshut, 1816 — 1849 in Heidelberg.
Am 20. April 1820 wurde er zum korrespondierenden Mitgliede
vorgeschlagen, am 14. Juni ernannt. Seitdem trat Tiedemann
in enge Beziehungen zu unserer Gesellschaft, wie aus dem regen
Verkehre mit seinen hiesigen Verehrern und ehemaligen Schülern
und aus seinen reichen Zuweisungen für die Bibliothek und
die Sammlungen ersichtlich ist. Ende 1849 zog er sich von
der akademischen Laufbahn zurück und siedelte nach Frankfurt
— 117 —
über, nachdem er im badischen Aufstand in Rastatt seinen
ältesten Sohn verloren hatte, und nachdem seine beiden jüngeren
Söhne mit Weib und Kind nach Amerika geflüchtet waren.
Hier hat er Ruhe und Trost in seinem Leid gesucht und hat
sie in dem wissenschaftlichen Verkehr mit den ausgezeichneten
Männern unserer Gesellschaft, einem Spieß, Varrentrapp,
Lucae u. a. gefunden. Er beteiligte sich oft an den Sitzungen
und hielt Vorträge über die verschiedensten Gegenstände.
Über das ihm bei seinem öOjährigeu Doktor Jubiläum am
10. März 1854 hier bereitete Fest und die Gründung der
Tiedemann-Stiftung findet man nähere Mitteilungen in^ meiner
obengenannten Zusammenstellung im „Bericht" 1897. Über die
Stiftung ist etwa nachzutragen, daß am 11. November 1871
die Statuten wie folgt festgesetzt worden sind:
„§ 1. Alle vier Jahre, am 10. März, dem Tage der Pro-
movierung Tiedemanns, sollen die Zinsen des Kapitals mit
dreihundert Gulden demjenigen Deutschen, welcher die Anatomie
und Physiologie am weitesten gefördert hat, als Tiedemann'scher
Preis zuerkannt werden. Dem Preis ist eine silberne Medaille bei-
zufügen. Die erste Verteilung wird am 10. März 1875 stattfinden.
§ 2. Die Zuerkennung des Preises geschieht durch einen
Beschluß der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft,
nachdem eine zu diesem Zwecke gewählte Kommission eine Be-
gutachtung abgegeben hat.
§ 3. Diese Bestimmungen sollen der im nächsten Jahre zu
Leipzig stattfindenden Versammlung Deutscher Naturforscher
und Ärzte mitgeteilt werden."
Und ferner, daß die jüngste Verteilung des Preises im
Jahre 1899 an Prof. Dr. Alb recht Kossei, Direktor des
Physiologischen Instituts in Marburg, für eine Reihe ausge-
zeichneter Arbeiten über die chemische Struktur des Eiweiß-
moleküls geschehen ist.
Später verließ Tiedemann Frankfurt wieder, um seinen
Wohnort in München zu nehmen. Wie er 1850 ohne weiteres
aus der Reihe der korrespondierenden Mitglieder zu den wirklichen
herübergenommen worden ist, so trat er alsdann, ebenfalls ohne
daß es einer besonderen Erwähnung bedurfte, in die frühere
Stellung eines korrespondierenden Mitgliedes der Gesellschaft
zurück.
— 118 —
Bekanntlich wurde das Bildnis Tiedemanns zur Medaille
von Ed. V. d. Launitz modelliert, die Stempel zur Medaille
von C. Voigt in München graviert.
Der Professor der Bildhauerkunst, Nikolaus KarlEdu-
ard Schmidt von der Launitz (Ed. v. d. Launitz), geboren
23. November 1797 zu Grobin in Kurland, gestorben 12. De-
zember 1869 dahier, studierte bei Thorwaldsen in Rom und
kam anfangs der 30er Jahre nach Frankfurt, wo er in den
folgenden Jahren vielfach zu unserer Gesellschaft in Beziehung
trat. Als 1834 Rüppell zum dritteumale aus Afrika zurück-
kehrte und V. d. Launitz „mit einsichtsvoller Thätigkeit eine
Feier anregte und ausführen half, ist er zum außerordentlichen
Ehrenmitglied ernannt und ihm das Diplom durch eine Depu-
tation überreicht worden. Zum erstenmale erscheint sein Name
in dem Protokoll einer wissenschaftlichen Sitzung am
22. Mai 1843. Er hielt damals einen Vortrag über seine Me-
thode, „wie man naturhistorische Gegenstände in geometrischem
Aufriß zeichnen kann." Seine Versuche, die Kunst mit der
Naturwissenschaft zu verknüpfen, sind dann öfters hervortretend
gewesen. Neben seinen Vorlesungen für Künstler über Anatomie
hielt er wiederholt Vorträge in unserer Gesellschaft „über die
Anwendung der Plastik in der Naturwissenschaft", „über ein
rationelles Proportionsgesetz in der Morphologie", „über Ge-
sichtsbildung einiger Meuschenstämme". Das Vorführen seiner
Zeichenmethode war von unmittelbar zündender Wirkung. Schon
am 2. September 1843 konnte W. Soemmerriug Abbildungen
von Schädeln vorzeigen, die „durch ein doppeltes Gitter visiert
aufgenommen waren", und Lucae sich über die Zweckmäßigkeit
der Methode aussprechen, „namentlich zur Profilaufnahme von
Schädeln". „Beide Herren hatten zufällig ein und dasselbe Ob-
jekt nach der Natur aufgenommen, und beide Zeichnungen über-
einander gelegt paßten auf's genaueste zusammen."
Außer dem Porträt Tiedemanns besitzen wir von Ed.
V. d. Launitz die Gipsbüste der darin verewigten Mitglieder und
Stifter von Heyden, von Meyer und Cretzschmar, nach welch'
letzterer die Marmorbüste durch Bildhauer Eumpf hergestellt
worden ist. Von ihm besitzen wir ferner, teils als Geschenk
zu seinen Lebzeiten, teils aus seinem Nachlasse erworben, die
Gipsabgüsse von Rasseuköpfen in unserer biologischen Sammlung.
— 119 —
Während seines Aufenthaltes in Rom hatte v. d. Launitz
den Medailleur V 0 i g t bei Thorwaldsen, der sich von ihm
modellieren ließ, kennen gelernt, und diesem Umstände ist es
zuzuschreiben, daß Voigt, der inzwischen längst von König
Ludwig als Hofmedailleur nach München berufen worden war,
die Ausführung der Tiedemann-Medaille übertragen worden ist.
Professor Karl Friedrich Voigt, geb. 6. Oktober 1800
in Berlin, gest. auf einer Reise 13. Oktober 1874 in Triest,
war kaum 20 Jahre alt schon Medailleur an der königlichen
Münze seiner Vaterstadt. Ein erworbener Preis erlaubte ihm,
zu seiner Vollendung Reisen ins Ausland, nach London, Paris
und Italien zu unternehmen, und erst 1830 siedelte er nach
München über, wo aus seinem Atelier eine Menge der geschätz-
testen Stempel hervorgingen, die dem Künstler Auszeichnungen
aller Art eintrugen. Die Tiedemann-Medaille gehört zu den
letzten, welche Voigt in München ausführte; die späteren Jahre
seines Lebens verbrachte er in Rom. (Kuli, Mitteilungen der
bayrischen Numismatischen Gesellschaft, 1885).
Yircliow-Medaille.
Vorderseite. Brustbild in Vorderansicht, etwas nach rechts
gewendet, mit Brille und im Rock, der rechts mit einem Palmen-
wedel, links mit einem Lorbeerzweig abgeschlossen ist. Umschrift
PROFESSOR DR. RUD. VIROHOW Unter der linken Schulter
klein OERTEL BERLIN D. Unten herum außerhalb eines
Linienkreises klein I. GÖTZ SC. E. DEITENBECK FEC.
Rückseite. Ein zum Kranz geschlungener Lorbeerzweig
um 1821 1 13. OCTOBER | 1891
Bronze, 71 mm. Käuflich erworben.
Rudolf Virchow ist am 16. Oktober 1847 von Spieß
als Gast eingeführt und der „durch seine physiologisch-patho-
logische Arbeiten rühmlichst bekannte Gelehrte" gleichzeitig
zum korrespondierenden Mitglied vorgeschlagen und am 23. Okto-
ber ernannt worden.
Am Tage seines 50jährigen Jubiläums als korrespon-
dierendes Mitglied, in der wissenschaftlichen Sitzung vom
23. Oktober 1897, wurde Virchows Ernennung zum korrespon-
dierenden Ehrenmitglied verkündet und am gleichen Tage
dem Jubilar das küustlerisch-ausgeführte Diplom in Berlin durch
— 120 —
unser Verwaltungsmitglied Geh. Med.-Rat Professor Dr. Weigert
persönlich überreicht. Bei diesem Anlaß betonte Virchow
wie sehr seiner Zeit seine Ernennung zum korrespondierenden
Mitgliede unserer Gesellschaft, die erste Ehrung, die dem
jungen Gelehrten zu teil geworden, sein Selbstvertrauen ge-
festigt und ihn zu weiterer Verfolgung der von ihm neubetretenen
Bahnen der Forschung bestimmt habe. („Bericht" 1898, Seite X.)
Unsere Medaille ist gelegentlich Virchows 70steu Ge-
burtstages zu Sammlerzwecken in der Berliner Medaillen-Münze
Otto 0er tel hergestellt, das Modell von Bildhauer GiJtz,
die Gravierung von Medailleur Deiteubeck gefertigt worden.
Es giebt aber noch Stücke in Silber und Bronze von der bei
Besprechung der Goethe-Medaille erwähnten, 180 mm großen
Gold-Medaille von Scharf f, welche Virchow von seinen
Verehrern am 13. Oktober 1891 dargebracht worden ist. Diese
Medaillen fehlen unserer Sammlung noch.
— 121
Beiträge
zur Geologie der Umgegend von Frankfurt a.M.
Von
Prof. Dr. F. Kinkelin.
(Mit Tafel VIII und IX und 5 Textfiguren.)
I. OberpliocJliiflora von Nieder-Ursel und im Untermaintlial.
In der unteren Wetterau ist, abgesehen von den begleiten-
den Höhen im Osten und Westen, das Tertiär fast durchaus
von ziemlich mächtigem Diluvium, von Schotterablageruugen und
Lößanhäufungen, bedeckt. Nur selten steht das Untermiocän
zu Tage an, wie z. B. bei Eschborn und NNW Niederhöchstadt
in der Rinne des Westerbaches.*) In einer großen und tiefen
Sandgrube an der Kreuzung der Elisabethstraße mit der Land-
straße Rödelheim-Eschborn sieht man unter mächtigen Schottern
die weißen pliocänen Saude.**)
Daß das Pliocän unter dem Diluvium durchzieht, hat neuer-
dings auch eine Bruunengrabung zunächst Nieder-Ursel gezeigt.
Hier ist es nicht bloß lithologisch zu erkennen, sondern auch
durch die pflanzlichen Fossilien, die ihm eingebettet sind. Diese
I)estehen aus Stücken von Baumstämmen, aus einem von Sand
durchsetzten Packwerk von Pflanzenstengeln und aus in diesem
Packwerk eingebetteten Früchten.
Jene Brunneugrabuug bei Nieder-Ursel ergab nach Mit- •^'*«'"['Jj"cä"-
teilung des Bohrmeisters folgende Schichtenfolge: Nieder-ursei
Löß 8 m
Kies 3 „
Lichtgrauer glatter Letten mit Kohlenschmitzen . 3 „
*) Abhandl. z. geol. Karte von Preußen etc. Bd. IX. Heft 4, p. 133.
**) I. c. p. 132.
— 122 —
Weißer bis rötlich-gelber Sand 5 m
Grauer sclilichiger Sand mit Braunkohle u. Früchten 3,5 „
In 28 m Teufe soll, nach dem Befunde bei einer nahe-
gelegenen Brunnengrabung- zu urteilen, ein grobkörniger Sand
anstehen.
Von Früchten sind folgende erkannt:
Fagus pliocaenica Geyl. & Kink., Becher, var. latilohata
und var, angustüobata in sehr großer Menge
Nyssites obovatus Web. sp., Früchte in z. T. vorzüg-
licher Erhaltung 27 Stücke
— ornithobromus Ung., Früchte 3 „
Frenelites europaeus Ludw. sp., Früchte (? Samen-
stand) in guter Erhaltung • 16 „
Corylus avellana L. fossüis, Früchte — Fragmente 2 „
Carpinus betulns L., Stammteile mit Rinde.
Coniferenzapfen, schlecht erhalten, daher nicht be-
stimmbar 2 „
Draba venosa Ludw. sp 2 „
Peucedanites lommelii n. sp 12 „
Sporenlager eines Pyrenomyceten.
Holzkohle.
Dazu kommt noch eine ziemliche Zahl kaum bestimmbarer
Früchtchen.
Südlich, wie nördlich von Nieder-Ursel kommen pliocäne Ab-
lagerungen vor, welche auch durch die ihnen eingelagerte Flora
ihr geologisches Alter zu erkennen geben.
Die eine Flora*) ist den Brauukohlenflötzchen entnommen,
die zwischen dem Frankfurter Klärbecken bei Niederrad und
Eaunheim a, M. sich ausdehnen; sie wurde s. Z. von mir aus
dem Flötzchen der Klärbeckenbaugrube und der Baugrube der
Schleusenkammer bei Höchst a. M. gewonnen.
Die andere Flora**) stammt aus den mächtigeren und weit
ausgedehnten Braunkohlenlagern der mittleren Wetterau; die
dankbarste Fundstelle von Früchten war s. Z. Dorheim. Nieder-
Ursel liegt zwischen diesen jungtertiären Braunkohlenanhäufungen,
doch denen des Mains näher, ungefähr 24 km von Dorheim und
9,5 km von Höchst a. M.
*) Senckenb. Abhandl. 1887. Bd. XV. Heft 1, p. 1—47 mit 4 Tafeln.
**) Palaeontogr. 1855—58. Bd. V. p. 81—109 mit 6 Tafeln.
— 123 —
Von den oben aufgeführten Früchten haben sich mit Aus-
nahme der Umbelliferen- und Cruciferen-Früchtchen alle in dem
Klärbecken — Höchster Flötzchen gefunden. Während aber die
Pliocäuflora des Uutermainthales unterhalb Frankfurts sehr
mannigfaltig ist — wir unterschieden 31 verschiedene Pflanzen-
formen, und unter ihnen ist besonders die Zahl der Coniferen-
und Juglandeeuarten eine beträchtliche — ist die Pliocäuflora
von Nieder-Ursel viel einförmiger; in gröi^erer Zahl sind hier
nur die Bäume von Fagus pliocaenica, Nyssites obovatus und
Frenelites curopaeus vertreten. Der Wald, der den Pliocänsee
bei Nieder-Ursel umsäumte, war vorherrschend von Buchen be-
standen; Nyssites und Frenelites stehen in ihm beträchtlich hinter
Fagus zurück. Bei einer größeren Ausdehnung der Fundstelle,
als es ein Brunnenschacht ist, würde wohl die Zahl der Arten bei
Nieder-Ursel auch eine größere gewordensein; das Verhältnis ihrer
Häufigkeit würde sich aber wohl nicht wesentlich geändert haben.
