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s
Angelus Silesius,
Cherubinischer Wandersmaim
(Geistreiche Sinn- und Schiussreime).
Abdruck der ersten Ausgabe von 1657.
Mit Hinzufngung des sechsten Buches nach der zweiten
Ausgabe von 1675.
Herausgegeben
von
Georg Ellinger.
Halle a. S.
Max Niemeyer.
1895.
Neudrnoke deutscher Lltteratur werke dea XYI. und XVII. Jahrhunderts
No. 135—188.
I.
Johann Sche£flers „geistreiche Sinn- und Schlussreime" —
den Namen, unter dem das Buch berühmt geworden ist: „Der
cherubinische Wandersmann" trägt erst die zweite Auflage
Ton 1675 — sind eines der Werke, denen man nicht gerecht
wird, wenn man sie ausschliesslich unter dem Gesichtspunkte
ihres poetischen Wertes betrachtet, sondern die in ihrer
:ganzen Bedeutung erst dann erkannt werden können, wenn
man sie im Zusammenhange mit der grossen Geistesrichtung
prüft, als deren Niederschlag sie anzusehen sind. In dem
'Cherubinischen Wandersmann, wie wir das Werk der Kürze
Jialber nach allgemeiner Gewohnheit ebenfalls nennen wollen,
haben wir das poetische Denkmal für jene Epoche des
•deutschen Geisteslebens, in der zahlreiche der edelsten und
tiefsten Geister Deutschlands sich von dem erstarrten Luther-
tum abwandten und aus anderen religiösen Lebensquellen
Trost und Erbauung zu gewinnen suchten. Der geistige
Niedergang, der in dem deutschen Luthertum, namentlich seit
•der zweiten Hälfte des 1 6. Jahrhunderts eingetreten war, ist oft
^enug geschildert worden ; die mit der äussersten Hartnäckig-
keit festgehaltene Scholastik, die sich innerhalb des Luther-
tums herausgebildet hatte und die sich von der katholischen
Scholastik nur dadurch unterschied, dass sie unfruchtbarer
und weniger scharfsinnig war, konnte wirklich religiös ge-
stimmte Geister nicht befriedigen: das Gemüt, das von dem
auch auf den Kanzeln herrschenden Streit um Lehrbegri£fe
keine Nahrung erhielt, musste nach einer Form des religiösen
Empfindens verlangen, in der die trennenden Schranken der
Lehrmeinungen ganz hinter dem Wesensgehalte und der Ge-
fühlsseite des Christentums zurücktraten. Eine solche religiöse
Anschauungsweise bot die Mystik, die als deutlich erkenn-
bare Unterströmung durch das ganze 16. Jahrhundert zu ver-
Ang. Silesius, Cherab. Wandersmann. ^
II
folgen ist; einzelne ältere mystische Schriften, namentlicb
Tauler, wurden unter Berufung auf die Urteile der Reforma-
toren selbst innerhalb des Protestantismus fortgepflanzt, wenn
es auch hier an prinzipieller Opposition nicht ganz fehlte ^ ; weit
stärker indessen lebten die mystischen Ideen in den sektire-
rischen Kreisen weiter; auch in der katholischen Kirche hat
zweifellos die Mystik vereinzelt eifrige Pflege gefunden, wenn
auch diese Entwicklung in Deutschland wenigstens schwer
zu erkennen ist.') Ebenso hat es an Versuchen die Ver-
breitung der mystischen Grundlehren durch produktive Ar-
beit zu fördern, wie bekannt, im 16. Jahrhundert keines-
wegs gefehlt, und die Schriften, die diesen Bestrebungeui
ihren Ursprung verdanken, durchlaufen die ganze Skala von
gut kirchlicher Gesinnung bis zur äussersten, mit der Lehre
der positiven Religion unvereinbaren Kühnheit. Diese my-
stischen Ausläufer des 16. Jahrhunderts stellen gewissermassea
die Verbindung zwischen der älteren Mystik und den Kreisen
her, die von dem Zustande des Protestantismus am Anfange
des 17. Jahrhunderts sich im Innersten abgestossen fühltea
und innerlich daher vollkommen mit dem Luthertum gebrochen
hatten.
Einer der merkwürdigsten Repräsentanten dieser Gedanken-
welt ist Abraham von Franckenberg. (1593—1652) Obwohl
diese eigenartige Persönlichkeit schon oft, namentlich im Zu-
sammenhange mit Schefiler, erwähnt worden ist, hat doch die
Litteraturgeschichte bis jetzt sehr wenig Notiz von ihm ge-
nommen. ') Dennoch muss man, um zur Beurteilung Sche£flera
1) Man vgl. z. B. die Schrift von Matthias Lauterwaldt
aus Elbing: ®in Säebencten, tt)ad ju (lalten fe^ k}on beiS @r(euc^ten
$errn S). ^ot^^nnid ^auUrd (@elifler @eb&4^ni^) Offenbarung,,
©ntjüctung unb ©rleud^tung, fam^t feinen ©d^riften, bie o^n St^re
@d^u(b bie tilgen 9Befentid)ter gan$ oerfinftert ^aben, bag jte noc^
eine anbere, irrige ©ntjüctung f^ahm ertid^ten muffen. SBitten«
berg 1553.
2) Eine von mir angestellte Umfrage in den baierischen
Klöstern hat leider kein nennenswertes Resultat ergeben.
3) Die meisten der Schriften Franckenbergs haben mir vor-
gelegen, leider sind mir die Jordans-Steine 1684 nicht zugäng-
uch gewesen. Ko£fmanne, der in seinem lehrreichen Buche:
Die religiösen Bewegungen in der evangelischen Kirche
ni
den richtigen Standpnnkt za gewinnen, versuchen, ein Bild
von dem Ideenkreise zu entwerfen, in welchem Franckenberg
und seine Freunde sich bewegten. Der innerlich tief veran-
lagte Mann fühlte sich von dem, was die drei anerkannten
christlichen Konfessionen seiner Zeit dem Menschen bieten
konnten, nirgends befriedigt. Am meisten stiess ihn der Zu-
stand der Konfession ab, innerhalb deren er selbst aufgewachsen
war; und indem er den Ursachen dieses Zustandes nachging,
geriet er in einen direkten Gegensatz zum Luthertum, da er
dessen wesentliche Grundstützen negierte : die Verknöcherung
und Veräusserlichung des Luthertumes erklärte er geradezu
Schlesiens während des 17. Jahrhunderts. Breslau 1880 eine
anziehende Charakteristik Franckenbergs entworfen und ein
genaues Verzeichnis seiner Werke gegeben hat, behauptet
nämlich a. a. 0. S. 34, l^'ranckenberg habe in diesem Buche
die lutherischen Lehren von der Rechtfertigung, von g^ten
Werken, von der Gnadenwahl durchaus in Schutz genommen.
Ist dies wirklich der Fall, so kann es sich dem oben ange-
führten charakteristischen Zeugnis gegenüber, nur um eme
nmz vorübergehende Stimmung gemudelt haben. Merkwür-
digerweise erwähnt Ko£Emanne in der Bibliographie nirgends
den Oculus aetemitatis, bei dem die Autorfrage allerdings mit
Sicherheit nicht entschieden ist. Arnold, Kirchen- und Ketzer-
historie, lU, 21 schreibt ihn dem Paul ^ym zu, erwähnt aber,
dass Andere ihn für ein Werk Franckenbergs hielten. Nach
einer genauen Prüfung möchte ich mich für Franckenbergs
Autorschaft entscheiden. Das den Theologischen Sendschreiben
Franckenbergs Amsterdam 1687 vorgedruckte Verzeichnis seiner
Schriften sagt gelegentlich des oculus aetemitatis: Hoch-
deutsch ist von P. Kaim. Demnach werden wir anzunehmen
haben, dass der lateinische Text von Franckenberg, die Ueber-
setzung von Kaym herrührt. Vor der Uebersetznng stehen
übrigens, in die einleitenden Worte verwebt, die beiden Epi-
gramme Schefflers (V, 86 und 214), das letzte mit der men^-
würdigen Lesart:
3n dffxifto ift @ott ©Ott, in Engeln Snglifc^ äßegen,
3n SRenfd^en äRenfd^ unb aM in aütn au^erle^en.
Ausserdem das folgende Epi^ranun; es wäre nicht un-
möglich, dass es ein Kest aus franckenbergs verloren ge-
gangner Spmchsanmüung wäre (näheres darüber siehe unten) :
9Ber ®ott nur rec^t erfennt, ber !ann fc^on üBrig Bait,
äßenn et bed anbern gleid^ nid^t bie( gelemet ^t;
SQßer aber ben ntc^t !ennt noc^ if)m gan^ Ränget an,
^et !an gar lauter ni^ii, ob er gleid^ affeS fan.
a*
IV
für eine Folge des Fondamentalsatzes von Luthers Lehre, der
Bechtfertigung durch den Glauben. ,,3)iefeg aEed k}erurfad{^et
bcr gliegenbe ©rief, bie falfd^e öerfü^rerifd^e Seigre üon bcr
Hled^tferttgung burd^ ben eingebtlbeten ©(auben^ ol^ne bie äBieber«
©eburt k}nb bad ä3u^f ertigc Seben : 3)a fid^ mit bem ©uffevn ^ud^«
ftäbifd^en 3Bort unb @acranienten beibed bie Seigrer unb bie 3"-
Iftörer im ^(eifd^Iid^en @tnne Hügeln, Dnb meinen Sl^riftuS f,e^ bev
@ünben geftorben, ba^ fte barinnen leben ; Dnb au§ ber äBelt ge«
gangen, ba^ fte barinnen bleiben; Dnb f^ab^ ben $. ®eift gefanbt
gu tröften, ba^ fie nid^tä me^r börffen leiben tc." (©o^jia eine«
@^rift«®iferigen ^(age^Sd^reibend SBber k}nb it)iber ben ©reutoel
ber ä^ertDuftung Dmb ben @d^aben gofe^l^iS barburd^ ju l^e^Ien.
älmfterbam 1649. <B. 11.) Franckenberg hat wiederholt im
Einzelnen aufgezählt, was ihm an dem Luthertum seiner
Zeit zuwider war: das Pochen auf den Bibelbuchstaben,
die Ueberschätzung der äusseren Werke, namentlich des
Kirchenbesuches, der Predigt und der Sakramente, vor Allem
aber die viel zu geringe Betonung der Thatsache, dass der
Mensch innerlich selbst die Hauptarbeit thun müsse, falls nicht
alle Gnadenmittel wirkungslos bleiben sollten. So scharf
Franckenberg nun aber das Kirchen wesen seiner Zeit kriti-
sierte, so blieb er doch bei der Kritik keineswegs stehen,
sondern er machte auch positive Vorschläge zu einer Neube-
seelung des religiösen Lebens. Die Grundanschauungen, auf
denen er seine Vorschläge aufbaut, stimmen im Wesentlichen
mit den Hauptprinzipien der älteren Mystik und der mystischen
Ausläufer des sechzehnten Jahrhunderts überein : an die Stelle
des äusserlichen gepredigten Bibelwortes hat das innere
Schauen und Hören zu treten, an die Stelle der Sakramente
und Ceremonien die Wiedergeburt durch Busse und Glauben.
Die Mittel, vdn denen Franckenberg eine derartige Erneuerung
des religiösen Lebens erhoffte, lernen wir am besten aus
dem Ausschreiben des vortrefflichen Herzogs Johann Chri-
stian von Brieg kennen. Denn wenn Franckenberg auch
nicht selbst der Verfasser dieses denkwürdigen Schrift-
stückes war, so kann es doch nicht zweifelhaft sein, dass es
von dem gleichen mystischen Vorstellnngskreis zeugt, den er
vertrat; nicht unwahrscheinlich ist es, dass Franckenbergs
Gesinnungsgenosse Johann Theodor von Tschesch, der bis
1Ö26 in den Diensten des Herzogs Johann Christian stand,
der Verfasser war. Wie sehr Franckenberg jedenfalls mit dem
Ausschreiben übereinstimmte, beweist die Thatsache, dass er
es später (1646 Amsterdam) herausgegeben hat. In dem Aus-
schreiben selbst wird nun zunächst eine schonungslose Kritik
des „iuben^enben SRauId^riftentl^umg" gegeben, indem an einem
kurzen Ueberblick über die Entwickelnng des Christentums
dargelegt wird, wie immer nach kurzer Wiederherstellung des
Wesensgehaltes der Keligion wieder eine grobe Veräusser-
Hchung eingetreten «ei. Ganz von mystischem Geist erfüllt
ist dann die Aufzählung alles dessen, woran es nach der
Meinung des Verfsussers den Christen seiner Zeit vor Allem
fehle. (S. 23 f.) Um diesen Mängeln abzuhelfen, yerlangt der
Verfasser, dass der Geistliche sich nicht auf Predigten und
Disputieren beschränken, sondern in beständiger Arbeit die
einzelnen Gemeindemitglieder wecken und fördern sollten;
er macht femer darauf aufmerksam, wie viele vortreffliche
Gedanken einzelnen Einrichtungen der katholischen Kirche,
so den horae canonicae, Fasttagen, der Ohrenbeichte u. a. zu
Grunde liegen, wenn auch diese Dinge „nad^ma^Id t)om SabfU
t^um, tl^eitd jur Slbgöttere^, t^eitS ju einem Detbienftlic^en 3Betf
unb anbeten extremis gemigbraud^et toorben." Wir sehen in
solchen mehr praktischen Vorschlägen schon die Keime des
Pietismus; wie denn auch die nachfolgenden Worte, die
Franckenberg einem Geistlichen zuruft , als eine Art Vorahnung
der Collegia pietatis anzusehen sind : ,,9Bet( bann nun bad 9Bort
unb 3^0"^^ ^^ &• ^c^rift unfel^lbar k}om ®eift @otte$ l^erfommen,
bann bie l^eüigen 3)>lenfc^en (S^otted k}on bem ©eifte ©otted ge^^
trieben, felbige0 3Bort au^gef^rod^en unb auffgef daneben l^aben:
a(^te iä}^ beffer unb gelDiffer, auc^ feeliger unb erbaulicher bad«
felbige allein, ober mit if^rer 2 ober 3 frommen $er^en bal^eime
in ber ftiEe, ^er^lid^ unb anbäc^tig ju betrachten, a(d bie falten
@^rüc^e unb gefc^mütfte 3^^^^^^^^ ^^ Reiben unb äBeltlic^en
^iftorten in ber Itirc^en t>or ©otted allein feeligmac^enbed
SBort angu^dren ober anjunel^men, unb mir auffbringen gu laffen."
(Theologische Sendschreiben, Amsterdam 1687, S. 45.)
Zunächst sollten freilich die Bestrebungen Franckenbergs
nicht zu einer derartigen gründlichen Erneuerung und Ver-
tiefung führen, wie sie im Pietismus so viel später stattfand,
VI
sondern sie lenkten den begabtesten Freund Franckenbergs
aaf ganz andere Wege. Es wird wohl, wenn es auch nicht
unmittelbar zu unserer Aufgabe gehört, gestattet sein, hier
kurz auf die Frage einzugehen, welche Gründe es waren, die
Sche£fler veranlassten, zur katholischen Konfession überzu-
treten. Zweierlei scheint dabei von Wichtigkeit: von dem
Luthertum seiner Zeit hatte sich Scheffler sicher schon längst
innerlich getrennt, es bot dem Mystiker nichts, was ihn
hätte befriedigen können, ja das Pochen auf den Bibel-
buchstaben schloss die wichtigste mystische Lehre von der
Offenbarung, die sich in jeder Menschenseele vollzieht, wenn
Gott in ihr sein lebendiges Wort spricht, geradezu aus. So
bot unzweifelhaft der Katholicismus dem Mystiker eine grössere
Bewegungsfreiheit als das Luthertum; dazu kam noch, dass
im Kreise Franckenbergs — wenn auch mit einer gewissen
Beschränkung — die Vorzüge zahlreicher von der Reformation
beseitigter Einrichtungen der katholischen Kirche anerkannt
wurden. Es scheint nun, dass Scheffler fürchtete, von den
Consequenzen seiner mystisch-pantheistischen Spekulation ins
Uferlose getrieben zu werden und dass er in engerem An-
schluss an ein positiveis Bekenntnis einen Stützpunkt suchte,
der ihm einerseits einen festen Halt, andererseits doch die
Möglichkeit gewährte, im wesentlichen seinen bisherigen my-
stischen Anschauungen treu zu bleiben. Da nun das Luther-
tum ihm weder das Eine noch das Andere bot, so wird man es
begreiflich finden , dass er seine Zuflucht zur katholischen
Kirche nahm.
Franckenberg, um zunächst zu diesem zurückzukehren,
hat selbst kurz und bündig die Grundsätze der religiösen An-
schauungen, wie sie für ihn und zweifellos auch für seinen
ganzen Kreis massgebend waren, in 25 Sätzen zusammen ge-
fasst,*) die hier mitgetheilt werden müssen, weil sie uns
1) Conclusiones de Fundamento Sapientiae etc., erste Aus-
gabe, Königstein 164H. Zweite Ausg. Amsterdam 1677 ohne
Angabe der zu empfehlenden mystischen Schriftsteller. Ver-
fasst sind die Sätze 1625; die Autorschaft Franckenbergs ist
durch die Unterschrift Amicus Veritatis Fidelis ausser Zweifel
gestellt; wenn die erste Ausgabe im Titel die Bemerkung
at: „Von etlichen Liebhabern [2. Ausg.: von einem Lieb-
VI!
zeigen, wie sehr Scheffler mit dem in dem Chernbimischen
Wandersmanne niedergelegten Ideenschatze in den mystischen
Yorstellnngen des Franckenbergschen Kreises warzelte. Der
ersten Auflage dieser Conclnsiones kommt aber noch eine
besondere Bedentang zu: Franckenberg hat in ihr ein Ver-
zeichnis der religiösen Schriften gegeben, deren Lektüre ihm
znr EinfUhrnng and Yertiefnng in die von ihm vertretene
Richtung notwendig schien und von denen er wohl selbst die
wichtigsten Elemente seiner mystischen Theologie erhalten
hat. Sicher ist der Schluss nicht zu kühn , dass auch Scheff-
ler diese litterarischen Denkmäler entweder in ihrer Gesamt-
heit oder doch wenigstens in ihrer Mehrzahl gekannt hat, und
so gewinnen Franckenbergs Aufeeichnungen auch für die
Untersuchungen über die Quellen des Cherubinischen Wanders-
mannes eine gewisse Bedeutung. Selbstverständlich erscheint
unter den von Franckenberg empfohlenen Büchern keine ein-
zige Schrift Luthers, dagegen die beiden bekannten kleinen
Schriften Johanns von Staupitz ; von altem Mystikern Tauler
mit der Postille, die Tauler zugeschriebenen Betrachtungen
oder Andachts- Übungen über das Leben und Leyden Jesu
Christi und die pseudotaulerische Nachfolgung (s. u.!), Rul-
mann Merswins Buch von den neun Felsen, damals allgemein
für ein Werk Susos gehalten, Rusbroch, die deutsche Theologie,
Thomas a Kempis; aus dem 16. u. beginnenden 17. Jahrhundert
erscheint vor Allen Jakob Böhme, femer Valentin Weigel; die an
die Schriften Lautensacks anknüpfenden pseudoweigelschen
Schriften; die ebenfalls in den Kreis der pseudoweigelschen
Bücher gehörenden Traktate des sog. Christianus Theophilus;
Joh. Arndt, Seb. Franck, Daniel Sudermann, Ägidius Guttmann
und Joh. Val. Andrea. Von den katholischen Mystikern des aus-
gehenden 16. u. beginnenden 17. Jahrhunderts wird nur Constan-
tin de Barbangon namentlich aufgeführt. Auch das Sammelwerk:
Philosophia mystica, das ausser einigen Weigelschen Schriften
das Leben Bruder Nicolai von Grossenstein, Einsiedlers im
Schweitzerland, einen anonymen Traktat : Introductio hominis
haber] der Wahrheit zusammengetragen", so ist das wohl so
zu verstehen, dass Franckenberg eben die Anschauungen seines
ganzen Kreises, wie sie sich in Freundesgesprächen ergeben
hatten, formulierte.
VIII
in philosophiam mysticam und eine Schrift des Paracelsa»
enthielt, wird erwähnt. Selbstverständlich fehlen auch sonst
in der Liste Werke des Paracelsus nicht, dessen Einfluss-
auf das Zustandekommen dieser Eichtung nicht hoch ge-
nug angeschlagen, wenn er auch Scheffler selbst nicht ent-
scheidend beeinflusst hat. Neben Paracelsus erscheinen mit
Schriften seine Anhänger Heinrich NoU, Oswald Groll, Adriani
Mynsicht, gen. Henricus Madathanus, ja auch ältere alchymistisch-
kabbalistische Bücher wie Eeuchlins de verbo mirifico werden
empfohlen. Weniger bemerkenswert sind einige Bücher mit
allgemein-religiösen Betrachtungen ohne bestimmte mystisch»
Färbung, wichtiger schon die Schriften des sog. Hermes Tris-
megistus; für die Ausbildung von Franckenbergs mystischer
Gesamtanschauung war aber neben den älteren Mystikern^
Böhme, Weigel und Paracelsus namentlich noch ein&
Reihe von ihm aufgeführter mystischer Traktate von be-
sonderer Bedeutung, wie sie im ausgehenden 16. und im
beginnenden 17. Jahrhundert zahlreich in Deutschland um-
liefen, so z. B. der Gedankenhüter, der Erämerkorb mit
7. Laden u. a. Welchen Wert Franckenberg gerade auf diese
Litteratur legt, kann man z. B. aus folgenden Worten ersehen
(Theologische Sendschreiben S. 36). 5Kan lefe unter anbcrn . . .
3tem Rvarmvf^ovh, gu grandfurt^ gebrucft, fo mit lauter flaren
Sljjoftolifci^en <Bpx\x^m unb ber Formula sanorum verborum
(barauff bie ©d^uel-'gänfer fonften fo genaue bringen) auggefül^ret^
hai berjenige mü^te SItnb unb Saub fe^n, toeld^er fid^ bartn ntd^t
finben ober ridjten I6nte."
Am gefährlichsten von allen in dieser Litteratur vertrete-
neu Elementen waren für Franckenberg die alchymistisch-
astrologischen Spekulationen, in denen er eine Stütze für
seine religiösen Überzeugungen suchte; ihrem verwirrenden
und verdunkelnden Einfluss ist es hauptsächlich zuzuschreiben,,
dass Franckenbergs Anschauungen in seinen Schriften so
wenig klar heraustreten. Auf Scheffler haben gerade diese
Elemente keine ungünstige Einwirkung ausgeübt; er verwendet
sie entweder in rein poetischem Sinne zu Vergleichungen oder
er polemisiert direkt gegen die Alchymie, indem er ihr ala
würdigere Arbeit das Streben nach dem ewigen Heile gegen-
überstellt.
IX
Ich lasse nun Franckenbergs Satze ihrem Worlante nach
folgen:
L 7>ai aUed Snformirnt k. bnb Btuhixm einen getoiffen
3^^<f/ 3<^K ^nb (Snbe l^aben mufi.
U. 2)a^ bad (^be aEeiS Sel^vend bnb £el^mend ntc^td anbev^
fe^, aU eine äBieber^etnfil^vung jurütf, bnb (^ngang gu @ott, a{i^
bem $ö^eften @ute, baroud ber 9Renf(^ gefaEen.
m. 2)a^ man biefen k^erbovgenen (üngang ntc^t ntdge finben^
man fuc^e bann bie (S^re ®otted lauterßc^ bor bnb in aEen
2)in0en.
IV. 2)a6 bie ®l^e ®otted befiele in bem etvigen Sobe ber
l^errlic^en SRajeftät mtUidfct mu, SBeifi^eit, bnb SEmac^.
y. 3)a( biefed Sob ber ^errlid^feit ®otted nid^t möge red^
0et>nefen toerben, ber SRenfc^ fe^ bann mit bnb in ®ott, bnb @ott
mit bnb in bem SRenfd^en bereinigt.
VI. 7)a% bie Sereinigung ©otted bnb bed SRenfd^en nid^t
geft^l^ tonne, ol^e ben ©rUnb ber l^er^^tid^en Siebe @otte&
VII. 1>ai biefe ^ebe nic^t möge befant »erben, ol^ne ben
Sorfd^mad ber borlauffenben füffen ®nabe ®otted.
VIII. 3)a6 bie ®nabe ©otteiS fe^ bad etvige Seben in G^riftD
JESU bnferm $®rm.
IX. ^ai bad etvige 2thtn nic^td anberd fe^, ald eine ®dtt>
lid^e 9efd^at]>Iig!eit bnb 9{u^e ber @ee(en in ber gel^eimen Offen«
bal^tung 3efu Sl^rifh.
X. 2)a( bie 0. 3. (S.^ fei^ ®ott, bie ißatur, bnb ftc^ felber^
in, burd^, bnb aui ®ott, ber 92atur, bnb ftc^ felber er!ennen.
XI. 3)a( biefe ®rf&ntnfid burc^ bod Sid^t ber ©(orien, ®na»
ben, bnb 9{atur, in bem bre^mnigen IBud^e ber l^eiligen ^d^rift^
ber 9Belt, bnb be$ SRenfc^en muffe gefud^t, gefunben unb geoffen«
bal^ret toerben.
XIL 2)a( biefe brei^ Sudler in bem einigen, innigen imh
eioigen IBuc^e bed £ammed, Sid^teS unb 2^htn^ ober ^er^end ®ottei^
bon ®toig!eit befc^rieben, berftegelt bnb befd^loffen )u ftnben.
XIII. 3)afi biefed S^udf bed Sebend bon innen bnb auffen
gefc^rieben fe^ Sefud Sl^riftud, Srucifisud bnb 9iefudcitatud.
XIV. 3)aJ toer in biefem »ud^e ©rucifiEi bnb »efuScitati
1) Die Offenbarnng Jesn Christi.
rcd^t Icfcn teil, bemfelMgcn öon innen bnb auffen muffe grctd^?
fönnig toerben.
XV. S)a6 biefe ®Iei(^förmig!eit atteine nad^ ber Sel^r bnb
Um Seben 3efu ©IJrifti muffe berftanben toerben, ou8 bem ©lau«
bm in ber Hoffnung mit ®ebulb burd^ bie Siebe tl^ätig toerben.
XVI. ^ag in bem Seben S^fu ©IJrifti bornämlid^ bre^
<9rabug, ber ©rniebrigung, bed ©tiUftel^enig, Dnb ber (Srl^öl^ung
muffen J)racticiret toerben.
XVII. S)a6 ber ©tanb ber ©miebrigung nidjtg anber« fei,
<ilg bie SJ^ortification, ^reu^igung bnb ^rtöbtung bed ®rft?n,
2llten, ©uffern, Srrbifd^en, Sic^tbal^ren, 2:i^ierif(i^en, gieifd^Ud^«
flefinnten 3RenfclJen8, ba man ber 2BeIt bnb jl^m felber abfterben,
ftiUfte^en önb in Bahhat^ treten mu^.
XVIII. 3)a^ bag ©Haftel^en Dnb Bahhatff ffalUn, nic^tg
anberS fe^ al^ mit G^l^rifto burd^ bie Sauffe in ben Xoh begraben
toerben; mit einem bemütigen SBntertourff ftd^ in getaffener @e^
laffenl^eit aUer Kreaturen bergeil^en bnb bntergraben: allein in
ba« netoe getfengrab beS ^er^enS IHSUH CHRISTI ju grunbe
«infinfen, bnb fid^ alfo gan^ toiUiglid^ in ©Ott bertieren.
XIX. ^a^ ber @tanb ber ©rl^öl^ung nid^td anberd fe^, ald
auö bem 3:obe ©l^rifti, burd^ bie netoe ©eburt im ^arabeiftfdjen
Seben auggrünen: SWit bem gieifd^e bnb S3lute gefu ©l^rifti ges
fj)eifet unb geträndCet, öon ^ahtl aufigel^en: ben anbem SRetoen,
Sntoenbigen, Siiw^nlifci^W/ Snftd^tbaljren, @nglifd^en, ©eiftlid^*
^efinneten SWenfd^en 3^f""^ ©l^riftum, ber nad^ ®ott gebilbet ift,
anjiel^en: ali ein jlinb beiS fitd^ted im Sid^te toanbeln, aufftoad^fen,
^unel^men, bnb ftarl toerben, an Sßeifel^eit, Sitter bnb ©nabe be^
©ottbnb ben SWenfd^en; hi^ gu einem boIÜommenen 3Ranne, ber
ba Uht in ©erec^tig!ett bnb ^eiligfeit, bie für ©Ott gefäUig ift.
XX. Xa^ bis aUeg ol^ne ernfteö Sitten, fleiffigeS Siad^fuc^en,
Dnb bnabläglid^eg Sln!lot>fen nid^t I6nnt erlanget werben.
XXI. S)a^ man ben 5Jater burd^ ben ©ol^n im ©eifte, tonb
in ber 3Barl^eit, \mh ben l^eiligen ©eift inbrünftig bitten: baS
9ieid^ ©otteg bor allen S)ingen in bem innerften ©runb bed
^er^enS fud^en: ä^nb aUetne an bie einige, enge, bnb innige
Pforte beg Seben« gefu €;i^rifti anlIo»)ffen fotte unb muffe.
XXII. ^ag man ol^n ein ©ottfeligeg, feufd^eS, nüd^terneiS,
bnb eingebogenes Seben gar nic^t red^t bitten, fud^en, nod^ an^
fIot>ffen f5nne.
XI
XXIIL ^( fKtQthtn^ fe^ ein foId^eiS olbgefd^iebeneiS £eBen
3U füllen: tvo man bie ftnnäl^nd^feit bet t)xtU bnb [HRannid^«
foltieleit hny) @ttel!ett biefer SBelt nid^t Ion k)etme^ben.
XXIV. 2)afi bmbfonfl fe^ bie SBelt k>er(affen, too man ft^
felber, bad ift, fein eigen dHttt, £ei6, 2oh, Seben, Btüt, bnb
9BtIIen, bmb (EJ^rifü 9lameng, (irf&ntnfid bnb Siebe megen, nic^t
lernet berHeren l:>nb l^affen.
XXY. ^a( bi^ aU^ toüxdt, eröffne, tmb beenge ®ott ber
Sater, in feinem eingebol^men @o^n JHSUH (S^ffvifio, burd^ ben
l^eittgen ®eift, toeld^en (&x au^gegoffen l^at über bn§ reid^lic^,
«uff baB toir burd^ beffelben ®nabe gerecht bnb (Srben mürben
"beS etoigen Seben^ nac^ ber Hoffnung: ba^ ift getvi^Iic^ toal^r!
Es wird sich nun wohl die Annahme nicht abweisen hissen,
dass sich in dem Kreise Abrahams von Franckenberg aus dem
Znsammenfliessen aller dieser litterarischen Elemente nicht
allein eine grosse Reihe allen Freunden Franckenbergs ge-
meinsamer mystischer Vorstellungen, sondern auch eine diesem
Ideenkreise entsprechende Ausdrncksweise mit bestimmten,
regelmässig wiederkehrenden Formeln gebildet hat. Und
eben diese Thatsache macht die Untersuchung über die my-
stischen Quellen des cherubinischen Wandersmannes zu einer
80 ausserordentlich schwierigen. Bis auf den Wortlaut kehren
gewisse Wendungen in den Mystikern verschiedener Zeiten, in
dem Kreise Franckenbergs und bei Scheffler wieder, so dass es
zuweilen ganz unmöglich ist, das Abhängigkeitsverhältnis auch
nur mit annähernder Sicherheit zu bestimmen. Aus der grossen
Zahl der von mir gesammelten Beispiele teile ich zu drei
Epigrammen Schefflers die entsprechenden Stellen mit.
Tauler, Predigten, I, 103. §erobe«, ber ba8 Äinb öer*
jagte tmb toben moüte, ift ein t^orbtlb ber 9Bett, toelc^e nod^ biefeiS
JKnb in einem glaubigen 9Renfd$en toben toiü, brumb foQ bnb
mu^ man fte fliegen, tvdüen toir anberd ba^ Rxnh lebenbig in bnd
«tl^iten, ba9 ^inb aber i^ bie erUud^tete giöubige f ee( eined jeg«
lid^en menfd^en.
J ak. B öbme, bon inal^rer ®e(affen^eit II, 45 (3ßer!e, 1 831 bis
1) Das in der Originalausgabe fehlende Wort ist auf
Oruna der Ausgabe von 1677 ergänzt, in der indessen der
Text im Ganzen etwas verändert ist.
XII
1847, S3b.I©.96). Unb alSbann, toann (SJ^riftuä geboren toirb, fo
!ommt alfobalb $etobed unb toiU bag j^inbtein tobten. SBgl. aud^
Val. Weigel, Dialogas de Christianismo, S. 94, flug^ ift Siatfpffa^
t)nb ^erobeg ha, bnb t)eria9en ober ermorben baiS Stinh gefum.
Ch. W. III, 244.
Deutsche Theologie, C. VII. (S. 9 der Amdt'schen
Ausg. V. 1631.) 3)ie gefdjaffene 8eele beS SWenfclJen ^at jtoe^
geiftltd^e äugen, hai redete äuge ift bie 9]^6gHcl^!ett gu feigen in
bte ®n}ig!ett, bag linde äuge gu feigen in bie 3^^^ unb in bie
Sreaturen, barinnen SBnterf^eib gu erfennen, toag beffer ober ge*
ringer, ebter ober unebler ift . . .
Jakob Böhme, Psychologia vera oder vierzig Fragen^
XII. 1.3 (Werke, Bd. VI, 70) 2)u l^aft in beiner ©eele ntoei2lugen,
bie finb rüdüd^ an einanDer gefegt, eineS ftel^et in bie ©ioigleit,
unb bag anbere l^inter fid^ in bie Statut, unb geltet immer für
fid^ fort unb fud^et fein SBegel^ren. . . .
Ch. W. III, 228.
Jakob Böhme, Theoscopia, Beschaulichkeit, III, 24
(Werke, VI, S. 472 f.) Sitte S)inge ftel^en in biefen brei ?rincij)ii«
ober SCnfängen. @in @£em))e( feilet an einem j^raut ber @rbe,
bad l^at fein fRutrimentum bon innen unb au^en, alS bon ber
@rbe unb oon aufien bon ber @onne unb @ternen, baburd^ ftd^
ber ®rbe @t)tritu8 fammt bem äugern mit bilbet; toann baffelbe
au^toäc^fet, fo gefc^iel^et ba$ in fold^er ©etoalt, fo begeid^net ober
figniret fid^ von äugen in bem Jlraute mit ber Silbung unb ^^orm
beffelben ber äugere Btpavatov im @d^toefe(, Bal^ unb ^ercurio^
benn er ift U^ ^rauted ^etoegnig unb em))finb(id^, unb modlet fid^
!or))ora(tfd^.
Abraham von Franckenberg, (?) Oculus aetemitatis,
S. 24. ^ieraug l^aben toir gletd^fam mit gänben gu greiffen, bag
aUt 9)inge aug breiten S)ingen il^r äBefen ^aben, ioelc^e gttfammen*
gefegt ftnb, a(d ein (Siniged 2)ing; äBeld^e brei^ ^inge in ber
9latur genannt toerben, ein @d^toefel, @alniter ober @al^, ein
äBaffer. (S. 25 wird dann das Wasser Merkur genannt: ^a&
britte ein ^ercuriug ober äBaffer).
Ch. W. I, 257.
und Daniel von Czepko, Monodisticha sexcenta sapieutum»
n, 60. (Näheres über dieses Werk unten).
xni
@ta^fen bei 2)rei^fa(ti0!eit.
@§ bringt 2)tr einen ®ott nn |ebed ®täiUin h^tf,
Unb mad^t ed baju !Iar, ba( er brei^faltig fel^.
Wird man nun auch bei den oben mitgeteilten Stellen
geneigt sein, sich für die Abhängigkeit von dem Einen oder
dem Anderen zu entscheiden und etwa auszusprechen, dass
in dem ersten Falle Jakob Böhme Scheffler näher steht als
Tauler, in dem dritten Franckenberg mehr als Böhme, so sind
die Grenzen doch so fliessend und schwankend, dass es jeden-
falls sehr schwer ist, in einem solchen Falle eine bestimmte
und sichere Entscheidung zu treffen. Nun hat Franz Kern
in seiner liebevollen und einsichtigen Studie : Johann Schefflers
cherubinischer Wandersmann. Leipzig 1866, in der auch der
sehr glückliche Versuch gemacht worden ist, aus dem Wirrwarr
der Sprüche das dem Gesamtwerke zu gründe liegende theo-
sophische System gleichsam herauszuschälen, sowohl für die
Gmndanschauungen Schefflers wie auch für einzelne Epi-
gramme zahlreiche Stellen aus Meister Eckhart gesammelt und
aus diesen Uebereinstunmungen den Schluss gezogen, dass
Eckhart als mystische Hauptquelle Schefflers betrachtet werden
müsse. Käme es nun nur darauf an, den Ideenschatz zu kenn-
zeichnen, aus dem Schefflers mystischer Pantheismus seine
Nahrung gesogen hat, so könnte man Kern ohne weiteres zu-
stimmen: gewiss sind es Eckhartsche Grundgedanken, auf
denen im Wesentlichen der cherubinische Wandersmann sich
aufbaut Allein, da wir doch danach streben müssen, die un-
mittelbare Quelle, aus der Scheffler diese Ideen schöpfte, fest-
zustellen, so können wir Kern nur zum TeU zustimmen. Das,
was Scheffler von Eckhart zugänglich sein konnte, d. h.
die in den gangbaren Ausgaben der Postille Taulers enthal-
tenen Predigten sowie der Anhang der Baseler Ausgabe von
1521 und der Hamburger Ausgabe von 1621, reicht nicht aus,
um daraus das System Schefflers, wie es vorliegt, abzuleiten.
Und thatsächlich lässt sich der Ideenkreis, der dem cherubini-
schen Wandersmanne zu Grunde liegt, in der Hauptsache auf
den originellsten und kühnsten Mystiker des 1 6. Jahrhunderts, auf
Valentin Weigel , sowie auf zwei Bücher zurückführen, die zu
Schefflers Zeit allgemein für Werke Taulers gehalten wurden, die
Mednlla animae und das seit Denifles Untersuchungen ziemlich
XIV
aUgemein so genannte Buch von der geistlichen Armnt, früher
unter demNamen : Taulers Naehfolgimg des armen Lebens Christi
bekannt. Dass Scheffler die MeduUa animae kannte und aua
ihr geschöpft hat, bezeugt er in der Vorrede (S. 5 des Neu-
drucks) selbst ; dass ihm das Buch von der geistlichen Armut
bekannt, werden wir annehmen dürfen, da auch Abraham
von Franckenberg es unter den zu empfehlenden Büchern
anführt; dass er es eifrig benutzte, wird durch die beiden
nachfolgenden Stellen — wir dürfen nach unseren obigen
Ausführungen nicht sagen : zur unumstOsslichen Gewissheit, —
wohl aber zu hoher Wahrscheinlichkeit erhoben.
Ch. W. I, 140.
Nachfolgung (citiert nach der Ausg. Frankfurt 1621) S. 44.
aOBan bcr mcnfd^ ift alle 35ing.
Ch. W. IV, 210.
Nachfolgung, S. 168. SBon Snwflf^it önb Slrmut ftel^enb auff
einem $uncten, jbnb toer nit in gnnigfeit eufferlidje S)ing mag
gelaffen, baS ift ein 3«^«"/ ^^^ ^"^ «i^ ^^^^^ gnnigleit getoan.
SBan redete Snnigleit ift ein red^t gan^ bolfommen öergeil^en fein
fel6d bnb aUer S)inge.
Was Schefflers Bekanntschaft mit Weigels Schriften be-
trifft, so möchte ich auf ,eine dahingehende Notiz des Halle-
schen Universallexikons (Kern, S. 40) trotz ihres Alters kein
allzugrosses Gewicht legen, da sie viel zu allgemein gehalten
ist; viel mehr würde die Thatsache ins Gewicht fallen, dass
Leibnitz in zwei mehrfach citierten Stellen (Eahlert, Angelus Si-
lesius, S. 52 f.), in denen er die dem Ch. W. zu Grunde liegenden
Anschauungen mit Spinozas System vergleicht, auch Weigels
Namen nennt. Indessen erscheint schon von vornherein eine in-
nige Vertrautheit Schefflers mit Weigel höchst wahrscheinlich;
denn zweifellos wurden Weigels Traktate in dem Kreise Fran-
ckenbergs viel und eifrig gelesen (vgl. oben). Ich führe zunächst
als Beleg wieder einige Stellen an, bei denen eine wörtliche
Anlehnung Schefflers an Weigel wohl nicht gut in Abrede
gestellt werden kann.
Ch. W. V, 48.
Weigel, ®in »üc^Iein, ba^ ®ott attein gut fe^, C. 16. S. 214.
m^o @ott tffut ober ft}i( nid^tg ol^n ben SRenfd^en, ber SRenfd^
betmag nidjtg ol^ne ®ott, fonbern fte beibe mit einanber, feinet
XV
o^e bnt anbem. — Weigel, htrjer IBeric^t unb Slnlettung jur
2^(^en 2;^eo(o0el^, S. 146. 3)ann ®ott toia ben 9Renf(l^en gar
an ^ nehmen unb aEed in aSitm fei^n, bod^ nic^t ol^ne ben SRen«
fc^, ber 9Renf(^ bennag nid^tö o^ne @ott, bnb ®ott toiE ntd^t
o^e ben äRenfd^en . . . vgl anch Weigel, Gebetbüchlein, 1618.
C. 20. Mva. ^amt bad foltu bei^ etoiger äBarl^eit tool mesfen^
bad @Dtt nic^t tooEe o^ne ben SRenfc^en, bnb ber SRenfd^ nic^t
möge ober ta>oEe ol^ne ^ott.^ VgL auch Daniel von Gzepko^
Honodisticha sapientom, I, 25. Erlösung.
3)u !anft ed nic^t ol^ ®ott, ®ott tnil ed nic^t o^n bid^,
2)rumb tanrb er SRenfd^, ba( er ben SRenfc^en bring oxi ftc^.
Ch. W. IV, 200.
Weigel, Scholasterium christianum, C. 1. S. 156. S)arumb^
tfl bir bie 3^ unb SBeif gu (ang, fo fa^e an gu bebenfen, tvad
bie 3^ f^^ unn^ i^^^ ®i^genf(^afft, fo tvirftu finben, ba( aEe
3ett unnb geitUd^e ^ing nachjagen ber @lnig!eit, unnb iammem
nac^ \ift oX^ )u ber rul^e unnb @nbe. (Vgl. auch S. 158 am
Anfang und S. 159 das nunc aetemitatis.)
Ch. W. V, 199.
Weigel, vom Ort der Welt. 1613. Jiija. 2)ann fo bag
@ute ift ber ©egenlnurff ber Siebe, bnb aEein @ott bad rechte
ta>a^re enblofe ®ut ift, unb tft baS einige ®ut ber bemfinfligen
(Ereatur, bie boju erfd^affen ift feiner empfengtic^ }u fei^n.
Ch. W. V, 282.
Weigel, Informatorium 1616. Avb. ^u bift bie untvanbet«
Mftt ©onne, toer ftd^ gu bir !ebret burd^« ©ebett, ber toirb ge«^
nugfan erleuchtet.
Schliesslich hat auch Jakob Böhme, dessen Einfluss Kern
S. 40 f. zu gering anschlägt, unzweifelhaft auf Scheffler ein-
gewirkt; es ist richtig, dass die eigentlichen Grundprinzipien
Scbefflers nicht auf Böhmes Anschauungen beruhen, aber im
Einzelnen sind Anlehnungen an ihn, wie noch im Einzelnen
gezeigt werden soll, nicht za verkennen.
Wie Scheffler bestreitet auch Weigel die thatsächliche
Existenz von Zeit und Raum. Ch. W. I. 47. 177. 185. 188; 189.
Weigel, Scholasterium christianum, S. 158. Tempus est men-
1) Vgl. auch Deutsche Theologie, C. III, namentlich für
Daniel von Czepko.
'i^^Ti?
XVI
8ura motus secundom prius et posterias, seu est duratio suc- _ ^^^j^
cessiva a praeterito in futurum, et essentia seu substantia
tempöris est ipsum Nunc temporis transitorium momentum,
illud enim solum possidetur de tempore, sed non durat nee
permanet, subito labitur. Praeteritum amissum et elapsum est,
igitur non extat Futurum nondum habetur, praesens seu
ipsum Nunc transitorium momentum non permanet. Tempo-
rale est, quod toto tempore vel quadam temporis parte men-
suratur, est duratio, successio seu spacium a principio usque
ad finem, ut mundus est temporalis, Temporis principium
intrinsecum est aliquid temporis, quod licet non aliquod tempus,
quod est Nunc. Extrinsecum autem est, quod est causa tem-
poris, quod est Nunc aetemitatis; proximum autem nunc aevi,
neutrum tamen est aliquid temporis vel tempus: Nullum
tempus est extra hodie aetemitatis. In die aetemitatis seu
in nunc aetemitatis temporalia sunt intemporabiliter et mobilia
immobiliter et composita simpliciter, et differentia et discreta
indifferenter, et opposita seu contraria sine oppositione sive
sine contrarietate. In Summa lux et tenebrae sunt idem in
Deo. Temporis esse est ipsum Nunc seu praesentia. Fluit
enim tempus et eins fluxus est de esse, hoc esse est praesentia
seu ipsum Nunc. Vgl. ^uch Informatorium, Cap. 1 3 und Nach-
folgung S. 17 und 75. Wie Scheffler verlangt daher auch
Weigel, dass d^r Mensch sich von diesen nur dem mensch-
lichen Denken, nicht aber dem ewigen Wesen selbst ange-
hörenden Vorstellungen abkehre; vgl. die oben für IV, 200
beigebrachte Parallelstelle und zu der den folgenden Sprüchen
Ch. W. II, 119. III, 112 und IV, 215 zu Grunde liegenden An-
schauung Vom Ort der Welt, 1613. C. 21. (K. b.). SBag aber
nun bi( unb bad ift, ober l^eut bnnb morgen, baffelb ift nid^t
toal^red äBefen, bnnb ift für fid^ felber m(S}ii, a(S bie t)ngel^orfame
Kreatur, fo ba Begel^rt bt^ unb bad, l^eute unb morgen, ba ift
fle nid^tg bnb bleibet jl^t felbft gelaffen, bad ntd^tg brennet in ber
$5IIen, nemlid^ ber eigne äBiKe ber Kreatur, ber ba bi( unb bad
iSegel^ret, l^eute unb morgen toiinfd^et erlöfet ju ioetben, bad ift,
in bem pe fic^ felber liebet bnb fud^et, tonb bod^ eben bamit bie
^ein gröffer mad^t. — • 3)erl^alben toer ba toil ber ©ettifd^en glam«
wen entrinnen, ber mug nid^t« bloj fe^n, ba« ift, fid^ felber öer«
Xieren, verleugnen önb l^affen, toie ©l^riftu« l^at genugfam
= >
"*«i
^4:
XVII
tooetfet. — Auch Schefflers Anssemngl, 178, die von Kern
ganz richtig so gedeutet wird, die Unvollkommenheit der
menschlichen Erkenntnis entspringe ans der Schwachheit des
oienschlichen Erkenntnisvermögens, nicht aber ans der Natnr
des angeschanten Gegenstandes, lässt sich anf Weigel zurück-
fuhren, vgL namentlich der güldene Griff, 1613. C. IX. ^emt
baft bon einem einigen ©egentnutff, fo manc^falttge opiniones bnb
judicia ober Srtl^etC gefallen, ift nid^t bed - ©egentourffg fd^ulb,
fonbem beten, fo ed anfeilen, mit üietf eltigen Sugen. a. a.D. G^.X.. .
bonimh folte bataud MQid^ gefd^Ioffen toerben, bad feigen, erfennen
ni«^ bom ®egenft>urff, fonbem bom Sluge fe(bft l^erfomme bnb
^ieffe, bad i^, SCUed natürlid^ erfennen k)nb feigen !omme bnb
i»t>VLbtai^i tnerbe, bon bem @r7ennen fetbfi, bnb ntc^t bom objecto
imb ®egenlnutff, alfo ift baiS Slug ein lauter flat @tfxdft, fo
toirb bie @rfenntnid rein bnb lauter, !(ar geurtl^etlet fe^n. 3ft
ober baS 9lug fium))ff bnb bunfel, fo ioirb aud^ bad feigen fa(f4
bnb bundei fei^n. vgl. zu I, 47 und II, 168 noch MeduUa animae
^citiert nach Speners Ausgabe Frankfurt 1 692 , da mir keine ältere
Aasgabe des 17. Jahrhunderts zugänglich war), @. 56. 9)em ge»
reiften äRenfc^en in feinem bollfommenen guten äBiUen mag feine
3eit 3U htr^ fel^n, bann too ber äBilte alfo ftel^et, bag er aUt^,
HHid er bermag, t^un ioill, nid^t allein je^unb, fonbem ai^d^ in
taufenb Salären, ob er fo ^ange lebet, fo bejal^Ut ber äBiUe fo
bte(, ald man in taufenb Salären mit ben 9Berd(en tl^un möchte,
unb ^t aUeS bor ®ott getl^an. — Die Mannigfaltigkeit der
Dinge erscheint bei Scheffler als eine Folge des verwirrenden
menschlichen Denkens; Gott ist das unteilbare Eine, zu dem
das Geteilte und Unvollkommene wieder hinzustreben hat,
V, 1 . vgl. Weigel, Informatorium, Giija f. 2Bcr nun betrachtet
bie <^genfd^aft be( (und bnnb ber S^^^ / ^^ ^^i bef ennen, bag
^tt bod tnal^re SBefen (Sind fe^e bnb einig ol^ne alte Spaltung
tmb numnigfaltigfeit, benn fo toenig ald bad (Sind !an get^eilt
loerben^ ober bibibirt in ber 9ied^ei^nft, eben fo toenig !ann man
au^ tfftxUn bie (Sinigfeit ®Dtted, benn ed ift nur ein ©toiger, nid^t
}tDcene, nic^t bre^, bnb fein SBefen bCeibet einig bnnb bngeft>alten,
o^ atte Sermengung, Scrmif (^ung ober 6j)altung. — Der Mensch
kann daher nur dann' wirklich selig werden, wenn er über die
Mannigfaltigkeit zu dem Einen und Unteilbaren sich erhebt; Ch.
W. IV, 206. vgl. Weigel, Scholasterium christianum, S. 177. SBem
Ang. SilesiaSf Cherab. Wandenmaim. b
XVUI
nid^t aUe öl^rter ein Dl^rt feinb bnnb gleid^ gelten, fonbern an
einem Di^rt mifyt %vmh Dnb 2uft \üiU fud^en aI8 am anbent^
ber metg nod^ nid^t too fein Sattettanbt fe^; ignorat seipsum
et regnam Dei, im redeten äiatterlanbt, in meipso non per-
penditor terminns a qno et terminus ad quem, nee nlln»
partium situs corporeus, supra, Infra, ante, post, sicut mundo
staute fieri et cönsiderari solet, sed est quies et aeternitas,.
ubi unum seu Dens in me fit omnia, * nbi nulla sit actio aut
operatio vel motus.
Schefiflers Vorstellungen über das Verhältnis der Greatur
zu Gott müssen noch unten berücksichtigt werden ; es scheint,
dass für die Ausbildung der über diesen Gegenstand im
Kreise Franckenbergs herrschenden Anschauungen verschie^
dene Quellen in Betracht kommen. Die den Sprüchen: I, 8,.
9, 106, 139, 191, 192, 204. II. 149, 178 Bu Grunde liegenden
Gedanken kann man so zusammenfassen, dass nach SchefiTler
die Gottheit erst im Menschen zur wirklichen Erscheinung
kommt. Die Grundzüge dieser Anschauung finden sich aller-
dings ebenfalls bei Weigel. Denn so stark er sonst den Unter-
schied zwischen Ungeschaffenem und Geschaffenem betont (bgL
j^ur^er ^erid^t unb Anleitung jur Seutfd^en S^ologe^, @. 138.
®g feinb nid^t mel^r bann atne^ äBefen, bad einige, uninanbelbal^re
bngefd^affene ®ut ober äBefen, unb barnad^ baS tnanbetl^afftige^
angefangene, gefd^affene äOefen, tneld^ed ift ein IBtlbni^ ober tote
ein Schatten,) so sagt er doch, SBom Ort ber fflelt, C. XXVI.
Mija. ®Dtt für fid^ felbft in @h)tgfeit ift toillenlo^ (vgl. Ch. W.
1, 294), ioie affectlog, er ioil nid^t^, aber in, mit bnb burd^ bad
SBort bnb Kreatur toirb er on$ gum äBiUen, bnb toirb tooüenbe^
fümemlid^ im @rftgebomen ©l^rifto, ba leffet er fid^. feigen, toa^
er tooüe eb)iglic^. vgl. auch a. a. 0. Cap. XVII n^iemol ©Ott
für fic^ felbft nid^td n)iC, er n^irb erft in ber (Sreatur tooQenbe
bnb gum 9BiÜen. Es stimmt damit überein, dass Scheffler sich
Ch. W. n, 157 auch dem Wortlaute nach an Weigel anzu-
lehnen.scheint, Informatorinm II, 1 (Biiija) 3)enn toer ftc^ felbft
red^t anfi^et bnb eviennet , k)on innen unb t)on auffen. ber rtm^
erfennen ben etoigen ®DSC2:, beft öilbtni^ er trägt.
Auch die in II, 179 von Scheffler vorgetragene Anschau-
ung scheint auf Weigel zurückzugehen; hätte sich der Mensch,,
wie Weigel in seinem Buche vom himmlischen Jerusalem aus-
XIX
fuhrt, nicht dmch den Fall ans der Einheit mit Gott losge-
rissen, so wäre eine Erlösung überhaupt unnötig gewesen.
Ebenso gibt ü, 180, Weigelsche Gedanken wieder: Der Mensch
als Geschaffenes ist nach Weigel f&r sich selbst kein Wesen,
andererseits hat aber doch Gott einen Teil seines Wesens in
ihn eingegossen. — Gott umfiisst und umschliesst nach Weigel
alle Dinge, sofern die Creatur nun Gott hat, so hat sie auch
alle Dinge. Ch. W. I. 88. L 140. IL 149. SBdgel, philosophia
theologica, ba^ ntmblväf ®ott aSein «üt fe^, 6. 197. bietneil
oBer (Ereotur ifi ®otted bolüommene StIbnuB, fo l^at jl^ @ott
mäQttff^tt aUt @aBen unb @üter, bie fte in j^r felbft fiitbet bttnb
bcft|et, tme @ott, trnnb barff nichts bmt auffen gu fuc^en, aSe
2)in0 ftnbet fte in j^r felber^ bann fte ftnbet bie ganfe @attl^elt
in i^ f eiber, e^ fo l^ot fte auc^ bad Biüdtotd, Nachfolgnng @.8.
SBan in bem Su^gang fein felbeS, bnb aEer ^tng, fo nmfi ®oit
ftil^ il^ geben, mit aEer Ski^r^eit, ^ot er ben ®ott, fo bebarff
er nii^td mel^v. Med. an. S. 63. gfürtoar, ber ift gar pi get^tg^
ber ft^ mit ©Ott ni(^ tann laffen genügen, in bem allein gute ifl,
me^, M er begeben mag, bann ber SVeic^tl^um @otted ifl über
aüt 9Ut|. vgL auch a. a. 0. S. 53. 2)ann bie Qinbemug tft in
i^, imb aEed bad er orbentlic^ liebet, ^tnbett i^, ®02X ift
ifmt nü^ nid^t aEeS in aEem toorben, baS ift, er mei^net @ott
vUlft in aflen SHngen (auterlid^.
Die pantheistischen Vorstellungen, auf denen sich Scheff-
lers Ansichten von dem Weltgebäude aufbauen, stimmen eben-
&Us fast tiberall mit Weigel fiberein. Auch Weigel betrachtet
die Welt als eine Emanation des göttlichen Wesens, das aber
dadurch nichts von seiner Wesenheit verloren habe, sondern
bleibe, wie es gewesen. Alles umschliessend und Alles er-
füllend. Vom Ort der Welt, C. Xm, Füj b. 3lun möd^te man
fragen, nne toar t^ benn gubor? barauff antworte id^, eben ta>ie
ed ie(ptnb ift, benn bad Umioanbelbare toanbelt ftc^ nimmer, ba^
bie SBeit bnb (Ereaturen ftnb, ^at ®ott in feiner ^teffe ettoad
tDcbet gegeben noc^ entnommen Snb ob bid^ bün!en mdd^te,
ed Inere ie|unb ni<^, tote t^ gubor toar, barumb, ba( je^unb bie
aSelt fielet, mtnb leibltd^ auff ber Stefe fd^toebet, fo fottu
nnffen, ba^ betn jnnerlid^ed Sluge ju tieff l^erabgefentfet (iget in
ben ftifttbal^ren leiblid^en fingen, too bu ed aber auffl^übeft bber
fti^ in bie fSkttt, fo ioürbeft bu baib bemel^men, bag ed je^unb
b*
XX
eben alfo toere, toie für ber @d^öj)ffuit0 ber SQBelt. Vgl. auch
ha^ Oott attein gut fe^, S. 210. C. VIII. Vom Ort der Welt,
C. 17. Hb. ^ul^n ift ©Ott ein omnicapax tabernaculum , ein
aSbegreiflici^ SBefen, ber alle 6)reaturen alfo befd^Ieuffet, ftd^tbal^re
t)nb unfid^tbare, bag aud^ aufferl^alben ®ott nid^t eine fliege ober
9Kü(fe ftc^ regen ntöd^te ober ol^n jl^n leben. Ch. W. 1, 127, vgl.
auch II, 143. Auch das von Schefifler verwendete Bild eines
Brunnens V, 216 stammt aus Weigel, der güldene Griflf, Cap. V.
S)ien)et[ alle 2)ing fo bon ©Ott bem einigen Brunnen gef[offen
finb, erlaubt toerben tc: vgl. noch weiter Ort der Welt,
C. XXVII. Miij. 2)u fe^ft gleich in ber SBelt ober aufferl^olben
ber SBelt, toie toir benn im gufünftigen Seben ol^n biefe SBcIt fe^n
muffen, bennod^ magft nid^t ol^ne &Dtt fe^n. S)cnn ®Dtt ift
nic^t aSein ein 6)entrum, fonbern auc^ ein (Eir!el aUer ®efd^öt)ffen,
ba« ift, ©Ott bnb fein aBitte ober SBBort ift nic^t attein in aUen
Kreaturen, fonbern aufferl^alben berfelben fie begreiffenbe, alfo
ba^ aud^ eine TlMt nid^t möchte aufferl^alben ®ott (eben, 2c.
vgl. Ch.W. IV, 154. Zu VI, 174 vgl. auch noch Jak. Böhme,
Menschwerdung, I, 1 1 ; 6 (Werke Bd. VI, iJ. 218). @r (©l^riftu«)
ift ber Srunn, unb toir finb feine 2:ro^fen in il^m. Vgl. femer
zu VI, 188. Med. an. C. XXXIII. S. 94. ®ott attein ntuj ge*
meinet fe^n, ber titoa^ meinet, ber meinet &Oit nid^t. ^u folt
aud^ in ®Dtt nid^tg meinen, toeber @naben, nod^ @aben, ober
ettoaS, bad man begel^ren mag, bann in il^m finbeft bu aSeS be^«
f ammen. Nachfolgung , S. 74 , wo das Wort des h. Augustin
angeführt wird: ®ebe mir @ott aUe 2)ing ol^ne fid^ f eiber, mir
benügte nit, fonber l^ab 3d^ ®oü, fo i)ab xd} alle 2)ing, unb bamit
benüget mir. Ch. W. II, 120 (vgl. auch V, 170) dazu Nachf. S.20.
^nb baS feiub redete geiftUd^e 3)2enfd^en, t^nb il^r effen ift @ott
lieber, ban anber 2int faften, t)nb toer fie f))eifet, ber fpeifet @ott
f eiber. äBan tnad fie effen ober trincfen, bad nergel^rt @ott in il^nen.
Gott offenbart sich nach Schefifler in der Natur, die er
nmschliesst und ausfüllt. Dieser bei allen Mystikern wieder-
kehrende Satz (vgl. z. B. Nachfolgung, S. 153. 157) ist aber
wohl auch Schefifler zunächst durch Weigel nahe gebracht,
da wiederum eine wörtliche Anlehnung vorzuliegen scheint,
vgl. V, 86 und Weigel, Informatorinm II, 7 : S)ie fc^öne Kreatur
ift ein 9ud^, barinnen man lefen foU, @otted etnige, aUmäd^ttge
@üte t)nnb «Um&c^Hgfeit bnb äBeigl^ett.
XXI
Das Böse ist nach Scheffler mit Gottes Wesen unverein-
bar und nnr dem Menschen eigentümlich, vgL Ch. W. I, 129,
IV, 69 nnd Y, 230. Genau den gleichen Gedanken finden wir
bei Weigel, Gebetbüchlein, III, 9. na^ fanb er (%ham) in
fidf fefBer? 3mel^ ^ing, nmlidf bad ®ute bon ©Ott [\>rih
hai Söfe, totldft^ fein eigen toal^re.] Vgl. auch Bürger Serid^t
imb Anleitung jur t^eutfd^en t^^eologei^ , S. 144. 9htn eine jebe
(Sreotitr ffatk nütJ^toenbig gtoe^ 2)ing in j^r, bad gutte k)nnb bad
bdfe, baiS gute k)on ®ott ald äßefen, Beben, Steigt k. ^a^ böfe
bon jl^r felber, ba^ ift jl^t eigen nic^tiS. Ist Sünde somit eine
Eigentümlichkeit des Creatürlichen, das Creatürliche aber als
wesentlich nicht zu betrachten, so ergab sich der Schlnss dass
die Sünde überhaupt bloss als etwas Negatives, als eine Abkehr
von dem wirklichen Wesen anzusehen sei; Ch.W.IV,69. 1,213.
VI,45.VI, 44. Weigel vom Ort der Welt, C. XVHI. 2)arumb ifl
bie Sünbe andf nid^t m @ubftan} ober äBefen , f onbem nur ein
fLcdttni ober S^^aü, burc^ bad S(nnel^en beiS äßtUeng, toeld^er
folte fre^ bleiben. Weigel, Bericht und Anleitung, S. 145.
Jttmiidf Sflnb tft, \otnn ftc^ bie bemünfftige (Ereatur abtoenbet
burc^ ei^genen äBiEen bon bem bntoanbell^afftigen einigen ®uit
auff bie toanbell^afftige vielfältige (Kreatur. Vgl. auch Informa-
torinm, III, 11. @ünbe ift ein abtoeid^en bon bem traten %efen
gum Schatten, bom Siedet gut ^^nftemig, t)om £eben gum XoH,
t>om @uten gum Söfen, Don ber äBarl^eit an bie £ügen, bon ®ott
}ttT Kreatur, bom Sßefen gum Bd^atttn ober nid^t. Vgl. Med.
an., S. 1. IDann bie @ünbe ift eine Slbfd^eibung bon ®ott, eine
3u{el^r gu ben eitlen Kreaturen, eine Sefled^ung ber Seele, ein
Sterben beS ®eifte§, ein Stridt teä geinbe^, eine SSerlierung ber
Qtit, eine Beraubung ber ®nabe @otteS, aller Sugenben unb ber
etvigen @elig!eir. Ebenda S. 5. ^ann Sünbe ift ein 9lid^t, unb
^ fein SBefen, unb fie toirfet nid^td ald bofed, fte machet gu
nic^t bie fle begel^ren. — Ist Zorn und Hass mit der Güte Gottes
unvereinbar (vgl Ch. W. V, 93 und die unten zu Daniel von
Czepko II, 87 citierte Stelle aus Weigels Gebetbüchlein),
so kann Gott auch nicht der Urheber der Strafe sein: jeder
Sünder trägt seine Hölle in sich, wie denn auch der Himmel
nur in der eigenen Brust des Frommen zu suchen ist. Vgl. Ch.W.
I, S2, 298, 295, V, 54, 55, 56, 68, 93, 96 und öfter. Die Stellen,
in denen Weigel die gleiche Anschauung vorträgt, sind so
XXII
zahlreich, dass man nnr den kleinsten Teil anführen kann.
Dass Gott allein gat sei, S. 207. fetten bie feligen nid>t ben
ipimmel in jl^nen, fte fäl^men mmmennel^r baretn/) bnb l^etten
bie Derbam))ten bie $elle nid^t in jl^nen, fie fönten nimmermel^t
in bie etoige ginftetni^ geftoffen toerben.^) Vom Ort der Welt,
C. 14. ^Ifo ift bag ^arabei^ ober Sl^riftud, ober bad 9lei(^
©Dtted nid^t aufferl^alben bnd, fonbent in t>n^, batum6 bürffen
tpir ben ^immel ntd^t l^ie ober ba fud^en, toerben toir benfelben
in ün^ ntd^t finben, fo fud^en toir benfelben k^ergebend, t)nb fin«
ben jljn nimmermel^r. Vgl. auch noch die nachfolgende wich-
tige Stelle in dem bereits oben citierten S3üd^(ein ba^ ©Ott
allein gut f e^, S. 204 f. 3lun ift ba^ i)ntniberft>red^licl^ ioar, hai
^intmel bnnb i^eU in bet Kreatur fei^, toere bie ipeUe nid^t in ben
SBerbam^)ten, fie möd^ten nimmermel^r barein fommen nod^ öer»
hampt irerben. ä^nb tigere ber ^irnntel ntd^t in ben ©laubigen,
fie !ämen nimntermel^r barein, tonb fönten nid^t feiig toerben.
(Vgl. Ch. W. V, 52.) m ift fein größerer ^immel, al« ber innere
^intmel eineg guten ©etoijfen«, in ©l^rifto 3«fu, önb ift leine
gröffere ^eUe a(d bie innere $elle eineB böfenS (üeiniffeniS auffer«
l^alb G^l^rtfto. ©in ®£emt)el, @o id^ burd^ G^I^riftum im jjnnem
§immel bin, toürffe nttdj ®ott in bie §ölle önber bie 2:euffel, fo
bliebe id^ bod^ im Fimmel, bnb bie ^eUe a(fo ju reben, mü^te mir
ein ^immel fe^n, bann fo inenig al^ ®ott bie ^eUe eine ^eHe ift,
eben fo toenig mir aud^, ber ic^ im $imme( bleibe, bagegen toerbe
ic^ Uxauht be^ jnnern ^immeld t)nb au^er Sl^rifto, ob gleid^
©Ott mid^ neben ftc^ fe^te, ober mir einen Dl^rt baioete öon Ärl?«
ftaa, ©otbt, ©ilber, perlen, 2C. auf l^immlifc^e SBeife, fo toürbe
mir toarltd^ fold^er euffere §immel ein l^eUifd^ getor bnb ®ifft
fe^n, borumb ligt e3 alle« am inntoenbtgen ©runbe. (Vgl .Ch.W.
V, 15; 1,97). Vgl. zu der zweiten Hälfte der letzten Stelle auch
Med. an. S. 156. „®od^, fo er midj in bie ^ötte toürffe, fo l^ätte
id^ atoeen 9lrme, bamit id^ il^n umbpenge. S^er eine Arm ift toar«
l^af^e 2)emutl^, benfelben lege id^ unter il^n, unb bamit bin idj
mit feiner l^eiligften ajlenfdjl^eit bereiniget. Unb mit bem redeten
9lrm ber ßiebe, fo mit feiner l^eiligen ©ottl^eit bereiniget ift, umb»
fienge id^ il^n, ha^ er mit mir in bie §öße müje. Unb fo tootte
1) Vgl. Ch. W. V, 52, auch I, 295.
2) Ch. W. V, 96.
XXTTT
\äf lieber in ber Rollen fei^n, unb ®ott j^oben, ald in bent ^vms
:ne(, unb ®ott nid^t l^aben/' SDa berftunt) ber SReifter, ba( toal^re
Oelaffenl^eit mit grünblid^er 2)emut ber ned^fte SBeg }U ®ott tpäre.
Vgl. zu CiL W. 1, 82 noch ®in md)Uin ba^ @ott aOein gut fe^,
€. 4. S. 200. äBenn bu @ott fud^en toilt, bnb feinen ^l^riftum,
jo muftu nid^t n>eit au^erl^alb bir lauffen, gen Serufalent, gen
Slom, gen @. Sacob, in ben 2:em^el }u bent Kntid^rifio, fonbem
ie|re in bid^ felbft, im ©eift muftu jl^n fud^en, finben, anbtttn in
bir felber. — Zu der Gnindanschaunng vgl noch Nachfolgong,
S. 166. Snb man f^rid^t, @ott berbamme ben Sßenfd^en. ®ott
t^erbammet niemanb, fonbem ber 9J2enfd^ Derbammet fid^ felber.
YgL auch Jakob Böhme, vom übersinnlichen Leben, 36.
<Werke, I, 140.) @ie (bie ©eele) barf feine« Sluöfa^ren«, fon^
htm bad öu^erlid^e, töbtlid^e £eben famt bem 2^^ fd^eiben ftd^
nur t)on il^r. @ie ffat ^immel unb ^öUe )ubor in il^r, vgl.
auch ebenda 38 ff. Werke I, 141 f. und Böhme, De tribns
principiis, IV, 36 und VII, 21, Werke Band III, S. 31
und 56, femer Vom dreifachen Leben, II, 52 f., Werke Bd. IV.
S.'25. Vgl. auch noch Menschwerdung, I, 14; VI: äBir fügen,
hafi in aUen äHenfd^en bie äJZöglid^feit jur neuen @eburt fei,
fonft tn&re ®ott zertrennt unb an einem Orte nid^t ald am
-anberen; unb befennen l^iermit, ba^ ber Slenfd^ Dom ^uer unb
2i^t gebogen toerbe. äBo er fid^ mit ber äBage ^inlenfet, ba
fallet er l^in, unb mag in biefer 3^^^ ^o^ f^>^ Slngel oDer SBage^^
jünglein toieoer in bie $5^e fd^toingen, unb bag bie 1^. Hare @ott^
^eit fein »öfe« toitt. (Werke, Bd. VI, 241.) Vgl. auch über die
i^atur der Sünde Sex pnncta mystica, III, 16 (Werke VI, 404).
Demnach ist Gott dem Menschen in jedem Augenblicke
gleich nahe; und es ist nor die Schuld des Menschen, wenn
-er ihn nicht findet. Ch. W. 11,89. Negativ wird der gleiche Ge-
danke ausgedrückt bei Daniel von Czepko, Monodisticha sa-
pientum III, 56.
fte^r umb.
äBann bu ben 9lfitfen fe^rft ber flaren Sonne ju,
Unb ftel^eft nid^t i^r Sic^t. SBer mad^td? Sie ober bu?
Weigel, Informatorium, M. v. C. XX. 2)enn fie tootten ftd^
^ott nid^t ergeben Dnb }ur Sonnen toenben, barumb l^atd jl^nen
<8ott nid^t gegeben, nid^t au^ feiner Sd^ulb, fonbem aui ber
SRenfd^en Sd^ulb. Med. an. S. 80. äBad barff jemanb ber Sonne
XXIV
berloeifen, ba^ flc in fein ^au^ nid^t fdjieinet, fo er feine genfter
gufd^Ieuft^ burd^ toeld^e bet @ci^ein einbringen foQ.
Auch die Anschauungen über das Wesen Gottes, dl&
Scheffler vorträgt, sind auf das Augenscheinlichste durch
Weigel beeinflusst. Gott gilt Scheffler als das einige, unteil-
bare, jeder Vielheit feindliche Wesen: die Einfalt, von der
I, 219 die Rede ist, muss als Zahlbegriff, und nicht, wie
Kern S. 78 f. annimmt, als ethische Eigenschaft aufgefasst wer-
den, vgl. Weigel, tin Süc^Cein ba^ ©Ott allein gut fe^, C. 14.
®Dit ift bie J^öd^fte (SinigMt Dnnb Einfalt, t»n5erül^rad^ Don allen
Kreaturen. Dem entspricht es, dass Schefflers Betrachtui^e»
V, Iff., in denen das Verhältnis Gottes zu den Creataren
durch Zahlensymbolik erläutert werden soll, ganz offenbar ao
Weigel anknüpfen; vgl. namentlich V, 2, 3 und 4 mit Weigel,.
Informatorium, II, 12. Stern baS l.ift ein S3efd^lud unb IBegriff
aUer jalen, 2. 3. 4. 10. 100. 1000. ^arumb fanftu f^red^en^
bad eine ift aUe gal^len, complicit6 ^ufammen getoidElet, al^er 2. 3.
4. 40. 50. 60 2C. ift nid^tg anberd al^ ein au^toitfelung. SBere
baS 1. nid^t, fo toel^re aud^ 2. 3. 5. 10.20.1000 nid^t, nod^ eine
anbete 3a^l • o,h^v leiblid^e fid^tbare 2)ing fmb nid^t Don i^n f elb»
ften, fonbern fie fommen au^ ben unfid^tbarn geiftlid^en, unb bie
fommen au^ einem anbern: alg bie ©etoed^fe !onnnen au^ bea
@ternen Dnb Elementen, bie Elementen fommen au^ ben äßaffern^
bie äßaffet fommen au^ ben @ngeln, bie QSngel fommen au^ bem
nid^td, Dnb äBort ©otteS, ba^^ SBott fom^t au$ @ott, ®ott
ift Don im felber. Vgl. a. a. 0. II, 3. @ott tniU id^ Detgleid^en
ber erften, Dnb bie Kreatur ben anbern ^al^len, barumB bad ®ott
einig ift, Don jl^m felber, Dnb ift fein felbft eigen, bebarf feinei^
anbern, Dnb barumb ba^ Kreatur an il^r felbfk gtne^fad^ ift, ober
itt>t\) anfeilen ffai, ald auff fld^ felbft Dnb auff ©Ott, Dnb ba$ fie
Don bem einigen @Dtt l^erfommet, Dnb ift nid^t jl^r felbft eigen,
fonbern @0S^, Dnb mu( erhalten tnerben Don bem einen: bad-
erfte fan tool fei^n, toenn gleid^ nimmermel^r 2. 3. ober 4. tneren,.
aber nit ijietgegen, 2. fan nit Beftel^en on boS erfte, bie ^toel^ l^abea
jr toefen Don bem erften, muffen Don i^m erl^alten toerben, bar»
um la^ id^ mid^ burd^ bie )n>ei füllten )um erften, bad ift burd^
bie Kreatur ;ium äßerf meiftet. — Femer wird Gott bei Weigel eben-
falls als die ewige Ruhe bezeichnet Ch. W. I, 76 und 294. Weigel,
vom Ort der Welt, C. 19. @üii ift bie eioige (Rul^e, bie ©eligfeit.
XXV
dnb baiS (inbe aUn (Ereoturen, er ift SBittflod, Dnb tin an^u
nemer füffet Stiaeßatib, ber ha aUtS rul^ig mad^et, bad ba ftd^
bed äBiaend nic^t anniaCpi, ha^ ift, ber ba bUibet in ber SUb«
tti^ in e^ri^, baffelbe tvanbett in bem SBiHen &ottti, ba ifl
@ott felber aUed tvorben, ba ifi Seligfeit, Siul^e, triebe t)nb @ott
»Ott @cnÜ0e. Vgl auch Jakob Böhme, MenschweTdimg U, 1 ; S.
3n ber (Stoigfett, a(d im Ungrunbe auffer ber Statur tft nid^td
ald eine @üfle o^e Sßeffn; ed Ij^at auc^ nid^tö, bod etti>aS gebe^
e^ tft eine eloige 9iu^e, ein Ungrunb ol^ne Anfang unb (inbe.
es ifk au^ fein 3i^ no(9 Statte, aud^ fein Suchen ober finben^
cber ettDad, ba eine äRdglic^Ieit toäre. (Vgl Ch. W. n,
18S). Aneh Weigel leugnet wie Scheffler, dass Gott wirk«
fiehe £igen8chafien besitze, Tgl. Informatoriam II, 10; vgL
M. a. S. 76. Sbam hai göttliche SBefen ift in ji^m felbfken
%amlo%, aber i>on toegen ber (Ereatur fe^nb i^me 92amen ^uge^
fatten, nemlic^ toeil er bie (Ereatur gefc^ffen, fo ^eiffen (vir i^n
anc^ einen @ott atö er au(^ ift. 9((d bie (Kreatur gebred^Iid^ ift^
fo pfiffen toir i^n barml^eraig, milb unb gnobig, a(d er aud^ ifi^
mt^nbelt fie, fo ift er geredet. Unb alfo mand^erlel^ Flamen, bie
i^ Don bem Sßefen fein felbft nit juge^oren, ba( er in ftd^
fel^ften Stomio^, 8UbIo(, gfonnlo^, äBeifeto^, unb aUer ^ngen
blofc ift. (VgL Ch. W. II, 70.) Auch der Ch. W. V, 50 ans-
gedriiekte Gedanke findet sich schon bei Weigel vorgebildet,
ein Süc^lein t>a% @ott allein gut fe^, C. 16, S. 214. Snb erft-
lif!^ fc^reibt man @ott gu bie Slffect, g^elobe, 2:raurigleit, toir-
fen, 2C, ba| (Ereotur mit ^rc^t unb 3ittern erfenne unb befenne,
toie @Dtt fei^ ein Srunnquett t)nb Srfad^ ober S^rffmtng aUer
gelobe, S^ratorigleit, toirdfenS 2C. Wegen dieses Mangels aller
Eigenschaiten wird Gott als das ärmste Ding nnd Armut als
göttlich bezeichnet, Ch. W. I. 65. VgL dazn Nachfolgung, S. 1.
Srmut ift ein @leii^lS^eit @otted. mai ift @ott? @ott ift ein
abgefc^eiben äBefen, »on aUen Kreaturen. &n fre^ Sermdgen.
(Ein Umter toirtfen. Sllfo ift Slrmut ein abgefc^eiben SBefen^ t)on
allen (Kreaturen. Auch die IV, 127 vorgetragene Meinung über
die Wohnung Gottes ist bei Weigel zu finden: @in fßü^fltm
ba| (Sott aSein gut fel^, C. 10. S. 211. et ((Sott) ift einig, t»nnb
loo^et nirgenbd a(d in i^ felber, er bebarff feiner eufferen
SBo^ung. (VgL auch ebenda C. 1, 8 und 11.) Als die ein-
Bige wirkliehe Eigenschaft Gottes wird seine Fähigkeit, sich
XXVI
mitzuteileo, bezeichnet Ch. W. II. 182. Vgl. Nachfolgung, S. 6.
®Dtt ift ber Seelen gimmerrctd^ , fo fie bemt atte a^tng laffet,
t)nb @ott allein anl^anget, fo getoint fie ®ott mit ©etoalt. ^an
©Ott mag fid^ nit entl^alten, @r mu^ fid^ jl^r geben, bann ed ift
fein 92atur, bag et fid^ gemeinfamet ber @eeCe, bie fein em))feng«
lid^ ift. — Weiter vgl. zu Ch. W. IV, 158 die Ausführungen
Weigels im Informatorium II, 12, wo Weigel dftrthun will,
dass die sichtbare Welt in Gott verborgen war und aus ihm
entsprungen ist (,,barum5 toaten alle leiblid^e "S^ing k)etborgen
in bem önfid^tbaren ®eift): ein ^afelmtS ift ein ©amen ober
Astrum, ^at in il^r befd^loffen bie gan^e ^afetftaubt, fam^t ber
ganzen SBur^el, &tam, tieften, Steigen, ölettem, a)oIten önb
anbern 92üf[en; femer Med. an, S. 48. 9lud^ ift ©Ott ein toal^rer
xin'gemeffener unb überme^id^er ©irfel, ber beS SKenfd^en mittn
©eift, ber in feinem Segriff §immel unb ®rben an ber SBeite
übertrifft, in il^m M einem ^unct befdjiHeffet, ba^ er !aum ettea«
gemerdet toerben mag. Ch. W. IV, 162. Vgl. Weigel, Erkenne
dich selbst, T. 1, C. 21, S. 58. D mein ©d^ö^ffer önb ®ott,
burd^ bein £id^t erfenne id^, ioie tounberbarlid^ id^ gemacht fe^:
%ui ber äBelt bin id^ gemad^t, k)nb bin in ber äßelt, k)nb bie
^elt ift in mir, 3d^ bin aud^ öon bir gemacht, önb idj bleibe in
bir, bnb bu in mir, au^ ber äßelt bin id^, bie SBelt traget mid^,
fie bmbgreiffet mid^, önb id^ trage bie SQ3elt, önnb bmbgreiffe bie
SBelt, 3d^ bin ftr Äinb t>nh ©ol^n, (vgl. den Ausdruck CL
W. I, 256), fte ift toorben, toa« id^ bin, önb id^ bin blieben toa«
fie ift, bann atteg h>a8 in ber groffen SQ3elt ift, ba« ift aud^ atte«
in mir ©eiftlid^, barumb bin id^ bnb fie, einS, önb mag o^ne fie
nit fe^n nod^ leben, ©ie mu^ mid^ f|)«ifcn, crnel^ren bnb erf^alten,
fo biel bad fterblic^e 2zhtn angeltet: Sllfo l^aft bu mid^ $®9l9i
aud^ gefd^affen gu beinem 99ilbnui, t)nnb gibeft mir beinen ©eift,
bu bift in mir, t)nb id^ in bir, Dnb mag ol^ne bid^ nid^t leben
«inen SlugenblidC. S)iefed aUed fel^e id^ in bir, mt> bu in mir,
3a meine Slugen fe^nb beine Äugen, bnb mein ®r!enbtnu^ ift
bein @rfenbtnu6, fte feigen b>a8 bu toilt, Dnb ni^^t b>ad id^ toiU,
bu er!enneft, önb fiel^eft bid^ felber, burdj hidf felber, ba« ift, bur<^
mid^, bnnb baöon bin ic? feiig: 3n beinem Siedjt fel^e idj toarlid^
bad Siecht. — Auch die Anschauungen, die Soheffler über das
Verhältnis des Teufels zu Gott vortiilgt, lassen sich auf
Weigel zurückführen, vgl. Ch. W. V, 261, V, 72 und nament-
xxvn
lieh V, 30. Weigel, vom Ort der Welt, C. 18. Snb ob fte
(He (Ereaiur) too^I aufferl^olben ®£>%X tveber tvcfen nod^ (eben
mag, fo l^at ed bod^ fold^ Sefd^eib mit ber k)emünfftigen frel^«
imaigen Kreatur M ©ngel l>nnb SRenfc^en, ba^ fte ungenöttget,
ungegbungen, fret^tDiUig ftd^ (enfen ma^ jur redeten t»nb Unfen.
«. a. 0. C. 17. 3a ed ifi toav, alle Kreaturen limnen auffetl^alben
eDi:X nid^t fei^n noc^ (eben . . . 9(ber boft id^ in ®ott ^el^e, (ebe
Imb fc^toebe, t>nb mi(^ betoege, mad^et mid^ nod^ nid^t fe(ig, benn
bag ift natür« \>nh cteatüv(if^, bnnb aUt Xeuffü tmb Serbam^ten,
ge^en, ftebcn, Ithtn bnnb fc^toeben mit jl^rer l^eEe in 302:2:, Dnnb
mag aufferlj^alben ©02:2: lein ^ea nod^ 2;euffe( nix^ einige Kreatur
ff^. a. a. 0. C. 18. 2)enn Sucifer blieb an bem Ort, ba er
pt»ot toat, unb bliebe aud^ eben bag, nad^ bem SBefen, toie er
giiDor toar. ebenda: 2)ed äBefend l^a(ben b(eibt ber 2:euffe(
^, aber bed fBSiUtn^ f^aVbta ift er böfe t)nb berberbet Scho-
lasterinm christianmn, C. 7. S. 172. Kneifer fiel mit feinem äBiEen
«ui &0Ü ober t»on ®ott, aber nid^t nad^ feinem Sßefen, benn
£uciferg SBefen ift gnt blieben, t>vib and^ in ®ott, benn auffer^alb
<8ott mag toeber @nge( nod^ 2:eufFe( (eben ober gefei^n . . .
Ueber die Stellung Gottes zu der Welt und dem Menschen
tragt Scheffler, wie Kern S. 8u f. richtig hervorhebt, zwei An-
aehaanngen vor, die sich scheinbar diametral gegenüberstehen,
wenn er auch, woraaf Kern ebenfalls schon hingewiesen hat,
<den Yersnch macht, zwischen beiden eine Art Vermittelnng
zu finden. Einerseits erscheint nämlich Gott als das von aller
Creatnr nnberührliche, ihrer nirgends bedürftige Wesen, das
«ich nm die Welt nicht kümmert und nnr in sich selber
Genüge findet; andererseits wird doch behauptet, dass Gott
des Menschen Liebe suche und sie nicht entbehren könne.
Der scheinbare Widerspruch erklärt sich hauptsächlich aus
<den Quellen, von denen Scheffler abhängig ist. Während ihm
die zuletzt erwähnte Anschauung namentlich, wie noch gezeigt
werden soll, aus Taulers Predigten zukam, hat er für die erste
vor Allem aus Weigel geschöpft. vgL Ch. W. V, 34 und II,
190 mit Weigel Bericht und Anleitung, S. 138. ®ott ifk ein
IBefen, barumb neiget er ftd^ t>on 92aiür ju jljfm felber, bann er
ifl feinem anbem, bnnb fyti niemanbd bber jl^m ober neben jl^me,
er liebet fld^ aud^ f e(bft, benn er l^at t>on feinem anbem nic^td
emt>fangen, er l^at aUed Don jj^m fe(bft, fonften (iebte er DieKeid^t
xxvni
benfelben, bon toeld^em er ettoaS emf)fangen l^ette bnnb toete aud^
tool biHid^. @t ^at Suft bnb grcube an jtim felBft, bcnn er ift
bad l^öd^fte, fd^önefte ebelfte boUfommnefte @ut t)nb bie ©eligfeit^
felber. ^ann aUeS toaS er ift k)nb f^at, baiS ift er feC6ft, er fu($ei
nidjitS bann fid^ felber, önb finbet aud^ nid^t« benn pdj felber,
bann er ift !eineiS 3)ingg bebürfftig, Dnnb ift fein felbft e^gen. . <
Ganz offenbar liegt die Abhängigkeit Schefflers von Weigel
zn Tage bei den Epigrammen V, 42, 43 nnd 44 ; sie lehnen
sich im Gedankeninhalt und zum Teil auch im Wortlaut so
offenbar an die nachfolgende Stella Informatorinm III, 6 an,,
dass ein zufalliges Zusammentreffen so gut wie ausgeschlossen
scheint. . . . bantmb ba^ ed ®ott feine ^ünb ift, fo er ftd^ felber
liebet, beluftiget, fud^et unb ftnbet, benn biUid^ fann er ftd^ neigen
ju iljfm felber, er ^at feinen über jm ju bem er fxdf lenden möd^te
aud^ fann er fid^ btlli(^ felber lieben, benn er ift bad l^öd^fte @ut,
toere aber ein anberer, ber beffer unb l^öl^er loere, er lieffe bon
fi(^ bnb liebete benfelben^ — Im Zusammenhange mit dieser
Anschauung stehen bei Scheffler Aeusserungen wie II, 198^
wo die ganze Schöpfung als eine Selbsteröffnung Gottes be-
zeichnet wird, die von Gott aber nur um seinetwillen ins Werk
gesetzt worden wäre; diesem Spruche II, 198 liegt höchst
wahrscheinlich folgende Stelle aus Jakob Böhme , de signa-
tura remm, XVI, 2, (Werke, IV, S. 453) zu Grunde: "S^mn
©Ott l^at nid^t bie G^reation erboren, bag er baburd^ boU«
fommen toürbe, fonbein pi feiner ©elbftoffenbarung ald gur
großen f^freube unb ^errlid^feit. d^id^t bag fol(^e f^freube erft
mit ber G^reation l^abe angefangen; nein, fie ifi bon @h)igfeit
im großen 9J2^fkerio getoefen, aber nur al!^ ein geifklid^ @^ie(
in pdj felber. 2)ie ©reation ober @d^ö^fung ift baffelbe @^iel
aui fx6f felber, aU ein SRobeU ober äßerfjeug bed einigen ©eified,.
mit tneld^em er ff)ielet; unb ift ihtn ald eine groge Harmonie
bielerlet S^.autenf)>iel, meldte alle in (int Harmonie gerid^tet ftnb.
Ist Gott somit unberührlich von aller Creatur, so wird ea
auch nur den Menschen möglich sein, Gott zu schauen, deren
n Eine ganz ähnliche Stelle Deutsche Theologie, C. XXX.
S. 44f. der Ausg. von 1631, doch steht wenigstens flir42un(l
und 43 Weigel dem Wortlaute bei Scheffler näher.
XXIX
Erkennen von jedem creatürUchen Znsatze frei ist (Gh. W. U,
59; IV, 23, 36 ; V, 129) vgl. dazn Nachfolgnng S. 2. SBic fcl
«Ber ber SRenfc^ ®oti erfennen unb lieben, ba§ er bo^ arm bleibe
«Ee« erfennend unb liebend. (&t foE @i>tt mit ®ott befennen^
unb ©Ott mit ©Ott lieben unb anberS ma^ er il^n nit befennen
nod^ lieben, babon er feelig fel^. Snb fol arm fein edfennend.
fBad ift [ein erfrnnenV ^a9 ifl in Silbern unb in formen bie
ber Ißenfd^ burd^ bie Sinne ein^iel^et. Snb anberd mag er nit
erfennen bon nature. Snb be( mu^ er arm fein, toil er feelig
fein unb flel^en in ber rechten armut. S. 22 wird ebenfalls für
das Anschaaen Gottes jedes creattirliche Erkennen verworfen
und die Blossheit von aller creatürlichen Kunst verlangt. Unb
bie Slo^l^ett fuc^et bie ©rfanbtnud , bnb [il^n benüget nimmer, auf
leiner natürlichen tnal^r^eit, ed lommeben in bie Slo^^eit red^t ba| ed
iBott anfc^tne, bnb erfenne ol^ne aUed mittel. Snb fo edfmn^t inbie
»lo^ett, fo f eaet ab aUed natfirlid^ gemertfe, bnb ift mfifftg, bnb
ft|et bnb ruioet in einer lautem füSl^eit, bne ba ift ber ©eifi
fommen in feinen erfien Srf^rung, bannen er gefloffen ift. Snb
in ber SBeife fo ift natürlich (^anbtnud ab^uf^red^en, bnb baS
ift not, ba( ber SRenfc^ lebig fet^e feined natflrlid^en @rfennend,
tanü er l^aben bie redete armut vgl. auch Med. an. S. 48 a *)
[Dass die Stelle auf Scheffler von Einfluss gewesen ist, geht
daraus her, dass die ihr unmittelbar vorangehenden Worte
anf der gleichen Seite augenscheinlich zu Ch. W. lY. 159 die
erste Anregung gegeben hat: Unb aU biel ©Ott bem ©eift
^rdffer toirb, alfo biel berringem fid^, unb berfd^toinben in 31^
aSe Kreaturen. 3» biefem Sid^te fa^e @. Senebictud bie gant^e
S)c(t in einer fleinen e^euerfo^le.] ^ie faOt bie £iebe ber (Ere<
atitren ah, Unb in biefem fibertoüniglid^en SBunber be^ ©eified,
boxfiber bie ftnnlic^e unb bemönfftige @dennbtnfi| bon ©ott in
fein tnunberbared Sid^t gefttl^rt unb eingenommen toirb, alfo, bat ^^
©eifi fiber bie Statur, unb fiber ftc^ felbft au^ ber 92atur in bie ©ott«
förmigfeit erl^oben toirb, ba toirb ber ©eift bom Sid^t, lid^tlo^, bom
befennen, belennlod, bom Sieben, lieblo^. 92id^t ba^ ber ©eift
1) Die benutzte Ausübe der IL a. zählt zweimal von
40 — 50, die erste Reihe wird hier durch a bezeichnet
XXX
toarl^afftig ol^ne 2xtbt fe^, bann in feinem 93efennen (ba
ber ®eift fein Sd^auen toieber auf ftd^ feCbfi beuget) ba ift i^m
fein SQ3efen, fein Seben, feine llrafft, alleS 93e!ennen, unb äffe*
fiiebl^aben }u flein, gegen bie ®rlänbtnu^ be^ groffen ®otted, ali^
toie einer äJZücte bie äBeite be^ gtoffen ^tmmetd gu begreiffen
DieC au Hein ift. 3lod) f(einer ad^tet ft^ biefer ©eift umb @Dtt
gu begreiffen. Unb alfo n)irb ®r auffge^ogen in bie ®r5ff e ©oited
ba^ ®r il^m felbft in feiner ftleinl^eit entfindCet, bann ®r ftnbet
!eine natürlid^e STlilglid^feit in i^m, bie gu biefem S3egriff gelangen
fönte, unb bod^ barff er nic^t fo t)ieC gegen bie grunbCofe ®ffxt
@otted tl^un, ba^ er bie übernatürliche STlöglid^feit berCäugnen
folte. — Wenn Scheffler dieses von allem Creattirlichen losge-
löste Schanen über die Erkenntnis der Cherubin stellt Ch. W.
1, 284, so yergleiche man Med. an. @. 110. ^a aud} in ber felbigen
©tunbe, fp ber flare ®ott bie ©eete mit allen il^ren Gräften an
ftd^ sendet, fo muffen auff biefelbe 3^t aud^ äffe ^eiligen nn\>
®nge£ toeid^en unb bergeffen toerben. vgl. Nachfolgnng S. 41.
Unb fo ber SRenfd^ baS äßerdC üoffbringt, ba^ er in red^ter ^ar»
l^eit lebig ift affer toerde, fo foff er aud^ beS S3ilbed lebig fein,
e8 fe^ engelifdji pber natürlid^, unb foff ©Ott laffen loirden, fonber
äffe SBilbe. — Wir sehen namentlich aus der letzten Stelle, wie
diese Anschaunng ganz konsequent aus der Forderung des von
allem creatürlichen Znsatze freien Erkennens hervorging; ebenso
naturgemäss ergibt sich übrigens daraus wie bei Scheffler
(Ch. W. V, 84, 86, 87, 267) die Unterschätzung alles mensch-
lichen Wissens, vgl. Nachfolgung 131. Unb barumb, bie affer«
toeifeften ber SQ3eIt, baS feinb bie affer t^orid^teften öor ®ott. Ja
auch der Gegensatz von Liebe und Wissenschaft, wie er bei
Scheffler V, 320 ausgedrückt ist, findet sich schon vorgebildet^
Nachf. S. 141, wo* die Liebe aus Erkennen und die Liebe aus
Glauben einander gegenübergestellt, vgl. auch auf derselben
Seite oben, wo von der Wirkung völliger Gelassenheit die
Rede ist : 9Ban er erlanget mit Siebe bal^in, bag äffen ©ngelif d^en
Vernunft gebriftet. Wenn in III, 6 die Demütigen, die das
Reich Gottes schauen , mit den Hirten identificiert werden, so
liegt wahrscheinlich die Stelle ans Jakob Böhme, Mysterium mag-
num, 58; 33 f, (Wercke, Bd. V, S. 479 f.) zu Grunde, ©in ©d^aaf«
^irt, in bem ®otteg ®eift totrfet, ber ift bor @ott l^öl^er gead^tet, al«
ber 9lfferb>eifefte unb ©etoaltigfte in eigener Sßi^, ol^ne göttlid^e
XXXI
Regierung äBo fmb bie ^od^delel^tten unb äBelttoeifen? Stents
tDo fmb bie getoaltigett Vetren, bie bad äClbeme t^erad^ten? äBo
Metbet i^ 3kaäft, Stmft unb 9Bi<^e? @ie muffen alle mit einanber
in Biaub, unb l^etunter )ur Einfalt fold^er ©d^aafl^irten fommen^
unb il^t $ev5 in bie ^ienpatfeit unter ^l^rifti ^odf htu^m^
tooUtn fie biefer @ii^aafl^irten Sinie tl^eill^aftig toetben. — Wenn
Scheffler die ganz konsequente Fordenmg anisspricht, dass
der Mensch, um Gott zu erkennen, selbst Gott sein müsse,
so ist er aller Wahrscheinlichkeit nach von Weigel beein-
flnsst, wie wieder an einer frappanten Uebereinstimmnng ge-
zeigt werden soll. Gh. W. I, 72 Weigel, Schohisterinm Chri-
stian. C. X. ®ott ifi ein Siecht ol^ne gugang, bietoeil gugang ge«
fd^i^i, ba ift man nedf nid^t bal^in fommen, fo baCb aber Slreatur
an jl^ felber ber^aget bnb auffi^dret, ba geltet bad bnenbltd^e ein^
ba inirbt ®ott aäti in aSem, ba ifi bie SoUfommenl^eit t^oUbrac^t.
y^. auch der güldene Griff, 0. 13. 2)ad objectmn, toeic^ed
ber SRenfd^ ertennen tnil, bad ifk ®Ott mh fein Sßort &l^rifh(^
in imd, t>i)n biefem objecto einfiteffet bie @r!antnid in bad 9(ug
bed perlend, fo ba(b er fld^ l^elt Ceibenlid^er toeig, aif o ba^ ftd^
®DU feiber erfennt t>nb burd^ fid^ felber, benn bie netoe G^reatur
ober Äinb ©otteÄ, ift nid^t fei^n feibft ober ftr felber, fonbem
®otted, barumb fiel^et Dnb erfennet ftd^ ©Ott felber, in feiner
@eburt t>nb Silbnü^ in, mit t>nb burd^ ben 9Ren[d^en, atö burd^
fein gel^orfam Xinb t>nb äBerdCjeug, t>nb eben l^iemit, bag ®ott
tnil felber fe)^n bad 9uge, 2U^t t>nh ®r!enbtnid im S^enfd^en,
als ber ba ftel^et t^nfere ^öd^fte 9hf^ t>nb @eeligfeit be« etoigen
Sehend.
Aach einen Teil der wesentiichsten Züge von Schefflers
Chiistologie, soweit diese mit der Kirchenlehre nicht überein-
stimmt, finden wir bei Weigel wieder. Scheffler verlangt
y, 9, jeder Mensch müsse danach streben Christus zu sein, vgL
Weigel, vom himmlischen Jerusalem, S. 190. Snber ^^rifto fol
auä^ t>erftanben toerben ein jeber Gläubiger t»on ©naben. Von
Betrachtung des Lebens Christi, Cd. S. 221. 2)enn too @ott
felber ber 9Kenfd!^ ift, ba l^eiffet ed (E^riftuS, ober dn ^»ergdtteter
aXenfd^, benn ®ott toirb äRenfc^, tmb ift felber ber ^enfd^, loie
benn biaic^f ift, t)nnb ber Slenfd^ tuirbt ®ott ober ein ^vergotteter
SRenfc^, ein üinbt bnb @ol^n ©otted, bargu U>ir anf&nglid^ feinb
erfi^affen. vgl. auch Scholasterium , C.9S. 179. 3)ad l^eiffet
xxxn
Vera beatitndo seu coelnm sen ChTistas seu vita aeterna,
ha id} mx^ ©Ott gebe Dnb laffe, tvie m ®ott mir gtbet Dnb
laffet, ba ®ott in mir aUe ^ing totrb, ha bin id^ im $imme(
t)nb ber §immel ift in mir, ba bin idj in ®ott bnb @ott ift in
mir, ba bin id^ in patria, bnnb patria ifl in mir. S)a« l^eiffet
nun ©I[>riftu8, ba ber SSatter atte« toirb in mir. — Der Übergang
von den hier vorgetragenen Anschauungen zu der auch von
Scheffler vertretenen Lehre, dass die Menschwerdung Gottes
als eine von Ewigkeit her währende und unaufhörliche
Offenbarung aufzufassen sei (vgl. Ch. W. V, 108, 104, 251.) voll-
zieht sich ganz natürlich, vgl. Weigel, Erkenne dich selbst,
C. 19 S. 53. ®ott ffat ben SKenfd^en barumb gefd^affen, bag er
nid^t fein felbft e^gen fe^n fott, Sonbern be^ ©d^ö|)ffer8, 9Snb ha%
®ott felber looHe fe^n ber SÄenfd^, atted in attcn, ber SKenf d^ folte
nur tin gelaffen ge^orfam SBerf^eug fei^n, bartnnen &oit felber
nUt^ tont, ;foId^ed ift ber t)nb)anbelba^re toiUe ©olted: bad @e^
fe^e ©otted, bie toare 99ilbni^ ©otted, bann in <Summa ber SRenfd^
folte fe^n, ein gel^orfamer gelaffener Sol^n: SSnnb ©ott toitt fe^n
ber Gatter in bem @ol^n, ioie bann in Abel, Noe, Adamo, Abra-
hämo, önb bergleid^en, ®ott felber loar ber aWenfd^. (vgl. zu V, 103
auch noch Jak. Böhme, Mysterium magnum, c. 28; 15 ff. [Werke,
Bd. y , S. 1 82 ff.]). Wenn Scheff 1er von der menschlichen Seele
verlangt, dass sie den Sohn Gottes gebäre, Ch. W. I, 23. 151.
II. 101. so vgl. Nachfolgung, S. 149. SSnb ben fo ift bie @eel
fd^toanger toorben, bed eioigen SBorted, fo fie blo^ ftel^et aller
tKnber^ieit, önb ben fo gebiert pe ®ott, fo fie auffgegogen tiürbt,
mit in^i^iger 2itht, in bad ©öttlid» SBefen. $nb ba (igt fie Jlinb«
betl^eS in, Dnb gebiert ben @o^n in ber ©ottl^eit (vgl. auch
Oh. W. III, 188.) Femer für Ch. W.U, 104 Taulers Postille, 1, 57*
äßer nun begert, bag bife @eburt in feiner feeCen gum geiftlid^en
Dnb feliglid^en (eben bodbrad^t toerbe, b>ie in äl'tarien fee( gefd^el^en:
ber mu^ fl^iffig ac^tung geben, auff bie eigenfd^afften, b>e(d^e bie
iifod^ge(obte bnb fee(ige gungfrato äli^aria an ft($ gel^abt, ba fte
be^bed ein (eiblid^e bnb aud^ ein geiftlid^e Ttntttt beS eingebomen
@ond ©otted ioorben ift. IDann äRaria ioar tin reine feufd^e 3ung<
froh) . . . alfo mu^ audf bie feele fein, bie ein geiftlid^e äühttter
©l^rifrt toerben fo((: nem(id^ eine reine bnb'leufdje 3w«Ö^<*h>-
Weigel verlangt wie Scheffler, dass der Mensch innerlich
an sich selbst die Hauptarbeit thun müsse; auch er schlägt
XXXIII
die Bedentnng der Erlösung dnrch den Opfertod Christi, den
Wert von Taufe, Abendmahl ausserordentlich gering. Wie
stark auch Scheff 1er hier unter Weigels Banne steht, das soll
nur an zwei der von Kern S. 91. für diesen Punkt gesammel-
ten Stellen gezeigt werden:
Ch. W. II, 257.
Weigel, Dialogus de vero Christianismo, C. 3. S. 41.
S^riftuiS \>nh [ein %oh aufferl^alben mir tan mid^ nit feCig
maäfm, id^ muf; mit jme ftetben tä^lidf, Dnb fönte mid^ feiner
nic^t$ tröften, toan er in mir nit toonete burd^ ben Glauben.
.Ch.W.IV. 183.
Weigel, Erkenne dich selbst, B. 1. C. 19. S. 51.
seile äBeigl^eit tmb Jlunft liegt jubor berborgen in t>n9, bnb
quiUtt fftxau^ burd^d auStoenbige ettoedCen, erinnern, ermahnen, tt»
multtem.
So ausführlich die Abhängigkeit SchefFlers von Weigel
nachzuweisen, war notwendig, weil Kern, wie mir scheint mit
vollem Recht, die Forderung erhebt, dass der, der für den
cherubinischen Wandersmann ein anderes Quellenverhältnis
annehme, die Belegstellen in ähnlicher Vollständigkeit zu
bringen habe wie er. Ich habe deshalb für die von Kern zu-
sanmiengestellten Sprüche und im Wesentlichen auch im An-
schlüsse an Kerns Schema und der von ihm gewähltön Reihen-
folge einen Teil der von mir gesammelten Belegstellen aus
Weigel gegeben. Für Kerns weitere Ausführungen S. 93 ff.
scheint ein gleiches Verfahren deshalb nicht mehr so notwendig,
wen die dort behandelten Schefflerschen Ideen mit geringen
Ausnahmen Gemeingut aller Mystik sind. Doch sind auch
für diese Anschauungen zahlreiche entsprechende Zeugnisse
aus Weigel nachzuweisen, deren Veröffentlichung ich mir vor-
behalte. Jedenfalls aber beweisen die häufigen wörtlichen
Berührungen Schefflers mit Weigel, die unmöglich auf Zufall
beruhen können, sowie die durchgehende sachliche Überein-
stimmung, dass thatsächlich Weigel als die Hauptquelle des
cherubinischen Wandersmanns zu betrachten ist. Wo bei Scheff-
1er Modifikationen der Weigelschen Anschauimg vorkommen,
da erklären sie sich einerseits aus der Benutzung der Medulla
animae, des Buches von der geistlichen Armut, Jakob Böhmes
Ang. SilesiuSf Cherab. Wandersmann. C
XXXIV
und anderer Mystiker, aber die Grundanschanungen, von denen
SchefFler ausgeht, hat ihm Weigel geliefert.
Unter den mystischen Schriften, die neben den oben ge-
nannten noch als Quellen in Betracht kommen, ist in erster
Linie Taulers Postille zu nennen. Dass Scheff 1er sie gekannt,
würde auch ohne sein ausdrückliches Zeugnis (S. 7.) feststehen,
dass er sie auch fär den cherubinischen Wandersmann eifriger
als Kern meint, ausgenutzt, soll zunächst an einer Reihe von
Stellen gezeigt werden, bei denen wörtliche Anlehnung wohl
kaum in Abrede gestellt werden kann. (Taulers Predigten
werden citiert nach der wahrscheinlich von Daniel Sudermann
besorgten Frankfurter Ausgabe von 1621.)
Ch.W.V,14.
Tauler, I, 349. SCIfo ßefc^ie^t ein jeber aiuÄjlu^ toegen be8
Snfluffcg.
Ch.W.IV, 103.
Tauler, 1, 351. §terau^ ift offcnbalS^r, ba^ baS Sebcn, mU
d^ed nxd)t mel^r ftirbt, au^ bem Sob l^erfombi: t)nb fürtval^t, ed
ift aud^ fein anber £eben in Dnd, toetd^ed ein toal^reg \>nh t)ms
toanbelbaretS £eben fe^, aI3 toeld^ed au^ bem %oh entff)nnget.
Ch. W. 1, 26.
Tauler I, 852. 3« bitterer aber, ftärder bnb bottfommener
ber %o\> ift, je füffet, ftärtfer bnb toar^iaftiöer ift aud^ baS Seben.
An diese Stellen seien zunächst die Beweise für die oben
(S. XXYU.) aufgestellte Behauptung angereiht, dass die von
Scheff 1er vorgetragene Ansicht, Gott verlange nach der Liebe
des Menschen imd könne ohne sie nicht bestehen, auf Tauler
zurückgehe. (Ch. W. III, 37. 123. IV, 179) Tauler I, 129. @8
ift nid^tg in ber ganjen toeiten SQ3elt, beffen ®Dtt, bebürfftig ioere,
ober bamad^ ein t)erlangen l^ette, aufgenommen ein einiget ^ing,
ioerd^eS er fo l^efftig begehrt, ba^ er aud^ allen gieig baran toenbet,
bamit er ed t)ber{omme. S)i^ einige ^ing ift, bag er bte eble @eeCe
be| aJienfd^en, bie er erf (Raffen ^at nad^ feinem ®benbilbe, toiß
allezeit bereit Dnb lebig l^aben, bamit er fein äQer! in j^rem ©runbe
toirfen k)nb t)oIlbringen möd^te. S)enn @ott l^at gtoar t)oIIen ©e«
toalt im ^immet t)nb auff @rben, unb fan feine Kreatur feinen
äßiHen berl^inbem: aber l^ierinn leibet er gleid^famb ^otff Dnb
äRangel, ba^ jjl^m nid^t Dergünftiget toirt, fein aUerliebfted t)nb
freubenreid^fteg äßerdC in bed STlenfd^en @ee(e 3Uk)errtd^ten. I. 155.
XXXV
Stffe bte 0toffe ^ertligfeit @ott(iS Begeret t>n\nn ^urfl naäf j^r:
Sa fte fel&eir bürfiet k>nb Verlanget tta4 bn6- I, 557. ^iefe in»
Mnßtge Siel^^ Suft, 8egietb bnnb Serlangen, be| etoigen, SIS^
mächtigen ®otted, fo er i|t tmb aUlDegen tragt, erzeigt mtb be»
tvetfet er an allen benjenigen, bie ft(^ mit j^rem $er|en nnb @emfitl^
bat|u toenben unb lehren, t)nb l>on aSen (Ereaturen frei^, (ebig
tmb loi, irer felbft mä^tig feinb: SBeld^en au4 ®ott ber ^@»9l
alle Btunh tonb Slugcnblitf entgegen gleic^famb leuffet, l>nb [o lieb«
Ui^ imb freunblif^ fte em^fä^ tonb anntm|>t, ali toann fein eigen
eettgfeit alfo gu fagen in bed SRenfc^en ^e^l t»nb Sßol^lfa^rt be«
ftfinbc. y^. anch 1, 140 f. Bo iftd nun nit t>on nöt^en, ba6
einer tueit tmtb^er lauffe, t»nb ®ott fjid^e: bann er ift nic^t ferne:
er fiel^et für t>nfer ^^fir mh kartet. 9Ber bereit ift, t)nb jl^m auff :=
tl^t, ^ bemfelben lehret er ein: er I&fi fti^ nic^t lang ruffen, er
mag faum fo lang beizten, hi% j^m ouff get^an toerbe : er ift taufenb-
mal bereiÜoiUiger einjufe^ren, a(d ber Tltn^^ bereit^tpiUig ift j^
ouffgunemmen. (^ i^ nur ein Slugenblicf bei^bed bad aufft^un
t>nb bad eingeben.
Es ist wegen des mir zugemessenen Raumes leider nicht
möglieh, alle die zahlreichen Belegstellen, die sich für die
Beeinflussung Schefflers durch Taulers Predigten anfuhren
lassen, mitzuteilen, ich verweise aber namentlich auf I, 83,
349, 359, 361 und 438 f., Ausführungen über die Vergottung
des Menschen, von denen Scheffler ganz ersichtlich ab-
hängig ist Im Einzelnen bemerke ich noch: Zu Ch. W.
1, 7. vgL Tauler, I, 139. 2)enn bad tnarfiaffte tonb etoige
SBort @otte8 tpirb allein in ber äBüften eingef|>ri)(^en , mann ber
lRenf4 t»im ftd^ felber t>vb bon aSen fingen ausgegangen, tmb
gant (ebig, tnfift, tmb einfam gelaffen fte^t. . . Xann allein in ber
toftften, bad ift, tnarni tanr )9on aUen Kreaturen gan^ berlaffen,
t>erf(i^ma(^t t>nb berlnorffen finb, t»nb nirgenbd bfllff ober tro^
ftnben fdnnen, ba finbet int 6eel j^re gen>iffe Dnnb beftenbige
ni^. Der Spruch Ch. W. II, 115 beruht auf dem breit durch-
geführten Gleichnis bei Tauler I, 147 ff. vgL namentlich S. 150.
Für die Einkleidung hat überhaupt Scheffler ausserordentlich
viel von Tauler gelernt, namentlich die durchgeführten alle-
gorischen Ausdeutungen, wie sie sich z. B. Ch. W. III, 79,
238, 241. rV, 4. finden , sind in ihrer Methode durchaus auf
Tauler zurückzuführen.
*c*
XXXVI
Auch der Einfluss der Deutschen Theologie ist bei weitem
höher anzuschlagen als Kern es thnt. Gerade ein Anhänger
Weigels musste fortgesetzt auf die Deutsche Theologe hin-
gewiesen werden; denn nicht allein dass Weigel in seinem
„furzen R3ertci^t Dnb 9ln(ettung gur ^eutfd^en ^eologe^'' direkt
an das Buch anknüpft und es von allen mystischen Schriften:
am häufigsten erwähnt, er ist auch in wesentlichen Punkten-
seines Systems von der Deutschen Theologie abhängig, nur das&
er den von dorther entlehnten Sätzen meist eine schärfer»
Fassung gibt. (Auf einzelnen Übereinstinunungen der Art ist
oben gelegentlich hingewiesen worden.) loh kann leider
wieder nur einige Beispiele geben.
Ch. W. V, 229.
Deutsche Theologie, C. 4. S. 5 der Ausg. von 1631. SBenn
id^ mir nun ettoad guted gu eigne, ober t>txmaQ, ober toiffe ober
t^ue, ober ba^ eS mein fe^, ober k)on mir ^rrül^re, ober bag ei^
mir jugel^öre, gebühre, \>nh bergieid^en, @o nel^me xdf mtd^ rul^md'
bnb el^re an, t)nb eigne mitd ^u, Dnb tl^ue jtoe^ Dbel.
Ch. W. V, 263.
D. Th. S. 15. ajnnb toer alfo in bie ©ette lompt, ter l'dmißt
na^ ber geit m^ $immelret(^.
Ch W. V, 273.
D. Th C. 43. S. 71. ajnb fo öiel ©^rtfti Seben im SÄenfd^en ift^
fo Diel ift aud^ @^iftud in jl^m, t)nb fo toenig beiS einen, alfo
toenig aud^ bed anbem.
Weit geringer als der Einfluss Taulers und der Deutschea
Theologie haben wir den Einfluss Ruysbroeks und Herps an-
zuschlagen. Von den mystischen Grundanschauungen Ruys-
broeks ist SchefFler augenscheinlich nur in geringem Mass&
beeinflusst; allenfalls könnte man auf folgende Stellen ver-
weisen Rusbrochii opera, (Coloniae. 1609.), S. 565. Sed ubi
Filius est ex Patre genitus altera ab eodem persona, dum eum
Pater inspicit genitum, et in eo, et cum eo, atque nnum cum
eo, (in qua vita est creaturarum omnium) simul omnia intuetur i
rursusque Filius patrem generantem, et foecundnm, et seipsum^
et omnia in eo adspectat: ex hac, inquam, mutua in eadem
foecunda natura intuitione amor procedit, qni est Spiritus sanc-
tus, amborum (id est, Patris ac FiliJ) nexus. Et hio amor
personas cirumplectitur ac penetrat, rursusque intrö manare
xxxvn
facit in tmitatem, ex qua Pater continenter et sine cessatione
generat. vgL S. 573. Sine cessatione enim Operator, (sc. Dens),
eo qnod mera actio est secnndnm natnrae suae foecnnditatem:
et nisi ageret, nee ipse, nee nlla Tel in caelis, vel terris crea-
tara foret Semper igitnr et Operator, et perpetim froitor, Et
in hac praecelsa divinae natorae nnitate secondom soi in
essentiam soam inclinationem, Dens froitive sese possidet:
in eademqne onitate foecnndos est, et in ipsa Pater sine
intermissione soom generat fiiUom, qoi est sapientia aetema.
Die von der Dreieinigkeit hier vorgetragene Lehre entspricht
im Wesentlichen der GL W. VI. 238 zo Gronde liegenden An-
schaoung; während zo der zweiten Stelle U, 132, II, 92 ond
V, 75 zo vergleichen ist
Doch wenn man aoch in diesen Fällen eine Beeinflossong
Schefflers erblicken mag, so findet man doch im ganzen, die
allgemeinsten mystischen Gedanken abgerechnet, wenige Über-
einstimmongen, so dass man wohl sagen kann: Roysbroek
hat nor in einzelnen Ponkten, nicht in seiner ganzen Geistes-
richtong aof SchefFler gewirkt. Aas den von mir gesammelten
Stellen, bei denen eine Abhängigkeit des cherobinischen
Wandersmannes von dem älteren Mystiker wahrscheinlich
wäre, teile ich wieder eine kleine Aoswahl mit.
Ch. W. IV, 152.
Rosbr. opera, S. 94.
Charitas namqoe qoicqoid est in homine colparom sive
defectoom, comborit cimctasqoe virtotes perficit et absolvit.
Ch. W. V, 320, Z. 1.
opera, S. 307.
Amor enim compendiosissima ad Deom via est.
Ch. W. m, 233.
opera, S. 309.
Hondos namqoe et hostis Tartareos non nisi nobis ipsis
DOS inpognant, nee qoisqoam magis qoam a seipso laeditor.
Qni ergo hostes soos soperatos copit, prios vincat seipsom.
Aoch für Herp stelle ich einige der von mir gesammelten
Stellen zosammen (leider ist mir im Aogenblick nor eine
spatere Aasgabe des Spiegels der Vollkommenheit von 1728
zagänglich).
Ch. W. I, 68.
xxxvm
Herp, S. 23. SBofem er (ber fRenfd^) nur mit einer bemütl^igen
Unterlverfung unter ®Dtt unb alle Kreaturen, in toal^rer @eraffen*
l^eit, unb ©eringaci^tung feineiS ^l^und, in fein ^lid^t einfindet, fo
mu^ ftc| ®^tt mit i^m Dereinigen unb ba^in neigen, alioo ber
Slbgrunb feinet eigenen 9licl^t9 anruft ben unge»
fd^affenen 9lBgrunb beiS ©öttlid^en übertvefentlic|en
Ch. W. II, 145.
Herp, S. 30. ®ott ift ein üBertoefenblid^ ®utl^.
Ch. W.VI, 191, 192.
Herp, S. 33. Serlieffe einer fd^on .ein Äönigreid^ unb babel^
bie gan^e äBelt: toolte aber fid^ felbft auf eine unorbentlid^e SBeife
bel^alten, ber l^ätte be^nal^e nod^ nid^td k^erlaffen.
Ch. W. IV, 35 ist offenbar durch die Ausführungen bei
Herp S. 164 f. (Cap. 26; 11, 12, 13) über die Höhe, Tiefe,
Breite und Länge Gottes angeregt.
Ob Seheffler Snso gekannt hat, ist zweifelhaft. Er er-
wähnt ihn nicht, auch finden sich in den Sprüchen der ersten
fünf Bücher kaum irgend welche Anklänge. Allenfalls könnte
man an einen Einfluss Susos bei den Sonetten, namentlich
bei No. 7 denken. Die dort vorkommenden Klagen erinnern
an Kap. 21 von Susos Büchlein der Weisheit, auch eine ge-
wisse wörtliche Übereinstimmung scheint stattzufinden (Suso
wird citiert nach der Ausg. Colin 1661).
Angelus Silesius: %6f toel^! too bin ic^ nu? be^ lauter l^öU«
fd^en 3Jlof}xzn,
Su8o,S. 159. 2ld^ toag ein »nblirf ift fte (die andere Welt)?
mit ganzen l^auffen fommen bie abfd^etvHc^ften ©eftalten
ber l^öHifd^en S^lol^ren.
Vgl. auch noch Suso, Büchlein der Weisheit Cap. 11, wo
sich ganz ähnliche Ausführungen wie in Cap. 21 finden. In-
dessen genügen diese Anklänge nicht, um die Abhängigkeit
Schefflers von Snso ausser Frage zu stellen; es ist ebenso leicht
möglich, dass ihm irgend ein katholischer Erbauungsbuch die
Elemente geliefert hat, die sich auch bei Suso finden.
Auf die neukatholischen Mystiker weist Seheffler in der
Vorrede und bei Sandäus gelegentlich auch in den Anmerkungen
besonders hin. Dennoch ist ihr Einfluss ausserordentlich gering;
es finden sich wohl Anklänge, allein diese erklären sich in
XXXIX
den meisten Fallen ans der gemeinsamen Benutzung der
gleichen Quellen. Am nächsten von allen diesen Mystikern
steht Scheffler noch Ludovicus Blosius, und es scheint, dass
Scheffler ihn auch benutzt hat, aber auch hier macht sich die
Einwirkung nicht allzustark geltend.
Weit stärker indessen als diese neukatholischen Mystiker
scheinen die bereits bei Franckenberg erwäHnten anonymen
mystischen Traktate Scheffler beeinflusst zu haben. Leider
ist es grade in diesem Punkte ausserordentlich schwierig,
Belege im Einzelnen zu geben, da die meisten dieser im 16.
und beginnenden 17. Jahrhundert verbreiteten Bücher — man
kann sie mystische Flugschriften nennen — ausserordentlich
schwer zugänglich und zum Teü überhaupt verschollen sind,
so dass ich nur die wenigsten benutzten konnte. Soweit ich
aber aus ihrer Wirkung auf einzelne von mir gerade für diesen
Punkt sorgfältig geprüften theosophischen Schriftsteller nament-
lich des beginnenden 17. Jahrhunderts schliessen kann, sind
einzelne dieser Schriften wohl unschuldiger Natur gewesen
und im Wesentlichen als Erbaunngsbücher zu bezeichnen, in
anderen dagegen scheinen sich bestimmte, mit der kirchlichen
Lehre unvereinbare Gedanken, die im Wesentlichen aus dem
Ideenschatze Meister Eckharts stammen, fortgepflanzt zu haben.
In Frankenbergs Kreis scheinen sie namentlich für die immer
schärfere Zuspitzung eines bereits berührten Gedankens von
besonderer Bedeutung zu sein. Die Lehre, dass erst in dem
Menschen und durch den Menschen die Gottheit wirklich ins
Leben träte, beruht zwar, wie oben S. XVIII gezeigt worden ist,
auf Weigelschen Anschauungen, ist aber in Franckenbergs
Kreise, offenbar unter dem Einflüsse noch anderer Faktoren^
zu ausserordentlicher Kühnheit gesteigert worden. >) So weit
1) Am schroffsten ist der Gedanke vielleicht von Francken-
bergs Freund Daniel von Czepko ausgesprochen (in seinem .
Werke: das inwendige Himmeh-eichri638], No. XII., mitgeteilt
von Kofimanne in der Zeitschrift nir Geschichte der evan-
gelischen Kirche Schlesiens, Bd. I).
®te Ätnb unb »oter.
®ott tft if^m fcrbft ntc^t ®ott; er ift ba§, toa« er ift.
ÖIo« bag ®efc^|ö^fc ^at i^m einen i^ott erlieft,
©r ift fein ©egenfd^ein ; ber SRenfd^, e^^ er gelebt.
XL
ich auf Grund des mir zu Gebote stehenden Materials urteilen
kann, sind es hauptsächlich die mystischen Traktate, auf die
die scharfe Zuspitzung dieser Weigelschen Anschauung in
Frankenbergs Kreise zurückzuführen ist. So ist es gewiss
auch kein Zufall, dass Scheffler in der Einkleidung eines
Epigrammes, in welchem er jenen Gedanken sehr schroff zum
Ausdruck bringt, an ein Stück aus dieser Litteratur unmittel-
bar anknüpft. Der in der Anmerkung zu II, 178 erwähnte
Begierer ist der Traktat: Begierer oder Schatz der Seelen.*)
Das Origmal ist ein spanisches Erbauungsbuch : El desideroso,
über das ich leider keine näheren bibliographischen Angaben
machen kann; aus dem Spanischen ist es dann ins Französische
und aus diesem ins Deutsche übersetzt. An sich ziemlich
unverfänglich, wurde es wegen des mystischen Grundgehaltes
wie auch wegen der geschickten allegorischen Einkleidung
viel gelesen und bildet ein wichtiges Glied in der Beihe jener
kursierenden Traktate, wie denn auch Franckenberg es lin
seinem Verzeichnis aufführt. Die Stellen, die Scheffler bei
seinem Citate im Auge hat, stehen Cap. 14, S. 21 2 ff. der unten
citierten Ausgabe. Der Herr rät dem Begierer (dem nach
den ewigen Heil Strebenden) an nichts zu denken als an die
beiden Worte: Ich und du, Sclave und König. S. 213: 9]nb
^ai feinen ®ott, l^at blo§ in freier dinf} gefd^toebt.
3)af; er befielet, ift fein; unb tritt er je inS Sid^t
©efd^iel^et cg, ba^ ®ott unb 9Kenfc^ a«0leicl^ entbric^t.
2) Zahlreiche Ausgaben verzeichnet Arnold, Historie der
mystischen Theologie, S. 464. Mir haben zwei auf der
Münchener Hof- und Staatsbibliothek befindliche Ausgaben vor-
gelegen: Dillingen 157.8 und Köln 1610 ; da sie im Wesentlichen
übereinstimmen, eitlere ich aus naheliegenden Gründen nach der
dem 17. Jahrh. angehörenden: öegierer. | Ober ©c^a^ ber | @eelen,
I barin ein jeber ß^rift, | önber einem liebliien önnb | gan^ luftigen
0ef^)räc^, getebrt I t)nb önbertoiefen toirb, ©ottju erfennen, | guf orteten,
önb aufe grunbt feine« öer^ | ^en gulieben, ünb burc^ folc^e ©ottfe« |
liege mittel bie etoige feligfeit | ^u erlangen. | Slug granftöfifc^er
in §od^teutfd^ | ©^rac^ öberfe|t. | ©ebrucft gu ©öfln. ! 33e^ 93urd?arb
Älurf. 3m I 2llten SCI^umb, i61ü. 11 un^ag. Sa. unb 240 <S@.
Auf Scheffler von Einfluss war vielleicht noch die Stelle
S. 129 f., wo die Eigenschaften, die man Gott zuschreibt, für
ein Erzeugnis des menschlichen Denkens erklärt werden. Gh.
W, I, 267 u. 268 sind töchst wahrscheinlich von den Aus-
führungen, Begierer, S. 131 f. angeregt.
XLI
alfo t)ergeffet ber ganzen SBelt Dnb allein baiS il^r gefeiten mh ge»
l^ört f}ahi, bnb gebendei baS niemanb in btefer SBelt ift bann 3d^
fcnb bu, bic anbern ^toc^ toörtictn Sciaöe önb Äönig, toerbcn aud^
bienen, im §au6 mit ben Srübctn gu leben bnb conuerfteren.
9lemÜd^ baiS ein, bad il^r, il^r aUer @c(aue fe^t, t)nb alfo toerbt
jl^r bemütl^ig t)nb gel^orfam fein. S^nb für baS anber, bad jl^r
etoet fe(6ft König fe^t, bann id^ mac^ alle König gar reid^, jl^nen
ta)o( gutiS Seben Derleil^enb. @. 218. gd^ fag red^t, f^rad^ er
(der Begierer), bann idj bin ömb bie Siebe meine« $erm ein
@c(at)e. 3)amad^ nam er baS anber k)nb f^rad^, 3d^ !önig, ic^
fag red^t, baS id^ ein König bin, ber id^ ®oited biener bin. 2)ann
Jl^m gu bienen, ift regieren unb l^errfd^en, t)nb alfo mu^ id^ König
fein. —0
Ans allen diesen Elementen hat sich nnn, wie bereits
oben hervorgehoben, im Kreise Franckenbergs eine Ausdrucks-
weise gebildet, wie wir sie ähnlich später in den pietistischen
Konventikeln finden. Bestimmte Formeln von religiöser, spe-
ziell mystischer Färbung, mögen hier mit einer gewissen
Kegelmässigkeit im Bedeaustausch wiedergekehrt sein. Fran-
ckenbergs Schriften^) bieten dafür einige Belege; deutlicher
natürlich spiegelt sich die Umgangssprache in den Briefen
Franckenbergs ab ; das Wenige, was wir davon besitzen, zeigt
uns, wie stark Schefifler auch mit seinen Sprüchen in der
unter Franckenbergs Freunden üblichen Ausdrucksweise
wurzelte. Wenn Franckenberg z. B. in einem von Eoffmanne
a. o. 0. S. 65 mitgeteilten Briefe ausruft : £ia ascendamus in
altum cum Aquila nostra coelesti gloriosa credendo
sperando amando, ferendo constanter et sincere, so ist die
Aehnlichkeit mit den Vorstellungen, die Ch. W. II, 171 III,
99. zu Grunde liegen, nicht zu verkennen.
1) Offenbar ist von diesen Stellen ausser den beiden un-
mittelbar II, 178 folgenden noch V, 134 abhängig, wahrschein-
lich auch II, 195—197.
2} Im Ganzen finden sich jedoch in Franckenbergs
Schriften verhältnismässig wenige Uebereinstimmungen mit
dem cherubinischen Wandersmann ; nur der oculus aetemltatis
(doch vgl. über die Autorfrage oben S. III.) bietet Einiges;
vgl. S. 65, 75 f. 96. 100. 104. 132. 145. 156 f. 159. 162 f. 164 ff.
169 f. 196. Allerdings sind die Uebereinstimmungen nicht so,
dass sie durchaus zwingend wären, weshalb von ihrer näheren
Erörterung wohl abgesehen werden kann.
XLII
Ich fasse die Resultate der bisherigen UntersuchuDg in
folgende Sätze zusammen:
1. als Hauptquelle für den cherubinischen Wandersmann
ist Valentin Weigel anzusehen ; ergänzend und einschränkend
treten hinzu die Medulla animae, das Buch von der geistlichen
Armut und die verhältnismässig nicht sehr zahlreichen Eckart-
sehen Predigten, die Scheffler bekannt sein konnten.
2. in zweiter Linie kommen in Betracht: Jakob Bühme^
Tauler und die deutsche Theologie.
3. Ganz zurück treten dagegen Ruysbroek und Herp ; sie
sind nur gelegentlich benutzt und haben Schefifler in keinem
Punkte entscheidend beeinflusst.
4. Aehnlich verhält es sich mit den neukatholischen
Mystikern, von denen noch am stärksten Ludovicus Blosius
auf Scheffler gewirkt hat.
5. Sehr bedeutend war dagegen aller Wahrscheinlichkeit
nach der Einfluss, den die zahlreichen anonymen mystischen Trak-
tate des 16. und 17. Jahrhunderts auf Scheffler ausgeübt haben.
6. Aus dem Zusammenfliessen aller dieser Elemente hat sich
in Franckenbergs Kreis wahrscheinlich eine Summe von fest-
stehenden Formeln und Vorstellungen gebildet, wodurch der
knappen Zusammenfassung einzelner mystischer Anschauungen
auf das Wirksamste vorgearbeitet war.
II.
Sind somit die Quellen festgestellt, aus denen der Ideen-
schatz des cherubinischen Wandersmannes stammt, so erhebt
sich die weitere Frage, inwieweit Schefflers Werk auch
der Form nach vorbereitet war. Religiöse Sprüche ähnlicher
Art hat zuerst Georgette de Montenay (1571) in ihren Em-
blemata christiana zusammengestellt; sie wurden in sieben
Sprachen verbreitet und haben auch in Deutschland grossen
Anklang gefunden. Die Verfasserin zeigt streng christlichen
Sinn; mystische Gedanken finden sich noch nicht. Dennoch
scheint von den Emblemata christiana der Autor angeregt zu
sein, der diese Form der gereimten kurzen Sprüche zuerst
für die Verbreitung mystischer Ideen aieostbar machte. Daniel
XLIU
Sademuum giebt in seinem Bnche: Sd^öne att^erlefene gfiguren
kmb ^ol^e Seiten bon bet Segnabeien 2Uhffahtt(bm Seele, nemlid^
ter (S^tiftlid^en mrd^en bnb ilS^em ©emal^I 3efu a:i^ri^o (4 Teile
die 3 ersten o. J. T. 4 : 1628) auf jeder Seite ein Bild und
eine Erklärung, die namentUch im dritten Teil zn epigramr
matischer Kürze sich znspitzt; die nachfolgenden Beispiele
sind ans diesem Teile S. 27 ff. ausgewählt:
3QBiIt lernen toag t)tl beffer i%
2)an aller ^ünft? folg gefum (S^ft,
9Rit leben, and} mit tnerden fd^Ied^t,
2)ar)u bitt t)mb ben glauben red^t.
SCug l^offart fompi aU fd^mer^ bnb ptin:
Dffm bie h)ürt fein teüffel fein.
äßein l^er^ fol l^ie fein boben finben,
^an ®ott ftc^ brouf 3U (äffen grünbn,
8el^alt id^ ben in ©toigfeit,
91II bing ift mein auc^ in ber 3^-
Äein ©eel mag fid^ in ®ott erl^ebn,
@ie mu^ jutjor gang übergebn,
9ia (Kreatur bie ©ott nid^t ftnb.
2)ann mag^ l^inauff fommen gefd^toinb.
0 nit t)erfeum ber gnaben geit,
©unft finbft fein me^r in ©toigfeit.
@el^ bie @eel ®ott ein SCugenblid,
6ie fette ftd^ nic^t mebr jurüd,
Umb ber äBell gut; t)U minber nod^,
Sßan fie ben fe^, ol^n mittel l^od^,
3a toie er ift im SEBefen blo^,
2)a^et fie anfangt einmal flo^,
$tet)on ift nit 3^ t^hm t)il,
äBer^ red^t ent^finb, ber fd^ineiget fül.
®d ift 0 a^enfd^ bein @eele l^od^,
©dttlid^et 2)ing fo f&^ig no(Sf,
2)a6 bu fanft fein ben @ngeln gleid^.
®inig mitt Q^oit, 3unt ^immelreid^,
3a ^ettfi fein leib, fo fetter t>nh feifi,
@o tnerft gar ein ^immlif(^er ®eift;
XLIV
2)rum6 la^ bte äBelt t)nbd ^eifd^ gelüft
©0 toirft ein ®eift mit 3cfu ©l^rift.
a)ie SDBert toic aud^ bcr böfe ®cift, »)
©treuen getot^ om attermeift,
SRur in ön« felbft, barumb fo balbt,
äBird ^eifd^ ber @ünb, mit ganzer gelvalt,
§abcn 0ebenU)fft, fo feinbS albeibt,
SBettilget fc^on unb tüiv gefreut.
@e|t man l^offarl im §immel l^od^,
60 feit fic getoi^ 3ur l^ctte bod^:
äBirfft man bemut in ber l^eEe grunb,
Sie fteigt in ^immel gUic^ gur ftunb,
2)en l^offart ^at bie ^eUe gemad&t,
S)emut ©Otts 9ieic^ t)nd l^erfür brad^t.
D 372enfc^, toie lang h)i(t frembbd ermeffn
Unb nod^ beiner felbft gan^ öergeffn?
9Bie lang bienft mel^r, ben (S^reaturn,
SBerleurft bid^ felbft mit aK figurn?
9Bie lang toilt nod^ (eben ber geit,
SSnb fterben ab, ber @h)ig!eit.
D 3Renfd^ bu flagft ober ®ott fel^r,
S)ad er bir nic^t gibt gnab je mel^r:
@o bod^ ©Ott felbft flagt (al^ nod^ mi(bt)
^ad bu fein gnab nid^t l^aben loitt:
äßer bein l^er^ (äl^r, t)on Kreatur,
(gr fl^em felbft brein, berfuc^ e« nur.
Säalb ®ott in t)ng baiS ^er^ läl^r finbt,
@o fomj)t ®r felbft barin gefdjtoinbt,
S^nb toixdt aug einer (iebe gmein,
a)a ift ®in ®eift, ein Einige« @in:
0 b)a8 möc^t t)nd ®ott ^ö^erd gebn*
2)an ftc^ felbft gan^, (Sin breil^eit thn.
In diesen Sprüchen zeigt sich, wenn wir von der ab-
weichenden poetischen Form absehen, eine deutlich wahr-
1) vgl. die oben S. XXXVII. citierte Stelle aus Buysbroek,
opera S. 309.
XLV
nehmbare Verwandtschaft mit Schefflers Schlussreimen. Es
ist aber nun auch im hohen Masse wahrscheinlich, dass Scheff-
1er sie gekannt hat; unzweifelhaft jedenfalls ist die That-
sache, dass Sudermanns Sprüche in Franckenbergs Kreise
eifrig gelesen worden sind; die „Eupferstücke'' Sudermanns
werden in Franckenbergs Verzeichnis (oben S. VII.) unter den
zu empfehlenden Büchern erwähnt. So kann es uns denn
nicht Wunder nehmen, wenn in Franckenbergs Kreise schon
sehr bald ähnliche Versuche wie die Sudermanns auftauchten.
Bis in das Jahr 1622 reichen die Anfänge der lateinischen
Dichtungen zurück, die Franckenbergs Freund Johann Theo-
dor von Tschesch im Jahre 1643 abschloss und im Jahre 1644
unter dem Titel: Vitae cum Christo sive Epigrammatum
sacrorum Centuriae XII (s. 1.) herausgab. Einige Proben werden
genügen, um eine Vorstellung von dem Inhalte zu geben.
I. 24. Paradisus.
An Sit in hoc nostro Paradisus, qnaeritis, Orbe?
Quaeritis? in vestro, (quis putet) ille Sinu.
I. 29. Vivere et mori.
Ergone Tu mecum vis Vivere dulcis J8sa !
Ergo etiam tecum da mihi C briste mori.
I. 46. Tres hostes, trinum Auxilium.
Tres nobis Hostes, Mundus, Caro subdola, Daemon;
In trino Anxilinm Praesidiumque Deo.
Quis major? Dens an Mundus? Caro subdola, Daemon?
0 Homo, praesidium disce, tuere, tuum.
I. 47. Vitae Labor interioris.
Te simul atque Deum, quae circum Te simul in Te,
Ceme frequens. Vitae sie fugit Vmbra tuae.
I. 53. Linquendo, ©claffenl^cit. Job. 16, 28.
Ad nos linquendo Caelum descendis, JSsu:
Linquendo Mnndum, ad Te pia Vita redit.
I. 100. Vtrum? (vgl. Ch. W. I, 145.)
Infemus simul et caelum in te. Tu modo Caelum
Suspice et Infemus non erit ullus, Homo.
XLVI
II. 69. Ad Te, Per Te, In Te.
Ad Te cunctä, Pater; Per Te sunt omnia, Christe:
In Te sola mihi, Spiritus alme, Qaies.
III. 72. De Caelo ad Caelnm.
Joh. 3, 13.
Vt Caelum teneas, Opus est, Mens aegra, renasci.
De Caelo ad Caelum, nulla aliunde, Via est.
III. 77. Paradlsus.
N
Es semel ejectus Mundo: sed sie decet. At sie,
Si domino vivas, Mens Paradlsus erit.
III. 83. Christus In Nobis.
Scripta placent ChristumInNobis testantia. Christum
Htc opus est nasci, vivere, ferre, mori.
IV. 18. Disca Mori.
Vt vivas, ut moriaris Mente verenä,
Disce mori Mundo, vixere disce Deo.
IV. 96. In Cantica Canticorum.
Si Paradisiacis naseuntur Lilia Campis,
Hie sunt purpureis Lilia mixt« Rosis.
V. 76. Quid sapis. (vgl. Ch. W. 1, 145.)
Fit Coelum Infernus, si non sapis Enthea Coeli:
Infernus Coelum, si pia Begna sapis.
V. 77. Cui vivis.
In te non unus, Duo sunt, Homo. Stat Vetus et stat
Inde Novus. Cui jam vivis es unus Homo.
VI. 88. Non Qüis, sed Quid.
Vera cupis? Non Quis sed Quid per Cuncta videndum.
Nam Dens in cunctis, tu modo ceme, Locis.
Vn. 24. Monas.
Dia Monas! quis te numerabit.^ Quis tua dicet
Semina? Tu nobis omnibus Omne! Sat est.
VII. 33, FuffainAegyptum. (vgl.Ch.W.III,241.)
Anima cum Christo.
XL VIT
A. Quo fagiam? E Mundo non Corpore, Mente sed in Te
Ire licet Profugam suscipe Christe tuam.
C. Sis Mecum Mundoin fugiens, Mecum reditnra,
Cum mea Lux pleno surget honora Die.
Vn. 45. Sis nihil.
Sis nihil, et tibi sie fiet Dens Omnia. Vere
Ut sis, esse opus est, 5 mea vita, nihil
IX. 13. Quies. (vgl Ch. W. U, 11.)
Nulla Quies Mundo, non Cami, non Rationi:
Sola in Vulneribus est pie C briste tuis.
X. 22. Mihi sufficit Vnum.
Desunt Multa. Vnum mihi sufficit 0 Dens in Te
Omnia sunt. Vnum Te juvat esse meum.
X. 30. Ad Vnum.
Quo tendis, quid agis? Quem, quid, Mens o vaga quaeris?
Vnum est, et summum. Mens vaga crede, Bonum.
X. 98. Suus et Tuns.
Qui suus est, certe non est Tuus, optime Jesu.
Paenitet esse Suum. Sufficit esse Tuum.
Gewiss ist der Gedankenkreis, in dem sich Tschesch be-
wegt, mit den Anschauungen Schefflers verwandt; vgL z. B.
oben V, 88 mit Ch. W. V. 120. und die sonst noch oben an-
gefohrtenStellen. Allerdings sind Tschesch's Gedanken nicht so
ausschliesslich auf den Mystikern basiert, wie die Schefflers. Noch
erscheint bei ihm neben Tauler Luther, wenn er auch rät, erst
Tanler und dann Luther zu lesen, (1, 58.) Mit den griechischen
Philosophen und ihren Systemen beschäftigt sich eine Reihe von
Epigrammen (V, 30 — :<6, Ciceros Philosophie V, 37; vgl. femer
Y, 63 — 67); daneben werden Zoroaster und Hermes Trisma-
gistus behandelt. Von den mystisch angehauchten Männern
des 16. Jahrhunderts erwähnt der Dichter namentlich Jo-
hannes Arndt Der eigentlichen Spekulation wird allerdings
dn verhältnismässig geringer Spielraum gegönnt. — An
Scheffler erinnern die Epigramme, in denen Heilige behandelt
XLvm
werden; anch die allegorischen Ausdeutungen scheinen Scheff-
lers Manier vorauszuverkünden. (vgl. das oben zuYII, 33 citierte
Epigramm aus dem Ch. W.) Nur einmal wird das lateinische Ge-
wand durchbrochen: Tschesch hatte eine Pilgerfahrt nach Jeru-
salem unternommen, die allerdings nicht völlig zur Ausführung
gebracht wurde ; als er die Seereise antreten wollte, £uid er für
die Stimmung, die ihn bewegte, auch den deutschen Aus-
druck: (XI, 42).
äBir ge^en au^ bem @unb, l^ilff uniS aadf t)on ben Sünben,
§ilff (Sl^rifte, ^ilff gu ^ort, bo^ toir ben ^immel finben.
Haben die Epigramme von Tschesch nur eine Reihe von
Grundgedanken mit dem cherubinischen Wandersmann gemein,
so zeigt sich dagegen Schefiflers theosophisches System schon
völlig ausgebildet in einem ebenfalls aus dem Kreise Abraham's
von Franckenberg hervorgegangenen Werk, den Sexcenta
monodisticha Sapientum von Daniel von Gzepko. Wie die
Epigramme von Tschesch sind Czepko's Sprüche (in der Über-
schrift zweier von Franckenberg beigegebener Gedichte werden
sie wie bei Scheff 1er Schlussreime genannt) in Centurien einge-
teilt. Die auffallende Übereinstimmung, die die Monodisticha in
Form und Gedankeninhalt mit dem cherubinischen Wandersmann
aufweisen, ist frühzeitig bemerkt worden, bereits Kahlert,
Angelus Silesius, S. 56 f hat darauf aufmerksam gemacht und
einige, allerdings unzureichende Proben mitgeteilt, ohne frei-
lich auch nur den geringsten Versuch zu machen, das Ver-
hältnis Schefflers zu Czepko näher zu bestimmen. Das Ver-
dienst, dieses Verhältnis richtig erkannt zu haben, gebüjirt
Koffmanne, der im Correspondezblatt des Vereins für Geschichte
der evangelischen Kirche Schlesiens, 1882, Bd. I, S. 66 ff. die
ersten drei Centurien der Monodisticha hat abdrucken lassen.
Da diese Provinzialzeitschrift nicht leicht zugänglich ist, so
ist es gewiss berechtigt, wenn wir unter Hinzuziehung auch
der drei übrigen Centurien (nach der auf der Breslauer Stadt-
bibliothek befindlichen Handschrift), den Versuch machen,
unter beständiger Berücksichtigung Schefflers, einen Über-
blick über den wesentlichen Ideengehalt des Werkes zu geben.
Wie bei Scheff 1er erscheint auch bei Daniel von Czepko
die Welt als eine bestendige Emanation Gottes; alle Dinge
XLIX
ffiessen von Ewigkeit her aus Gott ans nnd kehren wieder
in ihn znriick; der Mensch ist stets von €U>tt umgeben und
kann ihn ilberall finden; ein Unterschied zwischen Zeit und
Ewigkeit ist nicht vorhanden.
1,1. Anfang im (Snbe: (Snbe im Anfang.
^od @nbe, hai bu fuc^fl, hai fd^Ieu( in SCnfang ein.
®i(t bu auf @rben toeif', im Fimmel feiig fein.
L 3. äled^ter f^reunb.
Siel n&l^er ift bir, ald bie ©Item, (3ott t>tttDanh,
&t fierben: ®ott unb bu |: glaub ed :| finb ungeiraitt.
L 58. @ieb @ott bie ©l^re.
9{t(l^t ft>tid^: Sd^ trird, id^ tvU. ®ott tl^ui ed unb nid^t bu:
9Ber ®ott in oOem meint, bet trifft ber SBal^rl^eit ju.
X 60. ©el^e nidS^t \oz\i.
9Bie nal^ ifl ®ott, er fie^t in fingen ff)at unb frfi^,
2hl fd^ootft il^n, toie er i^, f^ring titaa^ über fte.
L 63. 2)ad etoige 9lu.
SBonn l^ot bie @toig!eit, o HRenfc^, ^d^ oufgelefen,
3n \oü(S^ nienumb fomt, ber bor nic^t bagetoefen.
L 64. 9Cm »lide fanget ed.
Siel Sa^re tl^n eS nid^t, bie (StDigfeit }U toiffen,
<^ Xugenblidf, unb nid^^t fo t>iel, mu^ fte umbfd^ßegen.
L 86. Überall.
2)u \^totb% als toie ein f^fd^ im S^affer gont in ®ott,
i&wxli m bir, ganf vax& bid^ ift er. $alt fein @ebi>t^.^)
n. U 2)ur(9 (S^rifii %o\>
itommfi bu %VL ©Ott
@ott ber ifl über Seit, o SRenfd^, loo tt>Ut bu ^in,
SBemi bu geftorben bifi, aldbann erfragfi bu il^n.
1) Nachfolgong, S. 105. Snnb ber ©eifte fd^toebet in ®otte,
«18 ber ^fdS^e in bem ^eere.
Ang. Siletiut, Cherub. Wandersmann. ^
n. 15. 9(ei6 unten
9Ber in Ut @tx>i^!eü tot! einen Slnfang gtünben,
@ült|t in ba^ (Snb: unb toirb fein @nb im @nbe finben.
IL 67. ©ottiawenfc^
unb
3Renfc^:®ott. (vgl. Ch. W. II, 249.)
SJlenfd^ fleibe bic^ in ®ott: ®ott b)tl ftd^ in bid^ »eibeit,
@o toirb bid^ nid^tS bon ^f}m, aud^ 3^i^ bon bir nid^td fd^eiben.
IIL 11. SBel^rung ber 3)in0e.
$or mir toar feine 3^it# nad^ mir it>itb feine fe^n,
3Rit mir gebiert fie fid^, mit mir gel^t fie auc^*ein.
III. 23. ®in gebliebener 2lu8fru6.
^a ®ott bie SBelt erfc^uff, mad^t er mid^ nad^ SäeKeben,
Sd^ f[o^ mit aUem aud unb toav boc^ in il^m blieben.
III. 25. Überall ®ott.
©Ott läufft bu in bie @d^oo«: toa« fleuc^ft bu für unb für?
®r gel^t audf unt)erfel^niS in bie @eband(en bir.
III. 79. SDBeiter barunten.
äBilt bu, b)ad ©Ott ift, fel^n, nil^m aUed bon il^m l^in,
äBad )U unb au^ xf}m gel^t: bieUeid^t erbli(fft bu i^n.
IIL 87. 2)er etoige ©egentourff.
äBirdSt ©Ott: fo ioirb bie SBelt: unb bad bon ©toigfeit:
SDag l^öd^fte SDBefen toeift öor fid^ bon feiner Stit
III. 100. Sllle« fragt nac^ ©Ott.
@in äBurm, ein ^raut, ein €tetn | : ac^ fönteft bu eiS lefen : |.
9Bei6 fonft fein SBort, alg bad: gc^ eil iniS ^bd^fte äBefen.
IV. 52. 3« ber ©loigfeit nur ein a;ag.
SBad nü^t eis taufenb Sal^r unb aber ^^aufenb ^el^len?
@iel^ft bu fie einen %aQ nic^t fe^n, @d toirb bir fel^len.
IV. 61. 3n einem.
3d^ unb ©Ott toir ftnb einiS. !Rid^td fd^eibet mid^ unb 3^n^
^ie ®r ift, bag er ift: @o bin id^, ba^ id^ bin.
LI
IV. 69. 9Ctt86rtt(l^ ©ottlid^ed SBefen.
SBonn in bie Ghtigfeit bie (Seele ftc^ t>tt^d}lo^tn,
€ie^t fle ben dutU, brau9 ®ott mit aUtm ift entft^roffen.
y. 31. Jti^ii ettDaS
(gttoad ntd^tS.
dd ift ein (gtoged nt(^d, baraud bad @ine ffeufi,
2)er lotrb nidS^t ntd^tö, ber fi^ brein burd^ bad (^e fd^Uu^
Ans diesen pantheistischen Vorstellimgen ergtdbt sidi für
Ciepko wie Scheffler (ygL namenüieh Oh. W. 11, 178) gaas
koDseqaent die Folgenmg, dass wie die Seele ohne Gott^
80 (jott auch ohne die Seele nnm5glich eine wirkliehe Existens
haben könne:
IV. 59. einti nid^t ol^ne baS Xnbere.
3)ie @eel intb @ott bie fie^ in unjutrennter ^ti^;
(^ing (^neS ^in, id^ tam| baS 9nbre ^nbe nid^t.
Ebenso wie bei Scheffler wird femer darauf hingewiesen,
dass alles Erschaffene von Gott zeugt und zu Gott hinführt
I. 5. 9uf ebener 9a^n.
@erab in einem €tri(^ eilt bie 92atur pi @ott,
9oIg i^r. ^ein äBeg ift ®nab, i^r SBeg hingegen itotl^.
HL 10. Sites boll @ott.
2>6» ®raiS(ein ift ein ^ud}, fw^ft bu ed auf)ufd^tie^en,
^u tanft bie @<^d^fung braud unb aüe äBeid^eü toiffen.
UL 12. äBieberflang bed ©öttlic^en äBefend.
@in iebed ^ing fängt an ßuteben unb 3u(eben,
Unb toü, M balb ed ift, bem 6<^d^er 9lntta>0rt geben.
Anch darin stmimt Daniel Yon Czepko mit Scheffler über-
ein, dass (jott jede Eigenschaft abgesprochen wird.
V. 75. ©eiftlidje »linb^eit.
fSie fe^ irrt ber« ber fd^toac^ bie ^eUe @onne 1^:
Jlodf mt^x ber, fo ha ft)nd^t: @ott ift gut unb ein @eift.
LH
vgl. auch 1. 42. Übet aOßiffcn.
©Ott lenn ic^ BIo( burc^ ®ott: 2)od^ hah id} ©Ott erüeft,
3Bet^ id^ ]o Diel, ba^ id^ bag ntc^t tveii h>ag ®ott ili.
Nur seine Verkörperung im Geschöpfe (vgl. Ch. W. 11,
132) wird als seine Eigenschaft bezeichnet:
IL 65. ©Ott bad alUrgemeinfte.
Xai ©Ott fid^ attgemeint, ba8 ift fein eigenfd^afft,
SBer i^m entgel^t, in ben gel^ ©olt mit ©eift unb Ärafft.
Wie bei Scheffler (I, 129. V, 230 und namentlich IV, 69)
wird das Böse als etwas mit Gottes Wesen Unvereinbares
betrachtet, das von dem Menschen nur äusserlich an die
Gottheit herangebracht wird.
U. 2. S)ie au^ ©ott quellenbe ©üte.
2)et ^öd^ft ift gut, unb toolt er gleich bad Übel [trafen,
35lu^ er bad gute t^un. ©utd tl^un ftnb feine SBaffen.
II. 87. 3ladf bem SQßa^n.
©Ott ift nad^ unferm Ma^n i^t Böf, i^t ioieber gut/)
3)er bod^ in aUer äBelt baiS befte \»xU unb tl^ut.
Ja das Böse oder die Sünde wird ganz wie bei Scheffler
für etwas Negatives erklärt, dem aber trotzdem die Erafb
des Wirkens zugeschrieben wird (Ch, W. IV, 69. 1,213.):
V. 46. »eftätigc bie ®inbirbung.
$5f ift t>ov ftd^ fein 2)ing. ®§ fielet bein eitUr äBal^n
$ür ©uteiS »öfe^, unb für $5fed ©uteiS an.
IIL 57. @ünbe.
3ft @ünbe mad? 9Ber l^at il^r äBefen audgemac^t.
Unb ift fie aber nid^td? SBaiS l^at ben ^aa gebrad^t?
Auch in den Anschauungen über das Verhältnis des
Menschen zu Gott tritt bei beiden Dichtem eine auffallende
1) Vgl. Weigel, Gebetbtichlein, C. XI. ©ott aber bleibt immer
toie er ift, gütig önb önntoanbclbar, ja er ift geredbt in atten
feinen äßerden, ob fd^on ber blinbe, abgeleierte SRenfc^ ff^n für
3omig, k^ngerec^t ober i^ngnäbig achtet.
Lin
Übereinstinmiimg hervor. Bei Beiden erscheint die Seele als
vor der Zeit existierend nnd in diesem Zustande nnanfföslich
mit Gott yerbnnden; das Ziel and cUe höchste Aufgabe des
ganzen Lebens ist es, diese Vereinigung wieder herzustellen.
in. 67. ©toige ^orfel^ung.
iS^ aii ber ^intmet (leg, unb felbft bie @rb flunb,
@(i^(f>^ ©Ott (id^ h>av fd^on ba in (S)l^rtfto) mid^ in S^unb.
I. 69. 92id^tiS el^er nod^ längfamer.
3m l^dd^fien äBefen (ag bie @ee(e Qu^e^d^lo^m,
0 äßunber! ®ott unb fte bie ftnb gugletd^ entf))roffen.
II. 98. ©öttlid^e ^Bereinigung.
3Bo ber 9tenfd^ ©otted fo(, bed SRenfd^en ©ott genüffen,
fßtui in ftd^ ber SRenf c^ @ott, unb ®ott ben aßenfd^en fd^lieffen.
m. 1. SBorgefül^rted £eben.
3)ein Seben l^ort nid^t auf, tote tteff man bid^ begräbt,
fßann bu in ®ott, unb ®ott l^intvieber in bir lebt.
m. 68. Ubetoir in ber aRitten.
9Bann bu bad O erretd^ft, fo fommft bu in bad 9(.,
S)u bi{i ©Ott überaE, ®r bir ingleid^en ba.
VI. 52. 91 unb D
unb
' D unb a.
2)ad (Srft xft ©Ott, bad (e|t ift ie ber SRenf d^, f d^aut 3u :
9Bo bie gtve^ einig fe^n, ba fud^t, ba l^abet 9%u]^.
VL 62. »eftätige bic^ im »eftänbigen.
9Bat auf ber ®rbe ift: anfangen unb bergei^n:
XutCi) baiS fid^ aU erhält, baS ift in ©ott beftei^n.
Die Persönlichkeit Christi tritt bei weitem nicht so her-
vor wie im cherubinischen Wandersmann, doch zeigt sich
in den betreffenden Sprüchen eine starke Verwandtschaft mit
Schefflers Anschannngen.
V. 20. Umbfonften.
SRenfd^, betne ©eligfeit bie teil feine anbre 2Rül^;
©raub es, ba^ ©l^riftu« bidjf erlöft, fo l^aft bu fte.
LIV
IL 95. aJlit ben Ritten, (vgl. Ch. W. lU, 6.)
SBiel toären auf ben ©runb ber etogen aßet^i^eit fommen,
SBann jU ben redeten SBeg nad^ ©etleljem genommen.
Indessen hebt die in V, 20 vorgetragene Auffassung ebenso
wenig wie bei Sclieflfler die eigene Arbeit des Menschen auf;
im Gegenteil wird auch bei Czepko von dem Menschen ver-
langt, dass er sich unablässig um das ewige Heil bemühe.
V. 22. Übe gute SBerde.
aWenfdSf, teilt bu teUg fe^n, broud^ einen @mft baju,
2Ber ftd^ nidSft 6i« in %oh bemü^ fielet nidSft bie SÄul^.
Doch soll sich der Mensch kein Verdienst anmassen (vgl.
Ch. W. V, 229), da wenn er etwas Gutes thut, es rUur Gott
in ihm gethan hat.
I. 51. ©Ute SBerde, böfc.
3m %aU bu f^rid^ft: gd^ l^ab ein guted SQSetdE \)oUhxa^i,
gftaft bu, toie Sucifer, öor ®ott in ©ünb unb ©d^ad^t.
V. 5. 2)a8 ®ute gel^ött nidjt un8.
S)er etivad guteiS tl^ut, greifft ®ott ben ^dd^ften an,
Segel^rt er Sol^n, unb meint, er felbft l^ab eiS getl&an.
I. 57. 2Reine ®ott.
2Ba« eigneft bu bir ju? 2)u fftift Don ®ott ju bir,
Unb fttel^lft tl^m @^r unb «ßrei^, Ijiör auf, bie ibött ift l^ier.
Ebenso soll sich der Mensch hüten, aus Eigennutz nach
dem ewigen Reich zu sterben, (vgl. Ch. W. II, 47 u. ö.)
I. 85. ®oti ju ®l^ren.
SQSer ®ott gel^orfam ift, fragt nid^tig nad^ £ol^n unb ^ein,
@t teil nid^t fromm umb §eir, ntd^t gut umb 3Bonne fein.
11.48. eigener 9lui.
SRenfd^, bift bu barumb fromm, ba( bid^ ®oit fol ertoel^Ien,
^u fud^ft baS S)ein, unb toad bu finbeft, toirb bir fel^len.
Man wird es selbstverständlich finden, dass auch in den
mystischen Grundanschauungen über das Verhalten des Menschen
zu Gott eine innige Übereinstimmung zwischen Scheffler und
LV
Czepko stattfindet. Der Mensch soll sich nnd die Welt ver-
lassen, um die Gottheit in sich ao&iinehnien, soll aus sich
selbst heraosgehen und den Eigenwillen meiden; wenn er
schweigt, yemimmt er Gottes Wort am besten (vgl z. B. Gh.
w. n, 19. n, 32. IV, 11. y, 330. i, iss. v, 33. v, 129. i, 281.
m, 176 und viele andere Stellen.)
I. 35. Bi^ l^affen,
«Heg laffen,
©Ott faffen.
2)ur(l^ baS tDtr fe^n unb ftel^n, ift leiben unb entfd^eiben,
IBte ^od^ bod^ ftieg ein SRenfd^, lernt er ftd& felber meiben.
I. 47. @d^to)ei0enbed £)Dren,
^dtenbed ^d^ioeigen.
Snbem td^ fd^toeig, f^ab id^ biet ntel^r bon mir erfal^ren,
918 bor mir ouSgefd^tD&^t btel 38eif in l^unbert 3<i^^^-
L 82. Seere baS ^er^e.
2)ie @eele mu^ ftd^ ftetiS bon aEen ^r&fften fd^etben,
Unb burd^aud lebig ftel^n, bie ®ott tot! in 3^r leiben.
L 94. @infam!eit bed ®emütl^eS.
2)er SRenfd^ fümmt niemals red^t mit toeifen 3Renfd^n ein,
IDer fonber 9Renfd^en td^t fan untren SRenfd^en fe^n.
IL 10. Sterben: Seben;
ift
Seben: Sterben.
IRenfd^, fd^eibe bid^ bon bir, unb lern im 2tbm fierben,
&o !an{i bu burd^ ben %oh, bein $ei( ol^n %oh ertoerl^en.
