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Full text of "Neue allgemeine deutsche bibliothek"

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Reue eigeneitt 
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Bibliothel. 








er LVL Bandes Erſtes Stuͤck. 
Erſtes bis Viertes Heft. 


RR v.#? 


it Königl. Preuß, — allergn. — 











| Berlin und Stettin, | 
Mi ER — 180 1. 








D. 8. Guolmanus ‚uni. 3 Krinkrebesnifen 
(haft. nebſt e. ſyſtemat. Darſtellung d. deutſchen Cri⸗ 


minalgeſetze. 
u 5. Koppo — gr Suuanas d beatien 
Geſchichte u. Re 


— 7 Keypengelaiefet. . 


| — d. —* en Xrgneplule, Beransg. v. Ehr. 


Gotik Hopf. 
.& Scmide —X vhileſophiſch bearben 
en; 


Der ige ale Menſchen. Ein Haifebuchf. Freun⸗ 
de d.' Geſundh. u. des langen Lebens, sı Bd. 304 


‚Der Arzt f. Kuͤnſtler u. Profeſſioniſten, ed. Geſund⸗ 


heitslehren f. Bergleute, Huͤttenarbeiter, n. |. w. er 


: Di 8. Fordyce, üb. d. regelmäßige anhaltende — 


u. deſſen Fendt Kurart, A. d. Engl. über. v. D. 


EC. F. Michaelis. 108 
D. 2. Krauſe, der mebiein. Landpfarrer, od. prakt. 


Anweiſung, diejenig. Krankh. welche auf d. Lande 
am meiſt vorkommen, zu heiien. ze Aufl. 1060 
D. Fr. Sildebrandts Lehrbuch & Phyſiologie. ae Auft. 107 


‘8. &. H. Fielitz d. jüng: Perf. e. vollſtaͤndig. Beleh⸗ 
— f. &. gebildete: weibl. Geſchlecht. 108. 


W. Aufeland’s guter. Rath an Muͤtter uͤb. die 
— Punkte d. phyſ. Erziehung d. Kinder. 110 
Ebende guter Neth u. f. f. im Auznge f. d. Var⸗ 


ger u. Landmann, v. A. T. ebb. 


A. — anatom. Unterfhungen b. Gehors n ei 
ruchs, a. d. Pat. 212 


J Ebendef von Innern Bay b. Enechen. Verbentfhem. , 
| e. Vorrede u. Anmerk. y. D.T, 6. A, Roofe. 120 
Darin En SD. L. Vogel. xx Bo. A bis K. 193 


D. J — Blumenbach, kleine Schriften zur verglei⸗ 


endend de nat. Maꝛutgefch. gehörig, ber. . | 
726. 


v. D. J. G Gruber 
D. Lc. Flachsland Obfersatianes Paibologie- Ana 


| — B | — 
— w. ‚Cine Bifenghäften. ea, 
eg u. ne ar Yahıs. 5 
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. He bes Ymenierms Wanblann, des: Zercre Doen⸗ . 
buſch, u. ſof. nach K + % zur Gevatterichaft. 4 Bde, hr 
Erwinia Ri — unter Ramada Ruinen. -1332 


a "WIR. Wehrweichel. | | 
® %: ‚Beuge Xharifnen uͤb. b. Pfiferfieh dedu 
2. 
vift ſ. if { 1 
F ift 8 * t, brands. v. Schel = 
3 I. Schellinge Spftem. des. eonefrenpenaten | 


an Idealiſmus. 


DI MWändie wat Gitientapee —R pi 
— ix. Dorgentit. ae, 


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"Eammiahg nuͤbl. Zufräpe n. — v. — — 


betreffend. m — at en ‚3% i 
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Ba. Hedenigs i — üb. d. RER, an 
* . Per’foon’oblervätiones myeologicae, pas L If. a22 

d. — — — ſangorum minb⸗ — = 


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„ Mach an Cuttage, voh A: Zmep, mr 5 Fr 
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mert, A Dun her, y. Ich; Meynier. u. 


Nonreau Didionnaire raılonne portapf Francois “Al. 
lemand — pr L. D. Weiler. ' ebd. 
Ronyean Didionnaire du. Voisgenr Frangeis - Alle-. -; 
2 ex Ä Allemand- Frangois. Vollfi. franz. — 
u, deuͤtſch⸗ franz. Worterbuch v. H. in. 
nes deutſch⸗ franzoſ. m. franzöf, deutfches BU | 
Woͤrterhuch, herausg. v. F. — re deuiſch· = R 
re u. ar N fran Unfug nie 
dus ein. allg. Copmenpimt «2 * 


xXvin Ernehungsſchriften. — — 


Was (ollte d. Abel. * England jetzt thun? vom Ht. 
::D, Knox. A. d. Engl. 187 
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x. Hauchelemngediſenche. 


E Shen, veterinarifche daft I.Riem RR 5 | 


Reutter in Verb. m. mehr, Landwirthen. 

„weht Zeichnungen ic. v. J. A. — —35— 
Spohr, veterinariſches Handbuch dd. en — 
—1* db. Dhiere gu erkennen u. Wu Heilen. * 


XX. Vermcher Shen 


patrilotiſches Ach für Death. — vdnS tn 
Wagenert. Des zweyten Bandes 18 0. 28 St. MIR 
8.3. G. Zeöniß, Sfonornifchz technologiſche Ech⸗ 
klopaͤdie. Tortgeſ. d. F. J. Flo — wunmeht d. 
O. G. Floerken. wor ih 203 


— 
Beni a ® in 39 son 


* 








U Vorrede. 


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„) ch hatte, vom $. 1765 an, die befte Zeit meines 
Lebens der Allgemeinen deurfchen Bibliothek 


gewidmet; ich harte ihr ſo manche literarifche. Plane, 


zu deren Ausführung ich in mir Kräfte fand, aufge⸗ 
opfert; aber im J. 1792 ward ich genöthigt, biefes 
Weork aufzugeben, Verfolgungen von einer ganz 
eigenen Art, wovon man bis dahin in den Preußi⸗ 


ſchen Staaten noch nichts wußte, die man unter den ' 


Regierung Stiedriche des Großen für unmöglich 
gehalten haben würde, ließen mir feinen andern Aus: 
weg übrig. Da ich jetzt offenherzig reden darf: fo 


‚ glaube. ich, mich hier über’ die wahre Veranläflung 
Dazu ausführlich erflären zu müflen, um die Lefer 


zu überzeugen, daß ich diefen Entfchluß weder aus 
Uebereilung noch aus Nachläßigfeit faßte; fondern 
ba er nur von einer traurigen Nothwendigkeit her» 

eygefuͤhret ward. Es ift vielleicht auch fonft nüg- 


lich, gewiſſe Vorfälle, welche in ver Gefchichte des‘ ' 


menfchlichen Verſtandes nicht vergeflen zu merden 


“verdienen, Öffentlich näher befannt zu machen, und . 


an das davon fihon Bekannte wieder zu erinnern. 


Wer ſich die Mühe geben, die yon mir untenangeführe ⸗ 


ten feit 18 bis 20 Jahren erichienenen Schriften jege 


aufmerkſam nachzulefen, und dabey fich verfchiedener 


Thatſachen, die in den Jahren 1787 bis 1797. vor- 
giengen, erinnern‘, und fie Damit vergleichen will, 
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3 


A-. . 


6 | Borrede .. 
wird hoffentlich noch deutlicher von ber Wahrheit 


meiner Erzählung überzeugt werden. 


2 


Da ich, nicht vermeihen kann, bey dieſer Aus⸗ 


einanderſetzung auch beylaͤufig von der katholiſchen 


Religion zu ſprechen: ſo mag, wegen gewiſſer Leute, 
welche alles haͤmiſch zu verkehren ſuchen, hier meine 


Erklaͤrung daruͤber ſtehen. Ich verehre jeden recht⸗ 


ſchaffenen Katholiken, und laſſe auch die katholiſche 


Religion, ſo wie jede andere Religion, in ihrem 
Werther Wer in derſelben geboren, von derſelben 





überzeugt ift, mag feines Glaubens lebe. Aber ich 


ich nicht überzeugt wäre, daß die proteſtantiſche Re⸗ 
ligion jener auf alle Weife vorzuziehen iſt; befonders 
auch) Durch Die. Srenheit der eignen Untekſuchung, 
bermoͤge deren ein Jeder did Erundfäge ber Re— 
ligion, welche ihn burch Das Leben leiten foll, durch 


- eigene MWernünft” prüfen darf. . Diefes verbietet 


aber Die Hierarchie, und verweiſet Uns an einen 
unfehlbaren Richter, deffen Ausfprüchen man’ 
uneingefchränften Gehorſam leiſten foll,; wel⸗ 
ches den Grundſaͤtzen des Proteſtantismus gerade 
entgegen iſt. Deswegen iſt mir nicht ſowohl Die fa: 


„ tholifhe Religion, felbit, als eigentlich nur — ich 


geſtehe es-gerabezu — die eiftliche Bewält der 


wuͤrde nicht werth feyn, Ein Proteftant zu feyn, wenn 


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1 


Zierarchie fehe zuw der; welches ich aber nicht auf . 


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— * 


die Bekenner der katholiſchen Religion ziehe, welche 
felbft oft unter dieſer Gewalt feufzen. . Aber befon- 


. 


ders deswegen halte ich die angemaaßte geiſtliche 
Gewalt der katholiſchen Hierarchie für ſchaͤd⸗ 


lich, weil fie fi) neben und fogar über die weltli« - 


che Gewalt des Landesheren fegen will, welche Doch 
Die einzige rechtmaͤßige Souveraͤnitaͤt im, 
er —— | . jeden 


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| RBuorrede. 000.4. 
jeden Staate iſt. Deswegen Bänke ich Goött und. 


dem großen Lucher, daß wir Proteſtanten yon dieſer 


und Vertraͤglichkeit liebe, 


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unrechtmaßigen geifttichen Sierarchie find bes 


freyet worden, Eben besivegeh, ob ich gleich Tolerang 
Baffe ich Doch jede Bemuͤ⸗ 
hung, katholiſche Begriffe, Geberbächer, Ceremo⸗ 


7. dien, und wus es ſonſt ſey, den Proteftahren auf.ira 
gend eine Art angenehm zu machen und fle dazu wie⸗ 


ber. zu gewöhnen, weil diefes zum Nittel diene; 
te auch nach und nach wieder unter die Oberberrs 


chaft der Hierarchie zu bringen; und jch haſſe 


dieſe Bemuͤhungen um ſo viel mehr, je tothwendiget 


ss in ben Grundſaͤtzen der Hierarchie liegt, und: 


hburch alle Mittel wieder unter ihr Joch zu bringen, 
—Dieß war die Utfache, warum ich auf alle Verſuche 


= fentlidh ober umwiſſentlich — Durch eine geheime 


ſagen — durch den zwar finnlofen, aber wahrlich 


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und Anmeaßuhgen biefet Arc meine proteftäntifchen 
Mitbürger aufmerkfarh machte, und fie Mic Freymuͤ⸗ 


thigkeit davor warnte, unbefimmere, ob ih erwa. . 


mie Undank würbe belohnt werben, ' 


ich doppelten Much dazu; jebodh balb nach dem Tobi 
biefes größen Könige, der fich auch daburch um Euro⸗ 


enkfrenfeit verſtattete und durch fein, Beyſpiel Heis 
= fanden bey iger Nachfolger ungluͤcklicher 
eife Männer Gehoͤr, welche zu mehrrrn nachtheiſi- 


Br Minäpregeln Anlaß gaben, ob fie gleich zum Teil 


elbft nicht überlegen mochten, wie wiel Schaden fie 


Haren. . Aber fie waren groͤßtentheils leider! — wiß 
Macht geleitet, — ich wage es frep heraus zu 
nicht abſichtsloſen ſogenannten Orden ber Eold: und 


> 


L 


Roſen⸗ 


— 


So länge Friedrich der Große tegierte, hatte 


pe unfterblich verdient gemacht hat, daß erallgemmeine 


8 Dunrede 


Roſenkreuzer, und durch den ſchmutzigen Einfluß 
der unbekannten Obern, welche dieſen betrügeris" _ 


ſchen Orden ungefähr ſeit 1778 vermittelſt ſchleichen⸗ 


4 


der Machinationen durch ganz Deutſchland insgeheim - 
unglaublic) weit ausqubtsiten wußten. 


Dieſe verſchmitzten Betrüger Barten ſchon fange 


‚einen allgemeinen Trieb nach geheimen Geſell ſchaften F 


zu erregen gewußt, wovon vor etwa wanzig bis dreyſ 
ig Jahren Deutſchland wie yon einem higigen Kies 
per angegriffen ward. Don aflen Seiten ber kam 
eine Menge Schriften aller Art heraus, um geheime 
Orden und unbekannte Öbern in gehsimnißvol- 
fen dunkeln Phraſen anzukuͤndigen. Bon gflen Geis 


- sen her erfchienen Abentheuter, und fantın, alle mı 
: ober minder Eingang, als Miffionarien, ober reun⸗ 


de, oder Gewalthaber der unbekannten Däker, 
welche auch die Geheimniſſe bald, dieſes, bald jenes 
Innern Ordens an Mann zu bringen mußten, In 
diefen Innern Orden ward feit langer Zeit. kon 
durch alle Mittel die Hoffnung auf- große Geheimniſſe 
genährt, moRon die, Uneingemeibten feinen Begriff 
haben follten; wovon aber leider! auch die — 
ten eben ſo wenig einen deutlichen Begriff erhielten; 
ſondern in leeren Ceremonien, in dunkeln Bildern und 
ſchwankenden Hoffnungen nur immer hingehalten wur⸗ 
den. Es fonnte ach den unbekannt wirkenden Böfee 
wichterg, welche aus eigener Macht fih hohe Obere 


nannten, gang einerien fenn, welche äußere Geltalt ihre 


Berrugelyiteßne hatten, wenn nur dadurch die ger 
fünde Bernunft verfrüppelt ward, und flat des reis 
fen Nachdenfens und der freyen Beurtheilun skraft, 
wodurch der Betrug haͤtte entdeckt werden koͤnnen, 


= bie nie nach Theilnabmea an hehen — 


ae 3 








Borrede 9 


fen in der Natur und in der Religion erregt warb, 
in deren Befig die Canonici S. Sepuleri, die Canonici 
S. Templi Hierofolymitani, die Chevaliers bienfai- 
Jans de la Cite Sainte, die Geiftlichen zu Nikoſia 
auf der Inſel Eypern, die Geiftlichen in Au— 
vergne, die Ritter der Dorfehung, die Aſiati— 
ſchen Brüder, die Afrikanifchen Brüder — 
und mie Die £hörichten erbichteren Namen weiter, heif- 
fen — feyn follten, und die man ST nur aufſu⸗ 
chen müßte. Die Unbekannten Därer hatten 
überdieß feit geraumer Zeit die Worficht gebraucht, 
mehrere Betrugsſyſteme aufzuftellen, damit, wenn 
jemand, wie e8 nicht fehlen konnte, mit Einem gehei— 
men Syſtem unzufrieden ward, gleich andere da waͤ⸗ 
ren, wodurch die Geheimnißfucht nod; mehr erregt 
werden fonnte "ohne befriedigt zu werden, und fo 
diejenigen, welche Charybdis vermeiden wollten, in 
den Schlund Scylla verfinfen möchten; denn alle 
Innere Orden giengen dahin, in ihren Juͤngern 
den Wunderglauben an Geheimnifje zu erwecken und 
zu erhalten, welche bey unbefannten Obern foll- 
ten zu finden ſeyn. Wo diefe unbekannten Vaͤter 
fich aufbielten, wußten die Ordensgenoſſen nicht; aber 
wenn dunfele Winfe bin und wieder darüber gegeben 
wurden: fo ward allemal auf Facholifche Orte ge- 
deutet”), Alle diefe Innern Orden — 

a: lin: 


*) Gegen die Zeit, da der Tod Friedrichs des Broßen 
als nahe angefehen ward, und da die unbekannten 
bern, vermöge des Einfluffes, dem fie fich auf feinen 
‚Machfolger glaubten verfchafft zu haben, die größeften 
Hoffnungen ſchopften, ihre Abfichten bauptfädhlich 
vdn den Preußiſchen Staaten aus zu erreichen, (ich 
rede nicht aus Vorausfekung, fondern aus dem, was 
mir wohlunterrichtere Männer vertrauen) — war 

A4 2 man 


Digitized"by (u 809 IC 























Br 5 Ze 


1 


2° 


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[27 


tismus, der, feiner Natur gemaͤß, durch, ernjthafte 


» Borrede. 


blindes Vertrauen auf dieſe unbekannte Men⸗ 
ſchen, denen. ohne alten. Beweis hoͤhere Kin⸗ 


ſichten und zugleich Wille und Macht beygelegt 
wurden, den ihnen vertrauenden Ordensgenoſſen hoö⸗ 
here Kenntniſſe mitzutheilen, und fie dadurch hoͤchſt 
giuͤcklich zu machen. Alle lehrten Entaͤußerung 
von eigener Unterſuchung und Mißtrauen 
gegen die eigene Vernunft. sh 


— Unter allen biefen nichtswuͤrdigen ſogenannten 
innern Syſtemen war keins ſchlauer ausgedacht und 


buͤbiſcher ausgefuͤhrt, um theils vieles Geid in die 


Kaſſen der hocherleuchteten unbekannten Vaͤ⸗ 


zer zu führen, theils die geſunde Vernunft zu unter⸗ 


druͤcken, und dadurch den Geiſt des aͤchten Proteſtan⸗ 


und 


man bedacht, auch durch mancherley gedruckte Schrif⸗ 
ten, welche unbeſtimmte, die dunkle Geheimnißbegierde 
reizende Nachweiſungen enthielten, die gehofften Wir⸗ 
kungen des von den unbekannten Vaͤtern nachher noch 
dreiſter insgeheim geforderten und auch erhaltenen 
blinden Vertrauens im voraus zu bereiten. Es-vers 


dienen -befonders zwey abſichtli tuͤckiſch den aͤchten 


Proteſtantismus und alle geſunde Vernunft untergra⸗ 
bende, obgleich ſehr einnehmend geſchriebene Buͤcher, 


wolche in den achtziger Jahren herauskamen, wieder in 


> Erinnerung gebracht zu werden. Sie find, jest. ganz 
vergeflen, — (und eg iſt ein großer Vortheil der im 
Finfteen wirkenden unbekannten Päter, daß die 


=. Masken, worin fie ſich verlarvten, um ihre Abfichten 


zu etreichen, vergeflen werden, wenn fie Ihnen nicht _ 
mebr brauchbar finds eben Deswegen kann es wüßlich. 
ſeyn, auf ebemals gefchebene Dinge wieder aufmerk⸗ 
ſam zu machen,) — aber als fle erſchienen, wurden fie 
fehr Häufig: geleſen, und auch Leute, welche nicht zur 
gemeinen Klaſſe gehören, -betrachteten fie alg eine Vers 
kündigung großer Geheimniſſe. St, Nicaiſe ward fos 
u | gar 


- 


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4 


., 
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Rorrede. am 


z mb freye Unterſuchung nach wahrer Aufklärung ſteebt. 


zu dämpfen," als der ſchaͤndlich betruͤgeriſche Orden 


der fogenannten: Gold» und Roſenkreuzer olten_ 
Seyſtems, in welchen durch ganz Dentſchland eine 


Menge Leute von allen‘, auch von den hoͤchſten Stan, 


- „Bert, gezogen wurden, und demſelben mit uneinges 
ſchraͤnkter Anhaͤnglichkeit dergeſtalt ergeben waren, 


daß es jedem Menſchen unbegreiflich ſeyn muß, "ber 


nicht Oelegenheit gehabt hat, mit offen Augen zu 


ſehen, bis wohin die blinde Geheinmißſucht bringen: 


: kann, wenn fie ſich einmal des Gentüchs bemächtigt. 


Diefer Orden verſprach feinen Süngern die hoͤchſte 


Naturkenntniß und-Religionsfennrniß . zu« 


gleich. Dieſer Orden prahlte von ſich in feinen ge⸗ 


| heimen’ Schriften ‚und Inſtruktionen daß er den 


En) 


— gar in der Allgemeinen Literaturzeitung angeprie⸗ 


‚Jens Jo bethoͤrt oder ſo unbedachtſam war man damals! 
Dieſe bepden Bächer-find betitelt: St. Vicaiſe, oder 
eine Sammlung maurerifäher Briefe für Frey⸗ 
maurer und die es — 1785. Cdie zweyte 
x „Ausgabe 1786.) und, Das. Gansr der Maure⸗ 
rey; aus, den riefen der Herren von Sürftens 
ftein und von Stralenberg, die fie auf ihren Reis 


7 fen: dusch Deutfibland, einen Theil Srantreiche, 


der Schweis und Hungarns gewechfelt, gesogen. 


„ 1782. 8. In bepden wird in dunkein Anfpielungen, 


aAber ſehr deutlich behauptet, daß die- großen Geheins 
niſſe in katboliſchen Kloͤſtern verkorgen lägen; in” 
beyden kommen Perſonen vor, welche zur Eatbolifcben 
Religion oͤbergehen; in beyden werden die Jeſaiten 


geprieſen; heyde verweiſen auf Unbekannte GObern. 


Mer dieſe Bücher nicht ſelbſt zur Hand hat, kann von 

. ben hinterkiftigen Infinuationen derſelben Nachricht fins- 

„ben tn der Serlinifchen Monatſchrift von 1736. 

uten Band ©, 128 ff. und in dem aten Bande ©, 148 
u Und 550 fir, Bere € 


7 


x ; “ars a 


» Borrede 

„Himmel an die Erde fette, und den verfberrten 
„Weg zum Paradieſe wieder öffne.“ Er ruͤhm⸗ 
te: „daß die hoͤchſten Vorſteher des hochheiligen Or⸗ 
‚„bens Meiſter über die ganze Natur in Gore 
„bem Allvater ruhend — fogar — daß fie Kieb- 
„linge Gottes wären, welche das hoͤchſte dreyeinige 
„Weſen eines genauern Umgangs und hoher 
„Offenbarungen wuͤrdigte.“) Aber nun forder⸗ 
ten auch dieſe unbekannten Lieblinge Gottes von. 
ähren Juͤngern ausdruͤcklich einen blinden Gehor. 
ſam, fo blind wie ihn je nur der Papft geforbere hat. 
Man kann diefe ausfchmweifende und finnlofe Forde- - 
rung ſchon aus gedruckten Büchern *) m. | 
ewel⸗ 


9) Man fehe: Chryſophirons Reden über einige Pflich⸗ 
| ten der Gold; und Rofenkreuzer alten Syſtems. Muͤn⸗ 
hen 1792. 8. in der Einleitung © XIV. XV. 


N 

**) Den offenbarften Beweis giebt ein Buch, weldies im 
J 1783 in Berlin bloß für die Junioren dieſes R. €, 
Ordens gedruckt, und ſehr geheim gehalten ward. Doch 
ſind im vorigen Jahre in der Auction der Bibliothek 
eines Luſſiſchen Majors, Hrn. v. Kutuſow, welcher 
ſich (wie man glaubte, eben dieſer geheimen Verbinduns 
gen wegen,) einige jahre lang in Berlin aufhielt, und 
daſelbſt ſtarb, einige Exemplare öffentlich verkauft wor⸗ 
den, und dadurch in andere Haͤnde gekommen. Der 
Titel dieſes ſehr raren officiellen Buchs iſt: Die 
Pflichten dee X. €, alten Syſtems in Junioratss 
verfammlungen abgehandelt yon Ebrpfopbiron, 
nebff einigen beygefügten Reden anderer -Bräs. 
der. ge.8. Die allgemeine Meinung der Drdensbriz 
ber war, daß der nachherige Staatsminiſter, Herr v. 
Woͤllner, der Verfaſſer fen. Darauf deutet auch ſicht⸗ 
lich ein wohlmeinender Roſenkreuzer, welcher im 9 
1785 feine proteſtantiſchen Brüder vor dem Betruge 
der unbekannten Obern warnte, in der Berlinifchen 
Moratiheif Vlten Bd. ©. 124 und 129. Ein Auss 
zug aus diefem Buche ift von einem Gegner der R. €. 

ee 2 im 


e\ 


, 


J 


Vorrede. ‚13 > 


beweifen; mer aber Gelegenheit gehabt hat, unge 
druckte Schriften zu lefen, *), welche zu dieſem Or⸗ 
Zu Be den 


im J. 1792 oͤffentlich Herausgegeben worden, welchen 
ich eben angefuͤhrt habe. Dieſem Auszuge hat der mir 
unbekannte Herausgeber Anmerkungen beygefuͤgt, wor⸗ 
in auf die in dieſen Reden untergeſchobenen katholiſchen 
Begriffe, beſonders auf den geforderten blinden Ge⸗ 
horſam aufmerkſam gemacht wird. Schon aus die⸗ 
ſem unvollſtaͤndigen Auszuge kann man die Sinnloſig⸗ 
keit und die Hinterliſt der Lehren, welche man durch 
dieſen in Geheim verderbenden Orden unter einem 
großen Haufen gutmuͤthiger Proteſtanten ausbreitete, 

ziemlich erſehen. Wegen des als eine nothwendige Be⸗ 

- " dingung geforderten blinden Gchorſams gegen die 
Obern fann man ©. 32 die 7te Convention und ©. 75 

die Ste-Convention nachlefen. Wer dergleichen Dinge 
noch. nicht kennet, muß erflaunen ,' daß jolche verderb⸗ 
liche Lehren, einer Menge Leuten, auch von den höcdhs 
ſten Ständen, als gebeiligte Pflicht eingepraͤgt wur⸗ 

- den, zu einer Zeit, da ganz Deutichland-von allgemeis - 
ner Aufklärung erſcholl. Die Folgen haben ſich nach⸗ 
ber aud) genugfatn gezeigt. Der Herausgeber biefes 
Auszugs deutet auch S. VII und Vin der Einleitung 
auf den Hrn. v. Möllner als Verfafler. 


x) Sich felbft bin nie in diefen Orden getreten, fo wie ich 
mid) überhaupe vor allen Inneren Orden gehuͤtet has 
be. Sich widerftand allen Anerbietungen, ungeachtet mir 
mehrere wackere und verchrungswärdige Männer ges 
nannt wurden, melche zu diefem R. C. Orden gehörten.  . 
Wie follten, auch die unbekannten Vaͤter haben. wies 
"ten können, wenn fie nicht eine Zeitlang redliche Leute 
” bethoͤren gewußt Härten, daß fie ſelbſt wider ihre 
bſicht, ohne Arges dabey zu denken, für die Plane ' 
der unbekannten Dbern arbeiteten. Aber eben von eis 
- nigen redlichen Leuten, welche den Betrug endlich eins 
ſahen, fonderlich nachdem fie öffentlic, von der Schaͤd⸗ 
lichkeit des blinden Gehorſams, und von der Nels 


gung aller Ordensanftalten zum Untergraben derpros ie 


teftantifchen Keligion, der gefunden Vernunft 


und 
20) z * ® 


€ 


t 


. 14 
den gehören, muß theils über die Schlauigfeit ber 


Erfindung. diefer ‚geheimen . Regierung der 
GObern ®), theils über den Defpptismus erffaunen, 


Borsede 


u ‚"selchen fie vermöge des geforderten und erhaltenen 


blinden Gehorſams felbft über anfehnliche und 
fonft fehr verftandige Leute ausübten. "Dadurch ſchaff— 
ten fi? ſich freyen Spielraum, um unter dem heuchle⸗ 
eiichen Scheine, Religion zu befördern, dem Aber⸗ 


. 
Dr 2 


rgimiben, ‚der Schwärmeren, der tollen Geifterfeheren 


nach 


und jeder freymäubigen edlen Denkungsarı übers 
zeugt worden. waren, habe ich nachher genug gehört, 


und wirkliche Akttenſtuͤcke geſehen, um, was ich ehemals 
ſchrieb und jetzt ſchreibe, aus innigſter Ueberzeugung 


im ſchreiten. Hatte ih wohl Unrecht. daß ich, fa viel 


mir möglich war, warnte, vor der Verkruͤppelung des 
Menfchenverftandes, vor den geheimen Bemühungen, 
den Proteſtanten katholiſche Begriffe angenehm zu mas . 


chen, und auf Wegen, wovon ſich das große Publikuin 


keinen Begriff machen kann, unvermerkt unterzuſchie⸗ 
ben. Deutlicher durfte ich mich damals nicht erklären, 


und kann noch jetzt nicht alles fagen. Ach ließ es ges 


fheben ‚daß man, mid, für einen Träumer und unrus 


higen Menſchen ausfchrie, und fcheute Die Berfolguns 
gen nicht, die ich vorausſah und die mich hernach tras 
” gen,. Ich bin Überjeugt, daß manches Uebel dadurch iſt 


verhuͤtet worden, daß id) uad andere rechtichaffene Leute, 


. die ®riftenz dieſes Geheimniſſes der Bosheit andeuteren, 


9— 


und auf deſſen rechte Beſchaffenheit bie. Aufmerkſamkeit 
rege machten. Da ich aber ziemlich der Einzige war, 


der es wagte, unter feinem Namen in diefes Weſpen⸗ 


neft gu ſtoͤren: fo ſuchte mich aud) das Ungeziefer defto 
empfindlicher zu ſtechen. — | 


* Man ſehe, was der eben in der Note *) S. 12d. Vorr. ans 
gefuͤhrte Roſenkreuzer in der Berl. Monatſchr. VI. B. 


we 


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. ” . ’ z 


©. 133 big 136 vonder-innern Einrichtung dieſes bes 


truͤgeriſchen Ordens ſagt. Es iſt, fo viel ich weiß, als 
— les richtig, und es wäre noch manches hinzuzuſetzen. 


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irre. ao, 
nad) und nad) rhar und Thor. zu — damit da⸗ 


‚durch der freye Gebrauch der edelſten Gabe Gettes. 


der Dernunfs, gehemmt, und nach und nad) der 


» Herrfchfuche der Hierarchie, welche blinden Gla.. 
ben d. h. Verlaͤugnung der Vernunft. erforbert,: ſo 


wie ihrer eigenen Herrſchſucht, ein — 


terer Bitkungskreis bereiret würde, — 


Die Eigen! der Machinationeh dieſer gegen biegen ” 


.fünde Vernunft unfichtbar wirkenden Macht ſind nun⸗ 
mehr, obgleich mut dem kleinſten Theile nach, doch inf 
weit klar genug geivorbeh, daß viele darauf aufmeifk - 
ſam wurben, welche es fonft für unmöglich hielten, 
daß geheime Verbindungen. auf die Geſimungen der : 
Menſchen zum Schaden der Vernunft und ber Auf⸗ 
klaͤrung merklich wikken, ) daß. fogat Unbekannte 
Wenſchen durch geheimnißvollen Unſinn ſich zu 
Obern einer zahlreichen Klaſſe von Menſchen aller 
Stände aufwerfen koͤnnten, und nicht nut ſo unver⸗ 
ſchaͤmt ſeyn ſollten, von denſelben blinden Gehor⸗ 
ſam zu verlangen, ee —— auch fö ſchlau ‚ihn. 
‚mehr: \ 
B Unter ardern if tim J. 1785 der berühmte Gar⸗ 
ve daran. (Man f. die Berliniſche Monaiſchrift vi 
. Band ©. 32. 33.), weil er freylich a priori und ohne 
geheime Geſellſchaften durch Erfahrung zu kennen, gat 
nicht einehen konnie, wie dieſes möglich wäre. Ich 
vermuthe, daß er im J. 1794, wenn er einige befannt 
gewordene unftreitige- Thatfachen überlegt dat, weniger 

.’ ‚ungläublg geweſen feyn wird. 


damals für unmöglich. (Man f. d. Berl. Monatfehrip « 
VI. Bd ©. 517. 518.), theils weit er überhaupt kei: 
nen Begriff von ‚geheimen. Sefellfchaften hatte, theils 


weil diejentigen, welche ihm das Buch des Erreurs et - 
de la Verire in die Hände gegeben hatten, den — 


x 


— 


2 


a Auch Dieß hielt der. ſonſt fo verehrungswrdige Garve — 


(4 


16 Vorrede. 


mehr oder weniger wirklich zu erhalten. Nachdem 
die unbekannten Obern Mittel gefunden hatten, 
durch Vorſpiegelungen geheiligter Zweke auch manche 
Maͤchtige der Erde in geheime Verbindungen zu 
verwickeln, wurden die öffentlichen Folgen, die aus 
fehlau angelegten geheimen Planen entftehen, nach 
und nad) ſichtbarer. Es ift aud) felbft dem allgemei: 
nen Publifum nicht ganz unbefannt geblieben, welche 
wichtige: Folgen von 1786 Bis 1797 in den Preußi- 
ſchen Staaten durch die Anhänglichfeie an die Rofen- 
freuzeren und durch die Verehrung der Unbekann⸗ 
ten Däter bewirkt worden find. Wenn gleich biefe 


keinesweges alle ihre ſchaͤdliche Plane haben durch⸗ 


ſetzen fönnen, weil theils zu viel Licht, theils zu viel 
Redlichkeit fie hinderte: fo kann doch derjenige, der 


“ einigermanßen bie Umftände fennt, faum ‚zweifeln, 


paß die Roſenkreuzerey auf die in die Augen fal- 
kende Veränderung der Verfügungen in Abſicht auf 
die Religion, welche eine Zeitlang in den Preußiſchen 
Staaten Statt fand, einen wichtigen Einfluß gehabt 
habe. Danf fey es der Vorſehung, Dank fen es den 
menfchenfreundlichen Privatgefinnungen des verftor« 
benen Königs, der alle Harte hafte,. und Widermil- 
Jen hatte, jemand unglüclich zu machen, daß die Ab⸗ 
ficht der Obfeuranten, alle Aufflävung auszurotten, 
nicht bis zur Abfesung der. Aufklaͤrer von ihren Aem⸗ 
tern, bis zu ihrer Einſchließung in Gefangniffe, oder, 
ihrer Verjagung aus dem Lande fortgefegt = 
— —A 


Geſichtspunkt, woraus man bergleichen Gegenſtaͤnde 
betrachten muß, wohl nicht hatten anzeigen wollen. 
Man fehe, was Hr. Biefter darüber fehr treffend fagt, 


in der Berliniſchen Monatſchrift VIIten Bande, S. 


40 - 30. 


| VBorrede ‘ - m 


Es /gab Leute, denen esan Willen hiezu nicht fehle, ' 
und noch weniger an Drohungen. j 


Ich darf davon aus eigener Kenniniß ſprechen. 
Schon feit bem J. 1783 batte ich in meinen Echrife 
‚ten gesen bie Schaͤdlichkeit det Machinationen ver- 
mittelft geheimer Geiellihaften, worin die unbefann- 
ten Dbern durch Mittel; wovon berjehige feinen Be⸗ 
geiff hat, der fie nicht auß näherer Einficht kennt, die | 
gefunde Vernunft ber Mitglieder verfeüppelten, mehr» 

mals freymürhig gefprochen.”) Auch in DE A. D. B. 

war diefe tigliche Marerie berührt worben; nicht fel« 

ten, ih geſtehe es, auf meine Veranlaſſung. Ich 

glaubte, ks fen die Pflicht eines ehriühen Mannes, 

dem geſunde Vernunft, Freyheit zu denken, , und 
Fortpflanzung der Wahrheit am Herzen Liege, vor 
ſchaͤdlichen, insgeheim un fich freflenden Mißbraͤuchen ' 

Zu warnen, welche weniger fchadlich werden, ſobald 
| un Zu u Bu u fie 
*) Selöft nicht bie geringſte Kleinigdeit entgiag der Aue , 
merfſamkeit und dem Mißtrauen. Im 9.1782 fehon, 

Harfe man mich in den Orden der G. u. RE. zu ziehen 
geſucht, welches ich anf gute Arc ablehnte. Kurz darauf 
kam Der IIte Theil miiner Abhandlung von den Tem⸗ 
pelherren heraus, in deren Anhang ich auch vom Ent⸗ 
ſtehen der Frehmaurergeſellſchaft aus der Roſenkreuzereh 
tm 17teh Jahrhunderte handeltn ch fam, ich weiß ° 
ſelbſt niche wie, dazu, einen Einfall in Form eines 
Geſpraͤrbs aͤber das Schachfpiel, — (th befenne 
gerih, nicht ohne Mäkitcht nuf das bamalige verkehrte 
Treiben mit dem Innern Orden,) —  einzufleiden, 

- und zu Ende & 245 abdrucken zu laſſen. Diefer kleü | 
“ne Scherz beunruhigte gewiſſe Leute, Weldhen eben Diez 
ſes Treiben fehr intereflant war, weit mehr, al& ich je 

gedacht haͤtte. Unter andern Hr. v. Wöllner, welchen ich 
‚ſtit dem J. 1765 ziemlich genau kannte, und mit dem ich 
‚manche Pattie Schach geſpielt harte, verlangte von mir 
R.U.D.2.IVLD.1Sries D eine 


\ 


[od 


18 „Vorred e. 


fie bekannt And. Denn die ſchleichenden Methina- 
tionen, um in geheimen Gefellfhaften durch Aber- . 
glauben und Wunberglauben und blinden Gehorſam 
gegen unbekannte Obern den Menfchenverftandzu er⸗ 
ſticken, find gleich mephitifchen Dünften, nur fchaͤdlich 
ſo lange fie eingefchloffen bleiben; , man daß ' 
Fenſter: fo find fie nichts. Darum ſachte ich öffent- 
lich ans Licht zu bringen, fo viel ich konnte und durfe 
ge, was darin zum Nachtheil der Vernunft und der 
proteftantifchen Religion insgeheim geſchmiedet ward, 
"Damit Aufmerkſamkeit und Nachdenken erweckt werden 
moͤchte. Ganz ohne Erfalg find meine Bemühungen 
nicht. gemein, fo ſehr man mich auch von Anfange 
an anfeindete. Ich ward von vielen, felbft von ver⸗ 
nünftigen Zelten, fir. einen Träumer gehalten, ber 
Hirngefpinnfte für wirkliche Dinge ausgabe, von an⸗ 
‘dern für einen haͤßlichen Menfchen, welcher Mißhel 
ligkeiten ftiften, und zwifchen friedlichen Parteyen 
- Unruhen erregen wollte. Ich ließ die Leute reden, 
und fuhr ruhig forc, Wahrhelten frenitiüthig zu far 
gen, welche ich in Stand gejegt wär zu keinen, und 
die meinen Zeitgenoffen nuͤtzlich und. nöchig waren, 
‚Aber diefe meing Freymuͤthigkeit beunruhigte diejeni« 
eine Erklärung, was ich mit diefem Geſpraͤche gemeint 
haͤtte. Da ich endlich nicht ferner ausweichen konnte, weil 
er darauf beftand, daß ich Ihm durchaus den Bezug dies 
. Rs Geſpraͤchs auf die Sreymaurerey erklären ſollte; 
ſo ſagte ich endlich: » Wie koͤnnte ich mid) denn unter; 
>winden, einem ſo großen Freymaurer und Schachfpies 
ler, etwas vom Schachſpiele oder der Freymagurerey 
„zu erklaͤren« Diefe Worte trafen ihn tief, und er 
bat fie lange nachher, da er fchon ein großer Mann 
war, aufgemutzt. Freylich, wo ein geheimes Geihwür 
fleckt, pflegt man ernpfindlicher zu fepn, als es ein ans- 
derer begreifen kann. u 


/ 


Vorred er 19 


gen, bie von ihren. in Geheim angelegten Planen 
große Wirkungen hofften — Wirkungen, welche ſich 
auch nachher nur allzu deuclich gezeigt haben. Schon 
im Jahre 1785 ward ich von guter Hand newarnt, 
über gewiſſe Gegenjtande weiter nich:s öffenelich zu 
fagen, wenn ich mich nicht nach des großen Königs 
Tode, den ewille Leute damals ſchon taglid) erwar— 
teten, weil fie ihn wünjchten, unausbleiblichen Unan⸗ 
nehmlichfeiten ausfegen mollte. *) Ich erfubr da- 
mals ſchon verfchiedenes, was man im Sinne harte, 
wenn. Stiedeich Der Große würde die Augen juges 
than haben, Doc) glaubie ich nicht, dieſer Drohun⸗ 
gen wegen meine Freymuͤthigkeit einfchranfen zu duͤr⸗ 
fen, und verließ mich auf mein gutes Gewijfen) — 

Je 

Air 


*) Ich Hatte, mit gutem Bebachte, ſchon im 3.1793 (im 
Uten Bande meiner R. B. in der Iten Auflage ©, soy), 
und im 5.,1785 (im Vien Batıde der R.B:&. 169) 
des Erjejniten Storchenau Pbilofopbie der Religion 
(Augsburg 1772 bis 1781, gr. 8. VI Bände) als ein 
plump Farholiiches und zugkeich hinterliſtig geſchriebenes 

Buch charakteriſtrt. Dieſes elende und für einen Pro— 
teftanten ganz unſchickliche Buch eines Exſeſuiten hats 
ten aber die unbefännten boben Obern des Or⸗ 
dens der Bold: und Kofenfreuser, nicht nur ihren 
drey Zirkeln in Berlin, -fondeen auch allen ihren andern 
Zirkeln, als eine vortteffliche Lektur, ſonderlich den 
Junioren empfohlen. Bloß durch meine Buchhand⸗ 

Aung waren über dreyßig Eremplare an O. Brüder vers 
kauft worden. Ich war indignirt Äber den jchändlichen 

Berrug, und glaubre mich. aljo verpflichtet, "meine pros 
eeſtantiſchen Mitbürger auf die wahre Beſchaffenheit 
dieſes Buchs aufmerkjam zu machen, welches durch ger 

heime Autoritär ihnen empfohlen war. In der Tat 
fengen auch verfchiedene D. Bruder an, nun vas Bud 
genauer zu betrachten, und jich zu wundern, wie die 
boben unbekannten Vaͤter, (von melden damals 
noch Fein gehörfamer Rofenktrenzer je den Gedanken ger 
nr Da faßt 


# 








u hatten, hauptſaͤchlich ein Dorn im Auge, wie auch 


eg en 
5’ i 
. i . 


⸗ 
36 Bed 


€ fehlte auch fogar nicht an Derfprechungen — 
welche aber freylich nach meiner Denkungsart für 
mich feinen Reiz haben konnten. 


0, Unter ber neuen Regierung war ich daher denje⸗ 
nigen, welche ſich wider die Aufklärung verbuͤndet 


vor⸗ 


faßt Hatte, ob fle etwa Eatbolifch fehn möchten) ein foiche® 
elendes Bud vernünftigen und proteftaritifchen Leſern 

fo angelegentlidg hätten empfehlen können, und fingen 
Boraus zuerſt an, einen böfen Zweifel Über, die guten 
Aöfichten der unbekannten Vaͤter zu hegen, wozu 
noch kam, DAB dieſe Vaͤter damals einigemal hinterein⸗ 
ander Befeble erlaffen hatten, für namhaft gemachte 
vetſtorbene Ordensbruͤber Gebete anzuſtellen. Das 
ſah auch ſehr unproteſtantiſch aus, und die guten 
Ordensbruͤder in Berlin waren doch keinesweges geſon⸗ 
nen, ſich {rs verſperrte Paradies von den unbes 
kannten Vätern dadurch Öffnen zu laſſen, daß fle von 
der pröteflantifchen Religion zur Eatholifihen zurück 
kehrten. Auf fo gelinde Art auch diefe Zweifel moch⸗ 
ten ſeyn eroͤffnet worden, fo wurden fle doch ſehr Abel 
aufgendihmen, ‚und die N unbekannten Obern — 
chenn alles mußte an Die hohen Obern gemeldet wer⸗ 
den, ſonderlich Zweifel an ihre Unfehlbarkeit, wel⸗ 
che gleich für ſeelenmoͤrderiſch erklaͤrt wurden) — 
veranlaßten, daß ich gewarnt wurde, von dem Buche des 
Exijeſuiten Storchenau ferner nicht in Schriften zu 

« .. seben, und ba. ich gar nice für noͤthig fand dieſes zu 
1... werfprechen: In hatte man die Stirn, mir Mit der Uns 
gnade des’ Fünftigen Rönigs zu drohen, wenn ich 
ferner ſagen wuͤrde: Ein Jeſuit habe ein derbkatho⸗ 
liſches Buch unter einem anlockenden Titel geſchrieben, 
welches den Proteſtanten unnuͤtz und ſchaͤdlich 
und ihnen doch empfohlen wäre. ch unterließ dem⸗ 
ungeachtet nicht, dieß auch nachher mehrmals in meis 
men Schriften laut zu fagen, weil ich es. fehr nöchig 
fand... Aber freplih: Manebat alta mente sepoftum'! 


..a. 
f 


u 


— Vorrede. 21 


vor zuͤglich die A. D. B. Sie konnten ſich nicht ver⸗ 
hehlen, daß durch dieſes Werk in allen deutſchen Laͤn- 
dern freymuͤthiges Urtheil über viele. Gegenſtaͤnde, 
welche vernuͤnftigen Menſchen wichtig ſind, war ber 
‚fördert worden, daß die Berfafler deſſelben ſich vielen 
‚eingewurzelten Vorurtheilen kraͤſtig widerfegt, und 
Die Rechte:der gefunden Vernunft auf alle Weiſe auf 
‚recht zu erhalten gefucht hatten. “Dies war gerade 
den Abfichien derer zuwider, weiche den Willen ber 
‚unbekannten Väter auszuführen fuchten; denn nun 
follten Geiſtesſclaverey anſtatt Freymuͤthigkeit, duͤſte⸗ 
re, myſtiſche, orehodor ſeynſollende Unorthodoxie an 


. ‚die Stelle des aͤchten Proteſtantismus, und Unver⸗ 


nunft an die Stelle der Vernunft treten. Daß ein 
in Berlin rebigirteg Journal immer noch) die gefunde 


Vecrnunft verfocht, war den Leiten unerträglich, — 


denn fie waren in ihrem geheimen Orden gelehrt wor- 
den — „daß bie eigene Vernunft zue Afterſelbſt⸗ 
„denkerey, der Tochter, der Ausgeburt des Urbebers 


„aller Verführung“ feite, 


Oeffentlich wagte man anfänglich nicht, ‚mich 
und die A. D. B. anzugreifen, wie denn überhaupt 
Leute diefer Art nicht offen und beherzt zu Werke ge- 
"ben; aber die Hinterlift ruhere nie; man fuchte Fal- 


len zu ftellen und Verlaͤumdungen auszubteiten, fon 


derlich nachdem das Religionseditt ausgewirkt 
war. Von dieſer Zeit an war ich beftändigen Ver⸗ 
unglimpfungen ausgefeßt. Die Feinde ber Auftli 
rung füchten nur einen Vorwand, um ſich ehärig zu 


. rächen ; und man nahm zu der abfürdeften. Erdichtung 


. Zufluch t, bie fich denken laͤſſet. 


Meine Leſer erinnern ſi ich vielleicht noch der ehe⸗ 
| len bämifhen und a Verläumdungen 


eines: 


‚oe 


—— 


— — — — — ——— — — — — — re, 
- . 
* =, . 


‚2 \ PBorrede. 


eines Aloys Sofmann ‚ Soffsdeter und Zim- 


mermann, daß alle fogenannten Aufklaͤrer auch 


Aufruͤhrer und Rönigefeinde wären. Vielleicht 
aber haben fie: die ganz. abfurbe fpeciefle Verlaͤum⸗ 


"dung vergeffen, welche der Jeſuit P. Stattler zuerft 
ausbrachte: „daß die Hauprfage ‚Ver — Franzöfte 


| ſtchen Konftitution alle aus den Grundfägen der 


„Nicolaiſchen Berlinerbibliothek Schntiede 
„entlehnt fenen.“ *) Sie werden ſich vielleicht noch 
weniger erinnern, daß im J. 1795 eine Schrift her⸗ 


auskam, unter der Maske einer Sreymaurerrede,*”) 
worin dieſe abſurde Verlaͤumdung wiederholt, und mie 


aͤhnlichen Luͤgen vermehrt ward. Es heißt darin 5.28. 


S. 7, mich und die A. D. B. berreffend: „die ganze 
„große Aufklaͤrerpartie in Deutſchland, der ganze 


„Anhang, den Nicolai in derſelben an Mitarbei⸗ 


„tern Der allgemeinen deutſchen Bibliothek 
„und an deren Lefern harte, find für die Norte der 
Gottes⸗- und Sürftenfeinde gewonnen worden.“ 


Diefe fegenarinte Rede, welche wenigftens an’ drey 
Deren gedruckt iſt, ward, wie ich. zuverlaͤßig weiß, 
vielen deuefchen Fürften und. ihren Miniftern anony⸗ 


mifch auf der Poft ohne Brief zugefender, und machte 


dadurch, daß. fie auf diefe Art hinterliſtiger Weiſe 
manchen Perfonen in die Haͤnde gefpiele ward, welche . 
ee en — ſonſt 
2) Siattlers Unfinn der franzöͤſiſchen Philoſophie im Ent⸗ 
wurfe ihrer neuen Conſtitution. Augsburg 1791. 8. S. 
6. Man f. au Berl. Monatſchrift XXVter Band 
von 1795... 74. Se 
“) Endliches Schickſal des Freymaurerordens in einer 
Schlußrede geiprochen von Br. *%* vormals Redner 
der Loge zu #9 ® am Tage ihrer Auflöfung. 8. Man 
f. noch den IX. Band meiner Reiſebeſchreibung in der 
Vorrede S. IX. —VF a © & 


— 


Borrede 23 


ſonſt dergleichen Schriften nicht leſen, und mic bem 
Gange ber deutichen Literatur nicht genau befanne 
find, hin und wieder. einigen Eindruck. Diefe Schrift 

hatte die Abfiche, durch Die darin enthaltenen Lügen 

‚ den weltlichen Arm wider diejenigen zu erwecken, 
welche fi) dem in Geheim mit fo gutem Erfolge 

betriebenen Verfinſterungsſyſtem zu widerfegen ger 

wagt hatten, indem. man fie als Aufrübrer ſchilderte, 
„telche Religion und Staat, und Fürften und Voͤl⸗ 

Zker umjtürzen wollten,“ kurz, welche die Scanzöfr 
fche Revolution nie nur angefangen hätten, 

ſondern auch durch alle Mietel beftandig noch beguͤn⸗ 
ftigten. So hoͤchſt ungereimt eine folche Befchuldi- 

"gung war, fo ward fie Doch durch alle moͤgliche Wege 

.. einmal üher das andere ald Wahrheit verbreitet, und 
fand, bey. beng panifchen ‚Schrecken, weldyes damals 

Aber die allgemeine Verbreitung der franzöfifchen Re⸗ 

volution berrfchte, fogar bey Leuten, welchen man 

mehr Einſicht und Ueberlegung hätte zutrauen. follen, - 
am fo mehr Eingang, da fie beftändig in alferley Ge⸗ 

. ftalten wiederholt wurde. Welche Ungereinteheiten 
‚werden zuweilen nicht geglaubt, wenn fie aufgebrach- - 
ten Leidenſchaften fhymeichen! Im J. 1794 ward in 

gewiſſen, nun ganz vergeflenen,; aber damals ſehr wohl 

bekannten, zu Hannover gedruckten Siiegenden 

.. - Blättern”), unter mehrern thoͤrichten Traͤumereyen, 

'mit der vielverſprechenden Aufſchrift: Deutfche 

"Buchhändler - Ariftofratie, die ſo ungeteimte,. 

als haͤmiſche Beſchuldigung als unftreitige Wahrheie 

verbreiter: „Es iſt nun allgemein bekannt, — der 
— Ze „fran⸗ 


9) Man f. fliegehbe Blätter, dem franzbſtſchen Erleg eo 
! dem, Revolutionswefen unſrer Zeiten gewitng 
1794: ©. 500. x oo 


0) f B he R 


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— 


24° Borredvr — 


„franzoͤſiſche Nationalconvent dreykia Millionen 
„baares Geld zum Beſten auswaͤrtiger guter 
„Sreunde in allen Laͤndern verwendet habe, und noch 
„verwende, Einige deutſche Buchhändler und 
. „fonftigeliterarifche Entrepreneurs haben dann 
„auch babey, wie man anjest an einigen Der. 
groͤßeſten Hoͤfe zu wiſſen glaubt, ihren Eleinen 
Vortheil. Auch dienen fie Dafür ihren franzoͤ⸗ 
„fifchen Sreunden auf.mancheriey Art, theils 
„durch Befoͤrderung Der Nichtachtung der 
„chriſtlichen Religion, theilg Durch Anebrei- . 
„tung der Jafobinergrundfäge unter allen mög- 
„lichen Geſtalten, und. endlich, dirch Unterdruͤ⸗ 
„Kung aller Journale, Zeitungen und Zeit. 
„Ichriften, die nicht die Carmagnole mittan⸗ 
„zen.“ Ks war ſehr wahr, daß man wenigſtens an 
. Einem großen Hofe, namlich am Hofe zu Bett 
Yin, dieß zu wiffen glaubte, Denn eben da war _ 
„ven Leute, welche geflißentlich ausbreigeten, daß ich) 
einer der deutſchen Buchhändler und. lirerari« 
. Shen Entrepreneurs wäre, welcher eine folhe 
Penſton aus Stanfreich befime, und daß duch 
die A. D.B. die Nichtachtung der chriftlichen 
Religion befoͤrdert wuͤrde. Es iſt ſogar nicht un⸗ 
wahrſcheinlich, daB ein ſolcher Auffag von Berlin 
aus nad, Hannover oder nach Eiſenach, wo ber 
Verfaſſer ſich aufhalten follee, iſt eingefchickt wor⸗ 
den, um dieſe gedruckte Lügen nachher haben Orts 
vorleſen zu laſſen, und gewiſſe ſchon vorher wiederholt 
eingeblaſene Ideen dadurch zu beſtaͤtigen. Die Lem . 
te, welche damals in dag veraͤchtliche Journal, in die 
3 Sehen. herauskomenden Religionebegeben- 
eiten, won Berlin aus fo manches Beunruhigende 
. über bie Gefahr der chriftlichen Tieligion ein- 
er. Ä ruͤcken 





+ 


Vaorrede 2 


ruͤcken ließen, waren auch hierzu ſehr wohl faͤhig. 
Dieſe Hannoͤverſchen — ————— es m 
nen übsizeng bie Vorläufer der fo berüchtige.geworden _ 
‚gen Euddmonia geweſen gu feyn; denn bepnape 
eben. der. Geiſt und. ehen die Verlaͤumdungen gegen . 
die Befoͤrderer der Aufflärung in.olerley Geſtalt wars 


, ‚getragen, bexefchen in bepden. 


Mer. einigermaafen auf den Gang, der unbe. 
kannten Vaͤter aufmerxkſam iſt, wird: ihra.keitende 
Hand auch darin nicht verkennen, bag «ben, die ab⸗ 

ſurde Verlaͤumdung, alle deutſche Freunde dee Auf⸗ 

kiaͤrung wären Auftuͤhrer, und namentlich ich wolle 

duch die Allgemeine deutſche Bibliothek, di 

ein. Weekzeiig, Der: franzöfichen Jakobiner, ben Sam _ 

men det Aufruhrs und, ben Verachtung, der chriſtlichen 
. Religion gusſtreuen, welche ‚auf mancherley Act ig 
deutſchen Schriften verbreisere Werläumbung von als 

Ien, ein, wenig nachdenkenden Leuten in Deutſchland 

war verachtet worden, dennoch eben: fü, gefliflenelich 

und eben fo ausfügeich Qurch, Ki befaunge Schriften 
des Rabiſon und Batzruͤel in England ausgebruͤtet 
wurdq. Dort konnten dieſe haͤmiſchen Beſchuldigun. 
gen noch viel ſicherer wirken, ls in Deutſchland, mp 
bean doch der Charakter ber Beſchuldigten yon. einer 
beſſern Seite bekannt mar. - Sie wirkten aber auch, 
auf Deutſchland zurüct, ſanderlich durch das Buch 
des Parruͤel, in fofern, vornehme Perſonen haupt 
ſaͤchlich gern franzoͤſiſche Boͤcher leſen, und von dem. 
was in Deutſchland in ihren Nähe vorgeht, ſehr oſt " 
nur unpalftanbig"untereichtet ſind. | 


| Woher bekamen denn wohl Robiſon und Bar⸗ 
ruͤel Kenntniß on auginen Schriften, von der hde P 


non 


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⸗ 


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— 


20 Borreda 
| von meinen Bemuͤhungen, Frehmuͤthigkelt im Den⸗ 


ken und Urtheilen über. literariſche und religioͤſe Ge⸗ 


= rer zu verbreiten? Sind fie denn etwa fo gro 


ebhaber der Literatur, daß fie aud) deutſche Buͤ⸗ 


cher leſen? · Keineswiges! Man bemerkt nicht, daß 
fie irgend einen deutſchen Scheiftftefler nennen, als 
Diejenigen, welche fie det Gottesvergeffenheic und ver . 


Verraͤtherey beſchuldigen, und die efenden in Gießen - 


herauskommenden Religionsbegebenheiten, worin 


Fegen mich und andere vernünftige Leute, welche nicht 


Aberglauben und finſtere Religionsbegriffe befoͤrdert 


wiſſen wollen, die heftigſten Verunglimpfungen aus: 


geſprengt wurden. Wie kommen denn Robiſon und 
—* dazu, dieſen und andern Büchern, welche in 


. Deuefepländ von den einfichtedollen Publikum gewiß 


nicht geachtet werben, fo unbedenklich blind nachzu- 
fchreiben? Woher find denn diefe Männer fo erhitzt, 
mich, den fie fo wenig wie alle andere deutſche Schkifes 
fteller kennen, + und die mit gleich Denken, — an an- 
Yerm perfönlichen Charakter und an unferer buͤrgerli⸗ 
khen Ehre mitt bis zum Abfurden unwahrſcheinlichen 


Werlaͤumdungen anzugreifen, und zwar mit einer 
Dreiſtigkeit and mie eine beftimmten Derfiche- | 





rung, als ob fie alles unftteittg beſſer müßten, ja als 


ob fie unfet Innerftes genau fernen? Wer fHblE ein 


ehrlicher Mann feyn will, pflegt doch fonft Bebdenken 
jr tagen, ruhige Unterthanen, welche nie wider Die 
Ranbesgefege handelten, für Landesverrächer dus. 
zugeben! Woher ſtimmen diefe beyden Herren, bie 


von der beurfchen Literatur ſonſt niches roiffen, gerade 


nur mie Aloyſtuo Hoſmann, mic den Religions⸗ 
begebenheiten, mit der Eudaͤmonia und mit 
dem verkappren Bruder Rednkr In ben aus ber 


‚wie. 


) 
»- 
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. 
| 


Vorrede. 27 
wie jeder unbefangene Deutſche Leſer einſehen muß, 
weder innere noch aͤußere Wahrſcheinlichkeit haben, 
und warum tragen dieſe beyden Herren gerade dieſe in 
Deutſchland von ſchlechten Leuten erſundenen Lügen 

bis nad) Schottland und England? Die lei⸗ 

“ sende Zanıd erkläre diefes Phänomen, welches fonft 
uunbegreiflich ſeyn wuͤrde. Robiſon hat fich feit lan⸗ 
ger Zeit in innern geheimen Geſellſchaften viel herum⸗ 
getrieben; bat vor mehrern Jahren eine Reiſe nad 
.Rußland gethan, zu einer Zeit, da das Klerikats- 
aæweſen dort noch in viridi obfervantia war; ſchweifte 
=» ai Deutſchland in aͤhnlichen Angelegenheiten eine 
- Beitlang herum, wo ihn verfchiebene noch lebende 
 Derfonen von biefer Seite recht gut fannten, und hiele 
ſich befonbers in Neuwied eine Zeitlang auf, ward 
auch, wie mir ſchon vor einiger Zeit ziemlich glaub- 
wuͤrdig verfichert ward, vor feiner Nücreife nad) 
Schottland⸗ in einer gewiflen deucſchen Sitabe in den 
Hochwuͤrdigen Orden der Gold. und Rofen- 
‚ Zreuzer Alten Spfteme aufgenommen. '. Er ift 
alſo ein Mann, der den Grundſtein fehr gut fennen 
‚Sana, worauf die unbekannten ®bern bas Gebäude 
ihrer Geheimen Autorität zu gründenfuchen ; nebft 
“ pen Eckſteinen, welche es befeftigen follen. Er, 
. „welcher fo viele geheime Wunderdinge aus Deutſch⸗ 
land zu wiſſen vorgiebt, koͤnnte uns vielleicht von an- 
dern Seiten her manches Geheime ersäblen, wenn -. 

er aufrichtig beichten wollte! Barruͤel iſt ein Yes 
fuie.”) Mehr braucht esniche, um zu erflären,miees zus 
gebt, daß er ſich brauchen laͤßt, mich und bie A. D. B. 
dadurch zu verläumden, daß er das abſurde Borgeben 
ee ze | u”; 
2) Und zwar ein Hoffeſuit! Er war Admsonier der Prin⸗ 
 jeffion von Conty. 2 — 


N 


28 Vorrede. 

bes Jeſuiten Stattlers wiederholt, die zur Aufklaͤ. 
rung geneigten Schriftſteller wollten Aufruhr befoͤr⸗ 
dern, und die Könige würden nicht eher auf ihren 
Thronen ficher ſeyn, bis fie dem Jeſuitenorden fei- 
ne porige Macht wiedergaͤben. 


Manche meiner Leſer werden vielleicht benfen, 

es fey unnöthig, dieſer Befchuldigungen hier zu 
erwähnen, da “Jeder ihren Ungrund einfehen muß, 
der mich und. die’ X. D. B. kennt. Allerdings verdie⸗ 
nen diefe Beſchuldigungen an fich nichts ale Verach⸗ 
tung, und. wenn es auch wahr. feyn follte, was verfi« 
chert wird, daß ganz Fürzlich in einer deutſchen Haupt⸗ 
ftade eine Gefellfchart angefehener Perfonen eine ziem- 
lih: Summe durch Subferiptiow zufammengebradye 
hätte, um die beyden elenden "Bücher des Robiſon 
und Barrüel ins Deurfche überfegen zu laffen: fo 
ließe fich weiter nichts ſagen, als daß die Leute zu be- 
dauern find, welche ihr. Geld nicht beffer-anzulegen 
wiſſen. Jetzt ift freylich Die Zeit vorbey, wo derglei⸗ 
hen Buͤcher irgend, einem ber. darin Verlaͤumdeten 
ſchaden fönnen, "Aber der Fall war. ganz anders, ale 
bergleichen hamifche Verlaͤumdungen mächtigen Fuͤr⸗ 
ften, bie vorher. ſchon gegen alles was Aufflärung 
heißt eingenommen waren, als unftreitige Wahrhei- 
fen vorgefage wurden, und fondenlich damals, da ein 


Er panifches Schrecken wegen ber. Gefahr. der allgemei- 


nen Ausbreitung ber franzöfifchen Revalution manche, 
fonft fehr vernünftige Perfonen hinderte, viele dahin 
einfchlagende Gegenftände mit faltem Blute zu be 

trachten ‚und richtig zu beurtheilen, Die war nun 
mit den Berläumdungen der Fall, welche man wiber 
‚mich ausbachte. Ich weiß es von jemand, ber an _ 
der Tafel des letztverſtorbenen Königs faß, = j 


Borrede. 29 
Beſchuldigung ganz ernftlich vorgebtacht ward, daß 
ich nicht nur ein Derächter aller Religion, fonbern 
aud) ein Jakobiniſchgeſinnter Menſch fen, der 
durch die A. D. B. freygeiſteriſche und aufruͤhreri· 
ſche Grundſaͤtze zu verbreiten ſuche. Ein Auslaͤnder 
Abernahm meine Verthridigung gegen den König 
ſelbſt, und er nuk allein. Eben dieſer Auslaͤnder 
| gr die nämlicyen Beſchuldigung wider nich an dee 
‚ Tafel einer Frau welche Damals äfles galt, und nie⸗ 
mand wiberfprach) als erı gt ss 


2. Mußte es mic nicht Höchft bedenklich und frän- 
tend fepn, daß folche hämifche Beſchuldigungen mei- 


nem Landesheren vorgebracht, und, damänfievon allen 


. Seiten her gleichſam als hotorifche Wahrheiten wieder⸗ 


De 


weiche alſo um fo viel weniger Urſache zu haben 
glaubten; ihre Urtheile hach den Befehlen der dama⸗ 
ligen preüßiſchen Glaubens⸗ Kommiſſion einzurich⸗ 
ten, und veren Urtheile in der AD. B. zu ändern 
ohnedteß weder in meiner Gewalt, noch meine Ab⸗ 
ficht war. In dieſer Verlegenheit gieng ich zwar fo - 
behutſam, als möglich, zu Werke. ch bar die 
ſoaͤmmtlichen Herren Mitarbeiter, alle politifche Disa 
kuſſionen zu permeiben, welches ohnedieß nicht eigent⸗ 
lich in die A. D. B. gehören, ich bar fie, in Ausdruͤ⸗ 

en über religioͤſe Wahrheiten vorſichtig zu fepn, — 
= | über 


v 
ws 


30 Vorrede. F 


uͤber einige Materlen, ſonderlich uͤber die in den 
preußiſchen Staaten erlaſſenen Religionsverfuͤgungen 
fieber ein gaͤnzliches Stillſchweigen zu beobachten. 
Durch diefe Einſchraͤnkungen, welche die harte er 
wendigkeit auflegte, litt, ich will es nicht laͤugnen, 
der bisherige offüe, freymüchige Ton der A. D. Bere | 
in etwas; aber «8 war in einer fo bedrängteit Lage 
nicht zu vermeiden, und ich glaubte, es fey rathfam, 
lieber etwas von der Freymuͤthigkeit aufzuopfern, um 
fie im Ganzen zu erhalten. * Wer kann gegen Gewalt 
etwas ausrichten? und wie ſehr fie Damals zumeilen 
gemißbraucht wurde, ift jege weltbekannt. Die ge 
waltſamen Maaßregeln würden noch häufiger und aͤr⸗ 
ger geworden ſeyn, wenn nicht im preußiſchen Staa⸗ 
te noch einfichtsvofle Staatsmänner*) vorhanden ges 
wefen wären, welche fich ihnen oft, obgleich mit Vor⸗ 
= er — * J Et ä | vr 
m) Ein Beyfpiel ‚find die frehmuͤchigen und gruͤndlichen 
Gutachten des Auswärtigen und Juſtizdepartements, 
als Hr. v. Woͤllner im Staatsrathe, unter allen Mi⸗ 
niſtern allein, einen in die Wahlkapieularion des - 
Baifers Leopold IL, bloß durch die. Eacholifche 
Stimmenmehrheit eingeruͤckten Zuſatz, weldyer der 
kirchlichen Freyheit der Proteſtanten allerdings hoͤchſt 
nachtheilig iſt, fuͤr ein in den Preußiſchen Staaten zu 
‚befolgeudes Geſetz ausgeben wolle, (Man ſ. A, D. B. 
CXV. 1. S. 37. ff.) Eben fo —— ſich 
auch der ganze Staarsrath, als Er auf Ba 
. Königs wegenangetragener Konfiskation mehrerer Jour⸗ 
‚male, ſonderlich der Allg. Literaturzeitung, außerors 
dentlich zuſammen berufen ward, MNegen der Aufhes " 
.. bung des Verbotsder A. D. B. erthemte erſt der Magi⸗ 
ſtrat zu Berlin und die Kurmirtifche Kriegs: und Dos 
maͤnen⸗Kammer nebſt dem Senerals Finanz: Dircktos 
rium vortreffliche Gutachten, undder gefammte Staatdz 
tath faßte danir darüber einen fehr buͤndigen Bericht 
an den König ab, worauf die Aufhebung erfolgte, — 


— 


* 


we ‚Borsede .- 31 
ſicht, doch auch mie. Muth widerſetzten, und wenn 
nicht die Kurzſichtigkeit der Obſcuranten, welche fie 

ſo oft. zu thoͤrigten Maaßxegeln führte, und ihre für 
die gute Sache glücliche Snfonfequenz, das Uebel 
werminbeer haften. - — 

So peinlich meine Lage war, fo hielt ich fie doch 
aus, fo lange ich glaubte, noch einigen Nutzen füif« 
ten zu koͤnnen. Dieſe Hoffnung verſchwand aber 
ganz, als der Glaubens. Rommiffion über die 

Eenfur alles, Schriften eine unerhoͤrte Gewalt geges 

ben ward, Sie durfte alle in. und austäudiiche 

Schriften vor ihr Forum ziehen, und es ward jhe 

nachher (im 3. 1794) Macht gegeben, jede Schrift 

au verbieten, „weldye nad) ihrem Urcheil Ichädliche 

- „Principien wider ben Staat und die Religion ent- 
‚„balte“ ; aber gerade das Nuͤtzlichſte fcheint oft ſol⸗ 
chen Leuten ſchaͤdlich, welche wie Hermes und Zil⸗ 
mer denken. Jetzt konnte ich nicht hoffen, ferner 
ambelaͤſtiget die A. D. B. herausgeben zu kaͤunen. 
Dieſe Inquiſitoren hatten niemand Rechenſchaft zu 





geben, von dem, was ſie in Cenſurſachen thaten. Es 


koſtete fie nur einen Federſtrich: fo war die A. D,B. 
"ganz vernichtet. Welche Befinnungen man. gegen 
nich perfönlidy hegte, war mir befanne genug. Ich 
verließ fe Die A. D. B., um fie zu erhalten, Ich 
übergab den Verlag in die Haͤnde eines ſehr recht». 
ſchaffenen Mannes, der eine Buchhandlung in ben 
Dänifchen Staaten hatte, deren Regierung damals 

wegen ber gegebenen Preßfreyheit von allen edelden⸗ 
tenden Menfchen verehrt wurde. . a 

Es war mir freylich fehr ſchmerzlich, mich von 
einem Werke zu trennen, welches ich beynahe — 
Jahre lang, nicht ohne Nutzen fuͤr die deutſche Lite⸗ 
ratur, 


— 


% 


323 Borrede. | 


ratur, aufrecht erhalten . atte. Won der andern 


Seite aber hoffte ich, At Ruhe und Muße zu gewin- 
nen, um mehr mir felbft leben; und meine Neben- 
ftunden deito eher andern Geiſteswerken widmen zu 
fönnen. Aber auch diefe Muhe warb mir nicht. 


goͤnnet. Man fuhr fort, mich wegen der A. D. B 


an welcher ich doch nicht den geringſten Antheil mehr 
hatte, verantwortlich machen zu wollen, und mich 
durch Drohungen abzuſchrecken; denn es war ben 
Obſcuranten unerträglich, dieſeß Wert fortgehen zu 
eben. Als vollends in des UXIV. Bandes zweytem 
Stu, und des CXV. Bandes erſtem Stud die 
färnmtlichen Schtiften, das Religionsedice 

erreffend, tecenfirt wurden, und da Befonders 
durch diefe Recenfion (CXV. J. ©. 134 ff.) Das gang 
elende Schema Eramimatidnis, das die Verfaſſer here 


nach wegen feiner gänzlichen Unbrauchbarkeit (es war 


fogar die Lehr? vom Abendmal darin vergäffen moR 
den ) feldft fallen lajlen müßten; in feiner Blöße da 
ftand: fo harte ihre Rache feine Graͤnzen. Zwar 
war diefe ausführliche Recenſion fo gründlich als frey⸗ 
muͤthig und anftändig geſchrieben; zwar hatte fich 
ber verehrungswuͤrdige Herr Abt Henke ji Heim⸗ 
ſtadt als Verfaſſer Yenanne , um alleh Verdacht ab- 


-  "Jipenden, daß dieſe Recenfion in Berlin gemacht 


. 
. 


fen; — ſich dieſe Leute dennoch nicht Ausreden 
e 


liegen; abet auf dieſes älled nahmen die in Wuth 
gerachenen geiftlichen Deſpoten feine Ruͤckſicht. Sie 
berichteten an den König"); Die 4: Di Di fey ein 
a z efaͤhr · 


3 Sm der Kabinetsordre vom i5. April 1794 ſtand aus⸗ 

druͤcklich: » Es dat die Examinations⸗Commiſſion bey 
> Mir darauf — daß die allgemeine deuss 

. »fche Bibliothek, Als ein gefährlich Buch gegen bie 
„. » Me 
i er 4 J 


Borrede. 383 


gefaͤhrliches Buch wider die Religion, und 
bewirkten dadurch ein allgemeines Verbot ders 
ſelben in allen preußiſchen Landen, welches eine 
weitere Wirkung hatte, als man ſich wohl vorſtellen 
ſollte.“) Und zwar ward Das ganze große Werk vom 
erften Anfang an verboten, vhnerachtet Ich während 
der 27 Jahre, da es von mir-herausgegeben warb, al- 
les Beobachter harte, was bie ®efege in den preußifchen 
Landen von einen Verleger und Herausgeber fordern, 
und ungeachtet die A. D. B. durch einen Beſchluß 
des ganzen Staatsraths im Jahr 1775 für _ 

2 & = ” — —X 8 


—— 


» Religion in Meinen Staaten verboten werden imoͤch⸗ 
»te.« Die Herten Hermes, Hilmer und vielleicht 


Herr Woltersdorf muͤſſen bey der Nachwelt die 
"Schande allein tragen, ihrem Könige eine fo große Uns 


wahrheit berichtet zu haben; , denn baf das pierte Mit⸗ 
glied, Hr. O. K. R. Hecker, keinen Antheil daran harte, 


glaubte jederinänin gleih. Zu den, Heinfihen Wintels 
 gügen, welche diefen Herren faſt in allen ihren Sande - 


; :langen eigen waren, gehört, daß fie nicht Das Anſe⸗ 
. ben haben wollten, Daß das Verbot von. ihnen fäme. 


“ 
/ 

. 
#-. 
P 

* 
— 


A 


DB. ein gefährliches 


Daher wurde jn dem inden Zeitungen v. 22. April 17 

befannt gemachten Derbote, ber Antrag der Exami⸗ 
nations⸗ Kommiſſion — ansgelaffen, und es ſteht 
blos: »Da Sr K. M. men mworben, daß die: 


2 figien ſey. —7 u ſ. w. RE —— 
Der Bibilothekar einer Reichspraͤlatur, we die A. D. B. 
als ein Berähmtes Journal war beſtaͤndig gekauft und 


treulich in die Biblothek des Stifte geſetzt worden, — 
weil das Stiff doch auch für aufgetlart gelten wollte, —i 


geliefert hatte, ſie ferner zu fenden. » Haben Sie nicht 


geleſen, « tief er Aus, » ber König von Preußen macht 
wvekannt, daß ds’ ein Berl wider Die Keligton iſt! 


we » Dergleichen wollen wir nicht haben. « Alſo der pros - 


& 
Du 22 


ADD. N.D,1,OnIone °C 


‚teftantiihe König yon Preußen, mußte bie katholi 
Serum. Tehıen —* wider die Religion waͤre!!! * 


% 


gegen die dipl >" 





‚34 — Borred« 


liches Werk erklaͤrt, und dieſer Beſchluß in die unter 
Autorität gedruckte Sammlung der Kandeegefege eilt 
geruͤckt worden war. ®) 
M Doch 5 — eine geringe Unger 
eit en bie übrigen ungen. an 
sh als ob ich afles Dr D. B., befon- 
ders ihre vorgegebenen gefaͤhrlichen Angriffe auf bie 
Religion veranlaßte, und davon Mechenfchaft geben 
müßte, und mas bas Unfinnigfte war, es warb nie 
. mals Eine Einzige imnıcs Befchuloigung 
angegeben, welche hätte unterfi widerlegt 
werben fünnen. Man rg — nur mit Re 
feripten im Namen bes en rch — 
rg wegen ber 3. D. B. zu ängfligen, und 
ch mußte mich vor Leuten, von — ich wußte, 
4 ſchaͤndlich fie mich bey dem Könige verläumber 
- hatten, ‚ «is vor dem Koͤnige, weicher 
yilches x von dem Mißbrauche wußte, ben — mit ſei⸗ 
nem Namen trieb. Glei laber war, nach dem, 
was man ſich ſchon erlaube hatte, ** nicht zu 
beſtimmen, weiche Lügen man Ihm wider mich und wi- 
- der die. D. B. vorbringen möchte, ımb was bie Fol. 
gen feyn koͤnnten. Daß das Verbot der A. D. B. 
im April 7795 wieber — ward, lag wahr⸗ 
lich nicht in dem Plane derer, weiche es veranlaſſet 





u baten, und da fie es nicht Hinbern foungen: fo wuß- 


in den Befehl der Aufhebung die 
9 Verbots bie unbeftimmee — 2 — 
baß ich fuͤr dasjenige, was in der A. D. ſtaͤn 
verantwortlich bleiben, und „in eine —— 
— Geldſtrafe genommen werden föhlte 
wenn der Mindeſte gegen die chriſtl. Reigen 


) Man f Gaminling De Su Pr Eritux. vom 
3 1775. ©. 366 | 


Borrede | : 38 


„oder den Staar und die guten Sitten darin 
„birecte oder inbirecte enchalten wäre,“ Und wer. 
Eonnte wohl Richter ſeyn von biefen vermeinten An 
griffen wider Religion und den Staat, ‚bie: 
man in einem Werke vorausfegie, woran Die Vorzüge 
lichſten deutſchen Gelehrten arbeiteten ?_ Hermes 
und Zilmer! — Und was nannten wohl Diefe 
Menfchen, welche nie. auf Vernunft, ſondern nur auf 
Ihre erfchlichene Macht fich ftügeen, wider Die Re 
ligion? Es war vergebens vorzuftellen, was uns 
fireitig wahr mar, daß ich Die Stuͤcke der N. A. D. 
B. nicht eher zu fehen befäme, als bis fie abgebrude 
wären, und eben fo wenig beftimmen könnte, Daß darin 
etwas follte abgedruckt werden, als hindern, daß ei» 
mas nicht darin abgedruckt werben ſollte. Diefe 
Menfchen' sollten, wenn fie nicht direkt verderben 
‚Bonnten, wenigſtens indirefe quälen, um ohnmaͤchti 
Rache auszuüben, ‚Wie unangenehm meine Lage in: 
Diefer Abſicht während ber Zeit gemefen. ift, kann 
nur ber ſich vorftellen, der ſich im ähnlichen Galle bes 
faub! Zwar vergagte ich nicht, und kannte in fo 
fern den Charakter meiner Verfolger, daß ich mußte, 
fie imücden die Sache nicht aufs Keußerfte reiben, 
ur — — — ſo beſchaffen = 
aß fie felbft das Boͤſe nicht mit Much, fonbern fo 
lange fie fonnten, nur durch Schleichwege und nies 
drige — bewirken ſuchtan, und daher 


auch, ſo viel Macht fie auch hatten, meinen oftma- 


en freymüthigen Aeußeruugen nie fräfe 
tig. ſich widerfegten; fondern nur durch —— 
—* Naceenſchlaͤge ſich zu raͤchen ſuchten. Aber es 

ſt peinlich fuͤr jemand, welcher gewohnt iſt offen 
as handeln, ſich mic Betrug und Hinterliſt umgeben, 
mb bie Beni ie Beste 16 mnaruen mb 
| n a. Re 





36 | Berrrde. 


fie nad) eigener Ueberzeugung zu bekennen, düglich 
mehr hinſchwinden zu fehen, 
Dieſe edle Freyhelt, die Wahrheit laut fagen 
zu dürfen, welche Friedrich der Große in feinen 
Ländern einführte, ward uns wiedergegeben mit der 
Regierung Sriedrich Wilhelms II. Er hob die 
Stnquifitionen der Anhänger der Schwärmeren und 
‚des Unfinns auf, und diefe ſanken in ihr Nichts zu» 
ruͤck. Seitdem fchöpfen Die Verehrer der Wahrheit 
md der gefunden Vernunft nieder freyen Athem, 
und fo darf nun die A. D. B. wieder nad) Berlin, 
wo fie entſtand, zurückkehren. J 
3Sie darf es. Aber da ich fie nun einmal ganz 
weggegeben hatte, wuͤrde ſie doch unter ihrer bisheri⸗ 
gen Pflege geblieben ſeyn, wenn nicht Herr Bohn 
durch einen Zuſammenfluß von mehrern Umſtaͤnden 
- bewogen worden wäre, gegen mich ben Wunſch zu 
äußern, daß er eines Gefchäftes entledigt feyn mäch- 
‚86, das ihm In feiner Lage auf mancherley Art druͤ⸗ 
end ward. en B | 
>... Die Frage war nun, durch wen und wie die A. 
D. B. ſollte fortgefegt werden? Es waren verſchie⸗ 
. bene Vorfehläge vorhanden. Der narürlichfte ſchien 
gzu ſeyn, daB ich zu derfelben zurückkehrte, da mich 
Peine Abneigung, ſondern vielmehr nur eine.traurige \ 
Rothwendigkeit betvagen hatte, diefelbe zu verlaflen. 
Ich bekenne aber gern) daß mich, To fehr ich dieſes 
Werk liebe, dennoch der Eritfhluß, mic, demfelben 
abermal zu widmen, viel Ueberwindung gefoftet bat. 
Die Beforgung eines [o weitläuftigen Inſtituts, nebſt 
det Dazu erforderlichen fehr ausgebreiceten Korreſpon⸗ 
denz, derurfacht viel Geichäfte und Befchwerlichkeiten, 
erfordert ein beftändiges ımd fehr muͤhſames Erhalten 
mechanſſther Ordnung, ‚ohne wolcht es nicht vehrden 
\ = N, 





Vorrede. 0 m 


kann; und wenn man das Innere gewiſſenhaft ver⸗ | 
walten will: fo gehört. Dazu eine ununterbrocdhene 
Aufmerkſamkeit auf alle Theile der neuen deutſchen 


. Literatur ‚_ welche zwar von einer gewiſſen Seite lehr⸗ 


reich iſt, aber auch, — ba, leiber! bes Schlech⸗ 


ten immer mehr wird, als bes Guten, je mehr ſich J— 


die deutſche Schreibſeligkeit ausdehut, — den Geiſt 


eher ermuͤden, als aufrichten kann. Ich bin in ei⸗ 


ne Alter, wo ich laͤngſt gewuͤnſcht haͤtte, mich von 


e medjanifchen Gefchaften ganz ju entfernen, und_af- 


lienfalls bloß für einige Geiftegarbeiten feben zu koͤn⸗ 


nen. Diefes Schickſal it mie freylich nie befchie« 
den geweſen, und ich fühlte daher nach meinem Ab: 
ſchiede von der A. D. B. — ſo behaglicher den wohl⸗ 

thaͤtigen Einfluß, welchen der Zuwachs einiger Muſ⸗ 


ſe und die Verminderung von Sorgen ſelbſt auf mel 


ne Geſundheit hatte‘ Um fo ſchwerer ward mir bee 


Entſchluß, während dem übrigen Beinen Reſt mei⸗ 


ner Lebenszeit mid) abermal einem ſo muͤhſamen Ge 


ſchaͤfte zu widmen, und haͤtte ich bloß auf mich geſe⸗ 


ben: fo wuͤrde ich bey dem erſten Entſchiuſſe, mich 


’ 


damit nicht zu befaflen, wozu ich fo manche Orände 
batte, -gewiß verharret fepn. E ; 


Aber ich glauͤbte auch, — und ich hoffe die all E 
gemeine Stimme der edlen Männer Deutfehlandes, 
welche Wahrheit, Freyheit zu denken, und den Gedan⸗ 


kenwechſel lieben, woburd) gehindert wird, daß nicht 


bloß einfeitige- Syſteme ausgefponnen ober gelehrte 
Grillen, gleich Orakeln, ausgeſprochen werden ; fondern 


eine freymuͤthige, vielfeitige Unrerfuchung der Wahre 


‚ belt Staft finder, alle Die eblen Männer, welche die 


Befeſtigung ber Rechte der gefunden Vernunft und 
den Fortgang. und Die Ausbreitung ber Wiſſenſchaften 


. lieben, werben mie nicht ganz unrecht geben, — daß 


diefes Werk dazu vom Anfange an nüglich 


⸗ 


— 


ͤs Borrede | 
ſey, und ferner ſeyn koͤnne. Um biefes wichtigen 


Zweckes willen, welcher vor geraumen Jahren mich 


bewog, es anzufangen, hielt ich mich nun auch ver- 
pflichtee, ſo viel in meinen Kräften fände, beyzu⸗ 


tragen, daß es in feinem Werthe erhalten würbe. 


Ich Din weit encferne von dem Düntel, daß bieß 
nur allein durch mich gefchehen koͤnne; aber ich glaub- 


46, ich müfle bafür fergen, daß es geſchehe. Waͤh⸗ 


rend der Zeit, daß ich hierüber zu Rache gieng, unb 


megen ber verſchiedenen Worfchläge nicht wenig in Ver⸗ 
legenheit war, auf welche Art der gute Zweck am be 
ften erreiche werben koͤnnte, ohne mich ſelbſt zu einer 


“ müßfamen Arbeit anzufpannen, fah ich feine Aus 


ſicht, welche meinen Wir wochen und 
die zweckmaͤßige — —55 


haͤtte. Zwar erhielt ich ſpaͤter die Nachricht 
ſich zwey wuͤrdige Gelehrte zu dem Verſprechen haͤt⸗ 


ten bewegen laſſen, in einem andern Verlage bie Auf⸗ 


fie über. bie Fortſetzung biefes Werks zu übernef 
men. Wäre ich früher von biefem Erbieten unter 
en worben, — m he 2 feinen — 
veg ſah, — nf ‚gefaßt, und zum Thel 

ſchon ausgeführt hatte, felbit die A. D. B. zu über- 


> nehmen; unb Bätte:es fich beftätige, daß biefen Wor« 
— 


wuͤrde ich Maͤnnern, welchen ganz Deutſchland ge⸗ 
wiß ſein Zutrauen wuͤrde geſchenkt — gern die 


HGerausgabe dieſes Werks uͤberlaſſen, und meine 
Haube, die, an ſich, mie durch nichts erſetzt werden 


kann, ferner genoſſen haben. 


2 Jetzt bleibt mir nichts uͤbrig, als bey der A. D. 
B wieder fo viel zu thun, als ich Immer that, naͤm⸗ 


lich fo viel, als meine Kräfte vermögen. Der Bey⸗ 
fall der Herren Mitarbeiter, weldye mir fammtlich. 
verſprochen haben, ihre Beytraͤge zu diefem — 


. 


zz ww wu" u Tr Te — nn en a, U 
‘ 


Baͤnde anzufangen. 


zz ı.- =. % <> - 


Borrete 35 


— wuͤrdiger ee der 


kurzen Zeit, da mein Entſchluß bekannt wurde, ſich 


frepmwitlig erflärten, an der A. D. B. un 
men, giebt mir um fo viel mehr — 


nichts zu verabſaͤumen, was die A. D. B. in ſhrem 
anerkannten Werth erhalten, und denſelben, fo viel 


moͤglich, vermehren kann. 
Nach reiflicher Ueberlegung iſt fuͤrs beſte befun⸗ 
ben worden, vor ber ae feine neue Zählung der 
on diefem LVI. Bande und 
von dem Anfange des Jahres Bor an erfcheint nun 
zu Anfange jebes Monats wenigfiens Ein Stud von - 
vier Sehen ‚ und öfter werden mehrere erfcheinen. 
Die Anzahl der neuen Bücher nimme ber 
Fanntlich ungeheuer zu, und obgleich die Abfiche 


‚ eines vollftänbigen Gemäfbes der neuen beuffhen 


Literatur fehr füglich erreicht werden Bann, wenn auch 


eine ziemliche Anzahl von ganz unbedeurenden origi⸗ 


nalen Schartefen ohne Driginalität und von Ueber⸗ 
fegungen ohne Werth für Wiflenfchaft und Kunſt 
ganz wegbleiben: fo wuͤrde es doch allzumenig ſeyn, 
ber neuen Literatur Eines Jahres nur feche Wände 
wibmen zu wollen. Es ‘würden alsbenn die Recen⸗ 
ſtonen allzuſehr verſpaͤtet werden, und bie Anhänge 
würden zu vielen Bänden anwachſen müflen. 

. Sm Altgemeinen bleibe die A. D. B. bey Kr 
bisherigen äußerlichen Einrichtung. Sollte Fünftig 
barin eine Veraͤnderung zu mehrerer‘ Werbeflerung 
zu machen nöchig feyn: fo wird zu feiner Bei Nach⸗ 





richt davon — werden. 


Man 
ſeit der kur eit verſchiedene 338 wien 


Ich erfenne den guten Willen, welheriauh 


oft, mie meinen eigenen Wünfchen ——— 


r -: 


⸗ 





0: Borrede | a 


‚Aber. nur der, welcher das Ganze eines fo weitläufe, 
tigen Unternehmens überfieher, erkenne die Schwie⸗ 
rigkeiten, manche Vorfchläge auszuführen, welches 
andern ſehr nochwendig, und wohl noch dazu fehr 
leiche fcheinet. Hieruͤber oͤffentlich und auch in Pri- 
vatkorreſpondenz ins Detail zu geben, laͤßt fich nicht. 
wohl thun. Ich kann alſo hierüber weiter nichts ſa⸗ 
gen, als daß jede aͤußere Einrichtung eines ſolchen 
Werks immer einige Unbequemlichkeiten hat, ſie ſey 
wie fie wolle, und daß man baher jede Veraͤnderung, 
ehe, man fie macht, reiflich überlegen muß, bamit 
man nicht, um einer kleinern Unbequemlichkeit zu: 
entgeben, ſich etwa einer. größern bloß ftelle. 
nn Intelligensblatt bleibt auch feinem bis-. 
berigen Zwede gewidmet, und fteht Jedem fowohl _ 
zu literariſchen Anzeigen, als zu Antikeitifen, wenn. 
fie. nichts Beleidigendes oder mit den guten Sitten 
Streitendes enihalten, geöffnet. Alles, - was für: 
das Intelligenzoͤlatt beſtimmt iſt, muß poſtfrey 
eingeſendet, und die Zinrädungsgebühren ‚mit. 
2 Ggr. für Die Zeile bepgefügs werden; ſonſt wird 
Davon fein Gebrauch gemacht. LEITETE 
Herr Bohn hat ſchon in dem Vorberichte zu 
dem aten Stuͤcke des LV. Bandes angezeigt,. daß ich. 
ben Anhang vom XXIX. Bande an, nebſt den, ge⸗ 
woͤhnlichen doppelten Kegiftern zu ben Hecen 
fionen ber Bücher von den Jahren 1796 bis 1800 
beforgen werbe. Ich hoffe, ‚mern nicht unvorgefe- 
bene Hinderniffe eintreten, beydes noch. im Sabre 
2803 abgedruckt gu liefern. Berlin, hen 28. Win⸗ 
termonacs 1800. 0 
BE ee - gr. Nicolai. 


Neue 





| Rene Allgemeine 
Deutſche Bibliothek. 


Secchs und funhzigſten Bandes Eiſtes Scch. 
— Erfes Defe | 





F Proteſtantiſche Gottesgelahrheit, 
— Die Zeichen der Zeit, angewandt auf oͤffentliche 
cdhriſtliche Religionslehrer bey dem Wechſel des 


Jahrhunderts von D. W. A. Teller. Jena, ey — 
Frommann. 1799. 8 Bogen in 8. 1082. 


2. Briefe uͤber die Abhandlung des Herrn Oberkonſi· 
ſtorialrath Teller: die Zeichen der Zeit; von einen 
| $andprebiger in Oftpreußen. Königsberg, bey Ni⸗ 


colovius. 1800. 10 Bogen in 8. 9.8. 


Di are siefer Scheiften, welche hier aus dem gten 
nde des Tellerſchen Magazins für Prediger befonders abs 
gedruckt, und mit Zufägen vermehrt erſcheint, if mit Recht 
ZZils ein vaterlicher, freundſchaftlicher und in jeder Hinſicht weis. 
| fer Rath zu betrachten, weichen der verehrungswärdige Verf. 
feinen jüngern Amtsbrädern, vornehmlich auf dem Lande, ers‘ ⸗ 
theilet, damit ſie ihr Amt in den. gegenwärtigen, in politis 
| ſcher und religihſer Ruͤckſiht merkwürdigen Zeiten, mit Mus 
gem führen, und fih Achtung und Liebe erwerben mögen. 
ſtellt darin_den Geiſt unferer Zeiten, vorzuͤglich Religion, 
Chriſtenthum, Predigerſtand und Kirchenweſen betreffend, 
treu und lebhaft dar; macht auf das eigene, aber auch oft 
tadelnswuͤrdige und ſchaͤdliche deſſelben aufmerkſam, und 
thut Vorſchlaͤge, wie demſelhen von Betten der Prediger 
entweder abgehelfen, ober doch ertzegen gearbeitet — 
— 55 koͤnne. 


42 Vroteft. Bottesgelahrhelt, 
inne, MBenn er den Landprebigern unter andern ratch, In 
ihrer Dorſſchule ſelbſt zu unterrichten, und der Meinung iſt, 

‚ ab das Predigtamt und Schulamt auf bem ande ſehr wohl 
mit einander verbunden werden fänne: fo bat er dabey doch 
wohl nur eine kleine Landgemeine im Sinne gehabt, weil - 
fih nur bier allenfalls und zur Moch diefer Vorſchlag ans 
wenden ließe» Wenn.die Gemeine an einem Orte auch nur 
mittelmäßig groß ift: fo wuͤrden die anderweitigen Amtes 
gefchäffte des Predigers, Taufen, Trauen, Krantenbefuchr, 
Leichenbegleitungen un. f. w. ihn oft hindern, in der Schule 

u ſeyn, und die Rinder würden halbe und ganze Tage lang 
in Kr Woche, ganz ohne Unterricht, und aud ohne Aufs 





ig dabey überaus freymuͤthig, fehreibt bisweilen launig und | 


Sind wir denn wirfli fo arm, daß mir den Prediger _ 
‚ amd ben Schullehrer nicht jeden befonders befolden Binnen? 
Muͤſſen denn eben die weientlichften, menſchlichſten Aemter, 
weiche Bildung ‚. Erziehung und Unterricht des Menſchen 
zum Ziele haben, zuſammenſchrumpfen, da die Aemter in 
andern Faͤchern vervielfaͤltigt werden? In der That i 
dieſer Vorſchlag eine Finanzſpekulation, eine negative Auf⸗ 
lage. — IH hatte große Luſt, nicht nur um Gehaltsver⸗ 
mehrungen anzuſuchen; fonbern ſoger bie Vermehrung * 


8 


Procit. Gottesgeleprfet. 43 
und Ocnien) tn Borfälag 


5 Sei | en Es —8 in Prediger hat in der Regel 
ud ’ e & 
mehr as, als ein Schulmeiſter. re man bedenke die 


9. 
ſtens willen fie, daß das in meiner Gegend vor ber Hand 
“ wmansführker wäre; wo aud eine mittehnäßige Gemeine 
keinen Prediger mie Sicherheit auf viele Freyſtunden recht 
‚ nen läßt. Und Bann bedenke ich ben Aufwand von Kräften, 
der nicht einer jeden Leibeslonſtitution nach Willkuͤhr zu Ges 
bote ſtehet. Allerdings muß bey Befehung der Aemter doch 
- Darauf gefehen werben, baß fie von gefunden Männern, obs 
ne daß fie chen Rieſen wären, verwaltet werden tunen. . 
Ueberlades man ben Beamten, was gefehichet dann? Nichts 


er wir ermüden, mißmäthig' werden, und beyde Aemter 
werden ſchan dadurch leiden, wenn feine Geſundheit auch 
noch aufrecht bliebe. — kann ihnen dabey aber au 


gebildet und gelenkt. und Luft waͤchſt 
ihm in jeder Zuſammenkunft mit feinem Prediger, weicher 
der Freund bes rs iſt. 


4 Peoteſt. Gottesgelahrheiüct. 

muͤthig jeigt, daß mancher Kummer gehoben werben Ihune,. 

wenn in der Lehrs und Zuchtmethode etwas geändert wügs 

de; wenn man fi, che man bie Schule betritt, mit Geduld 

und Sanftmuth ausrüfte;. wenn man ſich felbft noch mehr 

in der Ordnung. übe, zu der die Schüler erzogen werden 

fellen, u. ſ. w. — N 7 

’ Uebrigens fchreibt der Verf. bisweilen: unkorrekt und 
nachlaͤſſig, wie man zum Theil aus diefer Stelle ſiehrt. 


= U 


4 


Ueber die Neligten. Reden an bie Gebildetern un- 
ter ihren Veraͤchtern. Berlin 1799, bey Unger; 
.312©. 9.8 Mm. ee | 


Wenn Originalität (oder. wie es jekt genannt wird Genia / 
lität‘) den Hang einer Schrift beſtimmen ſollten: ſo würde 
dieſer Schrift unter den in der a Der erfchienenen 
eine vorzügliche Stelle anzumeifen ſeyn. Aber was find . 
Driginalickt und Genialitaͤt, als Eigenichaften, wenn das 
Merk nicht felbit vor dem Richterſtuhle der Vernunft in dr —. 
Prüfung befteht! Schägen wird fle Der Unbefangene, als Ei⸗ 

genſchaften eineg menſchlichen Geiftes, die, Lecht angewen⸗ 
- det, etwas vorzäglidd Gutes wirken Finnen. Beſtechen 
aber werden fie ihn nicht, ihren Wirkungen feinen Beyfall 

zu geben; wenn er diefe.nicht für gut erkennen kann. Kr 


So iſt es der Fall mis dem Recenfenten bey dieſem 
Werke eines ungenannten Verfaſſers, der ſich als einen Res 
ligionslehrer in demſelben zu erkennen giebt, und nach all⸗ 
gemeiner Sage Hr. Schleyermacher, veformirter Prediger 
an der Charite kirche zu Berlin ſeyn fol. - DieKrafı und Bes. 
wandtheit des Geiſtes, welche in den Gedanken chen fo, wie 
in der Darftelung derfelben, in dtefem Buche hervorleuchtet, 
- machte ihm die Belanntfchaft mit demfelben intereſſant. AL 
lein mit dem inhalt und Zweck deffelben übereinfuftiminen, 
it ihm unmoͤglich. Schaden wird indeflen das Buch nicht. 
Die, denen es ſchaden wuͤrde, werden es nicht verfichen, 
wenn fie es auch Häfen. “Denen, die ed verfichen, kann es nicht‘ 
ſchaden. Wet fidy zur Fichtifchen Philoſophie bekennt, hat 
ohnehin, dem Werfaffer mit ihm gemeinfchäftliche, wenn = 

= no 


- 


Proteſt. Gottesgelahehelt. or 45 


noch nicht eben fo entwickelte Begriffe Den übrigen hin: 
gegen wird es bald einteuchten, Daß der allgemeine Begriff 
der Religion gar nicht richtig beſtimmt, die Empfehlung der; 
ſelben für ihre gebtideten Verächter jo gut, :als Feine Em⸗ 
pfehlung, und die Darftellung des Judenthums und Chri⸗ 
ſtenthums gerade in der Hauptſache ganz Tehlerhaft if, ins , 
dem dasjenige, was In beyden das Zufällige, und beyden mie 
den übrigen gleichzeitigen pofitiven Neligionen Gemeinſchaft⸗ 
liche war, für das Wefentliche und Characteriſtiſche derfels 
ben erklärt wire, 5 Ps 


| Anſchauung des Untserfums, und Anbetung beffelben, ’ 
nicht in feinen großen Maſſen und Kräften, und deven furchte 
Haren oder wohlthätigen Wirkungen ; fondern vornehmlich 
in der Menſchheit, nicht bloß in der Gegenwart, vielmehr 
als in einem Unendlichen, foll Religion feyn. Wer Nes 
Aigion hat, betet das -Univerfuns in allen feinen Werktn an, 
in ganzen Generationen, in einzelnen Völkern, in einzelnen 
Menſchen. Was aber dieß Univerſum nach der Anſicht des 
Verf. fen, it ſchwer zu fügen. Die neuefle Fichtiſche 
and Schellingſche Philoſophie bedient ſich überhaupt vies 
ler Worte ſehr unbeſtimmt; und da ſie für alles einen hößern . - 
- Standpunkt zu haben währe, nimmt fie die Miene an, als 
darfe fie nur ihren Singeweihten verftändlid fepn , und 
die übrigen wären nicht der Muͤhe werth. So eniſteht eis 
ne feunfollende phitofophtiche Dprache, weiche fehr unpHllos‘ 
ſephiſch iſt, indem fie ſchwankende Begriffe verdeckt, und 
endlich in gluͤhende, aber leere Phantafie, und damit ins My⸗ 
ſtiſche fallt. Unfer Verf. redet bald deutlich von einer Phys 
_ filcben und moraliſchen Ordnung im Untverſum, bald 
bloß vom Uniwerfum der Menſchbeit, bald von: einem - 
Weltengeiſte, oder von einem unendlichen Bewußtſeyn, 
voͤn welchem ein Theil ſich Insreißt, wenn ein Menſch end 
ſteht. Aus einer Vergleichung aller Stellen, worin vom 
Iniverfum die Rede fr und aus mehreren Winken, daß der 
Begriff Eins und Alles ber ſyſtematiſchſte in der Religion 
fen; ſcheint ed dem Res. zu erhellen, daB der Verf. feinen 
vor; der Welt unterfchledenen Sort, ſondern das Univerſum, 
als den Inbegriff alles deſſen, was war und iſt und fegm: 
"wird, zum Gegenftande der Region macht, und auch hier 
und da Sort nennt. Wenigſtens wird es’ geradezu erflärt, 
dab der Begriff von Dos, ais einem von 907 —— 


\ s x 


46 Protefls Bottengelaßefeite 
ſchiedenen Weſen, und von Unfterblichkeit, als Jortı 
Dauer der Perfönlidykeit des MAinzelweſens ins Unend⸗ 
liche, gar nicht notbwendig zur SKeligion gehöre; fons 
dern nur eine der unzähligen verfchiedenen Anſchauungen 
————— — ſo wird ee — 

us und Monotheismus geu ‚einer 
gewiffen Stufe der Cultur erfcheine Die Welt dem Menſchen 
als ein Chaos, und ſeine Religion werde Fetiſchendienſt. 
Auf einer andern Stufe betrachte er dieſelbe nach ihren ein⸗ 
zelnen Theilen und Kräften, und feine Religion werde Pos: 
Iptheismu® Auf einer höhern endlich erſcheine ‚fie Ihm 
als ein ſyſtematiſch verbundenes Ganzes, und feine Religion 
werde Monotheismus. — Ueberhaupt foll, nad) dem Ur⸗ 
sheil des Verfaflers, die Religion gar nichts von Mierapbpfll 
und Moral enthalten, in fofern bloß von dem, was’ weſent⸗ 
lich zu derfelben gehöre, die Rede ſey. Denn da die Urchei⸗ 
le über die Gegenflände der Metaphyſik fo ſehr verfchieden - 
fegen, ohne daß darum die verfchieden ürtheilenden aufhören, . 
Religion zu Haben; und da die Moral in Allen, diefeibe ſeyn 
ſolle, die Religion aber: unendlich verichieden fey: fo könne 
weder die eine, noch die andere, ale ein integrivender Theil 
der Religion betrachtet werden. Religion fey ein (Befi 
der Anbetung bey der Anfchauung des Univerfiuns, 
und zwar ein urfprünglich im Innern des Menſchen gegruͤu⸗ 
detes Gefühl, welches nicht gelehtet, nur mitgetheilt und ges 
wæeckt werben koͤnne. Eben darauf, daß die Religion ihren . 

Grund im Innerſten der ˖menſchlichen Natur habe, wird 

auch die Vertheidigung derſelben gegen die, welche dieſelbe 
verwerfetz, gegruͤndet; nicht auf Ihre Wirkungen, noch auf 
einen Inhalt der Religion, Gelb der. Widerſpruch seen 
die Meligion geige den Veraͤchtern derfelben, daß fie den Bes 
griff der Religion in ſich Haben. Die verfehledenen Anfchaus 





ungen des Univerſums fegen not verfehieden, und 


nichts widerftreite dem Weſen der Religion mehr, als Eins 
foͤrmigkeit. Ein jeder ſchaue aus feinem individuellen Standv 
punkte das Univerfum an. Das Unheil, welches dur Kir⸗ 
den geftiftet worden, ſey zwar nicht zu leugnen; abet eine 
Kirche ſey doch nothwendig, als Erziehungsanftait, um Dies 
ligiow anderen mitzutheilen. - Die wahren Verehrer ber Mes 
Hgion machen eine unſichtbare Kirche aus, für weiche bie 
ſichthare Kirche Bürger erzieht. Die Heroen der Religion . 
habe man immer nur in einer Kische gefunden. Nur müffe 


Proceſt. Gottes gelahrheit. 47 
der Geiſt derſelben nicht in Sectengeiſt ansarten. Unzaͤh⸗ 
Uge Formen von Kirchen und Religionen muͤſſen neben eine 
ander frey und ungeſtoͤrt beſtehen. Ein Mann, den dee 
Geiſt der Religion mächtig ergriffen hat, theilt feine Reli⸗ 
gion, feine Zorm der Anfchauung des Univerſums, anderer 
met, die, chen fo wie er gefttmmt, fie freywillig von ihm ans 


nehmen. Er bilder fih Jünger, Schüler, Bekenner, und ’ 


wird Stifter einer Religion. Ale Religion hat einen. ‚bis 
ſtoriſchen Anfang von Einer, dem der Geiſt fich offenbarte. 
Sie iſt daher ihrem Weſen nach poſitiv, und nur pofitive 
Religionen zeigen die Religion In Ihrer gungen Kraft; feibft 
in den Schwärmern, die alles für fie aufopferten , finder 
ber Verfaffer HBerden der Religion. - Die natürliche Res 
ligion hingegen ift nicht nach feinem Stume; ſie iſt ihm zu 
ſchlank und geſchmeidig, fe accommodirt fich wach den -Meis 
gungen ihrer Bekenner, iſt niche kalt nicht warm, nichts Bes, 
ſtimmtes und träftiges, ein leerer Name ohne Gehalt. In 
eine der befichenden Kigchen follen daher die Veraͤchter der 
Religion eintreten, um diefen Gegenſtand recht würdigen 
zu lernen, Da Zeit und Raum nicht von allen zu reden er⸗ 
laubt: fo hat fich der Verfaſſer auf die poſitive juͤdiſche und 
chriſtliche Religion eingeſchraͤnkt. Indeſſen ſagt er yon der 
erfteen auch nicht ‚viel. Er Rebe fie als eine Meumie-an, 
bey der die nachgebliebenen Freunde derfelben trauern. Auch 
das ist ihm unbedeutend, wenn: man fagt, daß fie auf die 
riſtliche Neligion vorbereitet, und daß ſich aus ihrem 
| 8 oße die chriſtliche entwickelt habe. Er liebt die Biftos ; 
rifchen Deductionen des Urfprungs ber Religion nicht: Sie 
uſt in ihrem Urſprunge im Innern des Menſchen ein Ge⸗ 
deimniß uud Übernatärlid). Wine. gewiſſe Anficht des Une - 
verfums ergreift fein ganzes Weſen, bemaͤchtigt ſich deſſelben 
ganz, begeiſtert und durchgluͤht ihn mit dem Befühle der Atze 
betung; er theilt es anderen Menſchen mit, die eben ſo, wie 
er, fühlen und empfinden, und eine Juͤngerſchaar ſammelt 
um den Weiter er. Das Eigenthuͤmliche des Juden⸗ 
une tt ihm Die unmittelbare Werbindung des Görrlichen 


und Menfhlihen, durch eine unmittelbare Vergeltung, 


Belohnung und Beftrafung und. Sächtigungs ein fortwähr 
vendes Geſpraͤch des Jehoda mit feinem Wolke, hindurchge⸗ 
führt durch die ganze veligidfe Tradition, die deswegen quch 
eben der Grund der religidſen Geſellſchaft der Juden, und 
Das Band AR, Das fie Derhuänfe, Darum [ep Dich Band 


“. 


¶ 


4 Proteſt. ortesgelaheheit. — — 


nach dem Untergange des Staats immer lockerer; und die 
e von einem Meſſias, der dawalte Verhaͤltniß zwiſchen 
ehova und feinem Wolfe, das Verhaͤltniß unmittelbarer 
Vergeltung, wieder herftellen follte, fey der letzte Berfuch ges _ 
worden, der jüdifchen Religion einen neuen Schwung gu ges 
ben. Das Eigenthümliche des Chriſtenthums fcy die "dee 
einer unmittelbaren Vermitfelung des Goͤtilichen und Meñſch⸗ 


Pd 


lichen. Die Sottheit. ſelbſt vermittle die Ausſoͤhnung der 


Menſchheit mit fih, und ſuche dem eingeriffenen Verderben 
zu fleuern; fie fende Immer mehrere Mittler, worin das 
Goͤttliche mir dem Menſchlichen immer deutlicher: vereinigt 
erſcheine; fie gebe Offenbarungen und Wunder, und beftteis 
ed überall das Verderhen, außer der hriftlichen Gemeine und 
im Innern derfelben. Es war juͤdiſche Religion, als Jeſus 
Schäler wegen des‘ Blindgebornen ihn fragteg: Meifter, 


wer hat gefündigt, dieſer oder feine Aeltern? Es war die- 
ſchneidendſte Polemik gegen das Judenthum, als Jeſus er: 


wiederte: Meinet ihr, daß dieſe mehr geſuͤndigt Haben, als 


. Andere? Das Göttliche in Jeſu zeigte ſich, nach des Verf. Ä 

' Meinung, nicht in feiner Tehre, nicht in ſeiner Geſin⸗ 
‚tung, Gott überall, ja bis in den Tod am Kreuze, gehorfam 

| ga fen; fondern darin, daß Jeſus, bey allem: Anſchein der 


ebermacht feiner Gegner, feine Religion zu unterdräden, 
und da noch feine Geſellſchaft von Bekennern derſelbeñ ges 


ſtiftet war, ſich fir den Stifter einer neuen Religion zu ers‘ 


Mären, und Symbole derfelben, als ob fchon eine Gemeine 


pa fen, anzuordnen, Muth und Vertrauen genug hatte. 


Dieß nennt er. die berrlichfte Apotbeofe Jeſu, ben deut⸗ 
Uchſten Beweis feiner Gottheit. — (Wer kann ſich 


wohl enthalten zu fagen, daf der Verf. mit Worten fpielt!) 


Dem Charakter feiner Religion gemäß, habe Jeſus die Er⸗ 


wartungen feines Volles vom Meſſias vernichtet, und mur 
den Begriff von einer Wiederherftellung zur beffeen Reli⸗ 


gion, zu einer hoͤhern Anſicht dee Dinge; und zu einem - 
etsigen Leben in Gott uͤbreg gelaſſen. Diefem Character ges 


maͤß befämpfen auch feine Schüler überall das Verderben, 
- md finden daſſelbe Aberall, außer dem Menſchen und im | 
Menſchen; das Endliche ſtrebt dem Thriſtenthume entgegen,“ 


will Immer noch mehr, als anfhauen, und verfehlt das Ziel. 
feiner Wuͤnſche. Das Chriftenehum ſchaut das Univerfum “ 


0 am liebſten in der RJeligion, und in der Geſchichte derſeiben 


9 
. 


at, vriasbeitek die Rettgton ſelbſt als Stoff le I 


\ 


Proteſt. Oottesgelahrßele.. 49 
and iſt ſo gleichſam eine hoͤhere Potenz derſelben. Weil 
es überall ein irreligidfes Princip vorausfene, iſt es durchs 
aus polemifchi es efktlarnt jede falfche Nekigion, jede ſchlech⸗ 
te Moral, jedes Uebel, das im Finſtern ſchieicht. Es vers 
— den Deſpotismus, als die einzige Seſtalt der Reli⸗ 
ton, in der Menſchheit herrſchend feyn zu wollen. Auf alle 
eije werde das Univerfum anyefchaut und angebetet! — 
(Da nach den idealiftiichen Principien, denen der Verf, er⸗ 
geben iſt, die Intelligenz das Univerſum ſelbſt fchafft: fo 
müßte die Intelligenz ſich ſelbſt anbeten.) — Unzählige 
Beftatten der Religion firid möglich, und wenn es nothiven⸗ 
dig iſt, daß jede zi irgend einer Zeit wirklich werde: fo wäs 
ve es winigfteng zu wünfthen, daß viele zu -feder Zeit koͤnn⸗ 
sen geahndet-werden. Jeſu Schüler haben dem heilige 
Geiſt nie Grenzen gefegt; fie Haben die durchgängige Eins 
eit feiner Offenbarungen anerfannt, Daß die in den heis 
gen Schriften enthaltinen Werke des heiligen Geiſtes von 
Manchen als ein gefchloffener Eoder betrachtet wurden, ger 
ſchah nur von deiien, die ſelbſt für die Religion todt waren. 
Die Heiligen Schriften find Bibel geworden aus eigener 
Kraft; aber fie verbieten keinem andern Buche, ach Bi⸗ 
bei zu ſeyn und zu werden; und was mit: gleicher Kraft ges 
ſchrieben wäre, würden fle fih_gern bepgefellen laſſen. — 
Dieß if ein kurzer Entwurf Des Hauptinhalts dieſes Bus 
des, in den legten Perioden mit den eigenen Worten des 
Verfoflre. Ä x in = 


Wer nicht vorausfeßt, daß die Bernunft ber die Ani 
auung des Univerfums, über deffelden Entfiehung und 
rheber, und über den einzizen würdigen Segenfland der 
Anderung des Menſchen, nichts entſcheiden fönne, der wird, 
bey der unbeſtimmten Erklärung der Religion, die der Ver⸗ 
faſſer gegeben hat, fi nicht befriedigen. Auch der Acbeiss 
mus, und die Meinung von einer bloßen Blinden Noth⸗ 
wendigfeit des Weltganzen, iſt eine Anſchuuung des 
Univerſums, und kann in eine ſchwaͤrmeriſche Vergoͤtte⸗ 
rung und Anbetung der Melt oder der Natur übergehen. 
Und dieſe ſollte den Namen der Religion verdienen? Und 
es ſollte überhaupt bey der Religior nicht auf ihren dog⸗ 
matiſchen und moraliſchen⸗Inhalt; ſondern nur auf. 
die Aeußerungen ihrer Araft ankommen? Der aberwi⸗ 
Kiafte Schwaͤrmer ſollte in der Religion alſo vielleicht * 
V. A. D. B.LVIL B. 1. St. Left. = | D ect 


5° Proif, Gettetgelohehele. 


Aüber den Edelſten der Menſchen, oder doch demſelben u... 
ſtehen? Jenex Spanier, der ſich unbefangen erklärte, Da 
er fich den — um Gott bekuͤmmere, wenn er nur die 
Gunſt der Mutter Gottes babe, ſollte zu den Heroen der 
Religion gehören? Unmöglih! — VWeraͤchter der Religioj 
zu gewinnen hat der Verfaffer um fo weniger den rechten 
Weg eingefhlagen, da fie ihm felbft die Behauptung, daß 
die Religion: urfpränglich im Innerſten der menſchlichen 
Natur ihren Grund habe, um der Bewelfe willen, die ex 
dafuͤr geführt Hat, nicht zugeben werden; fo-lange er: ihnen 
nicht aus Gründen der theoretifchen und praktifchhen Vernunft 
die Nothwendigkeit der Religion dargethan hat. Denn fie 
werden immer mit Recht erwiedern, daß bie Gefühle, uns 
abhängig von der Vernunft, unzuverläffige Leiter, und bie, 
Geſchoͤpfe der Phantafie, fofern fle nieht in der Prüfung 
der Bernunft beftehen, ganz verwerflich find. Sie merden 
ih aud) einer Anjchauung des Univerfums rühmen, zu welr 
cher ihre Vernunft fie leite, und bey welcher ihnen alles, auf . 
dem Standpuntte, aus welchem fie es anfchauen, ale das 
Werk einer. bloßen Naturnorhmendigfeit; und Klugheit und. 
Mannichfaltigkeit des Genuſſes als das große Geſeß der Nas - 
tur fuͤr alle ihre vernünftigen. und vernunftlofen Kinder ers 


ſcheint! 


Die Gewohnheit, alles Außerordentliche, und entweder 
wirklich, oder, wieman glaubte, nicht von Menfchen Bewirk⸗ 
.te, auf eine unfichtdar wirkende Kraft der Gottheit zuruͤckzu⸗ 
führen, amd Unterredungen der Gottheit mit ihren Dienern 

. und Vertrauten, durch welche fie des Menichen ihren Wil⸗ 
ken ofjenbare, anzunehmen ; war nichts Unterſcheidendes und 

. Eigenthümliches der jüdifchen Religion, ‚oder richtiger, der 
Meligion der Sjraeliten. Die ihr gleichzeitigen polytheiſti⸗ 
ſchen Religionen hatten, eben fo wie jene, ihre Propheten 
“und Orakel, und in der politifchen Religion auch eine heili— 








e Tradition. &o die Griechen, in deren mythologifhen | 


erfonen die Aehnlichkeit der Mythen mit den Mythen der 
feneliten zum Theil fo groß ift, daß Huetius verführe wer⸗ 
den konnte, die Urbilder derjelben in der tjraelitifhen Sa⸗ 
gengekhichte aufzufuchen, Die Gottheit ſprach mit ihnen 
ch Orakel, enthuͤllte die Zukunft, verkuͤndete für jeden 
‚act befonders, wenn er die Pfleger der heiligen Orte und 
BGebraͤuche antaſtete, Berderben bem Frevler nicht A u 
, i Ze: . ons 


f2 C; 


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v N 


Tondern der Nation, bis fie wieder fi ansgeföhnt hatte mie 
ber nen Gottheit. So Hatte die Gottheit den Staat 
der Römer durch Romulus geſtiftet, ihm durch Numa Ger 
ſetze und heilige Gebraͤuche gegeben, und durch die Buͤcher 
ber Sybille ſeit Tarquin ein immerwaͤhrendes Drafel mitges 
theilt, bey welchem fie fih Raths erholen konnten. Auch 
die Symbole der Religion der Iſraeliten, die vielfachen Zus 
ruͤſtungen des in die Sinne fallenden Bepränges wir Opfern, 
Enthaltungen und Waſchungen, waren nicht das Charactes 
riſtiſche derfelben, und noch weniger die Religion ſelbſt. 
Rielmehr, daß dieß Volk einen einzigen Sptt, außer dem kein 
Anderer Gott fey, als den Schörfer und Herin des Welt 
als, und als einen Sott, dem nur das Gute, und nichte 
Boͤſes wohlgefalle, verehren follte, und daß dadurch der 
wahre Religionsglaube, als ein feftes Fundament zum Grune 
de gelegt wurde, !daß nur der Gute Gluͤckſeligkeit, der Böfe 
aber früher oder ſpaͤter verfchuldetes Verderben und Elend 
i — habe; das, das iſt das Characteriſtiſche dieſer 
Religion, die niemals untergehen wird, weil ſie im Weſen 
a? Dinge und des vernünftigen Geiſtes des Menſchen ger 
gründer if. Die Religionsgebräudge der Juden find eine 
perältete und von Würmern zernagte Mumie, die bald in 
Staub zerfallen wird. Das Weſentliche der Religion der 
-  Sfraeliten iR ewig, wie Gott, von dem fie ſtammt, und if 
in der chriſtlichen Religion weiter entwickelt und in feiner 
Rollendung dargeftellt! — In der Kriftlichen Religion abet 
iſt die Idee einer Vermittelung der Gottheit fo wenig das 
Characteriſtiſche, daß ſelbſt die Heiligen Schriften der Chris 
ften deutlich auf den Urſprung dieſer Idee aus dem Juden 
thume hinweifen. Berner die Idee einer Ausföhnung mit , 
der. Gottheit hat die Form des Vortrages der chriſtlichen 
NReligion nicht mit den Juden allein; fondern auch mit allen 
anderen Opferreligionen des Alterthumes gemein... Kampf 
wider. falfche Religion und Irreligion characteriſixt die mo⸗ 
ſaiſche und prophetifche Religion, und die Religion eines fer 
Den neuen Religionsverbeflerers, felbft des Muhammed, nicht 
weniger, als die hriftliche Religion. Vielmehr ſtrahlt des 
erhabene Vorzug der chriftlichen Religton vorzüglich aus ih⸗ 
rem Inhalt hervor, der zuerft in einer pofitiven Neligton 
bas für die Hauptſache der wahren Gottesverehrung erklaͤr⸗ 
.te, was Sort ſelbſt durch die Vernunft und durch das Ger - 
wiſſen für Die Hauptſache derſelben — daß une 


— - 
⸗ 


N 
‘ 


52 Proteſt. Gottesgelahrheit. 
und Gebraͤuche, nicht äußere Umſtaͤnde und Verhaͤltniſſe, ſon⸗ 
dern Tugend und Rechtſchaffenheit allein, den Menſch 

Gott wohlgefaͤllig, und einer ewigen Seligkeit faͤhig und 
theilhaftig machen koͤnnen. Dieß ihm zu glauben, und des⸗ 
wegen nach wahrer Tugend zu ſtreben, wie ſie wuͤrdigen Ver⸗ 
ehrern Gottes gezieme, forderte Jeſus. Dieſen Glauben 
forderten die Apoſtel, im Gegenſatz gegen den juͤdiſchen und 
heydniſchen Glauben an Opfer und Gebraͤuche, und eben des⸗ 
wegen drangen fie auch vor Allem auf Thatbeweiſe dieſeß 
Glaubens dur Tugend. Diefem Glauben legte das Chris 
ſtenthum den Glauben an den einzigen wahren Gott, dem 
Schöpfer bes Weltalls, an feine Alles, das Größte wie das 
Geringſte, umfaffende Weltregierung, und an die Unfterbs 
lichkeit. dev Seele, den es unter den Juden vorfand, zum 
Grunde. Es berichtigte Denfelben , indem es Gott ald den 
allgemeinen Bater der Menſchen erkennen lehrte, welcher 
Alle ohne Unterſchied mitt. unpartheyiſcher Liebe zu beglüden 
bereit ſey, wenn fie ihm nur folgen wollen; und indem es 
Richt finnliche Güter und Freuden, fondern Gortes Kinder 
zu werden, als den herrlichen Lohn der Tugend in der Ewig⸗ 
keit betrachten Iehtte. le 
. Ein gewiſſes pretibſes Weſen in der Schreibart, iſt in 
diefen Reden ſehr fichebar, Es fcheine von dem Bewußt—⸗ 
feyn eigener Wichtigkeit auszugehen. Der Verf. [heine ſich 
darin zu gefallen; aber es empfiehlt ihn wirklich nicht. 

| Ä | Ä Ad. 


| Wahrhetten der Religion Jeſu, in Predigtform von 
Joh. Gottfr. Hieron. Hennings, Rector zu Dan⸗ 
nenberg. Zweyter Band. Zelle, bey Schulze, 


1798. 300u. X. S. 8. 18%. 