Mit der Flora der mittleren Wetterau hat die von Nieder-
Ursel nur Nyssites obovatus, Draba venosa und Corylus avellana
gemein. Die Flora von Nieder-Ursel steht also derjenigen in
ihrem Bestände viel näher, welche den Wald auf dem denudierten
Untermiocän des Tertiärzuges Sachsenhausen -Bieber-Oberts-
hausen und auf den Rotliegenden Schichten im Süden dieses
Zuges zusammengesetzt hat, einen Wald, der wohl in noch
größerer Ausdehnung geschlossen, wenn auch von Bächen oder
Flüsschen durchzogen war, als er heute ist.
Ich weise auch hier darauf hin, daß in der mittleren
Tertiärzeit schon einige Gattungen, auch wohl die eine und
andere Art der hiesigen Flora angehört haben, die sich bis zur
Oberpliocänzeit daselbst erhalten haben.
Von Münzenberg und Salzhausen sind : Carpinus grandis Ung.,
von Müuzenberg, vom Frankfurter Hafen und von Salzhausen:
Liquidambar europaeus AI. Br.,
von Münzenberg und Salzhausen: Fagus feroniae Ett. und
F. attenuata Goepp.,
von Kaichen und Frankfurt a. M. eine Fagus, durch Becher und
Buchecker vertreten,
von Salzhausen: Nyssa europaea Ung., N. orniihobroma Ung.
und N. nertumni Ung. bekannt,
von Münzenberg besonders kennt man mehrere Arten Finns.
— 124 —
oberpiioeän- j^Qy nehme ich Grele^euheit, mich über einige Bemerkungen
flora im o ) & &
,^"Jernw'|i- des Herrn Dr. August Schulz in seinen „Gruudzüge einer
thai nnd in ® 11 b
^wetteraü^" Eutwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt Mittel - Europas seit
dem Ausgange der Tertiärzeit, 1894 p. 153 Anm. 14" zu äußern
und, veranlaßt durch die Funde bei Nieder-Ürsel, wie durch jene
Bemerkungen, nochmals einige der fossilen Früchte aus dem
Klärbecken — Höchster Braunkohlenflötz rücksichtlich ihrer Be-
stimmung zu besprechen.
Herr Dr. Schulz findet es „bedauerlich", daß wir „die
meisten Ausgrabungen nicht selbst gemacht haben". Wie sich
Dr. Schulz durch die Lektüre der Abhandlung über jene Flora
hat unterrichten können, stammen die betreffenden Pflauzenreste
aus zwei bedeutenden Grabungen; die eine Grabung — Klär-
becken — geschah im Auftrage und unter Kontrole des städti-
schen Tiefbauamtes von Frankfurt a. M., die andere — Schleuse
Höchst a. M. — im Auftrage der königl. preußischen Regierung.
Der Zweck dieser Baugruben ist aus ihrer Bezeichnung ersichtlich.
Zweck wie Ausdehnung der Grabung schließen an sich das von
Dr. Schulz gedachte Unternehmen eines Privatmannes aus.
Wie allgemein bekannt, geschehen Eröffnung von Steinbrüchen,
Anlage von Kanälen, Herstellung von großen Bassins zur Auf-
nahme und Klärung der Abwasser einer großen Stadt, Tunuel-
bauten, Eisenbahneinschnitte etc. etc. nie im Interesse und
Auftrage von Geologen ; die letzteren nützen nur die glückliche
Gelegenheit, einen mehr oder weniger weitreichenden Einblick
in den geologischen Bau und die Schichtenfolge der betreffenden
Gegend zu gewinnen ; auch zu Brunneugrabung und tieferer
Bohrung wird der Geologe nur selten, w^enn nicht auf eigenem
Grund und Boden, Gelegenheit haben, er müßte denn mit
reichen Geldmitteln ausgestattet sein, etwa an kritischen Stellen
eine mehr oder weniger tiefe Bohrung unternehmen — ein
seltener Fall.
Die Schichtenfolge war in beiden, nur 4,25 km von ein-
ander entfernten Baugruben dieselbe, von oben nach unten:*)
Aulehm (alluvial) ca. 2 m mächtig ;
Sand und Kies mit Blöcken (diluviale
Niederterrasse) ,, 3 „ „
*) Senckenb. Ber. 1884/85 p. 210—214.
— 125 —
Feiner weißer iiud grauer, z. T. sclilichiger
Sand, Stämme, Früchte etc. eiuschlies-
seud, scharf gegen den Kies abschnei-
dend, bis 12 m erbohrt ca. 3 — 5 m mächtig
Die Aufsammlungeu in den beiden Flötzchen geschahen nur
auf meine Veranlassung. Beim Sammeln der Früchte etc. wurde
ich in liebenswürdiger und sachkundiger Weise von den Herren
Ingenieur Löhr im Klärbecken und königlichen Bauführer
Splett in Höchst a. M. unterstützt. Daß Herr Löhr auch an
die Herren Oberbürgermeister M i q u e 1 , Stadtbaurat L i n d 1 e y
und Ingenieur Askenasy einige Früchte auf besonders aus-
gesprochenes, durch das Interesse an den hübschen und mannig-
faltigen Früchten hervorgerufenes Ersuchen abgab, hat mit der
Zuverlässigkeit der Aufsammlung nichts zu thun; diese Herren
stellten mir und damit dem Senckenbergischen Museum alle so
erhaltenen Pflauzenreste aus dem Klärbecken zu, wofür ich ihnen
natürlich zu danken hatte. Wie vermöchte ein Geologe oder
Paläontologe während einer mehrere Monate lang dauernden
Grabung stets gegenwärtig zu sein. Hier geschah die Aufsamm-
lung zum größten Teil durch die stets gegenwärtigen Herren
Löhr und Splett und zwar persönlich und nur in ganz geringem
Maße durch die Arbeiter. Herr Dr. Schulz konnte auch aus
unserer Abhandlung ersehen, daß die beiden Braunkohlenflötze,
denen alle jene von uns beschriebenen Früchte entnommen sind,
eine sehr geringe Mächtigkeit hatten, sodaß von einer Ver-
mischung zweier Horizonte, wie es Dr. Schulz andeutet, keine
Rede sein kann.
Zur Beurteilung der Funde haben wir von Werner und
Winter vorzüglich ausgeführte Abbildungen den Beschreibungen
beigegeben, sodaß man an unseren Bestimmungen sichere Kritik
üben kann; außerdem sind die Originale in der palaeonto-
logischen Sammlung des Senckenbergischen Museums ausgestellt.
Bezüglich der Bemerkung von Dr. Schulz, daß Liqui-
damhar, Juglans^ Carija mit Phms cembra, Pinus mo7itana und
Larix unmöglich in derselben Schichte vorkommen können, habe
ich also oben gezeigt, daß die Früchte, welche wir so deter-
miniert haben, ohne Ausnahme aus demselben Flötzchen stammen,
das den sehr mächtigen Pliocänschichteu des Untermainthaies
eingebettet ist.
— 126 —
Es gilt also nur, die Determinieruiig zu prüfen.
Möge diese zu ausführliche Darstellung entschuldigt werden
durch den offen ausgesprochenen Vorwurf ungenauer Beobach-
tung und Berichterstattung.
Liquida ttibar.
Vorerst konstatiere ich des weiteren, daß die Bestimmung
der Fruchtstände von Liquidambar*) einspruchfrei ist, und
ganz dasselbe gilt von den Juglandeen.
Herr Dr. Schulz schreibt: „Nach meiner Meinung liegt
jedoch gar kein Grund vor, diese Coniferenreste (es sind die von
Pinus montana, Plnns cembra und Larix gemeint. K.), ebenso-
wenig wie die Keste von Jitglans, Car-ya u. s. w., zu einer leben-
den Art zu ziehen." Uns schien es richtiger, fossilen Früchten,
die wir von recenteu nicht zu unterscheiden vermochten, auch
den entsprechenden Namen nur mit dem Beisatze „fossilis" zu
geben, statt eine Anzahl neuer Species zu machen,
Juglans cinerea L. fossilis.
Wir nahmen daher bei den Jnglansiv\\Q\\i%\i nicht den
Namen Ungers: Jugkms iephrodes oder den Ludwigs:
Juglans goejjperti, weil wir uns überzeugten, daß die so genannte
Form in der großen Menge von Jii glansf rüchten aus Klärbecken
und Schleusenkammer Höchst nur eine durch ein einzelnes
Exemplar repräsentierte x\bnormität ist; noch ein mit Juglans
gocpperti Ludw. übereinstimmendes Exemplar kam später bei
einer Brunnengrabung in den Farbwerken bei Höchst a. M.,
auch aus den oberpliocänen Sauden stammend, zu Tage. Hierzu
bemerke ich noch, daß Schenk in seinem Handbuch p. 446
auch dafür hält, daß Jugl. tephrodes Ung. mit Juglans goepperti
Ludw. vielleicht zusammenfällt, und daß AI. Braun die
Identität jener mit Juglans cinerea nicht unwahrscheinlich ist,
was jedoch Schenk bezweifeln möchte. Es hat aber wohl
keinem der eben genannten Forscher eine solche Menge von
fossilen Juglansivüchitn zum Vergleiche vorgelegen, wie uns,
die wir uns von der ziemlich großen Formenmannigfaltigkeit
von Juglans cinerea an gleichem Ort und aus gleicher Zeit
*) Schenk, Handbuch der Paläophytologie p. 623-25, Fig. Sil.
— 127 —
überzeugten. Man hätte dann auch jeder anderen Varietät von
Juglmis cinerea, deren wir vier unterscheiden, einen besonderen
Artnamen geben müssen ; die fragliche Form nannten wir Juglans
cinerea var. goepperti Ludw. in Rücksiclit auf das gleiche Alter
von dieser Form und der Juglans goepperti Ludw.
Wenn uns auch die Ähnlichkeit zwischen der Frucht der
nordamerikanischen Juglans nigra mit der der Juglans globosa
Ludw. auffiel, so glaubten wir doch in diesem Falle die tertiäre
Art von der recenten durch den Namen unterscheiden zu sollen.
jPinus äff. laricio Poiret fossilis.
Bei der Nachprüfung der betreö'enden Zapfen, worin mich
mein Kollege, Herr Professor Dr. M. Moebius, Dozent der
Botanik am Senckenbergianum, durch Vorlage von gutem Ver-
gleichsmaterial unterstützte, ergab sich, daß allerdings der eine
Zapfen, den wir, bis auf weiteres, 1. c. p. 15 zu Pinus cemhra L.
stellten, einer anderen P/;«*sgTuppe zugehört.
Die eirunde Gestalt des Zapfens, die Breite und Dünne
der Fruchtschuppen in der Portion des Schildchens, das leider
bei unserem Exemplar zum großen Teil abgestoßen ist, dann
auch, wie wir glaubten, die Flügellosigkeit der Samen sprachen
für die Bestimmung von Pinus cembra. Beim Vergleich des
fossilen Zapfens mit recenten Zapfen von Pinus cembra wies
sich eine nicht unbeträchtlich bedeutendere Länge der Frucht-
schuppen bei jener, als bei P. cembra aus.
Was nun die Flügellosigkeit der Samen anlangt, so lösen
sich die Samen allerdings flügellos aus den Nischen am Grunde
der Fruchtschuppen ab ; es ist mir aber nach genauerer Unter-
suchung nicht zweifelhaft, daß die dünne, schwarze, kohlige
Schichte über der braunen Innenseite der Schuppe von den
Flügeln herrührt. Die Umgrenzung dieser schwarzen Schichte,
die mit der Schuppe fest zusammenhängt, dann auch der Um-
stand, daß die Innenseite der Fruchtschuppe von einer hervor-
ragenden Mittellinie in zwei gleiche Teile geteilt ist, macht es
zur Gewissheit. So ist denn Pinus cembra bezüglich des be-
treffenden fossilen Zapfens ganz ausgeschlossen. Zu dem Besitze
von Flügeln am Samen und der größeren Länge der Frucht-
schuppen käme auch noch als eine von P. cembra unterscheidende
Eigenschaft die geringere Größe der Samen.
-• 128 —
In der (:lestalt und besonders in dem stumpfen Gipfel des
Zapfens, dann in der Gestalt und Größe der geflügelten Samen
und in der der Fruchtschuppen fällt eine ziemlich große Über-
einstnnmung mit dem Zapfen auf, den Potonie*) nach der
Bestimmung von Hartig jun. aus dem Miocän von Grunow
bei Crossen als Pmus laricio beschreibt und abbildet. Die
recente Pmus laricio Poiret var. m^s^r/om Endl.**) ist übric^ens
nicht so stumpf, hat einen mehr spitzen Gipfel als die miocäne.
T .. , , Fossiler Finus Pinus
Lange von der Ansatzstelle an der Zapfen. larido. f) cemhra.
Spindel bis an den oberen Eand
des Schildchens, auf der Innen-
seite gemessen 34-35mmca.37mm25 mm
Größte Breite der Fruchtschlippe 16 „ „17 24 5
Länge des Samens . . q " " 7 " io'r "
Breite des Samens 5 35 g'
Die größte Breite der Fruchtschuppe ist beim pliocänen Zapfen
und bei Pmus cemhra in der Portion des Schildchens, bei Pinus
laricio Y. austriaca hingegen ungefähr in der Mitte der Schuppe-
beim fossilen Zapfen sind daher die Eänder der Fruchtschuppe
gegen oben etwas divergent, bei Pmi/W«m/o hingegen un-efähr
parallel. Bei Pinus cemhra ist bei der geringen Längte der
Schuppen die Divergenz der Ränder beträchtlich.
Da die Schildchen am pliocänen Zapfen 1. c. Taf I Fig 8
mehr oder weniger abgestoßen sind, so ist die Gestalt derselben
mit denen von Pinus laricio nicht zu vergleichen. Immerhin
steht der fossile Zapfen Pmus laricio Poiret nahe, wenn er
nicht zu dieser Art gehört. In der Schmalheit der Schildchen
stimmt der fossile Zapfen auch mit den amerikanischen Föhren
Pmus pungens Mchx. und Pinus iaeda L. überein, deren Zapfen
aber noch spitzer sind, als die der recenten P. laricio var austriaca
Ich ziehe es auch hier vor, durch die Benennung auf den
nächst verwandten Baum hinzuweisen, statt für den fraglichen
Zapfen einen neuen Namen zu wählen und bezeichne ihn daher
Pmus äff. laricio Poiret fossilis.
*) Lehrbuch der Pflanzenpaläontologie p. 311 Fig 312 2
w n 'V.^f'^K. T^ ^- Wil^^l"'- Die Bäume und Stiäucher des
Waldes. I. Abt. Die Nadelhölzer, p. 148, Taf. VI.
t) Ebendaselbst Taf. VI, Fig. 4.
— 129 —
I* inns montana Mill, fossilis.