IL 23. 3)er ©eUJene.
@te^ an bir felber blo^: als oh bu 93il getnefen:
Unb nimmer folteft fe^n: aliSbalb bift bu genefen.
HL 44. @id^ ®ott ergeben
^a§ befte £eben.
SRenfd^, fol bein mUtn red^t in ®otiti SBiEen Mn,
60 nm( ber beine gan^ in feinem untergel^n.
LVI
m, 89. . ©cclige ©id^crl^eit.
D Seele lieg unb rul^ in bemed ®otU^ äBiCten:
SBUt bu, tocS ©Ott fo tDitrb @ott, toaiS bu ioiCt, evfüHen.
IV, 32. aRenfd^ ©ott
unb
&on SKenfd^.
3utn 3Renfd5fcn toirb bfr ®ott, .toitt bu toai Qu il^m legen^
3u ©Ott toirb bir ber 2Renfc^, läft er ftdj nid^t« betoegen.
IV, 33. S)ie unbetoegl. SRul^cftabt.
S)id rul^t/ baiS gan^ unb gar nid^t 3" belegen ift:
92id^td rul^t als bad in ®ott il^m 9htl^ unb 9iafi ^fieft.
IV, 64. (Sdjtoeig, toilt bu »leben.
Snbem ®ott f))ricl^t: äßerb id^ unb ctUe SBelt erloi^ren:
^ Sßann aUeS fc^loeigt, toirb (Sott in il^r unb mir gebol^ren.
V, 26. Sauterfte Sauterfeit.
@d^au bid^ nid^t umb. @g (ebt im Fimmel nid^tS, a(g bu.
3a !äme ®ott nad^ bir, la^ Xi^, unb bleib in 9iul^.
V, 28. @e^ unbetoeglidj.
SBilt bu um SRettung fd^re^n? §alt an bu babelft (Sott.
Sel^alt ein gleidSfeg iper^ in Suftbarfeit unb 9lotb.
V, 29. a)er e« nidjft toei^, toeiß eS.
üein 3Renfd^ toei^, toad k>or ftd^ tin freier äßiUe fe^,
2)odJ räffeft bu il^n ftel^n, bu !omft i^m nal^e be^.
V, 30. ©öttrid^e Bunber.
2)er atte« giebt, ift arm: ber aUe« fdjafft, gefdjieben:
2)er es betoegt, in S'lul^, ber eS erl^ält, 3"f'^*^ben.
Auch Czepko verlangt (vgl. Ch. W. I, 26—28 u. ö.), dass
der Mensch jeden Tag von neuem sterben soll, um seinem
Gotte zu leben, vgl. oben II, 10 und ferner noch
n. 6. ©el^e mit bem Sobe umb.
9{id^td ftirbt, nid^tg toirb gebol^rn, ber Xoh fteat aUed an,
SBoI bem, ber täglid^ fid^ mit il^m bef^red^en !an.
Unmittelbar damit zusammen hängt wie bei Sche£fler die
Forderung der Erenztolge; der Mensch soll Freude und Leid
in gleicher Weise hinnehmen.
IL 64. . äße^en bev Seeligfeit.
^er an bem Sreuf^e ffat bor bid^ gemtufl getl^an,
9hift bit, aRenfd^ folge mir, baiS (Sreu| ift beine f&aifn.
IV. 96. 9{t^m alleg gleid^e bon @ott.
3)amt liebfi bu @oit, toann bu (^gd|(i(^!eit unb Seiben
Um feiner Siebe toilt jum minbfiten unterfd^eiben.
IV. 100. ®rlenne e3 bor baS befle.
fSUt^ ©Ott auf d^icft, bad ift bad beft, unb big auS 9lotl^ :
Sßie gro^ bein Jammer ift, fd^au brunter, bu ftel^ft ®ott.
V. 32. Xuxdf 6reu|e 3u ©l^riflo.
9Ber ben (El^arfre^tag l^ier, tan blo^ bort Dftern l^alten:
S)ad ©reu^e mu^ güoor, ber' SiegeiSfal^n brauf loalten.
Als die eigentliche Sfinde gilt wiederum wie bei Scheff 1er
der Eigenwille oder Eigennutz, der auch geradezu mit der
Hölle identifiziert wird.
U. 73. 9Reibe umb ber f^freube.
a)ein SBittcn ber ift ©ünb. 2(d^ lieffeft bu il^n fte^n,
2)u fönteft au$ unb ein mit @ott im ^immel gel^n.
V. 8. aufter bem SBillen.
SRenfd^ aEed toad ba ift, bad ift bir untergeben,
2)en äßiHen bloi la^ fte^n, fonft fomft bu vm htin Beben.
V.O. 3)er 6ünben ©eburt ©tabt.
9Bo !omt ber Wütn fftv. ^ad toolt aud^ SCbam toiffen,
a>rum toarb er mit bem Sd^toert ou8 ®ben fortgefd^miffen.
V. 13. ©Ott teil im aRenfdSfen.
äßeil ©Ott ol^n bid^, o 3Renfd^, nid^t tooEen mag unb tan,
&o leib i^n, unb ni^m bid^ ja nid^t bed SQSiUend an.
V. 14. @nbe beg SBilUn«.
3m faU fein ^iütn mel^r: td^ fag eS unbertoanb:
Sttin SRenfd^ toär ettoaS nü^, unb ©ott blieb unerfant.
Lvin
V. 16. SBiiren in ber §ölle.
a)ort in ber ©öacn f^at ein ieber feinen SBitten,
S)rum ftedt fte Dotter ^cin, tmb nid^t« nidjt fan fie ftitten.
V. 35. Sntocnbiße i&ölle.
S)er eigen «Rul ift ^öE. D aWenfdJ toog fuc^ft bu nu?
®ant mu^ ba8 beine fort, fonft iiaft bu feine ffiu^.
V. 57. i&öriifd^e« geuer.
SBaS ift bie §öa? SdJ fj)redSf: @8 ift bein eigner SBiaen.
aOBaS brennt? S)er eigne SRuJ, ber nimmermel^r Jiu ftitten.»)
Ebenso wie die Ht^Ue wird bei Gzepko der Himmel durch-
ans in das Innere des Menschen versetzt (Vgl. die oben zn
S. 11 citierten Stellen.)
L 17. 3u fj)ät nadj bem 2:obe.
Jlil^m S)einer Peinig toal^r, ber !an nnr feKg »erben,
S)er bort im ^immel ift, unb lebt l^ier nodj auf @rben.
I. 83. Sntoenbige ©celigfeit.
©Ott mad^t midjf nimmer gut, fud^ ic^ il^n au^er mir:
@d^au 2)id^ nic^t umb, 2)ein ^eil ift nirgenb« aI8 in 2)ir.
Ans der I. 17. geäusserten Anschauung ergiebt sich die
Forderung, schon hier auf Erden die Seligkeit zu erwerben,
da es sonst nicht mehr möglich wäre, sie zu erringen. (Ch. W.
V, 125. IV, 208.)
IV. 41. $ag 6eelige ^eute.
3d^ ratl^e, fud^e nid^t ben ^immei übermorgen,
^omft bu nid^t l^eut in i^n. @r bleibt bir ftetiS berborgen.
V. 92. Vergebung ber @ünben.
%^u 9u^ unb glaub, o äRenfd^, ber @d^ulb SSergebung l^ier,
®d l^ilft nid^tS nad^ bem ^ob unb im ©eric^te bir.
VI. 79. Sit.
aRenfd^, toeil bu lebft, ifl blo( bie ^l^ttr ber ©naben offen,
5llo^ff an: aldbalb bu tobt: ift niemanb auf^uruffen.
1) vgl die oben S. XVI. citierte Stelle aus Weigels: vom
Ort der Welt; baS nid^td bvmmi in ber ^öQen, nemlid^ ber eigne
äBiEe ber Kreatur.
LIX
Der Mensch ist daher selig, wenn er sein Eigenwillen
IMsst nnd sich in Gehorsam Gott unterwirft; selbst der Teufel
würde in diesem Falle zur Seligkeit gelangen. (CL W. 1, 143.
Die Uebereinstimmnng ist recht auffallend.)
L 27. ®e)S>orfam;»uffe:
$off artl^ : Ungel^orfam.
^er ^euffel toann er l'6nt in ben ©e^orfam gel^n,
äßürb i^o fomen an bort untern (Sngeln fielen.
Ein ähnlicher Gedanke wird in folgendem Epigramm
ausgedrückt.
rv. 10. Jlidjt erfcnnen, fonbetn
lieben.
2)er bdfe ^nb et!ennt bad beft in aUtn Sad^en,
$fitt er bie 2xtb, i^ loeig, ®ott tnürb il^n feiig mad^en.^)
Wird hier ebenso wie bei Scheffler (Ch. W. V, 84, 320.)
die Liebe dem Erkennen und Verstand weit nachgestellt, so
zeigt Gzepko auch darin eine Uebereinstimmung mit Scheffler,
dass auch bei ihm wiederholt die Liebe als das höchste, Alles
übertreffende Gut gepriesen wird.
IL 61. SeeligeiS 29hin.
2)eiS ©lauBeng eeel ifi Sieb: o^n @eel ift oUed 2:obt:
^orfd^ in bir, ob S)u lebft: S)u 3^^^ nid^t fonbetn ®ott.
HL 74. ^urd^btingenbe Siebe.
S)ag aUti für ftd^ fd^med: unb @ott bor au^ in aüen:
@o lafi baS @al| bet Sieb auf beine äßertfe fallen.
1) Deutsche Theologie, C. 39, S. 61. Slud^ merdtet man
baffelbe bei? bem 2:euffcl, ber ioeiS bnb etfennet böfeS önb gut,
xeci^t bnnb unred^t önb bergleid^en, bnnb weil er nid^t liebe Jat gu
bem guten, toeld^eiS er etfennet, fo ioitb er nid^t gut. Der Einfluss
der Deutschen Theologie macht sich auch sonst bei Czepko
geltend, vgL die oben auf S. XV, Anmerkung 1. citierte Stelle
nnd femer Deutsche Theologie, C. in. S. 4. §ätte er (Slbam)
fteben (^el geffen, t>nb toäte bad anmaffen nit getoefl, er märe
ntd^t gefallen, fobalb baS annel^men gefd^a^, d^f(^a^ aud^ ber %<d,
loenn er gleid^ nie fein a^ffel angebtffen l^fätte.
Czepko, L 22. U.ngebotfam.
9Bann Sibam ftd^ bon ®ott md^t butd^ ben %aU getiffen,
<Sr to&t ol^n @d9ulb, l^ätt er gel^n %4>ff^^ angebiffen.
LX
V. 33. 2)ie Siebe mad^t ben §immel feil.
S)etn Seil ift feil? Um toag? Umb Siebe hmi eg ®ott.
2Renfcl^ übe bid^ baran, bi^ in ben bittren S^ob.
£me wirkliche Erkenntnis Gottes kann nach Gzepko
(Ch. W. I, 83. II, 142. IV, 120.) nur der gewinnen, der selbst
göttlich geworden ist.
VI. 3. ©Ott fielet 9iiemanb al« ®ott.
SBer (3oit teil fe^n, ber mug in ®otteg SBefen fteißen,
^tnn ©Ott teil ftd^ bloj @ott fonft feinem 2)in0e Setgen.
»
Wer Gott hat, soll nichts weiter verlangen; der Mensch
soll Gott nur mn Gott, nicht aber um seine Gaben bitten.
(Ch. W. I, 271. 174.)
I. 2. 92i(^tg au^er ©ott.
SBer ®ott im ^er^^en l^ot unb toad baju begel^rt,
S)e¥ 9)lenfc^ berlieret ©ott, tvirb il^m fein äBunfd^ geto&l^vt.
L 97. 3e me^r aßiffenfd^aft
ge toeniger @rläntnüd.
Sd^ bite meinen ©ott umb hiebet big nod^ baS,
Stlg bloß umh ©Ott. SBag iftbenn©ott? 3dJ toei^ nid^t, toa«.
n. 36. 2a^ bir genügen.
[»id^t bitt umb bid unb bad? ®g mangelt bir Su t)itl.
S)er ^at genung ber ©ott unb ben ©ott f^ahtn toil.
V. 77. SBie ©Ott teil
©0 rmin Siel.
SBo ©Ott, ha ift mit il^m fein SBiEen unb bein ©eil,
aJienfd^. too bu mel^r bege^rft, toerliereft bu bein 3^l^eil.
Eine auffallende Verwandtschaft mit Schefiflerschen An-
schauungen zeigen auch die drei nachfolgenden Epigramme:
V. 86. ©erec^tigfeit.
^er nid^t fud^t gut nod^ ©ott: aud^ nid^t toad l^od^ unb fd^led^t:
S)od^ aUed gleid^e nimmt, ber SRenfd^ ber ift geredet.
LXI
n. 45. Siebe über aüed.
SBemt @oii nid^t etmg ftfinb in ungemengtet Sicbe^
Sd^ felber (ie^e ®ott, ba^ id^ nur in gl^m bliebe.
HL 49. 2)ad ©Ute.
9Bad Uebft 2)u? ®utö? äßie fo? ®ut ift ein iebed SQSefen;
9Bär ed ol^n ©Ott. 3d^ l^&tt ol^n ®t>ti baiS ®ut erlefen. *
In all' den hier mitgeteilten Sprüchen tritt die Aehnlich-
keit mit dem cherubinischen Wandersmann so augenscheinlich
hervor, dass wohl Niemand einen unmittelbaren Zusammen-
hang in Abrede stellen wird. Aber auch wörtliche Anleh-
nung hat stattgefunden; auf zwei der wichtigsten Ueberein-
stimmungen hat bereits Kofimanne, a. a. S. 91 f. hingewiesen.
Ch. W, n, 22.
Gzepko, I, 26. Sluf mit bem $erjen.
Ser&d^tlid^ ift ber äRenfd^, ber untern SRenfd^en lebt
Unb ftd^ nid^t über ha^, toa^ menfd^lid^ ift, erl^ebt.
Ch. W. V, 30.
Gzepko, IV, 5.
Snbem ber 2:eufel i% ift er fo gut aliS bu,
S)em äBefen nod^, in @ott, nid^td mangelt il^m M 9%ul^.
Ich füge noch zwei andere von Kofimanne nicht bemerkte
an, die von gleicher Beweiskraft sind:
Ch. W. V, 97.
Czepko IV, 8.
5Der 3Beife flagt nid^tg als @ünbe.
2)er SQSeif, al8 lang* er lebt, bnb lebt er boEer plagen,
9iB anben 3^0ft^ ^^g, toirb nid^td al9 @ünbe !lagen.
Ch. W. V. 356.
Czepko I. 21. @e^ boll!ommen.
äBenn bad bolfomne fömt, fo gel^t bad @tüdttoer! I^in,
3utbeilt ^ier, borte leb unb bleib id^, toad id^ bin.
Geringere Aehnlichkeit im Wortlaut zeigen die nachfol-
genden Epigramme, doch ist die Verwandtschaft noch immer
sehr gross.
LXII
Ch. W. I. 39.
Czepko V. 60. Dl^ne ®ott
$011 im ^immel^
9Rit ©Ott
$imme( in ber ^öHen.
äßet nid^t lan feltg fe^n, log er gleid^ in ber $dEen,
©el^ört ntd^t oben auf, toie fromm er ftd^ !ann fteEen.
Ch. W. V. 46.
Czepko IL 71. deiner mad^t ed beffer.
9txd}t flud^ auf il^n, bu tl^uft, ioad Sbam ^at getl^an,
3)er a^fel ift in bir, unb bei^eft tägUd^ an.
Ch. W. V. 328.
Czepko IV. 7.
®ott ift nid^tS leib aU bie @ünbe.
3m aRenfd^en, nid^t in ®oit, ift ®ott bie @ünbe leib
Unb fo fe^r, ba^ er fid^ am @reü( }u ^obe fd^re^t.
Ch. W. I. 230.
Czepko V. 41.
2:eufferd 2)ien{t ber fd^toerfte.
3)ein $eU ift fd^tDer, bie §511 ift fd^toerer )u erwerben,
$ier mu|t bu felbft: bor bid^ bort unfer ^e^tanb fterben.
vgl. ferner zu Ch. W. V. 12, Z. 1. Czepko III, 38:
Tltvd auf. S)ie @onne fd^eint aud^ mitten in ber iRad^i
Zu Ch. W. I. 2S9. Z. 1. Czepko III. 42.
S)ie @onne fc^etnt. äßarumb? (Sie fc^eint, h)etl fte mu^ fd^inen.
vgl. auch zu Ch. W. I, 24:
Czepko IV. 15. SBeife «rmutl^i
9lrme SBeidl^eit.
^er nid^td toil, nic^td bebarf, nid^td l^at, nid^td fuc^t, nid^td ift,
3)enfelben SRenfd^en l^at bie äßeidl^ett auderlieft.
Auch in dem Satzbau, in der Wiederkehr bestimmter
Formeln und Fragen (vgl. Czepko V. 81. „^alt anV* In dem
bereits früher citierten Werke Czepkos: „S)ad intoenbige
$immelrei(^" [1638], das Seheff 1er gekannt haben kann, sogar:
„^alt an, n^o miSfl bu l^in?" [Koffinanne, a. a. 0. S. 38.]
vgl. Ch. W. I. 82.) zeigt sich eine ganz merkwürdige
Lxm
üebereiiwtimTnnng ; ja eine bestimmte Eonstroktioiisweisey
die Sdie£f ler eigentümlich zu sein schdnt, ist eben&Us schon
bei Czepko vorgebildet, Ch. W. I, 80. IV. 223. V. 253, 254,
369. —
Czepko I. 49. Sebed butdjfd anbete.
2)ie ütoigfeii burd^ 3^^^ ^^^ 2^!bm burd^ ben Xoh:
Xut^ 9lctiäft bad 2id}t, unb burd^ ben SRenfd^en fel^ x^ ®ott
m. 14. Sob ®otte8.
^ie 9(ume burd^ ©erud^, bet $oge( burd^ ®efang,
3)urd^ ^^ugenben ber @tein, ber äßenfc^ lobt ®ott burd^ S)an!.
VL 68. a)er alle« fd^afft, ber fc^afft eg.
Sud @)>eife 99(ut: aud 9lut toirb £eben kyoUer 'Jiotl^ :
Sud 3^m äSemunft: aud il^t äHenfd^: au^ bem SI2enfd^en ®ott.
VL 86. 2)örner Dor ®ülb-
SHe Sd^eitel @i>lb, bfe ^onb ber Adnige trägt @tfen:
3>te Gron cm& 3)dmem fann toeit Ineit ein be^red h>etfen.
Derartige aafTallende Uebereinstimmongen lassen sich nicht
ans dem Zurückgehen auf die gleichen Quellen — was ja
selbstverständlich, wie gelegentlich gezeigt worden ist,
auch der Fall war; namentlich Weigel ist von Daniel
von Czepko ausserordentlich stark benutzt worden —
sondern nur aus der unmittelbaren Abhängigkeit erklären.
Nun muss Czepko die Priorität zugesprochen werden; nach
der Widmung an Herzog Wilhelm von Weimar*), die vom
1) Den umfänglichen Titel der Sexcenta Monodisticha
Sapientnm 1655 bei Kofimanne a. a. 0. S. 65. Vorausgeschickt
ist den Monodisticha eine Widmnngsepistel an den Herzog
Wilhelm von Weimar, hierauf folgt ein Aufwecker an die
Reime, dann ein „Deutscher Phaleucus'^ an das Oberhaupt
der fruchtbringenden Gesellschaft, ein langes, aber durch
seine kräftige und energische Sprache bemerkenswertes Ge-
dicht Jedes Buch wird durch ein Sonett eröffiiet, — ein jedes
der sechs Gedichte weist ein besonderes Zeilenmetrum auf —
von denen drei bei Koffmanne abgedruckt sind. Sie zeigen
in der Sprache eine seelische Innigkeit, wie sie im siebzehnten
Jahrhundert selten zu finden ist. Es ist nicht ausgeschlossen,
dass diese „Klingel'', wie Czepko sie bezeichnet, Schefifler die
Anregung zu semen dem 5. Buche angehängten Sonetten ge-
geben haben.
Lxrv
21. Herbstmonat 1653 datiert ist, hat Czepko die Schlnssreime
sechs Jahre zuvor, also 1647 beendet; die bereits erwähnten
poetischen Beigaben Franckenbergs sind datiert: Lndwlgsdorf,
1 7. Januar 1652. Kofifmanne hat nun darauf hingewiesen, wie
nahe es liegt, dass Scheffler, der damals ganz in der Nähe
von Ludwigsdorf, in Gels, herzoglicher Leibarzt war, von
Franckenberg das Manuskript zur Lektüre erhalten hat; denn
mit Sicherheit werden wir annehmen können, dass Francken-
berg längere Zeit (wohl 1651) die Monodisticha in Händen
gehabt hat.
Vielleicht kann man in der Bestimmung des geistigen Ab-
hängigkeitsverhältnisses noch etwas weiter gehen. Sicher ist
es, dass Czepko dem Franckenberg seine Monodisticha über-
geben hat, höchstwahrscheinlich auch, dass Scheffler sie von
Franckenberg erhalten hat. Liegt es da nun nicht sehr nahe
anzunehmen, dass Franokenberg Scheffler Gzepkos Buch zu
dem Zwecke und mit der Absicht zur Verfügung gestellt,
damit dieser sich in der gleichen Dichtungsart versuche? Aber
noch weiter! Vielleicbt hat Franckenberg auch Czepko die
erste Anregung zu seinen Monodisticha gegeben. Wir wissen
wenigstens, dass Franckenberg Beimsprüche ähnlichen Inhaltes
verfasst haben muss; das den theologischen Sendschreiben
vorgedruckte Verzeichnis der Handschriften Franckenbergs
weist unter No. 2: „Etliche Lehr-Sprüche von GOtt und der
Katur" auf, die sich nicht erhalten haben. Wir werden uns
diese Lehrsprüche wohl ähnlich zu denken haben wie die
Wahlsprüche Franckenbergs, die in lateinischer und deutscher
Fassung den theologischen Sendschreiben beigefügt sind und
von denen wenigstens die deutsche Fassung hier folgen
möge :
L SefuiS mein Slbel.
3Wem 3cfu8 ift ntir attS: 3Retn §crt: ajiein ®ut unb ®e.Ib
Tltin ^bel, ^uf^m unb @l^r; SQSad frag id^ nad^ betr äBelt.
IL SWit alter treu unb 9lcbric^!ett.
SdJ lieb bte arte 3;reu unb SJugenb in bem §öd^ften
S)ie ungefärbet ift, unb ftrebe nac^ bem SBeften.
LXV
in. ®enu0 Ott (gincm.
®in ieber toaS er toitt! gd^ bin mit ®ott bergnügct,
3n beme aEeg ®utg in &öc^ftcr güllc lieget.
Beigefugt ist noch ein vierter Sprach in dem von Logan
so hänfig verwandten trochaischen Tetrameter:
©nbltdj totE idj ©o, mit ©DX^, mitten in ben trübften toetten,
Seben, ©(eiben, unb auff gi^n aU mein tl^un unb l^offcn fteUen.
Es ist wohl nmi keine zu kühne Vermutnng, dass Francken-
herg, vielleicht von Daniel Sudermanns Sprüchen angeregt,
zuerzt sich dieser poetischen Form zugewandt und Daniel
von Czepko dann veranlasst hat, ihm in der gleichen Dichtungs-
art nachzufolgen. Was war dann natürlicher als dass Daniel
von Czepko dem, der ihm zu diesen Dichtungen die erste
Anregung gegeben, sein Werk vorlegte, damit Franckenberg
sich davon überzeugte) inwieweit Czepko seine Intentionen
getroffen habe? Franckenberg könnte dann in der gleichen
Weise, wie er vielleicht Czepko beeinflusst hat, auch auf
Scheffler gewirkt und diesem die Monodisticha Czepkos, da-
neben vielleicht auch seine eignen ähnlichen Versuche in der
bereits erwähnten Absicht übergeben haben, auch Scheffler
für die gleiche Dichtungsart zu gewinnen. Höchstwahrschein-
lich ist ein Teil der Manuskripte Franckenbergs inSchefflers
Besitz gewesen, so dass auch äusserlich die Vermutung eine
gewisse Stütze gewinnt. Wie dem aber auch sei: an der
Thatsache, dass Czepko von Scheffler nicht nur nachgebildet,
sondern vielfach bis zur genauen wörtlichen Anlehnung be-
nutzt worden ist, kann kein Zweitel sein.
Sucht man nun das Verhältnis der beiden Individualitäten
zu einander zu bestimmen, so wird Daniel von Czepko als
der klarere, Scheffler als der reichere und tiefere Geist zu
bezeichnen sein. Vor Geschmacklosigkeiten, wie sie sich
nicht selten im cherubinischen Wandersmanne finden, bewahrte
Daniel von Czepko seine ruhige und massvolle Sicherheit.
Andererseits wiederum ist es Daniel von Czepko nicht in dem
gleichen Masse wie Scheffler gelungen, zuweilen in einem
einzigen wunderbar präcisen Spruch die geheimsten Tiefen
des religiösen Empfindens aufzuschliessen.
Ang. Silesius, Cherub. Wandersmann. e
LXVI
IIL
Vielleicht ist es nun auf Grund der bisher als wahr-
scheinlich oder sicher nachgewiesenen Thatsachen möglich^
die Abfassungszeit des cherubinischen Wandersmannes etwas-
näher zu bestimmen. Für das sechste Buch, das erst in der
Ausgabe von 1675 erscheint und das sich durch seine allge-
mein-religit^sen, jedoch entschieden katholisch gefärbten, lehr-
haften, ja zuweilen trockenen Betrachtungen durchaus von.
der Mystik der ersten fünf Bücher abhebt, bietet die chrono-
logische Frage keine allzugrossen Schwierigkeiten ; wir werden
annehmen dürfen, dass es in der letzten Hälfte des Jahres 1 673
oder in der ersten von 1674 zum Zwecke der Veranstaltung
der neuen Ausgabe zugedichtet worden ist. Schwieriger ist
die Feststellung bei den fünf Büchern, welche die erste Aus-
gabe umfasst Nun können wir aber mit hoher Wahrschein-
lichkeit annehmen, dass Scheffler im Laufe des Jahres 1651
oder spätestens in der ersten Hälfte des Jahres 1652 von.
Franckenberg die Monodisticha des Daniel von Czepko er-
halten hat. Dass er von ihnen den Anstoss zu seinen Schluss-
reimen erhalten hat, ist ebenfalls mit Sicherheit anzunehmen.
Ist es nun wahrscheinlich, dass zwischen dem Zeitpunkt, in^
welchem Scheffler die Monodisticha kennen lernte, und der
Abfassung wenigstens der ersten Bücher des cherubinischen
Wandersmannes ein längerer Zeitraum liegt? Gewiss um so
weniger, als wir ja wissen, dass wenigstens das erste Buch
in ausserordentlich kurzer Zeit (S. 18), nämlich in vier Tagen,
entstanden ist. Der Eindruck, den die Monodisticha und'
vielleicht auch Franckenbergs Versuche auf Scheffler gemacht
haben, wird so stark gewesen sein, dass Scheffler unmittelbar
nach der Lektüre der Monodisticha begonnen hat mit Czepko
auf dem gleichen Gebiete zu wetteifern.
Wir hätten demnach als Ausgangspunkt 1651 oder An-
fang 165*2. Aber auch der Endpunkt lässt sich mit einiger
Sicherheit bestimmen. Zunächst wird man gewiss nicht ge-
neigt sein anzunehmen, dass sich die Arbeit an dem Werke
dessen erstes Buch in vier Tagen vollendet war, durch vier
oder fünf Jahre hingezogen habe. Weiter aber ist es nicht
wahrscheinlich, dass Scheffler das intensive Studium Weigels,
LXVII
von welchem die fünf Bücker der Ausg. von 1657 Zeugnis
ablegen, nach seinem Uebertritt zum Katholicismus noch fort-
gesetzt hat. Wir wissen, mit welchem Eifer Scheffler sich
schon in den ersten Jahren nach seinem Religionswechsel be-
müht hat, äusserlich und innerlich seine Zugehörigkeit zum
Katholizismus zu beweisen. So muss schon sehr bald eine
völlige innere Wandlung mit ihm vorgegangen sein; in der
„heiligen Seelenlust" , die sicher erst nach Schefflers Be-
kehrung entstanden ist, sind zwar gewisse mystische Grund-
gedanken noch beibehalten, aber dennoch zeigt sich in diesem
Werke eine ganz durchgreifend veränderte Anschauung, die
ans der gewählten poetischen Form allein gewiss nicht zu
erklären ist. Vielmehr müssten sich Spuren des spekulativen
Pantheismus auch in der „Verliebten Psyche" finden^ wenn
nicht grade die Jahre zwischen den beiden Werken lägen,
in denen durch den Uebertritt zum Katholizismus die innere
Umstimmung Schefflers erfolgte.
Aus der Abhängigkeit von Weigel einerseits, aus der
grundsätzlichen inneren Verschiedenheit von der heiligen
Seelenlust andererseits ist demnach der Schluss zu ziehen,
dass die fünf ersten Bücher des cherubinischen
Wandersmannes vor Schefflers Uebertritt verfasst
sind, ihre Entstehungszeit daher zwischen 1651 und
den 12. Juni 1653 zu setzen ist.
Es hat nun den Anschein, als ob in dem cherubinischen
Wandersmanue selbst die Spuren des inneren Kampfes wahr-
genommen werden könnten, die Scheffler schliesslich in den
Schoss der katholischen Kirche getrieben haben. In den
ersten beiden Büchern steht der Dichter noch durchaus auf
dem Boden eines an Weigel und verwandten Quellen genähr-
ten pantheistischen Mysticismus;*) er bleibt den gleichen
1) Von den bei Kern, S. 25 angeführten Sprüchen aus
dem zweiten Buch, bei denen man allenfalls AnkläDge an ka-
tholische Vorstellungen finden könnte, sind 11,94 und Itl als
durchaus imverfänglich auszuscheiden. II, 229 erklärt sich
ans der irenischen Stimmung, die in Franckenbergs Kreis
auch der katholischen Kirche gegenüber herrschte, wie denn
auch der immer Protestant gebliebene Daniel von Czepko
e*
LXVIII
Anschaunngen auch im dritten, vierteu und namentlich im
fünften Buche getreu. Daneben aber vertritt der Dichter nament-
lich im dritten und vierten Buche einen Standpunkt in der
Christologie , der sich durchaus mit der kirchlichen Lehre
deckt, und zwar mit einer ausserordentlichen Hingebung und
bis zur Geschmacklosigkeit sich steigernden Inbrunst. Auch
die starke Berücksichtigung der Heiligen im dritten und
vierten Buche deutet auf eine Annäherung an den Katholicis-
mus hin. Dass die Entscheidung noch nicht eingetreten war,
lehrt die Thatsache, dass der Dichter mit anderen Sprüchen,
namentlich des fünften Buches, seine Christologie wieder ganz
auf mystisch-pantheistische Gedanken gründet. Somit würde
der cherubinische Wandersmann auch noch ein rein persön-
liches Interesse bieten; er würde für die Erkenntnis der in-
neren Entwickelung des Dichters von grosser Bedeutung sein.
Wie dem aber auch sei: für die oben angegebene Da-
tierung, die übrigens durch den soeben erörterten Zusammen-
hang noch eine neue Stütze gewinnen würde, spricht so vieles,
dass man sie wohl als sehr wahrscheinlich bezeichnen kann.
Dagegen zeigen die zehn Sonette eine so entschiedene kirch-
liche Färbung, dass sie wohl schon Schefflers katholischer
Zeit zuzurechnen sind. Als sich Scheffler Anfang tt)56 (die
in unserem Neudruck nicht wiedergegebene Censurbemerkung
[Approbatio] des breslauischen Generalvikars Seb. v. Eostock
am Schlüsse der Ausg. von 1657 trägt das Datum: 6. Juli 1656)
zur Herausgabe des Werkes rüstete, wird er die Sonette zum
Zwecke der Veröffentlichung hinzugedichtet haben.
Eben so wenig bekannt wie die recht verwickelte Vor-
geschichte des cherubinischen Wandersmannes ist die Nach-
wirkung, die er namentlich in der ersten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts ausgeübt hat. Zu den begeistertsten Verehrern ge-
rade dieses Buches gehörte Gottfried Arnold, der auch durch
eine nach dem Druck von 1675 besorgte neue Ausga.be (1701)
ganz ähnliche Sinnesart bekundet, Monodisticha VI, 42. jlel^re
bie 9(ugen um.
3l\d)i flaff auf (Rom: in bir, 3Äenfcl^, benic to*r bu Mft,
^of)nt, folgftu ®^>rifto nid^t, ber re^tc aBieber(SI5>rifi
LXIX
sieh nm die Verbreitnng des cherubinischen Wandersmannes
ein entschiedenes Verdienst erworben hat. Es ist daher er-
klärlich, wenn wir Arnold in seinen „Neuen Göttlichen Liebes-
Funcken* (1700) an Angelus Silesius anknüpfen sehen; auch
er giebt hier kurze Sprüche, und wenn er auch in der Form
sich nicht an die von Scheffler durchweg gebrauchten paar-
weis gereimten Alexandrmer hält, so ist das Vorbild des
älteren Dichters doch unverkennbar, vgl. a. o. 0. No. 14. (Po-
etische Lob- und Liebes-Sprtiche. 1700. S. 247.)
^urd^ 9(bam toarb ba§ ®tnS in t)iel jerftreut,
3)utc^ ©IJriftum !ommt baS SSicl in ®tn8 jufammen:
SBUtu, 0 aRenfc^, bon biefem ©inS l^etfiammen.
So gel^ l^tnein unb fliel^ bte @tgen^eit!
Offenbar hat Arnold auch seine Freunde zur Nachahmung
Schefflers angespornt; jedenfalls ist aus Arnolds Kreise ein
Buch hervoTgegangen, das noch viel direkter als Arnolds eigne
Versuche an den cherubinischen Wandersmann anknüpft.
Arnold gab 1 705 als Anhang zu den (ebenfaUs von ihm nicht
verfassten): „Consiliaund ResponsaTheologica(Frankf. 1705)"
eine Gedichtsammlung unter dem Titel heraus: 3)«r ^eig^eit
®axtm''@ttüäd)^, bcftc^icnb in neuen Sob* unb SiebegsSiebem,
äßie audf Sinm unb @c^lu6*9ieimen, t)on aüerl^anb ge^eimniffen
ber göttlichen toei^l^eit in i^rem tieffen finn. (In den einleiten-
den Worten: An die Leser sagt Arnold, dass ihm die Gedichte
„von freundeshand zugekommen seien''.) Schon die Be-
zeichnung: Schlussreime erinnert nun an Scheffler; in Form
und Inhalt aber macht sich die Einwirkung des cherubinischen
Wandersmannes, wie die nachfolgenden Proben beweisen
werden, auf das Augenscheinlichste geltend. (S. 841 ff.)
4. ©Ott beträft ©Ott felber.
. 3)te ©Otteg liebe felbft (ag burc^ bic^ menfd^ gefangen,
SßaiS SBunber bag benn ©Ott ftc^ felbft baran muft fangen,
3)ie ba gebunben toar folt bir fe^n triebet fte^,
©0 nmpe &Dit fxd) felbft in bit fic^ fc^affen neu.
7. ©öttric^e fütre.
©ebencfft bu üoU gu fe^n, fo madft bic^ etft (eet,
S)ie t>oIIl^eit fommet boc^ in^ boUe nimmetmel^t.
LXX
8. SlHgenugf aml^eil.
äßo bu bag äuge le^rft, ba ift boc^ nic^tö ald ftreit,
3n ®Dtt allein ba ift bic aügenugfaml^eit.
10. Sßic^tig!ett.
2»an fielet bie 2ßaffer nid^t al8 in bie tlfäUv flicffcn,
3)ie ©ottl^eit toitt fid^ nid^t, al3 nur in^ nid&t« ergieffcn.
15, aOSüftc danaan.
aOBelc^ ift bcr beftc ortl^? ba tvo baä manna fält,
ffiic baft mon fid^ baran benn boc^ nid^t beffer l)äli,
D möd^t' ber menfd^ nUein mit biefer f^)ci6 ftd^ laben,
®r foltc ©anoan aud^ in ber SQSüfte l^abcn.
20. Sterben fo gut ald Seben.
Saft bir baS fterben ja fo lieb al8 leben le^n,
SJtan ge^t ind leben nid^t benn burd^ bad fterben ein.
23. ^eine cron fonber creu|.
®o bu mit @l^riftü teilt in feinem reid^e ft|en,
So muft bu auc^ mit i^m gut)or im garten fc^iiDijjen.
38. Selbft t)erleugnung.
$af; bid^, fo liebft bu red^t, berjtoeifle felbft an bir,
Unb gib bein alld an ©Ott, fo bift bu feine )ier.
94. 3)er ®toig!eit berftanb muß im Sid^te er!ant
toerben.
SBaiS ift bie etoigleit? magft bu fte aud^ ergrünben?
3Magft bu fie in bir felbft unb beinern grunbe finben,
Xu fanft eS nimmer nic^t, bu muft fe^n auffer ftreit,
äßenn bu red^t reben toilt t)on gett unb etoig!eit.
138. ©l^riftuS für alle geftorben, aber für nie*
manbiS eigen toille.
gür niemanbS eigen toiH ift G^rifti 33lut üergoffen,
Unb ift für iebe feel bod{f reid^lic^ au^gefloffen.
Die ganz auffallende Verwandtschaft dieser Sprüche mit
denen Schefflers lässt sich nur durch eine direkte Anlehnung
LXXI
an den cherobinischen Wandersmann erklären, vgl. übrigens
No. 23 mit Ch. W. I, 158. Auch sonst finden sich Anklänge
im Einzehien: Xtv ffieiSl^eit ©artcngetoäc^S, No. 108, Z. 1. 35er
^immcl ift in bir Ch. W. I, 82, I, 298. ©artengctoäd^S, No. 123
... toir muffen lämmer je^n, — ^n% ^eilige, ba !omt !etn toolff
noc^ hod ffintin. Ch. W. V, 164. (vgl. auch 166.)
Haben diese Sprüche wohl eine weitere Verbreitung nicht
gefunden, so hat dagegen ein anderes Werk, das man eben-
falls als eine direkte Nachahmung des cherubinischen Wanders-
inannes bezeichnen kann, eine dauernde Wirkung bis auf
unsere Tage hinunter ausgeübt: der erste Teil von Gerhard
Tersteegens ,,®eiftIic^eTn ^(umengärtUin inniger 6eeUn" (zuerst
1729.) Aeusserlich wird die Anlehnung an Scheff 1er dadurch
schon wahrscheinlich gemacht, dass auch Tersteegen seine
Sprüche als Schlussreime bezeichnet. Häufig bedient sich
Tersteegen des paarweise gereimten Alexandriners wie Scheff 1er,
daneben aber hat er von Gottfried Arnold die freiere Form
in kürzeren Verszeilen, zum Teil auch von ungleicher Länge,
übernommen. Die Abhängigkeit von Scheffler wird wohl
nach den hier folgenden Proben von Niemandem bestritten
werden.
10. 9Bie man ®ott finbet.
©ebenl nic^t toett l^inauS, toillft bu ©Ott in bir ftnben,
Ißad ift unb toirb gef(^el^n, lag alled fanft t^erfd^toinben;
Unb bleibe, toie ein ^inb, o^n' Sorg*, offtC SBi^' unb mU:
@d brandet nic^t groge ^unft: ©Ott tool^net in ber &i\U,
38. eerbftgcfäriig!eit.
äBa§ ©Ott bir gibt, nimm an; bod^ nimm btc^ bef; nic^t an,
@onft ^aft bu thiti baiS, toai Sucifer get^an.
51. SWit ©Ott allein in ber SOSclt.
3luv ©Ott unb id^ aUein. @o lebe l^ier auf ©rben,
SBenn bu ganit leidet unb balb rec^tfd^affen fromm toxUft toerben.
66. 2)reifac^e ^efc^äftigung eined ©l^riften.
äßer ©Ott gan^ reine liebt, gleid^t einem Sera^l^in;
ä&er il^n im ©eift befd^aut, mad^fg tote ein Si^erubin;
LXXII
Sßer ©Ott rul^t, unb aud^ ®ott in fld^ lä^t rul^n unb tooffntn,
S)er ift nid^t trag; er tl^ut, toa^ aUt ^immelSt^tünen.
89. SDer göttlid^c SCugenbritf.
@en! bid^ in« ftille ««un, ben göttüdj'n SCugenbCitf
6anft, lieblid^, unb geben! nid^t t)omdrt§ noc^ jurüdC:
So überla^ bid^ ®ott, unb innig in il^n neige;
Unb toarte in ©ebulb, big er fid^ felbft bir jeigc.
106. gßo ift ber ©immel?
grag nid^t too §immel fei? ®el^ aui ber ®igen]^eit,
6onft bleibt bir, too bu bift, ber §immei fremb unb toeit.
SBer feinem SBitten ftirbt, unb ®ott ftd^ !ann ergeben,
S)er iuirb auf @rben f^on bei ®ott int §immel Uhtn.
230. äßad man fud^t, baS finbet man.
Verlier bi(^ f eiber gar, laß bo8 ®efd^öj)f berfd^toinben :
S)u fud^eft nod^ bid^ f^lbft; brum fannft bu ®ott nid^t flnben.
290. SDie ©infamen befud^t ®ott,
%leib aUen S)ingen fremb: bift bu in bir allein,
SlKbalb befud^t bidj @ott, unb mad^t fic^ bir gemein.
381. 9ßag Siebe tl^ut, ift alle^ gut.
SBer in ber Siebe lebt, bef; SBer! ift rein unb gut,
®r effe, trin!e, fd^laf, unb toaS er fonften tlfut
400. ©Ott fie^ieft bu, SBann'S Sluge ju.
SBer feine Slugen fd^leufet \>ov fid^ unb allem ju,
S)er fd^auet ®ott im Sid^t, nnb lebt in pd^rer Siul^.
521. SBer t^^ut bir toaS?
SBer bir ^utoiber ift, tl^ut bir fürtoa^r !ein Seib;
@r fül^rt mit beinern f^einb, bem eignen SBiUen, @treit.
Brauchte man für die Thatsache, dass wir es in diesen
Sprüchen mit einer Nachahmang des chembinischen Wanders-
mannes zu thun haben, noch einen besonderen Nachweis, so
wäre darauf hinzuweisen, dass oben No. 66 nur eine weitere
Ausführung Ch. W. III, 165 ist, dass Tersteegen die An-
regung zu No. 381 offenbar von Ch. W. V, 170 empfangen
LXXIII
hat; vgl. auch zu No. 51 Ch. W. 11, 178. Aus den zahlreichen
Uebereinstimmnngen hebe ich nur noch einige wenige hervor :
Ch. W. III, 111. Tersteegen 58:
@d mug ein SRenfc^enl^er) too^l ettoad @xoiti fein;
©Ott, 2:euffe(, SBelt unb t^leifd^, unb aOed miH hinein.
Ch. W. IV, 201. Z. 1. Tersteegen, 111, Z. 1. @ott ift bic
©onne; ic^, ein Sträl^Id^en feine« fiic^t«. Ch. W. IE, 123.
Tersteegen, 111, Z. 1. ®ott ift fo reid^ unb toiU bodj meine
©oben. Ch. W. I, 82, IV, 200. Tersteegen, 173. Z. 3. f. 3 m
9flun ber ©toigleit, fan ®ott gefd^auet toerben; — a)ein
Sotetlanb ift na^; too (äufft bu benn fo tütiil vgl. auch den
Anfang von No. 21. SWein Jtinb, too (äufft bu l^in? — Wört-
lich entlehnt ans Ch. W. VI, 11, ist die Anfangszeile von
Tersteegen, No. 143. 2Bie felig ift ein aRenfd^, ber alle feine
Seit, — 2ludJ Seibgs unb @eelen!raft, in ®otte8 35ienft berjel^ret.
Wie stark der Einflnss des cherubinischen Wandersmannes
übrigens auch in den Sprüchen hervortritt, in denen Tersteegen
von der bei Scheffler festgehaltenen Form abweicht, dafür
mögen nur zwei Beispiele folgen:
12. »efter 3ettt)ertreib.
SSerlier bid^ fclbft, fammt SQBelt unb 3eit,
Unb fenf bic^ in bie ^toigfeit,
Bq f)aft hu, glaub ed, %aQ unb 92ac^t
3)te 3^t aufd befte ^ugebrad^t.
371. Seit unb (Stoigleit.
@in 9(ugenb(idE ber ftiUen @toig!eit,
S)en man noc^ l^ier im @eifte !ann erfal^ren,
3ft föftlid^er, (iäf fag eS ungcfc^eut,)
9Ud eine ^tii t)on l^unbert toufenb S^l^^en.
Jedenfalls lögt diese dauernde Nachwirkung, die man
bisher überhaupt nicht beachtet hat, *) ein deutUches Zeugnis
dafür ab, dass die Anhänger des Pietismus in der religiösen
Biehtung, als deren poetischen Niederschlag wir den cheru-
0 Bisher ist immer nur auf die Nachwirkung der Lieder
Schefflers (aus der heiligen Seelenlnst) aufmerksam gemacht
worden; bei dem cherubinischen Wandersmann tritt SLOer das
Fortleben viel deutlicher und klarer hervor.
T.XXIV
binischen Wandersmann anzusehen haben, durchaus ihre eigne
wiederfanden. Es ist jedenfalls im höchsten Masse interessant
zu beobachten, wie fast jedes Glied der starken mystisch-
sektirerischen UnterstrOmung, die wir seit der Eeformation
in Deutschland verfolgen können, auf das vorhergehende
zurückgreift, so dass neben dem unverkennbaren inneren auch
ein äusserer Zusammenhang sich nicht in Abrede stellen
lässt.
Auch im neunzehnten Jahrhundert hat, seit Friedrich
Schlegel wieder auf die Bedeutung des Dichters hingewiesen,
Scheffler eine stärkere Wirkung ausgeübt, als die meisten
älteren Vertreter unserer Literatur. Dieser Entwicklung soll
hier nicht nachgegangen werden , und nur auf Einzelnes sei
aufmerksam gemacht. So weiss Varnhagen Kahel und Leopold
von Ranke (Zur eignen Lebensgeschichte, S. 147.) für den
cherubinischen Wandersmann zu interessieren; Friedrich
Rückert zeigt sich durch ihn in der Weisheit der Brah-
manen stark beeinflusst ; Schopenhauer preist ihn als „bewun-
derungswürdig und unabsehbar tief," und Gottfried Keller
wählte zwei Sprüche aus dem cherubinischen Wandersmann
als Mottos für zwei seiner entzückenden Legenden; offenbar
durch die Einleitung zu dem cherubinischen Wandersmann
ist er dann auch auf Ludovicus Blosius aufmerksam geworden ;
aus der von Scheffler, Erinnerungs- Vorrede S. 13 f. citierten
Stelle hat er das Motto zu Dorotheas Blumenkörbchen ent-
nommen.
Die bisherigen Angaben über die Drucke ,des cherubi-
nischen Wandersmannes sind, wenigstens was die zweite Aus-
gabe und eine angebliche dritte betrifft, durchaus unsicher.
Kahlert, Kern und Rosenthal in seiner für den cherubinischen
Wandersmann gänzlich unbrauchbaren Ausgabe von Schefflers
Werken sprechen von einer Ausg. von 1674; nach Goedeke*)
(2. Aufl.) III, 197 soll es eine Ausg. Glatz. 1674, eine weitere Glatz
1675 geben. Diese Ausgabe von 1674 existiert nicht
1) In Rosenthals Verzeichnis tritt der Keim der Verwirrung
deutlich hervor; in Breslau, wo sich die angebliche Ausgabe
von 1674 befinden sollte, habe ich auf beiden Bibliotheken
Lxxy
Der Irrtum ist dadurch entstanden, dass Kahlert die Ausgabe
nach dem Datum der Vorrede citiert (6. August 1 674) ; so ist
es üblich geworden, von einer Ausgabe von 1674 zu sprechen.
Da nun diese Ausg. auf dem Titel die Zahl 1675 trägt, so
hat Goedeke offenbar gemeint, Elahlert habe noch eine andre
Ausgabe von 1674 wirklich gesehen und vor der zweiten
Ausg. dann noch eine andre von 1674 angesetzt. Dass aber
die Ausgabe von 1675 thatsächlich die zweite war, ergibt hich
aus dem unten mitgeteilten Titel.
Ausser der Ausg. von 1675 ist noch ein für den Text
unwichtiger Naohdrack Glogaa 1676 zu erwähnen. Alle spätem
Ausgaben folgen A und B, meist B Es kommen demnach
für uns nur in Betracht:
A. Die in dem vorliegenden Neudruck wiedergegebene
Ausgabe von 1657.
B zeigt wie A ein Titelbild, auf diesem die Worte: Joh.
Angeli S. Cherubinischer Wandersmann. Auf der Rückseite :
@m äRenfd^ ber fd^auet ®ott,
@tn Sinter ben ©rbflog an:
SCug biefem, toaiS ®r fe^,
©in jeber !ennen !an.
Hierauf folgen vier unpaginierte, aber mitgezählte
Blätter:
[1] Johannis Angeli Silesij | ©J^eruMnifc^er | SBanberSmann
ober I @eiftn:ei(^e Sinns unb | @cl^Iu6^9leime gut ©öttlic^en | be
jc^auUgfeit anUitenbe | $on bem Url^eber aufS neue überfein,
nnb mit bem ©ed^ften 93u(^e öermcl^rt, | ben Steb^abem ber ge
Reimen i;^e(06te unb | befd^auUc^en bebend gut ©eiftlid^en @rs
gd^Uc^feü 3um anbem ma^l ber« | auf; gegeben. (Darunter ein
von Pfeilen durchbohrtes, blutendes Herz; unter diesem ein
Strich.) @lai^, au^ neu aufgeric^ter | 93ucl^bru!fere^ Sgnatijj &dfiu \
haxtffi Anno 1675. |
[2] äBir aUt, bie tnir mit aufgebecftem ^ngeftd^te bie ^errligs
!eit be^ $®rren anfd^auen, toerben bertoanbett in baffelbige 93tlb
t>on ^(arl^eit in ^lar^eit, aii t)om ©eifte bed $®rren. 2. Cor.
in, 18.
ebenso vergeblich gesucht wie im British Museum, in Dres-
den, Güttingen und Wolfenbüttel.
LXXVI
[3] Suefd^rift. | 35cr ©toigen Söeigl^eit | ODtte, | a^em ©gießet
ül^ne maM, \ ben bie @l^erubin unb alle | ©eettge ®eifter mit
t\üu I ger bertounbentng | anfc^auen, | 2)em 2%dfU iveld^eS aQe |
HJienfd^en erUud^tet bie | in biefc Söelt fotnmen, | SDem unerfd^ö^f«
lid^en | %runn unb urf)>tünQ(i | c&em Duelle aller | SBei^^eit, |
[4] ©einreibet gue nnb rid^tet | toieberumb in gi^n | ^in, | S)iefe au^
beffem groffem | 3Rcere genäbiglic^ l^er« | geronnene Heine | 3Jrö^ffs
lein I Sein | f^ür unablä^tid^em berlan» | gen ^l^n i^ufd^auen | aU^
geit fterbenben | Johannes Angelas. |
Die Erinnemngsvorrede an den Lejser weist in der zweiten
Ausgabe zwei Znsätze anf, den ersten am Anfang: ©ottSbe«
giel^riger Sefer, t)or etlichen Salären l^abe ic^ bir ben ©era^l^inifd^en
begiel^rer') inn meiner berliebten ^f^d^e gum anbemma^l: mit
berme^rung ber l^eiligen Sieb^begiel^rben gu g(üd(feeliger tnU
günbung beineg ^erjjenS in göttHd^er Siebe guegefenbet; tük aud^
unlängft bie finnlid^e ^etrad^tung ber t)ier Sejjten S)inge, tnetd^e
bid^ gteid^faS^ @ott inbrünftig gu lieben aufmuntern: ani^o trage
idi bir meinen 6)l^erubinifd^en SBanberi^mann ober geiftlid^e @inn>
unb @d^lu6s9leime gum anbernma^I auc^ berme^rt, gu einem ge«
feierten an ; umb burdj benfelben nod^maK bie 2lugen beiner ©eele
gur ®i)ttlic9en befc^atoligleit gu leiten unb gu ergeben. ®lüd(feelig
magft bu bid^ fd^&^^n, )[üann bu bic^ be^be läffeft einnel^men, unb
noc^ be^ Seibed 2thtn balb toie tin Sera^l^in bon l^immlifc^er
Siebe brenneft, balb toie ©^erubin mit unbertoanbten äugen ®ott
anfd^atoeft: benn bamit toirftu bein etoigeS Si^hzn fdffon in biefer
fterbligfeit, fo biel eg fe^n fan anfangen, unb beinen beruff ober
augertoälung gu bemfelben getoif; mad^en." Hierauf wird mit
den Worten: ,,SBeil aber folgenbe Sileimen bil f eljjame paradoxa"
der Wortlaut der Vorrede von 1657 aufgenommen und genau
beibehalten. Nur nach den Worten: „gegen bie Sieb^aber
bifer ©öttlid^en Äunft berbienet ^al" (S. 18 der Ausg. von 1657,)
ist in B noch folgender kleiner Zusatz gemacht: „Wn aUer
tröftlid^ften aber abgcbilbet toirb erd mit groffer bertounber*
lieber ^egierbe unb l^erjjlid^em Serlangen finben, in bem um
längft ^eraufigefommenen leben ber ©^rtoürbigen Jungfrauen Ma-
1) Der Name, den Scheflfler hier für die heilige Seelen-
last verwendet, lehnt sich offenbar an den oben S. XL f. be-
sprochenen mystischen Traktat an.
LXXVII
xinae de Efcobar, tveld^e allein au^ gnäbiger üerUil^ung ©Dtted
aUeS beffen getoürbiget tDorben, toaS iema^I^ aUe biefer geheimen
@0ttedsjlun^ erfal^rne ingefambt gefd^rteben unb aufgejeid^net
f^ahen." Die Ausgabe nmfasst ausser dem Titelblatt und dem
tmpaginierten Schlussblatt, welches auf der einen Seite ein
Druckfehlerverzeichnisenthält, 254 SS.inl2. doch ist die Pagi-
nierung ausserordentlich nachlässig, namentlich von 144 an, von
158 (nach der richtigen Zählung 159) springt die Paginiemng
plötzlich zu 169 über und geht dann mit 170 weiter fort.
Ich verzeichne die Abweichungen, die B in den fünf
ersten Büchern bietet, wobei von den rein orthographischen
Aenderungen abgesehen wird. Durchgehends erscheint in B
für statt des in A gebrauchten oor; bei den Zusammen-
ziehungen von k)on und in mit dem Dativ PL des Artikels ist
B meist korrekter; es hat die Schreibung t)onn und inn,
während A in diesem Falle gewöhnlich den einfachen Konso-
nanten aufweist. —
I, 53,1, 2;ugenb wilft. 1,85,2 \)omf)'6xtn ganjj entbred^en.
I, J13. Ueberschr. ©er ©ceHen ©onne. Z. 1. mein Sefug ift
bie Gönne. I, 150. Die Anmerkung ist in B weggeblieben.
I, 151. Ueberschr.: a5er a)UnW ift ©DtteS finbbett.. I, 212, 1
@Dtt ift bai» n)ad ($r ift: ^d^ toa^ id^ burc^ il^n bin. I, 230.
Ueberschr.: ©ie feeligfeit ift leidster gu erlangen, aii^ bie $er«
bamnü^. I, 240. Die Anmerkung fehlt. I, 285. Die Anmerkung
fehlt. II, 4 in der Anmerkung nach Dei noch der Zusatz;
Ebraicum Jah. II, 9. Ueberschr. gn Apoc. fielet nad^ ^onben.
n. 16. Ueberschr.: 3ßie toeit ©OtteS 6t^ fein mug. H, 32. Ueber-
Bchrift: @c^toeigen übertrifft ber @nge( get^6ne. 11, 38. Ueber-
schrift: noc^ fÄffer. 11, 105. Die Anmerkung fehlt. II, 159,2
oufgebrad^. II, 224, 2. 9lagba(ena. U, 236. Die Anmerkung
fehlt, n, 276. Ueberschr. in B. : SBaS ber a:eufeH>ört. ni,24.
Ueberschr. in B. wohl durch ein Versehen: SCn bag Jtinblein
3®fu. III, 96, 2. Xu bift beg ärmbften Sclat). III, 155. Ueber-
schrift: 9Q3eg toeifer gur greuben. III, 156. Ueberschrift: übet
toifTen. m, 1 87, 2. mavia unb ibr 5Stnb ber @o^n be^ §6d^ften
toerben. III, 239, 2. ist in der Schreibung die akrostichische
Spielerei deutlicher, wenn auch nicht ganz konsequent aus-
geprägt: 3ft @in @d^a^ boS @elig!eit; die Anfangsbuchstaben
ergeben den Namen: Jesus. IV, 21, 2. 3lx^i äBonnigfeit
Lxxvni
nid)t ®tn8, nic^t toaS man ©ott^cit l^cift. IV, 42, 2. ©arten,
fliege!; in diesem Falle unzweifelhaft die richtigere Lesart
IV, 90, 2. aWcint er nur acittic^en. IV, 159. SBie ^a\} @. »ene*
biet bie aOBelt in einem ftraljft? | ©g ift (toeiftu« noc^ nid^t?) in
aaem aa« guma^^r. IV. 208. Ueberschr. ift !eine toürtfung. IV,
230. ist in B weggeblieben, und zwar aller Wahrscheinlich-
keit nach deshalb, weil es II, 252 mit nur einer unbedeuten-
den Aendemng wiederholt. V, 4, 2. o^>n ®ott baS Sind. V,
74, 2. bo ift ein ctoge« I eib. V, 121, 2 SBeit &Oit bie
^errTigfeit fic^ felbft öertoanbelt brein. V, 145, 1. grieb
unb ©inigfeit. V, 297, 1 . burdj b i (^ in Dir. Die zehn Sonette
(IV, 1 — 10) weisen in B keine Veränderung auf.
Aus dem vorstehenden Verzeichnis wird man ersehen,
dass die wiederholt geäusserte Ansicht, in B trete durchweg
Scheff lers Absicht hervor, die grössten Kühnheiten zu mildern,
nicht zutreffend ist. Einzelnes, was man zur Stützung dieser
Behauptung angeführt hat, beruht auf einem Irrtum; so finden
sieh die beiden erklärenden Anmerkungen zu I, 108. und I,
294, von denen Kern (a. a. 0. S. 53 und 57) annimmt, dass
Scheffler sie erst in B zur Mileerung der allzu schroff zuge-
spitzten Aeusserungen beigefugt habe, bereits in der Ausgabe
von 1057. Andererseits sind manche Aenderungen wie z. B.
die Umgestaltung von V, 74 keineswegs aus dem Bestreben,
die Kühnheiten zu mildem, sondern aus der Absicht, den dem
Dichter vorschwebenden Gedanken deutlicher auszudrücken,
zu erklären. Ueberhaupt macht sich das Streben nach grös-
serer Deutlichkeit in B durchweg geltend. Wenn bei B in
der Fassung von I, 21?, IV, 21, sowie in der Ueberschrift
von I, 15t die Neigung, eine gewisse Abschwächung der
Kühnheiten durch Aendemng des Ausdrucks herbeizuführen,
nicht zu verkennen ist, so haben wir es doch keiaeswegs mit
einem durchgehenden Prinzip zu thun. Denn in III, 187.
weist B wiedemm A gegenüber die bei weitem kühnere Fas-
sung des Gedankens auf.
Auf eine Aufzählung der späteren Ausgaben glaubt der
Herausgeber verzichten zu dürfen.
Die nachfolgenden Lesarten sind in dem Neudrack ver-
ändert worden; wo die Fassung der zweiten Ausgabe zur
LXXIX
Besserong des Textes benntzt ist, wird es dnrch ein dahinter-
gesetztes: (1675) angedeutet. 12,3 nur nid^t 17,13 unüer»
gleidjen (1675.) 6, Z. 5. toÄre. 9,9 felb ftänbigcn. 16,15 ^ccr«
fon. (1675) 18,9 Anthore. Anm. zu I, 8 steht im Original zu
I, 9. I, 62 Ueberschr.: auffre. (1675.) I, 64 üeberschr.: ©äe«
ung, I, 105, 1 ©ottefibübe. (1675) I, 126, 2. üom. I, 256, 1.
©Otts. (1675.) I, 163, 2. aulflforfd^et. (1675.) II, 1,2. Hebe
(1675.) II, 13, 2. bir. (1975.) II, 26, 2. liebt. (1675). II, 102.
üeberschr. au^rc. II, 103, 2. gebo^^ren. (1675). II, 186, 2. uon.
III, 55. tourbft. (1675.) III, 65, 2. 2»abalen. (1675.) III, 92, 1.
toeine. III, 146, 2. nimmer, (nimmermel^r nach 1675.) III, 154, 1.
bom. III, 240, 4. bleibe. IV, 5. Ueberschr. t)om. IV, 31, 3.
toietool. IV, 41. Ueberschr. 2lbenbma^>lg. (1675). IV, 95, 2.
a;ob. (1675). IV, 116, 2. gebo^^rn. IV, 131, 4. ®l}vtn. IV,
172, 2. ©olomong. IV, 176, 2. i^. IV, 188, 2. Seib. V, 40,2.
iäf. V, 84, 2. ®e!reu;iigen. V, 99, 1. §er^. V, 101. begeben.
V, 153, 1. \)0J). V, 161. ««iemanb«. V, 189. in der Ueberschr.
fehlt „üerliebt." (1675.) V, 204, 2. begel^ren. V, 341, 2. 2)rmb.
Sonett. 2, Z. 5. Phatehons (1675), Z. 11. güffc. (1675.) Son, 7,
Z. 1. Sld^ tt)e^>! bin ic^ nu? VI, 22, 1. umbfaffet. VI, 27, 2.
@^>ren. VI, 30, 2. toilb. VI, 54, 2. ubertounben. VI, 77, Z. 2.
regiem. VI, 89, 2. SRoc^. VI, 138, 2. gröbfter. VI 155, 2.
©Dttei^. VI. 16;i. Ueberschr. JQaai. VI. 163, 1. ©arren. VI.
193, 1. ©dSflac^ftu. VI, 208. Ueberschr. tl^ärid^te. VI, 209.
Ueberschr. äuferled^e. VI. 218, 2. 3laav. VI, 219, 5. bfc^iauen.
VI, 253, 2. ©atl^olifd)cr. VI, 262, 2. ©anbfämlein. Interpunk-
tions-Aenderungen und Ergänzungen sind in folgenden Fällen
vorgenommen worden; I. 16, 28, 29, 45, 68, 70, 139, 190,244.
II, 2, 118, 166, PJ8. III, 47, 10«», 106, 127, 157, 168, 169. V.
Ueberschr. nach Buch. V, 34, 41, 54, 67, 205. VI. 47, 86, 106,
III, 163, 176, 183, Im dritten Buche ist in A 122 zweimal
verwendet, es musste daher die Nummerierung um eine Zahl
verschoben werden.
Leider sind ohne Schuld des Herausgebers einige Druck-
fehler stehen geblieben. I, 82, 2. lies: beine 3icr. I, 121 Z. 1,
ist das zweite ben zu streichen. II, 218. Z. 2. Statt: unb
lies 35 on. II, 255. Z. 2 lies: 3a 1^1. III, 78, 1 lies mein für
meine. III, 213, 2 lies 3e für 3a. IV, 18, 2 toarumb.
Es erübrigt dem Herausgeber noch, den Verwaltungen
der königlichen Staatsbibliothek in München, der städtischen
Bibliothek in Breslau und der königlichen Bibliothek in
Berlin, sowie Sr. Hochwürden, dem fürstbischöflichen Dele-
gaten, Herrn Propst Dr. Jahne 1, der die leider erfolglose
Umfrage in den bairischen Klöstern vermittelt hat, seinen auf-
richtigsten Dank auszusprechen.
Berlin, im Februar 1895.
Georg EUinger.
2)enen ^od^tüurbig:
in ©Ott ®eift«4 anä) ©b-
len bnb ^oc^gelel^rten: ^06) önb
SSoIgebomcn Ferren, Ferren, auä)
@blen ®eftrettgett fetten, 9?: ®iner ßobi:.
Sanbtfd^afft be§ Srll^erjogtl^untb^ Defterreid^ bnter
ber @nn§ Ferren SSerorbneten, zc.
(Sndbige önnb ^od^gebicttunbc Ferren, |)erren zc. SRie*-
mal^Icn tan ein re^te, nteffige, be§ groffen bnnb über*»
goffenen SKeer^ önergrunbüd^feit, eine gebraud^ung befe
äßenfd^Iid^en Seben erlDad^fen ; 9tiema(en auc| iDirbt jemanbt,
beffelben foftlid^en SKagnetifd^en 93erg§ einzige grud^t, ober
©rgo^Iid^Ieit öerfpüret l^aben, toeld^er nid^t in bifem feine
i^me felbft ^uftdnbige ®e^eimbnu§, önb Claufulas fud^enbe
[2] ereignet : in jenem aber billeid^t bie fd^one gebal^nte
Straffen ber gefd^loinben ©d^iffal^rt erfragenbe gepfleget
l^ette: 3)ann loeme toirbt bod^ befe groben 2ldEer^mann in
benen loolried^enben ®drten ber öielfdrbigen Slumen feine
önfmd^tbare S?npd^Iid^feit Verborgen behalten? Sa^ero
njir ^aben, bafe mir aHe Sad^en be^ moglid^ft bem beften
Drt^ ober (Gelegenheit ^n öolfommener begebung befe gindf*
lid^en Slu^gangö önb anfe^en^ erl^olen önb abforbern. Sie^*
njeilen aber gleid^^fafö and^ nid^t^ fid^ befinbet, njeld^e^ ba,
ob 5h)ar geringe^ burd^ gute erfinbnng ber 2lnftalt gu
bem er^eblid^ften 2(nfe]^en nid^t g^brau^t loerben lonte;
5lIfo befinbet e§ fid^ mit anjefeigen meinen Sractdtl ber
[3]fd^6nen (Sd^Infereimen So^anni^ 2lngeli, alfo, ha%
meilen bi§ ein red^t fd^on öilfdrbiger ©arten ber eblen
93Inmen, toeld^en \a feiner öorbe^ geltet, beme nid^t feine
felbft aufterlefene 93Iumen belieben mochte; ober öUmel^r
ein fd^one loeitgebal^nte §e^ben be§ groffen SKeer^ ju
nennen, auff loeld^em bann and^ ber geringfte mit bem
^od^ften feine erfuc^te ©d^iffung ^n bem geloüntfd^ten $ort,
ber ermeffenen grud^tbarleit einl^olt unb einpflanzet, ^aht
bemnad^ gän^Iid^en ernjogen, bife Sractatifd^e 33Inmen=»
aSJurfeel erftenmafö benen ^od^njnrbigen, ^od^gebiettunben
bnb |)od^geIe]^rten §erm, ^erm einer ^od^Iobl.: 9t. De.:
Sanbtfd^afft |)errn SSerorbneten, ic.zc. aU be*'[4Tnen er>
1*
iDcglid^ften bifer gepflanfeten ©ad^en Fautoribus mit unter«'
tl^dnig: gd^orfambften Affection bnnb aWe^ttung ^u dediciern,
gan^ btttert^dnigift bittente, fold^e^ mit gndbigiften affect
jucrtüo^Ien. Sebe alfo öngejtüeifflet bifer Hoffnung, e^
tüerbe bife^ ein mehrere beliebung in anbem txtotdcn, njo*»
fem e^ burd^ bie groffen ©emiiter mirbt behelliget werben.
SBienn ben I. Julij, Anno 1657.
@h)r ^06): bnb ®n.
©el^orfamber
^ol^ann 3acob S4mer, ßiner
Sfibl: SR: De: Sanbfd^afft
Sud^brudfer,
[5] (Srinnerungg SSorrebc
an ben Sefer.
©ünftiger Sefer, nad^ bent folgenbe SReitnen öil fel^ame
paradoxa ober tüiberfinttifd^e Sieben, mie aud^ fel^r ^ol^e
unb nxä)t ieberman befanbte fd^Iüffe, öon ber gel^eimen
®Dtt^eit. Stern bon ©ereinigung mit (SDtt ober ®6tt-
üd^em SSefen, rt)ie aud^ öon ®6ttlid^er (Sleid^^eit unb SUer*-
gottung ober ®Dttrt)erbung, unb majs bergleid^en, in fid^
beJialten; meldten man megen ber furzen ©crfaffung leidet
einen SSerbamlid^en ©inn ober bofe äReinung fönte aU'*
bid^ten: Slfö ift öonn6t^en bid^ be^ l^alben juöor juer*
innem.
Unnb ift hiermit einmal für attemal gurt)iffen, bag befe
Url^eberg SKeinung nirgenbg fe^, ba§ bie äRenfd^Iid^e Seele
i^re ©efd^affenl^eit foHe ober f6nne ©erliel^ren, unb burd^
bie ©ergöttung in ®Dtt ober fein ungefd^affene^ SBefen
ücrtoanbelt toerben: rt)eld^e§ in alle ©migfeit nid^t fe^n fan.
3)enn obttjol (SDtt SlCmd^tig ift, fo fan er bod^ bifeg
nid^t mad^en (unb toann ®rg fönte, rt)dre @r nid^t ®Dtt)
bafe eine Kreatur naturlid^ unb rt)efentlid^ ®Dtt [6] fc^.
2)erott)egen fagt Thaulems in feinen ©eiftlid^en Unter-
rid^tungen c. 9. rt)eil ber Sltterl^od^fte nid^t mad^en fonbte,
ba^ mir öon JRatur ®Dtt rt)dren (benn big fte^t 3^m
atteine ju) fo l^at @r gemad^t, bafe toir ®€)ü todren au§
(Snaben; bamit toir jugleid^ mit ^l^m in j|mmerrt)el^renber
Siebe beft^en mögen eine ©eeligfeit, tint §reübe, unb ein
einiget ^onigreid^: ©onbem biefe^ ift fein ©inn, bajs bie
©etoürbigte bnb |)eilige ©eele gu fold^er naiver SUcreinigung
mit ®Dtt unb feinem ©öttlid^en SBefen gelange, ba| fic
mit bemfelben ganfe unb gar burd^brungen, überformet,
bereinigt unb eine^ fe^; bermaffen, ba§ toenn man fie
feigen folte, man an \i)x nid^t§ anberg feigen unb erfennen
mürbe atö ®Dtt; tt)ie bann im ert)igen Seben gefd^e^en
toirb: SBeif fie öon bem ©lan^e feiner §errlid^feit gleid^"
famb gan^ SUerfd^Iungen fein rt)irb. ^a bafe fie ju fotd^er
SoHfomner glei^nüf ®Dtte^ gelangen fönne, bajs fie
eben bafe S^nige fe^ (aufe Oenaben) toa^ ®Dtt ift (öon
5Ratur;) unb alfo in bifem SSerftanbe red^t unb tool ein
2)enen §oc|tt)ürbig:
in ©Ott ®etft«(i^, anä) ©b-
Icn bnb ^o^gelel^rten: §o(^ önb
SSoIgebomctt Ferren, Ferren, anä)
®blen ©eftrengen Ferren, 9t: ®incr SobI:
Sanbtfd^afft bc^ ©r^l^eräogt^untb^ Defterreid^ önter
ber ®nn§ Ferren SSerorbneten, ic.
®n4bigc önnb ^od^gebiettunbe |)erren, |)erren zc. SRie^
mahlen tan ein re^te, meffige, be^ gr offen önnb ober*»
goffenen SKeer^ bnergrunblid^Ieit, eine gebraud^ung be^
aWenf d^Iid^en Sieben ermad^f en ; 9tiema(en aud^ rt)irbt jemanbt,
beffelben foftlid^en SRagnetifd^en 93erg^ einzige grud^t, ober
©rgofelid^Ieit öerfpüret ^aben, loeld^er nid^t in bifem feine
i^nte felbft ^uftdnbige ©el^eimbnuft, önb Claufulas fud^enbe
[2] ereignet : in jenem aber öilleid^t bie fd^one gebal^nte
Straffen ber gefc^minben ©d^iffa^rt erfragenbe gepfleget
^ette: 3)ann meme n)irbt bod^ befe groben 2ldEertoann in
benen molried^enben ©arten ber öielfdrbigen Slunten feine
önfrud^tbare S?npd§Iid^f eit Verborgen behalten? Sa^ero
tüix ^aben, bafe mir aHe Sad^en be^ moglid^ft bent beften
Drt^ ober Gelegenheit ju öolfontmener begebung be§ glüdf^
lid^en Slu^gang^ önb anfe^en^ erholen önb abforbern. S)ie^
tt)eilen aber gleid^^fatö aud^ nid^t^ fid^ befinbet, njeld^e^ ba,
ob ^toax geringe^ burd^ gute erfinbung ber 2lnftalt gu
bem erl^eblid^ften 2(nfe^en nid^t gebraust h)erben fönte;
taifo befinbet e^ fid^ mit anje^igen meinen Sractdtl ber
[3]fd^6nen (Sd^Iufereimen So^önni^ Stngeli, alfo, bafe,
meiien bi§ ein red^t fd^on öilfdrbiger ®arten ber eblen
Slumen, loeld^en ja feiner öorbe^ geltet, beme nid^t feine
felbft aufeerlefene Slumen belieben mochte; ober öilmel^r
ein fd^6ne loeitgeba^nte ^e^ben be§ groffen 3Keer§ gu
nennen, anff n)eld^em bann aud^ ber geringfte mit bem
^od^ften feine erfu^te (Sd^iffung ju bem getoüntfd^ten $brt,
ber ermeffenen grud^tbarfeit einl^olt unb einpflanzet, ^abt
bemnad^ gän^Iid^en errt)ogen, bife Sractatifd^e S3Iumen=-
SBur^el erftenmafö benen ^od^njurbigen, ^od^gebiettunben
ünb |)od^geIe^rten ^erm, ^errn einer ^od^Iobl.: 9t. De.:
fianb^d^afft ^errn SSerorbneten, ic.zc. aU be'*[4Tnen er««
meglid^ften bifer gepflan^ten ©adrett Fautoribus mit unter*»
tranig: gel^orfatnbften Affection önnb aWe^nung ^u dediciern,
gan^ öntert^dnigift bittente, fold^eg mit gndbigiften affect
juertüö^Ien. Sebe alfo öngejmeifflet bifer Hoffnung, e^
tüerbe bife§ ein mel^rere beliebung in anbem ern)edfen, \üo^
fem e^ burd^ bie groffen ®emiiter tüirbt behelliget h)erben.
SBienn ben I. Julij, Anno 1657.
®tt)r ^od^: bnb ®n.
©cl^orfamber
^ol^ann 3ocob Sinter, @iner
S6bl: SR: De: Sanbfd^afft
SJud^brudfer,
[5] (Srinnerung^ Sorrebc
an ben Sefer.
®ünftiger Sefer, nad) bem folgenbe SReitncn öil fel^ame
paradoxa ober miberfinnifd^e Sieben, mie aud^ fel^r l^ol^e
unb nid^t jebemtan befanbte fd^Iüffe, öon ber gel^einten
©Dttl^eit. Stent öon Bereinigung mit ®Dtt ober ®6tt=»
lid^ent SBefen, »ie anä) t)on ®6ttlid^er ©leid^l^eit unb S?er-
gottung ober ©Dtttoerbung, unb majs bergleid^en, in fid^
be^olten; rt)eld^en man megen ber furzen SSerfaffung leidet
einen Serbamlid^en Sinn ober bofe äReinung fönte an^
bid^ten: Slfö ift öonnotl^en bid^ befe l^olben guöor juer*
innem.
Unnb ift hiermit einmal für attemaf gurt)iffen, baS befe
Url^cberg äRetnung nirgenb^ fe^, bafe bie aKenfd^Iid^e Seele
i^re ®efd^affen]^eit fotte ober lonne SSerliel^ren, unb burd^
bie SSergSttung in ®Dtt ober fein ungefd^affene^ SBefen
öerttjanbelt h)erben: meld^e^ in alle ®rt)igfeit nid^t fe^n fan.
Denn obtool ®Dtt «Hmdd^tig ift, fo fan er bod^ bifeg
nid^t mad^en (unb toann ©rg fönte, rt)4re ©r nid^t ®Dtt)
bafe eine Kreatur nat&rlid^ unb mefentlid^ ®Dtt [6] fe^.
3)erott)egen fagt Thaulerus in feinen ®eiftlid^en Unter««
rid^tungen c. 9. toeil ber Sfilerl^od^fte nid^t mad^en fonbte,
ba^ tt)ir t)on 9?atur ©Ott todren (benn bi^ ftel^t gl^m
aHeine ju) fo l^at ®r gcmad^t, ba§ ttjir ®Dtt tüäxtn aufe
®naben; bamit »ir jugleid^ mit ^l^m in jmmerrtjel^renber
Siebe beft^en mögen eine ©eeligfeit, eine §reübe, unb ein
einiget ^onigreid^: ©onbem biefe^ ift fein ©inn, ba§ bie
©ettjürbigte bnb |)eilige Seele p fold^er naiver Sereinigung
mit ®Dtt unb feinem ®6ttlid^en SBefen gelange, ba| fie
mit bemfelben gan| unb gar burd^brungen, überformet,
SScreinigt unb eineö fe^; bcrmaffen, bafe menn man fie
feigen folte, man an i^x nid^t§ anberö feigen unb erfenncn
toürbc aU ®Dtt; tt)ie bann im ewigen Scben gefd^e^en
mirb: SBeif fie bon bem ®Ian^e feiner §errlid^feit gleid^-
famb gan| SSerfd^Iungen fein toirb. 3a ba^ fie gu fotd^er
SJoHfomner glei(|nüf ®Dtteg gelangen fönnc, bajs fie
eben bafe S^nige fe^ (aufe ©enaben) mag (M)ü ift (öon
Statur;) unb alfo in bifcm SSerftanbe red^t unb »ol ein
6 ©rjnnerungg 33orreb
Siedet in bem Siedete, ein SBort in bem SBorte, unb ein
®DSS in ®Dtte (mie in ben Steinten gerebet lüirb) fonne
genennet tnerben. ©int^etnal, tüie ein alter Se^rer fagt,
®Dtt ber Stattet i)at nur einen @ot)n, unb berfelbe finb
mir alle in jSl^rifto. Sinb mir nun ®6t)ne in Sl^rifto fo
ntüffcn tüir [7] anä) fein toa^ ©l^riftu^ ift, unb baffelbe
SBefen ^aben, meld^e^ ber ©ol^n ©Dtte^ ^at: Senn eben
baruntb (f^rid^t Thaulerus in ber öierbten ^rebigt am
|). ©l^riftage) bofe mir baffelbe SBefen ^aben, merben mir
§]^nt gleid^, unb fe^en ^l^n mie @r mal^rer @Dtt ift.
Unb biefem (Sa^e ftintnten bet) alle öeiligc (SDtteö=*
fd^amer; jnfonber^eit je^t gebadeter Sauler in ber 3. ^rebigt
ant 3. 8ontag Trinit. ba er fprid)t: Sie Seele mirb (burd^
bafe miber erlangte ©benbilb) ®Dtte gleid^ unb ©otttid^:
Sa aHeg mirb fie aufe genaben ma^ @Dtt ift öon Statur.
^ bifer Sereinigung unb einfenrfxmg in ®Dtt, mirb fie
über fid^ felbft in ®Dtt geführt, unb ©Dttc fo gleid^, baft
mann fie fid^ felber fd^e, fie fi^ für ®Dtt mürbe fd^ü^en:
Unb mer fie fa^e, ber mürbe fie fe^en, nid^t jmar in bem
Sßatüriid^en, fonbern in bem au§ ©enaben i^r mitget^eiltem
SBefen, gorm unb meife ®Dtte^, unb mürbe alfo ©eelig
t)on bem ®efid^te. ©int^emat ®£}tt unb bie Seele in
fold^er ^Bereinigung eine^ finb; miemol nid^t bon Statur,
fonbern aufe ®cnaben. Unb nad^ menigem: Sie lautere
unb ®6ttli(^e Seele, meldte öon ber Kreaturen Siebe fo
fre^ ift mie ®Dtt, mirb öon anbren gefe^en merben, aud)
fid^ felber in ©migfeit anfef)en atö ®Dtt (benn ©Ott unb
eine fold^e Seele finb in ber obgemelbten SSercinigung ein^)
unb mirb j^re [8] Sceligfeit in unb an^ fid^ felbft nehmen
in bifer Bereinigung.
Rusbroch im britten 93ud^ öom ^i^^i^ßtl^ i>er Seift-
lid^en ^od^jeit c. 1. ^n ber SBefentlid^en ©inl^eit ®Dtteg
finb afie Slnbdd^tige unb innige ©eifter eing mit ©Ott
burd^ jl^re Stebtiabenbe einfenrfung unb jerfd^mel^ung in
j^n: Unb finb au§ ®naben eben baffelbige ging ba§ bie
fclbc SBefenl^eit in fid^ felber ift.
Unb eben bafelbft: ®Ott über alle gleid^nüffe, mie
@r in ftd^ felber ift, faffen unb SSerfte^en, ba§ ift etlicher
maffen ®Ott mit ©Ott fein ol^ne mittel, (ober bafe id^ fo
an ben iöefer. 7
fagc) oftne eine cm^jfinblid^e 9lnbert|eit. Unb eben int
felben Sud^e c. 2 f^rid^t ®r: SBann ber 6Jeift beß äUcnfd^cn
burdö bie genieSIid^e Siebe fid^ felber öerlol^ren fjat, fo
empfingt er bie Sf arbeit ®Dtte^ o^ne mittel : 3a er rt)irb
aii(^ felbft, (foöil einer Sreatur guftetit) o^ne unterlaß bie«-
felbe SEIar^eit meldte er embfdngt.
fflleid)ermaffen rebet audEi S. Bernard. im ^(i)t öom
©infamen äcbm, ha er fprid^t: SBir merben ba§ fein toa^
Sr ift. 5)enn meldten hk 3)iac^t gegeben ift ®Dtte^ ^inber
^n merben, benen ift and^ bie 'SRaijt gegeben, nid^t itoax
ha^ fie ®ott fe^n, fonbern baft fie fe^n ma§ &Ott ift.
Unb nadf) bifem: 5)ife gleid^nftfe ®£)tte^ ttjirb bie ®n*
^eit befe ®eifte^ genennt, nid^t alleine »eil fie ber ^eilige
(9J ®eift ju SBercfe rid^tet, ober ben ®eift befe äRenfd^cn
bamit ant^ut: Sonbern tneil fie felbft ber |>eilige ®eift,
®Dtt bie Siebe ift, h)eil burd^ S^n, njeld^er bie Siebe bcfe
Sattere unb be& ©o^ne^ ift, unb ©inl^eit, unb SCnmutig"
feit, unb ®ut, unb Sli§, unb umbfaffung, unb alle§ toa^
be^ben fan gemein fein, in jener l^od^ften Bereinigung ber
äBarl^eit, unb äBar^eit ber Bereinigung, eben baffelbe bcm
aWcnfd^en auff feine Slrt ^u ®Dtt gefd^id^t, toa^ mit ber
felbftdnbigen ©intieit bem ©o^ne jum Satter, ober bcm
Satter jum ©o^ne, rt)ann in ber bmbfatjung unb ^§ befe
Satterg unb befe ©o^ng fid^ etlid^er maffen mitten inne
beftnbet baft feelige ©emiff en ; ba auff eine unaufefpred^Iid^e
unb Ungeb4ndEIi(|c meife ber ODtte^ äWenfd^ berbienet ju
»erben, nid^t ®Dtt ; fonbern bod^ »aö ®Dtt ift aufe Statur,
ber aWenfd^ au§ ®enabcn. Hub bife§ Bernardus. Si^agftu
tt)ic ba§ angeben fönne, »eil bafe ®öttlid^e SBefcn unmit-
t^eül^afftig ift? ©o antttjort i(| bir für^ @rfte mit bem
l^ciligen Bonaventura: ©o bu e^ »iffen »ilt, fo frage bie
®cnabe, unb nid^t bie Seigre: 3)a§ Serlangen, unb nid^t
ben Scrftanb: bafe ©euff^en befe ©ebetl^g, unb nid^t ba^
ficiffige lefen: ®en Srdutigam, nid^t ben äReifter: ®Dtt,
ntd^t 3Kenf d^en: Sic tundfel^eit, nid^t bie flarl^cit: 9?id^t
bafe Siedet, fonbern ba§ 3ert)er meldieg [10] gan^ nnb gar
anflammct, unb in ®Dtt mit brennenbcn Scgicrbcn fül^ret,
mld^t^ gctor ®Dtt fclber ift.
giirg anber, bafe ba8 ©ottlid^e SBcfen jttjar unmit*»
8 ©tinnerung« 98orreb
tl^eil^afftig fe^, fotd^er geftatt, bafe t^ fid^ mit einem S^inge
öermengen folte, unb eine 9?atur ober SBefen mit jl^m
merben: S)a& eö aber auff gemiffe SBeifc lüegen ber fo
naiven unb jnniglid^en 3?creinigung, mit meldEier e^ fid^
in bie§ eilige Seelen ergieft, gleid^mol mitt^eill^afftig !6nne
genennet iDerben : SRaffen ani) Petrus fagt, ba^ ton t^tiU
l^afftig iDerben ber gottlid^en 9?atur: unb 3o^cinne§, baft
n)ir ®otte§ ffinbcr fe^nb, rt)eil wir aufe ®Dtt gebol^ren
fe^nb. 9hin f6nnen ja bie jenige nid^t ®otte^*Sinber, unb
tl^eiltiafftige ber ffiottlic^en SRatur genennet ttjerben (fprid^t
Thomas ä Jesu 1. 4. d. orat. divin. c. 4) mann bief eibige nid^t
in Un^, fonbem meit öon Un^ abgefonbert ift. 3)enn fo
menig ein SRenfd^ !an meife fe^n ol^ne SBeiftl^eit (mie
Thauler. in ber bierbten Sermon im |). E^riftage rebct)
fo menig !an einer aud^ ein ^inb ®otte§ fc^n ofine bie
®6ttlid^e ^inbtfd^afft, bafe ift, er l^abe bann ba^ mar^afftige
SBefen befe SoJincö ®Dttg felber. 2)ero^aIben foltu ®otte^
@of)n ober Sod^ter fe^n, fo muftu aud^ eben bafe SBefen
^aben, meld^e^ ber @of|n @Dtte^ l^at, fonften !anftu
©Dtteg @o^n nid^t fe^n. 2lber fold^e groffe ^errlid^*» [1 1]
feit ift unö nod^ jur 3^** öerborgcn. S)ammb fd^reibt
aud^ 8. Johannes an obgemelbtem Drt meiter alf o : SKcinc
aUerliebften mir finb gmar Sottet JKnber, aber e« ift nod^
nid^t offenbal^r mag mir fe^n mer,bcn, mir miffen aber
rt)ann e^ erfd^einen mirb, ba§ mir jl^me merben gleid^ fe^n,
ba^ ift, baffelbe SBefen baft er« ift merben mir aud^ fe^n ic.
Sarumb fagt Nicolaus ä Jesu Mar. 1. 2 c. 16. Elucid.
Theologie, in Joan, ä cruce: ®a^ bie ©cele burd^ bie
SBurdtungen ber Siebe mit meldien fie ®Dtt liebt, ©rlange,
ba6 jl^r ®Dtt nid^t allein feine ®aben mitt^eile, fonbem
ba§ aud^ felbft bie felbftdnbigfeit unb SBefen ®Dtteg ber
©eelen mit fonberbafirem Sitel fclbftdnbig zugegen fet|.
Unb foId^e§ beftdttigen aud^ bie SBorte be§ l^eifigcn Auguft.
©.185 de tempore ba er fprid^t: ber ^eilige ®eift ift in
bifem Sage ju bereitung ber §er^en feiner Slpoftel mie ein
$iaferegen ber Heiligung eingefallen, nid^t atö ein Sil*
fertiger befud^er, fonbem ate ein jmmermetirenber Sröfter,
unb emiger be^lootiner. Sann toie er SRattt). am 28. öon
fid^ fetbft feinen Slpoftcln gcfagt ijattt: ©iel^c iä) bin bc^
an ben Sefer. "
md) aUe Xaqc biß gum @nbe ber SBelt ; 9llf o fagt er and)
öon bem l^etltgen (Seifte : ®er Satter lüirb md) ben Iröfter
geben ber be^ euc| fe^ in ©ttjigleit, berotoegen ift er in
bifent Sage be^ feinen Gläubigen nid^t nnr burd^ bie
ÖJnabe [12] ber SRed^tfertigung , fonbem felbft burd^ bie
gegentoart feiner äRajeftdt gemeft; unb ift in bie ®efdffe
je^o nid^t nur ber ®erud^ be§ Salfam^, fonbem felbft bie
fe&ftdnbigleit ber § eiligen ©atbe gefloffen.
3)ifeg aber eigentlicher unb ol^ne jrrt^umb ^uberfte^en
unb gu erfldren, f^ai id) mir affjeit fetir belieben lajfen
bie ®Ieid^uffe »eld^e bie l^eiligen SSdtter bon ber SSer»»
einigung ber Sonnen mit ber Sufft, befe gemer^ mit bem
ß^fen, befe SBein^ mit bem SBaffer, unb toa^ bergleid^en,
ftd^ gebraud^en, bife ^o^c Bereinigung ®Dtte^ mit ber
Seelen etlid^er maffen baburd^ ju bef^reiben. Unter »eld^en
ber l^eilige Bemard: im SJud^e toie man ®Dtt lieben fol,
in ber mitten alf o f prid^t : ®Ieid^ toie ein tropfen SBaff er§
in öil SBein gegoffen bon fid^ gan^ pöergel^en fd^eint, in
bem e^ be§ SBein^ gefd^madf unb Sädrmbe an fid^ nimbt:
Unb tt)ie ein femrige^ gluenbe§ S^fen bem getoer gan^
unb gar gleid^e mirb, unb feine alte unb etgentlid^e
®eftalt aufejiel^et: unb ttjie bie Sufft mit ber Sonnenlied^t
burd^goffen in beffelben Sied^te^ Slartieit überformet ttjirb;
alfo gar ba§ fte nid^t fo ttjol ©rleud^tet, afö ba§ ßiedit
felber ju fein fd^einet: SKfo »irb bonnotl^en fe^n, ba§
in ben ^eiligen atte SRenfd^Iirfie begierlid^fcit auff unau^«*
fpred^Iid^c rt)eife bon j^r felbft jerfd^melfee, unb in ®otte§
mitten gdn^«'[13]Iid^ eingegoffen toerbe: bann tt)ie toolte
fonft ®£)tt affe^ in atten fei^n, ttjenn in bem äRenfd^en
nod^ etttjag bom SKenfd^en übrig mdre? Unb in bem
25. Sap. befe Sud^g öon ber Siebe, nad^ bem er eben biefe
®Ieid^nüffe angefu^ret l^atte, fprid^t er barauff: SHfo ift
bcfe SRenfd^en ®eift, tt)ann er mit ®6ttlid^er Siebe ange«*
getl^an ift, gan| Siebe. 3)erott)egen »er &Dü liebt, ift j^m
felbft Sobt, unb in bem er ®Dtt atteine lebt, mad^et er fid^
etlid^er maffen (ba§ id) fo rebe) mit SBefentlid^ ober mitftdnbig
bem geliebten (confabftantiat fe dilecto.) 2)enn fo bie Seele
Sabib^ ber Seelen Qonat^e bereinigt ift; ober fo ber
meld^cr ®Dtt on^dngt ein ®eift mit j^m mirb: fo ge^et
10 ©rjnnerunö« 95orreb
nit o^ne ungteid^eö Urt^eil ber SSereinigung auff eine ge*
toiffe Strt ber mit SBefenl^cit bie gan^e Segierbe in ®Dtt, 2c.
Unb berogleid^en finbet man and) be^m Rusbroch, Harphio,
Thauler. unb anbeten. 3nfonberl^eit be^m Ludovico Blofio
ba er im ^tüölfften Kap. feiner ®eiftlicöen Unterrid^tungen
fel^r fction alfo Sflebet. !^n ber gel^eimen Bereinigung öer»*
fleuft bie liebfiabenbe ©eele, unb öerge^et öon \i^x felbft,
unb öerfoüet, atö h)dre fie junid^te njorben, in ben Slbgrunb
ber emigen Siebe : SlHba fie j^r Sobt ift, unb ®Dtt tebet,
nid^t^ ttjtffenbe, nid^t^ fül^Ienbe, aU bie. Siebe meldte fie
fd^mdffet; benn fie öerlie^ret fid^ in ber ubergroffen SBÄfte
unnb ginftemfife ber [14] (SDtt^eit. aber fic^ fo öer-
liefiren, ift me^r fid^ finben. 3)a mirb SBarlid^, \oa^ ba
ift ba§ SWenfd^Iid^e aufejiel^enbe, unb ba§ ®6ttlid^e an^
gie^enbe, in ®Dtt öerioanbelt. @Ieid^ mie ba§ fö^fen im
geiuer bie ®eftalt be^ Sctüer^ annimbt, unb in^ Settjer
bertüanbelt n)irb. @^ bleibet aber bo^ ba§ SBefen ber
alfo vergotteten Seelen glcid^ »ie bafe glüenbe Stfen nid^t
auff^öret @^fen ^u fe^n . 3!)ero]^aIbcn bie ©eele ttjeld^e ju^
bor talt mar, ift je^t brennenb, bie öor ginfter mar ift
ie^t leud^tenb : bie öor l^arte mar, ift je^t meid^ : ®anfe unb
gar ®Dttf arbig ; meil \i)x SBefen mit ®otteg SBefen burd^-*
goffen ift: ®an| mit bem tJetoer ber (Söttlic^cn Siebe
verbrennet, unb. gan^ jerfd^melfeenb in ®€)tt übergangen,
unb jl^m ol^ne mite! bereinigt, unb ein ®eift mit jl^m
morben ift ; glcid^ mie ®oIb unb @r^t in einen SRetaHifd^en
Humpen jufammcn gcfd^mol^en merben.
9?un mit fold^en unb bergleid^en äBorten unb Sieben
tiaben fid^ bie $. (Sottc^fd^auer bemühet bie jnniglic^e Ber-
einigung (Sottet mit ber geheiligten Seelen etlid^er maffen
auljubruff cn ; benn biefelbc grfinblid^e jubefd^retben, fagen
fie, bafe man nic^t SBort finben fonne.
S33ann beromegen ber künftige Sefer in bifen SReimcn
f)in unb miber berogleid^cn finben mirb; fo moHc er fie
aud^ nad^ bifem Scrftanbc rid^ten unb öcrftcl^en.
3Bie mot id^ nun mad bifen ^nctt anbe-[15J langt
jur gen&ge mid^ vermeine erli&rt jul^aben; fo mug ic^
bod^ nod^ einen fc^önen Xe^t au^ Dionijfio Carthnfiano
att^er fe^en : bifcr rebet Artlc. 42 in Exod. alfo, Sttebann
an ben Sefcr. 11
njtrb bie Seele gan^ in bafe uncttblid^c Sid^t ausgebreitet,
ber ubeTtDefentIt(|cn ©Dttl^eit unb überfedigften 3)re^einig*
feit, fo ftra^Ienb, Siebreid^ unb nal^e copulirt ober ber«*
bunben, bofe fie nicfit^ anbre^ öerfpüret, nod^ i^re eigne
ffiurdung toamimbt: fonbem fie SSerJTeuft öon i^r felbft, unb
Pcuft ttjiber in jl^ren eigenen SJronnen, unb alfo mirb fie
in bic Steid^tumber ber ®Iorien öerjuffet, in bem ^etox ber
ungefd^affenen unauftntafelid^en Siebe öerbrennet; in beut ^b^
grunbe ber (Sottl^eit öertieffet unb öerfd^Iuffet, ba^ fie fd^eint
etlid^er ntaffen bafe gefd^affene SBefen aufe* unb ba^ un*
gefc^affene unb erfte SKuftertoefen (efle ideale) toiber angu
iie^en. 9?id^t ba§ bic ©elbftdnbigfeit öermanbeft ober bafe
eigene SBefen tüeg genommen merbe, fonbem toeil bie 3Beife
gufe^n, unb bie Sigenfd^afft ober qualitet juleben SSergottet
toirb: S^afe ift, ®Dtte unb feiner überfeeligften Seeligfeit
übcmaturlid^ unb gendbiglid^ vergleichet toixb: unb alfo
ttJtrb furtreffli^ etfuCet befe 9(pofteI^ SBort: SBer bem
^@rren anl^dngt ift ein ®eift mit jtim, 2C.
SBenn nu ber SRcnfd^ gu fold^er SoUfomner gleirfi^
^cü &£)üt^ gelangt ift, bafe er ein ®eift [16J mit '©Ott,
unb einö mit j^m toorben, unb in ffi^rifto bie gdn^Iid^e
Sinb'* ober Sol^nfd^afft erreid^t l^at, fo ift er fo gro|, fo
retd^, fo ttjeife unb mdd^tig ate ©Ott, unb QiOtt t\)ut
nid^tö ol^ne einen fold^en SKenfd^en, benn ©r ift ein§ mit
i^m; er offenba^ret i|m alle feine ^errlid^feit unb "Sieiä)^
tumber, unb l^at nid^t^ in feinem ganzen f^aufe', ha% ift,
in fid^ f eiber, ttjeld^eö er für jl^m öerborgen Igelte; ttjie er
ju Med fagte, id^ toiff bir all mein ®utt jeigen . 3)ero*=
wegen fagt ber Url^eber nic^t ^ubil tt)ann er N. 14 in ber
^-ßerfon eine^ fold^cn SWenfd^en fprid^t ; id^ bin f o Sleid^ afö
®Dtt: J)cnn »er &fDtt i)ai, ber l^ot mit ®Ctt aUeö toa^
(»Ott ^at . älfo m^ N. 8. 95. unb fonften gefagt wirb,
ift aud^ nad^ bifer Bereinigung ^uüerfte^en. äßiekooi
aud^ bife ^toe^ erften ein abfegen auff bie ^erfon S^rifti
^abcn, toeld^er toal^rer &Dtt ift, unb mit feinen unöer«*
gletd^ßd^en Siebe SBerdEen un^ gu üerftel^en gegeben, a(d
ob ®Ott gleid^fam nid^t »ol mdre, mann mir fotten SSer"
(o^ren merben. Seftmegen @r auc^ nid^t atteine in bife^
(£Ienbe lommen unb SRenfc^ morben, fonbem aud^ fo gar
12 ©tinnerune« 98orreb
befe atterfd^mdf|Iid^ften Xoht^ f)at Sterben tüotten, ba^ Gr
nur ung miber p \xä) bringen, unb fid^ mit Un^ etnig
erfreuen unb ergoßen lonte: SSie er auä) fagt, meine Suft
ift be^ ben äReufd^enfinbem. D be§ t)ern)unberlic^en unb
unauftfpred^Iid^en 2lbetö ber [17J Seelen! D ber unbefd^reib*»
lid^en SBürbigleit ju tneld^er toix burd^ K^riftum gelangen
fonnen! toa^ bin id^ bod^ mein ffionig unb mein ®Dtt!
unb toa^ ift meine ©eele D unenblid^e SRajeftdt! baft bu
bid^ emibrigeft ju mir, unb midi er^ebft ju bir! ba| bu
Suft fud^ft be^ mir, ber bu bodEi bie emige Suftborfeit bift
atter ©eifter! bafe bu bid^ mit mir h)ilt bereinigen, unb
mid^ mit bir, ber bu in uub an bir felbft ©miglid^ genug
^aft! 3a toa^ ift meine Seele, ba§ fie bir aud^ gar fo
®emein fol fe^n, ttjie eine SJraut jl^rem SJrdutigam, ttjic
eine Siebe j^rem Sieben! D mein ®Dtt: SBann id^ nid^t
glaubte ba§ bu luartiafftig h)dreft, fo fönte id^ nid^t glauben
bag jttjifd^en mir önb bir, atö ber unbergleid^Iid^en SKajeftit
fold^e ©emeinfd^afft jema^fe moglid^ lodre. SSeil bu aber
gef|)rod^en bu ttJoHeft bid^ mit mir SUermdJiIen in @rt)igfeit;
fo muj3 id^ nur bife uberöemünfftlid^e ®enabe, toeld^er
id) mi(| nimmermel^r !6nte rt)urbig fd^d^en, mit bemfittigem
^er^en unb öerftarrtem ©eifte t)ern)unbern. 3)u D ®Dtt
bift ber allein unöergleid^Iid^e ttjunber t^ut; Sintfiemal
bu aud^ atteine ®Dtt bift. S)ir fe^ Sob, unb 5ßrei§, unb
3)anrf, unb ^errlid^feit öon ®tt)igfeit ju ©ttjigfeit.
SBag fünften öil anbre nid^t jeberman Gemeine Sieben
unb Sprudle anbelangt, fo Ijoffe id^ fie werben, bem
gunftigen Sefer, im faß er in [18] ben Setirern ber ge«*
Reimen ®Dtte§ SBciftl^eit befanbt ift, nid^t atteine nid^t
frembbe; fonbem aud^ fcl^r Sieb unb 9lngenef|m feljn: in
bem er ^ter atö in einem hir^en Segriff mirb finben, ttja§
er hzi j^nen nad^ ber Idnge gelefcn, ober ja felbft burd^
gendbige befud^ung ®Dtte§ in ber Stiat gefd^mdffet unb
empfunben ^at. §ft er aber nod^ Unerfal^ren, fo rt)il id^
jf|n freunbli(| ju jl^nen gemifcn l^aben : ^nfonberl^eit jum Rus-
brochio, Thaulero, Harphio, AuthoriTheologiaeTeutonicae
&c: Unb neben bifen fonberlid^ jum Maximil. Sandaeo
Socletatis Jesu, loeld^er fid^ mit feiner Theologia Mystica,
unb bem clave, über bie maffen gegen bie Siebl^aber bifer
an ben Sefet. 13
@btäxd)tn fünft öerbienet i)at S)cnn eine gan^e unb lautere
Stufelegung über atte unb jebe 3Borte 5untad^en, mürbe eine
groffe tt)eitI4ufftig!eit erforbem, unb nur bem Sefer öer»*
briefelid^ fe^n. ®ö ift befe 93üc|erfc|rciben^ ol^ne bife feine
maß, ba^ anje^o faft nte^r gefd^riben ate gelefen tüirb.
Dife SReimen, gleid^ ttjie fie bem Ürfieber nteiften t^eifö o^ne
Sorbebad^t unb mu^fameö 9?acl^ftnnen in fur^er Qzxi bon
bem Urfprung aHe§ guten einig uub aHein gegeben ttjorben
wtffjufe^en ; alf o bafe er aud^ bafe erfte SJud^ in bier S^agen
verfertiget i)at; foHen aud^ fo bleiben, unb bem Sefer eine
auffmunterung fein, bcn in fid^ Verborgenen ©Ott, unb
beffcn l^eilige SBeifel^eit felbft jufud^en, [19] unb fein Stn«»
geftd^te mit rignen äugen jubefd^amen. S^bod^ too bcr
Serftanb jttjeiffel^afftig ober gar p 2:uttdfel ju fein ber«»
meinet »irb, fo {ol babe^ eine fur|e ©rinnerung gefd^ef^en.
5)er Sefer benfe aber tt)eiter nad^, unb lebe in betrad^tung
ber ®6ttUd^en lounber mit ungefdlfd^ter Siebe, ju groffen
@^rcn ®Dtte^; beme befolgten, begeben in ©d^Ieften ben
7. ^eumonat^tag be§ fec^je^en^unbert unb ©ed^g unb
funflf^igften S^ffre^.
[ünbez. Seite ; 20.] Approbatio.
Ego infrafcriptns legi Domini Joannis Angeli Sileßj
libellnm qui infribitnr ©eiftreid^e @inn- unb ©d^Iufe*-
9fleime; quo amoenitatem Infumque Po^ticum ita pietati
facrisqne falibus mifcet, nt Lectorem inde & recreandum
fperem, & ad pios animi fenfus commovendum. Ideoqne
dignnm cenfni, qui Inci pnblicae committeretur . Yiennae
ex Caefareo Academico Collegio Societatis Jesu die
2. Aprilis Anno 1657.
Nicolaus Avancinns,
e Soc: Jesu, S.S.Theol: Do-
ctor ejnfdemqne Facnltatis Vien-
nenfis Decanns.
Imprimatur.
Joannes Guilielmns
Jnncher^ p. t. Vniver-
ritats Rector,
14 Sol^annid »ngeli [1, 1
Sol^annte Slngcli ©tlcfij
®eiftrcid^cr ©inn«» unb Sd^Iujs*
ateimen.
1. 9Bag fein ift ba^ befielet.
Sietn toie ba^ feinfte ®o(bt, fteif tote ein ^^elfenftein,
®anii lauter toie 6)r);;ftan, fol bein ®em6tl^e fe^n.
2. ^ie ©toige Slul^eft&bt.
@$ mag ein anbrer fidji umb fein )Begr&bni^ !r&n!en
Unb feinen SRabenfal mit ftol^en Sau beben!en.
3cl^ @orge nid^t bafüc: äRein ®tah, mein %lt\% unb f darein
3n bem id^ etoig 9lul^, fol'iS ^er^e ^(&\u fe^n.
3. ©Ott !an allein t^ergnügen.
äBeg toeg j^r Seraphim jl^r I6nt mid^ nit erquiffen:
äSßeg toeg i\fv iß eiligen, unb tvad an eud^ tl^ut Miffen:
3d{f toiD nun eurer nid^t: id^ toerffe mid^ aUein
3n9 ungefd^affne SReer ber bioffen ©Ottl^eit ein.
4. 9Ran mu| gan| @6ttlid^ fe^n.
$®rr eg gen6gt mir nid^t, ba^ id^ bir @nglifd^ biene
Unb in SoUfümmenl^eit ber ®6tter für bir ©n'ine:
@iS ift mir \>U ^ufd^Ied^t, unb meinem ®eift gu !(ein:
äßer ^ir red^t bienen teil mu^ mel^r ald @6ttli(^ fe^n.
5. 3Ran toei^ nid^t toad man ift.
3d^ toei^ nid^t toa^ id^ bin, gd^ bin nit tvad id^ toei^:
@in bing unb nit ein bing: ®in ftü^ffd^in unb ein !rei^.
[22] 6. ^u muft toad ©Ott ift fe^n.
@ol id^ mein le^ted @nb, unb erften Einfang finben,
@o mu^ id^ mi(^ in ©Ott, unb ©Ott in mir ergrünben
Unb »erben ba^ toag @r: 3dJ mu^ ein Sd^ein im ©c^ein:
^d} mu^ ein 993ort im ä&ort: (a) ein ©Ott im ©Otte fet^n.
(a) Thanl. inllit. spir. c. 39.
7. man mug nod^ über ©Ott.
äBo ift mein SCuffentl^alt? 9Bo id^ unb bu nid^t ftel^en:
äBo ift mein Itl^M @nb in toeld^e^ id^ fol gelten?
Xa too man !eined finbt . ^o fol id^ bann nun l^in?
3d^ mu^ nod^ (b) über ^Ott in eine tpüfte giel^n.
b. i. e. über alled ba| man an ©Ott er!ennt ober
1, 8] etfM fbvd^ 15
t»on jl^m 0eb&n!en lan, 'nadf bec t»erneinenben be^
fd^atoung, t»on toeld^er fud^e be^ ben Mijsticis.
8. @Ott lebt nid^t ol^ne mid^.
3d^ toet^ ba^ ol^ne mid^ ©Ott nti^t ein 92u lan leben,
*) SBetb* id^ )u nid^t (St mu^ bon 9lotl^ ben ®eift ausgeben.
*) ©djatoe in ber »orrebe.
9. 3d^ l^abg bon @ott, unb ©Ott bon mit.
2)a^ ©Ott fo feelig ift unb Sebet, ol^n Setlangen,
^ot ®t fo n)oI bon mit, oIS id^ bon gl^m em))fangen.
10. 3d^ bin toie ©ott, unb ©ott toit x^.
Sdjf bin fo gto^ M ©Ott: (^ ift oU idjf fo Hein;
®t !an nidjt übet midj, id^ untet 31^m nid^t fe^n.
11. ©Ott ift in mit, unb id^ in ^^m.
©Ott ift in mit t^ag geut, unb ic^ in 3^m bet fd^ein:
@inb \oxv einanbet nid^t Qanli jnniglid^ gemein?
[25] 12. aXan muMi<^ ^^eifd^n)en!en.
SRenfc^ n)0 bu beinen ©eift fd^toingft übet Ott unb Seit,
@o !anftu jeben blif fe^n in bet ®toigVeit.
13. 3)et aWenfd^ ift ®toig!eit.
3d^ felbft bin (Stoigreit, toann id^ bie 3eit betlaffe,
Unb mid^ in ©Ott, unb ©Ott in mid^ jufamen fajf e.
14. @in (Sl^tifi fo fütidf aH ©Ott.
3d^ bin fo 9tcid^ alS ©Ott, eS !an fein fiaublein fein,
Xa^ id^ (9Renfd^ glaube mit) mit ^^m nid^t l^ab gemein.
15. Xit übet ©Ottl^eit.
äßad man oon ©Ott gefogt, bad gnüget mit nod^ nid^t:
3)ie übet ©Ottl^eit ift mein 2thtn unb mein £ied^t.
16. ^ie Siebe jtoinget ©Ott.
(a) 9Bo ©Ott midjf übet ©Ott nid^t fo(te tooaen btingen,
@o \oxü id) Sl^n ta^ mit bloffet Siebe sn)ingen.
a. Vid. no. 7.
17. @in (Sl^tift ift ©Otted @ol^n.
3c^ aud^ bin ©Otted @ol^n, idjf fi| an feinet $anbt:
6ein ©eift, fein gieifdj unb »lut, ift gi^m an mit befanbt.
18. 3c^ tl^ue es ©Ott gUidjf.
©Ott liebt midif übet fld^: 2id> id^ Sl^n übet mid^:
@o geb idjf Sl^m fo bil, al^ et mit gibt au^ fid^.
16 Sol^anni« «ngeU fl, 19
19. ^aS feelige Stillefd^toetgen.
äßte feelig ift ber äßenfd^, ber toebec toil nod^ toeig!
♦) 3)er ©Ott (bctftelj mid^ red^t) ntd^t ßibet Sob nod^ ^reiS-
*) Denotatur hie Oratio lilentij, de qua vide Maximil.
Sandae. Theol. mystic. lib. 2. comment. 3.
[26] 20. 3)ie ©eeligfeit ftel^t be^ bir.
SJlenfd^ beine SeeligVeit lanftu bir felber nemen:
®ü bu bic^ nur bogu toilt fd^ifen unb bequemen.
21. @Ott laft fid^ toie man toit.
©Ott gibet niemanbt nid^t«, @r ftel^et atten fre^:
a)a6 ®r, too bu nur 31^n fo teilt, ßan^ beine fe^.
22. ^ie ©eUffenl^eit.
So bil bu ©Ott gelÄft, Jo bil ma^ ©r.bir toerben,
9^id^t minber unb nid^t mel^r l^ilfft ®r bir au^ befd^merben.
28. S)ie ©eiftlid^e äßaria.
SdJ mu^ aJl«ÜW32l fe^n, unb ©Ott au^ mir gebdl^ren,
@oI ®r mid^ ©toiglid^ ber @eeli0!eit getoel^ren.
24. Xu muft nid^tg fe^n, nid^tiS toollen.
SRenfd^, too bu nod^ toad bift, toad toeift, tood liebft unb l^aft:
@o biftu, glaube mir, nid^t lebig beiner Saft.
25. ©Ott ergreifft man nid^t.
©Ott ift ein lauter nid^t«, gi^n röl^rt Mn 3lm nod^ §ier:*)
3e mel^r bu nad^ 3^wi gteiffft, je mel^r entteirb ®r bir.
*) i. e. Seit unb Ort.
26. ^er gel^eime Sobt.
a:obt ift ein feelig 3)ing: 3e IrÄfftiger er ift:
3e l^errlidjier barauf, ba^ 2thtn toirbt erfift.
27. Xa^ sterben mad^et Seben.
3n bem ber toeife äJlann )u taufenbmalen ftirbet,
®r burd^ bie äßarl^eit felbft umh taufenb Seben teirbet.
28. S)er allerfeeligfte Sobt.
Äein 2;obt ift feeliger, alS in bem §®rren fterben
Unb umb oad (Steig ©utt mit Seib unb @eel berberben.*)
[27] ♦) i e. Umh ©Otte« teitten auA Seib unb @eel in« Äuferftc
t)erberben l^ingeben : äBie Mofes unb Paulus fid^ erbotten, unb t)il
anbere ^eiligen.
1, 29] (Srfied »u^. 17
29. 2)er @totge Sobt.
S)er %oh, aui toeld^em ntd^t ein 9leued Seben blül^et,
2>er iftd ben meine @eel ou^ alten ^dben fliel^et.
30. ®d ift !ein Xcht
3d^ bI<^><^^ !einen ^ob: @terb td^ gleid^ aDe @iunben.
So l^ob id^ iebedmal^l ein beffet £eben funben.
Sl. Xai immettoel^tenbe sterben.
3c^ fierb* unb lebe ®Dtt: toil ic^ ifftn etoig £eben,
@o nut^ idjf etoig audjf fiir gl^m ben ©eift mtffgeben.*)
*) myilice i. e. reügnare.
32. ©Ott fiirbt unb lebt in und.
3d^ fterb' unb leb* audjf nic^t: (a) ©Ott f eiber ftirbt in mir:
Vint tüai iäf leben fol, (b) lebt ®r audf f6r unb für.
(a) Qnia originaliter ab ipfo profloit Tirtns mortificationis .
Item lecnndnm Paul : 2. cor. 3. 10. mortificationem Jesu. b.
vivo, jam non ego, fed Chriftos in me.
33. ^x(S}H lebet ol^ne Sterben.
@Ctt felber, toenn @r bir toil leben, mu^ erfterben:
93ie b&ndftu ol^ne ^ob fein 2thtn guererben.
34. ^er Sobt bergbttet bid^.
äBann bu geflorben bift, unb ©Ott bein 2^hm toorben,
So trittftu erfl red^t ein ber ^ol^en ®6tter Orben.
35. 2>er Sobt iftd befte ^ing.
3(^ f<td^ ^^I ^^ ^0^ Allein mid^ mad^et fre)^:
Xai er bad befte ^ing au^ aUm fingen fe^.
[28] 36. Rein Sobt ift ol^n ein £eben.
3c^ fag ti ftirbet nid^td: nur ba^ ein anber 2thtn,
9iudf felbft ba^ ^einlid^e, toirb burd^ ben 2;ob gegeben.
37. S)ie Unrul^ !ombt bon bir.
9{id^id ifi ba^ bid^ beloegt, bu felber bift ba^ füah,
%>ai m^ ftd^ felbften laufft, unb feine ffinfft f^at
38. ©leic^fdjfdtung mad^et füu^.
äBann bu bie 2)inge nimbft o^n allen unterfd^eib:
So bleibfhi {tiD unb gleid^, in £ieb unb aud(f in 2etfh.
39. S)ie Unbollfommne gelaffenl^eit.
9Ber in ber $6lle nid^t !an ol^ne $5Ile leben,
2>er l^at fidjf noc^ nic^t gan( bem $mten 6bergeben.
Ang. Sil es int, Cherub Wandwamann. 2
18 Sol^anni» «ngeli 11,40
40. ©Ott tft ba^ foai ®r ft)tl.
®Dtt ift ein SBunberbing : ®t ift ba^ h)a3 ®r h)tl,
Unb toil ba^ b>ad @r ift ol^n alle ma^ unb giel^l.
41. ©Ott toeiB ]i^m fell^ft !ein @nbe.
©Ott ift unenblid^ Sqo^, (3Jlenfd^ glaube ba^ bel^&nbe),
®r felbfl jtnbt ©toigrid^ nid^t feiner ©Dttl^eit (Snbe.
42. 9ßie grünbt fid^ ©Dtt?
©Ott gt6nbt ftd^ ol^ne gntnb, unb m^^i ftd^ ol^ne ma^l
»iftu ein ©eift mit i^m, aßenfd^ fo berftel^ftu ba^.
43. Tlan liebt aud^ ol^n ec!ennen.
3d^ Sieb ein einzig ^ing, unb ft)ei^ nid^t Wai eS ift:
Unb toeil id& eS nid^t toei^, bcumb l^ab ic^ ed erüft.
44. ^a( ettoaiS muf^ man (äffen.
SRenfd^ fo bu @ttoad liebft, fo liebftu nid^tiS füth)al^c:
©Ott ift nid^t bi^ unb ha% btumb la^ ba^ (^toai gar.
45 Xa^ Serm6genbe Unberm^gen.
Sßer nid^td begel^rt, nid^td l^at, nid^tg toeiß, nid^td liebt,
nid^tiS h)il,
S^er l^at, ber loei^, begel^rt, unb liebt nod^ jmmer bil.
[29] 46. Xa^ feelige Unbing.
gd^ bin ein feeligd XinQ, mag id^ ein Unbing fe^n,
S)a^ allem toad ba ift, nid^t !unbt toirb, noc^ gemein.
47. a)ie Seit ift ®toig!eit.
S^t ift toie @toig!eit, unb (^toigfeit toie 3^it,
So bu nur felber nid^t mad^ft einen unterfd^eib.
48. ©Otted Xtmptl unb Slltar.
©Ott oj)ffert ftd^ jl^m felbft: Sd^ bin in jebem nu
©ein %mpti, fein mtat, fein öettftui fo id^ rul^.
49. S)ie ffiu^ iftd ]^6d^fte ©utt.
füu^ ift hai l^6d^fte ©utt: unb todre ©Ott nid^t rul^,
3d^ fc^lieffe für 31^m felbft mein' SCugen beebe au.
50. S)er ^l^ron ©OtteiS.
Sragftu mein (^l^rift too ©Ott gefegt l^at feinen Sl^ron?
Xa, too @r bidjf in bir gebül^ret feinen @ol^n.
51. ^ie gleid^l^eit ©OtteS.
äBer unbetoeglic^ bleibt in ^ttoh, in Seib, in $ein:
^er !an nunmel^r nit toeit bon ©otted ©leid^l^eit fe^n.
1, 52] (grpe« ÖiidJ 19
52. 2)aB getfllid^e @enff!otn.
®in ©enfffom ift meht ©eift butd^ fd^etnt jl^n feine Sonne,
@o to&d^fl er @Otie ^letd^ mit freübenteid^er äBonne.
53. ^ie ^U0enb fi^t in 9{ul^.
9Renfcl^ h)0 bu ^ugenb h)tr!{i mit 9(tbeit unb mit Vtü^,
@o l^aftu fie nod^ nid^t, bu friegeft nod^ umb fte.
54. S)ie tDefentlid^e 2;ugenb.
Sd^ felbft mu^ ^ugenb fe^n, unb !einen 3ufall toiffen:
93o ^ugenben au^ mir in SSarl^eit foHen ffieffen.
55. S)er IBrunqued ifi in und.
S)u barffft au ©Ott nid^t fd^rel^n, ber S9runnqueE ift in bir:
6toj)ffftu ben au^gang nid^t, er flüffet für unb für.
[30] 56. 2)a^ miBtrah>n fc^m&l^et ©Ott
Bo bu Oüi äili^ertrah^n )u beinem ©JDtte flel^eft,
Unb jl^n nid^t forgen l&ft: f(^ ba^ bu Sl^n nidjft
fd^m&l^eft.
57. 3n ed^toad^l^eit toirb ©Ott funben.
9Ber an ben Skiffen (al^m, unb am ©eftd^t ift bltnb,
^er tl^ue ftdjf bann uxttb, ob er ©ott jrgenbd finb.
58. 2>er ©igen gefud^.
SRenfd^ fud^ftu ©Ott umb dtaf^, fo ift bir nod^ nid^t red^t,
Xu fud^eft bid^, nid^t gl^n? bift nod(f nid^t ^inb, nur Rnec^t.
59. SBie ©Ott b>i( fol man tooden.
9Bdr' id^ ein 8 era^l^ in, fo n)oIt' id^ lieber fe^n
S)em ^Hften augefaUn, ba^ fd^n^bfte äßürmelein.
60. £etb, Seele, unb ©ottl^eit.
S)ie Seel ift ein ^riftaa, bie ©Ottlj^eit ift ]l^r fd^ein:
^er Seib, in bem bu Sebfi, ift jl^rer beiber fd^ret^n.
61. 3n bir mn% ©Ott gebol^ren toerben.
93irb (Sl^riftuS taufenbmal^l gu Setl^lel^em gebol^ren,
Unb nid^t in bir, bu bleibft nod^ (Stoiglid^ k^erlol^ren.
62. S)aB &uffre l^ilfft bid^ nid^t.
2)at Rreut a^ ®<''^d<tt^<^ '<i>^ ^i<^ ^^t bon bem b^fen,
äBo ed nic^t aud^ in bir toirb auffgeridjit, erl^fen.
63. etel^ felbft t)on lobten auff.
3d^ fag, ed l^ilf^ bid^ nid^t, ba( Sl^riftuS aufferfianben,
äBo bu nod^ ligen bleibft in Sünb, unb tobedbonben.
2*
20 gol^anniS ^n^tli P, 64
64. S)ie geiftlid^e @&un0.
@ott ift ein Slcferdmann, ba^ ^om fein etoig SBort,
3)ie ^pugfd^at ift fein ©eift, mein ^erj ber fdunggott.
[31] 65. Slrmut ift ©Htlid^.
@ott ift ba^ drmfte bing, @r ftel^t gan^ blo^ unb fte^:
S)ntmb fag id^ red^t unb h>ol, ba^ armut ®&ttlid^ fe^.
66. äRein ^er^ ift ©Dtted ißerb.
Sßo ©Ott ein getoer ift, fo ijl mein §erft ber §erb,
^uf toelc^em ®r ba^ $oI^ ber ©ittelfeit ber^el^rt.
67. Xa^ Rinb fd^rej^t nad^ ber SRutter.
SBie ein entmild^teS Rinb nad^ feiner SJlutter toeint:
@o fc^re^t bie @eel nad^ ©Ott, bie 3^n aUeine meint.
68. @in SCbgrunb rufft bem anbern.
2)er 2lbgrunb meines ©eiftS, rufft immer mit ©efd^re^,
S)en Slbgrunb ©DtteS an: @ag toeld^er tieffer fe^?
69. aRild^ mit SBein ftdrfet fein.
3)ie aKenfd^l^eit ift bie SWild^, bie ©Dttl^eit ift ber ^tin,
3;rinl Tlildf mit Sßein bermifd^t, toiltu ßeft&rfet fein.
70. 2)ie Siebe.
3)ie Sieb' ift Dnfer ©Ott, e8 lebet al« burd^ Siebe:
Sßie feelig »Ar' ein HRenfd^, ber ft&t« in jl^r berbUebe!
71. man mn^ ba^ SBefen fein.
Sieb' üben l^at bU mtff : toir foKen nic^t allein
9«ur Sieben: fonbern felbft, toic ©Ott bie Siebe fein.
72. SBie fidjt man ©Ott?
©Ott ft)ol^nt in einem Siedet, gu bem bie bal^n gebrid^t:
SBer eS nic^t felber h>irb, ber fll^t jl^n (Stoig nid^t.
73. 2)er äßenfdif toar ©OtteS Seben.
®l^ ic^ nod^ ettoaiS toarb, ba h>ar id^ ©Dtted 2tf>m:*)
^rumm l^at er aud^ für mid^ ftd^ gan^ unb gar ergeben.
*) Joh. I. Quod factum eft in ipfo, vita erat.
[321 74. 3Ran fül aum Slnfang fommen. ^
^er ©eift ben ©Ott mir l^at im @d^5))ffen eingel^auc^t,
@ol toiber*) äBefentlidjf in 3l^m ftel^n eingetaud^t.
♦) 2Bar?>afftig, gdnt[rid&, jnni^rid^, alfo SBefenl«
ixdf^ einfel^rung b^tfm äloiio inftit. c. 3 num. 8.
1, 75] (grpc8 »ud^ 21
75. ^ein SCbgott, bein Segel^ten.
»cgel^rftu toa« mit ®Dtt, idj> fage Kar bnb fre^,
. (äßie ^e^Iig bu aud^ Mft) ba^ ed bein $lbgott fe^.
76. 9lid^td tooKn mad^t ©otte gleid^.
©Ott ifi bie @b>ge ffiu^, h)et( ®t nid^td fud^t nod^ toil:
SBiliu ingleid^en nid^tiS, fo biftu eben Dil.
77. ^ie binge finb geringe.
aSie !Iein ift bod^ ber SRenfd^, ber etioad gro^ tl^ut fd^&ten,
Unb ftd^ nid^t über fid^ in ®€)tM 2:i^ton einfe^en!
78. Xai ®efdj5»)ff ift nur ein ftftj)ffd^en.
©d^au aSeS h)ad ®ott fd^uf, ifi meinem ©eift fo !Iein,
2)a^ ed jl^m fd^eint in jl^m ein einzig @tjü^fd^en fein.
79. @ott tr> t)o(l!ommne f^rüd^te.
äßet mir SoKfonunenl^eit h)ie @ott l^ot absti>ilsf))red^en,
S)er mfifie mid^ )ut»or \>en feinem *9Beinfto! bred^en.
80. (Sin jebed in bem feinigen.
S)er Soge( in ber £ufft, ber Stein rul^t auff bem iBanb,
3m SßafFer lebt ber gifd^, mein ©eift in @otted $anb.
81. @Dtt brfil^t auB feinen 3tveigen.
»ifht au^ ®Ott gebol^m, fo blfil^et ©Ott in bir:
Unb feine ©Ottl^eit ift bein @afft unb bein Sier.
82. ^er ^immel ift in bir.
i^It an too lauffftu l^in, ber Fimmel ift in bir:
@ud^ftu ©Ott anberdh>o, ^u fel^Ift ^l^n für unb für.
[33] 83. 9ßie !an man ©Otted genieffen.
©Ott ift ein ©inged @in, toer feiner teil genieffen,
Tlu% fid^ nid^t toeniger ald ®r, in gl^n einfd^Iieffen.
84. äBie toirb man ©Otte gleid^?
SBer ©Ott toil gleid^e fe^n, mu^ aUm, ungleid^ toerben,
9Ru^ lebig feiner felbft, unb (og fe^n bon befd^toerben.
85. äBie l^6rt man ©Otted äBort?
6o bu ba^ ©toge SBort in bir teilt l^6ren f^red^en:
@o mufht bid^ jubor k^on Unrul^ gan( entbred^.
86. 3d^ bin f 0 breit ali ©Ott.
3d^ bin fo breit al( ©Ott, nid^td ift in aEer SSeU,
S)a^ mid^ (O äBunber bing!) in fid^ umbfd^Ioffen l^elt.
22 Sol^anin« 9(ngeli [1, 87
87. 3m (Sfflein ligt bet ^d^a^.
äßaS mattetfhi baS dc|t: bet ®!ftetn iftd aEein,
3n bem ©efunbl^eii, ®oIb, unb. alle ^6nfte fein.
88. (S8 liget als im äO^enfd^en.
9Bie mag bid^ bodjf O äßetifd^ nad^ eth>ad tl^un äSerlangen,
9Bei( bu in bit l^ältft ®Dü, unb aUe S)ing* umbfangen?
89. ^ie @eer ift ©Otte gleid^.
SBeil meine See! in @Ott fielet aujfer Seit unb Ort,
@o mu^ fie gleid^e fe^n bem Ort unb ®h>gen äBort.
90. ^ie ©ottl^eit ifi ba^ grüne.
S)ie ©Dttl^eit x\t mein @afft: h>aiS aa^ mir grünt unb l^Iöl^t
^a^ ift fein $eüger ©eift, burdj^ ben ber trib gefd^ic^t.
[34] 91. 9Ran fol für allti banfen.
SRenfd^ fo bu ®Dtt nod^ 4>flegft nnib bi( unb ba^ guban!en,
IBiftu nod^ nid^t t>erfe|t au!^ beiner @d^ta)ad^l^eit fd^ran!en.
92. 9Ber gan^ S3erg6ttet ifi
9Ber ifl M to&r* er nidjft, unb tohx* er nie getoorben:
^er ift (D feelig!eit!) )u lauter ©otte toorben.
93. 3n fid^ l^6rt man ba^ äBort.
äßer in flc^ felber fttt, ber 1^5ret ©Dtted SBort,
SSemein eS toie bu teilt, aud^ ol^ne S^ unb Ort.
94. ^ie S)emui
^ie S)emut ift ber ©runb, ber XdUi, unb ber fd^rein,
3n bem bie 2;ugenben ftel^ unb l^efd^Ioffen fel^n.
95. ^ie £auter!eit.
Sßann id^ bie Souterfeit burd^ ©Ott getoorben bin,
@o toenb* id^ mid^ umb ©Ott guftnben nirgenbS l^in.
96. ®ott mag nid^tS ol^ne mid^.
©Ott mag nid^t ol^ne mid^ ein eintjigS äBürmlein mad^en:
®rl^alt* id^S nid^t mit 3l^m, fo rmi ed ftra!d gulrad^en.
97. SRit ©Ott bereinigt fe^n, ift gut
für ®h)ge $ein.
Sßer ©Ott t)ereinigt ift, ben !an @r nid^t t)erbammen,
@r ftür^e fld^ bann felbft mit Jl^m in %oh unb flammen.
98. 2)er tobte 9BiI(e l^errfd^t.
S)afem mein SiSta* i|t tobt, fo mu^ ©Ott toa^ id^ loU:
3d^ fd^reib 3(m felber t)or ba( äRufter unb ba( QU
1, 99] @tfied »ud^. 23
99. ^er ®elaffenl^eit giltd gleid^e.
3d^ lajfe mtd^ ®ott gan^, toxi ®t mir Sel^ben mad^en,
Bo toi( idjf S^iit fo ^ol, ald ol^ ben S^euben lad^en.
[35] 100. (Sind Hltt ba| anber.
@Dtt ifi fo M an mir, a(8 mir an ^m gelegen,
Btin toefen l^elff id^ gl^m, n)ie @r bog meine liegen.
101. (SJ^rifluS.
$6rt tounber ! (Sljfriftud ift ba^ £amb unb aud^ ber $irt,
äBenn ©Ott in meiner @eel ein SRenfd^ gebol^ren n)irbt.
102. ^ie geiftlid^e ©olbmad^ung.
2)ann toirb ba| IBIe^ ju ®olb, bann f&Ot ber SufaU l^in,
9Bann idjf mit ©Ott burc^ ©Ott in ©Ott ^ertvanbelt bin.
103. 9(ud^ bon berfelben.
3d^ felbft bin ba| äRetaU, ber ©eift ift gfeur unb $erb,
Melüas bie Tinctor, bie Seib unb @ee( l^erllSri
104. 9loc^ bon il^r.
@o balb burd^ (&ottti gfeur id(f mag gefc^meltiet fein,
@o bru!t mir ©Ott a(|ba(b fein eigen SBefen ein.
105. 2)a^ 9i(bnu^ ©otted.
3d^ trage ©ottedbilb: toenn @t M ^^ befel^en,
@o !an es nur in mir, mh tohx mir gleid^t, gefd^e^en.
106. S)a| ein' ift in bem 9(nbern.
3d^ bin nid^t ouffer ©Ott, unb ©Ott nid^t auffer mir,
3d^ bin fein ©lant unb Siedet, unb ®r ift meine 3^^-
107. @d ift nod^ alU in ©Ott
3ftd, ba( bie (Kreatur au^ ©Ott ift au^gefloffen:
Sa^ie ^Ut (Sr fte bamiDdjf in feiner @d^o| befd^Ioffen?
108. S)ie »ofe.
2)ie Slofe, toeld^e l^ier bein du^red 9[uge fll^t,
^ie l^t bon (Slpigfett in ©Ott alfo geblfil^t.*)
♦) idealiter.
[36] 109. 3)ie (»efd^6))ffe.
äBeil bie ©efd^5t)ffe gar in ©otted äBort befielen:
93ie !htnen fie bann ie aeriverben unb bergel^n?
110. 2)a^ ©efud^e bed ©efd;f6))ffe8.
SSom Srfien Stnbegin, unb no6) f>%i l^eute au,
@ud^t ba| ©efd^d))ffe nid^td ald feined e4it>fferd 9htl^.
24 Sol^annid 9(ngeli [1, 1 It
111. ^ie ©Dttl^eit tfl ein nidfti,
Xxt aarte @Dttl^eit ift ein nid^tS unb übernid^td:
äßet nid^tS in aUtm fxdft, aXenfd^ glaube, biefer ftd^tS.
112. 3n ber Sonnen ifiiS gut fein.
93et in ber Sonnen ift, bem mangelt nid^t ba^ Sidjit,
S)a^ bem, ber auffer jl^r t)erjlttet ge^t, gebrid^t.
113. Jehova ift bie Sonne.
92imb l^in ber Sonnen iBied^t: Jehova ift bie Sonne,
S)ie meine Seel erleud^t, unb mad^t fte boller SBonne.
114. S)ie Sonn ifl fd^on genug.
93em feine Sonne fd^eint, berfelbe barf nid^t gü!en,
Dh irgenb too ber 9Ron, unb anbre Sterne blüen.
115. Xu f elbfl muft Sonne fein.
3d^ felbft mu^ Sonne fe^n, id^ mu^ mit meinen Stral^len,
^a^ farbenlofe äJleer ber ganzen ©Dttl^eit mal^Ien.
116. 2)er Sl^au.
S)er "X^au erquüt ba^ %üh: Sol er mein $er|e laben,
So mu^ er feinen faD, bom ^er^en 3@fu l^aben.
117. 92id^td fftffe« in ber 93elt.
SS^er ettoaS in ber äßelt mag fi!i^' unb Sieblid^ nennen:
^er mnfi bie Süfftg!eit, bie ®ott ifl, nod^ nidjft !ennen.
[37] 118. 3)er ©eift bleibt allj^it frei;.
Sd^IeuB mid^ fo ftreng bu toilt in taufenbt (Sl^fen ein,
3d^ toerbe bod^ gan^ fre^, unb ungef&ffelt fe);n.
119. Sum Urf^rung mufiu gel^n.
9Renfd^ in bem Urft)rung ift ba^ SBaffer rein unb flar,
3:rtn!fiu nid^t aui bem Dual, fo ftel^fht in ®efal^r.
120. ^ie $er(e toirb bom 2:i^au.
Xit Sd^nefe le!t ben 3^au, unb ic^ $(grr (Sl^rift beinlBlut:
3n beeben toirb gebo^rn ein foftbal^rlid^eiS ®ui
121. ^urd^ bie SRenf^l^eit )u ber
©Dttl^eit.
äBUtu ben ben $er(etl^au ber eblen (Sottl^eit fangen.
So muflu unberrult an feiner äßenfd^l^eit l^angen.
122. S)ie Sinnlid^!eit bringt Sel^b.
(Sin Stuge ba( fld^ nie ber £ufi be| fe^nd entbrid^t:
SBirb enblid^ gor iSerblenbt, unb ^t ßd^ felbften nid^t.
1, 123] ®tflc8 «udj. 25
123. (SIDtt üagi umb feine Staut.
3)te Suttell^aube üagt, bag fte ben 9Rann betlol^ten^
Unb ®Dii, ba^ bu ben Sob, für 3l^n bir l^aft erlol^ren.
124. ^u muftd l^inh)tber fe^n.
®ott tfi bit toorben SRenfd^, trirflu nid^t lieber @ott,
@o fd^fil^ftu bte ©eburt, unb 1^6nneft feinen Sob.
125. «Die ©leid^l^eit ^ai nid^i $etn.
äßem affeiS @leid^e gilt, ben rül^ret feine ^cin,
Unb fort' er audj im ¥ful bcr tieffflen §6aen fein.
126. Segel^rn ertoart Qttotffxxu
9Renfd^ h>ann bu nod^ nad^ ®ott, begil^r l^aft unb t^eclangen,
@o btfiu nod^ bon 3^m nid^t gan^ unb gar umfangen.
[38] 127. m gilt ©Ott alled gleid^.
®Dtt f^ai nid^t Unterfd^eib, eg ift 3l^m aUeS ein:
(Sr mad^et ftd^ fo üil ber ^^ieg* ald bir gemein.
128. 9CU (igt an bet em))f&ngnd^!eit.
Serm6d^t' id^ ©ottd fo bil, ali ^l^riftuS guem^fangen,
@t lieffe mic^ barju im S(ugenblidC gelangen.
129. ^ai hb%' entftel^t auB bir.
®ott ifi ja nid^tS ali gut: Serbamnü^, Xoh, unb ))etn,
Unb \üai man b6fe nennt, mui 3Rtn(^ in bir nur fein.
130. 3)ie blo^l^eit rul^t in ®Ott.
mt feelig rul^t ber @eift in be| beliebten fd^o^!
IDer ®om, unb aSer btng', unb feiner felbfi fielet Mo^.
131. 3)aB $arabeiB in $ein.
9Renfd^ biftu @Ott getreu, unb meinefl ^n aUetn:
@o tt)irb bte gr6fte SHotl^ ein ^arabei^ bir fein.
132. IBetoel^ret mu^ man fel^n.
9Renfd^ in ba^ ^rabei^ !omt man nid^t unbetoel^rt,
93iltu l^tnein, bu mufl burd^ geuer unb burd^ fd^toerbt.
133. @Ott ifi ein (Stoge« 9lun.
3fi ®Ott ein (to'geS 3lun, mA f&ITet bann barein,
3)aB @r nid^t fd^on in mir !an aUi in aDem fein?
184. Un^olÜomne ge{lorbenl^eii
äßo bid^ nod^ bi^ unb ba^ beüimmert unb betoegt,
@o biftu nod^ nid^t gan| mit @Dtt inS ®rab gelegt.
26 3ol^anntd 9(nge(i [1, 135
135. Sd9\f ®Dtt ifl nur fein @ol^n.
3Rm\df totxV an^ ®Ott gebol^m : l&e^ feiner ©Dttl^eit ^H^ron,
Stellt niemonb anberiS, ald ber eingebo^me @ol^n.
136. SBie rul^et ©Ott in mir?
Xn muft 0an( (auter fet^n, unb fielen in einem 3tvin,
@ol ©Ott in bir fld^ fd^aun, unb f&nfftigUd^en rul^n.
[39] 137. ©Ott t)erbammet niemanb.
äBaS Kagfht über ©Ott? Xu felbfl berbammeft bid^:
@r m6cl^t* eg ja nid^t tl^un, ba^ glaube ftd^erlid^.
138. 3e mel^r bu au^, j[e mel^r ©ott ein.
3e mel^r bu bi(^ au^ bir !anft auftl^un unb entgieffen:
3e mel^r mu^ ©ott in bic^ mit feiner ©Ottl^eit flieffen.
139. (SS tr> unb toirb getragen.
^a^ SSort, ba^ bid^ unb mid^, unb aUe binge tr>,
äßirb toiberumb bon mir getragen unb gel^>.
140. S)er 9Renfd^ tfl alle 3)inge.
^er SRenfd^ ift aUt bing': 3fld ba^ jl^m einS gebrid^t,
@o fennet er fürtoar fein 9leid^t^umb felber nid^t.
141. @8 finb bi( tauf enbt Tonnen,
^u ft)rid(fft im gfirmament fe^ ^m Sonn* aUein:
3d^ ober jage, ba( bU taufenbt Tonnen fel^n.
142. 3^ mel^r man fid^ ergiebt, je
mel^r toirb man geliebt.
äBarumb toirb @era))l^in bon ©Otte mel^r geliebt
9» eine 9»6!? (&i i% ba| er fld^ mel^r ergiebt.
143. Xu 6elbl^eit bie berbambt.
S)afem ber 3;eufel !Mit' au| feiner feinl^eit gel^n,
@o fel^efht jl^n ftra!^ in ©Otte« 2:i^rone fielen.
144. Xzt @d^6pffer !an8 alleine.
äBaS bilbeftu bir ein )u jel^In ber @temenfd^aar?
2)er @d^i))ffer ifts aSetn, ber fie ian ael^len gor.
145. 3n bir ifl toa» bu toilt.
^er $immel ift in bir, unb aud^ ber ^bUm Qual:
9Ba9 bu erfieft unb toilfi, ba^ l^aftu äberaS.
146. ©Ott liebt nid^t« auffer (S^rifto.
@o lieb ©Ott eine @eel in @(rifti glon« unb 2id^t:
@o unlieb ift fte ^l^m, im faK* er jl^r gebrid^t.
1, 147] ®r{ie9 »u4. 27
[40] 147. a)ie Sunöfcrn ®rbe.
S)a^ feineji* auff ber Sßelt ift reine gungfern @tbe;
SlRan faget ba^ au^ jl^r ba( Rinb ber toeifen toerbe.
148. Xa^ gleid^nu^ ber S^re^einigletl.
^er @tnn, ber @ei{i, ba| SB ort, bte leieren !Iar unb fre^:
(@o bu ed faffen fanft) tote ®Dit ^re^(Sintg fe^.
149. @d I&ft fid^ ntd^t l^egtrfen.
@o toenig ald bir ift bte müU ©Ctted hinbt:
@o toenig ift bte äßeli, h>te bu ft)ncl^ft 3ir!elrunb.
150. (Sind in bem S(nbern.
3ft meine @eel im iBeib: unb gleid^ burd^ alle ®Heber:
So fag idjf red^t unb tool, ber )8eib ift in \^v toieber.
(^erftel^e idealiter.)
151. 2)er 9»enf4 ift k^on (itoig!eit.
^a ©Ott bad erftemal^I l^at feinen @o§n gebol^m,
2)a l^at er mid^ unb btd^ )um Rinbbett au^erlol^rn.
152. Xn felbft muft®Dtted 2hms
lein fe^n.
2)a( ®Dtt ein £&mmlein ift, ba^ i^Ufft bid^ nidjft mein (Sl^rift:
SS^o bu nid^i f eiber aud^ ein £dmmlein ©Otted.biff.
15S. Xu muft )um Rinbe loerben.
SRenfd^ toirftu nid^t ein Rinb, fo gel^ftu nimmer ein,
äBo ©Dtted mnber fe^nb: bte Xfftt ift gar au Hein.
154. S)ie gel^eime Sungfraufd^afft.
Sßer lauter toie bad £id^t, 9lein toie ber Urf^rung ift,
2)erfelbe toirb bon ®Dtt fftr Jungfrau auiSerüft.
155. $ier mui ber SCnfang fein.
9Renfd^ toiltu eloiglid^ be^m iBdmlein ©otted ftel^n,
@o muftu fd^on alll^ter in feinen tritten gel^n.
[41] 156. ©Ott felbft ift un^re äßetbe.
@d^aut bod^ ba^ SBunber an! ©Ott mad^t fld^ fo gemein,
Xai @r aud^ felber toU ber S&mmer äBetbe fein.
157. ^ie äBunberlid^e t)erta)anbnu(
©Otted.
Sog an D groffer ©Ott, toie bin id^ bir t)erh)anbt?
2)a| bu mid^ SRutter, I3raut, ©emal^t, unb Atnb genanbt.
28 gol^anni« «ngeli [1, 158
158. 3ßer trin!t ben ScbenSbrunn?
Sßec borte be^ bem Srunn bej Sebcn« bÄn!t auftjen:
S)er mu^ ^ubor aUJ^iec ben eignen S)urft au^fd^tot^en.
159. ^ie (ebigfeit ift tote (»Ott
^enfd^ toü bu (ebig hx% ba^ äBaffet quiUt aug bic,
Sotool ald au^ bem Stunn bet ®toig!eit l^erf&r.
160. @Dtt bürftet, trdnf Sl^n bod^.
©Ott f eiber «aget burft: Slc^ baj bu gi^n fo Ärdnfeft!
Unb nid^t toie jene« SBeib bie ©amaritin a;rdn!eft.
161. X(k^ @toge Siedet.
3d^ bin ein ®h)ig Siedet, ^d) brenn ol^n unterlaß:
SRein iod^t unb 6l ift ®ott, mtxn ©eift ber ift bad gfa^.
162. ^u muft bie JTinbfd^affi l^aben.
@o bu ben 1^6d^ften ®ott teilt beinen Satter nennen.
So muftu bid^ gubor fein JHnb )u fel^n, belennen.
163. ^ie anenf d^l^eit fol man (ieben.
S)a^ bu nid^t Snenfd^en liebft, ba^ tl^uftu red^t unb tool,
S)tc aKenfd^l^eit ift« bie man im HRenfd^en lieben fol.
164. ©Ott fd^aut man mit gelaffenl^eit.
S)er (Sngel fd^auet ©Ott mit l^eitern S(ugen an:
3d& aber nod^ t)il mel^r, fo id^ ©Ott laffen !an.
[42] 165. ^ie äßei^l^eit.
a)ie Sßei^l^eit finbt ftd^ gern too jl^re Äinber ftnb.
SBarumm? (D tounber bing!) pe felber ift ein Äinb.
166. S)er @t)iege( ber Sßei^l^eit.
S)ie äßei^l^eit fd^auet ftd^ in jl^rem 8))iegel an.
93er iftS? fte felber, unb toer SBei^l^eit toerben lan.
167. eo ryii bu in ©Ott, fo \>xl
®x in bir.
@o t)il bie @eel in ©Ott, fo bil rul^t ©Ott in jl^r:
92id&t8 minber ober mebr, äRenfd^ glaub ed, toirb er bir.
168. @;i^riftud ift alled.
O SBunber! Sl^riftuiS ift bie äßal^rl^eit unb ba( äBort,
Siedet, iBeben, @t)ei^, unb Brandt, $fab, pigram, %f}üx
unb Ort.
1, 169] ®rfte8 »udj. 29
169. SHid^id berlangen ift ^eeligfeit.
^ie ^tilgen ftnb barumb mit ©oüeiS vnf) umbfangen,
Unb l^aben ©eeligfeit, ta>eil fie nad^ nid^tiS berlangen.
170. ©Ott ift nidjt ^odf nodj tieff.
®Dtt ift nid^t l^od^, nid^t ticff: toer enblidj anbetft fi)ridjt,
S)et l^at ber äßal^rl^eit nod^ gar fd^Ied^ten Unterrid^t.
171. ®ott finbet man mit nid^t^fud^en.
©Ott ift nid^t l^ier nod^ ba: toer jljfn begel^rt gufinben
S)er la^* jl^m ^dnb* unb %fii\ unb 2üh unb ^eele binben.
172. ©Ott filmet el^e bu gebdnift.
9Bo ©Ott bon ©ioigfeit nid^t filmet bie ©eban!en,
6o biftu el^' aI8 ®r: ®r ftüj)ffdjen, unb bu fdjranfen.
173. S)er 9Renfd^ lebt nid^t bom
»robt allein. .
a)aB Srob eriml^rt bidj nidjt: toaS bid^ im »tobte fi)eift,
[43] Sjt ®Dtte8 ®h)i0« SBort, ift Seben, unb ift ®eift.
174. ^ie gaben finb nid^t ©Ott.
äBet ©Ott umb gaben S3itt, ber ift gar übel bran:
@r bettet ba^ ®t\^bp% unb nid^t ben @d^6))ffer an.
175. ©ol^n fein ift fdjon genug.
@ol^n ift ba^ liebfte 3Bort, ba^ ©Ott gu mir mag f))red^en,
6))rid^t @riS : fo mag mir äßelt, unb ©Ott aud^ felbft gebred^en.
176. ©iniS ioie ba^ SInber.
S)ie $6II ioirb ^immelreid^, nod^ l^ier auf bifer ®rben,
(Unb bi^ fd^eint tounberlid^) toann ^immel S^bü tan toerben.
177. 3m ©runb ift alleg einiS.
SKan rebt bon ^ixi unb Ort, bon 3lun unb @toig!eit:
äßaiS ift bann Seit unb Ort, unb ^m unb @toig!eit?
178. ^ie @d^ulb ift beine.
S)a^ bir im Honnef el^n bergel^et bag ©efid^t,
@inb beine SCugen fd^ulb, unb nid^t bag groffe Sid^t.
179. S)er »runnquell ©OtteiS.
S)ietoeil ber ©ottl^eit @tr6m' an^ mir ftd^ foKn ergieffen:
9Ru^ id^ ein »runqueK fe^n: fonft toürben fte berflieffen.
ISO. @in 6:i^rift ift ßird^' unb allei».
SBaS bin id^ enblid^ bod^? gd^ fol bie ilird^' unb @tein,
gd^ fol ber ^rifter ©ottS, unb aud6 ba^ Ot)ffer fein.
30 Sö^anni« «tiöe« P, 181
181. 9Ran mu^ ®eit>ali antl^un.
9Ber ftd^ ntd^t brdngt gu fein be^ l^6d^ften liebeiS ftinb,
^er bleibet in bem @tall it>o Siel^ unb ilned^te finb.
[44] 182. S)e¥ )B 6l^ne¥ ift nid^t @i)l^n.
äRenfd^ bienftu ®ott umm guti, umm feeligfeii^ \mm 2o^n:
@o bienftu jl^m nod^ nid^t aafi liebe it>ie ein @ol^n.
188. IDie gel^eimbe SSerm&l^lung.
äßaS Sveh)be mug bod^ fe^n! toenn ©Ott 31^ feine Skaut,
3n feinem ®it>gen äBort burd^ feinen ©eift Dettraut.
184. ©Ott ift mir toa^ idf it>il.
©Ott ift mein 6tab, mein Sidjt, mein ?fab, mein 8ir,
mein ^pxl,
SRein Satter, IBruber, JUnb, unb aUed toa^ idf teil.
185. S)er Drtl^ ift felbft in bir.
9lid^t bu bift in bem Drtl^, ber Drtl^ ber ift in bir:
äßirfftu il^n m%, fo ftel^t bie ®n)ig!eit fd^on l^ier.
186. S)er eioigen äBeifil^eit ^au^.
S)ie @ta)ge äBei^l^eit baut: gd^ toerbe ber $aaaft:
SBann fie in mir unb id^ in il^r gefunben raft.
187. S)ie it>eite ber ®eeU.
S)ie äßelt ift mir gu dng, ber $imme( ift gu !Iein:
SBo toirb bod^ no(^ ein 9taum ffir meine @eele fein?
188. S)ie Seit unb @toig!eit.
S)u \px%ä}ft: Serfe^e bid^ aufi Seit in (Stoigieit:
3fk bann an @n>i0!eit unb S^t ein unterfd^eib?
189. S)er SRenfd^ ber mad^t bie S^it.
S)u f eiber modjjt bie S^i*: ^^6 Ul^rtoer! ftnb bie fmnen;
$emftu bie Unrul^ nur, fo ift bie S^^ ^^^ Irinnen.
190. S)ie ©(eid^l^eit.
3d^ toei^ nid^t \oa^ id^ fo(! & ift mir aaed @in:
Drtl^, Unortl^, (StoxqUii, Seit, 3tadfi, %aq, ^eub' unb $ein.
191. 9Ber ©ott fo( fd^aun, mu^ aUeS fein.
SBer felbft nid^t aSeS ift, ber ift nod^ gugeringe,
[45]S)a( er bid^ feigen fol a»ein ©Ott unb ade binge.
1, 192] @tfte8 »udj. 31
192. SBer redjt SJeröSttet ift.
3Rtn\äf aSererft tvenn bu Mft aUt S^inge ioorben,
@o fte^tu in bem SB ort, unb in ber @6tter Drben.
193. a)ie ©reatur ift xtä}t in ®Dtt.
^ie (Sreatur ift mel^r in ®Otte bann in Sl^r:
gettoirb jle, bleibt fie bod^ in 3^»»« f^t unb für.
194. äBad biftu gegen ©Ott?
9Renfd^ bfin!e bid^ nur nid^t für ®ott mit n>er!en bil,
S)enn SCIIet $ei(gen tl^un ift gegen ©Ott ein @t)il.
195. S)a^ :Sied^t beftel^t im geuer.
S)ag Sid^t gibt aUem !rafft: @ott felber lebt im Sid^te:
^oäf, tühx* @r nid^t bafi geur, fo tofitb ei^ balb gu nid;te.
196. S)ie geiftlid^e ^rd^ unb'i^ SKanna«
5trfiege(ein.
SRenfd^ ift bein ^er^e ®oib, unb beine @eele rein,
@o !anft aud^ bu bie ^rd^, unb'iS SKannahrüglein fein.
197. @Dtt mad^t 93oll!ommen fe^n.
Xa^ @Dtt Slllm&d^tig fe^, bag glaubet iener nid^t,
S)er mir SoIÜommenl^eit, toie ©Ott begel^rt, abf))rid^t.
198. ^afi äßort ift ta)ie ba^ geuer.
S)a^ fjeur rügt aUe S)ing' unb toirb bod^ nid^t beilegt:
@o ift bafi @ta)ge SBort ba^ alle« l^ebt unb regt.
199. ®Dtt auffer ©reatur.
®el^ l^in, n>o bu nid^t !anft: ftl^, tüo bu ftl^eft nid^t:
f^ht ta)o nid^iS fd^aat unb Hingt, fo biftu tt>o ©Ott f))rid^t.
[46] 200. ©Ott ift nid^tiS (Sreatürlid^iS.)
©Ott ift toarl^afftig nid^td: unb fo er ettoaiS ift:
@o ift ®r8 nur in mir, toie er'mid^ ^fftn erfift.
201. äBarumb toirb ©Ott gebol^rn?
O Unbegreipd^!eü! ©Ott l^at fid^ felbft berlol^m,
^rumb toil er ioiberumb in mir fe^n 92eugebol^m.
202. $ie l^ol^e äßfirbigung.
O l^ol^e £i&rbtgung! ©ott f))ringt \>on feinem 2:i^ron,
Unb fe^et mid^ barauf in feinem lieben @ol^n.
203. Smmer baffelbige.
3d^ toarb ba^ toad id^ toar, unb bin loa« id^ getoefen,
Unb werb' ti etoig fe^n, toenn Seib unb @eel genefen.
32 gol^annid SCngeli [1, 204
204. 3)er SKenfd^ ifltiS I^Sd^fie 3)in0.
92id^tö bünit mid^ l^od^ gu fe^n: gd^ bin bafi l^6d^fte XxnQ,
äßeil aud^ ©Ott ol^ne mid^ gl^m feI5er ift gering.
205. S)er Ort ifi ba6 äßort.
^er ort unb*iS SB ort ift @ind, unb iodre ni^t ber ort,
(ßt\9 (Stoger @toig!eit!) ed to&re nid^t bag äßori
206. äßie l^eift ber 92eue SKenfd^?
SBUtu ben 92euen SKenfd^ unb feinen fHavatn !ennen,
@o frage ©Ott gut)or ioie er ))Pegt ftd^ gunennen.
207. S)ie fd^6nfte ©afteret^.
O f Affe ©afterev ! ©Ott felber toirb ber äßein,
S)ie @t)eife, 2:ifd^, äRuft!, unb ber bebiener fein.
208. ^ie feelige S36nere}^.
gu bil ift niemals gutt! id^ l^affe S6lIereV:
S)od^ tofintfc^' id^ bag id^ ©ottg fo ^oU ald 3efuiS fe^!
209. äBie ber SRunb fo ber 2:ran!.
^ie $ure »ab^Ion trinft S3lutt, unb trinit ben 2:obt:
O groffer unterfd^eib! gd^ trinfe 8lutt unb ©Ott.
[47] 210. 3e auffgegebner, je ©6ttlidjer.
S)ie ^eilgen ftnb fo bil bon ©otted ®ottl^eit trunfen,
@o t»il fie finb in jl^m berlol^ren unb berfun!en.
211. S)a^ ^immelreid^ ift ber ©etoalt«
famen.
9lid^t ©Ott gibtiS ^irnmelretd^: bu felbft muftiS )U bir )iel^n,
Unb bid^ mit ganzer mad^t unb ®)^fer brumb bemül^n.
212. 3d^ toie ©Ott, ©Ott ta)ie id^.
©Ott ift bag toad @r ift: 3d^ bin ba^ toai» id^ bin:
S)od^ fennftu einen tool, fo fennftu mid^ unb gl^n.
213. S)ie @ünbe.
3)er burft ift nid^t ein 3)ing, unb bod^ lan er bid^ ))lagen:
äßie fol bann nid^t bie 6ünb ben b6fen ®toig 92agen!
214. S)ie ^anfftmuti
S)ie @anfftmut ift ein fammt auf bem ©Ott rul^t unb Uegt:
(Sr banft bir, biftu fie, ba^ er fein ^olfter !riegt.
215. 3)ie ©ered^tig!eit.
%&a^ ift ©ered^tigleit? ba& toeld^ed allen gleid^,
@id^ gibt, entbeutst, gel&ft, l^ier unb im $imme(reid^.
1, 216] (Srfied »ud^. 33
216. S)ie Sergditung.
®ott ifi mein ©eift, mein Slutt, mein ^eifd^ unb mein
©e&ein:
SBie fo( id^ bann mit jl^m nid^t gan| butd^g6itet fein.
217. SBür!en unb Stulln i{i red^t ®6tt(id^.
gragfht toai ®oit mel^r liebt, jl^m it>ür!en ober nil^n?
3d& fage bag ber SRenfd^, toie ©ott, fo( beibeiS tl^un.
218. S)ad ®6ttlid^e @el^en.
äßet in bem M^\tm nid^tiS ald @ott unb (S;i^riftum ftl^t
3)er ftl^et mit bem Sid^t bag au^ ber ©ottl^eit blttl^i
[48] 219. a)ie @infalt.
S)ie (Sinfolt ift fo toel^rt, bag toann fie ®Dtt gebrid^t,
@o ift et toebet ©Ott, nod^ äßei^l^eit nod^ ein Sid^t.
220. 3d^ aud^ lux ted^ten ©DtteiS.
äBeil mein ®tl6fet l^at bie 9Renfd^l^eit aufgenommen,
@o bin aud^ ^df in Sl^m aut teerten @DtteiS fommen.
221. S)et ©laube.
a)et Olaube @enff!otn8 gto^ öetfeftt ben öetg in« SReet:
S)dn!t toa« @t !6nte tl^un, it>ann et ein ^tbi« h)dt.
222. a)ie Hoffnung.
S)ie Hoffnung ift ein @eil: ttnt' ein SSetbambtet l^offen:
©Ott aug* i^n mfi bem $ful in bem et ift etfoffen.
223. S)ie gubetfid^t.
a)ie Subetfidjt ift gut, unb baj SSetttauen fein:
^odf, biftu nid^t geted^t, fo btingt ti bid^ in $ein.
224. 9Ba« ©Ott mit, bin id^ gl^m.
©Ott ift mit ©Ott unb 9Renfd^: 3d^ bin ^^m IRenfd^
unb ©Ottt:
3dJ l6fdje feinen a)utfl, unb et l^Ufft mit aufi S«otl>.
225. a)er «nti*®l^tift.
9Ba« gaffftu bil mein äRenfd^? bet 9Cnti«@l^ttft unb« 2:biet
(3m %aU bu nid^t in ©Ott) ftnb aae atoe^ in bit.
226. 3)ie 8abeL
S)u bift bie »abe( felbft: gel^ft bu nid^t aug bit au(,
6o bleibftu etoiglid^ be^ 3;eufe(« $oltet«$au(.
Ang. Sileiiui, Chtrnb. WAademiiAim. «
34 gol^anm« «ngeli [1, 227
227. a)ie «ad^gier.
a)ic 9iad^6iel^r ift ein Äab ba^ nimmer ftitte ftel^t :
3e mel^r e8 aber laufft, je mel^r ei^ [\ä) öcrgel^t.
[49] 228. S)ic Slbfd^euligfeit ber »ogl^eii
aWenfd^ folteftu in bir ba^ Ungejiefer fc^auen,
®$ toi^rbe bir f&r bir ald für bem Xeufel grauen.
229. a)er gorn.
2)er Sorn ift 1^6aifclJ gcur, toann er in bir entbrennt,
©0 toirb bem ^eilgen ®eift fein SRul^bettlein gefd^dnbt.
