Skip to main content

Full text of "Neudrucke deutscher Literaturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  lechnical  restrictions  on  automated  querying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  fivm  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogXt  "watermark"  you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  and  hclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  rcach  ncw  audicnccs.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http: //books.  google  .com/l 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Uiheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  Partnerschaft  lieber  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  Tür  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  fürdieseZwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .coiril  durchsuchen. 


ö:>-<:^v// 


s 


Angelus  Silesius, 

Cherubinischer  Wandersmaim 

(Geistreiche  Sinn-  und  Schiussreime). 

Abdruck  der  ersten  Ausgabe  von  1657. 
Mit  Hinzufngung  des  sechsten  Buches  nach  der  zweiten 

Ausgabe  von  1675. 


Herausgegeben 


von 


Georg  Ellinger. 


Halle  a.  S. 

Max  Niemeyer. 
1895. 


Neudrnoke  deutscher  Lltteratur werke  dea  XYI.  und  XVII.  Jahrhunderts 

No.  135—188. 


I. 

Johann  Sche£flers  „geistreiche  Sinn-  und  Schlussreime"  — 
den  Namen,  unter  dem  das  Buch  berühmt  geworden  ist:  „Der 
cherubinische  Wandersmann"  trägt  erst  die  zweite  Auflage 
Ton  1675  —  sind  eines  der  Werke,  denen  man  nicht  gerecht 
wird,  wenn  man  sie  ausschliesslich  unter  dem  Gesichtspunkte 
ihres  poetischen  Wertes  betrachtet,  sondern  die  in  ihrer 
:ganzen  Bedeutung  erst  dann  erkannt  werden  können,  wenn 
man  sie  im  Zusammenhange  mit  der  grossen  Geistesrichtung 
prüft,  als  deren  Niederschlag  sie  anzusehen  sind.  In  dem 
'Cherubinischen  Wandersmann,  wie  wir  das  Werk  der  Kürze 
Jialber  nach  allgemeiner  Gewohnheit  ebenfalls  nennen  wollen, 
haben  wir  das  poetische  Denkmal  für  jene  Epoche  des 
•deutschen  Geisteslebens,  in  der  zahlreiche  der  edelsten  und 
tiefsten  Geister  Deutschlands  sich  von  dem  erstarrten  Luther- 
tum abwandten  und  aus  anderen  religiösen  Lebensquellen 
Trost  und  Erbauung  zu  gewinnen  suchten.  Der  geistige 
Niedergang,  der  in  dem  deutschen  Luthertum,  namentlich  seit 
•der  zweiten  Hälfte  des  1 6.  Jahrhunderts  eingetreten  war,  ist  oft 
^enug  geschildert  worden ;  die  mit  der  äussersten  Hartnäckig- 
keit festgehaltene  Scholastik,  die  sich  innerhalb  des  Luther- 
tums herausgebildet  hatte  und  die  sich  von  der  katholischen 
Scholastik  nur  dadurch  unterschied,  dass  sie  unfruchtbarer 
und  weniger  scharfsinnig  war,  konnte  wirklich  religiös  ge- 
stimmte Geister  nicht  befriedigen:  das  Gemüt,  das  von  dem 
auch  auf  den  Kanzeln  herrschenden  Streit  um  Lehrbegri£fe 
keine  Nahrung  erhielt,  musste  nach  einer  Form  des  religiösen 
Empfindens  verlangen,  in  der  die  trennenden  Schranken  der 
Lehrmeinungen  ganz  hinter  dem  Wesensgehalte  und  der  Ge- 
fühlsseite des  Christentums  zurücktraten.  Eine  solche  religiöse 
Anschauungsweise  bot  die  Mystik,  die  als  deutlich  erkenn- 
bare Unterströmung  durch  das  ganze  16.  Jahrhundert  zu  ver- 

Ang.  Silesius,  Cherab.  Wandersmann.  ^ 


II 

folgen  ist;  einzelne  ältere  mystische  Schriften,  namentlicb 
Tauler,  wurden  unter  Berufung  auf  die  Urteile  der  Reforma- 
toren selbst  innerhalb  des  Protestantismus  fortgepflanzt,  wenn 
es  auch  hier  an  prinzipieller  Opposition  nicht  ganz  fehlte  ^ ;  weit 
stärker  indessen  lebten  die  mystischen  Ideen  in  den  sektire- 
rischen  Kreisen  weiter;  auch  in  der  katholischen  Kirche  hat 
zweifellos  die  Mystik  vereinzelt  eifrige  Pflege  gefunden,  wenn 
auch  diese  Entwicklung  in  Deutschland  wenigstens  schwer 
zu  erkennen  ist.')  Ebenso  hat  es  an  Versuchen  die  Ver- 
breitung der  mystischen  Grundlehren  durch  produktive  Ar- 
beit zu  fördern,  wie  bekannt,  im  16.  Jahrhundert  keines- 
wegs gefehlt,  und  die  Schriften,  die  diesen  Bestrebungeui 
ihren  Ursprung  verdanken,  durchlaufen  die  ganze  Skala  von 
gut  kirchlicher  Gesinnung  bis  zur  äussersten,  mit  der  Lehre 
der  positiven  Religion  unvereinbaren  Kühnheit.  Diese  my- 
stischen Ausläufer  des  16.  Jahrhunderts  stellen  gewissermassea 
die  Verbindung  zwischen  der  älteren  Mystik  und  den  Kreisen 
her,  die  von  dem  Zustande  des  Protestantismus  am  Anfange 
des  17.  Jahrhunderts  sich  im  Innersten  abgestossen  fühltea 
und  innerlich  daher  vollkommen  mit  dem  Luthertum  gebrochen 
hatten. 

Einer  der  merkwürdigsten  Repräsentanten  dieser  Gedanken- 
welt ist  Abraham  von  Franckenberg.  (1593—1652)  Obwohl 
diese  eigenartige  Persönlichkeit  schon  oft,  namentlich  im  Zu- 
sammenhange mit  Schefiler,  erwähnt  worden  ist,  hat  doch  die 
Litteraturgeschichte  bis  jetzt  sehr  wenig  Notiz  von  ihm  ge- 
nommen. ')    Dennoch  muss  man,  um  zur  Beurteilung  Sche£flera 


1)  Man  vgl.  z.  B.  die  Schrift  von  Matthias  Lauterwaldt 
aus  Elbing:  ®in  Säebencten,  tt)ad  ju  (lalten  fe^  k}on  beiS  @r(euc^ten 
$errn  S).  ^ot^^nnid  ^auUrd  (@elifler  @eb&4^ni^)  Offenbarung,, 
©ntjüctung  unb  ©rleud^tung,  fam^t  feinen  ©d^riften,  bie  o^n  St^re 
@d^u(b  bie  tilgen  9Befentid)ter  gan$  oerfinftert  ^aben,  bag  jte  noc^ 
eine  anbere,  irrige  ©ntjüctung  f^ahm  ertid^ten  muffen.  SBitten« 
berg  1553. 

2)  Eine  von  mir  angestellte  Umfrage  in  den  baierischen 
Klöstern  hat  leider  kein  nennenswertes  Resultat  ergeben. 

3)  Die  meisten  der  Schriften  Franckenbergs  haben  mir  vor- 
gelegen, leider  sind  mir  die  Jordans-Steine  1684  nicht  zugäng- 
uch  gewesen.  Ko£fmanne,  der  in  seinem  lehrreichen  Buche: 
Die   religiösen    Bewegungen    in    der    evangelischen  Kirche 


ni 

den  richtigen  Standpnnkt  za  gewinnen,  versuchen,  ein  Bild 
von  dem  Ideenkreise  zu  entwerfen,  in  welchem  Franckenberg 
und  seine  Freunde  sich  bewegten.  Der  innerlich  tief  veran- 
lagte Mann  fühlte  sich  von  dem,  was  die  drei  anerkannten 
christlichen  Konfessionen  seiner  Zeit  dem  Menschen  bieten 
konnten,  nirgends  befriedigt.  Am  meisten  stiess  ihn  der  Zu- 
stand der  Konfession  ab,  innerhalb  deren  er  selbst  aufgewachsen 
war;  und  indem  er  den  Ursachen  dieses  Zustandes  nachging, 
geriet  er  in  einen  direkten  Gegensatz  zum  Luthertum,  da  er 
dessen  wesentliche  Grundstützen  negierte :  die  Verknöcherung 
und  Veräusserlichung  des  Luthertumes  erklärte  er  geradezu 


Schlesiens  während  des  17.  Jahrhunderts.  Breslau  1880  eine 
anziehende  Charakteristik  Franckenbergs  entworfen  und  ein 
genaues  Verzeichnis  seiner  Werke  gegeben  hat,  behauptet 
nämlich  a.  a.  0.  S.  34,  l^'ranckenberg  habe  in  diesem  Buche 
die  lutherischen  Lehren  von  der  Rechtfertigung,  von  g^ten 
Werken,  von  der  Gnadenwahl  durchaus  in  Schutz  genommen. 
Ist  dies  wirklich  der  Fall,  so  kann  es  sich  dem  oben  ange- 
führten charakteristischen  Zeugnis  gegenüber,  nur  um  eme 
nmz  vorübergehende  Stimmung  gemudelt  haben.  Merkwür- 
digerweise erwähnt  Ko£Emanne  in  der  Bibliographie  nirgends 
den  Oculus  aetemitatis,  bei  dem  die  Autorfrage  allerdings  mit 
Sicherheit  nicht  entschieden  ist.  Arnold,  Kirchen-  und  Ketzer- 
historie, lU,  21  schreibt  ihn  dem  Paul  ^ym  zu,  erwähnt  aber, 
dass  Andere  ihn  für  ein  Werk  Franckenbergs  hielten.  Nach 
einer  genauen  Prüfung  möchte  ich  mich  für  Franckenbergs 
Autorschaft  entscheiden.  Das  den  Theologischen  Sendschreiben 
Franckenbergs  Amsterdam  1687  vorgedruckte  Verzeichnis  seiner 
Schriften  sagt  gelegentlich  des  oculus  aetemitatis:  Hoch- 
deutsch ist  von  P.  Kaim.  Demnach  werden  wir  anzunehmen 
haben,  dass  der  lateinische  Text  von  Franckenberg,  die  Ueber- 
setzung  von  Kaym  herrührt.  Vor  der  Uebersetznng  stehen 
übrigens,  in  die  einleitenden  Worte  verwebt,  die  beiden  Epi- 
gramme Schefflers  (V,  86  und  214),  das  letzte  mit  der  men^- 
würdigen  Lesart: 

3n  dffxifto  ift  @ott  ©Ott,  in  Engeln  Snglifc^  äßegen, 
3n  SRenfd^en  äRenfd^  unb  aM  in  aütn  au^erle^en. 
Ausserdem  das  folgende  Epi^ranun;  es  wäre  nicht  un- 
möglich, dass  es  ein  Kest  aus  franckenbergs  verloren  ge- 
gangner  Spmchsanmüung  wäre  (näheres  darüber  siehe  unten) : 

9Ber  ®ott  nur  rec^t  erfennt,  ber  !ann  fc^on  üBrig  Bait, 
äßenn  et  bed  anbern  gleid^  nid^t  bie(  gelemet  ^t; 
SQßer  aber  ben  ntc^t  !ennt  noc^  if)m  gan^  Ränget  an, 
^et  !an  gar  lauter  ni^ii,  ob  er  gleid^  affeS  fan. 

a* 


IV 

für  eine  Folge  des  Fondamentalsatzes  von  Luthers  Lehre,  der 
Bechtfertigung  durch  den  Glauben.  ,,3)iefeg  aEed  k}erurfad{^et 
bcr  gliegenbe  ©rief,  bie  falfd^e  öerfü^rerifd^e  Seigre  üon  bcr 
Hled^tferttgung  burd^  ben  eingebtlbeten  ©(auben^  ol^ne  bie  äBieber« 
©eburt  k}nb  bad  ä3u^f ertigc  Seben :  3)a  fid^  mit  bem  ©uffevn  ^ud^« 
ftäbifd^en  3Bort  unb  @acranienten  beibed  bie  Seigrer  unb  bie  3"- 
Iftörer  im  ^(eifd^Iid^en  @tnne  Hügeln,  Dnb  meinen  Sl^riftuS  f,e^  bev 
@ünben  geftorben,  ba^  fte  barinnen  leben ;  Dnb  au§  ber  äBelt  ge« 
gangen,  ba^  fte  barinnen  bleiben;  Dnb  f^ab^  ben  $.  ®eift  gefanbt 
gu  tröften,  ba^  fie  nid^tä  me^r  börffen  leiben  tc."  (©o^jia  eine« 
@^rift«®iferigen  ^(age^Sd^reibend  SBber  k}nb  it)iber  ben  ©reutoel 
ber  ä^ertDuftung  Dmb  ben  @d^aben  gofe^l^iS  barburd^  ju  l^e^Ien. 
älmfterbam  1649.  <B.  11.)  Franckenberg  hat  wiederholt  im 
Einzelnen  aufgezählt,  was  ihm  an  dem  Luthertum  seiner 
Zeit  zuwider  war:  das  Pochen  auf  den  Bibelbuchstaben, 
die  Ueberschätzung  der  äusseren  Werke,  namentlich  des 
Kirchenbesuches,  der  Predigt  und  der  Sakramente,  vor  Allem 
aber  die  viel  zu  geringe  Betonung  der  Thatsache,  dass  der 
Mensch  innerlich  selbst  die  Hauptarbeit  thun  müsse,  falls  nicht 
alle  Gnadenmittel  wirkungslos  bleiben  sollten.  So  scharf 
Franckenberg  nun  aber  das  Kirchen wesen  seiner  Zeit  kriti- 
sierte, so  blieb  er  doch  bei  der  Kritik  keineswegs  stehen, 
sondern  er  machte  auch  positive  Vorschläge  zu  einer  Neube- 
seelung des  religiösen  Lebens.  Die  Grundanschauungen,  auf 
denen  er  seine  Vorschläge  aufbaut,  stimmen  im  Wesentlichen 
mit  den  Hauptprinzipien  der  älteren  Mystik  und  der  mystischen 
Ausläufer  des  sechzehnten  Jahrhunderts  überein :  an  die  Stelle 
des  äusserlichen  gepredigten  Bibelwortes  hat  das  innere 
Schauen  und  Hören  zu  treten,  an  die  Stelle  der  Sakramente 
und  Ceremonien  die  Wiedergeburt  durch  Busse  und  Glauben. 
Die  Mittel,  vdn  denen  Franckenberg  eine  derartige  Erneuerung 
des  religiösen  Lebens  erhoffte,  lernen  wir  am  besten  aus 
dem  Ausschreiben  des  vortrefflichen  Herzogs  Johann  Chri- 
stian von  Brieg  kennen.  Denn  wenn  Franckenberg  auch 
nicht  selbst  der  Verfasser  dieses  denkwürdigen  Schrift- 
stückes war,  so  kann  es  doch  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  es 
von  dem  gleichen  mystischen  Vorstellnngskreis  zeugt,  den  er 
vertrat;  nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  dass  Franckenbergs 
Gesinnungsgenosse  Johann  Theodor  von  Tschesch,  der  bis 


1Ö26  in  den  Diensten  des  Herzogs  Johann  Christian  stand, 
der  Verfasser  war.  Wie  sehr  Franckenberg  jedenfalls  mit  dem 
Ausschreiben  übereinstimmte,  beweist  die  Thatsache,  dass  er 
es  später  (1646  Amsterdam)  herausgegeben  hat.  In  dem  Aus- 
schreiben selbst  wird  nun  zunächst  eine  schonungslose  Kritik 
des  „iuben^enben  SRauId^riftentl^umg"  gegeben,  indem  an  einem 
kurzen  Ueberblick  über  die  Entwickelnng  des  Christentums 
dargelegt  wird,  wie  immer  nach  kurzer  Wiederherstellung  des 
Wesensgehaltes  der  Keligion  wieder  eine  grobe  Veräusser- 
Hchung  eingetreten  «ei.  Ganz  von  mystischem  Geist  erfüllt 
ist  dann  die  Aufzählung  alles  dessen,  woran  es  nach  der 
Meinung  des  Verfsussers  den  Christen  seiner  Zeit  vor  Allem 
fehle.  (S.  23  f.)  Um  diesen  Mängeln  abzuhelfen,  yerlangt  der 
Verfasser,  dass  der  Geistliche  sich  nicht  auf  Predigten  und 
Disputieren  beschränken,  sondern  in  beständiger  Arbeit  die 
einzelnen  Gemeindemitglieder  wecken  und  fördern  sollten; 
er  macht  femer  darauf  aufmerksam,  wie  viele  vortreffliche 
Gedanken  einzelnen  Einrichtungen  der  katholischen  Kirche, 
so  den  horae  canonicae,  Fasttagen,  der  Ohrenbeichte  u.  a.  zu 
Grunde  liegen,  wenn  auch  diese  Dinge  „nad^ma^Id  t)om  SabfU 
t^um,  tl^eitd  jur  Slbgöttere^,  t^eitS  ju  einem  Detbienftlic^en  3Betf 
unb  anbeten  extremis  gemigbraud^et  toorben."  Wir  sehen  in 
solchen  mehr  praktischen  Vorschlägen  schon  die  Keime  des 
Pietismus;  wie  denn  auch  die  nachfolgenden  Worte,  die 
Franckenberg  einem  Geistlichen  zuruft ,  als  eine  Art  Vorahnung 
der  Collegia  pietatis  anzusehen  sind :  ,,9Bet(  bann  nun  bad  9Bort 
unb  3^0"^^  ^^  &•  ^c^rift  unfel^lbar  k}om  ®eift  @otte$  l^erfommen, 
bann  bie  l^eüigen  3)>lenfc^en  (S^otted  k}on  bem  ©eifte  ©otted  ge^^ 
trieben,  felbige0  3Bort  au^gef^rod^en  unb  auffgef daneben  l^aben: 
a(^te  iä}^  beffer  unb  gelDiffer,  auc^  feeliger  unb  erbaulicher  bad« 
felbige  allein,  ober  mit  if^rer  2  ober  3  frommen  $er^en  bal^eime 
in  ber  ftiEe,  ^er^lid^  unb  anbäc^tig  ju  betrachten,  a(d  bie  falten 
@^rüc^e  unb  gefc^mütfte  3^^^^^^^^    ^^  Reiben   unb  äBeltlic^en 

^iftorten in  ber  Itirc^en  t>or  ©otted  allein  feeligmac^enbed 

SBort  angu^dren  ober  anjunel^men,  unb  mir  auffbringen  gu  laffen." 
(Theologische  Sendschreiben,  Amsterdam  1687,  S.  45.) 

Zunächst  sollten  freilich  die  Bestrebungen  Franckenbergs 
nicht  zu  einer  derartigen  gründlichen  Erneuerung  und  Ver- 
tiefung führen,  wie  sie  im  Pietismus  so  viel  später  stattfand, 


VI 

sondern  sie  lenkten  den  begabtesten  Freund  Franckenbergs 
aaf  ganz  andere  Wege.  Es  wird  wohl,  wenn  es  auch  nicht 
unmittelbar  zu  unserer  Aufgabe  gehört,  gestattet  sein,  hier 
kurz  auf  die  Frage  einzugehen,  welche  Gründe  es  waren,  die 
Sche£fler  veranlassten,  zur  katholischen  Konfession  überzu- 
treten. Zweierlei  scheint  dabei  von  Wichtigkeit:  von  dem 
Luthertum  seiner  Zeit  hatte  sich  Scheffler  sicher  schon  längst 
innerlich  getrennt,  es  bot  dem  Mystiker  nichts,  was  ihn 
hätte  befriedigen  können,  ja  das  Pochen  auf  den  Bibel- 
buchstaben schloss  die  wichtigste  mystische  Lehre  von  der 
Offenbarung,  die  sich  in  jeder  Menschenseele  vollzieht,  wenn 
Gott  in  ihr  sein  lebendiges  Wort  spricht,  geradezu  aus.  So 
bot  unzweifelhaft  der  Katholicismus  dem  Mystiker  eine  grössere 
Bewegungsfreiheit  als  das  Luthertum;  dazu  kam  noch,  dass 
im  Kreise  Franckenbergs  —  wenn  auch  mit  einer  gewissen 
Beschränkung  —  die  Vorzüge  zahlreicher  von  der  Reformation 
beseitigter  Einrichtungen  der  katholischen  Kirche  anerkannt 
wurden.  Es  scheint  nun,  dass  Scheffler  fürchtete,  von  den 
Consequenzen  seiner  mystisch-pantheistischen  Spekulation  ins 
Uferlose  getrieben  zu  werden  und  dass  er  in  engerem  An- 
schluss  an  ein  positiveis  Bekenntnis  einen  Stützpunkt  suchte, 
der  ihm  einerseits  einen  festen  Halt,  andererseits  doch  die 
Möglichkeit  gewährte,  im  wesentlichen  seinen  bisherigen  my- 
stischen Anschauungen  treu  zu  bleiben.  Da  nun  das  Luther- 
tum ihm  weder  das  Eine  noch  das  Andere  bot,  so  wird  man  es 
begreiflich  finden ,  dass  er  seine  Zuflucht  zur  katholischen 
Kirche  nahm. 

Franckenberg,  um  zunächst  zu  diesem  zurückzukehren, 
hat  selbst  kurz  und  bündig  die  Grundsätze  der  religiösen  An- 
schauungen, wie  sie  für  ihn  und  zweifellos  auch  für  seinen 
ganzen  Kreis  massgebend  waren,  in  25  Sätzen  zusammen  ge- 
fasst,*)   die  hier  mitgetheilt  werden  müssen,   weil  sie  uns 


1)  Conclusiones  de  Fundamento  Sapientiae  etc.,  erste  Aus- 
gabe, Königstein  164H.  Zweite  Ausg.  Amsterdam  1677  ohne 
Angabe  der  zu  empfehlenden  mystischen  Schriftsteller.  Ver- 
fasst  sind  die  Sätze  1625;  die  Autorschaft  Franckenbergs  ist 
durch  die  Unterschrift  Amicus  Veritatis  Fidelis  ausser  Zweifel 

gestellt;  wenn  die  erste  Ausgabe  im  Titel  die  Bemerkung 
at:   „Von  etlichen  Liebhabern  [2.  Ausg.:  von  einem  Lieb- 


VI! 

zeigen,  wie  sehr  Scheffler  mit  dem  in  dem  Chernbimischen 
Wandersmanne  niedergelegten  Ideenschatze  in  den  mystischen 
Yorstellnngen  des  Franckenbergschen  Kreises  warzelte.  Der 
ersten  Auflage  dieser  Conclnsiones  kommt  aber  noch  eine 
besondere  Bedentang  zu:  Franckenberg  hat  in  ihr  ein  Ver- 
zeichnis der  religiösen  Schriften  gegeben,  deren  Lektüre  ihm 
znr  EinfUhrnng  and  Yertiefnng  in  die  von  ihm  vertretene 
Richtung  notwendig  schien  und  von  denen  er  wohl  selbst  die 
wichtigsten  Elemente  seiner  mystischen  Theologie  erhalten 
hat.  Sicher  ist  der  Schluss  nicht  zu  kühn ,  dass  auch  Scheff- 
ler diese  litterarischen  Denkmäler  entweder  in  ihrer  Gesamt- 
heit oder  doch  wenigstens  in  ihrer  Mehrzahl  gekannt  hat,  und 
so  gewinnen  Franckenbergs  Aufeeichnungen  auch  für  die 
Untersuchungen  über  die  Quellen  des  Cherubinischen  Wanders- 
mannes  eine  gewisse  Bedeutung.  Selbstverständlich  erscheint 
unter  den  von  Franckenberg  empfohlenen  Büchern  keine  ein- 
zige Schrift  Luthers,  dagegen  die  beiden  bekannten  kleinen 
Schriften  Johanns  von  Staupitz ;  von  altem  Mystikern  Tauler 
mit  der  Postille,  die  Tauler  zugeschriebenen  Betrachtungen 
oder  Andachts- Übungen  über  das  Leben  und  Leyden  Jesu 
Christi  und  die  pseudotaulerische  Nachfolgung  (s.  u.!),  Rul- 
mann  Merswins  Buch  von  den  neun  Felsen,  damals  allgemein 
für  ein  Werk  Susos  gehalten,  Rusbroch,  die  deutsche  Theologie, 
Thomas  a  Kempis;  aus  dem  16.  u.  beginnenden  17.  Jahrhundert 
erscheint  vor  Allen  Jakob  Böhme,  femer  Valentin  Weigel;  die  an 
die  Schriften  Lautensacks  anknüpfenden  pseudoweigelschen 
Schriften;  die  ebenfalls  in  den  Kreis  der  pseudoweigelschen 
Bücher  gehörenden  Traktate  des  sog.  Christianus  Theophilus; 
Joh.  Arndt,  Seb.  Franck,  Daniel  Sudermann,  Ägidius  Guttmann 
und  Joh.  Val.  Andrea.  Von  den  katholischen  Mystikern  des  aus- 
gehenden 16.  u.  beginnenden  17.  Jahrhunderts  wird  nur  Constan- 
tin  de  Barbangon  namentlich  aufgeführt.  Auch  das  Sammelwerk: 
Philosophia  mystica,  das  ausser  einigen  Weigelschen  Schriften 
das  Leben  Bruder  Nicolai  von  Grossenstein,  Einsiedlers  im 
Schweitzerland,  einen  anonymen  Traktat :  Introductio  hominis 


haber]  der  Wahrheit  zusammengetragen",  so  ist  das  wohl  so 
zu  verstehen,  dass  Franckenberg  eben  die  Anschauungen  seines 
ganzen  Kreises,  wie  sie  sich  in  Freundesgesprächen  ergeben 
hatten,  formulierte. 


VIII 

in  philosophiam  mysticam  und  eine  Schrift  des  Paracelsa» 
enthielt,  wird  erwähnt.  Selbstverständlich  fehlen  auch  sonst 
in  der  Liste  Werke  des  Paracelsus  nicht,  dessen  Einfluss- 
auf das  Zustandekommen  dieser  Eichtung  nicht  hoch  ge- 
nug angeschlagen,  wenn  er  auch  Scheffler  selbst  nicht  ent- 
scheidend beeinflusst  hat.  Neben  Paracelsus  erscheinen  mit 
Schriften  seine  Anhänger  Heinrich  NoU,  Oswald  Groll,  Adriani 
Mynsicht,  gen.  Henricus  Madathanus,  ja  auch  ältere  alchymistisch- 
kabbalistische  Bücher  wie  Eeuchlins  de  verbo  mirifico  werden 
empfohlen.  Weniger  bemerkenswert  sind  einige  Bücher  mit 
allgemein-religiösen  Betrachtungen  ohne  bestimmte  mystisch» 
Färbung,  wichtiger  schon  die  Schriften  des  sog.  Hermes  Tris- 
megistus;  für  die  Ausbildung  von  Franckenbergs  mystischer 
Gesamtanschauung  war  aber  neben  den  älteren  Mystikern^ 
Böhme,  Weigel  und  Paracelsus  namentlich  noch  ein& 
Reihe  von  ihm  aufgeführter  mystischer  Traktate  von  be- 
sonderer Bedeutung,  wie  sie  im  ausgehenden  16.  und  im 
beginnenden  17.  Jahrhundert  zahlreich  in  Deutschland  um- 
liefen, so  z.  B.  der  Gedankenhüter,  der  Erämerkorb  mit 
7.  Laden  u.  a.  Welchen  Wert  Franckenberg  gerade  auf  diese 
Litteratur  legt,  kann  man  z.  B.  aus  folgenden  Worten  ersehen 
(Theologische  Sendschreiben  S.  36).  5Kan  lefe  unter  anbcrn . . . 
3tem  Rvarmvf^ovh,  gu  grandfurt^  gebrucft,  fo  mit  lauter  flaren 
Sljjoftolifci^en  <Bpx\x^m  unb  ber  Formula  sanorum  verborum 
(barauff  bie  ©d^uel-'gänfer  fonften  fo  genaue  bringen)  auggefül^ret^ 
hai  berjenige  mü^te  SItnb  unb  Saub  fe^n,  toeld^er  fid^  bartn  ntd^t 
finben  ober  ridjten  I6nte." 

Am  gefährlichsten  von  allen  in  dieser  Litteratur  vertrete- 
neu  Elementen  waren  für  Franckenberg  die  alchymistisch- 
astrologischen  Spekulationen,  in  denen  er  eine  Stütze  für 
seine  religiösen  Überzeugungen  suchte;  ihrem  verwirrenden 
und  verdunkelnden  Einfluss  ist  es  hauptsächlich  zuzuschreiben,, 
dass  Franckenbergs  Anschauungen  in  seinen  Schriften  so 
wenig  klar  heraustreten.  Auf  Scheffler  haben  gerade  diese 
Elemente  keine  ungünstige  Einwirkung  ausgeübt;  er  verwendet 
sie  entweder  in  rein  poetischem  Sinne  zu  Vergleichungen  oder 
er  polemisiert  direkt  gegen  die  Alchymie,  indem  er  ihr  ala 
würdigere  Arbeit  das  Streben  nach  dem  ewigen  Heile  gegen- 
überstellt. 


IX 

Ich  lasse  nun  Franckenbergs  Satze  ihrem  Worlante  nach 
folgen: 

L  7>ai  aUed  Snformirnt  k.  bnb  Btuhixm  einen  getoiffen 
3^^<f/  3<^K  ^nb  (Snbe  l^aben  mufi. 

U.  2)a^  bad  (^be  aEeiS  Sel^vend  bnb  £el^mend  ntc^td  anbev^ 
fe^,  aU  eine  äBieber^etnfil^vung  jurütf,  bnb  (^ngang  gu  @ott,  a{i^ 
bem  $ö^eften  @ute,  baroud  ber  9Renf(^  gefaEen. 

m.  2)a^  man  biefen  k^erbovgenen  (üngang  ntc^t  ntdge  finben^ 
man  fuc^e  bann  bie  (S^re  ®otted  lauterßc^  bor  bnb  in  aEen 
2)in0en. 

IV.  2)a6  bie  ®l^e  ®otted  befiele  in  bem  etvigen  Sobe  ber 
l^errlic^en  SRajeftät  mtUidfct  mu,  SBeifi^eit,  bnb  SEmac^. 

y.  3)a(  biefed  Sob  ber  ^errlid^feit  ®otted  nid^t  möge  red^ 
0et>nefen  toerben,  ber  SRenfc^  fe^  bann  mit  bnb  in  ®ott,  bnb  @ott 
mit  bnb  in  bem  SRenfd^en  bereinigt. 

VI.  7)a%  bie  Sereinigung  ©otted  bnb  bed  SRenfd^en  nid^t 
geft^l^  tonne,  ol^e  ben  ©rUnb  ber  l^er^^tid^en  Siebe  @otte& 

VII.  1>ai  biefe  ^ebe  nic^t  möge  befant  »erben,  ol^ne  ben 
Sorfd^mad  ber  borlauffenben  füffen  ®nabe  ®otted. 

VIII.  3)a6  bie  ®nabe  ©otteiS  fe^  bad  etvige  Seben  in  G^riftD 
JESU  bnferm  $®rm. 

IX.  ^ai  bad  etvige  2thtn  nic^td  anberd  fe^,  ald  eine  ®dtt> 
lid^e  9efd^at]>Iig!eit  bnb  9{u^e  ber  @ee(en  in  ber  gel^eimen  Offen« 
bal^tung  3efu  Sl^rifh. 

X.  2)a(  bie  0.  3.  (S.^  fei^  ®ott,  bie  ißatur,  bnb  ftc^  felber^ 
in,  burd^,  bnb  aui  ®ott,  ber  92atur,  bnb  ftc^  felber  er!ennen. 

XI.  3)a(  biefe  ®rf&ntnfid  burc^  bod  Sid^t  ber  ©(orien,  ®na» 
ben,  bnb  9{atur,  in  bem  bre^mnigen  IBud^e  ber  l^eiligen  ^d^rift^ 
ber  9Belt,  bnb  be$  SRenfc^en  muffe  gefud^t,  gefunben  unb  geoffen« 
bal^ret  toerben. 

XIL  2)a(  biefe  brei^  Sudler  in  bem  einigen,  innigen  imh 
eioigen  IBuc^e  bed  £ammed,  Sid^teS  unb  2^htn^  ober  ^er^end  ®ottei^ 
bon  ®toig!eit  befc^rieben,  berftegelt  bnb  befd^loffen  )u  ftnben. 

XIII.  3)afi  biefed  S^udf  bed  Sebend  bon  innen  bnb  auffen 
gefc^rieben  fe^  Sefud  Sl^riftud,  Srucifisud  bnb  9iefudcitatud. 

XIV.  3)aJ  toer  in  biefem  »ud^e  ©rucifiEi  bnb  »efuScitati 


1)  Die  Offenbarnng  Jesn  Christi. 


rcd^t  Icfcn  teil,  bemfelMgcn  öon  innen  bnb  auffen  muffe  grctd^? 
fönnig  toerben. 

XV.  S)a6  biefe  ®Iei(^förmig!eit  atteine  nad^  ber  Sel^r  bnb 
Um  Seben  3efu  ©IJrifti  muffe  berftanben  toerben,  ou8  bem  ©lau« 
bm  in  ber  Hoffnung  mit  ®ebulb  burd^  bie  Siebe  tl^ätig  toerben. 

XVI.  ^ag  in  bem  Seben  S^fu  ©IJrifti  bornämlid^  bre^ 
<9rabug,  ber  ©rniebrigung,  bed  ©tiUftel^enig,  Dnb  ber  (Srl^öl^ung 
muffen  J)racticiret  toerben. 

XVII.  S)a6  ber  ©tanb  ber  ©miebrigung  nidjtg  anber«  fei, 
<ilg  bie  SJ^ortification,  ^reu^igung  bnb  ^rtöbtung  bed  ®rft?n, 
2llten,  ©uffern,  Srrbifd^en,  Sic^tbal^ren,  2:i^ierif(i^en,  gieifd^Ud^« 
flefinnten  3RenfclJen8,  ba  man  ber  2BeIt  bnb  jl^m  felber  abfterben, 
ftiUfte^en  önb  in  Bahhat^  treten  mu^. 

XVIII.  3)a^  bag  ©Haftel^en  Dnb  Bahhatff  ffalUn,  nic^tg 
anberS  fe^  al^  mit  G^l^rifto  burd^  bie  Sauffe  in  ben  Xoh  begraben 
toerben;  mit  einem  bemütigen  SBntertourff  ftd^  in  getaffener  @e^ 
laffenl^eit  aUer  Kreaturen  bergeil^en  bnb  bntergraben:  allein  in 
ba«  netoe  getfengrab  beS  ^er^enS  IHSUH  CHRISTI  ju  grunbe 
«infinfen,  bnb  fid^  alfo  gan^  toiUiglid^  in  ©Ott  bertieren. 

XIX.  ^a^  ber  @tanb  ber  ©rl^öl^ung  nid^td  anberd  fe^,  ald 
auö  bem  3:obe  ©l^rifti,  burd^  bie  netoe  ©eburt  im  ^arabeiftfdjen 
Seben  auggrünen:  SWit  bem  gieifd^e  bnb  S3lute  gefu  ©l^rifti  ges 
fj)eifet  unb  geträndCet,  öon  ^ahtl  aufigel^en:  ben  anbem  SRetoen, 
Sntoenbigen,  Siiw^nlifci^W/  Snftd^tbaljren,  @nglifd^en,  ©eiftlid^* 
^efinneten  SWenfd^en  3^f""^  ©l^riftum,  ber  nad^  ®ott  gebilbet  ift, 
anjiel^en:  ali  ein  jlinb  beiS  fitd^ted  im  Sid^te  toanbeln,  aufftoad^fen, 
^unel^men,  bnb  ftarl  toerben,  an  Sßeifel^eit,  Sitter  bnb  ©nabe  be^ 
©ottbnb  ben  SWenfd^en;  hi^  gu  einem  boIÜommenen  3Ranne,  ber 
ba  Uht  in  ©erec^tig!ett  bnb  ^eiligfeit,  bie  für  ©Ott  gefäUig  ift. 

XX.  Xa^  bis  aUeg  ol^ne  ernfteö  Sitten,  fleiffigeS  Siad^fuc^en, 
Dnb  bnabläglid^eg  Sln!lot>fen  nid^t  I6nnt  erlanget  werben. 

XXI.  S)a^  man  ben  5Jater  burd^  ben  ©ol^n  im  ©eifte,  tonb 
in  ber  3Barl^eit,  \mh  ben  l^eiligen  ©eift  inbrünftig  bitten:  baS 
9ieid^  ©otteg  bor  allen  S)ingen  in  bem  innerften  ©runb  bed 
^er^enS  fud^en:  ä^nb  aUetne  an  bie  einige,  enge,  bnb  innige 
Pforte  beg  Seben«  gefu  €;i^rifti  anlIo»)ffen  fotte  unb  muffe. 

XXII.  ^ag  man  ol^n  ein  ©ottfeligeg,  feufd^eS,  nüd^terneiS, 
bnb  eingebogenes  Seben  gar  nic^t  red^t  bitten,  fud^en,  nod^  an^ 
fIot>ffen  f5nne. 


XI 

XXIIL  ^(  fKtQthtn^  fe^  ein  foId^eiS  olbgefd^iebeneiS  £eBen 
3U  füllen:  tvo  man  bie  ftnnäl^nd^feit  bet  t)xtU  bnb  [HRannid^« 
foltieleit  hny)  @ttel!ett  biefer  SBelt  nid^t  Ion  k)etme^ben. 

XXIV.  2)afi  bmbfonfl  fe^  bie  SBelt  k>er(affen,  too  man  ft^ 
felber,  bad  ift,  fein  eigen  dHttt,  £ei6,  2oh,  Seben,  Btüt,  bnb 
9BtIIen,  bmb  (EJ^rifü  9lameng,  (irf&ntnfid  bnb  Siebe  megen,  nic^t 
lernet  berHeren  l:>nb  l^affen. 

XXY.  ^a(  bi^  aU^  toüxdt,  eröffne,  tmb  beenge  ®ott  ber 
Sater,  in  feinem  eingebol^men  @o^n  JHSUH  (S^ffvifio,  burd^  ben 
l^eittgen  ®eift,  toeld^en  (&x  au^gegoffen  l^at  über  bn§  reid^lic^, 
«uff  baB  toir  burd^  beffelben  ®nabe  gerecht  bnb  (Srben  mürben 
"beS  etoigen  Seben^  nac^  ber  Hoffnung:  ba^  ift  getvi^Iic^  toal^r! 

Es  wird  sich  nun  wohl  die  Annahme  nicht  abweisen  hissen, 
dass  sich  in  dem  Kreise  Abrahams  von  Franckenberg  aus  dem 
Znsammenfliessen  aller  dieser  litterarischen  Elemente  nicht 
allein  eine  grosse  Reihe  allen  Freunden  Franckenbergs  ge- 
meinsamer mystischer  Vorstellungen,  sondern  auch  eine  diesem 
Ideenkreise  entsprechende  Ausdrncksweise  mit  bestimmten, 
regelmässig  wiederkehrenden  Formeln  gebildet  hat.  Und 
eben  diese  Thatsache  macht  die  Untersuchung  über  die  my- 
stischen Quellen  des  cherubinischen  Wandersmannes  zu  einer 
80  ausserordentlich  schwierigen.  Bis  auf  den  Wortlaut  kehren 
gewisse  Wendungen  in  den  Mystikern  verschiedener  Zeiten,  in 
dem  Kreise  Franckenbergs  und  bei  Scheffler  wieder,  so  dass  es 
zuweilen  ganz  unmöglich  ist,  das  Abhängigkeitsverhältnis  auch 
nur  mit  annähernder  Sicherheit  zu  bestimmen.  Aus  der  grossen 
Zahl  der  von  mir  gesammelten  Beispiele  teile  ich  zu  drei 
Epigrammen  Schefflers  die  entsprechenden  Stellen  mit. 

Tauler,  Predigten,  I,  103.  §erobe«,  ber  ba8  Äinb  öer* 
jagte  tmb  toben  moüte,  ift  ein  t^orbtlb  ber  9Bett,  toelc^e  nod^  biefeiS 
JKnb  in  einem  glaubigen  9Renfd$en  toben  toiü,  brumb  foQ  bnb 
mu^  man  fte  fliegen,  tvdüen  toir  anberd  ba^  Rxnh  lebenbig  in  bnd 
«tl^iten,  ba9  ^inb  aber  i^  bie  erUud^tete  giöubige  f ee(  eined  jeg« 
lid^en  menfd^en. 

J  ak.  B  öbme,  bon  inal^rer  ®e(affen^eit II,  45  (3ßer!e,  1 831  bis 


1)  Das  in  der  Originalausgabe  fehlende  Wort  ist  auf 
Oruna  der  Ausgabe  von  1677  ergänzt,  in  der  indessen  der 
Text  im  Ganzen  etwas  verändert  ist. 


XII 

1847,  S3b.I©.96).  Unb  alSbann,  toann  (SJ^riftuä  geboren  toirb,  fo 
!ommt  alfobalb  $etobed  unb  toiU  bag  j^inbtein  tobten.    SBgl.  aud^ 
Val.  Weigel,  Dialogas  de  Christianismo,  S.  94,  flug^  ift  Siatfpffa^ 
t)nb  ^erobeg  ha,  bnb  t)eria9en  ober  ermorben  baiS  Stinh  gefum. 
Ch.  W.  III,  244. 

Deutsche  Theologie,  C.  VII.  (S.  9  der  Amdt'schen 
Ausg.  V.  1631.)  3)ie  gefdjaffene  8eele  beS  SWenfclJen  ^at  jtoe^ 
geiftltd^e  äugen,  hai  redete  äuge  ift  bie  9]^6gHcl^!ett  gu  feigen  in 
bte  ®n}ig!ett,  bag  linde  äuge  gu  feigen  in  bie  3^^^  unb  in  bie 
Sreaturen,  barinnen  SBnterf^eib  gu  erfennen,  toag  beffer  ober  ge* 
ringer,  ebter  ober  unebler  ift . . . 

Jakob  Böhme,  Psychologia  vera  oder  vierzig  Fragen^ 
XII.  1.3  (Werke,  Bd.  VI,  70)  2)u  l^aft  in  beiner  ©eele  ntoei2lugen, 
bie  finb  rüdüd^  an  einanDer  gefegt,  eineS  ftel^et  in  bie  ©ioigleit, 
unb  bag  anbere  l^inter  fid^  in  bie  Statut,  unb  geltet  immer  für 
fid^  fort  unb  fud^et  fein  SBegel^ren.  . . . 

Ch.  W.  III,  228. 

Jakob  Böhme,  Theoscopia,  Beschaulichkeit,  III,  24 
(Werke,  VI,  S.  472  f.)  Sitte  S)inge  ftel^en  in  biefen  brei  ?rincij)ii« 
ober  SCnfängen.  @in  @£em))e(  feilet  an  einem  j^raut  ber  @rbe, 
bad  l^at  fein  fRutrimentum  bon  innen  unb  au^en,  alS  bon  ber 
@rbe  unb  oon  aufien  bon  ber  @onne  unb  @ternen,  baburd^  ftd^ 
ber  ®rbe  @t)tritu8  fammt  bem  äugern  mit  bilbet;  toann  baffelbe 
au^toäc^fet,  fo  gefc^iel^et  ba$  in  fold^er  ©etoalt,  fo  begeid^net  ober 
figniret  fid^  von  äugen  in  bem  Jlraute  mit  ber  Silbung  unb  ^^orm 
beffelben  ber  äugere  Btpavatov  im  @d^toefe(,  Bal^  unb  ^ercurio^ 
benn  er  ift  U^  ^rauted  ^etoegnig  unb  em))finb(id^,  unb  modlet  fid^ 
!or))ora(tfd^. 

Abraham  von  Franckenberg,  (?)  Oculus  aetemitatis, 
S.  24.  ^ieraug  l^aben  toir  gletd^fam  mit  gänben  gu  greiffen,  bag 
aUt  9)inge  aug  breiten  S)ingen  il^r  äBefen  ^aben,  ioelc^e  gttfammen* 
gefegt  ftnb,  a(d  ein  (Siniged  2)ing;  äBeld^e  brei^  ^inge  in  ber 
9latur  genannt  toerben,  ein  @d^toefel,  @alniter  ober  @al^,  ein 
äBaffer.  (S.  25  wird  dann  das  Wasser  Merkur  genannt:  ^a& 
britte  ein  ^ercuriug  ober  äBaffer). 

Ch.  W.  I,  257. 
und  Daniel  von  Czepko,   Monodisticha  sexcenta  sapieutum» 
n,  60.  (Näheres  über  dieses  Werk  unten). 


xni 

@ta^fen  bei  2)rei^fa(ti0!eit. 
@§  bringt  2)tr  einen  ®ott  nn  |ebed  ®täiUin  h^tf, 
Unb  mad^t  ed  baju  !Iar,  ba(  er  brei^faltig  fel^. 
Wird  man  nun  auch  bei  den  oben  mitgeteilten  Stellen 
geneigt  sein,  sich  für  die  Abhängigkeit  von  dem  Einen  oder 
dem  Anderen  zu  entscheiden  und  etwa  auszusprechen,  dass 
in  dem  ersten  Falle  Jakob  Böhme  Scheffler  näher  steht  als 
Tauler,  in  dem  dritten  Franckenberg  mehr  als  Böhme,  so  sind 
die  Grenzen  doch  so  fliessend  und  schwankend,  dass  es  jeden- 
falls sehr  schwer  ist,  in  einem  solchen  Falle  eine  bestimmte 
und  sichere  Entscheidung  zu  treffen.  Nun  hat  Franz  Kern 
in  seiner  liebevollen  und  einsichtigen  Studie :  Johann  Schefflers 
cherubinischer  Wandersmann.  Leipzig  1866,  in  der  auch  der 
sehr  glückliche  Versuch  gemacht  worden  ist,  aus  dem  Wirrwarr 
der  Sprüche  das  dem  Gesamtwerke  zu  gründe  liegende  theo- 
sophische  System  gleichsam  herauszuschälen,  sowohl  für  die 
Gmndanschauungen  Schefflers  wie  auch  für  einzelne  Epi- 
gramme zahlreiche  Stellen  aus  Meister  Eckhart  gesammelt  und 
aus  diesen  Uebereinstunmungen  den  Schluss  gezogen,  dass 
Eckhart  als  mystische  Hauptquelle  Schefflers  betrachtet  werden 
müsse.  Käme  es  nun  nur  darauf  an,  den  Ideenschatz  zu  kenn- 
zeichnen, aus  dem  Schefflers  mystischer  Pantheismus  seine 
Nahrung  gesogen  hat,  so  könnte  man  Kern  ohne  weiteres  zu- 
stimmen: gewiss  sind  es  Eckhartsche  Grundgedanken,  auf 
denen  im  Wesentlichen  der  cherubinische  Wandersmann  sich 
aufbaut  Allein,  da  wir  doch  danach  streben  müssen,  die  un- 
mittelbare Quelle,  aus  der  Scheffler  diese  Ideen  schöpfte,  fest- 
zustellen, so  können  wir  Kern  nur  zum  TeU  zustimmen.  Das, 
was  Scheffler  von  Eckhart  zugänglich  sein  konnte,  d.  h. 
die  in  den  gangbaren  Ausgaben  der  Postille  Taulers  enthal- 
tenen Predigten  sowie  der  Anhang  der  Baseler  Ausgabe  von 
1521  und  der  Hamburger  Ausgabe  von  1621,  reicht  nicht  aus, 
um  daraus  das  System  Schefflers,  wie  es  vorliegt,  abzuleiten. 
Und  thatsächlich  lässt  sich  der  Ideenkreis,  der  dem  cherubini- 
schen Wandersmanne  zu  Grunde  liegt,  in  der  Hauptsache  auf 
den  originellsten  und  kühnsten  Mystiker  des  1 6.  Jahrhunderts,  auf 
Valentin  Weigel ,  sowie  auf  zwei  Bücher  zurückführen,  die  zu 
Schefflers  Zeit  allgemein  für  Werke  Taulers  gehalten  wurden,  die 
Mednlla  animae  und  das  seit  Denifles  Untersuchungen  ziemlich 


XIV 

aUgemein  so  genannte  Buch  von  der  geistlichen  Armnt,  früher 
unter  demNamen :  Taulers  Naehfolgimg  des  armen  Lebens  Christi 
bekannt.  Dass  Scheffler  die  MeduUa  animae  kannte  und  aua 
ihr  geschöpft  hat,  bezeugt  er  in  der  Vorrede  (S.  5  des  Neu- 
drucks) selbst ;  dass  ihm  das  Buch  von  der  geistlichen  Armut 
bekannt,  werden  wir  annehmen  dürfen,  da  auch  Abraham 
von  Franckenberg  es  unter  den  zu  empfehlenden  Büchern 
anführt;  dass  er  es  eifrig  benutzte,  wird  durch  die  beiden 
nachfolgenden  Stellen  —  wir  dürfen  nach  unseren  obigen 
Ausführungen  nicht  sagen :  zur  unumstOsslichen  Gewissheit,  — 
wohl  aber  zu  hoher  Wahrscheinlichkeit  erhoben. 

Ch.  W.  I,  140. 

Nachfolgung  (citiert  nach  der  Ausg.  Frankfurt  1621)  S.  44. 
aOBan  bcr  mcnfd^  ift  alle  35ing. 

Ch.  W.  IV,  210. 

Nachfolgung,  S.  168.  SBon  Snwflf^it  önb  Slrmut  ftel^enb  auff 
einem  $uncten,  jbnb  toer  nit  in  gnnigfeit  eufferlidje  S)ing  mag 
gelaffen,  baS  ift  ein  3«^«"/  ^^^  ^"^  «i^  ^^^^^  gnnigleit  getoan. 
SBan  redete  Snnigleit  ift  ein  red^t  gan^  bolfommen  öergeil^en  fein 
fel6d  bnb  aUer  S)inge. 

Was  Schefflers  Bekanntschaft  mit  Weigels  Schriften  be- 
trifft, so  möchte  ich  auf  ,eine  dahingehende  Notiz  des  Halle- 
schen Universallexikons  (Kern,  S.  40)  trotz  ihres  Alters  kein 
allzugrosses  Gewicht  legen,  da  sie  viel  zu  allgemein  gehalten 
ist;  viel  mehr  würde  die  Thatsache  ins  Gewicht  fallen,  dass 
Leibnitz  in  zwei  mehrfach  citierten  Stellen  (Eahlert,  Angelus  Si- 
lesius,  S.  52  f.),  in  denen  er  die  dem  Ch.  W.  zu  Grunde  liegenden 
Anschauungen  mit  Spinozas  System  vergleicht,  auch  Weigels 
Namen  nennt.  Indessen  erscheint  schon  von  vornherein  eine  in- 
nige Vertrautheit  Schefflers  mit  Weigel  höchst  wahrscheinlich; 
denn  zweifellos  wurden  Weigels  Traktate  in  dem  Kreise  Fran- 
ckenbergs viel  und  eifrig  gelesen  (vgl.  oben).  Ich  führe  zunächst 
als  Beleg  wieder  einige  Stellen  an,  bei  denen  eine  wörtliche 
Anlehnung  Schefflers  an  Weigel  wohl  nicht  gut  in  Abrede 
gestellt  werden  kann. 

Ch.  W.  V,  48. 

Weigel,  ®in  »üc^Iein,  ba^  ®ott  attein  gut  fe^,  C.  16.  S.  214. 
m^o  @ott  tffut  ober  ft}i(  nid^tg  ol^n  ben  SRenfd^en,  ber  SRenfd^ 
betmag  nidjtg  ol^ne  ®ott,  fonbern  fte  beibe  mit  einanber,  feinet 


XV 

o^e  bnt  anbem.  —  Weigel,  htrjer  IBeric^t  unb  Slnlettung  jur 
2^(^en  2;^eo(o0el^,  S.  146.  3)ann  ®ott  toia  ben  9Renf(l^en  gar 
an  ^  nehmen  unb  aEed  in  aSitm  fei^n,  bod^  nic^t  ol^ne  ben  SRen« 
fc^,  ber  9Renf(^  bennag  nid^tö  o^ne  @ott,  bnb  ®ott  toiE  ntd^t 
o^e  ben  äRenfd^en  . . .  vgl  anch  Weigel,  Gebetbüchlein,  1618. 
C.  20.  Mva.  ^amt  bad  foltu  bei^  etoiger  äBarl^eit  tool  mesfen^ 
bad  @Dtt  nic^t  tooEe  o^ne  ben  SRenfc^en,  bnb  ber  SRenfd^  nic^t 
möge  ober  ta>oEe  ol^ne  ^ott.^  VgL  auch  Daniel  von  Gzepko^ 
Honodisticha  sapientom,  I,  25.    Erlösung. 

3)u  !anft  ed  nic^t  ol^  ®ott,  ®ott  tnil  ed  nic^t  o^n  bid^, 
2)rumb  tanrb  er  SRenfd^,  ba(  er  ben  SRenfc^en  bring  oxi  ftc^. 

Ch.  W.  IV,  200. 

Weigel,  Scholasterium  christianum,  C.  1.  S.  156.  S)arumb^ 
tfl  bir  bie  3^  unb  SBeif  gu  (ang,  fo  fa^e  an  gu  bebenfen,  tvad 
bie  3^  f^^  unn^  i^^^  ®i^genf(^afft,  fo  tvirftu  finben,  ba(  aEe 
3ett  unnb  geitUd^e  ^ing  nachjagen  ber  @lnig!eit,  unnb  iammem 
nac^  \ift  oX^  )u  ber  rul^e  unnb  @nbe.  (Vgl.  auch  S.  158  am 
Anfang  und  S.  159  das  nunc  aetemitatis.) 

Ch.  W.  V,  199. 

Weigel,  vom  Ort  der  Welt.  1613.  Jiija.  2)ann  fo  bag 
@ute  ift  ber  ©egenlnurff  ber  Siebe,  bnb  aEein  @ott  bad  rechte 
ta>a^re  enblofe  ®ut  ift,  unb  tft  baS  einige  ®ut  ber  bemfinfligen 
(Ereatur,  bie  boju  erfd^affen  ift  feiner  empfengtic^  }u  fei^n. 

Ch.  W.  V,  282. 

Weigel,  Informatorium  1616.  Avb.  ^u  bift  bie  untvanbet« 
Mftt  ©onne,  toer  ftd^  gu  bir  !ebret  burd^«  ©ebett,  ber  toirb  ge«^ 
nugfan  erleuchtet. 

Schliesslich  hat  auch  Jakob  Böhme,  dessen  Einfluss  Kern 
S.  40 f.  zu  gering  anschlägt,  unzweifelhaft  auf  Scheffler  ein- 
gewirkt; es  ist  richtig,  dass  die  eigentlichen  Grundprinzipien 
Scbefflers  nicht  auf  Böhmes  Anschauungen  beruhen,  aber  im 
Einzelnen  sind  Anlehnungen  an  ihn,  wie  noch  im  Einzelnen 
gezeigt  werden  soll,  nicht  za  verkennen. 

Wie  Scheffler  bestreitet  auch  Weigel  die  thatsächliche 
Existenz  von  Zeit  und  Raum.  Ch.  W.  I.  47.  177.  185.  188;  189. 
Weigel,  Scholasterium  christianum,  S.  158.    Tempus  est  men- 


1)  Vgl.  auch  Deutsche  Theologie,  C.  III,  namentlich  für 
Daniel  von  Czepko. 


'i^^Ti? 


XVI 

8ura  motus  secundom  prius  et  posterias,  seu  est  duratio  suc-  _  ^^^j^ 
cessiva  a  praeterito  in  futurum,  et  essentia  seu  substantia 
tempöris  est  ipsum  Nunc  temporis  transitorium  momentum, 
illud  enim  solum  possidetur  de  tempore,  sed  non  durat  nee 
permanet,  subito  labitur.  Praeteritum  amissum  et  elapsum  est, 
igitur  non  extat  Futurum  nondum  habetur,  praesens  seu 
ipsum  Nunc  transitorium  momentum  non  permanet.  Tempo- 
rale est,  quod  toto  tempore  vel  quadam  temporis  parte  men- 
suratur,  est  duratio,  successio  seu  spacium  a  principio  usque 
ad  finem,  ut  mundus  est  temporalis,  Temporis  principium 
intrinsecum  est  aliquid  temporis,  quod  licet  non  aliquod  tempus, 
quod  est  Nunc.  Extrinsecum  autem  est,  quod  est  causa  tem- 
poris, quod  est  Nunc  aetemitatis;  proximum  autem  nunc  aevi, 
neutrum  tamen  est  aliquid  temporis  vel  tempus:  Nullum 
tempus  est  extra  hodie  aetemitatis.  In  die  aetemitatis  seu 
in  nunc  aetemitatis  temporalia  sunt  intemporabiliter  et  mobilia 
immobiliter  et  composita  simpliciter,  et  differentia  et  discreta 
indifferenter,  et  opposita  seu  contraria  sine  oppositione  sive 
sine  contrarietate.  In  Summa  lux  et  tenebrae  sunt  idem  in 
Deo.  Temporis  esse  est  ipsum  Nunc  seu  praesentia.  Fluit 
enim  tempus  et  eins  fluxus  est  de  esse,  hoc  esse  est  praesentia 
seu  ipsum  Nunc.  Vgl.  ^uch  Informatorium,  Cap.  1 3  und  Nach- 
folgung S.  17  und  75.  Wie  Scheffler  verlangt  daher  auch 
Weigel,  dass  d^r  Mensch  sich  von  diesen  nur  dem  mensch- 
lichen Denken,  nicht  aber  dem  ewigen  Wesen  selbst  ange- 
hörenden Vorstellungen  abkehre;  vgl.  die  oben  für  IV,  200 
beigebrachte  Parallelstelle  und  zu  der  den  folgenden  Sprüchen 
Ch.  W.  II,  119.  III,  112  und  IV,  215  zu  Grunde  liegenden  An- 
schauung Vom  Ort  der  Welt,  1613.  C.  21.  (K.  b.).  SBag  aber 
nun  bi(  unb  bad  ift,  ober  l^eut  bnnb  morgen,  baffelb  ift  nid^t 
toal^red  äBefen,  bnnb  ift  für  fid^  felber  m(S}ii,  a(S  bie  t)ngel^orfame 
Kreatur,  fo  ba  Begel^rt  bt^  unb  bad,  l^eute  unb  morgen,  ba  ift 
fle  nid^tg  bnb  bleibet  jl^t  felbft  gelaffen,  bad  ntd^tg  brennet  in  ber 
$5IIen,  nemlid^  ber  eigne  äBiKe  ber  Kreatur,  ber  ba  bi(  unb  bad 
iSegel^ret,  l^eute  unb  morgen  toiinfd^et  erlöfet  ju  ioetben,  bad  ift, 
in  bem  pe  fic^  felber  liebet  bnb  fud^et,  tonb  bod^  eben  bamit  bie 
^ein  gröffer  mad^t.  — •  3)erl^alben  toer  ba  toil  ber  ©ettifd^en  glam« 
wen  entrinnen,  ber  mug  nid^t«  bloj  fe^n,  ba«  ift,  fid^  felber  öer« 
Xieren,   verleugnen   önb   l^affen,    toie  ©l^riftu«    l^at    genugfam 


=  > 

"*«i 


^4: 


XVII 

tooetfet.  —  Auch  Schefflers  Anssemngl,  178,  die  von  Kern 

ganz  richtig   so  gedeutet   wird,   die  Unvollkommenheit  der 

menschlichen  Erkenntnis  entspringe  ans  der  Schwachheit  des 

oienschlichen  Erkenntnisvermögens,  nicht  aber  ans  der  Natnr 

des  angeschanten  Gegenstandes,  lässt  sich  anf  Weigel  zurück- 

fuhren,  vgL  namentlich  der  güldene  Griff,  1613.  C.  IX.    ^emt 

baft  bon  einem  einigen  ©egentnutff,  fo  manc^falttge  opiniones  bnb 

judicia  ober  Srtl^etC  gefallen,   ift  nid^t  bed - ©egentourffg  fd^ulb, 

fonbem  beten,  fo  ed anfeilen,  mit  üietf eltigen  Sugen.  a.  a.D.  G^.X.. . 

bonimh  folte  bataud  MQid^  gefd^Ioffen  toerben,  bad  feigen,  erfennen 

ni«^  bom  ®egenft>urff,   fonbem  bom  Sluge  fe(bft  l^erfomme  bnb 

^ieffe,  bad  i^,  SCUed  natürlid^  erfennen  k)nb  feigen  !omme  bnb 

i»t>VLbtai^i  tnerbe,  bon  bem  @r7ennen  fetbfi,  bnb  ntc^t  bom  objecto 

imb  ®egenlnutff,  alfo  ift  baiS  Slug  ein  lauter  flat  @tfxdft,  fo 

toirb  bie  @rfenntnid  rein  bnb  lauter,  !(ar  geurtl^etlet  fe^n.    3ft 

ober  baS  9lug  fium))ff  bnb  bunfel,  fo  ioirb  aud^  bad  feigen  fa(f4 

bnb  bundei  fei^n.  vgl.  zu  I,  47  und  II,  168  noch  MeduUa  animae 

^citiert  nach  Speners  Ausgabe  Frankfurt  1 692 ,  da  mir  keine  ältere 

Aasgabe  des  17.  Jahrhunderts  zugänglich  war),  @.  56.  9)em  ge» 

reiften  äRenfc^en  in  feinem  bollfommenen  guten  äBiUen  mag  feine 

3eit  3U  htr^  fel^n,  bann  too  ber  äBilte  alfo  ftel^et,  bag  er  aUt^, 

HHid  er  bermag,  t^un  ioill,   nid^t  allein  je^unb,  fonbem  ai^d^  in 

taufenb  Salären,  ob  er  fo  ^ange  lebet,  fo  bejal^Ut  ber  äBiUe  fo 

bte(,  ald  man  in  taufenb  Salären  mit  ben  9Berd(en  tl^un  möchte, 

unb   ^t  aUeS  bor  ®ott  getl^an.  —   Die  Mannigfaltigkeit  der 

Dinge  erscheint  bei  Scheffler  als  eine  Folge  des  verwirrenden 

menschlichen  Denkens;  Gott  ist  das  unteilbare  Eine,  zu  dem 

das   Geteilte  und  Unvollkommene  wieder  hinzustreben  hat, 

V,  1 .  vgl.  Weigel,  Informatorium,  Giija  f.    2Bcr  nun  betrachtet 

bie  <^genfd^aft  be(  (und  bnnb  ber  S^^^  /  ^^  ^^i  bef ennen,  bag 

^tt  bod  tnal^re  SBefen  (Sind  fe^e  bnb  einig  ol^ne  alte  Spaltung 

tmb  numnigfaltigfeit,   benn  fo  toenig  ald  bad  (Sind  !an  get^eilt 

loerben^  ober  bibibirt  in  ber  9ied^ei^nft,  eben  fo  toenig  !ann  man 

au^  tfftxUn  bie  (Sinigfeit  ®Dtted,  benn  ed  ift  nur  ein  ©toiger,  nid^t 

}tDcene,  nic^t  bre^,  bnb  fein  SBefen  bCeibet  einig  bnnb  bngeft>alten, 

o^  atte  Sermengung,  Scrmif (^ung  ober  6j)altung.  —  Der  Mensch 

kann  daher  nur  dann' wirklich  selig  werden,  wenn  er  über  die 

Mannigfaltigkeit  zu  dem  Einen  und  Unteilbaren  sich  erhebt;  Ch. 

W.  IV,  206.  vgl.  Weigel,  Scholasterium  christianum,  S.  177.  SBem 

Ang.  SilesiaSf  Cherab.  Wandenmaim.  b 


XVUI 

nid^t  aUe  öl^rter  ein  Dl^rt  feinb  bnnb  gleid^  gelten,  fonbern  an 
einem  Di^rt  mifyt  %vmh  Dnb  2uft  \üiU  fud^en  aI8  am  anbent^ 
ber  metg  nod^  nid^t  too  fein  Sattettanbt  fe^;  ignorat  seipsum 
et  regnam  Dei,  im  redeten  äiatterlanbt,  in  meipso  non  per- 
penditor  terminns  a  qno  et  terminus  ad  quem,  nee  nlln» 
partium  situs  corporeus,  supra,  Infra,  ante,  post,  sicut  mundo 
staute  fieri  et  cönsiderari  solet,  sed  est  quies  et  aeternitas,. 
ubi  unum  seu  Dens  in  me  fit  omnia,  *  nbi  nulla  sit  actio  aut 
operatio  vel  motus. 

Schefiflers  Vorstellungen  über  das  Verhältnis  der  Greatur 
zu  Gott  müssen  noch  unten  berücksichtigt  werden ;  es  scheint, 
dass  für  die  Ausbildung  der  über  diesen  Gegenstand  im 
Kreise  Franckenbergs  herrschenden  Anschauungen  verschie^ 
dene  Quellen  in  Betracht  kommen.  Die  den  Sprüchen:  I,  8,. 
9,  106,  139,  191,  192,  204.  II.  149,  178  Bu  Grunde  liegenden 
Gedanken  kann  man  so  zusammenfassen,  dass  nach  SchefiTler 
die  Gottheit  erst  im  Menschen  zur  wirklichen  Erscheinung 
kommt.  Die  Grundzüge  dieser  Anschauung  finden  sich  aller- 
dings ebenfalls  bei  Weigel.  Denn  so  stark  er  sonst  den  Unter- 
schied zwischen  Ungeschaffenem  und  Geschaffenem  betont  (bgL 
j^ur^er  ^erid^t  unb  Anleitung  jur  Seutfd^en  S^ologe^,  @.  138. 
®g  feinb  nid^t  mel^r  bann  atne^  äBefen,  bad  einige,  uninanbelbal^re 
bngefd^affene  ®ut  ober  äBefen,  unb  barnad^  baS  tnanbetl^afftige^ 
angefangene,  gefd^affene  äOefen,  tneld^ed  ift  ein  IBtlbni^  ober  tote 
ein  Schatten,)  so  sagt  er  doch,  SBom  Ort  ber  fflelt,  C.  XXVI. 
Mija.  ®Dtt  für  fid^  felbft  in  @h)tgfeit  ift  toillenlo^  (vgl.  Ch.  W. 
1, 294),  ioie  affectlog,  er  ioil  nid^t^,  aber  in,  mit  bnb  burd^  bad 
SBort  bnb  Kreatur  toirb  er  on$  gum  äBiUen,  bnb  toirb  tooüenbe^ 
fümemlid^  im  @rftgebomen  ©l^rifto,  ba  leffet  er  fid^.  feigen,  toa^ 

er  tooüe  eb)iglic^.  vgl.  auch  a.  a.  0.  Cap.  XVII n^iemol  ©Ott 

für  fic^  felbft  nid^td  n)iC,  er  n^irb  erft  in  ber  (Sreatur  tooQenbe 
bnb  gum  9BiÜen.  Es  stimmt  damit  überein,  dass  Scheffler  sich 
Ch.  W.  n,  157  auch  dem  Wortlaute  nach  an  Weigel  anzu- 
lehnen.scheint,  Informatorinm  II,  1  (Biiija)  3)enn  toer  ftc^  felbft 
red^t  anfi^et  bnb  eviennet ,  k)on  innen  unb  t)on  auffen.  ber  rtm^ 
erfennen  ben  etoigen  ®DSC2:,  beft  öilbtni^  er  trägt. 

Auch  die  in  II,  179  von  Scheffler  vorgetragene  Anschau- 
ung scheint  auf  Weigel  zurückzugehen;  hätte  sich  der  Mensch,, 
wie  Weigel  in  seinem  Buche  vom  himmlischen  Jerusalem  aus- 


XIX 

fuhrt,  nicht  dmch  den  Fall  ans  der  Einheit  mit  Gott  losge- 
rissen, so  wäre  eine  Erlösung  überhaupt  unnötig  gewesen. 
Ebenso  gibt  ü,  180,  Weigelsche  Gedanken  wieder:  Der  Mensch 
als  Geschaffenes  ist  nach  Weigel  f&r  sich  selbst  kein  Wesen, 
andererseits  hat  aber  doch  Gott  einen  Teil  seines  Wesens  in 
ihn  eingegossen.  —  Gott  umfiisst  und  umschliesst  nach  Weigel 
alle  Dinge,  sofern  die  Creatur  nun  Gott  hat,  so  hat  sie  auch 
alle  Dinge.  Ch.  W.  I.  88.  L  140.  IL  149.  SBdgel,  philosophia 
theologica,  ba^  ntmblväf  ®ott  aSein  «üt  fe^,  6.  197.  bietneil 
oBer  (Ereotur  ifi  ®otted  bolüommene  StIbnuB,  fo  l^at  jl^  @ott 
mäQttff^tt  aUt  @aBen  unb  @üter,  bie  fte  in  j^r  felbft  fiitbet  bttnb 
bcft|et,  tme  @ott,  trnnb  barff  nichts  bmt  auffen  gu  fuc^en,  aSe 
2)in0  ftnbet  fte  in  j^r  felber^  bann  fte  ftnbet  bie  ganfe  @attl^elt 
in  i^  f eiber,  e^  fo  l^ot  fte  auc^  bad  Biüdtotd,  Nachfolgnng  @.8. 
SBan  in  bem  Su^gang  fein  felbeS,  bnb  aEer  ^tng,  fo  nmfi  ®oit 
ftil^  il^  geben,  mit  aEer  Ski^r^eit,  ^ot  er  ben  ®ott,  fo  bebarff 
er  nii^td  mel^v.  Med.  an.  S.  63.  gfürtoar,  ber  ift  gar  pi  get^tg^ 
ber  ft^  mit  ©Ott  ni(^  tann  laffen  genügen,  in  bem  allein  gute  ifl, 
me^,  M  er  begeben  mag,  bann  ber  SVeic^tl^um  @otted  ifl  über 
aüt  9Ut|.  vgL  auch  a.  a.  0.  S.  53.  2)ann  bie  Qinbemug  tft  in 
i^,  imb  aEed  bad  er  orbentlic^  liebet,  ^tnbett  i^,  ®02X  ift 
ifmt  nü^  nid^t  aEeS  in  aEem  toorben,  baS  ift,  er  mei^net  @ott 
vUlft  in  aflen  SHngen  (auterlid^. 

Die  pantheistischen  Vorstellungen,  auf  denen  sich  Scheff- 
lers  Ansichten  von  dem  Weltgebäude  aufbauen,  stimmen  eben- 
&Us  fast  tiberall  mit  Weigel  fiberein.  Auch  Weigel  betrachtet 
die  Welt  als  eine  Emanation  des  göttlichen  Wesens,  das  aber 
dadurch  nichts  von  seiner  Wesenheit  verloren  habe,  sondern 
bleibe,  wie  es  gewesen.  Alles  umschliessend  und  Alles  er- 
füllend. Vom  Ort  der  Welt,  C.  Xm,  Füj  b.  3lun  möd^te  man 
fragen,  nne  toar  t^  benn  gubor?  barauff  antworte  id^,  eben  ta>ie 
ed  ie(ptnb  ift,  benn  bad  Umioanbelbare  toanbelt  ftc^  nimmer,  ba^ 
bie  SBeit  bnb  (Ereaturen  ftnb,  ^at  ®ott  in  feiner  ^teffe  ettoad 

tDcbet  gegeben  noc^  entnommen Snb  ob  bid^  bün!en  mdd^te, 

ed  Inere  ie|unb  ni<^,  tote  t^  gubor  toar,  barumb,  ba(  je^unb  bie 
aSelt  fielet,  mtnb  leibltd^  auff  ber  Stefe  fd^toebet,  fo  fottu 
nnffen,  ba^  betn  jnnerlid^ed  Sluge  ju  tieff  l^erabgefentfet  (iget  in 
ben  ftifttbal^ren  leiblid^en  fingen,  too  bu  ed  aber  auffl^übeft  bber 
fti^  in  bie  fSkttt,  fo  ioürbeft  bu  baib  bemel^men,  bag  ed  je^unb 

b* 


XX 

eben  alfo  toere,  toie  für  ber  @d^öj)ffuit0  ber  SQBelt.  Vgl.  auch 
ha^  Oott  attein  gut  fe^,  S.  210.  C.  VIII.  Vom  Ort  der  Welt, 
C.  17.  Hb.  ^ul^n  ift  ©Ott  ein  omnicapax  tabernaculum ,  ein 
aSbegreiflici^  SBefen,  ber  alle  6)reaturen  alfo  befd^Ieuffet,  ftd^tbal^re 
t)nb  unfid^tbare,  bag  aud^  aufferl^alben  ®ott  nid^t  eine  fliege  ober 
9Kü(fe  ftc^  regen  ntöd^te  ober  ol^n  jl^n  leben.  Ch.  W.  1, 127,  vgl. 
auch  II,  143.  Auch  das  von  Schefifler  verwendete  Bild  eines 
Brunnens  V,  216  stammt  aus  Weigel,  der  güldene  Griflf,  Cap.  V. 
S)ien)et[  alle  2)ing  fo  bon  ©Ott  bem  einigen  Brunnen  gef[offen 
finb,  erlaubt  toerben  tc:  vgl.  noch  weiter  Ort  der  Welt, 
C.  XXVII.  Miij.  2)u  fe^ft  gleich  in  ber  SBelt  ober  aufferl^olben 
ber  SBelt,  toie  toir  benn  im  gufünftigen  Seben  ol^n  biefe  SBcIt  fe^n 
muffen,  bennod^  magft  nid^t  ol^ne  &Dtt  fe^n.  S)cnn  ®Dtt  ift 
nic^t  aSein  ein  6)entrum,  fonbern  auc^  ein  (Eir!el  aUer  ®efd^öt)ffen, 
ba«  ift,  ©Ott  bnb  fein  aBitte  ober  SBBort  ift  nic^t  attein  in  aUen 
Kreaturen,  fonbern  aufferl^alben  berfelben  fie  begreiffenbe,  alfo 
ba^  aud^  eine  TlMt  nid^t  möchte  aufferl^alben  ®ott  (eben,  2c. 
vgl.  Ch.W.  IV,  154.  Zu  VI,  174  vgl.  auch  noch  Jak.  Böhme, 
Menschwerdung,  I,  1 1 ;  6  (Werke  Bd.  VI,  iJ.  218).  @r  (©l^riftu«) 
ift  ber  Srunn,  unb  toir  finb  feine  2:ro^fen  in  il^m.  Vgl.  femer 
zu  VI,  188.  Med.  an.  C.  XXXIII.  S.  94.  ®ott  attein  ntuj  ge* 
meinet  fe^n,  ber  titoa^  meinet,  ber  meinet  &Oit  nid^t.  ^u  folt 
aud^  in  ®Dtt  nid^tg  meinen,  toeber  @naben,  nod^  @aben,  ober 
ettoaS,  bad  man  begel^ren  mag,  bann  in  il^m  finbeft  bu  aSeS  be^« 
f ammen.  Nachfolgung ,  S.  74 ,  wo  das  Wort  des  h.  Augustin 
angeführt  wird:  ®ebe  mir  @ott  aUe  2)ing  ol^ne  fid^  f eiber,  mir 
benügte  nit,  fonber  l^ab  3d^  ®oü,  fo  i)ab  xd}  alle  2)ing,  unb  bamit 
benüget  mir.  Ch.  W.  II,  120  (vgl.  auch  V,  170)  dazu  Nachf.  S.20. 
^nb  baS  feiub  redete  geiftUd^e  3)2enfd^en,  t^nb  il^r  effen  ift  @ott 
lieber,  ban  anber  2int  faften,  t)nb  toer  fie  f))eifet,  ber  fpeifet  @ott 
f eiber.  äBan  tnad  fie  effen  ober  trincfen,  bad  nergel^rt  @ott  in  il^nen. 
Gott  offenbart  sich  nach  Schefifler  in  der  Natur,  die  er 
nmschliesst  und  ausfüllt.  Dieser  bei  allen  Mystikern  wieder- 
kehrende Satz  (vgl.  z.  B.  Nachfolgung,  S.  153.  157)  ist  aber 
wohl  auch  Schefifler  zunächst  durch  Weigel  nahe  gebracht, 
da  wiederum  eine  wörtliche  Anlehnung  vorzuliegen  scheint, 
vgl.  V,  86  und  Weigel,  Informatorinm  II,  7 :  S)ie  fc^öne  Kreatur 
ift  ein  9ud^,  barinnen  man  lefen  foU,  @otted  etnige,  aUmäd^ttge 
@üte  t)nnb  «Um&c^Hgfeit  bnb  äBeigl^ett. 


XXI 

Das  Böse  ist  nach  Scheffler  mit  Gottes  Wesen  unverein- 
bar und  nnr  dem  Menschen  eigentümlich,  vgL  Ch.  W.  I,  129, 
IV,  69  nnd  Y,  230.  Genau  den  gleichen  Gedanken  finden  wir 
bei  Weigel,  Gebetbüchlein,  III,  9.  na^  fanb  er  (%ham)  in 
fidf  fefBer?  3mel^  ^ing,  nmlidf  bad  ®ute  bon  ©Ott  [\>rih 
hai  Söfe,  totldft^  fein  eigen  toal^re.]  Vgl.  auch  Bürger  Serid^t 
imb  Anleitung  jur  t^eutfd^en  t^^eologei^ ,  S.  144.  9htn  eine  jebe 
(Sreotitr  ffatk  nütJ^toenbig  gtoe^  2)ing  in  j^r,  bad  gutte  k)nnb  bad 
bdfe,  baiS  gute  k)on  ®ott  ald  äßefen,  Beben,  Steigt  k.  ^a^  böfe 
bon  jl^r  felber,  ba^  ift  jl^t  eigen  nic^tiS.  Ist  Sünde  somit  eine 
Eigentümlichkeit  des  Creatürlichen,  das  Creatürliche  aber  als 
wesentlich  nicht  zu  betrachten,  so  ergab  sich  der  Schlnss  dass 
die  Sünde  überhaupt  bloss  als  etwas  Negatives,  als  eine  Abkehr 
von  dem  wirklichen  Wesen  anzusehen  sei;  Ch.W.IV,69. 1,213. 
VI,45.VI,  44.  Weigel  vom  Ort  der  Welt,  C.  XVHI.  2)arumb  ifl 
bie  Sünbe  andf  nid^t  m  @ubftan}  ober  äBefen ,  f onbem  nur  ein 
fLcdttni  ober  S^^aü,  burc^  bad  S(nnel^en  beiS  äßtUeng,  toeld^er 
folte  fre^  bleiben.  Weigel,  Bericht  und  Anleitung,  S.  145. 
Jttmiidf  Sflnb  tft,  \otnn  ftc^  bie  bemünfftige  (Ereatur  abtoenbet 
burc^  ei^genen  äBiEen  bon  bem  bntoanbell^afftigen  einigen  ®uit 
auff  bie  toanbell^afftige  vielfältige  (Kreatur.  Vgl.  auch  Informa- 
torinm,  III,  11.  @ünbe  ift  ein  abtoeid^en  bon  bem  traten  %efen 
gum  Schatten,  bom  Siedet  gut  ^^nftemig,  t)om  £eben  gum  XoH, 
t>om  @uten  gum  Söfen,  Don  ber  äBarl^eit  an  bie  £ügen,  bon  ®ott 
}ttT  Kreatur,  bom  Sßefen  gum  Bd^atttn  ober  nid^t.  Vgl.  Med. 
an.,  S.  1.  IDann  bie  @ünbe  ift  eine  Slbfd^eibung  bon  ®ott,  eine 
3u{el^r  gu  ben  eitlen  Kreaturen,  eine  Sefled^ung  ber  Seele,  ein 
Sterben  beS  ®eifte§,  ein  Stridt  teä  geinbe^,  eine  SSerlierung  ber 
Qtit,  eine  Beraubung  ber  ®nabe  @otteS,  aller  Sugenben  unb  ber 
etvigen  @elig!eir.  Ebenda  S.  5.  ^ann  Sünbe  ift  ein  9lid^t,  unb 
^  fein  SBefen,  unb  fie  toirfet  nid^td  ald  bofed,  fte  machet  gu 
nic^t  bie  fle  begel^ren.  —  Ist  Zorn  und  Hass  mit  der  Güte  Gottes 
unvereinbar  (vgl  Ch.  W.  V,  93  und  die  unten  zu  Daniel  von 
Czepko  II,  87  citierte  Stelle  aus  Weigels  Gebetbüchlein), 
so  kann  Gott  auch  nicht  der  Urheber  der  Strafe  sein:  jeder 
Sünder  trägt  seine  Hölle  in  sich,  wie  denn  auch  der  Himmel 
nur  in  der  eigenen  Brust  des  Frommen  zu  suchen  ist.  Vgl.  Ch.W. 
I,  S2,  298,  295,  V,  54,  55,  56,  68,  93,  96  und  öfter.  Die  Stellen, 
in  denen  Weigel  die  gleiche  Anschauung  vorträgt,  sind  so 


XXII 

zahlreich,  dass  man  nnr  den  kleinsten  Teil  anführen  kann. 
Dass  Gott  allein  gat  sei,  S.  207.  fetten  bie  feligen  nid>t  ben 
ipimmel  in  jl^nen,  fte  fäl^men  mmmennel^r  baretn/)  bnb  l^etten 
bie  Derbam))ten  bie  $elle  nid^t  in  jl^nen,  fie  fönten  nimmermel^t 
in  bie  etoige  ginftetni^  geftoffen  toerben.^)  Vom  Ort  der  Welt, 
C.  14.  ^Ifo  ift  bag  ^arabei^  ober  Sl^riftud,  ober  bad  9lei(^ 
©Dtted  nid^t  aufferl^alben  bnd,  fonbent  in  t>n^,  batum6  bürffen 
tpir  ben  ^immel  ntd^t  l^ie  ober  ba  fud^en,  toerben  toir  benfelben 
in  ün^  ntd^t  finben,  fo  fud^en  toir  benfelben  k^ergebend,  t)nb  fin« 
ben  jljn  nimmermel^r.  Vgl.  auch  noch  die  nachfolgende  wich- 
tige Stelle  in  dem  bereits  oben  citierten  S3üd^(ein  ba^  ©Ott 
allein  gut  f e^,  S.  204  f.  3lun  ift  ba^  i)ntniberft>red^licl^  ioar,  hai 
^intmel  bnnb  i^eU  in  bet  Kreatur  fei^,  toere  bie  ipeUe  nid^t  in  ben 
SBerbam^)ten,  fie  möd^ten  nimmermel^r  barein  fommen  nod^  öer» 
hampt  irerben.  ä^nb  tigere  ber  ^irnntel  ntd^t  in  ben  ©laubigen, 
fie  !ämen  nimntermel^r  barein,  tonb  fönten  nid^t  feiig  toerben. 
(Vgl.  Ch.  W.  V,  52.)  m  ift  fein  größerer  ^immel,  al«  ber  innere 
^intmel  eineg  guten  ©etoijfen«,  in  ©l^rifto  3«fu,  önb  ift  leine 
gröffere  ^eUe  a(d  bie  innere  $elle  eineB  böfenS  (üeiniffeniS  auffer« 
l^alb  G^l^rtfto.  ©in  ®£emt)el,  @o  id^  burd^  G^I^riftum  im  jjnnem 
§immel  bin,  toürffe  nttdj  ®ott  in  bie  §ölle  önber  bie  2:euffel,  fo 
bliebe  id^  bod^  im  Fimmel,  bnb  bie  ^eUe  a(fo  ju  reben,  mü^te  mir 
ein  ^immel  fe^n,  bann  fo  inenig  al^  ®ott  bie  ^eUe  eine  ^eHe  ift, 
eben  fo  toenig  mir  aud^,  ber  ic^  im  $imme(  bleibe,  bagegen  toerbe 
ic^  Uxauht  be^  jnnern  ^immeld  t)nb  au^er  Sl^rifto,  ob  gleid^ 
©Ott  mid^  neben  ftc^  fe^te,  ober  mir  einen  Dl^rt  baioete  öon  Ärl?« 
ftaa,  ©otbt,  ©ilber,  perlen,  2C.  auf  l^immlifc^e  SBeife,  fo  toürbe 
mir  toarltd^  fold^er  euffere  §immel  ein  l^eUifd^  getor  bnb  ®ifft 
fe^n,  borumb  ligt  e3  alle«  am  inntoenbtgen  ©runbe.  (Vgl  .Ch.W. 
V,  15;  1,97).  Vgl.  zu  der  zweiten  Hälfte  der  letzten  Stelle  auch 
Med.  an.  S.  156.  „®od^,  fo  er  midj  in  bie  ^ötte  toürffe,  fo  l^ätte 
id^  atoeen  9lrme,  bamit  id^  il^n  umbpenge.  S^er  eine  Arm  ift  toar« 
l^af^e  2)emutl^,  benfelben  lege  id^  unter  il^n,  unb  bamit  bin  idj 
mit  feiner  l^eiligften  ajlenfdjl^eit  bereiniget.  Unb  mit  bem  redeten 
9lrm  ber  ßiebe,  fo  mit  feiner  l^eiligen  ©ottl^eit  bereiniget  ift,  umb» 
fienge  id^  il^n,  ha^  er  mit  mir  in  bie  §öße  müje.    Unb  fo  tootte 


1)  Vgl.  Ch.  W.  V,  52,  auch  I,  295. 

2)  Ch.  W.  V,  96. 


XXTTT 

\äf  lieber  in  ber  Rollen  fei^n,  unb  ®ott  j^oben,  ald  in  bent  ^vms 
:ne(,  unb  ®ott  nid^t  l^aben/'  SDa  berftunt)  ber  SReifter,  ba(  toal^re 
Oelaffenl^eit  mit  grünblid^er  2)emut  ber  ned^fte  SBeg  }U  ®ott  tpäre. 
Vgl.  zu  CiL  W.  1, 82  noch  ®in  md)Uin  ba^  @ott  aOein  gut  fe^, 
€.  4.  S.  200.  äBenn  bu  @ott  fud^en  toilt,  bnb  feinen  ^l^riftum, 
jo  muftu  nid^t  n>eit  au^erl^alb  bir  lauffen,  gen  Serufalent,  gen 
Slom,  gen  @.  Sacob,  in  ben  2:em^el  }u  bent  Kntid^rifio,  fonbem 
ie|re  in  bid^  felbft,  im  ©eift  muftu  jl^n  fud^en,  finben,  anbtttn  in 
bir  felber.  —  Zu  der  Gnindanschaunng  vgl  noch  Nachfolgong, 
S.  166.  Snb  man  f^rid^t,  @ott  berbamme  ben  Sßenfd^en.  ®ott 
t^erbammet  niemanb,  fonbem  ber  9J2enfd^  Derbammet  fid^  felber. 
YgL  auch  Jakob  Böhme,  vom  übersinnlichen  Leben,  36. 
<Werke,  I,  140.)  @ie  (bie  ©eele)  barf  feine«  Sluöfa^ren«,  fon^ 
htm  bad  öu^erlid^e,  töbtlid^e  £eben  famt  bem  2^^  fd^eiben  ftd^ 
nur  t)on  il^r.  @ie  ffat  ^immel  unb  ^öUe  )ubor  in  il^r,  vgl. 
auch  ebenda  38  ff.  Werke  I,  141  f.  und  Böhme,  De  tribns 
principiis,  IV,  36  und  VII,  21,  Werke  Band  III,  S.  31 
und  56,  femer  Vom  dreifachen  Leben,  II,  52  f.,  Werke  Bd.  IV. 
S.'25.  Vgl.  auch  noch  Menschwerdung,  I,  14;  VI:  äBir  fügen, 
hafi  in  aUen  äHenfd^en  bie  äJZöglid^feit  jur  neuen  @eburt  fei, 
fonft  tn&re  ®ott  zertrennt  unb  an  einem  Orte  nid^t  ald  am 
-anberen;  unb  befennen  l^iermit,  ba^  ber  Slenfd^  Dom  ^uer  unb 
2i^t  gebogen  toerbe.  äBo  er  fid^  mit  ber  äBage  ^inlenfet,  ba 
fallet  er  l^in,  unb  mag  in  biefer  3^^^  ^o^  f^>^  Slngel  oDer  SBage^^ 
jünglein  toieoer  in  bie  $5^e  fd^toingen,  unb  bag  bie  1^.  Hare  @ott^ 
^eit  fein  »öfe«  toitt.  (Werke,  Bd.  VI,  241.)  Vgl.  auch  über  die 
i^atur  der  Sünde  Sex  pnncta  mystica,  III,  16  (Werke  VI,  404). 

Demnach  ist  Gott  dem  Menschen  in  jedem  Augenblicke 
gleich  nahe;  und  es  ist  nor  die  Schuld  des  Menschen,  wenn 
-er  ihn  nicht  findet.  Ch.  W.  11,89.  Negativ  wird  der  gleiche  Ge- 
danke ausgedrückt  bei  Daniel  von  Czepko,  Monodisticha  sa- 
pientum  III,  56. 

fte^r  umb. 

äBann  bu  ben  9lfitfen  fe^rft  ber  flaren  Sonne  ju, 

Unb  ftel^eft  nid^t  i^r  Sic^t.    SBer  mad^td?    Sie  ober  bu? 

Weigel,  Informatorium,  M.  v.  C.  XX.  2)enn  fie  tootten  ftd^ 
^ott  nid^t  ergeben  Dnb  }ur  Sonnen  toenben,  barumb  l^atd  jl^nen 
<8ott  nid^t  gegeben,  nid^t  au^  feiner  Sd^ulb,  fonbem  aui  ber 
SRenfd^en  Sd^ulb.    Med.  an.  S.  80.    äBad  barff  jemanb  ber  Sonne 


XXIV 

berloeifen,  ba^  flc  in  fein  ^au^  nid^t  fdjieinet,  fo  er  feine  genfter 
gufd^Ieuft^  burd^  toeld^e  bet  @ci^ein  einbringen  foQ. 

Auch  die  Anschauungen  über  das  Wesen  Gottes,  dl& 
Scheffler  vorträgt,  sind  auf  das  Augenscheinlichste  durch 
Weigel  beeinflusst.  Gott  gilt  Scheffler  als  das  einige,  unteil- 
bare, jeder  Vielheit  feindliche  Wesen:  die  Einfalt,  von  der 
I,  219  die  Rede  ist,  muss  als  Zahlbegriff,  und  nicht,  wie 
Kern  S.  78  f.  annimmt,  als  ethische  Eigenschaft  aufgefasst  wer- 
den, vgl.  Weigel,  tin  Süc^Cein  ba^  ©Ott  allein  gut  fe^,  C.  14. 
®Dit  ift  bie  J^öd^fte  (SinigMt  Dnnb  Einfalt,  t»n5erül^rad^  Don  allen 
Kreaturen.  Dem  entspricht  es,  dass  Schefflers  Betrachtui^e» 
V,  Iff.,  in  denen  das  Verhältnis  Gottes  zu  den  Creataren 
durch  Zahlensymbolik  erläutert  werden  soll,  ganz  offenbar  ao 
Weigel  anknüpfen;  vgl.  namentlich  V,  2,  3  und  4  mit  Weigel,. 
Informatorium,  II,  12.  Stern  baS  l.ift  ein  S3efd^lud  unb  IBegriff 
aUer  jalen,  2.  3.  4.  10.  100.  1000.  ^arumb  fanftu  f^red^en^ 
bad  eine  ift  aUe  gal^len,  complicit6  ^ufammen  getoidElet,  al^er  2.  3. 
4.  40.  50.  60  2C.  ift  nid^tg  anberd  al^  ein  au^toitfelung.  SBere 
baS  1.  nid^t,  fo  toel^re  aud^  2.  3.  5.  10.20.1000  nid^t,  nod^  eine 
anbete  3a^l  •  o,h^v  leiblid^e  fid^tbare  2)ing  fmb  nid^t  Don  i^n  f elb» 
ften,  fonbern  fie  fommen  au^  ben  unfid^tbarn  geiftlid^en,  unb  bie 
fommen  au^  einem  anbern:  alg  bie  ©etoed^fe  !onnnen  au^  bea 
@ternen  Dnb  Elementen,  bie  Elementen  fommen  au^  ben  äßaffern^ 
bie  äßaffet  fommen  au^  ben  @ngeln,  bie  QSngel  fommen  au^  bem 
nid^td,  Dnb  äBort  ©otteS,  ba^^  SBott  fom^t  au$  @ott,  ®ott 
ift  Don  im  felber.  Vgl.  a.  a.  0.  II,  3.  @ott  tniU  id^  Detgleid^en 
ber  erften,  Dnb  bie  Kreatur  ben  anbern  ^al^len,  barumB  bad  ®ott 
einig  ift,  Don  jl^m  felber,  Dnb  ift  fein  felbft  eigen,  bebarf  feinei^ 
anbern,  Dnb  barumb  ba^  Kreatur  an  il^r  felbfk  gtne^fad^  ift,  ober 
itt>t\)  anfeilen  ffai,  ald  auff  fld^  felbft  Dnb  auff  ©Ott,  Dnb  ba$  fie 
Don  bem  einigen  @Dtt  l^erfommet,  Dnb  ift  nid^t  jl^r  felbft  eigen, 
fonbern  @0S^,  Dnb  mu(  erhalten  tnerben  Don  bem  einen:  bad- 
erfte  fan  tool  fei^n,  toenn  gleid^  nimmermel^r  2.  3.  ober  4.  tneren,. 
aber  nit  ijietgegen,  2.  fan  nit  Beftel^en  on  boS  erfte,  bie  ^toel^  l^abea 
jr  toefen  Don  bem  erften,  muffen  Don  i^m  erl^alten  toerben,  bar» 
um  la^  id^  mid^  burd^  bie  )n>ei  füllten  )um  erften,  bad  ift  burd^ 
bie  Kreatur  ;ium  äßerf  meiftet. — Femer  wird  Gott  bei  Weigel  eben- 
falls als  die  ewige  Ruhe  bezeichnet  Ch.  W.  I,  76  und  294.  Weigel, 
vom  Ort  der  Welt,  C.  19.    @üii  ift  bie  eioige  (Rul^e,  bie  ©eligfeit. 


XXV 

dnb  baiS  (inbe  aUn  (Ereoturen,  er  ift  SBittflod,  Dnb  tin  an^u 
nemer  füffet  Stiaeßatib,  ber  ha  aUtS  rul^ig  mad^et,  bad  ba  ftd^ 
bed  äBiaend  nic^t  anniaCpi,  ha^  ift,  ber  ba  bUibet  in  ber  SUb« 
tti^  in  e^ri^,  baffelbe  tvanbett  in  bem  SBiHen  &ottti,  ba  ifl 
@ott  felber  aUed  tvorben,  ba  ifi  Seligfeit,  Siul^e,  triebe  t)nb  @ott 
»Ott  @cnÜ0e.  Vgl  auch  Jakob  Böhme,  MenschweTdimg  U,  1 ;  S. 
3n  ber  (Stoigfett,  a(d  im  Ungrunbe  auffer  ber  Statur  tft  nid^td 
ald  eine  @üfle  o^e  Sßeffn;  ed  Ij^at  auc^  nid^tö,  bod  etti>aS  gebe^ 
e^  tft  eine  eloige  9iu^e,  ein  Ungrunb  ol^ne  Anfang  unb  (inbe. 
es  ifk  au^  fein  3i^  no(9  Statte,  aud^  fein  Suchen  ober  finben^ 
cber  ettDad,  ba  eine  äRdglic^Ieit  toäre.  (Vgl  Ch.  W.  n, 
18S).  Aneh  Weigel  leugnet  wie  Scheffler,  dass  Gott  wirk« 
fiehe  £igen8chafien  besitze,  Tgl.  Informatoriam  II,  10;  vgL 
M.  a.  S.  76.  Sbam  hai  göttliche  SBefen  ift  in  ji^m  felbfken 
%amlo%,  aber  i>on  toegen  ber  (Ereatur  fe^nb  i^me  92amen  ^uge^ 
fatten,  nemlic^  toeil  er  bie  (Ereatur  gefc^ffen,  fo  ^eiffen  (vir  i^n 
anc^  einen  @ott  atö  er  au(^  ift.  9((d  bie  (Kreatur  gebred^Iid^  ift^ 
fo  pfiffen  toir  i^n  barml^eraig,  milb  unb  gnobig,  a(d  er  aud^  ifi^ 
mt^nbelt  fie,  fo  ift  er  geredet.  Unb  alfo  mand^erlel^  Flamen,  bie 
i^  Don  bem  Sßefen  fein  felbft  nit  juge^oren,  ba(  er  in  ftd^ 
fel^ften  Stomio^,  8UbIo(,  gfonnlo^,  äBeifeto^,  unb  aUer  ^ngen 
blofc  ift.  (VgL  Ch.  W.  II,  70.)  Auch  der  Ch.  W.  V,  50  ans- 
gedriiekte  Gedanke  findet  sich  schon  bei  Weigel  vorgebildet, 
ein  Süc^lein  t>a%  @ott  allein  gut  fe^,  C.  16,  S.  214.  Snb  erft- 
lif!^  fc^reibt  man  @ott  gu  bie  Slffect,  g^elobe,  2:raurigleit,  toir- 
fen,  2C,  ba|  (Ereotur  mit  ^rc^t  unb  3ittern  erfenne  unb  befenne, 
toie  @Dtt  fei^  ein  Srunnquett  t)nb  Srfad^  ober  S^rffmtng  aUer 
gelobe,  S^ratorigleit,  toirdfenS  2C.  Wegen  dieses  Mangels  aller 
Eigenschaiten  wird  Gott  als  das  ärmste  Ding  nnd  Armut  als 
göttlich  bezeichnet,  Ch.  W.  I.  65.  VgL  dazn  Nachfolgung,  S.  1. 
Srmut  ift  ein  @leii^lS^eit  @otted.  mai  ift  @ott?  @ott  ift  ein 
abgefc^eiben  äBefen,  »on  aUen  Kreaturen.  &n  fre^  Sermdgen. 
(Ein  Umter  toirtfen.  Sllfo  ift  Slrmut  ein  abgefc^eiben  SBefen^  t)on 
allen  (Kreaturen.  Auch  die  IV,  127  vorgetragene  Meinung  über 
die  Wohnung  Gottes  ist  bei  Weigel  zu  finden:  @in  fßü^fltm 
ba|  (Sott  aSein  gut  fel^,  C.  10.  S.  211.  et  ((Sott)  ift  einig,  t»nnb 
loo^et  nirgenbd  a(d  in  i^  felber,  er  bebarff  feiner  eufferen 
SBo^ung.  (VgL  auch  ebenda  C.  1,  8  und  11.)  Als  die  ein- 
Bige  wirkliehe  Eigenschaft  Gottes  wird  seine  Fähigkeit,  sich 


XXVI 

mitzuteileo,  bezeichnet  Ch.  W.  II.  182.  Vgl.  Nachfolgung,  S.  6. 
®Dtt  ift  ber  Seelen  gimmerrctd^ ,  fo  fie  bemt  atte  a^tng  laffet, 
t)nb  @ott  allein  anl^anget,  fo  getoint  fie  ®ott  mit  ©etoalt.  ^an 
©Ott  mag  fid^  nit  entl^alten,  @r  mu^  fid^  jl^r  geben,  bann  ed  ift 
fein  92atur,  bag  et  fid^  gemeinfamet  ber  @eeCe,  bie  fein  em))feng« 
lid^  ift.  —  Weiter  vgl.  zu  Ch.  W.  IV,  158  die  Ausführungen 
Weigels  im  Informatorium  II,  12,  wo  Weigel  dftrthun  will, 
dass  die  sichtbare  Welt  in  Gott  verborgen  war  und  aus  ihm 
entsprungen  ist  (,,barum5  toaten  alle  leiblid^e  "S^ing  k)etborgen 
in  bem  önfid^tbaren  ®eift):  ein  ^afelmtS  ift  ein  ©amen  ober 
Astrum,  ^at  in  il^r  befd^loffen  bie  gan^e  ^afetftaubt,  fam^t  ber 
ganzen  SBur^el,  &tam,  tieften,  Steigen,  ölettem,  a)oIten  önb 
anbern  92üf[en;  femer  Med.  an,  S.  48.  9lud^  ift  ©Ott  ein  toal^rer 
xin'gemeffener  unb  überme^id^er  ©irfel,  ber  beS  SKenfd^en  mittn 
©eift,  ber  in  feinem  Segriff  §immel  unb  ®rben  an  ber  SBeite 
übertrifft,  in  il^m  M  einem  ^unct  befdjiHeffet,  ba^  er  !aum  ettea« 
gemerdet  toerben  mag.  Ch.  W.  IV,  162.  Vgl.  Weigel,  Erkenne 
dich  selbst,  T.  1,  C.  21,  S.  58.  D  mein  ©d^ö^ffer  önb  ®ott, 
burd^  bein  £id^t  erfenne  id^,  ioie  tounberbarlid^  id^  gemacht  fe^: 
%ui  ber  äBelt  bin  id^  gemad^t,  k)nb  bin  in  ber  äßelt,  k)nb  bie 
^elt  ift  in  mir,  3d^  bin  aud^  öon  bir  gemacht,  önb  idj  bleibe  in 
bir,  bnb  bu  in  mir,  au^  ber  äßelt  bin  id^,  bie  SBelt  traget  mid^, 
fie  bmbgreiffet  mid^,  önb  id^  trage  bie  SQ3elt,  önnb  bmbgreiffe  bie 
SBelt,  3d^  bin  ftr  Äinb  t>nh  ©ol^n,  (vgl.  den  Ausdruck  CL 
W.  I,  256),  fte  ift  toorben,  toa«  id^  bin,  önb  id^  bin  blieben  toa« 
fie  ift,  bann  atteg  h>a8  in  ber  groffen  SQ3elt  ift,  ba«  ift  aud^  atte« 
in  mir  ©eiftlid^,  barumb  bin  id^  bnb  fie,  einS,  önb  mag  o^ne  fie 
nit  fe^n  nod^  leben,  ©ie  mu^  mid^  f|)«ifcn,  crnel^ren  bnb  erf^alten, 
fo  biel  bad  fterblic^e  2zhtn  angeltet:  Sllfo  l^aft  bu  mid^  $®9l9i 
aud^  gefd^affen  gu  beinem  99ilbnui,  t)nnb  gibeft  mir  beinen  ©eift, 
bu  bift  in  mir,  t)nb  id^  in  bir,  Dnb  mag  ol^ne  bid^  nid^t  leben 
«inen  SlugenblidC.  S)iefed  aUed  fel^e  id^  in  bir,  mt>  bu  in  mir, 
3a  meine  Slugen  fe^nb  beine  Äugen,  bnb  mein  ®r!enbtnu^  ift 
bein  @rfenbtnu6,  fte  feigen  b>a8  bu  toilt,  Dnb  ni^^t  b>ad  id^  toiU, 
bu  er!enneft,  önb  fiel^eft  bid^  felber,  burdj  hidf  felber,  ba«  ift,  bur<^ 
mid^,  bnnb  baöon  bin  ic?  feiig:  3n  beinem  Siedjt  fel^e  idj  toarlid^ 
bad  Siecht.  —  Auch  die  Anschauungen,  die  Soheffler  über  das 
Verhältnis  des  Teufels  zu  Gott  vortiilgt,  lassen  sich  auf 
Weigel  zurückführen,  vgl.  Ch.  W.  V,  261,  V,  72  und  nament- 


xxvn 

lieh  V,  30.  Weigel,  vom  Ort  der  Welt,  C.  18.  Snb  ob  fte 
(He  (Ereaiur)  too^I  aufferl^olben  ®£>%X  tveber  tvcfen  nod^  (eben 
mag,  fo  l^at  ed  bod^  fold^  Sefd^eib  mit  ber  k)emünfftigen  frel^« 
imaigen  Kreatur  M  ©ngel  l>nnb  SRenfc^en,  ba^  fte  ungenöttget, 
ungegbungen,  fret^tDiUig  ftd^  (enfen  ma^  jur  redeten  t»nb  Unfen. 
«.  a.  0.  C.  17.  3a  ed  ifi  toav,  alle  Kreaturen  limnen  auffetl^alben 
eDi:X  nid^t  fei^n  noc^  (eben . . .  9(ber  boft  id^  in  ®ott  ^el^e,  (ebe 
Imb  fc^toebe,  t>nb  mi(^  betoege,  mad^et  mid^  nod^  nid^t  fe(ig,  benn 
bag  ift  natür«  \>nh  cteatüv(if^,  bnnb  aUt  Xeuffü  tmb  Serbam^ten, 
ge^en,  ftebcn,  Ithtn  bnnb  fc^toeben  mit  jl^rer  l^eEe  in  302:2:,  Dnnb 
mag  aufferlj^alben  ©02:2:  lein  ^ea  nod^  2;euffe(  nix^  einige  Kreatur 
ff^.  a.  a.  0.  C.  18.  2)enn  Sucifer  blieb  an  bem  Ort,  ba  er 
pt»ot  toat,  unb  bliebe  aud^  eben  bag,  nad^  bem  SBefen,  toie  er 
giiDor  toar.  ebenda:  2)ed  äBefend  l^a(ben  b(eibt  ber  2:euffe( 
^,  aber  bed  fBSiUtn^  f^aVbta  ift  er  böfe  t)nb  berberbet  Scho- 
lasterinm  christianmn,  C.  7.  S.  172.  Kneifer  fiel  mit  feinem  äBiEen 
«ui  &0Ü  ober  t»on  ®ott,  aber  nid^t  nad^  feinem  Sßefen,  benn 
£uciferg  SBefen  ift  gnt  blieben,  t>vib  and^  in  ®ott,  benn  auffer^alb 
<8ott  mag  toeber  @nge(  nod^  2:eufFe(  (eben  ober  gefei^n . . . 

Ueber  die  Stellung  Gottes  zu  der  Welt  und  dem  Menschen 
tragt  Scheffler,  wie  Kern  S.  8u  f.  richtig  hervorhebt,  zwei  An- 
aehaanngen  vor,  die  sich  scheinbar  diametral  gegenüberstehen, 
wenn  er  auch,  woraaf  Kern  ebenfalls  schon  hingewiesen  hat, 
<den  Yersnch  macht,  zwischen  beiden  eine  Art  Vermittelnng 
zu  finden.  Einerseits  erscheint  nämlich  Gott  als  das  von  aller 
Creatnr  nnberührliche,  ihrer  nirgends  bedürftige  Wesen,  das 
«ich  nm  die  Welt  nicht  kümmert  und  nnr  in  sich  selber 
Genüge  findet;  andererseits  wird  doch  behauptet,  dass  Gott 
des  Menschen  Liebe  suche  und  sie  nicht  entbehren  könne. 
Der  scheinbare  Widerspruch  erklärt  sich  hauptsächlich  aus 
<den  Quellen,  von  denen  Scheffler  abhängig  ist.  Während  ihm 
die  zuletzt  erwähnte  Anschauung  namentlich,  wie  noch  gezeigt 
werden  soll,  aus  Taulers  Predigten  zukam,  hat  er  für  die  erste 
vor  Allem  aus  Weigel  geschöpft.  vgL  Ch.  W.  V,  34  und  II, 
190  mit  Weigel  Bericht  und  Anleitung,  S.  138.  ®ott  ifk  ein 
IBefen,  barumb  neiget  er  ftd^  t>on  92aiür  ju  jljfm  felber,  bann  er 
ifl  feinem  anbem,  bnnb  fyti  niemanbd  bber  jl^m  ober  neben  jl^me, 
er  liebet  fld^  aud^  f e(bft,  benn  er  l^at  t>on  feinem  anbem  nic^td 
emt>fangen,  er  l^at  aUed  Don  jj^m  fe(bft,  fonften  (iebte  er  DieKeid^t 


xxvni 

benfelben,  bon  toeld^em  er  ettoaS  emf)fangen  l^ette  bnnb  toete  aud^ 
tool  biHid^.  @t  ^at  Suft  bnb  grcube  an  jtim  felBft,  bcnn  er  ift 
bad  l^öd^fte,  fd^önefte  ebelfte  boUfommnefte  @ut  t)nb  bie  ©eligfeit^ 
felber.  ^ann  aUeS  toaS  er  ift  k)nb  f^at,  baiS  ift  er  feC6ft,  er  fu($ei 
nidjitS  bann  fid^  felber,  önb  finbet  aud^  nid^t«  benn  pdj  felber, 
bann  er  ift  !eineiS  3)ingg  bebürfftig,  Dnnb  ift  fein  felbft  e^gen.  .  < 
Ganz  offenbar  liegt  die  Abhängigkeit  Schefflers  von  Weigel 
zn  Tage  bei  den  Epigrammen  V,  42,  43  nnd  44 ;  sie  lehnen 
sich  im  Gedankeninhalt  und  zum  Teil  auch  im  Wortlaut  so 
offenbar  an  die  nachfolgende  Stella  Informatorinm  III,  6  an,, 
dass  ein  zufalliges  Zusammentreffen  so  gut  wie  ausgeschlossen 
scheint. . . .  bantmb  ba^  ed  ®ott  feine  ^ünb  ift,  fo  er  ftd^  felber 
liebet,  beluftiget,  fud^et  unb  ftnbet,  benn  biUid^  fann  er  ftd^  neigen 
ju  iljfm  felber,  er  ^at  feinen  über  jm  ju  bem  er  fxdf  lenden  möd^te 
aud^  fann  er  fid^  btlli(^  felber  lieben,  benn  er  ift  bad  l^öd^fte  @ut, 
toere  aber  ein  anberer,  ber  beffer  unb  l^öl^er  loere,  er  lieffe  bon 
fi(^  bnb  liebete  benfelben^  —  Im  Zusammenhange  mit  dieser 
Anschauung  stehen  bei  Scheffler  Aeusserungen  wie  II,  198^ 
wo  die  ganze  Schöpfung  als  eine  Selbsteröffnung  Gottes  be- 
zeichnet wird,  die  von  Gott  aber  nur  um  seinetwillen  ins  Werk 
gesetzt  worden  wäre;  diesem  Spruche  II,  198  liegt  höchst 
wahrscheinlich  folgende  Stelle  aus  Jakob  Böhme ,  de  signa- 
tura  remm,  XVI,  2,  (Werke,  IV,  S.  453)  zu  Grunde:  "S^mn 
©Ott  l^at  nid^t  bie  G^reation  erboren,  bag  er  baburd^  boU« 
fommen  toürbe,  fonbein  pi  feiner  ©elbftoffenbarung  ald  gur 
großen  f^freube  unb  ^errlid^feit.  d^id^t  bag  fol(^e  f^freube  erft 
mit  ber  G^reation  l^abe  angefangen;  nein,  fie  ifi  bon  @h)igfeit 
im  großen  9J2^fkerio  getoefen,  aber  nur  al!^  ein  geifklid^  @^ie( 
in  pdj  felber.  2)ie  ©reation  ober  @d^ö^fung  ift  baffelbe  @^iel 
aui  fx6f  felber,  aU  ein  SRobeU  ober  äßerfjeug  bed  einigen  ©eified,. 
mit  tneld^em  er  ff)ielet;  unb  ift  ihtn  ald  eine  groge  Harmonie 
bielerlet  S^.autenf)>iel,  meldte  alle  in  (int  Harmonie  gerid^tet  ftnb. 

Ist  Gott  somit  unberührlich  von  aller  Creatur,  so  wird  ea 
auch  nur  den  Menschen  möglich  sein,  Gott  zu  schauen,  deren 


n  Eine  ganz  ähnliche  Stelle  Deutsche  Theologie,  C.  XXX. 
S.  44f.  der  Ausg.  von  1631,  doch  steht  wenigstens  flir42un(l 
und  43  Weigel  dem  Wortlaute  bei  Scheffler  näher. 


XXIX 

Erkennen  von  jedem  creatürUchen  Znsatze  frei  ist  (Gh.  W.  U, 
59;  IV,  23,  36 ;  V,  129)  vgl.  dazn  Nachfolgnng  S.  2.  SBic  fcl 
«Ber  ber  SRenfc^  ®oti  erfennen  unb  lieben,  ba§  er  bo^  arm  bleibe 
«Ee«  erfennend  unb  liebend.  (&t  foE  @i>tt  mit  ®ott  befennen^ 
unb  ©Ott  mit  ©Ott  lieben  unb  anberS  ma^  er  il^n  nit  befennen 
nod^  lieben,  babon  er  feelig  fel^.  Snb  fol  arm  fein  edfennend. 
fBad  ift  [ein  erfrnnenV  ^a9  ifl  in  Silbern  unb  in  formen  bie 
ber  Ißenfd^  burd^  bie  Sinne  ein^iel^et.  Snb  anberd  mag  er  nit 
erfennen  bon  nature.  Snb  be(  mu^  er  arm  fein,  toil  er  feelig 
fein  unb  flel^en  in  ber  rechten  armut.  S.  22  wird  ebenfalls  für 
das  Anschaaen  Gottes  jedes  creattirliche  Erkennen  verworfen 
und  die  Blossheit  von  aller  creatürlichen  Kunst  verlangt.  Unb 
bie  Slo^l^ett  fuc^et  bie  ©rfanbtnud ,  bnb  [il^n  benüget  nimmer,  auf 
leiner  natürlichen  tnal^r^eit,  ed  lommeben  in  bie  Slo^^eit  red^t  ba|  ed 
iBott  anfc^tne,  bnb  erfenne  ol^ne  aUed  mittel.  Snb  fo  edfmn^t  inbie 
»lo^ett,  fo  f eaet  ab  aUed  natfirlid^  gemertfe,  bnb  ift  mfifftg,  bnb 
ft|et  bnb  ruioet  in  einer  lautem  füSl^eit,  bne  ba  ift  ber  ©eifi 
fommen  in  feinen  erfien  Srf^rung,  bannen  er  gefloffen  ift.  Snb 
in  ber  SBeife  fo  ift  natürlich  (^anbtnud  ab^uf^red^en,  bnb  baS 
ift  not,  ba(  ber  SRenfc^  lebig  fet^e  feined  natflrlid^en  @rfennend, 
tanü  er  l^aben  bie  redete  armut  vgl.  auch  Med.  an.  S.  48  a  *) 
[Dass  die  Stelle  auf  Scheffler  von  Einfluss  gewesen  ist,  geht 
daraus  her,  dass  die  ihr  unmittelbar  vorangehenden  Worte 
anf  der  gleichen  Seite  augenscheinlich  zu  Ch.  W.  lY.  159  die 
erste  Anregung  gegeben  hat:  Unb  aU  biel  ©Ott  bem  ©eift 
^rdffer  toirb,  alfo  biel  berringem  fid^,  unb  berfd^toinben  in  31^ 
aSe  Kreaturen.  3»  biefem  Sid^te  fa^e  @.  Senebictud  bie  gant^e 
S)c(t  in  einer  fleinen  e^euerfo^le.]  ^ie  faOt  bie  £iebe  ber  (Ere< 
atitren  ah,  Unb  in  biefem  fibertoüniglid^en  SBunber  be^  ©eified, 
boxfiber  bie  ftnnlic^e  unb  bemönfftige  @dennbtnfi|  bon  ©ott  in 
fein  tnunberbared  Sid^t  gefttl^rt  unb  eingenommen  toirb,  alfo,  bat  ^^ 
©eifi  fiber  bie  Statur,  unb  fiber  ftc^  felbft  au^  ber  92atur  in  bie  ©ott« 
förmigfeit  erl^oben  toirb,  ba  toirb  ber  ©eift  bom  Sid^t,  lid^tlo^,  bom 
befennen,  belennlod,  bom  Sieben,  lieblo^.    92id^t  ba^  ber  ©eift 


1)  Die  benutzte  Ausübe  der  IL  a.  zählt  zweimal  von 
40 — 50,  die  erste  Reihe  wird  hier  durch  a  bezeichnet 


XXX 

toarl^afftig  ol^ne  2xtbt  fe^,  bann  in  feinem  93efennen  (ba 
ber  ®eift  fein  Sd^auen  toieber  auf  ftd^  feCbfi  beuget)  ba  ift  i^m 
fein  SQ3efen,  fein  Seben,  feine  llrafft,  alleS  93e!ennen,  unb  äffe* 
fiiebl^aben  }u  flein,  gegen  bie  ®rlänbtnu^  be^  groffen  ®otted,  ali^ 
toie  einer  äJZücte  bie  äBeite  be^  gtoffen  ^tmmetd  gu  begreiffen 
DieC  au  Hein  ift.  3lod)  f(einer  ad^tet  ft^  biefer  ©eift  umb  @Dtt 
gu  begreiffen.  Unb  alfo  n)irb  ®r  auffge^ogen  in  bie  ®r5ff e  ©oited 
ba^  ®r  il^m  felbft  in  feiner  ftleinl^eit  entfindCet,  bann  ®r  ftnbet 
!eine  natürlid^e  STlilglid^feit  in  i^m,  bie  gu  biefem  S3egriff  gelangen 
fönte,  unb  bod^  barff  er  nic^t  fo  t)ieC  gegen  bie  grunbCofe  ®ffxt 
@otted  tl^un,  ba^  er  bie  übernatürliche  STlöglid^feit  berCäugnen 
folte.  —  Wenn  Scheffler  dieses  von  allem  Creattirlichen  losge- 
löste Schanen  über  die  Erkenntnis  der  Cherubin  stellt  Ch.  W. 
1, 284,  so  yergleiche  man  Med.  an.  @.  110.  ^a  aud}  in  ber  felbigen 
©tunbe,  fp  ber  flare  ®ott  bie  ©eete  mit  allen  il^ren  Gräften  an 
ftd^  sendet,  fo  muffen  auff  biefelbe  3^t  aud^  äffe  ^eiligen  nn\> 
®nge£  toeid^en  unb  bergeffen  toerben.  vgl.  Nachfolgnng  S.  41. 
Unb  fo  ber  SRenfd^  baS  äßerdC  üoffbringt,  ba^  er  in  red^ter  ^ar» 
l^eit  lebig  ift  affer  toerde,  fo  foff  er  aud^  beS  S3ilbed  lebig  fein, 
e8  fe^  engelifdji  pber  natürlid^,  unb  foff  ©Ott  laffen  loirden,  fonber 
äffe  SBilbe.  —  Wir  sehen  namentlich  aus  der  letzten  Stelle,  wie 
diese  Anschaunng  ganz  konsequent  aus  der  Forderung  des  von 
allem  creatürlichen  Znsatze  freien  Erkennens hervorging;  ebenso 
naturgemäss  ergibt  sich  übrigens  daraus  wie  bei  Scheffler 
(Ch.  W.  V,  84,  86,  87,  267)  die  Unterschätzung  alles  mensch- 
lichen Wissens,  vgl.  Nachfolgung  131.  Unb  barumb,  bie  affer« 
toeifeften  ber  SQ3eIt,  baS  feinb  bie  affer  t^orid^teften  öor  ®ott.  Ja 
auch  der  Gegensatz  von  Liebe  und  Wissenschaft,  wie  er  bei 
Scheffler  V,  320  ausgedrückt  ist,  findet  sich  schon  vorgebildet^ 
Nachf.  S.  141,  wo*  die  Liebe  aus  Erkennen  und  die  Liebe  aus 
Glauben  einander  gegenübergestellt,  vgl.  auch  auf  derselben 
Seite  oben,  wo  von  der  Wirkung  völliger  Gelassenheit  die 
Rede  ist :  9Ban  er  erlanget  mit  Siebe  bal^in,  bag  äffen  ©ngelif d^en 
Vernunft  gebriftet.  Wenn  in  III,  6  die  Demütigen,  die  das 
Reich  Gottes  schauen ,  mit  den  Hirten  identificiert  werden,  so 
liegt  wahrscheinlich  die  Stelle  ans  Jakob  Böhme,  Mysterium  mag- 
num,  58;  33  f,  (Wercke,  Bd.  V,  S.  479  f.)  zu  Grunde,  ©in  ©d^aaf« 
^irt,  in  bem  ®otteg  ®eift  totrfet,  ber  ift  bor  @ott  l^öl^er  gead^tet,  al« 
ber  9lfferb>eifefte  unb  ©etoaltigfte  in  eigener  Sßi^,  ol^ne  göttlid^e 


XXXI 

Regierung äBo  fmb  bie  ^od^delel^tten  unb  äBelttoeifen?  Stents 

tDo  fmb  bie  getoaltigett  Vetren,  bie  bad  äClbeme  t^erad^ten?  äBo 
Metbet  i^  3kaäft,  Stmft  unb  9Bi<^e?  @ie  muffen  alle  mit  einanber 
in  Biaub,  unb  l^etunter  )ur  Einfalt  fold^er  ©d^aafl^irten  fommen^ 
unb  il^t  $ev5  in  bie  ^ienpatfeit  unter  ^l^rifti  ^odf  htu^m^ 
tooUtn  fie  biefer  @ii^aafl^irten  Sinie  tl^eill^aftig  toetben.  —  Wenn 
Scheffler  die  ganz  konsequente  Fordenmg  anisspricht,  dass 
der  Mensch,  um  Gott  zu  erkennen,  selbst  Gott  sein  müsse, 
so  ist  er  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  Weigel  beein- 
flnsst,  wie  wieder  an  einer  frappanten  Uebereinstimmnng  ge- 
zeigt werden  soll.  Gh.  W.  I,  72  Weigel,  Schohisterinm  Chri- 
stian. C.  X.  ®ott  ifi  ein  Siecht  ol^ne  gugang,  bietoeil  gugang  ge« 
fd^i^i,  ba  ift  man  nedf  nid^t  bal^in  fommen,  fo  baCb  aber  Slreatur 
an  jl^  felber  ber^aget  bnb  auffi^dret,  ba  geltet  bad  bnenbltd^e  ein^ 
ba  inirbt  ®ott  aäti  in  aSem,  ba  ifi  bie  SoUfommenl^eit  t^oUbrac^t. 
y^.  auch  der  güldene  Griff,  0. 13.  2)ad  objectmn,  toeic^ed 
ber  SRenfd^  ertennen  tnil,  bad  ifk  ®Ott  mh  fein  Sßort  &l^rifh(^ 
in  imd,  t>i)n  biefem  objecto  einfiteffet  bie  @r!antnid  in  bad  9(ug 
bed  perlend,  fo  ba(b  er  fld^  l^elt  Ceibenlid^er  toeig,  aif o  ba^  ftd^ 
®DU  feiber  erfennt  t>nb  burd^  fid^  felber,  benn  bie  netoe  G^reatur 
ober  Äinb  ©otteÄ,  ift  nid^t  fei^n  feibft  ober  ftr  felber,  fonbem 
®otted,  barumb  fiel^et  Dnb  erfennet  ftd^  ©Ott  felber,  in  feiner 
@eburt  t>nb  Silbnü^  in,  mit  t>nb  burd^  ben  9Ren[d^en,  atö  burd^ 
fein  gel^orfam  Xinb  t>nb  äBerdCjeug,  t>nb  eben  l^iemit,  bag  ®ott 
tnil  felber  fe)^n  bad  9uge,  2U^t  t>nh  ®r!enbtnid  im  S^enfd^en, 
als  ber  ba  ftel^et  t^nfere  ^öd^fte  9hf^  t>nb  @eeligfeit  be«  etoigen 
Sehend. 

Aach  einen  Teil  der  wesentiichsten  Züge  von  Schefflers 
Chiistologie,  soweit  diese  mit  der  Kirchenlehre  nicht  überein- 
stimmt, finden  wir  bei  Weigel  wieder.  Scheffler  verlangt 
y,  9,  jeder  Mensch  müsse  danach  streben  Christus  zu  sein,  vgL 
Weigel,  vom  himmlischen  Jerusalem,  S.  190.  Snber  ^^rifto  fol 
auä^  t>erftanben  toerben  ein  jeber  Gläubiger  t»on  ©naben.  Von 
Betrachtung  des  Lebens  Christi,  Cd.  S. 221.  2)enn  too  @ott 
felber  ber  9Kenfd!^  ift,  ba  l^eiffet  ed  (E^riftuS,  ober  dn  ^»ergdtteter 
aXenfd^,  benn  ®ott  toirb  äRenfc^,  tmb  ift  felber  ber  ^enfd^,  loie 
benn  biaic^f  ift,  t)nnb  ber  Slenfd^  tuirbt  ®ott  ober  ein  ^vergotteter 
SRenfc^,  ein  üinbt  bnb  @ol^n  ©otted,  bargu  U>ir  anf&nglid^  feinb 
erfi^affen.    vgl.  auch  Scholasterium ,  C.9S.  179.     3)ad  l^eiffet 


xxxn 

Vera  beatitndo  seu  coelnm  sen  ChTistas  seu  vita  aeterna, 
ha  id}  mx^  ©Ott  gebe  Dnb  laffe,  tvie  m  ®ott  mir  gtbet  Dnb 
laffet,  ba  ®ott  in  mir  aUe  ^ing  totrb,  ha  bin  id^  im  $imme( 
t)nb  ber  §immel  ift  in  mir,  ba  bin  idj  in  ®ott  bnb  @ott  ift  in 
mir,  ba  bin  id^  in  patria,  bnnb  patria  ifl  in  mir.  S)a«  l^eiffet 
nun  ©I[>riftu8,  ba  ber  SSatter  atte«  toirb  in  mir.  —  Der  Übergang 
von  den  hier  vorgetragenen  Anschauungen  zu  der  auch  von 
Scheffler  vertretenen  Lehre,  dass  die  Menschwerdung  Gottes 
als  eine  von  Ewigkeit  her  währende  und  unaufhörliche 
Offenbarung  aufzufassen  sei  (vgl.  Ch.  W.  V,  108, 104, 251.)  voll- 
zieht sich  ganz  natürlich,  vgl.  Weigel,  Erkenne  dich  selbst, 
C.  19  S.  53.  ®ott  ffat  ben  SKenfd^en  barumb  gefd^affen,  bag  er 
nid^t  fein  felbft  e^gen  fe^n  fott,  Sonbern  be^  ©d^ö|)ffer8,  9Snb  ha% 
®ott  felber  looHe  fe^n  ber  SÄenfd^,  atted  in  attcn,  ber  SKenf d^  folte 
nur  tin  gelaffen  ge^orfam  SBerf^eug  fei^n,  bartnnen  &oit  felber 
nUt^  tont,  ;foId^ed  ift  ber  t)nb)anbelba^re  toiUe  ©olted:  bad  @e^ 
fe^e  ©otted,  bie  toare  99ilbni^  ©otted,  bann  in  <Summa  ber  SRenfd^ 
folte  fe^n,  ein  gel^orfamer  gelaffener  Sol^n:  SSnnb  ©ott  toitt  fe^n 
ber  Gatter  in  bem  @ol^n,  ioie  bann  in  Abel,  Noe,  Adamo,  Abra- 
hämo,  önb  bergleid^en,  ®ott  felber  loar  ber  aWenfd^.  (vgl.  zu  V,  103 
auch  noch  Jak.  Böhme,  Mysterium  magnum,  c.  28;  15  ff.  [Werke, 
Bd.  y ,  S.  1 82  ff.]).  Wenn  Scheff  1er  von  der  menschlichen  Seele 
verlangt,  dass  sie  den  Sohn  Gottes  gebäre,  Ch.  W.  I,  23. 151. 
II.  101.  so  vgl.  Nachfolgung,  S.  149.  SSnb  ben  fo  ift  bie  @eel 
fd^toanger  toorben,  bed  eioigen  SBorted,  fo  fie  blo^  ftel^et  aller 
tKnber^ieit,  önb  ben  fo  gebiert  pe  ®ott,  fo  fie  auffgegogen  tiürbt, 
mit  in^i^iger  2itht,  in  bad  ©öttlid»  SBefen.  $nb  ba  (igt  fie  Jlinb« 
betl^eS  in,  Dnb  gebiert  ben  @o^n  in  ber  ©ottl^eit  (vgl.  auch 
Oh.  W.  III,  188.)  Femer  für  Ch.  W.U,  104  Taulers  Postille,  1, 57* 
äßer  nun  begert,  bag  bife  @eburt  in  feiner  feeCen  gum  geiftlid^en 
Dnb  feliglid^en  (eben  bodbrad^t  toerbe,  b>ie  in  äl'tarien  fee(  gefd^el^en: 
ber  mu^  fl^iffig  ac^tung  geben,  auff  bie  eigenfd^afften,  b>e(d^e  bie 
iifod^ge(obte  bnb  fee(ige  gungfrato  äli^aria  an  ft($  gel^abt,  ba  fte 
be^bed  ein  (eiblid^e  bnb  aud^  ein  geiftlid^e  Ttntttt  beS  eingebomen 
@ond  ©otted  ioorben  ift.  IDann  äRaria  ioar  tin  reine  feufd^e  3ung< 
froh)  .  .  .  alfo  mu^  audf  bie  feele  fein,  bie  ein  geiftlid^e  äühttter 
©l^rifrt  toerben  fo((:  nem(id^  eine  reine  bnb'leufdje  3w«Ö^<*h>- 

Weigel  verlangt  wie  Scheffler,  dass  der  Mensch  innerlich 
an  sich  selbst  die  Hauptarbeit  thun  müsse;  auch  er  schlägt 


XXXIII 

die  Bedentnng  der  Erlösung  dnrch  den  Opfertod  Christi,  den 
Wert  von  Taufe,  Abendmahl  ausserordentlich  gering.  Wie 
stark  auch  Scheff  1er  hier  unter  Weigels  Banne  steht,  das  soll 
nur  an  zwei  der  von  Kern  S.  91.  für  diesen  Punkt  gesammel- 
ten Stellen  gezeigt  werden: 

Ch.  W.  II,  257. 

Weigel,  Dialogus  de  vero  Christianismo,  C.  3.  S.  41. 

S^riftuiS  \>nh  [ein  %oh  aufferl^alben  mir  tan  mid^  nit  feCig 
maäfm,  id^  muf;  mit  jme  ftetben  tä^lidf,  Dnb  fönte  mid^  feiner 
nic^t$  tröften,  toan  er  in  mir  nit  toonete  burd^  ben  Glauben. 

.Ch.W.IV.  183. 

Weigel,  Erkenne  dich  selbst,  B.  1.  C.  19.  S.  51. 

seile  äBeigl^eit  tmb  Jlunft  liegt  jubor  berborgen  in  t>n9,  bnb 
quiUtt  fftxau^  burd^d  auStoenbige  ettoedCen,  erinnern,  ermahnen,  tt» 
multtem. 

So  ausführlich  die  Abhängigkeit  SchefFlers  von  Weigel 
nachzuweisen,  war  notwendig,  weil  Kern,  wie  mir  scheint  mit 
vollem  Recht,  die  Forderung  erhebt,  dass  der,  der  für  den 
cherubinischen  Wandersmann  ein  anderes  Quellenverhältnis 
annehme,  die  Belegstellen  in  ähnlicher  Vollständigkeit  zu 
bringen  habe  wie  er.  Ich  habe  deshalb  für  die  von  Kern  zu- 
sanmiengestellten  Sprüche  und  im  Wesentlichen  auch  im  An- 
schlüsse an  Kerns  Schema  und  der  von  ihm  gewähltön  Reihen- 
folge einen  Teil  der  von  mir  gesammelten  Belegstellen  aus 
Weigel  gegeben.  Für  Kerns  weitere  Ausführungen  S.  93  ff. 
scheint  ein  gleiches  Verfahren  deshalb  nicht  mehr  so  notwendig, 
wen  die  dort  behandelten  Schefflerschen  Ideen  mit  geringen 
Ausnahmen  Gemeingut  aller  Mystik  sind.  Doch  sind  auch 
für  diese  Anschauungen  zahlreiche  entsprechende  Zeugnisse 
aus  Weigel  nachzuweisen,  deren  Veröffentlichung  ich  mir  vor- 
behalte. Jedenfalls  aber  beweisen  die  häufigen  wörtlichen 
Berührungen  Schefflers  mit  Weigel,  die  unmöglich  auf  Zufall 
beruhen  können,  sowie  die  durchgehende  sachliche  Überein- 
stimmung, dass  thatsächlich  Weigel  als  die  Hauptquelle  des 
cherubinischen  Wandersmanns  zu  betrachten  ist.  Wo  bei  Scheff- 
1er  Modifikationen  der  Weigelschen  Anschauimg  vorkommen, 
da  erklären  sie  sich  einerseits  aus  der  Benutzung  der  Medulla 
animae,  des  Buches  von  der  geistlichen  Armut,  Jakob  Böhmes 

Ang.  SilesiuSf  Cherab.  Wandersmann.  C 


XXXIV 

und  anderer  Mystiker,  aber  die  Grundanschanungen,  von  denen 
SchefFler  ausgeht,  hat  ihm  Weigel  geliefert. 

Unter  den  mystischen  Schriften,  die  neben  den  oben  ge- 
nannten noch  als  Quellen  in  Betracht  kommen,  ist  in  erster 
Linie  Taulers  Postille  zu  nennen.  Dass  Scheff  1er  sie  gekannt, 
würde  auch  ohne  sein  ausdrückliches  Zeugnis  (S.  7.)  feststehen, 
dass  er  sie  auch  fär  den  cherubinischen  Wandersmann  eifriger 
als  Kern  meint,  ausgenutzt,  soll  zunächst  an  einer  Reihe  von 
Stellen  gezeigt  werden,  bei  denen  wörtliche  Anlehnung  wohl 
kaum  in  Abrede  gestellt  werden  kann.  (Taulers  Predigten 
werden  citiert  nach  der  wahrscheinlich  von  Daniel  Sudermann 
besorgten  Frankfurter  Ausgabe  von  1621.) 

Ch.W.V,14. 

Tauler,  I,  349.  SCIfo  ßefc^ie^t  ein  jeber  aiuÄjlu^  toegen  be8 
Snfluffcg. 

Ch.W.IV,  103. 

Tauler,  1, 351.  §terau^  ift  offcnbalS^r,  ba^  baS  Sebcn,  mU 
d^ed  nxd)t  mel^r  ftirbt,  au^  bem  Sob  l^erfombi:  t)nb  fürtval^t,  ed 
ift  aud^  fein  anber  £eben  in  Dnd,  toetd^ed  ein  toal^reg  \>nh  t)ms 
toanbelbaretS  £eben  fe^,  aI3  toeld^ed  au^  bem  %oh  entff)nnget. 

Ch.  W.  1, 26. 

Tauler  I,  852.  3«  bitterer  aber,  ftärder  bnb  bottfommener 
ber  %o\>  ift,  je  füffet,  ftärtfer  bnb  toar^iaftiöer  ift  aud^  baS  Seben. 

An  diese  Stellen  seien  zunächst  die  Beweise  für  die  oben 
(S.  XXYU.)  aufgestellte  Behauptung  angereiht,  dass  die  von 
Scheff  1er  vorgetragene  Ansicht,  Gott  verlange  nach  der  Liebe 
des  Menschen  imd  könne  ohne  sie  nicht  bestehen,  auf  Tauler 
zurückgehe.  (Ch.  W.  III,  37.  123.  IV,  179)  Tauler  I,  129.  @8 
ift  nid^tg  in  ber  ganjen  toeiten  SQ3elt,  beffen  ®Dtt,  bebürfftig  ioere, 
ober  bamad^  ein  t)erlangen  l^ette,  aufgenommen  ein  einiget  ^ing, 
ioerd^eS  er  fo  l^efftig  begehrt,  ba^  er  aud^  allen  gieig  baran  toenbet, 
bamit  er  ed  t)ber{omme.  S)i^  einige  ^ing  ift,  bag  er  bte  eble  @eeCe 
be|  aJienfd^en,  bie  er  erf (Raffen  ^at  nad^  feinem  ®benbilbe,  toiß 
allezeit  bereit  Dnb  lebig  l^aben,  bamit  er  fein  äQer!  in  j^rem  ©runbe 
toirfen  k)nb  t)oIlbringen  möd^te.  S)enn  @ott  l^at  gtoar  t)oIIen  ©e« 
toalt  im  ^immet  t)nb  auff  @rben,  unb  fan  feine  Kreatur  feinen 
äßiHen  berl^inbem:  aber  l^ierinn  leibet  er  gleid^famb  ^otff  Dnb 
äRangel,  ba^  jjl^m  nid^t  Dergünftiget  toirt,  fein  aUerliebfted  t)nb 
freubenreid^fteg  äßerdC  in  bed  STlenfd^en  @ee(e  3Uk)errtd^ten.  I.  155. 


XXXV 

Stffe  bte  0toffe  ^ertligfeit  @ott(iS  Begeret  t>n\nn  ^urfl  naäf  j^r: 
Sa  fte  fel&eir  bürfiet  k>nb  Verlanget  tta4  bn6-  I,  557.  ^iefe  in» 
Mnßtge  Siel^^  Suft,  8egietb  bnnb  Serlangen,  be|  etoigen,  SIS^ 
mächtigen  ®otted,  fo  er  i|t  tmb  aUlDegen  tragt,  erzeigt  mtb  be» 
tvetfet  er  an  allen  benjenigen,  bie  ft(^  mit  j^rem  $er|en  nnb  @emfitl^ 
bat|u  toenben  unb  lehren,  t)nb  l>on  aSen  (Ereaturen  frei^,  (ebig 
tmb  loi,  irer  felbft  mä^tig  feinb:  SBeld^en  au4  ®ott  ber  ^@»9l 
alle  Btunh  tonb  Slugcnblitf  entgegen  gleic^famb  leuffet,  l>nb  [o  lieb« 
Ui^  imb  freunblif^  fte  em^fä^  tonb  anntm|>t,  ali  toann  fein  eigen 
eettgfeit  alfo  gu  fagen  in  bed  SRenfc^en  ^e^l  t»nb  Sßol^lfa^rt  be« 
ftfinbc.  y^.  anch  1, 140  f.  Bo  iftd  nun  nit  t>on  nöt^en,  ba6 
einer  tueit  tmtb^er  lauffe,  t»nb  ®ott  fjid^e:  bann  er  ift  nic^t  ferne: 
er  fiel^et  für  t>nfer  ^^fir  mh  kartet.  9Ber  bereit  ift,  t)nb  jl^m  auff := 
tl^t,  ^  bemfelben  lehret  er  ein:  er  I&fi  fti^  nic^t  lang  ruffen,  er 
mag  faum  fo  lang  beizten,  hi%  j^m  ouff get^an  toerbe :  er  ift  taufenb- 
mal  bereiÜoiUiger  einjufe^ren,  a(d  ber  Tltn^^  bereit^tpiUig  ift  j^ 
ouffgunemmen.  (^  i^  nur  ein  Slugenblicf  bei^bed  bad  aufft^un 
t>nb  bad  eingeben. 

Es  ist  wegen  des  mir  zugemessenen  Raumes  leider  nicht 
möglieh,  alle  die  zahlreichen  Belegstellen,  die  sich  für  die 
Beeinflussung  Schefflers  durch  Taulers  Predigten  anfuhren 
lassen,  mitzuteilen,  ich  verweise  aber  namentlich  auf  I,  83, 
349,  359,  361  und  438  f.,  Ausführungen  über  die  Vergottung 
des  Menschen,  von  denen  Scheffler  ganz  ersichtlich  ab- 
hängig ist  Im  Einzelnen  bemerke  ich  noch:  Zu  Ch.  W. 
1,  7.  vgL  Tauler,  I,  139.  2)enn  bad  tnarfiaffte  tonb  etoige 
SBort  @otte8  tpirb  allein  in  ber  äBüften  eingef|>ri)(^en ,  mann  ber 
lRenf4  t»im  ftd^  felber  t>vb  bon  aSen  fingen  ausgegangen,  tmb 
gant  (ebig,  tnfift,  tmb  einfam  gelaffen  fte^t. . .  Xann  allein  in  ber 
toftften,  bad  ift,  tnarni  tanr  )9on  aUen  Kreaturen  gan^  berlaffen, 
t>erf(i^ma(^t  t>nb  berlnorffen  finb,  t»nb  nirgenbd  bfllff  ober  tro^ 
ftnben  fdnnen,  ba  finbet  int  6eel  j^re  gen>iffe  Dnnb  beftenbige 
ni^.  Der  Spruch  Ch.  W.  II,  115  beruht  auf  dem  breit  durch- 
geführten Gleichnis  bei  Tauler  I,  147  ff.  vgL  namentlich  S.  150. 
Für  die  Einkleidung  hat  überhaupt  Scheffler  ausserordentlich 
viel  von  Tauler  gelernt,  namentlich  die  durchgeführten  alle- 
gorischen Ausdeutungen,  wie  sie  sich  z.  B.  Ch.  W.  III,  79, 
238,  241.  rV,  4.  finden ,  sind  in  ihrer  Methode  durchaus  auf 
Tauler  zurückzuführen. 

*c* 


XXXVI 

Auch  der  Einfluss  der  Deutschen  Theologie  ist  bei  weitem 
höher  anzuschlagen  als  Kern  es  thnt.  Gerade  ein  Anhänger 
Weigels  musste  fortgesetzt  auf  die  Deutsche  Theologe  hin- 
gewiesen werden;  denn  nicht  allein  dass  Weigel  in  seinem 
„furzen  R3ertci^t  Dnb  9ln(ettung  gur  ^eutfd^en  ^eologe^''  direkt 
an  das  Buch  anknüpft  und  es  von  allen  mystischen  Schriften: 
am  häufigsten  erwähnt,  er  ist  auch  in  wesentlichen  Punkten- 
seines  Systems  von  der  Deutschen  Theologie  abhängig,  nur  das& 
er  den  von  dorther  entlehnten  Sätzen  meist  eine  schärfer» 
Fassung  gibt.  (Auf  einzelnen  Übereinstinunungen  der  Art  ist 
oben  gelegentlich  hingewiesen  worden.)  loh  kann  leider 
wieder  nur  einige  Beispiele  geben. 

Ch.  W.  V,  229. 

Deutsche  Theologie,  C.  4.  S.  5  der  Ausg.  von  1631.  SBenn 
id^  mir  nun  ettoad  guted  gu  eigne,  ober  t>txmaQ,  ober  toiffe  ober 
t^ue,  ober  ba^  eS  mein  fe^,  ober  k)on  mir  ^rrül^re,  ober  bag  ei^ 
mir  jugel^öre,  gebühre,  \>nh  bergieid^en,  @o  nel^me  xdf  mtd^  rul^md' 
bnb  el^re  an,  t)nb  eigne  mitd  ^u,  Dnb  tl^ue  jtoe^  Dbel. 

Ch.  W.  V,  263. 

D.  Th.  S.  15.  ajnnb  toer  alfo  in  bie  ©ette  lompt,  ter  l'dmißt 
na^  ber  geit  m^  $immelret(^. 

Ch  W.  V,  273. 

D.  Th  C.  43.  S.  71.  ajnb  fo  öiel  ©^rtfti  Seben  im  SÄenfd^en  ift^ 
fo  Diel  ift  aud^  @^iftud  in  jl^m,  t)nb  fo  toenig  beiS  einen,  alfo 
toenig  aud^  bed  anbem. 

Weit  geringer  als  der  Einfluss  Taulers  und  der  Deutschea 
Theologie  haben  wir  den  Einfluss  Ruysbroeks  und  Herps  an- 
zuschlagen. Von  den  mystischen  Grundanschauungen  Ruys- 
broeks ist  SchefFler  augenscheinlich  nur  in  geringem  Mass& 
beeinflusst;  allenfalls  könnte  man  auf  folgende  Stellen  ver- 
weisen Rusbrochii  opera,  (Coloniae.  1609.),  S.  565.  Sed  ubi 
Filius  est  ex  Patre  genitus  altera  ab  eodem  persona,  dum  eum 
Pater  inspicit  genitum,  et  in  eo,  et  cum  eo,  atque  nnum  cum 
eo,  (in  qua  vita  est  creaturarum  omnium)  simul  omnia  intuetur  i 
rursusque  Filius  patrem  generantem,  et  foecundnm,  et  seipsum^ 
et  omnia  in  eo  adspectat:  ex  hac,  inquam,  mutua  in  eadem 
foecunda  natura  intuitione  amor  procedit,  qni  est  Spiritus  sanc- 
tus,  amborum  (id  est,  Patris  ac  FiliJ)  nexus.  Et  hio  amor 
personas  cirumplectitur  ac  penetrat,  rursusque  intrö  manare 


xxxvn 

facit  in  tmitatem,  ex  qua  Pater  continenter  et  sine  cessatione 
generat.  vgL  S.  573.  Sine  cessatione  enim  Operator,  (sc.  Dens), 
eo  qnod  mera  actio  est  secnndnm  natnrae  suae  foecnnditatem: 
et  nisi  ageret,  nee  ipse,  nee  nlla  Tel  in  caelis,  vel  terris  crea- 
tara  foret  Semper  igitnr  et  Operator,  et  perpetim  froitor,  Et 
in  hac  praecelsa  divinae  natorae  nnitate  secondom  soi  in 
essentiam  soam  inclinationem,  Dens  froitive  sese  possidet: 
in  eademqne  onitate  foecnndos  est,  et  in  ipsa  Pater  sine 
intermissione  soom  generat  fiiUom,  qoi  est  sapientia  aetema. 
Die  von  der  Dreieinigkeit  hier  vorgetragene  Lehre  entspricht 
im  Wesentlichen  der  GL  W.  VI.  238  zo  Gronde  liegenden  An- 
schaoung;  während  zo  der  zweiten  Stelle  U,  132,  II,  92  ond 
V,  75  zo  vergleichen  ist 

Doch  wenn  man  aoch  in  diesen  Fällen  eine  Beeinflossong 
Schefflers  erblicken  mag,  so  findet  man  doch  im  ganzen,  die 
allgemeinsten  mystischen  Gedanken  abgerechnet,  wenige  Über- 
einstimmongen,  so  dass  man  wohl  sagen  kann:  Roysbroek 
hat  nor  in  einzelnen  Ponkten,  nicht  in  seiner  ganzen  Geistes- 
richtong  aof  SchefFler  gewirkt.  Aas  den  von  mir  gesammelten 
Stellen,  bei  denen  eine  Abhängigkeit  des  cherobinischen 
Wandersmannes  von  dem  älteren  Mystiker  wahrscheinlich 
wäre,  teile  ich  wieder  eine  kleine  Aoswahl  mit. 

Ch.  W.  IV,  152. 

Rosbr.  opera,  S.  94. 

Charitas  namqoe  qoicqoid  est  in  homine  colparom  sive 
defectoom,  comborit  cimctasqoe  virtotes  perficit  et  absolvit. 

Ch.  W.  V,  320,  Z.  1. 

opera,  S.  307. 

Amor  enim  compendiosissima  ad  Deom  via  est. 

Ch.  W.  m,  233. 

opera,  S.  309. 

Hondos  namqoe  et  hostis  Tartareos  non  nisi  nobis  ipsis 
DOS  inpognant,  nee  qoisqoam  magis  qoam  a  seipso  laeditor. 
Qni  ergo  hostes  soos  soperatos  copit,  prios  vincat  seipsom. 

Aoch  für  Herp  stelle  ich  einige  der  von  mir  gesammelten 
Stellen  zosammen  (leider  ist  mir  im  Aogenblick  nor  eine 
spatere  Aasgabe  des  Spiegels  der  Vollkommenheit  von  1728 
zagänglich). 

Ch.  W.  I,  68. 


xxxvm 

Herp,  S.  23.  SBofem  er  (ber  fRenfd^)  nur  mit  einer  bemütl^igen 
Unterlverfung  unter  ®Dtt  unb  alle  Kreaturen,  in  toal^rer  @eraffen* 
l^eit,  unb  ©eringaci^tung  feineiS  ^l^und,  in  fein  ^lid^t  einfindet,  fo 
mu^  ftc|  ®^tt  mit  i^m  Dereinigen  unb  ba^in  neigen,  alioo  ber 
Slbgrunb  feinet  eigenen  9licl^t9  anruft  ben  unge» 
fd^affenen  9lBgrunb  beiS  ©öttlid^en  übertvefentlic|en 

Ch.  W.  II,  145. 

Herp,  S.  30.    ®ott  ift  ein  üBertoefenblid^  ®utl^. 

Ch.  W.VI,  191,  192. 

Herp,  S.  33.  Serlieffe  einer  fd^on  .ein  Äönigreid^  unb  babel^ 
bie  gan^e  äBelt:  toolte  aber  fid^  felbft  auf  eine  unorbentlid^e  SBeife 
bel^alten,  ber  l^ätte  be^nal^e  nod^  nid^td  k^erlaffen. 

Ch.  W.  IV,  35  ist  offenbar  durch  die  Ausführungen  bei 
Herp  S.  164 f.  (Cap.  26;  11,  12,  13)  über  die  Höhe,  Tiefe, 
Breite  und  Länge  Gottes  angeregt. 

Ob  Seheffler  Snso  gekannt  hat,  ist  zweifelhaft.  Er  er- 
wähnt ihn  nicht,  auch  finden  sich  in  den  Sprüchen  der  ersten 
fünf  Bücher  kaum  irgend  welche  Anklänge.  Allenfalls  könnte 
man  an  einen  Einfluss  Susos  bei  den  Sonetten,  namentlich 
bei  No.  7  denken.  Die  dort  vorkommenden  Klagen  erinnern 
an  Kap.  21  von  Susos  Büchlein  der  Weisheit,  auch  eine  ge- 
wisse  wörtliche  Übereinstimmung  scheint  stattzufinden  (Suso 
wird  citiert  nach  der  Ausg.  Colin  1661). 

Angelus  Silesius:  %6f  toel^!  too  bin  ic^  nu?  be^  lauter  l^öU« 
fd^en  3Jlof}xzn, 

Su8o,S.  159.  2ld^  toag  ein  »nblirf  ift  fte  (die  andere  Welt)? 
mit  ganzen  l^auffen  fommen  bie  abfd^etvHc^ften  ©eftalten 
ber  l^öHifd^en  S^lol^ren. 

Vgl.  auch  noch  Suso,  Büchlein  der  Weisheit  Cap.  11,  wo 
sich  ganz  ähnliche  Ausführungen  wie  in  Cap.  21  finden.  In- 
dessen genügen  diese  Anklänge  nicht,  um  die  Abhängigkeit 
Schefflers  von  Snso  ausser  Frage  zu  stellen;  es  ist  ebenso  leicht 
möglich,  dass  ihm  irgend  ein  katholischer  Erbauungsbuch  die 
Elemente  geliefert  hat,  die  sich  auch  bei  Suso  finden. 

Auf  die  neukatholischen  Mystiker  weist  Seheffler  in  der 
Vorrede  und  bei  Sandäus  gelegentlich  auch  in  den  Anmerkungen 
besonders  hin.  Dennoch  ist  ihr  Einfluss  ausserordentlich  gering; 
es  finden  sich  wohl  Anklänge,  allein  diese  erklären  sich  in 


XXXIX 

den  meisten  Fallen  ans  der  gemeinsamen  Benutzung  der 
gleichen  Quellen.  Am  nächsten  von  allen  diesen  Mystikern 
steht  Scheffler  noch  Ludovicus  Blosius,  und  es  scheint,  dass 
Scheffler  ihn  auch  benutzt  hat,  aber  auch  hier  macht  sich  die 
Einwirkung  nicht  allzustark  geltend. 

Weit  stärker  indessen  als  diese  neukatholischen  Mystiker 
scheinen  die  bereits  bei  Franckenberg  erwäHnten  anonymen 
mystischen  Traktate  Scheffler  beeinflusst  zu  haben.  Leider 
ist  es  grade  in  diesem  Punkte  ausserordentlich  schwierig, 
Belege  im  Einzelnen  zu  geben,  da  die  meisten  dieser  im  16. 
und  beginnenden  17.  Jahrhundert  verbreiteten  Bücher  —  man 
kann  sie  mystische  Flugschriften  nennen  —  ausserordentlich 
schwer  zugänglich  und  zum  Teü  überhaupt  verschollen  sind, 
so  dass  ich  nur  die  wenigsten  benutzten  konnte.  Soweit  ich 
aber  aus  ihrer  Wirkung  auf  einzelne  von  mir  gerade  für  diesen 
Punkt  sorgfältig  geprüften  theosophischen  Schriftsteller  nament- 
lich des  beginnenden  17.  Jahrhunderts  schliessen  kann,  sind 
einzelne  dieser  Schriften  wohl  unschuldiger  Natur  gewesen 
und  im  Wesentlichen  als  Erbaunngsbücher  zu  bezeichnen,  in 
anderen  dagegen  scheinen  sich  bestimmte,  mit  der  kirchlichen 
Lehre  unvereinbare  Gedanken,  die  im  Wesentlichen  aus  dem 
Ideenschatze  Meister  Eckharts  stammen,  fortgepflanzt  zu  haben. 
In  Frankenbergs  Kreis  scheinen  sie  namentlich  für  die  immer 
schärfere  Zuspitzung  eines  bereits  berührten  Gedankens  von 
besonderer  Bedeutung  zu  sein.  Die  Lehre,  dass  erst  in  dem 
Menschen  und  durch  den  Menschen  die  Gottheit  wirklich  ins 
Leben  träte,  beruht  zwar,  wie  oben  S.  XVIII  gezeigt  worden  ist, 
auf  Weigelschen  Anschauungen,  ist  aber  in  Franckenbergs 
Kreise,  offenbar  unter  dem  Einflüsse  noch  anderer  Faktoren^ 
zu  ausserordentlicher  Kühnheit  gesteigert  worden.  >)    So  weit 

1)  Am  schroffsten  ist  der  Gedanke  vielleicht  von  Francken- 
bergs Freund  Daniel  von  Czepko  ausgesprochen  (in  seinem  . 
Werke:  das  inwendige  Himmeh-eichri638],  No.  XII.,  mitgeteilt 
von  Kofimanne  in  der  Zeitschrift  nir  Geschichte  der  evan- 
gelischen Kirche  Schlesiens,  Bd.  I). 

®te  Ätnb  unb  »oter. 

®ott  tft  if^m  fcrbft  ntc^t  ®ott;  er  ift  ba§,  toa«  er  ift. 
ÖIo«  bag  ®efc^|ö^fc  ^at  i^m  einen  i^ott  erlieft, 
©r  ift  fein  ©egenfd^ein ;  ber  SRenfd^,  e^^  er  gelebt. 


XL 

ich  auf  Grund  des  mir  zu  Gebote  stehenden  Materials  urteilen 
kann,  sind  es  hauptsächlich  die  mystischen  Traktate,  auf  die 
die  scharfe  Zuspitzung  dieser  Weigelschen  Anschauung  in 
Frankenbergs  Kreise  zurückzuführen  ist.  So  ist  es  gewiss 
auch  kein  Zufall,  dass  Scheffler  in  der  Einkleidung  eines 
Epigrammes,  in  welchem  er  jenen  Gedanken  sehr  schroff  zum 
Ausdruck  bringt,  an  ein  Stück  aus  dieser  Litteratur  unmittel- 
bar anknüpft.  Der  in  der  Anmerkung  zu  II,  178  erwähnte 
Begierer  ist  der  Traktat:  Begierer  oder  Schatz  der  Seelen.*) 
Das  Origmal  ist  ein  spanisches  Erbauungsbuch :  El  desideroso, 
über  das  ich  leider  keine  näheren  bibliographischen  Angaben 
machen  kann;  aus  dem  Spanischen  ist  es  dann  ins  Französische 
und  aus  diesem  ins  Deutsche  übersetzt.  An  sich  ziemlich 
unverfänglich,  wurde  es  wegen  des  mystischen  Grundgehaltes 
wie  auch  wegen  der  geschickten  allegorischen  Einkleidung 
viel  gelesen  und  bildet  ein  wichtiges  Glied  in  der  Beihe  jener 
kursierenden  Traktate,  wie  denn  auch  Franckenberg  es  lin 
seinem  Verzeichnis  aufführt.  Die  Stellen,  die  Scheffler  bei 
seinem  Citate  im  Auge  hat,  stehen  Cap.  14,  S.  21 2  ff.  der  unten 
citierten  Ausgabe.  Der  Herr  rät  dem  Begierer  (dem  nach 
den  ewigen  Heil  Strebenden)  an  nichts  zu  denken  als  an  die 
beiden  Worte:  Ich  und  du,  Sclave  und  König.    S.  213:  9]nb 


^ai  feinen  ®ott,  l^at  blo§  in  freier  dinf}  gefd^toebt. 
3)af;  er  befielet,  ift  fein;  unb  tritt  er  je  inS  Sid^t 
©efd^iel^et  cg,  ba^  ®ott  unb  9Kenfc^  a«0leicl^  entbric^t. 
2)  Zahlreiche  Ausgaben  verzeichnet  Arnold,  Historie  der 
mystischen  Theologie,  S.  464.  Mir  haben  zwei  auf  der 
Münchener  Hof-  und  Staatsbibliothek  befindliche  Ausgaben  vor- 
gelegen: Dillingen  157.8  und  Köln  1610 ;  da  sie  im  Wesentlichen 
übereinstimmen,  eitlere  ich  aus  naheliegenden  Gründen  nach  der 
dem  17.  Jahrh.  angehörenden:  öegierer.  | Ober  ©c^a^ ber  |  @eelen, 
I  barin  ein  jeber  ß^rift,  |  önber  einem  liebliien  önnb  |  gan^  luftigen 
0ef^)räc^,  getebrt  I  t)nb  önbertoiefen  toirb,  ©ottju  erfennen,  |  guf orteten, 
önb  aufe  grunbt  feine«  öer^  |  ^en  gulieben,  ünb  burc^  folc^e  ©ottfe«  | 
liege  mittel  bie  etoige  feligfeit  |  ^u  erlangen.  |  Slug  granftöfifc^er 
in  §od^teutfd^  |  ©^rac^  öberfe|t.  |  ©ebrucft  gu  ©öfln.  !  33e^  93urd?arb 
Älurf.  3m  I  2llten  SCI^umb,  i61ü.  11  un^ag.  Sa.  unb  240  <S@. 
Auf  Scheffler  von  Einfluss  war  vielleicht  noch  die  Stelle 
S.  129 f.,  wo  die  Eigenschaften,  die  man  Gott  zuschreibt,  für 
ein  Erzeugnis  des  menschlichen  Denkens  erklärt  werden.  Gh. 
W,  I,  267  u.  268  sind  töchst  wahrscheinlich  von  den  Aus- 
führungen, Begierer,  S.  131  f.  angeregt. 


XLI 

alfo  t)ergeffet  ber  ganzen  SBelt  Dnb  allein  baiS  il^r  gefeiten  mh  ge» 
l^ört  f}ahi,  bnb  gebendei  baS  niemanb  in  btefer  SBelt  ift  bann  3d^ 
fcnb  bu,  bic  anbern  ^toc^  toörtictn  Sciaöe  önb  Äönig,  toerbcn  aud^ 
bienen,  im  §au6  mit  ben  Srübctn  gu  leben  bnb  conuerfteren. 
9lemÜd^  baiS  ein,  bad  il^r,  il^r  aUer  @c(aue  fe^t,  t)nb  alfo  toerbt 
jl^r  bemütl^ig  t)nb  gel^orfam  fein.  S^nb  für  baS  anber,  bad  jl^r 
etoet  fe(6ft  König  fe^t,  bann  id^  mac^  alle  König  gar  reid^,  jl^nen 
ta)o(  gutiS  Seben  Derleil^enb.  @.  218.  gd^  fag  red^t,  f^rad^  er 
(der  Begierer),  bann  idj  bin  ömb  bie  Siebe  meine«  $erm  ein 
@c(at)e.  3)amad^  nam  er  baS  anber  k)nb  f^rad^,  3d^  !önig,  ic^ 
fag  red^t,  baS  id^  ein  König  bin,  ber  id^  ®oited  biener  bin.  2)ann 
Jl^m  gu  bienen,  ift  regieren  unb  l^errfd^en,  t)nb  alfo  mu^  id^  König 
fein.  —0 

Ans  allen  diesen  Elementen  hat  sich  nnn,  wie  bereits 
oben  hervorgehoben,  im  Kreise  Franckenbergs  eine  Ausdrucks- 
weise  gebildet,  wie  wir  sie  ähnlich  später  in  den  pietistischen 
Konventikeln  finden.  Bestimmte  Formeln  von  religiöser,  spe- 
ziell mystischer  Färbung,  mögen  hier  mit  einer  gewissen 
Kegelmässigkeit  im  Bedeaustausch  wiedergekehrt  sein.  Fran- 
ckenbergs Schriften^)  bieten  dafür  einige  Belege;  deutlicher 
natürlich  spiegelt  sich  die  Umgangssprache  in  den  Briefen 
Franckenbergs  ab ;  das  Wenige,  was  wir  davon  besitzen,  zeigt 
uns,  wie  stark  Schefifler  auch  mit  seinen  Sprüchen  in  der 
unter  Franckenbergs  Freunden  üblichen  Ausdrucksweise 
wurzelte.  Wenn  Franckenberg  z.  B.  in  einem  von  Eoffmanne 
a.  o.  0.  S.  65  mitgeteilten  Briefe  ausruft :  £ia  ascendamus  in 

altum  cum  Aquila  nostra  coelesti  gloriosa credendo 

sperando  amando,  ferendo  constanter  et  sincere,  so  ist  die 
Aehnlichkeit  mit  den  Vorstellungen,  die  Ch.  W.  II,  171  III, 
99.  zu  Grunde  liegen,  nicht  zu  verkennen. 


1)  Offenbar  ist  von  diesen  Stellen  ausser  den  beiden  un- 
mittelbar II,  178  folgenden  noch  V,  134  abhängig,  wahrschein- 
lich auch  II,  195—197. 

2}  Im  Ganzen  finden  sich  jedoch  in  Franckenbergs 
Schriften  verhältnismässig  wenige  Uebereinstimmungen  mit 
dem  cherubinischen  Wandersmann ;  nur  der  oculus  aetemltatis 
(doch  vgl.  über  die  Autorfrage  oben  S.  III.)  bietet  Einiges; 
vgl.  S.  65,  75  f.  96.  100.  104.  132.  145.  156  f.  159.  162  f.  164  ff. 
169  f.  196.  Allerdings  sind  die  Uebereinstimmungen  nicht  so, 
dass  sie  durchaus  zwingend  wären,  weshalb  von  ihrer  näheren 
Erörterung  wohl  abgesehen  werden  kann. 


XLII 

Ich  fasse  die  Resultate  der  bisherigen  UntersuchuDg  in 
folgende  Sätze  zusammen: 

1.  als  Hauptquelle  für  den  cherubinischen  Wandersmann 
ist  Valentin  Weigel  anzusehen ;  ergänzend  und  einschränkend 
treten  hinzu  die  Medulla  animae,  das  Buch  von  der  geistlichen 
Armut  und  die  verhältnismässig  nicht  sehr  zahlreichen  Eckart- 
sehen  Predigten,  die  Scheffler  bekannt  sein  konnten. 

2.  in  zweiter  Linie  kommen  in  Betracht:  Jakob  Bühme^ 
Tauler  und  die  deutsche  Theologie. 

3.  Ganz  zurück  treten  dagegen  Ruysbroek  und  Herp ;  sie 
sind  nur  gelegentlich  benutzt  und  haben  Schefifler  in  keinem 
Punkte  entscheidend  beeinflusst. 

4.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  den  neukatholischen 
Mystikern,  von  denen  noch  am  stärksten  Ludovicus  Blosius 
auf  Scheffler  gewirkt  hat. 

5.  Sehr  bedeutend  war  dagegen  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  der  Einfluss,  den  die  zahlreichen  anonymen  mystischen  Trak- 
tate des  16.  und  17.  Jahrhunderts  auf  Scheffler  ausgeübt  haben. 

6.  Aus  dem  Zusammenfliessen  aller  dieser  Elemente  hat  sich 
in  Franckenbergs  Kreis  wahrscheinlich  eine  Summe  von  fest- 
stehenden Formeln  und  Vorstellungen  gebildet,  wodurch  der 
knappen  Zusammenfassung  einzelner  mystischer  Anschauungen 
auf  das  Wirksamste  vorgearbeitet  war. 


II. 

Sind  somit  die  Quellen  festgestellt,  aus  denen  der  Ideen- 
schatz des  cherubinischen  Wandersmannes  stammt,  so  erhebt 
sich  die  weitere  Frage,  inwieweit  Schefflers  Werk  auch 
der  Form  nach  vorbereitet  war.  Religiöse  Sprüche  ähnlicher 
Art  hat  zuerst  Georgette  de  Montenay  (1571)  in  ihren  Em- 
blemata  christiana  zusammengestellt;  sie  wurden  in  sieben 
Sprachen  verbreitet  und  haben  auch  in  Deutschland  grossen 
Anklang  gefunden.  Die  Verfasserin  zeigt  streng  christlichen 
Sinn;  mystische  Gedanken  finden  sich  noch  nicht.  Dennoch 
scheint  von  den  Emblemata  christiana  der  Autor  angeregt  zu 
sein,  der  diese  Form  der  gereimten  kurzen  Sprüche  zuerst 
für  die  Verbreitung  mystischer  Ideen  aieostbar  machte.  Daniel 


XLIU 

Sademuum  giebt  in  seinem  Bnche:  Sd^öne  att^erlefene  gfiguren 
kmb  ^ol^e  Seiten  bon  bet  Segnabeien  2Uhffahtt(bm  Seele,  nemlid^ 
ter  (S^tiftlid^en  mrd^en  bnb  ilS^em  ©emal^I  3efu  a:i^ri^o  (4  Teile 
die  3  ersten  o.  J.  T.  4 :  1628)  auf  jeder  Seite  ein  Bild  und 
eine  Erklärung,  die  namentUch  im  dritten  Teil  zn  epigramr 
matischer  Kürze  sich  znspitzt;  die  nachfolgenden  Beispiele 
sind  ans  diesem  Teile  S.  27 ff.  ausgewählt: 

3QBiIt  lernen  toag  t)tl  beffer  i% 
2)an  aller  ^ünft?  folg  gefum  (S^ft, 
9Rit  leben,  and}  mit  tnerden  fd^Ied^t, 
2)ar)u  bitt  t)mb  ben  glauben  red^t. 

SCug  l^offart  fompi  aU  fd^mer^  bnb  ptin: 
Dffm  bie  h)ürt  fein  teüffel  fein. 

äßein  l^er^  fol  l^ie  fein  boben  finben, 
^an  ®ott  ftc^  brouf  3U  (äffen  grünbn, 
8el^alt  id^  ben  in  ©toigfeit, 
91II  bing  ift  mein  auc^  in  ber  3^- 

Äein  ©eel  mag  fid^  in  ®ott  erl^ebn, 
@ie  mu^  jutjor  gang  übergebn, 
9ia  (Kreatur  bie  ©ott  nid^t  ftnb. 
2)ann  mag^  l^inauff  fommen  gefd^toinb. 

0  nit  t)erfeum  ber  gnaben  geit, 
©unft  finbft  fein  me^r  in  ©toigfeit. 

@el^  bie  @eel  ®ott  ein  SCugenblid, 
6ie  fette  ftd^  nic^t  mebr  jurüd, 
Umb  ber  äBell  gut;  t)U  minber  nod^, 
Sßan  fie  ben  fe^,  ol^n  mittel  l^od^, 
3a  toie  er  ift  im  SEBefen  blo^, 
2)a^et  fie  anfangt  einmal  flo^, 
$tet)on  ift  nit  3^  t^hm  t)il, 
äBer^  red^t  ent^finb,  ber  fd^ineiget  fül. 

®d  ift  0  a^enfd^  bein  @eele  l^od^, 
©dttlid^et  2)ing  fo  f&^ig  no(Sf, 
2)a6  bu  fanft  fein  ben  @ngeln  gleid^. 
®inig  mitt  Q^oit,  3unt  ^immelreid^, 
3a  ^ettfi  fein  leib,  fo  fetter  t>nh  feifi, 
@o  tnerft  gar  ein  ^immlif(^er  ®eift; 


XLIV 

2)rum6  la^  bte  äBelt  t)nbd  ^eifd^  gelüft 
©0  toirft  ein  ®eift  mit  3cfu  ©l^rift. 

a)ie  SDBert  toic  aud^  bcr  böfe  ®cift, ») 
©treuen  getot^  om  attermeift, 
SRur  in  ön«  felbft,  barumb  fo  balbt, 
äBird  ^eifd^  ber  @ünb,  mit  ganzer  gelvalt, 
§abcn  0ebenU)fft,  fo  feinbS  albeibt, 
SBettilget  fc^on  unb  tüiv  gefreut. 

@e|t  man  l^offarl  im  §immel  l^od^, 
60  feit  fic  getoi^  3ur  l^ctte  bod^: 
äBirfft  man  bemut  in  ber  l^eEe  grunb, 
Sie  fteigt  in  ^immel  gUic^  gur  ftunb, 
2)en  l^offart  ^at  bie  ^eUe  gemad&t, 
S)emut  ©Otts  9ieic^  t)nd  l^erfür  brad^t. 

D  372enfc^,  toie  lang  h)i(t  frembbd  ermeffn 
Unb  nod^  beiner  felbft  gan^  öergeffn? 
9Bie  lang  bienft  mel^r,  ben  (S^reaturn, 
SBerleurft  bid^  felbft  mit  aK  figurn? 
9Bie  lang  toilt  nod^  (eben  ber  geit, 
SSnb  fterben  ab,  ber  @h)ig!eit. 

D  3Renfd^  bu  flagft  ober  ®ott  fel^r, 
S)ad  er  bir  nic^t  gibt  gnab  je  mel^r: 
@o  bod^  ©Ott  felbft  flagt  (al^  nod^  mi(bt) 
^ad  bu  fein  gnab  nid^t  l^aben  loitt: 
äßer  bein  l^er^  (äl^r,  t)on  Kreatur, 
(gr  fl^em  felbft  brein,  berfuc^  e«  nur. 

Säalb  ®ott  in  t)ng  baiS  ^er^  läl^r  finbt, 
@o  fomj)t  ®r  felbft  barin  gefdjtoinbt, 
S^nb  toixdt  aug  einer  (iebe  gmein, 
a)a  ift  ®in  ®eift,  ein  Einige«  @in: 
0  b)a8  möc^t  t)nd  ®ott  ^ö^erd  gebn* 
2)an  ftc^  felbft  gan^,  (Sin  breil^eit  thn. 

In  diesen  Sprüchen  zeigt  sich,  wenn  wir  von  der  ab- 
weichenden poetischen  Form  absehen,   eine  deutlich  wahr- 


1)  vgl.  die  oben  S.  XXXVII.  citierte  Stelle  aus  Buysbroek, 
opera  S.  309. 


XLV 

nehmbare  Verwandtschaft  mit  Schefflers  Schlussreimen.  Es 
ist  aber  nun  auch  im  hohen  Masse  wahrscheinlich,  dass  Scheff- 
1er  sie  gekannt  hat;  unzweifelhaft  jedenfalls  ist  die  That- 
sache,  dass  Sudermanns  Sprüche  in  Franckenbergs  Kreise 
eifrig  gelesen  worden  sind;  die  „Eupferstücke''  Sudermanns 
werden  in  Franckenbergs  Verzeichnis  (oben  S.  VII.)  unter  den 
zu  empfehlenden  Büchern  erwähnt.  So  kann  es  uns  denn 
nicht  Wunder  nehmen,  wenn  in  Franckenbergs  Kreise  schon 
sehr  bald  ähnliche  Versuche  wie  die  Sudermanns  auftauchten. 
Bis  in  das  Jahr  1622  reichen  die  Anfänge  der  lateinischen 
Dichtungen  zurück,  die  Franckenbergs  Freund  Johann  Theo- 
dor von  Tschesch  im  Jahre  1643  abschloss  und  im  Jahre  1644 
unter  dem  Titel:  Vitae  cum  Christo  sive  Epigrammatum 
sacrorum  Centuriae  XII  (s.  1.)  herausgab.  Einige  Proben  werden 
genügen,  um  eine  Vorstellung  von  dem  Inhalte  zu  geben. 

I.  24.  Paradisus. 

An  Sit  in  hoc  nostro  Paradisus,  qnaeritis,  Orbe? 
Quaeritis?  in  vestro,  (quis  putet)  ille  Sinu. 

I.  29.  Vivere  et  mori. 

Ergone  Tu  mecum  vis  Vivere  dulcis  J8sa ! 
Ergo  etiam  tecum  da  mihi  C briste  mori. 

I.  46.  Tres  hostes,  trinum  Auxilium. 

Tres  nobis  Hostes,  Mundus,  Caro  subdola,  Daemon; 

In  trino  Anxilinm  Praesidiumque  Deo. 
Quis  major?  Dens  an  Mundus?  Caro  subdola,  Daemon? 

0  Homo,  praesidium  disce,  tuere,  tuum. 

I.  47.  Vitae  Labor  interioris. 

Te  simul  atque  Deum,  quae  circum  Te  simul  in  Te, 
Ceme  frequens.  Vitae  sie  fugit  Vmbra  tuae. 

I.  53.         Linquendo,  ©claffenl^cit.  Job.  16,  28. 

Ad  nos  linquendo  Caelum  descendis,  JSsu: 
Linquendo  Mnndum,  ad  Te  pia  Vita  redit. 

I.  100.  Vtrum?  (vgl.  Ch.  W.  I,  145.) 

Infemus  simul  et  caelum  in  te.    Tu  modo  Caelum 
Suspice  et  Infemus  non  erit  ullus,  Homo. 


XLVI 

II.  69.  Ad  Te,  Per  Te,  In  Te. 

Ad  Te  cunctä,  Pater;  Per  Te  sunt  omnia,  Christe: 
In  Te  sola  mihi,  Spiritus  alme,  Qaies. 

III.  72.  De  Caelo  ad  Caelnm. 

Joh.  3,  13. 

Vt  Caelum  teneas,  Opus  est,  Mens  aegra,  renasci. 
De  Caelo  ad  Caelum,  nulla  aliunde,  Via  est. 

III.  77.  Paradlsus. 

N 

Es  semel  ejectus  Mundo:  sed  sie  decet.    At  sie, 
Si  domino  vivas,  Mens  Paradlsus  erit. 

III.  83.  Christus  In  Nobis. 

Scripta  placent  ChristumInNobis  testantia.  Christum 
Htc  opus  est  nasci,  vivere,  ferre,  mori. 

IV.  18.  Disca  Mori. 

Vt  vivas,  ut  moriaris  Mente  verenä, 
Disce  mori  Mundo,  vixere  disce  Deo. 

IV.  96.  In  Cantica  Canticorum. 

Si  Paradisiacis  naseuntur  Lilia  Campis, 
Hie  sunt  purpureis  Lilia  mixt«  Rosis. 

V.  76.  Quid  sapis.  (vgl.  Ch.  W.  1, 145.) 

Fit  Coelum  Infernus,  si  non  sapis  Enthea  Coeli: 
Infernus  Coelum,  si  pia  Begna  sapis. 

V.  77.  Cui  vivis. 

In  te  non  unus,  Duo  sunt,  Homo.    Stat  Vetus  et  stat 
Inde  Novus.  Cui  jam  vivis  es  unus  Homo. 

VI.  88.  Non  Qüis,  sed  Quid. 

Vera  cupis?  Non  Quis  sed  Quid  per  Cuncta  videndum. 
Nam  Dens  in  cunctis,  tu  modo  ceme,  Locis. 

Vn.  24.  Monas. 

Dia  Monas!  quis  te  numerabit.^  Quis  tua  dicet 
Semina?  Tu  nobis  omnibus  Omne!  Sat  est. 

VII.  33,  FuffainAegyptum.  (vgl.Ch.W.III,241.) 

Anima  cum  Christo. 


XL  VIT 

A.  Quo  fagiam?  E  Mundo  non  Corpore,  Mente  sed  in  Te 
Ire  licet    Profugam  suscipe  Christe  tuam. 

C.  Sis  Mecum  Mundoin  fugiens,  Mecum  reditnra, 
Cum  mea  Lux  pleno  surget  honora  Die. 

Vn.  45.  Sis  nihil. 

Sis  nihil,  et  tibi  sie  fiet  Dens  Omnia.    Vere 
Ut  sis,  esse  opus  est,  5  mea  vita,  nihil 

IX.  13.  Quies.  (vgl  Ch.  W.  U,  11.) 

Nulla  Quies  Mundo,  non  Cami,  non  Rationi: 
Sola  in  Vulneribus  est  pie  C briste  tuis. 

X.  22.  Mihi  sufficit  Vnum. 

Desunt  Multa.  Vnum  mihi  sufficit    0  Dens  in  Te 
Omnia  sunt.    Vnum  Te  juvat  esse  meum. 

X.  30.  Ad  Vnum. 

Quo  tendis,  quid  agis?  Quem,  quid,  Mens  o  vaga  quaeris? 
Vnum  est,  et  summum.  Mens  vaga  crede,  Bonum. 

X.  98.  Suus  et  Tuns. 

Qui  suus  est,  certe  non  est  Tuus,  optime  Jesu. 
Paenitet  esse  Suum.    Sufficit  esse  Tuum. 

Gewiss  ist  der  Gedankenkreis,  in  dem  sich  Tschesch  be- 
wegt, mit  den  Anschauungen  Schefflers  verwandt;  vgL  z.  B. 
oben  V,  88  mit  Ch.  W.  V.  120.  und  die  sonst  noch  oben  an- 
gefohrtenStellen.  Allerdings  sind  Tschesch's  Gedanken  nicht  so 
ausschliesslich  auf  den  Mystikern  basiert,  wie  die  Schefflers.  Noch 
erscheint  bei  ihm  neben  Tauler  Luther,  wenn  er  auch  rät,  erst 
Tanler  und  dann  Luther  zu  lesen,  (1, 58.)  Mit  den  griechischen 
Philosophen  und  ihren  Systemen  beschäftigt  sich  eine  Reihe  von 
Epigrammen  (V,  30 — :<6,  Ciceros  Philosophie  V,  37;  vgl.  femer 
Y,  63 — 67);  daneben  werden  Zoroaster  und  Hermes  Trisma- 
gistus  behandelt.  Von  den  mystisch  angehauchten  Männern 
des  16.  Jahrhunderts  erwähnt  der  Dichter  namentlich  Jo- 
hannes Arndt  Der  eigentlichen  Spekulation  wird  allerdings 
dn  verhältnismässig  geringer  Spielraum  gegönnt.  —  An 
Scheffler  erinnern  die  Epigramme,  in  denen  Heilige  behandelt 


XLvm 

werden;  anch  die  allegorischen  Ausdeutungen  scheinen  Scheff- 
lers  Manier  vorauszuverkünden.  (vgl.  das  oben  zuYII,  33  citierte 
Epigramm  aus  dem  Ch.  W.)  Nur  einmal  wird  das  lateinische  Ge- 
wand durchbrochen:  Tschesch  hatte  eine  Pilgerfahrt  nach  Jeru- 
salem unternommen,  die  allerdings  nicht  völlig  zur  Ausführung 
gebracht  wurde ;  als  er  die  Seereise  antreten  wollte,  £uid  er  für 
die  Stimmung,  die  ihn  bewegte,  auch  den  deutschen  Aus- 
druck: (XI,  42). 

äBir  ge^en  au^  bem  @unb,  l^ilff  uniS  aadf  t)on  ben  Sünben, 
§ilff  (Sl^rifte,  ^ilff  gu  ^ort,  bo^  toir  ben  ^immel  finben. 

Haben  die  Epigramme  von  Tschesch  nur  eine  Reihe  von 
Grundgedanken  mit  dem  cherubinischen  Wandersmann  gemein, 
so  zeigt  sich  dagegen  Schefiflers  theosophisches  System  schon 
völlig  ausgebildet  in  einem  ebenfalls  aus  dem  Kreise  Abraham's 
von  Franckenberg  hervorgegangenen  Werk,  den  Sexcenta 
monodisticha  Sapientum  von  Daniel  von Gzepko.  Wie  die 
Epigramme  von  Tschesch  sind  Czepko's  Sprüche  (in  der  Über- 
schrift zweier  von  Franckenberg  beigegebener  Gedichte  werden 
sie  wie  bei  Scheff  1er  Schlussreime  genannt)  in  Centurien  einge- 
teilt. Die  auffallende  Übereinstimmung,  die  die  Monodisticha  in 
Form  und  Gedankeninhalt  mit  dem  cherubinischen  Wandersmann 
aufweisen,  ist  frühzeitig  bemerkt  worden,  bereits  Kahlert, 
Angelus  Silesius,  S.  56  f  hat  darauf  aufmerksam  gemacht  und 
einige,  allerdings  unzureichende  Proben  mitgeteilt,  ohne  frei- 
lich auch  nur  den  geringsten  Versuch  zu  machen,  das  Ver- 
hältnis Schefflers  zu  Czepko  näher  zu  bestimmen.  Das  Ver- 
dienst, dieses  Verhältnis  richtig  erkannt  zu  haben,  gebüjirt 
Koffmanne,  der  im  Correspondezblatt  des  Vereins  für  Geschichte 
der  evangelischen  Kirche  Schlesiens,  1882,  Bd.  I,  S.  66 ff.  die 
ersten  drei  Centurien  der  Monodisticha  hat  abdrucken  lassen. 
Da  diese  Provinzialzeitschrift  nicht  leicht  zugänglich  ist,  so 
ist  es  gewiss  berechtigt,  wenn  wir  unter  Hinzuziehung  auch 
der  drei  übrigen  Centurien  (nach  der  auf  der  Breslauer  Stadt- 
bibliothek befindlichen  Handschrift),  den  Versuch  machen, 
unter  beständiger  Berücksichtigung  Schefflers,  einen  Über- 
blick über  den  wesentlichen  Ideengehalt  des  Werkes  zu  geben. 

Wie  bei  Scheff  1er  erscheint  auch  bei  Daniel  von  Czepko 
die  Welt  als  eine  bestendige  Emanation  Gottes;  alle  Dinge 


XLIX 

ffiessen  von  Ewigkeit  her  aus  Gott  ans  nnd  kehren  wieder 
in  ihn  znriick;  der  Mensch  ist  stets  von  €U>tt  umgeben  und 
kann  ihn  ilberall  finden;  ein  Unterschied  zwischen  Zeit  und 
Ewigkeit  ist  nicht  vorhanden. 

1,1.  Anfang  im  (Snbe:  (Snbe  im  Anfang. 

^od  @nbe,  hai  bu  fuc^fl,  hai  fd^Ieu(  in  SCnfang  ein. 
®i(t  bu  auf  @rben  toeif',  im  Fimmel  feiig  fein. 

L  3.  äled^ter  f^reunb. 

Siel  n&l^er  ift  bir,  ald  bie  ©Item,  (3ott  t>tttDanh, 

&t  fierben:  ®ott  unb  bu  |:  glaub  ed  :|  finb  ungeiraitt. 

L  58.  @ieb  @ott  bie  ©l^re. 

9{t(l^t  ft>tid^:  Sd^  trird,  id^  tvU.  ®ott  tl^ui  ed  unb  nid^t  bu: 
9Ber  ®ott  in  oOem  meint,  bet  trifft  ber  SBal^rl^eit  ju. 

X  60.  ©el^e  nidS^t  \oz\i. 

9Bie  nal^  ifl  ®ott,  er  fie^t  in  fingen  ff)at  unb  frfi^, 
2hl  fd^ootft  il^n,  toie  er  i^,  f^ring  titaa^  über  fte. 

L  63.  2)ad  etoige  9lu. 

SBonn  l^ot  bie  @toig!eit,  o  HRenfc^,  ^d^  oufgelefen, 
3n  \oü(S^  nienumb  fomt,  ber  bor  nic^t  bagetoefen. 

L  64.  9Cm  »lide  fanget  ed. 

Siel  Sa^re  tl^n  eS  nid^t,  bie  (StDigfeit  }U  toiffen, 

<^  Xugenblidf,  unb  nid^^t  fo  t>iel,  mu^  fte  umbfd^ßegen. 

L  86.  Überall. 

2)u  \^totb%  als  toie  ein  f^fd^  im  S^affer  gont  in  ®ott, 
i&wxli  m  bir,  ganf  vax&  bid^  ift  er.    $alt  fein  @ebi>t^.^) 

n.  U  2)ur(9  (S^rifii  %o\> 

itommfi  bu  %VL  ©Ott 

@ott  ber  ifl  über  Seit,  o  SRenfd^,  loo  tt>Ut  bu  ^in, 
SBemi  bu  geftorben  bifi,  aldbann  erfragfi  bu  il^n. 


1)  Nachfolgong,  S.  105.    Snnb  ber  ©eifte  fd^toebet  in  ®otte, 
«18  ber  ^fdS^e  in  bem  ^eere. 

Ang.  Siletiut,  Cherub.  Wandersmann.  ^ 


n.  15.  9(ei6  unten 

9Ber  in  Ut  @tx>i^!eü  tot!  einen  Slnfang  gtünben, 
@ült|t  in  ba^  (Snb:  unb  toirb  fein  @nb  im  @nbe  finben. 

IL  67.  ©ottiawenfc^ 

unb 
3Renfc^:®ott.  (vgl.  Ch.  W.  II,  249.) 

SJlenfd^  fleibe  bic^  in  ®ott:  ®ott  b)tl  ftd^  in  bid^  »eibeit, 

@o  toirb  bid^  nid^tS  bon  ^f}m,  aud^  3^i^  bon  bir  nid^td  fd^eiben. 

IIL  11.  SBel^rung  ber  3)in0e. 

$or  mir  toar  feine  3^it#  nad^  mir  it>itb  feine  fe^n, 
3Rit  mir  gebiert  fie  fid^,  mit  mir  gel^t  fie  auc^*ein. 

III.  23.  ®in  gebliebener  2lu8fru6. 

^a  ®ott  bie  SBelt  erfc^uff,  mad^t  er  mid^  nad^  SäeKeben, 
Sd^  f[o^  mit  aUem  aud  unb  toav  boc^  in  il^m  blieben. 

III.  25.  Überall  ®ott. 

©Ott  läufft  bu  in  bie  @d^oo«:  toa«  fleuc^ft  bu  für  unb  für? 
®r  gel^t  audf  unt)erfel^niS  in  bie  @eband(en  bir. 

III.  79.  SDBeiter  barunten. 

äBilt  bu,  b)ad  ©Ott  ift,  fel^n,  nil^m  aUed  bon  il^m  l^in, 
äBad  )U  unb  au^  xf}m  gel^t:  bieUeid^t  erbli(fft  bu  i^n. 

IIL  87.  2)er  etoige  ©egentourff. 

äBirdSt  ©Ott:  fo  ioirb  bie  SBelt:  unb  bad  bon  ©toigfeit: 
SDag  l^öd^fte  SDBefen  toeift  öor  fid^  bon  feiner  Stit 

III.  100.  Sllle«  fragt  nac^  ©Ott. 

@in  äBurm,  ein  ^raut,  ein  €tetn  | :  ac^  fönteft  bu  eiS  lefen :  |. 
9Bei6  fonft  fein  SBort,  alg  bad:  gc^  eil  iniS  ^bd^fte  äBefen. 

IV.  52.  3«  ber  ©loigfeit  nur  ein  a;ag. 

SBad  nü^t  eis  taufenb  Sal^r  unb  aber  ^^aufenb  ^el^len? 
@iel^ft  bu  fie  einen  %aQ  nic^t  fe^n,  @d  toirb  bir  fel^len. 

IV.  61.  3n  einem. 

3d^  unb  ©Ott  toir  ftnb  einiS.    !Rid^td  fd^eibet  mid^  unb  3^n^ 
^ie  ®r  ift,  bag  er  ift:  @o  bin  id^,  ba^  id^  bin. 


LI 

IV.  69.  9Ctt86rtt(l^  ©ottlid^ed  SBefen. 

SBonn  in  bie  Ghtigfeit  bie  (Seele  ftc^  t>tt^d}lo^tn, 

€ie^t  fle  ben  dutU,  brau9  ®ott  mit  aUtm  ift  entft^roffen. 

y.  31.  Jti^ii  ettDaS 

(gttoad  ntd^tS. 

dd  ift  ein  (gtoged  nt(^d,  baraud  bad  @ine  ffeufi, 

2)er  lotrb  nidS^t  ntd^tö,  ber  fi^  brein  burd^  bad  (^e  fd^Uu^ 

Ans  diesen  pantheistischen  Vorstellimgen  ergtdbt  sidi  für 
Ciepko  wie  Scheffler  (ygL  namenüieh  Oh.  W.  11,  178)  gaas 
koDseqaent  die  Folgenmg,  dass  wie  die  Seele  ohne  Gott^ 
80  (jott  auch  ohne  die  Seele  nnm5glich  eine  wirkliehe  Existens 
haben  könne: 

IV.  59.  einti  nid^t  ol^ne  baS  Xnbere. 

3)ie  @eel  intb  @ott  bie  fie^  in  unjutrennter  ^ti^; 
(^ing  (^neS  ^in,  id^  tam|  baS  9nbre  ^nbe  nid^t. 

Ebenso  wie  bei  Scheffler  wird  femer  darauf  hingewiesen, 
dass  alles  Erschaffene  von  Gott  zeugt  und  zu  Gott  hinführt 

I.  5.  9uf  ebener  9a^n. 

@erab  in  einem  €tri(^  eilt  bie  92atur  pi  @ott, 

9oIg  i^r.    ^ein  äBeg  ift  ®nab,  i^r  SBeg  hingegen  itotl^. 

HL  10.  Sites  boll  @ott. 

2>6»  ®raiS(ein  ift  ein  ^ud},  fw^ft  bu  ed  auf)ufd^tie^en, 
^u  tanft  bie  @<^d^fung  braud  unb  aüe  äBeid^eü  toiffen. 

UL  12.      äBieberflang  bed  ©öttlic^en  äBefend. 

@in  iebed  ^ing  fängt  an  ßuteben  unb  3u(eben, 

Unb  toü,  M  balb  ed  ift,  bem  6<^d^er  9lntta>0rt  geben. 

Anch  darin  stmimt  Daniel  Yon  Czepko  mit  Scheffler  über- 
ein, dass  (jott  jede  Eigenschaft  abgesprochen  wird. 

V.  75.  ©eiftlidje  »linb^eit. 

fSie  fe^  irrt  ber«  ber  fd^toac^  bie  ^eUe  @onne  1^: 
Jlodf  mt^x  ber,  fo  ha  ft)nd^t:  @ott  ift  gut  unb  ein  @eift. 


LH 


vgl.  auch  1.  42.  Übet  aOßiffcn. 

©Ott  lenn  ic^  BIo(  burc^  ®ott:  2)od^  hah  id}  ©Ott  erüeft, 
3Bet^  id^  ]o  Diel,  ba^  id^  bag  ntc^t  tveii  h>ag  ®ott  ili. 

Nur  seine  Verkörperung  im  Geschöpfe  (vgl.  Ch.  W.  11, 
132)  wird  als  seine  Eigenschaft  bezeichnet: 

IL  65.  ©Ott  bad  alUrgemeinfte. 

Xai  ©Ott  fid^  attgemeint,  ba8  ift  fein  eigenfd^afft, 

SBer  i^m  entgel^t,  in  ben  gel^  ©olt  mit  ©eift  unb  Ärafft. 

Wie  bei  Scheffler  (I,  129.  V,  230  und  namentlich  IV,  69) 
wird  das  Böse  als  etwas  mit  Gottes  Wesen  Unvereinbares 
betrachtet,  das  von  dem  Menschen  nur  äusserlich  an  die 
Gottheit  herangebracht  wird. 

U.  2.  S)ie  au^  ©ott  quellenbe  ©üte. 

2)et  ^öd^ft  ift  gut,  unb  toolt  er  gleich  bad  Übel  [trafen, 
35lu^  er  bad  gute  t^un.    ©utd  tl^un  ftnb  feine  SBaffen. 

II.  87.  3ladf  bem  SQßa^n. 

©Ott  ift  nad^  unferm  Ma^n  i^t  Böf,  i^t  ioieber  gut/) 
3)er  bod^  in  aUer  äBelt  baiS  befte  \»xU  unb  tl^ut. 

Ja  das  Böse  oder  die  Sünde  wird  ganz  wie  bei  Scheffler 
für  etwas  Negatives  erklärt,  dem  aber  trotzdem  die  Erafb 
des  Wirkens  zugeschrieben  wird  (Ch,  W.  IV,  69.  1,213.): 

V.  46.  »eftätigc  bie  ®inbirbung. 

$5f  ift  t>ov  ftd^  fein  2)ing.    ®§  fielet  bein  eitUr  äBal^n 
$ür  ©uteiS  »öfe^,  unb  für  $5fed  ©uteiS  an. 

IIL  57.  @ünbe. 

3ft  @ünbe  mad?  9Ber  l^at  il^r  äBefen  audgemac^t. 
Unb  ift  fie  aber  nid^td?  SBaiS  l^at  ben  ^aa  gebrad^t? 

Auch  in  den  Anschauungen  über  das  Verhältnis  des 
Menschen  zu  Gott  tritt  bei  beiden  Dichtem  eine  auffallende 


1)  Vgl.  Weigel,  Gebetbtichlein,  C.  XI.  ©ott  aber  bleibt  immer 
toie  er  ift,  gütig  önb  önntoanbclbar,  ja  er  ift  geredbt  in  atten 
feinen  äßerden,  ob  fd^on  ber  blinbe,  abgeleierte  SRenfc^  ff^n  für 
3omig,  k^ngerec^t  ober  i^ngnäbig  achtet. 


Lin 

Übereinstinmiimg  hervor.  Bei  Beiden  erscheint  die  Seele  als 
vor  der  Zeit  existierend  nnd  in  diesem  Zustande  nnanfföslich 
mit  Gott  yerbnnden;  das  Ziel  and  cUe  höchste  Aufgabe  des 
ganzen  Lebens  ist  es,  diese  Vereinigung  wieder  herzustellen. 

in.  67.  ©toige  ^orfel^ung. 

iS^  aii  ber  ^intmet  (leg,  unb  felbft  bie  @rb  flunb, 
@(i^(f>^  ©Ott  (id^  h>av  fd^on  ba  in  (S)l^rtfto)  mid^  in  S^unb. 

I.  69.  92id^tiS  el^er  nod^  längfamer. 

3m  l^dd^fien  äBefen  (ag  bie  @ee(e  Qu^e^d^lo^m, 

0  äßunber!  ®ott  unb  fte  bie  ftnb  gugletd^  entf))roffen. 

II.  98.  ©öttlid^e  ^Bereinigung. 

3Bo  ber  9tenfd^  ©otted  fo(,  bed  SRenfd^en  ©ott  genüffen, 
fßtui  in  ftd^  ber  SRenf c^  @ott,  unb  ®ott  ben  aßenfd^en  fd^lieffen. 

m.  1.  SBorgefül^rted  £eben. 

3)ein  Seben  l^ort  nid^t  auf,  tote  tteff  man  bid^  begräbt, 
fßann  bu  in  ®ott,  unb  ®ott  l^intvieber  in  bir  lebt. 

m.  68.  Ubetoir  in  ber  aRitten. 

9Bann  bu  bad  O  erretd^ft,  fo  fommft  bu  in  bad  9(., 
S)u  bi{i  ©Ott  überaE,  ®r  bir  ingleid^en  ba. 

VI.  52.  91  unb  D 

unb 
'  D  unb  a. 

2)ad  (Srft  xft  ©Ott,  bad  (e|t  ift  ie  ber  SRenf d^,  f d^aut  3u : 
9Bo  bie  gtve^  einig  fe^n,  ba  fud^t,  ba  l^abet  9%u]^. 

VL  62.  »eftätige  bic^  im  »eftänbigen. 

9Bat  auf  ber  ®rbe  ift:  anfangen  unb  bergei^n: 
XutCi)  baiS  fid^  aU  erhält,  baS  ift  in  ©ott  beftei^n. 

Die  Persönlichkeit  Christi  tritt  bei  weitem  nicht  so  her- 
vor wie  im  cherubinischen  Wandersmann,  doch  zeigt  sich 
in  den  betreffenden  Sprüchen  eine  starke  Verwandtschaft  mit 
Schefflers  Anschannngen. 

V.  20.  Umbfonften. 

SRenfd^,  betne  ©eligfeit  bie  teil  feine  anbre  2Rül^; 
©raub  es,  ba^  ©l^riftu«  bidjf  erlöft,  fo  l^aft  bu  fte. 


LIV 

IL  95.         aJlit  ben  Ritten,  (vgl.  Ch.  W.  lU,  6.) 

SBiel  toären  auf  ben  ©runb  ber  etogen  aßet^i^eit  fommen, 
SBann  jU  ben  redeten  SBeg  nad^  ©etleljem  genommen. 

Indessen  hebt  die  in  V,  20  vorgetragene  Auffassung  ebenso 
wenig  wie  bei  Sclieflfler  die  eigene  Arbeit  des  Menschen  auf; 
im  Gegenteil  wird  auch  bei  Czepko  von  dem  Menschen  ver- 
langt, dass  er  sich  unablässig  um  das  ewige  Heil  bemühe. 

V.  22.  Übe  gute  SBerde. 

aWenfdSf,  teilt  bu  teUg  fe^n,  broud^  einen  @mft  baju, 
2Ber  ftd^  nidSft  6i«  in  %oh  bemü^  fielet  nidSft  bie  SÄul^. 

Doch  soll  sich  der  Mensch  kein  Verdienst  anmassen  (vgl. 
Ch.  W.  V,  229),  da  wenn  er  etwas  Gutes  thut,  es  rUur  Gott 
in  ihm  gethan  hat. 

I.  51.  ©Ute  SBerde,  böfc. 

3m  %aU  bu  f^rid^ft:  gd^  l^ab  ein  guted  SQSetdE  \)oUhxa^i, 
gftaft  bu,  toie  Sucifer,  öor  ®ott  in  ©ünb  unb  ©d^ad^t. 

V.  5.  2)a8  ®ute  gel^ött  nidjt  un8. 

S)er  etivad  guteiS  tl^ut,  greifft  ®ott  ben  ^dd^ften  an, 
Segel^rt  er  Sol^n,  unb  meint,  er  felbft  l^ab  eiS  getl&an. 

I.  57.  2Reine  ®ott. 

2Ba«  eigneft  bu  bir  ju?    2)u  fftift  Don  ®ott  ju  bir, 

Unb  fttel^lft  tl^m  @^r  unb  «ßrei^,  Ijiör  auf,  bie  ibött  ift  l^ier. 

Ebenso  soll  sich  der  Mensch  hüten,  aus  Eigennutz  nach 
dem  ewigen  Reich  zu  sterben,    (vgl.  Ch.  W.  II,  47  u.  ö.) 

I.  85.  ®oti  ju  ®l^ren. 

SQSer  ®ott  gel^orfam  ift,  fragt  nid^tig  nad^  £ol^n  unb  ^ein, 
@t  teil  nid^t  fromm  umb  §eir,  ntd^t  gut  umb  3Bonne  fein. 

11.48.  eigener  9lui. 