Die nochmalige eingehende Untersuchung der als Pimis
montana bestimmten Zapfen*) hat zur Bestätigung unserer
früheren Bestimmung geführt; besonders sind es die Dimensionen
des Schildchens, die Pimis montana von der nahen Verwandten
Pinus silvestris L. unterscheiden läßt. Die quere Diagonale des
Schildcheus ist bei jener beträchtlich größer als die in der
Längsrichtung des Zapfens liegende Diagonale des Schildchens,
wie es auch die Messung wieder ergab; bei Pinus silvestris
sind diese Dimensionen gleich. Zum Vergleich zogen wir sowohl
Zapfen von Pinus montana aus unserer Sammlung, wie die
Beschreibung und Abbildung solcher im Prachtwerk von Hempel
und Wilhelm zu Rate.
Diese Autoren sagen S. 145: „Dazu kommt der Umstand,
daß Pinus montana auch hohe Grade sommerlicher Luftwärme
zu vertragen, daß sie von ihren eisigen Höhen in die wärmeren
Thalgründe herabzusteigen, ja selbst an der Meeresküste, wohin
sie die forstliche Kultur gebracht hat, zu bestehen vermag."
Ich erinnere, daß ich nach der Zusammensetzung der
oberpliocänen Flora auf ein vielleicht etwas wärmeres, aber
feuchteres Klima**) als heute schließen zu müssen glaubte.
Gerade ein luftfeuchtes Klima ist die Bedingung ihres Gedeihens
(Hempel u. Wilhelm p. 145).
Hierzu bemerke ich noch, daß P o t o nie in seinem Lehrbuch,
Fig. 312, Pinus montana V. imcinata nach Hartig jiin. ebenso
wie Pimts laricio aus dem Miocän.von Grunow aufführt.
Larix,
Inwiefern Larix europaea nicht mit Liquidambar vorkommen
kann, wie Dr. August Schulz angiebt, ist mir ganz unver-
ständlich; im Senckenbergischen botanischen Garten z. B. ge-
deihen beide, Winter wie Sommer im Freien, vorzüglich ; Liqui-
dambar hat es allerdings noch nie zum Blühen gebracht ; Larix
aber bildet einen den Wäldern unserer Gegend selten fehlen-
den Bestandteil.
'^^OaT
*) 1. c. p. 11 und 12, Taf. I, Fig. 3 und 4. f\>i^ <^ /'
**) Senckenb. Ber. 1888/89, p. 71. f^Sl^^^ ^ /
i^i LIBRARY
I
— 130 —
Taxodiuni distlchum Heer ijllocaenicuin.
Was eben von Larix und Liquidambar gesagt ist, gilt
auch von Taxodiiun distichum; eine schöne alte Sumpf cy presse
steht am Rechneigrabenweiher in B'rankfurt a. M. (Blum, Ein-
ladungsschrift der israelitischen Realschule in Frankfurt a. M.
1880 p. 9 und 10) und eine jüngere fröhlich gedeihende am
Weiher des Zoologischen Gartens dahier.
Pseudonyssa pahniformis n. sp.
Nyssites obovahis Web sp. haben wir eine Frucht aus den ober-
pliocänen Flötzchen von Klärbecken Niederrad und SchleuseHöchst
genannt, um ihre Übereinstimmung mit der von Weber als
Nyssa ohovata (von Friesdorf und von Rott bei Bonn) bezeich-
neten zu erkennen zu geben, ohne darum feststellen zu wollen,
daß wir ihrer Stellung zu Nijssa beipflichteten; so hat es
auch Schenk (Handb. p. 612) aufgefaßt.
Die genaue Beschreibung, wie wir sie 1. c. p. 28 und 29
gegeben haben, schließt bei einem Vergleiche mit den Charakteren
der A^^ssafrüchte die Zugehörigkeit zu Nyssa völlig aus. Nach
Schenk (Handb. p. 613) besitzt die eilängliche, einfächerige
Steinfrucht von Nyssa sehr dünnes Fruchtfleisch und ist gekrönt
von den Narbeuresten der abgefallenen Blütenteile; der Stein-
kern zeigt 10 — 12 Längsleisten und ist sonst glatt und an
beiden Enden abgerundet. Es ist aber weder die Nyssa
obovata Web., noch unser Nyssites obovaius von Kelchsaum
und Griffelpolster gekrönt*-), auch ist der Steinkern derselben
nicht gefurcht, sondern erscheint nur bei günstiger Beleuchtung
ganz schwach gestreift, ist also fast ganz glatt. Da der Nyssa-
Steinkern auch keine Dreiteilung zeigt, unser Früchtchen aber
drei deutliche Rückennähte besitzt und ganz glatten Scheitel
hat, so ist die Zugehörigkeit zu Nyssa ausgeschlossen. Charak-
teristisch ist an unseren jedenfalls einsamigen Früchtchen auch
noch, daß die Narbe des Blütenstieles sich stets schief an der
Basis zeigt.
Herr Prof. Moebius, dem ich das Früchtchen, das ich
einer monokotylen Pflanze zuschrieb, auch vorlegte, vermutete,
*) Engler u. Prantl. Die natürlichen Familien. Abt. III 8 p. 258,
Fio-. 78 H. und N.
— 131 —
es möchte von einer Palme stammen. Herr Professor Dr. K.
Schumann vom botanischen Museum in Berlin, dem ich es zu
gefälliger Untersuchung zugesandt habe, stimmt obiger Ver-
mutung völlig bei, indem er schreibt, es sei zweifellos der
Steinkern einer Palme.
Für das Früchtchen schlage ich daher den Namen : Pseu-
donijssa palmifofniis vor.
JVyssites ornltJiobroniiis Ung. sp.
Bei ein paar Früchtchen aus dem Klärbecken und von Nieder-
Ursel ist die Bestimmung Nyssa sehr wahrscheinlich zutreffend ;
auch Herr Professor K. Schumann stimmt dem bei. Gestal^
nicht allein, sondern auch die Nyssa eigenen Läugsleisten sprechen
dafür. Außerdem bestärkt mich hierin, daß Herr Professor
H. Engelhardt ganz übereinstimmende Steinkerne aus dem
Untermiocäu von Salzhausen als Nyssa ornithobroma Ung. be-
stimmt hat und mit ihnen zusammen Blätter vorkommen, die
er als Nyssa europaea Ung. erkannt hat.
Frenelites europaeus Ludw. sp.
Wie oben erwähnt, kam das Früchtchen, dem wir diesen
Namen gaben, und das im Klärbecken und in der Schleuse
Höchst je nur in einem Exemplar gefunden wurde, in Nieder-
Ursel in größerer Zahl vor. Mit dieser Bezeichnung wollten
wir auch vorerst nur die Identität mit dem von Ludwig von
Steinheim abgebildeten Früchtchen feststellen, ohne zur sicheren
Zugehörigkeit zu Frenela zu stehen.
Yrenela fällt in der Gesellschaft pliocäuer Pflanzen des
üntermainthales am meisten auf, da ihre jetzige Heimat Australien
ist; übrigens Ivdt Libocednis, die mit i^rey^e/a heute in Australien
und Caledonieu lebt, eine ähnlich weite Verbreitung gehabt.
Wir treffen sie im raitteloligocänen Meeresthon von Flörs-
heim a. M. *j und auch noch in der untermiocänen Braunkohle
von Salzhausen**;) die Frenela nahe verwandte Gattung Cal-
litris, heute in N. -Afrika heimisch, fand sich nach der Bestimmung
von H. Engelhardt in dem miocänen Thon vom Himmelsberg
*) Senckenb. Ber. 1882 83, p. 285.
**) Nach Bestimmung von Objekten unserer Sammlung durch H.
Engelhardt.
9*
— 132 —
bei Fulda.*) Die von Ludwig als Frenela bezeichneten
Früchte von Rockenberg**) und Frankfurt**) gehören Liqiiidam-
iar***) an.
Thatsächlich differieren die fossilen Früchtchen von Stein-
heim, Klärbecken und Höchst von der recenteu Frenela Mirb.
{Hexaclinis, Engler u. Prantl, Die natürlichen Familien. II,
1, p. 93 und 94) durch die Zahl der holzigen Fruchtblätter;
es sind deren nur fünf, während die recente sechs hat, nämlich
in zwei Kreisen je drei Blätter. Durch Abortierung kann sich
wohl die Zahl der Fruchtschuppen vermindern ; bei der tertiären
Frenela müßte aber diese Abortierung Regel gewesen sein.
Dies trifft nun zu, da ich unter den FreneUtes von Nieder-Ursel
eine sechsblättrige Frucht gefunden habe. Es scheint mir da-
mit wahrscheinlich geworden, daß die Früchte aus dem Klär-
becken, von Höchst, von Steinheim und Nieder-Ursel ihren Namen
zu Recht führen. Schenk meint (Handb. p. 315), Frenela
eiiropaea Ludw. der Wetterauer Braunkohle sei auch anderer
Deutung fähig, was wir auch bezüglich der von Rockenberg
und Frankfurt a. M. konstatiert haben.
Scirpus sjyletti Geyl. & Kink. sp.
Ich komme schließlich auf eine Notiz von Dr. Schulz,
der ich vollkommen beipflichten muß; es handelt sich um
Rhi'XomUes spletti. f) Daß wir das Genus, wozu dieser Wurzel-
stock gehört; nicht erkannten, mag dadurch entschuldigt werden,
daß ihn Schenk (Handb. p. 692) einer Papilionacee zuweisen
will, wobei er das Rhizom von Lathynis iuberosus erwähnt.
Schon gelegentlich der Beschreibung der Höchster Flora hatte
ich mich von dem Unzutreffenden dieses Vergleiches überzeugt.
Zuerst hat mich der bekannte Botaniker Herr Vigener
in Biebrich a. Rh. auf die große Ähnlichkeit des Höchster
Rhizoms mit dem Rhizom von Scirpus maritimus aufmerksam
gemacht; Gewißheit hierüber erlangte ich durch die sehr ge-
fällige Zusendung eines solchen seitens Herrn Dr. Ew. AVüst
*) Senckenb. Abb. Bd. XX.
**) Palaeont. VIII, Taf. XV, Fig. 3 und Palaeont. V, Taf. XXVII,
Fig. 14.
***) I. c. p. 27.
t) 1 c. p. 37, Taf. IV, Fig. 10 a uiul b.
— 133 —
vou Halle a. S. ; dasselbe war nach einer Ueberschwemmung
auf der Peißnitz bei Halle zu Tage gekommen.
Ich komme noch zur Frage, ob diese knolligen Wurzel-
stöcke, die in der Baugrube des Nadelwehrs von Höchst a. M.
von Herrn Splett gesammelt worden sind, der oberpliocänen
Flora daselbst angehören, oder ob sie recent sind. Die Ver-
hältnisse, die sie zum Vorschein gebracht haben, habe ich
beschrieben.*) Die Art ihrer Erhaltung sowohl wie der an-
hangende graue Sand schien es außer Zweifel zu setzen, daß
sie aus den pliocänen Sauden stammen, die unter dem zähen
Letten der Maiusohle durchziehen und nach Abtragung der den
Letten bedeckenden diluvialen Kiese infolge des Durchbruches
des Lettens emporgeschwemmt wurden. Es ist aber nicht
denkbar, daß das Rhizom eines recenten Scirpus unter dem
Letten lag. Scirpus wird übrigens in verschiedenen Arten und
von mehreren Orten aus diluvialen Absätzen**) angeführt.
Das Vorkommen eines Scirpus in Absätzen, die unmittelbar
der Ablagerung der diluvialen Schotter und Sande im Uuter-
maingebiet vorausgehen, ist daher nicht unwahrscheinlich.
Dvaha venosa Ludw. sp.
Eine ziemlich flache, wenig aufgewölbte, schotenförmige
Kapsel, die nach Form und Oberflächenbeschaffenheit große
Ähnlichkeit mit den fast ebenso großen Schoten der Braba
aixokles hat, zeigt auf der Außenseite der Klappen einen stark
hervortretenden Mittelnerv, dem sich ebenso stark hervortretende
Nebennerven anschlössen, die ein weitmaschiges Netzwerk bilden.
Dasselbe Früchtchen hat Ludwig von Dorheim beschrieben
und abgebildet ;***) er stellte es als Lobelia venosa zu den Lobe-
liaceen. Bei Draba aixoides tritt nun allerdings die Nervatur
nicht so stark hervor wie bei den Früchten von Nieder-Ursel
und Dorheim, wonach sie Ludwig venosa benannt hat ; immer-
hin haben wir bei Draba auf den Klappen auch ein weit-
maschiges Netz von Nerven, unter denen sich aber ein Mittel-
uerv nicht so deutlich hervorhebt, wie bei den Früchtchen von
Nieder-Ursel.
*) 1. c. 1). 38.
**) Po to nie, Wochenschrift etc. 1899 p. 52fi, 527, 528, 537, 539.
■^**) Palaeontogr. V, p. 97, Taf. XXI, Fig, 6 a, b und c.
— 134 —
Die Bestätigung, daß die fossilen Früchte wirkliche Schoten
sind, brachte die Oeffnung der einen etwas klaffenden Kapsel ;
im Inneren zeigt sich eine glatte, dünne Haut, die z. T. an die
eine, z. T. an die andere Innenwand angedrückt ist und beim
Öffnen der Frucht zerriß ; es ist die Samen tragende Placenta,
die bei den meisten Coniferen die Frucht zweikammerig macht.
Ein Samen aus dem Pliocänsand von Nieder-Ursel, der dem von
Draba sehr ähnlich ist, wird wohl auch hierher gehören. So glaube
ich nicht zu irren, wenn ich diese Früchte zum Genus Draba
stelle; eine gewisse Ähnlichkeit existiert auch mit der Frucht
der zu den Goodenieu gehörigen Villeja *), doch ist diese
aufgeblasen und einfächerig; eine Villeja nahe Gattung ScaevolaJj.
hat auch den Namen Lobelia Gärtn.**) ; mit den Früchten der
Lobelia kann ich keine Ähnlichkeit finden.
Draba venosa Draba aixoides
12,5 mm lang 8,5 mm
5,0 „ breit. 8,0 „
JPeueedanites lonifneUi n. sp.
Ein flaches, plattgedrücktes, eiförmig gestaltetes Schließ-
früchtchen ist zweifellos das Teilfrüchtchen (Mericarpia) einer
Umbellifere; seine größte Breite ist nicht in der Mitte, sondern
im unteren Drittel. An den zahlreichen Früchtchen ist mehrfach
der Griffel mit dem Polster (Stylopodium), auf dem er sitzt,
erhalten. Auf der Vorderseite treten scharf linienförmig drei
Hauptrippen nahe der Mitte über die Thälcheu, also rücken-
ständig, hervor; als breite Streifen verlaufen die zwei anderen
Hauptrippen ganz nahe dem Rande, der nicht geflügelt erscheint.
Auf der Fugenfläche sieht man einen mittleren, breiteren, etwas
über die seitlichen Riefen erhobenen Streifen (Raphe), dem
zwei tiefere Rinnen parallel laufen; an manchen Früchtchen
sieht man auch hier zwei niedere Leisten von oben nach unten
ziehen.