230. S)ie feeligfeit ift leidet guerlangen.
@$ bun!t mid^ leidster fe^n in gimmel fid^ guf d^toingen :
9CU mit ber ©ünben mül^ in Slbgrunb ein anbringen.
231. S)ie ^eltCiebenbe dieid^e.
©I^rift toenn ein 6djiffeil toirb burd^8 9'label6l^r gegogen,
@o fj)rid^, ber S^leid^e fe^ ins §immelreidj geflogen,
232. §err bein aOSille gefd^el^e.
^ai äßort tag @Dtt t)on bir am aUerliebften l^6ret,
3ft toann bu l^erjlidj fj)ridjft: €ein aOöitte fe^ geel^ret.
233. ©OtieS 92ad^ge!Iinge
SRein Sieb unb aKe 3)ing* ift @otted nad^gellinge,
SBann @r mid^ l^6ret fd^re^n: äJ^ein ©Ott unb alle
S)inge.
234. ®Dtt umb @Dtt.
$®rr liebftu meine @eel, fo la% fie bid^ umbfaffen:
@te toirb bid^ nimmermel^r umm taufenb @otte laffen.
235. Stiles mit ®Dtt.
3d^ bette @Dtt mit ©Ott au^ gl^m, unb in gl^m an:
®r ift mein @eift, mein äßort, mein $falm, unb toaS id^ !an.
286. 2) er ©eift bertritt unfi.
©Ott liebt unb lobt fid^ felbft, fo biel er immer !an:
@r fniet unb neiget fid^, @r bett fid^ felber an.
[50] 237. ^m innern bettet man red^t.
SRenfd^ fo bu ioiffen toilt toaS reblid^ betten l^eift:
@o gel^ in bid^ l^inein, unb frage ©otteS ©eift.
238. S)aS äBefentlid^e ©ebette.
äBer lautres ^ertfenS lebt, unb gel^t auff ^l^rifti 8al^n,
^er bettet toefentlid^ ©Ott in ftd^ felber an.
1, 239] ®tfte« Öud^. 35
2S9. ®Dit lobt man in ber fttlU.
SReinfht O atmet änenfd^, ba( beineiS SRunbd gefd^tet^
S)et ted^te Sobgefang bet fHEen ©ottl^eit fe^?
240. ^ai ftiUfd^tpeigenbe ©ebette.
©Ott tft fo fibetalS ba^ man nid^tö f))ted|en !an:
^tum betteftu gl^n aud^ mit fd^toeigen bejfet an.*)
*) Yid. Max. fand. Th. myft. 1. 2. com. 3. per tot. & Baltbaf.
Alvar. in ejus vita ä Lndovic. de Ponte confcripta.
241. ©OtteS :Beibgebinge.
äRein 2^ih (D ^ettlid^leit!) ift ©otteiS iBeib^gebinge,
S!)tumb fd^&^t et 31^n batinn gutpol^nen nid^t geringe.
242. a)ie %})tix mufi offen, fe^n.
®t6ffene bie %}ffix, fo fomt bet l^eilge ®eift,
S)et SSatet, unb bet ©ol^n 2)teVeinig eingeteift.
243. ^ai äBol^nl^auB ©OiteiS.
©(ftift, fo bu Sefum liebft unb feine ©anfftmutt l^aft,
@o finbet ©Ott in btt fein äßol^nl^au^, diul^, unb taft.
244. *a)ie Sieb ift bet toeifen ©tein.
Sieb* ift bet toeifen ©tein: pe fd^eibet ®otb auj !otl^/
@ie mad^et nid^tiS gu jd^tS, unb toanbelt mid^ in ©ott.
245. (SS mufi ^eteinigt ioetben.
3m fall bie Siebe bid^ t)etfe^en fol au^ ^e^n,
aRufi beine ST^enfd^l^eit bot mit ©otted dim^ fe^n.
[51] 246. S)ie 2:ingietung.
2)et l^eifge ®eift bet fd^mel^t, bet S5atet bet betjel^tt,
a)et ©ol^n ift bie Tinctur, bie ®olb mad^t unb berfldtt.
247. S)a^ alte ifll^intoeg.
@o toenig bu baf; ®olb !anft fd^ioat^ unb @ifen nennen:
6o toenig toitftu bott ben SWenfd^ am SRenfd^en fennen.
248. ^ie genaue SSeteinigung.
©d^au bod^ toie l^od^ SSeteint bie ©olbl^eit mit bem S3le^,
Unb bet Setgtoete mit @otte$ ioefen fe)^!
249. ^ie ©olbl^eit unb ©Dttljfeit.
^ie ©olbl^eit mad^et @olb, bie ©ott^eit mad^et ©Ott:
äBitftu nid^t @iniS mit j^t, fo bleibftu »le^ unb Stoi^.
250. ^ie bie ©olbl^eit alfo bie ©ott^eit.
©d^au, toie bie ©olbl^eit ift be^ ©olbiSflu^, fd^toet* unb fd^ein:
©0 ipitb bie ©ottl^eit aud^ im feeigen aU^i fet^n.
3*
36 So^aitni« «ngcli [1, 251
251. S)a^ He^fte Stinh ©otieS.
eag tote td^ m6ge fel^n be^ SSaierd lie&ftei» ^nb?
SBann @r fid^ felbfi unb aa^ unb @ottl^ett in bir fmbt.
252. S)ie ®6tt(id^e ilinbifd^afft.
3ft ®DiM ©Dttff^xt mir nid^t inniglid^ gemein,
^ie !ann id^ bann fein ilinb, unb @r mein SSater fein?
253. ^er itinber ifi« ^immelreid^.
^I^rift fo bu lanflt ein 5tinb bon ganzem $er^en toerben,
@o ift bafi ^immelreid^ fd^on betne l^iet auf @rben.
254.. S)ie J^inbl^eii unb ©Ottl^eit.
3BeU fid^ bie ©Ottl^eit l^at in jttnbl^eit mir ergeigt,
8in id^ ber ilinb^eit unb ber ©ottl^eit gleid^ geneigt.
[52] 255. ilinb unb ©Ott.
^inb ober ®ott gilt gleid^: l^afhi mid^ ilinb genennt,
@o l^aftu ©Ott in mir, unb mid^ in ©Ott belennt.
256. S)ie toibergiltrtd^e 5tinb« unb
SSatterfdJafft.
3d^ bin ©Otts ilinb unb @o]^n, ®r toieber ift mein j^inb :
äBte geltet ed bod^ gu ba^ beibe beibeS finb!
257. 3)ie 2)rel^einig!eit in ber Statut,
S)aiS ©Ott ^rel^einig ift, geigt bir ein jebeiS 5traut,
S)a ®d^ta)efel, @al^, äßercur, in einem toirb gefd^aut.
258. S)aiS ^ingiren.
Setrad^te bag 2:ingim, fo ftl^ftu fd^6n unb fre^,
äBie bein* ®rl6fung, unb toie bie 93erg6ttung fe^.
259. 3)ie ©Dttl^eit unb SRenfd^l^eit.
S)ie @toge ©Ottl^eit ift ber äRenfd^l^eit fo ber))flid^t !
^afi Sl^r aud^ ol^ne fte $ert, 3RuiJi unb @inn gebrtd^t
260. $eut ift ber 2;ag beg $e^U.
Sraut auf berlBrfiutgam !omt! SRan gel^t nid^t mit if^m ein,
äBo man befi SlugenblifS nid^t !an bereitet fel^n.
261. S)ie ^od^geit beg SammeiS.
3)ie 9Ral^lgeit ift bereitt, bafi Samm geigt feine SBunben:
9Bel^ bir, i^aftu nod^ nid^t ®Dtt beinen IBrdutgam funben.
262. 3)a^ ^od^geitlid^e ^leib.
S)aB ^od^geitlleib ift @ott unb feinei^ ©eifted liebe:
geud^iS an, fo toeid^t bon bir toai beinen ©eift mad^t trübe.
1, 263] ®rftc8 »uc§. 37
263, (3Dtt fotfd^i fid^ niemals au^.
S)ie @it>0e ©Dttl^eit tft fo reid^ an 9lal^t unb X^ai,
^afi r^e pd^ felb^ nod^ nie gan^ au^geforfd^et l^at.
[53] 264. 3){e Kreaturen ftnb ©Dtied
äBiberl^all.
92id^tS toef et ol^ne @ttmm : ©Ott l^6ret üBeraff,
Sn aUen ^reatum, fein S06 unb SBiberJ^aU.
265. a)ie @ini0!eit.
9(d^ ba^ it>ir 9J2enfd^en nid^t tüW bie SBalbbögeUin,
@in ieber feinen tl^on mit Sufi ^ufammen fd^te^n!
266. S)em @))6tter tauget nid^td.
3d^ toeifi bie 92ad^tigair ftrafft nid^t be^ ®u!@u!8tl^on:
2)u aber, fing id^ nid^t h)ie bu, f))rid^ft meinem $ol^n.
267. @in bing bel^agt nid^t offt.
($reunb, foEn toir aUefambt, it>ie immer @ineiS fd^re^n,
SBa« totrb bag öor ein Sieb, unb öor ©epnge fein?
268. SSerAnberung ftel^t fein.
3e mel^r man Unterfdjeib ber ©timmen öorsfambringen
3e tounberbal^rlid^er ))f[egt aud^ ba^ Sieb guKingen.
269. Sdtt) @Dtt ift aUeiS gleid^e.
@Ctt giebet fo genau auf ba^ foa^en a^i,
S((d auf bafi birelim, bafi fffxn bie Serd^e mad^t.
270. ^ie stimme ©Dtted.
^ie Kreaturen finb be^ otogen äßorteiS stimme:
®d fingt unb flingt fic^ felbft in Slnmutl^ unb im @rimme.
271. SCn ©Ott ift nid^td ^reatürlid^d.
Siebftu nod^ ioai an ©Ott, fo f))rid^ftu gleid^ babe^,
^a| @Dtt bir nod^ nid^t ©Ott unb äße binge fe^.
272. S)er aWen'fdJ ift OotteS gleidönfig-
äßoiS ©Ott in (itoig!eit begel^m unb toüntfd^en tan,
^afi fd^auet ®r in mir ald feinem gleid^nü^ an.
[54] 273. @teig über bie ^eiligfeii
S)ie §eilig!eit ift gutt: toer brüber fommen fan,
S)er ift mit (3üfi unb SRenfd^ am atterbefien bran.
274. a)er Sufall muj l^intoeg.
^er SufaH mug l^inh)eg, unb aller falfd^er fd^ein:
^u muft gan^ toefentlid^ unb Ungef&rbet fe^n.
38 gol^anni« «ngeli [1, 275
275. ^er aRenfd^ Bringt allein in @Ott.
9Renfd^ aKed lie&et bid^: umm bid^ iftS fel^r gebrange:
@iS louffet aKfi gu bir, ba$ eiS gu ®Dtt gelange.
276. @in8 be( anbern Slnfang unb @nbe.
©Ott ift mein le^ted @nb: SBenn id^ fein Anfang bin
®o it>efet er aui mir, unb id^ Dergel^ in gl^n.
277. JDafi @nbe ®Dtte«.
2)a| ©Ott fein enbe "^at, geftel^ id^ bir nid^ gu:
^enn fd^au, @r fud^t ja mid^, bag er in mir berul^.
278. ©Dtted anber^@r.
gd^ hin ©OttiS anber«®r, in mir finbt @r oOein
9Bad 3l^m in (Stoigfeit it>irb gleid^ unb Al^nlid^ fein.
279. a)ie gd^l^eit fdjaffet nid^t«
3!ftxt Sd^l^eit fud^eflu, balb bie balb jene fad^en:
9(4 (iffeft bud* bod^ ®oti nad^ feinem ioiUen mad^en!
280. ^tx ioal^re toeifen @tein.
^ein ftein Chimirt ift nid^tS: ber (Sfftein ben id^ mein*
3fl meine ©olb llnctur, unb atter toeifen ©tein.
281. ©eine ©ebotte finb nidjt fd^toer.
äRenfd^ lebeflu in ©Ott, unb ftirbeft beinem SBiUen,
©0 ift bir nidjt« fo leidet, aI8 fein ©ebott erffillen.
282. 3n ©Ott ber befle ©tanbt.
äßad l^ilfft mtd^S ba^ ben ^errn bie äJ^orgenfteren Soben,
©0 id^ nid^t fiber fte in gl^n bin aufgel^oben.
[55] 283. ©Ott ifl über heilig.
©d^re^t l^in gi^r ©era^l^in, ba( tt>ai man bon eud^ Itft:
3d^ it>ei( ba^ ©Ott mein ©Ott nod^ mel^r aU heilig ifl,
284. ^ber alle erl^nbtnü^ fol man
!ommen.
SBaiS @l^er üb in erfennt, ba^ mag mir nid^t genügen,
3d^ toi( nod^ über gi^n, ioo nid^td erlaubt toirb, fliegen.
285. 3)a^ er!ennenbe mu( baS er«
fanbte toerben.
3n ©Ott toirb nid^td erlaubt: @r ift ein ®inig @in.
SBa« man in 3^*w erfennt, ba^ mui man felber fein.*)
*) ita qnöque Divus Rnsbr. quod contemplamur, fumus
& quod fumus contemplamur.
1, 286] @rfleÄ öudj. 39
286. Smmer toeiter.
SRaria ifi ^o^tütffxt: bod^ tan id^ l^6l^er fommen,
SCU fie tmb alle @d^aar ber ^eiligen gekommen.*)
*) S^rifiui» ifi unfer l^6d^fted 3tel^r.
287. ^ie @cl^6nl^eit.
2)te @d^6nl^eit ift ein Sid^t: je mel^t bit Std^t gebrifi,
3e greulid^et bu aud^ an Seib unb Seele bifl.
288. S)ie gelaffene @d^6nl^eii
gl^r SRenfd^en lernet bod^ bon äßtefenblümelein,
Sßie il^r !6nt ®ott gefaUn, unb gleid^n>ol fd^6ne fe^n. a.
a. ^^nn fie nel^men fid^ jl^ter fd^^nl^eit nid^t an.
289. Dl^ne n>arumb.
^ie 9ioy ift ol^n toarumb, fie blftl^et tpeil fie blül^et,
®ie ad^t nid^t \^xn felbft, fragt ntd^t ob man fie filmet.
[56] 290. 2ai ®Dtt forgen.
aOBer fdJmÄlt bie Silien? SBer ffeifet bie 3larciffen?
Sßdd bift bann bu mein Sl^rifi auf btd^ fo fel^r befliffen?
291. ^er @ered^te.
S)a^ ber geredete äRenfd^ n>dd^fi toit ein ^Imenbaum
SeriDunber id^ mid^ nid^t, nur ba( er nod^ finbt räum.
292. a)er ©eeligen SolJ'n.
Sßad ift ber @ee(gen Sol^n? äßad h)irb nur nad^ bem ©treit?
@i» i^ bie Silien ber lautren @6ttlid^!eit.
293. 9Benn man 3$erg6ttet ift.
9Renfd^, n>ann bid^ toeber Sieb berül^rt, nod^ Seib berieft,
@o bifht red^t in ©Ott, unb @Ctt in bid^ berfe^t.
294. @Dtt ift ol^ne SBillen.
2Bir htttm eS gefd^el^ mein $err unb ®ott betn toiUe:
*) Unb W, @r l^at nid^ \o\XV: ®r ift ein' ®toge ftiffe.
*) S^erftel^ einen aufddigen n>tl(en, benntoaiSSDt
toil, ba( h)i( @r h)efent(id^.
295. @iS mufi in bir bor fet^n.
aßenfd^ toirb baiS $arabi| in bir nid^t erftUd^ fel^n,
@o glaube mir geh)i(, bu fommeft nimmer brein.
296. S)ie SUdd^ften ©Dtted gef))ielen.
©Ott ift nid^t alles nal^: bie gungfrato unb ba^ JUnb,
3)ie atoeV bie fxnH allein bie ®ottiSgef))ielen ftnb.
40 aol^anniä «ngcli [1, 297
297. ^idfi 3taU unb bod^ unbe!Uibt.
3laft barf id^ ntd^t ffit ®ott: unb tnui bod^ unbe!leibt,
3nd ^immelreid^ etngel^n, toeU eS nid^tö ftembed leibt.
[57] 298. 3)afi$imme(teid^ ifl inntDenbig
in uniS.
Sl^tift mein it>o (auffftu l^in? bet $immel ift in bir.
SBad fud^fht fffn bann erfl bet^ eineiS anbten 2;i^fit?
299. 9Rit fd^h)eigen l^6ret man.
S!)ag Sßort fd^aUt mel^t in bir, a(3 in be^ anbem 9)lunbe.
6o bu \^m fd^toeigen !anft, fo l^6rftu ei^ gut @iunbe.
300. Srin! au^ beinem eignen Bronnen,
äßie tibtidfi tl^ut bev 9Rann bet au^ ber $fü6e trinü,
Unb bie fjontenie lh% bie gl^m im $au^ entf))ringt.
301. ^ie j^inber @Dtteg.
äBeil ©otteiSünber nid^t bafi eigne Sauffen lieben,
@o n>erben fte bon ]l^m unb fein«m @eift getrieben.
802. etel^n ift gurfiüe gel^n.
3ßer in ben äßegen ®Dm gebdd^te ftia auMn,
^er toftrbe l^interfid^ unb ind S^erberben gel^n.
U, 1] «nberteS 8ud^. 41
[58] änbcrtcg 95u(i^
©ciftreid^cr @inn^ unb
1. 2)ie :Sieb ift dhtv ^ord^t.
®ott fürd^ten ift fel^r gutt: bod^ ift ti Beffer Ueben:
SiodJ beffcr Aber lieb* in ^^n fei^n aufgetrieben.
2. S)ie Sieb' ift ein 9Ragnet.
^ie Sieb ift ein äRagnet, fte giel^et mid^ in @Ott:
Unnb toa« nodj griffet ift, fte reiffet (3Dit in Xoh.
3. 9Renfd^ in ©Ott, ©Ott im
aßenfd^en.
äßenn id^ bin ©otted @ol^n, toer ed bann feigen !an:
S)en fd^uet 9Renfd^ in ©Ott, unb ©Ott im SReufd^en an.
4. S)a( @ta)ge 3a unb iRein.
©Ott ^pxidft nur immer Sa;'^) ber 2;eufe( faget nein:
S)rumb fon er aud$ mit ©02:2; nid^t ga unb einei} feS^n.
*) aHnfio ad Nomen Dei
5. ^a( Sid^t ift nid^t ©Ott felbft.
Sid^t ift be^ ^®rren ilUib : gebrid^t bir glei(^ ba^ Sid^t,
6o it>iffe, ba^ bir bod^ ©Ott nod^ nid^t felb^ gebrid^t.
6. 9lid^t« ifi ber befte Sroft
3^t9 ift ber be^e 2;roii. @ntgeud^t ©Ott feinen @d^ein:
[59] @o rmfi ba^ bloffe 9txdfi^ beut 2;roft im Untrofk fet^n.
7. 2)a^ toal^re Siedet.
©Ott ift ba( tool^re Sid^t, bu l^aft fonfi nid^tiS oIS g(a^:
3m foae bu nid^t gl^n ba^ Sid^t ber Sid^ter l^afi.
8. a^it @d^ta)eigen lernet man.
@d^ft)eig allerUebfter fd^toeig: !an{tu mir gdn^lid^ fd^toeigen:
@o toirb bir ©Ott mel^r guttiS, M bu begel^rft, ergeigen.
in Apocal.
9. 2)a^ äBeib auf bem äRonben.
äBad ftnne^ fo tieff ? ba( äßeib im Honnef d^ein
2)at auf bem äRonben fielet, mu^ beine 6eele fe^n.
10. 3)ie 93raut ift bod^ ba( lieble.
6ag tsxa bu Mi: bie iBraut ift bo<^ boB (iebfie finb,
S)aB man in ©otted fd^o^, unb feinen armen finbi
42 Sol^anniiS «ngeli [II, 11
11. ^te 6efte eid^erl^eit.
&^la] meine @eele fd^laf: Statin in beg Siebften äBunben
$aftu bie ftd^erl^eit unb t^oKe 9lul^ gefunben.
12. a)te 3un0frauf*afft.
9Ba3 ift bie Sungfraufd^afft? frag toad bie ©Dttl^eit fe^:
2)odJ fennftu Sauter!eit, fo fe'nnftu atte gtoe^.
13. 2)te ©Ottl^eit unb Sungfraufdjafft.
^ie ©Dttl^eit ift fo na^ ber Sungftaufd^afft t^ertpanbt,
2)a^ r^e aud^ ol^ne bie nid^t ©Dttl^eit toirb erlanbt.
14. 9Ber einS nur (iebt ift S3raut.
^ie @ee(e, bie nid^tS tüti% nid^tiS tt>xl, nid^td liebt, bann ©in:
ä^ug l^eute nod^ bie 8raut be^ ©tpgen IBräutgomS fei^n.
[60] 15. a)ie gel^eime Slrmutt.
3Ber ift ein armer 9Renfd^? S)er ol^ne $6rff unb 9latl^
9{od^ Kreatur, nod^ ©Ott, nod^ Seib, nod^ @eele l^at.
16. ©Dtted @it
a^enfd^ biftu nid^t fo ioeit ald ©OtteS ©Ottl^eit i%
@o h)irftu nimmermel^r gu feinem Si^ erüefl.
17. ®Dtt h^Aigert fid^ niemanb.
92imm, 2:rin!, fo bte( bu toilt unb !anfl, ed fielet bir fre^:
S)ie gan^e ©Ottl^eit felbft ift beine ©afterel^.
18. 2)ie äBeigl^eit @alomond.
9Bie? fd^&^ftu @alomon ben ioeifeften Slllein?
^u aud^ !anft 6alomon unb feine äßei^l^eit fe^n.
19. Xa^ l^6d^fte ift @til(e fe^n.
©efd^&pg fel^n ift gutt: S3iel beffer aber Letten:
3to^ beffer @tumm unb ftiE für ®ott ben Ferren tretten.
20. S)aB SebeniSSud^.
©Ott ift beS Sebend 9ud^, id^ ftel^ in gl^m gefd^rieben
9Rit feined 2amMl^ »lutt: toie folt' @r mid^ nid^t lieben.
21. 3)u fort hai $id^fte fe^n.
^ie äßelt i^ (Sitel nid^td, bie (Sngel finb gemein:
S)rumm foU id^ ©Ott unb 3Renfd^ in Sl^rifio Sefu fel^n.
22. @rl^eb bid^ überbid^.
3)er äJlenfd^ ber feinen ®eifi nid^t über ftd^ erl^ebt,
Ser ift nid^t toel^rt ba^ er im a^enfd^enftanbe Übt.
n, 23] »nberted »ud^. 43
23. 3n (S;i^tifto !omi man l^od^.
9ßeU mein ®rt6fer l^at bte ©ngel fiberftiegen:
@o fon (ta)o id^ nur toU) aud^ id^ fte überfliegen.
24. S)er 9RitteI))un€t.
äBer i^m ben ^Ritte())unct )um it>ol^nl^au( l^at erfiefl,
^er fti^t mit einem 8(i! tpad in bem Umbfd^toeif i%
[61] 25. 2)ein* Unrul^ mad^ftu felbft.
92od^ (Kreatur noäf ©Ott lan bid^ in Unnil^ bringen,
2)u felbflt S^erunrul^ft bid^ (O i:]^orl^eit!) mit ben 2)ingen.
26. 2)ie ^re^l^eit.
2)u eble S^ei^l^eit bu, toer ftd^ nid^t bir ergiebet,
^er toei| nid^t, tt>ad ein 9Renfd^, ber Srel^l^eit liebet, Hebet.
27. ^uäf t)on jl^r.
9Ber ^rel^l^eit Hebt, tiebt ®Ott: ta>er ftd^ in ©Ott t)erfen!t,
Unb aKed \>on ftd^ fti^, ber ifltS, bem ©Ott fte fd^enft
28. 2)ie ©leid^l^eit.
^ie @(eid^l^eit ift ein Sd^a«: l^afht fte in ber 3eit,
Bo l^fht ^immelreid^ unb S^oHe @ee(ig!eii
29. %o\>i unb ©Ott.
2:0b ift ber @6nben ^olb: ©Ott ift ber 2;ugenb Sol^n:
©rtvirbfiu biefen nid^t, fo trdgftu ben bart)on.
30. Sufall unb äßefen.
aßenfd^ tt>erbe toefentltd^: benn n?ann bie äBelt bergel^t,
@o f< ber 3ufaII it>eg, ba( toefen ba( befleißt.
31. ©6ttlid^e genieffung.
äBer ©DttiS genieffen teil, unb gl^m fid^ etnt»er(eiben,
@ol ta)ie ein äRorgenflem be^ feiner @onne bleiben.
32. 3Rxi @d^ta)eigen fingt man fd^6n.
S)ie (^ngel fingen fd^6n: 3d^ n?ei^ ba( bein ©eftnge,
@o bu nur g&n|Iid^ @d^ta)igft, bem l^6d^ften beffer !(inge.
33. äBer <er ift aH ©Ott.
9Ber in ber (^toigfeit mel^r lebt ald einen 2;ag,
3)erfelbe toirb fo 9lt, alS ©Ott nid^t toerben mag.
[62] 34. 9led^ter gebraud^ bringt nid^t
@d^aben.
9Renfd^ f))rid^ftu ba( bid^ l^t^ t)fm ©Otted Sieb' ob^<:
60 braud^ftu nod^ nid^t red^t tt>ie fld^iS gebAl^rt ber SQSelt.
44 Sel^anniiS Stngea [U, 35
35. ©Ott toxi toad liftnd^ ift.
@e^ (auter, 2id)V unb fteif, gletd^ toie tin S)emantftetn,
2)aß bu in Saugen ®ottö m6gft toel^rt gefd^&j^et fel^n.
36. SDag »ud^ beg ®eit)iffend.
S)ag id^ ®Dtt f&rd^ten fol, unb über aUeS neben,
3ft mir t>on 9(nBegin in mein ®em6tt gefd^rieben.
37. 9(n einem SQSort liegt allti,
(Sin einj^igS äB ortl^ilfft mir : fd^reiMiS ©Ott mir einmal ©in,
6o tverb* id^ ft&ttd ein 2amf> mit ©Ott ge^eid^net fel^n.
3S. S)er Sr&utgam ift bod^ füffer.
S)u magft ©Ott toie bu tDilt füir beinen ^errn erfennen:
3d^ ioii i^ti anberft nid^t ali meinen ^r&utgam nennen.
39. S)er anbetter im ©eift unb in
ber äBal^rl^eii
9Ber in fid^ überfid^ in ©Ott t>erreifen lan,
S)er bettet ©Ott im ©eift unb in ber SQSal^rl^eit an,
40. ©Ott ift ba^ Ileinft* unb gr6fte.
9Rein ©Ott ioie gro^ ift ©Ott! 9Rein ©Ott toie »ein ift ©Ott,
allein ald ba^ Ileinfte bing, unb gro^ iote al^, t>on notl^.
[63] 41. 2)er gute 2;aufd^.
äRenfd^ gibftu ©Ott bein $erj^, ®r gibt bir feinet it)iber:
9(d^ it)e(d^ ein it)el^rtrer %au\^\ bu fteigeft auf, @r nteber.
42. 2)a^ untre fd^abet nid^t.
äBer ober 9erg unb X^al, unb bem ©eio6(fe ft^t,
S)er ad^tetiS nid^t ein ^aar, it)enni$ bonnert, Irad^t unb bli^t.
43. S)ie mitteltvanbt mu^ toegg.
äBegg mit bem mitteltveg, fol ic^ mein fiid^t anfd^uen.
So mu^ man leine äOanb för mein ©eftd^te bauen.
44. äBaS 9Renfd^l^eit ifi
gfragftu ioad 3Renfd^l^eit fe^? 3d^ fage bir bereit:
& ift, mit einem äBort, bie über®ngell^eit :
45. ©Ott Hebet fid^ allein.
®iS ift geioiglid^ ioal^r, ©Ott liebet ftd^ allein,
Unb ioer fein anber>®r in feinem 8ol^n lan fel^n.
46. äBer ©Ott ift, fiel^et ©Ott.
äBeil id^ bag toal^re £id^t, fo toie ed ift, fol fel^n:
@o ma^ i^i f eiber fet^n: fonft lan t^ nid^t gefd^el^n.
n, 47] «nbcrtc« »ttd^. 45
47. 2)ie 2\tht fud^t nid^t Sol^n.
äRenfd^ liebfht ©Ott ben $@rm, unb fud^eft £ol^n babe^,
@o fd^m&feftu nod^ nid^t toad 2wh* unb lieben fel^.
48. ©Ott fennt man am @efd^6))ffe.
©Ott ber (verborgne ©Ott it)itb htnbbal^t unb gemein
®urd^ feine ©reotum, bie fein* enttoerffung fe^n.
49. ©Ott riebt bie gungfraufd^afft.
©Ott trinft ber gungfraun mild^, geugt butd^ bi^ ^tU unb fte^,
S)ad toal^re S^ugfraufd^afft fein ^ranl unb Sabfal fe^.
[64J 50. ©Ott toirb ein fleined jtinb.
©Ott fd^Ieuft ftd^ unetl^6rt in JHnbed üeinl^eit ein:
Std^ m6^t' id^ bod^ ein jtinb in biefem llinbe fein!
51. 2)a^ unau^^pvtdflx^t.
a)enlftu ben Silamen ©Otts ju f})redjen in ber 3^tt,
Tlan f)>rid^t jjl^n aud^ nid^t au^ in einer @ipig!eit.
52. S)a6 3teu Serufalem.
a)a6 9leu Serufalem bifhi för ©Ott mein ©l^rift,
SBenn bu au^ ©OtteS ©eift gan^ Sleugebol^ren bift.
53. ®d mangelt nur an bir.
äld^ fönte nur bein $er$ gu einer Sttipp^ toerben.
©Ott ipürbe nod^ einmal ein Rmh auf biefer @rben.
54. @ntbilbet muftu fe^n.
@ntbilbe bid^ mein llinb, fo toirftu ©Otte gleid^:
Unb bift in fliUer ffixif) bir felbft bein l^immelreid^.
55. ©Ott ifi, ®r lebet nid^t.
©02^ ift nur @igenblid^: ®r liebt unb lebet nid^t,
äBie man bon mir unb bir unb anbren SDingen f))rid^t.
56. Slrmut unb 9leid^tl^um
2)er, ioag er l^at, nid^t l^at, unb aUed fd^&^et gUid^,
SDer ift im 9leid^tl^um arm, in 9(rmutl^ ift er reid^.
57. ^an mu( 3^nt felbft enttoad^fen.
(Sntto&d^feftu bir felbft unb aller (Kreatur,
@o ioirb bir eingeim)>fft bie ©6ttlid^e 9latur.
58. ©Ott fterben unb ©Ott leben.
Stirb ober leb in ©Ott: bu tl^uft an beiben tvol:
äBeil man ®Dtt fterben mu(, unb ©Ott aud^ leben fol.
46 gol&anttiS «ngeli [II, 59
59. äßet ift mel^r ®01t aH 3»enfc^?
äBet ol^n emipftnben liebt, unb ol^n erfennen !ennt:
3)er tottb mit guttem rec^t mel^r @Dtt aU SRenfd^ genennt.
[65] 60. S5om lieben.
3Renf(l^ b^ilft-' unb Itebftu nid^td, fo toilft unb Stebftu \t>cU
3Ber gleid^ liebt tt>a^ er toil, liebt bod^ nid^t toad er fol.
61. a33er fid^ »erUp, finbt ®Dtt.
Söer ftd^ öerlol^ren l^ot, unb öon pdj felbft entbunben,
S)er ^t ©Ott feinen 5£ri>ft, unb feinen $e^lanb funben.
62. 3n beiben mn^ man fel^n.
9)2ein ©Ott tote falt bin id^! 9ld^ lag mid^ bod^ erbarmen
3n beiner 9)2enfd^l^eit @d^oß, unb beiner ©Ottl^eit armen!
63. S)er ianht ^btt ha^ äßort.
f^reunb glaub t& ober nid^t: id^ 1^6r* in jebem nu
SBann id^ bin taub unb @tumm bem ©logen äßorte ju.
64. Qiin ©euff^er faget allein. '
SBenn meine @eel erfeuff^t,*) unb Sld^ unb D fdjrel^t l^in:
@o ruffet fie in fid^ jl^r @nb unb Slnbegin.
*) a & <ü
65. 2)ie @ipig!eit toirb nid^t gem&ffen.
S)ie @it>ig!eit toei^ nid^td üon gal^ren, 5£agen, (^tunben:
Sld^ ba( id^ bod^ nod^ nid^t ben äKittel))unct gefunben.
66. ®in8 l^ilfft bem anbren fort.
Sk^in l^e^lanb ber ift ©Ott, unb id^ ber anbren btng«:
3tR faß fie fid^ in midj, unb id^ in ^^n mid^ fd^toinge.
67. 2)ie Slbgefd^iebenl^eit.
äBeil Slbgefd^iebenl^eit ftd^ niemanb mad^t gemein:
@o mn^ fte ol^ne fud^t unb eine Jungfrau fein.
[66] 68. 3Rit @d^ta)eigen ioirbd gef))rod^en.
3Renfd^ fo bu ioilt bag fe^n ber ©ioigleit au^f))red^en,
@o muftu bid^ )ut)or be^ Siebend gan^ entbred^en.
69. S)te geiftlid^e ©d^iffart.
S)ie äBelt ift meine ®ee, ber @d^ifmann @OiU» ®eift,
Xa» @d^if mein :Seib, bie @eel iftd bie nad^ l^aufe reift.
70. a)ie Sauter!eit.
S^oOfornne :Sauter!eit ift »ilb^ gorm^ Siebe^log:
Stellt aaer @igenfd^afft, ioie &DtM toefen blo^.
n, 71] «ttberte« »ud^. 47
71. a)er toefentltd^e aWenfcl^.
ein ioefentUd^r äRenfd^ tft tvie bie @it)igleit
3)ie unt)er&nbert bleibt bon aUtt dufferl^eit.
72. äBer finget mit ben Engeln.
äBer ftd^ nur einen bli! lan überfid^ etfd^h^ingen,
S)er tan bafi Gloria mit ©OtteS ®n%^ln fingen.
73. Sün ben @önber.
9(c^ @iünber toenb bid^ umh, nnb lerne ©Ott ernennen :
3d^ it)ei^ bu toirft gl^n balb ben lieben hattet nennen.
74. 2)u muft Serg6ttet toerben.
(^l^rift, eS ift nid^t genug ba^ id^ in ©Ott nur bin:
3d^ mufi aud^ ©Cttedfafft ^im toad^fen in mid^ giel^n.
75. S)u muft aud^ gr^d^te tragen.
2:rinfftu be^ ^(Srren ^lui, unb bringeft feine ^ud^t,
@o mirftu !r&fftiger alS jener ^aum berflud^t.
76. 9(ud^ bir ift nid^td berfagt.
D @b(er ©eift entreifi, laf; bid^ bod^ nic^t fo binben:
^u fanft @Dti l^errlid^er, a(iS alie igeilgen finben.
77. 9( » ift fdjon genug.
2)ie ^e^ben plaippttn bil: toer @eiftlid^ toeig gubetten,
*) 2)er fan mit 9( unb 9 getr6ft für ®ott l^intretten.
♦) ABBA
[67] 78. ®in 2ieh berjuft bo^ onbre.
äBenn meine @eele ©Ott im @eift begegnen lan,
- eo jlart (D 3®ftt ©l^rift!) ein Sieb bog SCnber on.
79. S)er geiftlid^e Xtmpa ©DtteS.
S)ie Pforten beiner @tabt, Tltin @Dtt, finb ^erlefein:
9Ba{ mn^ bod^ för ein Sli^ mein ®eift bein Xtmpti fein.
80. Xai geiftlid^e 3ion.
güi^r auf l^@rr beinen ^au, l^ier ift bie Srtebend:;@tabt,
^ier ift too 6aIomon bein @ol^n fein Sien l^at.
81. 2)er Delberg.
601 bid^ beg Ferren S^ngft erl6fen bon befd^toerben,
@o muf bein ^ert^e bor gu einem Oelberg toerben.
82. ^a( i&erte.
äRein $er$ ift unten eng* unb obenl^er fo toett,
SDag eg O^Ctt offen fe^, unb nic^t ber Srrbigfeit.
48 3<>l^annt8 «ngeli [II, 83
83. S)er geiftlid^e S3et0.
3(^ Bin ein Serg in @Ott, unb tm^ ntid^ felber fteigen,
SDafeme ©Ott mir fol fein liebeiS ^ntUj^ jeigen.
84. SDie etleud^tung.
$in auf. äßo bid^ ber 9Ii^ mit Sl^rifto fol umbgeben.
3Ruftu toie feine bte^ auf X^ahot^ 1^6l^e leben.
85. 3) ein ÄÄr!er biftu felbft.
S)ie äBelt bie l^&It bid^ nic^t: bu f eiber bift bie SBelt,
3)ie bid^ in bir mit bir fo ftarl gefangen l^dlt.
[68] 86. ^u muftd aud^ felbft gewinnen.
@Dtt l^at tool gnug getl^an: bod^ bu tr&gft nid^td barbon,
äBo aud^ nid^t bu in gl^m erfriegeft beine 5{ron.
87. ^a^ geiftlid^e ISdud^elein.
3Retn Seib ift eine 6d^ar in bem ein ll&ud^elein,
93om ©eift ber @ta)igleit toil au^gebrüttet fe^n.
88. ®hzn t>om felbigen.
^ag arme 5l&ud^elein !(ud^ft unb pilt für unb für:
3Birb eis bann nid^t balb fel^n be^ ©ivgen Sid^teiS gil^r!
89. ®egen S(ufgang muftu fel^n.
i^eunb tpiltu an ^^m felbft bad Sid^t ber @ünnen fel^n
@o muftu bein ©efic^t l^in )u bem Aufgang brel^n.
90. 2)ie Untertoürfflid^feit.
S)er S3U<^ be§ Sül^ned @Ottd burd^Ieud^t in einem 9hin
3)ie $er^en, treidle ftd^ gl^m g&n^Iid^ untertl^un.
91. SDie®ebult.
©ebult ift über ®oIb: fte lan aud^ ©Ott begtoingen,
Unb toad ®r l^at unb ift gan^ in mein l^er^e bringen.
92. SDie gel^eimfte ©elaffenl^eit.
©elaffenl^eit fdl^t ®Dtt: ®Dtt aber felbft julaffen,
Sft ein Oelaffenl^eit bie toenig SRenfd^en faffen.
93. 2)er gel^eime ©OtteiS jlug.
@Ott !üft mid^ feinen @ol^n mit feinem l^eilgen @eift,
^enn er mid^ liebet ^inb in(Sl^rifto3®fu l^eift.
94. ©ins ift be( anbern 2:roft.
©Ott ift ber £id^ter £id^t, 9Rein ^et^lanb ift bie @onne,
äRaria ift ber 9Ron, i(^ gl^rer aller äBonne.
II, 95] «nbcrtc« «udj. 49
[69] 95. SDag 2amm unb au^ Uv £6to.
2öer attc« untertritt, unb attcS bultet fein, *
2)er mu^ ein Somm unb S6to in einem toefen fe^n.
96. SDer ®eifl ift eineXoube.
mavümh hai ®fdüt^ ©eift tt>ie eine "^avb' erfd^eint?
@r tl^utS, toeil @r, mdn Hinb bid^ gu erfeud^In meint.
97. 2)er ^eiTfien Xouben nÄft.
aöenn bu ein XhuUm Bift, unb !eine ®aUt l^ttft,
6o pnbefhi mein ©l^rift im ^er^en 3®fw raft.
98. am fid^erften am l&eften.
Sleud^ meine Xavbt fleud^, unb raff in Sl^rifti @eelen,
SBo toiCtu bid^ fonft l^in t)erbergen unb berl^6len?
99. 2)ie äBiebergüItige 2;duberein.
D iounber! (S^Ctt ift mir, id^ 3l^m ein 2;&ube(ein:
@d^au bod^ h)ie alle 3^^^ ^in anber @ineiB fe^n!
100. &xb 9iuf}, fo ruljfftu toieber.
SBenn ©Ctted T^aubt lan in beinem ^er^en rul^n,
Sßirb fie bir ioiberumb baf; ^er^e ©Dtti^ auftl^un.
101. 2)ie gel^eime Sberfd^attung.
3d^ mu^ ®Dtt^ 6d^loanger fein: fein @eift mu| ob mir
fd^toeben,
Unb ®Ott in meiner @eel ioal^l^afftig mad^en (eben.
102. ^a| &uf;re tr6ft mid^ nid^t.
äBaiS l^üfft mid^d ®abrie(, bag bu 9^ariam gr6fl,
SBenn bu nid^t aud^ be^ mir berfelbe Sötte bift!
103. S)ie geiftlid^e @eburt.
»erü^frt bidj ®Oüt^ @eift mit feiner toefenl^eit,
6o ioirbt in bir gebol^m baS jtinb ber @toig!eit.
[70] 104. IDie geiftlid^e ©d^io&ngerung.
3ft beine Seele 9Ragb, unb toie äRaria rein,
6o mu^ fie S(ugenblil^ t)on @Dtte fd^ioanger fein.
105. (Sin fHit^' unb aud^ ^in Rinh.
äBenn ®ott fid^ (a) ioefentUd^ in mir gebol^ren finbt,
@o bin id^ (Sßunber bing!) ein 9lieg* unb aud^ nn Stixth.
a. SBarl^af f tig . olf o toefentlid^e Suffe be^m Thaul.
inftit. c. I.
Ang. Silesios, Cherab. Wandenmann. 4
50 Sol^anniÄ «ngeli [11, 106
106. @rtoeitert muftu fe^n,
* ©rtoeitete bein SQnli, fo geltet @Ott barein:
2)u folt fein ^immelveid^, ®r toil bein JI6nid fe^n.
t07. SDie 9^eu0eburt.
$ai beine 9{eugeburt mit toefen nid^td gemein,
SBie !on fie ein 0efcl^6t)ff in ©l^rifto 3®fu fel^n?
lOS. S)ie S3raut ®Otte§.
ISinb iverbe ©CtteiS ^raut, entbeut)^ bid^ 3^nt aaetn:
SDu toirft fein« l&er^en« ©d^afc nnb er bein liebfter fein.
109. !^ie SBelt bergel^et nid^t.
@d^au, bife äBelt tjergel^t. äOad? fte üergel^t aud^ nid^t,
®8 ift nur ginftemufe toaS ®Dtt an jl^r gerbridjt.
110. SDie »erlUrnng.
3Jlein Seib ber toirb für ®Dtt toie ein ©orfunfel ftel^n,
^tnn feine grobl^eit toirb im f^euer untergel^n.
111. 3Ratia.
S)u ipreift äRariam l^od^: xA fage nod^ barbe^,
^a^ fte bie ^6ni6in ber Jl6niginnen fe^.
[71] 112. SCu^ unb ein, Oebdl^ren «nb
©ebol^ren fe^n.
SBenn bu in äßal^rl^eit !anft ou^ ®ott gebol^ren fe^n,
Unb toiber ©Ott geb&l^m: fo gel^ftu avi unb ein.
113. 3Ran fol bernünfftig l^anbeln.
i^eunb fo bu trinfen tvilt, fo fe^ bod^ beinen 3Runb,
äBie ein Semünfftiger red^t an be^ f^affed f)>unb.
114. ^ie ^reaturn finb gut.
SDu Hagft, bie Sreatum bie bringen bid^ in ^m:
SBie? muffen fie bod^ mir ein äOeg ju ©Dtte fei^n.
115. ^ie geiftlid^e Sagt.
9Bie iool ioirftu gejagt bon l^unben lieber Sl^rift:
@o bu nur toiUiglid^ bie ^inbin ©Dtted bift.
116. SDie befte ©efellfd^afft.
©efeUfd^afft ad^t' id^ nid^t: (B^ fe^ bann ba^ bad lltnb,
S)ie Jungfrau, unb bie 2^aub*, unb'8 Samm be^fammen finb.
117. SDie ®infam!eit.
^ie ®infam!eit ift notl^: bod^, fe^ nur nid^t gemein:
@o fanftu ÄberaU in einer SS^fiften fe^n.
II, 118] S(nberte« Sud^. 51
118. ®bitlx^ Seben.
3m faH btd^ niemanb red^t unb gnug betid^ten !an
9Bad ®6ttli(l^ £ebm fei^: fo f))nd^ ben ^od^ an.'")
*) itno^ l^eifi ein ©Ott ergebener.
119. @6tt(id^e gleid^l^eit.
(Sin ©Ott ergebner SKenfd^ ift ®otte gleid^ an fHu^,
Unb toanbelt ober 3^^ unb Ort in jebem 9hi.
120. Ttan j(t unb 2:rinfet ©Ott
äßemt bu Serg6ttet bijt, fo i^ nnb trinift« bu ®Ott,
(Unb bi( ift eioig toal^r) in jebem biffen S3robt.
[72] 121. 2)a( ©lieb l^at bef; ^eibed tvefen.
^ftu nid^t ^eib unb @ee( unb ®ei^ mit ©ott gemein:
Sßie !anftu bann m ©lieb im £eibe 2l®fu fe^n?
122. 2)ie geiftlid^e äßeinrebe.
3d^ bin bie (Reb* im @ol^n, ber ä^atter ))flan^t unb \pti%
^ie %tuä)t bie au^ mir to&(bft ift ©Ott ber l^eilge ©eift.
123. ©ebult l^at jl^r toarumb.
(Sin (Sl^rift trdgt mit ©ebult fein Serben, 6^reu^ unb $ein,
2)amit er etoig mag be^ feinem 3(Sfu fe^n.
124. ©Ott ift boHer Sonnen.
SBeil ber geredete SRenfd^ glAnft toie ber Sonnenfd^ein,
@o toirb nad^ biefer 3^ ®Ott boHer Tonnen fe^n.
125. S)u muft ba( ioefen l^aben.
©Ott felbft iftd ^immelreid^: toiltu in ^immel fommen,
9Ru^ ©Dtted ioefenl^eit in bir fe^n angeglommen.
126. 2)ie ©nabe toirb 92atur.
Stagftu toarumb ein (Sl^rift fe^ dtom, ©ered^t unb gfre^?
6o frageftu toarumb ein Samm !ein Flieger fe^.
127. Xa^ Siebft* auf biefer (Srben.
gragftu toad meine 6eel <m £iebften Ij^at auf ©rben?
6o toiffe baf ti l^eift: mit nid^tiS befielet toerben.
128. ^er iQimmel fielet ft&ttd offen
93er)toeif[e nid^t mein (Sl^rift, bu fanft in ^immel broben,
6o bu nur magft bar)u ein äR&nnlid^ ^ert^e l^aben.
129. (Sind ieben @igenfd^afft.
S)a( Silier toirb burd^ bie 9(rt, ber 9Renfd^ burd^ ben Serftanbt,
[73] ^er (^gel burd^ ba^ fc^aun, burd^iS toefen ©Ott be!anbt.
4*
52 3ol^anniS SCngeU [ü, 180
130. ®g mu^ ^ergolbet fein.
@l^rift aUed ioad bu tl^uft, bag üBerjeud^ tnit ®o(b:^)
@onft ift ®Dtt toeber bir, nod^ betnen SQöcrfen l^olb.
*) Oolb ber Siebe.
181. 'iflimh alfo, bo^ bu Ij^aft.
aWenf d^ nimbflu ®Dtt al8 ^roft, alg föffigf eit, unb Sid^t :
gQ3a8 l^aftu bann toenn %xo% 2xd}t, föffigfeit gebrid^t?
132. ®Dtt8 ®igenfd^afft.
2Ba8 ift @Dtt§ @igenfd^afft? fid^ in« ©efd^öjjff ecgieffen
aUgeit berfelbc fe^n, nid^t« l^oben, tooEen, toiffen.*)
*) SBerftel^e accidentaliter ober gufÄUiger toeife;
bann ivaS ®ott n)i( unb tDei|, ba^ n)i( unb n)ei6 er
toefentlid^. 2llfo l^^^** ^i^ ^^^ nid^tS (mit @igenfd^afft.)
133. 2)ie Oelaffen^eit.
greunb glaub c§, l^eift mid^ ®Dtt nid^t in ben §immel gel^n,
@o h)il id^ lieber Ifiier, auc^ in ber §6tte ftel^n.
134. 2)ie ©leic^l^eit.
2Ber nirgenbS ift gebol^rn, unb niemanb toirb belaubt,
2)er l^at aud^ in ber ^bU fein liebe« $ater(anb.
135. a^ie ©elaffenl^eit.
3d^ mag nid^t Ärafft, ©etoalt, Äunft, SQSei^l^eit, SReid^tl^um,
©d^ein :
3d^ h)il nur al« ein Äinb in meinem SSater fein.
136. @ben öon berfelben.
@el^ au% fo gel^t @ott ein: @tirb bir, fo (ebftu ©Ott:
@e^ nic^t, fo ift e8 ®r: t^u nid^tS, fo gfc^id^fS ©ebotlj».
[74] 137. ©d^rifft o^ne ®eift ift nid^t«.
a)ie ©d^rifft ift ©d^rifft fonft nic^t«. 3Äein Xroft ift Sßefenl^eit
Unb bafe ®Dtt in mir f^ric^t bag 9Bort ber @toig!eit.
138. a^er ©d^6neft' im §imme(reid^.
a)ie ©eele, toeld^e l^ier nod^ Heiner ift al« Hein,
3Q3irb in bem ©immelreid^ bie fd^6nfte @6ttin fein.
139. 3Bie fan man (Snglifd^ fe^n?
Äinb ioiltu ©nglifdSf fel^n, fo !anftu eS bereit:
9Bie bann? fte leben ft^td in unannel^mlid^feit.
140. S)ie ©elbft't)ernid^tigung.
9{id^t« bringt bid^ Aber bi4 al« bie Sernid^tigleit:
2öer mel^^r SSernid^tigt ift, ber l^at mel^r ®6ttlid^feit.
II, 141] «nbcrtcS »ud^. 53
141. a)er @runböclaffcnc.
@in ©runbgelaffnev SRenfd^ ift (Sloig fve^ unb ©in:
^an auc^ ein Untetfd^eib an jl^ unb ®Dttt fein?
142. 3)u mufi ed felber fe^n.
grag nid^t toai^ ®6ttlid^ fe^: 3)enn fo bu ed nid^t bift,
<So toeiftu eis ncd^ nid^t, ob bud* gleid^ ffbxfi mein (Sl^nft.
143. 3n @Dtt ift alle« ®Dtt.
3n @Ott ift aDed ®Dtt: @in ein^igd 9i^6nne(ein,
3)a^ ift in ®Ctt fo biel ald taufenb @Dtte fein.
144. ^a» ift ©etaffenl^eit?
äßad ift ©elaffenl^eit? gd^ fag' ol^n ^eud^ele^:
^a| eis in beiner @eel bet ioiDe 3@fu fe^.
145. 3)a^ toefen @Otted.
9Bad ift baiS toefen @Cttd? Sragftu mein Angigfeit?
2)od^ toiffe, btt^ eS ift ein' Äbertoefenl^eit.
146. ®Dtt ift ginfternufe t>nh Siedfft.
©Ott ift ein lautrer Sli^, unb aud^ ein ^unüeg nid^t,
Xa^ feine (Kreatur befd^aut mit jl^rem Sid^t.
[75] 147. ^ie ©toge ©nabentval^I.
9id) jtoeifele bo(^ nid^t: @e^ nur au^ @Dtt gebol^rn,
@o biftu etoigltd^ }um 2thtn augerfol^m.
148. SDer arme im ©eift.
©in toal^rer armer äRenfc^ ftel^t gan^ auf nid^td getid^t:
@ibt @Dtt il^m gleid^ ft^ felbft, ic^ toeif; er nimbt jl^n nid^t.
149. 3)u felbft bift ade 2)inge.
98ie magftu toad begel^m? bu felber fanft aUein,
2)er iQimmel unb bie ®xh\ unb taufenb ©ngel fein.
150. a^ie a)emut ift bir SfJotl^.
@iel^ nur fein unter bid^: bu fleud^ft ben ^lüi ber 3^^,
9Bad meinftu bann ju fd^aun in SSIi^ ber ©ioigfeit.
151. 2)e^ ©l^riften ©belfted.
f&a^ ift bag ©belfte? 3Bad ift bag feim^erlein
2)e^ S^eugebomen ©l^riftd? gl^m aHjeit gleid^e fein,
152. Xai «llergettlid^fte.
Itetn bing ift ©dttlid^er (im fad bu eiS !anft faffen,)
9(Id ie^t unb etoiglid^ fl«^ nid^t beilegen (äffen.
54 gol^anniS «ngeU [II, 153
153. 2)ie ©tvtglett.
äBad ift bie (Siotgleit? 6ie ift nid^i bi^, ntd^t ha%
3lidii 3lun, nic^t gd^td, nid^t 9{id^t8, fie ift, id^ toeig nid^t toad.
154. @in @tetn gel^t füir bie (Sonne.
3d^ frage nid^t fo k)iel nad^ taufenb @onnefd^ein,
äBenn id^ nur mag ein Stern inn Stugen 3®fu fein.
155. @d ligt an bir allein.
^d^ SRenfd^ t)erfdum bid^ nid^t, ed ligt an bir allein,
Sipring auf burd^ @Ott, btt tanft ber gr6ft' im $immel fein.
[76] 156. ®Dtt fennt man burd^ bie @onne.
^ie @onn ift nur ein ©laft, unb aUeiS Sid^t ein fd^ein:
äOad mu^ bod^ für ^n Sli^, ®ott meine @onne fe^n!
157. @Ott fd^auet man an fid^.
äBie ift mein ©Ott geftalt? ®el^ fc^au bid^ f eiber an,
9Ber ftd^ in ®ott befd^aut, fd^aut ®ott toarl^afftig an.
158. S)ie @eele !ombt t>on ©Ott.
^ie @eel ift eine glamm au^ ©Ott bem S3li^ gegangen:'*')
9ld^ folte fie bann nid^t in gl^n gurüif gelangen.
'*') intellige creaturaliter.
159. 2)er ©eift ift ton bad 38efen.
SDilein ©eift ift toie ein fe^n: er al^nt bem toefen nad^,
Son bem er urgeftanbt, unb SlnfangS auggebrad^.
160. SDer ®eift ftirbt nimmermel^r.
SDer @eift lebt in ftd^ felbft: gebrid^t jl^m gleid^ baiS :8id^t,
(SBie ein berbam})ter toirb) fo ftirbet er bod^ nid^t.
161. 3m jnnern SBol^nt man iool.
aOBa« meine« ®eifleg ®eift, mein« toefen« toefen ift,
IDag ift«, ba( id^ ffir mid^ ^ur SBol^nung l^ab erlieft.
162. hinein fel^r beine Stral^len.
9ld^ feiert nur meine Seel jl^r f^lammen umb unb ein!
@o toirb fte mit bem S31it balb Sli^ unb ©ineiS fein.
163. ©Ott werfet ioie ba^ getor.
2)ag fjfeioer fd^meltit unb eint: ftndftu in Urf))rung ein,
@o mafi betn ®eifl mit ©Ott in ©inS gefd^mel^et fein.
164. ^ie Unfd^ulb brennet nid^t.
©ntfd^ulbe bid^ burd^ ©Ott: bie Unfd^ulb bleibt beioel^rt,
Unb toirb in @toigIeit üon leiner ©lutt bergel^rt.
n, 165] «ttbetied »tu^. 55
[77] 165. ein 2:r6))ffretn ifi genug.
IBer nur ein trit>ff(etn SbtitS aui (Sl^rtfio !an genieffen,
2)et mu( gant feeliglid^ mit 3)^ in 0Ott getfliffen.
166. ^ie »o^l^eit l^at fein tiefen.
3Renfd^ tvenn bu burd^ bad S3Iutt be( £ammed bifi genefen,
@o Mftu etoigli(9 fein b^fet SRenfd^ getvefen.
167. a)et 3»ittler ift nur 3®fu«.
3(9 tveiB fein mittel nid^t al8 meinen 3®fum @^rifi:
eein ^lutt bat ijtd, in bem fi^ ©Ott in mid^ ergift.
168. ®ind ift fo 9ilt ald bag anbre.
(&m Rinh, ba^ auf ber SBelt nur eine Stunbe bleibt,
^a| ioirb fo 9ili, a(d man Mathnlalem befcl^eibt.
169. 2)ie ©(ei^l^eit fd^auet ©Ott.
SBem nid^td tpie aUeS ift, unb aUeS toie ein nid^td:
^er ioirb getpfirbiget be^ Siebften 9(ngeftd^td.
170. 2)ie fd^e^bung mu| gefd^el^n.
XU Unfd^ulb ift ein @olb ba| feine ed^Iaffen l^t:
(Sn^eud^ bid^ au^ bem S^, fo biftud' in ber tl^at.
171. a)er 3lbler f leuget l^odj.
3a n>er ein älbler ift, ber fan ftd^ tool erfd^ioingeri,
Unb ober Bttap^im burd^ taufenb $immel bringen.
172. ein Phoenix fol man fe^n.
3<9 toil ein Phoenix fe^n, unb mid^ in ®Dtt verbrennen,
3)amit mid^ nur nid^td mel^r t>on 3^ine f6nne trennen.
173. 2)ie 6d^load^en m&ffen toarten.
2)u armes S6ge(ein, fanftu nid^t felber fliegen,
@o bleib nod^ mit ©ebult big bu mel^r frafft J^ft (igen.
[78] 174. (Sd loil geübet fe^n.
Serfud^ mein 2:&ubelein: mit &bung lernt man biel:
IBer nur nid^t fifen bleibt, ber fombt bod^ nod^ aum 3t^(-
175. a)er ®eift ffil^rt in bie Sßfifle.
Itanftu bid^ auf ben ©etft in beinem ^e^lanb fd^toingen,
6o loirb er tid^ mit fic^ in feine äB6fte bringen.
176. Seftdnbig mu( man fel^n.
SerftoiSt ift l^alb berlol^: bod^ toer im gutten fan,
^in 6tof unb (S^fen fe^n, fielet auf be^ Bebend bal^n.
1
56 gol^anniS SCiißeli [11,177
177. ®g toitb nid^t all^ getid^tet.
2)te SRenfd^en bie in ®ott mit ©l^rifto flnb k^erfd^lungen^
6inb burd^iS ©erid^t' unb 2^ob gan^ fcelig burd^gebrungen.
178. sei« fielet im 3d^ unb 3)u
(6d^6>)ffer önb ®efd5f6j)ffe.)
9{id^td ift ald 3d^ unb S)u: unb toenn ioir gioe^ nid^tfein,
eo ift ®Dtt nid^t mel^t ©Ott, unD fÄttt bet i&immel ein.
SBefil^e ben Segil^rer am @nbe.
179. ®^ fol ein @inigi^ werben.
^d^ ja! h)dr' id^ im ^u, unb ^u im id^ ein @in!
@o m6d^te ^aufenbmal^I bet ^immel ^immel fein.
180. 2)er äRenfd^ ift nid^td, ©Ott allei^.
2|d^ bin nic^t ^d) nod^ Xu: SDu bift tool 3d^ in mir:
^rumb geb id^ bir mein ©Ott aKein bie @l^rgeböl^r.
181. a)er ©Änber ift öerblenbt.
2)er ©Änber pelzet ni(^t: ^a mel^r er (aufft unb rennt,
3n feiner ©igenl^eit, je mel^r et ftd^ öerblenbt.
[79] 182. ®Dtr ift alle« gegentodrtig.
@$ i|t fein SSür nod^ 3lad): toa^ äRorgen fol gefd^e^n,
^at ODtt t)on ©toigfeit fdjon toefentUd^ gefel^n.
183. 3n ber mitten fil^t man aUed.
@e^ bid^ in 9Rittel))unct, fo fil^ftu aUd 3ug(eid^,
äßaiS je^ unb bann gefd^id^t, l^ier unb im iQimmelreid^.
184. ^er ©l^erubin fd^aut nur auf
©Ott.
Sößer Ij^ier auf niemanb fil^t, a(8 nur auf ®Dtt allein:
Sßirb bort ein S^l^erubin be^ feinem^l^rone fein.
185. 2)er @ol^n unb ©nabentl^ron.
9Beg mit bem @d^attenftul: ber @ingebol^me @ol^n
3fk nun in mir ba^ felbft, unb mein S5erf6l^nung8tl^ron.
186. 3Ran fol ®Dtt nit berfud^en.
@e^ 3^(9% Jleufd^ nnb @tiE: mv unbebad^tfam rennt,
^irb t)on ber 9?a]efl&t geftfir^et unb t>erbrennt.
187. 3d^ barf fein gerrn^Oefid^t.
greunb, fo id^ f&r mid^ felbft lan in bie toeite fel^n:
ä&ad barf ed bann erji burd^ bein ferm^efid^t gefd^el^n?
H 188] «nbcrte« »ud^. 57
188. SKait mi|t ba( toefen nid^i.
dd t{i fein Anfang nid^t, ed ift aud^ nid^t ein @nbe,
Itein 9]>{itte(^unct nod^ ittei^, toie id^ mid^ immer tvenbe.
189. IDer Slnfanfl finbt ba| @nbe.
SBann ®Dtt fid^ mit mir ^enfd^ k)eretnigt unb DerMnbt,
@o ft^t ber 9[nbegin, ba^ er fein @nbe finbt.
190. Son @Ott.
@ott ber geneuft ftd^ felbfi: toirb feiner aud^ nid^t fatt,
IBeil @r an ftc^ allein bie 1^6d^fte gnfige l^at.
[80] 191. Serbotl^ned mu^ man me^ben.
SBer fxäf nid^t mit ber f^rud^t bie @ott k^erbot^en f)>eift,
IBirb aug bem ^arabei^ nid^t einen tritt bertoetft.
192. 9ied^tfd^affen mu( man fet^n.
fläf Sruber toerbe bod^: toai Meibftu 2)unft unb @d^ein?
IBir mfiffen tvefentlid^ ein 9{eue8 toorben fe^n.
193. 2)er Sieg ift ta)efentHd^.
9Kenf(9 ta)eil ed nid^t im tooUn nnb eignen Sauffen (igt,
Bo muftu tl^un toie @Ott, ber ol^ne totXitn ^i^t.
194. 2>a^ £id^t gibtiS jn er!ennen.
9tf^, ruff bem SRorgenftern: benn toann ber Xa^ anbrid^t,
@o fielet man erft red^t, toad @d^6n ift ober nid^t.
195. 9legiern ifi lt6niglid^.
Skr tpol regieren fan im @treit, in ^^eub* unb $ein:
2)er ta>irb in ®otted 9leid^ @in etoger Ithtig fein.
196. 3)ie 3)emut ift fel^r gut.
3(9 mag !ein ^6nig fe^n: unb fo id^ ed je mu(,
@o ta)erf id^ mid^ bod^ ftrafd mein @Ctt für beinen 3u|.
197. SerC&ugnung feiner felbft.
$(Srr nimb bie Itrone l^tn: 3<9 toei^ ja nid^td bem 3Rein:
S^ie fan fte bann mit red^t mein* unb nid^t beine fein?
198. ®Dtt f)>ielt mit bem ®efd^6))ffe.
2)i6 aSed ift ein 6^tel, baf; gl^r bie ©Ottl^eit mad^t:
Sie l^at bie Kreatur umb gieret tüiUn erbad^t.
199. aiud^ ®Ctt berldugnet fid^.
SBenn @Ott aum ^eilgen f))rid^t: bu bu l^aft SRid^ er^il^tt:
[81]@ag, ob er ntd^t mit jl^m red^t ber Serl&ugnung ftnelt?*^)
Mattb. 25. *) äBeil @Ctt i^m ®nabe unb Itrafft
58 gol^annt« «nöeU [1, 199
batgu gegeben; ober eSfelbfi burd^ feinen ©eiji injjl^m
bem 9Renf(^en getl^an.
200. SDie Slufgegebenl^eit.
9Bev feine @ee(e ffat t>erIol^ren ttnb t)ergeben,
S)er !an gan^ feeliglid^ mit ®Dtt bie toette (eben.
201. a)er aÄenfd^ unb ber onbre ®Dtt
©Oö gtüifd^en mir unb ©Dtt ben eingen Unterfd^eib?
®g ift mit einem 3Bort, nid^tg aU bie ^(nberl^eit.
202. SCireine fe^n gleid^t @Dtt.
9Ber ft&td aUeine lebt, unb niemanb toirb gemein:
SDer ma% ift er nid^t ODtt, getoig S3erg6ttet fein.
203. SDie 3)emut fteigt am $6d^ften.
SBer in ber Xtrmt ®0m am ttefften ift t)erfunfen,
^er ift ber l^id^fte ®Ian^ au^ allen $immeIiSfun!en.
204. S)cr SWenfdJ Smmanuel.
Sßer ft&tiS in fid^ bie @d^lang' unb ^rad^en lan ermorben,
3)er ift 3*«*"«""^'^ i" ^W^o 3®fu toorben.
205. 2)a^ Sdfe fd^e^b t)om (S^utten.
3^ «utter ife mein Äinb, unb $6nig (®Dtt) babel^ :
^amit bu lemft ioie 56^* unb gutt gufd^e^ben fei^.
206. ©in 3Rann unbaud^ ein jtinb.
®in aRonn ifl nid^t ein Äinb: bod^ toiffe baß ein SÄann
@o bu nur toilt in bir mein Äinb, tool Seben fann.
207. ®Dtt ift in bir baß Seben.
m^i bu bift ber ba lebt: benn baß ®efd^6))f ift Xob,
^aß £eben, baß in bir bid^ leben mad^t ift ©Ott.
[82] 208. ©elaffen mnß mon etoig fe^n.
SBer aud^ im ^arabiß nid^t nodj^ fol untergel^n,
^er 3Renfd^ muß etoiglid^, aud^ ©Otted, lebig ftel^n.
209. ^ie n^al^re Sebig!eit.
^ie ioal^re Sebig!eit ift tvie ein ebled %a%
SDaß 92ectar in fid^ l^at: @d l^at, unb toeiß nid^t ioaß.
210. SDie ®6ttlid^e $eiligleit.
Wltn^df, iftiS bein @rnft, bu fanft ol^n allen falfd^en 6d^ein,.
@o heilig unb geredet, ald ©Ott bein 6d^6))ffer fein.
11,211] 9nberte9 9u(l^. 59
211. 9Ba9ifi bie ^eiligfeit?
l:^ »edjtfdjoffne $nliö!ett t^ tote tin gulbne« ©lai
Xut^aai politt unb rein. ®el^, unb bettad^te bag.
212. eed^d 2)in0e fe^nb nur @in9.
»ot^i, tote ein aRenfdJ uttb ®Dtt, ein 86to, 2amm, 3WeJ',
unb Itinb,
3n einer Sreoiut ein einigd toefen ftnb.
213. ^ie 9B6ttlein 9ug unb (Sin.
3toel^ a36rt(ein lieb xdf fel^r: fte l^eiffen Hu^ unb (Sin:
SLu^ fdahtl, unb ou^ mir, in (^tt unb 3(ifum ein.
214. X'xt 9Ber!e gelten gleid^e.
$ab feinen unterfd^: l^eifl ®ott ben 9H{1 berfüi^ren,
2)er (Sngel tl^utd fo gern ali rul^n unb äRuftciren.
215. 3Ran mu( fid^ red^t bequemen.
Sßer ftd^ 3tnn Slufgang feiert, unb toartt auf feinen ©Ott,
3n bem lombt balb l^erfür ba^ gn^ge SRprgenrotl^.
216. aSad l^eiffet ®ng(ifd^ Seben.
Stein, Sanier, g*Iaffen fet^n: red^t lieben, bienen, fd^auen,
$eifi tool mit guttem red^t ein @nglifd^ leben bauen.
[83] 217. 2)er Hd^tmalfeelige.
Be^ hungrig, ^rm, unb €anfft, 9arm^er|ig, f^^ebUd^, 9iein,
»etrübt, ©erfolgt umb ®Dtt : fo !anfku f eelig fein.
218. ^ie 9Bei^^eit toirb gemeiftert.
(a) ^ie äßeif^eit tobelt nid^td: fte aber mug allein
Unb jl^rer (Ereatur fo offt getabelt fein,
(a) tlnb &Oii fal^e, t>a$ ed alled gutt toar, toaS @r
gemad^t ^aitt.
219. 2)ie gutten SBerfe.
SRit @)>eife, 2:ranl unb ^roft, Sel^erbrigen, Sefle^ben,
Sefud^en in ber 92otl^, l^eifi ®Dü^9 S&mmlein toeiben.
220. Sßad^en, Mafien, IBetten.
^re^ SBerfe mug man tl^n, toenn man für @Ott toill tretl^en,
@r forbert fonfi aud^ nid^td: ald SBad^en, haften, IBet^en.
221. @Dtt fielet nur jtoel^ ^inge.
3toel7 ^inge fil^t nur @Dtt, ben 9oI, unb mid^ fein Samm:
Som Söffe fd^el^bet mid^ @in (Singe Siebedflomm.
60 gol^anni« «ngeli [II, 222
222. @g mu^ ©etoud^ett fe^n.
^ned^t tDud^re ba^ bu i^aft : benn toann ber ip@rr tt)irb fommen:
@o toirb bon j^m aUetn ber äOud^rer angenommen.
223. ©Ott riebt bie Äeufd^l^eit fe^r.
a)ie Äeufd^eit ift be^ ®Dtt, fo frÄfftig, toel^rt unb rein
SKiS taufenb Sitten für einer Xul^e fein.
224. 3)ie liebreid^e Suffe.
^eitnb fo bu ia nid^t ta)i(t ein gunggefeUe bleiben,
@o ivoQe bid^ bod^ nur mit SOlagbalen betreiben.
[84] 225. 3)ie geuer--2:auffe.
©etauffet mu^ man fet^n: toen ©eift unb gfeuer !aufft,
S)er iftg ber ©toiglid^ in !einem $fu( erfaufft.
226. 3)ie 2:auffe.
^d^ @ünber tro^e nid^t, ba^ bu getauffet biß:
iDie fd^6nfte Silge toirb im jlotl^ ju Jlotl^ unb 9!2ift.
227. 2lud^ baröon.
SBai» l^ilfft bid^i» ba^ bu bift mit äßaffer abgetoafd^en?
So bu in tir nid^t b&m^ffft bie Suft t)om ^otl^ junafd^en.
228. 92ur eins ta)i( ®Dtt t)on un^.
@in ®in|igg 9Bort f^rid^t ©Ott ju mir, )u bir, unb aSen,
2ith: tl^un toir ba^ burd^ 3^«/ ^^^ muffen jl^m gefallen.
229. ^ai 93i(bnu^ l^a(t in @l^ren.
e^e^ftu bie 93i(ber an, unb bift bod^ felbft ein »i(b?
äßaiS meinftu bu bann bon bir, toie bu bef teilen toxlf^
230. S)er Sebendbaum.
@o( bid^ beg 2thtn^h<üm befre^n t)on ^obdbefd^toerben,
@o muftu felbft in ©Ott ein Saum beg bebend tverben.
231. 3)ie @onnentoenbe.
Sertounbre bid^ nid^t gfreunb, ba^ id^ auf nid^tiS mag fel^n,
2id^ mu^ mid^ allezeit nad^ meiner Sonne brel^n.
232. ®rün unb äßei^, l^at ben $rei^.
3toe9 (^rben l^alt' id^ l^od^, unb fud^e fie mit flei^:
@rän in ©ered^tigleit, in (S^riffci Unfd^ulb SBei^.
233. ^ie 2:ugenb lebt in 2itbt.
gürtoar bie 3;ugenb Mi, itf} fagd ol^n beutelet;
igieb, unb fo ftl^eftu, ba^ Sieb j^r Seben fei;.
11,2341 Unberted »ud^. ^1
[85] 234. ettob^U toad bu toilt.
2ieB' %t Me Khiigin, bie ^ugenben Sungfratoett,
^ie SR&gbe SBevI unb 2^: toem toUtu bid^ t>erirauen.
235. ^ie 0e^eimbe SRdffigfeit.
Skr fernes 2)tn0d giUnet, in ftd^ pfit^t eitigufaitffen:
9ud^ @ottd*) (betftel^ tmd^ red^t) ben mu^ id^ mdffig tauffen.
*) denotatur hie ^la Spiritualis.
236. gftiebreid^ ^eift ©otted 6o^n.
92enn mid^ itu^t @era^l^in, ntd^t Sl^erubin, nid^tS^^ron:
3i^ teil ber gNiebreid^*) fe^n: benn fo ^eift @ottted @ol^n.
*) beati pacifici, quoniam filij Dei vocabnntur.
237. @Dtt tot( t)o((!ommne ^aben.
®tttii>ad^fe bir mein ^nb: toiltu {u &bü l^inein:
@o mu^ bor ein Ttann boOfomned Ulterd fein.
238. Hug 2:ugenb todd^ft ber triebe.
^riA i{i ber S^ugenblol^n, il^r enb unb Unterst,
^ Sanb unb ^erligfeit: ol^ j^n jerftdubt fte bolb.
239. ^er jnnerlid^e ^vitht.
3n ftd^ mit (Butt unb 92enfd^ befriebigt fei^n unb (^n,
^a^ mai, be^ gutter ^reti>, ^eb fihtt ^ebe fein!
240. 2)er ®bttlxd}t triebe.
Sld^! toer in <^tt fein @nb, unb feinen Bahbatf) lommen,
^er ift in ^eben felbft Serformbt unb ouffgenommen.
241. ^ie Sierfad^e übertoinbung. -
iRU lifiigreii @ebu(t, ©el^orfam, wafft^eit,
et^hit^ toieber bid^, (SDU, Seit, unb ^nb ben Streit.
[86] 242. gerufarem ligt mitten.
Ser in ber mitten (igt, unb lad^t gu @^ott unb $ol^n:
^er ift 3erufa(em be| Itönigd @tabt unb ^^ron.
243. a)ie 6anfften finb bieSdmmer.
3Ben toeber (»Ott noA ^nb bringt aui ber ©anfften
Drben,
2>er ifl nu ganf ein 2amb im £amme 3i^u tporben.
244. Serad^tet fel^n bringt SBonne.
«erlai^, »erteffen fte^in, biel let^ben in ber Seit,
9lid^t§ ^aben, l6nnen, fe^n, ift meine ^errlic^fcit.
62 Sol^anntö ^n^tli [II, 245
245. Xu ©Dtt^cit ift meine ai^utter.
Slu^ ®Dtt bin id^ gebol^rn: iftiS o^ne beutele^:
®o frage mid^ nur nid^t toet meine Shttter fe^.
246. 2)er a;cufeL
^er Teufel ^6ret nid^tö, alS S)onnem, ))oltent, Ivad^n:
^rumb '!anftu jl^n mit Suft burd^ @anfftmutl^ t^6nd^t mad^en.
247. iDu lanft bem geinb t)ergeben.
Entbrenne bod^ miin ^inb, unb fe^ ein 2xd)t in ©Ott:
@o biftu »elialS ©ifft, ^infternü^, unb ^ob.
248. Xxt etilU gleid^t bem otogen
nid^t.
92id^tö ift bem md)t^ fo gleid^ aU ©infamfeit unb etiKe:
^e^toegen toil fie aud^, fo er toai u>il, mein äBiUe.
249. S)er Teufel fid^t !ein :Bid^t.
ä»enfd^ mu hid) in @Ott, t^erbirg bid^ in fein £id^t:
3d^ fd^toel^re bir be^m gal^, ber Teufel fil^t bid^ nid^t.
250. Xit @anfftmut^ aeigt eiS an.
^an id^ an beiner ^l^ür bergolbet Oell^ol^ lennen:
@o ta)i( id^ bid^ be^ ^lü^ ben Xtmptl @otteg nennen.
[87] 251. (6i mu^ bon ©Ott ^erfommen.
@0l meine 2ampt 2v^i unb lautre @tral^(en fd^iffen,
@o mu^ ba^ Oel au^ bir mein (iebfter 3®fu flieffen.
252. ^ie l^6d^fte benebeiung.
^ein SRenfd^ l^at jemals ©Ott fo ^od^ gebenebeit,
SIU ber 3^m, ba^ er i^n inm Boffn gebüel^rt, i;»erleil^t.
253. a^it mel^ben mu^ man ftreiten.
$afht l;»ertoorffen^eit, l;»erad^ten, meiben, fliel^n,
@o lanftu tl^urftigli(^ mit @Ctt ju f^Ibe ^ie^n.
254. Xa^ @era^l^inifd^e Seben.
Slu^ £iebe ge^n unb ftel^n, ikh dtl^men, reben, fingen:
$eift feine Sebend^eit ioie @era))l^im (»erbringen.
255. Sünff Staffeln finb in ®Dtt
Sünff Staffeln ftnb in ®Ott: itned^t, ^eunb, @ol^n, IBraut,
©emal^l:
9Ber ioeiter iombt***), l;»ertoirb, unb toei^ nid^td mel^r l;»on 3<^^
'*') annihilatar, ä feipfo diffluit, deficit &c. fc: moraliter.
n, 256] 3(nbetied »ud^. 63
256. 9ltd^t« Unteini» lombt für ©Ott.
ÄdJ SRenfdJ toerb* überformt: fürtoar bu muft fo fein
9ür ®Otted «ngefic^t, a» Sl^rifH (Seele fein.
257. a)u aud^ muft für Sl^n Sterben.
3)et Ferren ©l^rtfü 2:ob l^ilfft bidj nic^t el^ mein (E^xi%
mi mdf bu felbp für gi^n in gi^m geftorben bifj.
258. iDie ©tDigleit.
3m faa btc^ (Anger bünft bte ©toigleit aU 3eit:
@o rebeft bu von $ei;n unb nid^t bon 6eeliefeit.
64 3ol^anm8 3CngeIi [III 1
[88] ©rittet 93uc^
©eiftretd^er Sinn* unb
©d^Iu^-Sleittie.
1. 2luf bic Stxippt 3®fu.
^ii ^olii ift {6ftUd^er als ealomonig 2:i^ron:
SBcit bretn gelcget toirb ber toal^re ®Dttc8 ©ol^n.
2. Über ben @tall.
^äf tilget lel^r ^ier ein, bet @tall )u i^ettl^Iel^em
3ft beffer a(g bie 9urg unb @tabt Serufalem.
^u ^erbergeft l^ier tt)o(: tt)ei[ ftd^ bag ©tvge jlinbt;
SOlit feiner Jungfrau ^raut unb Tluiitx Ijiier befinbt.
3. ^n bie Sungfrato Sßarta.
@ag an, D tvel^rte 9^au, ^at bid^ nid^t augerfol^rn
9)ie ^emut, ba^ bu ®Ott empfangen unb gebol^m?
@ag, obg n>ag anberd iß? iDamit aud^ id^ auf ®rben
^an eine äRagb unb IBraut unb SJ^utter @otteg toerben.
4. ®in ©euff^er.
Tlan legte ©Ott aufiS @tro, ald ®r ein 9J2enfd^ toarb, l^in:
S(d^ ba^ id^ ntd^t ba^ $eu unb @tro getoefen bin!
5. S(n ben ©elei^rten.
3)u gröbelft in ber Sd^riffl, unb metnft mit Älügele^
3u finben @Dtted @ol^n: 9(d^ mad^e bid^ bod^ fre^
$on bifer @ud^t, unt fomm in Stall ji^n felbft in läffen:
@o toirftu balb ber JIrafft beg toel^rten 5hnbd genieffen.
[89] 6. 2)ie ®Dtt8 getoürbigte Einfalt.
Xttttt bod^, n>aiS ^emut ift ! fe^t bod^ tvaS Einfalt lan!
3)ie $irten fd^auen ©Ott am aUeterften an.
3)er fil^t @ott nimmermel^r, nod^ bort nodj l^ier auf ®rben,
S)er nid^t gang jnniglid^ begel^rt ein $irt gu toerben.
7. ^a^ tool^lbetl^aute $eu.
5lein SSiel^ l^at beffer S^m, toeil @ra^ todd^ft, je genoffen,
3llg toaiS mein gefulein ber ikmfte l^at begoffen
9Rit feiner HAglein tl^au: gd^ b&d^te mid^, allein
^urd^ biefe ^ofl geredet unb ©ioig fatt ju fein.
8. ^ie feelige Sflad^tftille.
3Rer!, in ber ftttten Slad^t toirb ®Dtt ein Äinb gebol^m,
Unb toiberumb erfe^t, toaS ^bam l^at berloljim:
m, 8] a>tttte« »«dji. 65
Sft beine SeeKe U\U, unb bem ®efd^6^ffe 9laci^t,
@o tottb ®Dtt in bir SRenfd^, unb aUti toieberbtad^t.
9. Hn bie Wirten.
®teb SCnttooti lieber Soll, toad ^aftu bod^ gefungen
Sltö bu in &iaU eingingft mit bcn erbebten Sangen,
Unb ®Ott ein Jhnb gefel^n? ^a^ aud) mein Sefulein
3Rit einem Ritten Sieb bon mir 9e))reift lan fein.
10. a)a^ Unerl^6rte ffiunber.
@d^aut bod^ i^r (ieben fd^attt, ^ie Jungfrau f&ugt ein Stint,
Son tDeld^em id^ unb fte, unb t^r, gef&uget finb.
11. ^er eingemenfd^te ©Ott.
®Dtt trinft ber aRenfd^l^eit ^ild^, (&fl feiner ©Ottl^eit 9Bein :
äßie folt er bann nume^r nid^t gar burd^äRenfd^et fein.
12. @9 tr> unb n>irb getragen.
^ai äBort ba^ aUed tr>, aud^ felbften ®Ott ben 9Uten,
9Ru$ l^ter ein gungfr^ulein mit j^ren drmlein l^alten.
[90] 13. 3d^ bie Urfad^.
eag aUerliebfted Jlinbt, bin id^g umb ben bu tDeinft?
^df ja bu ftel^fi mid^ an: id^ biniS tool ben bu meinft.
14. ^üffungS ääegierbe.
Sld^ la^ mid^ bod^ mein j!inb mein ®Dtt an beinen Soffen,
3lux einen 9(ugenb(if ba^ minfte SrünlUin füffen.
3d^ toei^ toerb' id^ bon ^ir nur b(o^ berül^ret fein,
2)a^ ftrafd berfd^toinben toirb, mein', unb aud^ beine $ein.
15. 2)er befte )2obgefang.
Singt fingt jl^r ®nge( fingt: äRit l^unbert taufenb Sangen,
äBirb biefed toel^rte itinb nid^t toürbiglid^ befungen*
Hd^ m6d^f id^ o^ne 3ung, unb o^ne @timme fein!
3d^ tDdfi id^ fdng' j^m ftrald ba^ liebfte Siebelein.
16. ®r mir, id^ 3l^m.
SBitt, @Ott toirb mir ein jlinb, ligt in ber Jungfrau 6d^o^,
2)a^ id^ jl^m toerbe ©Ott unb toad^d jl^ gUid^ unb gro^.
17. Um 92^d^ften am beften.
aitenfd^ toerbe ©Ott bertoanbt au^ äBaffer, Slutt unb @eift,
Huff ba^ bu ®Dtt in (SMDtt au^ ©Ott burd^ ^tte feift.
Sßer jl^n Umbl^alfen toU, mu^ j^m nid^t nur aSein,
IBefreunbet, fonbem gar fein Kinb unb 9Ru(ter fein.
Ang. SilesiuB, Ghemb. Wandersmaim. 5
66 So^annid ^ngea [HI, IS
18. S)ie BetDeglid^fte äRufüa.
O fe^t, bag liebe itinb toie e9 fo füffe toeintl
^a( alle @t6ffer(ein $et(«0runb<beii>e0lid^ feinb.
Sa^ bod^ mein 9ld^ unb D in beinS ^ennengt erfd^allen,
2)a^ ed für allem tl^on @Dtt f6nne SBolgefaUen.
[91] 19. 3)ie feelige Ubersfotmung.
3d^ tal^te bit SSetformt ind 3@fuUin au iDetben,
äßeil bu begel^tft }u fet^n erl6fet l;»i)n befd^tvetben.
äßem 3®fud l^el^en fo(, t>om Seuffel, Sob unb $ein:
^er mu^ äBarl^afftig aud^ gan^ eingeS^fet fein.
20. ©D^S^SRenfd^.
3e ben!t bod^ @ott tpirb id^, unb !ombt ind ®Ienb l^er,
3luf ba^ id^ fomm ind 9leid^, unb m6ge metben @t!
21. ®Ott ift ein itinb, toarumb?
^er @n>ge ®DtteiS@ol^n toirb l^eut erfl Jtinb genennt,
^a @r bod^ taufenb ^affx ben SSattet fd^on ge!ennt:
9Barumb? @¥ toat fein Jtinb. 3)ie SRuttet mad^tö allein
^a^ ®¥ tt)atl^afftig(id^ !an ^inb gegrüffet fein.
22. 2)aB gt6fte 9Bunber.
D 9Bunber ®DtM @ol^n ift etoiglid^ getoefen,
Unb feine SRuttet ift bodj l^eut erft fein genef en !
23. S)ie @eift(id^e äßutter ©Otted.
Slatien 'iSivmat toirb t>on ©Ott fo toert^ gefd^<,
3)a^ @r aud^ felbft jl^r Jtinb 3U fe^n fidjf l^oc^ erg6tt:
ä3tftu bemüttigltd^ toie eine Jungfrau rein:
@o toirb ®Dtt balb bein Jtinb, bu feine äRutter fein.
24. 9ln ba| 3®fui» ^inblein.
äBie fol id^ ^xdf mein Jtinb bie Heine Siebe 3ltnntn,
S)ieiDeiI toit beine SRad^t unenbUd^ gro^ er!ennen?
Unb gleid^h)Ol biftu !lein! id^ f^red^ bann, gro^ unb Kein,
Jtinb, Sater, ®Dit unb äRenfd^, 0 Sieb' erbarm bid^ mein.
[92] 25. (Sin Jtinb fe^n ift am beflen.
Sßeil man nunmel^r @Dtt felbft ben gr6ften fleine finbt,
@o ift mein gr6fter äBuntfdjf gu toerben n>ie ein Jtinb.
26. S)er Stenfd^ ba^ toürbigfte.
©Ott toeil ®r toirb ein SKenfd^, geigt mir ba^ id^ allein
^m xttiffx unb toel^rter bin aU aSe ©eifler fein.
III, 27] a)rltte« «ud^. 67
27. 2)et 9lal^me 3^fu9.
^(t fAffe 3(gfud 9^al^m* ift ^^ntg auf bet äuriQ:
3m Ol^t ein Srautgefang, im $er| ein ^eubenf^rung.
28. 2)er itrei^ im $uncte.
atld ®Dtt l;»etboteen (og in eined St&gbleinS @d^o^,
^a toar eS, ba bet $unct ben jlrei^ in ftd^ befd^Io^.
29. 2)a^ ®roffe im deinen.
S)u f^rid^ft, ba^ ©roffe !an nid^t in bem itleinen fein,
2)en ^immel fc^leuft man nid^t ind @rbenfl6))ffd^en ein.
^omb fd^au bet gungfraun itinb: fo ftl^ftu in ber äBiegen,
S)en ^immel unb bie ®rb*, unb l^unbert äBe(te (iegen.
30. Sluf bie ÄTi^)^)e Sefu.
$ier liegt ba^ toeljirte itinb, ber Jungfrau etfte S9lum,
S)et @nge( Sreub unb £uft, bet SRenfd^en $reig unb 9iul^m,
@o( ®t bein ^e^Ianb fet;n, unb bid^ au ©Ott etljieben,
@o muftu nid^t fel^t toeit bon feinet ^ri))))e leben.
31. 2)ein $er$ toannd leer, ift beffer.
Hd^ e(enb! Unfet @Ott mu^ in bem stalle fe^n!
^hum au^ mein jlinb bein $er$, unb giebiS gl^m e^(enbd ein.
32. ^er ^immel toirb jur @tben.
S)et ^immel fenfet ftd^, er lombt unb toirb jur @rbrn:
[93] 9Bann fteigt bie @rb' emf^or, unb ttfirb ^um ^immel toerben?
33. SBann ©Ott empfangen toirbt.
9119 bann emt>fai^ftu ®ott, mann feinet ©eifieiS gütte,
IBefd^attet feine SDlagb bie Sungfrau bein ©emütte.
34. Huf ba^ (Sreu^e unferiS ®r(6feriS.
®ett)i^ ifl biefer IBaum t)om )8ebend9aum gel^>,
äßeil er fo(d^' eble grud^t ba^ Seben felber trAgt.
35. Xa% aUerfüffefte.
@ü^ ift ber $6nigfe^m, f6^ ift ber ätebenmoft,
Bü^ ift ba^ gimmelbrob ber Sfreliten !oft.
Bt^ ift toaiS Sera^l^in t>on anbegin em))funben,
3loif fftffer ift $@rr Sl^rift ba^ f6ffe betner 9Bunben.
36. S)ie übertreffUd^e Stiebe.
(8an| unbegreiflid^ ift, bie £ieb* au^ ber ftd^ (dOtt
3n einei^ SRigblein @d^o^ }um 9r&utgam mir tMotf^,
5*
68 Sol^annl« «nöelt [III, 36
2)i>4 gleid^ct biefcm tiid^td bat ^ <tudft Seib unb SeBen,
%m (Steut^e toie ein Sd^elnt f6t mid^ ^ot l^in gegeben.
37. 25er berliebte ®Dtt.
®Dtt (iebet mid^ aUetn, nadf mir tft ^l^m fo bange,
2)at dt audf fttrbt für 9[ngft, toetl t(^ 3^nt nid^t anl^ange.
38. iDie l^e^lfame äßunbe.
2)ie äBunbe bie mein ®Dtt för mid^ ind iper| em^f&ngt,
Sl^erurfad^t, ba^ @r mir fein IBIutt unb 9Baffer fd^enft:
Srin! id^ mid^ beffen Soll, fo l^aben meine 9Q3unben,
gl^r toa^red )Balfam6l, unb beften ipe^ltran! funben.
S9. ^er befte Staubt unter bem @)reu(e.
Xai ^(utt hai unferm ip®9i9{9^ aut feiner SBunbe fleuft
[94]3ft feiner liebe ^l^au hamii @r un^ begeuft:
äBiltu befeud^tet fet;n, unb UnbertoeRItd^ blühen,
@o mufht ntd^t einmal t)on feinem (S^reu^e fliel^en.
40. ^ni (Sreu^e Sl^rifti.
@d^au beine @ünben ftnbd bie Ci^l^riftum unfern ®Dtt,
@o unbarml^er^igUd^ berbainmen hi^ in %oh.
gebod^ bergtveiffle nid^t: biftu nur ^agbalen,
@o fanftu feeliglid^ bet; feinem dxtu^t fielen.
41. 9ln ben (Sreu^fHel^enben.
Sld^ itinb iftS bir benn aud^ )ur 3^it nod^ nid^t betouft,
S)at man nid^t jmmer liegt an unferd $@rren IBrufi?
IBen @r am (iebften ffok, ber mui in @teu| unb $ein,
3n aparter, atng^ unb 2:ob, ber 9^&d^fie be^ iffm fein.
42. Hn ben @6nber.
äßad^ auf, bu tobter Sl^rift, @d^au unfer ^elican,
@))rengt bid^ mit feinem S(utt unb $ert^enn>affer an.
@m))f&ngftu biefed red^t mit aufgetl^anem Tlunh,
@o biftu Slugenblil^ lebenbig bnb ©efunb.
43. 2)at Dfter:Bamb.
^er guben DfterSamb toar gleif d^ unb f&luti bon ^l^ieren :
Unb bennod^ fönte fie ber äBürger nid^t berül^ren:
®ff* id^ mein OfierSamb, unb geid^ne mid^ mit )BIut,
2)at fein bertDunbter 2eiB, ffir mid^ bergiffen t^nt:
Bo eff' td^ meinen ^®rm, ©Ott, Sniber, St&uigam, Mrgen:
SBer ift bann nu ber mid^ tan f dalagen unb erft>fitgen?
m, 44] ^riited Sud^. 69
44. S(uf bat ®ta( 3@fu.
$ter (igt ber tDeld^et ifl, unb tDav, e^ @r getpotben:
®in $elb^ ber feinen ^ehtb mit Serben fan ermorben.
9Bi(tu \^m toetben gleid^, unb Ubertoinber fein,
So (et;b, meib, fleud^ unb ftirb, in äBoHuft unb in ^in,
[95] äßeiftu nid^t toer @r ift? fq mer!e biefe ^vitf,
2)at ®T ein 9Renf(i^ unb ©Ott, unb bein ®rr6fer fel^.
45. ©tabfc^rifft ber $. Mechtildis.
$ier ligt bie Jungfrau ®£>t% bie blül^enbe Mechthiid,
aXit ber er offt fein ^tti^ geföl^rt l^at unb geftiOt.
46. @in anbre.
$ier liget ®otM »raut Mechthild ba| (iebe itinb,
3n toeld^ed SSater, @ol^n, unb ®eift berlibet finb.
47. «uf ben ©rabftein S. Francifci.
$ier ligt ein @erat)ljiin, mid^ tounbert toie ber Stein,
9e9 fold^ent (^lammen^l^eur nod^ gan^ !an blieben fein!
48. ^er einige XaQ.
Xtt\f 2:age tDei^ id^ nur: aI9 geftem, l^eut, unb morgen:
äßenn aber geftetn tmrb in^ l^eut unb 9lun berborgen,
Unb morgen autgel6fd^t: fo leb id^ \tnm ^ag,
Xm idf, nod^ el^ id^ toarb, in ©Ott au leben ^flag.
49. ©rabfd^rifft be^ ©ered^ten.
$ier ift ün 3Slann gelegt ber ftdtS im 3)urfte lebte,
Unbt nad^ ®ered^tig!eit be^ 2:ag unb Slad^te ftrebte,
Unb nie gefdtttgt toarb. 9hin ift j^ «Obereit,
eein ^urfl geftiOt mit ©Ott ber füffen ®toigfeit.
50. S)at ©roffe im Jtleinen.
SRein ©Ott tPie mag bai fe^n? mein ©eift bie nid^tigfeit!
@e^nt juberfd^lingen bid^ ben Sfiaum ber ®toig!eit!
51. 93raut unb ^r&utigam.
(Sin Sr&utgam fe^n ift biel: nod^ mel^r ber 93raut geniffen,
Unb jl^ren füffen 3Runb mit ^erjer^Siebe !üffen:
[96] 3d^ aber liebe mel^r bie ^od^jeit, ba id^ Sraut
©Ott meinem IBr/iutigam toerb* innig etngetraut.
52. ©rabfdjfrifft ber $. Jungfrauen
Gertrndis.
©laub l^ier in biefem ®rab ligt nur ein bloffer fd^ein,
($d icin GertrudiB nid^t loie man t>ermeinet fein.
70 3ol^anni« «nge« \llTi 52
*
9Bo fte nid^t foU jl^r ®vaf> im $et(m 3@fu l^aben,
@o mufte 3@ftid fe^ ou^ il^tem ausgegraben.
53. 9ßa0 ©Ott am Uebften ift.
9lid^tg ift ba^ ®Dtt fo fel^r alS eine Jungfrau (iebt,
^a^ er aud^ jl^r ftd^ felbfi jur gfrud^t unb 5linb ergiebt:
Sßilftu fein Siebfte« fe^n noäf l^ier auf biefer @rben,
@o batfffhi anberiS nid^t^ ald eine Jungfrau tDerben.
54. SCuf baiS Silbnu^ be^ Üeinen 3o^
l^anniS mit bem 3®fud ^inblein.
Xit groffe fiieblid^Ieit, mit toeld^er @Dtted ^inb,
3ol^anneg, unb bag Samb aHl^ier gemal^Iet ftnb,
SOlad^t ba^ id^ jnniglid^ begel^re gan)^ }ufein,
Sol^anned, ober ja ein lautted S&mmelein.
55. 9ln ben @ünber.
D Sünber toann bu tool beb&d^ft ba^ fur^e 3lun,
Unb bann bie ®n>ig!eit, bu toärbft nid^tiS b6feiS t^un.
56. Son bem ©CttiSbegierigen.
^em @Dttdbegierigen toirb biefer $unct ber 3^t
$ie( I&nger ald ba^ fe^n ber ganzen Qptoigleit.
57. 3)eS ©l^riften Äriegen8s3Crt.
®eiD6l^ne bid^ mein jlinb auf 6)l^tifti ftrt ju friegen,
@o toirftu beinen geinb gar 9iitter(id^ beftegen:
SBie ba? mit Siebe ftreit, mit @anfftmut unb @ebult
äßeid^ feinen ftreid^en au^, unb fe^ jt;m gerne $ulb.
58. ®9 mu^ geftritten fe^n.
greunb toer ben §imme( nid^t erobert unb beftürmt,
3)er ift nid^t toel^rt ba^ jl^n fein Dberfler befd^irmt.
[97] 59. 25ie Siebe atoinget®Dtt.
2)aS ^immelreid^ toirb (ei^t erobert, unb fein Seben:
93e(agre ©Ott mit Sieb: ($r mu^ biriS übergeben.
60. 3Raieft&t mit Siebe.
S&r« toal^r ba| a^ajeftat nid^t !6nte ftelftn mit Siebe:
@o fage mir toie ®Dtt ein ®ta)ger Il6nig bliebe.
61. ^ie 9)emut mad^t beftel^n.
SRenfd^ überl^eb bid^ nidjft, bie ^mut ifi bir notl^:
@tn t^uxn ol^n redeten ®runbt f&at bon ftd^ felbfi in Itotl^.
III, 62] 3)ritte« »udj. 71
62. ^otn S. Laurentias.
Settounbere bid^ nici^t bat mitten auff ber ©lutt
@t. Sauren! feinen äRunb fo untjergagt auff t^ut:
^ie ^(amme bie jl^m Ijiat in jl^m fein $ec$ en|änbt,
Stad^t ba^ er Auferlid^ ba^ ko^'-^inx nid^t em))finbt.
63. S(n bie $. Clara.
Sßer bidji genennet l^at, l^at btr ben 92al^men geben,
^en bu mit SBal^rl^eit l^aft, l^ier unb in jenem Seben.
64. 3(n S. Augustin.
^ie toeil bein $er( naci^ @Dtt fo (obert Auguftin,
92ennt man bid^ biUid^er l^infül^ro @era^l^in.
65. 9$on aitaria aRagbalene.
X)ie 2:i^r&nen toeld^e bu be^ unferiS $®cren puffen -
^ie naffe 3RagbaIen fo ^duffig ftl^ft t^ergiffen,
@einb jbr jerfd^mol^ned $er$: bi^ !r&nlet fte aQein,
Xa^ nidjft jl^r @eel unb Seib gan| feilen Sl^rdnen fe^n.
66. Son ber allerfeeligften 3ung«
frauen.
^er 3>ingfrdulid^e Seib, ber unfer ^immelbrobt,
3n ftd^ befd^roffen l^ilt, ift toarUd^ nid^t mel^r ^obt.
@d fault !ein deberbaum : fo toAr' ed aud^ nid^t fein,
9Bann aufferm %mpQl ®Dttd fein' Slrd^e folte fe^n.
•[98] 67. Hn Sanct Sernl^arb.
Seml^arb totil mit bem Stunb bein $er| ftimmt äberein,
@0 !an ed anberd nid^t« alg lauter 3®fud fe^n.
68. 2)ie ©eeligfeit.
9Bad ift bie eee(igleit? ®in auflu^ aller f^euben:
(ün ftate« anfd^aun ®Ottd? ®in lieben ol^n SSerbrug:
(Sxn 29htn ol^ne £ob: @in fftffer S^fud^jln^:
9{id^t tinttt Slugenblü l;»om IBrdutgam fei^n gefd^eiben.
69. 2)et l^eiligen 9{eid^tl^umb.
@e^ arm, ber ^eilige l^at nid^tS in biefer 3^^^
Hld toai er ungern l^at, ben i^eib ber @terblid^!eit.
70. ©Ott ber fre^gei^igfte.
@Ott gibt ftd^ ol^ne ma^: 3e mel^r man x^n begel^,
3e mel^r unb mel^r ®r fld^ erbietet unb getoel^rt.
72 aol^anni« «nöeli [JH, 71
71. Srrbifd^et ©etaj)l^in.
iDu Mfl ein @era^l^in nod^ l^iet auf btefet Arbeit:
9Bo bu bein ^et^e I&fi ju lauter Siebe toerben.
72. ®ta)i0ed Seben in ber 3eit.
äßet ®Dtt in aQem ^un bon ^er^en Soben fan,
S)er l^ebt fd^on in ber 3eit ba^ (Sto^e leben an.
73. SSon S. Bartholomae.
©ag ob aud^ jemanb ift, ber mel^r t>erlaffen lan,
Hld S. Bartholomae jur Se^benS^eit getl^an?
2)ie anbem Ueffen ^toar bem $erm }u @l^m jl^r Seben:
@x aber l^at aud^ nod^ bte $aut bargu gegeben.
74. 2)er (fronten unb 96fen @igentl^um.
2)ie fronten l^aben gar nid^td @igneiS in ber SBelt,
Unb bie ©ottlofen nid^tö im otogen $immeld3elt.
75. 9)a^ !&ftlid{ine ®rab.
5tein @rab ift föftlid^er bi^ l^eute ju getoefen,
seid toad bon Lazari be^ armen tDirb gelefen:
[99] Unb bod^ berlang* id}i nid^t: id^ h}6nfd^e mir aQetn
3n meine« §e^lanb8 ©d^o^ tief einberfenft ju fe^n.
76. 9)ie @eel ift ©Dttedbilb.
2>ai 93Ubnü^ ©Dtted ift ber Seelen einge)>r>,
9BoI bem ber fold^e 3Rün|' in reiner Seintoanb tr>.
77. 3)er Stofenobel.
Sie 2:i^6rid^t ift ber aRenfd^, ber ®oIb fÄr ÖDtt erüeft:
Unb toei^ ba^ feine @ce( ein 9{ofenobeI ift.
78. S)ie geiftlid^e Snlamith.
©Ott ift meine Salomon, td^ feine Sulamitb,
äßenn id^ jl^n l^er^Iid^ Sieb*, unb er ftd^ mir entbiet.
79. ^ie geiftlid^e ^od^^eit.
fDie 9raut ift meine See!: ber Srdutgam ®Dtted@o^n:
^er ^riefter (S)otted®eift, unb fetner ©ott^eit ^ron
2;{l ber SSermdl^lungdCrt: ber SBein ber mid^ madjft trunlen
Sft meined SBrÄutgam« S3Iutt: bie @t)etfen aHjumal
@inb fein S3erg6ttet{$Ieif d^ : bie itammer unb ber @aa(,
Unb d* »etl^, ift«' 93ater« ed^oB, in ber tvir feinb
berfunlen.
in, 80] ^x\iM «udj. 73
80. ©Ott Un nidjft all« mUxnt.
(^Dii ber bie 9BeIt gemalt unb totber tan aunid^ten:
^an nidjft ol^n meinen toilln bie ^leitgeburtl^ au^rid^ten.
81. ^er befte äBuci^erer.
9)em äßud^rer fall td^ be^ bet jl^m fo bi( erlauffen,
^a| er jl^im lan ein @utt im ^immelreid^ erfauffen.
82. @in jeberd bon bem feinen.
^er @4iffmann rebt k)om 9Reer, ber S&ger bon ben i^unben,
2)er ©eilfige bon ®oib, unb ein @olbat bon äBunben:
[100] mv toeil id^ bin Verliebt, n>i( anberd nici^td gebül^,
m^ ®Dtt unb feine Sieb im 9»unbe ft&ttiS aufül^m.
83. ^er 0r6fte ^itel.
äßer meiner @eele toU ben 9r6ften 2:itel geben,
^er nenn fie ®OtM 93raut, fein iper^^e, @d^a( unb Seben.
84. $on ben 9%ofen.
S)ie 9lofen fe^ id^ gern: benn fie ftnb tDei^ unb rot^,
Unb boUer dornen, toie mein )B(utt>Sr&utgam mein ©Ott.
85. 3>u fülft fe^n 2Bei^ unb 9lotl^.
93on $er(en toünfd^ id^ mir ein $er$e, $@rr mein ©Ott,
3n • beiner Unfd^ulb toei^, bon beinern S3(utte rotl^.
86. 9(ud^ untern 2)ornen blül^en.
^I^rift, fo In Unbertoellt in Sel^ben @reu4 unb $ein,
äßie eine äiofe blül^ft, toie feelig toirftu fe^n!
87. ^id^ aufftl^un toie bie Sflofe.
2)ein $er|^ emt>fdl^et ©Ott mit alle feinem ®utt,
äOann eiS fid^ gegen i^m tt)ie eine ätof* auftl^ut.
88. @0 mu^ ©ecreu^igt fe^n.
{^reunb tDer in jener SBelt h)il (auter 9iofen bred^en,
2)en möffen bor alliier bie S)omen gnugfam fted^en.
89. 2)ie @d^6n^eit.
^ie @d^6nljieit lieb' id^ fel^r: bod^ nenn id^ fie !aum fd^6n,
3m fall' id^ fte nid^t flhtt^ fel^' untxtn 2)ornen ftel^n.
dO. Se^t muftu blül^en.
mt^ auf gefromer (S.f)ti% ber a^d^ ift für ber ^l^ür:
^u bleibeft etvig Sobt, blü^ftu nid^t je^t unb Ijiier.
74 gol^anni« «ngcCi [III, 91
[101] 91. 2)ie 0el^eim6e Siofe.
2)ie ^oy ift meine @eer, ber 2)orn be^ gleifd^edluft,
2)e¥ Stül^ang ©otted gunfl, fein gorn ift Kda unb groft:
31^r b(äl^n ift gutted tl^un, ben 2)orn jl^r ^l^eifd^ nic&t ad^ten,
^it 2;ugenben ftd^ aiel^rn, unb naä) bem $imme( trad^ten:
9{immt fte bie Qtit tool toar, unb hl^t toeild fJfrül^Cind ift,
So toirb fte etoiglici^ für ®Dtte8 Slof erfieft.
92. 2)ag ebelfte unb fd^mSbefte.
Slid^td GblerS ift nad^ ©Ott ald meine @eel aEein:
äSenbt fte ftd^ toon il^m ah, fo !an nid^id fd^n5betd fein.
93. ^a^ gr6fte ^eiligil^um.
Jtein griffet ^eiligtl^um tan man auf @rben finben,
9[(d einen feufd^en 2t\b mit einer ®ee( offti @6nben.
94. 2)af toel^rtefte.
Jtetn bing ift auf ber 9BeIt fo l^od^ unb toel^rt ^uad^ten,
^19 9Renfd^en bie mit fleig nad^ leiner ipod^l^eit trad^ten.
95. S)ag ed^abUd^fte.
^ie @änbe toeil fxt ©Ott era6mt, unb bid^ berieft,
äßirb biEid^ fd^&blid^er ald @atan felbft gefd^A^t.
96. 3) er drmfte.
3)er reid^fle ^euffef l^at nid^t einen Äiefelpein:
^u @änber bift fein 6 dato: !an oud^ toad drmerd fet^n?
97. 3)ie ©lüffeelige ©finben.
©(Älfeehg ^reig id^ bid^ unb alle beine Sänben,
9Bo fte nur enblid^ ba(, toaS äRagba(ene finben.
[102] 98. @id^ nid^t toerfkerin ift nid^t
fftnbtgen.
9ßad ift nid^t fänbigen? bu barffft nid^t lan^^ fragen:
©el^ l^in, ed toerbend bir bie ftummen Blumen fagen.
99. @in reined $ert fd^aut ®üit
iDer SXbUx fll^t getroft grab in bie @onn l^inein:
Unb bu in otogen bli^, im faU bein $er4 ift rein.
100. 2)ie 6anfftmut befi^t ba^ ®rb«
reid^.
2)u ftrebft fo embfiglidif nad^ einem gleUein Grben:
^urd^ @anffimut lintepu ber ganzen (Sxhffttx toerben.
in, 101] a)ntte« »udj. 75
101. ^a^ (ebenbige Slobtengrab.
aRenf4 iü bein ^nt(i$ f(^5n, unb behte @ee(e bletd^,
@o bifhi (ebenbtg ben 2:obtengr&bem ^Itüf.
102. a)er SQöeg jum ©d^6^ffer.
^u armer fierblid^er, a6) bleib bod^ ntd^t fo fleben,
Hn garben biefer Söelt, unb il^retn fd^nftben Seben:
^ie @cl^6nl^ett be( gefd^6))ffd ift nur ein bloffer fteg,
^er un^ gum @46^ffer fe(bft, bem fd^6nfiten geigt ben 9Beg.
103. ©ered^ttgfeit madfi ©eelig.
SQöer feelig toerben teil, ber ma^ mit toeiffer ©eiben,
6o gierlid^ a(d er fan, fein Seib unb @ee( beKeiben.
104. ©rabfd^rifft einer l^eiHgen @eelen.
!pier (igt bie groffe S3raut, ber SJlenfd^l^eit G^l^rifti 2offn,
S)er ©Dttl^eit (Sl^r unb äf^ul^m, beg l^ilgen ©eifted ^l^ron.
105. aSie man ®Diii ^olb erlangt.
3m aRunbe $6nigfeim, im ^er^en trage ®olb,
3nn Slugen lautred 2xd)t, fo tvirb bir ^l^rifhtd l^olb.
[103] 106. «n ben Sünber.
fL^ @änber traue nid^t, toeil bu bie ^agbalen
Defribigt unb getroft bon unfrem $®rrn fil^ft gel^n:
^u bift il^r nod^ nid^t gleid^: toiltu beg Sroftd genieffen,
&o lege btd^ gut)or toie fte gu feinen ^tf\tn,
107. ®in unbeflefter 9Renfd^ ift Aber
bie @ngel.
@in (Sngel fel;n ift biel: 3lod) mel^r ein äRenfd^ auf @rben,
Unb nid^t mit' jl^rem touft unb J^otl^ befubelt toerben.
108. 2)er Solfomne ift nie fr6lid^.
SRenfd^, ein S^olfomner @l^rifi l^at niemaU redete freub
9[uf bifer äBelt: toarumb? @r ftirbet affegeit.
109. 2)er £eib ift @l^ren toertl^.
$alt beinen Seib in &ftn, er ift ein ebler @d^rein,
3n bem bag Qil^nft^ ®DM fol aufbel^alten fe^n.
110. 2)er feelige @änber.
Stein 6&nber ift fo tool unb feelig je gefiotben,
9lld ber be^ iQ<Srren gunft toie SRagbalen ertoorben.
76 gotanni« Singe« [III, 111
111. 2)a^ aRenfd^Hd^e ^et^e.
©Ott, 2;euffel, äBelt, unb äff« toU in mein $er^ l^inein:
@iS mu^ jja tounber fd^in tmb groffed 9(beI8 fet^n!
112. 2)ag $er$ ift unerm&^H^.
®in ^er^e toeld^ed fid^ toergnügt mit ort unb 3^t,
@r!ennet toarlid^ nid^t fein* unetmAg(id^!eit.
US. S)er 2;em^el ®Dtted.
3d^ bin ber Xmptl ®Dtt^, unb meineiS ^er^endfd^retn
3ftd afferJ^eiligfte, toann er ift (eer unb rein.
[104] 114. 2)ie Uberformung.
^ann toirb bag 3;i^ier ein SRcnfdjf, ber SRenfd^ ein ©nglifd^
toefen,
Unb biefed ©Ott, toann totr äSoffl^mmUd^ fe^nb genefen.
115. ^u muft gutoor bag fel;n.
SRenfd^ {o( ©Ott unb fein Samm bein ®toger ^em^el fel;n,
@o muftu \f)m jutoor bein ^er^ ju einem toeil^n.
116. 2)er geiftlid^e D^ffer^eug.
äRein ^er^ ift ein 9l(tar, mein toiff' iftd D^ffer«@utt,
2)er ^riefter meine 8eel, bie Siebe geur unb ®lutt.
117. ^ev ®fftein ift ba^ befte.
Xtn (Slolbftein fud^ei man, unb I&ft ben ©Ifeftein,
^urd^ ben man etoig reidjf, gefunb, unb !(ug tan fet^n.
118. S)er toeifen @tein ift in bir.
aRenfd^ gel^ nur in bid^ felbft. 2)enn nad^ bem @tein ber
toeifen,
^arf man nid^t affererft in frembbe Sanbe reifen.
Il9.2)er @!ftein mad^t toai elDig toel^rt.
Xtx ©olbftein mad^et ®o(b ba^ mit ber äBelt bergel^t :
^er @Iftein tintn 99au ber etoigHd^ beftel^t.
120. 2)ie befte Singtrung.
2)en l^alt* id^ im 2;ingirn für äReifter unb betoe^rt,
2)er ®oti au 2ith fein $er| iniS feinfte ®olb ber!el^rt.
121. 9Bir l^abend beffer ali bie ®nge(.
^en (Sngeln gel^t eS tool: nod^ beffer und auf iSrben:
Xtm feiner i^rd ©efdjfled^td fan ®Dttü ©emol^ltn tperben.
ni, 122] a)ntte« «u<^. 77
122. 2)a8 dr6fte SBunbertDerl.
Stein grdffer SBunbettoet! l^at man no4 ^^^ gefunben:
9lld bag ftd^ (SDtt mit ftoti^ (bem aRcnfd^en) l^t berbunben.
[105] 123. ©Ott gcM ^od) ettoad ab.
SRan fagt, @Dtt mangelt ntd^td, @r barff nidjft tinfrer gaben:
Sftd toal^r, toad toU iSr bann mein armeS ^et^e l^aben?
124. ^te geiftHd^e S^rad^enftär^ung.
äBann bu auft bir Seriagft bie @ünb' unb jl^r getüimmel,
@o toirfft S. Michael ben 2)vad^en au^ bem ^immel.
125. 2)ie ^offart unb ^emtit.
^ie ^offart tüirb gel^aft, bie 2)emut toirb geliebt:
Unb bod^ tft !aum ein SRenfd^ bet fte für jener Übt
126. ^er äßeg gur $ei(ig!eit.
2)er aUernmte SBeg gur toabrcn ^eiligfeit,
3ft 2)emut auf bem $fab ber feufd^en SReinigfeit.
127. ^er dtoge ^ahhatff in ber 3eit.
(Sin äftenfd^ ber fid^ in ftd^ in ©Ott berfamblen !an,
^er l^ebt fd^on in ber 3^t ben (Stogen @aBbatl^ an.
128. @id^ felbft regiern ift 5t6nig(id^.
(Ein SRenfd^ ber feine Jtr&fft' unb Sinne faxt regieren:
2)er mag mit guttem red^t ben Jt6nigdS{te( fftl^ren.
129. ^er grabe 9Beg gum Seben.
äSann bu toilt grabed SBegd ind (Stoge Seben ge^n,
6o lai bie SBelt unb bid^ gur (infen Seiten fielen.
130. ^er SRunbtranl ®DtteiS.
^er 2^ran! ben ®ott ber !p(Srr am aSerliebften trinft,
3ft äBaffer bag bor Sieb aug meinen 9(ugen bringt.
131. 2)a^ gel^eime 5t6nigreid^.
3d^ bin ein 5t6nigreid^, mein $er4 ba^ ift ber Xffvon,
^e @eel ift Stbni^va, ber ftkig OCttei» @o(n.
[106] 132. 3) ad $er(e.
9Rein $er|e toeil ed ft&tS in ©Ott gejDgen ftel^t,
Unb i^n l^ertoieber sendet, ift (Sifen unb SRagnet.
133. Son ber $. TERESA.
Terela toil fonft nid^tiS a(iS Set^ben ober fierben:
SBarumb? bie ^raut mug il^r ben QrAutgam fo ertoerben.
78 3<>l^nin» «tiöcli [UI, 134
134. 2)er (iel^fte SJlenfd^ htp ©Ott.
2)er aaeraebfte änettfd^ ben ©Ott l^at in ber geit,
3ft ber k)ie( (Sireu^ utib $ein um5 feinet ioillen (eibt.
135. ©in $er$ umbfd^lieffet ®Dtt.
@ar unau^md^lid^ ift ber ^Hfte, toie toir toiffen:
Unb bannod^ !an i^n gan^ ein SJlenfd^Hd^ !per| umbfd^IiefTen!
136. aWittel jur ©eiligfeit.
2)ein ®eiji fe^ aufgef^annt, bein ^erfte Teer unb rein,
^emättig beine @ee(: fo tDirftu l^eiUg fein.
137. ^ie Sieb ift alle 2;u0enben.
3)te Sieb ift nie allein, toer fid^ mit jl^r betreibt,
S)em toirb ba^ gan^e @l^or ber Sungfem ein))erleibt.
138. a)ie Sieb ift 2;obt.
Sld^ adf bie Sieb ift tobt! toie ift fte bann geftorben?
^Är Sroft, toeil niemanb fte gead^t, ift fie ^erborben.
139. ^a^ man fud^t bag finbt man.
^er 9ieid^e fud^et ®olb, ber arme fud^et ©Ott:
@lo(b finbt ber arme äJ^enfd^ toarl^afftig, jener Rot^,
140. ^ag Kiniglid^e 2^htn.
®ieb beinen toiSen (&Ott: bann to&r j^n aufgegeben,
^erfelbe fül^rt allein ein K6niglid^eiS fieben.
141. 98ir feilend ©Ott toiber fe^n.
©Ott ber bequemt fid^ un%, (Sr ift un^ ioad toir tooUen:
äßel^ un^, tDann ta>ir j^m aud^ nid^t ioerben toad toir foEen.
[107] 142. 3n Sanfftmut tool^net ®Dtt.
»efdnfftige bein $er^: ©Ott ift in ftarfen äßinben,
3n (Srbbetoegungen, unb getoer, nid^t guftnben.
143. 2)ie fiam^e mug red^t brennen.
äld^ Sungfrau fd^6dte bid^, la^ beine Sam})e brennen:
Sonft totrb ber SrAutigam bid^ nid^t ffir S3raut erfennen.
144. 2)ie 3]itorgenr6tl^' unb @eele.
S)ie 9Rorgenr5t(' ift fd^6n, 3lo^ fd^6ner eine Seele,
S)ie ©Dttedfiral burd^leud^t in jl^red i^eibeS !pile.
145. ®OiU fäffefter ©erud^.
^er föffefte ©erud^ ber ©Ott fo fe^r beliebt,
Steigt auf Dom Sob bag jl^rn ein reineiS ^er^e giebt.
m, 146] . 2)ntte« »udj. 79
146. ^ie SRad^t ber 6ecCen.
S)ie 6eel ifi gro^ t)on äRad^t, @Ott fefl^fi tmi( j^r gefielen,
Unb ian i^t ntmmermel^r ol^it i^ren äBiSn entge^n.
147. ®Ott iDir adeine fet^n.
Serfd^Uu^ ®Ott in bcin $fr$, (a^ feinen anbetn brem,
@i) mu^ et ft&U bei; btr unb beht gefangner fei^n.
148. ®Dtt ift mein ^unct unb ftret^.
@ott tfi mein mitte(t)unct totnn id^ gl^n in mid^ f^^Hffe:
aRein Umb!rei( bann, totnrt i^ au( Sieb* in flfn ^erfliffe.
149. ^a^ ^o^i^it Hlet^b ift notl^.
^et Fimmel tl^ut ftd^ auf, ber 8r&utgam !omt gegangen
D Sraut toie toiltu \^n ol^ni^' $od^}eit5tIei;t embfangen.
150. 2)ie 2aft unbS god^ beg $@rren.
@äf ift be( $®rrenio(^, unb fanffie feine Saft.
9Bol bir, toann bu ^e jiM^ auf beinen Sld^feln l^aft.
[108] 151. ^er ^eilige trauret nie.
Xn ^eilige !an nie im ®eifi betrfibet fei^:
Sarumb? er lobt ©Ott ftdtd audjf in ber gr6fien $e^n.
152. S)er ^immlifd^e auf @rben.
9Ber reined ^er^enS ift, unb S^^^ i^ ®eberben,
Unb l^od^berliebt in ©Ott, ift ^pirnmUfd^ auf ber @rben.
153. ^ie jtned^te ^reunb' unb ftinber.
S)ie Kned^te fordeten ®Dtt: bie Steunbe lieben fffn:
S)ie itinber geben il^m \^x ^rt unb äffen Sin.
154. Som S. Ignatius.
9Bie ba^ Ignatius bonn 2:i^ieren toirb ^erbiffen?
®r ift ein SBeiftenforn ©Ott toilg gemahlen toiffen.
155. (&9 toeifet und }ur greuben.
@in $erte boUer ©Ott mit einem fieib boO Serben,
2:i^ut ung am beften htnbt ben äßeg jur eta>gen freuben.
156. a)ie Sieb' ift über« toiffen.
Wi ©Ott bereinigt fei^n, unb feinen Ihig genieffen,
3ft beffer ali bie( 2)ing Dl^n feine Siebe toiffen,
157. S. Agneten ©rabfd^rifft.
S. Agnes lieget l^ier, bie Jungfrau unb bie Sraut,
^ie feinem onbem SRarni alü ^l^rifto fid^ bertrout,
80 Sol^anni« »ndeli [III, 157
^od), nein fte (igt nid^t l^iev: ton fie tDil feigen fielen,
S)er mug fo nal^ man !an gum S&ntmUin ©DiteiS gel^n.
158. 2)te Sungfraufd^afft mu^ ftud^ten.
®oit liebt bie gungfraufd^afft umm jl^ter füffen ^d^te:
SlUeine (&ft ®c fie nid^t fär fein Slngefid^te.
159. a)ie lieblid^fte 3Rufic.
Xxt (ieMid^fte ^uftc, bie ®Dtt ben ®tim benimbt,
©ntftel^t toenn ^er^ unb äJlunb in jl^m gufammen ftimmi.
[100] 160. S)ie l^ieb ift etDig.
S)ie Hoffnung ]^6ret auff: ber ©laube !ombt )um fd^auen,
2)ie @^rad^en rebt man nid^t, unb allei^ toaS toir bauen,
SSergel^et mit ber 3^^- ^i^ ^^^^^ ^I^^^^t aKein:
@o laft ung bod^ fd^on je^ auf fte beflieffen fe^n.
161. 9Bad @Dtt nid^t !ennet.
©Ott ber fonft aKed ftl^t, unb atted bringt and £id^t,
^ennt einen lofen SRann unb (eere Jungfrau nid^t.
162. a)er grrtoifd^.
äßer olj^ne Siebe (oufft, fomt nid^t iniS ipimmetreid^:
®d f^ringt balb Ij^in balb l^er, ift einem S^^^if^^ dl^^i^^-
163. ^ie gel^eime äßibergeburt.
9[ug ©Ott toirb man gebol^m, in (S^l^rifto ftirbet man:
Unb in bem l^eilgen ©eift f&bt man gu 2thtn an,
164. S)ie Sieb' iftd ©lauben @ee[e.
S)er ®(aub allein ift 2;obt: @r lan nic^t el^er fieben,
9i( \)a% ffftn feine @eel bie Siebe toirb gegeben.
165. Xt% ®Ottt)ernebten äßunfd^.
S)re]^ toänfc^' id^ mir ju fe^n: erUud^t toie ^l^erubim,
©erul^ig tote ein ^l^ron, entbranbt toie @era^l^im.
166. ^a^ ^reu^e.
SSor Seiten toar ba^ G^reu^ bie gr6fte @d^mad^ unb $ol^n:
3lu trdgtd ber Keif er felbft auf feinem S^anpi unb Jtron!
167. ^er ®eit ift mand^mal gut.
^er ©ei^^alg fd^arrt unb fra^t umh jeitlid^en ©etoin
^d} ba^ toir un^ nid^t fo umb etoigen bem6l^n!
[110] 168. ^ie ©Ctt^eit.
3)ie ©Ottl^eit ift ein Srunn, aug jlj^r iombt aUeS l^er:
Unb (aufft aud^ toiber Ij^in, brumm ift fte aud^ ein 9Reer.
in, 169] »ritte« »udj. 81
169. 2)ie »uffe.
S)ie »u^* ijl tüte ein Bitom, fte b&m^fft mit jl^ren äBeKen
2)en griften ©Dtte« 3om, unb (6f(i^t ba^ geur ber $6llen.
170. Som (Sioigen betoegen.
S)u fud^jl mit fold^em fleig ba^ etoige beilegen,
Unb id^ bie ©toge 9%ul^: tooran ift mel^r gelegen?
171. ®in 3lavx fud^t bielerle^.
S)er ioeife fud^t nur eind/unb atoar ba^ l^&d^fte ®ut:
@tn 3lan nad^ bieletle^, unb deinem ftreben tlj^ut.
172. S)a^ ebelfte ba( gemeinfte.
3e ebeler ein bing, je mel^r ift e« gemein:
^a^ f^6ret man an ©Ott, unb feiner @onnenfd^ein.
173. 2)a{i aRerfma^l ift bie ;Biebe.
äRenfd^ toann bu tvilt im So(f bie f^eunbe ©Ott« erfragen,
@o fd^au nur toeld^e Sieb' in iper^ unb ^/inben tragen.
174. 9lur ®Dtt feV bein toarumb.
3li^t hu, nod^ ^eunb, nod^ S^nb, nur ©Dtted &^t aSein,
Bot einzig bein toarumb, unb enb«urfad^e fel^n.
175. aOßad ©Ott bon ®h)ig!eit getl^an.
9D3a« tl^at ©Dtt bor ber geit in feinem ©togen tl^ron?
®x liebete fid^ felbft, unb jeugte feinen @ol^n.
176. @in« mu^ berlaffen fel^n.
SKenfd^ anberft fan« nid^t fe^n: bu mup*g ®efd^6i)ffe laffen,
äBo bu ben @d^6^ffer felbft gebdnfeft gu umbfaffen.
[111] 177. a)ie lange SRarter.
@d ift ben äRart^rem gar l^errlid^ ta>o( gelungen,
S)a{i fie burd^ furzen Sob ^u ©Ott finb eingebrungen:
9D3ir tverben fort unb fort bie gan^e SebenSgeit,
©emartert: Unb bon tvem? bon ber begierlid^feit.
178. S8er reid^ im $®rrn, ben Sieb
id^ gern.
S)en armen bin id^ l^ulb: bod^ lieb id^ mel^r bie reid^en,
2)ie feinem ^ürftentl^umb im ipimmel bärffen toeid^en.
179. »om Sieben.
a5ie Siebe bifer SBelt bie enbt ftd^ mit betrüben:
»rumb fol mein $er$ aEein bie (Stoge @d^6nl^eit lieben.
Ang. SileBinB Cherub. Wandenmann. ß
B2 So^anniS Kn^ea [ni 180
180. ©Ott toct^ il^m feinen Slnfang.
2)u fraßft, toie lange ©Ott getoeft fe^? umB berid^t:
^df fd^toelg: e« ift fo lan^\(Bx toeif; eS f eiber ni(^t.
181. 9(ud^ bon ©Ott.
©Ott ift nod^ nie d^i^^ft/ unb »itb aud^ niemad^ fe^,
Unb bleibt bod^ nad^ ber SQSelt, tvar aud^ k)or jl^r aKein.
182. @d mu^ gefttitten fet^n.
Streit ^urtiß bajjffret SRann, bi^ bu etlangfl bie Äron:
SQSer in bem Streit erltgt, f^ai etoig Bfpott unb ipol^n.
183. »e^arrlid^feit ift 92ot^.
S)ag gr6fte ba^ ein SRenfd^ bebarff gur feeltgfeit,
(Sßo er im gutten fielet) ift bie be^arrlig!eit.
184. S)u mujl bid^ nod^ gebulben.
@rtoart' ed meine 6eel: ba^ J^le^b ber $errlid^fett
SBirb feinem angetl^an in bifer n>6ften geit.
185. S)er SBei^l^eii anfang mittel unb
®nbe.
2)ie ^rd^t be^ $@rren ift ber äBei^lj^eit anbeginn,
gi&r ®nb* ip feine Sieb, il^r mittel !luger Sinn.
[112] 186. ^a^ unb Siebe.
2)a^ gutte Sieb' i^ "^od}, bem b6fen bin id^ feinb,
Sd^au ob nid^t Sieb unb $a^ tool be^ einanber feinb?
187. 3Ran folU auffd l^6d^fte bringen.
äJlein tl^un gel^t nur bal^in, ba^ id^ nod^ m6g* auf @rben
2Raria, ober ja ber Singer ®ljrifti toerben.
188. Xa^ äBort ioirb nod^ gebol^ren.
i^ürn^al^r ba^ @h)ge äBort h^irb l^eute nod^ gebol^m,
3Bo ba? ba too bu bid^ in bir ^aft felbft berlol^m.
189. Sol^anneS an ber »ruft.
9ld^ ioer gol^anneiS ift, ber Itgt nad^ aller Suft
3n feine« aReifter« Sd^o^ unb f Äffen 3efu« »ruft!
190. 93om @6nber unb ©eifte ©Otte«.
2)er ©eift be^ $®rrn erfüUt ben ganzen @rbenfrei(:
9Bo ift ber Sänber bann, ber jjl^n nid^t fül^lt nod^ ioei^?
191. ©Ott liebt man nie sutoiel.
3Ber (Butt red^t lieben hJtl, ber tl^u'g ol^n ma^ unb 8«M.
®« ift fo fü^' unb gutt, man liebt jl^n nie gu biel.
III, 192] »ritte« »udj. 83
192. ^xtf} äBorte finb erfd^tiflid^.
Xt^tf SBorte fd^reffen mid^: bag Smmer, SCUeseit,
Unb @n)i0, fein ^txlo^xn, Serbamt>t, S^ermalebeit.
193. S)ie :giebe ift bie befte.
gd^ mag mid^ auf bev äBeU in feiner Hunft fo 6ben,
m^ toxt id) meinen ©Ott auf« innigfte fol lieben.
194. S)ie 9Bei^]^eit ift ba^ befle SBeib.
SSegel^reftu ein SBeib, bie ^r&d^ttg reid^ unb fein:
@o nimb bie SQSei^l^eit nur, fte toirb bir aUeiS fein.
[113] 195. JDie aSßert ift bon einer Sungs
frau gemad^t.
*) äSon einer Jungfrau ift bie gan^e äBelt gemad^t:
^urd^ eine Jungfrau toirb fte neu unb toieberbtad^t.
*) 2)er aOBeifel^eit.
196. 2)ie SOei^l^eit unb bie Siebe.
2)ie äBei^l^eit fdftouet ©Ott, bie Siebe !6ffet ^n:
^d) ba( id^ nid^t boll Sieb unb boller äBei^l^eit bin !
197. 2)ie SBeigl^eit ift ©Otted »atl^.
9Ber bie ®el^eimnäffe be^ ^@rren gerne l^at:
Xtt mui iut SBeifil^eit gel^n: fie ift gel^mer diaiXf.
198. 9luf Hoffnung f&et man.
Tlan toirfft ba^ äBei^enfom auf Hoffnung in bie @rben:
@o mu^ hafi ^immelteid^ aud^ au^geftreuet werben.
199. Xit toärfung ber !p. »re^fal«
tig!eit.
2)ie SlUmad^t l^ait bie 9Belt: bie 9Betgl^eit bie regiert:
a5ie @{itt^ fegnet fte: toirb l^iet nid^t ©Ott gef^)ürt?
200. 2)er äBeife rebet toenig.
(Sin SBeifer, tüann er rebt toad nu^et unb bel^agt,
Ob ed gleid^ toenig ift, l^at biel genug gefagt.
201. ©Ott gibt gern groffe ®aben:
®Oit, toeil (Sr gro^ ift, gibt am liebfien groffe ®aben:
9id} ha% toir arme nur fo üeine $er^en l^aben!
202. 9Ran !an aud^ @Ott bertounben.
@Ott toirb bon nid^id berieft, l^at nie fein Set^b emt)funben:
Unb bod^ fan meine @eel 3^m gar bafi ^ert bertounben.
6*
84 Sol^anmÄ «ngelt [lU, 203
[114] 20S. a)et SRenfdJ ift gro* für ®Dtt.
^ie gtoB ftnb toir gefel^n! bte l^ol^en @era^l^im
»erbeffen fldj för ®Dtt: toir bürffen blo^ ju gi^m.
204. Tlan ad)t ba^ ©ioge nid^t.
^^ toel^! umb eitle Suft berfd^er^t man ®utt unb S9Iutt:
Unb umb bie ©toige faft niemanb toerben tl^ut!
205. a)er aaetbetliebfte ber «der*
l^eiliöfte.
SBer ift ber l^eiligfle? ber me^r berliebet ift:
Xit Siebe mad^tS bad man fär l^eilig toirb erfieft.
206. »om ©etoiffen.
©in gutt ©etoiff en rul^t, ein b6f ed beift unb biKt :
3ft toie ein ^ettenl^unb, ber fd^toerlid^ toirb geftiUt.
207. 93om toiffen.
Sßie( toiffen ift gtvar fein : bod^ gibtd nid^t fold^e 2u%
9(Id il^m bon ^inbl^eit an nid^tg b6feg fe^n betouft.
208. 2)eg 9Beifen @oIbmad^ung.
^er SQSeife mad^et @o(b, ber/inbert ©rt unb @tein,
äBann er bie 2;ugenb t>flantt, unb un^ mad^t ©nglifcb fe^n.
200. ©Ott ift mein ^immetbrobt.
3d^ l^abe nid^td fo gern in meinem SRunb* al^ ®ott:
@r fd^mAft mir toie id^ toU: ®r ift mein ^immelbrobt.
210. Xu muft Q^th^t toerben.
t^eunb l^abe bod^ gebulb: toer fär bem $@rrn fol ftel^n,
^er mu^ bor Sier^ig Sal^r in ber S^erfud^ung gel^n.
211. 2)ie ©liebmaffen ber @eeU.
2)ie 6eel fielet mit SSerftanb, ö^^t ^^^ begierben fort,
äRit SCnbad^t rebet fte, fombt mit ^n^axm an $ort.
[115] 212. 2)a| SSielj^ lebt nad^ ben @innen.
SBer nad^ ben Sinnen lebt, ben fd^&t id^ f6r ein ä^iel^:
3Ber aber ®6tilid^ toirb, bem beug id) meine 5lnie.
213. 2)ie SBeigl^eit ift ein Dual.
S)te SDßei^l^eit ift ein Dual, je mel^r man m$ il^r trinft,
Sa me^r unb mutiger fte toiber treibt unb f^ringt,
214. ^ie ipeilgen mdffen @Dtt.
äßer grfinbt bie tieffe ©JDttd ? toer fd^&^t h)ie l^od^ @r flammt?
SBer mift 3l^n lang unb breit? bie ^eilgen aUefambt.*)
*) Ephef. 3.
m, 215] a)tttted »ud^. 85
215. IDet ba t»at, ijl unb !i)mmen
ioirb, in Apocal.
2)e¥ Sottet ioar )ut)i)r, bet @o(n ift nixl^ sur 3ett,
2)e¥ l^eilge ©eift tvirb fe^n im Xa^ ber ^errlid^feit.
216. ®JDtt tl^ut ed aUed felbft.
®Ctt ijl nur oUeiS gar: ®t fümmt bie leiten an,
®r fingt unb f^ilt in un^: toie Ij^aft bann tu'd gel^an?
217. ®Ott ift 6beran unb nirgenbiS.
S)&n!t, thttaU ift ©Ott bcr gtoffe Jehova,
Unb ift bod^ ioebet l^ier, nod^ anberdit)o, nod^ ba.
218. 3m $imme( ift fein 9Rann nod^
aOßeib.
3m !pimme( ift fein 9Rann nod^ SBeib, ta>a8 bann ^ufd^auen?
Sungfr&ulid^' ®nge( ftnbd, unb ©nglifd^e Jungfrauen.
219. SBer biel berUft, em^f&l^t biel.
2a^ aUed toaiS tu l^aft, auf ba| bu aUt^ nimft,
^erfd^dl^ bie äBe(t, bag bu fie gunbertfad^ bef6m{t.
[116] 220. 2)et Geelen 1^6d^fter @tanbt.
92iemanb ^cd feinen @tanb fo l^od^ unb gro^ gemad^t,
^l^ eine Seel bie jl^r ®em6t^ in füuf} gebrad^t.
221. S)er IB5fe fan nid^t rul^en.
O tounber! SIEeiS (aufft ba^ ed )ur ru^ gelange!
Unb einem b6fen SRann ift be^ berfelben bange!
222. 2)e^ $imme(iS unb ber $6Hngefd^ret^.
gm ^immel rufft man ft&tiS 0^@anna in ber l^il^:
Unb in ber Riffen nid^td ali Sammer ^^ unb äBel^l
223. S)ein äBille fan bir l^elffen.
Verjage nid^t mein Jtinb, l^aftu nur gutten äBiSen,
@o toirb ftd^ enbUd^ too( bein Ungetoitter ftiOen.
,224. S)ie Jungfrau mufi aud^ äRutter
fe^n.
3)ie Sungfraufd^affi ift toel^rt: bod^ mug fte SRutter toerben:
Sonft ift fie toie ein $Ian bon Unbefrud^ter (Srben.
225. »ebenf ba| fönfftige.
Se'^ ©Ott ift @n)ge Suft, bel;m 2:eufel @toge $el;n:
9(d^ @ünbet b&nfe bod^ bei; toeld^em bu ioirft fel^n!
B6 gol^tmtS 9(n0cli [HI, 226
226. Siaeinunb nid^t Slllein.
Sd^ fliel^e atvar bag So(!, bin aber nie äCIlein :
S)enn it^el^! tvie folte mit ol^n meinen ^e^lanb fe^n?
227. a)ie bre^fad^e Su!unfft ©J^rifit.
2)ie Sw^ttfft unfre« §(grtn, toat, ift, unb toirb gefd^el^n,
3m ^leifd^, im ©eift, unb toann man jl^n ioitb $ertlid^ fel^n.
228. S)ie äCugen ber Seele.
Stoe^ ««Ö«n ^ftt We ©eel: ein« fd^auet in bie Seit,
^a^ anbre rid^tet ftd^ l^in in bie ^toigfeit.
[117] 229. 2)er §at feiner felbft.
3d^ lieb unb l^affe mid^, id^ fäl^re mit mir Kriege,
3d^ braud^e £ijt unb ^ad^t, ba( id^ mid^ fe(bft beftge:
3d^ fd^Iag' unb t6bte mid^, id^ mad^' eiS toie id^ fan
^a^ id^ nid^t id^ mel^r bin: ratl^ it)ad id^ bor ein SRann?
230. 2)er ®laube, ©Öffnung, Siebe
unb SCnbad^t.
2)er ®lauht greifft nad^ @Dtt: bie Hoffnung nimbt jl^n toal^r
2)ie 2W umbl^alfet 3^n: bie 9(nbad^t i^t gl^n gar.
231. S)a^ fein ^erlein.
2)er $@rr bergleid^t fein Sleid^ mit einem fein ^erlein,
S)a^ ed fol tool betoal^ri, unb toel^rt gefd^&^et fein.
232. 9Ri^ bir bod^ ja nid^td )u.
Sreunb fo bu etioad bift, fo bleib bod^ ia nid^t fte^n:
3Ran mu( au^ einem Sid^t fort in ba^ anbre gel^n.
233. S)re^ Setnbe befi SRenfd^en.
2)re^ Seinbe l^at ber äKenfd^: fiäf, ^tl^fbuh unb SBelt:
9[u^ biefen toirb ber @rfi am langfamften gef&Et.
234. 2)ie ©eel ift« tl^eurefte.
gd^ l^alte meine @ee( für« tl^eureft' auf ber @rben:
9Bei( fie mit ©ottei^blutt erfaufft Ij^at muffen toerben.
235. ^er ^re^fad^e ©DtteiS Ru%
a)re^ StÄnbe Wffen ®Dtt: bie aWÄgbe fattn ju gftffen,
^ie Sungfem naiven fid^ bie milbe ©anb gufäffen.
^ie S9raut fo gan^ unb gar bon feiner Sieb ift äBunb
2)ie liegt an feiner Sruft unb föft ben j^6nig äRunb.
r
m, 236] a)titteÄ »u*. 87
[118] 236. 2)eB Seuff e(g, ©ngeU, SRenfd^eniS,
unb SBiel^ed ^tennjeid^en.
S)ie 2:ntfel lafiem ©Ott, bag 9Ke^ bag ad^t jl^n nic^t,
S)ie SRenfd^en Ueben jl^n, bie ©ngel fd^aun fein Sid^t
@t&tg unbertoenbet an. S(u^ biefem fanfht !mnen,
2Ben bu folt ®ngel, 2Renfcl^, S3iel^, ober 2;eufel nennen.
237. SBcr ©Ij^rifto gl.eid^ ip.
9Ber ift bem $®rren gleid^? ber feine f^nbe (iebt,
gfüt bie Verfolger bitt, unb guttS umb b6fed giebi
238. S)ie jnnerlid^e ®eburt ®Dtted.
^^ freube! ©Ott toirb äRenfd^, unb ift aud^ fd^on gebol^ren!
98o ba? 3n mir: ®r l^at }ur äJf^utter mid^ erführen.
SBie geltet ed bann su? SRaria ift bie @eel,
^a^ 5tri^t)elein mein !per$, ber 2^\h ber ift bie $61:
^ie neu ®ered^tig!eit ftnb äBinbeln unb ftnb Sinben:
2)er 3i)fe^( ©Dttegfurd^t: ^ie Kr^ffte beg @emüttd
@inb @ngel bie fid^ freun: S)ie Klarheit ift i^r mi^i
2)ie feufd^e Sinnen ftnb bie ^irien bie jl^n finben.
239. »ebeutung be| ^affratn^ 3®fud.
Hein 9la]^m ift unter aUn fo l^od^ gebenebeit
SCIS S^fud: benn ®r gfi ein @d^a( boU Seeligfeit.
240. 2)ie Xxtt) geiftlid^e SBeifen.
3)re^ äBeifen tragen @Dtt in mir bre^ Oaben an:
S)er 2tih aerfnirfd^ungd äRl^rrl^n, bie @ee(e ®oIb ber Siebe,
2)er ©eift ben äBe^^eraud^ ber Stnbad^t toie er !an:
9(d^ bag id^ immerbar fo bret^mal SBeife bliebe!
241. ^ie gel^eimbe Seelen findet,
^erobe« ift ber geinb: S)er Sofej)!^ ber SSerftanb,
S)em mad^t ©Ott bie ©efal^r im ^raum (im ©eift) be!anbt.
[I19]2)ie SBelt ift »etl^lel^em, ©gt^^ten @infam!eit:
Sleud^ meine Seele fleud^, fonft ftirbeftu für Se^b. |
242. S)ie SBunber ©eburt. i
aRaria ift (Sr^ftaS, i^r @o(n ift ^immlifd^ Sid^t:
^rumm bringt er gan^ burd^ fte, unb 6ffnet fte bod^ nid^t.
243. ^ie iounberlid^e umbtoed^^lung.
Sd^aut tounber! ©otted Sol^n ioirb iung in lauter ^euben,
Unb mu^ mit lauter ^ngft bon Irinnen ioieber fd^eiben:
88 SülJannfÄ »ngeK [III, 243
SBir l&mmm auff bie ^tlt mit %^thntn, unb t^ergel^n
^it Sad^en: too toir red^t in feinem ©etfte ftel^n.
244. ®ei^ niemals fidler.
9(d^ Sungfrau fiel^ bid^ bor! bann toann buSRuttev toorben
@o fud^et ftra!9 ber ^einb bein ilinblein ^uermorben.
245. 2)ie Unetl^6rte Sßerfel^rung.
®iS feiert ftd^ allein umb: bie S3urg ift in ber $ile,
S)ie Sixippt toirb ein Sl^ron, ber ^ag fombt in ber 92ad^t,
^ie Jungfrau bringt ein JHnb: ad^ SRenfd^ bi^ aud^ bebad^t,
Xa% fxd) berfel^re tool, bein ^er^e ©eift unb Seele.
246. ^on ber ^rit)t)e.
Xit Strippt l^alf id^ nu f6r einen Hleinob^fd^rein,
äBeil 3@fud brinnen liegt, ber mein (Sarfunfelftein.
247. ^on ber gungfratven Slaria.
Xai äBeib umbgiebt ben 3!flann, ber Jungfrau ioirb Vertraut
^er gelb. äBie ba? @ie ift ba^ 93rauttbett unb aud^ »raut.
248. %>it perlen gebül^rt.
^ie $erle toirb bom 2:i^au in einer äJlufd^el $6le
©ejeuget unb gebol^rn, unb bi^ ift balb betoeift
[120] 9Bo bu'd nid^t glauben h^ilt: 2)er 2;|^au ift ®otted®eift,
^ie $erle gefuiS @;i^rifi, bie 9J{ufd^e( meine ®eele.
249. S)ed Sal^rg SBefd^lu^.
®d tDirb ba( alte gal^r, ba| fid^ nu fd^leufl, gel^alten
SlliS toanniS vergangen to&r': unb bi^ ift toar mein Itrift,
S8o bu ein Steuer Slenfd^ in <S^tt geft)orben bift:
3ftd nid^t: fo lebftu^ nod^ tool^rl^afFtig in bem alten.
IV, 1] «terbtes.öttdj. 89
©ciftrcid^cr ©tnn* unb
@(i^Iu§-9tcinic.
1. &Dit toirt toa^ ®r nie toar.
3)er ungeivorbne ©Ott ioirb mitttn in ber 3^it,
SBad @r nie ift gen^eft in aller 6:tDid!eit.
2. a)er @d^6t)ffcr toirbf« ®efd^6t)ffe.
3)a^ Unerfd^affne Sid^t, ioirb ein erfd^affned äBefen:
2)a^ fein @ef(^6))ffe nur burd^ felBed lan genefen.
3. 9ln bag 3®fud ^inb.
3d^ l^albe bid^ mein ^inb, bu garter 92a§arener,
^en Silgen offt bergleid^t: 92u aber geB id^d an,
2)a^ id^ bir t)ie( gu htr^ unb Unred^t l^aB (tetl^on:
@o t)ie( bu ebler Bifl, fo biet Biftu aud^ fd^6ner.
4. ^ag gel^eimbe ^lagaretl^ unb geift«
(id^e SSerffinbigung.
SRaria, 92a)aretl^, unb ©abriet ber 8etl^V
3ft meine @ee(, mein j^er^, unb neueiS Sid^t ben ©Ott.
[121]aRein iper^e gtoar toann ed ein ^lumentl^al geioorben,
^ie @eele ioann fte ftel^t im feufd^en Sungfem Orben,
Unb tool^nt in biefem %^al: bag nmt ©naben Sid^t,
äBann ©Ott fein ©ioged SBort in jl^rem ©eifle f))rid^i
5. Son bem 3@fud 5linb an ber
aÄutter Prüften.
9Bie fd^Ied^t ift ©otteiS @ol^n beioirtl^et auf bem j^eu!
3!ftan fiel^et nid^tS umb jjl^n ald lauter Slrmutl^e^!
®x ad^tetd aber nid^t, unb l&ft jl^m iool ^tnti^tn,
äBeil (Sr !an an ber 99ruft ber ffiffen SRutter liegen.
6. ©Ott auf bem @trol^.
Sa! bag f^m ©Ott ben &taU uriW 6trol^ l^at augerüeft!
(&^ aiemet ftd^ alfo, toeil ®t ein S&mmlein ift.
7. ^er Sali ®t)ae ift Urfad^e bag ©Ott
SRenfd^ h^orben.
^er @loge ©OtteS ®ol^ lombt l^er in biefe SBöflen,
Unb n&l^rt ftd^ toie ein 5tinb an einer Jungfrau 99röften.
9Ber l^at ffym biefed ioel^ berurfad^t unb gemad^t?
@in ai^gefaUned SBeib l^at jl^n barju gei^rod^t.
90 gol^anni« «ngeli [IV, 8
8. a)er «Ral^m 3(gfu8.
^er ^a^mt 3®fud ift ein au^gegoffneiS Dele:
@r ft>eifet, unb dtltudfi, unb fttUt bag ioel^ ber @ee(e.
^ag Unau^ft)red^lid^e bag man p^tqi ®ott gunennen,
®iebt ftd^ in einem 3Bort 3uf))recl^en unb jufennen.
10. 2)ie borie Seeligfeit.
^er aRenfd^ l^at el^er nic^t bolüommne Seeligfeit:
^ig bag bie (Sinl^eit l^at berfd^lult bie 9lnberl^eit.
11. aJlit fd^toeigen ®l^rt man ®Dtt.
3)ie §eilge aÄajeftdt (toiltu jl^r ©l^r erjeigen)
äBirb aUetmeift geeiert mit ^eilgem ftiUefd^ioeigen.
[122] 12. 3n dimm alUi ^e^I.
3n ®inem ftel^t mein ^txl, in (Sinem meine 9lul^:
^rumb lauff x6) mit ^etluft biel- bingd bem @inem )u.
13. ^ie @igenfd^afft ber bre^en @t&nbe.
^ie S3fiffer fielen ®ott an, bie freien ban!en Sl^m,
^ie S3t&ute ftnb \>oU :8ieb' unb diu^ toie @erat)]^im.
14. ©Ott giebt ba^ gto^' im fleinen.
92imb toa^ htv $®Tr bir giebt, ®r giebt ba^ gro^ im (leinen,
3n fd^Ied^ten fd^laüen ®olb, ob n)ird gtoar nid^t bermeinen.
lö.Uberfc^rifft ber ^eiligen AGATHA.
^i^ toar bie (eufd^e ®eel, bie ®Dtt bon freier $anb
©eel^rt l^ot, unb erl6ft jl^r SBoI! unb SSaterlanb.
16. 2)er 6d^nee in ber @onne.
2Bie fcl^6ne gl&n|^t ber 6d^nee, toann jl^n ber @onnenftral^len
9)2it ^immelifd^en Sid^t beftreid^en unb bemal^Ien!
@o glin^t auc^ beine @eel, fo fie ift ioei^ toie @d^nee:
SBann fle befd^ienen toirb bom 9lufgang au^ ber ^bff,
17. 8u bem §®rren 3®fu.
3d^ nal^ mid^ ^(&dtdi gu bir aU meinem ©ennefd^ein,
^er mid^ erleud^t, erto&rmt, unb mad^t lebenbig fein,
9lal^ftu bid^ toieberumb gu mir al^ beiner (Srben,
6o iDirb mtin ^er^e balb gum fd^6nften ijrfiling toerben.
18. S)er 2:ugenb 3iel ift ©Ott.
©Ott ift ber 2:ugenb 3iel, jl^r antrieb, jl^re Jtron*,
^x einziges toaarumb, unb ift aud^ aW jl^r 2ol^n.
IV, 191 «terbte« »udj. 91
19. @in gutt ©etoiffen.
9BaB <ft ein gutter 2Rutl^ ber tool mit ®Dtte fielet?
®in ftatted fr6ad^ fein, unb etoigeiS $an!et.
[12S] 20. a)ie aSertluft.
aRenfd^ fd^au bie :8ufi ber SBelt, bte @nbei ftd^ mit $e^n:
9Bie fonfht jl^r bann aud^ fo gan^ ergeben fe^n?
21. S)er uner!anbte ©Ott.
äBa9 ©Ott ifi toeig man nid^t: @r i{l nid^t Sid^t, nid^t ©eifl,
Stid^t SBal^rl^eit, ©inJ^eit, ®ind, nid^t toa^ man ©ottl^eit l^ei^:
92id^t SBei^l^eit, nid^t Serflanb, nid^t Siebe, mUt, @ötte:
jlein 2)ing, fein Unbing aud^, fein äBefen, fein ©emfttte:
@r ift toad id^, unb bu, unb feine (Kreatur,
(S^ ioir getvorben ftnb toaS @r ift, nie erful^r.
22. 91 n S. AüGüSTiN.
^alt an mein AuguMn: @l^ bu ioirft ©Ott ergrönben,
äBirb man ba^ gan^e SReer in einem ©rüblein finben.
23. ©6tt(id^e befd^atDung.
2)a^ fiberlid^te )Bid^t fd^aut man in biefem 2if>m
92id^t beffer, al^ toann man ind tunfle ftd^ begeben.
24. 2)ie Uberformung.
3)u muft ben Seib in ©eift, ben ©eift in ©Ott t^erfe^en,
äBann bu bid^, tok bein SBuntfd^, boQfdmlid^ toili erg6ten.
25. 3)ie ©OtteiSfd^auer.
äBaiS tl^un bie fd^auer ©ottiS? fte tl^un bag in ber 3eit,
9Bad anbre toerben tl^un bort in ber @toigfeit.
26. Mofes.
^dnft Moßs SlntU^ toarb fo gl&n^enb ald bie @onne
3)a er bag etoge Sid^t im bunfeln nur gefel^n!
[124] 9Bad toirb nid^t nad^ ber 3eit ben @ee(igen gefd^el^n,
äBann fte ©Ott toerben fd^aun im 2:ag ber etogen äßonne?
27. a)ie ©eeligen.
äBad tl^un bie feeligen, fo man eiS fagen fan?
6ie fd^aun ol^n unterlaß bie etoge @d^inl^eit an.
28. ^ie ^eiligen unb ©ottlofen.
^ie ^eiligen ftnb ©Ott ein liebßd^er ©erud^:
^ie 8ifen ein ©eflanf, ein SCbfd^eu, unb ein ^lud^.
92 SoJ^oimiS a[nge(i [IV, 29
29. 3)ie Sielte.
3)te £ie& ift tote ber 2;ob : fle t6btet meine Sinnen,
@ie brtd^et mir ba^ $ert, unb ffil^rt ben ©eift bon Irinnen.
30. ©Ott fiber alle ©aben.
3d^ bitte bid^ mein ©Ott Hoax offt umb beine ©aben,
^od^ ioiffe ba^ id^ bid^ biel lieber felbft toil l^aben.
^rumm gieb mir tooS bu tvUt^eS fe^ aud^ etvged Seben:
©iebftu mir bid^ nid^t felbft, fo l^aftu nid^tiS Qtqthm.
31. 2)ie glötffeelige Stoffe.
Sol^anned an ber IBruft, aJlaria be^ ben tröffen,
^l^un alle jtoe^ fonfl nid^tiS, atö ba^ fie ©ottiS genieffen:
3Bie iool finb fie baran! tönt' id^ fo mfifftg fein,
3d^ regete mid^ nid^t, fieP aud^ ber Fimmel ein.
32. ®in^ ieben Clement.
3m SBaffer lebt ber gifdj, bie ^flan^en in ber @rben,
S)er SJogel in ber Sufft, bie ©onn im girmament:
3)er @alamanber mu^ im f^eur erl^alten toerben:
3m $er|en 3®fu id^, atö meinem Clement.
33. 7>afi $arabei^ auf (Srben.
S)u fud^ft ba^ $arabeig, unb n^önf^eft l^in )u!ommen,
9Bo bu bon aSem Seib unb Unfrieb bifl entnommen.
Sefriebige bein $ert, unb mad^ eiS 9%ein unb toeig:
@o bifht felbft nod^ l^ier baffelbe $arabei(.
[125] 34. ©Ott lieben gel^t bor alles.
2ai einen aUe £ufl ber ganzen äüelt genieffen,
Unb einen bre^mal mel^r ali @almon toufie toiffen:
2a^ einen @d^6ner fein ald 3)at)ibd ä^bfalon:
©ieb einen ber mel^r 6t&rf unb Tladft l^at ald @imfon;
Unb einen ber mel^r ©olb ald Groefas l^at gugeigen,
Unb nod^ ber aUed lan toie SHesanber beugen:
Sa ber bi^ aUeS ift: @o fag id^ bod^ gant fre^:
Xai aud^ ein fd^led^ter äRann ber ©ott liebt beffer fet^.
35. 3)ie tieffe, I^He, breite, unb l&nge
©Otted.
^urd^ SBei^l^eit ift ©Dtt tieff, S3reit burd^ 8arml^ertigleit,
2)urd^ älKmad^t ift er l^od^, lang bur(^ bie ®toig!eU.
IV, 36] »ietbte« öud^. 93
36. Befd^auligfeit.
6e^ rein, fd&ioeig, toeid^* unb fieig auf in bie 2:un!ell^eii,
@o femmftu fiber aU^ jur ®Dttö befd^auligfeit.
37. »efd^eibenl^eit.
S)a^ Sltd^tfd^eib be^ ©entfittd ift bie »efc^eibenl^eit:
äBet fid^ mäf i^x nid^t migt, bet fel^tt ber 2;u0enb toeit.
38. ®Ott nid^td unb aded.
©Ott ift ein ©eift, ein geur, ein äBefen unb ein Sid^t:
Unb ift bod^ toietentmb aud^ biefed oUed nid^t.
39. 2)er ©eUffene ift fd^on Seelig.
em SRenfd^ ber ®ott fid^ (dft in aUtn f&En unb toeifen,
2)en !an man toarlid^ fd^on im i8eibe feelig ))reifen.
40. S)ie IBraut ©Dtted.
2)ie IBraut be^ otogen ©ottiS !an jebe Seele toerben:
9Be fie nur feinem ©eift ftd^ untertoirfft auf ®rben.
[126] 41. Xai 9lbenbmal^( be^ SammiS.
^a^ £amm ba^ l^at fein ^Raffl pxt SlbenbiS^eit beftimt:
äßarumb? toeil man barauf gur (Stegen tul^e f6mmt.
42. SRaria.
SRaria tvirb genennt ein 2:i^ron unb ®oM ®^tli,
@in* 9(rd^e, ^urg, Xffuvn, S^aui, ein 8runn, Saum,
®artenft)iege(,
@in2Reer, ein @tem, ber 9Ron, bie 9J{orgenr5tl^', ein$fige(:
Sie fan fie oHed fe^n? fte ift ein' anbre SBelt.
43. 2)er gi^nger ben (&Dti liebt.
(Sin SRenfd^ ber gan^ unt gar fid^ abteenbt t>on ber äBelt,
Unb feinen Seib unb @eel bem $@rren l^eiUg l^dlt,
Stirbt nod^ berbirbet nid^t, ob man im gleid^ bergibt.
^agftu toarumb? er ifl ber Singer ben er liebt.
44. 9i0t^ unb äBei^.
9lotl^ foon be( ^(grren Blut toie Sammet 9%6felein,
2)urd^ Unfd^ulb toei^ toie @d^nee fol beine Seele fein.
45. Sen SRaria SRagbaUne an bem
Grenze.
^xt ba^ bie äRagbalen ba( Sreu^e fo umbfd^renft?
a^ ift teeil 3®fud bran jl^r ä^Uerßebfter l^&ngt.
94 Sol^anni« «ngeli [IV, 46
46. äCuf bie äBunben 3®fu.
^6) fel^ bie SBunben an al^ offne $immeföt)forten,
Unb lan numel^r l^inetn an fönff öetoiffen orten.
SBo !omm id^ aber ftrafd be^ meinem @Dtt guftel^n?
Sd^ toil burc^ t^öff unb ^dnb* inS $ert^ ber Siebe gel^n.
47. ^ort gel^t eis anberd ju.
^ier b^ngt ba( 2amh am @reu|, bort fi^tS auf @otteiStl^ron,
$ier trdgtg ben ^ornenfran^, bort eine ^atferfron^
[127]§ier ift e8 Untertl^an, bort ^errfd^t e8 überaffe:
$ier tl^utiS ben äJlunb nid^t auf, bort rebtiS mit l^eUem ©d^aSe:
$ier toetntd, unb borte 2aä)t^: brumb tr&fle bid^ mein @^l^rtft,
S)a^ fid^ bein 6reu| berfel^rt, too bu bi^ £amm nur bift.
48. 2)a^ 6:reu|.
3d^ l^abe mir bag @reu^ för allem @d^a^ erüeft,
SBeUiS meinet £eibed $flug unb @eelen9lnfer ift.
49. 2)ie Serrlid^fett ©l^rifti in biefer
SBert.
2)er @cej)ter ift ein Slol^r, ein S:)omfnj>ufd^ bie Äron,
^ie 92d0e( aller @d^mu!, ein t6blid^ @reu^ ber 2:i^ron:
©ein »lutt ift« ^urj>urireib, bie aK6rber bie 2:rabanten,
S)a^ ^offgefinb ein @d^aum bon SBuben unb ©d^erganten:
2)er SWunbtranI bittre ®all, bie SKuft! ipol^n unb ©J)ott.
2)iJ ift bie §errlid^f eit bie l^ier l^at unfer ®Dtt!
50. 2)ie ©d^ÄbelftÄbt.