SRenfd^,  bift  bu  barumb  fromm,  ba(  bid^  ®oit  fol  ertoel^Ien, 
^u  fud^ft  baS  S)ein,  unb  toad  bu  finbeft,  toirb  bir  fel^len. 

Man  wird  es  selbstverständlich  finden,  dass  auch  in  den 
mystischen  Grundanschauungen  über  das  Verhalten  des  Menschen 
zu  Gott  eine  innige  Übereinstimmung  zwischen  Scheffler  und 


LV 

Czepko  stattfindet.  Der  Mensch  soll  sich  nnd  die  Welt  ver- 
lassen, um  die  Gottheit  in  sich  ao&iinehnien,  soll  aus  sich 
selbst  heraosgehen  und  den  Eigenwillen  meiden;  wenn  er 
schweigt,  yemimmt  er  Gottes  Wort  am  besten  (vgl  z.  B.  Gh. 

w.  n,  19.  n,  32.  IV,  11.  y,  330.  i,  iss.  v,  33.  v,  129.  i,  281. 

m,  176  und  viele  andere  Stellen.) 

I.  35.  Bi^  l^affen, 

«Heg  laffen, 
©Ott  faffen. 

2)ur(l^  baS  tDtr  fe^n  unb  ftel^n,  ift  leiben  unb  entfd^eiben, 
IBte  ^od^  bod^  ftieg  ein  SRenfd^,  lernt  er  ftd&  felber  meiben. 

I.  47.  @d^to)ei0enbed  £)Dren, 

^dtenbed  ^d^ioeigen. 

Snbem  td^  fd^toeig,  f^ab  id^  biet  ntel^r  bon  mir  erfal^ren, 
918  bor  mir  ouSgefd^tD&^t  btel  38eif  in  l^unbert  3<i^^^- 

L  82.  Seere  baS  ^er^e. 

2)ie  @eele  mu^  ftd^  ftetiS  bon  aEen  ^r&fften  fd^etben, 
Unb  burd^aud  lebig  ftel^n,  bie  ®ott  tot!  in  3^r  leiben. 

L  94.  @infam!eit  bed  ®emütl^eS. 

2)er  SRenfd^  fümmt  niemals  red^t  mit  toeifen  3Renfd^n  ein, 
IDer  fonber  9Renfd^en  td^t  fan  untren  SRenfd^en  fe^n. 

IL  10.  Sterben:  Seben; 

ift 
Seben:  Sterben. 

IRenfd^,  fd^eibe  bid^  bon  bir,  unb  lern  im  2tbm  fierben, 
&o  !an{i  bu  burd^  ben  %oh,  bein  $ei(  ol^n  %oh  ertoerl^en. 

IL  23.  3)er  ©eUJene. 

@te^  an  bir  felber  blo^:  als  oh  bu  93il  getnefen: 
Unb  nimmer  folteft  fe^n:  aliSbalb  bift  bu  genefen. 

HL  44.  @id^  ®ott  ergeben 

^a§  befte  £eben. 

SRenfd^,  fol  bein  mUtn  red^t  in  ®otiti  SBiEen  Mn, 
60  nm(  ber  beine  gan^  in  feinem  untergel^n. 


LVI 

m,  89.  .   ©cclige  ©id^crl^eit. 

D  Seele  lieg  unb  rul^  in  bemed  ®otU^  äBiCten: 

SBUt  bu,  tocS  ©Ott  fo  tDitrb  @ott,  toaiS  bu  ioiCt,  evfüHen. 

IV,  32.  aRenfd^  ©ott 

unb 
&on  SKenfd^. 

3utn  3Renfd5fcn  toirb  bfr  ®ott,  .toitt  bu  toai  Qu  il^m  legen^ 
3u  ©Ott  toirb  bir  ber  2Renfc^,  läft  er  ftdj  nid^t«  betoegen. 

IV,  33.  S)ie  unbetoegl.  SRul^cftabt. 

S)id  rul^t/  baiS  gan^  unb  gar  nid^t  3"  belegen  ift: 
92id^td  rul^t  als  bad  in  ®ott  il^m  9htl^  unb  9iafi  ^fieft. 

IV,  64.  (Sdjtoeig,  toilt  bu  »leben. 

Snbem  ®ott  f))ricl^t:  äßerb  id^  unb  ctUe  SBelt  erloi^ren: 
^  Sßann  aUeS  fc^loeigt,  toirb  (Sott  in  il^r  unb  mir  gebol^ren. 

V,  26.  Sauterfte  Sauterfeit. 

@d^au  bid^  nid^t  umb.    @g  (ebt  im  Fimmel  nid^tS,  a(g  bu. 
3a  !äme  ®ott  nad^  bir,  la^  Xi^,  unb  bleib  in  9iul^. 

V,  28.  @e^  unbetoeglidj. 

SBilt  bu  um  SRettung  fd^re^n?    §alt  an  bu  babelft  (Sott. 
Sel^alt  ein  gleidSfeg  iper^  in  Suftbarfeit  unb  9lotb. 

V,  29.  a)er  e«  nidjft  toei^,  toeiß  eS. 

üein  3Renfd^  toei^,  toad  k>or  ftd^  tin  freier  äßiUe  fe^, 
2)odJ  räffeft  bu  il^n  ftel^n,  bu  !omft  i^m  nal^e  be^. 

V,  30.  ©öttrid^e  Bunber. 

2)er  atte«  giebt,  ift  arm:  ber  aUe«  fdjafft,  gefdjieben: 
2)er  es  betoegt,  in  S'lul^,  ber  eS  erl^ält,  3"f'^*^ben. 

Auch  Czepko  verlangt  (vgl.  Ch.  W.  I,  26—28  u.  ö.),  dass 
der  Mensch  jeden  Tag  von  neuem  sterben  soll,  um  seinem 
Gotte  zu  leben,  vgl.  oben  II,  10  und  ferner  noch 

n.  6.  ©el^e  mit  bem  Sobe  umb. 

9{id^td  ftirbt,  nid^tg  toirb  gebol^rn,  ber  Xoh  fteat  aUed  an, 
SBoI  bem,  ber  täglid^  fid^  mit  il^m  bef^red^en  !an. 

Unmittelbar  damit  zusammen  hängt  wie  bei  Sche£fler  die 


Forderung  der  Erenztolge;  der  Mensch  soll  Freude  und  Leid 
in  gleicher  Weise  hinnehmen. 

IL  64.    .  äße^en  bev  Seeligfeit. 

^er  an  bem  Sreuf^e  ffat  bor  bid^  gemtufl  getl^an, 
9hift  bit,  aRenfd^  folge  mir,  baiS  (Sreu|  ift  beine  f&aifn. 

IV.  96.  9{t^m  alleg  gleid^e  bon  @ott. 

3)amt  liebfi  bu  @oit,  toann  bu  (^gd|(i(^!eit  unb  Seiben 
Um  feiner  Siebe  toilt  jum  minbfiten  unterfd^eiben. 

IV.  100.  ®rlenne  e3  bor  baS  befle. 

fSUt^  ©Ott  auf d^icft,  bad  ift  bad  beft,  unb  big  auS  9lotl^ : 
Sßie  gro^  bein  Jammer  ift,  fd^au  brunter,  bu  ftel^ft  ®ott. 

V.  32.  Xuxdf  6reu|e  3u  ©l^riflo. 

9Ber  ben  (El^arfre^tag  l^ier,  tan  blo^  bort  Dftern  l^alten: 
S)ad  ©reu^e  mu^  güoor,  ber'  SiegeiSfal^n  brauf  loalten. 

Als  die  eigentliche  Sfinde  gilt  wiederum  wie  bei  Scheff  1er 
der  Eigenwille  oder  Eigennutz,  der  auch  geradezu  mit  der 
Hölle  identifiziert  wird. 

U.  73.  9Reibe  umb  ber  f^freube. 

a)ein  SBittcn  ber  ift  ©ünb.    2(d^  lieffeft  bu  il^n  fte^n, 
2)u  fönteft  au$  unb  ein  mit  @ott  im  ^immel  gel^n. 

V.  8.  aufter  bem  SBillen. 

SRenfd^  aEed  toad  ba  ift,  bad  ift  bir  untergeben, 

2)en  äßiHen  bloi  la^  fte^n,  fonft  fomft  bu  vm  htin  Beben. 

V.O.  3)er  6ünben  ©eburt  ©tabt. 

9Bo  !omt  ber  Wütn  fftv.    ^ad  toolt  aud^  SCbam  toiffen, 
a>rum  toarb  er  mit  bem  Sd^toert  ou8  ®ben  fortgefd^miffen. 

V.  13.  ©Ott  teil  im  aRenfdSfen. 

äßeil  ©Ott  ol^n  bid^,  o  3Renfd^,  nid^t  tooEen  mag  unb  tan, 
&o  leib  i^n,  unb  ni^m  bid^  ja  nid^t  bed  SQSiUend  an. 

V.  14.  @nbe  beg  SBilUn«. 

3m  faU  fein  ^iütn  mel^r:  td^  fag  eS  unbertoanb: 
Sttin  SRenfd^  toär  ettoaS  nü^,  unb  ©ott  blieb  unerfant. 


Lvin 

V.  16.  SBiiren  in  ber  §ölle. 

a)ort  in  ber  ©öacn  f^at  ein  ieber  feinen  SBitten, 

S)rum  ftedt  fte  Dotter  ^cin,  tmb  nid^t«  nidjt  fan  fie  ftitten. 

V.  35.  Sntocnbiße  i&ölle. 

S)er  eigen  «Rul  ift  ^öE.    D  aWenfdJ  toog  fuc^ft  bu  nu? 
®ant  mu^  ba8  beine  fort,  fonft  iiaft  bu  feine  ffiu^. 

V.  57.  i&öriifd^e«  geuer. 

SBaS  ift  bie  §öa?  SdJ  fj)redSf:  @8  ift  bein  eigner  SBiaen. 
aOBaS  brennt?  S)er  eigne  SRuJ,  ber  nimmermel^r  Jiu  ftitten.») 

Ebenso  wie  die  Ht^Ue  wird  bei  Gzepko  der  Himmel  durch- 
ans  in  das  Innere  des  Menschen  versetzt  (Vgl.  die  oben  zn 
S.  11  citierten  Stellen.) 

L  17.  3u  fj)ät  nadj  bem  2:obe. 

Jlil^m  S)einer  Peinig  toal^r,  ber  !an  nnr  feKg  »erben, 
S)er  bort  im  ^immel  ift,  unb  lebt  l^ier  nodj  auf  @rben. 

I.  83.  Sntoenbige  ©celigfeit. 

©Ott  mad^t  midjf  nimmer  gut,  fud^  ic^  il^n  au^er  mir: 
@d^au  2)id^  nic^t  umb,  2)ein  ^eil  ift  nirgenb«  aI8  in  2)ir. 

Ans  der  I.  17.  geäusserten  Anschauung  ergiebt  sich  die 
Forderung,  schon  hier  auf  Erden  die  Seligkeit  zu  erwerben, 
da  es  sonst  nicht  mehr  möglich  wäre,  sie  zu  erringen.  (Ch.  W. 
V,  125.  IV,  208.) 

IV.  41.  $ag  6eelige  ^eute. 

3d^  ratl^e,  fud^e  nid^t  ben  ^immei  übermorgen, 

^omft  bu  nid^t  l^eut  in  i^n.    @r  bleibt  bir  ftetiS  berborgen. 

V.  92.  Vergebung  ber  @ünben. 

%^u  9u^  unb  glaub,  o  äRenfd^,  ber  @d^ulb  SSergebung  l^ier, 
®d  l^ilft  nid^tS  nad^  bem  ^ob  unb  im  ©eric^te  bir. 

VI.  79.  Sit. 

aRenfd^,  toeil  bu  lebft,  ifl  blo(  bie  ^l^ttr  ber  ©naben  offen, 
5llo^ff  an:  aldbalb  bu  tobt:  ift  niemanb  auf^uruffen. 


1)  vgl  die  oben  S.  XVI.  citierte  Stelle  aus  Weigels:  vom 
Ort  der  Welt;  baS  nid^td  bvmmi  in  ber  ^öQen,  nemlid^  ber  eigne 
äBiEe  ber  Kreatur. 


LIX 

Der  Mensch  ist  daher  selig,  wenn  er  sein  Eigenwillen 
IMsst  nnd  sich  in  Gehorsam  Gott  unterwirft;  selbst  der  Teufel 
würde  in  diesem  Falle  zur  Seligkeit  gelangen.  (CL  W.  1, 143. 
Die  Uebereinstimmnng  ist  recht  auffallend.) 

L  27.  ®e)S>orfam;»uffe: 

$off  artl^ :  Ungel^orfam. 

^er  ^euffel  toann  er  l'6nt  in  ben  ©e^orfam  gel^n, 
äßürb  i^o  fomen  an  bort  untern  (Sngeln  fielen. 

Ein  ähnlicher  Gedanke  wird  in  folgendem  Epigramm 
ausgedrückt. 

rv.  10.  Jlidjt  erfcnnen,  fonbetn 

lieben. 

2)er  bdfe  ^nb  et!ennt  bad  beft  in  aUtn  Sad^en, 

$fitt  er  bie  2xtb,  i^  loeig,  ®ott  tnürb  il^n  feiig  mad^en.^) 

Wird  hier  ebenso  wie  bei  Scheffler  (Ch.  W.  V,  84,  320.) 
die  Liebe  dem  Erkennen  und  Verstand  weit  nachgestellt,  so 
zeigt  Gzepko  auch  darin  eine  Uebereinstimmung  mit  Scheffler, 
dass  auch  bei  ihm  wiederholt  die  Liebe  als  das  höchste,  Alles 
übertreffende  Gut  gepriesen  wird. 

IL  61.  SeeligeiS  29hin. 

2)eiS  ©lauBeng  eeel  ifi  Sieb:  o^n  @eel  ift  oUed  2:obt: 
^orfd^  in  bir,  ob  S)u  lebft:  S)u  3^^^  nid^t  fonbetn  ®ott. 
HL  74.  ^urd^btingenbe  Siebe. 

S)ag  aUti  für  ftd^  fd^med:  unb  @ott  bor  au^  in  aüen: 
@o  lafi  baS  @al|  bet  Sieb  auf  beine  äßertfe  fallen. 


1)  Deutsche  Theologie,  C.  39,  S.  61.  Slud^  merdtet  man 
baffelbe  bei?  bem  2:euffcl,  ber  ioeiS  bnb  etfennet  böfeS  önb  gut, 
xeci^t  bnnb  unred^t  önb  bergleid^en,  bnnb  weil  er  nid^t  liebe  Jat  gu 
bem  guten,  toeld^eiS  er  etfennet,  fo  ioitb  er  nid^t  gut.  Der  Einfluss 
der  Deutschen  Theologie  macht  sich  auch  sonst  bei  Czepko 
geltend,  vgL  die  oben  auf  S.  XV,  Anmerkung  1.  citierte  Stelle 
nnd  femer  Deutsche  Theologie,  C.  in.  S.  4.  §ätte  er  (Slbam) 
fteben  (^el  geffen,  t>nb  toäte  bad  anmaffen  nit  getoefl,  er  märe 
ntd^t  gefallen,  fobalb  baS  annel^men  gefd^a^,  d^f(^a^  aud^  ber  %<d, 
loenn  er  gleid^  nie  fein  a^ffel  angebtffen  l^fätte. 
Czepko,  L  22.  U.ngebotfam. 

9Bann  Sibam  ftd^  bon  ®ott  md^t  butd^  ben  %aU  getiffen, 
<Sr  to&t  ol^n  @d9ulb,  l^ätt  er  gel^n  %4>ff^^  angebiffen. 


LX 

V.  33.         2)ie  Siebe  mad^t  ben  §immel  feil. 

S)etn  Seil  ift  feil?  Um  toag?  Umb  Siebe  hmi  eg  ®ott. 
2Renfcl^  übe  bid^  baran,  bi^  in  ben  bittren  S^ob. 

£me  wirkliche  Erkenntnis  Gottes  kann  nach  Gzepko 
(Ch.  W.  I,  83.  II,  142.  IV,  120.)  nur  der  gewinnen,  der  selbst 
göttlich  geworden  ist. 

VI.  3.  ©Ott  fielet  9iiemanb  al«  ®ott. 

SBer  (3oit  teil  fe^n,  ber  mug  in  ®otteg  SBefen  fteißen, 
^tnn  ©Ott  teil  ftd^  bloj  @ott  fonft  feinem  2)in0e  Setgen. 

» 

Wer  Gott  hat,  soll  nichts  weiter  verlangen;  der  Mensch 
soll  Gott  nur  mn  Gott,  nicht  aber  um  seine  Gaben  bitten. 
(Ch.  W.  I,  271.  174.) 

I.  2.  92i(^tg  au^er  ©ott. 

SBer  ®ott  im  ^er^^en  l^ot  unb  toad  baju  begel^rt, 

S)e¥  9)lenfc^  berlieret  ©ott,  tvirb  il^m  fein  äBunfd^  geto&l^vt. 

L  97.  3e  me^r  aßiffenfd^aft 

ge  toeniger  @rläntnüd. 

Sd^  bite  meinen  ©ott  umb  hiebet  big  nod^  baS, 

Stlg  bloß  umh  ©Ott.    SBag  iftbenn©ott?  3dJ  toei^  nid^t,  toa«. 

n.  36.  2a^  bir  genügen. 

[»id^t  bitt  umb  bid  unb  bad?    ®g  mangelt  bir  Su  t)itl. 
S)er  ^at  genung  ber  ©ott  unb  ben  ©ott  f^ahtn  toil. 

V.  77.  SBie  ©Ott  teil 

©0  rmin  Siel. 

SBo  ©Ott,  ha  ift  mit  il^m  fein  SBiEen  unb  bein  ©eil, 
aJienfd^.  too  bu  mel^r  bege^rft,  toerliereft  bu  bein  3^l^eil. 

Eine  auffallende  Verwandtschaft  mit  Schefiflerschen  An- 
schauungen zeigen  auch  die  drei  nachfolgenden  Epigramme: 

V.  86.  ©erec^tigfeit. 

^er  nid^t  fud^t  gut  nod^  ©ott:  aud^  nid^t  toad  l^od^  unb  fd^led^t: 
S)od^  aUed  gleid^e  nimmt,  ber  SRenfd^  ber  ift  geredet. 


LXI 

n.  45.  Siebe  über  aüed. 

SBemt  @oii  nid^t  etmg  ftfinb  in  ungemengtet  Sicbe^ 
Sd^  felber  (ie^e  ®ott,  ba^  id^  nur  in  gl^m  bliebe. 

HL  49.  2)ad  ©Ute. 

9Bad  Uebft  2)u?  ®utö?  äßie  fo?  ®ut  ift  ein  iebed  SQSefen; 
9Bär  ed  ol^n  ©Ott.    3d^  l^&tt  ol^n  ®t>ti  baiS  ®ut  erlefen.  * 

In  all'  den  hier  mitgeteilten  Sprüchen  tritt  die  Aehnlich- 
keit  mit  dem  cherubinischen  Wandersmann  so  augenscheinlich 
hervor,  dass  wohl  Niemand  einen  unmittelbaren  Zusammen- 
hang in  Abrede  stellen  wird.  Aber  auch  wörtliche  Anleh- 
nung hat  stattgefunden;  auf  zwei  der  wichtigsten  Ueberein- 
stimmungen  hat  bereits  Kofimanne,  a.  a.  S.  91  f.  hingewiesen. 

Ch.  W,  n,  22. 

Gzepko,  I,  26.        Sluf  mit  bem  $erjen. 

Ser&d^tlid^  ift  ber  äRenfd^,  ber  untern  SRenfd^en  lebt 
Unb  ftd^  nid^t  über  ha^,  toa^  menfd^lid^  ift,  erl^ebt. 

Ch.  W.  V,  30. 

Gzepko,  IV,  5. 
Snbem  ber  2:eufel  i%  ift  er  fo  gut  aliS  bu, 
S)em  äBefen  nod^,  in  @ott,  nid^td  mangelt  il^m  M  9%ul^. 

Ich  füge  noch  zwei  andere  von  Kofimanne  nicht  bemerkte 
an,  die  von  gleicher  Beweiskraft  sind: 

Ch.  W.  V,  97. 
Czepko  IV,  8. 

5Der  3Beife  flagt  nid^tg  als  @ünbe. 

2)er  SQSeif,  al8  lang*  er  lebt,  bnb  lebt  er  boEer  plagen, 
9iB  anben  3^0ft^  ^^g,  toirb  nid^td  al9  @ünbe  !lagen. 

Ch.  W.  V.  356. 

Czepko  I.  21.  @e^  boll!ommen. 

äBenn  bad  bolfomne  fömt,  fo  gel^t  bad  @tüdttoer!  I^in, 
3utbeilt  ^ier,  borte  leb  unb  bleib  id^,  toad  id^  bin. 

Geringere  Aehnlichkeit  im  Wortlaut  zeigen  die  nachfol- 
genden Epigramme,  doch  ist  die  Verwandtschaft  noch  immer 
sehr  gross. 


LXII 

Ch.  W.  I.  39. 

Czepko  V.  60.  Dl^ne  ®ott 

$011  im  ^immel^ 
9Rit  ©Ott 
$imme(  in  ber  ^öHen. 

äßet  nid^t  lan  feltg  fe^n,  log  er  gleid^  in  ber  $dEen, 
©el^ört  ntd^t  oben  auf,  toie  fromm  er  ftd^  !ann  fteEen. 

Ch.  W.  V.  46. 

Czepko  IL  71.     deiner  mad^t  ed  beffer. 

9txd}t  flud^  auf  il^n,  bu  tl^uft,  ioad  Sbam  ^at  getl^an, 
3)er  a^fel  ift  in  bir,  unb  bei^eft  tägUd^  an. 

Ch.  W.  V.  328. 
Czepko  IV.  7. 

®ott  ift  nid^tS  leib  aU  bie  @ünbe. 

3m  aRenfd^en,  nid^t  in  ®oit,  ift  ®ott  bie  @ünbe  leib 
Unb  fo  fe^r,  ba^  er  fid^  am  @reü(  }u  ^obe  fd^re^t. 

Ch.  W.  I.  230. 
Czepko  V.  41. 

2:eufferd  2)ien{t  ber  fd^toerfte. 

3)ein  $eU  ift  fd^tDer,  bie  §511  ift  fd^toerer  )u  erwerben, 
$ier  mu|t  bu  felbft:  bor  bid^  bort  unfer  ^e^tanb  fterben. 

vgl.  ferner  zu  Ch.  W.  V.  12,  Z.  1.  Czepko  III,  38: 
Tltvd  auf.    S)ie  @onne  fd^eint  aud^  mitten  in  ber  iRad^i 

Zu  Ch.  W.  I.  2S9.  Z.  1.  Czepko  III.  42. 

S)ie  @onne  fc^etnt.  äßarumb?  (Sie  fc^eint,  h)etl  fte  mu^  fd^inen. 

vgl.  auch  zu  Ch.  W.  I,  24: 
Czepko  IV.  15.  SBeife  «rmutl^i 

9lrme  SBeidl^eit. 

^er  nid^td  toil,  nic^td  bebarf,  nid^td  l^at,  nid^td  fuc^t,  nid^td  ift, 
3)enfelben  SRenfd^en  l^at  bie  äßeidl^ett  auderlieft. 

Auch  in  dem  Satzbau,  in  der  Wiederkehr  bestimmter 
Formeln  und  Fragen  (vgl.  Czepko  V.  81.  „^alt  anV*  In  dem 
bereits  früher  citierten  Werke  Czepkos:  „S)ad  intoenbige 
$immelrei(^"  [1638],  das  Seheff  1er  gekannt  haben  kann,  sogar: 
„^alt  an,  n^o  miSfl  bu  l^in?"  [Koffinanne,  a.  a.  0.  S.  38.] 
vgl.    Ch.  W.  I.  82.)    zeigt    sich    eine    ganz    merkwürdige 


Lxm 

üebereiiwtimTnnng ;  ja   eine  bestimmte    Eonstroktioiisweisey 
die  Sdie£f  ler  eigentümlich  zu  sein  schdnt,  ist  eben&Us  schon 
bei  Czepko  vorgebildet,   Ch.  W.  I,  80.  IV.  223.  V.  253,  254, 
369.  — 
Czepko  I.  49.         Sebed  butdjfd  anbete. 

2)ie  ütoigfeii  burd^  3^^^  ^^^  2^!bm  burd^  ben  Xoh: 

Xut^  9lctiäft  bad  2id}t,  unb  burd^  ben  SRenfd^en  fel^  x^  ®ott 

m.  14.  Sob  ®otte8. 

^ie  9(ume  burd^  ©erud^,  bet  $oge(  burd^  ®efang, 

3)urd^  ^^ugenben  ber  @tein,  ber  äßenfc^  lobt  ®ott  burd^  S)an!. 

VL  68.        a)er  alle«  fd^afft,  ber  fc^afft  eg. 

Sud  @)>eife  99(ut:  aud  9lut  toirb  £eben  kyoUer  'Jiotl^ : 

Sud  3^m  äSemunft:  aud  il^t  äHenfd^:  au^  bem  SI2enfd^en  ®ott. 

VL  86.  2)örner  Dor  ®ülb- 

SHe  Sd^eitel  @i>lb,  bfe  ^onb  ber  Adnige  trägt  @tfen: 
3>te  Gron  cm&  3)dmem  fann  toeit  Ineit  ein  be^red  h>etfen. 

Derartige  aafTallende  Uebereinstimmongen  lassen  sich  nicht 
ans  dem  Zurückgehen  auf  die  gleichen  Quellen  —  was  ja 
selbstverständlich,  wie  gelegentlich  gezeigt  worden  ist, 
auch  der  Fall  war;  namentlich  Weigel  ist  von  Daniel 
von  Czepko  ausserordentlich  stark  benutzt  worden  — 
sondern  nur  aus  der  unmittelbaren  Abhängigkeit  erklären. 
Nun  muss  Czepko  die  Priorität  zugesprochen  werden;  nach 
der  Widmung  an  Herzog  Wilhelm  von  Weimar*),  die  vom 


1)  Den  umfänglichen  Titel  der  Sexcenta  Monodisticha 
Sapientnm  1655  bei  Kofimanne  a.  a.  0.  S.  65.  Vorausgeschickt 
ist  den  Monodisticha  eine  Widmnngsepistel  an  den  Herzog 
Wilhelm  von  Weimar,  hierauf  folgt  ein  Aufwecker  an  die 
Reime,  dann  ein  „Deutscher  Phaleucus'^  an  das  Oberhaupt 
der  fruchtbringenden  Gesellschaft,  ein  langes,  aber  durch 
seine  kräftige  und  energische  Sprache  bemerkenswertes  Ge- 
dicht Jedes  Buch  wird  durch  ein  Sonett  eröffiiet,  —  ein  jedes 
der  sechs  Gedichte  weist  ein  besonderes  Zeilenmetrum  auf — 
von  denen  drei  bei  Koffmanne  abgedruckt  sind.  Sie  zeigen 
in  der  Sprache  eine  seelische  Innigkeit,  wie  sie  im  siebzehnten 
Jahrhundert  selten  zu  finden  ist.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen, 
dass  diese  „Klingel'',  wie  Czepko  sie  bezeichnet,  Schefifler  die 
Anregung  zu  semen  dem  5.  Buche  angehängten  Sonetten  ge- 
geben haben. 


Lxrv 

21.  Herbstmonat  1653  datiert  ist,  hat  Czepko  die  Schlnssreime 
sechs  Jahre  zuvor,  also  1647  beendet;  die  bereits  erwähnten 
poetischen  Beigaben  Franckenbergs  sind  datiert:  Lndwlgsdorf, 
1 7.  Januar  1652.  Kofifmanne  hat  nun  darauf  hingewiesen,  wie 
nahe  es  liegt,  dass  Scheffler,  der  damals  ganz  in  der  Nähe 
von  Ludwigsdorf,  in  Gels,  herzoglicher  Leibarzt  war,  von 
Franckenberg  das  Manuskript  zur  Lektüre  erhalten  hat;  denn 
mit  Sicherheit  werden  wir  annehmen  können,  dass  Francken- 
berg längere  Zeit  (wohl  1651)  die  Monodisticha  in  Händen 
gehabt  hat. 

Vielleicht  kann  man  in  der  Bestimmung  des  geistigen  Ab- 
hängigkeitsverhältnisses noch  etwas  weiter  gehen.  Sicher  ist 
es,  dass  Czepko  dem  Franckenberg  seine  Monodisticha  über- 
geben hat,  höchstwahrscheinlich  auch,  dass  Scheffler  sie  von 
Franckenberg  erhalten  hat.  Liegt  es  da  nun  nicht  sehr  nahe 
anzunehmen,  dass  Franokenberg  Scheffler  Gzepkos  Buch  zu 
dem  Zwecke  und  mit  der  Absicht  zur  Verfügung  gestellt, 
damit  dieser  sich  in  der  gleichen  Dichtungsart  versuche?  Aber 
noch  weiter!  Vielleicbt  hat  Franckenberg  auch  Czepko  die 
erste  Anregung  zu  seinen  Monodisticha  gegeben.  Wir  wissen 
wenigstens,  dass  Franckenberg  Beimsprüche  ähnlichen  Inhaltes 
verfasst  haben  muss;  das  den  theologischen  Sendschreiben 
vorgedruckte  Verzeichnis  der  Handschriften  Franckenbergs 
weist  unter  No.  2:  „Etliche  Lehr-Sprüche  von  GOtt  und  der 
Katur"  auf,  die  sich  nicht  erhalten  haben.  Wir  werden  uns 
diese  Lehrsprüche  wohl  ähnlich  zu  denken  haben  wie  die 
Wahlsprüche  Franckenbergs,  die  in  lateinischer  und  deutscher 
Fassung  den  theologischen  Sendschreiben  beigefügt  sind  und 
von  denen  wenigstens  die  deutsche  Fassung  hier  folgen 
möge : 

L  SefuiS  mein  Slbel. 

3Wem  3cfu8  ift  ntir  attS:  3Retn  §crt:  ajiein  ®ut  unb  ®e.Ib 
Tltin  ^bel,  ^uf^m  unb  @l^r;  SQSad  frag  id^  nad^  betr  äBelt. 

IL  SWit  alter  treu  unb  9lcbric^!ett. 

SdJ  lieb  bte  arte  3;reu  unb  SJugenb  in  bem  §öd^ften 
S)ie  ungefärbet  ift,  unb  ftrebe  nac^  bem  SBeften. 


LXV 

in.  ®enu0  Ott  (gincm. 

®in  ieber  toaS  er  toitt!  gd^  bin  mit  ®ott  bergnügct, 
3n  beme  aEeg  ®utg  in  &öc^ftcr  güllc  lieget. 

Beigefugt  ist  noch  ein  vierter  Sprach  in  dem  von  Logan 
so  hänfig  verwandten  trochaischen  Tetrameter: 

©nbltdj  totE  idj  ©o,  mit  ©DX^,  mitten  in  ben  trübften  toetten, 
Seben,  ©(eiben,  unb  auff  gi^n  aU  mein  tl^un  unb  l^offcn  fteUen. 

Es  ist  wohl  nmi  keine  zu  kühne  Vermutnng,  dass  Francken- 
herg,  vielleicht  von  Daniel  Sudermanns  Sprüchen  angeregt, 
zuerzt  sich  dieser  poetischen  Form  zugewandt  und  Daniel 
von  Czepko  dann  veranlasst  hat,  ihm  in  der  gleichen  Dichtungs- 
art nachzufolgen.  Was  war  dann  natürlicher  als  dass  Daniel 
von  Czepko  dem,  der  ihm  zu  diesen  Dichtungen  die  erste 
Anregung  gegeben,  sein  Werk  vorlegte,  damit  Franckenberg 
sich  davon  überzeugte)  inwieweit  Czepko  seine  Intentionen 
getroffen  habe?  Franckenberg  könnte  dann  in  der  gleichen 
Weise,  wie  er  vielleicht  Czepko  beeinflusst  hat,  auch  auf 
Scheffler  gewirkt  und  diesem  die  Monodisticha  Czepkos,  da- 
neben vielleicht  auch  seine  eignen  ähnlichen  Versuche  in  der 
bereits  erwähnten  Absicht  übergeben  haben,  auch  Scheffler 
für  die  gleiche  Dichtungsart  zu  gewinnen.  Höchstwahrschein- 
lich ist  ein  Teil  der  Manuskripte  Franckenbergs  inSchefflers 
Besitz  gewesen,  so  dass  auch  äusserlich  die  Vermutung  eine 
gewisse  Stütze  gewinnt.  Wie  dem  aber  auch  sei:  an  der 
Thatsache,  dass  Czepko  von  Scheffler  nicht  nur  nachgebildet, 
sondern  vielfach  bis  zur  genauen  wörtlichen  Anlehnung  be- 
nutzt worden  ist,  kann  kein  Zweitel  sein. 

Sucht  man  nun  das  Verhältnis  der  beiden  Individualitäten 
zu  einander  zu  bestimmen,  so  wird  Daniel  von  Czepko  als 
der  klarere,  Scheffler  als  der  reichere  und  tiefere  Geist  zu 
bezeichnen  sein.  Vor  Geschmacklosigkeiten,  wie  sie  sich 
nicht  selten  im  cherubinischen  Wandersmanne  finden,  bewahrte 
Daniel  von  Czepko  seine  ruhige  und  massvolle  Sicherheit. 
Andererseits  wiederum  ist  es  Daniel  von  Czepko  nicht  in  dem 
gleichen  Masse  wie  Scheffler  gelungen,  zuweilen  in  einem 
einzigen  wunderbar  präcisen  Spruch  die  geheimsten  Tiefen 
des  religiösen  Empfindens  aufzuschliessen. 

Ang.   Silesius,  Cherub.  Wandersmann.  e 


LXVI 

IIL 

Vielleicht  ist  es  nun  auf  Grund  der  bisher  als  wahr- 
scheinlich oder  sicher  nachgewiesenen  Thatsachen  möglich^ 
die  Abfassungszeit  des  cherubinischen  Wandersmannes  etwas- 
näher zu  bestimmen.  Für  das  sechste  Buch,  das  erst  in  der 
Ausgabe  von  1675  erscheint  und  das  sich  durch  seine  allge- 
mein-religit^sen,  jedoch  entschieden  katholisch  gefärbten,  lehr- 
haften, ja  zuweilen  trockenen  Betrachtungen  durchaus  von. 
der  Mystik  der  ersten  fünf  Bücher  abhebt,  bietet  die  chrono- 
logische Frage  keine  allzugrossen  Schwierigkeiten ;  wir  werden 
annehmen  dürfen,  dass  es  in  der  letzten  Hälfte  des  Jahres  1 673 
oder  in  der  ersten  von  1674  zum  Zwecke  der  Veranstaltung 
der  neuen  Ausgabe  zugedichtet  worden  ist.  Schwieriger  ist 
die  Feststellung  bei  den  fünf  Büchern,  welche  die  erste  Aus- 
gabe umfasst  Nun  können  wir  aber  mit  hoher  Wahrschein- 
lichkeit annehmen,  dass  Scheffler  im  Laufe  des  Jahres  1651 
oder  spätestens  in  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  1652  von. 
Franckenberg  die  Monodisticha  des  Daniel  von  Czepko  er- 
halten hat.  Dass  er  von  ihnen  den  Anstoss  zu  seinen  Schluss- 
reimen erhalten  hat,  ist  ebenfalls  mit  Sicherheit  anzunehmen. 
Ist  es  nun  wahrscheinlich,  dass  zwischen  dem  Zeitpunkt,  in^ 
welchem  Scheffler  die  Monodisticha  kennen  lernte,  und  der 
Abfassung  wenigstens  der  ersten  Bücher  des  cherubinischen 
Wandersmannes  ein  längerer  Zeitraum  liegt?  Gewiss  um  so 
weniger,  als  wir  ja  wissen,  dass  wenigstens  das  erste  Buch 
in  ausserordentlich  kurzer  Zeit  (S.  18),  nämlich  in  vier  Tagen, 
entstanden  ist.  Der  Eindruck,  den  die  Monodisticha  und' 
vielleicht  auch  Franckenbergs  Versuche  auf  Scheffler  gemacht 
haben,  wird  so  stark  gewesen  sein,  dass  Scheffler  unmittelbar 
nach  der  Lektüre  der  Monodisticha  begonnen  hat  mit  Czepko 
auf  dem  gleichen  Gebiete  zu  wetteifern. 

Wir  hätten  demnach  als  Ausgangspunkt  1651  oder  An- 
fang 165*2.  Aber  auch  der  Endpunkt  lässt  sich  mit  einiger 
Sicherheit  bestimmen.  Zunächst  wird  man  gewiss  nicht  ge- 
neigt sein  anzunehmen,  dass  sich  die  Arbeit  an  dem  Werke 
dessen  erstes  Buch  in  vier  Tagen  vollendet  war,  durch  vier 
oder  fünf  Jahre  hingezogen  habe.  Weiter  aber  ist  es  nicht 
wahrscheinlich,  dass  Scheffler  das  intensive  Studium  Weigels, 


LXVII 

von  welchem  die  fünf  Bücker  der  Ausg.  von  1657  Zeugnis 
ablegen,  nach  seinem  Uebertritt  zum  Katholicismus  noch  fort- 
gesetzt hat.  Wir  wissen,  mit  welchem  Eifer  Scheffler  sich 
schon  in  den  ersten  Jahren  nach  seinem  Religionswechsel  be- 
müht hat,  äusserlich  und  innerlich  seine  Zugehörigkeit  zum 
Katholizismus  zu  beweisen.  So  muss  schon  sehr  bald  eine 
völlige  innere  Wandlung  mit  ihm  vorgegangen  sein;  in  der 
„heiligen  Seelenlust" ,  die  sicher  erst  nach  Schefflers  Be- 
kehrung entstanden  ist,  sind  zwar  gewisse  mystische  Grund- 
gedanken noch  beibehalten,  aber  dennoch  zeigt  sich  in  diesem 
Werke  eine  ganz  durchgreifend  veränderte  Anschauung,  die 
ans  der  gewählten  poetischen  Form  allein  gewiss  nicht  zu 
erklären  ist.  Vielmehr  müssten  sich  Spuren  des  spekulativen 
Pantheismus  auch  in  der  „Verliebten  Psyche"  finden^  wenn 
nicht  grade  die  Jahre  zwischen  den  beiden  Werken  lägen, 
in  denen  durch  den  Uebertritt  zum  Katholizismus  die  innere 
Umstimmung  Schefflers  erfolgte. 

Aus  der  Abhängigkeit  von  Weigel  einerseits,  aus  der 
grundsätzlichen  inneren  Verschiedenheit  von  der  heiligen 
Seelenlust  andererseits  ist  demnach  der  Schluss  zu  ziehen, 
dass  die  fünf  ersten  Bücher  des  cherubinischen 
Wandersmannes  vor  Schefflers  Uebertritt  verfasst 
sind,  ihre  Entstehungszeit  daher  zwischen  1651  und 
den  12.  Juni  1653  zu  setzen  ist. 

Es  hat  nun  den  Anschein,  als  ob  in  dem  cherubinischen 
Wandersmanue  selbst  die  Spuren  des  inneren  Kampfes  wahr- 
genommen werden  könnten,  die  Scheffler  schliesslich  in  den 
Schoss  der  katholischen  Kirche  getrieben  haben.  In  den 
ersten  beiden  Büchern  steht  der  Dichter  noch  durchaus  auf 
dem  Boden  eines  an  Weigel  und  verwandten  Quellen  genähr- 
ten pantheistischen  Mysticismus;*)    er  bleibt  den  gleichen 


1)  Von  den  bei  Kern,  S.  25  angeführten  Sprüchen  aus 
dem  zweiten  Buch,  bei  denen  man  allenfalls  AnkläDge  an  ka- 
tholische Vorstellungen  finden  könnte,  sind  11,94  und  Itl  als 
durchaus  imverfänglich  auszuscheiden.  II,  229  erklärt  sich 
ans  der  irenischen  Stimmung,  die  in  Franckenbergs  Kreis 
auch  der  katholischen  Kirche  gegenüber  herrschte,  wie  denn 
auch   der  immer  Protestant  gebliebene  Daniel  von  Czepko 


e* 


LXVIII 

Anschaunngen  auch  im  dritten,  vierteu  und  namentlich  im 
fünften  Buche  getreu.  Daneben  aber  vertritt  der  Dichter  nament- 
lich im  dritten  und  vierten  Buche  einen  Standpunkt  in  der 
Christologie ,  der  sich  durchaus  mit  der  kirchlichen  Lehre 
deckt,  und  zwar  mit  einer  ausserordentlichen  Hingebung  und 
bis  zur  Geschmacklosigkeit  sich  steigernden  Inbrunst.  Auch 
die  starke  Berücksichtigung  der  Heiligen  im  dritten  und 
vierten  Buche  deutet  auf  eine  Annäherung  an  den  Katholicis- 
mus  hin.  Dass  die  Entscheidung  noch  nicht  eingetreten  war, 
lehrt  die  Thatsache,  dass  der  Dichter  mit  anderen  Sprüchen, 
namentlich  des  fünften  Buches,  seine  Christologie  wieder  ganz 
auf  mystisch-pantheistische  Gedanken  gründet.  Somit  würde 
der  cherubinische  Wandersmann  auch  noch  ein  rein  persön- 
liches Interesse  bieten;  er  würde  für  die  Erkenntnis  der  in- 
neren Entwickelung  des  Dichters  von  grosser  Bedeutung  sein. 
Wie  dem  aber  auch  sei:  für  die  oben  angegebene  Da- 
tierung, die  übrigens  durch  den  soeben  erörterten  Zusammen- 
hang noch  eine  neue  Stütze  gewinnen  würde,  spricht  so  vieles, 
dass  man  sie  wohl  als  sehr  wahrscheinlich  bezeichnen  kann. 
Dagegen  zeigen  die  zehn  Sonette  eine  so  entschiedene  kirch- 
liche Färbung,  dass  sie  wohl  schon  Schefflers  katholischer 
Zeit  zuzurechnen  sind.  Als  sich  Scheffler  Anfang  tt)56  (die 
in  unserem  Neudruck  nicht  wiedergegebene  Censurbemerkung 
[Approbatio]  des  breslauischen  Generalvikars  Seb.  v.  Eostock 
am  Schlüsse  der  Ausg.  von  1657  trägt  das  Datum:  6.  Juli  1656) 
zur  Herausgabe  des  Werkes  rüstete,  wird  er  die  Sonette  zum 
Zwecke  der  Veröffentlichung  hinzugedichtet  haben. 


Eben  so  wenig  bekannt  wie  die  recht  verwickelte  Vor- 
geschichte des  cherubinischen  Wandersmannes  ist  die  Nach- 
wirkung, die  er  namentlich  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahr- 
hunderts ausgeübt  hat.  Zu  den  begeistertsten  Verehrern  ge- 
rade dieses  Buches  gehörte  Gottfried  Arnold,  der  auch  durch 
eine  nach  dem  Druck  von  1675  besorgte  neue  Ausga.be  (1701) 


ganz  ähnliche  Sinnesart  bekundet,  Monodisticha  VI,  42.  jlel^re 

bie  9(ugen  um. 
3l\d)i  flaff  auf  (Rom:  in  bir,  3Äenfcl^,  benic  to*r  bu  Mft, 
^of)nt,  folgftu  ®^>rifto  nid^t,  ber  re^tc  aBieber(SI5>rifi 


LXIX 

sieh  nm  die  Verbreitnng  des  cherubinischen  Wandersmannes 
ein  entschiedenes  Verdienst  erworben  hat.  Es  ist  daher  er- 
klärlich, wenn  wir  Arnold  in  seinen  „Neuen  Göttlichen  Liebes- 
Funcken*  (1700)  an  Angelus  Silesius  anknüpfen  sehen;  auch 
er  giebt  hier  kurze  Sprüche,  und  wenn  er  auch  in  der  Form 
sich  nicht  an  die  von  Scheffler  durchweg  gebrauchten  paar- 
weis gereimten  Alexandrmer  hält,  so  ist  das  Vorbild  des 
älteren  Dichters  doch  unverkennbar,  vgl.  a.  o.  0.  No.  14.  (Po- 
etische Lob-  und  Liebes-Sprtiche.  1700.  S.  247.) 

^urd^  9(bam  toarb  ba§  ®tnS  in  t)iel  jerftreut, 
3)utc^  ©IJriftum  !ommt  baS  SSicl  in  ®tn8  jufammen: 
SBUtu,  0  aRenfc^,  bon  biefem  ©inS  l^etfiammen. 
So  gel^  l^tnein  unb  fliel^  bte  @tgen^eit! 

Offenbar  hat  Arnold  auch  seine  Freunde  zur  Nachahmung 
Schefflers  angespornt;  jedenfalls  ist  aus  Arnolds  Kreise  ein 
Buch  hervoTgegangen,  das  noch  viel  direkter  als  Arnolds  eigne 
Versuche  an  den  cherubinischen  Wandersmann  anknüpft. 
Arnold  gab  1 705  als  Anhang  zu  den  (ebenfaUs  von  ihm  nicht 
verfassten):  „Consiliaund  ResponsaTheologica(Frankf.  1705)" 
eine  Gedichtsammlung  unter  dem  Titel  heraus:  3)«r  ^eig^eit 
®axtm''@ttüäd)^,  bcftc^icnb  in  neuen  Sob*  unb  SiebegsSiebem, 
äßie  audf  Sinm  unb  @c^lu6*9ieimen,  t)on  aüerl^anb  ge^eimniffen 
ber  göttlichen  toei^l^eit  in  i^rem  tieffen  finn.  (In  den  einleiten- 
den Worten:  An  die  Leser  sagt  Arnold,  dass  ihm  die  Gedichte 
„von  freundeshand  zugekommen  seien''.)  Schon  die  Be- 
zeichnung: Schlussreime  erinnert  nun  an  Scheffler;  in  Form 
und  Inhalt  aber  macht  sich  die  Einwirkung  des  cherubinischen 
Wandersmannes,  wie  die  nachfolgenden  Proben  beweisen 
werden,  auf  das  Augenscheinlichste  geltend.  (S.  841  ff.) 

4.  ©Ott  beträft  ©Ott  felber. 

.    3)te  ©Otteg  liebe  felbft  (ag  burc^  bic^  menfd^  gefangen, 
SßaiS  SBunber  bag  benn  ©Ott  ftc^  felbft  baran  muft  fangen, 
3)ie  ba  gebunben  toar  folt  bir  fe^n  triebet  fte^, 
©0  nmpe  &Dit  fxd)  felbft  in  bit  fic^  fc^affen  neu. 

7.  ©öttric^e  fütre. 

©ebencfft  bu  üoU  gu  fe^n,  fo  madft  bic^  etft  (eet, 
S)ie  t>oIIl^eit  fommet  boc^  in^  boUe  nimmetmel^t. 


LXX 

8.  SlHgenugf  aml^eil. 

äßo  bu  bag  äuge  le^rft,  ba  ift  boc^  nic^tö  ald  ftreit, 
3n  ®Dtt  allein  ba  ift  bic  aügenugfaml^eit. 

10.  Sßic^tig!ett. 

2»an  fielet  bie  2ßaffer  nid^t  al8  in  bie  tlfäUv  flicffcn, 
3)ie  ©ottl^eit  toitt  fid^  nid^t,  al3  nur  in^  nid&t«  ergieffcn. 

15,  aOSüftc  danaan. 

aOBelc^  ift  bcr  beftc  ortl^?  ba  tvo  baä  manna  fält, 
ffiic  baft  mon  fid^  baran  benn  boc^  nid^t  beffer  l)äli, 
D  möd^t'  ber  menfd^  nUein  mit  biefer  f^)ci6  ftd^  laben, 
®r  foltc  ©anoan  aud^  in  ber  SQSüfte  l^abcn. 

20.  Sterben  fo  gut  ald  Seben. 

Saft  bir  baS  fterben  ja  fo  lieb  al8  leben  le^n, 

SJtan  ge^t  ind  leben  nid^t  benn  burd^  bad  fterben  ein. 

23.  ^eine  cron  fonber  creu|. 

®o  bu  mit  @l^riftü  teilt  in  feinem  reid^e  ft|en, 

So  muft  bu  auc^  mit  i^m  gut)or  im  garten  fc^iiDijjen. 

38.  Selbft  t)erleugnung. 

$af;  bid^,  fo  liebft  bu  red^t,  berjtoeifle  felbft  an  bir, 
Unb  gib  bein  alld  an  ©Ott,  fo  bift  bu  feine  )ier. 

94.    3)er  ®toig!eit  berftanb  muß  im  Sid^te  er!ant 

toerben. 

SBaiS  ift  bie  etoigleit?  magft  bu  fte  aud^  ergrünben? 
3Magft  bu  fie  in  bir  felbft  unb  beinern  grunbe  finben, 
Xu  fanft  eS  nimmer  nic^t,  bu  muft  fe^n  auffer  ftreit, 
äßenn  bu  red^t  reben  toilt  t)on  gett  unb  etoig!eit. 

138.     ©l^riftuS  für  alle  geftorben,  aber  für  nie* 

manbiS  eigen  toille. 

gür  niemanbS  eigen  toiH  ift  G^rifti  33lut  üergoffen, 
Unb  ift  für  iebe  feel  bod{f  reid^lic^  au^gefloffen. 

Die  ganz  auffallende  Verwandtschaft  dieser  Sprüche  mit 
denen  Schefflers  lässt  sich  nur  durch  eine  direkte  Anlehnung 


LXXI 

an  den  cherobinischen  Wandersmann  erklären,  vgl.  übrigens 
No.  23  mit  Ch.  W.  I,  158.  Auch  sonst  finden  sich  Anklänge 
im  Einzehien:  Xtv  ffieiSl^eit  ©artcngetoäc^S,  No.  108,  Z.  1.  35er 
^immcl  ift  in  bir  Ch.  W.  I,  82,  I,  298.  ©artengctoäd^S,  No.  123 
...  toir  muffen  lämmer  je^n,  —  ^n%  ^eilige,  ba  !omt  !etn  toolff 
noc^  hod  ffintin.  Ch.  W.  V,  164.  (vgl.  auch  166.) 

Haben  diese  Sprüche  wohl  eine  weitere  Verbreitung  nicht 
gefunden,  so  hat  dagegen  ein  anderes  Werk,  das  man  eben- 
falls als  eine  direkte  Nachahmung  des  cherubinischen  Wanders- 
inannes bezeichnen  kann,  eine  dauernde  Wirkung  bis  auf 
unsere  Tage  hinunter  ausgeübt:  der  erste  Teil  von  Gerhard 
Tersteegens  ,,®eiftIic^eTn  ^(umengärtUin  inniger  6eeUn"  (zuerst 
1729.)  Aeusserlich  wird  die  Anlehnung  an  Scheff  1er  dadurch 
schon  wahrscheinlich  gemacht,  dass  auch  Tersteegen  seine 
Sprüche  als  Schlussreime  bezeichnet.  Häufig  bedient  sich 
Tersteegen  des  paarweise  gereimten  Alexandriners  wie  Scheff  1er, 
daneben  aber  hat  er  von  Gottfried  Arnold  die  freiere  Form 
in  kürzeren  Verszeilen,  zum  Teil  auch  von  ungleicher  Länge, 
übernommen.  Die  Abhängigkeit  von  Scheffler  wird  wohl 
nach  den  hier  folgenden  Proben  von  Niemandem  bestritten 
werden. 

10.  9Bie  man  ®ott  finbet. 

©ebenl  nic^t  toett  l^inauS,  toillft  bu  ©Ott  in  bir  ftnben, 
Ißad  ift  unb  toirb  gef(^el^n,  lag  alled  fanft  t^erfd^toinben; 
Unb  bleibe,  toie  ein  ^inb,  o^n'  Sorg*,  offtC  SBi^'  unb  mU: 
@d  brandet  nic^t  groge  ^unft:  ©Ott  tool^net  in  ber  &i\U, 

38.  eerbftgcfäriig!eit. 

äBa§  ©Ott  bir  gibt,  nimm  an;  bod^  nimm  btc^  bef;  nic^t  an, 
@onft  ^aft  bu  thiti  baiS,  toai  Sucifer  get^an. 

51.  SWit  ©Ott  allein  in  ber  SOSclt. 

3luv  ©Ott  unb  id^  aUein.    @o  lebe  l^ier  auf  ©rben, 

SBenn  bu  ganit  leidet  unb  balb  rec^tfd^affen  fromm  toxUft  toerben. 

66.     2)reifac^e  ^efc^äftigung  eined  ©l^riften. 

äßer  ©Ott  gan^  reine  liebt,  gleid^t  einem  Sera^l^in; 
ä&er  il^n  im  ©eift  befd^aut,  mad^fg  tote  ein  Si^erubin; 


LXXII 

Sßer  ©Ott  rul^t,  unb  aud^  ®ott  in  fld^  lä^t  rul^n  unb  tooffntn, 
S)er  ift  nid^t  trag;  er  tl^ut,  toa^  aUt  ^immelSt^tünen. 

89.  SDer  göttlid^c  SCugenbritf. 

@en!  bid^  in«  ftille  ««un,  ben  göttüdj'n  SCugenbCitf 
6anft,  lieblid^,  unb  geben!  nid^t  t)omdrt§  noc^  jurüdC: 
So  überla^  bid^  ®ott,  unb  innig  in  il^n  neige; 
Unb  toarte  in  ©ebulb,  big  er  fid^  felbft  bir  jeigc. 

106.  gßo  ift  ber  ©immel? 

grag  nid^t  too  §immel  fei?  ®el^  aui  ber  ®igen]^eit, 
6onft  bleibt  bir,  too  bu  bift,  ber  §immei  fremb  unb  toeit. 
SBer  feinem  SBitten  ftirbt,  unb  ®ott  ftd^  !ann  ergeben, 
S)er  iuirb  auf  @rben  f^on  bei  ®ott  int  §immel  Uhtn. 

230.  äßad  man  fud^t,  baS  finbet  man. 

Verlier  bi(^  f eiber  gar,  laß  bo8  ®efd^öj)f  berfd^toinben : 

S)u  fud^eft  nod^  bid^  f^lbft;  brum  fannft  bu  ®ott  nid^t  flnben. 

290.  SDie  ©infamen  befud^t  ®ott, 

%leib  aUen  S)ingen  fremb:  bift  bu  in  bir  allein, 
SlKbalb  befud^t  bidj  @ott,  unb  mad^t  fic^  bir  gemein. 

381.  9ßag  Siebe  tl^ut,  ift  alle^  gut. 

SBer  in  ber  Siebe  lebt,  bef;  SBer!  ift  rein  unb  gut, 
®r  effe,  trin!e,  fd^laf,  unb  toaS  er  fonften  tlfut 

400.  ©Ott  fie^ieft  bu,  SBann'S  Sluge  ju. 

SBer  feine  Slugen  fd^leufet  \>ov  fid^  unb  allem  ju, 
S)er  fd^auet  ®ott  im  Sid^t,  nnb  lebt  in  pd^rer  Siul^. 

521.  SBer  t^^ut  bir  toaS? 

SBer  bir  ^utoiber  ift,  tl^ut  bir  fürtoa^r  !ein  Seib; 

@r  fül^rt  mit  beinern  f^einb,  bem  eignen  SBiUen,  @treit. 

Brauchte  man  für  die  Thatsache,  dass  wir  es  in  diesen 
Sprüchen  mit  einer  Nachahmang  des  chembinischen  Wanders- 
mannes  zu  thun  haben,  noch  einen  besonderen  Nachweis,  so 
wäre  darauf  hinzuweisen,  dass  oben  No.  66  nur  eine  weitere 
Ausführung  Ch.  W.  III,  165  ist,  dass  Tersteegen  die  An- 
regung zu  No.  381    offenbar  von   Ch.  W.  V,  170  empfangen 


LXXIII 

hat;  vgl.  auch  zu  No.  51  Ch.  W.  11, 178.  Aus  den  zahlreichen 
Uebereinstimmnngen  hebe  ich  nur  noch  einige  wenige  hervor : 
Ch.  W.  III,  111.  Tersteegen  58: 

@d  mug  ein  SRenfc^enl^er)  too^l  ettoad  @xoiti  fein; 
©Ott,  2:euffe(,  SBelt  unb  t^leifd^,  unb  aOed  miH  hinein. 

Ch.  W.  IV,  201.  Z.  1.  Tersteegen,  111,  Z.  1.  @ott  ift  bic 
©onne;  ic^,  ein  Sträl^Id^en  feine«  fiic^t«.  Ch.  W.  IE,  123. 
Tersteegen,  111,  Z.  1.  ®ott  ift  fo  reid^  unb  toiU  bodj  meine 
©oben.  Ch.  W.  I,  82,  IV,  200.  Tersteegen,  173.  Z.  3.  f.  3  m 
9flun  ber  ©toigleit,  fan  ®ott  gefd^auet  toerben;  —  a)ein 
Sotetlanb  ift  na^;  too  (äufft  bu  benn  fo  tütiil  vgl.  auch  den 
Anfang  von  No.  21.  SWein  Jtinb,  too  (äufft  bu  l^in?  —  Wört- 
lich entlehnt  ans  Ch.  W.  VI,  11,  ist  die  Anfangszeile  von 
Tersteegen,  No.  143.  2Bie  felig  ift  ein  aRenfd^,  ber  alle  feine 
Seit,  —  2ludJ  Seibgs  unb  @eelen!raft,  in  ®otte8  35ienft  berjel^ret. 
Wie  stark  der  Einflnss  des  cherubinischen  Wandersmannes 
übrigens  auch  in  den  Sprüchen  hervortritt,  in  denen  Tersteegen 
von  der  bei  Scheffler  festgehaltenen  Form  abweicht,  dafür 
mögen  nur  zwei  Beispiele  folgen: 

12.  »efter  3ettt)ertreib. 

SSerlier  bid^  fclbft,  fammt  SQBelt  unb  3eit, 
Unb  fenf  bic^  in  bie  ^toigfeit, 
Bq  f)aft  hu,  glaub  ed,  %aQ  unb  92ac^t 
3)te  3^t  aufd  befte  ^ugebrad^t. 

371.  Seit  unb  (Stoigleit. 

@in  9(ugenb(idE  ber  ftiUen  @toig!eit, 

S)en  man  noc^  l^ier  im  @eifte  !ann  erfal^ren, 

3ft  föftlid^er,  (iäf  fag  eS  ungcfc^eut,) 

9Ud  eine  ^tii  t)on  l^unbert  toufenb  S^l^^en. 

Jedenfalls  lögt  diese  dauernde  Nachwirkung,  die  man 
bisher  überhaupt  nicht  beachtet  hat,  *)  ein  deutUches  Zeugnis 
dafür  ab,  dass  die  Anhänger  des  Pietismus  in  der  religiösen 
Biehtung,  als  deren  poetischen  Niederschlag  wir  den  cheru- 


0  Bisher  ist  immer  nur  auf  die  Nachwirkung  der  Lieder 
Schefflers  (aus  der  heiligen  Seelenlnst)  aufmerksam  gemacht 
worden;  bei  dem  cherubinischen  Wandersmann  tritt  SLOer  das 
Fortleben  viel  deutlicher  und  klarer  hervor. 


T.XXIV 

binischen  Wandersmann  anzusehen  haben,  durchaus  ihre  eigne 
wiederfanden.  Es  ist  jedenfalls  im  höchsten  Masse  interessant 
zu  beobachten,  wie  fast  jedes  Glied  der  starken  mystisch- 
sektirerischen  UnterstrOmung,  die  wir  seit  der  Eeformation 
in  Deutschland  verfolgen  können,  auf  das  vorhergehende 
zurückgreift,  so  dass  neben  dem  unverkennbaren  inneren  auch 
ein  äusserer  Zusammenhang  sich  nicht  in  Abrede  stellen 
lässt. 

Auch  im  neunzehnten  Jahrhundert  hat,  seit  Friedrich 
Schlegel  wieder  auf  die  Bedeutung  des  Dichters  hingewiesen, 
Scheffler  eine  stärkere  Wirkung  ausgeübt,  als  die  meisten 
älteren  Vertreter  unserer  Literatur.  Dieser  Entwicklung  soll 
hier  nicht  nachgegangen  werden ,  und  nur  auf  Einzelnes  sei 
aufmerksam  gemacht.  So  weiss  Varnhagen  Kahel  und  Leopold 
von  Ranke  (Zur  eignen  Lebensgeschichte,  S.  147.)  für  den 
cherubinischen  Wandersmann  zu  interessieren;  Friedrich 
Rückert  zeigt  sich  durch  ihn  in  der  Weisheit  der  Brah- 
manen  stark  beeinflusst ;  Schopenhauer  preist  ihn  als  „bewun- 
derungswürdig und  unabsehbar  tief,"  und  Gottfried  Keller 
wählte  zwei  Sprüche  aus  dem  cherubinischen  Wandersmann 
als  Mottos  für  zwei  seiner  entzückenden  Legenden;  offenbar 
durch  die  Einleitung  zu  dem  cherubinischen  Wandersmann 
ist  er  dann  auch  auf  Ludovicus  Blosius  aufmerksam  geworden ; 
aus  der  von  Scheffler,  Erinnerungs- Vorrede  S.  13  f.  citierten 
Stelle  hat  er  das  Motto  zu  Dorotheas  Blumenkörbchen  ent- 
nommen. 


Die  bisherigen  Angaben  über  die  Drucke  ,des  cherubi- 
nischen Wandersmannes  sind,  wenigstens  was  die  zweite  Aus- 
gabe und  eine  angebliche  dritte  betrifft,  durchaus  unsicher. 
Kahlert,  Kern  und  Rosenthal  in  seiner  für  den  cherubinischen 
Wandersmann  gänzlich  unbrauchbaren  Ausgabe  von  Schefflers 
Werken  sprechen  von  einer  Ausg.  von  1674;  nach  Goedeke*) 
(2.  Aufl.)  III,  197  soll  es  eine  Ausg.  Glatz.  1674,  eine  weitere  Glatz 
1675  geben.    Diese  Ausgabe  von  1674  existiert  nicht 

1)  In  Rosenthals  Verzeichnis  tritt  der  Keim  der  Verwirrung 
deutlich  hervor;  in  Breslau,  wo  sich  die  angebliche  Ausgabe 
von  1674  befinden  sollte,  habe  ich  auf  beiden  Bibliotheken 


Lxxy 

Der  Irrtum  ist  dadurch  entstanden,  dass  Kahlert  die  Ausgabe 
nach  dem  Datum  der  Vorrede  citiert  (6.  August  1 674) ;  so  ist 
es  üblich  geworden,  von  einer  Ausgabe  von  1674  zu  sprechen. 
Da  nun  diese  Ausg.  auf  dem  Titel  die  Zahl  1675  trägt,  so 
hat  Goedeke  offenbar  gemeint,  Elahlert  habe  noch  eine  andre 
Ausgabe  von  1674  wirklich  gesehen  und  vor  der  zweiten 
Ausg.  dann  noch  eine  andre  von  1674  angesetzt.  Dass  aber 
die  Ausgabe  von  1675  thatsächlich  die  zweite  war,  ergibt  hich 
aus  dem  unten  mitgeteilten  Titel. 

Ausser  der  Ausg.  von  1675  ist  noch  ein  für  den  Text 
unwichtiger  Naohdrack  Glogaa  1676  zu  erwähnen.  Alle  spätem 
Ausgaben  folgen  A  und  B,  meist  B  Es  kommen  demnach 
für  uns  nur  in  Betracht: 

A.  Die  in  dem  vorliegenden  Neudruck  wiedergegebene 
Ausgabe  von  1657. 

B  zeigt  wie  A  ein  Titelbild,  auf  diesem  die  Worte:  Joh. 
Angeli  S.  Cherubinischer  Wandersmann.    Auf  der  Rückseite : 

@m  äRenfd^  ber  fd^auet  ®ott, 
@tn  Sinter  ben  ©rbflog  an: 
SCug  biefem,  toaiS  ®r  fe^, 
©in  jeber  !ennen  !an. 

Hierauf    folgen    vier    unpaginierte,    aber     mitgezählte 
Blätter: 

[1]  Johannis  Angeli  Silesij  |  ©J^eruMnifc^er  |  SBanberSmann 
ober  I  @eiftn:ei(^e  Sinns  unb  |  @cl^Iu6^9leime  gut  ©öttlic^en  |  be 
jc^auUgfeit  anUitenbe  |  $on  bem  Url^eber  aufS  neue  überfein, 
nnb  mit  bem  ©ed^ften  93u(^e  öermcl^rt,  |  ben  Steb^abem  ber  ge 
Reimen  i;^e(06te  unb  |  befd^auUc^en  bebend  gut  ©eiftlid^en  @rs 
gd^Uc^feü  3um  anbem  ma^l  ber«  |  auf;  gegeben.  (Darunter  ein 
von  Pfeilen  durchbohrtes,  blutendes  Herz;  unter  diesem  ein 
Strich.)  @lai^,  au^  neu  aufgeric^ter  |  93ucl^bru!fere^  Sgnatijj  &dfiu  \ 
haxtffi  Anno  1675.  | 

[2]  äBir  aUt,  bie  tnir  mit  aufgebecftem  ^ngeftd^te  bie  ^errligs 
!eit  be^  $®rren  anfd^auen,  toerben  bertoanbett  in  baffelbige  93tlb 
t>on  ^(arl^eit  in  ^lar^eit,  aii  t)om  ©eifte  bed  $®rren.    2.  Cor. 

in,  18. 


ebenso  vergeblich  gesucht   wie  im  British  Museum,  in  Dres- 
den, Güttingen  und  Wolfenbüttel. 


LXXVI 

[3]  Suefd^rift.  |  35cr  ©toigen  Söeigl^eit  |  ODtte,  |  a^em  ©gießet 
ül^ne  maM,  \  ben  bie  @l^erubin  unb  alle  |  ©eettge  ®eifter  mit 
t\üu  I  ger  bertounbentng  |  anfc^auen,  |  2)em  2%dfU  iveld^eS  aQe  | 
HJienfd^en  erUud^tet  bie  |  in  biefc  Söelt  fotnmen,  |  SDem  unerfd^ö^f« 
lid^en  |  %runn  unb  urf)>tünQ(i  |  c&em  Duelle  aller  |  SBei^^eit,  | 
[4]  ©einreibet  gue  nnb  rid^tet  |  toieberumb  in  gi^n  |  ^in,  |  S)iefe  au^ 
beffem  groffem  |  3Rcere  genäbiglic^  l^er«  |  geronnene  Heine  |  3Jrö^ffs 
lein  I  Sein  |  f^ür  unablä^tid^em  berlan»  |  gen  ^l^n  i^ufd^auen  |  aU^ 
geit  fterbenben  |  Johannes  Angelas.  | 

Die  Erinnemngsvorrede  an  den  Lejser  weist  in  der  zweiten 
Ausgabe  zwei  Znsätze  anf,  den  ersten  am  Anfang:  ©ottSbe« 
giel^riger  Sefer,  t)or  etlichen  Salären  l^abe  ic^  bir  ben  ©era^l^inifd^en 
begiel^rer')  inn  meiner  berliebten  ^f^d^e  gum  anbemma^l:  mit 
berme^rung  ber  l^eiligen  Sieb^begiel^rben  gu  g(üd(feeliger  tnU 
günbung  beineg  ^erjjenS  in  göttHd^er  Siebe  guegefenbet;  tük  aud^ 
unlängft  bie  finnlid^e  ^etrad^tung  ber  t)ier  Sejjten  S)inge,  tnetd^e 
bid^  gteid^faS^  @ott  inbrünftig  gu  lieben  aufmuntern:  ani^o  trage 
idi  bir  meinen  6)l^erubinifd^en  SBanberi^mann  ober  geiftlid^e  @inn> 
unb  @d^lu6s9leime  gum  anbernma^I  auc^  berme^rt,  gu  einem  ge« 
feierten  an ;  umb  burdj  benfelben  nod^maK  bie  2lugen  beiner  ©eele 
gur  ®i)ttlic9en  befc^atoligleit  gu  leiten  unb  gu  ergeben.  ®lüd(feelig 
magft  bu  bid^  fd^&^^n,  )[üann  bu  bic^  be^be  läffeft  einnel^men,  unb 
noc^  be^  Seibed  2thtn  balb  toie  tin  Sera^l^in  bon  l^immlifc^er 
Siebe  brenneft,  balb  toie  ©^erubin  mit  unbertoanbten  äugen  ®ott 
anfd^atoeft:  benn  bamit  toirftu  bein  etoigeS  Si^hzn  fdffon  in  biefer 
fterbligfeit,  fo  biel  eg  fe^n  fan  anfangen,  unb  beinen  beruff  ober 
augertoälung  gu  bemfelben  getoif;  mad^en."  Hierauf  wird  mit 
den  Worten:  ,,SBeil  aber  folgenbe  Sileimen  bil  f eljjame  paradoxa" 
der  Wortlaut  der  Vorrede  von  1657  aufgenommen  und  genau 
beibehalten.  Nur  nach  den  Worten:  „gegen  bie  Sieb^aber 
bifer  ©öttlid^en  Äunft  berbienet  ^al"  (S.  18  der  Ausg.  von  1657,) 
ist  in  B  noch  folgender  kleiner  Zusatz  gemacht:  „Wn  aUer 
tröftlid^ften  aber  abgcbilbet  toirb  erd  mit  groffer  bertounber* 
lieber  ^egierbe  unb  l^erjjlid^em  Serlangen  finben,  in  bem  um 
längft  ^eraufigefommenen  leben  ber  ©^rtoürbigen  Jungfrauen  Ma- 


1)  Der  Name,  den  Scheflfler  hier  für  die  heilige  Seelen- 
last verwendet,  lehnt  sich  offenbar  an  den  oben  S.  XL  f.  be- 
sprochenen mystischen  Traktat  an. 


LXXVII 

xinae  de  Efcobar,  tveld^e  allein  au^  gnäbiger  üerUil^ung  ©Dtted 
aUeS  beffen  getoürbiget  tDorben,  toaS  iema^I^  aUe  biefer  geheimen 
@0ttedsjlun^  erfal^rne  ingefambt  gefd^rteben  unb  aufgejeid^net 
f^ahen."  Die  Ausgabe  nmfasst  ausser  dem  Titelblatt  und  dem 
tmpaginierten  Schlussblatt,  welches  auf  der  einen  Seite  ein 
Druckfehlerverzeichnisenthält,  254  SS.inl2.  doch  ist  die  Pagi- 
nierung ausserordentlich  nachlässig,  namentlich  von  144  an,  von 
158  (nach  der  richtigen  Zählung  159)  springt  die  Paginiemng 
plötzlich  zu  169  über  und  geht  dann  mit  170  weiter  fort. 

Ich  verzeichne  die  Abweichungen,  die  B  in  den  fünf 
ersten  Büchern  bietet,  wobei  von  den  rein  orthographischen 
Aenderungen  abgesehen  wird.  Durchgehends  erscheint  in  B 
für  statt  des  in  A  gebrauchten  oor;  bei  den  Zusammen- 
ziehungen von  k)on  und  in  mit  dem  Dativ  PL  des  Artikels  ist 
B  meist  korrekter;  es  hat  die  Schreibung  t)onn  und  inn, 
während  A  in  diesem  Falle  gewöhnlich  den  einfachen  Konso- 
nanten aufweist.  — 

I,  53,1,  2;ugenb  wilft.  1,85,2  \)omf)'6xtn  ganjj entbred^en. 
I,  J13.  Ueberschr.  ©er  ©ceHen  ©onne.  Z.  1.  mein  Sefug  ift 
bie  Gönne.  I,  150.  Die  Anmerkung  ist  in  B  weggeblieben. 
I,  151.  Ueberschr.:  a5er  a)UnW  ift  ©DtteS  finbbett..  I,  212,  1 
@Dtt  ift  bai»  n)ad  ($r  ift:  ^d^  toa^  id^  burc^  il^n  bin.  I,  230. 
Ueberschr.:  ©ie  feeligfeit  ift  leidster  gu  erlangen,  aii^  bie  $er« 
bamnü^.  I,  240.  Die  Anmerkung  fehlt.  I,  285.  Die  Anmerkung 
fehlt.  II,  4  in  der  Anmerkung  nach  Dei  noch  der  Zusatz; 
Ebraicum  Jah.  II,  9.  Ueberschr.  gn  Apoc.  fielet  nad^  ^onben. 
n.  16.  Ueberschr.:  3ßie  toeit  ©OtteS  6t^  fein  mug.  H,  32.  Ueber- 
Bchrift:  @c^toeigen  übertrifft  ber  @nge(  get^6ne.  11,  38.  Ueber- 
schrift:  noc^  fÄffer.  11,  105.  Die  Anmerkung  fehlt.  II,  159,2 
oufgebrad^.  II,  224,  2.  9lagba(ena.  U,  236.  Die  Anmerkung 
fehlt,  n,  276.  Ueberschr.  in  B. :  SBaS  ber  a:eufeH>ört.  ni,24. 
Ueberschr.  in  B.  wohl  durch  ein  Versehen:  SCn  bag  Jtinblein 
3®fu.  III,  96,  2.  Xu  bift  beg  ärmbften  Sclat).  III,  155.  Ueber- 
schrift:  9Q3eg  toeifer  gur  greuben.  III,  156.  Ueberschrift:  übet 
toifTen.  m,  1 87,  2.  mavia  unb  ibr  5Stnb  ber  @o^n  be^  §6d^ften 
toerben.  III,  239,  2.  ist  in  der  Schreibung  die  akrostichische 
Spielerei  deutlicher,  wenn  auch  nicht  ganz  konsequent  aus- 
geprägt: 3ft  @in  @d^a^  boS  @elig!eit;  die  Anfangsbuchstaben 
ergeben  den   Namen:  Jesus.  IV,  21,  2.  3lx^i   äBonnigfeit 


Lxxvni 

nid)t  ®tn8,  nic^t  toaS  man  ©ott^cit  l^cift.  IV,  42,  2.  ©arten, 
fliege!;  in  diesem  Falle  unzweifelhaft  die  richtigere  Lesart 
IV,  90,  2.  aWcint  er  nur  acittic^en.  IV,  159.  SBie  ^a\}  @.  »ene* 
biet  bie  aOBelt  in  einem  ftraljft?  |  ©g  ift  (toeiftu«  noc^  nid^t?)  in 
aaem  aa«  guma^^r.  IV.  208.  Ueberschr.  ift  !eine  toürtfung.  IV, 
230.  ist  in  B  weggeblieben,  und  zwar  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  deshalb,  weil  es  II,  252  mit  nur  einer  unbedeuten- 
den Aendemng  wiederholt.  V,  4,  2.  o^>n  ®ott  baS  Sind.  V, 
74,  2.  bo  ift  ein  ctoge«  I  eib.  V,  121,  2  SBeit  &Oit  bie 
^errTigfeit  fic^  felbft  öertoanbelt  brein.  V,  145,  1.  grieb 
unb  ©inigfeit.  V,  297,  1 .  burdj  b  i  (^  in  Dir.  Die  zehn  Sonette 
(IV,  1 — 10)  weisen  in  B  keine  Veränderung  auf. 

Aus  dem  vorstehenden  Verzeichnis  wird  man  ersehen, 
dass  die  wiederholt  geäusserte  Ansicht,  in  B  trete  durchweg 
Scheff lers  Absicht  hervor,  die  grössten  Kühnheiten  zu  mildern, 
nicht  zutreffend  ist.  Einzelnes,  was  man  zur  Stützung  dieser 
Behauptung  angeführt  hat,  beruht  auf  einem  Irrtum;  so  finden 
sieh  die  beiden  erklärenden  Anmerkungen  zu  I,  108.  und  I, 
294,  von  denen  Kern  (a.  a.  0.  S.  53  und  57)  annimmt,  dass 
Scheffler  sie  erst  in  B  zur  Mileerung  der  allzu  schroff  zuge- 
spitzten Aeusserungen  beigefugt  habe,  bereits  in  der  Ausgabe 
von  1057.  Andererseits  sind  manche  Aenderungen  wie  z.  B. 
die  Umgestaltung  von  V,  74  keineswegs  aus  dem  Bestreben, 
die  Kühnheiten  zu  mildem,  sondern  aus  der  Absicht,  den  dem 
Dichter  vorschwebenden  Gedanken  deutlicher  auszudrücken, 
zu  erklären.  Ueberhaupt  macht  sich  das  Streben  nach  grös- 
serer Deutlichkeit  in  B  durchweg  geltend.  Wenn  bei  B  in 
der  Fassung  von  I,  21?,  IV,  21,  sowie  in  der  Ueberschrift 
von  I,  15t  die  Neigung,  eine  gewisse  Abschwächung  der 
Kühnheiten  durch  Aendemng  des  Ausdrucks  herbeizuführen, 
nicht  zu  verkennen  ist,  so  haben  wir  es  doch  keiaeswegs  mit 
einem  durchgehenden  Prinzip  zu  thun.  Denn  in  III,  187. 
weist  B  wiedemm  A  gegenüber  die  bei  weitem  kühnere  Fas- 
sung des  Gedankens  auf. 

Auf  eine  Aufzählung  der  späteren  Ausgaben  glaubt  der 
Herausgeber  verzichten  zu  dürfen. 

Die  nachfolgenden  Lesarten  sind  in  dem  Neudrack  ver- 
ändert worden;   wo  die  Fassung  der  zweiten  Ausgabe  zur 


LXXIX 

Besserong  des  Textes  benntzt  ist,  wird  es  dnrch  ein  dahinter- 
gesetztes:  (1675)  angedeutet.  12,3  nur  nid^t  17,13  unüer» 
gleidjen  (1675.)  6,  Z.  5.  toÄre.  9,9  felb  ftänbigcn.  16,15  ^ccr« 
fon.  (1675)    18,9  Anthore.    Anm.  zu  I,  8  steht  im  Original  zu 

I,  9.  I,  62  Ueberschr.:  auffre.  (1675.)  I,  64  üeberschr.:  ©äe« 
ung,  I,  105,  1  ©ottefibübe.  (1675)  I,  126,  2.  üom.  I,  256,  1. 
©Otts.  (1675.)  I,  163,  2.  aulflforfd^et.  (1675.)  II,  1,2.  Hebe 
(1675.)  II,  13,  2.  bir.  (1975.)  II,  26,  2.  liebt.  (1675).  II,  102. 
üeberschr.  au^rc.  II,  103,  2.  gebo^^ren.  (1675).  II,  186,  2.  uon. 
III,  55.  tourbft.  (1675.)  III,  65,  2.  2»abalen.  (1675.)  III,  92,  1. 
toeine.  III,  146,  2.  nimmer,  (nimmermel^r  nach  1675.)  III,  154, 1. 
bom.  III,  240,  4.  bleibe.  IV,  5.  Ueberschr.  t)om.  IV,  31,  3. 
toietool.  IV,  41.  Ueberschr.  2lbenbma^>lg.  (1675).  IV,  95,  2. 
a;ob.  (1675).  IV,  116,  2.  gebo^^rn.  IV,  131,  4.  ®l}vtn.  IV, 
172,  2.  ©olomong.  IV,  176,  2.  i^.  IV,  188,  2.  Seib.  V,  40,2. 
iäf.    V,  84,  2.  ®e!reu;iigen.    V,  99,  1.  §er^.    V,  101.  begeben. 

V,  153,  1.  \)0J).  V,  161.  ««iemanb«.  V,  189.  in  der  Ueberschr. 
fehlt  „üerliebt."  (1675.)  V,  204,  2.  begel^ren.  V,  341,  2.  2)rmb. 
Sonett.  2,  Z.  5.  Phatehons  (1675),  Z.  11.  güffc.  (1675.)  Son,  7, 
Z.  1.  Sld^  tt)e^>!  bin  ic^  nu?  VI,  22,  1.  umbfaffet.  VI,  27,  2. 
@^>ren.  VI,  30,  2.  toilb.  VI,  54,  2.  ubertounben.  VI,  77,  Z.  2. 
regiem.  VI,  89,  2.  SRoc^.  VI,  138,  2.  gröbfter.  VI  155,  2. 
©Dttei^.  VI.  16;i.  Ueberschr.  JQaai.  VI.  163, 1.  ©arren.  VI. 
193,  1.  ©dSflac^ftu.  VI,  208.  Ueberschr.  tl^ärid^te.  VI,  209. 
Ueberschr.  äuferled^e.    VI.  218,  2.  3laav.    VI,  219,  5.  bfc^iauen. 

VI,  253,  2.  ©atl^olifd)cr.  VI,  262,  2.  ©anbfämlein.  Interpunk- 
tions-Aenderungen  und  Ergänzungen  sind  in  folgenden  Fällen 
vorgenommen  worden;  I.  16,  28,  29,  45,  68,  70,  139,  190,244. 

II,  2,  118,  166,  PJ8.  III,  47,  10«»,  106,  127,  157,  168,  169.  V. 
Ueberschr.  nach  Buch.  V,  34,  41,  54,  67,  205.   VI.  47,  86,  106, 

III,  163,  176,  183,  Im  dritten  Buche  ist  in  A  122  zweimal 
verwendet,  es  musste  daher  die  Nummerierung  um  eine  Zahl 
verschoben  werden. 

Leider  sind  ohne  Schuld  des  Herausgebers  einige  Druck- 
fehler stehen  geblieben.  I,  82,  2.  lies:  beine  3icr.  I,  121  Z.  1, 
ist  das  zweite  ben  zu  streichen.  II,  218.  Z.  2.  Statt:  unb 
lies  35 on.  II,  255.  Z.  2  lies:  3a  1^1.  III,  78,  1  lies  mein  für 
meine.    III,  213,  2  lies  3e  für  3a.    IV,  18,  2  toarumb. 


Es  erübrigt  dem  Herausgeber  noch,  den  Verwaltungen 
der  königlichen  Staatsbibliothek  in  München,  der  städtischen 
Bibliothek  in  Breslau  und  der  königlichen  Bibliothek  in 
Berlin,  sowie  Sr.  Hochwürden,  dem  fürstbischöflichen  Dele- 
gaten, Herrn  Propst  Dr.  Jahne  1,  der  die  leider  erfolglose 
Umfrage  in  den  bairischen  Klöstern  vermittelt  hat,  seinen  auf- 
richtigsten Dank  auszusprechen. 

Berlin,  im  Februar  1895. 


Georg  EUinger. 


2)enen  ^od^tüurbig: 

in  ©Ott  ®eift«4  anä)  ©b- 

len  bnb  ^oc^gelel^rten:  ^06)  önb 

SSoIgebomcn  Ferren,  Ferren,  auä) 

@blen  ®eftrettgett  fetten,  9?:  ®iner  ßobi:. 

Sanbtfd^afft  be§  Srll^erjogtl^untb^  Defterreid^  bnter 

ber  @nn§  Ferren  SSerorbneten,  zc. 

(Sndbige  önnb  ^od^gebicttunbc  Ferren,  |)erren  zc.  SRie*- 
mal^Icn  tan  ein  re^te,  nteffige,  be§  groffen  bnnb  über*» 
goffenen  SKeer^  önergrunbüd^feit,  eine  gebraud^ung  befe 
äßenfd^Iid^en  Seben  erlDad^fen ;  9tiema(en  auc|  iDirbt  jemanbt, 
beffelben  foftlid^en  SKagnetifd^en  93erg§  einzige  grud^t,  ober 
©rgo^Iid^Ieit  öerfpüret  l^aben,  toeld^er  nid^t  in  bifem  feine 
i^me  felbft  ^uftdnbige  ®e^eimbnu§,  önb  Claufulas  fud^enbe 
[2]  ereignet :  in  jenem  aber  billeid^t  bie  fd^one  gebal^nte 
Straffen  ber  gefd^loinben  ©d^iffal^rt  erfragenbe  gepfleget 
l^ette:  3)ann  loeme  toirbt  bod^  befe  groben  2ldEer^mann  in 
benen  loolried^enben  ®drten  ber  öielfdrbigen  Slumen  feine 
önfmd^tbare  S?npd^Iid^feit  Verborgen  behalten?  Sa^ero 
njir  ^aben,  bafe  mir  aHe  Sad^en  be^  moglid^ft  bem  beften 
Drt^  ober  (Gelegenheit  ^n  öolfommener  begebung  befe  gindf* 
lid^en  Slu^gangö  önb  anfe^en^  erl^olen  önb  abforbern.  Sie^* 
njeilen  aber  gleid^^fafö  and^  nid^t^  fid^  befinbet,  njeld^e^  ba, 
ob  5h)ar  geringe^  burd^  gute  erfinbnng  ber  2lnftalt  gu 
bem  er^eblid^ften  2(nfe]^en  nid^t  g^brau^t  loerben  lonte; 
5lIfo  befinbet  e§  fid^  mit  anjefeigen  meinen  Sractdtl  ber 
[3]fd^6nen  (Sd^Infereimen  So^anni^  2lngeli,  alfo,  ha% 
meilen  bi§  ein  red^t  fd^on  öilfdrbiger  ©arten  ber  eblen 
93Inmen,  toeld^en  \a  feiner  öorbe^  geltet,  beme  nid^t  feine 
felbft  aufterlefene  93Iumen  belieben  mochte;  ober  öUmel^r 
ein  fd^one  loeitgebal^nte  §e^ben  be§  groffen  SKeer^  ju 
nennen,  auff  loeld^em  bann  and^  ber  geringfte  mit  bem 
^od^ften  feine  erfuc^te  ©d^iffung  ^n  bem  geloüntfd^ten  $ort, 
ber  ermeffenen  grud^tbarleit  einl^olt  unb  einpflanzet,  ^aht 
bemnad^  gän^Iid^en  ernjogen,  bife  Sractatifd^e  33Inmen=» 
aSJurfeel  erftenmafö  benen  ^od^njnrbigen,  ^od^gebiettunben 
bnb  |)od^geIe]^rten  §erm,  ^erm  einer  ^od^Iobl.:  9t.  De.: 
Sanbtfd^afft  |)errn  SSerorbneten,  ic.zc.  aU  be*'[4Tnen  er> 

1* 


iDcglid^ften  bifer  gepflanfeten  ©ad^en  Fautoribus  mit  unter«' 
tl^dnig:  gd^orfambften  Affection  bnnb  aWe^ttung  ^u  dediciern, 
gan^  btttert^dnigift  bittente,  fold^e^  mit  gndbigiften  affect 
jucrtüo^Ien.  Sebe  alfo  öngejtüeifflet  bifer  Hoffnung,  e^ 
tüerbe  bife^  ein  mehrere  beliebung  in  anbem  txtotdcn,  njo*» 
fem  e^  burd^  bie  groffen  ©emiiter  mirbt  behelliget  werben. 
SBienn  ben  I.  Julij,  Anno  1657. 

@h)r  ^06):  bnb  ®n. 

©el^orfamber 

^ol^ann  3acob  S4mer,  ßiner 

Sfibl:  SR:  De:  Sanbfd^afft 

Sud^brudfer, 


[5]  (Srinnerungg  SSorrebc 

an  ben  Sefer. 

©ünftiger  Sefer,  nad^  bent  folgenbe  SReitnen  öil  fel^ame 
paradoxa  ober  tüiberfinttifd^e  Sieben,  mie  aud^  fel^r  ^ol^e 
unb  nxä)t  ieberman  befanbte  fd^Iüffe,  öon  ber  gel^eimen 
®Dtt^eit.  Stern  bon  ©ereinigung  mit  (SDtt  ober  ®6tt- 
üd^em  SSefen,  rt)ie  aud^  öon  ®6ttlid^er  (Sleid^^eit  unb  SUer*- 
gottung  ober  ®Dttrt)erbung,  unb  majs  bergleid^en,  in  fid^ 
beJialten;  meldten  man  megen  ber  furzen  ©crfaffung  leidet 
einen  SSerbamlid^en  ©inn  ober  bofe  äReinung  fönte  aU'* 
bid^ten:  Slfö  ift  öonn6t^en  bid^  be^  l^alben  juöor  juer* 
innem. 

Unnb  ift  hiermit  einmal  für  attemal  gurt)iffen,  bag  befe 
Url^eberg  SKeinung  nirgenbg  fe^,  ba§  bie  äRenfd^Iid^e  Seele 
i^re  ©efd^affenl^eit  foHe  ober  f6nne  ©erliel^ren,  unb  burd^ 
bie  ©ergöttung  in  ®Dtt  ober  fein  ungefd^affene^  SBefen 
ücrtoanbelt  toerben:  rt)eld^e§  in  alle  ©migfeit  nid^t  fe^n  fan. 
3)enn  obttjol  (SDtt  SlCmd^tig  ift,  fo  fan  er  bod^  bifeg 
nid^t  mad^en  (unb  toann  ®rg  fönte,  rt)dre  @r  nid^t  ®Dtt) 
bafe  eine  Kreatur  naturlid^  unb  rt)efentlid^  ®Dtt  [6]  fc^. 
2)erott)egen  fagt  Thaulems  in  feinen  ©eiftlid^en  Unter- 
rid^tungen  c.  9.  rt)eil  ber  Sltterl^od^fte  nid^t  mad^en  fonbte, 
ba^  mir  öon  JRatur  ®Dtt  rt)dren  (benn  big  fte^t  3^m 
atteine  ju)  fo  l^at  @r  gemad^t,  bafe  toir  ®€)ü  todren  au§ 
(Snaben;  bamit  toir  jugleid^  mit  ^l^m  in  j|mmerrt)el^renber 
Siebe  beft^en  mögen  eine  ©eeligfeit,  tint  §reübe,  unb  ein 
einiget  ^onigreid^:  ©onbem  biefe^  ift  fein  ©inn,  bajs  bie 
©etoürbigte  bnb  |)eilige  ©eele  gu  fold^er  naiver  SUcreinigung 
mit  ®Dtt  unb  feinem  ©öttlid^en  SBefen  gelange,  ba|  fic 
mit  bemfelben  ganfe  unb  gar  burd^brungen,  überformet, 
bereinigt  unb  eine^  fe^;  bermaffen,  ba§  toenn  man  fie 
feigen  folte,  man  an  \i)x  nid^t§  anberg  feigen  unb  erfennen 
mürbe  atö  ®Dtt;  tt)ie  bann  im  ert)igen  Seben  gefd^e^en 
toirb:  SBeif  fie  öon  bem  ©lan^e  feiner  §errlid^feit  gleid^" 
famb  gan^  SUerfd^Iungen  fein  rt)irb.  ^a  bafe  fie  ju  fotd^er 
SoHfomner  glei^nüf  ®Dtte^  gelangen  fönne,  bajs  fie 
eben  bafe  S^nige  fe^  (aufe  Oenaben)  toa^  ®Dtt  ift  (öon 
5Ratur;)  unb  alfo  in  bifem  SSerftanbe  red^t  unb  tool  ein 


2)enen  §oc|tt)ürbig: 

in  ©Ott  ®etft«(i^,  anä)  ©b- 

Icn  bnb  ^o^gelel^rten:  §o(^  önb 

SSoIgebomctt  Ferren,  Ferren,  anä) 

®blen  ©eftrengen  Ferren,  9t:  ®incr  SobI: 

Sanbtfd^afft  bc^  ©r^l^eräogt^untb^  Defterreid^  önter 

ber  ®nn§  Ferren  SSerorbneten,  ic. 

®n4bigc  önnb  ^od^gebiettunbe  |)erren,  |)erren  zc.  SRie^ 
mahlen  tan  ein  re^te,  meffige,  be^  gr offen  önnb  ober*» 
goffenen  SKeer^  bnergrunblid^Ieit,  eine  gebraud^ung  be^ 
aWenf d^Iid^en  Sieben  ermad^f en ;  9tiema(en  aud^  rt)irbt  jemanbt, 
beffelben  foftlid^en  SRagnetifd^en  93erg^  einzige  grud^t,  ober 
©rgofelid^Ieit  öerfpüret  ^aben,  loeld^er  nid^t  in  bifem  feine 
i^nte  felbft  ^uftdnbige  ©el^eimbnuft,  önb  Claufulas  fud^enbe 
[2]  ereignet :  in  jenem  aber  öilleid^t  bie  fd^one  gebal^nte 
Straffen  ber  gefc^minben  ©d^iffa^rt  erfragenbe  gepfleget 
^ette:  3)ann  meme  n)irbt  bod^  befe  groben  2ldEertoann  in 
benen  molried^enben  ©arten  ber  öielfdrbigen  Slunten  feine 
önfrud^tbare  S?npd§Iid^f eit  Verborgen  behalten?  Sa^ero 
tüix  ^aben,  bafe  mir  aHe  Sad^en  be^  moglid^ft  bent  beften 
Drt^  ober  Gelegenheit  ju  öolfontmener  begebung  be§  glüdf^ 
lid^en  Slu^gang^  önb  anfe^en^  erholen  önb  abforbern.  S)ie^ 
tt)eilen  aber  gleid^^fatö  aud^  nid^t^  fid^  befinbet,  njeld^e^  ba, 
ob  ^toax  geringe^  burd^  gute  erfinbung  ber  2lnftalt  gu 
bem  erl^eblid^ften  2(nfe^en  nid^t  gebraust  h)erben  fönte; 
taifo  befinbet  e^  fid^  mit  anje^igen  meinen  Sractdtl  ber 
[3]fd^6nen  (Sd^Iufereimen  So^önni^  Stngeli,  alfo,  bafe, 
meiien  bi§  ein  red^t  fd^on  öilfdrbiger  ®arten  ber  eblen 
Slumen,  loeld^en  ja  feiner  öorbe^  geltet,  beme  nid^t  feine 
felbft  aufeerlefene  Slumen  belieben  mochte;  ober  öilmel^r 
ein  fd^6ne  loeitgeba^nte  ^e^ben  be§  groffen  3Keer§  gu 
nennen,  anff  n)eld^em  bann  aud^  ber  geringfte  mit  bem 
^od^ften  feine  erfu^te  (Sd^iffung  ju  bem  getoüntfd^ten  $brt, 
ber  ermeffenen  grud^tbarfeit  einl^olt  unb  einpflanzet,  ^abt 
bemnad^  gän^Iid^en  errt)ogen,  bife  Sractatifd^e  S3Iumen=- 
SBur^el  erftenmafö  benen  ^od^njurbigen,  ^od^gebiettunben 
ünb  |)od^geIe^rten  ^erm,  ^errn  einer  ^od^Iobl.:  9t.  De.: 
fianb^d^afft  ^errn  SSerorbneten,  ic.zc.  aU  be'*[4Tnen  er«« 


meglid^ften  bifer  gepflan^ten  ©adrett  Fautoribus  mit  unter*» 
tranig:  gel^orfatnbften  Affection  önnb  aWe^nung  ^u  dediciern, 
gan^  öntert^dnigift  bittente,  fold^eg  mit  gndbigiften  affect 
juertüö^Ien.  Sebe  alfo  öngejmeifflet  bifer  Hoffnung,  e^ 
tüerbe  bife§  ein  mel^rere  beliebung  in  anbem  ern)edfen,  \üo^ 
fem  e^  burd^  bie  groffen  ®emiiter  tüirbt  behelliget  h)erben. 
SBienn  ben  I.  Julij,  Anno  1657. 

®tt)r  ^od^:  bnb  ®n. 

©cl^orfamber 

^ol^ann  3ocob  Sinter,  @iner 

S6bl:  SR:  De:  Sanbfd^afft 

SJud^brudfer, 


[5]  (Srinnerung^  Sorrebc 

an  ben  Sefer. 

®ünftiger  Sefer,  nad)  bem  folgenbe  SReitncn  öil  fel^ame 
paradoxa  ober  miberfinnifd^e  Sieben,  mie  aud^  fel^r  l^ol^e 
unb  nid^t  jebemtan  befanbte  fd^Iüffe,  öon  ber  gel^einten 
©Dttl^eit.  Stent  öon  Bereinigung  mit  ®Dtt  ober  ®6tt=» 
lid^ent  SBefen,  »ie  anä)  t)on  ®6ttlid^er  ©leid^l^eit  unb  S?er- 
gottung  ober  ©Dtttoerbung,  unb  majs  bergleid^en,  in  fid^ 
be^olten;  rt)eld^en  man  megen  ber  furzen  SSerfaffung  leidet 
einen  Serbamlid^en  Sinn  ober  bofe  äReinung  fönte  an^ 
bid^ten:  Slfö  ift  öonnotl^en  bid^  befe  l^olben  guöor  juer* 
innem. 

Unnb  ift  hiermit  einmal  für  attemaf  gurt)iffen,  baS  befe 
Url^cberg  äRetnung  nirgenb^  fe^,  bafe  bie  aKenfd^Iid^e  Seele 
i^re  ®efd^affen]^eit  fotte  ober  lonne  SSerliel^ren,  unb  burd^ 
bie  SSergSttung  in  ®Dtt  ober  fein  ungefd^affene^  SBefen 
öerttjanbelt  h)erben:  meld^e^  in  alle  ®rt)igfeit  nid^t  fe^n  fan. 
Denn  obtool  ®Dtt  «Hmdd^tig  ift,  fo  fan  er  bod^  bifeg 
nid^t  mad^en  (unb  toann  ©rg  fönte,  rt)4re  ©r  nid^t  ®Dtt) 
bafe  eine  Kreatur  nat&rlid^  unb  mefentlid^  ®Dtt  [6]  fe^. 
3)erott)egen  fagt  Thaulerus  in  feinen  ®eiftlid^en  Unter«« 
rid^tungen  c.  9.  toeil  ber  Sfilerl^od^fte  nid^t  mad^en  fonbte, 
ba^  tt)ir  t)on  9?atur  ©Ott  todren  (benn  bi^  ftel^t  gl^m 
aHeine  ju)  fo  l^at  ®r  gcmad^t,  ba§  ttjir  ®Dtt  tüäxtn  aufe 
®naben;  bamit  »ir  jugleid^  mit  ^l^m  in  jmmerrtjel^renber 
Siebe  beft^en  mögen  eine  ©eeligfeit,  eine  §reübe,  unb  ein 
einiget  ^onigreid^:  ©onbem  biefe^  ift  fein  ©inn,  ba§  bie 
©ettjürbigte  bnb  |)eilige  Seele  p  fold^er  naiver  Sereinigung 
mit  ®Dtt  unb  feinem  ®6ttlid^en  SBefen  gelange,  ba|  fie 
mit  bemfelben  gan|  unb  gar  burd^brungen,  überformet, 
SScreinigt  unb  eineö  fe^;  bcrmaffen,  bafe  menn  man  fie 
feigen  folte,  man  an  i^x  nid^t§  anberö  feigen  unb  erfenncn 
toürbc  aU  ®Dtt;  tt)ie  bann  im  ewigen  Scben  gefd^e^en 
mirb:  SBeif  fie  bon  bem  ®Ian^e  feiner  §errlid^feit  gleid^- 
famb  gan|  SSerfd^Iungen  fein  toirb.  3a  ba^  fie  gu  fotd^er 
SJoHfomner  glei(|nüf  ®Dtteg  gelangen  fönnc,  bajs  fie 
eben  bafe  S^nige  fe^  (aufe  ©enaben)  mag  (M)ü  ift  (öon 
Statur;)  unb  alfo  in  bifcm  SSerftanbe  red^t  unb  »ol  ein 


6  ©rjnnerungg  33orreb 

Siedet  in  bem  Siedete,  ein  SBort  in  bem  SBorte,  unb  ein 
®DSS  in  ®Dtte  (mie  in  ben  Steinten  gerebet  lüirb)  fonne 
genennet  tnerben.  ©int^etnal,  tüie  ein  alter  Se^rer  fagt, 
®Dtt  ber  Stattet  i)at  nur  einen  @ot)n,  unb  berfelbe  finb 
mir  alle  in  jSl^rifto.  Sinb  mir  nun  ®6t)ne  in  Sl^rifto  fo 
ntüffcn  tüir  [7]  anä)  fein  toa^  ©l^riftu^  ift,  unb  baffelbe 
SBefen  ^aben,  meld^e^  ber  ©ol^n  ©Dtte^  ^at:  Senn  eben 
baruntb  (f^rid^t  Thaulerus  in  ber  öierbten  ^rebigt  am 
|).  ©l^riftage)  bofe  mir  baffelbe  SBefen  ^aben,  merben  mir 
§]^nt  gleid^,  unb  fe^en  ^l^n  mie  @r  mal^rer  @Dtt  ift. 

Unb  biefem  (Sa^e  ftintnten  bet)  alle  öeiligc  (SDtteö=* 
fd^amer;  jnfonber^eit  je^t  gebadeter  Sauler  in  ber  3.  ^rebigt 
ant  3.  8ontag  Trinit.  ba  er  fprid)t:  Sie  Seele  mirb  (burd^ 
bafe  miber  erlangte  ©benbilb)  ®Dtte  gleid^  unb  ©otttid^: 
Sa  aHeg  mirb  fie  aufe  genaben  ma^  @Dtt  ift  öon  Statur. 
^  bifer  Sereinigung  unb  einfenrfxmg  in  ®Dtt,  mirb  fie 
über  fid^  felbft  in  ®Dtt  geführt,  unb  ©Dttc  fo  gleid^,  baft 
mann  fie  fid^  felber  fd^e,  fie  fi^  für  ®Dtt  mürbe  fd^ü^en: 
Unb  mer  fie  fa^e,  ber  mürbe  fie  fe^en,  nid^t  jmar  in  bem 
Sßatüriid^en,  fonbern  in  bem  au§  ©enaben  i^r  mitget^eiltem 
SBefen,  gorm  unb  meife  ®Dtte^,  unb  mürbe  alfo  ©eelig 
t)on  bem  ®efid^te.  ©int^emat  ®£}tt  unb  bie  Seele  in 
fold^er  ^Bereinigung  eine^  finb;  miemol  nid^t  bon  Statur, 
fonbern  aufe  ®cnaben.  Unb  nad^  menigem:  Sie  lautere 
unb  ®6ttli(^e  Seele,  meldte  öon  ber  Kreaturen  Siebe  fo 
fre^  ift  mie  ®Dtt,  mirb  öon  anbren  gefe^en  merben,  aud) 
fid^  felber  in  ©migfeit  anfef)en  atö  ®Dtt  (benn  ©Ott  unb 
eine  fold^e  Seele  finb  in  ber  obgemelbten  SSercinigung  ein^) 
unb  mirb  j^re  [8]  Sceligfeit  in  unb  an^  fid^  felbft  nehmen 
in  bifer  Bereinigung. 

Rusbroch  im  britten  93ud^  öom  ^i^^i^ßtl^  i>er  Seift- 
lid^en  ^od^jeit  c.  1.  ^n  ber  SBefentlid^en  ©inl^eit  ®Dtteg 
finb  afie  Slnbdd^tige  unb  innige  ©eifter  eing  mit  ©Ott 
burd^  jl^re  Stebtiabenbe  einfenrfung  unb  jerfd^mel^ung  in 
j^n:  Unb  finb  au§  ®naben  eben  baffelbige  ging  ba§  bie 
fclbc  SBefenl^eit  in  fid^  felber  ift. 

Unb  eben  bafelbft:  ®Ott  über  alle  gleid^nüffe,  mie 
@r  in  ftd^  felber  ift,  faffen  unb  SSerfte^en,  ba§  ift  etlicher 
maffen  ®Ott  mit  ©Ott  fein  ol^ne  mittel,  (ober  bafe  id^  fo 


an  ben  iöefer.  7 

fagc)  oftne  eine  cm^jfinblid^e  9lnbert|eit.  Unb  eben  int 
felben  Sud^e  c.  2  f^rid^t  ®r:  SBann  ber  6Jeift  beß  äUcnfd^cn 
burdö  bie  genieSIid^e  Siebe  fid^  felber  öerlol^ren  fjat,  fo 
empfingt  er  bie  Sf arbeit  ®Dtte^  o^ne  mittel :  3a  er  rt)irb 
aii(^  felbft,  (foöil  einer  Sreatur  guftetit)  o^ne  unterlaß  bie«- 
felbe  SEIar^eit  meldte  er  embfdngt. 

fflleid)ermaffen  rebet  audEi  S.  Bernard.  im  ^(i)t  öom 
©infamen  äcbm,  ha  er  fprid^t:  SBir  merben  ba§  fein  toa^ 
Sr  ift.  5)enn  meldten  hk  3)iac^t  gegeben  ift  ®Dtte^  ^inber 
^n  merben,  benen  ift  and^  bie  'SRaijt  gegeben,  nid^t  itoax 
ha^  fie  ®ott  fe^n,  fonbern  baft  fie  fe^n  ma§  &Ott  ift. 
Unb  nadf)  bifem:  5)ife  gleid^nftfe  ®£)tte^  ttjirb  bie  ®n* 
^eit  befe  ®eifte^  genennt,  nid^t  alleine  »eil  fie  ber  ^eilige 
(9J  ®eift  ju  SBercfe  rid^tet,  ober  ben  ®eift  befe  äRenfd^cn 
bamit  ant^ut:  Sonbern  tneil  fie  felbft  ber  |>eilige  ®eift, 
®Dtt  bie  Siebe  ift,  h)eil  burd^  S^n,  njeld^er  bie  Siebe  bcfe 
Sattere  unb  be&  ©o^ne^  ift,  unb  ©inl^eit,  unb  SCnmutig" 
feit,  unb  ®ut,  unb  Sli§,  unb  umbfaffung,  unb  alle§  toa^ 
be^ben  fan  gemein  fein,  in  jener  l^od^ften  Bereinigung  ber 
äBarl^eit,  unb  äBar^eit  ber  Bereinigung,  eben  baffelbe  bcm 
aWcnfd^en  auff  feine  Slrt  ^u  ®Dtt  gefd^id^t,  toa^  mit  ber 
felbftdnbigen  ©intieit  bem  ©o^ne  jum  Satter,  ober  bcm 
Satter  jum  ©o^ne,  rt)ann  in  ber  bmbfatjung  unb  ^§  befe 
Satterg  unb  befe  ©o^ng  fid^  etlid^er  maffen  mitten  inne 
beftnbet  baft  feelige  ©emiff en ;  ba  auff  eine  unaufefpred^Iid^e 
unb  Ungeb4ndEIi(|c  meife  ber  ODtte^  äWenfd^  berbienet  ju 
»erben,  nid^t  ®Dtt ;  fonbern  bod^  »aö  ®Dtt  ift  aufe  Statur, 
ber  aWenfd^  au§  ®enabcn.  Hub  bife§  Bernardus.  Si^agftu 
tt)ic  ba§  angeben  fönne,  »eil  bafe  ®öttlid^e  SBefcn  unmit- 
t^eül^afftig  ift?  ©o  antttjort  i(|  bir  für^  @rfte  mit  bem 
l^ciligen  Bonaventura:  ©o  bu  e^  »iffen  »ilt,  fo  frage  bie 
®cnabe,  unb  nid^t  bie  Seigre:  3)a§  Serlangen,  unb  nid^t 
ben  Scrftanb:  bafe  ©euff^en  befe  ©ebetl^g,  unb  nid^t  ba^ 
ficiffige  lefen:  ®en  Srdutigam,  nid^t  ben  äReifter:  ®Dtt, 
ntd^t  3Kenf d^en:  Sic  tundfel^eit,  nid^t  bie  flarl^cit:  9?id^t 
bafe  Siedet,  fonbern  ba§  3ert)er  meldieg  [10]  gan^  nnb  gar 
anflammct,  unb  in  ®Dtt  mit  brennenbcn  Scgicrbcn  fül^ret, 
mld^t^  gctor  ®Dtt  fclber  ift. 

giirg  anber,  bafe  ba8  ©ottlid^e  SBcfen  jttjar  unmit*» 


8  ©tinnerung«  98orreb 

tl^eil^afftig  fe^,  fotd^er  geftatt,  bafe  t^  fid^  mit  einem  S^inge 
öermengen  folte,  unb  eine  9?atur  ober  SBefen  mit  jl^m 
merben:  S)a&  eö  aber  auff  gemiffe  SBeifc  lüegen  ber  fo 
naiven  unb  jnniglid^en  3?creinigung,  mit  meldEier  e^  fid^ 
in  bie§ eilige  Seelen  ergieft,  gleid^mol  mitt^eill^afftig  !6nne 
genennet  iDerben :  SRaffen  ani)  Petrus  fagt,  ba^  ton  t^tiU 
l^afftig  iDerben  ber  gottlid^en  9?atur:  unb  3o^cinne§,  baft 
n)ir  ®otte§  ffinbcr  fe^nb,  rt)eil  wir  aufe  ®Dtt  gebol^ren 
fe^nb.  9hin  f6nnen  ja  bie  jenige  nid^t  ®otte^*Sinber,  unb 
tl^eiltiafftige  ber  ffiottlic^en  SRatur  genennet  ttjerben  (fprid^t 
Thomas  ä  Jesu  1.  4.  d.  orat.  divin.  c.  4)  mann  bief eibige  nid^t 
in  Un^,  fonbem  meit  öon  Un^  abgefonbert  ift.  3)enn  fo 
menig  ein  SRenfd^  !an  meife  fe^n  ol^ne  SBeiftl^eit  (mie 
Thauler.  in  ber  bierbten  Sermon  im  |).  E^riftage  rebct) 
fo  menig  !an  einer  aud^  ein  ^inb  ®otte§  fc^n  ofine  bie 
®6ttlid^e  ^inbtfd^afft,  bafe  ift,  er  l^abe  bann  ba^  mar^afftige 
SBefen  befe  SoJincö  ®Dttg  felber.  2)ero^aIben  foltu  ®otte^ 
@of)n  ober  Sod^ter  fe^n,  fo  muftu  aud^  eben  bafe  SBefen 
^aben,  meld^e^  ber  @of|n  @Dtte^  l^at,  fonften  !anftu 
©Dtteg  @o^n  nid^t  fe^n.  2lber  fold^e  groffe  ^errlid^*»  [1 1] 
feit  ift  unö  nod^  jur  3^**  öerborgcn.  S)ammb  fd^reibt 
aud^  8.  Johannes  an  obgemelbtem  Drt  meiter  alf o :  SKcinc 
aUerliebften  mir  finb  gmar  Sottet  JKnber,  aber  e«  ift  nod^ 
nid^t  offenbal^r  mag  mir  fe^n  mer,bcn,  mir  miffen  aber 
rt)ann  e^  erfd^einen  mirb,  ba§  mir  jl^me  merben  gleid^  fe^n, 
ba^  ift,  baffelbe  SBefen  baft  er«  ift  merben  mir  aud^  fe^n  ic. 
Sarumb  fagt  Nicolaus  ä  Jesu  Mar.  1.  2  c.  16.  Elucid. 
Theologie,  in  Joan,  ä  cruce:  ®a^  bie  ©cele  burd^  bie 
SBurdtungen  ber  Siebe  mit  meldien  fie  ®Dtt  liebt,  ©rlange, 
ba6  jl^r  ®Dtt  nid^t  allein  feine  ®aben  mitt^eile,  fonbem 
ba§  aud^  felbft  bie  felbftdnbigfeit  unb  SBefen  ®Dtteg  ber 
©eelen  mit  fonberbafirem  Sitel  fclbftdnbig  zugegen  fet|. 
Unb  foId^e§  beftdttigen  aud^  bie  SBorte  be§  l^eifigcn  Auguft. 
©.185  de  tempore  ba  er  fprid^t:  ber  ^eilige  ®eift  ift  in 
bifem  Sage  ju  bereitung  ber  §er^en  feiner  Slpoftel  mie  ein 
$iaferegen  ber  Heiligung  eingefallen,  nid^t  atö  ein  Sil* 
fertiger  befud^er,  fonbem  ate  ein  jmmermetirenber  Sröfter, 
unb  emiger  be^lootiner.  Sann  toie  er  SRattt).  am  28.  öon 
fid^  fetbft  feinen  Slpoftcln  gcfagt  ijattt:  ©iel^c  iä)  bin  bc^ 


an  ben  Sefer.  " 

md)  aUe  Xaqc  biß  gum  @nbe  ber  SBelt ;  9llf o  fagt  er  and) 
öon  bem  l^etltgen  (Seifte :  ®er  Satter  lüirb  md)  ben  Iröfter 
geben  ber  be^  euc|  fe^  in  ©ttjigleit,  berotoegen  ift  er  in 
bifent  Sage  be^  feinen  Gläubigen  nid^t  nnr  burd^  bie 
ÖJnabe  [12]  ber  SRed^tfertigung ,  fonbem  felbft  burd^  bie 
gegentoart  feiner  äRajeftdt  gemeft;  unb  ift  in  bie  ®efdffe 
je^o  nid^t  nur  ber  ®erud^  be§  Salfam^,  fonbem  felbft  bie 
fe&ftdnbigleit  ber  §  eiligen  ©atbe  gefloffen. 

3)ifeg  aber  eigentlicher  unb  ol^ne  jrrt^umb  ^uberfte^en 
unb  gu  erfldren,  f^ai  id)  mir  affjeit  fetir  belieben  lajfen 
bie  ®Ieid^uffe  »eld^e  bie  l^eiligen  SSdtter  bon  ber  SSer»» 
einigung  ber  Sonnen  mit  ber  Sufft,  befe  gemer^  mit  bem 
ß^fen,  befe  SBein^  mit  bem  SBaffer,  unb  toa^  bergleid^en, 
ftd^  gebraud^en,  bife  ^o^c  Bereinigung  ®Dtte^  mit  ber 
Seelen  etlid^er  maffen  baburd^  ju  bef^reiben.  Unter  »eld^en 
ber  l^eilige  Bemard:  im  SJud^e  toie  man  ®Dtt  lieben  fol, 
in  ber  mitten  alf o  f prid^t :  ®Ieid^  toie  ein  tropfen  SBaff er§ 
in  öil  SBein  gegoffen  bon  fid^  gan^  pöergel^en  fd^eint,  in 
bem  e^  be§  SBein^  gefd^madf  unb  Sädrmbe  an  fid^  nimbt: 
Unb  tt)ie  ein  femrige^  gluenbe§  S^fen  bem  getoer  gan^ 
unb  gar  gleid^e  mirb,  unb  feine  alte  unb  etgentlid^e 
®eftalt  aufejiel^et:  unb  ttjie  bie  Sufft  mit  ber  Sonnenlied^t 
burd^goffen  in  beffelben  Sied^te^  Slartieit  überformet  ttjirb; 
alfo  gar  ba§  fte  nid^t  fo  ttjol  ©rleud^tet,  afö  ba§  ßiedit 
felber  ju  fein  fd^einet:  SKfo  »irb  bonnotl^en  fe^n,  ba§ 
in  ben  ^eiligen  atte  SRenfd^Iirfie  begierlid^fcit  auff  unau^«* 
fpred^Iid^c  rt)eife  bon  j^r  felbft  jerfd^melfee,  unb  in  ®otte§ 
mitten  gdn^«'[13]Iid^  eingegoffen  toerbe:  bann  tt)ie  toolte 
fonft  ®£)tt  affe^  in  atten  fei^n,  ttjenn  in  bem  äRenfd^en 
nod^  etttjag  bom  SKenfd^en  übrig  mdre?  Unb  in  bem 
25.  Sap.  befe  Sud^g  öon  ber  Siebe,  nad^  bem  er  eben  biefe 
®Ieid^nüffe  angefu^ret  l^atte,  fprid^t  er  barauff:  SHfo  ift 
bcfe  SRenfd^en  ®eift,  tt)ann  er  mit  ®6ttlid^er  Siebe  ange«* 
getl^an  ift,  gan|  Siebe.  3)erott)egen  »er  &Dü  liebt,  ift  j^m 
felbft  Sobt,  unb  in  bem  er  ®Dtt  atteine  lebt,  mad^et  er  fid^ 
etlid^er  maffen  (ba§  id)  fo  rebe)  mit  SBefentlid^  ober  mitftdnbig 
bem  geliebten  (confabftantiat  fe  dilecto.)  2)enn  fo  bie  Seele 
Sabib^  ber  Seelen  Qonat^e  bereinigt  ift;  ober  fo  ber 
meld^cr  ®Dtt  on^dngt  ein  ®eift  mit  j^m  mirb:  fo  ge^et 


10  ©rjnnerunö«  95orreb 

nit  o^ne  ungteid^eö  Urt^eil  ber  SSereinigung  auff  eine  ge* 
toiffe  Strt  ber  mit  SBefenl^cit  bie  gan^e  Segierbe  in  ®Dtt,  2c. 
Unb  berogleid^en  finbet  man  and)  be^m  Rusbroch,  Harphio, 
Thauler.  unb  anbeten.  3nfonberl^eit  be^m  Ludovico  Blofio 
ba  er  im  ^tüölfften  Kap.  feiner  ®eiftlicöen  Unterrid^tungen 
fel^r  fction  alfo  Sflebet.  !^n  ber  gel^eimen  Bereinigung  öer»* 
fleuft  bie  liebfiabenbe  ©eele,  unb  öerge^et  öon  \i^x  felbft, 
unb  öerfoüet,  atö  h)dre  fie  junid^te  njorben,  in  ben  Slbgrunb 
ber  emigen  Siebe :  SlHba  fie  j^r  Sobt  ift,  unb  ®Dtt  tebet, 
nid^t^  ttjtffenbe,  nid^t^  fül^Ienbe,  aU  bie. Siebe  meldte  fie 
fd^mdffet;  benn  fie  öerlie^ret  fid^  in  ber  ubergroffen  SBÄfte 
unnb  ginftemfife  ber  [14]  (SDtt^eit.  aber  fic^  fo  öer- 
liefiren,  ift  me^r  fid^  finben.  3)a  mirb  SBarlid^,  \oa^  ba 
ift  ba§  SWenfd^Iid^e  aufejiel^enbe,  unb  ba§  ®6ttlid^e  an^ 
gie^enbe,  in  ®Dtt  öerioanbelt.  @Ieid^  mie  ba§  fö^fen  im 
geiuer  bie  ®eftalt  be^  Sctüer^  annimbt,  unb  in^  Settjer 
bertüanbelt  n)irb.  @^  bleibet  aber  bo^  ba§  SBefen  ber 
alfo  vergotteten  Seelen  glcid^  »ie  bafe  glüenbe  Stfen  nid^t 
auff^öret  @^fen  ^u  fe^n  .  3!)ero]^aIbcn  bie  ©eele  ttjeld^e  ju^ 
bor  talt  mar,  ift  je^t  brennenb,  bie  öor  ginfter  mar  ift 
ie^t  leud^tenb :  bie  öor  l^arte  mar,  ift  je^t  meid^ :  ®anfe  unb 
gar  ®Dttf arbig ;  meil  \i)x  SBefen  mit  ®otteg  SBefen  burd^-* 
goffen  ift:  ®an|  mit  bem  tJetoer  ber  (Söttlic^cn  Siebe 
verbrennet,  unb.  gan^  jerfd^melfeenb  in  ®€)tt  übergangen, 
unb  jl^m  ol^ne  mite!  bereinigt,  unb  ein  ®eift  mit  jl^m 
morben  ift ;  glcid^  mie  ®oIb  unb  @r^t  in  einen  SRetaHifd^en 
Humpen  jufammcn  gcfd^mol^en  merben. 

9?un  mit  fold^en  unb  bergleid^en  äBorten  unb  Sieben 
tiaben  fid^  bie  $.  (Sottc^fd^auer  bemühet  bie  jnniglic^e  Ber- 
einigung (Sottet  mit  ber  geheiligten  Seelen  etlid^er  maffen 
auljubruff cn ;  benn  biefelbc  grfinblid^e  jubefd^retben,  fagen 
fie,  bafe  man  nic^t  SBort  finben  fonne. 

S33ann  beromegen  ber  künftige  Sefer  in  bifen  SReimcn 
f)in  unb  miber  berogleid^cn  finben  mirb;  fo  moHc  er  fie 
aud^  nad^  bifem  Scrftanbc  rid^ten  unb  öcrftcl^en. 

3Bie  mot  id^  nun  mad  bifen  ^nctt  anbe-[15J  langt 
jur  gen&ge  mid^  vermeine  erli&rt  jul^aben;  fo  mug  ic^ 
bod^  nod^  einen  fc^önen  Xe^t  au^  Dionijfio  Carthnfiano 
att^er  fe^en :  bifcr  rebet  Artlc.  42  in  Exod.  alfo,  Sttebann 


an  ben  Sefcr.  11 

njtrb  bie  Seele  gan^  in  bafe  uncttblid^c  Sid^t  ausgebreitet, 
ber  ubeTtDefentIt(|cn  ©Dttl^eit  unb  überfedigften  3)re^einig* 
feit,  fo  ftra^Ienb,  Siebreid^  unb  nal^e  copulirt  ober  ber«* 
bunben,  bofe  fie  nicfit^  anbre^  öerfpüret,  nod^  i^re  eigne 
ffiurdung  toamimbt:  fonbem  fie  SSerJTeuft  öon  i^r  felbft,  unb 
Pcuft  ttjiber  in  jl^ren  eigenen  SJronnen,  unb  alfo  mirb  fie 
in  bic  Steid^tumber  ber  ®Iorien  öerjuffet,  in  bem  ^etox  ber 
ungefd^affenen  unauftntafelid^en  Siebe  öerbrennet;  in  beut  ^b^ 
grunbe  ber  (Sottl^eit  öertieffet  unb  öerfd^Iuffet,  ba^  fie  fd^eint 
etlid^er  ntaffen  bafe  gefd^affene  SBefen  aufe*  unb  ba^  un* 
gefc^affene  unb  erfte  SKuftertoefen  (efle  ideale)  toiber  angu 
iie^en.  9?id^t  ba§  bic  ©elbftdnbigfeit  öermanbeft  ober  bafe 
eigene  SBefen  tüeg  genommen  merbe,  fonbem  toeil  bie  3Beife 
gufe^n,  unb  bie  Sigenfd^afft  ober  qualitet  juleben  SSergottet 
toirb:  S^afe  ift,  ®Dtte  unb  feiner  überfeeligften  Seeligfeit 
übcmaturlid^  unb  gendbiglid^  vergleichet  toixb:  unb  alfo 
ttJtrb  furtreffli^  etfuCet  befe  9(pofteI^  SBort:  SBer  bem 
^@rren  anl^dngt  ift  ein  ®eift  mit  jtim,  2C. 

SBenn  nu  ber  SRcnfd^  gu  fold^er  SoUfomner  gleirfi^ 
^cü  &£)üt^  gelangt  ift,  bafe  er  ein  ®eift  [16J  mit  '©Ott, 
unb  einö  mit  j^m  toorben,  unb  in  ffi^rifto  bie  gdn^Iid^e 
Sinb'*  ober  Sol^nfd^afft  erreid^t  l^at,  fo  ift  er  fo  gro|,  fo 
retd^,  fo  ttjeife  unb  mdd^tig  ate  ©Ott,  unb  QiOtt  t\)ut 
nid^tö  ol^ne  einen  fold^en  SKenfd^en,  benn  ©r  ift  ein§  mit 
i^m;  er  offenba^ret  i|m  alle  feine  ^errlid^feit  unb  "Sieiä)^ 
tumber,  unb  l^at  nid^t^  in  feinem  ganzen  f^aufe',  ha%  ift, 
in  fid^  f eiber,  ttjeld^eö  er  für  jl^m  öerborgen  Igelte;  ttjie  er 
ju  Med  fagte,  id^  toiff  bir  all  mein  ®utt  jeigen  .  3)ero*= 
wegen  fagt  ber  Url^eber  nic^t  ^ubil  tt)ann  er  N.  14  in  ber 
^-ßerfon  eine^  fold^cn  SWenfd^en  fprid^t ;  id^  bin  f o  Sleid^  afö 
®Dtt:  J)cnn  »er  &fDtt  i)ai,  ber  l^ot  mit  ®Ctt  aUeö  toa^ 
(»Ott  ^at  .  älfo  m^  N.  8.  95.  unb  fonften  gefagt  wirb, 
ift  aud^  nad^  bifer  Bereinigung  ^uüerfte^en.  äßiekooi 
aud^  bife  ^toe^  erften  ein  abfegen  auff  bie  ^erfon  S^rifti 
^abcn,  toeld^er  toal^rer  &Dtt  ift,  unb  mit  feinen  unöer«* 
gletd^ßd^en  Siebe  SBerdEen  un^  gu  üerftel^en  gegeben,  a(d 
ob  ®Ott  gleid^fam  nid^t  »ol  mdre,  mann  mir  fotten  SSer" 
(o^ren  merben.  Seftmegen  @r  auc^  nid^t  atteine  in  bife^ 
(£Ienbe  lommen  unb  SRenfc^  morben,  fonbem  aud^  fo  gar 


12  ©tinnerune«  98orreb 

befe  atterfd^mdf|Iid^ften  Xoht^  f)at  Sterben  tüotten,  ba^  Gr 
nur  ung  miber  p  \xä)  bringen,  unb  fid^  mit  Un^  etnig 
erfreuen  unb  ergoßen  lonte:  SSie  er  auä)  fagt,  meine  Suft 
ift  be^  ben  äReufd^enfinbem.  D  be§  t)ern)unberlic^en  unb 
unauftfpred^Iid^en  2lbetö  ber  [17J  Seelen!  D  ber  unbefd^reib*» 
lid^en  SBürbigleit  ju  tneld^er  toix  burd^  K^riftum  gelangen 
fonnen!  toa^  bin  id^  bod^  mein  ffionig  unb  mein  ®Dtt! 
unb  toa^  ift  meine  ©eele  D  unenblid^e  SRajeftdt!  baft  bu 
bid^  emibrigeft  ju  mir,  unb  midi  er^ebft  ju  bir!  ba|  bu 
Suft  fud^ft  be^  mir,  ber  bu  bodEi  bie  emige  Suftborfeit  bift 
atter  ©eifter!  bafe  bu  bid^  mit  mir  h)ilt  bereinigen,  unb 
mid^  mit  bir,  ber  bu  in  uub  an  bir  felbft  ©miglid^  genug 
^aft!  3a  toa^  ift  meine  Seele,  ba§  fie  bir  aud^  gar  fo 
®emein  fol  fe^n,  ttjie  eine  SJraut  jl^rem  SJrdutigam,  ttjic 
eine  Siebe  j^rem  Sieben!  D  mein  ®Dtt:  SBann  id^  nid^t 
glaubte  ba§  bu  luartiafftig  h)dreft,  fo  fönte  id^  nid^t  glauben 
bag  jttjifd^en  mir  önb  bir,  atö  ber  unbergleid^Iid^en  SKajeftit 
fold^e  ©emeinfd^afft  jema^fe  moglid^  lodre.  SSeil  bu  aber 
gef|)rod^en  bu  ttJoHeft  bid^  mit  mir  SUermdJiIen  in  @rt)igfeit; 
fo  muj3  id^  nur  bife  uberöemünfftlid^e  ®enabe,  toeld^er 
id)  mi(|  nimmermel^r  !6nte  rt)urbig  fd^d^en,  mit  bemfittigem 
^er^en  unb  öerftarrtem  ©eifte  t)ern)unbern.  3)u  D  ®Dtt 
bift  ber  allein  unöergleid^Iid^e  ttjunber  t^ut;  Sintfiemal 
bu  aud^  atteine  ®Dtt  bift.  S)ir  fe^  Sob,  unb  5ßrei§,  unb 
3)anrf,  unb  ^errlid^feit  öon  ®tt)igfeit  ju  ©ttjigfeit. 

SBag  fünften  öil  anbre  nid^t  jeberman  Gemeine  Sieben 
unb  Sprudle  anbelangt,  fo  Ijoffe  id^  fie  werben,  bem 
gunftigen  Sefer,  im  faß  er  in  [18]  ben  Setirern  ber  ge«* 
Reimen  ®Dtte§  SBciftl^eit  befanbt  ift,  nid^t  atteine  nid^t 
frembbe;  fonbem  aud^  fcl^r  Sieb  unb  9lngenef|m  feljn:  in 
bem  er  ^ter  atö  in  einem  hir^en  Segriff  mirb  finben,  ttja§ 
er  hzi  j^nen  nad^  ber  Idnge  gelefcn,  ober  ja  felbft  burd^ 
gendbige  befud^ung  ®Dtte§  in  ber  Stiat  gefd^mdffet  unb 
empfunben  ^at.  §ft  er  aber  nod^  Unerfal^ren,  fo  rt)il  id^ 
jf|n  freunbli(|  ju  jl^nen  gemifcn  l^aben :  ^nfonberl^eit  jum  Rus- 
brochio,  Thaulero,  Harphio,  AuthoriTheologiaeTeutonicae 
&c:  Unb  neben  bifen  fonberlid^  jum  Maximil.  Sandaeo 
Socletatis  Jesu,  loeld^er  fid^  mit  feiner  Theologia  Mystica, 
unb  bem  clave,  über  bie  maffen  gegen  bie  Siebl^aber  bifer 


an  ben  Sefet.  13 

@btäxd)tn  fünft  öerbienet  i)at  S)cnn  eine  gan^e  unb  lautere 
Stufelegung  über  atte  unb  jebe  3Borte  5untad^en,  mürbe  eine 
groffe  tt)eitI4ufftig!eit  erforbem,  unb  nur  bem  Sefer  öer»* 
briefelid^  fe^n.  ®ö  ift  befe  93üc|erfc|rciben^  ol^ne  bife  feine 
maß,  ba^  anje^o  faft  nte^r  gefd^riben  ate  gelefen  tüirb. 
Dife  SReimen,  gleid^  ttjie  fie  bem  Ürfieber  nteiften  t^eifö  o^ne 
Sorbebad^t  unb  mu^fameö  9?acl^ftnnen  in  fur^er  Qzxi  bon 
bem  Urfprung  aHe§  guten  einig  uub  aHein  gegeben  ttjorben 
wtffjufe^en ;  alf o  bafe  er  aud^  bafe  erfte  SJud^  in  bier  S^agen 
verfertiget  i)at;  foHen  aud^  fo  bleiben,  unb  bem  Sefer  eine 
auffmunterung  fein,  bcn  in  fid^  Verborgenen  ©Ott,  unb 
beffcn  l^eilige  SBeifel^eit  felbft  jufud^en,  [19]  unb  fein  Stn«» 
geftd^te  mit  rignen  äugen  jubefd^amen.  S^bod^  too  bcr 
Serftanb  jttjeiffel^afftig  ober  gar  p  2:uttdfel  ju  fein  ber«» 
meinet  »irb,  fo  {ol  babe^  eine  fur|e  ©rinnerung  gefd^ef^en. 
5)er  Sefer  benfe  aber  tt)eiter  nad^,  unb  lebe  in  betrad^tung 
ber  ®6ttUd^en  lounber  mit  ungefdlfd^ter  Siebe,  ju  groffen 
@^rcn  ®Dtte^;  beme  befolgten,  begeben  in  ©d^Ieften  ben 
7.  ^eumonat^tag  be§  fec^je^en^unbert  unb  ©ed^g  unb 
funflf^igften  S^ffre^. 

[ünbez.  Seite ;  20.]      Approbatio. 

Ego  infrafcriptns  legi  Domini  Joannis  Angeli  Sileßj 
libellnm  qui  infribitnr  ©eiftreid^e  @inn-  unb  ©d^Iufe*- 
9fleime;  quo  amoenitatem  Infumque  Po^ticum  ita  pietati 
facrisqne  falibus  mifcet,  nt  Lectorem  inde  &  recreandum 
fperem,  &  ad  pios  animi  fenfus  commovendum.  Ideoqne 
dignnm  cenfni,  qui  Inci  pnblicae  committeretur  .  Yiennae 
ex  Caefareo  Academico  Collegio  Societatis  Jesu  die 
2.  Aprilis  Anno  1657. 

Nicolaus  Avancinns, 
e  Soc:  Jesu,  S.S.Theol:  Do- 
ctor  ejnfdemqne  Facnltatis  Vien- 
nenfis  Decanns. 

Imprimatur. 

Joannes  Guilielmns 

Jnncher^  p.  t.  Vniver- 

ritats  Rector, 


14  Sol^annid  »ngeli  [1, 1 

Sol^annte  Slngcli  ©tlcfij 

®eiftrcid^cr  ©inn«»  unb  Sd^Iujs* 
ateimen. 

1.  9Bag  fein  ift  ba^  befielet. 

Sietn  toie  ba^  feinfte  ®o(bt,  fteif  tote  ein  ^^elfenftein, 
®anii  lauter  toie  6)r);;ftan,  fol  bein  ®em6tl^e  fe^n. 

2.  ^ie  ©toige  Slul^eft&bt. 

@$  mag  ein  anbrer  fidji  umb  fein  )Begr&bni^  !r&n!en 
Unb  feinen  SRabenfal  mit  ftol^en  Sau  beben!en. 
3cl^  @orge  nid^t  bafüc:  äRein  ®tah,  mein  %lt\%  unb  f darein 
3n  bem  id^  etoig  9lul^,  fol'iS  ^er^e  ^(&\u  fe^n. 

3.  ©Ott  !an  allein  t^ergnügen. 

äBeg  toeg  j^r  Seraphim  jl^r  I6nt  mid^  nit  erquiffen: 
äSßeg  toeg  i\fv  iß  eiligen,  unb  tvad  an  eud^  tl^ut  Miffen: 
3d{f  toiD  nun  eurer  nid^t:  id^  toerffe  mid^  aUein 
3n9  ungefd^affne  SReer  ber  bioffen  ©Ottl^eit  ein. 

4.  9Ran  mu|  gan|  @6ttlid^  fe^n. 
$®rr  eg  gen6gt  mir  nid^t,  ba^  id^  bir  @nglifd^  biene 
Unb  in  SoUfümmenl^eit  ber  ®6tter  für  bir  ©n'ine: 
@iS  ift  mir  \>U  ^ufd^Ied^t,  unb  meinem  ®eift  gu  !(ein: 
äßer  ^ir  red^t  bienen  teil  mu^  mel^r  ald  @6ttli(^  fe^n. 

5.  3Ran  toei^  nid^t  toad  man  ift. 

3d^  toei^  nid^t  toa^  id^  bin,  gd^  bin  nit  tvad  id^  toei^: 
@in  bing  unb  nit  ein  bing:  ®in  ftü^ffd^in  unb  ein  !rei^. 

[22]     6.  ^u  muft  toad  ©Ott  ift  fe^n. 

@ol  id^  mein  le^ted  @nb,  unb  erften  Einfang  finben, 
@o  mu^  id^  mi(^  in  ©Ott,  unb  ©Ott  in  mir  ergrünben 
Unb  »erben  ba^  toag  @r:  3dJ  mu^  ein  Sd^ein  im  ©c^ein: 
^d}  mu^  ein  993ort  im  ä&ort:  (a)  ein  ©Ott  im  ©Otte  fet^n. 
(a)  Thanl.  inllit.  spir.  c.  39. 

7.  man  mug  nod^  über  ©Ott. 

äBo  ift  mein  SCuffentl^alt?    9Bo  id^  unb  bu  nid^t  ftel^en: 
äBo  ift  mein  Itl^M  @nb  in  toeld^e^  id^  fol  gelten? 
Xa  too  man  !eined  finbt  .  ^o  fol  id^  bann  nun  l^in? 
3d^  mu^  nod^  (b)  über  ^Ott  in  eine  tpüfte  giel^n. 
b.  i.  e.  über  alled  ba|  man  an  ©Ott  er!ennt  ober 


1, 8]  etfM  fbvd^  15 

t»on  jl^m  0eb&n!en  lan,  'nadf  bec  t»erneinenben  be^ 
fd^atoung,  t»on  toeld^er  fud^e  be^  ben  Mijsticis. 

8.  @Ott  lebt  nid^t  ol^ne  mid^. 

3d^  toet^  ba^  ol^ne  mid^  ©Ott  nti^t  ein  92u  lan  leben, 

*)  SBetb*  id^  )u  nid^t  (St  mu^  bon  9lotl^  ben  ®eift  ausgeben. 

*)  ©djatoe  in  ber  »orrebe. 

9.  3d^  l^abg  bon  @ott,  unb  ©Ott  bon  mit. 
2)a^  ©Ott  fo  feelig  ift  unb  Sebet,  ol^n  Setlangen, 
^ot  ®t  fo  n)oI  bon  mit,  oIS  id^  bon  gl^m  em))fangen. 

10.  3d^  bin  toie  ©ott,  unb  ©ott  toit  x^. 
Sdjf  bin  fo  gto^  M  ©Ott:  (^  ift  oU  idjf  fo  Hein; 
®t  !an  nidjt  übet  midj,  id^  untet  31^m  nid^t  fe^n. 

11.  ©Ott  ift  in  mit,  unb  id^  in  ^^m. 

©Ott  ift  in  mit  t^ag  geut,  unb  ic^  in  3^m  bet  fd^ein: 
@inb  \oxv  einanbet  nid^t  Qanli  jnniglid^  gemein? 

[25]     12.        aXan  muMi<^  ^^eifd^n)en!en. 

SRenfc^  n)0  bu  beinen  ©eift  fd^toingft  übet  Ott  unb  Seit, 
@o  !anftu  jeben  blif  fe^n  in  bet  ®toigVeit. 

13.  3)et  aWenfd^  ift  ®toig!eit. 

3d^  felbft  bin  (Stoigreit,  toann  id^  bie  3eit  betlaffe, 
Unb  mid^  in  ©Ott,  unb  ©Ott  in  mid^  jufamen  fajf e. 

14.  @in  (Sl^tifi  fo  fütidf  aH  ©Ott. 

3d^  bin  fo  9tcid^  alS  ©Ott,  eS  !an  fein  fiaublein  fein, 
Xa^  id^  (9Renfd^  glaube  mit)  mit  ^^m  nid^t  l^ab  gemein. 

15.  Xit  übet  ©Ottl^eit. 

äßad  man  oon  ©Ott  gefogt,  bad  gnüget  mit  nod^  nid^t: 
3)ie  übet  ©Ottl^eit  ift  mein  2thtn  unb  mein  £ied^t. 

16.  ^ie  Siebe  jtoinget  ©Ott. 

(a)  9Bo  ©Ott  midjf  übet  ©Ott  nid^t  fo(te  tooaen  btingen, 
@o  \oxü  id)  Sl^n  ta^  mit  bloffet  Siebe  sn)ingen. 
a.  Vid.  no.  7. 

17.  @in  (Sl^tift  ift  ©Otted  @ol^n. 

3c^  aud^  bin  ©Otted  @ol^n,  idjf  fi|  an  feinet  $anbt: 
6ein  ©eift,  fein  gieifdj  unb  »lut,  ift  gi^m  an  mit  befanbt. 

18.  3c^  tl^ue  es  ©Ott  gUidjf. 

©Ott  liebt  midif  übet  fld^:  2id>  id^  Sl^n  übet  mid^: 
@o  geb  idjf  Sl^m  fo  bil,  al^  et  mit  gibt  au^  fid^. 


16  Sol^anni«  «ngeU  fl,  19 

19.        ^aS  feelige  Stillefd^toetgen. 

äßte  feelig  ift  ber  äßenfd^,  ber  toebec  toil  nod^  toeig! 

♦)  3)er  ©Ott  (bctftelj  mid^  red^t)  ntd^t  ßibet  Sob  nod^  ^reiS- 

*)  Denotatur  hie  Oratio  lilentij,  de  qua  vide  Maximil. 
Sandae.  Theol.  mystic.  lib.  2.  comment.  3. 

[26]     20.        3)ie  ©eeligfeit  ftel^t  be^  bir. 
SJlenfd^  beine  SeeligVeit  lanftu  bir  felber  nemen: 
®ü  bu  bic^  nur  bogu  toilt  fd^ifen  unb  bequemen. 

21.  @Ott  laft  fid^  toie  man  toit. 
©Ott  gibet  niemanbt  nid^t«,  @r  ftel^et  atten  fre^: 
a)a6  ®r,  too  bu  nur  31^n  fo  teilt,  ßan^  beine  fe^. 

22.  ^ie  ©eUffenl^eit. 

So  bil  bu  ©Ott  gelÄft,  Jo  bil  ma^  ©r.bir  toerben, 

9^id^t  minber  unb  nid^t  mel^r  l^ilfft  ®r  bir  au^  befd^merben. 

28.  S)ie  ©eiftlid^e  äßaria. 

SdJ  mu^  aJl«ÜW32l  fe^n,  unb  ©Ott  au^  mir  gebdl^ren, 
@oI  ®r  mid^  ©toiglid^  ber  @eeli0!eit  getoel^ren. 

24.  Xu  muft  nid^tg  fe^n,  nid^tiS  toollen. 
SRenfd^,  too  bu  nod^  toad  bift,  toad  toeift,  tood  liebft  unb  l^aft: 
@o  biftu,  glaube  mir,  nid^t  lebig  beiner  Saft. 

25.  ©Ott  ergreifft  man  nid^t. 

©Ott  ift  ein  lauter  nid^t«,  gi^n  röl^rt  Mn  3lm  nod^  §ier:*) 
3e  mel^r  bu  nad^  3^wi  gteiffft,  je  mel^r  entteirb  ®r  bir. 
*)  i.  e.  Seit  unb  Ort. 

26.  ^er  gel^eime  Sobt. 
a:obt  ift  ein  feelig  3)ing:  3e  IrÄfftiger  er  ift: 
3e  l^errlidjier  barauf,  ba^  2thtn  toirbt  erfift. 

27.  Xa^  sterben  mad^et  Seben. 

3n  bem  ber  toeife  äJlann  )u  taufenbmalen  ftirbet, 

®r  burd^  bie  äßarl^eit  felbft  umh  taufenb  Seben  teirbet. 

28.  S)er  allerfeeligfte  Sobt. 

Äein  2;obt  ift  feeliger,  alS  in  bem  §®rren  fterben 

Unb  umb  oad  (Steig  ©utt  mit  Seib  unb  @eel  berberben.*) 

[27]  ♦)  i  e.  Umh  ©Otte«  teitten  auA  Seib  unb  @eel  in«  Äuferftc 
t)erberben  l^ingeben :  äBie  Mofes  unb  Paulus  fid^  erbotten,  unb  t)il 
anbere  ^eiligen. 


1, 29]  (Srfied  »u^.  17 

29.  2)er  @totge  Sobt. 

S)er  %oh,  aui  toeld^em  ntd^t  ein  9leued  Seben  blül^et, 
2>er  iftd  ben  meine  @eel  ou^  alten  ^dben  fliel^et. 

30.  ®d  ift  !ein  Xcht 

3d^  bI<^><^^  !einen  ^ob:  @terb  td^  gleid^  aDe  @iunben. 
So  l^ob  id^  iebedmal^l  ein  beffet  £eben  funben. 

Sl.       Xai  immettoel^tenbe  sterben. 
3c^  fierb*  unb  lebe  ®Dtt:  toil  ic^  ifftn  etoig  £eben, 
@o  nut^  idjf  etoig  audjf  fiir  gl^m  ben  ©eift  mtffgeben.*) 
*)  myilice  i.  e.  reügnare. 

32.  ©Ott  fiirbt  unb  lebt  in  und. 

3d^  fterb'  unb  leb*  audjf  nic^t:  (a)  ©Ott  f eiber  ftirbt  in  mir: 

Vint  tüai  iäf  leben  fol,  (b)  lebt  ®r  audf  f6r  unb  für. 

(a)  Qnia  originaliter  ab  ipfo  profloit  Tirtns  mortificationis  . 
Item  lecnndnm  Paul :  2.  cor.  3.  10.  mortificationem  Jesu.  b. 
vivo,  jam  non  ego,  fed  Chriftos  in  me. 

33.  ^x(S}H  lebet  ol^ne  Sterben. 

@Ctt  felber,  toenn  @r  bir  toil  leben,  mu^  erfterben: 
93ie  b&ndftu  ol^ne  ^ob  fein  2thtn  guererben. 

34.  ^er  Sobt  bergbttet  bid^. 

äBann  bu  geflorben  bift,  unb  ©Ott  bein  2^hm  toorben, 
So  trittftu  erfl  red^t  ein  ber  ^ol^en  ®6tter  Orben. 

35.  2>er  Sobt  iftd  befte  ^ing. 
3(^  f<td^  ^^I  ^^  ^0^  Allein  mid^  mad^et  fre)^: 
Xai  er  bad  befte  ^ing  au^  aUm  fingen  fe^. 

[28]     36.         Rein  Sobt  ift  ol^n  ein  £eben. 

3c^  fag  ti  ftirbet  nid^td:  nur  ba^  ein  anber  2thtn, 
9iudf  felbft  ba^  ^einlid^e,  toirb  burd^  ben  2;ob  gegeben. 

37.  S)ie  Unrul^  !ombt  bon  bir. 
9{id^id  ifi  ba^  bid^  beloegt,  bu  felber  bift  ba^  füah, 
%>ai  m^  ftd^  felbften  laufft,  unb  feine  ffinfft  f^at 

38.  ©leic^fdjfdtung  mad^et  füu^. 
äBann  bu  bie  2)inge  nimbft  o^n  allen  unterfd^eib: 

So  bleibfhi  {tiD  unb  gleid^,  in  £ieb  unb  aud(f  in  2etfh. 

39.  S)ie  Unbollfommne  gelaffenl^eit. 
9Ber  in  ber  $6lle  nid^t  !an  ol^ne  $5Ile  leben, 

2>er  l^at  fidjf  noc^  nic^t  gan(  bem  $mten  6bergeben. 

Ang.  Sil  es  int,  Cherub  Wandwamann.  2 


18  Sol^anni»  «ngeli  11,40 

40.  ©Ott  tft  ba^  foai  ®r  ft)tl. 

®Dtt  ift  ein  SBunberbing :  ®t  ift  ba^  h)a3  ®r  h)tl, 
Unb  toil  ba^  b>ad  @r  ift  ol^n  alle  ma^  unb  giel^l. 

41.  ©Ott  toeiB  ]i^m  fell^ft  !ein  @nbe. 
©Ott  ift  unenblid^  Sqo^,  (3Jlenfd^  glaube  ba^  bel^&nbe), 
®r  felbfl  jtnbt  ©toigrid^  nid^t  feiner  ©Dttl^eit  (Snbe. 

42.  9ßie  grünbt  fid^  ©Dtt? 

©Ott  gt6nbt  ftd^  ol^ne  gntnb,  unb  m^^i  ftd^  ol^ne  ma^l 
»iftu  ein  ©eift  mit  i^m,  aßenfd^  fo  berftel^ftu  ba^. 

43.  Tlan  liebt  aud^  ol^n  ec!ennen. 

3d^  Sieb  ein  einzig  ^ing,  unb  ft)ei^  nid^t  Wai  eS  ift: 
Unb  toeil  id&  eS  nid^t  toei^,  bcumb  l^ab  ic^  ed  erüft. 

44.  ^a(  ettoaiS  muf^  man  (äffen. 
SRenfd^  fo  bu  @ttoad  liebft,  fo  liebftu  nid^tiS  füth)al^c: 
©Ott  ift  nid^t  bi^  unb  ha%  btumb  la^  ba^  (^toai  gar. 

45        Xa^  Serm6genbe  Unberm^gen. 
Sßer  nid^td  begel^rt,  nid^td  l^at,  nid^tg  toeiß,  nid^td  liebt, 

nid^tiS  h)il, 
S^er  l^at,  ber  loei^,  begel^rt,  unb  liebt  nod^  jmmer  bil. 

[29]     46.  Xa^  feelige  Unbing. 

gd^  bin  ein  feeligd  XinQ,  mag  id^  ein  Unbing  fe^n, 
S)a^  allem  toad  ba  ift,  nid^t  !unbt  toirb,  noc^  gemein. 

47.  a)ie  Seit  ift  ®toig!eit. 
S^t  ift  toie  @toig!eit,  unb  (^toigfeit  toie  3^it, 
So  bu  nur  felber  nid^t  mad^ft  einen  unterfd^eib. 

48.  ©Otted  Xtmptl  unb  Slltar. 
©Ott  oj)ffert  ftd^  jl^m  felbft:  Sd^  bin  in  jebem  nu 
©ein  %mpti,  fein  mtat,  fein  öettftui  fo  id^  rul^. 

49.  S)ie  ffiu^  iftd  ]^6d^fte  ©utt. 

füu^  ift  hai  l^6d^fte  ©utt:  unb  todre  ©Ott  nid^t  rul^, 
3d^  fc^lieffe  für  31^m  felbft  mein'  SCugen  beebe  au. 

50.  S)er  ^l^ron  ©OtteiS. 

Sragftu  mein  (^l^rift  too  ©Ott  gefegt  l^at  feinen  Sl^ron? 
Xa,  too  @r  bidjf  in  bir  gebül^ret  feinen  @ol^n. 

51.  ^ie  gleid^l^eit  ©OtteS. 

äBer  unbetoeglic^  bleibt  in  ^ttoh,  in  Seib,  in  $ein: 
^er  !an  nunmel^r  nit  toeit  bon  ©otted  ©leid^l^eit  fe^n. 


1, 52]  (grpe«  ÖiidJ  19 

52.  2)aB  getfllid^e  @enff!otn. 

®in  ©enfffom  ift  meht  ©eift  butd^  fd^etnt  jl^n  feine  Sonne, 
@o  to&d^fl  er  @Otie  ^letd^  mit  freübenteid^er  äBonne. 

53.  ^ie  ^U0enb  fi^t  in  9{ul^. 

9Renfcl^  h)0  bu  ^ugenb  h)tr!{i  mit  9(tbeit  unb  mit  Vtü^, 
@o  l^aftu  fie  nod^  nid^t,  bu  friegeft  nod^  umb  fte. 

54.  S)ie  tDefentlid^e  2;ugenb. 

Sd^  felbft  mu^  ^ugenb  fe^n,  unb  !einen  3ufall  toiffen: 
93o  ^ugenben  au^  mir  in  SSarl^eit  foHen  ffieffen. 

55.  S)er  IBrunqued  ifi  in  und. 

S)u  barffft  au  ©Ott  nid^t  fd^rel^n,  ber  S9runnqueE  ift  in  bir: 
6toj)ffftu  ben  au^gang  nid^t,  er  flüffet  für  unb  für. 

[30]     56.      2)a^  miBtrah>n  fc^m&l^et  ©Ott 
Bo  bu  Oüi  äili^ertrah^n  )u  beinem  ©JDtte  flel^eft, 
Unb  jl^n  nid^t  forgen  l&ft:  f(^  ba^  bu  Sl^n  nidjft 

fd^m&l^eft. 

57.  3n  ed^toad^l^eit  toirb  ©Ott  funben. 
9Ber  an  ben  Skiffen  (al^m,  unb  am  ©eftd^t  ift  bltnb, 
^er  tl^ue  ftdjf  bann  uxttb,  ob  er  ©ott  jrgenbd  finb. 

58.  2>er  ©igen  gefud^. 

SRenfd^  fud^ftu  ©Ott  umb  dtaf^,  fo  ift  bir  nod^  nid^t  red^t, 
Xu  fud^eft  bid^,  nid^t  gl^n?  bift  nod(f  nid^t  ^inb,  nur  Rnec^t. 

59.  SBie  ©Ott  b>i(  fol  man  tooden. 
9Bdr'  id^  ein  8 era^l^ in,  fo  n)oIt'  id^  lieber  fe^n 
S)em  ^Hften  augefaUn,  ba^  fd^n^bfte  äßürmelein. 

60.  £etb,  Seele,  unb  ©ottl^eit. 

S)ie  Seel  ift  ein  ^riftaa,  bie  ©Ottlj^eit  ift  ]l^r  fd^ein: 
^er  Seib,  in  bem  bu  Sebfi,  ift  jl^rer  beiber  fd^ret^n. 

61.  3n  bir  mn%  ©Ott  gebol^ren  toerben. 
93irb  (Sl^riftuS  taufenbmal^l  gu  Setl^lel^em  gebol^ren, 
Unb  nid^t  in  bir,  bu  bleibft  nod^  (Stoiglid^  k^erlol^ren. 

62.  S)aB  &uffre  l^ilfft  bid^  nid^t. 

2)at  Rreut  a^  ®<''^d<tt^<^  '<i>^  ^i<^  ^^t  bon  bem  b^fen, 
äBo  ed  nic^t  aud^  in  bir  toirb  auffgeridjit,  erl^fen. 

63.  etel^  felbft  t)on  lobten  auff. 

3d^  fag,  ed  l^ilf^  bid^  nid^t,  ba(  Sl^riftuS  aufferfianben, 
äBo  bu  nod^  ligen  bleibft  in  Sünb,  unb  tobedbonben. 

2* 


20  gol^anniS  ^n^tli  P,  64 

64.  S)ie  geiftlid^e  @&un0. 

@ott  ift  ein  Slcferdmann,  ba^  ^om  fein  etoig  SBort, 
3)ie  ^pugfd^at  ift  fein  ©eift,  mein  ^erj  ber  fdunggott. 

[31]     65.  Slrmut  ift  ©Htlid^. 

@ott  ift  ba^  drmfte  bing,  @r  ftel^t  gan^  blo^  unb  fte^: 
S)ntmb  fag  id^  red^t  unb  h>ol,  ba^  armut  ®&ttlid^  fe^. 

66.  äRein  ^er^  ift  ©Dtted  ißerb. 

Sßo  ©Ott  ein  getoer  ift,  fo  ijl  mein  §erft  ber  §erb, 
^uf  toelc^em  ®r  ba^  $oI^  ber  ©ittelfeit  ber^el^rt. 

67.  Xa^  Rinb  fd^rej^t  nad^  ber  SRutter. 
SBie  ein  entmild^teS  Rinb  nad^  feiner  SJlutter  toeint: 
@o  fc^re^t  bie  @eel  nad^  ©Ott,  bie  3^n  aUeine  meint. 

68.  @in  SCbgrunb  rufft  bem  anbern. 

2)er  2lbgrunb  meines  ©eiftS,  rufft  immer  mit  ©efd^re^, 
S)en  Slbgrunb  ©DtteS  an:  @ag  toeld^er  tieffer  fe^? 

69.  aRild^  mit  SBein  ftdrfet  fein. 

3)ie  aKenfd^l^eit  ift  bie  SWild^,  bie  ©Dttl^eit  ift  ber  ^tin, 
3;rinl  Tlildf  mit  Sßein  bermifd^t,  toiltu  ßeft&rfet  fein. 

70.  2)ie  Siebe. 

3)ie  Sieb'  ift  Dnfer  ©Ott,  e8  lebet  al«  burd^  Siebe: 
Sßie  feelig  »Ar'  ein  HRenfd^,  ber  ft&t«  in  jl^r  berbUebe! 

71.  man  mn^  ba^  SBefen  fein. 
Sieb'  üben  l^at  bU  mtff :  toir  foKen  nic^t  allein 
9«ur  Sieben:  fonbern  felbft,  toic  ©Ott  bie  Siebe  fein. 

72.  SBie  fidjt  man  ©Ott? 

©Ott  ft)ol^nt  in  einem  Siedet,  gu  bem  bie  bal^n  gebrid^t: 
SBer  eS  nic^t  felber  h>irb,  ber  fll^t  jl^n  (Stoig  nid^t. 

73.  2)er  äßenfdif  toar  ©OtteS  Seben. 

®l^  ic^  nod^  ettoaiS  toarb,  ba  h>ar  id^  ©Dtted  2tf>m:*) 
^rumm  l^at  er  aud^  für  mid^  ftd^  gan^  unb  gar  ergeben. 
*)  Joh.  I.  Quod  factum  eft  in  ipfo,  vita  erat. 

[321       74.      3Ran  fül  aum  Slnfang  fommen.      ^ 

^er  ©eift  ben  ©Ott  mir  l^at  im  @d^5))ffen  eingel^auc^t, 

@ol  toiber*)  äBefentlidjf  in  3l^m  ftel^n  eingetaud^t. 

♦)  2Bar?>afftig,  gdnt[rid&,  jnni^rid^,  alfo  SBefenl« 
ixdf^  einfel^rung  b^tfm  äloiio  inftit.  c.  3  num.  8. 


1, 75]  (grpc8  »ud^  21 

75.  ^ein  SCbgott,  bein  Segel^ten. 
»cgel^rftu  toa«  mit  ®Dtt,  idj>  fage  Kar  bnb  fre^, 

.    (äßie  ^e^Iig  bu  aud^  Mft)  ba^  ed  bein  $lbgott  fe^. 

76.  9lid^td  tooKn  mad^t  ©otte  gleid^. 

©Ott  ifi  bie  @b>ge  ffiu^,  h)et(  ®t  nid^td  fud^t  nod^  toil: 
SBiliu  ingleid^en  nid^tiS,  fo  biftu  eben  Dil. 

77.  ^ie  binge  finb  geringe. 

aSie  !Iein  ift  bod^  ber  SRenfd^,  ber  etioad  gro^  tl^ut  fd^&ten, 
Unb  ftd^  nid^t  über  fid^  in  ®€)tM  2:i^ton  einfe^en! 

78.  Xai  ®efdj5»)ff  ift  nur  ein  ftftj)ffd^en. 
©d^au  aSeS  h)ad  ®ott  fd^uf,  ifi  meinem  ©eift  fo  !Iein, 
2)a^  ed  jl^m  fd^eint  in  jl^m  ein  einzig  @tjü^fd^en  fein. 

79.  @ott  tr&gt  t)o(l!ommne  f^rüd^te. 

äßet  mir  SoKfonunenl^eit  h)ie  @ott  l^ot  absti>ilsf))red^en, 
S)er  mfifie  mid^  )ut»or  \>en  feinem  *9Beinfto!  bred^en. 

80.  (Sin  jebed  in  bem  feinigen. 

S)er  Soge(  in  ber  £ufft,  ber  Stein  rul^t  auff  bem  iBanb, 
3m  SßafFer  lebt  ber  gifd^,  mein  ©eift  in  @otted  $anb. 

81.  @Dtt  brfil^t  auB  feinen  3tveigen. 
»ifht  au^  ®Ott  gebol^m,  fo  blfil^et  ©Ott  in  bir: 
Unb  feine  ©Ottl^eit  ift  bein  @afft  unb  bein  Sier. 

82.  ^er  ^immel  ift  in  bir. 

i^It  an  too  lauffftu  l^in,  ber  Fimmel  ift  in  bir: 
@ud^ftu  ©Ott  anberdh>o,  ^u  fel^Ift  ^l^n  für  unb  für. 

[33]     83.      9ßie  !an  man  ©Otted  genieffen. 
©Ott  ift  ein  ©inged  @in,  toer  feiner  teil  genieffen, 
Tlu%  fid^  nid^t  toeniger  ald  ®r,  in  gl^n  einfd^Iieffen. 

84.  äBie  toirb  man  ©Otte  gleid^? 

SBer  ©Ott  toil  gleid^e  fe^n,  mu^  aUm,  ungleid^  toerben, 
9Ru^  lebig  feiner  felbft,  unb  (og  fe^n  bon  befd^toerben. 

85.  äBie  l^6rt  man  ©Otted  äBort? 

6o  bu  ba^  ©toge  SBort  in  bir  teilt  l^6ren  f^red^en: 
@o  mufht  bid^  jubor  k^on  Unrul^  gan(  entbred^. 

86.  3d^  bin  f 0  breit  ali  ©Ott. 

3d^  bin  fo  breit  al(  ©Ott,  nid^td  ift  in  aEer  SSeU, 
S)a^  mid^  (O  äBunber  bing!)  in  fid^  umbfd^Ioffen  l^elt. 


22  Sol^anin«  9(ngeli  [1, 87 

87.  3m  (Sfflein  ligt  bet  ^d^a^. 
äßaS  mattetfhi  baS  dc|t:  bet  ®!ftetn  iftd  aEein, 
3n  bem  ©efunbl^eii,  ®oIb,  unb.  alle  ^6nfte  fein. 

88.  (S8  liget  als  im  äO^enfd^en. 

9Bie  mag  bid^  bodjf  O  äßetifd^  nad^  eth>ad  tl^un  äSerlangen, 
9Bei(  bu  in  bit  l^ältft  ®Dü,  unb  aUe  S)ing*  umbfangen? 

89.  ^ie  @eer  ift  ©Otte  gleid^. 

SBeil  meine  See!  in  @Ott  fielet  aujfer  Seit  unb  Ort, 
@o  mu^  fie  gleid^e  fe^n  bem  Ort  unb  ®h>gen  äBort. 

90.  ^ie  ©ottl^eit  ifi  ba^  grüne. 

S)ie  ©Dttl^eit  x\t  mein  @afft:  h>aiS  aa^  mir  grünt  unb  l^Iöl^t 
^a^  ift  fein  $eüger  ©eift,  burdj^  ben  ber  trib  gefd^ic^t. 

[34]     91.  9Ran  fol  für  allti  banfen. 

SRenfd^  fo  bu  ®Dtt  nod^  4>flegft  nnib  bi(  unb  ba^  guban!en, 
IBiftu  nod^  nid^t  t>erfe|t  au!^  beiner  @d^ta)ad^l^eit  fd^ran!en. 

92.  9Ber  gan^  S3erg6ttet  ifi 

9Ber  ifl  M  to&r*  er  nidjft,  unb  tohx*  er  nie  getoorben: 
^er  ift  (D  feelig!eit!)  )u  lauter  ©otte  toorben. 

93.  3n  fid^  l^6rt  man  ba^  äBort. 
äßer  in  flc^  felber  fttt,  ber  1^5ret  ©Dtted  SBort, 
SSemein  eS  toie  bu  teilt,  aud^  ol^ne  S^  unb  Ort. 

94.  ^ie  S)emui 

^ie  S)emut  ift  ber  ©runb,  ber  XdUi,  unb  ber  fd^rein, 
3n  bem  bie  2;ugenben  ftel^  unb  l^efd^Ioffen  fel^n. 

95.  ^ie  £auter!eit. 

Sßann  id^  bie  Souterfeit  burd^  ©Ott  getoorben  bin, 
@o  toenb*  id^  mid^  umb  ©Ott  guftnben  nirgenbS  l^in. 

96.  ®ott  mag  nid^tS  ol^ne  mid^. 

©Ott  mag  nid^t  ol^ne  mid^  ein  eintjigS  äBürmlein  mad^en: 
®rl^alt*  id^S  nid^t  mit  3l^m,  fo  rmi  ed  ftra!d  gulrad^en. 

97.  SRit  ©Ott  bereinigt  fe^n,  ift  gut 

für  ®h)ge  $ein. 
Sßer  ©Ott  t)ereinigt  ift,  ben  !an  @r  nid^t  t)erbammen, 
@r  ftür^e  fld^  bann  felbft  mit  Jl^m  in  %oh  unb  flammen. 

98.  2)er  tobte  9BiI(e  l^errfd^t. 

S)afem  mein  SiSta*  i|t  tobt,  fo  mu^  ©Ott  toa^  id^  loU: 
3d^  fd^reib  3(m  felber  t)or  ba(  äRufter  unb  ba(  QU 


1, 99]  @tfied  »ud^.  23 

99.      ^er  ®elaffenl^eit  giltd  gleid^e. 
3d^  lajfe  mtd^  ®ott  gan^,  toxi  ®t  mir  Sel^ben  mad^en, 
Bo  toi(  idjf  S^iit  fo  ^ol,  ald  ol^  ben  S^euben  lad^en. 
[35]     100.  (Sind  Hltt  ba|  anber. 

@Dtt  ifi  fo  M  an  mir,  a(8  mir  an  ^m  gelegen, 
Btin  toefen  l^elff  id^  gl^m,  n)ie  @r  bog  meine  liegen. 

101.  (SJ^rifluS. 

$6rt  tounber !  (Sljfriftud  ift  ba^  £amb  unb  aud^  ber  $irt, 
äBenn  ©Ott  in  meiner  @eel  ein  SRenfd^  gebol^ren  n)irbt. 

102.  ^ie  geiftlid^e  ©olbmad^ung. 

2)ann  toirb  ba|  IBIe^  ju  ®olb,  bann  f&Ot  ber  SufaU  l^in, 
9Bann  idjf  mit  ©Ott  burc^  ©Ott  in  ©Ott  ^ertvanbelt  bin. 

103.  9(ud^  bon  berfelben. 

3d^  felbft  bin  ba|  äRetaU,  ber  ©eift  ift  gfeur  unb  $erb, 
Melüas  bie  Tinctor,  bie  Seib  unb  @ee(  l^erllSri 

104.  9loc^  bon  il^r. 

@o  balb  burd^  (&ottti  gfeur  id(f  mag  gefc^meltiet  fein, 
@o  bru!t  mir  ©Ott  a(|ba(b  fein  eigen  SBefen  ein. 

105.  2)a^  9i(bnu^  ©otted. 

3d^  trage  ©ottedbilb:  toenn  @t  M  ^^  befel^en, 

@o  !an  es  nur  in  mir,  mh  tohx  mir  gleid^t,  gefd^e^en. 

106.  S)a|  ein'  ift  in  bem  9(nbern. 

3d^  bin  nid^t  ouffer  ©Ott,  unb  ©Ott  nid^t  auffer  mir, 
3d^  bin  fein  ©lant  unb  Siedet,  unb  ®r  ift  meine  3^^- 

107.  @d  ift  nod^  alU  in  ©Ott 
3ftd,  ba(  bie  (Kreatur  au^  ©Ott  ift  au^gefloffen: 
Sa^ie  ^Ut  (Sr  fte  bamiDdjf  in  feiner  @d^o|  befd^Ioffen? 

108.  S)ie  »ofe. 

2)ie  Slofe,  toeld^e  l^ier  bein  du^red  9[uge  fll^t, 
^ie  l^t  bon  (Slpigfett  in  ©Ott  alfo  geblfil^t.*) 
♦)  idealiter. 
[36]     109.  3)ie  (»efd^6))ffe. 

äBeil  bie  ©efd^5t)ffe  gar  in  ©otted  äBort  befielen: 
93ie  !htnen  fie  bann  ie  aeriverben  unb  bergel^n? 

110.     2)a^  ©efud^e  bed  ©efd;f6))ffe8. 
SSom  Srfien  Stnbegin,  unb  no6)  f>%i  l^eute  au, 
@ud^t  ba|  ©efd^d))ffe  nid^td  ald  feined  e4it>fferd  9htl^. 


24  Sol^annid  9(ngeli  [1, 1  It 

111.  ^ie  ©Dttl^eit  tfl  ein  nidfti, 
Xxt  aarte  @Dttl^eit  ift  ein  nid^tS  unb  übernid^td: 
äßet  nid^tS  in  aUtm  fxdft,  aXenfd^  glaube,  biefer  ftd^tS. 

112.  3n  ber  Sonnen  ifiiS  gut  fein. 

93et  in  ber  Sonnen  ift,  bem  mangelt  nid^t  ba^  Sidjit, 
S)a^  bem,  ber  auffer  jl^r  t)erjlttet  ge^t,  gebrid^t. 

113.  Jehova  ift  bie  Sonne. 

92imb  l^in  ber  Sonnen  iBied^t:  Jehova  ift  bie  Sonne, 
S)ie  meine  Seel  erleud^t,  unb  mad^t  fte  boller  SBonne. 

114.  S)ie  Sonn  ifl  fd^on  genug. 

93em  feine  Sonne  fd^eint,  berfelbe  barf  nid^t  gü!en, 
Dh  irgenb  too  ber  9Ron,  unb  anbre  Sterne  blüen. 

115.  Xu  f elbfl  muft  Sonne  fein. 

3d^  felbft  mu^  Sonne  fe^n,  id^  mu^  mit  meinen  Stral^len, 
^a^  farbenlofe  äJleer  ber  ganzen  ©Dttl^eit  mal^Ien. 

116.  2)er  Sl^au. 

S)er  "X^au  erquüt  ba^  %üh:  Sol  er  mein  $er|e  laben, 
So  mu^  er  feinen  faD,  bom  ^er^en  3@fu  l^aben. 

117.  92id^td  fftffe«  in  ber  93elt. 

SS^er  ettoaS  in  ber  äßelt  mag  fi!i^'  unb  Sieblid^  nennen: 
^er  mnfi  bie  Süfftg!eit,  bie  ®ott  ifl,  nod^  nidjft  !ennen. 

[37]     118.      3)er  ©eift  bleibt  allj^it  frei;. 

Sd^IeuB  mid^  fo  ftreng  bu  toilt  in  taufenbt  (Sl^fen  ein, 
3d^  toerbe  bod^  gan^  fre^,  unb  ungef&ffelt  fe);n. 

119.  Sum  Urf^rung  mufiu  gel^n. 

9Renfd^  in  bem  Urft)rung  ift  ba^  SBaffer  rein  unb  flar, 
3:rtn!fiu  nid^t  aui  bem  Dual,  fo  ftel^fht  in  ®efal^r. 

120.  ^ie  $er(e  toirb  bom  2:i^au. 

Xit  Sd^nefe  le!t  ben  3^au,  unb  ic^  $(grr  (Sl^rift  beinlBlut: 
3n  beeben  toirb  gebo^rn  ein  foftbal^rlid^eiS  ®ui 

121.  ^urd^  bie  SRenf^l^eit  )u  ber 

©Dttl^eit. 
äBUtu  ben  ben  $er(etl^au  ber  eblen  (Sottl^eit  fangen. 
So  muflu  unberrult  an  feiner  äßenfd^l^eit  l^angen. 

122.  S)ie  Sinnlid^!eit  bringt  Sel^b. 

(Sin  Stuge  ba(  fld^  nie  ber  £ufi  be|  fe^nd  entbrid^t: 
SBirb  enblid^  gor  iSerblenbt,  unb  ^t  ßd^  felbften  nid^t. 


1, 123]  ®tflc8  «udj.  25 

123.     (SIDtt  üagi  umb  feine  Staut. 
3)te  Suttell^aube  üagt,  bag  fte  ben  9Rann  betlol^ten^ 
Unb  ®Dii,  ba^  bu  ben  Sob,  für  3l^n  bir  l^aft  erlol^ren. 

124.  ^u  muftd  l^inh)tber  fe^n. 

®ott  tfi  bit  toorben  SRenfd^,  trirflu  nid^t  lieber  @ott, 
@o  fd^fil^ftu  bte  ©eburt,  unb  1^6nneft  feinen  Sob. 

125.  «Die  ©leid^l^eit  ^ai  nid^i  $etn. 
äßem  affeiS  @leid^e  gilt,  ben  rül^ret  feine  ^cin, 
Unb  fort'  er  audj  im  ¥ful  bcr  tieffflen  §6aen  fein. 

126.  Segel^rn  ertoart  Qttotffxxu 

9Renfd^  h>ann  bu  nod^  nad^  ®ott,  begil^r  l^aft  unb  t^eclangen, 
@o  btfiu  nod^  bon  3^m  nid^t  gan^  unb  gar  umfangen. 

[38]     127.         m  gilt  ©Ott  alled  gleid^. 
®Dtt  f^ai  nid^t  Unterfd^eib,  eg  ift  3l^m  aUeS  ein: 
(Sr  mad^et  ftd^  fo  üil  ber  ^^ieg*  ald  bir  gemein. 

128.  9CU  (igt  an  bet  em))f&ngnd^!eit. 
Serm6d^t'  id^  ©ottd  fo  bil,  ali  ^l^riftuS  guem^fangen, 
@t  lieffe  mic^  barju  im  S(ugenblidC  gelangen. 

129.  ^ai  hb%'  entftel^t  auB  bir. 

®ott  ifi  ja  nid^tS  ali  gut:  Serbamnü^,  Xoh,  unb  ))etn, 
Unb  \üai  man  b6fe  nennt,  mui  3Rtn(^  in  bir  nur  fein. 

130.  3)ie  blo^l^eit  rul^t  in  ®Ott. 
mt  feelig  rul^t  ber  @eift  in  be|  beliebten  fd^o^! 

IDer  ®om,  unb  aSer  btng',  unb  feiner  felbfi  fielet  Mo^. 

131.  3)aB  $arabeiB  in  $ein. 
9Renfd^  biftu  @Ott  getreu,  unb  meinefl  ^n  aUetn: 
@o  tt)irb  bte  gr6fte  SHotl^  ein  ^arabei^  bir  fein. 

132.  IBetoel^ret  mu^  man  fel^n. 
9Renfd^  in  ba^  ^rabei^  !omt  man  nid^t  unbetoel^rt, 
93iltu  l^tnein,  bu  mufl  burd^  geuer  unb  burd^  fd^toerbt. 

133.  @Ott  ifi  ein  (Stoge«  9lun. 

3fi  ®Ott  ein  (to'geS  3lun,  mA  f&ITet  bann  barein, 
3)aB  @r  nid^t  fd^on  in  mir  !an  aUi  in  aDem  fein? 

184.       Un^olÜomne  ge{lorbenl^eii 
äßo  bid^  nod^  bi^  unb  ba^  beüimmert  unb  betoegt, 
@o  biftu  nod^  nid^t  gan|  mit  @Dtt  inS  ®rab  gelegt. 


26  3ol^anntd  9(nge(i  [1, 135 

135.  Sd9\f  ®Dtt  ifl  nur  fein  @ol^n. 

3Rm\df  totxV  an^  ®Ott  gebol^m :  l&e^  feiner  ©Dttl^eit  ^H^ron, 
Stellt  niemonb  anberiS,  ald  ber  eingebo^me  @ol^n. 

136.  SBie  rul^et  ©Ott  in  mir? 

Xn  muft  0an(  (auter  fet^n,  unb  fielen  in  einem  3tvin, 
@ol  ©Ott  in  bir  fld^  fd^aun,  unb  f&nfftigUd^en  rul^n. 

[39]     137.         ©Ott  t)erbammet  niemanb. 

äBaS  Kagfht  über  ©Ott?  Xu  felbfl  berbammeft  bid^: 
@r  m6cl^t*  eg  ja  nid^t  tl^un,  ba^  glaube  ftd^erlid^. 

138.  3e  mel^r  bu  au^,  j[e  mel^r  ©ott  ein. 

3e  mel^r  bu  bi(^  au^  bir  !anft  auftl^un  unb  entgieffen: 
3e  mel^r  mu^  ©ott  in  bic^  mit  feiner  ©Ottl^eit  flieffen. 

139.  (SS  tr&gt  unb  toirb  getragen. 

^a^  SSort,  ba^  bid^  unb  mid^,  unb  aUe  binge  tr&gt, 
äßirb  toiberumb  bon  mir  getragen  unb  gel^&gt. 

140.  S)er  9Renfd^  tfl  alle  3)inge. 

^er  SRenfd^  ift  aUt  bing':  3fld  ba^  jl^m  einS  gebrid^t, 
@o  fennet  er  fürtoar  fein  9leid^t^umb  felber  nid^t. 

141.  @8  finb  bi(  tauf enbt  Tonnen, 
^u  ft)rid(fft  im  gfirmament  fe^  ^m  Sonn*  aUein: 
3d^  ober  jage,  ba(  bU  taufenbt  Tonnen  fel^n. 

142.  3^  mel^r  man  fid^  ergiebt,  je 

mel^r  toirb  man  geliebt. 
äBarumb  toirb  @era))l^in  bon  ©Otte  mel^r  geliebt 
9»  eine  9»6!?    (&i  i%  ba|  er  fld^  mel^r  ergiebt. 

143.  Xu  6elbl^eit  bie  berbambt. 
S)afem  ber  3;eufel  !Mit'  au|  feiner  feinl^eit  gel^n, 
@o  fel^efht  jl^n  ftra!^  in  ©Otte«  2:i^rone  fielen. 

144.  Xzt  @d^6pffer  !an8  alleine. 
äBaS  bilbeftu  bir  ein  )u  jel^In  ber  @temenfd^aar? 
2)er  @d^i))ffer  ifts  aSetn,  ber  fie  ian  ael^len  gor. 

145.  3n  bir  ifl  toa»  bu  toilt. 

^er  $immel  ift  in  bir,  unb  aud^  ber  ^bUm  Qual: 
9Ba9  bu  erfieft  unb  toilfi,  ba^  l^aftu  äberaS. 

146.  ©Ott  liebt  nid^t«  auffer  (S^rifto. 

@o  lieb  ©Ott  eine  @eel  in  @(rifti  glon«  unb  2id^t: 
@o  unlieb  ift  fte  ^l^m,  im  faK*  er  jl^r  gebrid^t. 


1, 147]  ®r{ie9  »u4.  27 

[40]     147.  a)ie  Sunöfcrn  ®rbe. 

S)a^  feineji*  auff  ber  Sßelt  ift  reine  gungfern  @tbe; 
SlRan  faget  ba^  au^  jl^r  ba(  Rinb  ber  toeifen  toerbe. 

148.  Xa^  gleid^nu^  ber  S^re^einigletl. 

^er  @tnn,  ber  @ei{i,  ba|  SB  ort,  bte  leieren  !Iar  unb  fre^: 
(@o  bu  ed  faffen  fanft)  tote  ®Dit  ^re^(Sintg  fe^. 

149.  @d  I&ft  fid^  ntd^t  l^egtrfen. 
@o  toenig  ald  bir  ift  bte  müU  ©Ctted  hinbt: 
@o  toenig  ift  bte  äßeli,  h>te  bu  ft)ncl^ft  3ir!elrunb. 

150.  (Sind  in  bem  S(nbern. 

3ft  meine  @eel  im  iBeib:  unb  gleid^  burd^  alle  ®Heber: 
So  fag  idjf  red^t  unb  tool,  ber  )8eib  ift  in  \^v  toieber. 
(^erftel^e  idealiter.) 

151.  2)er  9»enf4  ift  k^on  (itoig!eit. 

^a  ©Ott  bad  erftemal^I  l^at  feinen  @o§n  gebol^m, 
2)a  l^at  er  mid^  unb  btd^  )um  Rinbbett  au^erlol^rn. 

152.  Xn  felbft  muft®Dtted  2hms 

lein  fe^n. 
2)a(  ®Dtt  ein  £&mmlein  ift,  ba^  i^Ufft  bid^  nidjft  mein  (Sl^rift: 
SS^o  bu  nid^i  f eiber  aud^  ein  £dmmlein  ©Otted.biff. 

15S.       Xu  muft  )um  Rinbe  loerben. 
SRenfd^  toirftu  nid^t  ein  Rinb,  fo  gel^ftu  nimmer  ein, 
äBo  ©Dtted  mnber  fe^nb:  bte  Xfftt  ift  gar  au  Hein. 

154.  S)ie  gel^eime  Sungfraufd^afft. 

Sßer  lauter  toie  bad  £id^t,  9lein  toie  ber  Urf^rung  ift, 
2)erfelbe  toirb  bon  ®Dtt  fftr  Jungfrau  auiSerüft. 

155.  $ier  mui  ber  SCnfang  fein. 
9Renfd^  toiltu  eloiglid^  be^m  iBdmlein  ©otted  ftel^n, 
@o  muftu  fd^on  alll^ter  in  feinen  tritten  gel^n. 

[41]     156.       ©Ott  felbft  ift  un^re  äßetbe. 

@d^aut  bod^  ba^  SBunber  an!  ©Ott  mad^t  fld^  fo  gemein, 
Xai  @r  aud^  felber  toU  ber  S&mmer  äBetbe  fein. 

157.     ^ie  äBunberlid^e  t)erta)anbnu( 

©Otted. 
Sog  an  D  groffer  ©Ott,  toie  bin  id^  bir  t)erh)anbt? 
2)a|  bu  mid^  SRutter,  I3raut,  ©emal^t,  unb  Atnb  genanbt. 


28  gol^anni«  «ngeli  [1, 158 

158.  3ßer  trin!t  ben  ScbenSbrunn? 

Sßec  borte  be^  bem  Srunn  bej  Sebcn«  bÄn!t  auftjen: 
S)er  mu^  ^ubor  aUJ^iec  ben  eignen  S)urft  au^fd^tot^en. 

159.  ^ie  (ebigfeit  ift  tote  (»Ott 
^enfd^  toü  bu  (ebig  hx%  ba^  äBaffet  quiUt  aug  bic, 
Sotool  ald  au^  bem  Stunn  bet  ®toig!eit  l^erf&r. 

160.  @Dtt  bürftet,  trdnf  Sl^n  bod^. 

©Ott  f eiber  «aget  burft:  Slc^  baj  bu  gi^n  fo  Ärdnfeft! 
Unb  nid^t  toie  jene«  SBeib  bie  ©amaritin  a;rdn!eft. 

161.  X(k^  @toge  Siedet. 

3d^  bin  ein  ®h)ig  Siedet,  ^d)  brenn  ol^n  unterlaß: 
SRein  iod^t  unb  6l  ift  ®ott,  mtxn  ©eift  ber  ift  bad  gfa^. 

162.  ^u  muft  bie  JTinbfd^affi  l^aben. 

@o  bu  ben  1^6d^ften  ®ott  teilt  beinen  Satter  nennen. 
So  muftu  bid^  gubor  fein  JHnb  )u  fel^n,  belennen. 

163.  ^ie  anenf  d^l^eit  fol  man  (ieben. 

S)a^  bu  nid^t  Snenfd^en  liebft,  ba^  tl^uftu  red^t  unb  tool, 
S)tc  aKenfd^l^eit  ift«  bie  man  im  HRenfd^en  lieben  fol. 

164.  ©Ott  fd^aut  man  mit  gelaffenl^eit. 

S)er  (Sngel  fd^auet  ©Ott  mit  l^eitern  S(ugen  an: 
3d&  aber  nod^  t)il  mel^r,  fo  id^  ©Ott  laffen  !an. 

[42]     165.  ^ie  äßei^l^eit. 

a)ie  Sßei^l^eit  finbt  ftd^  gern  too  jl^re  Äinber  ftnb. 
SBarumm?  (D  tounber  bing!)  pe  felber  ift  ein  Äinb. 

166.  S)er  @t)iege(  ber  Sßei^l^eit. 
S)ie  äßei^l^eit  fd^auet  ftd^  in  jl^rem  8))iegel  an. 
93er  iftS?  fte  felber,  unb  toer  SBei^l^eit  toerben  lan. 

167.  eo  ryii  bu  in  ©Ott,  fo  \>xl 

®x  in  bir. 
@o  t)il  bie  @eel  in  ©Ott,  fo  bil  rul^t  ©Ott  in  jl^r: 
92id&t8  minber  ober  mebr,  äRenfd^  glaub  ed,  toirb  er  bir. 

168.  @;i^riftud  ift  alled. 

O  SBunber!  Sl^riftuiS  ift  bie  äßal^rl^eit  unb  ba(  äBort, 
Siedet,  iBeben,  @t)ei^,  unb  Brandt,  $fab,  pigram,  %f}üx 

unb  Ort. 


1, 169]  ®rfte8  »udj.  29 

169.  SHid^id  berlangen  ift  ^eeligfeit. 

^ie  ^tilgen  ftnb  barumb  mit  ©oüeiS  vnf)  umbfangen, 
Unb  l^aben  ©eeligfeit,  ta>eil  fie  nad^  nid^tiS  berlangen. 

170.  ©Ott  ift  nidjt  ^odf  nodj  tieff. 

®Dtt  ift  nid^t  l^od^,  nid^t  ticff:  toer  enblidj  anbetft  fi)ridjt, 
S)et  l^at  ber  äßal^rl^eit  nod^  gar  fd^Ied^ten  Unterrid^t. 

171.  ®ott  finbet  man  mit  nid^t^fud^en. 
©Ott  ift  nid^t  l^ier  nod^  ba:  toer  jljfn  begel^rt  gufinben 

S)er  la^*  jl^m  ^dnb*  unb  %fii\  unb  2üh  unb  ^eele  binben. 

172.  ©Ott  filmet  el^e  bu  gebdnift. 
9Bo  ©Ott  bon  ©ioigfeit  nid^t  filmet  bie  ©eban!en, 

6o  biftu  el^'  aI8  ®r:  ®r  ftüj)ffdjen,  unb  bu  fdjranfen. 

173.  S)er  9Renfd^  lebt  nid^t  bom 

»robt  allein.  . 
a)aB  Srob  eriml^rt  bidj  nidjt:  toaS  bid^  im  »tobte  fi)eift, 
[43]  Sjt  ®Dtte8  ®h)i0«  SBort,  ift  Seben,  unb  ift  ®eift. 

174.  ^ie  gaben  finb  nid^t  ©Ott. 

äBet  ©Ott  umb  gaben  S3itt,  ber  ift  gar  übel  bran: 
@r  bettet  ba^  ®t\^bp%  unb  nid^t  ben  @d^6))ffer  an. 

175.  ©ol^n  fein  ift  fdjon  genug. 

@ol^n  ift  ba^  liebfte  3Bort,  ba^  ©Ott  gu  mir  mag  f))red^en, 
6))rid^t  @riS :  fo  mag  mir  äßelt,  unb  ©Ott  aud^  felbft  gebred^en. 

176.  ©iniS  ioie  ba^  SInber. 

S)ie  $6II  ioirb  ^immelreid^,  nod^  l^ier  auf  bifer  ®rben, 
(Unb  bi^  fd^eint  tounberlid^)  toann  ^immel  S^bü  tan  toerben. 

177.  3m  ©runb  ift  alleg  einiS. 

SKan  rebt  bon  ^ixi  unb  Ort,  bon  3lun  unb  @toig!eit: 
äßaiS  ift  bann  Seit  unb  Ort,  unb  ^m  unb  @toig!eit? 

178.  ^ie  @d^ulb  ift  beine. 
S)a^  bir  im  Honnef el^n  bergel^et  bag  ©efid^t, 

@inb  beine  SCugen  fd^ulb,  unb  nid^t  bag  groffe  Sid^t. 

179.  S)er  »runnquell  ©OtteiS. 

S)ietoeil  ber  ©ottl^eit  @tr6m'  an^  mir  ftd^  foKn  ergieffen: 
9Ru^  id^  ein  »runqueK  fe^n:  fonft  toürben  fte  berflieffen. 

ISO.     @in  6:i^rift  ift  ßird^'  unb  allei». 
SBaS  bin  id^  enblid^  bod^?    gd^  fol  bie  ilird^'  unb  @tein, 
gd^  fol  ber  ^rifter  ©ottS,  unb  aud6  ba^  Ot)ffer  fein. 


30  Sö^anni«  «tiöe«  P,  181 

181.         9Ran  mu^  ®eit>ali  antl^un. 
9Ber  ftd^  ntd^t  brdngt  gu  fein  be^  l^6d^ften  liebeiS  ftinb, 
^er  bleibet  in  bem  @tall  it>o  Siel^  unb  ilned^te  finb. 

[44]     182.        S)e¥  )B  6l^ne¥  ift  nid^t  @i)l^n. 

äRenfd^  bienftu  ®ott  umm  guti,  umm  feeligfeii^  \mm  2o^n: 
@o  bienftu  jl^m  nod^  nid^t  aafi  liebe  it>ie  ein  @ol^n. 

188.        IDie  gel^eimbe  SSerm&l^lung. 
äßaS  Sveh)be  mug  bod^  fe^n!  toenn  ©Ott  31^  feine  Skaut, 
3n  feinem  ®it>gen  äBort  burd^  feinen  ©eift  Dettraut. 

184.  ©Ott  ift  mir  toa^  idf  it>il. 

©Ott  ift  mein  6tab,  mein  Sidjt,  mein  ?fab,  mein  8ir, 

mein  ^pxl, 
SRein  Satter,  IBruber,  JUnb,  unb  aUed  toa^  idf  teil. 

185.  S)er  Drtl^  ift  felbft  in  bir. 

9lid^t  bu  bift  in  bem  Drtl^,  ber  Drtl^  ber  ift  in  bir: 
äßirfftu  il^n  m%,  fo  ftel^t  bie  ®n)ig!eit  fd^on  l^ier. 

186.  S)er  eioigen  äBeifil^eit  ^au^. 

S)ie  @ta)ge  äBei^l^eit  baut:  gd^  toerbe  ber  $aaaft: 
SBann  fie  in  mir  unb  id^  in  il^r  gefunben  raft. 

187.  S)ie  it>eite  ber  ®eeU. 

S)ie  äßelt  ift  mir  gu  dng,  ber  $imme(  ift  gu  !Iein: 
SBo  toirb  bod^  no(^  ein  9taum  ffir  meine  @eele  fein? 

188.  S)ie  Seit  unb  @toig!eit. 

S)u  \px%ä}ft:  Serfe^e  bid^  aufi  Seit  in  (Stoigieit: 
3fk  bann  an  @n>i0!eit  unb  S^t  ein  unterfd^eib? 

189.  S)er  SRenfd^  ber  mad^t  bie  S^it. 

S)u  f eiber  modjjt  bie  S^i*:  ^^6  Ul^rtoer!  ftnb  bie  fmnen; 
$emftu  bie  Unrul^  nur,  fo  ift  bie  S^^  ^^^  Irinnen. 

190.  S)ie  ©(eid^l^eit. 

3d^  toei^  nid^t  \oa^  id^  fo(!    &  ift  mir  aaed  @in: 

Drtl^,  Unortl^,  (StoxqUii,  Seit,  3tadfi,  %aq,  ^eub'  unb  $ein. 

191.  9Ber  ©ott  fo(  fd^aun,  mu^  aUeS  fein. 

SBer  felbft  nid^t  aSeS  ift,  ber  ift  nod^  gugeringe, 
[45]S)a(  er  bid^  feigen  fol  a»ein  ©Ott  unb  ade  binge. 


1, 192]  @tfte8  »udj.  31 

192.  SBer  redjt  SJeröSttet  ift. 
3Rtn\äf  aSererft  tvenn  bu  Mft  aUt  S^inge  ioorben, 
@o  fte^tu  in  bem  SB  ort,  unb  in  ber  @6tter  Drben. 

193.  a)ie  ©reatur  ift  xtä}t  in  ®Dtt. 
^ie  (Sreatur  ift  mel^r  in  ®Otte  bann  in  Sl^r: 
gettoirb  jle,  bleibt  fie  bod^  in  3^»»«  f^t  unb  für. 

194.  äBad  biftu  gegen  ©Ott? 

9Renfd^  bfin!e  bid^  nur  nid^t  für  ®ott  mit  n>er!en  bil, 
S)enn  SCIIet  $ei(gen  tl^un  ift  gegen  ©Ott  ein  @t)il. 

195.  S)a^  :Sied^t  beftel^t  im  geuer. 

S)ag  Sid^t  gibt  aUem  !rafft:  @ott  felber  lebt  im  Sid^te: 
^oäf,  tühx*  @r  nid^t  bafi  geur,  fo  tofitb  ei^  balb  gu  nid;te. 

196.  S)ie  geiftlid^e  ^rd^  unb'i^  SKanna« 

5trfiege(ein. 
SRenfd^  ift  bein  ^er^e  ®oib,  unb  beine  @eele  rein, 
@o  !anft  aud^  bu  bie  ^rd^,  unb'iS  SKannahrüglein  fein. 

197.  @Dtt  mad^t  93oll!ommen  fe^n. 
Xa^  @Dtt  Slllm&d^tig  fe^,  bag  glaubet  iener  nid^t, 
S)er  mir  SoIÜommenl^eit,  toie  ©Ott  begel^rt,  abf))rid^t. 

198.  ^afi  äßort  ift  ta)ie  ba^  geuer. 

S)a^  fjeur  rügt  aUe  S)ing'  unb  toirb  bod^  nid^t  beilegt: 
@o  ift  bafi  @ta)ge  SBort  ba^  alle«  l^ebt  unb  regt. 

199.  ®Dtt  auffer  ©reatur. 

®el^  l^in,  n>o  bu  nid^t  !anft:  ftl^,  tüo  bu  ftl^eft  nid^t: 

f^ht  ta)o  nid^iS  fd^aat  unb  Hingt,  fo  biftu  tt>o  ©Ott  f))rid^t. 

[46]     200.      ©Ott  ift  nid^tiS  (Sreatürlid^iS.) 
©Ott  ift  toarl^afftig  nid^td:  unb  fo  er  ettoaiS  ift: 
@o  ift  ®r8  nur  in  mir,  toie  er'mid^  ^fftn  erfift. 

201.  äBarumb  toirb  ©Ott  gebol^rn? 

O  Unbegreipd^!eü!    ©Ott  l^at  fid^  felbft  berlol^m, 
^rumb  toil  er  ioiberumb  in  mir  fe^n  92eugebol^m. 

202.  $ie  l^ol^e  äßfirbigung. 

O  l^ol^e  £i&rbtgung!    ©ott  f))ringt  \>on  feinem  2:i^ron, 
Unb  fe^et  mid^  barauf  in  feinem  lieben  @ol^n. 

203.  Smmer  baffelbige. 

3d^  toarb  ba^  toad  id^  toar,  unb  bin  loa«  id^  getoefen, 
Unb  werb'  ti  etoig  fe^n,  toenn  Seib  unb  @eel  genefen. 


32  gol^annid  SCngeli  [1, 204 

204.  3)er  SKenfd^  ifltiS  I^Sd^fie  3)in0. 

92id^tö  bünit  mid^  l^od^  gu  fe^n:  gd^  bin  bafi  l^6d^fte  XxnQ, 
äßeil  aud^  ©Ott  ol^ne  mid^  gl^m  feI5er  ift  gering. 

205.  S)er  Ort  ifi  ba6  äßort. 

^er  ort  unb*iS  SB  ort  ift  @ind,  unb  iodre  ni^t  ber  ort, 
(ßt\9  (Stoger  @toig!eit!)  ed  to&re  nid^t  bag  äßori 

206.  äßie  l^eift  ber  92eue  SKenfd^? 

SBUtu  ben  92euen  SKenfd^  unb  feinen  fHavatn  !ennen, 
@o  frage  ©Ott  gut)or  ioie  er  ))Pegt  ftd^  gunennen. 

207.  S)ie  fd^6nfte  ©afteret^. 

O  f Affe  ©afterev !    ©Ott  felber  toirb  ber  äßein, 
S)ie  @t)eife,  2:ifd^,  äRuft!,  unb  ber  bebiener  fein. 

208.  ^ie  feelige  S36nere}^. 
gu  bil  ift  niemals  gutt!  id^  l^affe  S6lIereV: 

S)od^  tofintfc^'  id^  bag  id^  ©ottg  fo  ^oU  ald  3efuiS  fe^! 

209.  äBie  ber  SRunb  fo  ber  2:ran!. 

^ie  $ure  »ab^Ion  trinft  S3lutt,  unb  trinit  ben  2:obt: 
O  groffer  unterfd^eib!    gd^  trinfe  8lutt  unb  ©Ott. 

[47]     210.    3e  auffgegebner,  je  ©6ttlidjer. 

S)ie  ^eilgen  ftnb  fo  bil  bon  ©otted  ®ottl^eit  trunfen, 
@o  t»il  fie  finb  in  jl^m  berlol^ren  unb  berfun!en. 

211.  S)a^  ^immelreid^  ift  ber  ©etoalt« 

famen. 
9lid^t  ©Ott  gibtiS  ^irnmelretd^:  bu  felbft  muftiS  )U  bir  )iel^n, 
Unb  bid^  mit  ganzer  mad^t  unb  ®)^fer  brumb  bemül^n. 

212.  3d^  toie  ©Ott,  ©Ott  ta)ie  id^. 
©Ott  ift  bag  toad  @r  ift:  3d^  bin  ba^  toai»  id^  bin: 
S)od^  fennftu  einen  tool,  fo  fennftu  mid^  unb  gl^n. 

213.  S)ie  @ünbe. 

3)er  burft  ift  nid^t  ein  3)ing,  unb  bod^  lan  er  bid^  ))lagen: 
äßie  fol  bann  nid^t  bie  6ünb  ben  b6fen  ®toig  92agen! 

214.  S)ie  ^anfftmuti 

S)ie  @anfftmut  ift  ein  fammt  auf  bem  ©Ott  rul^t  unb  Uegt: 
(Sr  banft  bir,  biftu  fie,  ba^  er  fein  ^olfter  !riegt. 

215.  3)ie  ©ered^tig!eit. 

%&a^  ift  ©ered^tigleit?  ba&  toeld^ed  allen  gleid^, 
@id^  gibt,  entbeutst,  gel&ft,  l^ier  unb  im  $imme(reid^. 


1, 216]  (Srfied  »ud^.  33 

216.  S)ie  Sergditung. 

®ott  ifi  mein  ©eift,  mein  Slutt,  mein  ^eifd^  unb  mein 

©e&ein: 
SBie  fo(  id^  bann  mit  jl^m  nid^t  gan|  butd^g6itet  fein. 

217.  SBür!en  unb  Stulln  i{i  red^t  ®6tt(id^. 

gragfht  toai  ®oit  mel^r  liebt,  jl^m  it>ür!en  ober  nil^n? 
3d&  fage  bag  ber  SRenfd^,  toie  ©ott,  fo(  beibeiS  tl^un. 

218.  S)ad  ®6ttlid^e  @el^en. 

äßet  in  bem  M^\tm  nid^tiS  ald  @ott  unb  (S;i^riftum  ftl^t 
3)er  ftl^et  mit  bem  Sid^t  bag  au^  ber  ©ottl^eit  blttl^i 

[48]     219.  a)ie  @infalt. 

S)ie  (Sinfolt  ift  fo  toel^rt,  bag  toann  fie  ®Dtt  gebrid^t, 
@o  ift  et  toebet  ©Ott,  nod^  äßei^l^eit  nod^  ein  Sid^t. 

220.  3d^  aud^  lux  ted^ten  ©DtteiS. 
äBeil  mein  ®tl6fet  l^at  bie  9Renfd^l^eit  aufgenommen, 
@o  bin  aud^  ^df  in  Sl^m  aut  teerten  @DtteiS  fommen. 

221.  S)et  ©laube. 

a)et  Olaube  @enff!otn8  gto^  öetfeftt  ben  öetg  in«  SReet: 
S)dn!t  toa«  @t  !6nte  tl^un,  it>ann  et  ein  ^tbi«  h)dt. 

222.  a)ie  Hoffnung. 

S)ie  Hoffnung  ift  ein  @eil:  ttnt'  ein  SSetbambtet  l^offen: 
©Ott  aug*  i^n  mfi  bem  $ful  in  bem  et  ift  etfoffen. 

223.  S)ie  gubetfid^t. 

a)ie  Subetfidjt  ift  gut,  unb  baj  SSetttauen  fein: 
^odf,  biftu  nid^t  geted^t,  fo  btingt  ti  bid^  in  $ein. 

224.  9Ba«  ©Ott  mit,  bin  id^  gl^m. 

©Ott  ift  mit  ©Ott  unb  9Renfd^:  3d^  bin  ^^m  IRenfd^ 

unb  ©Ottt: 
3dJ  l6fdje  feinen  a)utfl,  unb  et  l^Ufft  mit  aufi  S«otl>. 

225.  a)er  «nti*®l^tift. 

9Ba«  gaffftu  bil  mein  äRenfd^?  bet  9Cnti«@l^ttft  unb«  2:biet 
(3m  %aU  bu  nid^t  in  ©Ott)  ftnb  aae  atoe^  in  bit. 

226.  3)ie  8abeL 

S)u  bift  bie  »abe(  felbft:  gel^ft  bu  nid^t  aug  bit  au(, 
6o  bleibftu  etoiglid^  be^  3;eufe(«  $oltet«$au(. 