Von ein paar Mericarpien lagen durch Längsspaltung die
Hälften vor, wobei man sich von der Dicke der Fruchtwand
an der Fuge überzeugen kann (Fig. 1 b).
*) Eügler u. Prantl, Die natürlichen Pflegefarailien IV, 5, p. 75,
Fig. 45.
**) Ebendaselbst p. 76.
— 135 —
Die Charaktere der eben beschriebenen Mericarpien
scheinen mit denen von Peucedmmm und Ferula ziemlich nahe
übereinzustimmen. Drude*) beschreibt die Früchtchen von
Feucedannm und Ferula in folgender Weise: „Frucht vom Rücken
hier stark abgeflacht." Bei Peiicedamun heißt es dann weiter:
„Fr. schmal oder breit elliptisch bis herzförmig ausgerandet, von
dünnen Flügeln rings um den samentragenden Innenteil um-
zogen; Mericarpien mit drei starken rückeuständigen und zwei
davon abgerückten am Grunde der Flügel oder innen am
Fugenrand verlaufenden Randrippen" ; bei Ferula-. „Frucht mit
Tnat Gr.
Fig. 1.
drei fädlichen Rückeurippeu, die Raudrippen weit davon ab-
stehend". Die tertiären Mericarpien stehen demnach dem einen
wie dem anderen Genus nahe. Sie sind zwar nicht geflügelt,
aber die drei Rückenrippen sind stark hervortretend und ein-
ander mehr genähert, als bei Ferula. In der Gestalt differieren
beide, da die tertiären Mericarpien die größte Breite im unteren
Drittel haben.
Die Maße an den Früchtchen sind:
Länge 6,5 — 7,1 mm; Größte Breite 5— 5,5mm; Dicke ca. 1,5mm.
*) Engler &Prantl. Natürlichen Familien, III. 8, p. 101, Fig. 42,
p. 229, Fig. 42 und p. 234.
— 136 —
Die Früchtchen führen daher besser einen an Peucedanum
erinnernden Namen : Peucedanites lommelii n. sp. Heer berichtet
auch aus dem Obermiocän von Oeningen von Peucedanites.
Das von Ludwig als Peucedaiium dubium bezeichnete Frücht-
chen aus den pliocänen Brauukohlenflötzen der mittleren
Wetterau stammt jedenfalls, wenn es überhaupt eine Umbelli-
fereufrucht ist, von einer anderen Pflanze, als der hier be-
schriebenen ab.
Nach der vorausgeschickten Revision etc. besteht die
Oberpliocänflora des Untermaiuthales und der unteren Wetterau
(Nieder-Ursel) aus folgenden Pflanzen:
FreneUtes europaeus Ludw. sp.
Taxodium distichum Heer pliocaenicum.
Pinus montana Mill, fossilis.
— askenasifi Geyl. & Kink.
— cortesi Ad. Brongn.
— ludiüigi Schimp,
— äff. laricio Poiret fossilis.
— strobus L. fossilis.
Larix europaea L. fossilis.
Abies loehri Geyl. & Kink.
— pectinata D. C. fossilis.
Picea vulgaris Link fossilis.
— latisquamosa Ludw.
Poiamogeton miqueli Geyl. & Kink.
Scirpus spletti Geyl. & Kink. sp.
Rhixomites moenanus Geyl. & Kink.
Pseudonyssa palmifor^mis Kink.
Betula alba L. fossilis.
Carpinus sp.
Qnercus sp.
Fagus pliocaenica Geyl. & Kink.
var. latilobata.
var. angustilobata.
Corylus avellana L. fossilis.
Liquidambar p)liocaenicui)i Geyl. & Kink.
Nyssites ornithobromus Ung. sp.
Aesculus ? hippocastanum L. fossilis.
Juglans cinerea L. fossilis typ.
— 137 —
v;ir. ntiicrniiahi.
var. (joepperti.
var. parva.
Juglans glohosa Ludw.
Gary a illinöensis Waugenli. sp. fossilis.
— ovata Mill. sp. fossilis.
— ? alba Mill, fossilis.
Draba venosa Ludw. sp.
Peucedanites lommelii Kink.
Cmyites sp.
Leg 1 1 m in osites s p .
Pyrenomyceten.
Daß sich in Nord-Amerika Carya und Juglans.^ auch
Taxodium disticlium und Pimis strobus zur Diluvialzeit erhalten
haben, während sie in Europa zu Grunde gingen, verdanken sie
dem Umstände, daß sie dort nach Süden zurückweichen konnten ;
sie konnten sich in N. -Amerika erhalten, bis das Zurückweichen des
Eises nach Norden ihre Wanderung in ihre frühere Heimat wieder
ermöglichte. Der mitteleuropäischen Pliocänflora war ein solches
Zurückweichen durch die vereiste Alpenbarre unmöglich gemacht.
Pflanzen, denen das Klima in dem Gebiet zwischen dem Inlandeis
Norddeutschlands und den Gletschern der Alpen nicht entsprach,
mußten zu Grunde gehen. Bekanntlich sind aber diese Pflanzen
— Juglans cinerea., Juglans nigra, Carya, Taocodium distichum
und Firnis strobus — wieder bei uns eingeführt und gedeihen
vorzüglich. Nur von einer einzigen diluvialen Lagerstätte, aus
dem Tuff von Caunstatt, wird Juglans cinerea aufgeführt. Daß
die Ölnuß im Interglacial von Nord-Italien reichlich vorkommt,
auch begleitet von Pinus cortesi Brongn. =:Pm?/s spinosa Herbst,
die in keinem einzigen diluvialen Pflanzenlager Mittel-Europas
bisher aufgefunden worden ist, kann uns nicht wundern, jeden-
falls darf man Juglans cinerea nicht zu einem diluvialen Leit-
fossil stempeln.
Was uns, abgesehen von stratigraphischen Verhältnissen,
Grund gab, in den Floren vom Klärbecken und von Höchst a. M.
eine oberpliocäne, also immer noch tertiäre Vegetation zu er-
kennen, ist besonders, daß nicht allein Pinus cortesi Brongn.,
die in Braunkohlenflötzen bei Seligenstadt und Hainstadt im
Untermainthal, dann in Erpolzheim in der Pfalz liegt, noch
— 138 —
nie ill diliivialeii Ablagerungen aufgefunden wurde, sondern daß
dies auch von Liqnidambar und Taxodium, dann auch von den
CaryasLYten gilt.
Für die liebenswürdige Beihilfe von Herrn Pfarrer Lom me 1
in Nieder-Ursel, der mich auf den interessanten Aufschluß da-
selbst aufmerksam gemacht und mich im Sammeln der Früchte
aufs eifrigste unterstützt hat, sage ich anch hier den besten
Dank, wie ich auch den Herren Professoren Dr. M. Möbius
und Dr. K. Schumann für ihre gefällige Instruktion, Herrn
Obergärtner Perlenfein für seine Mitteilungen aus dem botani-
schen Garten des Senckenbergiauums sehr verbunden bin.
II. Die fossillosen Thoiie der obersten Schichten der
Cyrenenmerg:el - Schichtgruppe,
Aus dem mir von den Herren Verfassern freundlichst zu-
gesandten Notizblatt des Vereins für Erdkunde und der Groß-
herzoglich Hessischen Landesanstalt IV. Folge, Heft 19, 1898,
ersehe ich in dem von Herrn Dr. G. Klemm erstatteten Berichte
„über die geologische Aufnahme der Blätter Neu-Ysenburg und
Kelsterbach", daß die Kesultate meiner Begehung des Gebietes,
südöstlich von Offenbach, wie sie in den Abhandlungen der
Preußischen geologischen Landesanstalt Bd. IX, Heft 4, S. 79 — 80
und 98—100 beschrieben und in Fig. 9 durch einen Durch-
schnitt des betr. Gebietes dargestellt sind, mißverstanden wurden,
und daß dem von Herrn Dr. Klemm Mitgeteilten über die
geologischen Verhältnisse an der Tempelseemühle noch Einiges
anzufügen ist.
Klemm schreibt: 1. c. S. 10: „Die Anhöhen östMch von
Offenbach, der „Bieberer Berg" genannt, bestehen zu oberst
aus Corbiculakalk, welcher, wie in den alten Steinbrüchen an
der Felsenburg und nördlich davon zu sehen ist, mit bis über
10" nach W. einfällt. Da nun dicht am Fuße der Anhöhe neben
der Landstraße Septarienthon auftritt, müssen beide durch eine
Verwerfung getrennt sein, der eine beträchtliche Sprunghöhe
zukommt. Schon Kinkelin hat auf diese Verwerfung hinge-
wiesen, welche jedenfalls hart westlich an der Tempelseemühle
vorübergeht, wobei sie am Buchhügel aus nordwestlicher in
eine nordsüdliche Richtung umzuspringen scheint,"
— 189 —
Aus meiner Darstellung 1. c. p. 80 und 98 ist ersichtlich,
daß diese Verwerfung nach ihrem uordsüdlichen Verlauf nahe
und südlich der Tempelseemühle eine östliche Richtung an-
nimmt. Das letztere ergab sich aus den an der Mark frei-
gelegten Tertiärschichten einerseits und dem Alter der Tertiär-
schichten zunächst und südlich der Tempelseemühle andererseits,
das durch Dr. 0. Boettger gelegentlich des Aushebens des
Wasserreservoirs, wobei gut charakterisierter Rupelthon zu
Tage kam, bekannt geworden ist.
In Bezug auf das Alter des an der Mark im Liegenden
des Cerithienkalkes anstehenden, fossillosen, glatten, grünlich-
grauen Lettens, bin ich von Herrn Dr. Klemm gründlich miß-
verstanden worden, obwohl ich die Verhältnisse daselbst 1. c.
S. 98 nicht allein eingehend dargelegt, sondern auch in einem
Profilbild (Fig. 9) dargestellt habe.
In den Erläuterungen zu Blatt Sachsenhausen hat C. Koch
die geologischen Verhältnisse um Offenbach, speziell auch die
an der Mark S. 5 beschrieben ; er hält, wie auch aus der geo-
logischen Karte ersichtlich, die fossilloseu Thone für Eupelthon.
In direktem Gegensatze hiezu habe ich 1. c. S. 79 und 99
den Nachweis geliefert, daß eben jene liegenden Thone des
Cerithienkalkes auf der Mark nicht vom Alter des Rupelthones
sind, sondern daß sie den z. B. in der Gegend nördlich von
Seckbach entwickelten, obersten Schichten des C3a'enenmergel-
Schichtkomplexes angehören. So fällt natürlich auch Denudation
und Transgression zur Zeit des Absatzes des Cerithienkalkes
weg. Wenn hier zwischen dem Absatz der versteinerungs-
leeren Thone und des Cerithienkalkes auch eine Unterbrechung
in der Wasserbedeckung stattfand, so ist sie jedenfalls nur von
kurzer Dauer gewesen.
Die aus der Schichtenfolge und der lithologischen Be-
schaffenheit gewonnene Orientierung der fossillosen Thone,
die übrigens im Becken eine weite Verbreitung haben, z. B.
auch bei Kempten am Rochusberg bei Bingen anstehen oder
durch Bohrung erreicht sind, hat ihre volle Bestätigung durch
die Auffindung der fossilführenden Cyreuenmergel in ihrem
Liegenden erfahren. Ich sammelte Oktober 1894 im Bruch:
Caryatis incrassata Sow., ein Bruchstück,
Cijrena corivexa Brongn., zahlreich.
— 140 —
Fotamides ylicatus galeotti Nyst und
— papülatns Sandb.
Von Herrn J. Zinndorf in Offenbach erfuhr ich später
(August 1896), daß der fossilführeude Cyreuenmergel aus der
Nordostecke der zur Cementfabrik (Tempelseemühle) gehörigen
Hofraite kommt, wo ein Weiher augelegt worden war; außer den
obengenannten Konchylien sammelte Zinndorf daselbst noch:
Ti/mpanotomus margaritaceus nioniliferus Sandb. und
Cominella cassidaria Br.
Aus den fossillosen Thonen im obersten Horizont der Cyrenen-
mergelschichten, an deren Stelle mehrfach auch Braunkohlen-
führende Süßwasserschichten treten, stammen die prachtvollen
Zähne von Anthracotherium magmim Cuv. von Seckbach, die
in der paläontologischen Sammlung des Senckenbeigischen
Museums — Saal für die Geologie der weitereu Umgebung von
Frankfurt a. M. — aufgestellt sind.
III. Hohlräume im imtermiocäiien Algeiikalk des Uiiter-
maingebietes bei üifeubacli a. M. und Saclisenhausen.
Beim Begehen der beim Bau der Bahnlinie Offenbach-
Dieburg am Bieberer Berg etc. freigelegten Profile kam ich zu
ganz anderen Vorstellungen über die Ursachen der in den
Tertiärschichten sich darstellenden Störungen als sie Herr Dr.
Klemm im Notizbl. für Erdk. etc. in Darmstadt IV. E^lge
Heft 19 S. 11 und Heft 16 S. 26 ff. mit Tal I und II erörtert hat.
Klemm schreibt: „Als glaciale Bildungen müssen die auf
der Oberfläche der Corbiculakalke ruhenden, wirr gelagerten
und festgepackten Massen von Kalkfragmenten gelten, welche
von zähem Lehm vei-kittet werden. Der Verf. sprach bereits
im 16. Heft (1895) dieses Notizblattes die Ansicht aus, daß
diese, zu jener Zeit im Einschnitt der Offenbach-Dieburger
Eisenbahn vorzüglich aufgeschlossenen, von mitteldiluvialen
Mainschottern und I'lugsand überlagerten Massen Bildungen
eines Gletschers der Haupteiszeit seien" und hält also seine
Ansicht gegen Einwürfe von Dr. Blan kenh orn *) aufrecht.
In erster Linie konstatiere ich, was jedem Besucher von
Steinbrüchen, die in den Hydrobrienkalken hiesiger Gegend z. B.
*) Zeitschr. d. D. jj-eul. Ges. £d. 48, 1896, S. 382-4Ü0.
— 141 —
auf dem Plateau der „Hohen Straße" zwischen Frankfurt und
Vilbel angelegt sind, vielfach vor Augen tritt, daß nämlich die
Ablagerungen, die sich aus ruppigem, knolligem Algenkalk, aus
mehr oder weniger dicken Bänken splittrigen Kalkes und end-
lich aus mulmigem Kalk und Kalkmergel zusammensetzen, ver-
stürzt, gestört erscheinen. Sind vor allem die Knollen von
Algenkalk wenig dazu angethan, ein aus parallelen Schichten
sich aufbauendes Bild zu bieten, so sind es noch andere Umstände,
die die Absätze oft sehr gestört erscheinen lassen. Auf Klüften
dringt das kohlensäui-ehaltige atmosphärische Wasser ein und
löst in ihnen den Kalk allmählich auf; an den thonigen unge-
lösten Rückständen, an Lettenschmitzen, verschieben sich dann
nach und nach die Kalke schon infolge des Substanzverlustes,
gleiten an ihnen ab, wodurch auch die Letten fetzenartig nach
unten geschleppt werden.