3ft bi^ bie @(^Abelftabt? toie lombt ed bann ba^ l^ier
3)ie*) ?lo^* unb Si^ge fielet in unbertoeirfter Siel^r?
Unb ba ber SebenSbaum? ber Srunn mit ben bierglÄffen?
@d ift ba^ ^arabig: bod^ fe^ eiS toaiS ed teil:
S3e^ mir gilt biefe ftAbt unbiS ^arabi^ gleid^ biel.
*) äRaria unb gol^anned.
51. 2)ie 2)ornene Äron.
^ie dornen bie ba^ $aut)t be^ ^etrn jerfted^en Qanii,
®inb meineiS ^oubted ßron unb etoger Stofenfran^:
äBag aug ben äBunben fleuft ift meiner äBunben l^eil:
äBie tvol tvirb mir fein Bpoti, unb feine $ein gutl^ein
[128] 52. S)ie :8iebe l^atd erfunben.
^a^ ©Ott gelreu^igt toirb! ba^ man if^n lan bertounben!
Xa^ ®r bie @d^mad^ bertr>, bie man Jl^m angetl^an!
IV, 521 «ierbte« »iidj. 95
3)a( @r fold^' Slngft augftel^t! unb ba( ®r fter^en fan!
Serlvunbere bid^ nid^t, bie Siebe l^atd erfunben.
53. Umb einen j^ug iftiS ©Ott autl^un.
9Bad toil bod^ ©DtteiS @ol^n bag ®r iniS ®(enb fömbt,
Unb ein fold^ fd^toered dvtu^ auf feine @d^ultem nhnbt?
3a ba^ @r bi^ in Xob ftd^ An^ftet för unb för?
@r fud^et onberd nid^tö al^ einen Stu^ bon bir.
54. ^ie SBelt ift im ^rfiling gemad^t.
3m ^öting toarb bie äBelt Semeut, unb toieberbrad^t:
3)rumb fagftu red^t ba( fte im t^röling ift gemad^t.
55. 3)ie geiftlid^e Slufferftel^ung.
S)ie Sluferfiel^ung ifi im ©eijie fd^on gefd^el^n:
SBenn bu btc^ I^ft entioirft bon beinen @(inben fel^n.
56. 3)ie gel^eimbe ^immelfal^rt
^ann bu bid^ fiber bid^ erl^ebft unb I&ft ©Ott toalten:
@e nnrb in beinem ©eifl bie ^immelfal^rt ^el^aUen.
57. S)ie geiftUd^e ^run!enl^eit.
^er ®eift pxaxi^t \a toie SRoft: bie Sfinger aUt^amhi,
6inb gleid^ bem 2:run!enen ent&nbt unb angeffambt
ä)on feinet $i^ unb itrafft: fo bleibt ed bod^ babe^,
2)a^ biefe gan^e ©d^aar boE ffiffeS äBeineiS fe^.
58. 3)et berlol^rne ©rofd^en.
^ie @eele €UDtte8biIb ift bet berlol^me @rofd^en,
Xit Ker^e l^tmmlifd^ fiid^t, ba^ burd^ ben faS loerlofd^en:
[129l2)ie äBei^l^eit i^ ba( SBeib bie eS auf« neu en^önbt:
SBie feelig ift bet SRenfd^ ben fte nu toiber finbt!
59. S)ag berlol^rne €d^aff.
3d^ hin bag atme @d^aaff ba^ fid^ k^etjttet l^at,
Unb nunmel^r bon ftd^ felbft nid^t !ennt ben ted^ten $fab.
9Bet jeigt mit bann ben 9Beg, bag id^ nid^t gan^ etliege?
O ba^ (od^ 3®fug ihnC, unb mid^ nad^ ^ufe ttilige!
60. S)et betlol^tne @ol^n.
Ste^t umb betlol^tnet @ol^n )u beinem Sattet ©Ott:
2)et ipunget btingt bid^ fonfi (fein* Ungunft) gat in a;ob:
$&ttftu gleid^ taufenbmal^l f^m biefen @d^impff getl^an :
@o bu nut toiebet!6mbft i^ mei( @t nimbt bid^ an.
96 Sol^onni« «ngeli [IV, 61
61. ^te t>et(ol^tne unb toiber ^efutts
bene 3)re9.
S)er ©tofd^en, ©ol^n, unb« ©d^aaff, bin id^ mit ®cifi, Seib,
@eele.
SBetlol^m in ftcmbbem Sanb, in einer Söüft*, unb §6le.
^te l^eilge ^re^falt !ombt unb fud^t mid^ aUe ftunben:
S)en ©rofd^en finbt bet ®ei{l, bet ^tter nimbt ben ©ol^n,
S)et ^itte 3@fu« trAgt bag @d^aaff mit ftd^ babon.
@d^au tDie id^ ^re^fad^ hin berfol^ren unb gefunben!
62. 3)er ^unct, bie Sinie unb gldd^e.
©Ott SBatter ift ber ^uncti'aug 31^m peuft®Dtt ber@olJn
3)ie ßienie: ©Ott bet ®eift ift beiber glÄ(^* unb ftron.
63. »om reid^en 3Rann.
SRan toil bem reid^en SRann Mn tt&t)fflein äßaffer ^thm,
SBeil er baß 3Rafi mit SBein fd^on boU gemad^t im 2thm.
1130] 64. 9lud^ bon il^m.
äßie hafi ber reid^e Tlann ben ^rmen ie^o fennt?
®r fielet b)ol ba^ fid^ l^at ba^ Sldttlein umbgetDenbt.
65. ^er arme Sagaru«.
3Bie ungleid^ ift ber ^ob! bie @ngel tragen ffyn
3)en armen fiajarum jur etogen rul^e l^in.
^er reid^e ba er ftirbt toirb DoUer äCngft unb $ein:
<3o gutt ift« auf ber äßelt nie reid^ getuefen fein!
66. $on äRaria 3»agba(ene.
äBa« b^nlt bod^ 9)2agbalen ba^ fte fo offentlid^
^em $®rm gu guff^ f&I^t, unb fd^ulbig giebet ftd^?
^d} frage bod^ nid^t erft: fd^au toie bie 9lugen funfen:
Xu fil^ft n)ol ba^ fie ift bon groffer Siebe trunfen.
67. aRartl^a unb SRaria.
iDie äT^artl^a laufft unb rennt bag fie ben $®rren ft)eife,
äKaria ft^et ftiU: unb l^at bod^ fold^er toeife
2)a( befte tl^eil erto^ljflt: fte f))eifet \^n aUein,
^ie ober finbt aud^ fid^ bon jl^m gef))eifet fein.
68. SSon äßaria SIRagbalene.
Tlavxa !ombt gum $@rm boU Seib« unb boUer @d^mer(en,
@ie bittet umb ©enab, unb tl^ut bod^ jljfren aJlunb
SRit feinem äB6rtIein auf: toie mad^t fte'« im bann htnbt?
9Rit ^ffxtt ^l^rdnen fad unb bem ^erfnirfd^ten $er(en.
tV, 69] 35ierbte« »ud^. 97
69. ^ie @6nbe.
^ie @6nb' ift anberd nid^tiS, aU ba^ ein SRenfd^ bon ©Ott
@ein 9lngefi(^t abtoenbt, unb feieret fid^ }um Xoh.
70. 2)et aRenfdJ.
3)a^ 6t6fte äßunberbing iß bod^ ber Sßenfd^ aUein:
@T fan, nac^ bem erd macii^t ©Ott obetr Teufel fein.
[131] 71. ^er Fimmel aHentl^aiben.
3n (SKDtt (ebt, fd^toebt, unb regt fid^ aUe Kreatur:
3ftd tvar? iDOiS fragftu bann erft nad^ ber ^mmti\puffxl
72. ^en 8r&utgam toünfd^t bie 9raut.
Scttounbere bid^ nid^t ba^ icd nad^ ©Ott berlange:
3>et IBraut iß oQ^eit nad^ il^rem 8rdutgam bange.
73. ^ier mu^ man Sorget toerben.
@treb na4 ber Sörgerfd^afft be^ ^immelS Ijfier auf ®rben:
@o lan er bir bamad^ bort nid^t Derfaget toerben.
74. SQttt bid^ bor fid^erl^eit.
2ai bir loom Himmelreich nid^t gar fo ftd^er tr&umen,
^u ftl^fi tool ba( ed aud^ bie Jungfern felbft (»erf&umen.
75. ^ai tr6ftrid^fte Söort.
^ai aUertr^ftltd^fte ba^ id^ an 3®fu finb',
3ft, toenn ®r ft)red^en toirb: lom benebeited Rinb.
76. Strauben bon 3)ornen.
äBer feinen neiber (iebt, unb guttiS bon feinben fprid^t:
@ag ob berfefbe nid^t bon dornen Strauben brid^t?
77. ^ag geißlid^e sterben.
@tirb el^e bu nod^ ftirbft, bamit bu nid^t barffft fterben,
SBann bu nu fterben folft: fonft m6d^teftu berberben.
78. S)ie Hoffnung l^dlt bie Sraut.
3>ie Hoffnung l^&U mid^ nod^: fonft iodr* id^ (dngft bal^in:
äBarumm? bietoeil id^ nid^t be^ meinem Sr&utgam bin.
79. 3)er befte greunb unb geinb.
SWein befter greunb mein Seib, ber ift mein drgfter geinb:
@r binbt unb l^&It mid^ auf, toie gut tt^ immer meint.
[132] 3d^ ^ai' unb £ieb jjl^n aud^: unb toann ed !ombt gum
fd^eiben,
@o reiff idj^ mid^ bon i^m mit greuben unb mit Seiben.
Ang. Silesini, Gberub. Wandttrsmaim. 7
98 Söi^anniS »ngeri [IV, 80
* 80. mit Sieb' erlangt man ®nab.
Sßann btd^ ber ©finber fragt toie er fol ®nab erlangen,
@o fage bafi er ©Ott gulteben an fol fangen.
81. a)er 2:obt.
SDer 2:obt betoegt niid^ ntd^t: id^ fomme nur burd^ jl^n,
äBo \d} fd^on nad^ bem @eift mit bem ©emfitte bin.
82. 2)ie l^eilige ©d^rifft.
®Ietd^ toie bie Spinne fougt ou^ einer 9lofe ®ifft:
SClfo h)irb oud^ berfel^rt bom b6feu ©otteSfd^rifft.
83. 2;romj>eten.
2:rom^eten l^6r' id^ gern: aJJein Seib fol au6 ber ®rben
3)urd^ jl^ren ©d^att erlreft, unb toteber meine hjerben.
84. ^a^ ^ntli^ @Dtted.
^ai Slntli^ ©Dtteg fe^n ift atte ©eeligleU:
93on bem berftoffen fein baft l^^fte §er$eleib.
85. ^er Slr^t I^Ut fid^ ^um Uranien.
SBarttmb ))flegt bod^ ber $®rr mit ©6nbem umbjugel^n?
SBammb ein tretoer 9lr^t ben 5lranfen be^guftel^n?
86. S. Paulus.
Sanct Paulus n)ufte nid^tS afö @l^riftum unb fein fieiben,
Xa er bod^ )n>at geiveft im ^arabi^ ber fjteuben.
SBie fönt' jl^m bift fo gan^ entfallen fein? @r toar
3n ben @e!reu^igten ä)erformet gan$ unb gar.
87. 2)ie Siebe.
a)te Siebe biefer 3Bert teil am für ftd^ attein,
^ie Siebe ®DiH^ mad^t bem iRdd^ften aU^ gemein:
2)ie toirb ein jeber SWenfd^ ffir Siebe tool erfennen,
3en' aber fol man SReib, unb feine Siebe nennen.
[1331 88. SCu^ bem §ol^en Sieb.
2)er Ä6nig fül^rt bie »rout in Äeller felbft l^inein,
^a^ fie il^r mag erta)6l^(n ben aUerbeften SBein.
©0 mad}tö ®ÜH aud^ mit bir, mann bu bift feine IBraut
®r l^at nid^tiS, in fid^ felbft, ba^ ®r bir nid^t Vertraut.
89. ^inber unb S^ngfrauen.
3d^ liebe nid^tg fo fel^r aU Kinber unb gunfiftauen:
SBarumb? im girnmel toirb fein anbre« fein jufd^auen.
IV, 90] «ierbte« Ötid^. 99
90. ^ie 2:itgenb.
^ie 2;u0enb ^px%d}i ber toeif, ift felbfi jl^r fd^infter 2offn:
SRemt er nur settlid^ l^ier, fo l^aU' idf nidfiH babon.
91. ^ie @OttIiebenbe ©infamfeit,
^u f))rid^fi Theophilus ]ttf metften>tl^eild aXitin:
SRad^t ftd^ ber Slbler.oud^ ben $6glic^en gentein?
92. ^ie 2:agegeiten.
3m ^immel ift ber Xa^, im 9lbgrunb ift bie ftad^t,
gier ifl bie ^emmerung: tool bem berd red^t betrad^t!
93. SSon SoHnned bem 2:duffer.
Sol^nned a( fa^ nid^td, er trug ein raul^eiS itleib,
Bai in ^^ 9B6ftene^ bie gan^e Seben^geit.
®r toar fo from: toa^ fiel er ®Dtt fo l^art ^u ^^ffe?
3>ie gr6jten ^eiligen bie tl^un bie gr6fte 8uffe.
94. 3)ie SBelt.
3u ®Dtt fombt man burd^ ©Ott: i\m 2:eufe( burd^ bie
aBett:
9L^ ba( ftd^ bo4 ein SRenfd^ gu biefer gure l^dlt!
95. IDa^ ®nbe !r6nt ba( SBerf.
^a^ (Snbe !r5nt ba^ äBerf, bag Seben aiel^rt ben 2:ob:
3öie J^errlidJ pirM ber SWenfd^, ber treu ifl feinem (Sott!
[134] 96. Xit Sigur ift S^erg&nglid^.
äRenfd^ bie Bfigur ber SBett bergel^et mit ber 3eit:
äßad trotfht bann fo t>ie( auf il^re gerrlid^feit?
97. «uf beiben fein ift gut.
3)en gimmel toüntfd^' id^ mir, 2W aber aud^ bie @rben:
S)enn auf berfelbigen lan id^ (SDtt n&l^er toerben.
98. Son ben tilgen.
eo offt id^ Silgen fel^, fo offt emt>ftnb* id^ $ein,
Dnb mxi% aud^ bolb iuql^df fo offt boU ^^euben fe^n.
^e $ein entßel^et mir, toeil id^ bie 3^^^^ berlol^ren,
2)te id^ im ^arabig bon anbegin ge^bt.
2)ie greiobe !ombt bal^er, toeil 3@fud ift gebol^ren
3)er mid^ mi toiberumb mit jl^r aufd neu ht^aht
99. Son S. Alexio.
9ßie tan Alexius ein fold^ei$ ger^' jl^m faffen,
a)a| er tan feine Sraut ben erften 2:ag öerla^eij?,«^ .., >
7*- ' '
100 Sol^anni« «ngeli [TV, 99
@r ift il^r Stautgam nid^t: ®t f^at ftd^ felbft a» »raut
^em otogen SBr&utigam t>erlobet unb SSettraut.
100. 2)cr ȟffer Ujd^t ba| geuer.
3)u ft)nci^fi ba^ $6afcl^e geur toirb nie ge(6fd^t gefel^n:
Unb fiel^ ber Sfiffcr I6f(i^t8 mit einem Slugentl^rÄn.
101. »om 2:i)be.
^er ^ob ift bod^ nod^ gut: tönt' fl^n ein $6lll^unb l^aben,
@r Uff* im Slugenblil fld^ Sebenbig begraben.
102. 9luci^ Don il^m.
aRan tofinfd^et jjl^m ben ^ob, unb fliel^et jjl^n bod^ oud^:
SeniS ift bet Ungebulb, unb bi^ ber Sc^eff^ braud^.
103. ^ag Seben unb ber ^eb.
jlein ^ob ift l^errKd^er ald ber ein 2thtn bringt:
itein Seben ebler, alS bag au^ bem ^ob entft)ringt.
[135] 104. a)er a:ob ber ^eiligen.
^er %ot) ber ^eiligen ift toel^rt gead^t für @Dtt:
®ag tüo ed bir beivuft, toad ift ed t)or ein ^ob?
105. ^er %ot) ift gut unb b6fe.
@o gut ber ^ob aud^ ift bem ber im $@rren ftirbt
6o ungut ift er bem, ber auffer jl^m toerbirbt.
106. äSon ben SRdrtl^rern.
^er aJl&rtrer Sebendlauff ift n^enig aufgefd^rieben:
^ie Sugenben bie man gur Seibend^eit gef))ärt,
^ie Sobt unb ))reift man nur, unb flnb ftatt jeneiS blieben:
S^ietoeil ein fd^6ner %oh bag gan^e Seben giel^rt.
107. 2)ie nfk^lid^ften ©ebanfen.
2)&n! an ben %oh, mein 5lrift: ioad b&niftu anberd k)iel?
Tlan bdn!t nid^tiS nü^lid^erd aU n)ie man fterben n^il.
108. ^er a^enfd^ ift bre^mal ®ng(ifd^.
3>er 2;]^ronfiürft rul^t in ©Ott: 31^n fd^aut ber QJ^mArn:
^er &txap^in aerfd^mel(t f&r lauter Sieb* in 3l^n.
3d^ finbe biefe Xx0f in einer @eel allein:
@o mug ein l^eilger äRenfd^ ja bret^fa(^ ®nglif4 fein.
109. a)er SBeife.
7>tt äBeife fud^et rul^, unb fiiel^et ba( Getümmel:
•-; SdÄ Äenb ift bie Sßelt, fein »aterlanb ber Fimmel.
> «
IV, 110] Sierbte« »ud^. 101
110. ^ag 9Bo(f eilfle.
9Bie toolfetl ffhli bod^ ®Dtt fein ^teid^ unbd @tO0e £eben!
@r barffiS bem Söffenben filir einen Su^faU geben.
111. 2Cn ben fid^ felbfl liebenben.
9{arci^ erf&uffet ftd^ ha et ftd^ felbfi toil (ieben.
$^ilautud lad^eftu? ed ift bon bir gef daneben.
[136] 112. Son bem §erjen ber l^eiligen
Clara de Montefalco.
ipier ift ber @))eer itnb ©d^toam, bie 92&0el, Bhni unb ^ron,
^ie ©eiffeln, unb aud^ gar ba^ @reu| mit @Dtted«@ol^n :
^re^ Kugeln eineiS l^altö: @d !an nid^t anberfi fein,
3>iB $ert ift ©Ottedburg, unb feined Se^benSfd^tein.
113. Sift toiebet Sifk..
9Rit £ift l^at un^ ber e^einb gefdUet unb be!riegt,
Wi 8tft faxt er bon un^ fein wieberumb bepegt.
114. @in £amb be^toingi ben ^rad^en.
Vertraue @oti, ber ^rad^ ivirb leid^tlid^ (tbertDunben,
ipat \^n bod^ nur ein Samm gefdUet unb gebunben.
115. ^ie 92ad^reu !ombt ^u f^^t.
^a ©Ott auf @rben gieng, toarb ®r faft nid^t gead^t:
3lu @r im ipimmel ift beüagt 3^n jjebermann
^a^ Sl^m nid^t gr6ffer ®l^r ift ivorben angetl^an.
eo tb5rid^t ift bie SBelt, ba^ fie*d nid^t t)or bebad^t!
116. (SiniS folgt unb toeid^t bem anbern.
Qiini ift beg anbren enb*, unb aud^ fein anbegin.
SBenn ®Dtt gebol^ren toirb, fo ftirbet Ab am l^in.
117. 2)ie aSBelt unb« «Reu gerufalem.
^ie äBelt fd^eint jlugelrunb bietoeiC fte fo( Dergel^n:
®et)ierbt ift @otit% etabt: brum toirb fie ®h)ig fielen.
118. 2)er e|)iegel.
^er @t)iegel geiget bir betn duffre« llngefid^t:
9[d^ ba^ @r bir bod^ aud^ ba( jnnre geiget nid^t!
119. ^ai Sa( mui reine fe^n.
38afd^ aug beiniS ^er^ndfa^: toann $&fen brinne fein,
@o geuft @Dtt nimmermel^r bir feinen Sßein barein.
[137] 120. 2)er 5immelft)d5>enbe.
®in $immelft)&l^enber ift bem ®efd^6t)ffe tob,
9Bie fomt«? @r lebt oEein bem @d^6))ffer feinem ©Ott
102 Sol^anni« «tiöeli [IV, 121
121. 3m $imme( ftnb aud^ Siliere.
3Ran fagt ed !an !ettt ^l^ter ju @Dtt bem $@rtn eingel^n:
aßcr ftnb bie SJiere bann bie nalj be^ S^mc fielen?
122. ®Dtt fielet nidjt öberfid^.
@Dtt fielet ntd^t überftd^: bruntb überl^eb btd^ nid^t:
3)u f6mft fonft mit ®efal^r au^ feinem Ängeftd^t.
123. SJon bet §. SÄartl^a an ben Po-
lypjagmoii.
^iv §@rr f J)rid^t (ging ift notl^ : unb toa« bie HRartl^a tl^ut,
^ag ift aud^ an ftd^ felbft gar l6blid^, fein, unb gutt:
Unb bennod^ fttafft ®r fte. 2Rer!8 Polypragmon tool;
SDaf; man mit bielerle^ fid^ ntd^t jerrÄtten fol.
124. Son ©Ott.
©Ott ift ein foId^e^S ®utt, je mel^r man 3l^n emt)finbt:
3e mel^r man 3l^n begel^rt, berlangt, unb Sieb getvinnt.
125. ^e^ ©Ottd berliebten ^iin,
3)er ©Dttberliebte aWenfd^ l^at fonften feine ^ein,
IIU bafi er nid^t tan balb be^ ©Ott bem Siebften fein.
126. ^ie unerforfd^Iid^e Urfad^e.
©Ott ift 3l^m f eiber aU, fein ^immel, feine Suft:
SBarumb fd^uff @r bann un^? eS ift un^ nid^t betouft.
127. ^ie äBol^nung ©DtteiS.
@Dtt tool^net in pdj felbft, fein SBefen ift fein ^au^:
^rumb geljfet ®r aud^ nie au^ feiner ©Dttl^eit an^.
128. ^n ben äßeltliebenben.
^ie Seele tueil fte ift gemad^t }ur (Stoigfeit,
^at feine ivare ^uff inn fingen biefer Qtii:
[138] ^rumb n)unber id^ mi(( fel^r, ba( bu bie SBeCt fo liebft,
Unb aufd jerg^nglid^e bid^ fe^eft unb begiebft.
129. ©Ott rebt am toenigften.
92iemanbt rebt toeniger ald ©Ott o^n 3eit unb ort;
®r f^rid^t bon @n)igfeit nur b(og ®in (Sm^igd SBort.
130. $on ber ©itelfeit.
äSenb ab bein 9lngeftd^t bom glaft ber @itelfeit:
Semel^r man jl^n befd^aut, jemel^r toirb man berleitt.
3ebod^ fel^rd n)iber l^in: benn toer j^n nid^t betrad^t,
^er ift f^on l^alb bon jl^m gef&Ut unb umbgebrad^t.
IV, 131] »ietbtc« »ud^. 103
131. fßon ber @ered^tig!eit.
@ere(l^tig!eit tft toeg! tool^in? fte ift in ^immel.
äßarumm? fie traute ftd^ nid^t mel^r U\) bem ©etümmel.
3Q3ag !ont' jl^r bann gefd^el^n? fie todrc t)on ber 3Belt
@d^on lAngft an jl^ren @l^rn gefd^tt^dd^et unb gefdlt.
132. ^erluft unb ®ttüinn.
2) er ^ob ift mein ©etoinn, Serluft ba^ lan^t 2thm:
Unb benno(6 ban! id^ @Ott bag er mir bi^ gegeben.
3<^ tt>ad^f' unb nel^me pi, fo lang id^ l^ier nod^ bin:
^arumb ift aud^ gar tool ba^ Seben mein ©etoinn.
133. a)er SWenfd^ ift eine Äol^Ie.
3Äenfd^ bu bift eine Hol^I, ®ott ift bein geur unb Sid^t:
^u bift fd^toar^, finfter, !alt, Uegftu in ^\)xm nid^t.
134. 2)ie 5lrafft ber guruüel^rung.
SBann bu bid^ meine @ee( ^uruf l^inein begiebft,
@o toirftu toad bu toarft, unb toai bu (^l^rft unb Siebft.
135. ^er 9ad^ n)irb bag SReer.
§ier flüff' id^ nodji in ®Dtt aI8 eine ^aä) ber 3eit:
^ort bin id^ felbjl bag 3J2eer ber eivgen @eelig!eit.
136. 2)er (Stral^I toirb bie ©onne.
9Rein @eift, fombt er in ®Dtt, toirb felbft bie etoge SBonne :
[139] @Ieid^ toie ber ©tral^I nid^tg ift at§ ©onn' in feiner Sonne.
137. 2)a6 gönllein im gehjer.
2ßer fan bag 5^nfelein in feinem geh)r erfennen?
äBer mid^, mann id^ in @Dtt, ob id^ eS fe^, benennen.
138. S:)ie iizbt mad^t SeCiebter.
9Rtt ivad mad^t fid^ bie SBraut beim ^r^utgam mel^r beliebt?
9Rit Siebe toenn fie ftd^ jl^m mel^r unb mel^r ergiebt.
139. ^ie gl6!feelige ®rtrin!ung.
'S^mn bu bein @d^iffelein aufS 3Reer ber ©Dttl^eit bringft:
®Ifi!fee(ig hi^tix bann, fo bu barinn ®rtrin!ft.
140. ^ag ebelfte ©ebette.
^a| ebelfte @ebett ift loenn ber 93etter ftc^,
3n baj für bem er !niet bertoanbelt jnniglid^.
141. md)H ift füffer aU 2:ubt.
@d ift bod^ feine £uft, unb feine @ee(ig!eit,
^ie übertreffen fan ber £iebe füffigfeit!
104 gol^anm« «ngelt [IV, 142
142. 2)er gurd^t unb Siebe SBÄtbigleit
mt ®Oit liebt, fd^mÄÜ fd^on l^ier fein« öeifte« fÄfftßfcit:
2Ber aber ^l^n nur ffird^t, ber ift barbon ttod^ tüeit.
143. 2)er aHerlieblid^fte ^l^ott.
@d tan in ©toigleit fein Xl^on fo Sieblid^ fein,
Sirg toenn be^ SRenfd^en iper( mit ©Ott ftimht überein.
144. S)ie l^eilige Uberformung.
^ie füufft beined ©eiftS madft hidf gu einem ^l^ron,
2)ie Sieb gum @era))bin, ber f^eb gu ©otte^fol^n.
145. 9Bir finb ebeler alS bie Serapbine.
SRenfd^ id^ bin ebeler ald aUe Serai^l^in:
3d^ !an tool fein tvad fte, fle nie tvad id^ j[e bin.
[140] 146.9Bad ber l^6d^fte ^bel be^ aßenfd^en.
aWein l^6d^fter 2lbel ift, ba^ id^ nod^ auff ber @rben,
®in Ä^nig, Äaifer, ®ott, unb toa« idf toil, fan toerben.
147. 2)ie io^itt befe aWenfd^en ift nid^t
jubefd^reiben.
SQBer ift ber mir toie toeif unb breit id^ bin geigt an?
aOBeil ber Unenblid^e {®Dit) in mir toanbeln fan.
2. ©or. 6.
148. aBaS bie @eele erweitert.
äßad mad^t be^ S^enfd^en $er^ unb feine Seele tveit?
^ie Siebe ®Otitd giebt jl^m bie ^efd^affenl^eit.
149. äßad ol^ne 2nh ift @tinlt.
S^enfd^ lomftu ol^ne Sieb, fo ftel^ nur balb bon ferrn:
äßad nid^t nad^ 2uh^ reud^t, bag ftin!t für @Dtt bem $®rrn.
150. 2)er ]^6djfte ©DtteSbienft.
^er l^^fte ©Dttedbienft, ift ®Dü^ gleid^e tverben:
(S'l^nftf6rmi0 fein an Sieb, am Seben, unb ©eberben.
151. 2)ie äOal^re Sßei^l^eit.
:Die äBa^re ^ßei^l^eit bie bir ^^i^i bie $tmme(dtl^är,
@tel^t in ^Bereinigung unb f^eurger Siebdbegiel^r.
152.9ßie bie Siebe bie Sünben k)er)el^rt.
9Bie bu ben gla!« unb« SBer! im geuer ftel^ft öerf c^toinben :
@o brennen aud^ l^intveg burd^ Siebe beine @ünben.
IV, 153] »ierbtei? »ud^. 105
153. 2)*a^ HReet in einem %xbp^Utxn.
€>ag an tvie gel^t ed gu, toenn in ein %xbpfftUm
3n mid^, ba( gan|^e SReer @Ott gant unb gar fleuft ein.
154. ®Dtt ift aUentl^alBen gan^.
O 98efen bem nid^td gUid^! ®oit ift gant ouffer mir,
Unb inner mir aud^ gan^, gan^ bort, tinb gant (fad) l^ier!
[151] 155. SBie ®Dtt im äRenfd^en.
mef}t M bie @eel im fieib, Serftanb in bem @emfttte
3fi &ütt^ äBefenl^eit in bir unb beiner $ütte.
156. 3lod) bart)on.
©Ott ift noc^ mel^r in mir, a(0 toann ba( gan^e SReer
3n einem Keinen @d^h)amm gan| unb be^fammen tv&r.
157. @Ott ift in unb umb mid^.
3d^ bin ber ©Ottl^eit f^^ in toeld^d fte ftd^ ergeuft:
Sie ift mein tieffed HReer ba( mic^ in ftc^ befd^Ieuft.
158.^a( groffe ift im fleinen verborgen,
^er Umbfrei^ ift im i^unft, im @aamen Uegt bie ^rud^t,
©Ott in ber SBelt: tote Äfug ift ber jl^n brinne fud^t!
159. SKed in allem.
9Bie fal^ S.* Benedict bie 98e(t in einer üol^len?
®d ift in aEem alld t)erborgen unb berl^olen.
160. ©Ott ift fiberaK ^errHd^.
^ein @t&ub(ein ift fo fd^Ied^t, fein etät)ffd^in ift fo tUin:
2)er SBeife ftl^et ©Ott gan^ l^errßd^ brinne fein.
161. Xüed in einem.
3n einem ©enffikniein, fo bu*« t)erftel^en toilt,
3ft aUer oberen unb untrem binge ^Ib.
162. @ind ift im anbren.
^ad (&9 ift in ber $enn, bie $enn ift in bem @^:
^ie jtoe^ im (Sind, unb aud^ ba( ®ined in ber 3toe^.
les.XHed fomi^t au^ bem verborgenen.
9Ber ^atte ba( t^ermeint! aug gfinftenHüB ^ondi 2idft,
"Dai Seben au( bem %o\>, ba^ thoai au^ bem 92id^t.
164. 2)afi (^onterfect ©Ottei».
3d^ toei( ©Ott« ^onterfect: dr l^at fid^ StbgeMIbt,
3n feinen (S^reatum, ta)o bu'i^ erfennen teilt.
106 Sol^ntii« Slngeli [IV, 165
[142] 165. ©Ott fd^afft bie Sßclt tiod^.
(SJDlt f d^afft bic SBcIt annod^ : f omt bit big frembe für ?
@o toiff* es ifl bc^ jl^m fein SBor nod^ nac^, toie l^ier.
166. 2)ie SRul^ unb Sßirdfung ODtteS.
®Dlt l^at ftd^ nie bemfil^t, aud) nie gerul^t, ba^ mer!:
©^ gBir!en ip fein rul^n, unb feine diuff fein 2Berf.
167. 2)efi Triften 3od^ ift leidste.
Ärift eS !an ja bein So* bir nie befd^toerrid^ fein:
2)enn ®Dtt unb feine Sieb bie spannt fid^ mit bir ein.
168. 2)a^ UnbeftÄnbtgfte.
SWid^tS UnbeftÄnbigetg im h)oI fein unb im ©d^merj,
Sft, bÄnfe l^in unb l^er, aI8, SRenfd^ bein eigen §er^.
169. 2)ie ^(ugl^eit tt)irb gelobt.
^ertoirff nid^t tvad bu l^aft. @in ^auffmann ber fein ®etb
9ßo( anzulegen toeifi, ben lobet aEe äßelt.
170. 2lrjne^ ber Äranfen 2itht.
@in $er^ ba^ ^ranf bor Sieb, toirb el^er nid^t gefunb,
33i^ e8 ®Dtt gan^ unb gar burd^ftod^en unb bertounbt.
171. 3)ie 2ith ift jerfd^mel^enbe.
^ie Siebe fd^mel^t ba^ $er^, unb mac^td toie SBad^d
aerfCieffen:
©rfa^fr eS loo bu teilt bie fÄffe SBfirfung ioiffen.
172. 2)er 9lbel befe gerul^igen §er^en.
aWein ger^e toenn« ®Dti rul^t, ift« »rautSett feine«
@ol^n«:
aOBann« bann fein ®eift Betoegt, bie fdnffte ©alomonS.
173. 2)er ]^6d^fke triebe.
3)er l^6d^fte griebe ben bie @eele !an genieffcn,
3ft ftd^ auf« m6grid^ft' ein« mit ®Dtte«toiaen toiffen.
[143] 174. 2)er Überfluß ber feeügen.
®Dtt fc^enft ben feeligen fo öberflüfftg ein,
2)aJ fie meljr in bem 3;ran!, al« ber in jl^nen, fein.
175. 2)ie tounberbal^rUd^fte $e^ratl^.
@c^aut bod^ bie $e^ratl^ an! ber $err ber ^errUc^feit
^at eine« @clat)en äRagb be^ äRenfd^en See! gefreit!
IV, 176] »tetbtc« »u<^. 107
176. 9)ie ^od^^eit be( SammeiS.
S^enn id^ §tt @Oit eistgel^, uttb f6ff* jl^n mit begier,
7>axm x^ t^ ha% ba( 2amb bte ^od^eit l^&It in mit.
177. Sertounbetung Aber ber (Semeim
fc^afft ®otted.
@d tfl erfiaunungd boU, ba| id^ Staub, Xfd^, unb üotl^
Bo freuitbltd^ unb gemein mid^ mad^en barf mit ®ott!
178. ißad bte Kreatur gegen @Ott.
f&a^ ift ein StAubelein in anfd^uung bet SBelt?
Unb toad bin id^, tvenn man ®ott gegen bir mid^ ^hit.
179. Sßie ©Ott fo J^er^Iid^ liebet.
0Dtt liebt fo l^er|Ud^ bid^: @r toärbe ftd^ betreiben,
3m faU ed m6gHd^ todr, bafi bu ^n nidfi to\it lieben.
180. 9)er 2:ag unb aRotgent^tl^ bet
@eeU.
3)er eeelen 9lf>tgenr6tl^, ift (SMDtt in biefer 3eit:
3^c Stittog tanrb er fein im @tanb bet ^ettlid^feit.
181. Som @ee(igen.
2)te feeige @eeU toei^ nid^td mel^t t>on älnbeti^eit:
Sie ift ein Sid^t mit @Ott unb eine $ertlid^!eit.
182. ®leid^n6B ^et gteube in ®Ott.
^eunb toa^ bet $6nig bit ift gegen Stoüff unb ioufl:
2)a^ ift bie gfteub* in ®Dtt aud^ gegen d' getfd^ei^luft.
[144] 183. äßai» bu toilt ift a((ed in bit.
9tenfd^ aSed toad bu tottt, ift fd^on ju bot in bit:
®d (iget nut an htm ha% bud* nid^t toiitfft l^etfüit.
184. 2)aB tDunbetlid^fte ©ei^eimnft^.
Stenfd^ fein ©el^eimnii^ tan fo tounbetbol^ttid^ fein:
X(d ba^ bie ^eilge @ee( mit @Dtt ein (Singed ein.
185. mit bie ©teatut in ®Ott.
9Bie bu ha% ^tut im RieB, ben 9aum im itetn fid^ft fein:
So bi(b bit ba^ @efd^6^ff in ®ott bem Sd^f^^ffet ein.
186. 3lidfii ift il^m fetbet.
2)et Xegen fdEt nid^t iffm, bie Sonne fd^eint nid^t i^t:
3)u aud^ bift anbeten gefd^affen, unb nid^t bit.
108 gol^amn« «ngelt [IV, 187
187. 3Ran foH ben ©ebet nel^men.
SRenfd^ (a( bie ©oben ®em, uttb e^( gl^m felBften au:
9Bo bu ann ®aben bleibft, fo I6mftu nid^t gut 9lul^.
188. SBer ber fteubißfte aKetifdJ ift.
^ein Slenfd^ ift freubiger ald ber gu aller @tunb,
!@on @ott unb feiner Sieb ent&nbt tvirb unb t)erh)unbt.
189. 3)er ©Änber ift nie gan^ fr6Hc!^.
2)ie @{inber ob fie gleid^ in (auter f^eube (eben,
@o mu^ bod^ jl^re ©ee( inn gr^ften gurd^ten fd^lrcben.
190. 2)a^ jtreu^ offenbal^rt mad ber-
borgen.
3n 2:roft unb föffigfeit lennftu bid^ fe(bft nid^t Ärift:
2)a^ Äreu^e ^^i^i bir erft n»er bu im jnnem bift.
191. 9Bie man aKeiS auf einma( (&ft.
greunb tvenn bu auf @tnma( bie gan^e äßelt tüi(t (äffen
@o fd^au nur ha% bu !anft bie e^gne Siebe l^affen.
192. 2)er toeifefte SKenfd^.
Äein SRenfd^ fan toeifer fein, a(8 ber bafe (Stoge @utt
gür aUem anbrem (iebt unb fud^t mit ganzem SRutt.
[145] 193. ^a| geruffe ber (S^reaturen.
SRenfd^ aUed fd^re^t bid^ an, unb t)rebigt bir k)on ®ott,
$6rftu ni^i ba^ ed ru^t (ieb jl^n, fo biftu tobt.
194. äOa^ ®ott am (iebften tl^ut.
^a^ (iebfte 3ßerd ba| @ott fo inn{g(td^ (igt an,
3ft bag er feinen @ol^n in bir gebel^ren fan.
195. ^er toefent(id^e ^and.
2)er toefent(id^fte S)andt ben ®ott (iebt toie fein Seben,
3ft toenn bu bid^ bereitft bafe ®r fid^ fe(bft fan geben.
196. 3)er §et(igen gr6fte Arbeit.
^er §ei(gen gr6fted 9Berd unb arbeit auf ber erben
3ft ©Ott gelaffen fein, unb jl^m gemeiner toerben.
197. 2ßa6 ©Ott bom SKenfd^en forbert.
©Ott forbert nid^td t)on bir a(( bag bu il^m fo(t rul^n,
^l^uftu bi^, fo toirb ®r ba^ anbre fe(ber tl^un.
198. 3ßa( bie geift(id^e »ul^ ift.
^ie ffiuif bie ©Ott begehrt, bie ift l[)on fiinben rein,
^egil^r? unb toiEen^o^, 0C(aff^/ innig, fein.
IV, 199J «ierbte« »ud>. 109
199. 9Bie ba( $er|e mufi befd^affen
^I^rifi b>o ber (itoge ®ott bein $er| fo( mffmm ein,
@o mu^ !ein bUbn6B brittn, al^ feined @o^ned fe^n.
200. 9Bie man bie 3ett t)er!i'irtt.
IRenfd^ toenn bit auf ber ißelt gu long toitb toetl unb geit:
@o !el^r bid^ nur ^u (3oti ind 3lun ber @n>ig!ett.
201. äBarumb bie @eel etoig.
@ott ift bie (Sto^t @onn*, id^ bin ein fita^l t>on i^me:
2)rumb iffc mird k)on natur, ba^ id^ mid^ etoig rül^me.
[146] 202. 2)er etral^l ol^ne bie @onne.
2)er @tral^( ift nid^tö ioenn er ftd^ t>on ber @onn abbrid^t;
7>u gleid^faEd, (dfiu ®ott bein tvefentlid^eiS lid^t.
203. äBie man fuc^t fo finbt man.
2)u fmbeft toie bu fud^ft: äBie bu aud^ if^o))ffeft an,
Unb bitteft, fo toirb bir gefc^entft unb auffgetl^an.
204. 9Ber nid^t t>on ®oii gefd^ieben
!an ioerben.
äßen @ott )u feinem @ol^n gebol^ren l^at auff erben,
3)er 9Renfd^ !an nimmermehr i>on ®ott gefd^ieben n>erben.
205. ^er ^unct ber @ee(ig!eit.
2)er $unct ber @eelig!eit Befielet in bem allein:
^a% man mu^ tvefentHd^ au% ®ott gebol^ren fein.
206. 3n toem ber Sol^n @otted ge^
bol^rn iffc.
SBem aUe bing ein bing unb lauter ^ebe ftnb,
3n bem iji tDo^rlid^ fc^on gebol^m bafi gungfraun jtinb.
207. itennaeid^en befi So^nd ®otteg.
Sßer ftatd in ®otte bleibt, t>ttlitht, gelaffen ift:
2)er aRenfd^ tmrb aUermeift für @otted @ol^n erüeft.
208. 92ad^ ber jeit ift !ein tvirdfen.
9Renfd^ toirdCe toeil bu !anft bein $eü unb @ee(igfeit:
^a| tvirdCen l^6ret auf mit enbung biefer idt
209. 9Ber suk>ie( glaubt.
@d ift )b)ar tpa^r ba( ®ott bid^ feelig mad^en tott:
®Iaubftu @r toUd ol^n bic^, fo glaubeftu gu i[)tel.
110 Soi^anni« 9lnöeli [IV, 210
210. 9Ba^ bieSrmut^ be( ©eifted ift.
2)ie Slrmutl^ unfrei @eiftd befielet in jnnigfeit,
2)a man jtd^ atter bing' unb feiner felbfk ber^eil^t.
[146] 211. 2)et drmfte ber gre^efte.
S)er ^vmntff eigentl^um ift frel^l^eit aUetmeift:
S)tumb ift fein SRenfdJ fo fte^, ate ber red^t attn im öeift.
212.^rmutl^ ift ba( tiefen aller tugenben.
2)ie lafter finb beffcridK, bie 2:u0enben gel^n fre^:
Sag ob bie Slrmutl^ nid^t il^r aller ivefen fe^?
218. ^er SUerebelfte SRenfd^.
a)er Sltterebelfke ben man erfinnen fan,
3ft ein 0an$ lauterer unb toal^rer armer 9Ran.
214. S)er l^errlid^e %oh.
(Sl^rift, ber ift l^errlid^ tobt, ber aUem abgeftorben,
Unb jl^m baburc^ ben @eift ber armutl^ l^at ertoorben.
215.Z)ie geit begreifft nid^t bie etotgfeit.
@o lange bir mein j^teunb im finn liegt ort unb geit:
@o fa^ftu nic^t toad @ott ift unb bie etoigfeit.
216. S)ie em|)fdnglid^e @eel.
2)ie Seel bie Jungfrau ift, unb nid^tiS ald ®ott eiiit)f&ngt,
üan ©otted fd^toanger fe^n, fo offt fte bran gebendft.
217. ^er aufgef))annte ©eift.
2)er ®eift ber aKeseit in ©Ott ftel^t aufgerid^t,
®mt>f&ngt ol^n unberla^ in ftd^ bad etoge lic^t.
218. üennaeid^en ber Sraut ©otted.
^ie 99raut k>erlieBet fid^ inn Sr&utigam aEein:
£iebffcu toad neben ©Ott, fc^au toie bu Sraut !anft fe^n.
219. S)a^ toanbelnbe gefeit ©otteS.
^ie @eel in ber ©Ott tool^nt, bie ift (D @eeltg!eit!)
@in toanbelnbeS ©e^elt ber etogen $errlig!eit.
220. ©Ott t>erforgt alle Kreaturen.
©Ott ber t)erforget am, unb bod^ ol^n aEe miil^,
[148] (Sin' iebe (S:reatur bebendtt er ft)at uub fr6^.
221. Sud^ bafi fleinfte äBüirmelein.
jtein äQ6rmIein ift fo tief t>erborgen in ber ©rben,
©Ott orbnetd bafi jl^m ba (an feine Bpti\t werben.
IV, 222] »terbte« »ud^. 111
222.®ott ift bie a(lk)orft(l^tig!eit£eid^te.
SRenfd^ gtoubflu ©ottd be| ^etm aUgegento&rtigfeit:
60 fie^eftu ivie leidet Sl^m bie borftd^tiglett.
223. @ott foll ber Seelen Be!anbt fein.
@in $etr in feinem ^au^, ein gürft in feinem fianb:
3n jl^rem @rbtl^ei( @)ott fo( fe^n bie @eel belanbt.
224. 9Bie man gut ®inig!eit gelangt.
äBenn ftc^ ber IRenfd^ entgie^t bet mannigfaltigfeit,
Unb Uffxt fid^ ein gu ®oti, fombt et gut ©inigfeit.
225. 2)er £uftgarten ®otted.
^ie etpge Suftbarf eit fe^nt fid^ in mir gu fein:
äBantmb? id^ bin (0 l^6rt!) jl^t 8(um^' uub 3B6rtg&rt[ein.
226. ^ie SKajefi&t be^ SRenfd^en.
3d^ bin (O SRajefidt!) ein Sol^n bet (Sivigfeit,
(^n R6nig t>on natut, ein ^^ton bet $ett(ig!eit.
227. 9Bet auf; »blid^em ©eblöte.
3)et fo au^ ®ott gebotn, fein gleifd^ l^at unb ®em6tte:
Süttüai^t et ift allein au( ablid^em ®ebI6te.
228. ®ott fielet bie anfunfft an
2)ie anfunfft l^ilfft bod^ k>iel: äßeil S^l^tiflud gnug getl^an,
60 fielet ®ott fein Setbienfi unb Slbet in un( an.
229. äßet ®ott bient ifi l^od^ ebel.
9Rit bient bie gan^e äBelt: 3d^ abet bien* aKein
S)et etpgen Slaieftdt: Sßte ebe( mu^ id^ fein!
• 230. S)ie ^bäf^e Säenebei^ung.
jtein HRenfd^ 1^ niemald ®ott fo l^od^ ®ebenebel^t,
911% bet i^, ba^ et i^n gum Sol^n gebäi^tt, l>etleil^t.
112 Sofianni« ftngelt [V, 1
[149] 3&nffte8 »u(^
©eiftreid^er ©inn* unb
©d^Iujs-reitnen.
1. ^lUiS mu^ tvtber in @ind.
^E$ fombt au^ einem l^er, unb mu^ in @ineiS ein:
9Bo ed nid^t tt)i( gegtoe^t, unb in ber biell^eit fein.
2. 2Bie bie jal^len auf; bem Sin^, fo bie
®efd^6))ffe au^ ©Ott.
2)ie ^al^Cen alle gar ftnb au^ bem ®iniS gefloffen:
Unb bie ®efc^6t)ff gumal^I aug @ott bem ®in^ entf^roffen.
3. ©Ott ift in aUen toie bie®inl^eit inn
&Uidf toie bie (Sinl^eit iji in einer jeben 3<i^^:
®o ift aud^ ©Ott ber ®in' inn fingen überall.
4. Sf^icI^tiS !an ol^n bad ®ini beftel^n.
äßie aU\ uub jebe jal^ln ol^nd eined nic^t befielen:
@o m&f[en bie @efd^6))ff ol^n ©Ott bad ®in bergel^n.
5. ^ie ^uiU gilt l>ornen an nid^td.
S)ad ^i^i^ bie (Kreatur, toenn fid^d ©Ott borgefe^t,
©ilt nid^td : ftel^t'd l^inter 3^m, bann toirbt ed erft gefd^&^t.
6. 3m @iniS ift alleS ®in8.
3m ®ind ift aEed ®iniS: feiert ^toe^ gurud l^inein,
@o ift ed toefentlid^ mit i^ra ein einged @in.
7. 9(ne ^eiligen finb ein deiliger.
S)ie ^eitgen aKe ftnb ein ^eiliger aUetn:
[150]SBeil fie ein 5er|, ©eift, ©inn, in einem Seibe fein.
8. S)ie gel^eime itronensai^l.
3el^n ift bie jtronengal^l : fte toirb ani eind unb nid^td:
äBenn ©Ott unb Kreatur gufammen !ommn, gefc^ic^td.
9. ®d mu^ ein jeber Sl^riftud fein,
^er tool^e ©otted @ol^n ift ^l^riftuiS nur aUein:
S)od^ mufi ein jeber (Sl^rtft berfelbe (Sl^riftud fein.
10. ©otted $aUaft.
©Ott ift 3^m felbft fein X^ron, ber $imme( ift fein @aal,
S)er ^orl^off '^ ^arabei^, ber ®rbfrei^ ift ber @tal.
V, U] SÄnffte« »udj. 113
11. Xu 66nb* tfi allein bad Abel.
itein Abel i^ al^ @ünb': unb ivAren leine @6nben,
@o to&r* in etoigleit !ein iibel auc^ ^u ftnben.
12. (Sin ivad^enbed Sluge fielet.
Xa^ lUdfi bet ^enligleit fd^eint mitten in bet Slad^i
äßet tan ed fel^? @in $er| bog Slugen l^ot unb tpad^i
13. 3)a^ jrrbfd^e ®utt ifl ein mi%
Xa^ itrbfd^e ®utt ift SRift: bie Sinnen ftnb ber SCRer:
Sßer*i^ ait^fü^rt unb ^etfheut, geneufiS ^ut @mbte toalfer.
14. 3)er au^gang gefd^id^t umB ben un*
gang,
itetn au^ang ber gefd^iiü^, oli^ umB beg eingängig toiUen:
Stein $ert entfd^ftttet ftd^^ baf; ed ®ott an fol ffiUen.
15. SerbamnüS ift im tpefen.
Stbn^ ein SetbomBter gleid^ im l^^d^ften Fimmel fe^n:
@o f6l^let' et bod^ ft&tö bte ^bU, unb jl^re ^e^n.
16. Xuxdf hidf enttpirbt @ott nid^td.
SRenfd^ to6l^le tpod bu toilt Setbamnft^ ober 9htl^:
<S( gel^ @ott burd^ bid^ nid^tö oB unb aud^ nic^td ^u.
[151] 17. 3)a( gr6{ie äßunber.
3)er äBunber l^ot ed biel, Uta gt6fferd ton idf feigen,
9ld baf; bad auferflel^n befi ^leifd^ei^ ivitb gefd^el^en.
18. 3)ie geifilid^e Sa^redgeiten..
2)er SBinter i^ bie e6nb, bie »uffe gr^ling^eit,
7>tx @ommer ®naben{ianb, ber ^erbji boUfommenl^eit.
19. 9lud^ t>on benfelBen.
3m äßinter ifi man tobt, im geling ftel^t man auf,
3m Sommer unb im ^erB^ berbringt man feinen lauf.
20. a)er fleiffe gelfenftein.
ein tugenbtl^fftec SRenfd^ ift toie ein gelfenftein:
€8 ftürme toie ed toil, er feEet bod^ nid^t ein.
21. 3)er @6nb unb 3:ugenb eigenfd^afft.
3)ie Suffe r6d^et tool, bie @ünben aKe ftintfen.
2)ie 3:ugenben gel^n rec^t, bie Sajter aber l^indCen.
22. 3)ie iteufd^l^eit Bleibt berfd^loffen.
3)te fteufd^i^eit ift ein @d^lo^ ba^ niemanb auf !an fd^lieffen,
SSad fte im innem ift, ba^ mag lein frember toifen.
Aug. Sileflint Cherab. Wandanauum. 3
114 Soi^atini« «ngcH [V, 23
23. a)ie Seit bie tfl nid^t fd^netl.
3Kan fagt bie 3cü ift fd^nett: toer l^at fte feigen ftiegen?
<Sie bleibt ja unbemttft im SBett^begriffe liegen.
24. @)ott fielet man nid^t mit 9(ugen.
äBann bu benfft ©ott gu f d^aun, bilb bit nid^td finntid^d ein :
S)a^ fd^aun toirb inner und, nid^t au^erl^alb nnd fein.
25. äßad ba^ Befte an bet eeeligleit.
SBo« an bet ©eeligleit mein ©er| »ot« beft* erlieft,
Sji ba( fie tvefentUd^, unb nid^t k)on auffen ift.
[152] 26. ®Dtt toirbt toie h)ir.
©Ott gibt bir toie bu nimbft, bu felBft fd^enfft auf^ unb ein,
@r toirb bir toie bu tvilt, toie nad^ bem fa^ ber ^^in,
27. 2)ie SBegefd^eibe gur @tDig!eit.
Xit äBegefd^eib ift l^ier: 9Bo (enfftu bid^ nu l^in?
3ur SindCen ift berluft, gur Sflec^ten ift getoien.
28. 9Bad ©Ott ben ^ag burd^ tl^ut.
^e^ SKorgenS gel^t ®ott au^, gu mittag fd^I&ffet er,
Xii 3la^t^ ift er ertoad^t, reift'd SCbenbd ol^n befd^toel^r.
29. 3Ran mu^ bie ^ieffe auf ber $6l^e
Betrad^ten.
@in ungrunb ift gtoar ®ott, bod^ toem er ftd^ foU geigen,
^er mu^ bi^ auf bie @t)i$ ber etogen 93erge fteigen.
30. 2)er Xeuffer ber ift gut.
2)er ^euffel ift fo gutt bem toefen nad^ a(d bu.
äBa^ geltet jl^m bann ah*^ ©eftorBner toiU* unb rul^.
31. S)ie id^l^eit unb berUägnung.
2)er id^l^eit ift ®ott feinb, t>er(a6gnung ift er ^o(b:
®r fd^d^t fie be^be fo, toie bu ben üotl^ unbd ®oIb.
32. ^er eigne äBtUe ft^ir^t alled.
3lud^ ©l^riftu«, toÄr* in jl^m ein f leiner eigner SBiffe:
SBie feelig er aud^ ift, a){enfd^ glaube mir erfieUe.
33. SBenn ®ott am Uebften be^ und ift.
©Ott beffen looffuft ift h^ bir D 3WenfdJ gu fein,
Äcl^rt, toenn bu nid^t brtl^eim, am liebften be^ bir ein.
34. ©Ott Hebt nid^td a(d fid^.
©Ott l^at ftd^ felbft fo lieb, bleibt i^m fo gugetl^an;
^a^ er aud^ nimmermel^r toai anbreS lieben lan.
V, 35] SÄnffte« öudj. 115
[153] 35. ®Ott fan me^r bie( aU tvenig.
9{id^td i{i bad ®ott nid^t !an. $6¥ Bphütt auf aulad^en:
@r !an fioax leinen @ott, tPo( alber @6ttet mad^
36.S3iel €(6tter, unb nur einer. L @or. 8. 5.
@in einger @ott, unb Diel, loie ftimBt ba( 6Ber ein?
(Bat fd^foe: äßeU fie aW in einem @iner fein.
37. ®Ott fd^aut auf ben @runb.
@oit fd^&|t nid^t toaiS bu quü, nur tme bu ed getl^an:
(Sr fd^aut bie ^d^te nid^t, nur !em unb 98ur(e( an.
38. ©Ott Brid^t bon 2)ifieln feigen.
©Ott lieft t>m 2)omen SBein, bon S)ifteln Brid^t er feigen,
SBenn er bein fünbigd $er^ ^ur S3uffe !omt ju neigen.
39. 3)ie @ee(igen finb nie fatt.
S)ie @ee(0en bürffen fid^ ba( fie nie fatt ftnb freun!
®iS mut ein fiiffer 2)urfi, unb KeBer junger fet^nl
40. 6:i^riftud ift ivie ein gel^
äBer ftd^ an 6:i^ri^m fitft, (er ift ein ^el^enftein)
3erfd^6tt: tver il^n ergreifft, !an eivig fidler fein.
41. 3e mel^r er!anbn6^ je iveniger ber«
ftanbn6^.
3e mel^r bu (Sott erlennft, je mel^r toirftu Befennen,
^a^ bu je loeniger ^ffn, toaf; er ifi, !an{t nennen.
42. @Ott mui fid^ felBer lieBen.
©Ott ift ba^ li^6d^fte ©utt, er mu^ jl^m felBft gefallen,
8id^ felBer auf fid^ feiern, ftd^ lieBen, el^rn, für allen.
43. äBie ©Ott fo fel^r geredet,
ed^au ©Ott ift fo geredet: äß&r' ettoad &Ber jl^n,
€r el^' ed mel^r a(d fid^, unb fniete für bem l^in.
[154] 44. ©Ott (ieBt fid^ nid^t aU fic^.
©Ott lieBt ftd^ nid^t a(d ftd^, nur ald bad $6d^fte gut,
Xtumh f(^au, ba( er aud^ felBft, b>a^ er Befielet, tljfut.
45. 2)ie £after fd^einen nur.
3)ie £after ge^n BeHeibt, bie 3:ugenb ftel^et B(o^,
^ie ift ioarl^afftiglid^, jen* aber fd^einen gro(.
46. 3)u Bift ber erfte @iinber.
@(^ioeig 6i!inber, fc^re^l^e nid^t bie ®b* unb Xbam an:
äB&m fte nid^t borgefaUn, bu l^&tteft'd felBft geti^an.
8*
116 So^anniiS SCriöeli [V, 47
47. S)et ©eiftlid^e (^euergeug.
3Rein $er| iftiS t^euergeug, ber 3»^^^^ gutter äBiEe:
@cl^l> ©Ott ein ^ünüein brein, fo brennte unb leud^td bie
b6ae.
48. @in8 fand nic^t ol^n ba^ anbre.
ßtoe^ muffen ed boUjiel^n: id^ fand nid^t ol^ne ©Ott,
Unb ©Ott nid^t ol^ne mid^: S)a^ ic^ entgel^ bem 2:obt.
49. ^ie fd^6nfte äßeigl^eit.
äJZenfd^ fteig nid^t aU^u \)0^, bUb bir nid^td 6brigd ein:
S)ie fd^6nfte äßei^l^eit ift nid^t gar gu toeife fein.
50. ©Ott ift nid^t tugenbl^afft.
©Ott ift nid^t tugenbl^afft: S(u^ j^m fombt tugenb l^er,
äBie au^ ber Sonn bie @tral^In, unb SBaffer au^ bem IReer.
51. 3la^ ©Ott ift alles gebilbet.
©Ott ift l>on anbegin ber SUbner aUer binge,
Unb aud^ j^r SRufter felbft: 2)rumb ift \a feind geringe.
[155] 52. ^u muft ber ^immet fein.
3n $immel fomft bu nid^t, ((a| nur bon bem getämmel)
2)u fe^ft bann felbft )uoor ein lebenbiger ^immel.
53. 2)ie etoige ©rto^l^lung
©Ott tt}6l^lt bid^ loie bu bift: »6g ift be^ i^m Derlol^ren,
©ut ift bon etoigfeit gum fieben augerfol^ren.
54. S)er ^ugenben unb £after befd^af«
fenl^eit.
S)ie 3:ugenb liegt in rul^, bie tafter ftel^n im ftreit:
6ie l^aben $ein in fld^, jen* aber @eeligfeit.
55. ©Ott ftrafft nic^t bie eänber.
©Ott ftrafft bie ©finber nic^t. Die @finb' ift felbft j^r ©ol^n,
Sl^r» Slngft, ^ein, aWarter, Xoh : SBie 2:ugenbt felbft jl^r Sol^n.
56. ©Ott tl^ut beine SSerbamnJiMic^t
toel^.
S)er <Sonne tl^utd nic^t toel^, toenn bu bon jl^r bid^ fel^rft,
^Ifo aud^ ©otte nid^t, iven bu in ^bgrunb fel^rft.
57. ^ann bu toilt, toirftu feelig.
©Ott l&ft bid^ iebe )eit gar gern in ^immel ein:
@d ftel^et nur be^ bir ob bu toilt feelig fein.
V, 58] gfinfftc« »ud^. 117
58. 9Bte bu hxfi, fo toitflu getoirfei
IDie @oitn etfvetc^t ba( fBad^(, unb mad^et l^rt ben üotl^:
@o tpidft aud^ @ott nad^ bir ba^ £eben unb ben %oh.
59. fetten gunfl toel^ret jmmer.
lDa( $emt gunft etotgttd^, unb nid^t nur htrt^ beßel^e,
9etoet( td^ mit ber gunfi bei fetten in ber ^6^.
[156] 60. 3) er toeg ^um ^immeL
äßenn bu mein ^Uger tptlt in ^immel bid^ erl^^l^en,
€o mufht na^e pi, grab tbttn üreu^ioeg gel^.
61. Sinei» ifi t)o(irommen.
IRenfd^ nid^td ift unl>oIRmnmn: ber jlie^ gleid^t bem 9lubin:
3)er fjfrofd^ ift ja fo fc^^n al^ (Sngel @era^l^in.
62. 2>ti Stenfd^en gr^fler @d^a|.
^er 0r6fie 6(^4 nad^ @ott ift gutter toiU* auf erben:
3{i aUed gteid^ l>erIom: 2)urd^ il^n fand tauber ta)erben.
63. S3e)^ @ott finb feine Saläre.
gfir @oit ftnb taufenb Sal^r ta)ie ein bergangner 2!ag.
2>arumB ift gar fein 3a^r bei^ jl^m, ta>erd faffen mag.
64. äßir bienen und, nid^t @ott.
SRenfd^, &oit ift nid^td gebient, mit faften, betl^en, ta>ad^en:
7>u bienfi mel^r bir bamit, ta)ei(d bid^ fan l^eilig mad^.
65 @Dtt fan fid^ nid^t )>er6ergen.
@JDtt fan ftd^ nimmermel^r berbergen ta)ie bu ft)rid^ft:
®d fe^ bann baf; bu aud^ ffir if)n ein Sod^ erbid^ft.
66. ©Ott ift in un( felbft
@Dtt ift fo nal^ Be^ bir mit feiner ®nab unb @iitte,
@r fd^ta^ebt bir ta)efentUd^ im $er(en unb @emiitte.
67. SBie ta>eit ber äBeg in $imme(.
(El^rift fc^^e bir bie Sleifi in $imme( nid^t fo ta)eit:
2)er gante 93eg l^ein ift feined @d^ritted breit.
68. 3)er ^etfe begel^rt nid^t in $imme(.
S)er Steife ta^ann er ftirbt, begel^rt in ipimmel nid^t:
@r ift )ubor barinn t^ j^m bad ^er^e brid^i
[157] 69. 3)e^ b6fen unb gutten Unterfd^eib.
@itt Srrlied^t ift ber B6fi': ein gulter IRenfd^ ein ftem:
(^ brennet bon ftd^ felbft, ber (eud^et bon bem $erm.
118 gol^anni« «nßeri [V,70
70. Ttan batff nid^t biel gut ^eeligfeit.
Sl^rift bu Bebarffft nid^t bie( gut elogen Seeltgleit:
®d l^ilfft ein eht^idd Hraut ba^ l^eift gelaffenl^eit
71. 2)ie »u^* ift leidet auti^un.
^ie S3uB* iji Balb Qtt^an, ba^ bid^ ©Ott (o^ mu^ fagen,
2)u barffft nur an bie S3ruft tvte jener @6nber fd^lagen.
72. ®Dtt ift allem gleid^ nal^e.
©Ott ifi bem SBelgebub nal^ loie bem @era))l^in:
9lur ba^ Seel^ebub ben 9l6!fen brel^t auf il^n.
73. ©Ott !an fid^ nid^t entaiel^n.
©Ott !an fid^ nid^t entjiel^n, er toMti f6r unb für:
(^Äl^Iftu nid^t feine ^rafft, fo gib bie fd^ulb nur bir.
74. 3n ber $6n ift feine ®loig!eit.
»etrad^t* eS eigentlid^: be^ ©Ott ift ®toig!eit,
SSe^m 2;euffe( in ber $6a ba i{l ein' etoge 3^tt.
75. 9lid^td Befielet ol^ne ©enuf;.
^idfti bauret o^n genu^. ©ott mu^ {Id^ felBft genieffen,
Sein äBefen to6rbe fonft toie ©ra^ berborren muffen.
76.aQBie bie ©efellfd^afft, fo ber gejellte.
3u toem bu bid^ gefeUft, be^ toefen faufßu ein:
f&tt) ©otte toirftu ©ott, Be^m Seuffel ^euffel fein.
77. Sin ben ©Änber.
^u fd^re^l^eft auf ben 2)ieB, unb fc^iltft \ffn unt)er Idolen:
@d^toeig, bu l^aft ©ott biel mel^r al^ er ber Sßett geftol^len.
[158] 78.9BarumB toenig aur2:i^ör be^ SeBend
eingel^n.
2)a^ nad^ ber ^immeltl^Ar fo toenig S^enfd^en greiffen!
®d loil jl^m feiner bran ben alten Salg aBftreiffen.
79. 9lm Sreu^ am fid^erften.
9Ran (igt am feeligften in Serben @reu( unb $ein:
aSo aber ftnb bie gern auf bif em »ette fein ?
80. ^ie armut ift am reid^ften.
S)ie älrmutlS^ ift ein 6d^a| bem feine @d^&te gleid^en:
S)er drmfte äRenfd^ im ©eift l^at mel^r ald aUt ffitidftn.
81. 3m Steinen erfd^einet ©ott.
äRenfd^ benfftu ©ott gufc^aun, bort ober l^ier auf (Srben:
@o mu^ bein $er^ ^u k>or ün reiner &pk^tl toerben.
V, 82] günffteö »tt«. 119
82. 9in (Sreul ift bie Heb' am Siebften.
€a9 ta>o bie £tebe ta>trb am (iebefleit gefunben?
9(m (Sret4, ta>eim fte umb be( geliebten toiEn gebunben.
83. ^reub' un^ Set^b be^famen.
(Sin (S^rifi erfreuet ftd^ in Serben dvtui^ unb $ein:
@o !an ja freub' unb £e)^b gar tool bet^fommen fein.
84. Sind toiffen ^at ben ^ret^B-
Siel tmffen bl&^et auf: bem geb idf (ob unb pxtifi,
^er ben (Mreu^igten in feiner @ee(e toei^.
85. SBer nid^td ioei^, ifi geruhig.
$&tt' älbom nie t>€m ^um ber ioiffenfd^afften geffen,
@r tühx m ^rabei( in eioger fftvJ^ gefeffen.
86. 3)er 6d^6pffer im ®ef(l^6|>ffe.
3)ie 6(i^6)>ffung ifi ein Sud^: äBer'iS toei^id^ (efen !an:
2)em ta>irb barinn gar fein ber B^bpffvc htnbt getrau.
[159] 87. (Sind ifi ba^ beft^ 9ud^.
Siel Sfid^er Hei befd^toe^r: SBer eined red^t gelefen,
(3c^ meine 3@fum (S^rifi), ifi eta>ig(id^ genefen.
88. 3)u mufi bid^ fiber fe|en.
^er £etb mu^ M i>n ®^% ^^ ®^h in ®ott ergeben,
SSo bu in 3^m mein SRenfd^ tpUt etoig feelig Ubm.
89. 2)u mufi ed ^ier erta>erben.
$ier mu^ ed fein getrau: 3d^ bifbe mir nid^t ein,
3)a^ ber fein 9leid^ ertoirbt, bort toirb ein R6nig fein.
90. m^i9 geitüd^d ifi in ®ott.
(Sm SCugenblil ifi htr|: 9^od^ fan id^ Ifi^nUd^ fagnt,
Xai (8ott fo lange nid^t getoeft t9or 3^ unb 2;agen.
91. 3n toeld^em Sal^r bie 9Se(t er«
fdjaffen.
^a @ott bie SBett erfd^f, toa^ fd^rieb man t>or ein gal^?
Rein anbred nid^ al% ba^ feind UrfianbiS erfted ta>ar.
92. @Dtt fie^t nid^td juk^or.
*) ©Ott flehet ni(^td jut^or: ^rumb (eugfhi toenn bu jl^n
^it ber ^rfe^g mi^ nad^ beinern bl6ben @inn.
*) 3n @ott ifi fein t9or ober bamad^ fe^en: fonbem @r
ftebet t9on (toiof eit aKed gegentoertig fftr i^m, loie ed gefd^el^et,
ni(9t iPie ed gefc^e^en toirbt ober gefc^el^en tft.
120 gol^anni« «ngcli [V, 93
93. ®Ott tan nid^t a6rnen.
©Ott ibvntt nie mit un% tt>iv bid^teni^ jl^m nur an:
Unmiglid^ ift eS jl^m ha^ er je }6rnen tan.
94. ©Ott ift nid^t betoeglid^.
Sßer faget hai fid^ ®ott bom @iünber abetoenbt,
S)er giebet !Iar an ^ag bafi er ®ott nod^ nid^t fennt.
^er!e . ®ott t])enbet fld^ nid^t ab, fonbem ber @dnber
toenbt ftd^ bon ®ott
[160] 95. 9Bai^ ©Ott ben ©eeligen unb SBer«
bambten ift.
©Ott ift htn ©eeligen ein etoger freuben ©afl,
Unb ben SSerbammeten ein' ett^ge überlaft.
96. S)a{i .^6Uifd^e brennt nur.
S)ie $6lle fd^abt mir nid^tS, toAr' id^ gleid^ ft&ti^ in jjl^r:
^a^ bid^ jl^r geuer brennt, ba^ (iget nur an bir.
97. 2)er toeif-e flagt nur @dnbe.
a)er SQBeife toann er fol bon ?5ein unb Unglöf fagen,
Sßirb bir fonft über nid^tS ai^ über @iünbe !(agen.
98. ©Ott tan bem SBilln nid^t fteuren.
Diid^t« ft&rfer« ift al8 ©Ott: bod^ fan er nidjt bertoel^ren,*)
S)af id^ nid^t tt>a^ id^ toil fol tooUen ntih begel^ren.
*) S)urd^ feine borl^in ber ©eelen eingefdjaffene getoart.
®r !an aber tool berl^inbem hai ber ^BiUe ba^ 9Ber! nid^t ber^
bringe, toeld^ed er toil.
99. SBaS ©Ott gern iffet.
©Ott tfft bie ^er^en gern : ^Biltu jl^n ftatiUd^ ft^eifen,
@o rici^t' jl^ beinei^ gu: ®r toirb ed etotg ))reifen.
lOO.äBie ©Ott ba^ $er$e ioil zubereitet
l^aben.
äßie ^od^t man ©Ott bad $er(? ®i^ mu^ geftoffen fein,
©e^reft, unb ftar! bergulbt: @onft gel^t ed j^m nid^t ein.
101. ©Ott toil ein ganzes ^er^e.
Sl^rift mit bem falben tl^eil toirftu (S)ott nfd^t begaben:
(Sr toil ha^ ger^e gan$ unb nid^t bie l^elffte l^aben.
[161] 102. äßarumb niemanb t)on ®nge(n
befeffen toirbt.
äßie bafi fein l^eilgeS iper^ bon ©ngeln toirb befeffen?
@ie tl^uni^ nid^t ioeil ei^ ©Ott f&r ftd^ l^at abgemeffen.
V, 103] günffte« »ttdj. 121
103.®ott ifi nid^t'i^ erfie ma^l am (£reu|
gefiorben.
©Ott ifi nid^t'd erfle ma^l am Sreuf^ getöbtet toorben:
2)enn fd^u er Ke( ftd^ ja in 9(6f( fd^on ermorben.
104. (S^rifiuS i{i getoefen, e^* er toar.
^aB (S^riftud lang jubor, el^ ba^ er mar getoefen,
Sfi Har: SBetl man jl^n a^ unb trantf, bag man genefen.
105. iDen $tmme( !an man fiel^len.
9Ser ^eimlid^ gutted toirdEt, fein @elb au^t^eUt berl^olen,
^er l^t bag ^immelreid^ gar meifterlid^ gefiol^len.
106. ^ag £eben muB bir felbfi ein ge::
fd^riben fein.
SRenfd^ ta>irb bein $ert^e nid^t bad 9ud^ be( Bebend fein:
@o tt)irftu nirnmermel^r ju ®ott gelaffen ein.
107. Sl^riftuiSgefiern, ^eut, unbSRorgen. .
Stefftad ber tfl ^eut, ifi gefiem, unb ifi SRorgen,
Unb bi^ in @toigfeit, entbeKet unb berborgen.
108. ^er glaub' allein ifi ein ^o(ed %a%
^er glaub', of^n lieb', aUetn (ioie \^ mid^ tool beftnne)
3fi toie ein l^oleiS %ai: @{i Hingt unb l^at nid^td brinne.
109. SBer ©Ott ^at, l^at alle? mit i^m.
Sei; ©Ott ift aSi^ unb jebi^: 9Ber neben Sl^m trdgt ein,
^er mut ein red^ter ^atx, unb tummer ©ei^l^alg fein.
[162] 110. ^em 6d^6))ffer lauffen alle ®e«
fd^6))ffe nad^
äBenn bu ben @d^6))ffer l^aft, fo laufft hxv aUed nad^,
SRenf d^, @ngel, @onn unb Wlonh, £ufft, geuer, ®rb unb 9ad^.
111. «uffer ©Ott leben ift ^obt fein.
SRenf d^ glaube bi^ getoiB : 9Bo bu nid^t lebft in ©ott,
£ebftu gleid^ taufenb ga^r, hn bifi fo lange tobt.
112. 9^id^t alled gutte ift gut.
3l\dft aSed gut' ift gut: 9Renfd^ ftberreb bid^ nid^t:
SBaB nid^t im Sieb6t brennt ba^ ift ein falfd^ed £id^t.
113. ©eloien ift Serluft.
^er 9leid^e biefer Sktt, \üa9 ^ er bor getoin?
3)a( er mu( mit t^erluft t^on feinem fR^iffxanb aiel^n.
122 go^annt« «ngeli [V, 114
114. 3tad} @l^re ftreben ift tl^6rid^t.
äBte iffbxi^t ftnb t])ir bod^ bag t])tt nad^ @l^re ftreben!
@ott h>tr fte ja nur htm, ber fte berfd^mÄl^et, ßeben.
115. ®rfal^runö ift Beffer als toiffen*
fc^afft.
36 bod^, toaS rebftu biel bon frafft ber aOBut^el Seffe:
9)>2ir fd^m&üet nid^tö fo gut als toa^ id^ felBer effe.
116. S)u muft ber erfte im ^immel fein.
^I^rift lauffe toaiS bu fanfl, tviltu in ipimmel ein :
@iS l^eifi nid^t fttHe fte]^n, bu muft ber erfte fein.
117. ^er ^emdtige tt>xth nid^t gerid^t.
Sßer ftÄtS in bemut lebt, toirb nie t>on ®ott geridjt:
äBarumb? er rid^tet aud^ niemanb unb fönbigt nid^t.
118. ©Ott ift nid^t mel^r barml^er^ig
aH geredet.
@ott ber toirb nid^t \>ot ®ott bom toeifen 3Slann erlieft:
äßo er Barml^er^iger mel^r a(d geredeter ift.
[163] 119. ^ie tDdrdCung bei^ l^eiliden^a«
cramentd.
S)a6 $robt ber gerr in uniS toirft tt>it ber toeifen ftein;
@d mad^et un^ gu ®oih, too toxx gefd^moltfen fein.
120. ^er menfd^ ift itott) ^enfd^en.
Stoe^ 2Renfd^en finb in mir: 2)er tim toil h>a« ®ott:
a)er anbre toaS hk SBelt, ber ^euffel unb ber a;obt.
121.9lid^tg ijt l^errlid^er aH bie @eele.
@olt' aud^ toa^ l^errlid^erg al^ meine Seele fein?
SBBarumb? toeil Jehova fid^ felbft bertoanbeft brein.
122. @g finb nid^t ^eiligen.
®^ f6nnen toie bu f))rid^ft nid^t biel ber ^eilgen fein.
äBarumb? benn Sefud ift ber ^eilge ja allein.
123. ©leid^nu^ ber §. 2)re^einiöfeit.
©Ott Gatter ift ber $runn, ber iCimU ber ift ber @ol^n,
^er ^eilge ©eift ber ift ber ftrom fo fleuft bobon.
124. SSon ©Ott toirb mel^r gelogen ald
ioa^r gerebt.
äBa^ bu bon ©Ott berjal^ft, baffelB ift mei^r erlogen,
%l^ tool^r; ioeil bu ^l^n nux nad^ bem gefd^i^ff ertoogen.
V, 126] gfinffte« »ud^. 123
125. Beit ifi ebler al^ ©tpigfeit.
2)ie 3^t ifit ebeler al( taufenb ©toigfeiten:
3d^ !an mid^ l^ier bem iperm, bort aber nid^t bereuten.
126.a)er 3*l^eit2:ob, fi&rdt in bir®ott.
@o t>iel mein 3d^ in mir berfd^mad^tet unb abnimbt,
@o biel be^ Ferren 3d^ barbor gu fr&fften !6mbt.
127. 2)ie ©eel ift dber S^^^-
^ie @eet ein etoger ©eift ift 6ber alle 3^^^-
Sie lebt aud^ in ber Sßelt fd^on in bcr ©toigfeit.
[164] 128. ^er Seelen toirb es nie 92ad^t.
3Jl\^ tounbert bafi bu barffft ben ta^ fo fel^r Verlangen!
^ie Sonn ift metner Seel nod^ niemaliS untergangen.
129.^ag innre bebarf 9lid}t tti adferen.
SSer feine Sinnen ^at ind jnnere gebrad^t,
^er l^6rt toai man nid^t rebt, unb fiel^et in ber Sf^ad^t.
130. 2)er gei^lid^e Stagnet unb Sta^l.
©Ott ber ift ein SRagnet, mein $ert ba^ ift ber Stal^l:
@B Cc^t^t fid^ flAtS nad^ i^m, toenn eriS berül^rt einmol^l.
131. ^er SRenfd^ ift ettoad groffed.
^er SRenfd^ mu^ bod^ toad fein! ©Ott nimbt fein ioefen an:
Umb aUer ©ngel ioiUn Jfhtt er fold^g nid^t getl^an.
132.2)er gelaffene leibet !einen fd^aben.
äBer nid^td mit eigent^um befi^et in ber äßelt,
2)er leibet nid^t berlu^ toann jl^m gleid^'S $au^ einf&Ut.
183. S)er äBeife gr&mt fid^ nie.
2)er älSeife toirb fid^ nie in $ein unb Ungld! gr&men:
@r bitt ©Ott nid^t einmal^l, bafi erd t>on jl^m foU nel^men.
®t bettet nur $en bein äBiUe gefd^e^e.
134. @in R6ni0 unb ein fned^t ift ©Ott
geredet.
SRenfd^ aSererft biftu f6r ©ott gefd^ift unb red^t:
äBenn bu ^ugleid^e bift ein ^6ni0 unb iin Rned^t.
135. Vorbereitung mad^t toeniger tmp*
finbligfeit.
äßte ba^ ben äBeifen nie betriebet äBel^ unb £eib?
(^r l^ot ftd^ lang jubor auf fold^en ©aft bereit.
124 gol^anni« «nßeU [V, 136
136. S)em SBetfen gilt alU^ gleite.
m^ gUt bem äBeifen gfeid^: er ft^t in rul^ unb ftiUe:
[165] ©el^i eS nad^ feinem nid^t, fo gel^tg nad^ ©otteS toille.
137. ©Ott leitet aud^ bie Stummen.
äRenfd^ tt>o bu ®ott umh gnab nid^t fanft mit toorten e^ren,
@o ftel^ nur ftum für \f}m, er toirb bid^ fd^on erl^iren.
138. 9Ben ©Ott nid^t etotg t>erbammen
fan.
^en @änber, toeld^er fid^ nid^t etoig ioenbt bon ®ott
Ran ©Ott aud^ nid^t t>erbammn jur etogen $ein unb ä^ob.
139. ^a^ ^Kerabelid^fte.
S9in id^ nid^t abelid^! bie ©ngel bienen mir,
3)er €d^6))ffer l&ul^It umb mid^, unb toart för meiner ^l^6r.
140. 2)er SBeife feiert nie'befi Siel^lS.
2)er SBeife fehlet nie: er trifft attjett ba^ Siel^l:
@r l^at ein augenmag, ba( l^eiffet toie ©ott toiel.
141.2)er äBelt tl^un ift ein %xamx\pul.
greunb ginn' ei^ hod^ berSBelt, jl^rgel^td jtoar ioiefte toi(:
^od^ ift jjl^r gan^eiS tl^un nid^tS als ein ^rauerf))iel?
142. ^m gimmel mag man t^un toa(
man toil.
äRenfd^ g&l^me bod^ ein fleinS auf erben beinen toiUen:
3ut ipimmel toirftu jl^n toie bu toirft toolin erfüllen.
143. ^er Unem})finblid^e ift mel^r al9
@nglifd^.
9Ber in bem ^leifd^e lebt, unb fdl^lt nid^t beffen })ein:
^er mu( fd^on auf ber Sßelt ioeit mel^r aliS ©nglifd^ fein.
144. ^ie Sd^l^eit fd^abt mel^r aH tam
fenb a;euffel.
aRenfd^ l^fitte bid^ für bir. äBirftu mit bir belaben,
[166] 3)u toirft bir f eiber mel^r al9 taufenb ^euffel fd^aben.
145. Sl^riftuS t>erurfad^t nur l^a^ unb
ftreit.
SReinftu ha^ 6;i^riftui^ bir bringt Sieb unb ®inig!eit:
92ein toal^rtid^: too er ifi entfielet ^a^ unb ftreit.
V, 1461 ginffte« »udj. 125
146. ^ie äßelt xft bon ©toigfeit.
äBftI ©Ott ber etoige bie äBelt fd^uf auffer seit:
@o i{id ja @onnetufIar ba^ fte \>on emigfeit.
147. 3n (3oti ifi alled gUid^e.
3n ©Ott ift aUt^ eind. 3)er mm^ im ^immelretd^ :
3fi (El^rifto unfrem ^ervn unb feinet SRutter gleid^.
* 148. 3n ber Stoigfeit gefd^il^t alU au?
gleid^e.
^ort in ber ©toigfeit gefd^i^et aUi augleid^
®9 ifi fein t>or nod^ nad^, tote l^ier im S^tmvnä},
149. Xlle SRenfd^en möffen ein äRenfd^
toerben.
S)er k)iel]^eit ift ®ott feinb: ^rumb jiel^t er und fo ein:
S)a( aUe äRenfd^en foHn in (Sl^rifto einer fel^n.
150. ^m Fimmel ift alled gemein.
3m ^immel Tebt man tool: 92iemanb l^at toad allein:
äßad einer ffat, hai ifi ben Seelgen aUn gemein.
151. ®in jeber geneufi ber anbrenSeeligs
feit.
EÄarien eeefigfeit, tinb jl^reS 6ol^n« be^ föffen,
äBerb' id^ fo b6aig(id^ ali f>tt)ht felbft genieffen.
152. 9Bad ein ^eiliger l^at, bafi ift ber
anbren aud^.
äBaS l^ier bie ^eiligen mit groffer mfil^ erlangt,
SBirb in ber @eeHgfeit mir aU9 vtmh fonft gefd^anft.
[167] 153.@in jeber im Fimmel freuet fid^ ob
bem anbren.
^er gr6f)e ^eilige toirb ftd^ fo l^od^ erfreun
Db mir: al9 fel^r ob jl^m id^ toerbe fr6lid^ fe^n.
154.Sßer friebe fud^t mu^ bi( (überfein.
SRenfc^ toenn bu fo genau ha^ beine toilt befd^ö^en,
@o toirftu nimmermel^r in toal^rem friebe fi^en.
155. Sl^riftud ift ber erfte unb le|te
9Renfd^.
^er erft* unb U|te äRenfd^ ift Sl^riftui^ felbft aUein,
äBeii all* au% i^m entfte^n, in iffin befd^loffen fein.
126 gol^anntS «nßeli [V, 156
156. SBer t>tel begel^rt bent mangelt bil.
äBer gnugfam reid^, f}at aU^. 9Ber biel Begel^rt unb t])tl,
^er giBet gu betftel^n ba^ jl^m nod^ mangelt btel.
157. ^er Sleid^e ift ioal^rl^afftig arm.
2)er Äetd^e toann er biel bon feiner 2lrmutl^ \P^^^,
@o glaul^ eis jl^m nur gern: er (eugt t])arl^affttg nid^t.
. 158.^ie aBgeftorBen^eit ift eine SBittiB.
S)ie aBgeftorBenl^eit mn^ eine Söittib fe^n:
^enn fie ffat feinen äJlann, unb geltet ftdtd allein.
159. ^a^ Seiben @:i^rifti ift nod^ nid^t
gar t>ollBrad^t.
^a^ Seiben @^rifti ift am ^reu^f nid^t gar boübrad^t:
@r leibet \}iut^ nod^ Bei; Xa^ unb aud^ Be^ 9{ad^t.
I60.2)er 2Renfd^ mufi ba^ Seiben ©l^rifti
erfüllen.
SÄenfd^ hu folft ?Jaulu8 fein, unb in bir felBft erfüllen,
^ai @)^riftuiS nid^t getl^an, too ftd^ ber jorn fol ftiUen.
[168] 161.S«iemanb liegt an ber Bruft ©l^rifti
aU SoM)^)^^^*
^inb Bilbe bir nid^t ein, el^ hu go^anneS Bift,
S)a^ hu ligft an ber Sruft be^ Ferren S^fw ®l^rift.
162. 2)a^ SoB be^ ©Änber«.
Xa^ SoB ba^ ©ott bem iperm ein Ungered^ter gieBt,
äBirb Weniger bon jl^m alg ipunbiSgebeU gelieBt.
163.®ott l^ilfft bem grEften @änber am
lieBften.
^ie Sünber liegen fran!, jl^r ar^t ift SefuiS Sl^rift:
9lm lieBflen l^ilfft er bir too bu ber gt6fte Bift.
164. ©Ott nimBt nur bie S&mmer an.
@ott toil ba| aEe foUn gu feinem @o]^ne fommen:
Unb bennod^ toerben nur bie S&mmer angenommen.
165. aOBer ®Dtt fiel^et.
©Ott ift ein etoger $li|, toer !an j^n fel^n unb leben?
äßer ftd^ in feinen @ol^n fein ©BenBilb BegeBen.
166. 9Ber Bife BleiBt, l^at nidbtS an
©l^rifto.
SRenfd^ BleiBeftu berBoft, fo ift bir nid^td ertoorBen:
©Ott ift nur für baiS @d^af nid^t für ben 9of geftorBen.
V, 167] gÄnffte« »udj. 127
167. ^ie @finbe bringt ioad ©utei^.
S)ie @6nb bringt bod^ toad guttd: @ie mu^ Den frommen
bienen,
2)a^ ftc biel ebeler für ®ott bem §erren ßrfinen.
168. ^er @ünber tl^ut nid^ti^ gut.
3Kenfd^ f^)eife h>en bu teilt, geudj taufcnb 2lrmen on:
Sßo bu ein Sönber bift, bu l^aft nid^t teol getl^an.
169. äßie man t>or bie äJlajeftAt geltet.
äBer bor ber ^qeftAt teil unerfd^rof!en fielen,
a)er mu^ getoafdjen fein, unb tief gebuflet gel^n.
[169] 170. @Dtt finb alle SBerfe gleidj.
©Ott finb bie 3)?er!e gleid^, ber ©eilge toann er trinft,
©ef&Ilet gl^m fo tool, ald toann er ^tit unb fmgt.
171. ^ie ^ugenben l^&ngen ade anein^^
anber.
2)ie 2;uöenben ftnb fo berfn6j)ffet unb berbunben,
SBer ein' alTeine l^at ber l^at fte aUe funben.
172. Sllle 2:ugenben finb eine ^ugenb.
@d^au alle 2;ugenben ift ein' ol^n unterfd^eib:
SBiltu ben 9{al^men 1^6m? fte l^eift ©ered^tigfeit.
173. ©Ott l^at feine ©ebanfen.
HRenfd^ ©Ott gebdnfet nid^t«. Sa to&m in gijm ©ebanfen
Bo !6nt' ®r l^in unb ^er, ioeld^g 3^m nid^t aufteilt, toanfen.
174. 9Bad ber ipeilige tl^ut, tlj^ut ©Ott
in jl^m.
©Ott tl^ut int ^eilgen felbft aUd toad ber ^eilge tl^ul:
©Ott fielet, ftel^t, liegt, fdjldfft, ioad^t, iH, trinft, l^at gutten
175. a)a^ ©etoiffen ift ein SBegioeifer.
älienfd^ toenn bu jrre gel^ft fo frage bein ©etoiffen:
S)u ioitft ol^n alln SSerjug bie straff erlennen muffen.
176. 6;i^riftui^ ift ein £ebenbigei$ »ud^
geioeft.
^a( Sebenbige 9ud^ be( SebenS un^ dulefen,
3ft S^riftuiS auf ber Sßelt mit SReb' unb 3;i^at getoefen.
177. Sßer bag $ud^ beg SebenS liefet.
Slenfd^ toer bem $®rren folgt in feinem S^^un unb laffen,
S)er lieft be^ 2thtn^ Sud^, unb fan bie SReinung faffen.
128 gol^anniS «ngeli [V,178
[170] 178. ©I^riftu« toax toaS ®r rebte.
SEßai^ ©l^riftuiS auf bet SEßelt getebi l^at unb getl^an,
S)a^ ift ®r felbft getoeft: t])ie erd aud^ geiget an.
179: ©Ott mad^t nid^ii^ 9leueiS.
($)Ott mad^t fein neuei^ S)tn0, oBg uni^ iimax neue fd^eint:
fjüit ^ffm ift et])t0Ud^ toai^ man evft toerben meint.
180. ®Dit fomt nur in feufdje Werften.
S)en l^r&utgam beiner @eel berlanget ein gu giel^en
Släl^ auf; er fommet nid^t bi| ba^ bie tilgen blül^en.
181. ^afi allergeitf igfte.
^ie ©eitfid ift ein $er^! toenn taufenb SBelten tt^&ren,
@iS tDÜrbe fie gefambt, unb mel^r bargu begel^ren.
182. Xa^ $er^ mu^ au^ bem $er^en.
8d^ütt au^ bein $ertf för ©Ott: @r geud^t nid^t be^ bir ein:
Sßenn er bein ^er^e nid^t fielet auffrem ^er^en fein.
183. 2)e6 ©l^riften S«atur.
Umb b6fed guttei^ tbun, umb Sd^mad^ ftd^ nid^t entrüften:
SSor unban! banf ertl^eiln, ift bie Statur befi Triften.
184. ®in ^eiliger fid^t fid^ im anbren.
®in jeber ^eiliger tt^irb fi(^ in aUm fel^n:
SEßann nid^t aJV einer n>&rn, fo tönt ed nid^t gefd^el^n.
185.S)er äBeife n>eil er nid^td l^at, ber«
liel^rt nid^tiS.
2)er toeife 3Rann ift nie umb einen ipeUer fommen:
dt ^at nie nid^tS gel^abt, man l^at jl^m nid^td genommen.
186. ^ie ©igenl^eit ift alle« dbeli^ Ux-^
fad^e.
3»ittl^etlen fd^affet »u^: »(o( au^ ber @igenl^eit
©ntftel^et aUeS 9Be^, SBerfolgung, ^rieg unb Streit.
[171] 187. 2)er gr6fte 2:roft nad^ ®Dtt.
S)er gr6fte Sroft nad^ ®ott bänft mid^ im ipimmel fein:
^a^ man einanber gleid^ ini^ $er^e ftl^t l^inein.
188. ®d finb biel @eelig!eiten.
®i finb bie( äBol^nungen, unb aud^ biel @eelig!eiten:
^d^ tl^dtefiu bid^ bod^ gu einer red^t bereiten!
V, 189] gÄnfftc« gjud^. 12Ö
189. ®Oti ift @it>id in feine ed^dnl^eit
berlie&t.
@Dtt ift fo Äberfd^in, ba^ 3^n aud^ felber gan^
%on ©tpigfeit bevauft fein« ^ngeftf^teS @lan^.
190. 2)ie eeelißfeit in ber Seit.
^em ^eilgen gel^t nid^td ab: er f)at fd^on in ber 3^^^
^n (3DtM tt^oagefaUn bie gan^e ©eeligfeii.
191. ^er ©eeUgen unb ^erbam))ten
©igenfdjaffi
^er ©eeCgen ©igenfä^afft ift gan^ nad^ ©Otte leben:
Unb ber Serbam))ten art gl^m gdn^Ud^ toieberflreben.
192. ©Ott mad^t mit $ölff( ber @rea«
tur ba^ befte.
^en erften SXbam ben f^at ®üü aUein gemad^t:
3)en anberen l^at er mit mir gu n>ege brad^i
193. ©Ott riebt einen toie alle.
©Ott liebet mid^ fo fel^r ali^ aUeiS tt>ai auf @rben:
^dr* @r nid^t SRenfd^ gebol^rn, er t])ürbe mird nod^ Serben.
194. 9111er ^eiligen äBerfe finb nur ein
SB er!.
9BaiS alle $eilgen tl^un, ba^ !an ein äRenfd^ allein:
3a? fd^au fte tl^un fonft nid^td aliS ©Ott gelaffen fein.
195.©ott toirb im SRäffig fein gefunben.
Siel el^er toirb bir ©Ott toenn bu gan^ muffig ft^t:
SlliS tiomn bu nad^ gl^m lauffft ba^ fieib unb @eele fd^t])itft.
[172] 196. ©Ott IS^at alle SRal^men, unb feinen.
9Ran !an ben l^6d^ften ©Ott mit allen 9{a]^men nennen:
3Ran tan j^m toiberumb nid^t einen gu erfennen,
197. ©Ott ift nid^tiS unb alleS.
©Ott ber i^ nid^td unb aM oJ^n aUe beutelei:
^ann nenn \üa9 ha^ ®r ift? aud^ ioaS ha^ @r nid^t fe^?
198. (S^l^riftui» ift unfer dufter.
äßenfd^ ioenn bu bid^ toilt ©Ott gum Xemptl auferbauen,
äRuftu ba( redete 9Ra^ an (^l^rifto bir abfd^uen.
199. 2)er 2x9h gegentourf. '
2)er Siebe gegen-lourff iftS l^id^fte ©utt allein:
2Uht fte toad auffer bem, fo nm^ fte 92drrifd& fien.
Ang. SilesiuB, Ghemb. Wandersmann. 9
13Ö Sol^annto «ngelt |V,20o
200.äBaiS man litht, in ba^ (»erivanbelt
man fid^ aui S. Augustino.
3)2enfd^ tuai^ bu (iebft in baf; n^irfiu bertpanbelt n^erben,
©Ott toirflu liebftu @Dtt, unb @rbe liebftu @rben.
201. ^ie toolgeorbnete Siebe.
Stebftu @Dtt ober bid^, ben S«&d^ften tote betn Seben,
SBaS fonft ift, unier bir: fo Uebftu red^t unb eben.
202. ^ie SBereinigung mit ®Ott ma«
d^et ailti ®beler.
jtrift allein ioai bu tl^u^, mu^ bir ju ©otbe toerben:
äBo buiS SSereinigeft mit ©Ijirifti tl^un auf @rben.
203. 2)er SBeltäRenfd^ iftSerblenbt.
äJlenfd^ tl^u bie Si,uQm auf, ber $immel fielet ia offen:
S)u l^aft bid^ mit ber SBelt, too buS nid^t fiel^ft befoffen.
204. ($)Dtt ift gättiger a(g toir ))ermeinen.
@Ott ift fo Qui auf un^, ba^ id^iS nid^t fagen !an:
Segel^rn toir Sl^n gleid^ nid^t, er bictijf ftd^ felber an.
[173] 205.^uf ©ottei^ feitl^en ift fein äRangel.
®Ott toirft ol^n unterlaß: @r d6ffe taufenb f^euben
3n bid^ auf einmal ein, too bu gl^n !6nteft lel^ben.
206. ®Dtt !an fid^ feinem demütigen
entgiel^n.
©Ott !6nte ftd^ aud^ gar ben Teufeln nid^t entgiel^n,
äßo fte nur umbgefel^tt für 3^n l^in toolten fnien.
207. 2)a^ gröfte SlBer!.
^a^ aUergr^fte 9Ber! hai bu für ©Ott !anft tl^un,
3ft ol^n ein ein^igS äßet! &üit leiben unb ®oü rul^n.
208. S)ie ffttm Kreatur.
äRenfd^ aUererft biftu bie neue 6)reatur,
äBenn ©l^rifti fr6mig!eit ift beineiS ©eiftg ^aiux,
209. S)a| allerl^&d^fte £eben.
greunb too bu'd toiffen toilt, ba^ aaerl^6d^fte Seben,
3ft abgefd^ieben fein, unb ©Ott fielen übergeben.
210. ^ie !Reue unb alte Siebe.
S)ie Siebe toenn fie neu, prangt tote ein junger äBein:
3e mebr fte alt unb Älar, je ftiUer toirb fte fel^n.
V, 211] SÄnffte« »««J^. 13^
211. 2)ie ettap^i\äft 2itf>^.
^te £ie5e toefd^e man Bixap^i\d} p^^Qt junennen,
^an man !aum AuferUd^ tveil fte fo ftiU ifl fennen.
212. 3)er riebe SRittel^unct unb Uml^«
^er liel^e 9Ritielt)unct ifi ®Dtt unb aud^ jl^r Rrei^:
3n 3$m rul^t fte, liebt aUi in jl^me gleid^ertoei^.
213. a)er a;^ron ®Dtte8 ift im griebe.
3n toem bte SRajefldt fol rul^en tote bie 2;]^ronen,
^vi^ 3U Setufalem auf @toniS Serge iool^nen.
[174] 214. ®Dtt ift in allem aHe«.
3n ^l^rifto ift &£)it ©Ott, inn ©ngeln (Snglifd^ »ilb,
3nn ^enfd^en 3!fltn\df, unb aUiS in allen it>ad bu wilt.
215. ©Dtt.tl^ut alled in allem.
©Ott tl^ut in allen aU. ®t liebt inn @erat)^tnen,
3nn 2:i^ronen l^etrfd^et üx, befd^aut inn Sl^erubinen.
216. @Dtt ift ein »runn.
©Ott gleid^t fid^ einem Brunn, ®r fleuft gantf milbiglid^
$erau( in fein ©efd^6))ff, unb bleibet bod^ in fid^.
217. 3n ©Ott fd^aut man allein auf
einma^I.
{^eunb ta>ann man ©Ott befd^aut, fc^aut man auf einma^l an,
^a^ man fonft ett^ig nic^t of^n jl^n burc^fd^auen fan.
218. ©Ott fan nid^td b6fed ioolln.
©Ott fan nid^td b6fed tooEn: ioolf @r be( eftnberd Zoh,
Unb unfer Ungelöf, @r to&re gar nid^t ©Ott.
219. ^er 9Renfd^ fol nid^t ein SRenfi^
bleiben.
äRenfd^ bleib bod^ nid^t ein SRenfi^: man mu| auf« ^^fte
fommen«
Bet^ ©otte ta>erben nur bte ©6ttcr anflenrnnmcn*
220. äBie ©Ott gefunben loirb.
äßer ©Ott rei^t finbcn toü, wm^ fti^ pi»n HtiU^tn,
Unb bi^ in (^mgfett nti^t tmeber f^it no^ f^rcn.
221. 3)er XohU ffbttt nti^t
@in abge^bncr fBlmi^, ob man j^ 6be( ^ptiöfi,
Bleibt unbetveet Santmb? bie XMtn ^ittn lääft.
132 So^anni« «nßeli [V, 222
222.S3or ben greuben muf; man leiben.
3}lm\ä} it>o bu bid^ mit ®ott im ^immel bdnfft gu freun,
äRuftu bor auf ber SBelt feinS ^obd gef&l^rte fein.
L175] 223. äBann ber äJlenfd^ fo geredet toie
6;^rifUtS.
äBenn bu boKfommen ®ind mit ®ott bem ip®rren bift,
©0 Biftu fo geredet al« unfer 3®fu« ©örift.
224. a)em 2;obten ift alle« 2:ob.
SBenn bu geftorben Bift, fo fd^einet bir bon SlotlJ
mtm äRenfd^ bie gan^e äBelt, unb aU ®efd^6))ffe ^obt.
225. S)ie ungefreu^igien ^reu^fe.
^iel ftnb ber äBeft ein ^reu^, bie äBelt ift aber jl^nen
9lid^t biefeiS toiberumb: toeil fte [xt nod^ bebienen.
226. ^ie ^atut ber $e^lig!eit.
a)er ^e^ligfeit SfJatur ift lautre Sieb D ©l^rifi:
3e lauterer bu liebft, je l^e^Uger bu bift.
227. 3)ie ©leid^l^eit.
^er ^eilge nimbt eS gleid^: I&ft j^n ©Ott liegen Rxanf,
@r faget gl^m fo gern ali^ bor ©efunbl^eit ban!.
228. 3) er HRenfd^ ftelt in einem %f)i^x:
^reud^ bod^ l^eraufi mein SRenfd^, bu ftefft in einem ^lj;ier:
äBo bu barinnen bleibft, fombfht U\) ®Dtt nid^t för.
229. «nmaffung ift ber gall.
2ÄenfdJ, ift toai guttg in bir, fo maffe bid^8 nid^t an:
@o balb hvL birg fd^reibft gu, fo ift ber %aU getl^an.
230. S)a^ b6fe ift beine.
S)ag gutte !ommt au^ ®ott, brumm ifti^ aud^ fein* allein:
^a^ b6f' entftel^t au^ bir: bafi la^ bu beine fein.
231. äBal^re £iebe ift beft&nbig.
2ai bod^ nid^t ab bon ®Dti, ob bu folft elenb fein:
äßer \^n bon ^er^fen liebt, ber liebt gl^n aud^ in $ein.
[176] 232. 2)a^ fd^6nfte a)ing.
Sttxn 2)ing ift l^ier nod^ bort, ba( fd^6ner ift aU id^:
äBeil ®üti bie @d^6nl^eit felbfi ftd^ l^at berlicbt in mid^.
233. Sßenn ber 92enfd^ ®ott ifl.
®l^' ald id^ id^ nod^ toar, ba ioar id^ ®ott in @^tt:
^rumm !an id^i^ n>ieber fein, toenn idf nur mir bin %oH,
V, 234] gÄnffte« »udj. 133
234. 3lHe8 feiert toicber in feinen Ur-
fjjrung.
S)er Seib bon ®rbe l^er toirb toiberumb jur Srben:
@ad tt)eU bie @ee( bon ©Ott, ob [xt nidft ©Ott toirb
toerben?
235. ^ie ©migfeit ifl un( angebol^rn.
. S)ie ©migfeit ift un^ fo jnnig unb gemein:
9Bir tDOlln gleid^ ober nid^t, to>ir möffen etoig fein.
236. ©ins l^dlt ba^ anber.
SKein ®eift ber trÄgt ben Seib, ber Seib ber trÄgt jl^n toieber:
£dft einiS bom anbren ah, fo faUn fie beibe nieber.
237.^a^ Rreu^e bringt fjreub unb Seib.
^a^ ^reu^e bringet $ein, bafi ^reu^e bringet greub:
$ein einen Slugenblü, unb f^reub in ©toigfeit.
238. 3)a^ mein unb bein SBerbammet.
3lxd)t^ anberg ftör^et bid^ in §6llenf(i^lunb l^inein,
S((d ba^ berl^affte Sßort (merfiS tooC!)ba^ mein unb bein.
239.®ott l^at !ein aÄufker aU fidif felbft.
S^ragftu ioarumb mid^ ©Ott nad^ feinem ^ilbnü^ mad^te?
3d^ fag' ei^ ibar niemanbiS ber j^m ein anberd bvad^te.
[177] 240. aöann ber aJlenfd^ gdnftlidj toie«
berbrad^t ift.
^enn ift ber SRenfd^ gu ©Ott boKfommlid^ toieberbrad^t?
äBenn er ba( äJlufter ift barnadff jl^n ©Ott gemad^t.
241. a)er Siebe ift alle« Untertl^an.
S)ie Sieb bel^errfd^et aUS]: aud^ bie S)re^ einigfeit
Sft felbft jljr Untertl^an getoeft bon ©toigfeit.
242. a)ie Sieb ift« 1^6d^fte ©utt.
@S ift bom 1^5d^ften ©utt biel tebeniS unh ©efd^re^:
Sdif fd^toere ba^ bi^ ©utt attein hk Siebe fe^.
243. 3)ie 92atur ©OtteS.
^ie Sieb' ift ©ottiS 9^atur, er !an nid^t« anber^ tl^un:
^rumb tbo bu ©Ott toilt fein, Sieb aud^ in i^htm nun.
244. ^ie Siebe mad^t aud^ ©Ott feelig.
S)ie Sieb befeeligt aUii, aud^ ©Ott ben §®rm barju:
^(iiV er bie Siebe ni^t, er fdffe nid^t in ^u^.
134 Soijanntg SCngcli [V, 2-15
245. ©Ott l^at feinen eignem ^a^mtn
al^ Siebe,
^ein 92al^m ift iveld^er @Dtt red^t eigen lvk\ allein
S)ie Siebe l^eift man gl^n: fo toertl^ ift fie unb fein.
246. ®Dtt toil toaiS ®r ift.
®^it ift bie Siebe felbfl, unb tl^ut aud^ nid^tiS ald lieben.
S)rumb h>il er aud^ ba^ h^ir bie Siebe fl&td foUn üben.
247. @Dit !an nid^t« l^affen.
SWenfd^ rebe red^t bon ®£)ii: ®r l^afft nid^t fein ®efd^6|)ffe:
(Unm5g[id^ ift ed gl^m), aud^ nid^t bie 2:euffer!S^5^ffe.
248. S)re^erle^ ©d^Iaf.
a)er ©d^Iaf ift bre^erle^. S)er ©ünber fd^IÄfft im 3;ob,
a)er mfib* in ber 9latur, unb ber öerliebf in ©Ott.
[178] 249. g)ie bre^erle^ ©eburt.
3!flaxxa bie gebiel^rt ben @ol^n ®üit^ ^uffetUd^:
3d^ inner mir im ©eift: ©Ott Gatter elvig(id^.
250. S)ie geiftlid^e unb ®h)ge ©eburt
finb eine«.
S)ie geifllid^e ©eburt, bie fid^ in mir er&ugt,
3ft eind mit ber, burd^ bie ben @ol^n ©Ott SSatter aeugt.
251. S)ie ©eburt ©Dtted ivel^ret jmmer.
©Ott geuget feinen @ol^n, unb iveit t^ auffer 3^tt,
@o toel^ret bie ©eburt aud^ bi^ in ®n)ig!eit.
252. S)er @ol^n ©Dtted h>irb in bir ge«
bol^ren.
SOlenfd^ fd^üftu bid^ bar^u, fo geugt ©Ott feinen @ol^n
SIQ* SlugenbUI in bir, gleid^ toie in feinem £l^ron.
253. 3^^^^ ift in feinem Urf^rung am
beften.
^a% Sßaffer in bem S3runn, bie 9iof auf jl^rem flamm:
2lm beften ift bie ©eel in ©Dtt, im geur bie glamm.
254. S)ie @eer ol^ne ©Ott.
Clin girtenlofed @d^af, ein 66r^er tveld^er 3^obt/
(Sin Brunnen ol^ne quat, big ift bie @ee( ol^n ©Ott,
255. 9luf toel^tl^un folgt tool^Itl^un.
S)er ^rieg getoinnt bir Srieb, mit Streit erlangflu g-reäb:
^erbamnug beiner felbft bringt bir bie <SeeIig!eit.
V, 256J göttffte« »ud>. 1 35
256. 3ur6!Ie fcl^n ift toieber »erlol^ren
toerben.
SBenn hu au^ @obom gel^ft, unb bem ©erid^t entfliel^eft,
@o ftel^t bein $ei( barauf \>a% hu nid^t ru!tvertd ftel^eft.
[149] 257. a)aMnerfftffefte SeBcn.
S)cr ©tmniel auf bcr SBelt, hai alTerfüffte Scben,
Sft bcr befd^auligfcit aw^ Siebe fein etgeben.
25S.@ott unb bie@eeltgleit ift ein ^ing.
S)ie ©eelißfeit ift ®Dtt, unb ©Dtt bie ©eeligfeit:
3ßk* einiS ba^ anber nid^t, id^ lebte ft&tiS in £eib.
259. ©Ott tvirb id^, tveil id^ bor ®r tvar.
@Dtt toirb ioad id^ j^ bin, ninmtt meine 3Renfd^l^eit an:
SBeU id^ bor (Sr geloeft, brumb l^at er eiS getl^an.
260. 2Bie (3Dit, ^®rr, »ätter, unb
SBr&utigam.
S)en ^ned^ten ift @ott $®rr, bir Satter ioo bu Rinb,
3Rir ift ®r SrAutiganr, ioenn er mid^ Jungfrau finbt.
261.®Dtt ift in alUn S)ingen, unb bod^
feinem ©emein.
S)a^ loefen ©DtteiS mad^t fid^ feinem S)ing gemein:
Unb mu( notl^loenbig bod^ aud^ in ben S^eufeln fein.
262. a)ie tieffe ber S)emut.
S)ie S)emut fenlet ftd^ in fold^en Slbgrunb ein:
S)a^ fte ft(^ fd^n6ber fd^A^t ald alle 3;eufel fein.
263. S)ie ^blU mu^ man fd^meüen.
Urifl, einmal mu^ man boc^ im @d^lunb ber $6llen fein:
©el^ftu nid^t lebenbig, fo muftu S^obt l^inein.
264. SBenn 3®fud xn^ iper^e gebilbet
ioirb.
92enfd^ toenn bein ^er^ f Ar ®Dtt toie äBad^iS ift toeid^ unb
rein:
@o bru!t ber $eilge ®eift ba^ mihnü^ S^fu brein.
265.9Ber bon ber Siebe ©otteiS gebunben.
^ie @eel bie nid^tiS aliS ©ott gebAn!t gu allen ftunben,
^ie ift bon feiner 2kh beftriüet unb gebunben.
136 Sol^anntS «ngeti [V, 266
[180] 266. a)a6 redete Sebcn ber ©ecle.
S)atin lebt bic ©eclc redbt, h>enn &Dii jl^r ®eift unb Seben
@ie gani erfAUet l^at, unb fie gl^m ffianm gegeben.
267. SBie bie ©d^ule, fo bie Seigre.
3nn ©d^ulen btefer SBelt h»irb ®Dtt un^ nur befd^rieben:
^ni ^eitgen ©eifteiS ®d^ut lernt man 3^n fd^aun unb
lieben.
268. 3Jian fol ol^ne SScrbru^ h)ir!en.
S)ie @onne fd^eint unb it>itft ol^n aUn S^erbru^ unb $em:
©0 fol aud^ beiner @eel, im fall jl^r red^t ijit, fein.
269. 2Ber ®Dtt öor^be^, fd^aut ®Dtt.
$raut, fud^eftu }u fd^aun be^ Sr^utgamiS Slngeftd^t,
@el^ ®Dtt unb aU^ t)orbe^, fo fel^let biv ed nid^t.
270. 9llle8 §e^l öon ®Dtt.
9lu^ Siebe toirb &Dii i^, id^ au^ @enaben @r:
@o fombt ja all mein §e^l nur blo^ bon jl^me l^er.
271. äßenn bu nid^t 3Renfd^ bift, ift eiS
SBenn \>u nid^t äßenfd^ mel^r bift, unb bid^ berl^ugnet l^aft,
©0 ift ©Ott felber 3Kenfd^, unb trÄget beine Saft.
272. S)a^ «ntlil ©Dtte« ift feeligma^-
d^enb.
S)a^ älntli^ ®DiU9 geud^t an fid^ toie @ifenfitein:
92ur einen Sli! eiS fd^aun mad^t eloig feelig fein.
. 273. Sßo ©^rijiuS nid^t toit!t ba ift er
nid^t.
f^reunb loo nid^t (S^l^riftuiS n)ir!t, ba ift er aud^ nod^ nid^t,
Db gleid^ ber aßenfd^ bon gl^m biel finget ober f^rid^i
[181] 274. S)er ©eelige auf ber SBelt.
3&er ftd^ in ^reu^ nnb $ein bon ^er^engrunb erfreut,
S)er ift nod^ l^ier ein Äinb ber eiogen ©eeligfeit.
275. Seiben ift nu^lid^er aU ^^reube.
9)2enfd^ toifteftu toie gut unb nul^ü^'i Seiben ift,
S)u I^Ätteft'8 bir borlÄngft für atter Suft erüep.
276. S)er ^eilige tl^ut nid^t nad^ ben
©ebotten.
S)er ^etlge ioad er tl^ut, tl^ut nid^tiS nad^ bem ®ebot:
@r tl^ut ed lauterlid^ au^ Siebe gegen ©Dtt.
,V 277] gÄnffte« »ud>. 137
277. ^et ©ered^te l^at !ein ©efe^.
%tLV hby ift ba^ ®efe$: toAr fein ®ebot gefd^rieben,
S)u frommen tofirben bod) ©Dttt unb ben 92Acl^ften lieben.
278. a)er geipiid^e ÄrebSgang.
HRenfd^ fenfe bid^ l^erab, fo jieigeftu l^inauf:
SaJ ob öon beinern gel^n, fo fÄngt pd^ an bein Sauf.
279. Sliad im Orte ber äOelt bor ber
SaSelt geioeft.
(&^ ®Dtt bie SBelt erfd^uf, loo8 toar in biefem Ort?
@d ioar ber Ort felb felbft, @ott unb fein (StogeiS äBort.
280. ©Ott tan fid^ felbft nid^t meffen.
®Dtt ift fo IJod^ unb gro^, toolf @r ftd^ felber meffen,
®r h>6rb' ob @r gleid^ ®Dtt, be^ ^Ra^obd gal^l bergeffen.
281. 2)a( lounberlid^fle, befle, unb
@d^6nfte an @Dtt.
^a^ tounberlid^ft* an ©Ott ifi bie $orftd^tig!eit,
Sangmättigfeit ba^ beft*, unb*d fd^6nfte @red^tig!ett.
282. ©Ott iß toie bie @onne.
®Dtt ift ber @onne gleid^: toer ftd^ gu gl^me lel^rt,
S)er toirb erleud^t, unb ftraliS feind Slngeftd^tiS geioel^rt.
[182] 283. äßarumb @ott rul^ unb greube l^at.
9Bei( ®Dtt S)rei^einig ift, fo l^at (Sx xnff unb £uft:
ffiu^ !omt bon ©inl^eit l^er, Suft bon ber S)rei^l^eit ä3ruft.
284. ®Dtt lomt el^ bu jl^n begel^refl.
äBenn bid^ nad^ ©Ott berlangt, unb lodntfd^ft fein ^inb
gu fein:
3ft @r fd^on bor in bir, unb giebt bir foId^eiS ein.
285. S)ie ©eißUd^e 2:urteaaube.
3d^ hin bie 2:urteltaub, bie äBelt ift meine 9B6ße,
@ott mein @emal^( iß toeg: brumb ft| id^ ol^n genifte.
286. S)ie (Sinfalt mu^ tot|ig fein.
S)ie (Sinfalt fd^&«' id^ l^od^, ber @ott l^at äßit befd^el^rt:
S)ie aber ben nid^t l^at, iß nid^t be| 92a]^mend toel^rt.
287. 2)er ®infaa ©igenfd^afft.
^er (Einfalt eigenfd^afft ift nid^td bon Sd^Rl^eit toiffen,
Slufd gutte 9lo( allein in 2)emutt fein befliffen.
138 So^annt« «ngeli [V, 288
288. ^er SBeaiid^en unb @6ttnd^en
£iel&e S^Jotur.
S)te äBelt'Sieb l^at bie 9(rt ba^ fte fld^ abtvertd neigt:
S)er @6ttad^en 9latur ift ba^ fte aufiwertS fteigt.
289.S)ie 2:ugenb ol^ne Siebe gilt nid^td.
S)ie 2:u0enb na!t unb blo^ !an nid^t für (Sott befielen:
©ic mu^ mit Siebe fein Qi^mtäi, S)ann ift fie f(^6n.
290. a)ie Siebe ift geuer unb SOBaffer.
^ie 2iih ift f^lutt unb ©Itttt: !an fte bein iper| em))finben,
@o lifd^t fte ©CtteiS 3<>i^/ unb brennt l^intveg bie @6nben.
291. S)ie 9&iirbig!eit !ombt bon Siebe.
^d} lauf bod^ nid^t nad^ ioi^ unb ä&ei^l^eit Aber 3Reer:
^er Seelen äBürbigfeit !ombt blo^ bon Siebe l^er.
183] 292. ^ie @d^5nl^eit !ombt bon Siebe.
^ie ©d^fönl^eit fomt bon Sieb : aud^ @otted SCngeftd^t,
^at feine Sieblid^feit bon jl^r: fonft glAn|t* ed nid^t.
293. S)er Siebe Selol^nung.
S)ie 2Uf>t f)ai ©Ott felbft sunt toefentlid^en Sol^n,
@r bleibet etoiglid^ jl^r 9iul^nt unb ©l^ren^ron.
294. äßei^^eit ol^ne Siebe ift nid^td.
BJ^enfdft too bu h>ei|e bift, unb liebft nid^t ®ott barbel^:
So fag id^ ba^ ein 9{arr bir borguaiel^en fel^.
295. 3« liebenber je Seeliger,
^a^ SRa^ ber Seeligfeit nti^t bir bie Siebe ein:
3e 956ller bu bon Sieb, je ©eelger ioirftu fein.
296. a)ie Siebe ®Dtte8 in un^, ifl ber
©. ®eip.
S)ie 2itht loeld^e ftd^ gu ©Ott in bir beloeift,
3ft &DiM etoge Äroft, fein geur unb ©eilger ©eifl.
297. äRan !an ®Dtt ni(bt lieben ol^ne
WUm^df liebete ftd^ ©Ott nid^t felbß burd^ fid^ in bir,
S)u !6nteft nimntermebr Sl^n lieben nad^ gebiil^r.
298. ^ie Siebe Ijiat leine ^urd^t.
S)ie Siebe fftrd^t fid^ nid^t, fie lan aud^ nid^t berberben:
@d mifte @Dtt jubor fambt feiner ©Dttl^eit fierben.
,V 299] g&nffteS »ud^. 139
299. SBie bie ^crfon fo bag »crbienft.
S)te I3raut t>etbient ftd^ mcl^t mit einem Jtug ntxib ®Dit,
m^ aUt aRittItnge mit 9[r5eit hx^ in 2:ob.
300. 9Ber ©Ott red^t liebet.
SRenfd^ niemanb liebt ©Ott red^t ald ber ftd^ felbft S^erad^t:
@d^au ob \>u ed aud^ fo mit beiner Sieb gemad^t.
[184] 301. SBaiS ba^ freunblid&fte nad^ @Ott.
^a^ fteunblid^fte nad^ ©Ott ift bie t)erliebte @eele:
2)rumb l^at er feine Swft jwfein in jl^rer J&6(e.
302. ^afl @d^nel(efte.
S)ie Sieb ift'ö fd^neUfte S^ing: @ie !an fftr fid^ allein
3n einem älugenbli! im l^6d(fften $immel fein.
303. ^enngeid^en ber falfd^en Siebe.
äBiltu bie folfc^e Sieb bon toal^rer unterfd^eiben,
@o fd^au fie fud^t [i^ felbft, unb fallet ab inn Seiben.
304. S)a^ ^reu^ ^robirt bie iBiebe.
3m ejtuer toirb ba^ ®olb ob8 reine fe^ ^robirt,
Unb beine Sieb im Stttn^, toie lauter fte, gef^ürt.
305. S)ie Siebe ®Dtte8 ift toefcntlid^.
S)ie Siebe gegen ®Dtt fielet nid^t in fÄfrtgfeit,
eüff ift ein ^ufaH nur: fte ftel^t in Sßefenl^eit.
306. @in unbertounbted iperl ift unge«
funb.
ein $er^e toeld^ed nid^t t)on @DtM 2ith ift SBunbt:
3ft, ob i^ gtoar nid^t fd^eint, gan| jlran! unb ungefunb.
307. S)ie Siebe ifi @Dtt gemeiner ald
SBei^l^eit.
S)ie Siebe ge^t ju ©Ott unangefagt l^inein:
SSerftanb unb l^ol^er äßi^, mu^ lang* im 9)orl^of fein.
308. SBie &Dtt fo allgmein.
äßie allgemein ift ©Ott! ®r l^at ber SauerlRagb
^ie ^un|t toie man jl^n Rdfi, fo tool ald bir gefagt.
309. a)a6 erfreulid^fte ber ©eelen.
S)a^ ift*d erfreulid^jte, toie metner @eel f&Ut ein,
^a^ fte totrb jmmer Sraut mit etoger ^od^jeit fein.
140 gol^anni« Slnöeli [V, 310
[185] 310. 2Ba§ bcr Äug ©DtteS ift.
S)er ^u^ be^ »rAutgantd @Dttd, ift bie ®m^ftnbUd^!eit
©eing gnÄbgcn Slngcftd^tö, unb fetner föfftgfeit.
311. S)ie ©eele !an ntd^t« ol^ne ®Dtt
©0 f(i^6n bie Saute fid^ au^ eignen ^rdfften fd^Idö*/
©0 fd^6n Hingt aud^ bie ©eel bie nid^t ber §®rr beilegt.
312. a)er gulbene Segrief.
S)er gulbene Segrief burd^ ben man aUeS !an,
Sft Siebe: Siebe nur, fo l^aftu'ö fur^ getl^an.
313. Xafi ®brefte ^tmfiitt.
^ein ®btered @emätt ift auf ber ganzen SBelt,
ar« h)eld^8 mit ®Dtt bereint, ffir einen SKurm ftd^ j^ia.
314. Sarml^er^igleit fd^Ieuft ben J&im«
mel auf.
^inb mad^e bid^ gemein mit ber Sarml^er^igfeit:
©ie ift bie $f6rtnerinn im ©d^Io^ ber ©eeligfeit.
315. Serüeinerung erl^ebt.
SerHeinere bidj felbft, fo toirftu gro^ mein ©l^rifl,
3e fd^n6ber bu bidff fdffÄ^ft, je toörbiger bu bift.
316. a)er ®t>angelifd^e ©irte.
S)er §irt' ift (SotteS©o]^n, bie ©ott^^eit ift bie SBöfte,
3d^ bin ba^ ©d^af bag @r für anbren fud^t' unb !6fte.
317. j)ie grÄd^te ber ^ugenben.
S)ie S)emut bie erl^ebt, bie Slrmutl^ mad^et Sieid^,
S)ie Äeufd^^eit @ngelifd^, bie Siebe ©Dtte gleid^.
318. äBie man in ^immel fielet.
3Jian barf fein gerngefid^t in §immel etn§ufel^cn,
^el^r bid^ nur bon ber Sßelt, unb fd^au: fo toirbd gefc^el^en.
[186] 319. S)ie gr6fte ©eeligfeit.
2)ie gr6fte ©eeligfeit bie id& mir fan erfinnen,
Sft, ba^ man ®Dtt toie fÄff @r ift toirb fc^meflen fSnnen.
320. a)er ndd^fte Sßeg ju ®Dtt.
a)er nÄdSffte SBeg au @£>it ift burdj ber Siebe 3;i^Är:
S)er SBeg ber hjiffenfd^afft bringt bid^ gar langfam für.
321. SBorinn bie 3iul^e beft ©emfttte«
beftel^e.
S)te Siul^e be^ @em&ttiS befielet in bem aaein,
Xai ed Soaf&mmlid^ ift mit ©Ott ein einged @in.
V, 322] Sünffte« »ud^. 141
322. 7>u @ee(ialeit ift in bem ^bäffttn
®utt
^ein aRenfd^ lan feelig fein, ald in bem l^6d^ßen &utt:
äßie ba^ mand bann t^erlAfi, unb*iS fleine fud^en tl^ut?
323. äßarumb @ott en)iden Sol^n giebt.
®Dtt mu^ bie ^eiligen mit etogem 2oifn belol^nen:
SBeil fte i^m, too ®r toolt', auc^ etoig toürben frol^nen.
324. S)ie ^r^nenbe Sugenb.
S)ie 2:ugenb bie bid^ ^r6nt mit etoger @eeligfeit,
i^df ffalU fte bod^ feft!) ift bie bel^arrligleit.
325.3B(nn bie ^immelfal^rt betl^anben.
äßenn @Dtt in bir gebol^m, geftotben, unb erftanben:
Bo freue bid^ ba^ balb bie ^immelfal^rt berl^anben.
326. Unterfd^ieblid^e ©elegenl^eit ber
©eele.
S)e^ @iinberd @eeU ligt, be^ ^üfferd rid^t ftd^ auf,
Unb beg ©ered^ten ßel^t, gefd^ift ^um S^ugenblauf.
327. äßatumb @Ott be^ 9iegimentiS
nid^t m6be wirb.
©CitiS unb feind @eifte@reid^ ift Siebe, ^reube, f^ribe:
S)rumb toirb @r be| ätegiemd in ©ioigfeit nid^t mAbe.
[187] 328. @Dtt betrübt bie @6nbe nid^t.
(^Dit iffui bie @6nbe toel^ in bir ald feinem @ol^n:
3n feiner ®Dttl^eit felbft, ba f6^It @r nid^tiS bat>on.
329.S)ie gan^e S)rel7fartigfeit l^ilfft gur
Seeligfeit.
S)ie 9(IImad(ft jeud^t mtd^ auf, bie SBeigl^eit h>eift mic^ an,
S)ie ®&tte l^ilffet mir, ba^ id^ in ipimmel !an.
330. äßenn man ©Ott reben l^^rt.
ä&enn bu an ©Ott gebAnfft, fo l^6rftu gl^n in bir:
€(^toiegflu, unb toÄreft ftiU', ®r rebte für unb für.
331. ma» ®Dtt nid^t tl^ut, gef<t gl^m
nid^t.
©Dtt mu( ber 9[nfang fein, ba^ 3Rittel unb ba^ @nbe,
äBo Sljim gefallen foSn bie SS^erfe beiner $dnbe.
142 3o6anni8 ^n^tü [V, 332
332. 9Bo ber SOlenfd^ l^in!omt, tüann er
in (3Dii bergcl^t.
äßenn i^ in @£>tt t^ergel^, fo fomm id^ h)tbet l^in
3ßo id^ bon @it)tg!ett bor mir getvefen bin.
333. ^e^ %t\xUl^ &d}la^i^u\}.
3)te ©eefe toeld^c fidj bie ©6nbe lÄft ermotben,
3)ic ift (D groffer ©^ot!) bc^ ^euffel« ©d^Iad^tsSSiel^ toorbcn.
334. ®Dtt fd^Ht bie SBer!e nad^ bcm
SBefen.
ä^enfd^ beg ©ered^len ©d^laf ift ntel^r be^ ®ott gead^t
9113 rvai ber €ftnber ^e^t, unb fingt bie gan^e 92ad^t.
335. Unterfc^eib ber bre^ Sid^ter.
2)afe Sid^t ber §errltd^feit laff' id^ bie Sonne fein,
2)ie ®nabe gleid^t ben ©tral^ln, ^aiut bem SBiberfd^ein.
[188] 336. aj^it einem Äuge mu^ man gil^Ien.
S)ie ©eele hjeld^e ®Dtt bafe iper^e treffen toir,
@el^ nur mit einem Slug, bem red(ften, auf ba^ ^il^l.
337. a)a6 ®efd^6t>ff ift be6 ©d^6t>fferö
2;roft.
3d^ fein ®efd5f6t>ffe bin be^ ©oljne« ®£)iM Äron,
a)ie 3iul^e feines ©eiftö, unb feiner Seibenlol^n!
338. ^ie @b)ig!eit ift je (Anger j[e un«
burd^f d(faulid^er.
S)a^ 3Jieer ber @h)igfeit je mel^r'S ber ©eift befdffifft
3e unburd^fd^ifflid^er unb toeiter ec8 betrifft.
339. 2)ie ©Dttl^eit grünbet !ein ©c«
fc^6Hfe.
äßie tief bie ©ottl^eit fe^ !an {ein ®efd^))ff ergränben:
3n jjl^ren 9lbgrunb mu^ aud^ ß^^rifti Seel berfd^toinbcn.
340. Slud^f ©Ott muMic^ ^^v^ienen.
S)a^ id^ ben l^6d^ften ©Dtt gum 93r&utgam angenommen,
§at @r umb mic^ üerbient, ba^ ®r ift gu mir fommen.
341. Sßo bie Seit am Ungften.
3e toeiter man bon ©Ott, je tieffer in ber Qtxi:
a)rumb ift ben ©6aifdjen ein 3;ag ein* @toigfeit.
342. 9Bo man bie ©^ttlic^e S6ffngfeit
lernt,
ßinb toer in ©OtteiS $of gebAn!et jubeftel^n,
^er mu^ gum ^eilgen ©eift l^ier in bie @d^ulc gel^n.
V, 313] gÄnffte« »u(^. H3
343. S)a^ geiftlid^e Orgelioer!.
®Dtt ift ein Drganift, toir finb ba^ Drgerhjcr!,
@etn ©eift blAft jebem ein, unb gibt aum tl^on bie ft&rf.
[189] 344. ^ie Slrmutl^ ijl im ®eift.
S)ie Slrntut fielet im @ei1l: id^ !an ein kaifer tretben,
Unb bod^ fo 9[rm fein, aliS ein ipeiliger auf @rben.
345. äßer inn äBunben (Sl^tifti iool^nt.
S)er ©eijl ber boHer greub* in Seiben toirb gefunben,
Unb rul^e l^at in $em, bet tool^nt in S^rifti äßunben.
346. S)en jlinbern gebfil^ret ^ild^.
S)en 9R&nnem giebet ©Ott ju trinfen ftarfen äßein:
^ietoeil bu nod^ ein jlinb, ^6ft @r bir föffeiS ein.
347. 2Bcr eine tieffe mit ©Ott.
^er ©eift, ber nunmehr ift mit ®ott ein @inged ®in,
9Ru^ eben fold^er ^bff\ unb folti^er tieffe fein.
348. 9Bie ®S:)ti jumeffen.
Unme|lid^ ift fioav ®ott: jebod^ !anftu S^^n meffen,
SQBo bu mein §er^e mißt: benn'8 ift öon gl^m befcffen.
349. Xu muft ber ®nabe Sufft mad^en.
9l&um tveg, unb mad^e Sufft: baß günftein Ugt in bir:
Xu flammeft ed leidet auf mit l^eilger Siebdbegiel^r.
350. Xu muft bid^ felbft ermuntern.
3Rein Sl^rift bu muft bid^ felbft burd^ (SDtt bom ed^taf
ermelf en :
@rmunterft bu bid^ nid^t, bu bUibft im S^raume fteüen.
351. Snt jnnern finb alle ©innen ein Sinn.
9)ie Sinnen finb im @eift aW ein @inn unb gebraud^:
äßer @Ott befd^faut, ber fd^fm&ft, föl^It, reud^t, unb 1^6rt
Sl^n au^.
352. SßaiS baß ffiffefte unb feeligfte.
3lid}ii füfferd ift ald ®ott ein SRenfc^en 5tinb sufel^n:
yii^i^ Seelgerd ald in ftc^ fälbln bie ©eburt gefd^el^n.
[100] 353.S)aß ^ntüt ©otteg ma(6t trunfen.
S)aß ^ntli^ ©ottg mad^t boU. Sel^ftu einmal fein Sid^ft,
Xu h>6rbeft trunfen fein bon biefem SCngefic^t.
144 gol^anm« Slngeli [V, 354
354. Ungefteutigt !omt niemanb in
gimntel.
©l^rift piel^ bod^ nid^t ba^ Äreu^: bu muft gelreu^iöt fein.
2)u lomft fonft nimmermel^r tnö ^immelreid^ l^inein.
355.aBol^er bie Unglcid^l^ett ber geiligen.
©Ott n)ir!t m^ ber $Ratur: bife mad^t ben unterfc^eib,
Xa^ biefer ©eilige fid^ MnU, ber anbre freut.
356. Xa^ SSolÜomne Vertreibt baj Un*
boll!ommne.
2öenn baß SoHfonimne f6mt, fÄlIt*8 Unbottfomnine l^in:
2)aß 2Renfd5flid^e bergel^t, tocnn id^ öerg6ttet bin.
357. 3Benn fid^ ®Dtt in« §ert ergeuft.
2)lenfd^ ft)enn betn ger^ ein $:i^al, muß ®ott ftt^ brein
ergieffen :
Unb 5ft)ar fo milbiglid^ baß e8 muß überflieffen.
358. ®Dtt iwirb iDaö ®r teil.
®Dtt ift ein @ft)ger @eift, ber aU toirb toaS ©r h)il,
Unb bleibt bod^ toie ®r ift UnformlidJ unb ol^n 3iel^l.
359. (Sleid^nöß ber a)re^faltig!eit
mit ber ©onne.
@Dtt SJater ift ber Seib, unb ®Dtt ber ©ol^n baß Sic^t,
2)ie ©traljiln ber l^eil'ge ®eift, ber beiben ift bert>flid^t.
360. SBenn man j^m ben %oh beß §®rs
ren zueignet,
^reunb, toenn id^ felber mir abfterbe l^ier unb nu,
S)ann eign* id^ mir ben ^ob beß ©6rrcn erft red^t ju.
[191] 361.a)ie ®nabe @otte§ fleuft allgeit au^.
S)ie ®nabe fleuft bon @Dtt, toie SBArmbe bon bem geur:
^af)\iu bid^ nur ju gl^m, fie !omt bir balb 3U @teur.
362. 3)ie l^5d^fte eeelig!cit.
SDie l^5d^fte ©eelig!eit bie mir &üii felbft fan geben,
Sft baß er mid^ h)ie fid? toirb mad^en unb erl^eben.
363. S)eß SBeifen öerrid^tung.
©in 92arr ift biel bemül^t: beß äßeifen gan^eiS tl^un,
2)aß jel^nmal ®beler, ift Sieben, fd^auen, ru^n.
364. äßer in bem 9Bir!en rul^t.
S)er äßeife tveld^er fid^ l^at Aberfid^ gebrad^t,
^er rul^et tvenn er laufft, unb toirft toenn er betrad^t.
r
V, 365J SAnfftcS Öuc$. 145
365. a)er Sarben3RcnfdJ.
@itt 3Renfd^ ber tote bafi 93iel^ in aOe £uft au^brid^t,
3ft nur ein SarbenHÄenfc^ : er fd^eint unb ift8 bod^ nid^t.
366. Xa^ Sauttenf^iel ©Dtted.
®in ^et^e ba^ ju ©runb ©Ott ftia ift toie er n)t(,
SBirb gern bon gl^m beräl^rt: eiS ift fein fiautenf))il.
367. aOBer auf aüe gÄIIe öefdjilt ift.
äBer ®01t fo leicht entbel^m, ald leidet empfangen !an,
^er ift auf allen %clU ein red^ter ^elben^ann.
368. »ei^ ivelc^em @Dtt gerne ift.
SRenfd^ ioenn bu ©otted @eift bift tvie bir beine $anb,
SRad^t bie ^re^faUig!eit ftd^ gern mit bir befanbt.
369. 2)ie ©eeU auffer j^rem Urf|)rung.
@in fünllein auffcrm geur, ein tro^ffen auffrem 5Kcer:
äBad biftu bod^ o 9)2enfd^ ol^n beinen toieberfel^r?
370. 3n ®Dtt ift alleö.
SBaiS beine @eel begel^rt, belommt fie alli in @Dtt:
92imbt fie ed auffer 3^m, fo tvirb ed jl^r ^um Xo\>.
[192] 371. 3Ben @üit nid^t (oß !an bitten.
HÄenfd^ ftirbftu ol^ne ®Dtt: eS fan nid^t anberft fein,
^hif)' auäf @ott felbft f&r bid^, bu muft in $fu( hinein.
372. S)ie iSBraut fol ioie ber 93rAutgam
fein.
2|d^ nm% bertounbet fein. äBarumb? tt)ei( boUer SBunben
SRein eioger Sr&utigam ber ^e^Canb toirb gefunben:
SBad Stufen bringt ed bir? (&i ftel^et gar nid^t fein,
äßenn Sraut unb SrAutigam einanber ungleid^ fein.
373. Xa^ aUerfeeHgfte ger^e.
@in reined $ert^ fd^aut ®ott, ein l^eitgeiS fd^m&fet g^n:
3n ein 93erUebeted toil er gu äßol^nen giel^n.
äßie feelig ift ber SRm\^ ber fid^ bef(eift unb Abt,
^a^ gl^m fein ^er^e toirb rein ipeilig unb berliebt!
374. 9Ran {iber!6mt mit meiben.
e^reunb meibe toad bir Sieb, f(eud^ ioad bein @inn begel^rt,
^u tvirft fonft nimmermel^r gefAttigt unb gemeiert.
93il todren jum ®enu( ber etogen SBoKuft !ommen,
Sßenn fie mit 3^i*Ji<^f^ P<^ ^*^ «^^* übernommen.
Ang. Silesins Cherub. Wandemnaim. \Q
ue (Vt, 1)
[193] folget eine 3it9ö6e öott
3el^n SItngretmen, ober
©onnetcn.
a)a^ @rfte.
3Bie @Dtt in bcr geiliöen 6ccU.
gragftu toie ®Dtt bafe SQBort in einer ©eele tool^ne?
@o toiffe tote bafe ?id^t ber @onnen in ber SBelt,
Unb ft)ie ein Srdutgam fid^ in feiner Kammer l^dlt:
Unb tote ein 5l6ni0 fi^t in feinem ditiäf unb S^l^rone:
®in Seigrer in ber @4u(, ein Gatter h&) bem @ol^ne: 5
Unb toie ein tl^eurer @(i^a^ in einem Slüerfelb:
Unb toie ein lieber ®aft in einem \^bnm Süt:
Unb toie ein ^Uinob ift in einer gulbnen ^rone.
äBie eine 2iixt in einem Slumentl^at,
Unb toie m, ©eitenf^iel be^ einem Slbenbmal^l: 10
Unb toie ein 3iwmet»6( in einer Sam^' entjünben:
Unb toie ba^ ^immelbrobt in einem reinen Sd^rein:
Unb tpie ein @arten$runn, unb toie tin idJfiix äBein.
©aß ob er anberft too fo \^bnt toirb gefunben?
S)aB ^nber.
äln bie Jungfrau 3Raria, bie gel^eime I
Silie, *
^u @ble Sttie toer finbet beined gleid^en?
@o(t' er aud} aUed f^elb im $arabei( burd^ftreid^en.
^u gl&n^eft toie ber @d^nee, toann jl^n gu fd^6ner 3^^^
^er ^immel mit bem ®olb be( Phaethons bef^reit. 5
gür bir mu^ <Sonn unb 3Ronb unb alle ©tem' er«
bleid^en:
^ein anfel^n, beine $rad^t ift fd^6ner ali ba^ Rleib
9)efl ^6nigd @alomond in fetner ißerrlid^Ieü.
S)tr mu( ber !(are SU^ ber @era))l^ine ioeid^en:
^ein ®beler @erud^ erquüt bie gan|e SBelt,
[194] Unb toad fonft unfrem ®ott bem $@rm gu ^uffe fAlt.
3n bir finbt man aQein bie @d^6nl^eit ber Jungfrauen,
^er SR&rterer beftanb, unb aller ^eilgen 3^^^-
S)rumb eble Silie fomm unb erqui! mid^ l^ier,
Xa^ iäf m6g etoig bid^ unb beinen @aamen fd^auen.
(VI, 3) 3«öaBc. 147
S)ad S)ritte.
S)ie gefallne @ee(e.
2|(i(f h)ar ein ©ngUfd^ $tlb: nu bin id) gleid^ ben
S^l^icren :
gd^ fd^ftoebt' im ^arabeif; in lautrer Sr6li(i^!eit:
SRu pt' id^ auf bcr ®rb' in (auter Slngft unb Seib:
®3 fönte mid^ fein ©rimm ber untren 9GBe(t berfil^ren:
ÜRu fd^mel^' id^ faft för ^\^\ unb mu^ f6r ^roft
erfrieren, 5
Unb fül^Ie taufenb 2Bel^. 'idf toar ^in §err ber 3^it*
9lu meiftert fie midj felbft. 'i^ toar mir felbft mein
^leib,
3lvL mu^ id) mid^ au^ 3lotf) mit frembben gebern
^iei^ren.
©Ott fal^ mid^ freunblic^ an, unb l^ieg mid^ liebeS
Äinb:
^u fd^r6ffet mid^ fein )orn, unb ft6ft mid^ toeg bie
f6nb. 1 0
3d^ bin mit ft&ter ^urd^ft erfüllet unb umbgeben;
3d^ fd^au mein Ungeldf mit eignen ^ugen an:
2)er 2;euffe( unb ber %o\) bie ftel^n mir nad^ bem 2iUn
9[d^ ad^ id^ arme @eel! 9ßaiS l^ab id^ bod^ getl^an!
Xafi ^ierbte.
^er ©ered^tfertigte @ünber.
3d^ toar be^ 3^eufeCö €c(ab, unb gieng in feinen Sanben :
3d^ toar mit @ünben-9ßuft t)erfteUt unb bluttig rotl^:
3n äBoUuft toel^f id^ mid^ tvie eine @au im jlotl^:
gd^ ftanf för ©ttelfeit bie l^^uffig tvar borl^anben:
3d^ toar bem ^bgrunb nal^, unb fieng fd^on anju«
ftranben: 5
3d^ UhU toie ein ^iiff, unb fragte nid^t nad^ ©Ott,
3d^ toar ein ©d^attenSWenfd^, unb nod^ (ebenbig a^obt.
[195] 9lu bin id^ ioiberumb in ©l^rifto auferftanben,
Unb lebenbig gemad^t: bie Riiim ftnb en^toe^,
a)er Teufel ift berjagt, unb id^ bin lofe unb fre^. 10
3d^ fud^e ®Dtt allein mit eifrigem ©em&tte,
Uub gebe mid^ gi^m auf. 3Ba8 ®r mir jmmer tl^ut
3n 3eit unb ®h)igfeit, bafe f|)redj' id^ atteS gut.
2ld5f boj ®r midj bod^ nur für mel^rerm fatt bel^fitte!
10*
148 SuflaBe. (VI, 5) *^
S)a^ günffte.
S)er ^ugf^rud^ ober bie ^etbambten.
®tf)t Vft ^er^ud^ten gel^t, jl^r ^euffeld Sftottgefellen,
Zf}v Äaben bic jl^r mid^ nie l^abt getrAnft, ö^fr^ft
93e!Icibt, befud^t, gctrfift, nod^ cingcn JDtcnft geleift : i
®el^t in baj ©togc gcur unb in bcn Sd^Iunb bcr §6tten.
@m^fal^et euren £ol^n in jl^ren grimmen äßeUen, 5
m% a)onner, ^cftilen^ unb aU iwaS B6fe l^eift.
®el^t unb hhihi etviglid^ bon meinem SReid^ bertveift.
Sl^r ft)erbt nu §euin unb fd^retl^n, unb toie bie §unbe
bellen,
3n 2)urft unb junger fielen: ®ur SBurm ber ftirbet
nidjt,
^af; geuer lb]d}t nid^t aug bag eud^ ijl jugerid^t. 10
3^t muffet etoiglid^ in feinen fein gerod^en,
^ie il^r berbienet l^abt. S)enn toaS jl^r l^abt getl^an
^en ©liebem meinet 2tih^, nel^m id^ mid^ felber an.
&tf}i jl^r SSerflud^ten gel^t, bafe Urtl^eil ift gefJ)rod^en.
^ag @ed^fte.
Uberfdffrifft ber SSerbomnÄ^.
ißier ift ein* @n)ge 9{ad^t: man n?ei( bon feinem lad^en,
@in Sammer Sld^ unb äBel^, ad^ eibig fein berlol^m!
äßirb immer fort gefd(friel^n, unb to&m n?ir nie gebol^rn!
Se^neben 1^6rt man nid^td a($ Bonnern, hageln,
^rad^en.
Tlan fielet ben SartUfd^! mit Rxbitn, @d^(angen, ^rad^en, 5
Unb taufenb ungel^eur: 2Ran ift für Ä&It' erfrol^rn,
[196] Unb fdSfmellt für groffer ®Iutt: mon fdffilt p«^ Slarrn
unb ^^orn,
Unb !ombt bod^ nimmermel^r an^ biefem Seufeldradifen.
Wlan ftirbt unb ftirbt hod) nie, man Ugt im eivgen %oh,
Wlan toöttet tobt unb ^btnt, man flucht unb l&ftert
®ott. 10
3Ran beift unb .^abert fid^, man lebt toie $unb' unb
Ttan mug fid^ eh>igUd(f mit aUen Seuffeln fragen:
Tlan friffet ^üttenraud^f, $ed^, @d^h>effel, 2:euffeldmift:
S(d^ @ünber tl^u bod^ ^uff e^ bu barinnen bift.
(VI, 7) Sußabe. 149
^a^ @tBenbe.
^er berbami^te Ubeltl^dter.
^d} toeffl too bin td^ nu? be^ (auter l^6af(i^en SRol^ren,
Se^ teufflifd^em ©efinb: in Leviathans ©d^lunb:
3n einem feurgen ^ful, ber ol^ne HRaft unb grunb!
2l(i^ toel^! betpud^ler %aQ in bem id^ bin gebol^ren!
3(1^ toar )ur @eflig!eit berfel^en unb erfolgten: 5
^er gimntel ftunb mir fre^: id^ tvufte !ur| unb runb,
äßag @otted toiEe tvar: unb l^ilt bod& nid^t ben 93unb!
3lu mu^ id^ etoiß fein Derftoffen unb Derlol^ren!
C bu berflud^ier Seib, gu toaS l^aftu mid^ brad^t!
D bu t)erf[ud^te <Seel toaS l^aftu mir gemad^i! 10
9(d^ taufenb 9(d^ unb äßel^! SBad l^ilfft mid^ m mein
prangen,
äRein ®ei^ unb b6fe £uft! ^d^ ISi&ti id^ guttd getl^an!
92u ift bie fUm ju f^At, ®ott nimbt fie nid^t mel^r an:
3c^ bleib in ®ta)ig!eit mit ^6afc^er Qual umbfangen.
2)er @^rud^ über bie ©eeligen.
^ombt jl^r gefegneten, embfal^et eure JIronen
^ie jjl^r ertDorben l^abt burd^ meinen Sauf unb Xoh:
[197] Jlombt unb bffi|t ba^ 9leid^ ber $errlid^!eit mit ®ott,
3(^ tvil mä} etviglid^ für eure ©uttl^at (ol^nen.
^f)v ffahtt mid^ getr6ft, unb be^ eud& (äffen tvol^nen, 5
Sift l^abet mic^ gef^eift, getr^nft, befud^t in yiot^,
Seüeibet unb bebelt nad^ meinem ^iebdgebotl^,
3lu folt il^r aud^ mit mir befi^en eure Xl^ronen,
Unb ett)ig trium^l^irn. ^ffv foEet euc^ nu freun
f^ür eure Xretv unb 9J2ül^, unb jtnnter be^ mir fein. 10
^enn toad jl^r l^obt getl^an bem üeinften auf ber
@rben,
2)affelb' ift mir gef((el^n, unb fol in @toig!eit,
Tlit aUem tvad \f^x nur euc^ n^üntfc^t bergolten werben,
^ombt unb genieft mid^ felbft unb aEe @ee(ig!eit.
^a| 92eunbte.
Uberfd^rifft ber @ee(igfeit.
gier ift ed jmmer ^ag, l^ier fd^eint bie ©toge 6onne,
$ier toei^ man nid^tiS t)on äBe^, k)on jhtmmer S(ngft
unb Seib:
150 3«0a6c. (VI, 9)
3Jlan lebt in gan|er )Suft unb ganzer Seeltgfeit.
IRan filjft unb 1^6ret nid^tiS aU lauter f^retvb unb
SBonne.
'^an ivinft ftd^ fatt unb Sott be^m füffcn 3efu«sSBronne. 5
3Ran fi^t in fto(|cr ^uf), man bÄnft an feine Seit,
'iftan leget niemals ah ba| ^(eib ber $err(id^!eit.
gier raufd^et n)ie ein Strom toaiS t)or nur trot>fftDet(
rönne.
$ier fd^aut man ©otte^glan^ unb fäffeS Slngeftd^t,
©ier toirb man Äberformt mit feiner ©Dttl^ett Sidjt. 10
§ier fen!t man fic^ in ^f)n, unb giebt jl^m taufenb !üffe.
3!flan liebt unb n^irb geliebt, man fd^me!t jl^n toie er ift.
äRan fingt fein Sob unb aUd toorgu man ift erfieft.
9(d^ 3®fu l^ilff mir bod^ bamit aud^ id^g genieffe.
3)a^ Sel^enbe.
^er SCbgeleibte Seelige.
D (S^Ctt toie tool ift mir! mein Seiben ift berfd^tounben,
[198] ^ie Sd^mer^en fmb bal^in, bie 2;rübfal l^at ein ®nb',
Unb aEed ^er^eleib ift t)on mir abgetoenbt:
^df bin nu Jldr!erlo^ unb feeliglid^ entbunben:
3c^ Ijfabe ^^eubenreid^ gefiegt unb übertounben: 5
Jtein {Jeinb beräl^rt mid^ mel^r, unb toad man b6fe
nennt:
®d toirb mit feinem 9Bel^ mein fr6lid^ fein getrent.
^df l^abe toal^re ^Vif), unb toal^re Suft gefunben.
S)er Fimmel lad^t mic^ an, bie @ngel neljfmen mid^
Sambt allen ^eiligen mit ^reuben unterftd^.
3d^ bin fo t>oaer ^roftd ba^ id^ faft übetfüeffe :
3c^ l^abe toad id^ toil, unb toil toad id^ genieffe:
3d^ Ijfabe nu genug: man fül^rt mid^ toie id^ bin
3u meinem SBr&utigam unb f6ffen 3®fu l^in.
Permiffu Superiorum.
[letztes Blatt; unbeziffert. Erste Seite:]
Approbatio.
[Zweite Seite:]
©ebrudt unb $$erlegt | ^u äBienn, be^ @iner
^6bl: I 9i: De: iganbtfc^afft 99uc^^ | brudter, Sodann
. Sacob I üürner.
Anno. M. DC. LVII.
VI, llj 151
Anhang.
Das sechste Buch Geistreicher Sinn- und Schlussreimen
[nach der Ausgabe von 1675 dem: Cherubinischen
Wandersmann],
Nu. 1—10 = S. 193—198 der Ausgabe von 1657.
11. 2)er ©eelige hjeife.
[2^2] 2öic ©cclig ift ber 2»cnfcl^, bet atte feine jeit
9Rit anberd nid^tS \>txhnnQt, ali mit ber ©tvigleit!
^er jung unb alt allein betrad^tet unb befd^aut
2)er SBei^l^eit @d^ro|, baS ®Ott fein Sl^ater l^at gebaut.
3)er ftdj auf feinen @tab, ba§ etoge 2Bort, aufftü|t, 5
Unb nid^t, tote mand^er %^ox, im frembben fanbe ft|t.
3)er nid^t nadj ^m^ unb ©off, nad^ ®o(b unb @ilber
yiod} feinet Sebend jeit ju jel^len ftd^ bemül^t.
^I^n toitb baS blinbe ®16! nic^t l^in unb l^et be^im,
3loä^ ettoann eitler 2)urft ju frembben SBaffem fül^rn. 10
®r toei| bon feinem 3<^fid' ^^ ^i<^^ f^ic^^ !rAmere^,
@r trad^tet ntd^t bamad^, ba^ er gefeiten fe^!
@r ifk ber äßett ein ünb, bie aaem&d^fte ftabt
3ft il^m fo t)iel be!anb, ald bie ber Tagus l^at.
@r fd^aut nur übet fic^, fo fre^ er immer !an, 15
Sein red^teS Saterlanb, ben lieben ©immel an.
@ein alter rechnet er nid^t nad^ ber ^al^re jal^l,
[233] 3n &Qit t>oll!ommen fe^n, bag l^eift er 2llt gumal^l.
2)ie @onne leud^tet jl^m in feinen 2l!er ein,
Unb toenn§ gleid^ abenb toirb, fo hUihi ibm bod^ il^r
©d^ein. 20
@r ftl^t be§ Seben^ Saum im @eift Begierlid^ an,
Unb gel^t mit aUtm flei^ )u iljfm bie n&c^fte bal^n.
@r !6mmert fid^ umb nid^tS; toa^ neben \ffm gefd^iel^t,
3ft il^m fo frembt unb flar, al« toai ein bltnber fielet,
3)od^ ift er ftarf unb frifd^, er fd^euet feinen geinb, 25
2Benn gleidj SBelt, a:euffel, glcifd^, unb mcl^r bc^^:
fammen feinb.
@in anber lauffe l^in, jerftreto ftd^ mit ber SEBelt,
^i^ ift ba^ 2thin unb bie baljfn, fo mir gefdUt.
152 ©eiftr. ©inm unb fd^lu^r. [VI, 12
12. 2)er gel^einte ^irfd^ unb fein SBronn.
S)er $irf4 ber (aufft unb fud^t ein IhifUi S9ränne(ein,
^antit fein $er| erquüi unb rul^ig m6ge fe^n.
2)ie @ee(e bie &Dit Hebt, bie eilet au bem Sronnen,
SCu^ bem bie ffiffe ^a^ be^ bebend fombt geronnen,
^er SBronn ift 3®fud (Sl^tift, ber un^ mit feinem quaE
gm toal^ren ©(auben tr&n!t, unb ftAr!t ffir ©finbenfaU.
»leibftu htt) btefem quaH, unb trin!ft offt aug bem S3ronnen,
@o i^aftu meine @eel gan| ©eeliglid^ gewonnen.
13. ^ie @ünbige @eele.
©in au^gebranbte @tabt, tin Sd^fo^, ba^ gan$ 5erft6ljfrt,
@in 9leic^, bad burd^ unb burc^ aerrütt ift unb entb6l^rt;
©in Jl6nigU(^ed äBeib, bie nu jur Sclavin n^orben,
3ft eine ©eel, bie fid^ bie ©6nbe (Äft ermorben,
14. ^ie IjieiUge @ee(e.
@in 9{eud 3erufa(em, ein ausgebautem ©d^lo^,
®in 9leid^, bad jebem S^nb gu f^arl ift unb )u gro|,
[234] ©in S^dgblein, bie t)erfe^ in ber g6ttinnen Drben,
3ft Jungfrau beine @eel, bie &Dtti gemal^ttn toorben.
]5.2)er @ol^n füi^ret bed SaterS 92al^men.
@ag tüai un^ enbHd^ ©Ott fär einen 92aljfmen giebt,
2)ie er in feinem ©o^in für 6ol^n' aufnil^mt unb Siebt?
gragftu unb nenft il^n ®Dtt, fo muftu ja be!ennen,
Xa^ er un^ anberft nid^t al^ ®6tter f6nne nennen.
16. ^ie geljfeime S(uferfteljfung.
^urd^ doffart, t^leifd^ed (uft, unb burd^ begiel^r ber 98e(t,
gat ©eift, Seib, See! ber geinb geftür|et unb gefdUt,
2)urd^ ^emutt unb ©afte^n, unb burd^ älUmofen geben,
Stellt auf @eift Seib unb @ee( )u einem neuen Seben.
17. ©ine S9egierbe l6fd^t bie anbere au|.
3e meljfr ein SRenfd^ ftd^ freut auf jeitlid^ ©Ijfr unb ®utt,
2|e tpeniger l^at er gu etogen bingen mutt.
Semel^r Ijfingegen er toartt auf bie etoge binge,
Semel^r unb mel^r toirb il^m bad Qeiklid^t geringe.
18. ^ie ©toigfeit toirb für nid^td gef d^dt^t.
D ^Ijforl^eit, umb bie aeit toagt man fic^ bif inn %oh\
Unb auf bie ©toig!eit fe|t man nur einen &poül
VI, 19] 30)^. Slngeli fedjfte« ©ud^. 153
19. 2)er ör6fle 5larr.
füi^V, ob bie äBelt aud^ tDüI ehtn griffem 9{arten fitibt?
20. Xai aeitlid^e ift 9lau(l^.
m» geitlid^' ift ein 9lau(4. £&ftu eS in bein ^au^
Bo beift ed bir fürtval^r beS ®eiftcd Kugen au^.
[235] 21. Xa^ etoige fo( man fud^en.
^ie ®l^re biefer 9i$e(t bergel^t in !ur^er jeit:
^d^ fud^e bod^ bie (Sl^r ber etvgen Seeligfeit!
22. @inen 2)unft umBfaffen ift tf^bxidft
SBie tl^6rid^t i\)ut ber tRann, ber einen a)unft umbfafft!
SBie tl^6rid^t, ber bu ^^eub an eitler ®]^re l^aft!
23. @ic^ nid^t er!ennen mac^t eitleg rennen.
9ßie ba| ber äRenfc^ fo toE nad^ eitlen @l^ren rennt?
@S !ommet, toeil er nid^t fein' (S^ffv in ®Dtt er!ennt.
24. 98ad man in fid^ l^at, fud^t man nid^t
brauffen.
äßer in ftd^ @l^re l^at, ber fud^t fie nid)t bon auffen.
@ud^ftu fte in ber äßelt, fo l^aftu fie nod^ brauffen.
25. 3)er SBeife fud^t feinen Äufern @l^ren
6tanb.
2)er Sßeifejtrebet nid^t nad^ dufrem ©l^ren ftanb:
®d ift il^m ®l^r genug, ba^ er ©Ott nal^ bertoanbi.
26. a)er SBeiffe ift boller ®ffvn.
2)er SBei^' ift boller ®l^rn. SBie ba? er ift erfift,
2)a| er ber toal^ren @^>r (®Dtt8) etoger 3;em^el ift.
27. ^er @ünber i^at feine @ljfre.
^er @ünber ift bei» 2;i^ierd unb aUer ^euffel ftaU :
^rumb fdl^ltd ii^m boc^ ann @ljfm, Ijfdtt' er fie überall.
28. ®in reid^er @6nber ^in bergolbter Jlotl^.
SRenfd^ fein bergolbter ^otl^ ift reid^ geeljfrt unb fd^6n:
^ie @{inber aud^, bie gleid^ in lautrem ©olbe ftel^n.
[236] 29. ^er @ünber toirb gu 5totl^.
^er $eilge ffceiget auf, unb toirb txn ÜCtt in @Dtt:
Xtv 66nber fiSt l^erab unb toirb )u SRiffc uub jtotl^.
154 ®eijh. einn-- unb f^lujr. [VI, 30
30. 9Ber l^od^geel^rt toil fe^n, mu^ @Dti
tperben.
3li^ti ift geeiert h>ie ®Dtt im ^immel unb auf @rben:
@treb, ba^ bu toitft toad er, too bu geeiert toili werben.
31. Xtt 9Renfd^ mu| bad feinige tl^un.
^ein tid^te bid^ boc^ auf. SBie fol bic^ &Dtt et^eben,
äßeil bu mit ganzer mac^t bleibft an ber ®rbe (leben.
32. ®in äßurm befd^&met un^.
D f^ott! ein feiben äßurm ber \o\ttt, bi( er !an fliegen:
Unb bu bleibft, hjte bu bift, nur auf ber @rbe Hegen!
33. äßan mu^ fid^ bertpanbeln.
SRenfd^ aUd t>ertoanbe[t ftd^. 9Bie !anft benn bu aUein
Dljin' einge befferung bad alte «^leifd^ Hlo^ fe^n?
34. äßer bag etoige Sid^t fielet.
^a^ fiid^t ber etvigleit, bad leud^t aud^ in ber 92ad^t.
9Ber fil^td? ber jenge ®eift, berd l^eiliglid^ betrad^t.
35. ^ie )ue!e]^r machet fd^aun.
SBiltu bie @onn unb äJlonb am ließen ipimmel fel^n,
@o muftu il^nn fürtval^r ja nid^t ben 9lü!en brel^n.
36. ^aS offne $[uge fielet.
®tn offneiS 9[uge fteljft, tl^uftu beind 5ue D Jlinb,
@o biftu ©Ott au fd^atpn mutttPiUig SRaultourffd blinb.
[237] 37. 92id^tg leud^tet ol^ne bie @onne.
diaul) ifü ber Ttotib geftalt oljfn feiner @onne lic^t:
diaui^ offm beine @onn bein feelen Stngefid^t.