Ang.  Sileiiui,  Chtrnb.  WAademiiAim.  « 


34  gol^anm«  «ngeli  [1, 227 

227.  a)ie  «ad^gier. 

a)ic  9iad^6iel^r  ift  ein  Äab  ba^  nimmer  ftitte  ftel^t : 
3e  mel^r  e8  aber  laufft,  je  mel^r  ei^  [\ä)  öcrgel^t. 

[49]     228.     S)ic  Slbfd^euligfeit  ber  »ogl^eii 
aWenfd^  folteftu  in  bir  ba^  Ungejiefer  fc^auen, 
®$  toi^rbe  bir  f&r  bir  ald  für  bem  Xeufel  grauen. 

229.  a)er  gorn. 

2)er  Sorn  ift  1^6aifclJ  gcur,  toann  er  in  bir  entbrennt, 
©0  toirb  bem  ^eilgen  ®eift  fein  SRul^bettlein  gefd^dnbt. 

230.  S)ie  feeligfeit  ift  leidet  guerlangen. 

@$  bun!t  mid^  leidster  fe^n  in  gimmel  fid^  guf d^toingen : 
9CU  mit  ber  ©ünben  mül^  in  Slbgrunb  ein  anbringen. 

231.  S)ie  ^eltCiebenbe  dieid^e. 

©I^rift  toenn  ein  6djiffeil  toirb  burd^8  9'label6l^r  gegogen, 
@o  fj)rid^,  ber  S^leid^e  fe^  ins  §immelreidj  geflogen, 

232.  §err  bein  aOSille  gefd^el^e. 

^ai  äßort  tag  @Dtt  t)on  bir  am  aUerliebften  l^6ret, 
3ft  toann  bu  l^erjlidj  fj)ridjft:  €ein  aOöitte  fe^  geel^ret. 

233.  ©OtieS  92ad^ge!Iinge 

SRein  Sieb  unb  aKe  3)ing*  ift  @otted  nad^gellinge, 
SBann  @r  mid^  l^6ret  fd^re^n:  äJ^ein  ©Ott  unb  alle 

S)inge. 

234.  ®Dtt  umb  @Dtt. 

$®rr  liebftu  meine  @eel,  fo  la%  fie  bid^  umbfaffen: 
@te  toirb  bid^  nimmermel^r  umm  taufenb  @otte  laffen. 

235.  Stiles  mit  ®Dtt. 

3d^  bette  @Dtt  mit  ©Ott  au^  gl^m,  unb  in  gl^m  an: 

®r  ift  mein  @eift,  mein  äßort,  mein  $falm,  unb  toaS  id^  !an. 

286.  2) er  ©eift  bertritt  unfi. 

©Ott  liebt  unb  lobt  fid^  felbft,  fo  biel  er  immer  !an: 
@r  fniet  unb  neiget  fid^,  @r  bett  fid^  felber  an. 

[50]     237.       ^m  innern  bettet  man  red^t. 
SRenfd^  fo  bu  ioiffen  toilt  toaS  reblid^  betten  l^eift: 
@o  gel^  in  bid^  l^inein,  unb  frage  ©otteS  ©eift. 

238.         S)aS  äBefentlid^e  ©ebette. 
äBer  lautres  ^ertfenS  lebt,  unb  gel^t  auff  ^l^rifti  8al^n, 
^er  bettet  toefentlid^  ©Ott  in  ftd^  felber  an. 


1, 239]  ®tfte«  Öud^.  35 

2S9.       ®Dit  lobt  man  in  ber  fttlU. 
SReinfht  O  atmet  änenfd^,  ba(  beineiS  SRunbd  gefd^tet^ 
S)et  ted^te  Sobgefang  bet  fHEen  ©ottl^eit  fe^? 

240.  ^ai  ftiUfd^tpeigenbe  ©ebette. 

©Ott  tft  fo  fibetalS  ba^  man  nid^tö  f))ted|en  !an: 

^tum  betteftu  gl^n  aud^  mit  fd^toeigen  bejfet  an.*) 

*)  Yid.  Max.  fand.  Th.  myft.  1.  2.  com.  3.  per  tot.  &  Baltbaf. 
Alvar.  in  ejus  vita  ä  Lndovic.  de  Ponte  confcripta. 

241.  ©OtteS  :Beibgebinge. 

äRein  2^ih  (D  ^ettlid^leit!)  ift  ©otteiS  iBeib^gebinge, 
S!)tumb  fd^&^t  et  31^n  batinn  gutpol^nen  nid^t  geringe. 

242.  a)ie  %})tix  mufi  offen,  fe^n. 
®t6ffene  bie  %}ffix,  fo  fomt  bet  l^eilge  ®eift, 
S)et  SSatet,  unb  bet  ©ol^n  2)teVeinig  eingeteift. 

243.  ^ai  äBol^nl^auB  ©OiteiS. 

©(ftift,  fo  bu  Sefum  liebft  unb  feine  ©anfftmutt  l^aft, 
@o  finbet  ©Ott  in  btt  fein  äßol^nl^au^,  diul^,  unb  taft. 

244.  *a)ie  Sieb  ift  bet  toeifen  ©tein. 

Sieb*  ift  bet  toeifen  ©tein:  pe  fd^eibet  ®otb  auj  !otl^/ 
@ie  mad^et  nid^tiS  gu  jd^tS,  unb  toanbelt  mid^  in  ©ott. 

245.  (SS  mufi  ^eteinigt  ioetben. 
3m  fall  bie  Siebe  bid^  t)etfe^en  fol  au^  ^e^n, 
aRufi  beine  ST^enfd^l^eit  bot  mit  ©otted  dim^  fe^n. 

[51]     246.  S)ie  2:ingietung. 

2)et  l^eifge  ®eift  bet  fd^mel^t,  bet  S5atet  bet  betjel^tt, 
a)et  ©ol^n  ift  bie  Tinctur,  bie  ®olb  mad^t  unb  berfldtt. 

247.  S)a^  alte  ifll^intoeg. 

@o  toenig  bu  baf;  ®olb  !anft  fd^ioat^  unb  @ifen  nennen: 
6o  toenig  toitftu  bott  ben  SWenfd^  am  SRenfd^en  fennen. 

248.  ^ie  genaue  SSeteinigung. 

©d^au  bod^  toie  l^od^  SSeteint  bie  ©olbl^eit  mit  bem  S3le^, 
Unb  bet  Setgtoete  mit  @otte$  ioefen  fe)^! 

249.  ^ie  ©olbl^eit  unb  ©Dttljfeit. 

^ie  ©olbl^eit  mad^et  @olb,  bie  ©ott^eit  mad^et  ©Ott: 
äBitftu  nid^t  @iniS  mit  j^t,  fo  bleibftu  »le^  unb  Stoi^. 

250.  ^ie  bie  ©olbl^eit  alfo  bie  ©ott^eit. 
©d^au,  toie  bie  ©olbl^eit  ift  be^  ©olbiSflu^,  fd^toet*  unb  fd^ein: 
©0  ipitb  bie  ©ottl^eit  aud^  im  feeigen  aU^i  fet^n. 

3* 


36  So^aitni«  «ngcli  [1, 251 

251.  S)a^  He^fte  Stinh  ©otieS. 

eag  tote  td^  m6ge  fel^n  be^  SSaierd  lie&ftei»  ^nb? 
SBann  @r  fid^  felbfi  unb  aa^  unb  @ottl^ett  in  bir  fmbt. 

252.  S)ie  ®6tt(id^e  ilinbifd^afft. 
3ft  ®DiM  ©Dttff^xt  mir  nid^t  inniglid^  gemein, 

^ie  !ann  id^  bann  fein  ilinb,  unb  @r  mein  SSater  fein? 

253.  ^er  itinber  ifi«  ^immelreid^. 

^I^rift  fo  bu  lanflt  ein  5tinb  bon  ganzem  $er^en  toerben, 
@o  ift  bafi  ^immelreid^  fd^on  betne  l^iet  auf  @rben. 

254..      S)ie  J^inbl^eii  unb  ©Ottl^eit. 
3BeU  fid^  bie  ©Ottl^eit  l^at  in  jttnbl^eit  mir  ergeigt, 
8in  id^  ber  ilinb^eit  unb  ber  ©ottl^eit  gleid^  geneigt. 

[52]     255.  ilinb  unb  ©Ott. 

^inb  ober  ®ott  gilt  gleid^:  l^afhi  mid^  ilinb  genennt, 
@o  l^aftu  ©Ott  in  mir,  unb  mid^  in  ©Ott  belennt. 

256.  S)ie  toibergiltrtd^e  5tinb«  unb 

SSatterfdJafft. 
3d^  bin  ©Otts  ilinb  unb  @o]^n,  ®r  toieber  ift  mein  j^inb : 
äBte  geltet  ed  bod^  gu  ba^  beibe  beibeS  finb! 

257.  3)ie  2)rel^einig!eit  in  ber  Statut, 
S)aiS  ©Ott  ^rel^einig  ift,  geigt  bir  ein  jebeiS  5traut, 
S)a  ®d^ta)efel,  @al^,  äßercur,  in  einem  toirb  gefd^aut. 

258.  S)aiS  ^ingiren. 
Setrad^te  bag  2:ingim,  fo  ftl^ftu  fd^6n  unb  fre^, 
äBie  bein*  ®rl6fung,  unb  toie  bie  93erg6ttung  fe^. 

259.  3)ie  ©Dttl^eit  unb  SRenfd^l^eit. 

S)ie  @toge  ©Ottl^eit  ift  ber  äRenfd^l^eit  fo  ber))flid^t ! 
^afi  Sl^r  aud^  ol^ne  fte  $ert,  3RuiJi  unb  @inn  gebrtd^t 

260.  $eut  ift  ber  2;ag  beg  $e^U. 

Sraut  auf  berlBrfiutgam  !omt!  SRan  gel^t  nid^t  mit  if^m  ein, 
äBo  man  befi  SlugenblifS  nid^t  !an  bereitet  fel^n. 

261.  S)ie  ^od^geit  beg  SammeiS. 

3)ie  9Ral^lgeit  ift  bereitt,  bafi  Samm  geigt  feine  SBunben: 
9Bel^  bir,  i^aftu  nod^  nid^t  ®Dtt  beinen  IBrdutgam  funben. 

262.  3)a^  ^od^geitlid^e  ^leib. 

S)aB  ^od^geitlleib  ift  @ott  unb  feinei^  ©eifted  liebe: 
geud^iS  an,  fo  toeid^t  bon  bir  toai  beinen  ©eift  mad^t  trübe. 


1, 263]  ®rftc8  »uc§.  37 

263,     (3Dtt  fotfd^i  fid^  niemals  au^. 
S)ie  @it>0e  ©Dttl^eit  tft  fo  reid^  an  9lal^t  unb  X^ai, 
^afi  r^e  pd^  felb^  nod^  nie  gan^  au^geforfd^et  l^at. 

[53]     264.        3){e  Kreaturen  ftnb  ©Dtied 

äBiberl^all. 

92id^tS  toef et  ol^ne  @ttmm :  ©Ott  l^6ret  üBeraff, 
Sn  aUen  ^reatum,  fein  S06  unb  SBiberJ^aU. 

265.  a)ie  @ini0!eit. 

9(d^  ba^  it>ir  9J2enfd^en  nid^t  tüW  bie  SBalbbögeUin, 
@in  ieber  feinen  tl^on  mit  Sufi  ^ufammen  fd^te^n! 

266.  S)em  @))6tter  tauget  nid^td. 

3d^  toeifi  bie  92ad^tigair  ftrafft  nid^t  be^  ®u!@u!8tl^on: 
2)u  aber,  fing  id^  nid^t  h)ie  bu,  f))rid^ft  meinem  $ol^n. 

267.  @in  bing  bel^agt  nid^t  offt. 
($reunb,  foEn  toir  aUefambt,  it>ie  immer  @ineiS  fd^re^n, 
SBa«  totrb  bag  öor  ein  Sieb,  unb  öor  ©epnge  fein? 

268.  SSerAnberung  ftel^t  fein. 

3e  mel^r  man  Unterfdjeib  ber  ©timmen  öorsfambringen 
3e  tounberbal^rlid^er  ))f[egt  aud^  ba^  Sieb  guKingen. 

269.  Sdtt)  @Dtt  ift  aUeiS  gleid^e. 

@Ctt  giebet  fo  genau  auf  ba^  foa^en  a^i, 
S((d  auf  bafi  birelim,  bafi  fffxn  bie  Serd^e  mad^t. 

270.  ^ie  stimme  ©Dtted. 

^ie  Kreaturen  finb  be^  otogen  äßorteiS  stimme: 

®d  fingt  unb  flingt  fic^  felbft  in  Slnmutl^  unb  im  @rimme. 

271.  SCn  ©Ott  ift  nid^td  ^reatürlid^d. 
Siebftu  nod^  ioai  an  ©Ott,  fo  f))rid^ftu  gleid^  babe^, 
^a|  @Dtt  bir  nod^  nid^t  ©Ott  unb  äße  binge  fe^. 

272.  S)er  aWen'fdJ  ift  OotteS  gleidönfig- 
äßoiS  ©Ott  in  (itoig!eit  begel^m  unb  toüntfd^en  tan, 
^afi  fd^auet  ®r  in  mir  ald  feinem  gleid^nü^  an. 

[54]     273.         @teig  über  bie  ^eiligfeii 
S)ie  §eilig!eit  ift  gutt:  toer  brüber  fommen  fan, 
S)er  ift  mit  (3üfi  unb  SRenfd^  am  atterbefien  bran. 

274.  a)er  Sufall  muj  l^intoeg. 

^er  SufaH  mug  l^inh)eg,  unb  aller  falfd^er  fd^ein: 
^u  muft  gan^  toefentlid^  unb  Ungef&rbet  fe^n. 


38  gol^anni«  «ngeli  [1, 275 

275.  ^er  aRenfd^  Bringt  allein  in  @Ott. 
9Renfd^  aKed  lie&et  bid^:  umm  bid^  iftS  fel^r  gebrange: 
@iS  louffet  aKfi  gu  bir,  ba$  eiS  gu  ®Dtt  gelange. 

276.  @in8  be(  anbern  Slnfang  unb  @nbe. 
©Ott  ift  mein  le^ted  @nb:  SBenn  id^  fein  Anfang  bin 
®o  it>efet  er  aui  mir,  unb  id^  Dergel^  in  gl^n. 

277.  JDafi  @nbe  ®Dtte«. 

2)a|  ©Ott  fein  enbe  "^at,  geftel^  id^  bir  nid^  gu: 
^enn  fd^au,  @r  fud^t  ja  mid^,  bag  er  in  mir  berul^. 

278.  ©Dtted  anber^@r. 

gd^  hin  ©OttiS  anber«®r,  in  mir  finbt  @r  oOein 
9Bad  3l^m  in  (Stoigfeit  it>irb  gleid^  unb  Al^nlid^  fein. 

279.  a)ie  gd^l^eit  fdjaffet  nid^t« 
3!ftxt  Sd^l^eit  fud^eflu,  balb  bie  balb  jene  fad^en: 

9(4  (iffeft  bud*  bod^  ®oti  nad^  feinem  ioiUen  mad^en! 

280.  ^tx  ioal^re  toeifen  @tein. 

^ein  ftein  Chimirt  ift  nid^tS:  ber  (Sfftein  ben  id^  mein* 
3fl  meine  ©olb  llnctur,  unb  atter  toeifen  ©tein. 

281.  ©eine  ©ebotte  finb  nidjt  fd^toer. 
äRenfd^  lebeflu  in  ©Ott,  unb  ftirbeft  beinem  SBiUen, 
©0  ift  bir  nidjt«  fo  leidet,  aI8  fein  ©ebott  erffillen. 

282.  3n  ©Ott  ber  befle  ©tanbt. 

äßad  l^ilfft  mtd^S  ba^  ben  ^errn  bie  äJ^orgenfteren  Soben, 
©0  id^  nid^t  fiber  fte  in  gl^n  bin  aufgel^oben. 

[55]     283.  ©Ott  ifl  über  heilig. 

©d^re^t  l^in  gi^r  ©era^l^in,  ba(  tt>ai  man  bon  eud^  Itft: 
3d^  it>ei(  ba^  ©Ott  mein  ©Ott  nod^  mel^r  aU  heilig  ifl, 

284.  ^ber  alle  erl^nbtnü^  fol  man 

!ommen. 
SBaiS  @l^er  üb  in  erfennt,  ba^  mag  mir  nid^t  genügen, 
3d^  toi(  nod^  über  gi^n,  ioo  nid^td  erlaubt  toirb,  fliegen. 

285.  3)a^  er!ennenbe  mu(  baS  er« 

fanbte  toerben. 

3n  ©Ott  toirb  nid^td  erlaubt:  @r  ift  ein  ®inig  @in. 

SBa«  man  in  3^*w  erfennt,  ba^  mui  man  felber  fein.*) 

*)  ita  qnöque  Divus  Rnsbr.  quod  contemplamur,  fumus 
&  quod  fumus  contemplamur. 


1, 286]  @rfleÄ  öudj.  39 

286.  Smmer  toeiter. 

SRaria  ifi  ^o^tütffxt:  bod^  tan  id^  l^6l^er  fommen, 
SCU  fie  tmb  alle  @d^aar  ber  ^eiligen  gekommen.*) 
*)  S^rifiui»  ifi  unfer  l^6d^fted  3tel^r. 

287.  ^ie  @cl^6nl^eit. 

2)te  @d^6nl^eit  ift  ein  Sid^t:  je  mel^t  bit  Std^t  gebrifi, 
3e  greulid^et  bu  aud^  an  Seib  unb  Seele  bifl. 

288.  S)ie  gelaffene  @d^6nl^eii 
gl^r  SRenfd^en  lernet  bod^  bon  äßtefenblümelein, 

Sßie  il^r  !6nt  ®ott  gefaUn,  unb  gleid^n>ol  fd^6ne  fe^n.  a. 
a.  ^^nn  fie  nel^men  fid^  jl^ter  fd^^nl^eit  nid^t  an. 

289.  Dl^ne  n>arumb. 

^ie  9ioy  ift  ol^n  toarumb,  fie  blftl^et  tpeil  fie  blül^et, 
®ie  ad^t  nid^t  \^xn  felbft,  fragt  ntd^t  ob  man  fie  filmet. 

[56]     290.  2ai  ®Dtt  forgen. 

aOBer  fdJmÄlt  bie  Silien?  SBer  ffeifet  bie  3larciffen? 
Sßdd  bift  bann  bu  mein  Sl^rifi  auf  btd^  fo  fel^r  befliffen? 

291.  ^er  @ered^te. 

S)a^  ber  geredete  äRenfd^  n>dd^fi  toit  ein  ^Imenbaum 
SeriDunber  id^  mid^  nid^t,  nur  ba(  er  nod^  finbt  räum. 

292.  a)er  ©eeligen  SolJ'n. 

Sßad  ift  ber  @ee(gen  Sol^n?    äßad  h)irb  nur  nad^  bem  ©treit? 
@i»  i^  bie  Silien  ber  lautren  @6ttlid^!eit. 

293.  9Benn  man  3$erg6ttet  ift. 

9Renfd^,  n>ann  bid^  toeber  Sieb  berül^rt,  nod^  Seib  berieft, 
@o  bifht  red^t  in  ©Ott,  unb  @Ctt  in  bid^  berfe^t. 

294.  @Dtt  ift  ol^ne  SBillen. 

2Bir  htttm  eS  gefd^el^  mein  $err  unb  ®ott  betn  toiUe: 

*)  Unb  W,  @r  l^at  nid^  \o\XV:  ®r  ift  ein'  ®toge  ftiffe. 

*)  S^erftel^  einen  aufddigen  n>tl(en,  benntoaiSSDt 
toil,  ba(  h)i(  @r  h)efent(id^. 

295.  @iS  mufi  in  bir  bor  fet^n. 
aßenfd^  toirb  baiS  $arabi|  in  bir  nid^t  erftUd^  fel^n, 
@o  glaube  mir  geh)i(,  bu  fommeft  nimmer  brein. 

296.  S)ie  SUdd^ften  ©Dtted  gef))ielen. 

©Ott  ift  nid^t  alles  nal^:  bie  gungfrato  unb  ba^  JUnb, 
3)ie  atoeV  bie  fxnH  allein  bie  ®ottiSgef))ielen  ftnb. 


40  aol^anniä  «ngcli  [1, 297 

297.    ^idfi  3taU  unb  bod^  unbe!Uibt. 
3laft  barf  id^  ntd^t  ffit  ®ott:  unb  tnui  bod^  unbe!leibt, 
3nd  ^immelreid^  etngel^n,  toeU  eS  nid^tö  ftembed  leibt. 

[57]     298.     3)afi$imme(teid^  ifl  inntDenbig 

in  uniS. 
Sl^tift  mein  it>o  (auffftu  l^in?  bet  $immel  ift  in  bir. 
SBad  fud^fht  fffn  bann  erfl  bet^  eineiS  anbten  2;i^fit? 

299.  9Rit  fd^h)eigen  l^6ret  man. 

S!)ag  Sßort  fd^aUt  mel^t  in  bir,  a(3  in  be^  anbem  9)lunbe. 
6o  bu  \^m  fd^toeigen  !anft,  fo  l^6rftu  ei^  gut  @iunbe. 

300.  Srin!  au^  beinem  eignen  Bronnen, 
äßie  tibtidfi  tl^ut  bev  9Rann  bet  au^  ber  $fü6e  trinü, 
Unb  bie  fjontenie  lh%  bie  gl^m  im  $au^  entf))ringt. 

301.  ^ie  j^inber  @Dtteg. 

äBeil  ©otteiSünber  nid^t  bafi  eigne  Sauffen  lieben, 
@o  n>erben  fte  bon  ]l^m  unb  fein«m  @eift  getrieben. 

802.  etel^n  ift  gurfiüe  gel^n. 

3ßer  in  ben  äßegen  ®Dm  gebdd^te  ftia  auMn, 
^er  toftrbe  l^interfid^  unb  ind  S^erberben  gel^n. 


U,  1]  «nberteS  8ud^.  41 

[58]  änbcrtcg  95u(i^ 

©ciftreid^cr  @inn^  unb 

1.  2)ie  :Sieb  ift  dhtv  ^ord^t. 

®ott  fürd^ten  ift  fel^r  gutt:  bod^  ift  ti  Beffer  Ueben: 
SiodJ  beffcr  Aber  lieb*  in  ^^n  fei^n  aufgetrieben. 

2.  S)ie  Sieb'  ift  ein  9Ragnet. 

^ie  Sieb  ift  ein  äRagnet,  fte  giel^et  mid^  in  @Ott: 
Unnb  toa«  nodj  griffet  ift,  fte  reiffet  (3Dit  in  Xoh. 

3.  9Renfd^  in  ©Ott,  ©Ott  im 

aßenfd^en. 
äßenn  id^  bin  ©otted  @ol^n,  toer  ed  bann  feigen  !an: 
S)en  fd^uet  9Renfd^  in  ©Ott,  unb  ©Ott  im  SReufd^en  an. 

4.  S)a(  @ta)ge  3a  unb  iRein. 

©Ott  ^pxidft  nur  immer  Sa;'^)  ber  2;eufe(  faget  nein: 
S)rumb  fon  er  aud$  mit  ©02:2;  nid^t  ga  unb  einei}  feS^n. 
*)  aHnfio  ad  Nomen  Dei 

5.  ^a(  Sid^t  ift  nid^t  ©Ott  felbft. 

Sid^t  ift  be^  ^®rren  ilUib :  gebrid^t  bir  glei(^  ba^  Sid^t, 
6o  it>iffe,  ba^  bir  bod^  ©Ott  nod^  nid^t  felb^  gebrid^t. 

6.  9lid^t«  ifi  ber  befte  Sroft 

3^t9  ift  ber  be^e  2;roii.  @ntgeud^t  ©Ott  feinen  @d^ein: 
[59]  @o  rmfi  ba^  bloffe  9txdfi^  beut  2;roft  im  Untrofk  fet^n. 

7.  2)a^  toal^re  Siedet. 

©Ott  ift  ba(  tool^re  Sid^t,  bu  l^aft  fonfi  nid^tiS  oIS  g(a^: 
3m  foae  bu  nid^t  gl^n  ba^  Sid^t  ber  Sid^ter  l^afi. 

8.  a^it  @d^ta)eigen  lernet  man. 

@d^ft)eig  allerUebfter  fd^toeig:  !an{tu  mir  gdn^lid^  fd^toeigen: 
@o  toirb  bir  ©Ott  mel^r  guttiS,  M  bu  begel^rft,  ergeigen. 

in  Apocal. 

9.  2)a^  äBeib  auf  bem  äRonben. 
äBad  ftnne^  fo  tieff  ?  ba(  äßeib  im  Honnef d^ein 
2)at  auf  bem  äRonben  fielet,  mu^  beine  6eele  fe^n. 

10.  3)ie  93raut  ift  bod^  ba(  lieble. 

6ag  tsxa  bu  Mi:  bie  iBraut  ift  bo<^  boB  (iebfie  finb, 
S)aB  man  in  ©otted  fd^o^,  unb  feinen  armen  finbi 


42  Sol^anniiS  «ngeli  [II,  11 

11.  ^te  6efte  eid^erl^eit. 

&^la]  meine  @eele  fd^laf:  Statin  in  beg  Siebften  äBunben 
$aftu  bie  ftd^erl^eit  unb  t^oKe  9lul^  gefunben. 

12.  a)te  3un0frauf*afft. 

9Ba3  ift  bie  Sungfraufd^afft?  frag  toad  bie  ©Dttl^eit  fe^: 
2)odJ  fennftu  Sauter!eit,  fo  fe'nnftu  atte  gtoe^. 

13.  2)te  ©Ottl^eit  unb  Sungfraufdjafft. 
^ie  ©Dttl^eit  ift  fo  na^  ber  Sungftaufd^afft  t^ertpanbt, 
2)a^  r^e  aud^  ol^ne  bie  nid^t  ©Dttl^eit  toirb  erlanbt. 

14.  9Ber  einS  nur  (iebt  ift  S3raut. 

^ie  @ee(e,  bie  nid^tS  tüti%  nid^tiS  tt>xl,  nid^td  liebt,  bann  ©in: 
ä^ug  l^eute  nod^  bie  8raut  be^  ©tpgen  IBräutgomS  fei^n. 

[60]     15.  a)ie  gel^eime  Slrmutt. 

3Ber  ift  ein  armer  9Renfd^?  S)er  ol^ne  $6rff  unb  9latl^ 
9{od^  Kreatur,  nod^  ©Ott,  nod^  Seib,  nod^  @eele  l^at. 

16.  ©Dtted  @it 

a^enfd^  biftu  nid^t  fo  ioeit  ald  ©OtteS  ©Ottl^eit  i% 
@o  h)irftu  nimmermel^r  gu  feinem  Si^  erüefl. 

17.  ®Dtt  h^Aigert  fid^  niemanb. 

92imm,  2:rin!,  fo  bte(  bu  toilt  unb  !anfl,  ed  fielet  bir  fre^: 
S)ie  gan^e  ©Ottl^eit  felbft  ift  beine  ©afterel^. 

18.  2)ie  äBeigl^eit  @alomond. 
9Bie?  fd^&^ftu  @alomon  ben  ioeifeften  Slllein? 
^u  aud^  !anft  6alomon  unb  feine  äßei^l^eit  fe^n. 

19.  Xa^  l^6d^fte  ift  @til(e  fe^n. 
©efd^&pg  fel^n  ift  gutt:  S3iel  beffer  aber  Letten: 

3to^  beffer  @tumm  unb  ftiE  für  ®ott  ben  Ferren  tretten. 

20.  S)aB  SebeniSSud^. 

©Ott  ift  beS  Sebend  9ud^,  id^  ftel^  in  gl^m  gefd^rieben 
9Rit  feined  2amMl^  »lutt:  toie  folt'  @r  mid^  nid^t  lieben. 

21.  3)u  fort  hai  $id^fte  fe^n. 

^ie  äßelt  i^  (Sitel  nid^td,  bie  (Sngel  finb  gemein: 
S)rumm  foU  id^  ©Ott  unb  3Renfd^  in  Sl^rifio  Sefu  fel^n. 

22.  @rl^eb  bid^  überbid^. 

3)er  äJlenfd^  ber  feinen  ®eifi  nid^t  über  ftd^  erl^ebt, 
Ser  ift  nid^t  toel^rt  ba^  er  im  a^enfd^enftanbe  Übt. 


n,  23]  »nberted  »ud^.  43 

23.  3n  (S;i^tifto  !omi  man  l^od^. 
9ßeU  mein  ®rt6fer  l^at  bte  ©ngel  fiberftiegen: 
@o  fon  (ta)o  id^  nur  toU)  aud^  id^  fte  überfliegen. 

24.  S)er  9RitteI))un€t. 

äBer  i^m  ben  ^Ritte())unct  )um  it>ol^nl^au(  l^at  erfiefl, 
^er  fti^t  mit  einem  8(i!  tpad  in  bem  Umbfd^toeif  i% 

[61]     25.         2)ein*  Unrul^  mad^ftu  felbft. 

92od^  (Kreatur  noäf  ©Ott  lan  bid^  in  Unnil^  bringen, 
2)u  felbflt  S^erunrul^ft  bid^  (O  i:]^orl^eit!)  mit  ben  2)ingen. 

26.  2)ie  ^re^l^eit. 

2)u  eble  S^ei^l^eit  bu,  toer  ftd^  nid^t  bir  ergiebet, 

^er  toei|  nid^t,  tt>ad  ein  9Renfd^,  ber  Srel^l^eit  liebet,  Hebet. 

27.  ^uäf  t)on  jl^r. 

9Ber  ^rel^l^eit  Hebt,  tiebt  ®Ott:  ta>er  ftd^  in  ©Ott  t)erfen!t, 
Unb  aKed  \>on  ftd^  fti^,  ber  ifltS,  bem  ©Ott  fte  fd^enft 

28.  2)ie  ©leid^l^eit. 

^ie  @(eid^l^eit  ift  ein  Sd^a«:  l^afht  fte  in  ber  3eit, 
Bo  l^fht  ^immelreid^  unb  S^oHe  @ee(ig!eii 

29.  %o\>i  unb  ©Ott. 

2:0b  ift  ber  @6nben  ^olb:  ©Ott  ift  ber  2;ugenb  Sol^n: 
©rtvirbfiu  biefen  nid^t,  fo  trdgftu  ben  bart)on. 

30.  Sufall  unb  äßefen. 

aßenfd^  tt>erbe  toefentltd^:  benn  n?ann  bie  äBelt  bergel^t, 
@o  f&lt  ber  3ufaII  it>eg,  ba(  toefen  ba(  befleißt. 

31.  ©6ttlid^e  genieffung. 

äBer  ©DttiS  genieffen  teil,  unb  gl^m  fid^  etnt»er(eiben, 
@ol  ta)ie  ein  äRorgenflem  be^  feiner  @onne  bleiben. 

32.  3Rxi  @d^ta)eigen  fingt  man  fd^6n. 

S)ie  (^ngel  fingen  fd^6n:  3d^  n?ei^  ba(  bein  ©eftnge, 
@o  bu  nur  g&n|Iid^  @d^ta)igft,  bem  l^6d^ften  beffer  !(inge. 

33.  äBer  &lter  ift  aH  ©Ott. 
9Ber  in  ber  (^toigfeit  mel^r  lebt  ald  einen  2;ag, 
3)erfelbe  toirb  fo  9lt,  alS  ©Ott  nid^t  toerben  mag. 

[62]     34.        9led^ter  gebraud^  bringt  nid^t 

@d^aben. 
9Renfd^  f))rid^ftu  ba(  bid^  l^t^  t)fm  ©Otted  Sieb'  ob^&lt: 
60  braud^ftu  nod^  nid^t  red^t  tt>ie  fld^iS  gebAl^rt  ber  SQSelt. 


44  Sel^anniiS  Stngea  [U,  35 

35.  ©Ott  toxi  toad  liftnd^  ift. 

@e^  (auter,  2id)V  unb  fteif,  gletd^  toie  tin  S)emantftetn, 
2)aß  bu  in  Saugen  ®ottö  m6gft  toel^rt  gefd^&j^et  fel^n. 

36.  SDag  »ud^  beg  ®eit)iffend. 

S)ag  id^  ®Dtt  f&rd^ten  fol,  unb  über  aUeS  neben, 
3ft  mir  t>on  9(nBegin  in  mein  ®em6tt  gefd^rieben. 

37.  9(n  einem  SQSort  liegt  allti, 

(Sin  einj^igS  äB  ortl^ilfft  mir :  fd^reiMiS  ©Ott  mir  einmal  ©in, 
6o  tverb*  id^  ft&ttd  ein  2amf>  mit  ©Ott  ge^eid^net  fel^n. 

3S.        S)er  Sr&utgam  ift  bod^  füffer. 
S)u  magft  ©Ott  toie  bu  tDilt  füir  beinen  ^errn  erfennen: 
3d^  ioii  i^ti  anberft  nid^t  ali  meinen  ^r&utgam  nennen. 

39.  S)er  anbetter  im  ©eift  unb  in 

ber  äBal^rl^eii 
9Ber  in  fid^  überfid^  in  ©Ott  t>erreifen  lan, 
S)er  bettet  ©Ott  im  ©eift  unb  in  ber  SQSal^rl^eit  an, 

40.  ©Ott  ift  ba^  Ileinft*  unb  gr6fte. 

9Rein  ©Ott  ioie  gro^  ift  ©Ott!  9Rein  ©Ott  toie  »ein  ift  ©Ott, 
allein  ald  ba^  Ileinfte  bing,  unb  gro^  iote  al^,  t>on  notl^. 

[63]     41.  2)er  gute  2;aufd^. 

äRenfd^  gibftu  ©Ott  bein  $erj^,  ®r  gibt  bir  feinet  it)iber: 
9(d^  it)e(d^  ein  it)el^rtrer  %au\^\  bu  fteigeft  auf,  @r  nteber. 

42.  2)a^  untre  fd^abet  nid^t. 

äBer  ober  9erg  unb  X^al,  unb  bem  ©eio6(fe  ft^t, 

S)er  ad^tetiS  nid^t  ein  ^aar,  it)enni$  bonnert,  Irad^t  unb  bli^t. 

43.  S)ie  mitteltvanbt  mu^  toegg. 

äBegg  mit  bem  mitteltveg,  fol  ic^  mein  fiid^t  anfd^uen. 
So  mu^  man  leine  äOanb  för  mein  ©eftd^te  bauen. 

44.  äBaS  9Renfd^l^eit  ifi 
gfragftu  ioad  3Renfd^l^eit  fe^?  3d^  fage  bir  bereit: 
&  ift,  mit  einem  äBort,  bie  über®ngell^eit : 

45.  ©Ott  Hebet  fid^  allein. 
®iS  ift  geioiglid^  ioal^r,  ©Ott  liebet  ftd^  allein, 
Unb  ioer  fein  anber>®r  in  feinem  8ol^n  lan  fel^n. 

46.  äBer  ©Ott  ift,  fiel^et  ©Ott. 
äBeil  id^  bag  toal^re  £id^t,  fo  toie  ed  ift,  fol  fel^n: 
@o  ma^  i^i  f  eiber  fet^n:  fonft  lan  t^  nid^t  gefd^el^n. 


n,  47]  «nbcrtc«  »ttd^.  45 

47.  2)ie  2\tht  fud^t  nid^t  Sol^n. 

äRenfd^  liebfht  ©Ott  ben  $@rm,  unb  fud^eft  £ol^n  babe^, 
@o  fd^m&feftu  nod^  nid^t  toad  2wh*  unb  lieben  fel^. 

48.  ©Ott  fennt  man  am  @efd^6))ffe. 
©Ott  ber  (verborgne  ©Ott  it)itb  htnbbal^t  unb  gemein 
®urd^  feine  ©reotum,  bie  fein*  enttoerffung  fe^n. 

49.  ©Ott  riebt  bie  gungfraufd^afft. 

©Ott  trinft  ber  gungfraun  mild^,  geugt  butd^  bi^  ^tU  unb  fte^, 
S)ad  toal^re  S^ugfraufd^afft  fein  ^ranl  unb  Sabfal  fe^. 

[64J     50.        ©Ott  toirb  ein  fleined  jtinb. 
©Ott  fd^Ieuft  ftd^  unetl^6rt  in  JHnbed  üeinl^eit  ein: 
Std^  m6^t'  id^  bod^  ein  jtinb  in  biefem  llinbe  fein! 

51.  2)a^  unau^^pvtdflx^t. 
a)enlftu  ben  Silamen  ©Otts  ju  f})redjen  in  ber  3^tt, 
Tlan  f)>rid^t  jjl^n  aud^  nid^t  au^  in  einer  @ipig!eit. 

52.  S)a6  3teu  Serufalem. 

a)a6  9leu  Serufalem  bifhi  för  ©Ott  mein  ©l^rift, 
SBenn  bu  au^  ©OtteS  ©eift  gan^  Sleugebol^ren  bift. 

53.  ®d  mangelt  nur  an  bir. 

äld^  fönte  nur  bein  $er$  gu  einer  Sttipp^  toerben. 
©Ott  ipürbe  nod^  einmal  ein  Rmh  auf  biefer  @rben. 

54.  @ntbilbet  muftu  fe^n. 
@ntbilbe  bid^  mein  llinb,  fo  toirftu  ©Otte  gleid^: 
Unb  bift  in  fliUer  ffixif)  bir  felbft  bein  l^immelreid^. 

55.  ©Ott  ifi,  ®r  lebet  nid^t. 
©02^  ift  nur  @igenblid^:  ®r  liebt  unb  lebet  nid^t, 
äBie  man  bon  mir  unb  bir  unb  anbren  SDingen  f))rid^t. 

56.  Slrmut  unb  9leid^tl^um 

2)er,  ioag  er  l^at,  nid^t  l^at,  unb  aUed  fd^&^et  gUid^, 
SDer  ift  im  9leid^tl^um  arm,  in  9(rmutl^  ift  er  reid^. 

57.  ^an  mu(  3^nt  felbft  enttoad^fen. 
(Sntto&d^feftu  bir  felbft  unb  aller  (Kreatur, 

@o  ioirb  bir  eingeim)>fft  bie  ©6ttlid^e  9latur. 

58.  ©Ott  fterben  unb  ©Ott  leben. 
Stirb  ober  leb  in  ©Ott:  bu  tl^uft  an  beiben  tvol: 
äBeil  man  ®Dtt  fterben  mu(,  unb  ©Ott  aud^  leben  fol. 


46  gol&anttiS  «ngeli  [II,  59 

59.      äßet  ift  mel^r  ®01t  aH  3»enfc^? 
äBet  ol^n  emipftnben  liebt,  unb  ol^n  erfennen  !ennt: 
3)er  tottb  mit  guttem  rec^t  mel^r  @Dtt  aU  SRenfd^  genennt. 

[65]     60.  S5om  lieben. 

3Renf(l^  b^ilft-'  unb  Itebftu  nid^td,  fo  toilft  unb  Stebftu  \t>cU 
3Ber  gleid^  liebt  tt>a^  er  toil,  liebt  bod^  nid^t  toad  er  fol. 

61.  a33er  fid^  »erUp,  finbt  ®Dtt. 

Söer  ftd^  öerlol^ren  l^ot,  unb  öon  pdj  felbft  entbunben, 
S)er  ^t  ©Ott  feinen  5£ri>ft,  unb  feinen  $e^lanb  funben. 

62.  3n  beiben  mn^  man  fel^n. 

9)2ein  ©Ott  tote  falt  bin  id^!  9ld^  lag  mid^  bod^  erbarmen 
3n  beiner  9)2enfd^l^eit  @d^oß,  unb  beiner  ©Ottl^eit  armen! 

63.  S)er  ianht  ^btt  ha^  äßort. 
f^reunb  glaub  t&  ober  nid^t:  id^  1^6r*  in  jebem  nu 
SBann  id^  bin  taub  unb  @tumm  bem  ©logen  äßorte  ju. 

64.  Qiin  ©euff^er  faget  allein.  ' 
SBenn  meine  @eel  erfeuff^t,*)  unb  Sld^  unb  D  fdjrel^t  l^in: 
@o  ruffet  fie  in  fid^  jl^r  @nb  unb  Slnbegin. 

*)  a  &  <ü 

65.  2)ie  @ipig!eit  toirb  nid^t  gem&ffen. 

S)ie  @it>ig!eit  toei^  nid^td  üon  gal^ren,  5£agen,  (^tunben: 
Sld^  ba(  id^  bod^  nod^  nid^t  ben  äKittel))unct  gefunben. 

66.  ®in8  l^ilfft  bem  anbren  fort. 
Sk^in  l^e^lanb  ber  ift  ©Ott,  unb  id^  ber  anbren  btng«: 
3tR  faß  fie  fid^  in  midj,  unb  id^  in  ^^n  mid^  fd^toinge. 

67.  2)ie  Slbgefd^iebenl^eit. 

äBeil  Slbgefd^iebenl^eit  ftd^  niemanb  mad^t  gemein: 
@o  mn^  fte  ol^ne  fud^t  unb  eine  Jungfrau  fein. 

[66]     68.     3Rit  @d^ta)eigen  ioirbd  gef))rod^en. 
3Renfd^  fo  bu  ioilt  bag  fe^n  ber  ©ioigleit  au^f))red^en, 
@o  muftu  bid^  )ut)or  be^  Siebend  gan^  entbred^en. 

69.  S)te  geiftlid^e  ©d^iffart. 

S)ie  äBelt  ift  meine  ®ee,  ber  @d^ifmann  @OiU»  ®eift, 
Xa»  @d^if  mein  :Seib,  bie  @eel  iftd  bie  nad^  l^aufe  reift. 

70.  a)ie  Sauter!eit. 
S^oOfornne  :Sauter!eit  ift  »ilb^  gorm^  Siebe^log: 
Stellt  aaer  @igenfd^afft,  ioie  &DtM  toefen  blo^. 


n,  71]  «ttberte«  »ud^.  47 

71.  a)er  toefentltd^e  aWenfcl^. 
ein  ioefentUd^r  äRenfd^  tft  tvie  bie  @it)igleit 
3)ie  unt)er&nbert  bleibt  bon  aUtt  dufferl^eit. 

72.  äBer  finget  mit  ben  Engeln. 
äBer  ftd^  nur  einen  bli!  lan  überfid^  etfd^h^ingen, 
S)er  tan  bafi  Gloria  mit  ©OtteS  ®n%^ln  fingen. 

73.  Sün  ben  @önber. 

9(c^  @iünber  toenb  bid^  umh,  nnb  lerne  ©Ott  ernennen : 
3d^  it)ei^  bu  toirft  gl^n  balb  ben  lieben  hattet  nennen. 

74.  2)u  muft  Serg6ttet  toerben. 
(^l^rift,  eS  ift  nid^t  genug  ba^  id^  in  ©Ott  nur  bin: 
3d^  mufi  aud^  ©Cttedfafft  ^im  toad^fen  in  mid^  giel^n. 

75.  S)u  muft  aud^  gr^d^te  tragen. 
2:rinfftu  be^  ^(Srren  ^lui,  unb  bringeft  feine  ^ud^t, 
@o  mirftu  !r&fftiger  alS  jener  ^aum  berflud^t. 

76.  9(ud^  bir  ift  nid^td  berfagt. 

D  @b(er  ©eift  entreifi,  laf;  bid^  bod^  nic^t  fo  binben: 
^u  fanft  @Dti  l^errlid^er,  a(iS  alie  igeilgen  finben. 

77.  9(  »  ift  fdjon  genug. 

2)ie  ^e^ben  plaippttn  bil:  toer  @eiftlid^  toeig  gubetten, 
*)  2)er  fan  mit  9(  unb  9  getr6ft  für  ®ott  l^intretten. 
♦)  ABBA 

[67]     78.         ®in  2ieh  berjuft  bo^  onbre. 
äBenn  meine  @eele  ©Ott  im  @eift  begegnen  lan, 
-   eo  jlart  (D  3®ftt  ©l^rift!)  ein  Sieb  bog  SCnber  on. 

79.  S)er  geiftlid^e  Xtmpa  ©DtteS. 

S)ie  Pforten  beiner  @tabt,  Tltin  @Dtt,  finb  ^erlefein: 
9Ba{  mn^  bod^  för  ein  Sli^  mein  ®eift  bein  Xtmpti  fein. 

80.  Xai  geiftlid^e  3ion. 

güi^r  auf  l^@rr  beinen  ^au,  l^ier  ift  bie  Srtebend:;@tabt, 
^ier  ift  too  6aIomon  bein  @ol^n  fein  Sien  l^at. 

81.  2)er  Delberg. 

601  bid^  beg  Ferren  S^ngft  erl6fen  bon  befd^toerben, 
@o  muf  bein  ^ert^e  bor  gu  einem  Oelberg  toerben. 

82.  ^a(  i&erte. 

äRein  $er$  ift  unten  eng*  unb  obenl^er  fo  toett, 
SDag  eg  O^Ctt  offen  fe^,  unb  nic^t  ber  Srrbigfeit. 


48  3<>l^annt8  «ngeli  [II,  83 

83.  S)er  geiftlid^e  S3et0. 

3(^  Bin  ein  Serg  in  @Ott,  unb  tm^  ntid^  felber  fteigen, 
SDafeme  ©Ott  mir  fol  fein  liebeiS  ^ntUj^  jeigen. 

84.  SDie  etleud^tung. 

$in  auf.    äßo  bid^  ber  9Ii^  mit  Sl^rifto  fol  umbgeben. 
3Ruftu  toie  feine  bte^  auf  X^ahot^  1^6l^e  leben. 

85.  3) ein  ÄÄr!er  biftu  felbft. 

S)ie  äBelt  bie  l^&It  bid^  nic^t:  bu  f eiber  bift  bie  SBelt, 
3)ie  bid^  in  bir  mit  bir  fo  ftarl  gefangen  l^dlt. 

[68]     86.      ^u  muftd  aud^  felbft  gewinnen. 

@Dtt  l^at  tool  gnug  getl^an:  bod^  bu  tr&gft  nid^td  barbon, 
äBo  aud^  nid^t  bu  in  gl^m  erfriegeft  beine  5{ron. 

87.  ^a^  geiftlid^e  ISdud^elein. 
3Retn  Seib  ift  eine  6d^ar  in  bem  ein  ll&ud^elein, 
93om  ©eift  ber  @ta)igleit  toil  au^gebrüttet  fe^n. 

88.  ®hzn  t>om  felbigen. 

^ag  arme  5l&ud^elein  !(ud^ft  unb  pilt  für  unb  für: 
3Birb  eis  bann  nid^t  balb  fel^n  be^  ©ivgen  Sid^teiS  gil^r! 

89.  ®egen  S(ufgang  muftu  fel^n. 

i^eunb  tpiltu  an  ^^m  felbft  bad  Sid^t  ber  @ünnen  fel^n 
@o  muftu  bein  ©efic^t  l^in  )u  bem  Aufgang  brel^n. 

90.  2)ie  Untertoürfflid^feit. 

S)er  S3U<^  be§  Sül^ned  @Ottd  burd^Ieud^t  in  einem  9hin 
3)ie  $er^en,  treidle  ftd^  gl^m  g&n^Iid^  untertl^un. 

91.  SDie®ebult. 

©ebult  ift  über  ®oIb:  fte  lan  aud^  ©Ott  begtoingen, 
Unb  toad  ®r  l^at  unb  ift  gan^  in  mein  l^er^e  bringen. 

92.  SDie  gel^eimfte  ©elaffenl^eit. 
©elaffenl^eit  fdl^t  ®Dtt:  ®Dtt  aber  felbft  julaffen, 
Sft  ein  Oelaffenl^eit  bie  toenig  SRenfd^en  faffen. 

93.  2)er  gel^eime  ©OtteiS  jlug. 

@Ott  !üft  mid^  feinen  @ol^n  mit  feinem  l^eilgen  @eift, 
^enn  er  mid^  liebet  ^inb  in(Sl^rifto3®fu  l^eift. 

94.  ©ins  ift  be(  anbern  2:roft. 

©Ott  ift  ber  £id^ter  £id^t,  9Rein  ^et^lanb  ift  bie  @onne, 
äRaria  ift  ber  9Ron,  i(^  gl^rer  aller  äBonne. 


II,  95]  «nbcrtc«  «udj.  49 

[69]     95.        SDag  2amm  unb  au^  Uv  £6to. 

2öer  attc«  untertritt,  unb  attcS  bultet  fein,  * 

2)er  mu^  ein  Somm  unb  S6to  in  einem  toefen  fe^n. 

96.  SDer  ®eifl  ift  eineXoube. 
mavümh  hai  ®fdüt^  ©eift  tt>ie  eine  "^avb'  erfd^eint? 
@r  tl^utS,  toeil  @r,  mdn  Hinb  bid^  gu  erfeud^In  meint. 

97.  2)er  ^eiTfien  Xouben  nÄft. 
aöenn  bu  ein  XhuUm  Bift,  unb  !eine  ®aUt  l^ttft, 
6o  pnbefhi  mein  ©l^rift  im  ^er^en  3®fw  raft. 

98.  am  fid^erften  am  l&eften. 

Sleud^  meine  Xavbt  fleud^,  unb  raff  in  Sl^rifti  @eelen, 
SBo  toiCtu  bid^  fonft  l^in  t)erbergen  unb  berl^6len? 

99.  2)ie  äBiebergüItige  2;duberein. 

D  iounber!  (S^Ctt  ift  mir,  id^  3l^m  ein  2;&ube(ein: 
@d^au  bod^  h)ie  alle  3^^^  ^in  anber  @ineiB  fe^n! 

100.  &xb  9iuf},  fo  ruljfftu  toieber. 
SBenn  ©Ctted  T^aubt  lan  in  beinem  ^er^en  rul^n, 
Sßirb  fie  bir  ioiberumb  baf;  ^er^e  ©Dtti^  auftl^un. 

101.  2)ie  gel^eime  Sberfd^attung. 

3d^  mu^  ®Dtt^  6d^loanger  fein:  fein  @eift  mu|  ob  mir 

fd^toeben, 
Unb  ®Ott  in  meiner  @eel  ioal^l^afftig  mad^en  (eben. 

102.  ^a|  &uf;re  tr6ft  mid^  nid^t. 

äBaiS  l^üfft  mid^d  ®abrie(,  bag  bu  9^ariam  gr6fl, 
SBenn  bu  nid^t  aud^  be^  mir  berfelbe  Sötte  bift! 

103.  S)ie  geiftlid^e  @eburt. 
»erü^frt  bidj  ®Oüt^  @eift  mit  feiner  toefenl^eit, 
6o  ioirbt  in  bir  gebol^m  baS  jtinb  ber  @toig!eit. 

[70]  104.  IDie  geiftlid^e  ©d^io&ngerung. 
3ft  beine  Seele  9Ragb,  unb  toie  äRaria  rein, 
6o  mu^  fie  S(ugenblil^  t)on  @Dtte  fd^ioanger  fein. 

105.       (Sin  fHit^'  unb  aud^  ^in  Rinh. 

äBenn  ®ott  fid^  (a)  ioefentUd^  in  mir  gebol^ren  finbt, 

@o  bin  id^  (Sßunber  bing!)  ein  9lieg*  unb  aud^  nn  Stixth. 

a.  SBarl^af f tig  .  olf o  toefentlid^e  Suffe  be^m  Thaul. 
inftit.  c.  I. 

Ang.  Silesios,  Cherab.  Wandenmann.  4 


50  Sol^anniÄ  «ngeli  [11, 106 

106.  @rtoeitert  muftu  fe^n, 

*  ©rtoeitete  bein  SQnli,  fo  geltet  @Ott  barein: 
2)u  folt  fein  ^immelveid^,  ®r  toil  bein  JI6nid  fe^n. 

t07.  SDie  9^eu0eburt. 

$ai  beine  9{eugeburt  mit  toefen  nid^td  gemein, 
SBie  !on  fie  ein  0efcl^6t)ff  in  ©l^rifto  3®fu  fel^n? 

lOS.  S)ie  S3raut  ®Otte§. 

ISinb  iverbe  ©CtteiS  ^raut,  entbeut)^  bid^  3^nt  aaetn: 
SDu  toirft  fein«  l&er^en«  ©d^afc  nnb  er  bein  liebfter  fein. 

109.  !^ie  SBelt  bergel^et  nid^t. 

@d^au,  bife  äBelt  tjergel^t.    äOad?  fte  üergel^t  aud^  nid^t, 
®8  ift  nur  ginftemufe  toaS  ®Dtt  an  jl^r  gerbridjt. 

110.  SDie  »erlUrnng. 

3Jlein  Seib  ber  toirb  für  ®Dtt  toie  ein  ©orfunfel  ftel^n, 
^tnn  feine  grobl^eit  toirb  im  f^euer  untergel^n. 

111.  3Ratia. 

S)u  ipreift  äRariam  l^od^:  xA  fage  nod^  barbe^, 
^a^  fte  bie  ^6ni6in  ber  Jl6niginnen  fe^. 

[71]     112.       SCu^  unb  ein,  Oebdl^ren  «nb 

©ebol^ren  fe^n. 
SBenn  bu  in  äßal^rl^eit  !anft  ou^  ®ott  gebol^ren  fe^n, 
Unb  toiber  ©Ott  geb&l^m:  fo  gel^ftu  avi  unb  ein. 

113.  3Ran  fol  bernünfftig  l^anbeln. 
i^eunb  fo  bu  trinfen  tvilt,  fo  fe^  bod^  beinen  3Runb, 
äBie  ein  Semünfftiger  red^t  an  be^  f^affed  f)>unb. 

114.  ^ie  ^reaturn  finb  gut. 

SDu  Hagft,  bie  Sreatum  bie  bringen  bid^  in  ^m: 
SBie?  muffen  fie  bod^  mir  ein  äOeg  ju  ©Dtte  fei^n. 

115.  ^ie  geiftlid^e  Sagt. 

9Bie  iool  ioirftu  gejagt  bon  l^unben  lieber  Sl^rift: 
@o  bu  nur  toiUiglid^  bie  ^inbin  ©Dtted  bift. 

116.  SDie  befte  ©efellfd^afft. 
©efeUfd^afft  ad^t'  id^  nid^t:  (B^  fe^  bann  ba^  bad  lltnb, 

S)ie  Jungfrau,  unb  bie  2^aub*,  unb'8  Samm  be^fammen  finb. 

117.  SDie  ®infam!eit. 

^ie  ®infam!eit  ift  notl^:  bod^,  fe^  nur  nid^t  gemein: 
@o  fanftu  ÄberaU  in  einer  SS^fiften  fe^n. 


II,  118]  S(nberte«  Sud^.  51 

118.  ®bitlx^  Seben. 

3m  faH  btd^  niemanb  red^t  unb  gnug  betid^ten  !an 
9Bad  ®6ttli(l^  £ebm  fei^:  fo  f))nd^  ben  ^od^  an.'") 
*)  itno^  l^eifi  ein  ©Ott  ergebener. 

119.  @6tt(id^e  gleid^l^eit. 

(Sin  ©Ott  ergebner  SKenfd^  ift  ®otte  gleid^  an  fHu^, 
Unb  toanbelt  ober  3^^  unb  Ort  in  jebem  9hi. 

120.  Ttan  j(t  unb  2:rinfet  ©Ott 

äßemt  bu  Serg6ttet  bijt,  fo  i^  nnb  trinift«  bu  ®Ott, 
(Unb  bi(  ift  eioig  toal^r)  in  jebem  biffen  S3robt. 

[72]     121.  2)a(  ©lieb  l^at  bef;  ^eibed  tvefen. 

^ftu  nid^t  ^eib  unb  @ee(  unb  ®ei^  mit  ©ott  gemein: 
Sßie  !anftu  bann  m  ©lieb  im  £eibe  2l®fu  fe^n? 

122.  2)ie  geiftlid^e  äßeinrebe. 

3d^  bin  bie  (Reb*  im  @ol^n,  ber  ä^atter  ))flan^t  unb  \pti% 
^ie  %tuä)t  bie  au^  mir  to&(bft  ift  ©Ott  ber  l^eilge  ©eift. 

123.  ©ebult  l^at  jl^r  toarumb. 

(Sin  (Sl^rift  trdgt  mit  ©ebult  fein  Serben,  6^reu^  unb  $ein, 
2)amit  er  etoig  mag  be^  feinem  3(Sfu  fe^n. 

124.  ©Ott  ift  boHer  Sonnen. 

SBeil  ber  geredete  SRenfd^  glAnft  toie  ber  Sonnenfd^ein, 
@o  toirb  nad^  biefer  3^  ®Ott  boHer  Tonnen  fe^n. 

125.  S)u  muft  ba(  ioefen  l^aben. 

©Ott  felbft  iftd  ^immelreid^:  toiltu  in  ^immel  fommen, 
9Ru^  ©Dtted  ioefenl^eit  in  bir  fe^n  angeglommen. 

126.  2)ie  ©nabe  toirb  92atur. 

Stagftu  toarumb  ein  (Sl^rift  fe^  dtom,  ©ered^t  unb  gfre^? 
6o  frageftu  toarumb  ein  Samm  !ein  Flieger  fe^. 

127.  Xa^  Siebft*  auf  biefer  (Srben. 
gragftu  toad  meine  6eel  <m  £iebften  Ij^at  auf  ©rben? 
6o  toiffe  baf  ti  l^eift:  mit  nid^tiS  befielet  toerben. 

128.  ^er  iQimmel  fielet  ft&ttd  offen 
93er)toeif[e  nid^t  mein  (Sl^rift,  bu  fanft  in  ^immel  broben, 
6o  bu  nur  magft  bar)u  ein  äR&nnlid^  ^ert^e  l^aben. 

129.  (Sind  ieben  @igenfd^afft. 

S)a(  Silier  toirb  burd^  bie  9(rt,  ber  9Renfd^  burd^  ben  Serftanbt, 
[73]  ^er  (^gel  burd^  ba^  fc^aun,  burd^iS  toefen  ©Ott  be!anbt. 

4* 


52  3ol^anniS  SCngeU  [ü,  180 

130.  ®g  mu^  ^ergolbet  fein. 

@l^rift  aUed  ioad  bu  tl^uft,  bag  üBerjeud^  tnit  ®o(b:^) 
@onft  ift  ®Dtt  toeber  bir,  nod^  betnen  SQöcrfen  l^olb. 
*)  Oolb  ber  Siebe. 

181.  'iflimh  alfo,  bo^  bu  Ij^aft. 

aWenf d^  nimbflu  ®Dtt  al8  ^roft,  alg  föffigf eit,  unb  Sid^t : 
gQ3a8  l^aftu  bann  toenn  %xo%  2xd}t,  föffigfeit  gebrid^t? 

132.  ®Dtt8  ®igenfd^afft. 

2Ba8  ift  @Dtt§  @igenfd^afft?  fid^  in«  ©efd^öjjff  ecgieffen 

aUgeit  berfelbc  fe^n,  nid^t«  l^oben,  tooEen,  toiffen.*) 

*)  SBerftel^e  accidentaliter  ober  gufÄUiger  toeife; 
bann  ivaS  ®ott  n)i(  unb  tDei|,  ba^  n)i(  unb  n)ei6  er 
toefentlid^.  2llfo  l^^^**  ^i^  ^^^  nid^tS  (mit  @igenfd^afft.) 

133.  2)ie  Oelaffen^eit. 

greunb  glaub  c§,  l^eift  mid^  ®Dtt  nid^t  in  ben  §immel  gel^n, 
@o  h)il  id^  lieber  Ifiier,  auc^  in  ber  §6tte  ftel^n. 

134.  2)ie  ©leic^l^eit. 

2Ber  nirgenbS  ift  gebol^rn,  unb  niemanb  toirb  belaubt, 
2)er  l^at  aud^  in  ber  ^bU  fein  liebe«  $ater(anb. 

135.  a^ie  ©elaffenl^eit. 

3d^  mag  nid^t  Ärafft,  ©etoalt,  Äunft,  SQSei^l^eit,  SReid^tl^um, 

©d^ein  : 
3d^  h)il  nur  al«  ein  Äinb  in  meinem  SSater  fein. 

136.  @ben  öon  berfelben. 

@el^  au%  fo  gel^t  @ott  ein:  @tirb  bir,  fo  (ebftu  ©Ott: 
@e^  nic^t,  fo  ift  e8  ®r:  t^u  nid^tS,  fo  gfc^id^fS  ©ebotlj». 

[74]     137.      ©d^rifft  o^ne  ®eift  ift  nid^t«. 

a)ie  ©d^rifft  ift  ©d^rifft  fonft  nic^t«.  3Äein  Xroft  ift  Sßefenl^eit 
Unb  bafe  ®Dtt  in  mir  f^ric^t  bag  9Bort  ber  @toig!eit. 

138.  a^er  ©d^6neft'  im  §imme(reid^. 
a)ie  ©eele,  toeld^e  l^ier  nod^  Heiner  ift  al«  Hein, 
3Q3irb  in  bem  ©immelreid^  bie  fd^6nfte  @6ttin  fein. 

139.  3Bie  fan  man  (Snglifd^  fe^n? 
Äinb  ioiltu  ©nglifdSf  fel^n,  fo  !anftu  eS  bereit: 
9Bie  bann?  fte  leben  ft^td  in  unannel^mlid^feit. 

140.  S)ie  ©elbft't)ernid^tigung. 
9{id^t«  bringt  bid^  Aber  bi4  al«  bie  Sernid^tigleit: 
2öer  mel^^r  SSernid^tigt  ift,  ber  l^at  mel^r  ®6ttlid^feit. 


II,  141]  «nbcrtcS  »ud^.  53 

141.  a)er  @runböclaffcnc. 

@in  ©runbgelaffnev  SRenfd^  ift  (Sloig  fve^  unb  ©in: 
^an  auc^  ein  Untetfd^eib  an  jl^  unb  ®Dttt  fein? 

142.  3)u  mufi  ed  felber  fe^n. 

grag  nid^t  toai^  ®6ttlid^  fe^:  3)enn  fo  bu  ed  nid^t  bift, 
<So  toeiftu  eis  ncd^  nid^t,  ob  bud*  gleid^  ffbxfi  mein  (Sl^nft. 

143.  3n  @Dtt  ift  alle«  ®Dtt. 

3n  @Ott  ift  aDed  ®Dtt:  @in  ein^igd  9i^6nne(ein, 
3)a^  ift  in  ®Ctt  fo  biel  ald  taufenb  @Dtte  fein. 

144.  ^a»  ift  ©etaffenl^eit? 
äßad  ift  ©elaffenl^eit?    gd^  fag'  ol^n  ^eud^ele^: 
^a|  eis  in  beiner  @eel  bet  ioiDe  3@fu  fe^. 

145.  3)a^  toefen  @Otted. 

9Bad  ift  baiS  toefen  @Cttd?  Sragftu  mein  Angigfeit? 
2)od^  toiffe,  btt^  eS  ift  ein'  Äbertoefenl^eit. 

146.  ®Dtt  ift  ginfternufe  t>nh  Siedfft. 
©Ott  ift  ein  lautrer  Sli^,  unb  aud^  ein  ^unüeg  nid^t, 
Xa^  feine  (Kreatur  befd^aut  mit  jl^rem  Sid^t. 

[75]     147.  ^ie  ©toge  ©nabentval^I. 

9id)  jtoeifele  bo(^  nid^t:  @e^  nur  au^  @Dtt  gebol^rn, 
@o  biftu  etoigltd^  }um  2thtn  augerfol^m. 

148.  SDer  arme  im  ©eift. 

©in  toal^rer  armer  äRenfc^  ftel^t  gan^  auf  nid^td  getid^t: 
@ibt  @Dtt  il^m  gleid^  ft^  felbft,  ic^  toeif;  er  nimbt  jl^n  nid^t. 

149.  3)u  felbft  bift  ade  2)inge. 
98ie  magftu  toad  begel^m?  bu  felber  fanft  aUein, 
2)er  iQimmel  unb  bie  ®xh\  unb  taufenb  ©ngel  fein. 

150.  a^ie  a)emut  ift  bir  SfJotl^. 

@iel^  nur  fein  unter  bid^:  bu  fleud^ft  ben  ^lüi  ber  3^^, 
9Bad  meinftu  bann  ju  fd^aun  in  SSIi^  ber  ©ioigfeit. 

151.  2)e^  ©l^riften  ©belfted. 
f&a^  ift  bag  ©belfte?    3Bad  ift  bag  feim^erlein 
2)e^  S^eugebomen  ©l^riftd?  gl^m  aHjeit  gleid^e  fein, 

152.  Xai  «llergettlid^fte. 

Itetn  bing  ift  ©dttlid^er  (im  fad  bu  eiS  !anft  faffen,) 
9(Id  ie^t  unb  etoiglid^  fl«^  nid^t  beilegen  (äffen. 


54  gol^anniS  «ngeU  [II,  153 

153.  2)ie  ©tvtglett. 

äBad  ift  bie  (Siotgleit?  6ie  ift  nid^i  bi^,  ntd^t  ha% 

3lidii  3lun,  nic^t  gd^td,  nid^t  9{id^t8,  fie  ift,  id^  toeig  nid^t  toad. 

154.  @in  @tetn  gel^t  füir  bie  (Sonne. 
3d^  frage  nid^t  fo  k)iel  nad^  taufenb  @onnefd^ein, 
äBenn  id^  nur  mag  ein  Stern  inn  Stugen  3®fu  fein. 

155.  @d  ligt  an  bir  allein. 

^d^  SRenfd^  t)erfdum  bid^  nid^t,  ed  ligt  an  bir  allein, 
Sipring  auf  burd^  @Ott,  btt  tanft  ber  gr6ft'  im  $immel  fein. 

[76]     156.  ®Dtt  fennt  man  burd^  bie  @onne. 

^ie  @onn  ift  nur  ein  ©laft,  unb  aUeiS  Sid^t  ein  fd^ein: 
äOad  mu^  bod^  für  ^n  Sli^,  ®ott  meine  @onne  fe^n! 

157.  @Ott  fd^auet  man  an  fid^. 

äBie  ift  mein  ©Ott  geftalt?    ®el^  fc^au  bid^  f eiber  an, 
9Ber  ftd^  in  ®ott  befd^aut,  fd^aut  ®ott  toarl^afftig  an. 

158.  S)ie  @eele  !ombt  t>on  ©Ott. 

^ie  @eel  ift  eine  glamm  au^  ©Ott  bem  S3li^  gegangen:'*') 
9ld^  folte  fie  bann  nid^t  in  gl^n  gurüif  gelangen. 
'*')  intellige  creaturaliter. 

159.  2)er  ©eift  ift  ton  bad  38efen. 

SDilein  ©eift  ift  toie  ein  fe^n:  er  al^nt  bem  toefen  nad^, 
Son  bem  er  urgeftanbt,  unb  SlnfangS  auggebrad^. 

160.  SDer  ®eift  ftirbt  nimmermel^r. 

SDer  @eift  lebt  in  ftd^  felbft:  gebrid^t  jl^m  gleid^  baiS  :8id^t, 
(SBie  ein  berbam})ter  toirb)  fo  ftirbet  er  bod^  nid^t. 

161.  3m  jnnern  SBol^nt  man  iool. 
aOBa«  meine«  ®eifleg  ®eift,  mein«  toefen«  toefen  ift, 
IDag  ift«,  ba(  id^  ffir  mid^  ^ur  SBol^nung  l^ab  erlieft. 

162.  hinein  fel^r  beine  Stral^len. 

9ld^  feiert  nur  meine  Seel  jl^r  f^lammen  umb  unb  ein! 
@o  toirb  fte  mit  bem  S31it  balb  Sli^  unb  ©ineiS  fein. 

163.  ©Ott  werfet  ioie  ba^  getor. 

2)ag  fjfeioer  fd^meltit  unb  eint:  ftndftu  in  Urf))rung  ein, 
@o  mafi  betn  ®eifl  mit  ©Ott  in  ©inS  gefd^mel^et  fein. 

164.  ^ie  Unfd^ulb  brennet  nid^t. 
©ntfd^ulbe  bid^  burd^  ©Ott:  bie  Unfd^ulb  bleibt  beioel^rt, 
Unb  toirb  in  @toigIeit  üon  leiner  ©lutt  bergel^rt. 


n,  165]  «ttbetied  »tu^.  55 

[77]     165.         ein  2:r6))ffretn  ifi  genug. 

IBer  nur  ein  trit>ff(etn  SbtitS  aui  (Sl^rtfio  !an  genieffen, 
2)et  mu(  gant  feeliglid^  mit  3)^  in  0Ott  getfliffen. 

166.  ^ie  »o^l^eit  l^at  fein  tiefen. 

3Renfd^  tvenn  bu  burd^  bad  S3Iutt  be(  £ammed  bifi  genefen, 
@o  Mftu  etoigli(9  fein  b^fet  SRenfd^  getvefen. 

167.  a)et  3»ittler  ift  nur  3®fu«. 

3(9  tveiB  fein  mittel  nid^t  al8  meinen  3®fum  @^rifi: 
eein  ^lutt  bat  ijtd,  in  bem  fi^  ©Ott  in  mid^  ergift. 

168.  ®ind  ift  fo  9ilt  ald  bag  anbre. 

(&m  Rinh,  ba^  auf  ber  SBelt  nur  eine  Stunbe  bleibt, 
^a|  ioirb  fo  9ili,  a(d  man  Mathnlalem  befcl^eibt. 

169.  2)ie  ©(ei^l^eit  fd^auet  ©Ott. 
SBem  nid^td  tpie  aUeS  ift,  unb  aUeS  toie  ein  nid^td: 
^er  ioirb  getpfirbiget  be^  Siebften  9(ngeftd^td. 

170.  2)ie  fd^e^bung  mu|  gefd^el^n. 

XU  Unfd^ulb  ift  ein  @olb  ba|  feine  ed^Iaffen  l^t: 
(Sn^eud^  bid^  au^  bem  S^,  fo  biftud'  in  ber  tl^at. 

171.  a)er  3lbler  f  leuget  l^odj. 

3a  n>er  ein  älbler  ift,  ber  fan  ftd^  tool  erfd^ioingeri, 
Unb  ober  Bttap^im  burd^  taufenb  $immel  bringen. 

172.  ein  Phoenix  fol  man  fe^n. 

3<9  toil  ein  Phoenix  fe^n,  unb  mid^  in  ®Dtt  verbrennen, 
3)amit  mid^  nur  nid^td  mel^r  t>on  3^ine  f6nne  trennen. 

173.  2)ie  6d^load^en  m&ffen  toarten. 
2)u  armes  S6ge(ein,  fanftu  nid^t  felber  fliegen, 

@o  bleib  nod^  mit  ©ebult  big  bu  mel^r  frafft  J^ft  (igen. 

[78]     174.  (Sd  loil  geübet  fe^n. 

Serfud^  mein  2:&ubelein:  mit  &bung  lernt  man  biel: 
IBer  nur  nid^t  fifen  bleibt,  ber  fombt  bod^  nod^  aum  3t^(- 

175.  a)er  ®eift  ffil^rt  in  bie  Sßfifle. 

Itanftu  bid^  auf  ben  ©etft  in  beinem  ^e^lanb  fd^toingen, 
6o  loirb  er  tid^  mit  fic^  in  feine  äB6fte  bringen. 

176.  Seftdnbig  mu(  man  fel^n. 
SerftoiSt  ift  l^alb  berlol^:  bod^  toer  im  gutten  fan, 
^in  6tof  unb  (S^fen  fe^n,  fielet  auf  be^  Bebend  bal^n. 


1 


56  gol^anniS  SCiißeli  [11,177 

177.  ®g  toitb  nid^t  all^  getid^tet. 

2)te  SRenfd^en  bie  in  ®ott  mit  ©l^rifto  flnb  k^erfd^lungen^ 
6inb  burd^iS  ©erid^t'  unb  2^ob  gan^  fcelig  burd^gebrungen. 

178.  sei«  fielet  im  3d^  unb  3)u 

(6d^6>)ffer  önb  ®efd5f6j)ffe.) 
9{id^td  ift  ald  3d^  unb  S)u:  unb  toenn  ioir  gioe^  nid^tfein, 
eo  ift  ®Dtt  nid^t  mel^t  ©Ott,  unD  fÄttt  bet  i&immel  ein. 
SBefil^e  ben  Segil^rer  am  @nbe. 

179.  ®^  fol  ein  @inigi^  werben. 

^d^  ja!  h)dr'  id^  im  ^u,  unb  ^u  im  id^  ein  @in! 
@o  m6d^te  ^aufenbmal^I  bet  ^immel  ^immel  fein. 

180.  2)er  äRenfd^  ift  nid^td,  ©Ott  allei^. 

2|d^  bin  nic^t  ^d)  nod^  Xu:  SDu  bift  tool  3d^  in  mir: 
^rumb  geb  id^  bir  mein  ©Ott  aKein  bie  @l^rgeböl^r. 

181.  a)er  ©Änber  ift  öerblenbt. 

2)er  ©Änber  pelzet  ni(^t:  ^a  mel^r  er  (aufft  unb  rennt, 
3n  feiner  ©igenl^eit,  je  mel^r  et  ftd^  öerblenbt. 

[79]     182.       ®Dtr  ift  alle«  gegentodrtig. 

@$  i|t  fein  SSür  nod^  3lad):  toa^  äRorgen  fol  gefd^e^n, 
^at  ODtt  t)on  ©toigfeit  fdjon  toefentUd^  gefel^n. 

183.  3n  ber  mitten  fil^t  man  aUed. 
@e^  bid^  in  9Rittel))unct,  fo  fil^ftu  aUd  3ug(eid^, 

äßaiS  je^  unb  bann  gefd^id^t,  l^ier  unb  im  iQimmelreid^. 

184.  ^er  ©l^erubin  fd^aut  nur  auf 

©Ott. 
Sößer  Ij^ier  auf  niemanb  fil^t,  a(8  nur  auf  ®Dtt  allein: 
Sßirb  bort  ein  S^l^erubin  be^  feinem^l^rone  fein. 

185.  2)er  @ol^n  unb  ©nabentl^ron. 
9Beg  mit  bem  @d^attenftul:  ber  @ingebol^me  @ol^n 

3fk  nun  in  mir  ba^  felbft,  unb  mein  S5erf6l^nung8tl^ron. 

186.  3Ran  fol  ®Dtt  nit  berfud^en. 

@e^  3^(9%  Jleufd^  nnb  @tiE:  mv  unbebad^tfam  rennt, 
^irb  t)on  ber  9?a]efl&t  geftfir^et  unb  t>erbrennt. 

187.  3d^  barf  fein  gerrn^Oefid^t. 
greunb,  fo  id^  f&r  mid^  felbft  lan  in  bie  toeite  fel^n: 
ä&ad  barf  ed  bann  erji  burd^  bein  ferm^efid^t  gefd^el^n? 


H  188]  «nbcrte«  »ud^.  57 

188.  SKait  mi|t  ba(  toefen  nid^i. 

dd  t{i  fein  Anfang  nid^t,  ed  ift  aud^  nid^t  ein  @nbe, 
Itein  9]>{itte(^unct  nod^  ittei^,  toie  id^  mid^  immer  tvenbe. 

189.  IDer  Slnfanfl  finbt  ba|  @nbe. 

SBann  ®Dtt  fid^  mit  mir  ^enfd^  k)eretnigt  unb  DerMnbt, 
@o  ft^t  ber  9[nbegin,  ba^  er  fein  @nbe  finbt. 

190.  Son  @Ott. 

@ott  ber  geneuft  ftd^  felbfi:  toirb  feiner  aud^  nid^t  fatt, 
IBeil  @r  an  ftc^  allein  bie  1^6d^fte  gnfige  l^at. 

[80]     191.      Serbotl^ned  mu^  man  me^ben. 

SBer  fxäf  nid^t  mit  ber  f^rud^t  bie  @ott  k^erbot^en  f)>eift, 
IBirb  aug  bem  ^arabei^  nid^t  einen  tritt  bertoetft. 

192.  9ied^tfd^affen  mu(  man  fet^n. 

fläf  Sruber  toerbe  bod^:  toai  Meibftu  2)unft  unb  @d^ein? 
IBir  mfiffen  tvefentlid^  ein  9{eue8  toorben  fe^n. 

193.  2)er  Sieg  ift  ta)efentHd^. 

9Kenf(9  ta)eil  ed  nid^t  im  tooUn  nnb  eignen  Sauffen  (igt, 
Bo  muftu  tl^un  toie  @Ott,  ber  ol^ne  totXitn  ^i^t. 

194.  2>a^  £id^t  gibtiS  jn  er!ennen. 

9tf^,  ruff  bem  SRorgenftern:  benn  toann  ber  Xa^  anbrid^t, 
@o  fielet  man  erft  red^t,  toad  @d^6n  ift  ober  nid^t. 

195.  9legiern  ifi  lt6niglid^. 

Skr  tpol  regieren  fan  im  @treit,  in  ^^eub*  unb  $ein: 
2)er  ta>irb  in  ®otted  9leid^  @in  etoger  Ithtig  fein. 

196.  3)ie  3)emut  ift  fel^r  gut. 

3(9  mag  !ein  ^6nig  fe^n:  unb  fo  id^  ed  je  mu(, 

@o  ta)erf  id^  mid^  bod^  ftrafd  mein  @Ctt  für  beinen  3u|. 

197.  SerC&ugnung  feiner  felbft. 

$(Srr  nimb  bie  Itrone  l^tn:  3<9  toei^  ja  nid^td  bem  3Rein: 
S^ie  fan  fte  bann  mit  red^t  mein*  unb  nid^t  beine  fein? 

198.  ®Dtt  f)>ielt  mit  bem  ®efd^6))ffe. 

2)i6  aSed  ift  ein  6^tel,  baf;  gl^r  bie  ©Ottl^eit  mad^t: 
Sie  l^at  bie  Kreatur  umb  gieret  tüiUn  erbad^t. 

199.  aiud^  ®Ctt  berldugnet  fid^. 

SBenn  @Ott  aum  ^eilgen  f))rid^t:  bu  bu  l^aft  SRid^  er^il^tt: 
[81]@ag,  ob  er  ntd^t  mit  jl^m  red^t  ber  Serl&ugnung  ftnelt?*^) 
Mattb.  25.     *)  äBeil  @Ctt  i^m  ®nabe  unb  Itrafft 


58  gol^annt«  «nöeU  [1, 199 

batgu  gegeben;  ober  eSfelbfi  burd^  feinen  ©eiji  injjl^m 
bem  9Renf(^en  getl^an. 

200.  SDie  Slufgegebenl^eit. 
9Bev  feine  @ee(e  ffat  t>erIol^ren  ttnb  t)ergeben, 
S)er  !an  gan^  feeliglid^  mit  ®Dtt  bie  toette  (eben. 

201.  a)er  aÄenfd^  unb  ber  onbre  ®Dtt 
©Oö  gtüifd^en  mir  unb  ©Dtt  ben  eingen  Unterfd^eib? 
®g  ift  mit  einem  3Bort,  nid^tg  aU  bie  ^(nberl^eit. 

202.  SCireine  fe^n  gleid^t  @Dtt. 
9Ber  ft&td  aUeine  lebt,  unb  niemanb  toirb  gemein: 
SDer  ma%  ift  er  nid^t  ODtt,  getoig  S3erg6ttet  fein. 

203.  SDie  3)emut  fteigt  am  $6d^ften. 

SBer  in  ber  Xtrmt  ®0m  am  ttefften  ift  t)erfunfen, 
^er  ift  ber  l^id^fte  ®Ian^  au^  allen  $immeIiSfun!en. 

204.  S)cr  SWenfdJ  Smmanuel. 

Sßer  ft&tiS  in  fid^  bie  @d^lang'  unb  ^rad^en  lan  ermorben, 
3)er  ift  3*«*"«""^'^  i"  ^W^o  3®fu  toorben. 

205.  2)a^  Sdfe  fd^e^b  t)om  (S^utten. 

3^  «utter  ife  mein  Äinb,  unb  $6nig  (®Dtt)  babel^ : 
^amit  bu  lemft  ioie  56^*  unb  gutt  gufd^e^ben  fei^. 

206.  ©in  3Rann  unbaud^  ein  jtinb. 

®in  aRonn  ifl  nid^t  ein  Äinb:  bod^  toiffe  baß  ein  SÄann 
@o  bu  nur  toilt  in  bir  mein  Äinb,  tool  Seben  fann. 

207.  ®Dtt  ift  in  bir  baß  Seben. 

m^i  bu  bift  ber  ba  lebt:  benn  baß  ®efd^6))f  ift  Xob, 
^aß  £eben,  baß  in  bir  bid^  leben  mad^t  ift  ©Ott. 

[82]     208.      ©elaffen  mnß  mon  etoig  fe^n. 
SBer  aud^  im  ^arabiß  nid^t  nodj^  fol  untergel^n, 
^er  3Renfd^  muß  etoiglid^,  aud^  ©Otted,  lebig  ftel^n. 

209.  ^ie  n^al^re  Sebig!eit. 
^ie  ioal^re  Sebig!eit  ift  tvie  ein  ebled  %a% 

SDaß  92ectar  in  fid^  l^at:  @d  l^at,  unb  toeiß  nid^t  ioaß. 

210.  SDie  ®6ttlid^e  $eiligleit. 

Wltn^df,  iftiS  bein  @rnft,  bu  fanft  ol^n  allen  falfd^en  6d^ein,. 
@o  heilig  unb  geredet,  ald  ©Ott  bein  6d^6))ffer  fein. 


11,211]  9nberte9  9u(l^.  59 

211.  9Ba9ifi  bie  ^eiligfeit? 

l:^  »edjtfdjoffne  $nliö!ett  t^  tote  tin  gulbne«  ©lai 
Xut^aai  politt  unb  rein.    ®el^,  unb  bettad^te  bag. 

212.  eed^d  2)in0e  fe^nb  nur  @in9. 

»ot^i,  tote  ein  aRenfdJ  uttb  ®Dtt,  ein  86to,  2amm,  3WeJ', 

unb  Itinb, 
3n  einer  Sreoiut  ein  einigd  toefen  ftnb. 

213.  ^ie  9B6ttlein  9ug  unb  (Sin. 

3toel^  a36rt(ein  lieb  xdf  fel^r:  fte  l^eiffen  Hu^  unb  (Sin: 
SLu^  fdahtl,  unb  ou^  mir,  in  (^tt  unb  3(ifum  ein. 

214.  X'xt  9Ber!e  gelten  gleid^e. 

$ab  feinen  unterfd^:  l^eifl  ®ott  ben  9H{1  berfüi^ren, 
2)er  (Sngel  tl^utd  fo  gern  ali  rul^n  unb  äRuftciren. 

215.  3Ran  mu(  fid^  red^t  bequemen. 

Sßer  ftd^  3tnn  Slufgang  feiert,  unb  toartt  auf  feinen  ©Ott, 
3n  bem  lombt  balb  l^erfür  ba^  gn^ge  SRprgenrotl^. 

216.  aSad  l^eiffet  ®ng(ifd^  Seben. 

Stein,  Sanier,  g*Iaffen  fet^n:  red^t  lieben,  bienen,  fd^auen, 
$eifi  tool  mit  guttem  red^t  ein  @nglifd^  leben  bauen. 

[83]     217.  2)er  Hd^tmalfeelige. 

Be^  hungrig,  ^rm,  unb  €anfft,  9arm^er|ig,  f^^ebUd^,  9iein, 
»etrübt,  ©erfolgt  umb  ®Dtt :  fo  !anfku  f eelig  fein. 

218.  ^ie  9Bei^^eit  toirb  gemeiftert. 

(a)  ^ie  äßeif^eit  tobelt  nid^td:  fte  aber  mug  allein 
Unb  jl^rer  (Ereatur  fo  offt  getabelt  fein, 
(a)  tlnb  &Oii  fal^e,  t>a$  ed  alled  gutt  toar,  toaS  @r 
gemad^t  ^aitt. 

219.  2)ie  gutten  SBerfe. 

SRit  @)>eife,  2:ranl  unb  ^roft,  Sel^erbrigen,  Sefle^ben, 
Sefud^en  in  ber  92otl^,  l^eifi  ®Dü^9  S&mmlein  toeiben. 

220.  Sßad^en,  Mafien,  IBetten. 

^re^  SBerfe  mug  man  tl^n,  toenn  man  für  @Ott  toill  tretl^en, 
@r  forbert  fonfi  aud^  nid^td:  ald  SBad^en,  haften,  IBet^en. 

221.  @Dtt  fielet  nur  jtoel^  ^inge. 

3toel7  ^inge  fil^t  nur  @Dtt,  ben  9oI,  unb  mid^  fein  Samm: 
Som  Söffe  fd^el^bet  mid^  @in  (Singe  Siebedflomm. 


60  gol^anni«  «ngeli  [II,  222 

222.  @g  mu^  ©etoud^ett  fe^n. 

^ned^t  tDud^re  ba^  bu  i^aft :  benn  toann  ber  ip@rr  tt)irb  fommen: 
@o  toirb  bon  j^m  aUetn  ber  äOud^rer  angenommen. 

223.  ©Ott  riebt  bie  Äeufd^l^eit  fe^r. 

a)ie  Äeufd^eit  ift  be^  ®Dtt,  fo  frÄfftig,  toel^rt  unb  rein 
SKiS  taufenb  Sitten  für  einer  Xul^e  fein. 

224.  3)ie  liebreid^e  Suffe. 

^eitnb  fo  bu  ia  nid^t  ta)i(t  ein  gunggefeUe  bleiben, 
@o  ivoQe  bid^  bod^  nur  mit  SOlagbalen  betreiben. 

[84]     225.  3)ie  geuer--2:auffe. 

©etauffet  mu^  man  fet^n:  toen  ©eift  unb  gfeuer  !aufft, 
S)er  iftg  ber  ©toiglid^  in  !einem  $fu(  erfaufft. 

226.  3)ie  2:auffe. 

^d^  @ünber  tro^e  nid^t,  ba^  bu  getauffet  biß: 
iDie  fd^6nfte  Silge  toirb  im  jlotl^  ju  Jlotl^  unb  9!2ift. 

227.  2lud^  baröon. 

SBai»  l^ilfft  bid^i»  ba^  bu  bift  mit  äßaffer  abgetoafd^en? 
So  bu  in  tir  nid^t  b&m^ffft  bie  Suft  t)om  ^otl^  junafd^en. 

228.  92ur  eins  ta)i(  ®Dtt  t)on  un^. 

@in  ®in|igg  9Bort  f^rid^t  ©Ott  ju  mir,  )u  bir,  unb  aSen, 
2ith:  tl^un  toir  ba^  burd^  3^«/  ^^^  muffen  jl^m  gefallen. 

229.  ^ai  93i(bnu^  l^a(t  in  @l^ren. 
e^e^ftu  bie  93i(ber  an,  unb  bift  bod^  felbft  ein  »i(b? 
äßaiS  meinftu  bu  bann  bon  bir,  toie  bu  bef teilen  toxlf^ 

230.  S)er  Sebendbaum. 

@o(  bid^  beg  2thtn^h<üm  befre^n  t)on  ^obdbefd^toerben, 
@o  muftu  felbft  in  ©Ott  ein  Saum  beg  bebend  tverben. 

231.  3)ie  @onnentoenbe. 

Sertounbre  bid^  nid^t  gfreunb,  ba^  id^  auf  nid^tiS  mag  fel^n, 
2id^  mu^  mid^  allezeit  nad^  meiner  Sonne  brel^n. 

232.  ®rün  unb  äßei^,  l^at  ben  $rei^. 
3toe9  (^rben  l^alt'  id^  l^od^,  unb  fud^e  fie  mit  flei^: 
@rän  in  ©ered^tigleit,  in  (S^riffci  Unfd^ulb  SBei^. 

233.  ^ie  2:ugenb  lebt  in  2itbt. 
gürtoar  bie  3;ugenb  Mi,  itf}  fagd  ol^n  beutelet; 
igieb,  unb  fo  ftl^eftu,  ba^  Sieb  j^r  Seben  fei;. 


11,2341  Unberted  »ud^.  ^1 

[85]     234.  ettob^U  toad  bu  toilt. 

2ieB'  %t  Me  Khiigin,  bie  ^ugenben  Sungfratoett, 

^ie  SR&gbe  SBevI  unb  2^:  toem  toUtu  bid^  t>erirauen. 

235.  ^ie  0e^eimbe  SRdffigfeit. 

Skr  fernes  2)tn0d  giUnet,  in  ftd^  pfit^t  eitigufaitffen: 

9ud^  @ottd*)  (betftel^  tmd^  red^t)  ben  mu^  id^  mdffig  tauffen. 

*)  denotatur  hie  ^la  Spiritualis. 

236.  gftiebreid^  ^eift  ©otted  6o^n. 

92enn  mid^  itu^t  @era^l^in,  ntd^t  Sl^erubin,  nid^tS^^ron: 
3i^  teil  ber  gNiebreid^*)  fe^n:  benn  fo  ^eift  @ottted  @ol^n. 
*)  beati  pacifici,  quoniam  filij  Dei  vocabnntur. 

237.  @Dtt  tot(  t)o((!ommne  ^aben. 
®tttii>ad^fe  bir  mein  ^nb:  toiltu  {u  &bü  l^inein: 
@o  mu^  bor  ein  Ttann  boOfomned  Ulterd  fein. 

238.  Hug  2:ugenb  todd^ft  ber  triebe. 
^riA  i{i  ber  S^ugenblol^n,  il^r  enb  unb  Unterst, 
^  Sanb  unb  ^erligfeit:  ol^  j^n  jerftdubt  fte  bolb. 

239.  ^er  jnnerlid^e  ^vitht. 

3n  ftd^  mit  (Butt  unb  92enfd^  befriebigt  fei^n  unb  (^n, 
^a^  mai,  be^  gutter  ^reti>,  ^eb  fihtt  ^ebe  fein! 

240.  2)er  ®bttlxd}t  triebe. 

Sld^!  toer  in  <^tt  fein  @nb,  unb  feinen  Bahbatf)  lommen, 
^er  ift  in  ^eben  felbft  Serformbt  unb  ouffgenommen. 

241.  ^ie  Sierfad^e  übertoinbung. - 
iRU  lifiigreii  @ebu(t,  ©el^orfam,  wafft^eit, 

et^hit^  toieber  bid^,  (SDU,  Seit,  unb  ^nb  ben  Streit. 

[86]     242.  gerufarem  ligt  mitten. 

Ser  in  ber  mitten  (igt,  unb  lad^t  gu  @^ott  unb  $ol^n: 
^er  ift  3erufa(em  be|  Itönigd  @tabt  unb  ^^ron. 

243.  a)ie  6anfften  finb  bieSdmmer. 

3Ben  toeber  (»Ott  noA  ^nb  bringt  aui  ber  ©anfften 

Drben, 
2>er  ifl  nu  ganf  ein  2amb  im  £amme  3i^u  tporben. 

244.  Serad^tet  fel^n  bringt  SBonne. 
«erlai^,  »erteffen  fte^in,  biel  let^ben  in  ber  Seit, 
9lid^t§  ^aben,  l6nnen,  fe^n,  ift  meine  ^errlic^fcit. 


62  Sol^anntö  ^n^tli  [II,  245 

245.  Xu  ©Dtt^cit  ift  meine  ai^utter. 
Slu^  ®Dtt  bin  id^  gebol^rn:  iftiS  o^ne  beutele^: 
®o  frage  mid^  nur  nid^t  toet  meine  Shttter  fe^. 

246.  2)er  a;cufeL 

^er  Teufel  ^6ret  nid^tö,  alS  S)onnem,  ))oltent,  Ivad^n: 
^rumb  '!anftu  jl^n  mit  Suft  burd^  @anfftmutl^  t^6nd^t  mad^en. 

247.  iDu  lanft  bem  geinb  t)ergeben. 
Entbrenne  bod^  miin  ^inb,  unb  fe^  ein  2xd)t  in  ©Ott: 
@o  biftu  »elialS  ©ifft,  ^infternü^,  unb  ^ob. 

248.  Xxt  etilU  gleid^t  bem  otogen 

nid^t. 
92id^tö  ift  bem  md)t^  fo  gleid^  aU  ©infamfeit  unb  etiKe: 
^e^toegen  toil  fie  aud^,  fo  er  toai  u>il,  mein  äBiUe. 

249.  S)er  Teufel  fid^t  !ein  :Bid^t. 
ä»enfd^  mu  hid)  in  @Ott,  t^erbirg  bid^  in  fein  £id^t: 
3d^  fd^toel^re  bir  be^m  gal^,  ber  Teufel  fil^t  bid^  nid^t. 

250.  Xit  @anfftmut^  aeigt  eiS  an. 
^an  id^  an  beiner  ^l^ür  bergolbet  Oell^ol^  lennen: 
@o  ta)i(  id^  bid^  be^  ^lü^  ben  Xtmptl  @otteg  nennen. 

[87]     251.      (6i  mu^  bon  ©Ott  ^erfommen. 

@0l  meine  2ampt  2v^i  unb  lautre  @tral^(en  fd^iffen, 
@o  mu^  ba^  Oel  au^  bir  mein  (iebfter  3®fu  flieffen. 

252.  ^ie  l^6d^fte  benebeiung. 

^ein  SRenfd^  l^at  jemals  ©Ott  fo  ^od^  gebenebeit, 
SIU  ber  3^m,  ba^  er  i^n  inm  Boffn  gebüel^rt,  i;»erleil^t. 

253.  a^it  mel^ben  mu^  man  ftreiten. 
$afht  l;»ertoorffen^eit,  l;»erad^ten,  meiben,  fliel^n, 
@o  lanftu  tl^urftigli(^  mit  @Ctt  ju  f^Ibe  ^ie^n. 

254.  Xa^  @era^l^inifd^e  Seben. 

Slu^  £iebe  ge^n  unb  ftel^n,  ikh  dtl^men,  reben,  fingen: 
$eift  feine  Sebend^eit  ioie  @era))l^im  (»erbringen. 

255.  Sünff  Staffeln  finb  in  ®Dtt 

Sünff  Staffeln  ftnb  in  ®Ott:  itned^t,  ^eunb,  @ol^n,  IBraut, 

©emal^l: 
9Ber  ioeiter  iombt***),  l;»ertoirb,  unb  toei^  nid^td  mel^r  l;»on  3<^^ 
'*')  annihilatar,  ä  feipfo  diffluit,  deficit  &c.  fc:  moraliter. 


n,  256]  3(nbetied  »ud^.  63 

256.  9ltd^t«  Unteini»  lombt  für  ©Ott. 

ÄdJ  SRenfdJ  toerb*  überformt:  fürtoar  bu  muft  fo  fein 
9ür  ®Otted  «ngefic^t,  a»  Sl^rifH  (Seele  fein. 

257.  a)u  aud^  muft  für  Sl^n  Sterben. 

3)et  Ferren  ©l^rtfü  2:ob  l^ilfft  bidj  nic^t  el^  mein  (E^xi% 
mi  mdf  bu  felbp  für  gi^n  in  gi^m  geftorben  bifj. 

258.  iDie  ©tDigleit. 

3m  faa  btc^  (Anger  bünft  bte  ©toigleit  aU  3eit: 
@o  rebeft  bu  von  $ei;n  unb  nid^t  bon  6eeliefeit. 


64  3ol^anm8  3CngeIi  [III  1 

[88]  ©rittet  93uc^ 

©eiftretd^er  Sinn*  unb 
©d^Iu^-Sleittie. 

1.  2luf  bic  Stxippt  3®fu. 

^ii  ^olii  ift  {6ftUd^er  als  ealomonig  2:i^ron: 
SBcit  bretn  gelcget  toirb  ber  toal^re  ®Dttc8  ©ol^n. 

2.  Über  ben  @tall. 

^äf  tilget  lel^r  ^ier  ein,  bet  @tall  )u  i^ettl^Iel^em 
3ft  beffer  a(g  bie  9urg  unb  @tabt  Serufalem. 
^u  ^erbergeft  l^ier  tt)o(:  tt)ei[  ftd^  bag  ©tvge  jlinbt; 
SOlit  feiner  Jungfrau  ^raut  unb  Tluiitx  Ijiier  befinbt. 

3.  ^n  bie  Sungfrato  Sßarta. 

@ag  an,  D  tvel^rte  9^au,  ^at  bid^  nid^t  augerfol^rn 
9)ie  ^emut,  ba^  bu  ®Ott  empfangen  unb  gebol^m? 
@ag,  obg  n>ag  anberd  iß?    iDamit  aud^  id^  auf  ®rben 
^an  eine  äRagb  unb  IBraut  unb  SJ^utter  @otteg  toerben. 

4.  ®in  ©euff^er. 

Tlan  legte  ©Ott  aufiS  @tro,  ald  ®r  ein  9J2enfd^  toarb,  l^in: 
S(d^  ba^  id^  ntd^t  ba^  $eu  unb  @tro  getoefen  bin! 

5.  S(n  ben  ©elei^rten. 

3)u  gröbelft  in  ber  Sd^riffl,  unb  metnft  mit  Älügele^ 
3u  finben  @Dtted  @ol^n:  9(d^  mad^e  bid^  bod^  fre^ 
$on  bifer  @ud^t,  unt  fomm  in  Stall  ji^n  felbft  in  läffen: 
@o  toirftu  balb  ber  JIrafft  beg  toel^rten  5hnbd  genieffen. 

[89]     6.       2)ie  ®Dtt8  getoürbigte  Einfalt. 

Xttttt  bod^,  n>aiS  ^emut  ift !  fe^t  bod^  tvaS  Einfalt  lan! 
3)ie  $irten  fd^auen  ©Ott  am  aUeterften  an. 
3)er  fil^t  @ott  nimmermel^r,  nod^  bort  nodj  l^ier  auf  ®rben, 
S)er  nid^t  gang  jnniglid^  begel^rt  ein  $irt  gu  toerben. 

7.  ^a^  tool^lbetl^aute  $eu. 

5lein  SSiel^  l^at  beffer  S^m,  toeil  @ra^  todd^ft,  je  genoffen, 
3llg  toaiS  mein  gefulein  ber  ikmfte  l^at  begoffen 
9Rit  feiner  HAglein  tl^au:  gd^  b&d^te  mid^,  allein 
^urd^  biefe  ^ofl  geredet  unb  ©ioig  fatt  ju  fein. 

8.  ^ie  feelige  Sflad^tftille. 

3Rer!,  in  ber  ftttten  Slad^t  toirb  ®Dtt  ein  Äinb  gebol^m, 
Unb  toiberumb  erfe^t,  toaS  ^bam  l^at  berloljim: 


m,  8]  a>tttte«  »«dji.  65 

Sft  beine  SeeKe  U\U,  unb  bem  ®efd^6^ffe  9laci^t, 

@o  tottb  ®Dtt  in  bir  SRenfd^,  unb  aUti  toieberbtad^t. 

9.  Hn  bie  Wirten. 

®teb  SCnttooti  lieber  Soll,  toad  ^aftu  bod^  gefungen 
Sltö  bu  in  &iaU  eingingft  mit  bcn  erbebten  Sangen, 
Unb  ®Ott  ein  Jhnb  gefel^n?    ^a^  aud)  mein  Sefulein 
3Rit  einem  Ritten  Sieb  bon  mir  9e))reift  lan  fein. 

10.  a)a^  Unerl^6rte  ffiunber. 

@d^aut  bod^  i^r  (ieben  fd^attt,  ^ie  Jungfrau  f&ugt  ein  Stint, 
Son  tDeld^em  id^  unb  fte,  unb  t^r,  gef&uget  finb. 

11.  ^er  eingemenfd^te  ©Ott. 

®Dtt  trinft  ber  aRenfd^l^eit  ^ild^,  (&fl  feiner  ©Ottl^eit  9Bein : 
äßie  folt  er  bann  nume^r  nid^t  gar  burd^äRenfd^et  fein. 

12.  @9  tr&gt  unb  n>irb  getragen. 

^ai  äBort  ba^  aUed  tr&gt,  aud^  felbften  ®Ott  ben  9Uten, 
9Ru$  l^ter  ein  gungfr^ulein  mit  j^ren  drmlein  l^alten. 

[90]     13.  3d^  bie  Urfad^. 

eag  aUerliebfted  Jlinbt,  bin  id^g  umb  ben  bu  tDeinft? 
^df  ja  bu  ftel^fi  mid^  an:  id^  biniS  tool  ben  bu  meinft. 

14.  ^üffungS  ääegierbe. 

Sld^  la^  mid^  bod^  mein  j!inb  mein  ®Dtt  an  beinen  Soffen, 
3lux  einen  9(ugenb(if  ba^  minfte  SrünlUin  füffen. 
3d^  toei^  toerb'  id^  bon  ^ir  nur  b(o^  berül^ret  fein, 
2)a^  ftrafd  berfd^toinben  toirb,  mein',  unb  aud^  beine  $ein. 

15.  2)er  befte  )2obgefang. 

Singt  fingt  jl^r  ®nge(  fingt:  äRit  l^unbert  taufenb  Sangen, 
äBirb  biefed  toel^rte  itinb  nid^t  toürbiglid^  befungen* 
Hd^  m6d^f  id^  o^ne  3ung,  unb  o^ne  @timme  fein! 
3d^  tDdfi  id^  fdng'  j^m  ftrald  ba^  liebfte  Siebelein. 

16.  ®r  mir,  id^  3l^m. 

SBitt,  @Ott  toirb  mir  ein  jlinb,  ligt  in  ber  Jungfrau  6d^o^, 
2)a^  id^  jl^m  toerbe  ©Ott  unb  toad^d  jl^  gUid^  unb  gro^. 

17.  Um  92^d^ften  am  beften. 

aitenfd^  toerbe  ©Ott  bertoanbt  au^  äBaffer,  Slutt  unb  @eift, 
Huff  ba^  bu  ®Dtt  in  (SMDtt  au^  ©Ott  burd^  ^tte  feift. 
Sßer  jl^n  Umbl^alfen  toU,  mu^  j^m  nid^t  nur  aSein, 
IBefreunbet,  fonbem  gar  fein  Kinb  unb  9Ru(ter  fein. 

Ang.  SilesiuB,  Ghemb.  Wandersmaim.  5 


66  So^annid  ^ngea  [HI,  IS 

18.  S)ie  BetDeglid^fte  äRufüa. 

O  fe^t,  bag  liebe  itinb  toie  e9  fo  füffe  toeintl 
^a(  alle  @t6ffer(ein  $et(«0runb<beii>e0lid^  feinb. 
Sa^  bod^  mein  9ld^  unb  D  in  beinS  ^ennengt  erfd^allen, 
2)a^  ed  für  allem  tl^on  @Dtt  f6nne  SBolgefaUen. 

[91]     19.  3)ie  feelige  Ubersfotmung. 

3d^  tal^te  bit  SSetformt  ind  3@fuUin  au  iDetben, 
äßeil  bu  begel^tft  }u  fet^n  erl6fet  l;»i)n  befd^tvetben. 
äßem  3®fud  l^el^en  fo(,  t>om  Seuffel,  Sob  unb  $ein: 
^er  mu^  äBarl^afftig  aud^  gan^  eingeS^fet  fein. 

20.  ©D^S^SRenfd^. 

3e  ben!t  bod^  @ott  tpirb  id^,  unb  !ombt  ind  ®Ienb  l^er, 
3luf  ba^  id^  fomm  ind  9leid^,  unb  m6ge  metben  @t! 

21.  ®Ott  ift  ein  itinb,  toarumb? 

^er  @n>ge  ®DtteiS@ol^n  toirb  l^eut  erfl  Jtinb  genennt, 
^a  @r  bod^  taufenb  ^affx  ben  SSattet  fd^on  ge!ennt: 
9Barumb?  @¥  toat  fein  Jtinb.    3)ie  SRuttet  mad^tö  allein 
^a^  ®¥  tt)atl^afftig(id^  !an  ^inb  gegrüffet  fein. 

22.  2)aB  gt6fte  9Bunber. 

D  9Bunber  ®DtM  @ol^n  ift  etoiglid^  getoefen, 
Unb  feine  SRuttet  ift  bodj  l^eut  erft  fein  genef en ! 

23.  S)ie  @eift(id^e  äßutter  ©Otted. 
Slatien  'iSivmat  toirb  t>on  ©Ott  fo  toert^  gefd^&lt, 
3)a^  @r  aud^  felbft  jl^r  Jtinb  3U  fe^n  fidjf  l^oc^  erg6tt: 
ä3tftu  bemüttigltd^  toie  eine  Jungfrau  rein: 

@o  toirb  ®Dtt  balb  bein  Jtinb,  bu  feine  äRutter  fein. 

24.  9ln  ba|  3®fui»  ^inblein. 

äBie  fol  id^  ^xdf  mein  Jtinb  bie  Heine  Siebe  3ltnntn, 
S)ieiDeiI  toit  beine  SRad^t  unenbUd^  gro^  er!ennen? 
Unb  gleid^h)Ol  biftu  !lein!  id^  f^red^  bann,  gro^  unb  Kein, 
Jtinb,  Sater,  ®Dit  unb  äRenfd^,  0  Sieb'  erbarm  bid^  mein. 

[92]     25.         (Sin  Jtinb  fe^n  ift  am  beflen. 

Sßeil  man  nunmel^r  @Dtt  felbft  ben  gr6ften  fleine  finbt, 
@o  ift  mein  gr6fter  äBuntfdjf  gu  toerben  n>ie  ein  Jtinb. 

26.  S)er  Stenfd^  ba^  toürbigfte. 

©Ott  toeil  ®r  toirb  ein  SKenfd^,  geigt  mir  ba^  id^  allein 
^m  xttiffx  unb  toel^rter  bin  aU  aSe  ©eifler  fein. 


III,  27]  a)rltte«  «ud^.  67 

27.  2)et  9lal^me  3^fu9. 

^(t  fAffe  3(gfud  9^al^m*  ift  ^^ntg  auf  bet  äuriQ: 
3m  Ol^t  ein  Srautgefang,  im  $er|  ein  ^eubenf^rung. 

28.  2)er  itrei^  im  $uncte. 

atld  ®Dtt  l;»etboteen  (og  in  eined  St&gbleinS  @d^o^, 
^a  toar  eS,  ba  bet  $unct  ben  jlrei^  in  ftd^  befd^Io^. 

29.  2)a^  ®roffe  im  deinen. 

S)u  f^rid^ft,  ba^  ©roffe  !an  nid^t  in  bem  itleinen  fein, 
2)en  ^immel  fc^leuft  man  nid^t  ind  @rbenfl6))ffd^en  ein. 
^omb  fd^au  bet  gungfraun  itinb:  fo  ftl^ftu  in  ber  äBiegen, 
S)en  ^immel  unb  bie  ®rb*,  unb  l^unbert  äBe(te  (iegen. 

30.  Sluf  bie  ÄTi^)^)e  Sefu. 

$ier  liegt  ba^  toeljirte  itinb,  ber  Jungfrau  etfte  S9lum, 
S)et  @nge(  Sreub  unb  £uft,  bet  SRenfd^en  $reig  unb  9iul^m, 
@o(  ®t  bein  ^e^Ianb  fet;n,  unb  bid^  au  ©Ott  etljieben, 
@o  muftu  nid^t  fel^t  toeit  bon  feinet  ^ri))))e  leben. 

31.  2)ein  $er$  toannd  leer,  ift  beffer. 
Hd^  e(enb!  Unfet  @Ott  mu^  in  bem  stalle  fe^n! 

^hum  au^  mein  jlinb  bein  $er$,  unb  giebiS  gl^m  e^(enbd  ein. 

32.  ^er  ^immel  toirb  jur  @tben. 

S)et  ^immel  fenfet  ftd^,  er  lombt  unb  toirb  jur  @rbrn: 
[93]  9Bann  fteigt  bie  @rb'  emf^or,  unb  ttfirb  ^um  ^immel  toerben? 

33.  SBann  ©Ott  empfangen  toirbt. 

9119  bann  emt>fai^ftu  ®ott,  mann  feinet  ©eifieiS  gütte, 
IBefd^attet  feine  SDlagb  bie  Sungfrau  bein  ©emütte. 

34.  Huf  ba^  (Sreu^e  unferiS  ®r(6feriS. 
®ett)i^  ifl  biefer  IBaum  t)om  )8ebend9aum  gel^&gt, 
äßeil  er  fo(d^'  eble  grud^t  ba^  Seben  felber  trAgt. 

35.  Xa%  aUerfüffefte. 

@ü^  ift  ber  $6nigfe^m,  f6^  ift  ber  ätebenmoft, 
Bü^  ift  ba^  gimmelbrob  ber  Sfreliten  !oft. 
Bt^  ift  toaiS  Sera^l^in  t>on  anbegin  em))funben, 
3loif  fftffer  ift  $@rr  Sl^rift  ba^  f6ffe  betner  9Bunben. 

36.  S)ie  übertreffUd^e  Stiebe. 

(8an|  unbegreiflid^  ift,  bie  £ieb*  au^  ber  ftd^  (dOtt 
3n  einei^  SRigblein  @d^o^  }um  9r&utgam  mir  tMotf^, 

5* 


68  Sol^annl«  «nöelt  [III,  36 

2)i>4  gleid^ct  biefcm  tiid^td  bat  ^  <tudft  Seib  unb  SeBen, 
%m  (Steut^e  toie  ein  Sd^elnt  f6t  mid^  ^ot  l^in  gegeben. 

37.  25er  berliebte  ®Dtt. 

®Dtt  (iebet  mid^  aUetn,  nadf  mir  tft  ^l^m  fo  bange, 

2)at  dt  audf  fttrbt  für  9[ngft,  toetl  t(^  3^nt  nid^t  anl^ange. 

38.  iDie  l^e^lfame  äßunbe. 

2)ie  äBunbe  bie  mein  ®Dtt  för  mid^  ind  iper|  em^f&ngt, 
Sl^erurfad^t,  ba^  @r  mir  fein  IBIutt  unb  9Baffer  fd^enft: 
Srin!  id^  mid^  beffen  Soll,  fo  l^aben  meine  9Q3unben, 
gl^r  toa^red  )Balfam6l,  unb  beften  ipe^ltran!  funben. 

S9.  ^er  befte  Staubt  unter  bem  @)reu(e. 
Xai  ^(utt  hai  unferm  ip®9i9{9^  aut  feiner  SBunbe  fleuft 
[94]3ft  feiner  liebe  ^l^au  hamii  @r  un^  begeuft: 
äBiltu  befeud^tet  fet;n,  unb  UnbertoeRItd^  blühen, 
@o  mufht  ntd^t  einmal  t)on  feinem  (S^reu^e  fliel^en. 

40.  ^ni  (Sreu^e  Sl^rifti. 

@d^au  beine  @ünben  ftnbd  bie  Ci^l^riftum  unfern  ®Dtt, 
@o  unbarml^er^igUd^  berbainmen  hi^  in  %oh. 
gebod^  bergtveiffle  nid^t:  biftu  nur  ^agbalen, 
@o  fanftu  feeliglid^  bet;  feinem  dxtu^t  fielen. 

41.  9ln  ben  (Sreu^fHel^enben. 

Sld^  itinb  iftS  bir  benn  aud^  )ur  3^it  nod^  nid^t  betouft, 
S)at  man  nid^t  jmmer  liegt  an  unferd  $@rren  IBrufi? 
IBen  @r  am  (iebften  ffok,  ber  mui  in  @teu|  unb  $ein, 
3n  aparter,  atng^  unb  2:ob,  ber  9^&d^fie  be^  iffm  fein. 

42.  Hn  ben  @6nber. 

äßad^  auf,  bu  tobter  Sl^rift,  @d^au  unfer  ^elican, 
@))rengt  bid^  mit  feinem  S(utt  unb  $ert^enn>affer  an. 
@m))f&ngftu  biefed  red^t  mit  aufgetl^anem  Tlunh, 
@o  biftu  Slugenblil^  lebenbig  bnb  ©efunb. 

43.  2)at  Dfter:Bamb. 

^er  guben  DfterSamb  toar  gleif d^  unb  f&luti  bon  ^l^ieren : 

Unb  bennod^  fönte  fie  ber  äBürger  nid^t  berül^ren: 

®ff*  id^  mein  OfierSamb,  unb  geid^ne  mid^  mit  )BIut, 

2)at  fein  bertDunbter  2eiB,  ffir  mid^  bergiffen  t^nt: 

Bo  eff'  td^  meinen  ^®rm,  ©Ott,  Sniber,  St&uigam,  Mrgen: 

SBer  ift  bann  nu  ber  mid^  tan  f dalagen  unb  erft>fitgen? 


m,  44]  ^riited  Sud^.  69 

44.  S(uf  bat  ®ta(  3@fu. 

$ter  (igt  ber  tDeld^et  ifl,  unb  tDav,  e^  @r  getpotben: 
®in  $elb^  ber  feinen  ^ehtb  mit  Serben  fan  ermorben. 
9Bi(tu  \^m  toetben  gleid^,  unb  Ubertoinber  fein, 
So  (et;b,  meib,  fleud^  unb  ftirb,  in  äBoHuft  unb  in  ^in, 
[95]  äßeiftu  nid^t  toer  @r  ift?  fq  mer!e  biefe  ^vitf, 

2)at  ®T  ein  9Renf(i^  unb  ©Ott,  unb  bein  ®rr6fer  fel^. 

45.  ©tabfc^rifft  ber  $.  Mechtildis. 

$ier  ligt  bie  Jungfrau  ®£>t%  bie  blül^enbe  Mechthiid, 
aXit  ber  er  offt  fein  ^tti^  geföl^rt  l^at  unb  geftiOt. 

46.  @in  anbre. 

$ier  liget  ®otM  »raut  Mechthild  ba|  (iebe  itinb, 
3n  toeld^ed  SSater,  @ol^n,  unb  ®eift  berlibet  finb. 

47.  «uf  ben  ©rabftein  S.  Francifci. 

$ier  ligt  ein  @erat)ljiin,  mid^  tounbert  toie  ber  Stein, 
9e9  fold^ent  (^lammen^l^eur  nod^  gan^  !an  blieben  fein! 

48.  ^er  einige  XaQ. 

Xtt\f  2:age  tDei^  id^  nur:  aI9  geftem,  l^eut,  unb  morgen: 
äßenn  aber  geftetn  tmrb  in^  l^eut  unb  9lun  berborgen, 
Unb  morgen  autgel6fd^t:  fo  leb  id^  \tnm  ^ag, 
Xm  idf,  nod^  el^  id^  toarb,  in  ©Ott  au  leben  ^flag. 

49.  ©rabfd^rifft  be^  ©ered^ten. 

$ier  ift  ün  3Slann  gelegt  ber  ftdtS  im  3)urfte  lebte, 
Unbt  nad^  ®ered^tig!eit  be^  2:ag  unb  Slad^te  ftrebte, 
Unb  nie  gefdtttgt  toarb.    9hin  ift  j^  «Obereit, 
eein  ^urfl  geftiOt  mit  ©Ott  ber  füffen  ®toigfeit. 

50.  S)at  ©roffe  im  Jtleinen. 

SRein  ©Ott  tPie  mag  bai  fe^n?  mein  ©eift  bie  nid^tigfeit! 
@e^nt  juberfd^lingen  bid^  ben  Sfiaum  ber  ®toig!eit! 

51.  93raut  unb  ^r&utigam. 

(Sin  Sr&utgam  fe^n  ift  biel:  nod^  mel^r  ber  93raut  geniffen, 
Unb  jl^ren  füffen  3Runb  mit  ^erjer^Siebe  !üffen: 
[96]  3d^  aber  liebe  mel^r  bie  ^od^jeit,  ba  id^  Sraut 
©Ott  meinem  IBr/iutigam  toerb*  innig  etngetraut. 

52.  ©rabfdjfrifft  ber  $.  Jungfrauen 

Gertrndis. 
©laub  l^ier  in  biefem  ®rab  ligt  nur  ein  bloffer  fd^ein, 
($d  icin  GertrudiB  nid^t  loie  man  t>ermeinet  fein. 


70  3ol^anni«  «nge«  \llTi  52 

* 

9Bo  fte  nid^t  foU  jl^r  ®vaf>  im  $et(m  3@fu  l^aben, 
@o  mufte  3@ftid  fe^  ou^  il^tem  ausgegraben. 

53.  9ßa0  ©Ott  am  Uebften  ift. 

9lid^tg  ift  ba^  ®Dtt  fo  fel^r  alS  eine  Jungfrau  (iebt, 
^a^  er  aud^  jl^r  ftd^  felbfi  jur  gfrud^t  unb  5linb  ergiebt: 
Sßilftu  fein  Siebfte«  fe^n  noäf  l^ier  auf  biefer  @rben, 
@o  batfffhi  anberiS  nid^t^  ald  eine  Jungfrau  tDerben. 

54.  SCuf  baiS  Silbnu^  be^  Üeinen  3o^ 
l^anniS  mit  bem  3®fud  ^inblein. 

Xit  groffe  fiieblid^Ieit,  mit  toeld^er  @Dtted  ^inb, 
3ol^anneg,  unb  bag  Samb  aHl^ier  gemal^Iet  ftnb, 
SOlad^t  ba^  id^  jnniglid^  begel^re  gan)^  }ufein, 
Sol^anned,  ober  ja  ein  lautted  S&mmelein. 

55.  9ln  ben  @ünber. 

D  Sünber  toann  bu  tool  beb&d^ft  ba^  fur^e  3lun, 
Unb  bann  bie  ®n>ig!eit,  bu  toärbft  nid^tiS  b6feiS  t^un. 

56.  Son  bem  ©CttiSbegierigen. 
^em  @Dttdbegierigen  toirb  biefer  $unct  ber  3^t 
$ie(  I&nger  ald  ba^  fe^n  ber  ganzen  Qptoigleit. 

57.  3)eS  ©l^riften  Äriegen8s3Crt. 
®eiD6l^ne  bid^  mein  jlinb  auf  6)l^tifti  ftrt  ju  friegen, 
@o  toirftu  beinen  geinb  gar  9iitter(id^  beftegen: 
SBie  ba?  mit  Siebe  ftreit,  mit  @anfftmut  unb  @ebult 
äßeid^  feinen  ftreid^en  au^,  unb  fe^  jt;m  gerne  $ulb. 

58.  ®9  mu^  geftritten  fe^n. 
greunb  toer  ben  §imme(  nid^t  erobert  unb  beftürmt, 
3)er  ift  nid^t  toel^rt  ba^  jl^n  fein  Dberfler  befd^irmt. 

[97]     59.  25ie  Siebe  atoinget®Dtt. 

2)aS  ^immelreid^  toirb  (ei^t  erobert,  unb  fein  Seben: 
93e(agre  ©Ott  mit  Sieb:  ($r  mu^  biriS  übergeben. 

60.  3Raieft&t  mit  Siebe. 

S&r«  toal^r  ba|  a^ajeftat  nid^t  !6nte  ftelftn  mit  Siebe: 
@o  fage  mir  toie  ®Dtt  ein  ®ta)ger  Il6nig  bliebe. 

61.  ^ie  9)emut  mad^t  beftel^n. 
SRenfd^  überl^eb  bid^  nidjft,  bie  ^mut  ifi  bir  notl^: 

@tn  t^uxn  ol^n  redeten  ®runbt  f&at  bon  ftd^  felbfi  in  Itotl^. 


III,  62]  3)ritte«  »udj.  71 

62.  ^otn  S.  Laurentias. 
Settounbere  bid^  nici^t  bat  mitten  auff  ber  ©lutt 
@t.  Sauren!  feinen  äRunb  fo  untjergagt  auff t^ut: 
^ie  ^(amme  bie  jl^m  Ijiat  in  jl^m  fein  $ec$  en|änbt, 
Stad^t  ba^  er  Auferlid^  ba^  ko^'-^inx  nid^t  em))finbt. 

63.  S(n  bie  $.  Clara. 

Sßer  bidji  genennet  l^at,  l^at  btr  ben  92al^men  geben, 
^en  bu  mit  SBal^rl^eit  l^aft,  l^ier  unb  in  jenem  Seben. 

64.  3(n  S.  Augustin. 

^ie  toeil  bein  $er(  naci^  @Dtt  fo  (obert  Auguftin, 
92ennt  man  bid^  biUid^er  l^infül^ro  @era^l^in. 

65.  9$on  aitaria  aRagbalene. 

X)ie  2:i^r&nen  toeld^e  bu  be^  unferiS  $®cren  puffen  - 
^ie  naffe  3RagbaIen  fo  ^duffig  ftl^ft  t^ergiffen, 
@einb  jbr  jerfd^mol^ned  $er$:  bi^  !r&nlet  fte  aQein, 
Xa^  nidjft  jl^r  @eel  unb  Seib  gan|  feilen  Sl^rdnen  fe^n. 

66.  Son  ber  allerfeeligften  3ung« 

frauen. 
^er  3>ingfrdulid^e  Seib,  ber  unfer  ^immelbrobt, 
3n  ftd^  befd^roffen  l^ilt,  ift  toarUd^  nid^t  mel^r  ^obt. 
@d  fault  !ein  deberbaum :  fo  toAr'  ed  aud^  nid^t  fein, 
9Bann  aufferm  %mpQl  ®Dttd  fein'  Slrd^e  folte  fe^n. 

•[98]     67.  Hn  Sanct  Sernl^arb. 

Seml^arb  totil  mit  bem  Stunb  bein  $er|  ftimmt  äberein, 
@0  !an  ed  anberd  nid^t«  alg  lauter  3®fud  fe^n. 

68.  2)ie  ©eeligfeit. 

9Bad  ift  bie  eee(igleit?    ®in  auflu^  aller  f^euben: 
(ün  ftate«  anfd^aun  ®Ottd?    ®in  lieben  ol^n  SSerbrug: 
(Sxn  29htn  ol^ne  £ob:  @in  fftffer  S^fud^jln^: 
9{id^t  tinttt  Slugenblü  l;»om  IBrdutgam  fei^n  gefd^eiben. 

69.  2)et  l^eiligen  9{eid^tl^umb. 
@e^  arm,  ber  ^eilige  l^at  nid^tS  in  biefer  3^^^ 
Hld  toai  er  ungern  l^at,  ben  i^eib  ber  @terblid^!eit. 

70.  ©Ott  ber  fre^gei^igfte. 

@Ott  gibt  ftd^  ol^ne  ma^:  3e  mel^r  man  x^n  begel^, 
3e  mel^r  unb  mel^r  ®r  fld^  erbietet  unb  getoel^rt. 


72  aol^anni«  «nöeli  [JH,  71 

71.  Srrbifd^et  ©etaj)l^in. 

iDu  Mfl  ein  @era^l^in  nod^  l^iet  auf  btefet  Arbeit: 
9Bo  bu  bein  ^et^e  I&fi  ju  lauter  Siebe  toerben. 

72.  ®ta)i0ed  Seben  in  ber  3eit. 

äßet  ®Dtt  in  aQem  ^un  bon  ^er^en  Soben  fan, 
S)er  l^ebt  fd^on  in  ber  3eit  ba^  (Sto^e  leben  an. 

73.  SSon  S.  Bartholomae. 

©ag  ob  aud^  jemanb  ift,  ber  mel^r  t>erlaffen  lan, 
Hld  S.  Bartholomae  jur  Se^benS^eit  getl^an? 
2)ie  anbem  Ueffen  ^toar  bem  $erm  }u  @l^m  jl^r  Seben: 
@x  aber  l^at  aud^  nod^  bte  $aut  bargu  gegeben. 

74.  2)er  (fronten  unb  96fen  @igentl^um. 
2)ie  fronten  l^aben  gar  nid^td  @igneiS  in  ber  SBelt, 
Unb  bie  ©ottlofen  nid^tö  im  otogen  $immeld3elt. 

75.  9)a^  !&ftlid{ine  ®rab. 
5tein  @rab  ift  föftlid^er  bi^  l^eute  ju  getoefen, 
seid  toad  bon  Lazari  be^  armen  tDirb  gelefen: 

[99]  Unb  bod^  berlang*  id}i  nid^t:  id^  h}6nfd^e  mir  aQetn 
3n  meine«  §e^lanb8  ©d^o^  tief  einberfenft  ju  fe^n. 

76.  9)ie  @eel  ift  ©Dttedbilb. 
2>ai  93Ubnü^  ©Dtted  ift  ber  Seelen  einge)>r&gt, 
9BoI  bem  ber  fold^e  3Rün|'  in  reiner  Seintoanb  tr&gt. 

77.  3)er  Stofenobel. 

Sie  2:i^6rid^t  ift  ber  aRenfd^,  ber  ®oIb  fÄr  ÖDtt  erüeft: 
Unb  toei^  ba^  feine  @ce(  ein  9{ofenobeI  ift. 

78.  S)ie  geiftlid^e  Snlamith. 
©Ott  ift  meine  Salomon,  td^  feine  Sulamitb, 
äßenn  id^  jl^n  l^er^Iid^  Sieb*,  unb  er  ftd^  mir  entbiet. 

79.  ^ie  geiftlid^e  ^od^^eit. 

fDie  9raut  ift  meine  See!:  ber  Srdutgam  ®Dtted@o^n: 
^er  ^riefter  (S)otted®eift,  unb  fetner  ©ott^eit  ^ron 
2;{l  ber  SSermdl^lungdCrt:  ber  SBein  ber  mid^  madjft  trunlen 
Sft  meined  SBrÄutgam«  S3Iutt:  bie  @t)etfen  aHjumal 
@inb  fein  S3erg6ttet{$Ieif d^ :  bie  itammer  unb  ber  @aa(, 
Unb  d*  »etl^,  ift«'  93ater«  ed^oB,  in  ber  tvir  feinb 

berfunlen. 


in,  80]  ^x\iM  «udj.  73 

80.  ©Ott  Un  nidjft  all«  mUxnt. 

(^Dii  ber  bie  9BeIt  gemalt  unb  totber  tan  aunid^ten: 
^an  nidjft  ol^n  meinen  toilln  bie  ^leitgeburtl^  au^rid^ten. 

81.  ^er  befte  äBuci^erer. 

9)em  äßud^rer  fall  td^  be^  bet  jl^m  fo  bi(  erlauffen, 
^a|  er  jl^im  lan  ein  @utt  im  ^immelreid^  erfauffen. 

82.  @in  jeberd  bon  bem  feinen. 

^er  @4iffmann  rebt  k)om  9Reer,  ber  S&ger  bon  ben  i^unben, 
2)er  ©eilfige  bon  ®oib,  unb  ein  @olbat  bon  äBunben: 
[100]  mv  toeil  id^  bin  Verliebt,  n>i(  anberd  nici^td  gebül^, 
m^  ®Dtt  unb  feine  Sieb  im  9»unbe  ft&ttiS  aufül^m. 

83.  ^er  0r6fte  ^itel. 

äßer  meiner  @eele  toU  ben  9r6ften  2:itel  geben, 

^er  nenn  fie  ®OtM  93raut,  fein  iper^^e,  @d^a(  unb  Seben. 

84.  $on  ben  9%ofen. 

S)ie  9lofen  fe^  id^  gern:  benn  fie  ftnb  tDei^  unb  rot^, 
Unb  boUer  dornen,  toie  mein  )B(utt>Sr&utgam  mein  ©Ott. 

85.  3>u  fülft  fe^n  2Bei^  unb  9lotl^. 

93on  $er(en  toünfd^  id^  mir  ein  $er$e,  $@rr  mein  ©Ott, 
3n  •  beiner  Unfd^ulb  toei^,  bon  beinern  S3(utte  rotl^. 

86.  9(ud^  untern  2)ornen  blül^en. 
^I^rift,  fo  In  Unbertoellt  in  Sel^ben  @reu4  unb  $ein, 
äßie  eine  äiofe  blül^ft,  toie  feelig  toirftu  fe^n! 

87.  ^id^  aufftl^un  toie  bie  Sflofe. 
2)ein  $er|^  emt>fdl^et  ©Ott  mit  alle  feinem  ®utt, 
äOann  eiS  fid^  gegen  i^m  tt)ie  eine  ätof*  auftl^ut. 

88.  @0  mu^  ©ecreu^igt  fe^n. 

{^reunb  tDer  in  jener  SBelt  h)il  (auter  9iofen  bred^en, 
2)en  möffen  bor  alliier  bie  S)omen  gnugfam  fted^en. 

89.  2)ie  @d^6n^eit. 

^ie  @d^6nljieit  lieb'  id^  fel^r:  bod^  nenn  id^  fie  !aum  fd^6n, 
3m  fall'  id^  fte  nid^t  flhtt^  fel^'  untxtn  2)ornen  ftel^n. 

dO.  Se^t  muftu  blül^en. 

mt^  auf  gefromer  (S.f)ti%  ber  a^d^  ift  für  ber  ^l^ür: 
^u  bleibeft  etvig  Sobt,  blü^ftu  nid^t  je^t  unb  Ijiier. 


74  gol^anni«  «ngcCi  [III,  91 

[101]   91.  2)ie  0el^eim6e  Siofe. 

2)ie  ^oy  ift  meine  @eer,  ber  2)orn  be^  gleifd^edluft, 
2)e¥  Stül^ang  ©otted  gunfl,  fein  gorn  ift  Kda  unb  groft: 
31^r  b(äl^n  ift  gutted  tl^un,  ben  2)orn  jl^r  ^l^eifd^  nic&t  ad^ten, 
^it  2;ugenben  ftd^  aiel^rn,  unb  naä)  bem  $imme(  trad^ten: 
9{immt  fte  bie  Qtit  tool  toar,  unb  hl^t  toeild  fJfrül^Cind  ift, 
So  toirb  fte  etoiglici^  für  ®Dtte8  Slof  erfieft. 

92.  2)ag  ebelfte  unb  fd^mSbefte. 
Slid^td  GblerS  ift  nad^  ©Ott  ald  meine  @eel  aEein: 
äSenbt  fte  ftd^  toon  il^m  ah,  fo  !an  nid^id  fd^n5betd  fein. 

93.  ^a^  gr6fte  ^eiligil^um. 

Jtein  griffet  ^eiligtl^um  tan  man  auf  @rben  finben, 
9[(d  einen  feufd^en  2t\b  mit  einer  ®ee(  offti  @6nben. 

94.  2)af  toel^rtefte. 

Jtetn  bing  ift  auf  ber  9BeIt  fo  l^od^  unb  toel^rt  ^uad^ten, 
^19  9Renfd^en  bie  mit  fleig  nad^  leiner  ipod^l^eit  trad^ten. 

95.  S)ag  ed^abUd^fte. 

^ie  @änbe  toeil  fxt  ©Ott  era6mt,  unb  bid^  berieft, 
äßirb  biEid^  fd^&blid^er  ald  @atan  felbft  gefd^A^t. 

96.  3) er  drmfte. 

3)er  reid^fle  ^euffef  l^at  nid^t  einen  Äiefelpein: 

^u  @änber  bift  fein  6 dato:  !an  oud^  toad  drmerd  fet^n? 

97.  3)ie  ©lüffeelige  ©finben. 
©(Älfeehg  ^reig  id^  bid^  unb  alle  beine  Sänben, 
9Bo  fte  nur  enblid^  ba(,  toaS  äRagba(ene  finben. 

[102]   98.         @id^  nid^t  toerfkerin  ift  nid^t 

fftnbtgen. 
9ßad  ift  nid^t  fänbigen?  bu  barffft  nid^t  lan^^  fragen: 
©el^  l^in,  ed  toerbend  bir  bie  ftummen  Blumen  fagen. 

99.  @in  reined  $ert  fd^aut  ®üit 
iDer  SXbUx  fll^t  getroft  grab  in  bie  @onn  l^inein: 
Unb  bu  in  otogen  bli^,  im  faU  bein  $er4  ift  rein. 

100.  2)ie  6anfftmut  befi^t  ba^  ®rb« 

reid^. 
2)u  ftrebft  fo  embfiglidif  nad^  einem  gleUein  Grben: 
^urd^  @anffimut  lintepu  ber  ganzen  (Sxhffttx  toerben. 


in,  101]  a)ntte«  »udj.  75 

101.  ^a^  (ebenbige  Slobtengrab. 

aRenf4  iü  bein  ^nt(i$  f(^5n,  unb  behte  @ee(e  bletd^, 
@o  bifhi  (ebenbtg  ben  2:obtengr&bem  ^Itüf. 

102.  a)er  SQöeg  jum  ©d^6^ffer. 

^u  armer  fierblid^er,  a6)  bleib  bod^  ntd^t  fo  fleben, 
Hn  garben  biefer  Söelt,  unb  il^retn  fd^nftben  Seben: 
^ie  @cl^6nl^ett  be(  gefd^6))ffd  ift  nur  ein  bloffer  fteg, 
^er  un^  gum  @46^ffer  fe(bft,  bem  fd^6nfiten  geigt  ben  9Beg. 

103.  ©ered^ttgfeit  madfi  ©eelig. 

SQöer  feelig  toerben  teil,  ber  ma^  mit  toeiffer  ©eiben, 
6o  gierlid^  a(d  er  fan,  fein  Seib  unb  @ee(  beKeiben. 

104. ©rabfd^rifft  einer  l^eiHgen  @eelen. 

!pier  (igt  bie  groffe  S3raut,  ber  SJlenfd^l^eit  G^l^rifti  2offn, 
S)er  ©Dttl^eit  (Sl^r  unb  äf^ul^m,  beg  l^ilgen  ©eifted  ^l^ron. 

105.     aSie  man  ®Diii  ^olb  erlangt. 

3m  aRunbe  $6nigfeim,  im  ^er^en  trage  ®olb, 

3nn  Slugen  lautred  2xd)t,  fo  tvirb  bir  ^l^rifhtd  l^olb. 

[103]   106.  «n  ben  Sünber. 

fL^  @änber  traue  nid^t,  toeil  bu  bie  ^agbalen 
Defribigt  unb  getroft  bon  unfrem  $®rrn  fil^ft  gel^n: 
^u  bift  il^r  nod^  nid^t  gleid^:  toiltu  beg  Sroftd  genieffen, 
&o  lege  btd^  gut)or  toie  fte  gu  feinen  ^tf\tn, 

107.  ®in  unbeflefter  9Renfd^  ift  Aber 

bie  @ngel. 
@in  (Sngel  fel;n  ift  biel:  3lod)  mel^r  ein  äRenfd^  auf  @rben, 
Unb  nid^t  mit'  jl^rem  touft  unb  J^otl^  befubelt  toerben. 

108.  2)er  Solfomne  ift  nie  fr6lid^. 
SRenfd^,  ein  S^olfomner  @l^rifi  l^at  niemaU  redete  freub 
9[uf  bifer  äBelt:  toarumb?  @r  ftirbet  affegeit. 

109.  2)er  £eib  ift  @l^ren  toertl^. 

$alt  beinen  Seib  in  &ftn,  er  ift  ein  ebler  @d^rein, 
3n  bem  bag  Qil^nft^  ®DM  fol  aufbel^alten  fe^n. 

110.  2)er  feelige  @änber. 

Stein  6&nber  ift  fo  tool  unb  feelig  je  gefiotben, 
9lld  ber  be^  iQ<Srren  gunft  toie  SRagbalen  ertoorben. 


76  gotanni«  Singe«  [III,  111 

111.  2)a^  aRenfd^Hd^e  ^et^e. 

©Ott,  2;euffel,  äBelt,  unb  äff«  toU  in  mein  $er^  l^inein: 
@iS  mu^  jja  tounber  fd^in  tmb  groffed  9(beI8  fet^n! 

112.  2)ag  $er$  ift  unerm&^H^. 

®in  ^er^e  toeld^ed  fid^  toergnügt  mit  ort  unb  3^t, 
@r!ennet  toarlid^  nid^t  fein*  unetmAg(id^!eit. 

US.  S)er  2;em^el  ®Dtted. 

3d^  bin  ber  Xmptl  ®Dtt^,  unb  meineiS  ^er^endfd^retn 
3ftd  afferJ^eiligfte,  toann  er  ift  (eer  unb  rein. 

[104]   114.  2)ie  Uberformung. 

^ann  toirb  bag  3;i^ier  ein  SRcnfdjf,  ber  SRenfd^  ein  ©nglifd^ 

toefen, 
Unb  biefed  ©Ott,  toann  totr  äSoffl^mmUd^  fe^nb  genefen. 

115.  ^u  muft  gutoor  bag  fel;n. 

SRenfd^  {o(  ©Ott  unb  fein  Samm  bein  ®toger  ^em^el  fel;n, 
@o  muftu  \f)m  jutoor  bein  ^er^  ju  einem  toeil^n. 

116.  2)er  geiftlid^e  D^ffer^eug. 

äRein  ^er^  ift  ein  9l(tar,  mein  toiff'  iftd  D^ffer«@utt, 
2)er  ^riefter  meine  8eel,  bie  Siebe  geur  unb  ®lutt. 

117.  ^ev  ®fftein  ift  ba^  befte. 

Xtn  (Slolbftein  fud^ei  man,  unb  I&ft  ben  ©Ifeftein, 
^urd^  ben  man  etoig  reidjf,  gefunb,  unb  !(ug  tan  fet^n. 

118.  S)er  toeifen  @tein  ift  in  bir. 

aRenfd^  gel^  nur  in  bid^  felbft.    2)enn  nad^  bem  @tein  ber 

toeifen, 
^arf  man  nid^t  affererft  in  frembbe  Sanbe  reifen. 

Il9.2)er  @!ftein  mad^t  toai  elDig  toel^rt. 
Xtx  ©olbftein  mad^et  ®o(b  ba^  mit  ber  äBelt  bergel^t : 
^er  @Iftein  tintn  99au  ber  etoigHd^  beftel^t. 

120.  2)ie  befte  Singtrung. 

2)en  l^alt*  id^  im  2;ingirn  für  äReifter  unb  betoe^rt, 
2)er  ®oti  au  2ith  fein  $er|  iniS  feinfte  ®olb  ber!el^rt. 

121.  9Bir  l^abend  beffer  ali  bie  ®nge(. 

^en  (Sngeln  gel^t  eS  tool:  nod^  beffer  und  auf  iSrben: 
Xtm  feiner  i^rd  ©efdjfled^td  fan  ®Dttü  ©emol^ltn  tperben. 


ni,  122]  a)ntte«  «u<^.  77 

122.  2)a8  dr6fte  SBunbertDerl. 

Stein  grdffer  SBunbettoet!  l^at  man  no4  ^^^  gefunben: 
9lld  bag  ftd^  (SDtt  mit  ftoti^  (bem  aRcnfd^en)  l^t  berbunben. 

[105]    123.  ©Ott  gcM  ^od)  ettoad  ab. 

SRan  fagt,  @Dtt  mangelt  ntd^td,  @r  barff  nidjft  tinfrer  gaben: 
Sftd  toal^r,  toad  toU  iSr  bann  mein  armeS  ^et^e  l^aben? 

124.  ^te  geiftHd^e  S^rad^enftär^ung. 

äBann  bu  auft  bir  Seriagft  bie  @ünb'  unb  jl^r  getüimmel, 
@o  toirfft  S.  Michael  ben  2)vad^en  au^  bem  ^immel. 

125.  2)ie  ^offart  unb  ^emtit. 

^ie  ^offart  tüirb  gel^aft,  bie  2)emut  toirb  geliebt: 
Unb  bod^  tft  !aum  ein  SRenfd^  bet  fte  für  jener  Übt 

126.  ^er  äßeg  gur  $ei(ig!eit. 
2)er  aUernmte  SBeg  gur  toabrcn  ^eiligfeit, 

3ft  2)emut  auf  bem  $fab  ber  feufd^en  SReinigfeit. 

127.  ^er  dtoge  ^ahhatff  in  ber  3eit. 

(Sin  äftenfd^  ber  fid^  in  ftd^  in  ©Ott  berfamblen  !an, 
^er  l^ebt  fd^on  in  ber  3^t  ben  (Stogen  @aBbatl^  an. 

128.  @id^  felbft  regiern  ift  5t6nig(id^. 

(Ein  SRenfd^  ber  feine  Jtr&fft'  unb  Sinne  faxt  regieren: 
2)er  mag  mit  guttem  red^t  ben  Jt6nigdS{te(  fftl^ren. 

129.  ^er  grabe  9Beg  gum  Seben. 
äSann  bu  toilt  grabed  SBegd  ind  (Stoge  Seben  ge^n, 
6o  lai  bie  SBelt  unb  bid^  gur  (infen  Seiten  fielen. 

130.  ^er  SRunbtranl  ®DtteiS. 

^er  2^ran!  ben  ®ott  ber  !p(Srr  am  aSerliebften  trinft, 
3ft  äBaffer  bag  bor  Sieb  aug  meinen  9(ugen  bringt. 

131.  2)a^  gel^eime  5t6nigreid^. 

3d^  bin  ein  5t6nigreid^,  mein  $er4  ba^  ift  ber  Xffvon, 
^e  @eel  ift  Stbni^va,  ber  ftkig  OCttei»  @o(n. 

[106]    132.  3) ad  $er(e. 

9Rein  $er|e  toeil  ed  ft&tS  in  ©Ott  gejDgen  ftel^t, 
Unb  i^n  l^ertoieber  sendet,  ift  (Sifen  unb  SRagnet. 

133.  Son  ber  $.  TERESA. 

Terela  toil  fonft  nid^tiS  a(iS  Set^ben  ober  fierben: 
SBarumb?  bie  ^raut  mug  il^r  ben  QrAutgam  fo  ertoerben. 


78  3<>l^nin»  «tiöcli  [UI,  134 

134.  2)er  (iel^fte  SJlenfd^  htp  ©Ott. 

2)er  aaeraebfte  änettfd^  ben  ©Ott  l^at  in  ber  geit, 
3ft  ber  k)ie(  (Sireu^  utib  $ein  um5  feinet  ioillen  (eibt. 

135.  ©in  $er$  umbfd^lieffet  ®Dtt. 
@ar  unau^md^lid^  ift  ber  ^Hfte,  toie  toir  toiffen: 

Unb  bannod^  !an  i^n  gan^  ein  SJlenfd^Hd^  !per|  umbfd^IiefTen! 

136.  aWittel  jur  ©eiligfeit. 

2)ein  ®eiji  fe^  aufgef^annt,  bein  ^erfte  Teer  unb  rein, 
^emättig  beine  @ee(:  fo  tDirftu  l^eiUg  fein. 

137.  ^ie  Sieb  ift  alle  2;u0enben. 

3)te  Sieb  ift  nie  allein,  toer  fid^  mit  jl^r  betreibt, 
S)em  toirb  ba^  gan^e  @l^or  ber  Sungfem  ein))erleibt. 

138.  a)ie  Sieb  ift  2;obt. 

Sld^  adf  bie  Sieb  ift  tobt!  toie  ift  fte  bann  geftorben? 
^Är  Sroft,  toeil  niemanb  fte  gead^t,  ift  fie  ^erborben. 

139.  ^a^  man  fud^t  bag  finbt  man. 
^er  9ieid^e  fud^et  ®olb,  ber  arme  fud^et  ©Ott: 
@lo(b  finbt  ber  arme  äJ^enfd^  toarl^afftig,  jener  Rot^, 

140.  ^ag  Kiniglid^e  2^htn. 

®ieb  beinen  toiSen  (&Ott:  bann  to&r  j^n  aufgegeben, 
^erfelbe  fül^rt  allein  ein  K6niglid^eiS  fieben. 

141.  98ir  feilend  ©Ott  toiber  fe^n. 

©Ott  ber  bequemt  fid^  un%,  (Sr  ift  un^  ioad  toir  tooUen: 
äßel^  un^,  tDann  ta>ir  j^m  aud^  nid^t  ioerben  toad  toir  foEen. 

[107]     142.      3n  Sanfftmut  tool^net  ®Dtt. 

»efdnfftige  bein  $er^:  ©Ott  ift  in  ftarfen  äßinben, 
3n  (Srbbetoegungen,  unb  getoer,  nid^t  guftnben. 

143.  2)ie  fiam^e  mug  red^t  brennen. 

äld^  Sungfrau  fd^6dte  bid^,  la^  beine  Sam})e  brennen: 
Sonft  totrb  ber  SrAutigam  bid^  nid^t  ffir  S3raut  erfennen. 

144.  2)ie  3]itorgenr6tl^'  unb  @eele. 

S)ie  9Rorgenr5t('  ift  fd^6n,  3lo^  fd^6ner  eine  Seele, 
S)ie  ©Dttedfiral  burd^leud^t  in  jl^red  i^eibeS  !pile. 

145.  ®OiU  fäffefter  ©erud^. 
^er  föffefte  ©erud^  ber  ©Ott  fo  fe^r  beliebt, 
Steigt  auf  Dom  Sob  bag  jl^rn  ein  reineiS  ^er^e  giebt. 


m,  146]       .  2)ntte«  »udj.  79 

146.  ^ie  SRad^t  ber  6ecCen. 

S)ie  6eel  ifi  gro^  t)on  äRad^t,  @Ott  fefl^fi  tmi(  j^r  gefielen, 
Unb  ian  i^t  ntmmermel^r  ol^it  i^ren  äBiSn  entge^n. 

147.  ®Ott  iDir  adeine  fet^n. 

Serfd^Uu^  ®Ott  in  bcin  $fr$,  (a^  feinen  anbetn  brem, 
@i)  mu^  et  ft&U  bei;  btr  unb  beht  gefangner  fei^n. 

148.  ®Dtt  ift  mein  ^unct  unb  ftret^. 

@ott  tfi  mein  mitte(t)unct  totnn  id^  gl^n  in  mid^  f^^Hffe: 
aRein  Umb!rei(  bann,  totnrt  i^  au(  Sieb*  in  flfn  ^erfliffe. 

149.  ^a^  ^o^i^it  Hlet^b  ift  notl^. 

^et  Fimmel  tl^ut  ftd^  auf,  ber  8r&utgam  !omt  gegangen 
D  Sraut  toie  toiltu  \^n  ol^ni^'  $od^}eit5tIei;t  embfangen. 

150.  2)ie  2aft  unbS  god^  beg  $@rren. 
@äf  ift  be(  $®rrenio(^,  unb  fanffie  feine  Saft. 
9Bol  bir,  toann  bu  ^e  jiM^  auf  beinen  Sld^feln  l^aft. 

[108]    151.  ^er  ^eilige  trauret  nie. 

Xn  ^eilige  !an  nie  im  ®eifi  betrfibet  fei^: 
Sarumb?  er  lobt  ©Ott  ftdtd  audjf  in  ber  gr6fien  $e^n. 

152.  S)er  ^immlifd^e  auf  @rben. 

9Ber  reined  ^er^enS  ift,  unb  S^^^  i^  ®eberben, 
Unb  l^od^berliebt  in  ©Ott,  ift  ^pirnmUfd^  auf  ber  @rben. 

153.  ^ie  jtned^te  ^reunb'  unb  ftinber. 
S)ie  Kned^te  fordeten  ®Dtt:  bie  Steunbe  lieben  fffn: 
S)ie  itinber  geben  il^m  \^x  ^rt  unb  äffen  Sin. 

154.  Som  S.  Ignatius. 

9Bie  ba^  Ignatius  bonn  2:i^ieren  toirb  ^erbiffen? 
®r  ift  ein  SBeiftenforn  ©Ott  toilg  gemahlen  toiffen. 

155.  (&9  toeifet  und  }ur  greuben. 

@in  $erte  boUer  ©Ott  mit  einem  fieib  boO  Serben, 
2:i^ut  ung  am  beften  htnbt  ben  äßeg  jur  eta>gen  freuben. 

156.  a)ie  Sieb'  ift  über«  toiffen. 

Wi  ©Ott  bereinigt  fei^n,  unb  feinen  Ihig  genieffen, 
3ft  beffer  ali  bie(  2)ing  Dl^n  feine  Siebe  toiffen, 

157.  S.  Agneten  ©rabfd^rifft. 

S.  Agnes  lieget  l^ier,  bie  Jungfrau  unb  bie  Sraut, 
^ie  feinem  onbem  SRarni  alü  ^l^rifto  fid^  bertrout, 


80  Sol^anni«  »ndeli  [III,  157 

^od),  nein  fte  (igt  nid^t  l^iev:  ton  fie  tDil  feigen  fielen, 
S)er  mug  fo  nal^  man  !an  gum  S&ntmUin  ©DiteiS  gel^n. 

158.  2)te  Sungfraufd^afft  mu^  ftud^ten. 

®oit  liebt  bie  gungfraufd^afft  umm  jl^ter  füffen  ^d^te: 
SlUeine  (&ft  ®c  fie  nid^t  fär  fein  Slngefid^te. 

159.  a)ie  lieblid^fte  3Rufic. 

Xxt  (ieMid^fte  ^uftc,  bie  ®Dtt  ben  ®tim  benimbt, 
©ntftel^t  toenn  ^er^  unb  äJlunb  in  jl^m  gufammen  ftimmi. 

[100]    160.  S)ie  l^ieb  ift  etDig. 

S)ie  Hoffnung  ]^6ret  auff:  ber  ©laube  !ombt  )um  fd^auen, 
2)ie  @^rad^en  rebt  man  nid^t,  unb  allei^  toaS  toir  bauen, 
SSergel^et  mit  ber  3^^-  ^i^  ^^^^^  ^I^^^^t  aKein: 
@o  laft  ung  bod^  fd^on  je^  auf  fte  beflieffen  fe^n. 

161.  9Bad  @Dtt  nid^t  !ennet. 

©Ott  ber  fonft  aKed  ftl^t,  unb  atted  bringt  and  £id^t, 
^ennt  einen  lofen  SRann  unb  (eere  Jungfrau  nid^t. 

162.  a)er  grrtoifd^. 

äßer  olj^ne  Siebe  (oufft,  fomt  nid^t  iniS  ipimmetreid^: 
®d  f^ringt  balb  Ij^in  balb  l^er,  ift  einem  S^^^if^^  dl^^i^^- 

163.  ^ie  gel^eime  äßibergeburt. 

9[ug  ©Ott  toirb  man  gebol^m,  in  (S^l^rifto  ftirbet  man: 
Unb  in  bem  l^eilgen  ©eift  f&bt  man  gu  2thtn  an, 

164.  S)ie  Sieb'  iftd  ©lauben  @ee[e. 

S)er  ®(aub  allein  ift  2;obt:  @r  lan  nic^t  el^er  fieben, 
9i(  \)a%  ffftn  feine  @eel  bie  Siebe  toirb  gegeben. 

165.  Xt%  ®Ottt)ernebten  äßunfd^. 

S)re]^  toänfc^'  id^  mir  ju  fe^n:  erUud^t  toie  ^l^erubim, 
©erul^ig  tote  ein  ^l^ron,  entbranbt  toie  @era^l^im. 

166.  ^a^  ^reu^e. 

SSor  Seiten  toar  ba^  G^reu^  bie  gr6fte  @d^mad^  unb  $ol^n: 
3lu  trdgtd  ber  Keif  er  felbft  auf  feinem  S^anpi  unb  Jtron! 

167.  ^er  ®eit  ift  mand^mal  gut. 

^er  ©ei^^alg  fd^arrt  unb  fra^t  umh  jeitlid^en  ©etoin 
^d}  ba^  toir  un^  nid^t  fo  umb  etoigen  bem6l^n! 

[110]   168.  ^ie  ©Ctt^eit. 

3)ie  ©Ottl^eit  ift  ein  Srunn,  aug  jlj^r  iombt  aUeS  l^er: 
Unb  (aufft  aud^  toiber  Ij^in,  brumm  ift  fte  aud^  ein  9Reer. 


in,  169]  »ritte«  »udj.  81 

169.  2)ie  »uffe. 

S)ie  »u^*  ijl  tüte  ein  Bitom,  fte  b&m^fft  mit  jl^ren  äBeKen 
2)en  griften  ©Dtte«  3om,  unb  (6f(i^t  ba^  geur  ber  $6llen. 

170.  Som  (Sioigen  betoegen. 

S)u  fud^jl  mit  fold^em  fleig  ba^  etoige  beilegen, 
Unb  id^  bie  ©toge  9%ul^:  tooran  ift  mel^r  gelegen? 

171.  ®in  3lavx  fud^t  bielerle^. 

S)er  ioeife  fud^t  nur  eind/unb  atoar  ba^  l^&d^fte  ®ut: 
@tn  3lan  nad^  bieletle^,  unb  deinem  ftreben  tlj^ut. 

172.  S)a^  ebelfte  ba(  gemeinfte. 
3e  ebeler  ein  bing,  je  mel^r  ift  e«  gemein: 

^a^  f^6ret  man  an  ©Ott,  unb  feiner  @onnenfd^ein. 

173.  2)a{i  aRerfma^l  ift  bie  ;Biebe. 

äRenfd^  toann  bu  tvilt  im  So(f  bie  f^eunbe  ©Ott«  erfragen, 
@o  fd^au  nur  toeld^e  Sieb'  in  iper^  unb  ^/inben  tragen. 

174.  9lur  ®Dtt  feV  bein  toarumb. 

3li^t  hu,  nod^  ^eunb,  nod^  S^nb,  nur  ©Dtted  &^t  aSein, 
Bot  einzig  bein  toarumb,  unb  enb«urfad^e  fel^n. 

175.  aOßad  ©Ott  bon  ®h)ig!eit  getl^an. 

9D3a«  tl^at  ©Dtt  bor  ber  geit  in  feinem  ©togen  tl^ron? 
®x  liebete  fid^  felbft,  unb  jeugte  feinen  @ol^n. 

176.  @in«  mu^  berlaffen  fel^n. 

SKenfd^  anberft  fan«  nid^t  fe^n:  bu  mup*g  ®efd^6i)ffe  laffen, 
äBo  bu  ben  @d^6^ffer  felbft  gebdnfeft  gu  umbfaffen. 

[111]    177.  a)ie  lange  SRarter. 

@d  ift  ben  äRart^rem  gar  l^errlid^  ta>o(  gelungen, 
S)a{i  fie  burd^  furzen  Sob  ^u  ©Ott  finb  eingebrungen: 
9D3ir  tverben  fort  unb  fort  bie  gan^e  SebenSgeit, 
©emartert:  Unb  bon  tvem?  bon  ber  begierlid^feit. 

178.  S8er  reid^  im  $®rrn,  ben  Sieb 

id^  gern. 
S)en  armen  bin  id^  l^ulb:  bod^  lieb  id^  mel^r  bie  reid^en, 
2)ie  feinem  ^ürftentl^umb  im  ipimmel  bärffen  toeid^en. 

179.  »om  Sieben. 

a5ie  Siebe  bifer  SBelt  bie  enbt  ftd^  mit  betrüben: 
»rumb  fol  mein  $er$  aEein  bie  (Stoge  @d^6nl^eit  lieben. 

Ang.  SileBinB    Cherub.  Wandenmann.  ß 


B2  So^anniS  Kn^ea  [ni  180 

180.  ©Ott  toct^  il^m  feinen  Slnfang. 

2)u  fraßft,  toie  lange  ©Ott  getoeft  fe^?  umB  berid^t: 
^df  fd^toelg:  e«  ift  fo  lan^\(Bx  toeif;  eS  f eiber  ni(^t. 

181.  9(ud^  bon  ©Ott. 

©Ott  ift  nod^  nie  d^i^^ft/  unb  »itb  aud^  niemad^  fe^, 
Unb  bleibt  bod^  nad^  ber  SQSelt,  tvar  aud^  k)or  jl^r  aKein. 

182.  @d  mu^  gefttitten  fet^n. 

Streit  ^urtiß  bajjffret  SRann,  bi^  bu  etlangfl  bie  Äron: 
SQSer  in  bem  Streit  erltgt,  f^ai  etoig  Bfpott  unb  ipol^n. 

183.  »e^arrlid^feit  ift  92ot^. 

S)ag  gr6fte  ba^  ein  SRenfd^  bebarff  gur  feeltgfeit, 
(Sßo  er  im  gutten  fielet)  ift  bie  be^arrlig!eit. 

184.  S)u  mujl  bid^  nod^  gebulben. 
@rtoart'  ed  meine  6eel:  ba^  J^le^b  ber  $errlid^fett 
SBirb  feinem  angetl^an  in  bifer  n>6ften  geit. 

185.  S)er  SBei^l^eii  anfang  mittel  unb 

®nbe. 
2)ie  ^rd^t  be^  $@rren  ift  ber  äBei^lj^eit  anbeginn, 
gi&r  ®nb*  ip  feine  Sieb,  il^r  mittel  !luger  Sinn. 

[112]    186.  ^a^  unb  Siebe. 

2)a^  gutte  Sieb'  i^  "^od},  bem  b6fen  bin  id^  feinb, 
Sd^au  ob  nid^t  Sieb  unb  $a^  tool  be^  einanber  feinb? 

187.  3Ran  folU  auffd  l^6d^fte  bringen. 

äJlein  tl^un  gel^t  nur  bal^in,  ba^  id^  nod^  m6g*  auf  @rben 
2Raria,  ober  ja  ber  Singer  ®ljrifti  toerben. 

188.  Xa^  äBort  ioirb  nod^  gebol^ren. 
i^ürn^al^r  ba^  @h)ge  äBort  h^irb  l^eute  nod^  gebol^m, 
3Bo  ba?  ba  too  bu  bid^  in  bir  ^aft  felbft  berlol^m. 

189.  Sol^anneS  an  ber  »ruft. 

9ld^  ioer  gol^anneiS  ift,  ber  Itgt  nad^  aller  Suft 

3n  feine«  aReifter«  Sd^o^  unb  f Äffen  3efu«  »ruft! 

190.  93om  @6nber  unb  ©eifte  ©Otte«. 

2)er  ©eift  be^  $®rrn  erfüUt  ben  ganzen  @rbenfrei(: 
9Bo  ift  ber  Sänber  bann,  ber  jjl^n  nid^t  fül^lt  nod^  ioei^? 

191.  ©Ott  liebt  man  nie  sutoiel. 

3Ber  (Butt  red^t  lieben  hJtl,  ber  tl^u'g  ol^n  ma^  unb  8«M. 
®«  ift  fo  fü^'  unb  gutt,  man  liebt  jl^n  nie  gu  biel. 


III,  192]  »ritte«  »udj.  83 

192.  ^xtf}  äBorte  finb  erfd^tiflid^. 
Xt^tf  SBorte  fd^reffen  mid^:  bag  Smmer,  SCUeseit, 
Unb  @n)i0,  fein  ^txlo^xn,  Serbamt>t,  S^ermalebeit. 

193.  S)ie  :giebe  ift  bie  befte. 

gd^  mag  mid^  auf  bev  äBeU  in  feiner  Hunft  fo  6ben, 
m^  toxt  id)  meinen  ©Ott  auf«  innigfte  fol  lieben. 

194.  S)ie  9Bei^]^eit  ift  ba^  befle  SBeib. 
SSegel^reftu  ein  SBeib,  bie  ^r&d^ttg  reid^  unb  fein: 
@o  nimb  bie  SQSei^l^eit  nur,  fte  toirb  bir  aUeiS  fein. 

[113]    195.      JDie  aSßert  ift  bon  einer  Sungs 

frau  gemad^t. 
*)  äSon  einer  Jungfrau  ift  bie  gan^e  äBelt  gemad^t: 
^urd^  eine  Jungfrau  toirb  fte  neu  unb  toieberbtad^t. 
*)  2)er  aOBeifel^eit. 

196.  2)ie  SOei^l^eit  unb  bie  Siebe. 
2)ie  äBei^l^eit  fdftouet  ©Ott,  bie  Siebe  !6ffet  ^n: 
^d)  ba(  id^  nid^t  boll  Sieb  unb  boller  äBei^l^eit  bin ! 

197.  2)ie  SBeigl^eit  ift  ©Otted  »atl^. 
9Ber  bie  ®el^eimnäffe  be^  ^@rren  gerne  l^at: 

Xtt  mui  iut  SBeifil^eit  gel^n:  fie  ift  gel^mer  diaiXf. 

198.  9luf  Hoffnung  f&et  man. 

Tlan  toirfft  ba^  äBei^enfom  auf  Hoffnung  in  bie  @rben: 
@o  mu^  hafi  ^immelteid^  aud^  au^geftreuet  werben. 

199.  Xit  toärfung  ber  !p.  »re^fal« 

tig!eit. 
2)ie  SlUmad^t  l^ait  bie  9Belt:  bie  9Betgl^eit  bie  regiert: 
a5ie  @{itt^  fegnet  fte:  toirb  l^iet  nid^t  ©Ott  gef^)ürt? 

200.  2)er  äBeife  rebet  toenig. 

(Sin  SBeifer,  tüann  er  rebt  toad  nu^et  unb  bel^agt, 
Ob  ed  gleid^  toenig  ift,  l^at  biel  genug  gefagt. 

201.  ©Ott  gibt  gern  groffe  ®aben: 

®Oit,  toeil  (Sr  gro^  ift,  gibt  am  liebfien  groffe  ®aben: 
9id}  ha%  toir  arme  nur  fo  üeine  $er^en  l^aben! 

202.  9Ran  !an  aud^  @Ott  bertounben. 

@Ott  toirb  bon  nid^id  berieft,  l^at  nie  fein  Set^b  emt)funben: 
Unb  bod^  fan  meine  @eel  3^m  gar  bafi  ^ert  bertounben. 

6* 


84  Sol^anmÄ  «ngelt  [lU,  203 

[114]   20S.      a)et  SRenfdJ  ift  gro*  für  ®Dtt. 
^ie  gtoB  ftnb  toir  gefel^n!  bte  l^ol^en  @era^l^im 
»erbeffen  fldj  för  ®Dtt:  toir  bürffen  blo^  ju  gi^m. 

204.  Tlan  ad)t  ba^  ©ioge  nid^t. 

^^  toel^!  umb  eitle  Suft  berfd^er^t  man  ®utt  unb  S9Iutt: 
Unb  umb  bie  ©toige  faft  niemanb  toerben  tl^ut! 

205.  a)er  aaetbetliebfte  ber  «der* 

l^eiliöfte. 
SBer  ift  ber  l^eiligfle?  ber  me^r  berliebet  ift: 
Xit  Siebe  mad^tS  bad  man  fär  l^eilig  toirb  erfieft. 

206.  »om  ©etoiffen. 

©in  gutt  ©etoiff en  rul^t,  ein  b6f ed  beift  unb  biKt : 
3ft  toie  ein  ^ettenl^unb,  ber  fd^toerlid^  toirb  geftiUt. 

207.  93om  toiffen. 

Sßie(  toiffen  ift  gtvar  fein :  bod^  gibtd  nid^t  fold^e  2u% 
9(Id  il^m  bon  ^inbl^eit  an  nid^tg  b6feg  fe^n  betouft. 

208.  2)eg  9Beifen  @oIbmad^ung. 

^er  SQSeife  mad^et  @o(b,  ber/inbert  ©rt  unb  @tein, 

äBann  er  bie  2;ugenb  t>flantt,  unb  un^  mad^t  ©nglifcb  fe^n. 

200.       ©Ott  ift  mein  ^immetbrobt. 
3d^  l^abe  nid^td  fo  gern  in  meinem  SRunb*  al^  ®ott: 
@r  fd^mAft  mir  toie  id^  toU:  ®r  ift  mein  ^immelbrobt. 

210.  Xu  muft  Q^th^t  toerben. 

t^eunb  l^abe  bod^  gebulb:  toer  fär  bem  $@rrn  fol  ftel^n, 
^er  mu^  bor  Sier^ig  Sal^r  in  ber  S^erfud^ung  gel^n. 

211.  2)ie  ©liebmaffen  ber  @eeU. 

2)ie  6eel  fielet  mit  SSerftanb,  ö^^t  ^^^  begierben  fort, 
äRit  SCnbad^t  rebet  fte,  fombt  mit  ^n^axm  an  $ort. 
[115]   212.    2)a|  SSielj^  lebt  nad^  ben  @innen. 

SBer  nad^  ben  Sinnen  lebt,  ben  fd^&t  id^  f6r  ein  ä^iel^: 
3Ber  aber  ®6tilid^  toirb,  bem  beug  id)  meine  5lnie. 

213.  2)ie  SBeigl^eit  ift  ein  Dual. 

S)te  SDßei^l^eit  ift  ein  Dual,  je  mel^r  man  m$  il^r  trinft, 
Sa  me^r  unb  mutiger  fte  toiber  treibt  unb  f^ringt, 

214.  ^ie  ipeilgen  mdffen  @Dtt. 

äßer  grfinbt  bie  tieffe  ©JDttd  ?  toer  fd^&^t  h)ie  l^od^  @r  flammt? 
SBer  mift  3l^n  lang  unb  breit?  bie  ^eilgen  aUefambt.*) 
*)  Ephef.  3. 


m,  215]  a)tttted  »ud^.  85 

215.  IDet  ba  t»at,  ijl  unb  !i)mmen 

ioirb,  in  Apocal. 
2)e¥  Sottet  ioar  )ut)i)r,  bet  @o(n  ift  nixl^  sur  3ett, 
2)e¥  l^eilge  ©eift  tvirb  fe^n  im  Xa^  ber  ^errlid^feit. 

216.  ®JDtt  tl^ut  ed  aUed  felbft. 

®Ctt  ijl  nur  oUeiS  gar:  ®t  fümmt  bie  leiten  an, 

®r  fingt  unb  f^ilt  in  un^:  toie  Ij^aft  bann  tu'd  gel^an? 

217.  ®Ott  ift  6beran  unb  nirgenbiS. 
S)&n!t,  thttaU  ift  ©Ott  bcr  gtoffe  Jehova, 

Unb  ift  bod^  ioebet  l^ier,  nod^  anberdit)o,  nod^  ba. 

218.  3m  $imme(  ift  fein  9Rann  nod^ 

aOßeib. 
3m  !pimme(  ift  fein  9Rann  nod^  SBeib,  ta>a8  bann  ^ufd^auen? 
Sungfr&ulid^'  ®nge(  ftnbd,  unb  ©nglifd^e  Jungfrauen. 

219.  SBer  biel  berUft,  em^f&l^t  biel. 
2a^  aUed  toaiS  tu  l^aft,  auf  ba|  bu  aUt^  nimft, 
^erfd^dl^  bie  äBe(t,  bag  bu  fie  gunbertfad^  bef6m{t. 

[116]   220.       2)et  Geelen  1^6d^fter  @tanbt. 

92iemanb  ^cd  feinen  @tanb  fo  l^od^  unb  gro^  gemad^t, 
^l^  eine  Seel  bie  jl^r  ®em6t^  in  füuf}  gebrad^t. 

221.         S)er  IB5fe  fan  nid^t  rul^en. 
O  tounber!  SIEeiS  (aufft  ba^  ed  )ur  ru^  gelange! 
Unb  einem  b6fen  SRann  ift  be^  berfelben  bange! 

222. 2)e^  $imme(iS  unb  ber  $6Hngefd^ret^. 
gm  ^immel  rufft  man  ft&tiS  0^@anna  in  ber  l^il^: 
Unb  in  ber  Riffen  nid^td  ali  Sammer  ^^  unb  äBel^l 

223.       S)ein  äBille  fan  bir  l^elffen. 
Verjage  nid^t  mein  Jtinb,  l^aftu  nur  gutten  äBiSen, 
@o  toirb  ftd^  enbUd^  too(  bein  Ungetoitter  ftiOen. 

,224.    S)ie  Jungfrau  mufi  aud^  äRutter 

fe^n. 
3)ie  Sungfraufd^affi  ift  toel^rt:  bod^  mug  fte  SRutter  toerben: 
Sonft  ift  fie  toie  ein  $Ian  bon  Unbefrud^ter  (Srben. 

225.  »ebenf  ba|  fönfftige. 

Se'^  ©Ott  ift  @n)ge  Suft,  bel;m  2:eufel  @toge  $el;n: 
9(d^  @ünbet  b&nfe  bod^  bei;  toeld^em  bu  ioirft  fel^n! 


B6  gol^tmtS  9(n0cli  [HI,  226 

226.  Siaeinunb  nid^t  Slllein. 

Sd^  fliel^e  atvar  bag  So(!,  bin  aber  nie  äCIlein : 
S)enn  it^el^!  tvie  folte  mit  ol^n  meinen  ^e^lanb  fe^n? 

227.  a)ie  bre^fad^e  Su!unfft  ©J^rifit. 

2)ie  Sw^ttfft  unfre«  §(grtn,  toat,  ift,  unb  toirb  gefd^el^n, 
3m  ^leifd^,  im  ©eift,  unb  toann  man  jl^n  ioitb  $ertlid^  fel^n. 

228.  S)ie  äCugen  ber  Seele. 

Stoe^  ««Ö«n  ^ftt  We  ©eel:  ein«  fd^auet  in  bie  Seit, 
^a^  anbre  rid^tet  ftd^  l^in  in  bie  ^toigfeit. 

[117]   229.  2)er  §at  feiner  felbft. 

3d^  lieb  unb  l^affe  mid^,  id^  fäl^re  mit  mir  Kriege, 
3d^  braud^e  £ijt  unb  ^ad^t,  ba(  id^  mid^  fe(bft  beftge: 
3d^  fd^Iag'  unb  t6bte  mid^,  id^  mad^'  eiS  toie  id^  fan 
^a^  id^  nid^t  id^  mel^r  bin:  ratl^  it)ad  id^  bor  ein  SRann? 

230.  2)er  ®laube,  ©Öffnung,  Siebe 

unb  SCnbad^t. 
2)er  ®lauht  greifft  nad^  @Dtt:  bie  Hoffnung  nimbt  jl^n  toal^r 
2)ie  2W  umbl^alfet  3^n:  bie  9(nbad^t  i^t  gl^n  gar. 

231.  S)a^  fein  ^erlein. 

2)er  $@rr  bergleid^t  fein  Sleid^  mit  einem  fein  ^erlein, 
S)a^  ed  fol  tool  betoal^ri,  unb  toel^rt  gefd^&^et  fein. 

232.  9Ri^  bir  bod^  ja  nid^td  )u. 

Sreunb  fo  bu  etioad  bift,  fo  bleib  bod^  ia  nid^t  fte^n: 
3Ran  mu(  au^  einem  Sid^t  fort  in  ba^  anbre  gel^n. 

233.  S)re^  Setnbe  befi  SRenfd^en. 

2)re^  Seinbe  l^at  ber  äKenfd^:  fiäf,  ^tl^fbuh  unb  SBelt: 
9[u^  biefen  toirb  ber  @rfi  am  langfamften  gef&Et. 

234.  2)ie  ©eel  ift«  tl^eurefte. 

gd^  l^alte  meine  @ee(  für«  tl^eureft'  auf  ber  @rben: 
9Bei(  fie  mit  ©ottei^blutt  erfaufft  Ij^at  muffen  toerben. 

235.  ^er  ^re^fad^e  ©DtteiS  Ru% 

a)re^  StÄnbe  Wffen  ®Dtt:  bie  aWÄgbe  fattn  ju  gftffen, 
^ie  Sungfem  naiven  fid^  bie  milbe  ©anb  gufäffen. 
^ie  S9raut  fo  gan^  unb  gar  bon  feiner  Sieb  ift  äBunb 
2)ie  liegt  an  feiner  Sruft  unb  föft  ben  j^6nig  äRunb. 


r 


m,  236]  a)titteÄ  »u*.  87 

[118]  236.  2)eB  Seuff e(g,  ©ngeU,  SRenfd^eniS, 

unb  SBiel^ed  ^tennjeid^en. 
S)ie  2:ntfel  lafiem  ©Ott,  bag  9Ke^  bag  ad^t  jl^n  nic^t, 
S)ie  SRenfd^en  Ueben  jl^n,  bie  ©ngel  fd^aun  fein  Sid^t 
@t&tg  unbertoenbet  an.    S(u^  biefem  fanfht  !mnen, 
2Ben  bu  folt  ®ngel,  2Renfcl^,  S3iel^,  ober  2;eufel  nennen. 

237.  SBcr  ©Ij^rifto  gl.eid^  ip. 

9Ber  ift  bem  $®rren  gleid^?  ber  feine  f^nbe  (iebt, 
gfüt  bie  Verfolger  bitt,  unb  guttS  umb  b6fed  giebi 

238.  S)ie  jnnerlid^e  ®eburt  ®Dtted. 

^^  freube!  ©Ott  toirb  äRenfd^,  unb  ift  aud^  fd^on  gebol^ren! 
98o  ba?  3n  mir:  ®r  l^at  }ur  äJf^utter  mid^  erführen. 
SBie  geltet  ed  bann  su?  SRaria  ift  bie  @eel, 
^a^  5tri^t)elein  mein  !per$,  ber  2^\h  ber  ift  bie  $61: 
^ie  neu  ®ered^tig!eit  ftnb  äBinbeln  unb  ftnb  Sinben: 
2)er  3i)fe^(  ©Dttegfurd^t:  ^ie  Kr^ffte  beg  @emüttd 
@inb  @ngel  bie  fid^  freun:  S)ie  Klarheit  ift  i^r  mi^i 
2)ie  feufd^e  Sinnen  ftnb  bie  ^irien  bie  jl^n  finben. 

239.  »ebeutung  be|  ^affratn^  3®fud. 
Hein  9la]^m  ift  unter  aUn  fo  l^od^  gebenebeit 

SCIS  S^fud:  benn  ®r  gfi  ein  @d^a(  boU  Seeligfeit. 

240.  2)ie  Xxtt)  geiftlid^e  SBeifen. 
3)re^  äBeifen  tragen  @Dtt  in  mir  bre^  Oaben  an: 

S)er  2tih  aerfnirfd^ungd  äRl^rrl^n,  bie  @ee(e  ®oIb  ber  Siebe, 
2)er  ©eift  ben  äBe^^eraud^  ber  Stnbad^t  toie  er  !an: 
9(d^  bag  id^  immerbar  fo  bret^mal  SBeife  bliebe! 

241.  ^ie  gel^eimbe  Seelen  findet, 
^erobe«  ift  ber  geinb:  S)er  Sofej)!^  ber  SSerftanb, 

S)em  mad^t  ©Ott  bie  ©efal^r  im  ^raum  (im  ©eift)  be!anbt. 
[I19]2)ie  SBelt  ift  »etl^lel^em,  ©gt^^ten  @infam!eit: 

Sleud^  meine  Seele  fleud^,  fonft  ftirbeftu  für  Se^b.  | 

242.  S)ie  SBunber  ©eburt.  i 
aRaria  ift  (Sr^ftaS,  i^r  @o(n  ift  ^immlifd^  Sid^t: 

^rumm  bringt  er  gan^  burd^  fte,  unb  6ffnet  fte  bod^  nid^t. 

243.  ^ie  iounberlid^e  umbtoed^^lung. 
Sd^aut  tounber!  ©otted  Sol^n  ioirb  iung  in  lauter  ^euben, 
Unb  mu^  mit  lauter  ^ngft  bon  Irinnen  ioieber  fd^eiben: 


88  SülJannfÄ  »ngeK  [III,  243 

SBir  l&mmm  auff  bie  ^tlt  mit  %^thntn,  unb  t^ergel^n 
^it  Sad^en:  too  toir  red^t  in  feinem  ©etfte  ftel^n. 

244.  ®ei^  niemals  fidler. 

9(d^  Sungfrau  fiel^  bid^  bor!  bann  toann  buSRuttev  toorben 
@o  fud^et  ftra!9  ber  ^einb  bein  ilinblein  ^uermorben. 

245.  2)ie  Unetl^6rte  Sßerfel^rung. 

®iS  feiert  ftd^  allein  umb:  bie  S3urg  ift  in  ber  $ile, 
S)ie  Sixippt  toirb  ein  Sl^ron,  ber  ^ag  fombt  in  ber  92ad^t, 
^ie  Jungfrau  bringt  ein  JHnb:  ad^  SRenfd^  bi^  aud^  bebad^t, 
Xa%  fxd)  berfel^re  tool,  bein  ^er^e  ©eift  unb  Seele. 

246.  ^on  ber  ^rit)t)e. 

Xit  Strippt  l^alf  id^  nu  f6r  einen  Hleinob^fd^rein, 
äBeil  3@fud  brinnen  liegt,  ber  mein  (Sarfunfelftein. 

247.  ^on  ber  gungfratven  Slaria. 

Xai  äBeib  umbgiebt  ben  3!flann,  ber  Jungfrau  ioirb  Vertraut 
^er  gelb.  äBie  ba?  @ie  ift  ba^  93rauttbett  unb  aud^  »raut. 

248.  %>it  perlen  gebül^rt. 

^ie  $erle  toirb  bom  2:i^au  in  einer  äJlufd^el  $6le 
©ejeuget  unb  gebol^rn,  unb  bi^  ift  balb  betoeift 
[120]  9Bo  bu'd  nid^t  glauben  h^ilt:  2)er  2;|^au  ift  ®otted®eift, 
^ie  $erle  gefuiS  @;i^rifi,  bie  9J{ufd^e(  meine  ®eele. 

249.  S)ed  Sal^rg  SBefd^lu^. 

®d  tDirb  ba(  alte  gal^r,  ba|  fid^  nu  fd^leufl,  gel^alten 
SlliS  toanniS  vergangen  to&r':  unb  bi^  ift  toar  mein  Itrift, 
S8o  bu  ein  Steuer  Slenfd^  in  <S^tt  geft)orben  bift: 
3ftd  nid^t:  fo  lebftu^  nod^  tool^rl^afFtig  in  bem  alten. 


IV,  1]  «terbtes.öttdj.  89 

©ciftrcid^cr  ©tnn*  unb 
@(i^Iu§-9tcinic. 

1.  &Dit  toirt  toa^  ®r  nie  toar. 
3)er  ungeivorbne  ©Ott  ioirb  mitttn  in  ber  3^it, 
SBad  @r  nie  ift  gen^eft  in  aller  6:tDid!eit. 

2.  a)er  @d^6t)ffcr  toirbf«  ®efd^6t)ffe. 
3)a^  Unerfd^affne  Sid^t,  ioirb  ein  erfd^affned  äBefen: 
2)a^  fein  @ef(^6))ffe  nur  burd^  felBed  lan  genefen. 

3.  9ln  bag  3®fud  ^inb. 

3d^  l^albe  bid^  mein  ^inb,  bu  garter  92a§arener, 
^en  Silgen  offt  bergleid^t:  92u  aber  geB  id^d  an, 
2)a^  id^  bir  t)ie(  gu  htr^  unb  Unred^t  l^aB  (tetl^on: 
@o  t)ie(  bu  ebler  Bifl,  fo  biet  Biftu  aud^  fd^6ner. 

4.  ^ag  gel^eimbe  ^lagaretl^  unb  geift« 

(id^e  SSerffinbigung. 
SRaria,  92a)aretl^,  unb  ©abriet  ber  8etl^V 
3ft  meine  @ee(,  mein  j^er^,  unb  neueiS  Sid^t  ben  ©Ott. 
[121]aRein  iper^e  gtoar  toann  ed  ein  ^lumentl^al  geioorben, 
^ie  @eele  ioann  fte  ftel^t  im  feufd^en  Sungfem  Orben, 
Unb  tool^nt  in  biefem  %^al:  bag  nmt  ©naben  Sid^t, 
äBann  ©Ott  fein  ©ioged  SBort  in  jl^rem  ©eifle  f))rid^i 

5.  Son  bem  3@fud  5linb  an  ber 

aÄutter  Prüften. 
9Bie  fd^Ied^t  ift  ©otteiS  @ol^n  beioirtl^et  auf  bem  j^eu! 
3!ftan  fiel^et  nid^tS  umb  jjl^n  ald  lauter  Slrmutl^e^! 
®x  ad^tetd  aber  nid^t,  unb  l&ft  jl^m  iool  ^tnti^tn, 
äBeil  (Sr  !an  an  ber  99ruft  ber  ffiffen  SRutter  liegen. 

6.  ©Ott  auf  bem  @trol^. 

Sa!  bag  f^m  ©Ott  ben  &taU  uriW  6trol^  l^at  augerüeft! 
(&^  aiemet  ftd^  alfo,  toeil  ®t  ein  S&mmlein  ift. 

7.  ^er  Sali  ®t)ae  ift  Urfad^e  bag  ©Ott 

SRenfd^  h^orben. 
^er  @loge  ©OtteS  ®ol^  lombt  l^er  in  biefe  SBöflen, 
Unb  n&l^rt  ftd^  toie  ein  5tinb  an  einer  Jungfrau  99röften. 
9Ber  l^at  ffym  biefed  ioel^  berurfad^t  unb  gemad^t? 
@in  ai^gefaUned  SBeib  l^at  jl^n  barju  gei^rod^t. 


90  gol^anni«  «ngeli  [IV,  8 

8.  a)er  «Ral^m  3(gfu8. 

^er  ^a^mt  3®fud  ift  ein  au^gegoffneiS  Dele: 
@r  ft>eifet,  unb  dtltudfi,  unb  fttUt  bag  ioel^  ber  @ee(e. 

^ag  Unau^ft)red^lid^e  bag  man  p^tqi  ®ott  gunennen, 
®iebt  ftd^  in  einem  3Bort  3uf))recl^en  unb  jufennen. 

10.  2)ie  borie  Seeligfeit. 

^er  aRenfd^  l^at  el^er  nic^t  bolüommne  Seeligfeit: 
^ig  bag  bie  (Sinl^eit  l^at  berfd^lult  bie  9lnberl^eit. 

11.  aJlit  fd^toeigen  ®l^rt  man  ®Dtt. 
3)ie  §eilge  aÄajeftdt  (toiltu  jl^r  ©l^r  erjeigen) 
äBirb  aUetmeift  geeiert  mit  ^eilgem  ftiUefd^ioeigen. 

[122]  12.  3n  dimm  alUi  ^e^I. 

3n  ®inem  ftel^t  mein  ^txl,  in  (Sinem  meine  9lul^: 
^rumb  lauff  x6)  mit  ^etluft  biel-  bingd  bem  @inem  )u. 

13.  ^ie  @igenfd^afft  ber  bre^en  @t&nbe. 
^ie  S3fiffer  fielen  ®ott  an,  bie  freien  ban!en  Sl^m, 
^ie  S3t&ute  ftnb  \>oU  :8ieb'  unb  diu^  toie  @erat)]^im. 

14.  ©Ott  giebt  ba^  gto^'  im  fleinen. 

92imb  toa^  htv  $®Tr  bir  giebt,  ®r  giebt  ba^  gro^  im  (leinen, 
3n  fd^Ied^ten  fd^laüen  ®olb,  ob  n)ird  gtoar  nid^t  bermeinen. 

lö.Uberfc^rifft  ber  ^eiligen  AGATHA. 
^i^  toar  bie  (eufd^e  ®eel,  bie  ®Dtt  bon  freier  $anb 
©eel^rt  l^ot,  unb  erl6ft  jl^r  SBoI!  unb  SSaterlanb. 

16.  2)er  6d^nee  in  ber  @onne. 

2Bie  fcl^6ne  gl&n|^t  ber  6d^nee,  toann  jl^n  ber  @onnenftral^len 
9)2it  ^immelifd^en  Sid^t  beftreid^en  unb  bemal^Ien! 
@o  glin^t  auc^  beine  @eel,  fo  fie  ift  ioei^  toie  @d^nee: 
SBann  fle  befd^ienen  toirb  bom  9lufgang  au^  ber  ^bff, 

17.  8u  bem  §®rren  3®fu. 

3d^  nal^  mid^  ^(&dtdi  gu  bir  aU  meinem  ©ennefd^ein, 
^er  mid^  erleud^t,  erto&rmt,  unb  mad^t  lebenbig  fein, 
9lal^ftu  bid^  toieberumb  gu  mir  al^  beiner  (Srben, 
6o  iDirb  mtin  ^er^e  balb  gum  fd^6nften  ijrfiling  toerben. 

18.  S)er  2:ugenb  3iel  ift  ©Ott. 
©Ott  ift  ber  2:ugenb  3iel,  jl^r  antrieb,  jl^re  Jtron*, 
^x  einziges  toaarumb,  unb  ift  aud^  aW  jl^r  2ol^n. 


IV,  191  «terbte«  »udj.  91 

19.  @in  gutt  ©etoiffen. 

9BaB  <ft  ein  gutter  2Rutl^  ber  tool  mit  ®Dtte  fielet? 
®in  ftatted  fr6ad^  fein,  unb  etoigeiS  $an!et. 

[12S]   20.  a)ie  aSertluft. 

aRenfd^  fd^au  bie  :8ufi  ber  SBelt,  bte  @nbei  ftd^  mit  $e^n: 
9Bie  fonfht  jl^r  bann  aud^  fo  gan^  ergeben  fe^n? 

21.  S)er  uner!anbte  ©Ott. 

äBa9  ©Ott  ifi  toeig  man  nid^t:  @r  i{l  nid^t  Sid^t,  nid^t  ©eifl, 
Stid^t  SBal^rl^eit,  ©inJ^eit,  ®ind,  nid^t  toa^  man  ©ottl^eit  l^ei^: 
92id^t  SBei^l^eit,  nid^t  Serflanb,  nid^t  Siebe,  mUt,  @ötte: 
jlein  2)ing,  fein  Unbing  aud^,  fein  äBefen,  fein  ©emfttte: 
@r  ift  toad  id^,  unb  bu,  unb  feine  (Kreatur, 
(S^  ioir  getvorben  ftnb  toaS  @r  ift,  nie  erful^r. 

22.  91  n  S.  AüGüSTiN. 

^alt  an  mein  AuguMn:  @l^  bu  ioirft  ©Ott  ergrönben, 
äBirb  man  ba^  gan^e  SReer  in  einem  ©rüblein  finben. 

23.  ©6tt(id^e  befd^atDung. 

2)a^  fiberlid^te  )Bid^t  fd^aut  man  in  biefem  2if>m 
92id^t  beffer,  al^  toann  man  ind  tunfle  ftd^  begeben. 

24.  2)ie  Uberformung. 

3)u  muft  ben  Seib  in  ©eift,  ben  ©eift  in  ©Ott  t^erfe^en, 
äBann  bu  bid^,  tok  bein  SBuntfd^,  boQfdmlid^  toili  erg6ten. 

25.  3)ie  ©OtteiSfd^auer. 

äBaiS  tl^un  bie  fd^auer  ©ottiS?  fte  tl^un  bag  in  ber  3eit, 
9Bad  anbre  toerben  tl^un  bort  in  ber  @toigfeit. 

26.  Mofes. 

^dnft  Moßs  SlntU^  toarb  fo  gl&n^enb  ald  bie  @onne 
3)a  er  bag  etoge  Sid^t  im  bunfeln  nur  gefel^n! 
[124]  9Bad  toirb  nid^t  nad^  ber  3eit  ben  @ee(igen  gefd^el^n, 

äBann  fte  ©Ott  toerben  fd^aun  im  2:ag  ber  etogen  äßonne? 

27.  a)ie  ©eeligen. 

äBad  tl^un  bie  feeligen,  fo  man  eiS  fagen  fan? 
6ie  fd^aun  ol^n  unterlaß  bie  etoge  @d^inl^eit  an. 

28.  ^ie  ^eiligen  unb  ©ottlofen. 
^ie  ^eiligen  ftnb  ©Ott  ein  liebßd^er  ©erud^: 

^ie  8ifen  ein  ©eflanf,  ein  SCbfd^eu,  unb  ein  ^lud^. 


92  SoJ^oimiS  a[nge(i  [IV,  29 

29.  3)ie  Sielte. 

3)te  £ie&  ift  tote  ber  2;ob :  fle  t6btet  meine  Sinnen, 

@ie  brtd^et  mir  ba^  $ert,  unb  ffil^rt  ben  ©eift  bon  Irinnen. 

30.  ©Ott  fiber  alle  ©aben. 

3d^  bitte  bid^  mein  ©Ott  Hoax  offt  umb  beine  ©aben, 
^od^  ioiffe  ba^  id^  bid^  biel  lieber  felbft  toil  l^aben. 
^rumm  gieb  mir  tooS  bu  tvUt^eS  fe^  aud^  etvged  Seben: 
©iebftu  mir  bid^  nid^t  felbft,  fo  l^aftu  nid^tiS  Qtqthm. 

31.  2)ie  glötffeelige  Stoffe. 
Sol^anned  an  ber  IBruft,  aJlaria  be^  ben  tröffen, 

^l^un  alle  jtoe^  fonfl  nid^tiS,  atö  ba^  fie  ©ottiS  genieffen: 
3Bie  iool  finb  fie  baran!  tönt'  id^  fo  mfifftg  fein, 
3d^  regete  mid^  nid^t,  fieP  aud^  ber  Fimmel  ein. 

32.  ®in^  ieben  Clement. 

3m  SBaffer  lebt  ber  gifdj,  bie  ^flan^en  in  ber  @rben, 
S)er  SJogel  in  ber  Sufft,  bie  ©onn  im  girmament: 
3)er  @alamanber  mu^  im  f^eur  erl^alten  toerben: 
3m  $er|en  3®fu  id^,  atö  meinem  Clement. 

33.  7>afi  $arabei^  auf  (Srben. 

S)u  fud^ft  ba^  $arabeig,  unb  n^önf^eft  l^in  )u!ommen, 
9Bo  bu  bon  aSem  Seib  unb  Unfrieb  bifl  entnommen. 
Sefriebige  bein  $ert,  unb  mad^  eiS  9%ein  unb  toeig: 
@o  bifht  felbft  nod^  l^ier  baffelbe  $arabei(. 

[125]   34.         ©Ott  lieben  gel^t  bor  alles. 
2ai  einen  aUe  £ufl  ber  ganzen  äüelt  genieffen, 
Unb  einen  bre^mal  mel^r  ali  @almon  toufie  toiffen: 
2a^  einen  @d^6ner  fein  ald  3)at)ibd  ä^bfalon: 
©ieb  einen  ber  mel^r  6t&rf  unb  Tladft  l^at  ald  @imfon; 
Unb  einen  ber  mel^r  ©olb  ald  Groefas  l^at  gugeigen, 
Unb  nod^  ber  aUed  lan  toie  SHesanber  beugen: 
Sa  ber  bi^  aUeS  ift:  @o  fag  id^  bod^  gant  fre^: 
Xai  aud^  ein  fd^led^ter  äRann  ber  ©ott  liebt  beffer  fet^. 

35.  3)ie  tieffe,  I^He,  breite,  unb  l&nge 

©Otted. 
^urd^  SBei^l^eit  ift  ©Dtt  tieff,  S3reit  burd^  8arml^ertigleit, 
2)urd^  älKmad^t  ift  er  l^od^,  lang  bur(^  bie  ®toig!eU. 


IV,  36]  »ietbte«  öud^.  93 

36.  Befd^auligfeit. 

6e^  rein,  fd&ioeig,  toeid^*  unb  fieig  auf  in  bie  2:un!ell^eii, 
@o  femmftu  fiber  aU^  jur  ®Dttö  befd^auligfeit. 

37.  »efd^eibenl^eit. 

S)a^  Sltd^tfd^eib  be^  ©entfittd  ift  bie  »efc^eibenl^eit: 
äBet  fid^  mäf  i^x  nid^t  migt,  bet  fel^tt  ber  2;u0enb  toeit. 

38.  ®Ott  nid^td  unb  aded. 

©Ott  ift  ein  ©eift,  ein  geur,  ein  äBefen  unb  ein  Sid^t: 
Unb  ift  bod^  toietentmb  aud^  biefed  oUed  nid^t. 

39.  2)er  ©eUffene  ift  fd^on  Seelig. 

em  SRenfd^  ber  ®ott  fid^  (dft  in  aUtn  f&En  unb  toeifen, 
2)en  !an  man  toarlid^  fd^on  im  i8eibe  feelig  ))reifen. 

40.  S)ie  IBraut  ©Dtted. 

2)ie  IBraut  be^  otogen  ©ottiS  !an  jebe  Seele  toerben: 
9Be  fie  nur  feinem  ©eift  ftd^  untertoirfft  auf  ®rben. 

[126]    41.        Xai  9lbenbmal^(  be^  SammiS. 

^a^  £amm  ba^  l^at  fein  ^Raffl  pxt  SlbenbiS^eit  beftimt: 
äßarumb?  toeil  man  barauf  gur  (Stegen  tul^e  f6mmt. 

42.  SRaria. 

SRaria  tvirb  genennt  ein  2:i^ron  unb  ®oM  ®^tli, 
@in*  9(rd^e,  ^urg,  Xffuvn,  S^aui,  ein  8runn,  Saum, 

®artenft)iege(, 
@in2Reer,  ein  @tem,  ber  9Ron,  bie  9J{orgenr5tl^',  ein$fige(: 
Sie  fan  fie  oHed  fe^n?  fte  ift  ein'  anbre  SBelt. 

43.  2)er  gi^nger  ben  (&Dti  liebt. 

(Sin  SRenfd^  ber  gan^  unt  gar  fid^  abteenbt  t>on  ber  äBelt, 
Unb  feinen  Seib  unb  @eel  bem  $@rren  l^eiUg  l^dlt, 
Stirbt  nod^  berbirbet  nid^t,  ob  man  im  gleid^  bergibt. 
^agftu  toarumb?  er  ifl  ber  Singer  ben  er  liebt. 

44.  9i0t^  unb  äBei^. 

9lotl^  foon  be(  ^(grren  Blut  toie  Sammet  9%6felein, 
2)urd^  Unfd^ulb  toei^  toie  @d^nee  fol  beine  Seele  fein. 

45.  Sen  SRaria  SRagbaUne  an  bem 

Grenze. 
^xt  ba^  bie  äRagbalen  ba(  Sreu^e  fo  umbfd^renft? 
a^  ift  teeil  3®fud  bran  jl^r  ä^Uerßebfter  l^&ngt. 


94  Sol^anni«  «ngeli  [IV,  46 

46.  äCuf  bie  äBunben  3®fu. 

^6)  fel^  bie  SBunben  an  al^  offne  $immeföt)forten, 
Unb  lan  numel^r  l^inetn  an  fönff  öetoiffen  orten. 
SBo  !omm  id^  aber  ftrafd  be^  meinem  @Dtt  guftel^n? 
Sd^  toil  burc^  t^öff  unb  ^dnb*  inS  $ert^  ber  Siebe  gel^n. 

47.  ^ort  gel^t  eis  anberd  ju. 

^ier  b^ngt  ba(  2amh  am  @reu|,  bort  fi^tS  auf  @otteiStl^ron, 
$ier  trdgtg  ben  ^ornenfran^,  bort  eine  ^atferfron^ 
[127]§ier  ift  e8  Untertl^an,  bort  ^errfd^t  e8  überaffe: 

$ier  tl^utiS  ben  äJlunb  nid^t  auf,  bort  rebtiS  mit  l^eUem  ©d^aSe: 
$ier  toetntd,  unb  borte  2aä)t^:  brumb  tr&fle  bid^  mein  @^l^rtft, 
S)a^  fid^  bein  6reu|  berfel^rt,  too  bu  bi^  £amm  nur  bift. 

48.  2)a^  6:reu|. 

3d^  l^abe  mir  bag  @reu^  för  allem  @d^a^  erüeft, 
SBeUiS  meinet  £eibed  $flug  unb  @eelen9lnfer  ift. 

49.  2)ie  Serrlid^fett  ©l^rifti  in  biefer 

SBert. 
2)er  @cej)ter  ift  ein  Slol^r,  ein  S:)omfnj>ufd^  bie  Äron, 
^ie  92d0e(  aller  @d^mu!,  ein  t6blid^  @reu^  ber  2:i^ron: 
©ein  »lutt  ift«  ^urj>urireib,  bie  aK6rber  bie  2:rabanten, 
S)a^  ^offgefinb  ein  @d^aum  bon  SBuben  unb  ©d^erganten: 
2)er  SWunbtranI  bittre  ®all,  bie  SKuft!  ipol^n  unb  ©J)ott. 
2)iJ  ift  bie  §errlid^f eit  bie  l^ier  l^at  unfer  ®Dtt! 

50.  2)ie  ©d^ÄbelftÄbt. 

3ft  bi^  bie  @(^Abelftabt?  toie  lombt  ed  bann  ba^  l^ier 
3)ie*)  ?lo^*  unb  Si^ge  fielet  in  unbertoeirfter  Siel^r? 
Unb  ba  ber  SebenSbaum?  ber  Srunn  mit  ben  bierglÄffen? 
@d  ift  ba^  ^arabig:  bod^  fe^  eiS  toaiS  ed  teil: 
S3e^  mir  gilt  biefe  ftAbt  unbiS  ^arabi^  gleid^  biel. 
*)  äRaria  unb  gol^anned. 

51.  2)ie  2)ornene  Äron. 

^ie  dornen  bie  ba^  $aut)t  be^  ^etrn  jerfted^en  Qanii, 
®inb  meineiS  ^oubted  ßron  unb  etoger  Stofenfran^: 
äBag  aug  ben  äBunben  fleuft  ift  meiner  äBunben  l^eil: 
äBie  tvol  tvirb  mir  fein  Bpoti,  unb  feine  $ein  gutl^ein 

[128]   52.  S)ie  :8iebe  l^atd  erfunben. 

^a^  ©Ott  gelreu^igt  toirb!  ba^  man  if^n  lan  bertounben! 
Xa^  ®r  bie  @d^mad^  bertr&gt,  bie  man  Jl^m  angetl^an! 


IV,  521  «ierbte«  »iidj.  95 

3)a(  @r  fold^'  Slngft  augftel^t!  unb  ba(  ®r  fter^en  fan! 
Serlvunbere  bid^  nid^t,  bie  Siebe  l^atd  erfunben. 

53.  Umb  einen  j^ug  iftiS  ©Ott  autl^un. 

9Bad  toil  bod^  ©DtteiS  @ol^n  bag  ®r  iniS  ®(enb  fömbt, 
Unb  ein  fold^  fd^toered  dvtu^  auf  feine  @d^ultem  nhnbt? 
3a  ba^  @r  bi^  in  Xob  ftd^  An^ftet  för  unb  för? 
@r  fud^et  onberd  nid^tö  al^  einen  Stu^  bon  bir. 

54.  ^ie  SBelt  ift  im  ^rfiling  gemad^t. 

3m  ^öting  toarb  bie  äBelt  Semeut,  unb  toieberbrad^t: 
3)rumb  fagftu  red^t  ba(  fte  im  t^röling  ift  gemad^t. 

55.  3)ie  geiftlid^e  Slufferftel^ung. 
S)ie  Sluferfiel^ung  ifi  im  ©eijie  fd^on  gefd^el^n: 
SBenn  bu  btc^  I^ft  entioirft  bon  beinen  @(inben  fel^n. 

56.  3)ie  gel^eimbe  ^immelfal^rt 

^ann  bu  bid^  fiber  bid^  erl^ebft  unb  I&ft  ©Ott  toalten: 
@e  nnrb  in  beinem  ©eifl  bie  ^immelfal^rt  ^el^aUen. 