Folgende Hauptſaͤtze find in den Predigten, die dieſer Theil 
enthält, abgehandelt: 1) Der Werth der Dinge für uns. 
Bängt von dem Sefihtspuntte ab, aus welchem mir diefelben 
anfehen, Philipp. 2, s—ı3. 2) Wer an die Tugend 
aubt, glaubt aud an Jeſum. Joh. 14, 15— 31. 3) 
Heichgültigkeit gegen Religion, Urberfpannung in Vorſtel 
‚langen, und Empfindeley, find die gefaͤhtlichſten Feinde uns 
ers Zeitalters. 1. Pet. 5, 5 — 11. — ——— 
| Ä BE Auf⸗ 


2 


d 





“Ar 
\ 


MNroteſt. Goteeogelahrheit. 53 
Juferſtebung Jeſu fauͤr die fortſchreitende Veredlung ber 
WMenſchheit. Mark, 16, ı rn 5) Nur der Chriſt iR zu 
dem Adel. fähig, den das Gebqt der Feindesliebe in feinem 
‚ . yollen Umfange vorausſetzt. Luc. 6, 31 —42. 6) Don den 
lieblojen Ursheilen - aber unfere Nebenmenſchen. Luc. ız, 
3428. :7) Don der liebevollen Schonung bey den Vor⸗ 
urtheilen Anderer. Röm. ı5, 1— 13. 8) Der Geifl, | 
Zweck und Inhalt des Chriſtenthums iſt wahre euangeliiche 
Liebe und Güte. Mark. 8, 1 — 9. 9) Wichtiger Einfluß 
der Menſchheit Jeſu auf Die Würde.des Menfchen.. Luc. 2, 
. 1-20. 10) Das Wefentliche der Religion muß von dem 
Anßerweientlichen dabey unterichieden werben. a. Cor. 3, 6. 
23) Bon der edeln Geſetztheit des, Chriſten bey fuͤrchterlichen 
tur⸗ und Weltereigniſſen, Luc. 21, 25 — 36. 12) Wie 
wichtig die maͤchtige Kraft der Religion fuͤr die unwandel⸗ 
bare Tugend unſers Erdenlebens ſey. 1. Cor. 1,4 — 9 


Aus dieſer Angabe ber hier abgehandelten Materien 
erhellet, daß der Verf. ſich angelegentlichſt bemuͤhet hat, den 
meiſten Hauptſaͤtzen ſeiner Predigten eine auffallende Ein: 
kleidung zu geben, Er iſt das auch ſelbſt gar nicht in Abre⸗ 
‚de; ſondern bemuͤhet ſich in der Vorrede, dieſes Verfahren 
dadurch zu rechtfertigen, DaB er. fagt, daß die beſten Predig: 
ten, von einer großen Klaffe von Menſchen, die weder zu 
‚den ganz Einfältigen, noch, zu den ganz Sebilderen gehören, 
bloß Deswegen verfäumt, oder doch mit einem die Erbauung 
“ he Hindernden Vorurtheile angehört werden, weil dei Pre; 
diger denn Haupriag feiner Rede gang gewöhnlid ausprüde, 
* und dadur dieſe Zuhörer. verleite, zu glauben, ſie wüßten 
das alles ſchon, was in dieſem Vortrage würde gefagt wers 
den; daß den Redner daher, um mehr Gutes zu fiften, ſich 
: 9a den Geſchmacke folder Zuhoͤrer herablaſſen muͤſſe. — 
Allein Deutlichkeit iſt und bleibt die erſte und vornehm⸗ 
ſte Eigenſchaft einer guten Predigt, deren wir uns vor 
Allem ben unſern Vorträgen veſleißigen müffen: . Wen 
der Zuhörer den Hauptſatz der Predigt nicht verſteht, mie 
foll ihm denn dasjenige, was zur Ausführung deſſelben ges 
fagt wird, werfländlig und nuͤtzlich werden ? Andy drüden 
gerade die berühmteften und belichteften Prediger ihre Haupt⸗ 
> füge am ſimpelſten und deurlichfirn aus; ohne daß Die Zahl 
deret, die fid) um ihre Kanzeln verfammeln, oder ihre ger ' 
druckten Vorträge leſen, dadurch ne oder. ihr Beyfol 


- 


— 


wir 


_ N 


54 Proteſt. Goctesgelahrhelt. 
vermindert würde: Der Verf. behauptet zwar, daß der Uns 
Kin dabey wenig (alſo dach immier etwas!) ‘verliere, 


llein da alle vernünftige Erbauung mit Belehrung dei 


erkandes anfängt; und da der Belehrung nichts foͤrderli⸗ 


eher iſt, als Deutlichkeit: fü befdrdere gewiß der Prediger 


den Zweck und die Rutzbarkeit feines Amtes am meiften, der 
fich der größten Deutlichkeit und Simplicitaͤt befleißigt; der 
ſich lieber des großen Haufens, der Belehrung ſucht, ans 
nimmt, ala den Wenigen, deren Geſchmack durch fehlerhafte 


Lectuͤre verdorben tft, durch fchön klingende, aber jchiwer zu 


verſtehende Hauptfäke die Ohren zu kitzeln ſucht. — — 


Mas wir bisher worden Haupifäßen bemerkt Haben, gilt auch 


von der ganzen Darſtellung der abgehandelten Wahrheiten, 
‚ und von der Sprache, die in diefen Predigten bericht ; beys 


des tft für eine Predigt nicht faßlich, nicht leicht und deut⸗ 
lid) genug. Hätte der Verf. die vorgetragenen Währbeiten - 


nicht in Predigtform eingekleidet, fondern bloß religidie Abs 
handlungen liefern wollen: ſo ivärbe unſer Urtheit. anders 
ausfallen Denn wir wollen ibm teinesiveges das Verdienſt 
einer gründlichen und gedanfenfeichen Darftellung der Wahr⸗ 


heiten abſprechen; fo wie wirden Öfters ſehr treffend gewälle 


ten Beyſpielen unfern Beyfall nicht werfagen koͤnnen. 


R 
* 
Ra. ⸗ 
2 i 


Eypiſlola Judae, graece,; commentario critico et a 
notatione perpetua illuſtrata a (ab) Heurico Ca. 

rolo Alexandro Haenlein, Theöl.D. et Prof. P.O. 
'- Praemifl? eſt commentatio in vaticinia Habacuci. 


Erlangae, ap. Palm. MDCCIC, Pagg. 174. 8. 


16 æ ˖ 

Was doch das Buchhändlerintereffe alles mit einander ver? 
einigen fann! Selbſt den Habakuk mit Judas! Die Abs 

Handlung nämlich über den erſten, &. 1-46, if sin 


vom Verf. im Jahre 1795 unter dem Titel: Symbolse dri-. 
ticae ad Interpret. vaticinioram Habacuci, bey Gelegenheit 


der Annehmung der theologiſchen Doctorwuͤrde herausgeges 
benes Programm. Damit verbinder der Verleger den Com⸗ 


wentar über den Brief Judä, der, wie ein eingefänlttenes 2 
2 te 


* 


Proteſt. Gottesgelaßrgelt, 55 
‚Titelölätt: ausweiſet, wenigſtens zum heile, fen 1796 : 
ebtruckt iſt. Beydes hätte getrennt bleiben follen. ‚NBerigs 
ens hätte bey der Bereinigumg beyder Ochriften zu einer eine _ 
zigen, alles @elegentliche, und ſonach S. 46 ganz weggeſchnit⸗ 
ten werden ſollen; alg wo mod) der Magnificus Äcademiae 
Prorector und Die Doctores Cell. zur Anhörung der Ride 


bes Berf. eingeldden werden. : 


| Was die Abhandlung Aber den Habakak betrifft, ſo bes 
ſchraͤnkt fie Tich auf eine mie dem dritten Kap. vorzunehmen⸗ 
de Transpefitton. Schon’ tim Neuen — Iburnale B. & 
St. 2. S. 33, hatte der Verf. eine Vermuthung hierüber 
äußert, die er hier mit vielem Scharffinne weiter verfolgt. 
Nach einer vorangeſchickten, ihm wohl gelungenen, Verthei⸗ 
digung der Höhern Conjecturalkeitik, zeige der Verf. die 
Schwierigkeiten der Interpretation des dritten Kap. und die 


. Spuren bei unterbrochenen Anordnung ber Orakel des Ha⸗ 


Salut, Dann ftells er die Hypotheſe auf, „daß jenes Kaps 
sel zwiſchen V. 4 und 5 des zweyren Kapitels eingeſchaltet 
‚werden muͤſſe; vertheidigt. fie mit Gründen und widerlegt 
die Einwärfe — Der Verf. geht davon aus, daß es 
vor Alters ʒwey Necenfionen von den Orakeln diefes Pto⸗ 
pheten gegeben haben möge. Die urfprängliche Ausgabe, 
wolche Habakuk felbft, oder ein Anderer, Bald nach deſſen Tos 
de, veranfalter haben möchte, hade das dritte Kap. ficher an 
. ben rechten, vorhin angegebenen, Platz geſtellt. Aber if 
der Folge, meint den Verf., habe man von diefem Rap: haͤu⸗ 
figen fiturgiichen Gebrauch gemacht. In diefer Hinſicht wär 
re e6 mit einer befondern Weberfchrift und Unterfchrift vers - 
fehen worden und fo habe man es denn in einer ſpaͤtern 
“ Ausgabe als ein für fich beſtehendes Lied am Ende angehänge. . 
Aus einem foldyen Erempkare müffe denn auch der Samm⸗ 
ler des Kanons Kine Apfchrift genommen haben. -Zuß Un⸗ 
werftägung diefer Vermuthung zeigt er, wie wenig die Er⸗ 
klaͤrungen andrer Interpreten hier Aushilfe gaͤben; und hebt 
mit vieler Praͤciſton die Einwaͤrfe, die gegen jene Hypothe⸗ 
fe gemacht werhen könnten. Als directen Grund für dieſel⸗ 

be, beruft er fich hauptfäd;lich nur auf die Analogie mit vie⸗ 
"ken Pſalmen/ ale welche gleiches. Schieffal gehabt hätten; 
und freylich ließen ſich hier keine aͤußere Bewẽiſe erwarten. 
CBeylaͤufig wird insbeſondere Pf. 77 mit dem Inhalte von 
Habak. 3 noch genauer Run, alg- bisher von no | 
u RN DD legern 


—W 


56 Proteſt. Bortesgelaßeheit, 
gern-gefipehen war.) Der Gcharfiinm uud das geüßse 

—— des Verf. iſt uns in der Bars Abhaniun under; 

| Apuban, wenn wir ‚gleich nicht ganz von feiner Meinung . 
Bberzeugt, find. . Wir gehen ihm felbft folgendes zu bedenken 

anheim: Einmal finden wir zwiſchen V. R und: 5 des zwer⸗ 

gen Say die Kluft nicht, melde der Verf. dort befeftigt 

glaube. Freylich, went, nach feiner Meinung, Kap. 3,5 big 
17 der inhalt des dritten Kap. erflärt und angewendet wird: 
fo;fcheim es natuͤrlich, daß der Tert (Kap. 3.) dem Koms 
mtutate (Kap 2, 5— ı7) vorangehe. Allein follte die 
folgende Anordnung des Zufammenhangs aller -drey Kapitel 
nicht auch den Schwierigkeiten abhelfen? Kap. 1 nämlich 
Ks Kap. 2,21 enthält eine an Gott gerichtete Klage des 
Propheten. Kap. 2,.2.— 20 folge nun die. Antwort auf jene 

Sage. ( En diefer, Antwort beginnt mit V.5 Das ak 
das nach V. 3. 90m Propheten aufgezeichnet werden follte. 
Kap. 3 endlich liefert nun eine erhabene Schilderung der, im 
awenten Kapitel als nahe bevorftehend geichilderten, Strafe 

felbit, weldye Gott Über das Babyloniſche Neich verhaͤngen 
werde. — Berner finden wir in der Hypotheſe bes Verf. 
an ſich betrachget, eine nicht unwichtige Bedenklichkeit. Nice ' | 
fowohl darin, daß dergleichen ‚einzelne Orakel und lieder zu | 
Kturgiichein Behufe aus ganzen Sammlungen ausgehoben, 


ü 


* 





und in dieſer Hinſicht auch wohl mir beſondern Titein verſe⸗ 
ben wurden (denn dieß wird beſonders durch et 
mehr als wahrſcheinlich); als vielmehr darin, daß ein fols 
‚eg einzelnes, in einer Son vorhandenen und gehörig ge⸗ 
ordneten Sammlung, ‚an, feinem vechten Plate fichenäeg, 
aber nachmals zu liturgiichen Zwecken noch befonders ausge⸗ 
benes und benutztes Stuͤck, eben deswegen .einer zweyten 
Sammlung am Ende angehaͤngt worden ſeyn ſoll. In der 
liturgiſchen Benutzung eines einzelnen Orakels, kann Doch 
unmoͤglich ein Grund der Verruͤckung deſſelben von dem rech⸗ 
ten Orte in ‚der Orakelſammlung, liegen. Die Hypotheſe 
des Varf. ſchiene alſo noch einer naͤhern Beſtimmung zu 
deduͤrfen. Entweder müßte er annehmen, daß es vor dem 
.bturgiſchen Gebrauche diefes Stückes noch gar feine Samm⸗ 
dung der. Orakel Habakuks gab, und daß man bey einer 
erſt jetzt veranitalteten Sammlung. das dritte Kapitel als für _ 
ſich beftehend betrachtete, weil man es fo in, der Liturgie vors 
.. fand, und folglich, hey diefer Anficht, der Sammlung am _ 
Ende ahhangie; aber dann ſinkt bie Zeit der zuerſt — | 


/ 


falteten Sammlung gu tief. herab; oder der Werk müßte 
annehmen, daß die erſte Ausgabe verloren ‚gegangen, mb . 
vergeflen ſey, aus welcher man fonfk hätte erfehen Bünnen, 
wo das dritte Kapitel einzuſchalten fey: aber dann werden 
Hpypotheſen auf Sppothefen gehäuft, von welchen eine noch 
ſchwieriger iſt, als die andere, was wir bier jedoch nicht 
weiter verfolgen dürfen, —— Endlich wird dann auch durch 
das Bisher gefagte der ans der Analogie mit dem Pfalnibuis 
che rte Beweis nicht wenig geſchwaͤcht; indem es ſchwer⸗ 
AUch ein Beyſpiel geben dürfte, daß ein litürgiſch benutzter 
Plſalm eben deshalb in der-Pfalmfommlung von feiner Stel⸗ 
le verrüdt wäre; und gerade anf ein ſolches Beyſpiel kaͤma 
es |). 2. EEE | = 
> "Der Kommentar Aber den Brief Judaͤ Bat ganz das 
Aeußere der Koppiſchen Manier. Vorangeſchickt iſt eine 
Einleitung; dann ſtehen unter dem Texte die kritiſchen No⸗ 
fen, und unter. dieſen wieder ia geſpaltenen Kolumnen Die 
erEfärenden Anmerkungen, De = 
In der Einleitung geht ber Verf. won der Unterſu⸗ 
‚dung über. den Urheber des Briefes aus, Nach Widerles 
gung der verſchiedenen Meinungen anderer Augleger erftäre 
ge ich mie Recht für den. Apoftel Judas, den Bruder Jaco⸗ 
bi des jüngern, Thabbäus und Lebbaͤus genannt. Dann 
koͤmm er auf die.Zeit, zu welcher, und.die Perfonen, für 
welche der rief zunaͤchſt gefchrieben ſey, Hier behauptet 
er mit Store, daß der Brief Arrde mit Dem zweyten Brie— 
fe Petet für ein und Diefisen Tprifen-aus dem Aubenthur 
me beftimmt geweien; nur daB der Brief Juda ſpater als 
der zweytk Petriniſche geſchrieben wäre, : Nur der Orung 
fuͤr diefe Iptere Behauptung, Daher entlehnt, daß Pereug 
. Rap. 2 von zukuͤnftigen, Judas von gegenwärtigen Ar 
lehrern rede, 3.4, 8, 10, f. 16, 22, ift wohl fchwanfend, 
da nach Maaßgabe der Lehhaftigkeit des Schriftftellerg, die 
Zukunft bald als entfernter bald als. näher betrachtet wire, 
und.ba Petrus V. 10 f. fie wirklich eben ſo fchildert, ale 
Judas. . Kierauf-folgt die Unterſuchung uͤber Vetanlaffung. 
und Abſicht des Briefs. Diefe ſchoͤpft der Verf, aus Zufans 
menftellung von V. 3, 4 5, 22, 17. 20. ff. Judas beireis 
tet, jo gut als Jacobus, Petrus und Johannes, jüdifche Srrs 
Ichrer, welche die Lehre von der Freyheit und Eriöjung der 
Ehriften zur Bemanteun pen Biibenabfiheen mibrauc⸗ 


_ 


Li 


.. fondere aber ſchopfte Judas aus dem zwepten Briefe Dertt,. - 


DR 
benutze, womit er aber diefe weder beflätigen’ nochtwiderlegen 
wolle. Judas, fo gut wie Petrus, würden fich ganz ans _ 
ders ausgebrüdt haben, wenn fte dergleichen nicht ſelbſt 
ſtatuirt Härten. Ka, läßt fich wohl eine fo plößliche Neinis’ 


f 


Tr 


— 


sg VProteſt. Gottesgelahrhelt. u 


gen.” gedoch will der Berf. an keine einzelne beſtimmee 


Sekte der Irrdehrer, z. B. der Simomaner, Valentinianer, 
Carpocratianer, u. dgl. m. gedacht wiſſen; da ſchon vor Ent⸗ 


ſtehung aller . diefer. Sekten: dergleichen MWerführer: lebten; 


. Welche die firttiche Freyheit der Chriften zur unfltitden Zus 


deswegen traten auch die Übrigen 


gellofigkeit misbrauchten. " Pauft Zurechtweifungen hierüber 
‚Wurden nicht allgemein genug bekannt, drangen auch wohl, 


‘ 


By’ dem auf ihn geworfenen Kaffe; nicht tief: genug ein; 
Na übrigen Apoftel der Befchnittenen, 
Jacobus, Petrus und Judas, Ins Mittel, Hiernaͤchſt ſucht 
der Verf. die Quelle auf, aus welchen Judas die einzelnen 
Sevanten und Worte feines’ Briefes gefchopft habe. Im 


"Allgemeinen werden die Schriften des X. T., mythiſche 


Ws den Apokryphen aufbehaltene, Ueberlieferungen, und bie 


Austprüce und Schriften deu Apoſtel angegehen. Insbe⸗ 


md hauptſaͤchlich aus dem zweyten Kopitel deffeiben. Er 


bringt Dies gemiffermaßen in einen Auszug, den er. mit neuen 
Beyſpielen aus dem A. T. und aus jüdticher Tradition noch 


. mehr ausſchmuͤckt, um die Ermahnungen und Drohungen - 
Petri moch, eindringlicher zu machen: Daß aber Judas 


‚ aus der Zoroaſterſchen Philoſophie und den Zend + Ba— 


dern geichönft habe, wird, mit Recht, gegen Verder und: 


Baſſe verworfen. Uebrigens wird wohl mehr pie ala docte 
„bemerkte, daß Judas bloß aus Kondefcendenz zu den Juden 
bie Aus ihrer Daͤmonologie entlehnten Beyfpiele und Säpe 


” gung ihrer Begriffe auch nur mit Wahrfcheinlichkeit erwar⸗ 
"un? Nur wir dürfen freylich jetzt, bey. der Perfeetibilis 
taͤt des Chriſtenthums, bie Schlacke nicht mehr mit reinem: 


Metalle, die Schale nicht mehr mit dem Kerne verwechſeln. 


Endlich beſchließt der Vrrf. mit der Unterſuchung Aber das 


pv2 


4 


canoniſche Anſehen des Briefet, mo man dann die gewöhn 


Uchen Reſultate findet. Ueberhaupt muß dieſe ganze Unter; 


ſuchung. mit den veränderten Begriffen über Inſpiration, 
wonnt die Canomcitat fo genau zuſammenhaͤngt, immer mehr 
an Intereſſe verkieven: —— 


Der Do iR nach Sriesb ach abgedeuctt: jedoch ohne 


Accen⸗ 





& a7 


Proof. SoresgihigN Ye 


Yoterte, umb ohne ſich an "Die Interpinttih dieſes ** 
— 


—* 


ten zu binden, von welcher er vielmehr "öfter; wie 
B. 12, abweicht. 
Be Die fritifchen Aumerfungen find,. unter Denubung. . 
der bekannten Quellen, reichlich, und nicht ohne eigue Bes, 
urtheilung bey verſchiedenen Lesarten, gegeben worden. 


"Inden erklaͤrenden Kommentare find die Grunde 
‚ füpe der grammatiſchen Intetpretation genan befolgt, und 
die Verarbeiten anderer- Ansleger treulich benutzt und ges 
wuͤrdigt; fo daß biefer Brief duch die Bemühung des 
:  Berf. allerdings an Licht uhd Deutlichfeit gewonnen Bat. 
Auch unfrerfeits bey. diefer Gelegenheit hierzu mit hinzuwir⸗ 
ken, jeichnen wir ſeboch einige Stellen aus, in welchen wie 


m dt gar keine Rüdficht genommen. Diefe wurden 


men anbeih ah sEijgne vom” Meffias-und. effürsreid 


. gebraucht, als durch weichen und in welchem man van abs 
.. dent Ungemach, insbeſondere von dem druͤckenden Joche der 
Feinde gerettet werden, und Dagegen Im Genafe der hoͤch⸗ 
ken. Sluͤckſeligkeit leben würde, - Im diefer rohen Geſtait 
fHtäpften dieſe Begriffe von tebifchen Gluͤcke, das man won 


‚dem Meflins zu Hoffen Habe, in den Werten aus, awryp - 


| Sl FE 
und ‚um fo mehr in das Chriſtenthum mie hinub⸗ 
je ae man Ai fange ee * 
den dachte; His man endlich dieſe Hoffnungen, bey Vereite⸗ 
kung ihrer woͤrtlichen Erfüllung, vergeiſtigen, und auf * 


— 


+ 
\ 
% 
— ⸗ 
J Are 


\ z i 
us - meet: iewessehabeheit; 
p4.verchehftlichen Inte, Ucbrigens zocheen wir owe ne⸗ 
der nicht On wi Den Verf. für religio faluyifera, ajf 
e für Blücfeligteit 


vielmeh 
und Judas ſagen laffen:_»es liege ihm am Herzen, etwas 
. ga fchreiben, das zur Beförderung der wahren geiftigen Wohl⸗ 
der Chriſten diene. «'— Bey — ebendaf. 


hätte die Beziehung des Ausdrucks auf die Kampfiptele der’ 


Alten, eine Ermahyung verdient. — Arulscer V. 5 wird 
durch mori init, perniciei er mortitradidit, uͤberſetzt. Nur 


hätte ſich der Verf, Über die alte. Idee von Yngfkkgfällen. 


als unmittelkaren Strafen Goͤttes „namentlich Äber Entſte⸗ 


‚der Chriſten Überhaupt nehmen, . 





hung herfelben aus menfchtichen, Begriffen von, Bott, une . 


aus dem unphiloſephiſchen Schlaufe eines. unphiloſophiſchen 
Zeitalters: »poll.hor, ergo -proptes bec,« etwas nä 
werbreisen, und, die Idee, bie wir jetzt bey dergleichen Siel⸗ 
ken feſtzuhalten haben, genauer beftimmen folen ; fonft tappt 
men immer in der alten Dunkelheit, — V. 6 leitet der 
Berf. die Entſlehung der juͤdiſchen Idee, von den Werbres 
“en und ken Strafen der böfen Engel, aus Verbindung deg 
orientalifchen Philoſophems vom Duslismus, mit. dem jübis 


ſchen Oyſtem von Einem, höchften Gotte und Weltregenten, - . 


Wer. Daher fäme im hebr. Texte des A. T. nichts. davon 
wor ; deſto mehr aber. in der, Alexandriniſchen Verſion und in 
den Apokryphen: waraus dann bie Juden und Judenchriſten 
"fm angflofliden Zeitalter Ihre mythologiſche Dämopiologie, 
die fich den aberglaͤubiſchen Phitofophemen der Heiden fehr 
naͤhere, geſchoͤpft Hatten, - Rec. iſt weit entfernt, dieſer Era 
harung ganz zu widerſprechen. Imgerhin mag die Verbins 
"dung des orientalifchen Dyalismus. mit dem unitariſchen 
Spfteme der Inden zur Ausbildung der Daͤmonologie, in 


fpfern fie die boͤſen Engel berrifft, mit bepgetragen haben; _ 


aber noch unverfennbarer iſt Dig Mebertragung von ‚Gen, 2 
und 3 auf die Engellehre der, Juden. Menſchlichen Ideen 
von Gott, als einem Regenten, der, wie menſchliche Könige, 
auch Miniſter noͤthig habe, verdankt die. Idee von Engeln 
Aüberhaupt wohl ihrer Urſprung. Eben fo natärlic war nun 
guch die analogiſche Zuſanpnenſtellung des Engelſtaais mit 
dem — und vermoͤge derſelben varzuͤglich der 

aloge 

denſchen, auf Vergehen und. Schickſale der Engel. Jene 
Waren 2 Tpgouvreg Tau Exvrav apagw, dieſe auch; June 


waren awoAtwoyre; so ıdıoy oanrapioy, dieſe auch. on 
— — laube 


v 


hluß vom „Vergehen und Schickſole der exſten 


s 


Proteſt. Gottesgeiaheheit. 6 


De re Na — en £ . 
glaubt Rec., finden dieſt von Judas gebrauchten Formein 


ihre natuͤrlichſte Haltung und Erklarung. Hinzugenommen 
nun, daß die Juden erſt im Erile in die Daͤmonologie recht 


eingeweihet, und dadurch Auf die Vergleichung des Zuſtan⸗ 
des der Engel mit dem Zuſtande der erften Menſchen Gen. 


2,3 bingeleitet wurden, (wenn fich dieje nicht auch ſchon 
die chaldälfche Daͤmonologie erlaubt hatte, ) fo ift die Er- 
ſcheinung, daß wir nur in jpAteren jüdifchen Schriften Ans 
fpielungen darauf finden, nichte weniger als befremdend. — 
Asaudı abo ’ebendai. verſteht der Verf. mit andern Ausle⸗ 
gern, de terrore et irae divinae fenfu, und de fato miferd. 
biti, cut fubjecti funt (angeli'mali) ex ipfo conlcientiau 
dietamine; haud enim cadunt in genios Infeftög vincıla 
proprie dicta. Der Berf. beruft fih auf Petrus, der os. 

a 2oPz eben fo gebrauche. Allein ſchwerlich würden ſich 
Deus und Judas fo ausgedruͤckt baden, wenn fle fich die 
Sache fo philoſophiſch, und nicht vielmehr, mit andern Ju⸗ 
den, an wirkliche Sefangenhaltung der böfen Dämonen im 


Tartakus, (der deshalb auch 7 PuAxuy heißt,) gedacht hät ° 


gen. — V. 8, wo es heißt: auporyra aperacı, dofas da 
PiasPyuseı, will der Vetf, wie mehrere andre Interpre⸗ 
ten, die Worte xupsor. und do£. eben fo wie 2. Petr. 2, 10 
von obrigkeitlidden Perſonen verftanden wiſſen. Allein, 
was die letztere Stelle berrifft, fo find die yon Pott aufge⸗ 
fuͤhrten Gründe für die Beziehtmg beyder Worte auf hoͤhe⸗ 
te Engelklafſen zu bündig. als daß man dieſe 'bezweifehe 
koͤnnte. Er beruft fich theils auf den Sprachgebrauch, nach 
welchem zupsor. und dog. in folcher Verbindung gewoͤhnlich 


Theils auf V. 11, der durch die Partikel ora mit V. 10’ ge⸗ 


nan zufammenhängt, und mo ausdruͤcklich ayyaAcı für jene 
beyden Worte ſubſtituirt wird; theils endlich auf die ganze 
Argumentationg s Deanier in diefer Stelle, welche ohne alle 
Haltung tft, ſobald man xvo. und do£. von Obrigkeiten vers 


ſteht. Gleiche Gründe treien auch bey. unferer Stelle für 


‚gleiche Erklärung ein. Außer dem Sprachgebrauche jener 


Worte an fi, verlange fle auch Hier det Züfammenhang. | 


Nicht bloß weil im vorhergehenden fechsten und im glei 
folgenden neunten Verſe von Engeln überhaupt. die Node 
it; fordern au, weil eben dieſer neunte Werd, ber das 


betannte Beyſpiel vom Erzengel Michael enthält, in Vet⸗ 


Undang mis 0, de, din wasdvitdrern Sinn giebt, wer 
u J man 


— 


? 


Paxeeſ. Gottesgelahrhei. 


man die Worte zug. und daf, von Engeln, als wenn man 
von Obrigkeiten verficht. Hr. Haͤnlein fahr den Zu⸗ 
mmenbang jo: Verfu nono petulantiam .adverlariorum " 
udas caftigat exemplo contrario Michaelis Archangeli, 
qui vehementer cum Satana contendens aliquando, tamen 
non vo procellit audaciae, vt malorum angelorum prircl- ' 
convitiis laceflerer, er juftitise divinae, poenas illi 
decreturse, vindictam praeriperet. Hoc itaque .exemplo 
infaniam et contumeliandi rabiem haereticis exprobrare; 
modeftiam vero er debitam erga perlonas majeltate prae- 


ditas reverentiam, lectoribus fuis commendare voluifle . . 


"apoftolum, dubio caret, Bezieht man aber xupior. und 
doẽ. V. 8 auf die Engel, fo iſt der Zufammenhang folgender: 
‘> die Irrlehrer entbloͤden ſich nicht, ‚Die höheren Rangord⸗ 
nungen guter Engel zu ——— da doch der Erzengel 
Michael, ſelbſt Satan, den boͤſeſten der Engel, ſich nicht 
‚zu ſchmaͤhen unterfieng.«: Wäre mag noch zweifelhaft, wel⸗ 
"her-Zufammenhang der natuͤrlichere ſey: fo vergleiche man 
nun noch den gleichfolgenden zehnten Vers, wo es heißt 





duro ds, daa usv ovx osdacı, BAxaPruscı, von de 


Qvusınang erısayraı etc, _ Sollte hier das oax ovx osdacı . 
(le. Quoixuc, vs dns gleichfolgende,) nicht ungleich 

natürlicher auf die Engel Bezogen werden, die man freglich 
nicht Quoixoc erkennen kann, als auf Ohrigkeiten? Waͤre 
es endlich durch Gründe entſchieden, daß Petrus a. a. O. 
‚von Engeln rede, und daß unfere Stelle, in Bezichung auf 
"jene Petrinifche, niedergeichrieben wäre ::fo gäbe Diefer dop⸗ 
“. gelte Umfland, der vorgefchlagenen Erklärung der Stelle des 
.Yudas, in Hinficht auf Engel, keinen unbedeutenden Aus 
ſchlag. — B. 12 heißen die Irrlehrer devdpx anzpra dis 
amodayoyra. Hier will der Verf. dic nicht, wie. gewöhns 
ch, zu arodavovra, fondern zu axupma gejogen willen. 
Deſnn, fragt er, quid efle poflunt arbores bis mortuae? 
Allein daß dis in folchen Verbindungen nachitände, dafür 
‚möchte es am Beweiſe aus dem Sprachgebrauche fehlen. 
‚Dagegen begünftigen das vom Verf. felbft arigeführee Domes 
riſche ducIauyc, und das Korazifche pro quo dis patiar mori 
‘(Od. XII, 22) den Sprachgebrauch von der gewöhnlichen 
Werbindung von dic mit awodavoyre. . Und wenn man nur - 
in dem dis nicht. fubtilifier, fo tft die Bedeutung ‚von Baͤu⸗ 
men, die einmal über das andere keine Fruͤchte tragen,, — 
die zwey ober mehrere Zahre nach einander unfruchtbar Kun, se 

= r . — a 

f} , h 


L 


Proteſt. Gottesgelahrheit. J 63 


Cda doch ſonſt ein Baum wenigſtens ein Jahr um das ander 
ze zu tragen-pflegt, ) und hierin wieder der metaphortfche 
-Begriff.von Menfchen, die für alle Befferung verloren find, 
To fchwer nicht zu finden. — Weil die Beichreibung der fols 
‚chen Lehrer V. ı2, 23 demnaͤchſt V. 16 und V. 19, und 
- zwar beyde male unter derfelben Wendung mit aͤro⸗ 0. 
wie V. 12, fortgefeßt wird: fo ftellet der Verf. die dazwir 
fehen liegenden B. 14, ı5 und ®. ı7, 18 in Parenthefe.. 
"Mer. weiß nicht, ob mie Recht? Denn Judas. führt eine 
doppelte Weiffagung von Strafen an, welche an jenen fa . 
ſchen Lehrern in Erfüllung gehen würde. Die eine vom 
Enoch V. 14,15. Von diefer,. die zunaͤchſt auf die gortlojen 
Menſchen vor der Suͤndfluth geht, wird V. 16 mit sros 
01 die Anwendung Auch auf die Irrlehrer der damaligen 
” Zeit gemadt. (Darauf führt noch mehr das xa; in dem 
„Morten mpos@yrevos ds xuı Taroıs, womit V. 14 die 
Weiffagung des Enoch angeführt wird.) Dann folgt. V. 
"17, 18. die zweyte, im eigentlichften Sinne auf jene fals . 
ſchen Lehrer gemüngte Strafen ündigung der Apoftel ſelbſt; 
und auch von diefer wird V. 19, wiederum mit der natuͤr⸗ 
lichen Wendung zros ssoı, bie Anwendung auf fie gemacht. 
Bey diefer, wie wir. glauben, unverfennbaren Ideenfolge 
.. möchten jene Parentheſen den Zufammenhang mehr erfchwer 
ren, als erleihtern. .. - 
Doc, die angeführten Bemerkungen mögen für unſern 
Zweck hinreichen. Webrigens‘ hätte der Verleger, um dem 
Uebelftand zu vermeiden, daß über vielen Seiten gar kein 
- Text fteht, eine Eleinere Schrift zu den Noten wählen, und 
für mehrere Korrektheit forgen follen; deun alles wimmelt 


von, zum Theil fehr groben, Druckſehlern. 


Heilige Reden zur Belehrung und Beruhigung für 
die Kinder des Lichts, herausgegeben von D. J. 
2 W. Scherer, Prediger zu Echzell im Hefſen⸗ 
Darmſtaͤdtiſchen. Zweyter Band. Semgo,. in 
der Meyerſchen Buchhandlung. 1799. 360 ©. 8, 
INE-AH-. er ee 
ie Bönnten uns bey Beurcheilung des Werks kurz faß 
* und unſere — a 6 —— 
eſſe 


” 


64 | | Proteft, Gottesgelahrheit. 


deſſelben verweiſen, als mit welchem der vor und liegende 


von Hleihem Werthe, oder vielmehr Unwerthe iſt. Ok 
aber der Verf. eine genauere Beurtheifung fo ſehr wuͤnſcht, 
und diefe vieleicht in der Folge auf das Werk einigen Eins 
Fluß Haben dürfte; fo wollen wir wenigftens etlihe Haupt⸗ 


bemerkungen liefern, die das obige, vielleicht zu hart ſchei⸗ 


nende , Urtheil vechtfertigen werden. Der Verf: will zwar, 
ant der Vorrede » vortheilhafte Privat s Beurtheilungen vor 
um "Theil fehr berühmten, Kanzelrednern über den erften 
Band erhalten haben, erwähnt auch » daB die Verlages 
Handlung auf die. Lieferang des zweyten Bandes dringe; « 
allein das alles beſticht une im unferm Urtheile nicht. ' 
Die Tendenz des Werkes fol dahin gehen: »fittliche 
amd religidfe Aufklaͤrung zu verbreiten, und die wahre Her⸗ 
Kenar um nit diefer in Uebereinftimmung-zu bringen. 


rediger und Kandidaten follen hier Huͤlfsmittel bey ihren 


"Arbeiten. genug erhalten, den Ideengang diefes und jenes 
Mannes kennen zu lernen, und zu bemerken, wie mar 
philoſophiſche Gegenftände populär machen, und zur Aufs 


| Ylärung ‘des geoßen Haufens anwenden müffe.‘ Der gebil⸗ 


dere Mann fol Hier über die wichtigen Gegenftände aui 
der Religion und Moral Auffichläffe bekommen; fein Geikt 


‘fol zufernerem Nachdenken Vefchäfftigung finden, und fein _ | 


Herz nicht ohne Rührung bleiben; denn er finde hier volk 


tommen ausgearbeitete, rein vernänftige Predigten. . 


Bar in feinem Syſteme der Religion und Moral noch nicht 


feft geworden ift, wird es Durch Diefe Predigten werden!w 


3° Wahrlich dieß- verfpricht viel! fo viel, ale man nur 
Bey einer oberflächlichen Bekanntſchaft mit den geiftigen und 
fittlichen Bedärfniffen-der Menſchen verſprechen kanrız dent 
je gründficher diefe iſt, deſto weniger wird man- zu leiften 
glauben. — Doch jest: zur Beuriheilumg der vollkommen 
"ausgearbeitet ſeyn follenden Predigten ſelbſt. Der eine 
Verf., (denn es findderen mehrere ).leifter zwar mehr, wie 


der andere; aber feiner ‘das verſprochene. Kein Theilies 


gend einer- Predige in diefem Magazine kann dem Kenner 
Aenüge leiſten. | 


Die vorangeſchickten Bebere find bald zu troden, bald 


zu deklamatoriſch, und gedankenleer. Keins har die homi⸗ 
jetiſch richtige Beziehung auf die Predigt ſelbſt, und in afr 


ben fol] irgend ein Gut von der Gortheit unmittelbar herab⸗ 
geficher werden, was doch mit ber Natur eines vernuͤnfti⸗ 
N \ : gen- 


x 








/ 


Proteſt. Gottesgelabehelit. 65. 


gen Gebetes unvereinbar iſt. Sr. D. SFranz Knors thut, 


mach der Väter Weiſe, ſogar nach dem Thema noch Stoß« 
- feufzenleing, in welchen Unterfiügung des Vortrags mit 
ber himmlischen Kraft, 2c. und der Erfolg der Predigt von 
Fr erbeten wird. (Pred. 5. und 6. ©. 105.) Diefer 


ehler befremdet Hier um fo mehr, da der Herausgeber ſelbſt, 


in der zu Diefer Sammlung gelieferten drepzehnten Predigt, 
dagegen eifert; ohne aber freplich felbft einen ganz befriedi⸗ 


genden Begriff des Gebetes an die Stelle der alten Borurs . 


theile zu ſetzen. » Das Gebet, fagt er dort, iſt und kann 
nichts anders ſeyn, als die Richtung unferer Gedanken auf 
Bott, der Ausdruck unſrer Geſinnungen und Empfindun⸗ 
en zu ihin.«. Wie wenig beſtimmtes iſt Doch hiermit ges 
ge, und wie wird fid) mancher in Werlegenheit fühlen, 


‚. einem Gedete dieſen Charakter zugeben, wenn die Richtungen - 
des Geiſtes beym Gebete nicht genauer angegeben werden. 


Der Verf: ſelbſt ſcheint auch darüber mit fih noch nicht: eis 
nig und auf dem. Reinen zu ſeyn; ſonſt hätte er ſich theils 
in dieſer Predigt wohl mehr bey diefer poſitiven und wichti⸗ 


aufgehalten, theils in andern Predigten nicht denfelben Feh⸗ 


14 


gern, als den negativen und ummwichtigeren. Beftimmungen. 


ker des unmittelbaren Herabflehens begangen, den. er hier x 


mißbilligt. (Vol. z. B. S. 201 unten.) _ 


Die Texte ſind frey gewaͤhlt; aber in dieſem Betrachte 
hätten ſie auch oft fruchtbarer gewähle werden mögen, als 
geſchehen iſt. Zu eben erwähnter Predigt -über ven Nutzen 
des Gebetes 5. B., Hätte Rec. lieber einen Tert aus der 
Bergpredigt, als die wenigen Worte aus 1 Ihefl. 5, 17; 


»betet vhne Unterlaß« ‚genommen. Wen diefer minder. 


fergfältigen Wahl des Zertes ift er denn auch meiftens blofs 
ſes Motto. Hierzu bedarf es weiter. keiner. Belege, da der 
Verf. dieß ſelbſt in der Vorrede erklaͤrt, ohne es jedoch ents 
ferne als Fehler zu betrachten. Möchte auch immerhin cin 
‚Motto vor ‚einer. Prediger eben fo vielen Sinn und. Haltung 
haben ,. ale vor einem Bucher fo begreift Rec. doch nicht, 
warum man dem Terte, bey freyer Wahl deflelben, nicht 
mehrere Haltung geben, d. h. feinen Vortrag, jedoch zwang⸗ 


Is, darauf gründen, ihn jo deſto mehr perchriſtlichen, vers’ 


‚ deutlichen, und dem Gedaͤchtniſſe und Kerzen der Zuhörer 
deſto unvergeßlicher und eindringlicher machen wolle, 
Schlimm genug, daß bey vorgeſchriebenen Jexten der Der 
V. A. D. B. LVI. B. i, St. Is Heſt. E dige 


4 


a 


66 Proteſt. Gottesgelahtheit. 


\ 


— 


diger oft in die Nothwendigkeit geſetzt iſt, ſie als Motto zu 
betrachten, wenn er ſich in der Wahl des Thema's lieber 
durch die ſittlichen Beduͤrfniſſe der Gemeine, als durch den 
Anhalt der nun einmal vorgeſchriebenen Perikope, beſtimmen 
läßt; aber bey freyer Wahl des Thema's können wir einen 
Tert, als bloßes Motto betrachtet, nicht aus heißen. 
In den Krordien ift, bey diefer Anficht des Textes, 
denn auch wenig oder.gar nicht für gehörige Erklärung defs 
‚felben geſorgt, welche do ein Haupterforderniß zum Exor⸗ 
dio it. Bald wird der Text kaum berührt; bald wird über 
den Sinn deſſelben kurz abgefproihen, ohne ihn ays dent 
Terte zu entwickeln. Belege geben die zweyte, dritte, vierte und. 
mehrere Predigten- her. (Vergl. ©. 18, 32, 33,46, ꝛc.) 
Eben fo wenig tft für den ziventen Hauptzweck eines Erordis 
ums gefchehen ; für den: die Aufmerkſamkeit der Zuhoͤrer 
auf die abzuhandelnde Draterie vege zu machen. Der eind 
Verf. geht gleich von dem wenigen, was er über den Tert 
fagte, unmittelbar zur Abhandlung felbft über; (wie in 
‚der neunten Predigt, S. 171) der andre anticipirt etwas . 
» im Allgemeirien von -der abzuhandelnden Materie ſelbſt, 
€ wie in den oben angeführten und andern Predigten,) und 
ſchwaͤchet auf diefe Art die Aufmerkſamkeit mehr; als daß er 
fie verſtaͤrkt. Diejen letztern Fehler verbindet befonders Ari 
ı D. Buots (Pred. 5) mit einem andern :: nach alter Weiſe, 
von einem dder niehreren Sprüchen und Sprüchmwörtern, 
Die mit dem Terte und Thema einige Verbindung haben; ' 
auszugehen, und diefe fo lange zu martern und zu wieder⸗ 
Holen, bis das Exordium ohngefähr lang-genug ſcheint/ und 
Kch zufällig eine Wendung findet, zum Thema felbft mit 
Ehren hinüber zu fchlüpfen. Des Verf. Thema läutet: 
> wer ift ein würdiger Chrift ?« Damerden nun in einem 
mehr als. fünf Seiten fangen Erordio die Sprüche abgehan⸗ 
delt: Hochmuth thut nimmer gut; —- mern viel anberz 
rraut iſt, von demmird viel gefordert; — wer flolz ift, den 
ann Gott demuͤthigen; — Hoffarth kommt vor dem Falle « 
und alle diefe Sprüche werden ſchon zırt Charakterzeichnung 
des würdigen Ehriften benutzt. Iſt das nicht antieipitt? 
Wird dadurch nicht das Intereſſe für die Hauptmaterie gez 
ſchwaͤcht? Heißt denn Erordium etwas. vor dem Thema 
gefagtes, fey es Übrigens, "was eg wolle? — 
» Die Themara find bald zu eudaͤmoniſtiſch (z. B. 
Pred. 23 » über den geoßen Nutzen chriſtlicher Sarmperig | 
* Be ie . Bit 


⸗ 


Proteſt. Gottesgelahrhelt. | 6867 


£eit und Wohithaͤtigkeit.« — ein Fehler, worin and) eins 
jene Theile der Predigten wohl verfallen; (als Pred. 2. 
Th. 3. S. 18, wo der Einfluß ber Undankbarkrit auf den 
Undankharen ſelbſt, bloß von Seiten der Zerſtoͤrung feiner 
Wohblfarth dargeftelle wird;) Bald gu unbeftimme, (wie 
; B. Predigt 2,, vom Undanke, vhne zu beflimmen, vb 
Undant ‚gegen Gott, oder Menſchen ‚gemeine ſey;) ba 
nur. halb wahr (als Pred. 4: » ein lebhaftes Andenken an 
den Tod ift das befte, ‚Eräftigfte Mittel-gegen die Hinder⸗ 
niffe des Suten;«) bald zu einfeitig,C wie Pred. 9: » die 
“ Pflichten der Unterthanen gegen die Obrigkeit« welche zu 
mehrerer Haltbarkeit, Deutlichkeit und Eindringlichkeie nie 
leicht ohne in Verbindung mit den gegenfeitigen Pflichten - 
der Obrigkeit gegen die Unterthanen, abgehandelt werden 
follten;; ) bald zu viel umfaflend (5. B. » wer iſt ein würz 
diger Chrift ?«) bald zu erivial, ohne Netz der Neuheit, 
und des temporellen Bebürfniffes, (ſ. die bisher anger 
führten und noch andere Themata, ) bald endlich enthalten 
fie auch die Zaupttheile nicht in ſich. Met.erwärtet 


4. B. nad) dem Thema : über den wahren TTutzen Des Gebetes 


im erften Theile erſt eine  Beftimmung des Begriffs des 
ebetes? Gut, daß der Verf. diefen in einem bejondern 
Theile vorläufig entwickelte; aber dann mußte, das Themaͤ 
fo lauten: » Aber den wahren Begriff und Vutzen des. 
Gebetes, « nun erwarten Zuhörer und Lefer, daß er im ers 

- fen Theile von dem Begriffe; im zweyten vom Nüßen des 
Gebetes reden werde, Eben jo laßt das Thema: „wer ft 
ein würdiger Chrifi?« nur Beftimmungen diefes Begriffs. '. - 
eines tpüidigen Chriſten, nicht aber in einem zweyten Theis 

le noch » Beweggründe, die uns zur Uebung des wahre 
Chriſtenthums beſtimmen müffen« erwarten. Die Regel 
der Homilerik, daß das Thema die Haupttheile auf die leichs 
eefte Art in fi) enchalten muͤſſe, iſt nichts weniger ‘als per 
dantifch ; ſondern ganz in der Natur und Tendenz des Themas, 
dem Zuhörer die Ueberſicht Aber den Hauptinhalt der gans 
3en (nicht der halben) Predigt zu geben, gegründet, und 
wird doch Bey. weitem von den mehreſten Kanzelvednerit 
vernachlaͤßigt, oder mißverſtandgen. — 
ie Diſpoſition ——— ganz unlogikaliſch. Pred: 
6. 3. B. » Über einige Mittel Zur Befoͤrderung chriſtlicher 
Eintracht,« wird fo diſponirt: » Iich muß an den Freuden 
Anderer wahren- Antheil ae EG muß —— 


822 


- 


6 j . Protefl Gottesgelahrheit. 


men an ihren Leiden; 3) th muß fie aufrichtig chriſtlich zum 


Guten aufmuntern und ermahnen; 4) ich muß ihre Fehler 
mit Geduld und Nachſicht ertragen.« Vereinigen fich hier 
die beyden erften Theile nicht in dem Begriffe von Theil 


‚nahme an Anderer Schickfalen? und enthaͤlt nicht der vier⸗ 


se Theil bloß cine nähere Beftimmung des dritten Theils; 
und mußte er folglich nicht mit dem dritten verbunden, und 
auf Theilnahme an dem Betragen Anderer zurückgeführt 


werden? Nun waren logikaliſch richtige Gegenfäge da, \ _ 


und. dag ee bey minderer Zerftiicelung, für den 
Zuhörer behaͤltlicher. C Auffallend ift übrigens bey diefer, 
fo wie bey der gleich vorhergehenden Predigt des Hrn. D. 


Bnors, die Manier, alle Hauptideen der Predigt, vom 


Anfange berfelben bis zu Ende, unter gleicher Art von Nu⸗ 
mern fortlaufen zu laflen. Das veriwirret, flatt zu verdeut⸗ 

lichen.) Pred. 7. wisd der Beweis für das Thema: » daß 
wir bey Tugend und Mechtfehäffenheit mächtiger als bey 


Sünden und-Laftern find «dutch folgende Haupttheile bins. 


duch geführt: 1) » Mir gehen mit größerer Weisheit zu 


‘ 


Werke; 2) wir behaupten einen frohen und flandhaften . 


Muth; 3) wir koͤnnen uns auf unfern Nebenmenfchen ficher 
verlaflen; 4) und allein auf Gott vertrauen.« Hier leuch⸗ 
ser es doch wohl jedem ein, daß fich die beyden letzteren 
Theile im dem allgemeinen Begriffe von: Vertrauen vereis 


nigen, und daß beyde Theile wiederum als Unterabtheiluns 


gen zum: zweyten Haupttheile gehören: indem Vertrauen 
auf Sort und auf Menſchen infofern uns flärker macht, als 


es uns Muth einflößt, wovon im zweyten Haupttheile die - 


Rede ift. Ohne hier alles auf allgemeine Säge zuruͤckzu⸗ 
führen , hätte hier der Verf, fonft noch eine Menge folcher 
Thale, als der dritte und vierte find, hinzufügen können. 

Pyred. ı2. welche den Beweis der » wichtigen Pflicht der 
Kinder des Lichts, Tugend früh zu achten « übernimmt, 


verweilt bey Brmabnungen zur Ausübung der Pflichten‘ 


. x) gegen Gott; 2) andere Menfchen, und 3) uns felbft; 
ſtatt eben jenen Beweis für fruͤbe Tugendachtung zu fühs 
vn — Daß die Unterabtbeilungen ' gleiche — 

haben werden, laͤßt ſich aus dieſer Beſchaffenheit der Ha 
theile von ſelbſt vermuthen. | 


upte 


Die Ausfuͤhrung bekuͤmmert ſich ſelten darum, einen — 


beſtimmten Begriff von ber Hauptſacht zum Grunde zu les 
gen; wovon doch richtige Darftellung und — 
F | — einer 


\ 


Proteſt. Gottesgelahrheit. | 69 | 


einer Predigt ganz vorzüglich abhaͤngt; vollends wenn bie 
. Materie etwas fchwigrig iſt, wie z. B. Pred. 3. »von dem 
| Er Werthe eines lebhaften Gefühle für Pflicht. Das 
° Eommen denn auch nicht, felten Verwechſelungen felbft 
der gangbarften Begriffe vor, wie z. B. von Wohlthaͤtigkeit und 
' Barmherzigkeit, Pred. 1. Auch ift die Ausführung. nicht 
bel vertheilt, wie wir bieß 3. B. bey der drepgehnten 
redigt ſchon oben, bey Würdigung der Manier, in, welcher 
- die Gebete vor dieſen Predigten abgefaßt find, bepläufig 
RE haben. Don der Folge der einzelnen Ideen in Auss 
üheung der Unterabtheilungen, möchte es den Verf. ſelbſt 
ſchwer werden, Rechenſchaft abzulegen; ſo billig ſie auch 
von ihnen, wie von jedem Schriftſteller, gefordert werden 
koͤnnte. Dageht ber Beweis oft der Erklärung voran, oder 
wechſelt nad) Velieben ab ; da fehlt die Erklärung oft gang, 
wvo ſie doch fehr nöthig wäre, u. ſ. w. 
Die &Schreibart tt Bald zu miodern und der Kanzel 
unwuͤrdig, 5. B. » dem Frohlichen nach der Mode zu feinem 
Gluͤcke gratuliren, und ihm ein herfömmliches Compliment 
machen« S. 110; bald grammaiiſch uurichtig, als: »Das 
ers fhluchget, ©. 2575 — es iſt ſich nicht zu wundern, 
S. 262; wer hat uns die Gottheit kennen gelernt? ©. 300 
v.« Bald zu weitſchweifig, (wie denn z. B. Pred. 5. volle 
42 Seiten lang iſt,) und bald endlich zu deklamatoriſch; 
ein Fehler, deſſen ſich der Herausgeher ſelbſt vorzuͤglich ſchul⸗ 
dig macht. Nur eine Probe. Die Grabrede Nr. 15. S. 269 
beginne ſo: Sort, wo bin ich! in weiche Ihe Gegend 
verſetzt! Alles um mid) her iſt verwelkt, alles erſtorben. 
Die ganze Natur ſcheint im Schlafe zu liegen. Da iſt 
feine Blume mehr, die ſuͤße Wohlgeruͤche verbreitet, fein 
Baum, Seine Staude mehr, mit grünenden Blättern ges. _ 
ziert. Dunft und Nebel hat die Luft übe und kalt gemacht; 
Froſt und Schnee hat der ganzen Gegend ‚eine traurige Ges 
fialt gegeben. Gott, wo bin ih! Hier um, mich her fehe 
Ih Gräber mit Rafen und Erde bedeckt — Steine, die mir 
Denkmaͤler für Verſtorbene zu feyn jcheinen ! — Mens . 
", fhen in zahlreicher Berfammiung ftehen um mich ber, fie 
find in Trauerkleider gehuͤllt, ihre Gefichtszüge find Betrübt, 
ihre Augen betbraͤnt, Seufjer und Wehklagen ftöhnen fie "- 
aus! — Ach, was feheih — fie haben einen Menſchen, 
einen Juͤngling begraben, Jetzt erft fomme ich zu mir feldft, 
und erinnere mich der Pflicht, u mich — — 


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⸗ Ss, 
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25 Proteſt. Gottesgelahrheit. 


at, u. w.«e Solche uͤberſpannte Empfindeley ſetzt den Zuf 
ver, Rate ihn zu erbauen, nur in Verlegenheit, infos 
fein er dem Prediger nicht nachemmpfinden kann. Solcher 
Balimarhiäs erregt den Verdacht ber Affectation, oder einer 
erſtandesverwirrung, von welcher dann der Verf. hier get 
ade da zuruͤckgekommen wäre, wo fie erſt am —— 
itte werden’ ſollen, naͤmlich bey ‘der Entdeckung, daß 
man einen Menſchen, einen Juͤngling begraben habe.« , 
Doch dieß ſey genug über die Finſterniſſe, in dieſen 
Predigten für Kinder des Lichts! Daß zwiſchen dem. Zwe 
ete und dem Bchaltederfelben ein großer Abſtand ſey, werben 


Anfere Leſer yon ſelbſt emfehen, | 
Für Chriſtenthum, Aufflärung und. Menſchenwohl, 
"von D. W. F. Hufnagel. Deitter Band, IL 


IV. V. VI. Heft. Erlangen, bey Palm, 1800. 
jedes Heft 5 Bogen 8. 22. 


Bes dritte “Heft enthält eine abgekuͤrzte ynd freye Ueber⸗ 
esung, des Charron, über die Weisheit, in Bruchſtuͤcken 
Das vierte Heft euthälr den Vorſchlag eines einfichtsvols 
len Sefhäfftsmannes, daß die Reformirten und. Lurheraner, 
ſich dadurch vereinigen ſollen, daß fie das Abendmahl, ges, 
meinſchaftlich genießen. (So' lange aber noch die Parıcyen 
als Parteyen mit befonderen Rechten, Einrichtungen u. 
f. w. beſtehen, wird aus diefer Vereinigung nichts). Hier⸗ 
- auf folge die Beantwortung der Frage, ob bey dem Ueber⸗ 
teitte der Reformirten zu den Lutheranern, ein befonderer, 
Neligionsunterricht nöthigfen. Man foßte faum glauben, 
daß man zu ünfern Zeiten noch fo etwas fragen könne, und 
doch iſt es in einer‘ Fleinen Reichsſtadt geichehen ). ‚Den 
Schluß macht eine Weberfegung der Schriftftele Luc. XVT, 
y. 115, mit Bemerkungen über‘ leberſetzungen übers 
haupt. Das fünfte und ſechſte Heft enthält die Beſchrei⸗ 
bung einer. Reiſe nah Carlsbad und Franzensbtunn, in 
Briefen an Frau und Kinder," weiche ſich angenchm leſen 
laffen, und Bemerkungen über den Gebrauch des Brünneng 
nd andere zufällige Gedanken enthält; "aber, genau genom» 
men, nicht hierher gehöre ‚ wenn man den Titel dee let 
rem Ne ap or bene nm er ev‘ 
J | Zn." 


, 





Proteſt. Gottesgelahrheit. 78 


nicht in der weiteſten Bedeutung nehmen wi. Aber dann 
mochte man — was Bi hierher gehöre? 


I: 


— Blätter von D. W. F. Hufnagel. Ziven- m 
ten Bandes zweytes Stuͤck. Erlangen, — 
‘Palm. 1800. g Bogen 8. 98, 


ierin find. abermals zwanzig fiturgifche Auffäge von 
verfhiedenem Inhalte befindlih. Sie zeichnen ſich, wie die 
vorhergehenden, durch ihre nachdruͤckliche Kürze und telis 
‚giöfe Wärme aus. Ob aber der gemeine Mann alles ners 
fliehen: wird, was hier freylich herzlich genug gefagt worden 
ift, und ob nicht vteltgehr der hin und wieder belichte Rhyt⸗ 
mus ber Gemieinverftändlichkeit hinderlich iſt; iſt und bleibe 
dem Rec. zweifelhaft, er mag dieſe Aufſatze ſo — und 
iangſam leſen, als er will und kann. Ye 

j. 


——— 


| Obfervationes ad Jus Poruflicum commune, feripf. 
Chriß. Ludov. Paalzow. : Faſcioul IV— VIE, 


Bad 1797 — 1800. 433 Bog. AME. 2 


‚Sir find, mit dem Urtheile eines andern Kecenfenten in 
eier Bibliochet (Bd. 41. St. 2, S . 434) völlig dahin ° 
einverftanden, daß die Kenntniß deg Preuß. Land / Rechte 
durch dieſe Collektaneen⸗Sammlung ſehr wenig bereichert 
worden iſt. — Es gewinnt das Anfehen, als 05 der Verf, 
das A. 2. R. nur als ein Vehikel brauche, um dasjenige, 
was ihm, bey einer fehr gemiſchten Le türg, der weitern 
"Verbreitung werth (heine, ‚an den Mann zu bringen. — 
Wäre dieß nicht der Fall, jo wäre ſchwerlich abzuſehen, wie 
Abſchnitte, wie folgende: de venatione per equos et Canes 
curlorios, — de phylognomia mala, geltuumgque figenis, — 

de officia matrum, propric laete alendi liberos, — de plagio 
literario et: populi plaufu, und mehrere dergleichen, dem 
einzigen gedenkbaren Zwecke des et heterogene Dinge, 

4 


- ! 


13 XTechtsgelahehelt. 


fig in eine Sammlung von Bemerkungen uͤber die Preuf. 
Laͤndesgeſetze verirren konnten. — Bey dem erflen der 
genannten:excurfus (fo möchten wir fie noch am ſchicklichſten 
nennen koͤnnen) find neunzehn Seiten. mit dem woͤrtlichen 
Abdracke des Ceremoniels, welches bey der Parforces- 
jagd von Anfang bis zu Ende pflegr obſervirt zu wer⸗ 

n, aus Lunigü Theatro Ceremoniar. angefuͤllt - 

en will ich doch fehen, der aus ſolchem Wuſte, oder elens 
den Reimen, wie fölgende, Ba/c. IV. 2% | 5 


Vom Hahnrey red't nicht fcoptice, 
Denn das iſt zu verifhme, 
Daß manche find per comum, 


> y 


Gekommen in officia. 


etgwas zur tichtigen Wuͤrdigung und Kritik des AL. Rechts 
entnehmen fol! — Wenn Hr. P. im Faſeie. VII.p.147 
der hoöchſt magern Obſervatio de honorario advocatorum 
agt: re SE: FERTUREN 
Non memini, me dilpofitionem palmariutit coricer- 
» nentent, in noftro fyflemate Iuris legere « 
ſo if dieß entweder ein Irrthum, oder es läuft auf eine 
Chicane, die wir von Hrn. P. nicht erwartet hätten, bins 
aus. IYhm-karın es ohnmoͤglich entgangen ſeyn, daß das 
A. L. R. der Dre nicht iſt, mo Über die Gebuͤhren der. Sach⸗ 
walter etwas Heftimmt: werben konnte: da hingegen die Allg. 
®& 9. Th. 1. Tit. 7. %. 116. 217 mit Bezugnahme auf 
die Sportels Tare dieferhalb das Nöthige verordnet. 
Wenn wir irgend einer Klaffe von Lefern diefe Hefte 
empfehlen follten ; fo würden es die Liebhaber von fogenanns 
ten Curiofis feyn, die. hier volle Befriedigung finden wer⸗ 
den; von denen wir jedoch zur Ehre des guten Geſchmacks 
Hoffen wollen, daß ihre Anzahl fih immer mehr -vermins«. 
‚ dern wird._ Sieht man erftere aber als Beyträge zur Kris, , 
tie der Geſetzgebung in den Preuß. Staaten an; fo wäre 
der Codex ber legtern gewiß unendlid über alle feine Bräs ., 
der in Altern und nemern Zeiten erhaben; wenn gegen die 
x in demjelben enthaltenen geſetzlichen Vorſchriften keine ges 
‚gründeteren Ausftellungeni gemacht werden könnten, als bie 
im vorliegenden Buche enthalten find! — ⸗ = 
Schließlich bemerfen wir noch, was unfere Lefer viele 
leicht ſchon Hey Erblickung der eben mitgetheilten Webers 
fhriften einiger Obfergationen wahrgenommen haben wers 
| den 





⸗ 


, 


Rechtsgelahrheit. 2 


den, daß der Styl des Berk. fehr. lebhaft an das eherne 
Zeitalter der Latinitaͤt erinnert. — 


Repertorium der Preuß. Brandenburg. Landesgeſe⸗ 
Be, für Cameral » und Juſtizbediente, nach ale 
phabetiſcher Materienfolge, entiworfen von P. %. 
8. Hoffmann, König. Neumaͤrkiſchem Reg. 
Rathe. Zilfichau, bey Darnmann. 1800. 2 Ale 
phabet 1.308. gr. 8. AMR- | 


er, ‚wie Rec, vor der Erſcheinung dieſes, jedem prakti⸗ 
- Shen Juriften in den Preuß. Staaten beynahe unentbehrlis. 
en Werkes, öfters in dem Falle gewefen ift, die ohnehin 
oſt fo kurz augripeilte Zeit, bey der mäbfamen Au 
zerſtreueter oder ſelten vorkommender gefegliches Verordnun⸗ 
gen zu verlieren; wird gewiß dem Verf. fuͤr die mit nicht ge⸗ 
ringer Muͤhe verknuͤpft geweſene Herqusgabe dieſes Buches 


recht aufrichtig danken. Es erſtreckt ſich daſſelbe nicht nur 


auf das Corp. Conſt. March., das A. L. Recht, und die ſeit 
der Publikatiot und erhaltenen Rechtskraft deſſelben erfolg⸗ 
ten Abaͤnderungen und ertheilten Deklarationen, und die 
A. G. Ordnung; .fondern es weiſet auch noch uͤberdieß auf 
foͤlgende Werke: en — 
— re Depträge zu: dey juriſt. Literatur in dem 
Preuß. Staaten, Cv. Hymmen) Berl. 1774 — 
. 1785. 8 Theie. RN | 
"a. Böhmeri Jus nov. controverfum, = Vol. 1771. 
3 an Annalen.der Geſetzgebung. Berl: 1788 — 99 
"18 Bde; | . 
4. v. la Motte praktiſche Beytraͤge zur Cameralwiſſen⸗ 
ſchaft, 4 Th. 1782 — 86. | 
5. Handbuch über das Kaffens und Nechnungsweſen. 
"Berl. 1797. ' AR: Ä 
‚6 (Stengels) neue Beyträge zur Kenntniß der Juſtiz⸗ 
‚verfaffung in den Preuß. Staaten. 7 Bänve, Halle, 
1795 — 99. u 
7. Repertorium für -praftifche Juriſten. 1793 — 94r- 
4 Lieferungen.  °. — * 
in ſofern ſie geſetzliche Verordnungen oder Deklarationen lie⸗ 
fern, hin, und zwar mis einer Genauigkeit und Vollſtaͤndigkeit, 
tn Ey; welche 
| 


- 


— 


EN 


1, Kechtsgelaßrfeit, 


Beiche ſich Nee: noch in keinem Werke ähnlicher Art gefun⸗ 
ven zu haben erinnere. Es iſt ung bey der jorafältigen Ver— 
jleihung mehrerer Artikel mir den eben genannten Quellen 
Urgends gelungen, eine Auslaſſung, oder ein falfches Citat 
wfzufinden. — Auch auf die Vermeidung derer, das Aufe 


dltige Renntniß der in demſelben verzeichneten gefeglichen 
Verordnungen erfordert und vorausfeßt; da feine, einzige 
Beftimmung in der Erleichterung des Auffindens derjelben 
vefteht. Hätte der Sammler zugleich auch in der gedräugs , 
eften Kürze den Inhalt jeder Iegalen Vorſchrift beyfügen 

Bollen: fo wuͤrde ein zehnfach größerer Raum, als derienige 
iſt, den das vorliegende Werk einnimmt, kaum hinreichend 
geweſen feyn, um diefem Zwecke zu entiprechen, 

Da der jurififche Praktiker auch Öfter in den Fall 
koͤmmt, auf die Ältere gefegliche Verfahrungsart zurückgehen 
gu muͤſſen, wobey ihm dfe Bekanntſchaft mit den ſonſt gela 
tenden, ‚durch das A. L. R. abrogirten Geſetzen unentbehrs 


lich ift: fo Hat der Verf. auch hierauf billige Ruͤckſicht ges 


nommen, und dergleichen ältere Verordnungen und Gcfege 


mit aufgeführt. 
In dem hinzugefuͤgten Anhange, hat derfelbe einige, 


im Repertorium allegirte, und, in feiner Öffentlichen oder Priz- 


yätfanimlung aufgenommene Verordnungen abdrudfen lafs 

en, nämlid: a EI 

Das ae für die Ingenieur und Feldmeſſer, vom 20, 

Aug. 1779. | 
Das Realem : für das Neumärkifche Amts s Ricchen s Res 
venden : Direktorium, vom 18. Sept. 1739. 

Das Reglement, wie es mit Unterfuchung der den Unters 
x thanen zuftoßenden Ungluͤcksfaͤlle und der ihnen zu erthei⸗ 
lenden Remijiton gehalten werden foll, vom 22. Sul. 

1752. | j nt 

Die. Berechnung des gefeslichen Zeitraums, Hinnen welchen 
“ die Niederfunft einer Geſchwaͤchten erfolgen muß, 

wenn fie befugt jeyn ſoll, Entihädigung zu fordern. 

Has Dublitandum vom 25. May, Durch welches dag unterm 
"028. Degbr. 1775 ergangene Reglement wegen Einrich⸗ 
tung der Wittwen ⸗ Caſſen » Berpflegungsanftalt deklarirt 


wird. 
Sa > Die 


Ir 


> “ 


‘ 


Wlechtsgelahrheit. . '75 


Die Cotthugſche 'und- Eroffenfche Geſindeordnung v. 1685 


u und 1686. 
Da die Vollſtaͤndigkeit eineg Merkes, wie dns gegenmär: 


| | ie iſt, durch die Zeit flets vermindert und aufgchoben 


ird; ſo fuͤgt Rec. die Bitte an den Verf, und Verleger 
hinzu, nicht, wie bey dem voraugzufehenden. arten Dei 
hite zu beforgen iſt, durch eine neue Ayıflage. die gegenwaͤr⸗ 
tige unbrauchbar zu machen; fondern lieber, die erfolgenden 
Veränderungen und neuerdings emanirten geſetzlichen Verı 
ordnungen, in Nachträgen., die etwa von 5 zu 5 Ssahren. er; 
ſcheinen könnten, Ar cnem billigen Preiſe nachzuliefern. 
Die letztere Beſtimmung duͤrfte um fo eher. eine uner; 
Ußliche Bedingung ſeyn/ da der wirklich enorme Preis die, 
fes Buches, der. für jeden Bogen auf ordinärem Druckpa⸗ 
ier 2 Gr. beträgt, bey der. großen Anzahl unbemittelter 
eſchafftsmaͤnner in den Preuß. Staaten, fuͤn die Billigkeits⸗ 
hebe des Verlegers nicht das geringſte Vorurtheil erweckt. 


en 
m * 2 
⸗ 


Grundſaͤtze der Erlminalrechtswiſſen aft, nebſt einer 


«u, 8% 


| N, ben Heyer. 1798. 500 S. 8. 186 
10 . Sn we F # 


echtswiflenfchaft eeifheinen, 

—— dei 
ten genug hätten, ‚und gewiß iſt manches derjelben Teich 
entbehrlich, Aletn dieß möchten wit von dem gegenwärti; 


Ra Sr "er 


die En ing 
zuruͤck zu führen: alles af feſte Grundfäge zu bauen, den 


— 


i —— 


16. gieechtsgelahrheit. 


— 


den als Eingriff in das Rechtsgebiet Anderer Verletzung 


und endlich die Theorie des Criminalrechts von der Philo⸗ 
fophie der. Eriminnigefeßgebung., fo wie beyde von der in. 
den deutihen Gefegen aufgeftellten Theorie zu trennen. 
Diefe Trennung jedoch in unterfchiedene Theile, Halten wir . 
nicht für noͤthig; fie giebt vielmehr zu vielen Wiederhohms 
den Anlaß. Wir zweifeln nicht, daß diefes Lehrbuch, deis 
fen Anzeige zufällig verfpätet worden, den meiften unſerer 
Lefer bekannt ſey; indeſſen, theils der Werth deffelben, 





theils der Zweck unferer Bibliothet, erfordert es, daß wie 


diefe Anzeige noch nachholen ; und unfere Bemerkungen, fo 

weit es der Raum zuläßt, beyſetzen. Das erfte Bud) ent⸗ 

haͤlt die wiffenfchaftliche Darftellgng Des Criminal⸗ 

rechts, dns zweyte die ſyſtematiſche Darftellung des 

Beiftes der deutſchen Eriminalgefengebung und der | 
| 
| 


E ‚ Eriminalgefegge. Der erfte Theil des erften Buches! das 


Criminslrecht in dem allgemeinen Geſellſchaftsvrer⸗ 
beliniffe, nämlich außer dem bürgerlichen Verein, zeige: 
in dem erſten Kapitel die Gruͤndung des Strafs und . 
Eriminalreihts, Hier wird der Begriff von Verbrechen 
oder Unrecht, im Unterjchiede von Unfittlicdhkeit, aus den ers 
fen Grundſaͤtzen bargeftellt, und gezeigt, wie das Verbres 





wirft und Andern Schaden bringt; wie aus dem verfuchten 
Merbrechen ein Recht der Nothwehr; aus dem begangenen 
aber ein Recht zur Entfchädigung, und ein Sicherungs s oder 
Präventionsreht, nämlich ein Recht, die gedrohete Verle⸗ 


- \ 


Yung zu verhindern, entfpringe. Vom Verbrecher iſt es nicht 


nur. möglich, ſondern auch wahrſcheinlich, daB er unſere | 


Rechte auch in Zukunft verlegen werde; ber Menfch darf _ 


atfo auf den Werbrecher fo wirken, daB er die feine 


ſtillſchweigende Drohung nicht aus uführen beſtimmt merde, 





feiner Sicherung halber alfo dem Heiz zum Verbrechen ent? 
gegen wirken; er hat alfo ein Necht, dyrch zugefuͤgte Uebel 
den „Verbrecher von dem Begehren der Verbrechen abzus 
ſchrecken, und, wenn bieß nicht möglich ft, des Verbrechers 


phyſiſche, zus Ausführung der Drohung norhwendige Kräfte 
. zu überwinden, und dadurd) die Ausführung dei Drohung. 


unmöglich zu machen: und diefes Recht ift das Strafrecht, 
weldjes Daher nur in dei Eigenfchaft eines Präventionss . 
rechtes zulaͤſſig iſ. Strafe heißt alſo: das zur Abſchre 
ung .oder Unmöglihmachung ‚wahrfcheinlicher Verbrechen’ 
zugefügte Vebel. Der Zweck der Strafe, wider nr 

EI. 7 er gie jedo 


N 


jedoch Nee. manches einzuwenden hätte, iſt alfo, im Natur⸗ 
—zuſtande ſowohl als im, Staatsverhaͤltniß, nur Abſchreckung 
des Verbrechers von Ausführung der Drohung, oder Unmoͤge 
"Ihmachung derfelben; aber Zweck des Strafgeſetzes, in 
welchem die Strafe allgemein befanht gemacht wird, ifk, wit 
'$. 109 bemerkt wird, Abhaltung eines jeden von Verhres 

chen, oder von einer möghichen Drohung. Das ıte Kap 
‘des ıflen Th. ſtellt als oberſten Grundſatz für die Ausübung 
des Strafiechtes und bie daraus fließenden Befege die Regel 
auf: Nur dann und nur in fofern darf du von deinen 
Strafrehte Gebrauch machen, wann und in wicfern-zur 
Sicherſtellung deiner Rechte gegen gedrohete Verlezung fein 
anderes Mittel als Strafe möglich tft; Daher muß die 
Sträfe nothwendig zweckmaͤßig, verfchuldee, und nicht 
grauſam ſeyn. In zwey Titeln wird hierauf von Zurech⸗ 
nung der Verbrechen und vom Maaßſtabe der Strafen 
0, »gehandelt. Durch die Verbindung der Perſoͤnlichkeit des 
M Menfihen mit feiner Thierheit, dekommt er ein Vermögen, 
0 den Forderungen der Vernunft Genüge zu leiften, und die 
—Thierheit der Perſoͤnlichkeit unterzuordnen, weiches Will⸗ 
küuͤhr beißt, und welches allein die Zurehnung moͤglich 
inacht; und das Formale ber menſchlichen Handlung beſteht 
‚In ihrer Abhaͤna zkeit von des Menſchen Willkuͤhr. Jede 
willkuͤhrliche illegale Handlung ſetzt in Schuld; und Zurech⸗ 
nrung zur Schuld iſt dns Urtheil, daß eine objektiv illegale 
Handlung auch fubjektiv illegal ſey; dieß iſt der Fall, fo oft 
der Entſchluß zur Handlung auf die Willkuͤhr bezogen were 
den fann, und von dem Kandelnden auch Hätte aufgegeben 

werden Bönnen und follenz; oder — fo oft er bey Faſſung 

des Entfchlufes von feiner Vernunft Gebrauch machen 
fonnte, und wenn die nothwendige illegale Folge vorauszu⸗ 

ſehen, feiner Vernunft möglich, oder er der Abwendung der 
porausgefehenen nach menfchlihen Einfichten nicht 

gewiß war. Dolus Heißt Hier, wenn der Handelnde por⸗ 
aus fieht, daß, um feinen Zweck zu realifiren, die Illegalitaͤt 
* Hochwendig bewirkt werden müfle; zur wahren Culpa aber 
wird gerechnet, wenn der Zweck der Handlung dem Hans 
delnden eigentlich ohne Ba der Illegalitaͤt erreichbar" 

iſt, er aber. doch vorausficht, daß das Streben zu Reali⸗ 
firung deffeibeh, auch ohne daß er es wuͤnſcht, die Illegalie 
- rät wirken könne; ‘(wenn aber dev Verf. glaubt, damit 
dasjenige beſchrieben zu haben, was andere Dohis indirece 

| KuuuR Ian O0 ER sus 


, 


- 


ſchnitten werden alfo die Saͤtze ausgeführt: je mehrere und, 


1 


x 


18 Rechtsgelahrheit. 


— ſetzt den Entſchluß zu Bewirkung einer Illegalitaͤt, und 


Far SEES 


... blos objektiv als Verbrechen erſcheinende Hands | 
ungen will der Verf. Scheinverbrechen genannt haben, - 


erfochtenen Sieges; follen.dahet, in foferg diefe aus ſichern 
Kennzeichen ſich beurtheilen laffen, den wahren Maaßſtab 
der Groͤße des zu wählenden Strafübgls geben. Sin drey Abs 


deingendete Verbindlichkeiten alfo der Handelude Heriebte, 
defto größer muß fein Kampf gegen die Wernuhft gemefen - 
feyn ; je ungeſtoͤrtet die Exfordesniffe zur Willkuͤhrlichkeit 
des Entſchluſſes vorhanden find, defto mehr muß es ihn Anz 
fitengung gekoſtet haben, feine Vernunft zu betäuben , befto 
Härkeres oder groͤßeres Strafuͤbel muß ihn alfo treffen; je 
weniger die Stimme der Vernunft erwächte, deito nachdruͤck? 
licher muß fie hiedergeichlagen ſeyn, deſto größetes Strafe  , 
übel muß ihn treffen. Der zweyte Theil handelt vom bürs | 
on Criminalrechte; deſſen erſte Abtheilung von 
ürgerlibien Verbredien und Strafen ‚Poeebeupe 2. 
und deren erſtes Kapitel? , von dem, bürgerlichen Strafs | 
rechte überhaupt, und der durch dgifelbe notbwendis 
en Bag urn des Strafrechtes der einzelner _ | 
Bürger, Die bürgerliche Strafgewalt gehört zur Polizgeys - _ 
gewalt im weitern Sinne; indem fich ditje-angelegen (ap 
: — t, 





1} x 


— 


r % nn 
, 1 


Rechtsgelahrheit. 279 


J J 
laͤßt, diejenigen, welche bie buͤrgerliche Verfaſſung und Si⸗ 
cherheit jtöcen, und die buͤrgerlichen Geſetze uͤbertreten, ſo 
wie die, weiche jenen dem Staate jo heilſamen Polizeyanſtal⸗ 
‚ ten entgegen arbeiten, von ähnlichen Verfuchen für die Zus 
funft abzuhalten, und wenn dieſes anders ‚nicht gefchehen 
kann, fie durch zugefügte Uebel abzuſchrecken, oder im Aufr. 
ferften Fall ihnen alle Mederholung änmöglich zu maden. 
Das zweyte Kapktel Handelt von Verbrechen und ihren | 
Eintheilungen. Das allgemeine bürgerliche Recht kann 
nicht befriedigend bejlimmen;, welche Webertretungen. als 
Verbrechen peinlich geftraft werden follen; der Hr. Verf. 
nimmt hier aud) Verbrechen der Semeinheiten an.. Das 
dritte Kap. von buͤrgerlichen Strafen handelt in zwey Tis 
teln von ihrem Zweck, und ihren unterfchiedenen Arten. . 
Lebensitrafen werden für gerecht gehalten; fobald.fie das eins 
gig moͤgliche Mittel find, unſere Nechtsiphäre gegen den - 
Drohenden ficher zu ſtellen, feye auch feine Drohung, von - 
welcher Art fie wolle; qualificiete Todesftrafen werden verr 
worfen. Von der Geldftvafe fagt der Verf. fehr gut: Der 
Anfchein einer eigennuͤtzigen Abſicht vernichtet alle güte 
Wirkungen, welche man id) von ihr verſpricht. Das viers 
te Kapı vom buͤrgerlichen SteafgeferzE handelt in drey 
Titeln bon den Pflichten des Geſetzgebers bey Abfafs 
fung, und von den Pflichten des Richters bep Anwen». 
dung deſſelben, und hierben Befünders auch von Ausler. 
gung der Strafgejeße,, von Milderung, Schaͤrfung, und: 
Verwandlung der Strafen, von Concurrenz det Verbre⸗ 
chen, und von.den Rechten und Pflichten des Geſetzgebers 
nad) bekannt gemachtem Geſetz, 3. B. Begnadigung. De . 
Nichter muß zuerſt unterfuchen, 68 der Handelnde unter. 
em Geſetz, welches er anwenden will, ehe, fodann die 
Handlung unterſuchen, ob fie zur Schuldzugerechnet wers 
‚den könne, und das Geſetz, unter welches fie paßt, gewils 
fenhaft anivenden. Irunfenheit milder nach $. 152 nur, 
wenn fie.den Dandelnden, ohne ihn ganz vernunftlos zumas - 
hen, ſchneller feinem Temperamente folgen läßt; handelt 
er-aber feineni. Temperumente entaegen, fo zeigt er eben 
. hierdurch volle Freyheit.des Entſchluſſes; auch die gelindere 
.  Btrafe des Conats und der Theilnahme wird als Milderung 
. aufgeführr. Sehr gut find die Bemerkungen Über das Ver 
haͤltniß dee Strafen gegen einander im $. 161 und 166: " 
Die zweyte Abtheilung von des 1. Dds. tem Th. handelt 
Rn Are 


— 


⸗ 


— * j 7 


86. Behtspelafeheit 


r 


en, Die Einleitung enthält ſehr gruͤndliche Beobachtun⸗ 
gen von dem Verfahren Überhaupt; nimmt abet auch die 
Nothwendigkeit der Abtheilung der Inquifition in allgemeir 
ne und befondere in Schug, von welcher Rec. nicht Übers 
ge iſt. Zu den Beweismitteln wird mit Recht auch der 
genfchein, und als folcher auch die Hausſuchung, und 
Hey Ermordungen die Leichenſchau gerechnet; bey der Leh⸗ 


Eau ven dem gerichtlichen Verfahren in Eriminab 


ze vom. Beweiſe, beſonders von den. Anzeigen, vermiflen . 


wir die Rückjicht anf den Beweis der Unjchuld oder der Einr 


reden des Beſchuldigten, deren erſt im Titel ‚von der Ber . 


theid ungsſchrift gedacht wird. 
ne Was zweyte Buch handelt in der Einkeitung in zwey 


Kapiteln von dem Suffande der Eriminalgewalt und 


der Davon abbängenden (Berichtsbarteit in Deutſch⸗ 
Aland, und von den Buellen und Sülfsmitteln der. deut 
fchen Criminalgeſetzgelehrſamkeit; im erflern wird zus 


gleich die Lehre von der Nothwehr abgehandelt. . Eine Ges 


ſchichte des deutichen peinlichen Rechts finder fich hier nicht; 
. die Hülfsmittel werden abgetheilt in folche, weiche zu inni⸗ 
„ger Verfrautheit mit den Geſetzen, und den. aus ihnen zu 
schöpfenden Lehren,führen, und in ſolche, weiche den Ge⸗ 


= 


brand) der. Quellen erleichtern; und jene werden in philolo⸗ 


gifche, hiftorifche,und philoſophiſche abgetheilt. Uebrigens 
jerfaͤllt das zweyte Bilch in den theoretiſchen und. in den 


prattiſchen Theil; . jener handelt in der erſien Abtheilung 


: von Verbrechen und Strafen überhaupt, in der zwey⸗ 
ten von einzelnen Verbrechen und ibfen Strafen ins« 


. kefondere. In der erften Abtheil, 1ſtem Kap. von den 


bürgerlichen Verbrechen wird befonders der Unterfchiets 
zwiſchen peinlichen Verbrechen und Civtl⸗oder Polizewer⸗ 
‚gehungen gegeige Das 2te Kap. von bürgerlichen Stra⸗ 
‘fen handelt kuͤrzlich vom Zweck derfelden nach roͤmiſch. 
kanoniſchen und deutſchen Geſetzen, und von ihren unters 
‚ihiedenen Arten. Der Hr. Verf. nimmt aud) beſchaͤmende 
Strafen an, welche andere durch animum afflingentes aus⸗ 
zruͤcken, und rechnet dahin den gerichstichen Verweis, (weis 


⸗ . 


Her jedoch eigentlich flatt finder, wo feine Strafe erkannt 


nird), die Abbitte, Widerruf und Ehrenerfiärung, weldye 
dich eigentlich nur Privatgenugthunng find, aber auch im, 
6.357 als Strafen. aufgeführt werden. Die Eonfiscar 
din zum Vortheil von. Privatperſonen in $..250.ift ein Wir 
z = 5 der⸗ 


\ X * 
\ 


* 


/ 


"Su den Verbrechen gegen die Öffentliche Rechtsſicherheit 


2 \ j 


"Medtögrlaßeheii, si 


derſreuch in MR Ivo dad entzogene Wehniögen nich dem 


Fiſtus gehört, ft keine Confiskation. Das dritte Kapitel - ' 


som Strafgeſetze bandels in drey Titeln von den Rürckfiche 
sen, weldhe Deutfiblande Befengeber bey Abfaſſang 
deſſelben genommen baben’; ‚von ben Pflichten des 
Richters bey Anwendung des’ Strafgeſetzes, ımd von 
den Kechten des Geſetzgebers in Anfebung des bekannt 


gemachten Geſetzes. In den erften Titel ift manches ges . 


oben, was man nicht da fischen wird. Hat jemand außes 
ndes ein Verbrechen begangen: fo. nimm: der Hr. Verf. 


wie leicht zu vermuthen if, der Hr. Verf. auch eine neue 
Riaffificarton ber Verbrechen auf, gegen welche fich fepfidh 
and) manches einwenden läßt. Er theilt fie zuerft in folche, 
weiche die öffentliche Nechesficherheit unmitteibar angreifen, 
imd ſolche, durd) welche Das gemeine Weſen mittelbar ger 
fäßrder wird; jerie wieder in ſolche, bey welchen Die Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit künftiger, ans- einer gefthehenen Verletzung 


- im. 264 als einzig denkbare Quelle der Entſcheidung die 
- Meichögejehgebung an.’ Inder zweyten Abtheilung ſtellt, 


— und in Drohungen kanftiger Verbrechen ohne ge⸗ 


ehene Verlegung, in Wegeligerung und Landzwang; bie 
eriteren wieder. in Verbrechen gegen die Bffentliche Rechtes 
fiherheit einzelner Bürger, ober mehrerer, ober des Otaats 
Die Verbrechen gegen die Nechtsficherheit eines einzelnen Buͤr⸗ 
gers, betreffen bald fein Eigenthum, und zwar durch eigenmaͤch⸗ 
ige oder nicht: eigenmächtige Vefigergreifung, jened mit 
oder ohne gewinnfüchtige Abfichten, wohin das damnum 
injaria datum gebracht wird; bald feine Ehre und Rechte 
in Hinſicht auf feinen guten Namen; bald die Freyheit jew 


ned Körpers und Enefchluffes, wo daher von Sewaltthätigs 


Riten, Raub, Nothzucht, Entführung, und Eipreffingen 
gehandelt wirds bald feine Gefundheit, wohin die Vergif⸗ 


“ 


tungen gehören; bald find es Verbrechen, welche den Men⸗ 


ſchen bürgerlich, wie durch Plagium, oder als folchen toͤdten. 


Mehrerer, find hier Brandſtiftungen, Landfriedensbruch, 
and Störung der freyen Neligionsübung gerechnet; die 
Verbrechen gegen den Staat werden in Majeſtaͤtsverbrechen 
and in folche abgerheilt, durch welche einzelne Rechte des 
Staats, ohne die Abſicht der Majeflätsbeleidigung, verletzb 
werben; wohin gewaltfame Verhinderungen des Staats im 


Berfolgung feiner Zwecke, Beeinträchtigungen bes Vermoͤ⸗ 
gens und der Gerechtſame des Staats — Betrug, — J 
— I 


V % D aD. LVL B. I, Sul Heſt. — 


83," Mechtsgelahrheit, ’ 
Betruͤgereyen gegen ben Staat, in Sofldefranbetionen; Mänzs 


% 


verbrechen, und Betruͤgereyen der. Staatsdiener gehören. - 
Als Berbrechen, wodurch dag gemeine Welen mittelhar ger 


fähedet wird, find aufgeftelle; Verbrechen, weiche der Bes 
vdikerung nachtheilig find, wie Auswanderungen und Dax 
danariat; welche der Bildung der Bürger in zeligidfer ung 
ſittlicher Hinſicht entgegen find, wie Zinswucher, unerlaudg 
te Hazardſpiele und Wetten, Sektenfliftung und Kekermas 
cherey, und. Blarphemie; endlich die Zleifhesverbrechen 
und verbotene Selbfihülfe, mis welcher. auch Der Zweykampf 
‚ abgehandelt wird. Wach der Uſualerklaͤrung iſt ein großer 
Diebftahl nicht, wie $. 294 Sagt, welcher den Werth von 
fünf Dukaten erreicht oder uͤberſteigh ſondern nurder, welchen 


ibn uͤperſteigt. Der Begriff des. gefährlichen Diebſtahls — 


aber iſt im $. 285 u, ffg genau beſtimmt. Daß mit dem 
Diebſtahl, aljg. mit den Verbrechen gegen bas Eigenthum 

einzelner: Bürger, auch der Kirchendiebſtahl abgehandels 
wird, ſcheint uns in der. Nase. das 8. 307 nicht genugſam 
gerechtfertigt zu feyn. Unter, den. Betruͤgerehen ‚wird auch 
der Dreineid, der Buͤchernachdruck und die Präyarikation abs 
gehandelt. In der Lehre vpn Injurien unterfsheidet der 
Dr. Verf, zwilchen Ehre und gutem Namen, und. theilt jes 

ne in abfolute Ehre des Bürgers als Menichen, und in bürs 

., gerlihe Ehre, und nenyt Injurie jede Handlung, durch 
welche die Ehre des Bürgers und feine Zwangsrechte in 
Anſehung feines guten Namens. verlegt werden. , Manches 
ſcheint uns in diefer Lehre nicht ganz richtig, und, was auch ſonſt 
dfters der Fol ift, in einen zu gekuͤnſtelten Vortrag eingekſei⸗ 
det zu ſeyn. In $. 381 vonder Nothzucht halten wir, die Erklaͤ⸗ 
rung der Worte der Karoliniſchen Halsg.D. eine ebrbare uns. 

verleumdete Perſon, nicht für richtig; affenbar wirkte bey 
dem. Gejekgcher die Beguͤnſtigung der unverderbenen Keuſch⸗ 
heit, daß nur, wo dieje durch Nothzucht verlegt wurde, die To⸗ 
desſtrafe ſtatt haben ſollte. Bey Menſchenraub in dev Abfiche’ 


einer Sklaverey, kann nach $. 404 feine andere als Todes⸗ 


ſtrafe ſtatt finden, und eben dieſes wird in $. 405 gegen 
denjenigen behauptet, welcher vorfäglich den andern wahn⸗ 
finnig oder rafend macht; und in $. 4172 gegen denjenigen 
welder eine Mordthat bis auf den der: Vollendung nach 
Hegenden Grad ausgeführt hat. Zum Kindermord wird 
nad) $. 435 ein. lebensfaͤhtges Kind ‚erfordert; dieß beweiſt 
FA: angeführte Rechtsſtelle nicht, welche nur die mon⸗ 
fe Sehuss-ausichließf;. ver Begriff der vitalen Geburt 
we “ide Pur A Er BE "| : 


® 


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N - 


eu 


KRechtsgelahrheit. 83 
—— Ne — — 

war zu Karls V, Zeiten. no unbekannt. Die Diajeflätsners 
brechen find gut, doch verhaͤlrnißmaͤßig etwas zu kurs, adges 


Ss 


. Handelt. : Dach feinen allgemeinen Sägen von Verge hungen 


gegen den Staat/ will der Verf. den Peculat weit höher als 


bvden Diebſtahl beſtraft haben. Magie und Ketzerey iſt im 


8.530 gar zu kurz behandelt, und nicht einmal geſagt, daß 
ſie ehemals, und ſelbſt in der Karoliniſchen Halsg. O. als 
rines der ſchwerſten Verbrechen angeſehen wurde. Beh den 
Fleiſchesverbrechen, welche ſonſt vorzuͤglich gut abgehandeld 
find, moͤchte doch vielleicht die Behauptung Im .532 zu 


weit gehen, daß der Gerichtsbrauch ſie, wo nicht neben der 


Unzuchi ein uninittelbar buͤrgerſiches Verbrechen comcurrirt, 
‚nur alsdann ſtrafe, wenn die Unſacht ein Öffentliches Aer⸗ 
gerniß gaitrbt, und dadurch der oͤffentlichen Erziehling. Hine 
derniſſe in den Weg legt} und guuz unrichtig iſt Im $. 535, 
daß bey dem Stuprum in die Stelle der Strafen des römts 
fihen Rechts, die Kirchenbaße eingeführt worden; dieß war 


vielmehr der Fall mit der Verbindlichkeit des Stupratörs 


zut Heirath und Ausſtattung. Der zmeyte praftiiche Theil 


Handelt in der Einteitung in drey Kapiteln von dem Begriff 


und den Eintheilungen des Eriminalprosefles, von 
dem peinlichen Gericht und deflen Rompetenz. Der 
Erimmalyeozeb feisft wird in zwey Abtheilungen behandelt: 
3. vom Ünterfuchungsprosef, und 2. von 'den Eigen⸗ 
sbiimlichkeiten ‘des Anklage s fifcalifchen » und. Adhaͤ⸗ 
fionsproseffes. Die etſte handelt im erſten Abfchnitte vom 


— der Generalincuiſition, in deſſen erftem Kapitel vom Ans 


dange des Unterſuchungsprozeſſes, von deflen Veranlafe 
fung, von der Unterſuchung der Kriftens des objektis 


ı ven Verbrechens ‚; und von der Ladung des Verdächtis 
gen; dm zweyten Kap. vom Jortgange der linterfuchung - 


zum Bemweife; nämlid ‘von den Seweismitteln, als 
Beugen,. Urkanden, Geſtaͤndniß und Anzeigen, von 
ver Beweisaufnabme, und vom Befchluß Der Benerals 


mmquiſttion; im zweyten Abſchnitte vom Uebergange zur 


Sper ialinquiſition, und in drey Kapiteln von ber bes 


ſtimmtern Beweisaäufnabme, von Vollendung ver, 


Unterſuchung, und.der förmlichen Vertheidigung des 


Angeſchuldigten; endlidy im dritten Abfchnitte von dem. 
“ Verfahren nach vollendeter Unterfuchung, und zwar 
‚in drey Kapiteln von dem Urthel, von deſſen Vollfires 


dung, und von den Reditsmitteln gegen Eriminaler« 
“ 5 3 \ Be che 


* 


iffe } und den Gründen, welche dns richterli⸗ 


B Rechtegelaheheit 


che Vrrſahren in einer Cuiminalſache bindern odes 
aufheden. Den Beſchluß macht ein Anhang von den Cru 
minaltoften : sin Negifien aber, welches megen der oͤfters 
veränderten Stellung der Materien zu münfshen geweſen 
wäre, fehlt. Die Unterſchiede der Genenels und Special 
Inqnifisien And im$. 598 fehr gut befliuume. Yilam sepen " 
tum iſt, feihft dem Wortverftande nach, nicht dab Giachten 
der Aerzte mach geichehener Obouction: (wie mid: 008 ges 
fags wird ) ſendern die Anzeige deſſen, was ir:gefeuben ha⸗ 
ben, mit welchem erſt das Gutachten Cjadsium merlich 
«hirurgionm ) verbunden yuied eben fo unrichetg, it die Be⸗ 


dhauptung im $. 63a, daß im peinlichen Prozeß bie Ladung 


⸗ 


des ſichere Grieit auf dem Ruͤcken trage. Im 8. Gag ſcheint 
uns der. He. Verf. deu wahren Grund, ans welthem zwey 
untadelhafte Zeugen einen vollen Beweis machen, nicht er⸗ 
rathen zu haben; er liege In der Uebereinſtimmimg, weiche 
won zwey Jensen, die nice reine Wahrheit lagen, nice zu 


erwarten Ifb,. folglich ihrer Ausfage ein großes Gewicht ee 


ben muß. Bey der Lehre vom Geſtaͤndniß wundern wir ung, 
feine Unterſcheidung zwiſchen ſchweren Verbrechen. und gez 
singen Vergehungen gefunden zu haben. Auch die Boſchreie 
bung der Anzeigen im$, 638 ſcheint uns nicht genz zurei⸗ 
chend; aus denfelben kaun nicht nur auf das bega 7 
brechen, und den Thaͤter, ſondern aud), wern biefes beydes 

wichtig iſt, auf den Dokus gefchluffen werden. Im $. 64% 
wird beimapter, dab durch Atzzeigen auch in peinlichen Eine 
en ein voller Beweis geſuͤhrt, und auf die Otrafe geſpro⸗ 
hen werden koͤnne; dich koͤnnen wir aber In Fällen, mo auf. 
Todesſtrafe zu erkennen iß, nicht zugeben. Wenn aber img 


6, 642 der Ar. Verf. feinen Say auf einen folchen: kuͤnſtli⸗ 


hen Bemeis einfchränke, Welcher die Möglichfeit dus Ges 
gensheils ausſchließt; fo wollen wir ihm ſolchen zugchen; 
gweifeln aber, ob ein folcher Fall. jemals .eintteten fünne: 
auch Halten wir die Meinung derjenigen nicht für grunde 


alſch, welche behaupten, daß ein. minder vollſtaͤndiger Ber. 
‚eis, als zu Erkennung eines Strafurthels bey einem 
ſchweren peinlichen Verbrechen erfordert werde, zu einet 


gleichen Erkenntniß in einer. minder wichtigen Sache genäget 
wenigftens auf ein bJußes Geſtaͤndniß, weiches durch keine 
weitere Anzeigen oder Beweiſe unterftügt iſt, kann im diefer; 


nicht aber in jener, die gefeplihe Strafe erfannt werden 


So können mir auch nur in geringen Sachen zugeben ,. daß, 
nad) des Note Des 9. 664, es Inkamfsquens fan, auf Dermel 


j 


gerung 


® 


gerung dee Noiuiggugaeides * —— Cs 
kennen; auch was h. 671 gegen die Tortur: bemerkt weich; 
ſcheint Rec. größsentheils umsicktig zu ſeyn. Dad bie ges 
meinen beutfchen Geſetze den nnterfichenten Richter gu einer 

m — ‚nad ee eines Alrtheis nad) $. 681 


ee. D. Bei 


andren Stellen der 


Emb. 


| Rörudfihte gur Erläuterung. der bauſſchen Geſchichte 
und Rechte, vom geheimen Referendario und geh. 
Land» Secret. Ultich Friedrich Kopp. Caflel, in 


"der Waifenhaus- Buchdruckerey. 1799. 138 ©. 


4. 118.288 


)em ati en Eifer, welchen der Verf. der — 


der — tlichen anf gewidmet bat; Haben wir 


j 


Ichon manche brauchbare Schriften zu verdanken; und au . 
R gegenwärtige Frucht feines, für dieſen Zweck wifamcn Ä 


Fleiſſes, verdient den Dank aller derer, denen es um ger 
naue Kenwniß der einzelnen Zweige des Partitular : Staates 
rechtes EN ehem 1 ift. Sie enthält folgende Auffäge: - 

2 Sy a ge zum Territorial; Grantstelhte des 
HHochſtifts Padeeboen. (S. 1 - 96) Diele, mit Bes 
leſenheit und Kenntniß gefertigte, und mit vielen wichtigen 
Urkunden belegte Abhandlung ;' verbreitet über die innere 
taatsverfaffung aicles Landes ein bisher nicht genug bes 


kanntes Licht. Nicht in allen. geiftlihen Stiftern, wohl 


aber. im Höchftift Paderborn, trifft man die vollſtaͤndige Lands 
en Verfaſſung an. Die Landflände beflchen aus 
n Domkapitularen, der Ritterſchaft und den Landtags⸗ 
en Sen deren frühere Eriſten; aus den Urkunden 
dargethan wird 
Zur ritterſchaftlichen Klaſſe ge ehorten war vormals alle 
adeliche Landſaſſen, ohne Ruͤckſi ge auf fliftamäßigen Adel 
u nehmen. Jetzt werden aber nur die zum Ritterſaal wirks 
m aufgefchwörnen Ritter zu den Landtagen zugeläffen, 
wobep theils 16 Ahnen, theils der Beſitz eines Rittergutes 
erforderlich iſt. Nah emer (S. 14) mitgetheilten Urkun⸗ 


de waren die Minifterialen, Burgmäfiner und andere bie _ 


fliche Vaſallen, in Anfehung ihrer Erbguͤter von Ense 
1% . 4 — Biſchof Berne⸗ 


tung der Steuern fr 
a u ihnen daruͤ er u bündigen Revers, und 
— 3: ver⸗ 


# 


— Rehangehäßeheit. 
verſicherte, daß, ob fie gletch m Norfalie eine Ecdnrkriiiutiet 
nem.gratuitam er.charimmtivum (ubfidium entrichtet ‚hätten; 
fie doch hierzu de jure nicht. verbindlich wären. Noch im 
Jahre 1390. haben die Landftände ihre. Verbindung untee. - 
einander ernenert; wozu vielleicht die kurz zuvor geſchehene 
weſtophaͤliſche Erblands Wercmigung Anlaß gab. Obgleich 
der damalige Biſchof nichts gegen dieſes Buͤndnß einwende⸗ 
te: fo war er doch unzufrieden, als die Paderborniſche Ritz 
terihaft 14 Jahre nachher ih in heffifchen Schuß begab. 
Die. Sadje wurde ſogar bey den ——— 
gemacht; aber nachher (1608) verglichen. Nach der Mei⸗ 
nung des Verfaſſers (S. 31.) ſollen die Landſtaͤnde, der 
Regel nach, an der Geſetzgebung keinen Anthsithaben; wie 
koͤnnen Ihm hierin nicht ganz. unbedingt beypflichten, weil 
die Concurrenz der Landftände bey der. Sehung, Aufbehung 
und Aendesung det Geſetze, für Regel, und die Nichterfors 
w derlichkeit jener Beyftimmung, für Ausnahme von der Re 
gel zu erflären ſeyn möchte. Im Hochſtifte Paderborn fins- 
et der erſte Fall ſtatt, und die zahlreichen Beyfpiele beweiz 
Jen, daß zur N eines allgemeinen Landesgeſetzes 
die landftändifche Einwilligung erforderlich fey. Der Verf. 
entwickelt hierauf die Gedichte der Paderborniſchen Wahl⸗ 
freppeit von 885 an, bemerkt zugleich "die Altern und neue. : 
ern Waplkapitylationen, und liefert von derjenigen, die im ' 
Jahre 1788 errichter wurde, (S. 57 f,) einen mit erläuterns 
den Anmerkungen begleiteten Abdruck; wofuͤr ihm gewiß jes- 
der Patriot und. bejonders' der Paderbornijche Geſchaͤffts⸗ 
mann, den Iebhafteften Dank ſchuldig if. — 
II. Vom Juden⸗Leibʒoll. Unter den Lehrern des 
Matur: und Voͤlkerrechts iſt es eine ſehr —— Frage: 
Ob der Staat ſchuldig ſey, fremden Unterkhanen den freyen 
. Durchzug zu geſtatten? Der Verf. erklärt ſich für die Mei⸗ 
nung derjenigen, “melche Die negativam "annehmen, und 
zwar aus dem Grunde, weil man in der Geſchichte Beyſpie⸗ 
le findet, daß freye Völker ich den Dutchzug durch ein ans 
deres Land, mittelft eingegangener Verträge, zu erwerben 
gejucht haben, welches nicht nörhig gewefen wäre, "wenn. . 
fie das Recht dazu von Natur gehabt hätten. Bey der Ans. 
wendung biefes Satzes auf unjerh deutfhen Reichsſtaat, 
müjle man aber mit großer Vorſicht zu ‚Werke gehen, ‚weil 
‚8 die Reichsgeſetze die Sperrung und Verhinderung der Coms, 
merzien ausdruͤcklich unterſagen. Nur in Anſehung der 
| Juden finde die Ausnahme flatt, daß ihnen der Be 





— 


— 


Rechtsgelahrhele 87 


wit anbers, aß gegen eine gewiſſe Abgabe, AIngelaſſen 


werde. Den Urſprung des Juden⸗Leibzolſo leitet der Verf. 


von dem Haſſe der. Chriften gegen die Juden her; weswegen 
ſie von deu deutſchen Kaifern in. befondern Schuß genom⸗ 
men wurden. Als aber die Reichsftände das Recht der Ju⸗ 
Senaufnahme: erhielten, mar diefer Schuß.in fofern unwirks 


fam, ‚weil ſie die Juden. in ihren Landen nicht zu dulden 


. brauchten, und ſolche — wie aus vielen (S. 103 f.) beyge⸗ 
brachten Veyſpielen bemerkt wird — eigenmächtig vertrieben | 


wurden. Der fpätere Genuß ihrer Öffentlichen Sicherheit 
in. den deutſchen Reichtlanden gründet fich alſo auf das Jos 
heitsrecht Der Reichsfuͤrſten, die den Juden den Aufenthalt 


“ oder Durchzug, gegen Bezahlung einer, gewiffen, nur in dee 


N 


Vorzeit feſt beſtimmten Abgabe gefkatten, die aber, vermoͤge 
ber kaiſerlichen Privilegien, "wicht erhoͤhet werden darf. 


‚Der Verf: zeiget hierauf, wie der Juden «Leibzolf fi) bon 


vielen ähnlichen Abgaben 3. B. win Wegegeld, Medgeleit, 


- Schußgeld, u. ſ. w. untergcheide, und bemerket verſchiedene 


Einrichtungen, die deshalb in: einigen befondern deutſchen 
Staaten Beobachtet werden. Die Fragt a eb. ein Landes⸗ 
» herr für die Sicherheit den Juden, diechen Leibzoll erlegt 
haben, dergeitalt einſtehen muͤſſe, daß er ihnen den 


2 Schaden. zu erſetzen; verbunden; fen, den fie etwa (auf der 


v 


> Geleitsſtraße) durch Beraubung erlitten ?« "wird verneis 
wend beantwortet, weil zwifchen dem. Judengefeite und der 
eigentlichen Aſſekuranz ein Unterſchied zu machen ſey. Gehe, 
eit haben deutfche Reichsſtaͤnde in- dag Kanachbarte Gebiet 
das Geleitsrecht hergebracht, und es iſt ſchon manchmal 
daruͤber: ob der Juden Leibzoll mit dahin zf rechnen feyt 


Streit entſtanden. Zur Erläuterung dieſes Kontrovers were 
ben nun einige daxruͤber geſchloſſene Vertraͤge ‚angeführt, 


und zugleich nicht nur ein Auszug aus heim. zwiſchen Churz 
mainz, und Heſſen⸗ Caſſel 2739,. über dad Geleit und. dem, 


Juden⸗ Leibzoll, geſchleſſenen Rezeß; fondern auch zwey Vera 


gleiche beygefuͤgt. welche im I⸗ 1698 zwiſchen den bey⸗ 


Nfaßte 1324 den Entſchluß, die Juden ganz zu vertreiben 
Ba ge 


den Haͤuſern Heſſen⸗Darmſtadt und Hanau. über das wech⸗ 


‚ elfeitige Gelelsgrechr errichtet morden find. 


: Mk Juden in. heſſen. (&, 155 —ı66) Auch hier 
wurdädiefe Nation, fa wie un übrigen Deutſchland, zwarauf 
das Stanfanfte verfolgt, aber dad) nicht ausgerottet; indey 
im Jahre 53,98. eing eigene Judengaſſe und Schule zu Caſſel 
anzutreffen war. Erſt Landgraf Dhilipp,der Großmuͤthige 
ER ftas 


* 


; 


" Onchrsgelhrheit. 


geſtattete ihnen aber doch nachher 1532) einen Mefentdeie 
von ſechs Jahren, den er auch in der Folge, des Widerſpruchs 


deu Theologen ohngeachtet, noch auf zwey Jahre verkingerse, - 


und eine foͤrmliche Judenordnung eint ichtete. Sein Nachfol⸗ 
Wilhelm IV. zeichnet fich als ein gerechter und aufgetlaͤrter 
Beſchuͤtzer dieſes gedruͤckten Volles, befonders durch ein Schrei⸗ 


Ben aus, welches er über die Duldung deſſelben an feinen Brus 


der, Landgraf Ludwig, eriteß, und darin eine Schrift des Pfar⸗ 
vers Nigrini zu Gießen mit Gruͤnden widerlegte, die ſeinem 


erzen Ehremachen. » Wenn des Nigrini — 
Re⸗ 


en m 

Imenta gelten follen,« Sa es) fo müßte man keine andern R 
ligionsverwanthen, außerhalb der Religion, der bie Obrigkeit 
userpan, gedulden, fondern die Dapift., Calviniſt., sc. vertries 
Ben werden, denen doch Bott der H.ghat keine Gebotte hat geges 
ben, fondern will Außert. Polizey u, Sriedleben bey allen erhals 


ten haben, fie fen gleich weicher Religion fie wollen 2c. « So toles 


vant dachte dieſer Fuͤrſt ſchon in jenen Zeiten! —— Der gegens 
mwärtige Zuſtand der Heften ; Caffelfchen. Schußjuden re 
aus einem Berichte, den die daſige Regierung 1781 an den Kaifer 
Sof. II, erftättete, und ws (S. 163) ein Ausſpruch befindlich iſt. 
“ IV, Guſt. Abolph Koͤnig von Schweden ſchenkt dem 
Grafen Heinr. Ludwig und Jakob Johann von Hanau 


das Amt Knieheim am Mayn, den 28. F. 1632. (S. 165) 


V. Teſtament Wilh. II. Landgrafen zu cheſſen, vom 


Jahre 1506. (S. 169) Diefe mit erläuternden Anmerkungen 


verſehene Urkunde iſt fuͤr die Heſſiſche Geſchichte um ſo wich⸗ 
tiger, weil dadurch, die waͤhrend der Minderjaͤhrigkeit Philipps 
des Großmuͤthigen, entſtandenen Streitigkeiten manchen Auf⸗ 
ſchluß bekommen. Zuletzt findet man | 
VL einige Nachrichten von der ehemaligen privilegirten 
Selbfthuͤlfe, welche aus Heſſiſchen Zunftsbriefen des mittlern 


Alters bewieſen wird. In einem derſelben heißt es z. B. wer 


ben gemeldeten Schnuwardten (Schuſtern) ihre Schue dieb⸗ 
lich enttruͤge, dem moͤchten ſie die Schue wiedernehmen, inwen⸗ 
dig ihren Baͤnken, und moͤchten hinſchlagen mit Faͤuſten und 
mit Schuen unter den Baͤnken, daß er kaum geneſen mag. « 


Mac) der Aeußerung des Verf; wird Die Fortfegung dieſer 


Schrift, von der günftigen Aufnahme des Publikums abhaͤn⸗ 
en; und in dieſem Falle darf man wohl unffo weniger an det 


| —— Mittheilung ſeiner nuͤtzlichen Nebenarbeiten zweifeln, 


weil fie den ruͤhmlichen Zweck haben, die Geſchichte u. Staats⸗ 


kunde feines Vaterlandes zu erweitern. Es, 
re ... Intelli⸗ 





— 


[4 


\ 





. Inteltigenzblare W 





ae SE Y 

| Mai hat fir beſſer gfunden, das ntefligenzblare 
‚nicht, fo wie vorher, in befondern Blaͤttern und mie 
einer beſondern Signatue-und Seisenzahl abdrucken 
‚gu laſſen; ſondern #8. jedem Hefte anzuhaͤngen. Es 
ſteht ferner jedermann offen, ſowohl zuliterarifihen 
"Anzeigen, als zu Antikritiken, wofern beyde nihis 
Beleidigendes und mit den guten Sitten Streitenb 
enthalten, Alles muß aber poſtfrey singefenbei, 
-und. bie Einrüdungsgebügren.a ı. Ggr. für 
die Zeile bepgefügt „. oder Sicherheit dafuͤr gegeben 

werben. Einige Korreſpondenten, weiche feit Kur⸗ 
zem die unentgelbliche Einruͤckung folder Auffäge, 
‚welche nur hauntſaͤchlich ihnen ſelbſt intereſſant find, : 
verlangt haben, roerden verzeihen, daß daven fein Geo 
:brauch ‚gemacht werden Tann, ehe nicht die Einrts 
eckungsgebuͤhren enreichter find. Ein anderes wäre 
es mit einer Machricht, welche für Die deutſche Lite⸗ 
ratur überhaupt wichtig und intereſſant iſt. 





Anfünbigungem - — 
Anjeige, Das topographiſch⸗ ſtatzſtiſch⸗ geographiſche 
—æ— ù Y ‚der ſaͤmmtl. Rönigl, Preuß. Stars 
ten 2Ce betreffend. Be 0 
Diefes Werk ift Durch die Recenſionen eines jeden Ban⸗ 
des in der Literatur⸗Zeitung und Allgem. Deutſch. Biblio⸗ 
thet ſchen aufs Vortheiſhafteſte bekannt Heihächt. Um num 
dem' Publiko die Auſchaffung fe allgemein —— 


2 


— 


0Zutelltgenzblatt 


Bug ju dleichtern eebieten ſich der Berkeger hiermit, ben 
Kaͤufern, welche auf 10 Bande ſogleich praͤnumeriren, je⸗ 
den Band zu. 16 Sr. zu ‚Überlaffen, ſo daB alfo für die bes 
veits erſchichenen⸗ "9 Wäßde x ‚welche zuſammen a As 
phabet betragen, mehr nicht als 6 Rthlr. baar, und für jes 
den künftigen Bahd, deren hoͤchſtens noch 4 erſcheinen, 








26 Gr. praͤnumerando gezahlt wird. 


Wer es übernimmt, Praͤnumeranten zu ſammeln, em⸗ 
Mäng t nicht nur das 10te Eremplar frey; fondern zieht auch 
r dieſe Be muͤhung & Procent vor der Zahlung ab. Die 
851. Poſtaͤmter, Buchhaͤndlungen und. andere Freunde der 


tatiſtik werden erſucht, ſich für die weitere Veftterung | 


ie Werks möglicht gu intereſſtten. 
3 Im Kinficht auf, die. Ri keit des Bett Sat. auch 
“per Verleger die Freude geh aa: Sag Se. Majellät von 
Vreußen daffelbe durch nachfolgendes aflergnädigfies Kabi⸗ 
qeteſchreiben allen Landes kollegien empfohlen haben. 


Se. Konlgl. Majeſtaͤt von Preußen x. haben auf 


I de Eingabe des Buchhaͤndlers Kuͤmm Kal vom z6ten d. 


0. M ſomoht dem General⸗MDirektorio Juſtix⸗ Des 
partement ſuh daro zu erkennen gegeben, daß Sie das in 
ſeinem Verlage herausgekommene geographiſche Woͤr⸗ 

terbuch der ſaͤmmlichen ——— Staaten, der von 

ihm gewanſchten Empfehlung werth gefunden haben, 
eo! Mu hiemach es beyden oͤrden uͤbe rlaſſen, dem ge⸗ 


Mmaͤß das weiter Erforderliche zu verfügen, und machen 


‚dein — ſolches nachrichtlich Hierdurch Bes 
— ranmr. — deu -aften Auguft 1800. 


| er; ? withelm. 
An den Duchhandler Kammel zu. Halle. 


Es it. auch dieſem zufolge von Einem Borchpreislichen > = 


General s Direkrorio und SYufkiz s Departement unter dem- 
„aften Dftober.a, , gin Eickulare-wegen weiterer Empfehlung 


| tieſes Buches an — Landes⸗ Behörden ergangen. 
Halt, den AZROR SIE: 1890, 


Karl Aug. Ahnimel. 


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ha Seren re] 


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Eine, Nacricht aus = — bof dr Som. 3 


| —* Di Fine ai N der. — Mean = 


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Onielfigengblart. | . 9 


Alteſten bis auf die neuen Zeiten, welchefin so Pallos 
Händen, eine Menge Denkmäler diefer Kunſt enthalten fell, 
Cman findet eine Nachricht von dieſem großen Werke it der 
aruen Berliniſchen Monatfcheift 1799. Sept. ©. 00) auf 
feiner Reife durch. Deutſchland eine fehr große Anzahl Sue 
fetibeuten gehinven, babe, und daB ſchon niit Anfange des 
ı8orten Jahres der. erſte Band foll gedruckt werden‘, wel⸗ 
er von bei Alteſten· Kirchengeſange, (mozu ‘fon der 

Farſt⸗ Abe Gerbert son St. Blafien fo ſchoͤne Nachrich⸗ 
ten gelwfere)- auch Lieder, Minneſaͤnger des 13ten Jahr⸗ 

hunderts mit Melodien aus einem Koder der Kaiſerl. Biblio⸗ 
shet zu Wien enthalten fol, Gonderbar iſt es, daß eine 
andere. Nachricht aus Wien fagt:: Herr Sonnleithner habe 
sehr wenig Subferibenten gefunden, und es fey vor der. Hand 
‚noch: nicht ‚an den Abdruck des großen Werks zu deuten. 
Es muß. fih- bald zeigen, weiches von beyden richtig. if. 
Wer wird nicht wlinſchen, daß die: erſte Nachricht die rich⸗ 
tigere ſeyn moͤgeeeee Be ae 


” 


—— 700° ' 


Berihteigungen, 
Im XLIX. Bande der N A. D. Bibl. S. 448 ff. iR 

IB In ne Bud, die fidı frey duͤnkenden 

Schweizer nach dem wahren Werthe Diejes Buches anges . 
zeigt, -. Es finder fi) aber, daß dießmal der Werth des 
Buches nicht. auf den Werth des Verf. zuruͤckſchließen laͤßt, 

‚seien Dame auf dem Titel ſtehet. Der Rec. diefes Buchs 

in der Überdeusfchen Allgemeinen Kitersturzeitung Nie, 

426. vom. 2800. ©. 1205. hat die Entdeckung gemacht, daß 

\ . „Bere Lebinann den größten Theil feines Buches aus Leo⸗ 
nard Meiſters Umriß des eidgenoͤſſiſchen Staates 

rechts, St. Gallen, 1786, wörtlidy ausgeſchrieben 

- Bat.: Diefes Plaglum verdient um fo viel mehr allgemein 
belannt gemachte zu.werden, da Kerr Lehmann mehrere Buͤ⸗ 
eher herausgab, und diellelcht eben fo nicht ſchrieb, fons 

‚ dern abfchrieb. “ : - 


0 u 5 ..f 
Ch 


- Sn der allgemeinen Kiteraturseitung vom 9. 2800, 
Nr. 299.. ſtehet eine Recenfion van des Kanonikus Riem’ 
fogenaunten Keifen Durch Deutſchland, Frankreich und 


or STE \ 


N ı 


BB .. Suielligengblatt. 


. Wolland.: EM dar ſehr sur gezeigt, weld ein-einbes 
Det voll Citelteit und Partepgeift diefe Reifen find, mb 


| thu ſehr etuſichtevolle Ree. 
dem ſonſt ſehr ſchlecht unterrichteten Riem Unrecht. Diefer 
Jagt: »Die Zahl der Käufer zu Potsdam tft 1708, und 
Werth 1,081,725 Rthlr.« Darüber ruft der Rec. aus: 
>» Wie fonnte der Verſ. einem Kalenderflatiftiten zine ſol⸗ 
he Abgeſchmacktheit nachfagen! Wan fhlage nur jedes 
"Haus zu 700 Rthlr. an (umd Potsbams Käufer durch die 
Bank zu 700 Thalern! 11)3 fa kommt fon 1,195, 600 
Mthlr. Herans.« Dießmal har Riem wenigſtens nichts eis 
gentlich abgeſchmacktes geſagt, auch iſt er keinem Kalen- 
VDerfſtatiſtiker gefolgt, welches hier wohl einen veraͤchtli⸗ 
- hen Statiflifer wird bedeuten follen; obgleich auch in Ka⸗ 
-Imbern oft gute fatiftifche Angaben zu finden find. Riem 
‘Bar feine Angabe aue VNicolai Befchreibung von berlin 
und Potsdam (im III. Bande S. 1122). genommen, weis 
«her wieder aus glaubwärdigen oͤffentlichen Akten es nahm, 
daß im Jahre 1786 in Potödam incl Nowaweß 1708 
Säufer vorhanden, und im Fenerkataſtrum für 1,081,725 
Rthir. verſichert waren. In chen dieſes Schriftſtellers 
Magweiſer durch Berlin und Pots dam in der neueſten 
AAusgabe von 1799. iſt ©. 218 nachgewieſen: daß im J. 
. 1797. inel. Nowameß 1713 Käufer yorhanden, und für 
1,084, 910 Rthl. verfichert waren. Riem haͤtte alſo eis 
gentlid nur beſtimmter fagen folen: der im Seuerkaras 


. . NMeum verficberte Werth; denn freylich find alle Käufer j 


weit mehr werth, als fir verſichert find, Selbſt wenn die 

Verſicherung nach gerichtlicher Taxe geſchieht: fo werden doch 
ur die Maxerialien taxirt, nicht der Werth, den das Haus 
als Haus dat, und die Eigenthämer ſuchen die neneften 
RBauſer, wenn fle vergrößert werden, nicht höher einſetzen 
38 laffen, damit ſie bey Feurrſchaden weniger Bepträge ges 
db. , Potsdam, den Sten Nov. igon. a 


y 


N 
Beoͤrderungen und Veraͤnderungen des Aufenthalts. 
*— u 1800, x { 


N Der Candidat des Predigtamts Mac. Friedr. Chr. 
Schmidt, Berfaſſer der anonymen Schrift » Wetter Ir 
Ba, 2 | | muels 


% 


|  Sueigenzölste Ä | 9% 
mul kawiſche ErgAhlamaris hlangen ve ¶ Meuſtreli ze) Dre 


diger zu Moiſall dep Büow- geworden. 


Den aſten Auguſt ward der Candidat Seiedeich Si 
monis, ber durch einige mir Beyfall aufgenommene more 
liſche und veligidfe Schriften bekannt iſt, zu Ruchow in 
der Sternbergſches Prfpäflir. dee Herzeghums — 
sum Prediger gewählt. 


Den zen Sept: wom ber Rn. und Vaeralauven Ju 


Bann Mareus Conſtamin Tarnow, atadem. Pridatder 
cent jn Roſtock, und Verf. der unter dent Ramen » Herr 
mann Droteflant«, zu Frankfurt und teipzig 1793 andt 
gelommenen Schrift > Ueber Proteftantifmis; Rarkelicies : 


mus u f. w.“ ar, zum m. hen Matienkirche in 


—* gewahlt. 

Der bisherige Sofas. und Rechtebem· lent Seo; 
Men Ditmar zu Roſtock, der außer den im — 
—* Schriften noch im J. 1798. — 

den — Lieder — gedruckt we e ber 
ausgegeben, hat von dem oge von Me r 
sin Yen 5 — eines ——e S Br — 


Der berühmte 8:8. — —— v. 
Sylvelden, der. Verf. der 77 a 
die Stelle des verfioruenen Denis, * Sm ‚der 


Vibliothet zu Wien gesogeden, 


Herr Remer, Doktor der Aezneywiſſenſchaft in — 


hide, Cein Sohn. des: berühmten Herrn Hofrath old 


et zum auferordentlichen. Profeſſor der Frgnegmifkofge 


und Philoſophie ernannt worden, . 