38. @o k)iel }u!el{^r, fo Diel erleud^tung
@o t)iel ber 3Ronbe fic^ ^u feiner @onne feiert,
3u beiner bu; fo üiel toerbt i^ir eurS Sid^td getoe^^rt.
39. 2)er geifllic^e SRonb mit feiner 6onne.
3d^ toil ber 3Ronbe fe^n, fe^ 3®@U bu bie @onne,
@o toirb mein angeftd^t t>oll etvger ^reub unb Sonne.
40. ^ie @onne mu^ erleuchten.
3)ie @onne mu| il^r Sid^t alln, bie ed tvoln getoei^m:
a)er a:euffel toürb' erleudjt, toolt' er ju (SMDtt fidj !e^rn.
41. äßer bie 6onne nid^t merdt, ber ift
nid^t.
3)ie @onn ertodrmet alld, ja aud^ ben fdltften ftein:
^ül^lfhi bie toirfung nid^t, fo muftu nic^t mel^r fe);n.
VI, 42] 3ol^. SCnge« fcd^ftc« 33ud^. 155
42. SBer nid^t i^etoegt Wixh, gel^^rt ntd^t jum
ganzen.
2)ie @onn erreget aUd, ntac^t aEe fteme ^^an^en,
äßirftu ntd^t auA 6ett)egt, fo g*1^6rfttt nid^t ^um ganzen.
43. SEBer öergel^t, ber ift nid^t.
a)er ©ünber ift nidjt mel^r. SBie? fel^ id^ i^n boc^ ft«^>n!
^dttftu bad redete £td^t, bu fdl^eft il^n berge^n.
44. äBaS t)erbirbt, toirb ^u nid^tS.
2Ba« fort unb fort toerbirbt, baS fan nid^t fielen noc^ fe^n,
@!S eilt jum Untergang unb toirb bem ni^i^ gemein.
[238] 45. @igenfinnig!eit reift t)on ®Dii ab.
äBad nid^t am Seibe hUihi, toirb nid^t Oom $aubt ge!6ft:
3Werfö eigenfinniger, ba^ bu nid^t ß^rifti bift.
46. Xai abgef unberte Ijfat nid^tg mit bem
ganzen gemein.
@in abgefaHneg Saub, ein faureg tr6|)fflem 2Bein,*
äBad l^at ed mit bem Saum, toad mit bem 3Ro^i gemein?
47. @d ift nodb i^it jum $eil.
^el^r umb oerirrted @d^af, geu(^ fafft berborrter 9lft!
^u !anft tool !ommn unb giel^n, toeU bu ben trieb nod^ l^aft.
48. Xa^ be^ft>ie( reibet an.
2)ein felb§err gel^t bor an, er ftreit für bid^ mein ©l^rift:
2;ftg m6g[id^ ba^ bu nod^ ein fauler @fe( bift?
49. Xai berdd^tlid^fte ^fi.
Sßer ftd^ ben ^euffel l&ft erfc^lagen unb ermorben,
2)er ift ein tobter §unb beä fc^n^bften ©d^inberg toorben.
50. 2)er fd^Änblic^e befangene.
$fu9 bid^, bad bid^ ein äßeib bie nid^tig!eit ber äBelt
^it ilj^rem f^innen^eb fo lang gefangen \)hlt\
51. a)ie fd^n6bfte S^irne.
SRenfd^ Idftu bid^ bein t^leifd^ bel^erfd^n unb nel^men ein,
@o mu^ ioot beine @eel bie fd^n6bfte ^irne fe^n.
52. ^er fd^dnblid^e %ail
^art au^ SBelt, 2:euffer, gleifd^, bu bift ja ©jfrift ein gelb:
9Bie fd^&nblid^ iftd, toenn man för biefem Suben fdUt.
[239] 53. a)ie fiegreidje aaSaffen.
iDer ^euffel burd^d ®thtt^, bad ^leifd^ lan burd^ (la^Ut)n,
^ie SBelt, toenn man fie Idft, gar leidet be^toungen fe^n.
156 ©eiftr. @inn* unb fd^lu^r. [VI, 54
54. 3)er fieg folgt erft l^ernaci^.
©l^rift niemanb f^at ben fteg unb bcffen 2:roft cmbfunben,
iDer ntd^t 5Ut)ot im ftreti ben t^eint l^at fibertounben.
55. Mtin Äron ol^n Äam^ff.
®in Äam^ff^la^ ift bie SBelt. 2)ag JlrÄn^lein unb bie Äron ^
2:rÄ0t feiner, ber nid^t Ä&m^fft, mit Slul^m unb @l^m baüon.
56. 2)er erfte kriegt ben $rei$.
Sauff nad^ bem ©l^ren ^rei$, bu muft ber erfte fe^n,
Xu tr&geft nid^td bat)on, friegftu il^n nid^t allein.
57. ®in« ift bie ®l^re.
2)er gelbs^err trium^j^^irt, er l^at bie el^r aHein:
©rl^Ältft aud^ bu bie fd^lad^t, fo hjirb fie beine fc^n.
58. Äur|er ftreit, ehjiger Xxiump'ff.
2Bie furi ift bod^ ber ftreit! tt)ie ßlöKid^ ift ber ©elb,
2)ef ehjig trium^l^irt ben ^euffel, gleif^, unb SBett !
59. 9Ran mu^ nac^ ®ffxtn ftreben.
2)ie ®^v ift bod^ nid^t ni^t^. ^ie nie nad^ @^ren ftreben,
^ie !ommen nie jur rul^, aud^ nid^t im anbren £eben. j
60. äBo @]^r unb (S((anbe ift. .
2)er gimmel ift \>oU xuffm, k)oU ®]^r unb ^errligfeit;
^ie S^büt t)oUer f^ott, fd^mad^ unb mül^fee(ig!eit.
[240] 61. 5iid^t ftreiten hjollen ift f^6ttlic5.
©in f^ott toirb ber @o(bat bed f^einbiS, für bem er jagt,
©in \pott beS etogen f^einbS ber Sl^rift, ber iljfn nid^t jagt.
62. ' 5)a8 befte ift auerhJÄl^len.
2luf auf ©olbat gum ftreit! bir iüirb \a lieber fe^n
2)ie 3hil^e nad^ bem fieg, al8 nac^ ber rul^ bie ^in?
68. 2)e6 SÄnber« ©eele ift bie 5i&rrifdjte.
2)u l&ft bie etoge £uft unb fiefeft etoge $ein,
^an aud^ toai nArrifd^erd ali beine @eele fe^n?
64. a)er gr6fte ^avv. ^
©l^rift toenn bu einen ftljfft fo ftar! ^ur $6Qen rennen,
Xm magftu oljfn bebad^t ben gr6ften Starren nennen.
65. S)ie itott} tounberlid^e 2;i^oren.
9ld^ Jammer, jener rennt, ba^ er in Stbgrunb Ibmi;
Unb biefet regt ftd^ !aum, ba^ er ©Ottdburg einnil^mt!
VI, 66] Sol^. «ngeli feti^fte« Öud^. 157
66. Xa^ geitlid^e mad^t ungefd^üt.
^d^ mein, tote magftu bod^ bie äBelt fo in bid^ fauffen?
^u toirft ja ungefd^iü ben @l^m ^ran^ auerlauffen!
67. ^ad toeltlid^e ®utt befd^toel^rt.
äßitff bad gebünble toeg. äßet ftteiten fo( unb ftiegen,
Xtm mu^ !ein faf t>oa ®e(b auf feinen 9(d^feln liegen.
68. 2)er fetbfk ^abel.
3)u lad^ft ben JIrieger aui, ber fid^ mit raub befd^toel^rt:
gürtoal^r mein Euelio bu bift bed lad^end toe^rt.
[241] 69. ^ein ungefc^üter äJlenfd^ !ombt inn
$immeL
®el^ ^ft' unb gel^r bid^ au^, bie ^immeld^S^ljfür ift Hein,
äBirftu nid^t tt)ol gefd^ift, bu !6mmeft nid^t l^inein.
70. 6ti(U fielen ift aurA!e ge^^n.
3e Sruber geljf bod^ fort, toad bleibftu ftiUe fteljfn?
@tel^n auf bem »ege ®Dti^ Ijfeift man gurüfe gel^n.
71. 2)ad gutte unb üble ^urüfe gel^n.
äßie tool gel^t ber jurü!, ber t)on bem f^einb toeg f^l^rt;
mt äbel, toeld^er ©Ott ben rufen enbUd^ feiert!
72. 2)ie t^aull^eit Äberfomt nic^t ben
gimmel.
Sld^ gauler reg bid^ boc^! toie bleibftu immer liegen?
t^^rtoal^r ber ^immel toirb bir nid^t ind Ttaul einfliegen.
73. 3Ran Ijfat nid^td umbfonft.
SRenfc^ umb bie ^bUt mu| ber @ünber fo t)iel leiben:
äßie fol bann ©Ott umb nic^td bir geben feine ^^euben?
74. @etoalt nil^mt ben ^immel ein.
©etoalt gelj^t über 9led^t. äßer nur getoalt tan 6ben,
Son bem toirb auc^ bie £l^ür beS $immeU aufgetrieben.
75. allein bie übertoinbung berui^igt.
greunb ftreiten ift nic^t gnug, bu muft aud^ überhjinben,
9Bo bu toilt emge diu^ unb etogen ^rieben finben.
76. ^ie SBelt erto^l^lt baS &rgfte.
@Dtt reid^t bie fron ber ®l^rn, ber a:euffel ^pott unb Sif^Tr«
Unb bennod^ greifft bie äßelt nid^t nac^ ber elj^ren 5?ront
[242] 77. 2)er ©ünber toil feinen a;ob.
Sl(^ @6nber iftd bann toal^r? bu toilft bid^ el^ berliel^ren;,
9lld etoiglid^ mit ©Ott ein (3Dtt fe^n unb regieren?
158 OJeiftr. Sinn* unb fdjlu^ [VI, 78
78. SBa« öerlol^ren fel^n ift.
äßad ift berlol^ren fe^n? frag bad t>er(o]^rne :Samm,
{^ag bie t)er(oljfme Staut t>om etogen SrÄuttgam.
79. 2)ie Ctoige üerlo^frenl^eit.
^ad @d^af ift g&n^Iid^ l^in, bad nie tvirb lieber funben! 4
Xit @ee( bie ©Ott nic^t finb, bleibt etoigUd^ t>etf(i^tounben.
80. &Ott fuc^t nid^t toaiS etoig t^erlol^tn.
^nbt QMDtt nid^t toaiS et fud^t? er fud^t in emigleit,
^xäftf toai ftd^ l^at bon il^m t>etlo^en in bet ^eii.
81. @Dit finb bie Setbammten nid^t.
&Si)it lan fc^on etoiglic^ nid^t bie $etbammten finben,
Sßeil fie ftdtd butd^ il^tn tpiUn für il^m inn $fu( bet«
fd^toinben.
82. 9)et äBille mad^t Detlol^ten fe^n.
^et äBiU mad^t bid^ t>etlol^tn, bet SBiU mac^t bid^ gefunben,
9)et äßiU bet mad^t bid^ fte^, d^fMf^^t unb gebunben.
83. ^n ben ®elb fud^enben.
D 92att toad tenftu fo nac^ teid^tlj^unt in bet äBett,
Unb toeift bod^, ba^ man toitb batburd^ inn $fu( gef&tt? i
84. Xai gt5fte 9ieid^tl^um unb gemien.
^ad gt6fte 9leid^tl^unt ift nad^ feinem Sieid^tl^um ftteben,
^et gt6f[efte ©etoin, fid^ beffen gan| begeben.
[243] 85. Ttan tl^ut nid^t toa^ man £obt.
SJlan lobt ben gutten üftann bet il^m genügen (ift;
Unb ftiffet bod^ umb ftd^ gleid^ toie bet JltebiS unb $eft.
86. äßet alled oetlanget, l^at nod^ nid^tS.
äßet nichts betlangt l^at aUd. äßet aUt^ iffut berlangen,
^et l^at in toal^tl^eit nod^ nid^t einen ftiel emt>fangen.
87. äßet bet @onne unb ®Dttt gleid^t.
äßet aUn fein gutt mittl^eilt; aUn nu^t unb aUt 2iiU,
2lft toie bet Tonnen Sid^t, unb ®£)it bet aUn ftd^ giebt.
88. älllmofen geben mad^t teid^.
^et äHtme, giebftu i^m, madj^t bid^ bem Sieid^en gleid^:
äßie ba? et tt> bit aUd botan iud ^immelteid^.
89. 9ln ben jtatgen.
$fu)^ bi(^ bu {atget %ü^, ©Ott l^at bit aOd gegeben;
3)od^ tpenn ®t ju bit !omt, gieb^u il^m !aum juleben.
VI, 90] ioff. «nöeli fwl^fte« «uc^. 159
90. S)er Sleid^e ftel^et @Ott titd^t gern.
3)er Xtme (SJftift tft ®Dtt: bo(9 fte^t bed reid^en ^aug
©emeiniglid^ nid^t gern ben ®Dtt gel^ti ein unb au^.
91. 9(nberft geglaubt, anberft getl^an.
fRan glaubt ed feeiger fet^n gu geben als su neigen;
Unb bod^ tpil man gar fd^led^t )um geben ftd^ bequ&men.
92. 2;i^ue toad bu btr getl^an totlt.
SRenfd^ toeil bu gerne ftel^ft ba| man btr @aben giebt;
@o madjfe bodjf aud^ bid^ im geben tool geübt.
[244] 93. äßeife unb 9{arrifd^e fammlung.
3)er @ei|<^l^ ift ein 3lavx, er fammlet tuad bergcl^t;
^er SRilb' ein toeifer IRann, er fuc^et toad befielet.
94. 9Rilbig!eit ift fret^, ©ei^ gebunben.
(Sin 9Rilber breitt fic^ au^, ein ®ei^$alB (ri^D^t fid^ ein:
^er f&l^t fd^on an beftrift, unb jener fret^ ju fet^n.
95. äBo ber &äfal^, ba bad $er|e.
^er äßeife l^at fein $er| belp ®ott unb in bem ^immel:
^er ©einige belpm ®elb unb in bem 98elt get6mmel.
90.^er SBeltfudSfenbe jie^t am Starren feil,
äßo bu aud^ fluge flel^ft ftd^ umb bie äBelt bemü^n,
@o fage ba^ aud^ fie im Starren feile giel^n.
97. ^ad etoge Ijfat fdjfUd^ten berbrang.
92an ftel^t faft aUe äBelt mit guben ff^iffen lauffen;
Unb büd^ umbd Himmelreich fo toenig Seute !auffen!
98. ©iefft toirb für 3uf er gelegt.
®ott ftreuet aufer auff, ber ^euffel gifft unb galle:
^en 3u!er l&ft man jtel^n unb left bie ®ifft aum falle.
99.^eiS 9Beifen unb ©einigen gelt !ammer.
^er SBeifi ift flüglid^f reid^; er l^at bad ®elt im faften,
^er ©ei^l^ald im gemfitl^, brumb l&ftd il^n niemo^ld raften.
100. SDer 9Beife !ombt ben S)ieben bor.
^er SBeife toortet nidjft, big il^m toa^ toirb genimtmen:
®r nil^t il^m aUed felbft, ben 9)ieben bor)u{(mnnen.
[245] 101. Segierbe benommen alled benommen.
9Renf(^ nUfta bir nur bie Sieb unb bie begie^r ber binge,
Bo feinb bie binge felbft benommen unb geringe.
160 ®ctftr. 6tnn. ünb fd^lufir. [VI, 102
102. ^ad a[uge unb ^er^e leiben nid^td.
^ad $er^ ift tt)ie bad Slug', ein ein^igd gr&ne(ein,
9Bo bu'd im ^er^en Ijfaft, berurfad^t bir fd^on $ein.
103. Sefd^tpel^rt !ontt niemanb fort.
2)er Sd^iffer toirfft im fkurm bie fd^toetften SBal^ren auf;:
SUeinftu mit ®olb befd^toel^rt gu !ommn inS ^immeld $au^?
104. StHed äßeltUd^e mu^ toeg.
SRenfd^ mürffeftu nid^t toeg bein liebfted auf ber @rben,
@o !an bir nimmermel^r bed $imme(d Isafen toerben.
105: 9((UiS umb aded.
^ie @eelig!eit ift aU. 9Ber aOed \t>U txffthtn,
^er mu^ aud^ guboran i^ier aUi umb aOeS geben.
106. md^H gewinnt nid^td.
Umb nid^tS getoint man nid^td. äBo bu nid^tö auf teilt fe^en,
@o toirfiu bid^ fürtoalj^r aud^ etoig nid^td erg6|en.
107. 2)er t^^6rid^te öerluft.
9Rit l^unbert n>U ©Ott eind be^al^In im etegen Seben:
äBie tffbndft feinb teir bod^, baf toir nid^t a\l^ l^in geben!
108. Tili ber Segierbe l^at man.
^eunb fd^meid^le bir nid^t biel: ^aftu nod^ bie S9egiel^r,
@o l^aftu nod^ bie äßelt unb alle bing' in bir.
[246] 109. a)er fein felbft Sclave.
^u teilt nid^t Sclabe fe^n; unb boc^ iftd teal^r mein ^l^rift,
Xa% beiner felbft begieljfr bu bielma^l Sclabe bift.
110. ^ie fd^n6befte Sclabere^.
^ie f(^n6bfte Sclabere^ ift gerne Sclabe fe^n.
9Bie bilbftu @{inben<Sclab bir benn teaiS el^rlid^d ein?
111. ^ie geiftlid^e $unbd S^dttt.
3lid)i& f d^Änblid^d, nid^td geringiS fteigt in ein gro^ gemjttte :
^ai beind an @6uben luft, fo iftd ein ^unbed ^ttte,
112. 9)ie fd^maiid^fte 2)ienftbarfeit.
9)ad fd^m&I^Iic^ft' ifi bie eünb. 2)&n! 66nber tead für f d^mad^,
9)er bu aliS teie ein $unb il^r bienffc, bir folget nad^!
113. ^et teillige ^Betrogene.
^ie @ünb ift boO Setrugd. Sdft bu bid^ fte regiem,
@o l&ftu bid^ mit teiOn inn fd^lunb ber $6llen fiil^rn.
i
VI, 114] 3ol^. singe« fcd^fte« »udj. 161
114. 2)et eto^Jtned^t liebt ben @to!.
Jlein eblet ©eift ift gern gefangen unb umbfd^rdnft.
2)u muft ein @to!^Äneci^t fe^n, ta>o bid^ bein £eib nid^t frinft.
115. 92a(4r&ffig!eit !omt nid^t au ©Ott.
9)u ft>nd^ft, bu toirft nod^ tool^l ®DT£ feigen unb fein fiic^t :
D 9{atr bu fieljffi il^n nie, ftel^ftu il^n l^eute nid^t.
116. fHid^i t>erlangen nid^t embfangen.
9Ber ©Dtted angeftd^t l^ier nid^t fielet mit begier,
9)er !omt in etoig!eit batnac^ nid^t be^ il^m f6r.
[247] 117. Dl&ne SiebeS^jein ol^ne Siebe.
SJerjug urfad^t betbrug: fftl^lftu umb @Ctt nid^t $ein,
@o glaub idf nid^t bein $er^ in il^n en^^nb pi \ttfn.
118. ^ie Siebe jeud^t a^m geliebten.
2)ie Sieb ift baiS getvid^t: iftS M^r baiS tvir @Dtt Sieben,
@o toetben tt)ir bon il^r ftetd Ijfin ju ©Dtt getrieben.
119 Xa^ @6ttrid^e unb Ung6tt(id^e ge^
mfttte.
@in @6ttl{d^eiS gemfttt ftel^t ft&ttd nad^ ©Ott gerid^t:
9lid^td ®6ttlid^d ift an bir berfangt bid^ nad^ iljfm nid^t.
120. 3l\äfi begel^ren ift nid^t Sieben.
2>u l^aft gern beinen $unb, ber bir beliebt, be^ bir.
äßie Siebeftu benn ®Ctt mit (auter unbegier?
121. 9lidjt fterben toollen nid^t Seben
tooHen.
tRenfd^ ftirbefku nidjt gern, fo toiltu nid^t bein Seben:
Xai Seben toirb bir nid^t ald burd^ ben %oti gegeben.
122. ^ie bot>t>eIte 2;ijforl^eit.
a)u renft in a;ob8 gefal^r fd^n6b' ©l^re guertoerben ;
Vivnb etoge i&errlig!eit ^6rftu nid^t gern bom ©terben.
123. a)er 9larr erüefl ba« drgfte.
ein 9larr ift, ber ben ©toi für« Äaifer« S3urg erüeft;
2)cr lieber in ber äBelt old in bem ^immel i|t.
124. @r!üfung benennung.
®in Rned^t ift gern im &taU, ein fc^toein l^irt gern umb
©d^toeine :
äBirftu ein ebler $err bu ta>&reft gern ioo'd reine.
Ang. Silesine, Cherub. Wanderfimaim. H
162 ©etftr. ©mm irnb fd^tufer. [Vi, 12b
[248] 125. äBad man ift bad Stellt man.
3eb8 Siebet toaS e« tft, bet ÄÄfer feinen mift,
^en Unflat (iebeftu toeil bu ein unflat bift.
126. ©efeUfd^afft jeigt ben 2»ann.
3)ie lofung ber gef))an. äßeriS gern mit 92arren I^Alt,
^er ift !ein fluger SRann: nid^t gro^, toer mit ber äBelt.
127. a)er Siebe 3:obt unb ^ein.
©Ott ift mein einge Sieb: il^m nid^t gemeine fe^n,
3ft meiner @eelen ^obt, meind ^erf^enS einge ^ein.
128. äßer au ®D%% tt)il, mu^ @D%%
toerben.
äßerb ®Dtt tvUtu ju ®Dtt: ®Dit maä}i ftd^ nid^t gemein,
9Ber nidbt mit il^m teil @Ctt unb bag tvaS er ift fe^n.
129. 38er toxi tvirb ©Ott gebo^rn.
SSon ©Ott toirb &Dtt gebol^rn: fol er bid^ ben gebel^rn,
@o muftu iffm gubor ben äBiUn bargu getoel^m.
130. 3lid^H toerben ift ®Dtt toerben.
DHd^td tDirb toad )ut)Dr ift: tvirftu nid^t \)ox 5U nic^t,
@o toirftu nimmermelj^r gebol^rn bom en^gen Sid^t.
131. §6d^fte ©eburt^^ l^6d^fte greube.
S)ie l^6d^fte ^reub unb Suft bie ®Dii mir !an getvel^rn,
Sft bad er ©toig iDirb mid^ feinen @ol^n gebe^rn.
132. ©CtteS einige @eelig!eit.
©ebel^m ift Seelig fe^n. ®Dm einge @eelig!eit
3ft ba| er feinen @o]^n gcbiel^rt bon ©tvigfeit.
[249J 133. äBie man fo @eelig ald @ott tvirb.
@Dtt ift bad @eeligfte. äOiltu fo ©eelig fe^n,
@o bring in bie ©eburtl^ be^ (Sol^ned ©Otted m.
134. Son ©Ott gebol^ren tverben ifi gAnf^«
lid^ ©Ott fe^n.
©Dtt aeuget nid^td aliS ®D%%: aeugt er bid^ feinen @oljfn,
©0 toirftu ©Dtt in ®Dtt, $err auf be^ ©erren 3;^ron.
135. @Dtt mit ©Dtt tverben ift alU^ mit
il^m fe^n.
äßer ®Dit mit ©Dtt getoirb, ift mit il^m eine greub
@in @ta)ge äRajeft&t, ein Sieid^ unb $err(ig!eit.
VI, 136] gol^. Slngeli fc#e3 »ud^. 163
136. ©toge (Sl^re unb @d^anbe.
D @l^r D ©eeltgldt, bad ©toig fe^n toad (SUDtt!
3)ad tt>ad ber 2;euffe( x% D etoge @d^anb unb @)>ott.
137. 9)er 9larvifd^e Unl^eilige.
Xu toiit lein i^eilger fe);n, gteid^tool^I inn $anme( fommen.
D 3laxt, ed toetben nur bie ^eilgen eingenommen.
138. ^er gr6bfte SBaur.
Xu fd^müffft bic^ toenn bu fo(t nad^d 5ta^fer$ofe gel^n,
Unb bAndfft D gr6bfter SSaur, ol^n @d^mudE für ©Ott aufiel^n !
[250] 139. Jlein $6ffnng ttin ^immling.
SRenfd^ toirftu nid^t gel^6ft unnb !lebft am Rlo^ ber @rben,
äßie fol ber ipimmel bir, ber feinem $flodC toirb, toerben.
140. SBer nid^t l^afft ffat nid^t berlaffen.
Xu ftafft im folfd^en SBal^n; tanftu bie Sßelt nid^t l^affen,
Sörtoal^r bu ffaft nid>t fte, fte ^at nur bid^ berlaffen.
141. SCn ben ge^toungenen (Sreu^leibenben.
9J2enfd^ toer bem dreu^ ni^t tan enttoerben unb entgel^n,
^er mu^ auc^ toiebem äBiSn baran gel^aftet fielen.
142. a[n ben äBelt berlaffenen.
fkan^ bing tl^ut man au^ ^otff. ^udf bu berldft bie
«Bert,
äBeil bird bein $er^e fagt, ba^ fte nid^tö t>on bir l^dtt.
143. 9[n ben $off artigen.
@d l^eift ftd^ einen äBurm au| Xtmuii ©Dtted @oljfn,
Xu äBurm mift bir tool^l gu au^ ^offart feinen 2:i^ron.
144. Xxt felbfi @d^a|ung ifi bertoerflid^.
Der igimmel fd^&^t flc^ nid^t, ob er gleid^ aEd em&l^rt:
@d^&${t bu bid^ felber l^odjf, fo bifhi tool^l nid^tö toe^irt.
145. Xit fel^ame ^ugenb.
®Dii ft)rid^t, toer fidj öerfendtt, ber toirb erl^aben loerben:
Unb bod^ ift biefed tl^un bad fe(|amft' auf ber @rben!
[251] 146. Xai SBerdf betoel^rt ben SReifter.
greunb toeit bu fi^ft unb bindSfl, biftu ein äßann boU 3;ugenb :
SBenn bu fte toirdfen folft, fte^ft bu erft beine Sugenb.
147. £raurig!eit bringt f^reube.
SBer $eilge Sraurigleit l^ier l^at ^um Sef)>er Srobt,
Xtm toart bad Slbenbmaljfl, bie etoge greub in ©Ott.
11*
164 ©eiftr. ©inn^ unb fd^lu^r. [VI, 148
148.2Ber l^icr fatt toirb, !an bort nid^t effcn.
SBie ba^ ber gra^ nid^t !ommt gum etogen SIbcnbeffcn,
@r mag nid^t h)eit er ^ier fid^ l^at ju fatt gefreffen.
149.2)en a:runtfen<)otb fan ®Dtt nid^t
trAnden.
®Dtt h)il ben fÄttigcn Un J^ungcrt unb ben bürft,
2)ir fan cr8 nimmer tl^un bcr bu nie nÄd^tern toirft.
150. Si^id^tS umbfonft.
Siiemanb l^at toa« umbfonft, h)te bilbftu bir ben ein,
^a^ aud^ bag ^immelreid^ umbfonft toirb beine fe^n.
151. ©DtteS Äaufmanfd^afft.
©Dtt treibet ÄauffmanfAafft, er bitl^t ben §tmmcl feif.
SBie tl^euer giebt er i^>n? umb einen Siebegs^feit.
152. ®Dtt ift unfer giel^l.
SQBa« mad^t nid^t ®Dti au^ fid^ ! ®r ift mein« §er|en« 3iel,
3d^ fd^fiffe ft&tg nad^ i^im, id^ treff* il^n toenn id^ h)iL
153. 2)a8 überunm60lid^fte ift m60nd^.
S)u !anft mit beinern ^feit bie (Sonne nid^t erreid^en,
3d^ fcitt mit meinem tool bie etoge ©onn beftreid^en.
[252] 154. ©Ott ll^ut ferbft aireS.
@Dtt regt ben ^feir felbft auf, ®Dtt f»)annet felbfl ben
Sogen.
®Dtt brÄdet felber ah: brumb iftS fo irol gegogen.
155. 3e ndl^er be^m 3^^^ i« getoiffer.
3e nÄl^er be^ bem Sxif^l, je ndl^er Ui^m @eh)ien;
aHeinftu ba§ §er^e ®£)it^, fo tl^rit nur nal^e l^in.
156. 2)e« Sünber« ©ebetl^ ift umbfonft.
2)er ©ünber giel^It nad^ ®ott, unb ivenbt fid^ t)on il^m
toeg,
äßie folg benn m6g(id^ fe^n, bag er beriM^r ben 3^^d^
157. SBie man fid^ ju &Dit fe^^rt.
fBlii ^eiliger 93egil^r, unb nid^t mit bloffem betl^en;
aRit ^etlgcm SebenSIauff !omt man au ©Ott getöteten.
158. ©er ©eiftrid^e 6dJ6t«-3«"0-
a)a8 Serft ift unfer Slol^r, bie Siebe Äraut imb 2oif},
S)er Sunber gutter mU: Sicl^ lo^ fo triffftu ©Ott.
VI, 159] Sol^. «ngeli fed^fteä »ud^. 165
159. ^aS inerte mu^ fci^arff gelaben fe^n.
&\} lab büd^ red^t unb fd^ar^, ioaS ^affftu in bte £uf[t?
SBad blinb gelaben ifl bad l^etffet nur gemufft.
160. ®^ muB aug bem iper^en gel^n.
3)aS fRunblodö giebt nidjt fjcur, im fjatt bu je teilt fd^üffen,
SJi^uftu bie Rammer jajuDor gelaben toiffen.
161. 3)aS ^er^e mug ger&umt unb rein
fe^n.
@^rtft ifl bad 92ol^r nid^t rein, bie Rammer nid^t geräumt
Unb bu brötfft gleid^tool lo^, fo l^att' id^ bag btr träumt.
[253] 162. @in üergiffteg Werfte treibt nid^t
in bie S^b^t,
^ali, bu t^erleteft Md^, baS @i^t mug aug bem diof)v,
@onfi f))ringtd fürtoal^r en^ive^ unb treibet nid^t emb^or.
163. $ag mad^t fid^ berl^aft.
SJi^enfd^ toer mit $ag unb 92eib für @ütt ben $erm toil
tl^eten,
3)er toirb il^m anberS nidfti al§ $aB unb 9leib erbetl^en.
164. @r[aB toie toir erlaffen.
SBaS bu bem n&d^ften \ox\i, bad bitl^tjl bu bir t)on @ott.
Sßiltu nid^t fe^n gebe^n, fo bitl^Ü bu bir ben ^ob.
165. @ieb toie bu begel^rfi.
Stenfd^ bu begel^rft t^on @Dtt ba§ gantfe iQimmelreid^ :
Sitl^t man \>on bir ein Srobt, fo toirftu StaB unb SBleid^.
166. äBer bad ipimmelreid^ l^at !an nid^t
9(rm toerben.
^ad 9Vcid{^ @ottiS ifi in unfi. $aftu fd^on l^ier auf @rben
@in ganzes 9leid{^ in bir, toaiS für^ftu arm ^utoerben?
167. äBer toal^r^ffttg 9ieid^.
Sie( l^aben maäft nid^t 9)eid&. ^er ifi ein reid^er HJtann,
2)er aUt^ toad er Ij^at ol^n £eib t^erliel^ren fan.
168. ^er äBeife l^at nid^tiS im Mafien.
@in ioeifer SRann l^at nid^td im Raften ober Sd^re^n:
äBaS er t^erlie^ren !an, fc^&^t er nid^t feine fe^n.
[263] 169. Ttan muB fe^n, toai man nid^t berlil^s
ren toil.
^er 9Betd* ift ivad er l^at. äBUtu bad Seint>er[ein
2)eiS ^immeld nid^t berUel^m, fo muftu y felber fel^n.
166 ©eiftr. ©inm unb fd^lu^r. |VI, 170
no.Q\üt\)9vU\) feiner felbft bcrliel^rung.
3d^ tan mid^ fclbft öerliel^m. 3a? hb^ tftS \mnn in tob,
©lödffeelig «ßrci^ id^ bid^, öerliel^rflu bid^ in ®Dtt.
171. 3m aJleer tocrbcn ade tro^ffen aJleer.
3)aS 2:r6)[)fflein toirb ba§ 3Keer, toenn eS in« 3Kecr gcfommen :
3)ie ©eele ®Dtt, toenn fie in ®Dtt ift aufgenommen.
172. 3«! 9Keer !an man fein tr5j3ffrein un»
terf d^eiben.
Sßenn bu baS 2:tü)[)fflein h)irft im groffen SReere nennen,
2)enn toirftu meine ©eel im groffen ®Dtt erlennen.
173.3m 3Keer ift aud^ ein tr6<)ffrein SWeer.
3m aJleer ift aUeS aJleer aud^S fteinfte 2:r6j)ffelein:
@ag toeld^e geilge @ee( in ©Ott nid^t ©Ott h)irb fein.
174. 3*" 9Keer feinb öiel einS.
S5iet Ä6rnlein feinb ein 93robt, ein SKeer öiel trSjjffeleln
@o feinb aud^ unfer t)ie( in ©Dti ein eingeS ein.
175. 2)ie SSereinigung mit ®ott ift leidet.
3Kenfd^ bü !anft bid^ mit (3üii biet leidster eines fel^n,
2118 man iin aug* aufftl^ut, h)il nur, fo iftS gefd^el^n.
176. ©Ott t)erUngen mad^t 9lul^ unb $ein.
2)ie ©eele bte nid^td fud^t ald eind mit ©Ott ^ufe^n,
Xiz lebt in fteter fRui, unb l^at bod^ ft&te $ein.
177. 2)e« Starren unb SBeifen ©emein*
f*afft.
©in SRarr ift gern jerftreui, ein SBeifer gern allein:
@r mad^et ftd^ mit aUn, ber nur mit ©Ott gemein.
[264] 178. aWel^r feinb Stobt aU Sebenbig.
Sing rcbt unb reget ftd^; bod^ jtoeifft' id^ ob bie SBelt
fRel^r ber (©Dtt) lebenben alg 2:obten in fid^ l^au.
179.^er ©einigen unb SBeifen toirfung.
^er ©ei^l^atS mug barbon, I&ft anberen fein ©e(b;
a)er Sffieife fd^idftg für ftd^ boran in jene SBelt.
180. ®ben bon berfelben.
S)er SBeife ftreuet au^ für feine greinb in ©Dtt;
3)er ©ei^l^al^ fammlet ein füm ^euffel unb fürn %oh.
VI, 181] 3dI>. «ngeli fed^fle« »ud^. 167
181 a)er Starren unb SBeifen fdjaiung.
^er 9{arr l^dlt fld^ t^or 9letd^ Be^ einem @a! t)oa (S^elb,
^er Steife f4&|t ftd^ arm aud^ Be^ ber ganzen äBett.
182. ^er SnglauBe l^> ben ®et(.
3Ber gieBt bem gieBet &Dit mel^ aK ber gieBt unb toil:
SBad gei|t bte %elt benn fo? fte glaubet ®Ctt nit t)ier.
183. S)er SBetfe fud^t nichts.
2)er toeif e fud^et nidjtd, er l^at ben ftittften Drben :
SBarumB? er tft in (BDit fd^on aEed felBer toorben.
184. 9Hed berbirBt ung ioaiS tvir nit feinb.
Sl^rifl toerbe tvad bu fud^ft: too bu*d nid^t felBer Bift,
@o !omflu nie jur 9lul^, unb toirb bir aUd gu HJ{ifi.
185. 2)ad 9leid^tl^um mug inner uniS fe^n.
3n bir mu( 'd Sletd^t^um fe^n, toad bu nid^t in bir l^aft,
SB&rS aud^ bie gan^e äBelt, ift bir nur eine £aft.
[265] 186. ®Dtt ift baiS 9teid^tl^um.
@Dtt ift bad 9leid^t^um gar, gnügt er bir in ber 3^^/
@o ftel^efi bu fd^on l^ter im @tanb ber @eelig!eit.
187. 3)er tl^umme ®ei|l^at|.
$aftu an &üit nid^t gnug, unb fud^ft nic^t i^n allein
@o mufiu tvül ein %ftot unb tl^ummer @eit^al( fe^n.
188. ^er tl^6rid^te fud^enbe.
@ud^fht ioaS unb bermeinft baS ©Ott nic^t aEed fc^,
Bo ge^fht ©Ott unb aUd in @toig!eit fftrBe^.
189. Sllled Begel^ren ift nid^td l^aBen.
9Renf(^ gUuiBe big getoi^, l^aftu nad^ aUm Segil^r,
@o Biftu Beitel arm unb l^aft nod^ nid^td in bir.
190. Sluffer (BOtt ift alled nid^td.
aXenfd^ toem ©Ott alled ift, bem ift fonft alled nid^td:
fyipi nic^t oSd an ©Ott, fünoal^r i^ nid^td geBric^tiS.
191. SBelt berlaffen toenig berlaffen.
2)ie gante 9Belt ift nid^td; ^u l^aft nid^t tnel berad^t,
SBenn bu gleich ^aft bie SBelt aug beinern @inn geBrad^t.
192. @id^ berlaffen ift ettoai» berlaffen.
Sht felBer muft au^ bir. äBenn bu bid^ felBft tvirft l^affen,
^ann fd^&f id^ bid^, ba( bu er^ ettpai^ ^aft berlaffen.
168 ©eiflr. einn* unb fd^lufer. [VI, 193
193. 3Ran mu^ 0et6btet fe^n.
Sias muB gef d^Iad^tet fe^n. @d^(ad^tftu btd^ nid^t fi'it ©Dtf,
@o fd^lad^tet btd^ üu le^t fürn ^^einb ber etvge Sob.
[266] 194. 9Bir!ung ber Sl6t6btun0 unb 2th^n^ ber
fetbftl^eit.
S)urd^ t6btung beiner felbft toirflu ®ott8 Samb barftellen,
aJlit Seben bletbeftu ein tobtet $unb ber S^blUn,
195. ä$ie( Ixiones.
Ixion ift allein befd^ril^n auf aUen ©äffen:
Unb pel^ biel taufcnb feinb bie eine SQBoW umbfaffcn!
196. 2(n ben (Stöl^rfriebe.
SBenn bu an einem ^ßflug \oilt mit Ixion (Dflögen,
©0 toirftu aud^ mit il^m auf einem ^ia'b^ riegcn.
197. SQBie bie 9lrbeit, fo ber 2of)n.
greunb toie bie SCrbeit ift, fo ift aud^ brauf ber Sol^n:
2Iuf b6fe folgen @treid^', auf gutte greife unb Äron.
198. ©inge^ogenl^eit Derl^üttet bieL
Staut ipg ba^ bu nid^t gern lÄfi frembbe SBu^^ler für;
@o l^alt bie ijenfter aue unb ftel^ nid^t in ber %f)tiv,
199. «el^uttfambleit ift SRot^.
9el^uttfam!ett ift 92otl^. ^kl tohvn nid^t umbgefommen,
SBenn fie ber Sinnen ^l^ör in beffre §utt genommen.
200. «ermÄffenl^eit ift fd^Äblid^.
Setmi^ bid^ S^ngftau nid^t, toer in ©efalj^r ftd^ giebt,
S)er ioirb grmeiniglid^ gef&l^ret unb betrübt.
201. @id^etl^eit mad^t betliel^tn.
Stel^ toad^e faft' unb betl^; in einet Sid^erl^eit,
$at mand^er gal^r berlol^m baS @d^(o^ ber @toig!eit.
[267] 202. 2)rel? binge feinb aufUl^n.
jlinb fd^eue meibe fleud^ ben SBein baS SBeib bie Sladj^t:
@ie l^aben mand^en 9Rann umb Seib unb ®ee(e brad^t.
203. @in finftered ^ertje fielet nid^t.
@ieb ad^tung auf bad geur. i&o n\6}t bie £amt>en brennen,
9Ber toil ben 93r&utigam toenn er toirb fommn erlennen.
204. 3)aiS ©eifttid^e SofungS äBort
S)ad Sofungd äBort ift £ieb:J^aftu V nid^t eingenommen
@o barffftu nimmenner au^ $immeld ©ringen !ommen.
VI, 2051 3o^. SCngelt fcc^fled Ba^. 169
205. %it i»erIol^rne 6d^Hbtoad^t.
3)fe e^ilbUKi^ tft tfttloJfxn, bie ^ in 6(^(aff l»crffitlt:
2>\t Bttl iß 0&ii|ri(^ ^tn bie nie ann geinb gebdnft.
206. fBlan mu^ ben geinb nic^t auf ben
£eib laffen.
Steinb tpad^ unb fd^ou bid^ umb, ber 2:euffe[ ge^t ßetd
ninten,
Kommt er bir auf ben 2eib, fo liegefhi fd^on unten.
207. ^et 2:euffel totrb (eid^t übettpunben.
(S^ffxift bi^ nur ntc^t berjagt, mit ioad^en faflen btifftn
Itanftu bad gan(e $eer ber 3:euffel untert^reten.
208. S)ie !tu0e unb t^6rid^te @d^6nl^eit.
2)te üuge Jungfrau l^at t^m B^mud in fxdf allein:
2)ie Xffhin beult ftd^ f(^^ in f(^6nen Kleibern fe^n.
209. 3)ad /luferTid^e mad^t nid^t ioel^rter.
^enfd^ aUd toaiS auffer bir, bad gibt bir feinen tpel^:
Xai Kleib ma^i feinen SRann, ber @atte( mad^t fein $ferb.
[268] 210. SBad man inntoenbig ift fud^t man
nid^t au^toenbig.
9Rann, tver in Xugenben bon innen 9ieid^ unb fd^6n,
S)er toirb bon auffen nid^t nad^ @d^mud unb 9leid^tl^um
211. ^ie 9Bert ifi berblenbt.
S3ie bad bie SBelt fo fel^r naä} eitlen 2)mgen rennt?
Seriounber bid^ nid^t ^^eunb, fie raf't unb ift berblenb.
212. 9(nberft tl^un aU glauben ift n&rrifd^.
(SJ^rift biftu nid^t ein 92arr? bu glaubft bie @toigfeit,
Unb l^&ngft mit £eib unb ®eel berblenbet an ber 3^t^!
213. 3)em fleinen ift allein fleine gro(.
Kinb toad^d unb toerbe gro^: fo lange bu no^ flein,
@o lange büncft bid^ aUi toad flein ift gro^ )ufe^n.
214. mdfH ift gro( aU @Oit
^x^tö ift mir gro( ald &ütt. @in @6ttlid^ed ©emiitte
6d^&^t aud^ ben $immel felbft für eine fleine iQÜtte.
215. 2Ran mu( fid^ bon oben l^erab anfel^n.
S)u bündtfi bid^ biel au fe^n: ad^ to^rfhi über bir;
Unb fd^autefi bid^ bann an, bu fil^ft ein fd^l&d^ted 2:i^ier.
i
170 ©eiftr. 6inn* unb fd^lu^r. [VI, 216
216. 3n ber n&l^c fielet manS red^t.
3Kein na5 bid^ bod^ gu ®Dtt, aU^ ift bon ferne Hein,
Sl^ritpu l^ingue, er ivirb batb gro^ genug bir fe^n.
217. 2)a« 3lmci6 ©emÄtte.
^te @rbe fd^etnt bir breit, tin nöm^Iein gro^ mein Sl^rift,
(Sin 3Kaulh)ui:fg §auff ein ©erg, toeir bu ein SCmeift bijl.
[269] 218. 3flid^tg ift grofe auf ber @rbe.
3um §immcl ift bie ®rb* ein ein^igS (St&uberein:
D 9'iarr toie fan in il^r bann cttoaS groffeg fe^n?
219. 9lid^tg befd^aut nid^tS gefd^^t.
^ie baS bie äBe(t nid^td fd^&^t bie fd^6nen $immer§ äluen?
SJi^an fd^< nid^tg unbefd^aut, ed mangelt am befd^auen.
220. ^u^ bem befd^aun entftel^t bie Siebe.
^ie 2itht folgt aufg fd^aun. @d^au an bie eh)ge binge,
Bo liebftu fie aldbatb unb l^&lft fonft aUS geringe.
221. ^ie 3Be(t fo( man nid^t anfd^aun.
Sßenb ah bein SCngefid^t, bie SBelt nur angebUlt,
$at mand^eg ebleS ä3(ut tjerjaubert unb beruft.
222. 2)ie Sßert mufe befd^aut fe^n.
^el^r l^in bein SCngeftd^t, unb fd^au bie eitle 9Be(t,
Sßer fie nid^t red^t bctrad^t, ber toirb förtoal^r gefÄlIt.
223. ^ie äBelt mu^ beladet unb BelDeint
toerben.
görtoal^r toer biefe SBelt rcd^t nil^mt in Slugenfd^ein,
Tlu^ balb S)emocritu§, balb ^eraclitud fe^n.
224. Xit .^inber n)einen umb bie to!en.
Xu (ad^eft ba^ ba§ ^inb umb feine So!en toeint,
Umb bie bu bid^ betröbft, fag oH nid^t %oUn feinb?
225. ^en SBeifen nil^mt man nid^tS a(d
2: 0 ! e n.
S)er SBeife lad^t bargu n)enn man il^n aM genommen.
SQ?arumb? er ift umb nid^tS als nur umb %olm fommcn,
[270] 226. Siedete @d^&|ung bringt !ein Seib.
(El^rift h)er bie S)inge toeig nad^ il^rem äBel^ri aufd^&^en,
3ßirb umb lein 3eitlid^ed fid^ in 93etrübnu^ feigen.
i
VI, 227] 3o^ «ngeli fcd^fle« »ud^. 171
227. ^er SBetfen ^r&nfung.
35er SBeiJ' ift ftto in greub, er toirb üon nid^t« BetrÄW.
^ig einge !rAn!t i^n nur ba( @Ctt nid^t toirb geliebt.
228. ®DtteS ©di^miebe geuer.
S)er @ifer ifl ein gfeur, brent er umb« 9ldd^ften ipei^
©0 fd^miebet ®Dtt barbe^, ber Siebe 2)onttetfeiI.
229. 3)er Sßeife f)at alled gemein.
3)ec SBeife toad er l^at, l^at aM mit aUn gemein,
aOBie ba? er fd^a^et aU, fid^ felbft aud^ nid^t für fein.
230. 3)ed SBeifen unb 9^arren 9Ser!.
3)ed äßeifen ganzes 9Ber!, ift ba§ er toerbe @Ott:
3)er Jlaxv h^miiffH ftd^ big er toirb ®rb unb Stotf}.
231. Xti 9Beifen SCbel.
3)ed äßeifen SCbel ift fein ®6ttlid^eiS @emütte,
©ein tugenbl^affter Sauff, fein (El^riftlid^eS ®eblütte.
232. 3)ed äßeifen al^nen.
2)ed 9Beifen al^nen feinb ®ott Sater ©ol^n unb ©eift:
aSon benen fd^reibt er ftdj, toenn er fein Slnfunfft greift.
233. 3)ie gel^eime Sbelid^e @eburtl^.
9(ug ©Ott bin id^ gebol^m, erzeugt in feinem ©ol^n,
©el^eiliget im @etft, big ift mein abeld j^ron!
[271] 234. 2BÄr!ung ber i&. 3)reifartigfeit.
S)er Boffn erl6fet ung, ber ©eift ber mad^t ung leben,
3)eg Saterd SCUmad^t toirb und bie Serg6ttung geben.
235. 3lodf \)on biefer.
3n ©l^rifto fterben toir, ftel^n auf im ©eilgen ®eift,
3m SJater hjerben h)ir für Äinter ®ottS gejDreift.
236. 9^id^td Jfb'fytx^ ift al^ ©CtteS ©ol^n
fe^n.
©Otts ©ol^n ift ®Dti, mit ®ott regiert auf einem %^xon,
9{id^td I^6l^er8 ift aliS id^, toenn id^ bin biefer ©ol^n.
237. äBie man ©otteiS Sod^ter Tluittx unb
Sraut toirb.
©Dttd Xod^ter Butter 93raut lan iebe ©eete toerben,
3)ie ©Ott gum Sater ©ol^n unb Sr&utgam ni^mt auff
(^rben.
172 ®eiftr. Sintis unb fd^lu^r. [VI, 238
238. 2)er Äug ber ©ottl^eit.
©Dtt !öfl ftd^ in ftd^ felbft, fein ÄuJ ber ift fein öeift,
5)er ©ol^n ift ben er !fift, ber Sater ber« geteifl.
239. (Seufffter ju ©Ott.
®ott ift ein fiarder ©trom ber l^inniljmt ©eiflt unb @tnn,
^d^ bad id^ nod^ nid^t gar bon il^m berfd^tDemmet Mn.
240. SCHein ber 2Beife ift SReid^.
Slllcin ber SOBeife ift 5lcid^? bie 2:u0enbcn in ©Dtt,
2)te er flat golbeS l^at, nil^mt il^m aud^ nid^t ber Sob.
241. S).er SQBeife flirBt nid^t.
S)er SBeife ftirbt nid^t mel^r? er ifl gubor fd^on %oh:
2:obt atter ®ite(!eit, %oh allem h)a8 nid^t ®Dtt.
[272] 242. a)er SBeife ifl nie aUein.
^er SBei^ ift nie aEein, gel^t er gleid^ ol^ne bid^:
6o l^at er bod^ ben §erm ber binge (®Dtt) mit ftd^.
243. a)er SBeife ift arteine ®ott gemein.
@ro^ ift be^ äBeifen mntt, er mad^et ftd^ aUein,
SDcm ^errn ber §errligfeit fo üiel er fan gemein.
244. aJlan mu6 fid^ erfül^nen.
(SrlÄl^n bid^ junger ©l^rift: toer ftd^ nid^t h)U erl^eben,
2)er bleibt tt>ol toie ein SBurm am @rbe floffe !teben.
245. a)ie Siebe mad^t !Äl^n.
2)ie Siebe mad^t un8 !ü^n, toer ©Ott ben §errn \x>xi föffen,
2)er f^Uet il^m nur bto^ mit feiner Sieb jufüffen.
246. 3)ie Siebe burd^ bringt baS innerfte.
^ie Sieb burd^bringet aUd; inS innerfte @emac$,
SBetd^S ©Ott fftr alln berf^lcuft, gel^t im bie liebe nadj.
247. S)ie öefc^auligfeit ift Seeligfeit.
®lüffeelig ift h>er fte^t auf ber befd^auer öal^n,
@r fAl^et fd^on aUl^ier bad @eelge 2ihm an.
248. ®Dii nid^t fel^n ift nid^t« fe^n.
^u reifeft bielerle)^ }u fel^n unb auggufiD&^n:
$aftu nid^t @Dtt erblüt, fo Ij^aftu nid^td gefe^n.
249. ■ a)le feeligfte SBiffenfd^affi
©lülfeelig ift ber SRenfd^ ber nid^t« ald gefum iveiB,
Unfeeli^ ioer fonft aUn\ unb bi^fem nid^t giebt fSrei^.
I
VI, 250] Sol^. «ngeli fed^fte« »ud^. 173
[273] 250. SQBa« grürfccrig fe^n ifl.
@lü!feelt0 fe^n ift nid^t t)iel (S^r unb @utt geniffen,
@d ift t>te( ^ugenben in feiner Seele toiffen.
251. SCn ben Sonberling.
S)ie aÄeinungen fetnb ©anb, ein 3laxv ber bauet brein,
2)u baufl auf HReinungen, tote fanpu toeife fein?
252.2)ie ipeiligen feinb feinem Üugen tob.
3)u ft)nd^ft bie ^eiligen feinb %oh ju «nfrer 3lotf):
3)er toeife 3Hann ber f^rid^t ben Starren feinb pe %oh,
2bB.mUin ber (Satl^otifd^e (El^rift ift toeife.
SRig bir nid^t Sßei^l^eit gue, toie !(ug bu bir aud^ bift:
92iemanb ift äßeig in ©Ott ald ein (Eatl^olfd^er (El^rifi.
254. IDer äßeife nil^mt nid^tS al^ bon ®ott.
^er äßeig ip l^od^ gepnnt, toirb il^m toaiS gue gefanb,
@o nil^mt erd nientaJ^IiS on a(S nur bon ©otieiS $anb.
255. 2)er äßeife f&nbigt nid^l
^er äßeife fünbigt nid^t, ^i^ richtige Semunfft,
3la^ ber er toirft, l^< il^n in ber geredeten 3unf[t.
256. ^er äßeife irret ni^.
3)er äßeife gel^t nie irr, er l^&ngt auf jeber 93a^n,
3)er etogen äßal^rl^eit (®Dtt) mit aUm !r&fften an.
257. 3ßer SBeife ift.
2)er ip ber äßeife mann, ber pd^ unb ©Ott tool fennt,
Sßem biefed Sid^t gebrid^t, ift untoeig' unb t)erblenb.
[274] 258. äßie man Sßeife äßirb.
äHenfd^ toiltn äßeife fe^n, totit ®ott unb bi(^ erfennen,
6o muftu bor in bir bie SBcIt begil^r berbrennen.
259. äßad beg ä^enf d^en äßei^l^eit ip.
2)eg SRenfd^en äßeißl^eit ip ©ottfeelig fe^n auf @rben,
®Iei(i^t6rmig ©Ottcd Sol^n an ©itten unb ©ebel^rben.
260. 9lein mad^t ©Ott ©emein.
92id^td unrein^ fomt gu ®ott! bipu nid^t fünlel rein
Son aOer (Kreatur, fo toirp i^m nie gemein.
261. 3)ie SBarl^eit mac^t äßeife fe^n.
2)ie äßal^rl^eit giebt baiS fe^n: toer pe nic^t red^t erfennt,
2)er tpirb mit feinem ved^t ein äßeifer äßann genennt.
174 ©etftr. ©tnn^ unb fd^lu^r. [VI, 2G11
262. 2)ie Sffielt ift iin 6anb!orn.
SBie bag beim be^ ber 9Be(t (30tt nid^t gefd^aut !an fe^n?
©ie !rÄtt!t ba« SCugc ftÄtS, fte ift ein ©anbl6mlein.
263. öefd^tuj.
greunb eS ift aud^ genug. 3m faU bu mel^r toilt (efen,
©0 gel^ unb toerbe felbft bie Sd^rifft unb felbft baS SBefen.
j
1
liruck vou Ekrhardt Karraa, Halle a. S.
Flugschriften aus der Reformationszeit. XI.
S'^ltf
Johann Eberlin von Gtinzburg,
Ausgewählte Schriften
L. I.
Herausgegeben
von
Ludwig Enders.
Halle % S.
Max Niemeyer.
1896.
Neudmoke deutsohor Litterattirwerke dei XVI. nnd XVII. Jahrhunderts
No. 189—141.
i
Einleitung.
Johann Eberlin von Günzburg, der neben Luther sprach-
gewandteste und sprachgewaltigste Pamphletist der beginnen-
den i^eformationszeit, Eberlin, der trotz Str ober s verdienst-
licher Arbeit (im Litterarischen Moseom, Altdorf 1778, I, 363
bis 422) von der deutschen Litteratorgeschichte lange Yer-
gessengewesene, ist in neuerer Zeit mehrfach in ausführlichen
Monographien behandelt worden, wohl nicht zum mindesten
Teil auch deshalb, weil die in ihm Ehrenden and von ihm
zum Ausdruck gebrachten Ideen auch unsere Zeit, wenn schon
in anderer Form und Gestalt bewegen. Wir nennen von
solchen Arbeiten: Beruh. Riggenbach, Joh. Eberlin und
sein Reformprogramm, 1874; Max Radlkofer, Joh. Eberlin
von Günzburg und sein Vetter Hans Jakob Wehe von Leip-
heim etc., 1887; und Julius Werner, Joh. EberLv. G., der
evangelisch-soziale Yolksfreund etc. (und kürzer in desselben
Soziales Christentum, 1895, u. d. T.: Ein christlich-sozialer Agi-
tator im Reformationszeitalter, S. 140 ff.), wozu auch der histo-
rische Roman Hans Blum*s, Die Aebtissin von Säckingen,
1887, gezahlt werden kann. Auch das ausführlichste dieser
Werke, das von Radlkofer, kann von Eberlins Schriften
jedoch nur einen zusammengedrängten und deshalb für das
weitere Eindringen in seine Ideen nur ungenügenden Auszug
geben, so dass es dadurch gerechtfertigt erscheinen wird, wenn
wir die bedeutendsten seiner auch in den grössten Biblio-
theken seltenen Schriften durch die Aufbahme unt» die „Flug-
schriften aus der Reformationszeit'^ einem wdteren Kreise zu-
gänglich zu machen suchen.
IV Einleitung.
Die erste Schrift, zugleich als Ganzes angesehen die um-
fangreichste, mit der Eberlin hervortrat, sind seine ,15 Bunds-
genossen', welche von Pamphilus Gengenbach in Basel, aber
ohne Angabe von Verfasser und Drucker, Jahr und Ort, ge-
druckt wurden (vgl. den Nachweis hierfür bei K. Gö decke,
Pamphil. Gengenb. S. 689). Jahr und Ort wird jedoch bezeugt
in einer andern Schrift Eberlins, nämlich am Schluss von „der
7 Pfaffen Trost" mit den Worten: „ihr wollet unsere ersten 15
Büchlein über mancherlei ausgangen zu Basel im J. 1521 lesen";
und dass Eberlin der Verfasser, ergiebt sich aus seinem auf
dem Titel und zum Schluss des „Letzten Ausschreibens" (vgl
S. 175 n. 205 uns. Ausg.) angedeuteten Namen: Jfohann] E[ber-
lin] M[agister] W[ittenbergensis] ^) , der ebenso in anderen
Schriften wiederkehrt, in denen er auf die 15 Bnndsgenossen
Bezug nimmt, ja sich ausdrücklich zu ihnen bekennt. A^ser-
dem liegt aber auch in der Schrift ,Mich wundert, dass kein
Geld im Land ist' ein direktes Zeugnis dafür vor, wenn es
dort heisst: „Eberlin, der geschrieben hat . . . das letzt Aus-
schreiben der 15 Bundgenossen". Geschrieben sind die 15
Bundsgenossen, wie bereits erwähnt, im J. 1521; sie erschienen
als einzelne Flugschriften in schneller Aufeinanderfolge: der
erste Bundsgenoss kurz vor Beginn oder zu Anfang des
Wormser Beichstages, zu einer Zeit, als in vielen Kreisen noch
die kühnsten Erwartungen von dem jungen Kaiser Karl V.
für die Eeformation gehegt wurden; vollendet waren sie schon
im Oktober dieses Jahres, da am 21. d. M. Salandron in Ghur
an Vadian schreibt: ,Apud nos circumferuntur . . . XV con-
foederati' (Siml. Samml. in Zürich; vgl. Radlkofer 11 »O-
Sie machten weithin, besonders in Süddentschland, grosses
*) Ob man M.W. in der oben angegebenen Weise er-
gänzen darf, könnte zweifelhaft sein, da Eberlin unter den
Wittenberger Magistern (bei Köstlin, Die Baccalaurei und
Maglstri der Wittenb. philos. Facultät. H. II. 188S) sich nicht
vorfindet, auch nicht erst in Wittenberg 1522, sondern schon
in Basel 1490 Magister geworden war. Doch wird Kadl-
kofer S. 54 das nichtige getroffen haben, wenn er meint,
dass Eberlin „voll freudigen Stolzes, nunmehr in Wittenberg
von den Häuptern der Reformation selbst durch Wort una
Beispiel Belehrung zu empfangen, auf diese Stadt sein ma^-
sterinm Basiliense überträgt".
Einleitimg. V
Aufsehen (vgl. n. a. den Brief Casp. Amman's, des Angnstiner-
Provinciais in Laningen, der hier Eberlin vielleicht hatte
kennen lernen — vgl. unten — , an Veit Bild in Augsburg
vom 15. Dez. 1521, in welchem er bei letzterem die 15 Bundes-
genossen bestellt, in Ztschr. f. Schwaben u. Neubng, XX, 208,
Nr. 192), so dass sie bald vergriffen waren und, wenn auch
nicht alle, doch mehrere in neuen Auflagen gedruckt werden
mnssten. Kein Wunder! denn in denselben brachte Eberlin
eine die Zeit bewegende Frage nach der andern zur Sprache
und deutete vielfach auch an, auf welche Weise die vor-
handenen, allgemein empfundenen Missstände nach seiner An-
sicht beseitigt werden sollten.
Als Eberlin seine ,Bundesgenossen' begann, befand er
sich als Ordensbruder imd angesehener Prediger im Franzis-
kanerkloster zu Ulm, aus dem er jedoch Ende Juni durch
seine Mitbrüder ausgestossen wurde ; am 29. Juni hielt er seine
Abschiedspredigt an die Ulmer (Radlk. 10). Wie viele der
Bundsgenossen noch in Ulm geschrieben sind, lässt sich nicht
feststellen, ein Teil wurde jedenfalls auf der Wanderschaft
verfasst, auf welcher wir ihn zuerst, Anf Juli, in Baden bei
Aargau, später bei seinem Oheun, Mathis Sigk, Stadtschreiber
ZQ Lauingen an der Donau treffen, von wo er sich, Augs-
burg mit kurzem Aufenthalt berührend, nach Wittenberg
begab, in welcher Stadt er bald nach der Rückkehr Luthers
von der Wartburg (7. März 1522) eingetroffen sein mag und
vorerst bis etwa Juli 1523 verblieb. Hier verfasste er, neben
anderen Schriften, das „Neue und letzte Ansschreiben^S worin
er die Bundsgenossen von dem Leser Abschied nehmen lässt,
und das sich von den Bundsgenossen selbst nicht nur durch
die ruhigere und mildere Sprache, sondern auch durch ge-
klärtere Ansichten, die er im Umgang mit den Wittenberger
Theologen gewonnen hatte, vorteilhaft auszeichnet.
Die von uns dem Text zu Grunde gelegte Ausgabe
ist durch diplomatisch-genaue Wiedergabe der Titel vor den
einzelnen Bnndsgenossen hinreichend angezeigt. Wir be-
merken deshalb hier nur noch, dass uns mehrere Ausgaben
zu folgenden Bimdsgenossen vorlagen:
Zum L B. eine zweite, im Titel völlig, im Text fast
völlig mit der ersten übereinstinmiende Ausgabe, deren
VI Einleitung.
wenige und geringe Abweichungen in den Fussnoten ver-
zeichnet sind. — Der I. B. ist auch bei Bo eckin g, Hut-
teni opera, Y. 11^ 101 ff. abgedruckt (nach ed. 2)^ welcher
Abdruck bei einigen Stellen zu berücksichtigen war.
Zum yil. B. wurde als zweite Ausgabe benutzt:
^ag lo5 ber ^far« | rer bon bem t>nnü(en foften | ber
gelegt tDirt t)on bem getnainen | t)nuetftenbtgen \)cld auff
meg I lefen, öotöunge, BegreBnuB, | f^Bent, bre^flgft, iar*
tag 2c. I SSnb t>ö lob ber $f ar« | rer bnnb jrer nbtu | gen (lasp^
ton. — 6 BL, letzte Seite leer, in 4°. m. Titeleinf. (unten
2 Engel, welche mit Windmühlen gegen einander rennen);
s. 1. et a. (Zwickau, Jörg Gastel, 1522; vgl. Weller,
Repertor. Nr. 2038).
Ausserdem verzeichnet Weller Nr. 2037 und 2039
bis 2041 noch 5 andere Ausgaben, darunter (Nr. 2037) 2
Gengenbach'sche. Dieser Bundsgenoss muss demnach bei
den Zeitgenossen besonderen Anklang gefunden haben.
Zum VIII. B. eine im Titel und Text bis ins Einzelste
übereinstimmende Ausgabe, die nur einige, nicht einmal
alle Druckfehler des ersten Drucks verbessert hat.
Zum IX. B. eine im Titel nur dadurch verschiedene
Ausgabe, dass die Zeile: S^er . IX. bübtgno^ fehlt. Im Text
sind nur wenige Druckfehler der ersten Ausgabe verbessert.
Zum XII. B. lagen 3 Ausgaben vor, von welchen die
2. u. 3. sich im Titel dadurch unterscheiden, dass Z. 1, 2
u. 3 die Worttrennungszeichen («) fehlen.
Zum Xin. B. eine zweite Ausgabe, im Titel nur da-
durch verschieden, dass Z. 4 @d^tt)^^er hat.
Von dem „neuen u. letzten Ausschreiben" erschien
1523 zu Wittenberg eine niederdeutsche üebersetzung
unter dem Titel;
@^n n^e bnbe batl^ | lefte btl^fcr^uent I ber .^b. bunt«
ge« I naten. 3. ®. | ajl. SB. | Sßed b&rbid^, be t^bt | nalet
[sie] ftd^. II trittemberd^ | 3Ä. iD.SEÜj. — Am Schluss: g. @.
m. 2B. Seue in I^^JJ^nge. — öVa Bg., letzte Seite leer,
in 4°. m. Titeleinf. (unten die beiden Löwen mit ver-
schlungenen Schwänzen; Drucker: N. Schirlentz. Be!
Panzer, Annal. u. Weller fehlend).
Einleitimg. vn
Wir haben diese Ausgabe m einigen Stellen in den
Noten berücksichtigen müssen.
Dem Text haben wir eine Reihe sachlicher Anmerkungen
zugeftigt, von denen wir hoffen voraussetzen zn dürfen, dass
sie den meisten Lesern wenigstens insofern willkommen sein
werden, als sie ihnen das Nachsuchen in andern Werken er-
sparen. Ob darin das richtige Mass getroffen, sei der Be-
urteilung anderer anheimgestellt! An einigen Punkten mussten
wir freilich unsere eigene Unkenntnis der betr. Dinge ge-
stehen, der auch das Wissen anderer, um Auskunft befragter
befreundeter Gelehrten nicht abhelfen konnte. Vielleicht ist
Jemand aus dem Leserkreise im Stande, die unerklärt ge-
bliebenen Punkte zu erläutern; wir würden die uns zu-
gegangene Belehrung dankbarst im folgenden Bändchen nach-
träglich zum Gemeingut machen.
Neben den sachlichen Erläuterungen erschien aber auch
eine Worterklämng ebenso wünschenswert. Wir mussten je-
doch aus zwei Gründen hier davon absehen: einmal würde
die für dieses Bändchen vorgesehene Bogenzahl dadurch über-
schritten worden sein; dann aber würden bei den andern
Schriften Eberlins, welche das zweite Bändchen bringen soll,
Wiederholungen unvermeidlich geworden sein, weshalb wir
es vorzogen, die nötigen Worterklärungen erst am Schlüsse
der Schriften Eberlins in einem besonderen Glossar zu geben.
Trotz aller bei der Coirectur verwandten Sorgfalt müssen
wir schliesslich doch bitten, auf S. 65 in der Ueberschrift II
in VI, besonders aber S. 89 im Titel . XI. in . IX. verbessern
zu wollen.
Oberrad bei Frankfurt a. M.
3n fCdgtic^e
flag an be d^riftüd^e 9fib==
mtfc^eii fa^fer ßarolum,
bö lüege 2)octor Siitl^erS
öiib SSIrtc^ t)on ^utten.
Stud) bon n^egen ber durtifane bttb Bat-
tet münc^. S)a§ ^a^ferltc^ 3»ateftat fi^
^ tttt lafe follicl) leiit berfüren.
^
J)er erft buWögnofj
$
Brustbild Karls V.
Eberlin, AuBgew. Sehr. I.
2 Bundsgenoss I.
[2Jtj] QK^I^ erfter bunbt^gttoß tüirb erforbert öon ntineii
jj .jinj. mit gefeHen gnug je ti)m önfer öerfiünbt^
^^^ nü§, 6ebundEt ntidi nüfelid^ fein aU mein reb
jü !eren öff ba§ treh) abelidi d^riftlid^ f)ax^ önfer^ ge»*
nabigoften !a^fer§ Earoli, in l^offnung fo fein Sa^ferlid^e
maieftat aU önfer l^oupt h)oI berid^t lüurbe, aHe anbete
önbert^on l^etten glüdf önb f)at)t 9?it öerarge mir§ o
frummer Saufet ba§ id| fo l^lenb^ für bein genabig an«*
gefid^t trit, bann groffe not önfert l^alb önb groffe l^off^
nung ju bir treibt mid^ bar gn, toa^ ift aber t)il not §ü
erjelen önfer gmeinen trübfal fo aud^ @unn önb SRon
t)nb ftdm ein mitleiben mit önfe fiaben, folid^g loiffen h)ir
t)ff erben nieman §ü Hagen bann bir, aB önferem l^au^t,
önferem lang gemünfd^ten önb gan^ angendmen fa^fer, p
bir ftabt all önfer pöerfid^t, önfer fjoffnung önb aufludet,
be§ Iaj5 önj5 genieffen bu tl^eürer fürft. 9?im toax loie
genabiglid^ önfer got mit bir l^anblet ber bid^ fo ein l^od^
begabte creatur loil fein, ein lt)b feel eer önnb gut, befe'»
gtid^en nit ift gfin in taufent iaren, bem on blut önb
h)iberf))rud^ fo ö^I lanb [önb] 0 leüt öff erben önb in
loaffer gel^orfam ift. 2tber in funberl^eit teütfd^e lanb, bie
bo finb ba§ f)dr^ ber d^riftenljeit, finb bir §ü billiger ge*
l^orfam önberioorffen, alfo ba§ aHe topfen önb fürfiditigen
örtl^eilen ein got gefeHig regiment foH önber bir erfton,
ba^ beine öorfaren teütfd^e fatjfer fo emftlid^ önb ö^I be-
gdrt Iiaben, aber aujs fonberlid^em ört^eil got^ bir öor
bel^alten, folid^^ h)6tteft ingebendf fein o d^riftlid^er (|err,
t)nb nim ba§ fd^lodrt gotte^ in bie Iianb, fd^irm önb regier
ba§ abelid^ önb l^odierfoufft d^riftlid^ öoldE funberlid^ ber
teiitfd^en nation, toeld^e bir öon got funberlid^ bereit ftjirt
ba§ f^ für anbere em))fendEIid^ ift, l^a^Ifame^ regiment^
nad^ 2) d^riftlid^er orbnung ba§ foltu bar au§ nemen. 9lin
d^riftlid^ todfen ftot barinn, ba§ man ein anbdd^tig l^drft
trag ^ü got, önb ain erlid^en öffred^ten toanbel §u bem
ndclften menfd^en, wo folid^g d^riftlid^ njefen pflanzt ift
in eim t)oIdf, mag öemünfftig regiment biner Sa^ferlid^en
») Zusatz Böcking's II, 102. — «) nalj 1.
Bundsgenoss I. 3
maieftat öerfandEIidi fein. SSnb ftjie h)oI fold^ d^riftlid^
tüefcn foH in aller tüdit ein fürgang l^an, ift bodi got
gfettig ba^ e^ in teütfd^cn lanben h)iberO t)ffgang [2Jij^]
barinnen e^ laiber lange jar verborgen tft gelegen (atö
aud^ in aller d^riftenl^cit) aber je^ gefalt e§ got ba^ in
teütfd^er nation h)iber ein t)rf))rung l^ab in aHe h)dtt ein
c^riftlid^ lüdfen, tüie^) t)omtafe aufe 3ubea gefd^el^en ift,
t)nb nit on funbere orbnung gotte^ ift eint Sftomifd^en
fa^fer fürberlid^ altmeg teütfd^Ianb ftjiHig gel^orfam gefin
t)6 ntitttjürdhing gotte§, ba^ er ^ai ju feiner jeit l^e^Ifame
bing an^ bifer ge(|orfant lüoHen h)ürdEen, aB je^ fd^einlid^
ift öff bifen tag. S)ann ö^I jar lang l^at in teütfd^er
nation t)nent))fintlid| grünet ein fomen aHe^ gut. Subtile
finn, fcl^ar|)ffe öemünfftige anfc^Ieg, waifterlid^e arbeit in
aHen l^anbttüerdEen, er!antnü6 aller gefd^rifften önb aller
fürberlid^en \pxa(i)m, ein netü nü^Iid^ fünft ber bud^truderti,
begirb elüangelifd^er lere, ain gefallen ab aller lüarl^eit
t)nb erberfeit^). ®ie bing aHe finb öorj^ten burd^ önfal
in t^nferen lonben öerborgen gefin, aber an^ ^intmüfd^er
l^^lff gonb bie bing atte ^drfür, Sllfo ha^ teütfd^e nation
lounberbarlid^ önb fd^on öorberait ift, afö ain begirlid^,
fdion, fuglid^ öoIdE, ba§ toirbig lourbe önb bem*) ^ii tl^ail
tourb ain fo d^riftenlid^er !aifer ber bu bift, foll bid^ folid^^
beloegen ^u funberem fl^§ önb lieb §u teütfd^er nation.
@oli^ gottlidi obgemelt fomen getoorffen öon got in bie
teütfd^e larfeen, §u fürberen, meren t)nb fd^üfeen, boburd^
bein reid^, lob önb fdtigfeit gemeret toürbt önb eh)iglic^
gefeftiget. SBi§ anä) o mdd^tiger fa^fer ba§ ^ol^ann reü^lin
aller todit be!ant ain brl^ab ift atte§ nu|e^ in teütfd^en
lanben, ber angefangen tiat ju entbedfen bie ingetoorffnen
brunnen d^riftliäi^ h)dfcn^ in berftanb önb in tdben, ba*«
ruwb er etoig^ lob h)irbig ift. 3)ar nad^ ift ju groffem
^ait fummen ®rafmu§ bon Sloterobam ber mit englifd^em
ingenium für bnb für mit gütigfeit göttlid^e gaben gemeret
^at in t)n§. ®enen bingen gar tool genutet l^at ber
büd^er trud, al§ biner l^ol^en öemunfft hjiffenb ift. Db^
gemelte ^toen man ^aben bie erften ftain gelegt aHe^ l^aifö,
») bib' 1. 2. — «) bie 1. 2. — «) e6er!eit 1.2. — *) ben 1. 2.
1*
4 Bundsgenoss t.
betten anii) ö^I attbere ttebett bel^tlfflid^ fittb gefttt, afö
3acob tüttttpffliitg, boctor Sotiatt öott Äatiferfperg ittt (BU
\a% boctor SSlri^ frafft öott SSIttt, ^o^an (kdolampaiin^
iti fd^loafiett, tttit irett atttiattgett. ^at auä) faft [2Jtij] öe-
ttüfeet bettt l^attbel, bie treio ttü^Iid^ öttberltjifuttg öiler
frottttttett fd^ültttetfter att öüett ortctt afö ©ratotti^ öttb ®ap\b\
jü fd^Ietftat, äRid^aelig ^ilf))aci^ §u l^agttolt). <B)pmkx ötib
®er6eHiu§ jü 5ßfor^ett, Srafficatti öttb §ettrid^ tttatttti jü
Jübtttgett. ©gtbiu^ !rautlt)affer äit ftiitgarb, bttb l^orb,
Sol^att fd^tttibtitt gü SRettttttittgett, ©ocleu^ gü 9?ürettberg,
9?efettu§ 5U grattdEfurt zc. S)o ttutt gott ber l^err latig
t)or l^ttt burdi obgetttelter öttb irer gli^ett fleife t)ttb arbeit
and) inxd) ö^Ier attbdd^tiger leüt erttftlid^ fürbit gü gott
bereit l^at fitttt ötib getttüt aiic^ fittett öttb l^ar^ett ber
teütfd^ett, gii begirb d^rtftltd^eg loäfett, öttb je^ bie jeit bo
toa^ itt ber beitt friblidi gotgfellig regitttettt att gott folt
itt teütfd^er ttatiott futtberlidi, l^at got gefd^idft ^toett futtber
öfeerioelt !ütt öttttb erleüd^te bottett äü beraitett beittett lodg
itt ba^ regitttettt, öttb bid^ ju laitett bttb lo^fett itt beittettt
fürgattg, burd^ bereti tttüg öttnb ft^js aHe^ ab toäg getl^ott
tüürb ba§ bir irrung brdd^tc att bittettt ampt
J)'
l3fc Sloett gotte^ bottett finb SRartittu^ Sutl&er
öttb SSIrid^ öott §uttett, fie fittb baib teütfd^ ge-
borett öod| gelert öttb d^riftlid^e tttetitter, bie all ir tag bo
l^itt gerid^t l^abett ba§ gotte§ eer citi fürgattg l^ette toie e§
fid^ erjaigt itt irettt aupmd^. S)atttt toa^ fiid^t attberö
äRartinu^ Sutfjcr toatttt aitt Intimere raitte bargebuttg eloott-
getifdier lere itt fd^ülett öttb öff bett prebig ftülett, ba tttatt
ö^I luttbert iar öj5 futiberer öerl^dttdhiüfe got§ gelert l^at,
bie lüdlt für got, bett Sltitid^rift für ©l^riftuttt, Sarrabattt
für 3^fwJ"/ ^dfeer^ für loarljafftige bittg, barüff gat alle
arbeit äRartitti ba§ eioattgelifdi d^rifttid^ lere loiber an tag
fnmnte, önb got ift mit int, bann ö^l l^od^gelerter ge-
l^dr^igter nidnner in allen orten nit aHein teütfd^er nation
aud^ alle§ ©nropa, int äiift)ringen öil frommer d^riften,
fram, man, |)faff, la^, münd^, nunn l^alten eg im Idr^en
mit im ob fie fd^on offentlid^ nit reben borffen.
H SSlrid^ t)on tjtitten übt bie fdber t)nb ba^ fd^todrt
Bundsgenoss I. 5
§ü ertoedfen alte teütfd^e erfierfeit, in treh), gIou6en önb
iDartieit bas^ teütfd^e nation (lüöld^e atoeg ir felb§ gnugfam
gefitt ift in aller noturfft ju I^<)Iici^ent Idben, im gelt, in
frü^[2tiij^]cl^ten ber drb, in nü^Iid^en getüon|eiten önb ge*-
fa^en. 9?un aber ift in erberfait önb I^b§ noturfft gar
gefd^toed^t tüorben burd^ t)nü^ leüt atö bu Igoren h)ürbft.
3ft nun funbtlid^ ba^ rain emangelifd^ ^)t:ebig, aud^ txtto
önb glouben mit notiger I^b§ narung not finb p l^eil-
famem rcgiment in beinern teütfd^en lanbt, bar ^u h)iH bir
t)nb binen önbertl^onen gott tielffen burd^ SRartinum Sutl^er
önb §utten. 2(ber afö günftig bir got ift, fo toiberig ift
bir ber teufet, tüo er m6d^t bin frumm Iidrfe berferen fo
f^ret er nit. SSnb toolt got bu loereft bem S)ertufienfi
nimmer §u regieren loorben in biner iugent t)on bem bu
uit t)^I ^riftlid^er fr^l^eit f)aft mögen leren nod^ anber^
t>a^ eim folid^en groffen fürften notig ift unb fürberlid^
mag fein, id^ beforg ber b6§ finb l^ab foIid^§ äftgerüft, önb
got l^at e§ öcrl^engt ober bidft, ba§ bar ö| aller todit
funbtiid^ ttjurbe loie abelid^ bein gemüt loere, ba^ e§ and)
in finer iuget nit I|at mögen gebrad^t werben öff lafter*»
lid^e bemut, bar nad^ öfe anrid^t be§ teüfetö ift bin frumme
gelüiffen ju tl^ail morben an ftat ain§ feeten furer, eim
barfuffer münc|, ö§ ber jal ber a<)oftü^Iifd^en obferuan^er,
loeldie^ beweinen ö^I frummer d^riften önb tag önb nad|t
gott bitten ha^ er b^ftanb tf)ü bem frummen Sa^fer, t)nb
im 5Ü öerfton geben fein gottlid^ lob önb in erl6§ t)om
gramen glifener, bann too bu nit an bem ort fürfid^tig
bift, fo |dlff got bir önb önfe, önb got erl^oret anbdd^tig
gebdt ba§ für bid^ gefd^id^t, tl^fit bir l^^lff, ba§ bu ge^
legten ftridfen em<)ftüd^ft, bar ömb toir (atö toir Iioffen)
beloegt finb öon gott önfer !lag ju bir ftellen. Sebeni
in beim l^ol^en öerftanb loer bod^ ber fe^ bem bu all bein
gel^eim öertrutoeft, er ift ein barfuffer öon ber obferuan^
lod^fertiglid^ genant, önber meldten leüten aHtoeg Heine
fünft mb fteine loti^l^eit ift gefin, bie fid^ beffer ergaigen
bann fie finb, beren gröfte ^al gar ünioiffenb ift, önb ob
önber taufent at)ner b^ ^n öerftenbig ober gelert ift, fifet
er önber in atö 3)aniel önber ben loloen önb fürberlid^
bein beid^t öatter @la^)ion nie it) in gead^t ift geh)dfen
6 Biindsgenoss I.
funberlid^ gelert nod^ gaifttid^, bnb ninH)t f^ felb§ njunber
tt)ie bii btc^ belaben l^abft mit bifem tnenfd^cn.
D frutnmer faifer ti)n bid^ ber battd mmä) ab,
funber'*[2t4]Iid^ 0 ^^^ ofiferuan^er barfuffer, bann bin m^
fd^ulbig gemut ift gu tüol trumig irem groffen alefan^.
grag in aller teülfd^er nation, attc fürften önb ^crren
gatiftlid^ ober tt)altli(|, aHe ftenb önb ftet bie etma^ mit
in ju fd^affen l^aben, bie nit fid^ ber bdrfuffer abtl^unb
aU t)t|I f^ mögen. S)ein öorfaren, ber fdlig äRajimiüan,
I|at inen auä) dtvan gebljd^tet, aber l^at nid^t mit feim
b^d^töatter öfegerid^t, toeber öor nod^ nad^ ber b^d^t, önb
in ber beid^t tooti er nit ba§ ber münd^ in etttjarumb ^ü
rebe ftellet, ba§ mit feim mitten jm romifd^en reidö öer^
Iianblet loere, er fagt ju bem bt)d^töatter, l^err meine fad^en
i)ab xd) mit lo^fer teilt rat getl^on, fragen in nit nad^, tva^
id^ b^^t ba§ abfoluieren in got§ namen, afö balb bie ht)(i)t
\)i tüa^ fd^idft er ben münd^en loiber l^eim. S)ie münd^
f(^idEten im aud^ fein gelerten man fo er bt)d^ten h)olt,
ain^ tfiail^ barumb, bann fie günnen folid^ eer ben gelerten
nit b^ inen, fo louften fie ttjol ba^ ber faifer SRajimiü*
ann§ fainen befnnber rat^ fraget, ^xi fottid^em ftüd öolg
im nad^ bu frummer t^eürer fürft, bu toirft glüdf önb
l^ail i^aben önb groffen gunft öon teütfd^em tanh. SBir
gebendEen offt au§ teüfeB Hfte f^eft fnmmen ^u lernen öom
S)ert]^ufienfe önb öom ©tapio, bar bnrd^ bin rt|d^ nümmer
gerainiget tonrbe öon falfd^er tere önb öon önreblid^en 2)
^anblungen, fo bie Surtifan önb bdttel münd^ l^inbertc
ein gemainen nn^, önb be^ teüfetö lift I|at tttoa^ fürbrungen,
ba§ er bid^ fd^ier betrogen l^ette 511 getouben, Sutl^er tjnb
Ijutten loeren fd^elten^ todrt, aber gotte^ gnab ^at bid^ nit
taffen öerbtenbet werben. SSijs 0 d^riftlid^er faifer ba^
curtifanen önb bdttetmünd^ ein funber g^fft finb cin§ d^riften-
lid^en todfen in teütfd^em lanb, bammb f^ miberig finb
bem feiigen Sntfjer önb bem d^riftlid&en eblen l^erren bon
^utten, audi atten benen h)elc|e l^e^Ifame bing raten bim
^riftli^en öoldE. ©l^riftlid^e emangelifd^e lere ift ein an-
fang alö IiaiB bie 5Ü fürberen fti^t ftcf) jnm fjod^ften ber
0 funberli* | lid^ 1. 2. - «) tonrcblid^cn 1. 2.
Bandsgenoss L 7
fintier, folid^cm tüibcrftrcbcn am l^od^ften bie bdttel mmd)
funberiic^ obferuan^cr barfuffer, tücld^e fid^ bcriaffen öff
ircn gliffenbcn guten fd^in, öermeinen alfo bil jü raten bem
Dnuerftenbigen t)otd, ber tütfd^en erberfeit fr^l^eit bnb
gnugfame önberftat SSIrid^ tjon ^utten miiglid^e fürberung
5Ü tl^ün, aber bie ßurtifonen ligen im am mag [21 4*^] 9llfo
gabt atte^ öbel^ njxber iid) önb bein x\^d) bfe bem bd))ft*
liefen t)old, bann bdttet münd^ Dnb Kurtifanen finb ge«*
fd^toome fncd^t be§ romifd^en bap^i^.
SRimm tüar frummer l^err, atfo l^^ben bid^ obgemeltc
3tt)e^ gefd^led^t tüoffen betriegen, ba^ bu fd^ter bine beften
frünb für abgefagt finb l^etteft gel^altcn, mor ift bin tjnb
bine^ r^c^g gtoffer frünb bann Sutlier bnb ^nikn^), bie
allein bin bnb biner bnbertl^on ^a^I, eer, glüdf t)nb fdlig«'
Mi fud^en fie t)nb aH ir anl^ang, I^b önb eer gät önb
laben tüollen f^ b^ bir laffen, barumb fie fid^ offt in tobt*«
lid^e gef6rlid^eit geben l^aben öon fotid^e^ttjegen, önb nod^
nit ablaffen, aud^ in binem fd^inlid^en jorn, bann fie l^aben
bid^ tjnb bie tüar^eit fo lieb, ob bu fd^on inen nümmer
bandEeft, toblim ft) bir banod^t gut^ tl^ün. Slber bie bdttel
münd^ önb Kurtifanen fud^en bein önb beine^ reid^^ fdiaben
Dnb tjerberbnüfe, önb iren a^gnen nu^, ee ir ainer ben
taufeten t^ail bon binet tüegen litten afö ^nt mh Sutcr,
fie lieffen bid^ ba§ bin fd^affen t)nb saugten bir bie f^gcn,
3a fie raten bir bin a^gnc frünb ju öerberben, bo mit
niemanb f^ ber bid^ öor irem argen lift bemare. 9?it
Dmbfunft ftreiten bdttet münd^ h)iber ben |)utten, alein bie
barfäffer obferuanfeer lieben öff ein jar in beim ober önb
Dnber teütfd^lanb jttjaimot l^unbert taufent gulbin an gelt
tjnb gdlt§ lodrb, ob fl) fd|on fein gdlt angriffen fo man
eö fi^t, bod^ l^aben f^ fd^affner bie tjjsgeben önb innemen
))ünctlid^er 2) bann fein fürft fjat, ja man f)at e^ fummiert,
ba^ bie bier bdttel orben in teütfd^er nation jdrlid^ t)ff^
lieben meer bann ^e^en l^unbert taufet gulbin. @oti(^^
fugen f^ aujs arm önb rt)d^, l^erren önb fned^ten. 8Ba§
fag id^ bann bom bd<)ftlid6en ftul ber idrlid^ teütfd^e nation
erlid^tert umb br^^unbert taufent gulbin. 3Ba^ aber mit
») l^uttc 1. 2. - 2) püntlx^tx 1. 2.
8 Bundsgenoss j.
fiofel^afftigem red^t^ l^anbel gen Slont au% teütfd^cr nation
tüirt gejogen, ift nit Dfe ^u red^nen. Siod^ ntinber mag
man gelen lüa^ öon bcn Hofieren, ft^fften, pfarren, ))frunben
bnrd^ bie l^cHifd^en ßnrttfan au§ teütfd^er nation gefiolen
önb geroubi tt)iri. fßt) bcnt aHem muß ba^ öold geben
bir önb anbeten tierren jariid^ fd^ci^ung atö ' biHid^ ifi,
mfi§ fid^ fetbg bar gü enteren, fo ö^I münd^ önb Pfaffen
fo [B] in !I6fteren önb bfferl^alb öerpfrunbet finb and)
jietien, on bie bdttel münd^. SSie möd^t bann teütfd^e
nation grünen, fo afö ö^I fc^eblid^er tl^iere in ir ab e^en
alle gute maibe, SSnb ba§ mdr nod^ liblid^ fo e^ allein
bem gut fd^abet. Sie önfterftonb aud^ önß am I^b önb
fr^ben fd^aben, fo f^ gern filmen ba§ toir öngebultig meren
h)iber önfer I^b^ l^erren öon irer fd^afeung h)egen, bann
fie geben für toa^ toir inen geben f^ ein got§ gab önb
foll nit geminbert merben, aber fürften fd^a^ung möd^t mof
Dnberl^alten werben. 9?un mögen loir ^e nit pabft t)nb
fürften enteren, fie mainen mir folten ee bie fürften ober*»
geben, ba^ tt)6tten mir nit tfjün, bo mit f^ bann gft fd^affen
gelüunnenb atö fd^^bleüt bnb ainiger alfo in önferem bn^
fr^b fie gemeftet lourben. ®atumb fd^idft ber römtfd^*)
pabft fo offt in alle taub botfd^afft, fürften önb l^erren bn-
ein§ ju mad^en, bnb ba§ nod^ groffer ift, bie ßurtifan önb
bdttel münd^ bringen au^ frembben lanben, befunber ö§
Stalia önb SRom allen falfd^, öfffa^, öntrem, l^inberlift,
bo burd^ trelü t)nb gtoub gebrod^en mirt, önb fd^ier ein
bruber bem anberen nit trumen barff, toiber alte rebtid^eit
teütfd^er nation, önb b^ aHer fölid^er bübart} abfoluieren
bie münd^ ieberman burd^ frtjl^eit ire^ orben§, bnb bie
©urtifan an^ getoalt ber ablofe brieff bnb römfd^er gnabe
bnb ha§ ftlle öngered^tigfeit fürgang, önb anä) ber 50m
gotteg ober önß fumme önb^) ober ön§ blibe, fölfd^en f^
aud^ etoangelifd^e lere öff ber fandet, fo fie bn^ fterdfen in
bnferem n^b bnb f)a% bnb fagen man mög h)ol bem l^anbel
finb fin aber nit ber perfon. äRan m6g ainen mol bffcren
bnb meiben önb im bannod^t nit finb fein. äRan mög tt)oI
intereffe nemen bon früntlid^em l^fjen. SKan mög lool ge*
«) r6mi» | d^ 1. 2. — «) tonh 1. 2.
Bundsgenoss I. 9
fd^etbtgfcit braud^en e^ f^ nit fd^cbltd^er lift. SKan ntog
tool laffcn bif^jenfiereti ben pai^t bbcr öerfd^ribcn a^bc.
ajlan m6g tool töbtlid^c frieg füren ömb fdiirmung aigen^
nu^, bar ju man ein beh)ertid| fd^einlid^ red^t fjab. 3)ie
ntdfe aud) ber böfen <)faffen fe^ erlöfen bie feien. SBir
mögen an§ natürlid^er foafft bnß fjüten öor fünben on
gnab önb bnß felb^ ^ü gnaben fd^iden. ©^ f^ böffer gdit
ömb romifc^en abtefe geben bann anberen armen leütcn in
offner not. ^eberman m6g tjnb foKe [B,^] aigen nn^
fud^en. ©^ mög einer aigen fd^aben toot mit ma| rdd^en.
ffi^ f^ ein oberfeit nit fdiulbig bem d^riftlid^en önbert^on
alles gutS fo er im getl^un mag, meer bann ein tl^ürc!
feim önbertl^on. ©oHd^ bnb ber glid^en Slriftotelifd^ iiaib»*
nifd^ tere treiffen f^ önß 0 in öon bnfer inget öff, bo mit
toir nümmer ett)angelifd^e toarl^eit erfennen, bammb ünfe
got finb ift, madiet affeS folid^ antid^riften lere. SSnb fo
boctor Sutl^er ön§ allen ^ü gut folid^S an^ reuten toxii,
miberftonb im Surtifan, bdttel mundo, ja ber gan| romifd^
^off, Dnb loeHen aud^ bein guten lümbb bo mit beftedfen,
bin d^riftlid^ gemfit l^ie mit öerferen, aller frummen teütfd^en
gutttjillifeit öon bir ttjenben, fo fie bnberftonb bid^ tjn««
fd^ulbigen fa^fer in ir antid^riften fect jiel^en. Slber toir
0 Jfa^fer baS h)ir önjs befferS 5Ü biner gered^tigfeit ber-
fel^en, tjnb l^offen bu f^eft fo frumm baS bu nümmer aujs
gutem gettjiffen, ben Sutl^er önb ^utten für irrfdlig önb
fd^eblid^e geurtailt l^abft. S)e6]^alb toir nit ad^ten aller
manbat follid^ fad^en betreffenb tjnber bem namen beiner
^a^ferlid^en maieftat begangen. SBir ad^ten, aintmeberS
loiffeft bu nüt barumb ober aber fetieft bnred^t befe f)anbete
berid^t, barumb a|)pellieren mir bon bir bbelberiditen ober
betrognen bon Stomaniften ju bir mol öon bnfe tjnberh)ifet
t)nb berid^t ju werben, ^ie ^ftjifd^en Idfen mir toa^ §ut
bnb Sutl^^r gefd^riben l^aben ober fd^riben merben, jn tioff-
nung eS foll balb ber romaniften arger lift alfo an tag
fummen baö bu bdttel mündi önb curtifanen in ad^t önb
bann tl^un föHeft, ba§ got balb mell fd^idfen, bann önfe
jlo^felt nit got i^ab bi^ fo lieb, er merbe bid^ nit lang
0 t>i 1. 2.
10 Bnndsgenoss I.
kffen irren. @o nun bir ba§ tüor lied^t burd^ Sut^crum
Dnb ^uttenunt inlüd^ten njtrt, mürbftu balb öcrmerffen
allen irrfal ber romaniften mit iren bß ^jrebißem. ®a§
id) aber anfandlid^ gfagt l^ab, o frummer fürft, önfer not
fl) fo groJ5 ba§ toir nit lenger bnfe mögen entl^alten t)on
iamerli^en Hagen ift hinbtti^, fo bu merdfft tüte m^ aufe
gnaben gotte§ bnfer öemunfft öfft^on ift, ba^ mir er*
fennen au§ alten l^iftorien, mie lüol önfer nation gefin ift
önb lüie öbel jefe önferc fad^en ftonb, t)n§ berbrüft ber
groß falfd^O önb mifeglonb önber m% bem mögen toir nit
entgon [Bij] bann er ift beftatigt burd^ römifd^e gfa^ önb
gaiftlid^ re^t ba^ niemanbt fein fad^ gnüg öerfid^eren fan,
man finbt allmegen fd^Iu^jfflöd^Iein arme leüt bmb jü tribcn,
bar tjff aud^ bie juriften bnb abuocaten ju fd^ul gonb bnb
fidi mit bem enteren, fo bod^ önfere öorfaren toenig gefa^
önb groffen glouben gefjalten l^aben, \^at anä) !eim gejimpt
öffer bem lanb fein red^t^fjanbel jiel^en. 9lber je^ ift mein
l^anbel mit ben bittet münd^en, fo iü(i)t er mid^ tjon cim
conferuator ju bem anberen in ober önb bnberlanb, §u
left gon^) SRom bo geeint er lob önb SRom'"*), mit ben
<)faffen ift e^ aud^ alfo. ®o mit teren aud^ tt)ir la^en
öit bfeüg bnb inrebe önb falfd^ ömb falfd^ jü geben. SlIIc
bing finb t^eür ht) önfe, aud^ ift bie mün^ gefelfd^et, !ain
gilt golb !an man meer finben, 3tom t>erf4ludft aHeg ftibcr
tjnb golb, bie muffigen hatttl münd^ t)nb curtifanen mad^cn
aud^ ba§ toaffer tl^eür. SSnfer bernunfft, fagt man, für ön§
an ber fan^el am narren feil, got nimpt t)on bnfe ben
irrfat bnfer finftemüg, bnb molten gern lernen bnb l^ören
bie d^riftlid^ hjarl^eit bie bnfere feien fettigen, fo ift nie-
manb ber fie bnfe börffe fagen, bann bie bdttel münd^
toetten nit bie fein meldte bnfe bnrcd^t^ fürgel^alten ^abcn,
ec holten fie bnß für önb für jm irrfal taffen ftedfen, bar
an fe^en fl^ aß ir vermögen, ünnb toellen miß ^rfdiredfen
mit bapftlid^em bannen toiber bie toarl^eit üfegefanbt, mit
fat)fertid^en manbaten on bein ttjol berid^t ürt^eil gcbotten,
mit altem ^drfummen önfer irrigen öorfaren, mit gliffenbem
>) fal I * 1. 2. — «) gcin 2. Bock. (= gen). — ») tum
2. Bock. (= Ruhm).
Bnndsgenoss L 11
fd^ein irer örben, mit t)^Ic ire§ anl^ang^ önb je mcr fic
fürbalücn ba§ t)n§ d^riftlid^e gfa^ nit luter fürfumme, fo
Dil mittber finb toix ^u rülu au§ innerlid^cm gotltd^cm
triben. @o luir nun ömbgetriben »erben an gut, I^b, eer
önb feel, önb toir atter t)t|Iff Dorn ))abft entfe^t finb, önb
ö^I bt)fc|off murmeffig finb öon megen ire§ gljb^, hie brü
ober öier biftümb mit bdpftlid^er bif))enfafe, ib eft mit anti^
d^riftlid^em gfa^ lüöllen l^aben, bie fid^ annemenbt burdEi
comme.nb bcr dpticn, |)riorat, ^robftien ber Höfter, önb fie
bod^ nit münd^ finb nod^ bar 511 lüoffen fein, fo fie irer
b^ftümb nit njoffen märten funber ber Hing önb groffen
[Bij^] fürften ^öff nad^ ^ie^en, ba§ f^ on bdpftli^e bif|)en-
fierung nit tl^un borffen, mie mol Dil bifd^off finb bie gern
l^ilff tl^dten ber etoangelifd^en lüarl^eit, aber bdpftlid^e fordet
übertr^bt fie. SSem follen bann ttjir önfer not Hagen,
bann bir önferem frummen fa^fer önb l^erren, ^u bem mir
ön§ alleö gut§ öerfel^en, mie tool mir etma^ erfd^rodfen
finb ab binem beid^tbatter, ber fid^ bin fo faft önb ty\)l be^*
rüm))t, mie bu nit allein ^n l^alteft aU bin beidfttöatter,
funber al^ bin ganzen regierer in atten fad^cn, mie tool
mir l^offen bu fieft Ijol^er^ öerftanbtg, bann ba§ bu bid^
önnb bein r^d^ laffeft an ein fjoffertigen fdfeidger. 3^
bod^ ift ein groffe menge be^ fd^Ied^ten öoMö befe cr^
fd^rodfen önb leibig morben, l^at alfo gefagt me m^ me
bnß, muffen mir nod^ lenger ber önmdnfd^Iid^en ttiranl)
ber münd^ önbermorffen fein, mir mainten ba§ ebel blut
©aroli folt onjs bar öon erloft l^aben. ©rbarm eö got
ba^ ein öngelerter, eerg^tiger, lufiger münd^ ba§ gan|
romifd^ reid^ regieren fol, mie miH önß immer ^at)l ge«»
f^d^cn. ©ottd^ önrumige Hag önber fürften, eblen, burgern
bnb patoxm, l^aben mir fünffjel^en bunbt^gnoffen erfaren
önb önfe mit aller mad^t önberftanben folid^ bofen mon
be§ öoldfg t)on bir Dg sfi tilcfen, bo mit nit teütfd^e')
nation bin önmiHig mürbe, önb l^aben inen gefagt, bu
merbeft bicf) meber an hhp^Üiä) legaten feren nod^ an bie
bdttel münd^, ob bu fd^on ettlid^ manbat Iiabeft loffen au§
gon afö man fagt, f^ e§ bod^ nit bein miffen bo b^, ober
>) teüfd^e 1. 2.
12 Bundsgenoss I.
tüerbeft eö balb enberen, bu tücrbeft bir d^riftutn ber burdö
ben Sutcr önb |)utten rebt Heber laffen fein, bann aHe toaü,
bu tüerbeft ben grotüen mixnä) öon bir t^ün, önb n)erbeft
©rafmum öon äloterobant ju eint beid^töatter önb inner*-
fidlen rabt annemen, ober ben Sut^er ober ben ©ariftat,
ober ainen anberen inen gelid^. S)u tüerbcft funberlid^ bie
tüdlttid^en ©^urfürften önb bine reblid^en öetter, bie frumnten
^a^rifd^en Ferren, önb ben eblen gran^ öon SidEingen,
S?Irid^en öon |)utten, |)er^og gnberid^ ^fal^grafe önb beren
glid^en bie ndd^ften nad^ bir laffen fein. S)u tt)erbeft alle
©urtifan önb bättel münd^ in ad^t önb aber a(S)t t^un.
S)u tt)erbeft fein bifd^off laffen ein d^urfürften fin. 5)u
merbeft gan^ fain car[Bttj]binaI in teütfd^Ianb laffen. ®u
merbeft gebieten man föH l^ailfante lemung ber brl) f^irad^
önb anbre eblen fünft in fd^ülen kffen ein fürgang ^aben,
ba§ emangeüfd^e clarl^eit tjff ber fandet föH allein ge»*
^jrebiget werben, mer bar tüiber fein tüiH ber foll geftrafft
tüerben. S)u ttjerbeft 0 verbieten für^in fain ^laHiunt nteer
gu Sloni fouffen, fain annat nteer geben, fain abla§ nteer
in önfer lanb ton funtnien, fain bdttel ntünd^ nteer laffen
fantlen, funber ba^ f^ fid^ neren mit bequemer önb müg»*
iid^cr tvtx% S)a§ man fain fürf|in Ia§ fummen in bie
bdttel orben, funber fie laffen abfterben. ^a^ man fürtcr
fein t)mb fd^ulb lag in bau tl)un. 3)ag man feim ^jfaffen
meer bann ein ^)frunb Ia§. $)a§ jetlid^er ^jfaff müfe t)ff
feiner ^jfrunb fein. 3)ag ad 5ßfarrer önb b^fd^off ire
dm^ter mit ^jrebigcn önb anberm felb§ öerrid^ten. S)ag
man fain münd^ nod^ mtnn lafe br^ gelübte t|ün ee fie
breiffig jar alt tüerben. S)a§ allen münd^ önb nunnen
?iimme au§ bem flofter ju gon, tüo fie mercfen ba^ flofter
Idben inen bienet ^u ber feien fd^aben. 3)ag fain ©urtifan
borff für^in ein fjfrunb anfallen. S)ag man in faim bing
fol red^t ober bif^jenfierung ^u 5Rom fud^en, funber afi
gaiftlid^ l^enbel für ben lanbt^ b^fd^off fummen laffen.
S)a§2) jitan ein gloiffe fumm orbne n)ie öil man f6H gütg
in bie flofter bringen önb nit meer. SBie t)^l |)faffen in
jetlid^er ftat fein föllen önb nit mcr. 3)ag man on ta^fer-
*) h)ebeft l. 2. — ^) S)^ 1, 2 (für; 2)3).
Bondsgenoss I. 13
fidlen gtoalt in funberl^cit erlang für ^in tarn cn)tgcn jar^
tag ober ^jfriinb foH ftifften. S)ag alle münd^ önb nnnnen
aller orben ben lanbt^ b^fd^offen fotten önberioorffen fein.
S)a§ aHen ^jfaffen ertoubt fe^ ec tüiber ju ^aben bo ntit
fo t)il fd^anb önb fünb öermitten bl^b. S)a§ man !ain
red^t ^anbel aud^ am toaWid^en redeten ober ein jar ömb»*
jie^e bem armen man ^u öerberbnüfe. S)ag Sa^fcrlid^
maieftat für ^in bie eblcn brand^e in tegation be^ r^d)^
önb in iren rdten, önb nit la^ für l^in fo t)\)l ^ol^anne^
önb ©onrabe önb ^ainxkt önb berglid^en bad^anten önb
fd^riber önb finan^er, öerrid^ten groffe fad^en römifd^ reid^^,
fo bod^ je^ ber abel feine finb la^i ftnbieren önb önber*»
toifen n)erben in fünft önb in fitten. S)a§ für^in ab ge«»
ftelt tt)erb ba^ feelo^ öertt)egen öoIdE aHer frieg^hted^t ba^
bo galt ndme [Biij''] önb juge bem tüfel jü, funber jet*»
tiä)^ lanb ^elffe irem l^erren, önb fürl^in ber abel fid^ übe
in friegen, benen e§ ju gel^ort. ®ag bie fudferien ^erftort
tt)erben, ba§ jü trindfen ein brunn aHer lafter ^jeinlid^ ge«*
ftrafft tt)erb, ba^ fd^am^)ere flaiber an man önb fratt)en ab
getl^on toerben, ba^ offentlid^ got§ tefteren, offentlid^ ee*«
bmd^, jn trincfen f^ gnugfame fad^ bammb einer aHer eer
entfe^t totxhe. ®a^ man fürl^in nit gült fonff öff ügenben
gutem, t)nb ba§ man aHe gülte möge öff gute 0 ablofen.
S)a§ fain frieg on örloub faiferüd^er maieftat mb ber ä)ux
fürften foH fürgon.
3)ife ftudf önb beren glid^en l^aben tt)ir für gehalten
ber teütfd^en nation mit munb önb gefd^rifft, offenttid^ önb
^eimlid^, bu toerbeft aH bein flei§ anferen foiid)^ ab jü
fteHen öor aHen bingen, ba^ bir bar nad^ got gab ft|g önb
^ail öor aHen anbem binen finben. S)ann werben bie
ftardfen tcütfd^en öff fein mit lt)b onb gut mh mit bir
jiel^en gon ^om, önb gan^ ^talxa bir önbertl^dnig mad^en,
barffft toeber ömb :pabft nod^ carbinal für I)in n)erben, f^
muffen für I)in öon bir önb aHen binen nad^fummen con»*
firmiert toerben, aber bu folt aHen getoalt au^ frafft ber
etection ber ©^urfürften Iiaben. S)urd^ foüd^ toei^ n)ürft
bu ein getoaltiger füng ber erben, fo bu öorl^in got^
Iianbei t)|rid^teft, bar nal^ toirt got bin Raubet öferiditen.
5)arumb bitten toir .jö. bunbt^gnoffen in namen teütfd^er
14 Bundsgenoss I.
nation bein Saiferlid^e mdeftat, bu tüoHeft ertpecfen bin
mannlid^ abeüd^ gmüt önb tinfertn f uralten beju gemeinen
t)oI(f ain nad^trüä geben, bo mit alle^ öold bir günftig
bl^b. Safe bir bin gütn)iKige teütjd^e nation lieber fein
bann barfnffer obfernan^er, bie in bie lenge bir nit färb
njerben tjalten, atö bann fd^ier aKe fürften önb Ferren,
gaiftüdö önb njaltlid^, lanb önb ftet in teütfd^em lanb Don
^n erfaren l^aben, fo man inen groffe gutt^ot betüeifet, önb
öfe örfad^ bie zttvan nötig ift ein gebet an fl} legt Der»»
geffen f^ aKe§ guten, önb fdjlagen ah gebetten bittid^ fad^
mit groffem öerbrufe obern önb önbem. ©oüd^^ ift offt
gefd^cl^en t)on in, barumb fd^ier aller fürften önb ftett l^dr^
Don in gettjid^en ift. 9lud^ titoau triben fie ömb bljfd^off
önb ^jfarrer, ftatt önb Ferren mit iren ftol^en bullen önb
ön[B4]mdffigem ^)rebigen t)or bem einfeltigen öoW. 3)o
mit befdjlüfe id) min önb miner mit gfeHen ^er^Iid^ Hag
ju bir, tl^u bu atö ein getriin)er öatter, afö ein genabiger
|err, aU ein gel^dr^iger fa^fer, önb U^ got önb ber teütfctjen
nation bandfbar önb !umm önfe jü l^ilff. ®ot bel^alt bid^
önb önfe lang ^eitodrtig. Slmen.
S)er awkx bmiMggnofj.
■
25om fajien ber .jl tag
uor öfteren önb anberu, toie bo mit fo
jam erlief tüirt befd^todrt ba§
ß^rtfteuli^ öoltf.
Jesns vom Teufel in der
Wüste versucht.
Matth. 4, 3.
16 Bundsgenoss II.
ilT tüir ttJoIlcn etttbecfen gemeinen d^rtften, mit tva^
^*^ lafterlid^er önträglid^er burbe j^ belaben finb,
önb fol önjer jetlid^er jin rat önb arbeit öff ein tag t)^^
rid^ten mit anfd^Iag önb n)ürdEung, 8Wfo ba§ jetHdfier ee
bann er an^a6) fid^ ju bebencfen öor bem Iielgen ©rucifij
got bitten t)mb inj^jrud^ önb ^^Iff joIid^S je t^ün na(|
feinem gefallen, nac^ folid^em ölgerid^t i^ab iä) anberer
bnnbSgnofe mid^ itbad)i jn fdfiriben Don bem öier^ig tdg*
lid^en faften bar ab alle menfd^en Hagen, t)nb ftanbe mir
got b^, ba^ id) bie ttJarl^eit fd^r^b. ®üd^ allen ift jü
n)iffen, ba^ ade d^riften^eit ^) tüeld^e laben ttJoHen ^n gj^or»*
fam SRomifd^ bifd^off^ iarlid^ gejtüungen toerben öff bem
jjrebig ftui önb im b^d^tl)u§ ju faften Dom dfdf)er mitmod^
bi^ oftem, aKe tag on bif^jenfterung önb ö^jug, einö ^ab
bann erlonbnü^ öon feim b^c^töatter, ben e^ öor fa^nadftt
l^eimgelaben ^ab ju I)u§ önb im fein fragen gefült, önb
im öerl^eiffen bar jü ein gut faften füd^lin. 9tun beger
idf) lieben frünb, jiel^en minen rot ^n l^dr^üd^ önb öer^
nünfftig ört^ail, bar nad^ befd^üefent toa^ eüd^ gefalt.
C>@t e§ nit ein btinber öotg, ba^ ir glouben geben
(\3 ben öoHen, büd^igen ^)rebigem, fo % eüd^ fagen
d^riftlid^ fird^ l^ab gebotten bt) tobt fünb je l^alten fo ö^I
tag önöff^ortid^ jü faften. ®a§ ift aber nod^ fd^im^jfflid^er,
fo fie tjffjeid^nen in matl^ematifd^er ö^red^nung toeld^c ba
öon entfd^ulbigef fienb, ober nit, önb bod^ ba b^ aHtoegen
ein anget ber fcru^jul^ laffen ^n ben getoiffen, atö ob man
ö^IIid^t aigner blobigfeit jü ö^I gloube, bo mit önöffl^orlid^
mxiito bleibt ^n d^riftli^en |ar^en, önb bo burd^ folid^
bud^üdtter önb mdrtin ^jrebiger allmeg ju fd^affen i^aien
mit ben leüten, fo f^ ^jamofifd^ im getoiffen örtailen t)nb
erfd^redfen. SBie tool nit bart|on mag toerben gebot ber
gemeinen d^riftenfjeit öon bifem öaften, bod^ ob fd^on gebot
bo t)on gefunben touxbt, mag nit bargetl^on toerben grünt*
lid^, ba^ folid^e faft betriff bic gmein b^ tobtfünb. @^
fol aud^ nit ba für gefjalten toerben. 3^^ leerten gfaft
*) Im druck: d^rU | l^eit.
Bondsgenoss n. 17
raotß ift [Tixj] ö^I öont faftcn gfd^ribcn, aber an fcim ort
fittbcft, t)a:p^xä)i jü tobtfünb, fo jemanbt eö öbergieng.
SBic ift bann ein • goudfelman fo fen bnb barff on f^üU
l^aben fagen, im nennen gfa| f^ foIid^S ^n gentelter gftalt
•gebotten. @o bod^ int netuen n)ir gar erlöst finb t)on
folid^en fd^n)eren bürbin, atö aud^ t7|n)ei^t fant $anln§
lere, ©id^ toie gro§ arbeit ift im tcntfd^en lanb, burd^
<iu^ in aQen menfd^en, atfo baS man fagt, ein (Sarbinal
l^ob foIid^S ein mol gefeiten tmb angejaigt bem ba^ft, toie
<irbeitfom teütfd^e nation f^ tmb nit ^n öff jn fegen f^
groffe faften, bod^ l^ab man folid^ faften ^n nit abgenummen,
junber meer für ein öberjalig tt)erl Ion bliben. ^m ganzen
jar ift, nit groffer arbeit im fdlb bann in ber faften. 5)o
^u ift teütfd^Ianb an \)^l orten nad^gültiger narung, an
toenig orten ift toein. Sin t)ü orten mu§ mon it) groffer
-arbeit benngig fein an fatten erbi^, bonen, tmb burren
b^ren, l^nftlen genant 2tn feim ort tDaä)^t bonm 61. SBer
toolt fagen ba^ ben arbeitfomen fe^en öffgefegt toerbe bon
ier mitten barml^dr|tgen müter ber ©l^riftenlieit ein fo
fd^todr iod^, bo^ gntn^iQig d^riften ^n ftdte t)nrun) ber ge«*
toiffen fe^te, fo fic folid^ t^annifd^ gebot ettoan ö§ bnrger*»
lid^cr not bbertrdten. 3)ie öotten münd^ bie att tog jü
^en)ifFer ftnnb ein n^olberaiten ^mbi^ l^aben, b^ rutt)iger
iirbeit, am fd^atten, on fd^tt)ei§ önb mibe, mainenb f^
tl^uenb ettt)a§ gro^ mit irem faften önb toollen ben armen
I^en öfffegen ein folid^^ gebot, bag f^ nit l^ielten ob man
^n gtoei mol atö ö^I jn cjfen geb mit l^alber arbeit, bo§
1^ t)fflegen bem fe^en in feiner arbeitfeligfeit. 5)ar jfi ob
eini^ ein formlid^ toeife teil braud^en in ft)^^ bie faften, fo
ift fnnbtlid^ ba^ meer loften bor öff gobt, önb afö ö^I ober
meer üifti^ barbon em^jfangen toirt bann öfferl^alb ber faften
in br^ monaten. äSer tt)oIt fagen bai^ d^riftlid^ fird^
orbnete^) man folt jm jar fo öü tag jto^fac^ itoften önb
Inft 2) fegen öff \ptj% tmb trandf in geftcät ber hh% ober aber
jo t)bel effen, ba^ fein tonnber toerc, ob man foKd^ gebot
fürl^ielt eim l^e^bnifd^en lanb, ee bann t^ amtm bi^ gro^
]od^, ob eS f(|on fnnft geneigt tott pm glouben, e^ t)er-
*) otbnate. — ') zu lesen: laft (?).
Eb erl in, Aasgew. Sehr. I. ^ 2
18 Bnndsgenoss II.
toege fid^ atte^ d^rtftenlid^en todfenS. ©er mcer tl^cil bc&
öoW^ ift önucrbunbcn gu foßd^em föftcn, [2ttjT cS foH
effcn, trindfcn ate offt im tag not erl^aifd^t. SJnb id^ loitt nit
bic not t)ff ein f:>)^^ bringen, funbcr öff ein I^blid^ mittel^,
bo^ ift fo ein^ on fd^obcn finer gfuntl^eit, bcn l^ungcr önb
burft an finer arbeit aufteilen ntog. S)aiJ id^ aber »61 bic
r^d^en ntuffiggdnger l^od^ öerbinben öffg gebot öom foften,
ift umbfunft, bann f^ ad^ten ntiner rebe nid^t, önber l^unbert
»erben htm .iij. funben, toeld^e ntod^ten öerbunbcn »erben
gu fo groffem gebot. Samntb »oft man bann ein gmein
gebot laffen t)§gon Don bei^ minften tl^eite »egen.
3d^ gloub eg nid^t ba§ folid^ gebot f^ geben öon ber
fird^en önb ob e^ geben »ere, fo gift e^ nid^t, eg binbet
auc^ nid^t. 9lud^ ift^ ber braud^ nit b^ ben gfa^geber, bad
fd^»ere gefdrlid^e gebot ober »erbot öffgclegt »orben öon
be^ »entgiften tl^e^tö »egen im t)oti, on funberlid^e jftfo^
bei^ öfendmenS. ®arömb lobe id^ önb mein gefetten nit,
bag man ^)rcbige alfo, atte menfd^en bie nit reblid^ ent*
fd^nlbignng l^aben, finb b^ tobt fünb fc^ulbig bife j^t ju
faften. 3Ron foft öcmünfftige cntfd^ulbigung bar tl^än,
aber bann »urbe anftfünbig bo^ foum einer ober j»cn öer*
p^xi)i »eren. @o müften f^ bann alfo prebigen, »eld^c
beren ö^I önb ö^I cntfd^ulbigung fainc l^aben, finb öer*
bunbcn gn faften b^ tobt fünb, aber »ie tl^orcd^t nmrbe
folid^ t)er!ünbigung gead^t ift maniglid^en binbtftd^. @o
bolb »üfd^et ein botter fo<)ff l^dr für önb »H ö§ ben aften
lerem be»dren bic öier^ig tdglid^ foftcn atö ob »ir f^
aud^ nit gcldfen l^dttcn. ^ bin nit obftcnbig, öor aften
göten l^ab man in öotten lanben bag öoldE ermanet idriic^
gu meibcn gc»onte öbcrfröüd^e gcfclfd^fft in gemein tmb
funbcr, bo nod^ t)Ql nad^Ieübe »a^ t}on l^aibnifd^er ergö^^
lid^cit, ba^ man bod^ .yl. tag öor öfteren gu cer ber faften
Kl^rifti onb angefclicn lünfftig fcft, bo mon nc» Kl^riften
»urbe mad^en bur(| bcn touff, önb öorig d^riftcn mit bem
facrament be^ aftar^ begaben, ^ad man bod^ oud^ »enig
tag abbrud^ t^dte nit t^om »in, f(aifd^, mUd^, butter, aier
mh anberer bing fo notig finb gu tdgftd^cr fp^^, funbcr
mee öon langen gdd^en ober örtin, öon fd^Iofftründfen, bon
t)nmdffigcn »irtf^afften, bo t)\jH g^t mi gdit k)ffgicng.
Bnndsgenoss IL 19
H Stter fo nun in tmfercn lanbcn (burd^ gotö gcnab)
fold^er (2ßtj) l^aibnifd^cr öbcrflufe tmbclant x% bo man
oud^ ftd^ füiü)en förd^, fo nmn natürlici^er noturfft gn&g
tffut, ijl on not am foßd^ folbgfd^ro^ öff rid^tcn mit gc»*
TOcItem gebot. SSnrulo bcr getoiffcn, ergcmü^ ber Hein
ijerftenbigen, nati^cb ber bo^mÄtigen, crtoed^^t t)% fo tm*
uemfinfftigen gebottcn. STIfo ba§ fc^icr ein erber mon in
bcr fafien nit getl^ar ein offentßd^ firtin l^oben mit fein
mitburgercn, ob in fiö^on bar jü geüd^t nit frofe, funber
meer burgerlici^e b^n^onung ober innerlid^er dnmät tmb be-
fd^nierung be^ genmti^, bo t}on er burd^ jimlici^ gefelfd^afft
ücnneint ju erÜfet toerben. @o man aber angenietet ön*
crfaren önuerftenbig Hit fe^t an bie ort beö ^nrebigen^ önb
b^ci^tl^orcnö, toiffen fie nid^ ju erfennen bie meinung meufd^-
lid^er gfa|, funber fo fie aöe bing (on jn felb^ tmuerfüd^t)
ermeffen nac^ bloffer fürgebung be§ bäd^ftaben, mad^en pe
anbere mit jn 5Ü tl^oren, ober bringen fid^ felb§ mit ben
gfe^cn ju fpot öor allen oerftenbigen. II ®g ift fein ax^
gumcnt, S^riftug l^at fo lang gefaftet, ergo tt)ir fotten eö
jdrlid^ aud^ t^n, fo man bod^ nit lifet öon Sl^rifto, ba§
er idrlid^i) ein folid^ faften gcfurt l^ab. Dar jü l^at er
t)n§ ein fo lange faften nit gebotten, l^dtteft bu attein
©Iirifoftomum gelcfen über SKattl^eum am .oj. capiüzl, bu
l^dtteft bein blobcren ö^Iid^t nit fo brü^Ii(| l^or ö§ ge*
f}rfitt)en. S^ befenn, ba§ faften fei ein orbnung d^rifti
önb ber a^)ofteI, aber nit ein folid^ öaften toic toir im brud^
l^aben, fo t)il tag t)nb fo t)^! gen^onter f:pQ^ ganzen ai^
brud^, önb ein mol im tag effen ic Stber d^riftlic^ fctften,
ift nid^t bann ein billiger bebad^ter abbrud^ fo öil önb
lang ah bir not 2) ift, nad^ biner art gu leftigung be§ I^b^,
in onbertl^dnig mad^en bem gutwilligen gaifi ©olid^^ mag
nit in einer form jcbermann gebotten toerbcn, bonn groffe
tmgleid^eit ift jn natürlid^ gefd^idEIid^eit ber I^b, önb in
onglid^er betoerung gottlid^g infprud^ö im ]^dr|en, on ben
foIid^§ on nufe onberftanben tt)irt. II ®a^ gro§ fd^toer ge-
bot ift ünfe offgetrod^en burd^ bie Slomaniftcn bnb beö
pabft l^offleüt, bar öfe ein betodrlid^ argument gejogcn toirt,
') iaa(^. — 8) noft.
2*
20 Bnndsgenoss II.
fo mit lotffen bcr pxttatm on ireti toiberf^jruci^ fo offent-
ixi) gebrod^cn toixt ba^ faften an bei^ iap^t önb ber ©ar«*
bindl ^ff [2tiii^] an bcr b^jci^off önb hpt tif4 Safo bog
5U rom bie gan^e j^t bcr faften alle nicfege offen fton,
bar inn naä) gctoonl^eit be^ ganzen jarc^ ffo^f^ foufft t)nb
öcrionfft toirt, ift ^ äö öemtercf en baö foüd^ gebot fe^ nod^
minber in önfemt raulien teütfd^en lanb.öffgriegt. 3)attn
ein öbertrdttung ntenfd^tici^g gebot, mit tt)iffen t)nb fc^toigen
ber oberleit jcigt an ein öfflören bcr öcrbünbtnü^. SSnb
ob fd^on ettlid^e tl^ored^te ^fäfflein önb münd^Icin jdrlid^
gro^ mad^cn ba^ faften gebot, tl^unb f^ bod^ folid^g meer
t)% önuerftanb önb on gel)a^§ ber ^jrelaten*^) ber fird^cn.
SSnb fo f^ alfo on örtail öfftoad^^fen, tooHcn») fie onbere
leren nad^ irem fürndmen önb begriff, önb mad^t ein efcl
ben anbem.
H @id^ bie l^a^Iigcn bd^)ft geben ömb gdit örloub
mild^, bntter, Idft, aijer jfi effen in ber faften. S^fd^off
erIouben;^odf)5eit in ben .lyy. tagen. äRnnd^, l^föffen, nnnnen
Ijalten faftnad^t jeit jetli^g atö öil jm werben mag, toaii
e§ nit t^ut bag vermag e^ nit, önb bu bioberer tt)iit öff-
legen on ma§ fo ein groft gebot ben gemeinen djriften.
©olid^g gebot bringt l^unbertaufent tobfünb jarlid^, fo
jeberman tttoa^ mnttoiHen^ crbendEt, bo mit er öorl^in
linberen toil bie tinmdffige fünfftige faften, ba§ er nit tl^dtc
too nit bie faft I)dr nad| Idme. S)ann man ba§ gan| jar
nit fotid^ önfinnigfeit erzeigte, atö tjor faftnad^t, fo man
bodf) jm jar fnnft me fug barjü I)ette. SSnb ob man fd^on
öermeinen tooü, fo and) bie l^aiben im Iiomung folid^ bu^en
toeife geübt l^aben, önb man ö^Iid&t in angenumner d^riften-
Kd^er toeife ^ab getoölt folid^ önfinnigfeit abftetten, burc^
orbnung, bie felbig geit aud^ jimlid^er froib abbrud^, atö
ber brautlouff, bo mit bar neben önjimttd^g gar öermitten
blib. @o tottz hoi) äugen fd^einlid^ ba^ folid^ gebot nit
meer gilt, bann man ba^ tt)iberf^)U öerliengt, önb braut-
louff toiffentlid^ ömb gdlt gü la^t. Slud^ foli(^ gebot biHic^
öffge^abt folte toerben, fo man fid^t t)^ erfamüfe fo M
*) ifk. — ') ^Jtelatem. — ») tüiffe.
Bnndsgenoss 11. 21
I^Uttbcrt \ax, bad fein bcffcrung aber mccr öerfd^ulbung
her tmad^tfaml^eit l^alb bar an% ertoed^gt.
H 9"^ mir önb mein . fiiij. gcfettcn ift§ ein gntifle
Haltung, !ain latf er fei inng ober alt, rid^ ober atm, gc«»
unb ober frand [7I4] f^ öerbunben b^ tobtfünben bie
aften üor oficm jü galten. SBeld^er c§ aber tl^flt toiHig-
iid^ bent tobUm toit eö nit l^inberficl^ triben, aud^ nit öil
b^nimb loben. SSnb önfer truiocr rot toerc, man griff
ferflid^ on flaifci^, aier, fd^, butter, müä), fur| alle getoon*
lic^ fpeife jü braud^cn, bann bie fdibige jcit Heiner mife*
braud^ gefc|e^en mag, fo fd^ier ieberman bie felbig jeit
in groffer arbeit meer bonn anbere jeit befd^todrt ift. Stter
ein fold^er inbrud^ foH gfd^dl^en mit geiftlid^er önb todlt»*
lid^er ^irelaten rot t)nb ^ilff. SJnb ift nit an jü fdl^en ob
ein Heine jal ber mcnfd^cn ba§ mifebrand^et, bann and^
toetn tmb brot, \a anO) ha^ l^eilig facrament mi^brand^t
toirt, bannod^t fol man e^ barumb nit aUf)m.
äRenfd^Hd^c tl^orl^eit ift fo önmdfftg, toann man ein
fnnbercn mifebrand^ toill toenben fo legt man gemeine ge*
bot ober öcrbot and^ öff notig jimlid^ bing.
U^Se ^)rcbiger bnb b^d^tt)dtter folten ba^ criftlid^
t|I| öoIdE öermanen gu mdffiger nieffung lipUä^v
noturfft, onb gu ]^dr|Iici&em l^a§ ber laftcr ö§
liebe ber tugenbt, onb gu l^ifeigem tmb emftlid^em gebdt gä
gott, bar gu faft wol ^ilfft gu ettlid^er geit mdffiger cA*
btnif) ber fp^fe önb trandE, bo mit baö gebdt mig watfer
gu got gefd^dl^en. H ®ag man jm jar öier gronfaften l^alt,
tmb ben ©l^rift, Dfter, ^ngft abent faftet, bo gu fo man
ettoan offenließ proce| ünb cru^gdng tl)ut, bo man ge*
meine gebdt gu gott ümb gegenliüffig not t^ut, lob id^
faft. Stber baö burd^ foKd^ö faften nit gelert »erb ba§
öofrf, atö ob e§ got^ gebot f^, funber e^ f^ allein ein tjffcr
angeigung ber Krd^en. S)en gemeinen d^riften gu leren
toic er ba^ gebot gotteö tjom toadcxzn gebdt fott t)erbringen
mit nüd^terfeit ünb mdfpgfeit I^|)Iid^er noturfft. S)ann
got l^at jettlid^em menfd^en gebotten er fille fid^ l^dr^Iid^
im gebdt gu got feren in begerung aller nötigen bing, tmb
in bancffagung für alle§ gutcö. 8olic^ gebdt erforbert
neild^terl^eit ber finn, mh foIid^§ gebdt tt)irt don (S^l^rifto
22
Bundsgenoss II.
t)ttb fönt 5ßauIo genant faftcn. [71^^] Stbcr ba§ juben
faften ba^ jefe t^ünb bic frdffigen münd^ ntit ircn ftra|cnben
Md^en, ünb c^ anberc leren, ofö eben öff bcn tag önb
eben fo t)tjH tag önb ^n abbrud^ nötiger getoonter f<)^§,
t)nb öff ben mittag öol önb jfi ®otta| nit ler, baö ^at
lein grunb in ber gefd^r^fft, ift aud^ ein f^jot it) allen
ftnbcn be§ glonbcn^. Safe bic^ nit belüntmeren ba^ etlid^
lerer atö S^ontag önb fin§ gelid^en, ö^I öff biß önb anberc
rontifd^ ober ntenfd^Iid^ orbnung gel^aften l^aben, bann f^
geldbt ^aben ^ tjn ber begriff (i(|en finftemü^ bie got öcr-
^engt ^at jtoe^ l^unbert jar lang ober bie d^riften^eit, önb
id^ gloub bo^ bie fettigen terer, toeld^e ö^Iid^t b^ got im
l^^mmel finb, ein mittiben mit önß l^aben ba§ h)ir burd^
ir irrfal alfo irr gonb, önb got ffeiffig bitten ömb önfer
erleüdjtung, önb got geweret f^ an ön§, bann tool l^nnbert
iar lang önb lenger l^at ie meet önb meer ju genomen
Hein Haltung fold^er ceremonien, afö bu Iljft im ©coto,
DIam, ®erfon, önb netolid^ in ber e^)ifiemng ber boctoren
fo önber gefd^riben ^aben ben ratfd^Iag boctorig ®abrieli§
Siel öom faften. STber merdtlid^ erbarmet fid^ got ober
bie tüdtt ja önferen tagen bo ett)angefifd^e fr^l^eit lüd^tet,
önb menf^Hd^ gefa^ in irem grab abgeftoffen mirt. Stber
id^ tt)iH nit tenger bid^ öffl^alten, o Idfer ba^ bu nit ön^
tt)inig toerbeft ober öerbrüffig önb id^ aud^ bt^b b^ für^
fd^reibung meiner bunbt^gnoffen, öon ber jetüd^em bu nod^
ö^I trofttid^er lere ^oren toürbft.
®z^ab bid^ tool bie j^t naiver.
*
') l^anben.
xxt vevxna
nung aller d^rifte
ba§ fte ^iä) txbax-
mc bbcr bie floftcrfraiüe.
3:]^u fein Jod^ter in ein
flofter, bu Idffcft ban
bi^ b&d^Iein t)or.
J)er .111.
24 Bondsgenoss ni.
[71}^] VtaStt ift§ an mir britten bunbtögnoffcn, id^ foff
t[ I öff bif en tag ffeife an f cren bo ntit iä) cnt*
bccfc ber todit ircn groffen bcfd^toerb, @o meine
mit gefellcn gfagt l^aben öon öigilg önb mdffen, bo j&
öom faftcn, bunät mid^ gät fein gttfd^riBen Don Iloftcr*
fragen tmb niemanb rüm^jffe bie nafen barab, ec bonn er
öerldfe t)nb bcbencf mein für^altung.
Site offt id^ bebend! gemeine^ tüdfen beren ptx\onm
genant Hi)fterfratt)en, fo mirt aU min gcmüt ju erbarmunj
belegt, toann ttjer mag on groffc^ l^dr^eleib ir arbeitfdlig*
feit bebend^en. @id^ in irer blüenben önerfamen iugent
himmen fie in ein gefendfnü^, bar au^ fie nümmer erloft
mögen werben, bo fie ire not nit mögen nod^ bebörffen
Hagen, t)nb ob f^ fd^on clagen, mag in niemanb l^dffen.
Sie tt)erben, gloub mir, ber merer tlieil betrogen, aint*
toeberö burd^ liebreben irer frünb ober burd^ guten ^) f d^ein
ber Hofter, aljo ba^ f^ meinen go't i^ah f^ beroten, fo f^
ber bn^ l^at befd^iffen.
®ie eiteren finb offt fd^ulbig bar an, fo fie ober Don
armfit megen ire finb ba l^in tl^unb, bo t)on f^ ober ettlid^
jar begerten mit etoigem bdttel erlogt toerben, ober tl^änb
ed t)B ctnbad^t.
3d^ fag eüd^ ein gefd^dfjen bing, ainö motö fagt mir
ein flofter frato. SBüfet i^ ^^vx^ ctter in ber l^ette, önb
mod^t f^ mit eim Slue maria l^drau^ bdtten, id^ n)oIt f^
me l^inein bdtten, ba^ fie mid^ in bi§ cttenb tt)dfen ge*
hvai)t l^aben, l^etten f^ mir fein ebelman mögen geben
jfi eelid^em gemal^el, fo l^dtten f^ mir bod^ ein ^amrcn
geben.
D ir tl^ored^ten elter, tt)ie lonb ir eh)er finb fo gar
öerfaren Don ciüoer^ ndrrifd^en tt)ong toegen, loie mögen
ir ettjer flaifd^ mb Hut atfo l^in tt)erffen, baö ir fie geben
an 2) b^fen brotf^j^fe eini^ floftergldben, totx e^ atö öorg^ten
bo man arme finb in bie flöfter tl^et, fo lang bife oiner
fam önb begeret ein tool gejogen inndEfratt) jä ber ec (ate
nod^ bie fr^ fratoen finb) bo toere id^ nit öbcl on, ba3
*) Im Druck : götem. — ■) ge^enn a.
BondsgenoBS III. 25
man olfo finb in bie floftcr ftic^ tmb fo oin öff bie \av
lamt, ho e^ fein felbö befunb, tmb ober ba§ toott fein
lÄbcn in rainigfeit tmb rüto öcrgcrcn, tooltc [2ttj] id) nit
ttnbcrrolcn funber bar jfi öermancn mit allem ernft. SCber
bie tmueri&rige ingent an ein folid^ en)ig fetten binben
nnberrat i6^ allen menfd^en.
S)n tl^ttft bein finb tjon eren toegen in ain floftcr^
groffere eer toere bn gebeft im ein frommen gefetten ju
ber ce, ob er fd^on ein l^anb tottd^ man toere. SBilt aber
nit geaci^tet toerben fo nac^gültig, ba^ bein eble tod^ter
aim patoren »erb, tmb toaift nit ba§ folid^ inftoffen atten
menfd^en ein urteil bringt beiner armnt.
D bn l^orte fteinin mäter, toie tmgettübig bift bu
beincm finb, meinft bn e^ f^ ]^äl|in ober ^pn, afö ob e^
nit merb mnffen enHjfinben l^^ftige ra^^nng §u l^bS luft,
(d^ tool bn f^ befnnben l^aft, tjnb mirt ir f o ü^l fc^merer,
mie ö^I ber fürtt)i| tmerfaren^ lnft§ meer anfid^t bie tt)^!)«*
lici^e gemut.
J)u teilt nit bin finb geben in ein armen eeüd^en
ftonbt, barinn cö fid^ mit eren tmb mit rnto ber getmffen
gebrand^en möd^t I^bS luft t)nb t)nlnft, rnto t)nb tmrnm
tmb müft toarten tdglid^ teo bein finb augbrdd^ in fein
begirben, tjnb fid^ mit fc^anb t)nb fünb eim nac^gültigen
ftatt fned^t ober ö^d^ fnec^t tmbertocrffe, ja mo e^ bo b^
Mibe t)nb nit erger§ öolgte ber tmgenanten fünb, and^ mit
bofen gafften, loie laiber je^ an öU orten erfnnben toirt.
SJnb ob e^ fd^on in natürlid^er form blibt, ift gn bcforgen,
man l^inber bie em^jfanrfnnfe ober tjerberb ba^ emp^anqm,
ober ermorb ba§ nero geboren finb, ober bie finb »erben
toiffcntlic^ t)nred^ten tjdtteren geben, mit etoigem nagen ber
getoiffen.
3(c^ teie t)Ql t}nnb lange gebdndt befnmmeren ba^
jnndffrotolid^ ]^dr|, bo fie fo t)^I iar, fo t)il tag tmb ftunb
t)nb angenblicf geftitpfft loirt jn froib ber tt)dlt, jn tl^an^,
öfö^tg, gefd^toafe tjnb jü grofferem, bar tjff ir öermittipng
fattet, bann ob bein finb in eim leerten ftain öerborgen
toere, fo f^ret bie natur nit. SSnb je t^orecjter e§ öpn
natur ift, je meer e§ off fid^ felbi^ genaigt ift, aU aud^ an
bem ö^^e funbtlic^ ift.
26 Bundsgenoss III.
3)u folt anäf Momenten, je fcütnmcr önb öngefd^affner
ein^ x% fo ö^I itiecr begercn fte gdiebt fein.
[2lij^] @^ fott gefangen fein, öngeac^t fein, öngetrift
ein, nit ain tag, nit ein jar, funber on alle l^offnung, aH
in Idbtag, tt)ie fanftn leerte muter folid^^ an beim l^dr^cn
iaben, beim finb tüere lid^ter fant ägat^a matter, bann fo
ein langet queften. 3)u f^irid^ft'), e^a got gibt gnab fo
fie in anrufft*^), iä) fag rainigfeit önb mart^r toirt nit
jeberman öeri^l^en, ber aucS^ e§ begerct, funber aHein benen
e§ got günnet, bag emangel^ leret ön^ foIici^S. 3)u f<)ric^p,
<iine tröft bie anber, id^ fag bir gemeincHid^ ift eine bcr
anbem teüfel, ba^ f^ einanber Höfter önb orben ju eng
mad^en, tyni ettoan ein gut l^dr^ meer Hagt irer b5tt)onerinn
belaibigung, bann alle anbre anftöft. D toe bc§ groffcn
Iaibt§, fo ein öerloffen befd^Ioffen iung menfd^ offt ge*-
bendft mie eö jü luft fumme, ob eg toeH in ein gemein
l^auft lauffen, ob e§ tobU in ^embbe lonb on miberferiid^
louffen, ob e§ fid^ toett bem tüfel ju einer gefponfe er«
^zim, fo e§ mit bilben f^)itet, önb mit gcbanrfen feget, fo
cd ju fd^mad^ feinet I^b§ in toad^en ober im fdf)Iaff fumpt
önb bod^ bo b^ bie getoiffen nit rumet, bo i\) gebenc! wie
e§ it) allem 3) önglüdE önb I^ben be§ teüfefö marterinn ift.
@o e§ ein öfffe^ige d^Jtiffin ober ^jriorin i^at, ober fo fie
erjümet eine bie ber oberleit in funberl^eit lieb ift, mag
e§ nümmer raft nod^ rüg ^an. 6§ fi|t önb iamert fid^,
bo fum:pt ber teüfel önb öerfudi^t fein l^eil, ob er in folid^em
leib m6g ba§ ]^dr| in öcrloiligten luft toerffen, önb er ge-
figet offt önb. ö^I, mand^e f)at fo ein bI6be§ l^oupt, bod ir
ber befd^tufe ein ferd^er ift, mand^e ift fo önrämiger finn
ba* ir ainigfeit ein fdgfeür ift, mand^e i)at fo ein abettd^,
burgerlid^, menfd^Iid^ |dr| bad ir Hoftertid^e ^jatorifd^eit
oin Iiette ift. Du meinft fo bie fürtodferinn be§ Hoftcr«
öil funberd gftt« öon bim finb fagt, ed f^ ir in funberl^eit
befoil^en aU bir, önb gebencfft nit bo i\) ob f^ toolt bcin
finb funberlid^ trftftcn, bie ö^Ie bcr anberen, ia ir n^b
önb n)^^)Iid^ önberbunft moc^t cd nit erleben, fo oud^ offt
ein fürtodf erin <) iren gefd^toifterig im flofter am minftcn
0 fj)n(^t. — «) aröfft. — «) nffem. — *) fürtoÄferetn.
Bondsgenoss III. 27
gut§ barff \>ox bcn onbcrcn tl^fiti, bamt Hoftcr ncib ift ort
alle tita§. ©cbcttcf bu leerte mutet, für l^in mu§ bin finb
ittt cffcn tootttt c^ l^ungert, maß nit tritidcrt toonn eö bürft,
tnug ntt rutDen toaxm eS mub ift, funber mug [2(ttj] ^fi
gcmomer fhinb fo ed onbcm onmfitig ift fotid^g tl^un, jo
tnfi§ fi^ glid^formig bcn onberen l^altcn in fo groffcr tm*
flti^eit bcr com|)tcjion. ©ebene! toie ein groß cru| tegft
bu t)ff bin finb t)nber bent ed t^^Iid^t etoiglid^ t)^tndt.
<Sot t^erßd^t nit aQen ntenfd^en bie gnab 5Ü luntnten ju
<l^ftenO glouben, t)nb ergaigt aud^ fein t)ngrünbtli^ er^
tociung önb öertoerffung on bcn öngetoüfften finbtin, bie
on |)erfonIi^ toürdKid^ fünb öon gotä ongefi^t etoig öcr*
ftoffen finb, (Srleüd^t oud^ nit aQe d^riften bie e^ and)
tmberftonb ju ft^gen t)ff bie l^ol^en rdte ber feüfd^eit tmb
gan^ t)erluft ^itlic^er ^ai. @oIid^S toitt aKein t)erlQ]^en
benen e^ öon etoigfcit öon got berait ift. SBetd^er got-
gfeüiger orbnung, t)on toenigen auä) toenig naä) gebadet
toirt t)or beut ingang bc3 ffoftcr^.
3)u f<)rid^ft, ic| teil meint finb rum fd^offen bo mit
boj^ cg nit atö ein eHcnbc ec l^ob afö id^. @id^ ber on*
fong ift bir folfd^, önb bifcn falf^ bilbeft in aud^ binem
finb. SBer fagt bir ob got beim finb loerb friblic^e ober
tmfribfi^e ec befd^eren. SBcr fogt bir ob got beim finb
im floftcr minber t)nfrib tocrb gu l^anben ton gon bann
inn bcr ee. SSfe mißtrüto ju got toirt ba^ angefangen,
önb t§ mag got nümmer gefallen. 3)u ftettefk bein finb
in ein farren bcn eä muß giel^cn U% c§ tumpi gu bcm
ekoigen toagcn. SSiKid^t mainftu on l^inbcmüß migc e^
got bienen im floftcr. 2Bo i^ it)t l^dtte, mi(|tc id^ bir
angaigen, ba^ ö^Ii^t gcfdrlid^er, fc^tocrer j^inbemüß f^ im
floftcr an toarem d^rifttid^en goti^ bienft bann in bcr wÜt
Sd mittoürdEc bann got fonbcrlid^ mit feinen genabcn, fo
mag im niemanbt ^riftlid^en bienft bcttnfcn toebcr im
floftcr nod^ in bcr todlt, tmb tocr öcrl^^t folid^e gnab
(t3% ^aimlid^cm örtl^ail) öilen in ber todit bann in ftoftcrcn.
D toc bcr groffcn blintl^eit bcr floftcrlcüt, toie ticff
ftedEen f^ in tmtoiffcnl^cit re^te^ l^aifö. 0 bu abgrunb
') c^riftem.
28 Bandsgenoss III.
ber örtl^ait got§, tüte öerl^cngft bu ein totfe öBer bic gc*
nonten galftlid^en. ©Itd^c f|)^B, traticf önb Hoibung, tood^en^
rfttocrt, faften, arbeiten tc. ift bcn önglid^en cont|)Ie^on ein
ötttrdglid^er [2tiij^] laft, önb ^np^ä) an je fd^Iogen, aber
fd^ier önmüglid^ gu üben. S?nb ba^ f^ gefagt öon bcn
befd^toerben be§ I^b^, jefe nim toar ber befd^toerung ire^
gentut§ önb getoiffen.
Db fd^on bein ünb aller obgentciter befd^toerbe nit
aä)ttt önb fid^ tooÜ fürbcrlid^ öff ben got^ bienft geben^
fo ftabt e§ bod^ je^ umb bie ftöfter, bag man fie fliel^en folt.
@§ ift ein alte reb ber l^ailigen, too ein lafterlid^
ntenfd^ ein anfed^tenben teüfel l^ab, bo l^abe ein fruntm
ntenfd^ tüol ^el^en ober .yy. SBer tceißt aber nit bie
manigfeltigen lifte önb anieüff ber böfen geift, beren bein
Knb int Hofter getoarten ntüfe önb alle§ I^ben in ber toält,
aUe öntrelü ift bem nit jü glid^en. 3^a fott fid^ bein finb
bel^elffen ntit l^e^Ifanten leren ber l^elgen gefd^rifft, bann
ba§ n)ort. gotte^ ift ein fd^tüdrt beä gaift§. Slud^ bebörfft
bein finb trütceS rabt§ erfamer teüt. 3^ Hofter ift im
ba§ öerfd^Iagen, bann latin öerftonb fie nid^t, önb fötten
bod^ aUe tag 5U t^fd^ önb dftor gelten ftnnb mit latin umb
gon, e§ f^ mit fingen, Idfen önb bdtten, be^l^alben ift ^nen
bie felbe j^t önü^ önb fd^toere. SJnb fag mir nit, ia öer*«
ftonb f^ e§ nit, fo öerftobtS aber got önb bie engel. 3[d^
fage bir, bein reb ift toaffer önnb lufft, bann foHid^en
ganzen önuerftanb ir gan^ tdben lang, appxobkid gotntt.
SBo ettoan ein verborgner f^jrud^ ber pl^er^ J)ff im trcgt
bann bie toort angaigen/ nit öerftanben loirt, önb man
bod^ öfe anbad^t önb öfe eer jum toort gotte^ ba^ f eibig
lifet ober f)6ret Idfen, bo l^at bin rebe ftat. älber in ganzem
tmuerftanb ber ^pxaä^ i^at got Hainen, id^ fagtc fd^ier fainen
gefaHen, önb ob f^ fd^on latin öerftunben, ba^ bod^ ö^I
jar im braud^ ift gefin, fo finb bod^ öngnugfame leren in
foHid^em fud^in latin befd^riben toorben, bar aufe nit gnüg*
fame önberloeifung funben loirt gu öolfommencm ^rift-
lid^en got^ bienft, öon befe toegen bann bein finb*) im
flofter ift. S)arumb ift ein foHid^er groffer abfal in^
») fcinb.
Bundsgenoss HL 29
bic Hoftcr funtmen, fo mon önoc^tfani ift gcfiti öff bie
ii^riftenUd^c Icrc, toie bu f^)^§ iffcft, ölfo t)bcrfunH)ft bu
flaifd^, önb loic bic tcrc ift, alfo tocrbcn bctn l^dr^igung
tJttb fittcn.
$te merd aug b^I I&fen ber ^ailtgen 9)i6Ha tmnb bo
# [2tmj] bic alten bglcgcr, al3 Drigcnc^, Erifoftoniug *),
^terott^mu^, SlugujünuS ac. cntf^jringt rechter ftnti mi
oiibad^t. Slbcr too toütu foHid^^ tcrcn öcrfton, fo eö bitte
b^d^tödtter^) öttb Idßttteifter felbö titt lotffett. Dnd) ob bu
fd^ott bor beitn ittgattg gut latiit füttbeft, ittt Softer Ite^
Tttan bi(^ nit Idfett gute bu^er. 2)attn tnan t^ut raud^,
tngetert, buuerftenbig mün(^ gu ben Kdfteren, foKid^en toere
laib bad bie nunnett meer battn f^ toüften, fo günnet foKi^
dne ber onberen nit, bog il^cne tne funb bonn f^. SSnb
bebedEen e^ mit bifent ntantel, foKid^ ftubieren gehöre ttit
in ben nunnen, es bring ^inbemü^ an bentut, an an^
ba^t K. ®o bod^ ünuerftottb aKe lafter tnit int jeüd^t,
tttb anfencftid^ finb bie fratoen tlöfter nid^t anberS ge^n
bann fd^uten beS gefa| gotted. Sltö aud^ ber toei§ $^iIo
anzeigt int bud^ bon ber bef^otolid^eit, t)nb alte l^iftorien
t)n| foIid^S berid^tenb. 3^| miffen bie nunnen ni^td bann
t^anbntdr t)nb frafcare^, au^ t)g teütfd^en bu^eren ^u Idfen.
SHfo baS tixoan eine bier|ig jar ein itunn ift getodfen, tmb
no^ nie für ftd^ felbi^ bie t)ier etoangeliften tmb e))ijtoIag
tßauti ^at au^ geldfen. 9htn fag mir toem foK bein Knb
feine not flagen, fo eS bilid^t (t)g brfad^) bem b^d^tbatter
nit trauioen bebarff, ober er ju ir fein gunft itoc| gttab
l^at, ober b^Iid^t fie jkoe^ einanber t)n5imlid^ l^olb fittb,
tmb bie beid^t neüt ift bann ein bulfd^afft, gitn^te ir au^
nit ein anberen an ;S ff)red^en umb rat t)ttb obfolution,
baS f4 nit argmenig merb. ^ud^ fo la^t man bngem ;u,
baS anbere orbend leüt toifen tmb teren bie itunnen, battn bie
l^n beftim^t fittb. ^b ire münd^ ))rebigen fabel tmb tl^orec^t
bing, toie f^ eS gelemet ^aben, bo mit ^at ber teüfel gc*
nmnnen, fo er fein fürgang f^ai btt) bem t)nuerftanbt ^ail^
fomer tere, 3)attn nid^t teeret ber töfel fo öaft afö redeten
Derftanb ber feigen gefd^rifft, bann alfo jefid^t er mit fr^be
0 (Stifofioimtd. — >) htf^t>htUt.
30 Bundsgenoss III.
ömb aU ein fdber f^j^t, bic lt)b önb fctcn ber d^rtften
mcnfci^en, olfo bo^ it) oller bünbtl^eit obgemette flofter Icüt
meinenbt fte ftenb erleüd^t tmb öff bent redeten tcdg. S)ar
5U öotter mtb ntuter bringft bu bin finb, a(fo ^a^ bu e^
öerforget.
[2tittj^] 3)orum l^oft bu ein tod^ter, bie feüfd^cit ttjcll
l^otten, ^db fte in beim l^oufe bein lebtag, fie ift an feint
ort ba^ be^ut, (toiH fie felb§) bann in ire^ öatterä l^aufe,
laß fie maffig arbeiten in beim l^auß, bo mit f^ aud^ jä
fd^affen l^abe, ju bequemer ftunb laß f^ ba« gotiJtoort l^ftren
önb ir gebdt ju got tl^ün, toxi fie ba§ nit tpn, fo l^at fie
fain redeten gaift, bar ju magftu ir ba§ loarten in nöten
önb fie bein au^. aRagft aber fein foften mit bim finb
l^abcn, tüie föHen e§ bann frembbe t^un im flofter, bo cini^
faum mag be§ anberen atum ried^en ober fd^atten f&l^en.
S)ar ju t|uftu groffe fünb fo bu önioittig bift gfi forgen
für beine finb ba^ bir got befotl^en l^at. Siftu arm, toort
önb trete got, er loirt bein finb tt)oI on ba^ flofter öer-
feigen, fo bein finb got^ford^tig ift.
Sere bein finb ba^ e§ aH tag got bitte ömb gnab,
bag eg in ein folid^en ftanb fumme bar inn e§ mftg filig
toerben'), önb befild^ e§ got, er toirt e^ ödtterli^ öer-
filmen.
aWein rat ift ba§ man fürl^in in faim fratoen flofter
laß bie br^ gelübt tl^un.
S)a§ man äße flofter jiel^e öff ein form, toie je| bie
erberen fr^ fratoen ^aben, atö jü Slnbloto im @Ifa| ift.
S)a^ man fratoen fI6fter toß f^Wen fein ber jud^t
ainS ^riftlid^cn loifenS, aud^ ba^ man bo fclbft bie Knbe
auff l^au^l^alten önb arbeit jiel^e, aßfo ob fie ein mol ec^-
fratoen toerben bag fie toiffen ^an^ ju l^altcn.
SHIe reb fenfter fott man öffriffen, bag man fie fi^
önb I)6ren mög, fo nad^ öertoanbten ober erber gut frünb
fömmen, ober fo ainer loiH im bo ömb ain crlid^ tttotjjb
toerben.
^a^ man aber bie mann gar in ba^ flofter laß gon
») »erben.
Bnndsgenoss UI. 31
lob i^ ttit, bann e^ and^ nit not i% eS bienet auc^ ntt
jn einer guten ^ut.
S^ foK aud^ ein jetlid^er man eS barfür l^alten, ba^
im gefc^oi^e ein gnob Don gott, fo eim ein foQid^e mol ge«
jogne, feüfc^, f^am^fftige jlundfrako aug eim tlofter ^u
taU toirt. ®ie foKen au(| erli^ geilten toerben t)on ben
mannen, n)o ba^ nit gef^d^ foQ ein oberfeit f^ barumb
fhraffen nad^ gelegeni^t ber fad^. 2)ar ^ü mag man bifen
finben ba% loeren mtü|e bing ober g^tlid^e friib, fo man
inen t)or [2I5] fagt, fie fotten e§ meiben, big fie batb in
ein etilen ftanbt *) fummen, bo fie fotic^ bing mit fug tmb
ftat ^aben migen. 9Kan fot aud^ fte laffen faren ju bab
tmb iü na^en frünben toann eS not ober nu| erforbert
mtb baS mit eerßd^er gefelfd^fft, miQ aber eine og fnnbrec
anbad^t alnieg feüfd^t Ratten tmb gar ber teüt muffig fton^
fyit fie guten bel^itff bar ju, f^ belib ^htben im flofter tmb
la% VC loot mit got ftn.
2)ie nifter ftnb n}otbegabet mit rid^tumb ju narung
ber |)erfonen, baö man mag einer fo t)^I l^dr tj% geben,
als oil fie hinein ^ai bxad^t, n)o aber ein f(ofter fo ann
ift, ift beffer, man lajs ed ab gon tmb geb eS an ein
anberS.
Saine foQ ein toilct tragen, f^ toeU bann toilliglii^
t^ funbrem anbad^t l^nben im Ilofter fein, t)nnb möge bod^
ti)oI ben anberen günnen ben fürgang.
2)aS gfang t)nb tagj^t in ber Krd^en foK fur| t)ni!>
leicht fein tmb ir ftatuten tr&glid^.
2)ie geßibte, bie big ^dr getl^on ^abcn Hofter fratoen,.
binben fte menig, befinben fie baS fte nit mögen l^alten
ir gefunbt^eit ober rainigfeit, fo raten inen mine bimbtä-
gnojfcn, pe föffen foßc^em getoonßc^ Hofterleben abfton
tmb eemon nemen ober fünft in ber mdit got bienen in
d^riftenU(^em mefen mie f^ t}ermögen. 2)ann got nnQ nit
laffen gditen foli^ tl^ortic^ tmbeba^t, t^nuerftonben, ia id^
fagte gern fc^blic^ geinbben. äRagft bu betoerli^ ^off^n,
bein b^fd^off gebe bir t)rIob ju folic^ aujsgang, fo bit
in barmnb, magft aber nit bid^ foIid^S ju im t)erfe^n,
«) ftabt.
32 Bundsgenoss III.
fo btf^jenfiercn tüit ,^\) tutibtöflitoffeti mit bir öjf gotö
bamt]^4r|iglett. SSerf^l^e hiä) mit eim erbeten gefeHen in
tetid^en ftanbt önb erg^b bid^ got, ober*) nere bid^ fünft
mit got önb eren. @g tcirt in furfecr jeit bar jfi fum^-
men, bo§ bu bid^ nit barffft ö^I fordeten öor loiberftanb
beiner ober!eit, fo bu ög bem flofter bift. gürberti^ fäd^
^ot önb fine gebot, fo finbeft ^n, e§ f^ im Hofter ober
^ärbffen, fud^ft bu ober got nit, fo l^ilfft fein goUer für
ben galgen.
Sein man foH fid^ formten ober fd^emen ju ber ffie
nemen ein Stonnen aufe bem Hofter, ömb bie e^ ftabt toie
id) oben gcfagt l^ab, bann er tl^üt ein l^e^Ifam toblid^ todrdt
Dnnb gott [2t 5**] toirt im Ionen.
@§ ift tool ju erbarmen, baö bie frotocn Hofter fo
t)^I befd^toert finb mit ben önöemünfftigen ftatuten, bie in
t^ored^t öngelert önerfarcn münd^ mad^en, bann fie jtoingen
bie armen finb ju glid^er ober ju grofferer arbeit bann
ben münd^en ift öffgetegt, mit fingen, faften, lefen, toad^en
tjnb ber gl^d^en, ba§ toot 5U erbarmen ift.
3)ie nunnen muffen offt faften, fo bie münd^ flöifd^
tffen, gefotten önb gebraten, ja bie nunnen muffen eö in
fo^en onb borffen nid^t bar öon nieffen.
S)er ftofterfratoen toirt abgef^Iagen ir öatter önb
muter jü feigen, fo bie münd^ ade nütoe fürtoi^ige bing
ober ein toeiten todg fud^en.
S)ett armen finben toirt ai gefd^Iogen in ein gcfunben
lufft jii fummen, in ain natürli^ bab faren, in groffer
not ire fterbenbe öätter önb muter ^eim ju fud^en, fo bie
tt)^I bie münd^ burd^ aUe tanb louffcn on örfad^, mit
trgcmüfe önb befd^toerung ber leüt.
SSnüfe ömblouffen önb öfegon ift aud^ crbcren fratocn
in ber to&It nit erloubt, aber n6tigi^ au^gon ift oud^ ben
nunnen nit jfi toeren, toer e8 aber tl^ät, ber tregt got in
feim geioalt.
S3iK man nit t)ergännen benen bie j|e| in Hifteren
finb, bad fie nad^ meinem rat t^nb, fo t)er]^&t man bod^
baiJ fürl^in faine öff bie alt toei^ tocrbe angenummcn.
0 obere.
Bondsgenoss IIL 33
3)er bte tmuncn anriet t)tjH jü fingen in bcr fird^cn,
\oixt öon fönt |)icrott^mo gcf^olten.
5)cr f^ ^inbert an fltjffigcm ftubicrcn bo§ göttUd^ ge*
jö|, fünbct in got önb irc fcel.
SSann man ton^it tok ein bloben gninb ^aben ber
orben regel, mon ^ielt nit fo ö^I bar öff. aber ö^Iid^t
n)irt bo öon fagen einer öfe bn^, bcr öff bie bing toifer
ift bann id^. ®o 6)) tüill id^d laffen bliben, bann mein
tag ^at ein enbt. S)od^ öermane id^ äße ffofterfratoen,
\>a^ fie got ^nt^erftd^tlid^ anruffen t>mb ^ilff t)nb baiS fte
Ibegeren ein d^riftlid^ loben füren, borp in gott toeff l^elffen
im floftcr ober ]^4rö§, fo toirt f^ got erhören.
fBt) got ift ^^Iff.
Xberlin, Anigew. Sehr. I.
Dn bem lange »er
briifftgen gefd^re^, i>a§ ble geiftlic^e
9Kün(^, Pfaffen önb 9^unnen bie
f^ben tag jett ^eiffen.
^6r 5Ü mimd), ^faff önb nunn,
®rofe gdben bin öorfaren brutnb,
S)a§ fie mic^ l^dtten öor geldfen,
®b [sie!] fie famen in folic^g mdfen.
J)cr .im. büDtano^
Ein Mönch mit
einem Vogel auf
der Schulter.
36 Bnndsgenoss IV.
[aj^] /ttSSntntc mir ^crr 3efu ju f)tlff, bog ki^ pertcr
Tfi bunbt^gnofe mög minent ^ufagcn gnüg tl^ün ju
nu| önb troft bifer tohtt, bo mit fnperftitioti
tüerb geminbert önb bein l^eilig lob gefürbert. ^ l^ab
mid^ tDoI bebäd^t jü fd^riben t)on bem ürd^en geb&t genant
l^ore canonice, önb je meer id^ im nad^ gebend! fo ö^I meer
bertounbere id^ mid^ ai ber menfd^Iid^en tl^or^eit. ©dl^cn
lieben frünb, bnfer münd^, l^foffen önb jtunnen l^oben önß
öerto^fen ba^ toir meinen, nid^t f^ got angenemerS bann
ire öogel gfang, ba§ fie nennen») fiben tag jeit, alfo ba^
tüir önfe nit für d^riften l^atten, toir mad^en bann önft
ber felben tl^eill^afftig, ettoan mit aU önfer ^db önb gut,
bo b^ f^ t)oI önb faiül finb, önb bar neben red^ter d^riften*
lieber got§ bienft öerfum^it toirt, tcelc^er ftabt in lieb, gtoub
önb l^offnung, önb in l^ilff ber armen.