57.  S)ie  geiftUd^e  ^run!enl^eit. 

^er  ®eift  pxaxi^t  \a  toie  SRoft:  bie  Sfinger  aUt^amhi, 
6inb  gleid^  bem  2:run!enen  ent&nbt  unb  angeffambt 
ä)on  feinet  $i^  unb  itrafft:  fo  bleibt  ed  bod^  babe^, 
2)a^  biefe  gan^e  ©d^aar  boE  ffiffeS  äBeineiS  fe^. 

58.  3)et  berlol^rne  ©rofd^en. 

^ie  @eele  €UDtte8biIb  ift  bet  berlol^me  @rofd^en, 
Xit  Ker^e  l^tmmlifd^  fiid^t,  ba^  burd^  ben  faS  loerlofd^en: 
[129l2)ie  äBei^l^eit  i^  ba(  SBeib  bie  eS  auf«  neu  en^önbt: 
SBie  feelig  ift  bet  SRenfd^  ben  fte  nu  toiber  finbt! 

59.  S)ag  berlol^rne  €d^aff. 

3d^  hin  bag  atme  @d^aaff  ba^  fid^  k^etjttet  l^at, 
Unb  nunmel^r  bon  ftd^  felbft  nid^t  !ennt  ben  ted^ten  $fab. 
9Bet  jeigt  mit  bann  ben  9Beg,  bag  id^  nid^t  gan^  etliege? 
O  ba^  (od^  3®fug  ihnC,  unb  mid^  nad^  ^ufe  ttilige! 

60.  S)et  betlol^tne  @ol^n. 

Ste^t  umb  betlol^tnet  @ol^n  )u  beinem  Sattet  ©Ott: 
2)et  ipunget  btingt  bid^  fonfi  (fein*  Ungunft)  gat  in  a;ob: 
$&ttftu  gleid^  taufenbmal^l  f^m  biefen  @d^impff  getl^an : 
@o  bu  nut  toiebet!6mbft  i^  mei(  @t  nimbt  bid^  an. 


96  Sol^onni«  «ngeli  [IV,  61 

61.  ^te  t>et(ol^tne  unb  toiber  ^efutts 

bene  3)re9. 
S)er  ©tofd^en,  ©ol^n,  unb«  ©d^aaff,  bin  id^  mit  ®cifi,  Seib, 

@eele. 
SBetlol^m  in  ftcmbbem  Sanb,  in  einer  Söüft*,  unb  §6le. 
^te  l^eilge  ^re^falt  !ombt  unb  fud^t  mid^  aUe  ftunben: 
S)en  ©rofd^en  finbt  bet  ®ei{l,  bet  ^tter  nimbt  ben  ©ol^n, 
S)et  ^itte  3@fu«  trAgt  bag  @d^aaff  mit  ftd^  babon. 
@d^au  tDie  id^  ^re^fad^  hin  berfol^ren  unb  gefunben! 

62.  3)er  ^unct,  bie  Sinie  unb  gldd^e. 

©Ott  SBatter  ift  ber  ^uncti'aug  31^m  peuft®Dtt  ber@olJn 
3)ie  ßienie:  ©Ott  bet  ®eift  ift  beiber  glÄ(^*  unb  ftron. 

63.  »om  reid^en  3Rann. 

SRan  toil  bem  reid^en  SRann  Mn  tt&t)fflein  äßaffer  ^thm, 
SBeil  er  baß  3Rafi  mit  SBein  fd^on  boU  gemad^t  im  2thm. 

1130]    64.  9lud^  bon  il^m. 

äßie  hafi  ber  reid^e  Tlann  ben  ^rmen  ie^o  fennt? 
®r  fielet  b)ol  ba^  fid^  l^at  ba^  Sldttlein  umbgetDenbt. 

65.  ^er  arme  Sagaru«. 

3Bie  ungleid^  ift  ber  ^ob!  bie  @ngel  tragen  ffyn 
3)en  armen  fiajarum  jur  etogen  rul^e  l^in. 
^er  reid^e  ba  er  ftirbt  toirb  DoUer  äCngft  unb  $ein: 
<3o  gutt  ift«  auf  ber  äßelt  nie  reid^  getuefen  fein! 

66.  $on  äRaria  3»agba(ene. 
äBa«  b^nlt  bod^  9)2agbalen  ba^  fte  fo  offentlid^ 
^em  $®rm  gu  guff^  f&I^t,  unb  fd^ulbig  giebet  ftd^? 
^d}  frage  bod^  nid^t  erft:  fd^au  toie  bie  9lugen  funfen: 
Xu  fil^ft  n)ol  ba^  fie  ift  bon  groffer  Siebe  trunfen. 

67.  aRartl^a  unb  SRaria. 

iDie  äT^artl^a  laufft  unb  rennt  bag  fie  ben  $®rren  ft)eife, 
äKaria  ft^et  ftiU:  unb  l^at  bod^  fold^er  toeife 
2)a(  befte  tl^eil  erto^ljflt:  fte  f))eifet  \^n  aUein, 
^ie  ober  finbt  aud^  fid^  bon  jl^m  gef))eifet  fein. 

68.  SSon  äßaria  SIRagbalene. 

Tlavxa  !ombt  gum  $@rm  boU  Seib«  unb  boUer  @d^mer(en, 
@ie  bittet  umb  ©enab,  unb  tl^ut  bod^  jljfren  aJlunb 
SRit  feinem  äB6rtIein  auf:  toie  mad^t  fte'«  im  bann  htnbt? 
9Rit  ^ffxtt  ^l^rdnen  fad  unb  bem  ^erfnirfd^ten  $er(en. 


tV,  69]  35ierbte«  »ud^.  97 

69.  ^ie  @6nbe. 

^ie  @6nb'  ift  anberd  nid^tiS,  aU  ba^  ein  SRenfd^  bon  ©Ott 
@ein  9lngefi(^t  abtoenbt,  unb  feieret  fid^  }um  Xoh. 

70.  2)et  aRenfdJ. 

3)a^  6t6fte  äßunberbing  iß  bod^  ber  Sßenfd^  aUein: 
@T  fan,  nac^  bem  erd  macii^t  ©Ott  obetr  Teufel  fein. 

[131]    71.  ^er  Fimmel  aHentl^aiben. 

3n  (SKDtt  (ebt,  fd^toebt,  unb  regt  fid^  aUe  Kreatur: 
3ftd  tvar?  iDOiS  fragftu  bann  erft  nad^  ber  ^mmti\puffxl 

72.  ^en  8r&utgam  toünfd^t  bie  9raut. 
Scttounbere  bid^  nid^t  ba^  icd  nad^  ©Ott  berlange: 
3>et  IBraut  iß  oQ^eit  nad^  il^rem  8rdutgam  bange. 

73.  ^ier  mu^  man  Sorget  toerben. 

@treb  na4  ber  Sörgerfd^afft  be^  ^immelS  Ijfier  auf  ®rben: 
@o  lan  er  bir  bamad^  bort  nid^t  Derfaget  toerben. 

74.  SQttt  bid^  bor  fid^erl^eit. 

2ai  bir  loom  Himmelreich  nid^t  gar  fo  ftd^er  tr&umen, 
^u  ftl^fi  tool  ba(  ed  aud^  bie  Jungfern  felbft  (»erf&umen. 

75.  ^ai  tr6ftrid^fte  Söort. 
^ai  aUertr^ftltd^fte  ba^  id^  an  3®fu  finb', 

3ft,  toenn  ®r  ft)red^en  toirb:  lom  benebeited  Rinb. 

76.  Strauben  bon  3)ornen. 

äBer  feinen  neiber  (iebt,  unb  guttiS  bon  feinben  fprid^t: 
@ag  ob  berfefbe  nid^t  bon  dornen  Strauben  brid^t? 

77.  ^ag  geißlid^e  sterben. 

@tirb  el^e  bu  nod^  ftirbft,  bamit  bu  nid^t  barffft  fterben, 
SBann  bu  nu  fterben  folft:  fonft  m6d^teftu  berberben. 

78.  S)ie  Hoffnung  l^dlt  bie  Sraut. 

3>ie  Hoffnung  l^&U  mid^  nod^:  fonft  iodr*  id^  (dngft  bal^in: 
äBarumm?  bietoeil  id^  nid^t  be^  meinem  Sr&utgam  bin. 

79.  3)er  befte  greunb  unb  geinb. 

SWein  befter  greunb  mein  Seib,  ber  ift  mein  drgfter  geinb: 
@r  binbt  unb  l^&It  mid^  auf,  toie  gut  tt^  immer  meint. 
[132]  3d^  ^ai'  unb  £ieb  jjl^n  aud^:  unb  toann  ed  !ombt  gum 

fd^eiben, 
@o  reiff  idj^  mid^  bon  i^m  mit  greuben  unb  mit  Seiben. 

Ang.  Silesini,  Gberub.  Wandttrsmaim.  7 


98  Söi^anniS  »ngeri  [IV,  80 

*  80.        mit  Sieb'  erlangt  man  ®nab. 

Sßann  btd^  ber  ©finber  fragt  toie  er  fol  ®nab  erlangen, 
@o  fage  bafi  er  ©Ott  gulteben  an  fol  fangen. 

81.  a)er  2:obt. 

SDer  2:obt  betoegt  niid^  ntd^t:  id^  fomme  nur  burd^  jl^n, 
äBo  \d}  fd^on  nad^  bem  @eift  mit  bem  ©emfitte  bin. 

82.  2)ie  l^eilige  ©d^rifft. 

®Ietd^  toie  bie  Spinne  fougt  ou^  einer  9lofe  ®ifft: 
SClfo  h)irb  oud^  berfel^rt  bom  b6feu  ©otteSfd^rifft. 

83.  2;romj>eten. 

2:rom^eten  l^6r'  id^  gern:  aJJein  Seib  fol  au6  ber  ®rben 
3)urd^  jl^ren  ©d^att  erlreft,  unb  toteber  meine  hjerben. 

84.  ^a^  ^ntli^  @Dtted. 
^ai  Slntli^  ©Dtteg  fe^n  ift  atte  ©eeligleU: 
93on  bem  berftoffen  fein  baft  l^^fte  §er$eleib. 

85.  ^er  Slr^t  I^Ut  fid^  ^um  Uranien. 
SBarttmb  ))flegt  bod^  ber  $®rr  mit  ©6nbem  umbjugel^n? 
SBammb  ein  tretoer  9lr^t  ben  5lranfen  be^guftel^n? 

86.  S.  Paulus. 

Sanct  Paulus  n)ufte  nid^tS  afö  @l^riftum  unb  fein  fieiben, 
Xa  er  bod^  )n>at  geiveft  im  ^arabi^  ber  fjteuben. 
SBie  fönt'  jl^m  bift  fo  gan^  entfallen  fein?    @r  toar 
3n  ben  @e!reu^igten  ä)erformet  gan$  unb  gar. 

87.  2)ie  Siebe. 

a)te  Siebe  biefer  3Bert  teil  am  für  ftd^  attein, 
^ie  Siebe  ®DiH^  mad^t  bem  iRdd^ften  aU^  gemein: 
2)ie  toirb  ein  jeber  SWenfd^  ffir  Siebe  tool  erfennen, 
3en'  aber  fol  man  SReib,  unb  feine  Siebe  nennen. 

[1331   88.  SCu^  bem  §ol^en  Sieb. 

2)er  Ä6nig  fül^rt  bie  »rout  in  Äeller  felbft  l^inein, 
^a^  fie  il^r  mag  erta)6l^(n  ben  aUerbeften  SBein. 
©0  mad}tö  ®ÜH  aud^  mit  bir,  mann  bu  bift  feine  IBraut 
®r  l^at  nid^tiS,  in  fid^  felbft,  ba^  ®r  bir  nid^t  Vertraut. 

89.  ^inber  unb  S^ngfrauen. 

3d^  liebe  nid^tg  fo  fel^r  aU  Kinber  unb  gunfiftauen: 
SBarumb?  im  girnmel  toirb  fein  anbre«  fein  jufd^auen. 


IV,  90]  «ierbte«  Ötid^.  99 

90.  ^ie  2:itgenb. 

^ie  2;u0enb  ^px%d}i  ber  toeif,  ift  felbfi  jl^r  fd^infter  2offn: 
SRemt  er  nur  settlid^  l^ier,  fo  l^aU'  idf  nidfiH  babon. 

91.  ^ie  @OttIiebenbe  ©infamfeit, 
^u  f))rid^fi  Theophilus  ]ttf  metften>tl^eild  aXitin: 
SRad^t  ftd^  ber  Slbler.oud^  ben  $6glic^en  gentein? 

92.  ^ie  2:agegeiten. 

3m  ^immel  ift  ber  Xa^,  im  9lbgrunb  ift  bie  ftad^t, 
gier  ifl  bie  ^emmerung:  tool  bem  berd  red^t  betrad^t! 

93.  SSon  SoHnned  bem  2:duffer. 
Sol^nned  a(  fa^  nid^td,  er  trug  ein  raul^eiS  itleib, 
Bai  in  ^^  9B6ftene^  bie  gan^e  Seben^geit. 

®r  toar  fo  from:  toa^  fiel  er  ®Dtt  fo  l^art  ^u  ^^ffe? 
3>ie  gr6jten  ^eiligen  bie  tl^un  bie  gr6fte  8uffe. 

94.  3)ie  SBelt. 

3u  ®Dtt  fombt  man  burd^  ©Ott:  i\m  2:eufe(  burd^  bie 

aBett: 
9L^  ba(  ftd^  bo4  ein  SRenfd^  gu  biefer  gure  l^dlt! 

95.  IDa^  ®nbe  !r6nt  ba(  SBerf. 

^a^  (Snbe  !r5nt  ba^  äBerf,  bag  Seben  aiel^rt  ben  2:ob: 
3öie  J^errlidJ  pirM  ber  SWenfd^,  ber  treu  ifl  feinem  (Sott! 

[134]    96.  Xit  Sigur  ift  S^erg&nglid^. 

äRenfd^  bie  Bfigur  ber  SBett  bergel^et  mit  ber  3eit: 
äßad  trotfht  bann  fo  t>ie(  auf  il^re  gerrlid^feit? 

97.  «uf  beiben  fein  ift  gut. 

3)en  gimmel  toüntfd^'  id^  mir,  2W  aber  aud^  bie  @rben: 
S)enn  auf  berfelbigen  lan  id^  (SDtt  n&l^er  toerben. 

98.  Son  ben  tilgen. 

eo  offt  id^  Silgen  fel^,  fo  offt  emt>ftnb*  id^  $ein, 
Dnb  mxi%  aud^  bolb  iuql^df  fo  offt  boU  ^^euben  fe^n. 
^e  $ein  entßel^et  mir,  toeil  id^  bie  3^^^^  berlol^ren, 
2)te  id^  im  ^arabig  bon  anbegin  ge^bt. 
2)ie  greiobe  !ombt  bal^er,  toeil  3@fud  ift  gebol^ren 
3)er  mid^  mi  toiberumb  mit  jl^r  aufd  neu  ht^aht 

99.  Son  S.  Alexio. 

9ßie  tan  Alexius  ein  fold^ei$  ger^'  jl^m  faffen, 

a)a|  er  tan  feine  Sraut  ben  erften  2:ag  öerla^eij?,«^  ..,  > 

7*-  '     ' 


100  Sol^anni«  «ngeli  [TV,  99 

@r  ift  il^r  Stautgam  nid^t:  ®t  f^at  ftd^  felbft  a»  »raut 
^em  otogen  SBr&utigam  t>erlobet  unb  SSettraut. 

100.  2)cr  ȟffer  Ujd^t  ba|  geuer. 

3)u  ft)nci^fi  ba^  $6afcl^e  geur  toirb  nie  ge(6fd^t  gefel^n: 
Unb  fiel^  ber  Sfiffcr  I6f(i^t8  mit  einem  Slugentl^rÄn. 

101.  »om  2:i)be. 

^er  ^ob  ift  bod^  nod^  gut:  tönt'  fl^n  ein  $6lll^unb  l^aben, 
@r  Uff*  im  Slugenblil  fld^  Sebenbig  begraben. 

102.  9luci^  Don  il^m. 

aRan  tofinfd^et  jjl^m  ben  ^ob,  unb  fliel^et  jjl^n  bod^  oud^: 
SeniS  ift  bet  Ungebulb,  unb  bi^  ber  Sc^eff^  braud^. 

103.  ^ag  Seben  unb  ber  ^eb. 

jlein  ^ob  ift  l^errKd^er  ald  ber  ein  2thtn  bringt: 
itein  Seben  ebler,  alS  bag  au^  bem  ^ob  entft)ringt. 

[135]    104.  a)er  a:ob  ber  ^eiligen. 

^er  %ot)  ber  ^eiligen  ift  toel^rt  gead^t  für  @Dtt: 
®ag  tüo  ed  bir  beivuft,  toad  ift  ed  t)or  ein  ^ob? 

105.  ^er  %ot)  ift  gut  unb  b6fe. 

@o  gut  ber  ^ob  aud^  ift  bem  ber  im  $@rren  ftirbt 
6o  ungut  ift  er  bem,  ber  auffer  jl^m  toerbirbt. 

106.  äSon  ben  SRdrtl^rern. 

^er  aJl&rtrer  Sebendlauff  ift  n^enig  aufgefd^rieben: 

^ie  Sugenben  bie  man  gur  Seibend^eit  gef))ärt, 

^ie  Sobt  unb  ))reift  man  nur,  unb  flnb  ftatt  jeneiS  blieben: 

S^ietoeil  ein  fd^6ner  %oh  bag  gan^e  Seben  giel^rt. 

107.  2)ie  nfk^lid^ften  ©ebanfen. 

2)&n!  an  ben  %oh,  mein  5lrift:  ioad  b&niftu  anberd  k)iel? 
Tlan  bdn!t  nid^tiS  nü^lid^erd  aU  n)ie  man  fterben  n^il. 

108.  ^er  a^enfd^  ift  bre^mal  ®ng(ifd^. 

3>er  2;]^ronfiürft  rul^t  in  ©Ott:  31^n  fd^aut  ber  QJ^mArn: 
^er  &txap^in  aerfd^mel(t  f&r  lauter  Sieb*  in  3l^n. 
3d^  finbe  biefe  Xx0f  in  einer  @eel  allein: 
@o  mug  ein  l^eilger  äRenfd^  ja  bret^fa(^  ®nglif4  fein. 

109.  a)er  SBeife. 
7>tt  äBeife  fud^et  rul^,  unb  fiiel^et  ba(  Getümmel: 

•-;  SdÄ  Äenb  ift  bie  Sßelt,  fein  »aterlanb  ber  Fimmel. 


>   « 


IV,  110]  Sierbte«  »ud^.  101 

110.  ^ag  9Bo(f  eilfle. 

9Bie  toolfetl  ffhli  bod^  ®Dtt  fein  ^teid^  unbd  @tO0e  £eben! 
@r  barffiS  bem  Söffenben  filir  einen  Su^faU  geben. 

111.  2Cn  ben  fid^  felbfl  liebenben. 
9{arci^  erf&uffet  ftd^  ha  et  ftd^  felbfi  toil  (ieben. 
$^ilautud  lad^eftu?  ed  ift  bon  bir  gef daneben. 

[136]    112.      Son  bem  §erjen  ber  l^eiligen 

Clara  de  Montefalco. 
ipier  ift  ber  @))eer  itnb  ©d^toam,  bie  92&0el,  Bhni  unb  ^ron, 
^ie  ©eiffeln,  unb  aud^  gar  ba^  @reu|  mit  @Dtted«@ol^n : 
^re^  Kugeln  eineiS  l^altö:  @d  !an  nid^t  anberfi  fein, 
3>iB  $ert  ift  ©Ottedburg,  unb  feined  Se^benSfd^tein. 

113.  Sift  toiebet  Sifk.. 

9Rit  £ift  l^at  un^  ber  e^einb  gefdUet  unb  be!riegt, 
Wi  8tft  faxt  er  bon  un^  fein  wieberumb  bepegt. 

114.  @in  £amb  be^toingi  ben  ^rad^en. 
Vertraue  @oti,  ber  ^rad^  ivirb  leid^tlid^  (tbertDunben, 
ipat  \^n  bod^  nur  ein  Samm  gefdUet  unb  gebunben. 

115.  ^ie  92ad^reu  !ombt  ^u  f^^t. 

^a  ©Ott  auf  @rben  gieng,  toarb  ®r  faft  nid^t  gead^t: 
3lu  @r  im  ipimmel  ift  beüagt  3^n  jjebermann 
^a^  Sl^m  nid^t  gr6ffer  ®l^r  ift  ivorben  angetl^an. 
eo  tb5rid^t  ift  bie  SBelt,  ba^  fie*d  nid^t  t)or  bebad^t! 

116.  (SiniS  folgt  unb  toeid^t  bem  anbern. 
Qiini  ift  beg  anbren  enb*,  unb  aud^  fein  anbegin. 
SBenn  ®Dtt  gebol^ren  toirb,  fo  ftirbet  Ab  am  l^in. 

117.  2)ie  aSBelt  unb«  «Reu  gerufalem. 

^ie  äBelt  fd^eint  jlugelrunb  bietoeiC  fte  fo(  Dergel^n: 
®et)ierbt  ift  @otit%  etabt:  brum  toirb  fie  ®h)ig  fielen. 

118.  2)er  e|)iegel. 

^er  @t)iegel  geiget  bir  betn  duffre«  llngefid^t: 
9[d^  ba^  @r  bir  bod^  aud^  ba(  jnnre  geiget  nid^t! 

119.  ^ai  Sa(  mui  reine  fe^n. 

38afd^  aug  beiniS  ^er^ndfa^:  toann  $&fen  brinne  fein, 
@o  geuft  @Dtt  nimmermel^r  bir  feinen  Sßein  barein. 

[137]    120.  2)er  5immelft)d5>enbe. 

®in  $immelft)&l^enber  ift  bem  ®efd^6t)ffe  tob, 
9Bie  fomt«?    @r  lebt  oEein  bem  @d^6))ffer  feinem  ©Ott 


102  Sol^anni«  «tiöeli  [IV,  121 

121.  3m  $imme(  ftnb  aud^  Siliere. 

3Ran  fagt  ed  !an  !ettt  ^l^ter  ju  @Dtt  bem  $@rtn  eingel^n: 
aßcr  ftnb  bie  SJiere  bann  bie  nalj  be^  S^mc  fielen? 

122.  ®Dtt  fielet  nidjt  öberfid^. 

@Dtt  fielet  ntd^t  überftd^:  bruntb  überl^eb  btd^  nid^t: 
3)u  f6mft  fonft  mit  ®efal^r  au^  feinem  Ängeftd^t. 

123.  SJon  bet  §.  SÄartl^a  an  ben  Po- 

lypjagmoii. 
^iv  §@rr  f  J)rid^t  (ging  ift  notl^ :  unb  toa«  bie  HRartl^a  tl^ut, 
^ag  ift  aud^  an  ftd^  felbft  gar  l6blid^,  fein,  unb  gutt: 
Unb  bennod^  fttafft  ®r  fte.    2Rer!8  Polypragmon  tool; 
SDaf;  man  mit  bielerle^  fid^  ntd^t  jerrÄtten  fol. 

124.  Son  ©Ott. 

©Ott  ift  ein  foId^e^S  ®utt,  je  mel^r  man  3l^n  emt)finbt: 
3e  mel^r  man  3l^n  begel^rt,  berlangt,  unb  Sieb  getvinnt. 

125.  ^e^  ©Ottd  berliebten  ^iin, 
3)er  ©Dttberliebte  aWenfd^  l^at  fonften  feine  ^ein, 

IIU  bafi  er  nid^t  tan  balb  be^  ©Ott  bem  Siebften  fein. 

126.  ^ie  unerforfd^Iid^e  Urfad^e. 
©Ott  ift  3l^m  f eiber  aU,  fein  ^immel,  feine  Suft: 
SBarumb  fd^uff  @r  bann  un^?  eS  ift  un^  nid^t  betouft. 

127.  ^ie  äBol^nung  ©DtteiS. 

@Dtt  tool^net  in  pdj  felbft,  fein  SBefen  ift  fein  ^au^: 
^rumb  geljfet  ®r  aud^  nie  au^  feiner  ©Dttl^eit  an^. 

128.  ^n  ben  äßeltliebenben. 
^ie  Seele  tueil  fte  ift  gemad^t  }ur  (Stoigfeit, 
^at  feine  ivare  ^uff  inn  fingen  biefer  Qtii: 

[138]  ^rumb  n)unber  id^  mi((  fel^r,  ba(  bu  bie  SBeCt  fo  liebft, 
Unb  aufd  jerg^nglid^e  bid^  fe^eft  unb  begiebft. 

129.  ©Ott  rebt  am  toenigften. 
92iemanbt  rebt  toeniger  ald  ©Ott  o^n  3eit  unb  ort; 
®r  f^rid^t  bon  @n)igfeit  nur  b(og  ®in  (Sm^igd  SBort. 

130.  $on  ber  ©itelfeit. 

äSenb  ab  bein  9lngeftd^t  bom  glaft  ber  @itelfeit: 
Semel^r  man  jl^n  befd^aut,  jemel^r  toirb  man  berleitt. 
3ebod^  fel^rd  n)iber  l^in:  benn  toer  j^n  nid^t  betrad^t, 
^er  ift  f^on  l^alb  bon  jl^m  gef&Ut  unb  umbgebrad^t. 


IV,  131]  »ietbtc«  »ud^.  103 

131.  fßon  ber  @ered^tig!eit. 
@ere(l^tig!eit  tft  toeg!  tool^in?  fte  ift  in  ^immel. 
äßarumm?  fie  traute  ftd^  nid^t  mel^r  U\)  bem  ©etümmel. 
3Q3ag  !ont'  jl^r  bann  gefd^el^n?  fie  todrc  t)on  ber  3Belt 
@d^on  lAngft  an  jl^ren  @l^rn  gefd^tt^dd^et  unb  gefdlt. 

132.  ^erluft  unb  ®ttüinn. 

2)  er  ^ob  ift  mein  ©etoinn,  Serluft  ba^  lan^t  2thm: 
Unb  benno(6  ban!  id^  @Ott  bag  er  mir  bi^  gegeben. 
3<^  tt>ad^f'  unb  nel^me  pi,  fo  lang  id^  l^ier  nod^  bin: 
^arumb  ift  aud^  gar  tool  ba^  Seben  mein  ©etoinn. 

133.  a)er  SWenfd^  ift  eine  Äol^Ie. 

3Äenfd^  bu  bift  eine  Hol^I,  ®ott  ift  bein  geur  unb  Sid^t: 
^u  bift  fd^toar^,  finfter,  !alt,  Uegftu  in  ^\)xm  nid^t. 

134.  2)ie  5lrafft  ber  guruüel^rung. 
SBann  bu  bid^  meine  @ee(  ^uruf  l^inein  begiebft, 

@o  toirftu  toad  bu  toarft,  unb  toai  bu  (^l^rft  unb  Siebft. 

135.  ^er  9ad^  n)irb  bag  SReer. 

§ier  flüff'  id^  nodji  in  ®Dtt  aI8  eine  ^aä)  ber  3eit: 
^ort  bin  id^  felbjl  bag  3J2eer  ber  eivgen  @eelig!eit. 

136.  2)er  (Stral^I  toirb  bie  ©onne. 

9Rein  @eift,  fombt  er  in  ®Dtt,  toirb  felbft  bie  etoge  SBonne : 
[139]  @Ieid^  toie  ber  ©tral^I  nid^tg  ift  at§  ©onn'  in  feiner  Sonne. 

137.  2)a6  gönllein  im  gehjer. 

2ßer  fan  bag  5^nfelein  in  feinem  geh)r  erfennen? 
äBer  mid^,  mann  id^  in  @Dtt,  ob  id^  eS  fe^,  benennen. 

138.  S:)ie  iizbt  mad^t  SeCiebter. 

9Rtt  ivad  mad^t  fid^  bie  SBraut  beim  ^r^utgam  mel^r  beliebt? 
9Rit  Siebe  toenn  fie  ftd^  jl^m  mel^r  unb  mel^r  ergiebt. 

139.  ^ie  gl6!feelige  ®rtrin!ung. 

'S^mn  bu  bein  @d^iffelein  aufS  3Reer  ber  ©Dttl^eit  bringft: 
®Ifi!fee(ig  hi^tix  bann,  fo  bu  barinn  ®rtrin!ft. 

140.  ^ag  ebelfte  ©ebette. 
^a|  ebelfte  @ebett  ift  loenn  ber  93etter  ftc^, 
3n  baj  für  bem  er  !niet  bertoanbelt  jnniglid^. 

141.  md)H  ift  füffer  aU  2:ubt. 
@d  ift  bod^  feine  £uft,  unb  feine  @ee(ig!eit, 
^ie  übertreffen  fan  ber  £iebe  füffigfeit! 


104  gol^anm«  «ngelt  [IV,  142 

142.  2)er  gurd^t  unb  Siebe  SBÄtbigleit 

mt  ®Oit  liebt,  fd^mÄÜ  fd^on  l^ier  fein«  öeifte«  fÄfftßfcit: 
2Ber  aber  ^l^n  nur  ffird^t,  ber  ift  barbon  ttod^  tüeit. 

143.  2)er  aHerlieblid^fte  ^l^ott. 

@d  tan  in  ©toigleit  fein  Xl^on  fo  Sieblid^  fein, 

Sirg  toenn  be^  SRenfd^en  iper(  mit  ©Ott  ftimht  überein. 

144.  S)ie  l^eilige  Uberformung. 

^ie  füufft  beined  ©eiftS  madft  hidf  gu  einem  ^l^ron, 
2)ie  Sieb  gum  @era))bin,  ber  f^eb  gu  ©otte^fol^n. 

145.  9Bir  finb  ebeler  alS  bie  Serapbine. 
SRenfd^  id^  bin  ebeler  ald  aUe  Serai^l^in: 

3d^  !an  tool  fein  tvad  fte,  fle  nie  tvad  id^  j[e  bin. 

[140]    146.9Bad  ber  l^6d^fte  ^bel  be^  aßenfd^en. 
aWein  l^6d^fter  2lbel  ift,  ba^  id^  nod^  auff  ber  @rben, 
®in  Ä^nig,  Äaifer,  ®ott,  unb  toa«  idf  toil,  fan  toerben. 

147.  2)ie  io^itt  befe  aWenfd^en  ift  nid^t 

jubefd^reiben. 
SQBer  ift  ber  mir  toie  toeif  unb  breit  id^  bin  geigt  an? 
aOBeil  ber  Unenblid^e  {®Dit)  in  mir  toanbeln  fan. 
2.  ©or.  6. 

148.  aBaS  bie  @eele  erweitert. 

äßad  mad^t  be^  S^enfd^en  $er^  unb  feine  Seele  tveit? 
^ie  Siebe  ®Otitd  giebt  jl^m  bie  ^efd^affenl^eit. 

149.  äßad  ol^ne  2nh  ift  @tinlt. 

S^enfd^  lomftu  ol^ne  Sieb,  fo  ftel^  nur  balb  bon  ferrn: 
äßad  nid^t  nad^  2uh^  reud^t,  bag  ftin!t  für  @Dtt  bem  $®rrn. 

150.  2)er  ]^6djfte  ©DtteSbienft. 

^er  l^^fte  ©Dttedbienft,  ift  ®Dü^  gleid^e  tverben: 
(S'l^nftf6rmi0  fein  an  Sieb,  am  Seben,  unb  ©eberben. 

151.  2)ie  äOal^re  Sßei^l^eit. 

:Die  äBa^re  ^ßei^l^eit  bie  bir  ^^i^i  bie  $tmme(dtl^är, 
@tel^t  in  ^Bereinigung  unb  f^eurger  Siebdbegiel^r. 

152.9ßie  bie  Siebe  bie  Sünben  k)er)el^rt. 
9Bie  bu  ben  gla!«  unb«  SBer!  im  geuer  ftel^ft  öerf c^toinben : 
@o  brennen  aud^  l^intveg  burd^  Siebe  beine  @ünben. 


IV,  153]  »ierbtei?  »ud^.  105 

153.  2)*a^  HReet  in  einem  %xbp^Utxn. 
€>ag  an  tvie  gel^t  ed  gu,  toenn  in  ein  %xbpfftUm 

3n  mid^,  ba(  gan|^e  SReer  @Ott  gant  unb  gar  fleuft  ein. 

154.  ®Dtt  ift  aUentl^alBen  gan^. 

O  98efen  bem  nid^td  gUid^!  ®oit  ift  gant  ouffer  mir, 
Unb  inner  mir  aud^  gan^,  gan^  bort,  tinb  gant  (fad)  l^ier! 

[151]    155.  SBie  ®Dtt  im  äRenfd^en. 

mef}t  M  bie  @eel  im  fieib,  Serftanb  in  bem  @emfttte 
3fi  &ütt^  äBefenl^eit  in  bir  unb  beiner  $ütte. 

156.  3lod)  bart)on. 

©Ott  ift  noc^  mel^r  in  mir,  a(0  toann  ba(  gan^e  SReer 
3n  einem  Keinen  @d^h)amm  gan|  unb  be^fammen  tv&r. 

157.  @Ott  ift  in  unb  umb  mid^. 

3d^  bin  ber  ©Ottl^eit  f^^  in  toeld^d  fte  ftd^  ergeuft: 
Sie  ift  mein  tieffed  HReer  ba(  mic^  in  ftc^  befd^Ieuft. 

158.^a(  groffe  ift  im  fleinen  verborgen, 
^er  Umbfrei^  ift  im  i^unft,  im  @aamen  Uegt  bie  ^rud^t, 
©Ott  in  ber  SBelt:  tote  Äfug  ift  ber  jl^n  brinne  fud^t! 

159.  SKed  in  allem. 

9Bie  fal^  S.*  Benedict  bie  98e(t  in  einer  üol^len? 
®d  ift  in  aEem  alld  t)erborgen  unb  berl^olen. 

160.  ©Ott  ift  fiberaK  ^errHd^. 

^ein  @t&ub(ein  ift  fo  fd^Ied^t,  fein  etät)ffd^in  ift  fo  tUin: 
2)er  SBeife  ftl^et  ©Ott  gan^  l^errßd^  brinne  fein. 

161.  Xüed  in  einem. 

3n  einem  ©enffikniein,  fo  bu*«  t)erftel^en  toilt, 
3ft  aUer  oberen  unb  untrem  binge  ^Ib. 

162.  @ind  ift  im  anbren. 

^ad  (&9  ift  in  ber  $enn,  bie  $enn  ift  in  bem  @^: 
^ie  jtoe^  im  (Sind,  unb  aud^  ba(  ®ined  in  ber  3toe^. 

les.XHed  fomi^t  au^  bem  verborgenen. 
9Ber  ^atte  ba(  t^ermeint!  aug  gfinftenHüB  ^ondi  2idft, 
"Dai  Seben  au(  bem  %o\>,  ba^  thoai  au^  bem  92id^t. 

164.  2)afi  (^onterfect  ©Ottei». 

3d^  toei(  ©Ott«  ^onterfect:  dr  l^at  fid^  StbgeMIbt, 
3n  feinen  (S^reatum,  ta)o  bu'i^  erfennen  teilt. 


106  Sol^ntii«  Slngeli  [IV,  165 

[142]    165.        ©Ott  fd^afft  bie  Sßclt  tiod^. 

(SJDlt  f d^afft  bic  SBcIt  annod^ :  f omt  bit  big  frembe  für  ? 
@o  toiff*  es  ifl  bc^  jl^m  fein  SBor  nod^  nac^,  toie  l^ier. 

166.  2)ie  SRul^  unb  Sßirdfung  ODtteS. 

®Dlt  l^at  ftd^  nie  bemfil^t,  aud)  nie  gerul^t,  ba^  mer!: 
©^  gBir!en  ip  fein  rul^n,  unb  feine  diuff  fein  2Berf. 

167.  2)efi  Triften  3od^  ift  leidste. 

Ärift  eS  !an  ja  bein  So*  bir  nie  befd^toerrid^  fein: 
2)enn  ®Dtt  unb  feine  Sieb  bie  spannt  fid^  mit  bir  ein. 

168.  2)a^  UnbeftÄnbtgfte. 

SWid^tS  UnbeftÄnbigetg  im  h)oI  fein  unb  im  ©d^merj, 
Sft,  bÄnfe  l^in  unb  l^er,  aI8,  SRenfd^  bein  eigen  §er^. 

169.  2)ie  ^(ugl^eit  tt)irb  gelobt. 

^ertoirff  nid^t  tvad  bu  l^aft.    @in  ^auffmann  ber  fein  ®etb 
9ßo(  anzulegen  toeifi,  ben  lobet  aEe  äßelt. 

170.  2lrjne^  ber  Äranfen  2itht. 

@in  $er^  ba^  ^ranf  bor  Sieb,  toirb  el^er  nid^t  gefunb, 
33i^  e8  ®Dtt  gan^  unb  gar  burd^ftod^en  unb  bertounbt. 

171.  3)ie  2ith  ift  jerfd^mel^enbe. 

^ie  Siebe  fd^mel^t  ba^  $er^,  unb  mac^td  toie  SBad^d 

aerfCieffen: 
©rfa^fr  eS  loo  bu  teilt  bie  fÄffe  SBfirfung  ioiffen. 

172.  2)er  9lbel  befe  gerul^igen  §er^en. 
aWein  ger^e  toenn«  ®Dti  rul^t,  ift«  »rautSett  feine« 

@ol^n«: 
aOBann«  bann  fein  ®eift  Betoegt,  bie  fdnffte  ©alomonS. 

173.  2)er  ]^6d^fke  triebe. 

3)er  l^6d^fte  griebe  ben  bie  @eele  !an  genieffcn, 

3ft  ftd^  auf«  m6grid^ft'  ein«  mit  ®Dtte«toiaen  toiffen. 

[143]  174.  2)er  Überfluß  ber  feeügen. 
®Dtt  fc^enft  ben  feeligen  fo  öberflüfftg  ein, 
2)aJ  fie  meljr  in  bem  3;ran!,  al«  ber  in  jl^nen,  fein. 

175.    2)ie  tounberbal^rUd^fte  $e^ratl^. 
@c^aut  bod^  bie  $e^ratl^  an!  ber  $err  ber  ^errUc^feit 
^at  eine«  @clat)en  äRagb  be^  äRenfd^en  See!  gefreit! 


IV,  176]  »tetbtc«  »u<^.  107 

176.  9)ie  ^od^^eit  be(  SammeiS. 

S^enn  id^  §tt  @Oit  eistgel^,  uttb  f6ff*  jl^n  mit  begier, 
7>axm  x^  t^  ha%  ba(  2amb  bte  ^od^eit  l^&It  in  mit. 

177.  Sertounbetung  Aber  ber  (Semeim 

fc^afft  ®otted. 
@d  tfl  erfiaunungd  boU,  ba|  id^  Staub,  Xfd^,  unb  üotl^ 
Bo  freuitbltd^  unb  gemein  mid^  mad^en  barf  mit  ®ott! 

178.  ißad  bte  Kreatur  gegen  @Ott. 
f&a^  ift  ein  StAubelein  in  anfd^uung  bet  SBelt? 

Unb  toad  bin  id^,  tvenn  man  ®ott  gegen  bir  mid^  ^hit. 

179.  Sßie  ©Ott  fo  J^er^Iid^  liebet. 

0Dtt  liebt  fo  l^er|Ud^  bid^:  @r  toärbe  ftd^  betreiben, 
3m  faU  ed  m6gHd^  todr,  bafi  bu  ^n  nidfi  to\it  lieben. 

180.  9)er  2:ag  unb  aRotgent^tl^  bet 

@eeU. 
3)er  eeelen  9lf>tgenr6tl^,  ift  (SMDtt  in  biefer  3eit: 
3^c  Stittog  tanrb  er  fein  im  @tanb  bet  ^ettlid^feit. 

181.  Som  @ee(igen. 

2)te  feeige  @eeU  toei^  nid^td  mel^t  t>on  älnbeti^eit: 
Sie  ift  ein  Sid^t  mit  @Ott  unb  eine  $ertlid^!eit. 

182.  ®leid^n6B  ^et  gteube  in  ®Ott. 
^eunb  toa^  bet  $6nig  bit  ift  gegen  Stoüff  unb  ioufl: 
2)a^  ift  bie  gfteub*  in  ®Dtt  aud^  gegen  d'  getfd^ei^luft. 

[144]    183.       äßai»  bu  toilt  ift  a((ed  in  bit. 

9tenfd^  aSed  toad  bu  tottt,  ift  fd^on  ju  bot  in  bit: 
®d  (iget  nut  an  htm  ha%  bud*  nid^t  toiitfft  l^etfüit. 

184.  2)aB  tDunbetlid^fte  ©ei^eimnft^. 
Stenfd^  fein  ©el^eimnii^  tan  fo  tounbetbol^ttid^  fein: 
X(d  ba^  bie  ^eilge  @ee(  mit  @Dtt  ein  (Singed  ein. 

185.  mit  bie  ©teatut  in  ®Ott. 

9Bie  bu  ha%  ^tut  im  RieB,  ben  9aum  im  itetn  fid^ft  fein: 
So  bi(b  bit  ba^  @efd^6^ff  in  ®ott  bem  Sd^f^^ffet  ein. 

186.  3lidfii  ift  il^m  fetbet. 

2)et  Xegen  fdEt  nid^t  iffm,  bie  Sonne  fd^eint  nid^t  i^t: 
3)u  aud^  bift  anbeten  gefd^affen,  unb  nid^t  bit. 


108  gol^amn«  «ngelt  [IV,  187 

187.  3Ran  foH  ben  ©ebet  nel^men. 

SRenfd^  (a(  bie  ©oben  ®em,  uttb  e^(  gl^m  felBften  au: 
9Bo  bu  ann  ®aben  bleibft,  fo  I6mftu  nid^t  gut  9lul^. 

188.  SBer  ber  fteubißfte  aKetifdJ  ift. 
^ein  Slenfd^  ift  freubiger  ald  ber  gu  aller  @tunb, 
!@on  @ott  unb  feiner  Sieb  ent&nbt  tvirb  unb  t)erh)unbt. 

189.  3)er  ©Änber  ift  nie  gan^  fr6Hc!^. 
2)ie  @{inber  ob  fie  gleid^  in  (auter  f^eube  (eben, 

@o  mu^  bod^  jl^re  ©ee(  inn  gr^ften  gurd^ten  fd^lrcben. 

190.  2)a^  jtreu^  offenbal^rt  mad  ber- 

borgen. 
3n  2:roft  unb  föffigfeit  lennftu  bid^  fe(bft  nid^t  Ärift: 
2)a^  Äreu^e  ^^i^i  bir  erft  n»er  bu  im  jnnem  bift. 

191.  9Bie  man  aKeiS  auf  einma(  (&ft. 

greunb  tvenn  bu  auf  @tnma(  bie  gan^e  äßelt  tüi(t  (äffen 
@o  fd^au  nur  ha%  bu  !anft  bie  e^gne  Siebe  l^affen. 

192.  2)er  toeifefte  SKenfd^. 

Äein  SRenfd^  fan  toeifer  fein,  a(8  ber  bafe  (Stoge  @utt 
gür  aUem  anbrem  (iebt  unb  fud^t  mit  ganzem  SRutt. 

[145]    193.       ^a|  geruffe  ber  (S^reaturen. 

SRenfd^  aUed  fd^re^t  bid^  an,  unb  t)rebigt  bir  k)on  ®ott, 
$6rftu  ni^i  ba^  ed  ru^t  (ieb  jl^n,  fo  biftu  tobt. 

194.  äOa^  ®ott  am  (iebften  tl^ut. 
^a^  (iebfte  3ßerd  ba|  @ott  fo  inn{g(td^  (igt  an, 
3ft  bag  er  feinen  @ol^n  in  bir  gebel^ren  fan. 

195.  ^er  toefent(id^e  ^and. 

2)er  toefent(id^fte  S)andt  ben  ®ott  (iebt  toie  fein  Seben, 
3ft  toenn  bu  bid^  bereitft  bafe  ®r  fid^  fe(bft  fan  geben. 

196.  3)er  §et(igen  gr6fte  Arbeit. 

^er  §ei(gen  gr6fted  9Berd  unb  arbeit  auf  ber  erben 
3ft  ©Ott  gelaffen  fein,  unb  jl^m  gemeiner  toerben. 

197.  2ßa6  ©Ott  bom  SKenfd^en  forbert. 

©Ott  forbert  nid^td  t)on  bir  a((  bag  bu  il^m  fo(t  rul^n, 
^l^uftu  bi^,  fo  toirb  ®r  ba^  anbre  fe(ber  tl^un. 

198.  3ßa(  bie  geift(id^e  »ul^  ift. 

^ie  ffiuif  bie  ©Ott  begehrt,  bie  ift  l[)on  fiinben  rein, 
^egil^r?  unb  toiEen^o^,  0C(aff^/  innig,  fein. 


IV,  199J  «ierbte«  »ud>.  109 

199.  9Bie  ba(  $er|e  mufi  befd^affen 

^I^rifi  b>o  ber  (itoge  ®ott  bein  $er|  fo(  mffmm  ein, 
@o  mu^  !ein  bUbn6B  brittn,  al^  feined  @o^ned  fe^n. 

200.  9Bie  man  bie  3ett  t)er!i'irtt. 

IRenfd^  toenn  bit  auf  ber  ißelt  gu  long  toitb  toetl  unb  geit: 
@o  !el^r  bid^  nur  ^u  (3oti  ind  3lun  ber  @n>ig!ett. 

201.  äBarumb  bie  @eel  etoig. 

@ott  ift  bie  (Sto^t  @onn*,  id^  bin  ein  fita^l  t>on  i^me: 
2)rumb  iffc  mird  k)on  natur,  ba^  id^  mid^  etoig  rül^me. 

[146]   202.       2)er  etral^l  ol^ne  bie  @onne. 

2)er  @tral^(  ift  nid^tö  ioenn  er  ftd^  t>on  ber  @onn  abbrid^t; 
7>u  gleid^faEd,  (dfiu  ®ott  bein  tvefentlid^eiS  lid^t. 

203.  äBie  man  fuc^t  fo  finbt  man. 

2)u  fmbeft  toie  bu  fud^ft:  äBie  bu  aud^  if^o))ffeft  an, 
Unb  bitteft,  fo  toirb  bir  gefc^entft  unb  auffgetl^an. 

204.  9Ber  nid^t  t>on  ®oii  gefd^ieben 

!an  ioerben. 
äßen  @ott  )u  feinem  @ol^n  gebol^ren  l^at  auff  erben, 
3)er  9Renfd^  !an  nimmermehr  i>on  ®ott  gefd^ieben  n>erben. 

205.  ^er  ^unct  ber  @ee(ig!eit. 
2)er  $unct  ber  @eelig!eit  Befielet  in  bem  allein: 
^a%  man  mu^  tvefentHd^  au%  ®ott  gebol^ren  fein. 

206.  3n  toem  ber  Sol^n  @otted  ge^ 

bol^rn  iffc. 
SBem  aUe  bing  ein  bing  unb  lauter  ^ebe  ftnb, 
3n  bem  iji  tDo^rlid^  fc^on  gebol^m  bafi  gungfraun  jtinb. 

207.  itennaeid^en  befi  So^nd  ®otteg. 
Sßer  ftatd  in  ®otte  bleibt,  t>ttlitht,  gelaffen  ift: 
2)er  aRenfd^  tmrb  aUermeift  für  @otted  @ol^n  erüeft. 

208.  92ad^  ber  jeit  ift  !ein  tvirdfen. 
9Renfd^  toirdCe  toeil  bu  !anft  bein  $eü  unb  @ee(igfeit: 
^a|  tvirdCen  l^6ret  auf  mit  enbung  biefer  idt 

209.  9Ber  suk>ie(  glaubt. 

@d  ift  )b)ar  tpa^r  ba(  ®ott  bid^  feelig  mad^en  tott: 
®Iaubftu  @r  toUd  ol^n  bic^,  fo  glaubeftu  gu  i[)tel. 


110  Soi^anni«  9lnöeli  [IV,  210 

210.  9Ba^  bieSrmut^  be(  ©eifted  ift. 
2)ie  Slrmutl^  unfrei  @eiftd  befielet  in  jnnigfeit, 
2)a  man  jtd^  atter  bing'  unb  feiner  felbfk  ber^eil^t. 

[146]   211.  2)et  drmfte  ber  gre^efte. 

S)er  ^vmntff  eigentl^um  ift  frel^l^eit  aUetmeift: 
S)tumb  ift  fein  SRenfdJ  fo  fte^,  ate  ber  red^t  attn  im  öeift. 

212.^rmutl^  ift  ba(  tiefen  aller  tugenben. 
2)ie  lafter  finb  beffcridK,  bie  2:u0enben  gel^n  fre^: 
Sag  ob  bie  Slrmutl^  nid^t  il^r  aller  ivefen  fe^? 

218.  ^er  SUerebelfte  SRenfd^. 

a)er  Sltterebelfke  ben  man  erfinnen  fan, 
3ft  ein  0an$  lauterer  unb  toal^rer  armer  9Ran. 

214.  S)er  l^errlid^e  %oh. 

(Sl^rift,  ber  ift  l^errlid^  tobt,  ber  aUem  abgeftorben, 
Unb  jl^m  baburc^  ben  @eift  ber  armutl^  l^at  ertoorben. 

215.Z)ie  geit  begreifft  nid^t  bie  etotgfeit. 
@o  lange  bir  mein  j^teunb  im  finn  liegt  ort  unb  geit: 
@o  fa^ftu  nic^t  toad  @ott  ift  unb  bie  etoigfeit. 

216.  S)ie  em|)fdnglid^e  @eel. 

2)ie  Seel  bie  Jungfrau  ift,  unb  nid^tiS  ald  ®ott  eiiit)f&ngt, 
üan  ©otted  fd^toanger  fe^n,  fo  offt  fte  bran  gebendft. 

217.  ^er  aufgef))annte  ©eift. 
2)er  ®eift  ber  aKeseit  in  ©Ott  ftel^t  aufgerid^t, 
®mt>f&ngt  ol^n  unberla^  in  ftd^  bad  etoge  lic^t. 

218.  üennaeid^en  ber  Sraut  ©otted. 
^ie  99raut  k>erlieBet  fid^  inn  Sr&utigam  aEein: 
£iebffcu  toad  neben  ©Ott,  fc^au  toie  bu  Sraut  !anft  fe^n. 

219.  S)a^  toanbelnbe  gefeit  ©otteS. 

^ie  @eel  in  ber  ©Ott  tool^nt,  bie  ift  (D  @eeltg!eit!) 
@in  toanbelnbeS  ©e^elt  ber  etogen  $errlig!eit. 

220.  ©Ott  t>erforgt  alle  Kreaturen. 
©Ott  ber  t)erforget  am,  unb  bod^  ol^n  aEe  miil^, 

[148]  (Sin'  iebe  (S:reatur  bebendtt  er  ft)at  uub  fr6^. 

221.  Sud^  bafi  fleinfte  äBüirmelein. 
jtein  äQ6rmIein  ift  fo  tief  t>erborgen  in  ber  ©rben, 
©Ott  orbnetd  bafi  jl^m  ba  (an  feine  Bpti\t  werben. 


IV,  222]  »terbte«  »ud^.  111 

222.®ott  ift  bie  a(lk)orft(l^tig!eit£eid^te. 
SRenfd^  gtoubflu  ©ottd  be|  ^etm  aUgegento&rtigfeit: 
60  fie^eftu  ivie  leidet  Sl^m  bie  borftd^tiglett. 

223.  @ott  foll  ber  Seelen  Be!anbt  fein. 

@in  $etr  in  feinem  ^au^,  ein  gürft  in  feinem  fianb: 
3n  jl^rem  @rbtl^ei(  @)ott  fo(  fe^n  bie  @eel  belanbt. 

224.  9Bie  man  gut  ®inig!eit  gelangt. 
äBenn  ftc^  ber  IRenfd^  entgie^t  bet  mannigfaltigfeit, 
Unb  Uffxt  fid^  ein  gu  ®oti,  fombt  et  gut  ©inigfeit. 

225.  2)er  £uftgarten  ®otted. 

^ie  etpge  Suftbarf eit  fe^nt  fid^  in  mir  gu  fein: 
äBantmb?  id^  bin  (0  l^6rt!)  jl^t  8(um^'  uub  3B6rtg&rt[ein. 

226.  ^ie  SKajefi&t  be^  SRenfd^en. 
3d^  bin  (O  SRajefidt!)  ein  Sol^n  bet  (Sivigfeit, 
(^n  R6nig  t>on  natut,  ein  ^^ton  bet  $ett(ig!eit. 

227.  9Bet  auf;  »blid^em  ©eblöte. 

3)et  fo  au^  ®ott  gebotn,  fein  gleifd^  l^at  unb  ®em6tte: 
Süttüai^t  et  ift  allein  au(  ablid^em  ®ebI6te. 

228.  ®ott  fielet  bie  anfunfft  an 

2)ie  anfunfft  l^ilfft  bod^  k>iel:  äßeil  S^l^tiflud  gnug  getl^an, 
60  fielet  ®ott  fein  Setbienfi  unb  Slbet  in  un(  an. 

229.  äßet  ®ott  bient  ifi  l^od^  ebel. 
9Rit  bient  bie  gan^e  äBelt:  3d^  abet  bien*  aKein 
S)et  etpgen  Slaieftdt:  Sßte  ebe(  mu^  id^  fein! 

•  230.  S)ie  ^bäf^e  Säenebei^ung. 

jtein  HRenfd^  1^  niemald  ®ott  fo  l^od^  ®ebenebel^t, 
911%  bet  i^,  ba^  et  i^n  gum  Sol^n  gebäi^tt,  l>etleil^t. 


112  Sofianni«  ftngelt  [V,  1 

[149]  3&nffte8  »u(^ 

©eiftreid^er  ©inn*  unb 
©d^Iujs-reitnen. 

1.  ^lUiS  mu^  tvtber  in  @ind. 

^E$  fombt  au^  einem  l^er,  unb  mu^  in  @ineiS  ein: 
9Bo  ed  nid^t  tt)i(  gegtoe^t,  unb  in  ber  biell^eit  fein. 

2.  2Bie  bie  jal^len  auf;  bem  Sin^,  fo  bie 

®efd^6))ffe  au^  ©Ott. 
2)ie  ^al^Cen  alle  gar  ftnb  au^  bem  ®iniS  gefloffen: 
Unb  bie  ®efc^6t)ff  gumal^I  aug  @ott  bem  ®in^  entf^roffen. 

3.  ©Ott  ift  in  aUen  toie  bie®inl^eit  inn 

&Uidf  toie  bie  (Sinl^eit  iji  in  einer  jeben  3<i^^: 
®o  ift  aud^  ©Ott  ber  ®in'  inn  fingen  überall. 

4.  Sf^icI^tiS  !an  ol^n  bad  ®ini  beftel^n. 
äßie  aU\  uub  jebe  jal^ln  ol^nd  eined  nic^t  befielen: 
@o  m&f[en  bie  @efd^6))ff  ol^n  ©Ott  bad  ®in  bergel^n. 

5.  ^ie  ^uiU  gilt  l>ornen  an  nid^td. 
S)ad  ^i^i^  bie  (Kreatur,  toenn  fid^d  ©Ott  borgefe^t, 

©ilt  nid^td :  ftel^t'd  l^inter  3^m,  bann  toirbt  ed  erft  gefd^&^t. 

6.  3m  @iniS  ift  alleS  ®in8. 

3m  ®ind  ift  aEed  ®iniS:  feiert  ^toe^  gurud  l^inein, 
@o  ift  ed  toefentlid^  mit  i^ra  ein  einged  @in. 

7.  9(ne  ^eiligen  finb  ein  deiliger. 
S)ie  ^eitgen  aKe  ftnb  ein  ^eiliger  aUetn: 

[150]SBeil  fie  ein  5er|,  ©eift,  ©inn,  in  einem  Seibe  fein. 

8.  S)ie  gel^eime  itronensai^l. 

3el^n  ift  bie  jtronengal^l :  fte  toirb  ani  eind  unb  nid^td: 
äBenn  ©Ott  unb  Kreatur  gufammen  !ommn,  gefc^ic^td. 

9.  ®d  mu^  ein  jeber  Sl^riftud  fein, 
^er  tool^e  ©otted  @ol^n  ift  ^l^riftuiS  nur  aUein: 
S)od^  mufi  ein  jeber  (Sl^rtft  berfelbe  (Sl^riftud  fein. 

10.  ©otted  $aUaft. 

©Ott  ift  3^m  felbft  fein  X^ron,  ber  $imme(  ift  fein  @aal, 
S)er  ^orl^off  '^  ^arabei^,  ber  ®rbfrei^  ift  ber  @tal. 


V,  U]  SÄnffte«  »udj.  113 

11.  Xu  66nb*  tfi  allein  bad  Abel. 
itein  Abel  i^  al^  @ünb':  unb  ivAren  leine  @6nben, 
@o  to&r*  in  etoigleit  !ein  iibel  auc^  ^u  ftnben. 

12.  (Sin  ivad^enbed  Sluge  fielet. 

Xa^  lUdfi  bet  ^enligleit  fd^eint  mitten  in  bet  Slad^i 
äßet  tan  ed  fel^?  @in  $er|  bog  Slugen  l^ot  unb  tpad^i 

13.  3)a^  jrrbfd^e  ®utt  ifl  ein  mi% 

Xa^  itrbfd^e  ®utt  ift  SRift:  bie  Sinnen  ftnb  ber  SCRer: 
Sßer*i^  ait^fü^rt  unb  ^etfheut,  geneufiS  ^ut  @mbte  toalfer. 

14.  3)er  au^gang  gefd^id^t  umB  ben  un* 

gang, 
itetn  au^ang  ber  gefd^iiü^,  oli^  umB  beg  eingängig  toiUen: 
Stein  $ert  entfd^ftttet  ftd^^  baf;  ed  ®ott  an  fol  ffiUen. 

15.  SerbamnüS  ift  im  tpefen. 

Stbn^  ein  SetbomBter  gleid^  im  l^^d^ften  Fimmel  fe^n: 
@o  f6l^let'  et  bod^  ft&tö  bte  ^bU,  unb  jl^re  ^e^n. 

16.  Xuxdf  hidf  enttpirbt  @ott  nid^td. 
SRenfd^  to6l^le  tpod  bu  toilt  Setbamnft^  ober  9htl^: 

<S(  gel^  @ott  burd^  bid^  nid^tö  oB  unb  aud^  nic^td  ^u. 

[151]   17.  3)a(  gr6{ie  äßunber. 

3)er  äBunber  l^ot  ed  biel,  Uta  gt6fferd  ton  idf  feigen, 
9ld  baf;  bad  auferflel^n  befi  ^leifd^ei^  ivitb  gefd^el^en. 

18.  3)ie  geifilid^e  Sa^redgeiten.. 

2)er  SBinter  i^  bie  e6nb,  bie  »uffe  gr^ling^eit, 
7>tx  @ommer  ®naben{ianb,  ber  ^erbji  boUfommenl^eit. 

19.  9lud^  t>on  benfelBen. 

3m  äßinter  ifi  man  tobt,  im  geling  ftel^t  man  auf, 
3m  Sommer  unb  im  ^erB^  berbringt  man  feinen  lauf. 

20.  a)er  fleiffe  gelfenftein. 

ein  tugenbtl^fftec  SRenfd^  ift  toie  ein  gelfenftein: 
€8  ftürme  toie  ed  toil,  er  feEet  bod^  nid^t  ein. 

21.  3)er  @6nb  unb  3:ugenb  eigenfd^afft. 
3)ie  Suffe  r6d^et  tool,  bie  @ünben  aKe  ftintfen. 
2)ie  3:ugenben  gel^n  rec^t,  bie  Sajter  aber  l^indCen. 

22.  3)ie  iteufd^l^eit  Bleibt  berfd^loffen. 

3)te  fteufd^i^eit  ift  ein  @d^lo^  ba^  niemanb  auf  !an  fd^lieffen, 
SSad  fte  im  innem  ift,  ba^  mag  lein  frember  toifen. 

Aug.  Sileflint    Cherab.  Wandanauum.  3 


114  Soi^atini«  «ngcH  [V,  23 

23.  a)ie  Seit  bie  tfl  nid^t  fd^netl. 

3Kan  fagt  bie  3cü  ift  fd^nett:  toer  l^at  fte  feigen  ftiegen? 
<Sie  bleibt  ja  unbemttft  im  SBett^begriffe  liegen. 

24.  @)ott  fielet  man  nid^t  mit  9(ugen. 

äBann  bu  benfft  ©ott  gu  f d^aun,  bilb  bit  nid^td  finntid^d  ein : 
S)a^  fd^aun  toirb  inner  und,  nid^t  au^erl^alb  nnd  fein. 

25.  äßad  ba^  Befte  an  bet  eeeligleit. 
SBo«  an  bet  ©eeligleit  mein  ©er|  »ot«  beft*  erlieft, 
Sji  ba(  fie  tvefentUd^,  unb  nid^t  k)on  auffen  ift. 

[152]    26.  ®Dtt  toirbt  toie  h)ir. 

©Ott  gibt  bir  toie  bu  nimbft,  bu  felBft  fd^enfft  auf^  unb  ein, 
@r  toirb  bir  toie  bu  tvilt,  toie  nad^  bem  fa^  ber  ^^in, 

27.  2)ie  SBegefd^eibe  gur  @tDig!eit. 

Xit  äBegefd^eib  ift  l^ier:  9Bo  (enfftu  bid^  nu  l^in? 
3ur  SindCen  ift  berluft,  gur  Sflec^ten  ift  getoien. 

28.  9Bad  ©Ott  ben  ^ag  burd^  tl^ut. 

^e^  SKorgenS  gel^t  ®ott  au^,  gu  mittag  fd^I&ffet  er, 
Xii  3la^t^  ift  er  ertoad^t,  reift'd  SCbenbd  ol^n  befd^toel^r. 

29.  3Ran  mu^  bie  ^ieffe  auf  ber  $6l^e 

Betrad^ten. 
@in  ungrunb  ift  gtoar  ®ott,  bod^  toem  er  ftd^  foU  geigen, 
^er  mu^  bi^  auf  bie  @t)i$  ber  etogen  93erge  fteigen. 

30.  2)er  Xeuffer  ber  ift  gut. 

2)er  ^euffel  ift  fo  gutt  bem  toefen  nad^  a(d  bu. 
äBa^  geltet  jl^m  bann  ah*^    ©eftorBner  toiU*  unb  rul^. 

31.  S)ie  id^l^eit  unb  berUägnung. 

2)er  id^l^eit  ift  ®ott  feinb,  t>er(a6gnung  ift  er  ^o(b: 
®r  fd^d^t  fie  be^be  fo,  toie  bu  ben  üotl^  unbd  ®oIb. 

32.  ^er  eigne  äBtUe  ft^ir^t  alled. 

3lud^  ©l^riftu«,  toÄr*  in  jl^m  ein  f leiner  eigner  SBiffe: 
SBie  feelig  er  aud^  ift,  a){enfd^  glaube  mir  erfieUe. 

33.  SBenn  ®ott  am  Uebften  be^  und  ift. 
©Ott  beffen  looffuft  ift  h^  bir  D  3WenfdJ  gu  fein, 
Äcl^rt,  toenn  bu  nid^t  brtl^eim,  am  liebften  be^  bir  ein. 

34.  ©Ott  Hebt  nid^td  a(d  fid^. 

©Ott  l^at  ftd^  felbft  fo  lieb,  bleibt  i^m  fo  gugetl^an; 
^a^  er  aud^  nimmermel^r  toai  anbreS  lieben  lan. 


V,  35]  SÄnffte«  öudj.  115 

[153]    35.       ®Ott  fan  me^r  bie(  aU  tvenig. 

9{id^td  i{i  bad  ®ott  nid^t  !an.    $6¥  Bphütt  auf  aulad^en: 
@r  !an  fioax  leinen  @ott,  tPo(  alber  @6ttet  mad^ 

36.S3iel  €(6tter,  unb  nur  einer.  L  @or.  8.  5. 
@in  einger  @ott,  unb  Diel,  loie  ftimBt  ba(  6Ber  ein? 
(Bat  fd^foe:  äßeU  fie  aW  in  einem  @iner  fein. 

37.  ®Ott  fd^aut  auf  ben  @runb. 

@oit  fd^&|t  nid^t  toaiS  bu  quü,  nur  tme  bu  ed  getl^an: 
(Sr  fd^aut  bie  ^d^te  nid^t,  nur  !em  unb  98ur(e(  an. 

38.  ©Ott  Brid^t  bon  2)ifieln  feigen. 

©Ott  lieft  t>m  2)omen  SBein,  bon  S)ifteln  Brid^t  er  feigen, 
SBenn  er  bein  fünbigd  $er^  ^ur  S3uffe  !omt  ju  neigen. 

39.  3)ie  @ee(igen  finb  nie  fatt. 

S)ie  @ee(0en  bürffen  fid^  ba(  fie  nie  fatt  ftnb  freun! 
®iS  mut  ein  fiiffer  2)urfi,  unb  KeBer  junger  fet^nl 

40.  6:i^riftud  ift  ivie  ein  gel^ 

äBer  ftd^  an  6:i^ri^m  fitft,  (er  ift  ein  ^el^enftein) 
3erfd^6tt:  tver  il^n  ergreifft,  !an  eivig  fidler  fein. 

41.  3e  mel^r  er!anbn6^  je  iveniger  ber« 

ftanbn6^. 
3e  mel^r  bu  (Sott  erlennft,  je  mel^r  toirftu  Befennen, 
^a^  bu  je  loeniger  ^ffn,  toaf;  er  ifi,  !an{t  nennen. 

42.  @Ott  mui  fid^  felBer  lieBen. 

©Ott  ift  ba^  li^6d^fte  ©utt,  er  mu^  jl^m  felBft  gefallen, 
8id^  felBer  auf  fid^  feiern,  ftd^  lieBen,  el^rn,  für  allen. 

43.  äBie  ©Ott  fo  fel^r  geredet, 
ed^au  ©Ott  ift  fo  geredet:  äß&r'  ettoad  &Ber  jl^n, 
€r  el^'  ed  mel^r  a(d  fid^,  unb  fniete  für  bem  l^in. 

[154]   44.  ©Ott  (ieBt  fid^  nid^t  aU  fic^. 

©Ott  lieBt  ftd^  nid^t  a(d  ftd^,  nur  ald  bad  $6d^fte  gut, 
Xtumh  f(^au,  ba(  er  aud^  felBft,  b>a^  er  Befielet,  tljfut. 

45.  2)ie  £after  fd^einen  nur. 

3)ie  £after  ge^n  BeHeibt,  bie  3:ugenb  ftel^et  B(o^, 
^ie  ift  ioarl^afftiglid^,  jen*  aber  fd^einen  gro(. 

46.  3)u  Bift  ber  erfte  @iinber. 

@(^ioeig  6i!inber,  fc^re^l^e  nid^t  bie  ®b*  unb  Xbam  an: 
äB&m  fte  nid^t  borgefaUn,  bu  l^&tteft'd  felBft  geti^an. 

8* 


116  So^anniiS  SCriöeli  [V,  47 

47.  S)et  ©eiftlid^e  (^euergeug. 

3Rein  $er|  iftiS  t^euergeug,  ber  3»^^^^  gutter  äBiEe: 
@cl^l&gt  ©Ott  ein  ^ünüein  brein,  fo  brennte  unb  leud^td  bie 

b6ae. 

48.  @in8  fand  nic^t  ol^n  ba^  anbre. 
ßtoe^  muffen  ed  boUjiel^n:  id^  fand  nid^t  ol^ne  ©Ott, 
Unb  ©Ott  nid^t  ol^ne  mid^:  S)a^  ic^  entgel^  bem  2:obt. 

49.  ^ie  fd^6nfte  äßeigl^eit. 

äJZenfd^  fteig  nid^t  aU^u  \)0^,  bUb  bir  nid^td  6brigd  ein: 
S)ie  fd^6nfte  äßei^l^eit  ift  nid^t  gar  gu  toeife  fein. 

50.  ©Ott  ift  nid^t  tugenbl^afft. 

©Ott  ift  nid^t  tugenbl^afft:  S(u^  j^m  fombt  tugenb  l^er, 
äBie  au^  ber  Sonn  bie  @tral^In,  unb  SBaffer  au^  bem  IReer. 

51.  3la^  ©Ott  ift  alles  gebilbet. 
©Ott  ift  l>on  anbegin  ber  SUbner  aUer  binge, 

Unb  aud^  j^r  SRufter  felbft:  2)rumb  ift  \a  feind  geringe. 

[155]   52.  ^u  muft  ber  ^immet  fein. 

3n  $immel  fomft  bu  nid^t,  ((a|  nur  bon  bem  getämmel) 
2)u  fe^ft  bann  felbft  )uoor  ein  lebenbiger  ^immel. 

53.  2)ie  etoige  ©rto^l^lung 

©Ott  tt}6l^lt  bid^  loie  bu  bift:  »6g  ift  be^  i^m  Derlol^ren, 
©ut  ift  bon  etoigfeit  gum  fieben  augerfol^ren. 

54.  S)er  ^ugenben  unb  £after  befd^af« 

fenl^eit. 
S)ie  3:ugenb  liegt  in  rul^,  bie  tafter  ftel^n  im  ftreit: 
6ie  l^aben  $ein  in  fld^,  jen*  aber  @eeligfeit. 

55.  ©Ott  ftrafft  nic^t  bie  eänber. 

©Ott  ftrafft  bie  ©finber  nic^t.  Die  @finb'  ift  felbft  j^r  ©ol^n, 
Sl^r»  Slngft,  ^ein,  aWarter,  Xoh :  SBie  2:ugenbt  felbft  jl^r  Sol^n. 

56.  ©Ott  tl^ut  beine  SSerbamnJiMic^t 

toel^. 
S)er  <Sonne  tl^utd  nic^t  toel^,  toenn  bu  bon  jl^r  bid^  fel^rft, 
^Ifo  aud^  ©otte  nid^t,  iven  bu  in  ^bgrunb  fel^rft. 

57.  ^ann  bu  toilt,  toirftu  feelig. 
©Ott  l&ft  bid^  iebe  )eit  gar  gern  in  ^immel  ein: 
@d  ftel^et  nur  be^  bir  ob  bu  toilt  feelig  fein. 


V,  58]  gfinfftc«  »ud^.  117 

58.  9Bte  bu  hxfi,  fo  toitflu  getoirfei 

IDie  @oitn  etfvetc^t  ba(  fBad^(,  unb  mad^et  l^rt  ben  üotl^: 
@o  tpidft  aud^  @ott  nad^  bir  ba^  £eben  unb  ben  %oh. 

59.  fetten  gunfl  toel^ret  jmmer. 

lDa(  $emt  gunft  etotgttd^,  unb  nid^t  nur  htrt^  beßel^e, 
9etoet(  td^  mit  ber  gunfi  bei  fetten  in  ber  ^6^. 

[156]   60.  3) er  toeg  ^um  ^immeL 

äßenn  bu  mein  ^Uger  tptlt  in  ^immel  bid^  erl^^l^en, 
€o  mufht  na^e  pi,  grab  tbttn  üreu^ioeg  gel^. 

61.  Sinei»  ifi  t)o(irommen. 

IRenfd^  nid^td  ift  unl>oIRmnmn:  ber  jlie^  gleid^t  bem  9lubin: 
3)er  fjfrofd^  ift  ja  fo  fc^^n  al^  (Sngel  @era^l^in. 

62.  2>ti  Stenfd^en  gr^fler  @d^a|. 

^er  0r6fie  6(^4  nad^  @ott  ift  gutter  toiU*  auf  erben: 
3{i  aUed  gteid^  l>erIom:  2)urd^  il^n  fand  tauber  ta)erben. 

63.  S3e)^  @ott  finb  feine  Saläre. 

gfir  @oit  ftnb  taufenb  Sal^r  ta)ie  ein  bergangner  2!ag. 
2>arumB  ift  gar  fein  3a^r  bei^  jl^m,  ta>erd  faffen  mag. 

64.  äßir  bienen  und,  nid^t  @ott. 

SRenfd^,  &oit  ift  nid^td  gebient,  mit  faften,  betl^en,  ta>ad^en: 
7>u  bienfi  mel^r  bir  bamit,  ta)ei(d  bid^  fan  l^eilig  mad^. 

65        @Dtt  fan  fid^  nid^t  )>er6ergen. 
@JDtt  fan  ftd^  nimmermel^r  berbergen  ta)ie  bu  ft)rid^ft: 
®d  fe^  bann  baf;  bu  aud^  ffir  if)n  ein  Sod^  erbid^ft. 

66.  ©Ott  ift  in  un(  felbft 

@Dtt  ift  fo  nal^  Be^  bir  mit  feiner  ®nab  unb  @iitte, 
@r  fd^ta^ebt  bir  ta)efentUd^  im  $er(en  unb  @emiitte. 

67.  SBie  ta>eit  ber  äBeg  in  $imme(. 
(El^rift  fc^^e  bir  bie  Sleifi  in  $imme(  nid^t  fo  ta)eit: 
2)er  gante  93eg  l^ein  ift  feined  @d^ritted  breit. 

68.  3)er  ^etfe  begel^rt  nid^t  in  $imme(. 
S)er  Steife  ta^ann  er  ftirbt,  begel^rt  in  ipimmel  nid^t: 
@r  ift  )ubor  barinn  t^  j^m  bad  ^er^e  brid^i 

[157]   69.    3)e^  b6fen  unb  gutten  Unterfd^eib. 

@itt  Srrlied^t  ift  ber  B6fi':  ein  gulter  IRenfd^  ein  ftem: 
(^  brennet  bon  ftd^  felbft,  ber  (eud^et  bon  bem  $erm. 


118  gol^anni«  «nßeri  [V,70 

70.  Ttan  batff  nid^t  biel  gut  ^eeligfeit. 
Sl^rift  bu  Bebarffft  nid^t  bie(  gut  elogen  Seeltgleit: 
®d  l^ilfft  ein  eht^idd  Hraut  ba^  l^eift  gelaffenl^eit 

71.  2)ie  »u^*  ift  leidet  auti^un. 

^ie  S3uB*  iji  Balb  Qtt^an,  ba^  bid^  ©Ott  (o^  mu^  fagen, 
2)u  barffft  nur  an  bie  S3ruft  tvte  jener  @6nber  fd^lagen. 

72.  ®Dtt  ift  allem  gleid^  nal^e. 
©Ott  ifi  bem  SBelgebub  nal^  loie  bem  @era))l^in: 
9lur  ba^  Seel^ebub  ben  9l6!fen  brel^t  auf  il^n. 

73.  ©Ott  !an  fid^  nid^t  entaiel^n. 

©Ott  !an  fid^  nid^t  entjiel^n,  er  toMti  f6r  unb  für: 
(^Äl^Iftu  nid^t  feine  ^rafft,  fo  gib  bie  fd^ulb  nur  bir. 

74.  3n  ber  $6n  ift  feine  ®loig!eit. 
»etrad^t*  eS  eigentlid^:  be^  ©Ott  ift  ®toig!eit, 
SSe^m  2;euffe(  in  ber  $6a  ba  i{l  ein'  etoge  3^tt. 

75.  9lid^td  Befielet  ol^ne  ©enuf;. 

^idfti  bauret  o^n  genu^.    ©ott  mu^  {Id^  felBft  genieffen, 
Sein  äBefen  to6rbe  fonft  toie  ©ra^  berborren  muffen. 

76.aQBie  bie  ©efellfd^afft,  fo  ber  gejellte. 
3u  toem  bu  bid^  gefeUft,  be^  toefen  faufßu  ein: 
f&tt)  ©otte  toirftu  ©ott,  Be^m  Seuffel  ^euffel  fein. 

77.  Sin  ben  ©Änber. 

^u  fd^re^l^eft  auf  ben  2)ieB,  unb  fc^iltft  \ffn  unt)er Idolen: 
@d^toeig,  bu  l^aft  ©ott  biel  mel^r  al^  er  ber  Sßett  geftol^len. 

[158]   78.9BarumB  toenig  aur2:i^ör  be^  SeBend 

eingel^n. 
2)a^  nad^  ber  ^immeltl^Ar  fo  toenig  S^enfd^en  greiffen! 
®d  loil  jl^m  feiner  bran  ben  alten  Salg  aBftreiffen. 

79.  9lm  Sreu^  am  fid^erften. 

9Ran  (igt  am  feeligften  in  Serben  @reu(  unb  $ein: 
aSo  aber  ftnb  bie  gern  auf  bif em  »ette  fein  ? 

80.  ^ie  armut  ift  am  reid^ften. 

S)ie  älrmutlS^  ift  ein  6d^a|  bem  feine  @d^&te  gleid^en: 
S)er  drmfte  äRenfd^  im  ©eift  l^at  mel^r  ald  aUt  ffitidftn. 

81.  3m  Steinen  erfd^einet  ©ott. 

äRenfd^  benfftu  ©ott  gufc^aun,  bort  ober  l^ier  auf  (Srben: 
@o  mu^  bein  $er^  ^u  k>or  ün  reiner  &pk^tl  toerben. 


V,  82]  günffteö  »tt«.  119 

82.  9in  (Sreul  ift  bie  Heb'  am  Siebften. 
€a9  ta>o  bie  £tebe  ta>trb  am  (iebefleit  gefunben? 

9(m  (Sret4,  ta>eim  fte  umb  be(  geliebten  toiEn  gebunben. 

83.  ^reub'  un^  Set^b  be^famen. 

(Sin  (S^rifi  erfreuet  ftd^  in  Serben  dvtui^  unb  $ein: 
@o  !an  ja  freub'  unb  £e)^b  gar  tool  bet^fommen  fein. 

84.  Sind  toiffen  ^at  ben  ^ret^B- 

Siel  tmffen  bl&^et  auf:  bem  geb  idf  (ob  unb  pxtifi, 
^er  ben  (Mreu^igten  in  feiner  @ee(e  toei^. 

85.  SBer  nid^td  ioei^,  ifi  geruhig. 

$&tt'  älbom  nie  t>€m  ^um  ber  ioiffenfd^afften  geffen, 
@r  tühx  m  ^rabei(  in  eioger  fftvJ^  gefeffen. 

86.  3)er  6d^6pffer  im  ®ef(l^6|>ffe. 

3)ie  6(i^6)>ffung  ifi  ein  Sud^:  äBer'iS  toei^id^  (efen  !an: 
2)em  ta>irb  barinn  gar  fein  ber  B^bpffvc  htnbt  getrau. 

[159]   87.  (Sind  ifi  ba^  beft^  9ud^. 

Siel  Sfid^er  Hei  befd^toe^r:  SBer  eined  red^t  gelefen, 
(3c^  meine  3@fum  (S^rifi),  ifi  eta>ig(id^  genefen. 

88.  3)u  mufi  bid^  fiber  fe|en. 

^er  £etb  mu^  M  i>n  ®^%  ^^  ®^h  in  ®ott  ergeben, 
SSo  bu  in  3^m  mein  SRenfd^  tpUt  etoig  feelig  Ubm. 

89.  2)u  mufi  ed  ^ier  erta>erben. 

$ier  mu^  ed  fein  getrau:  3d^  bifbe  mir  nid^t  ein, 
3)a^  ber  fein  9leid^  ertoirbt,  bort  toirb  ein  R6nig  fein. 

90.  m^i9  geitüd^d  ifi  in  ®ott. 

(Sm  SCugenblil  ifi  htr|:  9^od^  fan  id^  Ifi^nUd^  fagnt, 
Xai  (8ott  fo  lange  nid^t  getoeft  t9or  3^  unb  2;agen. 

91.  3n  toeld^em  Sal^r  bie  9Se(t  er« 

fdjaffen. 
^a  @ott  bie  SBett  erfd^f,  toa^  fd^rieb  man  t>or  ein  gal^? 
Rein  anbred  nid^  al%  ba^  feind  UrfianbiS  erfted  ta>ar. 

92.  @Dtt  fie^t  nid^td  juk^or. 

*)  ©Ott  flehet  ni(^td  jut^or:  ^rumb  (eugfhi  toenn  bu  jl^n 

^it  ber  ^rfe^g  mi^    nad^  beinern  bl6ben  @inn. 

*)  3n  @ott  ifi  fein  t9or  ober  bamad^  fe^en:  fonbem  @r 
ftebet  t9on  (toiof eit  aKed  gegentoertig  fftr  i^m,  loie  ed  gefd^el^et, 
ni(9t  iPie  ed  gefc^e^en  toirbt  ober  gefc^el^en  tft. 


120  gol^anni«  «ngcli  [V,  93 

93.  ®Ott  tan  nid^t  a6rnen. 

©Ott  ibvntt  nie  mit  un%  tt>iv  bid^teni^  jl^m  nur  an: 
Unmiglid^  ift  eS  jl^m  ha^  er  je  }6rnen  tan. 

94.  ©Ott  ift  nid^t  betoeglid^. 

Sßer  faget  hai  fid^  ®ott  bom  @iünber  abetoenbt, 
S)er  giebet  !Iar  an  ^ag  bafi  er  ®ott  nod^  nid^t  fennt. 
^er!e .  ®ott  t])enbet  fld^  nid^t  ab,  fonbem  ber  @dnber 

toenbt  ftd^  bon  ®ott 

[160]   95.    9Bai^  ©Ott  ben  ©eeligen  unb  SBer« 

bambten  ift. 
©Ott  ift  htn  ©eeligen  ein  etoger  freuben  ©afl, 
Unb  ben  SSerbammeten  ein'  ett^ge  überlaft. 

96.  S)a{i  .^6Uifd^e  brennt  nur. 

S)ie  $6lle  fd^abt  mir  nid^tS,  toAr'  id^  gleid^  ft&ti^  in  jjl^r: 
^a^  bid^  jl^r  geuer  brennt,  ba^  (iget  nur  an  bir. 

97.  2)er  toeif-e  flagt  nur  @dnbe. 

a)er  SQBeife  toann  er  fol  bon  ?5ein  unb  Unglöf  fagen, 
Sßirb  bir  fonft  über  nid^tS  ai^  über  @iünbe  !(agen. 

98.  ©Ott  tan  bem  SBilln  nid^t  fteuren. 

Diid^t«  ft&rfer«  ift  al8  ©Ott:  bod^  fan  er  nidjt  bertoel^ren,*) 

S)af  id^  nid^t  tt>a^  id^  toil  fol  tooUen  ntih  begel^ren. 

*)  S)urd^  feine  borl^in  ber  ©eelen  eingefdjaffene  getoart. 
®r  !an  aber  tool  berl^inbem  hai  ber  ^BiUe  ba^  9Ber!  nid^t  ber^ 
bringe,  toeld^ed  er  toil. 

99.  SBaS  ©Ott  gern  iffet. 

©Ott  tfft  bie  ^er^en  gern :  ^Biltu  jl^n  ftatiUd^  ft^eifen, 
@o  rici^t'  jl^  beinei^  gu:  ®r  toirb  ed  etotg  ))reifen. 

lOO.äBie  ©Ott  ba^  $er$e  ioil  zubereitet 

l^aben. 
äßie  ^od^t  man  ©Ott  bad  $er(?    ®i^  mu^  geftoffen  fein, 
©e^reft,  unb  ftar!  bergulbt:  @onft  gel^t  ed  j^m  nid^t  ein. 

101.       ©Ott  toil  ein  ganzes  ^er^e. 
Sl^rift  mit  bem  falben  tl^eil  toirftu  (S)ott  nfd^t  begaben: 
(Sr  toil  ha^  ger^e  gan$  unb  nid^t  bie  l^elffte  l^aben. 

[161]   102.     äßarumb  niemanb  t)on  ®nge(n 

befeffen  toirbt. 
äßie  bafi  fein  l^eilgeS  iper^  bon  ©ngeln  toirb  befeffen? 
@ie  tl^uni^  nid^t  ioeil  ei^  ©Ott  f&r  ftd^  l^at  abgemeffen. 


V,  103]  günffte«  »ttdj.  121 

103.®ott  ifi  nid^t'i^  erfie  ma^l  am  (£reu| 

gefiorben. 
©Ott  ifi  nid^t'd  erfle  ma^l  am  Sreuf^  getöbtet  toorben: 
2)enn  fd^u  er  Ke(  ftd^  ja  in  9(6f(  fd^on  ermorben. 

104.  (S^rifiuS  i{i  getoefen,  e^*  er  toar. 
^aB  (S^riftud  lang  jubor,  el^  ba^  er  mar  getoefen, 

Sfi  Har:  SBetl  man  jl^n  a^  unb  trantf,  bag  man  genefen. 

105.  iDen  $tmme(  !an  man  fiel^len. 

9Ser  ^eimlid^  gutted  toirdEt,  fein  @elb  au^t^eUt  berl^olen, 
^er  l^t  bag  ^immelreid^  gar  meifterlid^  gefiol^len. 

106.  ^ag  £eben  muB  bir  felbfi  ein  ge:: 

fd^riben  fein. 
SRenfd^  ta>irb  bein  $ert^e  nid^t  bad  9ud^  be(  Bebend  fein: 
@o  tt)irftu  nirnmermel^r  ju  ®ott  gelaffen  ein. 

107. Sl^riftuiSgefiern,  ^eut,  unbSRorgen.  . 
Stefftad  ber  tfl  ^eut,  ifi  gefiem,  unb  ifi  SRorgen, 
Unb  bi^  in  @toigfeit,  entbeKet  unb  berborgen. 

108. ^er  glaub'  allein  ifi  ein  ^o(ed  %a% 
^er  glaub',  of^n  lieb',  aUetn  (ioie  \^  mid^  tool  beftnne) 
3fi  toie  ein  l^oleiS  %ai:  @{i  Hingt  unb  l^at  nid^td  brinne. 

109.    SBer  ©Ott  ^at,  l^at  alle?  mit  i^m. 
Sei;  ©Ott  ift  aSi^  unb  jebi^:  9Ber  neben  Sl^m  trdgt  ein, 
^er  mut  ein  red^ter  ^atx,  unb  tummer  ©ei^l^alg  fein. 

[162]    110.    ^em  6d^6))ffer  lauffen  alle  ®e« 

fd^6))ffe  nad^ 
äBenn  bu  ben  @d^6))ffer  l^aft,  fo  laufft  hxv  aUed  nad^, 
SRenf d^,  @ngel,  @onn  unb  Wlonh,  £ufft,  geuer,  ®rb  unb  9ad^. 

111.  «uffer  ©Ott  leben  ift  ^obt  fein. 
SRenf d^  glaube  bi^  getoiB :  9Bo  bu  nid^t  lebft  in  ©ott, 
£ebftu  gleid^  taufenb  ga^r,  hn  bifi  fo  lange  tobt. 

112.  9^id^t  alled  gutte  ift  gut. 

3l\dft  aSed  gut'  ift  gut:  9Renfd^  ftberreb  bid^  nid^t: 
SBaB  nid^t  im  Sieb6t  brennt  ba^  ift  ein  falfd^ed  £id^t. 

113.  ©eloien  ift  Serluft. 

^er  9leid^e  biefer  Sktt,  \üa9  ^  er  bor  getoin? 

3)a(  er  mu(  mit  t^erluft  t^on  feinem  fR^iffxanb  aiel^n. 


122  go^annt«  «ngeli  [V,  114 

114.  3tad}  @l^re  ftreben  ift  tl^6rid^t. 

äBte  iffbxi^t  ftnb  t])ir  bod^  bag  t])tt  nad^  @l^re  ftreben! 
@ott  h>tr  fte  ja  nur  htm,  ber  fte  berfd^mÄl^et,  ßeben. 

115.  ®rfal^runö  ift  Beffer  als  toiffen* 

fc^afft. 
36  bod^,  toaS  rebftu  biel  bon  frafft  ber  aOBut^el  Seffe: 
9)>2ir  fd^m&üet  nid^tö  fo  gut  als  toa^  id^  felBer  effe. 

116.  S)u  muft  ber  erfte  im  ^immel  fein. 
^I^rift  lauffe  toaiS  bu  fanfl,  tviltu  in  ipimmel  ein : 
@iS  l^eifi  nid^t  fttHe  fte]^n,  bu  muft  ber  erfte  fein. 

117.  ^er  ^emdtige  tt>xth  nid^t  gerid^t. 
Sßer  ftÄtS  in  bemut  lebt,  toirb  nie  t>on  ®ott  geridjt: 
äBarumb?  er  rid^tet  aud^  niemanb  unb  fönbigt  nid^t. 

118.  ©Ott  ift  nid^t  mel^r  barml^er^ig 

aH  geredet. 
@ott  ber  toirb  nid^t  \>ot  ®ott  bom  toeifen  3Slann  erlieft: 
äßo  er  Barml^er^iger  mel^r  a(d  geredeter  ift. 

[163]    119.     ^ie  tDdrdCung  bei^  l^eiliden^a« 

cramentd. 
S)a6  $robt  ber  gerr  in  uniS  toirft  tt>it  ber  toeifen  ftein; 
@d  mad^et  un^  gu  ®oih,  too  toxx  gefd^moltfen  fein. 

120.     ^er  menfd^  ift  itott)  ^enfd^en. 
Stoe^  2Renfd^en  finb  in  mir:  2)er  tim  toil  h>a«  ®ott: 
a)er  anbre  toaS  hk  SBelt,  ber  ^euffel  unb  ber  a;obt. 

121.9lid^tg  ijt  l^errlid^er  aH  bie  @eele. 
@olt'  aud^  toa^  l^errlid^erg  al^  meine  Seele  fein? 
SBBarumb?  toeil  Jehova  fid^  felbft  bertoanbeft  brein. 

122.  @g  finb  nid^t  ^eiligen. 

®^  f6nnen  toie  bu  f))rid^ft  nid^t  biel  ber  ^eilgen  fein. 
äBarumb?  benn  Sefud  ift  ber  ^eilge  ja  allein. 

123.  ©leid^nu^  ber  §.  2)re^einiöfeit. 

©Ott  Gatter  ift  ber  $runn,  ber  iCimU  ber  ift  ber  @ol^n, 
^er  ^eilge  ©eift  ber  ift  ber  ftrom  fo  fleuft  bobon. 

124.  SSon  ©Ott  toirb  mel^r  gelogen  ald 

ioa^r  gerebt. 
äBa^  bu  bon  ©Ott  berjal^ft,  baffelB  ift  mei^r  erlogen, 
%l^  tool^r;  ioeil  bu  ^l^n  nux  nad^  bem  gefd^i^ff  ertoogen. 


V,  126]  gfinffte«  »ud^.  123 

125.  Beit  ifi  ebler  al^  ©tpigfeit. 
2)ie  3^t  ifit  ebeler  al(  taufenb  ©toigfeiten: 
3d^  !an  mid^  l^ier  bem  iperm,  bort  aber  nid^t  bereuten. 

126.a)er  3*l^eit2:ob,  fi&rdt  in  bir®ott. 
@o  t>iel  mein  3d^  in  mir  berfd^mad^tet  unb  abnimbt, 
@o  biel  be^  Ferren  3d^  barbor  gu  fr&fften  !6mbt. 

127.  2)ie  ©eel  ift  dber  S^^^- 

^ie  @eet  ein  etoger  ©eift  ift  6ber  alle  3^^^- 
Sie  lebt  aud^  in  ber  Sßelt  fd^on  in  bcr  ©toigfeit. 

[164]    128.      ^er  Seelen  toirb  es  nie  92ad^t. 

3Jl\^  tounbert  bafi  bu  barffft  ben  ta^  fo  fel^r  Verlangen! 
^ie  Sonn  ift  metner  Seel  nod^  niemaliS  untergangen. 

129.^ag  innre  bebarf  9lid}t  tti  adferen. 
SSer  feine  Sinnen  ^at  ind  jnnere  gebrad^t, 
^er  l^6rt  toai  man  nid^t  rebt,  unb  fiel^et  in  ber  Sf^ad^t. 

130.  2)er  gei^lid^e  Stagnet  unb  Sta^l. 

©Ott  ber  ift  ein  SRagnet,  mein  $ert  ba^  ift  ber  Stal^l: 
@B  Cc^t^t  fid^  flAtS  nad^  i^m,  toenn  eriS  berül^rt  einmol^l. 

131.  ^er  SRenfd^  ift  ettoad  groffed. 

^er  SRenfd^  mu^  bod^  toad  fein!  ©Ott  nimbt  fein  ioefen  an: 
Umb  aUer  ©ngel  ioiUn  Jfhtt  er  fold^g  nid^t  getl^an. 

132.2)er  gelaffene  leibet  !einen  fd^aben. 
äBer  nid^td  mit  eigent^um  befi^et  in  ber  äßelt, 
2)er  leibet  nid^t  berlu^  toann  jl^m  gleid^'S  $au^  einf&Ut. 

183.         S)er  äBeife  gr&mt  fid^  nie. 
2)er  älSeife  toirb  fid^  nie  in  $ein  unb  Ungld!  gr&men: 
@r  bitt  ©Ott  nid^t  einmal^l,  bafi  erd  t>on  jl^m  foU  nel^men. 

®t  bettet  nur  $en  bein  äBiUe  gefd^e^e. 

134.  @in  R6ni0  unb  ein  fned^t  ift  ©Ott 

geredet. 
SRenfd^  aSererft  biftu  f6r  ©ott  gefd^ift  unb  red^t: 
äBenn  bu  ^ugleid^e  bift  ein  ^6ni0  unb  iin  Rned^t. 

135.  Vorbereitung  mad^t  toeniger  tmp* 

finbligfeit. 
äßte  ba^  ben  äBeifen  nie  betriebet  äBel^  unb  £eib? 
(^r  l^ot  ftd^  lang  jubor  auf  fold^en  ©aft  bereit. 


124  gol^anni«  «nßeU  [V,  136 

136.  S)em  SBetfen  gilt  alU^  gleite. 

m^  gUt  bem  äBeifen  gfeid^:  er  ft^t  in  rul^  unb  ftiUe: 
[165]  ©el^i  eS  nad^  feinem  nid^t,  fo  gel^tg  nad^  ©otteS  toille. 

137.  ©Ott  leitet  aud^  bie  Stummen. 

äRenfd^  tt>o  bu  ®ott  umh  gnab  nid^t  fanft  mit  toorten  e^ren, 
@o  ftel^  nur  ftum  für  \f}m,  er  toirb  bid^  fd^on  erl^iren. 

138.  9Ben  ©Ott  nid^t  etotg  t>erbammen 

fan. 
^en  @änber,  toeld^er  fid^  nid^t  etoig  ioenbt  bon  ®ott 
Ran  ©Ott  aud^  nid^t  t>erbammn  jur  etogen  $ein  unb  ä^ob. 

139.  ^a^  ^Kerabelid^fte. 
S9in  id^  nid^t  abelid^!  bie  ©ngel  bienen  mir, 

3)er  €d^6))ffer  l&ul^It  umb  mid^,  unb  toart  för  meiner  ^l^6r. 

140.  2)er  SBeife  feiert  nie'befi  Siel^lS. 
2)er  SBeife  fehlet  nie:  er  trifft  attjett  ba^  Siel^l: 
@r  l^at  ein  augenmag,  ba(  l^eiffet  toie  ©ott  toiel. 

141.2)er  äBelt  tl^un  ift  ein  %xamx\pul. 
greunb  ginn'  ei^  hod^  berSBelt,  jl^rgel^td  jtoar  ioiefte  toi(: 
^od^  ift  jjl^r  gan^eiS  tl^un  nid^tS  als  ein  ^rauerf))iel? 

142.  ^m  gimmel  mag  man  t^un  toa( 

man  toil. 
äRenfd^  g&l^me  bod^  ein  fleinS  auf  erben  beinen  toiUen: 
3ut  ipimmel  toirftu  jl^n  toie  bu  toirft  toolin  erfüllen. 

143.  ^er  Unem})finblid^e  ift  mel^r  al9 

@nglifd^. 
9Ber  in  bem  ^leifd^e  lebt,  unb  fdl^lt  nid^t  beffen  })ein: 
^er  mu(  fd^on  auf  ber  Sßelt  ioeit  mel^r  aliS  ©nglifd^  fein. 

144.  ^ie  Sd^l^eit  fd^abt  mel^r  aH  tam 

fenb  a;euffel. 
aRenfd^  l^fitte  bid^  für  bir.    äBirftu  mit  bir  belaben, 
[166]  3)u  toirft  bir  f eiber  mel^r  al9  taufenb  ^euffel  fd^aben. 

145.  Sl^riftuS  t>erurfad^t  nur  l^a^  unb 

ftreit. 
SReinftu  ha^  6;i^riftui^  bir  bringt  Sieb  unb  ®inig!eit: 
92ein  toal^rtid^:  too  er  ifi  entfielet  ^a^  unb  ftreit. 


V,  1461  ginffte«  »udj.  125 

146.  ^ie  äßelt  xft  bon  ©toigfeit. 
äBftI  ©Ott  ber  etoige  bie  äBelt  fd^uf  auffer  seit: 
@o  i{id  ja  @onnetufIar  ba^  fte  \>on  emigfeit. 

147.  3n  (3oti  ifi  alled  gUid^e. 

3n  ©Ott  ift  aUt^  eind.    3)er  mm^  im  ^immelretd^ : 
3fi  (El^rifto  unfrem  ^ervn  unb  feinet  SRutter  gleid^. 

*     148.  3n  ber  Stoigfeit  gefd^il^t  alU  au? 

gleid^e. 
^ort  in  ber  ©toigfeit  gefd^i^et  aUi  augleid^ 
®9  ifi  fein  t>or  nod^  nad^,  tote  l^ier  im  S^tmvnä}, 

149.  Xlle  SRenfd^en  möffen  ein  äRenfd^ 

toerben. 
S)er  k)iel]^eit  ift  ®ott  feinb:  ^rumb  jiel^t  er  und  fo  ein: 
S)a(  aUe  äRenfd^en  foHn  in  (Sl^rifto  einer  fel^n. 

150.  ^m  Fimmel  ift  alled  gemein. 

3m  ^immel  Tebt  man  tool:  92iemanb  l^at  toad  allein: 
äßad  einer  ffat,  hai  ifi  ben  Seelgen  aUn  gemein. 

151. ®in  jeber  geneufi  ber  anbrenSeeligs 

feit. 
EÄarien  eeefigfeit,  tinb  jl^reS  6ol^n«  be^  föffen, 
äBerb'  id^  fo  b6aig(id^  ali  f>tt)ht  felbft  genieffen. 

152.  9Bad  ein  ^eiliger  l^at,  bafi  ift  ber 

anbren  aud^. 
äBaS  l^ier  bie  ^eiligen  mit  groffer  mfil^  erlangt, 
SBirb  in  ber  @eeHgfeit  mir  aU9  vtmh  fonft  gefd^anft. 

[167]    153.@in  jeber  im  Fimmel  freuet  fid^  ob 

bem  anbren. 
^er  gr6f)e  ^eilige  toirb  ftd^  fo  l^od^  erfreun 
Db  mir:  al9  fel^r  ob  jl^m  id^  toerbe  fr6lid^  fe^n. 

154.Sßer  friebe  fud^t  mu^  bi(  (überfein. 
SRenfc^  toenn  bu  fo  genau  ha^  beine  toilt  befd^ö^en, 
@o  toirftu  nimmermel^r  in  toal^rem  friebe  fi^en. 

155.     Sl^riftud  ift  ber  erfte  unb  le|te 

9Renfd^. 
^er  erft*  unb  U|te  äRenfd^  ift  Sl^riftui^  felbft  aUein, 
äBeii  all*  au%  i^m  entfte^n,  in  iffin  befd^loffen  fein. 


126  gol^anntS  «nßeli  [V,  156 

156.  SBer  t>tel  begel^rt  bent  mangelt  bil. 

äBer  gnugfam  reid^,  f}at  aU^.    9Ber  biel  Begel^rt  unb  t])tl, 
^er  giBet  gu  betftel^n  ba^  jl^m  nod^  mangelt  btel. 

157.  ^er  Sleid^e  ift  ioal^rl^afftig  arm. 

2)er  Äetd^e  toann  er  biel  bon  feiner  2lrmutl^  \P^^^, 
@o  glaul^  eis  jl^m  nur  gern:  er  (eugt  t])arl^affttg  nid^t. 

.    158.^ie  aBgeftorBen^eit  ift  eine  SBittiB. 
S)ie  aBgeftorBenl^eit  mn^  eine  Söittib  fe^n: 
^enn  fie  ffat  feinen  äJlann,  unb  geltet  ftdtd  allein. 

159.    ^a^  Seiben  @:i^rifti  ift  nod^  nid^t 

gar  t>ollBrad^t. 
^a^  Seiben  @^rifti  ift  am  ^reu^f  nid^t  gar  boübrad^t: 
@r  leibet  \}iut^  nod^  Bei;  Xa^  unb  aud^  Be^  9{ad^t. 

I60.2)er  2Renfd^  mufi  ba^  Seiben  ©l^rifti 

erfüllen. 
SÄenfd^  hu  folft  ?Jaulu8  fein,  unb  in  bir  felBft  erfüllen, 
^ai  @)^riftuiS  nid^t  getl^an,  too  ftd^  ber  jorn  fol  ftiUen. 

[168]    161.S«iemanb  liegt  an  ber  Bruft  ©l^rifti 

aU  SoM)^)^^^* 
^inb  Bilbe  bir  nid^t  ein,  el^  hu  go^anneS  Bift, 
S)a^  hu  ligft  an  ber  Sruft  be^  Ferren  S^fw  ®l^rift. 

162.  2)a^  SoB  be^  ©Änber«. 

Xa^  SoB  ba^  ©ott  bem  iperm  ein  Ungered^ter  gieBt, 
äBirb  Weniger  bon  jl^m  alg  ipunbiSgebeU  gelieBt. 

163.®ott  l^ilfft  bem  grEften  @änber  am 

lieBften. 
^ie  Sünber  liegen  fran!,  jl^r  ar^t  ift  SefuiS  Sl^rift: 
9lm  lieBflen  l^ilfft  er  bir  too  bu  ber  gt6fte  Bift. 

164.  ©Ott  nimBt  nur  bie  S&mmer  an. 
@ott  toil  ba|  aEe  foUn  gu  feinem  @o]^ne  fommen: 
Unb  bennod^  toerben  nur  bie  S&mmer  angenommen. 

165.  aOBer  ®Dtt  fiel^et. 

©Ott  ift  ein  etoger  $li|,  toer  !an  j^n  fel^n  unb  leben? 
äßer  ftd^  in  feinen  @ol^n  fein  ©BenBilb  BegeBen. 

166.  9Ber  Bife  BleiBt,  l^at  nidbtS  an 

©l^rifto. 
SRenfd^  BleiBeftu  berBoft,  fo  ift  bir  nid^td  ertoorBen: 
©Ott  ift  nur  für  baiS  @d^af  nid^t  für  ben  9of  geftorBen. 


V,  167]  gÄnffte«  »udj.  127 

167.  ^ie  @finbe  bringt  ioad  ©utei^. 

S)ie  @6nb  bringt  bod^  toad  guttd:  @ie  mu^  Den  frommen 

bienen, 
2)a^  ftc  biel  ebeler  für  ®ott  bem  §erren  ßrfinen. 

168.  ^er  @ünber  tl^ut  nid^ti^  gut. 
3Kenfd^  f^)eife  h>en  bu  teilt,  geudj  taufcnb  2lrmen  on: 
Sßo  bu  ein  Sönber  bift,  bu  l^aft  nid^t  teol  getl^an. 

169.  äßie  man  t>or  bie  äJlajeftAt  geltet. 
äBer  bor  ber  ^qeftAt  teil  unerfd^rof!en  fielen, 
a)er  mu^  getoafdjen  fein,  unb  tief  gebuflet  gel^n. 

[169]    170.       @Dtt  finb  alle  SBerfe  gleidj. 

©Ott  finb  bie  3)?er!e  gleid^,  ber  ©eilge  toann  er  trinft, 
©ef&Ilet  gl^m  fo  tool,  ald  toann  er  ^tit  unb  fmgt. 

171.  ^ie  ^ugenben  l^&ngen  ade  anein^^ 

anber. 
2)ie  2;uöenben  ftnb  fo  berfn6j)ffet  unb  berbunben, 
SBer  ein'  alTeine  l^at  ber  l^at  fte  aUe  funben. 

172.  Sllle  2:ugenben  finb  eine  ^ugenb. 
@d^au  alle  2;ugenben  ift  ein'  ol^n  unterfd^eib: 
SBiltu  ben  9{al^men  1^6m?  fte  l^eift  ©ered^tigfeit. 

173.  ©Ott  l^at  feine  ©ebanfen. 

HRenfd^  ©Ott  gebdnfet  nid^t«.    Sa  to&m  in  gijm  ©ebanfen 
Bo  !6nt'  ®r  l^in  unb  ^er,  ioeld^g  3^m  nid^t  aufteilt,  toanfen. 

174.  9Bad  ber  ipeilige  tl^ut,  tlj^ut  ©Ott 

in  jl^m. 
©Ott  tl^ut  int  ^eilgen  felbft  aUd  toad  ber  ^eilge  tl^ul: 
©Ott  fielet,  ftel^t,  liegt,  fdjldfft,  ioad^t,  iH,  trinft,  l^at  gutten 

175.  a)a^  ©etoiffen  ift  ein  SBegioeifer. 
älienfd^  toenn  bu  jrre  gel^ft  fo  frage  bein  ©etoiffen: 
S)u  ioitft  ol^n  alln  SSerjug  bie  straff  erlennen  muffen. 

176.  6;i^riftui^  ift  ein  £ebenbigei$  »ud^ 

geioeft. 
^a(  Sebenbige  9ud^  be(  SebenS  un^  dulefen, 
3ft  S^riftuiS  auf  ber  Sßelt  mit  SReb'  unb  3;i^at  getoefen. 

177.  Sßer  bag  $ud^  beg  SebenS  liefet. 

Slenfd^  toer  bem  $®rren  folgt  in  feinem  S^^un  unb  laffen, 
S)er  lieft  be^  2thtn^  Sud^,  unb  fan  bie  SReinung  faffen. 


128  gol^anniS  «ngeli  [V,178 

[170]    178.        ©I^riftu«  toax  toaS  ®r  rebte. 

SEßai^  ©l^riftuiS  auf  bet  SEßelt  getebi  l^at  unb  getl^an, 
S)a^  ift  ®r  felbft  getoeft:  t])ie  erd  aud^  geiget  an. 

179:  ©Ott  mad^t  nid^ii^  9leueiS. 

($)Ott  mad^t  fein  neuei^  S)tn0,  oBg  uni^  iimax  neue  fd^eint: 
fjüit  ^ffm  ift  et])t0Ud^  toai^  man  evft  toerben  meint. 

180.  ®Dit  fomt  nur  in  feufdje  Werften. 
S)en  l^r&utgam  beiner  @eel  berlanget  ein  gu  giel^en 
Släl^  auf;  er  fommet  nid^t  bi|  ba^  bie  tilgen  blül^en. 

181.  ^afi  allergeitf  igfte. 

^ie  ©eitfid  ift  ein  $er^!  toenn  taufenb  SBelten  tt^&ren, 
@iS  tDÜrbe  fie  gefambt,  unb  mel^r  bargu  begel^ren. 

182.  Xa^  $er^  mu^  au^  bem  $er^en. 

8d^ütt  au^  bein  $ertf  för  ©Ott:  @r  geud^t  nid^t  be^  bir  ein: 
Sßenn  er  bein  ^er^e  nid^t  fielet  auffrem  ^er^en  fein. 

183.  2)e6  ©l^riften  S«atur. 

Umb  b6fed  guttei^  tbun,  umb  Sd^mad^  ftd^  nid^t  entrüften: 
SSor  unban!  banf  ertl^eiln,  ift  bie  Statur  befi  Triften. 

184.  ®in  ^eiliger  fid^t  fid^  im  anbren. 
®in  jeber  ^eiliger  tt^irb  fi(^  in  aUm  fel^n: 

SEßann  nid^t  aJV  einer  n>&rn,  fo  tönt  ed  nid^t  gefd^el^n. 

185.S)er  äBeife  n>eil  er  nid^td  l^at,  ber« 

liel^rt  nid^tiS. 
2)er  toeife  3Rann  ift  nie  umb  einen  ipeUer  fommen: 
dt  ^at  nie  nid^tS  gel^abt,  man  l^at  jl^m  nid^td  genommen. 

186.  ^ie  ©igenl^eit  ift  alle«  dbeli^  Ux-^ 

fad^e. 
3»ittl^etlen  fd^affet  »u^:  »(o(  au^  ber  @igenl^eit 
©ntftel^et  aUeS  9Be^,  SBerfolgung,  ^rieg  unb  Streit. 

[171]    187.       2)er  gr6fte  2:roft  nad^  ®Dtt. 

S)er  gr6fte  Sroft  nad^  ®ott  bänft  mid^  im  ipimmel  fein: 
^a^  man  einanber  gleid^  ini^  $er^e  ftl^t  l^inein. 

188.         ®d  finb  biel  @eelig!eiten. 
®i  finb  bie(  äBol^nungen,  unb  aud^  biel  @eelig!eiten: 
^d^  tl^dtefiu  bid^  bod^  gu  einer  red^t  bereiten! 


V,  189]  gÄnfftc«  gjud^.  12Ö 

189.  ®Oti  ift  @it>id  in  feine  ed^dnl^eit 

berlie&t. 
@Dtt  ift  fo  Äberfd^in,  ba^  3^n  aud^  felber  gan^ 
%on  ©tpigfeit  bevauft  fein«  ^ngeftf^teS  @lan^. 

190.  2)ie  eeelißfeit  in  ber  Seit. 

^em  ^eilgen  gel^t  nid^td  ab:  er  f)at  fd^on  in  ber  3^^^ 
^n  (3DtM  tt^oagefaUn  bie  gan^e  ©eeligfeii. 

191.  ^er  ©eeUgen  unb  ^erbam))ten 

©igenfdjaffi 
^er  ©eeCgen  ©igenfä^afft  ift  gan^  nad^  ©Otte  leben: 
Unb  ber  Serbam))ten  art  gl^m  gdn^Ud^  toieberflreben. 

192.  ©Ott  mad^t  mit  $ölff(  ber  @rea« 

tur  ba^  befte. 
^en  erften  SXbam  ben  f^at  ®üü  aUein  gemad^t: 
3)en  anberen  l^at  er  mit  mir  gu  n>ege  brad^i 

193.  ©Ott  riebt  einen  toie  alle. 

©Ott  liebet  mid^  fo  fel^r  ali^  aUeiS  tt>ai  auf  @rben: 

^dr*  @r  nid^t  SRenfd^  gebol^rn,  er  t])ürbe  mird  nod^  Serben. 

194. 9111er  ^eiligen  äBerfe  finb  nur  ein 

SB  er!. 
9BaiS  alle  $eilgen  tl^un,  ba^  !an  ein  äRenfd^  allein: 
3a?  fd^au  fte  tl^un  fonft  nid^td  aliS  ©Ott  gelaffen  fein. 

195.©ott  toirb  im  SRäffig  fein  gefunben. 
Siel  el^er  toirb  bir  ©Ott  toenn  bu  gan^  muffig  ft^t: 
SlliS  tiomn  bu  nad^  gl^m  lauffft  ba^  fieib  unb  @eele  fd^t])itft. 

[172]  196. ©Ott  IS^at  alle  SRal^men,  unb  feinen. 

9Ran  !an  ben  l^6d^ften  ©Ott  mit  allen  9{a]^men  nennen: 
3Ran  tan  j^m  toiberumb  nid^t  einen  gu  erfennen, 

197.  ©Ott  ift  nid^tiS  unb  alleS. 
©Ott  ber  i^  nid^td  unb  aM  oJ^n  aUe  beutelei: 

^ann  nenn  \üa9  ha^  ®r  ift?  aud^  ioaS  ha^  @r  nid^t  fe^? 

198.  (S^l^riftui»  ift  unfer  dufter. 

äßenfd^  ioenn  bu  bid^  toilt  ©Ott  gum  Xemptl  auferbauen, 
äRuftu  ba(  redete  9Ra^  an  (^l^rifto  bir  abfd^uen. 

199.  2)er  2x9h  gegentourf.  ' 
2)er  Siebe  gegen-lourff  iftS  l^id^fte  ©utt  allein: 
2Uht  fte  toad  auffer  bem,  fo  nm^  fte  92drrifd&  fien. 

Ang.  SilesiuB,  Ghemb.  Wandersmann.  9 


13Ö  Sol^annto  «ngelt  |V,20o 

200.äBaiS  man  litht,  in  ba^  (»erivanbelt 

man  fid^  aui  S.  Augustino. 
3)2enfd^  tuai^  bu  (iebft  in  baf;  n^irfiu  bertpanbelt  n^erben, 
©Ott  toirflu  liebftu  @Dtt,  unb  @rbe  liebftu  @rben. 

201.  ^ie  toolgeorbnete  Siebe. 

Stebftu  @Dtt  ober  bid^,  ben  S«&d^ften  tote  betn  Seben, 
SBaS  fonft  ift,  unier  bir:  fo  Uebftu  red^t  unb  eben. 

202.  ^ie  SBereinigung  mit  ®Ott  ma« 

d^et  ailti  ®beler. 
jtrift  allein  ioai  bu  tl^u^,  mu^  bir  ju  ©otbe  toerben: 
äBo  buiS  SSereinigeft  mit  ©Ijirifti  tl^un  auf  @rben. 

203.  2)er  SBeltäRenfd^  iftSerblenbt. 
äJlenfd^  tl^u  bie  Si,uQm  auf,  ber  $immel  fielet  ia  offen: 
S)u  l^aft  bid^  mit  ber  SBelt,  too  buS  nid^t  fiel^ft  befoffen. 

204. ($)Dtt  ift  gättiger  a(g  toir  ))ermeinen. 
@Ott  ift  fo  Qui  auf  un^,  ba^  id^iS  nid^t  fagen  !an: 
Segel^rn  toir  Sl^n  gleid^  nid^t,  er  bictijf  ftd^  felber  an. 

[173]    205.^uf  ©ottei^  feitl^en  ift  fein  äRangel. 
®Ott  toirft  ol^n  unterlaß:  @r  d6ffe  taufenb  f^euben 
3n  bid^  auf  einmal  ein,  too  bu  gl^n  !6nteft  lel^ben. 

206.  ®Dtt  !an  fid^  feinem  demütigen 

entgiel^n. 
©Ott  !6nte  ftd^  aud^  gar  ben  Teufeln  nid^t  entgiel^n, 
äßo  fte  nur  umbgefel^tt  für  3^n  l^in  toolten  fnien. 

207.  2)a^  gröfte  SlBer!. 

^a^  aUergr^fte  9Ber!  hai  bu  für  ©Ott  !anft  tl^un, 
3ft  ol^n  ein  ein^igS  äßet!  &üit  leiben  unb  ®oü  rul^n. 

208.  S)ie  ffttm  Kreatur. 
äRenfd^  aUererft  biftu  bie  neue  6)reatur, 

äBenn  ©l^rifti  fr6mig!eit  ift  beineiS  ©eiftg  ^aiux, 

209.  S)a|  allerl^&d^fte  £eben. 

greunb  too  bu'd  toiffen  toilt,  ba^  aaerl^6d^fte  Seben, 
3ft  abgefd^ieben  fein,  unb  ©Ott  fielen  übergeben. 

210.  ^ie  !Reue  unb  alte  Siebe. 

S)ie  Siebe  toenn  fie  neu,  prangt  tote  ein  junger  äBein: 
3e  mebr  fte  alt  unb  Älar,  je  ftiUer  toirb  fte  fel^n. 


V,  211]  SÄnffte«  »««J^.  13^ 

211.  2)ie  ettap^i\äft  2itf>^. 

^te  £ie5e  toefd^e  man  Bixap^i\d}  p^^Qt  junennen, 
^an  man  !aum  AuferUd^  tveil  fte  fo  ftiU  ifl  fennen. 

212.  3)er  riebe  SRittel^unct  unb  Uml^« 

^er  liel^e  9Ritielt)unct  ifi  ®Dtt  unb  aud^  jl^r  Rrei^: 
3n  3$m  rul^t  fte,  liebt  aUi  in  jl^me  gleid^ertoei^. 

213.  a)er  a;^ron  ®Dtte8  ift  im  griebe. 
3n  toem  bte  SRajefldt  fol  rul^en  tote  bie  2;]^ronen, 
^vi^  3U  Setufalem  auf  @toniS  Serge  iool^nen. 

[174]   214.  ®Dtt  ift  in  allem  aHe«. 

3n  ^l^rifto  ift  &£)it  ©Ott,  inn  ©ngeln  (Snglifd^  »ilb, 
3nn  ^enfd^en  3!fltn\df,  unb  aUiS  in  allen  it>ad  bu  wilt. 

215.  ©Dtt.tl^ut  alled  in  allem. 

©Ott  tl^ut  in  allen  aU.    ®t  liebt  inn  @erat)^tnen, 
3nn  2:i^ronen  l^etrfd^et  üx,  befd^aut  inn  Sl^erubinen. 

216.  @Dtt  ift  ein  »runn. 

©Ott  gleid^t  fid^  einem  Brunn,  ®r  fleuft  gantf  milbiglid^ 
$erau(  in  fein  ©efd^6))ff,  unb  bleibet  bod^  in  fid^. 

217.  3n  ©Ott  fd^aut  man  allein  auf 

einma^I. 
{^eunb  ta>ann  man  ©Ott  befd^aut,  fc^aut  man  auf  einma^l  an, 
^a^  man  fonft  ett^ig  nic^t  of^n  jl^n  burc^fd^auen  fan. 

218.  ©Ott  fan  nid^td  b6fed  ioolln. 

©Ott  fan  nid^td  b6fed  tooEn:  ioolf  @r  be(  eftnberd  Zoh, 
Unb  unfer  Ungelöf,  @r  to&re  gar  nid^t  ©Ott. 

219.  ^er  9Renfd^  fol  nid^t  ein  SRenfi^ 

bleiben. 

äRenfd^  bleib  bod^  nid^t  ein  SRenfi^:  man  mu|  auf«  ^^fte 

fommen« 
Bet^  ©otte  ta>erben  nur  bte  ©6ttcr  anflenrnnmcn* 

220.  äBie  ©Ott  gefunben  loirb. 

äßer  ©Ott  rei^t  finbcn  toü,  wm^  fti^  pi»n  HtiU^tn, 
Unb  bi^  in  (^mgfett  nti^t  tmeber  f^it  no^  f^rcn. 

221.  3)er  XohU  ffbttt  nti^t 

@in  abge^bncr  fBlmi^,  ob  man  j^  6be(  ^ptiöfi, 
Bleibt  unbetveet    Santmb?  bie  XMtn  ^ittn  lääft. 


132  So^anni«  «nßeli  [V,  222 

222.S3or  ben  greuben  muf;  man  leiben. 
3}lm\ä}  it>o  bu  bid^  mit  ®ott  im  ^immel  bdnfft  gu  freun, 
äRuftu  bor  auf  ber  SBelt  feinS  ^obd  gef&l^rte  fein. 

L175]   223.    äBann  ber  äJlenfd^  fo  geredet  toie 

6;^rifUtS. 
äBenn  bu  boKfommen  ®ind  mit  ®ott  bem  ip®rren  bift, 
©0  Biftu  fo  geredet  al«  unfer  3®fu«  ©örift. 

224.  a)em  2;obten  ift  alle«  2:ob. 
SBenn  bu  geftorben  Bift,  fo  fd^einet  bir  bon  SlotlJ 
mtm  äRenfd^  bie  gan^e  äBelt,  unb  aU  ®efd^6))ffe  ^obt. 

225.  S)ie  ungefreu^igien  ^reu^fe. 

^iel  ftnb  ber  äBeft  ein  ^reu^,  bie  äBelt  ift  aber  jl^nen 
9lid^t  biefeiS  toiberumb:  toeil  fte  [xt  nod^  bebienen. 

226.  ^ie  ^atut  ber  $e^lig!eit. 
a)er  ^e^ligfeit  SfJatur  ift  lautre  Sieb  D  ©l^rifi: 
3e  lauterer  bu  liebft,  je  l^e^Uger  bu  bift. 

227.  3)ie  ©leid^l^eit. 

^er  ^eilge  nimbt  eS  gleid^:  I&ft  j^n  ©Ott  liegen  Rxanf, 
@r  faget  gl^m  fo  gern  ali^  bor  ©efunbl^eit  ban!. 

228.  3)  er  HRenfd^  ftelt  in  einem  %f)i^x: 

^reud^  bod^  l^eraufi  mein  SRenfd^,  bu  ftefft  in  einem  ^lj;ier: 
äBo  bu  barinnen  bleibft,  fombfht  U\)  ®Dtt  nid^t  för. 

229.  «nmaffung  ift  ber  gall. 

2ÄenfdJ,  ift  toai  guttg  in  bir,  fo  maffe  bid^8  nid^t  an: 
@o  balb  hvL  birg  fd^reibft  gu,  fo  ift  ber  %aU  getl^an. 

230.  S)a^  b6fe  ift  beine. 

S)ag  gutte  !ommt  au^  ®ott,  brumm  ifti^  aud^  fein*  allein: 
^a^  b6f'  entftel^t  au^  bir:  bafi  la^  bu  beine  fein. 

231.  äBal^re  £iebe  ift  beft&nbig. 

2ai  bod^  nid^t  ab  bon  ®Dti,  ob  bu  folft  elenb  fein: 
äßer  \^n  bon  ^er^fen  liebt,  ber  liebt  gl^n  aud^  in  $ein. 

[176]    232.  2)a^  fd^6nfte  a)ing. 

Sttxn  2)ing  ift  l^ier  nod^  bort,  ba(  fd^6ner  ift  aU  id^: 
äBeil  ®üti  bie  @d^6nl^eit  felbfi  ftd^  l^at  berlicbt  in  mid^. 

233.         Sßenn  ber  92enfd^  ®ott  ifl. 
®l^'  ald  id^  id^  nod^  toar,  ba  ioar  id^  ®ott  in  @^tt: 
^rumm  !an  id^i^  n>ieber  fein,  toenn  idf  nur  mir  bin  %oH, 


V,  234]  gÄnffte«  »udj.  133 

234.  3lHe8  feiert  toicber  in  feinen  Ur- 

fjjrung. 
S)er  Seib  bon  ®rbe  l^er  toirb  toiberumb  jur  Srben: 
@ad  tt)eU  bie  @ee(  bon  ©Ott,  ob  [xt  nidft  ©Ott  toirb 

toerben? 

235.  ^ie  ©migfeit  ifl  un(  angebol^rn. 
.    S)ie  ©migfeit  ift  un^  fo  jnnig  unb  gemein: 

9Bir  tDOlln  gleid^  ober  nid^t,  to>ir  möffen  etoig  fein. 

236.  ©ins  l^dlt  ba^  anber. 

SKein  ®eift  ber  trÄgt  ben  Seib,  ber  Seib  ber  trÄgt  jl^n  toieber: 
£dft  einiS  bom  anbren  ah,  fo  faUn  fie  beibe  nieber. 

237.^a^  Rreu^e  bringt  fjreub  unb  Seib. 
^a^  ^reu^e  bringet  $ein,  bafi  ^reu^e  bringet  greub: 
$ein  einen  Slugenblü,  unb  f^reub  in  ©toigfeit. 

238.    3)a^  mein  unb  bein  SBerbammet. 
3lxd)t^  anberg  ftör^et  bid^  in  §6llenf(i^lunb  l^inein, 
S((d  ba^  berl^affte  Sßort  (merfiS  tooC!)ba^  mein  unb  bein. 

239.®ott  l^at  !ein  aÄufker  aU  fidif  felbft. 
S^ragftu  ioarumb  mid^  ©Ott  nad^  feinem  ^ilbnü^  mad^te? 
3d^  fag'  ei^  ibar  niemanbiS  ber  j^m  ein  anberd  bvad^te. 

[177]   240.    aöann  ber  aJlenfd^  gdnftlidj  toie« 

berbrad^t  ift. 
^enn  ift  ber  SRenfd^  gu  ©Ott  boKfommlid^  toieberbrad^t? 
äBenn  er  ba(  äJlufter  ift  barnadff  jl^n  ©Ott  gemad^t. 

241.  a)er  Siebe  ift  alle«  Untertl^an. 

S)ie  Sieb  bel^errfd^et  aUS]:  aud^  bie  S)re^ einigfeit 
Sft  felbft  jljr  Untertl^an  getoeft  bon  ©toigfeit. 

242.  a)ie  Sieb  ift«  1^6d^fte  ©utt. 

@S  ift  bom  1^5d^ften  ©utt  biel  tebeniS  unh  ©efd^re^: 
Sdif  fd^toere  ba^  bi^  ©utt  attein  hk  Siebe  fe^. 

243.  3)ie  92atur  ©OtteS. 

^ie  Sieb'  ift  ©ottiS  9^atur,  er  !an  nid^t«  anber^  tl^un: 
^rumb  tbo  bu  ©Ott  toilt  fein,  Sieb  aud^  in  i^htm  nun. 

244.  ^ie  Siebe  mad^t  aud^  ©Ott  feelig. 

S)ie  Sieb  befeeligt  aUii,  aud^  ©Ott  ben  §®rm  barju: 
^(iiV  er  bie  Siebe  ni^t,  er  fdffe  nid^t  in  ^u^. 


134  Soijanntg  SCngcli  [V,  2-15 

245.  ©Ott  l^at  feinen  eignem  ^a^mtn 

al^  Siebe, 
^ein  92al^m  ift  iveld^er  @Dtt  red^t  eigen  lvk\  allein 
S)ie  Siebe  l^eift  man  gl^n:  fo  toertl^  ift  fie  unb  fein. 

246.  ®Dtt  toil  toaiS  ®r  ift. 

®^it  ift  bie  Siebe  felbfl,  unb  tl^ut  aud^  nid^tiS  ald  lieben. 
S)rumb  h>il  er  aud^  ba^  h^ir  bie  Siebe  fl&td  foUn  üben. 

247.  @Dit  !an  nid^t«  l^affen. 

SWenfd^  rebe  red^t  bon  ®£)ii:  ®r  l^afft  nid^t  fein  ®efd^6|)ffe: 
(Unm5g[id^  ift  ed  gl^m),  aud^  nid^t  bie  2:euffer!S^5^ffe. 

248.  S)re^erle^  ©d^Iaf. 

a)er  ©d^Iaf  ift  bre^erle^.    S)er  ©ünber  fd^IÄfft  im  3;ob, 
a)er  mfib*  in  ber  9latur,  unb  ber  öerliebf  in  ©Ott. 

[178]   249.  g)ie  bre^erle^  ©eburt. 

3!flaxxa  bie  gebiel^rt  ben  @ol^n  ®üit^  ^uffetUd^: 
3d^  inner  mir  im  ©eift:  ©Ott  Gatter  elvig(id^. 

250.  S)ie  geiftlid^e  unb  ®h)ge  ©eburt 

finb  eine«. 
S)ie  geifllid^e  ©eburt,  bie  fid^  in  mir  er&ugt, 
3ft  eind  mit  ber,  burd^  bie  ben  @ol^n  ©Ott  SSatter  aeugt. 

251.  S)ie  ©eburt  ©Dtted  ivel^ret  jmmer. 
©Ott  geuget  feinen  @ol^n,  unb  iveit  t^  auffer  3^tt, 
@o  toel^ret  bie  ©eburt  aud^  bi^  in  ®n)ig!eit. 

252.  S)er  @ol^n  ©Dtted  h>irb  in  bir  ge« 

bol^ren. 
SOlenfd^  fd^üftu  bid^  bar^u,  fo  geugt  ©Ott  feinen  @ol^n 
SIQ*  SlugenbUI  in  bir,  gleid^  toie  in  feinem  £l^ron. 

253.  3^^^^  ift  in  feinem  Urf^rung  am 

beften. 
^a%  Sßaffer  in  bem  S3runn,  bie  9iof  auf  jl^rem  flamm: 
2lm  beften  ift  bie  ©eel  in  ©Dtt,  im  geur  bie  glamm. 

254.  S)ie  @eer  ol^ne  ©Ott. 

Clin  girtenlofed  @d^af,  ein  66r^er  tveld^er  3^obt/ 
(Sin  Brunnen  ol^ne  quat,  big  ift  bie  @ee(  ol^n  ©Ott, 

255.  9luf  toel^tl^un  folgt  tool^Itl^un. 

S)er  ^rieg  getoinnt  bir  Srieb,  mit  Streit  erlangflu  g-reäb: 
^erbamnug  beiner  felbft  bringt  bir  bie  <SeeIig!eit. 


V,  256J  göttffte«  »ud>.  1 35 

256.  3ur6!Ie  fcl^n  ift  toieber  »erlol^ren 

toerben. 
SBenn  hu  au^  @obom  gel^ft,  unb  bem  ©erid^t  entfliel^eft, 
@o  ftel^t  bein  $ei(  barauf  \>a%  hu  nid^t  ru!tvertd  ftel^eft. 

[149]   257.  a)aMnerfftffefte  SeBcn. 

S)cr  ©tmniel  auf  bcr  SBelt,  hai  alTerfüffte  Scben, 
Sft  bcr  befd^auligfcit  aw^  Siebe  fein  etgeben. 

25S.@ott  unb  bie@eeltgleit  ift  ein  ^ing. 
S)ie  ©eelißfeit  ift  ®Dtt,  unb  ©Dtt  bie  ©eeligfeit: 
3ßk*  einiS  ba^  anber  nid^t,  id^  lebte  ft&tiS  in  £eib. 

259. ©Ott  tvirb  id^,  tveil  id^  bor  ®r  tvar. 
@Dtt  toirb  ioad  id^  j^  bin,  ninmtt  meine  3Renfd^l^eit  an: 
SBeU  id^  bor  (Sr  geloeft,  brumb  l^at  er  eiS  getl^an. 

260.     2Bie  (3Dit,  ^®rr,  »ätter,  unb 

SBr&utigam. 
S)en  ^ned^ten  ift  @ott  $®rr,  bir  Satter  ioo  bu  Rinb, 
3Rir  ift  ®r  SrAutiganr,  ioenn  er  mid^  Jungfrau  finbt. 

261.®Dtt  ift  in  alUn  S)ingen,  unb  bod^ 

feinem  ©emein. 
S)a^  loefen  ©DtteiS  mad^t  fid^  feinem  S)ing  gemein: 
Unb  mu(  notl^loenbig  bod^  aud^  in  ben  S^eufeln  fein. 

262.  a)ie  tieffe  ber  S)emut. 

S)ie  S)emut  fenlet  ftd^  in  fold^en  Slbgrunb  ein: 
S)a^  fte  ft(^  fd^n6ber  fd^A^t  ald  alle  3;eufel  fein. 

263.  S)ie  ^blU  mu^  man  fd^meüen. 

Urifl,  einmal  mu^  man  boc^  im  @d^lunb  ber  $6llen  fein: 
©el^ftu  nid^t  lebenbig,  fo  muftu  S^obt  l^inein. 

264.  SBenn  3®fud  xn^  iper^e  gebilbet 

ioirb. 
92enfd^  toenn  bein  ^er^  f Ar  ®Dtt  toie  äBad^iS  ift  toeid^  unb 

rein: 
@o  bru!t  ber  $eilge  ®eift  ba^  mihnü^  S^fu  brein. 

265.9Ber  bon  ber  Siebe  ©otteiS  gebunben. 
^ie  @eel  bie  nid^tiS  aliS  ©ott  gebAn!t  gu  allen  ftunben, 
^ie  ift  bon  feiner  2kh  beftriüet  unb  gebunben. 


136  Sol^anntS  «ngeti  [V,  266 

[180]   266.       a)a6  redete  Sebcn  ber  ©ecle. 

S)atin  lebt  bic  ©eclc  redbt,  h>enn  &Dii  jl^r  ®eift  unb  Seben 
@ie  gani  erfAUet  l^at,  unb  fie  gl^m  ffianm  gegeben. 

267.  SBie  bie  ©d^ule,  fo  bie  Seigre. 

3nn  ©d^ulen  btefer  SBelt  h»irb  ®Dtt  un^  nur  befd^rieben: 
^ni  ^eitgen  ©eifteiS  ®d^ut  lernt  man  3^n  fd^aun  unb 

lieben. 

268.  3Jian  fol  ol^ne  SScrbru^  h)ir!en. 

S)ie  @onne  fd^eint  unb  it>itft  ol^n  aUn  S^erbru^  unb  $em: 
©0  fol  aud^  beiner  @eel,  im  fall  jl^r  red^t  ijit,  fein. 

269.  2Ber  ®Dtt  öor^be^,  fd^aut  ®Dtt. 
$raut,  fud^eftu  }u  fd^aun  be^  Sr^utgamiS  Slngeftd^t, 
@el^  ®Dtt  unb  aU^  t)orbe^,  fo  fel^let  biv  ed  nid^t. 

270.  9llle8  §e^l  öon  ®Dtt. 

9lu^  Siebe  toirb  &Dii  i^,  id^  au^  @enaben  @r: 
@o  fombt  ja  all  mein  §e^l  nur  blo^  bon  jl^me  l^er. 

271.  äßenn  bu  nid^t  3Renfd^  bift,  ift  eiS 

SBenn  \>u  nid^t  äßenfd^  mel^r  bift,  unb  bid^  berl^ugnet  l^aft, 
©0  ift  ©Ott  felber  3Kenfd^,  unb  trÄget  beine  Saft. 

272.  S)a^  «ntlil  ©Dtte«  ift  feeligma^- 

d^enb. 
S)a^  älntli^  ®DiU9  geud^t  an  fid^  toie  @ifenfitein: 
92ur  einen  Sli!  eiS  fd^aun  mad^t  eloig  feelig  fein. 
.     273.    Sßo  ©^rijiuS  nid^t  toit!t  ba  ift  er 

nid^t. 
f^reunb  loo  nid^t  (S^l^riftuiS  n)ir!t,  ba  ift  er  aud^  nod^  nid^t, 
Db  gleid^  ber  aßenfd^  bon  gl^m  biel  finget  ober  f^rid^i 

[181]    274.        S)er  ©eelige  auf  ber  SBelt. 

3&er  ftd^  in  ^reu^  nnb  $ein  bon  ^er^engrunb  erfreut, 
S)er  ift  nod^  l^ier  ein  Äinb  ber  eiogen  ©eeligfeit. 

275.  Seiben  ift  nu^lid^er  aU  ^^reube. 
9)2enfd^  toifteftu  toie  gut  unb  nul^ü^'i  Seiben  ift, 
S)u  I^Ätteft'8  bir  borlÄngft  für  atter  Suft  erüep. 

276.  S)er  ^eilige  tl^ut  nid^t  nad^  ben 

©ebotten. 
S)er  ^etlge  ioad  er  tl^ut,  tl^ut  nid^tiS  nad^  bem  ®ebot: 
@r  tl^ut  ed  lauterlid^  au^  Siebe  gegen  ©Dtt. 


,V  277]  gÄnffte«  »ud>.  137 

277.  ^et  ©ered^te  l^at  !ein  ©efe^. 

%tLV  hby  ift  ba^  ®efe$:  toAr  fein  ®ebot  gefd^rieben, 

S)u  frommen  tofirben  bod)  ©Dttt  unb  ben  92Acl^ften  lieben. 

278.  a)er  geipiid^e  ÄrebSgang. 
HRenfd^  fenfe  bid^  l^erab,  fo  jieigeftu  l^inauf: 

SaJ  ob  öon  beinern  gel^n,  fo  fÄngt  pd^  an  bein  Sauf. 

279.  Sliad  im  Orte  ber  äOelt  bor  ber 

SaSelt  geioeft. 
(&^  ®Dtt  bie  SBelt  erfd^uf,  loo8  toar  in  biefem  Ort? 
@d  ioar  ber  Ort  felb  felbft,  @ott  unb  fein  (StogeiS  äBort. 

280.  ©Ott  tan  fid^  felbft  nid^t  meffen. 

®Dtt  ift  fo  IJod^  unb  gro^,  toolf  @r  ftd^  felber  meffen, 
®r  h>6rb'  ob  @r  gleid^  ®Dtt,  be^  ^Ra^obd  gal^l  bergeffen. 

281.  2)a(  lounberlid^fle,  befle,  unb 

@d^6nfte  an  @Dtt. 
^a^  tounberlid^ft*  an  ©Ott  ifi  bie  $orftd^tig!eit, 
Sangmättigfeit  ba^  beft*,  unb*d  fd^6nfte  @red^tig!ett. 

282.  ©Ott  iß  toie  bie  @onne. 

®Dtt  ift  ber  @onne  gleid^:  toer  ftd^  gu  gl^me  lel^rt, 
S)er  toirb  erleud^t,  unb  ftraliS  feind  Slngeftd^tiS  geioel^rt. 

[182]   283.  äßarumb  @ott  rul^  unb  greube  l^at. 
9Bei(  ®Dtt  S)rei^einig  ift,  fo  l^at  (Sx  xnff  unb  £uft: 
ffiu^  !omt  bon  ©inl^eit  l^er,  Suft  bon  ber  S)rei^l^eit  ä3ruft. 

284.  ®Dtt  lomt  el^  bu  jl^n  begel^refl. 

äBenn  bid^  nad^  ©Ott  berlangt,  unb  lodntfd^ft  fein  ^inb 

gu  fein: 
3ft  @r  fd^on  bor  in  bir,  unb  giebt  bir  foId^eiS  ein. 

285.  S)ie  ©eißUd^e  2:urteaaube. 

3d^  hin  bie  2:urteltaub,  bie  äBelt  ift  meine  9B6ße, 
@ott  mein  @emal^(  iß  toeg:  brumb  ft|  id^  ol^n  genifte. 

286.  S)ie  (Sinfalt  mu^  tot|ig  fein. 

S)ie  (Sinfalt  fd^&«'  id^  l^od^,  ber  @ott  l^at  äßit  befd^el^rt: 
S)ie  aber  ben  nid^t  l^at,  iß  nid^t  be|  92a]^mend  toel^rt. 

287.  2)er  ®infaa  ©igenfd^afft. 

^er  (Einfalt  eigenfd^afft  ift  nid^td  bon  Sd^Rl^eit  toiffen, 
Slufd  gutte  9lo(  allein  in  2)emutt  fein  befliffen. 


138  So^annt«  «ngeli  [V,  288 

288.     ^er  SBeaiid^en  unb  @6ttnd^en 

£iel&e  S^Jotur. 
S)te  äBelt'Sieb  l^at  bie  9(rt  ba^  fte  fld^  abtvertd  neigt: 
S)er  @6ttad^en  9latur  ift  ba^  fte  aufiwertS  fteigt. 

289.S)ie  2:ugenb  ol^ne  Siebe  gilt  nid^td. 
S)ie  2:u0enb  na!t  unb  blo^  !an  nid^t  für  (Sott  befielen: 
©ic  mu^  mit  Siebe  fein  Qi^mtäi,  S)ann  ift  fie  f(^6n. 

290.  a)ie  Siebe  ift  geuer  unb  SOBaffer. 

^ie  2iih  ift  f^lutt  unb  ©Itttt:  !an  fte  bein  iper|  em))finben, 
@o  lifd^t  fte  ©CtteiS  3<>i^/  unb  brennt  l^intveg  bie  @6nben. 

291.  S)ie  9&iirbig!eit  !ombt  bon  Siebe. 

^d}  lauf  bod^  nid^t  nad^  ioi^  unb  ä&ei^l^eit  Aber  3Reer: 
^er  Seelen  äBürbigfeit  !ombt  blo^  bon  Siebe  l^er. 

183]    292.    ^ie  @d^5nl^eit  !ombt  bon  Siebe. 

^ie  ©d^fönl^eit  fomt  bon  Sieb :  aud^  @otted  SCngeftd^t, 
^at  feine  Sieblid^feit  bon  jl^r:  fonft  glAn|t*  ed  nid^t. 

293.  S)er  Siebe  Selol^nung. 

S)ie  2Uf>t  f)ai  ©Ott  felbft  sunt  toefentlid^en  Sol^n, 
@r  bleibet  etoiglid^  jl^r  9iul^nt  unb  ©l^ren^ron. 

294.  äßei^^eit  ol^ne  Siebe  ift  nid^td. 
BJ^enfdft  too  bu  h>ei|e  bift,  unb  liebft  nid^t  ®ott  barbel^: 
So  fag  id^  ba^  ein  9{arr  bir  borguaiel^en  fel^. 

295.  3«  liebenber  je  Seeliger, 
^a^  SRa^  ber  Seeligfeit  nti^t  bir  bie  Siebe  ein: 
3e  956ller  bu  bon  Sieb,  je  ©eelger  ioirftu  fein. 

296.  a)ie  Siebe  ®Dtte8  in  un^,  ifl  ber 

©.  ®eip. 
S)ie  2itht  loeld^e  ftd^  gu  ©Ott  in  bir  beloeift, 
3ft  &DiM  etoge  Äroft,  fein  geur  unb  ©eilger  ©eifl. 

297.  äRan  !an  ®Dtt  ni(bt  lieben  ol^ne 

WUm^df  liebete  ftd^  ©Ott  nid^t  felbß  burd^  fid^  in  bir, 
S)u  !6nteft  nimntermebr  Sl^n  lieben  nad^  gebiil^r. 

298.  ^ie  Siebe  Ijiat  leine  ^urd^t. 

S)ie  Siebe  fftrd^t  fid^  nid^t,  fie  lan  aud^  nid^t  berberben: 
@d  mifte  @Dtt  jubor  fambt  feiner  ©Dttl^eit  fierben. 


,V  299]  g&nffteS  »ud^.  139 

299.  SBie  bie  ^crfon  fo  bag  »crbienft. 

S)te  I3raut  t>etbient  ftd^  mcl^t  mit  einem  Jtug  ntxib  ®Dit, 
m^  aUt  aRittItnge  mit  9[r5eit  hx^  in  2:ob. 

300.  9Ber  ©Ott  red^t  liebet. 

SRenfd^  niemanb  liebt  ©Ott  red^t  ald  ber  ftd^  felbft  S^erad^t: 
@d^au  ob  \>u  ed  aud^  fo  mit  beiner  Sieb  gemad^t. 

[184]   301.  SBaiS  ba^  freunblid&fte  nad^  @Ott. 
^a^  fteunblid^fte  nad^  ©Ott  ift  bie  t)erliebte  @eele: 
2)rumb  l^at  er  feine  Swft  jwfein  in  jl^rer  J&6(e. 

302.  ^afl  @d^nel(efte. 

S)ie  Sieb  ift'ö  fd^neUfte  S^ing:  @ie  !an  fftr  fid^  allein 
3n  einem  älugenbli!  im  l^6d(fften  $immel  fein. 

303.  ^enngeid^en  ber  falfd^en  Siebe. 
äBiltu  bie  folfc^e  Sieb  bon  toal^rer  unterfd^eiben, 

@o  fd^au  fie  fud^t  [i^  felbft,  unb  fallet  ab  inn  Seiben. 

304.  S)a^  ^reu^  ^robirt  bie  iBiebe. 
3m  ejtuer  toirb  ba^  ®olb  ob8  reine  fe^  ^robirt, 
Unb  beine  Sieb  im  Stttn^,  toie  lauter  fte,  gef^ürt. 

305.  S)ie  Siebe  ®Dtte8  ift  toefcntlid^. 
S)ie  Siebe  gegen  ®Dtt  fielet  nid^t  in  fÄfrtgfeit, 
eüff  ift  ein  ^ufaH  nur:  fte  ftel^t  in  Sßefenl^eit. 

306.  @in  unbertounbted  iperl  ift  unge« 

funb. 
ein  $er^e  toeld^ed  nid^t  t)on  @DtM  2ith  ift  SBunbt: 
3ft,  ob  i^  gtoar  nid^t  fd^eint,  gan|  jlran!  unb  ungefunb. 

307.  S)ie  Siebe  ifi  @Dtt  gemeiner  ald 

SBei^l^eit. 
S)ie  Siebe  ge^t  ju  ©Ott  unangefagt  l^inein: 
SSerftanb  unb  l^ol^er  äßi^,  mu^  lang*  im  9)orl^of  fein. 

308.  SBie  &Dtt  fo  allgmein. 

äßie  allgemein  ift  ©Ott!  ®r  l^at  ber  SauerlRagb 
^ie  ^un|t  toie  man  jl^n  Rdfi,  fo  tool  ald  bir  gefagt. 

309.  a)a6  erfreulid^fte  ber  ©eelen. 
S)a^  ift*d  erfreulid^jte,  toie  metner  @eel  f&Ut  ein, 
^a^  fte  totrb  jmmer  Sraut  mit  etoger  ^od^jeit  fein. 


140  gol^anni«  Slnöeli  [V,  310 

[185]   310.  2Ba§  bcr  Äug  ©DtteS  ift. 

S)er  ^u^  be^  »rAutgantd  @Dttd,  ift  bie  ®m^ftnbUd^!eit 
©eing  gnÄbgcn  Slngcftd^tö,  unb  fetner  föfftgfeit. 

311.  S)ie  ©eele  !an  ntd^t«  ol^ne  ®Dtt 

©0  f(i^6n  bie  Saute  fid^  au^  eignen  ^rdfften  fd^Idö*/ 
©0  fd^6n  Hingt  aud^  bie  ©eel  bie  nid^t  ber  §®rr  beilegt. 

312.  a)er  gulbene  Segrief. 

S)er  gulbene  Segrief  burd^  ben  man  aUeS  !an, 
Sft  Siebe:  Siebe  nur,  fo  l^aftu'ö  fur^  getl^an. 

313.  Xafi  ®brefte  ^tmfiitt. 

^ein  ®btered  @emätt  ift  auf  ber  ganzen  SBelt, 

ar«  h)eld^8  mit  ®Dtt  bereint,  ffir  einen  SKurm  ftd^  j^ia. 

314.  Sarml^er^igleit  fd^Ieuft  ben  J&im« 

mel  auf. 
^inb  mad^e  bid^  gemein  mit  ber  Sarml^er^igfeit: 
©ie  ift  bie  $f6rtnerinn  im  ©d^Io^  ber  ©eeligfeit. 

315.  Serüeinerung  erl^ebt. 
SerHeinere  bidj  felbft,  fo  toirftu  gro^  mein  ©l^rifl, 
3e  fd^n6ber  bu  bidff  fdffÄ^ft,  je  toörbiger  bu  bift. 

316.  a)er  ®t>angelifd^e  ©irte. 

S)er  §irt'  ift  (SotteS©o]^n,  bie  ©ott^^eit  ift  bie  SBöfte, 
3d^  bin  ba^  ©d^af  bag  @r  für  anbren  fud^t'  unb  !6fte. 

317.  j)ie  grÄd^te  ber  ^ugenben. 

S)ie  S)emut  bie  erl^ebt,  bie  Slrmutl^  mad^et  Sieid^, 
S)ie  Äeufd^^eit  @ngelifd^,  bie  Siebe  ©Dtte  gleid^. 

318.  äBie  man  in  ^immel  fielet. 
3Jian  barf  fein  gerngefid^t  in  §immel  etn§ufel^cn, 

^el^r  bid^  nur  bon  ber  Sßelt,  unb  fd^au:  fo  toirbd  gefc^el^en. 
[186]   319.  S)ie  gr6fte  ©eeligfeit. 

2)ie  gr6fte  ©eeligfeit  bie  id&  mir  fan  erfinnen, 

Sft,  ba^  man  ®Dtt  toie  fÄff  @r  ift  toirb  fc^meflen  fSnnen. 

320.  a)er  ndd^fte  Sßeg  ju  ®Dtt. 

a)er  nÄdSffte  SBeg  au  @£>it  ift  burdj  ber  Siebe  3;i^Är: 
S)er  SBeg  ber  hjiffenfd^afft  bringt  bid^  gar  langfam  für. 

321.  SBorinn  bie  3iul^e  beft  ©emfttte« 

beftel^e. 
S)te  Siul^e  be^  @em&ttiS  befielet  in  bem  aaein, 
Xai  ed  Soaf&mmlid^  ift  mit  ©Ott  ein  einged  @in. 


V,  322]  Sünffte«  »ud^.  141 

322.  7>u  @ee(ialeit  ift  in  bem  ^bäffttn 

®utt 
^ein  aRenfd^  lan  feelig  fein,  ald  in  bem  l^6d^ßen  &utt: 
äßie  ba^  mand  bann  t^erlAfi,  unb*iS  fleine  fud^en  tl^ut? 

323.  äßarumb  @ott  en)iden  Sol^n  giebt. 
®Dtt  mu^  bie  ^eiligen  mit  etogem  2oifn  belol^nen: 
SBeil  fte  i^m,  too  ®r  toolt',  auc^  etoig  toürben  frol^nen. 

324.  S)ie  ^r^nenbe  Sugenb. 

S)ie  2:ugenb  bie  bid^  ^r6nt  mit  etoger  @eeligfeit, 
i^df  ffalU  fte  bod^  feft!)  ift  bie  bel^arrligleit. 

325.3B(nn  bie  ^immelfal^rt  betl^anben. 
äßenn  @Dtt  in  bir  gebol^m,  geftotben,  unb  erftanben: 
Bo  freue  bid^  ba^  balb  bie  ^immelfal^rt  berl^anben. 

326.  Unterfd^ieblid^e  ©elegenl^eit  ber 

©eele. 
S)e^  @iinberd  @eeU  ligt,  be^  ^üfferd  rid^t  ftd^  auf, 
Unb  beg  ©ered^ten  ßel^t,  gefd^ift  ^um  S^ugenblauf. 

327.  äßatumb  @Ott  be^  9iegimentiS 

nid^t  m6be  wirb. 
©CitiS  unb  feind  @eifte@reid^  ift  Siebe,  ^reube,  f^ribe: 
S)rumb  toirb  @r  be|  ätegiemd  in  ©ioigfeit  nid^t  mAbe. 

[187]    328.      @Dtt  betrübt  bie  @6nbe  nid^t. 

(^Dit  iffui  bie  @6nbe  toel^  in  bir  ald  feinem  @ol^n: 
3n  feiner  ®Dttl^eit  felbft,  ba  f6^It  @r  nid^tiS  bat>on. 

329.S)ie  gan^e  S)rel7fartigfeit  l^ilfft  gur 

Seeligfeit. 
S)ie  9(IImad(ft  jeud^t  mtd^  auf,  bie  SBeigl^eit  h>eift  mic^  an, 
S)ie  ®&tte  l^ilffet  mir,  ba^  id^  in  ipimmel  !an. 

330.  äßenn  man  ©Ott  reben  l^^rt. 
ä&enn  bu  an  ©Ott  gebAnfft,  fo  l^6rftu  gl^n  in  bir: 
€(^toiegflu,  unb  toÄreft  ftiU',  ®r  rebte  für  unb  für. 

331.  ma»  ®Dtt  nid^t  tl^ut,  gef&ltt  gl^m 

nid^t. 
©Dtt  mu(  ber  9[nfang  fein,  ba^  3Rittel  unb  ba^  @nbe, 
äBo  Sljim  gefallen  foSn  bie  SS^erfe  beiner  $dnbe. 


142  3o6anni8  ^n^tü  [V,  332 

332.  9Bo  ber  SOlenfd^  l^in!omt,  tüann  er 

in  (3Dii  bergcl^t. 
äßenn  i^  in  @£>tt  t^ergel^,  fo  fomm  id^  h)tbet  l^in 
3ßo  id^  bon  @it)tg!ett  bor  mir  getvefen  bin. 

333.  ^e^  %t\xUl^  &d}la^i^u\}. 
3)te  ©eefe  toeld^c  fidj  bie  ©6nbe  lÄft  ermotben, 

3)ic  ift  (D  groffer  ©^ot!)  bc^  ^euffel«  ©d^Iad^tsSSiel^  toorbcn. 

334.  ®Dtt  fd^Ht  bie  SBer!e  nad^  bcm 

SBefen. 
ä^enfd^  beg  ©ered^len  ©d^laf  ift  ntel^r  be^  ®ott  gead^t 
9113  rvai  ber  €ftnber  ^e^t,  unb  fingt  bie  gan^e  92ad^t. 

335.  Unterfc^eib  ber  bre^  Sid^ter. 

2)afe  Sid^t  ber  §errltd^feit  laff'  id^  bie  Sonne  fein, 
2)ie  ®nabe  gleid^t  ben  ©tral^ln,  ^aiut  bem  SBiberfd^ein. 
[188]   336.  aj^it  einem  Äuge  mu^  man  gil^Ien. 
S)ie  ©eele  hjeld^e  ®Dtt  bafe  iper^e  treffen  toir, 
@el^  nur  mit  einem  Slug,  bem  red(ften,  auf  ba^  ^il^l. 

337.  a)a6  ®efd^6t>ff  ift  be6  ©d^6t>fferö 

2;roft. 
3d^  fein  ®efd5f6t>ffe  bin  be^  ©oljne«  ®£)iM  Äron, 
a)ie  3iul^e  feines  ©eiftö,  unb  feiner  Seibenlol^n! 

338.  ^ie  @b)ig!eit  ift  je  (Anger  j[e  un« 

burd^f  d(faulid^er. 
S)a^  3Jieer  ber  @h)igfeit  je  mel^r'S  ber  ©eift  befdffifft 
3e  unburd^fd^ifflid^er  unb  toeiter  ec8  betrifft. 

339.  2)ie  ©Dttl^eit  grünbet  !ein  ©c« 

fc^6Hfe. 
äßie  tief  bie  ©ottl^eit  fe^  !an  {ein  ®efd^))ff  ergränben: 
3n  jjl^ren  9lbgrunb  mu^  aud^  ß^^rifti  Seel  berfd^toinbcn. 

340.  Slud^f  ©Ott  muMic^  ^^v^ienen. 

S)a^  id^  ben  l^6d^ften  ©Dtt  gum  93r&utgam  angenommen, 
§at  @r  umb  mic^  üerbient,  ba^  ®r  ift  gu  mir  fommen. 

341.  Sßo  bie  Seit  am  Ungften. 

3e  toeiter  man  bon  ©Ott,  je  tieffer  in  ber  Qtxi: 
a)rumb  ift  ben  ©6aifdjen  ein  3;ag  ein*  @toigfeit. 

342.  9Bo  man  bie  ©^ttlic^e  S6ffngfeit 

lernt, 
ßinb  toer  in  ©OtteiS  $of  gebAn!et  jubeftel^n, 
^er  mu^  gum  ^eilgen  ©eift  l^ier  in  bie  @d^ulc  gel^n. 


V,  313]  gÄnffte«  »u(^.  H3 

343.         S)a^  geiftlid^e  Orgelioer!. 
®Dtt  ift  ein  Drganift,  toir  finb  ba^  Drgerhjcr!, 
@etn  ©eift  blAft  jebem  ein,  unb  gibt  aum  tl^on  bie  ft&rf. 

[189]    344.  ^ie  Slrmutl^  ijl  im  ®eift. 

S)ie  Slrntut  fielet  im  @ei1l:  id^  !an  ein  kaifer  tretben, 
Unb  bod^  fo  9[rm  fein,  aliS  ein  ipeiliger  auf  @rben. 

345.  äßer  inn  äBunben  (Sl^tifti  iool^nt. 

S)er  ©eijl  ber  boHer  greub*  in  Seiben  toirb  gefunben, 
Unb  rul^e  l^at  in  $em,  bet  tool^nt  in  S^rifti  äßunben. 

346.  S)en  jlinbern  gebfil^ret  ^ild^. 

S)en  9R&nnem  giebet  ©Ott  ju  trinfen  ftarfen  äßein: 
^ietoeil  bu  nod^  ein  jlinb,  ^6ft  @r  bir  föffeiS  ein. 

347.  2Bcr  eine  tieffe  mit  ©Ott. 

^er  ©eift,  ber  nunmehr  ift  mit  ®ott  ein  @inged  ®in, 
9Ru^  eben  fold^er  ^bff\  unb  folti^er  tieffe  fein. 

348.  9Bie  ®S:)ti  jumeffen. 
Unme|lid^  ift  fioav  ®ott:  jebod^  !anftu  S^^n  meffen, 
SQBo  bu  mein  §er^e  mißt:  benn'8  ift  öon  gl^m  befcffen. 

349.  Xu  muft  ber  ®nabe  Sufft  mad^en. 
9l&um  tveg,  unb  mad^e  Sufft:  baß  günftein  Ugt  in  bir: 
Xu  flammeft  ed  leidet  auf  mit  l^eilger  Siebdbegiel^r. 

350.  Xu  muft  bid^  felbft  ermuntern. 

3Rein  Sl^rift  bu  muft  bid^  felbft  burd^  (SDtt  bom  ed^taf 

ermelf  en : 
@rmunterft  bu  bid^  nid^t,  bu  bUibft  im  S^raume  fteüen. 

351. Snt  jnnern  finb  alle  ©innen  ein  Sinn. 
9)ie  Sinnen  finb  im  @eift  aW  ein  @inn  unb  gebraud^: 
äßer  @Ott  befd^faut,  ber  fd^fm&ft,  föl^It,  reud^t,  unb  1^6rt 

Sl^n  au^. 

352.     SßaiS  baß  ffiffefte  unb  feeligfte. 
3lid}ii  füfferd  ift  ald  ®ott  ein  SRenfc^en  5tinb  sufel^n: 
yii^i^  Seelgerd  ald  in  ftc^  fälbln  bie  ©eburt  gefd^el^n. 

[100]   353.S)aß  ^ntüt  ©otteg  ma(6t  trunfen. 

S)aß  ^ntli^  ©ottg  mad^t  boU.    Sel^ftu  einmal  fein  Sid^ft, 
Xu  h>6rbeft  trunfen  fein  bon  biefem  SCngefic^t. 


144  gol^anm«  Slngeli  [V,  354 

354.     Ungefteutigt  !omt  niemanb  in 

gimntel. 
©l^rift  piel^  bod^  nid^t  ba^  Äreu^:  bu  muft  gelreu^iöt  fein. 
2)u  lomft  fonft  nimmermel^r  tnö  ^immelreid^  l^inein. 

355.aBol^er  bie  Unglcid^l^ett  ber  geiligen. 
©Ott  n)ir!t  m^  ber  $Ratur:  bife  mad^t  ben  unterfc^eib, 
Xa^  biefer  ©eilige  fid^  MnU,  ber  anbre  freut. 

356.  Xa^  SSolÜomne  Vertreibt  baj  Un* 

boll!ommne. 
2öenn  baß  SoHfonimne  f6mt,  fÄlIt*8  Unbottfomnine  l^in: 
2)aß  2Renfd5flid^e  bergel^t,  tocnn  id^  öerg6ttet  bin. 

357.  3Benn  fid^  ®Dtt  in«  §ert  ergeuft. 
2)lenfd^  ft)enn  betn  ger^  ein  $:i^al,  muß  ®ott  ftt^  brein 

ergieffen : 
Unb  5ft)ar  fo  milbiglid^  baß  e8  muß  überflieffen. 

358.  ®Dtt  iwirb  iDaö  ®r  teil. 

®Dtt  ift  ein  @ft)ger  @eift,  ber  aU  toirb  toaS  ©r  h)il, 
Unb  bleibt  bod^  toie  ®r  ift  UnformlidJ  unb  ol^n  3iel^l. 

359.  (Sleid^nöß  ber  a)re^faltig!eit 

mit  ber  ©onne. 
@Dtt  SJater  ift  ber  Seib,  unb  ®Dtt  ber  ©ol^n  baß  Sic^t, 
2)ie  ©traljiln  ber  l^eil'ge  ®eift,  ber  beiben  ift  bert>flid^t. 

360.  SBenn  man  j^m  ben  %oh  beß  §®rs 

ren  zueignet, 
^reunb,  toenn  id^  felber  mir  abfterbe  l^ier  unb  nu, 
S)ann  eign*  id^  mir  ben  ^ob  beß  ©6rrcn  erft  red^t  ju. 

[191]   361.a)ie  ®nabe  @otte§  fleuft  allgeit  au^. 

S)ie  ®nabe  fleuft  bon  @Dtt,  toie  SBArmbe  bon  bem  geur: 
^af)\iu  bid^  nur  ju  gl^m,  fie  !omt  bir  balb  3U  @teur. 

362.  3)ie  l^5d^fte  eeelig!cit. 

SDie  l^5d^fte  ©eelig!eit  bie  mir  &üii  felbft  fan  geben, 
Sft  baß  er  mid^  h)ie  fid?  toirb  mad^en  unb  erl^eben. 

363.  S)eß  SBeifen  öerrid^tung. 

©in  92arr  ift  biel  bemül^t:  beß  äßeifen  gan^eiS  tl^un, 
2)aß  jel^nmal  ®beler,  ift  Sieben,  fd^auen,  ru^n. 

364.  äßer  in  bem  9Bir!en  rul^t. 
S)er  äßeife  tveld^er  fid^  l^at  Aberfid^  gebrad^t, 

^er  rul^et  tvenn  er  laufft,  unb  toirft  toenn  er  betrad^t. 


r 


V,  365J  SAnfftcS  Öuc$.  145 

365.  a)er  Sarben3RcnfdJ. 

@itt  3Renfd^  ber  tote  bafi  93iel^  in  aOe  £uft  au^brid^t, 
3ft  nur  ein  SarbenHÄenfc^ :  er  fd^eint  unb  ift8  bod^  nid^t. 

366.  Xa^  Sauttenf^iel  ©Dtted. 

®in  ^et^e  ba^  ju  ©runb  ©Ott  ftia  ift  toie  er  n)t(, 
SBirb  gern  bon  gl^m  beräl^rt:  eiS  ift  fein  fiautenf))il. 

367.  aOBer  auf  aüe  gÄIIe  öefdjilt  ift. 

äBer  ®01t  fo  leicht  entbel^m,  ald  leidet  empfangen  !an, 
^er  ift  auf  allen  %clU  ein  red^ter  ^elben^ann. 

368.  »ei^  ivelc^em  @Dtt  gerne  ift. 

SRenfd^  ioenn  bu  ©otted  @eift  bift  tvie  bir  beine  $anb, 
SRad^t  bie  ^re^faUig!eit  ftd^  gern  mit  bir  befanbt. 

369.  2)ie  ©eeU  auffer  j^rem  Urf|)rung. 

@in  fünllein  auffcrm  geur,  ein  tro^ffen  auffrem  5Kcer: 
äBad  biftu  bod^  o  9)2enfd^  ol^n  beinen  toieberfel^r? 

370.  3n  ®Dtt  ift  alleö. 

SBaiS  beine  @eel  begel^rt,  belommt  fie  alli  in  @Dtt: 
92imbt  fie  ed  auffer  3^m,  fo  tvirb  ed  jl^r  ^um  Xo\>. 

[192]    371.     3Ben  @üit  nid^t  (oß  !an  bitten. 

HÄenfd^  ftirbftu  ol^ne  ®Dtt:  eS  fan  nid^t  anberft  fein, 
^hif)'  auäf  @ott  felbft  f&r  bid^,  bu  muft  in  $fu(  hinein. 

372.  S)ie  iSBraut  fol  ioie  ber  93rAutgam 

fein. 
2|d^  nm%  bertounbet  fein.    äBarumb?  tt)ei(  boUer  SBunben 
SRein  eioger  Sr&utigam  ber  ^e^Canb  toirb  gefunben: 
SBad  Stufen  bringt  ed  bir?    (&i  ftel^et  gar  nid^t  fein, 
äßenn  Sraut  unb  SrAutigam  einanber  ungleid^  fein. 

373.  Xa^  aUerfeeHgfte  ger^e. 

@in  reined  $ert^  fd^aut  ®ott,  ein  l^eitgeiS  fd^m&fet  g^n: 
3n  ein  93erUebeted  toil  er  gu  äßol^nen  giel^n. 
äßie  feelig  ift  ber  SRm\^  ber  fid^  bef(eift  unb  Abt, 
^a^  gl^m  fein  ^er^e  toirb  rein  ipeilig  unb  berliebt! 

374.  9Ran  {iber!6mt  mit  meiben. 

e^reunb  meibe  toad  bir  Sieb,  f(eud^  ioad  bein  @inn  begel^rt, 
^u  tvirft  fonft  nimmermel^r  gefAttigt  unb  gemeiert. 
93il  todren  jum  ®enu(  ber  etogen  SBoKuft  !ommen, 
Sßenn  fie  mit  3^i*Ji<^f^  P<^  ^*^  «^^*  übernommen. 


Ang.  Silesins    Cherub.  Wandemnaim.  \Q 


ue  (Vt,  1) 

[193]  folget  eine  3it9ö6e  öott 

3el^n  SItngretmen,  ober 
©onnetcn. 

a)a^  @rfte. 

3Bie  @Dtt  in  bcr  geiliöen  6ccU. 

gragftu  toie  ®Dtt  bafe  SQBort  in  einer  ©eele  tool^ne? 

@o  toiffe  tote  bafe  ?id^t  ber  @onnen  in  ber  SBelt, 

Unb  ft)ie  ein  Srdutgam  fid^  in  feiner  Kammer  l^dlt: 

Unb  tote  ein  5l6ni0  fi^t  in  feinem  ditiäf  unb  S^l^rone: 

®in  Seigrer  in  ber  @4u(,  ein  Gatter  h&)  bem  @ol^ne:        5 

Unb  toie  ein  tl^eurer  @(i^a^  in  einem  Slüerfelb: 

Unb  toie  ein  lieber  ®aft  in  einem  \^bnm  Süt: 

Unb  toie  ein  ^Uinob  ift  in  einer  gulbnen  ^rone. 

äBie  eine  2iixt  in  einem  Slumentl^at, 

Unb  toie  m,  ©eitenf^iel  be^  einem  Slbenbmal^l:  10 

Unb  toie  ein  3iwmet»6(  in  einer  Sam^'  entjünben: 

Unb  toie  ba^  ^immelbrobt  in  einem  reinen  Sd^rein: 

Unb  tpie  ein  @arten$runn,  unb  toie  tin  idJfiix  äBein. 

©aß  ob  er  anberft  too  fo  \^bnt  toirb  gefunben? 

S)aB  ^nber. 

äln  bie  Jungfrau  3Raria,  bie  gel^eime  I 

Silie,  * 

^u  @ble  Sttie  toer  finbet  beined  gleid^en? 
@o(t'  er  aud}  aUed  f^elb  im  $arabei(  burd^ftreid^en. 
^u  gl&n^eft  toie  ber  @d^nee,  toann  jl^n  gu  fd^6ner  3^^^ 
^er  ^immel  mit  bem  ®olb  be(  Phaethons  bef^reit.  5 

gür  bir  mu^  <Sonn  unb  3Ronb  unb  alle  ©tem'  er« 

bleid^en: 
^ein  anfel^n,  beine  $rad^t  ift  fd^6ner  ali  ba^  Rleib 
9)efl  ^6nigd  @alomond  in  fetner  ißerrlid^Ieü. 
S)tr  mu(  ber  !(are  SU^  ber  @era))l^ine  ioeid^en: 
^ein  ®beler  @erud^  erquüt  bie  gan|e  SBelt, 
[194]  Unb  toad  fonft  unfrem  ®ott  bem  $@rm  gu  ^uffe  fAlt. 
3n  bir  finbt  man  aQein  bie  @d^6nl^eit  ber  Jungfrauen, 
^er  SR&rterer  beftanb,  unb  aller  ^eilgen  3^^^- 
S)rumb  eble  Silie  fomm  unb  erqui!  mid^  l^ier, 
Xa^  iäf  m6g  etoig  bid^  unb  beinen  @aamen  fd^auen. 


(VI,  3)  3«öaBc.  147 

S)ad  S)ritte. 
S)ie  gefallne  @ee(e. 
2|(i(f  h)ar  ein  ©ngUfd^  $tlb:  nu  bin  id)  gleid^  ben 

S^l^icren : 
gd^  fd^ftoebt'  im  ^arabeif;  in  lautrer  Sr6li(i^!eit: 
SRu  pt'  id^  auf  bcr  ®rb'  in  (auter  Slngft  unb  Seib: 
®3  fönte  mid^  fein  ©rimm  ber  untren  9GBe(t  berfil^ren: 
ÜRu  fd^mel^'  id^  faft  för  ^\^\  unb  mu^  f6r  ^roft 

erfrieren,  5 

Unb  fül^Ie  taufenb  2Bel^.    'idf  toar  ^in  §err  ber  3^it* 
9lu  meiftert  fie  midj  felbft.    'i^  toar  mir  felbft  mein 

^leib, 
3lvL  mu^  id)  mid^  au^  3lotf)  mit  frembben  gebern 

^iei^ren. 
©Ott  fal^  mid^  freunblic^  an,  unb  l^ieg  mid^  liebeS 

Äinb: 
^u  fd^r6ffet  mid^  fein  )orn,  unb  ft6ft  mid^  toeg  bie 

f6nb.  1 0 

3d^  bin  mit  ft&ter  ^urd^ft  erfüllet  unb  umbgeben; 
3d^  fd^au  mein  Ungeldf  mit  eignen  ^ugen  an: 
2)er  2;euffe(  unb  ber  %o\)  bie  ftel^n  mir  nad^  bem  2iUn 
9[d^  ad^  id^  arme  @eel!    9ßaiS  l^ab  id^  bod^  getl^an! 

Xafi  ^ierbte. 
^er  ©ered^tfertigte  @ünber. 
3d^  toar  be^  3^eufeCö  €c(ab,  unb  gieng  in  feinen  Sanben : 
3d^  toar  mit  @ünben-9ßuft  t)erfteUt  unb  bluttig  rotl^: 
3n  äBoUuft  toel^f  id^  mid^  tvie  eine  @au  im  jlotl^: 
gd^  ftanf  för  ©ttelfeit  bie  l^^uffig  tvar  borl^anben: 
3d^  toar  bem  ^bgrunb  nal^,  unb  fieng  fd^on  anju« 

ftranben:  5 

3d^  UhU  toie  ein  ^iiff,  unb  fragte  nid^t  nad^  ©Ott, 
3d^  toar  ein  ©d^attenSWenfd^,  unb  nod^  (ebenbig  a^obt. 
[195]  9lu  bin  id^  ioiberumb  in  ©l^rifto  auferftanben, 
Unb  lebenbig  gemad^t:  bie  Riiim  ftnb  en^toe^, 
a)er  Teufel  ift  berjagt,  unb  id^  bin  lofe  unb  fre^.  10 

3d^  fud^e  ®Dtt  allein  mit  eifrigem  ©em&tte, 
Uub  gebe  mid^  gi^m  auf.    3Ba8  ®r  mir  jmmer  tl^ut 
3n  3eit  unb  ®h)igfeit,  bafe  f|)redj'  id^  atteS  gut. 
2ld5f  boj  ®r  midj  bod^  nur  für  mel^rerm  fatt  bel^fitte! 

10* 


148  SuflaBe.  (VI,  5)  *^ 

S)a^  günffte. 

S)er  ^ugf^rud^  ober  bie  ^etbambten. 
®tf)t  Vft  ^er^ud^ten  gel^t,  jl^r  ^euffeld  Sftottgefellen, 
Zf}v  Äaben  bic  jl^r  mid^  nie  l^abt  getrAnft,  ö^fr^ft 
93e!Icibt,  befud^t,  gctrfift,  nod^  cingcn  JDtcnft  geleift :  i 

®el^t  in  baj  ©togc  gcur  unb  in  bcn  Sd^Iunb  bcr  §6tten. 
@m^fal^et  euren  £ol^n  in  jl^ren  grimmen  äßeUen,  5 

m%  a)onner,  ^cftilen^  unb  aU  iwaS  B6fe  l^eift. 
®el^t  unb  hhihi  etviglid^  bon  meinem  SReid^  bertveift. 
Sl^r  ft)erbt  nu  §euin  unb  fd^retl^n,  unb  toie  bie  §unbe 

bellen, 
3n  2)urft  unb  junger  fielen:  ®ur  SBurm  ber  ftirbet 

nidjt, 
^af;  geuer  lb]d}t  nid^t  aug  bag  eud^  ijl  jugerid^t.  10 

3^t  muffet  etoiglid^  in  feinen  fein  gerod^en, 
^ie  il^r  berbienet  l^abt.    S)enn  toaS  jl^r  l^abt  getl^an 
^en  ©liebem  meinet  2tih^,  nel^m  id^  mid^  felber  an. 
&tf}i  jl^r  SSerflud^ten  gel^t,  bafe  Urtl^eil  ift  gefJ)rod^en. 

^ag  @ed^fte. 

Uberfdffrifft  ber  SSerbomnÄ^. 

ißier  ift  ein*  @n)ge  9{ad^t:  man  n?ei(  bon  feinem  lad^en, 
@in  Sammer  Sld^  unb  äBel^,  ad^  eibig  fein  berlol^m! 
äßirb  immer  fort  gefd(friel^n,  unb  to&m  n?ir  nie  gebol^rn! 
Se^neben  1^6rt  man  nid^td  a($  Bonnern,  hageln, 

^rad^en. 
Tlan  fielet  ben  SartUfd^!  mit  Rxbitn,  @d^(angen,  ^rad^en,    5 
Unb  taufenb  ungel^eur:  2Ran  ift  für  Ä&It'  erfrol^rn, 
[196]  Unb  fdSfmellt  für  groffer  ®Iutt:  mon  fdffilt  p«^  Slarrn 

unb  ^^orn, 
Unb  !ombt  bod^  nimmermel^r  an^  biefem  Seufeldradifen. 
Wlan  ftirbt  unb  ftirbt  hod)  nie,  man  Ugt  im  eivgen  %oh, 
Wlan  toöttet  tobt  unb  ^btnt,  man  flucht  unb  l&ftert 

®ott.  10 

3Ran  beift  unb  .^abert  fid^,  man  lebt  toie  $unb'  unb 


Ttan  mug  fid^  eh>igUd(f  mit  aUen  Seuffeln  fragen: 
Tlan  friffet  ^üttenraud^f,  $ed^,  @d^h>effel,  2:euffeldmift: 
S(d^  @ünber  tl^u  bod^  ^uff  e^  bu  barinnen  bift. 


(VI,  7)  Sußabe.  149 

^a^  @tBenbe. 
^er  berbami^te  Ubeltl^dter. 
^d}  toeffl  too  bin  td^  nu?  be^  (auter  l^6af(i^en  SRol^ren, 
Se^  teufflifd^em  ©efinb:  in  Leviathans  ©d^lunb: 
3n  einem  feurgen  ^ful,  ber  ol^ne  HRaft  unb  grunb! 
2l(i^  toel^!  betpud^ler  %aQ  in  bem  id^  bin  gebol^ren! 
3(1^  toar  )ur  @eflig!eit  berfel^en  unb  erfolgten:  5 

^er  gimntel  ftunb  mir  fre^:  id^  tvufte  !ur|  unb  runb, 
äßag  @otted  toiEe  tvar:  unb  l^ilt  bod&  nid^t  ben  93unb! 
3lu  mu^  id^  etoiß  fein  Derftoffen  unb  Derlol^ren! 
C  bu  berflud^ier  Seib,  gu  toaS  l^aftu  mid^  brad^t! 
D  bu  t)erf[ud^te  <Seel  toaS  l^aftu  mir  gemad^i!  10 

9(d^  taufenb  9(d^  unb  äßel^!  SBad  l^ilfft  mid^  m  mein 

prangen, 
äRein  ®ei^  unb  b6fe  £uft!    ^d^  ISi&ti  id^  guttd  getl^an! 
92u  ift  bie  fUm  ju  f^At,  ®ott  nimbt  fie  nid^t  mel^r  an: 
3c^  bleib  in  ®ta)ig!eit  mit  ^6afc^er  Qual  umbfangen. 

2)er  @^rud^  über  bie  ©eeligen. 
^ombt  jl^r  gefegneten,  embfal^et  eure  JIronen 
^ie  jjl^r  ertDorben  l^abt  burd^  meinen  Sauf  unb  Xoh: 
[197]  Jlombt  unb  bffi|t  ba^  9leid^  ber  $errlid^!eit  mit  ®ott, 
3(^  tvil  mä}  etviglid^  für  eure  ©uttl^at  (ol^nen. 
^f)v  ffahtt  mid^  getr6ft,  unb  be^  eud&  (äffen  tvol^nen,         5 
Sift  l^abet  mic^  gef^eift,  getr^nft,  befud^t  in  yiot^, 
Seüeibet  unb  bebelt  nad^  meinem  ^iebdgebotl^, 
3lu  folt  il^r  aud^  mit  mir  befi^en  eure  Xl^ronen, 
Unb  ett)ig  trium^l^irn.    ^ffv  foEet  euc^  nu  freun 
f^ür  eure  Xretv  unb  9J2ül^,  unb  jtnnter  be^  mir  fein.         10 
^enn  toad  jl^r  l^obt  getl^an  bem  üeinften  auf  ber 

@rben, 
2)affelb'  ift  mir  gef((el^n,  unb  fol  in  @toig!eit, 
Tlit  aUem  tvad  \f^x  nur  euc^  n^üntfc^t  bergolten  werben, 
^ombt  unb  genieft  mid^  felbft  unb  aEe  @ee(ig!eit. 

^a|  92eunbte. 
Uberfd^rifft  ber  @ee(igfeit. 
gier  ift  ed  jmmer  ^ag,  l^ier  fd^eint  bie  ©toge  6onne, 
$ier  toei^  man  nid^tiS  t)on  äBe^,  k)on  jhtmmer  S(ngft 

unb  Seib: 


150  3«0a6c.  (VI,  9) 

3Jlan  lebt  in  gan|er  )Suft  unb  ganzer  Seeltgfeit. 
IRan  filjft  unb  1^6ret  nid^tiS  aU  lauter  f^retvb  unb 

SBonne. 
'^an  ivinft  ftd^  fatt  unb  Sott  be^m  füffcn  3efu«sSBronne.    5 
3Ran  fi^t  in  fto(|cr  ^uf),  man  bÄnft  an  feine  Seit, 
'iftan  leget  niemals  ah  ba|  ^(eib  ber  $err(id^!eit. 
gier  raufd^et  n)ie  ein  Strom  toaiS  t)or  nur  trot>fftDet( 

rönne. 
$ier  fd^aut  man  ©otte^glan^  unb  fäffeS  Slngeftd^t, 
©ier  toirb  man  Äberformt  mit  feiner  ©Dttl^ett  Sidjt.         10 
§ier  fen!t  man  fic^  in  ^f)n,  unb  giebt  jl^m  taufenb  !üffe. 
3!flan  liebt  unb  n^irb  geliebt,  man  fd^me!t  jl^n  toie  er  ift. 
äRan  fingt  fein  Sob  unb  aUd  toorgu  man  ift  erfieft. 
9(d^  3®fu  l^ilff  mir  bod^  bamit  aud^  id^g  genieffe. 

3)a^  Sel^enbe. 
^er  SCbgeleibte  Seelige. 
D  (S^Ctt  toie  tool  ift  mir!  mein  Seiben  ift  berfd^tounben, 
[198]  ^ie  Sd^mer^en  fmb  bal^in,  bie  2;rübfal  l^at  ein  ®nb', 
Unb  aEed  ^er^eleib  ift  t)on  mir  abgetoenbt: 
^df  bin  nu  Jldr!erlo^  unb  feeliglid^  entbunben: 
3c^  Ijfabe  ^^eubenreid^  gefiegt  unb  übertounben:  5 

Jtein  {Jeinb  beräl^rt  mid^  mel^r,  unb  toad  man  b6fe 

nennt: 
®d  toirb  mit  feinem  9Bel^  mein  fr6lid^  fein  getrent. 
^df  l^abe  toal^re  ^Vif),  unb  toal^re  Suft  gefunben. 
S)er  Fimmel  lad^t  mic^  an,  bie  @ngel  neljfmen  mid^ 
Sambt  allen  ^eiligen  mit  ^reuben  unterftd^. 
3d^  bin  fo  t>oaer  ^roftd  ba^  id^  faft  übetfüeffe : 
3c^  l^abe  toad  id^  toil,  unb  toil  toad  id^  genieffe: 
3d^  Ijfabe  nu  genug:  man  fül^rt  mid^  toie  id^  bin 
3u  meinem  SBr&utigam  unb  f6ffen  3®fu  l^in. 

Permiffu  Superiorum. 
[letztes  Blatt;  unbeziffert.    Erste  Seite:] 

Approbatio. 

[Zweite  Seite:] 

©ebrudt  unb  $$erlegt  |  ^u  äBienn,  be^  @iner 

^6bl:  I  9i:  De:  iganbtfc^afft  99uc^^  |  brudter,  Sodann 

. Sacob  I  üürner.  

Anno.  M.  DC.  LVII. 


VI,  llj  151 

Anhang. 

Das  sechste  Buch  Geistreicher  Sinn-  und  Schlussreimen 
[nach  der  Ausgabe  von  1675  dem:  Cherubinischen 
Wandersmann], 

Nu.  1—10  =  S.  193—198  der  Ausgabe  von  1657. 

11.  2)er  ©eelige  hjeife. 

[2^2]  2öic  ©cclig  ift  ber  2»cnfcl^,  bet  atte  feine  jeit 

9Rit  anberd  nid^tS  \>txhnnQt,  ali  mit  ber  ©tvigleit! 
^er  jung  unb  alt  allein  betrad^tet  unb  befd^aut 
2)er  SBei^l^eit  @d^ro|,  baS  ®Ott  fein  Sl^ater  l^at  gebaut. 
3)er  ftdj  auf  feinen  @tab,  ba§  etoge  2Bort,  aufftü|t,  5 

Unb  nid^t,  tote  mand^er  %^ox,  im  frembben  fanbe  ft|t. 
3)er  nid^t  nadj  ^m^  unb  ©off,  nad^  ®o(b  unb  @ilber 

yiod}  feinet  Sebend  jeit  ju  jel^len  ftd^  bemül^t. 
^I^n  toitb  baS  blinbe  ®16!  nic^t  l^in  unb  l^et  be^im, 
3loä^  ettoann  eitler  2)urft  ju  frembben  SBaffem  fül^rn.     10 
®r  toei|  bon  feinem  3<^fid'  ^^  ^i<^^  f^ic^^  !rAmere^, 
@r  trad^tet  ntd^t  bamad^,  ba^  er  gefeiten  fe^! 
@r  ifk  ber  äßett  ein  ünb,  bie  aaem&d^fte  ftabt 
3ft  il^m  fo  t)iel  be!anb,  ald  bie  ber  Tagus  l^at. 
@r  fd^aut  nur  übet  fic^,  fo  fre^  er  immer  !an,  15 

Sein  red^teS  Saterlanb,  ben  lieben  ©immel  an. 
@ein  alter  rechnet  er  nid^t  nad^  ber  ^al^re  jal^l, 
[233]  3n  &Qit  t>oll!ommen  fe^n,  bag  l^eift  er  2llt  gumal^l. 
2)ie  @onne  leud^tet  jl^m  in  feinen  2l!er  ein, 
Unb  toenn§  gleid^  abenb  toirb,  fo  hUihi  ibm  bod^  il^r 

©d^ein.  20 

@r  ftl^t  be§  Seben^  Saum  im  @eift  Begierlid^  an, 
Unb  gel^t  mit  aUtm  flei^  )u  iljfm  bie  n&c^fte  bal^n. 
@r  !6mmert  fid^  umb  nid^tS;  toa^  neben  \ffm  gefd^iel^t, 
3ft  il^m  fo  frembt  unb  flar,  al«  toai  ein  bltnber  fielet, 
3)od^  ift  er  ftarf  unb  frifd^,  er  fd^euet  feinen  geinb,         25 
2Benn  gleidj  SBelt,  a:euffel,  glcifd^,  unb  mcl^r  bc^^: 

fammen  feinb. 
@in  anber  lauffe  l^in,  jerftreto  ftd^  mit  ber  SEBelt, 
^i^  ift  ba^  2thin  unb  bie  baljfn,  fo  mir  gefdUt. 


152  ©eiftr.  ©inm  unb  fd^lu^r.  [VI,  12 

12.  2)er  gel^einte  ^irfd^  unb  fein  SBronn. 
S)er  $irf4  ber  (aufft  unb  fud^t  ein  IhifUi  S9ränne(ein, 
^antit  fein  $er|  erquüi  unb  rul^ig  m6ge  fe^n. 

2)ie  @ee(e  bie  &Dit  Hebt,  bie  eilet  au  bem  Sronnen, 
SCu^  bem  bie  ffiffe  ^a^  be^  bebend  fombt  geronnen, 
^er  SBronn  ift  3®fud  (Sl^tift,  ber  un^  mit  feinem  quaE 
gm  toal^ren  ©(auben  tr&n!t,  unb  ftAr!t  ffir  ©finbenfaU. 
»leibftu  htt)  btefem  quaH,  unb  trin!ft  offt  aug  bem  S3ronnen, 
@o  i^aftu  meine  @eel  gan|  ©eeliglid^  gewonnen. 

13.  ^ie  @ünbige  @eele. 

©in  au^gebranbte  @tabt,  tin  Sd^fo^,  ba^  gan$  5erft6ljfrt, 
@in  9leic^,  bad  burd^  unb  burc^  aerrütt  ift  unb  entb6l^rt; 
©in  Jl6nigU(^ed  äBeib,  bie  nu  jur  Sclavin  n^orben, 
3ft  eine  ©eel,  bie  fid^  bie  ©6nbe  (Äft  ermorben, 

14.  ^ie  IjieiUge  @ee(e. 

@in  9{eud  3erufa(em,  ein  ausgebautem  ©d^lo^, 
®in  9leid^,  bad  jebem  S^nb  gu  f^arl  ift  unb  )u  gro|, 
[234]  ©in  S^dgblein,  bie  t)erfe^  in  ber  g6ttinnen  Drben, 
3ft  Jungfrau  beine  @eel,  bie  &Dtti  gemal^ttn  toorben. 

]5.2)er  @ol^n  füi^ret  bed  SaterS  92al^men. 
@ag  tüai  un^  enbHd^  ©Ott  fär  einen  92aljfmen  giebt, 
2)ie  er  in  feinem  ©o^in  für  6ol^n'  aufnil^mt  unb  Siebt? 
gragftu  unb  nenft  il^n  ®Dtt,  fo  muftu  ja  be!ennen, 
Xa^  er  un^  anberft  nid^t  al^  ®6tter  f6nne  nennen. 

16.  ^ie  geljfeime  S(uferfteljfung. 

^urd^  doffart,  t^leifd^ed  (uft,  unb  burd^  begiel^r  ber  98e(t, 
gat  ©eift,  Seib,  See!  ber  geinb  geftür|et  unb  gefdUt, 
2)urd^  ^emutt  unb  ©afte^n,  unb  burd^  älUmofen  geben, 
Stellt  auf  @eift  Seib  unb  @ee(  )u  einem  neuen  Seben. 

17.  ©ine  S9egierbe  l6fd^t  bie  anbere  au|. 

3e  meljfr  ein  SRenfd^  ftd^  freut  auf  jeitlid^  ©Ijfr  unb  ®utt, 
2|e  tpeniger  l^at  er  gu  etogen  bingen  mutt. 
Semel^r  Ijfingegen  er  toartt  auf  bie  etoge  binge, 
Semel^r  unb  mel^r  toirb  il^m  bad  Qeiklid^t  geringe. 

18.  ^ie  ©toigfeit  toirb  für  nid^td  gef d^dt^t. 

D  ^Ijforl^eit,  umb  bie  aeit  toagt  man  fic^  bif  inn  %oh\ 
Unb  auf  bie  ©toig!eit  fe|t  man  nur  einen  &poül 


VI,  19]  30)^.  Slngeli  fedjfte«  ©ud^.  153 

19.  2)er  ör6fle  5larr. 

füi^V,  ob  bie  äBelt  aud^  tDüI  ehtn  griffem  9{arten  fitibt? 

20.  Xai  aeitlid^e  ift  9lau(l^. 

m»  geitlid^'  ift  ein  9lau(4.    £&ftu  eS  in  bein  ^au^ 
Bo  beift  ed  bir  fürtval^r  beS  ®eiftcd  Kugen  au^. 

[235]  21.  Xa^  etoige  fo(  man  fud^en. 

^ie  ®l^re  biefer  9i$e(t  bergel^t  in  !ur^er  jeit: 
^d^  fud^e  bod^  bie  (Sl^r  ber  etvgen  Seeligfeit! 

22.  @inen  2)unft  umBfaffen  ift  tf^bxidft 

SBie  tl^6rid^t  i\)ut  ber  tRann,  ber  einen  a)unft  umbfafft! 
SBie  tl^6rid^t,  ber  bu  ^^eub  an  eitler  ®]^re  l^aft! 

23.  @ic^  nid^t  er!ennen  mac^t  eitleg  rennen. 
9ßie  ba|  ber  äRenfc^  fo  toE  nad^  eitlen  @l^ren  rennt? 
@S  !ommet,  toeil  er  nid^t  fein'  (S^ffv  in  ®Dtt  er!ennt. 

24.  98ad  man  in  fid^  l^at,  fud^t  man  nid^t 

brauffen. 
äßer  in  ftd^  @l^re  l^at,  ber  fud^t  fie  nid)t  bon  auffen. 
@ud^ftu  fte  in  ber  äßelt,  fo  l^aftu  fie  nod^  brauffen. 

25.  3)er  SBeife  fud^t  feinen  Äufern  @l^ren 

6tanb. 

2)er  Sßeifejtrebet  nid^t  nad^  dufrem  ©l^ren  ftanb: 
®d  ift  il^m  ®l^r  genug,  ba^  er  ©Ott  nal^  bertoanbi. 

26.  a)er  SBeiffe  ift  boller  ®ffvn. 

2)er  SBei^'  ift  boller  ®l^rn.    SBie  ba?  er  ift  erfift, 
2)a|  er  ber  toal^ren  @^>r  (®Dtt8)  etoger  3;em^el  ift. 

27.  ^er  @ünber  i^at  feine  @ljfre. 

^er  @ünber  ift  bei»  2;i^ierd  unb  aUer  ^euffel  ftaU : 
^rumb  fdl^ltd  ii^m  boc^  ann  @ljfm,  Ijfdtt'  er  fie  überall. 

28.  ®in  reid^er  @6nber  ^in  bergolbter  Jlotl^. 
SRenfd^  fein  bergolbter  ^otl^  ift  reid^  geeljfrt  unb  fd^6n: 
^ie  @{inber  aud^,  bie  gleid^  in  lautrem  ©olbe  ftel^n. 

[236]   29.  ^er  @ünber  toirb  gu  5totl^. 

^er  $eilge  ffceiget  auf,  unb  toirb  txn  ÜCtt  in  @Dtt: 
Xtv  66nber  fiSt  l^erab  unb  toirb  )u  SRiffc  uub  jtotl^. 


154  ®eijh.  einn--  unb  f^lujr.  [VI,  30 

30.  9Ber  l^od^geel^rt  toil  fe^n,  mu^  @Dti 

tperben. 
3li^ti  ift  geeiert  h>ie  ®Dtt  im  ^immel  unb  auf  @rben: 
@treb,  ba^  bu  toitft  toad  er,  too  bu  geeiert  toili  werben. 

31.  Xtt  9Renfd^  mu|  bad  feinige  tl^un. 

^ein  tid^te  bid^  boc^  auf.    SBie  fol  bic^  &Dtt  et^eben, 
äßeil  bu  mit  ganzer  mac^t  bleibft  an  ber  ®rbe  (leben. 

32.  ®in  äßurm  befd^&met  un^. 

D  f^ott!  ein  feiben  äßurm  ber  \o\ttt,  bi(  er  !an  fliegen: 
Unb  bu  bleibft,  hjte  bu  bift,  nur  auf  ber  @rbe  Hegen! 

33.  äßan  mu^  fid^  bertpanbeln. 

SRenfd^  aUd  t>ertoanbe[t  ftd^.    9Bie  !anft  benn  bu  aUein 
Dljin'  einge  befferung  bad  alte  «^leifd^  Hlo^  fe^n? 

34.  äßer  bag  etoige  Sid^t  fielet. 

^a^  fiid^t  ber  etvigleit,  bad  leud^t  aud^  in  ber  92ad^t. 
9Ber  fil^td?  ber  jenge  ®eift,  berd  l^eiliglid^  betrad^t. 

35.  ^ie  )ue!e]^r  machet  fd^aun. 

SBiltu  bie  @onn  unb  äJlonb  am  ließen  ipimmel  fel^n, 
@o  muftu  il^nn  fürtval^r  ja  nid^t  ben  9lü!en  brel^n. 

36.  ^aS  offne  $[uge  fielet. 

®tn  offneiS  9[uge  fteljft,  tl^uftu  beind  5ue  D  Jlinb, 

@o  biftu  ©Ott  au  fd^atpn  mutttPiUig  SRaultourffd  blinb. 

[237]   37.      92id^tg  leud^tet  ol^ne  bie  @onne. 

diaul)  ifü  ber  Ttotib  geftalt  oljfn  feiner  @onne  lic^t: 
diaui^  offm  beine  @onn  bein  feelen  Stngefid^t. 

38.  @o  k)iel  }u!el{^r,  fo  Diel  erleud^tung 
@o  t)iel  ber  3Ronbe  fic^  ^u  feiner  @onne  feiert, 

3u  beiner  bu;  fo  üiel  toerbt  i^ir  eurS  Sid^td  getoe^^rt. 

39.  2)er  geifllic^e  SRonb  mit  feiner  6onne. 
3d^  toil  ber  3Ronbe  fe^n,  fe^  3®@U  bu  bie  @onne, 
@o  toirb  mein  angeftd^t  t>oll  etvger  ^reub  unb  Sonne. 

40.  ^ie  @onne  mu^  erleuchten. 

3)ie  @onne  mu|  il^r  Sid^t  alln,  bie  ed  tvoln  getoei^m: 
a)er  a:euffel  toürb'  erleudjt,  toolt'  er  ju  (SMDtt  fidj  !e^rn. 

41.  äßer  bie  6onne  nid^t  merdt,  ber  ift 

nid^t. 
3)ie  @onn  ertodrmet  alld,  ja  aud^  ben  fdltften  ftein: 
^ül^lfhi  bie  toirfung  nid^t,  fo  muftu  nic^t  mel^r  fe);n. 


VI,  42]  3ol^.  SCnge«  fcd^ftc«  33ud^.  155 

42.  SBer  nid^t  i^etoegt  Wixh,  gel^^rt  ntd^t  jum 

ganzen. 
2)ie  @onn  erreget  aUd,  ntac^t  aEe  fteme  ^^an^en, 
äßirftu  ntd^t  auA  6ett)egt,  fo  g*1^6rfttt  nid^t  ^um  ganzen. 

43.  SEBer  öergel^t,  ber  ift  nid^t. 

a)er  ©ünber  ift  nidjt  mel^r.    SBie?  fel^  id^  i^n  boc^  ft«^>n! 
^dttftu  bad  redete  £td^t,  bu  fdl^eft  il^n  berge^n. 

44.  äBaS  t)erbirbt,  toirb  ^u  nid^tS. 

2Ba«  fort  unb  fort  toerbirbt,  baS  fan  nid^t  fielen  noc^  fe^n, 
@!S  eilt  jum  Untergang  unb  toirb  bem  ni^i^  gemein. 
[238]    45.   @igenfinnig!eit  reift  t)on  ®Dii  ab. 

äBad  nid^t  am  Seibe  hUihi,  toirb  nid^t  Oom  $aubt  ge!6ft: 
3Werfö  eigenfinniger,  ba^  bu  nid^t  ß^rifti  bift. 

46.  Xai  abgef  unberte  Ijfat  nid^tg  mit  bem 

ganzen  gemein. 
@in  abgefaHneg  Saub,  ein  faureg  tr6|)fflem  2Bein,* 
äBad  l^at  ed  mit  bem  Saum,  toad  mit  bem  3Ro^i  gemein? 

47.  @d  ift  nodb  i^it  jum  $eil. 

^el^r  umb  oerirrted  @d^af,  geu(^  fafft  berborrter  9lft! 

^u  !anft  tool  !ommn  unb  giel^n,  toeU  bu  ben  trieb  nod^  l^aft. 

48.  Xa^  be^ft>ie(  reibet  an. 

2)ein  felb§err  gel^t  bor  an,  er  ftreit  für  bid^  mein  ©l^rift: 
2;ftg  m6g[id^  ba^  bu  nod^  ein  fauler  @fe(  bift? 

49.  Xai  berdd^tlid^fte  ^fi. 

Sßer  ftd^  ben  ^euffel  l&ft  erfc^lagen  unb  ermorben, 

2)er  ift  ein  tobter  §unb  beä  fc^n^bften  ©d^inberg  toorben. 

50.  2)er  fd^Änblic^e  befangene. 

$fu9  bid^,  bad  bid^  ein  äßeib  bie  nid^tig!eit  ber  äBelt 
^it  ilj^rem  f^innen^eb  fo  lang  gefangen  \)hlt\ 

51.  a)ie  fd^n6bfte  S^irne. 

SRenfd^  Idftu  bid^  bein  t^leifd^  bel^erfd^n  unb  nel^men  ein, 
@o  mu^  ioot  beine  @eel  bie  fd^n6bfte  ^irne  fe^n. 

52.  ^er  fd^dnblid^e  %ail 

^art  au^  SBelt,  2:euffer,  gleifd^,  bu  bift  ja  ©jfrift  ein  gelb: 
9Bie  fd^&nblid^  iftd,  toenn  man  för  biefem  Suben  fdUt. 

[239]   53.  a)ie  fiegreidje  aaSaffen. 

iDer  ^euffel  burd^d  ®thtt^,  bad  ^leifd^  lan  burd^  (la^Ut)n, 
^ie  SBelt,  toenn  man  fie  Idft,  gar  leidet  be^toungen  fe^n. 


156  ©eiftr.  @inn*  unb  fd^lu^r.  [VI,  54 

54.  3)er  fieg  folgt  erft  l^ernaci^. 

©l^rift  niemanb  f^at  ben  fteg  unb  bcffen  2:roft  cmbfunben, 
iDer  ntd^t  5Ut)ot  im  ftreti  ben  t^eint  l^at  fibertounben. 

55.  Mtin  Äron  ol^n  Äam^ff. 

®in  Äam^ff^la^  ift  bie  SBelt.   2)ag  JlrÄn^lein  unb  bie  Äron  ^ 

2:rÄ0t  feiner,  ber  nid^t  Ä&m^fft,  mit  Slul^m  unb  @l^m  baüon. 

56.  2)er  erfte  kriegt  ben  $rei$. 

Sauff  nad^  bem  ©l^ren  ^rei$,  bu  muft  ber  erfte  fe^n, 
Xu  tr&geft  nid^td  bat)on,  friegftu  il^n  nid^t  allein. 

57.  ®in«  ift  bie  ®l^re. 