Spatʒier ,welcher bi In Deffun ode 
ai mar Leipaig begeben. er hat daſelbſt F 


Redaktion einer Zeitung für Die elegante Welt uͤhernom 


men, ‘weiche vom Anfange des J. 1801. ot, bey Voß und 


‚+ Komp. daſelbſt herausksmmt. An der bey Breitkopf und 


Haͤrtel eig mufstalifchen —. hatte s 
vorher ſchon Aneheili 


Herr Hofratch Woltmann Bas die Sustt AP Heſſen/ | 


homburgiſcher Legationsrath und Refldent am Hoſe zu Ber⸗ 
iin. he | 


. Zueeliigenybtank 

. KVermiſcher Nachrichten und Bemerkungen. -- 
= Das Sriehrichswerderfche und Friedrichſtaͤdtſche Gym⸗ 
naſium in Berlin, weibete am agften Sept. 1800. das 
Schulgebaͤude ein, welches es vom. Könige erhalten hat, 
Die Lehrzimmer des Gymnaſiums brannten-1794. bey dem 
Brande des Briedrichswerderihen Rachhaufes mis ab, und 
wribden bakauf in tim Öcktengebände des Gaſthofes zur Stadt 
Benz, verlegt. Nunmehe hat diefe Schule erſt wieder eine 
Ueibende Stäre erhalten. - Bey der Feyerlichkeit am gedacht 
ven Tage, übergab der Here Syndikus Koͤls das. Gebaͤude 
Ben Lehtern, worauf Dee Herr Prof. KRambach eine Rede . 






Belt, ‚worin er dew Zufland des Gymnafinms ſeit dem 


Drande ſchüderte. Here Konr. Boots ſprach zuicht Über .- 
den Einfluß gelehrter Schulen auf Buͤrgerſtun. 
Zu Parig echlelt den 7ten Oft. ein junger Bildhaner⸗ 

Herr Friedeich Tieck, aus Berlin gebuͤrtig, Cein. Bruder 
des bekannten Schriftſtellers) unter. den. jungen Kuͤnſtlerq 
den Aufmuntsruugspreis von. einer filßernen. Dentmänge, 
en eines. Dastelicfe, 5 Fuß lang und: 4 Buß had),: vow 
nd den Priamus vor Achilles knieend, und um den Leiche ; 
nam Hektors Bittend. Kerr Tieck iſt ein Schüler. des Bildy 
hauers Herrn Heinxich Beitkobers in Berlin, und hat 
F ch eine Zeitlang bey dem. beruͤhmten Hofbiſdhauer Dchar 
* daſelbſt gearbeitet. Er die Reiſe nach Franke ' 
* und Italien auf Koſten der. K. Akademſe der Kuͤnſte a6 
| in. a: 


Div König von Preußen, welcher ih Bis‘ Verbefferung 

Wr Schulen mie Grnſt angelegen ſeyn läßt, hat jährtidf 

. 860 Rthlr. angewirſen, um in mehrern Dörfern der Ku / 
nark Induſtrieſchulen anzulegen. es 

Der ruͤhmlich befannte jldifche Arzt gu Hannover, Herz 

Sieglitz und feine Gattinn, haben den chriſtlichen Glau⸗ 

berangenommen. Er behält feinen Namen. - - . 1 > 


} 





® “ * 
4 "vv oe. «Ss 
- * 


- Neue Allgemeine - 


Deutfhe Bibliothek, 





Sechs und funfgigfien Bandes Etſtes Std: | 


'Zwepteis Hefe 





Arzneygelahrheit 
Eommentarien der neuern Arznepfunde, herausgege« 
- ben von Ehr. Gottlob Hopf. Sechſter Band. 
Tuͤbingen, im Verlage ber Heerbrandtiſchen Bud - 
handlung. 1800. 1 Alphabe 3 Bogen 8. IMR., 

8 E14 . „ | z F * 


Die Band enthält: J. Die Fortſetzung hes Auszuges aus: 
arwins Zoonomie, vom XXIII — XXXIX. Abjihnitte. 
S. 1 — 64. Il. Stieglig.Darftellung und Pröfung der 
weſentlichten Browniſchen Säge. S. 65— 97. I, 
J. O. Brandis Verfuh über die Metaſtaſen. S. 98 —: 
240, So. Chr, Keil, Aber die Erkenntniß und Kur der 
Fieber. Beſondere Fieberlehre. Zweyter Band. S. 140 — 
208. V. C. Chr. Erd. Schmid, Phyoſlologie philoſophiſch 
beorbeitet. Erſter und zweyter Band. S 209 — 262, VI. 
Aichtenberg Über. einige pichtige Pflichten gegen die Au⸗ 
gen. Di 263 — 299, win. Auszug. VII. ‚Beobachtungen: 
and Bemerkungen vom Mergusgeber, ©. 300 — 323. . Die- 
Geſchichte eines Knaben, der einen Dorn pon Weßßdorn mi 
die Wade befam, und: erfi.narh viertchalb. Jahren ‚- vermisst 
telſt eines: Blaſenpflaſters an der Stelle, wo man ihn von 
außen zu fühlen glaubte, davon befreyer wurde. Der 
Verf, vergleicht fie mit andern. ſchon von andern aufgezeiche 
neren Fällen, und ſucht fie zu erklären.” Der Ball eines 
neun Manate alten Kindes, das einen Schuhnggel vwers 
ſchluckt u und nach 24, Stunden mit leichtem Biwen“ 
N. A. O. B. LVI. B.is Gi.il.veft. G durch 


- 


® 


durch den Stuhlgang von ſich gab, und von zwey andern 
weiche Kupfermuͤnzen verſchluckt hatten, und auf dem glel 
den Wege, aber weiß von ſich gaben. ‚Die Gefchichte eis 
nes vierjährigen Knaben, der an den Folgen eines in den . 
fogenannten Mauskuͤchelchen veriehluckten Arfenits litt, und 
durch fleißiges Trinken von recht ſtarkem Seifenwaſſer mit. 
Milch und Einreiben von Del in den Unterleib gerettet wur⸗ 
de. Das Beyfpiel eines andern, das durch den Genuß von _ 
Zeitlofenfaamen in Lebensgefaht gerteth, und durch Neißiges. 
Trinken lauwarmer Milch gerettet. wurde. . VII Dr, 
Brberd über. die Melancholie. ©. 323 — 404. Ze 
‚hen des Wahnſinns (denn diefes Wort iſt dem Verf. mit 
Melancholie einerley ). und Unserfchied deffelben voh andern 
Verruͤckungen; von den Berichiedenheiten des KBahnfinnss 

dem gemeinen Wahnſinn, dem Lebensüberdruß, der Furcht 
vor Träumen, ber Einbildung einer gänzlichen Verwand⸗ 
Jung des Körpers, der Einbildung eines gewiflen Zus 
flandes des Koͤrpers, in welchen ſich der Kranke nicht befins 

“Ber, der Todesfurcht, dem Bezaubertſeyn, dem Befellenz - 
feyn, der Hexenfurcht, dem Wampfrifmus, dem Wahnfinn 
aus Aberglauben , dem fafelnden Wahnfinn, demjenigen aus 
Liebe, der Eiferfucht, dem boshaften Wahnfinn, dem-fchmärz, 
menden, bem eifernden,. dein dumpfen, dem entzückten, 
dem verzweifelnden, dem troftlofen, dem zufälligen, (ob 
dieſe Verſchiedenheiten insgefammt bedeutend genug: find, 
um eigene Artendes Wahnfinns daraus zu machen, Mächten | 
wir wohl zweifeln). : Ucber die. Urſachen der Melancholie, | 
die fih aus Veränderungen im Gehirne nie beſtimmt erklaͤe 
zen lafien; über firiete Worftellungen; über den Keim zur 

' Melancholie; Über die Kur des Wahnſinns, bey welcher €8 
hauptſaͤchlich darauf. ankommt, ‚die fixirte Vorftellung zu ent⸗ 
fernen, Habe ſich der Wahnſinn ſchon völlig beſtimmt, ſo 
fep der Gebrauſch des Opiums ſchaͤblich; und immer ſey es 
mur als ein Mittel anzuſehen, um für die Anwendung ans. - 
derer Zeitzu gewinnen. Kur der befondern Artenbes Wahn 
finne. Den Veſchluß made das Regiſter. 7 

: % 


* 


98 Atrzneygelaheheit. 27 





Phyfiologie philoſophiſch bearbeicer von ‚Earl Ehe.. 
Ebrh, Schmid. Zwenter Band. Jena 1799. 


62688 186. 20 . 


S 


fr 


re Arzneygelahrheit. = „99 


Der gibßte Theil dieſes Bandes enthalt Zweifel und Eine 
würfe gegen die bisher gangbaren Meinungen und Lehren in 
der Phyſiologie. Der Verf. verwirrt und verltert ſich mandys 


- mal dergeftale in denfelben, daß man fuͤrchtet, er werde 


nicht wieder auf joliden Grund und Boden fonımen können. 
Der Verf. weiß ſich inzwiſchen cher zu helfen, als vicHeiche 


"manche feiner Leſer, welche, des Labyrinthes müde, in de 


fie Herumgeführt werden, fich aͤngſtlich nad einem Ausgan 


ſehnen und ihn nicht finden. — Hr. ©. füngt mis der 


WMaterie des organifch sebierifchen Börpers an, unters 
fücht die Materie — ihre ſpezifiſche Verſchiedenheit 
und die verſchiedenen Zuſtaͤnde derſelhen. Das iſt nun frey⸗— 


lich eine der nothwendigſten Unterſuchungen; aber auch eine 
der ſchwierigſten. Kann man den menſchlichen Körper auf 


eine Weiſe chemifch zerlegen, daß gar feine Forderung mehr 


uͤbrig bleibt? : Kann man die Unterſuchungen der £pdten Mas - 


serie auf den lebenden Organifmus Übertragen? Wil mar 
die Geſetze der natuͤrlichen Welteinrichtung, des Makrokos⸗ 
mos, auf unſern Mikrokoſmos anwenden? Der Vekf. 


iſt der dynamiſchen Partey ſehr Hold, ſcheint ſich aber nicht 
dabey beruhigen zu koͤnnen. Vortrefflich deckt er die Maͤn⸗ 
‚gel jedes Syſtems auf, ohne uns ein vollkommeneres zw 


enken! Auch Hrn, Schellings achtungswerthe Unters 
ungen thun Hrn. ©. fo wenig Senüge, daß es vielmehr 
Kcheint, ee vermeile fo recht con amore Hey diefer Inquiſi⸗ 
tion, um verwerflide Refultate herauszubfingen. Er ftellt 
©. 86 Grundſaͤtze auf, weniger, um fie als gültige Prin⸗ 
eipien feſtzuſetzen, als bey weiten eher, um feinen Sfeptis 
ciſmus an ihnen zu jeigen. . Denn nach denfelben ift organts 
ſche oder antmalifhe Chemie ein nothwendiges Poftular für 
die mögliche Naturwiſſenſchaft organiſcher und thierifcher 
Körper, und wie viel. fordert der Verf. imfolgenden von 
dieſen chemiſchen Unterſuchungen, wie unzulänglich findet 
er fie! Iſt er doc) fogar geneigt, dem Begriffe einer orga⸗ 
nifhen und animalifchen Chemie S. 189 feine Realität zu 
verfagen! — Diefe Zmweifeljucht des Verf. (wahrſchein⸗ 


lich ein Tharafterzug der firengen en Schule, ju wel 
cher er gehöre), macht nicht nur die Le 


ktuͤre ſeines Buches 
unangenehm und weitlaͤuftig; ſondern macht Ihn, wie ung 
dunkt, fogar Hier und da die Grundfäge vergeſſen, welche 
er an andern Orten als Regeln der Naturforfchung aufgeftelle 


2 _, 
⸗ 


J 


* 


i00 Argneygeloͤhrheit. 


“ats poſitives Lebensprinzip gehommen, ſagt: wir * da⸗ 
bey einer Loͤſang ins Unendliche — das Problem bleibt end⸗ 
lich ungeloͤſet. Vergleichen wir damit S. 196, ſo heißt es 
hier: die Nothwendigkeit der im vorhergehenden angegebe⸗ 
nen Forderungen, leiſtet der Vernunft a priori Buͤrgſchaft, 
daß es an ſich in der Unendlichkeit — moͤglich ſeyn muͤſſe, 
ihnen Genuͤge zu thun, und daß bis dahin, — alſo gleich⸗ 
falls ins Unendliche — die Unterſuchung fortgefckt, nir⸗ 
gends aber für immer abgebrochen. werden müfle.. Das 
Reſulmt dieſes Skepticiſmus tft endlih: Es ift keine ches 
miſche Zoonomie wirklich vorhanden; die dogmatijche Bes 

Hauptung, daß alle organiſche ‚und thieriſche Phänomene 
Jedigtich auf Chemie beruhen, iſt grundlos; die dogmatfs 
ſche Läugnung der Eriftenz einer abjolugen organiſchen Les 
‚benstraft, iſt grundlos; Die entgegengeſetzte dogmatiſche 
Behauptung, daß die Erſcheinungen der Vegetation und deß 
"Lebens nicht chemiſch bedingt ſeyen, ſondern ganz oder zu 
"heil von einer abfoluten Lebenskraft abhängen, iftgrundlog‘; 


. 


"die alleinige u, unbeſchraͤnkte Gultigkeit phyſiſcher d. i. chemiſch⸗ 


mechaniſcher (7) Priucipien, mit Ausſchlieſſung der abſoluten 
Lebenskraft, iſt ein fubjektiv guͤltiges hypothetiſches Princip. 
C(Aber, wie wir fürchten, nicht für alle Köpfe ſubjektiv guͤl⸗ 
tig.  Solken phyſiſche und chemiſch⸗ mechaniſche Principien 


einerley feyn? Sollten‘ flie,. wenn fie’s wären, hinreichend . 


Teyn, alle Erſcheinungen im lebehden m. 8. zu erklären? 
Meberdieß ſcheint ung vieles, was. der Verf, In diefen end 
chen Refultaten aufitellt, “auf Bloßer Dialektik zu beruhen 
‘Was zwar für eine philoſophiſche Schule und Sekte binden 
‚Jeyn. kann; fihmertich aber allen Parteyen genug thun wird.) 
Die Sefeke der Organifatton, fähre Hr. ©. fort, und des 
- Bebens, im’gefunden und Eranfen Zuflande,, wie auch die Res 
Fein der Hygleine und Therapeutik, find nicht auf chemiſche 
Peinsipien, fondern auf‘ die nächte und unmittelbare Es 
fahrung zu gründen. (Hr. S. will damit wahrfcheinlich 
auf die Graͤnzen und Den Unterfchied zwiſchen Heilkunde 


und Heilkunſt deuten. Es ift aber doch immer ein Solamen . 


‘miferam. für den denfenden Arzt, daß er fid) fo ängftlich au 


Biefe angewieiene Graͤnze halten muß, un einiges Gebitt 


I Gewißheit in feiner Kunft beflgen zu fönhen!) Das 
“te Rap. handelt von der Form drganifch:stbietifcher 
RZoͤrper aͤberbaupt, ‚Sie beſteht'in dem Bleibenden ımd 
VDehatenchen tu der Zuſammenſetung der Materle,welche 

| das 


> 


[2 


Aeʒneygelahtheit UU—— 
das orgarißhe Weſen aucmacht; feiner Biildung, wodurch 
es ſich von roher unorganiſcher Materie unterfheidet.. (In 
welchen Punkten ſich die organiſche Bildung und Form vom. 
der unorganifchen unterſcheidet, if eben noch die gro 
Frage.) Diefe Zufammenfegung ift theils chemiſch, organis 
fie Miſchung, iheils mechaniſch, organiſche Geſtaltung, 
org. Mechaniſmus. (Die chemiſche Zuſommenſetzung bil⸗ 
bet eben ſo feſte, beſtimmte Geſtalten, ale die mechaniſche, 
welche nur hoͤchſt uneigentlich in. Betracht gezogen. zu wer⸗ 
den verdient. Haben nicht alle Salze ihre gewiſſe, unver⸗ 
änderlichr Form? Sind ſie organifh? Auch laͤßt fich noch 
fragen, ob dieſe Analyie des ausgebildeten, vollendeten org. 
Weſens auch vom punctum faliens, vom erſten Uranfang 
des lebenden th. K. gelte. ‚Wären das fenach nicht zwey 
ganz verichiedeue Weſen? ft folglich die Geſchichte des Or⸗ 
ganiſationsprozeſſes, S. 231 f. wirklich die wahre?) Im 
Kap. von der organifchen Wirkſamkeit th. 3. erklaͤrt 
der Verf., daB Organiſation und Leben eins fey, ob er gleich 
©. 2:6, daß dieß beydes von einander getrennt werden koͤn⸗. 
ne, zugegeben, es nur an der Vollkommenheit der Organi⸗ 
ſation gelten gemacht Hat, Wenigſtens iſt Hrn. ©. Begriff 
von der Organifatton dem Sprachgebrauche zuwider, der. 
uns jebt fo genau mit allen Organiſationen bekannt. gemacht 
hat... Auch fcheint Dieß Kap. verſchiedenein, was der Verf. 
im erfien Theile über Organifation gefogt hat, ‚zu. widers 
forehen. Dort wußte er ganz genau, was organiſches, 
Weſen, Organifnms, ꝛc. war; bier fagt ‘er: die organiſche 
‚Materie. geichne fi) weder durch fpecififche Eigenthämlide 
feit der empiriſchen Empfindung, noch durch eine mathe⸗ 
matifch a prieri beftimmbare Seflalt aus, und glaubt, es ſey, 
unmöglich „ von Organifation einen wahren Begriff zu ha - 
ben, ohne die Wirkungsart in denfelben zu bringen. Wir, 
haben darüber unfere, eines Einzelnen, Meinung. geäußert 
und fügen nur bey, daß das Hiftorifche Bruchſtuͤck S.257 ff. 
füglich „hätte wegbleiben können.) Organiſch heiße alles, . 
es. jey Maturs.oder Kunſtprodukt, „materiell oder.nicht, wa, 
and in ſofern es von ſich ſelbſt, Urſache und Wirkuug iſt, 
oder woxin alles Zweck und wechſelſeitig Mittel if. (Auch 

wenn Kant dieſe Definition gemacht hat, duͤnkt ſie ung 
micht richtig. Der Foetus iſt ein organiſches Waſen, iſt er 
von ſich ſelbſt die Urſache? Waͤre nicht auf dieſe Weiſe der 
Mackrokoſmos weit eher cin organiſches Weſen, als unſer 
NE Une & 3 Mike 


co u Arzneygelahrheie. | 


Wikrokoſmos, und wer nennt ihn fo? Was geht uns. ber 

Zweck an, oder was follen wir. bey. diefer Unterfuhung mit 
teleologifchen Grundfägen chun? Es entfichen hierans ‚alle 
bie Qubtilitäten, Einfchräntungen und näheren Befkimmunz 
gen, wodurch der Verf. S. 274 feinem Üegriffe Richtigkeit 

und Wahrheit zu verfchaffen fucht.) Die Gefege der Orga⸗ 
niſation find, nah Hrn. ©. folgende: Jedes organische 
Weſen organiſirt; alle Organifirung gefchieht durch Wechſel⸗ 
wirkung aller Theilorgane eines organifchen Ganzen; alle 
und jede organiſche Wirkſamkeit iſt organiſirend, (Bir. 
ſind, im Vorbeygehen, auf Erhardiſcher Seite!) Allet 
Organiſtren in der Natur ſetzt vorhandene Organiſation, 
folglich anch geſchehenes Organiſiren voraus ; folglich iſt das 
Daſeyn eines lebenden Organiſmus ſelbſt bedingt durch et 
was Aeußeres, wodurch das Organ verändert und in Thaͤ⸗ 
tigkeit gefegt wird. (Dieß Geſetz hätten wir kaum vom 
Berf. erwartet; ſo wahr es, unferm Beduͤnken nad), auch iſt. 
Kr. S. ſcheint das ©. 341 ſelbſt gefühlt zu haben.) Alle 
organiſche Thaͤtigkeit iſt mit organifchee Veränderung des 
Drganifm als Produkts, d. i. der Suͤbſtanz nach, verbuns 
ben; alle Organiſirung wird, der Art und Größe nach, bes 
ſtimmt durch das Verhaͤltniß des organiſtrenden Organs zu 
dewjenigen, was ins Organ einwirkt und woran daſſelbe 
feine Wirkſamkeit dußert. (Wir waͤnſchten, ausziehen zu 
koͤnnen, was Hr. ©; 364 Über die Roͤſchlaubiſche Sa 
tung des Br. Syſt. fagt, um manches vorherige Urtheil deffelben 
Damit zu vergleichen.) Die Befchichte dee Lebens flüge der 
Verf. auf den Grundſatz, daß kein organiſches Weſen wirk⸗ 
lich organiſch ſey „ſondern es erſt werde, ſich ſelbſt organis 
ſire — und entwickelt nun daraus das organiſche Leben, 
die Übrigen organiſchen Veränderungen, Erzeugung, Er⸗ 
naͤhrung, u. ſ. w. Beym Leben heißt es, baß Seyn und 
Eeben eins ſey. (Wir haben ſchon erinnert, daß wir nicht 
annehmen, Organiſation und Leben ſey eins. Das chen, 
als folches, liegt außerhalb unferer Unterfudung. Könnten 
wir Dielen letzten Effeet der organiſchen Thätigkeit unterſu⸗ 
Hen; ſo brauchten wir weiter nicht viel anatomiſche Unter⸗ 
fuchung der Organiſation, welche nur Durch die Fäulniß zer⸗ 
ſtoͤrt wird. —) Nach diefem Begriffe mißt und beſtreitet 
der Verf. mehrere Gegner, und kommt ju einer weitlaͤnfit⸗ 
gen, hierher, in ein phpflologifhes Spftem miche eigentlich . 
. yaflenden Digreffion über Krankheit, ihre Entſtehung, = 
| — tdei⸗ 








Arzneygelahrheit. 100 3 


theilung, ce. (Wir bemerken dawider, daß das Wachs⸗ 
thum nur mit Schwierigkeit durch die Entwickelungstheorie 
erklaͤrt werden koͤnne; daß Lebensſtaͤrke oder Schwaͤche und 
Lebensthaͤtigkeit eben ſo wenig identiſch ſey, als Erregbar⸗ 
keit und Lebensvermoͤgen; daß Brown ausdruͤcklich 6. 31 J 
das Geſetzz aufſtellt, daß die Etregbarkeit, durch einen Reiz 2 
“ gefchwächt, durch denandern wieder erfegt werde; daß Purs 
giermittel, als ſolche, in Afthenien, als folhen, allemal ſchaͤblich - 
ſeyn müflen; daß Mangel an Reiz jedesmal direkte Schwaͤ⸗ 
he nach fich ziehe; daß die Note S. 415 eine gänzgliche Uns- 
bekanntſchaft mit Browns $. 138 f. verrathe; daB es noch 
fehr die Frage fey : ob Geſundheit und Krankheit ſpecifiſch 
perfchiedene Zuftände des Lebens find, da ſchwache Wen⸗ 
fhen immer zw Krankheiten geneigt, kraͤnklich find und 
Krankheit wenigftens nicht das Gegentheil von Gejundheit 
iſt; daß fih endlich aud manches gegen Hrn. S. Kranks 
Beitseintheilung einwenden lafle, was wir doch übergehen 
>. welien.) In dem Kap. von den verfchiedenen ——— 
der organiſchen Kraft oder der Kebenskraft, glaubte 
wir auf verſchiedene Darwinfhe Ideen geftoßen zu ſeyn. a 
C(Wenn ©. 466 flieht, daß. man von den Trieben der ' 
Pflanzen rede: jo hat wenigftens Rec. diefen Ausdruck. nie- 
gehört.) Die bisherige Schuleintheilung der Verrichtuns 
gen verwirft Hr. ©, und theilt ſie in organifche-umd antıinas 
iſche. Es falle ihm zwar ſelbſt ein, daB die animaliſchen 
auch organifch ſeyen; dennoch behält er. fie bey. So nennt ” 
er jede organifirende Thätigkeit eine verbindende, und ſagt 
doch ſelbſt, daß es Trennungen und Abfonderungen gebe, 
Hieraus entſtehen denn, wie leicht zu vermuthen, manche ges 
zwungene Erklaͤrungen. Auch in dem Kap. vom Verbälts 
niſſe anderer Naturkraͤfte zu der otganifchen (oder) 
Aebenstraft, find ung, ſo wie viele richtige und vorzäglis 
che, eben fo-viele Säße vorgekommen, welche wie nicht für 
ganz ausgemacht halten. Aus dem Kap. von der Wirs 
kungsart und den Derbältniffen der organiſchen Kes- 
benstriebe unter ſich ſelbſt, zichen wir folgende Säge 
- aus: Bepde oraanifche Triebe und ihre Zwsige wirfer uns 
zertrennlich. Die organifhe. Kraft wirkt unabläfjig in al- 
len Theilorganen und für alfe ihre partiellen Zwecke und 
Funktionen; doch in verſchiedener Proportion, welche durch 
mannichfaltige Urfachen abänderlih ift. Die uriprängliche 
Wirkfamkeit der organiſchen ae wird durch ihr, er 
*— — 4 vor. 


r 


1084 u „Atzueggelaßeßei. | 


Pesdutt, d. i. durch Die Ausbildung‘des Organjſmus ſelbſt, 
naher beſtimmt. Die organiſchen Triebe wirken von Natin 
unabſichtlich, zweckmaͤßig. (Hier kommt der Verf. auf die 
vis medicatrix und den Arzt als Diener der Natur; welche 
anzunehmen und zu erklaͤren der Verf. ſich windet und dre⸗ 
het, und wie ein aͤchter Kantiatter bisher uͤblichen Redens⸗ 
arten ganz andere neue Ideen unterlegt, wie O. 634. Das 
durch kommt er den Browniſchen Sägen von der Heilkraft 
der Natur nahe. ) | * 
Soweit von dem zweyten Theile eines Werkes, wel⸗ 

- des unlaͤugbar viel Gutes, Wahres und Reues. enthält; 
fidy aber dem ohnerachtet nicht zum Codex für die organts 

Shen Geſetze des menſchlichen Körpers in feinem naturgemäß 
fen geſunden Zuftande qualificiret. _ | on 


Fp. 


1 © ; 
1. Der Arzt fir alle Menſchen. Ein Hülfgbuch für 
die Freunde der Geſundheit und des langen Le 
bens. Zwepter und lehrer. Band, Dortmund 
- und Leipzig, bey Blothe und Compagıiie. 1798. 


540 S. 8. 118.4. | 
2, Der Arzt fuͤr Künftler und Profeffioniften: . oder 

Geſundheitslehren für Bergleute, Hürtenarbeiter, 
‘ „ Scheipetünftler, u. f. w. Dortmund und Leip⸗ 
ı\. zig, bey Blothe und Compagnie. 1798. 68 S. 
Gas Ganze gewähret eine ſehr nuͤtzliche Lektuͤre über Did⸗ 
:tetit, und uͤber das Verhalten, wie man ſich vor Krank⸗ 
«heiten fichern könne, auch über das bey eingerrerenen Krank | 
«heiten ſelbſt. Dieſe Schrift kann Daher vor mehrern andern 
von gleichem Gehalte empfohlen werben. - — 
Die kleine Schrift Se. 2, iſt der letzte Abſchnitt von 
der Nr. r, ji ſich allein wieder abgedruckt, und enthaͤlt 
Geſundheitslehren für mehrere Künftler und Profeffioniften, 
und verdiente, daß fie in deren Haͤnde gebracht würde. 


Geor⸗ 





U 


- 


Arzʒneygtlahrheit. 105 

George Fordyce, D. der Heiſkunde, Mitglied der 

koͤnigl. Geſellſchaft, aͤlteſter Arzt am Thomas⸗ 

Hoſpital zu London, ıc, über das regelmaͤßige an⸗ 
haltende Fieber und deſſen gruͤndiiche Kurarr; 

Aus dem Engl. uͤberſetzt von D. Chriſi. Friedrich 
Michaelis. Zittau und Seipzig, bey Schöpe, 

1799. 1966.8. ie | 


Im Jahre 1797 erſchien in der Ueberſetzung ſchon vom naͤm⸗ 
kchen Verfaſſer und Ueberſetzer eine Schrift, unter dem Ti⸗ 
tel: praktiſche Abhandlungen über das Sieber, n.f.m. 
welche bereits auch im 40ſten Bande. der N. a, d. Bißk 
©. 363 angezeigt worben iſt. "Sn dieſer Harte: der Berfi 


ſein Werk über das Fieber noch nit beendiget; da er das 


felbſt nur das einfache Jieber, und die Geſchichte und Bes 
handlungsart eines regelmäßigen dreytaͤgigen Wechſeifiebers 
abgehandelt hatte, In gegenwaͤrtiger ſeht er daſfeibe nun 


fort; welche, daher in Beziehung auf jene, zwey Tiilbiat- 


ter erhalten, davon nun das andere die Auffchrift führe: 
peaftifhe Abhandlungen Über das Sieber &. 
Cheil.: EEE — 


Da der Verf., tie ſchon ans der erſten Schrift ber 
kannt iſt, aus der Fülle eigener Erfahrungen fpricht und urs 
eheiler: ſo wird man auch gegenwärtige nutzbar und lehr⸗ 

reich finden. Hypotheſen liebt er nicht, ſondern er theiled 

mit, was und wie eis in dem natürlichen Gange und Ver— 

‚laufe diefes Fiebers bemerfet hat, und begleitet diejeg mit 

Anmerkungen, die aber nicht aus Meinungen erzwungen 
find. Das Ganze beſtehet aus kurzen Abfchnitten,, Die fols 
gende Ueberfchriften führen: Beftimmung des Begriffs ei: 
nes regelmäßigen anhaltenden Sieders; Unterſcheidungs⸗ 

eichen deſſelben; Symptome deſſelben; Ideen uͤber den 
chlaf; die Art der Erſcheinung eines ſolchen Fiebers; Ber 
ſtimmung der verſchiedenen Pulſe; Dauer der Parorys: 
men; Eintritt des Parorysmus des Abends; Zergliederung - 
und Beantwortung der Frage? iſt die Fäulniß im Fieber 

Folge oder Urſache der Unterdrückung der Klaͤfte? Symp - 

tome der Sänlnifi; Delitium ald Symptom des Fies 

bers; Krifis im regelmäßigen ne Fieber; und kri⸗ 
ey Ä 


5 tiſche 


106 Aezneygelahrheit. 
tiſche Tage. Nachdem der. Verf. dieſes alles voraus erörtert - 
t, ſo kommt er nun zur Behandlungsart eines ſolchen 
iebers, und zeigt, wie man ſich dabey zu verhalten habe, 
ob man das Fieber ſich ſelbſt uͤberlaſſen ſoll, damit es ſeinen 
gewoͤhnlichen Gang nehme, oder ob Mittel angewendet wers - 
ben möüffen, um die Krankheit zu heben, und was für 
Mittel. Vorzüglich angelegentlich dehnt der Verf. hietbey 
feine Borfchtäge auch auf das diaͤtetiſche Verhalten in dieſer 
Krankheit mit aus, und fucht noch“ insbefondere die Wir⸗ 
tungsart mancher Mittel zu gewiſſen Abfichten genauer' zu 
heſtimmen, wie er nach eigener Erfahrung hierüber ſich ans 
gemerkt hatte. Des Verf. geaͤußerte Gedanken mögen auch 
mehrere auffaffen , folchen weiter nachbenten, und fle peruͤfen. 


Der mebicinifche Sandpfarrer, ober praftifche Armeis 
fung, diejenigen Krankheiten, welche am meiften 
auf dem Lande vorfommen, zu heilen; allen Hrn, 
Volkslehrern, Wundaͤrzten und verninftigen 

. Bürgern, in den Orten, in welchen feine Aerzte 
mohnen, zu ihrem Gebraud) (€) und Wieberge- 
neſung der Kranfen redlichft gewidmet von $. 
. Kroufe, d. WW, und Arzneyf, D. ic. Dritte: 
“< verbefferte und ftarf vermehrte Auflage:  Manits 
. beim, bey Söffler. 1799. ı Alph. 8. 19. 


F Di mente Auflage von diefem Buche erfchien 1795 in der 
fählerifchen Buchhandlung zu Heidelberg, welche in der 

arten Abtheil. des Anhangs zum erften bis 28ſten Bande 
der N. a. d. B. S. 138 recenfirt worden iſt; und das naͤm⸗ 
liche Urtheil, das wir daſelbſt über dieſe Auflage gefaͤllt has 

. ten, muͤſſen wir auch über gegenwärtige . wiederholen : \ 

da das Bud) in felbiger. ganz unverändert ‚ebendaflelbe ges - 
Blichen tft, außer daß einige in der vorigen noch eingeſchli⸗ 
Hene Fehler verbeffere worden. Der Titel führt nun alfo 
mit Unrecht das Schild: dritte verbefictte und ſtark vers 
mehrte Auflage; wer aber ſich diefe unerlgubte Täufchung 
zu fhulden kommen laffen, Verfaſſer oder Verleger, dieß 

Öhnen wir nicht entfcheiden. a 


- Abhand· 


. 


Arzneggeläßefele 107 
Abhandlung über die Wunden und deren Behand⸗ 
.. lung; vom Verfaſſer des medicinifchen Recept⸗ 


taſchenbuchs. Mainz, bey Vollmer. 1799. 8. 
ö IEK %.o — 


Da die Wunden, fast der Verſ. oder der Verleger im 
»Vorberichte, einen Hauptgegenfiand der Wundarzneykunſt 
» ausmachen; fo ift auf diefen In dem Handbuche ver Wund⸗ 
»arznepkanft, welches beym Verleger diefer Abhandlung 
» herausgekommen, beſonders Nücficht genommen, und 
»ein doppelter Abdruc von dem. zweyten Theile des gedach⸗ 
a ten Handbuches-veranflaltet worden, um ihn denen unter 
»vorgejeßtem Titel abzulaſſen, welche fih nicht alle drey 
a Theile (deſſelben) anfchaffen wollen. « — »Uebrigens, 
a heißt es weiter, ſtoße man fid, nicht an die Seitenzahl, 
» welche mit gedachtem Buche fortlaͤuft. Es thut nichts zur 
» Sache, wenn man nur weiß, daß das Buch mit ©. 313 ' 
anfängt, und mit S. 373 ſich endiget. « Freylich ein gang 
eigener Gedanke, hiermit ein, aus einem Werke abgertſſe⸗ 
nes, Stuͤck, mit fortlanfender Seitenzahl unter einem aparten 
Titel zu liefern, in der Hoffnung, daffelbe leichter und vielfäls 
. . tiger an den Wann bringen zu tönnen; doch dieſes wollen 
. wir nicht weiter cenfiren; wenn nur der Gehalt, fomohl dee 
ganzen Werkes, als diefes einzelnen Stuͤckes davon vollwichr . 
tiger. wäre, daß es würdig zu alhten, dem Publikum em⸗ 
pfohlen zu werden. Aber das Handbuch der Wundarzney⸗ 
tun$, welches vom’ DVerfaffer des medicinifhen Receptta⸗ 
ſchenbuchs zufammengeftoppelt worden, ift im Ganzen chen 
ſowohl, wie der hier angezeigte einzelne Theil deffelben, die 
Abhandlung Über die Wunden, u. f. m. von gleichem Schrot 
und Korne,- wie das ehemals angezeigte famdje Recepta— 
ſchenbuch, davor Rec. ftets mit Orunde hat warnen muͤſſen. 
eur “ um das ſchoͤne Dapier, das hieran verſchwen⸗ 
det worden. - 


Lehrbuch der Phyſiologie, abgefaßt von D. Friederich 

- Hildebrandt, Königl. Preuß. Hofrathe, d. W. 

RW. und Arzneyk. ordenel, öffenel. Lehrer auf der _ 
Univerfität zu Erlangen. Zweyte verbefferte e 

e; — age. 


‚208 Argneygelahrheic· 
lage. Ertangen, bey Palm. 1799: 1 Alph. 71 
Bos.8. URL. 48. — — 


Was wir von dieſem vortrefflichen Lehrluche der Phyſislo⸗ 
gie wuͤnſchten und erwarteten, daß naͤmlich bato nach ſeiner 


erſten Erſcheinung eine zweyte Ausgabe deifilben noͤthig wer⸗ 


den wuͤrde, das it richtig erfuͤllt worden. Die erſte Aufla⸗ 
ge hiervon erſchien 1796, und dag Lehrbuch mar damald 
21 Bogen ſtark. Eine Anzeige davon iſt bereits im 3 3ſten 
Bande der N. a.d, Bibl. ©1235 gegeben worden, worauf 


v 


gi ung bey gegenmättiger zweyten Muflage wieder beziehen. 


iefe iſt, nach der Angabe der Bogenzahl von beyden, ber 


traͤchtlich ftärker und vermehrt worden, das wir Den ausger 
breitefen Kenntniſſen und dem rühmlichen Eifer des Verf. 
verdanken; wodurch dieß Lehrbuch feiner Vollkommenheit 
näher gebracht iſt, ſo daß es_gewiß eins der vorzuͤglichſten 
worden, Ben disfer neuen Ausgabe hat der Verf. alle 
Mängel, ‚welche er in der erſten, im Vortrage darüber, Bes 
werkte, forgfältig verbeflert, die Literatur mit den ſeit jener 
erichiencnen wichtigen Schriften vermehrt, und den Inhalt 
derſelben im Texte benugt. Das Kap. von der Lebenskraft 

at in derfelben mehrere Abänderungen und Vermehrungen 

kommen; wobey im befondern Abſchnitte die Erregbarkeit 
genau phyſioloqiſch erörtert worden. Uebrigens wird man 


in gegenmwärtiger Ausgabe durchaus finden, daß der Verf. 


aufs beſtimmteſte ſich ausgedruͤckt, und alles im Vortrage 


. 


fehr deutlich und begreiflich gemadjt hate Be 


Verſuch einer. vollſtaͤndigen Belehrung für das ge⸗ 


bildetere weibliche Geſchlecht, uͤber die phyſiſchen 
Mutterpflichten, und alles, was damit in naͤ⸗ 
herm oder entfernterm. Bezuge ſtehet. Der er- 


wachſenen weiblichen Jugend gewidmet von Frie⸗ 


drich Gottlieb Heinrich Fielitz d. juͤngern. Er 


ſtes Baͤrdchen. Leipzig, bey Grafle: 1799. 5320 


S.s8. NACH 


Ne Abſicht des Werfi, in welcher er hier das weibliche 


eſchlecht immer wei. er zu belehren ſuchet/ wie, ſie ſich eis 
| j „| en 


® ‘ ö 
[} — 4 


* 


» ‘ 


 Angnengelaehel — — —  10y 


nen guten und gefunden Körper, auch Eine teind, heiter 


und frohe Seele verſchaffen und erhalten — kaim ge⸗ 
wiß ernſtlich und. gut ſeyn, und iſt daher lobenswuͤrdig; 
Kir wäre zu wünſchen, daß er feinen Wortrhg nicht zu weit; 
ſchweifig ausdehnte, und daß'er fih kürzer faffen ferhre; 
denn fruchtbaue Kuͤrze kann immer ſattjam beichrend werden, 


. and man fanın immer auch viel damit fagen, Die zu oft 
‚. eingewebten und überhäuften Deflamarionen, machen bie 
Leſer oder Leſerinnen nicht aufmerkſamer; fondern fchläfern 


fie vielmehr ein, oder ſchrecken ſie von der weitern Lektüre 
ab. Er will zwar — das weidliche Geſchlecht bolſſtaͤnbiz 
uͤber die phyſiſchen Mutterpflichten belehten; aber er fl: das 


mit ineineläftige Weitſchweifigketz gerargan, ſo daß fein Buch 


® 


aus mehreren Bänden beſtehen wird, darüber bie folgenden 
Ungeleſen Bleiben. werden. ER — 


Außer der Einſeitung, worin der Verf, eben ſo weit⸗ 
ſchweiſig den Enbzweck dieſer feiner Schrift vorleget, enrhaͤlt 
dieſer erſte Band zwey Kapitel, deren Inhalt folgender if, 


Das erſte Kap.: Von der Fortpflanzung des Menfchenger 
ſchlechis, dem Geſchlechtstriebe, und deſſen Mißbrauche 


beym ‚weiblichen Geſchlechte. Hier werden unter andern 
uuch die fo nachtheiligen Folgen von der Selbſtſchwaͤchung 


beym weiblichen Geſchlechte mit lebhaften Farben in mehre⸗ 
ren Beyſpielen geſchildert, die ſich noch fehe junge Mädchen 


von v2 Jahren, und jängere , durch dieſes Lafter zugezogen 


hatten. Das zte Kap.: Ueber die phyſiſchen Murtterpflich⸗ 


“sen des weiblichen Geſchlechts, vom Zeitpunkte der’ völligen 


“ Entwicklung der phyfiihen Fähigkeit, Mutter zu werden, 
bis jur Verehlichung; hierbey in mehreren Abfchnitten, naͤm⸗ 


des K 
kleidung des Leibes und der Fuͤße. Zum Beſchluß dieſes 
Bandes deklamirt der Verf. noch: uͤber die Wichtigkeit der 


Üh: 1) Von dei Ernährung. des Körpers und von den 
Naprungsmitteln; 2) Von der Luft; 3) Von den Abfonde; 
rungen; 4) Bon der Bewegung; 5) Vom Schlafe ; 6, Von 
der Reinlichkeit der Hautkultur und vom Baden; und end: 
lich 7) Bon. der Kleidung, nämlich von den Bedeedungen 

Eorfes, des Haljes und der Bruſt, und von der Bes 


BefundBeit der. Aeltern, in Hinſicht auf die Geſundheit ihrer 


Kinder. Die Anzeige diefes Bandes fchließen wir nun mit 


dem Wunſche, dag. dei Verf. künftig bey dem, was er etwq 
‚Boch drucken laſſen will, ſich ja kuͤr jer faſſen möge. 


— 
“ 


— 4 / 


Fr 4 
21 Au 1. 


110 xxgneygelahrheit. 
J a — 
Ne. 1. Guter Rath an Mütter uͤber die wichtigſten. 
Punkte dee phufifchen Erziehung der Kinder im 
den eriten Jahren. Von D. Chriſt. WWilh. Hu- 
feland, der Mpdicin ordentl. Lehrer zu Syena, 
Berlin, bey Rottmann. 1799. 86 Seiten & 
gs: : ’ ae 
Hiermit verbinden wir gleich: 


1 


Nr. 2. D. Ehr. W. Hufeland’s guter Nach an 


. Mütter, über bie wichtigften Punfte ber koͤrperli- 


chen Erziehung der Kinder in den erſten Jahren 
Sm Auszuge fie den Bürger und Sandmann, 


F Von A. — Dresben, bey Gerlach. 1800. 


a Dog 8. | WE 
ende Schriften find ſehr empfehlenswerth. In bet 


‚Schrift Nr. ı hat der Verf. aufs deutlichſte und beſtimmte⸗ 


fie die nothwendigſten Behandlungspunkte für Kinder in den 
erften Jahren, zur —— und Befeſtigung einer vollkom⸗ 
menen Geſundheit, angege 

zergliedert. = Ä 


Die erſte und wichtigſte Regel if, nach dem Berf.r 


. Man wefche alle Wiorgen das Rind vom Aopfe bis 
gzu den Süßen mit kaltem Waſſer. (Her. ließ dieß auch an fets 
nen eigenen undandern Kindern des Abends, che dag Kind zur 
Nachtruhe gebracht wurde, vornchmen.) Dieß Mittel 
erhält die (fuͤr Kinder fo noͤthige) Reinlichkeit, bärtet uns 
vermerkt die Oberfläche ab, und macht fie unempfindlicher, 
ſtaͤrkt das ganze Nervenſyſtem, giebt feſte Faſern, und legt den 
erſten Grund zu einer geſunden lebendigen Haut, deren Ver⸗ 
nachlaͤßigung eine Hauptquelle der Leiden unſerer Zeiten iſt. 


u Man gehei dazu über, daB man ſchon in der dritten öder vierten 


Woche, ftatt des bis Daher genommenen warmen Wafchr 
waflers, nun fühleres und immer tühleresnimmt, bis man 
endlich zum gang falten kommt. Hierbey beobachte man 
nur, daß man fie nicht Togleich,, wie fe aus dem Bette kom⸗ 
men, warm und mit offener Haut, wafche, jondern erfl, 


uachdena fie eine halbe Stunde munter waren, und fi ade 


gekuͤhlt 


en, und, fo weit es nöchig, 


Arzneygelahtheit. J 1 1 


a 
gekuͤhlt haben, und daß maͤn das kaltk Waſchen geſchwind 
berrichte. Das Kind bade man vom Anfange an alle Oh 
ce eins oder zweymal lauwarm, von etwa 24 bis 
28 Grad Reaum. Therm. Dieb Baden kann anfaͤnglich 
rine halbe, und dann nach und nach bis zur ganzen Biertelk 
ſtunde, und nach einem Jahre noch laͤnger dauern. — 
dem Bade muß der Koͤrper mit einem eu Se t abs 
- gerieben. und beym Herausnehmen aus dem Bade muß. 
Berfelde möglichft geſchwinde mir warnen Tuͤchern abgetrock⸗ 

het und frottiret werden. Täglich fol ein Kind an bie freye , 
Luft gebracht werden, daß es diefe genieße, da der Genuß 
‚der freyen Tuft fo unentbehrlich iſt als Eſſen und Trin⸗ 
ten; dabey follen Feberbetten, zu warme Kleider, und wars 
me Stuben verbannt werden, Ueber alles beöhachte mar 
Hey Kindern die Reinlichkeit durch üfteres Erneuern 
der Wäfche amd Kleider; ein jeder, der es kann, füllte‘ ſel 
nem Kinde alle Tage weiffe, trockene Wafche geben. Das 
Wickeln und die erfte Bekleidung der Kinder folte bloß 
die Abſicht zur. Erwärmung umd ſchicklichen Unterſtuͤzung 
des zarten, biegſamen und ſich noch nicht haltenden Koͤrpers, 
erfüllen; aber das feſte Einwickeln und Einzwaͤngen muß dat 
ber verfiieden werden. Beym Wiegen der Kinder wird 
die Mittelſtraße empfohlen, ‚befonders in einer ſolchen Wies 
ge, mie welcher" die Schwingungen nur ſchwach geichehen 
Binnen; ‚au empfiehlt der Verf. flatt der Wiegen ſolche 


‚, Betten, die auf Eleinen Rollen ſtehen. Beym Schreyen - 


der Rinder erinnert und zeigt er, daß das mäßige Schreyen 

der Kinder nicht allein nichts Unnatuͤrliches, fondern for 
gar. ermas fehr nuͤtzliches und Heilfames fe Vom Eflen 

und Trinken. So lange ein Kind Feine Zähne het, fol es 

gar feine feften Nahrungsmittel bekommen; fondern diefe 
fmöffen nur fuͤſſig und breyartig ſeyn. Mehlfuppen erzeur 

gen Schleim, und geben zu ‚Würmern und Drüfenverfig 
Hungen Anlaß. . Kinder müffen zwar Öfterer ale Erwachſene 
iu effen bekommen; aber dich. muß dod) in einer gewiſſen 

and beftimmten Ordnung gefihehen, die der Verf. feſtſtellt. 

Bey ſchwachlichen und abgezehrten Kindern wird die Sa 
depwurzel, bkfonders als ein arts und zugleich mild s nähe 
rendes Mittel angepriefen. In dem erften halben Jahre 
die Milch das befte und alleinige Getränk für die Kinz’ 
Der; nachher können. fie reines/ gicht gewärmtes Waſſer Ge 
Rmmın, woran man fie gewöhnen fol. Man fol 925 | 
| en TI. 


N 


— 





119 Arzueygelohr heit. 


bie Rinder gewoͤhnegy zwiſchen dem Eſſen nicht gu trittk⸗ 
ſondern erſt nach geendigter Mahlzeit, und dieß aus — 
Löffel, oder aus ziner nad) dem Munde geformten Schaale, 
Vom Schlafe der Kinder; hierbey die Regel: je näher 
der. Menſch feinem Urfprunge noch iſt, defto mehr oder laͤn⸗ 
ger muß er fhlafen. ‚Nie fol man ein Kind plöglich, oder 
wohl gar gewaltiam aus dem Schlafe aufſchrecken; warden, 
ſie aber vom Schlafe munter, fo jol.man fie gleich vom Las 
ger aufnehmen. Das Schlafzimmer für Kinder muß ein 
5 — Luft und: Sonne habendes ſehn, und ſollte bey 
ge nicht bewohnt werden... Ein Kinderbette fol Kequem 
und reinlich jeyn, und nicht einen zu hohen Grad von Waͤr⸗ 
me erregen; aud) foll man- dem Beitgeſtelle wsnigftens cine - 
Hoͤhe von einer Elle geben. Zulegt noch der Rath, dad 
man die Kinder mit bloßem Kopfe halten ſolle, auegenops 
men bep einem zu hohen Grade von -Kälte-oder Hitze. — 
Dieſe zwar Meine Schrift verdiente aber Doch, daß wir das 
efentlichfte daraus mittheilten; daher die etwas längere 
jeige davon entſchuldigt werben wird. 


>: Die Schrift Wr. = enthält.aus der vorſtehenden einen 
recht guten Auszug zur Benutzung derer, die nicht viel Geld 
ausgeben koͤnnen, und doch Ihre Kinder lieb haben, und ſolche 
nach richtigen Grundſatzen phyſiſch erziehen wollen. 
| — Ef. 


Anton Scarpals anatomiſche Unterſuchungen des Ge⸗ 
: börs und Geruchs, aus dem Lateiniſchen, mit. Ku⸗ 
pfern. Nürnberg, in der Rafpeichen Buchhand ⸗ 
lung. 1800. IR. 8 2 | | EL. 


iefes wichtige Werk ift In. drey Abtheilungen getheilt. 
n der erften wird vom Gehoͤre einiger Inſekten, Wuͤr⸗ 
mer, Fiſche, kriechender Amphibien and Vögel; in der 
zweyten vom Sehdrorgan des Menſchen; und in Ber dritten 
von dem Geruche der Fiſche, ber kriechenden Amphibien" 
und der Vögel gehandelt, ae a 
2, Die efte Abtheilung enthaͤlt fünf Kapitel. Das erſte 
bezieht ih auf das Gehoͤr einigeb Infekten and Würa 
mer, Unter den Jnſekten hat er ſich den re 
| en en! . mung 


#6 7 
⸗ 


— N 





e ; ) Rn 
S : ! 
Arznepgelahrheft, . 113 

ſuchung gewählt. Unter den Thieren Hat ber Krebs das 
allereinfachfte Gehoͤrorgan, in ſoweit wir es bis jetst haben 
kennen lernen; denn bey ihm beſteht Die. ganze Maſchinerie 
Des Gehoͤrs in per Haut des Fenſters und dem an ihr anges ' 
wachſenen häutigen Röhrchen, welches gleihfam den Vors 
hof ausmacht, in dem Die wäfferige. Feuchtigkeit und dee 
ey des Gehoͤrnerven eingekhloffen liege. Mach diefer. 
Struktur des Organs kann man ficher ſchließen, daß die 
Schallſchwingungen entweder in der Luft, oder in den 
Waſſer, indem fie von außen auf die Haut des Fenſters des 
Vorhdfes anprallen, mittelſt des Waters des häutigen Ges ’ 
hoͤrroͤhrchens bis. zum Brey des Gehoͤrnerven, welder vers 
zuͤglich an der Grundfläche des haͤntigen Nöhrchens Hänge, 
keit fortgepflanzt werden; folglich auch das Gehoͤr bep Dies 
fem Thiere, ohne irgend ein Außeres Gehoͤrwerkzeug, oder‘ 
die Dazwiſchenkunft von Gehoͤrknoͤchelchen, ſtatt finden F 
konne. Dagegen iſt die Haut des Fenſters bey dem Krebſe _ 
indem fie theils frey liegt, theils ſehr geſpanni und elaſtifch 
iſt, ſehr bequem, ven Schall aufjufangen, und Bis zum uns 
mittelbaren Si des Gehoͤrs uͤberzutragen. Die Bogens 
gänge gehen ihm ab, und die Breyſubſtanz des Gehoͤrner⸗ 
wen erſtreckt ſich bey demſelben nicht über die Grenzen des 
häutigen Roͤhrchens, weiches dem Vorhofe bey vollkomme⸗ 
nien Thieren einigermaßen aͤhnelt. Bey der Vergleichung - 
dieſes Gehoͤrorgans mit dem mehr ausgebildeten Ohre volls 
. Bönmenerer Thiere, findet man in-dem Krebſe die Grund⸗ 
linien, nach denen die Natur das Ohr des Menfchen und: 
der warmblätigen Thiere bildete. Vermoͤge diefer Einrich⸗ 
sung hört dei Krebs, und andere Beobachtungen beftätigen 
dieſes. Der Krebs liefert unter den Inſekten das Bild-des: 
Ohres jener Thiergattungen, welche vorzugsweiſe für Den 
Schall in der Luft empfänglich find; in dem Blackfiſche und: 

Polypen, die.man unter das Wurmgeſchlecht zählt, und 
weiche feine Haut des Fenſters haben, geist ſich aber ver _ 
erſte Entwurf des Gehörganges ſolcher Thiere, deren Ohr 
für Schalle unter dem Waſſer befonders empfänglid) iſt. 
AIn dem 5.9, 20, ır, ı2, werden die Gehbrorgane diefer 
bepden Würmer vortrefflich befehrieben. Ans Diefer Unter 
ſucung ergiebt ſich nady $. 113, daß bey diefem Thiere keine . 

Außere Gehoͤroͤffnung und nichts von einer Haut des Vorhof⸗ 
fenſters zugegen ſey. Die Schwingungen des Schalls koͤn⸗ 


"nem auf. feinem. ander Wege zum unmittelbaren Sib des 
ER SE-SAE IR ee ee > 


N 


214 Arznepgelaftgele. 


Gehoͤrs gelangen, als mittelſt der Bebungen des ganzen 
Ropfs, und der Inorplichten Erhabenheit, weiche am Hinter⸗ 
Sopfe hervorragt, die fich bis zum Waſſer des Vorhofes und 
den in ihm eingefenkten Sehörbläschen fortpflangt. Diefes 
Bläschen, welches in dem Waffer des Vorhofes ſchwimmt, 
und eine eigene Feuchtigkeit nebft dem Brey des Gehörners 
ven enthält, muB man alfo als das vornehmfte Gehoͤrwerk⸗ 

- zeug diefer Thiere annehmen. : Den Abgang des Vorhof⸗ 


fenfters und jenes häutigen Deckels, der beym Krebſe in 


- Zittern verfeßt werden kann, feheint Die Natur. beim Black⸗ 
fifhe durch ein Knoͤchelchen, und bey dem Polypen durch 
ein Steinchen innerhalb dem Sehörbläschen, erfegt zu haben. 
Denn die vondiefen feften Körpern aufgenommenen Schall 
erſchuͤtterungen dringen Eräftiger, als es durch das Waſſer 
bes Vorhofes allein möglich feyn dürfte, bis zu der Im Ser ' 
hoͤrblaͤschen engeſchloſſenen Siäffigkeit und zu dem Brey des 

Gehoͤrnerven hin. — u Se 


P / 


Das zweyte Kapitel handelt von dem Gehoͤre der 
Bnorpelfifche. Vollkommen wahr iſt es, was berühmte: 
- Zergliederer von der Abwefenheit des außern Schörgangs 

bey den Schuppenfiichen ‚bemerkt und gefagt haben. Er 
u. dber dur wiederholte Beobachtungen überzeugt: 
daß fich ihre Behauptung in Ruͤckſicht des Dafeyns des Aus 

Gern Sehörgangs, bey den Knorpelfiihen ‘ganz anders vers " 

halte; denn bey Diefen letztern, fie mögen platt oder rund 
ſeyn, iſt durchaus feine äußere Gehoͤroͤffnung fihtbar, und 

ſtatt ihrer trifft man ſogleich unter den allgemeinen Hautde⸗ 
den auf das eyfoͤrmige Fenſter, welches ein häutiger Dede 
verjchließt, der durch feine ſtarke Spannung zur  Fortpflans 
zung der Schallihwingungen geneigt ift, und an der Höhle 
des Vorhofes und dem innerften Ohre anliegt, Unter den 

platten Knorpelfiſchen hat er feine Unterfuhäng an. dem Nas 
gelrochen, und unter den runden an dem Seehuͤndchen' ans - 
geftelle, die von dem $. 5 bis 27 mitgerheilt werden. 


Das dritte Kapitel handelt von dem Geboͤre der’. 
Schuppenfiſche 9. 2. Die Schuppenfifche haben kein eyr- 
rundes Fenſter; ſtatt des Vorhofes aber eine durch eine. 
dünne Gefaͤßhaut vom Hirn getrennte Grube, in welcher: 
das Streinſaͤckgen, und etwas über diefem, der unbedeckte Ans“ 

fang der haͤutigen Bogengänge nebſt dem Gchörnerven ents. 

i „ ee LET ° Den hal⸗ 

1 N " 





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| 


Argneygelahrheit. ei: 


Halten ſind. Eine genauere, Beſchreibung dieſer einzelnen. 
Theile, findet. man in den $. 3 bis 6. Das vierte Kapitel 
enthaͤlt die Vejchreibung des Bebörs der Eriechenden 

Amphibien. Da ſich diefe Thiere bald auf dem Lane, 
. bald im Waffen befinden; fo hat das Gehoͤrorgan derſelben 
. manches mit.dem. Öhre der Land und Waſſeethiere gemein, 
Er hat bey genau angeftelller Unterfuchung das Gehdrorgan 
der Priechenden Amphibien, von der Natur mit fo viel’ Fleiß 
und Kiugheit ausgearbeitet gefunden, daß man eben ſowohl 
won außen das Trommelfell, die Knoͤchelchen, die Euſtachi⸗ 
ſche Röhre, das eyrunde Fenfter, der größern und warin⸗ 
bluͤtigen Thiere, als inwendig die Saͤckgen und: die freidens 

artige Maſſe, nebſt den häutigen Bogengängen, durchgängig 
‚ wie bey den Fiſchen geformt, antrifft. Es folgen'nun nie 
Beſchreibungen von verfchiedenen derjelben, ale dem Waſſer⸗ 


: _ falamander, den Schlangen, der Natter, der Seeſchild⸗ 


kroͤte, deni Krokodil, Eideren, Fröfchen und Kıöten.. Das 
fünfte Kapitel if dem (Beböre der Voͤgel gewidmet, das 
ſehr viele wichtige Bemerkungen enthält. 


nr Bi tz 
Die zweyte Abtheilung ‚betrifft Das Geboͤrorgan des: 
Menſchen, und beſteht aus vier Kapitein. Das erſte 
Kran Zn dein Anochenbau des Labyrinths immenfchs. 
lichen Ohre. Durch, eine genaue Unterſuchung eines gang 
frifchen Ohres hat er erfahren, daß die Grube des Borhos. 
fes einige eigene häutige Sägen nebſt einer Breyſubſtanz 
des Sehörnerven anfnehme und enthalte. Zweytes Kas 
pitel. Von den weichen Theilen des Aabyrintbs im 
menfeblichen GOhre, nämlich von den bäutigen 0% . 
genräbrchen, ihrer gemeinfchaftliden „Höhle, dem 
fpbärifiben Sädgen des Vorbofes und dem Spitals 
blatte'der Schnede. Zuverläßige Beobadtungen haben: 
ihn belehrt, daß. in den knoͤchernen Bogengaͤngen des Laby⸗ 
rinths bey dem Menſchen und den vierfüßigen Thieren, eben - 
fo, wie ben den Fiſchen, den Eriechenden Amphibien und 
Ben Vögeln, ganz bejondere und von der Beinhaut des Laby⸗ 


rinths durchaus verſchiedene haͤutige Röhrchen enthalten 


ſind, denen eigentlich nur allein die Benennung Bogen⸗ 
gange zukommen kann. Sice liegen in ihren knoͤchernen 
Röhrchen jo, daß ſie/bald in der Axe derſelben, bald in ihren 
Scitenwänden fortſtreichen. Ueberall find fie dutch einen 
ſehr zarten und faft ſchleimigen za an Die Waͤnde der — 





. 116 Arzneygelahrheit. 

chernen Röhrchen befeſtigt. Die uͤbrige weitläuffige Be⸗ 
ſchreibung derſelben, nebſt den vielen wichtigen in derſelben 
enthaltenen Entdeckungen, muͤſſen wir uͤbergehen. Drittes 
Kapitel, von dem Gehoͤrnerven. Viertes Kapitel, von 
der Art und. Weiſe des Hoͤrens. Er verwirft die bis⸗ 
herige Theorie, wodurch das Hoͤren erklärt ‘wurde, und 
beſchenkt uns mit einer neuen, die aber nicht hier bekannt 
gemacht werden fan; weil fie ſich auf die Erklärung und 
Entdeckung manchereinzelnen Theile grändet, die wir, den 

- Weitläuftigkeit wegen, haben übergehen mäflen; übrigene 
aber aͤußerſt jcharfiinntg ift. FL 


Dritte Abtheilung. Von dem Geruche der Fiſche, 
der kriechenden Ampbibien and. der Vögel. Erſtes 
Kapitel, von dem Geruche der Schuppenfifche, $. 2 und‘ 


"folgend. Veſchreidung der Nafe diefer Fiihe. In derfel 


ben finder fih eine Reihe dreyeckiger Haͤutchen, Die in 
Ruͤckſicht ihres Nutzzens für nichts anders angefehen werden: 
tönnen, als wofuͤr wir die obern Mufcheln der Nafe der 
.  Randthiere, gewöhnlich anfehen: daß fie nämlid) zur Vergröfs 
‚ferung der Fläche der Nafe, in einem beſtimmten Raume, 
und zur möglichft weiten Verbreitung des Beruchsnerven, auf 
eine außerordentlich einfache Art beytragen. Was Monro 
bey dem Geruchsnerven in dem Stockfiſche gefunden, 
daß er nämlich kurz vor feinem Eintritte in die Naje zu ela- . 
ner Wulft anfchwelle, eben diefes hat er auch ben dem Kars- 
pfen bemerkt. Diefer Knoten ſcheint feine Meinung über: 
den Bau und Nuben des grauen Wulſtes des Geruchſsner⸗ 
ven im Menfchen und ben vierfüßigen Thieren, die er in. 
-den Annot, acad. Lib. II. Cap. II. $. 13 geäußert, gar fehr 
- zu defkätigen; indem. er ihn theile aus mehreren andern 
Ständen, theils vorzüglich“ deswegen, weil er im Baui 
und Beftimmung mit den gleichgebaneten Knoten der Abrisi 
gen Nerven übereintommt, zu den Nekvenknoten rechnetes 
indem feine ganze Befchaffenheis, auch beym Stockſiſche und: 
Karpfen offenbar zeigt, daß ſich die Natur feiner zur Auſtoͤ⸗ 
ſung der Nerven in mehrere weiche und von: einander aba 
tretende Zweige bediene. Gegen Blach, der- dem Froſchfi⸗ 
ſche Naſenloͤcher und Löcher zum Hören abipricht, welche letz⸗ 
‚tere fhon längit Camper entdeckt hat, Außert ere daß nad) feis - 
‚ner ausführlihen Befchreibung es feinen Zweifel leide, daß 
dieſer Fiſch mit einem währen Geruchsorgan verſehen — 





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» . . 


Zu Arzneygelahrheit. 117 


Obgleich morgagni und haller behaupten, saß. nk allein 


der Geruchsnerve in den Fiſchen zur Naſe gienge; fo haben. 
ae Zweptes Kapitel, von dem Geruche der Knorpel⸗ 


doch biefelben ebenfalls Hälfenerven vom fünften Paare ers 


. Das Seruchsorgan diefer Fiſche weicht, ſowohl in 


Ruͤckſicht der Außern ald innern Nafe, verfchiedentlich von 
den: der Schuppenfiſche ab. $. 2 bis 9 Beſchreibung diefes 


Organs. $. 9 und zo. Befchreibung deſſelben im KHalfiiche- 


6. 11, 12 und 13, bey dem Seehundchen, $. 14 bey der 


Meerſau. Da die größere oder mindere Schärfe und Fer⸗ 


sigfeit eines jeden Sinnes, in geradem Verhaͤltniſſe mit 
der Anzahl der Nerven ſteht, die ſich durch ein Organ 
vertheilens fo dürften auch wahrſcheinlich Die Knorpeifiiche 


‚Bärter riechen, als die Schuppenfiihe. Auch die in den 
. Knorpelfifchen verhältnißmäßig geräumigere Höhle. der innern 
| Maſe, gegen jene in den Schuppenfifchen, ferwer die weit 


größere Menge und Tiefe der Geruchohaͤutchen, fo wie die 
im $. 16 angeführten Erfahrungen, beweifen dieſes. Drite 


tes Kapitel, von dem Geruche der Eriechenden Amphi⸗ 
bien. Vom $.ı bis 4. Beſchreibung des Organs. Bey der 
Veſchreibung des Seruchsnernen bemerkt er, daß feine, von 
dem Sitze des Hauptgeruchsorgans bey Dem Menſchen, ehe⸗ 


dem geäußerte Meinung, dadurch beſtaͤttgt werde: daß naͤm⸗ 


Aich der⸗Geruchsnerve bey und nicht über Die Grenzen der 


oberſten Mufchel hinaus gehe; daß mithin auch die zwey 
andern unteren Mufcheln nicht unmittelbar für den Sig des 


Geruchsorgans heſtimmt find, noch aud) etwas zur weitern 


Werbreitung der Fafern des Geruchsnerven beytragen. Die 


eriechenden Amphibien find mic einer Scheidewand, mit 


—⸗ 


Muſchelkoͤrpern und einer Naſenoͤffnung nach dem Rachen 


‚zu verſehen; und, es iſt daher unverkennbar, daß die Struk⸗ 


tur des Seruchsorgang diefer Thiere mit dem Bau der ins 
nern Naſe der Landthiere fehr viel Achnlichkeit habe. Eben 


ſo finder man aber auch Aehnlichkeit mir dem Geruchsorgane 


- ver Fiſche; inwiefetn nämlich der Seruchgnerve fich in bey⸗ 


den Thierklaſſen auf gleiche Art in dicke Aeſte und haͤrtliche 


‚Biden, indem Innern der Naſe vertheile. Die kriechenden 


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Amphibien machen daher in Anfehung ve Seruchsergand 


einigermaßen den liebergang von den 
Fiſchen. Diefe Dicke und Stärke der Fäden des Geruchs⸗ 
nerven ſcheint denjenigen Thieren, die im Waſſer leben, 


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oder ihren Kopf oft Bun ganz eigenthämlih in 
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| feyn. 


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Andthieren zu den 


— 


rı8 Arzneygelahrheit. 


ſeyn. Demohngeachtet koͤnnen die kriechenden Amphibien, 
ſowohl im Waſſer als in der freyen Luft, einen hinlaͤnglich 
guten Geruch haben, wie dies unzählige Beyſpiele erweifen. 
Don den Froͤſchen 3. B. ift befannt,, daß, wenn man bie 
Hand, mit der man weibliche Froͤſche oder Kröten angegrifs 
fen: bat, in das Waffer taucht, die Maͤnnchen von weiten 


her eilig herbey ſchwimmen, und die Finger feft umfaflen. 


Viertes Kapitel. Von den Voͤgeln. Da.die Naturforicher 
in Anſehung des Geruche der Vögel noch nicht einig find, 
indem: einige dieſen Sinn’ bep denfelben fehr ſtumpf, andere 
aber denſelben, beſonders bey den fleiichfreffenden Raubvoͤ⸗ 


veln, für ſehr fharfund ungewöhnlich fein angeben; fo konn⸗ 


te wohl hierin nichts entſcheiden, als die genaue Unterfuchung: 
wie das Geruchsorgan erſt in den Vögeln überhaupt beichafs 


fen ſey; dann was für ein Unterfchied, mann anders einer: 


vorhanden wäre, zwiſchen dem Bau der innern Naſe derjenigen 


Mögel, die einen flärfern Geruchsfinn, und derer, die ihn in ge⸗ 


Eingerm Stade bejigen, flatt finde. Vom $. 2 bis $. 18 bes 
fhreibt.er das Geruchsergan der Vögel meifterhaft.. Da die 
Voͤgel nach diefer Beſchreibung jo viele und fo große Mu— 


ſchelkoͤrper befigen: warum, fragt er, find deren jo viele da, j 
wenn, feiner oben angeführten Meinung nad), nur ein ein. 


ziger und zwar der oberfte den Sitz des unmittelbaren Geruchs⸗ 
srgans ausmacht? Er antwortet: zu keinem andern Haupt: 


zweck, als des Athemholens wegen, und zu ficherer Ver⸗ 


wahrung des Serucysfinnes. Denn da die Voͤgei durch die 


-Mafe Athem holen; fo mußten fie eine geräumige Naſen⸗ 
böhle zum leichtern Ein s und Ausgange der Luft haben, und 
Dies zwar um jo mehr, da dieje von der Zunge in die Luft⸗ 
blaͤschen, von da aber in die Knochenhoͤlen und faft durch 


den ganzen Körper fich verbreiten muß. Wäre aber die jo 


geraͤumige Naſenhoͤle in den Vögeln durch keine Scheider 


bindern fan, alle innere Diafengänge in einer —— 


waͤnde getheilt; fo haͤtte die von außen einſtrͤmende Luft⸗ 


fäule leicht Die Gleichmaͤßigkeit des Athemholens ſtoͤren, und 


zugleich dem fo zarten Bau Des Gerüchsorgans nachtheilig 


soerden können. Daher hat die Natur durch ſchicklich ans 
gebrachte Kruͤmmungen die innere Naſenhoͤle auf eine fo 


„mmeiſterhafte Art abzutheilen gewußt, daß die Luft. fich. ges 


Hörig brechen, und beydem Athemholen ihre Richtung, nach 
dem Rachen zu, durch den mittiern Bang nehmen; daß doch 
aber auch nichts die flüchtigen Theile der riechenden Körper 


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Acneygelahthaiaiec. 119 


Bewegung und mit Leichtigkeit zu’ dücchfireichen, und auf 


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zu wirken. 


den obeeſten Sitz des Hauptgeruchsorgans mit Nachdruck 


Die Gern swerfjeuge der Vögel haben im Allgemei⸗ 


nen viel Aehnlichkeit mit denen des Menſchen und der viens 
füßtgen Thiere, wenn gleich manche davon allein den Voͤ⸗ 


geln eigen, und ihrer Beſtimmung und Lebensart mehr. ans- 
gemeffen find. Es iſt fogar eilsuchtend, daß das Geruchss 


prgan der Voͤgel einen Fufenweilen Uebergang von. der 


| — die Verbreitung der Geruchsnerven nicht in al⸗ 
en 


ruchswerkzeugen der Amphibien mache; welche letztere, wie 
vorher erwähnt worden,“ zunaͤchſt an die Fiſche grenzen. 


oͤgeln in gleichem Verhältniffe mit den Übrigen Mu—⸗ 


Schein und dem Umfänge der Naſenhoͤle ſteht; fü folgt nas 


ruͤrlich, daß nicht alle Vögel gleiche Fähigkeit zum Niechen 
Veſitzen; fondern daß diefer Sinn in des Ordnung der Haus⸗ 


vdgel und der Singodgel ftumpf und unthaͤtig, thätig der 


‚gegen in der Klaffeder Atzeln, ſcharf in der Klaſſe der Raub⸗ 
und Schwimmvögel, amfeinften in der Familie der Sumpf⸗ 
vögel feyn muͤſſe. So deutlich nun Thom die Anatomie dieſe 
Stufenfolge der Geruchsfaͤhigkeit der Vögel darlegt; fo fand 


er doch für gut, dieſen Sinn auch in lebendigen Vögeln. 
durch) Berfuche zu prüfen. Diefe Verſuche ſtellte er mit den 
Hausvoͤgeln, Singvoͤgeln, Atzein, Schwimmvögeln, Raub⸗ 
vdgeln und Sumpfvoͤgeln an. Die Enten und Gaͤnſe 


konnten nicht nur brenzliche und ſtark riechende Subfam 


zen, fondern aud) angenehme Gerüche, wenn fie nur etwas 
ſtark waren, nicht vertragen. Eine Ente, die gewohnt war, 


aus der Hand ihres Herrn Brod zu holen, wurde von feis- 


nem, ihr ungewöhnlichen Geruche, fo angenehm.er audh 
den Menſchen war, fo Überrafcht, daß Re es fallen hieß; 
bald aber mit der Spige des Schnabels wieder haſchte, und 


"eilig in den naͤchſten Sumpf einsauchte, hin und her ſchuͤt⸗ 
telte und auswuſch, ehe ſie es verſchluckte. Den Raubuds -. 
geln iſt alles widrtg, was einen auch noch fo angenchmen 
‚Geruch für die Menſchen hat; ſo auch was ſcharf Srenzlich _ 
zieht. Die Eule wollte ganz frifches Zleifch, mis Lavendels 
waſſer beſprengt, durchaus nicht annehmen,. und da man 
es the mie Gewalt einbrachte, gab fie es wieder von ſich, 
und wäre faſt für Qunger —— Die ———— 
3 en #4 ahen 


* 


Maſe des Menſchen nnd der vierfuͤßigen Thiere zu den Ger 


2 ei z — 
x20 AAcdyneygelahrhutt. 
abe wach ſeinen Verſuchen einen ſo ſtarken Seruch und eine 
Jo vorzuͤglich feine Witterung, daß fie alle andere Vögel 


barin übertreffen. Acht Kupfertafeln befchließen.Diefen vore 
treffliche Werk. | . | * — 


Anton Scarva, ber Anatomie und Kliniſchen Chir 
rurgie Profeffor zu Pavia, vom innern Bau ber 
nochen. Verdeutſcht, mit einer Vorrede und ei- 
niigen Anmerkungen begleitet von D. Theodor 
Georg Auguft Rooſe, Preofeffor zu Braunſchweig. 
Mit drey Kupfertafeln von Anderloni. . “Seipzig, 
. bey Hartknoch. 1800. : I ME. 4 æ. J 


Wie ſehr verdienen nicht die Schriften des großen Zerglie⸗ 
derers Scarpa Durch'licherfegungen gemeinnäßiger zu wer⸗ 
den; und Ken, Profeſſor Rooſe iſt man daher pielen Dank 
ſchuldig, daß er ſich dieſem Geſchaͤffte unter zogen hat. Of⸗ 
fenbar, ſagt der Ueberſetzer, gehoͤrt bey dem dermaligen Zu⸗ 
Fande der Zergkienerungstunde viel Much dazu, auf neue 
Entdeckungen in der Anatomie.des Menſchen, und nament⸗ 
dich insbeſondere in der Knochenlehre auszugehen, da die 
Jetztere fo gründlich bearbeitet iſt, daß in der That-ein Wann, . 
wie Scarpa, erfordert wird, um die Akten für noch nicht ge⸗ 
‚ Kloffen anzufehen. Mit vfkler Wahrheit macht er auch 
gründliche Bemerkungen über ‚die neuere chemiſche Phyfios 
logie. Nun zum Werke ſeibſt. a 


S. 5. und 6, Alles, was man faferig in den Knochen 
‚ ‚genannt hat, ift nichts als Schein und Trug: und die kurs 
gen Linien, Die man faͤlſchlich Faſern nennt, werden, nach⸗ 
dem fie eine ganz kurze Otrecke fortgelaufen And, mit ans: 
dern eben fo kurzen Zügen unter-verichiedenen Winkeln vers - 
bunden. "Wegen ber allmählig fortgefegten Aneinanderreis 


bung dieſer Züge, kann man bey weniger Aufmerffamfeit 


' deicht verleitet werden, fie für' Fäden zu halten, die vom 
Anfange des Knochens bis. zu feinem Ende fortgefege And. 
Bey der Anwendung guter Vergrößerungsgläfer aber. findet 
man leicht, Daß diefe Züge Aftig find, und unter mehr oder 
weniger fpigigen Winkeln mit den.nächften zuſammenlaufen, 
mit denen ſie auf verſchiedene und vielſache Art ſich * 

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Agpmwelaheler - aim 


sein, und eiu:nch, Gewebe bilden, das auf ber gan⸗ 
‚gen Oberfläche dev Knochen, fie mögen eulindrifch, oder breit 
‚und flach fepn, wahrzunehmen iſt. ©. 7. Nicht nur die: 
‚äußere Oberfläche rende ‚ wie das einem jeden leicht 
‚in die Augen faͤllt; ſondern auch der größte Theil des gan⸗ 
gen Knochengebaͤudeg, iſt neßförmig oder zellicht, und nur 
ehr Meiner Theil bleibe übrig, ‚welcher hart, zufammenges 
- ‚wachlen, fleinartig iſt, und’gleich, einer Rinde den nehförs 

migen oder zellichten Theil von außen umgiebt. ©. 
Aber auch die harte, faft ſteinartige Knochenwand, und die 
dichte, äußere Rinde diefer Theile, Has eben fewoht wie die 
‚innere, ‚einen zellichten — —— er ©. 20 und ar nicht 
‚allein. ſynthetiſch durch viele mitgetheilte Beobachtungen beym 
Huͤhnchen im’ Eye, und bey der garten menfchlichen Leibes⸗ 

„Frucht, fondern auch analytiſch, indem er nämlich Die bame - 
Knochenrinde ihrer Erdtheile gehörig beraubte, und fie nad) 
‚und nach fo aufloderte, daß ihr innerſter Bau offen da lag, 
‚zu. erweifen fucht. Zu der letztern Abficht bedtente er ſich 
des den Zergliederern hinlaͤnglich befannten Merfaßreng, und 
ließ die. Schienbeine eines erwachſenen Menſchen fo lange 
dw verduͤnnter Salzſaure liegen, als zur Ausziehung der er⸗ 
bigen Theile noͤthig war; wodurch Die. haͤrteſten Knochen in 
eine knorplichte, ſehr biegſame und durchſichtige Maſſe obs 
‚une die mindeſte Veränderung ihrer natusgemäßen Geſtalt 
verwandek wurden. Machdem er fie nun durch Minerals 
fäuren zu biegjamen und Durchfichtigen Anorpeln gemacht 
hatte, weichte er ihre Subſtanz in Wafler mit derſelben 


-- ‚Sorgfalt ein, mit welcher man Haͤute, Eingeweide, u. ſ. w. 


in ein wohichtes Zellgerwebe aufzuldfen pflege. Durch fort 
geſetzte Bemuͤhung brachte er es endlich dahin, daß er die 
harte Rinde des Schienbeins eines erwachſenen Menſchen 
“in ein, wollichtes Netzgewebe verwandelte, welches dem 
ſchwommichten Baue der Knochenendftücke völlig glich; nur 
daß man ſah, die Rinde ſey dicht und gewiſſermaaßen ſehr 
Jufammengepreßt geweſen. De se 


Eben diefes haben ©. 22. und a3. andere Verſuche, 
die wir übergehen muͤſſen, gezeigt. Aber nicht allein in 
den eylindriſchen, fondern auch in den feſten Tafeln der 
.. platten Knochen eines erwachſenen Menichen, nimmt man, 
nachdem -fie ihrer erdigen le beraubt find, den nehförs 
migen Bau wahr. ©. 24. Alſo u die Knochen im 

— a nn, © 3 meinen, 


” ‘ \ 
* | i 
123 Arzneygelahrheit. 
meinen, auch die haͤrteſten unter ihnen, ein Bewebe Heiner: 
Büge, die nach einem febr kurzen Verlaufe unser ver⸗ 
fbiedenen Winkeln zufammenlaufen , und ein Netz⸗ 
gewebe bilden; und er behauptet daher nicht als Muth⸗ 


maaſſung, jondern auf Beobachtung und Gründe geſtuͤtzt? 


die bisher in den anatomifchen Schulen angenommene Deis . 
nung, die Knochen beftänden aus Fäden, Plaͤttchen und. 
Taͤfelchen, fey ald natur s und wahrheitsividrig zu verwet⸗ 
fen. So oft er auh ©. 25. diefen zellichten innern Baus . 
der Knochen aufmerkfam betrachtet und wahrnimmt, wie er. 
auf der Obeifläche der Knochen fehr zufammengezogen und 
dicht iſt; je mehr er aber nach innen zukommt, bdeftp locke⸗ 
‚rer wird, und groͤßere Zwiſchenraͤume und Zellen erhält, 
‚big er endlich die ſchwammige Subftanz der Warthole und 
der Hoͤcker bildet: ſo findet er in dieſer Knochenbildung eine 


große Aehnlichkeit mit dem Baue des Felles der Thiere. 


enn ſo wie das Fell, das doch ohne Zweifel zellichter Na⸗ 
tur iſt, da, wo es bie äußere Oberfläche des Körpers deckt, 
fehr zuiammengezogene und auf einander gepreßte Zwifchens 
räume hat, To, daß es fehr dicht und feſt iſt; je mehr es 
“ aber nad) innen zu liege, fein Zellgemebe allmählig mehr-ers 
weitere, und endlich .mit großen Luͤcken in das lockere Ger 
webe unter der. Haus ſich auflößt; ſo verhaͤlt es fich auch mit 
"dein Knochenbaue. „Eben ‚diefen leßtern erweifer er auch S. 
‚31. und den ‚folgenden durch verfchiedene Knochenkrankhet⸗ 
ten, und feine ausgezeichneten, vortrefflichen Bemerkungen - 
darüber. S.45. Auch hat er' eben diefen Bau bey den uͤbri⸗ 
en Thieren, nämlich bey den Amphibien, Reptilien und 
ifchen bemerkt. S. 47. Die Blutgefäße der Knochens - 
baue laufen nicht; wie Albinus glaubte, wenn fie in bie 
Haverſchen Poren kaum hineingelangt find, ‚in gerader Li⸗ 
‚nie fort; ſondern geben vielmehr häufige Hefte ab, und neh⸗ 
men fieauf, umziehen das Netzgewebe der Rinde, und vers 
"folgen die Züge des, Knochennetzes, indem fie in kurzen zwis 
ſchenraͤumen mit einander verbunden“ find. S. 49. Daß 
die Knochen außer der großen Menge von Blutgefäßen andy 
Nerven erhalten, Timme mit der Wahrheit und der Analos. 
gie der Übrigen Werkzeuge in der thierifhen Haushaltung 


ſowohl, als damit überein, dab die Knochen ernaͤhrt wer⸗ 


den und wachſen, mithin leben. Es wird aber nicht leicht 
jemand dieſe Nerven durch Zergliederung darſtellen Binnen ; 
theils wegen ihrer Kleinheit, theils vielleicht, weil biefe 


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.Arpiengelaheflie, 28 


Eleinen Nerven, wie. es bey ben meiften übrigen Thetlen fra’ ' 
Hat, innig.verbunden mit ben Heinen Schlagadern durch die 
engen Oeffnungen der. Knochen: in das Innere derſelben ein⸗ 
dIringen. Uebrigens verſichert er, daß er oft beym Schnei⸗ 
den und Schaben der ⸗Knochenrinde im lebenden Menſchen 
dle Empfindung non. Schmerz erregt babe, Auch die her⸗ 
vorſprießende Karunkel, iſt nach feinen Beobachtungen mis 
Gefühl begabt. &..52.u.f. Da die meiſten Zergliederer be⸗ 
haupten, die knoͤchernen Schleimhoͤlen der Naſe fünden ſich 
bey "der neunmonatlichen Leihesfrucht nicht; ſondern wuͤr⸗ 
iden. durch Wegnahme von Knochenſtoff aus der Mitte der⸗ 
felben, und durch Zuſetzung deſſelben zu dem Kreife der Raͤn⸗ 
der erzeugt: fo ſieht er hingegen keine hinreichende Urſache, 
warn die Daugadern nicht ohne Unterfchied am ‚ganzen 
Kopfe die Knochenſubſtanz aufnehmen; fondern nur an 98 
witten Drten den Schädel und Düertiefer ausgraben, und nicht. 
aberall, ſondern nur an beſtimmten Stellen Höhlungen in: 
sie Kopfinochen machen follen.. Außerdem bat er, wie Ale 
Sünus, dieſe Schleimhoͤlen heyeiner vaunıhonadlichen Frucht 
Wentlich und, öffen. gefunden. Dur die. einzige Stirnhoͤhle 
raͤſt es, deren Spuren bey der neunmonatihen Frucht noch 
nunkel:find, nicht. weil fie ganz fehlte, fonderm weil fie ie 
Sem Alter von den Siebbeinzellen nicht hinlaͤnglich unterſchis⸗ 
venift. ©. 54. 55..Sehr vier Schönes uͤher die Entwi⸗ 
ækelung dieſer Schleimhoͤhlen. Drey- vorereffliche Kupferta⸗ 
fein. erläutern verſchiedenes in. dieſem ſich ſo ſihr auszeich⸗ 
genden: Werke. ee — 


Diatetiſches Lexikon, ader praktiſcher Unterricht über - 
Mahrungsmittel und die mannichfaltigen Zuherei⸗ 
‚tungen derſalben, uber Verdauung, Ernährung, 
‚Erhaltung: der Geſundheit, Entſtehung und Em 
kenntniß der Rranfpeisen, Rranfenpflege, Rrate - 
kenſpeiſen, Krankengetraͤnke, u. ſ. w. Ein Fami⸗ 
ienbuch zu einem Rathgeber in allen, die Erhal⸗ 
sung bes Lebens und. ver Geſundheit betrefienden 
Angelegenheiten beftimme, von Dr. Ludwig Vo⸗ 
gel. Erſter Band. Abis K. Erfurt, bey Key 
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aoꝛ Arzneygelahrheit. 

Der Berſ. war ein ſtarker Kypocondtift, nad ſagte fi 
anfangs durch pharmacestifche Mittel zu helfen. Da 

dieſe nichts Fruchteten: fo nahm er feine Zuflucht zu ber Diäs 
tetik, und dieler allein hat er feine Geneſung zu. danken. 
Da ZJoͤckerts medisinifches Tiſchbuch fein: Rathgeber wurs 
de; fo fand er gar bald, daß den Dorfchriften, weiche Zuͤ⸗ 
Eert giebt, oft Beſtimmtheit und Vollftändigfeit, oft foger . 
Wweckmaͤßigkeit fehlt, und daß er zu häufig in das Gebiet 
Der pharmacentifchen Mittel ausfchweift. Auch hat feit Zuͤ⸗ 
‚@erts Tode, die Diäterik viel bedeutende Reformen und Bes 
richttgungen erhalten... Alles diejes leitete ihn nach und nah 
auf das Ideal diefes diaͤtetiſchen Woͤrterbuche. 


| a in © 
8.15 Alikantewein. Obgleich Sriedrich Boff⸗ 
‘mann behauptet, daß diefer Wein dem Magen nicht wohl 
bekaͤme: fo ift ihm doch von Perſonen, weiche dielen Wein 
‚trandeh,, verſichert worden, daß er eine vortreffliche Magens 
rkung gewäßre, und Rec. muß diefes aus feiner eigemen - 
Erfahrung befeäftigen. Alter. Da die Diät der Alten ſich 
auch darauf gründet, die immer Kader Trockenheit und 
‚Steifigkeit dev Fafern zu vermindern udd einzuſchraͤnken; fo 
Bemerkter, daß er mehrere Greiſe kenne, die fi in efnem 
fogenannten Schäfer «Pelze recht wohl hefinden. Arc: 
o fehr er fonft gegen diefen Klaunmmentrant eingenommen 
war: to hält er ihn jetzt nach einer gluͤcklichen, an feinem 
‚etgenen Körper gemachten Erfahrung, für eines der wirkſam⸗ 
fien Mittel zur Stärkung der Nerven‘, befonders. der Ülexi 
ven des Magens. Er war nämlich feit vtelen Jahren bey 
den geriugſten ˖ Fchler gegen die Diät, dem heftigfien Kopfes 
weh, mit Auffloßen und Brechen verbunden, unterworfen, 
Kr brauchte verichtedene Magenarzneyen vergebens. - Mur 
. einige Löffelgen Arrak mit einer Taſſe Kaffee, die er auch noch 
jeht, ſobald ihm im Magen nicht recht wahl iſt, früh und. 
wach Tiſche im Kaffee, der auch einige Mal Vormit⸗ 
‚2098 und Abends gu zwey bis drey Theeläffelgen voll nimmt, 
hoben die Schwäche feines Magens. Augenfchwäche. Daß 
"eine mit Seeſalz geſchwaͤngerte Luft für ſchmache Augen bes 
ſonders gefährlich werden kaun, faud er Auch das Beufpiel 
eines jungen Mannes, der aus feinem Vaterlande Rudol⸗ 
ſtadt in ein Staͤdtchen an der Offee, als Hauslehrer kam, 
auffallend heftätigt. Oeine von Kindheit auf ſchwachen Aus 
gen wurden, nach einen kurzen Aufenthalte daſeloſt, MS 


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* 


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4 - 


Krgpepgelsfefet,. 23 


Daß er befurchten mußte, das Geſicht ganf zu verlieren. 
Bader, Er findet in.dei Unterlaſſung des Badens die Urs - 
- fache, warum Krämpfe, Gichtſchmerzen, Hypbchondrie und 

Merveihmwäce ſich auch auf geringe Stände erfireden, 
Beinkleider. Er ift mit Kern Jauft, der die DBeins 
kleider in Bezug der zu frähzeitigen Ankunft der Fleiſches⸗ 
luſt verdammt, nicht’ einig, umd glaubt, vielmehr aus 
der Erfahrung, die er an feinen eigenen Kindern gemacht 


t, daß das Tragen eines bloßen Kittels, wie ihn.Kere 


auft vorſchlaͤgt, durch das Häufige Betaſten ımd Ziehen 
ber Sefchlechtscheile, weit mehr Schaden ſtifte. Auch das 
Seauenzimmer follte aus verjchjedenen Gründen Hoſen tras 
gen. Ebotolade. Er rühme folgende Bereitung Man 
nimmt zwey Pfund gefchälte und geräftete Kakaokerne, ſtoͤßt 
fie in einem’ heißen fteinernen Moͤrſel fo lange, bis le 6 - 
ftuͤſſig wie Butter werden; nun thut man zwey Pfund Dur 
derzucker hinzu, und vermifcht denſelben mit Dem Kakaobrey. 
— werden auch vier Loth geroͤſteter Reis, ein Quent⸗ 
en Neltenpfeffer, und ein Quenichen Ingwer beygefuͤgt. 
"Bon diefer Chocolade wird zu einem halben Noͤßel Milch 
und einem halben Noͤßel Waſſer zwey Lorh genommen, am 
werden einige. Epdottern Dim iugethan. Dieſe Chocviade 3 
nicht allein ſehr wohlſchmeckend, ſondern auch zuträglicher,; 
als die gewöhnliche; da ſich ſtatt der erhitzenden Gewuͤrze, 
des Zimmts und der Vanille, ſolche in derſelben befinden, wel⸗ 
che als magenſtaͤrkend, aller Erfahrung, nach bekannt finds‘ 
und da dem Schaden, welcher durch den Oelgehalt der Ka⸗ 
kao geftiftet werden Fönnte, durch den Beyſatz des Res 
Jiemlich vorgebaut if. Erbſen. Die duͤeren Erben haͤlt 
er für weit Jeichter verdaulich, und weniger blähend , were: 
man fle nicht durchſchlaͤgt, und > einem Theile ihrer Huͤl⸗ 
ſe, als, wenn man ſie durchgeſchlagen ohne alle Huͤlſen ge⸗ 
nießt, weiches ihm feine eigene Erfahrung gelehrt hat; und 
er weiß-diefen Umſtand nicht anders, ale aut dem mechante: 
ſchen Reize zu erklären, welchen die Hälfen auf den Magen; . 
- machen, und wodurch fie denfelben zu flärkerer Thaͤtigkeit 
‚zwingen. Erziehung. Er hat alle feine Kinder nicht ins " 
ger, als ein halbes Jahr trinken laſſen, und hat gefunden; 
daß das Entwoͤhnen dann. nicht allein ſehr leicht von ſtatten 
gieng ; fondern, daß fich auch die Kinder. fehr wohl dabey 
befanden. Ihre Diusteln wurden nicht fo ſchlaff, fo ſchwuͤl⸗ 
flig und ſchwappelnd, wie bey denjenigen: Kindern, — 
a j . ein 


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— 


—* 


s26 Arznepgetchrhelt: 
win Jahr fang die Matterbruſt gensffen ; fie wurden im Go⸗ 
fefter, bekamen ein blaͤhenderes Anfehen ; und die 
r lernten eher gehen. 'Saftens Bregel. Er hält fie 
für ein ſehr empfehlungswerthes Backwerk, beſonders gegen 
die Magenſaͤure. Hyſterie. Er har gefunden, daß Weis 
der, weiche das ganze Jahr hindurch ſpinnen, Wegen der 
Erichätterung des Unterleibes feiten mir hyſteriſchen Bes 
ſchwerden zufämpfen haben. Kaffee. Nach feiner Erfahr 
zung wirkt der Kaffee weit wohlthätiger auf die Verbauung, 
. wenn man das Pulver gleich mit kaltem Waſſer anfegt und 
kochen laͤßt, als wenn man es erſt in das Waſſer ſchuͤttet, 
wenn es kocht. Noch beffer ift eg, wenn man das kalte 
Waſſer ſechs bis acht Stunden Über dem Kaffeepulver ftehen 
laſſen kann, bevor es gekocht wird; auch verwirft er die 
Methode, das Kaffeepuiver bloß mit. kochendem Waller in 
einem Filtrirgeräthe zu überfchätten, da er gefunden, daß 
der auf dieſe Weife beveitere Kaffee nicht allein weniger wohl⸗ 
ahätig auf die Verdauung wirkt; fondern auch bey ſchwaͤch⸗ 
lichen Nerven das Blut ini heftige Wallung ſetzt und Angſt, 
verurſacht; weil das aufgegofiene Waſſer bloß das Oel des 
Kaffees mir ſich fortreißt, und daſſelhe nicht innig genug 
mit dem Waſſer vermiſcht wird; ſo, daß es gleichſam für. 


fi allein und ohne von. dem Waſſer gemildert zu ſeyn, auf. 


die Nerven wirken kann. Ralbfleiſch. Er kennt mehrere, 
Frauenzimmer, welche Durchfall und Magenträmpfe bekom⸗ 


men, fo oft ſie gu junges Kalbfleiſch genießen. Es follte, 
Aberall ein mit ſchwerer Strafe verbundenes Landgeſetz ſeyn, 


Bein Kalb unter vierzehn Tagen zu ſchlachten. Beichbuften. 


Er iſt feſt davon überzeugt, daß die den Keichhuften erre⸗ 


gende Anftedtungsmaterte die nämliche ift, welche die Mar. 

fern hervorbringt. : Die diefes beftätigenden Beobachtungen 
wird er an einem andern Orte bekannt machen. Wie wohl⸗ 
thätig eine fehmächende, veisvermindernde Diat und der. 


Aufenthalt in kalter Luft bey dem Keiſchhuſien iſt, hat er an 


feinen eigenen Kindern erfahren. 


Kieine Schriften zur vergleichenden Phyſiologie und: 
Anatomie und Narturgefchichte gebörig, von Joh. 


Friedrich Blumenbach, König. Großbriet. Hofe. 


rathe. Ueberſetzt und herausgegeben von u oh. 
— ae 


x 


N) — 


Arzneygelahrheit. 127 


Gottfr. Gruber. Mit einer Kupfertafel. Leip⸗ 
zig, bey Meißner. 1800. 16 e. 


er Verf. dieſer Meinen ‚Schriften hat die Abſicht, das 
BSVeſte, mas von berühmten Gelehrten über vergleichende 
Phyſiologie und ‚Anatomie in fremden Sprachen herausges . 
geben worden ift, ‚und'noch feinen Ueberfeger gefunden hat, ', 
zu fammeln, und in einer Reife einer Baͤndchen bekannt 
zu maden. Er ſchraͤnkt ſich dabey nicht auf die Literatur 
des Inlandes ein; fondern wird auch die ausländijche, vors 
namlich die der Engländer, Franzoſen und Italiaͤner benutzen. 
Ron dem - Inhalte des Driginals ift zu feiner Zeit in dieſer 
Bibliothet das gehörige eroͤrtert worden. 


Obſervationes Pathologjco „ Anatomicae, ‚cumtabulis 

aeneisD. Jac. Conr. Flachsland. Confiliar, aulic, 
Badenſ. et Ppbyfic. rovincial. Rafladii, literis 
Ä Sprinzingianis. MDCCC. 10 S. 0. 


teſes Wert enthaͤlt fünf Fäle. Der erfig handelt von 
einer monſtroͤſen Gebaͤrmutter, die faſt ganz fleiſchigt 
geweſen. Zuerſt die Krankengefchichte, dann die Sektion, 
nach welcher man nicht die mindefle Spur von der Höhle 
der Gebärmutter entdeden konnte ; und endlich Kine fehr 
——— Beurtheilung dieſes merkwuͤrdigen Falles. Zwey 
Figuren erlaͤutern denſelben. Der zweyte Fall betrifft ein’ 
'angebornes. Hinderniß im-Schluden, wegen Man⸗ 
gel deu Baumenbaut, des Zaͤpfgens und der Bauens 
Inochen. Bey Vem dritten Falle hat eine Mutter binnen 
drey Jahren dreymal eine Mißgeburt in der naͤmli⸗ 
chen Mißgeſtalt auf die Welt gebracht. Man bemerkte 
von den Knochen des Oberarms bis an die Hände, und von 
dem Ende der Schenkel und den Knien bis an bie Füße, 
niched von Sehnen, Mufleln und Knochen, und die Ge⸗ 
genwart der Ellenbogenbeine und. Speichen, ſo wie der’ 
Schienbeine und Wadenbeine, wurde gänzlich vermißt. Das 
Ende des Dberarmbeines war durch zwey Bänder mit der, 
Handwurzel auf jeder Seite, fo wie die Fußwurzel durch 
ein Band mit der Knieſcheibe verbunden.: Die Enden des 
Qberarmbeines und der obere Rand der Handwurzel mu 
’ f ‚wie 

) 


‘ 


\ 


“ 


N 


en dieſes Lehrbuches iſt fchom bey der Anzeige der erſten 


128 Arzneygelahrhelt. 


‚wie. bey dert untern Gliedmaßen, weich, wie ein Bey.” In 
dem vierten Fall wird eines ſtarken Klopfens in der 


Oberbauchgegend und einer nicht natuͤriichen und faſt 
fenfrechten Lage des Magens erwähnt. "Der fünfte Fall 
enthält Die Befchichte einher Krankheit, weldye mit eis 
nem Mutter : Blurfluffe, und der Ausfönderung eines 
Mondkalbes verbunden war. Das Mondkalb wird genau 
beſchrieben, und defien Unterſchied von einem Mutterpolp⸗ 


pen deutlich angegeben. Auch traͤgt er eine neue Theorie 


von Entfiehung der Mondkaͤlber vor; die aber zu weitlaͤuf⸗ 
eig iſt, als daß wir Bier einen Auszug liefern Fönuten, 
Kupferſtiche erläutern die Beſchreibung. 8 

ZZ -P 


- 


oo. 
‚ Fu | 
+ 


Bildende Rünfte. 


teues theoretiſch praktiſches Zeichenbuch zum 


Selbſtunterricht für alle Stände, — — Fuͤnf⸗ 


tes Heft, mie 10 Kupfertafeln. ır Bogen Texyt. 


Hof, bey Grau. 1799. 4. 1 R6. 8 3e. Sech⸗ 


Nes Hefi, mit zz Kupfertafeln. 9 Bogen Text. 


Ebendaſelbſt. 1800. 4. 2 RK. 
Von der Brauchbarkeit und ganz gwedtuiäßigen Einrich⸗ 


Hefte das Noͤthige geſagt worden, In dem fünften. ſindet 


ſich eine Anweiſung zum Zeichnen, Tuſchen und Koloriren 
der Thiere, zur Paſtellmalerey, und zur — ber 
hiet⸗ 


Paſtellfarben. Bey den Kupfertafeln, welche bie. 

zeichnungen liefern, iſt die gute Methode beobachtet, ſich 
die Gegenſtande unser der Geſtalt mathematiſcher Figuren 
zu denken. Allerdings werden dadurch die Umriſſe verein⸗ 
facht, die Enge der Theile gegen einander wird genauer her. 
ſummt, und die Ueberſicht des Ganzen ungeniein- enleihernt, 


Auf der legten Tafel, die bloß Entwürfe enchält, wird dieß 


. noch ſinnlicher gemacht. — Das ſechſte Heft ertheilt eine. 


Anleitung zum: Zeichnen: und Malen der Olumen, und zum 
Zeichnen den Silhouetten auf Goldarund. Ep wind au 
# 2 3 @ 


⸗ — 
& 
._ * 


rau Ne 


Shön Kin: 1. 
| als, Slumenpeißsenbuc für Damen beſonder⸗ ders. 
auft., | n J | 


x x 
] [1 
Be Km | 


Blipographie des Ritters Anton Raphael Mengs; Mie 
einem Berzeichniffe feiner von ihm. verfertigten 
Gemälde, Aus dem Staliänifchen. Leipzig, bey 
Zileiſcher dem jüngern, 1800. 11 Bogen 8, 
12 8. ———— 


Nichts anders, als die hiſtoriſche Kobſchrift auf X; 

R. Mengs, von dem — Geſandten Bianconi 
un RNom, die man fon laͤngſt kennt, und die auch ſchon 
vor vierzehn Jahren im erſten Bande von Mengsa's hinter⸗ 
laſſenen Werken von dem Mag. Prange ins Deutſche uͤber⸗ 
gest iſt. Noch auffallender aber iſt, daß der ſich ſo nennende 
Neberſetzer hier nichts weiter gethan hat, als daß er jene 
Prangiſche Ueberſetzung, nur mit Weglaſſung der Noten, - 
wörtlich wieder abdrucken lich; ob er fich gleich in der 
Vorrede den Dank der Liebhaber der Malerey dafür vers 
fpricht, » daß er ihnen dieſe biographifche Lobrede ins Deuts 
*ſche uͤberſeht habe. « Daß Hr. M. Prange ſelbſt dieſe 
einzelne Ausgabe veranſtaltet habe, ſteht nicht wohl zu ver⸗ 
muthen; auch, wegen der fehr holpricht gefchriebenen Vor⸗ 
rede und des undeutfchen. Titels. nicht. d fo wäre dieß 
. Beginnen ein, neuer Beweis, wie weit der Unfug und die 
Dreifigteit im Buͤcherhandwerke getrjeben wird.“ Yuch bag 
Gemaͤlde⸗Verzeichniß findet man. vor der- gedachten deuts 
ſchen Ausgabe der Mengsifhen Werke; aber volftändiger 

und anders genrdnet. Ä | 


| theater. u 
- Marius. zu Carthago; won Auguf Lomey.- Paris, _ 
. bey’ Koenig, und gedruckt in der Druckefey dee 
"Republik; Jahr Vi. (1798.) 3 Bog.gr.& ß. 
Nnt. I. D· B. LVI. R. i. et. xct. 2 Tn⸗ 


el 


‘ 


“ 


= I 


130. ı Theater. 


— genug iſt Die verlaſſene Lage, worin ſic der, von. 
hlla in die Acht erflärte Marius, auf feiner Flucht nach 
Afrika befand, wo er unter die Ruinen Karthago's gerieth. 
Dieß ift ber Zeitpunkt, in welchem gegenmwärtiges, in reim⸗ 
freyen Jamben gefchriebenes, dramatiſches Gedicht beginnt. 
Die Ankunft des Rüchtigen Roͤmers wird dem. Prätor, Sex⸗ 


tilius gemeldet, der ihm längeres Verweilen unterfagen laͤßt. 


So weit iſt der Dichter der Geſchichte gefolgt. Nun aber 
läßt er, während der Zeit, daß dem Praͤtor die Anzeige ges 
ieht, einen griechiſchen Weijen herbeyfommen, der dem 


artus den Selbftmord anraͤth, ihn aud ſchon dazu Übers - 


redet. Während er aber Abichied von feinen Freunden 
nimmt, fordert ihn die Stimme Martha’s, einer im Ge⸗ 
folge des Marius — forifchen Wahrſagerinn, zum: 


neuen Au Eh auf, und oͤffnet ihm gluͤcklichere Ausſichten. 


Diefer ündigang folgt denn auch ſogleich die Borfchaft, 
daß ein roͤmiſches Schiff vom Einna gejandt fey, den Mas 

rius nach Stalien zu holen. Der Warnungen des Griechen 
ungeachtet folgt er diefem Rufe. — — Ganz fehlt es zwar 
diefem kleinen Schaufpiele wicht an Aintereffe, und noch we⸗ 


niger an eindringlichen fpruchreichen Deden: Bas Herz des 
Leſers wird jedoch nicht fonderlich Dadurch erwaͤrmt, 


die langen Selbftgefpräche find chen fo ermuͤdend, als die m 
einigen Scenen zu ebenmäßig wechfelnpen kurzen ‚Reden nv. 


gender Art: 
Marius. 


Rom iſt geſtiegen durch die Mahigung. 
Der Grieche. | 
u Kom unterliegt = — eignen Macht. 


x 


Wer — — nn — bin. F 
Der Grie 
Ihn ſelbſt —— der —S— 
Der varger — * weit die Graͤnzen aus. 


— Der Grieche. | 
In rem Leyen Rich das Vaterland . . - => 


B2 
ke nn Qr. 
4 


00 Nomas 


⸗ 








| 2 a31 
Romane. 
Reiſe des Amtmanns Waumann, des Foͤrſters Dorn: 
buſch, und Ehrn Schotterin von Bieſterberg nach 
. 880 zur Gevatterſchaft. — Kine Fortſetzung der 
Reiſe nach Braunſchweig des Frh.v. Knigge. Von 
Lukas Veit. geweſenem Bedienten deſſelben. Wol⸗ 
fenbuͤttel, bey Albrecht. Vier Bände, M, 1 Kpf. 
3 U. 8 3N Ä 
/ — 
Es herrſcht, ſeit den letzten Jahrzehenden, in welchen die 
Anzahl der Romane fo. anſehnich zugenommen Hat, bey 
dem Schriftſtellertroſſe, woeldherimr der Vermehrung. derfels: 
ben mit raftlojer Thärigkeic anbeitee, die üble, ihren Mans’ 
‚gel an Driginalitdt und Erfindumdsträft ſattſam zu Tage 
legende Süte, jedem Produlte eines guten Kopfes, das 
ſich durch Neuheit der Erfindung oder Schönheit der Dars: 
ftelung auszeichnet, ein ganzes Heer leidiger Nachahmungen, 
unter der anmaaßlichen Firma von Fortſetzungen, oder der 
beſcheidenern von Seitenſtuͤcken nachzuſenden. — Je ems' 
piindlicher der Unfug, der, um nur zwey Beyſpiele anzu⸗ 
führen, mit den Manen des fo annahahmlihen Verf. der: 
Volksmaͤhrchen, und mit dem Hohen Genius, dem weint 
. den Geifterfeher verdanken, ung geweſen ift; je gerechter 
war unfre Beforgniß, daß diefe Neije zur Gevatterfchaft, 
welche fich ‚als eine Fortſetzung der bekannten Reife nad) 
Braunfchweig anfündiget, einer ähnlichen Verfündigung ger 
gen das ruhmvolle Andenken des Verfaflers der letztern, und 
zugleich gegen den guten Geſchmack ſich fhuldig machen ' 
wiirde, Allein glücklicher Weife war diefes mal unfere Bes 
ſorgniß ungegruͤndet. Es gebührt vielmehr diefem Reiſen⸗ 
den das Lob, daß er ſich die gar nicht leichte Manier des 
verſtorbenen Knigge ziemlich gluͤcklich zueigen gemacht, und 
ein Buch geliefert hir, in welchem das us mit dem 
Angenchmen zweckmaͤßig vereinigt, -auch auf Ss» und Dare 
ſtelung ruͤhmliche Sorgfalt verwandt if. — Was man 
aa unferm Verf, mit Bedauern vermißt, iſt die vertraute 
Bekauntſchaft mie Menſchen aus allen Ständen‘, deren Near - 
ſoltate, bep dem ſeltenen Beobachtungsgeiſte des feel. Knigge, 
die Schriften deſſelben fo aus zeichneten, und des 
55 ea oe 


‘ 


1 


132 | - Romane, 


zen Leſung eben fo belehrend als unterhaltend machten. — 
Der Berf. der vorliegenden Neife feheint dagegen nur: im 
den Zirkeln der niedern Volksklaſſen zu Hauſe zu ſeyn, und 
ſcch daher auch vorzägfih in Aufſtellung ihrer Handels s und 
Redes Weiſe zu gefallen. — Es iſt nicht abzuſehen, wozu 
die Mittheilung der von Bauern und Dienſtknechten hier 
ſehr gewillenhaft auſbewahrten Reden in ihrem Provinzials 
Dialekte dienen ſoll; Ba dieſer weder beſonders bezeichnend, noch 
reich an kraͤſtigen Ausdruͤcken, die ihnen ausſchließlich eigen 
waͤren, iſt. — Sben fe gwecklos und beleidigend für den 
gelaͤuterten Buff‘, find Die Benennungen welche der 
Verf. einigen in ſeiner Geſchichte auftretenden Perſonen bey: 


=; legt, ua weiche anf deren Charakter und das Getragen hers 


felberi Binbeuten füllen, ale z. B. Junker Zlippflapp, Flun⸗ 
ker Michel, Candidat Boctleder, Herr Ehrenwerth, u. ſ. w. 
Dergleichen Witzeley konnte vor 40 Jahren, als J. P. Mil⸗ 
if — ne Dr Bike eigen 

noch in der Tageso X machen; jetzt 
Bienen fie aber har ep Gitagung der Bermutbung, daß es _ 
‚demjenigen, ber vorbringt, an der Beurtheilung des 
Schicklichen fehlen muͤſſe. — Auch wünfcdten wie, daß 
der Verf. ſich mancher etwas gar zu derber Kraft⸗Ausdruͤcke, 
“ als » der Hunde⸗Informator, ber moraliſche Kitzelfleck, die 
>. Wortdiarrhoͤe ıc. enthalten hätte, wie wie denn auch nicht 
minder Stellen, wie folgende: ©. 265 des II. TE. 


- 


»Es iſt auch im Phyſiſchen ein großer Unterfchieb dar 
».unter, ob Hans die Life, oder Scladon eine feine 
; » Dame kitzelt. “ x nn 


aus Sründen, welche hoffentlich bem Verf. bey reiferer Er 
Meberlegung ſelbſt einleuchten werden, weg. 


Den ©. 107 des 2ten Theils aufgetifhten Unfall, der 
jemandem dadurch wiederfährt, daB er, um einen Rauſch 
auszufchtafen, fi) in einen Jeeren Wagen, ſetzt, and in bier 
fem fchlafend an einen Ort, wohin er nicht verlangte, transı 
portirt wird, Haben in den legten zehn Jahren ſchon fe 
viele Romanenhelden erleben müffen, daß der Verf. billig 
Hätte Bedenken: tragen‘ ſollen, feinen Baumann“ demfelben 


von Neuem ausjufegen. — Erſt ganz kuͤrzlich bat_Rer. in 


‚Lafontaine’s Sonderling  denfelben Vorfall, nur unter ans 
dern Mediſikationen, ſehr ausfuͤhrlich gelefen, — * 5. 
ne | | Hatte 


. 4 


| = Koma. | 333 
Bäkte der Berf, ———— 


rere * Digreſſionen abzukuͤrzen, oder ganz aufzuopfern, | 


mande, auf das Ganze gar feinen Bezug habende Epiſo⸗ 
den wegzuſchneiden, und dadurch fein Buch auf Die Hälfte 
des gegenwärtigen limfanges zu veduciren ; fo würde daſſelbe, 
der oben gerügten Mängel ungeachtet, ein ſchaͤzbarer Bey⸗ 
trag zu der nicht betraͤchtlichen Anja guter komiſcher Ros 
mane in unferer Oprache ſeyn. — Kann er ſich entſchlieſ⸗ 
fen, die obgedachten Fehler zu vermeiden, und den Gragien 


tommneren Produkte au 
Da Motenblatt, deſſen das Titelblatt des vierten * 
waͤhnt, haben wir Bi unferm san nicht — 


| ri zu opfern; fo glauben = zuverl 6i ‚ihn künftig mit 
nem weit fireten gu 


F Erin ‚die Einfibterinn under Roma’s Ruinen, | 
Vom Verfaſſer der Hellobora, Meißen, bey 


Erbſtein. 1800. 15 Dog. 8. 208. 


„mean er unter dem Schwelle fo vieler von Non⸗ 


Buch ſtoͤßt, yo? a“ — ann von Tas 
Inge jeigt, rein Hoffnungen berechtigt. — 

ift bey bier — der Ball, die in einem zwar 
etwas blumigten, aber doch leichten und größtenteils kor⸗ 
retten Style gefchrieben,, und beten Inhalt’ eben |6 reich an 
Belehrung, als an Antereffe iſt Die Charaktere der in "ders 
felben auftretenden Perſonen find con amore gezeichnet, und 
richtig gehalten; die. Sprache iſt edel, auch die eingeflreus 
zen Beinen Sedichte Haben wenigftens das Verdienk der Leich⸗ 


“tigkeit, und einer richtigen Berfififation. — Je entſchie⸗ 


dener uns die Anlage unfere Verf. , in dieſem Sache etwas 

— zu lieſern iſt; je mehr halten wir es fuͤr 

unſte Pflicht, ihn vor der Affektation, und dem ge 

nach ungewöhnlichen Ausdruͤcken, wozu er. einigen Hang zu 

Gaben fcheiut, zu warnen. Wir rechnen dahin das oft ri 

mende Vorausſchicken des Beywortes, 3. B. ©. 53. 3. 6. 
War fo matt Ihre Begeiſterung, — und G.54. 3. 2. 
machte dringender den Wunſch, 


| und nene Wortſchoͤpfungen, wie 3. ®. ©. 12, 2.16. 


J34ch 


| & . dem Rec. ein eben ſo feltenes als reines Ver⸗ 
Fate unb —— ar ——— rugethurten auf 


t 


134,0: Romane, ’ 
u » ih hatte mich ermurbige, und S. 150. 8: %, dewal⸗ 
| igen Efür befiegen) - Zu 
ferner Redensarten, wie folgende: DR 
der geſtandene Wunfh, ©. 1.8.17... ° "- 
das Recht verfärzen. (für rauben) S. 150. 3, 18. 
Tugend reift den Vorſatz zur That. ©. 207; 


SOHLE - Du A — 

Aruch daͤchten wir, daß eine fo lebhafte Phantaſie, als die 
unſers Verf. zu ſeyn ſcheint, nicht nöchig gehabt Hätte, zu 
dem fo unfäglich vernußten, und unter taufend verfchtedenen 

Muͤancirungen nachgerade erfchöpften Huͤlfsmittel ber Ein⸗ 

‚  webung einer Geifter s Eitivang und Entführung feine Zus 
flucht zu nehmee. ee =. 
ER Wa _ 


Weltweisheit. 
Abphorismen über die Philoſophie des Rechts, von 
Wilhelm Traugott Krug. Erſter Band. Leip⸗ 
u, Be Roch und Compagnie, 1800. 170 ©, 
| sg, ‘16 æ. — 
| WB Di Abficht des Verf. (fagt er ſelbſt in der Vorrede IWwey 
eraudgabe gegenwaͤrtiger Aphorismen, geht dahin, nicht ein 
wpolfſtaͤndiges Syſtem des natuͤrlichen Rechtes aufzuftellen: 
ſondern bloß die wichtigſten und ſtrerubarſten Rechts Moate 
klen einer neuen ausführlichen Prüfung zu unterwerfen, und 
badurch die mannichfaltigen, bisher daruͤber angeſtellten Un⸗ 
erſuchungen theils zu berichtigen, theils zu beſtatigen. E 
F HE dabey ganz feinem eigenen Ideengange gefolgt. Der Uf. 
— ſeine Sedanken mit. ungemeiner Klarheit, Beftimmer 
yett und Buͤndigkeit dar’, fo, daß wir fehr viel Gutes das 
von in Anſehung der Beylegung mancher Mißhelligkeiten 
erivarten, Er iſt daben Fein blinder Anhänger der kritiſchen 
Phklsfophte, fondern weiß faft immer die goldene Mittels _ 
Rraße zu halten, und das Webereriebene mancher neuern Bes 
| —— zu vermeiden. Rec. hat ſeit langer 
it kein Buch gelefen, welches ihm ſo ſehr Genäge gethan, 
untd worin er. feine eigenen Uebergeugungen , die -er _ 
Much gelegentlich in diefer Bibl. mehrmals geäußert hat, fa: 
vollkommen ausgedruͤckt gefunden hätte. Nur noch einige 
—J Beaar⸗ 


= 


— x 
x 
> 





WVWoalrwelsheit. 135 


Bearbeiter des Naturrechtes bieſer Art, und dieſer Theil det 
Philoſophie wird in feinen Grundlagen, wie in feinem 
Grundriſfſe, und der Ausführung der wichtigften 
der Logik bald gleich fommen. Sn einigen Stuͤcken ift Rec 
"mit dem Verf. noch nicht —— d ‚und diefe 
will s gelegentlich bey der Darſtellung des Hauptinhaltes 
anmerken. — 
Drer erſte Abſchnitt sicht eine Erörterung: des Rechtes 
Gestiffes, ‚worin derſelbe von. allen feinen Seitenverwand⸗ 
sen, dem des Rönnens, Sollens, Müflens, Dürfens, wenn 
: Re in phyfiſchet oder ethiicher Bedeutung genommen. werden, 


nach den Sprachgebrauche fo. genam und deutlich Uunterfchtes 


den wird, als-nur gewuͤnſcht werden ung. Das Recht, 
heißt es ©. 12, bedeutes eine Außere moralifche Möglichkeit 
des Thuns und Laſſens das iſt, daß anbere mich nicht hin⸗ 
dern duͤrfen. Einen Beſtandtheil des Begriffes uͤbergeht der 
Verf., den, daB ich Gewalt gegen den zu gebrauchen bes 
fugt bin, der mich hindert, oder der mir verweigert, was 
ich von — — fordere. Dieſen fuͤgt er zwar nachher 
hinzu, und ſucht ihn aus jenem erſtern zu foigern; allein 
die Bemuͤhung gelingt ihm, ſo viel wir Heben. nicht, und 
dbhboaher Halten wie. es für rathſamer, dieſen Theil, wie es 
ne ber Spraigebrand) will, mit in die Erklarung aufzu⸗ 
men. 
Der zweyte Abſchnitt enthaͤlt eine nahere Veſtimmung 
des —— als Vorbereitung zur Deduktion des 
Kechtsprincips. Aus din Vorderfägen,, daß ber Rechtsbe⸗ 
griff nur unter der Bedingung eine beſtimmte Anwendung“ 
finder, daß ‚mehrere Vernunftwefen neben einander erifiren, 
nid dadurch in ein wechfelfeitiges Verhälmiß treten; daß 
diesß Verhältniß das freye Wirken derſelben neben einander 
und auf einander, ober bie gegenfeitige Beruͤhrung im Rau⸗ 
me ift; wird gefolgert, daß der Besriff Des NRechtes übers 
Haupt die Vorftellung von der Bebingung iſt) unter welcher 
‚ das freye Handeln vernünftiger Weſen neben einander und 
auf einander indglich iſt. RXuch bier iſt, duoͤnkt uns, ein 
weichliger Umkand-überfehen werben. Es wird nämlich-der 
Rechtẽbegruff allein aus der Vernunft hengefährt; wir faͤrch⸗ 


‘ten aber fehr, daß biefe für fidy, mean fe im ihrer. eigentits — 


chen Bedeuͤtung genommen wird, nicht wen genug reichen 
mavoges ben da enthaͤlt ſie bloß xine Selbſtthaͤtigkeit innna⸗ 
"enter Handlungen nun mit Außern —— mie 
Erhaltung der ebterifpen Beben %; — — 
4J*4 — a 


1368, Wvceltweisheie. 


\ 


4 


 , dazu nöthigen Mittel nichts zu ſchaffen. ‚Aus der Vernunft 
„allein it alſo ſchwerlich mehr zu folgern, als daß vernänfs 


ige Dielen einander im Denken nicht Eintrag {Bun därfen, 


And das werden fie ohnehin wohl bleiben laffen müffen. Au 
hier offenbart fich aiſo 'der radikale Fehler der neuern ar 


lofopben, die Vernunft ganz za ifoliten, den Dienfchen 


Als Vernunft zu betrachten; von welcher aus fle denn nie 
in die niedere Sphäre deffen, was den Körper und Das fin 
“ He Dafepn angeht, herabzulommen tm Stande And. Dieß 


wird fogleich 67 aufgehellt werden. | 
Der dtitte Abſchnitt beſchafftigt ſich mit der Deduktion 
bes Redtöprincipe. Nachdem der Verf. dargechan bar, daß 


Anter dem Rechtoprincipe der Erfenntnißgrund, und zugleich 


Die Urſache nom Dafeyn bes Rechtes verfianden wird; feße 
er bie letztere allein in bie vernünftige Natur des Menſchen. 

in vernünftiges Weſen (in praktiſcher Hinficht) fagt er, 
iſt sin ſolches dag ſich ſelbſt feine Zwecke zu ſetzen vermag. 
& du ben. Zweck feines a und Laſſens in ſich ſelbſt, 
E iſi Seibſtzweck es dit Derion. — Ein vernünftiges We⸗ 


fen will, fo gewiß «es Selbſtzweck, Perſon tft, umd fich als. 
ſolche denkt, auch als ſolche behandelt feyn von andern vers. 


nünftigen Weſen; es will feine Kraft frep, d. h. ungehins | 
dert von ber Kraft anderer Vernunftweſen, brauchen zur - 

Renlifitung feiner felöft eigenen Zwecke Es fordert, daß 
ihm ein ſolcher Gebrauch von allen vernünftigen Weſen, 
wit denen cs in Wechſelwirkung ftcht, zugeflanden werde, 


und geſtattet dadurch eben dieſe Forderung auch allen andern 


Vernunftweſen. Dieſes allgemeine Geſtattetſeyn des unge⸗ 
hinderten Freyheitsgebrauches iſt nichts anders, als ein aͤuſ⸗ 


 seres Dürfen, das Recht. Hierin liegt, dem eigentlichen 


Mortverilande nach mehr, als folgen fol; denn ‚hiermit 


Wird geſagt, daß Jeder gegen Jeden alles diärfe, was’ ihm 


gefällt, und daß Jeder von Jedem fich alles muß gefallen 
laſſen, weil jie fd) den ganz. un reg Aria ihrer 


Freyheit gegenfeitig geflatten. n ber andern Seite liegt. 


erin weniger, als folgen fell; denn ein bloßes Vernunfts 


| Zefen hat nur über Die Handiungen feiner Vernunft zu diſpo⸗ 


wren, und kann von einen Wirkungen fpeehen, Die fi: 


" enf andere VBernunftwefen erfireden, und andere ihrer Zus 


fände zu Beftimmen trachten Der Verf ſcheint dieß geah⸗ 
nee ya haben, deßwegen jehlehs ex den Zufag , in praktiſcher 

nſicht, ein; den aber Niemand zulaſſen wird, der nach 
ſtrenger, Iogifcher Konfeguenz zu denten gewohnt Ift. = 


2 


Weltweicheit. 137 
Einſicht fol nicht die Sloße Wernunft prind 

| nn Eifer * — ſondern die Vernunft, —* 

"fie ſich auch über „Aiones tranlenntes erfireckt, oder mis 

‚andern Worten: die Freyheit in — ganzen Umfange. 