SBa§ ift aber fc^intpfflid^ere^ gu l^ören, bann fo f^
felbg fo tl^ored^t finb, ba§ fie l^atten, ir öerbünbnüß f^
fo grofe, ba§ aud^ töbtlid^ fünb burd^ önfliß in tag j^ten
gef(|dc^.
3n feinet orben reget finbeft ba§ öffcrl^alb ber gemein
einer für fid^ felb fd^ulbig \t) bie 5^t f|)red^en, tcie man
im d^or tf)nt Ob aber nad^fommenbt ftatuten folid^ö öff
legen belümmert mi^ nid^t. 3^^ ^^^ gern eigentlid^ an*
gaigung öon ben tem^jel fned^ten l^ören, tcaruff fie bod^ ir
fumemen grünbten.
®g ift gut 5Ü gebencfen tüie folic^ ort, bie loir ndnnen
ft^fft önb Hofter, ftnb angefangen toorben in gftalt ber
fc^ulen, bo man lernet fünft önb toeife^eit, bo bie meifter
öerbienten ton l^etten, önb arme gefeiten aud^ öffent^altung
irer narung, toold^e bo ftubieren toolten, bie bar nad^ nü^
möd^ten fein 5Ü gemeinen 4m|)tem ein^ ganzen lanbt^,
mb funberlid^ p t)nbertoQfung beS t)otcfg. SBie au^ je|
öff ben l^o^en fd^uten fti^jenbia gcft^fft finb für arme
gefeiten.
2lud^ ob einer toott fein tebtag an fotd^em ort fein,
in tvLtü önb ftiHe got bienen mit tefen, teren önb con-
1) Im Druck: nemen.
Bundsgenoss IV. 37
ttmpütxtn tc. er toere ebel ober patox, bo§ er bo l^ettc
it)t ftot öttb ^^Iff.
S)or jü finb öerorbnet toorbeti tüxä) j^t im tog, bar
inti f^ oC ein gmein gebdt f^jred^en ju gott für oHe tobt
tmb Idbenbig, öoti beneti big ftifftung onfong ^at 5)ar
nal^ ift burd^ feI[aij]|oin fümemen bie fad^ bo l^in fummen
ba§ man ein gefdndhtüg ö§ ben flofteren gemad^t l^at, tmb
ein gditftorf ouß ben ftifften. ^ toolt öngem on beren
ftat ftn am jüngften tag, bie e^ bar 5U gebrad^t l^aben.
3d^ ntag aud^ tool gebenden, ö^I ort, bie je| flofterleüt
ober ftifftl^erren befi^en, finb anfendtlid^ gcftifft toorben öff
eerlid^ loonung ber alten, armen, franden ober fünft ön*
ucrftanbt^ ^alb öntüglid^en ju burgerlid^en l^anblnngen.
9hm [xä) toie angenfd^einli^ bebeütung bn ^aft, ba§
ettoan befunbere flofter toaren, finb j|e| incorj^oricrt ben
anberen, ba§ ettoon fratoen flöfter finb gefin, ^at man laffen
ab fterben önb bie gült ^gen t)ff mün^ Höfter. 9JiI
Ilofter l^at man jogen öff fpital, bar nad^ l^aben fid^ l^faffen
önberftanben and^ ben fpital ba§ ir ent^iel^en, t>nb finb
f|)ittel l^erren genant, atö Slntl^onier tmb l^eiliggeifter önb
tcütfd^ lerren, Sol^anniter zc. S?nb ö^I frier p'faxxm finb
incorjporiert ben ftifften, apüm önb ber glid^en, önb ba§
fünb toa^ ju öerfiuren ben |)faffen, bo§ ift abta§ ben
münd^en 5Ü öerf^j^Ien, öerrciten, öerfriegen.
Sr t^ored^ten teütf^en toie lang toolt ir blinb fein
önb etoer gut t)nb avbdt fo t)bel anlegen, toann man allein
tag iüt fingt an eim ort, fo tatoret eüc^ fein foft bo l^in
JÜ geben, man Idbe fünft loie man toeH, rnib loo am
meiften güt§ ift bo geben ir am meiften l^in, nad^ bem
f^nntd^ toort t7on bem gemad^t ber \)t)lid)t tüä) bar jü ^eüd^t.
SDer teufet f^eigt öff ben groffen l^auffen. S)er fiben tag
ä^t örft^rung ift jtoifelid^, l^at fein gmeinen öcmünfftigen
bfd^Iufe r)t g^öbt, aber t)on eim önb anbem ift ftüdHin^
loi§ bie fa^ bo l^in fummen, loo f^ je^ ift, atö aHtoeg
mcnfd^Iid^e önmaß öngejempt ift, bie münd^ finb bife ftüdE§
ein örfad^ anfendHid^, t>nb be^ le^en tl^or^eit önb mitte
gaben l^aben bar na^ eigengfud^ig münd^ bo jü gerai^t
ba§ f^ ben fj^i^ be§ got^bienft festen in bi§ gtoinfam
toercf. 3)0 bie Pfaffen ba§ gemercft ^aben, gebau(|t f^ e§
38 Bundsgenoss FV.
tüer in ^ntrdgig önb rid^ten anä) bie tag jeit öff. Stifo
ba^ aH ^jfaffen öff bent tanb önb in ftettcn bie tag^^t gtid^
Bappem ntcer^) bann anbdd^tig bdtten. Stber locr !an
anbed^tig bdtten in bent fo er tog j^t fprid^t, fo aud^
ein boctor bejeügt, tg f^ ein önntüglid^ bing nad^ ge*
meinem lauff.
[aij**] S)arumb l^or toa^ x6) önb mine .jiiii. bunbt^*
^noffen öon tag^eiten Italien.
^^3^ f^ben tag jeit ju fingen ober Idfen, ift ein
'^i^ arbeit tcie anbere I^plid^ arbeit, önb aUe bie
fid^ ad^ten bar ju öerbunben, fünbeit bann t)or got, tnonn
fie aud^ in ariberen arbeiten, bo f^ aud^ ömb folb önb
i^b narung bcftelt toeren, öon öntreto ober önflei^ todgen
fünb t^dten.
(Sin gefdrlid^ bing ift, mit ben f^ben tag g^ten fid^
neren. SBeld^e öon önuerftanb megen ober öon anber ön*
gefd^icft nid^t nü^er^ ober beffer^ tl^än mod^ten, bann atfo
in ber ürd^en fd^r^en önb brnmmen, mögen fid^ tool burd^
bife mittel ber tag jeit enteren. SlKen anbem ift e§ ein
mifelid^ ubung fo man fid^ bar an allein lagt.
SSff^) ft^fften önb in Hofteren ift niemand berbunben
jit allen mib ^u fo langen tag geiten, toer nü^er^ mag
tjgrid^ten in lemiing ober tjn leren.
5)ie bem öoM prebigen t)ff ftifften ober in H6fteren,
fo f^ irem ampt fleiffig nad^fummen in ftubieren notiger
bing, finb ben tag j^ten önöerbnnben.
Sd^affncr öff ben fttffften tmb in flöfteren fo fie treto-
lid^ irem ampt ant)angen, finb nit gu tag^^ten öerbunbcn
aud^ öfferl^alb bem d^or.
SBeld^e öff ftifften ober in flöfteren fleiffig ftnbiercn
nü^e bing, ober fie anbere leren, finb nit öerbunben p
tag a^ten.
SSeid^tödtter bie toiffentlid^, treiolid^, d^riftlid^ ba^ it)ä)t
ampt öerrid^ten, finb nit öerbunben gu tag geiten. Slber
d^riftli^ beid^t^6ren ift ein groffe arbeit.
Pfarrer bie felb^ prebigen önb anbere pfarred^t tl^unb,
finb ben tagjljten önuerbunben.
0 metr. -- «) SBff.
Btmdsgenoss IV. 39
aRut^crrcn ober l^dlffcr bcr pfaxxtx finb ben togj^ten
t)nucrbunbcn.
äBeld^er t)or hrattcf^eit nit mag bem d^or t)oIgett, ob
t^on foü^ froncfl^cit nit tbiüiä) ift, tft nit öerbunben bo
^ mal ben tag j^ten, nod^ bar nad^ g^ erfüllen.
SSel^e fo blöb finb baS fie fünft t^b^ narung nit
mögen gewinnen, ober fo grob§ öerftanb, ba§ f^ öntöglid^
finb ju burgertid^en ubungen, mögen fid^ öerbinben ömb
narung jü folid^em gotd bienft ber tag^^t, t)nb in erfamg^
li^ tmb [aiij] tretolid^ öerrid^ten atö eim anberen tretocn
arbeitcr ju gel^ort. «So man f^^ital ftifftet für armer ebet
letot finb ober für anber befe glid^en önb man in nit öff-
legt bie tag j^t jü t)errid^ten, foKen ob gemelte eS nit
tmberfton, önb gott toben ba^ f^ fr^ finb.
3(IIe obgemette firebiger, beid^tt)&tter, amf)t^erren,
Irancfen ic, föKen got t&glid^ fleiffigtid^ in anba^tigem ge«
bdt fid^ bar ftellen nac^ tot)^ inengemdfe önb nad^ an*
Kgenber not. Stber locl^e ftnnb ober toie lang önb \)t)t
ift in nit gebotten. ©o bu öon I^b^ not ober öon biner
notigen narung loegen, ober öfe not beine^ ndd^ften, ober
t)on erforberten burgerlid^en eren toegen nit magft im d^or
fein ober t>^ bem d^or müft gon, bift nit f^ulbig b^ tob
fünb e§ 5Ü repetieren ober erfüHen. Slbcr bitt fünft got
fteiffig für bie, öon benen bu befteft bift jü ben tag j^ten.
aRün^ in flöftern önb Pfaffen öff ben ftifften loet^e
jü lefen in ben fd^ülen, ober jü |)rebigen, ^jfarrer ober
Idiffer ampt gef^idt finb, mögen oug ben flofteren gon,
bo fie aKein ju tag feiten gehalten merben, Dnb ab ben
ftifften jiel^cn, önb ftd^ mit folid^er nüfeer arbeit neren.
@ö toer bann baö man ftifft önb Hofter wiber brd^t öff
cnfendRid^ form, ba^ man foQid^^ in flöfteren fürbertid^
möd^t öerrid^ten ober öffftifften. Slber fo e^ jü önferen
j^ten lumerlid^ mag bar ^ä gebraut tuerben, föllen ob«
flemelte perfonen fr^ laffen Hofter önb ftifft önb l^dr
t)B gon.
• SBeld^e in Höfteren finb önb motten mit fterde ireö
l\)i^ ober mit pnnrid^er arbeit fid^ anberft neren bann mit
tag j^ten, fotten eö önbcrfton im Hofter ju nu^ ber anbem
bie ir notig beborffen, mögen f^ e« im Hofter nit tl^ün
40 Bnndsgenoss IV.
ober barff man ir nit nötigt, funbcr toerbcn gcitoungen
öff bie fatol^eit bcr tag j^t ju belibcn, föttcn ftc aufe ben
Höfterctt gon. 3)a^ gebot got§ öon ber tiieffung eigner
^anb arbeit, tft gröffer bann aller ntenf^en öfffa^nng.
@§ Ingen ftijftl^erren, ntünc^ önb jnfaßig ca|)ton ober
altariften ber tempet, toie fie öor got toöHen ömb ba§ ge*-
bot antn^ort geben.
3^1 mercfft toie t^ored^t bie finb, fo f^ on gefdr ben
anfang öerfnmen, ober anfe notigem gefd^dfft ein öerfe^
p^atm, re[aiij **]f|)onf ori, feigen öberl^ören ober öerfaumen^
ober öon t^b§ natürlid^ tokxd f)iran^ mnffen lonffen, önb
bar nad^ fo anftigO finb folid^g erfüHen mit öfegelafenen
»orten, önb nod^ forgfamer b^d^ten, bar jn f^ önuerbnnben
finb, önb bar neben Heine ober leine forg öff brnbertid^
l^ilff önb biftanb legen ba§ bod^ got gebotten l^at.
Stem fo ainer öon notigem gefd^dfft toegen über feli>
^üd)t, ift er nit fc^nlbig ba§ g^t bnc^ mit im gn tragen,,
er l^alt fid^ in anberen bingen erberlid^ ünb dftriftlid^ ift
im gnug. SBaiJ bn finbeft in bt)fd^offIid^en ober bdpftlid^en
gefa^en ober in ber ^eiligen legenben ober in ^iftorien,.
ober in ftifft önb Hoftem ftatnten baö üngel^d^ ift ob*
gemeltem rabt, fo üerftanb e^ öff mein rat, ober laffe e^
gar fallen toa^ fottid^ bla^jj^er^ ift, ba^ meer fn^jerftition
bann got^ gebot anjaigt.
|)alt nit bar für baö bu ein beffer todrd tl^neft, fo
bn b^ ben tag g^ten bift, bann fo bn bin adEer feieft ober
matten meieft. SBaö üff redeten c^riftlid^en got^ bienft ge*
orbnet ift üom l^eitigen geift, bringt nit gro| l^anffen jeit*
lid^g güt^ jn l^örlid^er brad^tli(|er öberflüfftger fatoler
öffent^altnng ber tem^jet hted^t. Slber toa^ fd^ein be^
gotSbienft^, menfd^Iid^ anfc^Iag ünb gefallen erbendEt, ba^
ift gar gerid^t öff a^tlid^ gelüd, ünb got üerftengt and^ ba*
inen folid^^ ^üffig jnfall, bo mit f^ in gröffer örteil fallen.
81B bn ftd^ft toie flofter t)nb ftifft jü fo groffer reid^tumfr
fummen finb, bo mit fie fo t?^I ju fd^affen l^aben, ba^ bo
burd^ got tjerad^t toirt t)nb aHer gntt^dter ücrgeffen, ober
alein oben l^in gebadet. Sin jetlid^er d^rift fol aVL tag ein
0 = angstig.
Bnndsgenoss lY» ^1
mol 3ttnt tninftett fid^ im gebat ju got !eren t)m6 ^^Iff
önb b^ftonb got§ in bancffagung ömb oIIe§ güt§, er tl^i
folid^ gebdt im ^u^ ober fird^ett. (£^ ift ein lobtid^ bing
jm tög ein mol gu anberen leüten ^n bie fird^en gon tmb
bo mit ber menge bdtten, loer fingen önb lafen tan, ber
l^dlff bcn |)foffen im ^or, öff bie f^rtog funberlid^, öff bie
fontag foH folid^ gemeine faminng nit tmbertt)egen blibcn.
©0 man in ber fird^cn ift foll mon bo§ got^ toort ^ören
Inrebigen, tmb ein gemein gebat t^nn ber pti^tex önb ba§
öolcf für IdbenbO önb tobten. S)o§ mon ober bo§ öotdf
t)ff]^oItet mit tongem gfong ber tog j^t ober ö^I ämp* [üi]
ter fingt, bo3 bem öotd önuerftentlid^ ift, ödsten id^ t)nb
mine gefellen on nn^ fein. @in ftnnb prebigen önb ein
l^olb ftnnb bdtten ift long gnug, toer meer toiH t^un ber
^ot für fi^ felb§ ein longen tog, e§ ift nit not bo§ ein
gon^e pfaxx öotge einem menfd^en in feim fümemen. ®Ioub
mir, trüge nit fo t)^I nn| folid^ fingen in flofteren önb
ftifften teeren nit fo t)tjH |)erfon, @o einer fonm einem ort
gnng tpt, bod^ toid er öff iij. ober .iiij. jiifften cononicn^
fein, nit öon arbeit toegen, funber ömb jcitlid^en gtoin.
SJnb toäften bie le^en toie öerbroffen, toie t)nn)illig finb
münd^ bnb ^foffen ju foli^em tempel bienft, fie lieffen
folid^ meft fd^toin ba§ ir fd^offen önb geben nod^ lt^i)tn
ntd^t öff folid^ ir gltifenerifd^ got§ gefd^ro^. ®^ ift ein
groffe ^offort bo§ folid^ münd^ önb |)faffen fürgeben, ir
got§ bienft f^ öerbienftli^er bonn onbere frommer lo^en
gebdt, eben otö ob nit l^ugl^olten bnb togtocrdf ber lo^en
ofö tool got§ bienft f^ t)nb meer bonn bo§ fd^rien t>nb
brummen ber tempel fned^t bo§ got nie gebotten l^ot, ober
jl^ene^ ift gebotten. 3^ gloub, fo ein J^relot bit für fein
t)old mit fleij5, e§ gdit öil öor got, önb fo er feine önber*
tl^on jü im berfifft in bie fird^ ju gemeinem gebdt, bo^
ift gon^ nü^Iid^ tmb ^eilfom, ober fo ö^I fingen maß,
öigilg, tog jljt, ift ein menfd^Ii^ gebiet, tt)ie \)\)l e§ gelte
toei^t gott tool, \pii bu bes getoiff^n. ®Ioub mir, bu
fcreft bid^ bonn ju got in funberem gebdt ju jeit fo bu
») lÄben.
42 Bundsgenoss IV.
burd^ bid^ fett gefd^icft Bift, fo ift tag jeit ein fd^Ied^t ge^
bet. S)antt lüenig mundo önb Pfaffen öerftonb toa^ fie
fingen önb Idfen, önb bie e§ öerftonb mögen e§ nit bor
telienbigfeit faffen önb bebenden, bann bo fein ftillialten^
ift, toa^ m6(^te bann foIid^§ gfang nti| fin. 3)ie nnnnen
t)nb bie jn I)6renben le^en üerftonb gar nid^t baröon. Sltö
mar fteH troftlen, nad^tgaHen önb finden in bie fird^en,
t)erbiencn fie nid^t mit irem gefang, fo üerfd^ulben fie fidft
xmd^ nit mit, bann fie mögen nit fünben, fo bod^ folid^
ftifft ünb flofter fetter ö^Ien lafteren önberttjorffen finb,
önb offentlid^ ba§ gebot got§ öon mnfamer nüfeer orbeit
für narung öbertretten.
SRid^ nimpt lounber ba^ foHd^ t^oren nit merden,
ia^ fid^ bie tagj^t, loie man§ im d^or mad^t, nit fugen fo
f^ einer aHein fprid^t, alfo loo einer öor einem menfd^en
aifo rebet [di^] aU fie öor got reben, er lourb öerfpot.
<3o man antioort im fett§ öor ber iefegt önb bar nad^,
t)or ben coHecten önb bar nad^, fo man prece^ liat, refponfe
lijst 2C. SSnb fo fie meinen, man mu§ eben ba§ gebat
fpred^en nad^ be§ menfd^en öfffa^ung önb nid^t bar an
anberen, fo bod^ ba§ Iieilig pater nbfter öngl^d^ üon 3KattI)eo
önb Suca gelert gebettet önb gefd^riben ift loorben, ba§
einer loort fe^t bie ber anber öfelaßt.
@o nun folid^g got nit für tobtfünb red^net, fo man
fein gebät anbert on bo^lieit, loie barffft bann bu fagen,
bein regel gebdt f^ fo l^od^ gebotten. S^ loei^ tt)oI ön*«
gelert fatol, öott münd^ önb Pfaffen fagen, toa^ folten toir
ben ganzen tag tliün, too loir nit im d^or toeren. Slber
ber bo Peiffig ift im ftubieren ber Ijciligen gefdEjrifft, ber
I)at alt tag ju ttjenig jeit ünb ftunb, er i)at gnüg ^u
fd^affen, önb empfinbt, ba^ tag ^eit gebdt an beffercm
I)inbert.
3d^ mag oud^ tt)9l gebcndfen, öor jeiten finb münd^
önb Pfaffen in ber fir(|en tdgtid^ ober offt jufamen
fummen önb lection ber Ijelgen gefd^rifft bo gebort önb
nü^Iid^ bifputiert, loie man jefe öff ben liol^en fd^ulen foH
tf)un, tiat ü^IidEjt folid^e loeife oud^ ein fteür getl^on ber
dfftfd^en nad^öolg in fibcn tag j^ten, an ftat l^eilfamd
Bundsgenoss IV.
43
ftubierenö. SlBer i^ lüiH mein fc^ribcn l^ie mit cnben
in l^offttung, meine gefetten foHen iren fl^§ anä) bo ju
tl)un, bo mit ba§ önb anber^ tt)iberraten toärb önb ah
tragen.
Da^ gbdt ba§ t)n§ d^riftu^ t|at giert,
SQat mon in f^ben ^^t öerfort,
Die man aHein fprid^t t>^ bem g^bt,
S)ie lieb be§ ndd^ften btrad^t man nüt.
SBirt rad^en got ^n janer j^t.
2)er .V. bmiMögno^.
@in t^ermanung ^u
aller obcrfcit Scütfci^er 91a
tton, ba§ f9 ben ^rebig
ftül ober Kantet
reformieren.
Jesus auf einer Kanzel,
das Volk lehrend.
46 Bundsgenoss V.
[2Jj^] n| Slam axi% ^ilff öitb infprud^ gotg onbcrftanb
fd^ribctt ntit fd^Ied^ten tüortcn öon refomtierung
ber tJtebtg ftül in tütfd^er nation, SBann aH arbeit önb
anfd^ieg in rdten önb gefd^rifften, fo ie| öon ö^I gotö
f6rd^tigen önb öerftenbigen oft gonb, ^aben barumb Keinen
fürgang, bann ber prcbig ftui ift nod^ önreformiert, ben
mögen aHein reformieren lodltlid^ oberl^anb, ju benen ttjiff
id^ biß rebe rid^ten.
11 SSebendfen ernftlid^, o ir regenten teütfd^er nation
in lanb onb ftetten, toar jü eüd^ got bernfft tiat, ir foHen
au§ befold^nem geioalt anrid^ten, fürberen önb fd^irmen
rec^t d^riftlid^ Idben, bammb tragen ir ba§ fd^toert gotte^.
^ar an foHen ir fefeen eer, I^b, gut önb feel, baS er-
forbert etoer e^b, ben ir got getfjon tiaben im touff, ba
öon fein bapft mag abfoluieren, önb trett) önb gelübt, bo
mit ir ettjeren t^nbert^on öerpftid^t finb öon ttjegen etoer^
regimentg. SRun loill xä) eüd^ anjeigen ein naiven nüfe-
Ii(|en lüäg ettjerem ampt gnug je tl^un, bo mit jn frt|b
önb I)e^I etoer befoldien önbert^on mögen bcfton, önb ir
mit ^n got§ l^ulb ^ic Ijaben önb enbtlid^ eioige fdligfeit.
S)ag böft önb fürberlid^ft mittel ju ©tiriftlid^em Üben önbcr
gemeinen d^riften, ift nit in ö^I ftatuten ober lanbt^red^ten,
in fd^loeren ftraffen, in I)4§Iid^er l^ortigfeit, funber meer in
emftlid^er öerfünbung beö ttjort gotteö burd& bie bar jü
öerorbnet finb. 3)ann allein bag ttjort gotg ift !refftig j&
ftraffen bie öbeltl^dter, ju befferen bie fünber, ju ^dlffen
ben guten, toa^ basf got^loort nit toürdft, mag fein mcnfd^-
lid^ fordet nod^ fleife öferid^tcn, bann ba§ got^ujort ift gleic^
cim fd^todrt ba§ nit aHein tringt burd^ ben l^b, funber
burd^ feel önb geift. S)urd^ baiS fd^todrt beö gotS loort
finb toir getriben loorben öon l^atjbnifdjer ttjeig öff d^riftlic^
toefen, öon fünben jü erberfeit, ünb fo ttjir loibcr ba öon
faHen, mag e^ aHein önß loiber jü red^t bringen, bann
burd^ fordet ober liebe gotteS ttjeid^t ein ietlid^er üom böfen.
SlHein ba^ ttjort gotö bringt ^n öng folid^ lieb ober fordet.
SBo ba§ ttjort got^ bl^b in reiner trümer fürl^altung, teeren
ir \)xl önglücf im lanb onb ftcttcn öberfjaben, burd^ ba«
Bondsgenoss V. 47
tooxt QoU [2tij] te^ rid^tet got, önb men got nit jcüd^t ift
öngejogcn. Slber öor allen hingen nemen toax, todr eüd^
fol Ijrebigen. ©olid^^ nü|tc am ntciften, fo eö bic ^jfarrer
fclb^ tlidtcn. 2Hfo ba§ bic Ijfarrer lüeren gcicrt ober gc*»
iimig Icüt, gnt l^d^tg önb öerftanben, bie möd^ten toeig
önb mittet pimemen, ba^ bem öoIdE nad^ ix art bequem
toer, aud^ önberjüge im fin gut fümemen fain anbercr,
bann ber prebig ftui ift in finer gmalt. S)ar ju totx gut
ba^ man ein öor l^^n betoert in ^jrebigen önb ratfd^Iegcn^
ee bann er angenummen tourb an namml^aftige ort, önb
bann bie toal ftunb bt) bem gemeinen öolcf önb it) ber
oberfeit, benen er fol öor fein. SBo aber nit mag fein, ba^
man bie pfarrl^erren bo l^in bringe, ober foHid^ ^jfarrer l^abe,
ift ber ndd^ft tt)dg, baS man ein anbcm prebiger beftett, ber
ba^ öoIdE treiülid^ lere, aber bo ift ein fürforg je l^aben önb ift
got in gmein fteiffig ju bitten, ba§ man ein gierten ober ein
gelemigen in ber feigen gefd^rifft anneme, ber ein öer^
nünfftig fitlid^ örtl^eil Ijab, önb ettoa^ erfarung bnrgerlid^ö
ttjefen^, ba^ er f^ ein menfd^Iid^ bfd^eiben man, ber gnob
I|ab bie gefd^rifft öerftentlid^ önb ftanttiafftig für jü fjalten.
9Ran öerfud^ .ö. ober .öj. öor l^in meer bonn ein mal ee
bann man ein an nimpt t)§ j|n, önb öerorbne eim prebiger
ein guten folb, bo mit er nad^ feim ftonb mog öfefummcn,.
tt)o man ein folid^en in einer futten finbt, mag man in
auc^ annemen mit örloub ber prelaten, tooHen f^ toittiä
fein, iDÖHen f^ e^ nit, fo t^ü man e§ benod^t, bann ein
gefd^icfter münd^ ift meer fd^ulbig bie teüt 5Ü leren, fo er
öon einer gmein ^n ftetten ober lanb bar jü berufft loirt,
bann im Hofter fein^ abt^ mütmiHcn t)§ ju toarten. S)ar
nad^ fercn p^fe an mit einem prebiger, ba^ ir fottc^e
bünbtnüfe mit pn mad^en, baS ir ^n, önb er efic^ on
merdEIid^ örfad^ nit mögen örlouben. @§ bebarff me bann
ein tood^en, b^§ ein prebiger befe öoldfs art lernet, önb
ba§ t)oid \id) in ein prebiger rid^tet, on folid^^ toirt wenig
nu| gefd^afft, fant 5ßaulu§ ift önfe an bem ort ein groffer
jüg. 9S^IerIe^ fod^ önb mond^erle^ fpei§ mad^en nit ge^
funben I^b, önb offt önnb bidf enberen bie prebiger bringt
önftdt finn önb fitten, öon önftdten öngleid^en fin* [THj^]
neu »erben lanb önb teüt önrutoig. 3?nb fo ein prebiger
48 Bundsgenoss V.
njeifet, ba§ er on tnercHid^ örfad^ tiit barff toeid^en, tnü§
fr nteer forg Ijaben bafe er fid^ eerlid^ önb früntlid^ lialt
mit feinen jutjorem. ^nb \o mavt jm nit on ntercflid^
vx^a6) Bebarff örloub geben, ift er öil IddEer bie toaxf)tit
^ü fagen, bo jü ^n fein gettjiffen treibt. SS§ bem öolgt
ba§ idrlic^ fne^t, mutlierren ober p^axx tielffer nit fo gar
fuglid^ finb ju önberto^funö be^ öoIdEö, bann fie genteincf-
ii(| jung önerfaren önb lerfned^t finb, önb ömb ein Hein
bing örloub nemen ober Ijaben muffen. SSoIgt oud^ baS
battel münd^ nit fuglid^ finb bo ju, bie toeil f^ önber bem
geiüalt ir orben finb. @inttt)eber^ bringt ir jjrebigen ön«»
nu^ ir ünerfarung Ijalb, fie fummen bo Ijar önb blatfd^en
tl^nein, ttJoHen bife ober jl^en^ umbftoffen ober öffric^ten,
ba^ einer gemein an bem ort nit bienet, ober ftoffen aufe
ir fclfeam fümamen önb önioiHen gegen etlid^en, önb ge-
bendEcn, bift bu l^üt ^ie, fo bift mom anberftoo, bo mit
\>a^ t)old ünruttjig ttjirt, önb ba§ gotSioort oerl^inbert, tt)o
er aber mufte beliben, lourbe er fi§ ein§ anbern^ öor l^in
bebenden.
H 3i^^ ^^^ ift offt erfaren, ttjann ein ^)rcbiger an*
genem ift bem t)old, ba§ im§ bie münd^ öergünnent önb
müfe abfd^eiben, bo bor mag niemanbt gefein, ba^ offt mit
groffem fd^aben bem öold ein foUd^er endogen »irt.
H 3tem ob einer ^rcbiget bie ttjarl^eit bcß ettjangelij,
önb bod^ bringt folid^ rebe tttoa^ murmel it) ettUd^en,
benen bie tt)art|eit fel^am ober mifefellig ift, balb öerfc^irfen
bie münd^ ein ^)rcbiger, bo mit fie öngunft önb mißfallen
termeiben. S)ann bie bdttel münd^ gar öbel fordeten ein
öngunft be§ öoldfS, funber ttjann fie mit abfegen im mögen
entgegnen. Ober prebiget einer Sl^oftolifd^ lere, bar aufe
ber münd^ öngegrünbte lete önb lafterlid^ Idben gemerdft
n^irt, öon ftunb füd^en f^ im Hofter önb öffertl^alb örfad^
ein folid^en nü^Iid^en prebiger ju öermanbicn mit fd^aben
be^ lüort got§. SBann nieman mag minbcr üben baS tt)ort
gotg too e§ gö a^nid^erle^ intrag raid^et, bann münc^ önb
t)faffen.
H S)ie bdttel orben finb ju gelaffen toorben, aU ob
burd^ ir loillige armut fie getjdrfeiger tt)cren ju prcbigcn
bie »arl^eit [Zliij] fo f^ feinet öerluft^ beforgtcn. ®§ f)at
Bundsgenoss V. 49
fid^ aBcr getücnbt, ba§ ix gl^fenerifc^ gejtüungen arntüt
fie öer^agt mad^t bic lüarl^eit jü reben, ob fdjon einer t)nb
ber anber e§ gut im finn l^itten, bod^ lüiberftot int ber
groffer liauff tmb ntüfe Miben bt| irent toiHen, ober aber
mit forg b^ inen fein. 3)arfür l^alte e^ atö je^ bie fad^en
ftonb, bebarffft bu nit loarten clare eloangelifd^ önb ajjofto*»
lifd^ leer auß ben bdttel orben. ®i6) ioer tt)iberftat meer
offentüd^ ber claren marlieit bann bie bdttel orben. SQxe
mercfen eben ir einfaltigen d^riften *), ©loer öorfaren tiaben
aufe barmi|4r|igfeit angenommen bdttel münd^ önb fie kffen
bumen Heine toonnngen önber eüd^, bo mit f^ etttjan ^re^
bigten bem öold, önb ift ir anfang gar einfditig gefin önb
biemütig gegen ^)farrcrn önb anberen prieftem, gegen todlt^
üd^er oberfeit önb jleberman, mit folid^em fd^ein tjoben fie
fo ftard gctour^Iet, ba§ fie ttJoHen bodEjen bogt önb ge«*
ridjt, Pfarrer önb Pfaffen önb jeberman, bann f^ ein Iiinber«'
^ut lüiffen im gemeinen man ben fl^ l^inbcrgonb ^n ber
beid^t önb fünft, too man toolt ^n ttjiberfton, t>a^ man ein
öffrur mftfte beforgen. S)ar ju trötoen fie mit Idren Ijolen
bdpftlid^en bullen, önb erfd^recfen alfo bie ford^tfamen. Do
I|in ift htmmen ba^ f^ önmdffige l^eüfer önb fird^en buioen,
t)il perfonen Iialten, loftlid^ Hcinat tmb ^uferat liaben, fein
ttjarüd^en mangel l^aben, ob f^ fd^on anberft jaigen, etioan
rent t)nb gült fouffen, ia einer ganzen ftat im lodg ligen
tt)te mang mit ^n anfad^t. ©olid^em mod^ten ir nit ba^
entgegen gon, bann fo ir ein gefd^icften prebiger fjetten, ber
bem öold angenem ttjdr, er toere lodltHd^ ober geiftlid^, ber
aUgemad^ bem öolcf iie^Ifame bing fürfjielt, bo mit baS
öoW felb^ mercfte, loo mit ire münd^ bi§ l^dr umbgangcn
ttjeren. Stud^ ift gemeincflid^ orben loiber orben, münd^
loiber pfaff, önb finb aud^ bie prebig tmgl^d^, bo burd^
önglid^e gemut ber jul)6rer entfpringt, gaft bu ^n ein flofter
jä prebig, ber fagt rot, bin loib in ein anber§, ber fagt
blam, bein gcfinb jum Pfaffen, ber fagt mx% alfo ba§ man
im öerftanb gemeiner c^riftlid^er lere feiten in tm l^ufe ein^
ift, toic mod^t man bann ^n rot önb gerid^t gl^d^e rdte
geben, loie mod^t tin ttjol gcgrünbt ooW fein ^n ruU)
^) Im Druck: c^iften.
£ b e r 1 i n » Ausgew. Sehr. I.
50 Bundsgenoss V.
d^riftenlid^g [ititj^] lüefcn. 9tuci^ attfo toixt ituitrac^t in
getoiffen, in fitten önb entfpringt t)t)l fragen önb Hagen,
ba§ trcgt bann ben münd^en öil eer tnb nn^, fo man gu
Jjn lonfft ümb troft önb rot, aU ir bann fe^en ttjie fie
all j^t je fd^affen l^aben, önb ift önfr^b ber getüiffen önb
l^ar^en ir fd^ntal^arub. SBoIte nun einer ba^ öolcf öff
redeten fr^blic^en grunb n^^fen, bo mit gienge ir ^ eer önb
nu^ ab ünb mufte ber ^)rebiger fd^nieigen ober aber marter
I^ben, e§ f^ bann baö ftdte gegrünbte lere in ba§ öoIdE
loerb gebraut, mag im nümmer l^eil gefd^dtien. Solid^^
mag bie loeltlidE) oberleit tpol erlangen önb gü toegen
bringen, fo f^ emftlid^ bar ob ^elt. ginben f^ ein guten
prebiger öfferlialb ber Hofter, fo bebörffen f^ ber münd^
nit, önb gebieten ben münd^en, ba^ fl^ ein folid^en ön«-
ömbtriben laffen, bo mit ba^ öold nit öon finer leer faH.
ginben fie ein guten prebiger in eim hatkl orben, fo foHen
fie nad^ im fteHen, loetten bie bettelt münd^ folid^^ nit t^er«-
ttjilligen, fo l^at ein oberfeit gtoalt f^ jü t^ertriben gar ö§
ber ftat ober ^n bie narung minberen, fo bod^ bie münc^
einer ftat nit günnen ba^ brot be^ loort got^, ba§ in
m6d^t burd^ ein angenemen prebiger gereid^t ttjerben. SRit
laffen 2) eüd^ bar an ^inberen ba^ f^ feigen, ire orben
fjalten inn enberung 2) ber perf onen, e^ ift nit ujar, ir ön-
toitt önb öngefd^idter finn ift ein örfad^ offt önb ö^I, bor
nad^ lüoHen f^ öor bem öold bem ein guten bedfel geben.
Sr foffen aud^ nit fordeten öffrur be^ öold^ öon ber münc^
todgen, bann fo ba^ öolcf ein ernft öon eüd^ merdft, toirt
ei^ mä) äüfaHen. gord^ten aud^ nit ber mundo bullen önb
bann, bann fie atö toenig gelten, ba§ offt bie münd^ ewcr
lad^en, ba^ ir fo ö^I bar öff Ijalten, fcior önb toaffcr
bifpenfiert ttjol mit folid^em ban ünb buHen. 3r beborffen
feiner ^^Iff toarten öon b^fd^offcn önb bapft, bann bdttel
münd^ ^alten^ mit ^n önb jljene mit bifen, bo mit f^ aü
befton mögen, bar neben nimpt ab d^riftlid^ todfen t)nb
toed^fet fuperftition önb ein lia^bnifd^ Idben. @o ir nun
angenommen ^aben bdttel münd^ öon l^cilfamer prebig toegen
*) irr. — *) äffen (das „1" ist in die folgende Zeile ge-
fallen, daher dort:) enbe« | (rung.
Bundsgenoss V. 51
önb ir erfarcn ba§ tuiberf^il üon ^nen, gebürt euc^ f^ umb
toiberig fad^ \t) toiber öfe tagen bar an ir got ein bienft
tl^unb, önb ir on f^ Pfaffen önb münd^ genfig tiaben, bie
eüd^ ümbtriben önb ba^ ettjer abnemen önb in faul^eit öcr*
jcrcn. SBann ir fnnbcn Iiabt ein man in ober ü§ eint
orben bo [2t 4] mit nad^ gut bebundfen ctoer ftat öcrforgt
ift, föHcn ir im öfflegen ba^ er eiid^ anfalle ^)rcbigen bie
eiüangelifd^ önb apoftoHfc^ lere mit öfelegnng ber alten
lerer, Drigeni^, Krifoftomi, Sluguftini, ipieron^mi, SBebe ic.
önb ber nettjen fd^ul lerer joncf önbertoegen laffen. äud^
fic^ nit belab mit juriften ober Slriftotelifd^ lere, bie bem
öoldf Dil ^inbernüß bringen ünb bie t|^^ gottlid^^ toort^
minberen. S)a§ man für li^n bie ^rebig fd^opffe aufe bem
brunnen ber SSibel önb alten Iielgen lerer, nit aufe ben
gruben, ciftem önb lad^en neioer prebig bud^er toie ijn
.ccc. jaren gefd^dl^en ift, bi§ bie münd^ ire ablafe, gute
toaxd önb ire^ orben Iielgen lob, mit fampt eignem gfud^
önb eer an tag legen, fo ift bie ftunb t)% foH^^ fol ab-
geftelt toerben. D toie ein loblid^, eerlid^, nu^, l^eilfam
bing ba^ toere fo ir folidie prebiger l^dtten, jn fur|en
iarcn Iidtten ir ein tt)oIgesogen d^riftenlid^ öoM, bann ttjurben
ir cmpflnben toie nüfelic| >) id^ geraten l^dt, barumb griffen
bie fad^ bapffer an, ift ein fündflin gotli^g emft in eüd^,
ift ein 2) bluttropff d^riftenlid^^ blutö ^n eüd^, ift ein mann^
Ud^e menfd^Iid^e aber ^n eüd^, fo erzeigen e§ an bem ftudf,
0 ir ftattialter got§ in ttjeftlid^en ftanb, nit fd^ieben bie
fad^ ab eüd^ öff b^fd^off önb anber ge^ftlid^ genant, alle
d^riften finb geiftlid^ leüt, fie l^aben ben ^eiligen geift em«-
pfangen im touff, f^ finb teil|afftig be§ I^ben d^rifti önb
Ijaben bie lielgen facrament, ein got, ein glouben, ein üer-
l^eiffung, öon bereu bing ttjegen loirt einer morlid^ geiftlid^
genant. So ift ba§ prebigen für alle ^n gemein, bo ju
finb ir oberen ober d^riftlid^ leüt önb gebürt eüd^ t)§ ampt
^anbtl^aben ma^ ju d^riftlid^er lere bienct. SBötten ir gott
gefallen, etoer fünb^) ablegen, ablafe erlangen, grofe gut^
t^un eim ganzen taub ober ftat, toelt ir l^ie unb bort*)
got§ frünb fein, fo griffen bife fad^en an, fparen f^ nit
0 njülid^. — *) in. — ») finb. — *) b6rt.
4*
52 Bundsgenoss V.
lang, e^ ntag I)eüt ein ntcnfd^ fterben, l^dttc cSvIjeilfamc
leer gehabt e^ gieng int bajj. Dn lieilfante leer ntag nie^
ntanbt fdlig lüerben. ©oltd^e leer ift ö^I jar Verborgen
gefin, önb ir greiffen önb befinben, ba^ man ntit önfru^t=-
baren ntärlin öff ber can^el ömb gat, ttjarnnib toolten ir
bann foüd^§ lang üerjiel^en fo c^ enjer feel antrifft. [2t 4^']^)
^)rebig tl|ün öff ein tag pber an b^I orten, ein ^rebiger ift
je^en tanfent ntenfd^en gnüg. ®§ fol fid^ jeber man Junten
öor mand^erle^ tjrebig bann e§ mad^t önftite liar^en önb
bringt anber groffen fd^aben.^) SBoInfft ir i)D^ erfonfften
d^riften, ttjolt ir got ein lüiberlegung t^iin umb fin groffe
lieb gü eüd^, fo l^elffen önb raten bo gn ba^ djriftlid^-*)
gfa^ rein önb trülid^ geprebigt loerb, ob eüd^ fd^on ioiber*
ftanb in etoerem fümemen gefd^id^t, liben e^, laffen nit ab,
got toirt b^ eüd^ fin, glouben mir, ö^I öerbienftUd^er ift
e^, bann fo ir ömb be§ glonben^ toiffen öon ben ttirdfen
erfd^Iagen ttjnrben. 9?iemanbt tlint d^riftlid^em 4) todfen
meer fd^aben, bann folid^ bngelert, fani, t)nnerftenbig,.a^gen''
gfüd^ig, tranm ^)rebiger, bie ba^ öoIdE abto^fen bon dftrifto
önber gntem fdEjein, bejslialb man ire§ falfd^ nit balb ad^tet,
aber an bie ongloübigcn feret fid^ niemanb. SBarumb finb
!rieg, l^agel, mi|gett)ad^J3, anber plage? barumb ba§ ttjort
got^ ttjirt öbcl gelianbelt in ber txxä)zn önb niemanbt t^ut
bar gü, ba^ mag got nit öngftrafft laffen, id^ ttjiH min
feel erlöft l^an, \ä) i)db eüd^ tretolid^ getoamt, toxxt got
enteren bnflig ftraffen mit fd^anb, armüt ober fnnft, fo
ttjiffen etoer fd^ulb.
S)ammb lieben frommen d^riften, funbcrlid^ oberleit
in ttjeltlid^en gtoalt, ttjolt ir öor fd^aben önb fd^anb be-
l^ut toerben, loolt j|r fr^blid^ nü^Iid^ regieren, loolt ir ha^
etijeren finben lang naä) eloerem tob gliicHid^ gang, toolt
ir fdliglidö fterben, fo griffen an b^fen got§ bienft, refor*
mieren mit gttjalt etoer can|el, verbieten allen bie anberS
prebigen*) bann id^ gefagt l^ab, ba^ f^ nit meer prebigen,
miberftonb t)n mit getoalt, feren eüd^ an fein alt gioonfeit,
on fein orben^ ft^^eit, an fein bdpftltd^ bull, fordeten got
^) Hier scheint der Zusammenhang unterbrochen! —
«) fd^al^en. — ») c^rjftlid^. — *) d^rftilid^em. — «) ^)r«bien.
Bnndsgenoss V. 53
mecr bann bie menfd^en, Ijaben ein monntid^ i|dr|, tyoU
ftrcdfen ben lüxHen gotS in fürberung fein^ gefa^, ttjcr bar
toibcr lü^I fin, er \t) todlüid^ ober ge^ftlid^, an bent brauchen
ettjeren gctoalt, mit lieb ober leib, toie e^ fid^ gebürt. Üb
XX fc^on in anbem laftem beliafft finb, ioirt eüd^ got ntinber
ftraffen, fo ir fein gfa| fürberen in anbem, loirt aud^ eüd^,
t|off i<^/ gendbiglid^ entbinben öon etoeren fünben. ©olic^
ttjdrd ift ober alle affmnfen, e§ ti^Ifft*) ö^I ben feien im
fdgfür2) önb ift ein anfang etoigö IdbenS. S)a l^in önfe
got ^dlff Slmen.
') W^- - *) fÄ0ür.
^afmuj^ vonxoi^exo
batn ein fürft aller gelerten ju Unfereu j^te,
fd^retbt im ihä) genät ©ticotnion tnoriaS,
Dom iprebigeu ber battel mmä).
®ttt. icben id) t|ie früntlid^ bit,
®aö er mid^ Idfe önb lad) nit.
3S * @
2)er .VI. bmiMögno^.
Brust-
bild des Eras-
mus mit der Um-
schrift: THN KPEITm
TA SYrrPAMMATA /lEISEI:
IMAGO AD VIVAM
EFFIGIEM EX-
PRESSA. AN.
MDXXI.
56 Bundsgenoss VI.
[2t j^] C^Kl§ Bin aud^ einer öß ben .yö. bunbt^flnoffen,
jj önb je^ gebürt mir fdc^feten miner pflic^t gnüg
"^^ ge tf)ün, fo bebuncft- mi(| gut fein, ber bittcl
münd^ abtot)% fo fie im ^rebigen füren, önb in felb§ tl^or»-
lid^ bar inn ttjol gefallen, fürlialten ö^ Ijerr erafmo, ber
alfo bar öon fd^reibt. SBeld^er bie I)ummel genant bdttel
münd^ ra^feet, an bem rddien f^ fid^ bar nad^ in offnem
^rebigen önb seigen an iren finb, fo 0 mit verborgen tooxttn,
bag jeberman üerftat ttjen f^ meinen, önb I)6ren nit t)ff
ttjiber folid^en bellen, bife man Jjn ein fup^en in munb
toürfft. 81^ ttjeld^er fpijlman ober briacf er§ 2) f rdmer ift f o
fd^im^fflid^ ju fdl^en aU bie bdttel münd^, fo fie fid^ fteHen
in iren tjrebigen, aU ioeren f^ lool berid^t, orbenlid^g fünfte»
Iid^§ rebenfif, önb loie ttjol ir weife fp6tlid^ ift önb ön^»
gleid^ ben leren ber bettjerten rtietoren, bod^ meinen f^, ed
gefaH ben jül^orem tool, bo burd^ bann me lad^en ent*
fpringt i\) ben topfen, bann aigcn§ gfaffen ift Idd^erlid^ on
ben narren. D got toic erbrd^en fie fid^ in gebdrben, »ie
dnberen f^ bie ftimm, tpit fingen f^ öff ber fanfeel, toie
loben fie ftd^ felb^, loie ehtfteHen fie ire angefid^t, loie füHen
fie bie gan^ fird^en mit od^fefen gefd^ra^. Snb folid^ ir
tjrebig m^efe Ijalten .f^ in groffer l^eimlid^eit, leren fie fain
frembben, aber allein ein münd^ ben anbem. 2>od^ ift
man ober j|r folid^ prebig loeife fummcn önb fie inen ab
gelernet, ba^ man ire tl^orlieit bo mit fie öff bem prebig
ftui ömb gonb bem gemeinen öoldf entbedfe.
Slnfendflid^ fo bdttcn fie, ba^ ^abcn f^ ben poeten ah
gelemet, bie ire mufaö anfdncflid^ anruffen. 9tber toeber
Sluguftinug nod^ |)ieron^mu§ nod^ anbere ^aben fottd^ ge»-
bdt laffen tf)un in ber tJrebig, bann man öermeint, ba§
öoldf f^ öor ^in bereit bar ju. S)ar nad& legen fie für
ein inleitung ber tJrcbig, toeld^e bod^ gar nit öff bie mo*-
ter^ bienet, bann fo fie fagcn ttjeHen öon ber liebe, jiel^cn
0 Im Dmck: fa.
') = Theriak, ein beliebtes latwergenartiges Heilmittel,
üeber die Theriakskrämer s. Pfotenhauer, üb. Freibergs
Aerzte und Heilktinstler in den ältesten Zeiten, S. 55.
Bimdsgenoss VI. 57
fte trc Mottung öom Stt^Io bcm Sg^^tifd^cn tooffcr, ober
fo bie ^rebig foH fein t)om l^oilgcn cru^, niod^en fte bie
inloitung öon brodtcn in Sobitone Sei gcnont, ober fie
jagen tüoHen öom fO'»[2itj]ften, folgen fie on gä reben t)on
ben . jij. jdd^en be^ ^^mmetö, aU ob bo§ f aften btlHd^ im
glen| ober merken f^ georbnet t)on toegen ber gefd^idlid^eit
ber inflüfe be^ l^intmetö ju ber felben geit, ba§ bod^ e^tel
tl^orl^eit ift, ober fo bie ^ebig gon foH t)ff bie nioter^ be§
gloubenö, ift ir inleitung öon ber öierecfung be§ circul.
Sd^ l^ob fett ein gel^ört prebigen, ber l^od^ ndrrifd^, id^
folt fogen, l^od^gelert toa^, bo er toolt prebigen öon ber
Icimlid^eit ber feigen br^l^eit, toolt er fin narl^eit ober
hinft erjoigen, önb peng an ju reben öont .a. b. c önb
öon filben önb öon ganzer oration, anä) wie nomen önb
öerbunt nod^ orbnung ber grantntatica jnfanien reguliert
folten toerben, aud^ öon orbnung be§ abiectiui önb fub-
ftantiui, bar ab fid^ ettüd^ fine§ güd^en tounberten, aU ab
eint l^o^en bing, önb fagten l^eitnlid^ bie toort l^oratij, loo
tüollen bie reb l^in au%, gu left rid^t er bie prebig bo l^in,
ba§ er toott angaigen bie l^eintlid^eit gottlid^er br^l^eit, aud^
in ber finb grantntatica, alfo Har atö fein SKatl^entaticu^
intmer bie br^l^eit int ftoub ntod^te raffen. SSnb in ob^
gentelter ganzen tl^eologifd^en prebig gu ftubieren l^dtte er
tüol ad^t ganzer ntonat öer^ert, mit folic^em flei§ önb emft,
bann er aud^ nod^ minber gefielt bann ein mutodrff, bann
ben ganzen fpi^ ber äugen l^at er ^in in gebogen öff ben
fpie§ be§ öcrftanbt^. 3)od^ retot ^n fe;in öerloren gefid^t
nic^t, allein ba§ er (atö er tl^orec^t toont) bie eer öon
feiner foftlid^en prebig eriagt l&ab.
9Keer ^ab id^ ein a^^igiarigen gefant, ber fo ein
groffer ©cotift toa^, aU ob er ber anber @cotu§ todre,
bifer toolt prebigen t)on bem lob be§ nammen ^\u, önb
gaigt gar t^orli^, iä) fprid^ gar fubtilic^, ba§ alleö ba§
in bem nammen Scfu§ toer verborgen, toa§ man immer
bo öon mod^te fagen, önb fagt ba§ ber nam 3efu§ in ber
grammatica l^ette attein br^ cafu§, ju angaigen göttlid^e
bre^l^eit, bar nad^, fo ber erft cafu§ t)ff ein .§. ö§ gabt,
ber anber t)ff ein .m. ber brit t)ff ein .t). (bann man
becliniert e§ alfo S^fu^ jefum jefu) jaigtcn bie br^ biid^=»
58 Bunds'genoss VI.
ftobcn .g .nt .0. ba§ er ber l^od^fte ntittelft önb ber
Ic^ftc tüdr.
[Tii}^] 9toä) jetgtc er an ein groffc öerborgcnl^eit im
tianicn 3|cfug, c§ 0 bcbeüte tttoa^ groß ba^ ein . §. ftunbe
tni mittel be^ namen. S)or ju fogt er bcn bud^ftaben .§.
nennen bie iuben f^n, önb f^n f^ ote ijil im ©d^ottenlanb
ote fünb, bor \)^ offcntlid^ bebeüt ttjurb ba^ 3efu§ l^innem
bie fünb ber toldt S)o biß l^orten bie tl^eologi fein§
glid^en öeriounberten fie fid^ bar ab fo faft, ba§ fie fd^ier
ju eim ftein tourben ttjie 9tiobe, önb ift auc^ nit ab tüeg,
bann toann l^at 3)emoft^eneg önb Sicero ein folid^ ein^
leitung gefegt in pnen reben. ®ie alten foftlid^en meifter
beS tt)oI rebenS leren, e§ ftanb öbel, tüann bie ijorreb nit
öff bie öermeinte mater^ biene, eben al3 ob nit aud^ bie
fd^toinl^irten alfo öngefd^idEt ire reb faxten öß angebung
ber natur.
2lber bie bittelmünd^ meinen, ir öorreb \t) bann gan|
funftlid^, fo e^ gar fein fug l^ab mit ber öermeinten ma*»
ter^, alfo ba§ fid^ auc^ bar ab ber giil^örer ijertounbret
Dnb gebendft too toiH bie öorreb ^inauß. @o fie ba§ funber
gebdt anfendfUd^ gefprod^en ^aben mit allem öoIdE, bar naä)
önfuglid^e öorreb gefagt, jum britten an ftat ber Dermeinten
fürl^altung fagen fie ein ftudf Dß bem etoangell), aber be-
l^cnb oben l^in, fo man bod^ nid^t anber^ folt fagen bann
ba^ etoangelium. 3^^^ öierbcn, fo crbric^en fie fid^ ]^0(^
\)nb ^attzn für ein ^ol^e frag, afö fie meinen, \)^ ben
groffen lerem, bie bod^ fo gar nüt nü^er bem öoldf, bag
fie gead^t toirt, fie berür toeber l^imme! nod^ erben, bod^
meinen f^, e§ f^ tool alfo ößgerid^t. S)o erjeigen fie ein
t^eologiften cmft, önb allegieren trdffenlid^ lerer, fubtil
lerer, fubtilift lerer, dnglifd^ lerer, Dnb ber glid^en brad^t-
lid^ titel l^alten f^ für. 8lud^ mad^en fie öff ber Ean^el
f^Hogifmol, fd^tußreb, corrolaria, öfeug ober nad^öoIg,t)unctcn,
artidfel, ja itel fd^SI tl^anbt Italien fie bem fdftleäten öolcf
für. S^m fünfften önb letften önberftonb fie fid^ etn§
meifter ftüdfg mb bringen l^dr ein tl^ored^te fabel öß eim
>) Im Druck: 3^efu«e, «,
Bundsgenoss VI. 59
cyempel ind), önb legen f^ bar na6) gaiftltd^ oug. äRit
oltd^er tüeiß befd^Iieffcn fic ire önformlid^e ^rcbig, toeld^e
0 öngefd^icft ift, bog man f^ f auni gnugfant f an bcfd^riben.
aber ba^ ift fd^ini^fffid^ an inen jä merdten. (Sic l^aben
ncifd^man ein gel^ört, ber anfang einer reb ober ^nrcbig fol
nit mit groffem gef^re^ fin, funber mit mit[2itij]Ier ftimm.
@o Derftonb f^ e§ fo tüiberfin^, ba^ ir anfang in ber
prebig ift fo l^eimlid^ ba§ fie fi(| felbö fum Igoren, önb
ift ber anfang nid^t bann ein brummen, eben atö ob man
alfo reben fol, ba§ e§ nieman öermercfen fan.
Sie l^aben eth)an geldfen, e^ nüfee ju beh)egung etlic^
l^dr^igung, ba§ man fid^ etman gebraud^ einer er|ebung
ber ftimm. So tl^unb f^ im alfo, fo fie ein toeil ftifi
gebrummet l^aben, bel^enb bar öff fallen f^ an, fd^r^en aU
toeren f^ önfinnig, fo e§ bod^ fd^on feinet fd^r^en bebarff
an bem ober j^enem ort ber mater^. S)u meinteft, e^ toer
im nie§ lourfe not, @ben d^ ob nid^t bar an gelegen f^,
too man fd^re^ in ber prebig. @ie l^aben aud^ gel^ort bie
prebig im fürgang foH l^i^ig h)erben, fo fdd^ten aud^ f^
alfo in ber t)rebig, ba^ f^ am enb mod^ten fc^ier omd(|tig
»erben.
3um letften l^aben f^ geldfen, toie bie meifter be§
tüolrebeng gefd^riben l^aben, ein fd^im^fflid^ reb giere tool
ein materi, toann man ben fd^im^ff rec^t önb gu bequemer
geit braudit, ®arumb fo h)6llen bie bdttel münd^ an(!^
fd^impff in ir prebig jiel^en, aber ire fd^impff finb atö ön»*
fuglid^ t)ff ir materi, aU ber efel ju ber I^ren.
©ttoan ftellen fie fid^, aU ob fie emftlid^ toeren in
ftraff groffer lafter, aber ir emft ftüpfft meer bann er öer«
tüunbet, önb fie finb in toarl^eit nümmer gröffer fd^maid^Ier,
bann fo fie gefd^en toeHen fein im groften emft. ^r|
alle ir prebig ift alfo gefegt, ba^ bu fd^lodrcft, fie fetten
ir prebig fünft gelemet ijon ben triadter» frdmer, h)ie tool
bie bod^ ober jl^ene finb, bodi ift ir beiber reb alfo geftelt,
baö bu tooi magft merdfen, baö einer öon bem anberen
gefemet l^at. SSnb wie tl^orlid^ bing fie prebigen, bod^
finben fie leüt benen e^ h)oI gefalt, afö ob fie ®emoft^enem
ober SwKum l^orten prebigen. Slber befunberttd^ gefalt ir
58 Bunds'genoss VI.
ftaben .^ .m .t). ba§ er ber l^od^ftc mittclft önb ber
Ic|fte tüdr.
[21x1^] 9loä) jcigtc er an ein groffe öerborgenl^eü im
nanicn 3|efug, e§ ») bebeüte etttJQg groß bag ein . ^. ftunbc
im mittel beö namen. 3)ar ju fagt er ben bud^ftabcn .§.
nennen bie iuben f^n, önb f^n f^ aU iJtt im ©d^ottenlanb
otS fünb, bar ö§ offentlid^ bebeüt tüurb bQ§ 3efng l^innem
bie fünb ber tüdtt. S)o biß l^orten bie tl^eologi feinS
glid^en öern)unberten fie \iä) bar ob fo faft, ba§ fie fd^ier
5U eim ftein tourben toit 9tiobe, önb ift aud^ nit ab tüeg,
bann toann l^at ®entoftl^ene^ önb Sicero ein folid^ ein^
leitung gefegt in finen reben. ®ie alten foftlid^en meifter
be§ tool reben§ leren, e§ ftanb öbel, tüann bie öorreb nit
t)ff bie öermeinte mater^ biene, eben afö ob nit anä) bie
fd^n)in]^irten alfo öngefd^icft ire reb faxten t)§ angebung
ber notur.
2lber bie bittelmünd^ meinen, ir tjorreb f^ bann gan|
funftlid^, fo e§ gar fein fug l^ab mit ber öermeinten ma-
ter^, al\o ba§ fid^ aud^ bar ab ber gul^örer Dertüunbret
önb gebendft tüo tüiH bie Dorreb l^inauß. @o fie ba§ funber
gebdt anfendflid^ gefproc^en ^aben mit allem öoldf, bar nad^
Dnfuglid^e öorreb gefagt, gum britten an ftat ber öermeinten
fiirl^altung fagen fie ein ftudf öß bem en)angell), aber be-
^cnb oben ^in, fo man bod^ ntd^t anberö folt fagen bann
ba^ en)angetium. 3^^^ öierben, fo erbrdd^en fie fid^ f)od)
t)nb galten für ein l^ol^e frag, ai^ fie meinen, t)| ben
groffen lerem, bie bod^ fo gar nüt nüfeer bem öoIdE, bag
fie gead^t toivt, fie berur toeber l^immef nod^ erben, boc^
meinen f^, e^ f^ »ol alfo ößgerid^t. S)o ergeigen fie ein
tl^eologiftcn cmft, önb allegieren trdffenlid^ lerer, fubtil
lerer, fubtilift lerer, dnglifd^ lerer, önb ber glid^en brad^t-
lid^ titel Italien f^ für. 8lud^ mad^en fie t)ff ber Ean|cl
f^Hogifmol, fd^tufereb, corrolaria, öfegug ober nad^öolg, t)uncten,
artidfel, \a itel fd^fil tl^anbt galten fie bem fdöledten oolcf
für. 3wm fünfften önb letften önberftonb fie fid^ eind
meifter ftüdfg önb bringen ^dr ein tl^ored^te fabel öfe eim
>) Im Druck: S^efuSe, iS,
Bundsgenoss VI. 59
cycntpel hnä), önb fegen f^ bar naä) gatftltd^ au§. äRit
foUd^er tüctß bcfd^Iieffcn fie ire önfortnlici^c |)rebig, tücld^e
|o öngefd^icft ift, bog man f^ faum gnugfant fon bcfd^ribcn.
aber ba§ ift fd^intpfflid^ an inen ju ntercfen. @ie l^aben
neifd^nian ein gel^ört, ber onfang einer rcb ober ^rebig fol
nit mit groffent gcfd^re^ fin, funber mit mit[2tiij]ter ftimm.
@o öcrftonb \t) e§ fo n)ibcrfin§, ba^ ir anfang in ber
prebig ift fo l^eimlid^ ba§ fie fid^ felb§ fum Igoren, önb
ift ber anfong nid^t bann ein bmmmen, tizn afö ob man
alfo reben fol, ba^ e§ nieman öermerdEen fan.
Sie l^aben ütoan gcldfen, e^ nüfee jS beh)egnng etlic^
l^dr|ignng, ba§ man fid^ etman gebrand^ einer er|ebnng
ber ftimm. @o tl^ünb f^ im alfo, fo fie ein n)eil ftiÖ
gebrummet l^aben, bel^enb bar öff fa^en f^ an, fd^r^en ate
»eren \t) önfinnig, fo eö bod^ fd^on feinet fd^r^en bcbarff
an bem ober jl^enem ort ber matcr^. S)u meinteft, e^ toer
im nie§ n)ur| not, ffiben dö ob nid^t bar an gefegen f^,
too man fd^reti in ber prebig. @ie l^aben aud^ gel^ort bie
prebig im fürgang foH l^i^ig h)erben, fo fdd^ten aud^ f^
alfo in ber prebig, ba§ f^ am enb mochten fd^ier omd^tig
tocrben.
3nm fetften l^aben f^ geldfen, toie bie mcifter be§
tüoIrebenS gefd^riben l^aben, ein fd^im<)fflid^ reb jiere h)oI
ein materi, h)ann man ben fd^im^ff rec^t önb gfi bequemer
geit brandet, ®arumb fo tobUtn bie bdttel münd^ aud^
fd|inH)ff itt i^ prebig jiel^en, aber ire fd^im|)ff finb atö ön»»
figlid^ öff ir materi, atö ber efel ju ber I^ren.
(Sttvan ftellen fie fid^, aU ob fie emftlid^ h)cren in
ftraff groffer lafter, aber ir ernft ftüpfft meer bann er t)cr«
tounbet, önb fie finb in n)ar]^eit nümmer groffer fd^maid^fer,
bann fo fie gefdl^en toellen fein im gröften ernft. ^r|
aHc ir prebig ift alfo gefegt, ba§ bu fd^n)drcft, fie l^etten
ir prebig fünft gefemet öon ben triadfer^ frdmer, toie tool
bie bod^ ober jl^^ne finb, bod^ ift ir beiber reb alfo geftelt,
bag bu tooi magft mcrdfen, ba^ einer öon bem anberen
gefemet l^at. SSnb h)ie tl^orlid^ bing fie prebigen, bod^
finben fie feüt benen e^ tool gefalt, afö ob fie 3)emoft^enem
ober gulium l^orten prebigen. Slber befunberüd^ gefalt ir
60 Bnndsgenoss VI.
leer ben fauffieütcn tjnb ben frottjlein, önb bie bdttel münd^
rtd^ten tr \aä) bor öff ba^ f^ fragen önb fouffleüten gc«»
fallen. S)ann fouffieüt mittatlen in titoa^ Don irem roub,
fo fie öff iren gefaHen |)rebigen, önb bie tüiber finb baruntb
fo günftig ben bittet niünd^en, bann allen iren öntoiHen,
\o ft| ju iren eentannen trogen, fd^ütten fie ben ntünd^en
in bufen. Slud^ mit fold^er o^joftüfeler^ önb [7ixx\^] t^o»»
redeten |)rebigen h)6tten fie otte menfd^en meifteren.
3)o§ obgentdit ebel geftein öfe ben gefd^rifften Srofmt
gejogen föHen offen lo^en inbilben, önb h)ann fie einen
|)rebiger l^ören öff fotid^er I^ren mod^en, tl^nnb fie got ein
bienft, bofe ft| off t)§ ber fird^en gonb önb folid^ h)t6 öcr-
fpotten. ®§ tft ein arm bing, bo§ fo groffe eflifd^e ijn-
miffenl^eit regiert in ben Höfteren, ba§ ond^ nit finben ein
l^olb blot ber bnd^ftoben l^olb fünftlid^ f(^riben nod^ ber
oxÜ)oqxap^t), önb ba§ ie| Heine finb miffen, ffinnen oltc
minner in H6fteren nit, fo bod^ etn)on groffe fünft in ber
futten toa^, lieber fonft ein n^enig lotin, befid^ eim fi^
jdger fein fortünfflin, ba§ er mit im tregt, bor ou§ er
fein tl^orl^eit I^fet, bie er bem einfiltigen öoIdE fürl^elt, fo
finbeft im fd^riben fein ort^ogro^)^^, fein fünftlid^en t)uncten,
ou§ bem örtl^eil too^ öerftonbt^ fie t)om öberigen l^oben,
im Idfen ober oufef^jred^en toiffen fie nit redeten occent oud^
gemeiner n)ort. 2llfo bo§ bein finb, bo§ ^toei jor ift in
bie fd^ttl gongen, merdft iren önuerftonb önb lod^et ir, önb
folt bein finb Dor onberen in ber fd^fil olfo fd^ribcn önb
idfen, mon fd^Inge in mit ruten, önb fo ein foffid^er efel
foffi(|e öntoiffenl^eit begobt in ber md§ önb |)rebig, fo tonet
mon im mit fd§ önb fd^molfe.
3r lo^en h)iffen, bog ir fd^ulbig finb on offer ön-
toiffenl^eit ber bdttel münd^ (öon ben onberen n)iff id^ jefe
nit reben) bonn ir geben t)n ütoer offmnfen on offen önber-
fd^eib, fo ein efel gn eüd^ fnm^jt, geben ir im ote öil, aU
tütx er @rofmn§ ober Sutfier, bo mit fterdfen ir iren fonlen
öoffen bdttel önb leren nid^t, geben fid^ öjf geilen önb
ftreiffen. 3)og merdfen ire oberen önb l^oben gelert leüt
nit in eren, eö fon fein gefd^itft mon b^ in toerben, loirt
einer gelert, fo fon er öor ben onberen eflen nit für fummen
Bundsgenoss VI. 61
t)ttb mü§ feiner fünft engelten, beten er genteffen folt. SSnb
fo ire oberen öngelcrt finb, fo önbertrudten fie gelert leüt,
benen f^ öngelei(| finb, önb ob fd^on ein oberer gelcrt ift,
toitt er allein gefdl^en fein, önb mag fein neben int laffen
bliben, fo ntercft er bo b^, baS öngelert atö tool ba^ lanb
t)§ftreiffen ate bie gelerten, önb t^nnb e§ gern, önb fd^enten
fidl nit mit liegen önnb triegen ben armen iren fd^toeife
öB fugen, bo mit ber ober fein flofter [2iiiij] f^J^fet önb
ift er allein gnob l^err. 35^ folid^em toefen öerberben ü^t
gefdiicfter ingenia, baS e§ jü erbarmen ift, önb alle menfd^en
folten raten önb l^elffen, ba§ gefdiicften leäten in flofteren
gel^olffen tourb ö§ bem I^ben, ba§ ft| öon oberen önb
önberen I^ben, aber tl^unb eweren facf önb faften jä t)or
ben eflen in flofteren, fie muffen balb etoer lieb fingen önb
gelert leüt Ion für gon b^ ^n.
©pric^ft bu aber, iä) bin ein einfältiger le^, iä) öer-
ftanb nit, h)ann einer gelert ift ober nit, tool an id^ h>itt
bir§ fagen.
3)u l^aft ie^ t)% ©rafmo get)6rt, ioo b^ bu erfennen
folt ein bioberer, ein märlin prebiger, toann fie ungeftume
gebdrb braud^en Dff ber fan^el, öljl fabel ober ejem^jel
fagen, bie nit in ber 35ibel gefd&ribcn ftonb^ toann fie t)^I
geiftlirf) önb toaltlid^ red^t allegieren, toann f^ offt 8lri^
ftotelem, ©d^otum, Sfioman, Sonauenluram '), I^ram, $)u-
gonem 2C. nennen. SBann f^ \)\)l jaufftl^dbing ober f^jot-
n)ort braud^en, bar ai man lad^en fott. SSann fie funberlid^
öil ftad^en öff oberfeit önb |)riefterfd^afft, ba^ gefalt bem
gemeinen man »ol, aber e§ ift g^fft, l^ut bid^. SBann fie
t^ored^te bing ftraffenb, al^ gil f^Ieier, öfegefc^nitten fd^ud^,
folid^ önb folid^ färb ber flaiber. SBann fij t)il t)om ab-
Ia§ fagen, öil üon l^eiligen ire^ orben^, üil t)on bem guten,
ba§ in irem orben gefd^id^t. SBann fie \)H t)on*^) gmeinem
faften fagen, t)on funberen gebötlein, atö rofen frdn^, önfer
fransen ^jfalter, fron gebdt, SBann fie mit öil toorten öer^
fünben, ba^ man geben foH almfifen, fo fie famlen.
SBann bu foIid^S an eim merdfft, fo n)i§, bag er ein
*) öonoucnturam. — ') bon t>xL
62 Bundsgenoss VI.
ünnü|er ^rebigcr tft. ®r tan nid^t, er fud^t cer ober nu|
ober ergo^Iüeit feinö fetb§, gib int nid^t, gatig ö§ ber
ürd^en, bu tl^üft got ein bienft.
SBann aber einer öil fagt \)% bent etnangeli, offt nent
fant Sucag, fant SKarcu^, fönt SÖtattl^eu^, @ont ^oannesJ,
fönt 5|5ouIuö, fönt 5|5etru^, fönt 3acobu§, ©foiog, ^ieremiog,
^ßfolter 3)ouib 2C. je^ ift er Dff bent redeten tndg, bann
bi^ ift bog got§ n)ort. aBann er ö^I fogt ijon gottlid^cr
önb brüberlid^er liebe, öon öerod^tung ber jergtedflid^en
njdit, önb t)on begirb ber etoigen fdtigfeit.
SBann er fürbcrt l^oufe önb leüt önb bie frondfen.
SBonn er fogt öont glonben önb l^offnung ju got.
SBonn er fogt Don öerod^tung fein felbS.
SBonn er i)rcbigt n)iber nod^reb önb eer obfd^niben.
SBonn er prebigt njiber folf^ Drttioil, n)iber l^offnung
önb gut fd^^nenb todrdf, önb ott fein lere grünbet in bog
l^eilig enjongeli ünb in fönt 5|5ouIug e^jiftel, önb in bie
l^eilig Stbet, ber ift ijff bent redeten n)dg.
Stent fo einer b^ ben te^en fi|t önb \)t)l öon feiner
önb ber feinen tieiligfeit fogt, onber orben öerod^t, ^jriefter*
fd^offt uor ben le^en uerod^t, Dnb ben obel öor ben bouren,
ber otoeg lügt, bog er reb toog ben leüten gefolt, ber ift
ein gl^fener, ift folfd^, ein üerfurer, fid^ id^ l^ob bir in on-
gejoigt, Io§ bid^ nit öerfuren.
Stent fo fie fogen öon I)oI)cnt nu^ ber ntdffen, otg
bröfigft önb gulbin md^, öon ft^fftung ber jorj^t, öon
bruberfd^offten mit infd^ribung 2C. bo tl^u ben fedfel gu.
Stent fo fie fogen öon lob ber flofter, olfo bog
fie bog Idben ber h)dltlid^en für nid^t l^olten, l^ut bid^
t)or ^n.
3)ag l^olt t)or otten bingen in beim olmufen, g^b
fürbertid^ ben ormen') in beiner pforr, bor noc^ gib
frembben bdtlem, eg f^ le^ ober münd^, mer*) bid^ onberg
leret ber irret.
SBonn bir bie münd^ fogen öon groffer fr^l^eit ircr
örben, ^ut bid^.
>) armtn. — ') to&r.
Bundsgenoss VI. 63
Sur^ toann bii) ein t)rebiger tupfet öff ba§ i^etlig*)
elüangeli, öff bruberiid^ lieb, öff grünbtticä^e bemüt, önb
meer fürberet anbre anncn bonn fi^/ ober aU Dil ate fid^
önb bie finen, bo l^alt t)ff, fünft ^üt bid^.
3)u einfältiger let) biß getoamt t)or ben bdttcl äRünd^en,
bann offt funtmen f^ in fd^afffleiber önb finb l^eimlid^
gucfent n)6Iff mb offt ift e^, ^e geiftlid^er fd^ein ^e ffaifd^-
lid^er fin.
®ö totxt fd^ier n)iger, man Ke§ fein frembben münd^
ober Pfaffen öff bie fandet, er tvtxt bann ijont lanbtS
btifd^off fleiffiglid^ öberl^oret önb 5Ü gclaffen. (£§ be«*
barff ettoan gelüdt mit eignen ^jfarrem, id^ gefd^toetg ber
frentbben.
9lber ber tat) ift fo ndrrifd^, ba§ er meint, tva^ im
frembb önb önbefant ift, f^ öil gefd^idfter önb beffer bonn
bog bo befont ift.
[2(5] ®u einf eltiger ttt) folt meer fl^§ l^aben, toie bir
gute ^otilfame lere 5U tail njerbe, bann Dmb brot Dnb
toein, bann on l^eilfame lere ift atte bein arbeit ömb fünft,
borumb bitten got tretolid^ att tag Dmb l^eilfam |)rebiger
önb lere, önb glouben nit glid^ toa^ einer fagt, ob er fd^on
ein l^eüig fd^inet, örtl^oüen fein lere öff mein obgemelte
önberh)eifung, ba§ ir nit irren. SBonn bie münd^ fummen
oHein önb |)rebigen, fo fie famlen möHcn, ober fo man
tool foH leben, fo geben ^n nid^t, bann fie finb fd^ulbig
offt eüd^ ju ^rebigen önb ba§ ömb got^ ioiHen. @§ ift
n)oI mar, man t^at öor joren öt|I öff ber bettel münd^
|)rebig gcl^alten, fie finb öor jaren aud^ anber leüt gefin,
ober je^ ift eS ein forgüd^ mißlich bing ömb ire ^rebig,
man foH fie fleiffiger öberl^ören Dnb erfragen bonn onbcre,
ee man fie ^jrebigen liefe.
SSonn bie battel münd^ öff ber fandet friegen önb
l^oberen, tooHen ire fr^l^eit, ire orben mit anlod^en be^
\)om beftrtten, ift folfd^.
3)ie borfuffer mellen iren grancifcum fo grofe önb fo
l^od^ mod^en, bog ein öemünfftig or nit l^ören mag, ba§
>) ^eilt.
64 Bandsgenoss VI.
fic nit bem Irrigen ju eren ll^ünb, funber fie tüollcn für
groß geadfit fein uor bent üolcf öon ire^ l^etgen tüttlen,
ttjeren ft| bie mutig teüt aU ire titel auB toifen, fo tüüften
fie, ba^ f^ grofferen bienft bent bemutigen grancifco tl^dtcn,
fo fie miffiglid^ t)on im pxtbi^ten.
©0 man ©l^riftum önb Lariam lobt, mag man in
nit jü M lob 5Ü legen, aber in anberen l^eiligen mag man
ficf) lid^tlid^ öbernemen. SBiItu aber ^e feigen ijod) toben,
fo lob ^autum, lob ^ßetrum, lob Sluguftinum, ^ieron^mum,
iob So^annem ben ewangeliften, ben toüfferO) ©l^rifofto«-
mum 2C. u§ bereu leben önb leren grünbttidi d^riftum er-
fenneft im feigen emangelio. Safe bein grancifcum fein
ber er ift, fo bod^ ir barfuffer öil bing für mdriin felb^
l^alten, ba^ anbere für grofe bing l^aben befd^riben, bod^
laffen^ ir Dnber ba3 öoIdE Dfe gon, fo grofe ift etoer eer
g^t. @n)er orben ift nit beffer bann anbcr örben, ift audEi
fein funber l^od^ bing, »er eüd^ für anbere funber^ t^t,
ir fotten auc^ fölid^§ nit meer für l^alten bem öoIdE, ober
man toirt eüd£) önber bie nafen faren. [2t 5*^] ®ie ^jrebiger
n)ellcnt aKein getert fein önb befd^irmer be§ glaubend, jre
lerer allein laffen betiben, bo burd^ ft| ju folid^er t^orl^eit
fummen, ba§ ieberman ir fpottet mit iren lercrn. 3re
lerer finb nid^t^ funber^ l^od^, f^ ^abcn ö^I gut^ gefd^riben,
aud^ ö^I arge§, man toeift lool toa^ ir tüc^ für faben fyit
SDie Earmeliten Hegen tjub tricgen fo D^I mit fant Sinnen
bruberfc^afft in erjelung ire§ gefäled^te^, ba^ fc^ier ©l^riftug
ir lügen toirt an tag bringen, bann fie fein grunb ^aben
im etoangelio. SBo l^aftu geldfen ba^ fant 2lnna br^
töd^teren gel^abt l^ab, ba§ SoanncS önb S^cobuS fe^en ir
toc^tcr füne, önb ber gl^d^en ö^l, aber l^etten ir bag gilt
öom uoldE, ir lieffen ba^ anber njol beliben. 3)ar jü tootten
ir etmag funber^ fein für anber orben, fo ir önfer fratoen
brubcr genant finb. D ir ^offertigen l^at önfer frato fo
g^tig, öujüd^tig, önfeüfd^, l^od^fertig bruber. 3d£) mein,
att fromme d^riften feien ir bruber önb fd^mefter, aud^ irc^
fune§, ia ire finb, önb mein meinung ^at ein grunb im
etoangclio, aber ütoer fabel ift toaffcr önb lufft. ^Ifo merd
in anberen ftüdfcn, bo mit bie münd^ ömb gonb, önb bie
©anfeel bo mit bcfd^iffen, Dnb ba^ Doldf am reinen ctuan-
Bundsgenoss II.
65
gelifd^en leren l^inberen, bcm öolcf iren blutigen fd^n)ei§
önb arbeit abnemen, anberen armen fd^aben tl^un, ba^i)
njirb got nit lang ntögen erliben. 9lber ir einfältigen
la^en finb getüamet, e^ ift aud^ gu beforgen, ba^ ft| offt
meer au§ ben btjd^ten ber menfd^en ^jrebigen önb fd^riben,
bann Dfe ber S3ibel, aber id^ ia% je^ bo öon n)eiter ju
fd^riben, mein tag ift au^, taffen eüd^ mein trünje meinung
ju gutem bienen.
S)er ^atüx n)irt toi^ig.
') bbj.
fiberlin, Ausgew. Sohr. I.
Dj lob ber ))farrer
foften ber gelegt toirt bö be
gemeine bnuerftebtge öold
bff mafe (a)en, bolgungeii, 6egre6*
nü^, f^knb; br^ftgft, jartag ic. m
bom lob ber Pfarrer bnb trer nott«
gen ga|)lon.
gno^.
Elevation der
Hostie in der
Messe.
5*
68 Bnndsgenoss VII.
[aj^] H $)ie l^cbt on ba^ lob bcr 5ßfarrer önb
irer notigen dapton, önb ein önberri- 1)
d^tung mt|Praud^§ ber SSoIgun«»
gen, ntdßldfen 2c. 9lud^ toie
fidfi l^in für ein jebe^ d)xi
ften ntcnfd^ barinn ^at
ten foa.2)
/|%5ft önb ö^I bebend xä) genteine Hag ber toali,
II ll SSie aller bing önorbenlid^e^ fürgang^ fürber^
^"^ lid^e önb meifte örfad^ fe^ bie oberfeit.») ©int«-
loeber^ öfe önuerftanb ober fan)Il^eit^) ober bößnjiKigfeit.
SSnb toirt foßd^ Hag ju bent bidteren n)oI n)ar]^afftig er-
fnnben. Slber xä) tan njol. gebenden, ba§ in ö^Ien ftuden
ba§ gemein uold groffere fterd gibt ben nti^raud^en, burd^
tr l^dfftig anl^angen önb nad^trud, bann bie oberfeit immer
m6c|t 5u loegen bringen, ba§ tvid x6) mit toenig njorten^)
nad^ Vermögen in eim ftud anzeigen, bo mit örfad^ geben
ben tjerftenbigen (beren je^nnb öt|I fnnben n)erben in ber
gemein) SBeiter l^ie öon ju gebenden, Dnb mit got§ l^^Iff
ben mi^braud^en ein intrag jn t^nn.
/fe@ ift ongenjd^einlid^, ba§ in teütfd^er nation t)ier
\2^ bing grofe gead)t toerben. 3)a§ erft ftnb bie
Eerimonien genant ber tobten öolg, ober ber begrebnft^
broud^, bar innen öermeint njirt l^anbtreid^ung önb l^ilff ber
tobten, fo je| on mittel gefallen finb ^n gotte§ groufamc
ftraff. 3)a§ Dermeint enb öerttJürff id^ nit, bann e^ natür-
lid^ önb d^riftlid^ tki erforbert. Slber folid^g mittel on
ma^ mb t)xtf)txi füröolgt, mag nieman Derftenbiger be-
toaren, önb ift bod^ ba£^ gemein öold ^n önferen lanben fo
faft bar ijff öertoenbt burc^ langg l^drfummen (atö f^ tohutni^)
önb burd^ eigengefud^ig lere ber fud^in |)rebiger jnn önb
0 Im Druck 1 : t)berri;. — ^) Marginal bei 2 : ^ie fftbi an
baS lob ber Pfarrer t)nnb irer (la))(an, \>nh t)nbernd^tuna ber
m^^breüdö beS gemainen d^rtftenlid^en öolcfS. — «) ber oberfeit 2.
— *) fauRait 2. — *) „loorten" fehlt 2. — «J getoent 2.
Bundsgenoss VII. 69
öfferl^olb ber orben, ba§ on funbere gottlid^e erleüd^tung
folid^cr tt)6n ntt balb ijon in getribcn tütrt, fo begafft ift
ntenfd^Iid^e t^ox^zit^) öff alte fiHjerftitton, \)nh mb(i)t mid^
foüd^g ingebilbet fürnentcn ber leüt abftenbtg machen öon
öert)offnung ber befferung, [aij] tüo id^ nit ntercfte jc^
fonnen fd^ein^), ba§ got, ober burd^ innert geiftlid^§ in»»
f^jred^en, ober burd^ l^^mmelifd^e inffüß ber menfd^en gemüt
tüolt erleüd^ten gu erfantnüß önb öerbruß, and) nad^folgenb
gu abftellung ötler falfd^en go^geberben bar inn toir latjber
t)xi \ax önfe önb anbern geftunden l^aben. 93egdr id^ o
Idfer, bu ttjeUeft gl^d^inutig bifen ratfd^Iag ober fürfialtung
Idjen Dnb ertüdgen, bar nad^ in betüdren, ober befferen bor
t^ün, njo bu aber tourbeft anbertoert^) l^anblen gegen bifer
gefd^r^fft, fo jaigeft bu nteer an bie f(|ulb bann ntein nti§^
lanblung.
j?^2(^ teütfd^e d^riften geneigt finb ben tobten ic^
j[l| l)itfflid^4) fein, gefalt mir alfo n)oI, ba§ id^ be*«
gdr ^n allen |)rebigen ernftlid^e öermanung^)
gefd^el^en gu folid^er gotfamer früntfd^afft. 2(ber fo fid^
önber bifent erlid^en bedfmantel Verborgen l^at ein fo fd^eb*-
lid^er got mißfälliger öaßnad^t bu^ eigene gefud^^, menfd^*»
lid^er^^) blenbung önb l^inbernüß ber redeten l^^Iff, fo ben
tobten mod^t fürberlid^ fein, mag id^ nit lenger fd^toigen
oon cntbedung ber boßl^eit tnb öon nuparüd^er ermanung
ber güttüilligen (bod^ Hein öerftenbigen) d^riften.
V|ji@r mag fid^ cntl^alten öon öerujunberung fo er
i IlIlI ^^^ nim^jt önb merdft bie fromfd^afft önb \ax^
mardft') ber ^n mdffen geübt n)irt. @^^e, fo
bein öatter önb müter, gef^n)^fterig, t)ern)anbten, friinb ober
ein anber berufft njirt an% bifer ^eit, fo leret bid^ ba^
tied^t ber natur önb bie funn d^riftenlid^e^ brandig inen
njillig fein, t)ilff jü ti)m, ba burd^ f^ erlöfung aufe btn
pmm (ob f^ bar inn njeren) önb begerte fdligfeit erlangen
mod^ten. S^fe ift bir faft not erfantnüfe bequemlid^er mittel,
ba§ bu nit t)t|I legeft öff folid^ bing, ba§ inen nid^t ober
toenig ^ilfft Dnb bir größlic^ fd^aben bringt an gut önb an
1) toenung 2. — ^) fd^einlid^ 2. — ») anberjl 2. — *) f aö 2.
— *) ermanung 2. — *) menfdjlil^er 1. — ') francfl^ait, önb
iamer!aii 2.
70 Bundsgenoss VII.
buncfen. S)ar ömb öolge b^fer lere, biß bu beffer§ öbct''
fuTitTiteft. ©tanbe für gott in groffer guuerfid^t önb btt in
öntb l^ilff önb troft bifem tobten, erntiffe aud^ önjÄIid^c
ntiBtI}at, bar burd^ tüir ben attntdd^tigen got tdglid^en unb
all ftunb erzürnen [atj**] in bifent laben önb ba§ ftreng*)
gotte^ urt^ail, barinn and) önfere gered^tigfeit ntifefettig
finb, önb h)ie k)t)I meer bu beljdrfeiget tüürbft in betrad^tnng
gemdlter jmeier fturf , fo t)t|I ernftlid^er mürft bu ^u bdtten,
bod^ baö bu k)t)I Hoffnung l^abeft in gottlid^e bann|drfeigfeit,
bie fid^ fo k)t|I nteer neigt ^u ber abgefd^eibnen feien, wie
t)^I meer fie ir beborffen, önb ba^ bie fürbit frefftiger önb
got gefelliger toerbe, foll ein ganfee früntfd^afft ober nad^»*
burfd(iafft ir gebdt bar ^u t^ün. S)arumb bann in gebraud^
ift fummen ber gulouff atter öntbfeffen, fo man ein Itjä) gu
grab hjill tragen, önb aud^ ba^ lang glodtcn get^ön bo
müloüffig, ba^ ba burd^ atte d^riften gemanet hjerben bie
folidi^ ^oren, öff ba^ hjenigeft ein l^dr^Iid^en munfd^ ju
got tljunb ömb l^tjlff bifem tobten. S?nb e^ gebort aud^
allen prebigeren, hjeld^e ba§ got^toort öerfünben gu, in
atten ptebigen ber d^riften menfd^en follid^i^ ^n gu reben
önb angeigen.
3)ar nad^ fo man an ft)rtagen äufamen tnmpt in bie
tempeti, fott man in gemein ober funberljeit^) ergelen bem
t)oIcf bie 5al bereu, fo in Vergangnen tagen öerfd^eiben finb,
mit ^i^iger öcrmanung^) ju förbit, todä)t gefd^d|en fott nit
attein in bem gemeinen gebdt, fo nad^ ber prebig bolb ge*»
fprod^en Wirt öom prebiger önb bem öoM, funber folid^
tobten ^t)Iff ffdd^ten in atte§ gebdt, ba§ ba^ ^riftlid^ öold
bie gan^e md§ öfe öff ben f^rtag önb bie gan| nac^gonb
Ujod^en gu got t^t*). ®§ ift an(i) fürberlid^ nü^ foIid^§
5Ü öermanen^), fo man leret ba^ jetlid^em fo öt)I barm-
I)drfeig!eit nad^ feim tobt bewifen Wirt öon got, wie t)t|I
er je^ (aud^ benen fo e§ ömb in nit öerbient l^obcn) ben
tobten in fim gebdt bel^ilfflid^ ift.
55a^ man aber öff ein begrebnüfe ober jor^ ia^ mdfe
l^clt, önb bo mit baiJ d^riftlid^ öolcf öerfamlet önb ber-
0 önb ftrcngen 2. — ») jn fonberlSfait 2. — ^) ermanung 2.
*) t^onb 2. — ö) ermatten 2.
Bandsgenoss VII. 71
tnanet*) ju bitten für bte tobten, tft^) mein§ bebuncfen ia
aud^ ^alteng bel^ilfflid^s) önb troftiid^ ben tobten. S)onn
auä) bte l^eilig SRonica begdrt ntan folt tr tngebencf fin
nad^ irent tobt i\) bent aüax E^rifti. 9?Ad6fte Pff ift
armen lüten gutg tl^un, bar burd^ gott gefallen hjollen, önb
in burd^ foIi(| gebetten*) früntfd^afft betoegen ju erbarmung
ober bte abgefd^eiben feel, [aiij] önb aud^ bie armen öer-
^)ffid^t toerben ffeiffiger ju bitten. S)ag aber ein gro§ (bod^
toenig erfant) l^ilfjf ben tobten ft) befferung be^ libenS,
beren bie in irem gefd^Ied^t bt) Üben blibent, ift anfefünbig
au§ ben hjorten beö rid^en man^ ber im aud^ ad^tet ein
erlid^terung ber pmm, ob feine bruber burd^ gebeffertö
lAben abgehjenbt tourben Don l^eHifd^em firdter. feein ge-
felliger hjerdt ift gott bem Ferren, bann fo ein d^rift t)n
feim gebit gebendft ber gejjinigten^) feien, funberli^ beren,
benen er funberlid^ öer»)Pid^t ift, önb ift faft bel^ilfflid^ ben
tobten. S)ife obgemelte mittel ftnb önfe angezeigt ju l^^Iff
ben tobten, loo bu anbere annimpft fürberli^ jü üben meer
bann gemelte, folteft hjol bir ö^I mit önb ben feien toenig
troft mad^en.
(^2lg aber leiber menfd^Iid^e t^orl^eit bo l^in ift
'^l^ fummen, bag aller foft önb forg gelegt toirt
öff ba^, fo nit meer bann ein tl^eil önb nit ba^ gan^ ob-
gemelte^ enbe§ ift ^ü l^ilff ben tobten, S)a§ ift öff öigil,
fernen, D^Ie ber miffen, ftifftung ber jarjeit önb etoig mi§.
®e|glid^ fo ein menfd^ geftirbt, toirt alle Übung gefert öff
groffe rüftung ber tl^ecfung, öff botenbor«), öff önü|e önb
ö^I !6ftige beroitung, tva^^ önb fernen, öff befteHung einer
groffen fumm ber priefter, öff anrid^tung öerbroffen^, ober*»
hjorffeng, önbebad^t§ Digilgen. 3)ag foIid^§ biene 3Ü todit-
lid^em brad^t, ^u D^)^)iger eer ber Idbenbigen öemeine xä)
nit. 5)0^ e^ ober nü^e ben tobten aU ein ftradt^ önb
frefftigg mittel ju troft, mag nit betoifen toerben ban ö§
eigengefiid^igen öngegrünbten leren, aU jettlid^em aud^ mittel-
mdffigem öerftanbt"') funbtlid^ fein mag. ^d) möd^tc an-
0 ermanct 2. — ») jjj j. _ 3) beJ^elfftd^ 2. — *) gebotten 2.
— *) Jjeiniflten 2. — •) bedfung auf tobtcnbar 2. — ') mittelmeffig«
oerftanbS 2.
72 Bundsgenoss VII.
jeigen, ba§ folid^er öfferiid^er gebracht jü groffer l^inbemüfe
bienet an t)^Iff ber tobten, fo burd^ ntdriin önb fud^in
prebiger ba^ brumnt önb ba§ enb atter ^ilff ben*) tobten
fürberlid^ in folid^ bffer fd^einlid^e^) bing gefaxt toirt, bar
burd^ l^eimlid^e önb önent|)fintlid^e ^inlAffigfeit ertoed^^t in
ntenfd^üd^en gentüten, fo ft| meinenbt, ben tobten f^ o^I
önb gnug l^üff gefd^i^en in ntdffen, öigilgen, jargeiten, mirt
ha hnxä) tigii^^ perfonlid^^ gebdt für ft) abgelaffen bon
ben bertoanbten önb (im bebun- [aiij^] dten) gelegt öff bie
tent^jel fned^t önb öff anbre. @o bo(| bie tempel fned^t
(\ä) mein münd^, t)faffen bnb nunnen) al§ fiinidffig, öer*»
brüffig pnb folid^g jü Derridöten, atö toillig önb aud^^)
beljenb f^ finb ben folb bammb ju empfa^en.
Sll>2ln dagt tdglid^en ab ber groffen öntrdglid^en
w l mdnig öngelerter <)faffen önb flofterleüt, bie
allein nüfeen ftet ju f litten, fd^atten jfi geben önb bem
armen man fein narüng ai e^en, bnb hjitt bod^ niemanb
hjarnemen fnglid^ mittel foIi(| fumm ju minberen. @o
man bod^ fid^t h)ie on fünft, on forg, on arbeit, önb*) öer-
bienft fi(^ fo öt|I taufent mögen emeren attein mit ^eim»*
lid^em md^Idfen, in benen aud^ toenig toort red^t öfegc*
f^)rod^en hjerben gen^Iid^, nod^ minber öerftanben, önb man
mit bit önb gelt folii^e ^u folid^em fo ernftlid^ rai^et,
^tixä^t, treibt. äKeinftu ba§ nit menf d^Iid^e fatollieit^) ba§«)
hjameme, bar au fid^ fd^idfen, önb ba§ mad^t fo ö^I münd^,
^)faffen unb nunnen, bie ben^) gemeinen d^riften abnemen
ä^tlid^ gut, bie fedtel Idren, önb ft) I)ie mit ein öott fahjl
leben füren. 3)or burd^ teglid^ ^) ber gemein einfeltig menf d^
geblenbt önb got») gefd^enbt Wirt.
(^3e totjil aber bie fu^)erftition ober mifebraud^ fo
'^^ grofe gemercft toirt im einfeltigen toittigen öolcf,
finb bie iemptl fned^t fo beljenb önb flug önb mercnt folirf)
apoftü^Ierifd^ l^altungen in ber beid^t bnb öff ben fon^Ien,
önb aud^ mit erbid^tutig ettlid^er gefid^t önb erfd^t)nungen
ber abgefd^eibnen feien, bo mit fie betoegen Hein öerftenbig
önb balb geloübig leüt ju ftifften ehjige mdfe, iarjeit, önnb
») ber 2. — >) fdbeniridjfel. — ^) „audö" fehlt 2. - *) on2.
— '^) fauKait 2. — •) be8 2. — ») bem 2. - ») teglilj 1. — ») „got"
fehlt 2.
Bundsgenoss VII. 73
ju ttierung ber feelöef^jer, öigilien, tndffen, in öolgung
ftbenben, brieffigften, bo burd^ bann ntfind^ önb Ijfaffen atfo
gemeft önb gefult tüerben, ba^ fd^ier alle toölt inen jinpar
önb intragig ift, önb ir fettigung bienet jä fd^hjed^ung nü^*»
Hd^g regintentö önb gu tüiberfa^O ber öerfünbung d^rift*»
lid^er lere, atö hinblid^ ift atten, fo lefen ber Jjrtefter önb
^)]^arifeier art int etüangetio, ber abgotter biener^) miber**
ftanb, afö bu finbeft in ber Ijelgen^) legenb, önb ber ntünd^
Dnb Pfaffen gu önferen jt)ten, öor benen reformierung [aiiij]
ber d^riftenl&eit ntinber fürgang l&oben mag bann öor tljürfen
önb l^eiben. SSnb fum^)t bo t)in fo f^ gemeft finb burd^
ftifftung önb beftaHung ber einfeltigen, aU ob f^ burd^
t)\)k be§ ätjtlid^en gut^ (^nen r^Iid^*) bar gebotten) behjegt
tourben ^u fftiffigem önb ötjlem fürbit önb ^t|Iff ber tobten,
ba^ niemanbt minber tljut für f^, bann bie am meiften bo
öon Ijaben, ba^ erfült toirt ber ^pmä), ®ot§ gebdrbige^)
bienftbarfeit l^at geboren rtjd^tümb, bnb bie tod^ter l^at öer*»
^ert bie muter. 9tun fid& an öon tounber^ toegen, Ujie ön*»
gebdrtig l^dr gu louffen bie mife Pfaffen ^fi fird^en bo l^in
fie beftelt finb, mit lad^en, fd^toA^en öor önb nad^ ber mdfe,
ffiegenbe tag ieit fpred^en f^. ®§ jaget ^e einer ben
anbern,. ba§ er balb enbe bie md§, bo mit anbere balb ju
fummen. S)ie md§ toürfft man l^dr au§, önb et)Ienbt§ bar
Don*^), uor önb nal^*^) nit ein 2lue maria bar gu get^on.
D tüa^ It)d^ter gefprdd^ öerlouffen fid^ ^n bem d^or önb
facrift^, bie w^I bo todret bie feel md|, toa^ gefp6t§, fo
bie fratoen gü opffer gonb, bo ftonb bie tempel fned^t önb
ricfiten eine nad^ ber anberen \)% toa^ troft^ bie armen
feien l^aben öon eier^) fold^en md|, mag ein jeber d^riften
tüol gebendten. SDe^glid^en fo Wirt ba§ jel^enb wort in
ber öigilgen faum gan^ gefprod^en, ba^ alle merdten bie
Idfen fonnen. Üb bem grab fpric^t man gebrod^ne Wort,
fur^ ab balb bar Don, gdtt l^dr ba^ ift l^ie fouffman^
werbe.
$l]f 33ber toa^ foH id^ fagen öon ben borffleüten, bie
vi bo l^in gebrod^t werben burd^ ire S^bpriefter,
*) aä bifer fo^ 2. — «) „biencr" fehlt 2. — ^) f)aHi^tt\ 2. —
*) re^lid^ 2. — ») geberbiöer 2. — «) ban 1, — ') nad^ 2. — ») einer 2.
74 Bundsgenoss VII.
ba§ fte nit aUetn r^Itd^e ^) t)refen^ geben ben t)faffett, funber
and) ba§ ntol^) önb bie abent orten, nit attein ben ^jrieftem
ire§ borff§, funber berufft man and) öon öerrent münd^
Unb Ijfaffen bar ju, önb fo jettlid^er flpfarrcr ben brt)fe tüitt
^aben in feint borff, l^alt ntan bie pf äffen hjop), bo mit
lüirt ber arm baur gefd^aben önb gefd^unben, ba§ im fo
\))A foften bar öff gabt, bi§ er fein tobten frünb au§ ben.
brl^figft bringt, er önb all fein gefinb libten ein monat
ba k)on, Dnb toirt bod^ ber armen önb ^aufe armer teüt
hjenig önb gar neüt*) itba(S)t SBo beliben bo bie toort
E^rifti SRattfei am .if. ^d) toitt t)aben [aiitj^] bie barm*
^dr^igfeit önb nit bag opffer. ©ttlid^ toeHen bem attem
cmpflie^en, önb bringen filber önb golb ben münd^en in
bie flofter, öerl^offenb öon in toerb ben tobten mcer nad^
get^on, önb hjiffen nit, ba§ fd^ier minber ober aU toenig
bo felbft öerrid^t toirt, bann man feiten meer bann ein
gefungen feelmd^ ^ue^gnet^) in funbcrl^eit für gegen öer*
meint«) begdndEnü|, önb h)ie wol ft| alle fd^hjar^e mdfe-
getoanb an tragen ober altar, Idfen f^ bod^ foliäe md§
anberen benen fie öerpflid^t finb, fo ö^t ba§ oud^ faum')
ein gebdd^tnüfe öon eim^) tobten gehalten toirt in funber*
l^eit. 9?id^t befterminber meinft, bir gefd^dl^e ö^I, bnb
fülleft eim ganzen ßonuent bie frdgen ober fecfel, önb
l^etteft^) eim ^u|armcn man beim nad^banxen geben fo t)t|I
jiV") fteür an be^alung feiner fd^ulb, ober an narung feiner
fleinen ünben, got önb bie feien l^etten meer l^tjlff ober
gefallend bar öon ^ *). ©ttlid^ UjeHen br^ftgften laff en Idfen,
önb Wiffen nit ba§ ber öerbingten md§ fo*-) k)t)I b^ beti
Pfaffen önb münd^en finb, ba^ man offt brt) breiffigft ^n
ein mu§ fd^Ia^cn önb nemen bod^ öon iettli(|em funberen
Doaen»3) Ion.
$lT^2lg foH id^ bann fagen öon geftt)fften jarj^tcn
'^wü bie feiten Ujerben gehalten ober . yj. ober . yjj.
jar. ^elt man ft| aber, fo \d)kd)t man .iiij. ober .t). ju*
») re^Iid^ 2. — 2) mal 2. -— ») öol 2 (was richtiger scheint).
— *) nid^t 2. — *) a^gnct 2. — •) gegenucrmaint 2. — ') !um 2. —
8) t bc8 2. — ») getieft« 2. — ^0) „gfi" fehlt 2. — ") ban 1. —
") So nach Dr. 2j Dr. 1 : tooL — ") hotten" fehlt 2.
Bundsgenoss VII. 75
fanten, önb g^bt bod^ befttnH)te t)refenfe afe funber. ®ang
nun I|in bu t|oreci^ter tat) Dnb g^b bein galt t)§ jü fülle
ber tem^jel fned^t, gu öerfnntung ber tobten, jü anfelArung
bein§ fedfelg, bar au§ birneüti) entfpringt, bann ba^ man
bxä) gelt önber benen bie gehjonl^eit galten, funber ift§ fein
lob nteer bann man l^elt^ für getoonlid^, glid^ atö man
müJ3 folid^en önnü^en foften ^aben für bie tobten. SSie
lang toenb ir t^ored^t fein, toann nid^t^) toere bann fo
D^I önb manifeltig gef^)6t öon eüd^ gemad^t, burd^ folidö
fomen p\axb önb tempel fned^t ömb eünjeren blutigen fd^toeife,
jr folten bod^ t)ffl|6ren öon öberigem foften önb ad^tl^aben
t)ff ^au§ arme leüt, bo ir not fi^en. 3d^ hjitt nit ab^
fprec^en ben erfoufften gülten, fo je^unbt t)n bef^^ l^aben
bie temjjet fned^t, aber ben tiglid^en önnü^en bnfoften fo
bo gefd^id^t mag id^ nit feigen. [05] SSann bu ^e hjilt
önbenügig fein an bine^ pfarrerg m4§ önb an gemeinem
gebdt biner mitpfarrigen 3), f 0 nim bar gu bie priefter, bie
in biner pfarr öer^jfrünbt finb, bar h\) Ia§ bid^ benugen,
önb \pxx6^ nit, e^a e^ ift*) alfo ber brud^, bann ob man
ein toeniger gefjir^iger^) ujolt fin, in furzen tagen gienge
ab ber t)nb anbre mi^reüd^. @in rün)Ii(|«) eerlid^ ^pmh
gegeben öor ber fird^en armen leüten, fo in bein pfarr ge«»
lorenb, ba^ ift got önb ber todlt loblid^").
D^x teuren d^riften in teütfd^em lanb, gießen ob
etoer l^anb öon folid^en gaben ben tempel fned^ten,
bo mit ab geftelt Ujerb ir faul önü^ ergerlid^ fdben. ®^
gefalt mir nit öbel ba^ man geftiffte pfrünben ]^anbtt)abt,
aber ba^ man fein nüujc ftiff t. 3)er Pfarrer gült *) ift in
gu geben önb wolt got bag jetlid^e p^axx I)itte ein ^)farrer
Dfe öoHem geujalt, ber nit attein jirig ober ewig öicar^
tüäx, ber and) ein gute r^Iid^e») ^rouifion öitte, önb neben
im gnjeen ober br^ priefter aud^ ujol öerfetien, bie im bt^«*
ftenbig njeren gü nötiger git. ©in ^)farrmd^ mit gmeinem
gebdt ber önbertl^on ift*») ein guter bel^ilff ber tobten, xä)
rate bir nit toeiter bmb mdjs gu toerben. 3ft e§ nit ein
») nid^t« 2. — 2) nid^t« 2. — ^) mit ^)f errigcn 2. — *) ift 1 .
— *) bel^etTljigt 2. — «) retoUd^e 2; es wird aber doch wohl
„trütoCtd^" zu lesen sein. — 0 Cob 2. — ») ßiU 2. — •) retoridbe 2.
— »0) t gar 2.
76 Bundsgenoss Vü.
jamer, bag fo ö^I perfonen genteft tocrben in Höftem, funbcr*»
lid^ ber 33ittel örben, allein öff folid^^ regcl gefd^re^ im
for jä fingen, baS fie bod^ önuerftanbtö ^alb nit öerftonb
bnb bcl^enbifeit Ijatben nit mercfen fönen, önb öerbrufe l^alb
nit ad^ten tüoden, tt)a§ got gefallend bar an l^abe cmtdfe
ein jettid^ d^riftenlid^ 0 Ijdr^. SSnb too ber öerftenbig
d^riftenlid^ menfd^ ^anb abjug, würben folid^ bdrcn f5fig
öffgetl^on, önb öilen fünben, ba öon id^ nit fd^riben tüitt,
örfad^ endogen. Ob ifein fünbe tüAr bann önuerbiente fpJjfe
nieffen, toere e§ bod^ ein forgfam bing ömb k)n§. D toic
gro^ ift ber gorn gotte^ ober bie Untüiffenben, fatülen, t)zx^
brüffigen Hofterteüt, bie bar inn l^offen ir narung 5Ü ge-
hjinnen, fo fie im föfig be§ Hofter§ nagenb, önb im d^or
bie tagjeit h)ie bie a^ten^) taflent, ba öon mein gefeH
fd^riben loirt. S)ann önfer . f ö. ^üfamen gefd^tooren l^abcn
fotid^e bing ber hjilt ju gät entbcdten.
(^Slrumb ir t^eüren teütfd^en^) lauten eüd^ öor
'^l^ nütoen ft^fftungen, l^anbtl^aben bie alten, fo eim
ein guter [a ^ **] frünb ftirbt, brond^en mittel im ju l^elff en,
oben anfendii^ gejeigt. Saffen eiid^ benügen an ütoer^
p^axxtx^ mife ober Dff ba^ meifte an ben mdffen ber priefter^
f d^aff t, f 0 in *) jettüeber pf arr öerjjfrünbt finb. ®tien f penb
ben armen, ^ilffen ben bürfftigen, l^anbtl^aben eühjer Pfarrer J^)
bt) r^Iid^er«) narung, bie ft) bann h)ot mögen l^aben htj
groffen bnb Keinen jA^enben. 55a§ man gute frünb gu
t^fd^ labet, ju jeiten be^ Iaibt§, önb einen') pfarrer mit
ghjeien ober brien priefteren bar gu, hjere ic^ nit. Slbcr
füllen ben ganzen tag bife gä nad^t lobe id^ nit. SSiItu
ein jartag ftifften, gu^e^) in t)ber .yyy. jar nit, bann er
h)irt nit gehalten ober öbel, önb bringt ben kmpti fned^ten
irrung ber getoiffen, bod^ on frefftigc toamemung. Saffen
eüd^ nit an ben gemeinen miPrau(|, aU ob e§ gar öfe*
gerid^t ft), fo man getüonlid^e cerimonien in ber fird^en
öcrrid^t f^at für bie tobten, aber jetlid^er gebendtc tAglid^en
^n finem gebate an ben ftabt») ber abgef(|eibnen ^)einigtcn
») ©l^riften 2. — «) alflem 2. — ^) t^eütfd^en 2. — *) am 2.
— ») narung (!) 2. — «) retolid^cr 2. — ') ainem 2. — ^) ae^djie 2.
— ») [tat 2; es wird „ftanbt" zu lesen sein.
£)
Bundsgenoss VII. 77
feien t)nb bitte adfo für f^ wie er tüolt für ftd^ gebatten
tüerben nad) feinem tobt, ba^ nüfet ben tobten önb ermanet
auä) bie Idbenbigen ire§ enbt§.
Sr ^od^ gefoufften d^riften, hjann toolt ir eüd^
befferö bebenden önb fdcflid^ angrtjffen bie db>*
fteHung ber fu:perftition? ©A^en ir nit ba§ eüd^ got bie
iianb reid^t bnb toitt eüd^ ^dlffen, bag ir nterdten in bent,
ba§ got fo t)t|t funer Ijelben ertoedft, toeld^ fd^r^en toiber
fotid^en ntijsbraud^ önb ir eer, It|b t)nb gut toogen ^u etoerem
^eil. @inb mutig önb grtiffen bie fad^ ba^)ffer an, en^ic^en
bem fetor ba§ ^ol^, bag ift ben önü^en, öngelerten, für*»
tüifeigen, faulen, ^affigen, getitigen münd^en önb Ijfaffen,
gießen ab tdglic^ öngeftiffte ^anbtreid^ung, ir ujerben fd^en,
ber müffigdnger önb lafter erbid^ter toerben nit fo t)t|I, ujo
bann bijs öoIdE abnim^)t, fo^ ujirt ber lafter aud^ minber
t)nb ber tdglid^en narung meer. S)o mit ujitt id^ nit ab-
gef^)rod^en |aben ben ftt)fftungen, fo je^ befifeen bie ge»»
tü^d^ten^), aber tdglid^^ ju tragen güf elliger gaben s) beger
id^ abgeftelt tocrben. S)ie ^ßfarrer önb ire nötige ca^jlon*)
önb mitljelffer aä)k ii) aller eren todrbt, önb in foH notige
l^^lff trülid^^) gereid^t loerben. Slber aller anberen münd^
önb t)faf'- [a^] fen todfen toill mein gefell nit loben, önb
ob man f^ nit njol «) mag l^eüffig önb gar ab triben, toirt
bod^ ir jal fid^ felb§ minberen ujo ir meinem rat öolgen,
aU id) oben angejeigt l^ab. Saffen tüd) befotl^en fein bie
abgefd^eibnen feien, önb erioegen alfo iren ftanb, ba^ ir got
fleiffig bitten, er UJÖHe eüd^ behüten öor foli^em Mortem
örttieil önb fie erlofen öfe ber önrülo irer ^jenen. SSnb
meiner ju t)erf^)rod^nen') gef eilen lere ndmen ju l^dr^en,
fo fie züd) ^üfd^en loerben, ob fd^on fa^fete, öolle, giit^
fd^^nenbe, e^gengefüd^ige, gdlt ftridfenbe») münd^, i)faffen
ober nunnen anberft fürgeben, ad^ten ir nit, ob irer
gal fd^on \)t)l ift, bnb ir fd^ein glat önb gut gead^t. Slber
meer jiel^en folid^e fad^ in ein gut öerftenbig^ urtl^eil eütoer
») „fo" fehlt 2. — «) = geweiheten. ~ «) gauben 2.
— *) ©a|)Ian 2. — «) re^Iid? 2. — «) „tool" fehlt 2. — ») jöuer^
fjjrodjncn 2. — «) j^eUftridfenbe 2.
■J w
78 Bnndsgenoss VII.
öernunfft bnb bctüerter gef d^rtjff ten, ir werben finben, ha^
iä) mh mein gefeiten eü^ mit trütüen meinen!, önb bitten
got für \)n% ba^ er ön§ öerl^d^ gnab önfe önb eücf) ju
leren toa^ ber feien I)et|I fürberlic^ ift.
S^ l^off önb Iiarr.O
0 t ^ie jc^t bringt Äofen 2.
JlruB man ^exx ^raf
mu§ öon 9ftoterobam in ^eütfd^c [))rad^
tranfferiert.
^ SSarumb boctor ßut^er önb ^err Mxu
ä) öon |)utten teiitfd^ [djriben.
U SBie itufe önb not e^ ft) ba^ foKid^ bing be gemeinen man
für foüt.
2)cv .VIII. hmm mo%
Brost-
bild des Eras-
mus mit der Um-
schrift: THN KPEITTSi
TA SYrrPAMMATA JEIaEI:
IMAGO AD VIVAM
EFFIGIEM EX-
PRESSA. AN.
MDXXI.
BO Bundsgenoss VIII.
m
[^1^] illft3^ tDiffen tt)oI baS \)\)l beren finb,T)tc öerargen
önb Dnnü^ ad^ten bie groffe gob got^, ba^
je^ fo t)^I l^eilfam^ bing in tütf^e f^rad^
bcrboltnctfci^t toirt, befe^alb id& ad^ter bunbt^gnofe öon metitcn
öierjel^en gefeHen öcrorbnet bin bem gemeinen ntan anjaigen
folid^en nufe bar ö^ erwad^fefenb. S)er l^eilig 5ßaulu§ fd^ribt
ju ben Sflontem, etlidi gelert öerl^atten bie toarl^eit in ircr
bngered^tigfeit, alfo ba§ fie nit toollen Höre warl^eit laffcn
fürfuntnten, bo burd^ nit ir aigne bofel^eit önb arg^ leben
öcrbammlid^ fd^ine öor bem öoIdE, fo man lemete toa^ got
öon ön§ will ^aben, önb ber gelerten laben bo gegen fo
öerferet erfunben toirt. S)er l^err Qefug fagt im etoan-
gelio ju ben bofen gelerten önb gaiftlid^en. 3r l^aben l^in*
genummen ben fd^füffet ju bem ^^mmelr^d^, bog ift er-
fontnüjs ber l^eiligen gefd^rifft, bnb finb ir felbg nit ingongen
in bog r^d^, ^oben oud^ onbere nit l^inein geloffen, bog
ift, nit ollein finb ir b6§ gefin, jr ^oben oud^ bem ein*
fditigen boldt öer^olten redeten öerftonb gottlid^e^ gebot.
Sd^en ju, lieben frummen teütfd^en, önfe ift ongeboren
ein gloubl^offtigfeit t)nb einfoltigfeit, bog toit meinen, onbere
lootten k)n§ fo öngem betriegen, otö toir fie nit toolten
loid^en, öfe bem entf^)ringt, bog toir gern glouben benen
loeld^e ein ernftlid^en fd^ein önfe jeigen, önb toie fie ön^
fürl^olten, bem gonb toir naf), funberlid^ in ben bingen,
bie toir meinen, fie treffen an got önb gotteö bienft. . 2)onn
fein notion ift in ber c^riftenl^cit, bie longfomer jü bem
d^riften glouben fummen ift bonn bie teütfd^en, önb bie bor
nod^ fo ernftlid^ öerl^orret |tüie] 0 f^ bor bff. ©olid^ önfer
einfoltüeit bnb erberfeit l^ot ber teüfel önberftonbcn jü
önferem öerberben broud^en, bog bod^ önfe fott ju groffem
l^eit bienen, önb l^ot ongerid^t bie S^ölifd^ betrieger^ önb
bnftanbtl^offtigfeit, oud^ ir öngotfome önb feelopgfeit, funbcr-
lid^ beg Sflömif d^en 2) l^offg ontid^riftlid^eit in önfe jü bringen,
bonn er teilte tool, n)ir tocren gut ju öerfuren öon red^tem
toefen, funberlid^ too bie öerfurung önber gutem fd^ein tourb
fürge[2tij]ben, toog ^et ober befferen fd^ein, bonn fo mon
») Im Druck: [toie] fehlt 1. 2. — *) ?tfm* | fc^m 1. 2.
Bundsgenoss VIII. 81
Irdd^te öerfigelt brieff öom JRotnifd^en btjfd^off, bcn (ettlid^
^o^t^ getüaltö önb groffer fünft) fürgaben önb felbg od^tetcn
■oin einigen ftatl^alter d^rifti t)ff erbtrid^, bem atte toalt
önbertüorffen hjere, in be§ mitten tüere önfer ^eil t)nb öer-
t)amntiing. S)o mit aud^ ettlid^ teütfd^e fürften öetfürt
tüurben fo faft, baö ft| öont bapft annonten bie fe^ferlid^c
Iron, ntcinenbe er l^ette gelüalt ben hjaren Slomifd^en faifer
ab 5Ü fe^en Unb einen nad^ feint tüitten erhjelen, ben er
um narren feil fnret lüie er tpolt, t)nb ber bapft fo ö^I
lanb önb leüt önber fein aigen t^rannifd^en gtoalt juge
<ifö t)il er tooli, önb ba§ öbcrig bem gefegten öon im
IRomfd^en fe^fer tieffe, t)nb ein folid^er JRomfd^er Iet)fer att*
tüeg önber ben fnffen be§ bapft^ lege afö ein gefauffter
Ined^t. SKfo an^ einfaltigfeit finb teütfd^e fürften öerfÄrt
tüorben, önb in bag faiferlid^ ampi fummen, l^aben aud^
gemeint, fie fien fd^utbig atte toilt bnbertl^dnig ju mad^en
bem SRömfd^en ftül, ba^ ber ba|)ft affein tin got ft) öff
erben. SSnb tüte ipol bie tcütfd^en Ferren burd^ argen
lifte be^ bat)ftg finb fnmmen ju fotid^er hjirbigfeit, bod^
iötten fie ftd^ nit meer bar öon laffen triben afö lang inen
ba§ got günnet.
2)0 tüir teütfd^en gefe^en ^aben, ba§ önfere fürften
t)nb faifer ben bapft fo l^od^ ad^teten, fonben toir nit anber^
öerfton, bann hjir toeren and) fd^ulbig alfo je tljün. Slber
e^ tüolt bnfer tjorfaren bebnndten, ber bd^jft fürgeben todr
fatfdö önb ir anmutnng ju önbittid^, befe^alb etttid^ teütfd^e
faifer fid^ faft toiberten, önberftunben 0 ba§ bd^jftlid^ jod^
ab in toerffen. Sltö bie t^eüren fet)fer ^einrici, Dttone^,
griberid^ 33arbaroffa Dnb ber anber griberid^, önb ßubnjicug
ber 5ßaier. S)o folid^^ fatjen bie papiften, erbad^ten fie ein
anberen tift, ober bie teufet 2) burd^ fie. ®^ hjaren in
Stalia ghjen^) frumm mann, grancifcn^ önb J»ominicu§
genant, bie önberftünben fid^ ba§ toort gotteg jü prebigen
mit ettlid^en iren gefetten, önb begdrten bejs ein örlob öon
bem iap^i önb fd^afften öil nu^ im öoIdE, bann fie gar
einö gaiftlid^cn bnb önargioenigen lobend hjaren, fie namen
nid|t [2ltj^] bann tdgtid^ brot ömb att ir arbeit, önb toaren
*) önberftöben 1. 2. — «) tcüfel 1. 2. — ») ah>em 1. 2.
Eb erl in, Alisgew. Sehr. I. ß
82 Bundsgenoss VIII.
gar tnncrlid^ anbed^tig lüt, önb got toa^ mit inen, aber
bar naä) ö^I önberftunben fid^ im bdttel ncren, önbcr
bereit jtüeien frummen mannen önb önber irer frummen
gefcHen tittel. Slber bic ö^Ic t)crberbt ba§ fjj^I. S)o nun
bic groß faul minige forgten, man tDurbe ix öerbrüffig^
fo fte nit all gltd^ hjarcn ben anfcngeren, önb bod^ önber
bcr geftatt ber armfit önb befe prcbtgcn irer frummen bor*
fam grancifci önb S)ominici, tüolten bol fein bnb eer-
gt)tig, fo bod^ hjeber fünft nod^ arbeit nod^ anbad^t meer
in inen toa^, tüufeten fic iren falfd^ nit ha^ ju bebedfen^.
bann ba^ f ^ ö^I frt|]^eit t)om bi^)ftlid^en l^off erlangten^
t)nb ba^ f^ möd^ten bo mit alle tvkt bödmen, mad^ten f^
gro§ ben bA|)ftIid^en getüalt, gaben im jelien mol meer
bann eö in ber tüarl^eit toa^, nit im ju eren, aber inen
felb§ JU nu| önb lob, fo man fil^e t)on irem l^öd^ften ab*
got bem bapft folid^e butten, baö man fie l^ielte alg bap^i'-
lid^ engel t)nb römifd^ l^eiligen.
3)ar nad^ fienge aud^ ber tl^eür jarmardtt mit bem
ablajs an, bo bie bittet münd^ gern ben atomaniften .iij.
tljeil geben, bo mit inen ber öierbe belib. S?nb ob fie
f^on fagen, ber frumm grancifcu^ l^ab ein ablafe ju 8lffi§
t)ff gerid^t, fo ift e§ funbtlid^ ba§ er fein funber gebit
liefe öfflegen önb aud^ öerbot gilt gfi geben am fclben ort,
fud^t attein feien l^e^I nad^ finer meinung. Sltöbalb ber
bat)ft önb fein l^off merdtten, ba§ bie bittet münd^ geneigt
toaren (ömb aigen nu$) gu attem bem ba^ inen felb^ eer
tjnnb nu| mod^te tragen, aud^ ba^ fie t)mb aigen geffic^
berait n^aren aufe bem bap^t ein got mad^en, önb aufe feim
l^off ein f)\)mdxeiä), an^ ber falfd^eit ein toar^eit, aufe nid^t
cttoa^. 5)0 fiengen fie an mit ben bittet 6rben ein padt
treffen, önb fie jag^unb öerorbnen in alle toilt mit groffem
ablafe önb fr^l^eit, bnglüdt öff gu trid^en önb allen erwerften
jto^trad^t gen 9tom gu fd^ieben, bo felbft ba^ önbiHid^ rcd^t
ömb groffe^ gilt gu emt)fa]^en. S)o fienge an ber S^fd^off
önb Pfarrer getoalt minber gu toerben, önb tourben aud^
bie ^ofien fd^älen öon bittet münd^en getoaltiglid^ befeffcn^
önb ade ^jrebig ftui önb beid^tftfil. ®ic erbad^tcn ein
glif^enben fdiein [2liij] gfi trucfen atte Ujilt, bo mit nieman
wiber f^ önb iren atömifd^en abgott t)ffftunbe, önb orbnetcn
Bundsgenoss VIII. 83
inquifitoreiJ Iieretice prauitoti^, bu nenneft fie fd^er nteifter,
bie fetten fplten atte bie ehjangelifd^e lere tt^tüüä) prebigen
nibertrucfen, Derbannen, verbrennen, önber bem fd^ein atö
ipere e§ tüibcr bie d^riftlid^ fird^en, ibeft miber ber bdttel
6rben önb ire^ atomifd^en abgot^ t^ran^.
©olid^er ir t)nd^riftlid^er ^) getüalt ift aUgemad^ in ge-
riffen, bife e§ bo l^in fumnten ift, ba^ toix hjoneten in ber
finfternüfe t)nb im fd^atten be§ tobt§.
gürberlid^ aber ^at folid^ ntipraud^ ober tjanb ge*
numnten burd^ bdttet münd^ in teütfd^en lanben, ein^ taitö
bammb ba§ ber bapft tüolt trudfen burd^ fie ba^ teütfd^
öoIdE 5u feiner önbiKid^cn gcl^orfant, bann bie obgemelten
leifer motten bdt)fttid^ ntuttüiH nit nteer üben. 2lud^ barumb
bann bie liftigen bdttel münd^ f^^en, bag teütfd^e einfeltigfeit
inen ein ebner öogel ^drb tva^.
®§ hjoren t)erftenbig leiit in teütfd^em lanb, bo an*-
fencflid^ bie erften bdttel münd^ in teütfd^ tanb famen, fie
waren barfüffer önb tourben jhjei mal mit fd^ma^e loibcr
in Stalia D§ tütfdEiIanb geiaget, bann bie gemelten frummen
toifen teütfd^en öerftünben tvot, baö btife leüt nid^tg gut§
tüurben mit ber ^tit ht) önfe teütfd^en fd^affen. SCber bie
bdttel mundo, bie barfüffer önberftfinben fid^ ber fad^ fo
offt, U^ fie ju letft in önfer lanb ingehjur^let tjaben, aber
gar einfeltiglid^, aU man nod^ fid^t hjie Sie barfüffer jü
©trafburg atö fo ein Hein cajjettin önb Hein einfditig
mslin ge{)abt ^aben, tüie bu fdljen magft in irem Heinen
Iru^gang Sllfo an anberen orten l^aben fie mit armen
]^eü|tin angefangen, bi§ f^ burd^^) jc^tti ber armüt finb
fummen 5Ü önmd^tid^em reid^tumb. ®urd^ fie ift gan^
teütfd^Ianb bem bapft öert)fanbt, alle biftüm, atte ijfarren.
Slber fdlig ift ba^ biftum Salzburg ba^ bijs t)ff bifen tag
fein bdttel Hofter ^at in attem lanb.
S)ie bdttet münd^ önberftünben aud^ 9lom in teütfd^
lanb bringen burd^ funberen getoalt jü abfoluiercn, bif^en*
ieren, ^toingen, tringen, önb entbinben, tvk bo§ mittel am
2tiij*'] beften tvtn gdit jü öberfummen, bijs ba§ önfer
1) öndrifUid^cr 1. 2. — ») bur 1. 2.
6*
84 Bundsgenoss VIII.
lanb öol ift tüorben ber SRömfd^en curial, curtifon, cor*»
binal, afö önglidi öberal.
S)ur(i^ folid^ bing ift ba^ teütfd^ öolcf önentpfintlid^
öerfürt tüorben öon d^rifttid^em gfa$ jü pabfttifd^em gfafe,
t)on rl)d^tumb jü axmxd, öon h)art)eit ju falfd^eit, öon trcm
äu öfffa^, tJOtt reblid^ett gu btrogenl^eit, öon ntannlici^eit jfi
tü^bifc^eit, önb ba^ alleS ift ober önfe fummen öfe gc*
redeten! öerborgnett örtl^eit gotte^. Slber je^ fid^t önfe got
gendbiglid^en an in önferent ünbiUiglidien I^ben, mh tfut
öff Dnfer ougen burd^ innerüdicn Haren öerftanb, önb gibt
önj3 l^ilff offen burc^ gottlid^e d^riftlid^e lere ^odl) öer*
ftenbiger fruntmer lerer, bo burd^ mir hjiber öff diriftlid^e
n)ar!^eit önb öff teütfd^e erberleit ntöd^ten funtnten.
So ba^ merdfen bie botten befe pabft, bittelntünd^ önb
curtifonen, erbendfen fie atte lift, bo mit fie begatten irc
gefdndfnüfe in frt)b, Dnb hjotten t)inberen gottlid^g gefaHen,
bnb Dnfer eer, ^ail önb nu^, bo mit ire önbittid^e teüff-
lifd^e, antid^riftlid^e toei^ fürgang, bar Dff legen fie aU finn
önb gebencf, arbeit t)nb fteijs. SSnberftonb önber ^ü trudfen
bie toar^eit önb bie prebiger ber hjarljeit. ©d^mil^en bie
loaren lerer an eer önb lümbb, fud^en fie ju fd^ebigen an
iren üben, mad^en ire lere bem öoIdE argtoenig, geben für
loiber folid^ toar lere, fie ft| toiber t)il*) l^unbert jar ge-
hjon^eit. ®§ ft| hjiber d^riftenlid^e fird^en, toiber bie l^ciligen
lerer, folid^ prebiger ft)en buben, ft|en fA|er jc. SSnb mit
folid^en Dnb ber gelid^en hjiberftanb hJoHen fie abtoifen bie
frommen teütfd^en öon göttUd^er hjarlieit. S[ber bie toarcn
prebiger bnb lerer l^aben fi(| lang enthalten öon wibcr*
galung mit fd^mod^loort, U^ fie feigen, ba^ eiJ not ift, baö
man bem öoIdE ben redeten grunb fürl^alte, toaS önbiHid^S
U^ fjax inen fe^ öff gefeit toorben^), toiber gott önb eer,
önb fd^riben folid^ö aufe in teütfd^er ^pxaä) bag ein jetlid^cr
frommer d^rift in feim l^aufe mag Idfen bnb h)oI bcbendten.
SSnb ift ba^ ein gaid^en, ba§ folid^ lerer geredet finb, bie
ir leer tmbcr eignem nammen laffcn au§ gon in teütfd^cr
f^jrad^, bo mit ein iet-[2tiiij]Iid|er öerftenbigcr bie toeil ^ab
5U ört^eifen bar ober b\) im fetb^. @oIid^^ ift ein jcid^cn
») toiC bib' 1. — «) tonrben 1.
Bundsgenoss VIII. 85
ber tüarl^eit, bann f^ himmen an ba§ lied^t. Slber bie
ihtiel mün(^ önb Eurtifanen rid^ten ir fad^en gern mit
njorten aufe on offentlid^e gefd^rifft, e^ finb tvxndzl <)rebtger,
louffen aKe tieüffer au% öerhj^fen fruntnte balb geloübige
frfimlin önb anbete einfaltigen, aber got f^ab lob, fie
fd^affen nit ö^I, bann ir önn^arl^eit ftindft fo t)bel, ba^
fie aud^ nit meer mögen fd^madfen, bie bo bie fd^nu^j^jen
^aben.
3)ife falfd^en gl^^ner önb öerfurer frummer tidr^en
jaigen an guten fd^ein (bod^ falfd^en) ber önn^arl^eit, barumb
bie njarl^afftigen ^jrebiger önb lerer fd^ulbig finb an jü-
jaigen aud^ ire ^jerfonlid^ lafter, ba§ nit burd^ ir gl^^ner^
bem njort got§ fd^aben gefd^dd^.
©0 nun bie ^ja^jiften für geben, ire leer fe^ bie l^e^Iig
gefd^rifft, ttjerben geurfad^t bie d^riftlid^en prebiger an ju
jaigen bem öoIdE, ba§ e§ fein grunb in ber gefd^rifft l^ab.
S)ie glei^ner fagen, toa§ ber 3l6mifd^ l^off orbne, fe^
ein gebot ber d^riftenlid^en fird^en, bo gegen muffen loare
lerer anjeigen, ba§ ber römifd^ l^off nit f^ bie d^riftenlid^
ürd^, meer bie f^nagoga ©atl^ane.
3)ie münd^ fagen, ber ba^jft f^ ein jrbifd^er got. 3)o
gegen jaigen an bie toaren lerer, e§ f^ nit toax, er fetf
ein b^fd^off n^ie ein anberer b^fd^off, er l^ab fein gehjalt
ober bag jeitlid^ romif d^ reid^, er 0 f 6H prebigen önb bdtten,
ba§ gel^or im jü, önb foH fürften önb tierren loffen lanb
önb leüt regieren.
S)ie gleifener jaigen an ire l^ailigen orben önb lerer,
burd^ njeldde folid^ gett)onIid^ lere fei ingebrad^t. S)ar gegen
fagen bie n^aren lerer, ire 6rben finb nit l^eilig, meer ein
be|ilff JU groffem fd^aben ber d^riftenl^eit, önb ire lerer
Iiaben fid^ felb§ aChjegen önber einanber ber t)ntt)art|eit
geftrafft, bar au§ öolge ir jrrfal, n^eld^er jrrfal mit feiner
gefd^rifft mag befd^irm^jt tt)erben.
3)a§ ift ein örfad^i n^arumb man alle bing in teütfd^
bringt ju nu| önb l^ail bem teütfd^en lanb an feel, eer,
gut önb I^b.
3)ie münd^ fagen, folid^ bing fe^ öon ben alten an
*) crr 1. 2.
86 Bundsgenoss VIIL
t)n§ funt[2ltttj^]nten, fo müfe man in bte toax^tit önbcr
bic nafcn ftoffen önb in geigen, ba^ folid^ bing, aB aUa%
brieff, butterbrieff be§ babft gottl^eit, ber grof bdttel mit
bipftlid^er narrbcit, {\pxid) id) fr^l^cit) beftdtigt, and) äffe
lere genant ©d^olaftica tl^eologia, ba§ äffe ft) nit alt, funber
nettj bing, jnnerttialb . üj. l^unbert jaren t)on bdttel münd^en
t)nb irem anl^ang^) erbad^t. @o bod^ folic^g nit ift üor
in eim folid^en braud^ gefin, önb ift öor ^n bie d^riftenl^eit
meer ban taufent jar geftanben.
5)a§ aber ben münd^en nod^ t)t)I anfjangen tt)iber bie
ttjaren lerer, ift örfad^ ein t^ail ber önuerftanb in leüten,
bag fie hjenen, tva^ fie öor in fdtien, ft) affn^egen gefin,
ain tl^ail finnlid^e bofetieit, bie ein gefallen l^at ab ber
fd^maid^Ierifd^en^) mün^ lere, önb l^at ein grutt)el ob ber
d^riftenlid^en hjarl^eit, barumb äff njüd^erer, äff :pfaffen mit
t)t)I <)frünben, b^fd^off mit öil b^ftummen, faul münd^ önb
närrifd^ nunnen, bie nit anberft borffen fagen, bann n^ie
bie münd^ tüöffen, önb anbere bie ir narung öon obge-
melten l^aben, bie äffe l^angen ber münd^ifd^en enbtd^riftifd^en
lere an.
2)0 tt)iber fdd^ten ernftlid^. ©rafmu^, Sutl^er önb
$ut ünb t)^I anbere önberftonb bie redete h)ar!^eit in ba§
öolrf gü bringen in teütfd^er fprad^, Dnb jeberman tt)amen
öor ben falfc|en :pro^)]^eten in fdftaffg Heiberen, in tioffnung,
got tt)erb feim armen teütfd^en tyold bie ougen auffttiun,
ba^ fie erfennen önb annemen bie ttjarl^eit Dnb meiben bie
lügen, bie f^ l^eimlid^, offentlid^ önb öff ben fan^Ien on
äffe fd^am frdfelid^, on äffe got^ford^t triben, bo mit f^
ba^ frumm fd^Ied^t öoldf Derfitren.
©ttlid^ fagen, Sutljer Dnb §utt önb anbere folten bie
leüt nit fd^umpffieren, id^ *fag alfo, bo ©l^riftu^ önb ^ßaulu^
fallen, ba§ ba§ gemein öoIdE öerfurt n^arb burd^ guten fd^ein
ber öerfürer, bo fd^atten fie folid^en falfd^en fd^ein mit
affem emft.
3ft ben falfd^en l^eiligen erloubt miber bie ttjarl^eit
fromme"') terer öerad^ten, fo ift erloubt ben frommen lerem
foHd^ büben bem öoldf anjaigen mit ir büber^ jü fürberung
*) anfang 1. — *) fd^maid^Ieri, | fd^c 1. 2. — ^) fromme 1.
Bundsgenoss VIII. 87
bcr tüarl^eit [21;,] 3)ann too man nit bebeütlid^ an tag
Bräd^tc ber pxeiiqtx rnünä) t)ntt)iffen^cit, ber barffiffer ob-
feruan^er gl^fener^, ber Earmeliten bübar^, ber ©urtl^ifanen
cntid^riftlid^eit, fo n^dre !ain tt)unber, ba^ nod^ ein tohlt
t)er!eret tt)urbe.
SSnb ift ein örfunb gottlid^e^ tohxd^, ba^ bie ^)a^)iften
t)nb ©urtl^ifanen aßen gehjalt braud^en mit bnHen önb
gaben, bie bdttel münd^ |eimlid^ önb offentlid^ in ber b^d^t
t)nb öff ber can^el, jn ben l^üferen önb öff ber gaffen
t)nberftonb mit liegen, mit triegen ba§ t)old abhjenben Don
t)ffgonber d^riftlid^er tere, t)nb mögen bod^ nid^t gefc^affen.
^ammb foK aKe menfd^en fid^ fliffen, l^eilfam, d^riftlid^,
nü^Iid^ bing in tefitfd^ 5Ü bringen, aHeö ba§ bienen mag
ju fürberung be^ emangelium önb ^ü treh) önb reblid^eit,
iann loo teütfd^e nation tt)iber öffgerid^t loirt mit irem
fa^fer, mögen fie bar nad^ ber ganzen tüält nü^Iid^ önb
be^ilfflid^ fein ^u erlangen bie n^arl^eit. SSann bie münd^
t)nb ^iapiften ftill fd^n^igen t)on irem öerfurlid^en fümemen,
tourben and^ anbere t)fft|6ren n^iber fie gu fd^riben. @o
ft) aber ^e meer önb meer öerl^orten in irem fürnemen,
Jüirt got ein mol ober fie üertiengen, tt)ie ober ^ßl^arao önb
fein t)oIdE, bag fie gan| önb gar Dfegetitdft werben, ba^ bie
frnmmen teütfd^en fie aU n^erben jü tobt fd^Iagen, ober au
tüiber bem bapft tieim fd^idfen, ba^ er fie l^alt in feim lanb,
toie anfenrflidö bie teütfdöen gettion tiaben ben barfuffem.
SSo bie bdttelmünd^ l^alb^ at§ ö^I intrag t^dten bem
bapft t)nb feim ^off in iren antid^riftifd^en 0 topfen, aU
iie ben frommen teütfd^en önb irem loblid^en !et)fer tl^nnb,
er l^dtte f^ langeft öertildfet, toie Sonifaciuö ber ad^tet*^)
bapft ein mal orbnet, man folt in aller todlt öff ein ftunb
üufetiirfen ben barfuffer orben, toie Dor au^ getitdft toa^
ber tem^jel orben, önb tt)ere e§ gefd^dl^en, t)it Dnglüdf n^er
nit fürgangen, bann barfuffer orben ift ein brunn alle§
bdtteB önber münd^ t)nb nunnen, . önb ein örl^ab foIid^§
t)nrütt)ig§ ümblouffen in alle toäli, anbere lernen e^ t)on
inen, önb meint man, e^ f^ red^t, fo eS folid^ gl^fener
fürberlid^ üben.
0 antd^rifttfd^en 1. 2. — ») ad^ter 1.
88 Bundsgenoss VIII.
D tr frommen teütfd^en greiffcn bie fad^ ba^jffer an
önb ]^al[2l5 **]ten ob ben ©toangeltf d^en lerern önb ob allem
irem anl^ang. @inb tad, bie ^^t ift t|te, gott tft mit eüd^^
bann bie groffe fd^inber^ ber bd^ifttifd^en önber falfd^em
enbtd^riftifd^en fd^ein, bie groffe t)^)^)igfeit önb lid^tfertigfeit
ber tt)ältli(|en ^jrelaten, ber gro^ falfd^ betrug önb öer*
furung ber bdttel münd^ burd^ ir apoftü^Ier^, bie beroubung
ber armen einfditigen d^riften burd^ münd^, P^cifitn önb
nunnen mag önb tt)ill gott nümme üben.
§in burd^ mit froiben
$
oöerfett jn ftdltUi^em t)nb ge^fttt
c^em ftanb 5Ceütfd§er uation,
ein Üdgltd) ernftltd^ !lag aU
kx gotsford^ttge 9Jiünd)
9iunnen bub Pfaffen, bj
man inen jü ^ilff f nm
bo mit f^ bo ire enbt
c^riftifc^en h\) wo
nere erloft n?er
ben.
$
J)er .XL buWgnof.
3(j^ mein man finb öff erben feinen
S)er bift büd^Iein Iä§ on tt)einen.
S)an e§ ön^ clorlidö bebeüt
SBie je^ laben bie ctofter leüt,
S)er^ aH ab t^ät ba^ bud^t mid^ j^t.
@5 mad^en nun ö^I armer lüt.
^0 Bundsgenoss IX.
W**] G© *^ ttünbcr butibtögnols öerldfen ^db mincr
mit gcfeHen Ifciffig arbeit gu entbcden teütfd^er
natiott iren fd^aben, bebunrft tnid^ nü^ önb gut
ia^ id) aud^ fürl^aft bie grofee ^toandüd) not önb attgft fo
t)^I fnimnter Tnettfd^en üben im Hoftcr ftanb, ömb folid^^
i4 offt l^är^Iid^ Don jn gebdtten bin, begibc iä) mid^ befe
inen ju troft öfe brüberlid^er liebe, önb fag alfo.
11 (Süd) ift njiffen, fune teütfd^en, toie offt t)nb bidE
ir angelandft finb toorben ömb l^^lff ju leiften ben d^riften,
fo t)on türdfen gefeftiget finb, mit Derl^eiffung groffeS ablafe
t)nb l^ulben gotS, önb tt)ere tt)oI ein d^riftlid^ tohtd gcfin,
tt)a§ aber tüd) ba t)on endogen tiab ttjeife id^ nit, id^ ge-
bcndt aber, ferre befe todg^ f^ oud^ ein groffe örfad^. Slbcr
id) toiH tixd) in ber ndl^e anjeigen fromm erber d^riften,
bie nit minber geangftiget toerben öon iren gut fd^inenben
c^riftfd^einenben obcm bann t)on türdfen önb tieiben, barumb
ir alle föHen balb müglid^e l^^Iff inen tl^un öon bruberlid^er
liebe toegen. SRemen n^ar, o trehje teütfd^en, toie öntrelolid^
man ömbgabt mit entern ünben, fo e^ bo gü fumpt, ba§
önü^ Ü^erifd^ ©urtifan gu in gieticn alle pfrunb, baö offt
einer .jl. ober I. I^at, ober alfo berupffen, ba^ man fi(^
nit meer bar öff begon mag. S)ar ^u bie 3lomaniften
falber önb golb önb alle§ ba§ foftIi(| önb nu^ b^ önfe
ift, ju in oft önferen lanbcn giel^en, !om:pt eö bo gu, baö
tt)ir Dnfer finb nit tvot jietien mögen, fo tt)ir fie nit gern
geben in folid^en öngetoiffen bdttel, ber öor ber todit öcr-
ad^tlid^ ift, önb aud) geftiffte Pfaffen pfrunb einttt)eber^ ge-
fd^njed^t finb ober aber burd^ bifpenfation D^I in ein l^anb
fummen, bar an ö^I perfonen mod^ten öerfdl^en tt)erben.
%ud) bie pfrunben, bie tl^eür finb öom bapft önb bifd^offen
^ü fouffen, toerben tt)ir gn^ingen önfere finb in flofter je
gon, in ein toiffentlid^en fdrd^er. Stud^ ettlid^ an^ Dnfe
tt)erben öon ben gl^feneren öerfurt, ba§ n^ir n^enen, floftcr
Idben f^ allein ein d^riftlid^ Idben, önb toa^ öfferl^albO
ift, f^ alleg öon d^rifto önber bem toort, todIt, öertoorffen.
2)0 mit toerben n^ir önb önfere finb öerfürt, önb l^aben
') bffer^alb 1.
' Bnndsgenoaa IX. 91
leiber tuifere Dorfaren lang gcirtet. Sife baä Oft ge« [aij]
naben gotteS folii^r fotfdi täglit^ on tag lum^it t>nb je^
önfere tinb jdmerfiift ju m% üaib ^^Iff f(^rien. SBtE ttwl
f^ audi Bor ö^l iaren gefdtiruttien fyittn, baben mir qn
bo(^ nit geloubt, fo long bife fie an ^eel onb Igb foft Der«
borben finb, ein groffer t^eil, Unb htmmen nix in nit gä
^qlff, tft JU beforgen, rote muffen got rei^nung geben am
jüngsten tag, f^ finb hod) teütf^e geboten alg mii, i^riften
a(§ mir, gofä gefcfifilJfft ol« mit, önfer flaiji^ tmb b(ut.
©ä baben nuc^ anbre tiö^erö uetftonbtä erbev tut Bil fiofter
butd) toanbelt önb war genummcn iret Hog, ob Uft wSt-
n>tll ober aufi War^eit folu^ ii f[^inär|Ii(^ geft^re^ ttnb
anftlieb ') tfag exmaä)^ Bnb ^aben ertemet, baä ir (aib
Bnb angft gröffer ift taufent mal bann mir cH immer
ftJiriben mögen, fplii^ ein Ileinen tbail mööen mir an«
aaigen.
% StUet mm<i) Bnb nunnen groffe Hag ift. ©^ tuerben
mit Bne^riftlit^en, mimen|cf)tid)en t^mäten ftatuten beloben,
l)a§ me in iren gemiffen nit fo filmet loer türcfifc^e bienft«
borlrit, fo ire prelaten fogen, folii^ ftotnten f^en D§ irem
gemalt Bnb ir geroolt ft| Bon got, onb ttier in nit geftotfam
% ber roiberftonb got. ^tem fein ablag, (ein bt)^f mög
abnemen bbertiättung ber ftatuten, e^ mü| aÜtS in boS
fdgfewr, bo mit ber Onbert^on geroiffen anroäg Bnrümig
ift, bann ber ftohiten finb fo D^l, baä man fie nit ge«
lernen noi^ gcfjalten mag, über ttit man f^ bann, fo ift
«nriiro bcfe bärgen bo. 3Jnb tcerben bie armen (inb Bon
anfang ireä ingangä ine flofter alfo Dol fort^t önb fcni-
pul^ geftoffen, ba« f^ bar naäi ir nimmer lebig mögen
Werben, fo fie alt Bnb oerftenbig roerbcn onb boi^ mcrcfen,
el fq p^ontof^, noift linben fg eä nit mit ruro Bfif^laben,
(uri fie finb ir lebtag ferftedt, Bnb nogt f^ ire confcienj
aClroeg umb fünft, bann fagen bie prelaten, bu magfl mit
gut gemiffen foli^ fctuput? nit Berai^lcn, bnnn mrr roibcr
bie confcieng tpt, ber bamt jfi ber ^tüi^. 'h'au'ü ü|
önber ben türcfen, c8 fröwet f^, baS f^ tiofjicii, ii; i^üliiid)
tnietfet, Bnb f^ Würben bnlb erlöst, aud) mo in müduo
I) = anaflHtt.
92 Bundsgenoss IX.
entrinnen, fo n^dr e§ inen erioubt. Slber im Hofter m&ffen
f^ gebenden, f^ finb folid^g öer^jflid^t, borffen anä) feiner 0
erlofung ir lebtag me n^arten [atj**] barff feiner gebendEcn
bo öon gü fumnten, tt)ie gut fug er jntmer f)ai, bann man
g^bt inen für, folid^ ir gelübt f^ man got fd^ulbig, bo
t)on fein bifpenfa^ jn l^elffen mog. Slber fid^, lieber frünb,
ben groffen falfd^, lüge önb t^ran^ ber flofter prelaten, fie
felb§ tt)e(Ien fr^ fein öon allen iren ftatuten, moHen tierren
fein, t)nb fagen, ber prelat f^ ober ben ©ouent, bar gu
iaffen fie iren fd^meid^Iern alle§ bag nad^, fo lang fic jü-
ttiütlcr önb tooIgefeCig l^eüd^Ier finb, a(fo ba^ fie minber
jud^t önb orbnung Italien bann gemein frumm le^en öffer-
|alb ber flofter. @o man öerttjeifet ben ^jrelaten, tt)arumb
fie als t)^! iren fünen öer^engen, anthjorten fie, tt)ir l^aben
getoalt 5Ü bif^jenfieren. ^t^agt man fie, toarumb erlauben
ir i^enen aud^ nit foHd^§, onthjorten fie, jl^ene l^altenb fid^
nit bor nod^, ibeft bie onbem gefallen önfe nit. Söfo öer-
ftridfen fie miber got önb red^t aU ir önbert^on mit ftd*
tuten önb jhjingen fie bo mit, baS fic tt)illig ttjerben, aud^
fagen, got f^ nit got, önb oKeS tva^ bie prelaten ttJoHen
jü fc|onb önb fünb, ba§ tl^unb bie önbertl^onen tt)iHigIid^,
ja einer fan Dor bem anberen nit ju fummen, fo gern toer
jetlid^er ttjol 5Ü l^off, bo mit er erlogt bod^ einS tl^eil tourb
öon folid^en önbiHid^en ftatuten. 5)a§ |aben bann bie
:prelaten gern önb Idfen öff, ttjeld^e inen gefallen, önb als
lang fie inen gefallen, bor neben l^obcn fie anbere in
groffem qual, önb braud^en aud^ bie öffgelofeten für mit*
Idiffer jfi feftigen ber anbern. 3)a t|dr fum:pt, baS minber
toar^eit, ftdtigfeit, trett), reblid^eit önber münd^ önb nunnen
ift bann önber ben ^dnfelin in ttjdlfd^Ianben. S)ann fie
muffen allein mit fotid^em f)anhttoaxd ire fr^l^eit ömb bie
:prcioten fouffen, bann fie t^rannen finb, önb ire önber*
tl^on muffen fie allein mit folfd^ önb ttjuter^ trudfen, tott
in lüiHigiid^ bar jü ti^Ifft, ber l^at guten lufft öor in.
Slber anbere bie foIid^S nit fünben, ober fid^ fölid^er ön*
erlid^er tt)ei§ befd^ammen, bie ftonb gfdrlid^ier bann bie
') feimer 1. 2.
Bundsgenoss IX. 93
frommen leüt im lattb tüirtenbarg önber l^er^og SSIrid^ bem
leüt frdffer.
11 ®g ttJtrb and) in Hoftcm niemanb öff tretp Dnb
fliouben gegogen nod^ öff erberictt, bann fie fallen, Igoren
t)nb meinen') e§ tl^u einer fim ftanb gnug allein bar inn,
fo er ben pre- [aiij]2)Iaten alfo tt)illfart. 3)e6]^alb ift
lein abelid^ gemüt in Hofter leüten, fein fr^ ftontl^afftig
tugentlid^ t|dr|, aber alle finb fie fned^tlid^, |in genjorffen
Dnb ^alb« öerjnj^fflet leüt. SSeld^er gon tuiH Dff treto,
glouben, tugenb ic. ift meer Derad^t bann ein frumme iuncf-
frattj im gemeinen ^aufe.
H Slud^ flogen alle flofter leüt ba§ gut, ba§ jefeunb
bie flofter befi^en, ober ba§ man tiglid^ bittet, n)erbe fo
t)bel önb önbancfbartid^ öerjert, baö fie offt felbö feigen,
got fan m^ nit folid^g lang Verträgen. (£s^ ift ein fotid^
Bing ömb flofter laben, je mee Dnb lenger einer ömb münd^
t)nb nunnen njonet, je minber in geluft ein flofter Idbcn
an 5Ü nemen, er fet) bann gar ein narr önb arbeitfdiig.
S)ann man erlernet fo ö^I abentl^eür, alenfanfe önb öfffa^,
ia buber^^), ba§ man folid^^ in ber todlt nit finbt. Sie
fagen aH münd^ önb nunnen, njüften bie leüt, toie faut
önb öntoilltg toir finb ju for, tt)ie ein önüfee arbeit ift
ömb fingen önb Idfen in ber fird^en, ömb ©a:pitel gebdt,
ömb öigilg, mh% feel gefert, toie toenig finn önb öff-
merrfen bo b^ ift, bie leüt geben önfe nit maffer bar Dmb,
bo mit tt)ir önfer l^enb njüf^en.
H SSüften bie leüt önfem grimmigen jom, önfem
önabtrdglid^en ^a% Dnfern merdHi^en neib, önfer önmdffig
effen önb trindfen, önfer fd^am^ere, rai^ige, bod^ige, tid^t-
fertige, eer abfd^nibenbe, fpottige, fd^dblid^e rebe, e^ tt)dr
lein tüunber, fie fluiden önfe. SBüfeten fie Dnfer groffc
!^offart, toie toir in önferen futten önb geberben, in Dnferm
öfferli(|ien got^bienft tt)dltlid^ lob füd^en, toir fonben nit
br^ ^falm Idfen für ein tog j^t in ber fird^en, toir leütcn
lenger bar ju, ba^ e^ bie lEeüt l^ören foCen, bann ba§
gebdt lang ift, toa^ toir tl^un tooHen, aud^ flein bing
») mein | neu 1. 2. — *) Die Signatur fehlt 1. 2. —
») btifftxi) 1. 2.
94 Bundsgenoss IX.
laffctt ttjtr öff bcr fandet öcrfünben öor allem t)otd önb
l^aben meer ad^t, tpic e§ betn öoldt tüiffenb tperb, bann n)ic
e§ öon önfe red^t öerbrad^t njcrb. Stent tt)ie ein fprüd^
tüort önber Dnfe tft, e^ fd^abet nüt toa^ man tl^ut, tt)ann
e^ allein bic tt)dit leüt nit feigen, fnnberltd^ önber ben
barfuffer obferuan^er.
SlHe flofter leüt Hagen, iren obecn önb irem an-
l^ang fei erioubt, gemeinen goft bienft öerfnmen, gemeine
fa^nngen tjalten n^ann fie wollen freffen önb fuffen, öfe-
fpacieren, bulen, [aß**] on örlob geben Dnb nemen önb
öerjeren, anbete ire mit gfeffen öerfpotten, erzürnen önber-
trätten tüie f^ tozUtn, fottd^g ift b^ münd^ önb nunnen
in offnen önb befd^Iofenen üfifteren, jetlid^g tl^ut afö ö^I
e^ mag, !an man nit mit geberben bfilen, fo t^ut man
aber e§ mit tt)orten önb mit briefen burd^ bie maur l^inein.
(£§ finb aber ö^I önber inen, bie fid^ ein§ beffer§ befinnen
önb bie gern nit alfo t^un motten, aber ber anberen finb
fo t)^(, ober finb fo geloaltig, baö fid^ erbere gmüt öor
in nit borffen laffen mercfen. @ie tt)erffen für gl^orfam,
ftatnten, alten bmd^, öorfaren ^eiligen önb manc^erle^
Werter ftraffen, bie man öffgelegt * l^at allen benen bie
anber^ tl^un ttJÖHen, bann ire obem toöKen, fo bod^ bie oberen
önb ire anl^ang ') nid^t anberö bonn menfd^en gfa^ önb t^ran-
nif d^ ftatuten Iianbtl^aben, aber d^riftlid^ emangelifd^ lere ift ein
gef^jot bt) inen gead^tet al§ ein brunn ber öngel^orfam önb
aller Iddfer^, bo jü ift flofter Üben fummen. Sainem toirt jeit
nod^ fug fid^ jü geben t)ff ein red^t in gefert üben. SlHein
ber I^b ift anberft anget^on bann todltlid^ leüt, önb ift
meer befd^Ioffen bann f^, aber ba§ gmüt gar nid^t, wir
mögen önfe nit öff ein fd^awlid^ Idben geben, bann bie for
arbeit ift fo grofe bafe f^ önfe an allem l^tnbert, bi§ ba^
wir .öiij. ober j. ftunb im d^or fd^rien tag önb nad^t,
werben wir fo f^wad^ im ^oupt, ba§ wir Dnfere finn nit
Witer mögen triben, bann D^l meinen, f^ l^aben alle bing
wol öfegerid^t, fo f^ in bem d^or öfe gefungen l^aben, fo
eg bod^ önmüglidl^ ift im d^or anbdcfitig önb in gefert fin
öon wegen ber ö^le be§ gfang^, öon wegen ber be^enbifeit.
0 anfang 1. 2.
Bundsgenoss IX. 95
öon ttjcgen be§ önuerftanbt^ önb Don toegen bcr önglid^eit
ber ©omptejton, h)a§ eint bienct ba§ fc|abt bent anbem.
H Db h)tr fd^on önfe njoltcn geben jnt tag öffidfen
ber l^elgen gefd^rifft, ift nientanb, ber önft tren)Ii(| lere, ob
man fd^on etoan leret, ift bod^ folid^^ nte tie^bnifd^ lere
bann d^riftlid^, ttJoHen bann toir fetbö bo na6) fragen ba^
l^e^Ifant ift, etntn)eber§ öermögenö toir nit önb tiaben nit
fürberlid^e büd^er bo jü, man günnet önfe and^ nit, ba§
toir gelert tut öfferl^alb be§ fiofter^ bar ömb fragen, im
Softer l^aben n^ir fein, fan fd^on tjnfer einer tttoa^, fo n^iB
er allein njiffen önb leim anberen fagen. S)ar jü fagt
man jü eim ber gern [a^y) fid^ gebe t)ff ba§ l^eilig etoan»-
gelinm tjnb t)ff erfte lerer ber d^riftenl^eit, er fe^ ein luterift,.
ein l^uttift t)nb öejiert in önber folid^em ttjectmantel, ba^
im ba^ flofter jü eng n^irt. SSnber foIi(|er geftalt l^at
man in öil orben önb floftern öerbotten ben Sutl^er ju
Wfen it) tjol^er pein, e§ toöff ^n bann einer läfen jü öer«-
ad^ten, fnnberlid^ bie barfuffer obferuan^er, n^eld^e e§ öer»*
botten l^aben im offnen ©oflpitel. 3)ie prebiger önb Ear*
meliten, and^ ©art^üfer önb anbre meer.
H S)ie armen Hofter fransen finb nod^ t)il meer öer-
l^inbert an red^tem ingeferten geiftlid^en Idben. 3)ann ob
fie fd^on gern toolten n^iffen redete lere, ift nieman ber e§
inen fag, bo mit f^ an feel onb t\)b arbeitfdiig finb. Sllfo
ift alle§ flofter Idben meer ein ^inbemüfe an glüdf önb an
l^eil bann ein fürbemü^, meer ein fd^in bann ein finn.
S^ bem allem ftonb and^ bie guten in ben^erlid^er forg,.
bag f^ nad^ bifem !arren folid^er trÄbfal muffen gießen
ben etoigen toagen, bann f^ !6nnen ermeffen, ba§ flofter
Idben äfi önferen j^ten nit ein d^riftlid^ n)dfen fe^, funber
meer ein t)orbereitung be§ enbtd^riftö, ba^ anzeigt mag
njerben in öil ftudfen l^ie ju lang, ©unberlid^ l^aben e^
ermeffen bie bdttel mün(^, beren in teütfd^Ianb finb tool
.yjiiij. taufent, t)nb man tiat e§ ober f(^Iagen, ba§ in
©uro^a finb meer bann öier mol tiunbert taufent. SSnb
ob fd^on ettlid^ önber inen n^eren, toeld^e ömb ben bdttel
etttja^ nü^Iid^^ tfjdten ober tl^ün mod^ten mit tieilfamer leer
0 Die Signatur fehlt 1. 2.
^6 Bandsgenoss IX.
öff ber can^cl ober im b^d^t ftui, ober in folid^em, ift ir
bod^ fo tocnig, ba^ Dnber fünffgig, ia offt Dnber ^unbert
faum einer mirt bo gu gefd^idft funbcn, ba§ f^ fclbcr offt
IbeHagen. SSnb fo ba§ einfeltig öoIdE maint, bie münd^
fe^en fein bo l^in, er f^ bann gefd^idfter bann ein le^en
p^afi, fo tjabcn fie nieman bann Dngefd^idEter, njie tool man
anfad^t ber münd^ tl^or^eit önb efel^eit tt)oI öerfton. ©o
finb ft) nit angennmmen öom romfd^en b^fd^off fürberlid^
^u fingen ünb lifen in ber fird^en, bann f6lic| orben toaren
öor t)in gnug, njetc^e geftifft toaren Dff fingen önb Idfen on
ben Mttel, cud^ gnng Pfaffen, aber bie bdttel münd^ fottcn
^)rebigen önb b^d^tl^oren, njo bie ^jfarrer ir beborfften, aber
bar nad^ toolten f^ über bie :pfarrer fein, Dnb finb mit in jn)i-
trid^tig gefin bi§ öff bie ftunb mit groffem fd^aben be^ öold^.