2)er  gelbs^err  trium^j^^irt,  er  l^at  bie  el^r  aHein: 
©rl^Ältft  aud^  bu  bie  fd^lad^t,  fo  hjirb  fie  beine  fc^n. 

58.  Äur|er  ftreit,  ehjiger  Xxiump'ff. 

2Bie  furi  ift  bod^  ber  ftreit!  tt)ie  ßlöKid^  ift  ber  ©elb, 
2)ef  ehjig  trium^l^irt  ben  ^euffel,  gleif^,  unb  SBett ! 

59.  9Ran  mu^  nac^  ®ffxtn  ftreben. 

2)ie  ®^v  ift  bod^  nid^t  ni^t^.    ^ie  nie  nad^  @^ren  ftreben, 

^ie  !ommen  nie  jur  rul^,  aud^  nid^t  im  anbren  £eben.  j 

60.  äBo  @]^r  unb  (S((anbe  ift.  . 
2)er  gimmel  ift  \>oU  xuffm,  k)oU  ®]^r  unb  ^errligfeit; 

^ie  S^büt  t)oUer  f^ott,  fd^mad^  unb  mül^fee(ig!eit. 

[240]   61.     5iid^t  ftreiten  hjollen  ift  f^6ttlic5. 

©in  f^ott  toirb  ber  @o(bat  bed  f^einbiS,  für  bem  er  jagt, 
©in  \pott  beS  etogen  f^einbS  ber  Sl^rift,  ber  iljfn  nid^t  jagt. 

62.        '    5)a8  befte  ift  auerhJÄl^len. 
2luf  auf  ©olbat  gum  ftreit!  bir  iüirb  \a  lieber  fe^n 
2)ie  3hil^e  nad^  bem  fieg,  al8  nac^  ber  rul^  bie  ^in? 

68.  2)e6  SÄnber«  ©eele  ift  bie  5i&rrifdjte. 
2)u  l&ft  bie  etoge  £uft  unb  fiefeft  etoge  $ein, 
^an  aud^  toai  nArrifd^erd  ali  beine  @eele  fe^n? 

64.  a)er  gr6fte  ^avv.  ^ 
©l^rift  toenn  bu  einen  ftljfft  fo  ftar!  ^ur  $6Qen  rennen, 

Xm  magftu  oljfn  bebad^t  ben  gr6ften  Starren  nennen. 

65.  S)ie  itott}  tounberlid^e  2;i^oren. 

9ld^  Jammer,  jener  rennt,  ba^  er  in  Stbgrunb  Ibmi; 
Unb  biefet  regt  ftd^  !aum,  ba^  er  ©Ottdburg  einnil^mt! 


VI,  66]  Sol^.  «ngeli  feti^fte«  Öud^.  157 

66.  Xa^  geitlid^e  mad^t  ungefd^üt. 

^d^  mein,  tote  magftu  bod^  bie  äBelt  fo  in  bid^  fauffen? 
^u  toirft  ja  ungefd^iü  ben  @l^m  ^ran^  auerlauffen! 

67.  ^ad  toeltlid^e  ®utt  befd^toel^rt. 

äßitff  bad  gebünble  toeg.    äßet  ftteiten  fo(  unb  ftiegen, 
Xtm  mu^  !ein  faf  t>oa  ®e(b  auf  feinen  9(d^feln  liegen. 

68.  2)er  fetbfk  ^abel. 

3)u  lad^ft  ben  JIrieger  aui,  ber  fid^  mit  raub  befd^toel^rt: 
gürtoal^r  mein  Euelio  bu  bift  bed  lad^end  toe^rt. 

[241]   69.  ^ein  ungefc^üter  äJlenfd^  !ombt  inn 

$immeL 
®el^  ^ft'  unb  gel^r  bid^  au^,  bie  ^immeld^S^ljfür  ift  Hein, 
äBirftu  nid^t  tt)ol  gefd^ift,  bu  !6mmeft  nid^t  l^inein. 

70.  6ti(U  fielen  ift  aurA!e  ge^^n. 

3e  Sruber  geljf  bod^  fort,  toad  bleibftu  ftiUe  fteljfn? 
@tel^n  auf  bem  »ege  ®Dti^  Ijfeift  man  gurüfe  gel^n. 

71.  2)ad  gutte  unb  üble  ^urüfe  gel^n. 

äßie  tool  gel^t  ber  jurü!,  ber  t)on  bem  f^einb  toeg  f^l^rt; 
mt  äbel,  toeld^er  ©Ott  ben  rufen  enbUd^  feiert! 

72.  2)ie  t^aull^eit  Äberfomt  nic^t  ben 

gimmel. 
Sld^  gauler  reg  bid^  boc^!  toie  bleibftu  immer  liegen? 
t^^rtoal^r  ber  ^immel  toirb  bir  nid^t  ind  Ttaul  einfliegen. 

73.  3Ran  Ijfat  nid^td  umbfonft. 

SRenfc^  umb  bie  ^bUt  mu|  ber  @ünber  fo  t)iel  leiben: 
äßie  fol  bann  ©Ott  umb  nic^td  bir  geben  feine  ^^euben? 

74.  @etoalt  nil^mt  ben  ^immel  ein. 
©etoalt  gelj^t  über  9led^t.    äßer  nur  getoalt  tan  6ben, 
Son  bem  toirb  auc^  bie  £l^ür  beS  $immeU  aufgetrieben. 

75.  allein  bie  übertoinbung  berui^igt. 
greunb  ftreiten  ift  nic^t  gnug,  bu  muft  aud^  überhjinben, 
9Bo  bu  toilt  emge  diu^  unb  etogen  ^rieben  finben. 

76.  ^ie  SBelt  erto^l^lt  baS  &rgfte. 

@Dtt  reid^t  bie  fron  ber  ®l^rn,  ber  a:euffel  ^pott  unb  Sif^Tr« 
Unb  bennod^  greifft  bie  äßelt  nid^t  nac^  ber  elj^ren  5?ront 
[242]   77.         2)er  ©ünber  toil  feinen  a;ob. 

Sl(^  @6nber  iftd  bann  toal^r?  bu  toilft  bid^  el^  berliel^ren;, 
9lld  etoiglid^  mit  ©Ott  ein  (3Dtt  fe^n  unb  regieren? 


158  OJeiftr.  Sinn*  unb  fdjlu^  [VI,  78 

78.  SBa«  öerlol^ren  fel^n  ift. 

äßad  ift  berlol^ren  fe^n?  frag  bad  t>er(o]^rne  :Samm, 
{^ag  bie  t)er(oljfme  Staut  t>om  etogen  SrÄuttgam. 

79.  2)ie  Ctoige  üerlo^frenl^eit. 

^ad  @d^af  ift  g&n^Iid^  l^in,  bad  nie  tvirb  lieber  funben!  4 

Xit  @ee(  bie  ©Ott  nic^t  finb,  bleibt  etoigUd^  t>etf(i^tounben. 

80.  &Ott  fuc^t  nid^t  toaiS  etoig  t^erlol^tn. 
^nbt  QMDtt  nid^t  toaiS  et  fud^t?  er  fud^t  in  emigleit, 
^xäftf  toai  ftd^  l^at  bon  il^m  t>etlo^en  in  bet  ^eii. 

81.  @Dit  finb  bie  Setbammten  nid^t. 
&Si)it  lan  fc^on  etoiglic^  nid^t  bie  $etbammten  finben, 
Sßeil  fie  ftdtd  butd^  il^tn  tpiUn  für  il^m  inn  $fu(  bet« 

fd^toinben. 

82.  9)et  äBille  mad^t  Detlol^ten  fe^n. 

^et  äBiU  mad^t  bid^  t>etlol^tn,  bet  SBiU  mac^t  bid^  gefunben, 
9)et  äßiU  bet  mad^t  bid^  fte^,  d^fMf^^t  unb  gebunben. 

83.  ^n  ben  ®elb  fud^enben. 

D  92att  toad  tenftu  fo  nac^  teid^tlj^unt  in  bet  äBett, 

Unb  toeift  bod^,  ba^  man  toitb  batburd^  inn  $fu(  gef&tt?  i 

84.  Xai  gt5fte  9ieid^tl^um  unb  gemien. 

^ad  gt6fte  9leid^tl^unt  ift  nad^  feinem  Sieid^tl^um  ftteben, 
^et  gt6f[efte  ©etoin,  fid^  beffen  gan|  begeben. 

[243]    85.       Ttan  tl^ut  nid^t  toa^  man  £obt. 

SJlan  lobt  ben  gutten  üftann  bet  il^m  genügen  (ift; 
Unb  ftiffet  bod^  umb  ftd^  gleid^  toie  bet  JltebiS  unb  $eft. 

86.  äßet  alled  oetlanget,  l^at  nod^  nid^tS. 

äßet  nichts  betlangt  l^at  aUd.    äßet  aUt^  iffut  berlangen, 
^et  l^at  in  toal^tl^eit  nod^  nid^t  einen  ftiel  emt>fangen. 

87.  äßet  bet  @onne  unb  ®Dttt  gleid^t. 

äßet  aUn  fein  gutt  mittl^eilt;  aUn  nu^t  unb  aUt  2iiU, 
2lft  toie  bet  Tonnen  Sid^t,  unb  ®£)it  bet  aUn  ftd^  giebt. 

88.  älllmofen  geben  mad^t  teid^. 

^et  äHtme,  giebftu  i^m,  madj^t  bid^  bem  Sieid^en  gleid^: 
äßie  ba?  et  tt&gt  bit  aUd  botan  iud  ^immelteid^. 

89.  9ln  ben  jtatgen. 

$fu)^  bi(^  bu  {atget  %ü^,  ©Ott  l^at  bit  aOd  gegeben; 
3)od^  tpenn  ®t  ju  bit  !omt,  gieb^u  il^m  !aum  juleben. 


VI,  90]  ioff.  «nöeli  fwl^fte«  «uc^.  159 

90.  S)er  Sleid^e  ftel^et  @Ott  titd^t  gern. 

3)er  Xtme  (SJftift  tft  ®Dtt:  bo(9  fte^t  bed  reid^en  ^aug 
©emeiniglid^  nid^t  gern  ben  ®Dtt  gel^ti  ein  unb  au^. 

91.  9(nberft  geglaubt,  anberft  getl^an. 
fRan  glaubt  ed  feeiger  fet^n  gu  geben  als  su  neigen; 
Unb  bod^  tpil  man  gar  fd^led^t  )um  geben  ftd^  bequ&men. 

92.  2;i^ue  toad  bu  btr  getl^an  totlt. 

SRenfd^  toeil  bu  gerne  ftel^ft  ba|  man  btr  @aben  giebt; 
@o  madjfe  bodjf  aud^  bid^  im  geben  tool  geübt. 

[244]   93.      äßeife  unb  9{arrifd^e  fammlung. 

3)er  @ei|<^l^  ift  ein  3lavx,  er  fammlet  tuad  bergcl^t; 
^er  SRilb'  ein  toeifer  IRann,  er  fuc^et  toad  befielet. 

94.  9Rilbig!eit  ift  fret^,  ©ei^  gebunben. 

(Sin  9Rilber  breitt  fic^  au^,  ein  ®ei^$alB  (ri^D^t  fid^  ein: 
^er  f&l^t  fd^on  an  beftrift,  unb  jener  fret^  ju  fet^n. 

95.  äBo  ber  &äfal^,  ba  bad  $er|e. 

^er  äßeife  l^at  fein  $er|  belp  ®ott  unb  in  bem  ^immel: 
^er  ©einige  belpm  ®elb  unb  in  bem  98elt  get6mmel. 

90.^er  SBeltfudSfenbe  jie^t  am  Starren  feil, 
äßo  bu  aud^  fluge  flel^ft  ftd^  umb  bie  äBelt  bemü^n, 
@o  fage  ba^  aud^  fie  im  Starren  feile  giel^n. 

97.  ^ad  etoge  Ijfat  fdjfUd^ten  berbrang. 
92an  ftel^t  faft  aUe  äBelt  mit  guben  ff^iffen  lauffen; 
Unb  büd^  umbd  Himmelreich  fo  toenig  Seute  !auffen! 

98.  ©iefft  toirb  für  3uf er  gelegt. 
®ott  ftreuet  aufer  auff,  ber  ^euffel  gifft  unb  galle: 
^en  3u!er  l&ft  man  jtel^n  unb  left  bie  ®ifft  aum  falle. 

99.^eiS  9Beifen  unb  ©einigen  gelt  !ammer. 
^er  SBeifi  ift  flüglid^f  reid^;  er  l^at  bad  ®elt  im  faften, 
^er  ©ei^l^ald  im  gemfitl^,  brumb  l&ftd  il^n  niemo^ld  raften. 

100.  SDer  9Beife  !ombt  ben  S)ieben  bor. 
^er  SBeife  toortet  nidjft,  big  il^m  toa^  toirb  genimtmen: 
®r  nil^t  il^m  aUed  felbft,  ben  9)ieben  bor)u{(mnnen. 

[245]  101.  Segierbe  benommen  alled  benommen. 

9Renf(^  nUfta  bir  nur  bie  Sieb  unb  bie  begie^r  ber  binge, 
Bo  feinb  bie  binge  felbft  benommen  unb  geringe. 


160  ®ctftr.  6tnn.  ünb  fd^lufir.  [VI,  102 

102.  ^ad  a[uge  unb  ^er^e  leiben  nid^td. 
^ad  $er^  ift  tt)ie  bad  Slug',  ein  ein^igd  gr&ne(ein, 
9Bo  bu'd  im  ^er^en  Ijfaft,  berurfad^t  bir  fd^on  $ein. 

103.  Sefd^tpel^rt  !ontt  niemanb  fort. 

2)er  Sd^iffer  toirfft  im  fkurm  bie  fd^toetften  SBal^ren  auf;: 
SUeinftu  mit  ®olb  befd^toel^rt  gu  !ommn  inS  ^immeld  $au^? 

104.  StHed  äßeltUd^e  mu^  toeg. 

SRenfd^  mürffeftu  nid^t  toeg  bein  liebfted  auf  ber  @rben, 
@o  !an  bir  nimmermel^r  bed  $imme(d  Isafen  toerben. 

105:  9((UiS  umb  aded. 

^ie  @eelig!eit  ift  aU.    9Ber  aOed  \t>U  txffthtn, 
^er  mu^  aud^  guboran  i^ier  aUi  umb  aOeS  geben. 

106.  md^H  gewinnt  nid^td. 

Umb  nid^tS  getoint  man  nid^td.  äBo  bu  nid^tö  auf  teilt  fe^en, 
@o  toirfiu  bid^  fürtoalj^r  aud^  etoig  nid^td  erg6|en. 

107.  2)er  t^^6rid^te  öerluft. 

9Rit  l^unbert  n>U  ©Ott  eind  be^al^In  im  etegen  Seben: 
äBie  tffbndft  feinb  teir  bod^,  baf  toir  nid^t  a\l^  l^in  geben! 

108.  Tili  ber  Segierbe  l^at  man. 

^eunb  fd^meid^le  bir  nid^t  biel:  ^aftu  nod^  bie  S9egiel^r, 
@o  l^aftu  nod^  bie  äßelt  unb  alle  bing'  in  bir. 

[246]    109.  a)er  fein  felbft  Sclave. 

^u  teilt  nid^t  Sclabe  fe^n;  unb  boc^  iftd  teal^r  mein  ^l^rift, 
Xa%  beiner  felbft  begieljfr  bu  bielma^l  Sclabe  bift. 

110.  ^ie  fd^n6befte  Sclabere^. 
^ie  f(^n6bfte  Sclabere^  ift  gerne  Sclabe  fe^n. 

9Bie  bilbftu  @{inben<Sclab  bir  benn  teaiS  el^rlid^d  ein? 

111.  ^ie  geiftlid^e  $unbd  S^dttt. 

3lid)i&  f d^Änblid^d,  nid^td  geringiS  fteigt  in  ein  gro^  gemjttte : 
^ai  beind  an  @6uben  luft,  fo  iftd  ein  ^unbed  ^ttte, 

112.  9)ie  fd^maiid^fte  2)ienftbarfeit. 

9)ad  fd^m&I^Iic^ft'  ifi  bie  eünb.  2)&n!  66nber  tead  für  f d^mad^, 
9)er  bu  aliS  teie  ein  $unb  il^r  bienffc,  bir  folget  nad^! 

113.  ^et  teillige  ^Betrogene. 

^ie  @ünb  ift  boO  Setrugd.    Sdft  bu  bid^  fte  regiem, 
@o  l&ftu  bid^  mit  teiOn  inn  fd^lunb  ber  $6llen  fiil^rn. 


i 


VI,  114]  3ol^.  singe«  fcd^fte«  »udj.  161 

114.  2)et  eto^Jtned^t  liebt  ben  @to!. 
Jlein  eblet  ©eift  ift  gern  gefangen  unb  umbfd^rdnft. 

2)u  muft  ein  @to!^Äneci^t  fe^n,  ta>o  bid^  bein  £eib  nid^t  frinft. 

115.  92a(4r&ffig!eit  !omt  nid^t  au  ©Ott. 

9)u  ft>nd^ft,  bu  toirft  nod^  tool^l  ®DT£  feigen  unb  fein  fiic^t : 
D  9{atr  bu  fieljffi  il^n  nie,  ftel^ftu  il^n  l^eute  nid^t. 

116.  fHid^i  t>erlangen  nid^t  embfangen. 
9Ber  ©Dtted  angeftd^t  l^ier  nid^t  fielet  mit  begier, 
9)er  !omt  in  etoig!eit  batnac^  nid^t  be^  il^m  f6r. 

[247]    117.      Dl&ne  SiebeS^jein  ol^ne  Siebe. 

SJerjug  urfad^t  betbrug:  fftl^lftu  umb  @Ctt  nid^t  $ein, 
@o  glaub  idf  nid^t  bein  $er^  in  il^n  en^^nb  pi  \ttfn. 

118.    ^ie  Siebe  jeud^t  a^m  geliebten. 
2)ie  Sieb  ift  baiS  getvid^t:  iftS  M^r  baiS  tvir  @Dtt  Sieben, 
@o  toetben  tt)ir  bon  il^r  ftetd  Ijfin  ju  ©Dtt  getrieben. 

119  Xa^  @6ttrid^e  unb  Ung6tt(id^e  ge^ 

mfttte. 
@in  @6ttl{d^eiS  gemfttt  ftel^t  ft&ttd  nad^  ©Ott  gerid^t: 
9lid^td  ®6ttlid^d  ift  an  bir  berfangt  bid^  nad^  iljfm  nid^t. 

120.  3l\äfi  begel^ren  ift  nid^t  Sieben. 

2>u  l^aft  gern  beinen  $unb,  ber  bir  beliebt,  be^  bir. 
äßie  Siebeftu  benn  ®Ctt  mit  (auter  unbegier? 

121.  9lidjt  fterben  toollen  nid^t  Seben 

tooHen. 
tRenfd^  ftirbefku  nidjt  gern,  fo  toiltu  nid^t  bein  Seben: 
Xai  Seben  toirb  bir  nid^t  ald  burd^  ben  %oti  gegeben. 

122.  ^ie  bot>t>eIte  2;ijforl^eit. 

a)u  renft  in  a;ob8  gefal^r  fd^n6b'  ©l^re  guertoerben ; 
Vivnb  etoge  i&errlig!eit  ^6rftu  nid^t  gern  bom  ©terben. 

123.  a)er  9larr  erüefl  ba«  drgfte. 

ein  9larr  ift,  ber  ben  ©toi  für«  Äaifer«  S3urg  erüeft; 
2)cr  lieber  in  ber  äBelt  old  in  bem  ^immel  i|t. 

124.  @r!üfung  benennung. 

®in  Rned^t  ift  gern  im  &taU,  ein  fc^toein  l^irt  gern  umb 

©d^toeine : 
äBirftu  ein  ebler  $err  bu  ta>&reft  gern  ioo'd  reine. 

Ang.  Silesine,  Cherub.  Wanderfimaim.  H 


162  ©etftr.  ©mm  irnb  fd^tufer.  [Vi,  12b 

[248]    125.        äBad  man  ift  bad  Stellt  man. 
3eb8  Siebet  toaS  e«  tft,  bet  ÄÄfer  feinen  mift, 
^en  Unflat  (iebeftu  toeil  bu  ein  unflat  bift. 

126.  ©efeUfd^afft  jeigt  ben  2»ann. 

3)ie  lofung  ber  gef))an.    äßeriS  gern  mit  92arren  I^Alt, 
^er  ift  !ein  fluger  SRann:  nid^t  gro^,  toer  mit  ber  äBelt. 

127.  a)er  Siebe  3:obt  unb  ^ein. 
©Ott  ift  mein  einge  Sieb:  il^m  nid^t  gemeine  fe^n, 
3ft  meiner  @eelen  ^obt,  meind  ^erf^enS  einge  ^ein. 

128.  äßer  au  ®D%%  tt)il,  mu^  @D%% 

toerben. 
äßerb  ®Dtt  tvUtu  ju  ®Dtt:  ®Dit  maä}i  ftd^  nid^t  gemein, 
9Ber  nidbt  mit  il^m  teil  @Ctt  unb  bag  tvaS  er  ift  fe^n. 

129.  38er  toxi  tvirb  ©Ott  gebo^rn. 

SSon  ©Ott  toirb  &Dtt  gebol^rn:  fol  er  bid^  ben  gebel^rn, 
@o  muftu  iffm  gubor  ben  äBiUn  bargu  getoel^m. 

130.  3lid^H  toerben  ift  ®Dtt  toerben. 
DHd^td  tDirb  toad  )ut)Dr  ift:  tvirftu  nid^t  \)ox  5U  nic^t, 
@o  toirftu  nimmermelj^r  gebol^rn  bom  en^gen  Sid^t. 

131.  §6d^fte  ©eburt^^  l^6d^fte  greube. 

S)ie  l^6d^fte  ^reub  unb  Suft  bie  ®Dii  mir  !an  getvel^rn, 
Sft  bad  er  ©toig  iDirb  mid^  feinen  @ol^n  gebe^rn. 

132.  ©CtteS  einige  @eelig!eit. 
©ebel^m  ift  Seelig  fe^n.    ®Dm  einge  @eelig!eit 
3ft  ba|  er  feinen  @o]^n  gcbiel^rt  bon  ©tvigfeit. 

[249J  133.  äBie  man  fo  @eelig  ald  @ott  tvirb. 
@Dtt  ift  bad  @eeligfte.  äOiltu  fo  ©eelig  fe^n, 
@o  bring  in  bie  ©eburtl^  be^  (Sol^ned  ©Otted  m. 

134.  Son  ©Ott  gebol^ren  tverben  ifi  gAnf^« 

lid^  ©Ott  fe^n. 
©Dtt  aeuget  nid^td  aliS  ®D%%:  aeugt  er  bid^  feinen  @oljfn, 
©0  toirftu  ©Dtt  in  ®Dtt,  $err  auf  be^  ©erren  3;^ron. 

135.  @Dtt  mit  ©Dtt  tverben  ift  alU^  mit 

il^m  fe^n. 
äßer  ®Dit  mit  ©Dtt  getoirb,  ift  mit  il^m  eine  greub 
@in  @ta)ge  äRajeft&t,  ein  Sieid^  unb  $err(ig!eit. 


VI,  136]  gol^.  Slngeli  fc#e3  »ud^.  163 

136.  ©toge  (Sl^re  unb  @d^anbe. 

D  @l^r  D  ©eeltgldt,  bad  ©toig  fe^n  toad  (SUDtt! 
3)ad  tt>ad  ber  2;euffe(  x%  D  etoge  @d^anb  unb  @)>ott. 

137.  9)er  9larvifd^e  Unl^eilige. 

Xu  toiit  lein  i^eilger  fe);n,  gteid^tool^I  inn  $anme(  fommen. 
D  3laxt,  ed  toetben  nur  bie  ^eilgen  eingenommen. 

138.  ^er  gr6bfte  SBaur. 

Xu  fd^müffft  bic^  toenn  bu  fo(t  nad^d  5ta^fer$ofe  gel^n, 
Unb  bAndfft  D  gr6bfter  SSaur,  ol^n  @d^mudE  für  ©Ott  aufiel^n ! 

[250]    139.      Jlein  $6ffnng  ttin  ^immling. 

SRenfd^  toirftu  nid^t  gel^6ft  unnb  !lebft  am  Rlo^  ber  @rben, 
äßie  fol  ber  ipimmel  bir,  ber  feinem  $flodC  toirb,  toerben. 

140.  SBer  nid^t  l^afft  ffat  nid^t  berlaffen. 
Xu  ftafft  im  folfd^en  SBal^n;  tanftu  bie  Sßelt  nid^t  l^affen, 
Sörtoal^r  bu  ffaft  nid>t  fte,  fte  ^at  nur  bid^  berlaffen. 

141. SCn  ben  ge^toungenen  (Sreu^leibenben. 
9J2enfd^  toer  bem  dreu^  ni^t  tan  enttoerben  unb  entgel^n, 
^er  mu^  auc^  toiebem  äBiSn  baran  gel^aftet  fielen. 

142.  a[n  ben  äBelt  berlaffenen. 

fkan^  bing  tl^ut  man  au^  ^otff.    ^udf  bu  berldft  bie 

«Bert, 
äBeil  bird  bein  $er^e  fagt,  ba^  fte  nid^tö  t>on  bir  l^dtt. 

143.  9[n  ben $off artigen. 

@d  l^eift  ftd^  einen  äBurm  au|  Xtmuii  ©Dtted  @oljfn, 
Xu  äBurm  mift  bir  tool^l  gu  au^  ^offart  feinen  2:i^ron. 

144.  Xxt  felbfi  @d^a|ung  ifi  bertoerflid^. 

Der  igimmel  fd^&^t  flc^  nid^t,  ob  er  gleid^  aEd  em&l^rt: 
@d^&${t  bu  bid^  felber  l^odjf,  fo  bifhi  tool^l  nid^tö  toe^irt. 

145.  Xit  fel^ame  ^ugenb. 

®Dii  ft)rid^t,  toer  fidj  öerfendtt,  ber  toirb  erl^aben  loerben: 
Unb  bod^  ift  biefed  tl^un  bad  fe(|amft'  auf  ber  @rben! 

[251]  146.     Xai  SBerdf  betoel^rt  ben  SReifter. 

greunb  toeit  bu  fi^ft  unb  bindSfl,  biftu  ein  äßann  boU  3;ugenb : 
SBenn  bu  fte  toirdfen  folft,  fte^ft  bu  erft  beine  Sugenb. 

147.        £raurig!eit  bringt  f^reube. 
SBer  $eilge  Sraurigleit  l^ier  l^at  ^um  Sef)>er  Srobt, 
Xtm  toart  bad  Slbenbmaljfl,  bie  etoge  greub  in  ©Ott. 

11* 


164  ©eiftr.  ©inn^  unb  fd^lu^r.  [VI,  148 

148.2Ber  l^icr  fatt  toirb,  !an  bort  nid^t  effcn. 
SBie  ba^  ber  gra^  nid^t  !ommt  gum  etogen  SIbcnbeffcn, 
@r  mag  nid^t  h)eit  er  ^ier  fid^  l^at  ju  fatt  gefreffen. 

149.2)en  a:runtfen<)otb  fan  ®Dtt  nid^t 

trAnden. 
®Dtt  h)il  ben  fÄttigcn  Un  J^ungcrt  unb  ben  bürft, 
2)ir  fan  cr8  nimmer  tl^un  bcr  bu  nie  nÄd^tern  toirft. 

150.  Si^id^tS  umbfonft. 

Siiemanb  l^at  toa«  umbfonft,  h)te  bilbftu  bir  ben  ein, 
^a^  aud^  bag  ^immelreid^  umbfonft  toirb  beine  fe^n. 

151.  ©DtteS  Äaufmanfd^afft. 

©Dtt  treibet  ÄauffmanfAafft,  er  bitl^t  ben  §tmmcl  feif. 
SBie  tl^euer  giebt  er  i^>n?  umb  einen  Siebegs^feit. 

152.  ®Dtt  ift  unfer  giel^l. 

SQBa«  mad^t  nid^t  ®Dti  au^  fid^ !  ®r  ift  mein«  §er|en«  3iel, 
3d^  fd^fiffe  ft&tg  nad^  i^im,  id^  treff*  il^n  toenn  id^  h)iL 

153.  2)a8  überunm60lid^fte  ift  m60nd^. 

S)u  !anft  mit  beinern  ^feit  bie  (Sonne  nid^t  erreid^en, 
3d^  fcitt  mit  meinem  tool  bie  etoge  ©onn  beftreid^en. 

[252]    154.  ©Ott  ll^ut  ferbft  aireS. 

@Dtt  regt  ben  ^feir  felbft  auf,  ®Dtt  f»)annet  felbfl  ben 

Sogen. 
®Dtt  brÄdet  felber  ah:  brumb  iftS  fo  irol  gegogen. 

155.  3e  ndl^er  be^m  3^^^  i«  getoiffer. 
3e  nÄl^er  be^  bem  Sxif^l,  je  ndl^er  Ui^m  @eh)ien; 
aHeinftu  ba§  §er^e  ®£)it^,  fo  tl^rit  nur  nal^e  l^in. 

156.  2)e«  Sünber«  ©ebetl^  ift  umbfonft. 

2)er  ©ünber  giel^It  nad^  ®ott,  unb  ivenbt  fid^  t)on  il^m 

toeg, 
äßie  folg  benn  m6g(id^  fe^n,  bag  er  beriM^r  ben  3^^d^ 

157.  SBie  man  fid^  ju  &Dit  fe^^rt. 

fBlii  ^eiliger  93egil^r,  unb  nid^t  mit  bloffem  betl^en; 
aRit  ^etlgcm  SebenSIauff  !omt  man  au  ©Ott  getöteten. 

158.  ©er  ©eiftrid^e  6dJ6t«-3«"0- 

a)a8  Serft  ift  unfer  Slol^r,  bie  Siebe  Äraut  imb  2oif}, 
S)er  Sunber  gutter  mU:  Sicl^  lo^  fo  triffftu  ©Ott. 


VI,  159]  Sol^.  «ngeli  fed^fteä  »ud^.  165 

159.  ^aS  inerte  mu^  fci^arff  gelaben  fe^n. 

&\}  lab  büd^  red^t  unb  fd^ar^,  ioaS  ^affftu  in  bte  £uf[t? 
SBad  blinb  gelaben  ifl  bad  l^etffet  nur  gemufft. 

160.  ®^  muB  aug  bem  iper^en  gel^n. 

3)aS  fRunblodö  giebt  nidjt  fjcur,  im  fjatt  bu  je  teilt  fd^üffen, 
SJi^uftu  bie  Rammer  jajuDor  gelaben  toiffen. 

161.  3)aS  ^er^e  mug  ger&umt  unb  rein 

fe^n. 
@^rtft  ifl  bad  92ol^r  nid^t  rein,  bie  Rammer  nid^t  geräumt 
Unb  bu  brötfft  gleid^tool  lo^,  fo  l^att'  id^  bag  btr  träumt. 
[253]    162.  @in  üergiffteg  Werfte  treibt  nid^t 

in  bie  S^b^t, 
^ali,  bu  t^erleteft  Md^,  baS  @i^t  mug  aug  bem  diof)v, 
@onfi  f))ringtd  fürtoal^r  en^ive^  unb  treibet  nid^t  emb^or. 

163.  $ag  mad^t  fid^  berl^aft. 

SJi^enfd^  toer  mit  $ag  unb  92eib  für  @ütt  ben  $erm  toil 

tl^eten, 
3)er  toirb  il^m  anberS  nidfti  al§  $aB  unb  9leib  erbetl^en. 

164.  @r[aB  toie  toir  erlaffen. 

SBaS  bu  bem  n&d^ften  \ox\i,  bad  bitl^tjl  bu  bir  t)on  @ott. 
Sßiltu  nid^t  fe^n  gebe^n,  fo  bitl^Ü  bu  bir  ben  ^ob. 

165.  @ieb  toie  bu  begel^rfi. 

Stenfd^  bu  begel^rft  t^on  @Dtt  ba§  gantfe  iQimmelreid^ : 
Sitl^t  man  \>on  bir  ein  Srobt,  fo  toirftu  StaB  unb  SBleid^. 

166.  äBer  bad  ipimmelreid^  l^at  !an  nid^t 

9(rm  toerben. 
^ad  9Vcid{^  @ottiS  ifi  in  unfi.    $aftu  fd^on  l^ier  auf  @rben 
@in  ganzes  9leid{^  in  bir,  toaiS  für^ftu  arm  ^utoerben? 

167.  äBer  toal^r^ffttg  9ieid^. 

Sie(  l^aben  maäft  nid^t  9)eid&.    ^er  ifi  ein  reid^er  HJtann, 
2)er  aUt^  toad  er  Ij^at  ol^n  £eib  t^erliel^ren  fan. 

168.  ^er  äBeife  l^at  nid^tiS  im  Mafien. 

@in  ioeifer  SRann  l^at  nid^td  im  Raften  ober  Sd^re^n: 
äBaS  er  t^erlie^ren  !an,  fc^&^t  er  nid^t  feine  fe^n. 

[263]    169.  Ttan  muB  fe^n,  toai  man  nid^t  berlil^s 

ren  toil. 
^er  9Betd*  ift  ivad  er  l^at.    äBUtu  bad  Seint>er[ein 
2)eiS  ^immeld  nid^t  berUel^m,  fo  muftu  y  felber  fel^n. 


166  ©eiftr.  ©inm  unb  fd^lu^r.  |VI,  170 

no.Q\üt\)9vU\)  feiner  felbft  bcrliel^rung. 
3d^  tan  mid^  fclbft  öerliel^m.    3a?  hb^  tftS  \mnn  in  tob, 
©lödffeelig  «ßrci^  id^  bid^,  öerliel^rflu  bid^  in  ®Dtt. 

171. 3m  aJleer  tocrbcn  ade  tro^ffen  aJleer. 
3)aS  2:r6)[)fflein  toirb  ba§  3Keer,  toenn  eS  in«  3Kecr  gcfommen : 
3)ie  ©eele  ®Dtt,  toenn  fie  in  ®Dtt  ift  aufgenommen. 

172.  3«!  9Keer  !an  man  fein  tr5j3ffrein  un» 

terf  d^eiben. 
Sßenn  bu  baS  2:tü)[)fflein  h)irft  im  groffen  SReere  nennen, 
2)enn  toirftu  meine  ©eel  im  groffen  ®Dtt  erlennen. 

173.3m  3Keer  ift  aud^  ein  tr6<)ffrein  SWeer. 
3m  aJleer  ift  aUeS  aJleer  aud^S  fteinfte  2:r6j)ffelein: 
@ag  toeld^e  geilge  @ee(  in  ©Ott  nid^t  ©Ott  h)irb  fein. 

174.  3*"  9Keer  feinb  öiel  einS. 

S5iet  Ä6rnlein  feinb  ein  93robt,  ein  SKeer  öiel  trSjjffeleln 
@o  feinb  aud^  unfer  t)ie(  in  ©Dti  ein  eingeS  ein. 

175.  2)ie  SSereinigung  mit  ®ott  ift  leidet. 
3Kenfd^  bü  !anft  bid^  mit  (3üii  biet  leidster  eines  fel^n, 
2118  man  iin  aug*  aufftl^ut,  h)il  nur,  fo  iftS  gefd^el^n. 

176.  ©Ott  t)erUngen  mad^t  9lul^  unb  $ein. 
2)ie  ©eele  bte  nid^td  fud^t  ald  eind  mit  ©Ott  ^ufe^n, 
Xiz  lebt  in  fteter  fRui,  unb  l^at  bod^  ft&te  $ein. 

177.  2)e«  Starren  unb  SBeifen  ©emein* 

f*afft. 
©in  SRarr  ift  gern  jerftreui,  ein  SBeifer  gern  allein: 
@r  mad^et  ftd^  mit  aUn,  ber  nur  mit  ©Ott  gemein. 

[264]    178.     aWel^r  feinb  Stobt  aU  Sebenbig. 

Sing  rcbt  unb  reget  ftd^;  bod^  jtoeifft'  id^  ob  bie  SBelt 
fRel^r  ber  (©Dtt)  lebenben  alg  2:obten  in  fid^  l^au. 

179.^er  ©einigen  unb  SBeifen  toirfung. 
^er  ©ei^l^atS  mug  barbon,  I&ft  anberen  fein  ©e(b; 
a)er  Sffieife  fd^idftg  für  ftd^  boran  in  jene  SBelt. 

180.  ®ben  bon  berfelben. 

S)er  SBeife  ftreuet  au^  für  feine  greinb  in  ©Dtt; 
3)er  ©ei^l^al^  fammlet  ein  füm  ^euffel  unb  fürn  %oh. 


VI,  181]  3dI>.  «ngeli  fed^fle«  »ud^.  167 

181    a)er  Starren  unb  SBeifen  fdjaiung. 
^er  9{arr  l^dlt  fld^  t^or  9letd^  Be^  einem  @a!  t)oa  (S^elb, 
^er  Steife  f4&|t  ftd^  arm  aud^  Be^  ber  ganzen  äBett. 

182.  ^er  SnglauBe  l^&gt  ben  ®et(. 

3Ber  gieBt  bem  gieBet  &Dit  mel^  aK  ber  gieBt  unb  toil: 
SBad  gei|t  bte  %elt  benn  fo?  fte  glaubet  ®Ctt  nit  t)ier. 

183.  S)er  SBetfe  fud^t  nichts. 

2)er  toeif e  fud^et  nidjtd,  er  l^at  ben  ftittften  Drben  : 
SBarumB?  er  tft  in  (BDit  fd^on  aEed  felBer  toorben. 

184.  9Hed  berbirBt  ung  ioaiS  tvir  nit  feinb. 
Sl^rifl  toerbe  tvad  bu  fud^ft:  too  bu*d  nid^t  felBer  Bift, 
@o  !omflu  nie  jur  9lul^,  unb  toirb  bir  aUd  gu  HJ{ifi. 

185.  2)ad  9leid^tl^um  mug  inner  uniS  fe^n. 

3n  bir  mu(  'd  Sletd^t^um  fe^n,  toad  bu  nid^t  in  bir  l^aft, 
SB&rS  aud^  bie  gan^e  äBelt,  ift  bir  nur  eine  £aft. 

[265]    186.  ®Dtt  ift  baiS  9teid^tl^um. 

@Dtt  ift  bad  9leid^t^um  gar,  gnügt  er  bir  in  ber  3^^/ 
@o  ftel^efi  bu  fd^on  l^ter  im  @tanb  ber  @eelig!eit. 

187.  3)er  tl^umme  ®ei|l^at|. 

$aftu  an  &üit  nid^t  gnug,  unb  fud^ft  nic^t  i^n  allein 
@o  mufiu  tvül  ein  %ftot  unb  tl^ummer  @eit^al(  fe^n. 

188.  ^er  tl^6rid^te  fud^enbe. 

@ud^fht  ioaS  unb  bermeinft  baS  ©Ott  nic^t  aEed  fc^, 
Bo  ge^fht  ©Ott  unb  aUd  in  @toig!eit  fftrBe^. 

189.  Sllled  Begel^ren  ift  nid^td  l^aBen. 
9Renf(^  gUuiBe  big  getoi^,  l^aftu  nad^  aUm  Segil^r, 
@o  Biftu  Beitel  arm  unb  l^aft  nod^  nid^td  in  bir. 

190.  Sluffer  (BOtt  ift  alled  nid^td. 

aXenfd^  toem  ©Ott  alled  ift,  bem  ift  fonft  alled  nid^td: 
fyipi  nic^t  oSd  an  ©Ott,  fünoal^r  i^  nid^td  geBric^tiS. 

191.  SBelt  berlaffen  toenig  berlaffen. 

2)ie  gante  9Belt  ift  nid^td;  ^u  l^aft  nid^t  tnel  berad^t, 
SBenn  bu  gleich  ^aft  bie  SBelt  aug  beinern  @inn  geBrad^t. 

192.  @id^  berlaffen  ift  ettoai»  berlaffen. 

Sht  felBer  muft  au^  bir.  äBenn  bu  bid^  felBft  tvirft  l^affen, 
^ann  fd^&f  id^  bid^,  ba(  bu  er^  ettpai^  ^aft  berlaffen. 


168  ©eiflr.  einn*  unb  fd^lufer.  [VI,  193 

193.  3Ran  mu^  0et6btet  fe^n. 

Sias  muB  gef d^Iad^tet  fe^n.  @d^(ad^tftu  btd^  nid^t  fi'it  ©Dtf, 
@o  fd^lad^tet  btd^  üu  le^t  fürn  ^^einb  ber  etvge  Sob. 

[266]    194.  9Bir!ung  ber  Sl6t6btun0  unb  2th^n^  ber 

fetbftl^eit. 
S)urd^  t6btung  beiner  felbft  toirflu  ®ott8  Samb  barftellen, 
aJlit  Seben  bletbeftu  ein  tobtet  $unb  ber  S^blUn, 

195.  ä$ie(  Ixiones. 

Ixion  ift  allein  befd^ril^n  auf  aUen  ©äffen: 

Unb  pel^  biel  taufcnb  feinb  bie  eine  SQBoW  umbfaffcn! 

196.  2(n  ben  (Stöl^rfriebe. 

SBenn  bu  an  einem  ^ßflug  \oilt  mit  Ixion  (Dflögen, 
©0  toirftu  aud^  mit  il^m  auf  einem  ^ia'b^  riegcn. 

197.  SQBie  bie  9lrbeit,  fo  ber  2of)n. 
greunb  toie  bie  SCrbeit  ift,  fo  ift  aud^  brauf  ber  Sol^n: 
2Iuf  b6fe  folgen  @treid^',  auf  gutte  greife  unb  Äron. 

198.  ©inge^ogenl^eit  Derl^üttet  bieL 

Staut  ipg  ba^  bu  nid^t  gern  lÄfi  frembbe  SBu^^ler  für; 
@o  l^alt  bie  ijenfter  aue  unb  ftel^  nid^t  in  ber  %f)tiv, 

199.  «el^uttfambleit  ift  SRot^. 
9el^uttfam!ett  ift  92otl^.    ^kl  tohvn  nid^t  umbgefommen, 
SBenn  fie  ber  Sinnen  ^l^ör  in  beffre  §utt  genommen. 

200.  «ermÄffenl^eit  ift  fd^Äblid^. 

Setmi^  bid^  S^ngftau  nid^t,  toer  in  ©efalj^r  ftd^  giebt, 
S)er  ioirb  grmeiniglid^  gef&l^ret  unb  betrübt. 

201.  @id^etl^eit  mad^t  betliel^tn. 
Stel^  toad^e  faft'  unb  betl^;  in  einet  Sid^erl^eit, 

$at  mand^er  gal^r  berlol^m  baS  @d^(o^  ber  @toig!eit. 

[267]  202.         2)rel?  binge  feinb  aufUl^n. 

jlinb  fd^eue  meibe  fleud^  ben  SBein  baS  SBeib  bie  Sladj^t: 
@ie  l^aben  mand^en  9Rann  umb  Seib  unb  ®ee(e  brad^t. 

203.  @in  finftered  ^ertje  fielet  nid^t. 

@ieb  ad^tung  auf  bad  geur.  i&o  n\6}t  bie  £amt>en  brennen, 
9Ber  toil  ben  93r&utigam  toenn  er  toirb  fommn  erlennen. 

204.  3)aiS  ©eifttid^e  SofungS  äBort 

S)ad  Sofungd  äBort  ift  £ieb:J^aftu  V  nid^t  eingenommen 
@o  barffftu  nimmenner  au^  $immeld  ©ringen  !ommen. 


VI,  2051  3o^.  SCngelt  fcc^fled  Ba^.  169 

205.  %it  i»erIol^rne  6d^Hbtoad^t. 

3)fe  e^ilbUKi^  tft  tfttloJfxn,  bie  ^  in  6(^(aff  l»crffitlt: 
2>\t  Bttl  iß  0&ii|ri(^  ^tn  bie  nie  ann  geinb  gebdnft. 

206.  fBlan  mu^  ben  geinb  nic^t  auf  ben 

£eib  laffen. 
Steinb  tpad^  unb  fd^ou  bid^  umb,  ber  2:euffe[  ge^t  ßetd 

ninten, 
Kommt  er  bir  auf  ben  2eib,  fo  liegefhi  fd^on  unten. 

207.  ^et  2:euffel  totrb  (eid^t  übettpunben. 
(S^ffxift  bi^  nur  ntc^t  berjagt,  mit  ioad^en  faflen  btifftn 
Itanftu  bad  gan(e  $eer  ber  3:euffel  untert^reten. 

208.  S)ie  !tu0e  unb  t^6rid^te  @d^6nl^eit. 
2)te  üuge  Jungfrau  l^at  t^m  B^mud  in  fxdf  allein: 
2)ie  Xffhin  beult  ftd^  f(^^  in  f(^6nen  Kleibern  fe^n. 

209.  3)ad  /luferTid^e  mad^t  nid^t  ioel^rter. 
^enfd^  aUd  toaiS  auffer  bir,  bad  gibt  bir  feinen  tpel^: 
Xai  Kleib  ma^i  feinen  SRann,  ber  @atte(  mad^t  fein  $ferb. 

[268]   210.  SBad  man  inntoenbig  ift  fud^t  man 

nid^t  au^toenbig. 
9Rann,  tver  in  Xugenben  bon  innen  9ieid^  unb  fd^6n, 
S)er  toirb  bon  auffen  nid^t  nad^  @d^mud  unb  9leid^tl^um 

211.  ^ie  9Bert  ifi  berblenbt. 
S3ie  bad  bie  SBelt  fo  fel^r  naä}  eitlen  2)mgen  rennt? 
Seriounber  bid^  nid^t  ^^eunb,  fie  raf't  unb  ift  berblenb. 

212.  9(nberft  tl^un  aU  glauben  ift  n&rrifd^. 
(SJ^rift  biftu  nid^t  ein  92arr?  bu  glaubft  bie  @toigfeit, 
Unb  l^&ngft  mit  £eib  unb  ®eel  berblenbet  an  ber  3^t^! 

213.  3)em  fleinen  ift  allein  fleine  gro(. 
Kinb  toad^d  unb  toerbe  gro^:  fo  lange  bu  no^  flein, 
@o  lange  büncft  bid^  aUi  toad  flein  ift  gro^  )ufe^n. 

214.  mdfH  ift  gro(  aU  @Oit 
^x^tö  ift  mir  gro(  ald  &ütt.    @in  @6ttlid^ed  ©emiitte 
6d^&^t  aud^  ben  $immel  felbft  für  eine  fleine  iQÜtte. 

215.  2Ran  mu(  fid^  bon  oben  l^erab  anfel^n. 
S)u  bündtfi  bid^  biel  au  fe^n:  ad^  to^rfhi  über  bir; 
Unb  fd^autefi  bid^  bann  an,  bu  fil^ft  ein  fd^l&d^ted  2:i^ier. 


i 


170  ©eiftr.  6inn*  unb  fd^lu^r.  [VI,  216 

216.  3n  ber  n&l^c  fielet  manS  red^t. 

3Kein  na5  bid^  bod^  gu  ®Dtt,  aU^  ift  bon  ferne  Hein, 
Sl^ritpu  l^ingue,  er  ivirb  batb  gro^  genug  bir  fe^n. 

217.  2)a«  3lmci6  ©emÄtte. 

^te  @rbe  fd^etnt  bir  breit,  tin  nöm^Iein  gro^  mein  Sl^rift, 
(Sin  3Kaulh)ui:fg  §auff  ein  ©erg,  toeir  bu  ein  SCmeift  bijl. 

[269]   218.       3flid^tg  ift  grofe  auf  ber  @rbe. 

3um  §immcl  ift  bie  ®rb*  ein  ein^igS  (St&uberein: 
D  9'iarr  toie  fan  in  il^r  bann  cttoaS  groffeg  fe^n? 

219.  9lid^tg  befd^aut  nid^tS  gefd^^t. 

^ie  baS  bie  äBe(t  nid^td  fd^&^t  bie  fd^6nen  $immer§  äluen? 
SJi^an  fd^&lt  nid^tg  unbefd^aut,  ed  mangelt  am  befd^auen. 

220.  ^u^  bem  befd^aun  entftel^t  bie  Siebe. 

^ie  2itht  folgt  aufg  fd^aun.    @d^au  an  bie  eh)ge  binge, 
Bo  liebftu  fie  aldbatb  unb  l^&lft  fonft  aUS  geringe. 

221.  ^ie  3Be(t  fo(  man  nid^t  anfd^aun. 
Sßenb  ah  bein  SCngefid^t,  bie  SBelt  nur  angebUlt, 
$at  mand^eg  ebleS  ä3(ut  tjerjaubert  unb  beruft. 

222.  2)ie  Sßert  mufe  befd^aut  fe^n. 
^el^r  l^in  bein  SCngeftd^t,  unb  fd^au  bie  eitle  9Be(t, 
Sßer  fie  nid^t  red^t  bctrad^t,  ber  toirb  förtoal^r  gefÄlIt. 

223.  ^ie  äBelt  mu^  beladet  unb  BelDeint 

toerben. 
görtoal^r  toer  biefe  SBelt  rcd^t  nil^mt  in  Slugenfd^ein, 
Tlu^  balb  S)emocritu§,  balb  ^eraclitud  fe^n. 

224.  Xit  .^inber  n)einen  umb  bie  to!en. 
Xu  (ad^eft  ba^  ba§  ^inb  umb  feine  So!en  toeint, 
Umb  bie  bu  bid^  betröbft,  fag  oH  nid^t  %oUn  feinb? 

225.  ^en  SBeifen  nil^mt  man  nid^tS  a(d 

2: 0 !  e  n. 
S)er  SBeife  lad^t  bargu  n)enn  man  il^n  aM  genommen. 
SQ?arumb?  er  ift  umb  nid^tS  als  nur  umb  %olm  fommcn, 

[270]   226.  Siedete  @d^&|ung  bringt  !ein  Seib. 

(El^rift  h)er  bie  S)inge  toeig  nad^  il^rem  äBel^ri  aufd^&^en, 
3ßirb  umb  lein  3eitlid^ed  fid^  in  93etrübnu^  feigen. 


i 


VI,  227]  3o^  «ngeli  fcd^fle«  »ud^.  171 

227.  ^er  SBetfen  ^r&nfung. 

35er  SBeiJ'  ift  ftto  in  greub,  er  toirb  üon  nid^t«  BetrÄW. 
^ig  einge  !rAn!t  i^n  nur  ba(  @Ctt  nid^t  toirb  geliebt. 

228.  ®DtteS  ©di^miebe  geuer. 

S)er  @ifer  ifl  ein  gfeur,  brent  er  umb«  9ldd^ften  ipei^ 
©0  fd^miebet  ®Dtt  barbe^,  ber  Siebe  2)onttetfeiI. 

229.  3)er  Sßeife  f)at  alled  gemein. 
3)ec  SBeife  toad  er  l^at,  l^at  aM  mit  aUn  gemein, 
aOBie  ba?  er  fd^a^et  aU,  fid^  felbft  aud^  nid^t  für  fein. 

230.  3)ed  SBeifen  unb  9^arren  9Ser!. 
3)ed  äßeifen  ganzes  9Ber!,  ift  ba§  er  toerbe  @Ott: 
3)er  Jlaxv  h^miiffH  ftd^  big  er  toirb  ®rb  unb  Stotf}. 

231.  Xti  9Beifen  SCbel. 

3)ed  äßeifen  SCbel  ift  fein  ®6ttlid^eiS  @emütte, 
©ein  tugenbl^affter  Sauff,  fein  (El^riftlid^eS  ®eblütte. 

232.  3)ed  äßeifen  al^nen. 

2)ed  9Beifen  al^nen  feinb  ®ott  Sater  ©ol^n  unb  ©eift: 
aSon  benen  fd^reibt  er  ftdj,  toenn  er  fein  Slnfunfft  greift. 

233.  3)ie  gel^eime  Sbelid^e  @eburtl^. 

9(ug  ©Ott  bin  id^  gebol^m,  erzeugt  in  feinem  ©ol^n, 
©el^eiliget  im  @etft,  big  ift  mein  abeld  j^ron! 

[271]   234.     2BÄr!ung  ber  i&.  3)reifartigfeit. 

S)er  Boffn  erl6fet  ung,  ber  ©eift  ber  mad^t  ung  leben, 
3)eg  Saterd  SCUmad^t  toirb  und  bie  Serg6ttung  geben. 

235.  3lodf  \)on  biefer. 

3n  ©l^rifto  fterben  toir,  ftel^n  auf  im  ©eilgen  ®eift, 
3m  SJater  hjerben  h)ir  für  Äinter  ®ottS  gejDreift. 

236.  9^id^td  Jfb'fytx^  ift  al^  ©CtteS  ©ol^n 

fe^n. 
©Otts  ©ol^n  ift  ®Dti,  mit  ®ott  regiert  auf  einem  %^xon, 
9{id^td  I^6l^er8  ift  aliS  id^,  toenn  id^  bin  biefer  ©ol^n. 

237.  äBie  man  ©otteiS  Sod^ter  Tluittx  unb 

Sraut  toirb. 
©Dttd  Xod^ter  Butter  93raut  lan  iebe  ©eete  toerben, 
3)ie  ©Ott  gum  Sater  ©ol^n  unb  Sr&utgam  ni^mt  auff 

(^rben. 


172  ®eiftr.  Sintis  unb  fd^lu^r.  [VI,  238 

238.  2)er  Äug  ber  ©ottl^eit. 

©Dtt  !öfl  ftd^  in  ftd^  felbft,  fein  ÄuJ  ber  ift  fein  öeift, 
5)er  ©ol^n  ift  ben  er  !fift,  ber  Sater  ber«  geteifl. 

239.  (Seufffter  ju  ©Ott. 

®ott  ift  ein  fiarder  ©trom  ber  l^inniljmt  ©eiflt  unb  @tnn, 
^d^  bad  id^  nod^  nid^t  gar  bon  il^m  berfd^tDemmet  Mn. 

240.  SCHein  ber  2Beife  ift  SReid^. 
Slllcin  ber  SOBeife  ift  5lcid^?  bie  2:u0enbcn  in  ©Dtt, 
2)te  er  flat  golbeS  l^at,  nil^mt  il^m  aud^  nid^t  ber  Sob. 

241.  S).er  SQBeife  flirBt  nid^t. 

S)er  SBeife  ftirbt  nid^t  mel^r?  er  ifl  gubor  fd^on  %oh: 
2:obt  atter  ®ite(!eit,  %oh  allem  h)a8  nid^t  ®Dtt. 

[272]   242.  a)er  SBeife  ifl  nie  aUein. 

^er  SBei^  ift  nie  aEein,  gel^t  er  gleid^  ol^ne  bid^: 
6o  l^at  er  bod^  ben  §erm  ber  binge  (®Dtt)  mit  ftd^. 

243.  a)er  SBeife  ift  arteine  ®ott  gemein. 
@ro^  ift  be^  äBeifen  mntt,  er  mad^et  ftd^  aUein, 
SDcm  ^errn  ber  §errligfeit  fo  üiel  er  fan  gemein. 

244.  aJlan  mu6  fid^  erfül^nen. 

(SrlÄl^n  bid^  junger  ©l^rift:  toer  ftd^  nid^t  h)U  erl^eben, 
2)er  bleibt  tt>ol  toie  ein  SBurm  am  @rbe  floffe  !teben. 

245.  a)ie  Siebe  mad^t  !Äl^n. 

2)ie  Siebe  mad^t  un8  !ü^n,  toer  ©Ott  ben  §errn  \x>xi  föffen, 
2)er  f^Uet  il^m  nur  bto^  mit  feiner  Sieb  jufüffen. 

246.  3)ie  Siebe  burd^  bringt  baS  innerfte. 
^ie  Sieb  burd^bringet  aUd;  inS  innerfte  @emac$, 
SBetd^S  ©Ott  fftr  alln  berf^lcuft,  gel^t  im  bie  liebe  nadj. 

247.  S)ie  öefc^auligfeit  ift  Seeligfeit. 
®lüffeelig  ift  h>er  fte^t  auf  ber  befd^auer  öal^n, 
@r  fAl^et  fd^on  aUl^ier  bad  @eelge  2ihm  an. 

248.  ®Dii  nid^t  fel^n  ift  nid^t«  fe^n. 
^u  reifeft  bielerle)^  }u  fel^n  unb  auggufiD&^n: 
$aftu  nid^t  @Dtt  erblüt,  fo  Ij^aftu  nid^td  gefe^n. 

249.  ■  a)le  feeligfte  SBiffenfd^affi 
©lülfeelig  ift  ber  SRenfd^  ber  nid^t«  ald  gefum  iveiB, 
Unfeeli^  ioer  fonft  aUn\  unb  bi^fem  nid^t  giebt  fSrei^. 


I 


VI,  250]  Sol^.  «ngeli  fed^fte«  »ud^.  173 

[273]   250.  SQBa«  grürfccrig  fe^n  ifl. 

@lü!feelt0  fe^n  ift  nid^t  t)iel  (S^r  unb  @utt  geniffen, 
@d  ift  t>te(  ^ugenben  in  feiner  Seele  toiffen. 

251.  SCn  ben  Sonberling. 

S)ie  aÄeinungen  fetnb  ©anb,  ein  3laxv  ber  bauet  brein, 
2)u  baufl  auf  HReinungen,  tote  fanpu  toeife  fein? 

252.2)ie  ipeiligen  feinb  feinem  Üugen  tob. 
3)u  ft)nd^ft  bie  ^eiligen  feinb  %oh  ju  «nfrer  3lotf): 
3)er  toeife  3Hann  ber  f^rid^t  ben  Starren  feinb  pe  %oh, 

2bB.mUin  ber  (Satl^otifd^e  (El^rift  ift  toeife. 
SRig  bir  nid^t  Sßei^l^eit  gue,  toie  !(ug  bu  bir  aud^  bift: 
92iemanb  ift  äßeig  in  ©Ott  ald  ein  (Eatl^olfd^er  (El^rifi. 

254.  IDer  äßeife  nil^mt  nid^tS  al^  bon  ®ott. 
^er  äßeig  ip  l^od^  gepnnt,  toirb  il^m  toaiS  gue  gefanb, 
@o  nil^mt  erd  nientaJ^IiS  on  a(S  nur  bon  ©otieiS  $anb. 

255.  2)er  äßeife  f&nbigt  nid^l 
^er  äßeife  fünbigt  nid^t,  ^i^  richtige  Semunfft, 
3la^  ber  er  toirft,  l^&lt  il^n  in  ber  geredeten  3unf[t. 

256.  ^er  äßeife  irret  ni^. 

3)er  äßeife  gel^t  nie  irr,  er  l^&ngt  auf  jeber  93a^n, 
3)er  etogen  äßal^rl^eit  (®Dtt)  mit  aUm  !r&fften  an. 

257.  3ßer  SBeife  ift. 

2)er  ip  ber  äßeife  mann,  ber  pd^  unb  ©Ott  tool  fennt, 
Sßem  biefed  Sid^t  gebrid^t,  ift  untoeig'  unb  t)erblenb. 

[274]   258.  äßie  man  Sßeife  äßirb. 

äHenfd^  toiltn  äßeife  fe^n,  totit  ®ott  unb  bi(^  erfennen, 
6o  muftu  bor  in  bir  bie  SBcIt  begil^r  berbrennen. 

259.  äßad  beg  ä^enf  d^en  äßei^l^eit  ip. 

2)eg  SRenfd^en  äßeißl^eit  ip  ©ottfeelig  fe^n  auf  @rben, 
®Iei(i^t6rmig  ©Ottcd  Sol^n  an  ©itten  unb  ©ebel^rben. 

260.  9lein  mad^t  ©Ott  ©emein. 

92id^td  unrein^  fomt  gu  ®ott!  bipu  nid^t  fünlel  rein 
Son  aOer  (Kreatur,  fo  toirp  i^m  nie  gemein. 

261.  3)ie  SBarl^eit  mac^t  äßeife  fe^n. 

2)ie  äßal^rl^eit  giebt  baiS  fe^n:  toer  pe  nic^t  red^t  erfennt, 
2)er  tpirb  mit  feinem  ved^t  ein  äßeifer  äßann  genennt. 


174  ©etftr.  ©tnn^  unb  fd^lu^r.  [VI,  2G11 

262.  2)ie  Sffielt  ift  iin  6anb!orn. 

SBie  bag  beim  be^  ber  9Be(t  (30tt  nid^t  gefd^aut  !an  fe^n? 
©ie  !rÄtt!t  ba«  SCugc  ftÄtS,  fte  ift  ein  ©anbl6mlein. 

263.  öefd^tuj. 

greunb  eS  ift  aud^  genug.    3m  faU  bu  mel^r  toilt  (efen, 
©0  gel^  unb  toerbe  felbft  bie  Sd^rifft  unb  felbft  baS  SBefen. 


j 


1 


liruck  vou  Ekrhardt  Karraa,  Halle  a.  S. 


Flugschriften  aus  der  Reformationszeit.  XI. 


S'^ltf 


Johann  Eberlin  von  Gtinzburg, 

Ausgewählte  Schriften 

L.  I. 


Herausgegeben 


von 


Ludwig  Enders. 


Halle  %  S. 

Max  Niemeyer. 

1896. 


Neudmoke  deutsohor  Litterattirwerke  dei  XVI.  nnd  XVII.  Jahrhunderts 

No.  189—141. 


i 


Einleitung. 


Johann  Eberlin  von  Günzburg,  der  neben  Luther  sprach- 
gewandteste und  sprachgewaltigste  Pamphletist  der  beginnen- 
den i^eformationszeit,  Eberlin,  der  trotz  Str ober s  verdienst- 
licher Arbeit  (im  Litterarischen  Moseom,  Altdorf  1778,  I,  363 
bis  422)  von  der  deutschen  Litteratorgeschichte  lange  Yer- 
gessengewesene,  ist  in  neuerer  Zeit  mehrfach  in  ausführlichen 
Monographien  behandelt  worden,  wohl  nicht  zum  mindesten 
Teil  auch  deshalb,  weil  die  in  ihm  Ehrenden  and  von  ihm 
zum  Ausdruck  gebrachten  Ideen  auch  unsere  Zeit,  wenn  schon 
in  anderer  Form  und  Gestalt  bewegen.  Wir  nennen  von 
solchen  Arbeiten:  Beruh.  Riggenbach,  Joh.  Eberlin  und 
sein  Reformprogramm,  1874;  Max  Radlkofer,  Joh.  Eberlin 
von  Günzburg  und  sein  Vetter  Hans  Jakob  Wehe  von  Leip- 
heim  etc.,  1887;  und  Julius  Werner,  Joh.  EberLv.  G.,  der 
evangelisch-soziale  Yolksfreund  etc.  (und  kürzer  in  desselben 
Soziales  Christentum,  1895,  u.  d.  T.:  Ein  christlich-sozialer  Agi- 
tator im  Reformationszeitalter,  S.  140  ff.),  wozu  auch  der  histo- 
rische Roman  Hans  Blum*s,  Die  Aebtissin  von  Säckingen, 
1887,  gezahlt  werden  kann.  Auch  das  ausführlichste  dieser 
Werke,  das  von  Radlkofer,  kann  von  Eberlins  Schriften 
jedoch  nur  einen  zusammengedrängten  und  deshalb  für  das 
weitere  Eindringen  in  seine  Ideen  nur  ungenügenden  Auszug 
geben,  so  dass  es  dadurch  gerechtfertigt  erscheinen  wird,  wenn 
wir  die  bedeutendsten  seiner  auch  in  den  grössten  Biblio- 
theken seltenen  Schriften  durch  die  Aufbahme  unt»  die  „Flug- 
schriften aus  der  Reformationszeit'^  einem  wdteren  Kreise  zu- 
gänglich zu  machen  suchen. 


IV  Einleitung. 

Die  erste  Schrift,  zugleich  als  Ganzes  angesehen  die  um- 
fangreichste, mit  der  Eberlin  hervortrat,  sind  seine  ,15  Bunds- 
genossen', welche  von  Pamphilus  Gengenbach  in  Basel,  aber 
ohne  Angabe  von  Verfasser  und  Drucker,  Jahr  und  Ort,  ge- 
druckt wurden  (vgl.  den  Nachweis  hierfür  bei  K.  Gö decke, 
Pamphil.  Gengenb.  S.  689).  Jahr  und  Ort  wird  jedoch  bezeugt 
in  einer  andern  Schrift  Eberlins,  nämlich  am  Schluss  von  „der 
7  Pfaffen  Trost"  mit  den  Worten:  „ihr  wollet  unsere  ersten  15 
Büchlein  über  mancherlei  ausgangen  zu  Basel  im  J.  1521  lesen"; 
und  dass  Eberlin  der  Verfasser,  ergiebt  sich  aus  seinem  auf 
dem  Titel  und  zum  Schluss  des  „Letzten  Ausschreibens"  (vgl 
S.  175  n.  205  uns.  Ausg.)  angedeuteten  Namen:  Jfohann]  E[ber- 
lin]  M[agister]  W[ittenbergensis]  ^) ,  der  ebenso  in  anderen 
Schriften  wiederkehrt,  in  denen  er  auf  die  15  Bnndsgenossen 
Bezug  nimmt,  ja  sich  ausdrücklich  zu  ihnen  bekennt.  A^ser- 
dem  liegt  aber  auch  in  der  Schrift  ,Mich  wundert,  dass  kein 
Geld  im  Land  ist'  ein  direktes  Zeugnis  dafür  vor,  wenn  es 
dort  heisst:  „Eberlin,  der  geschrieben  hat  . . .  das  letzt  Aus- 
schreiben der  15  Bundgenossen".  Geschrieben  sind  die  15 
Bundsgenossen,  wie  bereits  erwähnt,  im  J.  1521;  sie  erschienen 
als  einzelne  Flugschriften  in  schneller  Aufeinanderfolge:  der 
erste  Bundsgenoss  kurz  vor  Beginn  oder  zu  Anfang  des 
Wormser  Beichstages,  zu  einer  Zeit,  als  in  vielen  Kreisen  noch 
die  kühnsten  Erwartungen  von  dem  jungen  Kaiser  Karl  V. 
für  die  Eeformation  gehegt  wurden;  vollendet  waren  sie  schon 
im  Oktober  dieses  Jahres,  da  am  21.  d.  M.  Salandron  in  Ghur 
an  Vadian  schreibt:  ,Apud  nos  circumferuntur  . . .  XV  con- 
foederati'  (Siml.  Samml.  in  Zürich;  vgl.  Radlkofer  11  »O- 
Sie  machten  weithin,  besonders  in  Süddentschland,  grosses 


*)  Ob  man  M.W.  in  der  oben  angegebenen  Weise  er- 
gänzen darf,  könnte  zweifelhaft  sein,  da  Eberlin  unter  den 
Wittenberger  Magistern  (bei  Köstlin,  Die  Baccalaurei  und 
Maglstri  der  Wittenb.  philos.  Facultät.  H.  II.  188S)  sich  nicht 
vorfindet,  auch  nicht  erst  in  Wittenberg  1522,  sondern  schon 
in  Basel  1490  Magister  geworden  war.  Doch  wird  Kadl- 
kofer  S.  54  das  nichtige  getroffen  haben,  wenn  er  meint, 
dass  Eberlin  „voll  freudigen  Stolzes,  nunmehr  in  Wittenberg 
von  den  Häuptern  der  Reformation  selbst  durch  Wort  una 
Beispiel  Belehrung  zu  empfangen,  auf  diese  Stadt  sein  ma^- 
sterinm  Basiliense  überträgt". 


Einleitimg.  V 

Aufsehen  (vgl.  n.  a.  den  Brief  Casp.  Amman's,  des  Angnstiner- 
Provinciais  in  Laningen,  der  hier  Eberlin  vielleicht  hatte 
kennen  lernen  —  vgl.  unten  — ,  an  Veit  Bild  in  Augsburg 
vom  15.  Dez.  1521,  in  welchem  er  bei  letzterem  die  15  Bundes- 
genossen bestellt,  in  Ztschr.  f.  Schwaben  u.  Neubng,  XX,  208, 
Nr.  192),  so  dass  sie  bald  vergriffen  waren  und,  wenn  auch 
nicht  alle,  doch  mehrere  in  neuen  Auflagen  gedruckt  werden 
mnssten.  Kein  Wunder!  denn  in  denselben  brachte  Eberlin 
eine  die  Zeit  bewegende  Frage  nach  der  andern  zur  Sprache 
und  deutete  vielfach  auch  an,  auf  welche  Weise  die  vor- 
handenen, allgemein  empfundenen  Missstände  nach  seiner  An- 
sicht beseitigt  werden  sollten. 

Als  Eberlin  seine  ,Bundesgenossen'  begann,  befand  er 
sich  als  Ordensbruder  imd  angesehener  Prediger  im  Franzis- 
kanerkloster zu  Ulm,  aus  dem  er  jedoch  Ende  Juni  durch 
seine  Mitbrüder  ausgestossen  wurde ;  am  29.  Juni  hielt  er  seine 
Abschiedspredigt  an  die  Ulmer  (Radlk.  10).  Wie  viele  der 
Bundsgenossen  noch  in  Ulm  geschrieben  sind,  lässt  sich  nicht 
feststellen,  ein  Teil  wurde  jedenfalls  auf  der  Wanderschaft 
verfasst,  auf  welcher  wir  ihn  zuerst,  Anf  Juli,  in  Baden  bei 
Aargau,  später  bei  seinem  Oheun,  Mathis  Sigk,  Stadtschreiber 
ZQ  Lauingen  an  der  Donau  treffen,  von  wo  er  sich,  Augs- 
burg mit  kurzem  Aufenthalt  berührend,  nach  Wittenberg 
begab,  in  welcher  Stadt  er  bald  nach  der  Rückkehr  Luthers 
von  der  Wartburg  (7.  März  1522)  eingetroffen  sein  mag  und 
vorerst  bis  etwa  Juli  1523  verblieb.  Hier  verfasste  er,  neben 
anderen  Schriften,  das  „Neue  und  letzte  Ansschreiben^S  worin 
er  die  Bundsgenossen  von  dem  Leser  Abschied  nehmen  lässt, 
und  das  sich  von  den  Bundsgenossen  selbst  nicht  nur  durch 
die  ruhigere  und  mildere  Sprache,  sondern  auch  durch  ge- 
klärtere  Ansichten,  die  er  im  Umgang  mit  den  Wittenberger 
Theologen  gewonnen  hatte,  vorteilhaft  auszeichnet. 

Die  von  uns  dem  Text  zu  Grunde  gelegte  Ausgabe 
ist  durch  diplomatisch-genaue  Wiedergabe  der  Titel  vor  den 
einzelnen  Bnndsgenossen  hinreichend  angezeigt.  Wir  be- 
merken deshalb  hier  nur  noch,  dass  uns  mehrere  Ausgaben 
zu  folgenden  Bimdsgenossen  vorlagen: 

Zum  L  B.  eine  zweite,  im  Titel  völlig,  im  Text  fast 
völlig  mit  der  ersten  übereinstinmiende  Ausgabe,  deren 


VI  Einleitung. 

wenige  und  geringe  Abweichungen  in  den  Fussnoten  ver- 
zeichnet  sind.  —  Der  I.  B.  ist  auch  bei  Bo eckin g,  Hut- 
teni  opera,  Y.  11^  101  ff.  abgedruckt  (nach  ed.  2)^  welcher 
Abdruck  bei  einigen  Stellen  zu  berücksichtigen  war. 

Zum  yil.  B.  wurde  als  zweite  Ausgabe  benutzt: 
^ag  lo5  ber  ^far«  |  rer  bon  bem  t>nnü(en  foften  |  ber 
gelegt  tDirt  t)on  bem  getnainen  |  t)nuetftenbtgen  \)cld  auff 
meg  I  lefen,  öotöunge,  BegreBnuB,  |  f^Bent,  bre^flgft,  iar* 
tag  2c.  I  SSnb  t>ö  lob  ber  $f ar«  |  rer  bnnb  jrer  nbtu  |  gen  (lasp^ 
ton.  —  6  BL,  letzte  Seite  leer,  in  4°.  m.  Titeleinf.  (unten 
2 Engel,  welche  mit  Windmühlen  gegen  einander  rennen); 
s.  1.  et  a.  (Zwickau,  Jörg  Gastel,  1522;  vgl.  Weller, 
Repertor.  Nr.  2038). 

Ausserdem  verzeichnet  Weller  Nr.  2037  und  2039 
bis  2041  noch  5  andere  Ausgaben,  darunter  (Nr.  2037)  2 
Gengenbach'sche.  Dieser  Bundsgenoss  muss  demnach  bei 
den  Zeitgenossen  besonderen  Anklang  gefunden  haben. 

Zum  VIII.  B.  eine  im  Titel  und  Text  bis  ins  Einzelste 
übereinstimmende  Ausgabe,  die  nur  einige,  nicht  einmal 
alle  Druckfehler  des  ersten  Drucks  verbessert  hat. 

Zum  IX.  B.  eine  im  Titel  nur  dadurch  verschiedene 
Ausgabe,  dass  die  Zeile:  S^er  .  IX.  bübtgno^  fehlt.  Im  Text 
sind  nur  wenige  Druckfehler  der  ersten  Ausgabe  verbessert. 

Zum  XII.  B.  lagen  3  Ausgaben  vor,  von  welchen  die 
2.  u.  3.  sich  im  Titel  dadurch  unterscheiden,  dass  Z.  1,  2 
u.  3  die  Worttrennungszeichen  («)  fehlen. 

Zum  Xin.  B.  eine  zweite  Ausgabe,  im  Titel  nur  da- 
durch verschieden,  dass  Z.  4  @d^tt)^^er  hat. 

Von  dem  „neuen  u.  letzten  Ausschreiben"  erschien 
1523  zu  Wittenberg  eine  niederdeutsche  üebersetzung 
unter  dem  Titel; 

@^n  n^e  bnbe  batl^  |  lefte  btl^fcr^uent  I  ber  .^b.  bunt« 
ge«  I  naten.  3.  ®.  |  ajl.  SB.  |  Sßed  b&rbid^,  be  t^bt  |  nalet 
[sie]  ftd^.  II  trittemberd^  |  3Ä.  iD.SEÜj.  —  Am  Schluss:  g.  @. 
m.  2B.  Seue  in  I^^JJ^nge.  —  öVa  Bg.,  letzte  Seite  leer, 
in  4°.  m.  Titeleinf.  (unten  die  beiden  Löwen  mit  ver- 
schlungenen Schwänzen;  Drucker:  N.  Schirlentz.  Be! 
Panzer,  Annal.  u.  Weller  fehlend). 


Einleitimg.  vn 

Wir  haben  diese  Ausgabe  m  einigen  Stellen  in  den 
Noten  berücksichtigen  müssen. 

Dem  Text  haben  wir  eine  Reihe  sachlicher  Anmerkungen 
zugeftigt,  von  denen  wir  hoffen  voraussetzen  zn  dürfen,  dass 
sie  den  meisten  Lesern  wenigstens  insofern  willkommen  sein 
werden,  als  sie  ihnen  das  Nachsuchen  in  andern  Werken  er- 
sparen. Ob  darin  das  richtige  Mass  getroffen,  sei  der  Be- 
urteilung anderer  anheimgestellt!  An  einigen  Punkten  mussten 
wir  freilich  unsere  eigene  Unkenntnis  der  betr.  Dinge  ge- 
stehen, der  auch  das  Wissen  anderer,  um  Auskunft  befragter 
befreundeter  Gelehrten  nicht  abhelfen  konnte.  Vielleicht  ist 
Jemand  aus  dem  Leserkreise  im  Stande,  die  unerklärt  ge- 
bliebenen Punkte  zu  erläutern;  wir  würden  die  uns  zu- 
gegangene Belehrung  dankbarst  im  folgenden  Bändchen  nach- 
träglich zum  Gemeingut  machen. 

Neben  den  sachlichen  Erläuterungen  erschien  aber  auch 
eine  Worterklämng  ebenso  wünschenswert.  Wir  mussten  je- 
doch aus  zwei  Gründen  hier  davon  absehen:  einmal  würde 
die  für  dieses  Bändchen  vorgesehene  Bogenzahl  dadurch  über- 
schritten worden  sein;  dann  aber  würden  bei  den  andern 
Schriften  Eberlins,  welche  das  zweite  Bändchen  bringen  soll, 
Wiederholungen  unvermeidlich  geworden  sein,  weshalb  wir 
es  vorzogen,  die  nötigen  Worterklärungen  erst  am  Schlüsse 
der  Schriften  Eberlins  in  einem  besonderen  Glossar  zu  geben. 

Trotz  aller  bei  der  Coirectur  verwandten  Sorgfalt  müssen 
wir  schliesslich  doch  bitten,  auf  S.  65  in  der  Ueberschrift  II 
in  VI,  besonders  aber  S.  89  im  Titel  .  XI.  in  .  IX.  verbessern 
zu  wollen. 

Oberrad  bei  Frankfurt  a.  M. 


3n  fCdgtic^e 

flag  an  be  d^riftüd^e  9fib== 
mtfc^eii  fa^fer  ßarolum, 
bö  lüege  2)octor  Siitl^erS 
öiib  SSIrtc^  t)on  ^utten. 

Stud)  bon  n^egen  ber  durtifane  bttb  Bat- 
tet  münc^.  S)a§  ^a^ferltc^  3»ateftat  fi^ 
^  tttt  lafe  follicl)  leiit  berfüren. 


^ 


J)er  erft  buWögnofj 


$ 


Brustbild  Karls  V. 


Eberlin,  AuBgew.  Sehr.  I. 


2  Bundsgenoss  I. 


[2Jtj]  QK^I^  erfter  bunbt^gttoß  tüirb  erforbert  öon  ntineii 
jj  .jinj.  mit  gefeHen  gnug  je  ti)m  önfer  öerfiünbt^ 
^^^  nü§,  6ebundEt  ntidi  nüfelid^  fein  aU  mein  reb 
jü  !eren  öff  ba§  treh)  abelidi  d^riftlid^  f)ax^  önfer^  ge»* 
nabigoften  !a^fer§  Earoli,  in  l^offnung  fo  fein  Sa^ferlid^e 
maieftat  aU  önfer  l^oupt  h)oI  berid^t  lüurbe,  aHe  anbete 
önbert^on  l^etten  glüdf  önb  f)at)t  9?it  öerarge  mir§  o 
frummer  Saufet  ba§  id|  fo  l^lenb^  für  bein  genabig  an«* 
gefid^t  trit,  bann  groffe  not  önfert  l^alb  önb  groffe  l^off^ 
nung  ju  bir  treibt  mid^  bar  gn,  toa^  ift  aber  t)il  not  §ü 
erjelen  önfer  gmeinen  trübfal  fo  aud^  @unn  önb  SRon 
t)nb  ftdm  ein  mitleiben  mit  önfe  fiaben,  folid^g  loiffen  h)ir 
t)ff  erben  nieman  §ü  Hagen  bann  bir,  aB  önferem  l^au^t, 
önferem  lang  gemünfd^ten  önb  gan^  angendmen  fa^fer,  p 
bir  ftabt  all  önfer  pöerfid^t,  önfer  fjoffnung  önb  aufludet, 
be§  Iaj5  önj5  genieffen  bu  tl^eürer  fürft.  9?im  toax  loie 
genabiglid^  önfer  got  mit  bir  l^anblet  ber  bid^  fo  ein  l^od^ 
begabte  creatur  loil  fein,  ein  lt)b  feel  eer  önnb  gut,  befe'» 
gtid^en  nit  ift  gfin  in  taufent  iaren,  bem  on  blut  önb 
h)iberf))rud^  fo  ö^I  lanb  [önb]  0  leüt  öff  erben  önb  in 
loaffer  gel^orfam  ift.  2tber  in  funberl^eit  teütfd^e  lanb,  bie 
bo  finb  ba§  f)dr^  ber  d^riftenljeit,  finb  bir  §ü  billiger  ge* 
l^orfam  önberioorffen,  alfo  ba§  aHe  topfen  önb  fürfiditigen 
örtl^eilen  ein  got  gefeHig  regiment  foH  önber  bir  erfton, 
ba^  beine  öorfaren  teütfd^e  fatjfer  fo  emftlid^  önb  ö^I  be- 
gdrt  Iiaben,  aber  aujs  fonberlid^em  ört^eil  got^  bir  öor 
bel^alten,  folid^^  h)6tteft  ingebendf  fein  o  d^riftlid^er  (|err, 
t)nb  nim  ba§  fd^lodrt  gotte^  in  bie  Iianb,  fd^irm  önb  regier 
ba§  abelid^  önb  l^odierfoufft  d^riftlid^  öoldE  funberlid^  ber 
teiitfd^en  nation,  toeld^e  bir  öon  got  funberlid^  bereit  ftjirt 
ba§  f^  für  anbere  em))fendEIid^  ift,  l^a^Ifame^  regiment^ 
nad^  2)  d^riftlid^er  orbnung  ba§  foltu  bar  au§  nemen.  9lin 
d^riftlid^  todfen  ftot  barinn,  ba§  man  ein  anbdd^tig  l^drft 
trag  ^ü  got,  önb  ain  erlid^en  öffred^ten  toanbel  §u  bem 
ndclften  menfd^en,  wo  folid^g  d^riftlid^  njefen  pflanzt  ift 
in  eim  t)oIdf,  mag  öemünfftig  regiment  biner  Sa^ferlid^en 


»)  Zusatz  Böcking's  II,  102.  —  «)  nalj  1. 


Bundsgenoss  I.  3 

maieftat  öerfandEIidi  fein.  SSnb  ftjie  h)oI  fold^  d^riftlid^ 
tüefcn  foH  in  aller  tüdit  ein  fürgang  l^an,  ift  bodi  got 
gfettig  ba^  e^  in  teütfd^cn  lanben  h)iberO  t)ffgang  [2Jij^] 
barinnen  e^  laiber  lange  jar  verborgen  tft  gelegen  (atö 
aud^  in  aller  d^riftenl^cit)  aber  je^  gefalt  e§  got  ba^  in 
teütfd^er  nation  h)iber  ein  t)rf))rung  l^ab  in  aHe  h)dtt  ein 
c^riftlid^  lüdfen,  tüie^)  t)omtafe  aufe  3ubea  gefd^el^en  ift, 
t)nb  nit  on  funbere  orbnung  gotte^  ift  eint  Sftomifd^en 
fa^fer  fürberlid^  altmeg  teütfd^Ianb  ftjiHig  gel^orfam  gefin 
t)6  ntitttjürdhing  gotte§,  ba^  er  ^ai  ju  feiner  jeit  l^e^Ifame 
bing  an^  bifer  ge(|orfant  lüoHen  h)ürdEen,  aB  je^  fd^einlid^ 
ift  öff  bifen  tag.  S)ann  ö^I  jar  lang  l^at  in  teütfd^er 
nation  t)nent))fintlid|  grünet  ein  fomen  aHe^  gut.  Subtile 
finn,  fcl^ar|)ffe  öemünfftige  anfc^Ieg,  waifterlid^e  arbeit  in 
aHen  l^anbttüerdEen,  er!antnü6  aller  gefd^rifften  önb  aller 
fürberlid^en  \pxa(i)m,  ein  netü  nü^Iid^  fünft  ber  bud^truderti, 
begirb  elüangelifd^er  lere,  ain  gefallen  ab  aller  lüarl^eit 
t)nb  erberfeit^).  ®ie  bing  aHe  finb  öorj^ten  burd^  önfal 
in  t^nferen  lonben  öerborgen  gefin,  aber  an^  ^intmüfd^er 
l^^lff  gonb  bie  bing  atte  ^drfür,  Sllfo  ha^  teütfd^e  nation 
lounberbarlid^  önb  fd^on  öorberait  ift,  afö  ain  begirlid^, 
fdion,  fuglid^  öoIdE,  ba§  toirbig  lourbe  önb  bem*)  ^ii  tl^ail 
tourb  ain  fo  d^riftenlid^er  !aifer  ber  bu  bift,  foll  bid^  folid^^ 
beloegen  ^u  funberem  fl^§  önb  lieb  §u  teütfd^er  nation. 
@oli^  gottlidi  obgemelt  fomen  getoorffen  öon  got  in  bie 
teütfd^e  larfeen,  §u  fürberen,  meren  t)nb  fd^üfeen,  boburd^ 
bein  reid^,  lob  önb  fdtigfeit  gemeret  toürbt  önb  eh)iglic^ 
gefeftiget.  SBi§  anä)  o  mdd^tiger  fa^fer  ba§  ^ol^ann  reü^lin 
aller  todit  be!ant  ain  brl^ab  ift  atte§  nu|e^  in  teütfd^en 
lanben,  ber  angefangen  tiat  ju  entbedfen  bie  ingetoorffnen 
brunnen  d^riftliäi^  h)dfcn^  in  berftanb  önb  in  tdben,  ba*« 
ruwb  er  etoig^  lob  h)irbig  ift.  3)ar  nad^  ift  ju  groffem 
^ait  fummen  ®rafmu§  bon  Sloterobam  ber  mit  englifd^em 
ingenium  für  bnb  für  mit  gütigfeit  göttlid^e  gaben  gemeret 
^at  in  t)n§.  ®enen  bingen  gar  tool  genutet  l^at  ber 
büd^er  trud,  al§  biner  l^ol^en  öemunfft  hjiffenb  ift.  Db^ 
gemelte  ^toen  man  ^aben  bie  erften  ftain  gelegt  aHe^  l^aifö, 


»)  bib'  1.  2.  —  «)  bie  1.  2.  —  «)  e6er!eit  1.2.  —  *)  ben  1.  2. 

1* 


4  Bundsgenoss  t. 

betten  anii)  ö^I  attbere  ttebett  bel^tlfflid^  fittb  gefttt,  afö 
3acob  tüttttpffliitg,  boctor  Sotiatt  öott  Äatiferfperg  ittt  (BU 
\a%  boctor  SSlri^  frafft  öott  SSIttt,  ^o^an  (kdolampaiin^ 
iti  fd^loafiett,  tttit  irett  atttiattgett.  ^at  auä)  faft  [2Jtij]  öe- 
ttüfeet  bettt  l^attbel,  bie  treio  ttü^Iid^  öttberltjifuttg  öiler 
frottttttett  fd^ültttetfter  att  öüett  ortctt  afö  ©ratotti^  öttb  ®ap\b\ 
jü  fd^Ietftat,  äRid^aelig  ^ilf))aci^  §u  l^agttolt).  <B)pmkx  ötib 
®er6eHiu§  jü  5ßfor^ett,  Srafficatti  öttb  §ettrid^  tttatttti  jü 
Jübtttgett.  ©gtbiu^  !rautlt)affer  äit  ftiitgarb,  bttb  l^orb, 
Sol^att  fd^tttibtitt  gü  SRettttttittgett,  ©ocleu^  gü  9?ürettberg, 
9?efettu§  5U  grattdEfurt  zc.  S)o  ttutt  gott  ber  l^err  latig 
t)or  l^ttt  burdi  obgetttelter  öttb  irer  gli^ett  fleife  t)ttb  arbeit 
and)  inxd)  ö^Ier  attbdd^tiger  leüt  erttftlid^  fürbit  gü  gott 
bereit  l^at  fitttt  ötib  getttüt  aiic^  fittett  öttb  l^ar^ett  ber 
teütfd^ett,  gii  begirb  d^rtftltd^eg  loäfett,  öttb  je^  bie  jeit  bo 
toa^  itt  ber  beitt  friblidi  gotgfellig  regitttettt  att  gott  folt 
itt  teütfd^er  ttatiott  futtberlidi,  l^at  got  gefd^idft  ^toett  futtber 
öfeerioelt  !ütt  öttttb  erleüd^te  bottett  äü  beraitett  beittett  lodg 
itt  ba^  regitttettt,  öttb  bid^  ju  laitett  bttb  lo^fett  itt  beittettt 
fürgattg,  burd^  bereti  tttüg  öttnb  ft^js  aHe^  ab  toäg  getl^ott 
tüürb  ba§  bir  irrung  brdd^tc  att  bittettt  ampt 


J)' 


l3fc  Sloett  gotte^  bottett  finb  SRartittu^  Sutl&er 
öttb  SSIrid^  öott  §uttett,  fie  fittb  baib  teütfd^  ge- 
borett  öod|  gelert  öttb  d^riftlid^e  tttetitter,  bie  all  ir  tag  bo 
l^itt  gerid^t  l^abett  ba§  gotte§  eer  citi  fürgattg  l^ette  toie  e§ 
fid^  erjaigt  itt  irettt  aupmd^.  S)atttt  toa^  fiid^t  attberö 
äRartinu^  Sutfjcr  toatttt  aitt  Intimere  raitte  bargebuttg  eloott- 
getifdier  lere  itt  fd^ülett  öttb  öff  bett  prebig  ftülett,  ba  tttatt 
ö^I  luttbert  iar  öj5  futiberer  öerl^dttdhiüfe  got§  gelert  l^at, 
bie  lüdlt  für  got,  bett  Sltitid^rift  für  ©l^riftuttt,  Sarrabattt 
für  3^fwJ"/  ^dfeer^  für  loarljafftige  bittg,  barüff  gat  alle 
arbeit  äRartitti  ba§  eioattgelifdi  d^rifttid^  lere  loiber  an  tag 
fnmnte,  önb  got  ift  mit  int,  bann  ö^l  l^od^gelerter  ge- 
l^dr^igter  nidnner  in  allen  orten  nit  aHein  teütfd^er  nation 
aud^  alle§  ©nropa,  int  äiift)ringen  öil  frommer  d^riften, 
fram,  man,  |)faff,  la^,  münd^,  nunn  l^alten  eg  im  Idr^en 
mit  im  ob  fie  fd^on  offentlid^  nit  reben  borffen. 

H  SSlrid^  t)on  tjtitten  übt  bie  fdber   t)nb  ba^  fd^todrt 


Bundsgenoss  I.  5 

§ü  ertoedfen  alte  teütfd^e  erfierfeit,  in  treh),  gIou6en  önb 
iDartieit  bas^  teütfd^e  nation  (lüöld^e  atoeg  ir  felb§  gnugfam 
gefitt  ift  in  aller  noturfft  ju  I^<)Iici^ent  Idben,  im  gelt,  in 
frü^[2tiij^]cl^ten  ber  drb,  in  nü^Iid^en  getüon|eiten  önb  ge*- 
fa^en.  9?un  aber  ift  in  erberfait  önb  I^b§  noturfft  gar 
gefd^toed^t  tüorben  burd^  t)nü^  leüt  atö  bu  Igoren  h)ürbft. 
3ft  nun  funbtlid^  ba^  rain  emangelifd^  ^)t:ebig,  aud^  txtto 
önb  glouben  mit  notiger  I^b§  narung  not  finb  p  l^eil- 
famem  rcgiment  in  beinern  teütfd^en  lanbt,  bar  ^u  h)iH  bir 
t)nb  binen  önbertl^onen  gott  tielffen  burd^  SRartinum  Sutl^er 
önb  §utten.  2(ber  afö  günftig  bir  got  ift,  fo  toiberig  ift 
bir  ber  teufet,  tüo  er  m6d^t  bin  frumm  Iidrfe  berferen  fo 
f^ret  er  nit.  SSnb  toolt  got  bu  loereft  bem  S)ertufienfi 
nimmer  §u  regieren  loorben  in  biner  iugent  t)on  bem  bu 
uit  t)^I  ^riftlid^er  fr^l^eit  f)aft  mögen  leren  nod^  anber^ 
t>a^  eim  folid^en  groffen  fürften  notig  ift  unb  fürberlid^ 
mag  fein,  id^  beforg  ber  b6§  finb  l^ab  foIid^§  äftgerüft,  önb 
got  l^at  e§  öcrl^engt  ober  bidft,  ba§  bar  ö|  aller  todit 
funbtiid^  ttjurbe  loie  abelid^  bein  gemüt  loere,  ba^  e§  and) 
in  finer  iuget  nit  I|at  mögen  gebrad^t  werben  öff  lafter*» 
lid^e  bemut,  bar  nad^  öfe  anrid^t  be§  teüfetö  ift  bin  frumme 
gelüiffen  ju  tl^ail  morben  an  ftat  ain§  feeten  furer,  eim 
barfuffer  münc|,  ö§  ber  jal  ber  a<)oftü^Iifd^en  obferuan^er, 
loeldie^  beweinen  ö^I  frummer  d^riften  önb  tag  önb  nad|t 
gott  bitten  ha^  er  b^ftanb  tf)ü  bem  frummen  Sa^fer,  t)nb 
im  5Ü  öerfton  geben  fein  gottlid^  lob  önb  in  erl6§  t)om 
gramen  glifener,  bann  too  bu  nit  an  bem  ort  fürfid^tig 
bift,  fo  |dlff  got  bir  önb  önfe,  önb  got  erl^oret  anbdd^tig 
gebdt  ba§  für  bid^  gefd^id^t,  tl^fit  bir  l^^lff,  ba§  bu  ge^ 
legten  ftridfen  em<)ftüd^ft,  bar  ömb  toir  (atö  toir  Iioffen) 
beloegt  finb  öon  gott  önfer  !lag  ju  bir  ftellen.  Sebeni 
in  beim  l^ol^en  öerftanb  loer  bod^  ber  fe^  bem  bu  all  bein 
gel^eim  öertrutoeft,  er  ift  ein  barfuffer  öon  ber  obferuan^ 
lod^fertiglid^  genant,  önber  meldten  leüten  aHtoeg  Heine 
fünft  mb  fteine  loti^l^eit  ift  gefin,  bie  fid^  beffer  ergaigen 
bann  fie  finb,  beren  gröfte  ^al  gar  ünioiffenb  ift,  önb  ob 
önber  taufent  at)ner  b^  ^n  öerftenbig  ober  gelert  ift,  fifet 
er  önber  in  atö  3)aniel  önber  ben  loloen  önb  fürberlid^ 
bein  beid^t  öatter  @la^)ion  nie  it)  in  gead^t  ift  geh)dfen 


6  Biindsgenoss  I. 

funberlid^  gelert  nod^  gaifttid^,  bnb  ninH)t  f^  felb§  njunber 
tt)ie  bii  btc^  belaben  l^abft  mit  bifem  tnenfd^cn. 

D  frutnmer  faifer  ti)n  bid^  ber  battd  mmä)  ab, 
funber'*[2t4]Iid^  0  ^^^  ofiferuan^er  barfuffer,  bann  bin  m^ 
fd^ulbig  gemut  ift  gu  tüol  trumig  irem  groffen  alefan^. 
grag  in  aller  teülfd^er  nation,  attc  fürften  önb  ^crren 
gatiftlid^  ober  tt)altli(|,  aHe  ftenb  önb  ftet  bie  etma^  mit 
in  ju  fd^affen  l^aben,  bie  nit  fid^  ber  bdrfuffer  abtl^unb 
aU  t)t|I  f^  mögen.  S)ein  öorfaren,  ber  fdlig  äRajimiüan, 
I|at  inen  auä)  dtvan  gebljd^tet,  aber  l^at  nid^t  mit  feim 
b^d^töatter  öfegerid^t,  toeber  öor  nod^  nad^  ber  b^d^t,  önb 
in  ber  beid^t  tooti  er  nit  ba§  ber  münd^  in  etttjarumb  ^ü 
rebe  ftellet,  ba§  mit  feim  mitten  jm  romifd^en  reidö  öer^ 
Iianblet  loere,  er  fagt  ju  bem  bt)d^töatter,  l^err  meine  fad^en 
i)ab  xd)  mit  lo^fer  teilt  rat  getl^on,  fragen  in  nit  nad^,  tva^ 
id^  b^^t  ba§  abfoluieren  in  got§  namen,  afö  balb  bie  ht)(i)t 
\)i  tüa^  fd^idft  er  ben  münd^en  loiber  l^eim.  S)ie  münd^ 
f(^idEten  im  aud^  fein  gelerten  man  fo  er  bt)d^ten  h)olt, 
ain^  tfiail^  barumb,  bann  fie  günnen  folid^  eer  ben  gelerten 
nit  b^  inen,  fo  louften  fie  ttjol  ba^  ber  faifer  SRajimiü* 
ann§  fainen  befnnber  rat^  fraget,  ^xi  fottid^em  ftüd  öolg 
im  nad^  bu  frummer  t^eürer  fürft,  bu  toirft  glüdf  önb 
l^ail  i^aben  önb  groffen  gunft  öon  teütfd^em  tanh.  SBir 
gebendEen  offt  au§  teüfeB  Hfte  f^eft  fnmmen  ^u  lernen  öom 
S)ert]^ufienfe  önb  öom  ©tapio,  bar  bnrd^  bin  rt|d^  nümmer 
gerainiget  tonrbe  öon  falfd^er  tere  önb  öon  önreblid^en  2) 
^anblungen,  fo  bie  Surtifan  önb  bdttel  münd^  l^inbertc 
ein  gemainen  nn^,  önb  be^  teüfetö  lift  I|at  tttoa^  fürbrungen, 
ba§  er  bid^  fd^ier  betrogen  l^ette  511  getouben,  Sutl^er  tjnb 
Ijutten  loeren  fd^elten^  todrt,  aber  gotte^  gnab  ^at  bid^  nit 
taffen  öerbtenbet  werben.  SSijs  0  d^riftlid^er  faifer  ba^ 
curtifanen  önb  bdttetmünd^  ein  funber  g^fft  finb  cin§  d^riften- 
lid^en  todfen  in  teütfd^em  lanb,  bammb  f^  miberig  finb 
bem  feiigen  Sntfjer  önb  bem  d^riftlid&en  eblen  l^erren  bon 
^utten,  audi  atten  benen  h)elc|e  l^e^Ifame  bing  raten  bim 
^riftli^en  öoldE.  ©l^riftlid^e  emangelifd^e  lere  ift  ein  an- 
fang  alö  IiaiB  bie  5Ü  fürberen  fti^t  ftcf)  jnm  fjod^ften  ber 

0  funberli*  |  lid^  1.  2.  -  «)  tonrcblid^cn  1.  2. 


Bandsgenoss  L  7 

fintier,  folid^cm  tüibcrftrcbcn  am  l^od^ften  bie  bdttel  mmd) 
funberiic^  obferuan^cr  barfuffer,  tücld^e  fid^  bcriaffen  öff 
ircn  gliffenbcn  guten  fd^in,  öermeinen  alfo  bil  jü  raten  bem 
Dnuerftenbigen  t)otd,  ber  tütfd^en  erberfeit  fr^l^eit  bnb 
gnugfame  önberftat  SSIrid^  tjon  ^utten  miiglid^e  fürberung 
5Ü  tl^ün,  aber  bie  ßurtifonen  ligen  im  am  mag  [21 4*^]  9llfo 
gabt  atte^  öbel^  njxber  iid)  önb  bein  x\^d)  bfe  bem  bd))ft* 
liefen  t)old,  bann  bdttet  münd^  Dnb  Kurtifanen  finb  ge«* 
fd^toome  fncd^t  be§  romifd^en  bap^i^. 

SRimm  tüar  frummer  l^err,  atfo  l^^ben  bid^  obgemeltc 
3tt)e^  gefd^led^t  tüoffen  betriegen,  ba^  bu  fd^ter  bine  beften 
frünb  für  abgefagt  finb  l^etteft  gel^altcn,  mor  ift  bin  tjnb 
bine^  r^c^g  gtoffer  frünb  bann  Sutlier  bnb  ^nikn^),  bie 
allein  bin  bnb  biner  bnbertl^on  ^a^I,  eer,  glüdf  t)nb  fdlig«' 
Mi  fud^en  fie  t)nb  aH  ir  anl^ang,  I^b  önb  eer  gät  önb 
laben  tüollen  f^  b^  bir  laffen,  barumb  fie  fid^  offt  in  tobt*« 
lid^e  gef6rlid^eit  geben  l^aben  öon  fotid^e^ttjegen,  önb  nod^ 
nit  ablaffen,  aud^  in  binem  fd^inlid^en  jorn,  bann  fie  l^aben 
bid^  tjnb  bie  tüar^eit  fo  lieb,  ob  bu  fd^on  inen  nümmer 
bandEeft,  toblim  ft)  bir  banod^t  gut^  tl^ün.  Slber  bie  bdttel 
münd^  önb  Kurtifanen  fud^en  bein  önb  beine^  reid^^  fdiaben 
Dnb  tjerberbnüfe,  önb  iren  a^gnen  nu^,  ee  ir  ainer  ben 
taufeten  t^ail  bon  binet  tüegen  litten  afö  ^nt  mh  Sutcr, 
fie  lieffen  bid^  ba§  bin  fd^affen  t)nb  saugten  bir  bie  f^gcn, 
3a  fie  raten  bir  bin  a^gnc  frünb  ju  öerberben,  bo  mit 
niemanb  f^  ber  bid^  öor  irem  argen  lift  bemare.  9?it 
Dmbfunft  ftreiten  bdttet  münd^  h)iber  ben  |)utten,  alein  bie 
barfäffer  obferuanfeer  lieben  öff  ein  jar  in  beim  ober  önb 
Dnber  teütfd^lanb  jttjaimot  l^unbert  taufent  gulbin  an  gelt 
tjnb  gdlt§  lodrb,  ob  fl)  fd|on  fein  gdlt  angriffen  fo  man 
eö  fi^t,  bod^  l^aben  f^  fd^affner  bie  tjjsgeben  önb  innemen 
))ünctlid^er  2)  bann  fein  fürft  fjat,  ja  man  f)at  e^  fummiert, 
ba^  bie  bier  bdttel  orben  in  teütfd^er  nation  jdrlid^  t)ff^ 
lieben  meer  bann  ^e^en  l^unbert  taufet  gulbin.  @oti(^^ 
fugen  f^  aujs  arm  önb  rt)d^,  l^erren  önb  fned^ten.  8Ba§ 
fag  id^  bann  bom  bd<)ftlid6en  ftul  ber  idrlid^  teütfd^e  nation 
erlid^tert  umb  br^^unbert  taufent  gulbin.    3Ba^  aber  mit 


»)  l^uttc  1.  2.  -  2)  püntlx^tx  1.  2. 


8  Bundsgenoss  j. 

fiofel^afftigem  red^t^  l^anbel  gen  Slont  au%  teütfd^cr  nation 
tüirt  gejogen,  ift  nit  Dfe  ^u  red^nen.  Siod^  ntinber  mag 
man  gelen  lüa^  öon  bcn  Hofieren,  ft^fften,  pfarren,  ))frunben 
bnrd^  bie  l^cHifd^en  ßnrttfan  au§  teütfd^er  nation  gefiolen 
önb  geroubi  tt)iri.  fßt)  bcnt  aHem  muß  ba^  öold  geben 
bir  önb  anbeten  tierren  jariid^  fd^ci^ung  atö '  biHid^  ifi, 
mfi§  fid^  fetbg  bar  gü  enteren,  fo  ö^I  münd^  önb  Pfaffen 
fo  [B]  in  !I6fteren  önb  bfferl^alb  öerpfrunbet  finb  and) 
jietien,  on  bie  bdttel  münd^.  SSie  möd^t  bann  teütfd^e 
nation  grünen,  fo  afö  ö^I  fc^eblid^er  tl^iere  in  ir  ab  e^en 
alle  gute  maibe,  SSnb  ba§  mdr  nod^  liblid^  fo  e^  allein 
bem  gut  fd^abet.  Sie  önfterftonb  aud^  önß  am  I^b  önb 
fr^ben  fd^aben,  fo  f^  gern  filmen  ba§  toir  öngebultig  meren 
h)iber  önfer  I^b^  l^erren  öon  irer  fd^afeung  h)egen,  bann 
fie  geben  für  toa^  toir  inen  geben  f^  ein  got§  gab  önb 
foll  nit  geminbert  merben,  aber  fürften  fd^a^ung  möd^t  mof 
Dnberl^alten  werben.  9?un  mögen  loir  ^e  nit  pabft  t)nb 
fürften  enteren,  fie  mainen  mir  folten  ee  bie  fürften  ober*» 
geben,  ba^  tt)6tten  mir  nit  tfjün,  bo  mit  f^  bann  gft  fd^affen 
gelüunnenb  atö  fd^^bleüt  bnb  ainiger  alfo  in  önferem  bn^ 
fr^b  fie  gemeftet  lourben.  ®atumb  fd^idft  ber  römtfd^*) 
pabft  fo  offt  in  alle  taub  botfd^afft,  fürften  önb  l^erren  bn- 
ein§  ju  mad^en,  bnb  ba§  nod^  groffer  ift,  bie  ßurtifan  önb 
bdttel  münd^  bringen  au^  frembben  lanben,  befunber  ö§ 
Stalia  önb  SRom  allen  falfd^,  öfffa^,  öntrem,  l^inberlift, 
bo  burd^  trelü  t)nb  gtoub  gebrod^en  mirt,  önb  fd^ier  ein 
bruber  bem  anberen  nit  trumen  barff,  toiber  alte  rebtid^eit 
teütfd^er  nation,  önb  b^  aHer  fölid^er  bübart}  abfoluieren 
bie  münd^  ieberman  burd^  frtjl^eit  ire^  orben§,  bnb  bie 
©urtifan  an^  getoalt  ber  ablofe  brieff  bnb  römfd^er  gnabe 
bnb  ha§  ftlle  öngered^tigfeit  fürgang,  önb  anä)  ber  50m 
gotteg  ober  önß  fumme  önb^)  ober  ön§  blibe,  fölfd^en  f^ 
aud^  etoangelifd^e  lere  öff  ber  fandet,  fo  fie  bn^  fterdfen  in 
bnferem  n^b  bnb  f)a%  bnb  fagen  man  mög  h)ol  bem  l^anbel 
finb  fin  aber  nit  ber  perfon.  äRan  m6g  ainen  mol  bffcren 
bnb  meiben  önb  im  bannod^t  nit  finb  fein.  äRan  mög  tt)oI 
intereffe  nemen  bon  früntlid^em  l^fjen.    SKan  mög  lool  ge* 


«)  r6mi»  |  d^  1.  2.  —  «)  tonh  1.  2. 


Bundsgenoss  I.  9 

fd^etbtgfcit  braud^en  e^  f^  nit  fd^cbltd^er  lift.  SKan  ntog 
tool  laffcn  bif^jenfiereti  ben  pai^t  bbcr  öerfd^ribcn  a^bc. 
ajlan  m6g  tool  töbtlid^c  frieg  füren  ömb  fdiirmung  aigen^ 
nu^,  bar  ju  man  ein  beh)ertid|  fd^einlid^  red^t  fjab.  3)ie 
ntdfe  aud)  ber  böfen  <)faffen  fe^  erlöfen  bie  feien.  SBir 
mögen  an§  natürlid^er  foafft  bnß  fjüten  öor  fünben  on 
gnab  önb  bnß  felb^  ^ü  gnaben  fd^iden.  ©^  f^  böffer  gdit 
ömb  romifc^en  abtefe  geben  bann  anberen  armen  leütcn  in 
offner  not.  ^eberman  m6g  tjnb  foKe  [B,^]  aigen  nn^ 
fud^en.  ©^  mög  einer  aigen  fd^aben  toot  mit  ma|  rdd^en. 
ffi^  f^  ein  oberfeit  nit  fdiulbig  bem  d^riftlid^en  önbert^on 
alles  gutS  fo  er  im  getl^un  mag,  meer  bann  ein  tl^ürc! 
feim  önbertl^on.  ©oHd^  bnb  ber  glid^en  Slriftotelifd^  iiaib»* 
nifd^  tere  treiffen  f^  önß  0  in  öon  bnfer  inget  öff,  bo  mit 
toir  nümmer  ett)angelifd^e  toarl^eit  erfennen,  bammb  ünfe 
got  finb  ift,  madiet  affeS  folid^  antid^riften  lere.  SSnb  fo 
boctor  Sutl^er  ön§  allen  ^ü  gut  folid^S  an^  reuten  toxii, 
miberftonb  im  Surtifan,  bdttel  mundo,  ja  ber  gan|  romifd^ 
^off,  Dnb  loeHen  aud^  bein  guten  lümbb  bo  mit  beftedfen, 
bin  d^riftlid^  gemfit  l^ie  mit  öerferen,  aller  frummen  teütfd^en 
gutttjillifeit  öon  bir  ttjenben,  fo  fie  bnberftonb  bid^  tjn«« 
fd^ulbigen  fa^fer  in  ir  antid^riften  fect  jiel^en.  Slber  toir 
0  Jfa^fer  baS  h)ir  önjs  befferS  5Ü  biner  gered^tigfeit  ber- 
fel^en,  tjnb  l^offen  bu  f^eft  fo  frumm  baS  bu  nümmer  aujs 
gutem  gettjiffen,  ben  Sutl^er  önb  ^utten  für  irrfdlig  önb 
fd^eblid^e  geurtailt  l^abft.  S)e6]^alb  toir  nit  ad^ten  aller 
manbat  follid^  fad^en  betreffenb  tjnber  bem  namen  beiner 
^a^ferlid^en  maieftat  begangen.  SBir  ad^ten,  aintmeberS 
loiffeft  bu  nüt  barumb  ober  aber  fetieft  bnred^t  befe  f)anbete 
berid^t,  barumb  a|)pellieren  mir  bon  bir  bbelberiditen  ober 
betrognen  bon  Stomaniften  ju  bir  mol  öon  bnfe  tjnberh)ifet 
t)nb  berid^t  ju  werben,  ^ie  ^ftjifd^en  Idfen  mir  toa^  §ut 
bnb  Sutl^^r  gefd^riben  l^aben  ober  fd^riben  merben,  jn  tioff- 
nung  eS  foll  balb  ber  romaniften  arger  lift  alfo  an  tag 
fummen  baö  bu  bdttel  mündi  önb  curtifanen  in  ad^t  önb 
bann  tl^un  föHeft,  ba§  got  balb  mell  fd^idfen,  bann  önfe 
jlo^felt  nit  got  i^ab  bi^  fo  lieb,  er  merbe  bid^  nit  lang 

0  t>i  1.  2. 


10  Bnndsgenoss  I. 

kffen  irren.  @o  nun  bir  ba§  tüor  lied^t  burd^  Sut^crum 
Dnb  ^uttenunt  inlüd^ten  njtrt,  mürbftu  balb  öcrmerffen 
allen  irrfal  ber  romaniften  mit  iren  bß  ^jrebißem.  ®a§ 
id)  aber  anfandlid^  gfagt  l^ab,  o  frummer  fürft,  önfer  not 
fl)  fo  groJ5  ba§  toir  nit  lenger  bnfe  mögen  entl^alten  t)on 
iamerli^en  Hagen  ift  hinbtti^,  fo  bu  merdfft  tüte  m^  aufe 
gnaben  gotte§  bnfer  öemunfft  öfft^on  ift,  ba^  mir  er* 
fennen  au§  alten  l^iftorien,  mie  lüol  önfer  nation  gefin  ift 
önb  lüie  öbel  jefe  önferc  fad^en  ftonb,  t)n§  berbrüft  ber 
groß  falfd^O  önb  mifeglonb  önber  m%  bem  mögen  toir  nit 
entgon  [Bij]  bann  er  ift  beftatigt  burd^  römifd^e  gfa^  önb 
gaiftlid^  re^t  ba^  niemanbt  fein  fad^  gnüg  öerfid^eren  fan, 
man  finbt  allmegen  fd^Iu^jfflöd^Iein  arme  leüt  bmb  jü  tribcn, 
bar  tjff  aud^  bie  juriften  bnb  abuocaten  ju  fd^ul  gonb  bnb 
fidi  mit  bem  enteren,  fo  bod^  önfere  öorfaren  toenig  gefa^ 
önb  groffen  glouben  gefjalten  l^aben,  \^at  anä)  !eim  gejimpt 
öffer  bem  lanb  fein  red^t^fjanbel  jiel^en.  9lber  je^  ift  mein 
l^anbel  mit  ben  bittet  münd^en,  fo  iü(i)t  er  mid^  tjon  cim 
conferuator  ju  bem  anberen  in  ober  önb  bnberlanb,  §u 
left  gon^)  SRom  bo  geeint  er  lob  önb  SRom'"*),  mit  ben 
<)faffen  ift  e^  aud^  alfo.  ®o  mit  teren  aud^  tt)ir  la^en 
öit  bfeüg  bnb  inrebe  önb  falfd^  ömb  falfd^  jü  geben.  SlIIc 
bing  finb  t^eür  ht)  önfe,  aud^  ift  bie  mün^  gefelfd^et,  !ain 
gilt  golb  !an  man  meer  finben,  3tom  t>erf4ludft  aHeg  ftibcr 
tjnb  golb,  bie  muffigen  hatttl  münd^  t)nb  curtifanen  mad^cn 
aud^  ba§  toaffer  tl^eür.  SSnfer  bernunfft,  fagt  man,  für  ön§ 
an  ber  fan^el  am  narren  feil,  got  nimpt  t)on  bnfe  ben 
irrfat  bnfer  finftemüg,  bnb  molten  gern  lernen  bnb  l^ören 
bie  d^riftlid^  hjarl^eit  bie  bnfere  feien  fettigen,  fo  ift  nie- 
manb  ber  fie  bnfe  börffe  fagen,  bann  bie  bdttel  münd^ 
toetten  nit  bie  fein  meldte  bnfe  bnrcd^t^  fürgel^alten  ^abcn, 
ec  holten  fie  bnß  für  önb  für  jm  irrfal  taffen  ftedfen,  bar 
an  fe^en  fl^  aß  ir  vermögen,  ünnb  toellen  miß  ^rfdiredfen 
mit  bapftlid^em  bannen  toiber  bie  toarl^eit  üfegefanbt,  mit 
fat)fertid^en  manbaten  on  bein  ttjol  berid^t  ürt^eil  gcbotten, 
mit  altem  ^drfummen  önfer  irrigen  öorfaren,  mit  gliffenbem 

>)  fal  I  *  1.  2.  —  «)  gcin  2.  Bock.  (=  gen).  —  »)  tum 
2.  Bock.  (=  Ruhm). 


Bnndsgenoss  L  11 

fd^ein  irer  örben,  mit  t)^Ic  ire§  anl^ang^  önb  je  mcr  fic 
fürbalücn  ba§  t)n§  d^riftlid^e  gfa^  nit  luter  fürfumme,  fo 
Dil  mittber  finb  toix  ^u  rülu  au§  innerlid^cm  gotltd^cm 
triben.  @o  luir  nun  ömbgetriben  »erben  an  gut,  I^b,  eer 
önb  feel,  önb  toir  atter  t)t|Iff  Dorn  ))abft  entfe^t  finb,  önb 
ö^I  bt)fc|off  murmeffig  finb  öon  megen  ire§  gljb^,  hie  brü 
ober  öier  biftümb  mit  bdpftlid^er  bif))enfafe,  ib  eft  mit  anti^ 
d^riftlid^em  gfa^  lüöllen  l^aben,  bie  fid^  annemenbt  burdEi 
comme.nb  bcr  dpticn,  |)riorat,  ^robftien  ber  Höfter,  önb  fie 
bod^  nit  münd^  finb  nod^  bar  511  lüoffen  fein,  fo  fie  irer 
b^ftümb  nit  njoffen  märten  funber  ber  Hing  önb  groffen 
[Bij^]  fürften  ^öff  nad^  ^ie^en,  ba§  f^  on  bdpftli^e  bif|)en- 
fierung  nit  tl^un  borffen,  mie  mol  Dil  bifd^off  finb  bie  gern 
l^ilff  tl^dten  ber  etoangelifd^en  lüarl^eit,  aber  bdpftlid^e  fordet 
übertr^bt  fie.  SSem  follen  bann  ttjir  önfer  not  Hagen, 
bann  bir  önferem  frummen  fa^fer  önb  l^erren,  ^u  bem  mir 
ön§  alleö  gut§  öerfel^en,  mie  tool  mir  etma^  erfd^rodfen 
finb  ab  binem  beid^tbatter,  ber  fid^  bin  fo  faft  önb  ty\)l  be^* 
rüm))t,  mie  bu  nit  allein  ^n  l^alteft  aU  bin  beidfttöatter, 
funber  al^  bin  ganzen  regierer  in  atten  fad^cn,  mie  tool 
mir  l^offen  bu  fieft  Ijol^er^  öerftanbtg,  bann  ba§  bu  bid^ 
önnb  bein  r^d^  laffeft  an  ein  fjoffertigen  fdfeidger.  3^ 
bod^  ift  ein  groffe  menge  be^  fd^Ied^ten  öoMö  befe  cr^ 
fd^rodfen  önb  leibig  morben,  l^at  alfo  gefagt  me  m^  me 
bnß,  muffen  mir  nod^  lenger  ber  önmdnfd^Iid^en  ttiranl) 
ber  münd^  önbermorffen  fein,  mir  mainten  ba§  ebel  blut 
©aroli  folt  onjs  bar  öon  erloft  l^aben.  ©rbarm  eö  got 
ba^  ein  öngelerter,  eerg^tiger,  lufiger  münd^  ba§  gan| 
romifd^  reid^  regieren  fol,  mie  miH  önß  immer  ^at)l  ge«» 
f^d^cn.  ©ottd^  önrumige  Hag  önber  fürften,  eblen,  burgern 
bnb  patoxm,  l^aben  mir  fünffjel^en  bunbt^gnoffen  erfaren 
önb  önfe  mit  aller  mad^t  önberftanben  folid^  bofen  mon 
be§  öoldfg  t)on  bir  Dg  sfi  tilcfen,  bo  mit  nit  teütfd^e') 
nation  bin  önmiHig  mürbe,  önb  l^aben  inen  gefagt,  bu 
merbeft  bicf)  meber  an  hhp^Üiä)  legaten  feren  nod^  an  bie 
bdttel  münd^,  ob  bu  fd^on  ettlid^  manbat  Iiabeft  loffen  au§ 
gon  afö  man  fagt,  f^  e§  bod^  nit  bein  miffen  bo  b^,  ober 


>)  teüfd^e  1.  2. 


12  Bundsgenoss  I. 

tüerbeft  eö  balb  enberen,  bu  tücrbeft  bir  d^riftutn  ber  burdö 
ben  Sutcr  önb  |)utten  rebt  Heber  laffen  fein,  bann  aHe  toaü, 
bu  tüerbeft  ben  grotüen  mixnä)  öon  bir  t^ün,  önb  n)erbeft 
©rafmum  öon  äloterobant  ju  eint  beid^töatter  önb  inner*- 
fidlen  rabt  annemen,  ober  ben  Sut^er  ober  ben  ©ariftat, 
ober  ainen  anberen  inen  gelid^.  S)u  tüerbcft  funberlid^  bie 
tüdlttid^en  ©^urfürften  önb  bine  reblid^en  öetter,  bie  frumnten 
^a^rifd^en  Ferren,  önb  ben  eblen  gran^  öon  SidEingen, 
S?Irid^en  öon  |)utten,  |)er^og  gnberid^  ^fal^grafe  önb  beren 
glid^en  bie  ndd^ften  nad^  bir  laffen  fein.  S)u  tt)erbeft  alle 
©urtifan  önb  bättel  münd^  in  ad^t  önb  aber  a(S)t  t^un. 
S)u  tt)erbeft  fein  bifd^off  laffen  ein  d^urfürften  fin.  5)u 
merbeft  gan^  fain  car[Bttj]binaI  in  teütfd^Ianb  laffen.  ®u 
merbeft  gebieten  man  föH  l^ailfante  lemung  ber  brl)  f^irad^ 
önb  anbre  eblen  fünft  in  fd^ülen  kffen  ein  fürgang  ^aben, 
ba§  emangeüfd^e  clarl^eit  tjff  ber  fandet  föH  allein  ge»* 
^jrebiget  werben,  mer  bar  tüiber  fein  tüiH  ber  foll  geftrafft 
tüerben.  S)u  ttjerbeft  0  verbieten  für^in  fain  ^laHiunt  nteer 
gu  Sloni  fouffen,  fain  annat  nteer  geben,  fain  abla§  nteer 
in  önfer  lanb  ton  funtnien,  fain  bdttel  ntünd^  nteer  laffen 
fantlen,  funber  ba^  f^  fid^  neren  mit  bequemer  önb  müg»* 
iid^cr  tvtx%  S)a§  man  fain  fürf|in  Ia§  fummen  in  bie 
bdttel  orben,  funber  fie  laffen  abfterben.  ^a^  man  fürtcr 
fein  t)mb  fd^ulb  lag  in  bau  tl)un.  3)ag  man  feim  ^jfaffen 
meer  bann  ein  ^)frunb  Ia§.  $)a§  jetlid^er  ^jfaff  müfe  t)ff 
feiner  ^jfrunb  fein.  3)ag  ad  5ßfarrer  önb  b^fd^off  ire 
dm^ter  mit  ^jrebigcn  önb  anberm  felb§  öerrid^ten.  S)ag 
man  fain  münd^  nod^  mtnn  lafe  br^  gelübte  t|ün  ee  fie 
breiffig  jar  alt  tüerben.  S)a§  allen  münd^  önb  nunnen 
?iimme  au§  bem  flofter  ju  gon,  tüo  fie  mercfen  ba^  flofter 
Idben  inen  bienet  ^u  ber  feien  fd^aben.  3)ag  fain  ©urtifan 
borff  für^in  ein  fjfrunb  anfallen.  S)ag  man  in  faim  bing 
fol  red^t  ober  bif^jenfierung  ^u  5Rom  fud^en,  funber  afi 
gaiftlid^  l^enbel  für  ben  lanbt^  b^fd^off  fummen  laffen. 
S)a§2)  jitan  ein  gloiffe  fumm  orbne  n)ie  öil  man  f6H  gütg 
in  bie  flofter  bringen  önb  nit  meer.  SBie  t)^l  |)faffen  in 
jetlid^er  ftat  fein  föllen  önb  nit  mcr.    3)ag  man  on  ta^fer- 


*)  h)ebeft  l.  2.  —  ^)  S)^  1,  2  (für;  2)3). 


Bondsgenoss  I.  13 

fidlen  gtoalt  in  funberl^cit  erlang  für  ^in  tarn  cn)tgcn  jar^ 
tag  ober  ^jfriinb  foH  ftifften.  S)ag  alle  münd^  önb  nnnnen 
aller  orben  ben  lanbt^  b^fd^offen  fotten  önberioorffen  fein. 
S)a§  aHen  ^jfaffen  ertoubt  fe^  ec  tüiber  ju  ^aben  bo  ntit 
fo  t)il  fd^anb  önb  fünb  öermitten  bl^b.  S)a§  man  !ain 
red^t  ^anbel  aud^  am  toaWid^en  redeten  ober  ein  jar  ömb»* 
jie^e  bem  armen  man  ^u  öerberbnüfe.  S)ag  Sa^fcrlid^ 
maieftat  für  ^in  bie  eblcn  brand^e  in  tegation  be^  r^d)^ 
önb  in  iren  rdten,  önb  nit  la^  für  l^in  fo  t)\)l  ^ol^anne^ 
önb  ©onrabe  önb  ^ainxkt  önb  berglid^en  bad^anten  önb 
fd^riber  önb  finan^er,  öerrid^ten  groffe  fad^en  römifd^  reid^^, 
fo  bod^  je^  ber  abel  feine  finb  la^i  ftnbieren  önb  önber*» 
toifen  n)erben  in  fünft  önb  in  fitten.  S)a§  für^in  ab  ge«» 
ftelt  tt)erb  ba^  feelo^  öertt)egen  öoIdE  aHer  frieg^hted^t  ba^ 
bo  galt  ndme  [Biij'']  önb  juge  bem  tüfel  jü,  funber  jet*» 
tiä)^  lanb  ^elffe  irem  l^erren,  önb  fürl^in  ber  abel  fid^  übe 
in  friegen,  benen  e§  ju  gel^ort.  ®ag  bie  fudferien  ^erftort 
tt)erben,  ba§  jü  trindfen  ein  brunn  aHer  lafter  ^jeinlid^  ge«* 
ftrafft  tt)erb,  ba^  fd^am^)ere  flaiber  an  man  önb  fratt)en  ab 
getl^on  toerben,  ba^  offentlid^  got§  tefteren,  offentlid^  ee*« 
bmd^,  jn  trincfen  f^  gnugfame  fad^  bammb  einer  aHer  eer 
entfe^t  totxhe.  ®a^  man  fürl^in  nit  gült  fonff  öff  ügenben 
gutem,  t)nb  ba§  man  aHe  gülte  möge  öff  gute  0  ablofen. 
S)a§  fain  frieg  on  örloub  faiferüd^er  maieftat  mb  ber  ä)ux 
fürften  foH  fürgon. 

3)ife  ftudf  önb  beren  glid^en  l^aben  tt)ir  für  gehalten 
ber  teütfd^en  nation  mit  munb  önb  gefd^rifft,  offenttid^  önb 
^eimlid^,  bu  toerbeft  aH  bein  flei§  anferen  foiid)^  ab  jü 
fteHen  öor  aHen  bingen,  ba^  bir  bar  nad^  got  gab  ft|g  önb 
^ail  öor  aHen  anbem  binen  finben.  S)ann  werben  bie 
ftardfen  tcütfd^en  öff  fein  mit  lt)b  onb  gut  mh  mit  bir 
jiel^en  gon  ^om,  önb  gan^  ^talxa  bir  önbertl^dnig  mad^en, 
barffft  toeber  ömb  :pabft  nod^  carbinal  für  I)in  n)erben,  f^ 
muffen  für  I)in  öon  bir  önb  aHen  binen  nad^fummen  con»* 
firmiert  toerben,  aber  bu  folt  aHen  getoalt  au^  frafft  ber 
etection  ber  ©^urfürften  Iiaben.  S)urd^  foüd^  toei^  n)ürft 
bu  ein  getoaltiger  füng  ber  erben,  fo  bu  öorl^in  got^ 
Iianbei  t)|rid^teft,  bar  nal^  toirt  got  bin  Raubet  öferiditen. 
5)arumb  bitten  toir  .jö.  bunbt^gnoffen  in  namen  teütfd^er 


14  Bundsgenoss  I. 

nation  bein  Saiferlid^e  mdeftat,  bu  tüoHeft  ertpecfen  bin 
mannlid^  abeüd^  gmüt  önb  tinfertn  f uralten  beju  gemeinen 
t)oI(f  ain  nad^trüä  geben,  bo  mit  alle^  öold  bir  günftig 
bl^b.  Safe  bir  bin  gütn)iKige  teütjd^e  nation  lieber  fein 
bann  barfnffer  obfernan^er,  bie  in  bie  lenge  bir  nit  färb 
njerben  tjalten,  atö  bann  fd^ier  aKe  fürften  önb  Ferren, 
gaiftüdö  önb  njaltlid^,  lanb  önb  ftet  in  teütfd^em  lanb  Don 
^n  erfaren  l^aben,  fo  man  inen  groffe  gutt^ot  betüeifet,  önb 
öfe  örfad^  bie  zttvan  nötig  ift  ein  gebet  an  fl}  legt  Der»» 
geffen  f^  aKe§  guten,  önb  fdjlagen  ah  gebetten  bittid^  fad^ 
mit  groffem  öerbrufe  obern  önb  önbem.  ©oüd^^  ift  offt 
gefd^cl^en  t)on  in,  barumb  fd^ier  aller  fürften  önb  ftett  l^dr^ 
Don  in  gettjid^en  ift.  9lud^  titoau  triben  fie  ömb  bljfd^off 
önb  ^jfarrer,  ftatt  önb  Ferren  mit  iren  ftol^en  bullen  önb 
ön[B4]mdffigem  ^)rebigen  t)or  bem  einfeltigen  öoW.  3)o 
mit  befdjlüfe  id)  min  önb  miner  mit  gfeHen  ^er^Iid^  Hag 
ju  bir,  tl^u  bu  atö  ein  getriin)er  öatter,  afö  ein  genabiger 
|err,  aU  ein  gel^dr^iger  fa^fer,  önb  U^  got  önb  ber  teütfctjen 
nation  bandfbar  önb  !umm  önfe  jü  l^ilff.  ®ot  bel^alt  bid^ 
önb  önfe  lang  ^eitodrtig.    Slmen. 


S)er  awkx  bmiMggnofj. 


■ 


25om  fajien  ber  .jl  tag 

uor  öfteren  önb  anberu,  toie  bo  mit  fo 

jam erlief  tüirt  befd^todrt  ba§ 

ß^rtfteuli^  öoltf. 


Jesns  vom  Teufel  in  der 

Wüste  versucht. 

Matth.  4,  3. 


16  Bundsgenoss  II. 


ilT  tüir  ttJoIlcn  etttbecfen  gemeinen  d^rtften,  mit  tva^ 
^*^  lafterlid^er  önträglid^er  burbe  j^  belaben  finb, 
önb  fol  önjer  jetlid^er  jin  rat  önb  arbeit  öff  ein  tag  t)^^ 
rid^ten  mit  anfd^Iag  önb  n)ürdEung,  8Wfo  ba§  jetHdfier  ee 
bann  er  an^a6)  fid^  ju  bebencfen  öor  bem  Iielgen  ©rucifij 
got  bitten  t)mb  inj^jrud^  önb  ^^Iff  joIid^S  je  t^ün  na(| 
feinem  gefallen,  nac^  folid^em  ölgerid^t  i^ab  iä)  anberer 
bnnbSgnofe  mid^  itbad)i  jn  fdfiriben  Don  bem  öier^ig  tdg* 
lid^en  faften  bar  ab  alle  menfd^en  Hagen,  t)nb  ftanbe  mir 
got  b^,  ba^  id)  bie  ttJarl^eit  fd^r^b.  ®üd^  allen  ift  jü 
n)iffen,  ba^  ade  d^riften^eit  ^)  tüeld^e  laben  ttJoHen  ^n  gj^or»* 
fam  SRomifd^  bifd^off^  iarlid^  gejtüungen  toerben  öff  bem 
jjrebig  ftui  önb  im  b^d^tl)u§  ju  faften  Dom  dfdf)er  mitmod^ 
bi^  oftem,  aKe  tag  on  bif^jenfterung  önb  ö^jug,  einö  ^ab 
bann  erlonbnü^  öon  feim  b^c^töatter,  ben  e^  öor  fa^nadftt 
l^eimgelaben  ^ab  ju  I)u§  önb  im  fein  fragen  gefült,  önb 
im  öerl^eiffen  bar  jü  ein  gut  faften  füd^lin.  9tun  beger 
idf)  lieben  frünb,  jiel^en  minen  rot  ^n  l^dr^üd^  önb  öer^ 
nünfftig  ört^ail,  bar  nad^  befd^üefent  toa^  eüd^  gefalt. 
C>@t  e§  nit  ein  btinber  öotg,  ba^  ir  glouben  geben 
(\3  ben  öoHen,  büd^igen  ^)rebigem,  fo  %  eüd^  fagen 
d^riftlid^  fird^  l^ab  gebotten  bt)  tobt  fünb  je  l^alten  fo  ö^I 
tag  önöff^ortid^  jü  faften.  ®a§  ift  aber  nod^  fd^im^jfflid^er, 
fo  fie  tjffjeid^nen  in  matl^ematifd^er  ö^red^nung  toeld^c  ba 
öon  entfd^ulbigef  fienb,  ober  nit,  önb  bod^  ba  b^  aHtoegen 
ein  anget  ber  fcru^jul^  laffen  ^n  ben  getoiffen,  atö  ob  man 
ö^IIid^t  aigner  blobigfeit  jü  ö^I  gloube,  bo  mit  önöffl^orlid^ 
mxiito  bleibt  ^n  d^riftli^en  |ar^en,  önb  bo  burd^  folid^ 
bud^üdtter  önb  mdrtin  ^jrebiger  allmeg  ju  fd^affen  i^aien 
mit  ben  leüten,  fo  f^  ^jamofifd^  im  getoiffen  örtailen  t)nb 
erfd^redfen.  SBie  tool  nit  bart|on  mag  toerben  gebot  ber 
gemeinen  d^riftenfjeit  öon  bifem  öaften,  bod^  ob  fd^on  gebot 
bo  t)on  gefunben  touxbt,  mag  nit  bargetl^on  toerben  grünt* 
lid^,  ba^  folid^e  faft  betriff  bic  gmein  b^  tobtfünb.  @^ 
fol  aud^  nit  ba  für  gefjalten  toerben.    3^^  leerten  gfaft 


*)  Im  druck:  d^rU  |  l^eit. 


Bondsgenoss  n.  17 

raotß  ift  [Tixj]  ö^I  öont  faftcn  gfd^ribcn,  aber  an  fcim  ort 
fittbcft,  t)a:p^xä)i  jü  tobtfünb,  fo  jemanbt  eö  öbergieng. 
SBic  ift  bann  ein  •  goudfelman  fo  fen  bnb  barff  on  f^üU 
l^aben  fagen,  im  nennen  gfa|  f^  foIid^S  ^n  gentelter  gftalt 
•gebotten.  @o  bod^  int  netuen  n)ir  gar  erlöst  finb  t)on 
folid^en  fd^n)eren  bürbin,  atö  aud^  t7|n)ei^t  fant  $anln§ 
lere,  ©id^  toie  gro§  arbeit  ift  im  tcntfd^en  lanb,  burd^ 
<iu^  in  aQen  menfd^en,  atfo  baS  man  fagt,  ein  (Sarbinal 
l^ob  foIid^S  ein  mol  gefeiten  tmb  angejaigt  bem  ba^ft,  toie 
<irbeitfom  teütfd^e  nation  f^  tmb  nit  ^n  öff  jn  fegen  f^ 
groffe  faften,  bod^  l^ab  man  folid^  faften  ^n  nit  abgenummen, 
junber  meer  für  ein  öberjalig  tt)erl  Ion  bliben.  ^m  ganzen 
jar  ift,  nit  groffer  arbeit  im  fdlb  bann  in  ber  faften.  5)o 
^u  ift  teütfd^Ianb  an  \)^l  orten  nad^gültiger  narung,  an 
toenig  orten  ift  toein.  Sin  t)ü  orten  mu§  mon  it)  groffer 
-arbeit  benngig  fein  an  fatten  erbi^,  bonen,  tmb  burren 
b^ren,  l^nftlen  genant  2tn  feim  ort  tDaä)^t  bonm  61.  SBer 
toolt  fagen  ba^  ben  arbeitfomen  fe^en  öffgefegt  toerbe  bon 
ier  mitten  barml^dr|tgen  müter  ber  ©l^riftenlieit  ein  fo 
fd^todr  iod^,  bo^  gntn^iQig  d^riften  ^n  ftdte  t)nrun)  ber  ge«* 
toiffen  fe^te,  fo  fic  folid^  t^annifd^  gebot  ettoan  ö§  bnrger*» 
lid^cr  not  bbertrdten.  3)ie  öotten  münd^  bie  att  tog  jü 
^en)ifFer  ftnnb  ein  n^olberaiten  ^mbi^  l^aben,  b^  rutt)iger 
iirbeit,  am  fd^atten,  on  fd^tt)ei§  önb  mibe,  mainenb  f^ 
tl^uenb  ettt)a§  gro^  mit  irem  faften  önb  toollen  ben  armen 
I^en  öfffegen  ein  folid^^  gebot,  bag  f^  nit  l^ielten  ob  man 
^n  gtoei  mol  atö  ö^I  jn  cjfen  geb  mit  l^alber  arbeit,  bo§ 
1^  t)fflegen  bem  fe^en  in  feiner  arbeitfeligfeit.  5)ar  jfi  ob 
eini^  ein  formlid^  toeife  teil  braud^en  in  ft)^^  bie  faften,  fo 
ift  fnnbtlid^  ba^  meer  loften  bor  öff  gobt,  önb  afö  ö^I  ober 
meer  üifti^  barbon  em^jfangen  toirt  bann  öfferl^alb  ber  faften 
in  br^  monaten.  äSer  tt)oIt  fagen  bai^  d^riftlid^  fird^ 
orbnete^)  man  folt  jm  jar  fo  öü  tag  jto^fac^  itoften  önb 
Inft  2)  fegen  öff  \ptj%  tmb  trandf  in  geftcät  ber  hh%  ober  aber 
jo  t)bel  effen,  ba^  fein  tonnber  toerc,  ob  man  foKd^  gebot 
fürl^ielt  eim  l^e^bnifd^en  lanb,  ee  bann  t^  amtm  bi^  gro^ 
]od^,  ob  eS  f(|on  fnnft  geneigt  tott  pm  glouben,  e^  t)er- 

*)  otbnate.  —  ')  zu  lesen:  laft  (?). 

Eb erl in,  Aasgew.  Sehr.  I.  ^  2 


18  Bnndsgenoss  II. 

toege  fid^  atte^  d^rtftenlid^en  todfenS.  ©er  mcer  tl^cil  bc& 
öoW^  ift  önucrbunbcn  gu  foßd^em  föftcn,  [2ttjT  cS  foH 
effcn,  trindfcn  ate  offt  im  tag  not  erl^aifd^t.  SJnb  id^  loitt  nit 
bic  not  t)ff  ein  f:>)^^  bringen,  funbcr  öff  ein  I^blid^  mittel^, 
bo^  ift  fo  ein^  on  fd^obcn  finer  gfuntl^eit,  bcn  l^ungcr  önb 
burft  an  finer  arbeit  aufteilen  ntog.  S)aiJ  id^  aber  »61  bic 
r^d^en  ntuffiggdnger  l^od^  öerbinben  öffg  gebot  öom  foften, 
ift  umbfunft,  bann  f^  ad^ten  ntiner  rebe  nid^t,  önber  l^unbert 
»erben  htm  .iij.  funben,  toeld^e  ntod^ten  öerbunbcn  »erben 
gu  fo  groffem  gebot.  Samntb  »oft  man  bann  ein  gmein 
gebot  laffen  t)§gon  Don  bei^  minften  tl^eite  »egen. 

3d^  gloub  eg  nid^t  ba§  folid^  gebot  f^  geben  öon  ber 
fird^en  önb  ob  e^  geben  »ere,  fo  gift  e^  nid^t,  eg  binbet 
auc^  nid^t.  9lud^  ift^  ber  braud^  nit  b^  ben  gfa^geber,  bad 
fd^»ere  gefdrlid^e  gebot  ober  »erbot  öffgclegt  »orben  öon 
be^  »entgiften  tl^e^tö  »egen  im  t)oti,  on  funberlid^e  jftfo^ 
bei^  öfendmenS.  ®arömb  lobe  id^  önb  mein  gefetten  nit, 
bag  man  ^)rcbige  alfo,  atte  menfd^en  bie  nit  reblid^  ent* 
fd^nlbignng  l^aben,  finb  b^  tobt  fünb  fc^ulbig  bife  j^t  ju 
faften.  3Ron  foft  öcmünfftige  cntfd^ulbigung  bar  tl^än, 
aber  bann  »urbe  anftfünbig  bo^  foum  einer  ober  j»cn  öer* 
p^xi)i  »eren.  @o  müften  f^  bann  alfo  prebigen,  »eld^c 
beren  ö^I  önb  ö^I  cntfd^ulbigung  fainc  l^aben,  finb  öer* 
bunbcn  gn  faften  b^  tobt  fünb,  aber  »ie  tl^orcd^t  nmrbe 
folid^  t)er!ünbigung  gead^t  ift  maniglid^en  binbtftd^.  @o 
bolb  »üfd^et  ein  botter  fo<)ff  l^dr  für  önb  »H  ö§  ben  aften 
lerem  be»dren  bic  öier^ig  tdglid^  foftcn  atö  ob  »ir  f^ 
aud^  nit  gcldfen  l^dttcn.  ^  bin  nit  obftcnbig,  öor  aften 
göten  l^ab  man  in  öotten  lanben  bag  öoldE  ermanet  idriic^ 
gu  meibcn  gc»onte  öbcrfröüd^e  gcfclfd^fft  in  gemein  tmb 
funbcr,  bo  nod^  t)Ql  nad^Ieübe  »a^  t}on  l^aibnifd^er  ergö^^ 
lid^cit,  ba^  man  bod^  .yl.  tag  öor  öfteren  gu  cer  ber  faften 
Kl^rifti  onb  angefclicn  lünfftig  fcft,  bo  mon  nc»  Kl^riften 
»urbe  mad^en  bur(|  bcn  touff,  önb  öorig  d^riftcn  mit  bem 
facrament  be^  aftar^  begaben,  ^ad  man  bod^  oud^  »enig 
tag  abbrud^  t^dte  nit  t^om  »in,  f(aifd^,  mUd^,  butter,  aier 
mh  anberer  bing  fo  notig  finb  gu  tdgftd^cr  fp^^,  funbcr 
mee  öon  langen  gdd^en  ober  örtin,  öon  fd^Iofftründfen,  bon 
t)nmdffigcn  »irtf^afften,  bo  t)\jH  g^t  mi  gdit  k)ffgicng. 


Bnndsgenoss  IL  19 

H  Stter  fo  nun  in  tmfercn  lanbcn  (burd^  gotö  gcnab) 
fold^er  (2ßtj)  l^aibnifd^cr  öbcrflufe  tmbclant  x%  bo  man 
oud^  ftd^  füiü)en  förd^,  fo  nmn  natürlici^er  noturfft  gn&g 
tffut,  ijl  on  not  am  foßd^  folbgfd^ro^  öff  rid^tcn  mit  gc»* 
TOcItem  gebot.  SSnrulo  bcr  getoiffcn,  ergcmü^  ber  Hein 
ijerftenbigen,  nati^cb  ber  bo^mÄtigen,  crtoed^^t  t)%  fo  tm* 
uemfinfftigen  gebottcn.  STIfo  ba§  fc^icr  ein  erber  mon  in 
bcr  fafien  nit  getl^ar  ein  offentßd^  firtin  l^oben  mit  fein 
mitburgercn,  ob  in  fiö^on  bar  jü  geüd^t  nit  frofe,  funber 
meer  burgerlici^e  b^n^onung  ober  innerlid^er  dnmät  tmb  be- 
fd^nierung  be^  genmti^,  bo  t}on  er  burd^  jimlici^  gefelfd^afft 
ücnneint  ju  erÜfet  toerben.  @o  man  aber  angenietet  ön* 
crfaren  önuerftenbig  Hit  fe^t  an  bie  ort  beö  ^nrebigen^  önb 
b^ci^tl^orcnö,  toiffen  fie  nid^  ju  erfennen  bie  meinung  meufd^- 
lid^er  gfa|,  funber  fo  fie  aöe  bing  (on  jn  felb^  tmuerfüd^t) 
ermeffen  nac^  bloffer  fürgebung  be§  bäd^ftaben,  mad^en  pe 
anbere  mit  jn  5Ü  tl^oren,  ober  bringen  fid^  felb§  mit  ben 
gfe^cn  ju  fpot  öor  allen  oerftenbigen.  II  ®g  ift  fein  ax^ 
gumcnt,  S^riftug  l^at  fo  lang  gefaftet,  ergo  tt)ir  fotten  eö 
jdrlid^  aud^  t^n,  fo  man  bod^  nit  lifet  öon  Sl^rifto,  ba§ 
er  idrlid^i)  ein  folid^  faften  gcfurt  l^ab.  Dar  jü  l^at  er 
t)n§  ein  fo  lange  faften  nit  gebotten,  l^dtteft  bu  attein 
©Iirifoftomum  gelcfen  über  SKattl^eum  am  .oj.  capiüzl,  bu 
l^dtteft  bein  blobcren  ö^Iid^t  nit  fo  brü^Ii(|  l^or  ö§  ge* 
f}rfitt)en.  S^  befenn,  ba§  faften  fei  ein  orbnung  d^rifti 
önb  ber  a^)ofteI,  aber  nit  ein  folid^  öaften  toic  toir  im  brud^ 
l^aben,  fo  t)il  tag  t)nb  fo  t)^!  gen^onter  f:pQ^  ganzen  ai^ 
brud^,  önb  ein  mol  im  tag  effen  ic  Stber  d^riftlic^  fctften, 
ift  nid^t  bann  ein  billiger  bebad^ter  abbrud^  fo  öil  önb 
lang  ah  bir  not  2)  ift,  nad^  biner  art  gu  leftigung  be§  I^b^, 
in  onbertl^dnig  mad^en  bem  gutwilligen  gaifi  ©olid^^  mag 
nit  in  einer  form  jcbermann  gebotten  toerbcn,  bonn  groffe 
tmgleid^eit  ift  jn  natürlid^  gefd^idEIid^eit  ber  I^b,  önb  in 
onglid^er  betoerung  gottlid^g  infprud^ö  im  ]^dr|en,  on  ben 
foIid^§  on  nufe  onberftanben  tt)irt.  II  ®a^  gro§  fd^toer  ge- 
bot ift  ünfe  offgetrod^en  burd^  bie  Slomaniftcn  bnb  beö 
pabft  l^offleüt,  bar  öfe  ein  betodrlid^  argument  gejogcn  toirt, 

')  iaa(^.  —  8)  noft. 

2* 


20  Bnndsgenoss  II. 

fo  mit  lotffen  bcr  pxttatm  on  ireti  toiberf^jruci^  fo  offent- 
ixi)  gebrod^cn  toixt  ba^  faften  an  bei^  iap^t  önb  ber  ©ar«* 
bindl  ^ff  [2tiii^]  an  bcr  b^jci^off  önb  hpt  tif4  Safo  bog 
5U  rom  bie  gan^e  j^t  bcr  faften  alle  nicfege  offen  fton, 
bar  inn  naä)  gctoonl^eit  be^  ganzen  jarc^  ffo^f^  foufft  t)nb 
öcrionfft  toirt,  ift  ^  äö  öemtercf en  baö  foüd^  gebot  fe^  nod^ 
minber  in  önfemt  raulien  teütfd^en  lanb.öffgriegt.  3)attn 
ein  öbertrdttung  ntenfd^tici^g  gebot,  mit  tt)iffen  t)nb  fc^toigen 
ber  oberleit  jcigt  an  ein  öfflören  bcr  öcrbünbtnü^.  SSnb 
ob  fd^on  ettlid^e  tl^ored^te  ^fäfflein  önb  münd^Icin  jdrlid^ 
gro^  mad^cn  ba^  faften  gebot,  tl^unb  f^  bod^  folid^g  meer 
t)%  önuerftanb  önb  on  gel)a^§  ber  ^jrelaten*^)  ber  fird^cn. 
SSnb  fo  f^  alfo  on  örtail  öfftoad^^fen,  tooHcn»)  fie  onbere 
leren  nad^  irem  fürndmen  önb  begriff,  önb  mad^t  ein  efcl 
ben  anbem. 

H  @id^  bie  l^a^Iigcn  bd^)ft  geben  ömb  gdit  örloub 
mild^,  bntter,  Idft,  aijer  jfi  effen  in  ber  faften.  S^fd^off 
erIouben;^odf)5eit  in  ben  .lyy.  tagen.  äRnnd^,  l^föffen,  nnnnen 
Ijalten  faftnad^t  jeit  jetli^g  atö  öil  jm  werben  mag,  toaii 
e§  nit  t^ut  bag  vermag  e^  nit,  önb  bu  bioberer  tt)iit  öff- 
legen  on  ma§  fo  ein  groft  gebot  ben  gemeinen  djriften. 
©olid^g  gebot  bringt  l^unbertaufent  tobfünb  jarlid^,  fo 
jeberman  tttoa^  mnttoiHen^  crbendEt,  bo  mit  er  öorl^in 
linberen  toil  bie  tinmdffige  fünfftige  faften,  ba§  er  nit  tl^dtc 
too  nit  bie  faft  I)dr  nad|  Idme.  S)ann  man  ba§  gan|  jar 
nit  fotid^  önfinnigfeit  erzeigte,  atö  tjor  faftnad^t,  fo  man 
bodf)  jm  jar  fnnft  me  fug  barjü  I)ette.  SSnb  ob  man  fd^on 
öermeinen  tooü,  fo  and)  bie  l^aiben  im  Iiomung  folid^  bu^en 
toeife  geübt  l^aben,  önb  man  ö^Iid&t  in  angenumner  d^riften- 
Kd^er  toeife  ^ab  getoölt  folid^  önfinnigfeit  abftetten,  burc^ 
orbnung,  bie  felbig  geit  aud^  jimlid^er  froib  abbrud^,  atö 
ber  brautlouff,  bo  mit  bar  neben  önjimttd^g  gar  öermitten 
blib.  @o  tottz  hoi)  äugen  fd^einlid^  ba^  folid^  gebot  nit 
meer  gilt,  bann  man  ba^  tt)iberf^)U  öerliengt,  önb  braut- 
louff toiffentlid^  ömb  gdlt  gü  la^t.  Slud^  foli(^  gebot  biHic^ 
öffge^abt  folte  toerben,  fo  man  fid^t  t)^  erfamüfe  fo  M 


*)  ifk.  —  ')  ^Jtelatem.  —  »)  tüiffe. 


Bnndsgenoss  11.  21 

I^Uttbcrt  \ax,  bad  fein  bcffcrung  aber  mccr  öerfd^ulbung 
her  tmad^tfaml^eit  l^alb  bar  an%  ertoed^gt. 

H  9"^  mir  önb  mein  .  fiiij.  gcfettcn  ift§  ein  gntifle 
Haltung,  !ain  latf  er  fei  inng  ober  alt,  rid^  ober  atm,  gc«» 
unb  ober  frand  [7I4]  f^  öerbunben  b^  tobtfünben  bie 
aften  üor  oficm  jü  galten.  SBeld^er  c§  aber  tl^flt  toiHig- 
iid^  bent  tobUm  toit  eö  nit  l^inberficl^  triben,  aud^  nit  öil 
b^nimb  loben.  SSnb  önfer  truiocr  rot  toerc,  man  griff 
ferflid^  on  flaifci^,  aier,  fd^,  butter,  müä),  fur|  alle  getoon* 
lic^  fpeife  jü  braud^cn,  bann  bie  fdibige  jcit  Heiner  mife* 
braud^  gefc|e^en  mag,  fo  fd^ier  ieberman  bie  felbig  jeit 
in  groffer  arbeit  meer  bonn  anbere  jeit  befd^todrt  ift.  Stter 
ein  fold^er  inbrud^  foH  gfd^dl^en  mit  geiftlid^er  önb  todlt»* 
lid^er  ^irelaten  rot  t)nb  ^ilff.  SJnb  ift  nit  an  jü  fdl^en  ob 
ein  Heine  jal  ber  mcnfd^cn  ba§  mifebrand^et,  bann  and^ 
toetn  tmb  brot,  \a  anO)  ha^  l^eilig  facrament  mi^brand^t 
toirt,  bannod^t  fol  man  e^  barumb  nit  aUf)m. 

äRenfd^Hd^c  tl^orl^eit  ift  fo  önmdfftg,  toann  man  ein 
fnnbercn  mifebrand^  toill  toenben  fo  legt  man  gemeine  ge* 
bot  ober  öcrbot  and^  öff  notig  jimlid^  bing. 

U^Se  ^)rcbiger  bnb  b^d^tt)dtter  folten   ba^  criftlid^ 

t|I|  öoIdE  öermanen  gu  mdffiger  nieffung  lipUä^v 
noturfft,  onb  gu  ]^dr|Iici&em  l^a§  ber  laftcr  ö§ 
liebe  ber  tugenbt,  onb  gu  l^ifeigem  tmb  emftlid^em  gebdt  gä 
gott,  bar  gu  faft  wol  ^ilfft  gu  ettlid^er  geit  mdffiger  cA* 
btnif)  ber  fp^fe  önb  trandE,  bo  mit  baö  gebdt  mig  watfer 
gu  got  gefd^dl^en.  H  ®ag  man  jm  jar  öier  gronfaften  l^alt, 
tmb  ben  ©l^rift,  Dfter,  ^ngft  abent  faftet,  bo  gu  fo  man 
ettoan  offenließ  proce|  ünb  cru^gdng  tl)ut,  bo  man  ge* 
meine  gebdt  gu  gott  ümb  gegenliüffig  not  t^ut,  lob  id^ 
faft.  Stber  baö  burd^  foKd^ö  faften  nit  gelert  »erb  ba§ 
öofrf,  atö  ob  e§  got^  gebot  f^,  funber  e^  f^  allein  ein  tjffcr 
angeigung  ber  Krd^en.  S)en  gemeinen  d^riften  gu  leren 
toic  er  ba^  gebot  gotteö  tjom  toadcxzn  gebdt  fott  t)erbringen 
mit  nüd^terfeit  ünb  mdfpgfeit  I^|)Iid^er  noturfft.  S)ann 
got  l^at  jettlid^em  menfd^en  gebotten  er  fille  fid^  l^dr^Iid^ 
im  gebdt  gu  got  feren  in  begerung  aller  nötigen  bing,  tmb 
in  bancffagung  für  alle§  gutcö.  8olic^  gebdt  erforbert 
neild^terl^eit  ber  finn,  mh  foIid^§  gebdt  tt)irt  don  (S^l^rifto 


22 


Bundsgenoss  II. 


t)ttb  fönt  5ßauIo  genant  faftcn.  [71^^]  Stbcr  ba§  juben 
faften  ba^  jefe  t^ünb  bic  frdffigen  münd^  ntit  ircn  ftra|cnben 
Md^en,  ünb  c^  anberc  leren,  ofö  eben  öff  bcn  tag  önb 
eben  fo  t)tjH  tag  önb  ^n  abbrud^  nötiger  getoonter  f<)^§, 
t)nb  öff  ben  mittag  öol  önb  jfi  ®otta|  nit  ler,  baö  ^at 
lein  grunb  in  ber  gefd^r^fft,  ift  aud^  ein  f^jot  it)  allen 
ftnbcn  be§  glonbcn^.  Safe  bic^  nit  belüntmeren  ba^  etlid^ 
lerer  atö  S^ontag  önb  fin§  gelid^en,  ö^I  öff  biß  önb  anberc 
rontifd^  ober  ntenfd^Iid^  orbnung  gel^aften  l^aben,  bann  f^ 
geldbt  ^aben  ^  tjn  ber  begriff (i(|en  finftemü^  bie  got  öcr- 
^engt  ^at  jtoe^  l^unbert  jar  lang  ober  bie  d^riften^eit,  önb 
id^  gloub  bo^  bie  fettigen  terer,  toeld^e  ö^Iid^t  b^  got  im 
l^^mmel  finb,  ein  mittiben  mit  önß  l^aben  ba§  h)ir  burd^ 
ir  irrfal  alfo  irr  gonb,  önb  got  ffeiffig  bitten  ömb  önfer 
erleüdjtung,  önb  got  geweret  f^  an  ön§,  bann  tool  l^nnbert 
iar  lang  önb  lenger  l^at  ie  meet  önb  meer  ju  genomen 
Hein  Haltung  fold^er  ceremonien,  afö  bu  Iljft  im  ©coto, 
DIam,  ®erfon,  önb  netolid^  in  ber  e^)ifiemng  ber  boctoren 
fo  önber  gefd^riben  ^aben  ben  ratfd^Iag  boctorig  ®abrieli§ 
Siel  öom  faften.  STber  merdtlid^  erbarmet  fid^  got  ober 
bie  tüdtt  ja  önferen  tagen  bo  ett)angefifd^e  fr^l^eit  lüd^tet, 
önb  menf^Hd^  gefa^  in  irem  grab  abgeftoffen  mirt.  Stber 
id^  tt)iH  nit  tenger  bid^  öffl^alten,  o  Idfer  ba^  bu  nit  ön^ 
tt)inig  toerbeft  ober  öerbrüffig  önb  id^  aud^  bt^b  b^  für^ 
fd^reibung  meiner  bunbt^gnoffen,  öon  ber  jetüd^em  bu  nod^ 
ö^I  trofttid^er  lere  ^oren  toürbft. 

®z^ab  bid^  tool  bie  j^t  naiver. 


* 


')  l^anben. 


xxt  vevxna 

nung   aller   d^rifte 
ba§  fte  ^iä)  txbax- 
mc  bbcr  bie  floftcrfraiüe. 


3:]^u  fein  Jod^ter  in  ein 

flofter,  bu  Idffcft  ban 

bi^  b&d^Iein  t)or. 


J)er  .111. 


24  Bondsgenoss  ni. 


[71}^]  VtaStt  ift§  an  mir  britten  bunbtögnoffcn,  id^  foff 
t[  I  öff  bif en  tag  ffeife  an  f cren  bo  ntit  iä)  cnt* 
bccfc  ber  todit  ircn  groffen  bcfd^toerb,  @o  meine 
mit  gefellcn  gfagt  l^aben  öon  öigilg  önb  mdffen,  bo  j& 
öom  faftcn,  bunät  mid^  gät  fein  gttfd^riBen  Don  Iloftcr* 
fragen  tmb  niemanb  rüm^jffe  bie  nafen  barab,  ec  bonn  er 
öerldfe  t)nb  bcbencf  mein  für^altung. 

Site  offt  id^  bebend!  gemeine^  tüdfen  beren  ptx\onm 
genant  Hi)fterfratt)en,  fo  mirt  aU  min  gcmüt  ju  erbarmunj 
belegt,  toann  ttjer  mag  on  groffc^  l^dr^eleib  ir  arbeitfdlig* 
feit  bebend^en.  @id^  in  irer  blüenben  önerfamen  iugent 
himmen  fie  in  ein  gefendfnü^,  bar  au^  fie  nümmer  erloft 
mögen  werben,  bo  fie  ire  not  nit  mögen  nod^  bebörffen 
Hagen,  t)nb  ob  f^  fd^on  clagen,  mag  in  niemanb  l^dffen. 
Sie  tt)erben,  gloub  mir,  ber  merer  tlieil  betrogen,  aint* 
toeberö  burd^  liebreben  irer  frünb  ober  burd^  guten  ^)  f d^ein 
ber  Hofter,  aljo  ba^  f^  meinen  go't  i^ah  f^  beroten,  fo  f^ 
ber  bn^  l^at  befd^iffen. 

®ie  eiteren  finb  offt  fd^ulbig  bar  an,  fo  fie  ober  Don 
armfit  megen  ire  finb  ba  l^in  tl^unb,  bo  t)on  f^  ober  ettlid^ 
jar  begerten  mit  etoigem  bdttel  erlogt  toerben,  ober  tl^änb 
ed  t)B  ctnbad^t. 

3d^  fag  eüd^  ein  gefd^dfjen  bing,  ainö  motö  fagt  mir 
ein  flofter  frato.  SBüfet  i^  ^^vx^  ctter  in  ber  l^ette,  önb 
mod^t  f^  mit  eim  Slue  maria  l^drau^  bdtten,  id^  n)oIt  f^ 
me  l^inein  bdtten,  ba^  fie  mid^  in  bi§  cttenb  tt)dfen  ge* 
hvai)t  l^aben,  l^etten  f^  mir  fein  ebelman  mögen  geben 
jfi  eelid^em  gemal^el,  fo  l^dtten  f^  mir  bod^  ein  ^amrcn 
geben. 

D  ir  tl^ored^ten  elter,  tt)ie  lonb  ir  eh)er  finb  fo  gar 
öerfaren  Don  ciüoer^  ndrrifd^en  tt)ong  toegen,  loie  mögen 
ir  ettjer  flaifd^  mb  Hut  atfo  l^in  tt)erffen,  baö  ir  fie  geben 
an  2)  b^fen  brotf^j^fe  eini^  floftergldben,  totx  e^  atö  öorg^ten 
bo  man  arme  finb  in  bie  flöfter  tl^et,  fo  lang  bife  oiner 
fam  önb  begeret  ein  tool  gejogen  inndEfratt)  jä  ber  ec  (ate 
nod^  bie  fr^  fratoen  finb)  bo  toere  id^  nit  öbcl  on,  ba3 

*)  Im  Druck :  götem.  —  ■)  ge^enn  a. 


BondsgenoBS  III.  25 

man  olfo  finb  in  bie  floftcr  ftic^  tmb  fo  oin  öff  bie  \av 
lamt,  ho  e^  fein  felbö  befunb,  tmb  ober  ba§  toott  fein 
lÄbcn  in  rainigfeit  tmb  rüto  öcrgcrcn,  tooltc  [2ttj]  id)  nit 
ttnbcrrolcn  funber  bar  jfi  öermancn  mit  allem  ernft.  SCber 
bie  tmueri&rige  ingent  an  ein  folid^  en)ig  fetten  binben 
nnberrat  i6^  allen  menfd^en. 

S)n  tl^ttft  bein  finb  tjon  eren  toegen  in  ain  floftcr^ 
groffere  eer  toere  bn  gebeft  im  ein  frommen  gefetten  ju 
ber  ce,  ob  er  fd^on  ein  l^anb  tottd^  man  toere.  SBilt  aber 
nit  geaci^tet  toerben  fo  nac^gültig,  ba^  bein  eble  tod^ter 
aim  patoren  »erb,  tmb  toaift  nit  ba§  folid^  inftoffen  atten 
menfd^en  ein  urteil  bringt  beiner  armnt. 

D  bn  l^orte  fteinin  mäter,  toie  tmgettübig  bift  bu 
beincm  finb,  meinft  bn  e^  f^  ]^äl|in  ober  ^pn,  afö  ob  e^ 
nit  merb  mnffen  enHjfinben  l^^ftige  ra^^nng  §u  l^bS  luft, 
(d^  tool  bn  f^  befnnben  l^aft,  tjnb  mirt  ir  f o  ü^l  fc^merer, 
mie  ö^I  ber  fürtt)i|  tmerfaren^  lnft§  meer  anfid^t  bie  tt)^!)«* 
lici^e  gemut. 

J)u  teilt  nit  bin  finb  geben  in  ein  armen  eeüd^en 
ftonbt,  barinn  cö  fid^  mit  eren  tmb  mit  rnto  ber  getmffen 
gebrand^en  möd^t  I^bS  luft  t)nb  t)nlnft,  rnto  t)nb  tmrnm 
tmb  müft  toarten  tdglid^  teo  bein  finb  augbrdd^  in  fein 
begirben,  tjnb  fid^  mit  fc^anb  t)nb  fünb  eim  nac^gültigen 
ftatt  fned^t  ober  ö^d^  fnec^t  tmbertocrffe,  ja  mo  e^  bo  b^ 
Mibe  t)nb  nit  erger§  öolgte  ber  tmgenanten  fünb,  and^  mit 
bofen  gafften,  loie  laiber  je^  an  öU  orten  erfnnben  toirt. 
SJnb  ob  e^  fd^on  in  natürlid^er  form  blibt,  ift  gn  bcforgen, 
man  l^inber  bie  em^jfanrfnnfe  ober  tjerberb  ba^  emp^anqm, 
ober  ermorb  ba§  nero  geboren  finb,  ober  bie  finb  »erben 
toiffcntlic^  t)nred^ten  tjdtteren  geben,  mit  etoigem  nagen  ber 
getoiffen. 

3(c^  teie  t)Ql  t}nnb  lange  gebdndt  befnmmeren  ba^ 
jnndffrotolid^  ]^dr|,  bo  fie  fo  t)^I  iar,  fo  t)il  tag  tmb  ftunb 
t)nb  angenblicf  geftitpfft  loirt  jn  froib  ber  tt)dlt,  jn  tl^an^, 
öfö^tg,  gefd^toafe  tjnb  jü  grofferem,  bar  tjff  ir  öermittipng 
fattet,  bann  ob  bein  finb  in  eim  leerten  ftain  öerborgen 
toere,  fo  f^ret  bie  natur  nit.  SSnb  je  t^orecjter  e§  öpn 
natur  ift,  je  meer  e§  off  fid^  felbi^  genaigt  ift,  aU  aud^  an 
bem  ö^^e  funbtlic^  ift. 


26  Bundsgenoss  III. 

3)u  folt  anäf  Momenten,  je  fcütnmcr  önb  öngefd^affner 
ein^  x%  fo  ö^I  itiecr  begercn  fte  gdiebt  fein. 

[2lij^]  @^  fott  gefangen  fein,  öngeac^t  fein,  öngetrift 
ein,  nit  ain  tag,  nit  ein  jar,  funber  on  alle  l^offnung,  aH 
in  Idbtag,  tt)ie  fanftn  leerte  muter  folid^^  an  beim  l^dr^cn 
iaben,  beim  finb  tüere  lid^ter  fant  ägat^a  matter,  bann  fo 
ein  langet  queften.  3)u  f^irid^ft'),  e^a  got  gibt  gnab  fo 
fie  in  anrufft*^),  iä)  fag  rainigfeit  önb  mart^r  toirt  nit 
jeberman  öeri^l^en,  ber  aucS^  e§  begerct,  funber  aHein  benen 
e§  got  günnet,  bag  emangel^  leret  ön^  foIici^S.  3)u  f<)ric^p, 
<iine  tröft  bie  anber,  id^  fag  bir  gemeincHid^  ift  eine  bcr 
anbem  teüfel,  ba^  f^  einanber  Höfter  önb  orben  ju  eng 
mad^en,  tyni  ettoan  ein  gut  l^dr^  meer  Hagt  irer  b5tt)onerinn 
belaibigung,  bann  alle  anbre  anftöft.  D  toe  bc§  groffcn 
Iaibt§,  fo  ein  öerloffen  befd^Ioffen  iung  menfd^  offt  ge*- 
bendft  mie  eö  jü  luft  fumme,  ob  eg  toeH  in  ein  gemein 
l^auft  lauffen,  ob  e§  tobU  in  ^embbe  lonb  on  miberferiid^ 
louffen,  ob  e§  fid^  toett  bem  tüfel  ju  einer  gefponfe  er« 
^zim,  fo  e§  mit  bilben  f^)itet,  önb  mit  gcbanrfen  feget,  fo 
cd  ju  fd^mad^  feinet  I^b§  in  toad^en  ober  im  fdf)Iaff  fumpt 
önb  bod^  bo  b^  bie  getoiffen  nit  rumet,  bo  i\)  gebenc!  wie 
e§  it)  allem  3)  önglüdE  önb  I^ben  be§  teüfefö  marterinn  ift. 
@o  e§  ein  öfffe^ige  d^Jtiffin  ober  ^jriorin  i^at,  ober  fo  fie 
erjümet  eine  bie  ber  oberleit  in  funberl^eit  lieb  ift,  mag 
e§  nümmer  raft  nod^  rüg  ^an.  6§  fi|t  önb  iamert  fid^, 
bo  fum:pt  ber  teüfel  önb  öerfudi^t  fein  l^eil,  ob  er  in  folid^em 
leib  m6g  ba§  ]^dr|  in  öcrloiligten  luft  toerffen,  önb  er  ge- 
figet  offt  önb.  ö^I,  mand^e  f)at  fo  ein  bI6be§  l^oupt,  bod  ir 
ber  befd^tufe  ein  ferd^er  ift,  mand^e  ift  fo  önrämiger  finn 
ba*  ir  ainigfeit  ein  fdgfeür  ift,  mand^e  i)at  fo  ein  abettd^, 
burgerlid^,  menfd^Iid^  |dr|  bad  ir  Hoftertid^e  ^jatorifd^eit 
oin  Iiette  ift.  Du  meinft  fo  bie  fürtodferinn  be§  Hoftcr« 
öil  funberd  gftt«  öon  bim  finb  fagt,  ed  f^  ir  in  funberl^eit 
befoil^en  aU  bir,  önb  gebencfft  nit  bo  i\)  ob  f^  toolt  bcin 
finb  funberlid^  trftftcn,  bie  ö^Ie  bcr  anberen,  ia  ir  n^b 
önb  n)^^)Iid^  önberbunft  moc^t  cd  nit  erleben,  fo  oud^  offt 
ein  fürtodf erin  <)  iren  gefd^toifterig  im  flofter  am  minftcn 

0  fj)n(^t.  —  «)  aröfft.  —  «)  nffem.  —  *)  fürtoÄferetn. 


Bondsgenoss  III.  27 

gut§  barff  \>ox  bcn  onbcrcn  tl^fiti,  bamt  Hoftcr  ncib  ift  ort 
alle  tita§.  ©cbcttcf  bu  leerte  mutet,  für  l^in  mu§  bin  finb 
ittt  cffcn  tootttt  c^  l^ungert,  maß  nit  tritidcrt  toonn  eö  bürft, 
tnug  ntt  rutDen  toaxm  eS  mub  ift,  funber  mug  [2(ttj]  ^fi 
gcmomer  fhinb  fo  ed  onbcm  onmfitig  ift  fotid^g  tl^un,  jo 
tnfi§  fi^  glid^formig  bcn  onberen  l^altcn  in  fo  groffcr  tm* 
flti^eit  bcr  com|)tcjion.  ©ebene!  toie  ein  groß  cru|  tegft 
bu  t)ff  bin  finb  t)nber  bent  ed  t^^Iid^t  etoiglid^  t)^tndt. 
<Sot  t^erßd^t  nit  aQen  ntenfd^en  bie  gnab  5Ü  luntnten  ju 
<l^ftenO  glouben,  t)nb  ergaigt  aud^  fein  t)ngrünbtli^  er^ 
tociung  önb  öertoerffung  on  bcn  öngetoüfften  finbtin,  bie 
on  |)erfonIi^  toürdKid^  fünb  öon  gotä  ongefi^t  etoig  öcr* 
ftoffen  finb,  (Srleüd^t  oud^  nit  aQe  d^riften  bie  e^  and) 
tmberftonb  ju  ft^gen  t)ff  bie  l^ol^en  rdte  ber  feüfd^eit  tmb 
gan^  t)erluft  ^itlic^er  ^ai.  @oIid^S  toitt  aKein  t)erlQ]^en 
benen  e^  öon  etoigfcit  öon  got  berait  ift.  SBetd^er  got- 
gfeüiger  orbnung,  t)on  toenigen  auä)  toenig  naä)  gebadet 
toirt  t)or  beut  ingang  bc3  ffoftcr^. 

3)u  f<)rid^ft,  ic|  teil  meint  finb  rum  fd^offen  bo  mit 
boj^  cg  nit  atö  ein  eHcnbc  ec  l^ob  afö  id^.  @id^  ber  on* 
fong  ift  bir  folfd^,  önb  bifcn  falf^  bilbeft  in  aud^  binem 
finb.  SBer  fagt  bir  ob  got  beim  finb  loerb  friblic^e  ober 
tmfribfi^e  ec  befd^eren.  SBcr  fogt  bir  ob  got  beim  finb 
im  floftcr  minber  t)nfrib  tocrb  gu  l^anben  ton  gon  bann 
inn  bcr  ee.  SSfe  mißtrüto  ju  got  toirt  ba^  angefangen, 
önb  t§  mag  got  nümmer  gefallen.  3)u  ftettefk  bein  finb 
in  ein  farren  bcn  eä  muß  giel^cn  U%  c§  tumpi  gu  bcm 
ekoigen  toagcn.  SSiKid^t  mainftu  on  l^inbcmüß  migc  e^ 
got  bienen  im  floftcr.  2Bo  i^  it)t  l^dtte,  mi(|tc  id^  bir 
angaigen,  ba^  ö^Ii^t  gcfdrlid^er,  fc^tocrer  j^inbemüß  f^  im 
floftcr  an  toarem  d^rifttid^en  goti^  bienft  bann  in  bcr  wÜt 
Sd  mittoürdEc  bann  got  fonbcrlid^  mit  feinen  genabcn,  fo 
mag  im  niemanbt  ^riftlid^en  bienft  bcttnfcn  toebcr  im 
floftcr  nod^  in  bcr  todlt,  tmb  tocr  öcrl^^t  folid^e  gnab 
(t3%  ^aimlid^cm  örtl^ail)  öilen  in  ber  todit  bann  in  ftoftcrcn. 

D  toc  bcr  groffcn  blintl^eit  bcr  floftcrlcüt,  toie  ticff 
ftedEen  f^  in  tmtoiffcnl^cit  re^te^  l^aifö.    0  bu  abgrunb 


')  c^riftem. 


28  Bandsgenoss  III. 

ber  örtl^ait  got§,  tüte  öerl^cngft  bu  ein  totfe  öBer  bic  gc* 
nonten  galftlid^en.  ©Itd^c  f|)^B,  traticf  önb  Hoibung,  tood^en^ 
rfttocrt,  faften,  arbeiten  tc.  ift  bcn  önglid^en  cont|)Ie^on  ein 
ötttrdglid^er  [2tiij^]  laft,  önb  ^np^ä)  an  je  fd^Iogen,  aber 
fd^ier  önmüglid^  gu  üben.  S?nb  ba^  f^  gefagt  öon  bcn 
befd^toerben  be§  I^b^,  jefe  nim  toar  ber  befd^toerung  ire^ 
gentut§  önb  getoiffen. 

Db  fd^on  bein  ünb  aller  obgentciter  befd^toerbe  nit 
aä)ttt  önb  fid^  tooÜ  fürbcrlid^  öff  ben  got^  bienft  geben^ 
fo  ftabt  e§  bod^  je^  umb  bie  ftöfter,  bag  man  fie  fliel^en  folt. 

@§  ift  ein  alte  reb  ber  l^ailigen,  too  ein  lafterlid^ 
ntenfd^  ein  anfed^tenben  teüfel  l^ab,  bo  l^abe  ein  fruntm 
ntenfd^  tüol  ^el^en  ober  .yy.  SBer  tceißt  aber  nit  bie 
manigfeltigen  lifte  önb  anieüff  ber  böfen  geift,  beren  bein 
Knb  int  Hofter  getoarten  ntüfe  önb  alle§  I^ben  in  ber  toält, 
aUe  öntrelü  ift  bem  nit  jü  glid^en.  3^a  fott  fid^  bein  finb 
bel^elffen  ntit  l^e^Ifanten  leren  ber  l^elgen  gefd^rifft,  bann 
ba§  n)ort.  gotte^  ift  ein  fd^tüdrt  beä  gaift§.  Slud^  bebörfft 
bein  finb  trütceS  rabt§  erfamer  teüt.  3^  Hofter  ift  im 
ba§  öerfd^Iagen,  bann  latin  öerftonb  fie  nid^t,  önb  fötten 
bod^  aUe  tag  5U  t^fd^  önb  dftor  gelten  ftnnb  mit  latin  umb 
gon,  e§  f^  mit  fingen,  Idfen  önb  bdtten,  be^l^alben  ift  ^nen 
bie  felbe  j^t  önü^  önb  fd^toere.  SJnb  fag  mir  nit,  ia  öer*« 
ftonb  f^  e§  nit,  fo  öerftobtS  aber  got  önb  bie  engel.  3[d^ 
fage  bir,  bein  reb  ift  toaffer  önnb  lufft,  bann  foHid^en 
ganzen  önuerftanb  ir  gan^  tdben  lang,  appxobkid  gotntt. 
SBo  ettoan  ein  verborgner  f^jrud^  ber  pl^er^  J)ff  im  trcgt 
bann  bie  toort  angaigen/  nit  öerftanben  loirt,  önb  man 
bod^  öfe  anbad^t  önb  öfe  eer  jum  toort  gotte^  ba^  f eibig 
lifet  ober  f)6ret  Idfen,  bo  l^at  bin  rebe  ftat.  älber  in  ganzem 
tmuerftanb  ber  ^pxaä^  i^at  got  Hainen,  id^  fagtc  fd^ier  fainen 
gefaHen,  önb  ob  f^  fd^on  latin  öerftunben,  ba^  bod^  ö^I 
jar  im  braud^  ift  gefin,  fo  finb  bod^  öngnugfame  leren  in 
foHid^em  fud^in  latin  befd^riben  toorben,  bar  aufe  nit  gnüg* 
fame  önberloeifung  funben  loirt  gu  öolfommencm  ^rift- 
lid^en  got^  bienft,  öon  befe  toegen  bann  bein  finb*)  im 
flofter   ift.      S)arumb   ift   ein   foHid^er   groffer   abfal   in^ 

»)  fcinb. 


Bundsgenoss  HL  29 

bic  Hoftcr  funtmen,  fo  mon  önoc^tfani  ift  gcfiti  öff  bie 
ii^riftenUd^c  Icrc,  toie  bu  f^)^§  iffcft,  ölfo  t)bcrfunH)ft  bu 
flaifd^,  önb  loic  bic  tcrc  ift,  alfo  tocrbcn  bctn  l^dr^igung 
tJttb  fittcn. 

$te  merd  aug  b^I  I&fen  ber  ^ailtgen  9)i6Ha  tmnb  bo 
#  [2tmj]  bic  alten  bglcgcr,  al3  Drigcnc^,  Erifoftoniug  *), 
^terott^mu^,  SlugujünuS  ac.  cntf^jringt  rechter  ftnti  mi 
oiibad^t.  Slbcr  too  toütu  foHid^^  tcrcn  öcrfton,  fo  eö  bitte 
b^d^tödtter^)  öttb  Idßttteifter  felbö  titt  lotffett.  Dnd)  ob  bu 
fd^ott  bor  beitn  ittgattg  gut  latiit  füttbeft,  ittt  Softer  Ite^ 
Tttan  bi(^  nit  Idfett  gute  bu^er.  2)attn  tnan  t^ut  raud^, 
tngetert,  buuerftenbig  mün(^  gu  ben  Kdfteren,  foKid^en  toere 
laib  bad  bie  nunnett  meer  battn  f^  toüften,  fo  günnet  foKi^ 
dne  ber  onberen  nit,  bog  il^cne  tne  funb  bonn  f^.  SSnb 
bebedEen  e^  mit  bifent  ntantel,  foKid^  ftubieren  gehöre  ttit 
in  ben  nunnen,  es  bring  ^inbemü^  an  bentut,  an  an^ 
ba^t  K.  ®o  bod^  ünuerftottb  aKe  lafter  tnit  int  jeüd^t, 
tttb  anfencftid^  finb  bie  fratoen  tlöfter  nid^t  anberS  ge^n 
bann  fd^uten  beS  gefa|  gotted.  Sltö  aud^  ber  toei§  $^iIo 
anzeigt  int  bud^  bon  ber  bef^otolid^eit,  t)nb  alte  l^iftorien 
t)n|  foIid^S  berid^tenb.  3^|  miffen  bie  nunnen  ni^td  bann 
t^anbntdr  t)nb  frafcare^,  au^  t)g  teütfd^en  bu^eren  ^u  Idfen. 
SHfo  baS  tixoan  eine  bier|ig  jar  ein  itunn  ift  getodfen,  tmb 
no^  nie  für  ftd^  felbi^  bie  t)ier  etoangeliften  tmb  e))ijtoIag 
tßauti  ^at  au^  geldfen.  9htn  fag  mir  toem  foK  bein  Knb 
feine  not  flagen,  fo  eS  bilid^t  (t)g  brfad^)  bem  b^d^tbatter 
nit  trauioen  bebarff,  ober  er  ju  ir  fein  gunft  itoc|  gttab 
l^at,  ober  b^Iid^t  fie  jkoe^  einanber  t)n5imlid^  l^olb  fittb, 
tmb  bie  beid^t  neüt  ift  bann  ein  bulfd^afft,  gitn^te  ir  au^ 
nit  ein  anberen  an  ;S  ff)red^en  umb  rat  t)ttb  obfolution, 
baS  f4  nit  argmenig  merb.  ^ud^  fo  la^t  man  bngem  ;u, 
baS  anbere  orbend  leüt  toifen  tmb  teren  bie  itunnen,  battn  bie 
l^n  beftim^t  fittb.  ^b  ire  münd^  ))rebigen  fabel  tmb  tl^orec^t 
bing,  toie  f^  eS  gelemet  ^aben,  bo  mit  ^at  ber  teüfel  gc* 
nmnnen,  fo  er  fein  fürgang  f^ai  btt)  bem  t)nuerftanbt  ^ail^ 
fomer  tere,  3)attn  nid^t  teeret  ber  töfel  fo  öaft  afö  redeten 
Derftanb  ber  feigen  gefd^rifft,  bann  alfo  jefid^t  er  mit  fr^be 


0  (Stifofioimtd.  —  >)  htf^t>htUt. 


30  Bundsgenoss  III. 

ömb  aU  ein  fdber  f^j^t,  bic  lt)b  önb  fctcn  ber  d^rtften 
mcnfci^en,  olfo  bo^  it)  oller  bünbtl^eit  obgemette  flofter  Icüt 
meinenbt  fte  ftenb  erleüd^t  tmb  öff  bent  redeten  tcdg.  S)ar 
5U  öotter  mtb  ntuter  bringft  bu  bin  finb,  a(fo  ^a^  bu  e^ 
öerforget. 

[2tittj^]  3)orum  l^oft  bu  ein  tod^ter,  bie  feüfd^cit  ttjcll 
l^otten,  ^db  fte  in  beim  l^oufe  bein  lebtag,  fie  ift  an  feint 
ort  ba^  be^ut,  (toiH  fie  felb§)  bann  in  ire^  öatterä  l^aufe, 
laß  fie  maffig  arbeiten  in  beim  l^auß,  bo  mit  f^  aud^  jä 
fd^affen  l^abe,  ju  bequemer  ftunb  laß  f^  ba«  gotiJtoort  l^ftren 
önb  ir  gebdt  ju  got  tl^ün,  toxi  fie  ba§  nit  tpn,  fo  l^at  fie 
fain  redeten  gaift,  bar  ju  magftu  ir  ba§  loarten  in  nöten 
önb  fie  bein  au^.  aRagft  aber  fein  foften  mit  bim  finb 
l^abcn,  tüie  föHen  e§  bann  frembbe  t^un  im  flofter,  bo  cini^ 
faum  mag  be§  anberen  atum  ried^en  ober  fd^atten  f&l^en. 
S)ar  ju  t|uftu  groffe  fünb  fo  bu  önioittig  bift  gfi  forgen 
für  beine  finb  ba^  bir  got  befotl^en  l^at.  Siftu  arm,  toort 
önb  trete  got,  er  loirt  bein  finb  tt)oI  on  ba^  flofter  öer- 
feigen,  fo  bein  finb  got^ford^tig  ift. 

Sere  bein  finb  ba^  e§  aH  tag  got  bitte  ömb  gnab, 

bag  eg  in  ein  folid^en  ftanb  fumme  bar  inn  e§  mftg  filig 

toerben'),  önb  befild^  e§  got,  er  toirt  e^  ödtterli^  öer- 
filmen. 

aWein  rat  ift  ba§  man  fürl^in  in  faim  fratoen  flofter 
laß  bie  br^  gelübt  tl^un. 

S)a§  man  äße  flofter  jiel^e  öff  ein  form,  toie  je|  bie 
erberen  fr^  fratoen  ^aben,  atö  jü  Slnbloto  im  @Ifa|  ift. 

S)a^  man  fratoen  fI6fter  toß  f^Wen  fein  ber  jud^t 
ainS  ^riftlid^cn  loifenS,  aud^  ba^  man  bo  fclbft  bie  Knbe 
auff  l^au^l^alten  önb  arbeit  jiel^e,  aßfo  ob  fie  ein  mol  ec^- 
fratoen  toerben  bag  fie  toiffen  ^an^  ju  l^altcn. 

SHIe  reb  fenfter  fott  man  öffriffen,  bag  man  fie  fi^ 
önb  I)6ren  mög,  fo  nad^  öertoanbten  ober  erber  gut  frünb 
fömmen,  ober  fo  ainer  loiH  im  bo  ömb  ain  crlid^  tttotjjb 
toerben. 

^a^  man  aber  bie  mann  gar  in  ba^  flofter  laß  gon 

»)  »erben. 


Bnndsgenoss  UI.  31 

lob  i^  ttit,  bann  e^  and^  nit  not  i%  eS  bienet  auc^  ntt 
jn  einer  guten  ^ut. 

S^  foK  aud^  ein  jetlid^er  man  eS  barfür  l^alten,  ba^ 
im  gefc^oi^e  ein  gnob  Don  gott,  fo  eim  ein  foQid^e  mol  ge« 
jogne,  feüfc^,  f^am^fftige  jlundfrako  aug  eim  tlofter  ^u 
taU  toirt.  ®ie  foKen  au(|  erli^  geilten  toerben  t)on  ben 
mannen,  n)o  ba^  nit  gef^d^  foQ  ein  oberfeit  f^  barumb 
fhraffen  nad^  gelegeni^t  ber  fad^.  2)ar  ^ü  mag  man  bifen 
finben  ba%  loeren  mtü|e  bing  ober  g^tlid^e  friib,  fo  man 
inen  t)or  [2I5]  fagt,  fie  fotten  e§  meiben,  big  fie  batb  in 
ein  etilen  ftanbt  *)  fummen,  bo  fie  fotic^  bing  mit  fug  tmb 
ftat  ^aben  migen.  9Kan  fot  aud^  fte  laffen  faren  ju  bab 
tmb  iü  na^en  frünben  toann  eS  not  ober  nu|  erforbert 
mtb  baS  mit  eerßd^er  gefelfd^fft,  miQ  aber  eine  og  fnnbrec 
anbad^t  alnieg  feüfd^t  Ratten  tmb  gar  ber  teüt  muffig  fton^ 
fyit  fie  guten  bel^itff  bar  ju,  f^  belib  ^htben  im  flofter  tmb 
la%  VC  loot  mit  got  ftn. 

2)ie  nifter  ftnb  n}otbegabet  mit  rid^tumb  ju  narung 
ber  |)erfonen,  baö  man  mag  einer  fo  t)^I  l^dr  tj%  geben, 
als  oil  fie  hinein  ^ai  bxad^t,  n)o  aber  ein  f(ofter  fo  ann 
ift,  ift  beffer,  man  lajs  ed  ab  gon  tmb  geb  eS  an  ein 
anberS. 

Saine  foQ  ein  toilct  tragen,  f^  toeU  bann  toilliglii^ 
t^  funbrem  anbad^t  l^nben  im  Ilofter  fein,  t)nnb  möge  bod^ 
ti)oI  ben  anberen  günnen  ben  fürgang. 

2)aS  gfang  t)nb  tagj^t  in  ber  Krd^en  foK  fur|  t)ni!> 
leicht  fein  tmb  ir  ftatuten  tr&glid^. 

2)ie  geßibte,  bie  big  ^dr  getl^on  ^abcn  Hofter  fratoen,. 
binben  fte  menig,  befinben  fie  baS  fte  nit  mögen  l^alten 
ir  gefunbt^eit  ober  rainigfeit,  fo  raten  inen  mine  bimbtä- 
gnojfcn,  pe  föffen  foßc^em  getoonßc^  Hofterleben  abfton 
tmb  eemon  nemen  ober  fünft  in  ber  mdit  got  bienen  in 
d^riftenU(^em  mefen  mie  f^  t}ermögen.  2)ann  got  nnQ  nit 
laffen  gditen  foli^  tl^ortic^  tmbeba^t,  t^nuerftonben,  ia  id^ 
fagte  gern  fc^blic^  geinbben.  äRagft  bu  betoerli^  ^off^n, 
bein  b^fd^off  gebe  bir  t)rIob  ju  folic^  aujsgang,  fo  bit 
in  barmnb,  magft  aber  nit  bid^  foIid^S  ju  im  t)erfe^n, 

«)  ftabt. 


32  Bundsgenoss  III. 

fo  btf^jenfiercn  tüit  ,^\)  tutibtöflitoffeti  mit  bir  öjf  gotö 
bamt]^4r|iglett.  SSerf^l^e  hiä)  mit  eim  erbeten  gefeHen  in 
tetid^en  ftanbt  önb  erg^b  bid^  got,  ober*)  nere  bid^  fünft 
mit  got  önb  eren.  @g  tcirt  in  furfecr  jeit  bar  jfi  fum^- 
men,  bo§  bu  bid^  nit  barffft  ö^I  fordeten  öor  loiberftanb 
beiner  ober!eit,  fo  bu  ög  bem  flofter  bift.  gürberti^  fäd^ 
^ot  önb  fine  gebot,  fo  finbeft  ^n,  e§  f^  im  Hofter  ober 
^ärbffen,  fud^ft  bu  ober  got  nit,  fo  l^ilfft  fein  goUer  für 
ben  galgen. 

Sein  man  foH  fid^  formten  ober  fd^emen  ju  ber  ffie 
nemen  ein  Stonnen  aufe  bem  Hofter,  ömb  bie  e^  ftabt  toie 
id)  oben  gcfagt  l^ab,  bann  er  tl^üt  ein  l^e^Ifam  toblid^  todrdt 
Dnnb  gott  [2t  5**]  toirt  im  Ionen. 

@§  ift  tool  ju  erbarmen,  baö  bie  frotocn  Hofter  fo 
t)^I  befd^toert  finb  mit  ben  önöemünfftigen  ftatuten,  bie  in 
t^ored^t  öngelert  önerfarcn  münd^  mad^en,  bann  fie  jtoingen 
bie  armen  finb  ju  glid^er  ober  ju  grofferer  arbeit  bann 
ben  münd^en  ift  öffgetegt,  mit  fingen,  faften,  lefen,  toad^en 
tjnb  ber  gl^d^en,  ba§  toot  5U  erbarmen  ift. 

3)ie  nunnen  muffen  offt  faften,  fo  bie  münd^  flöifd^ 
tffen,  gefotten  önb  gebraten,  ja  bie  nunnen  muffen  eö  in 
fo^en  onb  borffen  nid^t  bar  öon  nieffen. 

S)er  ftofterfratoen  toirt  abgef^Iagen  ir  öatter  önb 
muter  jü  feigen,  fo  bie  münd^  ade  nütoe  fürtoi^ige  bing 
ober  ein  toeiten  todg  fud^en. 

S)ett  armen  finben  toirt  ai  gefd^Iogen  in  ein  gcfunben 
lufft  jii  fummen,  in  ain  natürli^  bab  faren,  in  groffer 
not  ire  fterbenbe  öätter  önb  muter  ^eim  ju  fud^en,  fo  bie 
tt)^I  bie  münd^  burd^  aUe  tanb  louffcn  on  örfad^,  mit 
trgcmüfe  önb  befd^toerung  ber  leüt. 

SSnüfe  ömblouffen  önb  öfegon  ift  aud^  crbcren  fratocn 
in  ber  to&It  nit  erloubt,  aber  n6tigi^  au^gon  ift  oud^  ben 
nunnen  nit  jfi  toeren,  toer  e8  aber  tl^ät,  ber  tregt  got  in 
feim  geioalt. 

S3iK  man  nit  t)ergännen  benen  bie  j|e|  in  Hifteren 
finb,  bad  fie  nad^  meinem  rat  t^nb,  fo  t)er]^&t  man  bod^ 
baiJ  fürl^in  faine  öff  bie  alt  toei^  tocrbe  angenummcn. 

0  obere. 


Bondsgenoss  IIL  33 

3)er  bte  tmuncn  anriet  t)tjH  jü  fingen  in  bcr  fird^cn, 
\oixt  öon  fönt  |)icrott^mo  gcf^olten. 

5)cr  f^  ^inbert  an  fltjffigcm  ftubicrcn  bo§  göttUd^  ge* 
jö|,  fünbct  in  got  önb  irc  fcel. 

SSann  man  ton^it  tok  ein  bloben  gninb  ^aben  ber 
orben  regel,  mon  ^ielt  nit  fo  ö^I  bar  öff.  aber  ö^Iid^t 
n)irt  bo  öon  fagen  einer  öfe  bn^,  bcr  öff  bie  bing  toifer 
ift  bann  id^.  ®o  6))  tüill  id^d  laffen  bliben,  bann  mein 
tag  ^at  ein  enbt.  S)od^  öermane  id^  äße  ffofterfratoen, 
\>a^  fie  got  ^nt^erftd^tlid^  anruffen  t>mb  ^ilff  t)nb  baiS  fte 
Ibegeren  ein  d^riftlid^  loben  füren,  borp  in  gott  toeff  l^elffen 
im  floftcr  ober  ]^4rö§,  fo  toirt  f^  got  erhören. 

fBt)  got  ift  ^^Iff. 


Xberlin,  Anigew.  Sehr.  I. 


Dn  bem  lange  »er 

briifftgen  gefd^re^,  i>a§  ble  geiftlic^e 
9Kün(^,  Pfaffen  önb  9^unnen  bie 
f^ben  tag  jett  ^eiffen. 

^6r  5Ü  mimd),  ^faff  önb  nunn, 
®rofe  gdben  bin  öorfaren  brutnb, 

S)a§  fie  mic^  l^dtten  öor  geldfen, 
®b  [sie!]  fie  famen  in  folic^g  mdfen. 

J)cr  .im.  büDtano^ 


Ein   Mönch    mit 

einem  Vogel  auf 

der  Schulter. 


36  Bnndsgenoss  IV. 


[aj^]  /ttSSntntc  mir  ^crr  3efu  ju  f)tlff,  bog  ki^  pertcr 
Tfi  bunbt^gnofe  mög  minent  ^ufagcn  gnüg  tl^ün  ju 
nu|  önb  troft  bifer  tohtt,  bo  mit  fnperftitioti 
tüerb  geminbert  önb  bein  l^eilig  lob  gefürbert.  ^  l^ab 
mid^  tDoI  bebäd^t  jü  fd^riben  t)on  bem  ürd^en  geb&t  genant 
l^ore  canonice,  önb  je  meer  id^  im  nad^  gebend!  fo  ö^I  meer 
bertounbere  id^  mid^  ai  ber  menfd^Iid^en  tl^or^eit.  ©dl^cn 
lieben  frünb,  bnfer  münd^,  l^foffen  önb  jtunnen  l^oben  önß 
öerto^fen  ba^  toir  meinen,  nid^t  f^  got  angenemerS  bann 
ire  öogel  gfang,  ba§  fie  nennen»)  fiben  tag  jeit,  alfo  ba^ 
tüir  önfe  nit  für  d^riften  l^atten,  toir  mad^en  bann  önft 
ber  felben  tl^eill^afftig,  ettoan  mit  aU  önfer  ^db  önb  gut, 
bo  b^  f^  t)oI  önb  faiül  finb,  önb  bar  neben  red^ter  d^riften* 
lieber  got§  bienft  öerfum^it  toirt,  tcelc^er  ftabt  in  lieb,  gtoub 
önb  l^offnung,  önb  in  l^ilff  ber  armen. 

SBa§  ift  aber  fc^intpfflid^ere^  gu  l^ören,  bann  fo  f^ 
felbg  fo  tl^ored^t  finb,  ba§  fie  l^atten,  ir  öerbünbnüß  f^ 
fo  grofe,  ba§  aud^  töbtlid^  fünb  burd^  önfliß  in  tag  j^ten 
gef(|dc^. 

3n  feinet  orben  reget  finbeft  ba§  öffcrl^alb  ber  gemein 
einer  für  fid^  felb  fd^ulbig  \t)  bie  5^t  f|)red^en,  tcie  man 
im  d^or  tf)nt  Ob  aber  nad^fommenbt  ftatuten  folid^ö  öff 
legen  belümmert  mi^  nid^t.  3^^  ^^^  gern  eigentlid^  an* 
gaigung  öon  ben  tem^jel  fned^ten  l^ören,  tcaruff  fie  bod^  ir 
fumemen  grünbten. 

®g  ift  gut  5Ü  gebencfen  tüie  folic^  ort,  bie  loir  ndnnen 
ft^fft  önb  Hofter,  ftnb  angefangen  toorben  in  gftalt  ber 
fc^ulen,  bo  man  lernet  fünft  önb  toeife^eit,  bo  bie  meifter 
öerbienten  ton  l^etten,  önb  arme  gefeiten  aud^  öffent^altung 
irer  narung,  toold^e  bo  ftubieren  toolten,  bie  bar  nad^  nü^ 
möd^ten  fein  5Ü  gemeinen  4m|)tem  ein^  ganzen  lanbt^, 
mb  funberlid^  p  t)nbertoQfung  beS  t)otcfg.  SBie  au^  je| 
öff  ben  l^o^en  fd^uten  fti^jenbia  gcft^fft  finb  für  arme 
gefeiten. 

2lud^  ob  einer  toott  fein  tebtag  an  fotd^em  ort  fein, 
in  tvLtü  önb  ftiHe  got  bienen  mit  tefen,  teren  önb  con- 


1)  Im  Druck:  nemen. 


Bundsgenoss  IV.  37 

ttmpütxtn  tc.  er  toere  ebel  ober  patox,  bo§  er  bo  l^ettc 
it)t  ftot  öttb  ^^Iff. 

S)or  jü  finb  öerorbnet  toorbeti  tüxä)  j^t  im  tog,  bar 
inti  f^  oC  ein  gmein  gebdt  f^jred^en  ju  gott  für  oHe  tobt 
tmb  Idbenbig,  öoti  beneti  big  ftifftung  onfong  ^at  5)ar 
nal^  ift  burd^  feI[aij]|oin  fümemen  bie  fad^  bo  l^in  fummen 
ba§  man  ein  gefdndhtüg  ö§  ben  flofteren  gemad^t  l^at,  tmb 
ein  gditftorf  ouß  ben  ftifften.  ^  toolt  öngem  on  beren 
ftat  ftn  am  jüngften  tag,  bie  e^  bar  5U  gebrad^t  l^aben. 
3d^  ntag  aud^  tool  gebenden,  ö^I  ort,  bie  je|  flofterleüt 
ober  ftifftl^erren  befi^en,  finb  anfendtlid^  gcftifft  toorben  öff 
eerlid^  loonung  ber  alten,  armen,  franden  ober  fünft  ön* 
ucrftanbt^  ^alb  öntüglid^en  ju  burgerlid^en  l^anblnngen. 

9hm  [xä)  toie  angenfd^einli^  bebeütung  bn  ^aft,  ba§ 
ettoan  befunbere  flofter  toaren,  finb  j|e|  incorj^oricrt  ben 
anberen,  ba§  ettoon  fratoen  flöfter  finb  gefin,  ^at  man  laffen 
ab  fterben  önb  bie  gült  ^gen  t)ff  mün^  Höfter.  9JiI 
Ilofter  l^at  man  jogen  öff  fpital,  bar  nad^  l^aben  fid^  l^faffen 
önberftanben  and^  ben  fpital  ba§  ir  ent^iel^en,  t>nb  finb 
f|)ittel  l^erren  genant,  atö  Slntl^onier  tmb  l^eiliggeifter  önb 
tcütfd^  lerren,  Sol^anniter  zc.  S?nb  ö^I  frier  p'faxxm  finb 
incorjporiert  ben  ftifften,  apüm  önb  ber  glid^en,  önb  ba§ 
fünb  toa^  ju  öerfiuren  ben  |)faffen,  bo§  ift  abta§  ben 
münd^en  5Ü  öerf^j^Ien,  öerrciten,  öerfriegen. 