Aber auch dieſe allein iſt nicht die allererſte Quelle, weil 

daraus noch nicht alles abgeleitet werben kann; wie ſich bald 

un Den oberfien Grundfap der Rechtsiche 

—— eognoſcendi) druckt unſer Verf., nachdein 

er deſſen Beſchaffenheit einiges richtig ausgemacht hat, 

Bi oe du darfft äußerlich alles thun und laffen, wobey der 

äußere Freyheitsgebrauch jedes andern vernänftigen Weſens 


beftehen faun; ober, du * das Recht, alles zu Are und 


zu laffen, wobey ein jedes Vernunftweſen als Seibſtzweck 


äußerlich gedacht werben kaun. Denn das’ freye Handein 


sernünftiger Weſen neben einander , und auf — ik 
"nur. unter der Bedingung bepfännnen daß, jedes 


Vernunftweſen eine Sekimuste Sphäre — innerhalb wel 


Wer es rn handele; weil außerdem der Freyheitsgebrauch 
bes einen, ben Burabelusge gebrauch des audern vernichten wärs 
* Soll dieſer ee 
widerfprechen 3 r muß ſchon * eine Einſchraͤnkung ber 
gefügt werden. Berner erhellt hier bie — der 


. Bloßen Vernunft zur Rechtegrundigge; denn es wird hier 


vorausgeſetzt, of Vernunftweſen fi einander entgegen 
handeln, wovon aus bioßer Vernunft die Moͤgli⸗ ſich 
nicht wohl — laͤßt. Einiges von der n 
thieriſchen Natur des 


en muß iechterbinge voramss 
er werden, wenn das — befriedigend begruͤnder 


werden ſoll. Bis —— iſt des ——— nö — — 
den; jetzt erſt ſtellt unſer Verſ auf, da 
Recht ein — iſt. Det Beweis le fo: * 5 
ein ei Fiche a heißt den Rand beifelben wirklich 
Zur Ausuͤbung des Rechtes iR alſo — eine 
— Kraft nöthig, weicher von außen eine andere Kraft 


widerfichen kann.  Diefer Widerſtand iſt ein aͤußeres Pr 


6 der Freyheit bey Ausübung des Rediteg. If num 
bay 4 überhaupt da: fo muß aud ee ein Aug ds 84 
feyn, jedes Hinderniß der Freyheit bey Ausübung jenes 
Rechtes zu, entfernen, oder den Widerſtand, der Die volle 
fländige Ausuͤbung des Rechtes unmoͤglich macht, zu vers 
nichten. Denn wäre biefes Recht nicht gugleich in jenem 
Rechte mit enthalten: fo wärbe dieß eben ſo viel heißen, ols: 


* en. ba, und nicht da, — Mens: nun 
‘x — — 





138 Weltweibheit. 
dieſes Hinderniß von der willkuͤhrlichen Kraft eines Ver⸗ 


nunftweſens herruͤhrt, womit es der Kraft des berechtigten. 


Gubjektes bey Ausübung feines Rechtes widerſteht: fo heiße 
die Entfernung dieſes Hinderniſſes oder Widerſtandes, 
Zwang. Denn zwingen heißt nichts anders, ale Jemanden 
mit Gewalt zu einem Thun oder-Laffen beſtimmen, was feis 
ner Neigung nicht gemäß ift. Wie bündig auch diefer Bes 


weis ausficht: fo will er uns doc) nicht ganz befriedigen. 


Erſtlich bey bloßen Vernunftweſen läßt ſich nicht wohl Jo et⸗ 
was denken, als der Zwang ſeyn fol; in der Natur der Bers 
nunft allein durfte man ſchwerlich einen andern Zwang, als 
den der Beweisgründe, zu entdeden im Stande ſeyn. Auch 


hieraus erhellt die Nochtwendigkelt, bey der Grundlegung 


des Naturrechtes auf etwas anderes, als die bloße Vernunft, 
Rückſicht zu nehmen. Zweytens tft der Verf, in der Erklaͤ⸗ 
rung: des Zwanges nicht ganz einig wit fi; anfangs vers 
fleht er darunter die Entfernung einer Entgegenfekung eis 
es andern freuen Weſens; diefe kann aber auch durch Ue⸗ 
berredung, Bitten, Erkaufen geſchehen; nachher aber den 
Gebrauch der Gewalt. Drittens folge dieß letztere aus den 
Vorderſaͤtzen nicht; das Recht enthält freylich: die Befugniß 
zur Entfernung eines jeden Hinderniſſes, wenn es ſich ſelbſt 
nicht — ſollz Aber da dieſe Entfernung auch mittelſt 
gaͤtlicher Mittel geſchehen kann: fo folge Daraus noch kein 
BGebrauch der Gewalt. Soll der folgen: fo muß dargethan 
werben, daß die Ausübung des Rechtes eine Entfernung 

der Kinderniffe auf jede möglihe Art enthält; und dieß 
aan aus den Vorderfägen- nicht hergeleitet werben, weil es 


auf keinen Widerſpruch führe. Der Grund des Zwanges 
muß demnach anderswo gefucht werben, und zwar nicht in. 


‚ ber Vernuhft. allein ;: fondern in etwas allgemeinerem, und 

das der thieriichen Natur mehranigehört; alle Verſuche, ihn. 
in der Vernunft zu finden, haben bisher nicht gelingen wol⸗ 
en. Daß alles Recht fich zunächft weder auf Sachen, noch 
auf Derfonen, fondern auf Handlungen bezieht; daß mar 


. Baher dinglice und perfönliche Rechte unterfheiden Tann, in 


wiefern diefe. Handlungen Sachen und Perfonen zum Ges 
denftande Haben; daß aber dinglich⸗ perſoͤnliche, und pers 
fönlich + dingliche Rechte moralifche Unmoͤglichkeiten find: 
wird hieraus jehr richtig hergeleitet. 


Der vierte Abfchnitt träge Aber das Verhaͤltniß des 


. Rechn s Gefebes zum Sitten⸗Geſetze, fehr klare und bes 
ſtimmte Säge vor, von melden zu wuͤnſchen waͤre, = 
— alle 


— 





RP — = — 
Weltweisheit. 139 


alte Phildſophen fie wohl deherzigten; damit endlich elämal 
die hier noch fo gewöhnlichen Graͤnz⸗ Verwirrungen, und 
die Bemühungen , den Rechts⸗-Grundſatz aus einem ethi⸗ 
fhen Srundfage herzukeiten, ganz verfehwinden möchten. 
Er ftclle Hier auf, und beweiße folgende, uns feit lange 
ſehr einiguchtende Saͤtze: Das Naturrecht iſt ein Theil der 
pᷣraktiſchen Philofophie; verficht man unser dem Sittenge⸗ 
fee das Prinzip der Tugendiehre, dann iſt der Grundſatz: 
handle fo, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich 
"Bas Prinzip eimer allgemeinen Geſetzgebung ſeyn fünne, - 
Bloß der Grundſatz für die Tugendlehre, und das Rechts: Ser 
- feß kann aus ihm nicht. hergeleitet werden. Das Prinzip 
der Rechtslehre muß durch das obere praftifche Vernunſt⸗ 
Prinzip beitimmbar feyn. Wennaber der ſcharfſinnige Verf. 
nun: hinzufügt, daß das oberfte praktiſche Wernunfts Drins 
zip weder ein Imperativ, nod) ein Permiſſiv ift, fonderneiw 
nen den wefentlichen Charakter eines Pernunft⸗ 
Befens in praktiſcher Hinſicht ausbruͤckender Sag ift, (S. 
88) weil ſich ſowohl Pflichten, als. Rets-s Vorfchriften, 
„die bloß permiſſiv find, aus ihm herleiten laſſen follen, und - 
"er daher weder bloß gebieten , noch auch blos elauben barfı . 
‚ fo können wir ihm nicht beytreten. Am deutlichſten wird 
dieß aus Dem von ihm aufgeitellten oberften praktiſchen Prins 
‚ sipe.eihellen,, welches fo lautet: ein verhänftiges Weſen iſt 
ein mit Freyheit handelndes, mithin fich felbft gefeßgeben« 
des Wefen. : Ohne Zwang läßt fich hieraus weder ein Pflichts 
Gebot, noch eine Bloß erlaubende Vorſchriſt herleiten; wel 
von beyden fein Element in ihm enthalten if. Will man 
beyde Grundfaͤtze aus einem obern ableiten, und mithin beye 
den Wiſſenſchaften einen allgemeinen Theil vorangehen laſ⸗ 
fen, der denn äber nicht nur über- dieſe beyden, fondern 
“ach über alles, was praktiſch ift, fich erſtrecken müßte, da 
diefe beyden nicht unfere einzigen praktiſchen Wiſſenſchaften 
find ; fo wuͤrden wir den Sag dazu vorichlagen: handle vers 
ı  nünftig, oder folge der Vernunft, das if, beflimme die 
Vorſchriften, die du in einzelnen Faͤllen befolgen willft, nah - 
ber Einficht deiner Vernunft. Hierin finden ſich die‘ Eles 
mente zu beyderiey Grundfägeny denn da die Vernunft in 
einigert Fällen gebietet, in andern hingegen bloß geftatter? 
x... fo’ fönnten beyde Prinzive hieraus hergeleitet werden, und 
5 dbieſer Satz, 06 er gleich anfangs ein gebietendes Anfehen 
hat, ift doch feinem Schalte nach nicht gebtetend. allein; 
weil er anf bie Verſchiedenheit der Amalie, J 
PER a Fe —— ⸗ 


Is 
— 


—* 


x 
. — / 
\ 
149 | Weltweisheit. 
“ 


Nöcficht unferer ‚Handlungen zu fehen verorduet. Der 


aberfie Rechts⸗Grundſatz, welden der Verf. hieraus ableis 
ger, lautet fo: du darfit alles thun und laſſen, wodurch der 


‚ Würde anderer Vernunft sWefen fein Abbruch geſchieht, d. 


5. woben der äußere Freyheitsgebrauch aller andern Ver⸗ 


nunft⸗Weſen beſtehen kann. Diefer Satz aber fcheint uns - 
von einer Seite zu unbeftimmg,. und von ber andern zur . 


'» Begründung aller Nechts s Vorfchriften niche hinreichend. 


Zu unbeftimme: denn wie, wenn nım einem andern Vers 
wunfts Wefen der Einfall komme, mich gu etwas zwingen 
zu.wollen? Darf ich da feinen Freyheits⸗Gebrauch nicht bes 
engen? Nicht zureichend: denn ſchwerlich dürfte fich hiers 
aus die Verbindlichkeit der Vertraͤge herleiten laflen; und 

ihwohl muß fich diefe Außerft wichtige Lehre, worauf im 


e 
— das meiſte beruhet, aus dem erſten Grundſatze 
ungezwungen — Von Der Hauptfehler ſcheint das 


rin zu liegen, baß der Verf. gleich ‚anfangs alle Rechtsvor⸗ 
fehriften für bloß permiſſiv erklaͤrt; da doch darunter auch 
fehr viele find, die gebieten, wie der: Verträge muͤſſen ges 
Kalten werden. Diefe nämlich Haben eine doppelte Seite; 
yon der Seite des Berechtigten find fie bloß permifliv, d. i. 
dieſem flebt es frey, ihre Erfüllung zu verlangen oder zu ers 


laſſen; vonder Seite defien aber, gegen den man ein Recht hat, . 


Und ſie gebietend; er muß Bas Verfprochene leiften. In ſofern 


alſo eg bie Rechtslehre auch manche Verbindlichkeiten auf, und 


dieſe duͤrften aus jenem oberſten Srundfaße fich nicht füglich vu 
weiſen laſſen: ung wenigftens iſt noch Bein befriedigender Bes 
weis vorgelommen. Wenn in den Grundſatz felbft nicht ein 
gebietender Theil aufgenommen wird; fo iſt nicht wohl abzus 
ſehen, wie aus ihm etwas gebietendes gefolgert werden mag. 
Wenn aber der Verf, aus allem vorhergehenden fchließt, daß 


das Natur s Recht und bie en als bepgeordnete Theile 


eines Sanzen, von einander wejentlich verfchieden, age 


gber auch genau mit einander verwandt find, und daher, ih⸗ 


tes Unterfchiedes unerachtet, in einem nothiwendigen Zus 


ſammenhange ftehen: fo pflichten wir ihm wieder völlig bey. 


So mie auch in ber nähern Beſtimmung dieſes doppelten 
Verhaͤltniſſes, nach welcher das Maturrecht und die Ethik 
Barin mit einander verwandt find, daß fie fich beyde auf die 


Beſtimmung der Geſetzmaͤßigkeit des fregen Handelns bezie⸗ 


ben; barin aber von einander fich unterfcheiden, daß jenes 
die Äußere Geſetzmaͤßigkeit im mechfelfeitigen Freyheitsgebrau⸗ 
‚he vernänftiger Weſen; diefe die durchgängige Befeomäbigs 

— — keit 


bj 


N 


Weltweisheit. BEE 7} m 


im Srepheitögebrande. eines Bernunft s Mefus Abers 
Pie beſtimint; = daß daher jenes von ae handelt, 
wozu das Vernunftweſen von andern gezwungen werden 

‚darf; dieſe von dem, wosn daſſelbe fich ſelbſt zwingen, d. h. 
mit Freyheit beflimmen fol. Etwas geziwungenes ik Im diefee 


Därftellung unverfennpar; denn das Selbſt⸗Zwi paßt - 


doch nicht ganz genan zu den aus freyem Entichluffe unters 
nommenen Handlungen.” Auch koͤmmt ung der Ausdruck 
vom wedhielfeitigen Freyheitsgebrauche, zu abftraft, zu we⸗ 
nig verftändlih vor. Wir legen deswegen dem Verf. die 

tage vor, ob es nicht rathjamer fey, das Problem des 

arur s Rechtes fo zu faffen: ob und inwiefern dürfen freye 
Weſen gegen einander von ihren phufifchen Kräften Gebrauch 


machen, einander wider Willen, es ſey unn durch unwiderſteh⸗ 


liche Macht, ober durch Auferlegung von Schmerzen, zu 
gewiffen — bringen? Hierauf koͤmmt am En 
Doch alles hinaus, und 


dhauptſachlich um zu wiflen, ob und 


in wiefern der⸗Zwang erlaubt iſt, werben naturrechtliche 


Unterſuchungen angeſtelt. Dann fallen auch manche abs 


firatte und zu dunkle Gerleitungen weg, durch weiche doch 


am. Ende der Miffenichaft fein Vortheil zuſtießt 


Im fünften Aofpnitte nicht der Verf. das Verhaltnig 


des Raturrechtes zum pofiriven Rechte mis vieler Kiachele 


‚uns Richtigkeit an; nur die Frage, ob bepde einander wis 


berfireiten koͤnnen, und wie es kommt, daß das pofltive 
Recht mandmal dem Dlaturtechte entgegen if, ohne deshalb 
Unrecht zu werden? finden wir nicht berührt. 

Der lebte Abſchnitt liefert eine ſyſtematiſche Ueberſicht 
der Theile des Natur⸗Rechtes, worin von der bisher ges 


hräuchlichen in einigen Stuͤcken mit Recht abgegangen wird, 


Mur das will und nicht ganz gefallen, daß im erften Theile 
van den Rechts⸗Geſetzen in Beziehung auf die vernünftige 
Natur überhaupt gehandelt werden fol. Theile haben wit 
es, nach ſchon angemerfiem, mis der Bloß, vernünftigen 
Nalur hier nicht zu fchaffen; und theils kennen wir In un⸗ 
ferer Erfahrung feine andern Vernunftwefen als Menſchen. 
Wir werden daher auch am beften thun, wenn wir nur von 
uns Menſchen reden; da wir nicht wiſſen, in welchen Ver⸗ 
haitniſſen alle Bernunftwefen ftehen, und ob fie überhaupt, 
als ſolche, einander beengen können, oder mögen. . 


+ 


* 


| Gelehr⸗ | 


% 


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= 


Setirrmgeihn, J Weltweioheit, 
Poeſie. 


3) — für die fpefulative Diopt e, herausge⸗ 
geben von Schelling. Erſten Bandes erſtes 


Heft. Jena und Leipzig, bey Gabler. 1800. 


2608. gr. 8 16%. 


2) Ueber die Jenaiſche Allgemeine Steraturetung, B 


Erlaͤuterungen, vom Profeflor Schelling in Je⸗ 


na. Aus bem erfien Heft ber Zeitſchrift x. be i 


fonders abgedruckt, gr. 8. 


8) Intelligenzblatt der Aligemeinen fiterarungeitung 
“vom “Jahre 1800. Mr. 57 und 62: MVertheidis 
gung gegen Herrn Profeffor Schellings fehr unlan. 
tere Erläuterungen über die A. $. 3. vom Herrn 
Hofrath Schüß in Jena. ° . ' 


ne 4) Daffelbe Nr. 77: Heren Juſtizrath Huſelands 
‚Erklärung einer Steile in obiger ———— 


des Herrn Hofrath Schuͤtz. 


5) Daſſelbe Nr. 104: Herrn Heinrich Steffens 
“ Erklärung wider Herrn J. R. Hufelands ebenges 
dachte Erflärung , und beffen und — Hofrath 

Schuͤtz Antwort barauf. 


6) Daffelbe von 1799 Ne. 145: Herrn Profefiog 
A. W. Schlegels Abſchied von der A. 8. 3, nebft 

- der Herausgeber Erläuterungen über Au Abs 
ſchied. 


Poetiſches Journal, PREIS von Ludwig 
Tieck. Erſter Jahrgang, erftes und zweytes 
Be —— bey Frommann. 1800. 492 ©. 


een er 8) Syſtem 


® 


+ 


F. W. J. Scheiling. Tübingen, in der Cottai⸗ 


ſchen Buchhandl 1800. 486.©. gt. 8. 3 NE- 


OH | 


Est ſonſt nice in dieſer Biblſothek gewoͤhnlich, einen Sereit 
„ber in einer andern gelehrten Feltung bder deren Inrelligenj⸗ 


blatt gefüßre worden iſt, umſtaͤndlich anznzelgeri; reis wer⸗ 
den _aber aus guten Gruͤnden bewogen, über den feltlamen 
Ausfall, den Herr Prof. Schelling in Jena auf die dortige 


= Gelehrrengeſchichte. 143 
3) Soſflem des transſoendentalen Idealifmus, von 


Allgemeine Kiteraturseitung fi erlaubte, bier eine aut⸗ 


fuͤhrliche Nachricht zu geben. - Thells iſt dieſer Streit am 


ſich ſelbſt einzig in feiner Art, und giebt Gelegenheit, den litera⸗ 


riſchen Charakter einiger Leute fennen zu lernen, weiche jetze 


viel Medens von fich veranlaffens theils bekommt er eine Arc 


“yon Wichtigkeit Durch die Ruͤckficht auf eine gewiſſe ſchiefe 


Sage Der deutſchen gelehrten Republik, befonders in Abſicht 


anf Philoſophie und auf philoſophiſche Anficht Ber Porfie und 


Känfte, zu welcher Rage allerdings die A. 2. 2, feit einiger 
Het, eben durch die Maͤnner und Juͤnglinge, welche jetzt fo 
heftig über fie herfallen, wohl nicht wenig beygetragen hat. 
Wir wollen aber auch von der Anzeige dieſes ſeltſanien Streits 


Gelegenheit nehmen , mehrere, fi natuͤrlich darbietende Be⸗ 
— innſöcen ſowohl über einige nicht unwich⸗ 
tige, die ne 


deutſche Literatur uͤberhaupt angehende Gegen⸗ 
Kände ; als beſonders über den Unfug, der jetzt durch den Duͤn⸗ 
kel einer afterphilofophlfchen Partey ausgeübt wird, Bey 


dieſer Gelegenheit auch des Herrn Ochellings Syfiem den 


seansfcendentalen Idealiſmus anzuzeigen, war nöchig, 
indem fich die neue ee a welcher bie Zeiss 
fchrift gewidmet iſt, ganz darauf gr 

In der. A: D. Bibl. noch nicht angezeigt war, Daß wir von 
diefem Buche nur beyläufig. hier handeln, wird uns Here 
Schelling verzeihen; weil wie es: wirklich gar nicht für fe 


wichtig halten als er. Das ganze Syſtem bier auseinander 


zu feßen, ſchlen uns unnoͤthig; denn, offenherzig zu fagen, hal» 


ten wir es für ein bloßes dialektiſches Spiel mit Träumerepen, 


wobey nur der. Scharffinn zu bedauern if, der in Spitzfin⸗ 
Alte 


? 


Das was wir vom diefem Buche hier in Verbindung en 


— 


ndet, und dieß Syſtem 


digkeit ausartend, auf ein leeres Nichts verwendet worden. 


*— 


. . 344 % 


s 


Gelehrtengeſchichte. | 
been den gbetreffenden Gegenftänden fagen, wid ; 
genng — Leſern zu Area rs | 


von Herrn Schelliage Streite mit 


Wir ſprechen 
der A. L. 3. Se itungen und recenfirende Jaurnale 


Mad bekanntlich in Deutſchland, wo Die Literatur in mehrere 


hundert Städte zertheilt if, umd nicht wie in England uitb 
‚ ‚Brantreidy von einer Hauptſuudt abhängt, ſehr ‚viel nothwen⸗ 


‚ats in andern Laͤndern, und fie haben auch einen viel 
Einfiuß; denn ohne fie würde man Urtheile über. 
nene Dächer fpät oder gar nicht allgemein erfahren. Es Ges 
ſtanden daher waͤhrend m Jahrhanderts im 
Den und gelehete Bee 


gungen, davon ehılge auch entichichenen Werth hatten. Wie 
N . — 







fttaͤt, gebunden, wo alle oder doch die meiſten Mitarbeiter 


wohnten, dagegen fremde Gelehrte nur zufällig etwas eine 
ſendeten. Selbſt bey den Acta eruditorum (melde ehemals 
Den weiteften Kreis umfaßten) war dieß der Foll. Line ges 
wiſſe, wicht feiten an Einſeitigkeit gränzende Einfoͤrmigkeit, 
welche aber: freulich verfländige Leſer auch abzurechnen muß 
ten, war daher oft ſehe ſichtlich. .. 
Die Allgemeine deutſche Bibliothek war das erſte 
recenfirende Journal, deſſen Stifter die Idee faßte, eine 


große Anjahl von Gelehrten aus allen deutſchen Provinzen 


dazu zu vereinigen, um durch ſolche Vereinigung vieler mie 
einander in gar keiner perfonlichen Verbindung ſtehender Ge⸗ 


.. Iehrten einen fiberaleen Ton einzuführen, zu dewirken, daß 


Die Urtheile weniger einſeitig, weniger arı ein befonderes Land, 
an eine gewiſſe einmal irgendwo eingeführte Denkungsart ges 
bunden wären, um fo viel möglich, dahin zu gelangen, daß 


bey den — auf perfönfiche Umſtaͤnde keine Kuͤckſicht ge⸗ 


nommen wuͤrde. In wiefern dieß der A. D. B. von Anfan 
an und bis jetzt gelungen ſey, mögen einſichtsvolle Leſer derteh 
ben beſtimmen. Genug, die 4. D. B. war das erfie Wert, 
worin die mit fo vieler Schwietigkeit verknuͤpfte Bereinigung 


‚einee Menge abtorfender Mitarbeiter zu Einem die ganie 


nette deutiche Literatur umfaffenden Journale, verſucht warb. 
Cie beſteht mun 35 Jahre auf gleiche Weiſe. Sie — 


—3 — 


’ 


’ 


Gelehrtengeſchichte« 45 


diefer Zelt, von Anfang an bis jetzt, mehr unbiliige Anfaͤlle 
ıafler Art ausgehalten, als irgend ein anderes aͤhnliches Werk, 
Sie ift von erzuͤrnten Schriftſtellern ſehr oft der Partehlich⸗ 
‚Leit, det Unwiſſenheit, der Goetloſigkeit, und wer weiß wiſ⸗ 
fen beſchuldigt worden. Sie ward fogar in dem deutſchen 
Staate, 100 fie entſtand, bare Verfolgts fie mußte daher ihre 
Freymuͤthigkeit ſehr einfchränfen, und: mußte dennoch zuletzt 
von ihrem Otifter auſgegeben werden, um nach einem frems 
den. Lande zu wandern, und auch nachher warb fle, durch 
- clan Machtſpruch, ale ein gefährliches Buch wider die 
Religion verboten; welche gebäflige Belchuldigung größere 
Wirkung Hatte, diefes Werk weit und breit zu verfchrepen, 
als man ſich wohl vorfteßen folte. Ungeachtet diefem allem 
beſteht die A. D. Bibl. noch. Ganz nagänftig muß alfo wohl 
das Urtheil des verſtaͤndigen Theils des Publikums uͤber das 

Unternehmen und deſſen Ausfuͤhrung nicht ausgefallen ſeyn. 


Die A. D. DIL blieb nicht ohne Nachahmungen. Ache 
Sabre nad) ihrer Entſtehung ward in Lemgo eine Biblio⸗ 
abet der neueſten Kiteratur verſucht; mit wie getlngem 
Erfolge, iſt betannt. J 


Auf beſſere Srundſaͤtze geſtuͤtzt, von verdienten Gelehr⸗ 
«en unternommen, entſtand im Jahre 1785 In Jena die 
Allgemeine Citeraturzeitung nad) einer ähnlichen Einrich⸗ 
tung; denn au dazu wurden Mitarbeiter aus allen deutſchen 
Landern und Provinzen vereinigt. Sie ward damals afleks 
vings von einigen Seiten ber, als Yin genz neues Phänomen, 


ht ohne einen gewiflen Seitenblick auf die AD. Dibl. ans 


gekündigt; denn es ward ſogar irgepowo vorgegeben, es ſey 
bisher in Deutſchland noch feine kritiſche Gerechtigkeit aus⸗ 


geuͤbt worden, und das werde nun in der. neuen gelehrten 


Zeitung geſchehen. Die Stifter dieſer Zeitung aber Karten . 
Goffentlich: an folchem übertrichenen Lobpreifen Leinen Ans 
‚tbeil; fo wie die A. D. Bibl. ihrerfeits ter dee 
4.2.3. nie mit fcheelen Augen. anſah. 

deigt, daß beyde Inſtitute, jedes feinen Ihm eigenen Weg ganz 


Erfolg Hat ge 


ruhig neben einander fortgiennen ; daB jedes, nach Ueberzeu⸗ 


gung der Mitarbeiter, den Fortgang der Wiſſenſchaften zu 
befördern fuchte, ohne je eins das andre zu neden oder. in 
Streit zu geratben: fo ſeht auch in beyden Verſchiedenheit 
der Meinungen über manche gelehrte Segenflände Otatt fand, 
Vielleicht war es gerade wegen biefer Verſchiedenheit der 
N. A. D. B.LVI. B.i. St. IIlo Heſt. K Mei⸗ 


— 





deutſche Publikum ein gewiſſes Vertrauen bezeugte; denn das _ 


‚146. | Gelehrtengeſchichte. 


Meinungen fuͤr die deutſche Literatur ſehr nuͤtlich, daß zwey 
Inſtitute neben einander beſtanden, zu welchen beyden das 


durch wurden mehrere Gegenſtaͤnde aus ganz verſchiedenen 
Geſichtspunkten beurtheilt. So ſeht unangenehm dieß ges 
woͤhnlich dem Erfinder eines neuen Syſtems iſt, deren in 


unſerm an theotetiſchen Syſtemen fo fruchtbaren deutſchen 


Vatetlande jaͤhrlich ſo manche aufſproſſen, und mit oder 
ohye Bluͤthe und, Frucht bald wieder hinwelken: fo une 
angenehm dieß befonders dem zahlreichen Heere der Nachbe⸗ 
ter jedes neuen Syſtems tft, welche in Deutfchland wie die 
Fliegen zahlreich find, und fi wie, diefe ohne Schau hin⸗ 


fegen mebin fie gar nicht gehören: fo iſt doch dem aͤchten 
Liebhaber der Wahrheit, der weder bag Neue noch das Alte, 


weder über die Gebuͤhr achtet noch verachtet, gerade diefe 
werfchtedene Auficht das Angenehmfle; weil fie den Weg zur 


Mahrheit und zur Ueberzeugung davon . am fiherften er⸗ 


öffnet. z 


.  Habent fad fata libellit Der Zufall wollte, daß dep 
ber Erfcheinung der A. L. 3. auch die Kantifche Phuoſophie 


ſeit einigen Jahren erfchlenen war, und von vielen zwar ans 


geftaunt, von wenigen gefaßt warb.‘ Die Entwickelung dies 


fer neuen Philoſophle gab der neuen gelehrten Zeitung defle 


mehr Schwung, je'mehr die neue Philoſophie Anhänger be⸗ 
- am; fo wie auf der andern Sekte diefe Philoſophie durch die 


beftändige Amprelfung In dee A. L. 3. fchneflern allgem-inen 
Beyfall erblele, als fonft vielleicht geichehen wäre. Beydes 
iſt unfängbar. Sehr viel trug dazu bey, daß beynahe von 


. Anfang an Hr, Prof_Rraufe in Königsberg treffliche Benträge 


in dieſem Fache zu der A. 2.2: lieferte, deſſen Recenſionen viele 


leicht an Scharffinn und lichtvoller Darftelung von wenigen 


4 


übertroffen werden. Es verſteht fich, daß durch biefe Be⸗ 


merkung den Verdienſten anderer wackern Maͤnner nicht. 


zu nahe getreten werden ſoll, welche von Anfang an, an 
der U. 2. 3. mitarbeiteten; es If Hier nur hauptſaͤchlich 
von der (peknlativen Philoſophie die Rede, dem Lieblingsſte⸗ 
dienpferde vieler deutichen Gelehrten, fonderlich der meiften 


Univerſitaͤtsgelehrten. &o viel ift gewiß, durch uneinge⸗ 


fhräntte Anpreifung der neuen fpekulativen Philoſophie, 


‚zeichnete fi die A. 2. 3, beftändig fehr aus; wodurch denn 
‚endlich, da fie eine aus der neuen entftandene neueſte Phl⸗ 


loſophle 


— 


a 


Gelehrtengeſchichte. | | 17. 2 


tofophie nicht chen fo. Hoch preifen weilte, er Otreit — 
rt ward, en die Beranlaflung des gegenwaͤrtigen Auf⸗ 
eg | 

— Es hieß vor etwa zwoͤlf oder vierzehn Jahren, durch die 
tritiſch Philoſophie wäre alle Philoſophie erſchoͤpft und vol 
lendet; fle hätte die Rechnung mit dem menſchlichen Verſtan⸗ 
be völlig geſchloſſen, und es bliebe für jeden, der nicht auf ſei⸗ 
nen Verfland Verzicht thun wollte, nichts mehr übrig, als 
fie unbedingt anzunehmen; und. wer. fie nicht annahm, 'vog 
dem hieß es, er verftebe fie nicht., Die 4.8, 3. 
biefen Ton zuerſt an; das iſt nicht zu laͤugyen. | 


Indeß fuͤr ſo vollendet auch die kritiſche Phlloloobl⸗ 
In Jena gehalten ward, um fo mehr, da fie Kerr Profeſſor 
—, Meinhold wmit geößtem Beyfalle dafetbft Offentlih.IBtre, fo, 
foilte fie doch durch Diefes Iierfennigen Philoſophen Theorie - 
des Vorſtellungs permoͤ a noch vollendeten werden; 
das iſt abermals nicht zu Täugnen. Dieſe neue Vollendung 
ward mit großem Seräufche angekündigt, sole man aus dei 
Mecenfionen der damaligen Seit ſehen kann; aber dieß Ges 
räufch verwandelte fich bald in eine gänzliche Stille, und es 
fchten nach einiger, Zeit fat, als ob die im Jahre 1788 ſchon 
ganz vollendete Eritifche Philoſophie aus Uebermaaß von Vol⸗ 
lendung wieder gam von vorn anfangen raüffe. e 


Dieß wollte Herr Prof. "Fichte im. Eruſte bewicken. 
Nachdem er ſich in Jena auf Reinholds Stuhl geſetzt, und 
dieſen ungemein verehrten Lehrer daſelbſt bey den Studen⸗ 
ten in Kurzem faſt in Vergeſſenheit zu bringen gewußt hatte, 
und da Lehrer auf Univerſitaͤten, beſonders die, weiche 
‚eine neue Spekulation lehren ,. zuweilen in den Irtthum 
verfallen, Ihre Zuhörer für einen integrirenden Theil der ge⸗ 
lehrten Republik zu Halten: fo ſchien es Ihm nun ein Leichtes, 
aAuch Kant von dem hohen Stühle, der ihm als dem Er⸗ 
_ fen Pbilofopben Deutſchlands war gelegt worden, her⸗ 
‚unter zu ſtoßen, und fich Darauf zu ſetzen. Jetzt, nach⸗ 
dem Heren Fichtens Philoſophie eben fo, wie die Kantilche, 
vollendet, obgleich Hey weitem nicht fo allgemein gepriefen iſt, 
Rebe man deutlich. genug feine Meiriung : daß Kant eigentlich 
ſehr wenig; er aber mit feiner Wiſſenſchaͤfts lebre, und Here 
Prof. Ochelling mit feinem Syſtem des transſcendentalen 
mer und der. Daspuf — ——— Na⸗ 
tur⸗ 


x 





248 GBelehrtengeſchichte. 


turphiloſopbie alles gethan haͤtten; indem durch beyde 
Herren nicht nur die Philoſophie erſt ſey gegruͤndet, ſon⸗ 
dern auch die Natur geichaffen worden, ba Kant zu dem 
Erftern nice vis! mehr ale den guten Willen gejeigt, oder 
höchſtens einige Vorarbeiten gemacht, zu dem Letztern aber 
weder Abſicht noch Fähigkeit gehabt Habe. KMBeyde Herren 
duͤnken fi weit über Aant — andere Philoſophen, welche 
ihnen ohnedieß gar nichts And, wicht einmal zu erwähnen, 
— das iſt ſehr klar aus dem Tone, den fie in ihren Schrif⸗ 
ten annehmen. &o viel’ iſt auch wohl einzuſehen, daß, 
wofern biefe beyde Herren in der Philoſophie Etwas find, 
Kant Eaum noch Etwas tft; welches jedermann zugeben 
wird, der Schellings auf Sichtens Grundlage nun völlig 
- aufgebautes Syfiem des transftendentalen Idealiſmus 
für etwas mehr als für ein philoſophiſches Joujou de Nor- - 
mandie bält.- : s 


Herr Prof. Fichte Hatte von Anfang an ganz laut‘ - 
geſagt: „Bein einziger von Kants zahlreichen Nachfol⸗ 
mgern babe bemerkt, wovon eigentlich geredet. werde,“ 

‚ — außer Er, das verſteht fih! — Ferner hatte er laut genug ' 
ertiärt: „Es ſey ihm nicht um Berichtigung und Ergänzung 
„der phltofophifchen Begriffe, mögen fie Antikantifch oder 
„ Bantifch heißen, es fey ihm um ihre gänzlidhe Ausrottung 
„und die voͤllige Umkebrung der Denkart über diefen Punkt 
„des Nachdenkens zu thun.“ Dieß hieß implicite gefagtz 
aud) die Recenfenten in der A. L. Z., melde fo guͤnſtig über 
Kant und feine Philoſophie geurtheilt Hatten, wuͤßten nicht, 
wovon eigentlich geredet werde, und es war natürlich, 
Daß er aud) Die Begriffe der bisherigen philofophifchen Recen⸗ 
-  fentenfin der A. L. 3. auszurotten gemeint war; in fofern 
fie nicht etwa, um der Ausrottung zn entgehen, ihte Ge⸗ 
danken mit den feinigen In demuͤthige Uebereinftimmung zu 
bringen ſich entſchloͤſſen. Here Fichte hat Überhaupt genuge 
ſam gezeigt, daß er keinen Widerfpruch ertragen kann; daß 
er felbft zwar nicht nur fehr geſchont, fondern auch ausfchliefe 
fend gepriefen feyn will; daß er aber Niemand ſchonet, fondern 
‚ alles verachtet was nicht zu ſeinem Anhang gehört. In dieſer 
Anmaafung der Unfehlbarkeit, in diefem unanftändigen Ab« 
forechen,, in Diefer Verachtung afler Andersdenfenden, und 
in diefer Parteylichkeit für Alles was zur Clicke gehört, wird 
er von feinem erften Schüler Hm. Schelling noch AMrE: 
» ; > i j a6 


Dr 





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., N 


Gelehrtengeſchichte. 149 
Das kann Niemand laͤugnen, der beyder Scqhriften aufmerkſam 


lieſet. Der Juͤnger gebt Hierin über den Meiſter, welcher letz⸗ 


tere doch noch ‚zuweilen etwas leiſe zu treten verſuchte. 


Was konnte die A. L. Z. erwarten, wenn fie mit dieſen 
Männten nicht uͤbereinſtimmte! ’ 


Es liegt am Tage, daß bie. Rebaktoeen ber A. 2. 3. 
nehſi den vornehmften Mitarbeitern derfelben, keinesweges 
von der Wichtigkelt und Wahrbeit des Sichtefchen Idea⸗ 
liſmus fo überzeugt find, wie von der Rantifcben Philo⸗ 
fopbie. Dieß kann ihnen Niemand übel nehmen, als Leute, 
die fo wie Fichte und Schelling alles freye Lirtheil Hemmer, 
und nur fich ſelbſt gelobt willen wollen. Auch fand von die⸗ 
fer‘ Zeit an bey den Redaktoren der A. 8. 3. welche vielleicht 
merken mochten, daß fie in ihrer Zeitung ber Gpefulation 
ins Transicendentale, welche nun in dem übrigen Dentfchland 
nicht mehr für das Kine was Losb iſt, gehalten werden 


‚ weite, allzuviel Spielraum gegeben Batten, eine gewille 


Verlegenheit ſtatt, die demjenigen, welcher auf den Gang 
der philoſophiſchen NRecenflonen In derfelden aufmerkſam war, 
deutlich in die Augen fallen mußte: Dasjenige, mas bie das 
Hin in der A. 2. 3: von der letzten Vollendung der Pbilos 
fopbie — fo oft und in der That wohl ein wenig zu früh — 
war gefagt worden, ſollte doch nicht geradezu umgeftoßen 
werden; zudem bielten nun einmal die meiften Mitarbeiter 
nicht fo viel von Herrn Sichtens Pbilofopbie, als er ſelbſt, 
und diefer neuefte Wiffenfchaftsiehrer konnte alſo nicht hoffen, 
fortdauernd in der A. 2.3. der erfie Phbiloſoph Deutſch⸗ 
Jandes genannt zu werben, obgleich einer oder ein paar der weni⸗ 
ger bedeuteriden Rec. verfuchten, ihn über die Gebuͤhr zu preifen. 
Gleichwohl lehrte er feine neiefte Philoſophie in Jena, mit 


' größtem Benfall der Geudenten,, und man iſt in einer Unle 
verſttaͤtsſtadt ſo geneigt zu glauben , derjenige, welcher p. t. 


einen großen Beyfall der Studenten bat, fey’ eine Grüße 
der Univeeſitaͤt, ja wohl 'gar- der Gelehrſamkeit überhaupt! 
Dadurch warb die Vetlegenheit offenbar vermehrt; denn nun 
trat der Fall ein, welcher nie bey der A. D. Wibl. vorkam, 
daß bey der A. 2. 3. bedeutende Mitarbeiter und andere Ger 
lehrte, die ſich über dieſelbe einen einfeltigen — und In fos 
feen gewiß unrechtmaͤßigen — Einfluß anmaagen wollten, 


‚‘.an eben dem ste — und noch dazu an einem Orte von 


mäßiger Groͤße — wo jeder den andern kennt und beob⸗ 
J RR; achtet, 


* 


‚ i — 


3 


350 E „Oeteirtengeälhte 


achtet; ſich befanden. Wer —— ben auf? ber 
Welt, und noch mehr den Lauf der gelehrten Welt in einer 
Univerſitaͤtsſtadt mit ihrem Treiben und Thun kennet, with 
die Redaktoren der A. L. 3. mehr beklagen, als beſchuldigen; 
daß fie, bey aller Neigung zur Unparteylichkeit und Wahre 
heitsliebe die ſie baben mochten, nicht ganz freye Hände: hats 
gen ihrer Ueberzeugung zu folgen; daß fle permuthlich man⸗ 
ches nicht thun konnten, was fie wünfchter, und mandes . 
aicht zu hindern wußten, was ſie vielleicht im Hetzen imiße 


Billigten. Hier trat gerade bey der A. 2. 3. der unangenehe . 


me Fall ein, welchen der Sifter der A. D. Dibl. durch Eins 
ladung von Mitarbeitern aus allen. deutſchen Laͤndern von 


Aufang an fo vorſichtig zu vermeiden gelucht hatte. Es ber 


kamen nämfich nun, durch die individuelle Lage der. Kes 
daktoren der A. L. 3. gegen Mitarbeiter, Die mit ihnen in 
allzunaher Verbindung an einem Orte lebten, und gegen de⸗ 


‚zen Freunde, perſoͤnliche RKuückſichten einen merklichen 


Einfluß auf das Werk, weicher demſelben gewiß nicht vor⸗ 
theilhaft war, und ficherlich bey unparteyiſchen Leſern das 
— zu demſelben verminderte. F 


Es gefellte fie naͤmlich — um diefe ungebäßeiichen Sk 
fihten zu vervielfältigen — von Seiten der ſeyn follenden 
alleinguͤltigen Philoſophie des transfcendentalen dealiſmus 
gin Hrn. Prof, Fichte, ferner noch fein anderes Ich, Hr. Prof. 
Schelling, und durch und mit dieſer Philoſophie von Gel 
ten der ſeynſollenden alleingültigen Aeſthetit, die. Herren Bes 
beider Schlegel; ſonderlich ber Ältere. weicher fchon im 
Jahre 1797 auf. den Grund des ſich ſelbſt ſchetzenden Ich 
eine allgemeinguͤltige Theorie Der Poeſie nach den noth⸗ 
wendigen Richtungen des menſchlichen Gemuͤtbs in 
der A. L. 2. ſehr feyerlich ankuͤndigte; und der jüngere, wel⸗ 
cher durch den transſcendentalen Idealiſmus in der Griech⸗ 
beit aufraͤumen wollte. Hierzu damen noch einige Veylaͤu⸗ 
fer, ſonderllch ein gewiſſer Herr. Tieck, der; ohne irgend et⸗ 
was ſonderliches geſchrieben zu haben, wegen eines ganz elen⸗ 
den Romans, genannt die Geſchichte William Lovells, von 
Herrn A. W. Schlegel ploͤtzlich im Intelligenzblatte dee - 
4.2.3. zum großen Dichter gefchaffen ward, .eben fo mie - 
das intellektuelle ch die. ganze Welt der rſcheinungen ſchett. 
Ber einen At der Seeybeit. 


ı i f = J — w; ee Dilefe 
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Gelehrtengeſchichte. | 3* 15* 


Dieſe Serten traten fu eine enge Verbindung, welche 
Man wohl den gebeiligten Kreis nennen kann; denn fie 
Bielten ſich wechſelsweiſe für die Auserwäblten,, welde vers 

: möge der von Seren Fichte erfundenen neueften Philoſophie 
alles befler müßten, als andere. Leute, oder eigentlich, fie hiel⸗ 
ten ſich für diejenigen, welche allein alles wüßten, fo wie. . 
man es wiſſen fol: Sie fagt.n einer dem andern gan; ernſt⸗ 
lich, es fen das ganze gelehrte Deutſchland auf ihr Beginnen - 

hoͤchſt aufmerffam , oder follie e8 doch feyn, und duch ofte ·“ 
maliges Sagen nnd Miederfagen in ihrem Kleinen Kreiſe, 

- glaubten fie endlich ganz ehrbar, uͤber ihre neueſten auf den. 
seansftendentalen Idealiſmus gebaueten Schriftchen wäre 

das ganze Zeitalter in der änßerften Spannung, und das 
glauben Lie guten Leute wirklich. noch, weil diefee Slanbe - 
fie fo fehr gluͤcklich macht! Daher fprehen ſie In ihren 
Schriften nicht felten ſehr feyerlich. „von bem neuen Jeital⸗ 
eer, das mächtig heranzädt zur Wiedergeburt aller Wiſ⸗ 
„tenfchaften und Kuͤnſte!“ Daneben glaubt jeder von ben 
Herren, er ſey ein großer Mann, der eransfcendentale 
Idealiſmus ſey das einzige Wiſſen; wer dieſen nicht an⸗ 
nehme, ſey ein Dummkepf welcher ſich nicht zur Höhe: der, 
BSpeknlation erheben koͤnne; fie ſaͤmmtlich ſaͤhen über alle 
u beutiche Gelehtte weit weg, Das Zeitalter verehre fie, ſie 
hätten ſchon deſſen unendliche Progreflivität gewedt, die: 

.Wſſſenſchaftslehre habe ſchen aller Gedanken umgefebrt, 

"und in Kurzem werde allenthalben Das Genen Des rei⸗ 

nen Jchs allein regieren; und dann würden fie, Die fehs 
oder fieben auserwäblten Idealiſten, als die einzigen 
großen Männer in Deutſchland erfanne werden, welches 

- Be eigentlich jetzt fehon wären. Das fagten fie fih wech⸗ 

‚Telsweife- fo oft, daß fie His: -jegt ganz. vergeſſen an -ber 

Wahrheit ihrer Einbildungen zu zwelfeln. Es ift ein 
harafteriftifcher Zug aler der neuern transſcendentalen 
Idealiſten, von Herrn Fichte an bis: auf den gerinaften ven. 
ihnen, daß fie gar Feiner Achtſamkeit auf Gegeugruͤnde ofen . - 
find. „Alles mas fie meinen, was fie durch ihr dialektiſches 
Sormenfpiel in ihrem Ich Fonftraicen, glauben fie fo gewiß 
zu wiſſen, als fie von ſich felbft wiſſen, und. ſie willen 
ja von fich, daß fie die großen Maͤnnir find die das Zeital⸗ 
ter leiten! In dieſem Slanben nun, gaben die Herten das 
pbilofopbifdhe Journal, das Athenaͤum, bie. Ideen 
über die Naturphiloſophie, — Bücher uͤber die — & 
ya ‘4 . yes 


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132° Gelehrtengeſchichte. 


beit und die objektive Poeſie, mb dem Roman Lucin⸗ 
de und dem’ &Schaufpiele Genoveva heraus, melde alle der - 
geheiligte Zirkel, nebſt der von Heren Fichte angekündigten _ 
pragmarifchen Religtonspbilofopbie als unfterbliche . 
Werke prieß, „die den Wendepunkt der Kunft und Willens 
„haft bezeichneten, an weichen das Zeitalter jest ſteht.“ 
Die deutſche vernünftige Leſewelt war nun eben nicht dieſet 
-. Meinung; fondern biete alle dieſe Bücher, fo wie fie. erfchies : 
nen, für unbedeutende Schriften voller Deätenfion und leerer 
hochtrabender Phraſen, weiche oft nabe an Unſinn gränzten. 
"Daher machten auch alle dieſe Schreibereyen Feinesweges vors 
zuͤgliche Benfationz fle wurden widerlegt und verſpottet, und 
ſehr wenige glaubten, daß der teansfcendentale Idealiſmus, 
das Athenaͤum und Tiecks Poeſie etwas für Das Zeital⸗ 
ser fonderlih Wichtiges mare. — nl 
Die Herren nahmen dieß far übel, da billig, nach Siche- 
tens Verſprechen, alle Gedanken, ausgenommen: bie feinigen 
und die ihtigen, ausgerottet feyn foßten. Sie glaubten aber. . 
deßhalb nicht minder , daß fie und die Ihrigen die einzigen 
großen Philoſophen, Phyſiker und Poeten wären ;’und ' 
ob es ihnen gleich viel Pein machte, faft nirgends dafür ges 
balten zu werden: fo verbiffen fie doch noch ihren Mißmuth, 
ſo lange man nur noch in Jena zu höflich oder zu nachſichtig 
war, etwas an ihnen ins Geſicht zu tadeln. Kaum geſchahe 
Diefes aber, fo verloren fie alle Faffung, und glanbten, die 
4.2.3. fey mit Bosheit wider fie erfülle, und Habe folglich 
allen Werth verloren den fie ſonſt etwa koͤnnte gehabt has 
ben. Ungluͤcklicher Weiſe Haben fie die Aktenſtuͤcke ihres Un⸗ 
‚willens öffentlich -befannt werben laſſen, welche weder von 
Ihrer Seloſtkenntniß, nod von ihrer Biligkeie,; noch von ber 
Größe ihres Geiſtes ein vortheilhaftes Zeugniß ablegen. Der 
wahre große Mann erhebt fich Aber niedere Beidenfchaft, er: 
verkennt nicht fremdes Verdienſt, er lobt ſich nicht über die 
Gebuͤhr, er laͤßt das, was er thut, ſelbſt für ſich fprechen, ob 
es lobenswuͤrdig iſt oder nicht. So Bandelte Feiner won bier 
fen Herren. Herr A. W. Schlegel zeigte vielmehr zuerſt, 
neben einem gewaltigen Duͤnkel, noch dazu kindiſche Empfind⸗ 
lichkeit über zwey Vorfaͤlle, welche auf einen vernünftigen 
Mann mar einen geringen Einbruck bärten machen ſollen. 
Aber es if leider allen, die zum geheiligten Kreife gehören, eigen, 
gleich in ſehr uͤble Laune zu kommen, ſobald nicht alles nach 
ihrem Sinne gehet, und beſonders, ſobold ihnen —— 
2 et wider 


- 





.  admlid, vermuthlich, nur bin 
0: Geh, für Kenner. — 


Gelehrtengeſchicheee193 


gewiß find, warum werden fie denn fo ſehr ungehalten, wenn 
jemand andere denkt ale fie? 
Die zwey Vorfälle waren folgende: Es war In der 
A. k. 3. mit einigen Lobe ein im Jahre 1799 herausge⸗ 


fommenes Buch: vertraute Briefe von Adelheid H*% 


an ihre Freundinn Julie S**, angezelat worden; wor⸗ 
In unter andern der pretidfe Ton des Atbenaͤum der Herren 
Gebruͤder Schlegel in feinem natürlichen komiſchen Lichte ges 
zeige iſt. In dem Hauſe eines der Nedaktoren der X. 2. 3. 


. wißerfprocherk wird.. Wenn fie wirklich Ihrer Sage ſo ſehe 


tar bey einem Familtenfefte in einer dramatiſchen Vorſtel⸗ 


lung von einem aufgeblafenen jungen Gelehrten die: 


Rede geweſen, der behauptet haͤtte: 


„Garve fen ein mittelmäßiger Philoſoph, und Wielant | 
"habe das Beſte in feinen Werken aus Andern genoms - 


„men.“ 


Da ih Herr A. w. Schlegel erinnerte, daß beydes im 


Athenaͤum war bebaupter worden *), und da obnebieß die 


4.8.8. diefes Atbenaͤum, worauf der geheiligte Zirkel der -- | 


transſeendentalen Sdealiften.fo einen großen Werth. fegto, noch 
nicht recenfirt d.b. gelobt Hatte: fa fand Herr Schlegel für 


gut, tie man nan öffentlich etfährt, Herrn Hofrath Schü ' 
‚darüber muͤndlich zur Rede zu feßen, daß ein fein Atbenaͤum 


tadelndes Duch wäre gelobt worden, uhd darauf von der 
a.2.3. an welcher er einige Jahre lang Anteil gehabt hat 


te, abzugeben. jenes. zeige eine ſehr Steinliche Eitelkeit eines: 


annes, ber verlangt, in einer gelehrten Zeitung, wor⸗ 
an er mitarbeiter, nie getadele zu werben; gegen dieſes war 


* 


weiter nichts einzuwenden; denn wenn zwey Leute, bie zu 


einem gemeinſchaftlichen Zwecke arbeiten, in Mißverſtaͤndniß 
kommen: fo iſts am beſten, daß fie ſich friedlich trennen. 

Aber ſo ſchien es von Herrn Schlegel nicht gemeint zu 

ſeyn. So wie es auf Alles dasjenige, was ihn und die Seini⸗ 

h F 8 | gen 

295 rea. V Schlegek ver Seit uns | neigen Hatt 1800. 

u a ©. 5103: ne en über bepde Saͤtze 

ngft ei 


ng.“ Man muß ihm hierin vollkommen Recht ae= . 


-. ben, wenn man nur feinen Sing richtig verfteht. Er halt 
of Gch, ſeinen Bruder und 


‘ 


1 


154 Wcociehrtengeſchichee— 


gen anzeht, eine große Wichtigkeit feat: fo fanb er auch für 
gut, durch eine öffeytliche Erklärung (Nr. 6.) im dem Intel⸗ 
. Sigenzblatte der Literaturzeitung, von derſelben Abſchied zu neh⸗ 
men; eine Erklärung, welche offenbar Die Abfiche hatte, der 
gelehrten Welt zu zeigen, Daß diefe berühmte Zeitung mum 
nichts mehr werth fey, da er nicht mehr dabey bliebe. Die 
darauf folgenden Erläuterungen der Herausgeber, find.in dee 
Hauptſache fehr treffend, übrigens nachſichtsvoll and hoͤflich, 
wie man wohl gegen einen Mann fich bezeigt derfich vergißt, mit 
welchem man aber lange in Verbindung fand, mit weichem 
man in einee Stadt lebt, und deffen Übrige Talente man 
nicht verfennet. 


Es bat diefes Betragen des Herrn Schlegel gegen bie 
. 2. 3. viel Aehnliches mit dem Betragen feines großen Leh⸗ 
_ters und Vorbildes, Hrn. Sichte, gegen die Unlverſitaͤt Jena. 
Dieſer glaubte auch, es dürfe gegen Ihn Niemand etwas eins 
weriden, oder ihm feln Unrecht verweiſen; darauf fepte er die 
Drohung, er würde fodann Jena verlaffen,. und — vol 
von feiner eigenen Wichtigkeit — zweifelte es nicht, die Uni⸗ 
verſitaͤt Jena koͤnne nicht beſtehen, wenn dieſes geſchaͤhe. Er 
verließ fie — ein wenig de mauvaise grace — und bie Uni⸗ 
verſitaͤt befteht ganz wohl ohne Deren Fichte, wird auch for 
gar beſtehen, wenn etwa Herr Schelling nicht wieder dahin 
- zurückkehrte, wenn auch dazu alle Critici et Idealiftae mino- 
zum gentium, wenn die Niethammer, die Vermehren und _ 
wie die Fleinen Leute weiter beißen, ſich einen andern Aufente 
haſt mählten (welches ja vor der Abreife des Herrn Fichte, 
kant deflen Verfiherung, alle Idealiſten follen gedrohet haben). 
Und diefe Univerſitaͤt wird beſtehen, wenn auch daſelbſt in 
fkeinem einzigen Kollegio über den transfcendentafen Idealiſmus 
und über Herrn Schellings theoretifche Naturwiſſenſchaft fers 
ner auch nur ein Wort verloren wuͤrde. Eben fo wird au) 
die A. 2. 2. beftehen ohne Heren Schlegel; und er wird hey 
dieſem Sinftitute um fo leichter zu entbehren feygu, wenn ee . 
ferner fortfährt, fo eitel, fo pretios und unnatuͤtlich zu fchreiben 
tie bisher , und feinen Kopf mit elenden Grillen vollzuftopfen, 
wodurch endlich feine Talente ganz müffen erſtickt werden. 


Daß ,abrigens das Mißvergnägen Herrn Schlegels mit 
ber 3.8. 3. dieſelbe den verbünderen Sbealiften nicht fehe 
mag empfohlen haben, iſt freylich ſich leicht vorzuftellens denn 
die Herren find, vermöge der ihnen eigenthuͤmlichen produkti⸗ 

R s - J ven 
— 5 


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L 





Au ze 
.SGelbehrtengeſchichte a33 
ven Anſchauung alzunahe in einander erganiſſet. Doch 
dauerte die Stille noch einige Monate. Nun brach aber dag 
Ungewitter über die Redaktoren der A. L. Z. loß, nachdem 
Me ſich unterſtanden hatten, des Herrn Prof. Schellingse 
Ideen zu einer Philoſophie der VNatur nicht von einem 
—gexiſſen Heren D. Steffens, — fo wie es Herr Schels 
Ä - ling verlangte, — recenſiren zu laſſen. Diefer Here Stef⸗ 
- fens war gar nicht einer ihrer Mitarbeiters hatte aber freys 
‚lich eben das Kollegium über die neu erfundene Philoſophie 
ber Natur bey Herrn Prof. Schelling gehoͤrt. Ä 
De Redaktoren fuchten diefen Necenfenten abzulehnen, 
aus einem zweyfachen Grunde: Weil er die Vermuthung wi⸗ 
der ſich haben mußte, von dem Verf. auf eine ungebuͤhrliche 
Art abzuhängen, und weil es ein ſehr billiges Geſetz ihres 
IJuſtituts IR, Leinen Studenten recenfizen zu lallen. Ale ' 
einen ſolchen ‚betrachteten fie Herrn Steffens ,. und gewig 
nicht mit Unrecht; denn er hatte ja eben erſt des Herru Sces 
lings muͤndlichen Unterricht in der neuen. Wiflenfchafe genofe ° ' 
fen, daräber fein Lehror einige Bücher geſchrieben hatte, 
die der Schüler nun recenfiren follte. . Es war alfo nice 
anders zu erwarten, als daß der Schüler in der Recenſion 
feine Koflegiendefte vepetiren wuͤrde, wie es ſich nachher auch 
gezeigt hat, da dieſe Recenſion Außer der A. L. 2. iſt gem 
druckt worden. Die Redaktoren wählten alfo, anſtatt Herr 
Steffens, als Necenſenten der Schellingſchen Schriften. zwey 
“von ihren gewöhnlichen Mitarbeitern, Maͤnner, welche ſich 
ſonſtſchon durch philoſophiſche und mathematiſche Schriften . 
—ruͤhmlich bekannt gemacht hatten. Beyde Retenfehten fpras 
gen nun feeplich von diefer neu erfundenen Schellingſchen 
Wiſſenſchaft nicht in dem Tone, worin D. Steffens, ber 
Schüler Herrn Schellings, würde gefprochen haben. -ı Auch 
hielten fle, freylich diefe neu erfundene Wiſſenſchaft für das, 
was fie wohl feyn mas, hoͤchſtens für eine, wenn gleich 
er ſpitzfindig ausgefonnene, doch bloß willkuͤrliche Träumer 
: tens wentgftens hielten fie dieſelbe gar nicht für fo wichtig, ale | 
Herr Schelling ſelbſt, welcher — vermuthlich doch ohne allen 
tlen Selbſtruhm — von derſelben ſagt #): „Es iR eine 
Wiſſenſchaft, die, ſobald fie aufgeſtellt iſt, den entſchieden⸗ 
„ſten Einfluſt auf das ganze große Gebiet der Naturlehre 
Zaͤnßern, und in deu bisherigen Anfichten und Theorien 
— — Zi BE . Re / F v„der 


H ueber die 48,9, S. 14, und Zeitſchriſt ©, 62 


\ 


Ä ⸗ 
[2 


16 Oelefetengefdihte 


wber Natur eihe Allgemeine und böchkt glackliche Revolus 
„tion bervorbringen muß.“ Wenn ein Autor ſich felbfi fo. 
‚angemeffen tobt, wer darf ihn da noch erft loben! .. 
Daß dieſe zwey Necenfionen dem. Herin Prof. Schel⸗ 
Unng niche gefielen, da er von feinem Machwerke fo ſehr ein« 
genommen iit, war wohl natürlich; aber fie erregten bey ibm 
den unbändigften Zorn, und dieß macht ihm gewiß keine 
Ehre. Ein vernänftiger Mann wird fi nicht über Recen⸗ 
ſionen ereifern ; denn das Urtheil eines jeden Gelehrten muß . 
frey ſeyn, und man kann ja die Urtheile "einiger Gelehrten 
nur durd öffentliche Blätter erfahren. Wenn ein’ Schrift⸗ 
ſteller, welcher ganz nene unerhörte Dinge vorbringt, wirklich 
glaubt, der Rec. babe ihn nicht verſtanden: fo mag er in feis 
hen Buſen greifen, ob er vielleicht felb an der Dunkelheit 
ſchuld fey, und ſodann feine neuen Erfindungen allenfalls mehr 
tläutern. Aber dieß iſt freylich die Art der neueften Ideali⸗ 
* nicht. Sie wollen ſchlechterdings nicht, daß jemand 
ihnen widerſpreche, und neue Gründe geben fle auch nicht. 
Sie rufen mit Hrn. Fichte: „Kurz, es iſt ſo! Es ift ohne 
„Beweis fo!“ und dann fchimpfen und fchelten fie aufs poͤbel⸗ 
hafteſte. So auch bier. Herr Drof. Schelling war offene 
bar, als er Nr. 2. die Erlaͤuterungen ſchrieb, in einer Lei⸗ 
denſchaft, die beynahe an Wuth aränze. Er fpriche von der 
A. L. 3. nicht nur als ob ſie dee unbeträchtlichfte Wiſch, fondern 
auch, als od fie das ſchaͤdlichſte u. ſchaͤndlichſte gelehrte Ungeheuer 
waͤre. Er nenne fle (S. 17) In feiner pompoſen Schreibart: 
Die Stimmfuͤhrerinn aller regreſſiven Tendenzen, das Cen⸗ 
„trum des wiſſenſchaftlichen Obfenrantiimus, dem Strebepfei⸗ 
„ler des baufaͤlligen Herkomnens, die letzte Hoffnung ber er⸗ 
 nfterbenden Plartheit und Unwiflenfchaftlichkeit.“ — Und 
in Diefer abfcbeulichen gelebrten Zeitung fein Buch 
secenfirt, und von feinem Schoͤler gelobt zu ſehen, mar 
‚ body vor kurzem noch fein eifriger Wunſch, dem au gefallen er 
fo manche fchiefe Schritte und Winkelzuͤge machte! Wie kann 
‚er denn fo ungehalten ſeyn, daß bie Unwiſſenſchaftlichkeit 
feine Wiſſenſchaft nicht lobt? Ey Ep! — 3 
Herr Schelling wirft ferner den Redaktoren der A. L. 3, 
nicht nur Unwiſſenheit und Parteylichkeit, ſondern auch Bos⸗ 
heit und haͤmiſche Abſichten vor, wob ey er ſich bis zu den 
plumpeſten Anſchwaͤrzungen erniedrigt; ſich ſelbſt aber preifet 
es mit einer Eitelkeit, die ſich eben nicht mit feiner Verſiche⸗ 
rung verträgt, daß es ihm nur um die Wiſſenſchaft zu 


5 thun 


Gelehrtengeſchichte. 157 


thun ſey, und deren er ſtch ſchamen müßte, wenn er nur die 
geringfte Selbſtkenntniß und Beſcheidenheit Härte. Diefe 
Herren, melche ihre Stille, den transicendentalen Idealiſmus, 


nicht nur für die hoͤchſte, fondern auch für die einzige Philos 


ſophie Halten, welche vorgeben, vermoͤge derfelben Die mora⸗ 
liſche Weltordnung wie Sort zu verehren, im Ueberſtun⸗ 
chen zu leben, u, f. w. jeigen fich Doch fammt und fonders 


bey dem. geringfien Widerfpruche fo unwuͤrdig, fo unordents 
Nlich finnlich d. 


leidenſchaftlich und fo kindiſch eitel! Mon⸗ 


taigne ſagt: „Entre nous ce sont des choses, que j' al 


&pujours veues de singulier accord, les opinions superce. 

stes er les moeurs sousterraines.“ Diele Stelle ſteht 
in den Eflais Liv. III. Chap. XIII. Der Nee. wagt, aus 
guter Meinung, dem Hertn Prof. Schelling und beyden Ge 
Pruͤdern Schlegel, beßgleihen au Herrn Prof. Sichte 


- zu rathen, fie nachzulefen, und noch ein wenig weiter bis zu 


Ende des ganzen Buchs. Es kann vielleicht Heilfame Wir⸗ 


“ung baben, wenn fe wohl erwägen wollen, was der gute - 


.. 


Alte fügt! 


Man befümmt von dem Verftande des Herrn Schelling 
eben keinen vortheilbaften Begriff, werrn man in Nr. 2. lies 
fet, vote wenig er Gruͤnde anführt, wie geob er auf die Redak⸗ 
toren der A. 2. 3. ſchimpft, welche’ arınfelige Klatſchereyen 
er (und aud Herr Steffens in Ne. 6.): zufammenträgt, wie 


+ 


er herrechnet, dag weder Herr Fichte, noch die Herren Ges 


Brüder Schlegel, noch er ſelbſt, in dee A. 2. 3. binlänglich 
wären gelobt worden. Als ob ein ſolches Inſtitut nur da 
wäre, um den loben zu laffen, deſſen Fiteikeit gelobt ſeyn 
wil] Hat denn der Mann gar keinen Sinn für die noth⸗ 
wendige Fteyheit des Urtheils eines Jeden Gelehrten? Iſt 
denn eine gelehrte Zeitung etwas anders, als eine Sammlung 
ſolcher Urtheile? 


Die Namen der beyden Gelehtten, welche die Schelling⸗ 
ſche Naturphiloſophie in der A; L. Z. anzelgten,, find un⸗ 
ger der Hand bekannt worden. Zeder, der Elan für aͤchte 


Gelehrſamkeit hat, wird geſtehen, daß ſie Maͤnner von vor⸗ 


gaglichen Kenr:tniffen in Mathematit und Philofophie find, - 


and der Eine gehört gewiß zu den vorzüglichften Schriftſtel⸗ 


been Deutfljlands. Gleichwohl ſpricht Herr Schelling von - 
ihnen, als von unwiſſenden dummen Jungen, Man muß . 
As in Herrn Schellinge Oeele ſchaͤmen, dag er feinem * 
* en 


| ⸗ pn 


158 . Gelehrtengeſchichte. 
den Dünkel ſolgend, fo wenig erkennt, was er ſelbſt gegen 
die Männer ift, die er zu verachten affektirt. Er fhilt &. 7 
auf die Redaktoten der A. L. Z., dad fie fein Buch von zwey 
üntergeoröneten Menſchen haben recenfiren laflen, 
en denn etwa fein Schäler Herr Steffens, von wel 


em er feine Naturphiloſophle in der A. L. 3. recenfirt wiſ⸗ 


fen wollte, bis, jest auch nur den niedrigften Pag in der deute 
ſchen Literatur ein? Oder ward etwa biefer Hetr Steffens 
dadurch, daß er bey ihm ein Kollegium über die neue Natur 
wiſſenſchaſt hörte, über dieſe Maͤnner georäner? - Muß denn 


etwa eine Necenfion eines Schülers Wiederholung deſſen 


ſeyn, was er von ſeinem Lehrer hörte, die Lobſpruͤche mit ein« 
geſchloſſen, welche der Lehrer fich felbft gab 2? Zwar thut den 
Herr Steffens (in Nr. 6. ©. 892:) ſich nicht wenig darauf 


zu gute, daß er in Kiel fhon ein akademifcher Docent gen 


- welen. fen; daß er auf Koften der Koͤnigl. Dänifchen Regie 
zung reife (vermuthlichſnicht mie dem Aufttage, die Grillen 
des transfcendentalen Idealiſmus aufzufangen, welche wohl 
auch die Eleinften Koften nicht belohnen möchten), und daß 
er fih in Jena nicht babe immatrikuliren laflen, und 
folglich Fein Student fey. O! über die Armieligteiten! SR 
Das alles ein Grund, daß die Redaktoren der A. d. 3. ver) 
bunden geweſen wären, feine Recenflon von einer vermeinten 
Wiſſenſchaft einzuruͤcken, woruͤber er eben bey deren Erfinder 
ein Kollegium gehoͤrt hatte, wie ein anderen Student, es 


ſey nun mit oder ohne Matrikul? ©. 45 fuhr He 


Schelling in Teinem Eifer die ihm feit Kurzem fo verhaßt ges 
wordene U. 2. 3. verächtlich vorzuftellen: „Necenfirt Rant 
„im philofophifhen Fache? — Nein. — Aber Sichte? — 
»DBewahre Gott! — Aber Reinbolo? — Auch nit, 


 „Dder Jacobi? == Noch weniger. — Mer recenfirt denn 


„alfo? — Schäler die. an pbilofopbifchen Xecenſio⸗ 


„nen ibre erſten fhriftfielierifchen Verſuche machen.“ 


Herr Schelling hat in feiner blinden Leidenſchaft ganz vergefe 
fen, daß diefe letztere Beſchreibung ſich auf feinen Herrn 
Steffens ſo ziemlich paſſen wuͤrde, im Falle die A. L. 3. 


dieſen jungen Menſchen fuͤr wuͤrdig gehalten haͤtte, etwas von 


Ihm aufzunehmen; aber doch gewiß nicht. auf die beyden wuͤr⸗ 


digen Gelehrten, welche fein Buch in biefer Zeitung wirklich 


zecenfirten. — Zwar Here Steffens; der zeilende akade⸗ 
mifche Exrdocent, verfihert ganz treuberzig (Ne. 4): Er 
babe auch ſchon etwas gefchrieben! —. Das_Ht = 


. 


F 








. 
— 


* 


Gelehrtengeſchichte. 159 


recht huͤbſch! Das jurare in verba Magiſtri iſt alſo nicht 


ſein erſter ſchriftſtelleriſcher Verſuch! 


Ueberhaupt zeigt Herr Schelling gar keinen Sinn fuͤr 
die große Unſchicklichkeit, daß er, als Verf., den Rec. feiner 
Buͤcher ſich ausſuchen wollte, und ſogar feinen Schälee 
dazu empſehlen ließ. Eine Recenſion ſoll ein unparteyiſches 
und unbefangenes Urtheil ſeyn; das laͤßt ſich aber uͤberhaupt 
nicht vermuthen, wenn der Rec. weiß, daß er unter dem. 


‚Augen des Verf, fchrelbt, noch weniger, wenn er vor weni⸗ 


en Wochen erft fein, Schäler war. Bey der A. D. Bibl. 
ft es von Anfang an ein aflyemeines Gefeg geweſen, dag 
nie wiſſentlich für_eine Schrift pin Necenfent gewählt wird, 
welcher perfönlich des Verfaſſers erklärter Freund oder 


Seind if. Die Redaktoren der A, 2.3. haben ſich hoffen» ' 


lich auch diefes fo Billige Befeh gemacht, Daraus mußte num 
eben, bey Herin Schellinas und Schlegels Zudringlichkeis, 


bie oben angeführte Verlegenbeit der Redaktoren entitchen ; 
‚Inden fie zum Nachtheil ihres Inſtituts, aus perfonlicher 


Malhſicht gegen Perfonen, welche mit Ihnen in einer Stade 
wohnten, und eingedenk des Ev. Luca Kap. XI, v. 8, Gar 
en gefchehen ließen, welche ſich eigentlich niche ſchickten. 
Man liefet in Mr, @. und 3. mie ſchamlos die Herren trans⸗ 
feendentalen Sjdealiften die A. L. 3. zu ihren Abſichten brau⸗ 


chen wollten „- wie fle darin Lob zu erbetteln fachten, und das 


ber ihre Bücher nur von fbren guten Sreunden recenſirt 
solffen wollten. Friedrich Schlegel, der eigentlih ein 


Philoloqe und Beleſprit, und als Philofopb nichts als ein 


bloßer ſtumpfer Schwäßer iſt, recenfint Sichtens pbilofor 
pbifches Journal. Schelling läßt dur den Altern 
Schlegel ſollleitiren, daß feine Naturphilofophie von feinem 
Schüler Steffens recenfirt werde, der gar nicht zu den 
Mitarbeitern gehörte. A. W. Schlegel verlangt, daß feine 
Veberfegung des Shafelpeare von Tieck fol recenſirt werben, 
der auch nie Mitarbeiter war > weldyen unbekannten Mens ' 
ſchen er felbft vor Jade und Tag erft öffentlich. im Intelli⸗ 
genzblaste der A. 2. 3. urplöglih zum großen Dichter zu 
ftempeln gefucht hatte, und der alfo offenbar parteyifch für 


- ihn war— Laͤßt fi etwas Kleinlicheres denken! 


Doch, es iſt der Schule der Ich⸗ Philoſophen ſchon 
länger eigen geweſen, daß fie, wenn es nicht anders u be 
| & afs 


- 


EI, \ 


160 Ze Gelehrtengeſchichte. 


ſchaffen war, für Ihren transftendentalen Idealiſmus An⸗ 
preifung zu erfchleichen fuchte: Die A. D. Bibi. hat der 
kauntlich, während des ganzen Treibens mit der neuen und " 
neueften Philofophie, fi) durch das Lobhudeln der Modes 
philoſophie, deſſen ſich fait alle für die neue und neuefle 
Weisheit gewonnene Journale und Flugblaͤtter fchuldig mach, 
tert, nicht hinreißen laſſen, weder das Freue blind anzuneh⸗ 
men, ‘weil es neu war, noch das Neue zu verachten, weil es 
nicht alt war. Sie blieb vielmeht bey einer weiſen Oppoft⸗ 
tion, welche nicht nachbetete, fondern die, Gegengruͤnde 
ins Licht ſtellte; wodurch gewiß der, Achten Philofephie, d. h. 
dem philoſophiſchen Nachdenken und dem Unterſuchen eher der 
Weg gebahnt wird, als durch das ehrfurchtvolle Anpreifen - 
oder Nachbeten eines neu aufgeſchoſſenen Syſtems, dem wir 
18 Journale fi nicht zu widerfprechen ‚getraueten, weil fie 
ſonſt für altmodiſch Hätten paffiren mögen. Die A. D. Bibl. 
war daher auch den neuen, befonbers aber den neueſten Phi⸗ 
Iofopben, den Fichteſchen, immer vorzüglich im Wege. Sie 
konnten nicht ausfiehen, daß ſich Stimmen hören ließen, wel _ 
. Che ihren vermeinten neuen Erfindungen mit Gründen wider⸗ 

Iprachen, und oft als Träumerey zeigten, was dieſe neueften 
Philoſophen nicht nur für wichtige, fondern fogar Thon für 
Die einzige Wahrheit ausgaben. Sie affektirten atfo zwar 
bey aller Gelegenheit, die A. D. B. zu verachten ‚' aber arbeis 
teten nicht weniger unter der Sand, fie. ſich geneigt zu ma⸗ 
chen. Sie verſuchten Mitarbeiter anzubieten, welche eben 
Herrn Sichtens — fo wie Kerr Steffens, Herrn SGchel⸗ 
Nlings — Säule verlaffen hatten, und da diefes nicht gieng, 
fo fuchten fie, durch einen Meirarkeiter der A. D. Bibl. dee 
gar nicht im philofophifchen Fache arbeitete (und vielleicht 
gurmäthiger Weiſe die Urfache nicht einſah) unverlangt ſol⸗ 

the Recenfionen einzufchiden, nie fie ibren Abſichten 
Ä "dienten, and die, wie allenfalls durch gewiſſe Kennzeichen 
febe wahrſcheinlich zu zeigen wäre, aus Jena kamen. Die 
damalige Direktion der A. D. Bibl, war auf. ſolchen unarti⸗ 
sen Schleifweg nicht gleich. aufmerffam: genug, fo daß er 


rſt entdeckt ward, als ein paar dergleichen Recenſionen abge» 


druckt waren, und ein gewiſſes Wefremden erregten. Wan 
ſ. 3. B. nur in der N. AD. Dil, XVIII. Bande ©. 355 
eine ſolche heimlich eingeſchwärzte Recenſion von Fich⸗ 
tens Grundriß der gefammten Voitfenfebaftslebre. eis 
ner nur für feine Zuboͤrer gedruckten Otochauͤre. rs 





I) 


WSeleherengeſchichte. 168 


leſe, * ein in die A. D. Bibl. ſich uaverlangt eingeſchliches 


wer Fichtianer fo ſchlau anhebt: „Won der Vortrefflich⸗ 
„Peit dieſes für die ganze ſpekulative Pbilofopbie ſo wich. 
„tigen Werkes, wird eine genauere Anzeige feines Inhalte . 

„zum Beweiſe dienen.“ Und num koͤmmt der trockene Inhalt, 
ohne die gerinafte Anmerkung. Die ſpitzſindigen auf nichtt 
beruhenden willtärligen. Säge werden hererzaͤblt, und es 


. wird Binzugefebt, ganz in dem Tone der neueſten Philoſo⸗ 


phen: „Alle diefe Unterfuchungen find wechfelfeitig durch 


uxinander feſt gegehndet. Weber das ganze große Unter⸗ 


„nehmen täßt fih aber nur nach der mit Verlangen ges 
awuͤnſchten Vollendung urtbeiten.“ Diefer Schleifweg 
ward zwar veriperrt, fobalo er entbecht war. Aber die neue⸗ 
ſte Pbilofopbie hatte doch wenigſtens einmal ihren Zweck 
erreicht, unerkannt fich felbft zu loben, und auch in dee 

D, Dibl. — ‚von der man fonft nicht gewohnt mar, daß 


le das Deus, bloß weil eu nen it, aupries — bie Wiſſen⸗ 


ſchaftslehre als ein wichtiges geofies Unternehmen , deſ⸗ 
fen Vollendung mir Verlangen gewuͤnſcht wuͤrde, vors 


ſtellen zu laſſen. 


. Etwas aͤhnlichet war offenbar Herrn Schellinge Ab⸗ 
ficht, da er der A. 2, 8. zumuthete, feinen Schäler zum 
Mecenienten feines Buches anzunehmen, wider die erflen 
— jenes Inſtituts. Er wollte, es ſollte in einer 
ſebr geleſenen gelehrten Zeitung, woran Gelehrte arbeiten, 
zu welchen viele Leſer ſchon ein gewiſſes Zutrauen hatten, ſei⸗ 
ne neue auf Fichtens neu erfundenen trans ſcendentalen Idea⸗ 
liſmus von ihm gepfropfte ſpekulative Phyſik gleich bey 
ihrem erſten Entſtehen auspofaunt‘ werden; als ein Un⸗ 
ternehmen, das „eine totale Reform des jetzigen Natur⸗ 


„ſtadiums herbeyfoͤbren müßte“ — „als «in Unternehmer 


„von ſolchem Umfang und Kuͤbnbeit, durchaus dag erfte in 
„feinet Art, weiches, iadem es der Traͤgheit einer mit Pins 
„fällen fpielenden Klaturforfchung“ (fol nämlich in det 
befcheidenen Sprache Schellings bedeuten ,,. aller bisberigen 


Nialuurſorſchung ꝓttaftig entgegen kaͤmpft.· *) Aber 


‘ frey⸗ 


Do fit er Gieeffens von feines Lehrerd Raturwiſſe n⸗ 
nö ſchaft in 


er. berüchtigten Recenſion, welche die U; 8: Fi nicht 
x, 4 8.2, LVI. B. L Su Us dei m: — 


. 


VToformator amgekändist gu ſchen, weiche ſo wie F 
te alle — philoſophiſche Gedanken, mun auch alle bie 


— 


163 Soilehetengeſchiche. 


heqlich folise Niemand wiffen, daß ber Verf. der Saci 
sen ſelbſt dieſe Recenfion veranlafit hatte, daß in dieſem 
Bochtrabenden Ton ein Schäler ſprach, der eben erſt vom 
Schelling in Jena die Anfangegruͤnde dieſer ſeyn ſollenden 
neuen Vaturwiſſenſchaft gehoͤrt hatte, und nun in Frey⸗ 
berg mit etwas viel Nuͤtzlicherm beſchaͤfftigt war, naͤmlich | 
Werner die Anfangsgründe der. Geognoſie zu Hören, wie 

uns dieſes Hert Steffens (Nr. 5. ©; 892) felbft berichten. 


Ware nicht die Eitelkeit d26 Herrn Schelliag im Oplehe 
fen, waͤre ihm nicht hauptſaͤchlich Daran gelegen Avon 
ſich in einer (eben rohen, 3 En Beltung dem erſtaun⸗ 


3 


tea Deutichlande als den g bey md Fehftigen 


2 


ge Meturforfihung umkehren und ausrorten 
waͤrde — warum IR er dein fo erſtaunend angehatten, daß 


! 


3 


Li 


annehmen wöllte, und weiche num Herr Schelling feibſt In 
. feiner Zeitſchriſt für die ſpekulative Dale (man f. ©. >. 
6.3 ſelbſt abdruden läßt, obme aber e unverfchämte 


Eu zu errötben. — Zwar er iR, 
wie man fiehet, — ſich ſelbſt ſo zu ſchmeicheln! 
chte, und die Gebrüder Schlegel, ja ſogar die ideali⸗ 
ſtiſchen Embryonen, welde noch Teine Ramen haben, bie. 
Steffens, bie Tieck, die Berghardi, die Schteyermacher, 
u. . träumen immer von ihrer eigenen Wichtigkeit. Cie 

. Sagen und mit kecem Nebermuth, daß ihre gemeinen und 
ſchiefeſten Gedanfen den Fortſchritt ber Bildung des Zeital⸗ 
ters bezeichnen, und wenn fie ibre Griflenfängereyen in had . 
trabenden Phraſen fortlanfen laſſen, meinen fie, es fey eine 
totale Reformation der Vbilofopbie, der Phyſik und der 
Poelie ganı nabe; weil dur ihre ſchwülſtigen Machtſpruͤche, 
alle andere Gedanken ausgerottet wären, Diefe Eindifche 
Eitelieit, welche fib jedem unbefangenen Leſer zuerſt von 
der laͤcherlichen Seite anfündigt, fiebet der Rec. von einer 
viel ernfihaftern Seite an. Diele Herren werden dadurd 
verhindert, ſich ſelbſt und andere recht kennen zu lernen. 
Bermöge dieſes überfhwenglichen Dünfels find. ſie nuföhig, 
. Ihre Fehler zu verbeifern, und werden täglich nnfahiger, ihre 
Talente, in ſofern einige von ihnen deraleihen haben, zum 

Beten der Wiſſenſchaften zu brauchen. Sie wigen nid 


- 


BElIs ihre Fdeen, fie leben bloß Im diefen leeren 


| n 4.97 ö 
 Balten_igre Sdeenverfnüpfungen und Ideen für des 
Geiſt Dee Zeitalters, | | 


| Gelehrtengeſchichte. | 263 
Mate A. L J. welche noch dazu, ſelnem Vorgeben nach, fa 


celend if, feine neue Naturwiſſenſchaft nicht von ſeinem 
. » Bchüler, fondern von zwey Gelehrten iſt beurteilt wor, 
den, welche feiner Meinung nach nicht Kennmilfe genug 
hatten, une das Erhabene feiner neuen Erfindung ehnufe 
hen? Warum erboßt er ſich fo heftig über Wi⸗ 
„deritand von Beiten derer, die, von eigenem Geiſte ent 
„biößt, für ihr gleichſam angeerbtes: Willen und Konnen bis 
‚„horge find, weil fie ih unfabig fühlen, das Intereſſe ihres 
— Selbſt einem böbern und unendlichen unters 
„äuorbnen, das fie nicht kennen.“ Wenn die beyden armen 
" Rente nun einmal fo. unfähig find, feine ſublkmen Spekulativb⸗ 
sen zu fallen, warum will er, der große ſpeknlatlvd Narurs 
vhiſoſoph, milt Ihnen reisten, daß fie nicht mehr teilten koͤn⸗ 
wen, als worzu fie fähig Mind? Wer kann mehr.ais er Fann ? 
Waͤre es vielleicht nicht rathſam geweſen, daß er in fein eiges 
nes Selbfi ein wenig näher hineingeblickt Hätte, ob etwa 
daſſelbe durch Die beabfichtigte. große Reform aller Natuffors 
fung, mehr unternebme, als wozu es fähig fen, obne 
dieſe Unfähigkeit zu füblen? Ob etwa fein Selbſt ſehr 
durftig ſey an Beſcheidenheit, an Erkenntniß der Verdien, 
Me anderer, am Ertragen vernünftigen Widerſpruchs, und 

bingegen allzu Fehr begabt mit unbändiaem Zorn, mit Fir 
telfeis,, mit Dünkel Über alle andere vernünftige Winner ers 
s haben zu ſeyn, mit plumper Verachtung aller Begengrände? 
Er Hätte. auch wohl fich felbft prüfen köͤnnen, ob anf irgend’ 
eine Art fogar die Schuld an Ihm liege, daB zwey fonft ger 
lehrte und beruͤhmte Männer feine neuefte Natarphitofophie 
entweder nicht verftanden, oder nicht billigen konnten? - Op 

es, etwa darin liege, daß er unbewiefene Brillen und Vor⸗ 
ansfegungen als bewieſene — *) zum Grunde 

=) Het ens fagt in der mehrerwähnten Necenfion, deren 

| ch eh Ber helling an Nr, 1. hat —* laſſen, 
07.8.7: „In der Transſcendentalphiloſophie iſt ſtreng bewie; 


” . 
86, in fofern es ein Ich iſt, ſich ſelbſt beſtimmt, unb erſt 
dr bie Selbftbeftimntung befkimmt it Herr Greffeng 


i — 


' 


24... | Gelehrtengeſchichte. 


— neuen Wiſſenſchaſte ſetze, und nun poſtulire, Jedermann 
fe und muͤſſe fie für unſtreitige Wahrheiten annehnph ? 
Hätte er Aber nad) Torafäftiger Unterſuchung gefunden, daß 
feine Recenfenten und. feine Lefer wirklich nur ſeine Meinung 
nicht verfianden haͤtten; hätte er etwa dafuͤr yehalten, es kaͤ⸗ 
me daher, weil die Materie feiner neuen Wiſſenſchaft fo uns 
gewoͤhnlich waͤte, daß auch ſelbſt fonft gelehrte Leute in den 
eigentlichen Sinn feiner neuen Behauptungen nicht eingeben 
Cönnten, und hätte er geglaubt, diefem Mangel Durch eine 
Kecenfion feines Buchs adhelfen zu kͤnnen, wozu brauchte 
«8 der Schleifwege und des heftigen Ausfalls auf nie A. 2.3.2 
Das Vernuͤnftigſte würde geweſen ſeyn, eine GSeibſtrecenſion 


eines Buchs unter feinem KLamen zu machen, und ſie ir⸗ 


endwo abdrucken zu laſſen, wie dieſes Buͤſch und Ebeling 
miehrmals gethan haben, um den Zweck ihrer Vuͤcher anzu⸗ 
zeigen. Wenn er ganz ſimpel geſagt hätte: „Ich finde daß 


4 


mehrere Gelehrte, denen es fonft an Einfiche nicht fehler, die 


„eigentliche Abſicht einer neuen Wiffenichaft, und die Folge 
„des Raiſonnements noch nicht einfehen koͤnnen: fo will ich es 
„hier deutlich aus einander feßen.“ Wenn er, nach diefer 
klaren Entwidelung feines neuen Syſtems, nicht gleich mit 


feinem jetzigen ungeftämen Cigentebe als undezivelfelt voransz - 


gel t hätte, daß durdy feine nene Wiſſenſchaft ſchon alle 
sberige Klaturforfchung vernichtet fey, und daß bloß 
Dummtöpfe einen andern Weg gehen könnten als er; wenn 
er etwa beicheiden binzugelehe hätte: — „Ic bitte meine 
„bier aufgeſtellten Saͤtze mit ihren Gruͤnden ruhig zu prüfen, 
Fund wenn einſichtsvolle Maͤnner nicht ganz mit mir einſtim⸗ 
„men follten: fo werde ich auf ihre Gegengruͤnde gern hören, 
mind mich mit Gruͤnden vertheidigen *8).“ — Wenn er e 


nicht. Alles was er oben vorbringt, ſagt zwar Fichtens 


Wiüiſffſenſchaftslehre, nimmt es zwar willbuͤhrlich an; be⸗ 
_ weiter ed aber nie, will es auch micht beweifen, giebt es for 
gar für Unfinn aus, von dem Urfage der Philoſophie einen 
"Beweis ju verlangen, eben weil er ein Urſatz fft, weil fonft 
- .. "ein erfieree Sup da ſeyn müffe, woraus er könne bewieſen 
werden. Andere vernünftige Leute halten dieſe unbewiefene 
Selbftdeftimmung des reinen ch für ein Spiel mit Mor: 
ten und logiſchen Formen ohne Inhalt. Beweis Taan und 
wird davon nie geführt werden. - . 
©) Herr —— fa e(Nr.2. S. 8): „Er habe ſich nicht 
ränden 


‚’ „durch eine mit belegte Autoritaͤt mit feinen — 
ee „den 


— 


— 





Gelehrtengeſchichte. 465 
gelaſſen und billig ſich angekuͤndiat, wenn er von naar 
- ken Leuten nicht unbedingtes Aobpreifen, fondern Pruͤ⸗ 
fung verlangt, wenn er fih auf Gründe eingelaffen hätte: 
fo würde er gewiß mehr Eindrudt gemacht haben, als durch 
wuͤthendes Herausfahren und ftinfendes Cigentoh. Wäre 
es ihm, wie er vorgiebt, bloß um die Wiſſenſchaft zu 
thun: fo wäre es ganz gleichguͤltig geweſen, ob eme ſolche 
Selbbſtrecenſion in der A. 2. 3. oder fonft irgendwo wäre 
- abgedrucdt worden. Wollte, er fie ja nothwendig durch 
ein viel geleſenes Journal bekannt machen: fo durfte er fie 
nur in das Sntelligenzblatt dee A. L. 3., oder der A. D. Bibl. 
einruͤcken laſſen, oder er konnte ſie ja allenfalls pur in die 
Erfurtiſche gelebere Nacbrichten eiufenden, n welchen 
ı bekanntlich afle Reeenſenten ſich nennen. 


Aber einen fo ruhigen and. vernünftigen — zu a waͤh⸗ 
len, ſcheinen alle die Herren transſeendentalen Idealiſten nicht 
"fähig zu ſeyn, vermöge der unbaͤndigen hohen Einbildung von 
ſeibſt, daß ihr neuer Idealifmus die einzige ine P Pbilos 
pbie fen, daß alle Saͤbe deffelben unbene fele wahr 


waͤ ren. 
as Zr Noch 
DBeusthettern. auf ein em gleichen Suß- fegen wollen.“ 
s iſt fehr — — *2* ob aber auch ndig?- 
loß durch Brü = ann ſonſt aaentin ein ir elehrter 4 

Pa: ‚ei m aͤndlich machen. Herr Sichge erklärte ehemals 

gar: „Es wurde ihm leid. chun, wenn. ihn feine Gegner 
' „verftänden.“ Man dente nicht, daß diefes erbichtet oder 
übertrieben ift. — Ara wörtlich in tens und Viet⸗ 
ers ſchem Journal, im ıftlen Gruͤck des 
—* 1797. ©. % Seitdem muß mit Hrn. Fichte eine merl⸗ 


— 


Verinderung vorgegangen ſeyn. Er, dem es im Jah— 
= 1797. leid a“ ſeyn wärde, verftanden zu werben, 

je der im Jahre 1799. in feiner Appellarion verfiberte, 
2 * neueſte Philoſophie ſtaͤnde in einer Zoͤhe der Speku⸗ 
a — welcher, die ihn nicht ver eben, größtentheile 

ches mehr verfteben,“ bat jest zu Ende des Jahres 

ae, in den Zeitungen einen „Verſuch“ angekündigt: „Das 
Te ublifum,“ (welches ihn gewiß nicht verſteht und 
verfteben wird, ) „durch einen Wericht über Das wahre 
Weſen ber neueften Dhtl bpbie, zum Derftchen zu zwinz . 
n.“ Man muß. geftehen, dah der transfceubentale Fdeas 

mus allenthalben cine Wievergeburt wirkt, fogar auc in 

| = Art — m in führen, und neue Soſte⸗ 


d 


166° - ' Beiehetengefhicen 


Noch en bemerken, baß zwar ber Oereit, melden die 
„Beeren. Sche ‚ Schlegel und Steffens vr A.L.3 . 
erreat haben, allerdings der deutſchen Literatus zur Ochande 
gereicht, und einen traurigen Beweis giebt von. Duͤnkel, 
Rechthaberey und gelehrten Kabalen, wodurch gelehrte Zub 
tungen und Journale, welche zu ſchnellerm Umlaufe neuer. 
Kenntniſſe in Deutſchland am weuigſten zu entbehren. find, 
fo leicht auf eine unmürdige Arc können gemißbraucht wen 
. nen. Indeß bat es auch feine gute ©eite,, daß diefe Schande 
flecke durch die unbedachtſame Leidenſchaft der Herren Schel⸗ 
ling und Schlegel an den Tag gefommen find; denn jeder 
chtliche Maun wird diefe Winkelzuͤge mit der verdienten 
Beratung anſehen, umd die. Vorſteher aller gelebrten Zei 
tungen und Journale, welche die Wahtheit lichen, und auf 
Ehre Halten, werden in Zukunft defto vorfichtiger fepn. “Den 
. BMedaftoren der A. 2. 3. aber muß man, (jo unangenehm 
dieſe Otreitigkeit, Die fich freylich von verihiedenen Seiten 
betrachten laͤge, an fih iſt,) denusch Städt: waͤnſchen, daß 
fie durch die oͤffentlichen Ausfälle der Herren Schelling und 
VSeblegol von deufelben gämzlich befrevet find, welches immer 
beſſer I, als wenn fie mit dieſen ſeltſamen Leuten ferner in 
eines Art von halber Verbindung geblieben wären, und wie 
‚ bisher gewillermanßen von ihnen Härten abhängen muͤſſen. 
And fie in Fregbeit, ihrer eigenen Ueberzengung zu fole 
‘gen, und instänftige durch einſichtsvolle und unbefangene 
Mitarbeiter die Ausbreitung der Wiſſenſchaften mit möglich, 
ker Entfernung des fo ſchaͤdlichen Sektengeiſtes, eubiger zu . 
befoͤrdern. ne ur z * Er 
Der ſchlechtere Theil von ben’ Folgen dieſer kleinlichen 
"Befehdung fälle offenbar auf die Herren Schelling und - 
‚ Schlegel, und’ was zu ihnen gehört. - Durch ihre fo phımp 
verrathene Eitelkeit Gaben fie gewiß’beg vernünftigen Leuten 
ſehr an Achtung verloren; und da fie nun von der A. 8.8. 
ſich ſelbſt abgeſetzt haben, ſo verlieren fie aufs mindeſte einen 
Schauplatz, worauf fle- ſich und die Ihrigen 'gefegeritlich zu 
loben woßten, woran ihnen, tie man aus ihren beh Gele⸗ 
genheit des jetzigen Streits erfchienenen Erklaͤrungen ‚und 
Schriften nur ollzubeuclich ſiehet, fehr viel liege. Wan bat 
. daher mannichfaltig davon geſprochen, daB der geheiligte ver⸗ 
bgndete Kreis ſelbſt, eine neue Kiteraturzeitung im einer 
andern Geſtalt zurichten wolle, füs dacjenige was Ihm pp 
j fe 


— 
— 5 
ie i 


Gelchrrengeſchichte· 367 
"Selen Seneffen wichtig fr: dee Literatur iſt; es iſt diefen 
i idealiſtiſche Philoſo⸗ 


u, daß es ihnen gelänge, ein ſolches Inſtitut zu Stande 
- 38 bringen. - Denn KRransheiteni am leichteſten 
üb endigen, wenn stehe: fa weirde auch eine 


Tiefinns annimmt, liege vieleicht — weil man. fie ums jetzt 
noch nice ganz faflen-und verfichen könne — etwa wie MWich⸗ 
tiges verborgen. Man mag Re alfo immer zu entwickeln, 
und beſonders recht oft anzuwenden fuchen. Je mehr men: 
fie entwidelt, deſto mehr wird die beſtaͤndige Wiederbolung 
der auf willkuͤhrlicher Ammahme gebansten leeren Soltzindig⸗ 


keiten an den Tag kommen; und durch ihre Anwendung auf - .. 


" "andere Wiffenfchaften wird ihre Nullitat kur veiko deutlicher. 

ar ‚ je mehr der Dünkel der Ichvbiloſophen verſucht, die 

„ totale Reformaricn der Pbyfik,; Poefie und Zunft durch 

dieſe Anwendung au zeigen. Ale uͤberſtunliche Philoſophie 

zu Woden‘, wenn fie die Sinnenwelt nad ihren Grillen 
wnfornieh will. Es koͤnnte alsdann auch wahl geſchehen, daß 
diejenigen Mitarbeiter in der neu entworfenen Kiterattne 
zeitung, welche wohlmeinend bie Wahrheit ſuchten (nicht 
etwa tale es. die neneften Ideraliſten verlausen, ſchon voraus⸗ 
 fegen, baf fie im tuansfcendentalen “FJaoaliimue gefunden 

.. fey, und fonft nirgends gefunden werden: koͤnne) vach eini 

e ger Zeit — eben fo wie es in der 3.2.2. gieng — der Bars: 
teylichkeit ſich fhämten, und der Zudringlichkeit des geßeilige 
ten Kreifes Äberdräßig wärben,, fonberlich, wenn fie fänden, 
was fi ſchon vorher. vermuthen Jäßt, dab transicandsntale 
Idealiſton, fo wis twenofeendenus Genies baren Fr 

i 4 1J 


\ 


166 Weltmeishein 


barn find. "eher afles eben Gefagte wird fi, emda 


‚ km Jahre 1803. weiter ſprechen laſſen. In drey Jahren 
pflegt ſich in Abſicht eines ſpekulativen Syſtems viel zu Ans 

dern, und ſtrenge Herren regieren nicht lauge, wie das 
Sprichwort ſagt. Zu 

Indeßz, da nun einmal bie transſoendentalen Idealiſten fa 
ver A. 2. 3. ihren. Wirkungskreis verloreri haben, und bie 
neueſte Literaturzeitung nicht fogleid zu Stande zu bringen 
- war: fo haben fte nicht geſaͤumt, ſich felbft bald andere Wir⸗ 
ungstreife zu machen. - Daraus entſtand nun Pr. ı. Die 


eitfcheift für die ſpekulative Philoſophie non Scheb 


ling, und Nr. 7. das poetiſche Journal von Tied. 


Naͤmlich, es fllegen aus dem trangfcendentalen Idealiſmus, 


fo wie ehemals" aus der Buͤchſe der Paudora, alle Kuͤnſte 
und Wiſſenſchaften, beſonders eine neuefte Phyſik und Poss 

- RE hervor. Die Poefie liege bey ihnen ganz unmittel 
bar aus den Objektiven heraus, worüber Die Heften Bes 
Keüder Schlegel in wigiger Dunkelheit ſchon fo viel tieffins 
uige Winke haben’ fund werben laſſen. Da nun befonders 
der Jenaiſche gebeiligte Kreis aus Ich» Phyfifeen und Ich⸗ 
Dichtern befteßt, welche innig vereine find, fo wie bas Sub⸗ 
iekt » Objekt im reinen "Ich: fo erhelled, warum vorerf eine 
necuephllofophifche und eine poetiſche Zeitfähriie age Veſem 


Areiſe emasiren mußte. 


Die Zeitſchriſt für die fpelulnsioe Pbyfik iR natuͤrlſch 
r diejenige. idealiſtiſche Maturphiloſophie beſtimmt, melde 
einbildet, wenn fie bie Idee eines bloß aus dem Sub⸗ 
Jektiven und Objektiven gezogenen Syſtems der Klarur, 
fo wie fie anfer uns iſt, in ihrer Idee hervorgebracht 
Babe: fa habe ſſe die Natur felbfk hervorgebracht· Es 
wuͤrde eben ſo vergeblich ſeyn, ſich uͤber dieſe Konſtruktion 
und Produktion der ganzen Natur zu wundern, als über bie. 
Seltſamkeit diefer leeren Ideen- und Formenfpiete zu la⸗ 
en. Herr Schelling hat uns gefage (Mr. s. &. 86), bie 
Vortrefflichkeit des. in ganz Deutfchlaud verlachten Atbenaͤum 
Der Herren Bebrüder Schlegel, welches, feiner Meinung 
vach, Eräfeiger als irgendivo fanft gefcheben iſt, „den. großen. 
Wendoepunbkt ber Kunſt u. der Wiſſenſchaſt bezeichnet Be 
. ; ; ru 


/ \ 


.*), Man Ne. 2 | 
„uͤber kurz göer lang geſtehen muͤſſen,“ wodurch FR 
geſteren Be hr 


\ 


— _ 


©. 38. Er fügt hinzu! „Man werde die 


 sbeftehe datin: vor Reiner Paradorie su erfibredien.t 


Was das Lichen. berrifft: ſo iſt es offenbar, dag dadurch kel⸗ 


ner dialektiſchen Bubtilität etwas an ihrer Spibfindigkeit gen 


‚nommen, werden kann; und was das Widerlegen anberrifft, 
fo iſt diefe Naturphiloſophie ein ſo feft aufammenhängendes. 
dialettiſches Gewebe, ale die feine dialettiſche Kafniftie des 

almud, wowider fi) eben fo wenig wird einwenden lafs 


49, fobald man nur deffen, erſte willtührliche AInnabme mie 


eben der Ehrfurcht betrachtet, welche die transfcendentäleg 


u —— für iht —* des Ichs verlangen. Mit aͤhnli⸗ 
u 


\ 


nn 


en. willkaͤhrlichen Subtilitäten, fangen die feinen talmudis 
schen Philoſophen, eben fo wie die Ichphiloſophen, ihr 


Spinnengewebe an, oder Inüpfen es wieder zufammen, wenn 


Ber ') | |2 Bu 


«8 allzu. ſehr flattert. Daher I die neueſten Idealiſten fo 
a8 allzu ſehr 


\ Kon 5 ER 
ahrheit befraftigt, Daß diefes jetzt außer dem geheifinten, 
reife in Jena, Miemanden frevwillig zu bedaupten einyefal: 
n iſt. Die transfcendentalen Idegliſten find überhaupt jepb 
‚ Für die firengen Maaßregeln; da ſie ſehen, daß der progrefr 
five Geiſt des neuen 3eitalters, welcher von ihnen ausge: 
., ben follte, fogar nun innerhalb des Meichbildes der nuten 
Stabdt Jena, in feinem Laufe gebemmt wird und erſtarrt, 
leih ber Succeffion, wenn fie im Ich (zufolge Nr. 8. 
. 258), zur. Organifation gedeihet. Noch verfiherd Herr 


. >» 


Schelling in Wir. 2. ©.42: „Es mußte für das Athenaͤum 


zein Recenſent gefordert werden, der über Philofopbie und 
3Poeſie, über Kunſt und Flaffiiches Alterthum; beſonders 
zaher über den unbedingten Werth des Wiges und einer 
Iſcharfen Kritik glei richtig und eindringend zn urtheilen 
„fähig wäre.“ Aus biefer Beſchreibung eines Mecenf. dex 
würdig wire, das. Athenaͤum zu recenfiren, erhellet genug= 


— ſam, daß nothwendig gefordert werden mußte, daß die Her: 


sen Gebrüder Schlegel ſelbſt die Recenſenten ihres eigenen 
wichrigen Werks ſeyn follten; denn bey weldem Eterbläden 
fänden ich denn ſonſt wohk alle oben geforderte Cigenſchaf— 
ten — nah Herrn Schellings Meinung — zufammen? 


Der ſelbe jammert daber a, a. D. ſehr, daß in der U. 2. 3. 


die Necenjion des. Athenaͤum „einem Beurtheiler aufgetra⸗ 
„gen worden, welchem es für Beurtheilung jener Gegenſtaͤn⸗ 
„de fogar am bürgerlichen Standpunkte fehlte, und von 
„dem man überdiep willen fonnte, daß ihm das rägliche Zeia 
xungs ſchreiben nicht Zeit gelafien, ſich auf der. SShe des 
naeitalters“ (man weiß, daß dieß der transfcendentäle Idea⸗ 
ſmus it) u erhalten.“ Herr Scheiling mag fih aber 
-geüften, um ſ 


Melewelheih 169 


o. mehr, dg die A. 2. 2. ſeithem er die | 


y ’ L 


— 


0, Weltweichele ze 


yeremenehkb, gleich won Anfang an, damit Niemand fi 
— ie Reſultate, welche fie auf ein willführtl« 
ches Krichts gründen, zu unterſuchen; fondern fie ne 
terfucht und wie durch einen Blitz, der bie Kinkerniß ex» 
„leuchser ,“ % —* mit geſchloſſenen Augen anunehme, weil dag 


ganze Gebäude fällt, fobald Die veligkei des — 


Frundes erwleſen werden ſoll. 


Herr Fichte bat immer —— daß feine Gegner Pine 


neueſte Philoſophie nicht verlieben. Wenn er bamik, 


* “ g 


mie es auch In der — — von “er Fr 


— hat, nun u. Rieman) 
Er Muse en werden wir; en er. iſt im vo zu Deriia 
gedrudte Avchiv der Zeit und ihres Geſchmacko ( Map 
* S. — 6.2 eine —— bes erſten Stüde des dit 
Athenaͤum einperädt worden, "welche die 
55* Dee Schelling ia fo hohem Maaße erfüllt, — 
. en Lobpreifen aller dei Orakelſpruͤche, 
r —— auasſ und 
ala bey an fait glauben muß, Niemand 
**— — Herren —** feibft Foanen u. ecen⸗ 


igt baben: J— er ift ee Rei ie * — 


mit unbedi Wige ba 


ee aß in einer —ãi 7 — —— vi — 


en. werden wollen, ein gewiſſer Konrektor Bern⸗ 
in Berlin habe diefe Recenſion — Dieſer iuns 
ge — iſt bloß durch ein paar ſchon zlemlich vergeſſene 
hen, Bambecciaden betitelt, bisher bekannt ee 

* in weichen er freblich die unbedingte Dunkelheit de 
Wiges der Herren Gebrüder Schlegel fih zum Mufter Ai 
——— zu haben ſcheint. ‘Aber wie koͤnnte er deßhalb murdig ſeyn 


8 Athendam zu beurtheilen, umd deſſen Vortrefflichteit 


in dem ae einzuſehen, wie bie Herren @ebrüuder Schles 

get und: Herr Selling? Es iſt war nicht fo eigentlich Elar, 

: weldyen bürgerlichen — te. Herr Schelling für noͤthig 

bit, um had — um beurtheilen zu dürfen; aber fo 

‚steil M doch leicht einzufshen:, daß das tägliche Lehren des 

Es linitens und — welches dem Herrn Bern⸗ 

kraft tragenden Aintes ———— wenigſtens nicht ein 

fferer NB. ‚bürgerlicher nbpunft ſeyn fan," al& der 
Standpunkt des Beitungsfchreitend. , - 


i — —— behauptet auadrügfic, daß man nur dur; Aa 


Sk en Blig zur Erlenntniß des Sundaments feiner neueften 


Hanni deisugen nfann. Man Y das philofophiiage Journal 
Eon He und Methanımer von Jabre — ztes Stuͤd 


— 


— 


—— 





. % 


0 Beni: — — —— 17 
Mode war, fo viel fasen will, man gebe ibr nicht Bey⸗ 
falls fo hat er vollkommen recht. Sonſt verfieht man recht 

gut den Blum beflen, was er zum Brunde aller Philoſophie 
‚und alles Wiſſens legen will, ob man es ‚gleich weder für 
Wiſſen noch für Pbilofopbie: ertennen kann, und allo in 
foferh nicht gerftebe, wie ein fonft vernünftiger Mann, 
aus Begierde, etwas außerorbentliches an leiften, ſich in die 
fpiefindige traͤumeriſche Abſtraktion fo weit verirren kann, daß 
er eine ganz willtübrliche Annahme, die um nichte beſ⸗ 
: fer iſt als der horror vacui, zum Grunde afles menſchlichen 
Willens‘ fepen will; and indem er uns verſpricht alle Schwie⸗ 
rigkelten aufzuloſen, welche Rd bey andern Philoſophieen Ans 
der, im ber That nichts anflefers ſoidern ung in ein leereß 





Wortgewebe verwickelt. : 
Es wird nicht unable ſeyn, Gier kurz zu zeigen, tote 
Herr Sichte —— g bey ber erſten Degen 
dung Ihrer neueſten Philoſophie zu Werke gehen, 1er 


durch alle andere bisherige pbilofophifche Gedanken, und 
nunmehr, nachdem Kerr Schelling ſeine Naturphiloſo⸗ 
ꝓbie volſlendet bat, auch alle bisherige Gedanken uͤber Na⸗ 
sur, Kunſt und Poeſie follen umgelebre und ausgerot⸗ 
get werden; und zugleich mie ungeberdig fie ſich bey beim ges 
ringſten Widerſpruche bezeugen, wie fie ſich ſelbſt widerſpre⸗ 
rn, und wie fie Refüttate erſchlaichen, welche aus. ihren 


..*) te umföreibet dieſen Bag auch: folgenbergeftait: 
—— ER Leib mir feinen Werkzeugen nichts iſt, ale — 


* 


173 Wecleyelsheit. 
er in feine Philebphie willtaͤhrlich legt, und ale freniik 


“ darin Inder. — - "Man erwiedere ibm: Mein Ich ift nicht. 


Bio reine Inzelligens; fondern Belnunft und Sinnlich⸗ 
keit, Deukkraft und koͤrpetliche Kraft gehören dazu; fo, daß 
ich zwar von diefen verſchiedenen Eigenfchaften meines Ich's 
einen Begriff babe; aber weder deren Gränzen bemerken 
dann, noch ihre inuige Berbindung, deren Daſehn ich einfehe, 
zu erklaͤren weiß. — Me 


Fichte antwortet: Es kommt weder auf dein Bemerken 


‚und Einſehen, noch auf dein Erklaͤren an. Jenes if etwas 


empiriſches, dieſes iſt ein bloßer Begriff, wie du ſelbſt am 
führe. Du mußt abſtrabiren, damit du auf Die reine 
Intelligenz kommeſt. &ondere von deinem Ich alles ab, 
was empieifch ift: fo bleibt das reine Ich. Gut! 
fage man : ich habe von mir alles Empirifche abgezogen, num 
bleibt alſo meine xeine Intelligenz uͤbrig. Was weis 
gr? — 

Irre dich nice, ruft Fichte, ich zweifle, daß bu hie 
zeine Sintelligenz getroffen. haſt! Du fonft von alten Em⸗ 
pirifchen abſtrahiren: Deine Eriſten; iſt empiriih, du 
‚mußt au von deinet Exiſtenz abfirabiren; denn nicht 
dein empieifches Ich, deine ewpiriſche Intelligenz ſollſt 
du finden; ſondern die reine “Intelligenz, das reine Ich, 
welches eine reine hoͤchſte Thätigkeit, ein fih ſelbſi Setzen 
St; die Intelligenz, die fih ſelbſt anſchaut als reine In⸗ 
- selligenz,, und deren Weſen eben in diefer Selbſtanſchauung 
Befteßrs die Ichheit, welche das Surhgeben der aa 


‚Verfinn körunn ‚meiner ſ bee merbich ‚dentenden“(man 
2 siatens Beftimmung Nr enſchen S. 165.) Es würde 


vergebens fepn ihn ‚zu fragen, wie die idealiſtiſche Philoſo⸗ 


FE I nachdem fie.auf alle Sinne Merzicht that, um das 
 Mhllofophiren zu gründen, nun wieder. einer Verfinnlichung 
bedarf, um weiter zu philoſophiren? DVergebens ſeyn zu fraz 
In. wag denn eigentlich, wenn der Jon ifmng Fonfequent 
n will, Oerfinnlichung beißen fol ergebens ſeyn zu 
Magen, wie cd zu verſtehen fen, daß bie korperlicen Werk⸗ 
enge: die Pfortader, das Meſenterium, die verſchiedenen 
nochen ꝛc. Verſinnlichungen des innerlich denkenden Ichs 
and noch dazu, ſonſt nichts waͤren? Sprünge im Schließen 
gber achtet der Idealiſmus nicht, ſo wenig wie die willkuͤhr⸗ 
Mn Behangmuagen, mirt, id venn 


Weceltwelsheit. 13 
keit in ſich ſelbſt begeliinet. — WMan erſtaunt, man 
fragt: Wie ſoll das jugehen ?_ Ich ſoll von meinem empi⸗ 
slichen Ich zu abſtrabiren anfangen, ich abftrahite alles 


weg, fogar meine Exiſtenz. Die Borderungen des Absies 
dhens und von mie bringen mit fih, daß etwas übrig blei⸗ 


Den mirfle, und daß das Uebrigbleibende von mir übrig . 


Bleibe muſſe. Nun hielbe aber auf-die Art mie Fichte abe 
ſtrahirt wiſſen will, nichts don mie uͤbrig. Wie komme 
ich nun von mie auf das teine Jch, das niche mein Ich, 
nicht Fichtens Ih I? Was iſt denn nun das reine Ich, 
oenn 28 nicht ein Nihil negativam It? Wie Fommt, dieß 
Nihil negativum ohne &fiftenz zum Selbfifegen? Bas tk: 
Senn Selbfifögen? Denn, indem ich, mein Ich denkend, das 
Dentende.und gedachte unterſcheide, kann ich es nicht ein 


Setzen nennen, und eben ſo wenig, wenn ich bepdes nicht 


aiiterfipeide, und beyde im Denken in Eins zuſammen fals 
- Jen; dögteid Fichte fagt , das Setzen gefchehe, wenn beydes 
eins MR, . Wie Pomime bas Ich zum Selbſtanſchauen? 


Bas tft das unmittelbare Bewußtfeyn des Gelbflaie. 


auens? Das unmittelbare halte ich bier für ein lee⸗ 


De Wort, womit Fichte etwas erfchleichen teil, fo tut - 


mit dem Worte Selbflanfchauen! Und wenn un dat 
reine Ich nicht ein Otaͤubchen von meiner eimpirifhen Ind 
tefligenz mehr hat, wie kann daraus etwas Auf Inelde empls 
riſthe Antelligeng folgen? Mo liegt die intelligible Bruͤcke 
zwifchen der reinen Intelligenz obne Kyiftens, und meines 
"eigenen Intelligen; mir Exiſten;? — 
Fichte antwortet: „Das reine Ich iſt dein eigenes 
von Aller Erfabrung unabhängiges Weſen *).* = Man 
“frage: Wie kann das reine Ich wohl mein Weſen feyn, 


da e3 doch ſo wenig miein, als Dein Weſen iſt, dA unfet bey⸗ 


der Weſen, jedes fuͤr ſich, empiriſch iſt und bleibt? — 
Zichte ſleht graͤmlich Aus, und ruft: „Du biſt ein 
„elender Phileſeph! Du kannſt ohne Subſtrat nichts Ans, 
fangen tär*) == Dean antwortet: Ich kann mir ein rei⸗ 
” | | ee nes 


Die find Shötend eigene Worte. Man ſ. Apologie 

31. EL BR 

4) Dieß find Biatent eigene Worte, Man ſ. deſſen Ratur· 
| ng ©: 3 | — 


recht, Ein! 


N 


174 Weltweisheit. 


oe obne Subfiras ganz wohl nach deiner Auleltung 


denken; aber du giebt ja ſeibſt dem reinen Ich wleder ein 
Subfiras, indem du es zu meinem Weſen machſt! Eben 
darum möchte Ich von bir, großer Fichte! willen, wie das. 
zeine Ich ohne Subflrar mit einem Dale dazu kommt, 
mein Wefen zufolge deiner Philoſophie, zum Subſtrat zu 
haben? Hier finde ich eine gewaltige Paraloge — 


Bichte rungelt die Stirn, und murmelt verbrießlid: 
„Weiche leere und unverftändliche Worte! - Aber dieß kann 
„ich dir fo ſchwer nachweiſen; denn in der Hoͤbe der Speku⸗ 
„Iation, welche die Unverfländtichkeit deiner Fragen erbellet, 
„kannſt du feldft nichts mehr verfieben“ *). Yun fährt 
er unbeſorgt fort, erzähle, dag Ich Ich die reine boͤchſte 
Thaͤtigkeit und fomle der Grund der Wiffenfchaftsiebre 
We verkettet nım Schlag auf Schlag feine Subtilitaͤten, er⸗ 
zählt, Daß das — vermittelſt des tranaſcendentalen 
—— nze Welt der Erſchelnungen durch einem 
et der Freyheit Schafft, welche Weit der Ericheinungen un⸗ 
abbaͤ ngigvon unferer Vorſtellung gar nicht exiſtirt; er 
„dader 


E | 29 Dan Pins u 6. ne, 


.. que ‚les Rois sont ? image de Dieu, je vals r inarder ma 
 Chaise percde! an mochte w wahrlich in ae 
e 


— einer wilden —— allzuvoll geitopft, — ni 
dem —— Philoſophen unvermerit. bes 
Seen tann — um Fine koͤnnte nun ſchlechterdings 


timmung des Menſchen, oder am e die Reue is - 
oßen dee nelidy 3 

ber andere as: an einer. Senmpilanfe eu auf die 3.2. 3, 

oder an bar Deduktion der Zategorieen dee Phyſik weiter 

— en müßte endlich ie Seder wegwerfen, 

ur Rhabarder greifen. Waͤrr da nicht jeder “aoen 

großen 





J Weltweichein. 1795 


—— unſere arfammıe. Erfahrung nichts iR, als dae 
MProdukt unſerer Vorſtellung, ob wir aleſch unſere eigene 
„Prödukte für von uns unabbaͤngige Dinge halten, unſer⸗ 
„eigene Befchöpfe fürdıten, bewundern, begehrten, und unfer 
ESchickſal von einem Schein abhängig glauben, den ein 
„einziger Hauch eines freyen Weſens jerflöten ſollte.“ Daß 
dieſes letztre aeſchehe, verſichert er zugleih, „das mache das 
. „Deberfinnliche , deflen Wiederfcbein in uns die Sins 
„nenwelt tft, d. b. die. moralifche Weltordnung, *) 
aweiche eine in feinem Innern aufgeflellte Heilsord⸗ 
znung ae), aber zuqleich der Regierer dee Welt, dah. 
MGort, jedoch Beine Subſtanz ik,” — Man ſagt Ihm, 
hab in dieſer Verkettung von Sustiittäten,: fo wie in ber 
erfien Annahme des reinen Ichs, ſich lauter willkuͤhrliche 
Destiffe Anden; ; folglich Crime man * ſo wenig J— 

8 deali von ein kleinen oreion R barker 
when 9 dem ten von ch — Don ſſen Ay, — 
Die erſte Potenz der — Thaͤtigkeit der Ahabanber gef geient 

* welcher Anhalt —— r. Fichte Hr. Schel⸗ 
in en —— Falle felbit —— wirden, — 
re ‚er veinen Öntelligenz — Hl er Htınmel 


 Felkft nicht, wie vorher, - fi Der Dez ichung ihrer — 
ein Fr gan; md — — — — 


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Derſelben IE ein Er * am een Enge feyn; denn - 
| a muß er errör uen, wenn et ans. 

> 8 ch ioph., tr toͤnendes — und., 
ee tlingende 34 er en 


'e) Han f. Fichtens Apologie S — F 
IRRE, ee en a Er 


7 — 


- 


Y L ö 1 
8 


hof darin et wahrer unbezweifelbarer Grund des. Willens 
lee, als daß eine millkübrlich angenommene innere Heilss 
ardnung — ohne einen Ordnenden — Bott ſey. — | 


KFichte kämpft mie dem Fuße und ſchreyt: „Kurz, es 
ziſt fo, es iſt ſchlechthin fo, es iſt obne alten Beweis för 
„ich weiß es unmirtelbat , ſo gewiß als ic) iegend erivns 
„weiß, und Io gewiß als id) won mir ſelbſt weiß“ *)ı — | 
Man führt ihm zu Gemuͤtke, daß in feinem Raiſonnement 
mehrere Inkonſequenzen liegen, und wenn man es als konſe⸗ 
quent annehmen wolle: ſo wuͤrden abſurde Konſequenden noch 
wendig daraus folgen = 7 —— re 

ı Die Augen gluͤhen ihm, er ſpricht von Salbkoͤpfen 
von Schurkerey und Büberey! Das erſte Wortbdraucht | 
and Herr Schelling Hfter zur Benennung fener Srgren 

Die beyden letzten Ehrennamen gegen einem von Fichtens ' 
Geghern, der ihm jeigte, was offenbar aus feinen Sägen | 
fotgt, farm man finden in Fichtens und Vrirbammers 
philöf. Journal 1798. 8tes St. &. 386. Vorher hatte ei 
in feiner Appellation von denjenigen, welche fi die Wottz 
beit hicht als eine in eines "jeden Innern aufgeſtellte Seils 
ordnung vorſtellten, ſondern fie aus der Ordrtüng und Weis⸗ 
heit der Sinnenwelt ableiteten, geſagt: „ſie hätten ihren ger 5 
„fünden Verſtand verloren,“ Hatte fir mit den Ehrennas 
men:  Gönendiener, Diener eines böfen Welens, Die 
ner des Jürften diefer Melt, Arheiften, Thiere, ber 
legt. = \ - * — — 

2) Dieß find dichtens eigene Wirte a. a. O. S. 35. 


(Die dortfetzung folgt im nachſten Se \ 


476 We 





- f ı i 


X * — 





Druckfehlet. | 
In der Vorrede zum LVI. Bande 1. er S. 17, 3.7 von untis 


anftatt dem L den. 


‘ ⁊ 
Er Da * j N 


r 


vr - 


NM eu e Allgemeine 





Deutſche Bibliothek. 


Sechs und funfgigften Bandes Erſtes Stuͤck. 
Drittes Heft 





B* —Beſchluß 
für die ſpekulative Phyſik ec. ꝛc. 


& verdient noch ein anderes Beyſpiel von Herrn Fich⸗ 
tens Inkonſequenz angeſuͤhrt zu werden. So hart oder Hefe 
dig Herr Fichte gewöhnlich iſt, wenn ihm widerſprochen wird, 
ſo weiß er doch auch den ſanften Kammston recht gut anzu⸗ 
nehmen, wenn er ſich einſchmeichein will, um zu verhuͤten, 
daß man ihm widerſpreche. In ſeiner Beſtimmung des 
Menſchen (Berlin, 1800. 8.) will er feinen Idealiſmus 
durch eine populare Borftelung empfehlen. - Dazu dichtet 
er ein Geſpraͤch zwifchen ihm felbft, und — mirabile ditu — 
einem Geiſte, und zwar mit einem mie menfchlichen Organen 
verſehenen Geiſte (S. 124) welches Geſpenſt (einen in ber 
Mitternachtsfiunde erfcheinenden Geiſt, nennt man fonft 
Immer ein Geſpenſt,) Herrn Fichte im Idealiſmus unters 
richtet, wohen, mie ſich leicht denken läßt, Here Fichte dem 
tdealiſtiſch gefiänten Geiſte alle ſophiſtiſche Erfchleichungen hin⸗ 
* laͤßt, wider dle willkuͤrliche Annahme fo vieler Behauptun⸗ 
gen nichts einwendet, und offenbate Widerſpruͤche des Geiſtes 
"Alpe ruͤget. Dabey iſt er aber im dritten Abfchniete ſehr befliſ⸗ 
fen, feinem Idealiſmus die Herzen zu gewinnen, durch from⸗ 


N 


me alcetifche Bettachtungen, welche aber Feinestveges das. 