[a4**] @o ift aud^ nit not gfin, ba§ man bdttel rnnwi)
orben ftiffte öff funber gebdt für ba^ öoldE, bann ob in
nit 5u gebort au§ ber gefd^rifft, aber meer ben Pfarrern
önb feel forgem. 8lud^ ift nit ju gebendfen, baö nit gmein
gebdt, fo aH d^riften ju got t^ünb, meer gfaC önb eer er-
njerb b^ got, bann folid^er fatoler öoller flofter efel. SSnb
tt)ie fie eg ermeffen, ift aHtoeg i\) ben öernünfftigen önber
in ein gto^fel, ir bdttel mog nit bfton i\) got. Db fie
fd^on toollen prebigen etlid^ önber t)n nad^ ir erften be*
ftaHung, fo barff feiner on groffe gefdrli(|eit bem öoirf
4)rebigen ^eilfame etoangelifd^e tere, al^ man bann ie^unb
merdft, ba§ ber ttjarl^eit niemanb mer toiberftanb tl^ut bann
bdttel münd^, ba^ bod^ ben frummen önber in leib ift,
bod^ muffen fie fd^mdr^Iic^ fd^toeigen ober grofe öeröolgung
I^ben öon iren ftieffbrüberen, fo ift ad ir bing meer ge-
rid^t öff getoin ber eren önb be^ eigen nufe bann öff feien
l^eil. @ie l^aben bod^ tooHen ein grunb fu^en ireg bdttetö,
t)nb finben, ba^ ber frum man grancifcui^, ein ftiffter bar-
fuffer orbeng, ift ein anfang alle^ bdttete ber örben, ba-
rumb l^aben fie im nad^ gebadet, toie bod^ fin bdttel ein
anfang gehabt l^ab, önb finben alfo in ber barfuffer ge-
trutften d^ronicf bud^er. grancifcu^ ift ein öngelcrt ein-
feltig menfd^ gefin, önb toic tool er für fid^ felb^ ein frumm
menfd^ ift gefin, l^at er bod^ t)^I bingg Dnberftanben, ba^
t)on öerftenbigen leüten nie gelopt ift toorbcn. Sr nam
Bundsgenoss IX. 97
für ein regd p mad^en, bic finen fagen, er i)db e^ t)fe
Offenbarung got§, aber e§ ift bo tüiber, ba§ er bie erft
reget öerloren f^ai önb tt)oIt ein anbere mad^en, tt)arb bie
anber ber erften gar öngleid^, aU man je^ nterdft, fo man
f^ baibe I^fet, bann bie erft hjarb balb bar nad^ n)iber
funben, fo ift ber tieilig geift nit njtber fid^ felb§, aud^ bo
er bie anbere mad^t, famen ö^I nammtiafftiger münd^ feinet
orben^ gefamen t)nb fagten im, fie hjolten ber anberen
regel nit geleben, bod^ brad^t grancifcu§ fein regel alfo
I)in burd^, ba§ man fie no(| l^at, önb bi^ Dff bie ftunb
nie in !eim orben meer jtoitrad^t ift gefin bann önber ben
barfuffem. S)ie reformierten finb n^iber önreformiert, bie
reformierten önber einanber meer jttjeitrdd^tig bann tietben
önb türdfen, aH barfüffer in gemein totber anber orben,
önb [b] toiber ^jfarrer, ^jfaffen önb b^fd^off, n^ie be§ bapft
brieff fammer önb aller b^fd^off ©an^I^en mögen mit !rieg§
brieffen bett)^fen, bie über ire jandf gemad^t finb toorben.
@§ toa^ and) anfendEIid^ önber be^ bapftsJ riten ein
groffer hjibertoill ju beftdtigen bie reget grancifci. S)er
leitig geift l^et anfendftid^ gnug gen^amt bie t|6ü^)ter d^rift-
tid^er ürd^en, l^dtte man tvbUm Dotgen in abtriben ber
bdttet mundo fümemen, bann fd^ier ade b^fd^off önb pfarrer
in alter n^dtt tiaben fid^ bar loiber geftett önb ö^t ^o^e
fd^üten, fo tang big ba§ ber bd^jftti^ ^off mardfte n^a^
gett)in im trüg bijs bdttet öotdE, bo festen fie gü ben
bdtttem atl ir Vermögen i) in bulten, bannen, fr^l^eiten.
®o gegen ft^ffen fid^ bie bdttter, ben bapft fein önb ber
feinen fürndmen fo f)od^ lieben ba§ e§ got gteid^ ift toorben,
önb burd^ bie bdttter bem ©nbtd^rift ein guter lodg bereit
ift toorben.
II SSnb tok n)ot ber frumm grancifcuö mdtbung ge-
tl^on t)at in finer reget öom bdttet, ift bod^ fein meinung
gefin, ba^ feine brüber fotten fid^ fürbertid^ mit feiner 2)
5anb arbeit neren önb für ire trett) arbeit nid^t nemen
bann btoff e t^bö narung on gett önb gotb, ob man aber »)
inen ömb ire fteiffige l^anbarbeit nit gebe gebürtid^en ton,
bar nad^ mod^ten fie fid^ feren au§ guter jüöerfid^t auff
*) öemögen 1.2. — «) finer 1. 2. — s) arber 1. 2.
Eberlin, Ausgew. Sehr. I. 7
88 Bundsgenoss VIII.
D ir frommen teütfd^en grciffen bie fad^ bapffer an
önb ^ai[2i^ **]ten ob ben ©toangclifd^en lerern önb ob allem
trem anl^ang. ©inb fddE, bie ^^t ift t|ie, gott ift mit eüd^^
bann bie groffe fd^inber^ ber bd^jfttifd^en Dnber falfd^em
enbtd^riftifd^en fd^ein, bie groffe üppigfeit önb lid^tfertigfeit
ber tt)di[tli(|en prelaten, ber gro^ folfd^ betrug önb öer*
fürwng ber battel münd^ burd^ ir apoftü^Ier^, bie beroubung
ber armen einfdltigen d^riften burd^ münd^, Pfiffen önb
nunnen mog önb n)ill gott nümme üben.
§in burd^ mit froiben
$
oöerfett jn ftdltUi^em t)nb ge^fttt
d^em ftanb 5Ceütfd^er xxatxow,
ein ÜdgUd) ernftüd^ !tag al^
1er gotsforci^tige SRünc^
9iunnen bnb Pfaffen, bj
man inen jn ^ilff !um
bo mit f^ bo ire enbt
d^riftifc^en b^ wo
nere erloft mer
ben.
J)er .XL büWgnof.
^d) mein man finb öff erben feinen
S)er btfe bud^Iein Idfe on tüeinen.
®an e§ önft clorlicö bebeüt
SBie je^ laben bie clofter leüt,
S)erg all ai ti)ät ba^ bud^t mid^ j^t.
@t) machen nnn ö^I armer lüt.
^0 Bandsgenoss IX.
W^] G© i^ nünber bunbt^gnofe üerldfen f)ai miner
mit gefellen ffeiffig arbeit gu entbcden tcütfd^er
natiott iren fd^aben, bebundt mid^ nü^ önb gät
ia^ iä) anä) fürl^alt bie große gtüancflid^ not önb angft fo
t)^I frummer menfd^en üben im flofter ftanb, ömb foÜd^^
i4 offt l^ir^Kd^ t)on jn gebdtten bin, begibe 16) mid^ bcfe
inen gu troft t)§ brüberlid^er liebe, önb jag alfo.
II ®üd^ ift lüiffen, lune teütfd^en, lüie offt önb bidE
ir angelandft finb loorben t)mb l^^Iff ju leiftett ben d^rtften,
fo üott türdten gefeftiget finb, mit üer^eiffung groffeS abla§
t)nb Bulben got§, ünb loere tool ein d^riftüd^ lodrdf gefin,
xoa^ aber eüd^ ba öon endogen l&ab loeiß id^ nit, id^ ge-
bendf aber, ferre be§ n)dg§ ft) aud^ ein groffe örfa^. Slber
id^ tüill eüd^ in ber ndl^e anzeigen fromm erber d^riften,
bie nit minber gedngftiget loerben üon iren gut fd^inenben
t:^riftfd^einenben obem bann t)on türdfen önb l^eiben, barumb
ir atte fötten balb müglid^e l^^Iff inen tl^un üon bruberlid^er
liebe toegen. Giemen toar, o treioe teütfd^en, loie öntreiolid^
man ömbgabt mit eioem linben, fo e§ bo gu lumpt, ba§
t)nü^ Id^erifd^ ©urtifan gü in jiel^en atte pfrunb, ba§ offt
einer .yl. ober I. I^at, ober alfo berupffen, ba§ man fi(^
nit meer bar üff begon mag. S)ar ju bie SRomaniften
falber önb golb önb atteS ba§ loftlidd t)nb nufe b^ önß
ift, jü in t)§ ünferen lanben jiel^en, lompt e§ bo ^u, ba§
tt)ir önfer finb nit lool jiel^en mögen, fo njir fie nit gern
geben in folid^en üngcioiffen bdttel, ber t)or ber todlt öer-
a^tlid^ ift, önb aud^ geftiffte pfaffen pfrunb eintioeber^ ge-
fd^toe^t finb ober aber burd^ bifpenfation öt)I in ein Iianb
fummen, bar an t)t)I perfonen möd^tcn öerfdlicn loerben.
^ud^ bie pfrünben, bie tl^eür finb öom ba^jft önb bifd^offen
jü louffen, njerbcn njir jtoingen önfcre finb in Hofter je
gon, in ein toiffentlid^en fdrc|er. "änci) cttlid^ au§ önfe
tt)erben üon ben gl^^neren öerfürt, ba^ loir n^enen, Hofter
Idben f^ attein ein d^riftlid^ Idben, önb tt)a§ öfferl^alb^)
ift, f^ atteS öon d^rifto ünber bem loort, todlt, öertoorffcn.
SDo mit toerben tt)ir önb önfere linb üerfurt, önb l^aben
') tjffer^alb 1.
' Bundsgenoss IX. 9 1
leibcr önfere öorfaren lang geirret. S3t§ ba§ t)§ ge*- [atj]
naben gotte^ folid^er falfd^ täglid^ an tag himpt önb je^
önfere Hnb jdmcriid^ jü ün^ ümb In^lff fd^ricn. SBie lüot
f^ aud6 t)or öi^I iarcn gefcftrunjen Iiaben, l^öben njtr ^n
boä) nit geloubt, fo lang bi§ fie an feel önb I^b faft öer-
borbcn finb, ein groffer tl^eil, önb Inntmen njir in nit gu
^^Iff/ ift 5u beforgen, n)ir muffen got red^nung geben ant
jüngften tag, \t^ finb bod^ teütfd^e geboren atö lüir, d^riftcn
ofö njir, got§ gefd^6pfft atö lüir, önfer flaifd^ önb blüt.
@§ l^öben oud) anbre ^ölierö öerftanbt§ erber lüt öil flofter
burd^ tüanbeÜ ünb lüar genummen irer Hag, ob t)§ mut-
tt)ill ober au^ loarlieit folid^ ir fd^ntdr^Iid^ gefd^re^ önb
onftlid^») Hag ertoad^fe, ünb l^aben erlernet, ba§ ir laib
önb angft gröffer ift taufent mal bann njir all immer
fd^riben mögen, foIid^§ ein Heinen t^ail lootten toir an-
jaigen.
H 2ttter münd^ önb nunnen groffe Hag ift. ©^ toerben
mit ünd^riftli^en, bnmenfd^Hd^en fd^iodren ftatuten belaben,
ba§ me in iren geioiffen nit fo fd^toer njer türdifd^e bienft-
barfeit, fo ire prelaten fagen, foIidE) ftatuten f^en t)§ irem
fletoalt önb ir geioalt f^ üon got, ünb loer in nit gel^orfam
f^, ber loiberftanb got. 3^^^ ^^i^ abla§, fein bt)d^t m6g
obnemen öbertrdttung ber ftatuten, e§ müB atte§ in ba^
figfetor, bo mit ber ünbertlion geioiffen atttodg önruioig
ift, bann ber ftatuten finb fo üi^I, ba^ man fie nit ge*
lernen nod^ gel^aüen mag, über trit man f^ bann, fo ift
i^nrürt) bc§ l^dr^en bo. SSnb loerben bie armen finb t)on
anfang ire^ ingang^ in§ Hofter alfo öol fordE)t önb fem-
pnl\) geftoffen, ba^ f^ bar nad^ ir nimmer lebig mögen
tt)erben, fo fie alt ünb üerftenbig loerben önb bod^ merdfen,
€§ f^ pl^antaf^, nod^ finben ft) c§ nit mit ruio t)|fdE)Ia]^en,
fur^ fie finb ir lebtag öerftedtt, önb nagt f^ ire confcien^
otttoeg umb fünft, bann fagen bie prelaten, bu magft mit
gut getoiffen fold^ fcru^ul^ nit öerad^ten, bann njer njiber
bie confcienfe tl^ut, ber batot ju ber Iiette. SBdren f^
önber ben türdten, e§ fröret f^, ba§ f^ l^offten, in gefd^dd^
t)nred6t, önb f^ njurben balb erfö^t, audE) too ft) möd^ten
») == angfiü*.
102 Bnndsgenoss IX.
funber luft mb rtd^tüm fud^en. S)ann neret fic got ^n
ircm fünbigctt Hofter bittet, bar tüiber got önb ir reget
fafeung ift, er toirt fie and) neren, ob fie fid^ fottd^^ ab^
tliunb önb fid^ ergeben in gotttid^ öerfdl^ung önb in gmcin
gebot ber arbeit önb tt)bä narung. @oti§§ ift inen nit
fünb, ob fJ^ bie futten abtlfunb, ob fie aud^ eeto^ber nemen,
toeld^e jft iung finb gefin, bo fie getübt ber füfd^eit getl^on
Iiaben, ja got loit e§ öon in l^aben önb ttiunb got ein
bienft bontit.
H ®ie nunnen begeren, ba§ ntan bod^ inen iren be-
fd^fu§ offne ein njenig, bann öt)t ntüffen erfterben ober aU*
todg hrandt fin in irem todfen, fo in abgefd^tagen finb
babenfart önb anbere tx^nt), fo bod^ fein fransen ftofter
t)§ irer redeten erften reget folt befdE)toffen fein, ber teufet
l^at ba§ erbad^t burd^ ntutnjiltig ntünd^, funbertid^ fo fie
nit fölten ftaif(| effen, ba§ inen bod^ got crtonbt tiat, and^
fo fie fölten fo ein fd(|tüeren d^or Iiaben önb fd^ioerer bann
bie münd^ fetbs, önb ba§ fie atfo nit njiber ir reget be*-
fd^njert loerben mit ftatnten ber münd^ önb ba^ fie mögen
fr^ beid^ten totm jetti^e barff öertrunjen. SDifife man bod^
atfo t^ben ba^ t)it fd^anb önb fd^aben b^ in gefd^idftt, bcm
got finb ift, ob man f^on öff bifen [bxxi^] todg aud^ bc««
forgt önfür, ift bo^ nit fo öngötlid^ at^ ba§ öorig. S)a-
mmb tieben frummen teütfd^en bieten etoer l^anb foti^en
gutlidr^igen Itoftcrteüten, ob etttid^e in fotid^er meinung
njerben au§ bem orben trotten 0, öerargen e^ inen nit,
l^atten ft) nit minber frumm ober erber, bann f^ nit loiber
erberfeit ttiunb, nit toiber ba§ gefe^ got^, nit toibcr irc
reget, bann fein reget l^at öermeint, ba^ ein fötid^ öngöttid^
todfen fott in ftöftem loerben.
Sr fölten toiffen, loetd^c^ eim fotid^en ftoftcrmcnfd^en
bart)on l^itff, er I|at me abta§ bann ob er gen SRom ober
gen fant jacob gienge^). SBdr eim fotid^en ftofter menfd^en
bar t)on |itff, ber ertönt fein fect au^ fünbigem tdben, nit
minber bann ber ein gemeine mdfeen ju ber ee nimpt mnb
got^ mitten. El^riftu^ mirt eüd^ tonen, fo ir l^etffen im
0 trAtren 1. 2. — «) bar | JUff, er . . . iacob | t>on gienge l
(das „t>on" ist eine Zeile heruntergerutscht).
Bundsgenöss IX. 103
bife d^riftlid^en feien itJtber getüinnen. D lieben friinb,
lüüften ir lüie türdift regiment in Höfteren ift, lüie ein
enbtd^riftltd^ toefen, n)ie ein gro§ fdgfenjr ben frumnten
ntenfd^en, e^ n)urb eücf) erbarmen, jr feel tauret f^ öbler
bann ber I^b, fie achten be§ j^tlid^en nit t)t)I, aber ba^ ft)
ntit irem önglüdf fötten and^ got^ finb fin, ba^ ift inen
üntrdglid^. 3bxn erfennen ft), ba^ f^ in bifent falf^en
Ilofterfd^ein nit mögen fdlig toerben, funberlid^ bie bittet
münd^, bann f^ mögen b^ irem gefunben iungen Idben mit
got ben bdttel nit effen, oud^ ift ir arbeit ber fiben tagjeit
nit gnugfam ben bdttel ju öerbienen. @o barff ir leiner
götlid^ eiüangelifd^ lere ))rebigen, fol bann einer teüffüfd^
enbtd^riftlid^ bing ))rebigen, fo öerbam))t er etüer feien.
S)arumb o ir barml^dr^igen teütfd^en erbarmen eüd^
ober folid^g önb befd^irmen fie, fo f^ gü eüd^ fliel^en. 9?it
gebenden, ja fie fötten ir gelübt Iialten, D got e§ finb böfe
fd^dblid^e gelübt, bie got öerbotten l^at gu l^alten in ber
gefd^rifft t)ff fold^e njeif. Sie Iiaben tool ein guten fd^in,
aber t)i)t fd^aben lum^jt bar öon.*) @§ ift jfi beforgen, ba^
ber gro§ 50m gotte§ offt lummen ift ober bie todit öon
loegen ber münd^ li^tfertigen ftanb önb todfen. SBann bu
eim folid^en münd^ ömb gofe mitten bar t)on l&ilffft, fo
t^uft bu mee, bann ob bu ein etoig jarjeit ftiffteft, ein
eiüig lied^t, ein etoige md§', ja ein nen? flofter.
[bi] St frummen d^riften laffen eüd^ erbarmen folid^
önmenfd^Ii^ I^ben ber flofterleüt, ift ein menfd^IidE) l^dr^
in eüd^, fo laffen tüä) erbarmen folid^ önd^riftlid^ toefen,
ift ein ^riftenlid^ blut in eüd^. Saffen eüd^ erbarmen fo*
lidE) t)nmanlid^e gefendfnü^, ift ein tütfd^e aber ber fr^^eit
in cüdE). @inb fie bod^ etoer flaifd^ önb blüt, etoer lanbt^*«
leüt, eioer mit d^riften, laffen fie tnä) erbarmen, ba^ f^ nit
feel önb It)b fo öbel öerberben.
D ir erberen t)6gt, fd^ultl|ei§, rdt önb geriet ber
börffer, ftett önb ber lanb, erfüd^en atte jar jitje^ mal in
euerem gebiet bie Ilöfter, bann fie t)nmdnfd^Ii(| Idrdfem ire
gefangen, erlöfen bie gefangnen, bann fein türd Iiorter
binbet bann bie münd^, fo f^ gefangen l^aben ire mit
0 t)an 1. 2.
104 Bundsgenoss IX.
btübet, 'fo bod) btc gefangnen früntmer finb bann bie
lebigen.
^6) gloub, ba§ ober \)t)l ort fumnten l^agel ünb ön*«
geioitter Dnb peftilen^ öon njegen foli^er gefangen, bie t)n
irem I^ben fd&rien 511 got öntb tiilff önb rad^. S)arunib
erfud^en offt bie gefintfnüfe in Ilofteren, jr finb e§ fd^ulbig
t)or got, x6) i)ab e§ tüä) gefagt, nicf)t mag eüd^ entfd^ulbigen.
Db fie fagen, f^ finb etoerem geloalt nit ünberloorffen, ift
toar, fo fie red^t tliunb, aber in önbittidien fad)en finb fie
eüd^ ünb jeberman önbertoorffen, ®ott ioirt eüd) glüdE önb
Iieil ömb folid^ früntf^afft betotifen.
SBoIuff looliiff ir fruntnten teütfd^en önb legen enjer
l^anb an ben ^jflug, finb !ddf, got ift ntit eüd).
Sllle ntün^, fo au^ ben flöfteren in bie n^dlt gonb,
toetten ni^t forberen xtä)ilxd) ober getoaltiglid^ t)on iren
frünben, önb iren flöfteren, fi^ motten fid^ got befdll^en t)nb
tren)Iid^ anberen bienen öntb ba§ tdglidE) brot, bann flofter»-
Idben ift je^ nidE)t bann finftemü^, fünb, fd^ab, fdgfelor, l^ett.
©otti^ anligen ber flofterleüt l^ab id^ nit tootten öer^
Iialten teütfd^er nation, aud^ ir fümdntmen tootten anzeigen,
bo mit fid^ feiner ergere ab irem au^gon, fo ir iefe gefort
Iiaben ire örfad^. ®§ finb fo ö^I erber ') leüt in ber lodlt,
loer f^ab ba^ nieman frumm todr bann bie flofterlüt, toa^
ift ir fut, ir feil, ir to^I, ir fd^dp^jler, ir blab^jeren önb
lauten im d^or, fein fteifd) effen önb na^ r^ben, fein I^ninn
l^embb tragen önb nibig fin, t)^I faften ünb fein gut^
einanber tliun.
[b4'^] 8lud^ neret got fo ein groffe todlt, er loirt aud^
erbere leüt neren, fo fie üon gtoiffen toegen an^ bem flofter
gonb. ®§ fott fid^ ein biberbman fd^amen, ba^ er I|et ein
frünb in eim flofter, bo er in fatollieit, in got^ finbfd^afft,
in ber lüt öngnab ifet ber armen leüt blutigen fd^ioei^,
eerlid^er todr e^ toann bu ein fen) Iiirten ju eim üetter
Iietteft.
H S)te münd^ bebörffen feiner bif^jenfation Dom bapft
nod^ öon ir öntoittigen oberfeit im flofter, nit minber bann
Bnndsgenoss TK. 105
ein l^ür bebarff*) ütlob öom ^urcntoirt, fo pc imll fntin
tüerben.
3Bo aber bie Hofter tüerben georbnct nad) &fn'\tiidfn
form, motten fie gern lüiber bar in, ^ic jiütfd^en wetten pc
nit fein in bJ^fen fi^nagogen fatl^ane, in bifen fünbcn
fd^ülen, in bifer gl^fener famlung, bo ht^ niemanbt mag
cf)rtftlid) Idben on groffen qual, be§ fie bod^ tüol öfe got§
genab mögen öberl^aben fin. S)ann jetlicf)s^ menfd^ mag
fid^ gebraud^en atter 5tmlid)en fr^l^eit ünb troft üff erben,
fo fang bi§ ba^ got im folid^^ nimpt mit feim gebot.
11 2ltte§ Hofter Idben ju önferen j^ten, att ir ftatut,
regel, gelübt, got§ gebdrb üfferl^alb be§ etüangelij ift nit
todrb, ba§ einer ein tag faftet, barumb folid) l^anb gehalten,
bann e^ alein glifener^ önb .31. ift atte^ fantpt önb ein
önbertrudtung etüangelifd)er leer. 9tim bein frünb jn bir
an^ bem Hofter, biftu rid), gib im ba^ bu tdglid^ armen
leüten gibft, ba§ ift jloifad^ attmufen.
Sd^ lan nit mee bar öon fagen, bie fad^ ift ju toeit*
Wüfflg, ber tag ift t)% ir merden ir jdmerlid^e Hag, barumb
tl^unb in müglidde Ijl^Iff.
S3i§ fro, bein erlofung naiiet.
0 bebarff 1. 2.
^etx> ftatute
bte ^fttacu§ gebracht ^at
ö^ bem lab 2?otfaria rod
c|e ktraffenbt reformier
rung ge^fttic^eu ftanb.
28an man annam bife re^
formal,
©0 gfc^tüeigt mau man-
che Üofter !a^,
®ie Dornen ladt önb l^in
ben !ra^t.
2)cr .X. Mbt
108 Bundsgenoss X.
•
[2ti^] C^®^ jdl^enber bunbtSgnoB lüill cüd^ allen je gut
1) fürliaitcn ba^ erlid^ regimcnt jü tüolfaria ba§
alfo lutet. SBir I|ou^)tIeüt önb ringf mdnner
be§ lanbtg tüolfaria tl^ünb funb atter ntengltcft, fo big
önfer ftatut, fa^ung ünb orbnung lifen ober I)6ren Idfen
tüerben, ba§ b^fe ftüd alle öon ön§ öerorbnet finb tüorben
au§ tüolbebad^tem gemüt ju nu^ önferm lanb, ftat, börffer,
fidäen, jü ben tütr eucf) atte öerbmben bi^ ftraff be^ fd^mad^
tüort^ eine§ öngeorbneten ^) öngofefanten bürgert.
@o t)n§2) ba§ gefa^ ünb öernunfft leret, man foH
einen n^aren got fürberlicf) eren, in t)n alle juüerfidit erft«*
\\i) \t%tn, motten tüir tiaben <)faffen, bie önfe öermancn ju
got§ bienft nad^ ögnjeifung finer gebot. S)arnntb aui^ jet*
lid^e pfarr fott jioen pfaffen Iiaben, ein $ßfarrer önb ein
©apion, bie glid^e ^jrebenb fotten Iiaben, bod^ ber ©a^Ion
fott bem Pfarrer nad6 geben. Sitte fontag fott ber pfarrer
ein en)angeUf^e teer t^un öon naml^afftigen ftüden önferö
gfa^ önber ber md§. SSnber ber SSefi)er, fott ber Saplon
ein lur^e öemtanung t^n ben finben, f^ jü leren d^riften*
lid^ 2uc|t.
SSon ben g^rtagen.
SBir motten attein Iiaben nad^genb fljrtag. Sitte @on-
tag, ©l^rifttag önb br^ nad^gonb f^rtag. S)e§ netoen jarS
tag. S)er l^e^Iigen brt) füng tag. S)en grünen bomftag.
ffarfr^tag. Öfter abent. S)en Öfter tag. S)ie SSffart.
S)en 5ßfingft tag, önfer^ ^ergot^ tag. SSnfer fragen t)cr-
fünbung. 2ln önfer fraioen Ii^mmelfart tag. Sin önfer
fragen Sied^tntdfe. @ant $ßeter ünb $ßaulu§ tag, bie in
Europa funberlidE) geprebiget ^aben. ©ant 3o|an§ bcfe
toüfferg tag, ber fo rebtiS) ömb ber marl^eit mitten ge-
fochten Iiat. Sitter ®ngel tag öff äRid^aeli«. Sltter ^e^-
ligen tag.
SetHd^e lird^ fott l^alten ein fdft öon irem 5ßfarr
patron. @ant Signet. @ant Eecilia. @ant Slnaftafia jc.
Sitte anbere g^rtag legen mir cib, atö önnü^e fd^ib*
0 bngeorbnaten. — *) t)nb.
Bundsgenoss X. 109
lid^e bing, bann got ö^I crjümet lüirt önbcr folicftcm
guten fd^ein.
H SSon bcn gaft tagen.
®r5 tag t)or Öfteren foH jebennan gaften, toerg
Vermag.
[Ztij] SlHer anbern f^rtag abent fol man faften, on
ber fontag abent.
S)te Duabragefima t)or oftem foH im faften önb
gfangen gel^alten njetben, tüte man je^ ben abuent Iialtet,
tühx tü6ll ber fafte, niemanbt ift ju gtüingen.
Saxn b^d^töatter foll cim faften je bü§ geben. 9ltte
fafttag foH man alfo Iialten, nit meer bann jiüe^ mol fott
man im tag eff en, attf o ba§ man morgend d^ ömb . y. t)r,
önb jü nac|t ömb . ö. ör.
SlHe fp5§ finb erloubt am faft tag on ffaifd^, f^fd)
önb t)6I4nbigcr mein.
83^ Isolier ))eitt foH man fein faft tag meer öff fe^en,
önb alle anbere faft tag ab tpn.
H SBie man bie f^rtag foll Iialten.
83^ önfer öngnab, fott jeberman önb befunberltcf) ge*
ftanben Icüt att f^rtag morgen jn bie lird^ lommen, fo
man mdfe fott galten.
3n ber fird^en fol man nit orglen nod^ pfeiffen nod^
^n figurig fingen, aber attein ein emfttid^ gefang gemeiner
mag öttb öefper.
SSnber ber mdfe fott ber ))farrer prcbigen, toie oben
gefagt ift.
SRad^ bem fegen fott jeberman ^eim gon jü tifd^, öff
bcn jmbi^ fott man nit laffen prebigen, bann e§ bem I^b
fd^abt dnb bem gmut nit nü^t.
9?ad^ effen mag ein b^berman jii bem anberen in
früntfd^afft gon, ober aber fünft f))acieren.
S)ag jung t)oti mag fegicn, fd^ieffen, barr louffen ober
hir^toilig comcbiaS für|alten bem öold, toir l^eiffen eö
öfter fp^I, \>od^ bad attein erberfeit bar inn gel^alten merb
on ergemü|. S)ie jüncffranjen mögen am reien fingen mit
110 Bundsgenoss X.
einanber on man, bie bauen lücrffcn, meiftcr lieber in er*
berfeit fingen.
Sein tanfe foH ant f^rtag gel^alten werben, aber fünft
in ber tüod^en fd^fagen toix e^ nit ab, barumb fe^en tüir
fo lüenig f^rtag, bag man f^ fött n)oI Italien.
3Rit farten ober njürffel, ober fd^acf) foH am f^rtag
fein fpt)I gefd^i^en ober ein i)fennig.
@o e^ . iij. t)x ift nad^ mittag, f ott man toiber in bie
ürd^ gon, önber totl(i)tx foH bie ))rebig fin, bo bt) attc
finb t)nb iungen [2iij^] leüt fötten fein, önb foIid^S foH
gefd^d^en jtoifd^en bem ca^jittel önb bem^) l^timnu^, alfo
ba^ man öff bie ^jrebig fing bcn Ii^mnug.
91II ftirtag abent fott jeberman lummen jü ber firmen,
bo fol man nit fingen, aber in ber gemein für bie tobten
bitten njaS jetfidE)^ got üermant, önb fott jetlid^S tfcim"
fud^en finer elter begrebnü^, bar öfe groffer nufe entfpringt,
bo t)on fotten bie ^jfaffen fagen.
II Sn ber mi§ nad^ ber prebig fol ieberman ju bem
altar tragen, toa^ er geben toü armen leüten an ftat eine^
o^jffer^, ober ein jettel bringen, bar an gefd^riben, toa^
man toi^ bt) im jü finben. @oIid^^ attmüfen fol mit
njifem rat önber arme lüt bie toud^en getailt loerben.
H S3^ groffer ftraff ffitten ^n attem lanb abgetlion
ioerben bie f^ben tag jeit, atö ein g^fft red^te^ got^ bicnft.
H SSon 5ßfaffen.
©in $ßfarr fott jrtjen pfaffen Iiaben önb nit meer. @ie
fötten ee n)^ber Iiaben, einer loott bann n)ittiglid^ feüfd^ fin.
3!re loeiber fotten fein geboren an^ bem ftddEcn, bar inn fie
))frünben l^aben. SDie ^jfaffen fotten geboren fein au§ bem
ort, bo fie ^jfrimben Iiaben ober nit toeit bar öon.
3tüain^ig pfarrer fotten ein I|an önber ^n, bcn f^
Italien für ein bt)fd^off, ber fott att geiftlid^ fad^en öferid^ten
mit rat ir atter. Sitte monat fott er atte Pfaffen bcrüffen
önb inen got§ gfa^ inbilben. getlid^er $ßfaff fott jirlid^
öom gemeinen fedEel be§ fledfen l^abcn .cc. gutbin önb
nit meer.
be^.
Bundsgenoss X. 111
H S)cr b^fd^off f oH aHlüdgen . p), gulbtn minbcr l^aben
bann anbere Pfaffen.
S3^ groffer ftraff foll man feint ))faffen zttva^ in
funberlieit geben für fin arbeit, toeber opffer, b^d^t galt
nod) feel gerdbt.
3etli^e $ßfarr foH l^aben ein S)iacon, ber fott meiner
fin, bent fott man geben idrlid^ l^nnbert gulben, önb ift er
njittig önb gcfd^idt, fott im ber :pfrunb eine loerben, fo f^
lebig loirt.
Sein pfaff fott fin ))frünb öertoad^^Ien, in trieb bann
I^b^ not.
äRann fott nümmer lein ^jfaffen to\)i)tn f)abtn, aber
fo ein pfaff ober biacon ftirbt ober ah gobt, fotten bie
pfarr tut am fetten ort mit iren Pfaffen einen anberen
toelen, ben fott ber öogt önb gerid^t am felben ort mit bem
b^fd^off intronifieren.
[iliij] 8ltö offt eim pfaffen ein lo^b ftirbt, mag er
ein anbre ndmen.
aRan fott ben pfaffen lein jdl^enben geben.
S)ie Pfaffen fotten erberlid^ geffeibet fein, toie eim
anberen erber man jn ftabt.
&tin blatten fotten f^ tragen.
@enb and^ fein fr^l^eit für anbere burger Iiaben, bod^
fol man inen eer beto^fen afö einem obem.
S)er bogt im fidcfen önb ber rabt fott gemalt l^aben
ober Pfaffen n)ie über anber leüt.
SBeidE)er pfaff fid^ önerlid^ l^alt t)n finer leer ober ^n
offentlid^er öbertrdttung ber got^ gebot, fo fott man ^n on
alle l^inbernüfe t)or attem öold öerörteilen atö ein anberen
offcntIidE)ett fc^dblid^en öbeltl^dter.
SBann einer fein pfaff me loitt fein, mag er ba^ ampt
üffgeben önb toiber ein le^ fein, mann man ^n njiber er«*
rtjelt mag er toiber ein pfaff fein.
Sitte eerlid^e arbeit önb J^anbttoerdt ift ben pfaffen
erloubt.
Sein pfaff fott fein ein fouffman, öogt, SBirt ober
rat^l^crr.
@ie fotten ftubieren önb bdtten ünb ire l^üfer tool
regieren.
112 Bundsgenoss X.
Seiner fott pfaff lüerben, er f^ benn ober fine . f yj. jar,
b^ l^ol^er ftraff.
S)ie Pfaffen mögen ömb Iren folb !ouffen ligenbe guter
t)nb f^ öon l^ug ö§ bunten toic anber leüt.
f 9Jon ntünd^en.
SBir gebieten atten önferen öögten ^n borff önb ftetten,
ba^ fie in angefid^t önfer^ befdld^^ mit gertjaü triben alle
münd^ önb nunnen bar ju, bag fie abtauen ir Reib, bie
fie bife I|dr geiüonet Iiaben, bann folid^ funbere Heib mad^en
g^e önglid^eit.
' SBel^e I|dr t)§ rtJÖHen, mögen e^ t^ün, e§ tobU bann
ein« lüittiglid^ bar inn beliben.
Älofterletit fötten tragen gemeine Reibung n^ie anbei:
erber leüt öfferl^alb be§ dofter«.
3Ran foff ^n fein Hofter ju laffcn, ba« man fid^ t)er-
binb bar ihn ju bliben, e« fei bann ein« . yjj. jar alt, t)ni>
f ol ^n !eim Hofter ober . j. perf on fein, bie bo inn rtJoHcn
atttüdg bliben. .
Sitte Hofter fötten nid^t fin bann fd^uten ber iungen,
alfo ba« man [2tiijT fnabcn, fraioen önb mdgbtiein lere
d^riftlid^e gebot önb jud^t.
SBo in einer ftat ober fIddEen me finb bann jtoeü mann
Hofter önb jtoei fransen Hofter, fott man fie abtl^un önb
fpitel ber armen bar ö§ mad^en.
8Hfo bag man etlid^e öerorbne für alt arm Iierren,
bie einer ftat in legation ober in dm))tcr lang gebient
l^aben, • ober iren hrandfen finben. ©olid^ fpitat fott man
eerlid^ begaben önb luftlid^ butocn. ©ttlid^e fötten fein für
bie bilgeren. ©ttlid^e für gemein arm inrtjoner. SSffer
anbcren Höfter rid^tfimb, bie man nit bebarff jfi fd^ulen
önb fpital, fott man in ein gemeinen ftat fecfet legen jü
gemeinem gebcio ünb befolbung ber ftat.
f SSon bdttel münc^en.
Sitte bdttel münd^ fott man gar ab tti&n b^ ))erluft
be| Idben.
f8i iren Höftern fott man mad^en gemeine n^onungen,
bie ein ftat ^^n l^^e t^mb ün jar jing benen bürgeren,
Bnndsgenoss X. 113
bie fein e^gcn I|u§ l^aben, ö^I I|u§ gefinb mögen jn eint
Iloftcr tüonett.
SBdr Ott obgcmditc orbttUttg locll müttd^ ober nutt
feitt, ber t^ft e^ \n feint l^ufe, ott funbere fleibung ober
tü^fe, önb r^d^te fein genteine orbnung öff.
H SSom b^c^ten.
SBir toeHen, ba^ jctlid^ menfd^ jdrlid^ ein ntal fid^
erjeig ben ^jfarrern ober ixn ®a))tott, alfo, barff e^ rat
ober funber önberto^fung, mag e§ ben ))f äffen barumb
bitten, ober ift e^ fo einf eltig, mag e§ ber ^faff im
felb^ fagen.
SBir rtJoHen nit ba§ jemanbt fd^ulbig f^ fein ^eim-*
lid^eit ben pfaffen fagen, er rtJoH bann ba^ gern t^un,
önb ba§ gebot foll man ade iar ein mol am offnen mdrdft
öfernffen.
SBeld^eg aber toiH, mag fünft jum Pfaffen gon im jar
ai^ offt e^ tt)iH ömb lere, ömb troft ber getoiffen ac. nad^
bem t)nb e^ bebarff.
H Uon ber @e.
Site balb ein mdgtlein ift .yö. jar att, önb ein fnab
.jöiij. fot man fie jamen geben jft ber ee, e§ tobU bann
einö njittiglid^ feüfd^ fein. SBann ein ee burd^ tobt ge-
trdnt rtjirt, foH ba§ anber innerl^alb .j. rtjod^en toiber jn
ber ee griffen, e^ njoH bann loiHiglid^ !üfd^ beliben. SBqnn
groffe l^inbemüfe an eim ee menf^en ift ber eelid^en todrrf,
mag man fie fd^eiben önb ieglic|§ toitet fid^ laffen öer»*
fd^en mit eim gemal^el. @oIi(|^ fag iä) öon groffer ön^
einigfeit toegen. SRiemanb fol fid^ [2iiiij] fd^dmen ju bitten
ömb ein eelid^en gemal^el.
SBeIdE)e l^eimlid^ ju ber ee griffen on gegeügnüfe önb
rat erberer leüt, foH man ertrendfen.
Sein I|inbernü§ foH att ber @e fein t)on toegen ber
geöatterfd^afft, toa^ im gfafe mo^fi nit ^inbert bie ee, foH
i\) önfe oud^ nit l^inbern. ©efd^n^ifterig finber mögen tool
in ein ee fummen.
®ie ce foH ht) mi fein göttlid^ facrament gead^t fein.
Sein gemeine frato fod im gemeinen l^aufe fein.
Eb erlin, Ausgew. Bohr. I. g
114 Bundsgenoss X.
S)ie firmung foH it^ t)tiB !ein eJ^gentlid^ factament
fein, nod^ anä) olutig, noc| Pfaffen tü^l^c.
3n ber fircf)en f otten bic man fnnber fton, önb bic
fxotütn funbcr, bic ünb \tÜ\ä)^ it) finc^ gefd^Idd^t^ glid^en.
H SSon ber äRafe.
SDian foH fein nid§ Idfen bann ant f^rtag, bann
fottenO atte menfcf)en 6^ ber ntdfe fein önb bo ein gmein
gebdt jü got t^n.
H SSont fird^off.
@g fol fein lird^off bt) ben Ilofteren fein nod^ inner«-
l^alb ber borffer ober ftat fein, er fott i\) ben pfarr fird^en
fein, t)nb foH b^ jebem lird^off ein fird^ ober f|u§ fein, bo
inn man am ft)rabent jüfamen fum önb für bie tobten bit.
Stud^ mögen ü^I ür^ojf fein, aber nit meer Dann ein
pfarr Iirc|.
H Uom fterben.
@o ein^ fterben toil, ift nit not, ba^ ein ^jfaff ju eim
!nm, e§ njott bann funberlid^ rat ober troft b^ im füd^en,
ift nit not, ba§ e§ b^dite, loie man jefe b^d^tet, e^ mag
n)oI bie offen fd^ufb fagen, önb fott bie leüt fo e^ erjümet
l^at bitten ömb öerj^^ung.
©m frandfen fott ein pfaff ober biacon reid^en ba§
]^el)Iig facrament befe I^d^nam dE)rifti, e^ fotten aud^ eim
frandfen ju louffen bie nadE)bnren önb got für in bitten
önb in troften önb im öorldfen ert)angeIifdE)e gfafe.
H SSom teftament.
6in jetlid^ menfd^, ba^ ein äeitlid^ narung f)ai, fol
öon ber gtit an, bo e^ üerftenbig njirt, t)ffridE)ten ein tefta-
ment önb orbnung finer f)ah, foli^ teftament mag er anbem,
alg offt er tottt, rtjo er aber alfo ftirbt, fo foll e^ fein toic
er§ am ndften gemad^t l^at.
Dn tüiffen önb njillen be§ t)ogt§ fott nüt tefticrt merbcn
für gmeine bing, e^ fei fd^ul, fir$ ober fpital, bo mit fic
0 foll.
Bundsgenoss X. 115
nit 5U [Ztiiij*'] xx6) tperben, t)nb öngltidE bar öfe entf^jring,
tüte me befd^el^en.
H SSon tobten.
SBann jemanbts gftorben ift, foKen bie ndd^ften frünb
t)nb nad^buren ben tobten ju bem fird^off mit irem gebat
füren, önb am fontag in bcr U)od^en fott man bie tobten
t)er!ünben t)nb ein gemein gbdt für f^ tl^un, fein ßag fleib
für f^ tragen ober .öij. tag it) groffer in% man foH in
nüt fnnberS nad^ tl^iin bann aHmufen önb gebat. 9HI f^r-
tag foH man öermanen in allen ^jrebigen ba§ t)oIdf, ba§
man gern ftdrb, önb n^eld^er nit n^iHiglid^ ftirbt, fol man
nit begraben ju anbren d^riften.
H SSon facrament em^jfal^en.
SHIe f^rtag foll ber t)faff l^aben bereit confecrierte
l^oftien önb feld^, totx tooll mag ba§ facrament emt)fa]^en.
@^ ift nit not funbere beid^t bem t)f äffen bo öor je t^n.
Seim offenlid^en fünber, ber in ergerttd^em n^dfen Idbt, fol
man ba§ facrament geben, aßen anbern fotl man e§ geben
t)nb nit nad^ ir b^d^t fragen.
SBeld^er ju bem facrament tt)ill gon, foII e§ tl^iin in
gett)iffer l^offnung ber barml^är^iglieit got§ ober fein fünb,
önb ba§ er ttjoll erlangen l^ilff gotg jii eim d^riftentid^en
Idben. Snb bife fd^idfnng ift gnüg bo gu. 3Kan fol altein
I)alten fünff facrament, S)en touff önb ben I^b önb bliit
d^rifti, abfoiu^, gebdt, fteiffig betrad^tnng beg tt)ort gotte^.
3Kan foII allen öerftenbigen menfd^en ba§ facrament be§
altarg geben, e^ ft) jung ober alt, önb alein ben öer-
ftenbigen. SHIen menfd^en foK man geben ünber beiben
geftalten, t)nb lege man ein rortin ^n ben feld^, bar burd^
man ba^ blüt d^rifti trindf. @§ foll oud^ jeberman frel^
fein, ba^ er em^fad^ ba^ facrament be8 altar^, ob er tobtl.
S)ie finb foil man touffen fo balb ft) geboren werben.
H ®in gemeine orbnung t)on ber alten münd^ jal.
@o ba§ gefd^meife önb t)ngefeüfer ber Pfaffen, münd^
t)nb nunnen, bie on ^al finb tt)orben, füglid^ abgang, ift
önfer öerbot, man fMt fürl^in gar fein münc| önb nunnen
116 Bundsgenoss X.
laffcn toerben in gelten taren, bo mit bie gal abttem, oud^
fein Pfaffen l^ie jlüifd^cn, lug jcgtid^S öntb ein ftanb. 5Ra^
gdl^en jarcn foH man inen allen bie ^jrafant abfünben, oft
genumnten oben gemelte örbnung. 3)ie alten ober frandfen
münd^ önb nunnen foH man in gemdfte erlid^e \pxiai Ü)m
bife an ir enb, at\o aud^ ben Pfaffen. 9Kit bifem gebot
enttt)id^en tt)ir allen Pfaffen önb mod^en f^ n^iber le^en,
D^genomen jtt)en in jetlid^er ^jfarr.
[2t 5] SBo ettlid^ eble nunnen in Höftern finb, fol man
fie jüfamen famlen al U)eg fünffjig in ein Hofter, ünb
föllen fr^ fransen ftonb l^alten bi| fie abfterben, ober man
nemen. 2lifo aud^ fol man bie rid^en \)j>xtal ^jfrunb geben
ben eblen <)faffen.
SBir orbnen ^n eim jetlid^en biftum ein ©ollegium
für mannlid^ ^jerfon begobt mit guter narung für ber ad^U
burger ober leüt Hub, bie arm ober frandf pnb, man foll
eim ein jar .jj t)nb l^unbert gulbin ju norung geben.
Sie follen fr^ fin on alle gfang önb reget. @in jetlid^er
l^abe fein befunber gemad^ önb fned^t, Dnb einer au^ in
foII ber l^ufeöotter fein.
©in folid^ Eortegium erbnen toir aud^ für eble juncf-
fratt)en ober tt)itn)in, für ad^tburgern, einer foH man jariid^
geben l^unbert gulbin, jetlid^e foK l^aben innerl^alb ber
maur bei^ Kollegium ein funber l^eü^Iin, eine folt l^ufe-
muter fein ober bie anberen, fie mögen man ndmen.
H Son ben borff ^forren.
Sein borff foH ein 5ßfarrer l^aben, e§ l^ab bann fünff-
^unbert Derftenbig ^jerfonen. @o öil borffer foKen in ein
Ipfarr fird^en pfarren, bife fie mod^en ein goH fünff^unbert
t)erftenbiger ^jerfonen. @o .iiij. ober .t). fidcfen in ein
t)farr gel^oren, fol bod^ j[etlid^§ borff lin ein ca^jelt l^aben,
bo inn man foH oll f^rtag (fo fie nit mögen in bie <)forr
fummen öon toegen merdHic^er l^inbernüfe) inen Dorldfen
baS .0. t>l t)ij. Eapittel be^ etoongeli*) SKattl^ei, önb ba^
olfo. SBel^e oft merdttid^er l^inbemül nit mögen in bie
^jfarr gon, föIIen in ir i^a)j>tit güfamen fummen önb bo
>) etDageli.
Bundsgenoss X. 117
bitten am f^rtag am morgen, önb bann fol ber meiner
t)ff fton t)nb bte öbgemciten ^apüki öffentlid^ lifen, bann
in b^fcn brien ca:()itlcn ift begriffen alte en^angelifd^e gefa|.
2lucl^ föll jctlid^g borfflein ein S)iacon l^aben an ftat eine§
mc^nerg, ber föl anä) ben francfen bai^ facrament bringen,
fo man ben <)faffen nit l^abcn mag.
Setlid^^ börfflein foK für fid^ fdlb^ ein eigen fird^öff
^aben.
SRan foH öermanen bie fd^uC^erren, bag \\) ettoan am
f^rtag gangen ^n ein arm borfflin önb ben ^jatoren ütoa^
gut§ t)on got fagen.
H |)ie mercf
Dbgemdite orbnung betrdffcnb bie gal jar, bar inn
n)ir laffcn [2t 5^] abfterben bie münd^, begreifft nit bie
bdtteH orben, ban bie fetten n^otten tt)ir t)ff bifen tag
ab tl^un.
H SSom gebit.
SBir verbieten b^ fo^jff abl^on^en, ta^ man ba§ öold
fein anber gebit lere bann ba^ l^eilig ^jater nofter.
SRan foK c§ anä) nit meer bann ben gemeinen glonben
leren, fo man geltjonet l^at ju bitten.
8lud^ foH in ber fird^en ttjebcr f^mbolum Sltl^anafij
nod^ Sticenum gefungen »erben, allein 5B[<)oftoIorum.
SlHe ^jfalterlin, fron gebit, rofenfrin^, l^ortulu^ anime,
t)arabifuö anime önb foli^ bitbüd^Iin, afte <)faffen breuier
foK man ab tl^un öff bifen tag.
H Son l^elgen bilben.
Sein gegoffen, gefd^ni^t, gel^otocn bilb foH ^n ber
fird^en fein. SlHe bilb fötten flad^ gemalt fein. Sein
l^elgen bilb fol fein ^n ber fird^en bann beren l^elgen, öon
benen melbung gefd^id^t in biblifd^en büd^eren.
Sein foftlidl bilb ober gemilb foH fein in ber fird^en.
H SSon fird^en gejierb.
^an foH tt)eit fird^en butoen ünb ftardf, alle fnnbere
foftlid^cit foH üon ber fird^en ab fein.
118 Bnndsgenoss X .
Dn ben M6) önb ba§ rörlein im feld^ ünb paten
föH fein filber nod^ gölb in ber fird^en fein.
Sein ebel geftein, fein mdfe getoanb, bann oHein für
gn^en <)faffcn, foK gmein iuä) gebrandet »erben 5Ü nidfe
gen^anb, bod^ ntag man bie fartt) dnberen.
@g ift nit gimlid^, bag man föftlid^ bing ^n ber
fird^en d^rifti bru^e, bo man leret folid^^ öerad^tcn.
SRan foK in ber fird^en nit Idfen, fingen, leren, bann
ba§ \)n ben S3iblifd^en bnc^ern gefd^riben ift.
SBir verbieten, bag fein nnnn nod^ onbere fratt)en für
l^in offentlid^ fingen ünb tdfen ^n ber fird^en.
H Uon SBalferten.
Seiner foK ju ben l^elgen gen mit bem bdttet. Seiner
föK aud^ on ben bdttcl jü bßn feigen gon, er foll t)or ör*
löub l^aben öön feim \>\amx mb üogt in gefcJ^rifft. 3ft
er r^4, foII er Dmb ein t)rIonb geben .j. gulben. 3ft er
arm foII er eim ge«» [2t e] nicinen fiddten . j. tag olein ömb
bie ]pt)^ arbeiten ömb ein örloub.
H aSom atomfd^en ftul.
Seiner foH me öfe önferem lanb gen IRom gon, njeber
t)^ nn^ nod^ öfe anbod)t, bö mit nit önfer öoIdE ©nbd^riftifd^
tüerbe önb erger bann ©oböma önb ®omorra.
Seiner füll ben SRömifd^en b^fd^öff für önferen orben-
lid^cn oberen l^alten nod^ nennen.
9Hle b^fd^off önferg lanbeg follen jdrlid^ gnfamcn
fummen ein mol önb bo Den d^riftlid^em regiment tractieren,
önb ber b^fd^öff inn befe biftumb bie famifnng ift, foK bie
erft ftot l^oben. ©olid^ fominng \otl nit oltoegcn an
einem ort fein, funber ömb gon.
H aSon fd^ulcn.
Sein ©colafticuö boctor foII für ^xn geldfen »erben
bann allein ju t)crad^tnng.
SKIe <)faffen gfa| ober becretal foIIen offentli^ üer*
brant »erben.
Sein 5ß^iIofo<)]^^ foII gclefen »erben, bann oHcin »ic
Bundsgenoss X. 119
S)ibimuö faucntinu^ gelert ^at in finer oration toiber
Xf)Dmam t)Iacentinum').
Satin, ®rccum, ^ebraicum foll in allen fd^ülen gdert
tt^erben, all tag foll man gtüo le^gen l^aben in en^an-
gelifd^cm gcfa^.
®in befd^Iufe.
H @ülid^ önfer fa^ung wbtkn ttJtr emftlid^ gel^alten
werben b^ ftraff anfencKid^ gentalbet, io 5U föHen ir eüc^
all fd^icf en. 3)atuni in Dnferer ftat S3albecf öff ben . jjjt).
tag t)beli^. jm jar atö Dftern öff ben SKontag gfiel.
D d^riften menfc^ ba§ nim ju I)dr|,
Soft bir^ nit fein ein fa|noc^t fd^ir^.
3)ann föll ber red^t gloub toiber fon,
©ö mu§ be§ mifebraud^^ ö^I ab gon,
SSnb öud^ bie ntünd^ allfanb^) öertriben,
S)ann mag ber gloub ijn \t)x^) f rafft bliben:
Seit bringt rofelin.
*
*) ^lacentiuum. — a) = allfamt. — ») = feiner.
@in nexve oxb
uTig iDcltü^ jtäbts ba§
^fitacuS anzeigt f)at
in SSotfaria ttef^ri
tten.
2)er .XL MW
Titelbild: ein Narr mit der
Schellenkappe.
122 Bundsgenoss XL
[2t 1^] C^e^ elffter bunbtö gttög totH eüd^ fürl^oltcn m^
/j) 5ßfitacu§ fogt, ba§ bie regenten betrad^t l^aben
"^^ in SBoIfaria ein ötbnung 5Ü mad^en in toelt*
lid^ent ftanb, tt)ic tt)oI fie fölid^^ noä) nit befd^Ioffen l^aben,
atein aber angcfd^Iagen, bann fie beborffen nit im felben
lanb fein örbnung machen für gemeine ftat önb borff, man
fot öorl^in folid^ orbnnng ömbfuren in alle öogt^en önb
baö t)old frogen ob e^ im gefaH, bannöd^t tt)ill id^ eüd^
iren anfd^Iag nit öerl^alten.
Slnfang.
Sdin eerlid^ere arbeit ober narung foK fein bann
adferbato. 2ltter abel foK fid^ neren öom adtxiatv.
®in jetlid^ börfflein foH ßaben ein ebelman, ber fol
atö t)il adferfelb I)aben, at§ D^I gtoen ^jflug mögen bunten,
ber felb fol fd^ultl^eife im borfflein fein. ©0 ö^I borfflein
ba§ fie 5tt)e^ l^unbert ^offftet mad^en, foHen ein ritter ju
eim t)ogt I)aben. 3)er felbig Dogt foH oHe monat beruffen
aHe fd^nltl^eife önb au^ jettid^em borfftin ein rat^man öon
ber burfdöafft, önb mit inen red^t f^tiredften über noturfftig
Hag ber önbertl^on.
3etlid^e öogt^ foH ir felbö aigne red^t, bie in nu|
finb, orbnen önb folid^ red^t foKen ir beftdtignng nemen
t)on allem öolcf ber öogti), fo man f^ t)oxf)xn bamm per«-
fonlid^ erfragt l^ot.
3etlid^e ftat foH ob gemelter öogtien gelten önber ir
I)aben, tt)o fie bie felben nit l^aben mag, foH f^ ein cofteH
genant fin önb fein ftat.
3)ie EafteK folten l^aben ein oberen man, ber ein
fr^l^err fol fein.
@iner ftat oberl^anbt foll ein graff fein.
Selben ftett fnllen ein l^onptman ^oben, ber foH ein
fier^og fein ober ein fürft.
ft^ein oberl^anb foII gen^alt l^aben cttoa^ ju t^n on
l^^lff önb rat beren, fo t)om l^auffen ber önbertfjon «) bar
ju gefaxt ober georbnet finb.
Im Druck: 0 ^nberl^on.
Bundsgenoss XI. 123
getltd^ caftel, ftet, fürftcntl)um, foll für fid^ fett§ nüfe-
lid^ gebot önb red^t mad^en önb bo b^ blibcn.
[2tij] SSnbcr allen fürften fol einer ö§ in genant
tt)erben lüng, ber aud^ nid^t öemtog on rat önb l^^Iff ber
fürften.
^ain fd^ultl^eife, Dogt, fr^Iierr, graff, fürft, fünig, föl
etltjag funberg l^aben üont ampt, aber allen feinen bienft
föt er tl^fin 5Ü troft Dnb l^ilff au^ fürbernüfe *) ain^ gmcinen
nn^. S)od^ foH man fie t)on eint genteinen nu^ befolben,
na^ groffe ir arbeit.
äoin öbgentelter ant^jtntan foll funberen ^off fialten
öon ampt^ tt)egen, bann atö ö^I er ju feint aigen l^ufe-
^alten bebarff.
@o ein antt)tntan fi^Iff bebarff für genteinen nn^,
foHen bie önbert^onen jfi im fe^en I^b t)nnb gut, alfo
ba§ er all^^t ber erft öornen bar 2) an fe^.
3n allen rdten follen ate t)t)I ebelleüt atö baur§^
leüt fi^en.
H aSom eelid^en ftanb.
SBir orbnen, all offenlid^ eebrdd^er foIIen getobt
n^erben.
Äain obgemelt am^jt fol geerbt »erben, aber toixt öon
aiDten önbertl^onen ein frünb ober fun öff fine frünb ober
öatter erttjelt, mag man e§ üben.
SSom jfi trindfen.
2ine offentlid^e ju trindEer foHen ertrencft »erben.
©ot^Iefterer.
SBeld^er anberft fd^toert bann toarlid^ ober b^ got, fol
offentlid^ mit röten gefd^Iagen loerben.
Stod^reber.
SBeld^er ben anberen fd^mad^t ober on fein eer rebt,
foH offcntlid^ gefd^mdd^t toerben.
0 fürbetnüj. — ^) bornenbar.
124 Bandsgenoss XL
Wtn iungen foH öcrbotten tüerben alle taxiert önb
ttJürffel j^j^I t)mb gdit ober giltg toirt «). aHein foK in bag
brdtf^j^I 5U eicr fur^ tüeiP) crloubt fein.
®ie alten mögen ^pxUn ju gimlid^en g^ten, bod^ ober
ein früher in ein fd^an^ nit l^alten.
Jtain \\>xl foK gefd^dl^en bann an eint ort, bo man
bie fpiler mag feigen, bo man für gabt.
aSom t^an^en.
[iti]**] Sfile tood^en foK ein tag fin, bar an man nad^
mittag br^ ftunb mog tl^anfeen an eim offentfi^en ort,
man önb fran? miteinanber, totx bo n^iH fein.
Jtein eeman foH t^on^en bann mit finer angebornen
bafen, ober mit feim een^^b. 8Kfo fag id^ aud^ mit ben
eefratt)en.
3n geberben önb f^jringen önb lieber ober pfiffen foH
erberfeit gel^alten werben on ade fd^am:()erfeit, ba^ meer
hir^ toeil bann I^d^tfertigfeit bo gefnd^t tt)erbe.
Sber br^ ftunb foH folid^ froib nit tt)4ren.
H 3ä i>cr @e griffen.
2llle menfd^en m6gen gu ber ee griffen mit einonbcr
on ade ^inbernüfe, n^eld^e im gefa^ mo^fi früntfd^afft ober
gef^bfd^afft l^atb nit öcrl^inbert finb.
3)ie Pfaffen foKen einttt^eber^ ee toiber l^aben, ober
aber fein tt)iber.
H Som rat ober gerid^t.
3n ainer ftat föHen .jjf. man in rot gon, ber graff
foK fin an ftat beg burger meifterg.
3n eim cafteH foKen .jö, man ju rat gan, önb ber
fr^l^err foH ir burgermeifter fein.
H Jtauffmanfd^afe.
SlHe fudEer^ foH ob get^on werben.
3n feiner gefd^eUfd^afft») f ollen mecr bann br^ fein.
») to&tt. — «) furttotoetr. — ^) Diese Fonn öfter vor-
kommend, z. B. Bandsgen. 13.
Bundsgenoss XI. 125
Jteitt toein bef in t)nfercni lanb nit toed^^t, föH l^drin
gefurt werben.
Sain ind) ba^ in önfercm lanb nit gemad^t tt)irt, folt
l^drin gefurt »erben.
^ain frud^t bie in önferem lanb nit totä)^i, foK
l^drin gefürt itjerben, man ntüfe e^ bann ju groffer lt)b^
not l^aben.
f (Spt)^ bnb trandf.
Silierte^ f^j^fe bnb trandf föll allen ntenfd^en erloubt
fin gu alter a^t, foin münd^ nod^ ^jfaff folt für l^in ein
intrag mad^en. 3)öd^ mit ber faften fotl fein, tt)ie im
geifttid^en regiment.
H Som Sltment.
@ett)itb, t)6get bnb b^fd^ fott ieberman gemein fin für
fin not ju fallen toer e§ Vermag.
|)ot^ fott jeberman gemein fein gü l^an^en, bod^ nü^tid^.
[Jtüj] H »rot t)nb »ein.
@o t)^t brot fott man ömb ein fietbtin geben, aU öit
ein ftardf man t)ff ein imbife mag effen.
(Sin mog »ein fott ömb ein freü^er gefoufft n^erben.
®in mal fott fo grofe fein, bag jtoe^ menf d^en öff
ein jmbife gnug l^aben, bie öemünfftig trinden Letten.
H ödtter.
Sain bdttter fot in önferem tanb fein, aber für arme
teüt fott att f^rtag in gemeiner fird^en geben njerben toa^
got jettid^g öermanet, bag öberig fott öon gemeinem fedfet
ber ftat crfe^t werben.
©in öogt önb gerid^t önb atte obem fotten groffen
ftife für bie armen l^aben.
9Kan fott fotid^^ nit befdtl^en ben Pfaffen, bann fie
ben armen öntrett) finb, önb tugen toie bog gut inen tt)erb,
bo l^dr fum^jt atte rid^tumb, bie bife l^dr ber münd^ önb
^jfaffen ift gefin, bann man l^at fie erfttid^ ben armen geben,
ber fd^afner fotten f^ fin g^todfen.
Sitten armen, bie baS atmufen nieffen, fotten mercf^
tid^e gaid^en tragen.
126 Bondsgenoss XL
H SSon l^anbttpcrcfen.
SSor allen bingen foll man ttjeren, ba§ fein önü^
l^anbttodrcf in t)nferem lanb \t).
3Kan foK t)erl)üten, ba§ and^ nü^e l^anbtn^ardE nit
öberfe^t itjerben, ba^ nit meer meifter bann fned^t f^en.
^^ain eeriid^ere namng foK gel^alten n^erben bann
fdlb bmpen önb ^fenfd^mib l^anbtttjerdE.
H SSont Irieg.
Sein frieg foK geffirt ttjerben on rot aller fürftcn
önferi^ lanbti^.
Sain büd^^fc föK für I)in gel^abt n)erben.
Sm frieg foKen bic ebelleüt üomen bar an fein, önb
]^on:t)tIeüt int fdlb fein.
3m frieg foH man fd^onen aller fransen, finb önb
frandfen.
3m frieg foH man ben adferbatü nit I)inberen.
SlKe adferleüt t)nb <)faffen foHen fr^ fein.
SBann man friegen tt)ill, foH ein jetlid^e öogt^ ein
^jriefter mit [2tiij^] inen fnren, ünb fo man f dalagen n^ill,
foHen alte ^jriefter neben anfe tretten önb niber falten öff
bie fnett) önb got ömb ein gnebigen friben bitten.
9Kan foH fein frieg füren ömb Eiterung ober aufe-
f^jreitung önferg lanbt^.
3m frieg fol man nit brennen.
ffltan fol fein gotS^aufe fd^ebigen ober berouben it)
Dcrtiemng beg I^b^.
H aSon ben bdrg fd^Ioffen.
Sain pmx ober önebler foll fürl^in t)ff eim bdrg
fd^Iofe fi^en, alain bie eblen.
Sein bdrg f(^Io§ foü für l^in jerftort n^crben.
ffain nem bdrg fd^Iofe foII gebunden werben, bod^ fott
man bie alten emün)cren.
H SSon ben l^eüfercn önb gcbütoen.
3n alten ftctten fotten jettid^e l^anbtmdrcf funbere
gaffen ^aben.
Bundsgenoss XL 127
Sain öbermdfftg foftlid^ l^aufe foll gebutoen tperben,
au^genummen gemeine l^üfer, atö bog rabtl^aufe, fouffl^au^,
babfaufe, fd^ul, hir^ttjeil laufet zc.
SBeit gaffen foHen in ftetten fein.
H Som babl^au^.
8KIe mann önb fndblein follen l^aben ein funber
bab I)au§.
2ine fragen önb mdgbtein föllen l^aben ein funber
bab l^au^.
3tt ietlid^em bab l^auft föK fein ein fd^n^eife bab bnb
ttjaffer bob, n^iefe ein jetlid^g l^aben tt)il.
H SSom bart.
2ine mann folten b^ groffer pein lang bdrt tragen,
fainer foII fein angefid^t glat l^aben tt)ie ein totjjb.
@g foII ein f^mad^ fein fain bart tragen.
8ine man foIIen fur| önget)flan^t f)Dx tragen.
H aSon finben.
TOe finb, magblin bnb fndblin, fö(I man im britten
jar irö altera jü f^ül tpn, bi§ fie ad^t iar alt Serben.
S)en fd^ülen föII öom gemeinen fedtel öerfel)ung ge*»
fd^el^en.
3n ben fd^ulen foü man finb leren ba§ d^rifttid^ gfa|
an^ [2tiiij] bem emangeli bnb au§ ^aulo.
3n ben fd^ulen foII man bie finb leren latein bnb
teütfd^ gemein glid^ berfton, öon gried^ifd^ bnb l^cbroifd^
oben I)in ein tt)cnig tdfen önb berfton.
@o ein finb ad^t jar alt ift, mag man t^ gü eim
^anbtn^drdE tl^ün ober aber lenger laffen ftubieren,
11 SSom gfa| bnb tanbtred^t.
Sn jetlid^er bögt^ folt man fain laffen ein l^ufe^
l^dbigen burger fein, er tt)i§ bann ire gmeine breüd^
önb red^t.
SlÖe alte fa^ferlid^e bnb <)faffen red^t tpnb toir ab,
3etlid^er foH gemeine red^t miffen, önb bo§ jettid^er
n)i§ ftn billid^g bnb bnbiUid^ö.
1 28 Bnndsgenoss XI.
&am jurift, fain fürf^jrdd^ foH fürl^in mc fein, toeld^er
im fetbft nit tan rebcn, ber nim ben nid^ften mitburgcr.
»
H SSont bann.
Stieman foK in ian gettion »erben ömb jd^nlb, alein
t)mb offentlid^ t)nt)ff]^6rlic^ öbertrdttung ber gebot got^ foKen
bie ^fajfen ain bannen.
H Sont abla§.
SBer fürl^in obIa§ öerfinbt ober lefet, föK offentlid^
geftrafft n^erben.
3)ag foK gröffer ablofe fein, giit§ tl^un fim ndd^ften
ntenfd^en ünb öer^ljl^en bent finb.
f SSon ber mün|.
3n ollem r^d^ foK fein einerlei münfe, bag ift ein
fd^Iag önb einer n)erfd^afft.
H SSon <)faffen.
Sain ^jfaff foK ju rabt gon, U)eber ber fürften nod^
ber ftet no^ ber öogt^en.
11 SSon bntrett).
SBeld^er eim nit l^alt ein jufagen in emft get^on on
aib ober fd^njur, foH offentlid^ gefd^mdd^t n^crben.
SBeld^cr eim anbem gel^l^en bing ergert, fol e§ im
öff öorige toax jalen.
SBeld^er feim naä^pamtn nit toxi fürfe|en in notcn,
ber eg tt^ol f)at, foH offentlid^ geftrafft werben.
SBetd^er gab ömb I^l^en nimpt, foK mit ruten gc^
fd^Iagen tt)erben.
SBeld^er nit jalt bff gfefete g^t, foll offentlid^ gftrafft
tt)erben.
[2tiiij^] H «on bieben.
©in bieb folt ein jar ein gemeiner fned^t fein ju alter
boffel arbeit ber ftat, önb folt ein fettin gefd^mibct tragen
an baiben fnffen.
Bundsgenoss XL 129
H SRorber.
8lin ntörber \dU man ntorbcn.
Sltn ftraffenröüber föH man ein etPtgen fned^t bet
gemein mod^cn, U)ie öön bieben gefagt ift.
H SSom jeren.
SBeld^er gemerdt nrirt, ba^ er öberflüffiger jert, bann
fein Vermögen gead^t toxxt, foll bim*) aib angeigt ttjerben
ben obem.
S)er önmdffigen gerl^afftigfeit föll man balb entgegen
fummen, bo mit nit bil armer mfittoilliger leüt n)erben.
H Son ©el^alten.
Saim eel^alten foH man Itjein geben trinden, er f^
bann .^j jar alt.
Saim eefialten jim^Jt aufe feim bienft ju gon, bann
ömb önfrib Tillen.
Sain meifterfd^afft joll eim eel^alten flud^en ober
fd^Ial^en, nod^ ]^4rtt)iberumb.
^aim eel)alten foII bie meifterfd^afft ben Ion öor bem
5^1 geben.
Uff ba§ 5^1 fotl ein jettid^er eel^alt bar begalt »erben.
8lin franäen eel^atten f oll bie meifterf d^aff t gtoen monat
t)mb fünft l^alten önb fein <)fldgen.
H Uon !Iaibern.2)
9lIIe färb allerla^ Kaibung foII jeberman gemein fein,
bod^ ba^ bnber fratt) önb man ein önberfd^a^b f^.
3)ie flaiber follen frato önb man eerlid^ bebedfen.
S)ie fratoen fMIen jieriid^ aber bod^ erli(| beficibt fein.
H SSon !ur^tt)eil.
2IIIe monat foII man ein funbere frtintlid^e erberlid^e
offenlid^e gemaine fur^toil l^aben, bar jü föHen fleife l^aben
bie oberen jetlid^er flddfcn.
Sain fnr^tt)cil foII ober ein l^alben tag tt)eren.
Sain fur|U)eiI folt b^( jerung l^innemen.
0 Bim (= bei'm). — «) «aiberm.
Eberlin, Ausgew. Sehr. I.
130 Bundsgenoss XL
Sllle üttb foll man leren ^imlid^e faxten fpil.
Sllle finb foII ntan leren bie fünft be§ ntaffen^, rdd^nen
önb ftdmen fennen.
[2t 5] SHIe finb foH ntan leren öemcinc früter fennen
önb gemeine arfent) lüiber gemeine franrfl^eit.
©unber lüol berüm^)t ar^et fotten öon cim gemeinen
ferfel befielt werben önb jeberman ti>inig fein on funbcren f olb.
H SSon peinlid^en ftraffen.
Sein pintiä) ftatnt foH fürl^in angenomen tüerben, baS
nit im gfa^ äRoijfi ö^trndEt ift, bann ber mcnfd^ foH nit
l^artcr ftraffen lüann got.
H SSon ben Silgeren.
@o jemanbt ge^lünngen tüirt ober fdlb gon, önb ör-
fad^ joigt in gefd^rifft Don feiner oberfeit, foH er öon jeber-
man toot gehalten lüerben, l^at er nit jcrung, foH man im
barml^er^igfeit erbieten in gemeinen f^)itoIen, c^ lüoH bann
ein burger ou§ funberem anbad^t im ein lieb belüifen.
H SSon muffig gon.
35^ groffer ftraff foH niemanb gar ober ö^I muffig
gon, jeberman foH ju bequemlid^er arbeit gcl^alten loerben.
äRüfftg gon foII ein offentlid^e fd^anb fein gel^alten.
H ®emeine reget.
aSeld^er für l^in g^bt gelt ju md^Iefen, bic^t gdtt,
grab gelt, Stem loer tobet bie f^ben tag j^t, ttjer aHmufen
gibt eim bdttet münd^, er t^u bonn fein fteib ab önb gang
tt)ie ain anber menfd^. SBetd^er ein pfaffen l^ol^er eret bann
ein öogt ober rat^ l^err, foH offentlid^ geftrafft ttjerben.
SBetd^cr ein pf äffen fd^cbigt*), fo5 gcftrafft toerbcn
aljg ber ein öogt fd^ebigt.
H SSon juben önb l^aiben.
Ob mifegtoübig meUen önber önfe ttjonen, foll man
inen nid^t toibt^ tl^ün, funber früntti^ Ratten tt?ic önfcrc
') fdSebiß.
Bundsgenoss XL 131
burger, bod^ foll mati fic 5Ü feiner burgerlid^en eer braud^cn
ober ampt, fie follen an6) önfere gefa^ önb glouben nit
fd^mdl^en.
H SSon ben üfeern.
Rainer foII für ein fdfeer gead^t lüerben, lüeld^er it)
gemeinem gfofe be^ elüangelt) blibt nod^ gemeinem öerftanb
önferjg fanbt^.
©d^uler, Pfaffen önb lanbtteüt, aud^ rid^ter, f ollen
mit einanbcr örtl^eilen in fad^en betrdffen önfer ettjangelifd^
[2t 5^] leer önb gfa^.
SJon fd^a^ung in ein gemeinen ftat fedfet
SBeld^er burger önber l^unbert gutbin tt)4rt ^at, barff
nid^t geben, aber l^unbert gibt alt lood^en ein I^WIer, ben
folt mon alt lood^en öorberen.
H ©olid^ obgemelt orbnung l^aben mir öon SBoIIfaria
für genummen, ift önfer meinung, mir motten fie fürl^otten
altem öotdE in att^n öogttien, fo mir bann bar ober önfer
önbertl^on öermilligen ober örtl^oit ]^6ren, fo foIIen bor
nad^ bie gfo| ein frafft l^aben nad^ beftdtigung önfer lanbt^
fd^offt, it) ftraff ber öngel^orfamen önb betonung ber ge^
^orfamen. S)atum in önfer ^oupt ftat SBoIffedE, im SÖionat
genant ®utm^te, jm jar bo man ben bittet münd^en bie
futten ftaubt.
3M SB » $
8ld^ mic^ öertangt.
9*
§n früntfi=
d^e antoort alter go^för«
d^tigen , erfieren , öerftc
bigc in Seütfd^cm lanb t)ff
bic idmerüd^c Hag bcr
orbenS leüt an fie
getl^on.
*
2)ev .XE büDt
jjno^.
Titelbild: ein Mönch mit
Bosenkranz und Stab.
134 Bundsgenoss XII.
IjlJI frummen leüten in Hoftem aufe Befdld^ teütfd^er
'^ natton, bo mit aud^ iä) .jij. buttbtgnofe
ntcincm eib gnug tl^ü, önb ift bag bie mcinung.
Slnbdd^tigen geiftlid^cn lieben getrülüen frünb, öettcr,
Bafen, fd^lüAgcr, gfd^lüien, ntitd^riften, bie ir tüonenb im
Hofter ftanb, tüir lüünfd^en eüd^ fr^b önb gnab öon got
önb erbieten önfe toiHiglid^ jü nad^genber l^ilff önb troft.
SBir l^aben gel^ört mit groffem mitliben ewer fu^)pIication
an önfe güöerfid^tiglid^ geftelt, önb önfe mit lüolbebad^tem
gmut folid^er antlüort bebaut. SS§ gottlid^er gnab finb
tüir be§ öerftenbig, wie jü önferen j^ten Hofter ftanb in
t)^I tt)dg tüiberig ift d^riftlid^em lüefen önb gemeinem nu^,
befe l^alben tt)lr ein groffen verbriefe tragen önb ö^I ge-
bendEen folid^em fd^aben entgegen gon, fo aber lang gewnr^-
letem önred^t nit gd^e l^ilff !an gefd^el^en, ift ba§ önfer
befd^Iufe. aSeld^e Hofier inenfd^en ö^trdtten hj6llen önb fid^
ber futten erlüd^teren, ftd^ neren ttjiH eerüd^ önber önfe
gemeinen d^riften, bem geben tt)ir fr^ geleit für all anttüff.
Seim mmä), Pfaffen, bapft, b^fd^ojf nod^ irem antoalb foH
^immen l^inbernüfe bar in ju toerffen.
SlHen folid^en öfegangnen Hofterieüten fpred^en toir jn
cerlid^e mittailung aller eerlid^en dmpter önb ftdnb, fo inen
ttjurbe gu fallen in geiftlid^em ober hjeltlid^em ftanb.
SBeld^er burger ein nunnen aufe eim Hofter jü ber
ee nimpt, ben fe|en wir aller fd^ofeung fr^ fünff jar, afö
öil an önfe leitJ)
3u groffen eren foH e§ einer fragen gead^t ttjerben,
ttjeld^e ein münd^ ober Pfaffen ju ber ee nimpt, bod^ öon
bem fie notige narung m6g loarten, ob fie für fid^ felbö
nüt l^at.
SBir njellen ba§ fein Hofter menfd^ bifpcnficnmg
ö^rbere Dom bapft b^ groffer ftraff, bann e^ nit not ift.
äRit bifer gefd^rifft verbieten n)ir allen önferen mit-
^) Varianten (nur orthographische Varianten der einzelnen
Drucke verzeichnen wir nicht): ll;t 2.
Bundsg enoss XII. 1 35
bürgeren fein almäfen geben ben bittet münd^en, afö lang
f^ bie fntten an tragen.
Sein bdttet münd^ foll für ^in prebigen, t^ fd^irf
bonn ein gemeine ftat ober borff fnnberlid^i) nad^ int.
Stile ntünd^ bie fein gdtt nenten, tl^unb tt)ir je^ in
aä)t önb [2ttj] bann, bann fie gröffem fd^aben t^nb an
genteinen nnfe, bann nientanb ernteffen mag.
Sttle franjen ftofter tl^ünb njir öff, atfo ba§ ein offen
rebfdnfter fij, bo burd^ man filmen önb reben mog, aber jfi
in fott fein man^ namm in ba§ ftofter gon, er f^ bann
öatter ober brnber, b^ groffer ftroff.
Sn eertid^en ober notigen nüi^tn fad^en mögen bie
ftofterfraioen mit toblid^er gefettfd^afft an§ bem ftofter faren.
Sitten amptteüten in ftat önb pdten bef etilen 2) mir,
bag ft) fetbjg fd^affner fe^en ben ftofteren, öon ben f^ att
monat red^nnng nemen.
aSir öerbieten, ha^ on eing öogt önb gerid^t fnnber
örtonb fein menfd^ meer fott in bie ftofter fummen.
3n feim ftofter fott man für ^in bie br^ getübt t^fin.
TOe monat fMten t)6gt önb gerid^t ire ftofter ein
mol ^eim ffid^en, önb öff ben eib bie gefdndtnüfe bnrd^«*
f&d^en.
^ein merdEtid^ ftraff fott man eim ftofter menfd^en
an tl^ün on miffen önb toitlen einer njdlttid^en oberfeit be§
fetben ftddten, loo anberS erfnnben loirt, fott ba§ fetbig
ftofter mit atter gütt öerfatten fein ber ftat, önb fott man
e^ taffen öfefterben önb ir gut in gemeinen fedEet geben.
Sein apt, prior, dptiffin, maifterin, priorin, fotten
fürl^in on bt)tt)dfen öogt^ önb gerid^t gefegt werben.
Sate ftofter f6tten für ^in ftelor, fd^afeung tmb jinfe
geben njie anber burger, fein priuitegium fott bo öor fin,
aud^ bdttet orben.
Sein idrtid^ gdtt, g^tt mb öfegeti^en gett fot für^in
ben ftofteren geben ttjerben, aber ein öogt önb gerid^t fot
orbnen jimti(|e j^t, t)ff nietd^g bie fd^utbner ba^ |oitpt
gut ab aaten ober ein ftat ba^ l^oupt gut ben ftoftem bar*»
jeten önb bk gütt ju inen nemen.
0 funberlidj« 1. — ») bcf deinen 1,
136 Bundsgenoss XII.
Sein gilt föllen f^ fürl^in mi gült bfel^^en.
Sein gmeine bcgrebnüfe foll fin bt) ben bittet Hojiem,
bann ju bforgen ift, tocld^er nit ttJÖÜ ligen i\) pfarrlid^en
begrcBnüffen, befe feel ntu^ jn jl^ener lüdlt üben. SBo aber
ein flofter tohx ein p^atxüxi), laffen toix bie begrebnüfe
bliben.
Säeld^er fin finb ober frünb ^at in eint flofter, toic
ie| ir brud^ ift, foH loiffen, ia^ er beg öor anbem mit'*
bürgern nit groß eer l^aben fol. SBo aber alle froren
Hofter loerbcn, afö ein erber fr^fratoen Hofter foH fin, ben
geben tt)ir eer önb lob.
[Tlx]^] SÖian mag tt)ot ai fnntmieren baS jdrlid^ bff
jä lieben int Hofter, ha^ jetlid^er ober gemeinem ttifd^ ge-
bürt . t)j|. bncaten für iren fnnberen brand^ jft ffaiber ober
anberem.
3)ie Hofter fratoen mögen ond^ arbeiten jimltc^ orbcit
t)mb Ion, önb für fid^ felbg ia^ gelt brnd^en jft nu^.
8ln§ ben man^Hofter*) fötten toerbcn ©oHegia, ttJtc
bie frt) fransen l^aben, önb and^ alfo bag güt^) ö^getailt
merben.
SBo ein Hofter jii arm ift, foll man öon eim r^d^en
l^^Iff nemen.
3n allen H6ftem foH ab getfion toerben ir tl^orlic^
armiit, fnnber jetlid^ö mag für fid^ felbS l^aben önb mit
eren Derberen.
äRan foH für l^in in bie Höfter erben, aud^ fo cin^
im Hofter ftirbt, föHen e^ fine frünb miber l^dmfe erben.
S^ groffer ftraff gebieten mir allen öögten önb ampt-
lüten, ba§ ft) abnemen bie fd^mar^en to^t, fo öfftragcn ctt-
lid^ *) beginen, genant reget nnnnen ber britten reget grancifci,
3)ontinici, Slngnftini, önb bie felben nnnnen föHen für ^in
fein önber ber öifitation ire^ 5J5farrerg, önber toetd^em auc^
fo ö^t anbere erber feüt in ber pfarr tdben.
Setlid^er fIddE foH ein oug l^aben öff fie, ba§ ein erber
tdben bo gel^atten toerb, bann mit ben bdttet münd^en ift
e^ öerforgt at^ ein ftnrf fpddE mit fafeen.
Sitten fotid^en reget nunnen ift ertonbt mann ju nemen
0 man H6pcr 1. — «) g< 3. — ») cttcliffe 2.
Bundsgenoss XII. 137
toann fie lüoHen. SBir ericnnen, ba§ ir br^ gelübt ftnb
lüiber biHid^eit önb rcd^t önb lüiber ire rcgcl, barumb
foHen f^ ob önb tobt fein b^' öerfierung aller fd^irni
t)on önfe.
Sain bittet ntünd^ fol für l^tn ntcr red^t b^ in l^aben
ober 5Ü \)n bann ein lanb frentbber.
SlHen Klariff erinn önb Jjrebigerinn Hofterfraloen er*-
louben loir gintlid^ floifd^ \p\)% alle • geloonlic^e tag ber
ttjod^en.
Sren önmenfd^licl^en befd^Iufe jerbrid^en mir, lote oben
gefagt ift öon anbem ffoftern.
SBir erfennen, bog borfuffer tnb prebtger nit foHen
önobfe^Iid^ öifitotor ober b^d^tödtter fin ober fij, funber
ttjer ben froren gefoü mit rot einest burgermeifter^ önb
rab*) beg ndd^ften ^)farrerg, ben mögen f^ jirlid^ onnemen.
SBir tragen groffen befd^n^erb ob bem önbiHid^en ju
muten, bog biß i)h öon münd^en gefd^il^en ift ben frottjen
Hofteren.
[ititj] föt) groffer ftroff foH in allen frotoen fioftem
öornen bt) bem reb fdnfter oII tag jtoo lefegen gel^olten
loerben, öon einem erberen leermcifter, ber bie nunnen lere
lotin öerfton.
Stein Hoftcr froto foll öfferl^olb be^ d^orö bie f^ben
tagjijt \pxa(S)tn, ober fie foII all tog für jetlid^e jctt fprdd^en
au§ bem d^or ben ^f atmen 2) Seoti immoculoti. Sllfo bo§
fie f^jrdd^ . f jiiij. öerfe öfe bem pfaimcn für jctüd^e tag geit,
nit meer, fünft bdt f^ too^ f^ got ermonet.
Södr lüillig bor 3) jü ift önb ben frottjcn gefolt, mog
inen ein prebig tl^ün, er fc^ münd^ ober ^)faff.
SSir örtl^cilen ein öerbdd^tig bing, todr für l^in eim
bdttel münd^ beichtet, fein fünft önb tt)t)§I)eit fi^ bann einer
gongen ftat befont, önb bog borumb, boö önfer lo^b önb
finb, aud^ mitburger, nit geergert »erben.
SSnfer rot loer, alle om^jtlüt in bkffem önb ftetten
toeren bor on, bog bie bdttel münd^ fein getoolt ober bie
nunnen fjetten, bonn f^ lernen öon inen wenig güt^ jü
feel ober ju eren.
0 „rab" fehlt 2. — «) „ben ^falmen^' fehlt 2. 3. — ^) bo 1.
138 Bnndsgenoss XII.
SBir lücHcn önberfton fein rcgcl laffcn blibcn batin
allein fant Sluguftin^ erftc reget für bie man, önb fr^
fraiüen ftanb für bie frameit.
%xd) lüollen tüir ein »efen ber toalb^jrftbcr tüte im
lanb tüirtenberg geiüon ift nit ab triben, bod^ föllcn \t)
e^gen^ l^aben önb ir p\axxtt foÜ ir öifitator fein.
SBir ttjcllen ba§ für l^in fein Hofter gefrciet f^ öon
b^fd^offlid^em getoalt.
8KIe geljorfam, bie gefreijte Höfter bem bapft fc^ulbig
finb, er!ennen tt)ir aU önbillid^ önb legen f^ ai.
SBir tübtkn, bo^ für l^in fein tog j^t foH gefnngen
tüerben in ben flofterfird^cn, fnnbcrlid^ ber bittet örbcn
önb ber nunnen, todr toill tagj^t Igoren, finbet f^ in ben
ftifftcn.
SKeman foH bar für l^oben, bag tag jeit ein fnnber
gut gebdt f^ ober ein funberer öerbienftH^cr got^bicnft.
SBir laffen anfe gnaben nad^^), bo^ man in ben
ftifften finge bie tag jeit, önb ia^ öon gemeine^ irfate
ttjegen be§ öoirfg, bod^ öerl^engen toix ba^ öngem.
SB6IIen bie ntünd^ ober nnnnen tag jeit Italien, mögen
f^ foHici^e lifen on gfang.
[2tii j **] (Sin md§ mögen bie münd^ fingen öff jetlid^en
tag, ftud^ bie nnnnen, önb nit meer.
SBeld^e bnrger jre elter l^aben Hgcn h\) ben üöftcm,
föHen für l^in nit anber^ ire jar tag l^aben, bann ba^ man
t)ff ber fandet ein gmein gebdt für bie feien tl^ü, önb baS
man öff ben jar tag ein gemeine f<)dng ') ben armen gebe,
ttjetten bie flofterlcüt, mögen fie and^ nemen tt)ie anber arm
leüt, önb and^ foH man nit mer geben, bann bag eim im
Hofter ein t)fennig gebüre.
Sein gab nod^ gelte foH man für l^in ben münc^cn
geben, ba§ fie mdfe bar für Idfcn, bann toir erfennen, bad
folid^ mdfe idfen nüt nü|t ben feien, aber meer nü^t e^
ben gütigen münd^cn.
Setlid^er ftat foH erlonbt fein gefd^idfte Icüt nemen
aufe ben Höftem jn jjrebiger^), ^ifarrer, |dlffer, önb ömb
foHid^^ föHen fie lob önb bandt öon önfe erlangen, bann
») nalj 1, — «) So 1. 2. 3; = Spende? — ") J)tebt0en 2.
Bundsgenoss XII. 139
c§ fünb tmb fc^anb») ift, ioS fo b^I gefd^tdtcr Icflt in
floftetcn öerbcrben.
SHen münd^en foD erloubt fein üg l^ilff ber ftat
am))tleüt, boiS er mag ^&rau^ gon an ort, bo man leret
bie gefd^riffte önb bo felbft lection l^ören, bo öor foH int
fein obcrfeit fein, ja alle antt)tleüt ber ftet ffiHen inen bo
jü mit gtoalt l^dlffen.
©5 fd^anb önb fd^aben verbieten tnir, bai^ für l^in
nientan foH in bie bdttel firben funtnten, atö toenig aU in
ein l^ftr l^u^, SBir toiffen biefeö gebotg groffe örfad^, ba^
nit gut toerc ha^ einfettige leüt folid^ öerfurlid^ bing
njü^ten.
Stile buHen, brieff, fr^l^ait, gtoalt jc. eS trdffe an
I9t>ß4 ä^ttid^/ gaiftlic^ bing, fo bie bittet önb anber !t6fter
l^aben öon b4^}fttid^em ftftt jfi roni, ntad^en tt)ir fraffttofe
t)ff bifc ftunb, al^ bie fo finb argioenig, öerbad^t önb ön-
ttjirbig ber ad^tung. ©ebörffen bie It6fter ^ttoa^, fo l^aben
önfere b^fd^off in tefitfd^ent lanb gnftgfam gttjalt bar jü.
^ein pft&nb foH für l^in (fonbertid^ pfarren) incor*
^)oriert bctibcn ben H6ftem i\) öerluft alte^ öffgel^aben foften.
8tIIc ^jfr&nben, i)farren, canonicaten, f6llen für l^in
fre^ fein beren, bie bar öff refibenfe tl^finb önb nufttid^
mögen fein.
^at aber ein ))frfinb ein fo merdttid^ öff^aben, ha^
eim t)faffen ju ö^t ift gead^t, foH ein öogt önb gerieft bem
t)faffen öerorbnen gnägfame com^jeten^, bag öberig orbnen
in ein gemeinen fedEet für l^aufe arme teüt.
[Tlf,] Db ber jel^enben gfi gro§ todr, foH er aud^ gon
in gmeinen fedEet.
S)en ebetteüten, ttjetc^e rebtid^e fad^en mögen bar tl^ün,
bar ömb pc jel^enben innemen, öerl^engen loir ben jcl^enben
bi§ öff toeiter befd^eib, bann e§ ift atg biltid^, fte neren
tDt)b önb ünb bo öon, aU ba^ bie ^jfaffen önb münd^ bo
mit bie njdtt öerferen. 3)od^ njere önfcr ttjilt, ba^ man
ben te^en ir l^onpt gut gebe, bag f^ öff bem jel^enben
l^aben, ö§ bem gemeinen ftat fedEet, önb ben jel^enben tiefe
bienen ben baufe armen tüten.
0 fdjab 2.
1 40 Bundsgenoss XII.
Sitten armen ebclleüten ober bürgeren gönnen ttJtr ben
gel^enben ir Üben lang, ob fie fc^on !ctn reblid^ fad^ ire3
otnfprud^^ bor tl^un mögen, aber fo fie fterben, foH mit
iren nad^fomnenO gel^anblet barinn loerben nad^ frummcr
ttj^fer leüt örtaif önb ö^fpmd^.
@o e§ hmbtlid^ ift, bag ber meertfieil, fo jefe in
Höftern ift, fratt) mb man, nit getoifet ^anb, tt)ie ein cHenb
fd^ebUd^ bing ift ömb ein Hofterldben, auc^ bie gelübben
getl^on l^at offt öor ber geit, funberlid^ bittet 6rben. S)arumb
ift önfer rat önb meinung, ba^ allen flofterteüten erlonbt
foH fin ein fr^er öfegong önb abtl^ün ber futten, bag nit
ober m^ alle ein erfd^rorflid^e ftraff öon got lom, toiv
mögen ia^ liben, ba§ münd^ önb nunnen aud^ menfd^lid^e
önfeüfd^eit triben, bann ba^ burd^ ir gejloungen feüfd^eit
in örfad^ gebe ju öngenanten fünben jü ftraff gotg ober
all önfer lanb, jnen foÖ ir ö^gang toeber an l^b nod^ an
eren fd^aben, nod^ minber an ber feien, fie föHen öffcrl^alb
ber flofter lieb mitburger fein, toir toeHen in gern önferc
finb JÜ ber ee önb eren geben, toiü aber ein^ ober folid^ä
önfer erbietung in bem flofter fein, meHen toir in nit mit
geloalt l^dröfe jicl^en, er müfe für fid^ felbS barumb rec^-
nung geben.
S)od^ lüoHcn toir mit ber jeit önbcrfton alle bdttel münd^
öeriogen, funberlid^ jjrebiger orben önb borfuffer obfcruanfeer,
bo mit gclert d^riftlid^ erber Icüt önb önfere trüme^) mit*
burger nit fo fd^med^lid^ öon inen ömbgetriben merben önb
bag öoldE nit fo enbd^riftlid^ önberm^fet.
SBir Verbieten i\) groffer ftroff, ba^ man fürl^in fein
flofter reformier nad) gemeiner lo^fe, tt)ie man biß f^&x re-
formiert l^at, ift aber cir ftat ober eim lanb nit trdglid^
ergerlid^ Idbcn [Tir,^] irer ftoftcrleüt, ift inen crloubt bie
flofterlcüt öeriogen önb ba^ flofter eim gemeinen nufe ber
l^errfc^afft ober ftat innemen, barumb ttjctten nnr inen bandf
önb lob fagen.
S)er teütfd^en fierren önb jol^anfcr flofter laffen toir
ber armen ebelleüt ^)frünb l^üfer fein.
®a^ ift önfer guttoiHig frfintlid^ erbietung, bie »ir
0 So 1. 2. 3. — «) trtoüe 1.
Bundsgenoss XII. 141
cüd^ öeiftlid^en betrübten Hofterieüten i)ff elüer Hdgltc^
fuppltcation t{)ünb, in l^offnung tütr föHen t)on got baruntb
Ion önb gnab em:pfa]^en t)nb öon eüd^ allen lob önb banrf,
bo mit befinden loir önfe in elocr anbdd^tig gebdt.
S)atunt l)n jeit önb ftat, got önb tjnfe njtffent, loir
öerl^offen, fo önfer genebigofter (|err Staifer Sarolu^ önb alle
ftdnb be§ reid^^ eloer loor^afftige Hag önb önfer früntltd^
erbieten loerben ermeffen, f^ föHen gro§ gefallen bar ab
l^aben.
3)ein l^offnung fe^ allein in got
SSnb l^ab nit forg e§ für fic^ gobt.
(Sin jut)etfi(^tig ermanung
an bie reblid^en, erbeten ftardEen önb d^riftlid^en leerten
obern önb bnberll^on gemainer ©^bgnofci^afft (genant
m
©d^lüi^er) ba§ f^ tremlid^ Ijelffen l^anbttiaben ©mange
lifd^e teer önb fmntnte d^riften.
J)ev .XIII. biniMggno^
Titelbild: zwei Landsknechte halten das deutsche Reichs-
wappen; rings herum elf Wappenschilde der Schweizer
Kantone, von denen aber nur vier Bilder tragen.
144 Bundsgenoss XIII.
m
[aj^] ^|f|3t tl)ünb eüc^ 5U ipiffen, 0 ftarden e^riften»»
lid^en Slibgnoffen. Ö fd^ü^er önb fd^imter
aller troftlofcn i)ni) getrurften. S)aS önfcr
.jt). {)aBen 5Ü gut gemeiner teütfd^er nation äfifamen ge-
j^ttjorcn 5Ü entbloffen gemeinen merilid^en fd^abcn, fo lange
jar i)ff äffen gemeindEIid^ gelegen ift. 35in i6) ber . jiij. ^n
ber jal, önb gebürt mir ein rebe ju ülüer erberfeit ^e
t^n, lüoHen ir \>^ mir ^n folid^er guter 0 mcinung an*
nemcn, afö ic^g üer{)offe. ©üd^ allen fampt önb funber
ift lüijfent, bog treU) önb glouben in eerlid^cn fad^en, foH
aud^ mit bem I^blid^en üben nit öcrtildEet ttjerben, funber
allen j^tlid^en fd^aben föHen lüir ee ünberlaffen gon, bann 2)
brdd^en, ba^' lüir berl^aiffen l^aben. ©olid^er reblid^eit ein
fid^tbar ejcm^el ift funbtlid^ bt) allen benen, bie fd^mi^er
genant ttjerben, ba§ f^ ee Hut fd^uji^en, ce bann f^ ab"
trinnig lüerben bon trett) bnb a^b ire§ l^ouptman^, aud^
in gefdrUd^cit I^blid^e^ IdbenS. SBag ift bann eerlid^er,
mann ber at)b, bcn wit d^riftcn önfcrem g6ttlid^en ]^ou^)t^
man d^rifto im touff gef(|li)oren l^aben, ben lüir fo offt
bar nad^ ^n fo üt)! empfal^ung ber facrament befeftiget
l^oben, bann eineö jctltd^en facrament^ nieffung ift ein er-
nettjerung gefd^morneg at)btg. 5)o wir im touff gefd^tooren
l^aben, fat gu gefeiten got ünb fine enget, ja bie gan|
d^riftenl^eit bebeütet in benen menfd^en, bie jü jetlid^eg touff
geforbert finb loorben. SBaö ift eerlid^cr ünb notiger bann
bie fad^, ümb ber 3) wir gefd^looren l^aben, bag ift trett)
ttjillfarung ünferem got, 5Ü befd^ü^en Dnb bel^alten fein
ettjangelif^ gefa^, ünb abgejagt finb fein be§ teüfefö önb
aller finer gef^)dnften. 3r ttjiffen, ba^ tt)ir üon got er-
fd^affen finb, erlöft finb, ünb ougenblidlid^ on ünberlo^ Don
im regiert tt^erben, alle ünfere gebanden finb offenbar feinen
äugen, on ^n vermögen tt)ir nit ein Ijalm ftrott) üff^eben
üon ber erben, ^x tt)iffen aud^, bo§ got neüt emftlid^er
füd^t bann ünfer l^oil. ^erttjiber tt)iffcnb ir, tt)ic ber teüfcl
in oH tt)dg ünberftabt Dnfer ^a^I ^e l^inbern, mit luft ünb
bnluft, mit glüdE ünb ünglüdE. Söie not ift e§ bann, ba^
') giiten 1. — *) cc.Dnbcrgan, bann 1. — ^) tomb bie 1.
Bundsgenoss XIII. 145
tt)ir ött§ litten ju tmfcrctn got önb abferen tjon betn teüfcl,
öttb ba^ nit ein tag allein, funber [aij] alle^ ünfer Idben
lang, aU lieb önß önfer glüd, l^eil t)nb fdligfeit ift. S)ann
^n itjeld^em augenblidf ber geit tr)ir tDillfaren bem teüfel ^n
e^nid^erie^ fünbe, fo l^aben toiv got ein finb t)nb alle creatur.
®ot günnet önfe gut§, ber teüfel arg§. ®ot liebt m% ber
teüfel l^affet t)n|. ®ot fädlet önfer feien l^eil, ber teufet
füd&t t)nferg I^b^ önb feel öerbammunge. foId^§ jü erinneren^)
i)at got t)ff gfa^t ein facrament be§ tauffeg, burd^ toeld^e^
er t)er|)fH(i&t and^ fid^tbarlid^ aHe, bie d^riften ioeffen fein,
ju fleiffiger tüärndnmng, toa^ bem l^e^I t)nb ber öerberbung
nad^ •^) f^. ®o lüir bann aHe getoufft finb önb ein eerlid^en
e^b gefd^iooren l^aben got önb ber d^riftenl^eit, ift nad)"
fölgig, ba§ toir föffen laffen I^b, laben, eer t)nb gut, ee
bann toir abflüd^tig önb mainaibig toerben.
H S)ann ift ba§ fo loblid^ bt| eüd^ menfd^en, ba^ ir
terbünbtnüfe t)nb e^b l^alten, aud^ mit öerluft g^tlid^g
Idbenö önb affeö g^tlid^en güt^. SBie t)t)t loblid^er ift e§
b^ got t)nb äffen engten t)nb t)or äffen frummen d^riften,
fo man l^od^ ad^tet ben gemetten a^b got gettion l^atten
mit öertuft affe§ befe, bag ein menfd^ l^at t)nb ift, fo bod^
fotid^er öertuft ein groffer getoin ift. SBie axid) d^riftu^
fagt, ioetd^er fein tdben öertürt t)on minet toegen, ber toirt
e^ ett)igti(|en finben.
H 3ft e^ b^ efid^ fo eertofe, fo einer pd^tig tourb
m^ t)n gefdrtid^eit be^ thitn^, t)on finem gefd^toomen
e^b, atfo bag ir fetb^ ein fotid^en abtrinnigen nit tieffen
tdben, ja l^ufe önb l^off t)nb äffe fein ^ah ^at er b^ tüä)
öertoren, toie ö^t eertofer ift e^ itj got önb aUtn l^etgen,
fo ein (^rift abtrinnig toirt öon gefd^loomem eib, Don bem
id^ oben gefagt l^ab. SBie grofeti^ toirt got erjümet ober
ein fotid^en böfen d^riften, önb t)on feinet toegen ober ein
ganfe tanb, bie fotid^S an im nit ftraffen.
H ®g ift aud^ eüd^ toiffen, ba§ e^riftu^ önfer ^onpU
man t)n§ geben l^at ein gfa^, begriffen im l^etgen eioan-
getio, önb ^n Sibtifd^en iiL6)tTcn be§ netoen teftament^,
njetd^eS gefafe öot ift affer biffid^en, l^e^tfamen, nü^tid^en
0 erneueren 2. — *) nadjor 2.
E b e T 1 i n, Auagew. Sohr. I. \Q
146 Bundsgenoss XIII.
t)nb cerlid^en gebotten, öff toeld^e^ toix gcfd^toorcn ^abm
fold^ gfa| nit folfd^en, nit öerloügnen, bag l^aften ft^jf önb
rebKd^, önb ob wir etlüon [aij**] in önfercm Idben bo
toiber fünben t)§ tnenfd^Iid^er blobigfeit. SBoHen totr bod^
nit tt)btn, ba§ bem gfa| ein falfd^er öerftanb, gIo§, jufa^
ober abfa^, ober anbere fd^ntad^ . beto^fen toerbe. SRecr
toöHen mir önfere fünbe toiber ba^ gefe^e le^ber offt be*
gangen, ablegen mit fd^irm önb fd^ü^ung be§ redeten öcr-
ftanbt§ be§ felben (ob fd^on toir önred^t tl^ünb ö§ blobileit
toiber Haltung ber gebot) looHen mir bod^») anbtxtn ben
tüdg jur frumleit offen l^alten. ©oHid^S önb berget^d^en
meer m6gen ir alle \ampt önb funber tpol enneffen nad^
l^öl^e eüioerö öerftanbt^, ift nit not ö^I ba öon ju rebcn^
önb fo ö^I önb ia% ir foHid^S öerftonb, toirt eud^, l^off
id^, fo t)t)I nteer befiimmem önb öerbrieffen mifel^anblung
toiber obgemelte biHid^e tjerbinbung. 3^ fag je^ nit öon
önfer aHer fünbtlid^em üben, toie toir toiber got t)nb fein
gfa| tl^änb t)n got§ lefterung, önfeüfd^eit, ^offart, nc^b,
laß 2C. ©unber id^ Hag bie falfd^, trugenßd^ tj^Iegung
t)nfer§ gfa^, önb ba§ foHid^ öerfumng fo tin groffen für-
gang l^at, bag aud^ ))ein önb marter nad^ ift aHen benen,
toeld^e redeten öerftanb d^riftenlid^^ gfa^ fürgeben bm
anberen.
H 3n ber iio^en fd^ulen leret man l^a^bnifd^e tjfe-
legung be§ d^riftenlid^en gfa^, ba§ aud^ toiber menf^ßd^en
gemainen fin ijon mdnglid^en gel^alten toirt. SJff ber
Kanzel ober pxtbxQ ftäl, lert man nit aHein foIid^S ]^at)b-
nifd^ comment, aud^ ba ju ©nbtd^rifttid^e fa|ung, t)nber
eim fd^cin d^riftüd^er önbertoifung. Sie befd^ioerenb ba^
tt)d^t gfa^ d^rifti toiber fein gebot, fie tjertoidflen önfer ge*
tüiffen mit l^oHifd^er fcni^^ul^, mit fo o^I bd|)ftlid^en gc»
botten önb menfd^Kd^en fa^ungen, mit fo tj^I ccnfur bc^
bannö, irregularitet, interbict, mit fo t)^! orbnung öom
faften, fe^ren, ^p\)% trandf, beren aHen Icbig önb lofe önfe
d^riftuö gemad^t l^at, 3Rit fo t)\)t fantaf^ mb tl^orcd^tcr
regel ja be^d^ten, fo bod^ aud^ bie d^riftlid^ lird^ nit meer
t)on t^ng l^aifd^et bann ein tretoe jut)erfid^tige befennung
*) bodj löir 1.
Bundsgenoss XIII. 147
önfer fönb bem pxk\tzx ort funbre dngfttge erjalung. SRit
manigfalttgen formen ber buffen, bo öon got ntd^t gebotten
^at, önb aud^ ntt mecr tlfun bie beft büß gead^t ift aHtodg
iDorben. 9Rit fo öt|I betrüget^ ber abla|, ablafe brteff,
mit öorbetialtung önb bar na^ [aitj] d) mit bif|)enfterung
fo ö^Ier ftüdf önb cafu§ ber getoiffen, mit beroubung önferer
i)frutiben önb platten ftifften, fo burd^ eerlofe^), feeHofe,
treiolofe, t)off, falol leüt, ©urtifan genant, tdglid^ ein für-
gang l^at. SDMt folid^en bingen toerben loir teütfd^en tdglid^
befd^lodrt, belaftigt ^n önfern getoiffen önb am gut.
H 3t mögen merdfen, ioie man fo toenig öff ber
©an^el fagt öon bem l^eiligen eloangeüo, öon ber lere
apoftoli $auli, 5ßetri, ^ol^anni^. 3)er lenger tet)I ber
pxtixQ ift öon ber lere 9lriftoteIi§, 2:^ome, ©d^oti, öon
Seiferiid^en , geiftlid^en redeten, öon fablen, t)on todltlid^en
fad^en. So bod^ bie pxtixQ nid^t anberft folt fein bann
ein ernftlid^e reine öermanung 5Ü ben bingen, bie ba§
etoangelifd^ gefa^ topfet önb leret. 3lIfo ba^ aud^ jie| ba§
d^riftlid^ t)oIdE öaft öerbrüffig ift toorben ju Igoren follid^en
mdrün ber pxzhxQtx, önb ire feelen finb bürftig nad^ bem
Idbenbigen ioort gotteS.
3r merdfen aud^, toie aHer fleife je^ gar t)ff e^gen
nu^ önb eer, bo mit äffe ijrebigen öerg^fft finb, önb toirt
fein ober gar Hein ad^tung gehabt önfer^ ^a\)U. 3)o l^in
finb toir gebrad^t toorben burd^ falfd^e für^altung önferer
prebiger^), ba§ toir öntreloer, lugen^afftiger, önftdter, n^«-
biger, gomtger, ^offertiger, ja feellofer finb bann l^a^ben
önb türdfen, bann önfere |)f äffen önb münd^.nemen gilt
önb glofieren jetlid^em fein b6§ fümdmen, baS toir f^ier
gotg gar tjergeffen. ©oHid^§ l^aben emftlid^ bebad^t ö^I
|öd^ gelert frumm erber leüt, önb tjnberftonb ba^ d^riftlid^
gefa^ d^riftenlid^ auflegen t)nb leren. ©^ toöllen niemanb
fd^aben Ü)nn am gut, bann ft| e§ on eignen nu^ tl^unbt.
©^ tüollenb niemanb fd^aben t^un an eren, too man gott*
lid^e eer lafet ein fürgang l^aben. ®ie jtoingen niemanbt
re(|t je tl^un. 3)a§ tjermeinen f^, bag man ba^ d^riftüd^
gefa^ rein, rdd^t önb d^riftßd^ |)rebige in ber fird^en. 9lIfo,
0 errrog 1. 2. — *) ^jrcbigen 2.
10*
1^8 Bündsgenoss XIII.
ob tnon fd^on nit betn gefa^ gletd^förmtg übte, ba§ man
bod^ e§ ta^ d^riftfomtig leren, tüoHe id^ nit d^riftlid^ Idbcn,
bas; id^ bod^ ein anberen laß d^riftlid| leren. S)o§ man
bie hjort d^rifti önb finer apo^M, für^Iid^, Harlid^ t)nb
tretolid^ fürl^alt bem d^riftenltd^en öoIdE, nit öemtifd^cn mit
l^aibnifd^en leren, mit [aiij^] menfd^Iid^en gefe|en, mit
falfd^en öfelegungen, bo bur^ nit gotte§ lob önt) feien l^cit,
funber eigner nu| önb eer merdlid^ gefud^t toirt. @o
jolid^en fleife ber i) frummen d^riftlid^en boctor, bie jefe l^dr
für trdtten, afö @rafmu§ Don 8toterobam, SKartinuS Sutl^cr,
®aroIftabiu§, 3ReIant{|on ac. mercfen bie anbem falfd^en
aigengefüd^igen merlin foger, troüm pxtbxQZx, leüt öerfiircr,
fo faren f^ l^dr für önb toellen önberfton t)ff all todg ber
ioarl^eit ein toiberftanb ^e tl^un, mit erbid^ten lügen 2), ate
ob man loolle loiber bdpftlid^e gel^orfam, ioiber ben gloubcn,
ioiber gmeinen nu^ be^ reid^g |anblen, bo mit fie obgcmeöe
ioorliafftige lere öerbdd^tig mad^en ben einfeltigen d^^ftcn,
toeld^e f^ fo ö^I jor am narren feil gefurt l^aben, jr feel
önb gut öerberbt, bann Don aHen ioiberfad^em nüt beforgt
toirt bann eigner nu^ önb eer, ba^ ougenfc^einlid^ ift aHen
ioeifen leüten, fo ben bingen eigentlid^ nad& finnen mögen.
3)0 Wt tnmpt ba^ man . bd^)fttid^e ^eiligfeit önb feiferlid^c
maieftat önberftat gu rai^cn toiber bie toarl^eit önb d^rift-
fid^e lerer, fo bod^ toeber iap\t nod^ fc^fcr red^t berieft ift
be§ l^anbefö. 8lber bie gditfreffer, bie Icütfd^mdl^cr, bie
feien öerfurer önberftonb iap\i önb faifer önber gätem
fd^ein önbiUid^ betoegen wiber got önb fein gefafe, ju
groffem fd^aben menf^Iid^e^ l^eil^. S)ann tool ju bebenden
ift, tt)o iap\t t)nb leifer red^t ber fachen berid^t locrcn, f9
befd^ü^ten önb fd^irmten alle obgemelte frummc boctorcS.
8lber fo bie l^oü^ter ber fird^en alfo burd^ mifegünnig
fd^ebli^ leüt öerlo^fen finb öfe öerl^dnAtüfe got§, föttcn »ir
got ben l^erren trülid^ bitten, ba^ er f^ crleüd^t, bai^ f9
erlenncn ber toarl^afftigen lerer treto \)nh toarl^eit, toie f^
ber fird^en önb bc§ r^d^§ eer, Iieil önb nu^ fud^en, tmb
toiberumb ber abgünftigen falfd^ önb öntrew, bie nit ge-
meinen, funber eignen nu| fu(|en ju groffem fd^abcn ber
0 bie 2. — 8) lüginn 1.
Bundsgenoss XIII. 149
lird^ctt önb be§ r^d^S. ®el|6rt ön§ aud^ ju mit toorten
önb iDdrden matien, öcmtancn, iDantcn aöe tmfccc mit
d^riften toax ju ndmen mit gutem öerftanb, toa^ in foHid^en
fad^en 5c t^nb f^. S)ann aud^ bic tDarl^afftigen lerer mit
irer öolg ötib ansang nit fidler fitibO ött I^b, eer önb
gut, öor ben bubcn, ö§ folid^er örfad^ finb lüir .jö. jamen
gefd^hjomen betDegt, aud^ eüc^ erlid^en e^bgnoffen für^alten,
toa^ betreff ber feel ^eil öub öerbam[a4]muttg, bann ir ein
gut be^dr^igt tyold finb önb anl^engig nod^ vermögen be-
lanter toor^eit. @§ ift önfe fein jlü^fel, too ir öerfton
werben, toa^ got gefeHig ift, ir lüerben ti/b önb Üben bar
ob laffen je f^ü^en önb fd^irmen. @g erbarmet aud^ ön§
faft ba§ alle frummcn teütfd^en, funberlid^ bie erber e^bt*
gnofd^afft, fo falfd^Iid^ öon ben öerfurif d^en menfd^en öer-
toifen ift, ba§ ir eerlid^cn fd^lüi^er mit önfe aHen teütfd^en
l^alten öerfiirlid^e lere. für d^riftlid^, ber münd^ eigen nu|
ptr ütoer feien ^eil. SBie tool ö§ gotttid^er gnab ir frummen
cibgnoffen atoeg minber eüd^ l^aben laffen ömbfuren mit
ban, ©urtifant) önb ber glid^en bann anbere tütfd^en. 3)ann
ir önb elüer öorfaren öerftenbig lüt idoI l^aben mögen
merd en, too ^in bie pxzbxQ fange iar gerid&t ift gefin. 9tun
I|at got an gefefien tütfd^e nation in groffen genaben, önb
önfe leüt gefd^idft, bie önfe Joiber io^fen öff d^riftUd^ lere
önb öff gmeinen nu| be^ ganzen lanbtö, gel^ort önß allen
jft, ba^ toir foHid^er gnab bandfbar f^en önb gefeHig.
»efe^atb ift önfer früntlid^ d^riftlid^ bit an üd^ fig^afftigen
ftardten reWid^en e^bgnoffen, ir toellen trctolid^ |alten ob
önb jü önfcrem d^riftlid^en gfa^. 3r tiaben aHtoegen ba§
loort, ir ^elffen betrübten, getrudtten jered^t on aHe fordet,
l^anbtl^aben j|e| ba§ d^riftlid^ red^t önb finb bar an ba^
^n ben ürd^en get)rebiget toerbe etoangelifd^e gfa| önb
gefd^loigen ber ^eibnifd^en, menfd^Iid^, öerfurlid^ öfelegung.
Ob er(id& frumm d^riftlid^ lerer ober tut ju üd) fliel^en
toerben afö ju fd^irmem önb fd^ü^ern ber toar^eit, t^änb
in trüioen b^ftanb, laffen eüd^ nit erfd^reden bot)ftIid^ bull,
bau, gebot önb ber glid^en, bann bie falfd^en öerferer
bringen öfe folid^ brieff on befe bap^t toiffcn tmb anberer
0 ift 1.
150 Bündsgenoss XUl.
fürften, önb mJgen loarl^afftig leüt fein aubten^ l^aben b^
itn leerten, baS bringen bife tüfelfd^en mcnner mit gelt
önb gaben jä toegen, mit toeld^en f^ gu in neigen bic
ndd^ften biener ber leerten, bo mit fein jugang mog fein
ber tüarl^eit. SSnfe ift nit mifegieübig, tt)o ir ein mol Icfen
bie offenlid^ emongelifd^e lere mit ber gottUd^en ö^Iegung
a))oftoIi t)anli, tDeld^e er in finen tpx'\ikn begriffen ^at, ir
itjerben mcrdfen, wie erbdrmlid^ toir fo b^t \ax berfürt finb
tüorben öon mundo önb ))faffen öff bem <)rebig önb b^c^t
ftnl, lüie tDoI nod^ \)t)t frnmmer eerlid^er pxk^kx finb önb
getDefen atoeg, ben folid^g nie gcfaHen l^at, bo(^ f)at ber
anbem falfd^er fd^^n önb ö^Ie l^in bnrd^ tmngen.
[a^^] 4l ^x finb fd^toi^er genant, eloer l^od^fte eer foH
fein, bag ir and^ blut fd|tt)i^en in ber fd^irmung bcö
l^eiligen en)angelif(|en gefa^ önb finer teer anbangen, ^x
foffen fd^tDi^er fd^ü^er fein, fd^irmer önb befialter ber ön-
billid^en Verfolgten fmmmen d^riften. 3r finb aibgnoffcn
gefd^olten, barumb tialten ob bem aib, ben ir got im touff
getl^an ^abt, önb fo offt bar nad^ gefeftiget ^n em|)fa]^ung
anberer facrament, önb Iielffen and& önfe, ba^ ioir önferen
aib, fo loir got t)ff fein etoangelifd^ gfa^ getl^on Iiaben,
mögen l^alten, ba§ toir nit öon ^riftlid^er lere toerben gc-
triben, ba§ toir nit fo önbiHid^ öon ben falfd^en c^riften
önb lerer ömb ünfer gut, eer önb I^b fummen loiber got
önb red^t. S)ag ir folb nemen, b^ftanb tliunbO, J^tlid^cn
l^erren ömb ^^tfid^ lanb je fd^irmen, befümmert on§ nit,
ir f^en antiengig njem ir ioollen, aber toa§ anrürt ber
feien l^eil mtb ^riftlid^ gcföfc/ motten ir attein got an-
fangen önb bo für faxten önb ftreiten. 9lzmpt ein tjctmpü
an ben d^riftlid^en friegg feüten fant äRori^en gfd^ettfd^afft,
bie bereit toaren I^b önb Üben ju fe^en ju jet^tlic^cn
l^erren ^n jtitlid^en fad^en. Slber öom feigen etoangclio,
öon d^riftlid^em gfa^ mod^ten ft) aud^ mit bem tob nit ge-
triben toerben. SSn| ift fein jtoifel, too bie frumm e^b-
gnofd^afft treiolicl ob d^riftenlid^em gfa^ l^ieÜ önb ob
frummen d^riften, c§ ioerbe fein enbd^riftlid^er gioalt, falfd^,
bntrew, fürgang l^aben. ®ot I|at eüd^ geben ein ftarden
0 t^onb 1.
Bandsgenoss XIII. 151
Xt)b, gcl^er^igt gemut, ein ford^tfamen natncn in aller toliU,
€in befd^Ioffen lanb, ein erbeten finn önb ntut, ein gött-
liche narung Don bcr erben önb ö^d^, ein fru^tbar öold.
©ollid^en gaben fonb ir bandbar fein t)nb eitjeren guten
namen meren önb eren an bifen d^riftlid^en tl^aten, ba§ ir
fd^imten, fd^ü^en ba^ etoangeliunt gotte^. SSnb toir Italien,
got l^ab eüd^ barumb aHtoeg funberlid^ abgefünbert öon
i)nb für anber menfd^en, ba§ er burd^ eüd^ totU ein mal
funberlid^ befd^irmen feine gfa|. SBoHuff, ir ertid^en ftreiter,
t)nb crtoecfen etoere l^dr^ önb gemftt önb etoer döriftUd^ ge-
blut, ftonb tretDlid^ b^ eitjerent got t)nb finem gfa^, fo
toirt er eüd^ önb etoer linb t)nb gfinb j^tlid^ önb etoig
neren, meren önb eren. 3)er toeH eüd^ önb önfe genabig
fein. 9lmen.
Sonb t)n§ b^fton mit fr^em müt,
S)er für ön§ am cru^ öergofe fein blut.
t'
(Irr etafmu^ t)o
Slotl^erobam im bä(^ ®nco-
mion aWorta^, jatgt an bc ^pbi
lxä)tn bienft fo toir jel bciD^fen
ben l^dltgen.
2)cr .Xim. buuM
Brust-
bild des Eras-
mns mit der Um-
schrift: THN KPEITTQ
TA ZYrrPAMMATA WEISET:
IMAGO AD VIVAM
EFFIGIEM EX-
PRESSA. AN.
MDXXI.
154 Bundsgenoss XIV.
IPII nad^ ntiner öerfttd^t ift fain tounber, bann fo
^^ t)^I l^od^ öcrftenbigcr meine gefeHen öor mir
iren fleife bar get|on ^abtn, hod) ba§ id^ idoI mog befton,
tüürb xd) für tüenben für meinen tlieil ben loWid^en \pvnä),
fo ©rafmng öon SRoterobam fd^reibt in bem ind) ©ncomion
aJloria^ öon t^orlid^en l^aitigen bienft. 9Wt ba§ ber l^od^-
berfimpt lerer ©rafmug tüiberig ft| bem got§ önb l^ailgen
bienft, ben er and^ fürberlid^ lobt. 9lber im mi^folt fo
groffe abtoife, fine toort finb bt)fe, önb nim f^ aUt für
mißfaHige bing an.
S)eren ift ein groffe jal, bie ber got^gebdrerinn ferfe-
lein öffftedten, aud^ ömb mittag, bo man fein§ licd^teö be-
barff, aber ioenig finb bie ftd^ fteiffen ir nad^ öolgen in
feüfd^em laben, in bemüt, in liebe l^immlifd^er bing, fo
bod^ folid^g red^ter bienft ift önb ben Iielgen am an-
gendmften.
SBeld^e menfd^en ein gefallen l^aben ju fagen ober
Igoren groffe erbid^te tounberjaid^en öon l^elgen, finb ober-
au§ tl^ored^t, fie laffen fid^ nit benigen in foHic^cn fablen,
bie f^ erbendfen, öon erf deinen ge^ften, feelen, teüfflen
t)on ber {|eH, önb berief taufent miracul, bie man aud^
für fo ö^I gloubliafftiger l^alt, tt)ie t)tjl fie önmdffiger er-
bad^t finbt. @oUd^ fabutifd^ miracul finb nit aHein ^) fur|-
n)ilig ju f)6ren, fie bringen aud^ nu| ben ))f äffen önb
))rebiger.
Siftriug.
3n ben toorten öertoürfft ©rafmu^ nit toaxt miradfcl,
aber erbid^te, önb bie ju aignem nu| erbid^t finb, bo mit
man meer gdit au§ trudf t)on ben toiberen, alten önb balb
geloübigen, bann toeld^er bem l^elgen etoangelio tool gloubt,
ber ad^tet nit faft folid^er erbid^tcr miradfel, t)nh toix fd^en,
toeld^e folid^en fablen faft glouben, bie ad^ten nit ö^I ber
etoangelifd^en toar^eit. ©rafmuö toirt aud^ gead^tet, er rebc
l^ie toiber ba§ noc^gültig öoW ber queftionierer, bie ber l^elgcn
*) Im Druck: alHein.
Bundsgenoss XIV. 155
l^dtumb ömbfürcn önb ort aHc fd^atn :|)rebigen fte gtfoffc lugert^
l^afftige ntirodfel bem öoldf, ber fie bamod^ bim 0 ftiin felb§
f|)otten.
©rafmu^.
[2ltj] eg ftnb etlid^, bte M felb§ t^orlic^ öberrebcn,
tDann einer ein ntol im tag anfe{|e erbid^t groffen d^rifto-
|)!^orum gemalt ober fein Iiül^in bilb, bem htm ben felben
tag fein fd^ab ju l^anben. Ober njeld^er eim bifb fant
93arbara aU tag etlid^e batlin ft)rdd^, ber hjerb gefunb aufe
bem fricg toiber fummen. Ober h^eld^er fant ©rafmum
mit fonberen gebitlin, fer^Iin, öff funbere tag öereret, ber
toerb balb rid^ lüerben. S[ud^ l^at man einen l^aibnifd^en
^erculem erfunben an fant 36^gen. 3tem ein ^atjbnifd^en
|)5)3oIitum, befe :pfarb f^ mit foftlid^em gejierb ömbl^enden
t)nb t^nb im groffe eer an in ber ürc^en, bringen im
funbere ojjffer önb ift ein fünglid^er fd^tour, fo einer bt)
fant Jörgen ifen ^ut fd^loert. Slber toa^ foH id^ fagen öon
benen, bie in felbö fd^maid^Ien mit erbid^tem abla§, önb
maffen an§ bie lenge be^ fdgfeh^rg mit fanb ören, önb
gelen ab jar, monat, tag, ftunb, caren, qnabragen, aU
fetten fie e§ an einer tafel gegaid^net, l^aben aud^ fein
jlo^fel bar an, e§ f^ red^t ab gered^net. ©tlid^ l^aben ein
gro^ gefaHen ab ben gauberifd^en gebdtün, öon ben leüt^
befd^iffer erbad^t t)mb fur^tt)il ober ömb nu^, beren ge^
bdtlein etlid^ braud^en ömb r^d^tumb, etlid^ ömb eer, etüd^
t)mb luft, etlid^ ömb narung, etlid^ ömb gefunb tag, etlid^
ömb ein frefftig alter, ©ttlid^ öer^offen burd^ folid^ ge^
bdtlin ain {|o{|en fi| bt) d^rifto im l^immel, bo I|in f^ boc^
nit begeren balb 5u fummen, funber erft bann, fo fie mub
hjerben g^tlid^er lüft, toollen f^ bar öff annemen l^^mm^
lifd^e frMb. S)urd^ ben ablafe önberftat ein fouffman ober
frieg^man ober ein rid^ter, mit eim ^jfennig, ben er in
ftodf ioürfft, ablegen öff ein mol äffen l^auffen ber fünb^)
fein^ Idbeng, fo t)t)I falfd^ fd^tt)ür, önfeüfd^eit, füffer^, jand
t)nb l^aber, morb, betrügnüg, mainaib, öerrdter^, titn atö
l^et er ein gebing mit got burd^ ben ablag gemad^t önb
alfo bie fd^ulb abgelegt gan| önb gar, ba^ er t)ff ein neh)!
1) bim ( = bei'm). — ») pnb.
156 Bundsgenoss XIV.
mag anfa^en ben öortgen raten, toa^ ift aber tl^ored^ter^
ia toa^ ift faliger bann bie inen felb§ öer^eiffen bie
l^od^ft fdligfeit, fo fQ all tag bie . öiij|. öerfe öfe bem p^aütx
f|)re(^en önb bife öerfe l^at ein tüfel offenbart, afö fie jagen
fant Seml^art. ©olid^en ttiorlid^en bingen gelouben aud^
orben§ leüt, nit allein einfeltige d^riften.
[2ttiT Sft nit bog aud^ ein t^orl^eit, ba^ jetlid^e^
lanb l^at ein funberen Iielgen önb jetlid^em Iielgen geben
fie 5Ü funbere {|ilff önb funbere eer, ainer foß l^dlffen im
jan tt)e, ettlid^ in finbe^ banben, ettlid^ fo jemanbt etmaS
öerloren ^at, ettlid^e im fd^^ffbrud^, ettUd^e foffen be§ ö^d^§
ober fd^ojf tjüten önb ber glid^en anberg, bann id^ fan
nit alle bing erjelen. STber toa^ bit man anber^ öon ben
Iielgen bann t^ored^t bing? (St)^e an alle jaid^en, bie man
l^endtt an getoetb önnb tDenbe ber firc^en, ber bilb ober
jaid^en jaigt Iaine§ an, ba§ einer ber tfjorl^eit f^ entlaben
tüorben, ober ömb ein l^ar toi^iger fe^ toorben bann öor.
Slber fie jaigen an, ba§ einer aufegefd^toummen fe^ aufe
gefdrlid^eit befe toafferS, etlid^en l^ab ein ftid^ nit gefd^at
am leben, ©ttlid^e finb entrunnen öfe bem frieg, l^aben
anbere laffen fdd^ten. ©tüd^e l^at man an galgen gel^endft,
aber auß Iiilff ein§ l^eiligen ift ber ftrid gebrod^en önb
ber bieb entmnnen, ba§ er me mod^t ronben. ©ttlid^c
l^aben an'^ bem t^um gebro^en. ©tlid^e finb gefunb
toorben t)om fieber toiber be§ ar|et toillen. ©tlid^ ^aben
g^fft trundfen önb l^at inen nit gefd^at, ba§ bod^ ircn
fratt)en nit ift lieb gefin. ©ttUd^e l^aben ben toagen ömb
getoorffen, aber bie t)f4rb finb gefunb l^eim htmmen. Stlid^
finb gef aÖen önb ^at t)n neüt gef d^abt. @iner ift . it) ein§
anberen loeib ergriffen toorben önb ift itm eeman ent-
gangen, aber leiner bandt ben l^elgen, ba§ er finer
narr^eit fe^ ab !ummen, bann man nit begdrt öon inen
toifel^eit. 9Hfo ein füfe bing ift tyxab tl^orl^eit, ba^ toir ee
manglen aHer bing on ber narrl^eit. SJnb foIi(|er tl^ored^ter
miradel ift fein jal, bod^ laffen bie ))faffen f^ alfo bliben,
bann e§ inen ju nu^ bienct. SBoIt aber ein toi^fer man
öfffton önnb fagen bie toarl^eit, alfo fj^red^enbt, bann »ürbft
bu tüol fterben, toann bu red^t lebeft. S)u legft ab bie
fünb, loann bu 5Ü bem l)fennig legft relo önnb Icib ber
Bundsgenoss XIV. 157
tjergangnen füttb, aud^ trdl^er, toaä)tn, gebat, faften, önb
fo bu bin gan^ leben befferft, bann ift bir ein l^eilig
günftig, fo bu feint leben na6) öolgeft, nit allein fo bu
ablafe fouffft, ober bem l^elgen ein lied^tlin ober ein bilblin
o|)fferft. ©oft ainer ba^ önb ber glid^en, ha^ bod^ bie
ioarlicit ift, ))rebigen, fo iourb ein groff er murmul tüi[2liti]ber
in, befel^alb ba§ er bie leüt toolt^) öon ber tl^orlieit ju
toife^eit jiel^en.
3u ben obgemelten tl^orl^eiten gehören aud^ bie, toeld^e
b^ trem Üben orbnen, wie man mit irem tobten fd^clmen
ein gebrad^ foll ht) bem grab Iiaben, ioie ö^I fernen, toie
t)\)t fd^toar^e flag Ileiber follen tragen, toie öil finger, ioie
t)H toeiner ober flager, eben aU ob bie feien in jliener
mdlt befunbcn, toa^ folid^er tl^orl^eit in nad^ gefd^id^t, ober
atö ob fid^ bie gaift miften befd^amen, too in foIi(| er nit
öff erb nad^ gef^d(^.
Siftriug.
So ein fürft ftirbt, fürt man ein ))fdrb in bie fird^
mit fd^toar^em gejieret, önb binbet bem })fdrb ben Iiatö
önben an be§ ro| füfe, eben aU ob ba§ |)fdrb ben lopfi
l^endfet niber öfe dag önb tl^rauren. D t^or^eit.
@in sufa^.
Dbgemelte toort ©rafmi önb liftrij foIIen toir alfo
annemen, nit ia^ \t) önfe abfuren loeHen öon ber toaren
eerung got§ önb ber l^elgen. 3lber barumb, ba§ toir fallen,
toit mit ndrrifd^en fad^en mir ömbgonbt aud^ im gop
önnb l^ailigen bienft. ®o blinb ift bie todli ba^ fie fain
bing, tüie öngefd^idt e^ ift, erfüd^t önb örtl^eilt, ob e§ fd^ab
ober nu^ f^, gut ober hb% folid^^ fallen bann g^feig j^faffen
\>nh münd^ önb braud^en ju eignem nu^ bie menfd^Iid^e
tliorl^eit. 3ft eg nit ein merdflid^e grobe triigcr^, ba§ bie
leüt glouben, burd^ ablafe toerbe abgeleit fo getoi^Iid^ bie
pün be§ fdgfelorg, ba^ man aud^ barff tag önb iar fefeen
158 Bundsgenoss XIV.
in bic ablafe bullen, önb fie öerfiglen mit bifd^off figel,
onb offenlid^ öor gelert önb öngelcrt in ber lird^en Idfen,
mbä)t boc^ ein itj^fer gebenden, got liefe folid^ folfd^ münc^
önb t)faffen nit toiffen bie toaxi)txt feiner ^einilici&en ört^cU.
3)a§ ift ein groffe blint^eit, fo man afö t^oriid^e jaid^en
an fd^ribt b^ ber l^elgen bilb, bie offt meer lad^en bringen
bann anbad^t, önb meer bienet ju ft)ot ber feigen bann
5u lob.
3)ie t)rebiger fagen, got l^ab irem Z^oma geoffenbaret,
fein tjfelegung ber gefd^rifft f^ önfatig önb ein öngelertcr
})abft f)ab im jeüdfnüfe bar ju geben, fo bod^ funbtfid^ ift,
ba§ .ij. l^unbert iar lang fein leer öertoorffen ift gefin,
aud^ öon fi«» [2tiij^] nen glid^irrigcn fd^ül gefeHen, önb am
tag ligt, ba§ bie ler S^ome ein öerfurung ift ber d^riften-
^cit, meer mit bem enbtd^rift önb mit bem Slriftotele ift,
bann mit d^rifto önb mit ben ajjoftlen, t)nb oud^ in nie-
man mag on ^totifel für ein feigen Ratten.
S)ie barfäffer mad^en fc|ier fo t)il aufe irem %xan*
cifco atö aufe d^rifto, bar ai and) ber ^eilig grancifcuS
grofe mifefaHen l^at, önb id^ in für fein feigen l^ielt, ttjo
er nit gan| önb gar öertoorffen Iiette ber bittet münd^
ftanb t)nb todfen, tt)ie ft) je^ mit ömbgonb, önb fünberfid^
ba§ gltifenerifd^ betrüglid^ Idben, ba§ je| fine barfuffer ob-
feman^er fialten, öon bem fie felbg fagen, got önb gfran-
cifcnö mog e§ inen nit lang t)ertragen. @id^ tt)a§ fie öon
irem fjrancifco fagen, toer bem barfuffer orben gu^ günnet,
ber ftirbt !ein§ önfdiigen tobt§. SJer bem barfuffer orben
tüiberig ift, ftirbt leing guten tobt§, ift nit ha^ t^orl^eit,
fo auc| alle l^elgen marterer arbcitfiliglid^ geftorben finb.
grancifcu^ niml^t alle iar aufe bem fdgfelor äffe, bie aufe
finen br^ orben bar inn finb. 3)o grancifcu^ geftorben
ift, Iiat er ba§ fdgfett)r gan| t)fe gelert. ©ein orben tocrbe
fton bife an iüngften tag, önb ift bod^ allen toifen funbt-
lid^, ba§ barfuffer orben toiber öemunfft önb gefd^rifft
ftrebet, mb e§ f^ bann bag grancifcu^ l^ab alle frumme
tJoHomne d^riften für fein brüber getjatten, bercn altoeg
ctlid^ fein tt)erben bife an iüngften tag, fo mag foIi(§
<)rol3]^ec^ meer ein fabel fin erbid^t öon ben betrüglid^en
münc|en bann öon bem ^eiligen öatter, önb nod^ meer, ob
Bundsgenoss XIV. 159
fd^on gtancifcu^ foKd^en öerftanb gel^abt i)tttt, ift bod^ e^
t)txha^Ü\d), bag er iDolt fid^ jelt ^aben önber bie öol*
fontnen d^riften, fo man bod^ fo groffe betnüt öon im fagt.
Qtcm tocld^er tiit guten hJtHen l^ab, mög nit öerl^arren in
fim orben, ftn orben tüdrff ^n aufe, toie ba^ mor bie tobten.
@ben afö ob nit l^unbert taufent b6fett)illiger, önfeüfd^cr^
fd^antperer, l^offertiger, eer abfd^nibenber, rad^fdliger önb
öilfattig bibifd^ in feim orben finb, önb bo inn bliben ^n
eer önb ruto öor benen erber, frumm, gelert, gefd^idft nit
möge bliben.
Stem ob nit leüt loeren, bie barfuffer orben erfa^ten^
tüolt got fie laffen bo jü erft geboren hjerben. SSnb ber
bing ö^I [214] fagen f^ öon irem fjrancifco, bo b^ ge*
fd^toigen f^ gar befe lobS ©^rifti önb finer l^elgen etoan-
gelifd|en lere, fagen meer öon irer |)dbftifd^en i), t^ored^ten
reget bann öon fant pauU tpx^itt ®ebenfen toeber got§
nod^ feiner muter, bann afö öil e§ bienet ju ire§ gran-
cifcu^ lob, ja burd^ francifcnm hJoHen ft| l^od^ önb ge-
l^alten fin, önb önber be§ l^eiligen eer fü(|en fie eer önb
nu^. ©ie fagen felb§, toir |aben nit groffer eer, bann fo
toir önfe arm ftellen in flaiberen önb anbed^tig in geberben,,
man gibt önfe aud^ 05I meer, önb toa§ einer loftlid^^ ober
l^übfd^ Iiat fol er nit laffen fe^en öor ben leüten, ®ie
l^aben ein l^elgen genant Subomicu^, ber »irt f)üt ein bar*»
ffiffer önb mom ein cr^bifd^off, bo mit im fein orben
leidster loere, önb l^at im red^t getl^on, bann öiHid^t toer
er im bdttler ftanb öcrborben. S?on bifem geben f^ ani,
er öermoge, ia^ ein önberl^affte frato ein finb öberhtmm
(ba^ öerftonb alfo. SBann ein iunger ftardEer barfuffer
öor l^in brt) tag nad^ einanber ber fraioen allein ettlid^e
gebdtlin öorfprdd^, fo eg nieman fdd^ ober l^öret 2C.) önnb
fo einer fratoen möd^te mißlingen 5U ber geburt, l^dlff ir
ber lieb l^eüig (fo öerr bo^ fie ba^ finb feim barfuffer
gebe, ob er fd^on ein loirbiger öatter ift.)
©ie l^aben ein l^elgen genant Slnt^oniu^, toer in ang-
rifft, ber finbt öerlorcn löffel önb mdffer önb^) fd^Iüffel,
oud^ öerloren nablen önb l^dfftlein. 3Rit follid^er narrl^eit
0 *>ÄbttfdJcn. — «) anb.
160 Bundsgenoss XIV.
^onb f^ bmb bnber bem ainfcitigen öoIdE, bo mit neren ftc
fid^ mit groffem fd^aben d^riftlid^g tüdfeng önb gemeine^ nu^.
®ie |)rebtgcr mixnä) erbendfen ftben gulbin 0 mh% bic
barumb gulbin l&aiffen, bann man muß in ein gulbtn bo
Don ju I6fen geben. 2lud^ rofenfran^ bnb önferfratocn
mantel önb bar jü b^I bruberfd^afften, toer bo inn totl
pn, mu^ ein früher geben in jü fd^riben, önb aß offt man
lifet ben namen jarli^, muß man ein |)fennig geben. @tc
mad^en ein l^elgen an^ irem Sominico bnb id^ l^alt in
barumb für l^ailig, bann er berflud^t alle prebiger mitni^
(bann jü gelouben ift, bag er im geift erfant ^ab aH ir
bo§]§eit, bie \t) getriben l^anb U^ l^dr. 2lfö bon ber em-
Ijfendfnü^ äRarie bnb jS 95im mit bem bruber ic.) bann
it) bife bff b^fe ä^t bon im Derpd^t finb gett)e[2t4**]fen2),
bann an feim teuften enb berflud^t er alle, bie ligenb gut
in fein orben brdd^ten ober annemen, ba§ ftobt in finer
Kegenb.
Si^ nett) getrudfte büd^er, bie b§ finb gangen bon ber
iarffiffer ftatut, regel, l^iftorien, bnb aud^ öon ber prebiger
fabel in öilen irer felbg bid^ten, ttJürbft bu ^pbüxd) lugen-
i^afftig bing finbcn, bnb fo einer bnber inen ift, bem folic^
bnt^riftgloübige bing mißfallen, muß er entrinnen ober
aber langttjerenbe marter I^ben.
2)er Earmeliten gemal^elfd^afft önb gefatterfd^afft mit
SRaria, ift inen ein f(|irm, ob fic fd^on toeber in füfd^cit^
nod^ armut, nod^ bemut, nod^ tt^elt berad^tung nad^ böigen
"Sßarie, fagen f^ bod^, äRaria bnb f^ finb gefd^tt)ifterige finbt.
Sie lanb befd^iffer genant ftationierer, l^aben b^fd^off-
lid^en gett)alt jS aller b&bar^.
2)ie SSalentiner geben für fant SSalentin, ber im Kör-
nung geeret ttjirt, bnb ift erlogen, man füd^ ber l^iftoricn
nad^, bann ir SSalentin ift ein b^fd^off gettjefcn, tt)ie fie
fagen, bnb jl^ener nit, bnb fd^ab ift bag man inen ein
^aHer gon Shtfad^ gibt,
©antg Seml^art botfd^afft laßt bie leüt am glouben,
•e§ f^ fant Seml^art^) ber groß lerer, ben man nent ben
0 gulibin. — ») t T^b* — ») »crnl^at.
Bundsgenoss XIV. 161
l^omgjtüffigen, bo öon Seml^arber orben funH)t, ötib ift
nit tüar.
2)ic l^e^Iig- gdftcr önb Stntl^onier, fatnlen an bic
\pt)tal ber armen, benen bod^ faum ein ftrott) ju tl^ail
toixt, ho t)ff f^ mit ruiD fd^Iaffen in groffem junger.
©olic^cr trüger^ ift bie todlt öol, bnb toirt fein öff«*
l^örcn bo fein, biß ba^ bie patoxtn ein mol erl^endten önb
ertrendten ib% önb gfit miteinanber, fo ift bar nad^ ber
trüger^ gelonet. 3^ gloub, aHe bie fürbemng t^nb ben
bdttel orben önb ben queftionierern jfi bnferen j^tcn, tl^finb
groffer fünb, bann ob man ftilen önb ^r^ fürberet, bag
Wirt t)6fö^i^i9f fo öff taibe f^ten toar gennmmen toirt ber
öerfiirlid^ fd^ab bar t)§ entf|)ringenbt.
3R SB »
3d^ tt)am bid^ mit trügen.
£ b e r 1 i n , Ansgew. Sohr. I. i\
Jlffc vxxb tcf Ci(#c
dört^gefouMge mcuf(|en ein
^e^tfame ttjoriutg ha^ \t)
\xä) Ritten öor nuttjen
[cftebüd^en leren.
J)er .XV. im\)t
11*
164 Bundsgenoss XV.
gebürt mir teuften afe bent .fö. befd^Iieffen mit
bifem rabt. äBiffent lieben frummen d^riften
ad gemein bnb in funberl^eit, bag toix fd^ulbig finb ^ianbU
l^afftiglid^ jü beliben in d^riftlid^er lere, toeld^e ön§ (!^riftu§
burd^ fi(| felb§ önb burd^ feine apoftel önb enjangeliften
öerfiinbet, barumb fo ö^I taufent martrer gelitten l^aben,
in benen fo tremlid^ b^I fieilger^ boctore^ gftubiert l^aben,
bie fo tJ^I l^unbert jar in tretoer grunböefte geftanben ift.
"^t^i^ali t)n| fd^impfflid^ todr öon ettlid^er netoer erfinbung
t)on fo altem gefeftigtem toefen ftjeid^en, bo öon bod^ |)a*
triard^en i)nb |)rop]^eten gefagt l^aben bil l^unbert jar bor
d^riftug geburt. Slber in hir^en iaren finb öff geftanben
ijngelert lerer, benen ba^ gefa^ got^ önbefant ift gefin,
falfd^ pxo\)i)tkn, bie got nit gefanbt l^at, önfrefftige gefa|
geber on fürfd^Iag l^eilfamä enbe, bie an fid^ gel^entft l^aben
burd^ gliffenben fd^ein, bnb berg^ffte fuffigfeit fd^ier aHe
mdlt. ®urd^ tt)eld^e fo D^I önb naml^afftige |)erfonen öer*
fürt finb, ba^ e§ ju erbarmen ift, bfeertoelte menfd^en fd^ier
gefallen finb in abgrunb befe jom gotte^. ®ann toa^ ift
anberg ber jom got^ bann blintl^eit ber öemunfft in öer«*
fertem Derftanb l^eiliger gefd^rifft bnb gotö gebot, aufe bcm
bann öolgt gotlofe begirb önb alle§ bbel.
®arumb folid^em Dbel ju em^jfliel^en, ift Dor allen
bingen not, ba^ jettlid^er menfd^ bnberftanb müglid^e mittel
fd^aben ju öermiben.
S)a§ erft mittel ift, bag jetlid^ menfd^ felbö Idfe ober
im laffe Idfen bie bier etoangeliften önb fant 5ßaulu^
e|)iftlen, tt)ie man§ finbet im anberen tl^eil ber ^ihtt SSnb
foH im felbs niemanb abfünben notigen öerftanb, bann ber
geift d^rifti, t)§ bem folid^e bing befd^riben finb, toürt on
itütjfd bljfton allen benen, fo folid^ gefd^rtfft Idfcn mit
gutem glouben, burd^ innerlid^e inf^jred^ung ober buri^
i)fferlid^e lere. 9tud^ ift nit müglid^, baS einer obgemettc
gefd^rifft burd^ Idfe on funbere erleüd^tung öon got, too
got bar inn gefud^t njurbe. ©o nun folid^e gefd^rifftcn
0 Im Druck: l^ieilger.
Bnndsgenoss XV. 165
burd^ Idfen ftnb, tptrt aud^ ber [2tij] dnfdltig ta\) ein
groffen Ü)ail tjerfton, tüa§ für önb miber tjnfer gfa^ f^ in
t)ff geftanbnen leren. Dn jtü^fel ift eg burd^ be^ teüfefö
rot önb l^inbemüB ^it gefc^il^en, ba§ bte l^elge SSibel dein
ben Pfaffen, mund^en önb l^ol^en fd^üler jü gea^net ift,
tjnb ben fd^Iedjten d^riften atö ein fd^eblid^ bing abgefprod^en,
©0 bod^ in ber l^elgen 95iblien öerftanb, nteer l^ilfft an-
bed^tig gebdt bann fd^arpffe lectio, nteer bicmutiger gloub,
bann l^od^ bifputa^, nteer ein früntlid^ l^irfe bann ein
langes gefd^tüd^. ^nb nit anberft ift, bann ba§ ber gütig
got tüitt fein leer {eberman gentein fein, bcnen er günnet
fein I^ben önb tob önb l^e^Ifanten facrantent.
@§ l^aben le^en, xt)ä) bnb arm, fraiD önb man, aud^
fd^arpffcn berftanb, fie finb aud^ got lieb, gott l^at inen
aud^ nid^t öerfagt, önb ö^I mtnber bann ben ge^tigen
münd^en tjnb Pfaffen, ben l^offertigen l^ol^en fd^äler.
@S ift gefd^riben, nieman toirt gelert in ber l^elgen
gefd^rifft bann öon got, njen got nit leret ift öngelert,
önb got offenbart ben einfeltigen, baS er öerbirgt ben l^od^«*
gead^ten tjnb m^fen. S)e§]^alb mcm fein feellieb ift^), ber
öerad^t nit meinen rabt, er Idfe felb§ obgemelte gef (grifft
ober laß im fie Idfen, bann bie l^eilig gefd^rifft ift bag
fd^todrt bcg gaiftS, bo mit njir önJ5 atteö jrfafö mnffen er«»
teeren, önb je^ finb gefdrüd^e ^eit, bar in ber teüfel teerdEt,
bartjmb teer fein fd^tedrt l^at ber Siblien, ber ijerfouff fein
rodt bnb fouff ein Sibel bar ömb, bie idt ift l^ie. Siie"
man mag fid^ entfc^nlbigen mit ber armüt, fanftu brot
lonffen jü fp^§ be| I^bS, fo bift bu fein d^rift, teann bu
nit meer ad^t l^aft tjff baS brot ber feel, baS ift baS teort
got«. fanftu nit felbS Idfen, beftel ein armen fd^nlcr, ber
Itßt bir ömb ein ftüdE brot afö ö^I bu ein tag bebarfft.
§aftu fein bud^, bift ju arm, bdttel ein bud^, eS ift bir
eerlid^er ein eteangeli bdtlen bann ein ftucf brot. Sit
anbre ömb gotSteiHen ba§ fie bir im eteangeli Idfen.
yiit fag, id^ l^or eS öff ber fan^el öon ben Pfaffen,
bonn bu aHein ben minften tl^eil i)nb fd^ier ben bnuer-
ftenblid^en ber eteangelia bff ber fan|el ober in ber md|
0 ift^
166 Bnndsgenoss XV.
I^oreft, bnb bcr fclb Hein tl^eil toixi bott tüenigen rcd^t öfe-
gleit 5U feien l^eü, öil l^eilfamer bnb nüfeer ift, fo bu b^
bir felbg toolbeba^t lifeft, [2tij^] bo mit bu ein bing ml
bebenden mogft önb offt lifen, tt)o bu ein fl)an bar inn
l^aft, fünft Peügt ba« »ort be§ l)f äffen l^^n on öerftanb,
auä) bel^ebeft b^I meer öon bem |)f äffen, fo bu öorl^in bo
t)on gelifen l^aft.
^d) fag eüd^ für tt)or, not önb faft not iftg ju önfercn
j^ten, ba§ toir groffe forg l^aben öff ba§ loort got^, bann
an int tigt önfer l^eil, bnb l^etten önfer öorfaren follii^
öemtanung angenummen, on jto^fel önfcr 55t tott nit fo
gefdrlid^. 2l6er toa^ önferen ijorfaren gefd^abt ^at, foH
Dnfe ein loamung fein, bann fdlig ift ber, ben frembbe
f droben loi^ig mad^en. SBa^ aber finb mtot öerfurlid^e
lere tt)ill i(| eüd^ erjclen.
SBer fagt, ba^ zitoa^ in ber lere d^rifti fe^ ein rabt
önb fein gebott, ber irt. SlHein filfd^eit galten ift ein rabt.
SBe{(|er fagt, ablag fe^ ettoai^ gut«, ber irret.
aSBer fagt, ein menfd^ mog fid^ aufe eigner frafft
fd^idten ju ber genab gotteS, bcr irt.
SBeld^er fagt, ba^ ein menfd^ mfig tl^un ein gilt tohxd,
ob er fd^on fruntm ift, bar inn fein tl^ail ber fünb f^, bcr
irt, fo bod^ ber pxo^i)ei fagt, aHc önfer gered^tigfcit f^ öor
got tt)ie m unrein tud^. SSnb fagt d^riftuä, bai5 tt)ir fein
gute fd^idfung bfe öng Demtogen jfi bcr gcnab, on ntic^
mögt ir nid^t tl^ün. SSnb 5ßautug, Dg önß felbS mögen
mir and) nid^t gebenden gut^.
aSBeld^er fagt, tt)ir mögen gnug tl^Sn ömb önfcr fünb,
ber irt, bann allein l^at d^riftuS für f^ gnug getl^on, önb
fo tt)ir in ^n gtouben, loerben toir tl^eill^afftig feinet gnug-
tl^un^, älfö ber pxopl)tt fagt. @r l^at l^ingenummen
bnfer fünb.
SBeld^er fagt, ein mcnfd^ l^ab ein fr^en toiHen, er mög
b6§ ober gutd tl^un, n^ann er tobVi, ber irret, bann got
fprid^t, 0 Sfracl an^ bir attein ift bcin berberbnü^ onb
t)§ mir allein ift bein l^eil, ber miÜ Dnb mag t>^ im felbd
fünben, aber au^ im felb^ mag er nit gutd tl^un. 9lfö
gefd^riben ftot. ^crr, atte önferc gute todrdE l^aftu in önd
geioürdtt.
Bundsgenoss XV. 167
SBcId^er fagt, ba^ menfd^Iici^c natur jierüd^ Dnnb
abttiä) fe^, ber irret, bann mir finb berbcrbt 6i§ bff baS
tnardt l^in in, atö got fagt, öon finbtl^eit öff ift menfd^Iid^
gcbandt bnb finn gil^ jum öbd. 2KIein ntfife ön^ bie
gnab gotg miber 5Ü [Tixxj] red^t bringen, fo bann mir
öerberbt finb, lt)ie ntod^t önfer gebandf ober tohxd t)ox got
gut fin, fain bofer boum bringt gute frud^t.
äRcnfd^Iici^ fd^idEung l^ilfft*) nid^t jfi red^tcr rett) önb
leib ömb fünbe. 3lfö ber Sßxop^ü fagt, §err befcr önjs,
fo »erben mir befert, önb mer anberö fagt ber irt.
SBcId^cr fagt, ba§ olung, firmung, m^l^e ber l)f äffen,
eelid^er ftanb fien gfitlid^e facrament, ber irt i)nb ift ein
aigcngefud^ig lere.
SBeld^cr fagt, ba^ ein menfd^, fo öerfel^en ift enbtlid^
öon got 5fi emiger berbamnife, fe^ ein mor gl^b ber d^rift«*
lid^en fird^en l^te öff erb, ber irt, bann nientanbt ift ein
glib alfo, be^ nit d^riftug ein cmig l^c^Imad^en l^oupt f^.
SBeld^er feit, ba^ bie Ufaffen nit f6IIen önbermorffen
fin t)6 bent gefa^ gotteö ben la^en in jeitlid^cn bingen jü
ftraff bnb brtl^ail, ber irret, bann fant 5ßeter fagt anber^.
SBeld^er fagt, bai5 ber orbcn ftanb mit br^ gelübten
gebunben fe^ fixerer jfi bent l^ail bann eelid^er ftanb,
ber irret.
SBeld^er fagt, bag bie l^anblung önb manblung be^
l^ailigen fronlid^nam^ d^nfti, fo ber pfaff in ber miß tl^ut,
fc^ ein o^jffer für Idbenbig Dnb tobt, ber irt. S)e6l^alb
ein groffer tl^eit be§ guteö önb gilt, fo jS mdfeftifftung
önb früntntcn jarjeit, br^ffigft, fibent ic. begeben ift, ift
DerfpiÖ önb verloren.
aSBeld^cr anberg fagt, bann baS red^tcr geloub aHein
bon got geben bent menfd^en, f^ ein anfang be§ l^eitö,
ber irret.
SBeld^er fagt, ba§ got betone gfite mdrdE fürberlid^, ber
irret, bann got betonet guten mitten in ben guten mirdfen,
bnb ber mitt ift gut, ber gottid^en getouben ]§at, got be^
tonet fine gaben in bnß, bnb nit bnfcre mdrdt. 2)ag ift
ein marl^eit, gut fd^inenbe mdrdf, atg faften, mad^en, bdt-
0 W-
1 68 Bundsgenoss XV.
ten 2C. mögen tüol on redeten geloubctt fein, ajier redetet
getont fan nfimmcr on gnte tohtd fein, bann red^ter gc-
lonb t)on got geben ift nit ntfiffig, lofirdft aU toeg qM\
SBeld^cr fagt, ba« fr^ »iHigcr bittet, afö man in b^
ben bittet orben ^at, fe^ öerbienftltd^ jfi ber fitigfeit, ber
irret, bann allein ben armen frantfcn ift bitten ertoubt,
anbere folten arbeiten bmb t^bS namng, l^ot got gebotten.
[2tiij^] SBetd^er fagt, bag man ömb l^eimtid^ fad^cn
ober fünben fott ein fnnbem l^ö^eren geloatt fnd^cn bann
gmeine Pfarrer l^aben, ber irt.
SBetd^er fagt, baj5 brnbertid^e tieb ober t^|)tid^ not,
nit gnngfam brfac^ finb jü brid^en atte ph^Üi6)t, b^fd^off-
tid^e, orbentid^e reget, gebot on alte anbere bif|)enfiernng,
ber irret önb ift tt)iber fant 5ßant§ bnb 5ßcter3 tcrc.
Sääetd^er fagt, bag zin menfd^ fd^ntbig f^ anbere fünb
jn b^d^ten, bann bie er on funbere befd^loerben mit guter
trelt) in bie gebid^tnilfe mag bringen, bnb bie er nad^ feim
öerftanbt für tobt fünb mag ad^ten, ber irret, önb bie
^)f äffen f6tten nit l^art in ber b^d^t fein, nit ö^t fragen,
toollen fie nit irren, fnnber abfotuieren loaS ber fünber
beid^t, t)ff got önb öff be^ fünberS gtoubcn.
SBetd^er fagt, baS fein figfeür f^, ber irret.
SBetd^er fagt, baS man foll na^ ber beid^t eim ein
bu^ t)fffe|en, ber irret.
SBetd^er fagt, bag man fd^ntbig f^ b^ tobt fünb ju
eim gebot ber firc|en, ober orbcn^ reget, fo man eS l^eim-
tid^ öbertrit on crgemüfe ber anbem, ber irret. SSjs bem
öotgt, baS tagj^t jn fpred^en Dffer^atb ber fird^en ober
d^or, ainer für fid^ fetb§, e« f^ münd^, ijfaff ober nun, fo
man f^ l^eimtid^ on ergemüfe ber anbem mag önbertocgen
taffen, fo man t^ toot tl^un mbä^i, nieman fd^utbig ift b^
tobtfünb, önb ba^ bu bar nod^ \cxnpei ber geioijfen ba-
rumb l^aft, ift fd^utb bine^ mißgtouben^ önb nit ber Dnber*
loegen taffung. SS§ bem öotgt, bag l^eimtic^ faften brechen
on ergemüfe ber anbcren ip nit tobt fünb, ob fd^on eind
nit frandC i%
@g ift äu loiffen, ba^ aKe l^rebig öermift mit ber
tere Slriftoteti«, ©coti, S^ome, QaU^, Dlam, ©abriet biet,
Sltbertug zc. Slud^ mit öermif^ung gaifttid^er red^t önb
Bundsgenoss XV. 169
foHtd^en ntenfd^eit gfafecn, ift öerbed^tttd^ önb foH öon bctn
DoIdE nit gel^ort tüerben, nter fott man bic |)f äffen bar ju
Italien, baS man ett)angcüfd6e Icr rein fürl^aft.
SBeld^er fagt, ba^ beffer f^ ein l)fennig opffer bem
|)faffen*) öff ben altar, bann eim armen menfd^en geben,
bcr irret, eS totx bann ber |)faff bint arm.
[2t 4] SBeld^cr fagt, ba^ beffer f^ ben bitte! münd^en
ein aHmfifen geben bann eim anbem öngetoiffen bfitler, ber
irt. Slber njife, toiltn fidler fein, fo g^b almfifen ffirberlid^
binen armen mitburgeren, belibt bir tttoa^ bber, fo g^b
frembben and).
SBie ^od) man jä ber b^d^t öerbnnben f^ bnb jü
bd|)ftüd^er gel^orfam, mag man leren an% anberen l^e^Ifamen
büd^Iein, bie jefe öff gefoufft tt)erben.
©dl^en ir, lieben frünb, folid^ tere l^at man . yij. l^unbert
jar gelert in bcr d^riftenl^eit önb ift tooi bar inn geftanben,
aber innertl^alb öier l^unbert iaren finb ingelüur^Iet nett)
Dngegrünbet leren burd^ i)0(i) fd^filen önb bnrc| bdttel
mün§ fürberlid^, tvdd^t leren gu groffem f droben gebienet
l^aben d^riftlid^em tt^ifen bnb gemeinem nn^, alfo ba^ tt^ir
an fitten önb an gut abnemen önb fd^ier erger bann l^eiben
finb ttjorben, önb armer bann bdtfer. Slber folid^ ijnfer
berfarung l^at unfere öerfurer (ttjeld^e finb mtind^, l)f äffen
Dnb l^od^ fd^üler) rid^ önb gettjaltig gmad^t, ba^ je^ f^ in
rutt) befifecn fdftier ben l^alben tl^eil ber ttjdit, tjnb on ftraff
aHe lafter üben, bar neben muffen tt^ir mit Dnfer fauren
arbeit önb armut fie emeren önb nid^t bar an ncmen bann
ergerlid^ eyempel, tjerad^tung tjnfer önb önfer finb, önb öer-
gaffte bnd^riftlidöe lere. ®§ foH niemanbt fagen, folid^ bofe
lere l^ab ein guten fd^ein ber langen jeit l^alb, bann ir
tt)iffen ba8 taufent Dorige jar lenger finb bann ndd^fte
.iij|. l^unbert jar, bar jü ob fd^on ettlid^ fromm lerer ba§
ttjiberfp^I gef(|riben l^aben in b^fer jeit, fo l^at man ire
büd^er önbertrudEt önb ire ler für fdfeerifd^ gel^alten, bo
mit folid^ enbtd^riftlid^ erfinbung önb lere ein fürgang
f)tttt, önb in .itj. l^unbert iaren ift fein lerer für fod^«-
gelobter gel^alten ttjorben, bann ttjeld^er am meiften ttjiber
0 *>faffett.
170
Bnndsgenoss XV.
clpattöeltfci^en grunb gefod^tcn f)at ijnber gut gliffcnbctn
fd^etn. Db bann fd^on t>^I Doldf foltd^cn leren anl^angt
öttb angel^ati^en ift, tft fein tüunber, bann münd^ bnb
^jfaffen !^a6en mit forg Dnb angft tag önb nad^t gebadet,
tt)ie fie önß betriegcn mod^ten, bic toeil mir forg bnb angft
gel^abt l^abcn t>mb t>nfere I^b^ narung für Dn§, bnfcr finb
önb gfinb, önb aud^ baS toir önfe nit l^etten Derfdl^en, ba^
bnfere feel forger t>nb Irrigen frdffcr önbcr eim gutcnt
fd^ein ein folid^e feel morber^ i)nfe jü [2t 4^] geridöt l^etten.