Einer Erscheinung, die ebenfalls zu Schichtstörungen, Zer-
trümmerungen und Verschiebungen der kalkigen Schichten führen
mußte, wurde ich eben bei Begehung der beim Bau der Offen-
bach-Dieburger Eisenbahnlinie erfolgten Einschnitte in die dor-
tigen untermiocänen Kalkschichten ansichtig.
Schon bei der Aushebung des Nordbassins im Norden
Frankfurts 1885/86 beobachtete ich eine Erscheinung, die sich
dann auch im Profil der Ofltenbach-Dieburger Bahn zeigte, aber
auch dank dem wesentlich größeren Anschnitt mit Sicherheit
aufklärte. In der Baugrube des Nordbassins sah mau nämlich
rotbraune Sande, die nur diluvial sein konnten, in kleineren
Partien im kalkig-lettigeu Tertiär eingeschlossen, allerdings recht
nahe der Oberfläche, doch scheinbar ohne sichtbaren Zusammen-
hang nach oben. Sie mußten aus der diluvialen Flußterrasse
(Hochterrasse mit Elefas cmtiqwis), die ehedem den Norden Frank-
furts bedeckte und z. T. noch bedeckt, eingeschwemmt worden
sein,*) eingeschwemmt in freie Hohlräume, die also schon im
Tertiär existiert haben, ehe die Aufschüttung der fluviatilen Maiu-
sande und -gerölle stattfand.
*) Zwischen die Tertiärschichten in der Bangrul)e des Wasserreservoirs
südlich von der Friedberger Warte war von oben nach unten eine keilför-
mige, mit Diluvialsand erfüllte Sch(dle eingeschaltet (Abhandl. d. preuß. geol.
Landesanstalt IX Heft 4, S. 47—49, Fig. 3 u. 4).
;
— 142 —
Wie gesagt, in den Einschnitten der Offenbacli-Diebnrger
Bahn zeigte sich diese Erscheinung deutlicher. Nicht unbe-
trächtliche sackartige Hohlräume in den untermiocänen Schichten
waren hier mit weißem und rotbraunem Sand erfüllt. Über den
diese Sande überlagernden, zerdrückten, verschobenen, z. T. dünn-
plattigen Kalkstücken liegt hier noch die diluviale Schotterablage-
ruug, aus der allein die Sande der sackartigen Hohlräume, denen
übrigens keine Gerolle beigemischt sind, stammen können (Fig. 2).
^ -^^^ir^ ^^^5^^^'^ Waldboden
-'^'^^^t'^J^^^ '^'^ ^ Kalk zerrüttet
^ xT^.TT'- ^- '•-> - Mergel mit
Z j'^^^rkuiLör A ' ^ " Kalkslücken
^'i^jM,'' ^S^^^ Kalkbänke
Verschleppter Letten ~~
Fig. 2.
Wir haben also hier eine Höhlenbildung im jungen Kalk-
gebirg, eine Karstbildung en miniature, vor uns. Die Jahr-
tausende lang leere Höhle ist nun mit einem geologisch viel
jüngeren Gebilde ausgefüllt.
Daß das Schichtgebilde, das die relativ dünne Decke der
Höhle bildete, der dünnbänkige Kalk, zerrüttet, verschoben wurde,
kann, da er nun der Unterlage beraubt war, nicht Wunder nehmen.
Nahe jenen Einschnitten beobachtete Herr Zinndorf auch
die Kluft oder den Kanal, durch welchen der nun von Sand
erfüllte Hohlraum nach oben in Verbindung stand, natürlich auch
sanderfüllt.
Ende vorigen Jahres (1899) wurde eine umfangreiche und
auch ziemlich tiefe Ausgrabung gegenüber der Sachsenhäuser
Warte (abs. Höhe 150 m), links der Darmstädter Landstraße
begonnen, die ich jedoch, durch Krankheit abgehalten, erst vom
März d. J. durch häufige Besuche in ihrem Fortschreiten ver-
folgt habe. Das Wasserbassin, für das durch diese Ausgrabung
Raum geschaffen wurde, soll die aus dem Frankfurter Unter-
— 143 —
wald emporgeliobenen Grundwassermassen aufnehmen und zwar
im Betrage von 30000 cbm. Ostwestlich ist die Baugrube 60 m
breit, nordsüdlicli 160 m lang. Die Sohle der Baugrube hat
also ungefähr einen Inhalt von 100000 qm. Die Ausgrabung hat
bis zu einer Tiefe von durchschnittlich 5,2 m unter der Ober-
fläche stattgefunden.
Abgesehen von 0,5 ra Mutterboden reichte das untermiocäne
Kalkgebirge bis an die Oberfläche; hier fehlt also das Dilu-
vium, das überhaupt auf der Höhe des Sachsenhäuser Berges
nur dünn aufgestreut ist.
Die Sohle der Baugrube hat eine absolute Höhe von 143 m.
Die hier ausgehobeneu Tertiärabsätze bestehen aus lockerem
Kalkmero-el, dem in unreo-elmäßig-er Verteiluno; Bänke dichten
Kalkbänke jl „,. r« Kalkbänke
150 nat.ur.
Ein Stück des Profilbildes auf der Westseite der Baugrube.
Fig. 3.
Kalkes und Knollen Algenkalk von z. T. beträchtlicher Größe
reichlich eingebettet sind und erscheinen daher z. T. sehr unregel-
mäßig gelagert.
Die Wände der Baugrube boten einen ähnlichen Anblick
wie der Eisenbahneinschnitt der Offenbach-Dieburger Bahn. Die
Sand gefüllten Hohlräume, unter zerrüttetem Tertiärkalk gelegen,
sind von verschiedener Gestalt und Größe ; unter ihnen herrschen
die längsgestreckten, mehr niederen Hohlräume vor. Vielfach
konnte man den kontinuierlichen Zusammenhang mit der Ober-
fläche verfolgen (Fig. 3).
Außer den mehr längs gestreckten, unregelmäßigen, mit
Sand gefüllten Hohlräumen sah man, z. B. an der Südwand, zwei
einander ganz nahe liegende, von trichterförmiger Gestalt dem
Tertiär eingeschaltet und nur von wenigen Centimeter mächtigen,
— 144 —
zerstückeltenKalkesbedeckt(Fig. 4). Der eine Sandkeil hatte eine
Breite von 2 m und eine Tiefe von 1 m unter der Oberfläche.
Einen unregelmäßig umgrenzten Hohlraum, wie solche,
1 — 2 m unter der Oberfläche mit Sand gefüllt, eben beschrieben
wurden, beobachtete ich an der Südwand der Baugrube, aber
leer, frei sowohl von Sand, als von tertiärem Schutt, in einer
Tiefe von ca. 4,5 m unter der Oberfläche. Schmale Spalten
setzten sich von ihm nach innen (Süden) horizontal und schief
aufwärts ins Gestein fort. Diese Klüfte sind also verstopft,
sonst wäre die kleine Höhle wohl auch noch in dieser Tiefe
mit Sand gefüllt worden.
Die Existenz eines sowohl über dem Tertiär von Bieber,
als auch über dem zwischen Bieber und Taunus gelegenen
Fiff. 4.
Wasserreservoir von Sachsenhausen ruhenden (rletschers ist nach
alledem mehr wie zweifelhaft — aber abgesehen von alledem
bedenke man, daß der Taunus von diesen ca. 20 km bezüglich
ca. 17 km entfernt ist, daß er nur eine Maximalhöhe (Feldberg)
von 188 m hat, über jene Örtlichkeiten aber nur ca. 730 m sich
erhebt. Und doch werden ihm bedeutende Schichtstörungen
zugemutet, obwohl sein Gefälle höchstens 0*',15' betragen würde,
wenn das Gebirge ganz von Eis bedeckt gewesen wäre.
Nicht weniger ist ein solcher Gletscher zur Zeit der Auf-
schüttung der Mosbacher Sande, der sog. Hochterrasse, hier
ausgeschlossen, zu einer Zeit, da bei Mosbach u. a. das Hippo-
potamus lebte. Die palaeontologische Basis für die Annahme
eines Taunusgletschers — (L e p s i u s , Geologie von Deutschland I
p. 652—654), von welcher Herr Dr. Klemm spricht, ist auch
darum hinfällig, weil Arctomys marmolta L. nicht zur Fauna der
Mosbacher Sande gehört, sondern aus den diese überlagernden
— 145 —
saudigen Lößschichten*) stammt; zudem ist außer Cermis eury-
ceros und Bos jwimigeiiius auch Cerims tarandus in den frühereu
Listen der Mosbacher Sand-Fauna zu streichen (Abhandl. d.
preuß. geol. Landesanstalt Bd. IX Heft 4 p. 259 u. 260, 1892);
endlich sind Alces latifrons so wenig wie Cervus euryceros, auf
den C. Koch die Reste von Alces latifrons bezogen hatte, und
ebensowenig Cervus tarandus Waldtiere.
?ni-e' Hohlräume ganz anderer Art, resp. die Scheitel derselben,
Hohlräume. j^r^^gjj beim Ausgrabeu von einer Tiefe von 2,5 — 3 m an zum
Vorschein — Hohlräume wie sie überhaupt und speziell in
demselben geologischen Gebilde der reichlich aus Algenkalk-
stücken bestehenden, untermiocäuen Kalkablagerungen des
Mainzer Tertiärbeckens noch nie beobachtet wurden, obwohl
gerade in diesen Kalkschichten zahlreiche Steinbrüche, beson-
ders mit dem Zwecke, gebrannten Kalk herzustellen, angelegt
und in Betrieb sind.
In der Abbildung (Taf. VIII, Fig. 1) sehen wir, daß nach
Abtragung des lockeren Kalkmergels und der ihm eingebetteten
Algenkalkknollen ein Gebilde zum Vorschein kam, das einer
recht großen, ungefähr kugeligen resp. halbkugeligen Kalkkon-
kretiou glich; es war in einer Höhe von 1,5 m und einer unteren
Breite von 2,2 m freigelegt. An einer Stelle angebrochen,
zeigte es sich, daß dieser kuppeiförmige Kalkklotz im Innern
hohl war.
Nach Abtragung der westlichen Hälfte eines solchen, der,
ebenfalls nahe der Ostwand der Baugrube gelegen, nur etwa
40—50 m von dem vorhin beschriebenen, nahe der südöstlichen
Ecke der Baugrube gelegenen entfernt war, haben wir eine
nischenförmige Höhle (Taf. VIII, Fig. 2) vor uns, die also nach
Westen zu geöffnet ist ; ursprünglich war sie mehr als zur Hälfte
mit mergeligem Schutt gefüllt. Die Wand dieser Höhle bestand
zumeist aus dichtem Kalkstein, dessen Schichtfugen jedoch glauben
machen konnten, sie seien durch den Bruch einer dicken Gewölbe-
decke entstanden, die also eher Flächen glichen, in welchen
Gewölbesteine aneinander gelegt werden. Die Dicke der Wand ist
nicht allenthalben gleich, sondern schwankt zwischen 0,4 und
*) Arctomys findet sich bekanntlich auch im Sandlöß von Eppelsheim
im südlichen Rheinhessen. Unsere Sammlung besitzt reichliche Arctomys-
reste von Mosbach und Eppelsheim.
10
— 146 —
0,65 m. Bei einer inneren Breite des glockenförmigen Gebildes
von 1,4 m besaß die Höhle eine innere Höhe von 1,5 m. Zur
Zeit der photographischen Aufnahme erschien die Sohle der
Nische ziemlich eben. Die Innenwand war von einem rotbraunen
Lehm überkleidet.
Zwischen den eben beschriebenen, nahe der Ostwand
der Baugrube gelegenen zwei Höhlen und zwar in derselben
N-S-Linie wurde ein drittes, mit den ersteren in Gestalt und auch
in den Maßverhältnissen ziemlich übereinstimmendes Gewölbe (Taf.
IX Fig. 1) freigelegt. In der Abbildung sehen wir auch hier die west-
liche Hälfte des Gewölbes abgebrochen. Die Wandung der Höhle
hatte oben eine Dicke von 0,5 m und an den Seiten eine solche
von 0,4 m; die Tiefe von vorne nach hinten betrug 1,8 m (0-W).
Die Breite (N-S) im Lichten war 1,1 m, die innere Höhe 1,5 m.
Hier konnte ich mich an dem Bruch der Gewölbewaudung völlig
überzeugen, daß die Kalk- und Mergelschichten, die die Wan-
dung der Höhle bildeten, durchgehenden Schichten angehörten ;
zu solcher Beobachtung bot sich noch mehrfach au den Anbrüchen
anderer Gewölbe Gelegenheit.
In diesem dritten Hohlraum war die Innenwand, wenigstens
zur Zeit als ich sie untersuchte, nicht glatt und von Lehm
überkleidet, wie dies in der zweiten, oben beschriebenen Höhle
der Fall war ; sie war vielmehr uneben, wie es aus der unregel-
mäßigen Gestalt kleinerer Algenkalkknollen, aus denen sie
bestand, hervorgeht. Es schien, wie wenn dieser Hohlraum sich
nach unten zu einem kugeligen verengen, schließen wollte.
Auf derselben N-SLinie, auf der diese drei Höhlen lagen,
kam weiter nordwärts noch eine vierte zum Vorschein, doch
erst als die Ausgrabung bis zu einer Tiefe von 4 m vorge-
schritten war. Der Scheitel dieser Kuppel lag also noch tiefer
als der der drei anderen, in derselben N-SLinie gelegenen; sie
wurde, da die Ausgrabung nur bis ca. 5,2 m Tiefe stattfand,
äußerlich nicht völlig freigelegt.
Kalkstöcke. Als ich die Baugrube zum erstenmale besuchte, war ein
ähnliches, jedoch umfangreicheres Gewölbe, das mehr in der
Mitte der Baugrube gelegen und von Herrn von Rein ach noch
als Gewölbe beobachtet worden war, abgetragen. In ihm zeigten
sich die Innenwände vielfach von krj^stallinem Kalksinter
dünn überzogen. Beim weiteren Ausräumen des lockeren, von
— 147 —
der festen Kalkwand umgebenen Mergelschiittes bot sich eine
neue, höchst merkwürdige Erscheinung. Ein Kalkstock, nach
oben auch kuppeiförmig gestaltet, wurde hierbei freigelegt.
Exzentrisch erhob sich der Kalkstock in einer Höhe von 1,5 m
von der aus fester Kalkbank bestehenden Sohle des Gewölbes,
denn auf der einen Seite war seine Basis von der Innenwand
des Gewölbes nur 0,4 m, auf der andern fast 1,0 m ent-
fernt. Ein ringförmiger, freier Raum von ungleicher Breite,
ursprünglich mit lockerem Mergelschutt erfüllt, umgab nun diesen
Kalkstock, der selbst an seiner Basis eine Dicke von 2,0 m in
N-S-Richtung, von 1,4 in 0-W-Richtung hatte. Diese Verhält-
nisse habe ich im Grundriß in Figur 5 dargestellt. Der Kalk-
stock bestand aus dichtem, im Bruch splitterigem Kalkstein.
€-w?
^
W tüö nat.Gn
Fig. 5.