Sr  t^ored^ten  teütf^en  toie  lang  toolt  ir  blinb  fein 
önb  etoer  gut  t)nb  avbdt  fo  t)bel  anlegen,  toann  man  allein 
tag  iüt  fingt  an  eim  ort,  fo  tatoret  eüc^  fein  foft  bo  l^in 
JÜ  geben,  man  Idbe  fünft  loie  man  toeH,  rnib  loo  am 
meiften  güt§  ift  bo  geben  ir  am  meiften  l^in,  nad^  bem 
f^nntd^  toort  t7on  bem  gemad^t  ber  \)t)lid)t  tüä)  bar  jü  ^eüd^t. 
SDer  teufet  f^eigt  öff  ben  groffen  l^auffen.  S)er  fiben  tag 
ä^t  örft^rung  ift  jtoifelid^,  l^at  fein  gmeinen  öcmünfftigen 
bfd^Iufe  r)t  g^öbt,  aber  t)on  eim  önb  anbem  ift  ftüdHin^ 
loi§  bie  fa^  bo  l^in  fummen,  loo  f^  je^  ift,  atö  aHtoeg 
mcnfd^Iid^e  önmaß  öngejempt  ift,  bie  münd^  finb  bife  ftüdE§ 
ein  örfad^  anfendHid^,  t>nb  be^  le^en  tl^or^eit  önb  mitte 
gaben  l^aben  bar  na^  eigengfud^ig  münd^  bo  jü  gerai^t 
ba§  f^  ben  fj^i^  be§  got^bienft  festen  in  bi§  gtoinfam 
toercf.    3)0  bie  Pfaffen  ba§  gemercft  ^aben,  gebau(|t  f^  e§ 


38  Bundsgenoss  FV. 

tüer  in  ^ntrdgig  önb  rid^ten  anä)  bie  tag  jeit  öff.  Stifo 
ba^  aH  ^jfaffen  öff  bent  tanb  önb  in  ftettcn  bie  tag^^t  gtid^ 
Bappem  ntcer^)  bann  anbdd^tig  bdtten.  Stber  locr  !an 
anbed^tig  bdtten  in  bent  fo  er  tog  j^t  fprid^t,  fo  aud^ 
ein  boctor  bejeügt,  tg  f^  ein  önntüglid^  bing  nad^  ge* 
meinem  lauff. 

[aij**]  S)arumb  l^or  toa^  x6)  önb  mine  .jiiii.  bunbt^* 
^noffen  öon  tag^eiten  Italien. 

^^3^  f^ben  tag  jeit  ju  fingen  ober  Idfen,  ift  ein 

'^i^  arbeit  tcie  anbere  I^plid^  arbeit,  önb  aUe  bie 
fid^  ad^ten  bar  ju  öerbunben,  fünbeit  bann  t)or  got,  tnonn 
fie  aud^  in  ariberen  arbeiten,  bo  f^  aud^  ömb  folb  önb 
i^b  narung  bcftelt  toeren,  öon  öntreto  ober  önflei^  todgen 
fünb  t^dten. 

(Sin  gefdrlid^  bing  ift,  mit  ben  f^ben  tag  g^ten  fid^ 
neren.  SBeld^e  öon  önuerftanb  megen  ober  öon  anber  ön* 
gefd^icft  nid^t  nü^er^  ober  beffer^  tl^än  mod^ten,  bann  atfo 
in  ber  ürd^en  fd^r^en  önb  brnmmen,  mögen  fid^  tool  burd^ 
bife  mittel  ber  tag  jeit  enteren.  SlKen  anbem  ift  e§  ein 
mifelid^  ubung  fo  man  fid^  bar  an  allein  lagt. 

SSff^)  ft^fften  önb  in  Hofteren  ift  niemand  berbunben 
jit  allen  mib  ^u  fo  langen  tag  geiten,  toer  nü^er^  mag 
tjgrid^ten  in  lemiing  ober  tjn  leren. 

5)ie  bem  öoM  prebigen  t)ff  ftifften  ober  in  H6fteren, 
fo  f^  irem  ampt  fleiffig  nad^fummen  in  ftubieren  notiger 
bing,  finb  ben  tag  j^ten  önöerbnnben. 

Sd^affncr  öff  ben  fttffften  tmb  in  flöfteren  fo  fie  treto- 
lid^  irem  ampt  ant)angen,  finb  nit  gu  tag^^ten  öerbunbcn 
aud^  öfferl^alb  bem  d^or. 

SBeld^e  öff  ftifften  ober  in  flöfteren  fleiffig  ftnbiercn 
nü^e  bing,  ober  fie  anbere  leren,  finb  nit  öerbunben  p 
tag  a^ten. 

SSeid^tödtter  bie  toiffentlid^,  treiolid^,  d^riftlid^  ba^  it)ä)t 
ampt  öerrid^ten,  finb  nit  öerbunben  gu  tag  geiten.  Slber 
d^riftli^  beid^t^6ren  ift  ein  groffe  arbeit. 

Pfarrer  bie  felb^  prebigen  önb  anbere  pfarred^t  tl^unb, 
finb  ben  tagjljten  önuerbunben. 


0  metr.  --  «)  SBff. 


Btmdsgenoss  IV.  39 

aRut^crrcn  ober  l^dlffcr  bcr  pfaxxtx  finb  ben  togj^ten 
t)nucrbunbcn. 

äBeld^er  t)or  hrattcf^eit  nit  mag  bem  d^or  t)oIgett,  ob 
t^on  foü^  froncfl^cit  nit  tbiüiä)  ift,  tft  nit  öerbunben  bo 
^  mal  ben  tag  j^ten,  nod^  bar  nad^  g^  erfüllen. 

SSel^e  fo  blöb  finb  baS  fie  fünft  t^b^  narung  nit 
mögen  gewinnen,  ober  fo  grob§  öerftanb,  ba§  f^  öntöglid^ 
finb  ju  burgertid^en  ubungen,  mögen  fid^  öerbinben  ömb 
narung  jü  folid^em  gotd  bienft  ber  tag^^t,  t)nb  in  erfamg^ 
li^  tmb  [aiij]  tretolid^  öerrid^ten  atö  eim  anberen  tretocn 
arbeitcr  ju  gel^ort.  «So  man  f^^ital  ftifftet  für  armer  ebet 
letot  finb  ober  für  anber  befe  glid^en  önb  man  in  nit  öff- 
legt  bie  tag  j^t  jü  t)errid^ten,  foKen  ob  gemelte  eS  nit 
tmberfton,  önb  gott  toben  ba^  f^  fr^  finb. 

3(IIe  obgemette  firebiger,  beid^tt)&tter,  amf)t^erren, 
Irancfen  ic,  föKen  got  t&glid^  fleiffigtid^  in  anba^tigem  ge« 
bdt  fid^  bar  ftellen  nac^  tot)^  inengemdfe  önb  nad^  an* 
Kgenber  not.  Stber  locl^e  ftnnb  ober  toie  lang  önb  \)t)t 
ift  in  nit  gebotten.  ©o  bu  öon  I^b^  not  ober  öon  biner 
notigen  narung  loegen,  ober  öfe  not  beine^  ndd^ften,  ober 
t)on  erforberten  burgerlid^en  eren  toegen  nit  magft  im  d^or 
fein  ober  t>^  bem  d^or  müft  gon,  bift  nit  f^ulbig  b^  tob 
fünb  e§  5Ü  repetieren  ober  erfüHen.  Slbcr  bitt  fünft  got 
fteiffig  für  bie,  öon  benen  bu  befteft  bift  jü  ben  tag  j^ten. 

aRün^  in  flöftern  önb  Pfaffen  öff  ben  ftifften  loet^e 
jü  lefen  in  ben  fd^ülen,  ober  jü  |)rebigen,  ^jfarrer  ober 
Idiffer  ampt  gef^idt  finb,  mögen  oug  ben  flofteren  gon, 
bo  fie  aKein  ju  tag  feiten  gehalten  merben,  Dnb  ab  ben 
ftifften  jiel^cn,  önb  ftd^  mit  folid^er  nüfeer  arbeit  neren. 
@ö  toer  bann  baö  man  ftifft  önb  Hofter  wiber  brd^t  öff 
cnfendRid^  form,  ba^  man  foQid^^  in  flöfteren  fürbertid^ 
möd^t  öerrid^ten  ober  öffftifften.  Slber  fo  e^  jü  önferen 
j^ten  lumerlid^  mag  bar  ^ä  gebraut  tuerben,  föllen  ob« 
flemelte  perfonen  fr^  laffen  Hofter  önb  ftifft  önb  l^dr 
t)B  gon. 

•  SBeld^e  in  Höfteren  finb  önb  motten  mit  fterde  ireö 
l\)i^  ober  mit  pnnrid^er  arbeit  fid^  anberft  neren  bann  mit 
tag  j^ten,  fotten  eö  önbcrfton  im  Hofter  ju  nu^  ber  anbem 
bie  ir  notig  beborffen,  mögen  f^  e«  im  Hofter  nit  tl^ün 


40  Bnndsgenoss  IV. 

ober  barff  man  ir  nit  nötigt,  funbcr  toerbcn  gcitoungen 
öff  bie  fatol^eit  bcr  tag  j^t  ju  belibcn,  föttcn  ftc  aufe  ben 
Höfterctt  gon.  3)a^  gebot  got§  öon  ber  tiieffung  eigner 
^anb  arbeit,  tft  gröffer  bann  aller  ntenf^en  öfffa^nng. 
@§  Ingen  ftijftl^erren,  ntünc^  önb  jnfaßig  ca|)ton  ober 
altariften  ber  tempet,  toie  fie  öor  got  toöHen  ömb  ba§  ge*- 
bot  antn^ort  geben. 

3^1  mercfft  toie  t^ored^t  bie  finb,  fo  f^  on  gefdr  ben 
anfang  öerfnmen,  ober  anfe  notigem  gefd^dfft  ein  öerfe^ 
p^atm,  re[aiij  **]f|)onf ori,  feigen  öberl^ören  ober  öerfaumen^ 
ober  öon  t^b§  natürlid^  tokxd  f)iran^  mnffen  lonffen,  önb 
bar  nad^  fo  anftigO  finb  folid^g  erfüHen  mit  öfegelafenen 
»orten,  önb  nod^  forgfamer  b^d^ten,  bar  jn  f^  önuerbnnben 
finb,  önb  bar  neben  Heine  ober  leine  forg  öff  brnbertid^ 
l^ilff  önb  biftanb  legen  ba§  bod^  got  gebotten  l^at. 

Stem  fo  ainer  öon  notigem  gefd^dfft  toegen  über  feli> 
^üd)t,  ift  er  nit  fc^nlbig  ba§  g^t  bnc^  mit  im  gn  tragen,, 
er  l^alt  fid^  in  anberen  bingen  erberlid^  ünb  dftriftlid^  ift 
im  gnug.  SBaiJ  bn  finbeft  in  bt)fd^offIid^en  ober  bdpftlid^en 
gefa^en  ober  in  ber  ^eiligen  legenben  ober  in  ^iftorien,. 
ober  in  ftifft  önb  Hoftem  ftatnten  baö  üngel^d^  ift  ob* 
gemeltem  rabt,  fo  üerftanb  e^  öff  mein  rat,  ober  laffe  e^ 
gar  fallen  toa^  fottid^  bla^jj^er^  ift,  ba^  meer  fn^jerftition 
bann  got^  gebot  anjaigt. 

|)alt  nit  bar  für  baö  bu  ein  beffer  todrd  tl^neft,  fo 
bn  b^  ben  tag  g^ten  bift,  bann  fo  bn  bin  adEer  feieft  ober 
matten  meieft.  SBaö  üff  redeten  c^riftlid^en  got^  bienft  ge* 
orbnet  ift  üom  l^eitigen  geift,  bringt  nit  gro|  l^anffen  jeit* 
lid^g  güt^  jn  l^örlid^er  brad^tli(|er  öberflüfftger  fatoler 
öffent^altnng  ber  tem^jet  hted^t.  Slber  toa^  fd^ein  be^ 
gotSbienft^,  menfd^Iid^  anfc^Iag  ünb  gefallen  erbendEt,  ba^ 
ift  gar  gerid^t  öff  a^tlid^  gelüd,  ünb  got  üerftengt  and^  ba* 
inen  folid^^  ^üffig  jnfall,  bo  mit  f^  in  gröffer  örteil  fallen. 
81B  bn  ftd^ft  toie  flofter  t)nb  ftifft  jü  fo  groffer  reid^tumfr 
fummen  finb,  bo  mit  fie  fo  t?^I  ju  fd^affen  l^aben,  ba^  bo 
burd^  got  tjerad^t  toirt  t)nb  aHer  gntt^dter  ücrgeffen,  ober 
alein  oben  l^in  gebadet.    Sin  jetlid^er  d^rift  fol  aVL  tag  ein 

0  =  angstig. 


Bnndsgenoss  lY»  ^1 

mol  3ttnt  tninftett  fid^  im  gebat  ju  got  !eren  t)m6  ^^Iff 
önb  b^ftonb  got§  in  bancffagung  ömb  oIIe§  güt§,  er  tl^i 
folid^  gebdt  im  ^u^  ober  fird^ett.  (£^  ift  ein  lobtid^  bing 
jm  tög  ein  mol  gu  anberen  leüten  ^n  bie  fird^en  gon  tmb 
bo  mit  ber  menge  bdtten,  loer  fingen  önb  lafen  tan,  ber 
l^dlff  bcn  |)foffen  im  ^or,  öff  bie  f^rtog  funberlid^,  öff  bie 
fontag  foH  folid^  gemeine  faminng  nit  tmbertt)egen  blibcn. 
©0  man  in  ber  fird^cn  ift  foll  mon  bo§  got^  toort  ^ören 
Inrebigen,  tmb  ein  gemein  gebat  t^nn  ber  pti^tex  önb  ba§ 
öolcf  für  IdbenbO  önb  tobten.  S)o§  mon  ober  bo§  öotdf 
t)ff]^oItet  mit  tongem  gfong  ber  tog  j^t  ober  ö^I  ämp*  [üi] 
ter  fingt,  bo3  bem  öotd  önuerftentlid^  ift,  ödsten  id^  t)nb 
mine  gefellen  on  nn^  fein.  @in  ftnnb  prebigen  önb  ein 
l^olb  ftnnb  bdtten  ift  long  gnug,  toer  meer  toiH  t^un  ber 
^ot  für  fi^  felb§  ein  longen  tog,  e§  ift  nit  not  bo§  ein 
gon^e  pfaxx  öotge  einem  menfd^en  in  feim  fümemen.  ®Ioub 
mir,  trüge  nit  fo  t)^I  nn|  folid^  fingen  in  flofteren  önb 
ftifften  teeren  nit  fo  t)tjH  |)erfon,  @o  einer  fonm  einem  ort 
gnng  tpt,  bod^  toid  er  öff  iij.  ober  .iiij.  jiifften  cononicn^ 
fein,  nit  öon  arbeit  toegen,  funber  ömb  jcitlid^en  gtoin. 
SJnb  toäften  bie  le^en  toie  öerbroffen,  toie  t)nn)illig  finb 
münd^  bnb  ^foffen  ju  foli^em  tempel  bienft,  fie  lieffen 
folid^  meft  fd^toin  ba§  ir  fd^offen  önb  geben  nod^  lt^i)tn 
ntd^t  öff  folid^  ir  gltifenerifd^  got§  gefd^ro^.  ®^  ift  ein 
groffe  ^offort  bo§  folid^  münd^  önb  |)faffen  fürgeben,  ir 
got§  bienft  f^  öerbienftli^er  bonn  onbere  frommer  lo^en 
gebdt,  eben  otö  ob  nit  l^ugl^olten  bnb  togtocrdf  ber  lo^en 
ofö  tool  got§  bienft  f^  t)nb  meer  bonn  bo§  fd^rien  t>nb 
brummen  ber  tempel  fned^t  bo§  got  nie  gebotten  l^ot,  ober 
jl^ene^  ift  gebotten.  3^  gloub,  fo  ein  J^relot  bit  für  fein 
t)old  mit  fleij5,  e§  gdit  öil  öor  got,  önb  fo  er  feine  önber* 
tl^on  jü  im  berfifft  in  bie  fird^  ju  gemeinem  gebdt,  bo^ 
ift  gon^  nü^Iid^  tmb  ^eilfom,  ober  fo  ö^I  fingen  maß, 
öigilg,  tog  jljt,  ift  ein  menfd^Ii^  gebiet,  tt)ie  \)\)l  e§  gelte 
toei^t  gott  tool,  \pii  bu  bes  getoiff^n.  ®Ioub  mir,  bu 
fcreft  bid^  bonn  ju  got  in  funberem  gebdt  ju  jeit  fo  bu 


»)  lÄben. 


42  Bundsgenoss  IV. 

burd^  bid^  fett  gefd^icft  Bift,  fo  ift  tag  jeit  ein  fd^Ied^t  ge^ 
bet.  S)antt  lüenig  mundo  önb  Pfaffen  öerftonb  toa^  fie 
fingen  önb  Idfen,  önb  bie  e§  öerftonb  mögen  e§  nit  bor 
telienbigfeit  faffen  önb  bebenden,  bann  bo  fein  ftillialten^ 
ift,  toa^  m6(^te  bann  foIid^§  gfang  nti|  fin.  3)ie  nnnnen 
t)nb  bie  jn  I)6renben  le^en  üerftonb  gar  nid^t  baröon.  Sltö 
mar  fteH  troftlen,  nad^tgaHen  önb  finden  in  bie  fird^en, 
t)erbiencn  fie  nid^t  mit  irem  gefang,  fo  üerfd^ulben  fie  fidft 
xmd^  nit  mit,  bann  fie  mögen  nit  fünben,  fo  bod^  folid^ 
ftifft  ünb  flofter  fetter  ö^Ien  lafteren  önberttjorffen  finb, 
önb  offentlid^  ba§  gebot  got§  öon  mnfamer  nüfeer  orbeit 
für  narung  öbertretten. 

SRid^  nimpt  lounber  ba^  foHd^  t^oren  nit  merden, 
ia^  fid^  bie  tagj^t,  loie  man§  im  d^or  mad^t,  nit  fugen  fo 
f^  einer  aHein  fprid^t,  alfo  loo  einer  öor  einem  menfd^en 
aifo  rebet  [di^]  aU  fie  öor  got  reben,  er  lourb  öerfpot. 
<3o  man  antioort  im  fett§  öor  ber  iefegt  önb  bar  nad^, 
t)or  ben  coHecten  önb  bar  nad^,  fo  man  prece^  liat,  refponfe 
lijst  2C.  SSnb  fo  fie  meinen,  man  mu§  eben  ba§  gebat 
fpred^en  nad^  be§  menfd^en  öfffa^ung  önb  nid^t  bar  an 
anberen,  fo  bod^  ba§  Iieilig  pater  nbfter  öngl^d^  üon  3KattI)eo 
önb  Suca  gelert  gebettet  önb  gefd^riben  ift  loorben,  ba§ 
einer  loort  fe^t  bie  ber  anber  öfelaßt. 

@o  nun  folid^g  got  nit  für  tobtfünb  red^net,  fo  man 
fein  gebät  anbert  on  bo^lieit,  loie  barffft  bann  bu  fagen, 
bein  regel  gebdt  f^  fo  l^od^  gebotten.  S^  loei^  tt)oI  ön*« 
gelert  fatol,  öott  münd^  önb  Pfaffen  fagen,  toa^  folten  toir 
ben  ganzen  tag  tliün,  too  loir  nit  im  d^or  toeren.  Slber 
ber  bo  Peiffig  ift  im  ftubieren  ber  Ijciligen  gefdEjrifft,  ber 
I)at  alt  tag  ju  ttjenig  jeit  ünb  ftunb,  er  i)at  gnüg  ^u 
fd^affen,  önb  empfinbt,  ba^  tag  ^eit  gebdt  an  beffercm 
I)inbert. 

3d^  mag  oud^  tt)9l  gebcndfen,  öor  jeiten  finb  münd^ 
önb  Pfaffen  in  ber  fir(|en  tdgtid^  ober  offt  jufamen 
fummen  önb  lection  ber  Ijelgen  gefd^rifft  bo  gebort  önb 
nü^Iid^  bifputiert,  loie  man  jefe  öff  ben  liol^en  fd^ulen  foH 
tf)un,  tiat  ü^IidEjt  folid^e  loeife  oud^  ein  fteür  getl^on  ber 
dfftfd^en   nad^öolg   in   fibcn  tag  j^ten,  an  ftat   l^eilfamd 


Bundsgenoss  IV. 


43 


ftubierenö.  SlBer  i^  lüiH  mein  fc^ribcn  l^ie  mit  cnben 
in  l^offttung,  meine  gefetten  foHen  iren  fl^§  anä)  bo  ju 
tl)un,  bo  mit  ba§  önb  anber^  tt)iberraten  toärb  önb  ah 
tragen. 

Da^  gbdt  ba§  t)n§  d^riftu^  t|at  giert, 

SQat  mon  in  f^ben  ^^t  öerfort, 
Die  man  aHein  fprid^t  t>^  bem  g^bt, 

S)ie  lieb  be§  ndd^ften  btrad^t  man  nüt. 

SBirt  rad^en  got  ^n  janer  j^t. 


2)er  .V.  bmiMögno^. 


@in  t^ermanung  ^u 

aller  obcrfcit  Scütfci^er  91a 

tton,  ba§  f9  ben  ^rebig 

ftül  ober  Kantet 

reformieren. 


Jesus  auf  einer  Kanzel, 
das  Volk  lehrend. 


46  Bundsgenoss  V. 


[2Jj^]  n|  Slam  axi%  ^ilff  öitb  infprud^  gotg  onbcrftanb 

fd^ribctt  ntit  fd^Ied^ten  tüortcn  öon  refomtierung 
ber  tJtebtg  ftül  in  tütfd^er  nation,  SBann  aH  arbeit  önb 
anfd^ieg  in  rdten  önb  gefd^rifften,  fo  ie|  öon  ö^I  gotö 
f6rd^tigen  önb  öerftenbigen  oft  gonb,  ^aben  barumb  Keinen 
fürgang,  bann  ber  prcbig  ftui  ift  nod^  önreformiert,  ben 
mögen  aHein  reformieren  lodltlid^  oberl^anb,  ju  benen  ttjiff 
id^  biß  rebe  rid^ten. 

11  SSebendfen  ernftlid^,  o  ir  regenten  teütfd^er  nation 
in  lanb  onb  ftetten,  toar  jü  eüd^  got  bernfft  tiat,  ir  foHen 
au§  befold^nem  geioalt  anrid^ten,  fürberen  önb  fd^irmen 
rec^t  d^riftlid^  Idben,  bammb  tragen  ir  ba§  fd^toert  gotte^. 
^ar  an  foHen  ir  fefeen  eer,  I^b,  gut  önb  feel,  baS  er- 
forbert  etoer  e^b,  ben  ir  got  getfjon  tiaben  im  touff,  ba 
öon  fein  bapft  mag  abfoluieren,  önb  trett)  önb  gelübt,  bo 
mit  ir  ettjeren  t^nbert^on  öerpftid^t  finb  öon  ttjegen  etoer^ 
regimentg.  SRun  loill  xä)  eüd^  anjeigen  ein  naiven  nüfe- 
Ii(|en  lüäg  ettjerem  ampt  gnug  je  tl^un,  bo  mit  jn  frt|b 
önb  I)e^I  etoer  befoldien  önbert^on  mögen  bcfton,  önb  ir 
mit  ^n  got§  l^ulb  ^ic  Ijaben  önb  enbtlid^  eioige  fdligfeit. 
S)ag  böft  önb  fürberlid^ft  mittel  ju  ©tiriftlid^em  Üben  önbcr 
gemeinen  d^riften,  ift  nit  in  ö^I  ftatuten  ober  lanbt^red^ten, 
in  fd^loeren  ftraffen,  in  I)4§Iid^er  l^ortigfeit,  funber  meer  in 
emftlid^er  öerfünbung  beö  ttjort  gotteö  burd&  bie  bar  jü 
öerorbnet  finb.  3)ann  allein  bag  ttjort  gotg  ift  !refftig  j& 
ftraffen  bie  öbeltl^dter,  ju  befferen  bie  fünber,  ju  ^dlffen 
ben  guten,  toa^  basf  got^loort  nit  toürdft,  mag  fein  mcnfd^- 
lid^  fordet  nod^  fleife  öferid^tcn,  bann  ba§  got^ujort  ift  gleic^ 
cim  fd^todrt  ba§  nit  aHein  tringt  burd^  ben  l^b,  funber 
burd^  feel  önb  geift.  S)urd^  baiS  fd^todrt  beö  gotS  loort 
finb  toir  getriben  loorben  öon  l^atjbnifdjer  ttjeig  öff  d^riftlic^ 
toefen,  öon  fünben  jü  erberfeit,  ünb  fo  ttjir  loibcr  ba  öon 
faHen,  mag  e^  aHein  önß  loiber  jü  red^t  bringen,  bann 
burd^  fordet  ober  liebe  gotteS  ttjeid^t  ein  ietlid^er  üom  böfen. 
SlHein  ba^  ttjort  gotö  bringt  ^n  öng  folid^  lieb  ober  fordet. 
SBo  ba§  ttjort  got^  bl^b  in  reiner  trümer  fürl^altung,  teeren 
ir  \)xl  önglücf  im  lanb  onb  ftcttcn  öberfjaben,  burd^  ba« 


Bondsgenoss  V.  47 

tooxt  QoU  [2tij]  te^  rid^tet  got,  önb  men  got  nit  jcüd^t  ift 
öngejogcn.  Slber  öor  allen  hingen  nemen  toax,  todr  eüd^ 
fol  Ijrebigen.  ©olid^^  nü|tc  am  ntciften,  fo  eö  bic  ^jfarrer 
fclb^  tlidtcn.  2Hfo  ba§  bic  Ijfarrer  lüeren  gcicrt  ober  gc*» 
iimig  Icüt,  gnt  l^d^tg  önb  öerftanben,  bie  möd^ten  toeig 
önb  mittet  pimemen,  ba^  bem  öoIdE  nad^  ix  art  bequem 
toer,  aud^  önberjüge  im  fin  gut  fümemen  fain  anbercr, 
bann  ber  prebig  ftui  ift  in  finer  gmalt.  S)ar  ju  totx  gut 
ba^  man  ein  öor  l^^n  betoert  in  ^jrebigen  önb  ratfd^Iegcn^ 
ee  bann  er  angenummen  tourb  an  namml^aftige  ort,  önb 
bann  bie  toal  ftunb  bt)  bem  gemeinen  öolcf  önb  it)  ber 
oberfeit,  benen  er  fol  öor  fein.  SBo  aber  nit  mag  fein,  ba^ 
man  bie  pfarrl^erren  bo  l^in  bringe,  ober  foHid^  ^jfarrer  l^abe, 
ift  ber  ndd^ft  tt)dg,  baS  man  ein  anbcm  prebiger  beftett,  ber 
ba^  öoIdE  treiülid^  lere,  aber  bo  ift  ein  fürforg  je  l^aben  önb  ift 
got  in  gmein  fteiffig  ju  bitten,  ba§  man  ein  gierten  ober  ein 
gelemigen  in  ber  feigen  gefd^rifft  anneme,  ber  ein  öer^ 
nünfftig  fitlid^  örtl^eil  Ijab,  önb  ettoa^  erfarung  bnrgerlid^ö 
ttjefen^,  ba^  er  f^  ein  menfd^Iid^  bfd^eiben  man,  ber  gnob 
I|ab  bie  gefd^rifft  öerftentlid^  önb  ftanttiafftig  für  jü  fjalten. 
9Ran  öerfud^  .ö.  ober  .öj.  öor  l^in  meer  bonn  ein  mal  ee 
bann  man  ein  an  nimpt  t)§  j|n,  önb  öerorbne  eim  prebiger 
ein  guten  folb,  bo  mit  er  nad^  feim  ftonb  mog  öfefummcn,. 
tt)o  man  ein  folid^en  in  einer  futten  finbt,  mag  man  in 
auc^  annemen  mit  örloub  ber  prelaten,  tooHen  f^  toittiä 
fein,  iDÖHen  f^  e^  nit,  fo  t^ü  man  e§  benod^t,  bann  ein 
gefd^icfter  münd^  ift  meer  fd^ulbig  bie  teüt  5Ü  leren,  fo  er 
öon  einer  gmein  ^n  ftetten  ober  lanb  bar  jü  berufft  loirt, 
bann  im  Hofter  fein^  abt^  mütmiHcn  t)§  ju  toarten.  S)ar 
nad^  fercn  p^fe  an  mit  einem  prebiger,  ba^  ir  fottc^e 
bünbtnüfe  mit  pn  mad^en,  baS  ir  ^n,  önb  er  efic^  on 
merdEIid^  örfad^  nit  mögen  örlouben.  @§  bebarff  me  bann 
ein  tood^en,  b^§  ein  prebiger  befe  öoldfs  art  lernet,  önb 
ba§  t)oid  \id)  in  ein  prebiger  rid^tet,  on  folid^^  toirt  wenig 
nu|  gefd^afft,  fant  5ßaulu§  ift  önfe  an  bem  ort  ein  groffer 
jüg.  9S^IerIe^  fod^  önb  mond^erle^  fpei§  mad^en  nit  ge^ 
funben  I^b,  önb  offt  önnb  bidf  enberen  bie  prebiger  bringt 
önftdt  finn  önb  fitten,  öon  önftdten  öngleid^en  fin*  [THj^] 
neu  »erben  lanb  önb  teüt  önrutoig.    3?nb  fo  ein  prebiger 


48  Bundsgenoss  V. 

njeifet,  ba§  er  on  tnercHid^  örfad^  tiit  barff  toeid^en,  tnü§ 
fr  nteer  forg  Ijaben  bafe  er  fid^  eerlid^  önb  früntlid^  lialt 
mit  feinen  jutjorem.  ^nb  \o  mavt  jm  nit  on  ntercflid^ 
vx^a6)  Bebarff  örloub  geben,  ift  er  öil  IddEer  bie  toaxf)tit 
^ü  fagen,  bo  jü  ^n  fein  gettjiffen  treibt.  SS§  bem  öolgt 
ba§  idrlic^  fne^t,  mutlierren  ober  p^axx  tielffer  nit  fo  gar 
fuglid^  finb  ju  önberto^funö  be^  öoIdEö,  bann  fie  genteincf- 
ii(|  jung  önerfaren  önb  lerfned^t  finb,  önb  ömb  ein  Hein 
bing  örloub  nemen  ober  Ijaben  muffen.  SSoIgt  oud^  baS 
battel  münd^  nit  fuglid^  finb  bo  ju,  bie  toeil  f^  önber  bem 
geiüalt  ir  orben  finb.  @inttt)eber^  bringt  ir  jjrebigen  ön«» 
nu^  ir  ünerfarung  Ijalb,  fie  fummen  bo  Ijar  önb  blatfd^en 
tl^nein,  ttJoHen  bife  ober  jl^en^  umbftoffen  ober  öffric^ten, 
ba^  einer  gemein  an  bem  ort  nit  bienet,  ober  ftoffen  aufe 
ir  fclfeam  fümamen  önb  önioiHen  gegen  etlid^en,  önb  ge- 
bendEcn,  bift  bu  l^üt  ^ie,  fo  bift  mom  anberftoo,  bo  mit 
\>a^  t)old  ünruttjig  ttjirt,  önb  ba§  gotSioort  oerl^inbert,  tt)o 
er  aber  mufte  beliben,  lourbe  er  fi§  ein§  anbern^  öor  l^in 
bebenden. 

H  3i^^  ^^^  ift  offt  erfaren,  ttjann  ein  ^)rcbiger  an* 
genem  ift  bem  t)old,  ba§  im§  bie  münd^  öergünnent  önb 
müfe  abfd^eiben,  bo  bor  mag  niemanbt  gefein,  ba^  offt  mit 
groffem  fd^aben  bem  öold  ein  foUd^er  endogen  »irt. 

H  3tem  ob  einer  ^rcbiget  bie  ttjarl^eit  bcß  ettjangelij, 
önb  bod^  bringt  folid^  rebe  tttoa^  murmel  it)  ettUd^en, 
benen  bie  tt)art|eit  fel^am  ober  mifefellig  ift,  balb  öerfc^irfen 
bie  münd^  ein  ^)rcbiger,  bo  mit  fie  öngunft  önb  mißfallen 
termeiben.  S)ann  bie  bdttel  münd^  gar  öbel  fordeten  ein 
öngunft  be§  öoldfS,  funber  ttjann  fie  mit  abfegen  im  mögen 
entgegnen.  Ober  prebiget  einer  Sl^oftolifd^  lere,  bar  aufe 
ber  münd^  öngegrünbte  lete  önb  lafterlid^  Idben  gemerdft 
n^irt,  öon  ftunb  füd^en  f^  im  Hofter  önb  öffertl^alb  örfad^ 
ein  folid^en  nü^Iid^en  prebiger  ju  öermanbicn  mit  fd^aben 
be^  lüort  got§.  SBann  nieman  mag  minbcr  üben  baS  tt)ort 
gotg  too  e§  gö  a^nid^erle^  intrag  raid^et,  bann  münc^  önb 
t)faffen. 

H  S)ie  bdttel  orben  finb  ju  gelaffen  toorben,  aU  ob 
burd^  ir  loillige  armut  fie  getjdrfeiger  tt)cren  ju  prcbigcn 
bie  »arl^eit  [Zliij]  fo  f^  feinet  öerluft^  beforgtcn.    ®§  f)at 


Bundsgenoss  V.  49 

fid^  aBcr  getücnbt,  ba§  ix  gl^fenerifc^  gejtüungen  arntüt 
fie  öer^agt  mad^t  bic  lüarl^eit  jü  reben,  ob  fdjon  einer  t)nb 
ber  anber  e§  gut  im  finn  l^itten,  bod^  lüiberftot  int  ber 
groffer  liauff  tmb  ntüfe  Miben  bt|  irent  toiHen,  ober  aber 
mit  forg  b^  inen  fein.  3)arfür  l^alte  e^  atö  je^  bie  fad^en 
ftonb,  bebarffft  bu  nit  loarten  clare  eloangelifd^  önb  ajjofto*» 
lifd^  leer  auß  ben  bdttel  orben.  ®i6)  ioer  tt)iberftat  meer 
offentüd^  ber  claren  marlieit  bann  bie  bdttel  orben.  SQxe 
mercfen  eben  ir  einfaltigen  d^riften  *),  ©loer  öorfaren  tiaben 
aufe  barmi|4r|igfeit  angenommen  bdttel  münd^  önb  fie  kffen 
bumen  Heine  toonnngen  önber  eüd^,  bo  mit  f^  etttjan  ^re^ 
bigten  bem  öold,  önb  ift  ir  anfang  gar  einfditig  gefin  önb 
biemütig  gegen  ^)farrcrn  önb  anberen  prieftem,  gegen  todlt^ 
üd^er  oberfeit  önb  jleberman,  mit  folid^em  fd^ein  tjoben  fie 
fo  ftard  gctour^Iet,  ba§  fie  ttJoHen  bodEjen  bogt  önb  ge«* 
ridjt,  Pfarrer  önb  Pfaffen  önb  jeberman,  bann  f^  ein  Iiinber«' 
^ut  lüiffen  im  gemeinen  man  ben  fl^  l^inbcrgonb  ^n  ber 
beid^t  önb  fünft,  too  man  toolt  ^n  ttjiberfton,  t>a^  man  ein 
öffrur  mftfte  beforgen.  S)ar  ju  trötoen  fie  mit  Idren  Ijolen 
bdpftlid^en  bullen,  önb  erfd^recfen  alfo  bie  ford^tfamen.  Do 
I|in  ift  htmmen  ba^  f^  önmdffige  l^eüfer  önb  fird^en  buioen, 
t)il  perfonen  Iialten,  loftlid^  Hcinat  tmb  ^uferat  liaben,  fein 
ttjarüd^en  mangel  l^aben,  ob  f^  fd^on  anberft  jaigen,  etioan 
rent  t)nb  gült  fouffen,  ia  einer  ganzen  ftat  im  lodg  ligen 
tt)te  mang  mit  ^n  anfad^t.  ©olid^em  mod^ten  ir  nit  ba^ 
entgegen  gon,  bann  fo  ir  ein  gefd^icften  prebiger  fjetten,  ber 
bem  öold  angenem  ttjdr,  er  toere  lodltHd^  ober  geiftlid^,  ber 
aUgemad^  bem  öolcf  iie^Ifame  bing  fürfjielt,  bo  mit  baS 
öoW  felb^  mercfte,  loo  mit  ire  münd^  bi§  l^dr  umbgangcn 
ttjeren.  Stud^  ift  gemeincflid^  orben  loiber  orben,  münd^ 
loiber  pfaff,  önb  finb  aud^  bie  prebig  tmgl^d^,  bo  burd^ 
önglid^e  gemut  ber  jul)6rer  entfpringt,  gaft  bu  ^n  ein  flofter 
jä  prebig,  ber  fagt  rot,  bin  loib  in  ein  anber§,  ber  fagt 
blam,  bein  gcfinb  jum  Pfaffen,  ber  fagt  mx%  alfo  ba§  man 
im  öerftanb  gemeiner  c^riftlid^er  lere  feiten  in  tm  l^ufe  ein^ 
ift,  toic  mod^t  man  bann  ^n  rot  önb  gerid^t  gl^d^e  rdte 
geben,   loie   mod^t  tin  ttjol  gcgrünbt  ooW   fein   ^n  ruU) 


^)  Im  Druck:  c^iften. 

£  b  e  r  1  i n »  Ausgew.  Sehr.  I. 


50  Bundsgenoss  V. 

d^riftenlid^g  [ititj^]  lüefcn.  9tuci^  attfo  toixt  ituitrac^t  in 
getoiffen,  in  fitten  önb  entfpringt  t)t)l  fragen  önb  Hagen, 
ba§  trcgt  bann  ben  münd^en  öil  eer  tnb  nn^,  fo  man  gu 
Jjn  lonfft  ümb  troft  önb  rot,  aU  ir  bann  fe^en  ttjie  fie 
all  j^t  je  fd^affen  l^aben,  önb  ift  önfr^b  ber  getüiffen  önb 
l^ar^en  ir  fd^ntal^arub.  SBoIte  nun  einer  ba^  öolcf  öff 
redeten  fr^blic^en  grunb  n^^fen,  bo  mit  gienge  ir  ^  eer  önb 
nu^  ab  ünb  mufte  ber  ^)rebiger  fd^nieigen  ober  aber  marter 
I^ben,  e§  f^  bann  baö  ftdte  gegrünbte  lere  in  ba§  öoIdE 
loerb  gebraut,  mag  im  nümmer  l^eil  gefd^dtien.  Solid^^ 
mag  bie  loeltlidE)  oberleit  tpol  erlangen  önb  gü  toegen 
bringen,  fo  f^  emftlid^  bar  ob  ^elt.  ginben  f^  ein  guten 
prebiger  öfferlialb  ber  Hofter,  fo  bebörffen  f^  ber  münd^ 
nit,  önb  gebieten  ben  münd^en,  ba^  fl^  ein  folid^en  ön«- 
ömbtriben  laffen,  bo  mit  ba^  öold  nit  öon  finer  leer  faH. 
ginben  fie  ein  guten  prebiger  in  eim  hatkl  orben,  fo  foHen 
fie  nad^  im  fteHen,  loetten  bie  bettelt  münd^  folid^^  nit  t^er«- 
ttjilligen,  fo  l^at  ein  oberfeit  gtoalt  f^  jü  t^ertriben  gar  ö§ 
ber  ftat  ober  ^n  bie  narung  minberen,  fo  bod^  bie  münc^ 
einer  ftat  nit  günnen  ba^  brot  be^  loort  got^,  ba§  in 
m6d^t  burd^  ein  angenemen  prebiger  gereid^t  ttjerben.  SRit 
laffen  2)  eüd^  bar  an  ^inberen  ba^  f^  feigen,  ire  orben 
fjalten  inn  enberung  2)  ber  perf onen,  e^  ift  nit  ujar,  ir  ön- 
toitt  önb  öngefd^idter  finn  ift  ein  örfad^  offt  önb  ö^I,  bor 
nad^  lüoHen  f^  öor  bem  öold  bem  ein  guten  bedfel  geben. 
Sr  foffen  aud^  nit  fordeten  öffrur  be^  öold^  öon  ber  münc^ 
todgen,  bann  fo  ba^  öolcf  ein  ernft  öon  eüd^  merdft,  toirt 
ei^  mä)  äüfaHen.  gord^ten  aud^  nit  ber  mundo  bullen  önb 
bann,  bann  fie  atö  toenig  gelten,  ba§  offt  bie  münd^  ewcr 
lad^en,  ba^  ir  fo  ö^I  bar  öff  Ijalten,  fcior  önb  toaffcr 
bifpenfiert  ttjol  mit  folid^em  ban  ünb  buHen.  3r  beborffen 
feiner  ^^Iff  toarten  öon  b^fd^offcn  önb  bapft,  bann  bdttel 
münd^  ^alten^  mit  ^n  önb  jljene  mit  bifen,  bo  mit  f^  aü 
befton  mögen,  bar  neben  nimpt  ab  d^riftlid^  todfen  t)nb 
toed^fet  fuperftition  önb  ein  lia^bnifd^  Idben.  @o  ir  nun 
angenommen  ^aben  bdttel  münd^  öon  l^cilfamer  prebig  toegen 


*)  irr.  —  *)  äffen  (das  „1"  ist  in  die  folgende  Zeile  ge- 
fallen, daher  dort:)  enbe«  |  (rung. 


Bundsgenoss  V.  51 

önb  ir  erfarcn  ba§  tuiberf^il  üon  ^nen,  gebürt  euc^  f^  umb 
toiberig  fad^  \t)  toiber  öfe  tagen  bar  an  ir  got  ein  bienft 
tl^unb,  önb  ir  on  f^  Pfaffen  önb  münd^  genfig  tiaben,  bie 
eüd^  ümbtriben  önb  ba^  ettjer  abnemen  önb  in  faul^eit  öcr* 
jcrcn.  SBann  ir  fnnbcn  Iiabt  ein  man  in  ober  ü§  eint 
orben  bo  [2t  4]  mit  nad^  gut  bebundfen  ctoer  ftat  öcrforgt 
ift,  föHcn  ir  im  öfflegen  ba^  er  eiid^  anfalle  ^)rcbigen  bie 
eiüangelifd^  önb  apoftoHfc^  lere  mit  öfelegnng  ber  alten 
lerer,  Drigeni^,  Krifoftomi,  Sluguftini,  ipieron^mi,  SBebe  ic. 
önb  ber  nettjen  fd^ul  lerer  joncf  önbertoegen  laffen.  äud^ 
fic^  nit  belab  mit  juriften  ober  Slriftotelifd^  lere,  bie  bem 
öoldf  Dil  ^inbernüß  bringen  ünb  bie  t|^^  gottlid^^  toort^ 
minberen.  S)a§  man  für  li^n  bie  ^rebig  fd^opffe  aufe  bem 
brunnen  ber  SSibel  önb  alten  Iielgen  lerer,  nit  aufe  ben 
gruben,  ciftem  önb  lad^en  neioer  prebig  bud^er  toie  ijn 
.ccc.  jaren  gefd^dl^en  ift,  bi§  bie  münd^  ire  ablafe,  gute 
toaxd  önb  ire^  orben  Iielgen  lob,  mit  fampt  eignem  gfud^ 
önb  eer  an  tag  legen,  fo  ift  bie  ftunb  t)%  foH^^  fol  ab- 
geftelt  toerben.  D  toie  ein  loblid^,  eerlid^,  nu^,  l^eilfam 
bing  ba^  toere  fo  ir  folidie  prebiger  l^dtten,  jn  fur|en 
iarcn  Iidtten  ir  ein  tt)oIgesogen  d^riftenlid^  öoM,  bann  ttjurben 
ir  cmpflnben  toie  nüfelic|  >)  id^  geraten  l^dt,  barumb  griffen 
bie  fad^  bapffer  an,  ift  ein  fündflin  gotli^g  emft  in  eüd^, 
ift  ein  2)  bluttropff  d^riftenlid^^  blutö  ^n  eüd^,  ift  ein  mann^ 
Ud^e  menfd^Iid^e  aber  ^n  eüd^,  fo  erzeigen  e§  an  bem  ftudf, 
0  ir  ftattialter  got§  in  ttjeftlid^en  ftanb,  nit  fd^ieben  bie 
fad^  ab  eüd^  öff  b^fd^off  önb  anber  ge^ftlid^  genant,  alle 
d^riften  finb  geiftlid^  leüt,  fie  l^aben  ben  ^eiligen  geift  em«- 
pfangen  im  touff,  f^  finb  teil|afftig  be§  I^ben  d^rifti  önb 
Ijaben  bie  lielgen  facrament,  ein  got,  ein  glouben,  ein  üer- 
l^eiffung,  öon  bereu  bing  ttjegen  loirt  einer  morlid^  geiftlid^ 
genant.  So  ift  ba§  prebigen  für  alle  ^n  gemein,  bo  ju 
finb  ir  oberen  ober  d^riftlid^  leüt  önb  gebürt  eüd^  t)§  ampt 
^anbtl^aben  ma^  ju  d^riftlid^er  lere  bienct.  SBötten  ir  gott 
gefallen,  etoer  fünb^)  ablegen,  ablafe  erlangen,  grofe  gut^ 
t^un  eim  ganzen  taub  ober  ftat,  toelt  ir  l^ie  unb  bort*) 
got§  frünb  fein,  fo  griffen  bife  fad^en  an,  fparen  f^  nit 


0  njülid^.  —  *)  in.  —  »)  finb.  —  *)  b6rt. 

4* 


52  Bundsgenoss  V. 

lang,  e^  ntag  I)eüt  ein  ntcnfd^  fterben,  l^dttc  cSvIjeilfamc 
leer  gehabt  e^  gieng  int  bajj.  Dn  lieilfante  leer  ntag  nie^ 
ntanbt  fdlig  lüerben.  ©oltd^e  leer  ift  ö^I  jar  Verborgen 
gefin,  önb  ir  greiffen  önb  befinben,  ba^  man  ntit  önfru^t=- 
baren  ntärlin  öff  ber  can^el  ömb  gat,  ttjarnnib  toolten  ir 
bann  foüd^§  lang  üerjiel^en  fo  c^  enjer  feel  antrifft.  [2t  4^']^) 
^)rebig  tl|ün  öff  ein  tag  pber  an  b^I  orten,  ein  ^rebiger  ift 
je^en  tanfent  ntenfd^en  gnüg.  ®§  fol  fid^  jeber  man  Junten 
öor  mand^erle^  tjrebig  bann  e§  mad^t  önftite  liar^en  önb 
bringt  anber  groffen  fd^aben.^)  SBoInfft  ir  i)D^  erfonfften 
d^riften,  ttjolt  ir  got  ein  lüiberlegung  t^iin  umb  fin  groffe 
lieb  gü  eüd^,  fo  l^elffen  önb  raten  bo  gn  ba^  djriftlid^-*) 
gfa^  rein  önb  trülid^  geprebigt  loerb,  ob  eüd^  fd^on  ioiber* 
ftanb  in  etoerem  fümemen  gefd^id^t,  liben  e^,  laffen  nit  ab, 
got  toirt  b^  eüd^  fin,  glouben  mir,  ö^I  öerbienftUd^er  ift 
e^,  bann  fo  ir  ömb  be§  glonben^  toiffen  öon  ben  ttirdfen 
erfd^Iagen  ttjnrben.  9?iemanbt  tlint  d^riftlid^em  4)  todfen 
meer  fd^aben,  bann  folid^  bngelert,  fani,  t)nnerftenbig,.a^gen'' 
gfüd^ig,  tranm  ^)rebiger,  bie  ba^  öoIdE  abto^fen  bon  dftrifto 
önber  gntem  fdEjein,  bejslialb  man  ire§  falfd^  nit  balb  ad^tet, 
aber  an  bie  ongloübigcn  feret  fid^  niemanb.  SBarumb  finb 
!rieg,  l^agel,  mi|gett)ad^J3,  anber  plage?  barumb  ba§  ttjort 
got^  ttjirt  öbcl  gelianbelt  in  ber  txxä)zn  önb  niemanbt  t^ut 
bar  gü,  ba^  mag  got  nit  öngftrafft  laffen,  id^  ttjiH  min 
feel  erlöft  l^an,  \ä)  i)db  eüd^  tretolid^  getoamt,  toxxt  got 
enteren  bnflig  ftraffen  mit  fd^anb,  armüt  ober  fnnft,  fo 
ttjiffen  etoer  fd^ulb. 

S)ammb  lieben  frommen  d^riften,  funbcrlid^  oberleit 
in  ttjeltlid^en  gtoalt,  ttjolt  ir  öor  fd^aben  önb  fd^anb  be- 
l^ut  toerben,  loolt  j|r  fr^blid^  nü^Iid^  regieren,  loolt  ir  ha^ 
etijeren  finben  lang  naä)  eloerem  tob  gliicHid^  gang,  toolt 
ir  fdliglidö  fterben,  fo  griffen  an  b^fen  got§  bienft,  refor* 
mieren  mit  gttjalt  etoer  can|el,  verbieten  allen  bie  anberS 
prebigen*)  bann  id^  gefagt  l^ab,  ba^  f^  nit  meer  prebigen, 
miberftonb  t)n  mit  getoalt,  feren  eüd^  an  fein  alt  gioonfeit, 
on  fein  orben^  ft^^eit,  an  fein  bdpftltd^  bull,  fordeten  got 


^)  Hier  scheint  der  Zusammenhang   unterbrochen!  — 
«)  fd^al^en.  —  »)  c^rjftlid^.  —  *)  d^rftilid^em.  —  «)  ^)r«bien. 


Bnndsgenoss  V.  53 

mecr  bann  bie  menfd^en,  Ijaben  ein  monntid^  i|dr|,  tyoU 
ftrcdfen  ben  lüxHen  gotS  in  fürberung  fein^  gefa^,  ttjcr  bar 
toibcr  lü^I  fin,  er  \t)  todlüid^  ober  ge^ftlid^,  an  bent  brauchen 
ettjeren  gctoalt,  mit  lieb  ober  leib,  toie  e^  fid^  gebürt.  Üb 
XX  fc^on  in  anbem  laftem  beliafft  finb,  ioirt  eüd^  got  ntinber 
ftraffen,  fo  ir  fein  gfa|  fürberen  in  anbem,  loirt  aud^  eüd^, 
t|off  i<^/  gendbiglid^  entbinben  öon  etoeren  fünben.  ©olic^ 
ttjdrd  ift  ober  alle  affmnfen,  e§  ti^Ifft*)  ö^I  ben  feien  im 
fdgfür2)  önb  ift  ein  anfang  etoigö  IdbenS.  S)a  l^in  önfe 
got  ^dlff  Slmen. 


')  W^-  -  *)  fÄ0ür. 


^afmuj^  vonxoi^exo 

batn  ein  fürft  aller  gelerten  ju  Unfereu  j^te, 
fd^retbt  im  ihä)  genät  ©ticotnion  tnoriaS, 
Dom  iprebigeu  ber  battel  mmä). 

®ttt.  icben  id)  t|ie  früntlid^  bit, 
®aö  er  mid^  Idfe  önb  lad)  nit. 

3S    *     @ 


2)er  .VI.  bmiMögno^. 


Brust- 
bild des  Eras- 
mus  mit  der  Um- 
schrift: THN  KPEITm 
TA  SYrrPAMMATA  /lEISEI: 
IMAGO      AD     VIVAM 
EFFIGIEM    EX- 
PRESSA.  AN. 
MDXXI. 


56  Bundsgenoss  VI. 


[2t j^]  C^Kl§  Bin  aud^  einer  öß  ben  .yö.  bunbt^flnoffen, 
jj  önb  je^  gebürt  mir  fdc^feten  miner  pflic^t  gnüg 
"^^  ge  tf)ün,  fo  bebuncft- mi(|  gut  fein,  ber  bittcl 
münd^  abtot)%  fo  fie  im  ^rebigen  füren,  önb  in  felb§  tl^or»- 
lid^  bar  inn  ttjol  gefallen,  fürlialten  ö^  Ijerr  erafmo,  ber 
alfo  bar  öon  fd^reibt.  SBeld^er  bie  I)ummel  genant  bdttel 
münd^  ra^feet,  an  bem  rddien  f^  fid^  bar  nad^  in  offnem 
^rebigen  önb  seigen  an  iren  finb,  fo  0  mit  verborgen  tooxttn, 
bag  jeberman  üerftat  ttjen  f^  meinen,  önb  I)6ren  nit  t)ff 
ttjiber  folid^en  bellen,  bife  man  Jjn  ein  fup^en  in  munb 
toürfft.  81^  ttjeld^er  fpijlman  ober  briacf er§  2)  f rdmer  ift  f o 
fd^im^fflid^  ju  fdl^en  aU  bie  bdttel  münd^,  fo  fie  fid^  fteHen 
in  iren  tjrebigen,  aU  ioeren  f^  lool  berid^t,  orbenlid^g  fünfte» 
Iid^§  rebenfif,  önb  loie  ttjol  ir  weife  fp6tlid^  ift  önb  ön^» 
gleid^  ben  leren  ber  bettjerten  rtietoren,  bod^  meinen  f^,  ed 
gefaH  ben  jül^orem  tool,  bo  burd^  bann  me  lad^en  ent* 
fpringt  i\)  ben  topfen,  bann  aigcn§  gfaffen  ift  Idd^erlid^  on 
ben  narren.  D  got  toic  erbrd^en  fie  fid^  in  gebdrben,  »ie 
dnberen  f^  bie  ftimm,  tpit  fingen  f^  öff  ber  fanfeel,  toie 
loben  fie  ftd^  felb^,  loie  ehtfteHen  fie  ire  angefid^t,  loie  füHen 
fie  bie  gan^  fird^en  mit  od^fefen  gefd^ra^.  Snb  folid^  ir 
tjrebig  m^efe  Ijalten  .f^  in  groffer  l^eimlid^eit,  leren  fie  fain 
frembben,  aber  allein  ein  münd^  ben  anbem.  2>od^  ift 
man  ober  j|r  folid^  prebig  loeife  fummcn  önb  fie  inen  ab 
gelernet,  ba^  man  ire  tl^orlieit  bo  mit  fie  öff  bem  prebig 
ftui  ömb  gonb  bem  gemeinen  öoldf  entbedfe. 

Slnfendflid^  fo  bdttcn  fie,  ba^  ^abcn  f^  ben  poeten  ah 
gelemet,  bie  ire  mufaö  anfdncflid^  anruffen.  9tber  toeber 
Sluguftinug  nod^  |)ieron^mu§  nod^  anbere  ^aben  fottd^  ge»- 
bdt  laffen  tf)un  in  ber  tJrebig,  bann  man  öermeint,  ba§ 
öoldf  f^  öor  ^in  bereit  bar  ju.  S)ar  nad&  legen  fie  für 
ein  inleitung  ber  tJrcbig,  toeld^e  bod^  gar  nit  öff  bie  mo*- 
ter^  bienet,  bann  fo  fie  fagcn  ttjeHen  öon  ber  liebe,  jiel^cn 


0  Im  Dmck:  fa. 

')  =  Theriak,  ein  beliebtes  latwergenartiges  Heilmittel, 
üeber  die  Theriakskrämer  s.  Pfotenhauer,  üb.  Freibergs 
Aerzte  und  Heilktinstler  in  den  ältesten  Zeiten,  S.  55. 


Bimdsgenoss  VI.  57 

fte  trc  Mottung  öom  Stt^Io  bcm  Sg^^tifd^cn  tooffcr,  ober 
fo  bie  ^rebig  foH  fein  t)om  l^oilgcn  cru^,  niod^en  fte  bie 
inloitung  öon  brodtcn  in  Sobitone  Sei  gcnont,  ober  fie 
jagen  tüoHen  öom  fO'»[2itj]ften,  folgen  fie  on  gä  reben  t)on 
ben  .  jij.  jdd^en  be^  ^^mmetö,  aU  ob  bo§  f aften  btlHd^  im 
glen|  ober  merken  f^  georbnet  t)on  toegen  ber  gefd^idlid^eit 
ber  inflüfe  be^  l^intmetö  ju  ber  felben  geit,  ba§  bod^  e^tel 
tl^orl^eit  ift,  ober  fo  bie  ^ebig  gon  foH  t)ff  bie  nioter^  be§ 
gloubenö,  ift  ir  inleitung  öon  ber  öierecfung  be§  circul. 
Sd^  l^ob  fett  ein  gel^ört  prebigen,  ber  l^od^  ndrrifd^,  id^ 
folt  fogen,  l^od^gelert  toa^,  bo  er  toolt  prebigen  öon  ber 
Icimlid^eit  ber  feigen  br^l^eit,  toolt  er  fin  narl^eit  ober 
hinft  erjoigen,  önb  peng  an  ju  reben  öont  .a.  b.  c  önb 
öon  filben  önb  öon  ganzer  oration,  anä)  wie  nomen  önb 
öerbunt  nod^  orbnung  ber  grantntatica  jnfanien  reguliert 
folten  toerben,  aud^  öon  orbnung  be§  abiectiui  önb  fub- 
ftantiui,  bar  ab  fid^  ettüd^  fine§  güd^en  tounberten,  aU  ab 
eint  l^o^en  bing,  önb  fagten  l^eitnlid^  bie  toort  l^oratij,  loo 
tüollen  bie  reb  l^in  au%,  gu  left  rid^t  er  bie  prebig  bo  l^in, 
ba§  er  toott  angaigen  bie  l^eintlid^eit  gottlid^er  br^l^eit,  aud^ 
in  ber  finb  grantntatica,  alfo  Har  atö  fein  SKatl^entaticu^ 
intmer  bie  br^l^eit  int  ftoub  ntod^te  raffen.  SSnb  in  ob^ 
gentelter  ganzen  tl^eologifd^en  prebig  gu  ftubieren  l^dtte  er 
tüol  ad^t  ganzer  ntonat  öer^ert,  mit  folic^em  flei§  önb  emft, 
bann  er  aud^  nod^  minber  gefielt  bann  ein  mutodrff,  bann 
ben  ganzen  fpi^  ber  äugen  l^at  er  ^in  in  gebogen  öff  ben 
fpie§  be§  öcrftanbt^.  3)od^  retot  ^n  fe;in  öerloren  gefid^t 
nic^t,  allein  ba§  er  (atö  er  tl^orec^t  toont)  bie  eer  öon 
feiner  foftlid^en  prebig  eriagt  l&ab. 

9Keer  ^ab  id^  ein  a^^igiarigen  gefant,  ber  fo  ein 
groffer  ©cotift  toa^,  aU  ob  er  ber  anber  @cotu§  todre, 
bifer  toolt  prebigen  t)on  bem  lob  be§  nammen  ^\u,  önb 
gaigt  gar  t^orli^,  iä)  fprid^  gar  fubtilic^,  ba§  alleö  ba§ 
in  bem  nammen  Scfu§  toer  verborgen,  toa§  man  immer 
bo  öon  mod^te  fagen,  önb  fagt  ba§  ber  nam  3efu§  in  ber 
grammatica  l^ette  attein  br^  cafu§,  ju  angaigen  göttlid^e 
bre^l^eit,  bar  nad^,  fo  ber  erft  cafu§  t)ff  ein  .§.  ö§  gabt, 
ber  anber  t)ff  ein  .m.  ber  brit  t)ff  ein  .t).  (bann  man 
becliniert  e§  alfo  S^fu^  jefum  jefu)  jaigtcn  bie  br^  biid^=» 


58  Bunds'genoss  VI. 

ftobcn   .g  .nt  .0.  ba§  er   ber    l^od^fte    ntittelft    önb    ber 
Ic^ftc  tüdr. 

[Tii}^]  9toä)  jetgtc  er  an  ein  groffc  öerborgcnl^eit  im 
tianicn  3|cfug,  c§  0  bcbeüte  tttoa^  groß  ba^  ein  .  §.  ftunbe 
tni  mittel  be^  namen.  S)or  ju  fogt  er  bcn  bud^ftaben  .§. 
nennen  bie  iuben  f^n,  önb  f^n  f^  ote  ijil  im  ©d^ottenlanb 
ote  fünb,  bor  \)^  offcntlid^  bebeüt  ttjurb  ba^  3efu§  l^innem 
bie  fünb  ber  toldt  S)o  biß  l^orten  bie  tl^eologi  fein§ 
glid^en  öeriounberten  fie  fid^  bar  ab  fo  faft,  ba§  fie  fd^ier 
ju  eim  ftein  tourben  ttjie  9tiobe,  önb  ift  auc^  nit  ab  tüeg, 
bann  toann  l^at  3)emoft^eneg  önb  Sicero  ein  folid^  ein^ 
leitung  gefegt  in  pnen  reben.  ®ie  alten  foftlid^en  meifter 
beS  tt)oI  rebenS  leren,  e§  ftanb  öbel,  tüann  bie  ijorreb  nit 
öff  bie  öermeinte  mater^  biene,  eben  al3  ob  nit  aud^  bie 
fd^toinl^irten  alfo  öngefd^idEt  ire  reb  faxten  öß  angebung 
ber  natur. 

2lber  bie  bittelmünd^  meinen,  ir  öorreb  \t)  bann  gan| 
funftlid^,  fo  e^  gar  fein  fug  l^ab  mit  ber  öermeinten  ma*» 
ter^,  alfo  ba§  fid^  auc^  bar  ab  ber  giil^örer  ijertounbret 
Dnb  gebendft  too  toiH  bie  öorreb  ^inauß.  @o  fie  ba§  funber 
gebdt  anfendfUd^  gefprod^en  ^aben  mit  allem  öoIdE,  bar  naä) 
önfuglid^e  öorreb  gefagt,  jum  britten  an  ftat  ber  Dermeinten 
fürl^altung  fagen  fie  ein  ftudf  Dß  bem  etoangell),  aber  be- 
l^cnb  oben  l^in,  fo  man  bod^  nid^t  anber^  folt  fagen  bann 
ba^  etoangelium.  3^^^  öierbcn,  fo  crbric^en  fie  fid^  ]^0(^ 
\)nb  ^attzn  für  ein  ^ol^e  frag,  afö  fie  meinen,  \)^  ben 
groffen  lerem,  bie  bod^  fo  gar  nüt  nü^er  bem  öoldf,  bag 
fie  gead^t  toirt,  fie  berür  toeber  l^imme!  nod^  erben,  bod^ 
meinen  f^,  e§  f^  tool  alfo  ößgerid^t.  S)o  erjeigen  fie  ein 
t^eologiften  cmft,  önb  allegieren  trdffenlid^  lerer,  fubtil 
lerer,  fubtilift  lerer,  dnglifd^  lerer,  Dnb  ber  glid^en  brad^t- 
lid^  titel  l^alten  f^  für.  8lud^  mad^en  fie  öff  ber  Ean^el 
f^Hogifmol,  fd^tußreb,  corrolaria,  öfeug  ober  nad^öoIg,t)unctcn, 
artidfel,  ja  itel  fd^SI  tl^anbt  Italien  fie  bem  fdftleäten  öolcf 
für.  S^m  fünfften  önb  letften  önberftonb  fie  fid^  etn§ 
meifter  ftüdfg  mb  bringen  l^dr  ein  tl^ored^te  fabel  öß  eim 


>)  Im  Druck:  3^efu«e,  «, 


Bundsgenoss  VI.  59 

cyempel  ind),  önb  legen  f^  bar  na6)  gaiftltd^  oug.  äRit 
oltd^er  tüeiß  befd^Iieffcn  fic  ire  önformlid^e  ^rcbig,  toeld^e 
0  öngefd^icft  ift,  bog  man  f^  f auni  gnugfant  f an  bcfd^riben. 
aber  ba^  ift  fd^ini^fffid^  an  inen  jä  merdten.  (Sic  l^aben 
ncifd^man  ein  gel^ört,  ber  anfang  einer  reb  ober  ^nrcbig  fol 
nit  mit  groffem  gef^re^  fin,  funber  mit  mit[2itij]Ier  ftimm. 
@o  Derftonb  f^  e§  fo  tüiberfin^,  ba^  ir  anfang  in  ber 
prebig  ift  fo  l^eimlid^  ba§  fie  fi(|  felbö  fum  Igoren,  önb 
ift  ber  anfang  nid^t  bann  ein  brummen,  eben  atö  ob  man 
alfo  reben  fol,  ba§  e§  nieman  öermercfen  fan. 

Sie  l^aben  eth)an  geldfen,  e^  nüfee  ju  beh)egung  etlic^ 
l^dr^igung,  ba§  man  fid^  etman  gebraud^  einer  er|ebung 
ber  ftimm.  So  tl^unb  f^  im  alfo,  fo  fie  ein  toeil  ftifi 
gebrummet  l^aben,  bel^enb  bar  öff  fallen  f^  an,  fd^r^en  aU 
toeren  f^  önfinnig,  fo  e§  bod^  fd^on  feinet  fd^r^en  bebarff 
an  bem  ober  j^enem  ort  ber  mater^.  S)u  meinteft,  e^  toer 
im  nie§  lourfe  not,  @ben  d^  ob  nid^t  bar  an  gelegen  f^, 
too  man  fd^re^  in  ber  prebig.  @ie  l^aben  aud^  gel^ort  bie 
prebig  im  fürgang  foH  l^i^ig  h)erben,  fo  fdd^ten  aud^  f^ 
alfo  in  ber  t)rebig,  ba^  f^  am  enb  mod^ten  fc^ier  omd(|tig 
»erben. 

3um  letften  l^aben  f^  geldfen,  toie  bie  meifter  be§ 
tüolrebeng  gefd^riben  l^aben,  ein  fd^im^fflid^  reb  giere  tool 
ein  materi,  toann  man  ben  fd^im^ff  rec^t  önb  gu  bequemer 
geit  braudit,  ®arumb  fo  h)6llen  bie  bdttel  münd^  an(!^ 
fd^impff  in  ir  prebig  jiel^en,  aber  ire  fd^impff  finb  atö  ön»* 
fuglid^  t)ff  ir  materi,  aU  ber  efel  ju  ber  I^ren. 

©ttoan  ftellen  fie  fid^,  aU  ob  fie  emftlid^  toeren  in 
ftraff  groffer  lafter,  aber  ir  emft  ftüpfft  meer  bann  er  öer« 
tüunbet,  önb  fie  finb  in  toarl^eit  nümmer  gröffer  fd^maid^Ier, 
bann  fo  fie  gefd^en  toeHen  fein  im  groften  emft.  ^r| 
alle  ir  prebig  ift  alfo  gefegt,  ba^  bu  fd^lodrcft,  fie  fetten 
ir  prebig  fünft  gelemet  ijon  ben  triadter»  frdmer,  h)ie  tool 
bie  bod^  ober  jl^ene  finb,  bodi  ift  ir  beiber  reb  alfo  geftelt, 
baö  bu  tooi  magft  merdfen,  baö  einer  öon  bem  anberen 
gefemet  l^at.  SSnb  wie  tl^orlid^  bing  fie  prebigen,  bod^ 
finben  fie  leüt  benen  e^  h)oI  gefalt,  afö  ob  fie  ®emoft^enem 
ober  SwKum  l^orten  prebigen.    Slber  befunberttd^  gefalt  ir 


58  Bunds'genoss  VI. 

ftaben   .^  .m  .t).  ba§  er   ber    l^od^ftc    mittclft    önb    ber 
Ic|fte  tüdr. 

[21x1^]  9loä)  jcigtc  er  an  ein  groffe  öerborgenl^eü  im 
nanicn  3|efug,  e§ »)  bebeüte  etttJQg  groß  bag  ein  .  ^.  ftunbc 
im  mittel  beö  namen.  3)ar  ju  fagt  er  ben  bud^ftabcn  .§. 
nennen  bie  iuben  f^n,  önb  f^n  f^  aU  iJtt  im  ©d^ottenlanb 
otS  fünb,  bar  ö§  offentlid^  bebeüt  tüurb  bQ§  3efng  l^innem 
bie  fünb  ber  tüdtt.  S)o  biß  l^orten  bie  tl^eologi  feinS 
glid^en  öern)unberten  fie  \iä)  bar  ob  fo  faft,  ba§  fie  fd^ier 
5U  eim  ftein  tourben  toit  9tiobe,  önb  ift  aud^  nit  ab  tüeg, 
bann  toann  l^at  ®entoftl^ene^  önb  Sicero  ein  folid^  ein^ 
leitung  gefegt  in  finen  reben.  ®ie  alten  foftlid^en  meifter 
be§  tool  reben§  leren,  e§  ftanb  öbel,  tüann  bie  öorreb  nit 
t)ff  bie  öermeinte  mater^  biene,  eben  afö  ob  nit  anä)  bie 
fd^n)in]^irten  alfo  öngefd^icft  ire  reb  faxten  t)§  angebung 
ber  notur. 

2lber  bie  bittelmünd^  meinen,  ir  tjorreb  f^  bann  gan| 
funftlid^,  fo  e§  gar  fein  fug  l^ab  mit  ber  öermeinten  ma- 
ter^,  al\o  ba§  fid^  aud^  bar  ab  ber  gul^örer  Dertüunbret 
önb  gebendft  tüo  tüiH  bie  Dorreb  l^inauß.  @o  fie  ba§  funber 
gebdt  anfendflid^  gefproc^en  ^aben  mit  allem  öoldf,  bar  nad^ 
Dnfuglid^e  öorreb  gefagt,  gum  britten  an  ftat  ber  öermeinten 
fiirl^altung  fagen  fie  ein  ftudf  öß  bem  en)angell),  aber  be- 
^cnb  oben  ^in,  fo  man  bod^  ntd^t  anberö  folt  fagen  bann 
ba^  en)angetium.  3^^^  öierben,  fo  erbrdd^en  fie  fid^  f)od) 
t)nb  galten  für  ein  l^ol^e  frag,  ai^  fie  meinen,  t)|  ben 
groffen  lerem,  bie  bod^  fo  gar  nüt  nüfeer  bem  öoIdE,  bag 
fie  gead^t  toivt,  fie  berur  toeber  l^immef  nod^  erben,  boc^ 
meinen  f^,  e^  f^  »ol  alfo  ößgerid^t.  S)o  ergeigen  fie  ein 
tl^eologiftcn  cmft,  önb  allegieren  trdffenlid^  lerer,  fubtil 
lerer,  fubtilift  lerer,  dnglifd^  lerer,  önb  ber  glid^en  brad^t- 
lid^  titel  Italien  f^  für.  8lud^  mad^en  fie  t)ff  ber  Ean|cl 
f^Hogifmol,  fd^tufereb,  corrolaria,  öfegug  ober  nad^öolg,  t)uncten, 
artidfel,  \a  itel  fd^fil  tl^anbt  galten  fie  bem  fdöledten  oolcf 
für.  3wm  fünfften  önb  letften  önberftonb  fie  fid^  eind 
meifter  ftüdfg  önb  bringen  ^dr  ein  tl^ored^te  fabel  öfe  eim 


>)  Im  Druck:  S^efuSe,  iS, 


Bundsgenoss  VI.  59 

cycntpel  hnä),  önb  fegen  f^  bar  naä)  gatftltd^  au§.  äRit 
foUd^er  tüctß  bcfd^Iieffcn  fie  ire  önfortnlici^c  |)rebig,  tücld^e 
|o  öngefd^icft  ift,  bog  man  f^  faum  gnugfant  fon  bcfd^ribcn. 
aber  ba§  ift  fd^intpfflid^  an  inen  ju  ntercfen.  @ie  l^aben 
neifd^nian  ein  gel^ört,  ber  onfang  einer  rcb  ober  ^rebig  fol 
nit  mit  groffent  gcfd^re^  fin,  funber  mit  mit[2tiij]ter  ftimm. 
@o  öcrftonb  \t)  e§  fo  n)ibcrfin§,  ba^  ir  anfang  in  ber 
prebig  ift  fo  l^eimlid^  ba§  fie  fid^  felb§  fum  Igoren,  önb 
ift  ber  anfong  nid^t  bann  ein  bmmmen,  tizn  afö  ob  man 
alfo  reben  fol,  ba^  e§  nieman  öermerdEen  fan. 

Sie  l^aben  ütoan  gcldfen,  e^  nüfee  jS  beh)egnng  etlic^ 
l^dr|ignng,  ba§  man  fid^  etman  gebrand^  einer  er|ebnng 
ber  ftimm.  @o  tl^ünb  f^  im  alfo,  fo  fie  ein  n)eil  ftiÖ 
gebrummet  l^aben,  bel^enb  bar  öff  fa^en  f^  an,  fd^r^en  ate 
»eren  \t)  önfinnig,  fo  eö  bod^  fd^on  feinet  fd^r^en  bcbarff 
an  bem  ober  jl^enem  ort  ber  matcr^.  S)u  meinteft,  e^  toer 
im  nie§  n)ur|  not,  ffiben  dö  ob  nid^t  bar  an  gefegen  f^, 
too  man  fd^reti  in  ber  prebig.  @ie  l^aben  aud^  gel^ort  bie 
prebig  im  fürgang  foH  l^i^ig  h)erben,  fo  fdd^ten  aud^  f^ 
alfo  in  ber  prebig,  ba§  f^  am  enb  mochten  fd^ier  omd^tig 
tocrben. 

3nm  fetften  l^aben  f^  geldfen,  toie  bie  mcifter  be§ 
tüoIrebenS  gefd^riben  l^aben,  ein  fd^im<)fflid^  reb  jiere  h)oI 
ein  materi,  h)ann  man  ben  fd^im^ff  rec^t  önb  gfi  bequemer 
geit  brandet,  ®arumb  fo  tobUtn  bie  bdttel  münd^  aud^ 
fd|inH)ff  itt  i^  prebig  jiel^en,  aber  ire  fd^im|)ff  finb  atö  ön»» 
figlid^  öff  ir  materi,  atö  ber  efel  ju  ber  I^ren. 

(Sttvan  ftellen  fie  fid^,  aU  ob  fie  emftlid^  h)cren  in 
ftraff  groffer  lafter,  aber  ir  ernft  ftüpfft  meer  bann  er  t)cr« 
tounbet,  önb  fie  finb  in  n)ar]^eit  nümmer  groffer  fd^maid^fer, 
bann  fo  fie  gefdl^en  toellen  fein  im  gröften  ernft.  ^r| 
aHc  ir  prebig  ift  alfo  gefegt,  ba§  bu  fd^n)drcft,  fie  l^etten 
ir  prebig  fünft  gefemet  öon  ben  triadfer^  frdmer,  toie  tool 
bie  bod^  ober  jl^^ne  finb,  bod^  ift  ir  beiber  reb  alfo  geftelt, 
bag  bu  tooi  magft  mcrdfen,  ba^  einer  öon  bem  anberen 
gefemet  l^at.  SSnb  h)ie  tl^orlid^  bing  fie  prebigen,  bod^ 
finben  fie  feüt  benen  e^  tool  gefalt,  afö  ob  fie  3)emoft^enem 
ober  gulium  l^orten  prebigen.    Slber  befunberüd^  gefalt  ir 


60  Bnndsgenoss  VI. 

leer  ben  fauffieütcn  tjnb  ben  frottjlein,  önb  bie  bdttel  münd^ 
rtd^ten  tr  \aä)  bor  öff  ba^  f^  fragen  önb  fouffleüten  gc«» 
fallen.  S)ann  fouffieüt  mittatlen  in  titoa^  Don  irem  roub, 
fo  fie  öff  iren  gefaHen  |)rebigen,  önb  bie  tüiber  finb  baruntb 
fo  günftig  ben  bittet  niünd^en,  bann  allen  iren  öntoiHen, 
\o  ft|  ju  iren  eentannen  trogen,  fd^ütten  fie  ben  ntünd^en 
in  bufen.  Slud^  mit  fold^er  o^joftüfeler^  önb  [7ixx\^]  t^o»» 
redeten  |)rebigen  h)6tten  fie  otte  menfd^en  meifteren. 

3)o§  obgentdit  ebel  geftein  öfe  ben  gefd^rifften  Srofmt 
gejogen  föHen  offen  lo^en  inbilben,  önb  h)ann  fie  einen 
|)rebiger  l^ören  öff  fotid^er  I^ren  mod^en,  tl^nnb  fie  got  ein 
bienft,  bofe  ft|  off  t)§  ber  fird^en  gonb  önb  folid^  h)t6  öcr- 
fpotten.  ®§  tft  ein  arm  bing,  bo§  fo  groffe  eflifd^e  ijn- 
miffenl^eit  regiert  in  ben  Höfteren,  ba§  ond^  nit  finben  ein 
l^olb  blot  ber  bnd^ftoben  l^olb  fünftlid^  f(^riben  nod^  ber 
oxÜ)oqxap^t),  önb  ba§  ie|  Heine  finb  miffen,  ffinnen  oltc 
minner  in  H6fteren  nit,  fo  bod^  etn)on  groffe  fünft  in  ber 
futten  toa^,  lieber  fonft  ein  n^enig  lotin,  befid^  eim  fi^ 
jdger  fein  fortünfflin,  ba§  er  mit  im  tregt,  bor  ou§  er 
fein  tl^orl^eit  I^fet,  bie  er  bem  einfiltigen  öoIdE  fürl^elt,  fo 
finbeft  im  fd^riben  fein  ort^ogro^)^^,  fein  fünftlid^en  t)uncten, 
ou§  bem  örtl^eil  too^  öerftonbt^  fie  t)om  öberigen  l^oben, 
im  Idfen  ober  oufef^jred^en  toiffen  fie  nit  redeten  occent  oud^ 
gemeiner  n)ort.  2llfo  bo§  bein  finb,  bo§  ^toei  jor  ift  in 
bie  fd^ttl  gongen,  merdft  iren  önuerftonb  önb  lod^et  ir,  önb 
folt  bein  finb  Dor  onberen  in  ber  fd^fil  olfo  fd^ribcn  önb 
idfen,  mon  fd^Inge  in  mit  ruten,  önb  fo  ein  foffid^er  efel 
foffi(|e  öntoiffenl^eit  begobt  in  ber  md§  önb  |)rebig,  fo  tonet 
mon  im  mit  fd§  önb  fd^molfe. 

3r  lo^en  h)iffen,  bog  ir  fd^ulbig  finb  on  offer  ön- 
toiffenl^eit  ber  bdttel  münd^  (öon  ben  onberen  n)iff  id^  jefe 
nit  reben)  bonn  ir  geben  t)n  ütoer  offmnfen  on  offen  önber- 
fd^eib,  fo  ein  efel  gn  eüd^  fnm^jt,  geben  ir  im  ote  öil,  aU 
tütx  er  @rofmn§  ober  Sutfier,  bo  mit  fterdfen  ir  iren  fonlen 
öoffen  bdttel  önb  leren  nid^t,  geben  fid^  öjf  geilen  önb 
ftreiffen.  3)og  merdfen  ire  oberen  önb  l^oben  gelert  leüt 
nit  in  eren,  eö  fon  fein  gefd^itft  mon  b^  in  toerben,  loirt 
einer  gelert,  fo  fon  er  öor  ben  onberen  eflen  nit  für  fummen 


Bundsgenoss  VI.  61 

t)ttb  mü§  feiner  fünft  engelten,  beten  er  genteffen  folt.  SSnb 
fo  ire  oberen  öngelcrt  finb,  fo  önbertrudten  fie  gelert  leüt, 
benen  f^  öngelei(|  finb,  önb  ob  fd^on  ein  oberer  gelcrt  ift, 
toitt  er  allein  gefdl^en  fein,  önb  mag  fein  neben  int  laffen 
bliben,  fo  ntercft  er  bo  b^,  baS  öngelert  atö  tool  ba^  lanb 
t)§ftreiffen  ate  bie  gelerten,  önb  t^nnb  e§  gern,  önb  fd^enten 
fidl  nit  mit  liegen  önnb  triegen  ben  armen  iren  fd^toeife 
öB  fugen,  bo  mit  ber  ober  fein  flofter  [2iiiij]  f^J^fet  önb 
ift  er  allein  gnob  l^err.  35^  folid^em  toefen  öerberben  ü^t 
gefdiicfter  ingenia,  baS  e§  jü  erbarmen  ift,  önb  alle  menfd^en 
folten  raten  önb  l^elffen,  ba§  gefdiicften  leäten  in  flofteren 
gel^olffen  tourb  ö§  bem  I^ben,  ba§  ft|  öon  oberen  önb 
önberen  I^ben,  aber  tl^unb  eweren  facf  önb  faften  jä  t)or 
ben  eflen  in  flofteren,  fie  muffen  balb  etoer  lieb  fingen  önb 
gelert  leüt  Ion  für  gon  b^  ^n. 

©pric^ft  bu  aber,  iä)  bin  ein  einfältiger  le^,  iä)  öer- 
ftanb  nit,  h)ann  einer  gelert  ift  ober  nit,  tool  an  id^  h>itt 
bir§  fagen. 

3)u  l^aft  ie^  t)%  ©rafmo  get)6rt,  ioo  b^  bu  erfennen 
folt  ein  bioberer,  ein  märlin  prebiger,  toann  fie  ungeftume 
gebdrb  braud^en  Dff  ber  fan^el,  öljl  fabel  ober  ejem^jel 
fagen,  bie  nit  in  ber  35ibel  gefd&ribcn  ftonb^  toann  fie  t)^I 
geiftlirf)  önb  toaltlid^  red^t  allegieren,  toann  f^  offt  8lri^ 
ftotelem,  ©d^otum,  Sfioman,  Sonauenluram '),  I^ram,  $)u- 
gonem  2C.  nennen.  SBann  f^  \)\)l  jaufftl^dbing  ober  f^jot- 
n)ort  braud^en,  bar  ai  man  lad^en  fott.  SSann  fie  funberlid^ 
öil  ftad^en  öff  oberfeit  önb  |)riefterfd^afft,  ba^  gefalt  bem 
gemeinen  man  »ol,  aber  e§  ift  g^fft,  l^ut  bid^.  SBann  fie 
t^ored^te  bing  ftraffenb,  al^  gil  f^Ieier,  öfegefc^nitten  fd^ud^, 
folid^  önb  folid^  färb  ber  flaiber.  SBann  fij  t)il  t)om  ab- 
Ia§  fagen,  öil  üon  l^eiligen  ire^  orben^,  üil  t)on  bem  guten, 
ba§  in  irem  orben  gefd^id^t.  SBann  fie  \)H  t)on*^)  gmeinem 
faften  fagen,  t)on  funberen  gebötlein,  atö  rofen  frdn^,  önfer 
fransen  ^jfalter,  fron  gebdt,  SBann  fie  mit  öil  toorten  öer^ 
fünben,  ba^  man  geben  foH  almfifen,  fo  fie  famlen. 

SBann  bu  foIid^S  an  eim  merdfft,  fo  n)i§,  bag  er  ein 


*)  öonoucnturam.  —  ')  bon  t>xL 


62  Bundsgenoss  VI. 

ünnü|er  ^rebigcr  tft.  ®r  tan  nid^t,  er  fud^t  cer  ober  nu| 
ober  ergo^Iüeit  feinö  fetb§,  gib  int  nid^t,  gatig  ö§  ber 
ürd^en,  bu  tl^üft  got  ein  bienft. 

SBann  aber  einer  öil  fagt  \)%  bent  etnangeli,  offt  nent 
fant  Sucag,  fant  SKarcu^,  fönt  SÖtattl^eu^,  @ont  ^oannesJ, 
fönt  5|5ouIuö,  fönt  5|5etru^,  fönt  3acobu§,  ©foiog,  ^ieremiog, 
^ßfolter  3)ouib  2C.  je^  ift  er  Dff  bent  redeten  tndg,  bann 
bi^  ift  bog  got§  n)ort.  aBann  er  ö^I  fogt  ijon  gottlid^cr 
önb  brüberlid^er  liebe,  öon  öerod^tung  ber  jergtedflid^en 
njdit,  önb  t)on  begirb  ber  etoigen  fdtigfeit. 

SBann  er  fürbcrt  l^oufe  önb  leüt  önb  bie  frondfen. 

SBonn  er  fogt  öont  glonben  önb  l^offnung  ju  got. 

SBonn  er  fogt  Don  öerod^tung  fein  felbS. 

SBonn  er  i)rcbigt  n)iber  nod^reb  önb  eer  obfd^niben. 

SBonn  er  prebigt  njiber  folf^  Drttioil,  n)iber  l^offnung 
önb  gut  fd^^nenb  todrdf,  önb  ott  fein  lere  grünbet  in  bog 
l^eilig  enjongeli  ünb  in  fönt  5|5ouIug  e^jiftel,  önb  in  bie 
l^eilig  Stbet,  ber  ift  ijff  bent  redeten  n)dg. 

Stent  fo  einer  b^  ben  te^en  fi|t  önb  \)t)l  öon  feiner 
önb  ber  feinen  tieiligfeit  fogt,  onber  orben  öerod^t,  ^jriefter* 
fd^offt  uor  ben  le^en  uerod^t,  Dnb  ben  obel  öor  ben  bouren, 
ber  otoeg  lügt,  bog  er  reb  toog  ben  leüten  gefolt,  ber  ift 
ein  gl^fener,  ift  folfd^,  ein  üerfurer,  fid^  id^  l^ob  bir  in  on- 
gejoigt,  Io§  bid^  nit  öerfuren. 

Stent  fo  fie  fogen  öon  I)oI)cnt  nu^  ber  ntdffen,  otg 
bröfigft  önb  gulbin  md^,  öon  ft^fftung  ber  jorj^t,  öon 
bruberfd^offten  mit  infd^ribung  2C.  bo  tl^u  ben  fedfel  gu. 

Stent  fo  fie  fogen  öon  lob  ber  flofter,  olfo  bog 
fie  bog  Idben  ber  h)dltlid^en  für  nid^t  l^olten,  l^ut  bid^ 
t)or  ^n. 

3)ag  l^olt  t)or  otten  bingen  in  beim  olmufen,  g^b 
fürbertid^  ben  ormen')  in  beiner  pforr,  bor  noc^  gib 
frembben  bdtlem,  eg  f^  le^  ober  münd^,  mer*)  bid^  onberg 
leret  ber  irret. 

SBonn  bir  bie  münd^  fogen  öon  groffer  fr^l^eit  ircr 
örben,  ^ut  bid^. 


>)  armtn.  —  ')  to&r. 


Bundsgenoss  VI.  63 

Sur^  toann  bii)  ein  t)rebiger  tupfet  öff  ba§  i^etlig*) 
elüangeli,  öff  bruberiid^  lieb,  öff  grünbtticä^e  bemüt,  önb 
meer  fürberet  anbre  anncn  bonn  fi^/  ober  aU  Dil  ate  fid^ 
önb  bie  finen,  bo  l^alt  t)ff,  fünft  ^üt  bid^. 

3)u  einfältiger  let)  biß  getoamt  t)or  ben  bdttcl  äRünd^en, 
bann  offt  funtmen  f^  in  fd^afffleiber  önb  finb  l^eimlid^ 
gucfent  n)6Iff  mb  offt  ift  e^,  ^e  geiftlid^er  fd^ein  ^e  ffaifd^- 
lid^er  fin. 

®ö  totxt  fd^ier  n)iger,  man  Ke§  fein  frembben  münd^ 
ober  Pfaffen  öff  bie  fandet,  er  tvtxt  bann  ijont  lanbtS 
btifd^off  fleiffiglid^  öberl^oret  önb  5Ü  gclaffen.  (£§  be«* 
barff  ettoan  gelüdt  mit  eignen  ^jfarrem,  id^  gefd^toetg  ber 
frentbben. 

9lber  ber  tat)  ift  fo  ndrrifd^,  ba§  er  meint,  tva^  im 
frembb  önb  önbefant  ift,  f^  öil  gefd^idfter  önb  beffer  bonn 
bog  bo  befont  ift. 

[2(5]  ®u  einf eltiger  ttt)  folt  meer  fl^§  l^aben,  toie  bir 
gute  ^otilfame  lere  5U  tail  njerbe,  bann  Dmb  brot  Dnb 
toein,  bann  on  l^eilfame  lere  ift  atte  bein  arbeit  ömb  fünft, 
borumb  bitten  got  tretolid^  att  tag  Dmb  l^eilfam  |)rebiger 
önb  lere,  önb  glouben  nit  glid^  toa^  einer  fagt,  ob  er  fd^on 
ein  l^eüig  fd^inet,  örtl^oüen  fein  lere  öff  mein  obgemelte 
önberh)eifung,  ba§  ir  nit  irren.  SBonn  bie  münd^  fummen 
oHein  önb  |)rebigen,  fo  fie  famlen  möHcn,  ober  fo  man 
tool  foH  leben,  fo  geben  ^n  nid^t,  bann  fie  finb  fd^ulbig 
offt  eüd^  ju  ^rebigen  önb  ba§  ömb  got^  ioiHen.  @§  ift 
n)oI  mar,  man  t^at  öor  joren  öt|I  öff  ber  bettel  münd^ 
|)rebig  gcl^alten,  fie  finb  öor  jaren  aud^  anber  leüt  gefin, 
ober  je^  ift  eS  ein  forgüd^  mißlich  bing  ömb  ire  ^rebig, 
man  foH  fie  fleiffiger  öberl^ören  Dnb  erfragen  bonn  onbcre, 
ee  man  fie  ^jrebigen  liefe. 

SSonn  bie  battel  münd^  öff  ber  fandet  friegen  önb 
l^oberen,  tooHen  ire  fr^l^eit,  ire  orben  mit  anlod^en  be^ 
\)om  beftrtten,  ift  folfd^. 

3)ie  borfuffer  mellen  iren  grancifcum  fo  grofe  önb  fo 
l^od^  mod^en,  bog  ein  öemünfftig  or  nit  l^ören  mag,  ba§ 


>)  ^eilt. 


64  Bandsgenoss  VI. 

fic  nit  bem  Irrigen  ju  eren  ll^ünb,  funber  fie  tüollcn  für 
groß  geadfit  fein  uor  bent  üolcf  öon  ire^  l^etgen  tüttlen, 
ttjeren  ft|  bie  mutig  teüt  aU  ire  titel  auB  toifen,  fo  tüüften 
fie,  ba^  f^  grofferen  bienft  bent  bemutigen  grancifco  tl^dtcn, 
fo  fie  miffiglid^  t)on  im  pxtbi^ten. 

©0  man  ©l^riftum  önb  Lariam  lobt,  mag  man  in 
nit  jü  M  lob  5Ü  legen,  aber  in  anberen  l^eiligen  mag  man 
ficf)  lid^tlid^  öbernemen.  SBiItu  aber  ^e  feigen  ijod)  toben, 
fo  lob  ^autum,  lob  ^ßetrum,  lob  Sluguftinum,  ^ieron^mum, 
iob  So^annem  ben  ewangeliften,  ben  toüfferO)  ©l^rifofto«- 
mum  2C.  u§  bereu  leben  önb  leren  grünbttidi  d^riftum  er- 
fenneft  im  feigen  emangelio.  Safe  bein  grancifcum  fein 
ber  er  ift,  fo  bod^  ir  barfuffer  öil  bing  für  mdriin  felb^ 
l^alten,  ba^  anbere  für  grofe  bing  l^aben  befd^riben,  bod^ 
laffen^  ir  Dnber  ba3  öoIdE  Dfe  gon,  fo  grofe  ift  etoer  eer 
g^t.  @n)er  orben  ift  nit  beffer  bann  anbcr  örben,  ift  audEi 
fein  funber  l^od^  bing,  »er  eüd^  für  anbere  funber^  t^t, 
ir  fotten  auc^  fölid^§  nit  meer  für  l^alten  bem  öoIdE,  ober 
man  toirt  eüd£)  önber  bie  nafen  faren.  [2t  5*^]  ®ie  ^jrebiger 
n)ellcnt  aKein  getert  fein  önb  befd^irmer  be§  glaubend,  jre 
lerer  allein  laffen  betiben,  bo  burd^  ft|  ju  folid^er  t^orl^eit 
fummen,  ba§  ieberman  ir  fpottet  mit  iren  lercrn.  3re 
lerer  finb  nid^t^  funber^  l^od^,  f^  ^abcn  ö^I  gut^  gefd^riben, 
aud^  ö^I  arge§,  man  toeift  lool  toa^  ir  tüc^  für  faben  fyit 
SDie  Earmeliten  Hegen  tjub  tricgen  fo  D^I  mit  fant  Sinnen 
bruberfc^afft  in  erjelung  ire§  gefäled^te^,  ba^  fc^ier  ©l^riftug 
ir  lügen  toirt  an  tag  bringen,  bann  fie  fein  grunb  ^aben 
im  etoangelio.  SBo  l^aftu  geldfen  ba^  fant  2lnna  br^ 
töd^teren  gel^abt  l^ab,  ba§  SoanncS  önb  S^cobuS  fe^en  ir 
toc^tcr  füne,  önb  ber  gl^d^en  ö^l,  aber  l^etten  ir  bag  gilt 
öom  uoldE,  ir  lieffen  ba^  anber  njol  beliben.  3)ar  jü  tootten 
ir  etmag  funber^  fein  für  anber  orben,  fo  ir  önfer  fratoen 
brubcr  genant  finb.  D  ir  ^offertigen  l^at  önfer  frato  fo 
g^tig,  öujüd^tig,  önfeüfd^,  l^od^fertig  bruber.  3d£)  mein, 
att  fromme  d^riften  feien  ir  bruber  önb  fd^mefter,  aud^  irc^ 
fune§,  ia  ire  finb,  önb  mein  meinung  ^at  ein  grunb  im 
etoangclio,  aber  ütoer  fabel  ift  toaffcr  önb  lufft.  ^Ifo  merd 
in  anberen  ftüdfcn,  bo  mit  bie  münd^  ömb  gonb,  önb  bie 
©anfeel  bo  mit  bcfd^iffen,  Dnb  ba^  Doldf  am  reinen  ctuan- 


Bundsgenoss  II. 


65 


gelifd^en  leren  l^inberen,  bcm  öolcf  iren  blutigen  fd^n)ei§ 
önb  arbeit  abnemen,  anberen  armen  fd^aben  tl^un,  ba^i) 
njirb  got  nit  lang  ntögen  erliben.  9lber  ir  einfältigen 
la^en  finb  getüamet,  e^  ift  aud^  gu  beforgen,  ba^  ft|  offt 
meer  au§  ben  btjd^ten  ber  menfd^en  ^jrebigen  önb  fd^riben, 
bann  Dfe  ber  S3ibel,  aber  id^  ia%  je^  bo  öon  n)eiter  ju 
fd^riben,  mein  tag  ift  au^,  taffen  eüd^  mein  trünje  meinung 
ju  gutem  bienen. 

S)er  ^atüx  n)irt  toi^ig. 


')  bbj. 


fiberlin,  Ausgew.  Sohr.  I. 


Dj  lob  ber  ))farrer 

foften  ber  gelegt  toirt  bö  be 
gemeine  bnuerftebtge  öold 
bff  mafe  (a)en,  bolgungeii,  6egre6* 
nü^,  f^knb;  br^ftgft,  jartag  ic.  m 
bom  lob  ber  Pfarrer  bnb  trer  nott« 
gen  ga|)lon. 

gno^. 


Elevation  der 

Hostie  in  der 

Messe. 


5* 


68  Bnndsgenoss  VII. 


[aj^]      H  $)ie  l^cbt  on  ba^  lob  bcr  5ßfarrer  önb 

irer  notigen  dapton,  önb  ein  önberri- 1) 

d^tung  mt|Praud^§  ber  SSoIgun«» 

gen,  ntdßldfen  2c.    9lud^  toie 

fidfi  l^in  für  ein  jebe^  d)xi 

ften  ntcnfd^  barinn  ^at 

ten  foa.2) 


/|%5ft  önb  ö^I  bebend  xä)  genteine  Hag  ber  toali, 
II ll  SSie  aller  bing  önorbenlid^e^  fürgang^  fürber^ 
^"^  lid^e  önb  meifte  örfad^  fe^  bie  oberfeit.»)  ©int«- 
loeber^  öfe  önuerftanb  ober  fan)Il^eit^)  ober  bößnjiKigfeit. 
SSnb  toirt  foßd^  Hag  ju  bent  bidteren  n)oI  n)ar]^afftig  er- 
fnnben.  Slber  xä)  tan  njol.  gebenden,  ba§  in  ö^Ien  ftuden 
ba§  gemein  uold  groffere  fterd  gibt  ben  nti^raud^en,  burd^ 
tr  l^dfftig  anl^angen  önb  nad^trud,  bann  bie  oberfeit  immer 
m6c|t  5u  loegen  bringen,  ba§  tvid  x6)  mit  toenig  njorten^) 
nad^  Vermögen  in  eim  ftud  anzeigen,  bo  mit  örfad^  geben 
ben  tjerftenbigen  (beren  je^nnb  öt|I  fnnben  n)erben  in  ber 
gemein)  SBeiter  l^ie  öon  ju  gebenden,  Dnb  mit  got§  l^^Iff 
ben  mi^braud^en  ein  intrag  jn  t^nn. 

/fe@  ift  ongenjd^einlid^,  ba§  in  teütfd^er  nation  t)ier 
\2^  bing  grofe  gead)t  toerben.  3)a§  erft  ftnb  bie 
Eerimonien  genant  ber  tobten  öolg,  ober  ber  begrebnft^ 
broud^,  bar  innen  öermeint  njirt  l^anbtreid^ung  önb  l^ilff  ber 
tobten,  fo  je|  on  mittel  gefallen  finb  ^n  gotte§  groufamc 
ftraff.  3)a§  Dermeint  enb  öerttJürff  id^  nit,  bann  e^  natür- 
lid^  önb  d^riftlid^  tki  erforbert.  Slber  folid^g  mittel  on 
ma^  mb  t)xtf)txi  füröolgt,  mag  nieman  Derftenbiger  be- 
toaren,  önb  ift  bod^  ba£^  gemein  öold  ^n  önferen  lanben  fo 
faft  bar  ijff  öertoenbt  burc^  langg  l^drfummen  (atö  f^  tohutni^) 
önb  burd^   eigengefud^ig   lere  ber  fud^in  |)rebiger  jnn  önb 


0  Im  Druck  1 :  t)berri;.  —  ^)  Marginal  bei  2 :  ^ie  fftbi  an 
baS  lob  ber  Pfarrer  t)nnb  irer  (la))(an,  \>nh  t)nbernd^tuna  ber 
m^^breüdö  beS  gemainen  d^rtftenlid^en  öolcfS.  —  «)  ber  oberfeit  2. 
—  *)  fauRait  2.  —  *)  „loorten"  fehlt  2.  —  «J  getoent  2. 


Bundsgenoss  VII.  69 

öfferl^olb  ber  orben,  ba§  on  funbere  gottlid^e  erleüd^tung 
folid^cr  tt)6n  ntt  balb  ijon  in  getribcn  tütrt,  fo  begafft  ift 
ntenfd^Iid^e  t^ox^zit^)  öff  alte  fiHjerftitton,  \)nh  mb(i)t  mid^ 
foüd^g  ingebilbet  fürnentcn  ber  leüt  abftenbtg  machen  öon 
öert)offnung  ber  befferung,  [aij]  tüo  id^  nit  ntercfte  jc^ 
fonnen  fd^ein^),  ba§  got,  ober  burd^  innert  geiftlid^§  in»» 
f^jred^en,  ober  burd^  l^^mmelifd^e  inffüß  ber  menfd^en  gemüt 
tüolt  erleüd^ten  gu  erfantnüß  önb  öerbruß,  and)  nad^folgenb 
gu  abftellung  ötler  falfd^en  go^geberben  bar  inn  toir  latjber 
t)xi  \ax  önfe  önb  anbern  geftunden  l^aben.  93egdr  id^  o 
Idfer,  bu  ttjeUeft  gl^d^inutig  bifen  ratfd^Iag  ober  fürfialtung 
Idjen  Dnb  ertüdgen,  bar  nad^  in  betüdren,  ober  befferen  bor 
t^ün,  njo  bu  aber  tourbeft  anbertoert^)  l^anblen  gegen  bifer 
gefd^r^fft,  fo  jaigeft  bu  nteer  an  bie  f(|ulb  bann  ntein  nti§^ 
lanblung. 

j?^2(^  teütfd^e  d^riften  geneigt  finb  ben  tobten  ic^ 
j[l|  l)itfflid^4)  fein,  gefalt  mir  alfo  n)oI,  ba§  id^  be*« 
gdr  ^n  allen  |)rebigen  ernftlid^e  öermanung^) 
gefd^el^en  gu  folid^er  gotfamer  früntfd^afft.  2(ber  fo  fid^ 
önber  bifent  erlid^en  bedfmantel  Verborgen  l^at  ein  fo  fd^eb*- 
lid^er  got  mißfälliger  öaßnad^t  bu^  eigene  gefud^^,  menfd^*» 
lid^er^^)  blenbung  önb  l^inbernüß  ber  redeten  l^^Iff,  fo  ben 
tobten  mod^t  fürberlid^  fein,  mag  id^  nit  lenger  fd^toigen 
oon  cntbedung  ber  boßl^eit  tnb  öon  nuparüd^er  ermanung 
ber  güttüilligen  (bod^  Hein  öerftenbigen)  d^riften. 

V|ji@r  mag  fid^  cntl^alten  öon  öerujunberung  fo  er 
i  IlIlI  ^^^  nim^jt  önb  merdft  bie  fromfd^afft  önb  \ax^ 
mardft')  ber  ^n  mdffen  geübt  n)irt.  @^^e,  fo 
bein  öatter  önb  müter,  gef^n)^fterig,  t)ern)anbten,  friinb  ober 
ein  anber  berufft  njirt  an%  bifer  ^eit,  fo  leret  bid^  ba^ 
tied^t  ber  natur  önb  bie  funn  d^riftenlid^e^  brandig  inen 
njillig  fein,  t)ilff  jü  ti)m,  ba  burd^  f^  erlöfung  aufe  btn 
pmm  (ob  f^  bar  inn  njeren)  önb  begerte  fdligfeit  erlangen 
mod^ten.  S^fe  ift  bir  faft  not  erfantnüfe  bequemlid^er  mittel, 
ba§  bu  nit  t)t|I  legeft  öff  folid^  bing,  ba§  inen  nid^t  ober 
toenig  ^ilfft  Dnb  bir  größlic^  fd^aben  bringt  an  gut  önb  an 

1)  toenung  2.  —  ^)  fd^einlid^  2.  —  »)  anberjl  2.  —  *)  f  aö  2. 
—  *)  ermanung  2.  —  *)  menfdjlil^er  1.  —  ')  francfl^ait,  önb 
iamer!aii  2. 


70  Bundsgenoss  VII. 

buncfen.  S)ar  ömb  öolge  b^fer  lere,  biß  bu  beffer§  öbct'' 
fuTitTiteft.  ©tanbe  für  gott  in  groffer  guuerfid^t  önb  btt  in 
öntb  l^ilff  önb  troft  bifem  tobten,  erntiffe  aud^  önjÄIid^c 
ntiBtI}at,  bar  burd^  tüir  ben  attntdd^tigen  got  tdglid^en  unb 
all  ftunb  erzürnen  [atj**]  in  bifent  laben  önb  ba§  ftreng*) 
gotte^  urt^ail,  barinn  and)  önfere  gered^tigfeit  ntifefettig 
finb,  önb  h)ie  k)t)I  meer  bu  beljdrfeiget  tüürbft  in  betrad^tnng 
gemdlter  jmeier  fturf ,  fo  t)t|I  ernftlid^er  mürft  bu  ^u  bdtten, 
bod^  baö  bu  k)t)I  Hoffnung  l^abeft  in  gottlid^e  bann|drfeigfeit, 
bie  fid^  fo  k)t|I  nteer  neigt  ^u  ber  abgefd^eibnen  feien,  wie 
t)^I  meer  fie  ir  beborffen,  önb  ba^  bie  fürbit  frefftiger  önb 
got  gefelliger  toerbe,  foll  ein  ganfee  früntfd^afft  ober  nad^»* 
burfd(iafft  ir  gebdt  bar  ^u  t^ün.  S)arumb  bann  in  gebraud^ 
ift  fummen  ber  gulouff  atter  öntbfeffen,  fo  man  ein  Itjä)  gu 
grab  hjill  tragen,  önb  aud^  ba^  lang  glodtcn  get^ön  bo 
müloüffig,  ba^  ba  burd^  atte  d^riften  gemanet  hjerben  bie 
folidi^  ^oren,  öff  ba^  hjenigeft  ein  l^dr^Iid^en  munfd^  ju 
got  tljunb  ömb  l^tjlff  bifem  tobten.  S?nb  e^  gebort  aud^ 
allen  prebigeren,  hjeld^e  ba§  got^toort  öerfünben  gu,  in 
atten  ptebigen  ber  d^riften  menfd^en  follid^i^  ^n  gu  reben 
önb  angeigen. 

3)ar  nad^  fo  man  an  ft)rtagen  äufamen  tnmpt  in  bie 
tempeti,  fott  man  in  gemein  ober  funberljeit^)  ergelen  bem 
t)oIcf  bie  5al  bereu,  fo  in  Vergangnen  tagen  öerfd^eiben  finb, 
mit  ^i^iger  öcrmanung^)  ju  förbit,  todä)t  gefd^d|en  fott  nit 
attein  in  bem  gemeinen  gebdt,  fo  nad^  ber  prebig  bolb  ge*» 
fprod^en  Wirt  öom  prebiger  önb  bem  öoM,  funber  folid^ 
tobten  ^t)Iff  ffdd^ten  in  atte§  gebdt,  ba§  ba^  ^riftlid^  öold 
bie  gan^e  md§  öfe  öff  ben  f^rtag  önb  bie  gan|  nac^gonb 
Ujod^en  gu  got  t^t*).  ®§  ift  an(i)  fürberlid^  nü^  foIid^§ 
5Ü  öermanen^),  fo  man  leret  ba^  jetlid^em  fo  öt)I  barm- 
I)drfeig!eit  nad^  feim  tobt  bewifen  Wirt  öon  got,  wie  t)t|I 
er  je^  (aud^  benen  fo  e§  ömb  in  nit  öerbient  l^obcn)  ben 
tobten  in  fim  gebdt  bel^ilfflid^  ift. 

55a^  man  aber  öff  ein  begrebnüfe  ober  jor^  ia^  mdfe 
l^clt,   önb  bo  mit  baiJ  d^riftlid^  öolcf  öerfamlet  önb  ber- 


0  önb  ftrcngen  2.  —  »)  jn  fonberlSfait  2.  —  ^)  ermanung  2. 
*)  t^onb  2.  —  ö)  ermatten  2. 


Bandsgenoss  VII.  71 

tnanet*)  ju  bitten  für  bte  tobten,  tft^)  mein§  bebuncfen  ia 
aud^  ^alteng  bel^ilfflid^s)  önb  troftiid^  ben  tobten.  S)onn 
auä)  bte  l^eilig  SRonica  begdrt  ntan  folt  tr  tngebencf  fin 
nad^  irent  tobt  i\)  bent  aüax  E^rifti.  9?Ad6fte  Pff  ift 
armen  lüten  gutg  tl^un,  bar  burd^  gott  gefallen  hjollen,  önb 
in  burd^  foIi(|  gebetten*)  früntfd^afft  betoegen  ju  erbarmung 
ober  bte  abgefd^eiben  feel,  [aiij]  önb  aud^  bie  armen  öer- 
^)ffid^t  toerben  ffeiffiger  ju  bitten.  S)ag  aber  ein  gro§  (bod^ 
toenig  erfant)  l^ilfjf  ben  tobten  ft)  befferung  be^  libenS, 
beren  bie  in  irem  gefd^Ied^t  bt)  Üben  blibent,  ift  anfefünbig 
au§  ben  hjorten  beö  rid^en  man^  ber  im  aud^  ad^tet  ein 
erlid^terung  ber  pmm,  ob  feine  bruber  burd^  gebeffertö 
lAben  abgehjenbt  tourben  Don  l^eHifd^em  firdter.  feein  ge- 
felliger  hjerdt  ift  gott  bem  Ferren,  bann  fo  ein  d^rift  t)n 
feim  gebit  gebendft  ber  gejjinigten^)  feien,  funberli^  beren, 
benen  er  funberlid^  öer»)Pid^t  ift,  önb  ift  faft  bel^ilfflid^  ben 
tobten.  S)ife  obgemelte  mittel  ftnb  önfe  angezeigt  ju  l^^Iff 
ben  tobten,  loo  bu  anbere  annimpft  fürberli^  jü  üben  meer 
bann  gemelte,  folteft  hjol  bir  ö^I  mit  önb  ben  feien  toenig 
troft  mad^en. 

(^2lg  aber  leiber  menfd^Iid^e  t^orl^eit  bo  l^in  ift 
'^l^  fummen,  bag  aller  foft  önb  forg  gelegt  toirt 
öff  ba^,  fo  nit  meer  bann  ein  tl^eil  önb  nit  ba^  gan^  ob- 
gemelte^  enbe§  ift  ^ü  l^ilff  ben  tobten,  S)a§  ift  öff  öigil, 
fernen,  D^Ie  ber  miffen,  ftifftung  ber  jarjeit  önb  etoig  mi§. 
®e|glid^  fo  ein  menfd^  geftirbt,  toirt  alle  Übung  gefert  öff 
groffe  rüftung  ber  tl^ecfung,  öff  botenbor«),  öff  önü|e  önb 
ö^I  !6ftige  beroitung,  tva^^  önb  fernen,  öff  befteHung  einer 
groffen  fumm  ber  priefter,  öff  anrid^tung  öerbroffen^,  ober*» 
hjorffeng,  önbebad^t§  Digilgen.  3)ag  foIid^§  biene  3Ü  todit- 
lid^em  brad^t,  ^u  D^)^)iger  eer  ber  Idbenbigen  öemeine  xä) 
nit.  5)0^  e^  ober  nü^e  ben  tobten  aU  ein  ftradt^  önb 
frefftigg  mittel  ju  troft,  mag  nit  betoifen  toerben  ban  ö§ 
eigengefiid^igen  öngegrünbten  leren,  aU  jettlid^em  aud^  mittel- 
mdffigem  öerftanbt"')  funbtlid^  fein  mag.    ^d)  möd^tc  an- 


0  ermanct  2.  —  »)  jjj  j.  _  3)  beJ^elfftd^  2.  —  *)  gebotten  2. 
—  *)  Jjeiniflten  2.  —  •)  bedfung  auf  tobtcnbar  2.  — ')  mittelmeffig« 
oerftanbS  2. 


72  Bundsgenoss  VII. 

jeigen,  ba§  folid^er  öfferiid^er  gebracht  jü  groffer  l^inbemüfe 
bienet  an  t)^Iff  ber  tobten,  fo  burd^  ntdriin  önb  fud^in 
prebiger  ba^  brumnt  önb  ba§  enb  atter  ^ilff  ben*)  tobten 
fürberlid^  in  folid^  bffer  fd^einlid^e^)  bing  gefaxt  toirt,  bar 
burd^  l^eimlid^e  önb  önent|)fintlid^e  ^inlAffigfeit  ertoed^^t  in 
ntenfd^üd^en  gentüten,  fo  ft|  meinenbt,  ben  tobten  f^  o^I 
önb  gnug  l^üff  gefd^i^en  in  ntdffen,  öigilgen,  jargeiten,  mirt 
ha  hnxä)  tigii^^  perfonlid^^  gebdt  für  ft)  abgelaffen  bon 
ben  bertoanbten  önb  (im  bebun-  [aiij^]  dten)  gelegt  öff  bie 
tent^jel  fned^t  önb  öff  anbre.  @o  bo(|  bie  tempel  fned^t 
(\ä)  mein  münd^,  t)faffen  bnb  nunnen)  al§  fiinidffig,  öer*» 
brüffig  pnb  folid^g  jü  Derridöten,  atö  toillig  önb  aud^^) 
beljenb  f^  finb  ben  folb  bammb  ju  empfa^en. 

Sll>2ln  dagt  tdglid^en  ab  ber  groffen  öntrdglid^en 
w  l  mdnig  öngelerter  <)faffen  önb  flofterleüt,  bie 
allein  nüfeen  ftet  ju  f litten,  fd^atten  jfi  geben  önb  bem 
armen  man  fein  narüng  ai  e^en,  bnb  hjitt  bod^  niemanb 
hjarnemen  fnglid^  mittel  foIi(|  fumm  ju  minberen.  @o 
man  bod^  fid^t  h)ie  on  fünft,  on  forg,  on  arbeit,  önb*)  öer- 
bienft  fi(^  fo  öt|I  taufent  mögen  emeren  attein  mit  ^eim»* 
lid^em  md^Idfen,  in  benen  aud^  toenig  toort  red^t  öfegc* 
f^)rod^en  hjerben  gen^Iid^,  nod^  minber  öerftanben,  önb  man 
mit  bit  önb  gelt  folii^e  ^u  folid^em  fo  ernftlid^  rai^et, 
^tixä^t,  treibt.  äKeinftu  ba§  nit  menf d^Iid^e  fatollieit^)  ba§«) 
hjameme,  bar  au  fid^  fd^idfen,  önb  ba§  mad^t  fo  ö^I  münd^, 
^)faffen  unb  nunnen,  bie  ben^)  gemeinen  d^riften  abnemen 
ä^tlid^  gut,  bie  fedtel  Idren,  önb  ft)  I)ie  mit  ein  öott  fahjl 
leben  füren.  3)or  burd^  teglid^  ^)  ber  gemein  einfeltig  menf d^ 
geblenbt  önb  got»)  gefd^enbt  Wirt. 

(^3e  totjil  aber  bie  fu^)erftition  ober  mifebraud^  fo 
'^^  grofe  gemercft  toirt  im  einfeltigen  toittigen  öolcf, 
finb  bie  iemptl  fned^t  fo  beljenb  önb  flug  önb  mercnt  folirf) 
apoftü^Ierifd^  l^altungen  in  ber  beid^t  bnb  öff  ben  fon^Ien, 
önb  aud^  mit  erbid^tutig  ettlid^er  gefid^t  önb  erfd^t)nungen 
ber  abgefd^eibnen  feien,  bo  mit  fie  betoegen  Hein  öerftenbig 
önb  balb  geloübig  leüt  ju  ftifften  ehjige  mdfe,  iarjeit,  önnb 

»)  ber  2.  —  >)  fdbeniridjfel.  —  ^)  „audö"  fehlt  2.  -  *)  on2. 
—  '^)  fauKait  2.  —  •)  be8  2.  —  »)  bem  2.  -  »)  teglilj  1.  —  »)  „got" 
fehlt  2. 


Bundsgenoss  VII.  73 

ju  ttierung  ber  feelöef^jer,  öigilien,  tndffen,  in  öolgung 
ftbenben,  brieffigften,  bo  burd^  bann  ntfind^  önb  Ijfaffen  atfo 
gemeft  önb  gefult  tüerben,  ba^  fd^ier  alle  toölt  inen  jinpar 
önb  intragig  ift,  önb  ir  fettigung  bienet  jä  fd^hjed^ung  nü^*» 
Hd^g  regintentö  önb  gu  tüiberfa^O  ber  öerfünbung  d^rift*» 
lid^er  lere,  atö  hinblid^  ift  atten,  fo  lefen  ber  Jjrtefter  önb 
^)]^arifeier  art  int  etüangetio,  ber  abgotter  biener^)  miber** 
ftanb,  afö  bu  finbeft  in  ber  Ijelgen^)  legenb,  önb  ber  ntünd^ 
Dnb  Pfaffen  gu  önferen  jt)ten,  öor  benen  reformierung  [aiiij] 
ber  d^riftenl&eit  ntinber  fürgang  l&oben  mag  bann  öor  tljürfen 
önb  l^eiben.  SSnb  fum^)t  bo  t)in  fo  f^  gemeft  finb  burd^ 
ftifftung  önb  beftaHung  ber  einfeltigen,  aU  ob  f^  burd^ 
t)\)k  be§  ätjtlid^en  gut^  (^nen  r^Iid^*)  bar  gebotten)  behjegt 
tourben  ^u  fftiffigem  önb  ötjlem  fürbit  önb  ^t|Iff  ber  tobten, 
ba^  niemanbt  minber  tljut  für  f^,  bann  bie  am  meiften  bo 
öon  Ijaben,  ba^  erfült  toirt  ber  ^pmä),  ®ot§  gebdrbige^) 
bienftbarfeit  l^at  geboren  rtjd^tümb,  bnb  bie  tod^ter  l^at  öer*» 
^ert  bie  muter.  9tun  fid&  an  öon  tounber^  toegen,  Ujie  ön*» 
gebdrtig  l^dr  gu  louffen  bie  mife  Pfaffen  ^fi  fird^en  bo  l^in 
fie  beftelt  finb,  mit  lad^en,  fd^toA^en  öor  önb  nad^  ber  mdfe, 
ffiegenbe  tag  ieit  fpred^en  f^.  ®§  jaget  ^e  einer  ben 
anbern,.  ba§  er  balb  enbe  bie  md§,  bo  mit  anbere  balb  ju 
fummen.  S)ie  md§  toürfft  man  l^dr  au§,  önb  et)Ienbt§  bar 
Don*^),  uor  önb  nal^*^)  nit  ein  2lue  maria  bar  gu  get^on. 
D  tüa^  It)d^ter  gefprdd^  öerlouffen  fid^  ^n  bem  d^or  önb 
facrift^,  bie  w^I  bo  todret  bie  feel  md|,  toa^  gefp6t§,  fo 
bie  fratoen  gü  opffer  gonb,  bo  ftonb  bie  tempel  fned^t  önb 
ricfiten  eine  nad^  ber  anberen  \)%  toa^  troft^  bie  armen 
feien  l^aben  öon  eier^)  fold^en  md|,  mag  ein  jeber  d^riften 
tüol  gebendten.  SDe^glid^en  fo  Wirt  ba§  jel^enb  wort  in 
ber  öigilgen  faum  gan^  gefprod^en,  ba^  alle  merdten  bie 
Idfen  fonnen.  Üb  bem  grab  fpric^t  man  gebrod^ne  Wort, 
fur^  ab  balb  bar  Don,  gdtt  l^dr  ba^  ift  l^ie  fouffman^ 
werbe. 

$l]f 33ber  toa^  foH  id^  fagen  öon  ben  borffleüten,  bie 
vi  bo  l^in  gebrod^t  werben  burd^  ire  S^bpriefter, 


*)  aä  bifer  fo^  2.  —  «)  „biencr"  fehlt  2.  —  ^)  f)aHi^tt\  2.  — 
*)  re^lid^  2.  — »)  geberbiöer  2.  —  «)  ban  1,  —  ')  nad^  2.  —  »)  einer  2. 


74  Bundsgenoss  VII. 

ba§  fte  nit  aUetn  r^Itd^e  ^)  t)refen^  geben  ben  t)faffett,  funber 
and)  ba§  ntol^)  önb  bie  abent  orten,  nit  attein  ben  ^jrieftem 
ire§  borff§,  funber  berufft  man  and)  öon  öerrent  münd^ 
Unb  Ijfaffen  bar  ju,  önb  fo  jettlid^er  flpfarrcr  ben  brt)fe  tüitt 
^aben  in  feint  borff,  l^alt  ntan  bie  pf äffen  hjop),  bo  mit 
lüirt  ber  arm  baur  gefd^aben  önb  gefd^unben,  ba§  im  fo 
\))A  foften  bar  öff  gabt,  bi§  er  fein  tobten  frünb  au§  ben. 
brl^figft  bringt,  er  önb  all  fein  gefinb  libten  ein  monat 
ba  k)on,  Dnb  toirt  bod^  ber  armen  önb  ^aufe  armer  teüt 
hjenig  önb  gar  neüt*)  itba(S)t  SBo  beliben  bo  bie  toort 
E^rifti  SRattfei  am  .if.  ^d)  toitt  t)aben  [aiitj^]  bie  barm* 
^dr^igfeit  önb  nit  bag  opffer.  ©ttlid^  toeHen  bem  attem 
cmpflie^en,  önb  bringen  filber  önb  golb  ben  münd^en  in 
bie  flofter,  öerl^offenb  öon  in  toerb  ben  tobten  mcer  nad^ 
get^on,  önb  hjiffen  nit,  ba§  fd^ier  minber  ober  aU  toenig 
bo  felbft  öerrid^t  toirt,  bann  man  feiten  meer  bann  ein 
gefungen  feelmd^  ^ue^gnet^)  in  funbcrl^eit  für  gegen  öer* 
meint«)  begdndEnü|,  önb  h)ie  wol  ft|  alle  fd^hjar^e  mdfe- 
getoanb  an  tragen  ober  altar,  Idfen  f^  bod^  foliäe  md§ 
anberen  benen  fie  öerpflid^t  finb,  fo  ö^t  ba§  oud^  faum') 
ein  gebdd^tnüfe  öon  eim^)  tobten  gehalten  toirt  in  funber* 
l^eit.  9?id^t  befterminber  meinft,  bir  gefd^dl^e  ö^I,  bnb 
fülleft  eim  ganzen  ßonuent  bie  frdgen  ober  fecfel,  önb 
l^etteft^)  eim  ^u|armcn  man  beim  nad^banxen  geben  fo  t)t|I 
jiV")  fteür  an  be^alung  feiner  fd^ulb,  ober  an  narung  feiner 
fleinen  ünben,  got  önb  bie  feien  l^etten  meer  l^tjlff  ober 
gefallend  bar  öon  ^  *).  ©ttlid^  UjeHen  br^ftgften  laff en  Idfen, 
önb  Wiffen  nit  ba§  ber  öerbingten  md§  fo*-)  k)t)I  b^  beti 
Pfaffen  önb  münd^en  finb,  ba^  man  offt  brt)  breiffigft  ^n 
ein  mu§  fd^Ia^cn  önb  nemen  bod^  öon  iettli(|em  funberen 
Doaen»3)  Ion. 

$lT^2lg  foH  id^  bann  fagen  öon  geftt)fften  jarj^tcn 

'^wü  bie  feiten  Ujerben  gehalten  ober  .  yj.  ober  .  yjj. 

jar.   ^elt  man  ft|  aber,  fo  \d)kd)t  man  .iiij.  ober  .t).  ju* 


»)  re^Iid^  2.  —  2)  mal  2.  -—  »)  öol  2  (was  richtiger  scheint). 
—  *)  nid^t  2.  —  *)  a^gnct  2.  —  •)  gegenucrmaint  2.  —  ')  !um  2.  — 
8)  t  bc8  2.  —  »)  getieft«  2.  —  ^0)  „gfi"  fehlt  2.  —  ")  ban  1.  — 
")  So  nach  Dr.  2j  Dr.  1 :  tooL  —  ")    hotten"  fehlt  2. 


Bundsgenoss  VII.  75 

fanten,  önb  g^bt  bod^  befttnH)te  t)refenfe  afe  funber.  ®ang 
nun  I|in  bu  t|oreci^ter  tat)  Dnb  g^b  bein  galt  t)§  jü  fülle 
ber  tem^jel  fned^t,  gu  öerfnntung  ber  tobten,  jü  anfelArung 
bein§  fedfelg,  bar  au§  birneüti)  entfpringt,  bann  ba^  man 
bxä)  gelt  önber  benen  bie  gehjonl^eit  galten,  funber  ift§  fein 
lob  nteer  bann  man  l^elt^  für  getoonlid^,  glid^  atö  man 
müJ3  folid^en  önnü^en  foften  ^aben  für  bie  tobten.  SSie 
lang  toenb  ir  t^ored^t  fein,  toann  nid^t^)  toere  bann  fo 
D^I  önb  manifeltig  gef^)6t  öon  eüd^  gemad^t,  burd^  folidö 
fomen  p\axb  önb  tempel  fned^t  ömb  eünjeren  blutigen  fd^toeife, 
jr  folten  bod^  t)ffl|6ren  öon  öberigem  foften  önb  ad^tl^aben 
t)ff  ^au§  arme  leüt,  bo  ir  not  fi^en.  3d^  hjitt  nit  ab^ 
fprec^en  ben  erfoufften  gülten,  fo  je^unbt  t)n  bef^^  l^aben 
bie  temjjet  fned^t,  aber  ben  tiglid^en  önnü^en  bnfoften  fo 
bo  gefd^id^t  mag  id^  nit  feigen.  [05]  SSann  bu  ^e  hjilt 
önbenügig  fein  an  bine^  pfarrerg  m4§  önb  an  gemeinem 
gebdt  biner  mitpfarrigen  3),  f 0  nim  bar  gu  bie  priefter,  bie 
in  biner  pfarr  öer^jfrünbt  finb,  bar  h\)  Ia§  bid^  benugen, 
önb  \pxx6^  nit,  e^a  e^  ift*)  alfo  ber  brud^,  bann  ob  man 
ein  toeniger  gefjir^iger^)  ujolt  fin,  in  furzen  tagen  gienge 
ab  ber  t)nb  anbre  mi^reüd^.  @in  rün)Ii(|«)  eerlid^  ^pmh 
gegeben  öor  ber  fird^en  armen  leüten,  fo  in  bein  pfarr  ge«» 
lorenb,  ba^  ift  got  önb  ber  todlt  loblid^"). 

D^x  teuren  d^riften  in  teütfd^em  lanb,  gießen  ob 
etoer  l^anb  öon  folid^en  gaben  ben  tempel  fned^ten, 
bo  mit  ab  geftelt  Ujerb  ir  faul  önü^  ergerlid^  fdben.  ®^ 
gefalt  mir  nit  öbel  ba^  man  geftiffte  pfrünben  ]^anbtt)abt, 
aber  ba^  man  fein  nüujc  ftiff t.  3)er  Pfarrer  gült  *)  ift  in 
gu  geben  önb  wolt  got  bag  jetlid^e  p^axx  I)itte  ein  ^)farrer 
Dfe  öoHem  geujalt,  ber  nit  attein  jirig  ober  ewig  öicar^ 
tüäx,  ber  and)  ein  gute  r^Iid^e»)  ^rouifion  öitte,  önb  neben 
im  gnjeen  ober  br^  priefter  aud^  ujol  öerfetien,  bie  im  bt^«* 
ftenbig  njeren  gü  nötiger  git.  ©in  ^)farrmd^  mit  gmeinem 
gebdt  ber  önbertl^on  ift*»)  ein  guter  bel^ilff  ber  tobten,  xä) 
rate  bir  nit  toeiter  bmb  mdjs  gu  toerben.    3ft  e§  nit  ein 

»)  nid^t«  2.  —  2)  nid^t«  2.  —  ^)  mit  ^)f errigcn  2.  —  *)  ift  1 . 

—  *)  bel^etTljigt  2.  —  «)  retoUd^e  2;  es  wird  aber  doch  wohl 
„trütoCtd^"  zu  lesen  sein.  —  0  Cob  2.  —  »)  ßiU  2.  —  •)  retoridbe  2. 

—  »0)  t  gar  2. 


76  Bundsgenoss  Vü. 

jamer,  bag  fo  ö^I  perfonen  genteft  tocrben  in  Höftem,  funbcr*» 
lid^  ber  33ittel  örben,  allein  öff  folid^^  regcl  gefd^re^  im 
for  jä  fingen,  baS  fie  bod^  önuerftanbtö  ^alb  nit  öerftonb 
bnb  bcl^enbifeit  Ijatben  nit  mercfen  fönen,  önb  öerbrufe  l^alb 
nit  ad^ten  tüoden,  tt)a§  got  gefallend  bar  an  l^abe  cmtdfe 
ein  jettid^  d^riftenlid^  0  Ijdr^.  SSnb  too  ber  öerftenbig 
d^riftenlid^  menfd^  ^anb  abjug,  würben  folid^  bdrcn  f5fig 
öffgetl^on,  önb  öilen  fünben,  ba  öon  id^  nit  fd^riben  tüitt, 
örfad^  endogen.  Ob  ifein  fünbe  tüAr  bann  önuerbiente  fpJjfe 
nieffen,  toere  e§  bod^  ein  forgfam  bing  ömb  k)n§.  D  toic 
gro^  ift  ber  gorn  gotte^  ober  bie  Untüiffenben,  fatülen,  t)zx^ 
brüffigen  Hofterteüt,  bie  bar  inn  l^offen  ir  narung  5Ü  ge- 
hjinnen,  fo  fie  im  föfig  be§  Hofter§  nagenb,  önb  im  d^or 
bie  tagjeit  h)ie  bie  a^ten^)  taflent,  ba  öon  mein  gefeH 
fd^riben  loirt.  S)ann  önfer  .  f ö.  ^üfamen  gefd^tooren  l^abcn 
fotid^e  bing  ber  hjilt  ju  gät  entbcdten. 

(^Slrumb  ir  t^eüren  teütfd^en^)  lauten  eüd^  öor 
'^l^  nütoen  ft^fftungen,  l^anbtl^aben  bie  alten,  fo  eim 
ein  guter  [a  ^  **]  frünb  ftirbt,  brond^en  mittel  im  ju  l^elff en, 
oben  anfendii^  gejeigt.  Saffen  eiid^  benügen  an  ütoer^ 
p^axxtx^  mife  ober  Dff  ba^  meifte  an  ben  mdffen  ber  priefter^ 
f d^aff t,  f 0  in  *)  jettüeber  pf arr  öerjjfrünbt  finb.  ®tien  f penb 
ben  armen,  ^ilffen  ben  bürfftigen,  l^anbtl^aben  eühjer  Pfarrer  J^) 
bt)  r^Iid^er«)  narung,  bie  ft)  bann  h)ot  mögen  l^aben  htj 
groffen  bnb  Keinen  jA^enben.  55a§  man  gute  frünb  gu 
t^fd^  labet,  ju  jeiten  be^  Iaibt§,  önb  einen')  pfarrer  mit 
ghjeien  ober  brien  priefteren  bar  gu,  hjere  ic^  nit.  Slbcr 
füllen  ben  ganzen  tag  bife  gä  nad^t  lobe  id^  nit.  SSiItu 
ein  jartag  ftifften,  gu^e^)  in  t)ber  .yyy.  jar  nit,  bann  er 
h)irt  nit  gehalten  ober  öbel,  önb  bringt  ben  kmpti  fned^ten 
irrung  ber  getoiffen,  bod^  on  frefftigc  toamemung.  Saffen 
eüd^  nit  an  ben  gemeinen  miPrau(|,  aU  ob  e§  gar  öfe* 
gerid^t  ft),  fo  man  getüonlid^e  cerimonien  in  ber  fird^en 
öcrrid^t  f^at  für  bie  tobten,  aber  jetlid^er  gebendtc  tAglid^en 
^n  finem  gebate  an  ben  ftabt»)  ber  abgef(|eibnen  ^)einigtcn 


»)  ©l^riften  2.  —  «)  alflem  2.  —  ^)  t^eütfd^en  2.  —  *)  am  2. 

—  »)  narung  (!)  2.  —  «)  retolid^cr  2.  —  ')  ainem  2.  —  ^)  ae^djie  2. 

—  »)  [tat  2;  es  wird  „ftanbt"  zu  lesen  sein. 


£) 


Bundsgenoss  VII.  77 

feien  t)nb  bitte  adfo  für  f^  wie  er  tüolt  für  ftd^  gebatten 
tüerben  nad)  feinem  tobt,  ba^  nüfet  ben  tobten  önb  ermanet 
auä)  bie  Idbenbigen  ire§  enbt§. 

Sr  ^od^  gefoufften  d^riften,  hjann  toolt  ir  eüd^ 
befferö  bebenden  önb  fdcflid^  angrtjffen  bie  db>* 
fteHung  ber  fu:perftition?  ©A^en  ir  nit  ba§  eüd^  got  bie 
iianb  reid^t  bnb  toitt  eüd^  ^dlffen,  bag  ir  nterdten  in  bent, 
ba§  got  fo  t)t|t  funer  Ijelben  ertoedft,  toeld^  fd^r^en  toiber 
fotid^en  ntijsbraud^  önb  ir  eer,  It|b  t)nb  gut  toogen  ^u  etoerem 
^eil.  @inb  mutig  önb  grtiffen  bie  fad^  ba^)ffer  an,  en^ic^en 
bem  fetor  ba§  ^ol^,  bag  ift  ben  önü^en,  öngelerten,  für*» 
tüifeigen,  faulen,  ^affigen,  getitigen  münd^en  önb  Ijfaffen, 
gießen  ab  tdglic^  öngeftiffte  ^anbtreid^ung,  ir  ujerben  fd^en, 
ber  müffigdnger  önb  lafter  erbid^ter  toerben  nit  fo  t)t|I,  ujo 
bann  bijs  öoIdE  abnim^)t,  fo^  ujirt  ber  lafter  aud^  minber 
t)nb  ber  tdglid^en  narung  meer.  S)o  mit  ujitt  id^  nit  ab- 
gef^)rod^en  |aben  ben  ftt)fftungen,  fo  je^  befifeen  bie  ge»» 
tü^d^ten^),  aber  tdglid^^  ju  tragen  güf elliger  gaben  s)  beger 
id^  abgeftelt  tocrben.  S)ie  ^ßfarrer  önb  ire  nötige  ca^jlon*) 
önb  mitljelffer  aä)k  ii)  aller  eren  todrbt,  önb  in  foH  notige 
l^^lff  trülid^^)  gereid^t  loerben.  Slber  aller  anberen  münd^ 
önb  t)faf'-  [a^]  fen  todfen  toill  mein  gefell  nit  loben,  önb 
ob  man  f^  nit  njol «)  mag  l^eüffig  önb  gar  ab  triben,  toirt 
bod^  ir  jal  fid^  felb§  minberen  ujo  ir  meinem  rat  öolgen, 
aU  id)  oben  angejeigt  l^ab.  Saffen  tüd)  befotl^en  fein  bie 
abgefd^eibnen  feien,  önb  erioegen  alfo  iren  ftanb,  ba^  ir  got 
fleiffig  bitten,  er  UJÖHe  eüd^  behüten  öor  foli^em  Mortem 
örttieil  önb  fie  erlofen  öfe  ber  önrülo  irer  ^jenen.  SSnb 
meiner  ju  t)erf^)rod^nen')  gef eilen  lere  ndmen  ju  l^dr^en, 
fo  fie  züd)  ^üfd^en  loerben,  ob  fd^on  fa^fete,  öolle,  giit^ 
fd^^nenbe,  e^gengefüd^ige,  gdlt  ftridfenbe»)  münd^,  i)faffen 
ober  nunnen  anberft  fürgeben,  ad^ten  ir  nit,  ob  irer 
gal  fd^on  \)t)l  ift,  bnb  ir  fd^ein  glat  önb  gut  gead^t.  Slber 
meer  jiel^en  folid^e  fad^  in  ein  gut  öerftenbig^  urtl^eil  eütoer 


»)  „fo"  fehlt  2.  —  «)  =  geweiheten.  ~  «)  gauben  2. 
—  *)  ©a|)Ian  2.  —  «)  re^Iid?  2.  —  «)  „tool"  fehlt  2.  —  »)  jöuer^ 
fjjrodjncn  2.  —  «)  j^eUftridfenbe  2. 


■J  w 


78  Bnndsgenoss  VII. 

öernunfft  bnb  bctüerter  gef d^rtjff ten,  ir  werben  finben,  ha^ 
iä)  mh  mein  gefeiten  eü^  mit  trütüen  meinen!,  önb  bitten 
got  für  \)n%  ba^  er  ön§  öerl^d^  gnab  önfe  önb  eücf)  ju 
leren  toa^  ber  feien  I)et|I  fürberlic^  ift. 

S^  l^off  önb  Iiarr.O 


0  t  ^ie  jc^t  bringt  Äofen  2. 


JlruB  man  ^exx  ^raf 

mu§  öon  9ftoterobam  in  ^eütfd^c  [))rad^ 

tranfferiert. 

^  SSarumb  boctor  ßut^er  önb  ^err  Mxu 

ä)  öon  |)utten  teiitfd^  [djriben. 

U  SBie  itufe  önb  not  e^  ft)  ba^  foKid^  bing  be  gemeinen  man 
für  foüt. 


2)cv  .VIII.  hmm  mo% 


Brost- 
bild  des  Eras- 
mus  mit  der  Um- 
schrift: THN  KPEITTSi 
TA  SYrrPAMMATA  JEIaEI: 
IMAGO      AD     VIVAM 
EFFIGIEM    EX- 
PRESSA.  AN. 
MDXXI. 


BO  Bundsgenoss  VIII. 


m 


[^1^]  illft3^  tDiffen  tt)oI  baS  \)\)l  beren  finb,T)tc  öerargen 
önb  Dnnü^  ad^ten  bie  groffe  gob  got^,  ba^ 
je^  fo  t)^I  l^eilfam^  bing  in  tütf^e  f^rad^ 
bcrboltnctfci^t  toirt,  befe^alb  id&  ad^ter  bunbt^gnofe  öon  metitcn 
öierjel^en  gefeHen  öcrorbnet  bin  bem  gemeinen  ntan  anjaigen 
folid^en  nufe  bar  ö^  erwad^fefenb.  S)er  l^eilig  5ßaulu§  fd^ribt 
ju  ben  Sflontem,  etlidi  gelert  öerl^atten  bie  toarl^eit  in  ircr 
bngered^tigfeit,  alfo  ba§  fie  nit  toollen  Höre  warl^eit  laffcn 
fürfuntnten,  bo  burd^  nit  ir  aigne  bofel^eit  önb  arg^  leben 
öcrbammlid^  fd^ine  öor  bem  öoIdE,  fo  man  lemete  toa^  got 
öon  ön§  will  ^aben,  önb  ber  gelerten  laben  bo  gegen  fo 
öerferet  erfunben  toirt.  S)er  l^err  Qefug  fagt  im  etoan- 
gelio  ju  ben  bofen  gelerten  önb  gaiftlid^en.  3r  l^aben  l^in* 
genummen  ben  fd^füffet  ju  bem  ^^mmelr^d^,  bog  ift  er- 
fontnüjs  ber  l^eiligen  gefd^rifft,  bnb  finb  ir  felbg  nit  ingongen 
in  bog  r^d^,  ^oben  oud^  onbere  nit  l^inein  geloffen,  bog 
ift,  nit  ollein  finb  ir  b6§  gefin,  jr  ^oben  oud^  bem  ein* 
fditigen  boldt  öer^olten  redeten  öerftonb  gottlid^e^  gebot. 

Sd^en  ju,  lieben  frummen  teütfd^en,  önfe  ift  ongeboren 
ein  gloubl^offtigfeit  t)nb  einfoltigfeit,  bog  toit  meinen,  onbere 
lootten  k)n§  fo  öngem  betriegen,  otö  toir  fie  nit  toolten 
loid^en,  öfe  bem  entf^)ringt,  bog  toir  gern  glouben  benen 
loeld^e  ein  ernftlid^en  fd^ein  önfe  jeigen,  önb  toie  fie  ön^ 
fürl^olten,  bem  gonb  toir  naf),  funberlid^  in  ben  bingen, 
bie  toir  meinen,  fie  treffen  an  got  önb  gotteö  bienft. .  2)onn 
fein  notion  ift  in  ber  c^riftenl^cit,  bie  longfomer  jü  bem 
d^riften  glouben  fummen  ift  bonn  bie  teütfd^en,  önb  bie  bor 
nod^  fo  ernftlid^  öerl^orret  |tüie]  0  f^  bor  bff.  ©olid^  önfer 
einfoltüeit  bnb  erberfeit  l^ot  ber  teüfel  önberftonbcn  jü 
önferem  öerberben  broud^en,  bog  bod^  önfe  fott  ju  groffem 
l^eit  bienen,  önb  l^ot  ongerid^t  bie  S^ölifd^  betrieger^  önb 
bnftanbtl^offtigfeit,  oud^  ir  öngotfome  önb  feelopgfeit,  funbcr- 
lid^  beg  Sflömif d^en  2)  l^offg  ontid^riftlid^eit  in  önfe  jü  bringen, 
bonn  er  teilte  tool,  n)ir  tocren  gut  ju  öerfuren  öon  red^tem 
toefen,  funberlid^  too  bie  öerfurung  önber  gutem  fd^ein  tourb 
fürge[2tij]ben,  toog  ^et  ober  befferen  fd^ein,  bonn  fo  mon 

»)  Im  Druck:  [toie]  fehlt  1.  2.  —  *)  ?tfm*  |  fc^m  1.  2. 


Bundsgenoss  VIII.  81 

Irdd^te  öerfigelt  brieff  öom  JRotnifd^en  btjfd^off,  bcn  (ettlid^ 
^o^t^  getüaltö  önb  groffer  fünft)  fürgaben  önb  felbg  od^tetcn 
■oin  einigen  ftatl^alter  d^rifti  t)ff  erbtrid^,  bem  atte  toalt 
önbertüorffen  hjere,  in  be§  mitten  tüere  önfer  ^eil  t)nb  öer- 
t)amntiing.  S)o  mit  aud^  ettlid^  teütfd^e  fürften  öetfürt 
tüurben  fo  faft,  baö  ft|  öont  bapft  annonten  bie  fe^ferlid^c 
Iron,  ntcinenbe  er  l^ette  gelüalt  ben  hjaren  Slomifd^en  faifer 
ab  5Ü  fe^en  Unb  einen  nad^  feint  tüitten  erhjelen,  ben  er 
um  narren  feil  fnret  lüie  er  tpolt,  t)nb  ber  bapft  fo  ö^I 
lanb  önb  leüt  önber  fein  aigen  t^rannifd^en  gtoalt  juge 
<ifö  t)il  er  tooli,  önb  ba§  öbcrig  bem  gefegten  öon  im 
IRomfd^en  fe^fer  tieffe,  t)nb  ein  folid^er  JRomfd^er  Iet)fer  att* 
tüeg  önber  ben  fnffen  be§  bapft^  lege  afö  ein  gefauffter 
Ined^t.  SKfo  an^  einfaltigfeit  finb  teütfd^e  fürften  öerfÄrt 
tüorben,  önb  in  bag  faiferlid^  ampi  fummen,  l^aben  aud^ 
gemeint,  fie  fien  fd^utbig  atte  toilt  bnbertl^dnig  ju  mad^en 
bem  SRömfd^en  ftül,  ba^  ber  ba|)ft  affein  tin  got  ft)  öff 
erben.  SSnb  tüte  ipol  bie  tcütfd^en  Ferren  burd^  argen 
lifte  be^  bat)ftg  finb  fnmmen  ju  fotid^er  hjirbigfeit,  bod^ 
iötten  fie  ftd^  nit  meer  bar  öon  laffen  triben  afö  lang  inen 
ba§  got  günnet. 

2)0  tüir  teütfd^en  gefe^en  ^aben,  ba§  önfere  fürften 
t)nb  faifer  ben  bapft  fo  l^od^  ad^teten,  fonben  toir  nit  anber^ 
öerfton,  bann  hjir  toeren  and)  fd^ulbig  alfo  je  tljün.  Slber 
e^  tüolt  bnfer  tjorfaren  bebnndten,  ber  bd^jft  fürgeben  todr 
fatfdö  önb  ir  anmutnng  ju  önbittid^,  befe^alb  etttid^  teütfd^e 
faifer  fid^  faft  toiberten,  önberftunben  0  ba§  bd^jftlid^  jod^ 
ab  in  toerffen.  Sltö  bie  t^eüren  fet)fer  ^einrici,  Dttone^, 
griberid^  33arbaroffa  Dnb  ber  anber  griberid^,  önb  ßubnjicug 
ber  5ßaier.  S)o  folid^^  fatjen  bie  papiften,  erbad^ten  fie  ein 
anberen  tift,  ober  bie  teufet  2)  burd^  fie.  ®^  hjaren  in 
Stalia  ghjen^)  frumm  mann,  grancifcn^  önb  J»ominicu§ 
genant,  bie  önberftünben  fid^  ba§  toort  gotteg  jü  prebigen 
mit  ettlid^en  iren  gefetten,  önb  begdrten  bejs  ein  örlob  öon 
bem  iap^i  önb  fd^afften  öil  nu^  im  öoIdE,  bann  fie  gar 
einö  gaiftlid^cn  bnb  önargioenigen  lobend  hjaren,  fie  namen 
nid|t  [2ltj^]  bann  tdgtid^  brot  ömb  att  ir  arbeit,  önb  toaren 

*)  önberftöben  1.  2.  —  «)  tcüfel  1.  2.  —  »)  ah>em  1.  2. 

Eb erl in,  Alisgew.  Sehr.  I.  ß 


82  Bundsgenoss  VIII. 

gar  tnncrlid^  anbed^tig  lüt,  önb  got  toa^  mit  inen,  aber 
bar  naä)  ö^I  önberftunben  fid^  im  bdttel  ncren,  önbcr 
bereit  jtüeien  frummen  mannen  önb  önber  irer  frummen 
gefcHen  tittel.  Slber  bic  ö^Ic  t)crberbt  ba§  fjj^I.  S)o  nun 
bic  groß  faul  minige  forgten,  man  tDurbe  ix  öerbrüffig^ 
fo  fte  nit  all  gltd^  hjarcn  ben  anfcngeren,  önb  bod^  önber 
bcr  geftatt  ber  armfit  önb  befe  prcbtgcn  irer  frummen  bor* 
fam  grancifci  önb  S)ominici,  tüolten  bol  fein  bnb  eer- 
gt)tig,  fo  bod^  hjeber  fünft  nod^  arbeit  nod^  anbad^t  meer 
in  inen  toa^,  tüufeten  fic  iren  falfd^  nit  ha^  ju  bebedfen^. 
bann  ba^  f ^  ö^I  frt|]^eit  t)om  bi^)ftlid^en  l^off  erlangten^ 
t)nb  ba^  f^  möd^ten  bo  mit  alle  tvkt  bödmen,  mad^ten  f^ 
gro§  ben  bA|)ftIid^en  getüalt,  gaben  im  jelien  mol  meer 
bann  eö  in  ber  tüarl^eit  toa^,  nit  im  ju  eren,  aber  inen 
felb§  JU  nu|  önb  lob,  fo  man  fil^e  t)on  irem  l^öd^ften  ab* 
got  bem  bapft  folid^e  butten,  baö  man  fie  l^ielte  alg  bap^i'- 
lid^  engel  t)nb  römifd^  l^eiligen. 

3)ar  nad^  fienge  aud^  ber  tl^eür  jarmardtt  mit  bem 
ablajs  an,  bo  bie  bittet  münd^  gern  ben  atomaniften  .iij. 
tljeil  geben,  bo  mit  inen  ber  öierbe  belib.  S?nb  ob  fie 
f^on  fagen,  ber  frumm  grancifcu^  l^ab  ein  ablafe  ju  8lffi§ 
t)ff  gerid^t,  fo  ift  e§  funbtlid^  ba§  er  fein  funber  gebit 
liefe  öfflegen  önb  aud^  öerbot  gilt  gfi  geben  am  fclben  ort, 
fud^t  attein  feien  l^e^I  nad^  finer  meinung.  Sltöbalb  ber 
bat)ft  önb  fein  l^off  merdtten,  ba§  bie  bittet  münd^  geneigt 
toaren  (ömb  aigen  nu$)  gu  attem  bem  ba^  inen  felb^  eer 
tjnnb  nu|  mod^te  tragen,  aud^  ba^  fie  t)mb  aigen  geffic^ 
berait  n^aren  aufe  bem  bap^t  ein  got  mad^en,  önb  aufe  feim 
l^off  ein  f)\)mdxeiä),  an^  ber  falfd^eit  ein  toar^eit,  aufe  nid^t 
cttoa^.  5)0  fiengen  fie  an  mit  ben  bittet  6rben  ein  padt 
treffen,  önb  fie  jag^unb  öerorbnen  in  alle  toilt  mit  groffem 
ablafe  önb  fr^l^eit,  bnglüdt  öff  gu  trid^en  önb  allen  erwerften 
jto^trad^t  gen  9tom  gu  fd^ieben,  bo  felbft  ba^  önbiHid^  rcd^t 
ömb  groffe^  gilt  gu  emt)fa]^en.  S)o  fienge  an  ber  S^fd^off 
önb  Pfarrer  getoalt  minber  gu  toerben,  önb  tourben  aud^ 
bie  ^ofien  fd^älen  öon  bittet  münd^en  getoaltiglid^  befeffcn^ 
önb  ade  ^jrebig  ftui  önb  beid^tftfil.  ®ic  erbad^tcn  ein 
glif^enben  fdiein  [2liij]  gfi  trucfen  atte  Ujilt,  bo  mit  nieman 
wiber  f^  önb  iren  atömifd^en  abgott  t)ffftunbe,  önb  orbnetcn 


Bundsgenoss  VIII.  83 

inquifitoreiJ  Iieretice  prauitoti^,  bu  nenneft  fie  fd^er  nteifter, 
bie  fetten  fplten  atte  bie  ehjangelifd^e  lere  tt^tüüä)  prebigen 
nibertrucfen,  Derbannen,  verbrennen,  önber  bem  fd^ein  atö 
ipere  e§  tüibcr  bie  d^riftlid^  fird^en,  ibeft  miber  ber  bdttel 
6rben  önb  ire^  atomifd^en  abgot^  t^ran^. 

©olid^er  ir  t)nd^riftlid^er  ^)  getüalt  ift  aUgemad^  in  ge- 
riffen,  bife  e§  bo  l^in  fumnten  ift,  ba^  toix  hjoneten  in  ber 
finfternüfe  t)nb  im  fd^atten  be§  tobt§. 

gürberlid^  aber  ^at  folid^  ntipraud^  ober  tjanb  ge* 
numnten  burd^  bdttet  münd^  in  teütfd^en  lanben,  ein^  taitö 
bammb  ba§  ber  bapft  tüolt  trudfen  burd^  fie  ba^  teütfd^ 
öoIdE  5u  feiner  önbiKid^cn  gcl^orfant,  bann  bie  obgemelten 
leifer  motten  bdt)fttid^  ntuttüiH  nit  nteer  üben.  2lud^  barumb 
bann  bie  liftigen  bdttel  münd^  f^^en,  bag  teütfd^e  einfeltigfeit 
inen  ein  ebner  öogel  ^drb  tva^. 

®§  hjoren  t)erftenbig  leiit  in  teütfd^em  lanb,  bo  an*- 
fencflid^  bie  erften  bdttel  münd^  in  teütfd^  tanb  famen,  fie 
waren  barfüffer  önb  tourben  jhjei  mal  mit  fd^ma^e  loibcr 
in  Stalia  D§  tütfdEiIanb  geiaget,  bann  bie  gemelten  frummen 
toifen  teütfd^en  öerftünben  tvot,  baö  btife  leüt  nid^tg  gut§ 
tüurben  mit  ber  ^tit  ht)  önfe  teütfd^en  fd^affen.  SCber  bie 
bdttel  mundo,  bie  barfüffer  önberftfinben  fid^  ber  fad^  fo 
offt,  U^  fie  ju  letft  in  önfer  lanb  ingehjur^let  tjaben,  aber 
gar  einfeltiglid^,  aU  man  nod^  fid^t  hjie  Sie  barfüffer  jü 
©trafburg  atö  fo  ein  Hein  cajjettin  önb  Hein  einfditig 
mslin  ge{)abt  ^aben,  tüie  bu  fdljen  magft  in  irem  Heinen 
Iru^gang  Sllfo  an  anberen  orten  l^aben  fie  mit  armen 
]^eü|tin  angefangen,  bi§  f^  burd^^)  jc^tti  ber  armüt  finb 
fummen  5Ü  önmd^tid^em  reid^tumb.  ®urd^  fie  ift  gan^ 
teütfd^Ianb  bem  bapft  öert)fanbt,  alle  biftüm,  atte  ijfarren. 
Slber  fdlig  ift  ba^  biftum  Salzburg  ba^  bijs  t)ff  bifen  tag 
fein  bdttel  Hofter  ^at  in  attem  lanb. 

S)ie  bdttet  münd^  önberftünben  aud^  9lom  in  teütfd^ 
lanb  bringen  burd^  funberen  getoalt  jü  abfoluiercn,  bif^en* 
ieren,  ^toingen,  tringen,  önb  entbinben,  tvk  bo§  mittel  am 
2tiij*']  beften  tvtn  gdit  jü  öberfummen,  bijs  ba§  önfer 


1)  öndrifUid^cr  1.  2.  —  »)  bur  1.  2. 

6* 


84  Bundsgenoss  VIII. 

lanb  öol  ift  tüorben  ber  SRömfd^en  curial,  curtifon,  cor*» 
binal,  afö  önglidi  öberal. 

S)ur(i^  folid^  bing  ift  ba^  teütfd^  öolcf  önentpfintlid^ 
öerfürt  tüorben  öon  d^rifttid^em  gfa$  jü  pabfttifd^em  gfafe, 
t)on  rl)d^tumb  jü  axmxd,  öon  h)art)eit  ju  falfd^eit,  öon  trcm 
äu  öfffa^,  tJOtt  reblid^ett  gu  btrogenl^eit,  öon  ntannlici^eit  jfi 
tü^bifc^eit,  önb  ba^  alleS  ift  ober  önfe  fummen  öfe  gc* 
redeten!  öerborgnett  örtl^eit  gotte^.  Slber  je^  fid^t  önfe  got 
gendbiglid^en  an  in  önferent  ünbiUiglidien  I^ben,  mh  tfut 
öff  Dnfer  ougen  burd^  innerüdicn  Haren  öerftanb,  önb  gibt 
önj3  l^ilff  offen  burc^  gottlid^e  d^riftlid^e  lere  ^odl)  öer* 
ftenbiger  fruntmer  lerer,  bo  burd^  mir  hjiber  öff  diriftlid^e 
n)ar!^eit  önb  öff  teütfd^e  erberleit  ntöd^ten  funtnten. 

So  ba^  merdfen  bie  botten  befe  pabft,  bittelntünd^  önb 
curtifonen,  erbendfen  fie  atte  lift,  bo  mit  fie  begatten  irc 
gefdndfnüfe  in  frt)b,  Dnb  hjotten  t)inberen  gottlid^g  gefaHen, 
bnb  Dnfer  eer,  ^ail  önb  nu^,  bo  mit  ire  önbittid^e  teüff- 
lifd^e,  antid^riftlid^e  toei^  fürgang,  bar  Dff  legen  fie  aU  finn 
önb  gebencf,  arbeit  t)nb  fteijs.  SSnberftonb  önber  ^ü  trudfen 
bie  toar^eit  önb  bie  prebiger  ber  hjarljeit.  ©d^mil^en  bie 
loaren  lerer  an  eer  önb  lümbb,  fud^en  fie  ju  fd^ebigen  an 
iren  üben,  mad^en  ire  lere  bem  öoIdE  argtoenig,  geben  für 
loiber  folid^  toar  lere,  fie  ft|  toiber  t)il*)  l^unbert  jar  ge- 
hjon^eit.  ®§  ft|  hjiber  d^riftenlid^e  fird^en,  toiber  bie  l^ciligen 
lerer,  folid^  prebiger  ft)en  buben,  ft|en  fA|er  jc.  SSnb  mit 
folid^en  Dnb  ber  gelid^en  hjiberftanb  hJoHen  fie  abtoifen  bie 
frommen  teütfd^en  öon  göttUd^er  hjarlieit.  S[ber  bie  toarcn 
prebiger  bnb  lerer  l^aben  fi(|  lang  enthalten  öon  wibcr* 
galung  mit  fd^mod^loort,  U^  fie  feigen,  ba^  eiJ  not  ift,  baö 
man  bem  öoIdE  ben  redeten  grunb  fürl^alte,  toaS  önbiHid^S 
U^  fjax  inen  fe^  öff gefeit  toorben^),  toiber  gott  önb  eer, 
önb  fd^riben  folid^ö  aufe  in  teütfd^er  ^pxaä)  bag  ein  jetlid^cr 
frommer  d^rift  in  feim  l^aufe  mag  Idfen  bnb  h)oI  bcbendten. 
SSnb  ift  ba^  ein  gaid^en,  ba§  folid^  lerer  geredet  finb,  bie 
ir  leer  tmbcr  eignem  nammen  laffcn  au§  gon  in  teütfd^cr 
f^jrad^,  bo  mit  ein  iet-[2tiiij]Iid|er  öerftenbigcr  bie  toeil  ^ab 
5U  ört^eifen  bar  ober  b\)  im  fetb^.    @oIid^^  ift  ein  jcid^cn 


»)  toiC  bib'  1.  —  «)  tonrben  1. 


Bundsgenoss  VIII.  85 

ber  tüarl^eit,  bann  f^  himmen  an  ba§  lied^t.  Slber  bie 
ihtiel  mün(^  önb  Eurtifanen  rid^ten  ir  fad^en  gern  mit 
njorten  aufe  on  offentlid^e  gefd^rifft,  e^  finb  tvxndzl  <)rebtger, 
louffen  aKe  tieüffer  au%  öerhj^fen  fruntnte  balb  geloübige 
frfimlin  önb  anbete  einfaltigen,  aber  got  f^ab  lob,  fie 
fd^affen  nit  ö^I,  bann  ir  önn^arl^eit  ftindft  fo  t)bel,  ba^ 
fie  aud^  nit  meer  mögen  fd^madfen,  bie  bo  bie  fd^nu^j^jen 
^aben. 

3)ife  falfd^en  gl^^ner  önb  öerfurer  frummer  tidr^en 
jaigen  an  guten  fd^ein  (bod^  falfd^en)  ber  önn^arl^eit,  barumb 
bie  njarl^afftigen  ^jrebiger  önb  lerer  fd^ulbig  finb  an  jü- 
jaigen  aud^  ire  ^jerfonlid^  lafter,  ba§  nit  burd^  ir  gl^^ner^ 
bem  njort  got§  fd^aben  gefd^dd^. 

©0  nun  bie  ^ja^jiften  für  geben,  ire  leer  fe^  bie  l^e^Iig 
gefd^rifft,  ttjerben  geurfad^t  bie  d^riftlid^en  prebiger  an  ju 
jaigen  bem  öoIdE,  ba§  e§  fein  grunb  in  ber  gefd^rifft  l^ab. 

S)ie  glei^ner  fagen,  toa§  ber  3l6mifd^  l^off  orbne,  fe^ 
ein  gebot  ber  d^riftenlid^en  fird^en,  bo  gegen  muffen  loare 
lerer  anjeigen,  ba§  ber  römifd^  l^off  nit  f^  bie  d^riftenlid^ 
ürd^,  meer  bie  f^nagoga  ©atl^ane. 

3)ie  münd^  fagen,  ber  ba^jft  f^  ein  jrbifd^er  got.  3)o 
gegen  jaigen  an  bie  toaren  lerer,  e§  f^  nit  toax,  er  fetf 
ein  b^fd^off  n^ie  ein  anberer  b^fd^off,  er  l^ab  fein  gehjalt 
ober  bag  jeitlid^  romif d^  reid^,  er  0  f 6H  prebigen  önb  bdtten, 
ba§  gel^or  im  jü,  önb  foH  fürften  önb  tierren  loffen  lanb 
önb  leüt  regieren. 

S)ie  gleifener  jaigen  an  ire  l^ailigen  orben  önb  lerer, 
burd^  njeldde  folid^  gett)onIid^  lere  fei  ingebrad^t.  S)ar  gegen 
fagen  bie  n^aren  lerer,  ire  6rben  finb  nit  l^eilig,  meer  ein 
be|ilff  JU  groffem  fd^aben  ber  d^riftenl^eit,  önb  ire  lerer 
Iiaben  fid^  felb§  aChjegen  önber  einanber  ber  t)ntt)art|eit 
geftrafft,  bar  au§  öolge  ir  jrrfal,  n^eld^er  jrrfal  mit  feiner 
gefd^rifft  mag  befd^irm^jt  tt)erben. 

3)a§  ift  ein  örfad^i  n^arumb  man  alle  bing  in  teütfd^ 
bringt  ju  nu|  önb  l^ail  bem  teütfd^en  lanb  an  feel,  eer, 
gut  önb  I^b. 

3)ie  münd^  fagen,  folid^  bing  fe^  öon  ben  alten  an 

*)  crr  1.  2. 


86  Bundsgenoss  VIIL 

t)n§  funt[2ltttj^]nten,  fo  müfe  man  in  bte  toax^tit  önbcr 
bic  nafcn  ftoffen  önb  in  geigen,  ba^  folid^  bing,  aB  aUa% 
brieff,  butterbrieff  be§  babft  gottl^eit,  ber  grof  bdttel  mit 
bipftlid^er  narrbcit,  {\pxid)  id)  fr^l^cit)  beftdtigt,  and)  äffe 
lere  genant  ©d^olaftica  tl^eologia,  ba§  äffe  ft)  nit  alt,  funber 
nettj  bing,  jnnerttialb  .  üj.  l^unbert  jaren  t)on  bdttel  münd^en 
t)nb  irem  anl^ang^)  erbad^t.  @o  bod^  folic^g  nit  ift  üor 
in  eim  folid^en  braud^  gefin,  önb  ift  öor  ^n  bie  d^riftenl^eit 
meer  ban  taufent  jar  geftanben. 

5)a§  aber  ben  münd^en  nod^  t)t)I  anfjangen  tt)iber  bie 
ttjaren  lerer,  ift  örfad^  ein  t^ail  ber  önuerftanb  in  leüten, 
bag  fie  hjenen,  tva^  fie  öor  in  fdtien,  ft)  affn^egen  gefin, 
ain  tl^ail  finnlid^e  bofetieit,  bie  ein  gefallen  l^at  ab  ber 
fd^maid^Ierifd^en^)  mün^  lere,  önb  l^at  ein  grutt)el  ob  ber 
d^riftenlid^en  hjarl^eit,  barumb  äff  njüd^erer,  äff  :pfaffen  mit 
t)t)I  <)frünben,  b^fd^off  mit  öil  b^ftummen,  faul  münd^  önb 
närrifd^  nunnen,  bie  nit  anberft  borffen  fagen,  bann  n^ie 
bie  münd^  tüöffen,  önb  anbere  bie  ir  narung  öon  obge- 
melten  l^aben,  bie  äffe  l^angen  ber  münd^ifd^en  enbtd^riftifd^en 
lere  an. 

2)0  tt)iber  fdd^ten  ernftlid^.  ©rafmu^,  Sutl^er  önb 
$ut  ünb  t)^I  anbere  önberftonb  bie  redete  h)ar!^eit  in  ba§ 
öolrf  gü  bringen  in  teütfd^er  fprad^,  Dnb  jeberman  tt)amen 
öor  ben  falfc|en  :pro^)]^eten  in  fdftaffg  Heiberen,  in  tioffnung, 
got  tt)erb  feim  armen  teütfd^en  tyold  bie  ougen  auffttiun, 
ba^  fie  erfennen  önb  annemen  bie  ttjarl^eit  Dnb  meiben  bie 
lügen,  bie  f^  l^eimlid^,  offentlid^  önb  öff  ben  fan^Ien  on 
äffe  fd^am  frdfelid^,  on  äffe  got^ford^t  triben,  bo  mit  f^ 
ba^  frumm  fd^Ied^t  öoldf  Derfitren. 

©ttlid^  fagen,  Sutljer  Dnb  §utt  önb  anbere  folten  bie 
leüt  nit  fd^umpffieren,  id^  *fag  alfo,  bo  ©l^riftu^  önb  ^ßaulu^ 
fallen,  ba§  ba§  gemein  öoIdE  öerfurt  n^arb  burd^  guten  fd^ein 
ber  öerfürer,  bo  fd^atten  fie  folid^en  falfd^en  fd^ein  mit 
affem  emft. 

3ft  ben  falfd^en  l^eiligen  erloubt  miber  bie  ttjarl^eit 
fromme"')  terer  öerad^ten,  fo  ift  erloubt  ben  frommen  lerem 
foHd^  büben  bem  öoldf  anjaigen  mit  ir  büber^  jü  fürberung 


*)  anfang  1.  —  *)  fd^maid^Ieri,  |  fd^c  1.  2.  —  ^)  fromme  1. 


Bundsgenoss  VIII.  87 

bcr  tüarl^eit  [21;,]  3)ann  too  man  nit  bebeütlid^  an  tag 
Bräd^tc  ber  pxeiiqtx  rnünä)  t)ntt)iffen^cit,  ber  barffiffer  ob- 
feruan^er  gl^fener^,  ber  Earmeliten  bübar^,  ber  ©urtl^ifanen 
cntid^riftlid^eit,  fo  n^dre  !ain  tt)unber,  ba^  nod^  ein  tohlt 
t)er!eret  tt)urbe. 

SSnb  ift  ein  örfunb  gottlid^e^  tohxd^,  ba^  bie  ^)a^)iften 
t)nb  ©urtl^ifanen  aßen  gehjalt  braud^en  mit  bnHen  önb 
gaben,  bie  bdttel  münd^  |eimlid^  önb  offentlid^  in  ber  b^d^t 
t)nb  öff  ber  can^el,  jn  ben  l^üferen  önb  öff  ber  gaffen 
t)nberftonb  mit  liegen,  mit  triegen  ba§  t)old  abhjenben  Don 
t)ffgonber  d^riftlid^er  tere,  t)nb  mögen  bod^  nid^t  gefc^affen. 
^ammb  foK  aKe  menfd^en  fid^  fliffen,  l^eilfam,  d^riftlid^, 
nü^Iid^  bing  in  tefitfd^  5Ü  bringen,  aHeö  ba§  bienen  mag 
ju  fürberung  be^  emangelium  önb  ^ü  treh)  önb  reblid^eit, 
iann  loo  teütfd^e  nation  tt)iber  öffgerid^t  loirt  mit  irem 
fa^fer,  mögen  fie  bar  nad^  ber  ganzen  tüält  nü^Iid^  önb 
be^ilfflid^  fein  ^u  erlangen  bie  n^arl^eit.  SSann  bie  münd^ 
t)nb  ^iapiften  ftill  fd^n^igen  t)on  irem  öerfurlid^en  fümemen, 
tourben  and^  anbere  t)fft|6ren  n^iber  fie  gu  fd^riben.  @o 
ft)  aber  ^e  meer  önb  meer  öerl^orten  in  irem  fürnemen, 
Jüirt  got  ein  mol  ober  fie  üertiengen,  tt)ie  ober  ^ßl^arao  önb 
fein  t)oIdE,  bag  fie  gan|  önb  gar  Dfegetitdft  werben,  ba^  bie 
frnmmen  teütfd^en  fie  aU  n^erben  jü  tobt  fd^Iagen,  ober  au 
tüiber  bem  bapft  tieim  fd^idfen,  ba^  er  fie  l^alt  in  feim  lanb, 
toie  anfenrflidö  bie  teütfdöen  gettion  tiaben  ben  barfuffem. 

SSo  bie  bdttelmünd^  l^alb^  at§  ö^I  intrag  t^dten  bem 
bapft  t)nb  feim  ^off  in  iren  antid^riftifd^en  0  topfen,  aU 
iie  ben  frommen  teütfd^en  önb  irem  loblid^en  !et)fer  tl^nnb, 
er  l^dtte  f^  langeft  öertildfet,  toie  Sonifaciuö  ber  ad^tet*^) 
bapft  ein  mal  orbnet,  man  folt  in  aller  todlt  öff  ein  ftunb 
üufetiirfen  ben  barfuffer  orben,  toie  Dor  au^  getitdft  toa^ 
ber  tem^jel  orben,  önb  tt)ere  e§  gefd^dl^en,  t)it  Dnglüdf  n^er 
nit  fürgangen,  bann  barfuffer  orben  ift  ein  brunn  alle§ 
bdtteB  önber  münd^  t)nb  nunnen, .  önb  ein  örl^ab  foIid^§ 
t)nrütt)ig§  ümblouffen  in  alle  toäli,  anbere  lernen  e^  t)on 
inen,  önb  meint  man,  e^  f^  red^t,  fo  eS  folid^  gl^fener 
fürberlid^  üben. 


0  antd^rifttfd^en  1.  2.  —  »)  ad^ter  1. 


88  Bundsgenoss  VIII. 

D  tr  frommen  teütfd^en  greiffcn  bie  fad^  ba^jffer  an 
önb  ]^al[2l5  **]ten  ob  ben  ©toangeltf d^en  lerern  önb  ob  allem 
irem  anl^ang.  @inb  tad,  bie  ^^t  ift  t|te,  gott  tft  mit  eüd^^ 
bann  bie  groffe  fd^inber^  ber  bd^ifttifd^en  önber  falfd^em 
enbtd^riftifd^en  fd^ein,  bie  groffe  t)^)^)igfeit  önb  lid^tfertigfeit 
ber  tt)ältli(|en  ^jrelaten,  ber  gro^  falfd^  betrug  önb  öer* 
furung  ber  bdttel  münd^  burd^  ir  apoftü^Ier^,  bie  beroubung 
ber  armen  einfditigen  d^riften  burd^  münd^,  P^cifitn  önb 
nunnen  mag  önb  tt)ill  gott  nümme  üben. 

§in  burd^  mit  froiben 


$ 


oöerfett  jn  ftdltUi^em  t)nb  ge^fttt 

c^em  ftanb  5Ceütfd§er  uation, 

ein  Üdgltd)  ernftltd^  !lag  aU 

kx   gotsford^ttge  9Jiünd) 

9iunnen  bub  Pfaffen,  bj 

man  inen  jü  ^ilff  f nm 

bo  mit  f^  bo  ire  enbt 

c^riftifc^en  h\)  wo 

nere  erloft  n?er 

ben. 


$ 


J)er  .XL  buWgnof. 


3(j^  mein  man  finb  öff  erben  feinen 
S)er  bift  büd^Iein  Iä§  on  tt)einen. 

S)an  e§  ön^  clorlidö  bebeüt 
SBie  je^  laben  bie  ctofter  leüt, 

S)er^  aH  ab  t^ät  ba^  bud^t  mid^  j^t. 
@5  mad^en  nun  ö^I  armer  lüt. 


^0  Bundsgenoss  IX. 


W**]  G©  *^  ttünbcr  butibtögnols  öerldfen  ^db  mincr 
mit  gcfeHen  Ifciffig  arbeit  gu  entbcden  teütfd^er 
natiott  iren  fd^aben,  bebunrft  tnid^  nü^  önb  gut 
ia^  id)  aud^  fürl^aft  bie  grofee  ^toandüd)  not  önb  attgft  fo 
t)^I  fnimnter  Tnettfd^en  üben  im  Hoftcr  ftanb,  ömb  folid^^ 
i4  offt  l^är^Iid^  Don  jn  gebdtten  bin,  begibc  iä)  mid^  befe 
inen  ju  troft  öfe  brüberlid^er  liebe,  önb  fag  alfo. 

11  (Süd)  ift  njiffen,  fune  teütfd^en,  toie  offt  t)nb  bidE 
ir  angelandft  finb  toorben  ömb  l^^lff  ju  leiften  ben  d^riften, 
fo  t)on  türdfen  gefeftiget  finb,  mit  Derl^eiffung  groffeS  ablafe 
t)nb  l^ulben  gotS,  önb  tt)ere  tt)oI  ein  d^riftlid^  tohtd  gcfin, 
tt)a§  aber  tüd)  ba  t)on  endogen  tiab  ttjeife  id^  nit,  id^  ge- 
bcndt  aber,  ferre  befe  todg^  f^  oud^  ein  groffe  örfad^.  Slbcr 
id)  toiH  tixd)  in  ber  ndl^e  anjeigen  fromm  erber  d^riften, 
bie  nit  minber  geangftiget  toerben  öon  iren  gut  fd^inenben 
c^riftfd^einenben  obcm  bann  t)on  türdfen  önb  tieiben,  barumb 
ir  alle  föHen  balb  müglid^e  l^^Iff  inen  tl^un  öon  bruberlid^er 
liebe  toegen.  SRemen  n^ar,  o  trehje  teütfd^en,  toie  öntrelolid^ 
man  ömbgabt  mit  entern  ünben,  fo  e^  bo  gü  fumpt,  ba§ 
önü^  Ü^erifd^  ©urtifan  gu  in  gieticn  alle  pfrunb,  baö  offt 
einer  .jl.  ober  I.  I^at,  ober  alfo  berupffen,  ba^  man  fi(^ 
nit  meer  bar  öff  begon  mag.  S)ar  ^u  bie  3lomaniften 
falber  önb  golb  önb  alle§  ba§  foftIi(|  önb  nu^  b^  önfe 
ift,  ju  in  oft  önferen  lanbcn  giel^en,  !om:pt  eö  bo  gu,  baö 
tt)ir  Dnfer  finb  nit  tvot  jietien  mögen,  fo  tt)ir  fie  nit  gern 
geben  in  folid^en  öngetoiffen  bdttel,  ber  öor  ber  todit  öcr- 
ad^tlid^  ift,  önb  aud)  geftiffte  Pfaffen  pfrunb  einttt)eber^  ge- 
fd^njed^t  finb  ober  aber  burd^  bifpenfation  D^I  in  ein  l^anb 
fummen,  bar  an  ö^I  perfonen  mod^ten  öerfdl^en  tt)erben. 
%ud)  bie  pfrunben,  bie  tl^eür  finb  öom  bapft  önb  bifd^offen 
^ü  fouffen,  toerben  tt)ir  gn^ingen  önfere  finb  in  flofter  je 
gon,  in  ein  toiffentlid^en  fdrd^er.  Stud^  ettlid^  an^  Dnfe 
tt)erben  öon  ben  gl^feneren  öerfurt,  ba§  n^ir  n^enen,  floftcr 
Idben  f^  allein  ein  d^riftlid^  Idben,  önb  toa^  öfferl^albO 
ift,  f^  alleg  öon  d^rifto  önber  bem  toort,  todIt,  öertoorffen. 
2)0  mit  toerben  n^ir  önb  önfere  finb  öerfürt,  önb  l^aben 


')  bffer^alb  1. 


'    Bnndsgenoaa  IX.  91 

leiber  tuifere  Dorfaren  lang  gcirtet.  Sife  baä  Oft  ge«  [aij] 
naben  gotteS  folii^r  fotfdi  täglit^  on  tag  lum^it  t>nb  je^ 
önfere  tinb  jdmerfiift  ju  m%  üaib  ^^Iff  f(^rien.  SBtE  ttwl 
f^  audi  Bor  ö^l  iaren  gefdtiruttien  fyittn,  baben  mir  qn 
bo(^  nit  geloubt,  fo  long  bife  fie  an  ^eel  onb  Igb  foft  Der« 
borben  finb,  ein  groffer  t^eil,  Unb  htmmen  nix  in  nit  gä 
^qlff,  tft  JU  beforgen,  rote  muffen  got  rei^nung  geben  am 
jüngsten  tag,  f^  finb  hod)  teütf^e  geboten  alg  mii,  i^riften 
a(§  mir,  gofä  gefcfifilJfft  ol«  mit,  önfer  flaiji^  tmb  b(ut. 
©ä  baben  nuc^  anbre  tiö^erö  uetftonbtä  erbev  tut  Bil  fiofter 
butd)  toanbelt  önb  war  genummcn  iret  Hog,  ob  Uft  wSt- 
n>tll  ober  aufi  War^eit  folu^  ii  f[^inär|Ii(^  geft^re^  ttnb 
anftlieb ')  tfag  exmaä)^  Bnb  ^aben  ertemet,  baä  ir  (aib 
Bnb  angft  gröffer  ift  taufent  mal  bann  mir  cH  immer 
ftJiriben  mögen,  fplii^  ein  Ileinen  tbail  mööen  mir  an« 
aaigen. 

%  StUet  mm<i)  Bnb  nunnen  groffe  Hag  ift.  ©^  tuerben 
mit  Bne^riftlit^en,  mimen|cf)tid)en  t^mäten  ftatuten  beloben, 
l)a§  me  in  iren  gemiffen  nit  fo  filmet  loer  türcfifc^e  bienft« 
borlrit,  fo  ire  prelaten  fogen,  folii^  ftotnten  f^en  D§  irem 
gemalt  Bnb  ir  geroolt  ft|  Bon  got,  onb  ttier  in  nit  geftotfam 
%  ber  roiberftonb  got.  ^tem  fein  ablag,  (ein  bt)^f  mög 
abnemen  bbertiättung  ber  ftatuten,  e^  mü|  aÜtS  in  boS 
fdgfewr,  bo  mit  ber  Onbert^on  geroiffen  anroäg  Bnrümig 
ift,  bann  ber  ftohiten  finb  fo  D^l,  baä  man  fie  nit  ge« 
lernen  noi^  gcfjalten  mag,  über  ttit  man  f^  bann,  fo  ift 
«nriiro  bcfe  bärgen  bo.  3Jnb  tcerben  bie  armen  (inb  Bon 
anfang  ireä  ingangä  ine  flofter  alfo  Dol  fort^t  önb  fcni- 
pul^  geftoffen,  ba«  f^  bar  naäi  ir  nimmer  lebig  mögen 
Werben,  fo  fie  alt  Bnb  oerftenbig  roerbcn  onb  boi^  mcrcfen, 
el  fq  p^ontof^,  noift  linben  fg  eä  nit  mit  ruro  Bfif^laben, 
(uri  fie  finb  ir  lebtag  ferftedt,  Bnb  nogt  f^  ire  confcienj 
aClroeg  umb  fünft,  bann  fagen  bie  prelaten,  bu  magfl  mit 
gut  gemiffen  foli^  fctuput?  nit  Berai^lcn,  bnnn  mrr  roibcr 
bie  confcieng  tpt,  ber  bamt  jfi  ber  ^tüi^.  'h'au'ü  ü| 
önber  ben  türcfen,  c8  fröwet  f^,  baS  f^  tiofjicii,  ii;  i^üliiid) 
tnietfet,   Bnb   f^   Würben  bnlb  erlöst,   aud)  mo  in  müduo 

I)  =  anaflHtt. 


92  Bundsgenoss  IX. 

entrinnen,  fo  n^dr  e§  inen  erioubt.  Slber  im  Hofter  m&ffen 
f^  gebenden,  f^  finb  folid^g  öer^jflid^t,  borffen  anä)  feiner  0 
erlofung  ir  lebtag  me  n^arten  [atj**]  barff  feiner  gebendEcn 
bo  öon  gü  fumnten,  tt)ie  gut  fug  er  jntmer  f)ai,  bann  man 
g^bt  inen  für,  folid^  ir  gelübt  f^  man  got  fd^ulbig,  bo 
t)on  fein  bifpenfa^  jn  l^elffen  mog.  Slber  fid^,  lieber  frünb, 
ben  groffen  falfd^,  lüge  önb  t^ran^  ber  flofter  prelaten,  fie 
felb§  tt)e(Ien  fr^  fein  öon  allen  iren  ftatuten,  moHen  tierren 
fein,  t)nb  fagen,  ber  prelat  f^  ober  ben  ©ouent,  bar  gu 
iaffen  fie  iren  fd^meid^Iern  alle§  bag  nad^,  fo  lang  fic  jü- 
ttiütlcr  önb  tooIgefeCig  l^eüd^Ier  finb,  a(fo  ba^  fie  minber 
jud^t  önb  orbnung  Italien  bann  gemein  frumm  le^en  öffer- 
|alb  ber  flofter.  @o  man  öerttjeifet  ben  ^jrelaten,  tt)arumb 
fie  als  t)^!  iren  fünen  öer^engen,  anthjorten  fie,  tt)ir  l^aben 
getoalt  5Ü  bif^jenfieren.  ^t^agt  man  fie,  toarumb  erlauben 
ir  i^enen  aud^  nit  foHd^§,  onthjorten  fie,  jl^ene  l^altenb  fid^ 
nit  bor  nod^,  ibeft  bie  onbem  gefallen  önfe  nit.  Söfo  öer- 
ftridfen  fie  miber  got  önb  red^t  aU  ir  önbert^on  mit  ftd* 
tuten  önb  jhjingen  fie  bo  mit,  baS  fic  tt)illig  ttjerben,  aud^ 
fagen,  got  f^  nit  got,  önb  oKeS  tva^  bie  prelaten  ttJoHen 
jü  fc|onb  önb  fünb,  ba§  tl^unb  bie  önbertl^onen  tt)iHigIid^, 
ja  einer  fan  Dor  bem  anberen  nit  ju  fummen,  fo  gern  toer 
jetlid^er  ttjol  5Ü  l^off,  bo  mit  er  erlogt  bod^  einS  tl^eil  tourb 
öon  folid^en  önbiHid^en  ftatuten.  5)a§  |aben  bann  bie 
:prelaten  gern  önb  Idfen  öff,  ttjeld^e  inen  gefallen,  önb  als 
lang  fie  inen  gefallen,  bor  neben  l^obcn  fie  anbere  in 
groffem  qual,  önb  braud^en  aud^  bie  öffgelofeten  für  mit* 
Idiffer  jfi  feftigen  ber  anbern.  3)a  t|dr  fum:pt,  baS  minber 
toar^eit,  ftdtigfeit,  trett),  reblid^eit  önber  münd^  önb  nunnen 
ift  bann  önber  ben  ^dnfelin  in  ttjdlfd^Ianben.  S)ann  fie 
muffen  allein  mit  fotid^em  f)anhttoaxd  ire  fr^l^eit  ömb  bie 
:prcioten  fouffen,  bann  fie  t^rannen  finb,  önb  ire  önber* 
tl^on  muffen  fie  allein  mit  folfd^  önb  ttjuter^  trudfen,  tott 
in  lüiHigiid^  bar  jü  ti^Ifft,  ber  l^at  guten  lufft  öor  in. 
Slber  anbere  bie  foIid^S  nit  fünben,  ober  fid^  fölid^er  ön* 
erlid^er  tt)ei§  befd^ammen,   bie  ftonb  gfdrlid^ier  bann  bie 


')  feimer  1.  2. 


Bundsgenoss  IX.  93 

frommen  leüt  im  lattb  tüirtenbarg  önber  l^er^og  SSIrid^  bem 
leüt  frdffer. 

11  ®g  ttJtrb  and)  in  Hoftcm  niemanb  öff  tretp  Dnb 
fliouben  gegogen  nod^  öff  erberictt,  bann  fie  fallen,  Igoren 
t)nb  meinen')  e§  tl^u  einer  fim  ftanb  gnug  allein  bar  inn, 
fo  er  ben  pre- [aiij]2)Iaten  alfo  tt)illfart.  3)e6]^alb  ift 
lein  abelid^  gemüt  in  Hofter  leüten,  fein  fr^  ftontl^afftig 
tugentlid^  t|dr|,  aber  alle  finb  fie  fned^tlid^,  |in  genjorffen 
Dnb  ^alb«  öerjnj^fflet  leüt.  SSeld^er  gon  tuiH  Dff  treto, 
glouben,  tugenb  ic.  ift  meer  Derad^t  bann  ein  frumme  iuncf- 
frattj  im  gemeinen  ^aufe. 

H  Slud^  flogen  alle  flofter  leüt  ba§  gut,  ba§  jefeunb 
bie  flofter  befi^en,  ober  ba§  man  tiglid^  bittet,  n)erbe  fo 
t)bel  önb  önbancfbartid^  öerjert,  baö  fie  offt  felbö  feigen, 
got  fan  m^  nit  folid^g  lang  Verträgen.  (£s^  ift  ein  fotid^ 
Bing  ömb  flofter  laben,  je  mee  Dnb  lenger  einer  ömb  münd^ 
t)nb  nunnen  njonet,  je  minber  in  geluft  ein  flofter  Idbcn 
an  5Ü  nemen,  er  fet)  bann  gar  ein  narr  önb  arbeitfdiig. 
S)ann  man  erlernet  fo  ö^I  abentl^eür,  alenfanfe  önb  öfffa^, 
ia  buber^^),  ba§  man  folid^^  in  ber  todlt  nit  finbt.  Sie 
fagen  aH  münd^  önb  nunnen,  njüften  bie  leüt,  toie  faut 
önb  öntoilltg  toir  finb  ju  for,  tt)ie  ein  önüfee  arbeit  ift 
ömb  fingen  önb  Idfen  in  ber  fird^en,  ömb  ©a:pitel  gebdt, 
ömb  öigilg,  mh%  feel  gefert,  toie  toenig  finn  önb  öff- 
merrfen  bo  b^  ift,  bie  leüt  geben  önfe  nit  maffer  bar  Dmb, 
bo  mit  tt)ir  önfer  l^enb  njüf^en. 

H  SSüften  bie  leüt  önfem  grimmigen  jom,  önfem 
önabtrdglid^en  ^a%  Dnfern  merdHi^en  neib,  önfer  önmdffig 
effen  önb  trindfen,  önfer  fd^am^ere,  rai^ige,  bod^ige,  tid^t- 
fertige,  eer  abfd^nibenbe,  fpottige,  fd^dblid^e  rebe,  e^  tt)dr 
lein  tüunber,  fie  fluiden  önfe.  SBüfeten  fie  Dnfer  groffc 
!^offart,  toie  toir  in  önferen  futten  önb  geberben,  in  Dnferm 
öfferli(|ien  got^bienft  tt)dltlid^  lob  füd^en,  toir  fonben  nit 
br^  ^falm  Idfen  für  ein  tog  j^t  in  ber  fird^en,  toir  leütcn 
lenger  bar  ju,  ba^  e^  bie  lEeüt  l^ören  foCen,  bann  ba§ 
gebdt  lang  ift,  toa^  toir  tl^un  tooHen,   aud^  flein    bing 


»)  mein  |  neu  1.  2.   —  *)  Die   Signatur  fehlt  1.  2.  — 
»)  btifftxi)  1.  2. 


94  Bundsgenoss  IX. 

laffctt  ttjtr  öff  bcr  fandet  öcrfünben  öor  allem  t)otd  önb 
l^aben  meer  ad^t,  tpic  e§  betn  öoldt  tüiffenb  tperb,  bann  n)ic 
e§  öon  önfe  red^t  öerbrad^t  njcrb.  Stent  tt)ie  ein  fprüd^ 
tüort  önber  Dnfe  tft,  e^  fd^abet  nüt  toa^  man  tl^ut,  tt)ann 
e^  allein  bic  tt)dit  leüt  nit  feigen,  fnnberltd^  önber  ben 
barfuffer  obferuan^er. 

SlHe  flofter  leüt  Hagen,  iren  obecn  önb  irem  an- 
l^ang  fei  erioubt,  gemeinen  goft  bienft  öerfnmen,  gemeine 
fa^nngen  tjalten  n^ann  fie  wollen  freffen  önb  fuffen,  öfe- 
fpacieren,  bulen,  [aß**]  on  örlob  geben  Dnb  nemen  önb 
öerjeren,  anbete  ire  mit  gfeffen  öerfpotten,  erzürnen  önber- 
trätten  tüie  f^  tozUtn,  fottd^g  ift  b^  münd^  önb  nunnen 
in  offnen  önb  befd^Iofenen  üfifteren,  jetlid^g  tl^ut  afö  ö^I 
e^  mag,  !an  man  nit  mit  geberben  bfilen,  fo  t^ut  man 
aber  e§  mit  tt)orten  önb  mit  briefen  burd^  bie  maur  l^inein. 
(£§  finb  aber  ö^I  önber  inen,  bie  fid^  ein§  beffer§  befinnen 
önb  bie  gern  nit  alfo  t^un  motten,  aber  ber  anberen  finb 
fo  t)^(,  ober  finb  fo  geloaltig,  baö  fid^  erbere  gmüt  öor 
in  nit  borffen  laffen  mercfen.  @ie  tt)erffen  für  gl^orfam, 
ftatnten,  alten  bmd^,  öorfaren  ^eiligen  önb  manc^erle^ 
Werter  ftraffen,  bie  man  öffgelegt  *  l^at  allen  benen  bie 
anber^  tl^un  ttJÖHen,  bann  ire  obem  toöKen,  fo  bod^  bie  oberen 
önb  ire  anl^ang ')  nid^t  anberö  bonn  menfd^en  gfa^  önb  t^ran- 
nif d^  ftatuten  Iianbtl^aben,  aber  d^riftlid^  emangelifd^  lere  ift  ein 
gef^jot  bt)  inen  gead^tet  al§  ein  brunn  ber  öngel^orfam  önb 
aller  Iddfer^,  bo  jü  ift  flofter  Üben  fummen.  Sainem  toirt  jeit 
nod^  fug  fid^  jü  geben  t)ff  ein  red^t  in  gefert  üben.  SlHein 
ber  I^b  ift  anberft  anget^on  bann  todltlid^  leüt,  önb  ift 
meer  befd^Ioffen  bann  f^,  aber  ba§  gmüt  gar  nid^t,  wir 
mögen  önfe  nit  öff  ein  fd^awlid^  Idben  geben,  bann  bie  for 
arbeit  ift  fo  grofe  bafe  f^  önfe  an  allem  l^tnbert,  bi§  ba^ 
wir  .öiij.  ober  j.  ftunb  im  d^or  fd^rien  tag  önb  nad^t, 
werben  wir  fo  f^wad^  im  ^oupt,  ba§  wir  Dnfere  finn  nit 
Witer  mögen  triben,  bann  D^l  meinen,  f^  l^aben  alle  bing 
wol  öfegerid^t,  fo  f^  in  bem  d^or  öfe  gefungen  l^aben,  fo 
eg  bod^  önmüglidl^  ift  im  d^or  anbdcfitig  önb  in  gefert  fin 
öon  wegen  ber  ö^le  be§  gfang^,  öon  wegen  ber  be^enbifeit. 


0  anfang  1.  2. 


Bundsgenoss  IX.  95 

öon  ttjcgen  be§  önuerftanbt^  önb  Don  toegen  bcr  önglid^eit 
ber  ©omptejton,  h)a§  eint  bienct  ba§  fc|abt  bent  anbem. 

H  Db  h)tr  fd^on  önfe  njoltcn  geben  jnt  tag  öffidfen 
ber  l^elgen  gefd^rifft,  ift  nientanb,  ber  önft  tren)Ii(|  lere,  ob 
man  fd^on  etoan  leret,  ift  bod^  folid^^  nte  tie^bnifd^  lere 
bann  d^riftlid^,  ttJoHen  bann  toir  fetbö  bo  na6)  fragen  ba^ 
l^e^Ifant  ift,  etntn)eber§  öermögenö  toir  nit  önb  tiaben  nit 
fürberlid^e  büd^er  bo  jü,  man  günnet  önfe  and^  nit,  ba§ 
toir  gelert  tut  öfferl^alb  be§  fiofter^  bar  ömb  fragen,  im 
Softer  l^aben  n^ir  fein,  fan  fd^on  tjnfer  einer  tttoa^,  fo  n^iB 
er  allein  njiffen  önb  leim  anberen  fagen.  S)ar  jü  fagt 
man  jü  eim  ber  gern  [a^y)  fid^  gebe  t)ff  ba§  l^eilig  etoan»- 
gelinm  tjnb  t)ff  erfte  lerer  ber  d^riftenl^eit,  er  fe^  ein  luterift,. 
ein  l^uttift  t)nb  öejiert  in  önber  folid^em  ttjectmantel,  ba^ 
im  ba^  flofter  jü  eng  n^irt.  SSnber  foIi(|er  geftalt  l^at 
man  in  öil  orben  önb  floftern  öerbotten  ben  Sutl^er  ju 
Wfen  it)  tjol^er  pein,  e§  toöff  ^n  bann  einer  läfen  jü  öer«- 
ad^ten,  fnnberlid^  bie  barfuffer  obferuan^er,  n^eld^e  e§  öer»* 
botten  l^aben  im  offnen  ©oflpitel.  3)ie  prebiger  önb  Ear* 
meliten,  and^  ©art^üfer  önb  anbre  meer. 

H  S)ie  armen  Hofter  fransen  finb  nod^  t)il  meer  öer- 
l^inbert  an  red^tem  ingeferten  geiftlid^en  Idben.  3)ann  ob 
fie  fd^on  gern  toolten  n^iffen  redete  lere,  ift  nieman  ber  e§ 
inen  fag,  bo  mit  f^  an  feel  onb  t\)b  arbeitfdiig  finb.  Sllfo 
ift  alle§  flofter  Idben  meer  ein  ^inbemüfe  an  glüdf  önb  an 
l^eil  bann  ein  fürbemü^,  meer  ein  fd^in  bann  ein  finn. 
S^  bem  allem  ftonb  and^  bie  guten  in  ben^erlid^er  forg,. 
bag  f^  nad^  bifem  !arren  folid^er  trÄbfal  muffen  gießen 
ben  etoigen  toagen,  bann  f^  !6nnen  ermeffen,  ba§  flofter 
Idben  äfi  önferen  j^ten  nit  ein  d^riftlid^  n)dfen  fe^,  funber 
meer  ein  t)orbereitung  be§  enbtd^riftö,  ba^  anzeigt  mag 
njerben  in  öil  ftudfen  l^ie  ju  lang,  ©unberlid^  l^aben  e^ 
ermeffen  bie  bdttel  mün(^,  beren  in  teütfd^Ianb  finb  tool 
.yjiiij.  taufent,  t)nb  man  tiat  e§  ober  f(^Iagen,  ba§  in 
©uro^a  finb  meer  bann  öier  mol  tiunbert  taufent.  SSnb 
ob  fd^on  ettlid^  önber  inen  n^eren,  toeld^e  ömb  ben  bdttel 
etttja^  nü^Iid^^  tfjdten  ober  tl^ün  mod^ten  mit  tieilfamer  leer 


0  Die  Signatur  fehlt  1.  2. 


^6  Bandsgenoss  IX. 

öff  ber  can^cl  ober  im  b^d^t  ftui,  ober  in  folid^em,  ift  ir 
bod^  fo  tocnig,  ba^  Dnber  fünffgig,  ia  offt  Dnber  ^unbert 
faum  einer  mirt  bo  gu  gefd^idft  funbcn,  ba§  f^  fclbcr  offt 
IbeHagen.  SSnb  fo  ba§  einfeltig  öoIdE  maint,  bie  münd^ 
fe^en  fein  bo  l^in,  er  f^  bann  gefd^idfter  bann  ein  le^en 
p^afi,  fo  tjabcn  fie  nieman  bann  Dngefd^idEter,  njie  tool  man 
anfad^t  ber  münd^  tl^or^eit  önb  efel^eit  tt)oI  öerfton.  ©o 
finb  ft)  nit  angennmmen  öom  romfd^en  b^fd^off  fürberlid^ 
^u  fingen  ünb  lifen  in  ber  fird^en,  bann  f6lic|  orben  toaren 
öor  t)in  gnug,  njetc^e  geftifft  toaren  Dff  fingen  önb  Idfen  on 
ben  Mttel,  cud^  gnng  Pfaffen,  aber  bie  bdttel  münd^  fottcn 
^)rebigen  önb  b^d^tl^oren,  njo  bie  ^jfarrer  ir  beborfften,  aber 
bar  nad^  toolten  f^  über  bie  :pfarrer  fein,  Dnb  finb  mit  in  jn)i- 
trid^tig  gefin  bi§  öff  bie  ftunb  mit  groffem  fd^aben  be^  öold^. 
[a4**]  @o  ift  aud^  nit  not  gfin,  ba§  man  bdttel  rnnwi) 
orben  ftiffte  öff  funber  gebdt  für  ba^  öoldE,  bann  ob  in 
nit  5u  gebort  au§  ber  gefd^rifft,  aber  meer  ben  Pfarrern 
önb  feel  forgem.  8lud^  ift  nit  ju  gebendfen,  baö  nit  gmein 
gebdt,  fo  aH  d^riften  ju  got  t^ünb,  meer  gfaC  önb  eer  er- 
njerb  b^  got,  bann  folid^er  fatoler  öoller  flofter  efel.  SSnb 
tt)ie  fie  eg  ermeffen,  ift  aHtoeg  i\)  ben  öernünfftigen  önber 
in  ein  gto^fel,  ir  bdttel  mog  nit  bfton  i\)  got.  Db  fie 
fd^on  toollen  prebigen  etlid^  önber  t)n  nad^  ir  erften  be* 
ftaHung,  fo  barff  feiner  on  groffe  gefdrli(|eit  bem  öoirf 
4)rebigen  ^eilfame  etoangelifd^e  tere,  al^  man  bann  ie^unb 
merdft,  ba§  ber  ttjarl^eit  niemanb  mer  toiberftanb  tl^ut  bann 
bdttel  münd^,  ba^  bod^  ben  frummen  önber  in  leib  ift, 
bod^  muffen  fie  fd^mdr^Iic^  fd^toeigen  ober  grofe  öeröolgung 
I^ben  öon  iren  ftieffbrüberen,  fo  ift  ad  ir  bing  meer  ge- 
rid^t  öff  getoin  ber  eren  önb  be^  eigen  nufe  bann  öff  feien 
l^eil.  @ie  l^aben  bod^  tooHen  ein  grunb  fu^en  ireg  bdttetö, 
t)nb  finben,  ba^  ber  frum  man  grancifcui^,  ein  ftiffter  bar- 
fuffer  orbeng,  ift  ein  anfang  alle^  bdttete  ber  örben,  ba- 
rumb  l^aben  fie  im  nad^  gebadet,  toie  bod^  fin  bdttel  ein 
anfang  gehabt  l^ab,  önb  finben  alfo  in  ber  barfuffer  ge- 
trutften  d^ronicf  bud^er.  grancifcu^  ift  ein  öngelcrt  ein- 
feltig menfd^  gefin,  önb  toic  tool  er  für  fid^  felb^  ein  frumm 
menfd^  ift  gefin,  l^at  er  bod^  t)^I  bingg  Dnberftanben,  ba^ 
t)on  öerftenbigen  leüten  nie  gelopt  ift  toorbcn.    Sr  nam 


Bundsgenoss  IX.  97 

für  ein  regd  p  mad^en,  bic  finen  fagen,  er  i)db  e^  t)fe 
Offenbarung  got§,  aber  e§  ift  bo  tüiber,  ba§  er  bie  erft 
reget  öerloren  f^ai  önb  tt)oIt  ein  anbere  mad^en,  tt)arb  bie 
anber  ber  erften  gar  öngleid^,  aU  man  je^  nterdft,  fo  man 
f^  baibe  I^fet,  bann  bie  erft  hjarb  balb  bar  nad^  n)iber 
funben,  fo  ift  ber  tieilig  geift  nit  njtber  fid^  felb§,  aud^  bo 
er  bie  anbere  mad^t,  famen  ö^I  nammtiafftiger  münd^  feinet 
orben^  gefamen  t)nb  fagten  im,  fie  hjolten  ber  anberen 
regel  nit  geleben,  bod^  brad^t  grancifcu§  fein  regel  alfo 
I)in  burd^,  ba§  man  fie  no(|  l^at,  önb  bi^  Dff  bie  ftunb 
nie  in  !eim  orben  meer  jtoitrad^t  ift  gefin  bann  önber  ben 
barfuffem.  S)ie  reformierten  finb  n^iber  önreformiert,  bie 
reformierten  önber  einanber  meer  jttjeitrdd^tig  bann  tietben 
önb  türdfen,  aH  barfüffer  in  gemein  totber  anber  orben, 
önb  [b]  toiber  ^jfarrer,  ^jfaffen  önb  b^fd^off,  n^ie  be§  bapft 
brieff  fammer  önb  aller  b^fd^off  ©an^I^en  mögen  mit  !rieg§ 
brieffen  bett)^fen,  bie  über  ire  jandf  gemad^t  finb  toorben. 