Slber got f^ gelobt, ba§ toor lied^t tixmpt ipiber on tag,
got l^at i)nfer nod^ nit ijergeffen, ob fd^on ber teüfel Dnb
©nbtd^rift önb alle bofen münd^, l^f offen, l^od^ fd^uler bor
njiber ftreiten. SBir fotten got bitten bntb gnab, ba^ totr
folid^ lied^t annemen mögen.
S)ife öermanung iiab iä) toeHen gu eüd^ tl^un bnb bit
ein jetltd^en in funberl^eit, er toeH fie im laffen ju gutem
bienen.
Sog bid^ nit belangen, id^ him fd^ier, loitö got.
t
(S^)n nett) t)nb ba^ le^t au§[$re^kn
ber jö. öunbtgeuoffeu
3. @. 3R. 3B.
95t§ gebultig, bie jceljt nal^ent.
Titelbild: Den auf einem Podium in einer Ratsver-
sammlung tagenden 1 5 Bundsgenossen überreicht ein Mann,
der in der einen Hand einen Schlüsselbund hat, eine Bitt-
schrift; hinter ihm eine Anzahl Männer und Frauen, Mönche
und Landsknechte, welche hinaufschreien: '^n t)nfer nobt
l^elfft vnb rabt; als Antwort gehen die Worte entgegen:
Pen rabt geb mir eüd^ burd^ 90t.
172 Letzter Bondsgenoss.
[21]^] 2lin nett), aber bod^ ba§ lefeft öfefd^rc^ben
ber Jb. bunbt^gnoffcn öon nad^gefd^riebnen artifetn.
i SBie ber ^cl&enben öerbinbe bie El^rtften, bnnb tt)ie er
an bie El^riften tommen fe^, bnb tt)o f|er fein tn^^-
gbrud^ ermad^ffen.
iji Di man anä) ben jel^enben mog ötiberlaffen jegeben,
ober in beffer gebrud^ tjertpanblen.
iij Db man möge bie nieBl)fronben, ober Ea|)eIIanien ab-
laffen gen, mh tooi)tx fie ain t)rf|)rung l^aben, bnb
ba§ gut fe^, ba§ i)ill borffer ain ^Ifarren l^aben.
iiijl SSon bent opffer, ba^ man bff ben altar |)flegt gelegen,
§0 man me^ l^altet.
t) SSon ben ritter orben, »eld^e önber bem creto^ toibber
bie 2:urdEen fed^ten, 501 bcrberbtnufe ^^r feelen.
t)i SBiber bie pfaffen fd^anber, loeld^e tt)iber got önb
öernunfft tooHen bie Pfaffen verfolgen.
t>ij| SBiber bag fd^tt)eren, flud(ien, önb fd^elten.
öiij äBiber bag Dnjaüd^ büd^er fd^riben in El^riftlid^en
fad^en, bar D§ nid^t t)iH gut^ toad^ft, önb toie man
fid^ in bie Siblia fott rid^ten.
35'
Letzter Bondsgenoss. 173
[2ltj] SSom jel^enben.
i@r 3c^^wt>c^ ift öon gott gebotten gf^n int alten
teftamcnt ben 3uben, ju notturfft bcr |)rtcfter
bnb ber lernten, atö bfe to^fcnt äRofeS bud^er, Seuiticu^
önb Shimeri.
Snt neipcn teftamcnt ift fain tzm)i>el, fain Opfer, fain
<3faff|ait I^plid^, toeld^en jel^enben jugel^ore. Kl^rtftug ift
Dnfer l)faff bnnb o|)fer, önb toir fclb^ " f enbt ber kmpd
gottc^. 1. Eor. öt. S)ar öntb binbet i)ng ba^ gebot öom
jel^enben nit nter.
3m ncioen teftament l^oben toir pxtbiqtx bc§ gotte^
morbt^, bnnb biener ber armen, foHid^e nennet 5ßaulug
alte ober |)riefter, biacon ober biener ber gmain.
©^riftn« orbnet Swbam Sfd^ariotl^ ju aim fottid^enn
biener. $^of). jiii. önnb bic 8l|)oftet ertoelten fiben biener
ber armen, berer ainer @. ©tepl^an gf^n ift. Stctu. bi.
Samad^ burd^ bie 8ll)oftet önb ^rc iunger lonrben
anbcre orbiniert ju biefen antptern. 8lct. jiiij. önb £i. j. j.
Simo. iij.
©ottid^cn biencm bcr fird^en ober gmain gibt ffil^riftnö
gn)alt ^re I^bgnarung iunemen. Suce. ^. äRatl^. i. too Qr
|in lompi jn l)rebigen, fo effen Dnb trindfen loai^ end^ für-
gefaxt tourt, ban ain arbaiter ift fe^n^ lol^nS tocrbt.
SSnb ba^ ain t)rebigcr foQid^^ QtoaÜ l^abc, jaigt an
5ßanIuS . i. ®or. ij. burd^ öemunfftig Dnb gefd^riefftlid^ be-
werung, \pnä)t alfo.
S9in id^ nid^t ain 9t|)ofteI? bin id^ nid^t fr^? l^ab id^
nid^t önfem l^ern ^l^efnm ©l^rift gefeiten? fe^t nid^t ir
mein tocrdf in bcm l^crrcn? b^n id^ anbcm nid^t ain
Slpoftel, ^0 b^nn id^ bod^ emr 3[t)oftct, ban bad f^gel
m^neS 8l|)ofteI ampt^ fe^t ^r, in bem l^errcn. toann man
mid^ fragt, fo antn)urt id^ alfo, l^abcn m^r nid^t mad)i ju
effen t>nh }u trinken? l^abcn toir nid^t and) mad^t c^ne
fd^loefter jum tt)e^be mit Dmbl^cr jnfuren, toie bic anbem
a|)ofteIn, önb bie bruber be^ l^crrcn, önb Stpija^? obbcr
l^abcn aUain id^ tntb 93amaba^ nid^t mad)i bad jutl^un?
toild^er raifet ^l^emaö öff fernen aigen folb? toild^cr ^)flan|t
ain toQnbcrg, mnb iffet nid^t t)on ferner frud^t? obber
174 Letzter Bundsgenoss.
tüild^er tüe^bet aine l^erbt, bnb tffet nid^t öon ber mitä)
ber l^crben?
[7lx}^] Siebe td^ aber fottid^g auff ntenfd^en lo^fe?
faget nid^t fold^g baS gfa| aud^? ban int gfa^ äRofi ftat
gf^riben, bu folt bem od^fen nit ba^ ntaul t)erftol)fen, ber
bo brefd^ct. ©orget got für bie od^fen?
Dbber faget er§ nxä)t aller bing öntb önttfcr tüiHen?
ben e^ ift ial^ bntb Dnfer ipiHen gef ^rieben? bau ber bo
|)flügt, fol tjff l^ofnung <)flugen, önb ber bo brefd^ct, fol
öjf Hoffnung brefd^en, bag er i^fieneS l^offnung ta^I^afftig
toerbe. @o mir eud^ ba§ gaiftlid^ l^abett gefeet, ift§ ain
grofe bing, ob toir etor fIa^fd^Hd^§ embten? SSnb bar
nad^ fprid^t 5ßaulug, miffet ir nid^t, ba§ bie ba fd^affen im
tent)3et, bie neeren fid^ beg tem^efö, tjnb bie be^ altarS
|)flegen, genicffen beö altarö? SKfo i)at ber l^err befoll^en,
ba§ bie bag ©uangelion berfunbigen , foHen aud^ öom
©uangelio fid^ neeren.
3n ie^ gemelten toorten beinert 5ßanlu§ bnrd^ öer^
nnnfftig mittet, ba^ aim ^jrebiger j^mme I^b§ narung Dom
|)rebigen l^aben, ba er furtragt bie gl^d^nug öom reifer
bnb folb, öom to^ngartner önb fmd^ten, öom l^irtcn onb
l^erbe, t)om adferman önb traibe. SScmeret eö aud^ burd^
beutung tmb toerdf be^ gfa| SWof^, furbertid^ aber burc^
bie tt)ort ffil^rifti oben befd^rieben.
3lud^ &ala: öi. gebiettet er ben El^riften, ba§ fie ^ren
^jrebigem fottcn I^bS narung geben, bnb f|)rid^t. S)er aber
ijnterrid^t murt mit bem toort, ber taiie mit aUerla^ gutti^
bem, ber ^n bnterrid^t.
S)eren gftd^en gefd^id^ten mer finbt man in ber Icrc
ber l^a^Igen Wfo\id, meiere leren ba^ ain <3rebigcr möge
nemenn lt)b^ narung, bnb bie jul^orer fenbt fd^ulbig foHtc^e
bar raid^en.
S)ie l^a^Igen Sl^joftel l^aben aud^ Derorbnet, bag man
ben armen ©l^riften in 3ubea, »eld^e ^rc I^bg narung be-
raubt njarenn burd^ bie tjngleubigen, folt b^ anbem famicn
bag almufen. ®at. ij. ca, ®a« auc| 5ßaulu§ önb Sar-
nabag P^ffig gctl^on l^aben. 3« Korintl^iiS. Slomanii^.
9(d^aia. äRacebonia zc,
SSnnb önfcre attforbcm, atö d^riftlid^ leint, l^aben
Letzter Bundsgenoss. 175
groffc aä)t gcticbt t)ff bic öerfel^ung ber ürd^cti biener, t)ttb
ber armen ntenfd^en.
gut bte prieftcr i)at man an t)il orten SBibenitjoff
georbnet^X bo öonn ain p\antx^) fein I^b§ narunge tiobenn
ntod^t, fo er fie fl^ffig banjet, aU nod^ M ftifftungen an^
jatgen mögen.
[Tili}] 3)ar t)^ aud^ fd^inlid^ ift, ba§ bie t)faffen öor
g^ten in önfern lanben nit fenbt mieffig ganger gfein, tiaben
^re ader gearbeitet mit ^rem tju^gfinbt, njar ju (olten
^nen fonft bie njibemtjoff?
SSnb mid^ gebundft benjerlid^, bag f^ bar ju aud^ on««
genommen Iiaben bie orbnung öom jelienben, otö ain treg-
lid^e tt)t|§ gelielffen. SKfo burd^ ba^ gan| iar fattet
manigerla^ ju, aud^ rid^en leuten, ba^ fie nit mögen atoeg
gu ber l^anbt Iiaben tva^ jegeben ben armen. S)ar t)mb
|at man georbnet, ba§ man ju ber jt|t, fo got ieberman
gibt ben erbnjud^er, aU in eeret, l^erbft 2C. ietlid^er gebe
ben gel^enben tail, ju narung ber armen önb fird^en biener,
ober in anbem gmainen notten. SBeld^em t)ü tonxt, ber
gebe t)il, loeld^em toenig, ber gebe loenig, atö 5ßaulu§ önb
2:obiaö leren.
§at mann bar nod^ ober follid^e gütter berorbnet
etlid^ ttttü, erber manner, ju t)fleger, bo mit trenjlid^ ömb-
jegen, beliiettenn, öerfd^affen, ju nu| ber gmain, ain§ ömb
ba§ anber gegeben, öerfauffen, too ba§ gelt nufeer njere,
aud^ ö^tailen etlid^en gar t)mb fonft an njiberlegung, eU
lid^en geli^en öff loillige n)iebergebung ju bequemer gt|t,
atö fo man in teuren iaren gelt t)nb fom ö^Iiliet, önnb
man ba8 n)ieber in ntimpt in njolfflen iarenn, loie aud^ ju
©ntringen im SBurttenbergifd^en lanb berorbnet ift.
S)ag man armen linben ju lemung bo mit l^elffe.
8Crme lenjt in bie ee ftenjre. Sllfo I|at geftifft ju ®infe-
bürg in ©d^loaben ^an^ SBindEIer. @o ban got ainem
jtimlid^e narung anbergnjo l^ar jufd^idEt, ift^ billid^, ba^ er
ain loiberlegung t^fi.
SBo aber alt, frandE, eHenbt ac. leut fenbt, benen fol
man öergebeng l^elffen. ^[Ifo rebt 5ßaulu^ öon ben armen,
troftlofen, I|iIffIof en ftjitfralocn . i. 2:imo. ö.
*) toebbcm gemolet 2. — *) Jjferrer 1,
176 Letzter Bondsgenoss.
§at man au6) am jimlid^cn Ion gefttfft bcn trctocn
bietterttn önb t)fle8em folltd^er gutter.
SSnb ^at man tool mögen biefe gutter grofelid^ meren,
\o man tretolid^ bo mit ift ömbgangen, önnb \o bie armen
toiberlegung getl^on l^aben ömb entpfangen güttl^at.
3ft auä) abjenemen, baS man atm Pfarrer furberlid^
befollien l^abe, atn öfffe^en gel^aben öff biefe ö^taUung önb
öertparttung, afö ainem gofeford^tigen glanbrt|(|en man.
[itüi*"] |)aben aber bie t^farrer mit ben i^flegem mit
ber i^t fo öil t)racticiert, ba^ ^r aigner nufe bo bt| ge-
toad^fen ift, önnb fie ba8 öold berebt l^aben, ^l^nen gebüre
foHid^er giitter öfetailung ö^ orbenlid^em gmalt, önb bie
la^en f)abzn tarn QtoaÜ bar ju, ift aud^ I^d^tlid^ gf^n,
ainen fd^^n ber to^^ung ober orbnung bar getl^on öß ber
erftjelung ber t^riefter önb biacon, oben gemelbet in 5ßaulo.
3)0 fie ain loon gefiert ^aben in baö öoIdE, atö ob
fie ettoag fonberg im öoIdE njeren, ^aben fie ftui önb bendE
gamen gefamlet, ba§ ift alleria^ gfd^tiefft önb gfd^id^t, bo
mit jebetoeren, man fol inen nid^t bar in tragen, fonber
man fol ba^ örtail got befell^en, l^abcn angerid^t maniger«-
lat) erpnbung, atö got ju bienft im fd^in, aber burd^ n^c-
man mog biefer bienft ban burd^ fie felb^ öerrid^t toerben,
aud^ fe^ ein gop biener loerbt f^nciS lol^n, bar t)mi ge-
büre t)|nen gebrud^en ba^ gmain atmufen aU bie gaben
be§ altarg, fo fie bem altar bienenb.
3)ttrd(i follid^e lo^fe ift balb fo öü ge<)racticiert loorben,
bag ö| ben bienem Ferren fenb loorben, öj5 ben <)flegem
<)faffenn, ö§ ben <)faffen <)farrer, ö§ ben t^farrem Sunder-
bifc^off, loeld^er mer gutd gel^abt l^at öon bem jel^enbcn,
ift ain^ gröffern gtoaüg gf^n.
|)aben e^ bo l^ingebrad^t, bad man ö§ ber fird^cn
ober gmain gut ^at ain tem^^el gut gemad^t, ift gfatten
öonn ben armen öff bie <)f äffen, öon ber notturfft ber
t)rebiger öff bie öert^oner ober tl^uml^erren.
Sft aud^ jeioiffenn, ba^ mann M mündf gebrud^t
l^at im anfang jcu belerung S)eutfc^er nation ju d^rijt-
lid^em glauben, afö nod^ flotten flofter in allen ftatten
fcnbt, mit alten <)riuüegia ju gr6ffen gittern, follid^ mund^
^aben fid^ tool mögen |inber ber gmain almufen mit aim
Letzter Bundsgenoss. 177
fd^^tt Bringen, fo f^ in ben groffen ftetten önb ffecfen fici^
ber ))far amt^ter ^abm angenommen, önnb aui) tooUzn ba^
fimain gut trctolid^ öerfd^affen, ^a bie armen in atgner
|fit önb bel^ufung Italien, aU ie^ bie l^ailiggaifler önb
Slntonier önnb SSalentiner furgebenn, alfo ift ^l^nen ber
lird^enn gut gar in bie tienbt toorben, atö ben l^ailgen toelt
ijerfd^mel^em, l^at ba^ öold fain forg mer bo für gel^abt,
l^aben gemaint»), bie fad^e ft| njol öerfelien.
[214] ipabenn bie SKund^ fid^ gefamlet bo l^in, too
xt)6)t almufenn gfein fenbt, önnb bo tüoUtn bienen ber
gmein, biß ba§ fie Ilofter angerid^t tiaben.
S)er teuffei ijerburgt fi^ nit lang, fie mod^ten nit
lang toerdE t^on ben anbem nu^, tjub bo mit fid^ aud^
futten, bar ömb fielen f^ bo öon, önb gaben für, fie ftjolten
bie finbt leren in gutten fitten onb glauben, bo mit ftjolten
fie ainem ganzen lanbt nu| fein, önb lieffen gmatilid^ ab
tjonn ber armen troft, gabenn für, gaiftlid^e öbung in gebet
r tjunb leren totxt beffer bau öfferlid^e öbung, alfo fd^idft
mann ^nen ju eble t)nnb gmaine finbt, bo burd^ fie auä)
groffem gunft erlangten öonn manigfli^, t)nb jogen ju fid^,
an l^inbemu^, gmain gut. Slber leren njil f^nn önnb ar«-
iat)t l^aben, entft)ringt aud^ t)il gut^ bar t)% mod^t e^ ber
teuffei nit I^ben, getrad^tent bie falfd^e ^er^en ber fird^en
bieb JU argem loerdfen, önb trugen für ain fonberlid^en
fiopbienft, in fingen önb fd^re^en 2C. bo burd^ aigen önb
frembber, tobter önb lebenbigen funbt abgetilgt njurbe.
Snfo fiele auä) baö leren in floftem ob, önnb bliebe
oin fonbere to^fe gotte^ bienft, an gefd^riefft, an ftjarl^ait
tjffgerid^t, önnb tourben äße gmaine gutter in bie fI6fter
flejogen.
S)er teuffei mod^t aud^ nid^t önber fo guttem fd^^n
ligen, bar ömb gab er rat, ba§ man flofter fd^^n abrt)urffe,
tjub ftifft, t^um, d^orl^erren bar t)§ lourben, loeld^e im fug
an l^inbemuS lebten, ju ergemu^ aller n)elt, önb ben
temt)el bienft alfo öerrid^ten ju groffem gef^jott gotte^ önb
f^ner l^ailgen.
SSnb alfo ift^ offenbar, njie gar it) äße platten önb
0 gemanit 1.
E b er 1 in, Ausgew. Sehr. I. \2
178 Xtetzter Bundsgenoss.
jcl^cnben bt| fotntneti fenbt in bie Iianbt ber Höfter önb
ftiff ten, unb ba^ mit groffem fd^aben ber armen, ia aller
d^riften. SBenig ift bliben in fretier orbnung gmaincr*)
d^riften, önb bar naä) ^abtn mmd) önb <)faffen aigne red^t
gemad^t, bo mit fie möd^ten bfd^irmen önred^tc beftfeung
gmainer gutter.
2Hfo ö§ fraintlid^er l^üff t)nnb l^anbtratjd^ung ber
gmainen d^riften ift bem Slntid^rift önb ftinem l^uffen öff-
gerid^t toorben ain f onigflid^ r^d^ , barin in gotte^ namen
n)iber got taglid^ getjanblet tourt, afö biefer tag gaigt, önb
fenbt mfind^ t)nb ))faffen njorben Iierren atter hjelt.
[2t 4 ^ 3)a§ tia^ft ber l^efeen geffen gebend), ba§ ift
ain flug]^at|t, fo lang bienen, biß ba§ ber fned^t bem l^errenn
öff bem^) fopff fi^et. tt)ie groffer fd^aben ertoad^ffe öß ob-
gemelten m^^gebrud^, ift nit Ii^d^tlid^ t)§ gef^jrcd^en.
3)0 önfere öorfaren gemerit tiaben, ba§ burd^ gelienben
fain tjilff gefd^e^en ift ben armen t)nnb bilgem, l^aben fie
S^jitoU geftifft, bar in frandt letot jetroften, aber balb
goben fidd etlic^ für, fie njolten ben armen önnb frandEen
bar in bienen, bar bnrd^ fie aud^ ju l^erren ber f eibigen
gutter toorben fenbt, önb fain§ bingS minber ai^t l^aben
ban ber armen, önnb bod^ önber ber armen nammen bie
ganfe toelt t)§ betlen, t)§ fd^6t)fen. @§ ligt am tag afe
ber \>atox ann ber ©onnenn, toie bie ^ntI|onier, SSalentiner,
S^jitall^erren fid^ felb§ öerratten.
@g l^at aud^ ain fd^in, ba§ bie ^jfarrer önnb bifd^off
äu Ie|ft gar ju fid^ gog^ti l^aben bie gutter, in frafft be^
Hofter ftanbS, önb ift ben neben^jf äffen ober biacon nid^t
t)ber bl^ben, bar t)mb l^at mann erbad^t <)fronben, ftifften^
mefferien, ba^ bod^ ber ^jfarrer öicarien etftjaiS, an ber
t)farr fd^aben, l^atten, biß gu letft aud^ bie neben^jf äffen
ober Ka^jlan nid^t mer l^ilflid^ fenbt ben t)farren, fie mieffen
^elfferj)faffen bar ju bebingen in aignem foften.
S)ie SKünd^ önnb ©tiffttierren toolten gwndtem fein,
müften fie bod^ aud^ lelot l^aben, toeld^e ben t)farren öer-
0 gmanier 1. — «) bei 2: 3)at l^ett ber l^ejtem tl^o atl^enbe
g^euen. — «) benn l.
Letzter Bundsgenoss. 179
fel^ung ttietten, aber bod^ an ^reti fd^aben, baruntb tnüftenn
bic öicarien lernen bie leiüt fd^inben önb fd^aben.
Sain facrantent raid^en an gelbt, !atn gebet tl^on in
gmatn an gelbt, alfo, fol man t)ff ber Kanzel öerfnnben
ethjan lang für ain feien jebitten, ntuls man fonber gelbt
bo t)on geben.
Sie l^aben öff gerid^t bmberfd^afftenn, 5ßatroctnta,
fonber tiailtgen btenft, öil ot)fer, feelgerait, bo öon bie
armen öicarien fid^ ergerlid^ önb fd^toerlid^ enteren mieffen,
i^en bie fomen ))ferbtO, bie meft fd^lü^n in fI6ftern,
iifften ac. önb futten fid^ t)om fem, laff en ben anbem ben
f))ren)er.
S)ie fird^en bieb (alfo nenne id^ fte, ban fie fielen
önber go| btcnftlid^em fd^^n ben armen t)nnb prebigern ^rc
narung) |atten für gel^alten, man folte tempel banden önb
jieren, got gn lob, öon [3] gemainem almufen, (toan e^
ift ain ^u|)fd^er fd^^n geftetten, toan fid^ ain Slbt an n^mpt
ba§ Hofter gebatoen) bar ober toolten f^ oberletot fe^n.
Site fl5 selefeft offentlid^ ju fid^ jogen ba§ almufen, bl^ben
bie tempel banjfaHig, m)i|ten fie öom jel^enben ain ftndlin
laffen für bie tempel, genant ber l^ailigen gut, aber an
etlid^en enben ^aben fie fo gar fain ftuilin bo t)on ge*
laffen, ba§ man aud^ aH fe^rtag muls in t)nb t)or ber
lird^en an ber l^ailgen baio famlen, t)^a ba§ gan^ lanbt
t>^ famleten aud^ an ftifft fird^en, fo bod^ ain ©tifft Iierren
ain iar iiiji l^unbert gulben jeöergerenbt I)at, mit ))f erben,
öoglen, l^üren zc.
Sd^ main, fo ain n)^fer fl^nrid^er man bifer fad^en
anfang njott bebendten, foHe er Isolier njerben ermeffen, njie
ber I|al3 fe^ in t)feffer fommen.
SBie ber mi^brud^ f^ ingeioad^^en, hjotten loir laffen
fton, önb nit ad^ten loie man ti^nt, aber meer toie man
tl^on foH.
@^ ift funbtlid^ ainem iefelid^en Ktjriften, öls obge-
fd^riebnen t^uncten, ba§ man fol ben t^rebigem önnb ben
bienem gemainer d^riften notturfftige narung geben, bar
^) bei 2: be gtoten l^engefte.
12*
180 Letzter Bundsgenoss.
jctt auä) ba§ ©tiriftltcl^ tyold buxcS) gefd^rl^fften önb öcr*
nunfftig anjaigung gerd^t foll tüerben, afö 5ßaulttö t^ut.
W)tx bic t^rebtger önb biencr foHen groffe befci^aibctt»'
l^ait l^aben, ba^ fie an ergemuß bag ^j^nnentctt.
@in ipriefter fott nit get||ig fein, aud^ öff red^tfertig
gut, fonber nter gaft fre^. 1. Sinto. 3. ®r fott no6) öiÖ
nt^nber fd^anbtlid^g getoJ^nflö g^rtg fein, itjan follid^^ tl^onb
bie bo ntainenbt, gotfalifait fe^ öntb genieß toiüm.
S)aruntb foll ain ^jfarrer nterden, toa^ int 5ßattlu§ für
ain regett furfd^r^bt, rt)ie t)il er nenten fott für fein arbait.
i. 2:int. öi. @g ift ain groffer genieß, njer gotfalig ift bnb
lefl ti^m genügen, ben h)ir ^aben ni^t^ in bie toät hxa^t,
baruntb offenbar ift, wir itjerben aud^ nid^t§ ^l^nauß bringen.
SBan toir aber futter önnb bedEe Iiaben, fo laft t)nn$ be-
nugen, ben bie bo re^d^ tooHen totxbm, bie fatten in öer-
fu(|ung t)nb ftridte, önb öiel torid^ter t)nb fdftablid^er lufte,
toeld^e öerfendEen bie menfdöen ^ng öerberben önb ber-
bantniß, ben get|^ ift ain toorfeel alle^ öbcfö, loeld^er l^at
etlid^e [3i**] gelüftet önnb finbt öont glauben ^rre gangen,
önnb l^aben fid^ felb§ gemengt önber oiel fd^nter^en.
SSfe biefem kit ^aftu, n)ie öil ain t^farrer ntag nemen
öon fernen flpfarünben, tjnb nit nter. ®r l^atS nit ntit got,
toa^ er nter nint^jt, n)ie gut ber fd^^ne ift. SKerdf aud^
ben teyt . i. Sinto. ö. S)ie eltiflen bie tool furfte^en, bic
l^alte ntan jloifad^er eel^ren toerbt, fonberlid^ bie bo arbaiten
^nt njort önb in ber lere. S)an e^ ft^rid^t bie gfd^riefft.
3)u folt nid^t beut od^fen baö ntaul öer^jinben, ber bo
brefd^et, önb ain arbaiter ift fe^ne^ lol^nö mxbt SSß
biefem tt^ct lernen bie jul^orer, loie f^ follen ^rc ijfarrer
l^alten, aud^ bie t^farrer lernen, baS fie fotten arbaiten im
loorbt k)nb ^n ber lere, atö aud^ ber t)at)iften Kanone^
fagen. Senefirium batur pxoi(>ttx officium.
3Kir falbt ju ain groß mitltjben, ba^ id& l^ab mit
benen, fo biß l^ar tjnber bem önd^riftlid^cn gfafe be^ bapft^
gelebt ^aben, toeld^e, fo fie nit gar berlaffen looltcn bic
n)ort l^e^Iger gfd^rifft, önb bod^ gefurt tourben burd^ a^gnc
bofe naiglid^ait }u get)^ t)nb fd^anbtlid^em gn)^n, aud^ ge*
red^tfertigt bar in bur^ gtoonl^a^t t)nnb baf)ftfid^cm gtDalt,
an bem f^ nit lool jio^flen mid^tcn, fenbt fie bmbgctribcn
Letzter Bundsgenoss. 181
JDorben burd^ fragen t)nb antttjurten, tüte ioä) \)x fumemen
bftwt ntod^te it) l^a^Iger gfd^r^fft, mit glofen fenbt fte
ötnbl^er fo ferr gefurt, bi§ fte gelert fettbt toorbett, ber
iap^i mog ntt irrett, öttb alle gfafe, an6) ^atlger gfd^rtfft
ö^iegung, ftanbt in f^nent gtoalt, fo balb fiel atte got«*
falifait t)nb gttjiffen ah, önb läge atte^ in ber ^jftfeen be§
^rfatö bi§ ober bie oren, ba^ |at önfer funbt önib got
öerbient. Slber got f^ globt, ba§ toir loieber erloft fenbt.
S)a^ ift offenbar ö| ^aulo, aim ^jriefter ä^mpt nit
nter Iiaben t)on fetinem antjjt ban futter önb bedEe.
2lnd^ ift t)aft not aim t)riefter, ba§ er furfid^tig fe^,
önb nit atoeg fein notturfft neme t)om ampt, njo bo burd^
ba§ t)oIdt bfd^toerbt ober geergert njurbe, ba^ ain argioon
be§ ge^fe cntftonn mod^t toiDer ain t)riefter, t)nnb man and^
ben falfdöen ^jrebigem örfad^ bo burd^ gebe, alfo ju t^on,
ober bie menfd^enn minber ad^teten gotteö ioort§. 5KIfo
fd^ribt 5ßaulng t)on ^l^m felb§. i. ®or. iy. bo er lang k)nb
öil betoeret ^at, man fe^ fd^ulbig aim ^jrebiger I^b§ not-
turfft gebeii, fprid^t er. 3d^ aber l^abe ber fernes gebrud^t,
3d^ fd^ribe aud^ nit barumb bo t)on, ba§ mit mir alfo
gel^alten merbe ic. [3ij] Stem, id^ ^jrebige ba^ @uan*
gelion, önb Ü)n baffelb fre^ ömb fonft, auff ba§ id^ nid^t
meiner fr^l^ait mi^braud^e t)^m prebig ampt. @il)e, ber
Sl^joftel öerfd^onet fo faft ber fd^load^ait ber anbern, ba^
er aud^ atte^ be§ fid^ entl^alt, ha^ er mod^t nemen afö ain
apoftel, bo ju aud^ ber anbern Slpoftel ej em^jel t)at. Sßfo
fd^ribt er aud^ . 2. ®or. yi. id^ l^abe eud^ ba^ ©uangelion
ömb fonft öerfunbigt, önb l^ab anbere gmain beraubt, önb
folb t)on t|]^n genommen, ba^ id^ eud^ ^jrebigte, önb bo id^
itt) eud^ toar gegenioertig, önb mangel Iiatte, toar id^ nie*
mant befd^njerli^, bau mein mangel erftatten bie bruber,
bie t)on 3Kacebonia famen, önb l^ab mid^ in allen ftudten
eud^ önbefd^loeriid^ gel^alten, önb loil anä) nod^ midd ^^f*>
bel^altcn 2C. SBa^ id^ aber tl^u önb tl^on toil, ba§ tl^u id^
barumb, ba§ id^ bie örfad^ ab^anje benen, bie örfad^ fud^en,
baiS fie rl^umen mod^ten, fie fe^en loie njir, ben fold^e
falfd^c .?[))ofteI k)nb truglid^e arbaiter öerftellen fid^ gu
Kl^riftu^ a^jofteln, önb bag ift anä) fain n)unber, ben er
fclb, ber teuffei, öerftclt fid^ jum enget be^ Iied^t§, brumb
182 Letzter Bnndsgenoss.
tfl§ ttid^t ain groffe^, ob ftd^ aud^ f^nc biener öerftettcn ju
btener bcr gered^tigfait. ©i^e, 5ßauto toolt ain önber-
fd^atb ansaigen jnjifd^cn im felb^ önnb ben falfd^en Slpofteln
burd^ ia^, ba§ er tJtnb fonft ))rcbigte, t)nnb lieber toolt
anber^tüo l^ar Itjbßnarung getoarten, bau t)on betten, toeld^cn
er t^rebigt.
3a er nante nit atoeg öonn frentbben aud^ fein I^b^
narung. @r arbait aber mit ftinen Iienben tag önb nad^t,
baö er ^l^m felb^ önb fernen gefeHen narung genjunne.
8Kfo rebt er ju ben eltiften bfe ber gmain ®t)]^.
Slct. f j. id^ l^ab enjr faineS falber nod^ golt, nod^ flaibcr
begerb, ban t|t)r ttj^ft felber, ba^ mir biefe l^anbt ju meiner
notturfft, önb beren, bie mit mir geltjefen fenbt, bienet
l^aben, id^ l^abg eud^ alle§ gegaigt, ba^ man alfo mit ar-
baiten muffe bie fd^toad^cn auffnemen, önb gebenden an ba^
n)orbt be§ I|ern S^fu, ba§ er gefagt l^at, ©eben ift faliger
ban nemen. Qtem . 2. Seffa. iij. tt)ir l^aben nit ömb fonft
ba^ brot genommen t)on ^emant, fonbern mit arbait önb
mütie, tag t)nb nad^t Iiaben toir genjirdft, ba^ toix nit De-
mant t)nber eud^ bfd^ioerlid^ loeren, nid^t barumb, ba^ toir
be§ nit mad^t l^aben, fonbern ba§ n)ir önn^ felb jum für*
bilb eud^ geben t)nn§ nad^ jefolgen ac.
[Bij^] @il)e, loie möge befton bet| bifen felorin loortcn
Sancti ^ßauli ba^ ftroin gaiftlid^ red^t, bar in man bannet,
binbet, iagt, betriebt, beraubt ba§ arm öoIdE t)on ber ))faffen
jcinfe loegen. @i^e aud^, njie ber ))faffen muffif ait mag
befton mit ben toorten 0auli I|ie, fo er fagt, bo toir be^
eud^ ttjaren, gebotten njir eud^ fold^^, ba§ fo iemanbt nid^t
ttJil arbaiten, ber fol aud^ nid^t effen, ben tt)ir Igoren, baS
etlid^ t)nber eud^ toanblen önorbig, önb arbaiten nid^tS,
fonbern triben ^rloife. Sold^en aber gebietten njir unb
ermanen fQ burd^ k)nfem l^em Stiefum Kl^rift, ba§ fie mit
ftiHem njefen arbaiten t)nh t)i)x eigen brott effen.
Sn bifen njorten rebt 5ßaulu§ öon ^m önb anbem
öon l^anbt atbait
@g ift ain groJ5 bing ain ))farrer fein gcu önfcm
jc^ten, bo ber öicarien narung nid^t ift ban fd|n6ber gc-
ttj^n, inxpt lucrum, alf^ offenbar ift, fo man alle gebet.
Letzter Bundsgenoss. 183
tnefe, facrantcnt raid^ung, begrebtnufe, et, önb ftnbtbctteriit
in önb ö§ fegtien nt&ls fonber gelt geben*
@§ ift am ergerlid^ bing öntb ain ))f äffen, njeld^er
nticffig gat, bar aufe nit attain furnjt^ entft^rtngt, fonber
üuä) alle lafter, alf§ man te|t ttJoH fid^t an gentatner
))riefterfd^afft.
^ä) fage, tocld^er t)faff bnrd^ ian ober gepott, bnrd^
getoalt ber bifd^off ober fd^nltl^ai^ trl)bt f^ne önbertl^on gu
lauften Qm f^n I^b§ narung, ber fnnbtgt njtber Kl^riftunt,
önb ift fain ^jfarrer, fonber ain öerberber. S^wt ift er-
letobt, ba§ er ^jrtbige hk tooxt Kl^rifti önb 5ßauK, in
njeld^en fie leren ba§ öoW, njte man fol ben ))rebigern
futter önb bedfe geben, loic oben gejaid^net ift, önb aud^
, 1. Ibeffa. 5. SBir bitten eud^, lieben brüber, ba§ ^tjr er-
fennen bie an eud^ arbaiten, t)nb end^ furftel^en ^n bent
l^crrcn, önb Germanen eud^, Italien fie befte ntel^r ^n ber
Jiebe ömb ^l^re^ njerdt^ toittcn, önb f e^t fribf ant ntit l^tinen.
@§ ift and^ nit jtoe^ffel jei^aben, ba§ aint ))rebiger
abgang an lQb§ namng bie lenge, fo er luterlid^ bnb rain
t^rebigt ©l^riftunt, njan ©l^riftuS tiat ^l^nen öerl^aiffen, fie
ttjerben genng l^aben, njo fie l^in fontnten. S)an tt)o bie
ntenfd^en ba§ ©uangelion annemen, njerben fie bnrd^ ben
ga^ft Ktjrifti gelert, ben prebigern fntter geben, nter ban
fie beborffen, önb ha^ ben ))rebigem nter not njnrt fein
öfe jefd^Ial^en, ban ^l^njcjiel^en bie gaben.
[Bitj] SBo man aim t^rebiger nit gibt I^b^ namng,
ift ain jaid^en, ba^ er ain lum^jen t)rebiger ift, önb fein
falfd^ nit erlitten mag njerben bie lenge, ober ba§ bie ju-
l^orer nit annemen ba§ ©nangelion, prebigte er bie njarl^ait
gotte^, t)nnb loeren b^ jcul^örer ©l^riftenn, ber ^jrebiger^
|ette aud^ genug. SBo aber alfo bie fad^ getl^on toere, ba^
ain ))rebiger bnber böfen ©l^riften ttjere, önb ^l^m fein not
nit lourbe, t)nb er and^ nit abtretten njolt, ^n l^offnung,
fein lere ttjurbt ain mal fallen, fott er fid^ mit arbait er-
neren, bo mit er nid^tö beborffe t)nb nit jloinge bie il^enen
burd^ fdöinbcrti önb jtoang, ttjeld^e^ önerbarlid^ ttjere, aber
») jjtebißt 1.
184 Letzter Bundsgenoss.
er fol erbarlid^ njanblen gegen bie, bic brauffen fettbt
.1. Sl^effalo: xn\.
(Sin t)faff mag atoeg fo t)tl t^on, ba^ nt^in ^l^m
baruntb fe^n narung gebe, mag er nit groffe foftltd^ arbait
tS)on, fo t^ü er Heine öerad^te arbait, ift ^^m fain fd^anb^
toan anä) Kt)riftu§ rt)iefd^ f^nen iungern bie fne§, ^a att
2lt)ofteI h)nrben jcu f^jott öonn be§ ©uangelion njegen.
SBan er fo frani ober alt ift, ba§ er nit mag fd^affen^
lourbt in got nit laffen, toan er ft)rid^t, iä) miH bid^ nit
öerlaffen, nod^ öerfenmen, ^o\vit .1. c. Sßfo ba^ toir
t^nren fagen, ber l^err ift mein ^elffer, önnb loiH mid^
nid^t fordeten, ba§ mir ain menfd^ tI)on toerb, p^alm . cjöij.
S)a^ t)oI(f njcre mol genaigt ben t)rieftem I^bg narung^
toan fid^ bie t)riefter fromdEIid^ Iiielten, önnb an ber not-
turft beniegig toeren. 3)a§ toort gotte§ toere and^ frafftig
genng, ba§ öoIdE jetr^ben bar^n, aber jcn fottid^en pomp
mh öberflng, toie ^e^t ber ga^ftlid^ ftanb fnert önb l^att,
ift ba^ t)oIdt öntoittig, aud^ tr^bt fie ba^ gotte§ toort nit
gu geben, aber mer jcu nit geben.
S)arumb mieffen bie gatiftlid^en ain anber öngotlid^^
tjntoar^aftigg »ort t)nnb red^t furtragen, bo mit fie ben
armen Iiuffen erfd^redEcn, jegeben alle§ toa^ \t) begeren, önb
tl^onbt ba§ t)nber bem nammen gotteS önb ft^ne^ S^rifti^
baS ^at t|]^n got lang vertragen, aber fein gom gat t)t^
an, önb loil ba§ nit mer vertragen, er toit offenbar mad^en,
ba§ fein gebot önb nam nit fe^ it) fottid^er befd^iffere^.
SBotten bie letot ^l^nen fürt l^in geben getoonlid^en k)berf(ufe
mögen fie tl^on, §o ferr ba^ f^ toiffen fotten, ba^ fie burd^
gotteg loort bo l^^n nit gebrungen werben.
[3iii**] SSon öeranbrung ber jel^enben.
gin d^riften menfd^ foH aHe önred^t Itjben mit gebult,
fo lang man in nit tribt offentlid^ loieber got jetl^on.
3)ammb foll er nit toiberfton aim^ gmaincm gebrud^, ob
er fd^on fd^ioer ift önb öntreglid^, blo^l anber ktot in
gmain fid^ Itjben, foII er fid& furberlid^ bar in Itjben,
Stoma, yiij. @o nun bie <)f äffen nit atö d^riften, fonbcr
») ain 1.
Letzter Bundsgenoss. 185
atö |)aibcn jlDttigen ba^ öold ju bcm jcl^cnben, fottcn fie
ben gcbenn afö am anbete fd^alung.
SBo aber bar öonn jereben ift, foHcn fie befenneit bie
tuarl^ait gotted, tt)ie ba^ {ain götlic^ red^t ju la^, ba§ ntatt
in gotte^ tmntett jtoinge ba^ \)old, fonberlid^ fo ba§ bie
t^rcbiger önb p^antx tl^onbt.
Slin d^rift mag aud^ önb fol mit gottei^ toorbt anbere
öermanen, ba^ fie |elffen ain foHid^e gofelefterung abftetten^
ba§ mann fo önd^riftlid^ farett im namen ©Iirifti.
Slin Surft ober ain gmain l^at gloalt ain fottid^en
m^J5brud^ abflellen, toil eö nit gu gon burd^ ain oberfait
ober gmain, fol man bem njaffer fein flu^ lenger laffen,
önb lain fonber önfrib anfallen.
®g ^at ain gmain gutten gtoalt mit ^l^r oberfait^
ben ))faffen abfd^lal^en ober nit mer geben gioonlid^en ober-
fluß, aber nad^ gefegenl^ait ber ftat önb j^t aim p^atxtv
geben ain j^mlid^e narung.
3)a^ öberig mögen fie ^l^nen felbiS bel^aften, ober in
anbere nufe gebrud^ njenben.
SSnnb ift njol 5cu rattcn, ba§ man fold^ö t^u, lain
frah), fain ebelman, fainer, loeld&er nit ber ddriftlid^en gmain
bienet in t^rebigen, facrament raid^cnn, in bienft ber
armen zc. ober ber felb§ nit fo arm önnb frandE ift, ba§
er fid^ fonft nit m6ge neren, ber mag ben je^enbcnn tjif^m ^)
nemen, barumb luge ^eberman ju ^l^m felfo, got njurt f^n
nit lang laffen f^jotten, toetten fie ben jcl^enben l^aben, fo
muß er ben namen öerlieren, baö ^eberman loiffe, ba^ man
fottid^S nit gebe atö ain gotte^ gäbe, fonber afö ain anbere
Ianbtfd^a|ung. ®o ba^ öoIdE follid^g toaifet, tooHen fie bar
nad^ geben, frage id^ nit bar nad^, id^ maine aber, fo man
bie loarl^ait t)om gel^enben furl^ielt, man tourbt fid^ balb
ain^ anbem bebenden 2C.
[34] S)ag öoIdE fol aud^ an fid^ l^alten mit geben ben
r^d^en Hoftem, rtjd^en ^jf äffen, bo mit ^l^nen ainiS taitö
örfad^ abgang an ^l^rem öngotlid^en ergerlid^en loanbct
SBoUcn fid^ bie Pfaffen nit felb^ reformieren, ift not,
baö fie bie la^en reformieren, atö laufet ©igmunbt ^m
186 Letzter BmidsgeDoss.
©oncilio ju ©onftetife fagt. Slber ba§ ifl ain friblid^e
reformalion, fo man ^l^n nit metjr gibt, ban jintlid^e I^b^-
narung, ötib ba§ man fatn offcnlid^ fd^anbtltd^ lucfen öon
^ncn mcr Itjibd, aber ftraffc totlä)tx ^ttaftiä) funbcn tourt,
tjnnb bag burd^ toettttd^e rtd^ter, tt)o bic ga^ftlid^en nit bar
3CU tl^on tPoQen.
@§ ift fain borflin fo arm, fo man bcn gel^cnbcn
jammcn famlet, man gebe aim pfarrer 5^mli(i^e narung,
ia^ t)berig geb man anbem armen im borflin, loan fic
fe^n beborfften, arme linb bo mit laffen l^anbtioerdf lernen,
i)n bie ee bo mit l^elffen, aitn l^uß armen man fein fd^ulbt
bo mit tiulffe abjalen, obber in gemain öffd^ntten fomn, fo
ain ttietor iar fame, ba§ man aim ganzen borff bo mit
^ulffe.
@§ ift aud^ nit not, bal ^etlid^S borff ain atigcn
t)f äffen l^ab, önfere öorfarn in teutfd^Ianben ») l^aben e^
tool angefe^en, ba^ etioan .y. ober .yij. borffer nit mer
ban ain jjfarrer l^aben foHen.
SIB balb aber bie oren bt\)(f)t önb bie ))apiftifd^en
meffen öbertianbt name, önb fo öil facrament, bo mainet
man, nit beffer§ njere bann ain ))faffen önnb foHid^en gop
bienft be^ fid^ tiaben atö 3Rid^ea§. ^wbicnm .joiij.
SBan bid^ bein geioiffen nagt, fo fud^ rat önb trop
bet| ainem frummen Eliriften, magft nit ain Pfaffen l^aben,
fo n^m ain la^en, magft nit ain man l^aben, fo n^m ain
toetjb, e§ fe^ im leben ober ^m fterben.
Sa§ bid^ beniegen am fe^rtag 5cu fird^en gon, mefe
t)nb t)rebig Igoren, magft nit fommen, fo Iaj5 bid^ am
glanjben beniegen.
äßagft bn an beim tobt nit ba§ facrament l^abcn, fo
ift bt|r genÄg bein begirbt bar jcu.
Sft nit nobt, ba^ man barumb fo öill öoUcr
))faffen l^alte.
SJnfer altforbem l^aben auä) alfo getl^on, toic man
n)at|J5t, ba^ k)il borffer gan^ neioe pfarren önb pfronbcn
angenommen l^aben, k)nb fenbt bod^ ^re öetter öill l^unbert
iar Sl^riften gfein, on fie.
') teufdblanben 1.
Letzter Bundsgenoss. 187
[3 4] ^tüidß borff l^abe atn ort, bo man bic tobten
cort)cr I|in grabe, ift ntt not, ba^ atn ^jfaff bo fct|. ift
au^ nit not, ba3 ain ))faff öiflüg önb ntcj5 für bie feien
l^altc, toad gemainer ©l^riftcn gebett ntt ö^rid^tet fnr bic
feien be^ got, ift öngetl^on.
2lud^ ift offt lain t)faff, ber to^ffe jeleren, ober ber
int borff fe^, fo man fol francfc tttot l^aimfud^en, ber
Irand fd^r^et nad^ bem facrament, ba§ finbt loartet öff ben
tauff, ber <)faff ift ober ain m^tt loeg bc^ bem totin, ober
l^nrere^, önb bar gen fol man nid^t reben? 3a bona bieg,
|er bomine, bie gemainen la^n fotten bar ab flagen, önnb
cnd^ bie l^erfd^afft fd^mal mad^en. SSalete.
aSon ben meffereti pfaffen.
Sd^ l^ab offt gebadet, toar jn bod^ bie meff ere^ ^'faffn
georbnet fe^en.
^abe id^ gebadet, eö fe^ ain nad^laubeO ber Sl^jofto*
lifd^en orbnnng, baS ietlid^ gmain t)il alte l^aben folt jn
irem d^riftlid^en regiment. a^nd^ fo bag ju l^ilf ainem
^jfarrer folid^e neben<)faffen geftift fenbt. Slber ain groffer
tail ift geftift öff bie Muffigen pa<)iftifd^en meffen.
Stnn ^m fe^ toie im tt)oI, man gebmd^t nit mer
foQid^ @^a))Ion jcu regiment bed t)oIdg.
Slnd^ laiftcn fie fain l^ilff ben <)farrem, toollen bie
^jfarrer l^ilff l^aben, fo mieffen fie fonber l^elffer beftetten.
Slud^ ift e§ loibber bie orbnung El^rifti, ba§ man
mej5 l^alte ^n mainung toie man etifid^ ^unbert iar ge-
l^alten l^att.
3)arumb Dolgt, ba^ man fol Iaf[en abgon foQid^
^jfrJnben atö t)nnu^, ^a mer fd^abtlid^ önb ergcrlid^ allen
menfd^cn, önb ob önfere alt forbem öerfiert fenbt loorben
ber meffen l^alb, fo fotten mir bod& irem ^rfal nit öolgen,
tjnb fo loir fe^en, toie jcn groffem fd^aben önfer bnb
önfem nad^fommen ba^ <Jf äffen öoM gemeret tonrbt, ift
fain beffer mittel, ban man en^iel^e in bie öberflujj.
8lIfo, man ^rebige tinen gotte^ toort, toie fie mit got
nit mögen ^re ))fr6nbe öerrid^ten, and^ nod^ minber ben
^) bei 2: nat)ol0i^n0e.
188 Letzter Bundsgenoss.
genieß on ampt bo [C] öon ncnten, iooHen ftc toxHifltt^
bie t)fr6nbcn laffen, toot önb gut, tootten fie nii, fo lag
man fie bie <)fronbcn nicffen, fo lang fie leben. So fie
abfterben, öerl^l^c man bie ipfronben faincm anbcm, aber
mann toenbe bie ))fronbt ju gmainem nufe, toie e§ gut cr-
funben touxt.
S)er ba^jft ift toifeiger ban ber JJa^fer, »an in allen
ffetfen tiat ber bapft Dil folbner gfa^t, baS ift bie Pfaffen,
bod^ öff ber latien folb, önnb l^aben bie folbner <)f äffen bie
fad^e bo l^tin gebrad^t, ba^ alle fdiferifd^en lallen mueffcn
alle ^r gebancf offenbaren be§ bapft^ folbner, alfo, ba^ bar
nad^ ber bat)ft fid^ fan önnb toax^ gerid^ten, burd^ an*
bringen f^ner folbner, loie man bem la^en möge önb fol
entgegnen.
Slber bie Surften mit bem Sa^fer looHen für garten
gofeen gel^alten fein, fo man loil l^elffen ju erlofung ^l^r
griffen, jcu nufelid^er orbnung ^|rer lanb, n)otten fie
treloen rat nit annemen, verfolgen a6e ti^rcn beften freunbc,
afö ttjeren fie bie boften ftnbe, langen aber an ^l^ren l^aupt-
finben^), önnb mit offnen äugen »oHen fie Minbt fel^n.
Slber ob ain menfd^ feiinen fd^aben t)or äugen l^at, t)nb im
got nit gibt f^nn önb ^ilff, ^l^n je mtjben, fo mufe er in
bie gruben fallen, alfo gefd^id^t auä) önfem l^erren önb
furnjefem, got l^elff ^l^nen önb k)n§. 8Cmen.
(E
SSom o))fer öff ben altar.
'@ ift offenbar, ba§ ain d^rift fr^ ift in allen
öfferlid^en bingen, er mag effen aUe^, loa^ er
toil, toann er loil, loie er loil, loo er loil. @r mag Haiber
tragen öon tud^ önb färb loic er toil, too er loil, loan er n)il.
®r mag arbaiten, loan önb loo er loü. Slber ber gaift Sl^rifti
leret ben d^riften, ba§ er maj5 l^alt in allen bingen, bnb
ba^ er fid^ öor ergernu^ l^iettet.
S)a^ fag id^ barumb, ain d^rift mag fein gelt geben
loem er toil, önb loo er loil, aber er foH ergemu^ mtjbcn.
S)lo^I aber ingeload^fen ift ain groffer ^rfal ber meß
l^alb, ba§ man ad^tet ber ))faff o^jfer bie mefe öff gott für
^) l^au))ftnben 1.
Letzter Bondsgenoss. 189
aHc tnenfd^en, [<L\^] tobt önb lebenbig, für fid^ bnb für
anbcrc, önb man leret, baö man fid^ folle bife opftx^ tau"
l^affttg ntad^en, barutnb au^ man gelt öff ben altar ot)fert,
in ber fcCbigcn mainiing, önnb ob ain gutter d^rift gitttc
ntainung bar in I|att, tjcrftonbt aber fd^load^e ober bofe
d^riften fein ntainung nit, barunib fotte er nit ot^ffem öff
ben altar in ber mt% njil er bem i)faff en cttoa^ öntb go^^
toiUtn geben, fo gebe er ba§ tjffer^aft ber nte§. Sllfo fagt
aud^ Sant ^aulu§ .1. Kor. 8. ber abgot ift nid^tg, önb
ba§ bie ^^t)'^, bem abgot geo^jfert, aim d^riften nid^t fd^abet
S8 l^at aber nid^t ^eberman ain fottid^ loiffen, ban etlid^
mad^en tjl^n nod^ ain geto^ffen ober bem gofeen, önb effenö
für gofeen o\>\tx, bo mit tourt ^l^r gtoiffen, ttjetjl e^ fo
fd^load^ ift, befledEt. 2)ie ft)e^6 furbert bnn^ nit bt) got,
fo l^inbert fie önd nit. @e^et aber, ft)rid^t ^ßauIuS, ba^
biefe elor frti^ait nid^t gerate 5U ainem anfto^ ber fd^toad^en,
ban fo bid^ (ber bu ba§ erlentnife l^aft) ^emanb fe^e ju
tifd^ fifeen im abgot l^ug, lonrbe ni^t fe^n getoiffen, bie
ttje^tt eg fd^load^ ift, öor örfad^t ba§ go^en opffer jeeffen?
önnb tourt alf o ober betiner erfantnug , ber f d^toad^e bruber
ömbfommen, ömb toeld^eg mitten ©Iiriftu^ geftorben ift,
toan ir aber alfo funbiget an ben brubem önb fd^Iad^t
^l^r fd^toad^^ geto^ffen, fo funbigt ^l^r an Kl^rifton.
Sllfo ift^ anii) mit bem altar op^^x, ain groffe ai'*
gottere^ ift e§, fo man bie me§ l^anblet, tok man p^tQt
jetl^on, fid^t bid^ ain lofer d^rift o<)ffern, nt|mt)t er bar
öJ5 ain be^ilff f^neS irfatö, fi(|t e§ ain gutter, aber nod^
fc|tt)ad^er d^rift, fo tourbt er Hainmütig in ^ilfamer lere
öon ber me§, toeld^e er bitteid^t gel^ort l^at öon gutten
t^rebigem, önb tourt mer gebogen öff alten mijjbrud^, burd^
bein c]ctmpü (fo er bein gutten glauben nit öerftat nod^
eröolgen*) mag) bar er jcu gebogen ift burd^ gutte lere.
2)arumb t)nberlaj5 fottid^ bein opffer fo lang, bi§ ba^
bie d^riften ia^ im glauben önberto^fen önb gefterdtt^)
toerben.
21I§ id^ oben gefagt l^ab, gib bem armen <)f äffen aU
*) bei 2: naöolgen. — >) gefterd 1.
190 Letzter Bundsgenoss.
tttufen tjom altar, bic r^d^cn beborffcn bt)ntx gäbe nid^t,
gibe fic armen letoten, bar an e^ angelegt ift.
[(£ij] Db biefer mein rat nit getoontid^ ift in bpem
^er^en, ligt nit bar an, Inge mer öff ^ailge gfd&rifft, ban
t>ff bp aigncn gntbuncfel, önb id^ ttjil nod^ mer fagcn,
mid^ gebnndft öaft, ba§ ain E^riften mag nit mer mit
gntter gemiffen bt) ber t)apiften mefe fein, ban bt\) bcr ab-
got opffer. So ton rebt $ßaului8 alfo .1. ©or. f. Sftid^tet
^r njag id& fage, mit bcn Hugen rebe id^. ber feld^ ber
bencbe^ung, meldten mir benebc^en, ift er nit bie gematn-
fd^afft beg blto K^rifti? ba« brot, ba« toix bred^en, ift
ba§ nid^t bie gemainfd^aft be^ le^bg K^rifti? ®an toir
Diele fenbt ain brot tnb ain le^be, bie nje^I h)ir atte aine^
brobtg taill^afftig fenbt. @e^et an ben ^fraet nad^ bcm
flaifd^, toeld^e bie opffer effen, fenbt bie nid^t ^nn ber ge-
mainfd^afft be§ altar^? äBag fol id^ fagen? ^ol id^ fagcn,
ba§ ber abgot tttoa^ fe^? obber ba§ ber abgot opffer
ettoag f e^ ? Slber id^ fage, baS bie ^aiben, toa^ fie opfern,
bag opffem fie ben tenflen, önnb nid^t got. Sin toxi id^
nid^t, ba§ ^^r ^n ber teuffel gemainfc^afft fein fott, ^l^r
fnnbt nid^t jegle^d^ trindten beS leeren feld^, önb bcr teuffcI
fetd^. t)f)r funbt nit jcugte^d^ taill^afftig fein beö ^crcn
tifd^g, önnb ber teuffel tifd^g.
3e| n^mme ab, toa^ id) fage, b^e papiften mad^en
öfe ber mefe ettoag anberft ban K|riftug. ®a3 ®: SKar-
tinu^ ßutt^er fd^on bo mit öermanit*) ^att atö ain lerer
betoeret, in aim bied^Iin öon ber abftettung ber fonberen
meffen, §o fie ban anbem ^op bienft t)ffri(|ten, ban gott
l^abcn toit, öolgt, ba§ fie aud^ gott anberft furbilben, ban
er ift, önnb öolgt, baS fie ben toaren gott mit fernem
toaren gop bienft öerlaffen önnb r^d^ten öff ain falf^cnn
gott önb go|g bienft önber guttem fd^e^n önnb namen,
aber ba^ ift bie ergft abgottcre^, tjor beren fid^ toenig
l^ietten mögen, bie tottjH er atfo terbedft ift önber gittern
namen gotte^ önb fe^ne^ bienft. Sllfo tt)o bic loort got,
gop bienft jc. in biblia ftenbt, Skf)m önnb jctoingen fie
bie felbige »ort öff ^ren got tjnb gotte^ fd^^«/ toic bie
*) bei 2: tjormanet.
Letzter Bandsgenoss. l'H
Suben t^attcn, bo f^ bem gulbcn falb ecr önnb opfcr be-
tupfen in namen be3 toaxt^ go|g, @jo: am .jjjij. önnb
.iij. 3teg: jij.
[(Eij*'] SiJ ift nit gnug, baS man mit bem tooxt
gottc§ fd^re^ toibcr bie mefe, man mnfe and^ bie me§ öer-
me^bcn, atö ain abgottifd^en binft. Sife ba^ nnfelin totv
bo mag, irre id^, fo lüil id^ mid^ laffen befeferS leren. ®ie
argnment im bied^Iin be abroganba miffa t)rinata fotten
and^ ^ie ju gelefen »erben.
^
SSon bcn SRitter orben.
^Dmmenb ^er alle frummen d^rtften, tnb l^elffen
mir mahnen önnb Hagen, felienn, nemen toax,
tük gtoaltigHid^ bcr teuffei ^erfd^et ober bag d^riftlid^ öoldf^
önng ju tjerberbung feel önnb I^bS, ^a ecr önnb gut§.
S?§ tJtler emft^afftiger lerer bied^Kn tjnb »orten ^aben t)x
qtf)oxt önb öemommen, tok toix mit bapft^ gf^feen, fd^ul-
leren önb SKund^ftanbt öerberbt fenbt h)orben, alfo bag nit
not ift, ba§ id& t)H bo tjon fdöribe.
®ie blum d^riftlid^^ öoIdt§ ift in l^ol^en fd^ulen tjer*
berbt Sorben an fetten önb mainnngen. ®ie emftUd^ften
griffen fenb burd^ äBund^ftanb in fBaal^ bienft gefurt
toorben. Sitte tocit ift bnr(| ba^jft« gfa| t)erfnu))fft. SIber
nod^ ift ain fubtiler lift verborgen, ba3 aud^ ber fem attcr
ftenbt, bie man aud^ nennet ben abel, fo er ö§ naturlid^er
öemunfft önnb anmut, aud^ muttifait, l^at be§ ba^jft gfa|
mögen öerad^ten, öonn be^^l^^^^ ^a^tttt jc, 8lud^ ber mund^-
ftanbt f)at mögen öcrfjjotten, ®ic ^o^en fd^ulen l^affenn, atö
am tag ligt, l^at bcr teuffei ain fubt^I nc| gelegt atten
abelid^en gemitten, önnb öffgerid^t orben ju fed^tenn mit
bem fd^tocrbt, mcnfd^Iid^ blut jctjcrgicffcn an red^t, lieber
gotte^ gebot.
@otO verbeut t)ff ba^ ^6d^ft, man fol nit mcnfd^en
bI4t ö^gieffen.
älßan fott aud^ bie ^aibcn nit Don Ql^rcm gut triben
an fonbcre gebot gotte^.
0 ®6t 1.
192 Letzter Bnndsgenoss.
Kl^riftug tüil, mann fol in f^nem namcn fo gar nit
fed^ten t)nt6 fainerla^ tyx'iad), ha^ man au6) fol ben ntantel
ju bcm xod laffcn faren, tnnb fo man an ain bacfen 9c-
f dalagen »urt, fol man ben anbent bar bicttcn, tnb qui^
tf^on tjnfcm fepbcn.
®er teuffei gibt für, man foH toibcr gottei^ önb bcr
li^riftenl^ait [(tiij] fcinbt friegen, bo mit gottc^ e^re für-
gang l^abe, önb ba§ ift toare, aber man fol nit mit bcm
fd^ttjerbt, mcr aber mit gotte^ »ort fed^ten njiebcr fie, bo^
felbig prebigen. "ißaxnaä) fd^Ieuft ber teufet tjfe ber ter-
nunfft, man möge bem feinbt nemen alle fein ^abc, au^
baS leben, tnb jtoingt bar öff bie eyempet ber biblia, aber
er tjerl^alt ba§, ba3 got fain ftre^t gelobt ^at, ban toeld^en
er fonberlid^ gebotten l^at.
Sßfo treibt ber teuffet ettid^ l^ol^e^) gemut bar jcu,
ia^ fie n^oEen got gcu bienft n^ibber bie t)nglaubigen friegen,
toan fie jcu Irieg genaigt fenbt. Slber fie ^aben be^ fain
fug, ban fain gfd^r^fft leret fie ba&, fain fonbere Offen-
barung l^aben fie t)on got bar ju. 9lud^ tytxtttot Sl^riftuiS
tjff ba& ^od^ft, man foll in f^nem namen fain fd^toert gc-
brud^en, önb toeld^er follid^ frieg anrid^t ^m namen K^rifti,
ber t^ut ^m bie l^od^ft t>neer.
2)er Sl^riftlid^ ftre^t ftat Qm pxtbiqtn, ber Sl^riftlid^
f^g ftatt in fterben tmb ber toarl^ait h)itten, önb in I^ben
ülleg öbel, in gebult önnb l^offnung jcu gott.
Slber n)ir toeHen $ßaulum Igoren, tok er bon ber
©l^riften l^amafd^ önnb ftre^tte rebet. @p]^e. bi. cap, fprid^t
er alfo. ätte^ne bruber, frefftig eud^ in bem Ferren, tmb
p ber mad^t ferner fterdte, ji^et an ben l^amifd^ gotteg,
ba§ ^^r befielen funbt gegen ben Kftigen anleuft be3
teuffefö. 3)an tt)ir l^aben ni^t ju fempffen mit flaifd^ tmb
blut, fonber mit furften önb gewaltigen, mit ben toelt
regenten ber finftemu§ ^n bifer toelt, mit ben gaiftem bcr
bofe^ait önber bem ^^mel, ömb bt^ bitten, fo ergreift ben
l^amafd^ gotteS, auff ba& t^f^x funbt miber ftel^en an bem
bofen tage, tmb ^n allen bingen geruft fe^n.
Letzter Bundsgenoss. 193
©0 ftel^et nu, ötnbgurtet etore lenbcn mit ber tüarl^ait,
t)nb angejogen mit bcm frebg ber gered^tifait, tJttb gefd^ud^t
Ott emertt fieffett, mit ruftuttg be§ ©uangeliott tjoti bem
fr^b, ^tt attett bittgett aber ergreift bett fd^ilbt beg glaubend,
-mit toeld^em ir futtbt öfelef^ett atte fetorige ^jfet)Ie be§
bo^ttjid^t^, tjnb bett f)elm beö f)axU ntmpt an eu(|, öitb
ba§ fditüerbt be^ gaip, njeld^g ift ba^ tooxt gotte^, tJttb
bettet ftetö ^tt aKett attüegett mit bittett öttb flel^ett, ^m
[(£iij^] ga^ft, öntib ttjad^t bar jcu mit allem attl^altett tJttb
flel^ett.
@ef)et jcu alle ®f)riftett, ttja^ fattt $ßaulu§ fage, h)ie
ain El^rift fed^ten fol, mit mem, tJtib toa^ feitt l^arttafd^
ift. ©0 fom^t ber tettffel öttb rid^tet ab fid^ bett ftre^t,
t)ttb tüenbet ^l^tt t)ff hit mettfd^ett. SStittb ba§ er bem
böfeeit mtttmiHeti acuftre^ttett (tüeld^er ^ti tilen l^er^ett öcr-
borgeti ift, önttb gemur^Iet) aitt fd^^ne mad^e, atö er attett
Xafterti guttett fd^t)tt öfffe^t, fo leret er, matt fol I^pHd^
fed^tett tüiber bie menfdden, tJtib ba§ ttit aitt erber gemut
erfd^redfe ah bifer morbere^, fottberlid^, fo ©l^riftu^ lerct
bruberlid^e liebe, fo leret ber teuffei, matt fott tt)iber bie
t)ngleubigett friegett, ttit atö ttjiber tnfer feittbt, fottber afö
JDiber gotteg feinbt. 2)ar ju fol matt ati fettliti öttb
Ilaiberti ba^ l^ailig creufe tragett, bo mit bett l^eu^jtliattbel
t)ttb ^re le^be äef(|t|rmett. SSnnb ha^ fottid^e bubere^ mcr
furgatig l^abe, fo rai^ er bie furtiemfteti itt attett lattbeti
alfo jcttftr^ttett. %iä) rid^t er an orbett, bar itt atter^)
toelt gut jefamlen, fd^Io^er, ftabt, borff, bar ^n ebet letot
Maä) ^rem^) ftanbt mogenn leben, bo mit jerati^en bcn
armen abel, ain jce^t lang jeftretitenn ömb ritterlid^e eren,
tjnb barna^ ain ett)ige t)fronbt l^aben.
XJnb ba^ in atten lanben bem önf^nigen Wegen ain
furbemufe gcfd^el^e, fo »il ber teuffei, baö in atten ftettcn
getragen tt)erb ain to^fe ober fdE|tt)ar^ creufee an fonbem
flaibern ton bem ritter orben, bo mit alfo burd^ b^toonung
fottid^er letot bag önred^te tjnd^riftlid^ blut tergieffen ain
0 aEe 1; bei 2: bar^nne alber toerlt gutt. — ^) ^ren 1<
E b erlin, Ausgew. Sehr. I. 13
194 Letzter Bimdsgenoss.
gut anfeilen gctü^nne, afö man an teutfd^cnn orbcn tnnb
So^anniter orben fe^en mag.
SKfo füret bcr teuffei ben eblen abel, aud^ mit ^l^neu
fo t)il taufet mitl^elffer, on atte rett) tnb jttJ^ffel jum tobt^
önb in abgrunbt ber l^etten, önb mainen bo mit got ain
bienft jetl^on, alfo, todd)tx fie njolt öermanen aigen^ ^rfafö^
ber müfet öon ^ren l^anben fterben.
Slber x(S) bitte got, er njoHe fein lied^t h)ort fd^icfen
in ^l^r l^er^, ba^ fie aigne finfternufe be^ ^rfatö erfennen^
tjnnb t|r le^b, leben, önnb feien nit fo öbel öerberben.
Slud^ nit ha^ creu^ ®f)rifti alfo fd^malid^ l^anblen, fo fie
önber bem creu^ t|re önd^riftlid^e l^anblung entfd^ulbigen
tjnb öolfieren.
Slin El^rift fol nit fed^ten toeber h)iber d^riften nod^
miber ^aiben. S^ut aber ain Iiaib ain önbillid^en toiber*
briefe ainer ftat ober [(£4] lanbt, mag ain oberfait h)ibcr
fie fed^ten, nit afö ©Triften, fonber afö Iiaiben, bar ju ge«-
brud^en ba^ »eltlid^ fd^toerbt, tok bo öon gcfd^rieben ift
in aim bied^Iin, ton ben jnja^en fd^toerten obber regi«*
menten, aber l^iet fid^ t)berman, ba§ er ober .fottid^ Weg
nitt bedfe ben namen E^rifti, toan er mag e§ nit erleben,
SBan ber S3apft abla^ ju fottid^en friegen gibt, t^ut
er atö ain öatter ber go^Iefterung.
®er teuffei l^at aud^ bie bre^ gelübbt gebrad^t in bife
ritter orben, ba^ alle buberet) aud^ mit bem fd^njerbt be*
fd^^rm^Jt »erbe, burd^ ben abel.
3d^ f)ait t)ill gutter frainbt in biefen orben, bifeu
t)nb allen glibem ber ritter orben munfdi^e id^ gnab önb
Ililff öon got, man ^^re feelen erbarmen mid^, bo^
toa^^t gott.
2)ag man aber bie gutter follid^eri) Qxbtn liefe bl^beit,.
jcu l^ilff ber armen ebeHeut, mere nit tJubiHid^, aber bo^
Iriegen önb glubbtlid^ leben foll man abftellen.
SSermanung.
©d^amen eud^, ^r erlid^e ritter önb fned^t, ba§ ^r
alfo fd^anbtlid^ motten gebunben fein mit mund^ gelubbt,.
1) foac^er 1.
Letzter Bundsgenoss. 195
gcu fd^aben emren feelen önb leiben. @o tr hoä) nit mögt
on m^ber fein, ttjerben t)r ge^mungen SRunnen önnb anberc
fud^en, too t|r mögt, ti)onht ba§ nit, nenten ee tü^ber, fenbt
tr arm, fo gebrud^en eud^ ett)r§ orben§ gütter, fo lang bife
got eud^ ober emr ünbt ba^ öerfid^t, got tourt eud^ nit
laffen, glauben mir, ^a glauben got bar ömb, t^onb ba§
creu^ t)on etorn Haibem, bar in t|^r jcu \p\)l, jcu l^um,
jcu tan^ gonbt, aud^ fd^amen eud^ ain fonbere fect mad^en,
JCU i^ilff bcm antid^rift, bl^bt be^ gemainem E^riften l^uffen.
®arumb tourt tucS) got gnab önb ^ilff öerltfl^en für eud^
t)nb etoer finbe. ^abi ir nit genug, fo griffen bie ftiff«-
tungen etor altforbem an, bo^ mit toiÖen en)r§ Ianbt§
furften, bnb gießen ben Hoftern önb tl^ummen etlid^ feber
t)% ba mit beflaiben eud^ bnb etor ünbt ju ber not. 3f^
beffcr ban foHid^ ritter orben bem teuffei jcu lieb tragen,
Siemen furgutt tjon önn^ jk). bunbt§ genoffen, toir mainen
e§ gut.
[(£4^] njiber bie ^jfaffen fd^anber.
2)ic großen narren fenb bie, njeld^e in atter njarl^ait
fid^ felb^ tt)i^ig ad^ten, önb bie boften menfd^en fenb, meldte
in allen laftem fic| frum fd^elten laffen önb motten. 2)ie
l^od^ft blinbt^ait ift, fo man blinbt ift, fagen, mir gefeiten.
Soan: tj. ca^. barumb möge ^r funbt n^emant abnemen.
Sfe beren jcat fenbt bie blinben lernt önfcrer jce^t, meldte
fid^ önb anber bar ömb gut E^riften ad^ten, fo fie pfaffen
öeradEiten mögen. 81B ainer jcu nef)ft f^^rad^, l^ol^e in ber
fiabt 9?. ift man gut ©uangelifd^, fie fd^Ial^en bie pfaffen
n^ber atö bie l^unbt. ®t|n anberer \pxad), x6) matife ain
<)rebiger, ber ift gut Suangelifd^, er fd^ilt bie i)f äffen
toaiblid^. S)er brit rebt öon ainem önb fprad^, ber ift
gut ßuangelifd^, er ^at bie gan| faften ftaifd^ geeffen.
3ftem, ber ift gut luterifd^, er b^d^tet nit, er o^jfert nit, er
od^tet nad^ !ainem fet)rtag ic, 3ft nit ba^ ain groffer
freuet, ba§ man mutmiHen mit bedfen önber bem namen
e^rifti?
^d) min aber reben tjon ben Pfaffen fd^anbem. Sage
mir, bu pfaffen fd^anber, mie barfft bu fagen, id^ verfolge
bie t)f äffen ömb ®|riftu§ mitten? SBereft bu ain ®f)riften,
13*
196 Letzter Bundsgenoss.
bu fureft nit alfeo mit p, K^riftuö iiat am crcu| für fte
gebetten, önnb bu toiit fic öcrberben. 83iftu am menfd^,
lag fte genieffen, ba§ fie and) menfd^enn fenbt tüic bu, Ia|
fie genieffen, ba§ fie aud^ creatur gotte^ fenbt, atö bu.
S3ift ainn gelert mann, lafe fie genieffen, ba§ ir öitt getert
fenbt, biftu atn erber man, Ia§ fie genieffen, ba§ \)^x Dil
ain erber leben füren, t)a ir öil öerftenbig, ftj^fe Ictot fenbt.
S3iftu ain El^rift, lag fie genieffen, ba§ fie aud^ getaufft
fenbt mit bem blut ®f)rifti, önb l^nen für anberen gottcä
tooxt öertranjt fenb n^orben. Stoma: iij. tnb. ij. cap.
t)nb bu ma^fet nid^t, n^eld^e öfe t)nen jcu etoiger falifatt
tjfeernjelt fenbt, ha^ bu nit ain frainbt für ain feint ^affcft,
ob fie ie^ fd^on bo§ fenbt. Sllfo rebt öon ben feinbcn
aud^ Sluguftinug fu^jer pfalmoS, fordet bid^, ba§ bid^ nit
got aud^ öerftoffe, atö ^aulug biemütigen molt bie Sftomcr,
bo fie njibber bie Sieben öff ftanben. Slom. ji. 2)u fprid&ft,
id^ Derfolge t|f)r blinbtl^ait, aber ^aulug loainet ober bie
blinbtf)ait, ber 3uben, önb bat got tag tnb nad^t für fie.
SRoma: ij. Slud^ K^riftug leftert nit bie [D] 3uben in
^l^r bünbtl^ait, aber mer mainet ober bie ftabt |)ierufalem.
Suce .jij. SSnb bo etlid^ iunger n^olten bitten got, ba§
ia^ femr öom l^timmel fiel önb terbrannet bie ftat, bar
in man nit njolt ©l^riftum laffen gon, f^jrad^ E^riftug, toi^t
t)r nit, meld^g gaift ir fenbt, ber fon beg menfd^en ift nit
lommen, bie feien jeöerberben, mer aber falig ^emad^en.
S)u tf)uft ^m n)ie bu n^itt, fo magft bu bid^ nit bc*
fd^irmen mit gefd^rifft, ober öemunfft in beinem fumemen.
3d^ befen, ber jcom gotteg f^ ober bie gaiftlid^cn,
aber id^ n)olt öngem gotteg rut fein toiber fie, id^ be*
brgte, ain groffer trtail murb ober mid^ gon, ban ober
ie. Sltfo troet gott bem re^d^ babilonig, toetd^e bod^ got
gefd^idft f)at njiber bie S^ben, onnb bil anbere fonigr^d^,
@fa. jiiiji. tjnb n^iber bie 2lffirer, 9?aum .iiij. ca^). Sife bie
tejt tooU, bu tourbft finben, toit bittid^ bu bid^ forc^tcn
fott, ain rut gotteg njiber bie pfaffl^ait fein. Slud^ fretoc
bid^ nit in ber ^)f äffen öngludE, bag nit aud^ got anbete
lafe fid^ fremen in b^nem leiben, alg er burd^ ben pro-
:p]^eten troet, ®Dp^o. ij. c. 2td^ lieber frainbt, toic fotten
^m bie ^)f äffen tl^on, ir lt)b, narung, e^r ift in beg bo^jft
Letzter Bundsgenoss. 197
gcfa^, ftonb bir nit mer hart ain adfer in iap^i^ getüalt,
bu tüurbcft bid^ glinHjflid^ gegen ^m Italien. 3iit ba§ iä)
bo mit hJoHe ber ^jfaffen arg§ gut ntad^en. 9?ain. 9?ain.
aber idEi toil bid^ bo burd^ m^fen t)ff bcin aigen blobüait,
tjnb bo§ bu frentbe funb Hainem folt, nit groffern, atö
auä) Ki|riftu§ tl^at, bo er f^ner feinbt bo^l^ait nennet ain
tmmiffentiait, önb 5ßaulu§ nennet^) bie funbt ain feie,
®ala . Di.
Sain ntenfd^Iid^ ^ilff ift gnugfant, bie ^)f äffen t)§
bepftlid^em getoalt jebringen, fain ntenfd^lid^er rat ntage
^re gemiffen öfe feinem gcfa^ erlofen^), gotteS njort, gotte^
getoalt mage alain fotti(|^ jetfjon.
SSiItu mit tinen l^anblen, tl^u e§ mit gotte^ toort,
ba§ ^jrebige t)nen mit genügen önb feber, mie bu magft,
rnib tl^u ba^ in fenfte önb bemut, fo fd^affeft nu^ an ^l^nen,
on ba§ mad^ft bofe erger.
®u bift and^ nit beffer ban fic, btoe^I bu fo freuet
t)nb mütnjillig bift njiber gotte^ gcf<i|/ toiber ha^ titmptl
Kiirifti önb fet)ner iunger, bu |anbleft mit go^Iefterung
toiber ire go|Iefterung. @^ toa^ ain l^u^öatter, in a^gner
mainung öaft go|for^tig, ain fned^t fagt jcu bem anbem,
ba§ bid^ bie triefen anfommen^); ber maifter en^^rnet ober
^n, t)nb f^jradEi, ba^ bir got bie b^Ien gebe*), foltu alfo
Pud^en. S)er maifter ffud^t barumb, ba§ ber fned)t findet,
toa^ glQdE) an glQd^ bog.
Sllfo t^uft bu audEi. 3iit alfo, lieber frainbt, far ge«-
mad^, önb ftelle nit nad^ ber ^jfaffen gut, e^ ift fo bo§
gut, ba§ bir !ain nu^ bar öfe mag [5 1 ^] öolgcn. SJefill^e
fic got bem l^erren, er fol fie toot ftraffen, önb bitte got
für fie, aud^ bitte got, ba^ er bid^ nit lag fein rütten fein
toxbex hk ^jfaffen, bag bir nit ergang n)ie bem geliu njiber
ba§ i|ug Sld^ab. Dfea . 1. cap. ©in erfd^rodflid^ bing ift^,
toan got ain menfd^en gebrud^t für ain merdfgug ju ftraff
lieber anbere, feiten fom^jt e^ ^l^m ju guttem, atö tjn§
bie ^Prop^eten anga^gen.
Slud^ ift got nit mit biefen pfaffenfd^anber, ^l^r fad^
tonti lain f urgang f)abenn, got n)il nit, ba§ fie mit it)p^
0 nennent 1. — *) erlofe 1. — 3) bei 2: bat b^ be br6fe
anfamen. — *) bei 2: bat b^ gobt be br6fe g^eue.
1Ö8 Letzter Bundsgenoss.
lid^em, aber mit gaiftlid^em fcfitüert gotte§ ttjort jerftort
tüerbcn.
2lu(f| l^aben bie ^jfaffen an fid^ njeltlid^enn gtüaft fo
üaft, ba§ nit menfdEiIidEi ift, ba^ ^l^nen tüiberftanb gefd^cl^cii
möge, ju letft tüurt aller t)nfaff t)|gon ttjiber bie fd^anber,
au(| mit gef^jott gotte^ tüort^.
2)ie ^jfaff^ait bebarff ainer Sieformation, aber bu
njaifet nit, njie ^m jetl^on ift, got toax^i e^ alain, bem
felbigen befel^e eg.
@§ fenbt nod^ öil frummer ^jfaffen, beren man fd^oncn
fott, tjnnb aud^ ber bofen öon t)]^ren toegen, toie auc| got
njolt aim ganzen lanb fd^onen t)on .y. frummer toegen.
Oen: jöiij. 2lber öon fold^em^) eyem^jel h)aift bu mtnber
ban ain ganfe, bu bla^)^)eft f)in atö ein mug! in ain l^abcr-
mufe. 2)arumb njurbftu in b^ner tl^uml^ait öerberben.
äJlan mufe bod^ ^jriefter |aben, eö toere fo gut, mon
brad^te bie alten tjff redete ban, modEit mit Hainer arbait
gefd^el^en. ban fol man nenje annemen, fatt mugfcn biffcn
nit t)bel, aber ha^ rebe id^ mer menfd^Iid^, ban g6tKd^.
ajip rat ift, bu l^alteft bein Iianbt rain, bie ftraff mi^
burdE) gan^e gmain*-^) ober orbenlid^ oberfait getriben toexbm,
fol ^r re(|t gefd^e^en.
tütiber fd^njeren. flud^en. fd^elten.
2lin tjnberfd^ib ift önber fd^toercn, ftud^en bnb fd^ettcn.
©d^toeren ift, fo man etmag l^od^e^ ju jügen nt)xttpi,
ate bt) got, ht) allen l^ailgen, b^ ml)ner feien ^ail ic.
©d^njeren ift iiol^ öerbotten. SKatl^. t). cap. 3^ fog
eud^, ba§ t)r aller bing nit fd^meren folt, toiber h\) bem
]^t)mmel, ban er ift gotte^ ftui, nod^ bt) ber erben, ban jtc
ift ferner füffe fd^emel, nod^ b^ |)ierufalem, ban fie ift
aine^ groffen fünigS ftabt, aud^ foltu nit b^ btinem l^aubt
d^meren, ban bu öermagft nit ain ainig^ |ar toe^^ ober
d^toar^ 5U mad^en. (Stox rebe aber fei) t)a ^a, nain nain,
tüa^ bar ober ift, ba^ ift öom argen.
2)0 b^ merdE, ba^ alle^ fd^njeren önb aiben öerbottcn
ift l^ie in bifem teyt, ba^ ber menfd^ öon Qm f eiber t^ut.
*) foI(^en 1. — *) gamin 1.
Letzter Bundsgenoss. 199
toeng aber bie liebe, nobt, nu| be^ ned^ften, ober gpttcö
tf)xt forbert, ift§ tüol getlion, tüte aud^ ber jom üerbo*"
[Z)tj] ten ift, önb bod^ löblid^, tüan e§ öfe liebe önb gotteS
€^rett crforbert tourt.
SSnb man foffid^ reblid^ örfad^en erf orbern, bag man
fol fd^meren, fo fot man alain ht) gotte§ namen fd^toeren,
alfo l^at got gebotten. S)eu. tji.
2lud^ fol man gotte^ namen nit on reblid^ fadEi in
munbt nemen.
®ar ö§ öolgt, ba^ man bilf altig funbet in bem
fd^meren, fo mann on nöttig \ad) fd^toeret.
3a ba§ man falfd^ fd^toeret. SSber ba^, ba§ man
fd^meret b^ anbem bingen, ban b^ gotte§ namen, atö b^
ben l^ailgen, b^ beiner feien zc, 3ft atte^ mibcr got, ob
fd^on bie fad^ gut mere.
9?un merdE it) bir felbg furfelid^, toie Dil önb offt bu
grofelid^ funbeft im fd^toeren.
glud^en ift, toan bu aim etmaS tbetö tounfd^ft, afö
jant SSalting ^)Iag, bie t)eftilen|, bie franfeofen, ben galten
lobt, ba§ l^effifdEi feior, ba§ bid^ ber teuffet |otte 2c. ba3
ift miber ba^ gebot, bu folt nit jimen im ^er^en, im
tnunbt, in geberben, ia nit tobten mit merdfen, !ain morber
funbet fo t)Ü miber ba§ gebot, al§ ainer, ber gttjonlid^
findet, ain tag tiiut er tufent morbt, toa^ ift groffer? aim
tDunfd^en bie fran^ofen, :peftilen|, ober aim ain tounben
f dalagen?
SBaS ift groffer, ermorben ben It)b, ober aim ftud^en
ten ga^en tobt, ba^ bu erftod^en, erl^endft, ertrendft toerbeft,
ia^ bu ben l^afö abfatteft ic.
3a etlid^ f^jred^en, baö bid^ ber teuffei l^in fiere, ba^
bid^ ba§ I)ettifd^ feior öerbrenne, ba§ bir got feinbt fe^.
SSa§ ift ba^ anberft, bann ba§ bu bie feien Kl^rifto ab
fprud^ft, önnb toiber in alle önfalifait fureft? alfo legft bu
ia§ gan^ ©uangelion bar niber, meld^e^ terfunbet erlofung
tjon bem teuffei, IieH önb feinbtfd^afft gotte§. Stlid^ flud^en
aud^ inen felb§ arg§, ba§ mid^ ber teuffei l^in' fiere, ia^
mid^ bie })eftilen^ ermurge zc. 3a ctlid^ ft)red^en, baS mid^
ober bid^ gofemarter fd^enbe. D bu önnu^er l^ell^jranbt,
mar ju gebrud^ft bu gotteS marter? ®otte§ marter bringt
200 Letzter Bundsgenoss.
attc bing jcu eren, önnb bu tüitbt bo burd^ fd^anbt ftud^cn.
®u fprud&ft, c§ ift fci&inH)f. 3^ fage, got Ia§t nit fd^^mt)fcit
mit foHic^cn groffen fad^en. ©ot f)at atte f^ne creaturen
gebenebct)t, önb bu tjnfaliger menfd^, tütit fic öerfTud^en?
öon aim fofftd^ctin flud^cr fprtd^t ber pxopi^tt, ^fd. coüj.
^l^m ift tt)oI gft)tt mit ftud^en, barumb ift im ber f[u(|
jel^anben !ommen, önnb f)at ben fegen nit getoolt, barumfr
ift er frei ton im bl^ben. SSan ain teuffei in aim f)ufe
toonet^), njolt id^ mir minber fordeten, ban ht) aim flud^r.
glud^en ift ain groffe funbt, tourbt lt)ä)i gefd^a^t, aber
bag tf)ut ber teuffei, bo mit er ain fidlem jugang l^abe jit
öng, fo toix ain anber öerftud^en, ia öng felbg, ob ttjir
fd^impfen bo mit, bem teuffei ift e§ aber ain emft.
[Dij^] SSom fd^elten.
©dielten ift, toan bu aim tttoa^ fd^mal^Iid^g iulegft,.
in toar^oit ober önnjorliait, atö, bu bieb, bu lugner, bu
morber, bu Pfaffen fun, bu lugft, ein groffe fd^mafie ift^,.
toann man atinen ain lugner feiltet. Srame fainem mcr,.
»eld^er bid^ ain mal fd^eltet. ©cclefia . yjij. cap.
3)a§ fd^elten ift toieber bruberlid^e liebe, fonberlid^ ba
5ßaulu§ fagt. 3to: 12. ainer fol ben anbem in efiren für»
fommen, aber bu fd^mal^eft bet)nen ned^ften, önnb got tourbt
bic^ aud^ jefd^anben laffen merben, fo bu anbere fd^mal^eft
burd^ fd^elten.
K^riftu« ft^rid^t, bu fotteft bequem ') feinbt gut§ t^on,
toolreben benen, njeld^e bid^ leftern, tnb bitten für bic,,
toeld^e bidEi verfolgen. Slber bu flud^ft önb fd^ilteft auc^
bet)ne frainbt.
®g ift bod^ alle gotlofüait in tjn§, njan h)ir ain anber
grieffen, önb fraintlid^ mit ain anber reben motten, f^jred^enn
toix, ha^ bid^ fanbt Seitin anfem, baö bCr got briefe gebe,,
ba^ bid^ go^marter fd^anbe ic. D ir armen l^aitlofen
mcnfd^en, tt)ie n)oIIen t)x ^mmer toiber ju red^t gefurt
ttjerben? n)ie mag eud^ l^ail gefd^e^en?
*) toanet 1 bei 2: toanebe. — *) bel^nen 1.
Letzter Bundsgenoss. 201
®ot lajst nit mit fernen crcaturen fd^^mpfenn, aud^
ob fie funber fenbt, bcn t|^m attain funbet man, er foH
aud^ attain t)rtat)Ien, ftud^cn önb f dielten. Stoma: jij.
SBir fenbt atte aine^ tattert finbt, tod(S)tx ft)nem
ned^ftcnn Ia^b§ tf)nt, ber t^ut c§ gott, önnb got tüurt bir
nit tang Vertragen, ba§ bn b^nc mitfncd^t önb mttbruber
alfo öbef fianblcft. SRat^. yyiiiji.
D tük ain falig bing njerc bo§, fo ain menfd^ fein
jungenn bel^iettet öor fd^ioeren, flud^enn, fd^eltenn, toit t)U
fnnbe toere er ab, n)te öilen ftraffcn njere er obe?
Oot mnfe m^ öil ^jlagen fd^idfen, ban n)ir rieffen atten
|)Iagen mit önferm jludden tnb fd^toeren.
SBan id^ l^ore ainen I^d^tlid^ f d^njeren , ftud^en ober
fd^elten, glaub iä) nit, bag er ain d^rift fet|, ban ber gaift
©l^fti lafet ba§ gläubig l^er^ nit fo merdlidEi aber balb
önb offt fatten l^er t)§ ju ergernu§ aud^ be^ ned^ften. 2)o
lieber rebt $ßaulug. ©pl^e. iiij. cap. ©oloff. iij.
Slin ]^u§ öatter mod^t feine gfinbt i) njol burd^ Haine
ftraflin abfd^redfen tjon fottid^en laftern, al^ man fagt,
gran| Don ©idfingen, ber It|be !ain fned^t an f^nem l^off,
njeld^er fottid^er lafter ain^ begat.
Slin ort ift ju SBuittenberg, njeld^er tifd^gnofe ain
fd^njur, ftud^ ober f dielten begat, mufe ain Pfennig geben,
bo burd^ entnjonen atte tifd^* [Düj] gnoffen bifer lafter,
önb fagen barumb groffen banf^).
Slber gotteg fordet hjerc ber befte jud^tmaifter, got
gebe bnnS, ba§ tüxx ^|n fordeten.
lieber ba^ biedrer fd^riebenn in gotlid^en fachen.
3d^ l^abe geliort an 2): SRartin Suttl^er^ t^rebig, i>a^
er fagt, ^l^n neme munber, ba§ !ain lerer f)atte gf daneben
öom glauben an Kl^riftum, önb toere bo b^ bl^ben, fetien
att t)ff bie toerdf^) gef atten, ob öilid^t got h)ott nit l^aben,
ba^ man in g6tli(|en bingen anbere biedrer fd^retibe bau
bie S3iblia*).
0 öfunbt 1; bei 2: gef^nbe. — ») bandt 1. — «) toerrft 1.
*) »iMlia 1.
202 Letzter Bundsgenoss.
SBoI ]pxi(S)t ©alomon @cclcfiafte§ . yijr. cap, tain enbt
ift biedrer i^emad^cn.
SSnb bcr Sutl^er munfd^t, bag f^ne tJttb atter lerer
biedrer öerbrant toercn, ba§ bte d^riften fid^ aHain öff bie
Sibiia geben, önb bo b^ bl^beti. @ottt(|^ begeret aud^
ber ätteland^tl^on.
XJnb ba§ ift tüar, etlid^er mag e§ abnenten, hJte Ilainer
nu§ ermad^Bct t)| ber lerer biedrer, fo ietItdEier be^ anbem
ma^nung öerMirfft önb bod^ feiten ein beffere bar tl^ut,
toerben aud^ bie lefer önain^ bar ob, auä) ^tel tnb obc.
Siefe Drigenent, ^ieronintum zc, toa^ finbeft anberji
ban blumen ber njort, tnb menfd^en tlianbt, ©l^n^foftomu^
l^atte ein beffem mardft rid^ter geben, ban ein firt^en lerer,
2luguftinu§ l^at fo lang gefdEirieben, bife ba^ er gejnjungen
njarbe, fein aigne gefd^rieften an öil orten toiber rieff cn,
ünb ain örtail fallet ober cHe aller lerer gfd^rifften. 3^
epifto. 55. ab ^ieront). njann man l^albg fo öil f(^6 legt
öff munbtlid^e lere, aU man öff biedrer fd^rieben legt, er-
mad^fet tufent mal mer nu^ bar üfe, fonberlid^ im nenjcn
teftament t^ut e^ feiten gut, fo man mir mit biedrer ömb
gon, mer t)rfal ban nu^ txtoaä)ien bar t)§, man Ia§ fid^ be*
niegen an ber biblia, n)il ainer anttourt l^aben öff ain
Iiailfame frage, fo jaige im teyt ber Siblia bar üff, tnb
Ia§^) ben gaift feinen*-^) ejpofitor önb lerer fein. 3ft nit
not, ba§ bvL bein rat an fd^riebft mie bie S^riften ^re
confilie, meldte bod^ nit ju rat, aber ju önrat bienen.
SBt)fe tieberman ju ber Siblia, bar in tourbt man
aud^ nad^ b^nem tobt finben, toa^ not ift, ber gaift gotte^
leret atoeg in ber biblia, aber nit atoeg in b^nem talgcn
önnb lofen jotten»).
[Diij^] ®regoriu§ l^at öonn ptlid^en bingen gfd^riben
fo t)il bieder öott, toeld^er .j. bletter in ber SBiblia im
glanbenn betrad^tet, funbe mel^r in ^l^m felbS, ban aHc
biedrer ©regorij ^a^gen mögen.
») lal^ 1. — 2) feine 1; bei 2: lath ben l^l^aigen geijfl fl?nen
eflen WJ^legger bnbe lerer f^n. — «) bei 2: nic^t altoege in bl^nem
lofen tl^ante.
Letzter Bundsgenoss. 203
SBa§ iiat SJoetiu^ Don ber Iiaitgen br^l^dt gfd^rt)ben?
tüere e^ nit gfd^riben, bannod^t M^be bie ^riftenl^ait.
2)er maifter Don ben ^o^en ft)nncn ^at tJtt^ t)nft)nmg
gemad^t in ftincm bud^, bar öfe aCe ©o^j^iften t)x\a6) ge-
nommen l^aben, alle fd^ulen jebefd^^ffen.
®er fd^ul lerer tcre ift bo l^in fommen, ba§ man fidEi
^f)r befd^amen mu§.
3ft e§ bod^ ain tamer, njann man fil^t, ba§ fo ötl
!6ftlid)e ingenia fid^ tmb fonft tnb tmb nid(|t gemiet l^aben
in gaiftKd^en redeten.
3n menfd^Iid^en fünften önb redeten toxi iä) nidEit ge-
urtailt^) l^aben, ban, ba§ mid^ gebundft, fo man ht} ben
alten bl^be, aud^ b^ bem tejt an glofe, brad^te groffere er-»
fantnufe. Slber menfd^Iid^e öemunfft ift fo furmi^, ba§
man ^l^r nit genjeren^) mag.
Ein d^riftglanbig l^er^ lafet fid^ beniegen an erfantnu^
fetineö gop in l^ailiger Siblia, önnb in erfantnnfe fein
felbg, tva^ er anber^ lernen teil, fordet er fid^ ho ht), ba§
i)^m bie n)tffenf)ait nid^t me^r fd^aben bring, ban nu|,
aud^ bemieet er fid^ nit jeuit in lernen il^ener menfd^Iid^er
fünften, ma§ nit on gro§ arbait önb on Dil ät)t jufalt,
laft er faren.
Sd^ tiab ain matt bif^jutiert bo Don mit a^nem ge«-
lerten man, ber fagt, er maint, ba§ aud^ bie atten gemerdft
iiaben, h)ie Dil bu(|er fd^riben nit baft gut njere, barumb
laben fie georbnet, man folt fid^ laffen beniegen an fant
|)ieron^: Sluguft: Slmbrofi: ®regoriu§ biedrer, havnatS)
maint ^jetru^ Sombarbug^)^ man folt fid^ an f^nem bud^
lafeen benügen, mag atte lerer Dber bie biblia gefd^rt)ben
gut^ l^aben, mod^t ain fttiffiger lefer ber biblia atte§ burd^
jamen l^altung ber testen felb§ lernen, man er ain menig
erfantnn^ l^atte brt)er f^jrad^en, latin, l^ebraifd^, grefifd^,
bar in fein tejt mol faffen Dnnb corrigieren. SSil lefen
mad^t ob, emftlid^ betrad(|ten ain tejt Dnb gefd^rift jcu
gfd^rift l^alten ba3 erleud^tet Dnb fterdft. ßege e^ an Dbung,
0 getaUt 1 ; bei 2: gl^eorbelt. — *) bei 2: toeren. — ^) 2ams
BarbuS 1.
204 Letzter Bundsgenoss.
bu tüurbft c^ crfaren, alfo, bag ober am Haine jc^t bu
fainc^ Ierer§ Budget mcr ad^tcn tourbft, alfo fie§ tüirt bir
fein be§ l^ailgen gaip n)^§ jerebcn, t)a aller lerer lere
h)urt bid^ gebundfen finfter jefein gegen ber biblia, bar in
gotte^ lied^t leud^tet.
3d^ toa\)^ tool, ba§ id^ öaft öngelert bin, id^ toat)^
aber tool, ba^ mein Drtail Don ben lerem gegen ber biblia
aud^ gut ift, önb fain d^rift- [Vi] en mag cg mit got öer-
ftjerffen, biftuO itt aim lerer fo lang lefeft, bag bu bid^
öfe feiner lere toai^t öerrid^ten, önnb ba^ bu feine toiberigc
toortt*) Derainigen magft, aud^ ^l^n tüiber anbere lerer
befd^^rmen, fo l^atteft bu fo öil in ber biblia gelemet, ba^
bu aud^ beinen lerer leren mod^teft, önb gemonteft aud^ ber
fprad^ he^ l^aitgen gaift^ ee, ban bu aine^ lerer^ f:prac^
getooneft. 3)o öon rebt p^. cföiij. 3^^ ^^^ nter Der-
ftanben bau alle, bie mid^ gelert l^aben, njan bein jugfnu^,
ba^ ift, bein fiailge gefd^rifft l^ab id^ betrad^tet. 3d& l^abc
aud^ mel^r öerftanben bann bie alten lerer, njan xd) l)ab
gefud^t beine gebot.
S^§ mit ftt)J3 in fiailger gfd^r^fft, mit gebet ju got
tmtb redeten öerftanbt, önb begere and) mit l^er^en tnb
mit toerrfen bem öerftanbt jeöolgen, l^alte Kare tejt jcu
ben bundfeln, tjub öerfiarre .öi. monat: iavnaä) tourbftu
felbg toiffen, toa^ l^ailger gfd^rift mainung ift, on aller
lerer gefd^r^fften. S^n n)t)§er man fagt, ©in fd^uler l^ailger
gefd^r^fft l^at fain groffer gifft tnb ^^nbemufe ban ber
lerer gIo§ önnb öfelegung.
Slin ietüd^er go^ford^tiger menfd^ fot fid^ tool ömb-
feigen, önb öaft fordeten, bud^er jefd^riben in d^riftüd^en
fad^en, fo man t)e^ gre^fft, njie groffen fd^aben aud^ ^ailger
lerer biedrer gebom ^aben, mie fie get)rret ^aben ünb t)n§
^rr gemad^t, önnb ba^ n)ir aud^ ^l^ren ^rfatt befd^irmen,
bnb ön§ mit ber lerer biedrer öerfd^lagen bag lied^t got-
lid^er gfd^r^ften, me^r ad^ten ber lerer gefd^rift, ban fiare
1) = bis bu; bei 2: ©er bu in et^nem (erer fo lange (l^ß,
bat bu b^ t>tl^ f^ner (ere toeft t^oridptenbe. — >) bei 2: fi^ne
ivort, bar fft \id fulueft enttegen fec^t.
Letzter Bnndsgenoss. 205
tcjt ber Biblia. ©il^c für bid^, ba^ bu nit Dfrid^tcft groffer^
t)Bd mit bitten gej^riften.
SB^r .jD. bunbt^gnoffen l^abcn Dil gejd^r^bcn, aö
öttjerc crfteti .jD. bicd^Un saigcn mögen, antf) bic
.öij. d^riftlofeen <)f äffen, ber <)f äffen troft, önb jcu
letft bi§ bied^Iin, loir tüoHen anä) Dff Igoren fd^r^«-
ben, Dnb aUe menfd^en Dermanen toxx, ba^ fie
l^ailge fd^rift felb^ lefen, betrad^ten, önb mit
munbt leren, bo it) bl^ben Dnb bitten got für tm^.
3: @:
aR: SB:
Sebe in l^offnung.
Anmerkungen.
Bnndsgenoss I.
S. 4. Z. 2. Jak. Wimpheling, geb. 26. Juli 1450
zu Schlettstadt, einer der hervorragendsten der oberrhein.
Humanisten, 1498 Professor in Heidelberg, zog sich aber
schon 1500 in das Wilhelmitenkloster zu Strassburg zurück.
Die letzten Jahre seines Lebens, von 1515 an, verbrachte er,
körperlich leidend, in seiner Vaterstadt, wo er, mit der neuen
Zeit, die er freudig begrüsst hatte, der er aber nicht zu folgen
vermochte, innerlich zerfallen, am 17. Novb. 1528 starb. — Z.2.
Joh. Geiler, von seinem ersten Erziehnngsort Eaisersberg im
oberen Elsass kurzweg Doctor Eaisersberger genannt,
geb. 16. März 1445 in Schaffhausen, von 1478 bis zu seinem
am 10. März 1510 erfolgten Tode berühmter volkstümlicher,
kaustisch freimütiger Prediger in Strassburg. — Z. 3. Ulrich
Erafft, dem ansehnlichen Ulmer Patriziergeschlecbt an-
gehörig, ob mit dem am I.Mai 1485 zum Rector gewählten
prof. jur. in Tübingen oder mit dem Verf. des Buchs: „S)ad
ift ber geiftlicb ftreit gemad^t t>nnb 0e)}rebi0t tDorben burd^ ben
i^od^gelertenn Sol^ber Sle^tenn 3)octor SSlnd^ Irafft )}farrer )u
»Im 2C." (1517; vgl. Panzer, [Deutsche] Annal.1. Nr.869), iden-
tisch? — Z.3. Joh. Oecolampadius (Hausschein), geb. 1482
zu Weinsberg in Schwaben, eine Zeitlang Prediger am Münster
in Basel, wo er dem sodalitium literarium, das sich um Eras-
mus gesammelt hatte, angehörte, dann 1518 Prediger in Augs-
burg, wo er 1520 in das nahe gelegene Eloster Altenmünster
eintrat, das er 1522 wieder verliess, darauf kurze Zeit bei
Sickingeu auf der Ebernburg, dann vom Novb. 1522 an bis
Anmerkangen. 207
za seinem Tode 24. Novb. 1531 wieder in Basel, der eigent-
liche Reformator dieser Stadt. Hier ist er wohl mit Rück-
sicht auf die von ihm verfasste griech. Grammatik erwähnt.
— Z. 6. Crato von üttenheim (Kraft Hoffmann), seit 1490
Lehrer in Schlettstadt, wo er 1501 starb. — Z. 6. Joh. Sa-
pidas (Witz), geb. 1490 zu Schlettstadt, berühmter Humanist
und Rector der Schule seiner Vaterstadt, die er aber, weil er
die evangelische Lehre angenommen, verlassen musste; er
ging nach Strassburg, wo er am 8. Juni 1560 (1561?) starb.
— Z. 7. Mich. Hilsbach (eig. Zimmermann, nach seinem
Geburtsort in Baden, entweder Amt Eberbach oder Amt
Smsbach, sich nennend), von dem ich einen Aufenthalt in
Hagenau nicht nachweisen kann, doeh erschien 1520 von ihm
Primitium seu Incunabula Latinae Linguae. Hagenoae per
Thomam Anshelmum (vgl. Panzer, Annal. VH, 90. No. 182);
später Rector der Schule zu Pforzheim, seit 1535 in Zwei-
brücken zuerst Rector, dann Pfarrer; er lebte noch 1546, in
welchem Jahre er, obschon ein vetulus, zum zweiten Mal
heiratete. — Z. 7. Spinler ist wohl Druckfehler für Georg
Simler aus Wimpfen, zuerst Rector in Pforzheim, 1510 nach
Tübingen übersiedelnd, wo er, eines der angesehensten Häupter
der Universität, 1535 starb. — Z. 8. Nicolaus Gerbellius
ans Pforzheim, seit 1515 in Strassburg, wo er Lehrer der
Geschichte und ein eifriger Beförderer der Reformation in
streng lutherischem Sinne gegen Oapito, Bucer u. a. war; starb
zu Strassburg 1560. — Z. 8. Joh. Brassicanus (Kol) aus
Gonstanz, lehrte zuerst an der latein. Schule zu Urach, dann
zu Tübingen, wo er Melanchthons Lehrer war. — Z. 8. Hen-
rich manni ist Jak. Heinrichmann aus Sindelfingen,
welcher im Pädagogium in Tübingen lehrte und noch 1560 fast
hundertjährig lebte. Seine Grammatica sectae recentioris, quam
modemorum vocant, erlebte von 1506 bis 1520 21 Auflagen.
— Z. 9. Aegidius Erautwasser aus Böblingen, lat. Schul-
meister in Stuttgart, später (nach Bosser t in den Blättern
f. württemb. Kgsch. H, 1 jedoch erst 1528) in Horb. — Z. 10.
Joh. Seh midi in (Fabricius), ist 1522 in Esslingen, ein viel-
gewanderter Schulmann, später in Ulm (vgl. Bl. f. württemb.
Kgsch. 1889, 56; Calwer Württb. Kgsch. S. 299. — Z. 10. Joh.
Co eleu s (Cochlaeus, eig. Dobeneck), geb. 1479 zu Wendel-
208 Anmerknngen.
stein bei Nürnberg, seinen Geburtsort als Wendeltreppe oder
Schnecke latinisierend nannte er sich Cochlaeas; seit 1510
Rector der Lorenzerschule in Nürnberg, ]515 Begleiter der
jungen Geader, der Neffen Pirkheimers, nach Bologna, wo er
mit Hütten Freundschaft schloss; seit 1519 Dechant des Lieb-
fraaenstifts zu Frankfurt a. M., wo der eifrige Humanist 1521
schnell ein eifriger Romanist wurde, der sich zeitlebens in der
Bekämpfung Luthers durch eine Unmasse von Schriften ab-
mühte. Von der Reformation aus Frankfurt verdrängt, war
er kurze Zeit in Mainz und dann von 1527 an als Nachfolger
Emsers (vgl. Flugschriften aus der Ref. -Zeit H.yUI) bei Herzog
Georg von Sachsen, bis er nach dessen Tode 1539 auch diQses
Land verlassen musste. Er starb 1552 als Canonicus zu
Breslau. — Z.U. Wilh. Nesen, geb. 1493 zu Nastätten im
Nassau'schen, 1514 — 1516 in Basel Mitglied des um den Buch-
drucker Frobenius versammelten Humanistenkreises, von Eras>
mus begünstigt, mit dem er aber hernach zerfiel, 1520 nach
Frankfurt a. M. berufen als Begründer des Gymnasiums, von
wo er 1523 nach Wittenberg zum Studium der Recht« ging,
hier aber am 5. Juli 1524 bei einer Kahnfahrt auf der Elbe
ertrank, von Luther und Melanchthon betrauert.
S. 5. Z. 13. D e r t u s i e n s i s ist der Cardinal, spätere Papst
Hadrian VI., aus Utrecht, Professor in Löwen, und von Maxi-
milian L zum Erzieher seines Enkels Karl V. berufen, seit
1519 Bischof von Tortosa in Spanien. — Z. 23. Obser-
vantzer : Observanten, die 1363 gestiftete Congregation der
Franziskaner nach der strengeren Regel, während die von
der milderen Regel Conventualen hiessen. — Z. 39* Glapion,
ein Franzose von Geburt, Franziskaner, Karls V. Beichtvater,
der Luthern Freundschaft heuchelnd, diesen bewegen wollte,
nicht nach Worms hineinzugehen, sondern sich zu eine^ Unter-
redung mit seinen Gegnern auf die Ebernburg zu Sickingen
zu begeben; „ein alter schlauer Fuchs, den Erasmus selbst
bei aller Geläufigkeit, die ihm in dem lateinischen Laudations-
styl eigen ist, nicht unter den Deckmantel seiner Rhetorik
zu nehmen vermag" (Baum, Capito u. Bucer 125).
S. 6. Z. 27. C u r t i s a n , Höflinge, nannte man die Diener
der hohen Geistlichen in Rom, welche sich meist die besten
deutschen Pfründen aneigneten, deren Einkünfte sie in Rom
Anmerkungen. 209
verzehrten. Die Klagen über sie sind schon vor der Refor-
mation sehr häafig in Deutschland. Ihr Wesen und Treiben
schildert sehr drastisch Thom. Naogeorgius (Kirchmair) im
Regnum papisticum Ib. II. c. 5., auch Burcard Waldis in
seiner Uebersetzung davon: ^ad !ßät)ftifd^ ditid}, 1555.
S. 7. Z. 24. Die Feigen zeigen, ein obscöner Ge-
stus, indem man den Daumen zwischen Mittel- und Zeige-
finger hervorstreckt, als Ausdruck der Verachtung und des
Hohns. Schon im mittelalterl. Latein: facere ficam, noch heute
in Italien fare la fica (fica = cunnus). — Z. 29. Ein Gulden
hatte damals den Wert von über 5 Mk. (vgl. Schmoller in
Ztschr. f. die gesamte Staatswft. XVI, 669).
S. 10. Z. 19. Die Ordensprovinzen der Bettelmönche
hatten j e einen Bischof als Oonservator.
S. 11. Z. 9. C o m m e n d e , die Verwaltung eines erledigten
kirchlichen Amtes bis zu seiner Wiederbesetzung. Aber unter
dieser Form wurden vielfach Eirchenpfründen auf Lebenszeit
tibertragen ohne die Verpflichtung der persönlichen Amtsver-
waltung, worüber selbst ein Herzog Georg von Sachsen auf
dem Wormser Reichstage sich beklagte. — Z. 22. Käs-
jäger, Käsebettler, Käsewurm, wurden damals häufig (auch
von Hütten, Oarlstadt, Hans Sachs) die Bettelmönche genannt,
weil sie beim Terminieren besonders nach Käsen fragten.
S. 12. Z. 8. Die Herzoge Ludwig und Wilhelm von
Baiern waren damals, mit dem Kaiser gespannt, noch nicht
feindlich gegen die Reformation aufgetreten; erst nach dem
Wormser Reichstag fingen sie an, von Dr. Joh. Eck dazu be-
wogen, die Anhänger Luthers zu verfolgen. — Z. 8. Franz
von S ick in gen war gerade damals eng an das Interesse
Karls V., für dessen Wahl er eifrig gewirkt hatte, geknüpft.
Karl hatte ihm am 23. Okt. 1519 zu Brüssel eine Bestallung
als königlicher Rat, Kämmerling und Hauptmann ausgefertigt;
Sickingen dem Kaiser im November 1520 die Summe von
20 000 rhein. fl. ohne Unterpfand und Zinsen vorgestreckt. —
Z. 9. Pfalzgraf Friedrich, der spätere Kurfürst Fried-
rich IL, damals ein bis zum Leichtsinn lebenslustiger Cavalier,
kam wohl in diese Gesellschaft, weil er für Karls Wahl (ob-
gleich er 1516 wegen eines Liebesverhältnisses mit Karls
Schwester Eleonore, der späteren Königin von Portugal, in
£b er 1 in, Ausgew. Sehr. I. ]^4
210 Anmerkungen.
Ungnaden vom Hof verwiesen war) eifrig gewirkt hatte und
jetzt zur Belohnung einen einflussreichen Posten im Reichs-
regiment erhalten hatte. — Z. 24. In den Wormser Grava-
mina vod 1521 wird geklagt, dass die Juden, mit ihrem Wucher
von den weltlichen Gerichten abgewiesen, sich an die geist-
lichen Gerichte wenden und die armen Christen dadurch in
Bann bringen (Schmoller 1. c. 584). Auch Murner in der
Narrenbeschwörung (ed. Gödecke, 1879, c. 20) und in der
Schelmenzunft (ed. Waldau 1788. c. 1) spricht von Verkündung
des Banns von der Kanzel herab wegen Schulden (vgl. Radl-
kofer 15. Not. 23). Häufig findet sich dieselbe Klage bei
Luther. Es erschien 1523: S3alaam§ efelin. $on bem ä3ann;
baS er bmb gelbtfd^ulb, bnb anbre geringe fad^en nit maQ df^xi^U
lid^ gefeit toerben . . . burd^ SWatl^iS aößurm bon (Se^bertl^e^^m.
S. 13. Z. 17. Fuckerien, Fuggereien, eigentl. Handels-
niederlassungen mit Monopolen des berühmten Augsburger
Handelshauses der Fugger, dann allgemeiner: jede, besonders
wucherische, Handelsgesellschaft. — Z. 22. Gülte, Kapital-
zinsen für Darlehen, welche nicht zurückbezahlt werden
sollten und eigentlich auch unabkäuflich waren (Koscher,
Syst. der Volks wirtsch. 12. Aufl. H, 405). Luthers, Melanch-
hons und Zwingli's Ansicht über den Gültkauf s. Schmoller
t. c. 557ff.
Bundsgenoss II.
S. 20. Z. 18. Hochzeit in den 70 Tagen, nämlich vor
Ostern, von Sonntag Septuagesimae ab, welche für die Ehe-
schliessung tempus clausum waren.
S. 21. Z. 17. Fronfasten sind die Quatemberfasten, die
Mittwoche nach Luciä, Aschermittwoch, Pfingsten und Kreuz-
erhöhung, welche von der Kirche als Fasttage festgesetzt
waren. Fron- (d. i. Herren-) fasten hiessen sie, weil sie im
bürgerlichen Leben Termine für Entrichtung von Zinsen, Ab-
gaben etc. waren. — Z. 29. Kreuzgänge heissen die Bitt-
gänge, Processionen an bestimmten Tagen, um von Gott geist-
lichen oder irdischen Segen zu erflehen, weil dabei das Kreuz
vorangetragen wird.
Anmerkangen. 211
S. 22. Z. 5. Co 11 atz, collatio, die Abendmahlzeit. Col-
lata apad monachos praesertim dicitur Sacroram librorum
lectio, quae statfs horis, maxime post coenam, coram iis fiebat
A coUationibas monasticis, qnibus finitis ad bibitionem ibatur,
serotinae coenae Co Hat Ion um appellatione sortitae sant.
(Du Gange, lexic. I, 429). — Z. 8. Thomas, von Aquino,
1224—1274, der grosse Scholastiker, Lehrer in Paris. — Z.17.
Johann Duns Scotus, geb. um 1270 in England, gest. 1308
als Lehrer an der Universität in Köln, der Kivale und Gegner
von Thomas Aquin. — Z. 18. Wilh. von Occam, geb. gegen
Ende des 13. Jahrb., ebenfalls Engländer, Franziskaner, Schüler
des Duns Scotus und gleichfalls bedeutender Scholastiker;
verteidigte die Rechte der Staatsgewalt gegen die Anmassungen
des Papstes Johann XXII., darüber in Bann gethan, aber vom
Kaiser Ludwig d. Baier an seinen Hof aufgenommen, wo er
1347 (?) in München starb. — Z. 20. Jean Charlier, 6er son
nach seinem Geburtsort bei Eheims genannt, 1363—1429, be-
rühmter Lehrer und Kanzler der Universität Paris, Haupt der
Reformpartei auf dem Concil zu Constanz, aber doch fQr die
Hinrichtung von Hus und Hieron. von Prag stimmend. —
Z. 20. Gabriel Blei, der letzte Scholastiker, Lehrer an der
unter seinem Einfluss 1477 gestifteten Universität Tübingen,
starb 1495. Was unter der ,epikierung* (Z. 18) zu verstehen,
vermag ich nicht zu sagen.
Bnndsgenoss ni«
S. 24. Z. 18. Butz, eig. verlarvte Person, dann oft ge-
radezu fUr den Teufel stehend, vgl. Grimm, Wtb. I, 588; über
das Bescheissen des Teufels, ib. I, 1560.
S. 26. Z. 6. Die hl. Agatha, zu Decius Zeit in Catanea
auf Sicilien, wies die unreine Liebe des Statthalters ab, der
sie deshalb als Christin za qualvollen Leiden verurteilte. Es
wurden ihr die Brüste abgeschnitten und sie nachher auf
Scherben und glühenden Kohlen zu Tode gewälzt. — Z. 30.
, Einigkeit^ in Parallele zu ,Beschluss* (claustrum, Z. 29) ver-
stehe ich in dem Sinne, wie das Wort öfter bei Geiler von
Kaisersberg vorkommt (vgl. Grimm IH, 211), als ,Einsamkeit,
14*
212 Anmerkungen.
Abgeschiedenheit^ Man könnte auch ,£inigkeit' in dem Sinn
von „Vereinigung * nehmen, wo dann die Klostergemeinschaft
damit gemeint wäre.
S. 28. Z. 1. ,h)ie öcrl^cnöft bu ein teil* weiss ich nicht zu
erklären. Ist statt ,b>i^' vielleicht ,la>xV Schleier, zu lesen, so
dass der Sinn wäre: wie verhängst du als Strafe für sie einen
Schleier, dass sie nämlich aus diesem Verhängnis blinde
Elosterleut (S. 27. Z. 36) sind? ,Verhängen' in dem Sinne
„als Strafe zulassen" schon S. 22. Z. 10. — Z. 14. Küchen-
latein, schlechtes, barbarisches Mönchslatein; warum dieses
gerade Küchenlatein heisst, ist ungewiss (vgl. Grimm V, 2505).
S. 29. Z. 9. Lesmeister, Lector, Lehrer der Theologie
und Philosophie im Kloster. — Z. 19. Philo's, des um
Christi Zeit lebenden alexandrinischen Juden, Schrift ,De vita
contemplativaS — Z. 22. Frascarey, das ital. frascheria,
läppisches Zeug, Posse.
S. 30. Z. 1. Fe der spiel ist eigen tl. der Falke oder
Sperber, mit dem gebeisst wird, dann aber der Spielvogel,
der die Falken lockt; hier in dieser Bedeutung: Lockvogel.
— Z. 27. Das mit reichen Einkünften für 12 Klosterfrauen
und eben so viele Chorherren von Richardis, der Gemahlin
Karls des Dicken, um 880 gestiftete adelige Frauenstift
And lau bei Barr im Elsass. Dort soll Lazarus begraben
liegen. VgL Irenicus, descript. German. Ib. XI; Grandi-
dier, bist, de T^glise de Strassbourgl, 276ff.; II, 304 ff.
Bnndsgenoss IT.
S. 36. Z. 6. Die horae canonicae, die 7 Tagzeit, die
von der Kirche mit Bezug auf Psalm 119, 164 festgesetzten
7 Gebetsstunden: die Matutin oder Mette (nach Mittemacht),
die Prim, Terz, Sext, Non (6, 9 und 12 Uhr und 3 Uhr Nachm.),
die Vesper (Abendgebet) und die Complet (vor dem Schlafen-
gehen), auf welche neben andern Gebeten auch der Psalm 119
verteUt ist. Eberlin scheint jedoch die 7 Zeiten mit den
7 Bitten des Vater unsers in Verbindung zu bringen, vgl.
S. 43, Z. 5f.
S. 37. Z. 20. Spittelherren, Hospitaliter, Hospital-
brüder hiessen die Mönche und Laienbrüder, welche sich der
Anmerkungen. 213
Pflege der in die Hospitäler aufgenommenen Armen und
Kranken widmeten. Im 9. Jahrhundert zu Siena entstanden,
breiteten sie sich während der Kreuzzüge über die meisten
Länder aus. Zu ihnen gehören die bei einer Antoniusfeuer
genannten Pest im J. 1095 von Gaston in der Dauphin^ ge-
stifteten Antoniter, die von Guido in Montpellier um 1178
gestifteten Heiliggeister oder Ejreuzherren, sowie die beiden
Bitterorden der Deutschherren und der Johanniter (Rho-
diser, Maltheser), welche wenigstens in der ersten Zeit ihres
Entstehens ebenfalls die Pflege der Kranken als hauptsäch-
lichste Aufgabe hatten. Wegen ihres sittlichen Verhaltens
waren die Antoniter in der Reformationszeit vielfachem Spott
ausgesetzt. — Z. 31. »Der Teufel scheisst auf den grossen
Haufen*, unserem decenteren Sprüchwort entsprechend: Wo
Tauben sind, fliegen Tauben zu. Auch bei Murner, Narren-
beschw. 15 vorkommend.
S. 40. Z. 22. Zeitbuch, das Gebetbuch^ welches die
Gebete für die einzelnen Zeiten, die canonischen Stunden, die
Feste etc. enthält, das Brevier, das der Geistliche zu beten
verpflichtet ist.
S. 42. Z. 7. Für „mär ftett" weiss ich keine Bedeutung.
S. 43, Z. 5 f. vgl. zu S. 86. Z. 6.
Bundsgenoss Y.
S. 51. Z. 9. Bede = Bedae. Beda Venerabilis, 673
bis 735, Mönch und Lehrer an der Klosterschule zu Jarrow
in Northumberland, war im Mittelalter besonders als Exeget
geschätzt, obgleich er als solcher nur Compilator der älteren
Kirchenväter ist.
Bundsgenoss Tl.
Die Uebersetzung des Abschnittes aus des Erasmus En-
comion Morias, von S. 56, Z. 6 bis S. 60, Z. 8 reichend, ist
manchmal nur eine ziemlich freie Umschreibung, der Eberlin
noch mancherlei Zusätze eingefügt hat.
S. 56. Z.U. Er asm.: quem comoedum, quem circula-
torem spectare malis. — Z. 18. Erasm.: Deum immortalem
j4**
214 Anmerkungen .
ut gesticulantur! — Z. 20f* Erasm.: ut omnia clamoribus
miscent! — Z. 28. 3l6er ... — Z. 31. bar^u, ist Zusatz
Eberlins.
S. 57. Z. 5. aI8 o6 . . . 8. tl^orl^eit ift, fehlt bei Eras-
mus; Eberlin hat es aus dem Gommentar des Listrius (vgl.
zu S. 154. Z. 27) aufgenommen, aber verkürzt; die Stelle lautet
Tollständig: Solem enim ajunt in jejunio arietem, primum zo-
diaci Signum, ingredi, eoque tunc omnia magis humescere et
calescere, crassosque humores corporum, qui in hieme propter
coeli Mgiditatem resolvi non poterant, nunc resolvi incipere,
atque idcirco paucis tunc egere corpora nutrimentis, eoque
bene institutum esse ab ecdesia jejunium vemo tempore. —
Z. 18. Horatii Satyr. II, 7, 21: Quorsum haec tam putida
tendunt? — Z. 22. Erasm.: in pulvere posset evidentias
depingere. In Sand zeichnete man geometrische Figuren. —
Z. 25. Erasm.: ut hodie quoque magis caecutiat quam talpae
[nach dem griech. Sprichwort: dondXaxog rv^Xcots^og], ni-
mirum tota luminum acie ad ingenii cuspidem avocata [wozu
Li Str.: Acies ad animum refertur, cuspis autem non dicitar,
nisi de re corporea, data autem opera hie vertit]. — Z. 38.
(bann . . . jefu) Zusatz Eberlins.
S. 58. Z. 1. s[ummus], m[edius], v[ltimus]. — Z. 5.
Erasm.: Deinde docuit eam literam apud Hebraeos esse
ttS, quam illi ,Syn* appellant, porro ,syn* Scotorum, opinor,
lingua jpeccatum* sonat. — Z. 10. Nach „Niobe" hat Eberlin
die Stelle ausgelassen: cum mihi propemodum evenerit, quod
ficulno illi Priapo, qui magno sui malo Canidiae Saganaeque
nocturna sacra spectavit [vgl. Horat Sat. I, 8, 46]. — Z. 11.
einleitung, Erasm. efpodov^ dazu Listr.: h. e. insinuationem,
quae est oratio quadam dissimulatione et circuitione obscure
subiens auditoris animum. — Z. 20. b>o tDtE bie t>orreb l^inaug ;
Erasm. hat hier das Yirgilianische (Eclog. III, 19): Quo nuQc
se proripit ille? — Z. 25. Quarte loco jam nova sumpta per-
sona qnaestionem movent theologicalem. — Z. 33. corrol-
laria, Zusätze, Beigaben. Auch die frühesten Predigten Luthers
haben noch solche corroUaria. — Z. 33. bg^ug ober nad^bolg^
Erasm.: suppositiones. — Z. 34. ,fd^(e(ften^ ist wohl Druck-
fehler des Originals für ,fd^recl^ten': Erasm.: apud imperitum
vnlgus jactitant.
Anmerknngen. 215
S. 59. Z. 1. e£em)}e( h^^, Erasm.: ex speculo (opinor)
historiali aut gestis Komanoram. — Z. 2. t>nform(i4e )}rebi0,
Erasm.: chimaeram suam, daza Listr.: sennonem porten-
tosam ex partibus multo diversissimis, tanquam monstrum
constantem, mit Bezng aaf die Homer. Iliad. VI, 180 ff. be-
schriebene vielgestaltige Ghimaera. — Z. 3. baS man fie
laum tc, Erasm.: qualem necHoratias unquam adseqni potuit
cum scriberet (de art. poet. v. 1): Humano capiti etc. — Z. 5.
,tteif(l^man* ist Druckfehler des .Originals für ,tteifd^toan* =
irgend einmal, etwan; Erasm.: audierunt a nescio quibus. —
Z. 12. I^dr^igung, Erasm.: ad concitandos animos. — Z. 17.
Erasm.: elleboro homini opus esse, l^iesswurz war den
Alten ein Mittel gegen Wahnsinn. — Z. 19. im fürgang,
Erasm.: in progressu. — Z. 22. bie meifter be^ toolrebcnij,
Listr.: de risu movendo multa fit mentio apud Fabium (d. i.
Quintilian., institutt. orat.) Ib. 6. — Z. 27. Das bekannte Sprich-
wort: asinus ad lyram, welches Erasm. Adag. erklärt: qui
indecore tentant artificium, cujus sunt imperiti. — Z. 33.
Erasm.: a fori circulatoribus, dazu Listr.: Juxta morem
Italiae dixit: nam ilUc in foro posita mensa conscendunt ne-
bulones herbarii aut praestigiatores aut aliud quidpiam simile
profitentes et oratione populum illiciunt. — Z. 38. Julium,
Erasm. hat: Ciceronem; Eberlin meint wohl Jul. Cäsar, der
auch als Redner berühmt war.
S. 60. Z. 7. apo^tüi^Uxt}, Erasm.: cum cerimoniolis. —
Z. 19. ,!artünff(in* weiss ich nicht zu erklären.
S. 61. Z. 24. Schotum, vgl. S. 22, 17; — Thoman,
vgl. S. 22, 8; — Bonaventura, 1221 — 1274, bedeutender
Scholastiker und zugleich Mystiker; — Nicolaus Lyranus
(aus Lyre in der Normandie), Franziskaner, der berühmtestii-'
Exeget des Mittelalters, in manchem ein Vorgänger Luthers,
daher: Si Lyra non lyrasset, Lutherus non cantasset, starb
1840 in Paris; — Hugo entweder von St. Victor, 1097—1140,
Begründer der mystischen Theologie, oder, was wahrschein-
licher, Hugo de St. Caro (gest. 1268), Dominikaner und Pro-
fessor in Paris; er wie Lyra schrieben Postilla in universa
Biblia, deren sich die Prediger vielfach bedienten. — Z. 34.
,t>nfer fratoen ^faltet* hiess der vollständige oder Dominikaner-
Rosenkranz, weil bei demselben, bis er durchgebetet war,
216 Anmerkungen.
150 Ave Maria, der Zahl der 150 Psalmen entsprechend, za
sprechen waren. Man nannte aber auch Marienpsalter die
Umdichtung sämtlicher Psalmen za Ehren Maria's, deren es
verschiedene gab; — Krone ngebet, capellaria, corona, war
gleichfalls eine Rosenkranzandacht, bei welcher 83 Paternoster
zum Gedächtnis der 33 Lebensjahre Christi und 5 Ave za
Ehren der 5 Wunden Christi abzusprechen waren.
S. 62. Z. 26. Die dreissigst Messe, Seelenmesse, am
30. Tage nach dem Begräbnis gehalten. — Z. 26. Guldin,
goldene Messe, über deren Bedeutung die kath. Liturgiker,
z. B. F. X. Schmid, Liturgik II, 81 nicht im Ellaren sind. Eine
Augsburger Synode von 1610 verbietet die sieben goldnen
Messen; in einigen Kirchen wurde am Advents -Quatember,
in anderen nach Michaelis eine goldene Messe mit der grössten
Feierlichkeit und 3 — 4 Stunden dauernd gehalten. Schmid
meint deshalb, der Name ,goldene* rühre von der grösseren
Feierlichkeit her. Auch Luther redet, z. B. im Sermon vom
N. Test. 1520, Erl. Ausg. 27, 169 davon: .Weiter haben sie
nun eine Mess besser gemacht denn die ander, eine hiezu,
die ander dazu nützlich geschätzt, da sein sieben gülden
Messen erfunden". Die Erklärung, welche Eberlin selbst im
XIV. Bundsg. (S. 160, Z. 3) giebt, dass sie so geheissen, weil
sie einen Gulden gekostet, soll vielleicht nur ein Scherz sein.
— Z. 26. Jahr zeit, anniversarium, sind die auf Grund eines
Kapitalfonds gestifteten, jährlich am Todestag eines Verstor-
benen zu haltenden Seelmessen. — Z. 27. Brüderschaften,
Laiengemeinschaften, meist einem Mönchsorden angeschlossen,
an dessen guten Werken die Mitglieder teilnehmen, ohne sie
selbst leisten zu müssen. Die Aufnahme (Einschreibung) in
iie Brüderschaft war meist mit einem Geldbeitrag verbunden.
S. 64. Z. 32. Die Carmeliter wollten alle übrigen
Mönche an Liebe zur Jungfrau Maria übertreffen und nannten
sich deshalb Unser lieben Frauen Brüder.
Bnndsgenoss YII.
S. 71. Z. 3. Monica, die Mutter Augustins, sprach
sterbend: „Begrabt diesen Leib wo ihr wollt; nur um das
Anmerkangen. 217
Eine bitte ich euch, seid meiner eingedenk am Altar des
Herrn, wo ihr auch sein mögf* (August. Conf. IX, 11).
Bnndsgenoss TIIL
S. 85. Z. 20. Synagoga Satanae vgl. Offenb. Joh. 2, 9; 3, 9.
S. 87. Z. 29. Welche Verordnung des Papsts Boni-
facius VIII. Eberlin hier meint, konnte ich nicht ermitteln.
Bonifacius VIII. verfolgte allerdings die strengere Partei der
Franziskaner, die Spiritualen, weil sie* in seinem Streit mit
Philipp dem Schönen von Frankreich auf Seiten des Königs
standen. Eberlin scheint die Worte aus seinem hier nicht ganz
getreuen Gedächtnis niedergeschrieben zu haben, wie sich
schon daraus ergiebt, dass er den Tempel- Orden schon vor-
her vertilgt werden lässt, während er zuerst unter dem Nach-
folger Bonifacius', Clemens V., aufgehoben und vertilgt wurde.
Bnndsgenoss IX.
S. 93. Z. 24. Seelgefährt, auch Seelgeräte, fromme
Stiftungen zum Heil der Seele (Seelmessen, Seelbäder etc.).
S. 94. Z. 13. offene und beschlossene Klöster, nach
der milderen oder strengeren Klausur. In den letzteren war
Laien der Zutritt und den Insassen der Ausgang aus dem
ELloster ohne specielle Erlaubnis des Oberen untersagt.
S. 98. Z. 14. Ueber diese gedruckte ,Barfdsser-Historie'
(S. 96, 34 schon als „der Barfüsser-Chronik Bücher '^ erwähnt),
sowie ihr „Freiheits-Buch" und endlich über den Z. 32 an-
geführten Humbertus von Lasslen geben die Repertorien von
Hayn, Panzer und Weller keine Auskunft. Lasslen wird
auch bei Wadding, Script, ord. Minorum, Eom. 1650 nicht
erwähnt.
S. 99. Z. 21. Mehrere Eremitengemeinschaften in Italien,
die verschiedene Namen führten und verschiedeneu Regeln
folgten, wurden von Alexander III. 1256 in den Augustiner-
Eremitenorden (kurzweg Augustiner genannt) vereinigt und
ihnen die angebliche Regel des hl. Augustin gegeben. —
218 Anmerkungen.
Z, 22« Die Oarmel]ter,1156m Palästina gestiftet, erhielten
1224 von Honorias III. die päpstliche Bestätigung. — Z. 35*
Johann (Ruchrath) von (Ober-) Wesel wurde 1479 in hohem
Alter von der Inquisition in Mainz gezwungen, seine sog.
Irrlehren im Dom abzuschwören, seine Schriften verbrannt,
er selbst zu lebenslänglicher Gefangenschaft im Augustiner-
kloster verurteilt, wo er 1481 starb. — Z. 36* Gerson vgl.
S. 22, Z. 20) bestritt die Lehre des Dominikaners Matth. Gra-
bow, dass das Elosterleben die Vollkommenheit des Christ-
ichen Lebens sei.
S. 100* Z. 20. Erst 1247 wurde die Regel der Car-
meliter, welche für den Erwerb des Unterhalts Handarbeit
vorschrieb, durch Innocenz IV. modificiert und sie den Bettel-
mönchen gleichgestellt.
S. lOL Z. 18. Die „eingeschlossenen Kloster-
frauen", die wirklichen Nonnen, im Unterschied von den
„fßtQxntn", Beghinen, Frauen, welche seit Ende des
12. Jahrb., zuerst in den Niederlanden, sich zu einem frommen
gemeinschaftlichen Leben, aber ohne Gelübde zusammenthaten,
späterhin aber sich dem dritten Orden der Franziskaner oder
Dominikaner anschlössen, und sich sowohl dem Bettel als
auch, zum Teil wenigstens, einer grossen Zuchtlosigkeit er-
gaben. — Z. 21. Die Carthäuser, 1084 von dem hl. Bruno
aus Cöln, in der wilden Gegend la Ohartreuse bei Grenoble
gestiftet; — die Benediktiner, gestiftet von dem hl. Be-
nedikt von Nursia, dem Vater des abendländischen Mönch-
tums, der 529 das Stammkloster Monte Gasino in Campanien
gründete; — die Bernhardiner, eig. Cistercienser, ein Ab-
leger der Benediktiner, gestiftet 109S von Robert, dem Be-
nediktinerabt von Molesme, durch Gründung des Klosters
Citeaux, in einer Wildnis bei Dijon, von wo aus bald meh-
rere Klöster entstanden, darunter auch das von Clairvaux,
dessen Abt 1115 der hl. Bernhard wurde, dessen Ansehen
erst den Orden recht in Aufschwung brachte, und nach welchem
er auch den gebräuchlicher gewordenen Namen Bernhardiner
erhielt. — Z. 27. Prämonstratenser, von Norbert aus
Xanten in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. gestifteter Orden
regulierter Chorherren, nach seinem Stammkloster Pr6montr6
bei Rheims benannt; — Regulierer, Geistliche, besonders
Anmerkungen. 219
Domherren, welche, ohne in den Mönchsstand zu treten, doch
sich zu einem gemeinsamen Leben, meist nach der Kegel
Augnstins, verpflichteten; sie Messen canonici reguläres zum
Unterschied von der Weltgeistlichkeit, canonici saeculares ; —
Wilhelmiten, auf einen sonst wenig bekannten hl. Wilhelm
zurückzuführen, der 1153 nach einem ausschweifenden Leben
sich in eine Wüste Toscana's zurückzog, welche nach seinem
Tode (t 157) der Ausgangspunkt von Eremiten-Gongregationen
wurde, die sich nach ihm benannten. Der Orden brachte es
nie zu einer grösseren Bedeutung und verschwand im
18. Jahrh. ganz.
S. 104« Z. 24. @et(, cingulum, Gürtel, ursprünglich zu
jeder Priesterkleidung gehörig, um die Alba zu schürzen, dass
sie nicht zu tief herabhing; später, als die Alba nicht mehr
so lang war, unnötig geworden und nur von den Mönchen
beibehalten; — was ist aber „tD^P' (wiler, Schleier) hier? ein
so benanntes Kleidungsstück ist mir bei den Mönchen nicht
bekannt; begreift Eberlein hier die Nonnen mit ein? —
„^d}iippUv"y Scapulier, aus zwei Streifen Tuch bestehend, die,
auf den Schultern an einander geheftet, über Brust und
Bücken getragen werden. Die Carmeliter trugen zu seiner
Verbreitung hauptsächlich bei, indem sie vorgaben, dass sie
es von Maria selbst empfangen hätten und alle, welche es
trügen oder wenigstens darin stürben, selig würden. — Z. 26«
,,mbtQ'', wohl soviel als „niedlich'^ Eberlin stellt hier eine
dreifache Antithese auf, bei deren mittelster der Gegensatz
ist: kein leinen Hemd tragen zur Abtötung des Fleisches
und doch aus Eitelkeit niedlich, geziert sein, so wie er es
S. 102, Z. 5 f. schon getadelt hatte.
S. 105* Z. 14« 92., wohl um den volkstümlichen derben
Ausdruck für „Betrug** nicht zu gebrauchen. Aber Eberlin
geniert sich doch sonst nicht! vgl. z. B. S. 155, 22 f.
Bundsgenoss X.
S. 107« Titel Z. 2« Psitacus vgl. zu S. 122, 2.
S. 108« Z. 2« Wolfaria, d. i. das Land, wo man wohl
fährt (Badlkofer 25). — Z. 3« Bingmänner sind die
220 Anmerkungen.
Magistratspersonen. „Ring" heisst in der Schweiz der kreis-
förmige Platz einer Landgemeinde, wo der Magistrat sitzt
(vgl. Grimm, Wb. s. v. Ring). — Z. 26, bnfcr« §crflOtiJ
tag = Fronleichnam.
S. 109, Z. 24, in Sigurid fingen: der künstliche,
verzierte und dadurch verweltlichte Figural- oder Mensural-
gesang im Gegensatz zu der einfisushen Melodie des Choral-
gesangs.
S. 110, Z. 11, Für die Non (3 Uhr) — wie für jede
hora canonica — schreibt das Brevier ein Capitulum (kurzen
Abschnitt aus der Bibel oder den Schriften der Kirchenväter)
und einen Hymnus vor ; zwischen beide soll also die Predigt
fallen. — Z. 19, ^u bent SCltar tragen, die oblatio dena-
riorum, das Geldopfer, meist zwei Münzen, von denen die
eine auf der rechten, die andere auf der linken Seite des
Altars niedergelegt wird, nachdem man sie geküsst hat, vgl.
Schmid, 1. c. II, 166.
S. 113, Z. 28, Niemand soll sich schämen etc., auch
häufig bei Luther vorkommend, z. B. im Unterricht von den
Klöstern, 1522 (Erl. 28, 26).
S. 115, Z. 29, Röhrlin im Kelcb, calamus, fistula, ein
Saugröhrchen, wie solches vor der Kelchentziehung im Abend-
mahl gebraucht wurde, um das Verschütten beim Darreichen
des Kelches zu verhüten.
S. 116, Z. 16, Achtmänner, octoviri , hiessen an man-
chen Orten die acht Kircbenvorsteher (Grimm, Wtb. 1, 170, s. v.) ;
sind diese hier gemeint?
S. 117, Z. 24, Psalterlin, Krongebet, vgl. 61, 34; Hor-
tulus und Paradisus animae häufige Titel für Gebet- und
Erbauungsbücher im Ausgang des 15. und Anfang des
16. Jahrb., auch mit dem deutschen Titel: ,,@elen tourq*
garten"; auch „Psalter** und „Rosengarten** waren Titel sol-
cher Bücher, vgl. z. B. Well er, Repert. 2242.
S. 118, Z. 1, pattn, die patena, Hostienteller. —
Z. 5, die Farbe ändern, nach den verschiedenen Zeiten
des Kircheujahres : violett, grün, rot, weiss und schwarz, wie
es noch jetzt in der katholischen Kirche üblich ist
S. 119, Z. 1. Didymus Faventinus ist das Pseudonym,
unter welchem Melanchthon im Febr. 1521 seine Entgegnung
Anmerkungen. 221
auf des Dominikaners in Rom Thomas Rhadinus Placentinus
(weil er aus Piacenza stammte) Schrift gegen Luther aus-
gehen Hess. Des Rhadinus Schrift führte den Titel: Oratio
ad illustriss. et invictiss. Principes et populos Germaniae in
Mart. Luterum Wittemb. ord. Heremit. nationis gloriam vio-
lantem; Melanchthons Entgegnung: Didymi Faventini adver-
sus Thom. Placentinum pro Mart. Luthero theologo oratio.
Beide Schriften sind abgedruckt im Corp. Ref. I, 213 u. 287.
Die Reformatoren (und ihnen folgend Radlkofer 29^^)
vermuteten, jedoch irrtümlich, unter dem Rhadinus Hieronymus
Emser in Dresden.
Bnndsgenoss XI.
S. 122» Z. 2* Eberlin lässt hier, sowie in der Schrift
„Mich wundert, dass kein Geld im Land ist" unter dem Na-
men Psitacus (psittacus, Papagei) seinen Vetter „Huldrich
Sittick, etwa des Amtmanns Sohn zu Gutenzell" (württemb.
Oberamt Biberach), auftreten. Dem Vater desselben, „dem
ehrbaren und frommen Mathis Sigk von Gintzburgk Bürger
und Stadtschreiber zu Lougingen (Lauingen) an der Donau"
widmete er 1522 die Schrift „Vom Missbrauch christlicher
Freiheit". Wenn er ihn hier auch anredet „Mein lieber
Vetter", so zeigt doch der Schluss der Widmung, wo er ihn
bittet, diese Schrift auch der Frauen Ursula Sigkin, „euer,
auch meiner Mutter Schwester" vorlesen zu wollen, dass
Mathis Sigk vielmehr sein Oheim war. (Vgl. Radlkofer 2 ^)
— Z. 3. Wo Ifaria, vgl. 108, 2.
S. 124« Z. 3L Fuckery, vgl. 13, 17.
S. 128» Z. 4» in Bann gethan werden umb Schuld, vgL
zu 12, 24.
S. 129* Z. 11* Ehehalten. Dienstboten, welches Wort
Luther, Hauspostüle (Erl.* 3, 46 also erklärt : „Daher heisst
man das Gesinde an etlichen Orten Ehehalten, dass sie zum
Haushalten helfen und d«n Eheleuten ihre Nahrung durch ihre
Arbeit und treuen Dienst bessern sollen".
222 Anmerkungen.
Bnndsirenoss XIL
S. 137« Z. 25« Der Psalm Beati immacalati, der 119.,
nach römischer Zählang der 118. Psalm, wird in den horis
canonicis täglich ganz recitiert, and ist wegen seiner Länge
in kleinere Abschnitte auf die einzelnen horas verteilt,
vgl. S. 36, 6.
S. 138« Z. 4« „ein Wesen der Waldbriider wie im
Lande Wirtemberg*% was Eberlin damit meint, vermag ich
nicht zu sagen.
Bnndsgenoss XIII.
S. 150« Z. 30« Eberlin bezieht sich hier auf die den
Schweizern bekannte Legende von dem hl. Mauritius und der
thebäischen Legion, welche unter dem Kaiser Maximian zu
Martinach am Fusse des grossen St Bernhard den Märtyrer-
tod erlitten haben sollen, weil sie, selbst Christen, sich wei-
gerten, die Christen zu verfolgen.
Bnndsgenoss XIY.
Auch dieses Stück des Encomion behandelt Eberlin
in der Uebersetzuug (S. 154, 12—157, 23) sehr frei.
S. 154« Z. 27« Gerh. Listrius, Rector der Schule zu
Zwoll, Freund des Erasmus, schrieb einen Commentar zu dem
Encomion, den manche dem Erasmus selbst beilegten, jedoch
mit Unrecht, da dieser sich in seinen Briefen über die Arbeit
des Listrius wegen ihrer Unverständlichkeit . tadelnd aus-
spricht — Z. 34« Li Str.: Erasmus videtur taxare genus ho-
minum illaudatum, quos vulgo quaestuarios vocant, qui
circumferentes sanctorum reliquias etc. — Die Questionirer
sind die Ablasskrämer.
S. 155« S. 14« Hippolytus wurde von seiner Stieünntter
Phädra, weil er nicht in ihre Liebe willigte, bei seinem Vater
Theseus verleumdet, als habe er ihr Unzucht zugemutet; von
diesem verwünscht, wurde er von den scheu gewordenen
Pferden zerrissen, aber von Aesculap wieder lebendig ge-
Anmerkungen. 223
macht, Ovid. Met. XV, 497ff. — Z. 14. mit köstlichem Ge-
zierd etc., Erasm.: phaleris ac bollis religiosissime adomatnm.
— Z. 17f. Erasm.: per hnjas aeream galeam dejerare plane
regiam habetur. — Z. 19» Garen, Quadragen, fehlt bei
Erasmus. Carena, eig. carantena, aas quadragesima verderbt,
ist das 40 tägige Bussfasten bei Wasser und Brot (vgl. Decret.
Greg. IX., Ib. IV. tit 4. c. 2) ; heisst aber auch der Ablass da-
von. Quadragena wird von Du Gange s. v. als im Sinne
damit identisch bezeichnet. — Z. 23« Erasm.: qui magicis
quibusdam notulis ac preculis, quas plus aliquis impostor vel
animi causa vel ad quaestum excogitavit;, freti nihil sibi non
pollicentur, opes etc. — Z. 33« Stock = Opferstock; Erasm.:
abjecto ex tot rapinis unice nummulo universam vitae lemam
expurgatam putat.
S. 156« Z. Iff. Erasm.: Quid autem stultius iis, imo
quid foelicius (näml. für die Thoren), qui septem illis sacro-
rum psalmorum versiculis quottidie recitatis plus quam sum-
mam felicitatem sibi promittunt? Atque hos magicos versi-
culos daemon quispiam, facetus quidem ille, sed fntilis magis
quam callidus, divo Bemardo creditur indicasse, sed arte
circumventus miser. Diese Bemhardsverse müssen im Aber-
glauben der damaligen Zeit eine grosse Rolle gespielt haben,
da auch die Reformatoren sie unter den Missbräuchen, welche
man in des Papsts Kirche findet, aufzählen (vgl. Corp. Ret
IV, 977). Listrins sagt über dieselben: Qnidam e Septem
fecerunt octo. Super hac re vide quam ridicule narrent, imo
scribant fabulam: Daemon aecurrens divo Bemardo jactavit
se scire Septem versiculos in psalmis Davidicis, quos qui
quotidie recitasset, non posset non ire in coelum. Instabat
Bemardus, ut indicaret, quinam essent. Cum ille recusaret,
„Nihil agis^', inquit Bemardus, „quandoquidem quotidie totum
evolvam psalterium, in quo tui quoqne septem versus insint
necesse est". At Daemon veritus, ne tanti boni dedisset
occasionem, malnit versiculos suos indicare: atque hoc tan-
tum bonum, quantum nee in evangelio legimus, Cacodaemoni
ferimus acceptum. Die 8 Verse selbst aber waren nach dem
Hortulus animae folgende: Ps. 18, 4 f; 31, 6; 89, 4 (Ende);
39, 5 (Anfang); 86, 17; 116, 16—18; 142, 5; 142, 6 (je nachdem
die beiden aus Ps. 39 für einen oder für zwei Verse gezählt
224 Anmerkungen.
werden, kommen 7 oder 8 Verse heraus). Vgl. die Bemer-
kung Eawerau's in Luth. W. W. ed. Weimar IV, 442*.
— Z. 14* '3^^^/ Er asm.: anathemata (Listr.: ita vocantor
donaria suspensa in templis).
S. 157« Z. 10* Er asm.: ut nominatim etiam praescribant,
quot tedas, quot pullatos, quot cantores, quot luctus hi-
striones velint adesse, quasi futurum sit, ut aliquis hujus
spectaculi sensus äd pios sit rediturus, aut ut pudescant de-
functi, nisi cadaver magnifice defodiatur. — Z. 21* „0 Thor-
heit" ist Zusatz Eberlins.
S. 159* Z. 24* Der hl. Ludwig, geb. 1274, gest. 1297, ein
Sohn Karls II. von Anjou, hatte in einer gefährlichen Krankheit
das Gelübde gethan, Franziskaner zu werden. Im Alter von
22 Jahren zum Priester geweiht, legte er noch im nämlichen
Jahre Profess ab und musste aus Gehorsam gegen den Papst
das Bistum Toulouse übernehmen. Er trug auch als Bischof
den Ordens-Habit und kannte kein heisseres Verlangen, als
resignieren zu dürfen, welches Verlangen sein früher Tod
stillte. — Z. 35* Antonius, geb. 1195 in Lissabon, gest. 1231
in Padua, der berühmteste und volkstümlichste unter den
wunderthätigen Nachfolgern des hl. Franziskus.
S. 160* Z. 3* sieben guldin Mess vgl. S. 62, 26. —
Z. 5* Ueber Unser Frauen Mantel finden wir in dem
(bei Moufang, kathol. Katechism. 1881, S. XLIV veröffent-
lichten) Christenspiegel des Franziskaners Dederich von Münster
ein besonderes Kapitel mit der Ueberschrift: „eine Lehre,
wie man Maria einen Mantel machen soll, dass sie uns be-
decke in der Stunde das Todes"; um einen solchen Mantel
zu Stande zu bringen, werden u. a. folgende Mittel angegeben:
Samstags fasten; alle Tage eine Messe Maria zu Ehren lesen;
zu unser lieben Frauen Mantel 14 Ave Maria lesen; Almosen;
100 Te Deum u. s. w. „Also wird der Mantel gross und
gänzlich gemacht, da uns Maria mit bedecken und beschir-
men will*^ — Z. 13* Ueber die unbefleckte Empfängnis
Marift bestand bekanntlich zwischen den sie bejahenden Fran-
ziskanern und den sie verneinenden Dominikanern ein langer
Streit, den zuerst Plus IX. am 8. Dec. 1854 durch sein dog-
matioum de Immaculata Dei Matris conceptione decretum zu
Gunsten der f^""^ — **8chied. Di« ininikaner in Bern
Anmerkangen. 225
suchten im J. 1508 ihrer Ansicht durch einen frommen Betrug
die Oberhand zu verschaffen, indem sie einem einfältigen
Schneidergesellen Joh. Jetzer, der bei ihnen als Laienbruder
eingetreten war, wunderbare Marien-Erscheinungen und Offen-
barungen vorgaukelten'; aber trotz seiner EinfUltigkeit durch-
schaute der Schneidergeselle den Betrug und machte der
Obrigkeit Anzeige davon, worauf dann die Haupträdelsführer
eingezogen und am 31. Mai 1509 öffentlich' verbrannt wurden.
Es erschienen mehrere besondere Schriften darüber und in
den Flugschriften der damaligen Zeit wird häufig Bezug auf
diesen Bemer Handel genommen. — Z. 25. Dominicus fluchte
auf seinem Todbette (gest. 6. Aug. 1221) demjenigen, der
in seinem Orden sichere Einkünfte und Güter einführen würde;
Papst Martin V. hob 1425 dieses Verbot auf. — Z. 29, Sta-
tionierer, dasselbe wie Terminierer, mit Heiligtümern um-
herziehende Bettelmönche; vgl. über sie Uhlhorn, christL
Liebesthätigk. s. d. Ref. 44. — Z. 31. Valentin er werden
hier und öfters die im Kloster des hl. Valentin zu Rufach
im Elsass wohnenden Benedictiner- Mönche genannt; einen
Orden der Valentiner gab es nicht. Ueber ihr Betteln vgl. auch:
Ein Spruch von dem bösen Missbrauch etc., bei Schade,
Satiren und Pasq. I, 32, v. 203. — Z. 36. Ueber St. Bern-
hards Botschaft vermag ich keine Auskunft zu geben.
S. 161. Z. 1. Schon die Zeitgenossen nannten St. Bernhard
Doctor mellifluus.
Bnndsgenoss XY.
S. 165. Z. 25. vgl. Luc. 22, 36. —
S. 166. Z. 23. Jesaj. 64, 6. — Z. 25. Joh. 15, 5. —
Z. 26. 2. Corinth. 8, 5. — Z. 31. Sacharj. 3, 4. — Z. 35.
Hos. 18, 9.
S. 167. Z. 3. 1. Mos. 8, 21. — Z. 9. Jerem. 31, 18. —
Z. 20. l.Petr. 2, 13.
S. 168. Z. 38. Scoti, vgl. S.22, 17; -- Thome, vgl.
S. 22, 8; — Haies, Alexander v., aus dem gleichnamigen eng-
lischen Kloster, gegen Ende seines Lebens (gest. 1 245) Fran-
ziskaner, Lehrer an der Universität Paris, einer der bedeu-
226 Anmerkangen.
tendsten Scholastiker der zweiten Periode; — Occam, vgl.
S. 22, 18; — Biel, vgl. S. 22, 20. — Z. 39. Albertus Magnus,
aus der schwäbischen Adelsfamilie von Bollstadt stammend,
Dominikaner, ein durch sein umfassendes Wissen, das seine
Zeitgenossen zum Teil magischen Rfäften zuschrieben, be-
deutender Scholastiker, lehrte zu Paris und Cöln, und starb
am letzteren Orte 1280; Thomas v. Aquin war sein Schüler.
Letzter Bandsgenoss.
S.175. Z. 3. Widemhof = Pfarrhof, von widem, ein
zur Dotierung einer Kirche gegebenes (gewidmetes) Grund-
stück etc. — Z. 19. 2. Corinth. 8, 12. — Z. 20. Tob. 4, 9. —
Z. 29. Entringen, nw. von Tübingen.
S. 176. Z. 37. Schottenklöster, von schottischen oder
britischen Missionaren gestiftete Klöster, welche später mit
den Benediktinern verschmolzen, ihren Namen aber bei-
behielten; solche Klöster gab es an vielen Orten Süd- und
Mitteldeutschlands.
S. 177. Z. 4. Heiliggeister, vgl. S. 37, 20. — Z. 5.
Antonier, vgl. S. 37, 20; Valentiner, vgl. S. 160, 31. —
S. 179. Z. 7. Patrocinium, das Jahresfest des Schutz-
heiligen (Patrons) der Kirche, aber auch einer Brüderschaft,
eines Ordens, einer Zunft, selbst einer FamiUe. — Z. 8. Seel-
gerät, vgl. S. 93, 24.
S. 180. Z. 20. fid^ gemengt etc., nach der Vulgata:
inseruerunt se doloribus multis. — Z. 31. ber $a))iften @a<
noned: im Lib. Sext. Decretal. Ib. I. tit. 3. cap. 15.
S. 182. Z. 38. turpe lucrum, 1. Tim. 3, 8; Tit. 1, 7. 11;
1 . Petr. 5, 2.
S. 184. Z. 12. Psalm 117 nach römischer Zählung =
Ps. 118, 6. — Z. 13 ist nach ,Sei58 9lal^rung* wohl zu er^nzen:
,au geBen*.
S. 189. Z. 3. Geld auf den Altar opfern, vgl. zu S. 1 10, 19.
S. 190. Z. 26. Luther, de abroganda missa privata, Ja-
nuar 1522 (ed. Erl. opp. v. arg. VI, 115).
S. 191. Z. 8. de abrog. miss., vgl. S. 190, 26.
S. 192. Z. 2 f. vgl. Matth. 5, 39flf.
AnmerkuDgeiL 227
S. 194. Z. 19. ,9üd^(dn bon ben gtoeten @d^toertem ober
9legimenten* ist nach Radlkofer 74 ^" Luthers Predigt ,t)on
jtQeierlet ®erec^ttg!eit' 1520 (eigentl. die Spalatin'sche deutsche
üebersetzuDg vom Sermo de duplici justitia 1519, ed. Erl.
opp. V. arg. II, 329; ed. Weimar. II, 145). In dieser Predigt
kommt zwar eine Stelle vor, die von dem Gebrauch des
Schwerts durch die Obrigkeit handelt, aber keineswegs in der
hier von Eberlin angegebenen Weise, der Christen und Hei-
den einander gegenüberstellt, während Luther zwischen ho-
mines publici und privati unterscheidet. Und zudem, wie
käme Eberlin, der doch mit unserer Stelle seine Leser auf
das Büchlein selbst hinweisen will, dazu, dasselbe mit einem
ganz anderen Titel, noch dazu ohne Luthers Namen, zu be-
zeichnen? Welche Schrift jedoch Eberlin meint, kann ich
nicht angeben, indem bei Panzer, Well er etct keine mit
diesem Titel verzeichnet ist.
S. 199. Z. 19. iBalttng $Iag, die fallende Sucht, wo-
gegen St. Valentin half (jedenfalls wurde er bei dem Volk
durch die Wortähnlichkeit Helfer, vgl. Agricola, Sprich-
wörter Nr. 500: 3$ alt in kommt von faUen und ist das
faUenb äbel; Agrippa von Nettesheim, de incertitud. et
vanit scient. c. 57 : Germani caducum morbum Valentino, quia
hoc nomen cadere significat, et Galli Eutropio [wobei man
das Wort in französ. Aussprache lesen muss] addicunt hydro-
picos ob vocis consimilem sonum.
S. 200. Z. 5. Ps. 109, 17.
S. 202. Z. 3. vgl. Luther, Wider die Bull des Endchrists
1520 (Erl.« 24, 40). — Z. 12. Aehnliche abfällige Urteile Luthers
über Chrysostomus vgl. Tischreden Nr. 2630. 2640. — Z. 15.
Eberlin meint Augustini Ibb. IL Retractationum , welche er
im Alter, um 427, schrieb und worin er mit seiner nunmehr
gereiften theologischen Einsicht eine scharfe Kritik an seinen
früheren Schriften übte. — Z. 17. Falsches Citat Eberlins, es
muss heissen: e)}ifto. £i£. Es ist die bekannte Stelle: alios
(sc. auctores) ita lego, ut quantalibet sanctitate doctrinaque
praepoUeant, non ideo verum putem, quia ipsi ita senserunt,
sed quia mihi vel per auctores canonicos vel probabili ratione,
quod a vero non abborreant, persuadere potuerunt. — Z. 29.
Des Papsts Gregor L (590—604) libri XXXV Moralium in ex-
228 Anmerkungen.
positionem Job, deren masslose allegorische Schrifterklärang
es ist, die Eberlins Tadel hier herausfordert — Z. 33. Boe-
thius, röm. Staatsmann und Philosoph, 524 von dem Ost-
gothenkönig Theoderich enthauptet, weil er einer Verschwö-
rung mit dem griech. Kaiser Justinian verdächtig war. Seine
Schriften, in welchen er hauptsächlich den Aristoteles seiner
Zeit mundgerecht gemacht hatte, wurden im Mittelalter bis
zur Reformation vielfach gebraucht; die hier erwähnte Schrift
führt den Titel : Quomodo trinitas est unus Dens et non tres Dil.
S. 203. Z. 1. Der ,3Reifter bon l^ol^cn ©innen* ist der
berühmte Scholastiker Petrus Lombardus (gest 1164), dessen
Werk, Sententiarum Ibb. IV., unzähligemale commentiert, ge-
Wissermassen das dogmatische Compendium des Mittelalters
wurde.
S. 204. Z.14. Ps. 119,99.
S. 205. Z. 5. Die 7 christlosen (eigentl. trostlosen)
Pfaffen und der Pfaften Trost sind zwei, schon im J. 1521 er-
schienene Flugschriften Eberlins, welche in dem IL Bdch.
ihre SteUe finden werden.
Brock von Ehrhurdt RarrM, HaUe a. S.
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