Mefultar feiner Philoſophie And; Sondern aus jeder andern 


Philoſophie eben fo gut und beſſer Fünnten gezogen werden; 


Befonders aus ber Philoſophie der bisherigen Theiſten, mels 


che Herr Fichte Bötzendiener und Diener eines nn e 
ee o⸗ 


UBS LYLD One MR 


4 


178 2Weltweisheiitit. 


Weſens ſchilt, — vb e gleich hier die Miene annimmt, 


als würde allein, durch ſeinen aller gefunden Vernunft wis 
berftreitenden Idealiſmus dee Menfch uͤber feine Beſtim 
mung berabigt und über ſich felbft erhoben. ‚Diefen Ton 
giebe ihm, fchon im zweyten Abfchnitte, der Ihm erfcheinende 


Geiſt an. Diefer verfichere ihn, (S. 160) „daß wir beydem, - 


„was wir Erkenntniß und Betrachtung der Dinge nennen, 
„immer und ewig nur uns felbft erkennen und betrachten, 
„und erinnert ihn, wider die Kuͤhnheit des Sages nichts eins 


„sumenden.“ Darauf fügt der Geiſt &. 161 pathetiſch hinzu: 


„Mit diefer Einſicht, Sterblicher, fey frey, und auf 
„ewig erlöfet von der Furcht, die dich erniedrigte und quälte, 
„Du wirft nun nicht länger vor. einer NRothwendigkeit 3its 
„tern „die nur jn Deinem Denken ift, nicht länger fuͤrch⸗ 
: „ten, von Dingen unterdrückt zu werden, die deine eigene 
„produkte find. So lange du glauben Eonnteft, daß ein 
Syſtem der Dinge unabbängig von die außer dir wirk⸗ 
„lich exiſtire, und daß du ſelbſt ein Glied der Bette dies 
„es Syſtems feyn möchteft, war diefe Furcht gegruͤndet. 
„Jetzt wirſt du ohne Zweifel nicht vor dem dich fürchten, was 
„du für Dein efchöpf erkannt Haft.“ Diefe Worte flingen fehe 
erhaben! Der Idealiſt Fichte, da er es vorgiebt, „Feine von ſich 
„unabhängige Sinnenwelt zu glauben,“ müßte alfo von äußern 
- Eindräden viel unabhängiger feyn als der Stoiker! Aber 
es find leere Worte. Wie. Fam es denn, daß eg vor der 
VNothwendigkeit zitierte, Jena zu verlaflen, und vor der 


Nothwendigkeit, dort nicht mehr den Idealiſmus und die | 


moralifche Weltordnung ohne ein ordnendes Weſen, feinen 
-Otudenten. als die einzige wahre Lehre von Bott vor⸗ 
zutragen, gegen die jede andere Lehre von Gore Goͤtzen⸗ 
Dienft wäre? Die Nothwendigkeit, daß Here Fichte 


/ 


nicht mehr in Jena Kollesien leſen follte, lag ja doch, — 


wenn das Erhabene feiner Philoſophie nicht bloß ein Eindifches 
Wortſpiel ift, — nur in feinem Denken. Wie konnte er, 
„ Diefer große Philoſoph, Über fein eigenes Denken fo irre 

und mißmürhig werden, und zuerfi, dem — (freylich auch 


nur in feinem Denken befindfihen) — Seheimens Rath 


Voigt, erft fo ſtolz droben, Sjena mit allen Idealiſten zu ver⸗ 


laſſen, und hernach in einem Briefe an eben digfes fein Befchöpf, 


ſich fo kleinmuͤthig erbieten, in Jena 3a bleiben!- Herr Fichte ° 


wußte ja viel zu gut, daß Sena nicht außer Ihm wirklich 
exiſtiret. Er kann doch nimmermehr geglaubt Jen 
f < R e 





⸗ 


„Wiſſen beruht auf der Uebereinſtimmung e 


Meltweishelt, m 


ſelbſt fey ein Blied der Bette einer Verbindung zwiſchen 
ibm und den etwa unabbängig von ibm eriflicenden 
durchlauchtigen Nutritoren dee Univerfictät Jena! Warum 
“glaubte er fich denn durch einen mohlverdiente Verweis, den fie 
"ihm geßen wollten, fo ſehr unterdrädkt, und ſtellte fich fo ungen 
berdig darüber an? Nach feiner Phllofophie mar ja der Vers 
"weis, und wenn er noch viel ſtaͤrker geweſen wäre, fein eigenes 
‚Prodatt! — Warum „erlöfete und befreyere* ihn denn 
nicht feine Philofophie „von der Surcht davor, die ihn ernie⸗ 
„drigte und guälte,*. und befonders auch von dem Zorne, 
"worin er feine Appellation ſchrieb, wodurch er ſich Doch ges 


wiß vor allen vernünftigen Lenten ernledrigte! Der Geiſt, 


den Herr Fichte verfchelnen ließ, um den Idealiſmus zu lehren, 
muß wohl nicht der Beift der Wabrheit ſeyn, da er folche 
"eitle Prablereyen.von dem Nuben der Annahme des Idea⸗ 
liſinus macht, welche Herrn Fichtens eigenes Dürftiges Selbſt 
‚widerlegt. - . Sr 


. Bir wollen nun auch Ken. Schelling hören. Cr fplelt, 
gleih Hrn. Fichte, von Anfang an mit den Worten objektiv . 
und ſubjektiv, und baut auf diefes Spiel fein fehr ſubtiles, 
Durch alle dialektiihe Kuͤnſte jufammengeflochtenes Syftem 


des transfcendentalen Jdealifmus, welches nach ihm und 
Herrn Fichte, die einzige Philoſophie ift, woraus zugfei 


ale andere Wiffenfchaften und Kuͤnſte deducirt werden müfe 


"fen. Aber fein Spiel ift noch etwas anders gedrehet als Flch⸗ 


tens. Er fagt gleich auf der erften Seite * Mr. 8. „Alles 

nes Öbjeftiven 
„mit einem Subjektiven. — Wir konnen den Inbegriff 
„alles bloß Objektiven in unfeem Wiſſen Natur nennen ; der 
„Inbegriff ales Subjektiven heiße das Ich oder die Intels . 
„ligens. Beyde Begriffe find fih entgegengefent. Die 
„ Intelligenz wird uefprünglich gedacht als bas bloß Vor⸗ 
„ſtellende, die Natur als das bloß Vorftellbare ; jene als 
„das Bewußte, diefe als das Bewußtloſe.“ Dieß find 
alſo die erften Srundfäße der alleingültigen Philoſophie des 
transfcendentalen Idealiſmus! Welche fo fchtefe als willkuͤhr⸗ 
liche Begriffe! Wenn das Willen auf der Uebereiaſt im⸗ 
mung eines Öbjektiven mit einem Subjekriven berußet, 
und es wäre in der Intelligenz nichts als das Subjektive: 


ſo könnte ja in der Intelligenz gar Erin Wiſſen ſeyn: denn 


es fände ſich in derſelben ggr nichts Objektives, wodurqh 
M 2 irgend “ 


e > 


ud u 


ET Fu Weleweisheit. 


Argenb eine Uebereinſtimmung mit dem Suüblektiven, und 
Folglich — nah Herrn Schellings erſtem Grundſatze — 
ein Wiſſen entſtehen koͤnnte. Ferner iſt es ganz willkuͤhr⸗ 


lich, die Intelligenz der Natur gerade entgegen zu ſetzen; 
und ob man gleich freulich mit bem Begriffe Setelligen; ge⸗ 


woͤhnlich immer den Begriff des Bewußtſeyns *) ver⸗ 


Eknuͤpft: fo iſt es doch ein ganz willkuͤhrlicher Gegenſatz, anzu 
nehmen, in der Natur fey Eein Bewußtſeyn. Laͤßt fi 


das Letztere otwa a priori beweiferi, oder iſt eg a priom durch 


ſich ſelbſt poſtulirt? Herr Schelling hat hiervon, ſo wenig 


wie von det Wahrheit von hundert andern Saͤtzen feines _ 


‚transfcendäntaten Idealiſmus, welche er unbedingt annimmt, 
Jemais die geriugfte Nechenfdjaft gegeben, und willkuͤhrliche 
Saͤtze gleih von Anfang siner neuen Philoſophie anzuneh⸗ 


“men, giebt van der gründlichen Denfungsart bes. Philofophen 
: wahrlich Seinen vortheilhaften Begriff. 


Aber zufolge Herrn Steffens Necenfion Cin Sir. ©. 
14) bat Herr -Schelling auch, folgende, Auficht yon ZZarue 


"und Bemußtſeyn: „Die Vatur ift eine Intelligenz, die 


„ich im Bewußtfeyn als eine folche ertenne. Erkennen 


iſt aber nichts — als reproduciren. Als das Medium, 
"durch welche die — eben dadurch vollendete — Natur fich 
„eeproduciet, als dje abfolute Gränze, erſcheint alſo das Bes 


„wußtieyn — das Boͤchſte in der Natur.“ 
* Alſo 


©) Wiewohl Fichte redet auch von „einem Setzen des Icho 
„obne deutliches Bewußtfeyn, das dem zum deutlichen Be⸗ 
wußtſeyn erhobenen Selbſtſetzen vorauszudenken iſt.“ (Phi⸗ 
bi. Journal von Fichte und Niethammer 1797. otes Heft 
.7.) Da macht er freylich wieder ein anderes Wortipiel 
mit dem Worte deutlich; denn-bieß vorauszudenkende Se⸗ 
sen des Ich, wenn es überhaupt fi denken läßt, kann 
ſchwerlich anders, als überhaupt ohne Bewußtfeyn gedacht 
werden, und. was heißt bier deutlich? Welcher Unfinn f 
. eine Intelligenz, die fich felbft (zwar nicht in Raum u 
Zeit;, ) aber doch zuerſt ohne Bewußtſeyn und hernach mic 
Bewußtſeyn ſelbſt ſetzt. Auch Herr Schelling hat eine blinde 
Thaͤtigkeit der Intelligenz! (Man ſ. Nr. 8. ©. 267.) 


1 


N 


ie wollte denn auch der Idealiſmus fertig werden — 


ſeine Intelligenz nicht, nach Gefallen, bald frey, 
zwungen, bald blind, bald ſehend fegen, bonftruiren ı 
xroduciren koͤnnte! er 5 


Weltweichelt. e8 
Alſo wird Im erſten Eintritte dieſer ibealiſtiſchen Philo⸗ 
ſophie die Natur als der Intelligen; gerade entgegenge⸗ 
font urfpränglich gedacht, dieſe als das Bewußte, jene 
als das Bewufſitloſe; aber weiterhin ift Die LZaruse die In⸗ 
selligenz feld, die ih Im Bewußtſeyn als eine Intelll⸗ 
gen; erkennt, d. 5. als Intelligenz, reprodutirt. Wenn 
man ſich nicht recht in Acht nimmt, möchte man: fchließen, 
wen ein Weizenkorn veif wird, oder ein Hund eine Huͤn⸗ 
din befruchtet: fo gefheße es im Bewußtſeyn. Du beyde 
aber nicht das Hoͤchſte in- der. Latur find : fo. wird wenige 
ſtens Herr Schelling, wenn feine Natur fi einmal in einen 
geſunden · wohlgeſtalteten Sohn zu reprodueiren gefonnen: 
ſeyn wird, es unfehlbar durch das Medium des Bewußt⸗ 
ſeyns thun. Kerner können bie Idealiſten, wie aus Nr. 8. 
zu erſehen iſt, die ganze Natur und ſich ſelbſt ganz bes 
quem organiſtren, indem: „die Organiſation im Allgemei« 
„nen nichts anders als das verkleinerte und gleicdhfam zu⸗ 
——— Bild des Univerſums iſt. Aber ob fie 
glei: im Allgemeinen nichts anders ift, fo iſt fie doch 
"mb: „bberbaupe die in ibrem Aaufe gehemmte und 
gleichſam erſtatrte Succelfion;“ und ob fie gleich im All⸗ 
gemeinen und überhaupt nun fon zweyerley if: fo If 
fle doch „nur die produktive Anfchauung im der zwey⸗ 
sten-Poseny %*)* Bey fo betvandten Umſtaͤnden muß ie 
’ $ . 3. 
7) Dieß all 
vr fi wundern, daß Herr Schelling den Stans Det, 
als einen tieffinnigen Kopf preifetr-und daß’ N Gebrüder, 


„Schriſtſteller ich ausdrädt, der Durchſichtigkeit — Or⸗ 


niſmus für den Geiſt.“ 


183 Weltweiaheit. 


ſich ſehr wundern, daß die fen lichen trangfcendentalen Ibdea⸗ 
uiſten, die Herren Fichte, Schelling, Schlegel, Baader, 

Kielmayr, Steffens, nebſt allen Studenten, welche. in 
Schellings Kollegium über den transfcendentalen Idealiſmus 
gelernt haben, das Bild des Univerſum gleichſam zuſam⸗ 
men 3u sieben, und die Succeſſion gleichſam erfiarren 
zu laffen, — ob ihnen gleich die produktive Anſchauung 
in der Zweyten Potenz äußerft geläufig ſeyn muß — den⸗ 
uody,,— fo wenig wie die ägpptifchen Sander — u nur 
eine Laus organiſi ven koͤnuen! 

Man muß ſich auch wundern, daß dieſe Herren, melde 
ſo bedacht ſind, ſich ſelbſt und die ganze Natur aus ihrem 
Ich zu organiſiren, mit dem Tode nicht recht Beſcheid 
wiſſen, welcher aller Organiſation ein Ende macht, und der 
. alfo wohl eine Un= Jdee oder eine unproduktive Ans 
ſchauung feyn muß. Wenn Herr Schefling 3. B. eine Liebs 
lingsfage hätte, welche etwa einmal uͤberoxidirt würde, 
+ B. in einen Keflel Vitriolöf fiele: fo würde es doch nichts 
Belfen, wenn er auch das IUniverfum zuſammenzoͤge, um 
— Organiſation feiner Katze wiederherzuſtellen! Ganz has 

bey bie Kette n ben Tod freylich nicht vergeflen, - denn er 
macht wirklid gar häßliche Lücken in ihre producirende An⸗ 
fchauung! Hr. Schelling fast (Me. 8. ©. 262): „Da 
„ua, Vaturgeſetzen ein Zeitpunkt nothwendig ift, wo ber 
„Organiſmus, als ein durch eigene Kraft allmählich ſich 
« „ierfiörendes Werk, aufhören muß, Reflex der Außenwelt 

„su ſeyn: fo iſt — der Tod ein Naturereigniß, was fel 

„in die urſpruͤngliche Keibe von Vorftellungen ber Inte 
„lgens faͤlt.“ Man konnte über diefe wenige Worte viele 
Franen thun: 3. B. wie der Jbealift, da er die Natur felbit 
ſchafft, zu Naturgeſetzen und zu Yaturereigniffen konımt ? 
Was ihn denn ne fo (onderbare Geſetze au Kalten, on 

eine 


— wie et verſichert: — Anfchauung 
„in der zweyten Potenz, d. h. “ ne feiner Zir⸗ 
„beldräfeund feiner Milz, ſeines Magens uud jenes er 
„gen DBeins fär feinen Geift a tin.“ Schabel daß 
Schellings Seift biefe Anſchanung nur durchſehen kann; ae 
„ = vermuthlic wegen.ihrer Wurchlichtigreit — nichts wirt: 
lich darin ſieht; fonft könnte er ung ja befchreiben, wie es 
uit dem Organiſmus eigentlich —* iſt. 


— 


e 


> 


2 Weltweisheit; 283 


feine Ideen notbwendig zerſtoͤren? Ferner wie ber Ideas. 
liſt Schelling dazu kommt, den Organifnius „für den Re⸗ 
„flex der Außenwelt“ auszugeben, da hingegen der Idoaliſt 
Fichte verfihere: „Die Sinnenwelt fey des Wiederfchein 
(„bes Meberfinnlichen in uns.“*) Außenwelt und Sins . 
nenwelt heißt dach hier gewiß ebendaſſelbe, und das Ueber⸗ 
finnliche fol a. a. D. nach Fichte das moraliſche Geſetz 
feyn. Folglich wäre der Organiſmus der Reflex des Wie⸗ 
derſcheins der moraliſchen Weltregierung. Serner koͤnn⸗ 
te: man, fragen: warum iſt dee Organiſmus, menn er ber 
Kefler der Außenwelt iſt, nothwendig ein ſich durch ei⸗ 
gene Kraft zerſtoͤrendes Werk? Wie kommt ein Kefler 
oder eine Erſtarrung der Succeſſion zu einer eigenen 
Braft? Oder liegt etwa das Ferſtoͤren an der Außenmelt ? 
Dder dat Fichtens Verfinnlichung des innerlich Denten« 
Den ſchon die Jerſtoͤrung innerlich verfinnlicher ?_ An der alles 
Schaffenden Intelligenz muß es gewiß liegen, welche durdy 
die produktive Anfchauung sweyter Potenz Werke mach⸗ 
te, welche fih nosbwendig ſelbſt zerſtoͤren. Wer ftebt 
uns nun aber davor, daß die Intelligenz ſich nicht auch ſelbſt 
zerſtoͤrt? Nach Schelling ift der Organiſmus nicht nur 
nvermöge der blinden Thaͤtigkeit der Intelligenz ihr bes 
„ftändiger Abdruck; “ fondern er if toirtlich „mit der In⸗ 
„teligenz identiſch· (Nr. 8. &. 266. 267.) Sie ift nach 
Schelling an „VNatutgeſetze, an Naturereigniſſe gebuus 
„den.“ Diefe find die eigenen (Beferze der Intelligenz, wels 
he die Natur ſchuf; andere Naturgeſetze kann es im Ideas ' 
liſmus niche geben. Wenn alfo, nah Schelling, der Orga⸗ 
niſmus fih Durch eigene Kraft nach Naturgeſetzen zer⸗ 
ſtoͤren muß: fo folge, daß fich die mie dem Organiſmus 
identiſche Intelligenz, nach ihren eigenen Sefegen, durch 
ihre eigene Kraft 3erfiören muß. Aber Herr Schelling 
bat ſchon dafür geſorgt, daß die Intelligenz niche mit dem 
Organiſmus zugleich zerftöre werde. Erkennt die Graͤnzen ihter 
‚blinden Chärigkeit, und fagt a. a. O. ohne Umſchweiſe: 
„Der Tod tft die abfolute Aufbebung der Identitaͤt zwiſchen 
„dem Organiſmus und der Intelligenz.“ — Wie? Was? 
die Identitaͤt kann ‚der Sdealiimus abfolue aufbeben? 
—— Mi Kann 


0) Man ſ. dichtens Wppellation ©. 4A. 


f* 


BE Weltmehheli 


Kann machen, daß das, was Ebendaffelbe A, nicht meh 


Ebendaſſelbe iſt? Nun iſt nichts mehr vor ihm ſicher! Die 
Wiſſenſchaftslehre faͤngt damit an: “Ich iſt Ich. Wenn es 
iht gefaͤllt, ſo kann ſie ſagen: “Ich if} nicht mehr Ich, 
Intelligen; iſt niche mebr “Intelligenz. Welche Philo⸗ 
ſophie iſt das Syſtem des transſcendentalon Idealiſmus? 
Entweder es — eine allmaͤchtige Wiſſenſchaft, fo wie noch 
keine Philoſophhte war, oder es iſt ein leeres Gewebe von 
willkuͤhrlichen auptungen und Wortſpielen. Welches von 
— mag ſe nach den ‚eben angeführten‘ — wohl 
eyn? 


Doch wir wollen oblge Fragen nice tbun; derm Site . 
und Schelling wuͤrden ans anſchreyen: Du verſtehſt und 


nicht! Du biſt nicht auf der Höhe der Spekulation! — But; - 


wir wollen dann auf ebener Erde bleiben. So viel-ift doch 
wohl deutlich zu ſehen; der Satz: „der Organiſmus muß fiy 
„nach Flaturgefegen durch eigene Kraft allmaͤblich zerſtoͤ⸗ 
„ren,“ folgt aus nichts vom alle dem, was uns Herr Schele 
ling in Nr. 8. von der ntelligenz vorgefage hat. Er iſt 
nichts als eine empirifche Wahrheit; die nimmermehr aus 
dem Syfiem des Idealiſmus gefunden werden fanır, und» 
wenn diefes auch noch ſo viel neue Anſchauungen und ute 
fprünglicdhe Potenyen erdentt. Dieſer Bat ka alfe im Idea⸗ 
liſmus erſchlichen, fo wie viele hundert andere, damit 
die argen Inkonſequenzen umd die unflinigen Widerſpruͤche 
mit der wirklichen Welt nicht zu ſehr in Lie Augen fpringen 
ſollen. And dann triffe Herrn Schellings obige Befchreibung - 
des Todes nur anf ſchwere Krankheiten, oder a al den Maras⸗ 
mus fenils. Seine Kate aber ſtirbt nicht allmaͤhlich, zer⸗ 
ſtoͤrt fich auch nicht durch eigene Kraft; ſondern fälle ine 
Bitriolſol, wider Willen der Kage und Herrn Scheilitlge , wel⸗ 
- der die Katze und das Vitrioloͤl produciet bat, 0b fie gleich 
beyde außer ibm niche exiſtiren. Warum Eann er denn 
micht mit der produktiven Anfcbauung in der zwey⸗ 
‚sen Potenz hinzutreten, um bie Kate neu, oder eine neue 
Katze zu Organifiren; denn offenbar wat es doch nich Die. 
"Idee feiner Intelligenz, daß, Die RKatze ſollte des organi⸗ 


ſirt werden! Noch mehr! Der Tod konute ſogar der pro- 


duktiven Anſchauung des Herrn za. feibft in den 
Weg treten. Z. B. in der Form eines tollen Kundes. 
Denſelben hätte En Herrn Schellings Fa — der zwey⸗ 
ten 


I ® ‘ 


%, 


* 


Welmvelehele” By 


von Potenz fich anfchauende Intelligenz, als toll orgas' 


nifire. Aber da die Intelltgenz das Ich iſt, d. d. wie Hr. 
Site ausdruͤcklich fagt, die Vernunft; fo kann fleden Hund, 
nicht deßwegen als toll organifirt Haben, damit er in Ham, 
Schellings Organifmus beiße, und ihm die Waflerfheu eins, 
impfe, fo daß feine Intelligenz nicht einmal wetter eine Jeit⸗ 
febrift für die ſpekulative Phyſtk denken konnte. Und 

body wäre, wenn Herrn Schellings und Herrn Fichtens Phl⸗ 


lofophie nihe mit Worten ſpielt, der tolle Aund .und die, 


Waſſerſcheu, eben fo ſehr Herrn Schellings eigenes Pros 
Duft, als feine Zeirfcbeift und fein Syftem des trausſcen⸗ 
dentalen Idealiſmus. Seine Intelligenz bätte alfo_ Jene‘ 
beyden Produkte producirt, und koͤnnte deßbalb dieſe beyden 
nicht mehr produciren. Das iſt doch eine wunderliche Phi⸗ 
loſophie, welche ſich auf dieſe Art ſelbſt im Lichte ſteht! 


Dem mub abgeholfen werben. Es wird nur noͤthla ſeyn, daß 
jeder transfcendentale Idealiſt noch eine beſondere Potenz der 
produktiven Anſchauung in petto habe, wodurch er ſich 
wach einem ungluͤcklichen Biſſe eines Hundes, oder nach dem, 
Serabfallen eines Ziegels vom Dache anf den Kopf, wohurd . 
auch aller Anfhauung In den drey erften Potenzen / und auch 
batd der Drganifation ein Ende gemacht Wird, aufs neue orga⸗ 
ssiftee, d. h. reproducirt. Man fieht aus dem obengefagten, 
es kommt. bloß darauf an, ob er im Tode das Bewußtſeyn 
— das Höhfte.in der Natur — haupfſaͤchlich, ob Herr 
Schelling das Bewußtſeyn, daß er der Erfinder der produkti⸗ 
ven Anſchauung iſt, — beſtaͤndig behalten kann! Es iſt 
wenigſtens gar kein Zweifel, wenn es auch ja an der neuen 

otenz fehlen ſollze, daß einem fo ſubtilen Dlalektiker, wie 

n. Schelling, gewiß mehrere Dialertifhe Kunſtgriffe, mehrere 
‚als Kräfte, als Dermoͤgen, als Tbaͤtigkeiten, und endlich 
als Nothwendigkeiten angenemmene willkuͤhrliche Baͤtze 
zu Gebote ſtehen werden, um ſeine offenbaren Inkonſequen⸗ 
den und Widerſpruͤche, *) dergleichen die obigen find, ale 
M3 — voͤl⸗ 

” In Nr. 8. ©. 266. Sant Herr Schelllng: „Su Abs. 
— — nicht — ſe —* faͤn⸗ 
üec ia dein Idealiſmus fatt,) „wohl aber des Bowußtſeyns 
„des Intellektuellen von TR N- nun die Inteßie 
gen; das Phyſiſche ſchafft: ſo ſchafft fie dich eine abpäntige 


‚ 
. 


186 Weleweisheit. 


voͤllig konſequent darzuſtellen; aber daß fie mehr als dialekti⸗ 


ſche Spielmerke find, wird, er keinen, der Ihn nicht für unfehle 
bar hält, jemals überreden. Er mag es uns armen Unidea⸗ 
liſten nicht übel nehmen ,„ daß uns unfere fünf Sinne lieber 
find, als feine kahle Anfchauungen des Ichs. Denn, 06 
wir gleich recht wohl wiſſen, daß uns unfere Sinne zumellen 
töufchen: fo wollen wir fie doch lieber bey unferer Erforſchung 
der Wahrheit mit zu Huͤlſe nehmen, als einer leerer Ideen⸗ 
ſchwaͤrmerey uns: ergeben, welche eine Menge willkuͤhrliche 
deenfpiele zufammen bäuft, um uns durch unverſtaͤndliche 
orte einzubilden: was die idealiſtiſchen Grillenfaͤnger mwirks 
lich eigentlich duch Die Sinne vernommen haben, hätten fie 
nicht durch die Sinne wahrgenommen; fondern in ihrem 
Ich Eonfieuir, a a 


Es beruht aber die ſpekulative Phyſik, zu deren Fortpflan⸗ 


ng Me. 1. die Jeitſchrift herausgegeben wird, von Anfanz 


is ju Ende auf dergleichen ganz willkuͤhrlichen Ideenſpielen 
des transfcendentalen Idealiſmus. Durch eine fo geordnete 
Philoſophie läßt fich freylich alles deduciren und produciren 3 
fonderlih,, wenn man immer den allgemeinen Spruch zur 
Sand hat, daß derjenige, der gegen diefen Idealiſmus nur 
“das Seringfte einwendet, noch nicht auf der Höhe der Spe⸗ 
£ulation fiehe, wo man mit ibm fympbilofopbiren kann. 
Ein anderer Rec. in diefer Bibliothek ), unerachtet er ers 
tennet, daß In der Schellingfhen neuen Naturphiloſophie 


„auf keinen reellen Gewinn für die Narurwiflenfchaft zu 


„te 


\ 


« Reit des Bewußtſeyns,) „gehört auch — die Nothwens 
. „digkeit, ſich ale geboren zu erſcheinen.“ (Dieſe Vorſicht 
des Idealiſmus war fehr noͤthig; "denn welche Intelligenz 
wuͤrde ſonſt in dieſer Sinnenwelt wollen geboren werden, 
welche Herrn Fichte, wie er ſelbſt ſagt, anekelt, wenn es 
richt nothwendig wäre!) Ich, als dieſes beſtimmte In= 
ndlviduum, war uͤberhaupt nicht ehe ich mich an ſchaute.“ 
@ Bravo! Alſo als Herr Schelling fieben Monate im Mutters 
' "Jeibe lag, war er nicht, und da er zwey Monate fpdter in 
. bie Notcthwendigkeit geleßt ward, fich als geboren zu ers 
feheinen, — war er auch nicht; — denn wahrlich. in dem 
Yugenblide der Geburt möchte es wohl mit der Selbflans 

. ſchauung etmas mißlich feyn! Wenn war er denn zuerſt? 

7) N. A. D. B. LV. Bd 1. St. ©. 97. 


5 ⸗ 
X 
. S 
— 


\ 


Wecealtweisheit. 187 


„rechnen fey, meint doch, daß man fich dabeh ein geiſtreiches 
„Gedankenſpiel verſprechen muͤſſe.“ Eines theils wird diefes 
Herr Schelling fehr übel deuten, da er eine tosale Reforma⸗ 
sion der Naturforſchung, an die auch [don Herr Röfchlaub 
glaubt, Eeinesibeges aber ein Spiel im Sinne bat. Andern 


Theils ſcheint es dem gegenwärtigen Rec. bas Schellingfche 


GBedantenfpiel, fey eben nicht geiſtreich, fondern vielmehe 
ein Spiel mit leeren Spinfindigkeiten. Es mag frey⸗ 
lich jeder fpielen, womit er will; aber ein ſolches Gedanken⸗ 
fpiel, wenn man ſich ihm ergiebt, möchte bald für den Geiſt 
eben die Wirkung haben, als ein gewiſſes anderes ludere in 
umpbra voluptatis für den Leib, nämlich, Geſundheit und Zeus. 
gungskraft zu zerftoren. | ' 


Daß man Ährigens in diefer Naturphiloſophie auch eine 
zelne wahre, und noch mehr wahr fcheinende Säge finden. 
wird, iſt natürlich. "Denn Here Schelling iſt nicht nur ein 
ſubtiler Dialekgiker 5 fondern er ift auch in phyſikaliſchen und 
chemiſchen Schriften, fo wie aud in Schriften über. das 
Drownſche Syſtem der Medicin, ziemlich beliefen, und vers 
ſteht fih recht gut darauf, aus den Erfahrungen der neuen 
Donfiker und Chemiker das herauszunehmen., was etwa auf 
feine Naturphilofophie gegogen werden Bann: fo daß es zurele 
len fcheint, und er ſich beſtaͤndig einbildet, als würde ſein 
idealiſtiſches Naturſyſtein durch die Erfahrung heftätigts ober, 
er Eonne gar die Natur, fo wie wir fie in der Erfahrung wahr⸗ 
nehmen, konſtruiren. Aber bierbey ift nichts als. ein arm⸗ 
feliger dialektiſcher, und vielleicht gar politifch s kluger 
Bunftgeiff im Spiel. Der transfcendentale Idealiſt, nach⸗ 
dem er die ganze Natur durch einen. Akt feiner Freyheit in 
feiner veinen Vorftellung gefchaffen hat, will nun der ordo 
ordinans der Natur ſeyn, fo wie Ihm Gott bloß der ordo 
ordinans der Moralitaͤt If. Dabey ift er aber freylich fa 
vorſichtig, Bey den empirifchen Chemikern und Phyſtkern von 
Profeſſion — welche er zwar: auch in der zweyten Potenz 
feiner produftiven Anſchauung organifirt hat; aber von ihrer 
Wiſſenſchaft, ohne ibre Verſuche zu lefen, nichts wiſſen 
wuͤrde, — ſich nach dem ordo ordinarus der empfeifhen Re 
kur vorher zu erkundigen, und hernach mie ſchlauer dialekti⸗ 
fher Wendung feinen naturwiftenfhaftlihen ordo ordinang 
fo einzurichten, daß er auf.den empiriſchen orde ordinatus 
bes Lichts oder des Feuers, aber des Oxygens, fa wie Bi 


N = 


_ 


188 | Weltweishelt: 
Bisher denfelben empiriſch erkennen, fo. gut es etwa ger 
hen wid, paſſen muß. Es gilt beynahe von einem folchen fper 
Eulativen Naturſyſtem, was in einer englifchen Komübdie ein 
ernſthafter junger Gelehrter zum Vortheile der Syſteme fagt:' 
Vieſen ift lange vor dem Schnupftaback geweiens aber: 
watt BEE bas das Niefen in ein Syftem ger 
rar. 


1 


Dieſe nenefte Naturphiloſophie, deren Erfinder bie 
fene annimmt, er babe fle ganz aus den Principien des 


ttansfcendentalen Idealiſmus gefunden, und habe die Erfab⸗ 


rung badurd) vorber beſtimmt, ruͤhmt fich etwas, das gar’ 
nicht iſt. Wäre diefe kategoriſch feyn follende Naturphiloſophie 
vor fiebenzig Jahren geſchrieben worden: fo wuͤrde der 
transſcendentale Idealiſmus eben wie jest, vom Übielte 
zur Idee gegangen fern, Indem er vorgäbe, von der Idee 
zum Wbjekte zu geben. Aber eben deßwegen hätte damals die. 
ganze Spekulation einen andetn Weg genonmmen, und die Natur: 
. würde damals nad) ganz andern Kategorieen Eonftrairk‘ 
worden ſeyn. Denn es wäre ja die Elektricitaͤt und das Zar 
veifierfche Syftem, und der Balvantfinus, (momit Hr. 
Schelling in feiner Naturphiloſophie fich fo viel zu thun macht) 
noch nicht erfunden geweſen, welche alle drey nur durch die 
Erfahrung enrftanden. "Die Idealiſten, ſo ſtolz fie And, wuͤr⸗ 
den Ihr damaliges Spſtem nicht, trotz der damaligen Erfah⸗ 
rung haben durchſetzen wollen; oder ſie haͤtten, wenn die Elek⸗ 
teicität und der Galvaniſmus binterber von empiriſchen Phy⸗ 
ſtkern wären entdeckt worden, diefe neue Erfahrung an ihr 
transſcendentales Syſtem fo gut es bätte gehen tollen anger 
flickt; welches aber noch mehr Flickwerk geworden waͤte ‘als 
jetzt. So wird es kuͤnftig dieſer neueſten Naturphiloſophie 
gewiß gehen; fie wird durch die künftige Erfahrung alt, und 


noch baufäfliger werden, als fie jegt fchon iſt, fo viel Ruͤh⸗ 


mens fie auch von ſich felbft macht. Denn bey. dem allges 
meinen Eifer der Achten Naturforſcher in allen Weltthei⸗ 
‚sen, die Wirkungen der Natur — nicht etiva a prior zu 
Eonftenften, ‘ wie die idealiſtiſche Naturphiloſophle träumt, 


— fondern duch Erfabrungen und Verfuche Ihren Hr» 


füchen auf die Spur zu kommen, welches die einzige 
fihere Art iſt, die Naturforfhung weiter zu dringen; koͤn⸗ 
nen wir hoffen, daß in der Folge Eigenſchaften der Natur 
entdeckt wetden, welche‘ eden fo wicheig ind, als die a 

Z —— trici⸗ 


- 





— —— — = 


Weltwelshelt. J 189 


tricitoͤt, dee Galvaniſmus und. das Oxygen; ja es kann for 
gar kommen, daß z· B. das Örygen — als Oxygen — von 
einem Eänftigen Lavoifier, entweder aus den chemiſchen Sy⸗ 
ftern weggeworfen, oder ganz anders modificitt mird, md - 
dann mag die fpefulative Naturwiſſenſchaft zufeben, wie 
fie fi) drehet und wendet, damit ihre producirende An⸗ 
ſchauung nicht binter der ptoducitenden Erfabrun 
zurächleibe. Die Natur if fo unendlih mannichfaltig, ni; 
jede einfeitige Spekulation mit derfelben nie wird gleichen 
SHritt halten können; am wenigften diejenige, welche: ſich 
einbifnet, dusch fhre atmſelige dialektiſche Wortſpiele die Nõ⸗ 
tur ſchaffen zu koͤnnen. 


Weaenn dieſe von Ihren fo fpigfindigen ats willkuͤhrlichen 
Ideen aufs Objekt tendirende Naturphiloſophie welter 
um ſich greifen follte : fo würde fie uns in die Zeitdes ehema⸗ 
„Ligen ſcholaſiſſchen Phyſik zuruͤckbringen, welche auch Theorie 
anf Theorie Häufte, und die Natur In. ihre Spekulation 
"zwängte, wie in einem Bette des Proktuſtes. Von dies 
Ffem Uebel, welches Schelling und die Idealiſten feines’ Glei⸗ 
"hen, wieber aͤber die Phyſik und Chemie bringen wollen, bat 
uns Baco eriſet. Es werden aſſo hier ein paar Stellen aus 
Dleſes großen Mannes Werke de augmentis ſeientiarum 
nicht am unrechten Orte ſtehen, da fie ganz genau Auf. ums 
fern neuen eransfcendentalen Idealiſmus paflen: Es moͤch⸗ 
ten fie doch diejenigen wohl erwägen, die wähnen, es Eins 
„ne Zurch bas Ausſpinnen der -bialektifchen. Spinnmeben. der 
neueſten fpekulativen Naturphilofophie eig neues Licht in ‚der 
"Maturforihung, in der PhnHologie, und fogar in der praftis 
Shen Medlein angezündet wetden! er 


vBaco fagt: „Erfi enim' Arifloteles = ( Fichtius, 
Sichellingius, Röjchlaubius) — regnare fe haud tuto 
poſſe putaret, nifäfratres ſuos omnes contrucidajlet ; ta- 
«men iis, "qui non fegnum "rat" mägtfierdun , [ed virita- 


tis inquiffionem atque illwflrationems fibi.proponant, non, . 


goreft non videri ses utilis, diver/as. diver/orum; circa 
‚yerum naturas, opinionss, ſab uno a/pectu intweri. *) 

aa —— Meque 
3, Dieß chaten bisher ale verminftige Ghpfiter und Phlfofos 
pbem ‚Uber die neusten Idealiſten verlangen — 


⸗ 
x , \ 
L ni 


- 


190 Weltweisheit. \ 

Neque tamen ſubeſt /pes, quod veritas aliqua purior 
ex hs aut —— ſperanda ul ode ft. 
Quemadmodum enim eadem phaenomena , iidem ralculi 
et Piolemaei principiis u et Copernici Compe- 
tunt: ita experientia ı/ta vulgaris, qua utimur, atque 
obvia rerum facies, pluribus diverfis iheoriis ſe applica- 
re potefi: ubi ad reffam veritatis indagationem longe 
alia [everitate opus eſt!“ Vaco Ift von der andern Sel⸗ 
te gar nicht gefinne, von der philoſophiſchen Spekulation, von 


der „inquifitio eauſarum formalium et finalium“ ganz abe 


fchrecfen zu wollen. - Er giebt zu: „Inventionem forma- 
rum 6x omnibus feientiae partibus dignifimam efle, quak 
inveftigetur, fi modo fieri pofit, ut reperiantur.“ Er 
fest Hinzu: „Hanc metaphylicae partem defiderari repe- 
rio. Nec mirum; quia illi inguirendi modo, qui hucus- 


que in ufum venit, nunquam in faeculo comparebunt re- 


rum formae.*) Radix autem mali huius, ui « 
omnium, ea eft; quod homines et propere nimis et ni= 
"mis longe, ab experientia et rebus particularibus, cogi- 
tationes ſuas divellere et abflrahere confueverunt, et 
wis meditationibus et argümentationibus fe tobos dede- 
re. **) Dieß letztere iſt es eben, was unfere neueite Nature 
philoſophen in ihren Gruͤbeleyen beftändig thun, und weßhalb 
fie fo wenig die Natur werden erklären können, als fie dies 
ſelbe fchaffen. ven — 


Indeß, ſo lange dieſe Naturphiloſophie ſich nur wit der 
en und Phyſtt beſchaͤfftigt, hat es fo viel nicht zu fagen 5 
dent Ducch die Erfabrung wird Chemie und Phyſik ſchon 
ihren fihern Weg fortgehen , und um defto ficherer, je weni⸗ 
ger fie auf die Gruͤbeleyen der Spekulanten achtet; Ringen 

ne nee dieſe 


dhdasßs bloß durch ihre Kategorieen, d. h. ihre unmaaßgebliche 
- Meinung, das ganze üniverſum Fonftruiret werden fol. 


e) Es iſt dieß feit Bacons Zeiten auch nachher nicht gefchehen, 
und wird eben fd wenig durch den transfcendentalen Ideas 


mus zuwege gebracht werden, worin die Wurzel des Ue⸗ 
bels, die Baco angiebt, die wildeften Schöflinge treibt. 


%®) an f. Baco de augm. feient. Lib, HL Cap. IV. in deu 
Works (London 3720, fol.) Vol, L p. 107 uud 108. 


— 


Weliweisheit. = 79r 


dieſe leere Gruͤbeleyen und Argumentationen werden Bald 


vergeflen werden. Aber da man jest ſchon anfängt, diefe 
willkuͤhrliche, ins Blaue Bineinräfonnirende Naturpbilofophle 
für die einzige Staͤtze der Medicin anzugeben, und dage⸗ 


gen die Erfabrung, worauf doch feit Hippofrates und Sh⸗ 
denham alle vernünftige Aerzte ihre Aufmerkfamkelt haupte ' 


fädhlich richteten, recht ſchnoͤde zu verachten: fo kann, dies 
fes transfcendentat # idealiſtiſche Geſchwaͤtz über die Natur 
‚dem menfhlißjien Sefchlechte wahren Schaden bringen ; denn 
‚das Leben und die Sefundheit ber. Kranken ſteht auf ders 


Spiele. Wie weit hierin ſchon der Unfinn der jungen bdeute _ 


Schen Aerzte gebe, fonderlich derer, die dem Browniſchen Sys 
ſtem ergeben find, und daher am erfien wähnen Pbilofos 
pben zu ſeyn, kann man ſich kaum vorftelen. (Es find 
"viele Beyſpiele vorhanden, mir wollen nur Eins anfüßs 
ren. Wo man es am wenigſten fuchen follte, in D. Juchs 
zu Nürnberg kürzlich erſchienenen Schrift: Europens vors 
‚Züglichfte Bedärfniffe zc., welche von den Surrogate 
Des Baffee handelt £ und den Kaffee aus der Bromnf 
"@rregungstheorte vertheidigt), findet fi am Ende der Bots 
rede folgender finnlofer Ausfpruch: „Ueberhaupt, dächte 


‚nid, wäre es einmal, Zeit, Bey unfeen mebicnifchen Uns 


„terfuchungen den unficbeen Weg unferer ſubjektiven Er⸗ 
„fobrung zn verlaffen. Solange alle unfere Erfabrung 
„auf dem Wege der finnlichen Erkenntniß ju uns gelange 
„— und das muß fie immer — fo lange find wir in Gefahr, 
„uns zu täufchen, und unfere Bernunftichläffe werden da⸗ 
„durch öfter falſch, als fle es feyn Eönnten, wenn wir der 
„reinen Vernunft folgten, und obne Hinfiche auf das, 
„was wir finden, oder bisher, gefunden haben, zuvor ung 
„zu beftimmen getrauten, was wir finden müffen; dem 
„Mathematiker gleich, der unbefümmert um den Quotienter, 


„den er erhalten wird, Schluß an Schluß Fetter, und 


„am Ende feiner Unterfuhungen die erhaltene Summe als 


„abfolur norhivendig anerkennt, fey’s auch, daß feine Dia 


'„monftration dee Meinung, und der geglaubten Erfahrung 


„aller Zeiten zoiderfpräche; die reine Vernunft kann kein 


„ander ⸗ als ein reines Urtheil hervorbringen. Vernunft, 
„an die unſicheren Schritte menſchlicher Erfabrungen 
„gefeflelt, ſtrauchelt auf dem gebahnteſten Wege, und ver⸗ 
„irrt ſich zuletzt in das Land der Widerſpruͤche und eines unbe⸗ 
„ſriedigenden Sfeptiziſmus.“ 


Wehe 


2 Wveleweishei. 


+ ‚ehe ben. arten Kranken In und um Muͤrnberg, wenn 
D. Judy nach Browuiſcher oder gar Brownifch s Schellin- 
giſcher Theorie, von ihm keine Vernunft benahmt, am 
Frankenbette zuvor za beflimmen fi getraut, was er 
‚finden muß; wenn biefer neue ibealiftifche Jatromathema⸗ 
‚titer Schluß an Schluß. kettet, und — „unbekuͤmmert 
„um den Quotienten den er erhalten wird“ — am Ende ſei⸗ 
ner Unterfuhung das. Refultat als abſolut norbwendig - 
‚erkenne! — . Weiche Besbiendung! Sollte Herrn D. Juch 
‚nicht feine gefunde Vernunft fagen, daß Bein Menſch, folglich 
auch kein Arzt seine Vernunft bat, da dieler Begriff eine 
bloße Abfiraktion iſt? Sollte er nicht willen, daß der 
Mathematiker, fobald er die Mathematik anwendet, fobald 
er Wiafchinen baut, Bomben wirft, u. f. w. gar fehr 
fi huͤtet, ẽtwas zu unternefmen, was der Erfahrung 


‚aller Seiten widerſpricht ? 


i Herr Ritter in Jena, ein eifriger Anhänger des trans⸗ 
‚fcendentalen Idealiſmus und des Browniſchen mediciniſchen 
GSyſtems, weiches letztere, wie er und auch Herr Xoͤſchlaub 
In Wuͤrzburg glaubt, durch den deutſchen transſcendentalen 
Idealiſmus ergaͤnzt werden ſoll, will, daß durch beyde die 
Mediein zur Wiſſenſchaft erhoben werde; und dann ſoll 
„fie ganz vollendet ſeyn. Es iſt aber freylich zu erwarten, 
daß das Browniſche Syſtem durch eine auf einen traͤumerl⸗ 
en Idealiſmus, und auf die elendeften willkuͤhrlichen dialektl⸗ 
‚chen Spiele gebaute Naturwiſſenſchaft, ganz werde verdorben 
‚werden, Herr Ritter ſchaͤmt fich nicht gerade wider die Ger . 
- ‚Schichte zu fagen *): „Je relcher man an Erfahrungen wur⸗ 
mde, je ärmer wurde man an eigentlicher nn — 
Alſo Sydenbam ward durch feinen Reichthum an Erfahrun⸗ 
gen aͤrmer on Wiſſenſchaft? Here Ritter wird durch feine 
idealiſtiſche Naturwiſſenſchaft wahrlich Bein Sydenham wer⸗ 
Den! — Und vorher ſagt er, indem er von der. Unzulaͤng⸗ 
‚lichkeit des Doktordiploms redet: „Wo noch Feine Wiſſen⸗ 
y„ſchaft iſt, laͤßt ſie fi nicht verbürgen,“ Ganz recht! 
enn der Doktor nichts weiß, fo hilfe das Diplom nichee. 
‚Aber wird man fich denn für feine abſolute Faͤhigkeit, die Kran⸗ 
Fu .. 8 


+ 


*) Mau f.. Zihtene und Niethammers philoſophiſches Arte - 
nal 1798. 7tes Stuͤg S. 4236. 2372. nn 


;r / 


’ 


Beimeispi. 0 193" 


Een zu Eurieen, verbergen koͤnnen, wenn er mın auch bie 
ganze aus Brown und Schelling zufammengefegte Wiſſen⸗ 
ſchaft — Wiſſenſchaft in Schellingg Verftande — ganz 
im Kopfe Hätte? und nun, wie D. Such, mit vermeinter 


reiner Vernunft Schluß an Schluß Bettete, ohne ih um 


die Erfahrung zu bekuͤmmern? und ſogar das Mefuitat feines 
Sorites für abfolut notbwendig hielte, wenn es auch der 


erfahrung aller Zeiten twiberfpräde? Throrie, undin: 


fofern Miffenfchaft der Mediein, ift immer ba gewefen z aber 
noch nie vorher iſt einem. vernünftigen Arzte eingefallen, eine 
zeine apriorifche Wiflenfchaft der Narar und der Medis 
ein aus der produktiven Anfchauung "des Ichs kon⸗ 
ſtruirt, für die Vollendung der Naturwiſſenſchaft und Medls 


cin auszugeben. Das war dem neuen Zeitalter -vorbchäle” - 


ten, das ſetzt von Jena auszuwandern anfängt, um iu der 
Maturwiſſenſchaft, Medicin und Poefle zu tevolutioniren, 
- zu. reformiren und zu tendiren. Diefe vermeinte hohe Wiſ 
ſJenſchaft dr Schellinge und Ritter, ik doch nichts ale 
eine leere, und noch dazu fehe feltfame Theorie, die, ehe 
fie durch Erfahrung am Krankenbette beftätigt wird, fo 


viel wie nichts für, die Mebicin ſeyn kann, die vielmehr die 


“Köpfe Junger Leute nothwendig verwirren muß, daß fie noch 

. mehr: Krauke aufopfern,, der produftiven Anſchauung zu 
gefallen, Odbgleich ſelbſt Herr Röfchlaub (im erften Stüs 
‚de des IV. Bandes feines Magazins). Herrn Schelling den 
großen Naturphiloſophen neunt, von welchem er erwar⸗ 
tet, die Mebicin. zur Wiſſenſchaft erhoben zu fehen, und 


obgleich, dem Verlaute nach, Herr Schelling Jetzt befliſen 


iſt, in Wuͤrzburg bey Herrn Roͤſchlaub pie Browniſche Medi 
ein zu ſtudiren: ſo ffeße ſich doch, wenn er nun. gleich. die 


gan Wiſſenſchaft der Medicin aus Roͤſchlaubs Heften 
und. 


feinen Spekulationen zufammengefeßt hätte, ſich eben 
nicht verhärgen, er würde fähig ſeyn, Tgend eine ſchwe⸗ 
ve ‚Krankheit fiher zu Euriven, che er Erfabrung era 
worben hätte. Vielmehr wird dad blinde Vertrauen 


auf ein Spftem der. transfeendentalen Arzneywiſſenſchaft, 


als auf eine Tochter der ſpekulativen Schellingiſchen Phpy⸗ 
"Me, meldes gewiß fehr viel -unfiherer ſeyn wird, ais 
die Erfahrung Hensler’3, .oder Selle’s ‚: oder Aufeland’s, 


den größten, Schaden verurſachen, und fehr viele Kranfe-ums 


Leben bringen. 


1* 


— 


. A. D. B. ĩ VI. B. 1. St. Ila Soſt. Mi RE 


— · · 
—3 


— Weltweisheit. 


Nu 1. iſt uͤbrigens ein Sußerfl mageres Heft. Zuerſ 
ſindet man die erſte Haͤlfte von des Herrn Steffens Recen⸗ 


hñon der drey naturpbilofopbifchen Schriften des Gem 


ausgebers, welche derfelbe fo gern in die A. 8.23. wollte⸗ 
elngeruͤckt wiflen, und bloß dieſe Hälfte beträgt fon drey 
‚ganzer Bogen. Wenn man bedenkt, daß Diele ausführliche 
:Btecenflon von einem Schüler des Verfaflers verfaßt, 


und von ihm fuͤr eine berühmte gelebrte Feitung bes 
ſtimmt war; wenn man flieht, wie disfe Schriften mic dem 
plumpſten Lobſpruͤchen (©: s. und fonft noch) belegt worden: 
fo kann man zu der Beſcheidenheit und Unparterlichkeit des Hrn. 
Schellinge kein Vertrauen haben, welcher dieſe lobſudeinde 


Recenſien nicht nur in die A. L. 3. als das Lirtheil kines ums 


parteyiſchen Mecenfenten einfcbleichen wollte; fonbern fie 
nun ſogar in feiner eigenen Schrift abdrucken läßt: Herr 
Fichte *) ſagt von uns, Die wir Gott nicht bloß für eine 
$unere Weilserdnung, fordern für den Schöpfer dee 


Sinnenwelt Halten: „Zn dieſem Syſteme wird (Bott ob⸗ 


„tie Unterlaß gelobt, und geprieſen, wie kein rechtlicher 
„Menſch ſich ſelbſt moͤchte preiſen laſſen“ Ob Herr 
Fichte wohl feinen Freund Schelling, her ſich von ſeinem 
Schüler ſo tuͤchtig preifen läße, und dieſes Preiſen ſelbſt 
veranſtaltet, für einen rechtlichen Menſchen halten mag! 


un folgen die ſchon erwähnten Erlaͤuterungen wider 
Die A. A. zZ. Mr. 2. Diefes, im Grunde, bloß elende gelehr⸗ 
te Rabalen und Klatſcherehen betreffende Geſchwaͤtz, bat. 
fenbar für keine Pbyfiß, fen fie fpekulatio oder emp 
riſch, auch. nür ber, geringften Mugen, und bier werden 
boch an viertebalb Bogen damit verdorben, bloß damit 
bie Eitelkeit des Herausgebers geftreichelt werde. So find 


alſo fon 7& Bogen unnuͤtz! — Hierauf folgt die erfle - 


Hälfte einer allgemeinen Dedultion des Oynamifchen 
Procefies, oder der Kategorien der Pbyfif, von 
Herrn Schelling, das bey weiten das Vorzuͤglichſte in dies. 
ſem Hefte it; aber darin fich freulich die angeführten Expe⸗ 
simente nad dem Raͤſonnemente richten muͤſſen, das die Re⸗ 
ſultate in fie hineintraͤgt; denn die aus feinem “Ich gebolten 
verfehiedenen KIomense der Ronſtruktion, womit Gere 
Schelling den Magnetiſmus und die Elektricitaͤt zu konſirui⸗ 

- i : Ber 


) Man f. dichtens Apeleoie s. 7, 








/ 


Weaſtweisheit. 193 
m ‚meint, find, fo wie die ganze Naturwiſſenſchaſt ud 
ihre. vermeinte Kategorien, nichts als willfübrliche Hyı- 
pothefen ums Jdeenverinbpfungen, woraus wahrlich 
"Bein wahrer Gewinn fär die Phofie zu ſchoͤpfen iſt. Daß 
‚Übrigens Herr Schelling auch ein zuter Hofmaun zu ſeyn 
weiß, beweiſet foigendes S. 123° befindliche recht darbe 
Kompihment, an den in Weimar fa. viel vermoͤgenden rn, 
von Börbe: I ee a 
Es iſt kein geringer Boweis für die Vorsögljchkeit 
‚„Der oynamiſchen Anſicht, daß fie gerade den produk⸗ 
„Iiuften Geiſtern von jeber *) narärlich geweſen iſt. Die 
wAnfiht des Magnetiſmus, welche In dem voranſtehenden $. 
„auf wiſſenſchaftliche Arc abgeleitet rootbeit iſt, war fchon lan⸗ 
„ge auch Die des Dichters, welcher, von den erſten Wie⸗ 
„derklaͤngen der Flasise an, die in feinen fruͤheſten Dich⸗ 
„teriwerden geboͤrt werden, bis zu ber boben Abesiebung. 
„auf die KRunſt, welche er Hi ſpaͤtern Zeiten den erſten 
Maturphaͤnomenen gegeben hat, ih der VNatur, nie 
„etwas andere, Als Die unendliche Sülle ſeiner eigenen. 
„Produktidickt dargeſtellt hat, — Fuͤr ihn floß dus die⸗ 
„fee Betrachtung der VNaiur der einige Quell der Vers 
„fangung, und ibm allein unter allen ſpaͤtern Dichtern 
„der tieuden Zeit war es gegehen, zuerſt wieder zu den Ur⸗ 
„quellen der Poeſie zuruͤck zu gehen, und einen neuen 
„Strom zu oͤffnen, deſſen belebende Kraft das ganze Zeit⸗ 
„alter erfriſcht hat, und die ewige Jugend in der Wiſ⸗ 
„fenfchaft und Kunſt nicht wird ſterben laſſen 5 
Das Ende dleſes Hefts macht eine hoͤchſt hypothetlſche Abs 
handlung des Hin. Steffens über den Grydations⸗ und Des⸗ 
oxydationsproteß der Erde. Die Chemle, wie wir fie durch 
Feuer und Kohlen im Kleinen treiben, und ber Golvaniſmus, wie 
wir denſelben bisher nur noch an Froſchkeulen verſuchen koͤnnen, 
ſo hoͤchſt ſchaͤtzbat beyde find, — ſehr leicht, vhne —— | 
3 


*) Don jeher kann die dyndimifche Anficht wohl ben produftis - 
ven Beittern nicht natauͤrlich gefchienen haben; denn dieje 
Anſicht ift ja erſt ſeit kurzer Zeit erfunden. Uebrigens iſt 
— ul wieder ein Wortſpiel mit dem Worte produciven, Denn 
- wahrlich des Heren v. @öthe Produktionen find etwad ganz 
anders, und viel reelleres, ale bad Produciren ber ganzen. 
» u durch die producirende Anſchauung des Hertn Schel⸗ 
8 | 


x t 


06 . Poeſie. 

‘rang zu falſchen Reſultaten bringen, wenn wir von dem, was fie 
bisher leiſteten, auf die großen chemiſchen Proceſſe in der Ars: 
moſphaͤre, fo wie auch auf die phyoſſologiſchen Proceſſe im 
menſchlichen Körper allju unbehutſam ſchließen wollten. Die 
größten Chemiker ſelbſt gehen viel behntſamer. Bon Alexander 
von aumbold, einem dee ſeltenſten erfinderifchften Köpfe, ges. 
gen den Here Steffens und Herr Schelling gewiß gar nicht 
zu rechnen find, fol, nad einer glaubwärdigen Nachricht. 
Fourcroy, bey der größten Hochachtung file ihn gefage Haben: 

U va trop vire; quand il vivra plus lonpgremps, il voudra, 
beaucoup reculer! . Dieb kann ber: edle einſichtsvolle 
Aumbold auch fehr wohl, werm es einmal nöthig ſeyn fole 
te; denn er ſtuͤtzt fich anf Natur und Wahrheit. Aber der 
dialektiſche Schwaͤtzer Schelling und feine Schäfer Eünnen. 
nicht von ihren ‚elmmaligen Behanptangen. zuruͤckkommen; 
denn fie kündigen im Voraus an, daß ihre Natusphiloſo⸗ 
pbie nie teren kann, weil ja fie in ihrem veinen Ich geſetzt, 
folglich a priori gefunden, folglich nochwendig ſeyn, folglich. 
auf Einmal eine totale Reformation der: Phyſik bewitken 
fol. — Dan findet Übrigens auch in diefer Abhandlung den. 
Esprit de corps) des geheiligten Cirkels, weicher Ach fo gern, . 
wechſelſeitig tomplimentirt. Gleich in den erften Zeilen wird. | 
Kerr Schellng von Herrn Steffens geflifientlich gelobt ; der 
dafüe au Herrn Steffene in einem befondern Vorberichte 
«refftich wieder lobt: re 


' Beraͤuchte da mid | 
Ed beraͤuchte ich dich! . 


Es iſt nur noch übrig, von Mr. 7. dem poetifchen Joura 

‚nal von Kadwig Lied‘, etwas zu fagen, ale von dem zwey⸗ 

ten Theile des Wirkungskreiſes, den Die gebeiligte Verbuͤn⸗ 

Ddung · der zur transſcendentalen Philoſophie uud Kunft vers 
einigten Idealiſten ſich ausgezeichnet hat. 


Herr Ludwig Tieck war vom Anfang feiner literati⸗ | 
ſchen Laufbahn an, ein hoͤchſt unbedentendes Wefen. Er fchrieb | 
allerley Romane, wovon Eeiner Wurzel fallen konnte; fohs 
been jeder in dem Augenblicke verwelkte, da er auflptoßte: | 
Abdallab, eine morgenländifche Erzählung, William Los 
vell in drey Bänden, Peter Leberecht in zwey Dänden, 
Volksmaͤrchen von Peter Leberecht, als da. find: der Xitter 
Blaubartt, der geftiefelre Kater, die fchöne ll 
2 | — un 


| 


Mole 297 


und Braf Peter, die Schildbuͤrger, die fieben Weiber 
"Des Blaubart (von Ihm unter dem Namen Bortlieb SA 
"ber geichrieben, und feiner eigenen werthen Perfon ‚unter 
‘feinem nom de guerte Peter Teberecht zugerignet I, und 
‚was der ſchoͤnen Sachen mehr waren, -die kein Menſch tefen 
‘wollte, und mer fie zu leſen anfieng, bald wieder veraͤchtlich 
wegwarf. Herr Tieck Überfepte auch den Sturm von Shafr 
ſoeare, und fügte dieſer Ueberſetzung eine ſo kahle Abhand⸗ 
fung über Shakſpeare bey, daß ſelbſt in der A. K. Z. Jemand 
(vermuthlich Hr. A. W. Schlegel) zu verſtehen gab, fie waͤre 
doch faſt gar zu ſchlecht. Judeß ſcheint dieſe Ueberfekung die 
Aufmerkſamkele des gedachten Hrn. Schlegel auf gedachten Sen. 
Tieck ‚gezogen zu haben, fo daß er ſich entſchloß, aus ihm et⸗ 
Was zu machen. Und N j 


— incertos fcamnum faceretne Priapum, 
Maluit effe Deum! 


Herr A. W. Schlegel verficherte nämlich ganz unvermuthet, mit 
Nnterſchrift feines Klamens , in dem Intelligenzbtatte der 
4.2. 3., die Befchichte William Kovells, ben welcher 
bisher jedermann gegähnt hatte, der fie von ohngefaͤhr in die 
Hand nahm, ſey ein vortreffliher Originalroman. Herr 


- . Schlegel handelte Hier wie ein Achter transſcendentaler Idea⸗ 


Hit, der allemal in feinen Konſiruktionen von der Idee 
zum Gojekte ſchreitet, wicht umgekehrt. Anftatt von dem 
Dbjekte, den Schriften Ludwig Tiecks, zu der idee forzus - 
ſchreiten, welche man ſich von dee Beſchaffenheit der Talente 
des Verf. zu machen Hätte, gieng et von feiner Idee aus: 
"er fey der Mann, welcher nad Belieben kleine Wichte für 
große Seifter erklären künne, und fo erklärte er, wie ſchon 
gedacht, Seren Ludwig Tieck ploͤtzlich für einen großen 
Dichter. Seitdem iſt dieſer In den gebelllgten Kreis der 
originalen Menſchen eingeführt werben, welche auf der Boͤ⸗ 
be des Zeitalters ſtehen, und es iſt ihm von ben Machtha⸗ 
bern des neuen Zeitältere Vollmacht gegeben worden, Ges 
dichte zu machen; welche aber dennoch ziemlich lahm find, 
ſelbſt auch die Tragoͤdie, Leben und Tod des kleinen 
Rorbläppdsens, und das Trauerfpiel, Acben und Tod 
der heiligen Genoveva, welche Stuͤcke er machte, ba er 
fhon ein Genoffe den neuen Zeitalters war. In bepden 
Trauerſpielen kommt allerley Vieh zum Vorſchein, im Roth» 
kaͤppchen ein Wolf, elu Hund, eine Nachtigall, ein 

53 Kukuk 


i 
4 


ev 


d 


— — 


— 
198 ä Poeſie. A 


Buluß, in der Genoveva eine Girſchkub Durch beyde 
der er ſich zum Shakſpeare des heiligen Kreiſes qualifici⸗ 
gen wollen, ſowohl im Komiſchen als im. Tragiſchen. Denn 


Die Tragödie Rocbkäppchen foll wirklich komiſch fan; wel. 


gbe& aber nicht recht gelingen will, fo wie das Traueripiel Ge⸗ 
poveva wirklich teagifch feyn follz welches auch ſchlecht von 
ftatten gebt. wenn gleich zumeilen darin ein Blick von Sinn 
-ju ſeyg ſchelnt, der aber wie ein Dlig verſchwindet. Denn 
Kerr Tiech ift Im Komiſchen und Tragifchen immer Kudwig 
Wiek. 0.6. ein gar langigelliger Geſelle, deſſen eigenthuͤm— 
liche Geiſtespbyſiognomie Heftändig dem Lefer vor Augen lie⸗ 
gen bleibt. Wenn er fih auch uoch fo ſehr quält, um excen. 
teifch zu ſeyn fo iſt und, bleibt er doch immer der leibhaftige 


‚ tahme Peter Leberecht. Darüber giebt ihm In der Tragödig 


Rorbkäppchen, ein Jaͤger eine fehr heilſame Lehre, die er 
nur recht woht etroägen follte, ehe er kuͤnſtig mehr dichtet: 
Die ganze Welt kann dad nicht mie beine Muͤtze fepn! 

In dem erften Stüde des. poetifchen "Journals iſt 
befindlich 34) Eine Kinleitung. Sin derielben ſtehen aller» 
Hand fhöne Sachen, 4 B. „daß mit den Minnefängern, 
„und Hans Sach die eigentliche Schule der deusfchen Poeten 


„üntergegangen fey.* Seit dans Sachs finder Hr. Lade 


wig Tieck einen einzigen deutſchen Dichter ats Goͤtbe, und iſt 


\ 


fo Beicpetden, wicht einmal ſich felhft au nennen! - Dabey find 
* folgende Zeilen: bemerkerisigerth „ welche 


zugleich, zeigen. daß 


J 


Herr Tieck zu dem heiligen Kreife gehört, und daher aufdeg - 


Boͤhs des Feitalters zu fichen meins, und bei er befliß 
fen {ft, dem Herrn von Goͤthe Aber feinen künftigen uns 


befchreiblihen Einfluß, NB, auf Die Wiffenfchaften, eben 


ſo herzhafte Komplimente zu machen, als Herr Schelling. 
Er ſagt: „Es hat ſich ein 

gen der Eiteratur geregt, und die Wirkgng, die Goͤthe voch 
„in Zukunft durch fein Beyfpiel auf alle Wiſſenſchaften 
nhaben wird, iſt eben fo. gewiß, als. fie fih nicht berech⸗ 
„nen läßt; denn es darf nur. irgendwo Ernſt mig der Ber 


ebeudiger Geiſt in allen Zwei⸗ 


„kenntniß werben: fo entzuͤndet ein großer Geiſt Krenyelt 
„und Enthuſiaſmus weit um fich ber Jetzt ift aber au 
„Die Zeit, in welcher ſich nothwendig die Wideriprüche ver yess _ 


aſchiedenen Partepen und Meinungen am beftigften und ſchneit 


»dendſten zeigen, muͤſſen; die neuere Welt“ — (d.h. die 


nenere Philofgphle und Poeſie) — „wird unter Gchmerzen 
z — „und 


= — — 


= 


„und Beaͤngſtigung Ihrer Durter, der alten. Seit, an das 


„Eiche geboren. 


A m 


Kpkrieeleis! 
3) Deiefe aber W. Shakfpeare, In ſofern fie. 


7 8) Die neue Zeit, ein Gedicht, welches ber. eben ges 


’ Poefie. | 199 


dachten Geburt der neueften Philoſophie, und beſouders der 


neueſten Poeße geroidmer If. Da fieht Herr Tieck im Geiſte 


viel Schönes, wie es ihm und den Seinigen Fünftig ergehen 


wird. Er weillagt unter andern 3 - 


ie ftaunt der Erdkreis od den längft verfannten, 
Sie grüßen fi, nun iſt die Welt erſt ihr, 
., Die Menſchen alle fühlen fich Giganten. . 


Shakſpearen angehen, ganz im Tone und Gehalte von Ken. 
Tiecks ehemaliger Abhandlung über Shakſpeares Sturm; 


nur find diefe Briefe noch uneridfich viel weitichwelfiger. Der 


Herr Verf. ſchreibt an einen lieben Freund alerley unter 


einander: von feinen ©pazierritten, von einem Marſonet⸗ 


tenſpiel die Hoͤllenbraut, vom Hannswurſt, vpn einem 
Manne im braunen mit Treſſen beſetzten Rock, der ſehr ge⸗ 
gen das Soabzgraben eingenommen mar, u. dergl m, — 


alles in Briefen über WO. Shaffpeare, worin faft nichts 


von Opatfp ven vorkommt. Das man dem lieben Freunde, 
dem * ſo wie Hrn. Tieck, mittelmaͤßiges Geſchwaͤtz ge⸗ 


faͤllt, ſobald es von Freunden kommt, recht lieb geweſen ſeyn; 


aber ſolch ſades Zeug haͤtte nicht gedruckt werden ſollen: denn 
allen andern Leſern iſt das Gaͤhnen allzunahe gelegt. a” 


4) Der neue Zerkules am Scheidewege, eine 
Parodie. In Knittelverſen. Der Autor, Herr Tieck, ſitzt 


in dieſer Parodie in feiner Stube, und läßt allerley Pers 


fonen vor ſich erfcheinen,, die Feder ihr. Geſetzchen Kuittelverfe 
berfagen ‚und von dem Autor wieder ihr Klebelaͤppchen hin: 
nehmen. Und mas das Kübfchefte ift, fie fprechen afle über den 
Heren Autor. Sogar erkheint ihm KAeffings Beift, und 

richt — gerade fo, wie — Ludwig Tieck. Natuͤrlich! 


= 


ſp 
denn es kann ſich Niemand über feinen Geſichtskreis erheben: 


Tieck nicht zu Leſſingen. Goͤthe kaͤßt einmal Dahrdten 
von ſeinem Neuen Teſtamente ſagen. 


Da kam mie a Gebanf’ von ungefähr ; ; 
So redt ich, wenn Ih Chriftus wärl, _ ee: 
Mg.» Uebri⸗ 


fetig m werden wollen. Sie lautet folgmdärgeftald: 


208808Poarſue. 


Uebtigens ſollen dieſe Rukktelverfe ſatyriſch ſeyn. Wenn Hr. 


Ludwig Tieck, in Profa und in. Verfen mit feiner Armuch 
ein wenig wirthſchaftete, wenn er die ſechs ober fieben leidli— 


dhen Binfälte in diefen Anittelverfen auf drey oder vier Seiten 


| "zu fagen gewußt Hätte: fo möchten fie fich allenfalls kefen (af 


fen. Aber er bat die lahme Dichtung 21a Selten lang ges 
dehnt. Nun unterlaffe das Baͤhnen wer kann! Am Ende 
erf&eint der wahre Rubm, ernſthaft ſprechend, nicht im 
Kuittelverfen „.foudern, sole es einer vornehmen Perfon ges 
vaͤhrt, in fünffüßigen Jamben, und Herr Tief ſtuͤrtzt 
in die Knie. Here Tieck wird ſich als Dichter fegr kubeen 
muͤſſen, wenn ihm je der wahre Rubm erſcheinen fol. Der 
Ruhm, welcher ſolchen Herren auf ihrer Stube erfcheint, 


afiegt nit der wahre zu ſeyn, und reicht auch nicht aus ber 


Stube beraus. 


5) Ueber Die mytbologifchen Dichtungen * In⸗ 
dier, von einem Herrn, der ſich Fr. Majer unterſchreibt, 


an ſeine Alwina. Das gewoͤhnlichſte und gemeinſte, was et⸗ 
wa jemand einfallen mag, der das bekannte orlentalifche 


Schauſpiel Sakfontala eben in die Hand bekam. 


au Probe bie erfie Strophe: 
O wunderfüßes ang; heilig Weſen 
.. Der ewigen Geſaͤng 
Die ſchon in jeder Trnirtnen Bruſt erwachen! 


Wie leicht mag der vom herben Schmerz gene 
In aller Freuden Fülle, ® > 


Dem hold die Muſen aus dem Auge lachen? , 
Sich felber 


i achen 
Sind rn ftet8 Die nie verlofchnen Siammen, 
Und ſtreben froh zufammen: 
ao wenn fle noch verborgen fich entzuͤnden, 
Soll ſchon des Sehers Auge fie verfünden- 


Herr Se. Schlegel ſoll fonft oft feinen Freunden geffagt Bas 
Ben, dag er, der einen fo poetifhen Bruder bat, keine Ges 
dichte machen koͤnne. Er bat es nun aber doch, wie man 
Meht, invito Apolline verfuchen wollen, Er muß gewaltig 
dabey geſtoͤhnt haben, und ihm iſt gewiß dabey viel aͤngſtli⸗ 
cher zu Muthe geweſen, als ber alten Zeit, ‚indem bie 
neuere Welt geboren wird. Das fieht man auch an ber leke 
tern doppelt fihwerfältigen Strophe, die nit einmal hat ganz 


Erfin« 


6) An Ritter, von Fr. Schlegel. Ein Gedicht. 


— — — — — 


Noeſfe. 201 

Erſtuder zaudern Inge >. 

et —* den. 8* die ſel yen Schmerzen trafen, 
Die tief im Weltall ſchlafen! | 


Weß muthig Serz ſchon fühlt ‚propber'fche Qualen, 
Sieht bald ſein Haupt in heilem Lorbeer ſtrahlen. 


Man glaubt ein Voͤgelchen zu ſehen, dem Bley om Halſe 
haͤngt, das gern fliegen möchte und kaum flattern kann. (Bes 


quaͤlt har fih Herr Se. Schlegel bey diefen Reimen, das . 
mierkt man! Im Weltall rief fchlafende felige Schmer⸗ 


3en, welche einen Dichter tief treffen?! Wie überfinntih . . 


muß Herr Fr. Schlegel gefiöhnt haben, bis er ein, ſolches 


tieffinniefes Concerto herausbrachte: — 
7) Das iingfle Bericht, Kine Viſton. Im Trau⸗ 


” 


mie gemacht, und ‚für den Gchlaf der Lefer. berechnet. Die 


Biſton betrifft allerhand Leute, denen etwa Keren Tiecke 
Gedichte nicht mögen gefallen Haben, und die daher ihm audy 
nicht gefallen. Weit er nun beym Schlafengehen an dieſes 
Mipfallen mag gedacht habens fo hat er fogar davon ge⸗ 


8) Erklaͤrung, die allgemein⸗ Llteraturʒeitung 


vetreffend. Herr Ludwig Tieck erklärt naͤmlich, er wolle, 
. nunmehr nicht. die Ueberſetzung des Shakſpeare von A. W. 


-... 


Schlegel in der 4.2, 3. recenſiten, „well es ihm Hr. Schuͤtz, 
nach feinem Gefühle, unmoͤglich gemacht hat, im Bache der 
„schönen Kuͤnſte in die A. 8.8. Recenfionen einzufenden,“ 
Eine fehr unnorbige Erklaͤrung! Es verſteht ſich ja von felbft, - 
dag Ludwig Tieck, nacden fein Here und Schöpfer A. 
W. Schlegel von der A. 2. 3, abgegangen iſt, dabey nicht 


‚bleiden Eann. Dee Schatten verſchwindet mic dem Römer! 


Auch verſteht ih wohl, daß nunmehr die Nedaktoren der 


3.2.3. von L. Tieck weder Recenfionen verlangen, uch ans 


nebmen werden, wozu fie fhon, tie man aus Nr. 3 fie" 
bet, vorher eben tjicht wiel Neigung fcheinen gehabt zu har 
ben.. Doch fen es damit wie es wolle, wozu foll darüber eis, 
ne öffentliche Erklaͤrung geſchehen? Es konnte allenfalls den 


Redaktoren, und auch vielleicht einigen Lefern der A. L. 3. 


nicht gleichgültig ſeyn, 06.3. 00, Schlegel an der A. 3." 
ferner Autheil nehme oder nichts 06 es gleich eine zlemlihe _ 
Portion Eitelkeit und Eleinlihen Widerwillen anzeigte, daß — 


‚er fo feyerlich” und mit ſolchen ſeltſamen Beſchuldigungen ur 


eine öffentliche Erklärung Ka ar davon anjeigte. 
= Zur We 


En 


Abe, 


. ha . Be 
: - 
® 





20 . PPoeſie. 


Aber, wor in aller Welt kann das Geringke daran gelegen 
ſeyn, zu wiſſen, ob Kudwig Tieck, der Vater von lauter 
todtgebornen Geiſteskindern, an irgend einem literariſchen 


Werke Antheil nimmt oder nicht! 


Das zweyte Städt. So mager und unintereffane nun 
auch das erfie Stuͤck des poetifchen Journals if: fo hat 
doch Herr Tied Mittel gefunden, das 3weyte Stuͤck noch 
— su machen. Sechs Siebentheile bes Raumes 
nimmt ein: 1) Epicoene, oder das ſtumme Maͤdchen 
ein Luſtſpiel des Ben Johnſon. Alſo ſchon ſo fruͤh ſol⸗ 
len Ueberſetzungen in dieſer ſchalen Sammlung die Luͤcken⸗ 
bäßer ſeyn! Wer einigermaaßen Ben Johnſon und dag ſtei⸗ 
fe Weſen feines Luſtſpiele kennt, Bann ſich leicht vorſtellen. 
weich, eine langweilige Leſerey dieſe Ueberſezung if. Die 
wenigen uͤbrigen Blaͤtter werden ausgefuͤllt, durch: 2) Brie⸗ 
fe über W. Sbakſpare. Es iſt nur Ein Brief von em, 
Tieck, und zwar wieder an den bewußten lieben Sreund, 
Den Anfang macht ein abermaliges Bedauern, daß Hanse. 
wurft und Zipperle nicht. mehr da find, und er bezeugt 
Hoffnung/ daß fie in einer andern Geſtalt wieder erfcheinen 
werden, womit er auf feine eigenien Pasodieen und fein ro⸗ 
sbes Käppchen zu zielen ſcheint denn an fich ſelbſt deuke 
der gute Dann immer zuerſt. Hernach wird berichten, „dah 
„man Diderot und Kefling als die Erfinder und Einrichten 
„unfers. gegenwärtigen, haͤuslichen, natürlichen, empfindfan - 
‚„men, kleinlichen, und durchaus anchearralifchen Tbearera 
„unfehben muß.“ Dadurch fol dena num das Suchen nach 


r der Vatur eutſtanden ſeyn, wornach die jegigen theattall⸗ 


ſchen Dichter, ſagt Herr Tieck, „ſich nicht verdrießen laſſen, 
„Kuͤche, Keller, Boden, Wohn⸗und Viſſten⸗Stube gu durch⸗ 
„forſchen, auch das menſchliche Herz belauren.“ Aber, ſetzt 
er hinzu: „Dieß wird aufhören“ — denn — „die Eoloß 

„lale Natur,“ (vermuthlich doch Im der karve der heiligen Ge⸗ 
noveva, oder der ſchoͤnen Magelone, oder dee großen Chri⸗ 
ſtophs,) — „ſteht hinter ihnen, und ſchaut ihnen mit einer 
„Mine zu, von der man nicht fagen kann, ob fie Bedauern 
„ober Spott ausdtuͤckt!“ Ja fſreylich! Man kann überhaupt 
vie ſagen, mas die koloſſale Natur des Herrn Tied ous⸗ 

druͤcken will; daß er aber weder ein Diderot noqh ein Loſ⸗ 

fing iſt, damit Hat es feine gute Richtigkelt! 


en | immer 





Poeſie. 203 

AImmer haben mir bisher noch nichts im dieſem Briefe 
über X. Shakſpeare; aber nun giebt uns Herr T. einen 
ganz neuen Gedanken. Fa if Bekannt, daß zu ©hakfpearg. 

- Seiten auf den engl. Theatern alle weibliche Charaktere, von 
- Jungen Männern vorgeftellt wurden. Dieb ift Herrn Tied 
tin Grund zu glauben: „daß das Schaufpiel und die darſtel. 
„ienne Zunft zu jener Zeit weit groͤßer müße ausgeüßt 
„worden fepn, als in unfern Tagen. Den Zufdiauern blieb uns 
„aufbdrlih Ver Benuß der Nachahmung; file konnten nie 
mgellöet werden, und alle die falſche Delikateſſe, die Pris 
„derie, die iwmer wiedte unſittlich wich, fielen von let 
oiveg, Außerdem aber war der Genug ein Kunſtgenuß, 
„Statt, dag bey una. die Weiber dis Weiber in Betrachtung 
„tommen, daß fie nach. ihren Organen, Zräften, Talen 


„ten und Manieren jeden Charakter modeln,“ — Cnäme 


lich jeden weiblichen Charakter, welche falfche Delikarerfa 
nvaͤmlich von den fegigen Schaufpieleriunen fehr unrecht ange 
wendet if, und. allen Henuß der Nachahmung und Kunſt⸗ 
genuß ſtoͤren muß!) —um nur zu gefallen, woraus. 
„auch entſtonden iſt, daB bey uns Dichter fhr die Oder jene 
'„Rerfon Rollen und. Otuͤcke erfunden haben, &— (eine hoͤchſt⸗ 
laue Bemerkung } denn wenn eine Welberrolle dur einen 
Juͤngling geſpielt wird: fo kann ja Fein Dichter für ibn 
eine Rolle oder Stüd etfinden, damit er fich Darin vorzüge 
lich zeigen und gefallen moͤgel) — „um Be in allen Atti. 

„ihoen zu präfentiren,. und {be Geiegenheit zu geben, ſich 

„wie ein Juſtrument unter den Haͤnden eines geſchickten Bixtuns 
fen auszufpielen.“ Wir haben ung die Mühe nit verduiefe - 
fen laſſen, dieſe ganze Stelſe abzufchreiben, um eine Probe 
des feltenen Scharffinne zu geben, womit Herz Tieck kuͤnf⸗ 
tig den Shakſpeare kommentlren wird, Mer außer ihm haͤt⸗ 
te aus dem kleinen Umſtande, daß zu Shaflpeare’s Zeiten die 
Weiberrollen von Juͤnglingen vorgeftelt wurden, fo ganz, 
ı neue Bolgen ziehen Können! Und er eröffnet dadurch auch 
ganz neue wichtige Ausfichten auf andere Theater. Wir bee 
‚greifen nun mit einem Male, warum auf den Opern⸗ 
tbeatern in Rom, und auf den Bühnen in den Jeſuiter⸗ 
ſchulen die darſtellende Bunft weit größer Ift, als auf 
den fonft fo berühmten Theatern zu Paris und Kondom. 
Niemand bat fogar dieß hisher glauben wollen; aber nune 
mehr iſt kein Zweifel, daß es fo ſeyn muß, da auf jenen bie 
Welberrollen duch Juͤnglinge vorgeſtellt werden, und. er 
s ü J— alle 


x 


4 


z - "Marke Oktavhände, Hert Brink oder. Here Venter fordert 


« 
x ! 


209 Poeſie. ee 


atte falſche Delikateſſe wegfaͤllt. Da Herrn Tieds auf hie 
koloflale Natur berechnetes Trauerfpiel Benoveog gewiß. 
auf allen deutſchen Theatern naͤchſtens muß gefpiele werden : 
fo wird er auch unfehlbar dafür forgen, — um nicht den Kunſe⸗ 
genuß zu vermindern, — daß man nice etwa die Rofe der 
beitigen Benavava, aus Prüderie von einem Frauenzimmer 
darftclen laſſe; befonders aber muß er beforgt feyn, daß bie 
Hirſchkub, weiche er an der Hand der heiligen Genoveva, 
Ir einer. hoͤchſt beweglichen Scene auf dem Theater erfcheinen 
äßt, gewiß durch einen jungen Spießer vorgeflellt werde; 
denn Hett Tieck If ein Dichter, der viel zu ſehr Ins Große 
zu zeichnen gewohnt iſt, als baß er, unfern untheatrali⸗ 
fchen Diderotfihen und Keflingfchen Theatern zu Liebe, _ 
die Scene ausdrädtih Für die Hirſchkub follte erfunden 
baden, um fie in allen Attituͤden zu präfentiren. 


Nun kommt der sweyte Brief, welchen Herr Tieck an 
fich fhreiben läßt. Er enthaͤlt das Lod des Luflfplels: Das _ 
fftumme Mädchen von Ben FJohnfon; deffen Ueberfetkung 
vorn zu leſen iſt; und zwar laͤßt er fih auffordern die b:uytw. 
fächlichften Städe Jobnfans zu Äberfegen, und man denke 
“einmal warum? — welt ſie ein indirekter Kommentar 
zum Shakſpeare ſeyn follen! — Was doch der forgfältige 

—* nicht alles für Shaffpeare thun will! Er will ung ei⸗ 
ven direkten Kommentar über den Sbakſpears llefern, vol⸗ 
ler ganz nagelneuer Entdeckungen, wovon wis unſern Leſern 
eben eine fo ſchöͤne Probe gegeben haben, und nun will er 
auch moch durch die Meberfegung des Ben Johnfon einen 
indireften Kemmentar hinzuchun; und alsdann vermuthlich 
auch noch einen direkten Kommentar Über den indirekten 
Kommentar; deun, mer kann ziveifeln, daß Kerr Tieck mit 
feiner Shakſpeariſchen Divinationsgabe auch im Ben Jobn» 
on entdecken wird, was ſonſt kein Menfch darin fand. Der 
Brief, worin er fich zu dieſer Ueberſetzung auffordern, und 

das von ihm ſchon uͤberſetzte ſtumme Mädchen fo ſchlau oben 
laͤßt, iſt unterſchrieben: „Ihr Freund, Kritik.“ Aber Kritik 
iſt wahrlich nicht in ſolcher Aufforderung, vielleicht wäre der 
Brief charakteriſtiſcher unterſchrieben: „She Freund, In- 
 „genii Largitor.“ — Denn Den Johnſons Werke machen 
Inder alten Ausgabe einen tuͤchtigen Folianten ans," und in 
Der neuen ſchon fehr raten Ausgabe des Whalley fieben 


zwar 


J 


\ 


% \ 


A de Porfie, 405 


zwar Huren Tieck nur: auf, fieben bauptfächliche Stuͤcke 
von Johuſon zu uͤberſetzen; aber zum indirekten Kommen» 
tar ift.jo jedes von defien Stoͤcken baupsfächlich, und l'ap · 
it vient en mangeant! Sondetlich, wenn man dergleichen. 
Baupıfächliche Städt, ‚mögen fie nun Reif und langmels 
lig ſeyn oder nicht, er Ind poetiſche Journal einrädt, und 
fie hernach beſonders zuſammendruckt, find Re doppelt Direkt 
brauchbar, ee 
Nun folgen noch unter der Aufichrife Erinnerung und 
Ermunterung: 3) Zwanzig Sonnette, jedes an einen, 
guten Sreund Herrn Tiecks gerichtet. Daß auch an A. 
W. Schlegel und Se. Schlegel, an jeden eins gerichtet 
IR, und daß Ihnen geweiſſagt wird, daß fie bald große 
Dinge ausrichten meiden, verfteht ſich. Man metkt wohl, 
daß Herr Tieck feine guten Freunde anf ganz neue Art loben 
will; (zu Herrn Fr. Schlegel fagt er: „Du bift Das reine. 
zorn'ge Kiebesfener!) außerdem aber And diefe Sonnette 
Verſuche, ſich In ſchwerem Reimgeklingel zu Üben, dem ſich 
dann allerley fo vlel moͤglich weithergebolte Gedanken und 
fremde Worte anpaſſen muͤſſen, fo gut fie köͤnnen. Zum 
Beweſſe wollen wir das Sonnet an ben oben ©. 170. erwaͤhm 
ten Seren Bernhardi herfegen , worin Here Tieck fehe weit 
ausholt, um den armen Dann darüber zu tröften, daß jetzt 
Niemand deffen Bambocciaden Hat Iefen. mögen s aber ihm 


auch weiſſagt, daB es künftig beffer werden wird: ' 5 


Schwer hängen an der Welt⸗Uhr bie Gewichte, 
Und treiben fie doch langſam nur zum Gange, 
So mande Tugend geht bey und im Schwanger Zr 
Do ſtehn wir und nur felber ſtets im Lichte. 


Die Menfchbeit fchreitet fort, und manchem Wicte 
Wird bey den vielen Widerſpruͤchen bange, . 
Faſt jeder fragt, wohin er denn gelange, 
Und zweifelt immerdar au dem Berichte, 
¶Du lachſt ob allen dieſen etnften Poſſen, 
Laͤßeſt den Wagen unbekuͤmmert fahren, 
Und glaubſt, er werde wo die Fracht abladep. 
Noch werden fie auf ſtein'gem Weg zerſtoßen 
Abſteigend lieben ſie in — rerſtoß — 
Den freyen Stun, bie heitern Bambocciaden. 


Es iſt gewiß ein guter Troſt gegen das Uebel, daß es mit dem 
Beyſall der Bambocciaden langfam seht; da ſoſeg I 


7 
® 


— 


— 


J 


206 | | Poeſie. | 


Welt⸗Ubr die Belt nur langſam zum Gange treiben kann, 
und daß die Menſchbeit erſt fortſchreiten muß, ehe die 
Werte eines Mannes Bepfall finden kͤnnen, der, wie wie 
eben gedruckt Idfen , ein Schwager Heren Dies iſt. Das 
ben merkt man, daß Herrn Lied das Verfificiren noch ſehr 
ſauer ankommt, und befönbers daß Zr den rechten Weg zum 
Sonnetmachen noch nicht gefunden bat, To daf Reime und 


L 


Gedanken auf ſeinem ſtein gen — ſehe zerſtoßen wer⸗ 


den. In dem zoflen Sonnet ſcheint er batuͤber einen An: 
fal von Selbferkenntniß befoinmen zu haben‘ Cr fage: 
Noch wii mit nicht die Melodie genuͤgen, 

Es iſt als fehlen mir noch Aarmonien. FR 
Ja freylich, fo iſt es! Aber daruͤder kuͤmmert ſich der gute 
Herr Tieck fo ſehr, bag er ſich in eben dem Sonnet den Ted 
wuͤnſcht. Ex ſagt: en 

JG ahnde was den Nißklang wird beſiegen, 

Das iſt es, wonach alle Wuͤnſche ziehen, 

‚Dem Tode zu Das tiefe ew'ge Sehnen. a 
Das iſt zu vielt Warum wid er denn gleich lecken? de 
darf ja ur weder Verfe machen, noch feine Zeit mit einen 


fo ſchalen poetiſchen Journal verderben. Wir wuͤnſches, er 


** 


moge noch leben, und feinen Kräften gemaͤß, etwas Naͤtzliche⸗ 


ne. 


tes vornehmen! · | 
Ah Corydod; Corydon, guda tè dementie cepie! 
Quin tu aliquid, ſaltem potius quorum indiger uſus, 
Viminibus miollique paras detexere junco! 


Weltweisheit. 
Praktiſche Seelenlehre für Prediger, von D. Jo⸗ 
hann Gottlieb Muͤnch, Prof, der. Philoſophie 
du Altdorf. - Cüftes Baͤndchen Kegensburg, 


bey Montag und Weiß: 1800. 190 Seiten 8. 


168. | 


Unter Seelenlehre für Prediger derfteht der Verfaſſer ale 


diejenigen @eelenerfcheinungen, deren Bemerkung oder 
Vernachlaͤßigung Einfluß har anf die gluͤckliche er = 
. ' 


Wr.$h, . = 


\ » ı 5 ; j 
Weltweisheitt. 2807 


niger gluͤckliche Führung des chriſtlichen Lehramtes. Die 
Periode, in welcher wir leben, iſt für dergleichen Unterſu⸗ 
= dungen befönders geeignet. Der Geelforger, welcher bey . 
bem iminer heller leuchtenden Lichte der Aufklärung, mit dee 
Liebe zu feinem (hönen Berufe, die noͤthige und immer nöchis 
N werdende Menſchenkenntniß verbindet, bat von den 
te Zeichen der Zeit nichts. für feine Wirkſamkeit anf 
- ändere, und fuͤr die Zufriedenheit mit feiner Lage zu befuͤrch 
ten; während der Mann mit beim tönenden Erze und der 
Hlingenden Schelle, über den Verfall feines Standes, über 
Afterieligiow, Naturalismus, Vernünftelen, ic. bittere, aber 
meiſtens ſelbſt mitverfchuldete Klagen führt. Warum find 
jener Geweiheten nach ſo wenige, die den fittlihen Zuſtand 
‚ihrer Gemeinden allein ins Auge fallen, und nach dem Geis 
fe der Sittenlehre und dem Beyſpiele des Unterrichtes Jeſu 
darauf a wirken ſuchen? Weil fie den Boden hicht kennen, 
auf weichem fie ſaͤen, und die Frucht nicht zu ſichten wiſſen, 
dlie fie ausſtreuen. Daher hauptlaͤchlich die aͤrmliche Rupf⸗ 
. indie, daher die Dornen und Diſteln, daher ‚die ewigen 
Klagen Aber Sietenloflgkeit, Religionsverfall und die bamit 
verbundene Verachtung des Predigerſtandes. Die menfchlis 
be Natur mit. ihren unzähligen Abfufungen und Weränder 
tigen, die Dilderbibel der Erfahrung, ſollte darum -unfern 
jungen Theologen beftändig analyſirt und interpretirt werden, 
und das, Studium des Menfchen das wichtigfte in ihtem 
"ganzen künftigen eben bleiben: ine forofältige Zergliede⸗ 
rund der auffallendften Erſcheinungen des Geiſtes und Her⸗ 
zens; oͤſtere Unterſuchungen uͤber Neize und Reiz ertegende 


J 


Gegenſtonde; verſchiedene Erregbarkeit bey männlichen und - ' 
weiblichen Charakteren, bey einer geblloeten, weniger gebild⸗ 


ten und ganz rohen Klaſſe, in den Jahten des Juͤuglinge⸗ 
Mannes: und Sreifenalters; Wirken der. religlöfen Gegen⸗ 
’ Mände Auf ein: feineres oder arößeres Nervenſoſtem, auf dem 
Menſchen im gefünden und Eranfen Zuftande, Einfluß des 
reltgiäfen Cultus anf die Sinnlichkeit, und durch dieſe auf die 
Leitung des Willens; Einfluß diefes Cultus auf die ſchon 
‚feeyeren Vernunſtblicke in, die Seele des Andächtigen, des 
Schiammernden, und mögliche Erklärung des geiftigen 
Sclummers, reilgiöfe Entſchuldigungen des Suͤnders vor 
dem Tribunal bes Gewiſſens; befondere Anwendungen bie 
bliſcher ©tellen zut Erregung oder Dämpfung wilder Leiden⸗ 
fünften, u. f ww. ‚tiefere. Unterſachungen alleh dieſet * | 
; | 2 n» 


208 ö Weltweisheit. 
ſtaͤnde mäffen auf eine Menge Klugheltsregeln Ieften, berem 


Anwendung dem Amte eines Seelforgers eben fo viele Wir - 


famfeit, als durch diefe auch Achtung verfchaffen wuͤrde. 
Kurz, ein Prediger kann in feinem Amte den beabfichtigten 
Mugen nicht fliften, wenn er den Gegenſtand nicht Eennt, 
den er.zu behandeln hat, und eben ſo wenig die Mittel recht 
anzumenden-weiß, die fo verfchieden wicken, dem einen lin 
dernder Dalfam, dem andern Dagegen Gift ſeyn konnen. 
Wie mit den Körperarzte, fo auch mit dem Seelenarzte !“ 
Die Paraliele wird feltene Ausnahmen finden. Die Ges 
lenlehre follte darum jeden Theologen Höchft wichtig, und 

der Deytrag zur Bearbeitaäng biefes Feldes, das unftreitig 
reifere Früchte bringe, und verdaulichere Speiſe liefert, als 
‚ fo manche Phisofophente unferer Tage, ihm ſehr willkommen 


n. 

So ſey es ihm denn auch der Beytrag der vor uns lie⸗ 
genden Schrift, die von den eben beruͤhrten, und in der 
Einleitung nod weiter entwickelten Punkten ausgeht, und 
die fhägbarften Refultate zur Befoͤrderung des ehrenvollen 
Bernfs eines Predigers liefert. : Sie hilft die, freulich oft 
wahre, Beſchuldigung widerkegen, daß fih der Profefloe 
die Menſchen auf feinem Katheder und innerhalb feiner Stu⸗ 
dirſtube ganz anderg denke, als fie in der Wirklichkeit wären. 
Sie zeugt vielmehr von fortgefegter, genauer und unbefanges 
ner Beobachtung der Menſchen in mehreren Lagen, Staͤn⸗ 
den, Altern, uf. w. und eben daher find die Hierauf gegrüns- 

“ deren Regeln fo treffend und anwendbar. | ; 
Der Plan der Schrift ift kürzlich folgender: Erſter Abs 
fehnitt, erſte Abtheilung, über die Geſundheit der Seele. 
Zweyte Abtheilung, Gefundheit in reflgiofer Hinſicht. 
Sweyter Abfchnitt: pſychologiſche Erſcheinungen Im gefunden 
reltgidfen Zuftande. Dritter Abſchnitt, Nefaltate und - 
nothwendige Klugheltsregein aus diefen Erfcheinnngen. (So 
natuͤrlich einem-jeden Lofer diefer Ideengang erfcheinen wird, 
um zu dem Ziefe der Ryſultate zu gelangen; fo wird doch 
mancher mit dem Rec. wuͤnſchen, daß es dem Verf. gefällig 
geweſen fepn möchte, den Plan des Ganzen hier vorzuzeich⸗ 
nen, weil man alsdann das, was diefer Theil davon enthält, 

‚ in mehrerer Haltung und Tendenz betrachtet haben würde.) 
In der erfien Abtbeilung des erſten Abfchnittes 
macht er zu Bedingungen der. Seelengeſundheit und Seelen⸗ 
wirtfamfeigis) Geſundheit der Organe, amd weder — 

— Se 1 





| Weleweilshtit. 209 
noch geſchwaͤchte, ſondern natuͤrliche Retzempfaͤnglichtolt derſel⸗ 
ben, ein freyes Reeeptwitaͤtsvermoͤgen des aͤußeren Sianeg; 
2). Abwechſeimg und Adkufung der Reize; 3) ein feſter ſut⸗ 
licher Charakter. Diefe letzte Bedingung ſcheint nicht zu jeder 

Petiode. der Organifatten, z. ©. des Knaben, des reifenden 
Jantzlings, ı..zu paflen; von welchen man die moraliſche 
Bildung nicht fordern könme,.die man mit Hecht von dem 
Manne erwarte, Vielmehr/ könnte man denken, wer (für 
ne Lage, fuͤt feine. Berhältniffe, binlängliche Klugheit bes 

be, er bediene fich erfanfıwer oder unerlaubter Mittel, wenz 
nur von Wäberlegung: und richtigem Gebrouche feiner See⸗ 

| — zeugten, gebe ſchen Beweiſe von, Geſundheit der 

eele. Allein dieß kann man nur Beweiſe von Seelenthaͤ⸗ 
tigkeit nennen. Vieimehr fo wie der Phoſiolog erſt das aus 

den Geſetzen des Lebens Reſaltirende, Geſundheit des Körpers 
niennet 5.fo kann der Pfycholeg: vollkorumene Ausbildung und 
Dbaͤtigkeit unſeder geiſtigen und vorzuͤglich fittlichen ‚Anlagen, 

erſt Befundheit der Seele nenwen. — Ferner koͤnnte mon 

. tanken, daß hier der Verf mit Detretung des Oebietes der 

Maoral, ch außer der ESphaͤre det P ie befindes 

aber die Seelenlehre als die vettraute Begleiterinn da Moral, _ 

‚> Bearbeiter keinen fremdartigen Stoff, wenn ſir Eifeheinung 

in der moraliſchen Weilt ſammlet und verbindet, und -d 
Methodenlehre der Moral ig ja ganz piychuicgiicd ,: und muß 
‚es ſeyn, wenn fie ihren Zweck erreichen will. Das Nefukat 
diefer-seften Abtheilung iftz ·Det Mann ‚bet ben ‚allen feis 
nen Defchäfften vernünftige Neberlegung zeigt, deu feinem gw 

ten' Herzen die:nöihige Lebensklughtit beſitzt, nud feinen mim 
raliſchen and weltbuͤrgerlichen Charakter, auf dem. Poften, 

den er bekleidet, wenn auch nicht immer — nicht in allen 

Lagen und Verhaͤltniſſen — doch gewoͤhnlich behauptet, ben 

veiſet Geſundheit ver Sreliiee.. 
ve. Ine der zweyten Abtbeilung des erſten Abſchnitteß 
nennt der Vetf. Geſundheit in veligiöfer Hinſicht: berhaupt 


den Cinflußkees Glaudens an ein hohes uͤnſichtbares Weſen⸗ 
auf Geſinnungen und Handlungen; es habe ihn nun Furcht 


vder Liebe, zu dieſem Weſen hervorgebrachtz es habe daflelie 


feinen Willen ſtreng gefangen genommen, oder nut eine beſſee 
Entſchließung befoördert; es heiße die Religionsurkunde daß - 
A. oder N. T., Zenbaveſta oder Koran, ſpreche in Mythen 

der Sleichniffen ,. oder" ohne allen diefen Schmuck; es kom⸗ 
RA. D. B.LVI.B. u0 St. 11. xſt. DD... m 





f 


- 


\ 
l 


me die Stimme gerade aus den Wollen ober uns dem Muss 
"Be eines Propheten von det Gottheit begeiſtert. Geſundhelt 
in religibfer chriſtlicher Hinſicht aber nennt der Verf: den 
Seiſt der Lehre Jeſu in Sefinnungen und Handiungen, 


nicht den bloßen Buchſtaben, der toͤdtet / ſowohl in dem Vers 


‚bältniffe‘ als Lehrer, als aud als Zuhörer; dankdares Arte 


- penfen an den Stifter, Liebe zu.dem Schöpfer, den er vom 


inner fo ſchoͤnen Seite gezeigt hat, Veweis bieler Liebe durch 


Achtung und WBefolgung ‚feiner Gebote, (Recon. hätte‘ 
gewänfcht , daß ſich der Verf. zu mehrerer Dentlichkeit der ges 
‚meinten Sache ſelbſt, wentger Areng an die blldlichen Aus⸗ 

drüde Geſundbeit und Krankheit gehalten haben möchte, ) 

3 - ” 


Der ʒweyte Abſclmitt fefert die vſhcholegiſchen rs 


cheinn⸗ n im gefunden religioͤſen Zuſtande, und zwar in ber 


= on Bouer und Gürger, als, an.den hoͤbetn Ständen; im der - 


erften Abebeilung die allgemeinen Erſcheinungen, ſowohl 
zmeyten Abtbeilung die beſondern Erfcheinungen, und da 


F Lirben dann folgende. Gemaͤlde aufgeſtellt: der maraliſche 


Mann, der kluge Bauer, der kluge Buͤrger, der fromme 


Bauer, der Fromme Bürger, der Seömmler, der. Bigorte; 
"and in der öritten Abtheilung die auffallenden Abweichun⸗ 


gen am andern Geſchlechte. (Alle Charaktere ſind nach. dem 
Leben gezeichnet, und die Charalterzuͤge, ‘die ben ihrer Reich⸗ 


daltigkeit keines Auszuges fähig find, werden nicht Blog ame 
. gegebens ſondern es wird auch unterfucht, worin. fie ihren 


Srund baten. : Der Inhalt der dritten Abtheilung Härte 
Abrigens wohl logikaliſch richtiger im die erfte und zweyte Abs 


zheltung , denen: logiich richtig keine Dritte beygeſelt werden 


Ekann, versheilet werden mögen. ) © 


.r . ‘ * — 


BE nicht don ſophiſtiſchen Kuͤnſten die. Rede, um der, nach 


einiger Starten Meinung, ſich aufloͤſenden Rellgionsgeſell⸗ 


ſchaft zu helfen; nicht von kuͤnſtlichen Banden, die, wie man . 


fagt, triumpbirende Vernunft; wieder unter den Gehorſam 


des Glaubens zu bringen; es Find- vielmehr Winke eines aufs: 
merkſamen Beobachters, die herrliche Lehre. vor Mißver— 


ſtaͤndniſſen zu ſichern, und von einem Prunfe zu entkleiden, 


Sen der. Boden“ nothivendig machte, . und die finnlichen Be⸗ 


Der dricke Abſchnitt endlich enthält de Reſultate und. 
nothwendigen Kiuäheitsregeln aus jenen Erſcheinungen. Hier 


j duͤrfniſſe ihrer erften Schuͤler. ran . Der allgemein — ⸗ 
N R F re Mar - =. Mans‘. 


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ben Rtagen über Srreligtofität und Sittenverderb, die Buche 


Beliweisheit. "ar 


Wringelirtagidſer Thaͤtigteit, die immer Täuter ſich erfebend 


fktabentheologie einer niedern Klaſſe, die verderbliche Halbe 
gelehrfamkeit einer mittlern, und die Ueberverfeinerung ei⸗ 


der hoͤhern aM, “ohne praftiihe Nuͤtzlichkeit; kurz der, 
Mangetan 

ſteptiſchen Frage: wie? iſt vielleicht Diefe Lehre nicht fuͤr uns 
ſere Zeiten geeignet? hat fie ihten Wirkungskreis geendigt, 


bie ſo vlele ältere Syſteme? war fie bloß deſchaffen für den 


Dr, für die Menſchen, Er fie entfiand? Nachdem Bd 
Verf. diefe Frage mit D. Sch 

geniehre Jeſu, &. 426) dahin beantwortet hat, daß das 
Chriſtenthum durch feirie innere Wahrheit und Bernunftmäfs 


figkeit uneeſchuͤtterlich ſey; fo leiter er aus dem Mangel‘. 


"riftlicher Seundfäge im Handeln das Reſultat ber: daß 
die bisherige religiöfe Bildung noch Feiner totalen 
Veränderung des Syſtems bedhrfe, und daß dieſes 


eligion fowohl, als Moralltaͤt, verleiten zu der 


er 
mid (Über den Geiſt der Sit ⸗ 


fhr unfere Zeiten noch foallgemeine und notbwendige,. 


Xoabrheiten, predige, als für dig älteren. Da ferner, 
dir feinere und die mittlere Kaffe von der Geiſteshoͤhe noch. 
zu weit entſernt find, in den Ausiprüchen der Wernunft die 
Gottheit zu reſpektiren, ünd die 'niedere Klaſſe von der Hei⸗ 
ligkeit ihres Syſtems zu eingenommen iſt, daß ſie es nicht 
für Hochverrath Halten follte, Gott wo anders als in der 
.. Bibel zu ſuchen; fo ſtellt dee Verf, die Kiugheitsregel aufs 
noch ilt gänzliches Reformiren zu fruͤhe; darum ſtuͤr⸗ 
ze nicht um, bis Pu einen Grund haft, dein fehönes 
res Bebäude darauf zu hen. Da endlich aus. den 
verſchiedenen, in allen Klaſſen gemachten Beobachtungen, 
deutlich erhellet, daß das chriſtliche Religionsſyſtem no uns 
endlichen Mißverſtaͤndniſſen qusgeſetzt ſey; fo raͤth ber Verf. 
den Grund dieſer Mißverffaͤndniſſe zu unterſuchen, 


und ibn zu heben. Nach dieſen allgemeinen Bemerkun - 
gen wendet ſich der Verf. zu den drey oben erwähnten einzel⸗ 


Ben Klaſſen der Menſchen: des Bauers, des Bürgers und 
ge gebilderern Stände, und leitet aus der obigen Charabte⸗ 
eiſtik derſelben, totederum verfchiedene Nefultate für den Re⸗ 


Hgionsiehrer her. Wir wollen nur einiger erwähnen: „Ders " 


a 
Rn 


mieide überhaupt die Sprache der Bibel ſo viel als möglich 


In deinen Vorträgen, und fuche dir den Geiſt der Lehre ber 


Biel zur Norm zu machen." — Das was dur die Wun⸗ 


der zu bewirken war, HE bewirkt; urgire ‚fie nimmer fo oft, . | 
J ODO auicht 


—F A 2 f 
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| F Fe 
u23 Weltmgisfeit: 
nicht Immer mis. ben. namlichen Worten? ba af anders 
fruchtbarere Mittel in den Händen. Lafle bir.cs nicht din 
foilen, fle dieſer Klaſſe nehmen zu wollen, oder natürlich zu 
erklären; du mirft verdächtig, oder erreichſt du auch dein 
bficht , fo nimmg du ben beiten Grtundſaͤtzen 
und Wirkſamkeit,“ u.f.w. (Wie haͤtten übrigens dieſen 
und andern Refulsaten theils nähere Beſtimmungen gewuͤnſcht, 
um feheinbaren Widerſpruͤchen deſto mehr auszuweichen) 
theils ein nähsres, wenn wir _fagen dürfen, bomilesiichee 
Detall, um dadurch deſto praftifcher zu werden... Außerdem 
ſcheint uns der Verf. zu viel auf den Grundſatz zu halten, 
daß der Prediger nar immer Fondefcendiren mäfles woher 
dann die zur beſtaͤndigen geiſtigen und ſittlichen Vervollkomm⸗ 
nung beftimmte Menſchheit immer auf derfelben niedrigen 
©tufe ſtehen —— daß er ſich nur herablaſſen ſoll, um 


berauf zu holen.) 


Dieſer kleinen · Maͤngel ungeachtet, _ empfeblen toir dieſe 
Schrift allen Predigern recht angelegentlih.. Sie werden 
daraus, nach Berſchiedenheit ihrer Lage, bald dieſe bald jene 


Alugheitstegel hernehmen koͤnnen, wodurch die Wirkſamkeit 


ihres Amtes noch mehr beſoͤrdert wird. 
— ge — Mi. 


| Ma the matie - 

Der buͤrgerliche Baumeiſter, ober Verſuch einen Line 

terrichts Fir Bauluſtige, Vierter Theil, welcher‘ 
im erſten Bande neue Ideen, die zur Anlage ei⸗ 
ner neuen Vorſtadt anwendbar find, nebſt der Er⸗ 
klarung aller. zu einem großen ‘und. zwey fleinern- - 
« Gebäuden erforderlichen Riffe, imgleichen die Das 

ta zu einem Baureglement, und eine zufällige Idee 
‚ über den Chauffeebau; im zwenten und. dritten 
.. Bande ben Verſuch einer möglichft vollftändigen, 

hiſtoriſch⸗kritiſchen und praftifchen Abhandlung: 

aber die Theorie und Anmwendimg — 


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nn Me: 213 


—, Ahkaaet, nebſt Geſchichte des Vaues ſeibſt und 


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Mergleichung der verfchiedenen Bauarten unter 
. einander, und im vierten Bande die dazu gehoͤri⸗ 
gen Kupfertafeln Tab. J.bis XCII. enthaͤſt. Ente 


worfen von Ge, Chr. Schmidt, Herzogl. Gothai- 


ſchem Vorſteher Amtsverweſer. Gotha, mit 
Repherſchen Schriften. Fol. 1799. 


Dieſes she den Seren Verfaſſer muͤhevolle jedoch Tobends 


werthe, und ſowohl für den Veifaſſer ſelbſt, als für die Kaͤu⸗ 
fer Eoftbare, doch gemeinnäßige, und in mancher Abficht, 


‚wenn es erft ganz da feyn wird, in feiner Art einzige Werk, 


mahet fih nun feiner Vollendung. In der Oftermefle 1799 
erhielten wir Die an bem dritten Theile noch fehlenden Terxtess 


und Kupfers Hefte, Den vierten Theil, nach dem bier im The 
tel angezeigten Inhalte, vollſtaͤndig auch zu liefern, war dem 


‚Ken. Verf. nicht möglich getwefen; zumal da er ſich über die 


ſicht der Koften am vorkheilbafteften ſey? Den Schuß macht 


Lehre vom Bauanſchlage und deffen Verfertigung fo augs 
fuͤhrlich verbreiten wollte, als bis jeßt noch nirgend geſchehen 
iſt. Er gab ung daher nurden erften und den vierten Bank, 
wovon der letzte zwar noch micht alle 92 verſprochene Kupfer- 


entbielt,- weil fie von den Künftlern noch nicht hatten gefere - 


tiget merden koͤnnenz die aber doch nach einigen Monate 
vollſtaͤndig nachgeliefert wurden. Der erſte Band’ enthält 
unun jum eiſten Abſchaitte erſt eine Einleitung Über die Anlo⸗ 
ge nener Vorſtaͤdte; giebt dann 7 Plane zu freyſtehenden Ge⸗ 
äuden, die theils zur Anlage einer neuen Voritadt In Bere 
bindung, theils auch einzeln Bier und da angewendet werden 
Tonnen. Es find theils größere, theils Kleineve, zur Bewoh⸗ 


. ug hald Yiner, bald mehreren, Famllien eingerichtete Gebaͤu⸗ 


de... Disfen fol ein Entwurf.zu einem geoßen Gebaͤude eis 
a Vorſtadt, wobey gezeiget iſt, wie es bey gleichem Innern 
Gelaß entweder tief In Balken, oder auch mehr in die Länge 
gezogen, gebanet werden konne, um zu zeigen, welches in Abs 


ein Plan zu einem eingebaueten Stadthauſe, fomohl wenn , 


es ya Steinen, als wenn es von Scheerwaͤnden erbauet wer⸗ 
den f6Q; un auch hier den Unterſchied der Koſten zu ‚zeigen, 
Dieſe 19 Dane find nun noch durch eben ſolche Reduktion, 
alo der Verf. in den vor —— zu deſto groͤßerer By — 
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14 | " | Malhematik. 


barkelt der Entwuͤrfe voraenommen dar, bie auf 13 venmehrt 


worden. Der zweyte Abſchnitt dieſes erſten Bandes giebt 
einen etwanigen Entwurf zu einem Baureglement fuͤr Mit⸗ 


telſtaͤdte, und eine zufällige Idee von der Vervollkommnung 


"des Chauffeebaues. Die Kupfer des vierten Bandes find 
mit vieler Gorgfalt. von dem Herrn Verf. gezeichnet, und 
meiftens auch eben fo fauber geflochen worden. Die Menge 


derfelßen märe freplich zu bloßen, au nachahmungsfaͤhigen | 


Ideen nicht noͤthig geweſen. "Weil aber zu einem ausfährkis 
Sen. Anfchlage wannichſaltige Riffe, auch von-einzelng er Thels 
ten eines Gebäudes, erfordert werden, und des Hr. Vetf. drey 
Gebaͤude defonders dazu beſtimmt hatte, einen fo genau, als 
‚möglich, verfaßten Bauanſchlage zur Grundlage zu dienen, 
und auch an ihnen die Ausführumg ‚des Baues ſelbſt zu jeir 


gen: fo hat er es auch zu diefem Zweck an belehrenden Zeich⸗ 


nungen nicht fehlen laſſen. Welt Verlangen fiehet ec. den 
noch fehlenden beyden Bänden entgegen; bie, ‚nach dem, wat 
der H. Verf. vorläufig davon hat bekannt werden iaſſen, allen 
„Bauluſtigen ſowohl, als jungen BDaukuͤnſtlern ein koſtbares 

Geſchenk ſeyn werden; welche auch dem Verf. die darauf mit 


Gefahr feiner Sefundheit verwandte große nie: ‚genug 


werben verdanken tonnen. 


* 


Sammlang möglicher Auffge und. Nachrichten, die 


. Baufunft berreffend, für angehende Baumeiſter und 
Freunde der Architeciur. Herausgegeben von meh⸗ 
reren Mitgliedern ‚des Koͤnigl. Preuſſ. Oberbaude⸗ 
partements. Jahrgang 1799: Erſter "Band, 


mit Kupfern. Berflin,'auf Koſten ber Heraus 


geber und gedruckt bey Unger, 15. gr. 4. Brunn 


ter Band, ‚gedruckt bey. Dan. El gr. 4 2. 


486. 


4 


— on dieſer etwas verfpäteten Zortſehung finden — ir * 


fien Bande acht eigenthämliche Abhandlungen. . 1) Ve 


be toskaniſche Bauart nach Vitruv von dem Senna, ©) Hirt. 


tostu⸗ 


17. &bfönlıne d des 4. Bugs redet Vitruv don 
| niſchen 


— — —- * 


1 Lj ... 
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. Mathematik, ne 315. 


iſchen Verhaltniſſen der Tempel, und im 5. Abſchniete bes 6. 


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Buchs: kommt -eine Beſchreibung ber toskaniſchen Höfe vor. 
In beyden Stellen find bie Ausleger und Uecherſetzer uͤber 
manche Ausdruͤcke fehe verfchledener Meinung; toelches wohl 
überhaupt bey diefem Schrififteller kein Wunder iſt, wo der 


Text durch keine Zeichnung verfländlich gemacht, und dazu fo - 


T 


häufig, entftellt I; daher denn jeder Erklaͤrer feine Seen 


- zum Grunde fegt. Anch die neueſte deutſche Heberfeßung von 


Aug. Rode ift nicht völlle nad) dem Sinne des Hrn. H. ober 
gleich ſonſt der Ueberſetzung, wie billig, alles Lob errheiler, 
und behauptet, doß fie mir Fleiß und Scharfſinn bearbeite 
ſey. Er giebt alfo hier feine Vorſtellung, und erläutert fie. 
"durch eine Zeichnung, die, bey dem toskaniichen Tempel, . 
größtentheils darauf beruhet, daß er glaubt: das Wort — 
antae — muͤge nicht, wie Mode «8 Überfeßet, durch Eck⸗ 
wandpfeiler, fondern durch eine vortretende Mauer mit 
einem XOandpfeiler gegeben werden. Dieb bringe‘ denn 
‚alleedings in den Entrourf einen weſentlichen Unterſchied vom 
der Vorftellung des Hrn. Rode hervor. Die uͤbtigen Einrich⸗ 
tungen und Erklärungen, ſowohl bey dem Tempel als toska⸗ 
niſchen Hofe, muß man ſelbſt nachſehen. 2) Üeber 'unvors 
hergefehene Unfälle bey Coupirung der Deichdurchbräche, von 
Hrn. G. Oberbau R. Riebel 6.4, "Als 1785 der am aı, 
April im Netz ⸗Wall bey dem Dorfe Belig entſtandene Durch⸗ 
bruch edupirt ward, und die Arbeit fchon vollender zu feyn 
ſchlen, entſtand plöglich wieder ein Auftiß, wobey Strudel . 
binter dern Coupirungswerk ungeheure Städten Torferbe, mir 
Yahzen Eichen und Elfen von 70 his «0 Fuß, mit vieken Ae⸗ 
ſten heraus warfen, und eine Deffmung ı ı Stuchen breit mach⸗ 


“ ten, wodurch det Strom weit fürchterlicher ſtuͤrzte, als zuvor. 


3) Verſuche mitdem Steomquadranten, In Beziehung auf 
die Geſchwindigkeit des Fluͤſſe, nebſt Vergleichung der Theo⸗ 
rie mit dieſen Erfahrungen, v. Hrn. G. OberbauR. Eitelwein— 
Hr. E. hat durch geſchickt angeſtellte und mit der Theorie 
verglichene Verſuche gefunden, daß man mit einem Strom⸗ 


quadranten die Geſchwindigkeit des flieſſenden Waſſers gleich 


.an dee Überfläche mit aller derlenigen Genaufgteir aus⸗ 
meffen koͤnne, die In praktiichen Bällen erforderte wird... Man 
bediener fih dazu eines.hölzernen Quadranten, im Salbmeh - 
fer bis auf 12 Rheinl. Zolle, und 3 Kugeln, eine von Elfen⸗ 


bein zu den Eteinen Geſchwindigkeiten, und die beyden andern 
— O 4 von 


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> 7* 


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216. ' Diadgemait. — 


von Zinn obet. Meſng (hohl) zu groͤßern Grlacindigtel. 
ten. Und man ua ‚die Geſchwladigkeit aus der Formel 


= 33,609 m. r tang. & ) wo p und q He ſpeciſi⸗ 


fen Gewichte der Lupe in det Eufe und in dem Woſer des 1 
euten. 1: 


H Beſchrelbung des neuen Eructehurnit, fo am Aus⸗ 
fluß des Curiſchen Hafes zu Memel auf dernörblichen Spitze 
erbauet worden, und bez Einrichtung ber Neverbe'te s Spiegel 
zur re um die Stärke des Lichts Zu vermehren, von 
Hrn. ©. Kriegs R. Lilienthal. Diefer Leuchtthutm ſteht auf 
“einer, über dem Waſſerſpiegel der Oftfee, 35 Fuß hohen Berg» 

kuppe; iff won der Gohle des Berges bis zu feiner äugerfien 
Spitze 76 Fuß hoch. ‚Die Erleuchtung wird bewitkt vermit⸗ 
telſt 6 großer und 4 kleiner parabolifher Hohlſpiegel, wozu 
nech eine doppelte Patentlampe und 3 ordinalte Lichte kem 

i nn Das Licht, das.diefe Erleuchtung. bervorbrinat, i ik — 
reits von verſchiedenen Schiffern auf ı3 engfifche Meilen | 
efehen worden, und erfheinst in der Entfernung einer Meiz 
kin der Groͤße des Mondes, wenn er in ber Eipferne ſtehet. 





a 


. A Ungefähte Beſchrelbung und Zeichnung von einem 
. ‚effentlichen Armen s und. Arbeitshaufe, v. Hrn. Direkt. Stus 
henrauch. Ein Entwurf, der befonders in Ruͤckſicht der Feue⸗ 


zung und Innern Commpnicatipn ng ber EEE bei | 


Architekten empfiehlet. 


6) Siſtoriſch⸗ techniſche Veſchtelbung der Koͤnigl. Sa⸗ 
fine Königsborn bey Unna, v. Hrn. Bauinfpector Rollmann, 
Jetzt nur erſt eine kurze Sefchichte, weldjer künftig der — F 

niſche Betrieb, die Gebaͤude und. Maſchinen folgen teilen, mit 
genauen Zeichnungen und Berechnungen. begleitet. . 


7) Beytrag zu den Anleitungen, mie getrockneten Luſt⸗ 
zlegein zu bauen, und insbeſondere uͤber die Verbindung der 
rontmauern von gebrannten Steinen mit den innern Schei⸗ 
dewaͤnden von Luftziegeln, v. Hrn. Baurath Friederici. Der 
Zweck iſt, zu zeigen, daß die Bauart mit Luftziegeln zwar 


— nicht ganz ſo qut, wie die mit gebrannten Ziegeln Io aber 
R doch mit Nutzen gebraucht werden koͤnne; wenn nut bey Dem 


Such durch Kunft und ————— das erſetzet nn 


17) 


ee — Mechemotik .m 
an. was.den Sufßeinen.an 8 tie aueh ib ven 


% 


giebt Hr. Fr. die noͤthigen Vorſcht 
8) Beſchtelbung des nz Bagatell bey — 


8 Hin. Prof. Gilly. Die Anlade dieſes Gebäudes iſi über. 
. haupt eine der ſchoͤnſten in Ihrer Art; und das Gan — 
uar 


ver unſtreitig zu den beſten Werfen der neuern ſranz. 
Es kani ſowobl in dei Anordnung ſelbſt, wie and in-Rü 


- Fiht auf den Geſchmack, zu einem ehr vortsefftichen Dufteg 


dienen. Dabey iſt uͤhrigens noch durch Nettigkeit und Sor 
falt der Ausführung in jeder Art der hoͤchſte Grad von Voll 


kommenheit erreicht, der um fo mehr Bewunderung verdies - 


st, da dieſes Werk’ in einer unglaublichen Geſchwindigkeit, 
in 6 Wochen naͤmlich, entworfen und vollendet worden. * 


Unter den. vermiſchten Nachrichten begreift. Nr. 1. eine 
Werlditigung -riner —— wegen der Bruͤcke uͤber 
den Rhein bey Schaſhau und der über den Limat bey 


VBaden ; auch Beantwortung einiger dieſer —— 


—2R Fragen, ev. Oberbau R. Gi 


Di: 2%. Kurze — architektobiſchen uͤnd literaͤti⸗ 
Aber Inhalts, — Anjzeige einer Erfindung aus Warfhau: 


‚ Pfähle: auf‘ eine leichte Art einzutammen, ‚und Fluͤſſe und 


Ströme zu verbeßern. — BVotfchlag. aus Leipzig, fih deg 


Lehms anſtagt bes Kalks bey Mauern zu bedienen. — Vem 
Gebrauch des Torfs beym Bauen in Oſtfriesland. — Ver· 


gleichnng der verſchiedenen Bauart zwwehher Biuͤcken in Par 
tie. — Ueber das Alter einiger REES MID FEANGEN. Sim. 
‚Nat, gedachten Hen. Oil en 


Endlic enthalten die Anzeigen: - eine Okscenfign van nw 


Grafen v.. Podewils Ueberſetzung des: John — Ab 
Handlung über das Auscrocknen der Sumpf ;- auch eine Nach⸗ 


richt des Hrn. Gilly, warum die Fottfegung feiner Darftels 


tung des Land⸗ und Wafferbaues in Pommern noch etwas 
undgefegt worden. - Noch at die Titeloignette Diefis Bandzs Ä 
Ju vemerken, die eine ganz neue hefondie ar — ae Be 
ſers in — — Rmceraxe u e 


24 


ö fenfhaften jur. allgemeinen Theilnahme. 


si. Machemotik. 