@§  toa^  and)  anfendEIid^  önber  be^  bapftsJ  riten  ein 
groffer  hjibertoill  ju  beftdtigen  bie  reget  grancifci.  S)er 
leitig  geift  l^et  anfendftid^  gnug  gen^amt  bie  t|6ü^)ter  d^rift- 
tid^er  ürd^en,  l^dtte  man  tvbUm  Dotgen  in  abtriben  ber 
bdttet  mundo  fümemen,  bann  fd^ier  ade  b^fd^off  önb  pfarrer 
in  alter  n^dtt  tiaben  fid^  bar  loiber  geftett  önb  ö^t  ^o^e 
fd^üten,  fo  tang  big  ba§  ber  bd^jftti^  ^off  mardfte  n^a^ 
gett)in  im  trüg  bijs  bdttet  öotdE,  bo  festen  fie  gü  ben 
bdtttem  atl  ir  Vermögen  i)  in  bulten,  bannen,  fr^l^eiten. 
®o  gegen  ft^ffen  fid^  bie  bdttter,  ben  bapft  fein  önb  ber 
feinen  fürndmen  fo  f)od^  lieben  ba§  e§  got  gteid^  ift  toorben, 
önb  burd^  bie  bdttter  bem  ©nbtd^rift  ein  guter  lodg  bereit 
ift  toorben. 

II  SSnb  tok  n)ot  ber  frumm  grancifcuö  mdtbung  ge- 
tl^on  t)at  in  finer  reget  öom  bdttet,  ift  bod^  fein  meinung 
gefin,  ba^  feine  brüber  fotten  fid^  fürbertid^  mit  feiner  2) 
5anb  arbeit  neren  önb  für  ire  trett)  arbeit  nid^t  nemen 
bann  btoff e  t^bö  narung  on  gett  önb  gotb,  ob  man  aber ») 
inen  ömb  ire  fteiffige  l^anbarbeit  nit  gebe  gebürtid^en  ton, 
bar  nad^  mod^ten  fie  fid^  feren  au§  guter  jüöerfid^t  auff 


*)  öemögen  1.2.  —  «)  finer  1.  2.  —  s)  arber  1.  2. 

Eberlin,  Ausgew.  Sehr.  I.  7 


88  Bundsgenoss  VIII. 

D  ir  frommen  teütfd^en  grciffen  bie  fad^  bapffer  an 
önb  ^ai[2i^  **]ten  ob  ben  ©toangclifd^en  lerern  önb  ob  allem 
trem  anl^ang.  ©inb  fddE,  bie  ^^t  ift  t|ie,  gott  ift  mit  eüd^^ 
bann  bie  groffe  fd^inber^  ber  bd^jfttifd^en  Dnber  falfd^em 
enbtd^riftifd^en  fd^ein,  bie  groffe  üppigfeit  önb  lid^tfertigfeit 
ber  tt)di[tli(|en  prelaten,  ber  gro^  folfd^  betrug  önb  öer* 
fürwng  ber  battel  münd^  burd^  ir  apoftü^Ier^,  bie  beroubung 
ber  armen  einfdltigen  d^riften  burd^  münd^,  Pfiffen  önb 
nunnen  mog  önb  n)ill  gott  nümme  üben. 

§in  burd^  mit  froiben 


$ 


oöerfett  jn  ftdltUi^em  t)nb  ge^fttt 

d^em  ftanb  5Ceütfd^er  xxatxow, 

ein  ÜdgUd)  ernftüd^  !tag  al^ 

1er   gotsforci^tige  SRünc^ 

9iunnen  bnb  Pfaffen,  bj 

man  inen  jn  ^ilff  !um 

bo  mit  f^  bo  ire  enbt 

d^riftifc^en  b^  wo 

nere  erloft  mer 

ben. 

J)er  .XL  büWgnof. 


^d)  mein  man  finb  öff  erben  feinen 
S)er  btfe  bud^Iein  Idfe  on  tüeinen. 

®an  e§  önft  clorlicö  bebeüt 
SBie  je^  laben  bie  clofter  leüt, 

S)erg  all  ai  ti)ät  ba^  bud^t  mid^  j^t. 
@t)  machen  nnn  ö^I  armer  lüt. 


^0  Bandsgenoss  IX. 


W^]  G©  i^  nünber  bunbt^gnofe  üerldfen  f)ai  miner 
mit  gefellen  ffeiffig  arbeit  gu  entbcden  tcütfd^er 
natiott  iren  fd^aben,  bebundt  mid^  nü^  önb  gät 
ia^  iä)  anä)  fürl^alt  bie  große  gtüancflid^  not  önb  angft  fo 
t)^I  frummer  menfd^en  üben  im  flofter  ftanb,  ömb  foÜd^^ 
i4  offt  l^ir^Kd^  t)on  jn  gebdtten  bin,  begibe  16)  mid^  bcfe 
inen  gu  troft  t)§  brüberlid^er  liebe,  önb  jag  alfo. 

II  ®üd^  ift  lüiffen,  lune  teütfd^en,  lüie  offt  önb  bidE 
ir  angelandft  finb  loorben  t)mb  l^^Iff  ju  leiftett  ben  d^rtften, 
fo  üott  türdten  gefeftiget  finb,  mit  üer^eiffung  groffeS  abla§ 
t)nb  Bulben  got§,  ünb  loere  tool  ein  d^riftüd^  lodrdf  gefin, 
xoa^  aber  eüd^  ba  öon  endogen  l&ab  loeiß  id^  nit,  id^  ge- 
bendf  aber,  ferre  be§  n)dg§  ft)  aud^  ein  groffe  örfa^.  Slber 
id^  tüill  eüd^  in  ber  ndl^e  anzeigen  fromm  erber  d^riften, 
bie  nit  minber  gedngftiget  loerben  üon  iren  gut  fd^inenben 
t:^riftfd^einenben  obem  bann  t)on  türdfen  önb  l^eiben,  barumb 
ir  atte  fötten  balb  müglid^e  l^^Iff  inen  tl^un  üon  bruberlid^er 
liebe  toegen.  Giemen  toar,  o  treioe  teütfd^en,  loie  öntreiolid^ 
man  ömbgabt  mit  eioem  linben,  fo  e§  bo  gu  lumpt,  ba§ 
t)nü^  Id^erifd^  ©urtifan  gü  in  jiel^en  atte  pfrunb,  ba§  offt 
einer  .yl.  ober  I.  I^at,  ober  alfo  berupffen,  ba§  man  fi(^ 
nit  meer  bar  üff  begon  mag.  S)ar  ju  bie  SRomaniften 
falber  önb  golb  önb  atteS  ba§  loftlidd  t)nb  nufe  b^  önß 
ift,  jü  in  t)§  ünferen  lanben  jiel^en,  lompt  e§  bo  ^u,  ba§ 
tt)ir  önfer  finb  nit  lool  jiel^en  mögen,  fo  njir  fie  nit  gern 
geben  in  folid^en  üngcioiffen  bdttel,  ber  t)or  ber  todlt  öer- 
a^tlid^  ift,  önb  aud^  geftiffte  pfaffen  pfrunb  eintioeber^  ge- 
fd^toe^t  finb  ober  aber  burd^  bifpenfation  öt)I  in  ein  Iianb 
fummen,  bar  an  t)t)I  perfonen  möd^tcn  öerfdlicn  loerben. 
^ud^  bie  pfrünben,  bie  tl^eür  finb  öom  ba^jft  önb  bifd^offen 
jü  louffen,  njerbcn  njir  jtoingen  önfcre  finb  in  Hofter  je 
gon,  in  ein  toiffentlid^en  fdrc|er.  "änci)  cttlid^  au§  önfe 
tt)erben  üon  ben  gl^^neren  öerfürt,  ba^  loir  n^enen,  Hofter 
Idben  f^  attein  ein  d^riftlid^  Idben,  önb  tt)a§  öfferl^alb^) 
ift,  f^  atteS  öon  d^rifto  ünber  bem  loort,  todlt,  öertoorffcn. 
SDo  mit  toerben  tt)ir  önb  önfere  linb  üerfurt,  önb  l^aben 


')  tjffer^alb  1. 


'   Bundsgenoss  IX.  9 1 

leibcr  önfere  öorfaren  lang  geirret.  S3t§  ba§  t)§  ge*-  [atj] 
naben  gotte^  folid^er  falfd^  täglid^  an  tag  himpt  önb  je^ 
önfere  Hnb  jdmcriid^  jü  ün^  ümb  In^lff  fd^ricn.  SBie  lüot 
f^  aud6  t)or  öi^I  iarcn  gefcftrunjen  Iiaben,  l^öben  njtr  ^n 
boä)  nit  geloubt,  fo  lang  bi§  fie  an  feel  önb  I^b  faft  öer- 
borbcn  finb,  ein  groffer  tl^eil,  önb  Inntmen  njir  in  nit  gu 
^^Iff/  ift  5u  beforgen,  n)ir  muffen  got  red^nung  geben  ant 
jüngften  tag,  \t^  finb  bod^  teütfd^e  geboren  atö  lüir,  d^riftcn 
ofö  njir,  got§  gefd^6pfft  atö  lüir,  önfer  flaifd^  önb  blüt. 
@§  l^öben  oud)  anbre  ^ölierö  öerftanbt§  erber  lüt  öil  flofter 
burd^  tüanbeÜ  ünb  lüar  genummen  irer  Hag,  ob  t)§  mut- 
tt)ill  ober  au^  loarlieit  folid^  ir  fd^ntdr^Iid^  gefd^re^  önb 
onftlid^»)  Hag  ertoad^fe,  ünb  l^aben  erlernet,  ba§  ir  laib 
önb  angft  gröffer  ift  taufent  mal  bann  njir  all  immer 
fd^riben  mögen,  foIid^§  ein  Heinen  t^ail  lootten  toir  an- 
jaigen. 

H  2ttter  münd^  önb  nunnen  groffe  Hag  ift.  ©^  toerben 
mit  ünd^riftli^en,  bnmenfd^Hd^en  fd^iodren  ftatuten  belaben, 
ba§  me  in  iren  geioiffen  nit  fo  fd^toer  njer  türdifd^e  bienft- 
barfeit,  fo  ire  prelaten  fagen,  foIidE)  ftatuten  f^en  t)§  irem 
fletoalt  önb  ir  geioalt  f^  üon  got,  ünb  loer  in  nit  gel^orfam 
f^,  ber  loiberftanb  got.  3^^^  ^^i^  abla§,  fein  bt)d^t  m6g 
obnemen  öbertrdttung  ber  ftatuten,  e§  müB  atte§  in  ba^ 
figfetor,  bo  mit  ber  ünbertlion  geioiffen  atttodg  önruioig 
ift,  bann  ber  ftatuten  finb  fo  üi^I,  ba^  man  fie  nit  ge* 
lernen  nod^  gel^aüen  mag,  über  trit  man  f^  bann,  fo  ift 
i^nrürt)  bc§  l^dr^en  bo.  SSnb  loerben  bie  armen  finb  t)on 
anfang  ire^  ingang^  in§  Hofter  alfo  öol  fordE)t  önb  fem- 
pnl\)  geftoffen,  ba^  f^  bar  nad^  ir  nimmer  lebig  mögen 
tt)erben,  fo  fie  alt  ünb  üerftenbig  loerben  önb  bod^  merdfen, 
€§  f^  pl^antaf^,  nod^  finben  ft)  c§  nit  mit  ruio  t)|fdE)Ia]^en, 
fur^  fie  finb  ir  lebtag  öerftedtt,  önb  nagt  f^  ire  confcien^ 
otttoeg  umb  fünft,  bann  fagen  bie  prelaten,  bu  magft  mit 
gut  getoiffen  fold^  fcru^ul^  nit  öerad^ten,  bann  njer  njiber 
bie  confcienfe  tl^ut,  ber  batot  ju  ber  Iiette.  SBdren  f^ 
önber  ben  türdten,  e§  fröret  f^,  ba§  f^  l^offten,  in  gefd^dd^ 
t)nred6t,  önb  f^  njurben  balb  erfö^t,  audE)  too  ft)  möd^ten 


»)  ==  angfiü*. 


102  Bnndsgenoss  IX. 

funber  luft  mb  rtd^tüm  fud^en.  S)ann  neret  fic  got  ^n 
ircm  fünbigctt  Hofter  bittet,  bar  tüiber  got  önb  ir  reget 
fafeung  ift,  er  toirt  fie  and)  neren,  ob  fie  fid^  fottd^^  ab^ 
tliunb  önb  fid^  ergeben  in  gotttid^  öerfdl^ung  önb  in  gmcin 
gebot  ber  arbeit  önb  tt)bä  narung.  @oti§§  ift  inen  nit 
fünb,  ob  fJ^  bie  futten  abtlfunb,  ob  fie  aud^  eeto^ber  nemen, 
toeld^e  jft  iung  finb  gefin,  bo  fie  getübt  ber  füfd^eit  getl^on 
Iiaben,  ja  got  loit  e§  öon  in  l^aben  önb  ttiunb  got  ein 
bienft  bontit. 

H  ®ie  nunnen  begeren,  ba§  ntan  bod^  inen  iren  be- 
fd^fu§  offne  ein  njenig,  bann  öt)t  ntüffen  erfterben  ober  aU* 
todg  hrandt  fin  in  irem  todfen,  fo  in  abgefd^tagen  finb 
babenfart  önb  anbere  tx^nt),  fo  bod^  fein  fransen  ftofter 
t)§  irer  redeten  erften  reget  folt  befdE)toffen  fein,  ber  teufet 
l^at  ba§  erbad^t  burd^  ntutnjiltig  ntünd^,  funbertid^  fo  fie 
nit  fölten  ftaif(|  effen,  ba§  inen  bod^  got  crtonbt  tiat,  and^ 
fo  fie  fölten  fo  ein  fd(|tüeren  d^or  Iiaben  önb  fd^ioerer  bann 
bie  münd^  fetbs,  önb  ba§  fie  atfo  nit  njiber  ir  reget  be*- 
fd^njert  loerben  mit  ftatnten  ber  münd^  önb  ba^  fie  mögen 
fr^  beid^ten  totm  jetti^e  barff  öertrunjen.  SDifife  man  bod^ 
atfo  t^ben  ba^  t)it  fd^anb  önb  fd^aben  b^  in  gefd^idftt,  bcm 
got  finb  ift,  ob  man  f^on  öff  bifen  [bxxi^]  todg  aud^  bc«« 
forgt  önfür,  ift  bo^  nit  fo  öngötlid^  at^  ba§  öorig.  S)a- 
mmb  tieben  frummen  teütfd^en  bieten  etoer  l^anb  foti^en 
gutlidr^igen  Itoftcrteüten,  ob  etttid^e  in  fotid^er  meinung 
njerben  au§  bem  orben  trotten  0,  öerargen  e^  inen  nit, 
l^atten  ft)  nit  minber  frumm  ober  erber,  bann  f^  nit  loiber 
erberfeit  ttiunb,  nit  toiber  ba§  gefe^  got^,  nit  toibcr  irc 
reget,  bann  fein  reget  l^at  öermeint,  ba^  ein  fötid^  öngöttid^ 
todfen  fott  in  ftöftem  loerben. 

Sr  fölten  toiffen,  loetd^c^  eim  fotid^en  ftoftcrmcnfd^en 
bart)on  l^itff,  er  I|at  me  abta§  bann  ob  er  gen  SRom  ober 
gen  fant  jacob  gienge^).  SBdr  eim  fotid^en  ftofter  menfd^en 
bar  t)on  |itff,  ber  ertönt  fein  fect  au^  fünbigem  tdben,  nit 
minber  bann  ber  ein  gemeine  mdfeen  ju  ber  ee  nimpt  mnb 
got^  mitten.    El^riftu^  mirt  eüd^  tonen,  fo  ir  l^etffen  im 


0  trAtren  1.  2.  —  «)  bar  |  JUff,  er . . .  iacob  |  t>on  gienge  l 
(das  „t>on"  ist  eine  Zeile  heruntergerutscht). 


Bundsgenöss  IX.  103 

bife  d^riftlid^en  feien  itJtber  getüinnen.  D  lieben  friinb, 
lüüften  ir  lüie  türdift  regiment  in  Höfteren  ift,  lüie  ein 
enbtd^riftltd^  toefen,  n)ie  ein  gro§  fdgfenjr  ben  frumnten 
ntenfd^en,  e^  n)urb  eücf)  erbarmen,  jr  feel  tauret  f^  öbler 
bann  ber  I^b,  fie  achten  be§  j^tlid^en  nit  t)t)I,  aber  ba^  ft) 
ntit  irem  önglüdf  fötten  and^  got^  finb  fin,  ba^  ift  inen 
üntrdglid^.  3bxn  erfennen  ft),  ba^  f^  in  bifent  falf^en 
Ilofterfd^ein  nit  mögen  fdlig  toerben,  funberlid^  bie  bittet 
münd^,  bann  f^  mögen  b^  irem  gefunben  iungen  Idben  mit 
got  ben  bdttel  nit  effen,  oud^  ift  ir  arbeit  ber  fiben  tagjeit 
nit  gnugfam  ben  bdttel  ju  öerbienen.  @o  barff  ir  leiner 
götlid^  eiüangelifd^  lere  ))rebigen,  fol  bann  einer  teüffüfd^ 
enbtd^riftlid^  bing  ))rebigen,  fo  öerbam))t  er  etüer  feien. 

S)arumb  o  ir  barml^dr^igen  teütfd^en  erbarmen  eüd^ 
ober  folid^g  önb  befd^irmen  fie,  fo  f^  gü  eüd^  fliel^en.  9?it 
gebenden,  ja  fie  fötten  ir  gelübt  Iialten,  D  got  e§  finb  böfe 
fd^dblid^e  gelübt,  bie  got  öerbotten  l^at  gu  l^alten  in  ber 
gefd^rifft  t)ff  fold^e  njeif.  Sie  Iiaben  tool  ein  guten  fd^in, 
aber  t)i)t  fd^aben  lum^jt  bar  öon.*)  @§  ift  jfi  beforgen,  ba^ 
ber  gro§  50m  gotte§  offt  lummen  ift  ober  bie  todit  öon 
loegen  ber  münd^  li^tfertigen  ftanb  önb  todfen.  SBann  bu 
eim  folid^en  münd^  ömb  gofe  mitten  bar  t)on  l&ilffft,  fo 
t^uft  bu  mee,  bann  ob  bu  ein  etoig  jarjeit  ftiffteft,  ein 
eiüig  lied^t,  ein  etoige  md§',  ja  ein  nen?  flofter. 

[bi]  St  frummen  d^riften  laffen  eüd^  erbarmen  folid^ 
önmenfd^Ii^  I^ben  ber  flofterleüt,  ift  ein  menfd^IidE)  l^dr^ 
in  eüd^,  fo  laffen  tüä)  erbarmen  folid^  önd^riftlid^  toefen, 
ift  ein  ^riftenlid^  blut  in  eüd^.  Saffen  eüd^  erbarmen  fo* 
lidE)  t)nmanlid^e  gefendfnü^,  ift  ein  tütfd^e  aber  ber  fr^^eit 
in  cüdE).  @inb  fie  bod^  etoer  flaifd^  önb  blüt,  etoer  lanbt^*« 
leüt,  eioer  mit  d^riften,  laffen  fie  tnä)  erbarmen,  ba^  f^  nit 
feel  önb  It)b  fo  öbel  öerberben. 

D  ir  erberen  t)6gt,  fd^ultl|ei§,  rdt  önb  geriet  ber 
börffer,  ftett  önb  ber  lanb,  erfüd^en  atte  jar  jitje^  mal  in 
euerem  gebiet  bie  Ilöfter,  bann  fie  t)nmdnfd^Ii(|  Idrdfem  ire 
gefangen,  erlöfen  bie  gefangnen,  bann  fein  türd  Iiorter 
binbet  bann  bie  münd^,  fo  f^   gefangen   l^aben  ire  mit 

0  t)an  1.  2. 


104  Bundsgenoss  IX. 

btübet,  'fo   bod)  btc  gefangnen   früntmer   finb   bann   bie 
lebigen. 

^6)  gloub,  ba§  ober  \)t)l  ort  fumnten  l^agel  ünb  ön*« 
geioitter  Dnb  peftilen^  öon  njegen  foli^er  gefangen,  bie  t)n 
irem  I^ben  fd&rien  511  got  öntb  tiilff  önb  rad^.  S)arunib 
erfud^en  offt  bie  gefintfnüfe  in  Ilofteren,  jr  finb  e§  fd^ulbig 
t)or  got,  x6)  i)ab  e§  tüä)  gefagt,  nicf)t  mag  eüd^  entfd^ulbigen. 
Db  fie  fagen,  f^  finb  etoerem  geloalt  nit  ünberloorffen,  ift 
toar,  fo  fie  red^t  tliunb,  aber  in  önbittidien  fad)en  finb  fie 
eüd^  ünb  jeberman  önbertoorffen,  ®ott  ioirt  eüd)  glüdE  önb 
Iieil  ömb  folid^  früntf^afft  betotifen. 

SBoIuff  looliiff  ir  fruntnten  teütfd^en  önb  legen  enjer 
l^anb  an  ben  ^jflug,  finb  !ddf,  got  ift  ntit  eüd). 

Sllle  ntün^,  fo  au^  ben  flöfteren  in  bie  n^dlt  gonb, 
toetten  ni^t  forberen  xtä)ilxd)  ober  getoaltiglid^  t)on  iren 
frünben,  önb  iren  flöfteren,  fi^  motten  fid^  got  befdll^en  t)nb 
tren)Iid^  anberen  bienen  öntb  ba§  tdglidE)  brot,  bann  flofter»- 
Idben  ift  je^  nidE)t  bann  finftemü^,  fünb,  fd^ab,  fdgfelor,  l^ett. 

©otti^  anligen  ber  flofterleüt  l^ab  id^  nit  tootten  öer^ 
Iialten  teütfd^er  nation,  aud^  ir  fümdntmen  tootten  anzeigen, 
bo  mit  fid^  feiner  ergere  ab  irem  au^gon,  fo  ir  iefe  gefort 
Iiaben  ire  örfad^.  ®§  finb  fo  ö^I  erber ')  leüt  in  ber  lodlt, 
loer  f^ab  ba^  nieman  frumm  todr  bann  bie  flofterlüt,  toa^ 
ift  ir  fut,  ir  feil,  ir  to^I,  ir  fd^dp^jler,  ir  blab^jeren  önb 
lauten  im  d^or,  fein  fteifd)  effen  önb  na^  r^ben,  fein  I^ninn 
l^embb  tragen  önb  nibig  fin,  t)^I  faften  ünb  fein  gut^ 
einanber  tliun. 

[b4'^]  8lud^  neret  got  fo  ein  groffe  todlt,  er  loirt  aud^ 
erbere  leüt  neren,  fo  fie  üon  gtoiffen  toegen  an^  bem  flofter 
gonb.  ®§  fott  fid^  ein  biberbman  fd^amen,  ba^  er  I|et  ein 
frünb  in  eim  flofter,  bo  er  in  fatollieit,  in  got^  finbfd^afft, 
in  ber  lüt  öngnab  ifet  ber  armen  leüt  blutigen  fd^ioei^, 
eerlid^er  todr  e^  toann  bu  ein  fen)  Iiirten  ju  eim  üetter 
Iietteft. 

H  S)te  münd^  bebörffen  feiner  bif^jenfation  Dom  bapft 
nod^  öon  ir  öntoittigen  oberfeit  im  flofter,  nit  minber  bann 


Bnndsgenoss  TK.  105 

ein  l^ür  bebarff*)  ütlob  öom  ^urcntoirt,  fo  pc  imll  fntin 
tüerben. 

3Bo  aber  bie  Hofter  tüerben  georbnct  nad)  &fn'\tiidfn 
form,  motten  fie  gern  lüiber  bar  in,  ^ic  jiütfd^en  wetten  pc 
nit  fein  in  bJ^fen  fi^nagogen  fatl^ane,  in  bifen  fünbcn 
fd^ülen,  in  bifer  gl^fener  famlung,  bo  ht^  niemanbt  mag 
cf)rtftlid)  Idben  on  groffen  qual,  be§  fie  bod^  tüol  öfe  got§ 
genab  mögen  öberl^aben  fin.  S)ann  jetlicf)s^  menfd^  mag 
fid^  gebraud^en  atter  5tmlid)en  fr^l^eit  ünb  troft  üff  erben, 
fo  fang  bi§  ba^  got  im  folid^^  nimpt  mit  feim  gebot. 

11  2ltte§  Hofter  Idben  ju  önferen  j^ten,  att  ir  ftatut, 
regel,  gelübt,  got§  gebdrb  üfferl^alb  be§  etüangelij  ift  nit 
todrb,  ba§  einer  ein  tag  faftet,  barumb  folid)  l^anb  gehalten, 
bann  e^  alein  glifener^  önb  .31.  ift  atte^  fantpt  önb  ein 
önbertrudtung  etüangelifd)er  leer.  9tim  bein  frünb  jn  bir 
an^  bem  Hofter,  biftu  rid),  gib  im  ba^  bu  tdglid^  armen 
leüten  gibft,  ba§  ift  jloifad^  attmufen. 

Sd^  lan  nit  mee  bar  öon  fagen,  bie  fad^  ift  ju  toeit* 
Wüfflg,  ber  tag  ift  t)%  ir  merden  ir  jdmerlid^e  Hag,  barumb 
tl^unb  in  müglidde  Ijl^Iff. 

S3i§  fro,  bein  erlofung  naiiet. 


0  bebarff  1.  2. 


^etx>  ftatute 

bte    ^fttacu§    gebracht    ^at 
ö^   bem  lab  2?otfaria  rod 
c|e     ktraffenbt     reformier 
rung  ge^fttic^eu  ftanb. 

28an  man  annam  bife   re^ 
formal, 

©0    gfc^tüeigt    mau    man- 
che Üofter  !a^, 

®ie   Dornen   ladt  önb  l^in 
ben  !ra^t. 

2)cr  .X.  Mbt 

108  Bundsgenoss  X. 


• 

[2ti^]  C^®^  jdl^enber  bunbtSgnoB  lüill  cüd^  allen  je  gut 
1)  fürliaitcn  ba^  erlid^  regimcnt  jü  tüolfaria  ba§ 
alfo  lutet.  SBir  I|ou^)tIeüt  önb  ringf  mdnner 
be§  lanbtg  tüolfaria  tl^ünb  funb  atter  ntengltcft,  fo  big 
önfer  ftatut,  fa^ung  ünb  orbnung  lifen  ober  I)6ren  Idfen 
tüerben,  ba§  b^fe  ftüd  alle  öon  ön§  öerorbnet  finb  tüorben 
au§  tüolbebad^tem  gemüt  ju  nu^  önferm  lanb,  ftat,  börffer, 
fidäen,  jü  ben  tütr  eucf)  atte  öerbmben  bi^  ftraff  be^  fd^mad^ 
tüort^  eine§  öngeorbneten  ^)  öngofefanten  bürgert. 

@o  t)n§2)  ba§  gefa^  ünb  öernunfft  leret,  man  foH 
einen  n^aren  got  fürberlicf)  eren,  in  t)n  alle  juüerfidit  erft«* 
\\i)  \t%tn,  motten  tüir  tiaben  <)faffen,  bie  önfe  öermancn  ju 
got§  bienft  nad^  ögnjeifung  finer  gebot.  S)arnntb  aui^  jet* 
lid^e  pfarr  fott  jioen  pfaffen  Iiaben,  ein  $ßfarrer  önb  ein 
©apion,  bie  glid^e  ^jrebenb  fotten  Iiaben,  bod^  ber  ©a^Ion 
fott  bem  Pfarrer  nad6  geben.  Sitte  fontag  fott  ber  pfarrer 
ein  en)angeUf^e  teer  t^un  öon  naml^afftigen  ftüden  önferö 
gfa^  önber  ber  md§.  SSnber  ber  SSefi)er,  fott  ber  Saplon 
ein  lur^e  öemtanung  t^n  ben  finben,  f^  jü  leren  d^riften* 
lid^  2uc|t. 

SSon  ben  g^rtagen. 

SBir  motten  attein  Iiaben  nad^genb  fljrtag.  Sitte  @on- 
tag,  ©l^rifttag  önb  br^  nad^gonb  f^rtag.  S)e§  netoen  jarS 
tag.  S)er  l^e^Iigen  brt)  füng  tag.  S)en  grünen  bomftag. 
ffarfr^tag.  Öfter  abent.  S)en  Öfter  tag.  S)ie  SSffart. 
S)en  5ßfingft  tag,  önfer^  ^ergot^  tag.  SSnfer  fragen  t)cr- 
fünbung.  2ln  önfer  fraioen  Ii^mmelfart  tag.  Sin  önfer 
fragen  Sied^tntdfe.  @ant  $ßeter  ünb  $ßaulu§  tag,  bie  in 
Europa  funberlidE)  geprebiget  ^aben.  ©ant  3o|an§  bcfe 
toüfferg  tag,  ber  fo  rebtiS)  ömb  ber  marl^eit  mitten  ge- 
fochten  Iiat.  Sitter  ®ngel  tag  öff  äRid^aeli«.  Sltter  ^e^- 
ligen  tag. 

SetHd^e  lird^  fott  l^alten  ein  fdft  öon  irem  5ßfarr 
patron.    @ant  Signet.    @ant  Eecilia.    @ant  Slnaftafia  jc. 

Sitte  anbere  g^rtag  legen  mir  cib,  atö  önnü^e  fd^ib* 


0  bngeorbnaten.  —  *)  t)nb. 


Bundsgenoss  X.  109 

lid^e  bing,   bann   got  ö^I   crjümet   lüirt   önbcr  folicftcm 
guten  fd^ein. 

H  SSon  bcn  gaft  tagen. 

®r5  tag  t)or  Öfteren  foH  jebennan  gaften,  toerg 
Vermag. 

[Ztij]  SlHer  anbern  f^rtag  abent  fol  man  faften,  on 
ber  fontag  abent. 

S)te  Duabragefima  t)or  oftem  foH  im  faften  önb 
gfangen  gel^alten  njetben,  tüte  man  je^  ben  abuent  Iialtet, 
tühx  tü6ll  ber  fafte,  niemanbt  ift  ju  gtüingen. 

Saxn  b^d^töatter  foll  cim  faften  je  bü§  geben.  9ltte 
fafttag  foH  man  alfo  Iialten,  nit  meer  bann  jiüe^  mol  fott 
man  im  tag  eff en,  attf o  ba§  man  morgend  d^  ömb  .  y.  t)r, 
önb  jü  nac|t  ömb  .  ö.  ör. 

SlHe  fp5§  finb  erloubt  am  faft  tag  on  ffaifd^,  f^fd) 
önb  t)6I4nbigcr  mein. 

83^  Isolier  ))eitt  foH  man  fein  faft  tag  meer  öff  fe^en, 
önb  alle  anbere  faft  tag  ab  tpn. 

H  SBie  man  bie  f^rtag  foll  Iialten. 

83^  önfer  öngnab,  fott  jeberman  önb  befunberltcf)  ge* 
ftanben  Icüt  att  f^rtag  morgen  jn  bie  lird^  lommen,  fo 
man  mdfe  fott  galten. 

3n  ber  fird^en  fol  man  nit  orglen  nod^  pfeiffen  nod^ 
^n  figurig  fingen,  aber  attein  ein  emfttid^  gefang  gemeiner 
mag  öttb  öefper. 

SSnber  ber  mdfe  fott  ber  ))farrer  prcbigen,  toie  oben 
gefagt  ift. 

SRad^  bem  fegen  fott  jeberman  ^eim  gon  jü  tifd^,  öff 
bcn  jmbi^  fott  man  nit  laffen  prebigen,  bann  e§  bem  I^b 
fd^abt  dnb  bem  gmut  nit  nü^t. 

9?ad^  effen  mag  ein  b^berman  jii  bem  anberen  in 
früntfd^afft  gon,  ober  aber  fünft  f))acieren. 

S)ag  jung  t)oti  mag  fegicn,  fd^ieffen,  barr  louffen  ober 
hir^toilig  comcbiaS  für|alten  bem  öold,  toir  l^eiffen  eö 
öfter  fp^I,  \>od^  bad  attein  erberfeit  bar  inn  gel^alten  merb 
on  ergemü|.    S)ie  jüncffranjen  mögen  am  reien  fingen  mit 


110  Bundsgenoss  X. 

einanber  on  man,  bie  bauen  lücrffcn,  meiftcr  lieber  in  er* 
berfeit  fingen. 

Sein  tanfe  foH  ant  f^rtag  gel^alten  werben,  aber  fünft 
in  ber  tüod^en  fd^fagen  toix  e^  nit  ab,  barumb  fe^en  tüir 
fo  lüenig  f^rtag,  bag  man  f^  fött  n)oI  Italien. 

3Rit  farten  ober  njürffel,  ober  fd^acf)  foH  am  f^rtag 
fein  fpt)I  gefd^i^en  ober  ein  i)fennig. 

@o  e^  .  iij.  t)x  ift  nad^  mittag,  f ott  man  toiber  in  bie 
ürd^  gon,  önber  totl(i)tx  foH  bie  ))rebig  fin,  bo  bt)  attc 
finb  t)nb  iungen  [2iij^]  leüt  fötten  fein,  önb  foIid^S  foH 
gefd^d^en  jtoifd^en  bem  ca^jittel  önb  bem^)  l^timnu^,  alfo 
ba^  man  öff  bie  ^jrebig  fing  bcn  Ii^mnug. 

91II  ftirtag  abent  fott  jeberman  lummen  jü  ber  firmen, 
bo  fol  man  nit  fingen,  aber  in  ber  gemein  für  bie  tobten 
bitten  njaS  jetfidE)^  got  üermant,  önb  fott  jetlid^S  tfcim" 
fud^en  finer  elter  begrebnü^,  bar  öfe  groffer  nufe  entfpringt, 
bo  t)on  fotten  bie  ^jfaffen  fagen. 

II  Sn  ber  mi§  nad^  ber  prebig  fol  ieberman  ju  bem 
altar  tragen,  toa^  er  geben  toü  armen  leüten  an  ftat  eine^ 
o^jffer^,  ober  ein  jettel  bringen,  bar  an  gefd^riben,  toa^ 
man  toi^  bt)  im  jü  finben.  @oIid^^  attmüfen  fol  mit 
njifem  rat  önber  arme  lüt  bie  toud^en  getailt  loerben. 

H  S3^  groffer  ftraff  ffitten  ^n  attem  lanb  abgetlion 
ioerben  bie  f^ben  tag  jeit,  atö  ein  g^fft  red^te^  got^  bicnft. 

H  SSon  5ßfaffen. 

©in  $ßfarr  fott  jrtjen  pfaffen  Iiaben  önb  nit  meer.  @ie 
fötten  ee  n)^ber  Iiaben,  einer  loott  bann  n)ittiglid^  feüfd^  fin. 
3!re  loeiber  fotten  fein  geboren  an^  bem  ftddEcn,  bar  inn  fie 
))frünben  l^aben.  SDie  ^jfaffen  fotten  geboren  fein  au§  bem 
ort,  bo  fie  ^jfrimben  Iiaben  ober  nit  toeit  bar  öon. 

3tüain^ig  pfarrer  fotten  ein  I|an  önber  ^n,  bcn  f^ 
Italien  für  ein  bt)fd^off,  ber  fott  att  geiftlid^  fad^en  öferid^ten 
mit  rat  ir  atter.  Sitte  monat  fott  er  atte  Pfaffen  bcrüffen 
önb  inen  got§  gfa^  inbilben.  getlid^er  $ßfaff  fott  jirlid^ 
öom  gemeinen  fedEel  be§  fledfen  l^abcn  .cc.  gutbin  önb 
nit  meer. 

be^. 


Bundsgenoss  X.  111 

H  S)cr  b^fd^off  f oH  aHlüdgen  .  p),  gulbtn  minbcr  l^aben 
bann  anbere  Pfaffen. 

S3^  groffer  ftraff  foll  man  feint  ))faffen  zttva^  in 
funberlieit  geben  für  fin  arbeit,  toeber  opffer,  b^d^t  galt 
nod)  feel  gerdbt. 

3etli^e  $ßfarr  foH  l^aben  ein  S)iacon,  ber  fott  meiner 
fin,  bent  fott  man  geben  idrlid^  l^nnbert  gulben,  önb  ift  er 
njittig  önb  gcfd^idt,  fott  im  ber  :pfrunb  eine  loerben,  fo  f^ 
lebig  loirt. 

Sein  pfaff  fott  fin  ))frünb  öertoad^^Ien,  in  trieb  bann 
I^b^  not. 

äRann  fott  nümmer  lein  ^jfaffen  to\)i)tn  f)abtn,  aber 
fo  ein  pfaff  ober  biacon  ftirbt  ober  ah  gobt,  fotten  bie 
pfarr  tut  am  fetten  ort  mit  iren  Pfaffen  einen  anberen 
toelen,  ben  fott  ber  öogt  önb  gerid^t  am  felben  ort  mit  bem 
b^fd^off  intronifieren. 

[iliij]  8ltö  offt  eim  pfaffen  ein  lo^b  ftirbt,  mag  er 
ein  anbre  ndmen. 

aRan  fott  ben  pfaffen  lein  jdl^enben  geben. 

S)ie  Pfaffen  fotten  erberlid^  geffeibet  fein,  toie  eim 
anberen  erber  man  jn  ftabt. 

&tin  blatten  fotten  f^  tragen. 

@enb  and^  fein  fr^l^eit  für  anbere  burger  Iiaben,  bod^ 
fol  man  inen  eer  beto^fen  afö  einem  obem. 

S)er  bogt  im  fidcfen  önb  ber  rabt  fott  gemalt  l^aben 
ober  Pfaffen  n)ie  über  anber  leüt. 

SBeidE)er  pfaff  fid^  önerlid^  l^alt  t)n  finer  leer  ober  ^n 
offentlid^er  öbertrdttung  ber  got^  gebot,  fo  fott  man  ^n  on 
alle  l^inbernüfe  t)or  attem  öold  öerörteilen  atö  ein  anberen 
offcntIidE)ett  fc^dblid^en  öbeltl^dter. 

SBann  einer  fein  pfaff  me  loitt  fein,  mag  er  ba^  ampt 
üffgeben  önb  toiber  ein  le^  fein,  mann  man  ^n  njiber  er«* 
rtjelt  mag  er  toiber  ein  pfaff  fein. 

Sitte  eerlid^e  arbeit  önb  J^anbttoerdt  ift  ben  pfaffen 
erloubt. 

Sein  pfaff  fott  fein  ein  fouffman,  öogt,  SBirt  ober 
rat^l^crr. 

@ie  fotten  ftubieren  önb  bdtten  ünb  ire  l^üfer  tool 
regieren. 


112  Bundsgenoss  X. 

Seiner  fott  pfaff  lüerben,  er  f^  benn  ober  fine .  f yj.  jar, 
b^  l^ol^er  ftraff. 

S)ie  Pfaffen  mögen  ömb  Iren  folb  !ouffen  ligenbe  guter 
t)nb  f^  öon  l^ug  ö§  bunten  toic  anber  leüt. 

f  9Jon  ntünd^en. 

SBir  gebieten  atten  önferen  öögten  ^n  borff  önb  ftetten, 
ba^  fie  in  angefid^t  önfer^  befdld^^  mit  gertjaü  triben  alle 
münd^  önb  nunnen  bar  ju,  bag  fie  abtauen  ir  Reib,  bie 
fie  bife  I|dr  geiüonet  Iiaben,  bann  folid^  funbere  Heib  mad^en 
g^e  önglid^eit. 

'     SBel^e  I|dr  t)§  rtJÖHen,  mögen  e^  t^ün,  e§  tobU  bann 
ein«  lüittiglid^  bar  inn  beliben. 

Älofterletit  fötten  tragen  gemeine  Reibung  n^ie  anbei: 
erber  leüt  öfferl^alb  be§  dofter«. 

3Ran  foff  ^n  fein  Hofter  ju  laffcn,  ba«  man  fid^  t)er- 
binb  bar  ihn  ju  bliben,  e«  fei  bann  ein«  .  yjj.  jar  alt,  t)ni> 
f ol  ^n  !eim  Hofter  ober  .  j.  perf on  fein,  bie  bo  inn  rtJoHcn 
atttüdg  bliben.   . 

Sitte  Hofter  fötten  nid^t  fin  bann  fd^uten  ber  iungen, 
alfo  ba«  man  [2tiijT  fnabcn,  fraioen  önb  mdgbtiein  lere 
d^riftlid^e  gebot  önb  jud^t. 

SBo  in  einer  ftat  ober  fIddEen  me  finb  bann  jtoeü  mann 
Hofter  önb  jtoei  fransen  Hofter,  fott  man  fie  abtl^un  önb 
fpitel  ber  armen  bar  ö§  mad^en. 

8Hfo  bag  man  etlid^e  öerorbne  für  alt  arm  Iierren, 
bie  einer  ftat  in  legation  ober  in  dm))tcr  lang  gebient 
l^aben,  •  ober  iren  hrandfen  finben.  ©olid^  fpitat  fott  man 
eerlid^  begaben  önb  luftlid^  butocn.  ©ttlid^e  fötten  fein  für 
bie  bilgeren.  ©ttlid^e  für  gemein  arm  inrtjoner.  SSffer 
anbcren  Höfter  rid^tfimb,  bie  man  nit  bebarff  jfi  fd^ulen 
önb  fpital,  fott  man  in  ein  gemeinen  ftat  fecfet  legen  jü 
gemeinem  gebcio  ünb  befolbung  ber  ftat. 

f  SSon  bdttel  münc^en. 

Sitte  bdttel  münd^  fott  man  gar  ab  tti&n  b^  ))erluft 
be|  Idben. 

f8i  iren  Höftern  fott  man  mad^en  gemeine  n^onungen, 
bie  ein  ftat  ^^n  l^^e  t^mb  ün  jar  jing  benen  bürgeren, 


Bnndsgenoss  X.  113 

bie  fein  e^gcn  I|u§  l^aben,  ö^I  I|u§  gefinb  mögen  jn  eint 
Iloftcr  tüonett. 

SBdr  Ott  obgcmditc  orbttUttg  locll  müttd^  ober  nutt 
feitt,  ber  t^ft  e^  \n  feint  l^ufe,  ott  funbere  fleibung  ober 
tü^fe,  önb  r^d^te  fein  genteine  orbnung  öff. 

H  SSom  b^c^ten. 

SBir  toeHen,  ba^  jctlid^  menfd^  jdrlid^  ein  ntal  fid^ 
erjeig  ben  ^jfarrern  ober  ixn  ®a))tott,  alfo,  barff  e^  rat 
ober  funber  önberto^fung,  mag  e§  ben  ))f äffen  barumb 
bitten,  ober  ift  e^  fo  einf eltig,  mag  e§  ber  ^faff  im 
felb^  fagen. 

SBir  rtJoHen  nit  ba§  jemanbt  fd^ulbig  f^  fein  ^eim-* 
lid^eit  ben  pfaffen  fagen,  er  rtJoH  bann  ba^  gern  t^un, 
önb  ba§  gebot  foll  man  ade  iar  ein  mol  am  offnen  mdrdft 
öfernffen. 

SBeld^eg  aber  toiH,  mag  fünft  jum  Pfaffen  gon  im  jar 
ai^  offt  e^  tt)iH  ömb  lere,  ömb  troft  ber  getoiffen  ac.  nad^ 
bem  t)nb  e^  bebarff. 

H  Uon  ber  @e. 

Site  balb  ein  mdgtlein  ift  .yö.  jar  att,  önb  ein  fnab 
.jöiij.  fot  man  fie  jamen  geben  jft  ber  ee,  e§  tobU  bann 
einö  njittiglid^  feüfd^  fein.  SBann  ein  ee  burd^  tobt  ge- 
trdnt  rtjirt,  foH  ba§  anber  innerl^alb  .j.  rtjod^en  toiber  jn 
ber  ee  griffen,  e^  njoH  bann  loiHiglid^  !üfd^  beliben.  SBqnn 
groffe  l^inbemüfe  an  eim  ee  menf^en  ift  ber  eelid^en  todrrf, 
mag  man  fie  fd^eiben  önb  ieglic|§  toitet  fid^  laffen  öer»* 
fd^en  mit  eim  gemal^el.  @oIi(|^  fag  iä)  öon  groffer  ön^ 
einigfeit  toegen.  SRiemanb  fol  fid^  [2iiiij]  fd^dmen  ju  bitten 
ömb  ein  eelid^en  gemal^el. 

SBeIdE)e  l^eimlid^  ju  ber  ee  griffen  on  gegeügnüfe  önb 
rat  erberer  leüt,  foH  man  ertrendfen. 

Sein  I|inbernü§  foH  att  ber  @e  fein  t)on  toegen  ber 
geöatterfd^afft,  toa^  im  gfafe  mo^fi  nit  ^inbert  bie  ee,  foH 
i\)  önfe  oud^  nit  l^inbern.  ©efd^n^ifterig  finber  mögen  tool 
in  ein  ee  fummen. 

®ie  ce  foH  ht)  mi  fein  göttlid^  facrament  gead^t  fein. 

Sein  gemeine  frato  fod  im  gemeinen  l^aufe  fein. 

Eb erlin,  Ausgew.  Bohr.  I.  g 


114  Bundsgenoss  X. 

S)ie  firmung  foH  it^  t)tiB  !ein  eJ^gentlid^  factament 
fein,  nod^  anä)  olutig,  noc|  Pfaffen  tü^l^c. 

3n  ber  fircf)en  f otten  bic  man  fnnber  fton,  önb  bic 
fxotütn  funbcr,  bic  ünb  \tÜ\ä)^  it)  finc^  gefd^Idd^t^  glid^en. 

H  SSon  ber  äRafe. 

SDian  foH  fein  nid§  Idfen  bann  ant  f^rtag,  bann 
fottenO  atte  menfcf)en  6^  ber  ntdfe  fein  önb  bo  ein  gmein 
gebdt  jü  got  t^n. 

H  SSont  fird^off. 

@g  fol  fein  lird^off  bt)  ben  Ilofteren  fein  nod^  inner«- 
l^alb  ber  borffer  ober  ftat  fein,  er  fott  i\)  ben  pfarr  fird^en 
fein,  t)nb  foH  b^  jebem  lird^off  ein  fird^  ober  f|u§  fein,  bo 
inn  man  am  ft)rabent  jüfamen  fum  önb  für  bie  tobten  bit. 
Stud^  mögen  ü^I  ür^ojf  fein,  aber  nit  meer  Dann  ein 
pfarr  Iirc|. 

H  Uom  fterben. 

@o  ein^  fterben  toil,  ift  nit  not,  ba^  ein  ^jfaff  ju  eim 
!nm,  e§  njott  bann  funberlid^  rat  ober  troft  b^  im  füd^en, 
ift  nit  not,  ba§  e§  b^dite,  loie  man  jefe  b^d^tet,  e^  mag 
n)oI  bie  offen  fd^ufb  fagen,  önb  fott  bie  leüt  fo  e^  erjümet 
l^at  bitten  ömb  öerj^^ung. 

©m  frandfen  fott  ein  pfaff  ober  biacon  reid^en  ba§ 
]^el)Iig  facrament  befe  I^d^nam  dE)rifti,  e^  fotten  aud^  eim 
frandfen  ju  louffen  bie  nadE)bnren  önb  got  für  in  bitten 
önb  in  troften  önb  im  öorldfen  ert)angeIifdE)e  gfafe. 

H  SSom  teftament. 

6in  jetlid^  menfd^,  ba^  ein  äeitlid^  narung  f)ai,  fol 
öon  ber  gtit  an,  bo  e^  üerftenbig  njirt,  t)ffridE)ten  ein  tefta- 
ment önb  orbnung  finer  f)ah,  foli^  teftament  mag  er  anbem, 
alg  offt  er  tottt,  rtjo  er  aber  alfo  ftirbt,  fo  foll  e^  fein  toic 
er§  am  ndften  gemad^t  l^at. 

Dn  tüiffen  önb  njillen  be§  t)ogt§  fott  nüt  tefticrt  merbcn 
für  gmeine  bing,  e^  fei  fd^ul,  fir$  ober  fpital,  bo  mit  fic 

0  foll. 


Bundsgenoss  X.  115 

nit  5U  [Ztiiij*']  xx6)  tperben,  t)nb  öngltidE  bar  öfe  entf^jring, 
tüte  me  befd^el^en. 

H  SSon  tobten. 

SBann  jemanbts  gftorben  ift,  foKen  bie  ndd^ften  frünb 
t)nb  nad^buren  ben  tobten  ju  bem  fird^off  mit  irem  gebat 
füren,  önb  am  fontag  in  bcr  U)od^en  fott  man  bie  tobten 
t)er!ünben  t)nb  ein  gemein  gbdt  für  f^  tl^un,  fein  ßag  fleib 
für  f^  tragen  ober  .öij.  tag  it)  groffer  in%  man  foH  in 
nüt  fnnberS  nad^  tl^iin  bann  aHmufen  önb  gebat.  9HI  f^r- 
tag  foH  man  öermanen  in  allen  ^jrebigen  ba§  t)oIdf,  ba§ 
man  gern  ftdrb,  önb  n^eld^er  nit  n^iHiglid^  ftirbt,  fol  man 
nit  begraben  ju  anbren  d^riften. 

H  SSon  facrament  em^jfal^en. 

SHIe  f^rtag  foll  ber  t)faff  l^aben  bereit  confecrierte 
l^oftien  önb  feld^,  totx  tooll  mag  ba§  facrament  emt)fa]^en. 
@^  ift  nit  not  funbere  beid^t  bem  t)f äffen  bo  öor  je  t^n. 
Seim  offenlid^en  fünber,  ber  in  ergerttd^em  n^dfen  Idbt,  fol 
man  ba§  facrament  geben,  aßen  anbern  fotl  man  e§  geben 
t)nb  nit  nad^  ir  b^d^t  fragen. 

SBeld^er  ju  bem  facrament  tt)ill  gon,  foII  e§  tl^iin  in 
gett)iffer  l^offnung  ber  barml^är^iglieit  got§  ober  fein  fünb, 
önb  ba§  er  ttjoll  erlangen  l^ilff  gotg  jii  eim  d^riftentid^en 
Idben.  Snb  bife  fd^idfnng  ift  gnüg  bo  gu.  3Kan  fol  altein 
I)alten  fünff  facrament,  S)en  touff  önb  ben  I^b  önb  bliit 
d^rifti,  abfoiu^,  gebdt,  fteiffig  betrad^tnng  beg  tt)ort  gotte^. 
3Kan  foII  allen  öerftenbigen  menfd^en  ba§  facrament  be§ 
altarg  geben,  e^  ft)  jung  ober  alt,  önb  alein  ben  öer- 
ftenbigen.  SHIen  menfd^en  foK  man  geben  ünber  beiben 
geftalten,  t)nb  lege  man  ein  rortin  ^n  ben  feld^,  bar  burd^ 
man  ba^  blüt  d^rifti  trindf.  @§  foll  oud^  jeberman  frel^ 
fein,  ba^  er  em^fad^  ba^  facrament  be8  altar^,  ob  er  tobtl. 

S)ie  finb  foil  man  touffen  fo  balb  ft)  geboren  werben. 

H  ®in  gemeine  orbnung  t)on  ber  alten  münd^  jal. 

@o  ba§  gefd^meife  önb  t)ngefeüfer  ber  Pfaffen,  münd^ 
t)nb  nunnen,  bie  on  ^al  finb  tt)orben,  füglid^  abgang,  ift 
önfer  öerbot,  man  fMt  fürl^in  gar  fein  münc|  önb  nunnen 


116  Bundsgenoss  X. 

laffcn  toerben  in  gelten  taren,  bo  mit  bie  gal  abttem,  oud^ 
fein  Pfaffen  l^ie  jlüifd^cn,  lug  jcgtid^S  öntb  ein  ftanb.  5Ra^ 
gdl^en  jarcn  foH  man  inen  allen  bie  ^jrafant  abfünben,  oft 
genumnten  oben  gemelte  örbnung.  3)ie  alten  ober  frandfen 
münd^  önb  nunnen  foH  man  in  gemdfte  erlid^e  \pxiai  Ü)m 
bife  an  ir  enb,  at\o  aud^  ben  Pfaffen.  9Kit  bifem  gebot 
enttt)id^en  tt)ir  allen  Pfaffen  önb  mod^en  f^  n^iber  le^en, 
D^genomen  jtt)en  in  jetlid^er  ^jfarr. 

[2t 5]  SBo  ettlid^  eble  nunnen  in  Höftern  finb,  fol  man 
fie  jüfamen  famlen  al  U)eg  fünffjig  in  ein  Hofter,  ünb 
föllen  fr^  fransen  ftonb  l^alten  bi|  fie  abfterben,  ober  man 
nemen.  2lifo  aud^  fol  man  bie  rid^en  \)j>xtal  ^jfrunb  geben 
ben  eblen  <)faffen. 

SBir  orbnen  ^n  eim  jetlid^en  biftum  ein  ©ollegium 
für  mannlid^  ^jerfon  begobt  mit  guter  narung  für  ber  ad^U 
burger  ober  leüt  Hub,  bie  arm  ober  frandf  pnb,  man  foll 
eim  ein  jar  .jj  t)nb  l^unbert  gulbin  ju  norung  geben. 
Sie  follen  fr^  fin  on  alle  gfang  önb  reget.  @in  jetlid^er 
l^abe  fein  befunber  gemad^  önb  fned^t,  Dnb  einer  au^  in 
foII  ber  l^ufeöotter  fein. 

©in  folid^  Eortegium  erbnen  toir  aud^  für  eble  juncf- 
fratt)en  ober  tt)itn)in,  für  ad^tburgern,  einer  foH  man  jariid^ 
geben  l^unbert  gulbin,  jetlid^e  foK  l^aben  innerl^alb  ber 
maur  bei^  Kollegium  ein  funber  l^eü^Iin,  eine  folt  l^ufe- 
muter  fein  ober  bie  anberen,  fie  mögen  man  ndmen. 

H  Son  ben  borff  ^forren. 

Sein  borff  foH  ein  5ßfarrer  l^aben,  e§  l^ab  bann  fünff- 
^unbert  Derftenbig  ^jerfonen.  @o  öil  borffer  foKen  in  ein 
Ipfarr  fird^en  pfarren,  bife  fie  mod^en  ein  goH  fünff^unbert 
t)erftenbiger  ^jerfonen.  @o  .iiij.  ober  .t).  fidcfen  in  ein 
t)farr  gel^oren,  fol  bod^  j[etlid^§  borff lin  ein  ca^jelt  l^aben, 
bo  inn  man  foH  oll  f^rtag  (fo  fie  nit  mögen  in  bie  <)forr 
fummen  öon  toegen  merdHic^er  l^inbernüfe)  inen  Dorldfen 
baS  .0.  t>l  t)ij.  Eapittel  be^  etoongeli*)  SKattl^ei,  önb  ba^ 
olfo.  SBel^e  oft  merdttid^er  l^inbemül  nit  mögen  in  bie 
^jfarr  gon,  föIIen  in  ir  i^a)j>tit  güfamen  fummen  önb  bo 

>)  etDageli. 


Bundsgenoss  X.  117 

bitten  am  f^rtag  am  morgen,  önb  bann  fol  ber  meiner 
t)ff  fton  t)nb  bte  öbgemciten  ^apüki  öffentlid^  lifen,  bann 
in  b^fcn  brien  ca:()itlcn  ift  begriffen  alte  en^angelifd^e  gefa|. 
2lucl^  föll  jctlid^g  borfflein  ein  S)iacon  l^aben  an  ftat  eine§ 
mc^nerg,  ber  föl  anä)  ben  francfen  bai^  facrament  bringen, 
fo  man  ben  <)faffen  nit  l^abcn  mag. 

Setlid^^  börfflein  foK  für  fid^  fdlb^  ein  eigen  fird^öff 
^aben. 

SRan  foH  öermanen  bie  fd^uC^erren,  bag  \\)  ettoan  am 
f^rtag  gangen  ^n  ein  arm  borfflin  önb  ben  ^jatoren  ütoa^ 
gut§  t)on  got  fagen. 

H  |)ie  mercf 

Dbgemdite  orbnung  betrdffcnb  bie  gal  jar,  bar  inn 
n)ir  laffcn  [2t 5^]  abfterben  bie  münd^,  begreifft  nit  bie 
bdtteH  orben,  ban  bie  fetten  n^otten  tt)ir  t)ff  bifen  tag 
ab  tl^un. 

H  SSom  gebit. 

SBir  verbieten  b^  fo^jff  abl^on^en,  ta^  man  ba§  öold 
fein  anber  gebit  lere  bann  ba^  l^eilig  ^jater  nofter. 

SRan  foK  c§  anä)  nit  meer  bann  ben  gemeinen  glonben 
leren,  fo  man  geltjonet  l^at  ju  bitten. 

8lud^  foH  in  ber  fird^en  ttjebcr  f^mbolum  Sltl^anafij 
nod^  Sticenum  gefungen  »erben,  allein  5B[<)oftoIorum. 

SlHe  ^jfalterlin,  fron  gebit,  rofenfrin^,  l^ortulu^  anime, 
t)arabifuö  anime  önb  foli^  bitbüd^Iin,  afte  <)faffen  breuier 
foK  man  ab  tl^un  öff  bifen  tag. 

H  Son  l^elgen  bilben. 

Sein  gegoffen,  gefd^ni^t,  gel^otocn  bilb  foH  ^n  ber 
fird^en  fein.  SlHe  bilb  fötten  flad^  gemalt  fein.  Sein 
l^elgen  bilb  fol  fein  ^n  ber  fird^en  bann  beren  l^elgen,  öon 
benen  melbung  gefd^id^t  in  biblifd^en  büd^eren. 

Sein  foftlidl  bilb  ober  gemilb  foH  fein  in  ber  fird^en. 

H  SSon  fird^en  gejierb. 

^an  foH  tt)eit  fird^en  butoen  ünb  ftardf,  alle  fnnbere 
foftlid^cit  foH  üon  ber  fird^en  ab  fein. 


118  Bnndsgenoss  X . 

Dn  ben  M6)  önb  ba§  rörlein  im  feld^  ünb  paten 
föH  fein  filber  nod^  gölb  in  ber  fird^en  fein. 

Sein  ebel  geftein,  fein  mdfe  getoanb,  bann  oHein  für 
gn^en  <)faffcn,  foK  gmein  iuä)  gebrandet  »erben  5Ü  nidfe 
gen^anb,  bod^  ntag  man  bie  fartt)  dnberen. 

@g  ift  nit  gimlid^,  bag  man  föftlid^  bing  ^n  ber 
fird^en  d^rifti  bru^e,  bo  man  leret  folid^^  öerad^tcn. 

SRan  foK  in  ber  fird^en  nit  Idfen,  fingen,  leren,  bann 
ba§  \)n  ben  S3iblifd^en  bnc^ern  gefd^riben  ift. 

SBir  verbieten,  bag  fein  nnnn  nod^  onbere  fratt)en  für 
l^in  offentlid^  fingen  ünb  tdfen  ^n  ber  fird^en. 

H  Uon  SBalferten. 

Seiner  foK  ju  ben  l^elgen  gen  mit  bem  bdttet.  Seiner 
föK  aud^  on  ben  bdttcl  jü  bßn  feigen  gon,  er  foll  t)or  ör* 
löub  l^aben  öön  feim  \>\amx  mb  üogt  in  gefcJ^rifft.  3ft 
er  r^4,  foII  er  Dmb  ein  t)rIonb  geben  .j.  gulben.  3ft  er 
arm  foII  er  eim  ge«»  [2t  e]  nicinen  fiddten  .  j.  tag  olein  ömb 
bie  ]pt)^  arbeiten  ömb  ein  örloub. 

H  aSom  atomfd^en  ftul. 

Seiner  foH  me  öfe  önferem  lanb  gen  IRom  gon,  njeber 
t)^  nn^  nod^  öfe  anbod)t,  bö  mit  nit  önfer  öoIdE  ©nbd^riftifd^ 
tüerbe  önb  erger  bann  ©oböma  önb  ®omorra. 

Seiner  füll  ben  SRömifd^en  b^fd^öff  für  önferen  orben- 
lid^cn  oberen  l^alten  nod^  nennen. 

9Hle  b^fd^off  önferg  lanbeg  follen  jdrlid^  gnfamcn 
fummen  ein  mol  önb  bo  Den  d^riftlid^em  regiment  tractieren, 
önb  ber  b^fd^öff  inn  befe  biftumb  bie  famifnng  ift,  foK  bie 
erft  ftot  l^oben.  ©olid^  fominng  \otl  nit  oltoegcn  an 
einem  ort  fein,  funber  ömb  gon. 

H  aSon  fd^ulcn. 

Sein  ©colafticuö  boctor  foII  für  ^xn  geldfen  »erben 
bann  allein  ju  t)crad^tnng. 

SKIe  <)faffen  gfa|  ober  becretal  foIIen  offentli^  üer* 
brant  »erben. 

Sein  5ß^iIofo<)]^^  foII  gclefen  »erben,  bann  oHcin  »ic 


Bundsgenoss  X.  119 

S)ibimuö    faucntinu^   gelert  ^at  in  finer  oration   toiber 
Xf)Dmam  t)Iacentinum'). 

Satin,  ®rccum,  ^ebraicum  foll  in  allen  fd^ülen  gdert 
tt^erben,  all  tag  foll  man  gtüo  le^gen  l^aben  in  en^an- 
gelifd^cm  gcfa^. 

®in  befd^Iufe. 

H  @ülid^  önfer  fa^ung  wbtkn  ttJtr  emftlid^  gel^alten 
werben  b^  ftraff  anfencKid^  gentalbet,  io  5U  föHen  ir  eüc^ 
all  fd^icf en.  3)atuni  in  Dnferer  ftat  S3albecf  öff  ben  .  jjjt). 
tag  t)beli^.   jm  jar  atö  Dftern  öff  ben  SKontag  gfiel. 

D  d^riften  menfc^  ba§  nim  ju  I)dr|, 
Soft  bir^  nit  fein  ein  fa|noc^t  fd^ir^. 

3)ann  föll  ber  red^t  gloub  toiber  fon, 
©ö  mu§  be§  mifebraud^^  ö^I  ab  gon, 

SSnb  öud^  bie  ntünd^  allfanb^)  öertriben, 
S)ann  mag  ber  gloub  ijn  \t)x^)  f rafft  bliben: 

Seit  bringt  rofelin. 


* 


*)  ^lacentiuum.  —  a)  =  allfamt.  —  »)  =  feiner. 


@in  nexve  oxb 

uTig  iDcltü^  jtäbts  ba§ 

^fitacuS  anzeigt  f)at 

in  SSotfaria  ttef^ri 

tten. 

2)er  .XL  MW 


Titelbild:  ein  Narr  mit  der 
Schellenkappe. 


122  Bundsgenoss  XL 


[2t  1^]  C^e^  elffter  bunbtö  gttög  totH  eüd^  fürl^oltcn  m^ 
/j)  5ßfitacu§  fogt,  ba§  bie  regenten  betrad^t  l^aben 
"^^  in  SBoIfaria  ein  ötbnung  5Ü  mad^en  in  toelt* 
lid^ent  ftanb,  tt)ic  tt)oI  fie  fölid^^  noä)  nit  befd^Ioffen  l^aben, 
atein  aber  angcfd^Iagen,  bann  fie  beborffen  nit  im  felben 
lanb  fein  örbnung  machen  für  gemeine  ftat  önb  borff,  man 
fot  öorl^in  folid^  orbnnng  ömbfuren  in  alle  öogt^en  önb 
baö  t)old  frogen  ob  e^  im  gefaH,  bannöd^t  tt)ill  id^  eüd^ 
iren  anfd^Iag  nit  öerl^alten. 

Slnfang. 

Sdin  eerlid^ere  arbeit  ober  narung  foK  fein  bann 
adferbato.    2ltter  abel  foK  fid^  neren  öom  adtxiatv. 

®in  jetlid^  börfflein  foH  ßaben  ein  ebelman,  ber  fol 
atö  t)il  adferfelb  I)aben,  at§  D^I  gtoen  ^jflug  mögen  bunten, 
ber  felb  fol  fd^ultl^eife  im  borfflein  fein.  ©0  ö^I  borfflein 
ba§  fie  5tt)e^  l^unbert  ^offftet  mad^en,  foHen  ein  ritter  ju 
eim  t)ogt  I)aben.  3)er  felbig  Dogt  foH  oHe  monat  beruffen 
aHe  fd^nltl^eife  önb  au^  jettid^em  borfftin  ein  rat^man  öon 
ber  burfdöafft,  önb  mit  inen  red^t  f^tiredften  über  noturfftig 
Hag  ber  önbertl^on. 

3etlid^e  öogt^  foH  ir  felbö  aigne  red^t,  bie  in  nu| 
finb,  orbnen  önb  folid^  red^t  foKen  ir  beftdtignng  nemen 
t)on  allem  öolcf  ber  öogti),  fo  man  f^  t)oxf)xn  bamm  per«- 
fonlid^  erfragt  l^ot. 

3etlid^e  ftat  foH  ob  gemelter  öogtien  gelten  önber  ir 
I)aben,  tt)o  fie  bie  felben  nit  l^aben  mag,  foH  f^  ein  cofteH 
genant  fin  önb  fein  ftat. 

3)ie  EafteK  folten  l^aben  ein  oberen  man,  ber  ein 
fr^l^err  fol  fein. 

@iner  ftat  oberl^anbt  foll  ein  graff  fein. 

Selben  ftett  fnllen  ein  l^onptman  ^oben,  ber  foH  ein 
fier^og  fein  ober  ein  fürft. 

ft^ein  oberl^anb  foII  gen^alt  l^aben  cttoa^  ju  t^n  on 
l^^lff  önb  rat  beren,  fo  t)om  l^auffen  ber  önbertfjon «)  bar 
ju  gefaxt  ober  georbnet  finb. 


Im  Druck:  0  ^nberl^on. 


Bundsgenoss  XI.  123 

getltd^  caftel,  ftet,  fürftcntl)um,  foll  für  fid^  fett§  nüfe- 
lid^  gebot  önb  red^t  mad^en  önb  bo  b^  blibcn. 

[2tij]  SSnbcr  allen  fürften  fol  einer  ö§  in  genant 
tt)erben  lüng,  ber  aud^  nid^t  öemtog  on  rat  önb  l^^Iff  ber 
fürften. 

^ain  fd^ultl^eife,  Dogt,  fr^Iierr,  graff,  fürft,  fünig,  föl 
etltjag  funberg  l^aben  üont  ampt,  aber  allen  feinen  bienft 
föt  er  tl^fin  5Ü  troft  Dnb  l^ilff  au^  fürbernüfe  *)  ain^  gmcinen 
nn^.  S)od^  foH  man  fie  t)on  eint  genteinen  nu^  befolben, 
na^  groffe  ir  arbeit. 

äoin  öbgentelter  ant^jtntan  foll  funberen  ^off  fialten 
öon  ampt^  tt)egen,  bann  atö  ö^I  er  ju  feint  aigen  l^ufe- 
^alten  bebarff. 

@o  ein  antt)tntan  fi^Iff  bebarff  für  genteinen  nn^, 
foHen  bie  önbert^onen  jfi  im  fe^en  I^b  t)nnb  gut,  alfo 
ba§  er  all^^t  ber  erft  öornen  bar  2)  an  fe^. 

3n  allen  rdten  follen  ate  t)t)I  ebelleüt  atö  baur§^ 
leüt  fi^en. 

H  aSom  eelid^en  ftanb. 

SBir  orbnen,  all  offenlid^  eebrdd^er  foIIen  getobt 
n^erben. 

Äain  obgemelt  am^jt  fol  geerbt  »erben,  aber  toixt  öon 
aiDten  önbertl^onen  ein  frünb  ober  fun  öff  fine  frünb  ober 
öatter  erttjelt,  mag  man  e§  üben. 

SSom  jfi  trindfen. 
2ine  offentlid^e  ju  trindEer  foHen  ertrencft  »erben. 

©ot^Iefterer. 

SBeld^er  anberft  fd^toert  bann  toarlid^  ober  b^  got,  fol 
offentlid^  mit  röten  gefd^Iagen  loerben. 

Stod^reber. 

SBeld^er  ben  anberen  fd^mad^t  ober  on  fein  eer  rebt, 
foH  offcntlid^  gefd^mdd^t  toerben. 


0  fürbetnüj.  —  ^)  bornenbar. 


124  Bandsgenoss  XL 

Wtn  iungen  foH  öcrbotten  tüerben  alle  taxiert  önb 
ttJürffel  j^j^I  t)mb  gdit  ober  giltg  toirt «).  aHein  foK  in  bag 
brdtf^j^I  5U  eicr  fur^  tüeiP)  crloubt  fein. 

®ie  alten  mögen  ^pxUn  ju  gimlid^en  g^ten,  bod^  ober 
ein  früher  in  ein  fd^an^  nit  l^alten. 

Jtain  \\>xl  foK  gefd^dl^en  bann  an  eint  ort,  bo  man 
bie  fpiler  mag  feigen,  bo  man  für  gabt. 

aSom  t^an^en. 

[iti]**]  Sfile  tood^en  foK  ein  tag  fin,  bar  an  man  nad^ 
mittag  br^  ftunb  mog  tl^anfeen  an  eim  offentfi^en  ort, 
man  önb  fran?  miteinanber,  totx  bo  n^iH  fein. 

Jtein  eeman  foH  t^on^en  bann  mit  finer  angebornen 
bafen,  ober  mit  feim  een^^b.  8Kfo  fag  id^  aud^  mit  ben 
eefratt)en. 

3n  geberben  önb  f^jringen  önb  lieber  ober  pfiffen  foH 
erberfeit  gel^alten  werben  on  ade  fd^am:()erfeit,  ba^  meer 
hir^  toeil  bann  I^d^tfertigfeit  bo  gefnd^t  tt)erbe. 

Sber  br^  ftunb  foH  folid^  froib  nit  tt)4ren. 

H  3ä  i>cr  @e  griffen. 

2llle  menfd^en  m6gen  gu  ber  ee  griffen  mit  einonbcr 
on  ade  ^inbernüfe,  n^eld^e  im  gefa^  mo^fi  früntfd^afft  ober 
gef^bfd^afft  l^atb  nit  öcrl^inbert  finb. 

3)ie  Pfaffen  foKen  einttt^eber^  ee  toiber  l^aben,  ober 
aber  fein  tt)iber. 

H  Som  rat  ober  gerid^t. 

3n  ainer  ftat  föHen  .jjf.  man  in  rot  gon,  ber  graff 
foK  fin  an  ftat  beg  burger  meifterg. 

3n  eim  cafteH  foKen  .jö,  man  ju  rat  gan,  önb  ber 
fr^l^err  foH  ir  burgermeifter  fein. 

H  Jtauffmanfd^afe. 

SlHe  fudEer^  foH  ob  get^on  werben. 

3n  feiner  gefd^eUfd^afft»)  f ollen  mecr  bann  br^  fein. 


»)  to&tt.  —  «)  furttotoetr.  —  ^)  Diese  Fonn   öfter  vor- 
kommend, z.  B.  Bandsgen.  13. 


Bundsgenoss  XI.  125 

Jteitt  toein  bef  in  t)nfercni  lanb  nit  toed^^t,  föH  l^drin 
gefurt  werben. 

Sain  ind)  ba^  in  önfercm  lanb  nit  gemad^t  tt)irt,  folt 
l^drin  gefurt  »erben. 

^ain  frud^t  bie  in  önferem  lanb  nit  totä)^i,  foK 
l^drin  gefürt  itjerben,  man  ntüfe  e^  bann  ju  groffer  lt)b^ 
not  l^aben. 

f  (Spt)^  bnb  trandf. 

Silierte^  f^j^fe  bnb  trandf  föll  allen  ntenfd^en  erloubt 
fin  gu  alter  a^t,  foin  münd^  nod^  ^jfaff  folt  für  l^in  ein 
intrag  mad^en.  3)öd^  mit  ber  faften  fotl  fein,  tt)ie  im 
geifttid^en  regiment. 

H  Som  Sltment. 

@ett)itb,  t)6get  bnb  b^fd^  fott  ieberman  gemein  fin  für 
fin  not  ju  fallen  toer  e§  Vermag. 

|)ot^  fott  jeberman  gemein  fein  gü  l^an^en,  bod^  nü^tid^. 

[Jtüj]  H  »rot  t)nb  »ein. 

@o  t)^t  brot  fott  man  ömb  ein  fietbtin  geben,  aU  öit 
ein  ftardf  man  t)ff  ein  imbife  mag  effen. 

(Sin  mog  »ein  fott  ömb  ein  freü^er  gefoufft  n^erben. 

®in  mal  fott  fo  grofe  fein,  bag  jtoe^  menf d^en  öff 
ein  jmbife  gnug  l^aben,  bie  öemünfftig  trinden  Letten. 

H  ödtter. 

Sain  bdttter  fot  in  önferem  tanb  fein,  aber  für  arme 
teüt  fott  att  f^rtag  in  gemeiner  fird^en  geben  njerben  toa^ 
got  jettid^g  öermanet,  bag  öberig  fott  öon  gemeinem  fedfet 
ber  ftat  crfe^t  werben. 

©in  öogt  önb  gerid^t  önb  atte  obem  fotten  groffen 
ftife  für  bie  armen  l^aben. 

9Kan  fott  fotid^^  nit  befdtl^en  ben  Pfaffen,  bann  fie 
ben  armen  öntrett)  finb,  önb  tugen  toie  bog  gut  inen  tt)erb, 
bo  l^dr  fum^jt  atte  rid^tumb,  bie  bife  l^dr  ber  münd^  önb 
^jfaffen  ift  gefin,  bann  man  l^at  fie  erfttid^  ben  armen  geben, 
ber  fd^afner  fotten  f^  fin  g^todfen. 

Sitten  armen,  bie  baS  atmufen  nieffen,  fotten  mercf^ 
tid^e  gaid^en  tragen. 


126  Bondsgenoss  XL 

H  SSon  l^anbttpcrcfen. 

SSor  allen  bingen  foll  man  ttjeren,  ba§  fein  önü^ 
l^anbttodrcf  in  t)nferem  lanb  \t). 

3Kan  foK  t)erl)üten,  ba§  and^  nü^e  l^anbtn^ardE  nit 
öberfe^t  itjerben,  ba^  nit  meer  meifter  bann  fned^t  f^en. 

^^ain  eeriid^ere  namng  foK  gel^alten  n^erben  bann 
fdlb  bmpen  önb  ^fenfd^mib  l^anbtttjerdE. 

H  SSont  Irieg. 

Sein  frieg  foK  geffirt  ttjerben  on  rot  aller  fürftcn 
önferi^  lanbti^. 

Sain  büd^^fc  föK  für  I)in  gel^abt  n)erben. 

Sm  frieg  foKen  bic  ebelleüt  üomen  bar  an  fein,  önb 
]^on:t)tIeüt  int  fdlb  fein. 

3m  frieg  foH  man  fd^onen  aller  fransen,  finb  önb 
frandfen. 

3m  frieg  foH  man  ben  adferbatü  nit  I)inberen. 

SlKe  adferleüt  t)nb  <)faffen  foHen  fr^  fein. 

SBann  man  friegen  tt)ill,  foH  ein  jetlid^e  öogt^  ein 
^jriefter  mit  [2tiij^]  inen  fnren,  ünb  fo  man  f dalagen  n^ill, 
foHen  alte  ^jriefter  neben  anfe  tretten  önb  niber  falten  öff 
bie  fnett)  önb  got  ömb  ein  gnebigen  friben  bitten. 

9Kan  foH  fein  frieg  füren  ömb  Eiterung  ober  aufe- 
f^jreitung  önferg  lanbt^. 

3m  frieg  fol  man  nit  brennen. 

ffltan  fol  fein  gotS^aufe  fd^ebigen  ober  berouben  it) 
Dcrtiemng  beg  I^b^. 

H  aSon  ben  bdrg  fd^Ioffen. 

Sain  pmx  ober  önebler  foll  fürl^in  t)ff  eim  bdrg 
fd^Iofe  fi^en,  alain  bie  eblen. 

Sein  bdrg  f(^Io§  foü  für  l^in  jerftort  n^crben. 

ffain  nem  bdrg  fd^Iofe  foII  gebunden  werben,  bod^  fott 
man  bie  alten  emün)cren. 

H  SSon  ben  l^eüfercn  önb  gcbütoen. 

3n  alten  ftctten  fotten  jettid^e  l^anbtmdrcf  funbere 
gaffen  ^aben. 


Bundsgenoss  XL  127 

Sain  öbermdfftg  foftlid^  l^aufe  foll  gebutoen  tperben, 
au^genummen  gemeine  l^üfer,  atö  bog  rabtl^aufe,  fouffl^au^, 
babfaufe,  fd^ul,  hir^ttjeil  laufet  zc. 

SBeit  gaffen  foHen  in  ftetten  fein. 

H  Som  babl^au^. 

8KIe  mann  önb  fndblein  follen  l^aben  ein  funber 
bab  I)au§. 

2ine  fragen  önb  mdgbtein  föllen  l^aben  ein  funber 
bab  l^au^. 

3tt  ietlid^em  bab  l^auft  föK  fein  ein  fd^n^eife  bab  bnb 
ttjaffer  bob,  n^iefe  ein  jetlid^g  l^aben  tt)il. 

H  SSom  bart. 

2ine  mann  folten  b^  groffer  pein  lang  bdrt  tragen, 
fainer  foII  fein  angefid^t  glat  l^aben  tt)ie  ein  totjjb. 
@g  foII  ein  f^mad^  fein  fain  bart  tragen. 
8ine  man  foIIen  fur|  önget)flan^t  f)Dx  tragen. 

H  aSon  finben. 

TOe  finb,  magblin  bnb  fndblin,  fö(I  man  im  britten 
jar  irö  altera  jü  f^ül  tpn,  bi§  fie  ad^t  iar  alt  Serben. 

S)en  fd^ülen  föII  öom  gemeinen  fedtel  öerfel)ung  ge*» 
fd^el^en. 

3n  ben  fd^ulen  foü  man  finb  leren  ba§  d^rifttid^  gfa| 
an^  [2tiiij]  bem  emangeli  bnb  au§  ^aulo. 

3n  ben  fd^ulen  foII  man  bie  finb  leren  latein  bnb 
teütfd^  gemein  glid^  berfton,  öon  gried^ifd^  bnb  l^cbroifd^ 
oben  I)in  ein  tt)cnig  tdfen  önb  berfton. 

@o  ein  finb  ad^t  jar  alt  ift,  mag  man  t^  gü  eim 
^anbtn^drdE  tl^ün  ober  aber  lenger  laffen  ftubieren, 

11  SSom  gfa|  bnb  tanbtred^t. 

Sn  jetlid^er  bögt^  folt  man  fain  laffen  ein  l^ufe^ 
l^dbigen  burger  fein,  er  tt)i§  bann  ire  gmeine  breüd^ 
önb  red^t. 

SlÖe  alte  fa^ferlid^e  bnb  <)faffen  red^t  tpnb  toir  ab, 
3etlid^er  foH  gemeine  red^t  miffen,  önb  bo§  jettid^er 
n)i§  ftn  billid^g  bnb  bnbiUid^ö. 


1 28  Bnndsgenoss  XI. 

&am  jurift,  fain  fürf^jrdd^  foH  fürl^in  mc  fein,  toeld^er 

im  fetbft  nit  tan  rebcn,  ber  nim  ben  nid^ften  mitburgcr. 

» 

H  SSont  bann. 

Stieman  foK  in  ian  gettion  »erben  ömb  jd^nlb,  alein 
t)mb  offentlid^  t)nt)ff]^6rlic^  öbertrdttung  ber  gebot  got^  foKen 
bie  ^fajfen  ain  bannen. 

H  Sont  abla§. 

SBer  fürl^in  obIa§  öerfinbt  ober  lefet,  föK  offentlid^ 
geftrafft  n^erben. 

3)ag  foK  gröffer  ablofe  fein,  giit§  tl^un  fim  ndd^ften 
ntenfd^en  ünb  öer^ljl^en  bent  finb. 

f  SSon  ber  mün|. 

3n  ollem  r^d^  foK  fein  einerlei  münfe,  bag  ift  ein 
fd^Iag  önb  einer  n)erfd^afft. 

H  SSon  <)faffen. 

Sain  ^jfaff  foK  ju  rabt  gon,  U)eber  ber  fürften  nod^ 
ber  ftet  no^  ber  öogt^en. 

11  SSon  bntrett). 

SBeld^er  eim  nit  l^alt  ein  jufagen  in  emft  get^on  on 
aib  ober  fd^njur,  foH  offentlid^  gefd^mdd^t  n^crben. 

SBeld^cr  eim  anbem  gel^l^en  bing  ergert,  fol  e§  im 
öff  öorige  toax  jalen. 

SBeld^er  feim  naä^pamtn  nit  toxi  fürfe|en  in  notcn, 
ber  eg  tt^ol  f)at,  foH  offentlid^  geftrafft  werben. 

SBetd^er  gab  ömb  I^l^en  nimpt,  foK  mit  ruten  gc^ 
fd^Iagen  tt)erben. 

SBeld^er  nit  jalt  bff  gfefete  g^t,  foll  offentlid^  gftrafft 
tt)erben. 

[2tiiij^]  H  «on  bieben. 

©in  bieb  folt  ein  jar  ein  gemeiner  fned^t  fein  ju  alter 
boffel  arbeit  ber  ftat,  önb  folt  ein  fettin  gefd^mibct  tragen 
an  baiben  fnffen. 


Bundsgenoss  XL  129 

H  SRorber. 

8lin  ntörber  \dU  man  ntorbcn. 
Sltn  ftraffenröüber  föH  man  ein  etPtgen  fned^t   bet 
gemein  mod^cn,  U)ie  öön  bieben  gefagt  ift. 

H  SSom  jeren. 

SBeld^er  gemerdt  nrirt,  ba^  er  öberflüffiger  jert,  bann 
fein  Vermögen  gead^t  toxxt,  foll  bim*)  aib  angeigt  ttjerben 
ben  obem. 

S)er  önmdffigen  gerl^afftigfeit  föll  man  balb  entgegen 
fummen,  bo  mit  nit  bil  armer  mfittoilliger  leüt  n)erben. 

H  Son  ©el^alten. 

Saim  eel^alten  foH  man  Itjein  geben  trinden,  er  f^ 
bann  .^j  jar  alt. 

Saim  eefialten  jim^Jt  aufe  feim  bienft  ju  gon,  bann 
ömb  önfrib  Tillen. 

Sain  meifterfd^afft  joll  eim  eel^alten  flud^en  ober 
fd^Ial^en,  nod^  ]^4rtt)iberumb. 

^aim  eel)alten  foII  bie  meifterfd^afft  ben  Ion  öor  bem 
5^1  geben. 

Uff  ba§  5^1  fotl  ein  jettid^er  eel^alt  bar  begalt  »erben. 

8lin  franäen  eel^atten  f oll  bie  meifterf d^aff t  gtoen  monat 
t)mb  fünft  l^alten  önb  fein  <)fldgen. 

H  Uon  !Iaibern.2) 

9lIIe  färb  allerla^  Kaibung  foII  jeberman  gemein  fein, 
bod^  ba^  bnber  fratt)  önb  man  ein  önberfd^a^b  f^. 
3)ie  flaiber  follen  frato  önb  man  eerlid^  bebedfen. 
S)ie  fratoen  fMIen  jieriid^  aber  bod^  erli(|  beficibt  fein. 

H  SSon  !ur^tt)eil. 

2IIIe  monat  foII  man  ein  funbere  frtintlid^e  erberlid^e 
offenlid^e  gemaine  fur^toil  l^aben,  bar  jü  föHen  fleife  l^aben 
bie  oberen  jetlid^er  flddfcn. 

Sain  fnr^tt)cil  foII  ober  ein  l^alben  tag  tt)eren. 

Sain  fur|U)eiI  folt  b^(  jerung  l^innemen. 


0  Bim  (=  bei'm).  —  «)  «aiberm. 

Eberlin,   Ausgew.  Sehr.  I. 


130  Bundsgenoss  XL 

Sllle  üttb  foll  man  leren  ^imlid^e  faxten  fpil. 

Sllle  finb  foII  ntan  leren  bie  fünft  be§  ntaffen^,  rdd^nen 
önb  ftdmen  fennen. 

[2t  5]  SHIe  finb  foH  ntan  leren  öemcinc  früter  fennen 
önb  gemeine  arfent)  lüiber  gemeine  franrfl^eit. 

©unber  lüol  berüm^)t  ar^et  fotten  öon  cim  gemeinen 
ferfel  befielt  werben  önb  jeberman  ti>inig  fein  on  funbcren  f olb. 

H  SSon  peinlid^en  ftraffen. 

Sein  pintiä)  ftatnt  foH  fürl^in  angenomen  tüerben,  baS 
nit  im  gfa^  äRoijfi  ö^trndEt  ift,  bann  ber  mcnfd^  foH  nit 
l^artcr  ftraffen  lüann  got. 

H  SSon  ben  Silgeren. 

@o  jemanbt  ge^lünngen  tüirt  ober  fdlb  gon,  önb  ör- 
fad^  joigt  in  gefd^rifft  Don  feiner  oberfeit,  foH  er  öon  jeber- 
man  toot  gehalten  lüerben,  l^at  er  nit  jcrung,  foH  man  im 
barml^er^igfeit  erbieten  in  gemeinen  f^)itoIen,  c^  lüoH  bann 
ein  burger  ou§  funberem  anbad^t  im  ein  lieb  belüifen. 

H  SSon  muffig  gon. 

35^  groffer  ftraff  foH  niemanb  gar  ober  ö^I  muffig 
gon,  jeberman  foH  ju  bequemlid^er  arbeit  gcl^alten  loerben. 
äRüfftg  gon  foII  ein  offentlid^e  fd^anb  fein  gel^alten. 

H  ®emeine  reget. 

aSeld^er  für  l^in  g^bt  gelt  ju  md^Iefen,  bic^t  gdtt, 
grab  gelt,  Stem  loer  tobet  bie  f^ben  tag  j^t,  ttjer  aHmufen 
gibt  eim  bdttet  münd^,  er  t^u  bonn  fein  fteib  ab  önb  gang 
tt)ie  ain  anber  menfd^.  SBetd^er  ein  pfaffen  l^ol^er  eret  bann 
ein  öogt  ober  rat^  l^err,  foH  offentlid^  geftrafft  ttjerben. 

SBetd^cr  ein  pf äffen  fd^cbigt*),  fo5  gcftrafft  toerbcn 
aljg  ber  ein  öogt  fd^ebigt. 

H  SSon  juben  önb  l^aiben. 

Ob  mifegtoübig  meUen  önber  önfe  ttjonen,  foll  man 
inen  nid^t  toibt^  tl^ün,  funber  früntti^  Ratten  tt?ic  önfcrc 

')  fdSebiß. 


Bundsgenoss  XL  131 

burger,  bod^  foll  mati  fic  5Ü  feiner  burgerlid^en  eer  braud^cn 
ober  ampt,  fie  follen  an6)  önfere  gefa^  önb  glouben  nit 
fd^mdl^en. 

H  SSon  ben  üfeern. 

Rainer  foII  für  ein  fdfeer  gead^t  lüerben,  lüeld^er  it) 
gemeinem  gfofe  be^  elüangelt)  blibt  nod^  gemeinem  öerftanb 
önferjg  fanbt^. 

©d^uler,  Pfaffen  önb  lanbtteüt,  aud^  rid^ter,  f ollen 
mit  einanbcr  örtl^eilen  in  fad^en  betrdffen  önfer  ettjangelifd^ 
[2t  5^]  leer  önb  gfa^. 

SJon  fd^a^ung  in  ein  gemeinen  ftat  fedfet 

SBeld^er  burger  önber  l^unbert  gutbin  tt)4rt  ^at,  barff 
nid^t  geben,  aber  l^unbert  gibt  alt  lood^en  ein  I^WIer,  ben 
folt  mon  alt  lood^en  öorberen. 

H  ©olid^  obgemelt  orbnung  l^aben  mir  öon  SBoIIfaria 
für  genummen,  ift  önfer  meinung,  mir  motten  fie  fürl^otten 
altem  öotdE  in  att^n  öogttien,  fo  mir  bann  bar  ober  önfer 
önbertl^on  öermilligen  ober  örtl^oit  ]^6ren,  fo  foIIen  bor 
nad^  bie  gfo|  ein  frafft  l^aben  nad^  beftdtigung  önfer  lanbt^ 
fd^offt,  it)  ftraff  ber  öngel^orfamen  önb  betonung  ber  ge^ 
^orfamen.  S)atum  in  önfer  ^oupt  ftat  SBoIffedE,  im  SÖionat 
genant  ®utm^te,  jm  jar  bo  man  ben  bittet  münd^en  bie 
futten  ftaubt. 

3M    SB    »    $ 
8ld^  mic^  öertangt. 


9* 


§n  früntfi= 

d^e  antoort  alter  go^för« 

d^tigen ,     erfieren ,    öerftc 

bigc  in  Seütfd^cm  lanb  t)ff 

bic  idmerüd^c  Hag  bcr 

orbenS  leüt  an  fie 

getl^on. 

* 

2)ev  .XE  büDt 


jjno^. 


Titelbild:  ein  Mönch  mit 
Bosenkranz  und  Stab. 


134  Bundsgenoss  XII. 


IjlJI   frummen  leüten  in  Hoftem  aufe  Befdld^  teütfd^er 

'^  natton,  bo  mit  aud^  iä)  .jij.  buttbtgnofe 
ntcincm  eib  gnug  tl^ü,  önb  ift  bag  bie  mcinung. 

Slnbdd^tigen  geiftlid^cn  lieben  getrülüen  frünb,  öettcr, 
Bafen,  fd^lüAgcr,  gfd^lüien,  ntitd^riften,  bie  ir  tüonenb  im 
Hofter  ftanb,  tüir  lüünfd^en  eüd^  fr^b  önb  gnab  öon  got 
önb  erbieten  önfe  toiHiglid^  jü  nad^genber  l^ilff  önb  troft. 
SBir  l^aben  gel^ört  mit  groffem  mitliben  ewer  fu^)pIication 
an  önfe  güöerfid^tiglid^  geftelt,  önb  önfe  mit  lüolbebad^tem 
gmut  folid^er  antlüort  bebaut.  SS§  gottlid^er  gnab  finb 
tüir  be§  öerftenbig,  wie  jü  önferen  j^ten  Hofter  ftanb  in 
t)^I  tt)dg  tüiberig  ift  d^riftlid^em  lüefen  önb  gemeinem  nu^, 
befe  l^alben  tt)lr  ein  groffen  verbriefe  tragen  önb  ö^I  ge- 
bendEen  folid^em  fd^aben  entgegen  gon,  fo  aber  lang  gewnr^- 
letem  önred^t  nit  gd^e  l^ilff  !an  gefd^el^en,  ift  ba§  önfer 
befd^Iufe.  aSeld^e  Hofier  inenfd^en  ö^trdtten  hj6llen  önb  fid^ 
ber  futten  erlüd^teren,  ftd^  neren  ttjiH  eerüd^  önber  önfe 
gemeinen  d^riften,  bem  geben  tt)ir  fr^  geleit  für  all  anttüff. 
Seim  mmä),  Pfaffen,  bapft,  b^fd^ojf  nod^  irem  antoalb  foH 
^immen  l^inbernüfe  bar  in  ju  toerffen. 

SlHen  folid^en  öfegangnen  Hofterieüten  fpred^en  toir  jn 
cerlid^e  mittailung  aller  eerlid^en  dmpter  önb  ftdnb,  fo  inen 
ttjurbe  gu  fallen  in  geiftlid^em  ober  hjeltlid^em  ftanb. 

SBeld^er  burger  ein  nunnen  aufe  eim  Hofter  jü  ber 
ee  nimpt,  ben  fe|en  wir  aller  fd^ofeung  fr^  fünff  jar,  afö 
öil  an  önfe  leitJ) 

3u  groffen  eren  foH  e§  einer  fragen  gead^t  ttjerben, 
ttjeld^e  ein  münd^  ober  Pfaffen  ju  ber  ee  nimpt,  bod^  öon 
bem  fie  notige  narung  m6g  loarten,  ob  fie  für  fid^  felbö 
nüt  l^at. 

SBir  njellen  ba§  fein  Hofter  menfd^  bifpcnficnmg 
ö^rbere  Dom  bapft  b^  groffer  ftraff,  bann  e^  nit  not  ift. 

äRit  bifer  gefd^rifft  verbieten  n)ir  allen  önferen  mit- 


^)  Varianten  (nur  orthographische  Varianten  der  einzelnen 
Drucke  verzeichnen  wir  nicht):  ll;t  2. 


Bundsg  enoss  XII.  1 35 

bürgeren  fein  almäfen  geben  ben  bittet  münd^en,  afö  lang 
f^  bie  fntten  an  tragen. 

Sein  bdttet  münd^  foll  für  ^in  prebigen,  t^  fd^irf 
bonn  ein  gemeine  ftat  ober  borff  fnnberlid^i)  nad^  int. 

Stile  ntünd^  bie  fein  gdtt  nenten,  tl^unb  tt)ir  je^  in 
aä)t  önb  [2ttj]  bann,  bann  fie  gröffem  fd^aben  t^nb  an 
genteinen  nnfe,  bann  nientanb  ernteffen  mag. 

Sttle  franjen  ftofter  tl^ünb  njir  öff,  atfo  ba§  ein  offen 
rebfdnfter  fij,  bo  burd^  man  filmen  önb  reben  mog,  aber  jfi 
in  fott  fein  man^  namm  in  ba§  ftofter  gon,  er  f^  bann 
öatter  ober  brnber,  b^  groffer  ftroff. 

Sn  eertid^en  ober  notigen  nüi^tn  fad^en  mögen  bie 
ftofterfraioen  mit  toblid^er  gefettfd^afft  an§  bem  ftofter  faren. 

Sitten  amptteüten  in  ftat  önb  pdten  bef etilen  2)  mir, 
bag  ft)  fetbjg  fd^affner  fe^en  ben  ftofteren,  öon  ben  f^  att 
monat  red^nnng  nemen. 

aSir  öerbieten,  ha^  on  eing  öogt  önb  gerid^t  fnnber 
örtonb  fein  menfd^  meer  fott  in  bie  ftofter  fummen. 

3n  feim  ftofter  fott  man  für  ^in  bie  br^  getübt  t^fin. 

TOe  monat  fMten  t)6gt  önb  gerid^t  ire  ftofter  ein 
mol  ^eim  ffid^en,  önb  öff  ben  eib  bie  gefdndtnüfe  bnrd^«* 
f&d^en. 

^ein  merdEtid^  ftraff  fott  man  eim  ftofter  menfd^en 
an  tl^ün  on  miffen  önb  toitlen  einer  njdlttid^en  oberfeit  be§ 
fetben  ftddten,  loo  anberS  erfnnben  loirt,  fott  ba§  fetbig 
ftofter  mit  atter  gütt  öerfatten  fein  ber  ftat,  önb  fott  man 
e^  taffen  öfefterben  önb  ir  gut  in  gemeinen  fedEet  geben. 

Sein  apt,  prior,  dptiffin,  maifterin,  priorin,  fotten 
fürl^in  on  bt)tt)dfen  öogt^  önb  gerid^t  gefegt  werben. 

Sate  ftofter  f6tten  für  ^in  ftelor,  fd^afeung  tmb  jinfe 
geben  njie  anber  burger,  fein  priuitegium  fott  bo  öor  fin, 
aud^  bdttet  orben. 

Sein  idrtid^  gdtt,  g^tt  mb  öfegeti^en  gett  fot  für^in 
ben  ftofteren  geben  ttjerben,  aber  ein  öogt  önb  gerid^t  fot 
orbnen  jimti(|e  j^t,  t)ff  nietd^g  bie  fd^utbner  ba^  |oitpt 
gut  ab  aaten  ober  ein  ftat  ba^  l^oupt  gut  ben  ftoftem  bar*» 
jeten  önb  bk  gütt  ju  inen  nemen. 


0  funberlidj«  1.  —  »)  bcf deinen  1, 


136  Bundsgenoss  XII. 

Sein  gilt  föllen  f^  fürl^in  mi  gült  bfel^^en. 

Sein  gmeine  bcgrebnüfe  foll  fin  bt)  ben  bittet  Hojiem, 
bann  ju  bforgen  ift,  tocld^er  nit  ttJÖÜ  ligen  i\)  pfarrlid^en 
begrcBnüffen,  befe  feel  ntu^  jn  jl^ener  lüdlt  üben.  SBo  aber 
ein  flofter  tohx  ein  p^atxüxi),  laffen  toix  bie  begrebnüfe 
bliben. 

Säeld^er  fin  finb  ober  frünb  ^at  in  eint  flofter,  toic 
ie|  ir  brud^  ift,  foH  loiffen,  ia^  er  beg  öor  anbem  mit'* 
bürgern  nit  groß  eer  l^aben  fol.  SBo  aber  alle  froren 
Hofter  loerbcn,  afö  ein  erber  fr^fratoen  Hofter  foH  fin,  ben 
geben  tt)ir  eer  önb  lob. 

[Tlx]^]  SÖian  mag  tt)ot  ai  fnntmieren  baS  jdrlid^  bff 
jä  lieben  int  Hofter,  ha^  jetlid^er  ober  gemeinem  ttifd^  ge- 
bürt  .  t)j|.  bncaten  für  iren  fnnberen  brand^  jft  ffaiber  ober 
anberem. 

3)ie  Hofter  fratoen  mögen  ond^  arbeiten  jimltc^  orbcit 
t)mb  Ion,  önb  für  fid^  felbg  ia^  gelt  brnd^en  jft  nu^. 

8ln§  ben  man^Hofter*)  fötten  toerbcn  ©oHegia,  ttJtc 
bie  frt)  fransen  l^aben,  önb  and^  alfo  bag  güt^)  ö^getailt 
merben. 

SBo  ein  Hofter  jii  arm  ift,  foll  man  öon  eim  r^d^en 
l^^Iff  nemen. 

3n  allen  H6ftem  foH  ab  getfion  toerben  ir  tl^orlic^ 
armiit,  fnnber  jetlid^ö  mag  für  fid^  felbS  l^aben  önb  mit 
eren  Derberen. 

äRan  foH  für  l^in  in  bie  Höfter  erben,  aud^  fo  cin^ 
im  Hofter  ftirbt,  föHen  e^  fine  frünb  miber  l^dmfe  erben. 

S^  groffer  ftraff  gebieten  mir  allen  öögten  önb  ampt- 
lüten,  ba§  ft)  abnemen  bie  fd^mar^en  to^t,  fo  öfftragcn  ctt- 
lid^  *)  beginen,  genant  reget  nnnnen  ber  britten  reget  grancifci, 
3)ontinici,  Slngnftini,  önb  bie  felben  nnnnen  föHen  für  ^in 
fein  önber  ber  öifitation  ire^  5J5farrerg,  önber  toetd^em  auc^ 
fo  ö^t  anbere  erber  feüt  in  ber  pfarr  tdben. 

Setlid^er  fIddE  foH  ein  oug  l^aben  öff  fie,  ba§  ein  erber 
tdben  bo  gel^atten  toerb,  bann  mit  ben  bdttet  münd^en  ift 
e^  öerforgt  at^  ein  ftnrf  fpddE  mit  fafeen. 

Sitten  fotid^en  reget  nunnen  ift  ertonbt  mann  ju  nemen 


0  man  H6pcr  1.  —  «)  g&lt  3.  —  »)  cttcliffe  2. 


Bundsgenoss  XII.  137 

toann  fie  lüoHen.  SBir  ericnnen,  ba§  ir  br^  gelübt  ftnb 
lüiber  biHid^eit  önb  rcd^t  önb  lüiber  ire  rcgcl,  barumb 
foHen  f^  ob  önb  tobt  fein  b^'  öerfierung  aller  fd^irni 
t)on  önfe. 

Sain  bittet  ntünd^  fol  für  l^tn  ntcr  red^t  b^  in  l^aben 
ober  5Ü  \)n  bann  ein  lanb  frentbber. 

SlHen  Klariff erinn  önb  Jjrebigerinn  Hofterfraloen  er*- 
louben  loir  gintlid^  floifd^  \p\)%  alle  •  geloonlic^e  tag  ber 
ttjod^en. 

Sren  önmenfd^licl^en  befd^Iufe  jerbrid^en  mir,  lote  oben 
gefagt  ift  öon  anbem  ffoftern. 

SBir  erfennen,  bog  borfuffer  tnb  prebtger  nit  foHen 
önobfe^Iid^  öifitotor  ober  b^d^tödtter  fin  ober  fij,  funber 
ttjer  ben  froren  gefoü  mit  rot  einest  burgermeifter^  önb 
rab*)  beg  ndd^ften  ^)farrerg,  ben  mögen  f^  jirlid^  onnemen. 

SBir  tragen  groffen  befd^n^erb  ob  bem  önbiHid^en  ju 
muten,  bog  biß  i)h  öon  münd^en  gefd^il^en  ift  ben  frottjen 
Hofteren. 

[ititj]  föt)  groffer  ftroff  foH  in  allen  frotoen  fioftem 
öornen  bt)  bem  reb  fdnfter  oII  tag  jtoo  lefegen  gel^olten 
loerben,  öon  einem  erberen  leermcifter,  ber  bie  nunnen  lere 
lotin  öerfton. 

Stein  Hoftcr  froto  foll  öfferl^olb  be^  d^orö  bie  f^ben 
tagjijt  \pxa(S)tn,  ober  fie  foII  all  tog  für  jetlid^e  jctt  fprdd^en 
au§  bem  d^or  ben  ^f atmen  2)  Seoti  immoculoti.  Sllfo  bo§ 
fie  f^jrdd^  .  f  jiiij.  öerfe  öfe  bem  pfaimcn  für  jctüd^e  tag  geit, 
nit  meer,  fünft  bdt  f^  too^  f^  got  ermonet. 

Södr  lüillig  bor  3)  jü  ift  önb  ben  frottjcn  gefolt,  mog 
inen  ein  prebig  tl^ün,  er  fc^  münd^  ober  ^)faff. 

SSir  örtl^cilen  ein  öerbdd^tig  bing,  todr  für  l^in  eim 
bdttel  münd^  beichtet,  fein  fünft  önb  tt)t)§I)eit  fi^  bann  einer 
gongen  ftat  befont,  önb  bog  borumb,  boö  önfer  lo^b  önb 
finb,  aud^  mitburger,  nit  geergert  »erben. 

SSnfer  rot  loer,  alle  om^jtlüt  in  bkffem  önb  ftetten 
toeren  bor  on,  bog  bie  bdttel  münd^  fein  getoolt  ober  bie 
nunnen  fjetten,  bonn  f^  lernen  öon  inen  wenig  güt^  jü 
feel  ober  ju  eren. 


0  „rab"  fehlt  2.  —  «)  „ben  ^falmen^'  fehlt  2.  3.  —  ^)  bo  1. 


138  Bnndsgenoss  XII. 

SBir  lücHcn  önberfton  fein  rcgcl  laffcn  blibcn  batin 
allein  fant  Sluguftin^  erftc  reget  für  bie  man,  önb  fr^ 
fraiüen  ftanb  für  bie  frameit. 

%xd)  lüollen  tüir  ein  »efen  ber  toalb^jrftbcr  tüte  im 
lanb  tüirtenberg  geiüon  ift  nit  ab  triben,  bod^  föllcn  \t) 
e^gen^  l^aben  önb  ir  p\axxtt  foÜ  ir  öifitator  fein. 

SBir  ttjcllen  ba§  für  l^in  fein  Hofter  gefrciet  f^  öon 
b^fd^offlid^em  getoalt. 

8KIe  geljorfam,  bie  gefreijte  Höfter  bem  bapft  fc^ulbig 
finb,  er!ennen  tt)ir  aU  önbillid^  önb  legen  f^  ai. 

SBir  tübtkn,  bo^  für  l^in  fein  tog  j^t  foH  gefnngen 
tüerben  in  ben  flofterfird^cn,  fnnbcrlid^  ber  bittet  örbcn 
önb  ber  nunnen,  todr  toill  tagj^t  Igoren,  finbet  f^  in  ben 
ftifftcn. 

SKeman  foH  bar  für  l^oben,  bag  tag  jeit  ein  fnnber 
gut  gebdt  f^  ober  ein  funberer  öerbienftH^cr  got^bicnft. 

SBir  laffen  anfe  gnaben  nad^^),  bo^  man  in  ben 
ftifften  finge  bie  tag  jeit,  önb  ia^  öon  gemeine^  irfate 
ttjegen  be§  öoirfg,  bod^  öerl^engen  toix  ba^  öngem. 

SB6IIen  bie  ntünd^  ober  nnnnen  tag  jeit  Italien,  mögen 
f^  foHici^e  lifen  on  gfang. 

[2tii j  **]  (Sin  md§  mögen  bie  münd^  fingen  öff  jetlid^en 
tag,  ftud^  bie  nnnnen,  önb  nit  meer. 

SBeld^e  bnrger  jre  elter  l^aben  Hgcn  h\)  ben  üöftcm, 
föHen  für  l^in  nit  anber^  ire  jar  tag  l^aben,  bann  ba^  man 
t)ff  ber  fandet  ein  gmein  gebdt  für  bie  feien  tl^ü,  önb  baS 
man  öff  ben  jar  tag  ein  gemeine  f<)dng ')  ben  armen  gebe, 
ttjetten  bie  flofterlcüt,  mögen  fie  and^  nemen  tt)ie  anber  arm 
leüt,  önb  and^  foH  man  nit  mer  geben,  bann  bag  eim  im 
Hofter  ein  t)fennig  gebüre. 

Sein  gab  nod^  gelte  foH  man  für  l^in  ben  münc^cn 
geben,  ba§  fie  mdfe  bar  für  Idfcn,  bann  toir  erfennen,  bad 
folid^  mdfe  idfen  nüt  nü|t  ben  feien,  aber  meer  nü^t  e^ 
ben  gütigen  münd^cn. 

Setlid^er  ftat  foH  erlonbt  fein  gefd^idfte  Icüt  nemen 
aufe  ben  Höftem  jn  jjrebiger^),  ^ifarrer,  |dlffer,  önb  ömb 
foHid^^  föHen  fie  lob  önb  bandt  öon  önfe  erlangen,  bann 


»)  nalj  1,  —  «)  So  1.  2.  3;  =  Spende?  —  ")  J)tebt0en  2. 


Bundsgenoss  XII.  139 

c§  fünb  tmb  fc^anb»)  ift,  ioS  fo  b^I  gefd^tdtcr  Icflt  in 
floftetcn  öerbcrben. 

SHen  münd^en  foD  erloubt  fein  üg  l^ilff  ber  ftat 
am))tleüt,  boiS  er  mag  ^&rau^  gon  an  ort,  bo  man  leret 
bie  gefd^riffte  önb  bo  felbft  lection  l^ören,  bo  öor  foH  int 
fein  obcrfeit  fein,  ja  alle  antt)tleüt  ber  ftet  ffiHen  inen  bo 
jü  mit  gtoalt  l^dlffen. 

©5  fd^anb  önb  fd^aben  verbieten  tnir,  bai^  für  l^in 
nientan  foH  in  bie  bdttel  firben  funtnten,  atö  toenig  aU  in 
ein  l^ftr  l^u^,  SBir  toiffen  biefeö  gebotg  groffe  örfad^,  ba^ 
nit  gut  toerc  ha^  einfettige  leüt  folid^  öerfurlid^  bing 
njü^ten. 

Stile  buHen,  brieff,  fr^l^ait,  gtoalt  jc.  eS  trdffe  an 
I9t>ß4  ä^ttid^/  gaiftlic^  bing,  fo  bie  bittet  önb  anber  !t6fter 
l^aben  öon  b4^}fttid^em  ftftt  jfi  roni,  ntad^en  tt)ir  fraffttofe 
t)ff  bifc  ftunb,  al^  bie  fo  finb  argioenig,  öerbad^t  önb  ön- 
ttjirbig  ber  ad^tung.  ©ebörffen  bie  It6fter  ^ttoa^,  fo  l^aben 
önfere  b^fd^off  in  tefitfd^ent  lanb  gnftgfam  gttjalt  bar  jü. 

^ein  pft&nb  foH  für  l^in  (fonbertid^  pfarren)  incor* 
^)oriert  bctibcn  ben  H6ftem  i\)  öerluft  alte^  öffgel^aben  foften. 

8tIIc  ^jfr&nben,  i)farren,  canonicaten,  f6llen  für  l^in 
fre^  fein  beren,  bie  bar  öff  refibenfe  tl^finb  önb  nufttid^ 
mögen  fein. 

^at  aber  ein  ))frfinb  ein  fo  merdttid^  öff^aben,  ha^ 
eim  t)faffen  ju  ö^t  ift  gead^t,  foH  ein  öogt  önb  gerieft  bem 
t)faffen  öerorbnen  gnägfame  com^jeten^,  bag  öberig  orbnen 
in  ein  gemeinen  fedEet  für  l^aufe  arme  teüt. 

[Tlf,]  Db  ber  jel^enben  gfi  gro§  todr,  foH  er  aud^  gon 
in  gmeinen  fedEet. 

S)en  ebetteüten,  ttjetc^e  rebtid^e  fad^en  mögen  bar  tl^ün, 
bar  ömb  pc  jel^enben  innemen,  öerl^engen  loir  ben  jcl^enben 
bi§  öff  toeiter  befd^eib,  bann  e§  ift  atg  biltid^,  fte  neren 
tDt)b  önb  ünb  bo  öon,  aU  ba^  bie  ^jfaffen  önb  münd^  bo 
mit  bie  njdtt  öerferen.  3)od^  njere  önfcr  ttjilt,  ba^  man 
ben  te^en  ir  l^onpt  gut  gebe,  bag  f^  öff  bem  jel^enben 
l^aben,  ö§  bem  gemeinen  ftat  fedEet,  önb  ben  jel^enben  tiefe 
bienen  ben  baufe  armen  tüten. 

0  fdjab  2. 


1  40  Bundsgenoss  XII. 

Sitten  armen  ebclleüten  ober  bürgeren  gönnen  ttJtr  ben 
gel^enben  ir  Üben  lang,  ob  fie  fc^on  !ctn  reblid^  fad^  ire3 
otnfprud^^  bor  tl^un  mögen,  aber  fo  fie  fterben,  foH  mit 
iren  nad^fomnenO  gel^anblet  barinn  loerben  nad^  frummcr 
ttj^fer  leüt  örtaif  önb  ö^fpmd^. 

@o  e§  hmbtlid^  ift,  bag  ber  meertfieil,  fo  jefe  in 
Höftern  ift,  fratt)  mb  man,  nit  getoifet  ^anb,  tt)ie  ein  cHenb 
fd^ebUd^  bing  ift  ömb  ein  Hofterldben,  auc^  bie  gelübben 
getl^on  l^at  offt  öor  ber  geit,  funberlid^  bittet  6rben.  S)arumb 
ift  önfer  rat  önb  meinung,  ba^  allen  flofterteüten  erlonbt 
foH  fin  ein  fr^er  öfegong  önb  abtl^ün  ber  futten,  bag  nit 
ober  m^  alle  ein  erfd^rorflid^e  ftraff  öon  got  lom,  toiv 
mögen  ia^  liben,  ba§  münd^  önb  nunnen  aud^  menfd^lid^e 
önfeüfd^eit  triben,  bann  ba^  burd^  ir  gejloungen  feüfd^eit 
in  örfad^  gebe  ju  öngenanten  fünben  jü  ftraff  gotg  ober 
all  önfer  lanb,  jnen  foÖ  ir  ö^gang  toeber  an  l^b  nod^  an 
eren  fd^aben,  nod^  minber  an  ber  feien,  fie  föHen  öffcrl^alb 
ber  flofter  lieb  mitburger  fein,  toir  toeHen  in  gern  önferc 
finb  JÜ  ber  ee  önb  eren  geben,  toiü  aber  ein^  ober  folid^ä 
önfer  erbietung  in  bem  flofter  fein,  meHen  toir  in  nit  mit 
geloalt  l^dröfe  jicl^en,  er  müfe  für  fid^  felbS  barumb  rec^- 
nung  geben. 

S)od^  lüoHcn  toir  mit  ber  jeit  önbcrfton  alle  bdttel  münd^ 
öeriogen,  funberlid^  jjrebiger  orben  önb  borfuffer  obfcruanfeer, 
bo  mit  gclert  d^riftlid^  erber  Icüt  önb  önfere  trüme^)  mit* 
burger  nit  fo  fd^med^lid^  öon  inen  ömbgetriben  merben  önb 
bag  öoldE  nit  fo  enbd^riftlid^  önberm^fet. 

SBir  Verbieten  i\)  groffer  ftroff,  ba^  man  fürl^in  fein 
flofter  reformier  nad)  gemeiner  lo^fe,  tt)ie  man  biß  f^&x  re- 
formiert l^at,  ift  aber  cir  ftat  ober  eim  lanb  nit  trdglid^ 
ergerlid^  Idbcn  [Tir,^]  irer  ftoftcrleüt,  ift  inen  crloubt  bie 
flofterlcüt  öeriogen  önb  ba^  flofter  eim  gemeinen  nufe  ber 
l^errfc^afft  ober  ftat  innemen,  barumb  ttjctten  nnr  inen  bandf 
önb  lob  fagen. 

S)er  teütfd^en  fierren  önb  jol^anfcr  flofter  laffen  toir 
ber  armen  ebelleüt  ^)frünb  l^üfer  fein. 

®a^  ift  önfer  guttoiHig  frfintlid^  erbietung,  bie  »ir 


0  So  1.  2.  3.  —  «)  trtoüe  1. 


Bundsgenoss  XII.  141 

cüd^  öeiftlid^en  betrübten  Hofterieüten  i)ff  elüer  Hdgltc^ 
fuppltcation  t{)ünb,  in  l^offnung  tütr  föHen  t)on  got  baruntb 
Ion  önb  gnab  em:pfa]^en  t)nb  öon  eüd^  allen  lob  önb  banrf, 
bo  mit  befinden  loir  önfe  in  elocr  anbdd^tig  gebdt. 

S)atunt  l)n  jeit  önb  ftat,  got  önb  tjnfe  njtffent,  loir 
öerl^offen,  fo  önfer  genebigofter  (|err  Staifer  Sarolu^  önb  alle 
ftdnb  be§  reid^^  eloer  loor^afftige  Hag  önb  önfer  früntltd^ 
erbieten  loerben  ermeffen,  f^  föHen  gro§  gefallen  bar  ab 
l^aben. 

3)ein  l^offnung  fe^  allein  in  got 
SSnb  l^ab  nit  forg  e§  für  fic^  gobt. 


(Sin  jut)etfi(^tig  ermanung 

an  bie  reblid^en,  erbeten  ftardEen  önb  d^riftlid^en  leerten 
obern   önb   bnberll^on   gemainer   ©^bgnofci^afft   (genant 

m 

©d^lüi^er)  ba§  f^  tremlid^  Ijelffen  l^anbttiaben  ©mange 
lifd^e  teer  önb  fmntnte  d^riften. 


J)ev  .XIII.  biniMggno^ 


Titelbild:  zwei  Landsknechte  halten  das  deutsche  Reichs- 
wappen;  rings  herum  elf  Wappenschilde   der  Schweizer 
Kantone,  von  denen  aber  nur  vier  Bilder  tragen. 


144  Bundsgenoss  XIII. 


m 


[aj^]  ^|f|3t  tl)ünb  eüc^  5U  ipiffen,  0  ftarden  e^riften»» 
lid^en  Slibgnoffen.  Ö  fd^ü^er  önb  fd^imter 
aller  troftlofcn  i)ni)  getrurften.  S)aS  önfcr 
.jt).  {)aBen  5Ü  gut  gemeiner  teütfd^er  nation  äfifamen  ge- 
j^ttjorcn  5Ü  entbloffen  gemeinen  merilid^en  fd^abcn,  fo  lange 
jar  i)ff  äffen  gemeindEIid^  gelegen  ift.  35in  i6)  ber  .  jiij.  ^n 
ber  jal,  önb  gebürt  mir  ein  rebe  ju  ülüer  erberfeit  ^e 
t^n,  lüoHen  ir  \>^  mir  ^n  folid^er  guter  0  mcinung  an* 
nemcn,  afö  ic^g  üer{)offe.  ©üd^  allen  fampt  önb  funber 
ift  lüijfent,  bog  treU)  önb  glouben  in  eerlid^cn  fad^en,  foH 
aud^  mit  bem  I^blid^en  üben  nit  öcrtildEet  ttjerben,  funber 
allen  j^tlid^en  fd^aben  föHen  lüir  ee  ünberlaffen  gon,  bann  2) 
brdd^en,  ba^'  lüir  berl^aiffen  l^aben.  ©olid^er  reblid^eit  ein 
fid^tbar  ejcm^el  ift  funbtlid^  bt)  allen  benen,  bie  fd^mi^er 
genant  ttjerben,  ba§  f^  ee  Hut  fd^uji^en,  ce  bann  f^  ab" 
trinnig  lüerben  bon  trett)  bnb  a^b  ire§  l^ouptman^,  aud^ 
in  gefdrUd^cit  I^blid^e^  IdbenS.  SBag  ift  bann  eerlid^er, 
mann  ber  at)b,  bcn  wit  d^riftcn  önfcrem  g6ttlid^en  ]^ou^)t^ 
man  d^rifto  im  touff  gef(|li)oren  l^aben,  ben  lüir  fo  offt 
bar  nad^  ^n  fo  üt)!  empfal^ung  ber  facrament  befeftiget 
l^oben,  bann  eineö  jctltd^en  facrament^  nieffung  ift  ein  er- 
nettjerung  gefd^morneg  at)btg.  5)o  wir  im  touff  gefd^tooren 
l^aben,  fat  gu  gefeiten  got  ünb  fine  enget,  ja  bie  gan| 
d^riftenl^eit  bebeütet  in  benen  menfd^en,  bie  jü  jetlid^eg  touff 
geforbert  finb  loorben.  SBaö  ift  eerlid^cr  ünb  notiger  bann 
bie  fad^,  ümb  ber  3)  wir  gefd^looren  l^aben,  bag  ift  trett) 
ttjillfarung  ünferem  got,  5Ü  befd^ü^en  Dnb  bel^alten  fein 
ettjangelif^  gefa^,  ünb  abgejagt  finb  fein  be§  teüfefö  önb 
aller  finer  gef^)dnften.  3r  ttjiffen,  ba^  tt)ir  üon  got  er- 
fd^affen  finb,  erlöft  finb,  ünb  ougenblidlid^  on  ünberlo^  Don 
im  regiert  tt^erben,  alle  ünfere  gebanden  finb  offenbar  feinen 
äugen,  on  ^n  vermögen  tt)ir  nit  ein  Ijalm  ftrott)  üff^eben 
üon  ber  erben,  ^x  tt)iffen  aud^,  bo§  got  neüt  emftlid^er 
füd^t  bann  ünfer  l^oil.  ^erttjiber  tt)iffcnb  ir,  tt)ic  ber  teüfcl 
in  oH  tt)dg  ünberftabt  Dnfer  ^a^I  ^e  l^inbern,  mit  luft  ünb 
bnluft,  mit  glüdE  ünb  ünglüdE.    Söie  not  ift  e§  bann,  ba^ 


')  giiten  1.  —  *)  cc.Dnbcrgan,  bann  1.  —  ^)  tomb  bie  1. 


Bundsgenoss  XIII.  145 

tt)ir  ött§  litten  ju  tmfcrctn  got  önb  abferen  tjon  betn  teüfcl, 
öttb  ba^  nit  ein  tag  allein,  funber  [aij]  alle^  ünfer  Idben 
lang,  aU  lieb  önß  önfer  glüd,  l^eil  t)nb  fdligfeit  ift.  S)ann 
^n  itjeld^em  augenblidf  ber  geit  tr)ir  tDillfaren  bem  teüfel  ^n 
e^nid^erie^  fünbe,  fo  l^aben  toiv  got  ein  finb  t)nb  alle  creatur. 
®ot  günnet  önfe  gut§,  ber  teüfel  arg§.  ®ot  liebt  m%  ber 
teüfel  l^affet  t)n|.  ®ot  fädlet  önfer  feien  l^eil,  ber  teufet 
füd&t  t)nferg  I^b^  önb  feel  öerbammunge.  foId^§  jü  erinneren^) 
i)at  got  t)ff  gfa^t  ein  facrament  be§  tauffeg,  burd^  toeld^e^ 
er  t)er|)fH(i&t  and^  fid^tbarlid^  aHe,  bie  d^riften  ioeffen  fein, 
ju  fleiffiger  tüärndnmng,  toa^  bem  l^e^I  t)nb  ber  öerberbung 
nad^  •^)  f^.  ®o  lüir  bann  aHe  getoufft  finb  önb  ein  eerlid^en 
e^b  gefd^iooren  l^aben  got  önb  ber  d^riftenl^eit,  ift  nad)" 
fölgig,  ba§  toir  föffen  laffen  I^b,  laben,  eer  t)nb  gut,  ee 
bann  toir  abflüd^tig  önb  mainaibig  toerben. 

H  S)ann  ift  ba§  fo  loblid^  bt|  eüd^  menfd^en,  ba^  ir 
terbünbtnüfe  t)nb  e^b  l^alten,  aud^  mit  öerluft  g^tlid^g 
Idbenö  önb  affeö  g^tlid^en  güt^.  SBie  t)t)t  loblid^er  ift  e§ 
b^  got  t)nb  äffen  engten  t)nb  t)or  äffen  frummen  d^riften, 
fo  man  l^od^  ad^tet  ben  gemetten  a^b  got  gettion  l^atten 
mit  öertuft  affe§  befe,  bag  ein  menfd^  l^at  t)nb  ift,  fo  bod^ 
fotid^er  öertuft  ein  groffer  getoin  ift.  SBie  axid)  d^riftu^ 
fagt,  ioetd^er  fein  tdben  öertürt  t)on  minet  toegen,  ber  toirt 
e^  ett)igti(|en  finben. 

H  3ft  e^  b^  efid^  fo  eertofe,  fo  einer  pd^tig  tourb 
m^  t)n  gefdrtid^eit  be^  thitn^,  t)on  finem  gefd^toomen 
e^b,  atfo  bag  ir  fetb^  ein  fotid^en  abtrinnigen  nit  tieffen 
tdben,  ja  l^ufe  önb  l^off  t)nb  äffe  fein  ^ah  ^at  er  b^  tüä) 
öertoren,  toie  ö^t  eertofer  ift  e^  itj  got  önb  aUtn  l^etgen, 
fo  ein  (^rift  abtrinnig  toirt  öon  gefd^loomem  eib,  Don  bem 
id^  oben  gefagt  l^ab.  SBie  grofeti^  toirt  got  erjümet  ober 
ein  fotid^en  böfen  d^riften,  önb  t)on  feinet  toegen  ober  ein 
ganfe  tanb,  bie  fotid^S  an  im  nit  ftraffen. 

H  ®g  ift  aud^  eüd^  toiffen,  ba§  e^riftu^  önfer  ^onpU 
man  t)n§  geben  l^at  ein  gfa^,  begriffen  im  l^etgen  eioan- 
getio,  önb  ^n  Sibtifd^en  iiL6)tTcn  be§  netoen  teftament^, 
njetd^eS  gefafe  öot  ift  affer  biffid^en,  l^e^tfamen,  nü^tid^en 

0  erneueren  2.  —  *)  nadjor  2. 

E b e T 1  i n,  Auagew.  Sohr.  I.  \Q 


146  Bundsgenoss  XIII. 

t)nb  cerlid^en  gebotten,  öff  toeld^e^  toix  gcfd^toorcn  ^abm 
fold^  gfa|  nit  folfd^en,  nit  öerloügnen,  bag  l^aften  ft^jf  önb 
rebKd^,  önb  ob  wir  etlüon  [aij**]  in  önfercm  Idben  bo 
toiber  fünben  t)§  tnenfd^Iid^er  blobigfeit.  SBoHen  totr  bod^ 
nit  tt)btn,  ba§  bem  gfa|  ein  falfd^er  öerftanb,  gIo§,  jufa^ 
ober  abfa^,  ober  anbere  fd^ntad^ .  beto^fen  toerbe.  SRecr 
toöHen  mir  önfere  fünbe  toiber  ba^  gefe^e  le^ber  offt  be* 
gangen,  ablegen  mit  fd^irm  önb  fd^ü^ung  be§  redeten  öcr- 
ftanbt§  be§  felben  (ob  fd^on  toir  önred^t  tl^ünb  ö§  blobileit 
toiber  Haltung  ber  gebot)  looHen  mir  bod^»)  anbtxtn  ben 
tüdg  jur  frumleit  offen  l^alten.  ©oHid^S  önb  berget^d^en 
meer  m6gen  ir  alle  \ampt  önb  funber  tpol  enneffen  nad^ 
l^öl^e  eüioerö  öerftanbt^,  ift  nit  not  ö^I  ba  öon  ju  rebcn^ 
önb  fo  ö^I  önb  ia%  ir  foHid^S  öerftonb,  toirt  eud^,  l^off 
id^,  fo  t)t)I  nteer  befiimmem  önb  öerbrieffen  mifel^anblung 
toiber  obgemelte  biHid^e  tjerbinbung.  3^  fag  je^  nit  öon 
önfer  aHer  fünbtlid^em  üben,  toie  toir  toiber  got  t)nb  fein 
gfa|  tl^änb  t)n  got§  lefterung,  önfeüfd^eit,  ^offart,  nc^b, 
laß  2C.  ©unber  id^  Hag  bie  falfd^,  trugenßd^  tj^Iegung 
t)nfer§  gfa^,  önb  ba§  foHid^  öerfumng  fo  tin  groffen  für- 
gang  l^at,  bag  aud^  ))ein  önb  marter  nad^  ift  aHen  benen, 
toeld^e  redeten  öerftanb  d^riftenlid^^  gfa^  fürgeben  bm 
anberen. 

H  3n  ber  iio^en  fd^ulen  leret  man  l^a^bnifd^e  tjfe- 
legung  be§  d^riftenlid^en  gfa^,  ba§  aud^  toiber  menf^ßd^en 
gemainen  fin  ijon  mdnglid^en  gel^alten  toirt.  SJff  ber 
Kanzel  ober  pxtbxQ  ftäl,  lert  man  nit  aHein  foIid^S  ]^at)b- 
nifd^  comment,  aud^  ba  ju  ©nbtd^rifttid^e  fa|ung,  t)nber 
eim  fd^cin  d^riftüd^er  önbertoifung.  Sie  befd^ioerenb  ba^ 
tt)d^t  gfa^  d^rifti  toiber  fein  gebot,  fie  tjertoidflen  önfer  ge* 
tüiffen  mit  l^oHifd^er  fcni^^ul^,  mit  fo  o^I  bd|)ftlid^en  gc» 
botten  önb  menfd^Kd^en  fa^ungen,  mit  fo  tj^I  ccnfur  bc^ 
bannö,  irregularitet,  interbict,  mit  fo  t)^!  orbnung  öom 
faften,  fe^ren,  ^p\)%  trandf,  beren  aHen  Icbig  önb  lofe  önfe 
d^riftuö  gemad^t  l^at,  3Rit  fo  t)\)t  fantaf^  mb  tl^orcd^tcr 
regel  ja  be^d^ten,  fo  bod^  aud^  bie  d^riftlid^  lird^  nit  meer 
t)on  t^ng  l^aifd^et  bann  ein  tretoe  jut)erfid^tige  befennung 


*)  bodj  löir  1. 


Bundsgenoss  XIII.  147 

önfer  fönb  bem  pxk\tzx  ort  funbre  dngfttge  erjalung.  SRit 
manigfalttgen  formen  ber  buffen,  bo  öon  got  ntd^t  gebotten 
^at,  önb  aud^  ntt  mecr  tlfun  bie  beft  büß  gead^t  ift  aHtodg 
iDorben.  9Rit  fo  öt|I  betrüget^  ber  abla|,  ablafe  brteff, 
mit  öorbetialtung  önb  bar  na^  [aitj]  d)  mit  bif|)enfterung 
fo  ö^Ier  ftüdf  önb  cafu§  ber  getoiffen,  mit  beroubung  önferer 
i)frutiben  önb  platten  ftifften,  fo  burd^  eerlofe^),  feeHofe, 
treiolofe,  t)off,  falol  leüt,  ©urtifan  genant,  tdglid^  ein  für- 
gang l^at.  SDMt  folid^en  bingen  toerben  loir  teütfd^en  tdglid^ 
befd^lodrt,  belaftigt  ^n  önfern  getoiffen  önb  am  gut. 

H  3t  mögen  merdfen,  ioie  man  fo  toenig  öff  ber 
©an^el  fagt  öon  bem  l^eiligen  eloangeüo,  öon  ber  lere 
apoftoli  $auli,  5ßetri,  ^ol^anni^.  3)er  lenger  tet)I  ber 
pxtixQ  ift  öon  ber  lere  9lriftoteIi§,  2:^ome,  ©d^oti,  öon 
Seiferiid^en ,  geiftlid^en  redeten,  öon  fablen,  t)on  todltlid^en 
fad^en.  So  bod^  bie  pxtixQ  nid^t  anberft  folt  fein  bann 
ein  ernftlid^e  reine  öermanung  5Ü  ben  bingen,  bie  ba§ 
etoangelifd^  gefa^  topfet  önb  leret.  3lIfo  ba^  aud^  jie|  ba§ 
d^riftlid^  t)oIdE  öaft  öerbrüffig  ift  toorben  ju  Igoren  follid^en 
mdrün  ber  pxzhxQtx,  önb  ire  feelen  finb  bürftig  nad^  bem 
Idbenbigen  ioort  gotteS. 

3r  merdfen  aud^,  toie  aHer  fleife  je^  gar  t)ff  e^gen 
nu^  önb  eer,  bo  mit  äffe  ijrebigen  öerg^fft  finb,  önb  toirt 
fein  ober  gar  Hein  ad^tung  gehabt  önfer^  ^a\)U.  3)o  l^in 
finb  toir  gebrad^t  toorben  burd^  falfd^e  für^altung  önferer 
prebiger^),  ba§  toir  öntreloer,  lugen^afftiger,  önftdter,  n^«- 
biger,  gomtger,  ^offertiger,  ja  feellofer  finb  bann  l^a^ben 
önb  türdfen,  bann  önfere  |)f äffen  önb  münd^.nemen  gilt 
önb  glofieren  jetlid^em  fein  b6§  fümdmen,  baS  toir  f^ier 
gotg  gar  tjergeffen.  ©oHid^§  l^aben  emftlid^  bebad^t  ö^I 
|öd^  gelert  frumm  erber  leüt,  önb  tjnberftonb  ba^  d^riftlid^ 
gefa^  d^riftenlid^  auflegen  t)nb  leren.  ©^  toöllen  niemanb 
fd^aben  Ü)nn  am  gut,  bann  ft|  e§  on  eignen  nu^  tl^unbt. 
©^  tüollenb  niemanb  fd^aben  t^un  an  eren,  too  man  gott* 
lid^e  eer  lafet  ein  fürgang  l^aben.  ®ie  jtoingen  niemanbt 
re(|t  je  tl^un.  3)a§  tjermeinen  f^,  bag  man  ba^  d^riftüd^ 
gefa^  rein,  rdd^t  önb  d^riftßd^  |)rebige  in  ber  fird^en.    9lIfo, 


0  errrog  1.  2.  —  *)  ^jrcbigen  2. 

10* 


1^8  Bündsgenoss  XIII. 

ob  tnon  fd^on  nit  betn  gefa^  gletd^förmtg  übte,  ba§  man 
bod^  e§  ta^  d^riftfomtig  leren,  tüoHe  id^  nit  d^riftlid^  Idbcn, 
bas;  id^  bod^  ein  anberen  laß  d^riftlid|  leren.  S)o§  man 
bie  hjort  d^rifti  önb  finer  apo^M,  für^Iid^,  Harlid^  t)nb 
tretolid^  fürl^alt  bem  d^riftenltd^en  öoIdE,  nit  öemtifd^cn  mit 
l^aibnifd^en  leren,  mit  [aiij^]  menfd^Iid^en  gefe|en,  mit 
falfd^en  öfelegungen,  bo  bur^  nit  gotte§  lob  önt)  feien  l^cit, 
funber  eigner  nu|  önb  eer  merdlid^  gefud^t  toirt.  @o 
jolid^en  fleife  ber  i)  frummen  d^riftlid^en  boctor,  bie  jefe  l^dr 
für  trdtten,  afö  @rafmu§  Don  8toterobam,  SKartinuS  Sutl^cr, 
®aroIftabiu§,  3ReIant{|on  ac.  mercfen  bie  anbem  falfd^en 
aigengefüd^igen  merlin  foger,  troüm  pxtbxQZx,  leüt  öerfiircr, 
fo  faren  f^  l^dr  für  önb  toellen  önberfton  t)ff  all  todg  ber 
ioarl^eit  ein  toiberftanb  ^e  tl^un,  mit  erbid^ten  lügen  2),  ate 
ob  man  loolle  loiber  bdpftlid^e  gel^orfam,  ioiber  ben  gloubcn, 
ioiber  gmeinen  nu^  be^  reid^g  |anblen,  bo  mit  fie  obgcmeöe 
ioorliafftige  lere  öerbdd^tig  mad^en  ben  einfeltigen  d^^ftcn, 
toeld^e  f^  fo  ö^I  jor  am  narren  feil  gefurt  l^aben,  jr  feel 
önb  gut  öerberbt,  bann  Don  aHen  ioiberfad^em  nüt  beforgt 
toirt  bann  eigner  nu^  önb  eer,  ba^  ougenfc^einlid^  ift  aHen 
ioeifen  leüten,  fo  ben  bingen  eigentlid^  nad&  finnen  mögen. 
3)0  Wt  tnmpt  ba^  man .  bd^)fttid^e  ^eiligfeit  önb  feiferlid^c 
maieftat  önberftat  gu  rai^cn  toiber  bie  toarl^eit  önb  d^rift- 
fid^e  lerer,  fo  bod^  toeber  iap\t  nod^  fc^fcr  red^t  berieft  ift 
be§  l^anbefö.  8lber  bie  gditfreffer,  bie  Icütfd^mdl^cr,  bie 
feien  öerfurer  önberftonb  iap\i  önb  faifer  önber  gätem 
fd^ein  önbiUid^  betoegen  wiber  got  önb  fein  gefafe,  ju 
groffem  fd^aben  menf^Iid^e^  l^eil^.  S)ann  tool  ju  bebenden 
ift,  tt)o  iap\t  t)nb  leifer  red^t  ber  fachen  berid^t  locrcn,  f9 
befd^ü^ten  önb  fd^irmten  alle  obgemelte  frummc  boctorcS. 
8lber  fo  bie  l^oü^ter  ber  fird^en  alfo  burd^  mifegünnig 
fd^ebli^  leüt  öerlo^fen  finb  öfe  öerl^dnAtüfe  got§,  föttcn  »ir 
got  ben  l^erren  trülid^  bitten,  ba^  er  f^  crleüd^t,  bai^  f9 
erlenncn  ber  toarl^afftigen  lerer  treto  \)nh  toarl^eit,  toie  f^ 
ber  fird^en  önb  bc§  r^d^§  eer,  Iieil  önb  nu^  fud^en,  tmb 
toiberumb  ber  abgünftigen  falfd^  önb  öntrew,  bie  nit  ge- 
meinen, funber  eignen  nu|  fu(|en  ju  groffem  fd^abcn  ber 


0  bie  2.  —  8)  lüginn  1. 


Bundsgenoss  XIII.  149 

lird^ctt  önb  be§  r^d^S.  ®el|6rt  ön§  aud^  ju  mit  toorten 
önb  iDdrden  matien,  öcmtancn,  iDantcn  aöe  tmfccc  mit 
d^riften  toax  ju  ndmen  mit  gutem  öerftanb,  toa^  in  foHid^en 
fad^en  5c  t^nb  f^.  S)ann  aud^  bic  tDarl^afftigen  lerer  mit 
irer  öolg  ötib  ansang  nit  fidler  fitibO  ött  I^b,  eer  önb 
gut,  öor  ben  bubcn,  ö§  folid^er  örfad^  finb  lüir  .jö.  jamen 
gefd^hjomen  betDegt,  aud^  eüc^  erlid^en  e^bgnoffen  für^alten, 
toa^  betreff  ber  feel  ^eil  öub  öerbam[a4]muttg,  bann  ir  ein 
gut  be^dr^igt  tyold  finb  önb  anl^engig  nod^  vermögen  be- 
lanter  toor^eit.  @§  ift  önfe  fein  jlü^fel,  too  ir  öerfton 
werben,  toa^  got  gefeHig  ift,  ir  lüerben  ti/b  önb  Üben  bar 
ob  laffen  je  f^ü^en  önb  fd^irmen.  @g  erbarmet  aud^  ön§ 
faft  ba§  alle  frummcn  teütfd^en,  funberlid^  bie  erber  e^bt* 
gnofd^afft,  fo  falfd^Iid^  öon  ben  öerfurif d^en  menfd^en  öer- 
toifen  ift,  ba§  ir  eerlid^cn  fd^lüi^er  mit  önfe  aHen  teütfd^en 
l^alten  öerfiirlid^e  lere. für  d^riftlid^,  ber  münd^  eigen  nu| 
ptr  ütoer  feien  ^eil.  SBie  tool  ö§  gotttid^er  gnab  ir  frummen 
cibgnoffen  atoeg  minber  eüd^  l^aben  laffen  ömbfuren  mit 
ban,  ©urtifant)  önb  ber  glid^en  bann  anbere  tütfd^en.  3)ann 
ir  önb  elüer  öorfaren  öerftenbig  lüt  idoI  l^aben  mögen 
merd en,  too  ^in  bie  pxzbxQ  fange  iar  gerid&t  ift  gefin.  9tun 
I|at  got  an  gefefien  tütfd^e  nation  in  groffen  genaben,  önb 
önfe  leüt  gefd^idft,  bie  önfe  Joiber  io^fen  öff  d^riftUd^  lere 
önb  öff  gmeinen  nu|  be^  ganzen  lanbtö,  gel^ort  önß  allen 
jft,  ba^  toir  foHid^er  gnab  bandfbar  f^en  önb  gefeHig. 
»efe^atb  ift  önfer  früntlid^  d^riftlid^  bit  an  üd^  fig^afftigen 
ftardten  reWid^en  e^bgnoffen,  ir  toellen  trctolid^  |alten  ob 
önb  jü  önfcrem  d^riftlid^en  gfa^.  3r  tiaben  aHtoegen  ba§ 
loort,  ir  ^elffen  betrübten,  getrudtten  jered^t  on  aHe  fordet, 
l^anbtl^aben  j|e|  ba§  d^riftlid^  red^t  önb  finb  bar  an  ba^ 
^n  ben  ürd^en  get)rebiget  toerbe  etoangelifd^e  gfa|  önb 
gefd^loigen  ber  ^eibnifd^en,  menfd^Iid^,  öerfurlid^  öfelegung. 
Ob  er(id&  frumm  d^riftlid^  lerer  ober  tut  ju  üd)  fliel^en 
toerben  afö  ju  fd^irmem  önb  fd^ü^ern  ber  toar^eit,  t^änb 
in  trüioen  b^ftanb,  laffen  eüd^  nit  erfd^reden  bot)ftIid^  bull, 
bau,  gebot  önb  ber  glid^en,  bann  bie  falfd^en  öerferer 
bringen  öfe   folid^  brieff  on  befe  bap^t  toiffcn  tmb  anberer 

0  ift  1. 


150  Bündsgenoss  XUl. 

fürften,  önb  mJgen  loarl^afftig  leüt  fein  aubten^  l^aben  b^ 
itn  leerten,  baS  bringen  bife  tüfelfd^en  mcnner  mit  gelt 
önb  gaben  jä  toegen,  mit  toeld^en  f^  gu  in  neigen  bic 
ndd^ften  biener  ber  leerten,  bo  mit  fein  jugang  mog  fein 
ber  tüarl^eit.  SSnfe  ift  nit  mifegieübig,  tt)o  ir  ein  mol  Icfen 
bie  offenlid^  emongelifd^e  lere  mit  ber  gottUd^en  ö^Iegung 
a))oftoIi  t)anli,  tDeld^e  er  in  finen  tpx'\ikn  begriffen  ^at,  ir 
itjerben  mcrdfen,  wie  erbdrmlid^  toir  fo  b^t  \ax  berfürt  finb 
tüorben  öon  mundo  önb  ))faffen  öff  bem  <)rebig  önb  b^c^t 
ftnl,  lüie  tDoI  nod^  \)t)t  frnmmer  eerlid^er  pxk^kx  finb  önb 
getDefen  atoeg,  ben  folid^g  nie  gcfaHen  l^at,  bo(^  f)at  ber 
anbem  falfd^er  fd^^n  önb  ö^Ie  l^in  bnrd^  tmngen. 

[a^^]  4l  ^x  finb  fd^toi^er  genant,  eloer  l^od^fte  eer  foH 
fein,  bag  ir  and^  blut  fd|tt)i^en  in  ber  fd^irmung  bcö 
l^eiligen  en)angelif(|en  gefa^  önb  finer  teer  anbangen,  ^x 
foffen  fd^tDi^er  fd^ü^er  fein,  fd^irmer  önb  befialter  ber  ön- 
billid^en  Verfolgten  fmmmen  d^riften.  3r  finb  aibgnoffcn 
gefd^olten,  barumb  tialten  ob  bem  aib,  ben  ir  got  im  touff 
getl^an  ^abt,  önb  fo  offt  bar  nad^  gefeftiget  ^n  em|)fa]^ung 
anberer  facrament,  önb  Iielffen  and&  önfe,  ba^  ioir  önferen 
aib,  fo  loir  got  t)ff  fein  etoangelifd^  gfa^  getl^on  Iiaben, 
mögen  l^alten,  ba§  toir  nit  öon  ^riftlid^er  lere  toerben  gc- 
triben,  ba§  toir  nit  fo  önbiHid^  öon  ben  falfd^en  c^riften 
önb  lerer  ömb  ünfer  gut,  eer  önb  I^b  fummen  loiber  got 
önb  red^t.  S)ag  ir  folb  nemen,  b^ftanb  tliunbO,  J^tlid^cn 
l^erren  ömb  ^^tfid^  lanb  je  fd^irmen,  befümmert  on§  nit, 
ir  f^en  antiengig  njem  ir  ioollen,  aber  toa§  anrürt  ber 
feien  l^eil  mtb  ^riftlid^  gcföfc/  motten  ir  attein  got  an- 
fangen önb  bo  für  faxten  önb  ftreiten.  9lzmpt  ein  tjctmpü 
an  ben  d^riftlid^en  friegg  feüten  fant  äRori^en  gfd^ettfd^afft, 
bie  bereit  toaren  I^b  önb  Üben  ju  fe^en  ju  jet^tlic^cn 
l^erren  ^n  jtitlid^en  fad^en.  Slber  öom  feigen  etoangclio, 
öon  d^riftlid^em  gfa^  mod^ten  ft)  aud^  mit  bem  tob  nit  ge- 
triben  toerben.  SSn|  ift  fein  jtoifel,  too  bie  frumm  e^b- 
gnofd^afft  treiolicl  ob  d^riftenlid^em  gfa^  l^ieÜ  önb  ob 
frummen  d^riften,  c§  ioerbe  fein  enbd^riftlid^er  gioalt,  falfd^, 
bntrew,  fürgang  l^aben.    ®ot  I|at  eüd^  geben  ein  ftarden 

0  t^onb  1. 


Bandsgenoss  XIII.  151 

Xt)b,  gcl^er^igt  gemut,  ein  ford^tfamen  natncn  in  aller  toliU, 
€in  befd^Ioffen  lanb,  ein  erbeten  finn  önb  ntut,  ein  gött- 
liche narung  Don  bcr  erben  önb  ö^d^,  ein  fru^tbar  öold. 
©ollid^en  gaben  fonb  ir  bandbar  fein  t)nb  eitjeren  guten 
namen  meren  önb  eren  an  bifen  d^riftlid^en  tl^aten,  ba§  ir 
fd^imten,  fd^ü^en  ba^  etoangeliunt  gotte^.  SSnb  toir  Italien, 
got  l^ab  eüd^  barumb  aHtoeg  funberlid^  abgefünbert  öon 
i)nb  für  anber  menfd^en,  ba§  er  burd^  eüd^  totU  ein  mal 
funberlid^  befd^irmen  feine  gfa|.  SBoHuff,  ir  ertid^en  ftreiter, 
t)nb  crtoecfen  etoere  l^dr^  önb  gemftt  önb  etoer  döriftUd^  ge- 
blut,  ftonb  tretDlid^  b^  eitjerent  got  t)nb  finem  gfa^,  fo 
toirt  er  eüd^  önb  etoer  linb  t)nb  gfinb  j^tlid^  önb  etoig 
neren,  meren  önb  eren.  3)er  toeH  eüd^  önb  önfe  genabig 
fein.    9lmen. 

Sonb  t)n§  b^fton  mit  fr^em  müt, 

S)er  für  ön§  am  cru^  öergofe  fein  blut. 

t' 


(Irr  etafmu^  t)o 


Slotl^erobam     im    bä(^     ®nco- 
mion  aWorta^,  jatgt  an  bc  ^pbi 
lxä)tn  bienft  fo  toir  jel  bciD^fen 
ben  l^dltgen. 


2)cr  .Xim.  buuM 


Brust- 
bild des  Eras- 
mns  mit  der  Um- 
schrift: THN  KPEITTQ 
TA  ZYrrPAMMATA  WEISET: 
IMAGO      AD      VIVAM 
EFFIGIEM    EX- 
PRESSA.  AN. 
MDXXI. 


154  Bundsgenoss  XIV. 


IPII  nad^  ntiner  öerfttd^t  ift  fain  tounber,  bann  fo 
^^  t)^I  l^od^  öcrftenbigcr  meine  gefeHen  öor  mir 
iren  fleife  bar  get|on  ^abtn,  hod)  ba§  id^  idoI  mog  befton, 
tüürb  xd)  für  tüenben  für  meinen  tlieil  ben  loWid^en  \pvnä), 
fo  ©rafmng  öon  SRoterobam  fd^reibt  in  bem  ind)  ©ncomion 
aJloria^  öon  t^orlid^en  l^aitigen  bienft.  9Wt  ba§  ber  l^od^- 
berfimpt  lerer  ©rafmug  tüiberig  ft|  bem  got§  önb  l^ailgen 
bienft,  ben  er  and^  fürberlid^  lobt.  9lber  im  mi^folt  fo 
groffe  abtoife,  fine  toort  finb  bt)fe,  önb  nim  f^  aUt  für 
mißfaHige  bing  an. 

S)eren  ift  ein  groffe  jal,  bie  ber  got^gebdrerinn  ferfe- 
lein  öffftedten,  aud^  ömb  mittag,  bo  man  fein§  licd^teö  be- 
barff,  aber  ioenig  finb  bie  ftd^  fteiffen  ir  nad^  öolgen  in 
feüfd^em  laben,  in  bemüt,  in  liebe  l^immlifd^er  bing,  fo 
bod^  folid^g  red^ter  bienft  ift  önb  ben  Iielgen  am  an- 
gendmften. 

SBeld^e  menfd^en  ein  gefallen  l^aben  ju  fagen  ober 
Igoren  groffe  erbid^te  tounberjaid^en  öon  l^elgen,  finb  ober- 
au§  tl^ored^t,  fie  laffen  fid^  nit  benigen  in  foHic^cn  fablen, 
bie  f^  erbendfen,  öon  erf deinen  ge^ften,  feelen,  teüfflen 
t)on  ber  {|eH,  önb  berief  taufent  miracul,  bie  man  aud^ 
für  fo  ö^I  gloubliafftiger  l^alt,  tt)ie  t)tjl  fie  önmdffiger  er- 
bad^t  finbt.  @oUd^  fabutifd^  miracul  finb  nit  aHein  ^)  fur|- 
n)ilig  ju  f)6ren,  fie  bringen  aud^  nu|  ben  ))f äffen  önb 
))rebiger. 

Siftriug. 

3n  ben  toorten  öertoürfft  ©rafmu^  nit  toaxt  miradfcl, 
aber  erbid^te,  önb  bie  ju  aignem  nu|  erbid^t  finb,  bo  mit 
man  meer  gdit  au§  trudf  t)on  ben  toiberen,  alten  önb  balb 
geloübigen,  bann  toeld^er  bem  l^elgen  etoangelio  tool  gloubt, 
ber  ad^tet  nit  faft  folid^er  erbid^tcr  miradfel,  t)nh  toix  fd^en, 
toeld^e  folid^en  fablen  faft  glouben,  bie  ad^ten  nit  ö^I  ber 
etoangelifd^en  toar^eit.  ©rafmuö  toirt  aud^  gead^tet,  er  rebc 
l^ie  toiber  ba§  noc^gültig  öoW  ber  queftionierer,  bie  ber  l^elgcn 


*)  Im  Druck:  alHein. 


Bundsgenoss  XIV.  155 

l^dtumb  ömbfürcn  önb  ort  aHc  fd^atn  :|)rebigen  fte  gtfoffc  lugert^ 
l^afftige  ntirodfel  bem  öoldf,  ber  fie  bamod^  bim  0  ftiin  felb§ 
f|)otten. 

©rafmu^. 

[2ltj]  eg  ftnb  etlid^,  bte  M  felb§  t^orlic^  öberrebcn, 
tDann  einer  ein  ntol  im  tag  anfe{|e  erbid^t  groffen  d^rifto- 
|)!^orum  gemalt  ober  fein  Iiül^in  bilb,  bem  htm  ben  felben 
tag  fein  fd^ab  ju  l^anben.  Ober  njeld^er  eim  bifb  fant 
93arbara  aU  tag  etlid^e  batlin  ft)rdd^,  ber  hjerb  gefunb  aufe 
bem  fricg  toiber  fummen.  Ober  h^eld^er  fant  ©rafmum 
mit  fonberen  gebitlin,  fer^Iin,  öff  funbere  tag  öereret,  ber 
toerb  balb  rid^  lüerben.  S[ud^  l^at  man  einen  l^aibnifd^en 
^erculem  erfunben  an  fant  36^gen.  3tem  ein  ^atjbnifd^en 
|)5)3oIitum,  befe  :pfarb  f^  mit  foftlid^em  gejierb  ömbl^enden 
t)nb  t^nb  im  groffe  eer  an  in  ber  ürc^en,  bringen  im 
funbere  ojjffer  önb  ift  ein  fünglid^er  fd^tour,  fo  einer  bt) 
fant  Jörgen  ifen  ^ut  fd^loert.  Slber  toa^  foH  id^  fagen  öon 
benen,  bie  in  felbö  fd^maid^Ien  mit  erbid^tem  abla§,  önb 
maffen  an§  bie  lenge  be^  fdgfeh^rg  mit  fanb  ören,  önb 
gelen  ab  jar,  monat,  tag,  ftunb,  caren,  qnabragen,  aU 
fetten  fie  e§  an  einer  tafel  gegaid^net,  l^aben  aud^  fein 
jlo^fel  bar  an,  e§  f^  red^t  ab  gered^net.  ©tlid^  l^aben  ein 
gro^  gefaHen  ab  ben  gauberifd^en  gebdtün,  öon  ben  leüt^ 
befd^iffer  erbad^t  t)mb  fur^tt)il  ober  ömb  nu^,  beren  ge^ 
bdtlein  etlid^  braud^en  ömb  r^d^tumb,  etlid^  ömb  eer,  etüd^ 
t)mb  luft,  etlid^  ömb  narung,  etlid^  ömb  gefunb  tag,  etlid^ 
ömb  ein  frefftig  alter,  ©ttlid^  öer^offen  burd^  folid^  ge^ 
bdtlin  ain  {|o{|en  fi|  bt)  d^rifto  im  l^immel,  bo  I|in  f^  boc^ 
nit  begeren  balb  5u  fummen,  funber  erft  bann,  fo  fie  mub 
hjerben  g^tlid^er  lüft,  toollen  f^  bar  öff  annemen  l^^mm^ 
lifd^e  frMb.  S)urd^  ben  ablafe  önberftat  ein  fouffman  ober 
frieg^man  ober  ein  rid^ter,  mit  eim  ^jfennig,  ben  er  in 
ftodf  ioürfft,  ablegen  öff  ein  mol  äffen  l^auffen  ber  fünb^) 
fein^  Idbeng,  fo  t)t)I  falfd^  fd^tt)ür,  önfeüfd^eit,  füffer^,  jand 
t)nb  l^aber,  morb,  betrügnüg,  mainaib,  öerrdter^,  titn  atö 
l^et  er  ein  gebing  mit  got  burd^  ben  ablag  gemad^t  önb 
alfo  bie  fd^ulb  abgelegt  gan|  önb  gar,  ba^  er  t)ff  ein  neh)! 

1)  bim  ( =  bei'm).  —  »)  pnb. 


156  Bundsgenoss  XIV. 

mag  anfa^en  ben  öortgen  raten,  toa^  ift  aber  tl^ored^ter^ 
ia  toa^  ift  faliger  bann  bie  inen  felb§  öer^eiffen  bie 
l^od^ft  fdligfeit,  fo  fQ  all  tag  bie  .  öiij|.  öerfe  öfe  bem  p^aütx 
f|)re(^en  önb  bife  öerfe  l^at  ein  tüfel  offenbart,  afö  fie  jagen 
fant  Seml^art.  ©olid^en  ttiorlid^en  bingen  gelouben  aud^ 
orben§  leüt,  nit  allein  einfeltige  d^riften. 

[2ttiT  Sft  nit  bog  aud^  ein  t^orl^eit,  ba^  jetlid^e^ 
lanb  l^at  ein  funberen  Iielgen  önb  jetlid^em  Iielgen  geben 
fie  5Ü  funbere  {|ilff  önb  funbere  eer,  ainer  foß  l^dlffen  im 
jan  tt)e,  ettlid^  in  finbe^  banben,  ettlid^  fo  jemanbt  etmaS 
öerloren  ^at,  ettlid^e  im  fd^^ffbrud^,  ettUd^e  foffen  be§  ö^d^§ 
ober  fd^ojf  tjüten  önb  ber  glid^en  anberg,  bann  id^  fan 
nit  alle  bing  erjelen.  STber  toa^  bit  man  anber^  öon  ben 
Iielgen  bann  t^ored^t  bing?  (St)^e  an  alle  jaid^en,  bie  man 
l^endtt  an  getoetb  önnb  tDenbe  ber  firc^en,  ber  bilb  ober 
jaid^en  jaigt  Iaine§  an,  ba§  einer  ber  tfjorl^eit  f^  entlaben 
tüorben,  ober  ömb  ein  l^ar  toi^iger  fe^  toorben  bann  öor. 
Slber  fie  jaigen  an,  ba§  einer  aufegefd^toummen  fe^  aufe 
gefdrlid^eit  befe  toafferS,  etlid^en  l^ab  ein  ftid^  nit  gefd^at 
am  leben,  ©ttlid^e  finb  entrunnen  öfe  bem  frieg,  l^aben 
anbere  laffen  fdd^ten.  ©tüd^e  l^at  man  an  galgen  gel^endft, 
aber  auß  Iiilff  ein§  l^eiligen  ift  ber  ftrid  gebrod^en  önb 
ber  bieb  entmnnen,  ba§  er  me  mod^t  ronben.  ©ttlid^c 
l^aben  an'^  bem  t^um  gebro^en.  ©tlid^e  finb  gefunb 
toorben  t)om  fieber  toiber  be§  ar|et  toillen.  ©tlid^  ^aben 
g^fft  trundfen  önb  l^at  inen  nit  gefd^at,  ba§  bod^  ircn 
fratt)en  nit  ift  lieb  gefin.  ©ttUd^e  l^aben  ben  toagen  ömb 
getoorffen,  aber  bie  t)f4rb  finb  gefunb  l^eim  htmmen.  Stlid^ 
finb  gef aÖen  önb  ^at  t)n  neüt  gef d^abt.  @iner  ift .  it)  ein§ 
anberen  loeib  ergriffen  toorben  önb  ift  itm  eeman  ent- 
gangen, aber  leiner  bandt  ben  l^elgen,  ba§  er  finer 
narr^eit  fe^  ab  !ummen,  bann  man  nit  begdrt  öon  inen 
toifel^eit.  9Hfo  ein  füfe  bing  ift  tyxab  tl^orl^eit,  ba^  toir  ee 
manglen  aHer  bing  on  ber  narrl^eit.  SJnb  foIi(|er  tl^ored^ter 
miradel  ift  fein  jal,  bod^  laffen  bie  ))faffen  f^  alfo  bliben, 
bann  e§  inen  ju  nu^  bienct.  SBoIt  aber  ein  toi^fer  man 
öfffton  önnb  fagen  bie  toarl^eit,  alfo  fj^red^enbt,  bann  »ürbft 
bu  tüol  fterben,  toann  bu  red^t  lebeft.  S)u  legft  ab  bie 
fünb,  loann  bu  5Ü  bem  l)fennig  legft  relo  önnb  Icib  ber 


Bundsgenoss  XIV.  157 

tjergangnen  füttb,  aud^  trdl^er,  toaä)tn,  gebat,  faften,  önb 
fo  bu  bin  gan^  leben  befferft,  bann  ift  bir  ein  l^eilig 
günftig,  fo  bu  feint  leben  na6)  öolgeft,  nit  allein  fo  bu 
ablafe  fouffft,  ober  bem  l^elgen  ein  lied^tlin  ober  ein  bilblin 
o|)fferft.  ©oft  ainer  ba^  önb  ber  glid^en,  ha^  bod^  bie 
ioarlicit  ift,  ))rebigen,  fo  iourb  ein  groff er  murmul  tüi[2liti]ber 
in,  befel^alb  ba§  er  bie  leüt  toolt^)  öon  ber  tl^orlieit  ju 
toife^eit  jiel^en. 

3u  ben  obgemelten  tl^orl^eiten  gehören  aud^  bie,  toeld^e 
b^  trem  Üben  orbnen,  wie  man  mit  irem  tobten  fd^clmen 
ein  gebrad^  foll  ht)  bem  grab  Iiaben,  ioie  ö^I  fernen,  toie 
t)\)t  fd^toar^e  flag  Ileiber  follen  tragen,  toie  öil  finger,  ioie 
t)H  toeiner  ober  flager,  eben  aU  ob  bie  feien  in  jliener 
mdlt  befunbcn,  toa^  folid^er  tl^orl^eit  in  nad^  gefd^id^t,  ober 
atö  ob  fid^  bie  gaift  miften  befd^amen,  too  in  foIi(|  er  nit 
öff  erb  nad^  gef^d(^. 

Siftriug. 

So  ein  fürft  ftirbt,  fürt  man  ein  ))fdrb  in  bie  fird^ 
mit  fd^toar^em  gejieret,  önb  binbet  bem  })fdrb  ben  Iiatö 
önben  an  be§  ro|  füfe,  eben  aU  ob  ba§  |)fdrb  ben  lopfi 
l^endfet  niber  öfe  dag  önb  tl^rauren.        D  t^or^eit. 

@in  sufa^. 

Dbgemelte  toort  ©rafmi  önb  liftrij  foIIen  toir  alfo 
annemen,  nit  ia^  \t)  önfe  abfuren  loeHen  öon  ber  toaren 
eerung  got§  önb  ber  l^elgen.  3lber  barumb,  ba§  toir  fallen, 
toit  mit  ndrrifd^en  fad^en  mir  ömbgonbt  aud^  im  gop 
önnb  l^ailigen  bienft.  ®o  blinb  ift  bie  todli  ba^  fie  fain 
bing,  tüie  öngefd^idt  e^  ift,  erfüd^t  önb  örtl^eilt,  ob  e§  fd^ab 
ober  nu^  f^,  gut  ober  hb%  folid^^  fallen  bann  g^feig  j^faffen 
\>nh  münd^  önb  braud^en  ju  eignem  nu^  bie  menfd^Iid^e 
tliorl^eit.  3ft  eg  nit  ein  merdflid^e  grobe  triigcr^,  ba§  bie 
leüt  glouben,  burd^  ablafe  toerbe  abgeleit  fo  getoi^Iid^  bie 
pün  be§  fdgfelorg,  ba^  man  aud^  barff  tag  önb  iar  fefeen 


158  Bundsgenoss  XIV. 

in  bic  ablafe  bullen,  önb  fie  öerfiglen  mit  bifd^off  figel, 
onb  offenlid^  öor  gelert  önb  öngelcrt  in  ber  lird^en  Idfen, 
mbä)t  boc^  ein  itj^fer  gebenden,  got  liefe  folid^  folfd^  münc^ 
önb  t)faffen  nit  toiffen  bie  toaxi)txt  feiner  ^einilici&en  ört^cU. 
3)a§  ift  ein  groffe  blint^eit,  fo  man  afö  t^oriid^e  jaid^en 
an  fd^ribt  b^  ber  l^elgen  bilb,  bie  offt  meer  lad^en  bringen 
bann  anbad^t,  önb  meer  bienet  ju  ft)ot  ber  feigen  bann 
5u  lob. 

3)ie  t)rebiger  fagen,  got  l^ab  irem  Z^oma  geoffenbaret, 
fein  tjfelegung  ber  gefd^rifft  f^  önfatig  önb  ein  öngelertcr 
})abft  f)ab  im  jeüdfnüfe  bar  ju  geben,  fo  bod^  funbtfid^  ift, 
ba§  .ij.  l^unbert  iar  lang  fein  leer  öertoorffen  ift  gefin, 
aud^  öon  fi«»  [2tiij^]  nen  glid^irrigcn  fd^ül  gefeHen,  önb  am 
tag  ligt,  ba§  bie  ler  S^ome  ein  öerfurung  ift  ber  d^riften- 
^cit,  meer  mit  bem  enbtd^rift  önb  mit  bem  Slriftotele  ift, 
bann  mit  d^rifto  önb  mit  ben  ajjoftlen,  t)nb  oud^  in  nie- 
man  mag  on  ^totifel  für  ein  feigen  Ratten. 

S)ie  barfäffer  mad^en  fc|ier  fo  t)il  aufe  irem  %xan* 
cifco  atö  aufe  d^rifto,  bar  ai  and)  ber  ^eilig  grancifcuS 
grofe  mifefaHen  l^at,  önb  id^  in  für  fein  feigen  l^ielt,  ttjo 
er  nit  gan|  önb  gar  öertoorffen  Iiette  ber  bittet  münd^ 
ftanb  t)nb  todfen,  tt)ie  ft)  je^  mit  ömbgonb,  önb  fünberfid^ 
ba§  gltifenerifd^  betrüglid^  Idben,  ba§  je|  fine  barfuffer  ob- 
feman^er  fialten,  öon  bem  fie  felbg  fagen,  got  önb  gfran- 
cifcnö  mog  e§  inen  nit  lang  t)ertragen.  @id^  tt)a§  fie  öon 
irem  fjrancifco  fagen,  toer  bem  barfuffer  orben  gu^  günnet, 
ber  ftirbt  !ein§  önfdiigen  tobt§.  SJer  bem  barfuffer  orben 
tüiberig  ift,  ftirbt  leing  guten  tobt§,  ift  nit  ha^  t^orl^eit, 
fo  auc|  alle  l^elgen  marterer  arbcitfiliglid^  geftorben  finb. 
grancifcu^  niml^t  alle  iar  aufe  bem  fdgfelor  äffe,  bie  aufe 
finen  br^  orben  bar  inn  finb.  3)o  grancifcu^  geftorben 
ift,  Iiat  er  ba§  fdgfett)r  gan|  t)fe  gelert.  ©ein  orben  tocrbe 
fton  bife  an  iüngften  tag,  önb  ift  bod^  allen  toifen  funbt- 
lid^,  ba§  barfuffer  orben  toiber  öemunfft  önb  gefd^rifft 
ftrebet,  mb  e§  f^  bann  bag  grancifcu^  l^ab  alle  frumme 
tJoHomne  d^riften  für  fein  brüber  getjatten,  bercn  altoeg 
ctlid^  fein  tt)erben  bife  an  iüngften  tag,  fo  mag  foIi(§ 
<)rol3]^ec^  meer  ein  fabel  fin  erbid^t  öon  ben  betrüglid^en 
münc|en  bann  öon  bem  ^eiligen  öatter,  önb  nod^  meer,  ob 


Bundsgenoss  XIV.  159 

fd^on  gtancifcu^  foKd^en  öerftanb  gel^abt  i)tttt,  ift  bod^  e^ 
t)txha^Ü\d),  bag  er  iDolt  fid^  jelt  ^aben  önber  bie  öol* 
fontnen  d^riften,  fo  man  bod^  fo  groffe  betnüt  öon  im  fagt. 
Qtcm  tocld^er  tiit  guten  hJtHen  l^ab,  mög  nit  öerl^arren  in 
fim  orben,  ftn  orben  tüdrff  ^n  aufe,  toie  ba^  mor  bie  tobten. 
@ben  afö  ob  nit  l^unbert  taufent  b6fett)illiger,  önfeüfd^cr^ 
fd^antperer,  l^offertiger,  eer  abfd^nibenber,  rad^fdliger  önb 
öilfattig  bibifd^  in  feim  orben  finb,  önb  bo  inn  bliben  ^n 
eer  önb  ruto  öor  benen  erber,  frumm,  gelert,  gefd^idft  nit 
möge  bliben. 

Stem  ob  nit  leüt  loeren,  bie  barfuffer  orben  erfa^ten^ 
tüolt  got  fie  laffen  bo  jü  erft  geboren  hjerben.  SSnb  ber 
bing  ö^I  [214]  fagen  f^  öon  irem  fjrancifco,  bo  b^  ge* 
fd^toigen  f^  gar  befe  lobS  ©^rifti  önb  finer  l^elgen  etoan- 
gelifd|en  lere,  fagen  meer  öon  irer  |)dbftifd^en  i),  t^ored^ten 
reget  bann  öon  fant  pauU  tpx^itt  ®ebenfen  toeber  got§ 
nod^  feiner  muter,  bann  afö  öil  e§  bienet  ju  ire§  gran- 
cifcu^  lob,  ja  burd^  francifcnm  hJoHen  ft|  l^od^  önb  ge- 
l^alten  fin,  önb  önber  be§  l^eiligen  eer  fü(|en  fie  eer  önb 
nu^.  ©ie  fagen  felb§,  toir  |aben  nit  groffer  eer,  bann  fo 
toir  önfe  arm  ftellen  in  flaiberen  önb  anbed^tig  in  geberben,, 
man  gibt  önfe  aud^  05I  meer,  önb  toa§  einer  loftlid^^  ober 
l^übfd^  Iiat  fol  er  nit  laffen  fe^en  öor  ben  leüten,  ®ie 
l^aben  ein  l^elgen  genant  Subomicu^,  ber  »irt  f)üt  ein  bar*» 
ffiffer  önb  mom  ein  cr^bifd^off,  bo  mit  im  fein  orben 
leidster  loere,  önb  l^at  im  red^t  getl^on,  bann  öiHid^t  toer 
er  im  bdttler  ftanb  öcrborben.  S?on  bifem  geben  f^  ani, 
er  öermoge,  ia^  ein  önberl^affte  frato  ein  finb  öberhtmm 
(ba^  öerftonb  alfo.  SBann  ein  iunger  ftardEer  barfuffer 
öor  l^in  brt)  tag  nad^  einanber  ber  fraioen  allein  ettlid^e 
gebdtlin  öorfprdd^,  fo  eg  nieman  fdd^  ober  l^öret  2C.)  önnb 
fo  einer  fratoen  möd^te  mißlingen  5U  ber  geburt,  l^dlff  ir 
ber  lieb  l^eüig  (fo  öerr  bo^  fie  ba^  finb  feim  barfuffer 
gebe,  ob  er  fd^on  ein  loirbiger  öatter  ift.) 

©ie  l^aben  ein  l^elgen  genant  Slnt^oniu^,  toer  in  ang- 
rifft, ber  finbt  öerlorcn  löffel  önb  mdffer  önb^)  fd^Iüffel, 
oud^  öerloren  nablen  önb  l^dfftlein.    3Rit  follid^er  narrl^eit 

0  *>ÄbttfdJcn.  —  «)  anb. 


160  Bundsgenoss  XIV. 

^onb  f^  bmb  bnber  bem  ainfcitigen  öoIdE,  bo  mit  neren  ftc 
fid^  mit  groffem  fd^aben  d^riftlid^g  tüdfeng  önb  gemeine^  nu^. 

®ie  |)rebtgcr  mixnä)  erbendfen  ftben  gulbin  0  mh%  bic 
barumb  gulbin  l&aiffen,  bann  man  muß  in  ein  gulbtn  bo 
Don  ju  I6fen  geben.  2lud^  rofenfran^  bnb  önferfratocn 
mantel  önb  bar  jü  b^I  bruberfd^afften,  toer  bo  inn  totl 
pn,  mu^  ein  früher  geben  in  jü  fd^riben,  önb  aß  offt  man 
lifet  ben  namen  jarli^,  muß  man  ein  |)fennig  geben.  @tc 
mad^en  ein  l^elgen  an^  irem  Sominico  bnb  id^  l^alt  in 
barumb  für  l^ailig,  bann  er  berflud^t  alle  prebiger  mitni^ 
(bann  jü  gelouben  ift,  bag  er  im  geift  erfant  ^ab  aH  ir 
bo§]§eit,  bie  \t)  getriben  l^anb  U^  l^dr.  2lfö  bon  ber  em- 
Ijfendfnü^  äRarie  bnb  jS  95im  mit  bem  bruber  ic.)  bann 
it)  bife  bff  b^fe  ä^t  bon  im  Derpd^t  finb  gett)e[2t4**]fen2), 
bann  an  feim  teuften  enb  berflud^t  er  alle,  bie  ligenb  gut 
in  fein  orben  brdd^ten  ober  annemen,  ba§  ftobt  in  finer 
Kegenb. 

Si^  nett)  getrudfte  büd^er,  bie  b§  finb  gangen  bon  ber 
iarffiffer  ftatut,  regel,  l^iftorien,  bnb  aud^  öon  ber  prebiger 
fabel  in  öilen  irer  felbg  bid^ten,  ttJürbft  bu  ^pbüxd)  lugen- 
i^afftig  bing  finbcn,  bnb  fo  einer  bnber  inen  ift,  bem  folic^ 
bnt^riftgloübige  bing  mißfallen,  muß  er  entrinnen  ober 
aber  langttjerenbe  marter  I^ben. 

2)er  Earmeliten  gemal^elfd^afft  önb  gefatterfd^afft  mit 
SRaria,  ift  inen  ein  f(|irm,  ob  fic  fd^on  toeber  in  füfd^cit^ 
nod^  armut,  nod^  bemut,  nod^  tt^elt  berad^tung  nad^  böigen 
"Sßarie,  fagen  f^  bod^,  äRaria  bnb  f^  finb  gefd^tt)ifterige  finbt. 

Sie  lanb  befd^iffer  genant  ftationierer,  l^aben  b^fd^off- 
lid^en  gett)alt  jS  aller  b&bar^. 

2)ie  SSalentiner  geben  für  fant  SSalentin,  ber  im  Kör- 
nung geeret  ttjirt,  bnb  ift  erlogen,  man  füd^  ber  l^iftoricn 
nad^,  bann  ir  SSalentin  ift  ein  b^fd^off  gettjefcn,  tt)ie  fie 
fagen,  bnb  jl^ener  nit,  bnb  fd^ab  ift  bag  man  inen  ein 
^aHer  gon  Shtfad^  gibt, 

©antg  Seml^art  botfd^afft  laßt  bie  leüt  am  glouben, 
•e§  f^  fant  Seml^art^)  ber  groß  lerer,  ben  man  nent  ben 

0  gulibin.  —  »)  t  T^b*  —  »)  »crnl^at. 


Bundsgenoss  XIV.  161 

l^omgjtüffigen,  bo  öon  Seml^arber  orben  funH)t,  ötib  ift 
nit  tüar. 

2)ic  l^e^Iig-  gdftcr  önb  Stntl^onier,  fatnlen  an  bic 
\pt)tal  ber  armen,  benen  bod^  faum  ein  ftrott)  ju  tl^ail 
toixt,  ho  t)ff  f^  mit  ruiD  fd^Iaffen  in  groffem  junger. 

©olic^cr  trüger^  ift  bie  todlt  öol,  bnb  toirt  fein  öff«* 
l^örcn  bo  fein,  biß  ba^  bie  patoxtn  ein  mol  erl^endten  önb 
ertrendten  ib%  önb  gfit  miteinanber,  fo  ift  bar  nad^  ber 
trüger^  gelonet.  3^  gloub,  aHe  bie  fürbemng  t^nb  ben 
bdttel  orben  önb  ben  queftionierern  jfi  bnferen  j^tcn,  tl^finb 
groffer  fünb,  bann  ob  man  ftilen  önb  ^r^  fürberet,  bag 
Wirt  t)6fö^i^i9f  fo  öff  taibe  f^ten  toar  gennmmen  toirt  ber 
öerfiirlid^  fd^ab  bar  t)§  entf|)ringenbt. 

3R    SB    » 

3d^  tt)am  bid^  mit  trügen. 


£ b e r  1  i n ,  Ansgew.  Sohr.  I.  i\ 


Jlffc  vxxb  tcf  Ci(#c 

dört^gefouMge  mcuf(|en  ein 

^e^tfame  ttjoriutg  ha^  \t) 

\xä)  Ritten  öor  nuttjen 

[cftebüd^en  leren. 

J)er  .XV.  im\)t 


11* 


164  Bundsgenoss  XV. 


gebürt  mir  teuften  afe  bent  .fö.  befd^Iieffen  mit 
bifem  rabt.  äBiffent  lieben  frummen  d^riften 
ad  gemein  bnb  in  funberl^eit,  bag  toix  fd^ulbig  finb  ^ianbU 
l^afftiglid^  jü  beliben  in  d^riftlid^er  lere,  toeld^e  ön§  (!^riftu§ 
burd^  fi(|  felb§  önb  burd^  feine  apoftel  önb  enjangeliften 
öerfiinbet,  barumb  fo  ö^I  taufent  martrer  gelitten  l^aben, 
in  benen  fo  tremlid^  b^I  fieilger^  boctore^  gftubiert  l^aben, 
bie  fo  tJ^I  l^unbert  jar  in  tretoer  grunböefte  geftanben  ift. 
"^t^i^ali  t)n|  fd^impfflid^  todr  öon  ettlid^er  netoer  erfinbung 
t)on  fo  altem  gefeftigtem  toefen  ftjeid^en,  bo  öon  bod^  |)a* 
triard^en  i)nb  |)rop]^eten  gefagt  l^aben  bil  l^unbert  jar  bor 
d^riftug  geburt.  Slber  in  hir^en  iaren  finb  öff  geftanben 
ijngelert  lerer,  benen  ba^  gefa^  got^  önbefant  ift  gefin, 
falfd^  pxo\)i)tkn,  bie  got  nit  gefanbt  l^at,  önfrefftige  gefa| 
geber  on  fürfd^Iag  l^eilfamä  enbe,  bie  an  fid^  gel^entft  l^aben 
burd^  gliffenben  fd^ein,  bnb  berg^ffte  fuffigfeit  fd^ier  aHe 
mdlt.  ®urd^  tt)eld^e  fo  D^I  önb  naml^afftige  |)erfonen  öer* 
fürt  finb,  ba^  e§  ju  erbarmen  ift,  bfeertoelte  menfd^en  fd^ier 
gefallen  finb  in  abgrunb  befe  jom  gotte^.  ®ann  toa^  ift 
anberg  ber  jom  got^  bann  blintl^eit  ber  öemunfft  in  öer«* 
fertem  Derftanb  l^eiliger  gefd^rifft  bnb  gotö  gebot,  aufe  bcm 
bann  öolgt  gotlofe  begirb  önb  alle§  bbel. 

®arumb  folid^em  Dbel  ju  em^jfliel^en,  ift  Dor  allen 
bingen  not,  ba^  jettlid^er  menfd^  bnberftanb  müglid^e  mittel 
fd^aben  ju  öermiben. 

S)a§  erft  mittel  ift,  bag  jetlid^  menfd^  felbö  Idfe  ober 
im  laffe  Idfen  bie  bier  etoangeliften  önb  fant  5ßaulu^ 
e|)iftlen,  tt)ie  man§  finbet  im  anberen  tl^eil  ber  ^ihtt  SSnb 
foH  im  felbs  niemanb  abfünben  notigen  öerftanb,  bann  ber 
geift  d^rifti,  t)§  bem  folid^e  bing  befd^riben  finb,  toürt  on 
itütjfd  bljfton  allen  benen,  fo  folid^  gefd^rtfft  Idfcn  mit 
gutem  glouben,  burd^  innerlid^e  inf^jred^ung  ober  buri^ 
i)fferlid^e  lere.  9tud^  ift  nit  müglid^,  baS  einer  obgemettc 
gefd^rifft  burd^  Idfe  on  funbere  erleüd^tung  öon  got,  too 
got  bar  inn  gefud^t  njurbe.    ©o  nun  folid^e  gefd^rifftcn 


0  Im  Druck:  l^ieilger. 


Bnndsgenoss  XV.  165 

burd^  Idfen  ftnb,  tptrt  aud^  ber  [2tij]  dnfdltig  ta\)  ein 
groffen  Ü)ail  tjerfton,  tüa§  für  önb  miber  tjnfer  gfa^  f^  in 
t)ff  geftanbnen  leren.  Dn  jtü^fel  ift  eg  burd^  be^  teüfefö 
rot  önb  l^inbemüB  ^it  gefc^il^en,  ba§  bte  l^elge  SSibel  dein 
ben  Pfaffen,  mund^en  önb  l^ol^en  fd^üler  jü  gea^net  ift, 
tjnb  ben  fd^Iedjten  d^riften  atö  ein  fd^eblid^  bing  abgefprod^en, 
©0  bod^  in  ber  l^elgen  95iblien  öerftanb,  nteer  l^ilfft  an- 
bed^tig  gebdt  bann  fd^arpffe  lectio,  nteer  bicmutiger  gloub, 
bann  l^od^  bifputa^,  nteer  ein  früntlid^  l^irfe  bann  ein 
langes  gefd^tüd^.  ^nb  nit  anberft  ift,  bann  ba§  ber  gütig 
got  tüitt  fein  leer  {eberman  gentein  fein,  bcnen  er  günnet 
fein  I^ben  önb  tob  önb  l^e^Ifanten  facrantent. 

@§  l^aben  le^en,  xt)ä)  bnb  arm,  fraiD  önb  man,  aud^ 
fd^arpffcn  berftanb,  fie  finb  aud^  got  lieb,  gott  l^at  inen 
aud^  nid^t  öerfagt,  önb  ö^I  mtnber  bann  ben  ge^tigen 
münd^en  tjnb  Pfaffen,  ben  l^offertigen  l^ol^en  fd^äler. 

@S  ift  gefd^riben,  nieman  toirt  gelert  in  ber  l^elgen 
gefd^rifft  bann  öon  got,  njen  got  nit  leret  ift  öngelert, 
önb  got  offenbart  ben  einfeltigen,  baS  er  öerbirgt  ben  l^od^«* 
gead^ten  tjnb  m^fen.  S)e§]^alb  mcm  fein  feellieb  ift^),  ber 
öerad^t  nit  meinen  rabt,  er  Idfe  felb§  obgemelte  gef (grifft 
ober  laß  im  fie  Idfen,  bann  bie  l^eilig  gefd^rifft  ift  bag 
fd^todrt  bcg  gaiftS,  bo  mit  njir  önJ5  atteö  jrfafö  mnffen  er«» 
teeren,  önb  je^  finb  gefdrüd^e  ^eit,  bar  in  ber  teüfel  teerdEt, 
bartjmb  teer  fein  fd^tedrt  l^at  ber  Siblien,  ber  ijerfouff  fein 
rodt  bnb  fouff  ein  Sibel  bar  ömb,  bie  idt  ift  l^ie.  Siie" 
man  mag  fid^  entfc^nlbigen  mit  ber  armüt,  fanftu  brot 
lonffen  jü  fp^§  be|  I^bS,  fo  bift  bu  fein  d^rift,  teann  bu 
nit  meer  ad^t  l^aft  tjff  baS  brot  ber  feel,  baS  ift  baS  teort 
got«.  fanftu  nit  felbS  Idfen,  beftel  ein  armen  fd^nlcr,  ber 
Itßt  bir  ömb  ein  ftüdE  brot  afö  ö^I  bu  ein  tag  bebarfft. 
§aftu  fein  bud^,  bift  ju  arm,  bdttel  ein  bud^,  eS  ift  bir 
eerlid^er  ein  eteangeli  bdtlen  bann  ein  ftucf  brot.  Sit 
anbre  ömb  gotSteiHen  ba§  fie  bir  im  eteangeli  Idfen. 

yiit  fag,  id^  l^or  eS  öff  ber  fan^el  öon  ben  Pfaffen, 
bonn  bu  aHein  ben  minften  tl^eil  i)nb  fd^ier  ben  bnuer- 
ftenblid^en  ber  eteangelia  bff  ber  fan|el  ober  in  ber  md| 

0  ift^ 


166  Bnndsgenoss  XV. 

I^oreft,  bnb  bcr  fclb  Hein  tl^eil  toixi  bott  tüenigen  rcd^t  öfe- 
gleit  5U  feien  l^eü,  öil  l^eilfamer  bnb  nüfeer  ift,  fo  bu  b^ 
bir  felbg  toolbeba^t  lifeft,  [2tij^]  bo  mit  bu  ein  bing  ml 
bebenden  mogft  önb  offt  lifen,  tt)o  bu  ein  fl)an  bar  inn 
l^aft,  fünft  Peügt  ba«  »ort  be§  l)f äffen  l^^n  on  öerftanb, 
auä)  bel^ebeft  b^I  meer  öon  bem  |)f äffen,  fo  bu  öorl^in  bo 
t)on  gelifen  l^aft. 

^d)  fag  eüd^  für  tt)or,  not  önb  faft  not  iftg  ju  önfercn 
j^ten,  ba§  toir  groffe  forg  l^aben  öff  ba§  loort  got^,  bann 
an  int  tigt  önfer  l^eil,  bnb  l^etten  önfer  öorfaren  follii^ 
öemtanung  angenummen,  on  jto^fel  önfcr  55t  tott  nit  fo 
gefdrlid^.  2l6er  toa^  önferen  ijorfaren  gefd^abt  ^at,  foH 
Dnfe  ein  loamung  fein,  bann  fdlig  ift  ber,  ben  frembbe 
f droben  loi^ig  mad^en.  SBa^  aber  finb  mtot  öerfurlid^e 
lere  tt)ill  i(|  eüd^  erjclen. 

SBer  fagt,  ba^  zitoa^  in  ber  lere  d^rifti  fe^  ein  rabt 
önb  fein  gebott,  ber  irt.    SlHein  filfd^eit  galten  ift  ein  rabt. 

SBe{(|er  fagt,  ablag  fe^  ettoai^  gut«,  ber  irret. 

aSBer  fagt,  ein  menfd^  mog  fid^  aufe  eigner  frafft 
fd^idten  ju  ber  genab  gotteS,  bcr  irt. 

SBeld^er  fagt,  ba^  ein  menfd^  mfig  tl^un  ein  gilt  tohxd, 
ob  er  fd^on  fruntm  ift,  bar  inn  fein  tl^ail  ber  fünb  f^,  bcr 
irt,  fo  bod^  ber  pxo^i)ei  fagt,  aHc  önfer  gered^tigfcit  f^  öor 
got  tt)ie  m  unrein  tud^.  SSnb  fagt  d^riftuä,  bai5  tt)ir  fein 
gute  fd^idfung  bfe  öng  Demtogen  jfi  bcr  gcnab,  on  ntic^ 
mögt  ir  nid^t  tl^ün.  SSnb  5ßautug,  Dg  önß  felbS  mögen 
mir  and)  nid^t  gebenden  gut^. 

aSBeld^er  fagt,  tt)ir  mögen  gnug  tl^Sn  ömb  önfcr  fünb, 
ber  irt,  bann  allein  l^at  d^riftuS  für  f^  gnug  getl^on,  önb 
fo  tt)ir  in  ^n  gtouben,  loerben  toir  tl^eill^afftig  feinet  gnug- 
tl^un^,  älfö  ber  pxopl)tt  fagt.  @r  l^at  l^ingenummen 
bnfer  fünb. 

SBeld^er  fagt,  ein  mcnfd^  l^ab  ein  fr^en  toiHen,  er  mög 
b6§  ober  gutd  tl^un,  n^ann  er  tobVi,  ber  irret,  bann  got 
fprid^t,  0  Sfracl  an^  bir  attein  ift  bcin  berberbnü^  onb 
t)§  mir  allein  ift  bein  l^eil,  ber  miÜ  Dnb  mag  t>^  im  felbd 
fünben,  aber  au^  im  felb^  mag  er  nit  gutd  tl^un.  9lfö 
gefd^riben  ftot.  ^crr,  atte  önferc  gute  todrdE  l^aftu  in  önd 
geioürdtt. 


Bundsgenoss  XV.  167 

SBcId^er  fagt,  ba^  menfd^Iici^c  natur  jierüd^  Dnnb 
abttiä)  fe^,  ber  irret,  bann  mir  finb  berbcrbt  6i§  bff  baS 
tnardt  l^in  in,  atö  got  fagt,  öon  finbtl^eit  öff  ift  menfd^Iid^ 
gcbandt  bnb  finn  gil^  jum  öbd.  2KIein  ntfife  ön^  bie 
gnab  gotg  miber  5Ü  [Tixxj]  red^t  bringen,  fo  bann  mir 
öerberbt  finb,  lt)ie  ntod^t  önfer  gebandf  ober  tohxd  t)ox  got 
gut  fin,  fain  bofer  boum  bringt  gute  frud^t. 

äRcnfd^Iici^  fd^idEung  l^ilfft*)  nid^t  jfi  red^tcr  rett)  önb 
leib  ömb  fünbe.  3lfö  ber  Sßxop^ü  fagt,  §err  befcr  önjs, 
fo  »erben  mir  befert,  önb  mer  anberö  fagt  ber  irt. 

SBcId^cr  fagt,  ba§  olung,  firmung,  m^l^e  ber  l)f äffen, 
eelid^er  ftanb  fien  gfitlid^e  facrament,  ber  irt  i)nb  ift  ein 
aigcngefud^ig  lere. 

SBeld^cr  fagt,  ba^  ein  menfd^,  fo  öerfel^en  ift  enbtlid^ 
öon  got  5fi  emiger  berbamnife,  fe^  ein  mor  gl^b  ber  d^rift«* 
lid^en  fird^en  l^te  öff  erb,  ber  irt,  bann  nientanbt  ift  ein 
glib  alfo,  be^  nit  d^riftug  ein  cmig  l^c^Imad^en  l^oupt  f^. 

SBeld^er  feit,  ba^  bie  Ufaffen  nit  f6IIen  önbermorffen 
fin  t)6  bent  gefa^  gotteö  ben  la^en  in  jeitlid^cn  bingen  jü 
ftraff  bnb  brtl^ail,  ber  irret,  bann  fant  5ßeter  fagt  anber^. 

SBeld^er  fagt,  bai5  ber  orbcn  ftanb  mit  br^  gelübten 
gebunben  fe^  fixerer  jfi  bent  l^ail  bann  eelid^er  ftanb, 
ber  irret. 

SBeld^er  fagt,  bag  bie  l^anblung  önb  manblung  be^ 
l^ailigen  fronlid^nam^  d^nfti,  fo  ber  pfaff  in  ber  miß  tl^ut, 
fc^  ein  o^jffer  für  Idbenbig  Dnb  tobt,  ber  irt.  S)e6l^alb 
ein  groffer  tl^eit  be§  guteö  önb  gilt,  fo  jS  mdfeftifftung 
önb  früntntcn  jarjeit,  br^ffigft,  fibent  ic.  begeben  ift,  ift 
DerfpiÖ  önb  verloren. 

aSBeld^cr  anberg  fagt,  bann  baS  red^tcr  geloub  aHein 
bon  got  geben  bent  menfd^en,  f^  ein  anfang  be§  l^eitö, 
ber  irret. 

SBeld^er  fagt,  ba§  got  betone  gfite  mdrdE  fürberlid^,  ber 
irret,  bann  got  betonet  guten  mitten  in  ben  guten  mirdfen, 
bnb  ber  mitt  ift  gut,  ber  gottid^en  getouben  ]§at,  got  be^ 
tonet  fine  gaben  in  bnß,  bnb  nit  bnfcre  mdrdt.  2)ag  ift 
ein  marl^eit,  gut  fd^inenbe  mdrdf,  atg  faften,  mad^en,  bdt- 

0  W- 


1 68  Bundsgenoss  XV. 

ten  2C.  mögen  tüol  on  redeten  geloubctt  fein,  ajier  redetet 
getont  fan  nfimmcr  on  gnte  tohtd  fein,  bann  red^ter  gc- 
lonb  t)on  got  geben  ift  nit  ntfiffig,  lofirdft  aU  toeg  qM\ 

SBeld^cr  fagt,  ba«  fr^  »iHigcr  bittet,  afö  man  in  b^ 
ben  bittet  orben  ^at,  fe^  öerbienftltd^  jfi  ber  fitigfeit,  ber 
irret,  bann  allein  ben  armen  frantfcn  ift  bitten  ertoubt, 
anbere  folten  arbeiten  bmb  t^bS  namng,  l^ot  got  gebotten. 

[2tiij^]  SBetd^er  fagt,  bag  man  ömb  l^eimtid^  fad^cn 
ober  fünben  fott  ein  fnnbem  l^ö^eren  geloatt  fnd^cn  bann 
gmeine  Pfarrer  l^aben,  ber  irt. 

SBetd^er  fagt,  baj5  brnbertid^e  tieb  ober  t^|)tid^  not, 
nit  gnngfam  brfac^  finb  jü  brid^en  atte  ph^Üi6)t,  b^fd^off- 
tid^e,  orbentid^e  reget,  gebot  on  alte  anbere  bif|)enfiernng, 
ber  irret  önb  ift  tt)iber  fant  5ßant§  bnb  5ßcter3  tcrc. 

Sääetd^er  fagt,  bag  zin  menfd^  fd^ntbig  f^  anbere  fünb 
jn  b^d^ten,  bann  bie  er  on  funbere  befd^loerben  mit  guter 
trelt)  in  bie  gebid^tnilfe  mag  bringen,  bnb  bie  er  nad^  feim 
öerftanbt  für  tobt  fünb  mag  ad^ten,  ber  irret,  önb  bie 
^)f äffen  f6tten  nit  l^art  in  ber  b^d^t  fein,  nit  ö^t  fragen, 
toollen  fie  nit  irren,  fnnber  abfotuieren  loaS  ber  fünber 
beid^t,  t)ff  got  önb  öff  be^  fünberS  gtoubcn. 

SBetd^er  fagt,  baS  fein  figfeür  f^,  ber  irret. 

SBetd^er  fagt,  baS  man  foll  na^  ber  beid^t  eim  ein 
bu^  t)fffe|en,  ber  irret. 

SBetd^er  fagt,  bag  man  fd^ntbig  f^  b^  tobt  fünb  ju 
eim  gebot  ber  firc|en,  ober  orbcn^  reget,  fo  man  eS  l^eim- 
tid^  öbertrit  on  crgemüfe  ber  anbem,  ber  irret.  SSjs  bem 
öotgt,  baS  tagj^t  jn  fpred^en  Dffer^atb  ber  fird^en  ober 
d^or,  ainer  für  fid^  fetb§,  e«  f^  münd^,  ijfaff  ober  nun,  fo 
man  f^  l^eimtid^  on  ergemüfe  ber  anbem  mag  önbertocgen 
taffen,  fo  man  t^  toot  tl^un  mbä^i,  nieman  fd^utbig  ift  b^ 
tobtfünb,  önb  ba^  bu  bar  nod^  \cxnpei  ber  geioijfen  ba- 
rumb  l^aft,  ift  fd^utb  bine^  mißgtouben^  önb  nit  ber  Dnber* 
loegen  taffung.  SS§  bem  öotgt,  bag  l^eimtic^  faften  brechen 
on  ergemüfe  ber  anbcren  ip  nit  tobt  fünb,  ob  fd^on  eind 
nit  frandC  i% 

@g  ift  äu  loiffen,  ba^  aKe  l^rebig  öermift  mit  ber 
tere  Slriftoteti«,  ©coti,  S^ome,  QaU^,  Dlam,  ©abriet  biet, 
Sltbertug  zc.    Slud^  mit  öermif^ung  gaifttid^er  red^t  önb 


Bundsgenoss  XV.  169 

foHtd^en  ntenfd^eit  gfafecn,  ift  öerbed^tttd^  önb  foH  öon  bctn 
DoIdE  nit  gel^ort  tüerben,  nter  fott  man  bic  |)f äffen  bar  ju 
Italien,  baS  man  ett)angcüfd6e  Icr  rein  fürl^aft. 

SBeld^er  fagt,  ba^  beffer  f^  ein  l)fennig  opffer  bem 
|)faffen*)  öff  ben  altar,  bann  eim  armen  menfd^en  geben, 
bcr  irret,  eS  totx  bann  ber  |)faff  bint  arm. 

[2t  4]  SBeld^cr  fagt,  ba^  beffer  f^  ben  bitte!  münd^en 
ein  aHmfifen  geben  bann  eim  anbem  öngetoiffen  bfitler,  ber 
irt.  Slber  njife,  toiltn  fidler  fein,  fo  g^b  almfifen  ffirberlid^ 
binen  armen  mitburgeren,  belibt  bir  tttoa^  bber,  fo  g^b 
frembben  and). 

SBie  ^od)  man  jä  ber  b^d^t  öerbnnben  f^  bnb  jü 
bd|)ftüd^er  gel^orfam,  mag  man  leren  an%  anberen  l^e^Ifamen 
büd^Iein,  bie  jefe  öff  gefoufft  tt)erben. 

©dl^en  ir,  lieben  frünb,  folid^  tere  l^at  man  .  yij.  l^unbert 
jar  gelert  in  bcr  d^riftenl^eit  önb  ift  tooi  bar  inn  geftanben, 
aber  innertl^alb  öier  l^unbert  iaren  finb  ingelüur^Iet  nett) 
Dngegrünbet  leren  burd^  i)0(i)  fd^filen  önb  bnrc|  bdttel 
mün§  fürberlid^,  tvdd^t  leren  gu  groffem  f droben  gebienet 
l^aben  d^riftlid^em  tt^ifen  bnb  gemeinem  nn^,  alfo  ba^  tt^ir 
an  fitten  önb  an  gut  abnemen  önb  fd^ier  erger  bann  l^eiben 
finb  ttjorben,  önb  armer  bann  bdtfer.  Slber  folid^  ijnfer 
berfarung  l^at  unfere  öerfurer  (ttjeld^e  finb  mtind^,  l)f äffen 
Dnb  l^od^  fd^üler)  rid^  önb  gettjaltig  gmad^t,  ba^  je^  f^  in 
rutt)  befifecn  fdftier  ben  l^alben  tl^eil  ber  ttjdit,  tjnb  on  ftraff 
aHe  lafter  üben,  bar  neben  muffen  tt^ir  mit  Dnfer  fauren 
arbeit  önb  armut  fie  emeren  önb  nid^t  bar  an  ncmen  bann 
ergerlid^  eyempel,  tjerad^tung  tjnfer  önb  önfer  finb,  önb  öer- 
gaffte  bnd^riftlidöe  lere.  ®§  foH  niemanbt  fagen,  folid^  bofe 
lere  l^ab  ein  guten  fd^ein  ber  langen  jeit  l^alb,  bann  ir 
tt)iffen  ba8  taufent  Dorige  jar  lenger  finb  bann  ndd^fte 
.iij|.  l^unbert  jar,  bar  jü  ob  fd^on  ettlid^  fromm  lerer  ba§ 
ttjiberfp^I  gef(|riben  l^aben  in  b^fer  jeit,  fo  l^at  man  ire 
büd^er  önbertrudEt  önb  ire  ler  für  fdfeerifd^  gel^alten,  bo 
mit  folid^  enbtd^riftlid^  erfinbung  önb  lere  ein  fürgang 
f)tttt,  önb  in  .itj.  l^unbert  iaren  ift  fein  lerer  für  fod^«- 
gelobter  gel^alten  ttjorben,  bann  ttjeld^er  am  meiften  ttjiber 


0  *>faffett. 


170 


Bnndsgenoss  XV. 


clpattöeltfci^en  grunb  gefod^tcn  f)at  ijnber  gut  gliffcnbctn 
fd^etn.  Db  bann  fd^on  t>^I  Doldf  foltd^cn  leren  anl^angt 
öttb  angel^ati^en  ift,  tft  fein  tüunber,  bann  münd^  bnb 
^jfaffen  !^a6en  mit  forg  Dnb  angft  tag  önb  nad^t  gebadet, 
tt)ie  fie  önß  betriegcn  mod^ten,  bic  toeil  mir  forg  bnb  angft 
gel^abt  l^abcn  t>mb  t>nfere  I^b^  narung  für  Dn§,  bnfcr  finb 
önb  gfinb,  önb  aud^  baS  toir  önfe  nit  l^etten  Derfdl^en,  ba^ 
bnfere  feel  forger  t>nb  Irrigen  frdffcr  önbcr  eim  gutcnt 
fd^ein  ein  folid^e  feel  morber^  i)nfe  jü  [2t  4^]  geridöt  l^etten. 
Slber  got  f^  gelobt,  ba§  toor  lied^t  tixmpt  ipiber  on  tag, 
got  l^at  i)nfer  nod^  nit  ijergeffen,  ob  fd^on  ber  teüfel  Dnb 
©nbtd^rift  önb  alle  bofen  münd^,  l^f offen,  l^od^  fd^uler  bor 
njiber  ftreiten.  SBir  fotten  got  bitten  bntb  gnab,  ba^  totr 
folid^  lied^t  annemen  mögen. 

S)ife  öermanung  iiab  iä)  toeHen  gu  eüd^  tl^un  bnb  bit 
ein  jetltd^en  in  funberl^eit,  er  toeH  fie  im  laffen  ju  gutem 
bienen. 

Sog  bid^  nit  belangen,  id^  him  fd^ier,  loitö  got. 


t 


(S^)n  nett)  t)nb  ba^  le^t  au§[$re^kn 


ber  jö.  öunbtgeuoffeu 


3.  @.  3R.  3B. 


95t§  gebultig,  bie  jceljt  nal^ent. 