Es hat demnach durch die kohlensäurehaltigen Wasser keine
völlige Lösung des von Gewölbewandung und Gewölbebasis
umschlossenen Gesteines stattgefunden. Der festere, dichtere
Kalkstein des Kalkstockes hat gewiß eine geringere Löslichkeit
als die zerstreuten, löcherigen Algenkalkknollen ; auch die das
Gewölbe zum Teil erfüllenden mergeligen Schuttmassen werden
Lösungs- Rückstände sein, in denen nun der Thongehalt ein
reicherer ist; manche Teile des Schuttes mögen, von der Decke
abgelöst, heruntergefallen sein.
Dieselben Verhältnisse, wie ich sie eben von dem mehr in
der Mitte der Baugrube gelegenen Hohlraum beschrieben habe,
boten sich dann auch bei tiefergehendem Ausräumen des
zweiten (Taf. VIII Fig. 2) und dritten (Taf. IX Fig. 1), oben
beschriebenen Gewölbes dar; mau stieß auf eine feste
10*
— 148 —
Sohle und aus ihr erhob sich auch ein ungefähr glocken-
förmiger Kalkstock. Von den größeren Gewölben konnte ich
nur an einem sicher feststellen, daß es keinen Kalkstock
enthielt. In der nahezu 100000 qm einnehmenden Baugrube
habe ich mehr als 30 solcher oder ähnlicher Hohlräume gezählt,
die sich abgesehen von ihrer Größe und Höhenlage noch darin
unterschieden, daß die größeren — wenigstens soweit ich beo-
bachtete— einen Kalkstock enthielten, auch mehrfach einew^eniger
gewölbte, also mehr flache Gewölbedecke besaßen, als dies bei
den hier abgebildeten typischen der Fall war. Der Grundriß
der Hohlräume war meist ein ungefähr kreisrunder. Besonders
die kleineren, resp. weniger umfangreichen Hohlräume zeigten
sich nach Abtragung der Kuppe rein cylinderförmig. Noch
muß hervorgehoben werden, daß sich weder eine Verbin-
dung der Hohlräume untereinander, also etwa durch Klüfte
oder Kanäle, noch eine solche nach oben nachweisen ließ, während
die höherliegenden Hohlräume schon durch ihre Füllung mit
Sand eine solche zu erkennen gaben. Wie erwähnt, lagen die
beobachteten, gewölbeartigen Hohlräume in verschiedener Tiefe ;
auch noch im Niveau der Baugrubensohle wurden Decken solcher
Höhlen durchstoßen. Es braucht kaum hervorgehoben zu werden,
daß diese Hohlräume für die Herstellung einer Wasser sicher
abschließenden Sohle eine rechte Kalamität waren. Durch Klopfen
wurde ermittelt, ob unter der ursprünglich geplanten Baugruben-
sohle, die mit einer 0,5 m dicken Betonschicht bedeckt werden sollte,
sich Hohlräume befinden. Wo solche sich fanden, wurde die
Decke eingeschlagen und abgetragen, um vorerst diese Hohl-
räume mit Beton anzufüllen.
Daß die Gewölbewandung aus Schichten dichten Kalk-
steins und lockeren Kalkmergels besteht, also eine deutliche
durchgehende Schichtung zeigt, soweit die Algenkalkknollen
den Überblick einer solchen nicht störten, konnte ich außer
beim dritten, oben beschriebenen Gewölbe, wie schon erwähnt,
noch mehrfach beobachten.
Außer den vier oben besprochenen, in einer Linie liegenden
Gewölben und drei kleineren, die jenen ganz nahe auch in einer
N-S-Linie lagen, konnte ich keine mehr finden, die in einer gesetz-
mäßigen Anordnung zu einander sich befanden. Unregelmäßig
waren sie in der Baugrube verteilt, an manchen Stellen sehr
— 149
gehäuft, während andere Stellen in größerem Umkreis frei von
Hohlräumen waren.
Ich habe nun noch über eine weitere auffällige Erscheinung
in einem Teil der eben behandelten Hohlräume zu berichten.
Beim Abtragen der über die Basis der Gewölbe sich frei
erhebenden, kuppelartig gerundeten Kalkstöcke erwiesen sich
diese nicht in allen Fällen als massiv aus dichtem Kalkstein
bestehend, sondern mehrfach auch von einem Hohlraum durch-
zogen. Diese Beobachtung wurde schon an dem Kalkstock
gemacht, der in dem zuerst beobachteten Gewölbe freigelegt
worden war. Zunächst diesem Gewölbe lag ein ganz ähnliches,
mit einem inneren Durchmesser von 3 m (Fig. 6). Der auch hier
iüö nat.Gr.
Fig. 6.
nicht central*) gelegene Kalkstock von 2,4 m Höhe und 1,5 m
Dicke zeigte sich nach dem Abtragen seiner Kuppe von einem
ungefähr cylindrischen Hohlraum von oben nach unten durchzogen,
dessen Durchmesser 0,5 m maß. Aus einem anderen cylindrischen
Loch, von dem die Gewölbedecke zur Zeit meines Besuches
schon abgetragen war, ragte, von der Wandung durch eine
0,5 m breite Rinne getrennt, ein bis zu seiner Kuppe cylindrisch
gestalteter, 2,5 m dicker Kalkstock in einer Höhe von ca. 1,6 m
über die Sohle hervor ; auch dieser hatte einen cylinderförmigen
Hohlraum und zwar von 0,9 m Durchmesser.
Wenn nun bisher in unserer Gegend die lösende Wirkung
des durch die Klüfte des Kalkgebirges eindringenden Wassers
auf den tertiären Kalk sich nur durch die in den Klüften an-
*) Der den Kalkstock umgebende ringförmige freie Raum war auf der
Nordseite 0,8 m, auf der Südseite nur 0,4 m breit.
— 150 —
gesammelten thouigen Rückstände und die damit zusammen-
hängenden Schichtstörungen zu erkennen gab, so darf man mit
Recht fragen, welche besonderen Umstände es waren, daß gerade
der Tertiärzug Sachsenhausen — Bieber in so großem Maße mit
Hohlräumen durchsetzt wurde, wie es besonders in dem doch
immerhin beschränkten Gebiete der Baugrube des neuen Wasser-
reservoirs zur Erscheinung kam.
Daß eine östliche Rheinspalte bis nach Frankfurt und auch
noch darüber hinaus sich fortsetzt, habe ich (Nassauische Jahrb.
Bd. 39, S. 68) festgestellt und zwar durch den Nachweis, daß zwischen
Lerchesberg bei Sachsenhausen und dem Frankfurter Unterwald,
also bei der Station Louisa, untermiocäne Schichten und Plio-
cänabsätze aneinanderstoßen, nur getrennt durch einen die
Rheinspalte erfüllenden Basaltgang; auch habe ich (Abhandl.
d. geol. Landesanstalt, IX, Heft 4 Fig. 24) diese von Basalt
erfüllte Spalte im westlichen Teil von Neu-Ysenburg gefunden
und örtlich genau fixieren können.
Westlich von dieser Rheinspalte dehnen sich die Ober-
pliocänsedimente, die in einem Süßwassersee zum Absätze kamen,
in bedeutender Mächtigkeit, die Senke westlich von Niederrad
über Höchst bis Raunheim und Flörsheim erfüllend, aus. Wo
hier eine umfangreichere Ausgrabung, die das Pliocän erreicht
hat, gemacht wurde, also am Roten Hamm bei Niederrad (Klär-
becken), bei Nied oberhalb Höchst a. M. und bei Raunheim
gegenüber Flörsheim, kamen Anhäufungen von Pflanzenresten
in ziemlichem Betrage zum Vorscheine. Das letztere gilt auch
von der Landschaft im Osten zwischen Steinheim und Seligenstadt.
Der Umstand, daß auf dem Tertiär zwischen Louisa und
Steinheim keine oberpliocäneu Sedimente die älteren Tertiär-
schichten bedecken, resp. sich zwischen sie und die fluviatilen
Diluvialsande und -schotter einschieben, macht es sehr wahr-
scheinlich, daß diese Gegend nach der Untermiocänzeit bis zum
Eintritt der Diluvialzeit trocken lag. Daß aber östlich wie
westlich Stämme, Früchte und Blätter in den oberpliocänen
Absätzen liegen, legt die Vermutung nahe, daß jenes Gebiet
zwischen Louisa und Steinheim, in dem zumeist das Tertiär mit
dem Untermiocänkalk zu Tage ausging, in der jüngsten Tertiär-
zeit von einem zusammenhängenden Wald, wie mehr oder weniger
auch heute, bedeckt war.
— 151 —
Daß übrigens auch zwischen damals und jetzt, also zur
Diluvialzeit mit Ausnahme der Zeit, da diese Landschaft vom
diluvialen Main überflutet war, ein weiter Waldkomplex sich
über diese Landschaft ausgebreitet hat, hat sich mir auch daraus
ergeben, daß die hier abgesetzte Hochterrasse gänzlich fossillos
ist, gänzlich aller kalkigen Sedimente des oberen Mainlaufes
(Muschelkalk, Jurakalk, Tertiärkalk) ermangelt, während doch
anderwärts gerade im Untermaingebiet diese Hochterrasse an
kalkigen Tierresten wie kalkigen Flußgeschieben reich ist.
Die atmosphärischen Wasser, denen sich durch die Ver-
moderang des Laubfalles etc. ständig und reichlich Kohlensäure
beimischte, vermochten, auf den das Kalkgebirg allenthalben
durchsetzenden Klüften in die Tiefe dringend, den kohlen-
sauren Kalk aufzulösen und so bei längerer Dauer der lösenden
Wirkung Hohlräume zu erzeugen, die, mehr oder weniger groß,
in geringer Tiefe gelegen, sich mit den zur Diluvialzeit über
die Oberfläche transportierten Mainsauden füllten, während die
tiefer gelegenen leer blieben, resp. nur die Lösungsrückstände
enthalten. In späterer Zeit mag infiltrierter kohlensaurer
Kalk es gewesen sein, der die Wandungen der Hohlräume so
gefestigt hat, daß sie sich nun nach außen in der oben be-
schriebenen Gestalt von dem umgebenden Gestein abheben, wo-
bei auch der Abschluss des Hohlraumes erfolgt sein mag.
IV. Schichtenfolge nahe der Friedberger Warte in
Frankfurt a. M.
Unter den von uns angekauften Suiten, die, von Herrn
Dr. 0. Volger gesammelt, aus der Umgegend von Frankfurt
stammen, ist diejenige, welche bei Herstellung eines Brunnens
hinter der Friedberger Warte gewonnen wurde, von wissen-
schaftlichem Interesse insofern, als sie uns über die Schichten-
folge daselbst genauer orientiert, als es bisher der Fall war.
Dieser Suite ist ein von Dr. Volger geschriebener Bericht bei-
gegeben, der zwar von Lepisma stark mitgenommen ist. Ich
lasse denselben hier wörtlich folgen, um schließlich noch einige
Bemerkungen, welche sich auf die Gesteinsproben aus dem betr.
Brunnenschacht beziehen, beizufügen.
— 152 —
„Brunnen bei der Back Steinbrennerei
hart außerhalb der kurhessischen Grenze hinter der Friedberger
Warte ostwärts von der Straße (die alte Backsteiubrennerei
lag westlich) — gegraben im April 1859.
Unter dem Lehm folgen zunächst
gelbe Mergel mit sehr mürbem Mergelkalk, dann
Letten und Lettenschiefer, alles gelb und braun mit vielem
Gypse in Adern und einzelnen Rosen.
Dann stellte sich grauschwarze Farbe ein, und es erschien ein
Wechsel von Mergelschiefer und Letten in sehr mannigfal-
tigen Abänderungen mit ganzen Lagen von Cypris, erfüllt
von Litorinellen und lagenweise auch von Cerithien.
Schon in geringer Tiefe fanden sich Cerithien, besonders
margaritaceum^ seltener plicatum. Tiefer kam letzteres desto
häufiger.
Ebenso regellos kamen auch die Reste der verschiedenen
Fische vor.
Die Brunnengräber waren dieselben, welche den Brunnen
am letzten Hause neben dem Ausgang zum Wartenwege*) in
Bornheim im Jahre 1858 gemacht hatten (Vergl. meine Sammlung
von dort) und waren einstimmig in der vollkommenen Vergleich-
barkeit der Schichten an beiden Punkten, so daß sie auch hier
ungeduldig hofften, die dort in 60 ' Tiefe angtroffenen Wasser-
steine (Septarieu) endlich zu finden. Ich sammelte da zuerst
am 12. April, wo der Brunnen schon 60 ' Tiefe hatte, aber alle
Lagen in der Halde noch ungestört zu beobachten waren. Am
26. April, gerade in der Stunde, wo Ostreichs letzte Entwaffnungs-
forderung in Turin ablief, und somit der Krieg begann, dessen
Ende nicht abzusehen ist, von welchem ich aber, wie es auch
kommen möge, eine Auferstehung des deutschen Volkes hoffe —
sammelte ich mit meiner fast 6jährigen Agnes dort wiederum.
Die Tiefe betrug nunmehr 71 ', aber noch waren weder Wasser-
steine noch Wasser gefunden.
27. April 1859. G. H. 0. V olger, Dr.
Eschersheimer Landstraße
Nro. 42, IL Stock
(beletage).
*) Die Gesteinsproben von da fanden sich nicht in dem Volger'schen
Nachlaß. Aus der Burgstraße kenne ich dagegen eine von denselben Fossi-
lien Cerühium margaritaceum conicum etc. erfüllte Schichte (Abh. d. geol.
— 153 —
Brunnen hinter der Fried berger Warte.
Bei 112' Tiefe hörte der Letten auf und trat wieder
gelber Litorinellenkalk mit Algenraarmorierung, Helix, Cyrena
faujasi, selten Cerithium (klein), Natica etc. auf — 125'.
Mitte Juli.
Bei 140' fand sich Wasser, welches aber gar nicht stieg,
sondern nur seinen Höhenstand füllte, sowie die Felsniassen
weggenommen wurden. Mit Schöpffässern war es aber nicht
zu erniedrigen. Die Arbeit mußte daher vorläufig eingestellt
werden. Der letzte Fels war noch immer derselbe Algenkalk,
aber im Bereiche des Wassers sehr ausgezehrt, faserig -röhrig.
Sehr massig. Ein Block von Ellenlänge und Vh' Dicke ward
zum Schluß gefördert.
Letzte Woche d. Juli. 30. Juli 1859. V.
NB! Am 31. Juli war ich mit meinen Zuhörern bei dem
Brunnen. Es wurden in dem Lettenhaufen, als derselbe tief
aufgegraben ward, um zu den oberen Lagen zu gelangen, die
Cerithien, meist pUcatum, nur selten margaritaceum, massenhaft
gefunden, dazu Lebias meyeri und die größeren Fische, auch
ein Otolith mit der Wurmfurche. In den tieferen Letten war
von Cerithien keine Spur mehr, aber im Kalk waren sie wieder
einzeln vorhanden.
1. August 1859. V.
Der Zuhörer Loretz fand ein Kätzchen von (?) Alnus
oder Betula. Treffliche Lebias der Zuhörer Böttger und
Gerlach."