Aſſaͤtzen and Nachtichten, die Baukunſt betreffend. — Con 
fieyet der Drud dem Üingerfchen nicht nad: «Der eigenthinm⸗ 
ilchen Abhandlungen find eilf an ber. Zahl... 


1) Einige Sedanfen über die Nothwendigkeit, bie ver⸗ 
ſchiedenen Theile der Baukunſt in wiſſenſchaftlicher und prak⸗ 
eifeber Hinficht moͤglichſt zu vereinigen. (Der Verſaſſer If 
nicht genannt.) Empfiehlt die Baufunſt, nach ihrem aus⸗ 
gedehnteſten Begriffe, ſammt allen mit ihr nahe oder ferne ver⸗ 
ſchwiſterten, oder in ſienũtzlich eingreifenden Kuͤnſten und Wiſ⸗ 


Bi 


0) Sendſchreiven, betreffend die Abhandlung des Sen, 
Soft. Hirt über die ‚toskanlfche Bauart, nach BODEN | 
Hrn Kabinets R. Node, 


5) Antwert-auf dieſes Sendſchreiben, v. Sen, Se, 
Hirt. Obgleich Herr Node dom. Herrn Hirt in einigen Stüs 
den Recht giebt, fo vertheidiger ed doch in den meiften feine lies 

Berfeßung. und Vorftelungsart, die .er nun: auch durch einen 
Mi. vom toskaniſchen Tempel ſowohl als Hofe erläutert, und . 
ſucht fie durch neue Gruͤnde zu erhärten. Indeſſen bleibt 
Hr. H. in der- Antwort auch bey ſelner Meinung. Es if 


‚alfo, wie gewöhntich, durch dieſen Streit nichts ausgemacht, - 


und es bleibenoch einem Dritten aufbehalten, ob er eine gluͤck⸗ 
‚ liche Vereinigung Beyder werde finden Eönnen? 1 Necenfene 
muß indeſſen geftehen, daß Ihm die — des Hrn. u. 
viel Uebergeroicht zu haben ſcheinen. 


® 9) Nachricht von der Erychtung der Koͤnigl Daueta 
demie zu Berlin, v. Hrn. Eitelwein. Das ungemein Nuͤtz⸗ 
liche dieſes Inſtituts wird jedem aus dieſer Nachricht einleuch⸗ 
ten; und es kann nicht fehlen, daß aus dieſer muſterhaften 
Einrichtung dem Staate alcht ſollten diele m... Sub⸗ 
jekte geogen werden. 


H) Ueber Borfäläge zu — ineer⸗ — 
Fahrt, v. Sen. Gly. Sa derallgemeinen Zeitung vom 
27. Oct. 1799 findet ſich «ine -meitiäuftige und mit vielem 
Lobe verbundene Anzeige des von dem Engländer Fulton in 
ſeinem Traktar von WBerbefferung: der’ Kandte aufgeftellten 
— —— bloß kleine Kanaͤle andulegenn, und ſtatt der’ ges 
öhnlichen Saleuſen die dohreuge * eine — * 





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Machematik. a9 


Minetie üben Ft hlegende Bläcen Tortgufhäffen welches aie 
eine ganz neue fehr naͤtzliche uhd brauchbare Erfindung anger . 


‚geben wird. Dagegen zeiget nun Dr. Sy, daß das Bulk 
tonſche Projekt weder neu noch allgemein brauchbar, ſondern 
mut mit manchen Aucnahnn einuführen fen. Feen 


"°6) Weltreibung der Böbrniicen Zirgelbeteranbelt, m - | 


“ Sen. Otubentaub, Da, wo das Ziegeldecten ein eigenes 


agelerntes Handwerk ift, werden die Dächer‘ weit beffer und 
dauerhafter, als man fle an andern Orten finder. Es wärs 
alfo wohl zu wuͤnſchen, daß dieß Gewerbe auch Durchgehends, 
und befonders auf dem Lande, eingeführt würde. ni: 


2) Beſchtelbung zweher Braus umd Bteunerehen, als 


F ein Verfuch, die. Groͤße ſolcher Gebaͤude aus der jaͤhrllchen 
onſumtion und nah dem Ertragsanſchlage zu beſfimmen, 


vorn Hrn, Buſch. Um — Regeln zu abſtrahiren, 
find bier zuwoͤrderſt zwey wirklich vorhandene Brauereven gu 
nau beſchrieben, woraus künftig die herzuleitenden Schluͤſſe 
gezogen werden ſollen. | — 


) Nachtrag zu der Abhandlung Über die vortheilhafte⸗ 
ſte Form der gedruckten Gewölbe aus drey Kreisbogen. Jahr⸗ 
gang’ 1798, zweyter Theil, v. Hrn. Prof. Gruͤſon. Enthaͤlt 
einige Verbefferungen und Zufäge zu dem vorigen, und ein 
paar nene Auflöfungen. — 
Ueber die Natur des Kalkſteins, v. Hrn. Simon. 
Es fell in drey Abſchnitten gehandelt werden: von dem na⸗ 
türlichen ‚Vorkommen des Kaltſteins und feinen phufiiden 
Eigenfchaften, — yon den Deſtandtheilen des Kallſteins und _ 


- feinem chemiſchen Verhalten, von der feinen tefpeftiven 


Cigenkiaften angernefenen Bentung. Dir 48 mar ek De | 


" 26) Weber die Anwendung des Lehms beym Mauern, 
v. Hen. Slliy. Es bleibt dabey, daß man nicht Bruchſtei⸗ 
ze eder gebrannee Zieget mit Lehm; wohl aber einſtoͤckige Ge⸗ 
daͤude say; von Lehm auf dem Lande dauerhaft auffuͤhren koͤn⸗ 
ne. * aber auch nach dem Vorſchlage des Hrn. Steiner ge⸗ 
woͤlbte Dächer, Befonders auch von Lehmziegeln einzuführen, 


daran iſt aus manden Gruͤnden noch zu zweifela. 
19) Deſhreibung des Landfigeh Kincy, unweit Da, Ä 
Be u. F ie 


/ 


—* — | Mespemundit. | 
Hm. Piel iin. - Ein Seie⸗utrack zu dam. im 
Staͤck diefer Sammlung beſchriebenen Bagatelle. — 
fegung wird kuͤnftig nachfolgen. Hier iſt beſonders bie Be⸗ 
ſchreibung eines herrlichen Saols zu. bewetken, ber: zus Auf⸗ 
bewahrung der Milch dient, und defien Innere Anficht «in 


beygefuͤgtes Kupfer zeigt; fo wie die Titewignette eine 


ESchweitʒer Meyerey zu Riney. 


Die vermiſchten Nachrichten dieſes Sta⸗ find: 1) Bes 
ſchreibung einer Auftage die Schriften der Architekten Zabag- 
‚Jia und de Orme betreffend; v. Hen. Stliy. =) Nochricht 


von der Abttagung eines Thurms, (aus Nr. ısı9.He6 Redak⸗ . 


teurs vom 9. Thermidor des 7. Jahres der Republick, über 


- 


> fest son Billy). 3) Bemerkungen über die Anroendiig des 


„Zeuersé als Ventilaror in Schaufpielhäufeen, ze. v. Cadet de . 


“ Waux (aus det Decade philofoph. Hit. et poſit. Mr. 27. 
Ri 7. uͤberſetzt von Zittelmann. Die Anzeigen enthalten 
{ 


eßmaͤl 5 Recenfionen. Uebrigens entichuldigen bie Hercus⸗ 


Heber den - bisherigen langfamen und unregelmäßigen Gang 
dieſer Schrift, woran größtentheils die Langfarhfelt des 

| ds Schuld geweſen d; und verfprechen, daß künftig zur 
Dſter⸗ und Michaelis, Mefle allemal ein Band. in jedem 
Jahrgange erfcheinen fol. Zugjeich erfuchen fie einheimifche 
und auswärtige Architekten um Beytraͤge, wofür fie ein 
angemefienes Honorar zu entrichten ſich nicht entziehen wer⸗ 
den. Den Beptrag fendet man an ben Aſſeſſor Zittelmann. 
ar Ä ag " = je ©} 


Botanik 


rg 


— 


Ericarum icones et deleriptiones, auctore Joanne 


. Chriflophoro Wendland. . Fafeicul. IP -V. Ab- 


bildung und.Befchreibung der Heiden, 4—$. 


-- Heft. Hannover, bey..den Gebrüdern, Hahn, 
1799. Jedes Heft enthaͤlt 6 Rupfertafeln illumi⸗ 


virt und 14 Seiten Beſchreibung 4 


Von folgenden Heiden liefert He. Wendland in Seyden Sf, 


“sen die Abblidungen und dentſcher Voſchteibungen: — 
—— | umbel- 


— 


un — 
J . Detail. 440 


umbellatz; caliculata, mocofe, tubifloray eruenta, eon- 
: Ipieua, pyramidalis, lanata, multiflora ngipedicella, 
- dilcolor,"pubefcens villofa, einperrifolia, ' ' | 


* 
a ‘ x . & 
” , F B ° 
ee g. 
x [2 


Aphorfiimen tiber die Gewächskunde, zum Ge: 
brauch meiner Vorlefungen mit befonderer Rück. 
‚Sieht -auf die. Lehrfätze. meines Vaters, entwors 
fen xvn Roman, Adolph. Hedwig, Leipzig,.in 
det Sthäferfchep Buchhandlung, 1800. 8 Bog. 8. 
en BB 


Does Hlettie Werk entfpricht der Auffchrift und dem Zwecke 
des Verf. vollkommen. Bey der Erklärung, welche der Verf, 
darüber von fich gegeben"hat, wuͤrde es 'umgpredgtifenn,, Aber 
manche darin beruͤhrte Gegenſtaͤnde nähere Exfättterung zu 
verlangen. Der Beppeis, daß die Pflaumen‘ Einpfindung; 
und gar willkuͤhrliche Bewegung Gaben, "Hürfte dem’ Verf. 
wohhl etwas ſchwer werden, - Die Radices bulboſas würden 
.... wir doch nicht Emanetfürmig nennen, überhaupt Bedenken 
° tagen, ben Umrerſchled berfelben von andern: bloß: in- der - 
Spalt zu ſuchen; audi. Me" palmärae nicht durchaus eben? 
. „fo wenig: bie praemorfas zu den Enofifbemigen zählen. Ob . 
es vichtig ausgedruͤckt iſt, wenn der Ber: $. 175 ſagt: Die 
nach einem’ gewiffen feftgeferzten Metkuml eingerichtete‘ 
Kenntnils heilst zuch bey den Gewächfen ein Syſtem 
einæ Richt/chuur , möchten wir zweifeln; eben fo, wenn der’ 
-Berf. $.:176 fagt: Obrdie natürlichen Körper ron ihrein.. 
Urheber lelbſt nach eier [olchen Richrfehniur entworfen . 
vorden ſind. ee 


“ . 


8 

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BE VE 

: * 


Obſervationes Mycologicae, ſeu deferjptiones tam 
novorum quam notabilium, fungorum, exhibitas 
"aC.H,; Perſoon. Pars prima, cum tab. 6 aen. 
get. Lipfae, apud Walk 1796 115,8ciy 8, 

IR; — J . ws 


* 


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+ 5 . 


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328 Bötanif. | 
“ Part lemda, cum tab. 6 aen. pict. Lipſiae et 


Lucernu. funipt. Geſneri, Vllai et Woll. 17199-, 
205 Seit, 8. 


Mit angehängten Nebentitel: 


Animsdverfiones et dilucidetiones circa — fun- 


gorum ſpecies ete. 5 RKF. 8 8æ. ar 
Toones et defcriptiones fungorum minus cognito- 


rum. ‚Auctore C. H. Perfoon — Faftiru I. 


. cum tab. 7 aen. pic ict. Lipfise, bibliepoi:: Breit- 
kopf - Haerteliarii impenſis. 1799. 26-Beit.i4. 
3 Re ne 2a * 


verſchlede Urſachen wegen: der · weyte Theil der Ob-; 
ev. Mycalog.. in Zürich. nicht Eonnte gedrudt werden, umd: 


men in Leipziq weder gleiche Lettern, noch ein völlig ähnliches: 
- Papier. aufsufinden vermochte. überbieß die Innere. Einrich⸗ 


sung dieſes Theils von der Anlage des erſtern einigermaaf:. 


fen abweicht ; fo fehien es gerathen, jenem einen befondern: 
Titel für diejenigen beyzufügen, welche etwa auf die Vexſchie⸗ 
denheit der dußern Zorm ſehen moͤchten. Im Weſentlichen 
wird man beyde Theile einander deſto aͤhnlicher finden; durch⸗ 


agig a. reichhaltig. an treffenden Bemerkungen über die⸗ 


8 nach immer ſehr vermostene Pflamzengeiklecht, an mus: 
ſfterhaften Defhreibungen einer beträcktlichen ‚Anzahl von. 

neuen Arten, und [barffinnigen Berichtigungen mannich⸗ 
— Mißverſtaͤndniſſe und Fehler, welche ſich bey der Des. 


Ahamung mebrerer genau mit einander verwandter. Pilge- 


Bisher eingöfchlihen hatten. Wo diefe Abficht es nicht era, 
"forderte, ſind hier nur diejenigen Sononyme angeführt, wel⸗ 
che zugl⸗eich auf getreue Abbildungen der Gegenſtaͤnde ver⸗ 


welſen. Eine vollſtaͤndigere und genauere Vergleichung det 
Schriftſteller dieſes Bades, beſonders der aͤltern, wird den 


Werf. künftig beſchaͤfftigen, indem' die gegenwaͤrtigen Beob⸗ 


achtungen nur zur Grundlage einer ausſuͤhrlichen Geſchichte 


der. Pilze dienen ſollten. Vorzuͤglich wichtige — w 
ben die — — a ‚Ponia | 


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Ex 


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benwort ur plurimum iſt wohl eben-nicht- geefgnet, ung 
einen gänftigen Begriff von jenen ftandhaften und unzweifels 


— * 


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Botanif gg 


— Clavaria, Alcobolss ; Trichia,:- Kyloma -enb- garicus,. 


Die fogenannten integros.deg letzdern, will der Verf, zu einer 


eigenen Gattung erheben. Denn dieſe unterſchieden fich durch 


eben fo fihere und flandhafte Merkmale von. den eigentlichen 


"Agsrieis, als die Meralii und Chantarelli. - Auch der habi; 


Dos weiche betraͤchtlich ab: „„pileus feilicer ſubſtantia eft carı 


'‚ holüs, rigidus, medio plerumque excavatus, marging 


in.multis ſpeciebus ſuleatus, inrerftitiis tuberenlofis, ce 
terum glaber, nec fwcco lacteo fcatens; lamellae, quarum, 
minores majoribus non ſunt intermixtae,- flipiti ſtricte 


vr 


fant adnexae; nec in eum deonrrunt, neque emargina- . 


tae funt, plerumque fnbincraflatae et fragiles; fipes me- 


diocri-Jongitudine, teres, fublolidus, figidus, nudus ve- 


lo.non tectus, et maxima e% parte. colore eſt albido* 


Den weſentlichen Cherakter dieſer neuen. Gattung wuͤrden 


demnach ausmachen: pileus carnofus, ut plurimum deprefn. 


s;.lamellae longitudine aequales. Aber fhon das Ne⸗ 


haften Diertmalen zu geben: " Wirklich findet man denn auch 


bey mehrern Agaricis, die nach den Übrigen Kennzeichen zu 


ulculum ‚ fogar fabumbrlicatum, Eben fo wenig befländig 
iſt das Verhaͤltniß in «der Länge der Lamellen, fo daß 


sicht felten bey einer / und derſelben Art nach der mehr oder wer. - 
niger durch den Standort, die-Witterung und andere zufällls 


ge Urfachen beguͤnſtigten Ausbildung des Wacherhums , bald 
integrae bald -dimidiatae lamellae angetroffen werden, 


dofällig iſt? Wir find demnach nicht berechtiget,, dutch fol« 


She geringe Abweichungen in der Bildung, die nicht 'efimal‘ 
” Beſtimmung der Sartungen von. vollkommnern Pflanzen : - 
mit einiger Zuverläßigkeit in Anfchlag gebracht werden duͤr⸗ 
fin, uns bey det Anordnung eines Geſchlechts leiten zu laffen, 
weldyes bereits unter feinen bisher befchriebenen Arten, ja ‘ 


Sattungen, mehrere Varietäten enthält, als man gemeinigs 


lich zu glauben geneigt iſt. Nicht befriedfgender find zum 


il die Gründe, welche den Verf. bewogen haben, mehr 


oBerelts angenommene Trivlalnamen. abzuändern. Be 


fol, nut ein Beyſpiel anzuführen, die Sphaeria" microlco: 
pica Ehrh. nun Spk: anerhi’ heißen, „quiat magna Sp 
a 2 EG “ an N el R 


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‚ber neuen Gattung gerechnet toerden müßten, pileum planid ' 


Muß ung diefer Wechfel nicht'belehren, daB’ der Unterfchled 
- ber einen Bartimg von der andern aͤußetſt ſchwankend und: 


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229 
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siartsmı park et fere’orknes fimpficer ad &as detarkeinan: 
das — lenti ſnut ſabjiciendap; hasc. vero Ipecies equi- 
dem ad minimas referenda.“ — Sehr oft triet ja der Fall 
ein, daß mit der Entdeckung einer neuen; Art nun eine oder 
die andere bisher uͤbliche Benennung ber Übrigen Arten; nicht 
mehr die auffallenden TRerkninfe. des Unterſchiebes darbietes 
Welche unaufbörliche Ebbe und Fluch vom Namen wuͤrde es 
geben, wenn man in dem ganzen Linsfange der Pflanzen⸗ 
$unde diefe Regeln in Ausuͤbung bringen wollte? Node. wer 
niger wird die Wilfenfchaft für den mannlchfaltigen Nece 
theil, der ihr aus: folchen willkuͤhrlichen Abänderungen entfbek 


hen muß, entfchäbtger, wenn die Werbefferung ſelbſt; wie in 


dem gegenioärtigen Kalle, ihren Zwecke yar- nicht entfpricht 
Dann dieſe Sphaetia wird nichy allein auf. Aneth. grayeol.ı 


fordere auch auf Chaeruphyllum aur. menth. gentik u.m. 8: 
angetroffen. De a — 


oh 


Mit ber Anlage des "weten Werkes ſcheint der Verf, 


| feinem Plane’ zu der verſprochenen vollkändigen Geſchichte dee 


— naͤher ruͤcken zu wollen. Ohne der Vollſtaͤndigkeit und 
entlichkeit im mindeſten Abbruch zu thun, enthalten die 


ſieben Kupfertafeln, die falt durchgängig ſehr richtig gezeichne⸗ 


und ſauber ausgemalten Abbildungen ven Cratereſſa gal⸗ 
ida, Peziza dentata,, verfiformig, Clavaria formula, ſtri. 


‚ta, Boletus rurilans, Maria citrins, Leotia circinans, 


Merulius cinereus, villolus, 4 ‚Arten von Sphgeria. und 


'26 zum Theil-feltene Arten von: ge Außerdem find 


Sn 


Bergrößerungen.bengefügt, wog die 


e zur bentlichern. Angabe 
o Merkmäle nothwendig fehienen. Mit ungleich. weniger 
konomie iſt der, Tert abgedruckt, der den yuelentlihen Cha⸗ 


dakter, den Wohnplag, die genauere Beſchreibung der auf ” 


Kupfertafeln abgebildeten Pilze mit Nachweifung auf-die 
iguren in bündiger Kürze vortraͤgt. j — 


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tzhrbuch det deutlchen Geſchichte für Die obirn Miaf- 


ſen gelehrtet Schulen, von J. H. Marppau- 


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N Seſchichte. 225 


ſen. Halle, in der Waiſenhausbuchhandl. 1799. 
177 Seit. 8. ygP. — 


Ein brauchbares Lehrblich der deutſchen Geſchichte, dad mes 
der dunkel noch mangelhaft fey, auf 12 Bogen zuſammenzu⸗ 
drängen, ift geroiß feine leichte Acheitz vielmehr erfordere fie 
bie Hand eines geübten Meiſters. Der Verf. des gegenwärs 
eigen Verſuchs wird das bey der Ausarbeitung mehrmal ges 
fuͤhlt Haben, und ſchon kann +8 ihm Ehre machen, daß er. 
ſich durch die Schrotenigkeiten des Unternehmens nicht zuruͤck⸗ 
 shreden ließ. Was er hier geltefere har, iſt freylich nie fo 
Sefchaffen, daß Kenner damit ganz zufrieden feyn koͤnnten; 
man ſtoͤßt hin und wieder auf Unrichtigkeiten, die man in 
Schulbuͤchern nicht antreffen follte. Wir wollen einiges das 
von auszeichnen. Die Sränzen zroifchen dem obern und niei - 
dern Sermanien (S. 6) find nichtrichtig angegeben. - Be⸗ 
traͤchtliche Eroserungen (©. 6) hat Drufus In Sermanien 
nicht gemacht; es waren bloß Streiferegen. Von Chlodwigs 
angeblichem Geluͤbde im Treffen den Zuͤlpich CS, 12) hätte 
der Verf. nicht fo beſtimmt fprechen follen. Daß: Bonifaz 
3m. Erfurt ein Bischum errichtet habe, iſt unerweislich. Nicht 
um fich die Arbeit zu erleichtern (S. 22 ), fondern aus ganz 
anderu Urſachen theilte Ludwig der Fromme 817 das Reich 
unter feine Söhne. Der Ausdruck: „Die Anfpräche Caris 
ndes Kahlen auf Lothringen wurden in: der Schlacht bey Ans 
„dernach zuruͤckgeſchlagen,“ (S. 25) iſt niche richtig. Das 
Beywort Auceps bey dem Könige Heinrich’ I. S. 31 konnte 
wegbfelben. Dep der Wahl Friedrichs I. ©. 64 will der 
- Verf. ibn den erften Kelm von elnem geſchloſſenen Chur⸗ 
foflegium finden. : Der Ausdrud: ter, ster Römerzug ©. 
64 f., iſt ſchlechterdings falfh. Unter dem Kaiſer Heinrich 
VI, ſpricht der Verf, ſchon von einem Churfuͤrſten von Main 
©. 68. Diefer Unrichtigkeiten ungeachtet verdient der Verf. 
Aufmmnterung. Er bat gute Anlagen zu einem brauchbaren 
Geſchichtſchreiber; und fährt er fort, die Thon erworbenen 
Kenmeniſſe zu erweitern, fo darf man von im viel Gutes 
nad Gruͤndilches im hiſtoriſchen Bade erwarten. En 


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W.ꝛ. D. B. IV. B. 1. et. iu Se. Gi 


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286 Seccſchlchte. 


Freyheit der Franken. Abel. Sklavereh. Unter⸗ 


ſuchungen über einen Theil der altdeutſchen Ver⸗ 


faſſung, ven Conr. Mannert. Nürnberg und 
Altdorf, bey Monath und Kußler. 1799. 24 Bo- 


gend. IME-6 8. J 


Der als Geſchlchtforſcher u. Geograph roͤhmlichſt bekannde V. 
. wurde durch die vormalg gedruͤckte Lage des Landmanns in faſt 
allen Ländern Europens , wie durch das Streben in unſern 
Tagen ſich alleg Ueberbleibſel der alten Feſſeln zu entledigen, 
afden Gedaaken gebracht, dem tirfprunge jener fonderharen 
** durch eigene Untetſuchungen ſo nahe als moglich 
auf die &pur zu kommen. Um ſich in dem Gange feiner 
freyen Unterfuhung durch nichts aufhalten oder ableiten zu 
laſſen, und bie Arbeit ohne alle vorgefaßte Meinung. zu bes 
ginnen, ſuchte er fi zu überreden, als ob noch keine For⸗ 
—* uͤber dieſen Gegenſtand vorhanden waͤre; ſogat alle 
Erinnerung des Geleſenen ſuchte er aus ſeiner Seele zu ent⸗ 
fernen. Auf ſolche Art mußte er freylich auf manche ganz 


sieue Beobachtungen gefuͤhrt werden; es mußte fich am Ende _ 


finden , daß manches Fisher anders gedacht, anders: gelehrt 
wurde. Doch iſt unläugbar, daß man ſich auf chen dieſem 
Wege leicht von der Wahrheit verirren koͤnne; wenigſtens 
iſt dabey angefirengte Vorficht noͤthig. In der Unterſuchung 
ſelbſt machte ſich der Verf. zur Hauptreget, immer gleichzei⸗ 

tige und wo moͤglich einheimiſche Schrifiſteller zum. Grunde 
“zulegen. Eineigenes Urtheil fällt er nicht; dieſes liegt im⸗ 
mer unmittelbar in der angezegenen Stelle der Due, oder 
muß aus derfelben gefolgert werden. Dec. geſteht mit Ver⸗ 


gnügen, daß er in langer Zelt kein fo reichhaltiges und bes _ 


lehrendes Biftorifches Werk, wie das gegenwärtige, zu Ges 
ichte befommen bat, Alerdings find manche gewagte Saͤtze 
tin enchalten, Die noch einer genaneren Prüfung bedürfen, 
gegen finden fich fo viel neue und treffende Beobachtungen 
und Anfichten, daß die Befchichte der Merowinger dadurch 
eine ganz andere und. beffere Geſtalt gewinnen muß; und 
wieſleicht kann auch das, wo der Verf. geirtt haben möchte, 
andern Forſchern Anlaß geben, der Wahrheit naͤher zu kom⸗ 
men, j Dur 


Rec. begnuͤgt ſich, aus den 23 Kapiteln, in welche A 


— 


Duch abgethelit iſt, die Rubriken und Hauptſaͤtze auzuzeigen, 
L Die alten Deutſchen haften feinen erblichen Adel, aber 
‚erbliche Könige und Fuͤrſten in jedes einzelnen Bolieflamme. 
‚Unter den Drivatanfübreın fanden fidy zwar immer Maͤnner, 
‚die durch ausgezeichnete Tapferkeit den Fuͤrſten ar- Anſehen 
in Briedenazeiten uͤbrrwogen; dennoch folgten die Deutſchen 


— im Kriege nicht der Anfuͤhrung des am meiſten ausarzeichne⸗ 


sen Mannes, fondern ihren Fürften-sder Könige. Die Urs 
ſachen diefer inkonſequent [cheinenden Maoßregel entwidelt 
‚der Verf. mit vielem Scharſſinn, ©, ı2 fi. II, Die Ver 
‚faffung- der Franken war bloß auf ihr Vaterland berechnet; 
‚ber erſte Schritt, den fie aus ihrem Lande mit dem Gedans 
-£en auf fremde Eroberungen thafen, war enticheldend für den 
Untergang ihrer Nationalfreyheit. Was ©. ı9 von dem 


Mamen Selier, ſaliſche Fronken, gefagt wird, bedarf wohl 


einer nähern Unterſuchung. S. a4 auf dem Rande ſteht eine 
falſche Jahrzahl, III. Chlodwig. Die Beweggruͤnde zu 
ſeiner Bekehrung und die Vortheile, die er dadurch erhielt, 
find ſiemreich auseinander--gefebt. IV. CEblodwig erobert 
den größten Theil des weſtgothiſchen Reichs In Sallien ; wird ; 


‚ einziger König der Franken. Sehr richtig, obſchon nicht 


sen, If die Bemerkung, wie und warum Chlodivig vom. 
‚geiehifchen Hofe die romiiche Patrictuswärde erhalten habe. 
8. sı 3. 11 fiehe Chloderich für Chlodwia. V. Auch unter 
Khlodwigs Regierung blieb das Volk der Franken nech vollig - 


 freys der König war durch die-Bejchlüffe des Volts gebun⸗ 


den, von dem. er oft Unhoͤflichkeiten zu ertranen hatte; nur 
als Befehlshaber des Heeres durfte er eigenmächtig handeln. 
‚Der Franfe zablıe keine Abgaben; er leiſtete den Kriegsdienſt, 


bloß meil er Krieg wollte, und war unumfchräntter Gebieter 


im Beſitz feines Eigenehums, wie der Koͤnig in dem feinigen, 
Zweykamopf und Coinpoſitionen; wenig oder gar keine Juſtiz, 
teine geſchriebenen Geſetze; nachtheiliger Einfluß „5 Mangels 
‚an Polizey und Juſtiz auf den allgemeinen Charakter der 
Franken. Vi. Haͤusliche Einrichtung. Der Franke fhaltzte - 
als unumfchränkter Defpot über Leben und Geſundheit feiner 
‚Leidebgenen. Die alten Einwohner Sallieng behielten ihre 
‚perfönliche Frepbeit, würden von dem Sieger oft gedruͤckt; 
‚Randen aber in Ruͤckſicht auf Abgaben befler , als unter der 
vorigen zömifchen Herrſchaft. Doppeltes Verbältniß Des 
‚Königs. Den Franken hatte er wenig zu befehlen; dagegen 


war ar. wisklicher Gebieter des alten Cinwohnet Saliene; 


al ans 


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228 | BGeſchichte. 


aus dieſen mäßlte er größtenthells feine Staatsbeainten. 


Sem Adel unter den Franken will der Verf. in diefen Zeiten 


noch nichts wiſſen. VII. Chlodwiss Söhne, Eroberung - 


von Thüringen und Burzund. Der Ausdruck: „König von 


Auſter, Könıg von Neniter,* klingt etwas affektirt. VII, 
Chlotar I., Beſitzer der ganzen Monarchie. Theilung der⸗ 


ſelben unter feine Söhne. Rohheit der Deutſchen auf der 
Dftielte des Rheins. IX. Chilperich in Neuſtrien, Gun⸗ 
thram in Burgund, Childebert in Auſtraſien. Aberglaube und 
Sraufamteiten , als Folgen deffelben. Schaͤtze der Könige. 
X. . Chilperiche Tod und Charakter. Chilperich war der aes 
(edrtefte und feinfte, aber aud der hintetliſtigſte aller frän« 


kiſchen Könige. Frebegunde und Brunehild; Urſachen des 


tödtjichen Haſſes zwiſchen beyden. - XI. Unmäßige Herrſch⸗ 
ſucht und unkluges Betragen der Brunehild. Die jetzt ſchon 
maͤchtigen Hoſbeamten nahmen, endlich grauſame Rache am 
der alten Königinn. XH, Chlotar II., fein Sehn Dago⸗ 
bert nd deſſen Soͤhne, Siegbertll:und Chlodwig Il. Wach⸗ 
ſende Macht der Großen. Pipin von Landen. Die bishe⸗ 
rigen Vorrechte des Volks qiengen allmaͤhlig auf die Leudes 
und ihren Vorſteher, den Major Domus, uͤber. Nicht der 
König, ſondern die Leudes wählten den Major Domus. 
XIV. Entftehung des Adels, erſt nach Dagoberts Tode 
Die Behauptung des Verf. weicht von den bisherigen Mei⸗ 


nungen der Geſchichtſorſcher über diefen Geqgenſtand zu ſehr 


ab, als daß man ſich ſogleich entſchließen konnte, ihm beyzu⸗ 


treten. XV, Mir dem Wachſen des Adels ſtieg zu gleicher 
Zelt die Macht der Biſchoͤſe. Urfahen. XVI. Geſetze Das 


goberts in Auftrafin vom J. 650. . (fol wohl beißen 


630.) Lage der Franken. Ale lebten frey von Abgaben 
und uͤberhaupt voh allen Forderungen. die ein Landesfürft 
an Untergebene machen kann. Kriegszuͤge machten. fie mit, 

wenn der Vorſchlag des Königs der verfarumelten Nation 
gefiel. Die Verſuche, Steuern auf die Güter ‚der Franten 
zu tegen, mißlangen völlig. Erſte Erwähnung des Heer⸗ 


bannes unter Dagobertz der fih aber nicht anf das ganze 


Velk, fondern nur noch auf die Leudes erſtreckte. XVII. 
© häßumg des Franken und des Feudes, eu mochte Dur, Co⸗ 


* mes oder Baron feyn. "Degriffeder Wörter Baro, Comes, 


Dux. XVII (XVIII.) Der Deutſche verliert feine F Step 
heit. Verſchiedene Wege zum Werluft derſetben. XVIII. 


Altes bisherige war nur Kleinigkeit gegen die allgemeine Un⸗ 
: ‚ 2 j Yo: ter⸗ 


* 


Geſchichte. Fr 229 


terdruͤckung im folgenden Zeitraum der Pipinen und Carolin⸗ 
ger. Die Hauptveranlaffung ward der nen eingeführte Heer» 
Bann. Ueberſicht des karolingifchen Zeitalters. XIX. Pi⸗ 
pin von Herftal. Carl Martel. S. 283 am Rande ſteht 
die Zahl 636 für 656. Die Behauptung S. 300, daß nur 
die Könige die Thellung deu Landes unter ihre Kinder mas 
chen konnten, fo wie jeder Franke fie mit feinem Allodium 
michte, kann wohl nur mit der Einfchränkung gelten, daß 


die Deyftimmung der. Großen dazu erforderlich war. XX. 


Disin der Kleine. Carl der Große und fein Machfolger. 
XXI. Drüdender, durch Carln den Großen vollends einge 
richtetet , Heerbann mit feinen Folgen; allgemeine Mörigtelt: 
- und Lelbeigenfchaft der Deutſchen. XXL. Faulbeit und 
ſchlechte Haushaltung der aften Franken zog Hunger und 
Leibeigenſchaft nach fi. Freye Leute wurden zu öffentlichen 
Arbeiten angehalten; Menge von Räuber. Diele, die - 
Stafen und ihre Verwandten" waren eigentlich vollig freye 
Leute. "XXIII. Verſchiedenheit der Stände. Statt der Leu⸗ 
des "men Proceres auf, und der Titel Senior ward ge - 
woͤhnlich. Vaſallen, Dinifteriafen und Freygelaſſene. Mil⸗ 
derung der Geſehhe bey immer weiter verbreiteter Knechtſchaft 
des Volles. Aus dem Gemifche von halbfreyen Leuten (S. 
366 f.) wurden die Villen des Königs und der Biſchoͤſe bes 
fegt, und aus diefen entfianden in der Folge Städte. Sm 
Innern Deutfchland gab es vor Heinrich 1. zwar Caſtelle; 
aber keine Staͤte. ' 
Handbuch der aflgemeinen Staatswiffenfchaft, von 
Eprift. Dan. Voß, Herzogl. Weim. Rath ꝛc. 


Bierter Theil. Leipzig, in dee Weibmannfhen 


Buchhandl. 1799. 8. 605 ©, ME. 20%. 


Dieſer Theil, mit welchem die eigentliche Abhandlung ges 
ſchloſſen iſt, enthält die gefammte allgemeine Staatspraris, 
oder eine Ueberſicht aller Staatsgeſchaͤffte, welche ans ber 
* Anwendung ber theoretifchen Grundſaͤtze in den verfchiedenen 

eigen der Staatsverwaltung entfpringen. Nach vorauss 
geſchickter Einleitung, worin der Begriff der Staatspraris 
entwidelt wird, handelt der Verf. in Der erfien Abthei⸗ 
kung-von der allgemeinen oder a Staatspraxis, ” 


. / 


* ’ 
4 


230 Secſchichee. 


die die GSeſammtmaſſe van- Staatogeſchaͤfften ober bie Regler - 


zung in Ach begreift. Die werte Abtheilung handelt von 


der ſpecie len oder untergeazbneten Staatspragis, und zerfällt 


in drey Hauptſtuͤcke, worin folgende Gegenſtaͤnde abgehandelt 


werden: I. Materiale Beſtiminung der ſpeciellen oder ſubor⸗ 


dinirten Staatsgeſchaͤfftslehre, ) materiale Juſtizpraxis, 2) 


materiale Polizeypraxis, 3) Aufflärungspiarie, 4) Otaats⸗ 
praxis des geſammten Kriegeweſens, 5) Staatspraxis det. 


auswärtigen Verhaͤltniſſe und Angelegenheiten, 6) Kametal⸗ 
vaxis, 7) Finanzpraxis. 18. Formale Beſtimmunag der ſpe⸗ 


cjeſlen Stgatspraxis ober Staatsgeſchaͤfftslehre. 111 Perſe⸗ 
nale der Staatspraxis. Man muß ageſtehen, daß der Verf. 


diefe Gegenſtaͤnde mit vleler Geſchitklichteit und philoſophi⸗ 
ſchem Scharfſinne baybeitet hat, und es kann nicht zweijel⸗ 


haft ſeyn, daß ſein Werk nicht nur ſtudirenden Juͤnglingen, 


ſondern auch angehenden Geſchaͤfftemaͤnnern von großem Nu⸗ 
Ben ſeyn werde. Beſonders möchte dieß non gegenwärtigen 
Theile gelten, der nach des Nec. Uetheil am beften geraten 
iſt, oder doch die Lefer vorzuͤzlich Inter-ffiren wird, Freslich 
dürfte fih mancher noch an die tabellariiche Form des Vor: 
wages ofen. Wer daran gemühne ift, dem man fie aller» 
dings eime leichtere und hellere Ueberſicht des Ganzen gewaͤh⸗ 
ten. Andern hingegen wird fie etwas hulmaͤßig vorkom⸗ 
men. In einem sten und letzten Theile will der Verf. eine 
Sritifche Ueberſicht der geſammten flaatswiflenfchaftlichen Lite⸗ 


ratur liefern, für welchen auch das Sacregifter über das. 


ganze Werk vorbehalten iſt 


Fir. 


— genealogiſcher Regentenalmanach von 


uropa, für das Jahr 1800. Herausgegeben 
von A. C. Gaſpari. Weimar, im Verlage des 
Induſtrie⸗Comptoirs. 1800. brefchirt, 124 Bog. 


gr. 8. ae. 13%. SE 


Zuert vom Kalender uͤberbaupt, dann eine kurze Ue⸗ | 


berfidhs Des Weltgebäudes oder unſers Sonnenfys 


ftems ; beydes von Hrn. Voigt gut und faßlich vorgetragen, . 
Hierauf folgen die, zum Verſtaͤudniſſe und Gebrauche des ge 
£ : e ’ gen ‚ 


ko ® 
* 


* 


Geſchichte. 231 


genwaͤrtlgen auf das Jahr ı800 geſtellten Kalendere, insbe⸗ 
ſondere nbrhigen Notizen und Erläuterungen. Hernach kommt 
der ſechsfache Kalender ſelbſt, nämlich Kalender der Prote- 
ſtanten, der Katholiken, Ruſſen, Juden, Türken, und dee 
neueren Franzoſen, nebſt dem Sonnen⸗ Mondes» und Pia⸗ 
netenlaufe auf das Jahr Ehrifli-ı800. Den Deſchluß macht 
die Europäifche Regenten : (Bienealogie, d. i. ein alphabe« 
Ullſchgenealogiſches, fo weit wir es geprüft haben, und die ganz 
— vorgegangenen Veränderungen abgerechnet, richtiges 
erzeichnig der jetzt lebenden Perfonen aller Leiferlichen, för 
Rlnlihen und regierenden fürftlichen Häufer in Europa. Das _ 
Buch keifter, was der Titel verfpricht, ja faſt mehr, doch 
ne zweckwidrige Abfchweifungen, und verdient empfohlen 
werden.‘ j . . - Bi i 
j Pf. 


Geſchichte der Dranien- Naffauifchen Laͤnder und ie 
rer Kegenten, von %, Arnoldi, F. Or. Naff. Res 

‚ gierungarath zu Dillenburg. Erſter Band. Ha⸗ 
Damar, in der neuen gelehrten Buchhandlung, 1799, 

8. 202 B. Zweyter Band, 1800. 183 Dog. 

NMebſt drey Vignetten, auf den in Kupfer geflohere 

. nen Titelblärtern, und vor Der Vorrede des erfien 


Bandes. INE- 8L- 


- 


Das Verf ift dem Erbſtatthalter, Prinzen von Oranlen 


und Naſſau, Wilbelm V., jugeeigner. 


Der-Verf. erwähnt in der Vorrede feine Vorgänger, 
feine Quellen und den Zweck feiner Arheit. Der als Baden 
fer Scheimer Rath verfiorbene I. I. Reinhard fieng zus 
erſt an, durch feine Kleinen Ausführungen, im Jehr⸗ 1743, 
Die Bahn zu einer gründlichen Vearbehtung der Naflouifhen 
Geſchichte, vorzüglich des Orton '.hen Stammes, zu brechen. 
Dempig Jahre ſpaͤrer trat Aremer wit feinen Origiwibus 
hervor ; bezweckte aber hauptſaͤchlich nur genealogiſche Unter⸗ 
ſuchungen. Neuere Sceiften find eigentlich ‚nur her Ge⸗ 
ſchichte der Statthalterſchaft, nicht der Oranien⸗Naſſauiſchen, 
gewidmet. Dem Verfaſſer ſtand ry Landesarchiv zu a Ä 
= , z 4 lene 


I 


233 EEeccſchichte. 

lenburg offen, In welchem er auch mehrere ungebrudte Vorar⸗ 
beiten fand. Won tiefen ruͤhmt er vorzüglich einen -Con- 
fpeetum Hiftoriae Naflovicae in 10 $ol., von den ehemas 
ligen Archivar von Crath angeleat, und von. dem Archiv 
Direktor von Raufchard fupplirt. Der Verf. wollte dem 
. Mangel einer Oranien⸗Naſſauiſchen Geſchichte, für das groß 
fere Publitum Überhaupt und für inlaͤndiſche Geſchaͤfftsmaͤn⸗ 
ner befonders, abhelfen. Er wollte * Nichtgelehrten ver⸗ 
ſtaͤnd lich und nuͤtzlich werden; weshalb er manches, was die 
allgemeine Geſchichte und Verfaſſung Deutſchlands in ber 
aͤltern Zeiten betrifft, beruͤhren zu muͤſſen glaubte. Der Zu⸗ 
ſchnitt iſt auf fuͤnf Baͤnde gemacht. Zu einem Naſſauiſchen 
Urkundenbuche, und einer, mit einer Abhandlung des Staats⸗ 
rechtes verbundenen Statiſtik der Naſſauiſchen Lande, giebt 
der Berf. Hoffnung. | ge | 


Man ſieht, der Verf. hat fi die Geſchichte und Vers 
faffung feines Vaterlandes zu einem ernftlihen Studium ges 
wacht. Beine vorliegende Arbeit ift nuͤtzlich und brauchbar, 
für Naffauffche Unterrhanen vorzüglich ; wenn fie gleich für 
den allgemeinen deutſchen Sefchichtsforfcher wenig neue Ans 
Fichten eroͤffnet. Die Behandlung iſt einfach und fichtoell, 
Der Verfaſſer liefert nicht bloß. Geſchichte bes Fuͤrſtenbauſes; 
fondern fchaltet auch Nachrichten über Volkekultur, Wiſſen⸗ 
haften und Künfte, Verfaflung, ꝛc. ein. Mur floffen ihm 
für diefe Segenftände, in den bis jetzt erſchienenen Wänden, 
duͤrftige Quellen; fo daß ſich wenig Unbekanntes, oder nut 
Individuelles, findet. Der Styl ift im Ganzen fließend; 
doch vohte bin und wieder größere Correktheit zu wuͤnſchen. 


Ä Der Iſte Band, enthält zuerft eine Einleitung, die 

son dem Älteften Zuftande der Naſſauiſchen Lande, dem Urs 
fhrunge der Grafen von Laurenburg, nachher von Naſſau ges 
nannt, und ihrer Geſchichte bis zur Haupttheilung unter 
Walram u.:d Otto 1253, kurze Machrichten mittheilt. Nur 
die Ottoniſche, ſpaͤterhin Sranifche Linie, iſt der eigentliche 
Gegenfland des Buches. 


Mes Buch. Von Enktſtehung der Ottoniſchen Haupt 
finte bis zur Erwerbung dee Sraffchaften Wianden und Dietz. 
ıfler Abſchnitt. Bon Otto I. bis zur Entſtehung der Ab 
tern Dilfenburaifchen und der Heilfteinifchen Line — 1343. 
ster Abſchnitt. Geſchichte der Naſſan / Beilſteiniſchen 
F wi Er nie, 


re De 


h 


| 


—2 


Seſchiche. 33 
nie, 1943 — 1561. Ster Abſchnitt. Geſchichte der Altern 


as Linie, von Otto II. bis zum Tode Johanns 


- L, 1343 — 1416. — Allgemeine Bemerkungen über 


die Verfaſſung und den Zuſtand des Landes, waͤh⸗ 


rend dieſes Zeitraumes. Milderung der Leibeigenſchaft 
— Regierung des Landes — Gerichtsverfaſſung — ſind hier 
richtig aufgefaßte Hauptgeſichtspunkte. 


Uter Band. Hier geht voran, ale Eoifote: Be 


" fbichte der Grafſchaft Dien. — Iltes Buch. Von 


Eriverbung der Sraffhaften Btanden und Dietz, oder dem 
Tode Graf Johanns I., bie zur Eutſtehung der Niederlaͤn⸗ 


diſchen oder Dranıfchen und der deutfchen Linie, und bie zum 
Tode Graf Wilhelms des Reichen, 1416 — 1559, ıfler 


Abſchnitt. Geſchichte der Altern Dillenburgifchen Linie bis 
zur Trennung der niederländifchen und deutfchen Lande, 1416 ° 
— 1475. ater Abſchnitt. Geſchichte der älteren Dillenbur⸗ 
glichen Linie im den Niederlonden, 1475 — 1544. Der 
dritte Abſchnitt diefes Buches, welchem wahrſcheinlich auch 
allgemeine Bemerkungen, im Sefchniade derer, die dem ers 


ſten Band f&loffen, folgen werden, ift für den nächften Band 
aufgefpart. | 


Die Seygefiaten Rupfer- enthalten Anfichten der Galb. 


ſer Laurenburq, Naſſau und Dies. Die noͤthigen Geſchlechts⸗)⸗ 


tafein find überall beygebracht. Die erſte ſieüt die Saliſche 
Abkunft des Naſſauiſchen Hauſes, nach Kremeriſcher Hypo⸗ 
theſe, dar. Indeß ſcheint der Werfalfer, wiewohl cr nicht 


geradezu mit ſeiner Meinung bervorzugeben twagt, ben gegruͤn⸗ 


Beten — eines Wenk und Crollius berꝛupflichten. 


Erdtteldeebins Reſedeſchreibung und 


Statiſtik. 


Sorgꝛophlſch· ſtatiſtiſche Ueberſicht der — 
hollaͤndiſchen Beſitzungen in Oſt⸗ und Weſtindien, 
nach den beſten Quellen entworfen. Roſtock, bey 
Siiller, 1796. 11 B. 8. 12 
| | Ps... Du 


334 - Erbbefchreibung. 

Die Aufmerkſamkeit, welche der in ſo vielen Ruͤckſichten fuͤr 
Geſchichte und Erdbeſchreibung bleibend denkwürdige acgen⸗ 
waͤrtige Krieg auch auf die hollaͤndiſchen Beſitzungen in St, 
und Meftindien aufs Neue veranlaft, rechtfertigt die Unter 
nehmung der gegenwärtigen Kompilation, deren Anzeige fi 
zufälltg fehr verfpärer bat. Es gebührt ihr das Lob, daß fie, 
in gedrängter Kürze, uns mit dem Wiſſenswuͤrdigſten aus der 
Innern und dußern Berfaflung der hollaͤndiſchen Kolonien be- 


£annt macht, wobey auf die, bis zu der Periode, in’ welcher 


der Verſaſſer ſchrieb, befouders durch die Eroberungen der 
Engländer vorgefallenen Veränderungen gehörige. Rückficht 
genommen ift. Alle meltläuftige hiſtoriſcheſtatiſtiſche Unter⸗ 
fühungen, welde dem Zwede des Buͤchteins, das, laut 
der Vorrede, vorzüglich ben Manbelsftande beſtimmt iſt, zu⸗ 
miderlaufen. würden, find vermieden, und größtentbeils nur 


die für das Staatsintereffe und Kommerz wichtigen Refultate . 
aufgeftellt worden. Denn der Verfafler, außer den, vı«. 


ihm angeführten gedruckten Werfen, auch hbofländifche 
Aus + und Einfuhrliften, und mehrere kleine, meiftens. 


. authentiſche Schriften benußt Haben will; fo wirb wahl jeder 
Ä Lefer mit uns mwünfchen, Daß von den nicht autbentifhen 


lieber gar kein Gebrauch gemacht worden feyn möchte. Was 
‘ die angeblich vom Verf. benutzt ſeyn follenden Nachrichten 
anlangt, die er von Perſonen, welche ſich fange in den hol, 
Kolonien aufgehalten haben, eingezogen haben will: fo bat- 
Rec. keine Spur davon, und überhaupt nichts gefanden, was 


nicht bereits in andern diefen Gegenſtand abhandelnden Ochtif⸗ 


ten angewoffen wied. 

Das Verzeichniß der Yon dem Verfafler genußten Quel⸗ 
fen iſt äußerft mangelhaft; wir glauben erflerm daher einen 
nicht unangenehmen Dienft zu erzeigen‘, ' menn wir ihn noch 
auf einige Werke aufmerkfam machen, deren forgfältige Mach⸗ 
Iefung,. einer etwanigen neuen Auflage feines Buches, zu niche 
geringem Vortheile gereichen wärde. Wie wünfchen jebodh, 


daß diefe nicht eher, als nach Beendigung des, jetzigen franz. 


* 


Krieges erfcheinen möge. -. 


Albuquerque  Filho Cammentärios do grande) Al- | 
fonfe Albuquerque dos fous festos em India, Lisboa, ı 557. 


Fol. — -Anderflen en Yverlsen indifche Reyze. Heſchri- 
ving vortaalt door Glaazemacker, Amfterd. 1670. 4to. — 
Odoardo Barbolo dalli Indie Orientale, Venet, 1688. Fol, 

m E ‚ | | . — Bar- 


— 
* - 
— — — —— — — — — — —— Pr 


wm 


x 
* 


GSdbeſchreibunngg. 2385 
— Barros cinco libror da Decade doze de hiſtoria da In- 
Jia continuedos par Conto, e lirados a luz por Villa real,: 
Paris 1645. Fol. — Sullivans furvey of thepolirical hiſto- 
ry of India, Lond. 1785. Deutſch von M. C. Sprengel. 
‚— Tiefenthalers Befhreibung von Indoftan, ans Licht ge 
Relt non Joh. Bernouilli. Berlin und Gotha. 1785. 410. — 
Eckebergs oſtindiſche Reiſe im den Jahren #770 und 1721. 
Dresden und Leipz. 1785. — Fermins ausführliche biftorifche 
phoſital. Beſchreibung der Inſel Sumatra, 2 Th.m.8.Berl.. 


1773. — Rochon Reiſe nach Madagaskar und Oſtindien, überf. 
von G. Forſter. Berl. 1792. 


»Schließlich bemerken wie nur noch, daß fi In dem wor⸗ 
llegenden Buche auch eine Beſchreibung des Worgebürges ber 
guten Hoffnung befinden, zu deren Einfchaltuna der Verfaſſer 
baducch bewogen worden ift, daß daſſelbe gewoͤhnlich zu den 
oftindifchen Beſitzungen gerechnet wird. Schicklicher wäre et 
geweſen, dieſe Velchreibung im einem Anhange au liefern, 


Mh 


4 


Hreuſſens Anfprüche ala Bernſteinland dag Paradies 


‚ der Alten und Urland der Menſchheit geweſen zu 
ſeyn, aus biblifchen ,. griechifchen und lateinifchen 
Schriftſtellern gemeinnerftändlid, erwiefen von D. 
Gottfried Hoffe, Eonfiftoricharh und. Profeffor 
in Königsberg. Königsberg, in Kommiffton der 
Nicoloviusfchen Buchhandlung, 1799. 6. 


Wenn wir unter Paradies eine fruchtbare Gegend verſte⸗ 
ben, worin das Menſchengeſchlecht in den früheften Zeiten‘ 
durch Freygebigkeit der Natur feine damals geringen, Nab⸗ 
eungsbedürfnife ohne Arbeit erlangen konnte, unp ferner nach. 
Vuͤffon und andern Naturforfchern annehmen, daß in dies 
fen Zeiten der Morden durch einen hühern Grad von Feuch⸗ 


tigkeit und Wärme ein milderes Klima umd größere Frucht⸗ 


barkeit hefeffen babe; dann werden wir auch die Vorliche, 
welche Preußen für diefes Paradies auszugeben flrebt, ver 
zeihlich finden. , Ob aber durch diefe Behauptung Belt; und 


Wenſchengeſchichte etwas gewinnen könne, und ob der Vers 


after, 


’ 


236 Erbbeſchreibung. — 


faſſer, der auch Hier eine Menge gelehrter Kenntniffe. zeigt, 
nicht beſſer gethan haben wuͤrde, Zeit und Muͤhe auf einen 
nuͤtzlichern und wuͤrdigern Gegenſtand zu verwenden? Dies 
find Fragen, die jeder, der einen vorurtheilfreyen Blick auf 
dieß Buch wirft, fich felbft Teiche beantiworten kann. Allein, 
wenn wir Geduld genug haben, die Phantafien eines Ton⸗ 
kuͤnſtlers anzuhören, ſelbſt zu bewundern; geſetzt auch, daß 
manche Lieblingsgänge, mandyes alte Thema darin verflochten, 
mancher Mißton nicht gehörig darin aufgelöt wäre: fd dürs 
fen wir auch gerade dem Verfaſſer, der gegenwärtige Schrift 
auf feine eigne Koften drucken ließ, weder Vorwürfe machen, 
"noch den kritiſchen Fehdehandſchuh hinwerfen. 


8 


Monatliche Correfpondenz zur Beförderung . der 
Erd. und Himmelskunde. Herausgegeben von 
- F. vn Zach, H. S. G. Obriftwachtmeitter und . 

Director der Herzogl. Sternwarte Seeberg bey 
Gotha. Erfler Band. ‚Januar — Junius. Gotha, 
in der Beckerifchen Buchhandl. 1800. 1 Alph. 

185 Bog. ing. Der Jahrg. von 13 Stüden 5 ML. 


Linter diefem Titel fegtder Hr. Maior v. Zach feine allg. geo⸗ 
gt. Ephemeriden fort, die er mit dem zweyten Jahrgange ges 
fchloffen Hatte, und es ift fein ausdruͤcklicher Wille, daß fi 
biefe monatl. Torrefpondenz an.jene anſchließe. Die Ephes 
meriden waren in fünf Bäder getheilt: in Abhandlungen, 
Bücher - und Karten Recenfionen, Correſpondenz⸗Nachrich⸗ 
ten und vermifchte'Nachrichten.. Den Zwang bdiefer Abthei⸗ 
lung hat der V. abgeworfen, und glaubt, daß feine Lefer dur 
den freyern und ungebundenern Plan der M. €. nicht nur. 
nichts verlieren, fondern noch dabey getwinnen würden. Das 
Erfte ann fepn, wenn die Mitarbeiter an den A. G. E. auch 
die nämlichen Beytraͤge zu der M. €. liefern werden — und 
der V. verfichert, daß diefe groͤßtentheils an gegenwaͤrtiger 
Zeitſchrift Theil hätten. — Gewinn aber läßt ſich von Auſ⸗ 
dhebung der Ordnung nie erwarten, die Überdem gar leicht eis 
sten Mangel verſteckt. Alles alfo, was die neue Zeitſchriſt 
Hefert, eigne Aufſaͤtze, Beobachtungen unb a Re⸗ 
| cenfionen - 





J Erbdbeſchreibunng. 237 
cenflonen von neuen Büchern und Karten, biographiſche Nach⸗ 


richten von verdienten Aſtronomen, Berichte von Reiſenden uͤ. 


ſ. w. wird unter dem gemeinſchaftlichen Titel der Correſpon⸗ 
denz aufgetiſcht — eine wirklich unſchickliche Benennung. 
War der V. nicht Here über den Titel feiner Monatſcrift, 
am ihn auch bey geändertem Verlage bepzubehalten? — Nun 
zu dem Inhalte des erften Bandes, des wir nicht nach den 
Seften, fondern nach den Materien angeben wollen. Ads 
bandiungen find folgende : Weber die Lage, die Lagunen, Haͤ⸗ 
fen und das Seeweſen von Venedig, von Forſtait, franzafls 


ſchem Marineminiſter; ſehr leſenswuͤrdig. Authentifche Nach⸗ 


richt von einem zu Burgtonna gefundenen Elephantengerippe; 
merkwürdig iſt es, daß bereits 1696 ein folches Gerippe da⸗ 
ſelbſt ausgegraben worden, das noch in der Maturalienkam⸗ 
mer zu Gotha gejeiat wird. Burkhardt über!den Gebrauch 
eines volllommnen Viereckt latt des Bradleyiſchen Rhomboi⸗ 
dalnetzes. Triesnecder über die geogtaphifche Länge von 
Madrid — 13° 57 40. Des Herausgebers benfällige . 
Erktlaͤrung über die von Ebeling werfuchte Methode, bey Be⸗ 
rechnung des Flaͤcheninhalts rines Landes auf einer Karte, die 
Soitzen und Krümmungen des Umriſſes, die ſich in keine ges 


radlinigte Figur bringen laſſen, in fehr dͤnnem Papier uses 


feynelden, und Quadratmeilen oder Duadratminnten von eben 
dem Papler abjursiegen. Der V. hat damit einige fehr glück 
lich ausgefallene Verſuche gemacht. . Und weit zu richtiger 


Schaͤtzung der Laͤnderinhalte nach Karten ſehr titel auf ges 
naue Berechnung jeder zwiſchen 2 Parallelkreiſen einer abges 
platteten Erdfugel liegenden Zone antommt: fo meldet er, daß 


Kr: von Weis, ein emigrirter Zärcher, dermalen in Weis . 


ningen, eine folche Tafet von dem Flaͤcheninhalte einer jeden 


@rdzone, von Grad zu Grad (wir feßen binzu: fogar von. 
zehn zu zehn Minuten) in -vorausgefegter Abplattuns von 
4:7 für die M. €. dermaten berechne. Hr. Daft. Fritſch in 
Quedlinburg über die Sonnen « Atmofphäre. — . Wir follen 


nicht den Sonnenkoͤrper, fondern nur feine Atmoſphaͤre, ale 
einen gelben, leuchtenden Ueberzung der Sonne fehen — fünnte 


% 


dann aber wohl die Sonne eine fo fharfe Ruͤndung haben? 
Sennenfackeln und Flecken werden für Erſcheinungen von 
Ders pigen erklärt. Pr. Spanbergs längft erwarteter Bes 
richt von feiner Reiſe nach Lappland, um das Lokale der das 
felbft 1736 vorgenommenen Gradmeſſung zu unterfuchen, und 
die dagegen neuerlich erregten Zweifel zu erörtern, gr 


23 Erdbeſchreibung. 


Fehler vordefallen ſeyn ſollten, meint er: fo konnten- fie nicht 
-fowohl von Einwirkung der daſigen Berge auf Ablenkung. des 
Loths herruͤhren, als weiche zu unerheblich wären; fondern 
‚vielmehr von der Standlinie auf dem Eiſe des geſrornen Fluſ⸗ 
ſes Torne, der einen ziemlich ſtarken Fall habe, Auch bat er 


‘alle Höhen « und Tiefenwinkel der gemeflenen Signate bey fels 


"ner Meffung großer gefunden, Cr ſchlaͤgt daher vor, die ganze 
Bermeflung zu wiederholen, und dazu einen ſchicklichern Ort 
für, nicht eine, ſondetn zwey Srundlinien zu wählen, auf 
‚dem Sife eines ſtehenden Waſſers. Kr. Rlaprorb in Ber 
lin Über die wahre Lage der Stadt Sera des Ptolemaͤus. 


Er hätt fie für das Heutige Lantſcheu, unter 3 8! M. B. 


und 122° 6° Länge von Ferro, fonft Goldſtadt genannt, wel, 
ches die Tibetaner durch Ser uͤberſetzten. Hr. Dr. Pasguich. 
über den Gebrauch Der neueſtin franz. Gradmeſſung bey gee⸗ 
graphiſchen Unterfuchungen. Ge: Vega Veyttag zur franj. 
Maß» und Gewichts⸗Vergleichung Wir wuͤnſchen ſehr, 
daß alle Leſer ſich Dadurch von der geprieſenen Vortrefflichkeit 
des franz. Maß⸗ Gewicht⸗ und Muͤnz⸗Syſtems überzeugen, 
und daſſelbe verſtehen lernen mögen... Aus einem Zuſatz des 


. eine Oilbermuͤnze iſt, Franc d’Argent genaunt, und ı Biyre 


. 13 Denlers, oder 6 Groſchen 13 Pf. nadı Conv. Gelde beträge. 


Der France wird in 10 DeciMmes, der Decime in ı0 Cexßtimes 
"(#3 unfers Pfennigs oder 4 Kreuzer) getheilet. Hr. O8. App, 
Kath von Ende lieſert Längenz und Bteitenbeſtimmungen 
im Nieder: und Oberfähfiihen Kreife, 


Der Bäder : Recenfionen,' oder vielmehr der geographi⸗ 
ſchen Auszüge aus nen, zumal auslaͤndiſchen, Büchern, find 
ſehr viele. Aus den Memoires. fur PEgypte — des dgut. 
‚Rational: Sinftitutes, find ausgeboben: Anmerkungen über 
die arabifchen Dferde der Wuͤſte; des Arsill. Generals Andres 
oßy Nachricht von dem Thal. der Natron ⸗GSeen, woraus 


Kerausg. ©. 475 zeichnen wie aus, daß die Muͤnz Einheit _ 


.! 
| 


England und Frankreich, var dem Kriege, ihr Natron zogen; : 


und eine topographifche Beſchreibung des Fluſſes ohne Waſ⸗ 
fer, oder-von dem ehemaligen Bette des Nils, dem lybiſchen 
Flugſand, der es zu bededfen droht. Aus den Collections 


ofthe Maflachufets Hiftorical Society, Vol, IV. eine Nad:. 


richt von einer neuentdedten Inſelgruppe an der N. W. Kuͤ—⸗ 
fte von Amerika s und 9° ©. B. Aus Saint Sauveur voya- 


“ge hiftorique, ‚literaire et pittoresque dans les Lies ci-' 
eo devaut - 


- 


- 


. Ertbefhrelbung.: 39 
'devasıt. Venitierines, — Sefenswürbige Nachrichten von 
Korfu, und der bisherigen traurigen Werfaffung diefer Sinfet, 
Inge. über Paro, Bacintro, darge, Preveſa, . VBoniger 
Santa; Maure, Thiaqui, Eephalonia, Zante, die Stra 
phadiſchen Inſeln, Carigo und Catigotio. Cepbalonien 
. führe gegen 7 Millionen Pfund Korinthen; Zante, bie 
fruchtbarſte unter allen, 5 Mill. Pf. Kotinthen und 10008 
Sonnen Wein aus. Auf der einen ſtrophadiſchen Inſel duͤr⸗ 
fen, wegen eines Moͤnchskloſtere, weder Frauenzimmer lan⸗ 
den, no tweibliche Thlere geduldet werbem. -: Ans Dimo 
Stephanopoli, eines nach Corſica migrirden Mainditen, 
KReiſe nach Griechtuland, eiae Machticht von Maina und dem 
Wlninötten ; die uber edcons parteyikch zu ſeyn ſcheint, und 


mit St. Saubeurs Retſen in Widerſpruch left. Willen 


Commdndeurs des nach Otaheite geſchickten Enalifchen Mt 
Ronsiäsiffe, neueſte Juſelentd / ckungen in der — durch 
Een Dr. Seyffer ausgezogen. NDachtirhtec. ‚über Japan, 
ans Charpentiers Reife nad Bengalen· Wir erfahren. ° 
daraus, daß wir von einen gewefenen bolländifchen Gouver⸗ 
nem, Ciyinnb, der fi 14 Jahre in Japan gg bat, 
eine wollſtaͤndige, Alles übertueffende Geſchichte und Beſchrei⸗ 
bung von Jepan zu erwarten haben. ¶Welche Nachricht 
jedoch la Lande im Aulius » Deft der M. €. bezweifelt.) 
VFrehmuͤthige Bemerkungen eines Ungarn über fein Vater⸗ 
fand, freymuͤthiq beurtheilt von einem Ungarn. Leſenswuͤr⸗ 
dige ſtatiſtiſche Nachtichten von Portugat, aus des Düc O8 - 
tee Reife durch Portuqal. Nachricht vom Koniareich 
Ava, aus 2 Engliſchen —— — des Major 


Symes nach A lva. 


Von la Lande lie 
ſet mon in. dieſem ganzen Bande nur einmal, vermiſchte 
aſtronomiſche und literariſche Nacht ichten. Kr. Fiſcher in 
Dresden giebt eine kurze Nachticht von Spaniens und Por⸗ 
gas Communication mit ihren. auswaͤrtigen Beſitzungen. 
- Se Burkhardt von Tuͤrkiſchen Handfhrifes, die Buona⸗ 
parte aus Aegypten mitgebracht hat — die aber von feiner arofe 
fen Erheblichkeit ſind — und vom Gometen vom 26. Dee 
Prosperie liefert aftronomifdye und aeographifche Nachrichten 
aus Schweden. Aus Beauchamps Briefen werden Nach⸗ 

sichten aus Perfien, beſonbers von Perſiſchen Maaßen und 


Gewichten, auch von Dasdad witgetbeitt. Melanderbien 
| ge 


« 


340 Errbeſchreibung. | 
gie Nachricht von Svanbergs Reife zur Unterfüchung der 
Loppländiihen Gradmeſſung; der Benediktiner Knogler, 


son verſchledenen Sefuitifchen aſtronomiſchen Meſſungen in 
Regensburg und China, beſonders von einer von Jeſuiten 
Ha China vorgenommenen Meffung eines Meridiaugrades. 


Hr. v. 3. vermuthet, daß ſolche 1680 vom ef. Thomas 


bey Peking mic dem 40° gefchehen ſey. In der Folge aber 
‘ fährt man aus e, Briefe des PB, Caſtners aus Rom von 


1705, daß 1702 P. Thomas auf kaiferl. Befehl auf eine 


großen Ebene in Gegenwart ber Mandarine und eimes Fals . 


fertichen Prinzen, diefe Meſſung vergensmmen babe, wovon 
Das Refaltat fen, daB ber gemeſſene Gred (man lieft nicht, 
welcher?) 195 chineſiſche Stabien und 6 geometrifche 

(ein Stadium If 360 geom. Schritte ſtark) oder 70206 gew 
metriſche Schritte enthalten habe- Burckhardt cheilt Ines 
zeffante Nachrichten aus Aegypten währen: Buonapartens 
Feidzuͤgen; von Schedius aftronemiiche Nachtichten aus 
Ungarn; von Tertor von der Oſt⸗ und: Weſtpreußiſchen 
Randesvermeflung ; der Oberſte Lecog von teigonometrifchen 
Vermeſſungen und Ortöbefiimmungen in Weſtphalen, and 
Fiſcher von der ſpaniſchen Geſandtſchaft nach Marokkon 499 


nit, deren Unterhandlungen nicht febe befannı wurden ; aber 


den beften Erfolg hatten: fo daß den, ı. Diärz 1799 Bereits 
ein Traftat unterzeichnet. wurde. Einer der interefianteften 
Correfpondenten des Hrn. v. 3. iſt Hr. von Humboldt, der 
bekanntlich auf eigne Koften: eine Reiſe durch Südamerika 
macht. Er melder aus Cumana, der Hauptſtadt des ſpani⸗ 
ſchen Vicefönigreihe Neu» Andalufien in &. A. eine Menge 
Hengraphifcher und naturhiftorifcher Merkwürdigkeiten, 3. B. 
von der außerordentlihen Schönheit und Pracht des dafigen 
geftirnten Himmels, dem Mondähnlichen Scheine der Benus, 
von fortwährenden Gewittern und Erdbeben, von Vulkanen, 


die nit Lava, fondern Korb, warmes Wafler und Petrm 


: feum auswerfen, von ammpfphärifhen Ebben und Fluthen 


, 


oder immermähtender Bewegung des Barometers; die Augen 


feiden ſehr von der Hige, und das Metall der den Sonnenr 
ſtrahlen ausgefebten Inſtrumente erhitzt fich bis zu 40° Reaum. 
Blumenbach giebt. ſortgeſetzte Nachrichten von Horne⸗ 
manns afrikaniſcher Reife. Hr. D. Olbers macht eine von 


Hrn. O. A. Schröter den 26. Map gemachte Beobachtung 


bekannt, woraus er mit Gewißheit ſolgern zu konnen alaubt, 
daß ſich Merkur binnen 24 Stunden um feine Are drehe, 34 
an | z 


4 


@#“ 


0 Eee 24 
anch en fies Een Be ge item Henliehätt Gabe, Yole 
Kir Erde, der Mond und Venus, und daß das Berfäitniß feiner 
VBerghoͤhen zu feinem Durchmefſet noch größer fep, als bey 
dem Monde und der VBenus.. 2 
Die Rartenrecenfionen verbreiten ſich über die ſchwe⸗ 
bilden Seekarten vom Ritter von Koͤwenoͤrn; über Die 
gene fehlerhafte Karte von Böhmen, 1799; uͤber Mentelle 
nd Ehanlaire Korte von dei Schweiz, un weicher viele 
ängel geräge werden. Diele Anzeige iſt mit. einem Ver⸗ 
zeichniß yon. 5a nad) Länge und Breite gemeſſenen Orten in 
nad nahe an der Schweiz verſeden. Ammans ante Karte 
yon Schwaben nehſt einem Längen. und Breitenverzeichniß 
von 153 Drgen im ſchwaͤblſchen Kreiſe. Hr. Fiſcher giehe 
eine leſenswuͤrdige Nachricht von dem neuen ſpaniſchhen xp 
atlas. Er beſteht aus 2 Theilen, davon der erſte die Küflen 
arten des mitrellaͤndiſchen, und der zweyte die Kuͤſtenkarten 
bes atlantiſchen Meeres enthaͤlt, mit einer Genauigkeit ges . 
fertigt, die Bewunderung erweckt. ‚Angehängte If ein Wep- 
zeichaiß von 86 aſtronomiſch beſtimmten Punkten in Spanien 
- and Portugal. Der Atlqs felbft;ift.ı 767 und 1789 erſchie⸗ 
‚nen. ehe‘ belehrend find. auch Ebelings Bemertungen 
Über Vortugiefifie und, Amerktanifhe Landkarten,  Vorpige 
und Mängel der zweyten Lieferung: der Carte: generale de 
“ Theatre de la Guerre en Italie er dans les Alpes, par 
Basler. Dalpr, ;werben, wit einem Längen: und Breitenðer⸗ 


' 
. .. 


reichniß up: 11 €. Orten angeneben, und Reinkens Sninde . 


aß von Surhaven und Mibehärteh kürgfid angezeigt.  ; 
“ Dei Dlographien merkwuͤrbiger Aſtronomen mie hun 
VBildniſſen find zwey; die des Rufl. kaiſerl. geheimen Staats, 
zaths und Aftronomen, Stepban von Rumödsty, und 
des Jegigen Adjunkts des k. k. Untwerfitärs -@xernwarte In - 
im, Sen. Job. Tobias Buͤrgs, zu deflen Belohnung 
HShnlangſt das. Natlonalinſtitut zu Paris, aus Buonaparte's 
‚Empfehlung, den Preis eines Kilogramms (273 Duchten) 
verdoppelte. Dieſe letzte Biographie iſt beſondors merewaͤr⸗ 
‚dig weil ſſe zu einem neuen Beleg dient, Daß große Aſftrono⸗ 
men geboren werden, und, was ſie find, durch einen gewiſ⸗ 
fen, Enthuſiasmus für Ihre Wiſſenſchaft werden. 


Moch koͤnnen wir uns nicht enthalten, eine fir jeden .. | 
 Breund — —X von Sen. Ebeling ©. 
’ ſt. Q 


18 » J. D LV. B.i.&t.MNo⸗ | 167 


4 


aa Erdbeſchreibung. | 
‚167 gelegentlich gegebene Machticht auczuhrben, daß nämikg: 
Kr. Bobn, der ſchon zur Fortſetzung der Buͤſchingſchen Erb 
beſchreibnag eine fo glückliche Wahl getroffen, nach E.s Rath, 
die neue Auflage derſelben unter. mehrere Gelehrte vertheilt 
har. E. felbft bat vorläufig England, Spanien und Portu⸗ 
“ gal, und Vormann Deutfepland, die Schweiz und die Nie⸗ 
derlande übernommen: Zu Dänemart wollen Niemann 
und Hegewiſch helfen. Italien iſt Sinnmermann , und 
VFrankreich dem Prof. Reinhard In Eötn, Bruder des Mile 
niſters, angetragen werben. Sehr gut.ift es, daß die Auf 
age bis nad dem Frieden verfchoben, und nicht“ durch mers 
Santliifche Ungeduld, dieſen Zeitpunkt abzuwarten, unbraude 
bar gemacht werden fol. Wäre es aber nicht gut, ſelbſt für 
aAnjelne ‘Provinzen Deutfelands mehrere, Mitarbeiter anzu⸗ 
wehmen? da ſelbſt Normann mie bey allen. Kreifen 
Deurſchlandes gleich reichhaltige Quellen gehabt hat. Bis 
ſchingen, hauptſaͤchlich durch Anführung, zumal: neuerer 
Quellen zu vermehren, und in feinen flatififhen Angaben zu 
verbeſſern, wuͤrde ſehr verdienſtlich und nothwendig ſeyn. 
Ihn aber abzukuͤrzen, möchte gegen die Arbeit des Vaters 
det. deutſchen Geographle Undank ſehn. B. hatte gar nicht 
zen Fehler neuerer Geographienſchreiber, viel adzufchreiben; 
wo er viel vor ſich fand, und dadurch feinen Werken eine Us 
gleichheit zu geben, die eine Abkürzung nötpig machte. 


.,„ Diefer ganze erfle Band der M. E; enthält nur zwey 
Gelehrten-Bilder und gar keine Karte, wozu mehr ais ein 
mal Veranlaſſung geweſen waͤre. Wir hoffen, Hr. Becke 
werde ſich in der Folge hierin nicht von Hen. Vertuch übers 
treffen laſſen. u | 


m, 


Anhang zur ſyſtematiſchen Erdbeſchreibung von Afrika} 
, Bon D: Paul Jakob Bruns, Herzogl. Br. Hoß 
rach, Prof. und Bibliothekar zu Helmſtaͤdt. Nürn- 
berg, in der Schneider» und Weigeiſchen Kunſt⸗ 
cund Buchhandlung. 1799. 5 Bogen gr. 8. Mebft . 

‚einer Karte. 18... — 

F Diefer Anhang beſteht ans drey Thelfens auf‘ Bogen au 

fägen und, Berbeflsungen zu den 6 Thellen der ur 


/ ° 


— 


Reiſebeſchrelbung. 2493 


beſchrelbung von Aſeika, aus 3 Bogen Reglſter zu derſelben, 
und aus einer Karte. Die Zuſaͤtze find aus den neueſter 
- Melfebefchrelbungen und andern geographifchen Schriften und 
Sournalen genommen , fo wie ſich foiche Jeder Befiger, und 
noch vielmehr der Verfaffer des Buchs, feinem Exemplare 
beyzuſchreiben pflegt, und würden vielleicht bey der forefchreis 
tmden Erweiterung des geographiſchen Studiums, nad) wer 
nigen Jahren noch weit zahlreicher ausgefallen feyn, wenn j 
+: Dr Verf. nicht bey einer fpätern Lieferung von Nlachträgen, . - 
‚ bie Befiger allzulange auf die fo nöchigen Regiſter hätte mip J 
ſen warten laſſen. Die Karte Hat nicht mit dem Buche glei- 
chen Umfang, und ift affe nicht die Karte vomganzen Afrika; 
{ondern bloß von Algier, Tunis und Tripoli, nad Shaw, 
d’ Anvile, Lopez und Renell, von Hrn. Mannert 1799 on 
gezeichnet, und ftellt den Flaͤchenraum vom ı 5° bis 35° O.L, J 
von Ferro, und vom 26° big 3790 N. DW. vor, wo alſo Aes 
gypten gar nicht beruͤhrt iſt. — 


— —F —— 


— ⸗ 


Beichreibüng einer im Sommer 1799 von Hamburg 
nach und durch England gefchehenen Reife von P. 
4. Nemnich, b.R. Licentiat.. Tübingen, in der . - 
Cortailchen Buchhandlung, 1800. 522 Seiten 5 


4 


ME 12 


j x / ’ 
I Licentiat Nemnich in Hamburg hatte ſich (ion ve 7 
usarbeitung feines Waaren » Lexikons In zwölf Sprachen, bes Ä 
teächtliche Notizen, Waaren⸗Artikel betceffend, geſammlet; 
und da er ſelbſt im dieſem Lexikon noch Vollſtaͤndigkeit ver⸗ 
mißte, that er Im Sommer 1799 eine Reife nach England, 
dem Sitz der: gegenwärtigen gebildetſten Induſtrie, um ſich 
an der Quelle von allem zu unterrichten.  Dtan finder alfo 
hier Nachrichten von. den vornehmiten englifchen FabribDeitern, 
hefonders denen, die aus der Dunkelheit im die größte Melle 
des Ruhms erft in dieſem ablaufenden achtzehnten Jahrhun⸗ 
decrte, oder gar erſt in deflen zweyter Hälfte, empor geftiegen 
find, und zum Theil ihre Volksmenge von 4 bis zu Botaufend 
| Em: haben, als: Biemingbam, Sheffield, Keeds, 
Mancheſter, Kiverpool, u;f.io. ‚der Eleinen Fabrik. Derter — 
wm geſchweigen. Von einigen wird x ganze Geſchichte Ze | ; 


. 
x 


2... 
. - 
⸗ 


244° > Riäiſebeſchreibung. 


Aufkommens erzaͤhlt; auch finder man bier oft das genaueſte 


eiail von der Bereitung des Matesials der Fabriken, ja der. 

abrikation ſelbſt, z. B. der Wollen: und Baumwollenwaa⸗ 
ten: die Abftufungen der Baumwolle in Güte und Preiſe, 
und mie äußerft fein fle-ausgefponnen werden kaun — mans 

es von der großen Wirkung der Dampfmaſchinen; Nach⸗ 
richten von Wedgwood⸗ und andern Englifchen Porcellan — 
ar wir wollen die Lofer vom Genuß dieſer fachreichen Rei⸗ 
fedefcheeibung nicht länger abhalten, die ohnedem keinen Aus⸗ 
zug verflattet, und mit unter, befonders am Schluſſe, mit 


allerhand drolligen Anekdoten gewürzt if. Vorzüglich ber 


(uftigte den Rec. das Geſchichtchen nom koͤſtlichen Manufkripte 
auf der Stadtbibliorhet in Leicefter, das der. Chronikſchrei⸗ 


ber der Stadt ſyriſch, das Volk aber gar vom Heilande fell 


oder wenigſtens von einem Apoftet geſchrieben glaubt, und 
beffen Probe von Hr. Tychſen für Perfiich und erotifhen In⸗ 
alte ertlaͤrt worden. Uebrigens trifft ein Reifender in Enge 
land, nah Hrn. N. Erzählung, auch auf manches in Anfehung 
der Fuhrnmite und ber Gaſthoͤſe, das befler fenn könnte, “und 
im Deutfchland in arbBern kommerzitenden Städten, ja eft 


‘ 


- in Heinern, wirklich beffer if. Die Ummoiffendeit des engläns 


diſchen hohen und niebern Pöhels iſt oft auffallend, und fteigt 
zu Fragen wie diefe: „wie weit Deutfchland von Bam̃⸗ 
„burg ſey? — Die deusfche Sprache fey wohl oon der 
„ feanzöfifchen wenig verfebieden.? u. dgl.“ Der Oprach⸗ 
liebhaber findet auch einige engliſche Provinzialwoͤrter, Gedan⸗ 
ken uͤber die Einfuͤhrung einer Univerſalſprache; uͤber Zeichen⸗ 
ſchrift. — Die Vorſichtsregeln für die, fo nach England 
reſſen wollen, ſind ſehr zu beherzigen. Unter Liverpool, das 


beſonders durch den Sklavenhandel empor gekommen, findet , 


man einige Worte für denſelben geſagt; allein des Verf. 
ſcharfem ironiſchen Tone, der bier und da indem Buche hallet, 
iſt nicht zu trauen. Wer freplich reich werden müßte, und 
mar bald, und fein ander Recept wüßte als- diefes, und es 
rauchen koͤnnte; der mochte es immerhin brauchen; und im 
ſſters mehr und mehr defpotificenden Geiſte des handelnden 
Thelles jener Nation ausrufen: o cives, cives,. quadrenda 
pecunia primum? virtus poft etc, * Webrigens glauben wir, 
dad unfre deutſche Induſtrie viel Belehrung aus diefer Reiſe⸗ 
befhreißung ſchoͤpfen koͤnnte. Der Stadt London wird Hr. 
Nẽ künfelg hoc) einen befondern Band midmen, Me. 
ei u 


— Rlei. 


| 


( 
! 


| 


Keifebeſhrelbung. 245 
‚Kleinere kaͤnder⸗ und Reiſebeſchreibungen; Aus den 
Werken vorjüglich augländifcher Keifenden. Vier⸗ 
ter Band; und Finften Bandes erfies Stück. 


$eipsig, bey Linke. 1799 und 1800, 332 und 36 ee: 


u 68. ı N8:6 8. 


Ä —*— vierte Band enthaͤlt bie zweyte Abthellung bes auch 

t beſonderm Ditelblatt verſehenen Auszuges aus Stauntons 
von Huͤrtner uͤberſetzten Beſchreibung der engliſchen Geſand⸗ 
Phaftsreiſe an den Kaiſer von China in den Jahren 1792 und 


935 Dider zweyte und legte. Abſchnitt beainne mit Weiter» 


fahrt der Sefandichaft auf dem Fluſſe Peiho, orinat foiche 
theils zu Waſſer, theils zu Lande, nach Peking und Dſchehol 
in der Tartarey, von Kien oder Tſchien⸗ung den Som⸗ 
mer Über ſich aufhhlelt, und feinen 8 zſten Geburtstag im sen 
DZahre einer für China fehr gluͤckllchen Regierung feverte. Daß 
bey diefer Gelegenheit die deruͤhmte, von Europäern fo felten ar⸗ 


fehene, und China von der Tartaten trennende Winner paflıce 


wurde, verfteht fich von ſelbſt. Unſtreitig iſt derienige Theil 
der Retſebeſchreibung, mo die Seſandſchaft in der Naͤhe des 
Kalſers fi befand, das anzlehendſte Stuͤck derſelden; wie⸗ 
wohl es der Ruͤckreiſe von Peking durch einen großen Theil 
des Reiches nach Kanton eben fo wenig an unterhaltenden, 
oft ganz neuen und boͤchſt lehhzrreichen Anſichten fehlt. Aus 
einer Abkürzung wieder dergleichen fertigen zu wollen, waͤre 
fo gut als unnäg ; weil alsdann der erfte Abbreyiaror entwes 


der ungeſchickt verfahren hätte, oder fein nochmaliger Epito⸗ 


mator nichts als Kapitels Ueberſchriften liefern kann. Statt 
alſo actum agere, wiederholt Mec. die den der Anzeige des 
erften Bandes Bereits abgegebne Verſicherung, daß vorllegens 
der Auszug recht gut fich leſen laͤßt. Auch in diefem Bande: 
‚werden ans den eignen Tagebüchern der Ken. Anderfon und 
"Abttmer Stellen gehoben, die zu Berichtigung oder beſſerer 
Verftändtichkeit der Hauptſchrift irgend etwas beytragen konn⸗ 
ten. Aus einigen Aeußerungen dirfer Reiſegeſaͤhrten, des ers 


fen beſonders, wenn anders Mißlaune felne Feder nicht zus 


weilen angeſteckt hat, follte man ſchließen, daß die engliſcke 
Seſandſchaft, trotz des Pomps ihrer Aufnahme und der per⸗ 
föntichen Zuneigung bes alten Kalſers, doch der Unannehm⸗ 
lichkeiten mebr verfchluden mußte, als Sir Staunton.zrins 
zugeftehen fir gut fand, le ein try rn 

— 35 von 


, 
ı 


e_nr se _... #... >: = u” 





feit Hundert Jahren: Europa zu bringen gewußt, ſich wieder 


| macht haben. Daß eine Gefellſchaft in England die Koften 


. war, noch aber feine nähern Umſtaͤnde nicht, erfahren hat. 


‚wicht fo welt, ala er wuͤnſchte, kam, und ebenfalls Hinderniſſe 


| 


jedoch an taufend enalifche Meiten weiter drang, den foräths 


Mühe werth hielt, und der feitdem unaufhörlih, bald wie⸗ 


F nicht ſondetlich welter gefotmmen, als man ſchon Yor 2200 
des Viger bebbringt, Hoch ſehr unzuverlaͤſſig ausfieht, und 


— * 


"246  Meifebefhribung: 


von den. Solländern abgefchickter Geſandte, zwar weniger Ehreu⸗ 
bezeigungen genoſſen zu haben; deshalb aber gar nicht un⸗ 


freundlicher aufgenommen zu ſeyn. Bekanntlich iſt der ehr⸗ 
wuͤrdige Kalſer ſeitdem geſtorben; und. fein Nachfolger fol 


. 


ben Groß⸗Kolar, der den Engländern am meiſten im Wege 


fand, fogleich verabſchiedet; demjenigen Ober s Mandarin aber, 
ber ihnen am geivogenften ſchien, fein ganzes Vertrauen ges 
ſchenkt haben. Hat es mit biefer Zeitungsnachricht ihre Ridys 
tigkeit: fa würde brittiſcher Betriebſamkeit ein neuer und 
seihhaltiger Kanal ſich öffnen. Zeit wäre es in dee That, 
daß China von der ungeheuern Menge Gilbers, worum ee 


etwas abzapfen liche! 


Des fünften Bandes erfies Stuͤck biefer Relfefamms 
fung enthält eine kurze Nachricht von den Entdeckungen, die 
ber Engliihe Major Soughton und der Wundarzt Mungo 
Pack, ein Schotilaͤnder, im Junern von Afrika unlängft ges 


bergießt, und unternehmende Männer zu fo geſahrvoller · 
Wanderung auf jede Art ermuntert, iſt bekannt, Von den 
beyden fo eben genannten, war 5. im J. 1791 noch nice 
welt über. die von Europäern bisher beſuchte Gegend hinaus 
gedrungen , als er fchon feinen Tod fand ‚ deflen Gewißheit 


Släcliher war 1794 u. f. Mungo Park, der zwar aud 
zu bekaͤmpfen vorfänd, deren Erzählung ſchon erſchuͤttern muß; 


felbaft gewoͤrdnen Lfigerftrom ‚endlich erreichte, und dieſen 
durch das anfehnlihe Sego, die Hauptftadt.des großen. Rd 
nigreiches Bambara, wirklich von Weſi nach Ofen bin fließen 

; ein ‚Umftand, den’ (chem Berodot aufzuzeichnen der 


derholt, bald beſtritten worden. Es ſtehe um die Entdeckung 
des mushuollen Schotten, wie es will; dennoch iſt man durch 


ahren geweſez; well alles was IR, P. vom fernern Laufe 


die wahre Beſtimmung deffeiben, fo wie die ſeines Aus⸗ 

Muffes, künftigen Entdedern vorbehalten bleibt. Seitdem iſt 

bie Reiſebeſchreibung M. Patke aisführlicher In England = 
— | - gedr 


ON 


— 


- 


Reiſebeſchreibung. 247 


gebruckt worden, und auch berelts in deutſcher Ueberſetzung 


erfchlenen ; der bier befindliche, das Weſentliche umfaflende 
Auffag aber ,. aus dem Berichte gezogen, den der achtungs⸗ 


‚ würdige Bryan Edwards, als eines der thaͤtigſten Mit 


glieder, der. Geſellſchaft abgeſtattet hatte. Hoffentlich haben 
r von dem in gleicher. Abfiche nach Afrika gefandten Deuts 
chen, Herren Hornemann, der Aufichlüffe weit mehr zu er⸗ 


toärten, weil diefer nämlich, mie zwechmäßigen Vorkenntniſſen 
geruͤſtet, fi auf den Weg machte. Wirklich. fol feine vers 
traute Bekanntfchaft mit der arabiſchen Spracht, anf feinem 


erſten Ausfluge von Aegypten, ihm ſchon treffli zu Statten 

etommen ſeyn. Ob alles das hinreichen wird, auch die den 

utopaͤern fo abgeneigte Brut der’ heilloſen Mauren zu. ge⸗ 
winnen, muß die Zeit lehren. Billig haͤtte man mit Kuss 
gabe diefes 1. St. des 5. Bos ſo lange warten follen, bie 
deffen tes ibm Geſellſchaft elften konnte. Cine fehr Hein» 
liche Manipulation, ‚deren der deutſche Buchhandel ſich haͤu⸗ 


Ehre gereicht. 


» fig fchuldig zu machen anfängt, und die ihm keinesweges zur 


a Be -  Rw, 


a 


"Frepe Bemerkungen” Aber Kopenhagen, in Briefen 


1796. 360 Send : 
Wer Kopenhagen gar nicht kennt, der findet hier vieleicht 


— einige Unterhaltung. Indeſſen muͤſſen wie jeden Leſer wars 


nen, den eingemifchten Anekdoten von-ned Ichenden Perſo⸗ 


nen Glauben beyzumeſſen. Lob und Tadel find. Hier mei⸗ 
Bens nach Willkuͤhr, und ohne Kenntniß der Perſonen und 


Sachen, ausgetheilt; manchmal ſcheint ſich ſogar boͤſe Abſicht 
eingemiſcht zu haben. Wenn mie unſern Leſern ſagen, daß 


der Verf. ein in Kopenhagen dienender Unterofficier ift: fo 
werden fie einen Maßſtab für die Glaubwuͤrdigkeit der mei⸗ 


fien Hier vorkommenden Erzäbfungen und Urtheile haben; 


das Ganze aber doch immer für einen Verf. diefer Art noch 


erträglich genug finden. . | ‚ 


Hd. 


Einleitung in die allgemeine und beſondere Europaiſche 
Staatskunde entworſen von M. Eobald Toze, 


X wei⸗ 


N ä ey 


. 


248 Meat, ©: 


“ weilanb Herzogl. Mecklenh. Juſtigrarh und Prof 


zu Bgutzow. Vierte Auflage. Nach dem Tode bed 
Verhfaſſers veu bearbeitet, und mic den noͤthigen 


Velrbeſſerungen und Zufägen verfehen von Dalen« 


tin Auguſt Deinze, der Philoſophie Doktor und 
ordentlicher Profeffor zu Kiel, der Churfürfttichen 
, Mainzifchen Sefellichaft der Wiſſenſchaften Mit« 
: gliede, Zweyter Band, welcher Dänemark und 
Sweden, nebft Berbefferungen und Zufägen zum 
erſten Bande enthält. Schwerin und Wigmar, in 
‚ber Boͤdnerſchen Yuchhändlung. 1799. 432 © 
Br SL | | 


MR gleichem Fleiße und gleicher Senauisteit bat dei Her⸗ 
r 


of. Keinse auch Dirfen Bann des Losiichen ÜBerks durda 


geſehen, verbeffert und mit den noͤthigſten Zufägen verſehen; 
Torgfäftig Hat er ich vor dem Zuvielen gehaͤtet; ob er aleich 
die Dänifche Staatskunde , bey weicher ihm mehrere Huͤlfs— 
mittel zur Hand waren, ausführlicher bearbeitet hat, als die 
Schwediſche. Die Jufäpe und Berbeflerungen zum erſten 
Bande betreffen befonders die Literatur; ſie zeugen von feiner 


Aufmerkfomteit auf alles, was diefem Werke zur Empfehlung : 


gereichen konn, umd daher hält es Rec. auch fhr unnoͤthig 
einige Erinsterungen binzuzufügen. Der folgende Band wirh 


die Staatekunde Aufilands abbanbeln; auch werforicht der 


—— Bde Dr kan, 
ein uch für jeden auf eu Bürger dieſes Sand 
Wafca iu lieetsss. | 


Gfg. 


“ N ; 
v 








— —— X nablatı 





Anti arladagen ei 


Edie Griecchen. 

” den Renalutiensgeiten des alten —R 
um — 
veroſſer der Edlen ber Vorwelt. 


Zivepter Theil, iE fo eben erſchienen, und in allen Ic Bud 
, handlungen die 2 Theile 38 Bogen ſtark für 2 
haben auf —— und 2 Ar 45 * auf Pe "il , 
nem Drucdpp. Elberfeld, Oktober 1800 
Archiv für Die seihichte, Erobefäreigung, Staetstunde und 
Aterttümes, der er ee von dr. 4, 
Eh. Borheck. 2tes Stoͤck gr. 8, af. 
Weſtphaͤliſcher hiſtoriſch⸗ geographifger Beton N Kalender, 
zum Nutzen und Jegoeen auf das Jahr 1800. heraus⸗ 
gegeben von P. F. Weddigen, Sn der Philoſophie 
." und Prediger zu K feinsremen, M. & Rupfer,.gcheft, af, 
(Der zwente Jahrg. auf 1801. wird in einigen Wochen 
fertig, und wer noch wor Ende dieſes Jahres BeRellung 
auf den Jahrgang yon 1803 — auch à . 
koſtet, — beyde Jahegaͤuge für | 
Herrmann, J. W., vollftändiges taschetifäee Lehrhuch der 
*chriſtlichen Religion in den Bürger / und Landſchulen, und 
in den niedern Klaſſen der Gymmaſien, ben Bedärfniften 
fowohl der Altern und fähigern, als auch der jüngerh und: 
. minderfähtgen Kinder gemäß, mit Keftändiger Ruͤckſicht 
ee den aß unſert i dicaluc 8. 30 ft. 
— ns Comptoir für Aireratat. 


——7 * 


| m Verlage der Schwan « ine Gönifhen Helbra⸗ 
handlung in ara iſt — vol ſtandig erfhichen; 
ns . 





Scherer 





"950 Jutelligenzblatt. u 


Scherer (Phil. Earl, markgraͤft Badiſcher 
geb. Hofrath) die verworrene Aebre der ebes 
lihen Bütergemeinfcbaft, ſyſtematiſch bear, 
beitet. 2 Thle. gr..8. 3 Rihlr. oder 4fl. 30 Ir. 
De gelebete Lefer wirb gar bald fich überzeugt finden, 


baß dieſe Materie noch nie fo vollftändig bearbeite, nie fo 
deutlich entwickelt und fo klar dargeftellt worden, als ‚bier 


geſchehen ift,. Der Urfprung der ‚edel. Guͤtexgemeinſchaft, 


- der Fortgang derfelben, die durch mancherley vorgedrungene 
andere Rechte, hier mehr, dort weniger aufgehobenen Wir⸗ 
kungek derſelhen, find fo anfchaufich gemacht, und ans Altern 
* and" neuern Statuten und Landesgeſetzen erwieſen, daß ſo⸗ 
wohl der Ideengang, als die Mißgriffe unſerer Voraͤltern 
als eine angenehme Entdeckung erſcheinen; vorzuͤglich aber 
fedem rechtsgelehrten Geſchaͤfftsmanne der Vortheil verſchafft 
wird, daß er. bey der Erflärung und Anwendung der Sta⸗ 
Kuten und Landesarfege, in Entdeckung der Duellen, wor⸗ 


2 


aus diefe oder jene Verordnung gefloffen iſt, nicht To leicht 


mehr irre gehen-fann, ala daffelbe bisher in mehrern Rechtes 
faͤlen geichehen ift; wobey ſowohl die vorausgefchicte 
Ueberficht des ganzen Werks, als auch das beygefügte voll⸗ 
frͤndige Regifter die beften Dienfte leiften werden, 


Beſoͤrderungen und Veränderungen des Aufenthalts. 
Hr. Scherer, welcher erſt vor wenigen Monaten von 
Weimar nach Halle als Profeſſor der Chemie berufen ward, 
bat diefe Profeſſur niedergelegt, und häle fich jeßt in Ber⸗ 
fin auf, als Chemifer oder fogenannter Arkanift bey einer 
Fabrik von englifhem Steingus auf Wedgwoodg Art, wels 


che der aus Hannover nad)’ Berlin gekommene Hr. Baron 
von Eckardſtein dafelbft angelegt dat. “ 
Der berühmte Direktor und erſte Profeffor der Rechte 
auf der Univerfität Kalle, Hr. Klein, verläßt diefe Uniners 
tät, und geht wieder nad) Berlin als Gcheimer : Ober + Tris 
unals⸗Rath. - ns 
: sr. Buſſe, Profeſſor der Mathematik zu Deſſau, hat 
som Fürften den Charakter eines Hofraths erhalten. 
. x . h r. 


Li 


‘ 


Sntelligenzblatt. 251 


Hr. Bergrath Noſe, ein ebemalider fleißiger Mitar⸗ 
beiter an der A. D. B.) iſt Fuͤrſtl. Naſſau⸗Oraniſcher Le⸗ 


gationsrath und Reſident zu — geworden. 


Der K. K. wirkliche Hofrath Hr. Bernhard von Je⸗ 


niſch, welcher durch die neue Herausgabe von Meninski 


Lexicon Arabico - Perfico - Turcicum in $ol. und durch die 
Herausgabe noch einiger orientalifcher Schriften den Ger 


lehrten ruͤhmlich bekannt iſt, iſt ven dem a in den Frey⸗ 


herrnſtand erhoben worden. 


en | BET 


N 


Tondställe, 
In Bertin Rarh am 24. Sept. 1800. —— 


Oberſchulrath Jobann Yeinrich Ludwig Meierotto, 


Rektor des Joachimsthalſchen ee in feinem 59. 
Lebensjahre. Seine Verdienfte ale 

für das Beſte des ihm anvertraueten Symnaflume, und fein 
Bumaner Charafter werden allgemein geſchaͤtzt. Sein Bes 
luft wird fehr beweint. Er hatte eben als Rommillär des 


teformieten Kirchenrathz zu Berlin eine Reife nah Sir 


preußen 2 Verbeſſerung der Schulen gemacht, und ſonder⸗ 
lich zu Alla ſchon fehr gut — Der Medailleur Abrams 
fon: wird nad dem nad der Natur boſſitten Bilde des 


Verſtorbenen eine Dentmänze prägen. Sein Kupferftich 


befindet fich vor dem ıften Städe des ısten Bandes ber 


Menen Yugem. Deusich. Bibliothek. Der Drof. Brunn 
. wird else vollſtaͤnbige —— aha heraus⸗ 


geben. 
Am 29. Sept. der K. — Hofraih und — Kuſtos 


| ve K. Bibliotheken zu Wien, € Michael Denis, geb. 
i gt Echarding in Bayern, d. 27. 


ept. 2729. 
— 


il beurfcher Kniverfichten 
Wittenberg. 1799: 


\ 
Am 6 Jaͤnner wurde bie Sinladungsfehrift bes Hrn. 


Der Ebert, als philef ee jur — Mr 


giftere, 


elehrter, fein, Eifer - 


ı 


252 Intelligenzblatt. 
diteryromotion am * April agsgetheilt, Gie handelte 


. de menfurs linesrum universali, inter res nondum inven- 


tas refesenda, auf 2 Nuartbogen. 


> Aut 8. Jänner vertheidigte Hr. M. Traugott Karl 
Auguſt Vogt, aus Sorsichen in Thüringen, Med, Pra&. 
und Drofektor beym Anatom. Theater, ohne Praͤſes, feine 
Saauguraidiputetign: Ambargm fcapularum, dextrae- 
que fimul claviculge ſracturam ' ragam, auf 5 Quartbogen, 
nebit 2 Kupfern in klein Folio; bie er nachmals auch erweiz 
sert deutſch herausgegeben bat. Die Einladungsichrift des 


Hrn, D. Titius war: de Renum vitiis Comment. Il. Re » 


nis hydatidibas obſeſſi defcriptio ,..ı5 Bogen in 4. Dem 
‚Ken. D. Vogt, und einigen andern, welche feit kurzem die 


medicin. Doktormörde allhier erhalten hatten, wuͤnſchte da⸗ 


zu Hr. ©. L Marggraf Std in einer lateiniſchen Epi⸗ 
ftel, des Inhalts: Exiftentia anitialculorum Ipermaticg- 
tum in femine virili prohatur; ı Bog. 4. 


Um dieſe Zeit erſchien auch: Conſpeclus Dißertatt, 
et Programmar. a. 1798. in tabulis publicis Aead. Viteb. 
propofitorum, nominumque DD Licentiatt, et Magiftxor, 
eod, a. ibi renunciatorum, etc, 23 Bog. in 4. 


Am 13. Jänner wurde die Kornfailihe Stiftungerede 
won Hrn. Jobann Georg Pfennig, aus Kalbeu in ber. 
Niederlauſitz: de Scholarum Medisarum Dresdae floren- 
tiam praeftantia, gehalten. Dazu gehört das Progr. dei 
Sen. Prof, Semrici: de pacis a Romania impriandss 


folennıbgs, Comment. VI. ı Bag. 


. Kr. D. Ernſt Chriſtian Ludwig Ebaritius, ber 
vor kurzem von feiner zweyjaͤhrigen gelehrten Reife in 
Deutſchland zuruͤckgekommen war, kündigte feine Borlcfins 
gen durch eine Prolufion: de arteria crurali offen per oeda- 
ma gangraenamque ficcam lethali. auf 14 Quarthog. an, 


Hr. D. Beorge Rudolph Böhmer, Prof. Medie. 
Primsrius, hatte bey. der Leipziger Magifterpromotian am 
7. Februar das feltene Gluͤck, ſein zojaͤhriges Magifterjubis 

läum zu feyern. 


Am 26. Februar vertheidigte unter dem Vorfihe des 


Hen. Prof, Dı Titius, Ar Johann Benlieh Yeilmahn 


/ 


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Er 
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Ineritigengblatn 333 


aus Ammaburg,. ſetne Diſp. de haemarrhoidum: divifiong 
zsque cura, auf 3 Bog. nnd erlangte dadurch die medisin, 
Daktorwoͤrde. Die Einladungsichrift des Hrn. Prifeg 
enthielt auf 14 Bog. in 4. Memoriam Chrifl. Frid, Nurn- 

* bergeri, ante quatuor annos ho? ipfo die pie defuncti. * 


Aum 9. März vertheidigte Sr. Job. Bernb. Jofeph 
Beygbaus, aus Een in-Weftinhalen , der vorher auf den 
Univerfitäten Bonn, Würzburg und Halle ſtudirt hatte, 
-, "uud bereits als approbirter praktiſcher Arzt in: feiner Vaters 
—* aufiienommen war, unter dem Vorſite des Hrn. Prof. 
‚Breyfig, feine Snaugurgldifput. de partibus firmis or: \ - 
pm anditoril, auf 133 Bog. in 4. wozu Hr. D. Titius 
rch ein Progt. von 2 Bogen! de ftudiis ciariſſ. Italorum 
Scarpa® atque Comparetti in vera vrgani auditus ſtructurs 


t 


eraenda, einlud. | e 
Am rI. un unter bein Morfige bes Hrn; 
Prof. D. Sacharid, Hr. Gotth. Wilb. Grüne, aus 
KAlınichena im Meieniſchen, feine Differt: de Wominio, quod 
oſt auftori in libris a ſe vonferiptis, auf 2 Bogen 
Das Oſterfeſtprogrammà: Sylioges emendationum 
tonieduraliom in, verfiohes graecas Vet, Teſt. P. L auf a 
Bogen fchreibe fih vom ıhedl. Dekanus, Er Propft D, 
Schleusner, her; und das Feſtgedicht: Pſalmus XVIII 
4 V.1— 20. carmine redditus, auf} Bog. in 4. von Hrn. 
Prof. Nieerbeim, — Re — 
{Die Fortſetrung folgt naͤchſtens.) 


I ’ 


t 


& -' 


j Gelehrte Geſellſchaften und Prelsaufgaben. 


Herr von Böthe, der Herausgeber der Propylaen. 

"Bat im zweyten Bande dieſer Schrift für das Jahr 1800. 

auf bie — Zeichnung einer Darftellung aus dem Homez 
zwanzig Dufaten, und auf die, welche ſich am nächften any 
fchließt, sehn Dukaten als einen Preis gefekt. Den erjteh 
Preis erhielt Hr. Prof. Kahl in Kaflel durch eine Zeich⸗ 
nung des Abftbieds des Sektor; den zwehten Kr. Jofepb 

.  Wormann..in Köllg burch eine Zeichnung den en | * 

a Se ’ 73 eſjus 


wor ih 
D) f 


254 u Sutelligenzblatt.- 


beſus vorſtellend. Die Aufgaben file das naͤchſte Jahr 


Achill unter den Thchtern Lykomeds, entdeckt durch 


"Uloff und Diomed; ferner der Kampf Achills mir den Fluß⸗ 


göttern. 


BE 


Anzeige kleiner Schriften, 
Oldenburg. Das Oſtern 1799. zur Ankündigung 


einiger Aöjchtedöreden und des gewöhnlichen Eramens auf . 


dem hiefigen Gymnaſium von dem Rektor und erften Prof, 
deffelden, C. W. Abhvardt, gefchriebene Programm, ent 
—* einige Bemerkungen über die zu größe Anzahl der 

tudirenden. (18 ©. 4.) Der hier mit vielem Wig und 
munterer Laune behandelte Gegenſiand ift bloß lokal; im 
manchen andern Städten (3.8. in Hamburg) würden viel 


leicht mit eben fo vielem Rechte Über Die Fleine Anzahl der. 


Studirenden Programme gefchrieben werden tönnen. Dem. 
Verf.-aber macht die Freymuͤthigkeit, mit der er manche 
“ Bittere , allgemeine Wahrheiten über den Zweck und die Art 


bes Studirens vieler jungen Leute, fagt, wahrlich Ehre: 


es konnte aber nicht fehlen, daß feine Bemerkungen. mans 
chen Derfonen, die ſich leicht getroffen finden, ein Aerger⸗ 


niß geworden wären; daß biefe nun ihre Empfindlichkeit - 
laut werden liefen. Dem Verf. ſchien es daher, wieer in _ 


dem zum Öfter  Eramen 1800, gefchriebenen neuen Progt 


ſagt, rathfamer , jene Bemerkungen nicht fortzufegen, was _ 


er anfande zu thun willens war; fondern lieber einen 
feiedlichern Gegenftand zu wählen.- Er liefert nämlich in 
dem neuen Programme eine Probe einer mesrifchen Ye 
berfegung der fämmtlichen Satyren des D. Junius 
Juvenalis. Das ganze Progr. beträgt 23 ©; in 4. Schon 
des Verf. mit eben fo vielem Talent als Fleiße gearbeitete 
meteifche- Weberfeßung des Kallimachos, läßt etwas Borzige 
liches erwarten. Die hier als Probe gelieferse Ste Saihre 


ı des Juvenals wird dieſe Hoffnung beſtaͤtigen. Als kleinere 


Probe aus der groͤßern ſtehe hier folgendes: V. 75. 
Armſeliger Ruhm, der auf Andre ſich ſttet 


Sich’ es zertruͤmmert das ‚ganze Gebaͤn, entruͤckeſt 
on Eee di Pfeiler: 


SD | Erde 
. ; Bi 


41 


N Jntelligenz blate. — 255 | 
Erdegeſtreckt erſehnet die Rebe = Bun Vermaͤh⸗ 
5 


Gut als Krieger fey du, als Vormund gut, und als 
ge en ‚Schtiedsmann 
Strenge gerecht; ja ruft man dich einft als Zeug’ in 
ne u IE: verworrnem, 
«Schwer: entfcheidbaren Handel, geboͤt gleih Phala⸗ 
3e jühte der — hel⸗ 
enge zu ſeyn, und gluͤhte der Stier, wenn er hei⸗ 
| Bi e ” ſchet den Meineids 
2.2 Ahr? es der. Schänblichleit . Gipfel, das Seyn gu 
4 — wählen vor Ehre, - 
1% Nnd Aufopferung zu Bringen. der Zwecke des Lebens 
a u dem Leben! — 





Wermiſchte Nachrichten und Bemerkungen. 
Durch das Neue Schulreglement für die Univer⸗ 
ſttaͤt Breslau und die Damit verbundenen Gymnaſſen, 
De Dato Charlottenburg, den 26. Jul. 1800. (Bres⸗ 
lau, bey Korn. 2 Bogen. in Zol.) iſt wieder ein wichtiger 
Schritt zur Verbefferung des katholiſchen Schulweſens in 
Schlefien geſchehen. Die bisher beſtandene Verbindung des 
Schulinſtituts der Jeſuiten, welche eing eigene’ geiftliche Kor⸗ 
poration qusmachten, und an den’ ehemaligen Jeſuiterguͤtern 
ein Sefammteigenthum hatten, ift aufgehoben, und dafür eis 
ne eigene Schuldirektion in Breslau ſubſtituirt worden, wel⸗ 
«he, unter dem Dberkuratorio des Schleſiſchen Sinanzminifterg, 
aus zwey Raͤthen von.der Kammer, einem Schuldireftor, 
‚einem oder zwey Benfigern aus der Anzahl der Lehrer, und, 
bey gerichtlichen Verhandlungen, einem Syondikus, beſteht. 
Es konnen auch Lehrer weltlichen Standes angefeht werden. 
Durch dieſes alles iſt der bisherigen ausſchließlichen Einwirs 
Enng der Jeſuiten ziemlich Einhalt gefcheben, und man hofft, 
er werde endlid ganz können gehemmet werden. Der Bis 
hof kann feine gegründeten Rechte als Ordinarius durd) zwey 
on ihm bey der-Schuldireleion praͤſentirte Beyſitzer wahr⸗ 
nehmen laflen. Das Schuldireftorium kann nach. Befinden 
wu auswärtige und weltliche Lehrer vociren, wenn fie far 
tholiſcher Religion find. Den Schülern, welche in ſolchen 
iffenfchaften Unterricht wänfhen, die in den Rn 


256 Insel ligenzblatt. | 


nilqht etthelit werben, Tee frev, ſich zu dieſem Zwecke dehrer 
u ſuchen, melche wicht beym katholiſchen Schulweſen unmit⸗ 


ae angeſetzt fidd.; auch andere koͤnigl. Univerfinäten zu be⸗ 


ſuchen. Und die Schuidirektton Hat die Erlaubniß, wenn es 
. var Raum verfiatter, in den Schulgebaͤnden Hoͤrſale für der: 
. gleichen Unterrichtsgegenflände eitizurichten. Der Schuldis 


wetter iſt dom Untertichtgchen difpenfrr; hat aber Die Pefans _ 


dere Pflicht, jährtih einmal fämmtlidre Bymnaſia und Er: 
giehungsiuftitute zu bereifen, And an die Direktton zu Berichs 
ven. Jedem Gpianafio joll ein Reftor vörftehen, der die 
Schuldiſciplin um Ockonomie des Hauſes mit Zuzichung 
zweyer Lehrer ga beſorgen hat; nee Schüler aufnehmen, und 
Beinere Korrektionsftiafen, Lörpertiche Zuͤchtigungen ausge⸗ 





: nommen, verhängen kann ; in widhtigern Dingennberan die _ 


ihm vorgefegte Direktion berichten, wie auch Hey derſelben 


’ - 


die Lektionsverzeichniffe ginfenden muß. Unter fämmtlihen , ' 


— fie ſeyen geiſtliche oder weltliche, (meiche letztete auch, 
nach Gefallen in den Haͤuſern wohnen koͤnnen,) findet kein 
anderer Rang, als der Anriennetde, Mat, Welche — zum 

Rektorat kein Recht giebt, Indem die Beſetzung deffi 

der unbeſchraͤnkten Wahl des Sechleßſchen — ——— 

vAbhaͤngt. Auf dem platten Lande ſollen nur ſolche Schulmeir 
Her angefeßt werden, weiche den, Unterricht in einem Semir 

 yartd genoſſen Haben, und hinlaͤngliche Teftimonia vorzeigen 


tionen. Die Schulditektion allein har zu beftimmen, ob und 


wieviel Schulgufd.entzichter, oder ob der Unterricht unentgeide 
lich ertheilt werden ſoll. Dieſe ſoll auch einen vollſtaͤndigen, 
. und in allen feinen Theilen in einander greifenden Studien 
plan entwerfen, ‚und es ſteht ihr frey, ſich deßhalb bey aus⸗ 
wärtigen geſchickten Paͤdagogen Raths zu erholen. Wobey 
‚aber unter andern voranggejegt wird, daB. die. Eintheilung 
v der Klaffen nach den Wiffenfchaften gemacht werden fol, 
Aus dem allen erficht mar, daß mit dem katholiſchen 


j Schulweſen weſentliche und wichtige Beränderungen gemadit 


worden find, Uebrigens erklärt der König ausdruͤcklich: » daß 
»das ſaͤmmtliche Haare, und in Kapyitalien beſtehende Vermoͤ⸗ 
» gen des Inſtituts anf ewige Zeiten zum roͤm. Eathol: Ichlefle 
» schen Schulfond gewidmet, Die von den geiſtlichen Stiftern 
» dewilligten Bepträge ganz allein dazu vermendet werden, des⸗ 
» gleichen, DAB von den Kollegien und Seminatiengebäuben 
» jo viel Gelaß, als zum Unzerricht und zur Wohnung der Lehr 
» rer erforderiiih, dazu beflimmt,Ölsipen ſol  — ...: 





en von 


eo... ——— ar u 


Meue Augemeine 
Deutſche Bibliothek. 
— Sece um fingen Vandes Erfes Sit. 


Viertes Neffe... 


! 








an Gelehrtengeſchichte. 


| ‚terärgefchlchte. Won Johann Gottfried Eichhorn. 
Erſte Hälfte, Görtingen, bey Roſenbuſch, 1799. _ 
ı App. 15 B. gr. 8. aM. 


Gegenwaͤrtiges Lehrbuch iſt zunaͤchſt zur Erleichterung der 
Lehrdortraͤge des Verf. -beftimme, der feinen Vorleſungen da⸗ 
durch volle Zweckmaͤßigkeit zu verſchaffen fucht, daß er be - 
Geſchichte der Innern Veränderungen der Wiſſenſchaften mit - 
der Buͤcherkunde und den Nachrichten von ‘dem Leben der . 
wichtigſten Scheiftfteller zu verbinden ſucht. Mec. tft mie ihm 
. der Meinung, daß eine bloß allgemeine Behandlung der Lis 
‚ terärgefchichte nicht hinreichend fruchtbar ausfallen koͤnne; 
“wenn. man nicht auch in das. Einzelne und Speclelle der Wiſ⸗ 
ſenſchaften eingeht, deffen Erläuterung einige. Bekanntfchaft 
wit jeder Wiſſenſchaft felbft erfordert. Dadurch erft kann dieß 
Studium anziehend, und dem denkenden Kopfe inrereſſant 
werden. | | a 


2, Sn ber Anordnung des Ganzen folgte ber Verf. der ges 
wöhntichen Eintheilung in alte, mitslere and neue Literas 
tur, weil fie in dem Sange der wiſſenſchaſtlichen Kultur ge⸗ 
gruͤndet iſt. Das Mittelalter wird bier aber fchon Bey den 
Keenzzuͤgen geſchloſſen; teil da die Morgendänmerung der - 
Biederherſtellung wirklich ſchon Ihefn Anfang nahm. Die 

* Übrigen Zeitaßfe&nitte ſtimmen faft-ganz mit den In der Welt - 
geſchichte zufammen , woruͤber das Lehrbuch des Verf. zugleih 
mit dem gogenwärtigen erfchienen If. Auf dae Hauptmomen⸗ 
QN. A. D. B.LVA. B. is St. IV. ZJt. NR te 


2 


N 


r 


258. Gelegringephihte:, 7 


te der Rulturgefchichte iſt Hier daher nur Hingebeutets und fo 


machen dende Lehrbücher im Stunde Ein hiſtoriſches Ganzes 
aus. das fich gegenfeitig erläutert. Uebrigens giebt der Vf. 
«in der Borrede noch die Methode an, wodurch er ſichs mög 
lid) gemacht hat, die ganze Literärgefhichte in halbjaͤhrigen 


Vorleſungen abzuhandeln. An der Ausführbarfeit diefer Die« 


thode zweifelt Rec. zwar nicht ; er hält es aber für fehr wuͤn⸗ 
ſchenswerth, daß die Studirenden diefem, ihnen Allen fo noͤ⸗ 
thigen Huͤlfsſtudum, eine längere Zeit widmen, und fo den 


Unterricht fich ſelbſt wohlchätiger und fruhtbarer trahen 


möchten. Freylich aber bleibe die, bey der jetzigen Lage dar 
Dinge, wohl.nur ein frommer, Wunſch; vollends, wenn es 


ſelbſt Lehrer giebt, die diefen Unterricht, feiner zu großen Weit⸗ 


läuftigkeit wegen, ſchlechthin widerrathen, und wenn, tole der 


Verf. klagt, das Studium der Literärgefchichte feit einem bals 
ben Jahrhunderte auf den deutfchen Univerfitäten ganz vers 
ſchwunden iſt. u 


Zuerſt liefert der Verf, einige Bruchſtuͤcke aus der Ges 
ſchichte der Älteften Literatur der Aegppeer, Babylonier, Phoͤ⸗ 
nizier, Karthager und Meder. Sie find, wegen Mangels 
Binlänglicher Sefchichtenachrichten, nur aͤußerſt ſummariſch, und 
nehmen nicht mehr als acht Selten ein. Sodann folgt: bie 
Geſchichte der alten Literatur bis zum fünften Jahrhundert 

n. C. G. in vier Abfchnitten; wovon die drey erften die Lite 
ratur der Hebräer, Juden, Griechen und Römer abhandeln, 
uund der vierte, unter der Rubrif der hriftlichen Literatur, die 


der griechifchen ,. lateiniſchen, ſyriſchen und armeniſchen Kir⸗ 


chenſchriftſteller befaßt. | 
. Bon den alten Hebraͤern kennen ‚wie nur ihre ſchoͤne 


‚. Literatur, nicht aber Ihre wiflenfshaftliähe; weil jene allgemein, 


diefe aber ein Eigenthum der Priefter war. Won der juͤdi⸗ 
fchen Literatur betrifft das. bier Angeführte theils die bibli— 
Shen Bücher, ihre Ausleger und Ueberſetzer; thells den Zur 
ftand diefer Literatur im Mittelalter, gleichfalls nur gen 
fummarifh. Bey den Griechen mußte der Verf. natürlich 
ſich länger verweilen; er-befchreibt ihre allmählige wiſſen⸗ 
Ihaftliche Ausbildung, und geht ſodann die verſchiednen lite⸗ 
rariſchen Epochen dieſer Nation durch. Das Uebrige wird 
nach den Wiſſenſchaften abgehandelt; und hier findet man 
ſowohl eine allgemeine Angabe von der Bearbeitung — 
BR Ta IN er || | 


N 


—2 


a a — wi 


M Gelehrtengeſchichte. 259 


als en Die der vornehmſten Schrifeftefler und den beſten 
Ausgaben ihrer Werke. Nach eben diefer Methode wird dar⸗ 
“auf die Literatur der Römer durchgegangen, zu welcher fie, 
wie bekannt, fehr langſame Fortſchritte thaten; Die aber in - 
Der Folge defto mehr befchleunigt wurden. Unter der Rubrik der 
chriftlichen Literatur, vor Anfang des Mittelalters, wird 
vorläufig von den Büchern des Neuen Teſtaments geredets 
‚dann von den griechifchen und latelnifchen Kirchenvätern, und 
den fpeifchen und armeniſchen Gchrifeftellern. a 


In den swepten Zeitraum der mittleren Literatur faͤllt 
‘ die verfallene Literatur der Abendländer,, die der Araber und 
der Perfer. Die Indier und Sinefer werden hier Äbergangens - 
weil wir in wiſſenſchaftlicher Hinſicht bis jegt von ihnen noch 
ju wenig willen. Auch diefer Abſchnitt Eonnte nach dem Pla⸗ 
ne des gegenmwärtigen Lehrbuchs nur eine allgemeine Darſtel⸗ 
‚ Jung der wichtigfien Vorfälle und Veränderungen enthalten? . 
fie iſt jedoch mit vieler Zweckmäßigkele entworfen, und zus 
Ueberſicht des Ganzen ift felbft die Kuͤrze befbrderlich geiwors ” 
den; Daß der Verf. befonders geſchickt dazu war, Die Liter 
ratur dee Araber aus dem rechten Geſichtspuukte zu falfen und 
darzuſtellen, ließ fi von feiner bekannten Kenntniß derſel⸗ 

‚ ben erwarten; und fo Eur; die meiften Angaben und Nach⸗ 
richten find und ſeyn mußten’: fo -find fie doch weit befler und _ 
ri als bisher in ähnlichen Entwürfen, ausges 
fallen. a Ze J | 


Die Geſchichte der neuern Citeratur iſt In drey Zelt 
raͤume getheilt. In dem erſten von 1100 big 1450 ſieht 
man nichts als die erſten unreifen Verſuche der neu erwachten 
untern und obern Seelenkraͤfte, ohne daß man ſich viel um 
das bekuͤmmerte, was das Alterthum bereits geleiſtet hatte. 
Dieſe Periode reicht alſo von den Kreuzzuͤgen bis zur Erwa⸗ 
chung der alten Literatur, um die Zeit der Eroberung von 
Conſtantinopel durch die Türken. Zuerſt von dem damaligen 
Zuſtande der Poeſie. Hier und in der Folge ſindet man vie⸗ 
leg, nur kuͤrzer und zufammengedrängter, wieder, was unfee - 
Verf. in feiner mit fo ruͤhmlichem Fleiße bearbeiteten Kultur 
gefchichte weiter und vollftändiger auageführe hat. Dann 
werden auch die übrigen im Mittelalter zum Theil nur dürftig. ; 
bearbeiteten Difciplinen durchgegangen; unter welchen die 
ſcholaſtiſche Philoſophie und Theologie, das kanoniſche und 
ee N: deutſche 


260 | Gelehrtengeſchichte. 


deutſche Ptivatrecht, vorzuͤgliche Aufmerkſamkeit fordert, — 
Erglebiger iſt ſchon die zweyte Periode, wo man fremde 
Kenntniſſe und Erfahrungen ſammelte, eigne Verſuche damit 
verband, und lebhafter fühlte, daß zu einer ſchnellern Reife 
fremde Hülfe noͤthig ſey. Dieſer Zeitraum gebt bis zum En⸗ 
De des dreyßigjaͤhrigen Krieges; alſo von 1453 bis 1648, 
und zerfällt in drey Abtheilungen. Zuerft erzählt der Berf. die 
gluͤcklichen Fortſchritte der Literatur von der Mitte des funfe 
zehnten bis zur Mitte des fechszehnten Jahrhunderts; ſodann 
der Stillſtand und Ruͤckfall einiger Theile der Literatur von 
der Mitte des ſechszehnten His zur Witte des flebenzehnten 
Jahrhunderts; umd endlich den glücklichen Fortgang einiger 
soiffenfchaftlichen Kenntniſſe zur Vorbereitung der Regenera⸗ 


sion aller Wiflenfchaften, in der Mitte des fiebenzehnten Jahre - 


- Bunderts. Sehr gutwird hier der überall wohlthätig twirkerm 
de Einfluß ber alten Klaffiichen Literatur ‘auf die einzelnen 
Wiſſenſchaften gezeigt; dann aber auch der Einfluß, welchen 
Erfindungen and Entdeckungen, Befonders der Buchdrucker⸗ 
kunſt und der Schiffahrt nach Amerika und Oftindien, vor⸗ 
nehmlich auch die Reformation, in der erften jener drey Perio⸗ 
den auf die Befoͤrderung gelehrter Kenntniffe und Bemuͤhnn⸗ 
gen jeder Art hatten. Nicht minder lehrreich werden die 

Veranlaſſungen des Stillſtandes und Ruͤckfalls einiger Theile 
der Literatur in der Folgezeit geſchildert. Dieſer Ruͤckfall traf 
bie Theologie, die Rechtsgelehrſamkeit und die Geſchichtskun⸗ 
be. Gluͤcklicher hingegen waren in den legten hundert Jah⸗ 
ven diefes Zeitraums die Kortichritte dee Mathematik, “der 

Aſtronomle, der Naturmiffenichaften und der Philoſophie. 