Titelbild:  Den  auf  einem  Podium  in  einer  Ratsver- 
sammlung tagenden  1 5  Bundsgenossen  überreicht  ein  Mann, 
der  in  der  einen  Hand  einen  Schlüsselbund  hat,  eine  Bitt- 
schrift; hinter  ihm  eine  Anzahl  Männer  und  Frauen,  Mönche 
und  Landsknechte,  welche  hinaufschreien:  '^n  t)nfer  nobt 
l^elfft  vnb  rabt;  als  Antwort  gehen  die  Worte  entgegen: 
Pen  rabt  geb  mir  eüd^  burd^  90t. 


172  Letzter  Bondsgenoss. 


[21]^]  2lin  nett),  aber  bod^  ba§  lefeft  öfefd^rc^ben 
ber  Jb.  bunbt^gnoffcn  öon  nad^gefd^riebnen  artifetn. 

i   SBie  ber  ^cl&enben  öerbinbe  bie  El^rtften,  bnnb  tt)ie  er 
an  bie  El^riften  tommen  fe^,  bnb  tt)o  f|er  fein  tn^^- 
gbrud^  ermad^ffen. 
iji   Di  man  anä)  ben  jel^enben  mog  ötiberlaffen  jegeben, 

ober  in  beffer  gebrud^  tjertpanblen. 
iij   Db  man  möge  bie  nieBl)fronben,  ober  Ea|)eIIanien  ab- 
laffen  gen,  mh  tooi)tx  fie  ain  t)rf|)rung  l^aben,  bnb 
ba§  gut  fe^,  ba§  i)ill  borffer  ain  ^Ifarren  l^aben. 
iiijl  SSon  bent  opffer,  ba^  man  bff  ben  altar  |)flegt  gelegen, 
§0  man  me^  l^altet. 
t)   SSon  ben  ritter  orben,  »eld^e  önber  bem  creto^  toibber 

bie  2:urdEen  fed^ten,  501  bcrberbtnufe  ^^r  feelen. 
t)i   SBiber   bie   pfaffen  fd^anber,   loeld^e  tt)iber   got  önb 

öernunfft  tooHen  bie  Pfaffen  verfolgen. 
t>ij|   SBiber  bag  fd^tt)eren,  flud(ien,  önb  fd^elten. 
öiij   äBiber   bag   Dnjaüd^   büd^er   fd^riben  in  El^riftlid^en 
fad^en,  bar  D§  nid^t  t)iH  gut^  toad^ft,  önb  toie  man 
fid^  in  bie  Siblia  fott  rid^ten. 


35' 


Letzter  Bondsgenoss.  173 

[2ltj]  SSom  jel^enben. 

i@r  3c^^wt>c^  ift  öon  gott  gebotten  gf^n  int  alten 
teftamcnt  ben  3uben,  ju  notturfft  bcr  |)rtcfter 
bnb  ber  lernten,  atö  bfe  to^fcnt  äRofeS  bud^er,  Seuiticu^ 
önb  Shimeri. 

Snt  neipcn  teftamcnt  ift  fain  tzm)i>el,  fain  Opfer,  fain 
<3faff|ait  I^plid^,  toeld^en  jel^enben  jugel^ore.  Kl^rtftug  ift 
Dnfer  l)faff  bnnb  o|)fer,  önb  toir  fclb^ "  f enbt  ber  kmpd 
gottc^.  1.  Eor.  öt.  S)ar  öntb  binbet  i)ng  ba^  gebot  öom 
jel^enben  nit  nter. 

3m  ncioen  teftament  l^oben  toir  pxtbiqtx  bc§  gotte^ 
morbt^,  bnnb  biener  ber  armen,  foHid^e  nennet  5ßaulug 
alte  ober  |)riefter,  biacon  ober  biener  ber  gmain. 

©^riftn«  orbnet  Swbam  Sfd^ariotl^  ju  aim  fottid^enn 
biener.  $^of).  jiii.  önnb  bic  8l|)oftet  ertoelten  fiben  biener 
ber  armen,  berer  ainer  @.  ©tepl^an  gf^n  ift.    Stctu.  bi. 

Samad^  burd^  bie  8ll)oftet  önb  ^rc  iunger  lonrben 
anbcre  orbiniert  ju  biefen  antptern.  8lct.  jiiij.  önb  £i.  j.  j. 
Simo.  iij. 

©ottid^cn  biencm  bcr  fird^en  ober  gmain  gibt  ffil^riftnö 
gn)alt  ^re  I^bgnarung  iunemen.  Suce.  ^.  äRatl^.  i.  too  Qr 
|in  lompi  jn  l)rebigen,  fo  effen  Dnb  trindfen  loai^  end^  für- 
gefaxt  tourt,  ban  ain  arbaiter  ift  fe^n^  lol^nS  tocrbt. 

SSnb  ba^  ain  t)rebigcr  foQid^^  QtoaÜ  l^abc,  jaigt  an 
5ßanIuS  .  i.  ®or.  ij.  burd^  öemunfftig  Dnb  gefd^riefftlid^  be- 
werung,  \pnä)t  alfo. 

S9in  id^  nid^t  ain  9t|)ofteI?  bin  id^  nid^t  fr^?  l^ab  id^ 
nid^t  önfem  l^ern  ^l^efnm  ©l^rift  gefeiten?  fe^t  nid^t  ir 
mein  tocrdf  in  bcm  l^crrcn?  b^n  id^  anbcm  nid^t  ain 
Slpoftel,  ^0  b^nn  id^  bod^  emr  3[t)oftct,  ban  bad  f^gel 
m^neS  8l|)ofteI  ampt^  fe^t  ^r,  in  bem  l^errcn.  toann  man 
mid^  fragt,  fo  antn)urt  id^  alfo,  l^abcn  m^r  nid^t  mad)i  ju 
effen  t>nh  }u  trinken?  l^abcn  toir  nid^t  and)  mad^t  c^ne 
fd^loefter  jum  tt)e^be  mit  Dmbl^cr  jnfuren,  toie  bic  anbem 
a|)ofteIn,  önb  bie  bruber  be^  l^crrcn,  önb  Stpija^?  obbcr 
l^abcn  aUain  id^  tntb  93amaba^  nid^t  mad)i  bad  jutl^un? 
toild^er  raifet  ^l^emaö  öff  fernen  aigen  folb?  toild^cr  ^)flan|t 
ain  toQnbcrg,  mnb  iffet  nid^t  t)on  ferner  frud^t?  obber 


174  Letzter  Bundsgenoss. 

tüild^er  tüe^bet  aine  l^erbt,  bnb  tffet  nid^t  öon  ber  mitä) 
ber  l^crben? 

[7lx}^]  Siebe  td^  aber  fottid^g  auff  ntenfd^en  lo^fe? 
faget  nid^t  fold^g  baS  gfa|  aud^?  ban  int  gfa^  äRofi  ftat 
gf^riben,  bu  folt  bem  od^fen  nit  ba^  ntaul  t)erftol)fen,  ber 
bo  brefd^ct.    ©orget  got  für  bie  od^fen? 

Dbber  faget  er§  nxä)t  aller  bing  öntb  önttfcr  tüiHen? 
ben  e^  ift  ial^  bntb  Dnfer  ipiHen  gef ^rieben?  bau  ber  bo 
|)flügt,  fol  tjff  l^ofnung  <)flugen,  önb  ber  bo  brefd^ct,  fol 
öjf  Hoffnung  brefd^en,  bag  er  i^fieneS  l^offnung  ta^I^afftig 
toerbe.  @o  mir  eud^  ba§  gaiftlid^  l^abett  gefeet,  ift§  ain 
grofe  bing,  ob  toir  etor  fIa^fd^Hd^§  embten?  SSnb  bar 
nad^  fprid^t  5ßaulug,  miffet  ir  nid^t,  ba§  bie  ba  fd^affen  im 
tent)3et,  bie  neeren  fid^  beg  tem^efö,  tjnb  bie  be^  altarS 
|)flegen,  genicffen  beö  altarö?  SKfo  i)at  ber  l^err  befoll^en, 
ba§  bie  bag  ©uangelion  berfunbigen ,  foHen  aud^  öom 
©uangelio  fid^  neeren. 

3n  ie^  gemelten  toorten  beinert  5ßanlu§  bnrd^  öer^ 
nnnfftig  mittet,  ba^  aim  ^jrebiger  j^mme  I^b§  narung  Dom 
|)rebigen  l^aben,  ba  er  furtragt  bie  gl^d^nug  öom  reifer 
bnb  folb,  öom  to^ngartner  önb  fmd^ten,  öom  l^irtcn  onb 
l^erbe,  t)om  adferman  önb  traibe.  SScmeret  eö  aud^  burd^ 
beutung  tmb  toerdf  be^  gfa|  SWof^,  furbertid^  aber  burc^ 
bie  tt)ort  ffil^rifti  oben  befd^rieben. 

3lud^  &ala:  öi.  gebiettet  er  ben  El^riften,  ba§  fie  ^ren 
^jrebigem  fottcn  I^bS  narung  geben,  bnb  f|)rid^t.  S)er  aber 
ijnterrid^t  murt  mit  bem  toort,  ber  taiie  mit  aUerla^  gutti^ 
bem,  ber  ^n  bnterrid^t. 

S)eren  gftd^en  gefd^id^ten  mer  finbt  man  in  ber  Icrc 
ber  l^a^Igen  Wfo\id,  meiere  leren  ba^  ain  <3rebigcr  möge 
nemenn  lt)b^  narung,  bnb  bie  jul^orer  fenbt  fd^ulbig  foHtc^e 
bar  raid^en. 

S)ie  l^a^Igen  Sl^joftel  l^aben  aud^  Derorbnet,  bag  man 
ben  armen  ©l^riften  in  3ubea,  »eld^e  ^rc  I^bg  narung  be- 
raubt njarenn  burd^  bie  tjngleubigen,  folt  b^  anbem  famicn 
bag  almufen.  ®at.  ij.  ca,  ®a«  auc|  5ßaulu§  önb  Sar- 
nabag  P^ffig  gctl^on  l^aben.  3«  Korintl^iiS.  Slomanii^. 
9(d^aia.    äRacebonia  zc, 

SSnnb  önfcre  attforbcm,  atö  d^riftlid^   leint,  l^aben 


Letzter  Bundsgenoss.  175 

groffc  aä)t  gcticbt  t)ff  bic  öerfel^ung  ber  ürd^cti  biener,  t)ttb 
ber  armen  ntenfd^en. 

gut  bte  prieftcr  i)at  man  an  t)il  orten  SBibenitjoff 
georbnet^X  bo  öonn  ain  p\antx^)  fein  I^b§  narunge  tiobenn 
ntod^t,  fo  er  fie  fl^ffig  banjet,  aU  nod^  M  ftifftungen  an^ 
jatgen  mögen. 

[Tili}]  3)ar  t)^  aud^  fd^inlid^  ift,  ba§  bie  t)faffen  öor 
g^ten  in  önfern  lanben  nit  fenbt  mieffig  ganger  gfein,  tiaben 
^re  ader  gearbeitet  mit  ^rem  tju^gfinbt,  njar  ju  (olten 
^nen  fonft  bie  njibemtjoff? 

SSnb  mid^  gebundft  benjerlid^,  bag  f^  bar  ju  aud^  on«« 
genommen  Iiaben  bie  orbnung  öom  jelienben,  otö  ain  treg- 
lid^e  tt)t|§  gelielffen.  SKfo  burd^  ba^  gan|  iar  fattet 
manigerla^  ju,  aud^  rid^en  leuten,  ba^  fie  nit  mögen  atoeg 
gu  ber  l^anbt  Iiaben  tva^  jegeben  ben  armen.  S)ar  t)mb 
|at  man  georbnet,  ba§  man  ju  ber  jt|t,  fo  got  ieberman 
gibt  ben  erbnjud^er,  aU  in  eeret,  l^erbft  2C.  ietlid^er  gebe 
ben  gel^enben  tail,  ju  narung  ber  armen  önb  fird^en  biener, 
ober  in  anbem  gmainen  notten.  SBeld^em  t)ü  tonxt,  ber 
gebe  t)il,  loeld^em  toenig,  ber  gebe  loenig,  atö  5ßaulu§  önb 
2:obiaö  leren. 

§at  mann  bar  nod^  ober  follid^e  gütter  berorbnet 
etlid^  ttttü,  erber  manner,  ju  t)fleger,  bo  mit  trenjlid^  ömb- 
jegen,  beliiettenn,  öerfd^affen,  ju  nu|  ber  gmain,  ain§  ömb 
ba§  anber  gegeben,  öerfauffen,  too  ba§  gelt  nufeer  njere, 
aud^  ö^tailen  etlid^en  gar  t)mb  fonft  an  njiberlegung,  eU 
lid^en  geli^en  öff  loillige  n)iebergebung  ju  bequemer  gt|t, 
atö  fo  man  in  teuren  iaren  gelt  t)nb  fom  ö^Iiliet,  önnb 
man  ba8  n)ieber  in  ntimpt  in  njolfflen  iarenn,  loie  aud^  ju 
©ntringen  im  SBurttenbergifd^en  lanb  berorbnet  ift. 

S)ag  man  armen  linben  ju  lemung  bo  mit  l^elffe. 
8Crme  lenjt  in  bie  ee  ftenjre.  Sllfo  I|at  geftifft  ju  ®infe- 
bürg  in  ©d^loaben  ^an^  SBindEIer.  @o  ban  got  ainem 
jtimlid^e  narung  anbergnjo  l^ar  jufd^idEt,  ift^  billid^,  ba^  er 
ain  loiberlegung  t^fi. 

SBo  aber  alt,  frandE,  eHenbt  ac.  leut  fenbt,  benen  fol 
man  öergebeng  l^elffen.  ^[Ifo  rebt  5ßaulu^  öon  ben  armen, 
troftlofen,  I|iIffIof en  ftjitfralocn  .  i.  2:imo.  ö. 

*)  toebbcm  gemolet  2.  —  *)  Jjferrer  1, 


176  Letzter  Bondsgenoss. 

§at  man  au6)  am  jimlid^cn  Ion  gefttfft  bcn  trctocn 
bietterttn  önb  t)fle8em  folltd^er  gutter. 

SSnb  ^at  man  tool  mögen  biefe  gutter  grofelid^  meren, 
\o  man  tretolid^  bo  mit  ift  ömbgangen,  önnb  \o  bie  armen 
toiberlegung  getl^on  l^aben  ömb  entpfangen  güttl^at. 

3ft  auä)  abjenemen,  baS  man  atm  Pfarrer  furberlid^ 
befollien  l^abe,  atn  öfffe^en  gel^aben  öff  biefe  ö^taUung  önb 
öertparttung,  afö  ainem  gofeford^tigen  glanbrt|(|en  man. 

[itüi*"]  |)aben  aber  bie  t^farrer  mit  ben  i^flegem  mit 
ber  i^t  fo  öil  t)racticiert,  ba^  ^r  aigner  nufe  bo  bt|  ge- 
toad^fen  ift,  önnb  fie  ba8  öold  berebt  l^aben,  ^l^nen  gebüre 
foHid^er  giitter  öfetailung  ö^  orbenlid^em  gmalt,  önb  bie 
la^en  f)abzn  tarn  QtoaÜ  bar  ju,  ift  aud^  I^d^tlid^  gf^n, 
ainen  fd^^n  ber  to^^ung  ober  orbnung  bar  getl^on  öß  ber 
erftjelung  ber  t^riefter  önb  biacon,  oben  gemelbet  in  5ßaulo. 

3)0  fie  ain  loon  gefiert  ^aben  in  baö  öoIdE,  atö  ob 
fie  ettoag  fonberg  im  öoIdE  njeren,  ^aben  fie  ftui  önb  bendE 
gamen  gefamlet,  ba§  ift  alleria^  gfd^tiefft  önb  gfd^id^t,  bo 
mit  jebetoeren,  man  fol  inen  nid^t  bar  in  tragen,  fonber 
man  fol  ba^  örtail  got  befell^en,  l^abcn  angerid^t  maniger«- 
lat)  erpnbung,  atö  got  ju  bienft  im  fd^in,  aber  burd^  n^c- 
man  mog  biefer  bienft  ban  burd^  fie  felb^  öerrid^t  toerben, 
aud^  fe^  ein  gop  biener  loerbt  f^nciS  lol^n,  bar  t)mi  ge- 
büre t)|nen  gebrud^en  ba^  gmain  atmufen  aU  bie  gaben 
be§  altarg,  fo  fie  bem  altar  bienenb. 

3)ttrd(i  follid^e  lo^fe  ift  balb  fo  öü  ge<)racticiert  loorben, 
bag  ö|  ben  bienem  Ferren  fenb  loorben,  öj5  ben  <)flegem 
<)faffenn,  ö§  ben  <)faffen  <)farrer,  ö§  ben  t^farrem  Sunder- 
bifc^off,  loeld^er  mer  gutd  gel^abt  l^at  öon  bem  jel^enbcn, 
ift  ain^  gröffern  gtoaüg  gf^n. 

|)aben  e^  bo  l^ingebrad^t,  bad  man  ö§  ber  fird^cn 
ober  gmain  gut  ^at  ain  tem^^el  gut  gemad^t,  ift  gfatten 
öonn  ben  armen  öff  bie  <)f äffen,  öon  ber  notturfft  ber 
t)rebiger  öff  bie  öert^oner  ober  tl^uml^erren. 

Sft  aud^  jeioiffenn,  ba^  mann  M  mündf  gebrud^t 
l^at  im  anfang  jcu  belerung  S)eutfc^er  nation  ju  d^rijt- 
lid^em  glauben,  afö  nod^  flotten  flofter  in  allen  ftatten 
fcnbt,  mit  alten  <)riuüegia  ju  gr6ffen  gittern,  follid^  mund^ 
^aben  fid^  tool  mögen  |inber  ber  gmain  almufen  mit  aim 


Letzter  Bundsgenoss.  177 

fd^^tt  Bringen,  fo  f^  in  ben  groffen  ftetten  önb  ffecfen  fici^ 
ber  ))far  amt^ter  ^abm  angenommen,  önnb  aui)  tooUzn  ba^ 
fimain  gut  trctolid^  öerfd^affen,  ^a  bie  armen  in  atgner 
|fit  önb  bel^ufung  Italien,  aU  ie^  bie  l^ailiggaifler  önb 
Slntonier  önnb  SSalentiner  furgebenn,  alfo  ift  ^l^nen  ber 
lird^enn  gut  gar  in  bie  tienbt  toorben,  atö  ben  l^ailgen  toelt 
ijerfd^mel^em,  l^at  ba^  öold  fain  forg  mer  bo  für  gel^abt, 
l^aben  gemaint»),  bie  fad^e  ft|  njol  öerfelien. 

[214]  ipabenn  bie  SKund^  fid^  gefamlet  bo  l^in,  too 
xt)6)t  almufenn  gfein  fenbt,  önnb  bo  tüoUtn  bienen  ber 
gmein,  biß  ba§  fie  Ilofter  angerid^t  tiaben. 

S)er  teuffei  ijerburgt  fi^  nit  lang,  fie  mod^ten  nit 
lang  toerdE  t^on  ben  anbem  nu^,  tjub  bo  mit  fid^  aud^ 
futten,  bar  ömb  fielen  f^  bo  öon,  önb  gaben  für,  fie  ftjolten 
bie  finbt  leren  in  gutten  fitten  onb  glauben,  bo  mit  ftjolten 
fie  ainem  ganzen  lanbt  nu|  fein,  önb  lieffen  gmatilid^  ab 
tjonn  ber  armen  troft,  gabenn  für,  gaiftlid^e  öbung  in  gebet 
r  tjunb  leren  totxt  beffer  bau  öfferlid^e  öbung,  alfo  fd^idft 
mann  ^nen  ju  eble  t)nnb  gmaine  finbt,  bo  burd^  fie  auä) 
groffem  gunft  erlangten  öonn  manigfli^,  t)nb  jogen  ju  fid^, 
an  l^inbemu^,  gmain  gut.  Slber  leren  njil  f^nn  önnb  ar«- 
iat)t  l^aben,  entft)ringt  aud^  t)il  gut^  bar  t)%  mod^t  e^  ber 
teuffei  nit  I^ben,  getrad^tent  bie  falfd^e  ^er^en  ber  fird^en 
bieb  JU  argem  loerdfen,  önb  trugen  für  ain  fonberlid^en 
fiopbienft,  in  fingen  önb  fd^re^en  2C.  bo  burd^  aigen  önb 
frembber,  tobter  önb  lebenbigen  funbt  abgetilgt  njurbe. 

Snfo  fiele  auä)  baö  leren  in  floftem  ob,  önnb  bliebe 
oin  fonbere  to^fe  gotte^  bienft,  an  gefd^riefft,  an  ftjarl^ait 
tjffgerid^t,  önnb  tourben  äße  gmaine  gutter  in  bie  fI6fter 
flejogen. 

S)er  teuffei  mod^t  aud^  nid^t  önber  fo  guttem  fd^^n 
ligen,  bar  ömb  gab  er  rat,  ba§  man  flofter  fd^^n  abrt)urffe, 
tjub  ftifft,  t^um,  d^orl^erren  bar  t)§  lourben,  loeld^e  im  fug 
an  l^inbemuS  lebten,  ju  ergemu^  aller  n)elt,  önb  ben 
temt)el  bienft  alfo  öerrid^ten  ju  groffem  gef^jott  gotte^  önb 
f^ner  l^ailgen. 

SSnb  alfo  ift^  offenbar,  njie  gar  it)  äße  platten  önb 

0  gemanit  1. 

E b er  1  in,  Ausgew.  Sehr.  I.  \2 


178  Xtetzter  Bundsgenoss. 

jcl^cnben  bt|  fotntneti  fenbt  in  bie  Iianbt  ber  Höfter  önb 
ftiff ten,  unb  ba^  mit  groffem  fd^aben  ber  armen,  ia  aller 
d^riften.  SBenig  ift  bliben  in  fretier  orbnung  gmaincr*) 
d^riften,  önb  bar  naä)  ^abtn  mmd)  önb  <)faffen  aigne  red^t 
gemad^t,  bo  mit  fie  möd^ten  bfd^irmen  önred^tc  beftfeung 
gmainer  gutter. 

2Hfo  ö§  fraintlid^er  l^üff  t)nnb  l^anbtratjd^ung  ber 
gmainen  d^riften  ift  bem  Slntid^rift  önb  ftinem  l^uffen  öff- 
gerid^t  toorben  ain  f onigflid^  r^d^ ,  barin  in  gotte^  namen 
n)iber  got  taglid^  getjanblet  tourt,  afö  biefer  tag  gaigt,  önb 
fenbt  mfind^  t)nb  ))faffen  njorben  Iierren  atter  hjelt. 

[2t 4 ^  3)a§  tia^ft  ber  l^efeen  geffen  gebend),  ba§  ift 
ain  flug]^at|t,  fo  lang  bienen,  biß  ba§  ber  fned^t  bem  l^errenn 
öff  bem^)  fopff  fi^et.  tt)ie  groffer  fd^aben  ertoad^ffe  öß  ob- 
gemelten  m^^gebrud^,  ift  nit  Ii^d^tlid^  t)§  gef^jrcd^en. 

3)0  önfere  öorfaren  gemerit  tiaben,  ba§  burd^  gelienben 
fain  tjilff  gefd^e^en  ift  ben  armen  t)nnb  bilgem,  l^aben  fie 
S^jitoU  geftifft,  bar  in  frandt  letot  jetroften,  aber  balb 
goben  fidd  etlic^  für,  fie  njolten  ben  armen  önnb  frandEen 
bar  in  bienen,  bar  bnrd^  fie  aud^  ju  l^erren  ber  f eibigen 
gutter  toorben  fenbt,  önb  fain§  bingS  minber  ai^t  l^aben 
ban  ber  armen,  önnb  bod^  önber  ber  armen  nammen  bie 
ganfe  toelt  t)§  betlen,  t)§  fd^6t)fen.  @§  ligt  am  tag  afe 
ber  \>atox  ann  ber  ©onnenn,  toie  bie  ^ntI|onier,  SSalentiner, 
S^jitall^erren  fid^  felb§  öerratten. 

@g  l^at  aud^  ain  fd^in,  ba§  bie  ^jfarrer  önnb  bifd^off 
äu  Ie|ft  gar  ju  fid^  gog^ti  l^aben  bie  gutter,  in  frafft  be^ 
Hofter  ftanbS,  önb  ift  ben  neben^jf äffen  ober  biacon  nid^t 
t)ber  bl^ben,  bar  t)mb  l^at  mann  erbad^t  <)fronben,  ftifften^ 
mefferien,  ba^  bod^  ber  ^jfarrer  öicarien  etftjaiS,  an  ber 
t)farr  fd^aben,  l^atten,  biß  gu  letft  aud^  bie  neben^jf äffen 
ober  Ka^jlan  nid^t  mer  l^ilflid^  fenbt  ben  t)farren,  fie  mieffen 
^elfferj)faffen  bar  ju  bebingen  in  aignem  foften. 

S)ie  SKünd^  önnb  ©tiffttierren  toolten  gwndtem  fein, 
müften  fie  bod^  aud^  lelot  l^aben,  toeld^e  ben  t)farren  öer- 


0  gmanier  1.  —  «)  bei  2:  3)at  l^ett  ber  l^ejtem  tl^o  atl^enbe 
g^euen.  —  «)  benn  l. 


Letzter  Bundsgenoss.  179 

fel^ung  ttietten,  aber  bod^  an  ^reti  fd^aben,  baruntb  tnüftenn 
bic  öicarien  lernen  bie  leiüt  fd^inben  önb  fd^aben. 

Sain  facrantent  raid^en  an  gelbt,  !atn  gebet  tl^on  in 
gmatn  an  gelbt,  alfo,  fol  man  t)ff  ber  Kanzel  öerfnnben 
ethjan  lang  für  ain  feien  jebitten,  ntuls  man  fonber  gelbt 
bo  t)on  geben. 

Sie  l^aben  öff  gerid^t  bmberfd^afftenn,  5ßatroctnta, 
fonber  tiailtgen  btenft,  öil  ot)fer,  feelgerait,  bo  öon  bie 
armen  öicarien  fid^  ergerlid^  önb  fd^toerlid^  enteren  mieffen, 
i^en  bie  fomen  ))ferbtO,  bie  meft  fd^lü^n  in  fI6ftern, 
iifften  ac.  önb  futten  fid^  t)om  fem,  laff en  ben  anbem  ben 
f))ren)er. 

S)ie  fird^en  bieb  (alfo  nenne  id^  fte,  ban  fie  fielen 
önber  go|  btcnftlid^em  fd^^n  ben  armen  t)nnb  prebigern  ^rc 
narung)  |atten  für  gel^alten,  man  folte  tempel  banden  önb 
jieren,  got  gn  lob,  öon  [3]  gemainem  almufen,  (toan  e^ 
ift  ain  ^u|)fd^er  fd^^n  geftetten,  toan  fid^  ain  Slbt  an  n^mpt 
ba§  Hofter  gebatoen)  bar  ober  toolten  f^  oberletot  fe^n. 
Site  fl5  selefeft  offentlid^  ju  fid^  jogen  ba§  almufen,  bl^ben 
bie  tempel  banjfaHig,  m)i|ten  fie  öom  jel^enben  ain  ftndlin 
laffen  für  bie  tempel,  genant  ber  l^ailigen  gut,  aber  an 
etlid^en  enben  ^aben  fie  fo  gar  fain  ftuilin  bo  t)on  ge* 
laffen,  ba§  man  aud^  aH  fe^rtag  muls  in  t)nb  t)or  ber 
lird^en  an  ber  l^ailgen  baio  famlen,  t)^a  ba§  gan^  lanbt 
t>^  famleten  aud^  an  ftifft  fird^en,  fo  bod^  ain  ©tifft  Iierren 
ain  iar  iiiji  l^unbert  gulben  jeöergerenbt  I)at,  mit  ))f erben, 
öoglen,  l^üren  zc. 

Sd^  main,  fo  ain  n)^fer  fl^nrid^er  man  bifer  fad^en 
anfang  njott  bebendten,  foHe  er  Isolier  njerben  ermeffen,  njie 
ber  I|al3  fe^  in  t)feffer  fommen. 

SBie  ber  mi^brud^  f^  ingeioad^^en,  hjotten  loir  laffen 
fton,  önb  nit  ad^ten  loie  man  ti^nt,  aber  meer  toie  man 
tl^on  foH. 

@^  ift  funbtlid^  ainem  iefelid^en  Ktjriften,  öls  obge- 
fd^riebnen  t^uncten,  ba§  man  fol  ben  t^rebigem  önnb  ben 
bienem  gemainer  d^riften  notturfftige  narung  geben,  bar 


^)  bei  2:  be  gtoten  l^engefte. 

12* 


180  Letzter  Bundsgenoss. 

jctt  auä)  ba§  ©tiriftltcl^  tyold  buxcS)  gefd^rl^fften  önb  öcr* 
nunfftig  anjaigung  gerd^t  foll  tüerben,  afö  5ßaulttö  t^ut. 

W)tx  bic  t^rebtger  önb  biencr  foHen  groffe  befci^aibctt»' 
l^ait  l^aben,  ba^  fie  an  ergemuß  bag  ^j^nnentctt. 

@in  ipriefter  fott  nit  get||ig  fein,  aud^  öff  red^tfertig 
gut,  fonber  nter  gaft  fre^.  1.  Sinto.  3.  ®r  fott  no6)  öiÖ 
nt^nber  fd^anbtlid^g  getoJ^nflö  g^rtg  fein,  itjan  follid^^  tl^onb 
bie  bo  ntainenbt,  gotfalifait  fe^  öntb  genieß  toiüm. 

S)aruntb  foll  ain  ^jfarrer  nterden,  toa^  int  5ßattlu§  für 
ain  regett  furfd^r^bt,  rt)ie  t)il  er  nenten  fott  für  fein  arbait. 
i.  2:int.  öi.  @g  ift  ain  groffer  genieß,  njer  gotfalig  ift  bnb 
lefl  ti^m  genügen,  ben  h)ir  ^aben  ni^t^  in  bie  toät  hxa^t, 
baruntb  offenbar  ift,  wir  itjerben  aud^  nid^t§  ^l^nauß  bringen. 
SBan  toir  aber  futter  önnb  bedEe  Iiaben,  fo  laft  t)nn$  be- 
nugen,  ben  bie  bo  re^d^  tooHen  totxbm,  bie  fatten  in  öer- 
fu(|ung  t)nb  ftridte,  önb  öiel  torid^ter  t)nb  fdftablid^er  lufte, 
toeld^e  öerfendEen  bie  menfdöen  ^ng  öerberben  önb  ber- 
bantniß,  ben  get|^  ift  ain  toorfeel  alle^  öbcfö,  loeld^er  l^at 
etlid^e  [3i**]  gelüftet  önnb  finbt  öont  glauben  ^rre  gangen, 
önnb  l^aben  fid^  felb§  gemengt  önber  oiel  fd^nter^en. 

SSfe  biefem  kit  ^aftu,  n)ie  öil  ain  t^farrer  ntag  nemen 
öon  fernen  flpfarünben,  tjnb  nit  nter.  ®r  l^atS  nit  ntit  got, 
toa^  er  nter  nint^jt,  n)ie  gut  ber  fd^^ne  ift.  SKerdf  aud^ 
ben  teyt  .  i.  Sinto.  ö.  S)ie  eltiflen  bie  tool  furfte^en,  bic 
l^alte  ntan  jloifad^er  eel^ren  toerbt,  fonberlid^  bie  bo  arbaiten 
^nt  njort  önb  in  ber  lere.  S)an  e^  ft^rid^t  bie  gfd^riefft. 
3)u  folt  nid^t  beut  od^fen  baö  ntaul  öer^jinben,  ber  bo 
brefd^et,  önb  ain  arbaiter  ift  fe^ne^  lol^nö  mxbt  SSß 
biefem  tt^ct  lernen  bie  jul^orer,  loie  f^  follen  ^rc  ijfarrer 
l^alten,  aud^  bie  t^farrer  lernen,  baS  fie  fotten  arbaiten  im 
loorbt  k)nb  ^n  ber  lere,  atö  aud^  ber  t)at)iften  Kanone^ 
fagen.    Senefirium  batur  pxoi(>ttx  officium. 

3Kir  falbt  ju  ain  groß  mitltjben,  ba^  id&  l^ab  mit 
benen,  fo  biß  l^ar  tjnber  bem  önd^riftlid^cn  gfafe  be^  bapft^ 
gelebt  ^aben,  toeld^e,  fo  fie  nit  gar  berlaffen  looltcn  bic 
n)ort  l^e^Iger  gfd^rifft,  önb  bod^  gefurt  tourben  burd^  a^gnc 
bofe  naiglid^ait  }u  get)^  t)nb  fd^anbtlid^em  gn)^n,  aud^  ge* 
red^tfertigt  bar  in  bur^  gtoonl^a^t  t)nnb  baf)ftfid^cm  gtDalt, 
an  bem  f^  nit  lool  jio^flen  mid^tcn,  fenbt  fie  bmbgctribcn 


Letzter  Bundsgenoss.  181 

JDorben  burd^  fragen  t)nb  antttjurten,  tüte  ioä)  \)x  fumemen 
bftwt  ntod^te  it)  l^a^Iger  gfd^r^fft,  mit  glofen  fenbt  fte 
ötnbl^er  fo  ferr  gefurt,  bi§  fte  gelert  fettbt  toorbett,  ber 
iap^i  mog  ntt  irrett,  öttb  alle  gfafe,  an6)  ^atlger  gfd^rtfft 
ö^iegung,  ftanbt  in  f^nent  gtoalt,  fo  balb  fiel  atte  got«* 
falifait  t)nb  gttjiffen  ah,  önb  läge  atte^  in  ber  ^jftfeen  be§ 
^rfatö  bi§  ober  bie  oren,  ba^  |at  önfer  funbt  önib  got 
öerbient.    Slber  got  f^  globt,  ba§  toir  loieber  erloft  fenbt. 

S)a^  ift  offenbar  ö|  ^aulo,  aim  ^jriefter  ä^mpt  nit 
nter  Iiaben  t)on  fetinem  antjjt  ban  futter  önb  bedEe. 

2lnd^  ift  t)aft  not  aim  t)riefter,  ba§  er  furfid^tig  fe^, 
önb  nit  atoeg  fein  notturfft  neme  t)om  ampt,  njo  bo  burd^ 
ba§  t)oIdt  bfd^toerbt  ober  geergert  njurbe,  ba^  ain  argioon 
be§  ge^fe  cntftonn  mod^t  toiDer  ain  t)riefter,  t)nnb  man  and^ 
ben  falfdöen  ^jrebigem  örfad^  bo  burd^  gebe,  alfo  ju  t^on, 
ober  bie  menfd^enn  minber  ad^teten  gotteö  ioort§.  5KIfo 
fd^ribt  5ßaulng  t)on  ^l^m  felb§.  i.  ®or.  iy.  bo  er  lang  k)nb 
öil  betoeret  ^at,  man  fe^  fd^ulbig  aim  ^jrebiger  I^b§  not- 
turfft gebeii,  fprid^t  er.  3d^  aber  l^abe  ber  fernes  gebrud^t, 
3d^  fd^ribe  aud^  nit  barumb  bo  t)on,  ba§  mit  mir  alfo 
gel^alten  merbe  ic.  [3ij]  Stem,  id^  ^jrebige  ba^  @uan* 
gelion,  önb  Ü)n  baffelb  fre^  ömb  fonft,  auff  ba§  id^  nid^t 
meiner  fr^l^ait  mi^braud^e  t)^m  prebig  ampt.  @il)e,  ber 
Sl^joftel  öerfd^onet  fo  faft  ber  fd^load^ait  ber  anbern,  ba^ 
er  aud^  atte^  be§  fid^  entl^alt,  ha^  er  mod^t  nemen  afö  ain 
apoftel,  bo  ju  aud^  ber  anbern  Slpoftel  ej em^jel  t)at.  Sßfo 
fd^ribt  er  aud^  .  2.  ®or.  yi.  id^  l^abe  eud^  ba^  ©uangelion 
ömb  fonft  öerfunbigt,  önb  l^ab  anbere  gmain  beraubt,  önb 
folb  t)on  t|]^n  genommen,  ba^  id^  eud^  ^jrebigte,  önb  bo  id^ 
itt)  eud^  toar  gegenioertig,  önb  mangel  Iiatte,  toar  id^  nie* 
mant  befd^njerli^,  bau  mein  mangel  erftatten  bie  bruber, 
bie  t)on  3Kacebonia  famen,  önb  l^ab  mid^  in  allen  ftudten 
eud^  önbefd^loeriid^  gel^alten,  önb  loil  anä)  nod^  midd  ^^f*> 
bel^altcn  2C.  SBa^  id^  aber  tl^u  önb  tl^on  toil,  ba§  tl^u  id^ 
barumb,  ba§  id^  bie  örfad^  ab^anje  benen,  bie  örfad^  fud^en, 
baiS  fie  rl^umen  mod^ten,  fie  fe^en  loie  njir,  ben  fold^e 
falfd^c  .?[))ofteI  k)nb  truglid^e  arbaiter  öerftellen  fid^  gu 
Kl^riftu^  a^jofteln,  önb  bag  ift  anä)  fain  n)unber,  ben  er 
fclb,  ber  teuffei,  öerftclt  fid^  jum  enget  be^  Iied^t§,  brumb 


182  Letzter  Bnndsgenoss. 

tfl§  ttid^t  ain  groffe^,  ob  ftd^  aud^  f^nc  biener  öerftettcn  ju 
btener  bcr  gered^tigfait.  ©i^e,  5ßauto  toolt  ain  önber- 
fd^atb  ansaigen  jnjifd^cn  im  felb^  önnb  ben  falfd^en  Slpofteln 
burd^  ia^,  ba§  er  tJtnb  fonft  ))rcbigte,  t)nnb  lieber  toolt 
anber^tüo  l^ar  Itjbßnarung  getoarten,  bau  t)on  betten,  toeld^cn 
er  t^rebigt. 

3a  er  nante  nit  atoeg  öonn  frentbben  aud^  fein  I^b^ 
narung.  @r  arbait  aber  mit  ftinen  Iienben  tag  önb  nad^t, 
baö  er  ^l^m  felb^  önb  fernen  gefeHen  narung  genjunne. 

8Kfo  rebt  er  ju  ben  eltiften  bfe  ber  gmain  ®t)]^. 
Slct.  f  j.  id^  l^ab  enjr  faineS  falber  nod^  golt,  nod^  flaibcr 
begerb,  ban  t|t)r  ttj^ft  felber,  ba^  mir  biefe  l^anbt  ju  meiner 
notturfft,  önb  beren,  bie  mit  mir  geltjefen  fenbt,  bienet 
l^aben,  id^  l^abg  eud^  alle§  gegaigt,  ba^  man  alfo  mit  ar- 
baiten  muffe  bie  fd^toad^cn  auffnemen,  önb  gebenden  an  ba^ 
n)orbt  be§  I|ern  S^fu,  ba§  er  gefagt  l^at,  ©eben  ift  faliger 
ban  nemen.  Qtem  .  2.  Seffa.  iij.  tt)ir  l^aben  nit  ömb  fonft 
ba^  brot  genommen  t)on  ^emant,  fonbern  mit  arbait  önb 
mütie,  tag  t)nb  nad^t  Iiaben  toir  genjirdft,  ba^  toix  nit  De- 
mant t)nber  eud^  bfd^ioerlid^  loeren,  nid^t  barumb,  ba^  toir 
be§  nit  mad^t  l^aben,  fonbern  ba§  n)ir  önn^  felb  jum  für* 
bilb  eud^  geben  t)nn§  nad^  jefolgen  ac. 

[Bij^]  @il)e,  loie  möge  befton  bet|  bifen  felorin  loortcn 
Sancti  ^ßauli  ba^  ftroin  gaiftlid^  red^t,  bar  in  man  bannet, 
binbet,  iagt,  betriebt,  beraubt  ba§  arm  öoIdE  t)on  ber  ))faffen 
jcinfe  loegen.  @i^e  aud^,  njie  ber  ))faffen  muffif ait  mag 
befton  mit  ben  toorten  0auli  I|ie,  fo  er  fagt,  bo  toir  be^ 
eud^  ttjaren,  gebotten  njir  eud^  fold^^,  ba§  fo  iemanbt  nid^t 
ttJil  arbaiten,  ber  fol  aud^  nid^t  effen,  ben  tt)ir  Igoren,  baS 
etlid^  t)nber  eud^  toanblen  önorbig,  önb  arbaiten  nid^tS, 
fonbern  triben  ^rloife.  Sold^en  aber  gebietten  njir  unb 
ermanen  fQ  burd^  k)nfem  l^em  Stiefum  Kl^rift,  ba§  fie  mit 
ftiHem  njefen  arbaiten  t)nh  t)i)x  eigen  brott  effen. 

Sn  bifen  njorten  rebt  5ßaulu§  öon  ^m  önb  anbem 
öon  l^anbt  atbait 

@g  ift  ain  groJ5  bing  ain  ))farrer  fein  gcu  önfcm 
jc^ten,  bo  ber  öicarien  narung  nid^t  ift  ban  fd|n6ber  gc- 
ttj^n,  inxpt  lucrum,  alf^  offenbar  ift,  fo  man  alle  gebet. 


Letzter  Bundsgenoss.  183 

tnefe,  facrantcnt  raid^ung,  begrebtnufe,  et,  önb  ftnbtbctteriit 
in  önb  ö§  fegtien  nt&ls  fonber  gelt  geben* 

@§  ift  am  ergerlid^  bing  öntb  ain  ))f äffen,  njeld^er 
nticffig  gat,  bar  aufe  nit  attain  furnjt^  entft^rtngt,  fonber 
üuä)  alle  lafter,  alf§  man  te|t  ttJoH  fid^t  an  gentatner 
))riefterfd^afft. 

^ä)  fage,  tocld^er  t)faff  bnrd^  ian  ober  gepott,  bnrd^ 
getoalt  ber  bifd^off  ober  fd^nltl^ai^  trl)bt  f^ne  önbertl^on  gu 
lauften  Qm  f^n  I^b§  narung,  ber  fnnbtgt  njtber  Kl^riftunt, 
önb  ift  fain  ^jfarrer,  fonber  ain  öerberber.  S^wt  ift  er- 
letobt, ba§  er  ^jrtbige  hk  tooxt  Kl^rifti  önb  5ßauK,  in 
njeld^en  fie  leren  ba§  öoW,  njte  man  fol  ben  ))rebigern 
futter  önb  bedfe  geben,  loic  oben  gejaid^net  ift,  önb  aud^ 
,  1.  Ibeffa.  5.  SBir  bitten  eud^,  lieben  brüber,  ba§  ^tjr  er- 
fennen  bie  an  eud^  arbaiten,  t)nb  end^  furftel^en  ^n  bent 
l^crrcn,  önb  Germanen  eud^,  Italien  fie  befte  ntel^r  ^n  ber 
Jiebe  ömb  ^l^re^  njerdt^  toittcn,  önb  f e^t  fribf ant  ntit  l^tinen. 

@§  ift  and^  nit  jtoe^ffel  jei^aben,  ba§  aint  ))rebiger 
abgang  an  lQb§  namng  bie  lenge,  fo  er  luterlid^  bnb  rain 
t^rebigt  ©l^riftunt,  njan  ©l^riftuS  tiat  ^l^nen  öerl^aiffen,  fie 
ttjerben  genng  l^aben,  njo  fie  l^in  fontnten.  S)an  tt)o  bie 
ntenfd^en  ba§  ©uangelion  annemen,  njerben  fie  bnrd^  ben 
ga^ft  Ktjrifti  gelert,  ben  prebigern  fntter  geben,  nter  ban 
fie  beborffen,  önb  ha^  ben  ))rebigem  nter  not  njnrt  fein 
öfe  jefd^Ial^en,  ban  ^l^njcjiel^en  bie  gaben. 

[Bitj]  SBo  man  aim  t^rebiger  nit  gibt  I^b^  namng, 
ift  ain  jaid^en,  ba^  er  ain  lum^jen  t)rebiger  ift,  önb  fein 
falfd^  nit  erlitten  mag  njerben  bie  lenge,  ober  ba§  bie  ju- 
l^orer  nit  annemen  ba§  ©nangelion,  prebigte  er  bie  njarl^ait 
gotte^,  t)nnb  loeren  b^  jcul^örer  ©l^riftenn,  ber  ^jrebiger^ 
|ette  aud^  genug.  SBo  aber  alfo  bie  fad^  getl^on  toere,  ba^ 
ain  ))rebiger  bnber  böfen  ©l^riften  ttjere,  önb  ^l^m  fein  not 
nit  lourbe,  t)nb  er  and^  nit  abtretten  njolt,  ^n  l^offnung, 
fein  lere  ttjurbt  ain  mal  fallen,  fott  er  fid^  mit  arbait  er- 
neren,  bo  mit  er  nid^tö  beborffe  t)nb  nit  jloinge  bie  il^enen 
burd^  fdöinbcrti  önb  jtoang,  ttjeld^e^  önerbarlid^  ttjere,  aber 


»)  jjtebißt  1. 


184  Letzter  Bundsgenoss. 

er  fol  erbarlid^  njanblen  gegen  bie,  bic  brauffen  fettbt 
.1.  Sl^effalo:  xn\. 

(Sin  t)faff  mag  atoeg  fo  t)tl  t^on,  ba^  nt^in  ^l^m 
baruntb  fe^n  narung  gebe,  mag  er  nit  groffe  foftltd^  arbait 
tS)on,  fo  t^ü  er  Heine  öerad^te  arbait,  ift  ^^m  fain  fd^anb^ 
toan  anä)  Kt)riftu§  rt)iefd^  f^nen  iungern  bie  fne§,  ^a  att 
2lt)ofteI  h)nrben  jcu  f^jott  öonn  be§  ©uangelion  njegen. 

SBan  er  fo  frani  ober  alt  ift,  ba§  er  nit  mag  fd^affen^ 
lourbt  in  got  nit  laffen,  toan  er  ft)rid^t,  iä)  miH  bid^  nit 
öerlaffen,  nod^  öerfenmen,  ^o\vit  .1.  c.  Sßfo  ba^  toir 
t^nren  fagen,  ber  l^err  ift  mein  ^elffer,  önnb  loiH  mid^ 
nid^t  fordeten,  ba§  mir  ain  menfd^  tI)on  toerb,  p^alm  .  cjöij. 

S)a^  t)oI(f  njcre  mol  genaigt  ben  t)rieftem  I^bg  narung^ 
toan  fid^  bie  t)riefter  fromdEIid^  Iiielten,  önnb  an  ber  not- 
turft  beniegig  toeren.  3)a§  toort  gotte§  toere  and^  frafftig 
genng,  ba§  öoIdE  jetr^ben  bar^n,  aber  jcn  fottid^en  pomp 
mh  öberflng,  toie  ^e^t  ber  ga^ftlid^  ftanb  fnert  önb  l^att, 
ift  ba^  t)oIdt  öntoittig,  aud^  tr^bt  fie  ba^  gotte§  toort  nit 
gu  geben,  aber  mer  jcu  nit  geben. 

S)arumb  mieffen  bie  gatiftlid^en  ain  anber  öngotlid^^ 
tjntoar^aftigg  »ort  t)nnb  red^t  furtragen,  bo  mit  fie  ben 
armen  Iiuffen  erfd^redEcn,  jegeben  alle§  toa^  \t)  begeren,  önb 
tl^onbt  ba§  t)nber  bem  nammen  gotteS  önb  ft^ne^  S^rifti^ 
baS  ^at  t|]^n  got  lang  vertragen,  aber  fein  gom  gat  t)t^ 
an,  önb  loil  ba§  nit  mer  vertragen,  er  toit  offenbar  mad^en, 
ba§  fein  gebot  önb  nam  nit  fe^  it)  fottid^er  befd^iffere^. 
SBotten  bie  letot  ^l^nen  fürt  l^in  geben  getoonlid^en  k)berf(ufe 
mögen  fie  tl^on,  §o  ferr  ba^  f^  toiffen  fotten,  ba^  fie  burd^ 
gotteg  loort  bo  l^^n  nit  gebrungen  werben. 

[3iii**]       SSon  öeranbrung  ber  jel^enben. 

gin  d^riften  menfd^  foH  aHe  önred^t  Itjben  mit  gebult, 
fo  lang  man  in  nit  tribt  offentlid^  loieber  got  jetl^on. 
3)ammb  foll  er  nit  toiberfton  aim^  gmaincm  gebrud^,  ob 
er  fd^on  fd^ioer  ift  önb  öntreglid^,  blo^l  anber  ktot  in 
gmain  fid^  Itjben,  foII  er  fid&  furberlid^  bar  in  Itjben, 
Stoma,  yiij.    @o  nun  bie  <)f äffen  nit  atö  d^riften,  fonbcr 

»)  ain  1. 


Letzter  Bundsgenoss.  185 

atö  |)aibcn  jlDttigen  ba^  öold  ju  bcm  jcl^cnben,  fottcn  fie 
ben  gcbenn  afö  am  anbete  fd^alung. 

SBo  aber  bar  öonn  jereben  ift,  foHcn  fie  befenneit  bie 
tuarl^ait  gotted,  tt)ie  ba^  {ain  götlic^  red^t  ju  la^,  ba§  ntatt 
in  gotte^  tmntett  jtoinge  ba^  \)old,  fonberlid^  fo  ba§  bie 
t^rcbiger  önb  p^antx  tl^onbt. 

Slin  d^rift  mag  aud^  önb  fol  mit  gottei^  toorbt  anbere 
öermanen,  ba^  fie  |elffen  ain  foHid^e  gofelefterung  abftetten^ 
ba§  mann  fo  önd^riftlid^  farett  im  namen  ©Iirifti. 

Slin  Surft  ober  ain  gmain  l^at  gloalt  ain  fottid^en 
m^J5brud^  abflellen,  toil  eö  nit  gu  gon  burd^  ain  oberfait 
ober  gmain,  fol  man  bem  njaffer  fein  flu^  lenger  laffen, 
önb  lain  fonber  önfrib  anfallen. 

®g  ^at  ain  gmain  gutten  gtoalt  mit  ^l^r  oberfait^ 
ben  ))faffen  abfd^lal^en  ober  nit  mer  geben  gioonlid^en  ober- 
fluß,  aber  nad^  gefegenl^ait  ber  ftat  önb  j^t  aim  p^atxtv 
geben  ain  j^mlid^e  narung. 

3)a^  öberig  mögen  fie  ^l^nen  felbiS  bel^aften,  ober  in 
anbere  nufe  gebrud^  njenben. 

SSnnb  ift  njol  5cu  rattcn,  ba§  man  fold^ö  t^u,  lain 
frah),  fain  ebelman,  fainer,  loeld&er  nit  ber  ddriftlid^en  gmain 
bienet  in  t^rebigen,  facrament  raid^cnn,  in  bienft  ber 
armen  zc.  ober  ber  felb§  nit  fo  arm  önnb  frandE  ift,  ba§ 
er  fid^  fonft  nit  m6ge  neren,  ber  mag  ben  je^enbcnn  tjif^m  ^) 
nemen,  barumb  luge  ^eberman  ju  ^l^m  felfo,  got  njurt  f^n 
nit  lang  laffen  f^jotten,  toetten  fie  ben  jcl^enben  l^aben,  fo 
muß  er  ben  namen  öerlieren,  baö  ^eberman  loiffe,  ba^  man 
fottid^S  nit  gebe  atö  ain  gotte^  gäbe,  fonber  afö  ain  anbere 
Ianbtfd^a|ung.  ®o  ba^  öoIdE  follid^g  toaifet,  tooHen  fie  bar 
nad^  geben,  frage  id^  nit  bar  nad^,  id^  maine  aber,  fo  man 
bie  loarl^ait  t)om  gel^enben  furl^ielt,  man  tourbt  fid^  balb 
ain^  anbem  bebenden  2C. 

[34]  S)ag  öoIdE  fol  aud^  an  fid^  l^alten  mit  geben  ben 
r^d^en  Hoftem,  rtjd^en  ^jf äffen,  bo  mit  ^l^nen  ainiS  taitö 
örfad^  abgang  an  ^l^rem  öngotlid^en  ergerlid^en  loanbct 

SBoUcn  fid^  bie  Pfaffen  nit  felb^  reformieren,  ift  not, 
baö  fie  bie  la^en  reformieren,  atö  laufet  ©igmunbt  ^m 


186  Letzter  BmidsgeDoss. 

©oncilio  ju  ©onftetife  fagt.  Slber  ba§  ifl  ain  friblid^e 
reformalion,  fo  man  ^l^n  nit  metjr  gibt,  ban  jintlid^e  I^b^- 
narung,  ötib  ba§  man  fatn  offcnlid^  fd^anbtltd^  lucfen  öon 
^ncn  mcr  Itjibd,  aber  ftraffc  totlä)tx  ^ttaftiä)  funbcn  tourt, 
tjnnb  bag  burd^  toettttd^e  rtd^ter,  tt)o  bic  ga^ftlid^en  nit  bar 
3CU  tl^on  tPoQen. 

@§  ift  fain  borflin  fo  arm,  fo  man  bcn  gel^cnbcn 
jammcn  famlet,  man  gebe  aim  pfarrer  5^mli(i^e  narung, 
ia^  t)berig  geb  man  anbem  armen  im  borflin,  loan  fic 
fe^n  beborfften,  arme  linb  bo  mit  laffen  l^anbtioerdf  lernen, 
i)n  bie  ee  bo  mit  l^elffen,  aitn  l^uß  armen  man  fein  fd^ulbt 
bo  mit  tiulffe  abjalen,  obber  in  gemain  öffd^ntten  fomn,  fo 
ain  ttietor  iar  fame,  ba§  man  aim  ganzen  borff  bo  mit 
^ulffe. 

@§  ift  aud^  nit  not,  bal  ^etlid^S  borff  ain  atigcn 
t)f äffen  l^ab,  önfere  öorfarn  in  teutfd^Ianben »)  l^aben  e^ 
tool  angefe^en,  ba^  etioan  .y.  ober  .yij.  borffer  nit  mer 
ban  ain  jjfarrer  l^aben  foHen. 

SIB  balb  aber  bie  oren  bt\)(f)t  önb  bie  ))apiftifd^en 
meffen  öbertianbt  name,  önb  fo  öil  facrament,  bo  mainet 
man,  nit  beffer§  njere  bann  ain  ))faffen  önnb  foHid^en  gop 
bienft  be^  fid^  tiaben  atö  3Rid^ea§.    ^wbicnm  .joiij. 

SBan  bid^  bein  geioiffen  nagt,  fo  fud^  rat  önb  trop 
bet|  ainem  frummen  Eliriften,  magft  nit  ain  Pfaffen  l^aben, 
fo  n^m  ain  la^en,  magft  nit  ain  man  l^aben,  fo  n^m  ain 
toetjb,  e§  fe^  im  leben  ober  ^m  fterben. 

Sa§  bid^  beniegen  am  fe^rtag  5cu  fird^en  gon,  mefe 
t)nb  t)rebig  Igoren,  magft  nit  fommen,  fo  Iaj5  bid^  am 
glanjben  beniegen. 

äßagft  bn  an  beim  tobt  nit  ba§  facrament  l^abcn,  fo 
ift  bt|r  genÄg  bein  begirbt  bar  jcu. 

Sft  nit  nobt,  ba^  man  barumb  fo  öill  öoUcr 
))faffen  l^alte. 

SJnfer  altforbem  l^aben  auä)  alfo  getl^on,  toic  man 
n)at|J5t,  ba^  k)il  borffer  gan^  neioe  pfarren  önb  pfronbcn 
angenommen  l^aben,  k)nb  fenbt  bod^  ^re  öetter  öill  l^unbert 
iar  Sl^riften  gfein,  on  fie. 


')  teufdblanben  1. 


Letzter  Bundsgenoss.  187 

[3 4]  ^tüidß  borff  l^abe  atn  ort,  bo  man  bic  tobten 
cort)cr  I|in  grabe,  ift  ntt  not,  ba^  atn  ^jfaff  bo  fct|.  ift 
au^  nit  not,  ba3  ain  ))faff  öiflüg  önb  ntcj5  für  bie  feien 
l^altc,  toad  gemainer  ©l^riftcn  gebett  ntt  ö^rid^tet  fnr  bic 
feien  be^  got,  ift  öngetl^on. 

2lud^  ift  offt  lain  t)faff,  ber  to^ffe  jeleren,  ober  ber 
int  borff  fe^,  fo  man  fol  francfc  tttot  l^aimfud^en,  ber 
Irand  fd^r^et  nad^  bem  facrament,  ba§  finbt  loartet  öff  ben 
tauff,  ber  <)faff  ift  ober  ain  m^tt  loeg  bc^  bem  totin,  ober 
l^nrere^,  önb  bar  gen  fol  man  nid^t  reben?  3a  bona  bieg, 
|er  bomine,  bie  gemainen  la^n  fotten  bar  ab  flagen,  önnb 
cnd^  bie  l^erfd^afft  fd^mal  mad^en.    SSalete. 

aSon  ben  meffereti  pfaffen. 

Sd^  l^ab  offt  gebadet,  toar  jn  bod^  bie  meff ere^  ^'faffn 
georbnet  fe^en. 

^abe  id^  gebadet,  eö  fe^  ain  nad^laubeO  ber  Sl^jofto* 
lifd^en  orbnnng,  baS  ietlid^  gmain  t)il  alte  l^aben  folt  jn 
irem  d^riftlid^en  regiment.  a^nd^  fo  bag  ju  l^ilf  ainem 
^jfarrer  folid^e  neben<)faffen  geftift  fenbt.  Slber  ain  groffer 
tail  ift  geftift  öff  bie  Muffigen  pa<)iftifd^en  meffen. 

Stnn  ^m  fe^  toie  im  tt)oI,  man  gebmd^t  nit  mer 
foQid^  @^a))Ion  jcu  regiment  bed  t)oIdg. 

Slnd^  laiftcn  fie  fain  l^ilff  ben  <)farrem,  toollen  bie 
^jfarrer  l^ilff  l^aben,  fo  mieffen  fie  fonber  l^elffer  beftetten. 

Slud^  ift  e§  loibber  bie  orbnung  El^rifti,  ba§  man 
mej5  l^alte  ^n  mainung  toie  man  etifid^  ^unbert  iar  ge- 
l^alten  l^att. 

3)arumb  Dolgt,  ba^  man  fol  Iaf[en  abgon  foQid^ 
^jfrJnben  atö  t)nnu^,  ^a  mer  fd^abtlid^  önb  ergcrlid^  allen 
menfd^cn,  önb  ob  önfere  alt  forbem  öerfiert  fenbt  loorben 
ber  meffen  l^alb,  fo  fotten  mir  bod&  irem  ^rfal  nit  öolgen, 
tjnb  fo  loir  fe^en,  toie  jcn  groffem  fd^aben  önfer  bnb 
önfem  nad^fommen  ba^  <Jf äffen  öoM  gemeret  tonrbt,  ift 
fain  beffer  mittel,  ban  man  en^iel^e  in  bie  öberflujj. 

8lIfo,  man  ^rebige  tinen  gotte^  toort,  toie  fie  mit  got 
nit  mögen  ^re  ))fr6nbe  öerrid^ten,  and^  nod^  minber  ben 

^)  bei  2:  nat)ol0i^n0e. 


188  Letzter  Bundsgenoss. 

genieß  on  ampt  bo  [C]  öon  ncnten,  iooHen  ftc  toxHifltt^ 
bie  t)fr6nbcn  laffen,  toot  önb  gut,  tootten  fie  nii,  fo  lag 
man  fie  bie  <)fronbcn  nicffen,  fo  lang  fie  leben.  So  fie 
abfterben,  öerl^l^c  man  bie  ipfronben  faincm  anbcm,  aber 
mann  toenbe  bie  ))fronbt  ju  gmainem  nufe,  toie  e§  gut  cr- 
funben  touxt. 

S)er  ba^jft  ift  toifeiger  ban  ber  JJa^fer,  »an  in  allen 
ffetfen  tiat  ber  bapft  Dil  folbner  gfa^t,  baS  ift  bie  Pfaffen, 
bod^  öff  ber  latien  folb,  önnb  l^aben  bie  folbner  <)f äffen  bie 
fad^e  bo  l^tin  gebrad^t,  ba^  alle  fdiferifd^en  lallen  mueffcn 
alle  ^r  gebancf  offenbaren  be§  bapft^  folbner,  alfo,  ba^  bar 
nad^  ber  bat)ft  fid^  fan  önnb  toax^  gerid^ten,  burd^  an* 
bringen  f^ner  folbner,  loie  man  bem  la^en  möge  önb  fol 
entgegnen. 

Slber  bie  Surften  mit  bem  Sa^fer  looHen  für  garten 
gofeen  gel^alten  fein,  fo  man  loil  l^elffen  ju  erlofung  ^l^r 
griffen,  jcu  nufelid^er  orbnung  ^|rer  lanb,  n)otten  fie 
treloen  rat  nit  annemen,  verfolgen  a6e  ti^rcn  beften  freunbc, 
afö  ttjeren  fie  bie  boften  ftnbe,  langen  aber  an  ^l^ren  l^aupt- 
finben^),  önnb  mit  offnen  äugen  »oHen  fie  Minbt  fel^n. 
Slber  ob  ain  menfd^  feiinen  fd^aben  t)or  äugen  l^at,  t)nb  im 
got  nit  gibt  f^nn  önb  ^ilff,  ^l^n  je  mtjben,  fo  mufe  er  in 
bie  gruben  fallen,  alfo  gefd^id^t  auä)  önfem  l^erren  önb 
furnjefem,  got  l^elff  ^l^nen  önb  k)n§.    8Cmen. 


(E 


SSom  o))fer  öff  ben  altar. 

'@  ift  offenbar,  ba§  ain  d^rift  fr^  ift  in  allen 
öfferlid^en  bingen,  er  mag  effen  aUe^,  loa^  er 
toil,  toann  er  loil,  loie  er  loil,  loo  er  loil.  @r  mag  Haiber 
tragen  öon  tud^  önb  färb  loic  er  toil,  too  er  loil,  loan  er  n)il. 
®r  mag  arbaiten,  loan  önb  loo  er  loü.  Slber  ber  gaift  Sl^rifti 
leret  ben  d^riften,  ba§  er  maj5  l^alt  in  allen  bingen,  bnb 
ba^  er  fid^  öor  ergernu^  l^iettet. 

S)a^  fag  id^  barumb,  ain  d^rift  mag  fein  gelt  geben 
loem  er  toil,  önb  loo  er  loil,  aber  er  foH  ergemu^  mtjbcn. 

S)lo^I  aber  ingeload^fen  ift  ain  groffer  ^rfal  ber  meß 
l^alb,  ba§  man  ad^tet  ber  ))faff  o^jfer  bie  mefe  öff  gott  für 


^)  l^au))ftnben  1. 


Letzter  Bondsgenoss.  189 

aHc  tnenfd^en,  [<L\^]  tobt  önb  lebenbig,  für  fid^  bnb  für 
anbcrc,  önb  man  leret,  baö  man  fid^  folle  bife  opftx^  tau" 
l^affttg  ntad^en,  barutnb  au^  man  gelt  öff  ben  altar  ot)fert, 
in  ber  fcCbigcn  mainiing,  önnb  ob  ain  gutter  d^rift  gitttc 
ntainung  bar  in  I|att,  tjcrftonbt  aber  fd^load^e  ober  bofe 
d^riften  fein  ntainung  nit,  barunib  fotte  er  nit  ot^ffem  öff 
ben  altar  in  ber  mt%  njil  er  bem  i)faff en  cttoa^  öntb  go^^ 
toiUtn  geben,  fo  gebe  er  ba§  tjffer^aft  ber  nte§.  Sllfo  fagt 
aud^  Sant  ^aulu§  .1.  Kor.  8.  ber  abgot  ift  nid^tg,  önb 
ba§  bie  ^^t)'^,  bem  abgot  geo^jfert,  aim  d^riften  nid^t  fd^abet 
S8  l^at  aber  nid^t  ^eberman  ain  fottid^  loiffen,  ban  etlid^ 
mad^en  tjl^n  nod^  ain  geto^ffen  ober  bem  gofeen,  önb  effenö 
für  gofeen  o\>\tx,  bo  mit  tourt  ^l^r  gtoiffen,  ttjetjl  e^  fo 
fd^load^  ift,  befledEt.  2)ie  ft)e^6  furbert  bnn^  nit  bt)  got, 
fo  l^inbert  fie  önd  nit.  @e^et  aber,  ft)rid^t  ^ßauIuS,  ba^ 
biefe  elor  frti^ait  nid^t  gerate  5U  ainem  anfto^  ber  fd^toad^en, 
ban  fo  bid^  (ber  bu  ba§  erlentnife  l^aft)  ^emanb  fe^e  ju 
tifd^  fifeen  im  abgot  l^ug,  lonrbe  ni^t  fe^n  getoiffen,  bie 
ttje^tt  eg  fd^load^  ift,  öor  örfad^t  ba§  go^en  opffer  jeeffen? 
önnb  tourt  alf o  ober  betiner  erfantnug ,  ber  f d^toad^e  bruber 
ömbfommen,  ömb  toeld^eg  mitten  ©Iiriftu^  geftorben  ift, 
toan  ir  aber  alfo  funbiget  an  ben  brubem  önb  fd^Iad^t 
^l^r  fd^toad^^  geto^ffen,  fo  funbigt  ^l^r  an  Kl^rifton. 

Sllfo  ift^  anii)  mit  bem  altar  op^^x,  ain  groffe  ai'* 
gottere^  ift  e§,  fo  man  bie  me§  l^anblet,  tok  man  p^tQt 
jetl^on,  fid^t  bid^  ain  lofer  d^rift  o<)ffern,  nt|mt)t  er  bar 
öJ5  ain  be^ilff  f^neS  irfatö,  fi(|t  e§  ain  gutter,  aber  nod^ 
fc|tt)ad^er  d^rift,  fo  tourbt  er  Hainmütig  in  ^ilfamer  lere 
öon  ber  me§,  toeld^e  er  bitteid^t  gel^ort  l^at  öon  gutten 
t^rebigem,  önb  tourt  mer  gebogen  öff  alten  mijjbrud^,  burd^ 
bein  c]ctmpü  (fo  er  bein  gutten  glauben  nit  öerftat  nod^ 
eröolgen*)  mag)  bar  er  jcu  gebogen  ift  burd^  gutte  lere. 

2)arumb  t)nberlaj5  fottid^  bein  opffer  fo  lang,  bi§  ba^ 
bie  d^riften  ia^  im  glauben  önberto^fen  önb  gefterdtt^) 
toerben. 

21I§  id^  oben  gefagt  l^ab,  gib  bem  armen  <)f äffen  aU 


*)  bei  2:  naöolgen.  —  >)  gefterd  1. 


190  Letzter  Bundsgenoss. 

tttufen  tjom  altar,  bic  r^d^cn  beborffcn  bt)ntx  gäbe  nid^t, 
gibe  fic  armen  letoten,  bar  an  e^  angelegt  ift. 

[(£ij]  Db  biefer  mein  rat  nit  getoontid^  ift  in  bpem 
^er^en,  ligt  nit  bar  an,  Inge  mer  öff  ^ailge  gfd&rifft,  ban 
t>ff  bp  aigncn  gntbuncfel,  önb  id^  ttjil  nod^  mer  fagcn, 
mid^  gebnndft  öaft,  ba§  ain  E^riften  mag  nit  mer  mit 
gntter  gemiffen  bt)  ber  t)apiften  mefe  fein,  ban  bt\)  bcr  ab- 
got  opffer.  So  ton  rebt  $ßaului8  alfo  .1.  ©or.  f.  Sftid^tet 
^r  njag  id&  fage,  mit  bcn  Hugen  rebe  id^.  ber  feld^  ber 
bencbe^ung,  meldten  mir  benebc^en,  ift  er  nit  bie  gematn- 
fd^afft  beg  blto  K^rifti?  ba«  brot,  ba«  toix  bred^en,  ift 
ba§  nid^t  bie  gemainfd^aft  be^  le^bg  K^rifti?  ®an  toir 
Diele  fenbt  ain  brot  tnb  ain  le^be,  bie  nje^I  h)ir  atte  aine^ 
brobtg  taill^afftig  fenbt.  @e^et  an  ben  ^fraet  nad^  bcm 
flaifd^,  toeld^e  bie  opffer  effen,  fenbt  bie  nid^t  ^nn  ber  ge- 
mainfd^afft  be§  altar^?  äBag  fol  id^  fagen?  ^ol  id^  fagcn, 
ba§  ber  abgot  tttoa^  fe^?  obber  ba§  ber  abgot  opffer 
ettoag  f e^  ?  Slber  id^  fage,  baS  bie  ^aiben,  toa^  fie  opfern, 
bag  opffem  fie  ben  tenflen,  önnb  nid^t  got.  Sin  toxi  id^ 
nid^t,  ba§  ^^r  ^n  ber  teuffel  gemainfc^afft  fein  fott,  ^l^r 
fnnbt  nid^t  jegle^d^  trindten  beS  leeren  feld^,  önb  bcr  teuffcI 
fetd^.  t)f)r  funbt  nit  jcugte^d^  taill^afftig  fein  beö  ^crcn 
tifd^g,  önnb  ber  teuffel  tifd^g. 

3e|  n^mme  ab,  toa^  id)  fage,  b^e  papiften  mad^en 
öfe  ber  mefe  ettoag  anberft  ban  K|riftug.  ®a3  ®:  SKar- 
tinu^  ßutt^er  fd^on  bo  mit  öermanit*)  ^att  atö  ain  lerer 
betoeret,  in  aim  bied^Iin  öon  ber  abftettung  ber  fonberen 
meffen,  §o  fie  ban  anbem  ^op  bienft  t)ffri(|ten,  ban  gott 
l^abcn  toit,  öolgt,  ba§  fie  aud^  gott  anberft  furbilben,  ban 
er  ift,  önnb  öolgt,  baS  fie  ben  toaren  gott  mit  fernem 
toaren  gop  bienft  öerlaffen  önnb  r^d^ten  öff  ain  falf^cnn 
gott  önb  go|g  bienft  önber  guttem  fd^e^n  önnb  namen, 
aber  ba^  ift  bie  ergft  abgottcre^,  tjor  beren  fid^  toenig 
l^ietten  mögen,  bie  tottjH  er  atfo  terbedft  ift  önber  gittern 
namen  gotte^  önb  fe^ne^  bienft.  Sllfo  tt)o  bic  loort  got, 
gop  bienft  jc.  in  biblia  ftenbt,  Skf)m  önnb  jctoingen  fie 
bie  felbige  »ort  öff  ^ren  got  tjnb  gotte^  fd^^«/  toic  bie 


*)  bei  2:  tjormanet. 


Letzter  Bandsgenoss.  l'H 

Suben  t^attcn,  bo  f^  bem  gulbcn  falb  ecr  önnb  opfcr  be- 
tupfen in  namen  be3  toaxt^  go|g,  @jo:  am  .jjjij.  önnb 
.iij.  3teg:  jij. 

[(Eij*']  SiJ  ift  nit  gnug,  baS  man  mit  bem  tooxt 
gottc§  fd^re^  toibcr  bie  mefe,  man  mnfe  and^  bie  me§  öer- 
me^bcn,  atö  ain  abgottifd^en  binft.  Sife  ba^  nnfelin  totv 
bo  mag,  irre  id^,  fo  lüil  id^  mid^  laffen  befeferS  leren.  ®ie 
argnment  im  bied^Iin  be  abroganba  miffa  t)rinata  fotten 
and^  ^ie  ju  gelefen  »erben. 


^ 


SSon  bcn  SRitter  orben. 

^Dmmenb  ^er  alle  frummen  d^rtften,  tnb  l^elffen 
mir  mahnen  önnb  Hagen,  felienn,  nemen  toax, 
tük  gtoaltigHid^  bcr  teuffei  ^erfd^et  ober  bag  d^riftlid^  öoldf^ 
önng  ju  tjerberbung  feel  önnb  I^bS,  ^a  ecr  önnb  gut§. 
S?§  tJtler  emft^afftiger  lerer  bied^Kn  tjnb  »orten  ^aben  t)x 
qtf)oxt  önb  öemommen,  tok  toix  mit  bapft^  gf^feen,  fd^ul- 
leren  önb  SKund^ftanbt  öerberbt  fenbt  h)orben,  alfo  bag  nit 
not  ift,  ba§  id&  t)H  bo  tjon  fdöribe. 

®ie  blum  d^riftlid^^  öoIdt§  ift  in  l^ol^en  fd^ulen  tjer* 
berbt  Sorben  an  fetten  önb  mainnngen.  ®ie  emftUd^ften 
griffen  fenb  burd^  äBund^ftanb  in  fBaal^  bienft  gefurt 
toorben.  Sitte  tocit  ift  bnr(|  ba^jft«  gfa|  t)erfnu))fft.  SIber 
nod^  ift  ain  fubtiler  lift  verborgen,  ba3  aud^  ber  fem  attcr 
ftenbt,  bie  man  aud^  nennet  ben  abel,  fo  er  ö§  naturlid^er 
öemunfft  önnb  anmut,  aud^  muttifait,  l^at  be§  ba^jft  gfa| 
mögen  öerad^ten,  öonn  be^^l^^^^  ^a^tttt  jc,  8lud^  ber  mund^- 
ftanbt  f)at  mögen  öcrfjjotten,  ®ic  ^o^en  fd^ulen  l^affenn,  atö 
am  tag  ligt,  l^at  bcr  teuffei  ain  fubt^I  nc|  gelegt  atten 
abelid^en  gemitten,  önnb  öffgerid^t  orben  ju  fed^tenn  mit 
bem  fd^tocrbt,  mcnfd^Iid^  blut  jctjcrgicffcn  an  red^t,  lieber 
gotte^  gebot. 

@otO  verbeut  t)ff  ba^  ^6d^ft,  man  fol  nit  mcnfd^en 
bI4t  ö^gieffen. 

älßan  fott  aud^  bie  ^aibcn  nit  Don  Ql^rcm  gut  triben 
an  fonbcre  gebot  gotte^. 


0  ®6t  1. 


192  Letzter  Bnndsgenoss. 

Kl^riftug  tüil,  mann  fol  in  f^nem  namcn  fo  gar  nit 
fed^ten  t)nt6  fainerla^  tyx'iad),  ha^  man  au6)  fol  ben  ntantel 
ju  bcm  xod  laffcn  faren,  tnnb  fo  man  an  ain  bacfen  9c- 
f dalagen  »urt,  fol  man  ben  anbent  bar  bicttcn,  tnb  qui^ 
tf^on  tjnfcm  fepbcn. 

®er  teuffei  gibt  für,  man  foH  toibcr  gottei^  önb  bcr 
li^riftenl^ait  [(tiij]  fcinbt  friegen,  bo  mit  gottc^  e^re  für- 
gang  l^abe,  önb  ba§  ift  toare,  aber  man  fol  nit  mit  bcm 
fd^ttjerbt,  mcr  aber  mit  gotte^  »ort  fed^ten  njiebcr  fie,  bo^ 
felbig  prebigen.  "ißaxnaä)  fd^Ieuft  ber  teufet  tjfe  ber  ter- 
nunfft,  man  möge  bem  feinbt  nemen  alle  fein  ^abc,  au^ 
baS  leben,  tnb  jtoingt  bar  öff  bie  eyempet  ber  biblia,  aber 
er  tjerl^alt  ba§,  ba3  got  fain  ftre^t  gelobt  ^at,  ban  toeld^en 
er  fonberlid^  gebotten  l^at. 

Sßfo  treibt  ber  teuffet  ettid^  l^ol^e^)  gemut  bar  jcu, 
ia^  fie  n^oEen  got  gcu  bienft  n^ibber  bie  t)nglaubigen  friegen, 
toan  fie  jcu  Irieg  genaigt  fenbt.  Slber  fie  ^aben  be^  fain 
fug,  ban  fain  gfd^r^fft  leret  fie  ba&,  fain  fonbere  Offen- 
barung l^aben  fie  t)on  got  bar  ju.  9lud^  tytxtttot  Sl^riftuiS 
tjff  ba&  ^od^ft,  man  foll  in  f^nem  namen  fain  fd^toert  gc- 
brud^en,  önb  toeld^er  follid^  frieg  anrid^t  ^m  namen  K^rifti, 
ber  t^ut  ^m  bie  l^od^ft  t>neer. 

2)er  Sl^riftlid^  ftre^t  ftat  Qm  pxtbiqtn,  ber  Sl^riftlid^ 
f^g  ftatt  in  fterben  tmb  ber  toarl^ait  h)itten,  önb  in  I^ben 
ülleg  öbel,  in  gebult  önnb  l^offnung  jcu  gott. 

Slber  n)ir  toeHen  $ßaulum  Igoren,  tok  er  bon  ber 
©l^riften  l^amafd^  önnb  ftre^tte  rebet.  @p]^e.  bi.  cap,  fprid^t 
er  alfo.  ätte^ne  bruber,  frefftig  eud^  in  bem  Ferren,  tmb 
p  ber  mad^t  ferner  fterdte,  ji^et  an  ben  l^amifd^  gotteg, 
ba§  ^^r  befielen  funbt  gegen  ben  Kftigen  anleuft  be3 
teuffefö.  3)an  tt)ir  l^aben  ni^t  ju  fempffen  mit  flaifd^  tmb 
blut,  fonber  mit  furften  önb  gewaltigen,  mit  ben  toelt 
regenten  ber  finftemu§  ^n  bifer  toelt,  mit  ben  gaiftem  bcr 
bofe^ait  önber  bem  ^^mel,  ömb  bt^  bitten,  fo  ergreift  ben 
l^amafd^  gotteS,  auff  ba&  t^f^x  funbt  miber  ftel^en  an  bem 
bofen  tage,  tmb  ^n  allen  bingen  geruft  fe^n. 


Letzter  Bundsgenoss.  193 

©0  ftel^et  nu,  ötnbgurtet  etore  lenbcn  mit  ber  tüarl^ait, 
t)nb  angejogen  mit  bcm  frebg  ber  gered^tifait,  tJttb  gefd^ud^t 
Ott  emertt  fieffett,  mit  ruftuttg  be§  ©uangeliott  tjoti  bem 
fr^b,  ^tt  attett  bittgett  aber  ergreift  bett  fd^ilbt  beg  glaubend, 
-mit  toeld^em  ir  futtbt  öfelef^ett  atte  fetorige  ^jfet)Ie  be§ 
bo^ttjid^t^,  tjnb  bett  f)elm  beö  f)axU  ntmpt  an  eu(|,  öitb 
ba§  fditüerbt  be^  gaip,  njeld^g  ift  ba^  tooxt  gotte^,  tJttb 
bettet  ftetö  ^tt  aKett  attüegett  mit  bittett  öttb  flel^ett,  ^m 
[(£iij^]  ga^ft,  öntib  ttjad^t  bar  jcu  mit  allem  attl^altett  tJttb 
flel^ett. 

@ef)et  jcu  alle  ®f)riftett,  ttja^  fattt  $ßaulu§  fage,  h)ie 
ain  El^rift  fed^ten  fol,  mit  mem,  tJtib  toa^  feitt  l^arttafd^ 
ift.  ©0  fom^t  ber  tettffel  öttb  rid^tet  ab  fid^  bett  ftre^t, 
t)ttb  tüenbet  ^l^tt  t)ff  hit  mettfd^ett.  SStittb  ba§  er  bem 
böfeeit  mtttmiHeti  acuftre^ttett  (tüeld^er  ^ti  tilen  l^er^ett  öcr- 
borgeti  ift,  önttb  gemur^Iet)  aitt  fd^^ne  mad^e,  atö  er  attett 
Xafterti  guttett  fd^t)tt  öfffe^t,  fo  leret  er,  matt  fol  I^pHd^ 
fed^tett  tüiber  bie  menfdden,  tJtib  ba§  ttit  aitt  erber  gemut 
erfd^redfe  ah  bifer  morbere^,  fottberlid^,  fo  ©l^riftu^  lerct 
bruberlid^e  liebe,  fo  leret  ber  teuffei,  matt  fott  tt)iber  bie 
t)ngleubigett  friegett,  ttit  atö  ttjiber  tnfer  feittbt,  fottber  afö 
JDiber  gotteg  feinbt.  2)ar  ju  fol  matt  ati  fettliti  öttb 
Ilaiberti  ba^  l^ailig  creufe  tragett,  bo  mit  bett  l^eu^jtliattbel 
t)ttb  ^re  le^be  äef(|t|rmett.  SSnnb  ha^  fottid^e  bubere^  mcr 
furgatig  l^abe,  fo  rai^  er  bie  furtiemfteti  itt  attett  lattbeti 
alfo  jcttftr^ttett.  %iä)  rid^t  er  an  orbett,  bar  itt  atter^) 
toelt  gut  jefamlen,  fd^Io^er,  ftabt,  borff,  bar  ^n  ebet  letot 
Maä)  ^rem^)  ftanbt  mogenn  leben,  bo  mit  jerati^en  bcn 
armen  abel,  ain  jce^t  lang  jeftretitenn  ömb  ritterlid^e  eren, 
tjnb  barna^  ain  ett)ige  t)fronbt  l^aben. 

XJnb  ba^  in  atten  lanben  bem  önf^nigen  Wegen  ain 
furbemufe  gcfd^el^e,  fo  »il  ber  teuffei,  baö  in  atten  ftettcn 
getragen  tt)erb  ain  to^fe  ober  fdE|tt)ar^  creufee  an  fonbem 
flaibern  ton  bem  ritter  orben,  bo  mit  alfo  burd^  b^toonung 
fottid^er  letot  bag  önred^te  tjnd^riftlid^  blut  tergieffen  ain 


0  aEe  1;  bei  2:  bar^nne  alber  toerlt  gutt.  —  ^)  ^ren  1< 

E b erlin,  Ausgew.  Sehr.  I.  13 


194  Letzter  Bimdsgenoss. 

gut  anfeilen  gctü^nne,  afö  man  an  teutfd^cnn  orbcn  tnnb 
So^anniter  orben  fe^en  mag. 

SKfo  füret  bcr  teuffei  ben  eblen  abel,  aud^  mit  ^l^neu 
fo  t)il  taufet  mitl^elffer,  on  atte  rett)  tnb  jttJ^ffel  jum  tobt^ 
önb  in  abgrunbt  ber  l^etten,  önb  mainen  bo  mit  got  ain 
bienft  jetl^on,  alfo,  todd)tx  fie  njolt  öermanen  aigen^  ^rfafö^ 
ber  müfet  öon  ^ren  l^anben  fterben. 

Slber  x(S)  bitte  got,  er  njoHe  fein  lied^t  h)ort  fd^icfen 
in  ^l^r  l^er^,  ba^  fie  aigne  finfternufe  be^  ^rfatö  erfennen^ 
tjnnb  t|r  le^b,  leben,  önnb  feien  nit  fo  öbel  öerberben. 
Slud^  nit  ha^  creu^  ®f)rifti  alfo  fd^malid^  l^anblen,  fo  fie 
önber  bem  creu^  t|re  önd^riftlid^e  l^anblung  entfd^ulbigen 
tjnb  öolfieren. 

Slin  El^rift  fol  nit  fed^ten  toeber  h)iber  d^riften  nod^ 
miber  ^aiben.  S^ut  aber  ain  Iiaib  ain  önbillid^en  toiber* 
briefe  ainer  ftat  ober  [(£4]  lanbt,  mag  ain  oberfait  h)ibcr 
fie  fed^ten,  nit  afö  ©Triften,  fonber  afö  Iiaiben,  bar  ju  ge«- 
brud^en  ba^  »eltlid^  fd^toerbt,  tok  bo  öon  gcfd^rieben  ift 
in  aim  bied^Iin,  ton  ben  jnja^en  fd^toerten  obber  regi«* 
menten,  aber  l^iet  fid^  t)berman,  ba§  er  ober  .fottid^  Weg 
nitt  bedfe  ben  namen  E^rifti,  toan  er  mag  e§  nit  erleben, 

SBan  ber  S3apft  abla^  ju  fottid^en  friegen  gibt,  t^ut 
er  atö  ain  öatter  ber  go^Iefterung. 

®er  teuffei  l^at  aud^  bie  bre^  gelübbt  gebrad^t  in  bife 
ritter  orben,  ba^  alle  buberet)  aud^  mit  bem  fd^njerbt  be* 
fd^^rm^Jt  »erbe,  burd^  ben  abel. 

3d^  f)ait  t)ill  gutter  frainbt  in  biefen  orben,  bifeu 
t)nb  allen  glibem  ber  ritter  orben  munfdi^e  id^  gnab  önb 
Ililff  öon  got,  man  ^^re  feelen  erbarmen  mid^,  bo^ 
toa^^t  gott. 

2)ag  man  aber  bie  gutter  follid^eri)  Qxbtn  liefe  bl^beit,. 
jcu  l^ilff  ber  armen  ebeHeut,  mere  nit  tJubiHid^,  aber  bo^ 
Iriegen  önb  glubbtlid^  leben  foll  man  abftellen. 

SSermanung. 

©d^amen  eud^,  ^r  erlid^e  ritter  önb  fned^t,  ba§  ^r 
alfo  fd^anbtlid^  motten  gebunben  fein  mit  mund^  gelubbt,. 

1)  foac^er  1. 


Letzter  Bundsgenoss.  195 

gcu  fd^aben  emren  feelen  önb  leiben.  @o  tr  hoä)  nit  mögt 
on  m^ber  fein,  ttjerben  t)r  ge^mungen  SRunnen  önnb  anberc 
fud^en,  too  t|r  mögt,  ti)onht  ba§  nit,  nenten  ee  tü^ber,  fenbt 
tr  arm,  fo  gebrud^en  eud^  ett)r§  orben§  gütter,  fo  lang  bife 
got  eud^  ober  emr  ünbt  ba^  öerfid^t,  got  tourt  eud^  nit 
laffen,  glauben  mir,  ^a  glauben  got  bar  ömb,  t^onb  ba§ 
creu^  t)on  etorn  Haibem,  bar  in  t|^r  jcu  \p\)l,  jcu  l^um, 
jcu  tan^  gonbt,  aud^  fd^amen  eud^  ain  fonbere  fect  mad^en, 
JCU  i^ilff  bcm  antid^rift,  bl^bt  be^  gemainem  E^riften  l^uffen. 
®arumb  tourt  tucS)  got  gnab  önb  ^ilff  öerltfl^en  für  eud^ 
t)nb  etoer  finbe.  ^abi  ir  nit  genug,  fo  griffen  bie  ftiff«- 
tungen  etor  altforbem  an,  bo^  mit  toiÖen  en)r§  Ianbt§ 
furften,  bnb  gießen  ben  Hoftern  önb  tl^ummen  etlid^  feber 
t)%  ba  mit  beflaiben  eud^  bnb  etor  ünbt  ju  ber  not.  3f^ 
beffcr  ban  foHid^  ritter  orben  bem  teuffei  jcu  lieb  tragen, 
Siemen  furgutt  tjon  önn^  jk).  bunbt§  genoffen,  toir  mainen 
e§  gut. 

[(£4^]  njiber  bie  ^jfaffen  fd^anber. 

2)ic  großen  narren  fenb  bie,  njeld^e  in  atter  njarl^ait 
fid^  felb^  tt)i^ig  ad^ten,  önb  bie  boften  menfd^en  fenb,  meldte 
in  allen  laftem  fic|  frum  fd^elten  laffen  önb  motten.  2)ie 
l^od^ft  blinbt^ait  ift,  fo  man  blinbt  ift,  fagen,  mir  gefeiten. 
Soan:  tj.  ca^.  barumb  möge  ^r  funbt  n^emant  abnemen. 
Sfe  beren  jcat  fenbt  bie  blinben  lernt  önfcrer  jce^t,  meldte 
fid^  önb  anber  bar  ömb  gut  E^riften  ad^ten,  fo  fie  pfaffen 
öeradEiten  mögen.  81B  ainer  jcu  nef)ft  f^^rad^,  l^ol^e  in  ber 
fiabt  9?.  ift  man  gut  ©uangelifd^,  fie  fd^Ial^en  bie  pfaffen 
n^ber  atö  bie  l^unbt.  ®t|n  anberer  \pxad),  x6)  matife  ain 
<)rebiger,  ber  ift  gut  Suangelifd^,  er  fd^ilt  bie  i)f äffen 
toaiblid^.  S)er  brit  rebt  öon  ainem  önb  fprad^,  ber  ift 
gut  ßuangelifd^,  er  ^at  bie  gan|  faften  ftaifd^  geeffen. 
3ftem,  ber  ift  gut  luterifd^,  er  b^d^tet  nit,  er  o^jfert  nit,  er 
od^tet  nad^  !ainem  fet)rtag  ic,  3ft  nit  ba^  ain  groffer 
freuet,  ba§  man  mutmiHen  mit  bedfen  önber  bem  namen 
e^rifti? 

^d)  min  aber  reben  tjon  ben  Pfaffen  fd^anbem.  Sage 
mir,  bu  pfaffen  fd^anber,  mie  barfft  bu  fagen,  id^  verfolge 
bie  t)f äffen  ömb  ®|riftu§  mitten?    SBereft  bu  ain  ®f)riften, 

13* 


196  Letzter  Bundsgenoss. 

bu  fureft  nit  alfeo  mit  p,  K^riftuö  iiat  am  crcu|  für  fte 
gebetten,  önnb  bu  toiit  fic  öcrberben.  83iftu  am  menfd^, 
lag  fte  genieffen,  ba§  fie  and)  menfd^enn  fenbt  tüic  bu,  Ia| 
fie  genieffen,  ba§  fie  aud^  creatur  gotte^  fenbt,  atö  bu. 
S3ift  ainn  gelert  mann,  lafe  fie  genieffen,  ba§  ir  öitt  getert 
fenbt,  biftu  atn  erber  man,  Ia§  fie  genieffen,  ba§  \)^x  Dil 
ain  erber  leben  füren,  t)a  ir  öil  öerftenbig,  ftj^fe  Ictot  fenbt. 
S3iftu  ain  El^rift,  lag  fie  genieffen,  ba§  fie  aud^  getaufft 
fenbt  mit  bem  blut  ®f)rifti,  önb  l^nen  für  anberen  gottcä 
tooxt  öertranjt  fenb  n^orben.  Stoma:  iij.  tnb.  ij.  cap. 
t)nb  bu  ma^fet  nid^t,  n^eld^e  öfe  t)nen  jcu  etoiger  falifatt 
tjfeernjelt  fenbt,  ha^  bu  nit  ain  frainbt  für  ain  feint  ^affcft, 
ob  fie  ie^  fd^on  bo§  fenbt.  Sllfo  rebt  öon  ben  feinbcn 
aud^  Sluguftinug  fu^jer  pfalmoS,  fordet  bid^,  ba§  bid^  nit 
got  aud^  öerftoffe,  atö  ^aulug  biemütigen  molt  bie  Sftomcr, 
bo  fie  njibber  bie  Sieben  öff  ftanben.  Slom.  ji.  2)u  fprid&ft, 
id^  Derfolge  t|f)r  blinbtl^ait,  aber  ^aulug  loainet  ober  bie 
blinbtf)ait,  ber  3uben,  önb  bat  got  tag  tnb  nad^t  für  fie. 
SRoma:  ij.  Slud^  K^riftug  leftert  nit  bie  [D]  3uben  in 
^l^r  bünbtl^ait,  aber  mer  mainet  ober  bie  ftabt  |)ierufalem. 
Suce  .jij.  SSnb  bo  etlid^  iunger  n^olten  bitten  got,  ba§ 
ia^  femr  öom  l^timmel  fiel  önb  terbrannet  bie  ftat,  bar 
in  man  nit  njolt  ©l^riftum  laffen  gon,  f^jrad^  E^riftug,  toi^t 
t)r  nit,  meld^g  gaift  ir  fenbt,  ber  fon  beg  menfd^en  ift  nit 
lommen,  bie  feien  jeöerberben,  mer  aber  falig  ^emad^en. 

S)u  tf)uft  ^m  n)ie  bu  n^itt,  fo  magft  bu  bid^  nit  bc* 
fd^irmen  mit  gefd^rifft,  ober  öemunfft  in  beinem  fumemen. 

3d^  befen,  ber  jcom  gotteg  f^  ober  bie  gaiftlid^cn, 
aber  id^  n)olt  öngem  gotteg  rut  fein  toiber  fie,  id^  be* 
brgte,  ain  groffer  trtail  murb  ober  mid^  gon,  ban  ober 
ie.  Sltfo  troet  gott  bem  re^d^  babilonig,  toetd^e  bod^  got 
gefd^idft  f)at  njiber  bie  S^ben,  onnb  bil  anbere  fonigr^d^, 
@fa.  jiiiji.  tjnb  n^iber  bie  2lffirer,  9?aum  .iiij.  ca^).  Sife  bie 
tejt  tooU,  bu  tourbft  finben,  toit  bittid^  bu  bid^  forc^tcn 
fott,  ain  rut  gotteg  njiber  bie  pfaffl^ait  fein.  Slud^  fretoc 
bid^  nit  in  ber  ^)f äffen  öngludE,  bag  nit  aud^  got  anbete 
lafe  fid^  fremen  in  b^nem  leiben,  alg  er  burd^  ben  pro- 
:p]^eten  troet,  ®Dp^o.  ij.  c.  2td^  lieber  frainbt,  toic  fotten 
^m  bie  ^)f äffen  tl^on,  ir  lt)b,  narung,  e^r  ift  in  beg  bo^jft 


Letzter  Bundsgenoss.  197 

gcfa^,  ftonb  bir  nit  mer  hart  ain  adfer  in  iap^i^  getüalt, 
bu  tüurbcft  bid^  glinHjflid^  gegen  ^m  Italien.  3iit  ba§  iä) 
bo  mit  hJoHe  ber  ^jfaffen  arg§  gut  ntad^en.  9?ain.  9?ain. 
aber  idEi  toil  bid^  bo  burd^  m^fen  t)ff  bcin  aigen  blobüait, 
tjnb  bo§  bu  frentbe  funb  Hainem  folt,  nit  groffern,  atö 
auä)  Ki|riftu§  tl^at,  bo  er  f^ner  feinbt  bo^l^ait  nennet  ain 
tmmiffentiait,  önb  5ßaulu§  nennet^)  bie  funbt  ain  feie, 
®ala  .  Di. 

Sain  ntenfd^Iid^  ^ilff  ift  gnugfant,  bie  ^)f äffen  t)§ 
bepftlid^em  getoalt  jebringen,  fain  ntenfd^lid^er  rat  ntage 
^re  gemiffen  öfe  feinem  gcfa^  erlofen^),  gotteS  njort,  gotte^ 
getoalt  mage  alain  fotti(|^  jetfjon. 

SSiItu  mit  tinen  l^anblen,  tl^u  e§  mit  gotte^  toort, 
ba§  ^jrebige  t)nen  mit  genügen  önb  feber,  mie  bu  magft, 
rnib  tl^u  ba^  in  fenfte  önb  bemut,  fo  fd^affeft  nu^  an  ^l^nen, 
on  ba§  mad^ft  bofe  erger. 

®u  bift  and^  nit  beffer  ban  fic,  btoe^I  bu  fo  freuet 
t)nb  mütnjillig  bift  njiber  gotte^  gcf<i|/  toiber  ha^  titmptl 
Kiirifti  önb  fet)ner  iunger,  bu  |anbleft  mit  go^Iefterung 
toiber  ire  go|Iefterung.  @^  toa^  ain  l^u^öatter,  in  a^gner 
mainung  öaft  go|for^tig,  ain  fned^t  fagt  jcu  bem  anbem, 
ba§  bid^  bie  triefen  anfommen^);  ber  maifter  en^^rnet  ober 
^n,  t)nb  f^jradEi,  ba^  bir  got  bie  b^Ien  gebe*),  foltu  alfo 
Pud^en.  S)er  maifter  ffud^t  barumb,  ba§  ber  fned)t  findet, 
toa^  glQdE)  an  glQd^  bog. 

Sllfo  t^uft  bu  audEi.  3iit  alfo,  lieber  frainbt,  far  ge«- 
mad^,  önb  ftelle  nit  nad^  ber  ^jfaffen  gut,  e^  ift  fo  bo§ 
gut,  ba§  bir  !ain  nu^  bar  öfe  mag  [5 1  ^]  öolgcn.  SJefill^e 
fic  got  bem  l^erren,  er  fol  fie  toot  ftraffen,  önb  bitte  got 
für  fie,  aud^  bitte  got,  ba^  er  bid^  nit  lag  fein  rütten  fein 
toxbex  hk  ^jfaffen,  bag  bir  nit  ergang  n)ie  bem  geliu  njiber 
ba§  i|ug  Sld^ab.  Dfea  .  1.  cap.  ©in  erfd^rodflid^  bing  ift^, 
toan  got  ain  menfd^en  gebrud^t  für  ain  merdfgug  ju  ftraff 
lieber  anbere,  feiten  fom^jt  e^  ^l^m  ju  guttem,  atö  tjn§ 
bie  ^Prop^eten  anga^gen. 

Slud^  ift  got  nit  mit  biefen  pfaffenfd^anber,  ^l^r  fad^ 
tonti  lain  f urgang  f)abenn,  got  n)il  nit,  ba§  fie  mit  it)p^ 

0  nennent  1.  —  *)  erlofe  1.  —  3)  bei  2:  bat  b^  be  br6fe 
anfamen.  —  *)  bei  2:  bat  b^  gobt  be  br6fe  g^eue. 


1Ö8  Letzter  Bundsgenoss. 

lid^em,  aber  mit  gaiftlid^em  fcfitüert  gotte§  ttjort  jerftort 
tüerbcn. 

2lu(f|  l^aben  bie  ^jfaffen  an  fid^  njeltlid^enn  gtüaft  fo 
üaft,  ba§  nit  menfdEiIidEi  ift,  ba^  ^l^nen  tüiberftanb  gefd^cl^cii 
möge,  ju  letft  tüurt  aller  t)nfaff  t)|gon  ttjiber  bie  fd^anber, 
au(|  mit  gef^jott  gotte^  tüort^. 

2)ie  ^jfaff^ait  bebarff  ainer  Sieformation,  aber  bu 
njaifet  nit,  njie  ^m  jetl^on  ift,  got  toax^i  e^  alain,  bem 
felbigen  befel^e  eg. 

@§  fenbt  nod^  öil  frummer  ^jfaffen,  beren  man  fd^oncn 
fott,  tjnnb  aud^  ber  bofen  öon  t)]^ren  toegen,  toie  auc|  got 
njolt  aim  ganzen  lanb  fd^onen  t)on  .y.  frummer  toegen. 
Oen:  jöiij.  2lber  öon  fold^em^)  eyem^jel  h)aift  bu  mtnber 
ban  ain  ganfe,  bu  bla^)^)eft  f)in  atö  ein  mug!  in  ain  l^abcr- 
mufe.    2)arumb  njurbftu  in  b^ner  tl^uml^ait  öerberben. 

äJlan  mufe  bod^  ^jriefter  |aben,  eö  toere  fo  gut,  mon 
brad^te  bie  alten  tjff  redete  ban,  modEit  mit  Hainer  arbait 
gefd^el^en.  ban  fol  man  nenje  annemen,  fatt  mugfcn  biffcn 
nit  t)bel,  aber  ha^  rebe  id^  mer  menfd^Iid^,  ban  g6tKd^. 
ajip  rat  ift,  bu  l^alteft  bein  Iianbt  rain,  bie  ftraff  mi^ 
burdE)  gan^e  gmain*-^)  ober  orbenlid^  oberfait  getriben  toexbm, 
fol  ^r  re(|t  gefd^e^en. 

tütiber  fd^njeren.  flud^en.  fd^elten. 

2lin  tjnberfd^ib  ift  önber  fd^toercn,  ftud^en  bnb  fd^ettcn. 

©d^toeren  ift,  fo  man  etmag  l^od^e^  ju  jügen  nt)xttpi, 
ate  bt)  got,  ht)  allen  l^ailgen,  b^  ml)ner  feien  ^ail  ic. 

©d^njeren  ift  iiol^  öerbotten.  SKatl^.  t).  cap.  3^  fog 
eud^,  ba§  t)r  aller  bing  nit  fd^meren  folt,  toiber  h\)  bem 
]^t)mmel,  ban  er  ift  gotte^  ftui,  nod^  bt)  ber  erben,  ban  jtc 
ift  ferner  füffe  fd^emel,  nod^  b^  |)ierufalem,  ban  fie  ift 
aine^  groffen  fünigS  ftabt,  aud^  foltu  nit  b^  btinem  l^aubt 
d^meren,  ban  bu  öermagft  nit  ain  ainig^  |ar  toe^^  ober 
d^toar^  5U  mad^en.  (Stox  rebe  aber  fei)  t)a  ^a,  nain  nain, 
tüa^  bar  ober  ift,  ba^  ift  öom  argen. 

2)0  b^  merdE,  ba^  alle^  fd^njeren  önb  aiben  öerbottcn 
ift  l^ie  in  bifem  teyt,  ba^  ber  menfd^  öon  Qm  f eiber  t^ut. 


*)  foI(^en  1.  —  *)  gamin  1. 


Letzter  Bundsgenoss.  199 

toeng  aber  bie  liebe,  nobt,  nu|  be^  ned^ften,  ober  gpttcö 
tf)xt  forbert,  ift§  tüol  getlion,  tüte  aud^  ber  jom  üerbo*" 
[Z)tj]  ten  ift,  önb  bod^  löblid^,  tüan  e§  öfe  liebe  önb  gotteS 
€^rett  crforbert  tourt. 

SSnb  man  foffid^  reblid^  örfad^en  erf orbern,  bag  man 
fol  fd^meren,  fo  fot  man  alain  ht)  gotte§  namen  fd^toeren, 
alfo  l^at  got  gebotten.  S)eu.  tji. 

2lud^  fol  man  gotte^  namen  nit  on  reblid^  fadEi  in 
munbt  nemen. 

®ar  ö§  öolgt,  ba^  man  bilf altig  funbet  in  bem 
fd^meren,  fo  mann  on  nöttig  \ad)  fd^toeret. 

3a  ba§  man  falfd^  fd^toeret.  SSber  ba^,  ba§  man 
fd^meret  b^  anbem  bingen,  ban  b^  gotte§  namen,  atö  b^ 
ben  l^ailgen,  b^  beiner  feien  zc,  3ft  atte^  mibcr  got,  ob 
fd^on  bie  fad^  gut  mere. 

9?un  merdE  it)  bir  felbg  furfelid^,  toie  Dil  önb  offt  bu 
grofelid^  funbeft  im  fd^toeren. 

glud^en  ift,  toan  bu  aim  etmaS  tbetö  tounfd^ft,  afö 
jant  SSalting  ^)Iag,  bie  t)eftilen|,  bie  franfeofen,  ben  galten 
lobt,  ba§  l^effifdEi  feior,  ba§  bid^  ber  teuffet  |otte  2c.  ba3 
ift  miber  ba^  gebot,  bu  folt  nit  jimen  im  ^er^en,  im 
tnunbt,  in  geberben,  ia  nit  tobten  mit  merdfen,  !ain  morber 
funbet  fo  t)Ü  miber  ba§  gebot,  al§  ainer,  ber  gttjonlid^ 
findet,  ain  tag  tiiut  er  tufent  morbt,  toa^  ift  groffer?  aim 
tDunfd^en  bie  fran^ofen,  :peftilen|,  ober  aim  ain  tounben 
f  dalagen? 

SBaS  ift  groffer,  ermorben  ben  It)b,  ober  aim  ftud^en 
ten  ga^en  tobt,  ba^  bu  erftod^en,  erl^endft,  ertrendft  toerbeft, 
ia^  bu  ben  l^afö  abfatteft  ic. 

3a  etlid^  f^jred^en,  baö  bid^  ber  teuffei  l^in  fiere,  ba^ 
bid^  ba§  I)ettifd^  feior  öerbrenne,  ba§  bir  got  feinbt  fe^. 
SSa§  ift  ba^  anberft,  bann  ba§  bu  bie  feien  Kl^rifto  ab 
fprud^ft,  önnb  toiber  in  alle  önfalifait  fureft?  alfo  legft  bu 
ia§  gan^  ©uangelion  bar  niber,  meld^e^  terfunbet  erlofung 
tjon  bem  teuffei,  IieH  önb  feinbtfd^afft  gotte§.  Stlid^  flud^en 
aud^  inen  felb§  arg§,  ba§  mid^  ber  teuffei  l^in' fiere,  ia^ 
mid^  bie  })eftilen^  ermurge  zc.  3a  ctlid^  ft)red^en,  baS  mid^ 
ober  bid^  gofemarter  fd^enbe.  D  bu  önnu^er  l^ell^jranbt, 
mar  ju  gebrud^ft  bu  gotteS  marter?    ®otte§  marter  bringt 


200  Letzter  Bundsgenoss. 

attc  bing  jcu  eren,  önnb  bu  tüitbt  bo  burd^  fd^anbt  ftud^cn. 
®u  fprud&ft,  c§  ift  fci&inH)f.  3^  fage,  got  Ia§t  nit  fd^^mt)fcit 
mit  foHic^cn  groffen  fad^en.  ©ot  f)at  atte  f^ne  creaturen 
gebenebct)t,  önb  bu  tjnfaliger  menfd^,  tütit  fic  öerfTud^en? 
öon  aim  fofftd^ctin  flud^cr  fprtd^t  ber  pxopi^tt,  ^fd.  coüj. 
^l^m  ift  tt)oI  gft)tt  mit  ftud^en,  barumb  ift  im  ber  f[u(| 
jel^anben  !ommen,  önnb  f)at  ben  fegen  nit  getoolt,  barumfr 
ift  er  frei  ton  im  bl^ben.  SSan  ain  teuffei  in  aim  f)ufe 
toonet^),  njolt  id^  mir  minber  fordeten,  ban  ht)  aim  flud^r. 

glud^en  ift  ain  groffe  funbt,  tourbt  lt)ä)i  gefd^a^t,  aber 
bag  tf)ut  ber  teuffei,  bo  mit  er  ain  fidlem  jugang  l^abe  jit 
öng,  fo  toix  ain  anber  öerftud^en,  ia  öng  felbg,  ob  ttjir 
fd^impfen  bo  mit,  bem  teuffei  ift  e§  aber  ain  emft. 

[Dij^]  SSom  fd^elten. 

©dielten  ift,  toan  bu  aim  tttoa^  fd^mal^Iid^g  iulegft,. 
in  toar^oit  ober  önnjorliait,  atö,  bu  bieb,  bu  lugner,  bu 
morber,  bu  Pfaffen  fun,  bu  lugft,  ein  groffe  fd^mafie  ift^,. 
toann  man  atinen  ain  lugner  feiltet.  Srame  fainem  mcr,. 
»eld^er  bid^  ain  mal  fd^eltet.    ©cclefia .  yjij.  cap. 

3)a§  fd^elten  ift  toieber  bruberlid^e  liebe,  fonberlid^  ba 
5ßaulu§  fagt.  3to:  12.  ainer  fol  ben  anbem  in  efiren  für» 
fommen,  aber  bu  fd^mal^eft  bet)nen  ned^ften,  önnb  got  tourbt 
bic^  aud^  jefd^anben  laffen  merben,  fo  bu  anbere  fd^mal^eft 
burd^  fd^elten. 

K^riftu«  ft^rid^t,  bu  fotteft  bequem ')  feinbt  gut§  t^on, 
toolreben  benen,  njeld^e  bid^  leftern,  tnb  bitten  für  bic,, 
toeld^e  bidEi  verfolgen.  Slber  bu  flud^ft  önb  fd^ilteft  auc^ 
bet)ne  frainbt. 

®g  ift  bod^  alle  gotlofüait  in  tjn§,  njan  h)ir  ain  anber 
grieffen,  önb  fraintlid^  mit  ain  anber  reben  motten,  f^jred^enn 
toix,  ha^  bid^  fanbt  Seitin  anfem,  baö  bCr  got  briefe  gebe,, 
ba^  bid^  go^marter  fd^anbe  ic.  D  ir  armen  l^aitlofen 
mcnfd^en,  tt)ie  n)oIIen  t)x  ^mmer  toiber  ju  red^t  gefurt 
ttjerben?  n)ie  mag  eud^  l^ail  gefd^e^en? 


*)  toanet  1     bei  2:  toanebe.  —  *)  bel^nen  1. 


Letzter  Bundsgenoss.  201 

®ot  lajst  nit  mit  fernen  crcaturen  fd^^mpfenn,  aud^ 
ob  fie  funber  fenbt,  bcn  t|^m  attain  funbet  man,  er  foH 
aud^  attain  t)rtat)Ien,  ftud^cn  önb  f dielten.    Stoma:  jij. 

SBir  fenbt  atte  aine^  tattert  finbt,  tod(S)tx  ft)nem 
ned^ftcnn  Ia^b§  tf)nt,  ber  t^ut  c§  gott,  önnb  got  tüurt  bir 
nit  tang  Vertragen,  ba§  bn  b^nc  mitfncd^t  önb  mttbruber 
alfo  öbef  fianblcft.    SRat^.  yyiiiji. 

D  tük  ain  falig  bing  njerc  bo§,  fo  ain  menfd^  fein 
jungenn  bel^iettet  öor  fd^ioeren,  flud^enn,  fd^eltenn,  toit  t)U 
fnnbe  toere  er  ab,  n)te  öilen  ftraffcn  njere  er  obe? 

Oot  mnfe  m^  öil  ^jlagen  fd^idfen,  ban  n)ir  rieffen  atten 
|)Iagen  mit  önferm  jludden  tnb  fd^toeren. 

SBan  id^  l^ore  ainen  I^d^tlid^  f d^njeren ,  ftud^en  ober 
fd^elten,  glaub  iä)  nit,  bag  er  ain  d^rift  fet|,  ban  ber  gaift 
©l^fti  lafet  ba§  gläubig  l^er^  nit  fo  merdlidEi  aber  balb 
önb  offt  fatten  l^er  t)§  ju  ergernu§  aud^  be^  ned^ften.  2)o 
lieber  rebt  $ßaulug.  ©pl^e.  iiij.  cap.  ©oloff.  iij. 

Slin  ]^u§  öatter  mod^t  feine  gfinbt  i)  njol  burd^  Haine 
ftraflin  abfd^redfen  tjon  fottid^en  laftern,  al^  man  fagt, 
gran|  Don  ©idfingen,  ber  It|be  !ain  fned^t  an  f^nem  l^off, 
njeld^er  fottid^er  lafter  ain^  begat. 

Slin  ort  ift  ju  SBuittenberg,  njeld^er  tifd^gnofe  ain 
fd^njur,  ftud^  ober  f dielten  begat,  mufe  ain  Pfennig  geben, 
bo  burd^  entnjonen  atte  tifd^*  [Düj]  gnoffen  bifer  lafter, 
önb  fagen  barumb  groffen  banf^). 

Slber  gotteg  fordet  hjerc  ber  befte  jud^tmaifter,  got 
gebe  bnnS,  ba§  tüxx  ^|n  fordeten. 

lieber  ba^  biedrer  fd^riebenn  in  gotlid^en  fachen. 

3d^  l^abe  geliort  an  2):  SRartin  Suttl^er^  t^rebig,  i>a^ 
er  fagt,  ^l^n  neme  munber,  ba§  !ain  lerer  f)atte  gf daneben 
öom  glauben  an  Kl^riftum,  önb  toere  bo  b^  bl^ben,  fetien 
att  t)ff  bie  toerdf^)  gef atten,  ob  öilid^t  got  h)ott  nit  l^aben, 
ba^  man  in  g6tli(|en  bingen  anbere  biedrer  fd^retibe  bau 
bie  S3iblia*). 


0  öfunbt  1;  bei  2:  gef^nbe.  —  »)  bandt  1.  —  «)  toerrft  1. 
*)  »iMlia  1. 


202  Letzter  Bundsgenoss. 

SBoI  ]pxi(S)t  ©alomon  @cclcfiafte§  .  yijr.  cap,  tain  enbt 
ift  biedrer  i^emad^cn. 

SSnb  bcr  Sutl^er  munfd^t,  bag  f^ne  tJttb  atter  lerer 
biedrer  öerbrant  toercn,  ba§  bte  d^riften  fid^  aHain  öff  bie 
Sibiia  geben,  önb  bo  b^  bl^beti.  @ottt(|^  begeret  aud^ 
ber  ätteland^tl^on. 

XJnb  ba§  ift  tüar,  etlid^er  mag  e§  abnenten,  hJte  Ilainer 
nu§  ermad^Bct  t)|  ber  lerer  biedrer,  fo  ietItdEier  be^  anbem 
ma^nung  öerMirfft  önb  bod^  feiten  ein  beffere  bar  tl^ut, 
toerben  aud^  bie  lefer  önain^  bar  ob,  auä)  ^tel  tnb  obc. 

Siefe  Drigenent,  ^ieronintum  zc,  toa^  finbeft  anberji 
ban  blumen  ber  njort,  tnb  menfd^en  tlianbt,  ©l^n^foftomu^ 
l^atte  ein  beffem  mardft  rid^ter  geben,  ban  ein  firt^en  lerer, 
2luguftinu§  l^at  fo  lang  gefdEirieben,  bife  ba^  er  gejnjungen 
njarbe,  fein  aigne  gefd^rieften  an  öil  orten  toiber  rieff cn, 
ünb  ain  örtail  fallet  ober  cHe  aller  lerer  gfd^rifften.  3^ 
epifto.  55.  ab  ^ieront).  njann  man  l^albg  fo  öil  f(^6  legt 
öff  munbtlid^e  lere,  aU  man  öff  biedrer  fd^rieben  legt,  er- 
mad^fet  tufent  mal  mer  nu^  bar  üfe,  fonberlid^  im  nenjcn 
teftament  t^ut  e^  feiten  gut,  fo  man  mir  mit  biedrer  ömb 
gon,  mer  t)rfal  ban  nu^  txtoaä)ien  bar  t)§,  man  Ia§  fid^  be* 
niegen  an  ber  biblia,  n)il  ainer  anttourt  l^aben  öff  ain 
Iiailfame  frage,  fo  jaige  im  teyt  ber  Siblia  bar  üff,  tnb 
Ia§^)  ben  gaift  feinen*-^)  ejpofitor  önb  lerer  fein.  3ft  nit 
not,  ba§  bvL  bein  rat  an  fd^riebft  mie  bie  S^riften  ^re 
confilie,  meldte  bod^  nit  ju  rat,  aber  ju  önrat  bienen. 

SBt)fe  tieberman  ju  ber  Siblia,  bar  in  tourbt  man 
aud^  nad^  b^nem  tobt  finben,  toa^  not  ift,  ber  gaift  gotte^ 
leret  atoeg  in  ber  biblia,  aber  nit  atoeg  in  b^nem  talgcn 
önnb  lofen  jotten»). 

[Diij^]  ®regoriu§  l^at  öonn  ptlid^en  bingen  gfd^riben 
fo  t)il  bieder  öott,  toeld^er  .j.  bletter  in  ber  SBiblia  im 
glanbenn  betrad^tet,  funbe  mel^r  in  ^l^m  felbS,  ban  aHc 
biedrer  ©regorij  ^a^gen  mögen. 


»)  lal^  1.  —  2)  feine  1;  bei  2:  lath  ben  l^l^aigen  geijfl  fl?nen 
eflen  WJ^legger  bnbe  lerer  f^n.  —  «)  bei  2:  nic^t  altoege  in  bl^nem 
lofen  tl^ante. 


Letzter  Bundsgenoss.  203 

SBa§  iiat  SJoetiu^  Don  ber  Iiaitgen  br^l^dt  gfd^rt)ben? 
tüere  e^  nit  gfd^riben,  bannod^t  M^be  bie  ^riftenl^ait. 

2)er  maifter  Don  ben  ^o^en  ft)nncn  ^at  tJtt^  t)nft)nmg 
gemad^t  in  ftincm  bud^,  bar  öfe  aCe  ©o^j^iften  t)x\a6)  ge- 
nommen l^aben,  alle  fd^ulen  jebefd^^ffen. 

®er  fd^ul  lerer  tcre  ift  bo  l^in  fommen,  ba§  man  fidEi 
^f)r  befd^amen  mu§. 

3ft  e§  bod^  ain  tamer,  njann  man  fil^t,  ba§  fo  ötl 
!6ftlid)e  ingenia  fid^  tmb  fonft  tnb  tmb  nid(|t  gemiet  l^aben 
in  gaiftKd^en  redeten. 

3n  menfd^Iid^en  fünften  önb  redeten  toxi  iä)  nidEit  ge- 
urtailt^)  l^aben,  ban,  ba§  mid^  gebundft,  fo  man  ht}  ben 
alten  bl^be,  aud^  b^  bem  tejt  an  glofe,  brad^te  groffere  er-» 
fantnufe.  Slber  menfd^Iid^e  öemunfft  ift  fo  furmi^,  ba§ 
man  ^l^r  nit  genjeren^)  mag. 

Ein  d^riftglanbig  l^er^  lafet  fid^  beniegen  an  erfantnu^ 
fetineö  gop  in  l^ailiger  Siblia,  önnb  in  erfantnnfe  fein 
felbg,  tva^  er  anber^  lernen  teil,  fordet  er  fid^  ho  ht),  ba§ 
i)^m  bie  n)tffenf)ait  nid^t  me^r  fd^aben  bring,  ban  nu|, 
aud^  bemieet  er  fid^  nit  jeuit  in  lernen  il^ener  menfd^Iid^er 
fünften,  ma§  nit  on  gro§  arbait  önb  on  Dil  ät)t  jufalt, 
laft  er  faren. 

Sd^  tiab  ain  matt  bif^jutiert  bo  Don  mit  a^nem  ge«- 
lerten  man,  ber  fagt,  er  maint,  ba§  aud^  bie  atten  gemerdft 
iiaben,  h)ie  Dil  bu(|er  fd^riben  nit  baft  gut  njere,  barumb 
laben  fie  georbnet,  man  folt  fid^  laffen  beniegen  an  fant 
|)ieron^:  Sluguft:  Slmbrofi:  ®regoriu§  biedrer,  havnatS) 
maint  ^jetru^  Sombarbug^)^  man  folt  fid^  an  f^nem  bud^ 
lafeen  benügen,  mag  atte  lerer  Dber  bie  biblia  gefd^rt)ben 
gut^  l^aben,  mod^t  ain  fttiffiger  lefer  ber  biblia  atte§  burd^ 
jamen  l^altung  ber  testen  felb§  lernen,  man  er  ain  menig 
erfantnn^  l^atte  brt)er  f^jrad^en,  latin,  l^ebraifd^,  grefifd^, 
bar  in  fein  tejt  mol  faffen  Dnnb  corrigieren.  SSil  lefen 
mad^t  ob,  emftlid^  betrad(|ten  ain  tejt  Dnb  gefd^rift  jcu 
gfd^rift  l^alten  ba3  erleud^tet  Dnb  fterdft.   ßege  e^  an  Dbung, 


0  getaUt  1 ;  bei  2:  gl^eorbelt.  —  *)  bei  2:  toeren.  —  ^)  2ams 
BarbuS  1. 


204  Letzter  Bundsgenoss. 

bu  tüurbft  c^  crfaren,  alfo,  bag  ober  am  Haine  jc^t  bu 
fainc^  Ierer§  Budget  mcr  ad^tcn  tourbft,  alfo  fie§  tüirt  bir 
fein  be§  l^ailgen  gaip  n)^§  jerebcn,  t)a  aller  lerer  lere 
h)urt  bid^  gebundfen  finfter  jefein  gegen  ber  biblia,  bar  in 
gotte^  lied^t  leud^tet. 

3d^  toa\)^  tool,  ba§  id^  öaft  öngelert  bin,  id^  toat)^ 
aber  tool,  ba^  mein  Drtail  Don  ben  lerem  gegen  ber  biblia 
aud^  gut  ift,  önb  fain  d^rift-  [Vi]  en  mag  cg  mit  got  öer- 
ftjerffen,  biftuO  itt  aim  lerer  fo  lang  lefeft,  bag  bu  bid^ 
öfe  feiner  lere  toai^t  öerrid^ten,  önnb  ba^  bu  feine  toiberigc 
toortt*)  Derainigen  magft,  aud^  ^l^n  tüiber  anbere  lerer 
befd^^rmen,  fo  l^atteft  bu  fo  öil  in  ber  biblia  gelemet,  ba^ 
bu  aud^  beinen  lerer  leren  mod^teft,  önb  gemonteft  aud^  ber 
fprad^  he^  l^aitgen  gaift^  ee,  ban  bu  aine^  lerer^  f:prac^ 
getooneft.  3)o  öon  rebt  p^.  cföiij.  3^^  ^^^  nter  Der- 
ftanben  bau  alle,  bie  mid^  gelert  l^aben,  njan  bein  jugfnu^, 
ba^  ift,  bein  fiailge  gefd^rifft  l^ab  id^  betrad^tet.  3d&  l^abc 
aud^  mel^r  öerftanben  bann  bie  alten  lerer,  njan  xd)  l)ab 
gefud^t  beine  gebot. 

S^§  mit  ftt)J3  in  fiailger  gfd^r^fft,  mit  gebet  ju  got 
tmtb  redeten  öerftanbt,  önb  begere  and)  mit  l^er^en  tnb 
mit  toerrfen  bem  öerftanbt  jeöolgen,  l^alte  Kare  tejt  jcu 
ben  bundfeln,  tjub  öerfiarre  .öi.  monat:  iavnaä)  tourbftu 
felbg  toiffen,  toa^  l^ailger  gfd^rift  mainung  ift,  on  aller 
lerer  gefd^r^fften.  S^n  n)t)§er  man  fagt,  ©in  fd^uler  l^ailger 
gefd^r^fft  l^at  fain  groffer  gifft  tnb  ^^nbemufe  ban  ber 
lerer  gIo§  önnb  öfelegung. 

Slin  ietüd^er  go^ford^tiger  menfd^  fot  fid^  tool  ömb- 
feigen,  önb  öaft  fordeten,  bud^er  jefd^riben  in  d^riftüd^en 
fad^en,  fo  man  t)e^  gre^fft,  njie  groffen  fd^aben  aud^  ^ailger 
lerer  biedrer  gebom  ^aben,  mie  fie  get)rret  ^aben  ünb  t)n§ 
^rr  gemad^t,  önnb  ba^  n)ir  aud^  ^l^ren  ^rfatt  befd^irmen, 
bnb  ön§  mit  ber  lerer  biedrer  öerfd^lagen  bag  lied^t  got- 
lid^er  gfd^r^ften,  me^r  ad^ten  ber  lerer  gefd^rift,  ban  fiare 


1)  =  bis  bu;  bei  2:  ©er  bu  in  et^nem  (erer  fo  lange  (l^ß, 
bat  bu  b^  t>tl^  f^ner  (ere  toeft  t^oridptenbe.  —  >)  bei  2:  fi^ne 
ivort,  bar  fft  \id  fulueft  enttegen  fec^t. 


Letzter  Bnndsgenoss.  205 

tcjt  ber  Biblia.    ©il^c  für  bid^,  ba^  bu  nit  Dfrid^tcft  groffer^ 
t)Bd  mit  bitten  gej^riften. 

SB^r    .jD.    bunbt^gnoffen    l^abcn    Dil    gejd^r^bcn,    aö 

öttjerc    crfteti   .jD.   bicd^Un    saigcn    mögen,    antf)    bic 

.öij.  d^riftlofeen  <)f äffen,   ber  <)f äffen  troft,  önb  jcu 

letft  bi§  bied^Iin,  loir  tüoHen  anä)  Dff Igoren  fd^r^«- 

ben,  Dnb  aUe  menfd^en  Dermanen  toxx,  ba^  fie 

l^ailge  fd^rift  felb^  lefen,   betrad^ten,   önb   mit 

munbt  leren,  bo  it)  bl^ben  Dnb  bitten  got  für  tm^. 

3:  @: 
aR:  SB: 

Sebe  in  l^offnung. 


Anmerkungen. 


Bnndsgenoss  I. 

S.  4.  Z.  2.  Jak.  Wimpheling,  geb.  26.  Juli  1450 
zu  Schlettstadt,  einer  der  hervorragendsten  der  oberrhein. 
Humanisten,  1498  Professor  in  Heidelberg,  zog  sich  aber 
schon  1500  in  das  Wilhelmitenkloster  zu  Strassburg  zurück. 
Die  letzten  Jahre  seines  Lebens,  von  1515  an,  verbrachte  er, 
körperlich  leidend,  in  seiner  Vaterstadt,  wo  er,  mit  der  neuen 
Zeit,  die  er  freudig  begrüsst  hatte,  der  er  aber  nicht  zu  folgen 
vermochte,  innerlich  zerfallen,  am  17.  Novb.  1528  starb.  —  Z.2. 
Joh.  Geiler,  von  seinem  ersten  Erziehnngsort  Eaisersberg  im 
oberen  Elsass  kurzweg  Doctor  Eaisersberger  genannt, 
geb.  16.  März  1445  in  Schaffhausen,  von  1478  bis  zu  seinem 
am  10.  März  1510  erfolgten  Tode  berühmter  volkstümlicher, 
kaustisch  freimütiger  Prediger  in  Strassburg.  —  Z.  3.  Ulrich 
Erafft,  dem  ansehnlichen  Ulmer  Patriziergeschlecbt  an- 
gehörig, ob  mit  dem  am  I.Mai  1485  zum  Rector  gewählten 
prof.  jur.  in  Tübingen  oder  mit  dem  Verf.  des  Buchs:  „S)ad 
ift  ber  geiftlicb  ftreit  gemad^t  t>nnb  0e)}rebi0t  tDorben  burd^  ben 
i^od^gelertenn  Sol^ber  Sle^tenn  3)octor  SSlnd^  Irafft  )}farrer  )u 
»Im 2C."  (1517;  vgl. Panzer,  [Deutsche]  Annal.1.  Nr.869),  iden- 
tisch? —  Z.3.  Joh.  Oecolampadius  (Hausschein),  geb.  1482 
zu  Weinsberg  in  Schwaben,  eine  Zeitlang  Prediger  am  Münster 
in  Basel,  wo  er  dem  sodalitium  literarium,  das  sich  um  Eras- 
mus  gesammelt  hatte,  angehörte,  dann  1518  Prediger  in  Augs- 
burg, wo  er  1520  in  das  nahe  gelegene  Eloster  Altenmünster 
eintrat,  das  er  1522  wieder  verliess,  darauf  kurze  Zeit  bei 
Sickingeu  auf  der  Ebernburg,  dann  vom  Novb.  1522  an  bis 


Anmerkangen.  207 

za  seinem  Tode  24.  Novb.  1531  wieder  in  Basel,  der  eigent- 
liche Reformator  dieser  Stadt.  Hier  ist  er  wohl  mit  Rück- 
sicht auf  die  von  ihm  verfasste  griech.  Grammatik  erwähnt. 

—  Z.  6.  Crato  von  üttenheim  (Kraft  Hoffmann),  seit  1490 
Lehrer  in  Schlettstadt,  wo  er  1501  starb.  —  Z.  6.  Joh.  Sa- 
pidas  (Witz),  geb.  1490  zu  Schlettstadt,  berühmter  Humanist 
und  Rector  der  Schule  seiner  Vaterstadt,  die  er  aber,  weil  er 
die  evangelische  Lehre  angenommen,  verlassen  musste;  er 
ging  nach  Strassburg,  wo  er  am  8.  Juni  1560  (1561?)  starb. 

—  Z.  7.  Mich.  Hilsbach  (eig.  Zimmermann,  nach  seinem 
Geburtsort  in  Baden,  entweder  Amt  Eberbach  oder  Amt 
Smsbach,  sich  nennend),  von  dem  ich  einen  Aufenthalt  in 
Hagenau  nicht  nachweisen  kann,  doeh  erschien  1520  von  ihm 
Primitium  seu  Incunabula  Latinae  Linguae.  Hagenoae  per 
Thomam  Anshelmum  (vgl.  Panzer,  Annal.  VH,  90.  No.  182); 
später  Rector  der  Schule  zu  Pforzheim,  seit  1535  in  Zwei- 
brücken zuerst  Rector,  dann  Pfarrer;  er  lebte  noch  1546,  in 
welchem  Jahre  er,  obschon  ein  vetulus,  zum  zweiten  Mal 
heiratete.  —  Z.  7.  Spinler  ist  wohl  Druckfehler  für  Georg 
Simler  aus  Wimpfen,  zuerst  Rector  in  Pforzheim,  1510  nach 
Tübingen  übersiedelnd,  wo  er,  eines  der  angesehensten  Häupter 
der  Universität,  1535  starb.  —  Z.  8.  Nicolaus  Gerbellius 
ans  Pforzheim,  seit  1515  in  Strassburg,  wo  er  Lehrer  der 
Geschichte  und  ein  eifriger  Beförderer  der  Reformation  in 
streng  lutherischem  Sinne  gegen  Oapito,  Bucer  u.  a.  war;  starb 
zu  Strassburg  1560.  —  Z.  8.  Joh.  Brassicanus  (Kol)  aus 
Gonstanz,  lehrte  zuerst  an  der  latein.  Schule  zu  Urach,  dann 
zu  Tübingen,  wo  er  Melanchthons  Lehrer  war.  —  Z.  8.  Hen- 
rich manni  ist  Jak.  Heinrichmann  aus  Sindelfingen, 
welcher  im  Pädagogium  in  Tübingen  lehrte  und  noch  1560  fast 
hundertjährig  lebte.  Seine  Grammatica  sectae  recentioris,  quam 
modemorum  vocant,  erlebte  von  1506  bis  1520  21  Auflagen. 

—  Z.  9.  Aegidius  Erautwasser  aus  Böblingen,  lat.  Schul- 
meister in  Stuttgart,  später  (nach  Bosser t  in  den  Blättern 
f.  württemb.  Kgsch.  H,  1  jedoch  erst  1528)  in  Horb.  —  Z.  10. 
Joh.  Seh  midi  in  (Fabricius),  ist  1522  in  Esslingen,  ein  viel- 
gewanderter Schulmann,  später  in  Ulm  (vgl.  Bl.  f.  württemb. 
Kgsch.  1889,  56;  Calwer  Württb.  Kgsch.  S.  299.  —  Z.  10.  Joh. 
Co  eleu  s  (Cochlaeus,  eig.  Dobeneck),  geb.  1479  zu  Wendel- 


208  Anmerknngen. 

stein  bei  Nürnberg,  seinen  Geburtsort  als  Wendeltreppe  oder 
Schnecke  latinisierend  nannte  er  sich  Cochlaeas;  seit  1510 
Rector  der  Lorenzerschule  in  Nürnberg,  ]515  Begleiter  der 
jungen  Geader,  der  Neffen  Pirkheimers,  nach  Bologna,  wo  er 
mit  Hütten  Freundschaft  schloss;  seit  1519  Dechant  des  Lieb- 
fraaenstifts  zu  Frankfurt  a.  M.,  wo  der  eifrige  Humanist  1521 
schnell  ein  eifriger  Romanist  wurde,  der  sich  zeitlebens  in  der 
Bekämpfung  Luthers  durch  eine  Unmasse  von  Schriften  ab- 
mühte. Von  der  Reformation  aus  Frankfurt  verdrängt,  war 
er  kurze  Zeit  in  Mainz  und  dann  von  1527  an  als  Nachfolger 
Emsers  (vgl.  Flugschriften  aus  der  Ref. -Zeit  H.yUI)  bei  Herzog 
Georg  von  Sachsen,  bis  er  nach  dessen  Tode  1539  auch  diQses 
Land  verlassen  musste.  Er  starb  1552  als  Canonicus  zu 
Breslau.  —  Z.U.  Wilh.  Nesen,  geb.  1493  zu  Nastätten  im 
Nassau'schen,  1514 — 1516  in  Basel  Mitglied  des  um  den  Buch- 
drucker Frobenius  versammelten  Humanistenkreises,  von  Eras> 
mus  begünstigt,  mit  dem  er  aber  hernach  zerfiel,  1520  nach 
Frankfurt  a.  M.  berufen  als  Begründer  des  Gymnasiums,  von 
wo  er  1523  nach  Wittenberg  zum  Studium  der  Recht«  ging, 
hier  aber  am  5.  Juli  1524  bei  einer  Kahnfahrt  auf  der  Elbe 
ertrank,  von  Luther  und  Melanchthon  betrauert. 

S.  5.  Z.  13.  D  e  r  t  u  s  i  e  n  s  i  s  ist  der  Cardinal,  spätere  Papst 
Hadrian  VI.,  aus  Utrecht,  Professor  in  Löwen,  und  von  Maxi- 
milian L  zum  Erzieher  seines  Enkels  Karl  V.  berufen,  seit 
1519  Bischof  von  Tortosa  in  Spanien.  —  Z.  23.  Obser- 
vantzer :  Observanten,  die  1363  gestiftete  Congregation  der 
Franziskaner  nach  der  strengeren  Regel,  während  die  von 
der  milderen  Regel  Conventualen  hiessen.  —  Z.  39*  Glapion, 
ein  Franzose  von  Geburt,  Franziskaner,  Karls  V.  Beichtvater, 
der  Luthern  Freundschaft  heuchelnd,  diesen  bewegen  wollte, 
nicht  nach  Worms  hineinzugehen,  sondern  sich  zu  eine^  Unter- 
redung mit  seinen  Gegnern  auf  die  Ebernburg  zu  Sickingen 
zu  begeben;  „ein  alter  schlauer  Fuchs,  den  Erasmus  selbst 
bei  aller  Geläufigkeit,  die  ihm  in  dem  lateinischen  Laudations- 
styl  eigen  ist,  nicht  unter  den  Deckmantel  seiner  Rhetorik 
zu  nehmen  vermag"  (Baum,  Capito  u.  Bucer  125). 

S.  6.  Z.  27.  C  u  r  t  i  s  a  n ,  Höflinge,  nannte  man  die  Diener 
der  hohen  Geistlichen  in  Rom,  welche  sich  meist  die  besten 
deutschen  Pfründen  aneigneten,  deren  Einkünfte  sie  in  Rom 


Anmerkungen.  209 

verzehrten.  Die  Klagen  über  sie  sind  schon  vor  der  Refor- 
mation sehr  häafig  in  Deutschland.  Ihr  Wesen  und  Treiben 
schildert  sehr  drastisch  Thom.  Naogeorgius  (Kirchmair)  im 
Regnum  papisticum  Ib.  II.  c.  5.,  auch  Burcard  Waldis  in 
seiner  Uebersetzung  davon:  ^ad  !ßät)ftifd^  ditid},   1555. 

S.  7.  Z.  24.  Die  Feigen  zeigen,  ein  obscöner  Ge- 
stus,  indem  man  den  Daumen  zwischen  Mittel-  und  Zeige- 
finger hervorstreckt,  als  Ausdruck  der  Verachtung  und  des 
Hohns.  Schon  im  mittelalterl.  Latein:  facere  ficam,  noch  heute 
in  Italien  fare  la  fica  (fica  =  cunnus).  —  Z.  29.  Ein  Gulden 
hatte  damals  den  Wert  von  über  5  Mk.  (vgl.  Schmoller  in 
Ztschr.  f.  die  gesamte  Staatswft.  XVI,  669). 

S.  10.  Z.  19.  Die  Ordensprovinzen  der  Bettelmönche 
hatten  j e  einen  Bischof  als  Oonservator. 

S.  11.  Z.  9.  C  o  m  m  e  n  d  e ,  die  Verwaltung  eines  erledigten 
kirchlichen  Amtes  bis  zu  seiner  Wiederbesetzung.  Aber  unter 
dieser  Form  wurden  vielfach  Eirchenpfründen  auf  Lebenszeit 
tibertragen  ohne  die  Verpflichtung  der  persönlichen  Amtsver- 
waltung, worüber  selbst  ein  Herzog  Georg  von  Sachsen  auf 
dem  Wormser  Reichstage  sich  beklagte.  —  Z.  22.  Käs- 
jäger,  Käsebettler,  Käsewurm,  wurden  damals  häufig  (auch 
von  Hütten,  Oarlstadt,  Hans  Sachs)  die  Bettelmönche  genannt, 
weil  sie  beim  Terminieren  besonders  nach  Käsen  fragten. 

S.  12.  Z.  8.  Die  Herzoge  Ludwig  und  Wilhelm  von 
Baiern  waren  damals,  mit  dem  Kaiser  gespannt,  noch  nicht 
feindlich  gegen  die  Reformation  aufgetreten;  erst  nach  dem 
Wormser  Reichstag  fingen  sie  an,  von  Dr.  Joh.  Eck  dazu  be- 
wogen, die  Anhänger  Luthers  zu  verfolgen.  —  Z.  8.  Franz 
von  S  ick  in  gen  war  gerade  damals  eng  an  das  Interesse 
Karls  V.,  für  dessen  Wahl  er  eifrig  gewirkt  hatte,  geknüpft. 
Karl  hatte  ihm  am  23.  Okt.  1519  zu  Brüssel  eine  Bestallung 
als  königlicher  Rat,  Kämmerling  und  Hauptmann  ausgefertigt; 
Sickingen  dem  Kaiser  im  November  1520  die  Summe  von 
20  000  rhein.  fl.  ohne  Unterpfand  und  Zinsen  vorgestreckt.  — 
Z.  9.  Pfalzgraf  Friedrich,  der  spätere  Kurfürst  Fried- 
rich IL,  damals  ein  bis  zum  Leichtsinn  lebenslustiger  Cavalier, 
kam  wohl  in  diese  Gesellschaft,  weil  er  für  Karls  Wahl  (ob- 
gleich er  1516  wegen  eines  Liebesverhältnisses  mit  Karls 
Schwester  Eleonore,  der  späteren  Königin  von  Portugal,  in 

£b er  1  in,  Ausgew.  Sehr.  I.  ]^4 


210  Anmerkungen. 

Ungnaden  vom  Hof  verwiesen  war)  eifrig  gewirkt  hatte  und 
jetzt  zur  Belohnung  einen  einflussreichen  Posten  im  Reichs- 
regiment erhalten  hatte.  —  Z.  24.  In  den  Wormser  Grava- 
mina  vod  1521  wird  geklagt,  dass  die  Juden,  mit  ihrem  Wucher 
von  den  weltlichen  Gerichten  abgewiesen,  sich  an  die  geist- 
lichen Gerichte  wenden  und  die  armen  Christen  dadurch  in 
Bann  bringen  (Schmoller  1.  c.  584).  Auch  Murner  in  der 
Narrenbeschwörung  (ed.  Gödecke,  1879,  c.  20)  und  in  der 
Schelmenzunft  (ed.  Waldau  1788.  c.  1)  spricht  von  Verkündung 
des  Banns  von  der  Kanzel  herab  wegen  Schulden  (vgl.  Radl- 
kofer  15.  Not.  23).  Häufig  findet  sich  dieselbe  Klage  bei 
Luther.  Es  erschien  1523:  S3alaam§  efelin.  $on  bem  ä3ann; 
baS  er  bmb  gelbtfd^ulb,  bnb  anbre  geringe  fad^en  nit  maQ  df^xi^U 
lid^  gefeit  toerben  . . .  burd^  SWatl^iS  aößurm  bon  (Se^bertl^e^^m. 

S.  13.  Z.  17.  Fuckerien,  Fuggereien,  eigentl.  Handels- 
niederlassungen mit  Monopolen  des  berühmten  Augsburger 
Handelshauses  der  Fugger,  dann  allgemeiner:  jede,  besonders 
wucherische,  Handelsgesellschaft.  —  Z.  22.  Gülte,  Kapital- 
zinsen für  Darlehen,  welche  nicht  zurückbezahlt  werden 
sollten  und  eigentlich  auch  unabkäuflich  waren  (Koscher, 
Syst.  der  Volks wirtsch.  12.  Aufl.  H,  405).  Luthers,  Melanch- 
hons  und  Zwingli's  Ansicht  über  den  Gültkauf  s.  Schmoller 
t.  c.  557ff. 


Bundsgenoss  II. 

S.  20.  Z.  18.  Hochzeit  in  den  70  Tagen,  nämlich  vor 
Ostern,  von  Sonntag  Septuagesimae  ab,  welche  für  die  Ehe- 
schliessung tempus  clausum  waren. 

S.  21.  Z.  17.  Fronfasten  sind  die  Quatemberfasten,  die 
Mittwoche  nach  Luciä,  Aschermittwoch,  Pfingsten  und  Kreuz- 
erhöhung, welche  von  der  Kirche  als  Fasttage  festgesetzt 
waren.  Fron-  (d.  i.  Herren-)  fasten  hiessen  sie,  weil  sie  im 
bürgerlichen  Leben  Termine  für  Entrichtung  von  Zinsen,  Ab- 
gaben etc.  waren.  —  Z.  29.  Kreuzgänge  heissen  die  Bitt- 
gänge, Processionen  an  bestimmten  Tagen,  um  von  Gott  geist- 
lichen oder  irdischen  Segen  zu  erflehen,  weil  dabei  das  Kreuz 
vorangetragen  wird. 


Anmerkangen.  211 

S.  22.  Z.  5.  Co  11  atz,  collatio,  die  Abendmahlzeit.  Col- 
lata  apad  monachos  praesertim  dicitur  Sacroram  librorum 
lectio,  quae  statfs  horis,  maxime  post  coenam,  coram  iis  fiebat 
A  coUationibas  monasticis,  qnibus  finitis  ad  bibitionem  ibatur, 
serotinae  coenae  Co  Hat  Ion  um  appellatione  sortitae  sant. 
(Du  Gange,  lexic.  I,  429).  —  Z.  8.  Thomas,  von  Aquino, 
1224—1274,  der  grosse  Scholastiker,  Lehrer  in  Paris.  —  Z.17. 
Johann  Duns  Scotus,  geb.  um  1270  in  England,  gest.  1308 
als  Lehrer  an  der  Universität  in  Köln,  der  Kivale  und  Gegner 
von  Thomas  Aquin.  —  Z.  18.  Wilh.  von  Occam,  geb.  gegen 
Ende  des  13.  Jahrb.,  ebenfalls  Engländer,  Franziskaner,  Schüler 
des  Duns  Scotus  und  gleichfalls  bedeutender  Scholastiker; 
verteidigte  die  Rechte  der  Staatsgewalt  gegen  die  Anmassungen 
des  Papstes  Johann  XXII.,  darüber  in  Bann  gethan,  aber  vom 
Kaiser  Ludwig  d.  Baier  an  seinen  Hof  aufgenommen,  wo  er 
1347  (?)  in  München  starb.  —  Z.  20.  Jean  Charlier,  6er son 
nach  seinem  Geburtsort  bei  Eheims  genannt,  1363—1429,  be- 
rühmter Lehrer  und  Kanzler  der  Universität  Paris,  Haupt  der 
Reformpartei  auf  dem  Concil  zu  Constanz,  aber  doch  fQr  die 
Hinrichtung  von  Hus  und  Hieron.  von  Prag  stimmend.  — 
Z.  20.  Gabriel  Blei,  der  letzte  Scholastiker,  Lehrer  an  der 
unter  seinem  Einfluss  1477  gestifteten  Universität  Tübingen, 
starb  1495.  Was  unter  der  ,epikierung*  (Z.  18)  zu  verstehen, 
vermag  ich  nicht  zu  sagen. 


Bnndsgenoss  ni« 

S.  24.  Z.  18.  Butz,  eig.  verlarvte  Person,  dann  oft  ge- 
radezu fUr  den  Teufel  stehend,  vgl.  Grimm,  Wtb.  I,  588;  über 
das  Bescheissen  des  Teufels,  ib.  I,  1560. 

S.  26.  Z.  6.  Die  hl.  Agatha,  zu  Decius  Zeit  in  Catanea 
auf  Sicilien,  wies  die  unreine  Liebe  des  Statthalters  ab,  der 
sie  deshalb  als  Christin  za  qualvollen  Leiden  verurteilte.  Es 
wurden  ihr  die  Brüste  abgeschnitten  und  sie  nachher  auf 
Scherben  und  glühenden  Kohlen  zu  Tode  gewälzt.  —  Z.  30. 
, Einigkeit^  in  Parallele  zu  ,Beschluss*  (claustrum,  Z.  29)  ver- 
stehe ich  in  dem  Sinne,  wie  das  Wort  öfter  bei  Geiler  von 
Kaisersberg  vorkommt  (vgl.  Grimm  IH,  211),  als  ,Einsamkeit, 

14* 


212  Anmerkungen. 

Abgeschiedenheit^  Man  könnte  auch  ,£inigkeit'  in  dem  Sinn 
von  „Vereinigung  *  nehmen,  wo  dann  die  Klostergemeinschaft 
damit  gemeint  wäre. 

S.  28.  Z.  1.  ,h)ie  öcrl^cnöft  bu  ein  teil*  weiss  ich  nicht  zu 
erklären.  Ist  statt  ,b>i^'  vielleicht  ,la>xV  Schleier,  zu  lesen,  so 
dass  der  Sinn  wäre:  wie  verhängst  du  als  Strafe  für  sie  einen 
Schleier,  dass  sie  nämlich  aus  diesem  Verhängnis  blinde 
Elosterleut  (S.  27.  Z.  36)  sind?  ,Verhängen'  in  dem  Sinne 
„als  Strafe  zulassen"  schon  S.  22.  Z.  10.  —  Z.  14.  Küchen- 
latein, schlechtes,  barbarisches  Mönchslatein;  warum  dieses 
gerade  Küchenlatein  heisst,  ist  ungewiss  (vgl.  Grimm  V,  2505). 

S.  29.  Z.  9.  Lesmeister,  Lector,  Lehrer  der  Theologie 
und  Philosophie  im  Kloster.  —  Z.  19.  Philo's,  des  um 
Christi  Zeit  lebenden  alexandrinischen  Juden,  Schrift  ,De  vita 
contemplativaS  —  Z.  22.  Frascarey,  das  ital.  frascheria, 
läppisches  Zeug,  Posse. 

S.  30.  Z.  1.  Fe  der  spiel  ist  eigen  tl.  der  Falke  oder 
Sperber,  mit  dem  gebeisst  wird,  dann  aber  der  Spielvogel, 
der  die  Falken  lockt;  hier  in  dieser  Bedeutung:  Lockvogel. 
—  Z.  27.  Das  mit  reichen  Einkünften  für  12  Klosterfrauen 
und  eben  so  viele  Chorherren  von  Richardis,  der  Gemahlin 
Karls  des  Dicken,  um  880  gestiftete  adelige  Frauenstift 
And  lau  bei  Barr  im  Elsass.  Dort  soll  Lazarus  begraben 
liegen.  VgL  Irenicus,  descript.  German.  Ib.  XI;  Grandi- 
dier,  bist,  de  T^glise  de  Strassbourgl,  276ff.;  II,  304  ff. 


Bnndsgenoss  IT. 

S.  36.  Z.  6.  Die  horae  canonicae,  die  7  Tagzeit,  die 
von  der  Kirche  mit  Bezug  auf  Psalm  119,  164  festgesetzten 
7  Gebetsstunden:  die  Matutin  oder  Mette  (nach  Mittemacht), 
die  Prim,  Terz,  Sext,  Non  (6,  9  und  12  Uhr  und  3  Uhr  Nachm.), 
die  Vesper  (Abendgebet)  und  die  Complet  (vor  dem  Schlafen- 
gehen), auf  welche  neben  andern  Gebeten  auch  der  Psalm  119 
verteUt  ist.  Eberlin  scheint  jedoch  die  7  Zeiten  mit  den 
7  Bitten  des  Vater  unsers  in  Verbindung  zu  bringen,  vgl. 
S.  43,  Z.  5f. 

S.  37.  Z.  20.  Spittelherren,  Hospitaliter,  Hospital- 
brüder hiessen  die  Mönche  und  Laienbrüder,  welche  sich  der 


Anmerkungen.  213 

Pflege  der  in  die  Hospitäler  aufgenommenen  Armen  und 
Kranken  widmeten.  Im  9.  Jahrhundert  zu  Siena  entstanden, 
breiteten  sie  sich  während  der  Kreuzzüge  über  die  meisten 
Länder  aus.  Zu  ihnen  gehören  die  bei  einer  Antoniusfeuer 
genannten  Pest  im  J.  1095  von  Gaston  in  der  Dauphin^  ge- 
stifteten Antoniter,  die  von  Guido  in  Montpellier  um  1178 
gestifteten  Heiliggeister  oder  Ejreuzherren,  sowie  die  beiden 
Bitterorden  der  Deutschherren  und  der  Johanniter  (Rho- 
diser,  Maltheser),  welche  wenigstens  in  der  ersten  Zeit  ihres 
Entstehens  ebenfalls  die  Pflege  der  Kranken  als  hauptsäch- 
lichste Aufgabe  hatten.  Wegen  ihres  sittlichen  Verhaltens 
waren  die  Antoniter  in  der  Reformationszeit  vielfachem  Spott 
ausgesetzt.  —  Z.  31.  »Der  Teufel  scheisst  auf  den  grossen 
Haufen*,  unserem  decenteren  Sprüchwort  entsprechend:  Wo 
Tauben  sind,  fliegen  Tauben  zu.  Auch  bei  Murner,  Narren- 
beschw.  15  vorkommend. 

S.  40.  Z.  22.  Zeitbuch,  das  Gebetbuch^  welches  die 
Gebete  für  die  einzelnen  Zeiten,  die  canonischen  Stunden,  die 
Feste  etc.  enthält,  das  Brevier,  das  der  Geistliche  zu  beten 
verpflichtet  ist. 

S.  42.  Z.  7.    Für  „mär  ftett"  weiss  ich  keine  Bedeutung. 

S.  43,  Z.  5  f.  vgl.  zu  S.  86.  Z.  6. 


Bundsgenoss  Y. 

S.  51.  Z.  9.  Bede  =  Bedae.  Beda  Venerabilis,  673 
bis  735,  Mönch  und  Lehrer  an  der  Klosterschule  zu  Jarrow 
in  Northumberland,  war  im  Mittelalter  besonders  als  Exeget 
geschätzt,  obgleich  er  als  solcher  nur  Compilator  der  älteren 
Kirchenväter  ist. 


Bundsgenoss  Tl. 

Die  Uebersetzung  des  Abschnittes  aus  des  Erasmus  En- 
comion  Morias,  von  S.  56,  Z.  6  bis  S.  60,  Z.  8  reichend,  ist 
manchmal  nur  eine  ziemlich  freie  Umschreibung,  der  Eberlin 
noch  mancherlei  Zusätze  eingefügt  hat. 

S.  56.  Z.U.  Er  asm.:  quem  comoedum,  quem  circula- 
torem  spectare  malis.  —  Z.  18.    Erasm.:  Deum  immortalem 

j4** 


214  Anmerkungen . 

ut  gesticulantur!  —  Z.  20f*  Erasm.:  ut  omnia  clamoribus 
miscent!  —  Z.  28.  3l6er  ...  —  Z.  31.  bar^u,  ist  Zusatz 
Eberlins. 

S.  57.  Z.  5.  aI8  o6  . . .  8.  tl^orl^eit  ift,  fehlt  bei  Eras- 
mus;  Eberlin  hat  es  aus  dem  Gommentar  des  Listrius  (vgl. 
zu  S.  154.  Z.  27)  aufgenommen,  aber  verkürzt;  die  Stelle  lautet 
Tollständig:  Solem  enim  ajunt  in  jejunio  arietem,  primum  zo- 
diaci  Signum,  ingredi,  eoque  tunc  omnia  magis  humescere  et 
calescere,  crassosque  humores  corporum,  qui  in  hieme  propter 
coeli  Mgiditatem  resolvi  non  poterant,  nunc  resolvi  incipere, 
atque  idcirco  paucis  tunc  egere  corpora  nutrimentis,  eoque 
bene  institutum  esse  ab  ecdesia  jejunium  vemo  tempore.  — 
Z.  18.  Horatii  Satyr.  II,  7,  21:  Quorsum  haec  tam  putida 
tendunt?  —  Z.  22.  Erasm.:  in  pulvere  posset  evidentias 
depingere.  In  Sand  zeichnete  man  geometrische  Figuren.  — 
Z.  25.  Erasm.:  ut  hodie  quoque  magis  caecutiat  quam  talpae 
[nach  dem  griech.  Sprichwort:  dondXaxog  rv^Xcots^og],  ni- 
mirum  tota  luminum  acie  ad  ingenii  cuspidem  avocata  [wozu 
Li  Str.:  Acies  ad  animum  refertur,  cuspis  autem  non  dicitar, 
nisi  de  re  corporea,  data  autem  opera  hie  vertit].  —  Z.  38. 
(bann  . . .  jefu)  Zusatz  Eberlins. 

S.  58.  Z.  1.  s[ummus],  m[edius],  v[ltimus].  —  Z.  5. 
Erasm.:  Deinde  docuit  eam  literam  apud  Hebraeos  esse 
ttS,  quam  illi  ,Syn*  appellant,  porro  ,syn*  Scotorum,  opinor, 
lingua  jpeccatum*  sonat.  —  Z.  10.  Nach  „Niobe"  hat  Eberlin 
die  Stelle  ausgelassen:  cum  mihi  propemodum  evenerit,  quod 
ficulno  illi  Priapo,  qui  magno  sui  malo  Canidiae  Saganaeque 
nocturna  sacra  spectavit  [vgl.  Horat  Sat.  I,  8,  46].  —  Z.  11. 
einleitung,  Erasm.  efpodov^  dazu  Listr.:  h.  e.  insinuationem, 
quae  est  oratio  quadam  dissimulatione  et  circuitione  obscure 
subiens  auditoris  animum.  —  Z.  20.  b>o  tDtE  bie  t>orreb  l^inaug ; 
Erasm.  hat  hier  das  Yirgilianische  (Eclog.  III,  19):  Quo  nuQc 
se  proripit  ille?  —  Z.  25.  Quarte  loco  jam  nova  sumpta  per- 
sona qnaestionem  movent  theologicalem.  —  Z.  33.  corrol- 
laria,  Zusätze,  Beigaben.  Auch  die  frühesten  Predigten  Luthers 
haben  noch  solche  corroUaria.  —  Z.  33.  bg^ug  ober  nad^bolg^ 
Erasm.:  suppositiones.  —  Z.  34.  ,fd^(e(ften^  ist  wohl  Druck- 
fehler des  Originals  für  ,fd^recl^ten':  Erasm.:  apud  imperitum 
vnlgus  jactitant. 


Anmerknngen.  215 

S.  59.  Z.  1.  e£em)}e(  h^^,  Erasm.:  ex  speculo  (opinor) 
historiali  aut  gestis  Komanoram.  —  Z.  2.  t>nform(i4e  )}rebi0, 
Erasm.:  chimaeram  suam,  daza  Listr.:  sennonem  porten- 
tosam  ex  partibus  multo  diversissimis,  tanquam  monstrum 
constantem,  mit  Bezng  aaf  die  Homer.  Iliad.  VI,  180 ff.  be- 
schriebene vielgestaltige  Ghimaera.  —  Z.  3.  baS  man  fie 
laum  tc,  Erasm.:  qualem  necHoratias  unquam  adseqni  potuit 
cum  scriberet  (de  art.  poet.  v.  1):  Humano  capiti  etc.  —  Z.  5. 
,tteif(l^man*  ist  Druckfehler  des  .Originals  für  ,tteifd^toan*  = 
irgend  einmal,  etwan;  Erasm.:  audierunt  a  nescio  quibus. — 
Z.  12.  I^dr^igung,  Erasm.:  ad  concitandos  animos.  —  Z.  17. 
Erasm.:  elleboro  homini  opus  esse,  l^iesswurz  war  den 
Alten  ein  Mittel  gegen  Wahnsinn.  —  Z.  19.  im  fürgang, 
Erasm.:  in  progressu.  —  Z.  22.  bie  meifter  be^  toolrebcnij, 
Listr.:  de  risu  movendo  multa  fit  mentio  apud  Fabium  (d.  i. 
Quintilian.,  institutt.  orat.)  Ib.  6.  —  Z.  27.  Das  bekannte  Sprich- 
wort: asinus  ad  lyram,  welches  Erasm.  Adag.  erklärt:  qui 
indecore  tentant  artificium,  cujus  sunt  imperiti.  —  Z.  33. 
Erasm.:  a  fori  circulatoribus,  dazu  Listr.:  Juxta  morem 
Italiae  dixit:  nam  ilUc  in  foro  posita  mensa  conscendunt  ne- 
bulones  herbarii  aut  praestigiatores  aut  aliud  quidpiam  simile 
profitentes  et  oratione  populum  illiciunt.  —  Z.  38.  Julium, 
Erasm.  hat:  Ciceronem;  Eberlin  meint  wohl  Jul.  Cäsar,  der 
auch  als  Redner  berühmt  war. 

S.  60.  Z.  7.  apo^tüi^Uxt},  Erasm.:  cum  cerimoniolis.  — 
Z.  19.    ,!artünff(in*  weiss  ich  nicht  zu  erklären. 

S.  61.  Z.  24.  Schotum,  vgl.  S.  22,  17;  —  Thoman, 
vgl.  S.  22,  8;  —  Bonaventura,  1221  —  1274,  bedeutender 
Scholastiker  und  zugleich  Mystiker;  —  Nicolaus  Lyranus 
(aus  Lyre  in  der  Normandie),  Franziskaner,  der  berühmtestii-' 
Exeget  des  Mittelalters,  in  manchem  ein  Vorgänger  Luthers, 
daher:  Si  Lyra  non  lyrasset,  Lutherus  non  cantasset,  starb 
1840  in  Paris;  —  Hugo  entweder  von  St.  Victor,  1097—1140, 
Begründer  der  mystischen  Theologie,  oder,  was  wahrschein- 
licher, Hugo  de  St.  Caro  (gest.  1268),  Dominikaner  und  Pro- 
fessor in  Paris;  er  wie  Lyra  schrieben  Postilla  in  universa 
Biblia,  deren  sich  die  Prediger  vielfach  bedienten.  —  Z.  34. 
,t>nfer  fratoen  ^faltet*  hiess  der  vollständige  oder  Dominikaner- 
Rosenkranz,  weil  bei  demselben,  bis  er  durchgebetet  war, 


216  Anmerkungen. 

150  Ave  Maria,  der  Zahl  der  150  Psalmen  entsprechend,  za 
sprechen  waren.  Man  nannte  aber  auch  Marienpsalter  die 
Umdichtung  sämtlicher  Psalmen  za  Ehren  Maria's,  deren  es 
verschiedene  gab;  —  Krone ngebet,  capellaria,  corona,  war 
gleichfalls  eine  Rosenkranzandacht,  bei  welcher  83  Paternoster 
zum  Gedächtnis  der  33  Lebensjahre  Christi  und  5  Ave  za 
Ehren  der  5  Wunden  Christi  abzusprechen  waren. 

S.  62.  Z.  26.  Die  dreissigst  Messe,  Seelenmesse,  am 
30.  Tage  nach  dem  Begräbnis  gehalten.  —  Z.  26.  Guldin, 
goldene  Messe,  über  deren  Bedeutung  die  kath.  Liturgiker, 
z.  B.  F.  X.  Schmid,  Liturgik  II,  81  nicht  im  Ellaren  sind.  Eine 
Augsburger  Synode  von  1610  verbietet  die  sieben  goldnen 
Messen;  in  einigen  Kirchen  wurde  am  Advents -Quatember, 
in  anderen  nach  Michaelis  eine  goldene  Messe  mit  der  grössten 
Feierlichkeit  und  3  —  4  Stunden  dauernd  gehalten.  Schmid 
meint  deshalb,  der  Name  ,goldene*  rühre  von  der  grösseren 
Feierlichkeit  her.  Auch  Luther  redet,  z.  B.  im  Sermon  vom 
N.  Test.  1520,  Erl.  Ausg.  27, 169  davon:  .Weiter  haben  sie 
nun  eine  Mess  besser  gemacht  denn  die  ander,  eine  hiezu, 
die  ander  dazu  nützlich  geschätzt,  da  sein  sieben  gülden 
Messen  erfunden".  Die  Erklärung,  welche  Eberlin  selbst  im 
XIV.  Bundsg.  (S.  160,  Z.  3)  giebt,  dass  sie  so  geheissen,  weil 
sie  einen  Gulden  gekostet,  soll  vielleicht  nur  ein  Scherz  sein. 
—  Z.  26.  Jahr  zeit,  anniversarium,  sind  die  auf  Grund  eines 
Kapitalfonds  gestifteten,  jährlich  am  Todestag  eines  Verstor- 
benen zu  haltenden  Seelmessen.  —  Z.  27.  Brüderschaften, 
Laiengemeinschaften,  meist  einem  Mönchsorden  angeschlossen, 
an  dessen  guten  Werken  die  Mitglieder  teilnehmen,  ohne  sie 
selbst  leisten  zu  müssen.  Die  Aufnahme  (Einschreibung)  in 
iie  Brüderschaft  war  meist  mit  einem  Geldbeitrag  verbunden. 

S.  64.  Z.  32.  Die  Carmeliter  wollten  alle  übrigen 
Mönche  an  Liebe  zur  Jungfrau  Maria  übertreffen  und  nannten 
sich  deshalb  Unser  lieben  Frauen  Brüder. 


Bnndsgenoss  YII. 

S.  71.  Z.  3.     Monica,  die  Mutter  Augustins,  sprach 
sterbend:  „Begrabt  diesen  Leib  wo  ihr  wollt;  nur  um  das 


Anmerkangen.  217 

Eine  bitte  ich  euch,  seid  meiner  eingedenk  am  Altar  des 
Herrn,  wo  ihr  auch  sein  mögf*  (August.  Conf.  IX,  11). 


Bnndsgenoss  TIIL 

S.  85.  Z.  20.  Synagoga  Satanae  vgl.  Offenb.  Joh.  2, 9;  3, 9. 

S.  87.  Z.  29.  Welche  Verordnung  des  Papsts  Boni- 
facius  VIII.  Eberlin  hier  meint,  konnte  ich  nicht  ermitteln. 
Bonifacius  VIII.  verfolgte  allerdings  die  strengere  Partei  der 
Franziskaner,  die  Spiritualen,  weil  sie*  in  seinem  Streit  mit 
Philipp  dem  Schönen  von  Frankreich  auf  Seiten  des  Königs 
standen.  Eberlin  scheint  die  Worte  aus  seinem  hier  nicht  ganz 
getreuen  Gedächtnis  niedergeschrieben  zu  haben,  wie  sich 
schon  daraus  ergiebt,  dass  er  den  Tempel- Orden  schon  vor- 
her vertilgt  werden  lässt,  während  er  zuerst  unter  dem  Nach- 
folger Bonifacius',  Clemens  V.,  aufgehoben  und  vertilgt  wurde. 


Bnndsgenoss  IX. 

S.  93.  Z.  24.  Seelgefährt,  auch  Seelgeräte,  fromme 
Stiftungen  zum  Heil  der  Seele  (Seelmessen,  Seelbäder  etc.). 

S.  94.  Z.  13.  offene  und  beschlossene  Klöster,  nach 
der  milderen  oder  strengeren  Klausur.  In  den  letzteren  war 
Laien  der  Zutritt  und  den  Insassen  der  Ausgang  aus  dem 
ELloster  ohne  specielle  Erlaubnis  des  Oberen  untersagt. 

S.  98.  Z.  14.  Ueber  diese  gedruckte  ,Barfdsser-Historie' 
(S.  96,  34  schon  als  „der  Barfüsser-Chronik  Bücher '^  erwähnt), 
sowie  ihr  „Freiheits-Buch"  und  endlich  über  den  Z.  32  an- 
geführten Humbertus  von  Lasslen  geben  die  Repertorien  von 
Hayn,  Panzer  und  Weller  keine  Auskunft.  Lasslen  wird 
auch  bei  Wadding,  Script,  ord.  Minorum,  Eom.  1650  nicht 
erwähnt. 

S.  99.  Z.  21.  Mehrere  Eremitengemeinschaften  in  Italien, 
die  verschiedene  Namen  führten  und  verschiedeneu  Regeln 
folgten,  wurden  von  Alexander  III.  1256  in  den  Augustiner- 
Eremitenorden  (kurzweg  Augustiner  genannt)  vereinigt  und 
ihnen  die  angebliche  Regel  des  hl.  Augustin  gegeben.  — 


218  Anmerkungen. 

Z,  22«  Die  Oarmel]ter,1156m  Palästina  gestiftet,  erhielten 
1224  von  Honorias  III.  die  päpstliche  Bestätigung.  —  Z.  35* 
Johann  (Ruchrath)  von  (Ober-) Wesel  wurde  1479  in  hohem 
Alter  von  der  Inquisition  in  Mainz  gezwungen,  seine  sog. 
Irrlehren  im  Dom  abzuschwören,  seine  Schriften  verbrannt, 
er  selbst  zu  lebenslänglicher  Gefangenschaft  im  Augustiner- 
kloster  verurteilt,  wo  er  1481  starb.  —  Z.  36*  Gerson  vgl. 
S.  22,  Z.  20)  bestritt  die  Lehre  des  Dominikaners  Matth.  Gra- 
bow,  dass  das  Elosterleben  die  Vollkommenheit  des  Christ- 
ichen  Lebens  sei. 

S.  100*  Z.  20.  Erst  1247  wurde  die  Regel  der  Car- 
meliter,  welche  für  den  Erwerb  des  Unterhalts  Handarbeit 
vorschrieb,  durch  Innocenz  IV.  modificiert  und  sie  den  Bettel- 
mönchen gleichgestellt. 

S.  lOL  Z.  18.  Die  „eingeschlossenen  Kloster- 
frauen", die  wirklichen  Nonnen,  im  Unterschied  von  den 
„fßtQxntn",  Beghinen,  Frauen,  welche  seit  Ende  des 
12.  Jahrb.,  zuerst  in  den  Niederlanden,  sich  zu  einem  frommen 
gemeinschaftlichen  Leben,  aber  ohne  Gelübde  zusammenthaten, 
späterhin  aber  sich  dem  dritten  Orden  der  Franziskaner  oder 
Dominikaner  anschlössen,  und  sich  sowohl  dem  Bettel  als 
auch,  zum  Teil  wenigstens,  einer  grossen  Zuchtlosigkeit  er- 
gaben. —  Z.  21.  Die  Carthäuser,  1084  von  dem  hl.  Bruno 
aus  Cöln,  in  der  wilden  Gegend  la  Ohartreuse  bei  Grenoble 
gestiftet;  —  die  Benediktiner,  gestiftet  von  dem  hl.  Be- 
nedikt von  Nursia,  dem  Vater  des  abendländischen  Mönch- 
tums,  der  529  das  Stammkloster  Monte  Gasino  in  Campanien 
gründete;  —  die  Bernhardiner,  eig.  Cistercienser,  ein  Ab- 
leger der  Benediktiner,  gestiftet  109S  von  Robert,  dem  Be- 
nediktinerabt von  Molesme,  durch  Gründung  des  Klosters 
Citeaux,  in  einer  Wildnis  bei  Dijon,  von  wo  aus  bald  meh- 
rere Klöster  entstanden,  darunter  auch  das  von  Clairvaux, 
dessen  Abt  1115  der  hl.  Bernhard  wurde,  dessen  Ansehen 
erst  den  Orden  recht  in  Aufschwung  brachte,  und  nach  welchem 
er  auch  den  gebräuchlicher  gewordenen  Namen  Bernhardiner 
erhielt.  —  Z.  27.  Prämonstratenser,  von  Norbert  aus 
Xanten  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrh.  gestifteter  Orden 
regulierter  Chorherren,  nach  seinem  Stammkloster  Pr6montr6 
bei  Rheims  benannt;  —  Regulierer,  Geistliche,  besonders 


Anmerkungen.  219 

Domherren,  welche,  ohne  in  den  Mönchsstand  zu  treten,  doch 
sich  zu  einem  gemeinsamen  Leben,  meist  nach  der  Kegel 
Augnstins,  verpflichteten;  sie  Messen  canonici  reguläres  zum 
Unterschied  von  der  Weltgeistlichkeit,  canonici  saeculares ;  — 
Wilhelmiten,  auf  einen  sonst  wenig  bekannten  hl.  Wilhelm 
zurückzuführen,  der  1153  nach  einem  ausschweifenden  Leben 
sich  in  eine  Wüste  Toscana's  zurückzog,  welche  nach  seinem 
Tode  (t  157)  der  Ausgangspunkt  von  Eremiten-Gongregationen 
wurde,  die  sich  nach  ihm  benannten.  Der  Orden  brachte  es 
nie  zu  einer  grösseren  Bedeutung  und  verschwand  im 
18.  Jahrh.  ganz. 

S.  104«  Z.  24.  @et(,  cingulum,  Gürtel,  ursprünglich  zu 
jeder  Priesterkleidung  gehörig,  um  die  Alba  zu  schürzen,  dass 
sie  nicht  zu  tief  herabhing;  später,  als  die  Alba  nicht  mehr 
so  lang  war,  unnötig  geworden  und  nur  von  den  Mönchen 
beibehalten;  —  was  ist  aber  „tD^P'  (wiler,  Schleier)  hier?  ein 
so  benanntes  Kleidungsstück  ist  mir  bei  den  Mönchen  nicht 
bekannt;  begreift  Eberlein  hier  die  Nonnen  mit  ein?  — 
„^d}iippUv"y  Scapulier,  aus  zwei  Streifen  Tuch  bestehend,  die, 
auf  den  Schultern  an  einander  geheftet,  über  Brust  und 
Bücken  getragen  werden.  Die  Carmeliter  trugen  zu  seiner 
Verbreitung  hauptsächlich  bei,  indem  sie  vorgaben,  dass  sie 
es  von  Maria  selbst  empfangen  hätten  und  alle,  welche  es 
trügen  oder  wenigstens  darin  stürben,  selig  würden.  —  Z.  26« 
,,mbtQ'',  wohl  soviel  als  „niedlich'^  Eberlin  stellt  hier  eine 
dreifache  Antithese  auf,  bei  deren  mittelster  der  Gegensatz 
ist:  kein  leinen  Hemd  tragen  zur  Abtötung  des  Fleisches 
und  doch  aus  Eitelkeit  niedlich,  geziert  sein,  so  wie  er  es 
S.  102,  Z.  5  f.  schon  getadelt  hatte. 

S.  105*  Z.  14«  92.,  wohl  um  den  volkstümlichen  derben 
Ausdruck  für  „Betrug**  nicht  zu  gebrauchen.  Aber  Eberlin 
geniert  sich  doch  sonst  nicht!  vgl.  z.  B.  S.  155,  22  f. 


Bundsgenoss  X. 

S.  107«  Titel  Z.  2«    Psitacus  vgl.  zu  S.  122,  2. 
S.  108«  Z.  2«    Wolfaria,  d.  i.  das  Land,  wo  man  wohl 
fährt  (Badlkofer  25).  —  Z.  3«  Bingmänner  sind  die 


220  Anmerkungen. 

Magistratspersonen.  „Ring"  heisst  in  der  Schweiz  der  kreis- 
förmige Platz  einer  Landgemeinde,  wo  der  Magistrat  sitzt 
(vgl.  Grimm,  Wb.  s.  v.  Ring).  —  Z.  26,  bnfcr«  §crflOtiJ 
tag  =  Fronleichnam. 

S.  109,  Z.  24,  in  Sigurid  fingen:  der  künstliche, 
verzierte  und  dadurch  verweltlichte  Figural-  oder  Mensural- 
gesang im  Gegensatz  zu  der  einfisushen  Melodie  des  Choral- 
gesangs. 

S.  110,  Z.  11,  Für  die  Non  (3  Uhr)  —  wie  für  jede 
hora  canonica  —  schreibt  das  Brevier  ein  Capitulum  (kurzen 
Abschnitt  aus  der  Bibel  oder  den  Schriften  der  Kirchenväter) 
und  einen  Hymnus  vor ;  zwischen  beide  soll  also  die  Predigt 
fallen.  —  Z.  19,  ^u  bent  SCltar  tragen,  die  oblatio  dena- 
riorum,  das  Geldopfer,  meist  zwei  Münzen,  von  denen  die 
eine  auf  der  rechten,  die  andere  auf  der  linken  Seite  des 
Altars  niedergelegt  wird,  nachdem  man  sie  geküsst  hat,  vgl. 
Schmid,  1.  c.  II,  166. 

S.  113,  Z.  28,  Niemand  soll  sich  schämen  etc.,  auch 
häufig  bei  Luther  vorkommend,  z.  B.  im  Unterricht  von  den 
Klöstern,  1522  (Erl.  28,  26). 

S.  115,  Z.  29,  Röhrlin  im  Kelcb,  calamus,  fistula,  ein 
Saugröhrchen,  wie  solches  vor  der  Kelchentziehung  im  Abend- 
mahl gebraucht  wurde,  um  das  Verschütten  beim  Darreichen 
des  Kelches  zu  verhüten. 

S.  116,  Z.  16,  Achtmänner,  octoviri ,  hiessen  an  man- 
chen Orten  die  acht  Kircbenvorsteher  (Grimm,  Wtb.  1, 170,  s.  v.) ; 
sind  diese  hier  gemeint? 

S.  117,  Z.  24,  Psalterlin,  Krongebet,  vgl.  61,  34;  Hor- 
tulus  und  Paradisus  animae  häufige  Titel  für  Gebet-  und 
Erbauungsbücher  im  Ausgang  des  15.  und  Anfang  des 
16.  Jahrb.,  auch  mit  dem  deutschen  Titel:  ,,@elen  tourq* 
garten";  auch  „Psalter**  und  „Rosengarten**  waren  Titel  sol- 
cher Bücher,  vgl.  z.  B.  Well  er,  Repert.  2242. 

S.  118,  Z.  1,  pattn,  die  patena,  Hostienteller.  — 
Z.  5,  die  Farbe  ändern,  nach  den  verschiedenen  Zeiten 
des  Kircheujahres :  violett,  grün,  rot,  weiss  und  schwarz,  wie 
es  noch  jetzt  in  der  katholischen  Kirche  üblich  ist 

S.  119,  Z.  1.  Didymus  Faventinus  ist  das  Pseudonym, 
unter  welchem  Melanchthon  im  Febr.  1521  seine  Entgegnung 


Anmerkungen.  221 

auf  des  Dominikaners  in  Rom  Thomas  Rhadinus  Placentinus 
(weil  er  aus  Piacenza  stammte)  Schrift  gegen  Luther  aus- 
gehen Hess.  Des  Rhadinus  Schrift  führte  den  Titel:  Oratio 
ad  illustriss.  et  invictiss.  Principes  et  populos  Germaniae  in 
Mart.  Luterum  Wittemb.  ord.  Heremit.  nationis  gloriam  vio- 
lantem;  Melanchthons  Entgegnung:  Didymi  Faventini  adver- 
sus  Thom.  Placentinum  pro  Mart.  Luthero  theologo  oratio. 
Beide  Schriften  sind  abgedruckt  im  Corp.  Ref.  I,  213  u.  287. 
Die  Reformatoren  (und  ihnen  folgend  Radlkofer  29^^) 
vermuteten,  jedoch  irrtümlich,  unter  dem  Rhadinus  Hieronymus 
Emser  in  Dresden. 


Bnndsgenoss  XI. 

S.  122»  Z.  2*  Eberlin  lässt  hier,  sowie  in  der  Schrift 
„Mich  wundert,  dass  kein  Geld  im  Land  ist"  unter  dem  Na- 
men Psitacus  (psittacus,  Papagei)  seinen  Vetter  „Huldrich 
Sittick,  etwa  des  Amtmanns  Sohn  zu  Gutenzell"  (württemb. 
Oberamt  Biberach),  auftreten.  Dem  Vater  desselben,  „dem 
ehrbaren  und  frommen  Mathis  Sigk  von  Gintzburgk  Bürger 
und  Stadtschreiber  zu  Lougingen  (Lauingen)  an  der  Donau" 
widmete  er  1522  die  Schrift  „Vom  Missbrauch  christlicher 
Freiheit".  Wenn  er  ihn  hier  auch  anredet  „Mein  lieber 
Vetter",  so  zeigt  doch  der  Schluss  der  Widmung,  wo  er  ihn 
bittet,  diese  Schrift  auch  der  Frauen  Ursula  Sigkin,  „euer, 
auch  meiner  Mutter  Schwester"  vorlesen  zu  wollen,  dass 
Mathis  Sigk  vielmehr  sein  Oheim  war.  (Vgl.  Radlkofer  2  ^) 
—  Z.  3.    Wo  Ifaria,  vgl.  108,  2. 

S.  124«  Z.  3L    Fuckery,  vgl.  13,  17. 

S.  128»  Z.  4»  in  Bann  gethan  werden  umb  Schuld,  vgL 
zu  12,  24. 

S.  129*  Z.  11*  Ehehalten.  Dienstboten,  welches  Wort 
Luther,  Hauspostüle  (Erl.*  3,  46  also  erklärt :  „Daher  heisst 
man  das  Gesinde  an  etlichen  Orten  Ehehalten,  dass  sie  zum 
Haushalten  helfen  und  d«n  Eheleuten  ihre  Nahrung  durch  ihre 
Arbeit  und  treuen  Dienst  bessern  sollen". 


222  Anmerkungen. 

Bnndsirenoss  XIL 

S.  137«  Z.  25«  Der  Psalm  Beati  immacalati,  der  119., 
nach  römischer  Zählang  der  118.  Psalm,  wird  in  den  horis 
canonicis  täglich  ganz  recitiert,  and  ist  wegen  seiner  Länge 
in  kleinere  Abschnitte  auf  die  einzelnen  horas  verteilt, 
vgl.  S.  36,  6. 

S.  138«  Z.  4«  „ein  Wesen  der  Waldbriider  wie  im 
Lande  Wirtemberg*%  was  Eberlin  damit  meint,  vermag  ich 
nicht  zu  sagen. 


Bnndsgenoss  XIII. 

S.  150«  Z.  30«  Eberlin  bezieht  sich  hier  auf  die  den 
Schweizern  bekannte  Legende  von  dem  hl.  Mauritius  und  der 
thebäischen  Legion,  welche  unter  dem  Kaiser  Maximian  zu 
Martinach  am  Fusse  des  grossen  St  Bernhard  den  Märtyrer- 
tod erlitten  haben  sollen,  weil  sie,  selbst  Christen,  sich  wei- 
gerten, die  Christen  zu  verfolgen. 


Bnndsgenoss  XIY. 

Auch  dieses  Stück  des  Encomion  behandelt  Eberlin 
in  der  Uebersetzuug  (S.  154, 12—157,  23)  sehr  frei. 

S.  154«  Z.  27«  Gerh.  Listrius,  Rector  der  Schule  zu 
Zwoll,  Freund  des  Erasmus,  schrieb  einen  Commentar  zu  dem 
Encomion,  den  manche  dem  Erasmus  selbst  beilegten,  jedoch 
mit  Unrecht,  da  dieser  sich  in  seinen  Briefen  über  die  Arbeit 
des  Listrius  wegen  ihrer  Unverständlichkeit .  tadelnd  aus- 
spricht —  Z.  34«  Li  Str.:  Erasmus  videtur  taxare  genus  ho- 
minum  illaudatum,  quos  vulgo  quaestuarios  vocant,  qui 
circumferentes  sanctorum  reliquias  etc.  —  Die  Questionirer 
sind  die  Ablasskrämer. 

S.  155«  S.  14«  Hippolytus  wurde  von  seiner  Stieünntter 
Phädra,  weil  er  nicht  in  ihre  Liebe  willigte,  bei  seinem  Vater 
Theseus  verleumdet,  als  habe  er  ihr  Unzucht  zugemutet;  von 
diesem  verwünscht,  wurde  er  von  den  scheu  gewordenen 
Pferden  zerrissen,  aber  von  Aesculap  wieder  lebendig  ge- 


Anmerkungen.  223 

macht,  Ovid.  Met.  XV,  497ff.  —  Z.  14.  mit  köstlichem  Ge- 
zierd  etc.,  Erasm.:  phaleris  ac  bollis  religiosissime  adomatnm. 
—  Z.  17f.  Erasm.:  per  hnjas  aeream  galeam  dejerare  plane 
regiam  habetur.  —  Z.  19»  Garen,  Quadragen,  fehlt  bei 
Erasmus.  Carena,  eig.  carantena,  aas  quadragesima  verderbt, 
ist  das  40  tägige  Bussfasten  bei  Wasser  und  Brot  (vgl.  Decret. 
Greg.  IX.,  Ib.  IV.  tit  4.  c.  2) ;  heisst  aber  auch  der  Ablass  da- 
von. Quadragena  wird  von  Du  Gange  s.  v.  als  im  Sinne 
damit  identisch  bezeichnet.  —  Z.  23«  Erasm.:  qui  magicis 
quibusdam  notulis  ac  preculis,  quas  plus  aliquis  impostor  vel 
animi  causa  vel  ad  quaestum  excogitavit;,  freti  nihil  sibi  non 
pollicentur,  opes  etc.  —  Z.  33«  Stock  =  Opferstock;  Erasm.: 
abjecto  ex  tot  rapinis  unice  nummulo  universam  vitae  lemam 
expurgatam  putat. 

S.  156«  Z.  Iff.  Erasm.:  Quid  autem  stultius  iis,  imo 
quid  foelicius  (näml.  für  die  Thoren),  qui  septem  illis  sacro- 
rum  psalmorum  versiculis  quottidie  recitatis  plus  quam  sum- 
mam  felicitatem  sibi  promittunt?  Atque  hos  magicos  versi- 
culos  daemon  quispiam,  facetus  quidem  ille,  sed  fntilis  magis 
quam  callidus,  divo  Bemardo  creditur  indicasse,  sed  arte 
circumventus  miser.  Diese  Bemhardsverse  müssen  im  Aber- 
glauben der  damaligen  Zeit  eine  grosse  Rolle  gespielt  haben, 
da  auch  die  Reformatoren  sie  unter  den  Missbräuchen,  welche 
man  in  des  Papsts  Kirche  findet,  aufzählen  (vgl.  Corp.  Ret 
IV,  977).  Listrins  sagt  über  dieselben:  Qnidam  e  Septem 
fecerunt  octo.  Super  hac  re  vide  quam  ridicule  narrent,  imo 
scribant  fabulam:  Daemon  aecurrens  divo  Bemardo  jactavit 
se  scire  Septem  versiculos  in  psalmis  Davidicis,  quos  qui 
quotidie  recitasset,  non  posset  non  ire  in  coelum.  Instabat 
Bemardus,  ut  indicaret,  quinam  essent.  Cum  ille  recusaret, 
„Nihil  agis^',  inquit  Bemardus,  „quandoquidem  quotidie  totum 
evolvam  psalterium,  in  quo  tui  quoqne  septem  versus  insint 
necesse  est".  At  Daemon  veritus,  ne  tanti  boni  dedisset 
occasionem,  malnit  versiculos  suos  indicare:  atque  hoc  tan- 
tum  bonum,  quantum  nee  in  evangelio  legimus,  Cacodaemoni 
ferimus  acceptum.  Die  8  Verse  selbst  aber  waren  nach  dem 
Hortulus  animae  folgende:  Ps.  18,  4  f;  31,  6;  89,  4  (Ende); 
39,  5  (Anfang);  86,  17;  116,  16—18;  142,  5;  142,  6  (je  nachdem 
die  beiden  aus  Ps.  39  für  einen  oder  für  zwei  Verse  gezählt 


224  Anmerkungen. 

werden,  kommen  7  oder  8  Verse  heraus).  Vgl.  die  Bemer- 
kung Eawerau's  in  Luth.  W.  W.  ed.  Weimar  IV,  442*. 
—  Z.  14* '3^^^/  Er  asm.:  anathemata  (Listr.:  ita  vocantor 
donaria  suspensa  in  templis). 

S.  157«  Z.  10*  Er  asm.:  ut  nominatim  etiam  praescribant, 
quot  tedas,  quot  pullatos,  quot  cantores,  quot  luctus  hi- 
striones  velint  adesse,  quasi  futurum  sit,  ut  aliquis  hujus 
spectaculi  sensus  äd  pios  sit  rediturus,  aut  ut  pudescant  de- 
functi,  nisi  cadaver  magnifice  defodiatur.  —  Z.  21*  „0  Thor- 
heit"  ist  Zusatz  Eberlins. 

S.  159*  Z.  24*  Der  hl.  Ludwig,  geb.  1274,  gest.  1297,  ein 
Sohn  Karls  II.  von  Anjou,  hatte  in  einer  gefährlichen  Krankheit 
das  Gelübde  gethan,  Franziskaner  zu  werden.  Im  Alter  von 
22  Jahren  zum  Priester  geweiht,  legte  er  noch  im  nämlichen 
Jahre  Profess  ab  und  musste  aus  Gehorsam  gegen  den  Papst 
das  Bistum  Toulouse  übernehmen.  Er  trug  auch  als  Bischof 
den  Ordens-Habit  und  kannte  kein  heisseres  Verlangen,  als 
resignieren  zu  dürfen,  welches  Verlangen  sein  früher  Tod 
stillte.  —  Z.  35*  Antonius,  geb.  1195  in  Lissabon,  gest.  1231 
in  Padua,  der  berühmteste  und  volkstümlichste  unter  den 
wunderthätigen  Nachfolgern  des  hl.  Franziskus. 

S.  160*  Z.  3*  sieben  guldin  Mess  vgl.  S.  62,  26.  — 
Z.  5*  Ueber  Unser  Frauen  Mantel  finden  wir  in  dem 
(bei  Moufang,  kathol.  Katechism.  1881,  S.  XLIV  veröffent- 
lichten) Christenspiegel  des  Franziskaners  Dederich  von  Münster 
ein  besonderes  Kapitel  mit  der  Ueberschrift:  „eine  Lehre, 
wie  man  Maria  einen  Mantel  machen  soll,  dass  sie  uns  be- 
decke in  der  Stunde  das  Todes";  um  einen  solchen  Mantel 
zu  Stande  zu  bringen,  werden  u.  a.  folgende  Mittel  angegeben: 
Samstags  fasten;  alle  Tage  eine  Messe  Maria  zu  Ehren  lesen; 
zu  unser  lieben  Frauen  Mantel  14  Ave  Maria  lesen;  Almosen; 
100  Te  Deum  u.  s.  w.  „Also  wird  der  Mantel  gross  und 
gänzlich  gemacht,  da  uns  Maria  mit  bedecken  und  beschir- 
men will*^  —  Z.  13*  Ueber  die  unbefleckte  Empfängnis 
Marift  bestand  bekanntlich  zwischen  den  sie  bejahenden  Fran- 
ziskanern und  den  sie  verneinenden  Dominikanern  ein  langer 
Streit,  den  zuerst  Plus  IX.  am  8.  Dec.  1854  durch  sein  dog- 
matioum  de  Immaculata  Dei  Matris  conceptione  decretum  zu 
Gunsten  der  f^""^ —     **8chied.    Di«      ininikaner  in  Bern 


Anmerkangen.  225 

suchten  im  J.  1508  ihrer  Ansicht  durch  einen  frommen  Betrug 
die  Oberhand  zu  verschaffen,  indem  sie  einem  einfältigen 
Schneidergesellen  Joh.  Jetzer,  der  bei  ihnen  als  Laienbruder 
eingetreten  war,  wunderbare  Marien-Erscheinungen  und  Offen- 
barungen vorgaukelten';  aber  trotz  seiner  EinfUltigkeit  durch- 
schaute der  Schneidergeselle  den  Betrug  und  machte  der 
Obrigkeit  Anzeige  davon,  worauf  dann  die  Haupträdelsführer 
eingezogen  und  am  31.  Mai  1509  öffentlich' verbrannt  wurden. 
Es  erschienen  mehrere  besondere  Schriften  darüber  und  in 
den  Flugschriften  der  damaligen  Zeit  wird  häufig  Bezug  auf 
diesen  Bemer  Handel  genommen.  —  Z.  25.  Dominicus  fluchte 
auf  seinem  Todbette  (gest.  6.  Aug.  1221)  demjenigen,  der 
in  seinem  Orden  sichere  Einkünfte  und  Güter  einführen  würde; 
Papst  Martin  V.  hob  1425  dieses  Verbot  auf.  —  Z.  29,  Sta- 
tionierer, dasselbe  wie  Terminierer,  mit  Heiligtümern  um- 
herziehende Bettelmönche;  vgl.  über  sie  Uhlhorn,  christL 
Liebesthätigk.  s.  d.  Ref.  44.  —  Z.  31.  Valentin  er  werden 
hier  und  öfters  die  im  Kloster  des  hl.  Valentin  zu  Rufach 
im  Elsass  wohnenden  Benedictiner- Mönche  genannt;  einen 
Orden  der  Valentiner  gab  es  nicht.  Ueber  ihr  Betteln  vgl.  auch: 
Ein  Spruch  von  dem  bösen  Missbrauch  etc.,  bei  Schade, 
Satiren  und  Pasq.  I,  32,  v.  203.  —  Z.  36.  Ueber  St.  Bern- 
hards Botschaft  vermag  ich  keine  Auskunft  zu  geben. 

S.  161.  Z.  1.  Schon  die  Zeitgenossen  nannten  St.  Bernhard 
Doctor  mellifluus. 


Bnndsgenoss  XY. 

S.  165.  Z.  25.  vgl.  Luc.  22,  36.  — 

S.  166.  Z.  23.  Jesaj.  64,  6.  —  Z.  25.  Joh.  15,  5.  — 
Z.  26.  2.  Corinth.  8,  5.  —  Z.  31.  Sacharj.  3,  4.  —  Z.  35. 
Hos.  18,  9. 

S.  167.  Z.  3.  1.  Mos.  8,  21.  —  Z.  9.  Jerem.  31,  18.  — 
Z.  20.    l.Petr.  2, 13. 

S.  168.  Z.  38.  Scoti,  vgl.  S.22, 17;  --  Thome,  vgl. 
S.  22,  8;  —  Haies,  Alexander  v.,  aus  dem  gleichnamigen  eng- 
lischen Kloster,  gegen  Ende  seines  Lebens  (gest.  1 245)  Fran- 
ziskaner, Lehrer  an  der  Universität  Paris,  einer  der  bedeu- 


226  Anmerkangen. 

tendsten  Scholastiker  der  zweiten  Periode;  —  Occam,  vgl. 
S.  22, 18;  —  Biel,  vgl.  S.  22,  20.  —  Z.  39.  Albertus  Magnus, 
aus  der  schwäbischen  Adelsfamilie  von  Bollstadt  stammend, 
Dominikaner,  ein  durch  sein  umfassendes  Wissen,  das  seine 
Zeitgenossen  zum  Teil  magischen  Rfäften  zuschrieben,  be- 
deutender Scholastiker,  lehrte  zu  Paris  und  Cöln,  und  starb 
am  letzteren  Orte  1280;  Thomas  v.  Aquin  war  sein  Schüler. 


Letzter  Bandsgenoss. 

S.175.  Z.  3.  Widemhof  =  Pfarrhof,  von  widem,  ein 
zur  Dotierung  einer  Kirche  gegebenes  (gewidmetes)  Grund- 
stück etc.  —  Z.  19.  2.  Corinth.  8, 12.  —  Z.  20.  Tob.  4,  9.  — 
Z.  29.  Entringen,  nw.  von  Tübingen. 

S.  176.  Z.  37.  Schottenklöster,  von  schottischen  oder 
britischen  Missionaren  gestiftete  Klöster,  welche  später  mit 
den  Benediktinern  verschmolzen,  ihren  Namen  aber  bei- 
behielten; solche  Klöster  gab  es  an  vielen  Orten  Süd-  und 
Mitteldeutschlands. 

S.  177.  Z.  4.  Heiliggeister,  vgl.  S.  37,  20.  —  Z.  5. 
Antonier,  vgl.  S.  37,  20;  Valentiner,  vgl.  S.  160,  31.  — 

S.  179.  Z.  7.  Patrocinium,  das  Jahresfest  des  Schutz- 
heiligen (Patrons)  der  Kirche,  aber  auch  einer  Brüderschaft, 
eines  Ordens,  einer  Zunft,  selbst  einer  FamiUe.  —  Z.  8.  Seel- 
gerät, vgl.  S.  93,  24. 

S.  180.  Z.  20.  fid^  gemengt  etc.,  nach  der  Vulgata: 
inseruerunt  se  doloribus  multis.  —  Z.  31.  ber  $a))iften  @a< 
noned:  im  Lib.  Sext.  Decretal.  Ib.  I.  tit.  3.  cap.  15. 

S.  182.  Z.  38.  turpe  lucrum,  1.  Tim.  3,  8;  Tit.  1,  7.  11; 
1 .  Petr.  5,  2. 

S.  184.  Z.  12.  Psalm  117  nach  römischer  Zählung  = 
Ps.  118,  6.  —  Z.  13  ist  nach  ,Sei58  9lal^rung*  wohl  zu  er^nzen: 
,au  geBen*. 

S.  189.  Z.  3.  Geld  auf  den  Altar  opfern,  vgl.  zu  S.  1 10, 19. 

S.  190.  Z.  26.  Luther,  de  abroganda  missa  privata,  Ja- 
nuar 1522  (ed.  Erl.  opp.  v.  arg.  VI,  115). 

S.  191.  Z.  8.    de  abrog.  miss.,  vgl.  S.  190,  26. 

S.  192.  Z.  2  f.   vgl.  Matth.  5,  39flf. 


AnmerkuDgeiL  227 

S.  194.  Z.  19.  ,9üd^(dn  bon  ben  gtoeten  @d^toertem  ober 
9legimenten*  ist  nach  Radlkofer  74  ^"  Luthers  Predigt  ,t)on 
jtQeierlet  ®erec^ttg!eit'  1520  (eigentl.  die  Spalatin'sche  deutsche 
üebersetzuDg  vom  Sermo  de  duplici  justitia  1519,  ed.  Erl. 
opp.  V.  arg.  II,  329;  ed.  Weimar.  II,  145).  In  dieser  Predigt 
kommt  zwar  eine  Stelle  vor,  die  von  dem  Gebrauch  des 
Schwerts  durch  die  Obrigkeit  handelt,  aber  keineswegs  in  der 
hier  von  Eberlin  angegebenen  Weise,  der  Christen  und  Hei- 
den einander  gegenüberstellt,  während  Luther  zwischen  ho- 
mines  publici  und  privati  unterscheidet.  Und  zudem,  wie 
käme  Eberlin,  der  doch  mit  unserer  Stelle  seine  Leser  auf 
das  Büchlein  selbst  hinweisen  will,  dazu,  dasselbe  mit  einem 
ganz  anderen  Titel,  noch  dazu  ohne  Luthers  Namen,  zu  be- 
zeichnen? Welche  Schrift  jedoch  Eberlin  meint,  kann  ich 
nicht  angeben,  indem  bei  Panzer,  Well  er  etct  keine  mit 
diesem  Titel  verzeichnet  ist. 

S.  199.  Z.  19.  iBalttng  $Iag,  die  fallende  Sucht,  wo- 
gegen St.  Valentin  half  (jedenfalls  wurde  er  bei  dem  Volk 
durch  die  Wortähnlichkeit  Helfer,  vgl.  Agricola,  Sprich- 
wörter Nr.  500:  3$ alt  in  kommt  von  faUen  und  ist  das 
faUenb  äbel;  Agrippa  von  Nettesheim,  de  incertitud.  et 
vanit  scient.  c.  57 :  Germani  caducum  morbum  Valentino,  quia 
hoc  nomen  cadere  significat,  et  Galli  Eutropio  [wobei  man 
das  Wort  in  französ.  Aussprache  lesen  muss]  addicunt  hydro- 
picos  ob  vocis  consimilem  sonum. 

S.  200.  Z.  5.    Ps.  109, 17. 

S.  202.  Z.  3.  vgl.  Luther,  Wider  die  Bull  des  Endchrists 
1520  (Erl.«  24, 40).  —  Z.  12.  Aehnliche  abfällige  Urteile  Luthers 
über  Chrysostomus  vgl.  Tischreden  Nr.  2630.  2640.  —  Z.  15. 
Eberlin  meint  Augustini  Ibb.  IL  Retractationum ,  welche  er 
im  Alter,  um  427,  schrieb  und  worin  er  mit  seiner  nunmehr 
gereiften  theologischen  Einsicht  eine  scharfe  Kritik  an  seinen 
früheren  Schriften  übte.  —  Z.  17.  Falsches  Citat  Eberlins,  es 
muss  heissen:  e)}ifto.  £i£.  Es  ist  die  bekannte  Stelle:  alios 
(sc.  auctores)  ita  lego,  ut  quantalibet  sanctitate  doctrinaque 
praepoUeant,  non  ideo  verum  putem,  quia  ipsi  ita  senserunt, 
sed  quia  mihi  vel  per  auctores  canonicos  vel  probabili  ratione, 
quod  a  vero  non  abborreant,  persuadere  potuerunt.  —  Z.  29. 
Des  Papsts  Gregor  L  (590—604)  libri  XXXV  Moralium  in  ex- 


228  Anmerkungen. 

positionem  Job,  deren  masslose  allegorische  Schrifterklärang 
es  ist,  die  Eberlins  Tadel  hier  herausfordert  —  Z.  33.  Boe- 
thius,  röm.  Staatsmann  und  Philosoph,  524  von  dem  Ost- 
gothenkönig  Theoderich  enthauptet,  weil  er  einer  Verschwö- 
rung mit  dem  griech.  Kaiser  Justinian  verdächtig  war.  Seine 
Schriften,  in  welchen  er  hauptsächlich  den  Aristoteles  seiner 
Zeit  mundgerecht  gemacht  hatte,  wurden  im  Mittelalter  bis 
zur  Reformation  vielfach  gebraucht;  die  hier  erwähnte  Schrift 
führt  den  Titel :  Quomodo  trinitas  est  unus  Dens  et  non  tres  Dil. 

S.  203.  Z.  1.  Der  ,3Reifter  bon  l^ol^cn  ©innen*  ist  der 
berühmte  Scholastiker  Petrus  Lombardus  (gest  1164),  dessen 
Werk,  Sententiarum  Ibb.  IV.,  unzähligemale  commentiert,  ge- 
Wissermassen  das  dogmatische  Compendium  des  Mittelalters 
wurde. 

S.  204.  Z.14.    Ps.  119,99. 

S.  205.  Z.  5.  Die  7  christlosen  (eigentl.  trostlosen) 
Pfaffen  und  der  Pfaften  Trost  sind  zwei,  schon  im  J.  1521  er- 
schienene Flugschriften  Eberlins,  welche  in  dem  IL  Bdch. 
ihre  SteUe  finden  werden. 


Brock  von  Ehrhurdt  RarrM,  HaUe  a.  S. 


f     ■'■3-" "7:1^  :,;  ■ 

^ 

;           - 

* 

-K^-