Über einen Teil des bei obiger Brunnengrabung durchteuften
tertiären Schichtenkomplexes hat 0. Boettgerin seiner Disser-
tationsarbeit — Beiträge z. paläontologischen und geologischen
Kenntnis der Tertiärformation in Hessen, Offenbach a. M. 1869,
S. 29 — berichtet; er schreibt:
„Weiter gehören zu den Corbiculaschichten, die unter
echtem, in Steinbrüchen aufgeschlossenem Litorinellenkalk und
Thon mit Paludina pachystoma liegenden mächtigen, z. T. schie-
ferigen Thonlager, welche bei einer tiefen Brunnengrabung in
preuß. L.-A. IX 4, S. 206) ; hier habe ich überhaupt die Örtlichkeiten aufge-
führt, an denen die durch dieselben Fossilien charakterisierten Schichten sich
fanden. Kinkelin.
— 154 —
der Ziegelei bei der Friedberger Warte scliöne Reste von Per-
coiden und Cottus und Qobio-kYiQXv geliefert haben. Es fanden
sich daselbst abgesehen von diesen und Abdrücken von Blättern
und Blütenkätzchen noch in ca. 40 ' Tiefe :
Cypris sp. 1 rara groß, häufig.
Cerithium margaritacetim Broc. sp. var. coiiica m. nicht
selten.
Cer. plicatum Brug. var. inistidata Sandb., häufig mit voll-
ständig erhaltenem Mundsaume.
Qiiinqiieloculina amygdalum Sandb. in den Mündungen der
Cerithien."
Ich füge dieser Liste noch die Bestimmung der eben-
daselbst gesammelten Fischotolithen bei, welche wir Herrn
Professor E. Koken verdanken:
Otolithus (Gobius) Francofurtamis Kok. Originale (Z. d.
deutsch, geol. Ges. 43, S. 132).
Pereide, nicht näher bestimmbar.
In dem Vo lg er 'sehen Material befindet sich nun noch
ein Teil des Flugorganes einer Fledermaus und eine
ü?iio sp., von der wenigstens die äußere Umgrenzung
deutlich ist ; Unionen fanden sich auch in der lichtgrauen
Mergelbank zwischen den Schichten k. und cer. der
Hafenbaugrube. *)
Die im Manuskript notierte Natica hat sich imVolger'-
schen Material nicht gefunden; es ist wohl eine junge Palu-
dina phasimiella Boettg., die in den eben aufgeführten Schichten
der Hafenbaugrube und anderen kontemporären Schichten in
Frankfurt zahlreich gefunden wurde.
Nach den Angaben von V olger und Boettger, zu
welchen auch noch die den Gesteinsproben beigegebenen Eti-
ketten, die jedoch keine Tiefenangaben enthalten, kommen,
gehören die Cerithien führenden Schichten, welche Dr. V olger
am 12. und 26. April 1859 gesammelt hat, den oberen Lagen
des im Brunnenschacht bis zum 30. Juli durchteuften, 140 '
mächtigen Schichtenkomplexes, also den unter Löß bis 40 ' Tiefe
gelegenen Tertiärschichten, zu.
*) Senckenb. Ber. 1884/85. Taf. 1.
— 155 -
Bei näherer Besichtigung dieser am 12. und 26. April
gesammelten Gesteinsproben wurde ich lebhaft an die tiefsten
Schichten in der Hafenbaugrube erinnert. Diese, zwischen den
Schichten k und „cer" (Profiltafel I im Senckenb. Ber. 1884/85)
gelegen, sind petrographisch und palaeontologisch übereinstimmend
mit den oben bezeichneten Schichten hinter der Friedberger Warte
— es sind die lichtgrauen, glatten Letten mit Tympanotoymis
comci^s Boettg., Potamides plicakis pushdat us Sa,ndh. und Hydrobia
obtusa Sandb., wozu auch manchmal Paludin a phasionella Boettg.
sich gesellte, und dieselben, im Horizont der großen Septa-
rien gelegenen, eigenartigen, durch weißliche und graue Lagen
gebänderten, feinkalksandigen Schichten, über welche ich im
Senckenb. Ber. 1884/85 p. 181, ^ und \ 184 und 190 berichtet
habe; auch die von mergeligen, oolithischen Knötchen erfüllte
Schicht fehlt hier nicht. Von neuem überzeuge ich mich, welch
sicher orientierender Horizont diese Schichten mit reichlichen
Cerithium plicatum piistidatiim, Ceriihium coniciim und Hydrobia
obtusa sind, deren weite Verbreitung ich in Abh. d. preuß.
geol. Landesanstalt IX, Heft 4, S. 205 — 211 besprochen habe.
Aus den Volger 'scheu Notizen, wie auch aus den
Gesteinsproben sehen wir, daß eine von Corbicula faujasii
erfüllte Kalkbank sich in 70' — 100 ' Teufe, also bedeutend unter
den oberen Cerithien führenden Schichten, befindet.
V. Palaeonycteris (?) reinachi iiov. sp.
Aus sehr begreiflichen Gründen gehören die Säugetier-
reste in den brackischen und lakustren tertiären Absätzen zu
den selteneren Funden ; je zarter uud zerbrechlicher die Skelet-
teile sind, desto unwahrscheinlicher werden sie sich erhalten ;
so sind besonders Kiefer und Zähne verhältnismäßig noch häufig.
Zu den größten Seltenheiten gehören die Reste von Chiropteren ;
auch für sie gilt, daß die Zähne und Kiefer, auch Schädelchen,
so selten sie sind, doch die relativ häufigeren Fundstücke der
ehemaligen Chiropterenfaunen ausmachen. Selten sind die Ex-
tremitätenknochen. Zu den größten Seltenheiten gehören zu-
sammenhängende Teile des Skelettes. Irre ich nicht, so steht
der Fund von Graf Sap ort a in den oligocänen Schichten
von Aix im südlichen Frankreich einzig da, der in der fast
— 156 —
vollständigen Vorderextremität, Arm und Hand, eines Hand-
flatterers besteht. Von Vespertüio parisie7isis Cuv. aus dem
Eocän von Paris kennt man von den Flugorganen nur den Arm.
Wenn nun auch der Fund im grauen schiefrigen Mergel
im nördlichen Frankfurt hinter der Friedberger Warte, gefunden
im Juli 1859 von Dr. 0. Volger gelegentlich einer Brunnen-
grabung, sich mit dem schönen Rest von Aix*), dem Vespertüio
aquensis Ger v., weder in der Zahl der im Zusammenhang be-
findlichen Längsknochen der Vorderextremität, noch auch in
der Güte der Erhaltung messen kann, so verlangt doch die
außerordentliche Seltenheit eine Mitteilung über dieses Fossil.
Die Knochensubstanz ist nur zum kleinsten Teil noch
erhalten, sodaß sich die Teile von Arm und Hand, soweit solche
erhalten sind, hauptsächlich durch den einen Abdruck zu er-
kennen geben, der manche Gelenksflächen nicht in ihrer Form
erkennen läßt. Nichtsdestoweniger verdanken wir es der ziemlich
ungestörten Lagerung des fragmentären Flugorgans, daß die
Stellen, in welchen z. B. Oberarm und Unterarm aneinanderstoßen,
ebenso die Artikulation zwischen Carpus und Metacarpus V.
und die zwischen diesem und seinen ersten Phalangen ganz
sicher festzustellen sind.
Bei der unebenen Oberfläche des von kleinen Cypris durch-
spickten Mergels entspricht der Abdruck nicht dem der Hälfte
der Knochen; so ist die Dicke derselben zumeist nicht sicher
zu ermitteln. Wie die Abbildung Taf. IX, Fig. 2, erkennen
läßt, besteht der fragliche Rest aus dem Oberarm, dem Unterarm
und einem Metakarpalknochen, dem zwei Fingerglieder folgen;
die kleinen Karpalknochen sind, weil am Rand des Gesteins-
stückes gelegen, nur z. T. erhalten ; ohne Zusammenhang liegen
seitlich das Brustbein, Schlüsselbein und der Hohlabdruck zweier
zusammengehöriger Fingerglieder.
Humerus. Wenn auch vom proximalen Teil des Ober-
arms die Knochensubstanz vorhanden ist **), so ist doch gerade
*) Gervais, Zool. et Pal. frangaise generale I p. 161, Taf. 28,
Fig. 1 und Gaudry, Enchainements etc. Mammiferes p. 205 u. 206, fig. 273.
**) Bei der Präparation hat sich dieser Teil der Knochensubstanz
herausgelöst. Da sich die Oberfläche und Begrenzung nun noch besser dar-
stellt, so wurde das herausgelöste Stückchen Knochen für die Herstellung
der Photographie nicht mehr eingefügt.
— 157 —
dieses Ende am unsichersten, da es verdrückt ist. Der
Absatz der Crista, die vom Trochanter nach außen bis
ungefähr ein Viertel des Humerus sich erstreckt, ist gut erkenn-
bar. Die Stelle des distalen Endes ist im Abdruck ziemlich
genau bestimmbar, die Gestalt jedoch nicht erhalten. Der
Oberarm ist kaum gebogen. Infolge des verdrückten, proximalen
Endes ist die Länge nicht mit Sicherheit festzustellen; sie
beträgt 21 — 23,5 mm.
Der Unterarm, dessen Enden sicher zu erkennen sind,
ist seiner Gestalt nach fast nur aus dem Hohlabdruck zu
beurteilen; er ist schwach gebogen. Im distalen Teile glaube
ich den Abdruck eines zweiten Knochens, der Ulna, neben dem
des Radius unterscheiden zu können. Nach der Zeichnung von
Vespertilio aquensis Gerv. in Gau dry, Enchainements etc. Fig.
273 ist die Ulna noch vollständig vorhanden, während sie bei
den recenten Fledermäusen und nach Schlosser auch bei
denen vom Quercy nur mehr in den oberen Partien entwickelt
ist. Da die Reduktion der Ulna der recenten Fledermäuse etc.
im distalen Teile beginnt, so möchte letztere wohl in dieser ober-
oligocänen Art noch, vorausgesetzt, daß eben jener nur auf
eine Länge von 5 mm vorhandene, dem Radiusabdruck anliegende
Abdruck von der Ulna herrührt, vollständig gewesen sein. Im
Abdruck des Radius hebt sich, auch in der unteren Hälfte,
eine feine Leiste heraus, die somit einer Längsrinne des Radius
entspricht. Die Länge des Unterarms beträgt 29 mm.
Metacarpus V. Der zunächst am Gelenk gelegene
proximale Teil des Metacarpus V. ist noch in Knochensubstanz
erhalten. Das distale Ende dieses Mittelhandknochens ist im
Abdruck durch eine quere Furche fixiert; seine Länge beträgt
24 mm. Der Knochen zeigt ungefähr dieselbe Biegung wie der
Unterarm. Die Dicke des Metakarpalknochens ist, soweit man
es beurteilen kann, dieselbe wie die des Unterarmes, resp. des
Radius.
Phalangen des V. Fingers. In derselben Biegung
wie sie der Metacarpus hat, verlaufen die Phalangen des fünften
Fingers. Das distale Ende der ersten Phalange ist durch eine
feine Leiste von Gesteinssubstanz, die sich zwischen die Gelenk-
flächen der I. und IL Phalange eingeschoben hatte, angezeigt.
— 158 —
Die Länge der I. Phalange beträgt 9mm,
die Länge der II. Phalange beträgt 6 mm.
Daß der dem Abdruck der IL Phalange anliegende Hohl-
abdruck von der zurückgebogenen dritten Phalange wenigstens
zum Teil herrührt, wäre wohl möglich ; ihre Länge ist jedenfalls
nicht bestimmbar; der seitliche Abdruck reicht weiter zurück,
als ihre Länge betragen kann. Möglicherweise könnte dieser
Abdruck von der Flughaut herrühren. Auffällig ist, daß die
Breite der Phalangen fast so groß wie die des Metacarpus ist ;
diese verhältnissmäßig große Breite mag wohl auch, wie beim
Oberarm davon herrühren, daß die Phalangen gedrückt sind.
Phalangen. Ein daneben befindlicher Hohlabdruck
gehört zwei in Verbindung gestandenen äußeren Finger-
gliedern (IL und III.) an ; ich glaube eine quere Tei-
lung erkennen zu können. Diese Phalangen erscheinen
wesentlich dünner, als die mit dem Metacarpus in Verbindung
befindlichen.
Ihre Länge beträgt 6,0 mm und 4,5 mm.
Sternum. Ganz seitlich, nahe der Mitte des unteren
Randes des Gesteinsstückes, ragt aus dem Gestein die Hälfte
des Brustbeins hervor. Während die Crista ungefähr in der
Richtung der Gesteinsfläche liegt, ist die eine Seite der Brust-
beinplatte ungefähr senkrecht darauf; man sieht also die Hohl-
kehle zwischen Crista und linker Hälfte des Sternums.
Die Länge des Brustbeiukammes ist 4 mm,
die Breite der einen Hälfte des Brustbeines ca. 0,5 mm,
die Höhe der Crista 0,3—0,35 mm.
Clavicula. Ohne Zusammenhang mit den anderen
Skeletteilen liegt links vom Unterarm das Schlüsselbein, in
seiner distalen Hälfte noch als Knochen erhalten, in seiner
proximalen nur als Abdruck. Als Clavicula giebt sich dieser
Skeletteil vor allem durch seine schwach S-förmige Biegung
zu erkennen. Der an das Brustbein sich anlegende Gelenkteil
scheint scharf abgestutzt; am distalen Teile erscheint der
Knochen drei- oder vierkantig, und gegen das distale Ende
hin wird die Clavicula durch einen schmalen Kamm verbreitert.
Länge 15 mm, Breite 0,5 mm.
— 159 —
Scapula. Sehr wahrscheinlich rührt die ganz glatte,
aber nicht ebene, etwas wellige, neben dem proximalen Ende
des Oberarms gelegene Fläche, auf der noch einige dünne
Knochenplättchen, Fragmente des Schulterblattes, liegen, von
dem Abdruck des Schulterblattes her: jene Fläche stellt eine
ungefähr dreieckige Fläche dar, deren Spitze unten stumpf ab-
gerundet ist.
Ich rekapituliere die eben mitgeteilten Maße über die
Länge der auf dem Mergelstücke vorhandenen Knochen:
Oberarm 21-23,5 mm
Unterarm 29 „
Metacarpus V 24 „
Phalange I (des kleinen ( . • 6 n
Phalange II [ Fingers | • • 4,5 „
Brustbein 4 „
Schlüsselbein 15 „
Der Oberarm ist relativ lang, der Unterarm ist ungefähr
iVsmal so groß als der fünfte Mittelhandknochen. Es hat den
Anschein, daß am Unterarm die Elle noch vollkommen erhalten ist.