Einen beſondern Abſchnitt bat der Verf. der Gefchichte der 

ſchoͤnen Redekuͤnſte der neuern gebildeten Voͤlker in diefer Per 

riode gewidmet, die er ethnographiſch durchgeht. — Bon 

Dem neueſten Zeitraume der Literargeſchichte, der ſich bis auf 


mfre Zeiten erſtreckt, und die letzten anderthalb Jahrhun⸗ 


derte befaße, ſiefert der Verf. Im gegenwaͤrtigen Bande nur 
die Literatur der ſchoͤnen Nebekänfte der Franzoſen, Dritten 
und Deutfchen. In dem folgenden Bande wird alfo noch 
die neueſte Sefchichte der Philoſophie etwas ausführlicher, 
und eine fummarifche Darftellung der Scickſale der ſpekulatl⸗ 
ven und pofitiven Wiflenfchaften in der gedachten neueften 
7 Zeitperiode zu erwarten fepn. | | 


Tre — Charak⸗ 





| : Ze 
WGWeclehrtengeſchichte. 61 


J 


Charaktere der vornehmſten Dichter aller Nationenz 


nebſt kritiſchen und hiſtoriſchen Abhandlungen uͤber 
Gegenſtaͤnde der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſſenſchaf⸗ 

ten, von einer Geſellſchaft von Gelehrten. 
Auch unter dem Titel: 08 


? 


Machträge zu Sulzers allgemeiner Theorie ber fchd« 
. nen Künfte. Sechſten Bandes Erftes Stück. 
Seipzig, bey Dyk. 1800. 15 B. gr. 8. 16 8 


Jedem ‚, der mic dem vorzägfichen Werthe dieſer fuͤr Achte 
Fritik and reinen Geſchmack gewiß ſehr intereſſanten Gamm⸗ 


fung bekannt iſt, macht ihre fernere Fortſetzung gewiß Freu⸗ 


de. Zugleich Ift fie eln.angenehmer Bewels, daß der Sinn 
für diefe Art von Geiſtesbeſchaͤfftigung noch fo ganz nicht ers 
joſchen IR, wie man es, bey der jetzigen Lage unferer ſchoͤnen 
‚Literatur, zu fürchten nur allzuoft in Verſuchung gerärh.: — 


In gegenroärtigem Städe ſteht zuerft eine Abhandlung über - 


fieben. der aͤlteſten arabifchen Bedichte, welche unter 
dem Ylamen der Moallakat bekannt find, . Nach der 
von William Jones zu London, 1783, 4. beforgten Aus⸗ 
gabe derfelden. Es find hiſtoriſche Gedichte von den Thaten 


und Schickſalen des’ Dichters ſelbſt, mit den dadurch erreg⸗ 
ten Gefühlen, und aus eigner Erfahrung defchöpften Beiner⸗ 


kungen und Lehren durchwebt. 2. Kateinifche Sabuliften, 
Hier nur Äber den Pbädrus, viel Gruͤndliches und Stharf: 
ſinniges. — 3. Ueber die roͤmiſchen Saryriker. Die 
Fortſetzung diefer trefflichen Charakteriſtik betrifft den Pers 
fius, deilen Verdienfte und Fehler lehrreich entwickelt wer, 


den... Am Schluß eine Ueberfegung der zweyten Satyre im 


Sylbenmaaße des Originals. 4. Ueber Pierre Carlet de 
Marivaux. Die Stundzüge feines Charakters find: eine 
außerordentliche Beweglichkeit, ein tebhafter und reger Wis, 
ein ſcharfer, vorzüglich auf Kleinigkeiten gerichteter Beobach⸗ 
tungsgeift; und. gerade fo viel Einbildungstraft, als erforder. 
lich ift, um einen. Gedanken zu ſchmuͤcken, und ein Wild dus 

zuführen ; aber nicht genug, um lebendige Geſtalten aus dem 
Innern heraus zu Schaffen. s. Maxrtin Opitz und einige 
‚feiner Vachfolger. Ein ſchaͤtzbarer Beytrag zu einer noch 
‚immer mangelnden genauen en duſrer aͤltern Dich⸗ 

Rn 2 — N 3 set. — 


/ v 


N 


- 


262 Bibliſche Philologie. 


ter. — 6. Apollonius Dee Rhodier. Auch bdiefer grie⸗ 
chiſche Spiker -verdiente eine richtigere Wuͤrdigung, als ihm 
bisher. zu Theil ward; und bier erhält er fie: Vorausgeſchickt 
wird eine ausführliche Anzeige des Inhalts der Argonauti⸗ 
fen, und zuletzt findet man einige feiner ſchoͤnſten Stellen 
gluͤcklich uͤberſetzt. a 


+. 
. » ‚ e be Gd. 


Bibliſche, hebräifche, griechiſche und über- 
haupt orientalifche Philologie, 


Ike ray edaAcdurwv, five loci Paulini, qui exflat 
1. Corinth. VIIT— X accurata expofitio. Aucto- 
ıc Joanne Heurico Schulize, Paltore Sahmienfiin 
ducatu Leoburgenfi. Adjecta el fuceincta capi- 
tum argumenti enarratio vernacula, quae vſum, 
quem dicunt, practicum oflendit. Stendaliae, 
typisFranzenii et Groſſii. 1799. Pag. 88. 6. 


Die Hauptabficht des Wf. iſt dahin gerichtet, zu zeigen, wie 
dieſe Stelle im erften Briefe an die Cor., welche auf Die heu⸗ 
tigen Ehriften ganz unanmendbar ſcheine, dennoch fehr vielen 
Stoff zu praktiſchen Bemerkungen darbiete. Um feines Zwe⸗ 
des deſto weniger zu verfehlen, liefert. er erſt eine lateinifche 
Meberfegung jenes Abfchnittes; dann, nach einer kurzen Eins 
leitung, welche unter andern die Sdeenfolge Pauli in diefer 
Stelle nachzeichnet, einen grammatifchen Commentar dark 
ber; und zuleßt, in deutfcher Sprache, einen praktiſchen Com⸗ 
mentar, wie er bey Vorleſungen bibliſcher Buͤcher (derglei⸗ 


‚hen im Hanndverſchen vor der Predigt pflegen gehalten zu 


werden) gegeben merden follte, um die Zuhörer mit Sinn 
and Anwendung biblifcher Stellen bekannt zu machen. 


Wie die Bemerkung der Fruchtbarkeit jener Kapitel fuͤr 
die Moral, bey aller anſcheinenden Unfruchtbarkeit, nicht neu, 
und in mehreren Kompendien der Moral’ gezeigte iſt: To finden 
wir auch in der vor uns fliegenden grammatifdien und praftie 
ſchen Erklärung derfelben wenig neues, und dagegen manches, 
das tichtiger und treffender hätte dargeſtellt werden mögen. 

B De E x Us 
— j 





Blbliſch⸗ Philologie. 263 
jindeſſen freuet es doch Rec., wenn Prediger ſolche Proben 


ihres fortgeſetzten Bibelſtudiums geben. 


Die Aeberſetzung trifft ſtellenweiſe den Sinn ganz: 
gluͤcklich; aber. im Ganzen iſt ſie zu woͤrtlich, eben dadurch. 
unverſtaͤndlich und unlateiniſch, hin und wieher auch wohl 
unrichtig. Nur einige. Beyſpiele. 1. Kor. 9, 9. su.yap ra 


-  Mwaswg vouw yaypemrous, überfest der Berf. in lege fcili. 


:cer Mofaica ſeriptum legimr. Welches latelnifche Ohr kann 
dieß ertragen! Ueberdem beißt bier vorwos nicht einmal, lex, 
fondern ex hebr. min zus, oder der complexus mehrerer 
Geſetze; folglich folte.voros Mwaewc in ſolchen Verbindun⸗ 
gen nie durch Moſaiſches Gefetz, fondern Durch Moſ. Recht 
Aberſetzt werden. — V. ı2. u «dos rc efawınc Unav 

Kerexacı, 8 nailou Yueıcz fi. alii facultatis voſtrae paı- 
tieipes funt, cur non potius ego?. Wie undeutlich und uns 
sichtigt E£scıe uawv ſtoht ja offenbar für ders suc Uns, 
and Pauli Meinung ift unverkennbar die: wenn andere (Lehe 
ver, Regenten ac.) ihr" Anfehen über euch benutzen (nämlid, 
um Vortheile von euch zu ziehen ), warum nicht auch ih?“ 
Wie wenig liegt dieß aber in des Verf. Üeberfenung! — 
BV. 15. eyw de 'sdeys aygproaugv rar, ega. nulla harum | 
‚ potefiatum vſas ſam. Poteſtates im Plurali für Vorrechte 

kennt Rec. aicht. U. ſ w. ne eat 
. Die der grammatiſchen Erklaͤrung vorausgeſchickte kurze 
Einleitung in dieſe Kapitel, glebt eine richtige Weberficht Aber 
‚bie bier. abaehandelten Hauptfragen. . Nur wenn der Verf. 
hier die verſchiedenen Arten aufzähler, tote man es mit dem . 
som Opfer übrig bleibenden Fleiſche zu halten pflegte, und 
worauf diefe Kapitel Beziehung haben: fo bätte er feine Darts 
ſtellung mit hiſtoriſchen Datis unterftügen mögen, um’ dieß 
nice bloß zur Sache der Vorausſetzung, fondern der Les 

berzeugung zu mahen. —»  — —  —.. 


Umnt einige Proben des Commentars zu geben: fo will 
‚der Bf. gleih Kap. 8, 1. vapı rwv sidlodurwv odanev 
nicht mie V. a. wepı 774 Bpurewng av row sıdwhodurwv 01 
- Öeusv verbunden, und das Llebrige In Parentheſe geſetzt; 
Tondern, wie es da ſteht: mepı de rwv eidmÄodurwv o1da- 
Rsv, Örı Fuureg Yvasıv sywuev, verbunden, als Einwurf 
' betrachtet, und das folgende: 7 Yvarız. Pursos, 7 ds aya- 
Ty uxodouss x. T. A. für Antwort Pauli auf dfefen Einwurf 
——— Ri z ‚genoms 


S 


4 


264. Bihlifche Philologie 
genommen wiſſen, fo, daß bernach mit V. 4 ein zweneb 


Einwurf folge: ' „Quod autern attinet ad ea, quae idolis 


’immolantur , nos omnes rectae intelligentiae nobis couſcii 


/umus. Recta illa-intelligentia veftra vos inflat, amor 
autem ulum proximi curat.“ Allein theils, glaubt Rec., 
würde Paulus, bey dtefer Erklärung, V. 1. bloß gefagt ha⸗ 
ben: zspı de rwv sıdwlodurwy yywoıv xgöuev, theils führt: 
wohl sv B. 4. Cftatt defien Paulus, nach des Verf. Erfläs 


- 


sung, ds gefagt haben möchte, fo fehr er auch die Partikeln - 


promilcne gebraucht), und die ganze, in V. ı. genau wieder: 
eingreifnde Manier des Ausdrucks, auf eine Wiederanknuͤ⸗ 
pfung des ®. 1. abgeriffenen Einwurfs. — Eıdavaı rı 8. 


3. will der Verf. prägnant genommen wiſſen, für: „insel 


gentia fic uti, uramor in proximum negligatur,* Frege 


Eich will auch das "Paulus in diefem Zufammenhange ausdrä« 


den; aber der Sprachgebrauch verlangt doch die allgemeine 
Dedeutung: auf feine Einſichten, an fich betrachtet, 


- + Holz feyn, anbekümmert um ihre Anwendung, worte 
dann allerdings der vom Verf. engegebne Sinn mit enthalten 


ii. — Hapısavas BB, hätte wohl eine nähere Erörterung 


ans: orientallicher Hoffitte bedurfte, als dag bloß die beyden 


Bedeutungen „liftere.et commendare“ nackt angeführt wer⸗ 
ben. — Eben fo Hätte auch wuandadıgev V. 13. eine nde 
bere Erörterung aus dem Bilde, wovon es entlehut iſt, vers 


dient. — Bey den Worten Kap. 9, 2. 7 oDpuyıc rc sung - 


amosoÄng Uners ese.8v nupzw, bemerft. der Verf, „xroso 
‚conjungendum efle cum sv xopsw quisque facije videt. 
Rec. aber ficht das nicht fo leicht ein. Vielmehr, Icheint eg 
Ihm, würde ev aypsg gleich Hinter arosoly ſtehen, wenn ee 
damit verbunden foerden follte. Das darzwiſchen geſetzte 


dues ése macht eine unverkennbare Haͤrte. Ree. verbindet 
dbaher lieber Uners sv wupıw Ic. oureç, d.h. Meic, oirwec 


ev nupiw are. „Das Ereditio meiries Apoſtelamts feyd ihr, 
infofern ich euch zum Chriſtenthume bekehret babe.“ Nun if 


x vıev mit Recht, ‚nicht auf Wohlleben uͤberhaupt, 2. 
nicht auf Opferſchmauſereyen; fondern darauf, bezogen, ba 

ber Apoftel fih auf Koſten der Bemeine könne unterhals 
sen laflen; denn dieß verlangt der Zuſammenhaug mit dem 


. ‚folgenden‘, welcher dagegen den beyden erſteren Erklaͤrungen 


Am Wege ſteht. — Bey Kap. 9, 6. y wovog syw za Bap- 
vaßas un exousu efaoıny Ta guy epyafscdas, tadelt der 
i 4 *8 


— 


der Gedanke noch expreſſiver. — Kap. 9, 4. wird Payav 


7 Mile Philologie 265 
Verf. die Vulgata und den Ergamus, welche dieſe Stelle 


nicht fragwelfe, fondern affirmative fo Äberfegten: aut ſolus 


ego et Barnabas non habemus poteftatem hoc faciendi, 
was gar feinen Sinn gebe. Deyde Interpreten aber wollen 
fo verftanden feyn: „es müßte dann feyn, daß bloß ich und 
Darnabas dieß Vorrecht nit. hätten.“ Dann iſt der Sinn 
mit der fragenden Tinfleidung ganz derfelbe. — V. 7. hätte 
die Redensart sdıasc oxywvıoıg spwrsvscdas' wohl elner Er⸗ 


AyIpwmrov raura Anl; wird fo gefaßt: loquorne hic. 


x 


juod Aumanis legibus ſancitum et? Der Berf. beruft 
is aufden Gegenſatz 6 voroc, der dieſe Erklärung von xe- 


klaͤrung aus der Antiquitaͤt beduͤrft. — BE. un nur 


Ta avIpwwov verlange. : Allein ®. 7. find keine leges, oder 


Anordnungen, fondern Beyfpiele angeführt. Per. würde 


darum fo überfegen:, „Doch wozn erlaͤutere ich dieß afled 


ducch Beyſpiele aus dem menſchlichen Leben, da das Geſez 


ſelbſt hler entſcheidet?“ — V. 9: behaupter der Vf, daf 
Mofes die Worte: æ Quucoceic Bsv dAowvr«, Deuter. 25, 
4. , im eigentlihften Sinne genommen habe: 

mal ad parandum cibum tam commode fnferviens, car- 
pendi pruritam vehementius fentiret.* Dageden verwirft 
er die Meinung des Elericus, der auch Moſen ſchon einen 
ſymboliſchen Sinn damit verbinden läßt. Solche gegenfeitige 
Bebauptungen aber, ohne durch Brände zn en 
führen um nichts weiter; und laſſen fich Feine Gruͤnde anfuͤh⸗ 


ne hoc ani- x 


cheiden, 


ten: fo laſſe man die Sache lieber unentſchieden. Jenes Ges. 
ſetz ſteht fo abgeriſſen da, daß ſich aus dem Zuſammenhange 


nichts entſcheideñ laͤßt. Haͤtte man Lirfache, es mit dem 


| vorhergehenden Kapitel zu verbinden: fo möchte fi wohl 


manches für den ſymboliſchen Sinn Moſis fagen faffen. Sey 


es aber auch in feine Seele woͤrtlich zu verſtehen: fo Läße fi 


doch wohl, aus dem Gelfte feiner Übrigen Gefeggebung, det 


Schluß mähen, daß er mit dieſem Gefege zum Bortheile 
der Stiere, einen noch hoͤhern für Die Kultur, und Menfchlich« 


nehmen, ließen fich noch andere und mehrere Gefege zum Vor, 


— B. 16. say yap svaygelıfwins, 8% 851 1208 —XRC 


Avayx Rp οN BmINeITaI” Bl YaQ Kos asıd, any AN 80. 
ayysArmum. Hier nimmst der Verf, vayysiılscIas- 


feelt feiner Landesleute erzielte. Ohne die. wenigftens anzıy 


theile diefer und andrer Thlere'mit gleichem Rechte erwar ee 


das erſtemal für:- „das Evangelium für Geld lehren,“ dag 


zweytemal für ; „dag un | .. Überhaupt,“ Auch E 
— | E 


s 7 => 


nn 


⸗ 


2660 Blhtifihe Philologie 


ohne die Gegenſaͤtze fo ſtreng zu nehmen, koͤmint folgender 
gute Sinn heraus: „daß Ih, an ſich betrachtet, Chriſten⸗ 
thum lehre, giebt mir noch Fein Verdienſt; das muß Ich aus 
innerem Drarige (avaya) thun; aber das Bewußtſeyn, 
daß ich es umfonft thue, das mag mir ein Verdienft geben.“ 
— Mie vieles oder wenlges Licht die bekannte ſchwierige 
Stelle Kap. 10, 1 ff. unter des Verf. Bearbeitung gewonnen 
babe, mögen unfere Leler aus. der Ueberſetzung abnehmen: 
'„vellem dutem, vr .cogitaretis, fratres, maiores noſtros 
ömnes fuille fub nube, omnesque trans mare tranfiiffe, 
omnesque in Molen baptizatas fuiſſe, cum ductu nubis 
ducerentur per mare, omnesque eundem cibam, qui na- 
ftri abi, doctringe ſcilicet chriflianae , nos facit memores 
(Bpwux wvevperınov), comedifle, eundemyue ormnes 
potum, qui nofirum potum, euangelium ſcilicet, nobis 
veuocat in memoriam (moua wvsviarınov) bibifle ; bibe- 
runt enim e petra vbique fequente, quemadmodum no- 
‚ flra.petra, euangelium [cilicet, nunyuam deſerit; ifta 


vero petra-Chriftum nobis ponit ante oculos.* Wie Bpw- 
Lu Und moux mvsunarınov, bey ber unverfennbaren Bezie⸗ 


ung unfree Stelle auf das Abendmahl, dennoch auf die 
Religion überhaupt bezogen werden koͤnnen, leuchtet Rec, 
nicht ein. Im Commentar findet man nichts weiter,. als Eis 
ferung gegen bie Meinung, daß Moſes felbft darin ſchon Ty⸗ 
pen gefunden habe, und die Eurze Bemerkung, daß der Zus 
ſatz: Y de wörpe yv 0 Xarsog diefe Erklärung verlange; wo⸗ 
Son fi ader Rec. nicht Überzeugen kann. Leber die verpx 
axoAsF. aber erklärt fich der Verf. fo: „Si Matth. 2, 9. de 
ftella a Magis Hierololymam proficilcentibus in plaga coe- 
li orientali confpecta dicitur, hanc flellam profici/centes 
anteceſſiſſs, Clateinifcher : fi ftella dicitur proficilcentes an- 
teceflille), quis haec verba aliter explicaverit, quam de 
ftella femper in Magorum confpectu manente, nunquam 
eos deferente? Sic quoque. fe habet cum rupe illa Ifrae- 
Hitas infequente. Rupes ipfa aqua eft; nullibi aqua ca- 
rebantz vbicungue aquam, quam biberent, invenieharit, — 
ac fi'rupes illa, tam-abande aquam praebens eos inlecuta 
effer.“ So, meint der Verf, fage man auch. von einem 
Neifenden „der Wechſel folge ibm nach,“ wenn man auss 
druͤcken wolle, daß’ ee ihm nirgends an Belde feble.. Wie 


verſchieden aber der Ausdruck Matth. 2, ‘9. von.dem unfrigen 
fey, und wie wenig Sermanifmen zur Erklärung der 2. | 
nr EM chen 


\ 


Bibtifge Philolocle. 6 


ſchen Diktion beytragen, bedarf wohl nicht erſt einer Erinne⸗ 
rung. Ueberdem erſcheint der ganze Zufag, da mat wvan 
worin. unmbglich auf die Religion beziehen Hann, hoͤchſt übers 
Ruͤßig. — Beſſer ift dem Verf. die Erklärung von ®. 16, 
gelungen, mo’ dag worapioy eine Konuvın Ta duuxrog ge- 
nannte wird. | FR . 


Noch ein paar Worte von den praktiſchen Vorleſungen 


aͤber dieſe Kapitel, die der Verf. am Schluſſe hinzugefuͤgt bat. 
Er Elage in der Vorrede, daß es an biblifhen Commentaren 


dieſer Art fehle; denn das Seilerfche Erbauungsbucdh findet 


ae, befonders..wegen der. zu großen Weitſchweifigkeit, ganz 


ur 


‘ber Uebung gekommenen Prediger ſchonender hinweg. 


unzweckmaͤßig. Seiner Meinung nach muß von Abſchnitt zu 
Abſchnitt der Inhalt. deutlich, und, -.fo viel. der Zweck ber 
Deutlichkeit erfordert, paraphraſirend vorangeſchickt, und dann 
uͤſſen hleraus kurze Porismata hergeleitet werden. So 
nd denu auch die vor uns liegenden Vorleſungen eingerichtet. 
fein eine bloße Inhaltsanzeige, ohne fie mit einer para. 
phraftifhen Erklärung des Tertes felbft zu verweben (wie der 
Verf. in_der erften ,. nicht. aber in den folgenden Vorlefungen 


j gethan Hat), befoͤrdert den Zweck des beſſern Bibelverſtaͤnd⸗ 


niſſes bey dem großen Haufen. nicht. Die Porismata aber, 
wenn ſie zu kurz, und ſolglich zu allgemein ſind, bleiben zu 
leicht opne praktiſche Anwendung im gewoͤhnlichen Leben. 
Deshalb hätten wir gewuͤnſcht, daß der Verf. gleich bey der. 
erſten Vorleſung tiefer in die Materie von indifferenten Hande * . 
dungen hineingegangen feyn, und den.Grundfag Pauli, allen 
alles zu werden, nicht blog zur Bekämpfung der mißverftan« 
denen Auftlätung benußt, fondern auf mehrere Stände und. 
Verhaͤltniſſe kuͤrzlich angewendet Haben Möchte. - Auf. eine 
naͤhero Beleuchtung der einzelnen, wohl nicht immer hinlängse 
lc ‚beftimmten, Ideen uns einzulafien, verbietet uns der 
Raum unfrer Blätter, ' 


Daß die lateinifhe Schreibart des Verf. nicht die rein. 
fe ſey, werden unfre Lefer aus beykäufig angeführten Proben 
bereits abgenommen haben. Wir könnten diefe leicht vers 
mehren; fofagt er z. B. trescafus, fürdrey Faͤlle ©. 21,33, 


exiſtere für ee &. 20, non exiftentia für dag VNichtda⸗ 


feyn (ſtatt dieß durch das Verbum: non effe, auszubräden) 


S. 27, fecundum d 0, ftätt fecundum rac 0. ©, 33, u. 


J. w. Indeſſen gehe man darüber bey einem vielleicht aus 


Wenn 


BE Biblifche Phllologle. 


-:: Benn ber Verf. Übrigens felne Schrift einmal umges 
arbeitet lieferte: fo rachen wir, die Vorleſungen auch mit la⸗ 
teinifcher Schrift, und feinen Eommentar unter die Lieberfes 
Kung drucken zu laflen. Jenes eripart dem Auge die Belei⸗ 
digung, ‚einen Tell des Buches mit latelnifchen, den andern 
mit deutfchen Buchſtaben gedruckt zu ſehen; dieß aber erleich⸗ 
gert die Benutzung des. Commentars bey der Weberfegung, 
und umgekehrt, gar ehr. . | 
| Mn, 


J 


Verſuch über den Schoͤpfungshymnus Geneſ. 1. ſei⸗ 
nen Nachhall Pf. CIV. und die Noachiſche Such. 
Veranlaßt durch Herrn Kirwan's Esq. geologifche 
Verſuche. In Briefen an Herrn Bergrach von 
Creli, von. David Zulius Pott. Berlin und 
: Stettin, bey Nieolai. 1799... -  . 0. 
er Auch unter dem Titel: 
Mofes und David, feine Geologen. Ein Gegen 
ſtuͤck zu Herren Kirwan's Esq. geologifchen Verfü 
chen, In Briefen an Herrn Bergrath von Erell, 
von David Zulius Pott. Werlin und Stets 
ein, bey Nicelai. 3799. 353 Seit. 8. 3 MR. 
EZ — 


Dem Titel nach, und zunaͤchſt, allerdings gegen Kirwan; 
aber zugleich gegen alle Naturforſcher, die noch, nach dem 
alten Wahne, Moſen zu dem erſten Naturkundigen machen. 
Der Verf. erwirbt ſich ein großes Verdienſt um die unbefan⸗ 
gene Erforſchung der Natur, daß er es den Naturforſchern 
Klar macht, alle ihre Unterſuchungen müßten von Moſes un⸗ 
‚abhängig bleiben, und dürften aus ihm Leine Beweiſe bor⸗ 
. gen, So wird endlich das Engberzige und Aengſtliche ihrer 
seologtfchen Unterſuchungen ein Ende nehmen. . " 


Die älteren Naturforſcher Tauchen - in Mofes wirklich⸗ 
Geſcbhichte der Entſtehung des Erdbodens, weil fein erſtes 
‚Kapitel eine Offenbarung enthalte: und davon geht auch Kir⸗ 
I un wan 





N 


a | Bibuſche Philolege 269 


t 
‚” . 


‚warn aus, Diefer Borausfegung zufelge iſt di⸗ bier vorkom⸗ 


mende Widerlegung gefaßt. Sie zeige, daß Senf. .ı. feine 
Dffenbarung, noch weniger eine Offenbarung geologiſcher 
Thatfashen, am wenigſten Offenbarung an Adam oder Mo⸗ 
fes enthalte. Für den Theologen ließ ſich in diefen Abſchnit⸗ 


ten nidhes ihm Unbekanntes ſagen. Deſto inſtruktiver wer⸗ 


den die Briefe dieſes Inhalts ſuͤr den Geologen ſeyn, der 
noch an feinem erſten Katechiſmusuntertichte Hänge. Nur 
weldyes Aergerniß wird Herr de Alıc, der erfte Profeflor 
der Geologie, den noch die Sonne ſah, an dieſen theofogis 
ſchen Sräueln nehmen I: Er bat es ja vor kurzem erft erwies 
fen, daß es kein buͤndigeres Argument für Mofis Infpira« 
tion gebe, als die ewig merkwürdige Erfcheinung, daß der 
alte Iſraelite ſchon diefelbe Geologie vorteage, die er, der 
weltberuͤhmte Naturforfcher aus Genf, aus feinen phyſiſchen 
Hypotheſen in den neueften Zeiten erſt herausgeſponnen habe! 


Intdeſſen eine Luͤcke iſt doch nach für einen künftigen 
Schriftſteller über Diefe Materie gelafien. Es giebt Naturfor⸗ 
ſcher von neuerem datum, die zwar an Feine Infpiration Mo⸗ 
fis glauben; aber doch In feinem erſten Kapitel ihre aus bes 


. sbachteten Naturerfcheinungen entwickelte Geogonie ſuchen 


und finden. Sie gehen von der Vorſtellung aus, daß es ein 
laͤngſt untergegangenes Urvolk der Kultur und Gelehrſamkeit 
gegeben habe; daß in uralten Zeiten ſchon die neueſten Ma⸗ 
turentdeckungen bekannt geweſen; daß ſie nur die folgende 
Zeit wieder verloren habe, und ſie daher in den letzten Jahr⸗ 
hunderten zum zweytenmal gemacht worden. Ohne gerade 
auf den ungluͤcklichen Bailly und, feine Auhaͤnger in manchen, 
Ländern zuruͤckzuweiſen — felbft Michaelis war (zwar 
nicht bey 1. B. Mofe 1, aber doch) bey vielen andern Stel⸗ 
len des A. T. biefer Meinung zugethan. Diefe müßte man 


‚ mit andern, mehr aus der Geſchichte geborgten Gründen zu. 


überzeugen fuchen, daß eine fo hochgelahrte Vorwelt eine 


bloße Ehimäre fen, und daß man bie neuen Entdeckungen un⸗ 


möglich in fo alte Schriftſteller tragen duͤrfe. 


Wie der gelehrte and ſcharfſinnige Verf, die Klrwanſche 
Auslegung des erfien Kapitels in Mofe Schritt vor Schritt 
verfolge, und ihre Unzuläfligkeit nach den allgemein aner« 
kannten Regeln der Auslegung zeigt, brauchen wir nicht ans 
zugeben; was auch ohne große Ausfuͤhrlichkeit nicht — 

— Te ware. 


370 Bibliſche Philologie, 


wäre. Das meifte, was gegen Kiewan's Erklärung im Ein⸗ 
zelnen erinnert wird, kann aud) zur Widerlegung andrer aͤhti⸗ 
licher geologiſcher Ausleger Moſis gebraucht werden. 


"Bis dhierher ſagt der Verf. wen Theologen nichts Neues. 
Aber in den folgenden Briefen (vom sten an) Eommen dem - 
. Berf. eigenthämliche Modifikationen der neueften Erklaͤrunge⸗ 
weife der moſaiſchen Kolmogönie vor, die Erwägung verbies 
nen. Nah dem glüädliden Verſuch des Herrn Dr. und, 
Prof. Gabler über die Moſaiſche Schoͤpfungsgeſchichte aus 
der hoͤhern Kritik, wagt der Verf. noch einen neuen, nach wel⸗ 
chem der Barde, welcher im fruͤhern Alterthume die Schoͤ⸗ 
pfung beſungen, ſpaͤterhin umgearbeitet worden wäre. Bey⸗ 
be Teste werden wieder getrennt; was ſich aber in der. Kürze; 
der fi eine Anzeige zu befleißigen hat, nicht aus einander. 
fegen läßt. Man muß diefen Abfchnitt bey dem Verf. ſelbſt 


ſtudiren. 


Einer eigenen Unterſuchung unterwirft er auch den Sch! 
pfangspfelm (CIV.) Es if ihm ein durch Chöre abgefuns 
genes Lied, das nad) feiner jetzigen Abtheilung mangelbaft 

if, und ſchon bey Pf. 103, 19 angefangen werden muß, vole 

ſehr einleuchtend gezeigt wird. Ä | 


- Der legte Abſchnitt iſt der Suͤndfluth gewidmet. Wie 
finden die Erzählung davon, als einen Wytbus, treffend ent» 
widelt, und mit den Sagen von andern Flinhen der alten: 
Welt gluͤcklich verglihen. ‚Wenn man erſt fo weit dem 
Berk. gefolgt it: fo braucht man nur Kirwan's Vorftelluns 
gen davon zu hören, um fie fogleich verwerflich zu finden. 


Ew. 


Arabiſches Elementar - und Leſebuch. Mit einem 
vollftändigen Wortregiftr Don Ernft Frie· 
deich Karl Rofenmüller, Profeffor der arabifchen: 
Sprache auf der Univerſitaͤt zu Selpzig. Leipzig, 
bey Barth, 1799. 397 ©. 8. 2 RE 

An Srammatiten und Chreftomathien für den Anfänger der 


arabiſchen Sprache, fehlt es ſeit 30 Jahren nicht mehr; - 
! —W en 


‘ . 
! f} 


| Bibliſche Philologle. 273 


den Waͤnſchen bes Verf. thaten bie vorhandenen nicht ganz ° 


Genuͤge. Bald find die Srammatiten mit Dingen, die dem 
Aufänger entbehrlich find, uͤberladen, und ermangeln mars 
cher Hüffe, die man ihm wünfchen möchte; bald find fie im 
Inhalte nicht. richtig und genau genug; bie Chreftomathien 
dagegen enthalten entweder zu ſchwere, oder. zu wenige Stüde, 
oder entbehren eines Volabulars, Der Verf. wollte diefe 


- Sehler vermeiden, und daben dem Anfänger ein Buc in die _ 


Haͤnde geben, „durch das er nit bloß Gelegenheit erhalten 
„iohte, fih in. den Anfangsgrühden der Sprache zu üben,‘ 
„und dem Gedaͤchtniſſe einen Vorrath von Worten einzupräs 


„en; fondern das ihn zugleich mit dem Volke, deſſen Spras 


sche, er lernen mi, näher bekannt mache, auch nech mie 
amanchen andern hiſtoriſchen Vorkenntniſſen bereichere, die 


„ihm in der Folge ben feiner arabiſchen Lektuͤre zu flatten koms - 


„men kbnnen; das Ihn mit verfchledenen Gattungen des Stufe 
„und der Schreibart bekannt mache; das ihn aber zugleich zu 


„einre richtigen Anfiche und Behandlung der Schriften eineß 


ꝓVolks leite, deflen Dentart, Geſchmack und Bitten fo ſehr 
„von den unftigen verfchleden find; und ihn lehre, wie er 
„den Geiſt diefer Schriften auffallen, und ſich mit demfelben 
„vertraue machen ſolle.“ 


Zum Lobe dieſes Elementarbuchs gereicht es allerdings, « 


daß es nach einem beſtimmten Plane geſammelt iſt. Die 
drey erſten der proſaiſchen Stuͤcke der Chreſtomathie geben eis 


nen Beytrag zur Kenntniß des Zuſtandes, der Sitten und 


der Denkart der Araber vor Mohammeds Zeit (aus Abulfa⸗ 
radſch; ihre Gaſtfreyheit aus Nuwalri, Actam’s Vermaͤcht. 
niß an feine Stammesgenoſſen); die fünf folgenden (Mo⸗ 
hammed, ferner Beweiſe für die göttliche Sendung Moham⸗ 
meds und feiner Lehre, ein Stück der zten Sure, und Mek⸗ 
fa), orientiren über die mohammedanifche Religion; bie 
vier haͤchſten Numern erläutern Aesypren, feine Natur⸗ 
und politifche Geſchichte; ein Städ aus Dicheuhart’s Woͤr⸗ 
terbuiche giebt einen Beariff von. der lexikographiſchen Sprache 
ber Araber. Den Beichluß machen Poeſten. 


. Alle diefe Stuͤcke find aus gedruckten Werken genom⸗ 


men. Wan Hätte aber wuͤnſchen mögen, daß der Verf. den - 


biefem Elementarbuche beftimmten Raum zur Herausgabe uns 
gedrudter Stuͤcke hätte nügen mögen. : Wofern wir Orle 


entalifien nicht jede Gelegenheit, da eiwas —— Br 
Se wen deu 


x 


3 


ME Blbuſche Phibelehie. 


bruckt werden kann, dazu benutzen, Anecdota zu llefern: fo 
tommen» wir in dem Beſitz hiſtoriſcher, geosraphifcher und 


poetifcher Urkunden nicht ar. Jetzt Ichräntt ſich das Ver⸗ 


dienſt des Verf. hauptſaͤchlich auf das Punktiren der Terte, 
„bie vorher noch nicht puriftire waren, und auf dag Gloſſa⸗ 
rium am Ende ein,“ das bey feiner Botiftändigkeit diefem 


Elementarwerke allerdings vor > ähnlichen Buͤchern einen Vor⸗ 


zug giebt. Endlich wäre der Raum, welchen Carlyle's engli⸗ 
ſche Paraphraſe der aus feiner Sammlung genommenen ara⸗ 


biſchen Gedichte einnimmt, vortheilhafter zu irgend einem arabi⸗ 


ſchen Texte genutzt worden; da der denkbare Nasen feiner 
engliſchen Nachbildungen der abgedruckten mabiſchen Sedichee 
doch gering iſt. 


Die dem Leſebuche vorausgeſchicte arabiſche Sprachlehre 


empfiehlt ſich nicht durch Neuheit in Form und Materie; ſon⸗ 


dern durch zweckmaͤßige Kürze und gute. Paradigmata, die 


wir fuͤr etwas Weſentliches in einer Grammatik halten. 


Ueber die, abgedruckten Texte ließe ſich Manches erin⸗ 


nern; aber es gehoͤrt nicht an dieſe Stelle, mo der Net. kei⸗ 
nen richtigen Druck durch eigene Beſorgung der Cotrectur der 
arabiſchen Wörter bewirken kann. Den Verf. wird der Ger 
. ‚brand) feines Buches bey Vorlefungen von ſelbſt darauf fuͤh⸗ 
‚zen, und für das Publikum if es genug, das Dafepn deſ⸗ 
ſelhen und as — au kennen. 


J Takieddin Almakrizi tradtatus de —* Arabum 


Serge et menfuris. Ex Codice Academiae 


ugduno - Batavae, additis excetptis e fcriptoribus - 


Arabicis, nec non variantibus ledtionibus ad edi- 
tam Makrizii hiſtoriau monetae Arabicae fpedtan- 


tibus, edidit Ol. Gerhardus Tychfen. . Roftochii, 


ex Officina Stilleriana. MDCCC. zVvI * 76 
©. 8. 128. 


. Der. arabifhe Verf. dieſer Schrift, Takieddin Ahmed’ 


'Ben Ali Almakrizi, war. in dem Quattier der Stadt Baals 

bet (oder Heliopolis) in @yrien, das Makrij hieß, A. H. 

269. ceH. 1367..) geboren, und Rars 4 ur 865, 
= 1441 


MDibliſche Philologie. | 273 


1441). Setne hiſtoria monetse Ambicae hat fe. 
Tychſen zu. Roſtock 1797 arabifh und lateiniſch —— 
folgt eine damit verwandte Schrift ͤber Maaß, Gewicht und 
a die jener in vielen Stellen zur Erlautrruug dienen 
ann. J 
Den urabiſchen Text dieſes Traktats, Hat Herr Prof, 
Rink zu Koͤnigsberg, während feines Aufenthalts zu Leyden, 
abgeſchrieben, und feine Abfchrift dem gegenwärtigen Her⸗ 
ausgeber mitgetheilt. Ex hatte Schon Bruchſtuͤcke deffeiben in 
die hiſtoria monetae Arabuın eingeruͤckt, woraus. ihn der 
beruͤhnte Orlentaliſt Silv. de Saey in Paris kennen terhte, 
und fi eine Adfchrift von, Herrn Hofrath Tychſen erbat, 
Um dieſelbe fhr die Literatur zu näßen, edirte er ſie itikinee 
franzoͤſiſchen Ueberſetzung: Traite des poids er des mefu- 
res legalös des Mufulmans; tradoit de l’Arabe,de Makri- 
zi par A. I. Si. de Sacy. &Paris de l' imprimerie de 
Didot le — ete. An: VII. 54 S. 8.- Fuͤr den fratzoͤ⸗ 
ſiſchen Gelehrten Hatte Herr van der Palm die Abſchrift noch⸗ 
mals mit dern Leydner Eoder verglichen; er ſelbſt aber fine 
Arbeit mit einent ausführlichen Commentar begleitet; por " . 
durch fie inſtruktiv für den Literator, den Hiſtoriker, und 
nun, da der arabiiche Text durch Herrn Hofr. Tychſen Hins 
zutommt, auch für den Sprachgelehrten geworden- if. Da 
ıarı bereite eine fo gute ſranzoͤſiſche Ueberſetzung dleſes Trak⸗ 
tats beflgtx fo iſt mit Recht der arabiſcheText allein gedruckt 
orden,. ER 
Am Ende find in Anhängen folgende Efierpte mitge⸗ 
cheilt worden. I. Aus Mafrizls SGefhichte non Aegppten: - 
1) de partitione redituum Aegypti, 2) de officiaa. mo- 
neratia eindque requilitis, 3) ritus ſub novi anni aufpi- 
ciis, 4) Charuble aureae die viridium confatze, 5) dies. 
Iovis lentium, 6) eatrimoniae in felto victimaium, 7) 
dies ‚lovjs-juramenti;s 8) Ablutio pedum die viridium. 
1. Aus Sojuthi's Geſchichte von Argppten: de commereio 
‘ Aegypti. Ill, Aus Caſiris Eſcurialbibliothek: 1) de pon-. 
derıbus, 2) Jde.menfuris aridorum, 3) de menfurisGeo- 
defiae, IV. Aus Abulfeda’s Geographie: de menfuris 
Geodefiae. V, Aus Ebn Almardi; de menfuris Geode- 
Gae. VL Aus Ebn Jezid's hiftoria ftemmiatis Adnani er 
. Gahtani der Abſchniti: de propriis Babyloniorum menfu- 
‚ is er’drachmis ab Omar haud antiquatis. VII, Aus Nue 
V. A. D. B.LVI.B. 1. St. Vs ꝓeſt. 8 paitit 


274 ‚Klofiiche Pfllologle. 


wairii Umverſalhiſtetie: (de praeparatione argenti ad drech- 
mas conflandas. Den Beſchluß macht eine Vergleichum 
zweyer atab. Handſchriften von Macrizi's hiſtoria monetae 
Arsb: zu Leyden, die Herr van der Palm angeſtellt hat. 

In der Vorrede wird eine Unterſuchung über die Größe 
= von Mohammed befoplenen Seldabgabe angeſtellt. 


— Cob. 


—* griech, und fat. Bhifekogie, nebſt 
den dahin gehoͤrigen Alterthuͤmern. 


Briefe an Emillen über Mychologie, nach dem 
Srangöfifchen des Hertn von Mouftier. : Dritter 
Heil. Mannpeim, bey Schwan und Gög. 

De 74 Bag. 12. — Vierter Theil. Eben - 
bafelbſt, 1799. 73 Bog. 12. — uͤnfter 
Theil. Ebendaſ. 1800. 8 8 Dog. 12. a 5 Th. 
"ag. 12 æ. 

Briefe an Leonoren über bie Màothologie. "Nach dert 
Sranzöfifhen des Demouftier ; fren übertragen 
von Karl Hadermann. Mit Kupfern. Erftet 

- Theil. Leipzig, beb Hartknoch. 1799. 16 Bog. 
8. — Zweyter Theil. Ebendaſ. 1799, 143 3, 
8. — Deitter Theil. Ebendaſ. 1799: - 142. 
Be ‚Alte 3 Thl. 2 RR 12 98. 


| Von der erſten dieſer beyden ueberſetzungen, finb- ſchon die 
bedden erſten Theile in unſerer Bibliothek angezeigt wor⸗ 
den, die auch: von. dem Originale dieſer Btiefe zu feiner 
Zeit Nachricht ertheilt hat. Mit dem fünften Bändchen iſt 

die Ueberſetzung, fo weit Die Urfchrift Bisher erfihienen war, 
gefchloffen; da aber unlängit zu Paris ein fechfter Theil ers 
ſchienen iſt, J wird — im DAUER — 
er —— 


⸗ 





22 5 ® 
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| igſſuche Phwiege 2275 


Der zweyte Ueberfeger, Bat den Namen der Schoͤnen. 
an wdeſche dieſe — gerichtet’ ſind, umgeandert, und ihnen 
an feine Keonore eine en in ‚rin vorangeieht, 
worin er unter anderu fagtz » 


Waoas ein Franzbie — Ab galant 
Degunſtigt von, Apeil’e —— 
2" Den Schönen © Gleis | 
— Che Bir:im —— Gesamt — — 
ne B > weiß nicht, wie ich fagen mußt, ey 
ein gua ober Ohfer, Genius. 


Er Sa rang’ es lanp; « it um ni —* 
Du magft.nun-immerhin noch fahens . ir ft - 

rl ‚336 kann der. Sucht zum Verfervadsen“ 
AUnd meinem Scickfab nicht ntaehn,: © ae ° 
"Mic, in der Reide (hledhree Diet > 0. 
Von einem bochgefirengen Richter ——— 
Am Pranger anfgeftefit zu ſehn. — 


en diefer zweyten ———— liegt de zu Braune 
h wein. herausgekommene umgeasbeitete Ausgabe | Ei ‚ftanzößs 
der n Originaltextes zum Grunde, aus welcher auch die Vorz 
a des Herausgebers und Bearbeiters (des Marquis de la 
aiſonfort) hier zum Theil — iſt. Ben der be⸗ 
traͤchtiichen Abweichung dieſes Textes, laſſen ſich heyde deut⸗ 
ſche Ueberſetzer nicht wohl ſtellenweiſe mit einander — 
- am fo weniger, da beyde ſich an.ihre Driginale wenig aebuns. 
den, und, vornehmlich ir den eingemifchten Verfer, vidi von 
dem ihrigen hinzugethan Haben, , Wenden gebuͤhrt indeß 
Bas Lob, baß fie diefen er einen großen: Theil der, Leiche 
tigkeit und Anmurb erhalten, ‚die ihnen im Franzoͤſi ſchen ei⸗ 
gen iſt. Und da ſich dieß in den meiſten Stellen ſo verhaͤlt; 
fo wird der, billige Richter N Matte, Gedehnte und. 
Deäßlze uͤberſehen. m 


SR —— Ar. 
\ —— A, 4 € 


3 


— 


t 


Des Diutarchus von Chaͤronela bergfelchenbe Le. 
bensbeſchreibungen. Aus dem Griechiſchen uͤber⸗ 
‚rer, mit re von 1300. BR ee | 


R v ⸗ ) [4 


236 Acaffiſche Pfflalagle — 


.: Raltwaffer, Prof am Gymnaſium in Gothe- 
Erſter Tpeil. Magdeburg, bey Keil. 1799., 8. 
430 ©. u.XIV ©, Vorrede. Zepter Theil, 
1800, 475 ©. zME. 1238. | 


Mir Haben bereits von Plutarch⸗ Paralichlographien un 
"fanzöfiihe Ueberfeßungen, von Amyot und Dacier, und 
drey deutſche: eine ältere von dem Durch mebreze Ueberſetzün⸗ 
gen ausdem Griechiſchen ins Lateiniſche bekannten Zylander 
oder Holzmann (Frankſ. am M. 1580), und die bepden - 
neueren. von Job. Chriſtoph Rind (Leipzig, 1745 — 1754) 
und von Schirach ( 1776 — 1780. 8 Bände). : Alle dieſe 
Ueberfegungen hat Herr &., wech vorgängigen eigenem Stu⸗ 
dium des Originals umb nad) verfaßser Lleberfegumg'nach eis 
gener befter Einficht, bey feiner Arbeit benubt, ohne jedoch 
von der ältern, der Xylandrifchen, die geringfte Ausbeute zu 
erhalten. Die Kindifhe und Schirachſche Leberfegung be⸗ 
urcheilt.er ſelbſt ſehr richtig ©, IX und X der Vorrede; und 
er bar daber die Fehler bebder in der feinigen glücklich zu ver 
meiden geſucht. Seine Ueberſetzung zeichnet fih alfo vor 
jener durch mehrere Kürze und Geſchmeidigkeit, vor diefer 
durch mehrere Treue und Nichtigkeit aus; wie es ſich von ei⸗ 
nem der grichifhen und deritſchen Sprache Eundigen, und 
mit dem Plutarch durch die Uebetſetzung der gefammten morn⸗ 
liſchen Schriften deſſelben ( Frankf, am M. feit 1733 ) ſchon 
vertraut gewoͤrdenen Manne nicht anders erwarten Jäßt, — 
. Der erfle Band enthält.den Thefeus-und Romulus, den 
Lykurgus und Numa, den Soſon und Balerius Publicola ; 
ber zweyte den Themiſtokles und Camillus, den Peritles und 
Fabius Marimus, den Mcibiades und Talus Mareius Cor 
riolanus Die der Ueberfegung untergef.ßten kurzen Anmes' . 
tungen bezichen fich auf die Alterthuͤmer, anf Erklärung der 
Umſtaͤnde und Anfpielungen aus der alten Geſchichte, Geo⸗ 
graphie, m. ſ. w., ingleichen auf Abweichungen ven Altern 
Ueberſetzungen, und find für die Abſicht einer Ueberſetzung 
der Plutarchiſchen Biographieen fehe zweckmaͤßig. Denn 
dieſe find bey weitem nicht das ausſchlleßende Eigenthum ber. 
gelehrten Lektüre. Plutarch bar Vorzüge und Mannichſal⸗ 
tigkeit der Belehrung und Unterhaltung, die ihn. auch zum 
Schriftſteller für die gebildetere Pefewelt eignen. Es lient in 
ihm fo viel Stoff für den Geſchaͤfftsmann, für den Daily 
u ' - Tr 


P - 


Aiaſſicche Philologie a 


- Pe den Pellholen. und beſonders fuͤr den Phychologen; 


feine ſchoͤne Entwicklung und Zufammenftellung der charakte- 


riſtrenden Züge, iſt file Menfcbentenntniß und Selhichtsftus 


Blum fo wichtig, daß feine Lektäre, der Klaffe der vorgchmers 
Lefewelt, wir meinen, Bärften, Staatsmännern und Offi⸗ 
cieren, welchen es um eine belehrende Lektüre zu thun iſt, nicht 
andringlich genug empfohlen werden kann. Eine ſolche Lek⸗ 
tuͤte wird und muß bey ihnen den Geſchmack an den, in fo - 
vielfacher Ruͤckſicht verderblichen, Halbromanen, melde wah⸗ 
se Fakta zmar zum Grunde Segen, aber mannichfaltig aus⸗ 


> fihnuicten und verunflaften, gänzlich verdrängen, ecenfent 


Bat wenigſtens, wenn er zuweilen Gelegenheit gehabt, die | 
Lektüre des Plutarchs und andeger alten Hiftorlfer in guten 
Ueberſetzusgen angefehenen Geſchaͤfftsmaͤnnern zu empfehlen, - 
allemal die Genugthuung gehabt, ſie dieſelbe liebgewon⸗ 
nen, und ihm fuͤr dieſe Sa RUE ihre Zus 
— bezeigt ine 
DE SE 
9 a Probe einer Yusgabe der cd. 
‚ mifchen und griechifchen Cioſſiker in Fragmenten. 
-Enthaltend die Fragmente von Cicero's erſter ea⸗ 
tilinariſchen Rede, niit philologiſchen Epigram⸗ 
men und Idyllen begleitet. Nebſt einer Vorrede 
—J in ze ge von Friedr. Schleget 
Kom, 1798. 48 S. gr. 8. 5 8 
2) Der Schofioft zum deurfchen Homer, ober Jout 
al, für die > und Erklärung bes Woflifchen 
Homers. Des erſten und legten Bandes erftes 
und ſetztes Stuͤck. (Tertis Anticyra.) Im 6rten 
J. der Voſſiſchen Sorachumwaͤlzung (1798) 
125 ©, gr. 8. 12 8. 


nern Schriften in Einem Geiſte, und von Einem Def ‚es 


nem Leipziger Philologen und Virtupfen, gefchrieben, der fi 1a 


der Erzeugung diefer Produkte nicht zu fchämen bat. . 
en hat ſich Jean Pants Art, um it Manier ze van, 


2 
| 


78 Moſſiſche Phtletegier- 


bis auf einen gewiſſen Grad zu eigen gemacht; und man’ 


&önnte-ihn niche mit Untecht ein kopirtes Drininal von bems 
ſelben nennen. Geiner Satyre gebricht es nicht an Geiſt und 
Witz; aber auch nicht am dunkein, geſchraubten, fpieteuden 
Stellen. Unter dom VBerberichte von Nie. » nennt ſich dee 
Her. Gottlob Dieterich Schlägel, Rektor der Gradts. 
ſchule und gegenwärtia vitarlir enden Buͤrgermeiſter zu Bir⸗ 
tamsmwa!de. Diefer alte Rektor fas mit vielem Kopfſchuͤt⸗ 
‘sein die Fragmente im Pyceum und Atbenäum, und um Fr. 
Schleaels philologifchte Apädeufie, eder dem Mangel gründe 
licher Scienz, als einem porausſetzlichen Grunde der Quelle 
des uͤbrigen Uebels dey ihm, abzuhelfen, beſchloß er, zur Bele h⸗ 
rung gedachten Schlegels und-In bir beliebten Fragmenten⸗ 
form deſſelben, eine neue "Anscabe der alten Autoren zu vers 
anftalten, — damit Acht. hierau frinen philologiſchen Trieb 
in der That befriedigen lernen; und ſich binführe auch vom 
Andern lirerarifch afficiten laflen Eünmes — aber alles nicht 
ganz pollſtändig, ſondern bloß, was daraus für ihm paſſe. 
Als Probeichuß oder Einweihnngsrede oder dech als Tert zu 
einer, wie der Verf. ſagt, ericheint gleich mit — 
gung der Ausgabe die erſte Garilinaria, mit untergoſetz ten 

teinifchen Epiararnmen (in Shienels Spike, welcher —* 
sen philologiſche Epiatamme nennt) und mit hätten beyge⸗ 
fuͤgten Idyllen (Schlegel nennt nämlich. manche Cemmen⸗ 
sars. wo der Text mir Änſtoß oder Nicht⸗Ich iſt, philologi⸗ 
ſche Idynllen). Votaus geht dem Texie der Redeieine frags 
mentarifche Praͤfation des Hrn. Rektors; der er aber, wie 
man ſchon aus dem Tirel des ganzen Werkchens erſteht, den 
Namen Fr. Schlegels vorkufegen beltebt Ser, welt fie ein 
bloßes Mofgit ous_defien Sragmenten im Lyceum und Athe⸗ 
naum iſt. Die Frwartuna wird im Voraus durch das aus 
dem Lyeeum vorgeſetzte bedeutende Motto: Porz Taufend! 
geſpannt. Go wanig wir nan-denr mwackern Retter philotos 


gilche Kenntniſſe (fein lat. Styl koͤnnte wohl beſſer feyn ) und | 


rkaſtiſche Laune abſprechen; fo kommt es uns doc vor, daß 

in Piekeſtuͤck wenig über den Friederſch vermehrt haben 
duͤtfte; befonders, da die Anwendung von: dem politiiben 
Revolutionaͤr Eatilina auf den Hterarifchen. Eatilina : Schies 
gel nicht ohne Zwang und Härte darchgeſuͤhrt worden, und, 
m es kurz zu fügen, in operis famma verunglüdt zu ſeyn 
Keine. — Rh ine et | ' — 


su Se Welt 


⸗ 


⸗ 


u; Alaſſiſche Poikelogie: 79 


Belt Bifier faßt derfetbe Ungenannte den grlechſch/deut⸗ 
ſchen Homer von Voß in Mr. 2, nnd ergießt uͤber ihn eine 
viel reidyere Ader von Wit und Perfiflage. Vermuthlich 
prickelte ihn das Objekt noch flärker und brachte dadurch feine 
ſatyriſche Schlagader in heftigere Wallung. Odbgleich eine 
Saoͤtyre, iſt es doch eine ſehr gelehtte und, wir wuͤnſchen, fhv 
Voß ſehr belehrende Satyre; wenn die Vorliebe für ſeine 


helleniſtiſch-deutſchen und lateiniſch⸗ deutſchen Ueberſetzungen 


und fuͤr feine ganze Sprachen⸗Verwirrung nicht bereits in 
Verfeinerung übergegangen if. DerScholiaſt, der fein Amt 
eines Voflio- Maftıx mit gerechter Strenge im Gayjeın, wies 
wohl auch in einzelnen Fällen mit der Cenſoren eigenen Cri⸗ 
seley, handhabt, ſieht den griechiſchen Homer und den Vol⸗ 
ſiſchen, wie ſehr Diefer auch ad modum graeci fermonis.ger . 
formt feyn mag, für zwey ganz verfchiedne Homere an. „Auf 
alle Bälle, fagt ee S. 8 f., wäre es. ein Vorzug mehr für 
Homers. Werke von Joh. H. Voſs. 4 Bde. Altana, bey 
Hammıerich. 1793. 4. u 8. — und fie würden fich eher = 
den, vier Jahte fpäter aus dem Virgil erlefenen Idyllen m 
fen konnen — wenn, fo mie dort, die (riedikge) Berfion 
dem deutſchen Terte zur Seite gebruckt fände. . Abgerechnet 
die verdoppelten Seitenzahlen (es gäbe eine Summe von 
@384 S.) und daß das ganze Werk alsdann no einmal.fe. 


koſtbar wäre nnd von größerem Gewichte: fo waͤre es theilk 


für Selchite bequem, um mit Huͤlfe des gr. Homers dem 
deutfchen zu erflaͤren, theils für die Ungelehrten ein Troß, 
zreifchen zwey griechiſchen Iliaden wählen zu dürfen.“ . © 
26: „Sich bin ſeſt überzeugt, daß V. eine ganz anders Ilias 
verfertigen würde, als die iſt; welche er jeßt, gewiß mit wies 
Ist Aufopferung, zu Üüberfegen unternommen hat. Deſto bes 
greiflicher darf «8 ung, glaub’ ich, feyn, wie er uns nicht 
bloß einen überfeßten, ſondern auch nach feiner Art verſchoͤ 
netten and veredelten Homer bat koͤnnen geben wollen 5 wo⸗ 
bey er allerdings mehr den Homer fich ſelbſt, als ih din 
Homer nähern mußte, um einen vollfommenen Voſſiſchen Hoe 
mer möglid) zu madıen. Wie eifrig und zugleih — es kann 
undankbaten Deuifchen nicht zu oft geräte werden — mE | 
welchen Aufopferungen V. dieſes Veredlungsgefchäfft betrie⸗ 

ben, davon iſt das Refultat — der V. Homer — ſelbſt Bes - 
weis genug. Es beſteht aber dieß Geſchaͤfft in nichta ander, . 

als in der Erhebung der Profa — denn was find die Home . 
riſchen Verſe anders gegen die ne _ jur ne | 

a 3 A = u 


‘ J 
/ 


— 


280 Kloſſiſche Philologle. 


Sm iR die Voſſiſche Ueberſetzung durch einen Alt von, Dies 


semnpfochofe zu Stande gefommen, welche er darin ſetzt, wenn 
Ueberſetzer in einen entfeelten Autor, dem ſie den Namen lafs 
feu, ihre eigne Seele ſtoßen, als nächfte (wenn auch den Aus 
or nicht, doch unftreitig Ihnen die mächite ) Competentinn zut 
eriedigten Stelle. — 


Was wir hier angeführt haben, iſt aus dem erſten Auf⸗ 


ſatze, Montarde apres din€, d. i. Verſuch erklaͤrender Anmer⸗ 
kungen zum Voſſiſchen Homer, genommen. Der Verf. geht 
den erſten Geſang der Voſſiſchen Ilias und einen Theil des 
zweyten durch. Das Fehlerhafte der Ueberſetzung ſpringt, 
wie es hier zuſammengeſtellt iſt, in die Augen. Zu den er⸗ 
klaͤrenden Anmerkungen iſt noch ein Anhang gekommen, den 
Text zu künftigen anweiſend, zu welchen freylich auch. noch 
dieſem Scholiaſten und der trefflichen Schleqgelſchen Recenſion 


des Volfiichen Homer in der A. L. Z., die Jedermanns, nut. 


nicht Voſſens Beyfall erhalten hat, Stoff genug vorhanden 
iſt. Das Witzigſte in dem Werkchen ſind die Proben ven 
einem poetiſchen Lumpenrocke, zuerſt dem Homer angezogen 
von J. H. Voß, jetzt von Neuem geflickt und gewendet, ans 
gemeſſen und zugeſchnitten für den Meiſter ſelbſt (nach Be⸗ 
Heben zu tragen), Dleſe Centonen find mit vieler Muͤhe, 
Die man faft undankhar nennen möchte, wenn wir ihnen nicht 
ein fehe 'täuniges Produkt verdantten, aus dem Voſſiſchen 


Homer zufammengelefen, und ipſiſſimis Voſſſi verbis auf ihn 


and fein Wefen oder Unweſen angewendet. „So verurtheift 
die poetifche Gerechtigkeit im einem heimlichen Gerichte von 
Kunſtkriminaltichtern den Beleidiger, von feinen eignen Süfs 


fen getreten zu werden und fein eigner Scharfrichter zu feyn, 


und fi felbft unwiſſend dag Schwerdt Leg lat. Sprichworts 
(ſuo fe gladio jugulare) zu fihleifen.“ Die Hauptrubri⸗ 
ten dieler Centones Voſſio -Homerici find folgende: ı) Ein 
Maar eingefädelte Nadeln für den Lefer. 2) Pröbchen in 
2 Forms, oder Epigrammenleſe aus dem Bofl. Homer. 
Aufſchrift auf den Voſſ. Homer oder. Brabfchrift 
' “Komeres. . | 


Seht das ragende Grab des längft geſtotbenen Mannes, ä 
Zweymal todt, well ſonſt nur Rn ſterben die Men⸗ 
n!?!— 


Die 


ger 


vo. 


Kiaffifche Hhilologie. 281 ' 
| 0. Bie ältere und neue VA. Odyffee. 


Nahe nur von einander; denn wenig war Feldes da⸗ 
a a — zwiſchen. — 
© &o weit — auselmander, — wie über der Erd: iſt 
r a ar der Himmel! 
3) Die Homeriſche Muſe als Varrednerinn. 4) Neueſte Göt,/ 
tergefpräche. 5) Fraqment aus einem drama traßico - comi. 
So -laryricum. Homer ift bier im Streit und Wettkampf 
mit Voß. Diefem gelingt es endlich, jenen durch feine Ueber ” 
, fegung zu Überwältigen, nie er meint : ae 


- Ibn, ben groͤgeſten nun und: ln Dan, er⸗ 


* ug . P 
Daß weit ausgeſtreckt er umherlag, hiehin umd dorthin, 


Die Goͤtter erheben über Voſſens Triumpb ein unermeßlicheg 
Gelächter. Vater Zens verweilt ihm alles Ernſtes feinen 
Frevel mit dem guten Rathe. 2 | 


Odtdne du lieber hinſort anmuthige Werke der Hochzeit 
Aemiſig, den Maͤgden umher ammutbige Werke gebieten, 
Künftig meiche: zuräd, fo oft du Jenem begegneft. 


6) Materialien zu einer Paffionsgefchichte, Sie betreffen 
Voß und fein opus operofum. 


Auch den Gifpphes ſah ich, von —— Muͤhe ger 
er . ; 5 ,; er ’ 
‚Eines Kunſtwerks Schwere mit srofen Gewalt forthe⸗ 
Rn: en | | 


‚ Angeſtemmt arbeitet: er ſtark mit Händen und Füßen, 

Hurtig mit Donnergepalten entrolite der tuͤckiſche Zauber. 
Dann von yorn arbeiter” er angeſtemmt, Ai der Angſt⸗ 

= a weiß „ 

_ Ringe den Sliedern (Je. derer) entfloß: ſo viel anſchau⸗ 

— ten die Kuͤnſte. 


?) Ein neuer Odyſſeus. 8) Die Kritiker aus der andern 
Welt. 9) Homer und felne Helden im Schattenreiche. 10) 
Kurze Befchrelbung der verſchledenen Wirkungen der Erfchele 
nung eines Voſſiſchen Homers auf ein deutſches Puhlikum, 
und umgekehrt. 1.1) Redeuͤbungen. _ı2) Ein Fragment aus 
dein Lande der Träume. Voß hat . Machterſcheinung, Tr 
ee. 5 N) 


J 


282 | LKlaffiſche Philologie. | 
* mit vielen und thörichten Werten erfaͤlt, als folgende 


Donneraepolter umher aufraſſelte, Feuerorkans Wuth, 
Lauter Donnergewoͤlk, rechtshin hertobende Windsbraut, 
Eiſernes dumpfes Gepraſſel, des Aethers Wuͤſte durch⸗ 


dringend, 
Durch fiſchwimmelnde Pfade verſtuͤrmt ein Meerſchiff 
im Salzmeer 
Ringsum, den Mond durchſtuͤrmte der Suͤd, die Ges 
filde durhtummelnd. 
Nachtgraun ringsumher auf gottgebaueten Thuͤrmen ıc. 


13) Fragmenta ine lita, £, de Voſſo fomnium. Die Cem . 
tonen find noch behängt mit einem Anhange oder Ueberſchuß 
einzeln aufgelefener Zipfel und Abſchnittſel won demſelben 
Stoffe. Unteshaltend genug find diefe Centonen; aber des 
Syaß ift doch ein bischen zu lang, und Voß mug mehr Spaß 
veriteben, als man nad) feinem bisherigen Benehmen erwars 
ten darf, wenn ihm nicht endlich die Geduld ausgehen fol; 
da et fich mie feinen’ eignen Werfen und Worten, von allen Un⸗ 
Berblichen und Sterblichen, Lebenden uud Schatten, muß 
ausſchelten laſſen. J | 

| : De... . 


— 


Neue Sprachen. 


Angelfächfifche Chreſtomathie, oder: Sammlung 
“ merkwürdiger Stücke aus den Schriften der An- 
gelfachfen , einer uralten deutfchen Nation, mit 
- beygefügter bochdeutlchen Ueberletzung und Ka- 
pfer;. von oh. Oelrichs, Doctor der Theol. und 
Prof. 1799. 8 Bog 4. u. Bog. Kupfer, 12 9. - 


n dent Alterthuͤmern unſerer deuitfchen Sprache giengen bie 
gelehrten Forfcher bisher nur felten über den Zeitraum Karls - 
des Großen, und die daraus noch vorhandenen Denkmäler 
die fräntifhen Mundart hinaus; ohne in die frühern Ueber⸗ 
reſte älterer, und befonders der angelfächfiihen Mundart, 
fich einzulaffen. Zwar blieben diefe wicht undarchſucht noch 


. NN 


| Neue Sprachen. — , 383 
‚ unerfäntert; man fihlen aber dieſe Bemuͤhung mehr den En 
laͤndern zu duͤberlaſſen, deren Buͤcherſammblungen bekannter 


manßen on Denkmaͤleyn dieſer Art vorzüglich reich ſind, und 
die ſich auch um den Gebrauch; die (Frfäuterung um 


[7 


| | Mittheilung diefes ſchaͤtzbaren Vorraths, [dem manchen aus⸗ 


gezeichnete Berbienſt ermorben haben. Aus der Geſchichte 
weiß many daß die Amgelfacfen zu den dlteflen, uns noch 
bekanaten Bölferichaften gehüren., umd daß fie die Wermahnen 
bes ſchͤnen und feuchtbaren holſteiniſchen Landes on der Elbe 
waren. Beſonders aber machten fie ſich durch ihre Nieder« 
taffung in dem ehemaligen Britannien berühmt, das von ih⸗ 
nen Engtand benannt wurde: Hier behielten fie ihre Mute 
terſprache bey, bildeten fie immer mehr aus, und fchrieben 
darin viele leſlenswerthe Bücher; deren einige bereit gedrudte 
find, audre aber, in nicht geeinger Anzahl, ia den üffentiie 
dien Bihlliotheken ‚Englands anfbebalten werden. ' Hickes 
hat dur feinen bekannten Theſaurus ſchan ‚viel zur nähern 
Bekanntſchaft mie diefen ſchaͤtzbaren Sprachdenkmaͤlern beyge⸗ 
tragen. Sin Deutſchland aber blieben fie bisher Immer noch 
zu voenig befannt und benutzt. Dieß bewog den. Verf. zur 
Abfaſſung der gegenwärtigen angelſaͤchſiſchen Chreſtemathie. 
Schon ſeit vielen Jahren bdeſchaͤfftigte er ſich in feinen Neben⸗ 
Fake mi der angelſaͤchſiſchen Sprache, und fand daran 
ein geringes Vergnügen. Seine Bemühungen in diefem 
Rache wurden befonders in Beziehung auf die bihllfchen Buͤ⸗ 
cher angewandt; und.ee wählte vornehmlich ſolche Stuͤcke, 
‚aus welchen ſich die Beſchaffenheit, Energie, Schoͤnheit and 
Nutzbarkeit dieſer Sprache am beſten erkennen läge, And 
den Ueberſchtifſten der Evangelien flEb* man unter andern, 
def fchen Die Lehrer der Angelſachſen gewiſſe Perikopen ader 
gewählte Terte hatten, bie mit benen in der ſyriſchen Kirche - 
nicht Äbereinftimmten, und wohl eine fefondere Unterfuhung 


‚verdienten möchten. - In den aus dem X. T. genommenen 


Stellen iR nicht alles wörtllch uͤberſetzt, und Juweilen find 
einige Verſe ausgelaſſen; ader doch mit zweckmaͤßiger Yuse 
wahl. — Die erfien, zum N. T. aehbrenden Stuͤcke find. 
Bier aus Mareſhal's Evangefis Auglo- Saxonicis genoms 
- men, und die folgenden des A. T. aus Thwaite's Hepta⸗ 

teuchns. Daß diefe und andee Gelehrte Dis angelfächfiihen 
Schriftzuͤge beybehielten, bat wohl allerdings die Verhreitung 
dieſes Sprachſtudiums mehr gehindert als. befürhert; Mr 

wäre’ zu wuͤnſchen, daß fie überall eine lateiniſche Ueberſe⸗ 
a D F— Bung 5 


_ 


284 Nexe Sprachen. 


gung beygefuͤgt Hätten. unſer Bert. bat hingegen die fateis 
nifhen Buchſtaben gewähle, umd eine hochdeutſche Uebetſe⸗ 


Kung gegeben, wodurch zugleich die — beyder 


Mundarten deſto fihtbarer wird. Fin Gloſſar der Woͤrter, 
welche in dieſer Chreſtomathie vorkommen, nach der Act, wie es 
"Junius über die nothifhen Evangelien geliefert bat, fol in 
einem zweyten Theile nachfölgen. Außer den biblifchen. Stel⸗ 
ken findet man hler noch drey andre Stuͤcke, wovon das letzte ein 
angelſ. Gedicht von det Lage Dünbelms und den heil, — 
qulen, und aus dem Hickes entlehnt iR 

Ä Ga. 


. Dictionnaire Frangois- Allemand a Pufage 3 Ece- 


les et de lꝰ Etat bourgeois etc. Franzoͤſiſch⸗ deut⸗ 
ſches Woͤrterbuch, fuͤr die Schulen und den Buͤr⸗ 


gerſtand — nach den beſten Wörterbüchern in 


beyden Sprachen bearbeitet von ob. ‘Friedrich 
. Memmert, Rektor der Stadtſchule in Schwa« 


“ bach; aufs neue durchgegangen und vermehrt‘ von - 


op. Heinrich Meynier, tektor der franzoͤſiſchen 


ESprache in, Erlangen. . Erlangen, bey Palm, _ 


1800. XIV. u. 2398 Col. gr. 8. 2 NE. SH. 


9. Nouveau Dictionnaire railönne portatif Frangois- 


Allemand ,. redige d’ apres les meilleurs. diction« 
aires des deux langues par Jeun Daniel Weiler, 
remier Diacre de l Eglile ci: devant des PP. De. 


“ chaufl&s 4 Augsbourg, & Ulm, dans la librairie . 


de Stettin. 1800. XXXIL und 688 Sie EL 8. 
ana 
3. Nouveau — du Voiageor Framgeis. Al. 
lemand et Allemand- Frangois a P ufage des deux 
nations: Vollſtaͤndiges franzoͤſtſch⸗deutſches und 
deutſch⸗ franzoͤſiſches Woͤrterbuch — von Hm. 
Edoſfin, öfenitichem rehrer ber — Fang. Epiache 


. 18 ji 


re Fr a er a 


I) 


3 


_ Neue Sprachen. > 285 


auf ber Univerficht zu Halle. Neue ganz umge 
arbeitete unb.mit den neuen Wörtern und Redengs 
Aten vermehrte Auflage. ranffurt uud Seinzig, 
bey Broͤnner. 1800, 2424. Col. gr. 8. 4 MR. 


. [4 


ı2.#. 


4, Menes beutfihFranzöfifches und feaugäfifh-Deure 


ſchet grammatifches Wörterbuch, welches Alle ge» 
braͤuchliche Hauptwörter, eigne Namen md une 
zegelmäßige Zeitwoͤtter enthält; alles durch befons 
- dere Zahlen und kritiſche Zeichen ſorgfaͤltig unters 
Kan und für Ausfänder, beſonders aber für 


 Zeanzofen beftimmt, - Geenusgegeben- von of, 


Friedt. Memmert, Rektor der Stadefchule zu 
.ESEchwabach. Weimar, im Verlage des Indus 
Arie» Bomptofts. 1800. - Auch mitfennz. Titeln. 


Exrſtet Yan) = ftanz . Theil. XIV: ü. 1056 ©; 


und zweyter fran⸗deutſcher Tpeil.sg2 ©. Mein 
bee A. 


Das Wiribuh Net, IR unter denen bier üufgefäbeten, 


Ganzen das vollftändigfte, und doch mad dem Praͤnume⸗ 
rationspreife (zu 2 Laubthalern shnyefähr, ) verhältnigmägig 
dus wohlfeiiſte, hat das befte Dapier und seinen Driad.. Es 
iA Deofeffioniftien, Kuͤnſtlern und "gewidmet, 
Wenn daher Ausdruͤcke mus den höhern Wiffenichaften fehlen, 
deren Gebrauch nicht ind bürgerliche Leben übergeht: To fol 
man mic den Verfaſſern nicht rechten: Dagegen findet man. 


Die nene Themifche -Teraninglogie Lavotſiers datrinnen, und die 


Wörter, denen die Mevolation. dag Dafeyn gegeben bat, 


welche mis Kreuzen bezeichnet find. Nur die lebte Hälfte 
nennt der auf dem Titel angegebene Verbefierer, Hr. Mey⸗ 


nier, feine Arbeit. Die erfte war von einem andern verbefs 


no 


fert, den der Tod von der Bearbeltung abrief. Der deutfche 
franzoͤſiſche Thell wird nuͤchſtens ſolgen. — 
2. Giebt dem eben angezeigten, ſowohl in der Vollſtan⸗ 


digkeit, als Wohlfeilheit und Guͤte des Druds und Papiers 
nach, und ſchließt ebenfalls die neugeſchaffenen all 
e j e er: : Woͤr⸗ 


- 


_ 


286 Neue Ehyeachen. 


Woͤrter ein. Wenn ihm manche Ansräde der Kin und 
Gewerbe mangeln ; fo hat e8 dagegen welche aus den Fächern 
der böhern Wiſſenſchaften zum Voraus. An die geringe Zahl 
Der Seiten muß man fi) nicht kehren; weikder Druch aͤuſ⸗ 
ſerſt bkonomiſch iſt, und zu dieſem Zwecke fo viele Woͤrter als 
moͤglich unter einen Artikel gruppirt find, ohne Wiederho⸗ 
lang der Haupt» oder Anfangsſyiben, mit bloßer Anzeige 
Der Endungen, 3.8. umter Bible firht- —— deng 
— graphje, — mane, — manie, — 33 — th. 
gue, mis jrdesmaliger Verſchweigung des biblja u. |. w. 
Damit diefes Anfänger nicht verwitre Mad vom zweyten Al⸗ 
phabet an die Anfänge der Worter, die dey deren Derivaten Sder 
Klangsverwandren verſchwiegen: werden ſollen, <urfin. ges 
deuckt. Dee Vollender dieſes Werks hatıg ebenfolls ‚das 
Schickſal, wie Hr. Mevnier, einen Vorgänger In „fine Ars 
“beit zu daken, deſſen Plan zu berichtigen warz -d her. us 
die Schreibung nicht, gleichſormig Hi. Dirk und: andere 
Machrichten, Di: Tugendrn’und Mängel dieſes Worterbuches 
angebend, erzählt eine umſtaͤndliche Worrede, die-ei —5 — 
bares Zeugniß der Gewiſſenhaftigkezt und. de Kleid 
Herausgebers ablegt. - Der deugſch⸗ ſtanzoͤſtſche Tpeit f richt 
2 weit dur , und dei ae des Shrizen 
45. 15 & 
— nicht in verachten, rasen wirb⸗ ber alte 
Poine ur ſich ih dieſer Ausgabe nicht mehr kennen, und 
.. und Werbeflerer fehr vielen Dank wiſſen. 


» 4 Diefes arammatifche Taſchenwoͤrterbuch muß man 
nach — umſtaͤndlichen Titel beurtheilen, und keine Poll⸗ 
‘ Hländigfeit erwarten, als die diefen ma: uns denucht 
auch, daß der Preis etwas maͤßiget ſeyn £hnnte.. Die Auss 

länder befteben ja nicht aus lauter ‚Grafen und Edelherren 

mit vollen Sdörfen; und der Nugen.des Buches Bleibt dep 
of fsinen Tugenden immer einfeitig, 


Adk. 


4 Q. Eherfarte Verſuch einer allgemeinen Spne- 2 
ummit. Vierter Theil. Halle und &eipäig, bey 
Ruff. 1799. 108. 68 
| Mir 


| Erziefungsfihriften ..087 


Me wahrem Vergnügen ſehen wir das.nlglkhe Werk, wenn, 
auch. in Eleinen Bänden, ununterbrechen forttäcden. Der 
gegenwärtige enthält die Buchſtaben S— KR, und ficht kei⸗ 
nem der vorhergehenden an gründlichen Lnterfuchungen und 
reichhaltigen Bemerkungen a» . 1* 


— 
ĩ 


F So. — 


Erziehungsſchriften. 
Was follte der Adel -In England jebt chun? som 
, Seren Doktor Knop. Aus dem Engliſchen. 
Hamburg und $üneburg, bey Herold und Wahl⸗ 
ftab. 1799. 143 Bos. 8. 20 83. 


Das Original erfchien ſchon vor ſieben Jahren in Loudon 
unter dem Titel: Perſonal nobility, or, Letjers to a young 
Nobleman on the Condurt of his Studies, and che Dignity, 
of the Peerage. Als Verfaſſer roucde durchgängig der durch 
“ feine Iterarifchen und moraliſchen Verfuche, padagsgifchen und. 
politiiden Schriften vortheithaft Sefannte Doktor Vicefir 
mus Anor genannt. Es find Shriefe, an einen Jungen Edel⸗ 
‚mann gerichtet, um ihn vor den berrfehenden Vorurtheilen 
der Geburt und des Nanges zu bewahren, und ihn zu uͤber⸗ 
zeugen, daß er fich allein Durch Geiſtes und Herzensbildung 
wahres Verdienſt erwerben koͤnne und muͤſſe. Seme Anwen 
fung hat daher zwey Hauptgegenſtaͤnde: naͤmlich die zu er⸗ 
werbenden gruͤndlichen Kenntniſſe, und die erforderlichen. 
Vorzuͤge des Herzens durch Rechtſchaffenheit und Tugend, 
In beyder Hinficht enthalten diefe Brigfe überaus viel Lehr⸗ 
geiches , mit Gruͤndlichkeit und Wärme. vorgetragen. Sie, . 
verdienten daber, ungeachtet mancher Lokalbesiehungen,- 
auch in Deutſchlaud bekannter zu werden. Freylich iſt das, 
»dvwas uͤber die wiſſenſchaftliche Ausbildung gelsgt wird, auf 
einen zu engen und einſeitigen Geſichtskreis berechnet, wie 
der Ueberſetzer auch ſelbſt Tingefteht; aber doch auch in die⸗ 
ſem Theile der. Schrift, finder ſich manche nuͤtzliche Bemer⸗ 
kung, beſonders in Betreff der klaſſiſchen Literatur. Die 
NuUeberſicht verraͤth Einſicht und Fleißß. It 


> Ar ur u | Dates, | 


Eu 


288 Erziehungsſchriſten. 


Materialien für den Schulunterricht zur Erweckung 


des Nachdenkens und zur Uebung des jugendlichen 
0. Berftandes, ein Leſebuch für fand» und Bürger: 
feyulen ıc. Brandenburg, bey Leich. 1799, 11438. 
8. 58. ——— 


Aus dem Tagebuche (vermuthlich Excerpten⸗ oder Colleeta⸗ 


neenbuche) find, wie Vorrede und Titel angeben, dieſe Ma⸗ 
terialien herausgehoben; aber mit guter Auswahl und Ord⸗ 
mung hetausgthoben. Es iſt wirklich ein zweckmaͤiges Ges 
ſebuch, welches Rec. wenigſtens in dee bezeichneten Schulleh⸗ 
zer Händen wuͤnſchet, wenn fie anders auch fo viele Kenntniſſe 
und Geſchicklichkeit haben, uͤber das Geleſene mit der Jugend 
eine zergliedernde und erlaͤuternde Unterredung zu fuͤhren. 
Unter oo Nummern oder Rubtiken find eine Menge ger 
meinnäglicher Keanmiſſe vertheitt, welche das Faßlichſte und! 
opulaͤrſte aus der Kunde des menſchlichen Koͤrpers, der. 
lenktaͤfte, dee menſchlichen Beſchaͤfftlgungen nach Gewer⸗ 

Ben und’ Ständen, der bürgerlichen Verhaͤltnifſe und der, 


Naturlehre enthalten. Als Sammer und Weıfafler ımters _ 


zeichnet ih unter der Berrede I. Ch Thuͤmmel, Out 
fohrer,zu Bolsow. (Es alebt der Oerter Golzow einige; 


in der Mittelmark and In Pommern: vermuchlich iſt es das: 


imn Zauchiſchen Kreife.) Ex mache ich dadurch als einen der 

achtungswuͤrdigen Männer feines Stondes bekannt.“ Bon. 
ſich ſelbſt ſagt er, daher vor 10 Jahren ohne fonderliche Borer 
beteltung in fein Amt getreten fey, und auf einem Schulleh⸗ 
terfeminartem nicht länger als acht Wochen verweile Habe: 
Aber Geſchmack an nuͤtzlichen Kenntnffien und Streben nach 
Wahrheit brachte et von der Schule mir, und das half ihm feine‘ 
Selbſtbildung vollenden. . Es dürfte aber-bald die Zeit kom⸗ 
men, wo, wenn man anf Schulen die Singechöre eingehen: 
läßt, und die fungen Leute Digfer Art nicht auf andere Weiſe, 
‚ in ihren Expektanzjahren unterftüge und herbeylocket, ſehr 

felten SJünglinge , die Geſchmack an nüslichen Kenntniſſen 
und Streben nach Wahrheit in ſich fühlen, und vieleicht gar 
feine mehr, fich dieſem unentbehrlichen und wichtigen Stande 
widmen werdem . ai 

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7 Bandtungswillenfhafe — 
Deu eröffnere Akademie ver Kaufleute, oder encyklo⸗ .. 
vuͤdiſches Kaufmannslexikon alles Wiffenswerchen | ; 
und Öemieimnügigen, in den weiten Gebieten Der — 
Handlungswiſſenſchaft und Handelskunde uͤber⸗ | 

‚. haupt; u. ſ. w. Vormals herausgegeben von Zn 
‚» Karl Guͤnther Ludovici, und nun für das Be 

duͤrfuiß jegiger Zeiten durchaus umgearbeitet von 
Johann Chriſtian Schedel. Dierter Theil. 

Lelpzig, bey Breitkopf und Haͤrtel. 1799. 2076 
geſpaltene Columnen; gu 5. 4R. 

n dritten Theil dieſes Werke haben wir aben· N. a. d. 
ibl. 47. Db. 1. St. ©. 256— 263 angezeiat. Der vor '_‘ 
liegende 4te Thell, woron wir den. etſtaunlich langen Titel, 

Der aber beum-ıten und sten Ihejle vollig abgeſcht ieben wor⸗ — 
den, (ſ. N. a. d. Bibl. WU. St. S 53—48).. — 
wieder abgekuͤrzt haben, geht vom Art. Leipzig bie Per⸗ 
miſſionstonnen ; folglich ift wieder im Budflaken P, ohne 
‚Ihn zu pollenden, abgebrochen worden. Es wird demnach 
hart balten, in dem Maage, wie Sr: Schedel das Ludo⸗ 
yicifche-Wert bisher mit Vortheil braxbeitete, das ganze 
Alphabet in den sten Bd. zu zwingen. Das Kaufmanns⸗ 
fyftem des feel. Verf., welches in der jänaften Ausgabe wor 
3767 und 1768, im sten Dde mit aufgenommen wurde, 
wird wahrſcheinlich mit demjenigen den Ste Bd. der jetzigen 
nguen Erfcheinu liefern, was nicht fünlih von 0 bis J 

in den sten Md., ohne Ihn gegen feine Bräder zu verunſtal⸗ 
em „ ‚gebracht werben kann. - Gerade dieſe Einrichtung moͤch⸗ 
ten wir dem jegigen Bearbeiter und Herausgeber, auch ſelbſt 

den Verlegern empfehlen. Doch wis eilen, von dem fich 
"wo immer gleich bleibenden Werke, und befonders von dem 

asen Theile deſſelben „dem Publiko Nachricht 30 geben, ar 

So viel Vorzüge die jetzige Ausgabe gegen bie juͤngſt 

vorhergehende bat, welches wir ſchon zweymal erwaͤhntenz; 

eben fo vft ſtoßen wir auf grobe Mängel und Unvollkommen⸗ — 

heiten ; die man bey der gegenwaͤrtigen Erſcheinung, da 

das Werk fo theuer wird, aus gedoppelter Hinſicht hätte 

RUDDEND Oo  B  . rgimr- 

Bar R r y ‚ Be p 7 2. e N 


Et 
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” 


290; andlungswiſſenſchaft. 


ergänzen. berichtigen, und von allen Irrthoͤmern, die durch 
manche Veränderung in neuern Zeiten etſtanden fürd, ſchlech⸗ 


terdinge hätte befregen ſollen. Denn einmal ſtellt doch 


diefes alphabetifche Buch, das von eimem. nicht fehr großen 
Theile des kaufmaͤnniſchen Lefepublitums, des hoben Wreie 


- fes wegen, angefchafft werden kann, eine eigene DBibliochet 


« 
ı 


alles Wiffenswärdigen im (Gebiete der Handlungs, 
wiſſenſchaft and der Handelskunde vor, in der man am 
wentaften dergleichen Eigenheiten, die der beabfichtigten Bes 
meinnätzigkeit fhaden, erwartet; Üüberdem bat man zwey⸗ 
tend in unfern Zeiten fo eine erſtaunliche Menge trefflicher 
Duellen und Huͤlfsmittel aller Art, die das Gebiet der kauf⸗ 


maͤnniſchen Kenntniffe in dan juͤngſten 30 Jahren bereichert 
und erweitert haben; fr daß man mit’vollem Rechte am Ende 


des 18. Jahrhunderts einem aͤußerſt vollfländigen Rauf⸗ 
mannslerifon entgegen zu fehen berechtigt geweſen “fey, 
Zwar hat der vorliegende ste Bd. ungleich mehe Präcifion, 
wie die drey voridens aber man ſtoͤßt dennoch mitunter 
anf. Sachen und Begenfiände, die, wenn der Herausgeber, 


Hr. Sch., nur das neuefte in der kaufmaͤnniſchen Literatur, . 


Erd» und Waarenkunde hätte benutzen, und dabey auf unfere 


ser dieſes Werks anfhaulic zu. machen, wollen wir einige 
Ürtitel, gegen welche nachſtehendo Erinnerungen gerichter 
find, aushebens und dabey, nach unferer bisherigen Ord⸗ 
"nung, unmittelbar unfere Gedanken eröffnen. 


Leipzig; Eof. 1 — 68. Fin ſehr trefflicher Artikel, dep 
in mehreren Hinſichten merkmärdig iſt. Die beften und 
neueften Quellen find dabey gebraucht. Auch Ift der Abſchnitt 
des Buchbandels Col, 15 — 18 unterrichtend. ' Col. 37 
wird gefagt: „Dan wird die Sache nicht Übertreiben, wenn 


„man if. (den Buchhandel) für beyde Meſſen jährlich“ - 


(verfteht fich ſelt den juͤngſten zehn Jahren) „auf eine Mil⸗ 
„ion Thaler“ (doch wohl ſaͤchſiſch Coutant!) „ſchaͤtzt.“ — 


CToi. 42 14. wird der Breitkopfiſchen Schriftgießeren mit Recht 


dabey bemerkte Gewicht iſt aber meiſtens unrichtig. Den * 
ler. . & \ ” r 88 


das Wort geredet. Kol. 54 findet man die Balvationstes - 


belle der. in Leipzig coucfirenden fremden Goldmünzen, ‚die. 
aus ter gedruckten gefegmäßigen Tafel genommen if; Das 


“. 


Ze 0 FREE 9 


fraͤhere kritiſche Bemerkungen Nüdfiche nehmen wollen, - 
* manchmal nicht fo dürftig, als wie geſchiehet, erſchelnen 
wuͤrden. Um dieſes dem Publiko und dem jetzigen Bearbei- 


| 


’ [4 
\ 1 


> 


Handlungswiſſenſchaft. agı 


7 A die chlln, Mark in Leipjig-4422, und der Duftten 66 
hol. As wiegen fol; fo muß die Schwere z. D. des _ 
— F AsAs 
Souverainsd'or; der hier angegeben iſt, zu 198 wiegen 308 
Franzoͤſ. alt. Kouis d'or, Luͤneb. Piſtole, ꝛc. 116.. 120£ 
Spaniſchen Piſtolee...21182.. 1285 
Alle Arten von RKarolins.. 150.. 1844 


Dayerſche Mard’or, ee Sn 7: 2 Tr 


Auch iſt nicht abzufehen, warum man Kol. 5745. nicht den | 
. „neueften Wechſelcours, wenigſtens den vom Dec. 1798, ftatt 


‚den vom 23. Dec. 1796, der feinen Verkehr auf Frankreich i 


zeigt, gewähler hat. ekkage, was fie ſey, iſt Sol. 69 5. 
unt. gar nicht berührt; ach wird in dem Aſſeküranzfache Ars 


titel: Kekkagie Col. 70 fg. aus dem Codice per la \enerz . 


“ mercantile' marina; 1786, 4. P. IM. Tit. 1. $. 26n icht ers 
‚ wähnt: daß bey Waaren, die der. Lekkage unrerworfeit find, 
der Empfänger, bevor er fie vom Bord nimmt, befugt iſt, 
fie dem Schiffer ſtatt der Fracht zu überlaffen.. . al. 72 fg. 
/Lemniſche Erde. ‚Es wird nur einer Gattang ‚gedacht, 


C Die Ausleger des Theophraſtus (f. De lapid. 6.93) ges‘, - 


denen derſelben, wie Tournefort und neuere Naturhiſtorl⸗ 
ker der Inſeln des griechiſchen Archipels, ihrer zweyerley 


Ar? 


©orten, bie beyde den Alten ‚bekannt waren,. und von Ihned 


zu verfchiedenem Gebrauche angewandt wurden. Die Benen« 
 . nungen berfelben fcheinen aber, vole aus dem Plinins erhel⸗ 
Ast, verloren gegangen-zu feyn. . Denn er verwechfele offens 
"bar den Rothſtein von Lemnos mit der gefiegelten Sub⸗ 
ſtanz, die die Lateiner Sphragis;oder-Siegelesde nannten. 
©. Plin. lib. XXXV. Cap. 6. p. 685. lin. 12. feg. T. II. 
ed. Hard. — Galen beweifer aber deutlich, daß die Ter- 
‚... „za Lemnia und Rubrica Lemnia a verſchieden, und jene 
nicht gezeichnet geweſen fey.) — Col. 75 fa. Kennep, bie 
ältefte Hauptſtadt - - an der Wipper geleaen. (Hauptſtadt 
iſt fie von jcher fo wenig geweſen, als firjemals ihre Lage 
an der Wipper gehabt. Sie ifk ziwar die Altefte Stade Im 
Serzogthume Berg, und behauptet die erfie Stimme auf 
dem Landtage ; aber von der Wipper liegt fie zoch weit, wie 
man, aus der, Wiebelingfchen großen Karte, hie Aufs 
ferft Adenau reg ift, erfehen kann; ohne einmal auf.deu 
Buͤſching R At 
90.97 . hätte durch die neuern Handelsvot faͤlle, die der 
— —— I 


J 


ckſicht zu nehmen.) Der Art. Kevante Col. 


292 Dandlungowiſſenſchafe. 


jetzige frauzſ. Krieg verurſacht hat, ſogar ans neuetn Nele 
ſebeſchreibungen aufehnlich verbeſſert werden können. — Der - 
Art. Ceuchthurm Col. 99 iſt aͤußerſt duͤrftig ansgefallen. — 
.Odgleich die deutſche Ausſprache des Werts und des Namens 
Ceiden, faſt wie Leyen (Col. 104 3. u.) klingt; fo wird 
dig hollaͤndiſche Schreibatt nicht Layen, ſondern Lyden aus- 
gerät — In den franz. Handelsftädten, wie z. ®. im 
tt: Kon odır Ayon Fol. 152 — 170 findet: man zu viel 
: gnveränderter Angaben der alten Edition, Namen ter ehe⸗ 
maligen Provingen , Ein⸗ und Ausfuhrverkeht det Handels⸗ 
angelegenhelten , und hundert andre Gegenſtaͤnde mehr, die 
theils gegemmärtig entweder gar nicht mehr erifiren, oder 
zurm Theil eine gang andre Geſtalt und Richtung, fogar auch 
ndre Namen erhalten Gaben. So wird von Aion gar nidhe 
erwähnt, daß, ungeachtet ihres hohen Alters , und des ſchön 
den Römern befannt griiefenen Kunft > und Handels » Fleiffes, 
‚zur Zeit des Robespierre dieſe Stadt und ihre Fabriken 
- Saben zerſtoͤret werden folen, und zum Teil wirklich viel ges 
litten haben: Daß Äbrigens in Ayon wie In ganz Srantreich, 
ſchon feit dein April 7798, Buch und Rechnung nah dem 
:menen Ürinzfoße, d. 1. in Frant's, d ıo Decimen, d so 
Centimen geführet werden, nach weichem der Werth eines 
"Seanes zwar den alten framäf. Livres ungefähr gleich 
‘. gehalten wird; doch aber, nad Maaßgabe des neuen Mes 
publitaniſchen Muͤnzfaßes, etwas mehr als i Pie. Preuß. 
Cour. per Gruͤck beſſer, und-für die Coln. Mark fein Sitber- 
‚gu sı,9 Ge. anzunehmen ft, weiß jeder Zeitungstefer, 


Eden fe vwerhäft es fi auch mis dem Veaate und dem Ger 


+ zuldhtes und doch wird bier Col, 184 ffa alles noch auf altem 
xonigl. Kaß angegeben. Nicht einmal wird in Wechſelſachen 
des ſcheußlichen Dekrets v. 13. Oktbr. 1795 gedacht, daß 
>... alle Negociatienen in Buneo von Wechſelbriefen, Billets à 
Grdro, und aubre Effekten bey Konfiscationen derſelden, 
„verboten ſeyn ſollen. Diele Verfügung hat, wie Rır: ans 
achten Quellen weiß, bis zum ı ten Bruͤmaite 9 J. in ganz 
Vrankreich noch immer ſtatt gefunden; dem Vernehmen 
nad, foll aber die konſulariſche Regierang darin eine Aende⸗ 
‚zung. die aͤußerſt noͤthig war, getroffen haben. .-— Ber 
Art. Kiffabon Col. 177— 196 iſt, einige Unrichtigkeiten 
„abgerechnet, trefflich geraten; Schade daß von den neueſten 
Handelsoerhaͤltniſſen des Jahres 1795 — 1799 feine Notiz 
. - ganomımen Darden. — „Der pwoeckwidrige Ausdruͤck — 
04 ER‘ Pu > DER * r of. 
1, : 


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| NHandlungewiſſenſchaft. 283: 

Chef, Loſien, ft}. Debarguer) iſt Col. 245, nad. der vo⸗ 

. riden Edition beybehalten; ungeachtet Berghaus In feiner 
‚Encyklop, der Handlungswiſſ. . Th. ©. 199 , Note a) 
aus richtigen grammatiſchen Gründen, das Unftatthafte Dies 
fes Worts gezeigt, und dafür ausladen, entladen gebraucht 

* Bat, Im Art. Aondon, Col. 262 — a98 hätte vieles, das 
jetzt ganz anders it, verbeſſert werden mäflen. An Huͤlfs 
mitteln. sehite es hier nike. Colquibins neuefte Angaben 


— vpom Sabre 1797 und 1798, waren ſchon ans den Hanib. 


Addr. Eompe. Ylgche,, und: aus einer. eigenen Schrift 
des Verf. bekannt. Kol. 288 — 96 kommt kein Wort von 


den neueſten Vorfällen der englifchen Bank vor, welche doch . 


weltlundig find, und die fo Fele Senſation auf den Handel 
und den Kredit Englands im J. 1797 und 1798 bewirkten. 
Standen hier nicht ( umter ber Menge dieferhalb veranlafiter 
Schriſten) des Hen. Prof, Buͤſch ber Die neueften - 


Vorfälle mir dee Londoner Bank; Hamb. 1797, 3 Beg. 


8. und Patie '&ber den Engliſchen Tationalkredit; 
Hamb. 17975 86 ©. 8. (vergl. N. a. d. Bibl. 35. Bb. 
Il. &r. ©. sas fig.) zum Gebrauhe? Anderer Umſtaͤnde 
“nice zu debenfen. — Col. 318 hätte dem Kotteriekauf, 
welcher ehedem in dem hollaͤnd. und andren beiglichen Handelee - 
ſtaͤdten, befonders In Antwerpen und Bent, Amſterdam und. 
Rotterdam, . aͤblich war , ein befönderer Artikel: gewidmet 
werdeg follen. In Bergbaus Enchkl. 2.80. ©. 64 Euımt- 
dayon ein kleinet Art. vor, dem man bier eine aräßere und zweck. 
— mäßlae Ausfuͤhrlichteit hätte geben kͤnnen. Von den Lucken 
> der Schiffsludten, deren Rechte In der Frachtfahrt und 
. “im Affefaranzwelen , nach den allgemeinen Seerechten und 
dem Confulato del Mare, wird Col. 353 und 375 gar nicht 
gedacht. — Der Art. Maaſt (lat. Meuſura) wäre Col. 386 
— 388 in aller Abſicht dazu gesignet geweſen, ber neuem 
franzoͤſiſchen Maaße, ihrer Entſtehungsart und Ihrer Bezie⸗ 
bung auf den europaͤiſchen Handel, mit Ruͤckweiſung der eigeo 
‚ sen und zu erklärenden Beneunungen zu gedenken. Aber 
nichts von dem Allen; alles iſt aeblicben, wie ex war. Col. 


389 fg. mehrere aegaranlıifebe Webler; 3. B. Koi. 390 wird 


VBlaerdingen oberhalb Xotterdam aefeßt, da es Noch unters 
bald Iegterer Otedt liest. Auch IR Miaasiluis, gemeiniar 
lich Wonslandsfiuis genannt, In Abficht der Moaßfluß⸗ 
muͤnudung, ungleich merkwürdigen, als die Stadt Briel, wies 
wohl fie, wie Hamburg und Harburg au der Elbe, Hier fo zu 
— Br 7 fagen 

N 2 ? Yrik Z 


04 Handlungswiſſenſchaft. 
ſagen gerade gegeneinander uͤber, unfetn der Maaß, bie Hier 
ſehr breit iſt, egen. Im Are: Maͤkler Col. 419 — 432, 
fo vollſtaͤndig er auch immer gegen die vorige Ausgabe ers 
feine, iſt uns nod Vieles zu, wuͤnſchen übrig geblieben. 
Außer den hin und wieder revidirten Mäflerordnungen, haͤt⸗ 
te bietbey auf das allgem. Preuff. Lande. Il. Th. VIIL 
Tit. 66.1315 — 1386 fg, auf. T. Schordy de Proxe= . 
netis, Erford. 1756, 4. Rogue jurispr.\confalaire, Tom, 
II. p.296 fuiv. "und auf C. O.Lvzasen differt. de pro- 
xenet. public, ex jure german. praefert. Hamb. Ipectar, 
Gotting. 1795. 4. Nüdficht genommen werden müflen. Von 
Silberrads diſſert. de fenfalib., wovon der Verf. nur die 
Ausaabe von ı 711, ohne das Format anzeigt, ift auch eine 
verbefferte Aufl. von 1716. 4, vorhanden, die diefen Gegen⸗ 
ftand in ein helles Licht ſetzt. Im Art. Maler wirft Col, 
50s fg. Hr. Sch. alles, meiſt Schlechtes und Sutes, im der 
Literat., die hier ganz ungewöhnlich reſchhaltig ift, durch eins 
‚ander. Am meiften ſcheint das Eitat Col. 506. Ein, 11 fg. 
'v. o. wirkliche Unwiſſenheit mit dem Gange der griechifchen 
Malerey und ſchoͤnen Kuͤnſte des Alterthums zu verrachen, 
wenn es dafelbft heißt: „Bon einer alten Art zu maleny wel⸗ 
„che Plinius auf gebranntem Wachſe malen nennt, leſe man 
„Gentl. Mag. 1757. Nov. h. 506, und daraus das remis 
„Ihe Magazin, 3 (Bd.)p. 441 und 42.” Ree., der we 
ber das Gentlem: Mag. nody das Brem. bey der Hand hat, 
flug den Plin. nach. Der lateiniſche Naturſotſchet nennt, 
vie bekannt, diefe Wachsmalerey Enkauſtik, und zähle ihrer 
dreyerley Gattungen; er ruͤhmt ihre Dauerhaftigkeit, indem 
‘Die Farben, welche auch auf die aͤüßere Seite der Schiffe ger 
tragen; (oder vielmehr eingebrannt) wurden, weder von 
Seewaſſer, ncd von ber. Sonne, noch vom Wind oder 
Regen befhädlge worden ſey. (1. Plin. lib. XXXV. Cap. 11. 
Tem. II. p. 703 et 709. ed. Hard., vergl. Demiontief. de 
piet. antiq. Cap. II. in Gronov. thel. ant. graec. Tom.XI. ' 
p. 800 ſeq.) Alſo kannte Plinius nur dreyerley Sattuns 
gen: umd doch Tft es yewiß, dag es. der Einkauftifchen Malerey 
viererley Sorten gab, wovon bie legte die Enkauſtik an den 
"Wänden war; wie aus den untericdifchen Trümmern zu Her⸗ 
kulanum ‚hervorgeht, deren Caylus, Hamilton, u. a. gedens 
Se. Der Oraf Caylus, der fih um die Wiederherſtellung 
der Jahrhunderte hindurch unbekannt geweſenen Eutauftit ſehr 
"verdient gemacht, liefert davon eine Abhandlung In den Me- 
; i n MOIT: 


N 


1. 
, 


Handlungswiſſenſchaft. 395. 
moir. de PAcad. des Infer. Tom. XXVIIL, die Sr. Hofr. 
Meuſel dem eten Theile der, von ihm uͤberſetzten Abbandl. 
zur Geſch. und Kunſt einverleibt hat. Berl. Fr. Junius' 
de pict. veter. lib, III, Rott, 1694. fol. ober deutfche Weberf. 
Bresl 1770. 824 ©. 8. Col. 531. wird zwar des alten. 
Mandais, das Savary füg feineZeitgenoffen beichrieb, und 
das der feel. Audoviti für ‘die erſte und zweyte Ausgabe 
eſes Werks uͤberſetzte und nachbetete; nicht aber der Man⸗ 

. daten, die den franzofiichen Aſſignaten im Herbft-1795 folge 
‚zen, gedacht. Jenes ältere Mandat hat die Revolution gaͤn⸗, 
lich ausgerottets dagegen aber das neue Papiergeld (Man⸗ 
Daten) eingefühst, welches fo vie: Süterbefißer und. Rente⸗ 

rirer ungluͤcklich aemacht bat. Dieß hätte allerdings einen 

- elgenen ‚Art. verdient; :ben man aber, wie fo viele andere, 
Bier vergeblich wuͤnſcht. — Die Literatur im Art. Manu⸗ 
faktur iſt Col. s82 u. 83 wieder buntſcheckig durch einander 

gewoetfen. Hätte er eine ſoſtematiſche Ordnung in der gehoͤ⸗ 
rigen. Darftellung beobachten wollen: fo konnte er Grubers 
Lit. für Kaufl. und Roſenthals Lie. der Technolog. mit Rus 
Ben brauchen. — Die Art. Maſſackuſetes und Maine in _ 
Mordamerita find trefflich Bearbeiter; - Die beſten engl. und "' 

denutſchen Hilfsmittel, die auch. am Ende Eol. 717 genannt 
werden, liegen hierbey zum Grunde. ben fo verdient auch 
Mieerichaum Tal. 818.— 826 rühmlichft erwähnt zu wer⸗ 
den. Daaegen hätte im Art. Meile Col. 335 fd..auf das 
franzöf. Ailiometer, wovon seine Stumde machen, Näde . . 
ſicht genommen werden follen, Der Art. Mötre, Eel.sor fg. 
die lineariſche Einheit des franzöfifchen neuen Gtundmaaßes, 

IR nicht ganz richtig, umd hätte auch mit mehrerer Umſtaͤnd⸗ 
lichkeit von dem geometriſchen Urſprunge dieſer republikani⸗ 

ſcchen Neuerung gehandelt werden ſollen. Mehrese Aufſaͤtze 

im lie, Anzeiger, im Journal fuͤr Fabr. Manuf. und 
Handl.f. 1798, im von Zachs geograph. Ephemerid, f, 1798, 

und anderwaͤrts, Hätten hiebey mie Wortheil genußt werden 
koͤnnen. Don Eol. 902, foollen wir den dafelbft befihdlihen 
ganz irtig abgefaßten Att. Motretes, ums ihr zu. berichtigen, 
abfchreiten, Er beißt: - „Metretes, ein.altes Maaß bey - 

„den Sriehen“ (?), „das nach — Tages gebraͤuchlich 

„if. Es Hält-ı2 Ehdas; so Metreteb machen eine Amſter⸗ 

wbamer Laſt.“ — Here Schr. fiheint ehtiveder gar nicht 
mit den Maaßen der Alten bekannt zu ſeyn; oder er huͤpft 
Men das Schwierige in der ann unſerer -Jegigen ai: 

| 4 — a 


— 


296. Handlungswiſſenſchaft. 
den alten Maaßen, unhekuͤmmert weg. Die Metreta der Als 
‚ter, bey.den Griechen mergyrr genannt, war bey den grie⸗ 
chiſchen und roͤmiſchen Böltern ein Urmaaß, oder ein Tukls 
fhes Maaß, d. i. ein Kubik⸗ wie j.gt die (bramme - 
ben den: Ftanzoſen. Die roͤmiſche Metrete verhielt ih 
ober zur griedhifchen: tele 8:4, Die Metrete von 8640 
Dradımen == 63 Gran, oder 90 roͤw. Pfund, weicht e 
von der Digmpifchen Metreta ab, und feheint zwiſchen der. 
Aubatur der Ppgme und der Kubalur des rom. Fußes das: 
‚- Mittel zu Halten, Außer, der olympiſchen Metreta, maaß 
man "auch in Griechenland mit der attiſchen, der äguptir: 
fihen, oder Metreta des Prolemäus Philadelpbus, und. 
in Jonlen bisweilen mit der furifeifen, oder der Metreta 
des Nntiochus. Da nun alle diefe Maaße unter einan , 
ber abwichen, woron die atriiche, : mach (Broße metrolag.. 
Taf. S. 96, etwan 68 Pi. 4 Unz. 7 Brog, 30 Stan Par. - 
sifer Sew., oder 1686 Pariſer Kub. Zoll hielt: fa ut. es‘ 
ara daß Seren Sch, Angabe: so Metreten wären eine 
Amft. Laſt gewefen, vollig unrichtig iſt; Indem die groößte 
attifche Metiere & 19586 Par, Kub. 3. X sozz 84, 300 Kub, 
8, und die Amnſterd. Laſt a 36 Sad 8.4087 Kız, Kub. 3. 
aa 147, 132 Sub. 3. ſolglich deynahe 2 mehr als jene Sune -; 
me ausmaht, — Unter den, zu den Muͤnzen aeberigen - . 
Artikeln, finder ſich viel Brauchbares. Soſtematiſcher wuͤr | 
de Here Sch. gehandelt «haben, wenn er den Hauptart. 
Manze Eof, 1103 — 1107, etwan In der Art, wie Berg⸗ 
baus in feiner Encyklop. ar ®b. S. 93 — 104 bearbeitet 
bite. Was die Geſchichte und Veſchaffenheit der Münzen 
im Alterthume betrifft: fo fehlt dem, dahin gehörigen Art. 
- .. &ob 1110 — 188 Wieles, wozu neuere Huͤlfsmittel im, 5 - 
che der alteg Mumismarik binlänsliche Auskunft hätten ger- 
- ben können. Der Art, Oblatorium Col, 1549 enthält nur, 
3, Bellen, late ihn, wie der folgende Ausdruck: Obkgalian. 
le Vorſchriſten zu begleiten. Vergleicht man aber die zu 
letzterm gegebenen Mufter. mit nenep Huͤlfsmitteln der Art: 
ſo muß man fid billig wundern, warum Hr. Sch. nicht dem. 
Stylderſelben umgearbeitet hat; indem ſolcher durchaus nicht 
mehr auf unſer Zeitalter paßt, und Muſter davon hinlaͤng 
lich Im verbeflerten Bohn (ste Aufl), im Berliner Briefe, 
ſteller für Baufleute, und in Bergbaus Sammlung kauf 
‚inännifcher Briefe — angetroffen werden. Die Art. Oſtin⸗ 
difche Compagnien enthalten ‚viel Gutes und Mician. 


7 


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ab; es fey denn Im befondern Fällen, wa ſich aledann das , 


A Hardlungewiſſenſchaft. 297 
Wie ſeht würde aber Hei Sch, de⸗ fpefulaetge Puibllrum were 


r 


sflichret. Haben, wenn er vog dein Ginten und Tallen dee . 


bollaͤnd. oftind. Sandelsgeſellſchaft toährend den Jahren. 
"794 1798 ausführliche Data Karte geben konnen. ˖ In 
Prderboor Fol. 1828 iſt viel Unrichtiges; bien hätte man⸗ 


ches aus Berghaus Encykl. 2. Bd. ©. 126 — 128 berichtigt 


werden konnen, Auch geht Cin Friedengzeiten) das englig 
(de Packethoot acer non Harwich nad Briel, fondern nad 
Helvoetſluie. Bon, Holland, nah Spanien gehe gar keins 


bodänd. Sounernement, oder Privat: Rheder, einer Adtis: 
Jagd Bedienen. — in Packhaus Col’ 18229 fehlen Sche⸗ 
meta zu Eontracten, die man mit dem Eiaenchämer genminig« 


tich ſchriſtlich abſchließt. — Der Art. .Papien als Waare ‘- . 


berrachtet, iſt Col 1877 — 1895 meift nach Savary Tür 


Krankreich, weniger für England und Holland, am mwerlige - 


fien für Deutſchland und die Schweitz, welche doc nerbiß 
vielerley / Sorten fabrichten,, bearbeitet worden. Genger'g 
&ı findunn, ays einer Art Waſſerwolle (Pflanzenrsicy) Papier 
zu verferfigen, Dortm.'ı 799, 8. wird deteinſt dieſen terikogea« 
phiſchen Gegenſtand grioeitern. Des Papierdruckens wird 


gar Col. 1895 fg. „nicht aber des Papiergeldes erwaͤhnt, 


welches in ſtatiſtiſch amerkantitifäher Hinſicht, ein wahrer Auge 
fall und ein berrächtliher Mangel on diefem Werke if. — 
Sim Art: Barere hätten: weuere und vollſtaͤndigere Hükfemittef 
au Vorfcehriften als Saparp und May, ma Bob 
Bergbrtis und Buſch, gebraucht und anaeführee werden 
ſollen. Mehr dürfen yole uns Maugel an Raum nlcht aus⸗ 


„beten. Abſichtlich, und um dem Verf. oder jetzigem Bears 
beiter diefeg gewiß intereſſanten Werks, das außer dem Mies * 
gen, was wir datin, berichtige zu werden, wuͤnſchten, vor⸗ 

nuͤglich hut gerathen iſt, zu zeigen, daß wir feine Bemuͤhun⸗ 


gen ſchaͤtzen haben wit auch den a4ten Bd. puͤnktlich durch⸗ 
fteßen: Col. 6 Ein: 23 v. u. fi Darinne — l. Darinn; 


r 


2 


geleſfen. Kolgende Druckſehler find uns beym Leſen aufge⸗ 


Et. 68 &in. vo v. u. I. Bortenwirker, und Col. 918 2 9° 


91 Woalderen. Der Fortſetzung und dem Befhluß .. 
diefes vortrefflichen Worterbuches ſehen wir bald entgegen, ' 
a j : : \ N N . ; ; 


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Baushaltungswiſſenſchaft. R 


Defouomifdy - Veterinarifche Hefte von der Zucht, | 
Wartung und Stallung. der vorzüglichiten Hause 

und Nugthiere, von Johann Riem, Chürfürftl. 
Saͤchſiſchem Commiſſionsrathe, beftändigem Se 

eretär Der $eipziger Öfonomifchen Societät und 


mehrerer üfonomifchen Befellfchaften Mitgliede, und 
. Gottlob Sigismund Reutter, Oberthierarzte und 


zweytem $ehrer an ber Thierargnepfchule in Dres⸗ 
den, in Verbindung mit mehreren Landwirthen 


herausgegeben; nebft Zeichnungen zu Ställen, 
Häufern und Hütten, mit Grundriffen, Aufriſſen 
und Dutchichnieten. Zur Aufbewahrung biefer 
- Thiere entworfen und erläufert von J. A. Heine, 
Architekt in Dresden. Dritter Heft. teipalg, 


z bey Voß und Comp. 1800. 4ME. 


| Die dritte Heft enthaͤt den Unterricht über die Suche, 
a 


rtang und Stallung der Schaaſe. Erſter Abfebnitt: 


von den Rigenfchaften eines guten Schaafftalles. Biel 


Nuͤtzliches. $. 3. Es wird fehr zur Geſundheit der Schaafe 
beytragen, wenn man ihre Winterwohnung lieber’ zu greß 


als zu klein anlegt, und füt jedes Schaaf dürdgängig 5 Bis 


6 Quadratfuß Raum annimmt. ©. 6. Auszug ats einer 
Llachricht von Schaafen, die Das ganze Jabr über im 
"ordenftalle unter freyem Himmel gebalten werden. 
©. 11. Rauhe und ungeftäme Witterung if! an bem Tode 
der Laͤmmer in den ®chäferenen und der andern, bie in Otaͤl⸗ 


- Yon: geftorben find, nicht Schuld. Es läßt ſich frenlich nicht 


>» 


mit Gewißheit ſagen, wie weit und bis zu was für einem 
Grade die Laͤmmer oder auch Ältere Schaafe im Stande feyn 
michten, die Kälte auszuhalten. Man bat bloß imi, Winter 
von 1768 Gelegenheit gehabt, zu Beobachten, daß eine Kälte 


von funfzebntehalb Graden unter dem Eispunkte an Reau⸗ 


muͤriſchen Thermometer, den Schaͤferehyen, bey. denen fi 


ur Laͤmmer bon neun Bis zehn Monaten, und Schaafe vom 
berſfſchiedentlichem Alter befanden , nichts geſchadet. $ 6. 
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: Haushaltungswiſſenſchaft. F 299 
S. 13. Der Wahn muß hinwegfallen, daß, je waͤrmer der 
Schaafſtall iſt, deſto beſſer es, den Schaafen ſey. Vielmehr 


muß es im Schaafſtalle wirklich mehr kalt als warm ſeyn, 
ausgenommen zur Zeit des Lammens. Aber auch in der Lamm⸗ 


zeit muß der Schaafſtall nicht zu warm, ſondern temp - ‘, 


rirt ſeyn. Zweyter Abſchnitt: von den Schaafarten 
deren An⸗ und Verkaufe, Zuchnund Wariung, Moll 


veredlung und Wollverkaufe, Erſte Abtheilung / von 


den verſchiedenen Arten der Schaafe. Zweyte Ab⸗ 
theilung, von den Kennzeichen, nach welchen man das 
Alter und die Geſundheit der einzukaufendun Schaa⸗ 


fe beurtbeilen koͤnne. Dritte Abtbeilung. In welchem 


. Alter find die Bode und Schaafe zur aut oder Fortpflans " 
‘zung ihres Geſchlechts zuzulaſſen? Wie viel Bchaanfe find 
auf einen Bo zu rehnen, und zu welcher Zeit follen bie 
Boͤcke zu den Schaafen gelaffen‘ werden? Vierte Abthei⸗ 

"king, Vom Lammen der Schaafe und den dabey zu beobs. 
"achtenden Regeln. Sünfte Abtheilung. Vom Barfchneis 
den oder Kaſtriren der Schaafe. Sechste Abrbeilung. 
Vom Entwoͤhnen oder Abſetzen der Laͤmmer, und vom Mel⸗ 
ken der Schaafe. Siebente Abtheilung. Von der Schaaf⸗ 

ſchur, dem verſchiedenen Werthe der Wolle und vom Verkan⸗ 
Te derſelben. Achte Abtheilung. Vom Ausmaͤrzen oder 
Auspraaden und Mäften der Schaafe. S. 61. Mande : 
empfehlen Oelkuchengetraͤnk für die auf bee Maſtung ſtehen⸗ 
den Schaaſe; allein dies träge nichts ‚für das Maftoich : weil 

- das Fleiſch einen ſehr unangenehmen und hoͤchſtwidrigen Ge⸗ 
ſchmack davon erhält, und je meht und Je länger ein Oftuͤck 
Vieh Oeltuchen, fey es.num Im Getränke oder auch trodeg 
' betömmt, deflo'meßr wird das Fleifch davon verderben. Dem 


— 


WVerfaſſer iſt ein Beyſpiel bekannt, daß Landleute ihren Auf 


der Maſt ſtehenden Schweinen oͤfters Oelkuchen mit unter das 
Buster gaben, um. dieſen Thieren damit eine Guͤte zu thin, 
und die Maftung zu befördern; allein diefer Werfuch bekam 
tönen fehr übel: das Fleiſch hatte dadurch einen fo haͤßlichen 
- lichten Geſchmack angerommen, daß fie es, ungeachtet fie 
eben nicht ekel waren, kaum zu eflen vermochten. VNeunte 
Absb; Won der Veredlung der Echaafe, oder von der Vers 
‚  feinerung ver Wolle. Zehnte Abtheilung. Von der Som⸗ 
mer⸗- und Winterfürterung, dem Salzgeben und Tränten det 


Schaaſe. Filfte Abtheilung. Won der Hordenfütterung : 


der Schafe im Freyen. Zwoͤlfte Abibeilung. — — 


— \ 5 
[4 / W 13 6 ⸗ J 
x : ” 2 . ’ 
D * 


— veuchelungswiſt nfchaft, 


gainterefmpäblang der Schaafe. Deister Abſchnitt. Be, 


fie Abtbeilung. Von dem Eigenfchaften eines Schaͤfers. 
' werte Abtheilung. Von der Annohme der Schäfer und 
den verſchiedenen Einrichtungen hit denfelben. - In den bey⸗ 
gefuͤaten Kupfertaſeln werden verſchiedene Arten von zuge⸗ 
machten und offenen — fo wie au von Schaaſ⸗ 
krippen worgeſtellt. a 


¶Veterinatiſches Hondbuch, — — die 


Krankheiten der Thiere zu erklennen und zu heilen. 


Fuͤr TMrärzte und Haushälter, nach alphabetifcher 


Hrdnung ,, von uD. Spohr, Herzogl. Braunſchw. 


Luͤneburg. Land und Stadephufltus zu Seeſen. 
Erſter Band, 1798. Zweyter Band, 1799. 
I? = der Rafpefihen TIERE 


2 2Rg 6 


| De erfte Band geht von A SIE und ber zweyte von D bis 


de E. Dies Werk ift jedem, der von der yeterinaziichen 
‚ Arzurgfunbe Gebrauch machen will, zu empfehlen, indem bie 


. Arcitel wit vieler —— und Denrtihteit oögefaßt And. 


P, 


* 


ernuſtete Schriften, z# 


> Dötriohifätes Archio für Deutſchland.. Der Gotheit 
— den Fuͤrſten — dem MWaterlande gewidmet 


non Sam. Chr. Wagener. “Des werten Banı . 


. des erftea und zweytes Stuͤck. (Mit dem Bild» 


miſſion bey Maurer in Berlin, 2199 ‚578 ©. 8, 
der ganze Jahrgang AM. 