Wie schon erwähnt, sind die Funde von Arm- und Hand-
knochen von Handflatterern recht selten. An solchen besitzen
wir aus den untermiocänen Schichten von Weisenau den distalen
Teil eines Oberarmes, in der Gelenkspartie in zwei Stücke zer-
brochen; Herm. v. Meyer hat ihm auf der Etikette den Namen
Vespertilio insignis gegeben. Schlosser bespricht in den „Bei-
trägen zur Palaeontologie von Österreich-Ungarn Bd. VI" an
Fledermausknocheu, die zur Vorderextremität gehören, aus dem
Mainzer Becken:
Vespertilio praecox H. v. Meyer und zwar ein Oberarm-
fragment p. 75 Taf. II Fig. 55 und bemerkt, daß dieser Ober-
arm vollständig mit Fseudorhinolophus Schloss. aus den Phos-
phoriten des Quercy übereinstimmt; v. Zittel schreibt bei
Palaeonijcteris: „Vielleicht auch bei Weisenau Vespertilio
praecox Meyer."
Vespertilio insig?iis H. v. Meyer; hiervon bildet er die
obere und die untere Hälfte zweier Oberarme und die pro-
ximale Partie eines Radius Taf. II Fig. 43, 44 und 54 ab.
Aus den Phosphoriten des Quercy hat Schlosser Oberarm
und Radius von zwei zu Pseiidorhinolophus Schloss. gehörigen
— 160 —
Arten *) und den Oberarm und Radius von Vespertüiavus Schloss.**)
besprochen und abgebildet. Endlich hat Weithof er auch aus
den Phosphoritlageru im Quercy einen völlig erhaltenen Ober-
arm von ? gen. Taphoxous Geoffr. beschrieben und abgebildet***);
von zwei Vespertüiavus- Ohersirmen giebt er nur die Maße.
Das sind, wenn mir nichts entgangen ist, die wenigen
bisherigen Mitteilungen über lose Knochen der Vorderextremitäten
europäischer, tertiärer Fledermäuse.
Wie oben mitgeteilt, hat sich im Oligocän von Aix eine
fast vollständige Vorderextremität erhalten — Vespertilio aquensis
Gerv.f); nach dieser Abbildung zu schliessen, scheint nur der
Oberarm fragmeutär zu sein. Auf diese Abbildung Bezug
nehmend, macht Schlosser (1. c. p. 77) darauf aufmerksam,
daß die Ulna nach ihrer ganzen Länge noch erhalten gewesen
zu sein scheint, und daß dieser Flügel auf keinen Fall zur
Gattung Vespertilio gestellt werden darf.
Ich gedenke noch des Chiropterenrestes aus dem alten
Tertiär von Paris ff), an welchem sich vom Vorderextremitäten-
knochen nur Ober- und Unterarm erhalten finden. Deren Länge
steht im Verhältnis 27 : 45. f ff)
Da bei der Beurteilung der Frankfurter tertiären Fleder-
maus nur die absoluten und mehr noch die relativen Größen
der Arm- und Handknochen in Frage kommen können, so bin
ich nach Obigem fast nur auf den Vergleich mit recenten Chirop-
terengattungen angewiesen. In folgender Tabelle habe ich die
absoluten Maße des Oberarms, Unterarms und Metacarpus V
von Fledermäusen notiert, die eben diesen Maßen nach etwa
beim Vergleiche in Frage kommen können. Die Maße von
Knochen von recenten Chiropteren siud teils J. H. Blasius,
„Säugetiere Deutschlands 1857", teils G. Edw. Dobson, „Cata-
logue of the Chiroptera, British Museum 1878" entnommen. Die
zweite und vierte Columne giebt die Vergleiche von Oberarm
und Metacarpus V zum Unterarm (Unterarm = 1) an.
*) 1. c. p. 65—68 Taf. II, Fig. 1, 3 u. 2, 4, 8, 12.
**) 1. c. p. 70—74 Taf. I, Fig. 56, 59 u. 55.
***) Wiener Sitzungsber. Bd. 96 I, Heft 5 p. 353 Taf. 12—16.
t) Gau dry, Enchainements etc. p. 206 Fig. 273.
tt) Cuvier, Recherches etc. Bd. I, pl. II Fig. 1.
ttt) Schlosser, 1. c. p. 77.
— 161
Oberarm
Verhält-
niszahl
Unterarm
Ver-
hält-
niszahl
Meta-
car-
pus V
Vespertüio parisiensis Cuv,
eoc
27 mm
0,6
45 mm
—
—
Vespertüio atjuensis Gerv.
oligoc
—
—
34,5 mm
0,9
31 mm
Pseudorhinolophus Schloss.
II. Art. oligoc. . . .
46,5 mm
0,63
74 mm
—
—
VespertiliavHS Schloss.
IV. Art oligoc. . . .
28 mm
? 0,56
? 50 mm
—
—
Chiroptere aus den oberen
Cerithienschichten von
Frankfurt a. M., oberoli-
gocän 0(1. untermioc.
21—28,5 mm
0,71-0,82
2!) mm
o,s
24 nmi
Synutus barhasteUusB\a.s.,
10,4 '"
0,6
17,5 '"
0,87
15,2 '"
Vespertüio murinus Schreb.,
recent
16,5 '"
0,6
27,2 '"
0,9
24 '"
Bhinolophus hipposideros .
Sechst., recent . . .
10 "'
0,6
17 '"
0,7
12 '"
Vesperugo discolor Natt.,
recent
11,6'"
0,6
19 "'
0,87
16,5 '"
— natlmsii K. & Blas.,
recent
9,3 '"
0,62
15 '"
0,9
13,6 '"
— pipistrellus Schreb ,
recent
8 "'
0,615
13 '"
0,9
11,5 '"
Nycteris grandis Peters,
recent
—
—
2,25 "
0,84
1,9 "
Nyctinomus aegyptiacus
Geoffr., recent . . .
—
—
1,95 "
0,93
1,8 "
Megaderma lyra Geoffr.
• recent
—
—
2,5 "
0,86
2,15"
Brachyphylla cavernarum
Gray recent ....
—
—
2,5 "
0,84
2,1 "
Daraus daß Dobson unter deu Maßen, die er der Be-
schreibung jeder Art beigiebt, nirgends die Länge des Ober-
armes notiert, ist es ei'sichtlicli, daß sein Größenverliältnis kein
generisclier und kein spezifisclier Charakter ist. Wenn auch die
Länge des Oberarmes unseres tertiären Flatterers nicht genau
bestimmbar ist, so ist sie doch sicher relativ groß. Der ein-
zige Anhaltspunkt, das Genus, dem dieser Handflatterer am
nächsten steht, oder dem er angehört, zu bestimmen, ist also
nur durch das Längenverhältnis von Unterarm und Metacarpus V
11
— 162 —
gegeben. In obiger Tabelle kommen bezüglich dieses Verhält-
nisses dem tertiären Flatterer die beiden Nycteriden: Ni/cfen's
und Megaderma und das Genus Brach t/phi/lla am nächsten.
Da Pomel aus dem Untermiocän von Langy (Allier)
Falaeomjctens robustns aufführt und v. Zittel die Vermutung
ausspricht, daß VespertiUo praecox v. Meyer von Weisenau,
den übrigens Schlosser zu Pseudorhinolophus stellt, zu
Fnlaeoni/cteris gehört, so ziehe ich bis auf weiteres das Frank-
furter tertiäre Fiattertier, da es ungefähr von gleichem geologischen
Alter ist, allerdings mit Reserve zu Palaeo}iycieris ; bei dem im
Museum befindlichen Exemplar von Nycteris thebaica Geoffr.
ist nämlich der Oberarm auffallend klein.
Herrn Albert v. Reinach, der sich um unsere Gesellschaft,
wie um die Kenntnis der Geologie unserer Gegend sehr ver-
dient gemacht hat, zu ehren, nenne ich den Handflatterer von
der Friedberger Warte: Palaeonijcteris (?) reiuachi n. sp. Herrn
Dr. Matschie, Kustos am königl. Museum der Naturkunde in
Berlin, sage ich für die freundlichen Winke bei Beurteilung
des betr. Fossils besten Dank, Herrn Fritz Winter aber
für die vorzügliche Ausführung der Photographie, die ohne
zeichnerische Beihilfe alle Details zur Darstellung gebracht
hat. Zu meinem großen Bedauern ist trotzdem der Licht-
druck ungünstig ausgefallen.
— 164 —
Erklärung zu Tafel VIII.
Fig. 1. Gewölbe aus der Gesteinsinasse herausgelöst, nur an einer
kleinen Stelle geöffnet.
Fig. 2. Gewölbe, nach Westen geöffnet, zeigt den Durchschnitt der
Gewölbewand.
Ber. d. Senckcnb. Naturf. Ges. igoo.
Taf. VIII.
Fi2. 1.
Fig. 2.
166
Erklärung zu Tafel IX.
Fig. 1. Gewölbe, nach Westen geöffnet, zeigt, daß die Gewölbewand
aus durchgehenden Gesteinsschichten gebildet ist.
Fig. 2. Reste einer Fledermaus in einem tertiären Mergel aus einem
Brunnenschacht nahe der Friedberger Warte von Frankfurt a. M.
Sie bestehen zumeist aus Abdrücken, zum kleineren Teil aus Knochen-
snbstanz,
lassen im Zusammenhang erkennen :
das stumpfe untere Ende eines Schulterblattes,
den zugehörigen Oberarm mit deutlicher Crista,
den Unterarm, bestehend aus Speiche und Elle ('?),
vom fünften Finger den Metacarpus und die ersten zwei Phalangen
und vielleicht auch die dritte,
und sind auf dem Gesteinsstück lose zerstreut:
das Schlüsselbein, links vom Unterarm,
das Brustbein mit seiner Crista, nahe dem unteren Rand des
Mergelstückes,
zwei zusammenhängende Phalangen eines Fingers, links vom fünften
Finger gelegen.
Bi'i: (l..Sriicknih.\'i(liiii:firs WOO.
'/(if. IX.
Fig. 1.
Fig. 2.
Sc = Scapula. AI = Artikulation zw. Mc u. Phi.
H = Humerus. Phi = Erste Phalange.
R = Radius. All = Artikulation zw. Phi u. Phil
Ul = Ulna. Phil ^ Zweite Phalange.
Mc =^ Metacarpus. Phlll = Dritte Phalange.
CI
St
Ph
J2 n. Gr.
Chivicula.
Sternum.
Zwei Phalangen.
- 167 —
Inhalt.
Seite
Jahresfeier der Senckenbergischen Naturforscbenden Gesellschaft
am 20. Mai 1900 :
Bauprojekte der Gesellschaft III
Jahresbericht, erstattet von A. Rörig, Kgl. Forst-
meister a. D., II. Direktor VII
Brief Goethes an die Senckenbergische Naturforschende Ge-
sellschaft XXIV
Von Rein ach -Pre is- Ausschreiben XXV
Verteilung der Ämter im Jahre 11)00 XXVI
Verzeichnis der Mitglieder:
Stifter XXVIII
Ewige Mitglieder XXIX
Beitragende Mitglieder XXX
Außerordentliche Ehrenmitglieder XXXVI[
Korrespondierende Ehrenmitglieder und Mitglieder . XXXVII
Rechte der Mitglieder XLIII
Auszug aus der Bibliothek-Ordnung XLIII
Geschenke und Erwerbungen:
Naturalien XLV
Bücher und Schriften LXI
Die vorhandenen Zeitschriften LXXXIII
Medaillen und sonstige Geschenke LXXXVIII
Bilanz per 31. Dezember 1899 XC
Übersicht der Einnahmen und Ausgaben XCI
Sektionsberichte XCII
Protokolle der wissenschaftlichen Sitzungen:
Dr. med. Georg Kolb, f 18. September 1899 TIV
Prof. Dr.H. Sehen ck: Über die Wechselbeziehungen zwischen
Pflanzen und Ameisen im tropischen Wald CIV
Prof. Dr. L. E dinger: Das Gedächtnis der Fische . . . CVII
Ausstellung der wichtigsten Neuerwerbungen, erläutert durch
die Sektionäre CXVI
Prof. Dr. M. Moebius: Die Farben in der Pflanzenwelt . . CXXIV
Prof. Dr. R. Burckhardt: Die Selachier CXXVI
Karl Nolte, f 8. Januar 1900 CXXVIII
Prof. Dr. H. Klaatsch: Das Problem der Abstammung des
Menschen CXXIX
Dr. W. Schauf: Über den Diamanten CXXXV
61003
— 168 —
Seite
Erteilung des v. Reinach-Preises für Mineralogie ... CXXXVIII
Hofrat Dr. B. Hagen: Vorführung von Gesichtstypen ost-
asiatischer und melanesischer Völker in Lichtbildern . CXXXIX
Dr. A. Alzheimer: Zur Anthropologie des Verbrechers . GXLI
Bericht über die Feier des zweihundertjährigen Bestehens
der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften
zu Berlin CXLIV
Dr. G. Greini: Altes und Neues von Erdmessung und
Erdgestalt CXLV
Geh. Med.-Eat Prof. Dr. P. Ehrlich: Ccllularbiologische
Betrachtungen über Immunität CXLVII
Z u m G e d ä c h t n i s a n D r. E m i 1 B u c k. Von Prof. Dr. F. K i n k e 1 i n ('LI
Zum Andenken an Wilhelm Winter. (Mit Porträt.)
Von Prof. Dr. H. Reichenbach CLIX
Vorträge und Abhandlungen:
Cordierit von Nordcelebes und ans den sog. verglasten Sand-
steinen Mitteldeutschlands Von Prof. Dr. H. Bucking.
(Mit Tafel I und II) 3
Beiträge zur Kenntnis der Fauna der Umgegend von Frank-
furt a. M. Von Prof. Dr. F. Richters. (Mit Tafel III— VI)
I. Cepheus ocdlatus Mich . . 21
II. Oribatiden-Eier 31
III. O'phiocamptus miiscicola nov. spec 36
IV. Macrohiotus ornatus nov. spec 40
Einiges über die Deutsche Tiefsee-Expedition. Vortrag, gehalten
am 10. Februar 191JÜ von Fr. Winter. (Mit 4 Textüguren) . 45
Der Moschusochse. Vortrag, gehalten am 7. April lUOO von Dr.
W. Kobelt. (Mit Tafel VII und einer Textfigur) .... 61
Über Entwicklung und Probleme der Anthropologie. Vortrag,
gehalten beim Jahresfeste am 20. Mai 1900 von Hofrat
Dr. B. Hagen 67
Die Medaillen-Sammlung der Senckenbergischen Naturforschenden
Gesellschaft. Von D. F. Heynemann 91
Beiträge zur Geologie der Umgegend von Frankfurt a. M. Von
Prof. Dr. F. Kinkelin. (Mit Tafel VIII und IX und 6
Textfiguren).
I. Oberpliocänllora von Niederursel und im Untermainthal 121
II. Die fossillosen Thone der obersten Schichten der Oyrenen-
mergel-Schichtgruppe 138
III. Hohlräume im untermiocänen Algenkalk des Untermain-
gebietes bei Offenbach und Sachsenhausen 140
IV. Schichtenfolge nahe der Friedberger Warte in Frank-
furt a. M 151
V. Palaeoni/cteris (?) reinachi nov. spec 155
MBL WHO! Library - Serials
5 WHSE 00190
4-'