Deeſer Band enthaͤlt im erſten —*& 


4 Patriotiſche Belebrungen. — 1) „Re monar- 


win N ‚zum Theil auch für deren Bebertlcen 


Bob F 


niſſe des Herrn Canonikus Gleim). „in Com⸗ 


— — EEE 


nm, 


Wohlgemeinte Aphoriſmen, beyden Thellen zur Warnung 
* Lehre geſchrieben. — 4) „Go machen unparriotiſche 
„Staatsbiener gute Fuͤrſten verhaßt.“ Naͤmlich, durch Ber 
uͤnſtigung des Jagdmißbrauchs, sonuon bier ein auffallendes 

eyſpiet erzähle wird. — 3) „Ueber Sicherheit deutfcher 


„Staaten.“ Bie lleqt In dem ruhigen, flandhaften,'biedern, - - 





ktreuen Charakter des deurfhen Volks, den aber die Regen⸗ 
zen nicht ſorglos burch Strenge und Druck mißbrauchen dürs 
fen, es nicht durch Verſchlechterung feines Zuftandes erniedri⸗ 
gen ; ſondern durch deſſen Berbeilerung heben muͤſſen nm 
‚den Zweck innerer Ruhe der Völker zu erhalten, — 4) ‚Wer 


wir der Srößefle ?° — Der Gerechteſte. — 5) „Ah die 


4 Deutichen „ zunächft an die. Sachfen.” Ein Wort zu feiner - 


Bett geredet. Eine Rede des Herrn Oberkonſtſtorialraths 

" BReinbard in Dresden am 3 ıflen Mär) v. J. vor der Vers 
fammlung der Yurfähfiihen Stände gehalten. Einfache 
S Wuͤrde, richtiger Blick auf die Lage der Dinge und den -Geift 
.- ‚ber Vorzüge, aber, auch der Gefahren der Zeit, und maͤnn⸗ 


‚licher Ernſt, zeichnen diefe on, worin mit warnendet 
7 


Stimme gegen einreißende Unſittiſchkeit, Jereligioſittaͤt, Er⸗ 
ſchlaffung der. bürgerlichen und haͤuslichen Bande der Geſell⸗ 
(haft, Vernachlaͤßigung det Erziehung, befonders der niedern 


Stände, geſptochen, und erfreuliche Ausfichten In das neue 


WYahrhandert mir treuen Ermahrungen an die Vealkefuͤhr 
und an das Bolt ſelbſt, verbunden, erbffnet werden. — 


„gormiren und reformiren.“ In Einfiht auf dus Schule ' 


weſen, und befonders fu Beziehung auf das rutzloſe Auswen⸗ 


aiglernen des Katechiſmus. — 7) „Die Efelstik.* Zur. - 


©taatsbürger, bie den Landesgeſetzen geru ausweichen. &% 


me, Babeluadt dem Platarc. — 3) „Brepmürbige Yabficitäe 
‚ind: zuͤgelloſe Preßfrechheit.” Welche von ben Reaiemume 
"gem und Ihren Bätgern wohl von ginamdee u ecuerſcheiden 


‚find, 


x 


IL. Pareiosifihe Vorfihläge. — 1) „Zur Ormnmung. 


bes eimreißenden Holzimangels im Deutihlan.? Dep ge 
_ gründeten. und wiederholten Klagen über verfäumte Sl 


Aanpflanzung, Häusliche Holzverſchwendung, Solzdiebereuen, _ 
u f. w. dieſen Urſachen des empfundenen oder beuorfichenden 


.Molzmangels in Deuticland , wann wird ihnen einmal durch 


allgemein angengummene, nachdruͤckliche und wirkſame Mittel 


, 


abgehelfen werden? I dem gegenwaͤrtigen Auflape — 
* z 5 j e » — upt⸗ 


J 


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Weimiſcher Scheifun. 50 


802 Vermiſchte Schriften. -  - 
hauptſachlich Mittel genen die Holzdiebereyen In ben Sorften, 
und gegen die Hokzverſchwendungen in ben Haushaltungen 
vorgeſchlagen: und in letzterer Hinfiche die, von dem Staate 
zu beſordernde, Anlegumı von Spar = Herden und Defen em - , 
‘ pfohlen. — : 2) „Zut Verminderung deutfcher, bisher duch 
„das Ausland befriedigeer DBedärfnifle,“ Es if bier im 
. Allgemeinen bloß, von vorzuſchlagenden (aber ſchwerlich einzu⸗ 
führenden) Gurtdgaten, Yür den Kaffee, den Zuder, und 
Sitronenfaft die Rede. Statt des letztern wird der Saft von 
SBerberisbeeren genannt. — 3) „Er und Ich;“ (Geſpraͤch) 
„oder Nachweiſung eines Fonds zur Verbefferung unſrer 
Volks sund Bürgerfhulen.“ Nach dem Beyſpiele der In den 
Eonigt. preuß. Militairgemeinden, feit einigen Jahren zinges - 
“führten fehr zweckmaͤßigen Schuiunterſtuͤtzungsauflage für 
Heyrathende, wird ein folher Fond zur Werbefferung der 
Schullehtergehalte vorgefchlagen, a er: 
- III. Patsiotifche Charakterzuͤge. Unter’ vielen rufme . 
wuͤrdigen Zügen von Privarmännern, findet man ein paar 
Detrete des R. Kammergerichts, in Sachen des J. R. Kos 
der wider den Schillingsfuͤrſten — und den Eingefeßnen von 
Seel und Burbach wider die Landesvormundſchaft Herrn 
Burggrafen von Kirhbet. 2 


IV. Anzeige. patriotifcher Schriften, beſonders ds ‘ 
Grabmals des Leonidas, ns 
V . Patelotifche Gedichte. _ | | 
| . VI, patriotiſche Stiftungen. ! ) Künffhute u 
Magdeburg: 2) Realſchule zu Berlin. 3) Eoncentrirte‘ 
Defchichte der 1765. geftifteten Hamburgiſchen. Sefellfchaft 


zur Beförderung der Kuͤnſte und näßlichen Gewerbe und bes 
sen Konftitutiom - re 7, ea u 


* „VII. Patriotiſche Rhgen. Unter * uͤber das 
„Geſchenknehmen der Gerichtsperſonen.“ Welches von el⸗ 
sem (ungenannten, — und warum nicht, genannten?) 

BSsboppenſtuhl, in den Entſcheidungsgruͤnden eines Urtheils — 

gewiſſermaghen ſanktionirt warb, indem er folche beftechliche 
Gerichts verſonen nur dann für firafbarerflärt, wenn durch 
ihr Geſchenknehmen das Recht gebeugt worden. 


0 WIEL Patriotiſche Wabrbeiten. Water eben dieſen 
J u — er Reben 


i 


Ser Vermiſchte Schriften. | a 903 
ftehenden NRubriken zeichnen ſich Im ten Städe folgende Auf · 


Fa . 
t 


Be aus: ; - 


Unter Rt. I. „Ueber den-Opunpfap ber revolutlonaͤren 


vom 


„nen.“: Nach dem Beyſpiel der Franzpfen, welche retarte 


zum Theil konſequent genug-in der Ausführung diefes Grund⸗ 


fabes verführen, ‚wird die Frage aufgemworfen, und untere 


„Macht oder Talente zu Theil wurden, von der Maxime der 
„Kranzofen, zur Beforderung des patriotiſchen Sinnes in 


Deutſchland, einen eben ſolchen Gebrauch zu machen, ale 


„diele es zur WBefürderung ihres Republikaniſmus gethan-bas 


„den?“ — Zur Erwedung eines. mondecifchen Enthu⸗ 


- fiafmus (für eine Verfaſſung und Regierung, wie, die. jetztge 


reußiſche iſt) muß fich der erfte Religionsunterricht von 
chullehrern und Predigern an diefe wichtige Angelegenhete 
genauer anfchließen, und ngmentlid muß das wichtige Kapi⸗ 


“tel von den Pflichten der Unterthanen gegen den Fuͤtſten, und 


der Unterricht über die Verfaſſung des Landes, unter den uͤbrl⸗ 


. gen Lehren des Katechilmuß + \ichebater ausgezeichnet, und - 


“> 


mit einer groͤßern Ausfuͤhrlichkeit abgehandelt werden, als es 
bisher gemeiniglich geſchieht. — Vieles von diefem allet⸗ 


"dings wichtigen, und einer größeren Aus fuͤhrlichkeit wuͤrdigen 
Borfchlage, beruhet auf der vorläufigen Erfüllung des Wun⸗ 


ſches von der Abfaſſung noch fo allgemein mangelnder zwecke 


mäßiger Lehrbuͤcher, zu Leitfaden des Unterrichts in hoͤhern 
und niedern Buͤrgerſchulen. — „Der Fürft und feine Une 


I% 


ebranzoſen: die öffentliche Meinung Jewonnen, alles geroone. _ 


ſucht: „warum: verfuchen nicht alle Baterlandsfreunde, denen - 


„tertbanen.“ Eine Parallele, : frepmäthig und wahr, — 


Etwas über Autoritäten.“ Beſonders Üble die Autoritäs: 
gen, welche im den härgerjichen Verbindungen oder tm Baar . . 
. se ſtatt finden, unter deren Schuge nut Geſetze gegeben, und 


in Anſehen erhalten werden Eounen; unter deren Leitung mug, 


Drdnung, Ruhe und Wohlſtand gedeihen kann. Hier were 


den die ungegtändeten und anmaaßlichen Autoritäten, wel⸗ 
he allein auf Geburt und Abſtammung, auf Amt und Ts 


‚tel, auf Herrſchaft und Macht beruhen, von den rechtmaͤßig 
begründeten Autoritäten richtig unterfchieben „ die durch per⸗ 
ſoͤnliches Verdienſt, moralifchen feften Charokter, Kultur des ; - 


Vergandes, Kenntniffe in den Amtsgeſchaͤfften, und aͤußre 


Baden unterſtuͤtzt werden. — „Kein Volk iſt reif zur Re⸗ 
ꝓvolution“ — wohl aber iſt jedes zu Reformen reif. — 


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304 Vermiſchte Schriften... 


neber den jetzigen moraliſchen Zuſtend der Lanblente.“ m 
richt eines wohlmeinenden preußiſchen Landyſarrers: ein trade 
riges Bemälde von deg Immer mehr einreißenden Unmorali⸗ 
tat und Sittenverwilderung auf dem -Lande, mit Angabe der 
‚Sauptquellen des Sitienverderbnifies, als: gelehliche Auſ-⸗ 
| Be dee Schande und Strafe der Liederlichkeit und ihrer 
olgen; Beyſpiel der höheren Staͤnde (da, da liegts?) — 
- ab Vorſchlaͤge einiger Mittel gegen Diefes allgemein twerbeit« - 
de Uebel. — Außer der Ehe Mutter zu. werden, waͤre 
„nicht entehrend, nicht gefährlich fiir den Staat?“ ein ' 
durch den vorigen Aufſatz veranlaßter,, mit Gegenbemerkun . 
gen begleiteter Auszug der „Brieſfe über die wichtigſten Ges 
" „genftände der Menfchheit.“ Be er er 
..y Unter Bir. TL.find_die bedeutendſten Vorſchlaͤge⸗ — 
„Ueber und gegen bie allzuſtuͤrmiſche Aufforderungen zur 
Abſchaffung der Titulaturen und des alten geſchmackloſen 
„Geſchuͤfftsſtyls, deren bisherige. Fruchtloſtgkat, nach bes 
„Verf. nicht. ganz ungegründeter Meinung, gergte an‘ der 
‚Art diefer Aufforderungen liegt: und Worfchläge zu - einer 
fiherern aUmaͤhlichen Bewirtung diefes Zwecke — „Zur 
Errichtung von Buͤreau's, unf Amt s und Dienflfüchenden 
Iperſonen ‚zu helfen, und denen die ihnen bedürfen, die 
Wahl zu fichern.“ Wie wichtig wären nicht auch für große 
7Gtaͤdte, woblgeordnete und ſichre bureau’s de conduite 
” gar Annahme von Dienfiboten, bey der Unmoralicät der ' 
darin immer tiefer verſinkenden dienenden Klaſſen. u 
Unter ‚Ne. III. „das Pädageghurh (1. 2. Frauen) zu 
. gMagdeburg.“ : Auszüge aus den trefflichen Reden den (and 
VJon dem Ree. Jen eek geachteten) Lehrers dieſes Inſt 
tuts, Hertn Delbräd: von dem Keben für Das Vater⸗ 
iand. — „gortſchritte der Tolevang ia Deufcland, is 
Abſicht der nuͤbiſchen Nation.“ I — 
unter Me IV. folgen, Recenſtonen einiger patriotiſchen 
Eu 7117. 
unter Dir, Vi. die Einricheung der Krheitsfhnie ze 
. Wathenom. - a a 
>... Ynter den patzlonffhen Rügen Nr. VII. ein mersmäcl 
F ges Attenſtuͤck der Inſolenz und des Sanscuͤlortlemus eins 
3Icwiſſen Correkters dieſer Zeitſchrift, welcher ſich —— 


— ar 
: — R ® 


- 


Tieh, des Deutfinamufripte, Raridgloffen In feinem teßhdusier 
Seſchmack beyzufuͤgen waven bier Proben mitgetheilt werden. 
——— Hebrigens, fo relasiv leſenswuͤrdig u. ſelbſt unterhaltend dies 
ſes Aktenſtuͤck auch iſt, mochte doch Rec. Dem achtungswiirdigen 
Serauss. des Archivs rathen, ſich fernen mit ſolchen Menſchen ſo 


wenig, als wie mit dem zankenden Pine Kammerherren 
LE. das are Stuͤck des ıften Bandes) in dieſer guten petiobie "\ 
ſchen Schrift weiter abzugeben. Menſchen vieles. Cchlages : 


— durch Stillfhweigen in. jeder Hinſicht am mei⸗ 
oft, und ae Antworten, * dieſe, 


— — 


7 Dec, wuͤnſcht die unanterbrochene doredeng von 
vlelen Seiten trefflichen periodjſchen Schrift eben febt, aſe 


er ſich von des Verf. Beartheilung und richtiger Wuͤrdigung 


der zu der Tendenz nn ſtimmenden Aufſaͤtze, in Abſicht 
der vorſichtigen Wahl ihrer Aufnahme, und dee Aeten Were 
huͤtung ker Abweichung ober Urberfhreitang, in bee 
Errelchun des guten und gemeinnuͤtzigen aͤcht erlociſchen 

Zwerks en gern fuͤr uͤberzeugt Häle; zu vorlchen Hoffe 


| Bange ” Busiit ©, 429 anfs neue berechtiget. 


Ki. 


D. ohann Serrg Kudnik, Sfonomifih » technofogfe 
ſche Eucyklopaͤdie, oder allgemeines Softem dee 


Staats, Stadt, Haus» und Sandbwirchfihaft, 


wie auch ber Erpbefchreibung, — >» und Nas 


. Surgefchichte, in alphabetiſcher Ordnung. Fort· 


gefese.von Friedrich akob Floerken, nunmehr 
von Heinrich Guſtav Floerken. Neun und ſie⸗ 
—— — — Lilie bis Loͤngo. Nebſt 
Bog. — Deelin⸗ ben. Pauli. 1800, 779 

‚gu $ * 2R RL» 


Due, dleſes — weltſchichtige Merk zu nk 


. ben angefangene Briehrte, witb, wenn er Auch noch 30 Jabe 
‚ze ununterbrochen thaͤtig daran arbeiten wuͤrde, mach dein Jee 
| en Umfange defielben, das. Ende Davon a erlebe, _ 


enn der Yoote Bd f unm — das Alppaber 
— —— ie * 


Beemiſchee Schriften, . 803 


ur’ Hälfte liefern. Aber’ das verurſachen die fo oft gerägten, 
anfänglich gar nicht zu dem Plane dieſes Werks gezogenen 
Artikel der Erdbeſchreibung und Vaturgeſchichte, 
die jede für ſich eine eigene Encyklopaͤdie anfällen koͤnnen. 
Sm engern Verſtande gehoͤten fie auch gar nicht bierher: wies 
wohl fe immer, befonders in ſpaͤtern Jahren, mit Vorſicht 
ausgearbeitet worden, daß man fie fuͤglich zur Dekonemie u 
Technologie der Länder und sinjelnen Orte, Im weitern Siune 
des wiſſenſchaftlichen Begriffe ermäpnter Rubriken anfıche 
men Eonntte: Sind in dem vorliegenden 79ten Theile: die 
Act. zwar nicht fo weitläuftig geratben; fo find‘ Re aber doc, 
in ‚Bewaleichung. der vorigen Bände, nicht oͤkonomiſch ges 
druckt. Jeder unferer Lefer, der diefen Band anfiehe, wicd - 
finden, deß die naturhiſtoriſchen Gegenſtaͤnde dieſe Bemer⸗ 
kung vorzuͤglich veranlaſſen. Dadurch ‚verliert die Elsganz 
des Draucke and befonders der Käufer. Dergleihen Erinne⸗ 
rwußgen, De dem eigenthuͤmlichen des Werts in kei⸗ 
‚mem Vetrachte ſchaden, haben wir fo oft, aber Immer wer . 
— vielleicht witd man endlich darauf Ruͤckſicht 
Aehmen⸗ — — ur 
Die vornehmften Artikel in diefeum ande, bie wir der 
angenommenen Drdnung wegen ausheben, find folgende: 
S. ı — 102 Lilie — Kilien,Syrup; Kimonade — ki 
moninm ſtehen ©. 166 — 207; bie aus der Kinde entſte⸗ 
benden Artikel findet man ©. 238 — 201. Auch die Gram⸗ 
matik ſcheint fih ©. 285 fg. mit der Kruͤnitziſchen Ency⸗ 
klopaͤdie verſchwiſtern au wollen; Indem ſie die Ableitunge⸗ 
fylbe Ling Hier einſchiedt. Diele ſellte man doch dem 
Seren Adelung aͤberlaſſen. Im Art. Erumme Kinis 
- Bätte man fih ©. 306 fg. dem Montucla und Kaͤſtner ans 
vertrauen follen. ©. 340 — 377 Kinfe — Kinfenwis 
fen; 8.430 — 455 Kippfifch. — Der grhfte aller Art. 
i8 S. 467 — s99 Kiqueur. — S. 634 — 632 Miſſabon; 
— ©, 633 fg: mehrete gromsmatiiche Ausdräde, auch Kites 
ratur/-ZJeitung (97), Kivorno wird ©. 745 — 758 ber 
» fhrieben. Der Irre Artikel beiäfftiaet ſich S. 771-779 
mit dem Afrikaniſchen Königreiche Loango. Ueberall ver 
ſpuͤrt man eine zweckmaͤßige Kürze, und fit ne Wergnüe - 
.. gen die neueſte Eiteratur benutzt. 
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,.‘. ö ... a : 807 


-Intelligensblatt. 
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Antündbigungem. 


Berlin. Der ſechſte und irtzte Theil von des Irn. Gene⸗ 
"talmajor-v. Tempelboff Seſchichte Des’ ſiebenjaͤbri⸗ 
gen Krieges in Deutſchland wird — der — 
Oſtermeſſe 1801. herauctommen. a 


“ e 
F runs 


Neue — von Schwan und Os: in Arm 
m 1799 — I 800. 


Ansedotes sur. Buonaparte. 8. London, 10r Mare 1860, = 


- (en Commission) 8 

Briefe an Emilien über die "ige ologie, nach dem Framj. 4. 

2 a Ara. von Moufier ftp „Überfegt. Taſcheuformat, 
6 Theile mit urn, 3 Rthlr. 


— oboer die projeklirte Religions sereinigung der — 


. proteftantifchen Partheyen in der Unterpfalg. 8 

nien. 8 Gr. 

Donffen s Dubreuil (J. E) vom Ochleime, beiten Arfas 

1. Ken pnd. Wirkungen a. Aus dem Franzöfiichen. Äberſ. 

Mae verbeiferte Auflage. gr 8.1800. 4 Br, .- = 

wi pon-der Epilepfie.oder fallenden Sucht. Aus dem 
Frauz. gr. 8. 230 Sr. 5 

— — vom ea oßne vener iſches a und vom weißen 

Filuſſe. Aus dem Franz. gr. 8. = 

Fabritius ( Karl Morig) Aber den Berih umd die Vorzüge ' 

eiftlicher Staaten und Regterungen in ns ‚ 

Barden. 8. — und Leipzig. - 1t Rthlre 4 Sr. 
“Das: ate an apart 14 Gr. 

Franken (die) in Egypten unter Subnaparte, mit kurzen 
Nachrichten und einem Kärtchen von "Diefem Lande, dem’ 
. Plane von Alexandrien und der Askilsäng. eines Dame . 
ſucken zu Pferde, illuminirt. 8. 

*— und Boll, — —* — —— 


| 38 | Zotelligenzblatt. 


Drey Hredigten durch Die neue Religionsdeklatation ders 
anlaft, von J. 2. Erb. 8. in Commillion) 5 Gr. 

Jett ( Chriſtoph), Cajus Grashus, ein Trauerfpiel in 
Alter &, (in Eommilien) 16 Br. 


Kaibels (G. D.) Anleitung zum Reiigionsunterrichte fir 


es von reifeem Alter. zte verbeflerte Auflage. s. 
ar ee. aligemetne Altarliturgie. gr. 3. 1 Rthle. 


Sera CPHU. Cart) die vetwerrene Lehre der ehelichen 
Guͤter⸗ — (alt, ſyſtematiſch bearbeitet. 2 Theue. 


— gt, 9. — 3: j 
Stolpertus, ein junger Arzt am- Krankenbette, von einem 


patriotiſchen Pfälzer. und ater Theil. Neue Aufe 
lage. gr. 8. 18 Gr. 


- nn zter Theil, "ober € Stolpertus ein junger Brownia⸗ 


ner. ic. 8. 12 Gr. 
Supp lement au Di@ionnaire de Ia langue allemande et 
soise ete. compose pat Chret. Fred. Schwan. gr. 4 
1798: 2 Rthle, 16 Gr. 
Traiteur (Theodor von) der deutfchen Reichsflände Ver 
luſt auf dem linken Rheinufer, und die Befitzungen 
der katholifchen Geiftlichkeit a0f dem rechten, nach 
“ Größe, Bevölkerung und Einkünften gefchätzt. gr. % 
brochirt. 6 Gr. 
7 einer pragmatiſchen Geſchichte des Reichekriegs und 
Friedensunterhandlungen mit Frankreich. As Eins 
heitung zur Geſchichte des Raſtadter Friedens⸗ Congreſſes. 
uſter Band. 8. Frankf. und Leipzig. 1 Rthlr. 
Worte (ein Paar) uͤber die Publicitaͤt von Staats⸗Urkun⸗ 
den, vorzuͤglich als Marginalien zu der Schrift: Die 
"Lage von annheim am Ende des 18ten We 


3. brochirt. (in —— 8 Gr. 


Deardaunger und Weränderungen des Kufenekoke, 


"Sr D. Knapp und Sr. D. Wardenburg zu Sätr 


a tingen, find zu außerordentlichen — der Arzney⸗ 


— ernannt — — 


za 
An 
‘ 


! 


Incelfigeugblart, 309 


Au des — benen Meierotto u Berlin Stelle iſt 
Hr. Oberfonfiftoriak ath und Propft 59 ji Dberfchuls  _ 


sach gewählt werden. Die Stellen als 8 ——— und, 
“als Direktor des Berlin. Gymnafiuws find noch — be⸗ 
ſetzt. 

An bie Stelle des verſtorbenen Konſiſtorialrath und 
: Digipomiprediger Streitborft in Halberkadt,; if der bishe⸗ 


tige Domprediger Grahn allda zum Oberdomprediger erꝛ 


Bannt, und deſſen Stelle wieder dem Kollaborator Augu⸗ 
Kin ander Domfchule Übertragen worden. 


Das Domtapitul in Kalkerfladt- hat das durch den Tob 


Fiſchers erledigte Rektorat an der Donifhule durch den D.. 
Man aufs newe wieder beſetzt. 

Der en fein gelebrtes Frankreich ruͤhmlichſt be 
kannte Hr. D. Erſch, if ———— der —— o⸗ 
Bu zu —* — | 

* Kae “ 


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Es todesfätte 


In ih ſtarb am $. Of: 1800. Se. Natbanael 
Ki Treuge, Kirchen⸗ und Schukrarh, und Paftor 
an der Marienkirche daſelbſt. Er hat ein Lehrbuch für dem 
Sriftfichen Retiglortsunterricht eines Juden 2768. heraus⸗ 


an “Der Verftorbene war in Danzig am 4. Olt 2731. | 


ehoren. 
— Am 13. Oft. an ben Blattern Hr. NRXenatus Leopold 
Thriſtian Karl as v. Senkenberg. (Drey Wehen 
nach feiner an der nämlihen Krankheit geftorbenen Tochter, 


der Frau von Bufek). Er war.chemats Helfen» Darmfläds : - 


tifchen RRach und privatifiete zulegt zn Gießen. Echat 
. an dee Neuen Allgem, Deutſch. Dibl einigen Antheil gu 


be u ? * — er % 
% ESTER, i > 
. — 


BSelehrte Geſellſchaſten und Preisauſgaben 


Die churfaͤrſtliche Akademe der nuͤtlichen SBifenfhafr 
un w &fur heste im Decemb. vr sine Preis von 40 


Dutes 


2 


* 


21 


Pr 
— [3 


- 410 Intelligenzblate. , 
Dukaten auf die beſte Beantwortung von 11 pomologiſchen 


Fragen geſetzt, welche dahin abzweckten, zu erfahren: ob 


man irgendwo, vielleicht in großen botaniſchen Gärten, uns 


ter der Leitung von Natur⸗/ und Kräuterfundigen, beflimmte 


Verſuche gemacht, aus den beften Obflvarietäten Kerne ges - 


ſaͤet, und die namlichen Früchte erzieler hätte, und o6 man 


aus diejen gezogenen Früchten etwa noch einen zweyten und 


‘eben fo glüdlichen Verfuch gewagt, und wieder. dieſelben | 


erhalten habe? 
, . \ 


s 


Aus den & eingelanfenen Preisbewerhungsſchriften ers 


gab fi, ME die Fragen aus Mangel an genauen und hin⸗ 


Kuglich, bewährten Verfuchen nicht ganz beſtimint haben ber 
anttoortet werden‘ können; ba aber doch die eile mit Sachs 
kenntniß bearbeitete Abhandlung unter der Deviſe: Davas 
fpom ‚durch. bereits gemachte gluͤckliche Verſuche zu — 
andern am meiſten aufmuntern duͤrfte, und eine andere Ab⸗ 
handlung mit tem Motto: Fructiſeras plantas mortelibus 
dedit alma natura, einen großen Aufſchluß über die Ent⸗ 
ftedung der Spielarren im Pflanzenreiche giebt, und einen 


— Verfaffer von vielem Scharfjinn und tiefer Einſicht in die We⸗ 


ge, welche die Natur in Erzeugung der mannichfaltigen 
Varietaͤten ihrer. Droduf:e zu gehen pflegt, verraͤth: fo bes 
loß die Akademie in. der deßhalb am'5. Aug. 1800. ges 


haltenen Sigung,”den Preis von. 40 Dukaten unter die bey⸗ 
. ben Berfaffer'diefer zwey Abhandlungen zu theilen. 


rn Nah ‚Eröffnung der verfiegelten Zettel ensdecfte man -- 
als Verfaffer der zweyten Schrift den Hrn. D. Earl Aude 


wig Wildenöw, Profeffor der Naturgefchichte am Colle- 


. Davus fum, den rm A. 5. Someyer, „ginigl. Großbrit⸗ 


gio ınedico zu Berlin, und von der erſten mit dem Motto: 


tannijchen und Braunſchw. Lüneburg. Ober; Commiffarius 


2 8 Limmer bey Alfeld. Beyden Herren wurde mit dem 
Br 


2. 


— 


— 


mie zugeſandt. ⸗ 


Diie churfuͤrſtl. Akademie der Wiſſenſchaften zu Erfurt 
> Hat felgende drey Gelehrte zu Mitgliedern aufyenommen: 
Ir. G. F. Crott, churmain giſchen Hof⸗Kammerrath; Hr. 

Anſelm Spig, Doktor der Rechte und Rathe / Känıtieret 


’ 
⸗ 


a 


4 


eife auch zugleich das Diplom als Mitglieder der Akades 


2 | Intelligenzbiatt. we 311 Fi 
zu Erfurt, Hr. Friedr. Henning Dolktor ber Arzneytunſt | 


‚und praftifchen Arzı zu Barth im Schwediſch⸗ Pommern. i 


N, 





F R Anzeige kleiner Schriften, — 
Erfurt. Zudem Fruͤhlings /Eramen dieſes J. 2800. 


auf dem hieſigen Rathsghmnaſium bat der Direktor. deſſel⸗ 


ben, Prof. I. J. Belleemann,, durch ein latein: Progr., _ 
welches Atnigmatum kebraicorum “ [pecinten — | 
(16 Seit. in 4.) überfchrieben ift? eingeladen. Der 


faſſer ſetzt darin bie im vorigjährigen Progr. (Aenigm. hebr. 
Ä Rn nr ) angefangene Erklärung von ‚der dunkeln Stelle 


prücdyw. 30, 11 — 15, mit feiner gewöhnlichen gruͤndli⸗ 
hen Gelehrſamkeit fort. Beſonders verwellt er bey dem 
15. V., den er für die Löfıng des V. 11 — 14. aufgeſtel⸗ 
ten Raͤthſels Hält, Er macht es fehr wahrſcheinlich, DE 


das ſchwere hebr. Wort Aluka eine Heuſchreckengattung und _ 


' jwar Grylius gryliotsipa Lion. bezeichne, "und Beweift ans 


dem hebr. Sprachgebrauche, baß Banor die Scheeren oder 
Freßwerkzeuge (chelae) der Gryllotalp. heißen änne. Die 
gange Erklärung der ſchwierigen Worte, die von allen bis⸗ 
Herigen Meinungen der Interpreten abweicht, empfichit ſich 
bush Scharffing und einen Hohen Grad von einlich⸗ 
keit. Der eigentlichen Abhandlung hat der Verf. fo wie in 


feinen vorigen Proge: ein Verzeichniß der im. legten halben - 


. der Bibliothek und dein Dufsum des. Bymnefums 
—— angehängt, — Be = 


rer 


| Rofock | In dem ven Johannis 2799. Bis Johannis | 


| 1800. ‚geführten Rektorat der hiefigen Univerfüät Hat der - 


* 


| ‚ Prof. der Mathematit, P. I. Secker, die gewöhnlichen 5 - 


Feſtprograinme geſchrieben, welche 3 fortlaufende, granb⸗ 
liche Abhandlungen (über den gewöhnlichen Vortrag, 
der Anfangsgrunde Der Kebre von den entgegengefetz. 


ten Größen (.19. 23 und 28 Seit. in 4.) enthalten. 


ESERETRITEn - 


Gaſtrow. gu der am 6: und’. Okt. 1800, auf: 


dem hiefigen Syrnsſium angeftelten Pruͤſung lud ber ne 
⸗ v. 


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#' die bloß theorerifche 


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* | Zuteti igenzbiate. 


wr und Meof. A. Se. Suchs ein, buch ein Deosr.: ans 

nibal’s Zug über Die Alpen, eine in Hinſicht auf neues 
ve Zeitbegebenbeiten intereffante hiſtoriſche Skizze. 
(Roſtock, in der Müllerfchen Officin. 21 Seit. 8.) Der : 
‚Bet. folgt genau dem Livius. Wenn er aber als entfchie: 
den behauptet, „Kaß Hannibqls Zug über deg St. Bernharb 
gegangen : fo iſt es ihm unbekannt geblieben ‚. daß der Leißs 
Biedifug Marcard im: erften Theile ber Keife durch die 
franzoͤſiſche Schweis und Italien, jene Meinung aus 
fuͤhrlich wideriegt hat, und Dagegen zu beweiſen fucht, daß 
ber Zug ſuͤdweſtlicher aus Dauphine über die Eottiſchan Al 
per, entweber über den Mont Viſo oder. über den Mont 
Genevbre gerade auf Tubin. zu gegangen fen. Freylich der 
deröhmte Würtembergiihe General, Hr. v. Nicolai, welcher 
die Gegend auf der Stelle unterfucht hat, iſt auch der Mei⸗ 
wung,, daß Hannibals Weg über den St. Betnhard gegamı - 
8 eu, Man ſ. Nicolai —————— x. Band 

147. | 


Berlin. Einige Sedanken * ‚Yorfhläge &ber j 

,‚ Seminsrien. "Eine Einladungsſchrift des Hrn. Dberfons 
Hfiovinlkeachs Hecker zu der Prüfung des Landſchullehrerſe⸗ 
minars und der Mealichule am zo. 73. und 14. DL 1800, 
° Der Verf. aͤußert darin feine Gedanfen über die — 
niſſe eines anzuſtellenden akabemiſchen Lehrers, uud ſpricht 
Sodann von den Bedinzungen, unter welchen Mitglieder in 
Seminarien für. gelehrte Schuler, ferner in Seminarien 
ruͤr Höhere. Bürger « und Realſchulen, und in ſoiche Bils 
dungsanſtalten für. die Landſchulen aufgenommen werden 
dörften. Mit Recht heißt es; Sn den Seminarien ik 
nweiſung bey weiteni nicht hinrei⸗ 

hend‘, Ben Unsersiht muß durchaus recht eigäntlich" prak⸗ 
‚tifch' feyn. Zu. dieſem Behuf iſt es: nathwendig, daß bie 
Seminarien allemal mit ſchon beſtehenden Schulen derje⸗ 


— 


migen Sattung⸗ für: rwelche fie —. — —— 


—— werden, | 
— - 
Verniſchee Necheichen mis Bemerkungen. 


In Berlin werden von den Profefforen des dortigen mes 
ni: grzurgiigen Collegjums, ſowohl in. Winter * 





—— 


2 Iumdlismjbtag isn 


. We: Sommer, uͤber alle Theile der Medicin, :fo- wie 


. auch die Botanik und Maferia Medika Vorlefungen, theils - 
offentlich und unentgeldlich,, theils privatim, gegen- Bezah⸗ 
lung gehalten. Das anatemiſche Theater wird ſtark bez 
ſucht, und es werden dahin ‚jährlich zwiſchen aoo und 300 


Kadaver geliefert. Außerdem werden ben Winter über von 


pielen Gelehrten Vorleſumgen gehalten. Folgendes iſt das 


: Werzeichniß der Vorleſungen, welche für dep; Winter now 


à 300 — 1801 angefündigt worden finds -. . »- A) 
: Ueber Aſtronomie Jiefet der ‚Königl. Aſtronom, Kr 


Bode, Ueber Krithmerit, Geometrie, Trigonomiettie ic, 


Hr. Prof. Gruͤſon, desgleichen Ar. Prof. Hobert. Ue⸗ 
v Arkhmertt, Hr. Hauptbuchhalter Wiappes. , Deber 
rigonomoitie, Feldmeſſen und Miyelligen, Hr. Jabn, 

Leber Philoſophie und Mathematit, Hr. Desf. Kiefewerz 

er... Leber populäre. Moral, angemandte Mathematik 

und Anshropologie, Hy. Kiofeweiter. Ueber die Gefcpichrg 
der Medicin und Chirurgie, Hr. D. M. Auguſtin. Ue⸗ 

Ber ‚Anatomie und Myſiologie, Sr. D, M. “Heinrich, 

Moyor. Ueber Therapie, und eine Enchklopaͤdie der 
eilkupft für Herren un) Damen. Hr. D. M. Job. Beni 
rhard. Ueber Mineralogie, Hr. Ober⸗Bergrath Ara 

fen... 'Meber. Erperimental s Chemie,. Hr. Klaproth, 


Dbober⸗ Medleinal s Rath und Profeſſor, und Kr. Dune 


‚Piofeffer Bourguet. ‚Ueber Erperimemal⸗Phyſik une 
Experimental s Chemie ,. Hr. Hermbſtaͤdt, Ober en | 
wal⸗Rath und Profeſſor. . Ueber Experimental⸗Phyſik, 
‚Dr. Profeſſor und Hofrath Herz. Phyſikaliſche Borlejuns 
gen, Hr. Prof. E. G. Fiſcher. Ueber. die Grundſaͤtze 
Rus Dich erhfeleechts, Zr, Juſtiz⸗ Commiſſarius Brattenaner, ' 
"Ueber den Geiſt der Teftamente, Codicille — 
sen, Prodigalitäts s Erklärung ꝛc.Hi Aſf or Xobert. 


NUeber die Statiſtik der Kurmart Brandenburg, Hr. von‘ 


! 


Kamprecht, Königi. Krieges und Domainenrath. Uebet 
Die vaterländifche Sefchichte, Hr. Profeſſor Hartung. Ue⸗ 


ber die. Geſchichte, dieſes Mal, über das pofiti 


e Syſten 
Yon Eiropa, Hr. Drofeffor Ancillon, — ſprae⸗ 
che. Ueber Technologie, Hr. Bauchecorne, ia franzoͤſi⸗ 
ſcher Sprache. Ueber ſchoͤne Künfte und KBiffenkhafien, 


Dr. L. Bendavid, desgleihen Hr. Scheim. Sekretär Kliſch⸗ 


nig. , Theorerifch s muficalifihe Worlefungen, Kr. Kam⸗ 
mermufitus Kong, Wehen den Geſchaͤffteſtyl und uͤber * 
nn nn MU: 


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94 J Sureltigenzblatt. 


naterlandiſche Geſchichee, Br. Profeffer Ramdab; ” Ver 


ber die Theorie des deutſchen Styls, Regeln der deutſchen 


leriſchen Waiſenhauſe. 


. 


Sprache und Grundſaͤtze der Erziehung, Hr. D. Th. KHeins 
[* Etymologiſch/ orehographifhe Erläuterungen der 
utſchen Sprache, Ar. “einzelmann, Lehrer am Schtnds 


Ceamente verboten, daß fein. Hirnſchaͤdel nicht. in die 


, Sammlung des Ken. Dr. Ball dafeibft fonmmenfbllte, wor ' 


Hin er ohne dieß auch wohl nicht gekommen wäre. : Hr. Dr. - 


"Ball Hat bekanntlich eine: große und merkwuͤrdige Samm⸗ 


fung, worauf. er wichtige Beobadhsungen’ über die Bedeut⸗ 
famteit dee Form der Hirnfchädel gränder, die er in-cinem 


beſondern Werke bekannt machen wuͤrde, wenn ihn nicht 


vielleigt die. Strenge Her Cenſur zu Wien abhielte. 
Auch in Amerika faͤngt man an deutſche Dichter nach⸗ 
zudrucken. Su Dhlladelphia bey G. Kieling Ceinem Deuts 
fchen’aus dem. Bremiſchen gebuͤrtig) erſchien im J. 1796. 
ein Bändchen in 8. mit dein etwas ſonderbaren Tutelt dem 
Andenten Deutfcher Dichter und Pbilofopben gewid⸗ 


met, worin einige Werke Befiners, nämlich: Daphnis, 


. 


der Tod Adels und die. Nacht enthalten find. - 


. Des Hrn. vor Anigge fehr befanntes Buch Aber den 
Umgang ıc. iſt in London von einem-Deutfchen,. Ken. P, 


- MI, Prediger bey der deutſchen reformirten Kirche in der 


Savoy zu London unter dem Titel: ' Pradtical Philosophy 
öf Social Life; or the Art öf converling with men [dem 
im J. 1799. ins Englifche Überfegt.‘ Der Ueberfeger hat 
hin und wieder Veränderungen gemacht, und Stellen dus 
andern deutſchen Schriftftellern hinzugeſebt; 3. B. aus Zols 


likoſer, Reiuhard Cin Dresden) und Zimmermann. 





Druckfehler. 
In der Vorrede S. 5:3. 5. von unken geben I. geben will. 
— ©. 13. in der ser: 8. 2. eben & oben auf ‚der vorigen 
Seite in der Anmerkung *)' : 


‚—— 6.14. 3.5. von unten flat eben in der Note ) I. oben 
ZZ re — 


du LVI. Bande 1. Et. S. 150. 9. 13. vom unten ſchetzenden l. 
6, 194. 3. 12, lobfübelnde I, Tobhubelnde; 


6“ 


» 


Rene allgemeine - 
\. — 





Des LVI. Bandes Zweytes Stuͤck 
| Füuͤnftes Bis Achtes Heft. 


Mit Koͤnigl. Preuß. Kurbrandenburgiſchem allergn. Privilegium. | 


mn — — 





Berlin und Stettin, 
bey Friedrich Nicolai. 1801. 


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Verzeichniß 
im ten Stücke des ſechs und funfzigten Bandes 
recenſirten Bücher, 


1. Proteſtantiſche Gottesgelahrheit. 


Es iſt ein Gott. Eine franz. republikan, Gottesvereh ⸗ 
rung a. d. soten Aug. 1796, .313 

Beytraͤge zur Verbefferung des Kirchen; u. Schulmes - . 
ſens in peoteft. Ländern, Herausg. v.D.u, J. Boy⸗ 


n. 2414 
D. J. G. Bechtold's Material. z. Befoͤrderung ein. 
- reinsbibl; prakt. Volksunterrichis. ır u. ar DB, 324 
Fbendefl. Sammlung religiöfer Lieder. Ein Anh. 
zu d. Material, - 8 
Kleine vermiſchte Schriften, v. D. J. C. R. Ecker⸗ 
mann. ı7 db, i — 
Verſuch ein. — db. chriſtl. Moral, Aſretik und 
Muſtik. ir ° * = 


330 
448 


II. Katholiſche Gottesgelahrheit. 


Glaube an Jeſu, der kuͤrzeſte Weg zu Gott: oder : 
Inbegriff der Religien; u. Y. f. vom Hofrath von 
Eckarts hauſen. — nn 33 

. Predigt üb. d. Charakter, d. Zweck u. die Früchte der 

_ heutigen Aufklärer, ı v. F. G. | 332 

Maria, die Wiederherſtellerinn d. Zeiten, noch e. Rechts 
ferrigungsgrund marianiſcher Wallfahrten, v. e 
N. Rigel. —— | 


' 333 

Die weientl. Gegenwart Jeſu Chrifti in der h. Hoſtie 

beym h. Kreuze in Augsburg, v. S. Welzbofer. . 334 

R. Dapps Turze Predigtentwuͤrfe. Für Katholiken 
eingerichtet. J 


4. Mm 


450 


Die e :Morgenifege. Ein Geſchen f. Freunde d. Natur, 


Das menſchliche Herz. Sechs Gesänge, Von L C. 


343 
Geſchichte des. Trödels mit d. evangeliſchen Pfarren im 


‘Die neueften Entdeckungen u, Erläuterungen a. d. 


Bas muͤſſen wir bey d. Eee Bemühungen deutſch. Aerz⸗ 


Qur-Mitwirkung thun? Non Ch. H. Jani. 3 F 


m. Rechesgelahefeit, 


Merkwuͤrdige Rechtsſpruͤche der Halliſchen Juriſten⸗ — 
Fakultaͤt. Herausgeg. v. D, E, 5. Klein. ur Bd. 3388 
D. I. F. Mälblanc Con es rei fadicisrise romano- ä 
germanicae, 







— Hildesheim u. des Shmonie Eibes. 34 = 


IV. Arzneygelahrheit. 


Arzneykunde, ftematifch dargeftellt von F. — = 
Augußin. Ir u «5 
te, B. gänzi. Ausrottung d. Blattern vorzubereiten, 
Der en Arzt, v. MA. Meitard. ar N. 


€. Tenners Unterfu üß. d. Kußpoden; ad. Engl. 
überf. v. D. ©. Fr. Ballbor 35$% 
D. W. — Beipreisung t. Reihe v. Kuhpocken⸗ | 
Einimpfungen, a. d. Engt. überf. v. D.F.&.Sriefe. 3538 
Europens vorzügl. Bedürfniffe d. Ausländes u.deren 
Swrrogate, etc.v.D. C. W. — 18 s Heft, Gl. 5 
_ fee u. defl. Surrog. j as ö 


V. Schöne Wiſenſchaſten und Gedichte. 


ieſe. 358 5— 

—** v. Properz. — 3860 We 

Briefe an ein Frauenzimmer üb. d. — REN d. J 
ſchoͤnen Literatur in Deutſchland, herausgeg. v. © . 

Merkel. 18 u. 28. Heft. 454 


am, ae Ausg. 458 
>, | | 
VI. Romane. = 


Kleine Romane u. moraliſche Erzählungen. Ron A. 
Anfontaine, verb, a. vorm. Aufl, 38, 4 sr und 
6 Th. \ 377 

el Augufte 


j Augufte u. Hieronymus, od. Yriefe u. d. moral. Sit 


dung d. Menfchen. 3r Th. 378 
Helene. Nach d. Sranpöf. der Verf. von Lottens Tage: 

- buche. ı8u. 28 Bdchn. 380 

Die >. im Schwarziwalde, Eine Wahre Geld. v. 

. H. — — J | 381 


vi Shine und bildende Künfte. 


Zeichnungen : aus d. fchönen Baukunft,. Mit nöthig. 
- Esklärungen u. ſ. w. von D. C. L.Stiegätz, 4e bis 
8% Lieferung, 396 

Die Verbältpiffe d. fchönft. Statuen d. Akerthums, 
- uff. von David in Paris. Herausgeg. von I.G, - 


Gröhmann 397 
Veber die Apotheofe auf ein. Gemme. Eine Rede 
gehalten; u. u f, von Br, Dr. — 400 


VII.  Weltweispet — —— 


Dodrinae de rerelatione modorat. praeceptis conlen- 
‚ tan. ftabiliend. periculum a F. T. Niethammero. 401 
Ebendej]. Verfuch e. Begründung des vernunftmälsi- _ 
. gen Offenbarungsglaubens. 40% 
5, €. Soffbauers Naturrecht aus d. Begriffe d. Rechts 
entwickelt. 404 
Geſchichte d. Menſchen nach ſein. geiſtigen u. koͤrperl. 
Natur. Nach d. Franz. d. H. le Camus frey bear⸗ 
beitet vom Hofrath v. Eicken. 4905 
D. F. Bouterwek de fenfu veri libellus. 407 
Abriß akadem. Vorleſungen uͤb. d. Rechtsphiloſophie, 
9. dr. Bouterwek. ebd, 
"Lehrbuch d. Naturrechts, v. 3. &. Buhle. ebd. 
DE EN mel os üb. d. Verbrechen 
. 7 d. Hochverdaths. Von D. P. I. A. Seuerbah. 411 
— ut 3. üb. d. — d. hoͤchſten 
412 
⸗ 


IX. Mathematif. 


J. G. Bd Mathematik zum. u. Vergnigen 
d. — Lebens. 2r u Th. ed j 8 
a * | ie 


> 





Die — Ein Geſchen f. Freunde d. Natur, | 


Merkwuͤrdige Rechts ſpruͤche der Halliſchen Juriſten⸗ 
Fakultaͤt. Herausgeg. v. D. E. F. Rlein. ar db. 338 


D. I. F. Mälblanc Con — reifadicitrise —— 
germanieae. 


| Sefchichte des. Trödels mit d. evangeliſchen Pfarren im” 


Bisthum Hildesheim u. des —— 347° 


iv. Arznepgelaßefeit, 


‘Die neueften Entdeckungen u, Erläuterungen a. d. 


Arzneykunde, ftematifch dargeftellt von F. = 
. Augufin.. ır es 

Was müffen wir bey d. 6: Bemühungen deutſch. Aerz⸗ 
te, D. gaͤnzl. Ausrottung d. Blattern vorzubereiten, 


zur Mitwirkung thun? Won Ch. H. Jani. 352 


Der — Atzt, v. M. A. Weitard. ar mn, 


€. ee unterſuch. üß. d. Kuhrocken; a. d. Engl. 
überf. v. D. &. Fr. Ballborn, 35$ 
D. 3. Woodville Befchreibung e. Reihe v. Kuhpocken⸗ 
. Einimpfungen, 4. d. Engl. überf. v. D. F. G. Sriefe. 357 
Europens vorzügl: Bedürfniffe d. Ausländes u. deren 
Surrogate , etc. v. D. C. W. ER: ı3 Heft, Cal- 
_ fee u. defl. Surrog. , 451 


V. Schoͤne Wiſuſchaften und Gedichte. 


—*** v: Properz. 360 
Briefe an ein Frauenzimmer uͤb. d. — a 
ſchoͤnen Literatur in Deutſchland, herausgeg. v. — 
el. 18 u. 28 Heft. 


Das menſchliche Herz. Sechs Gesänge, Von. L. c.“ 


Lauuter. ze Ausg. 98 
| j vl Romane. 


Keine Romane u. moralifche Erzählungen. Von %. 
Aafontaine, verb. H verm. Aufl, 3, ar, zr um 


or TH. 
N Augıfe 


> 





‘ 
on. 


Auguſte u. Hieronymus, od. Briefe üb. d. moral. Bil 
dung d. Menfchen. 3r TH. | 0 —— 
Helene. Nach d. Franzoͤſ. der Verf. von Lottens Tages 2 
buche. 18 u. 26 Bdcn. | 380 
m Die Familie im Schwarzwalde, Eine wahre Geſch. v. 
Be F. H. Andrä. we 381 


VII. Schoͤne und bildende Kuͤnſte. 


Zeichnungen aus d. fchönen Baukunft. Mit nothig. 
. Esklärungen u. ſ. w. von D. C. L.Stiegätz, ge bis 
‚seLieferungg. - R. 
Die Verbältnille d. fchönft. Statuen d. Alterthums, 
u. ſ. f. von David in Paris. Herausgeg. von 1.G, - - 

 Gröhmann. Br 
Weber die Apotheofe auf ein. Gemme. Eine Rede 
gehalten, u.Lf. von Br. Dr. Ehrmann. 40600 


VOR. Weltweisbeit.. 


Dodrinae derevelatione modo rat. praeceptis confen- 





tan. ſtabiliend. pericuſum a F. T. Niethammero, 401 
Ebendeſſ. Verfuch e. Begründung des vernunftmäßsi- 


. gen Offenbarungsglaubens. . 40% 
J. €. Soffbauers Naturrecht aus d, Begriffe d. Rechte 
entwickelt. ' - 404 
Geſchichte d. Menfchen nach fein. geiftigen u. koͤrperl. — 
Matur. Nach d. Franz. . H. je Camus frey bear 
beitet vom Hofrath v. Eicken. 405 
D. F. Bouterwek de ſenſu veri libellua.. 407 
Abriß akadem. Vorleſungen uͤb. d. Rechtsphiloſophie, 
vr. Fr. Bouterwek. DK ebd," 
"Lehrbuch d. Naturrechts, v. I. &. Buhle. ebd. 


Philoſophiſch s juridifche Unterſuchung uͤb. d. Verbrechen 
. d. Hochverdaths. Von D. P. I. 2. Feuerbach. 411 

Ebendeſſ. Antihobbes od. uͤb. d. Graͤnzen d. hoͤchſten 
Gewalt. 412 


— — 

u IX. Mathematif, 
I. G. Buͤſch Mathematik zum. Nutzen u, Vergnügen 
d. buͤrgerl. Lebens. ar TH. 2e Aufl. er 8 
— a 2 all: 


! - 


Die Berechnung u. Benutzung b. Vanholzet, v. M. 
. G. Hoffmann. 41 
Nine trigonometrifhe Tafeln f. d. Decimaleintheilung 
d. Auadrauten, v. ». Hobert u. L. Ren 419 


x. Maturlehre und goatutgeſchichee. = 


. Abbildungen u. Befchreibungen d. in Franken brü+ 
tenden Vögel, verfafst von I. Wolf, herausg, 
1. F. Frauenholz. .ıs Heft, 
Leſebuch nuͤtzlicher Kenntniffe a. d. Natur, 78 Bochn. > 
Die vorzuͤglichſt. Singuögel Deutſchlands, abgeb. u. 
befchrieb. v. J.Muͤller. 18u. 2as Heft. - ‚ebd. - 
Getreue Abbildungen naturhiſtor. Gegenſtaͤnde. Des 
aten Hunderts 68 oder 168, u. 78 oder i78 Heft. 426 
Beobachtungen u. Wahrheiten, u. ſ. f. als Stoff zur 
kuͤnftigen Entwerfung e. Theorie d. Erde, v. D. 


orſter. 
8. RR. Becbft’s Naturſyſtem d. ———— In⸗ | 
ſekten. 38 Heft. 428 
Praktiſche Wetterkunde nach alten Bauererfahtungen, 
v. F. A. Freſenius. 429 
Wanderungen mit meinem Zöglinge durch d. Mufeum 
d. Naturgeſch. zu Paris, 430 
Erſte Aufzählung d. bis jetzt in Sachſen entdeckten In 
ſeekten, v. D. 8.5. Ludwig. ebd, 
Verſuch a Naturgeſchichte der Krabben u. — v. 
J. 5.% Herbſt. — 18 Heft t. 432 


XL Chemie und Mineralogie, 


2L. A. Emmer ling's Lehrbuch d. Mineralogie. — 

ir Bd. 2e Aufl. | 434 
D. 3. Gautieri Unterfuchung üb. b. Enttehung, Bil - 

dung.u. d. Bau des Chalcedons. "43 
E.2,%. Miedemanns Heberficht d. mineralogiſch/ cins i 

fachen Mineralien. . 438 

Mineralogie d. Baukunſt v. K. Ch. G. Sturm. ebd. 
J. Brunner’s Verſuch ein. neuen Syſtems d. Minera⸗ 

‚ Iogie ‚zur ee — Studiums; u. ſ. R ebd. 


XH. 


— 


u "X. Botanik, Gartenkunſt unb Forftwiſſenſchaft. 


Nätzliche Bemerkungen für Garten⸗ u. Blumenfreunde, 
geſ. v. J. H. Albonico., 28, 364, 48. Heft, 460. 
Der ehrliche Baum⸗ u. Küchengärtner, u. ſ. f. v. C. 
F. Schmidt. 461 
Die vollkommene Gartnerſchule, in welcher alles, was | 
einem̃ erfahrn. Gaͤrtner u. a f ” ale — iſt, 
gelehrt wird, 463 


"XI. Allgemeine Welegeſchichte und alte Geſchichte. 


a der vornehmften Volker der alten Welt im 
Srandriffe, vom Hofrat Küder. 
Beben des C. J. Caͤſar, v. A. G. — — 


MW. ‚Mittlere und neuere, - polltiſche und 
Kirchengeſchichte. | 


| — — —6* bis funfzehntes Heft. 474 


eyland Grafen Rochus Friedrich za — hin- 
ene Staatsichriften u. andere ‚Aufsätze vet- 
‚mifchten Inhalts, ebd, 
Taſchenbuch f. d. Geſchichte, Topographie u. Statiſtik 
Frankenlands. 476 
Allgem. Samml. hiſtor. Memoires v. ıan Jahth. bie: 
auf d. neueften un herausg. v. dr. Schiller. 
ate Abtheil. 18r B 477 
Hiſtoriſche Gemaͤlde in —— merkwuůͤrdig Bege⸗ 
enh. a. d. — beruͤhmter u, beruͤchtigter Menſchen. 
Gr u. 7r 


Der: 
Merkwuͤrdige Begebenheiten, Eharakterjäige u. U. 


doten. zu u. Zr 
M.S. €. Dos — zum Unterrichte in d. As : 
Geſchichte f. Buͤrgerſchulen. ebb. 


Erdbeſchreibung Keifesefgreibung und 
Statiſtit. 


M. C. Sprengefs Auswahl. beſt. auslandiſchen g⸗ 
——— u, ſtatiſt. N 22 ws 13r Dr | 
. Es 


% 


G. Sorfters Reife auf Bengalen nad) England, durch 
«d. noͤrdl. Theile v. Hindoſtan, durch Kaſchemir, Afı @ 
ganiſtan, Perſien und Rußland, a. d. Engl. v. — 
Meiners. 

Zweyter Nachtrag zu d. Literatur d. Statiſtie, v. Ey 
&. Meuſel. 

Paul Stranfty's Staat von Boͤhmen. Ueberſ. v. g.* 
Cornova. St Bd. 

gen. ‚Tabellen Ab. d. Größe, - Volksmenge u, Einsheis - 
° Jung von Brantreih, vor u. nach d. Revolution. . 487 


En "XV. Geleferengefiche 


M. F Chr. Fetzii Introdußio ; in eroditionem gene- 
ratim et omnes philofophiae_partes fpeciarim. - ebb 

D. 3. Ar Noͤſſelt's Anweifung zur Kenntniß der beften 
a: vuͤcher in allen Theilen der Theologie. 


St 


xvii. Bibliſche, hebr. — und — orien 
taliſche Philologie. J 


| Die — d. Apoſtel von Lukas. Ueberſ. u. mit 
— begleitet v. J. A. Bolten. 494 


xvor Riaffifhe, griechiſche und — Philo⸗ 
logie, nebſt den dahin gehoͤrigen a ii 


Der Poftumus d. röm, Dichters Martial, &ine Anti- 
ke, nn u. mit Erklärungen. begleitet, von’ 
1.G!C. Klotz/ch. 305 
Anacreontis carmina et Fragmenta graece cum notis 
.  edidieL. H. Teucherus. s06 
Grriechiſches grammatifches Leſebuch, v. &. Hörftel. 508 
Des Titus Die Caſſius Kokkejanus Jahrbücher. roͤmi⸗ 
ſcher Beſchichte — a. d. Grlechiſch. Aberfest u. m... 
Schol. verſehen v. A. J. Penzʒel. Des II. Bos aus 
dere — Ie eu, 509 


. 
D ” . Pr 246422 —F x 
. a » . r . a 0 
t 
* 
° 


* 8 


X. Neue Speachen. 


nere⸗ vollftändig, g. Tafchenwörterbuch d. engl. ı v. 
deniſch. ‚Sprache v. F. R. Rickleft. ir Th. 
Auch mit einem engi. Lit. 

New complete Pocket-Dittionnary etc. . 514 
Bu Arnolds Grainmatica Anglicane soncentrata, 
Cxoe Aufl. ebd. 
Vermiſche Aufjäge zur Uebung a. d. Deutſch. ins Engl. 

zu uͤberſetzen, v W. J. Wiedemann. ze Hälfte. ebd. 
Curſus d. franz. Sprache, angefangen v. 2. a. Lamas 

tbe, fortgeſetzt * ein. feiner Freunde. 17 Bo. 

Auch unter dem Titel; 

Eiementar ⸗ —5 — f. d. Jugend. M. ein. Verr. 8. 
Sm Pr. Stroͤhlein, a. d. Franz. 317 
Le&ures frangoifes ‚ ou Recueil de Dialogues etc. ebd. 
Methode railonnee pour apprendre a lire le frangeis L 
par !’ Abbe Pisrrard. 68 
J 8. B. Daulnoy kleine franz, Oprachlehre f. Rinder E 

junge Anfänger. 
G. Ph. Schuppius Anmeifung zu ein. leichten u 
gruͤndl. Erlernung d. franz. Lejene.. - 

Die Kunfdz ‚auf d. möglichft gefehtwindefte Art Franzi... 
fprechen u. ſchreiben zu lernen, od. neues franzäf, - . 
| Elementarwerk, v. W. 6. Geʒel. ar Eurfüs, 315 


xx. Eraitchanseſchriſten. J h 


‚Die Baͤrgerſchule. Ein Leſebuch f. d. Bürger su. Land⸗ 
Nusend, v. J. C. Froͤbing. ge Bd. _ 

Auch unter dem ſpec. Titel: ne 
2; Erzählungen aus d. heilig. Schrift, zum unterrichte 
"&. Kinder d. Bürgers u. d. Landmanns. sı2 
D. A. H. KTiemeyer’s Ideen üb. d. Dian ein, Lehrbuchs 
f. d. obern Religionsklaſſen gel. Schulen. 524 
F. G. Reſewitz Verſuch üb. d. ne u.d. a 
Schulunterrichts, u. ſ. f. ‚528. 


XXI, Pferdekenntniß und — 


Jourdal d. praktiſch. Noßarzney⸗ u. Reitkunſt, Beck: 
v. er von Tenneder.. 16 Heft. 530 


XXXII. 


a Ge" 


XyIS, Soaatswiſenſchafe 


D. H. Denfens Verſuch ein. ſyſtemat. Siwickeinns — 
Lehre von d. Staatsgeſchaͤfften. 1Ir Th. 
Ueber das Vereinzein d. Güter in Pachtungen u. I 
Erbzinsgut. Von F. L. vi - 
Die — ⸗Aſſekuranz —— Betrachtet v. 8.” 
rohn. 


ed 


xxI. Technologie. 


538 


Geld + Jagd « u. Reiſekuͤche, od. Befreiung 5 


tragbaren Küchen. 
Der Uhrmacher, od. eben ber uhrmacherkunſt, “ 
herausg. v. J. G. G ıor Bd, 
—5 Kuren dem Titel; 
Gemeinnůͤtzige Beytraͤge sur ausübenden — 
kunſt, v. J. G. Bei 
Theoretiſch⸗ praktifches Wörterbuch b. Ußrmadertumt 
v. J 9 M, Poppe: ar db, 


XIV. Gausfaltungemifenfhaf, 


ueber b. —*— Grundſatze des Futterbaues, za v. F. 
. Wiedikus, 


XXV. ermiſhee Schriften. 


Ueber oͤffentliche Lehranſtalten, insbeſondere uͤb. Lek⸗ 
tionskataloge auf Univerſitaͤten. 1s Bdchn. 

Fruͤhlingsblumen. Eine Sammlung unterhalt. Fami⸗ 
liengefhichten. Herauss. v. E. v. . 3 Bd. 








e 


545 


549 


552 
neefligengblat. ” | S. 369. 497. 553. 


T,Nene Allgemeine 
Deutſche Bibliothek. 
Sechs und ſutueſen Bandes BZoeyte⸗ Seuck. | 

Bünfses Heft. u J 





‚6! 





| Proteftantifche Gottesgelahrheit. 
-Es iſt ein Gott. Eine franzoͤſiſch⸗ republikaniſche 
WGodttesverehrung, auf das Heft des 1 oten Augufts 
.- 1796. Strasburg. 1796: 44 Bog. 8. 6 


2° und von wem biefe fo Benannte Sottesverehrung-gen . 
alten worden, wird nicht gemeldet; und eben fo Tuenig,-06 - 
fe ein deutſches Origirial oder eine Ueberfegung aus dem Frans 
söfifchen it. Dem fey, mie ihm wolle,. fo hat fie außer dem 
Reiz der Neuheit Leinen vorzäglihen Werth. Die Anreden 
an das Volk und an Bote wechſeln barin ein paarmal ab 3 
aber beydes rühre, wie man deutlich ſieht, von einem Verf. 
>=" Ber. Auch findet man:nidite vom Geſange oder andern dar 
bey vorgenommenen Gebraͤuchen. Gchwerlich wird daher 
dieſe Rede, die ohnehin nicht fehr populär iſt, “einen befon« 
i dern Eindrud auf den großen Haufen gemacht haben; ob 
/ man wohl nicht fagen kaun, daB es dem Berf. an Redner⸗ 
talenten fehle.” Auch bat er fein Hauptthema ziemlich gut 
ausgeführt. Er bedient fih theils des’ bekannten phyfifche 
theologiſchen Beweiſes fürs, Dafeyn Gottes, theils leiter er 
daſſelbe nach neuerer Art aus der moraliſchen Weltordnung, 
und aus den moraliſchen Anlagen des Dienfchen ber. Hler⸗ 
mit: komte man alſo zufrieden ſeyn; aber nicht mie der erften 
Anrede und einigen andern Digrefkonem, wprin er die fräns 
zoͤſiſche Republik gegen den Vorwurf des Atheiſmus verthels 
digen, oder feine Zuhörer von dem vorzäglichen Gluͤck, in 
ADD, LVI.D.2,61. Vi Zeft. x weh 


x — 
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314 , _ -Protefl, Gottesgelahrhele. 


0 


welches fe duch ihre Religionsverfaflung eſetzt wuͤrden, 


Überzeugen will. Hier zeigt ſich die franzoflihe Grosſpreche⸗ 


rey und Eigenduͤnkel in ſo hohem Grade, daß es dem kalt⸗ 


bluͤtigen Leſer Ekel verurſachen muß. Nur zur Ptobe eine 
Stelle, die ſich gleich auf der erſten Seite anfaͤngt: Auch 
wir, auch wir gehoͤren dieſem großen Volke an; auch unſre 
Kerzen haben ſich mic zitternder Freude dem großen geliebten 
Entrourfe angefchloffen, dte Gottheit feſtlich, aber ohne Ge⸗ 
pränge, wuͤrdig, aber ohne Spielereyen, ehrfurchtsvoll aber 


ohne Enechtifches Zittern, du verehrten, — Habt Mitleiden 
mit den Armfellgen, die für ihre Puppen zittern, da Pup⸗ 


penwerk ihnen Gottheit if. Die armen Sklaven! zu lange 
bat das Priefterioch ihren Geiſt gedrüdt! wie vermöchten 
fie fich zu der Geiſteshoheit zu erheben, die uns ſchuruͤckt, und 
Die wie der Freyheit verdanken, u.f.f. — Sranzofen, zu 
large ſchon zitterte das Weltall vor den feheuslihen Moͤnchs⸗ 
gottheiten; allzu lange ſchon haben die Hochverräther an ber 
Menſchheit den edlen freyen Menfchengeift mit Geſpenſtern 
niedergehalten, und,ihn bisher ungeftraft in bie Feſſeln der 


unwuͤrdigſten Sklaverey gefhlagen. Es ift Zeit, daß das 
Reich der Nacht fih ende, und die Herrfchaft der lichtbrin⸗ 


genden Vernunft den Thron der Dummheit Kürze. — Bell 
dir, Volk der Franzofen, dir war es aufbehalten, dieß große 


sigantifhe Werk zu beginnen ;. deine Revolution war das 


färchterliche Organ der Gottheit, durch welches fie das Tos 


desurtheil über Mönchss und Priefterbetrug ſprach, und die. 


die Vollſtreckung diefes gerechten Urtheils übertrug," u. ſ. f. 


Nee. iſt müde, mehr abzufchreiben. Für Partheyloſe iſt dieſe 


Probe mehr als. genug. 


Beytraͤge zur Verbeſſerung des Kirchen - und Schul. 

weſens in proteftantifchen Ländern. Herausgegeben 
- von D. Bonfen und J. Boyſen, Predigern zu 
Garding und Witzwort in der Landſchaft Eider- 
ſtedt. Altona, bey Hammerich. 1797: Exfter 


Band, ‚ans vier Heften beftehend, ı"Aipfab. 20° 


j Bog. gn 8 - ME. 20 . 


4 wa 


—— 


Der i 


A 
4 


| Proteſt Gotæesgelahtheit, 315 


Be Zweck, welchen die Heraußgeber dieſer neuen Zeitſchrift 
haben, bleibt Immer noch wichtig, obwohl bereits in mehrern - 
‘ Abnlihen Werken für denfelben gearbeitet mird, Zudem 
lernt man das Ganze und Große beſſer uͤberfehn, wenn fih 
Männer aus verſchiedenen Gegenden Deutfchlands ihre Nach⸗ 
richten und Plane im Detail öffentlich mittheilen. Hoffen ' 
it uns ohnehin in Vergleichung mit andern Drovinzen 
Deutſchlaͤndee, zumat was dieſes Fach betrifft, noch ziemlich 
unbekannt. „Die beyden Herren Herausgeber verdienen das - 
her. alle Aufmunterung bey diefem unternommenen‘ Werke; 
und dieß moch um fo mehr, da fie ſich in Diefen erften Pros 
den als Deänner von fehr guten Einſichten, Gelehrfamfeit 
und liberaler Denkungsart zeigen, Ihr Plan geht dahin, in- 
jedein Hefte folgendes zu liefern: I. Abbandlungen und 
Aufſaͤtze über zweddienliche Materien. IL. Xecenſio⸗ 
nen nenee in Dieß Sach einfchlagender Schriften. IIL | 


Biſtoriſche Nachrichten, das Birchen » und Schulmes = 


fen betreffend, infonderheit aus ‘den Herpgthümern Dole . 
ſtein und Schleswig. Wider dieſe Einrichtung / haben wir 
nichts, wenn nur die Herausgeber in der Ausſvahl der eitt. 
gehenden Peytraͤge die noͤthige Sorgfalt anwenden. Ya 
dieſem erſten Bande kann man mir Ihnen zufrieden ſeyn, 
nicht alle Abhandlungen von gleichem Werthe ſind, 

welches auch in ſolchem Werke nicht zu erwarten ſteht. Eine 
naͤhere Anzeige des Inhalts wird dieß heftältgen, : 


> Das erſte Hefe liefert in der. erſien Abtheilung fol 
gende Abhandlungen: 1. Einleitung zu dieſem Werke. 
worin über den Zweck deſſelben, uͤber die gegenwaͤrtige Lage 
des Kirchen s und Schulweſens u. ſ. f. viele gute und richtige 
Wahrheiten, die den Herausgebern zur Ehre gereichen, mits 
getheile werden. 2, Arbeiten Keligionslebrer gläcklis 
cher ah der‘ Pervolllommnung ihrer Subörer, wenn 
fie ihnen den Wienfchen.als’ein von der Geburt an 
verdorbenes Befchöpf, oder wenn fie ibn als ein mit 
angebornen Nichtungen und Kräften zum Guten bes 
eier vorffellen? Cine Kalands⸗ Vorlefung von 
, 4.9. Strodtmann, Probſt der Landſchaft Einerftedt, und 
- Prediger zn St. Peter. — Der Verf, , der fi Hier als eis 
nen dehfenden und freymuͤthigen Mann zeigt,. ſtimmt für das 


.. 2egtere: * Seine Rede ift niit fo vieler Grändfichkeit und. in — 


einer, ſo Irhfäigen Spracte adgefaßt, daß wofr fi allen, die 
ae 
| oe er | — DOSE 


e " Pr \ 


‚3 16: Proieſt. Goriesgelahrheit: 


N FE e 
bisher vom Gegentheil Äberzeugt.woren, zur ernſthaften Ers 
mägung empfehlen fünnen. 3. Welche Terte foll Der 
Prediger bey feinem Keligionsunterricdht zum Brunde 
legen? Ebenfalls eine ſehr wohlgerathene und fntereflante 
Abhandlung Über eine eben nihs neue Materie, von deren 
Boyfen zu Sarding. 4. Kinige Bemerkungen, Vor⸗ 
ſchlaͤge und Wuͤnſche in Abficht auf die Bildung Dee 
Volksſchullebrer, von Herrn Koyfen in Wigwort. Der 
Berf. wänfcht ein Seminarium zur Bildung füchtiger Schuls 
lehrer, und aͤußert darüber feine Bedanfen und Vorſchlaͤge 

‚mit Freymuͤthigkeit. Was er fagt, bezieht fich zwar zunächft 
auf fein Vaterland; verdient jedoch auch anderwärts wohl 
erroogen zu worden. i 


Die sweyte Abtbeilung bes erften Heſts enchält biſto⸗ 
eifche Nachtr ichten und Anzeigen, "und zwar J. von Bi 
genfländen Des. Birdhen » und Schulwefens in den 
Berzogthuͤmern Schleswig und Holftein. Hier wer. 
ben zuvorderft den Lefern Die wichtigfien Iandesberrlis 

. ben Anordnungen und Anftalten, welche im leuten _ 
Viertel diefes Jahrhunderts in beyden Herzogibämern 


getroffen worden find, in einem kuirzen, aber doch hinrei⸗ 


chenden Auszuge zur Allgemeinen Weberficht vorgelegt. : Soe _ 
dann folgt vom Hetrn Probſt Moffrarb in Huſum eine 
Xiacbriche von den Zandfchulen in feiner Probſtey. 
Zuletzt ſtehen noch einige vermifhte Nachrichten. II. Anzei-⸗ 
‚gen und Vachrichten von auswärtigen Begenfländen, 
als: 1. von der Euſebia des Herrn Abt Henke. 2. Yon 
den liturgiſchen Verbeflerungen im Herzogtbum Die. 
Venburg. 3. Von der neuen Tertenorönung im Ba⸗ 
denſchen. Alle dieſe Nachrichten find leſenswerth, und zum 
Theil mit ſehr nuͤtzlichen Anmerkungen begleitet. 


Zweyxtes Heft. Erſte Abtbeilung. 1. Eine Ab⸗ 
handlung über Die auffallendſten Maͤngel und. Singu⸗ 
laritaͤten des Predigerſtandes, als Urſachen feiner ges . 
ringen Achtung und Wirkſamkeit. Der ungenaunte Vf. 
— hier zuerſt den Zweck des Predigtamts, um 
ich dadurch den Weg zu ſeinen folgenden Betrachtungen uͤber 
die Maͤngel dieſes Standes zu bahnen. Die Beſtimmung 
des Predigers iſt nach feiner Angabe ſolgende. Er ſoll 1. Leh⸗ 
rer der Religion, 2. Liturg, und 3. Freund und Rathgeber 
im ſeiner Gemeine ſeyn; fo weit es nämlich die. — 

—F 8 


⸗ 


. = x \ — t 2 
J e x — ⸗ 


=. Peoteft, Gortesgefahrpelt. 317. 


Unmſftaͤnbe erlauben, daß er dieß letztere ſeyn kann. Ueber 


& 


afle diefe Punkte breitet er fih nun faſt zu mweitläuftig aus; 
da zumal das alles [dom In andern Schriften mehrmals ges 
fagt iſt. Indeß ift das, mas er fagt, wahr, und man ſieht 
zugleich, daß es ihm von Herzen geht. Hieraus ſolgert er 
nun die Würde und Nutzbarkelt des Predigtamts, und wel⸗ 
ben gerechten Anfpruch ein Dann, welcher demſelben mie 
Treue vorfteht, auf Adtung und Belohnung machen koͤnne. 
Mir übergeben das aber, und erwähnen nur deilen mit mes 
nigem, was der Verf. über die eigentlichen Wiängel und 
Singulsritäten des Predigerfiandes anführt. Herzu 


rechnet er die fehr gangbare Vorftellung von dem Priefler. 


£bum, welche ans dem Judenthum ihren Urfprung bat, und 
in der Eathofifchen Kirche noch mehr ausgeſchmuͤckt; aber felbft 


in der proteftantifchen zum Theil beybehalten iſt. Doc, dieß 


{ft bekannt; und Spalding hat fon In feiner vortrefflichen 


- Schrift von der Nutzbarkeit des’ Predigramts zwar für- 


zer, aber noch bündiger darüber geredet. — Werner klagt er 
über die vielen Mißbraͤuche bey den Predigerwablen, ber 
fonders über die Gewiſſenloſigkeit mancher Patronen, über 
das Demuͤthlgende In der öffentlichen Aufſtellung dreyer Can⸗ 
didaten zur freyen Wahl der Gemeine, u. ſ.ſ. Alles ſehr 


. währt Aber wen auch die hoͤchſte Obtigkelt hier gerne bef- 


fern toollte, werden fi die Partonen und Gemeinen ihre 
alte Gerechtſame nehmen taffen? Genauere Aufſicht von 
Seiten der erftern, und Abfielung einiger auffallenden Miß—⸗ 
Bräuche, ift faſt alles, mas geſchehen kann. — Auch mit 
dem gewöhnlichen Examen des Erwaͤhlten, mit dem von 
ihm zu leitenden Religionseid, und, mit der Sorm der 
Ordination und Introduktion, iſt der Verf. nicht zufrie⸗ 
den. In dem, was et hier an den alten noch bin und mies 
der gebräuchlichen Formularen tadelt, ſtimmt Mec. von Her⸗ 
zen.ein; aber nicht darin, wenn er an biefen Feyerlichkeiten 
ſelbſt, und inſonderheit an der Einweihung durch Auflegung 
der Hand Anftoß findet. Der große Haufe hängt nun eins 
"mal an finwlihen Gebraͤuchen, und ein verftändiger Geiſtli⸗ 
her, der diefe Handlung zu verrichten Bat, findet dabey im⸗ 
mer Gelegenheit, von der wahren Würde des Predigtamts 
zu, reden, alıe Vorurtheile anzugreifen, und nuͤtzliche Wahr⸗ 
beiten zu verbreiten. Es iſt uͤberdieß ſchicklich, daß ein 
Mann, der vor einer Gemeine Öffentlich reden ſoll, auch oͤf⸗ 


fentlich an fein. Amt gewleſen merde. — Auch darin. ſcheint 


& 3 unſer 


318 Proteft, Gottesgelahrhei. | 


unfer Verf. von feinem gutmelnenden Eifer faſt zu weit ger 
trieben zu fern, wenn er zu den Mängeln und Singularitäs 
ten des Predigerftarides auch weiter die befondere Amtsklei⸗ 
dung und die Enthaltung von manchen finulichen Per» 
grnügungen rechnet. Freylich gefällt dem Rec. der weite 
Ehorrocf und der runde Eraufe Kragen, der noch in Holſtein 
und mehtern Keichsitödten getragen wird, und woräber ber 
Verf. Klage führe, ebenfalls nicht. Eben fo wenig billige 
ex den Zivang, mern der Prediger auch außer Amtsgeſchaͤf⸗ 
ten bertäudig in ſchwarzer Kleidung erſcheinen ſoll. Im uͤbri⸗ 
gen aber hält er die dieſem Stande angewieſene befondere, 
Kleidung für wirkliche Wohichar; kann es auch nicht tadeln, 
menn die Obern durch weile Brrordnungen der in neuern Zeile, 
ten eingerifjenen Eitelkeit und Unanftändigkeit bey manchem 
. Jungen, Seiftlihen Grenzen zu fegen, ſuchen. Eben fo ver⸗ 
hält ſichs auch mit den finnlichen Vergnbguzgen und nas 
mentlih dem Bartenfpiel, dem Beſuchen der Schau⸗ 
- bühne und der Eonzerte. Welcher Verftäudige wird das 
dem Prediger gerade zu zur Sünde wachen? Wer kaun es. 
aber für unbißig finden, wenn man von ihm au im Punkte 
ber Enthaltſamkeit, Selbſtbeherrſchung und Maͤßigkeit ein 
ermunterndes Beyſpiel werlangt ? und dieß um fo mehr, da 
Soiel⸗ und. Tanzſucht effenbar fo verderblich ſind, und da der 
Hang zu finnlichen Vergnuͤgungen in unfern Tayen Inrmer 
merklicher, aber auch zugleich eine Quelle fo ſchaͤdlicher Aus⸗ 
ſchweifungen und fo ‚vieles Elendes wird, Nein, ein Son⸗ 
berling foll der Prediger nicht ſeyn, nicht ein Feind alles gen 
ſellſchaſtlichen und ſinnlichen Verguögenss aber ein wirklich 
exemplariſcher Mann, der durch feine Maͤßigung zeigt, wie 
aͤchte Tugend auch beym Genuß der Freuden dieſes Lebens 
ihren ſichern Einfluß hebält. — 2. Fardert der chriſili⸗ 
che Keligionslebrer nicht zu viel, wenn er feinen Zus 
börern reine uneigennätzige Tugend zur Pflidyt macht? 
von Herrn B. in Witzwort. : Der Verf. beurtheilt und bes 
antwortet Diefe Frage nach Kantiſchen Principien, Tugend 
ME ihn eine unbedingte Sorderang des boͤhern Prin 
„ eips in dem Menſchen, u. ſ. f. Nach diefer Voransſetzung 
wird es ihm leicht, auf die aufgeworfeng Frage mit Nein .zu 
antworten. Gleichwohl fiebt er fich genöthigt, dem Prediger 
um der Schwaͤchern willen die Freyheit zu laſſen, ſich in ſei⸗ 
nn Verträgen auch der gewoͤhnlichen Motiven, die aus deu 
Solgen unferer Handlurgen oder aug der fogenaunten — 
| fige 


— 


Proteſt. Gottesgelahrheit. 39 
ſeligkeltslehte hergenommen ſind, zu bedlenen; wobey er ſich 


allerdings mit Grunde auf das Beyſpiel Jeſu und feiner Apo⸗ 
ſtel beruft. Uns duͤnkt, daß das Kantifche Moralprincip 


noch bey weiten nicht fo ſtcher geſtellt, und daß wenigſtens 
noch nicht erwieſen ſey, daß von den Menſchen, ſo wie ſie 


bier auf Erden find, die Weiſeſten und Beſten nicht ausge⸗ 


nommen, eine ganz reine uneigennügige Tugend ge. 


- fordert werden könne und. ſolle. Sefus und feine Apo⸗ 


ſtel Haben es ficher niche gethan; - und Die Lehrer unſrer Zei⸗ 
"ten haben wahrlich auch nicht Urfach dazu. Mean nehme doch 


N 


ben Menſcheu, wie er iſt; zelge ihm dag Ziel, nad weichem 
er ſtreben foll; bediene fich folcher Beweggruͤnde, die auf ihn, 
am eräftigften wirken; belehte ihn, wie er feine Tugend ims 
mer mehr läutern und volllommmer. machen könne. Hlerbey 


. hänge man ſich an kein philofophifches Syſtem; fondern ftus 


Bire das menſchliche Herz an fich felbſt und andern. Verfläne 
dige Lehrer haben laͤngſt auf Iineigennüßigkeit der Tugend ' 


‚ gedrungen , ehe noch Kant feine Kritik: gefchrieben hatte; 


und längft war es ihre Meinung, daß die Gluͤckſeligkelt nicht 
allein im phnfifchen Genuß, fondern vordehmlich im Bewußt⸗ 


ſeyn unſerer NRechtfchaffenheit und in der Hoffnung einer Eünfs 


tigen hoͤhern Gluͤckſeligkeit au feßen fey. Eine Tugend ehne 
dieſe Hoffnung iſt ein Unding; und von dem Menſchen ſor⸗ 
dern, daß er die Tugend bloß um ihrer ſelbſt willen lie⸗ 


ben folle, ift eben fo viek, als von einem Tagelöbner verlans 


gen: ſey fteißig ohne Abſicht auf Lohn. — 3. Bemerkun⸗ 
gen und Vorfragen, die möralifche Auslegung dee 


> Bibel betreffend, veranlaßt durch eine Recenfion_in den 


| nen, „de gervänfchte nn. finden! In ri 


‚Rollegien und deren zweckm 


Hhilofophifchen Annalen. (Nämlich des vom Herrn D. Noͤſ⸗ 
ſelt geſchriebenen Weihnachtsprogramm: Animadverfiones 


in ſenſam librorum facroram moralem.). Einige dieſer 


Bemerkungen verdlenen Aufmerkſamkeit und Billigung; ; Ms 
dere Berichtigung, Die Ihnen auch) zum Theil ven den Her⸗ 


ausgebern dieſes Journals gegeben iſt. Wir koͤnnten noch 


manches binzufeßen ; verwelfen aber die Leſer auf andere An⸗ 


zeigen In unferer Bibl., wo bereits über den Werth der Kan⸗ 


tiſchen Auslegungsmerhode das Noͤthige erinnert worden iſt. 
— 4, Veber — eigener Volks⸗Schul⸗ 

ßige Einrichtung. Viele 
heilſame Erinnerungen und gute Vorſchlaͤge; moͤchten fie nur 
da, wo fie wirken muͤſſen, und wo ſie realiſirt werden kͤn⸗ 


‚alte 


— 


320 Proteſt. Gottesgelahrheit | i 


Ländern Deutſchlands iſt zwar der Anfang mit Errichtung 
eigener Schulkollegien gemacht; es kann und muß aber noch 
mehr gefhehn. — 5. Wie iſt die Widerſetzlichkeit der 
Eliern gegen zweckmaͤßige Schulverbefferungen am 
beften zu beben? Der Verf. verlangt, daß die Obrigkeit, 


als Obervormünderinn der Kinder, den Lehrern mehr thätigen - 


Denftand leiften, und allenfalls, die nöthigen Zwangsmittel 
onmenden fol. Dieß ift freylich ſehr wahr; aber es iſt ſchon 
ſo oft vergeblich geſagt worden, daß man kaum auf die Crfäls 


tung ſolcher gerechten Wünfche hoffen darf. — — Key ben 


+ biftorifchen Nachrichten und Anzeigen in her 3weyten 


Abtbeilung dieſes Hefts, wollen wir ung nicht aufhalten: 
Sie betreffen theils die vom Herrn Adler ausgefertigte neue 


' Bierchen = Agende fuͤr die Serzogthoͤmer Schlesw 


und Holffein, wovon ſchon anderwärts in diefer Dibl. naͤ⸗ 


bere Nachricht ertheilt iſt; cheils enthalten fie die vom Herrn | 
Probſt Wolfratbh ſortgeſetzte Nachricht von den Lands. 


ſchulen in der Probſjey Huſum; theils eine Nachricht 
von- einer Sonntagsſchule in Ziel, und endlich einen 


Plan zu einer Penfionsanftalt für die Wittwen der 


Zöfter, Schulmeifterxn. ſ. f. 


* ı 


Drittes Heft. Erſte Abtheilung Abhandlungen. 


- 2. Ueber die Taufhandlung in unſerer Kirche, zur 


Vorbereitung auf eine zweckmaͤßige Einrichtung der: 
felben.. Der Verf, beftreitet bier das alte Dogma unferer 
Kirche, daß die Taufe ein Onadenmitrel fey , wodurch in den 
Setauften Slaube und Wiedergeburt gewirkt und Vergebung 
der Sünden mitgetheilt werde. Er hält fie vielmehr bloß für 
einen fumbolifchen Ritus, durch den der Tänfling feinen Leber: 


tritt zus Meligionzgefellfchaft der Ehriften feyerlich bezeugt, . 
auch fich zugleich zus Beobachtung der Vorfchriften des Chri⸗ 


ſtenthums, und befonders zur, Neinigkeit des Herzens und 
Lebens verpflichtet. Sodann kommt er auf die Aindertgur 


mehrmals auch gelegentlich in unferer Vibl. geſagt — 
J as 


fe, erklärt ſie fuͤr unnoͤthig, und dem Zweck der Stiftung 


widerſtreitend; will vielmehr, daß fie bis zur Confirmation 


der Katechumenen ausgefegt bleibe. Dieß alles wird bier 
zwar etwas ausführlich, doch aber gut und grändfich mit 
Entkraͤftung det Gegengruͤnde gezeigt: fo daß Nec. faft in 
allen Punkten feine Zuftimmung geben kann. Mur -if freys 
lich die Sache nicht mehr neu; ſondern eben daffelbe ſchon 


Prpyteſt. Gotteszelahcheit. 321 
— ) 
Das einzige Neue, was wir darin gefunden Gaben, iſt der 
VBorſchlag des Verf. nach welchem Eltern, allenfalls in Be 
gleitung einiger Zeugen „ihre neugeborne Kinder, fobald es 
ihr körperlicher Zuſtand erlaubt, zur Kirche bringen, und 
ich dafetbft ‚gegen den Prediger durch einen Handſchlag zur 
.  Meifttichen Ersiehung derſelben feyerlidh verpflichten ſollten. 
‚ Uns duͤnkt aber, daß diefer Vorfchlag bey der Ausführung 
‚ viele Schwierigkeiten finden möchte, indem fowohl gebildete. 
als ungebildete Eltern manches dawider erinnern, wuͤrden. 
Am. fiherften wäre es wohl, went man vorerft den Litern 


‚We Freyheit ließe, ob fle ihre Rinder bald nach der ©eburt, 


oder erſt ben der Eonfiemation taufen laſſen wollten Nach 
und nach würde dann doch das Beſſere erkannt und vorgezo⸗ 

. gen werden. — 2. Ein Wort bber Aufklärung, Gleich⸗ 
beit dee Menſchen u, f. w. nach den (Brundfängen dee - 
Chriſtentbbums; in Besiebung auf Urians Nachricht 
von derſelben. Es ift bekannt, daß des Werfafler des 
Wandabecker Boten, Her: Claudius, in dem letztern 
Theile diefer Schriften ein Gedicht. unter dem Titel: „Uriaus 
Machricht von ber neuen Aufllärung“ eingerhdt hat, worin 
ſehr haͤmiſche und Bittere Urtheile über Auftlärung vorkom⸗ 
men. Dieſe werden bier unterſucht, berichtige und wider⸗ 
legt. Zur Ehre Urlans hoffen wir, daß es. wahr, fey, wenn 
der Berf. dieſes — ſchreibt: „Dan müßte den guten 
- Claudius entweder für fehr geſchwaͤcht am Geiſte, oder fiir 
ſehr verderbt und verwahrloſet am Herzen halten, wenn man 

19m bey der Abfaflung und Verbreitung dieſes Gedichts eine 
umbvernuͤuftige und unedle Adfiche beplegen, und jenes Pros 
dukt für etwas mehr, als für ein In einer Stunde jovlalifcher 

Laune mit gutem Vorbedacht im burleflen Otyl entworfenes 
Karrikaturgemaͤlde anfehen wollte.“ Freylich das Scheinbar⸗ 
ſte, was ich zur Entſchuldiaung jenes Verf. fagen Täßt: — 
3. Weber die zweckmaͤßigſte Einrichtung der Klaſſen 
is den ſogenannten lareinifchen Schulen. Es wird hier 
unterſucht, ob es beſſer ſey, die Lehrer in den Klaſſen wech⸗ 
ſelsweiſe, ihren verſchiedenen Faͤhigkeiten gemäß, lehren zu 

laſſen; ober aber einem Jeden ſeine beſondere Klaſſe, an die 

- er gebunden iſt, anzuweiſen. Wie billig, entſcheidet der 
Wexf. für das Erſtere. — 4. Ueber die Vertauſchung 
.. mäncher bberfiifigen und unswed geh Schulbüs 
cher mit zweckmaͤßigern in den niedeigen Stadis and 
Kandfchulen, vom Herrn ———— Sehr walk, 
ö & 5 | und 


Pr) 





- 


- nimmt diele hier wider Herrn Sch 


—f 


Ar Proleſt. Gottesgalehrheit. 


und doch noch Immer nicht genug zur Ausfuͤhrung gebraͤcht! 
— Zweyte Abibeilung. Schriftanzeigen und Tach⸗ 


richten.“ Zuerſt werden Bier verſchiedene neue Schriften, 


theils einheimiſche, theils auslaͤndiſche beurtheilt; und ſodann 


mehrere zum Theil inteteſſante, aber jetzt ſchon aus andern 


Anzeigen hinkaͤnglich bekannte kirchliche Nachrichten mitge⸗ 
theilt. Unter den Recenſionen zeichnet ſich die Erſto ſowohl 
durch ihre Ausfuͤhrlichkeit, als durch ihren polemiſchen In⸗ 
halt vor den uͤbrigen aus. Der Verf., der ein enthuſiaſti⸗ 
fcher Verehrer der Kantiſchen Dbilefopbie zu ſeyn ſcheint, 


welchen, fie in dem zu Luͤbeck 1797 erſchienenen „Schrei⸗ 


ben an einen jungen Wann, der die kritiſche Philoſo⸗ 


pbie ſtudiren wollte“ etwas zu heftig und unfreundlich 
angegriffen worden war. Rec. fühlt keinen Beruf, ſich in 


Kiefern Streit zu milden, ba er weder dem einen noch dem 


andern Theil völlig beppflichten ſann. Auch glaubt er, daß 
dieſe Recenflon bier füglich ganz zurück bleiben konnte; da 
die Sache nicht eigentlich vor das Forum dieſes Journals 


e 


gehoͤrt. 


Viertes Jet. Erſte Abtheilung. Abhandlungen: 
1. Ueber das Recht proteſtanfiſcher Kandesregierun⸗ 
gen in Anſehung der Liturgie. Der Zweck dieſer Abs 


handlung, deren Berf. fich in der tinterfchrife Kruſe nennt,’ 
gebe eigentlich dahin, die Gemuͤther der Einwohner Schles⸗ 


wigs und Holfteins bey der anbefohlnen Einführung einer 
neuen Kirchen« Agende zu beruhigen. Er zeigt, daB zwar 
die Apoftei im Liturgiſchen nichts feitgefegt ; ſondern den Lehr 
rern und Gemeinen ihre Freyheit gelaffen hätten, daß auch 


eigentlich dieſes Recht, Anordnungen in Abſicht der Lirurgie - 


zu machen, collegialiſch ſey, d. i. daß jede Gemeine fich ſelbſt 
Vorſchriſten geben, und auch hierin wieder Abänderungen 
machen koͤnne; daß aber dieles Recht fehr bald ganz in die 


- Bände der Lehrer aefommen ſey, worin es fih auch bis auf 


Die Zeiten der Reformation erhalten habe, andy jetzt noch in 
der roͤmiſchen Kirche Darin befinde. Wie ferner zu der Zeit, 
da die Kirchenverbefferung durch Luther und feine Gehuͤlfen 
zu Stande gefommen, und mithin auch eine Reforın der 
Kirgengebräuche nothivendig geworden fey, zwar die Ge⸗ 
meinen das ihnen zuflehende Recht wieder hätten zurück ſor⸗ 
dern koͤnnen; allein dieß fey unter damaligen Umſtaͤnden nicht 
. : w 


\ 


offer In Schuß, als von. 


Protefl, Botsengeloffeie 838°, 


wohl möglich geweſen. Es Hätten ſich daher die Bandes Obrige 
keiten ‚genochige gefunden, ſelbſt die Aufficht über das Kir⸗ 
chenweſen zu übernehmen, und duch angefehene Theologen 
Kirchenorduungen und Agenden anfertigen zu laſſen. Ob 
nun wohl die Uebertragung dieſer Rechte der Gemeinen am. 
‚Die Landesregenten nicht ‚formlich geſchehen ſey, außer etwa 
in England und Dänemark, wo fie ihnen durch die Landess 
Eonftitutien vollig verfichert sborden: fü fey ed doch auch in “ 
unfern Tagen zur Verhütung vieler Unorduungen das Sichere 
fte, daß fie ihnen überloffen Bleibe, u. ff. Legteres hätte bsy 
Bf. leicht nody weiter ausführen, und Dusch Deyfplete aus det 
neuern Geſchichte beftätigen; aber auch zugleich zeigen koͤn⸗ 
on, mit welcher Vorſicht billig von den. Negierungen dabep 
u Merfe gegangen werden inuͤſſe — 2. Einige Kemer, ' 
kungen Über Herrn G. S. Ritters Abbandlung: Zris 
sit der Urtheile fiber Kirchenbuße, u. ſ. ſ. in Henke's 
uſebia. 3. Auf welche Weiſe iſt die Schulverſaͤum⸗ 
niß der groͤßern Schulkinder während der Sommers; 
Zeig zu erſetzen? vom Kern Boyſen zu W. Der Bxf. 
will, daß die größern Kinder des Sonutags in der Schule 
zufammen Eommen follen; wo ihnen denn der Lehrer gewi 
. Ashelten zur Hebung im Leſen, Schreiben und Rechnen qufa \ 
zugeben habe, womit fie fich in des Woche in müßigen Stun⸗ 
den zu beichäftigen, und wovon fie am nächkifolgenden Sonn⸗ 
"tag In der Schule Rechenſchaft abzulegen hätten, — Alters 
dings ein guter Vorſchlag, den wir fehr empfehlen; obwohl 
die Ausführung an manchen Orten ſchwierig feun wird. — 
4. Anzeige einiger Abbandlungen und einiger noch sw 
bearbeitenden Materialien for Die Solge diefer Beyı 
seäge. Die hier näher befanut gemachten Materie find niche . 
unwichtig ; und es läßt fih von der Geſchicklichkeit und dem 
Zleiße der Herausgeber und Mitarbeiter auf eine dute Muß 
führung rechnen. N‘ 


Es folgt nun bie zweyte Abtheilung, worin. verſchie⸗ 

dene Schriftanzeigen und Nachrichten vorlommen : wie 

‚ möäflen aber — da wir uns ſchon laͤnger, als die Ab⸗ 
aſcht war, bey dieſem Journal aufgehalten haben. 


Matea⸗ 


4 


834 | Bhotet Gottesgelahrhelt. 


Materlalien zu Befoͤrderung eines rein « blbliſchen 


praktiſchen Voiks⸗Unterrichtes in ber chriſtlichen 

Glaubenslehre für Prediger und Catecheten, von 

D. Johann Georg Bechtold. Lemgo, in der 

Meyerſchen Buchhandlung 1799. Erſter Band. 

1 Alp. 10 Dog. 8. ME. . 
Dazu: 


D. Jehann Georg Bechtold (Bechtoid's) Samm⸗ 
lung religioͤſer Lieder, meiſt von ihm ſelbſt verfer⸗ 
tigen Ein Anhang zu. deſſen Matetialien ꝛc. 
femgo. 799. 83809. ©. .. 

I Werte: 


Materlatien zu Beförderung eines rein» Sibtfen 
u.f.w. Lemgo. 1799. Zweyter Band. Alp. 
26 Bog. ı NE. 30 æ. 


Nice Deus, fondern hoftis haec otia fecit, fo viele Mater 
sialten fobald herauszugeben, indem durch bie Krieges s Unru- 
ben »voriger Jahre die. atademifhhen Worlefungen in Gießen, 
Cdenn da ift Here D. B, erfter Proſeſſor der Theologie), 
geftöre wurden. Das Boͤſe und das Döfefte, iſt doch auch 
wozu gut. Die kirchlichen Katechtſationen, meint det Verf., 
müßten nit auf Kinder. und Konfirmanden eingelchränte 
feyn ; fondern — bis auch die Konfirmirten alles ge⸗ 
böcig begriffen hätten, um dann die homiletiſchen Vorträge 
völlig zu verſtehen. (Gehe zu wünfchen!) Wo diefe Bitte 
noch nicht fen, da mäfle es dem Prediger etwas leichter feyn, 
(nicht fo leicht, wie Herr D. B B. denkt), fie einzufähren, 
wenn er nur feinen Katechefen die beftmöglichfte Boltoms - 
menheit zu geben ſuche. (Das fohte er fo und ohne das 


— 


thun). Und da werde es dein manchen evangeliſchen Prebdi⸗ 


gern an Macerialien fehlen, (ſchlimm — ſehr ſchlimm!) 
mit welchen ihnen dann bier ber Herr D, B. (es verſteht 


- ih, gegen die Gebuͤhr des Vertegers ) ein Gefcent machet. 


Dieſe Materialien follen die Loͤcken ibrer Erkenntniß aus 
fuͤllen, ihnen viele andere Hblfsmittel entbebrlich mas. 
m, Ma von manchen „bloß menfchlichen, vordem in. 


unſe⸗ 
u} 


> 


⁊ 


VVProteſt. Mettesgelahrheie. 325 


nunſero chriſtliche Glaubenslebre aufgenommen gewe⸗ 
ſenen, und ſofort auch von ibnen aufgefaßt geworde⸗ 
nen“ Hypotheſen ableiten, und auf alle Faͤlle allen denen 
„ſehr erſprießliche“ Dienſte thun, welchen es um Zeiter ⸗ 
ſparniſſe bey der Vorbereitung auf alle ihre Lehrvortraͤge zu 
thun ſeyn wird. (Nun kaufe jeder in der Zeit!) Und da 
fle ſich nur auf die zunaͤchſt zu Jeſu ee gehörigen Ser 
ſchichten und Lehrfäge erſtrecken: fo will Sure D.D., went: » | 
. der. Herr Leben und Kräfte dazu verleihen wird, noch einem 
-  Dendant dazu geben, worin er auch Ale Obliegenheiten die: 
Chriſten nach: ihrem ganzen Umfange näher und beftimmter- . 
- ins Licht fegen wird: - Was die von Ihn erkießte (ſcheint 
ein Lieblingswort zu ſeyn) Ordnumng der Diaterkalien betrifft, . 
 $en.er darin groͤßtentheils dem dogmatiſchen Lehr:bude des ſel. 
 Döderleing gefolget. Uebrigens ſeyen fie in eier Form abge⸗ 
faßt, "Die entweder ſchon an ſich dialogiſch ſgy, oder doch 
yon einem jeden auch minder Geuͤbter niit eichter Muͤhe 
bialogifire werden kͤnne. (Dieß dialogiſche Kunſtſtuͤck wer⸗ 


[2 
t 


den wir bald näher befehen ). 


- "7 Derierfte Band zerfällt In 3 Haupttheile: i) von Gott: 
‚und feinen Eigenfchaften; 2) von der Schöpfung und gbtt⸗ 
lichen Weltreglerung; 3) won der Sünde der erſten Mens. 
feben und ihren ferneren Bolgen. Im zweyten Bande wird 
dann 4) * den Mitteln zur Wiederherſtellung des gefalle⸗ 
nen Menichengefchlechte und von Jeſu Sefchichte und Pers.  - 
fon gehandelt; und endlid 5) Jeſus als der Weſt⸗Erret⸗ 

ter, MenſchenBegluͤcker und wahrhaftige Meſſias oder, 

- Köntg dargeftellt. _ Das Ganze ift. mit vorgefegten, und. 

durch beyde Bände in eins fortlaufenden Zahlen in '3334. 
Soͤtze zerſtuͤckelt, deren jeder gleichſam Frage und Ante- 
wort vorfielt. 0 : 


Den Prediger ober die Prediger würde ich bedanren, ‘ 
der. aus diefen Materialien die Lüden feiner Erkenntuiß bloß. 
ausfüllen‘, daraus ſich auf feine homiletiſchen und Eatecheti» 
fhen Verträge vorbereiten, und nun deßhalb vieler anderen 
En el ee deen füllte. Abep dahrlich ned, mehr wäre 
das Volk zu bedauren, welches, um bloß die rein⸗bibliſche 

| praftifche Glaubenslebre des Chriſtenthums gehärig zu vere. 

stehen, fi dieſe 3334 Säge eines fogenannten Polfa, Uns 

| terrichtes, einen über 3 Alphäbere flarken Text, durch kate⸗ 

we, a gerlſche 


* 


. 


% 


Tat = 
T 


yo. 


336 Proteft. Gottebgelahrheit. 


chetiſche Zergliederung in fuccum et fangainem einflögen laſ⸗ 
fen follte. Man denke: 3334 Sig! — 


HOtgleich der Verf. mit dee Vorklage kommt, daß er. 
nicht uͤberall der Orthodoxie folge (vor 100 Jahren haͤtte er 
koͤnnen Haͤndel haben, daß er 3. B. in der Schlange bes 
Paradieſes nicht den Teufel erkennen will, und daß er. tole⸗ 


rant genug denkt, um die Nichtchriſten nicht ſchlechthin zu 


wrdammen): fo findet man doc, bier alles mögliche, was 
nur im das Syſtem, nicht in den Volks; Linterriäht, gehoͤret; 
meitiäpideifig und zufammengepfropfet, nur ohne ‚lateinifche. 
“Sunftwörters bin und wieder nie gelehrt feyn ſollenden ges 
ſchichtlichen Abſchweifungen, z. D. uͤber das Geburtsjahe 
Chriſti und die chriſtliche Zeitrechumg, uͤberladen. 


"Weber, daß Geheimniß der Dreyeinigkeit, welches doch 
als Geheimniß gar nicht in den Volks» Unterricht gehoͤrte, 
wird allein von S. 152 — ı70 des erften Bandes gehan⸗ 
det. Der Umſtand, dag die Sache oder Lehre von den dreyen 
in der Gottheit, wie der Verf. ſelbſt behauptet, „außer dem’ 
Gebiete menſchlicher Vernunftkenntniſſe liege, die Schriſt 
fich auch Hierüber nicht näher erklärt habe, vielleicht auch dies 
ſes nicht zu thun vermochte ;* dieſer Umftand benehme, meint 
ber Berf., der Echre gar nichts von ihree Brauchbarfeit für 
die Sortfeligkeit. Sie fol uns nänıli „auf die beruhigende 
fe Art Überzengen, daß alles, was Selus der Sohn Got 
tes und ber heilige Geiſt, zum Selle der Menſchen gerhan 
haben, och immer thun, und noch weiterhin Künftig ehım _ 
werden, eben fo gut als das, was der Vater in der Abſicht 
gerban hat, thut und thun wird, das Werk des einzigen Als’ 
lerhoͤchſten Gottes ſey, von dem am Ente alles herrüßrt, 
Apoftelg. 77, 24. 25. 28. umd wetdyer alles in allem wirkt, 
1, Cor. 12,6. — Wenn denn nun alles von dem hoͤch⸗ 
Ken Sotte herruͤhrt, und er alles in allem Cauch In Mofe, 
in Luthern 2c.) wirkte: To wäre «8 ja zur Beruhigung ſo 
nothwendig nicht, zu glauben, daß aud) Jeſus und der heilte 
ge Geiſt der allerhoͤchſte Gott fey ; denn auch ohne das waͤ⸗ 
xe ja daß, was fie gethban baten, Gottes Werl: Doch es 
fen dieß eine Beyſpiel genug’, um den Inhalt, und nebenher 
ah Lie Schreibart des Buches zu charakteriſtren. Es iſt 
nur noch übrig, die dialogifche Form bemerflich zu machen. 
Mec, wählt dazu nicht von den vielen 'überladenen, welt, 
ſchweifigen Saͤteen; fondern, um des Raumes zu ſchonen, nur 
— ein 
— | . 


! 
— 


Ordteſt. Gottesgelahrheit. 337 


ein paat kurze fimpfe Gaͤtze. Nachdem der Verf. auf feine 
Weiſe die Gründe für den Glauben an das Dafeyn Gottes, 
befonders den phufico s koſmologiſchen Beweis, vorgetragen 
hat: ſo beſchließt er mit den Worten „Und dieſen Urhebet 
der Welt nennt man Gott. Mithin ſagt uns ſchon unſere 
geſunde Vernunft, daß ein Gott ſey, und notwendig ſeyn 
muͤſſe.“ Dieß wird nun fo geſtellt und gefpaltet: 


„67. Und dieſen Urheber der Welt? 
nd. Nennt man Gott.“ 


"2 „6. main fagt uns ſchon unſre geſunde Vernunft ? 
* au ein Gott ſey, umd end ſeyn 
PAR > s . 


Voila daB gande Kunfäht der dialogiſchen Forın. Neiße jen 
den Satz in der Mitte: aus einander, ſetze hinter die erſte 
* Hälfte ein Feagezeichetn, fo wird es eine Frage, Mor Me an⸗ 
dere etwas eingeruͤckte Hälfte feße ein, fo wid es eine, | 
. Antwort. Doch rs braucht nit gerade in der Mitte zu — 
Es geht auch for 


+ „388. So etwas? EN 
nd, Koͤnnen wir freylich mit unſerer nım — ge⸗ 
wiſſa beſtimmte Kenntniffe eingefchräntten,, Ver, 

nuuft nicht brgreifen.“ 


Sf find auch die Frage s Hälften ſowehl wie die Antwoits 
Hälften ellenlange weltgedehnte Perioden, 


"Nun noch von dem Anhange zum erſten Bande, (zum . 
ätdegten Bande iſt er noch im Reſt), von der Sammlung 
religiöfer Lieder. Die Sprache der Dichtkunft, meint ber 
Verf., koͤnne mehr als eite jede andere Sproche, auch der 
Religion die erfprießlichften Dienfte rhun; Tie hebe durch 
dichterifchen Schwung die Kraft der Meligion no mehr 
empor. Deßwegen wollte er erft-aus uuferm neueſten und: 
befien Lieder s Sammlungen Yuszäge- machen, die feinen. 
Materialien appendizirt werden möchten. Aber flehe da, 
da war Yo vieles nicht nach feinem Geſchmacke, fo vieles-, 
dogmatiſch unrichtig und unpallend, daß er diefen Vorſatz 

aufgab. Er ſuchte alfo feine alte Sreundfchaft mit der dich⸗ 
—— Muſe wieder hervor, die fo oft in feinen jüngern 
Jahren fine holde Sefellfäafterinn geweſen Wars =. 


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eo I)". 


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318 | Proteſt. Cottesgeloßeheit 


es gelang ihm einsweilen, dieſe 112 reilgiäfen Geſange für 
den erften Band zufammen zu bringen, davon er 82 ſelbſt 
verfertiget, die übrigen aus ſchon vorhandenen ausgezogen 
und abgrändere har. Sie find eine Dogmatik in Reimen. 
‚Binden fle ehrenvollen Denfali: fo will er für die vier uͤbri⸗ 
‚gen Bände feiner Materialien auch noch einen ähnlichen Vor⸗ 
earth ganz neuer Lieder dichten. Aber ed muß nicht der Bey⸗ 
- fall unwiſſender leichtſi inniger Thoren feyn: denn der if 
ihm gleichgältig. 


Die Reimerey iſt erbaͤrmlich, bie Scanfion ik zuwei⸗ 
len ganz verfehlt, und die Sprache? — verraͤth kein Wort 
von der alten Freundſchaft mit der dichteriſchen Muſe. Da 
wird gereimt Gefijden und bebllgen, irrte und Wuͤrde, 
Schooß und floß. Da.mird elidirt in der Mitte oder in 
dem Endreime, Will'n und ſtill'n, oder ‚Sees, rühln 


wf w.,.Da wird fcanbirt: anleget, drhdend, beiſch⸗ 
en. Doch am beſten wird man von dem Ganzen aus eini⸗ 


gen Proben der Lieder urtheilen. Da wird als ein vortreff⸗ 


+ 


/ 
\ 


-fiches Beförderungsmittel des Befchmadfindens an der Res 
ligion und der chriftlichen Erbauung folgende verfifichte ‚;ller. 
geſchichte Mofes von der Ausbildung der Erde“ erſprießliche 


Dienfte tbun: 


XXXIV. Licht gab, auf Bir, der Erde erſter 


ag; 
Am zweyten folgte ihm der Bau ber Wolken nach; 
Der dritte bob das Land aus feines Chaos Tiefen, 
Verzlerte es mit Gras und Dlumen, Kraut und 
Baum. - 
Am vierten lagen fehon, um ihren Lauf zu präfen, 
+ &om, Mond und Stern re im unbegrängten 
aum. 


und bo noch 6 Zeilen weiter, wafit man wohl lieder die gott⸗ 
faalgen Gedanken in Huͤbners bibliſchen Hiſtorien leſen mag. 
Ueber die Blaubengpfllcht bey aller Unbegreiflichkeit ber drey 


In dem einzigen Sorte ,“ wird folgendes gefungen: 


XXXIl. Unendlich - unerforfchficher, 
Noch nie hat ben dem Prüfen 
— dir gan; eignen Tiefen 


.. Propeft, Gatresgelahrheic 3329 

27 Der Eageln elnfihtspellltt, = 

In das Seheimniß eingefhauet, 
Das uns bein Wort bat anverkranet, 


“ Su das Seheimniß, daß In die, 
Dem einzgen, den wir Eennen, 
Sleichwohl drey feyen, denen ' 
‚Anbetung, Preiß und Ehr gebähr, 
And deren majeftaͤrſche Stärte ° 
Erzählen hrer Gottheit Werte, 
Was aber Velen, berg Verſtand 
Den unſern überfleigen, °—  _ - 
ts biefbet unerreicher: | 
jellte das von uns erfannt, 
.. Und, ohne ein’ges Gefaͤbrden — 
Schimpflich zu irren, erforſchet werden d —— 
Indeſſen wirſt du nn noch mehr 
bie, uns offenbaren. 
: Und bis wir dieß erfahren, _ 


v 


| Iſts Prliche für uns und wahre Epr, 


+. 


Zu traum dem, was dein Mund ung fat, 


MWennsgleich noch. jene nicht für uns. taget. (Fe. 
FJ ... . . Be). 
Wut, es wird ja endlich einmal tagen! Die Zahlen Sins. 
‚ser jedens Liede weiſen auf die Materialien zurüc,e Auch dep 
Beugangstraft ift in No. LX ſolgenderinaaßen erwmäßng: . . 
17 0Die Kraft, die Mann und Weib du ſchenkeſt, 
Sich aus, und durch fich ſelbſt ſtets zu vermehrenz 
Der Trieb, wodurch du beyde Intl, 
Gehhorſamlich dieß den Bebot zu ehtn z 
3Das Sluͤe, wozu der Meuſch, gebletet 
Ihm dieſer Trieb, der, Vorzeit Schmerz vergige, 
“Und von des Lebens Laſt ermuͤdet, — 
. Durch ihn ſich deren Bitterkeit verſuͤßtz 
Der Zeugnngs⸗ und, Empfaͤngniß⸗Kraͤfte J 
Bewundrungswertbe ſchier ſteres Sleichgewicht, 
Und mas au ſonſt noch, ihrem Geſchaͤftfe 
Zum Vortheil, die Natur thue und verfüge“ - 
Vale,. Bechtoldiana Mula! 
HUDDLV Da St. Vo Seſht. V Klel⸗ 


330 Proteſt. Gottesgelahrheit. 


Kleine vermiſchte Schriften, vn Dr. J. C. R. 
Eckermann. Altona- bey Hammerich. 1799. 
Erſter Band. 1 Alph. 9 Bogen. 8. IM 

,8 KL. ' Nr. | 


iefe Auffäge find ſchon, thells einzeln, thelle In mehreren. 
eitfchriften zerſtreut, gedruckt erſchienen, und biee bloß aufs 
neue gefammiet, und oo, es noͤthig ſchien, werbeffert worden. 
Inſonderheit ift der Auflag: Gedanken über die Unzufrie⸗ 
denbeit, ganz umgearbeitet. Sle ſind im Ganzen genommen 
leſenswerih, nur ift der Verf; bier und da etwas zu uns 
ländlich; und die Schreibart bisweilen ein wenig zu’ wort⸗ 
zeih. Dafpr Werth ſchon bey dem lefenden Publikum ent⸗ 
ſchieden iſt fo würde es Überflüßig feyn, mehr darüber zu 
fagen. z —— 

Nach der Vorrede find es vornehmlich vier ſchaͤdliche 
Irrthuͤmer, welche. der Verf. beftreiten und ausrotten will; 
Daß viele Wenfhen damit anfangen, die Menfhen wohlha⸗ 
bender und begäterter, anſtatt daß fle damit anfangen ſoll⸗ 
ten, fie welfer und -tugendhafter zu machen; daß man ſchon 
dadurch allein für das Wohl der Menſchen zu forgen meint, 
wenn man fie in allen Ständen £iüger, und zum Eriverben 
geſchickter macht, anftatt-fie in der Religlon vollig aufzuklaͤ⸗ 
zen; dag man, um den Zuftand der Menſchen zu verbefiern, 
damit anfangen zu mäflen glaube, fle über ihre Rechte aufs 
- zullären, da man fie vielmehr Aber ihre Pflichten aufklären 
ofte ; daß jene die Nothwendigkeit, feine Pflichten zu beoy 
aacchten, in fofern fie ſich auf Religion gründet, nicht genug 
eingeſchaͤrft wird. Es fcheine doch In der That, als ob dis 
Ideen, welche in dieſem Tadel nnd In dem Raͤſounement dar⸗ 
— über zum Örunde fiegen, nicht ganz beſtimmt, und alfo- auch 
nicht ganz richtig wären. Wo find denn die vielen Menſchen, 
welche ihte Nebenmenſchen wohlhabend machen wollen, 
And welches find fie? Wenn Negierungen, Staats und Ges 
ſchaͤfftemaͤnner dafuͤr forgen, daß mehr Wohlſtand verbreitet 
wird, thun ſie unrecht darani? Wird nicht auch dadurch eis 

ne Art von Geiſtesbildung befördert, welche zur Moralitaͤt 
mit der Zeit führen kann? Muͤſſen nicht die Menſchen 
nothwendig erſt kluͤger werden, ehe fie beſſer merden im ⸗· 

aen?7. Iſt es moͤglich, ale Menſchen In der Religion * 


‘ 


m 


7 


⸗ 





N 


2 Proteſt. Gottesgelahrheit. 338, 

aufgnfkäten? Wenn die Nechte Ger Menſchen lange ven 
.  Iannt, unterdrückt und verachtet worden find, und noch von 

. fo manchen verkannt und unterdrückt werden, iſt es denn uns 
= recht, darauf aufmerkfain zu machen? Hat man Likfach, dar⸗ 
Über zu lagen, daß die Pflichten der Menſchen, in fofern fie 
Ah auf Religion gründen, und die Nothwendigkeit, fle-zu des 
obachten, nicht genug eingeſchaͤrft werden7 Entſtehet wirklich 
ein Schade daraus, daß man ſie hier und da nicht auf Reli⸗ 
gion geändert? — 


Ueberigens enthaͤlt dieſer Band folgende fünf Anfläge: 
1) Weber das Verhaͤltniß ſinnlicher und vernünftiger Melle 
glon zum Staate,, und. jur Beſtimmung des Menſchen. 2) 
"Weber die zweckmaͤßige Vereinigung der Wachfauıkeit des ' 
Staats Über wahre Gottesverehrung mit Religioneduldung 
‘and Gewiſſensfreyheit. 3) Ueber die Wohithaͤtigkeit ber 
chriſtliichen Religion; in ſoſern fie zwar den Glauben an dag 
göttliche Anſehen ihres Stifters fordert; aber dieſen Glauben 
aus Gründen fördert, die eine allgemeirie Meberzeugung bee 
"wirken Eonnen. 4) Weber die Unzufriedenheit, ihre Quellen 
‚and die Mittel wider dieſelbe. 5) Weber die Ehe, in Ruͤck⸗ 
ſecht anf Oittlichkeit und Gluͤckſeligkeit der Menſchen. 


Ds N Du 


\ 


Katholiſche Gottesgelahrheit. 


Glaube an Jeſu, der kuͤrzeſte Weg zu Gott; oder 
: ber Innbegriff der Religion: auf zwey Blaͤttern, 
- "5: negegengefeßt den großen Follanten ber bemon« 
flrativen Vernunftreligion, als das hoͤchſte Be⸗ 
Vvduͤrfniß für, unfgee Zeiten. Won dem Hofrat von. 
Eckartshauſen. Leipzig. 1798: 14808. 


Eine Piege von anderthalb Bogen, fo vol von Widerſpri⸗ 
ben, verdiente wohl kaum bemerkt zu werden,‘ wenn fie 
nicht mie zu den Zeichen der Zeit gehörte, ın. man ſo maͤch⸗ 
tig barauf binaedeitet, die Vernunſt gefangen zu Nehmen, 
blinden, Glauben an ihre N nem, und dieß —— 


/ 
— 


x 


— Kar Bocespetair 


Religion zu ſardetn, Der Verf, un dep anbchotſnn Bye 
fern feinen Zweck deko leichter zu erreichen, ftellt ſich erſt am, 

als ob er es mit der Vernunft hielte erkläre fie aber bald fie 
die Quelle aller Unerdmung und Finſterniß für den Gate 
oder das büfe Principe im Menſchen, und ae dann gegen 
‚Dielen Satan nur im Glauben, (den er uns aber nicht naͤher 
dbekaunt zn machen por der Hand für gut findet) eine a l 
wehre. . Endlich aber erklärt er, daß wir gar nichts ind, und 
nichts vermögen ; ſondern als todte Klöge warten wuͤſſen, bis 


die Gnade In uns wirkt. „Verlaß, tuft er daher dem Men⸗ 


ſchen zu, all * Ringen nach Tugend, ſchwacher Menſch! 
‚Du wirſt fle nie erreichen — weder durch deine Rap 
‚noch durch dein Herz. Verlaß all dein Bemühen, dich 
por zu ſchwingen; du biſt zu tief geſunken, und doch 
die eine große Stuͤtze in deinem Eſende; die kann dich hes⸗ 
ausreißen — an die mußt du dich auklammern. 
Stuͤtze iſt Chriſtus, und dieſes Anklammern if ber Glaub⸗ 
an ihn. (Aber wie? wenn man ſo ganz verdorben if, wie 
kann man denn doch noch ein Vermögen beftgen, ‚gerade das 
Einzige, was Noch. it, zu ergreifen?) Du bi nichts ohne 
sn, und alles durch ihn — du kannſt nichts aus dir nıes 
den; er allein macht alles aus dir. — So .menig is Kap 
Holz einer Flöte ein Verdienft hat an dem fhönen Konzert, 
das der Hauch des Tonkünftlers. auf felbem blaͤſt, fo wenig 
| haft du Verdienft an allem Guten, das in bir fl. Das Gute 
gehoͤrt Alles dem Herrn: nur das Arge ift unfer, wie die’ 
be Ugentpfängticeit des. Tons dem Holz eigen iſt, aus 
dem die Floͤte gemacht wird. Die Kunſt organiſtirti das uns 
Fahige Holz erft zur Flöte, und Der After 1 fpielt auf dem 
stganifirten Holz, die harmoniſchen T So organifirt De 
Gnade des. Herrn, umd fein Berdienfl * zu Giledern ſel⸗ 
ii Reichs; feing — wirkt in uns das Ser 


= 2) Prebige über ben "Sfaröfter, den — und die 

. Früchte der heutigen Aufflärer und Aufklärung in 

»Religionsſachen. Worgetragen in der Hohen um» 

exemten Domftiftsficdye zu Paſſau, am: Feſte der 

ne. bes heiligen Erzmartyrers Stephan, 

„von 6 — 1799. Bes. 8. 
| 2) Maria; 





Pr Beruf, 333. 


3) Maria/ bie Wiederherſtelleriun bereiten, noeh 
‚cn Rechtfertigungsgrumd marianiſcher Wallfahr- . 
; ten; vorgetragen bey dem gewöhnlichen ge 
- auf den heiligen Berg Andachs in Baiern, 
gZohann Nepomuk Rigel, des hohen Demtfes 
der freyen. Reichsftade Augsburg orbentlihem Pre⸗ 
.. iger, den ıten Map, 1799. Mit Erlaubniß 
; her Dbera, . Augsburg ‚bey Rieger 3 Bog. 8. 


fe —* Peedigten find ein Beweis bes unermäber 

ifers vieler und angefebenzg katholiſcher Cheiſtlichen, a 
anfzubleten, um wo möglich ‚die zeligiefen - Angelepenpeiten. 
wieder auf den Zuftend vor fumfzig bis hundert Jabeen ze, 
- südl zu führen, und die gegenwärtigen Seitumflände dazu uf 

- Jede Are und Belle iu benugen. Der Verf. von Nr ı 
fucht feinen Zubscern- einen fo bittern Haß und. eine. fo heilig 
wuͤthende Velfolgungsfucht gegen die unbeſtimmten — 
Eande, die man mit den Worten Aufſtlaͤrung und Auftlaͤ⸗ 
rer zu bezeichnen pflegt, einzuflaßen, daß man Aben, weiche 
"in dem werfihulbeten oder unverſchuldeten Verbachte der Auf⸗ 
tldrung ſtehen, freundſchaftlich anrathen muß, die gottes⸗ 
dlenſtuchen Berſammlungen, in welchen dieſet Prediger öffents 
na auftritt, auf das Sorgfaͤltigſte zn meiden, weil beh der 
Erhitzung der Gemuͤcher, auf weiche er hinurbeitet, auch ber 
seringfägiante Zuſall, die Faͤnſte der Glaͤubigen in Thpärigkeie 
zu feßen vermag, und fo der ſchuldloſeſte Menſch gar leichte 
ein Opfey-ber heiligen, durch ſeine Beiftlichen angeſlamm⸗ 
ten Surh des werden konnte. 


WDer Berl. von: Nr. o ſabet in Diefen Brehäpe don, die 
marianiſchen Wallfahrten zu rechtfertigen, und dabey dem 
gläubigen Volke einzubilden, daß biefe — ten das einzige 
d ſicherſte Mittel ſeven, den — ott, duch die 
—W felner jungfräulichen Mutter * entwaffnen, und 
beſſere und gefegnetere. Zeiten vom Himmel herabzuziehen. 
Bobey (hämt fi diefer Doms Prediger nicht, feinem Ge⸗ 
waͤſche folgende Vorſtellungen, ©. 43 einzuverleiben. „An 
fir, nämlich an die Junafrau Maria, müflen wir ung halten, 
wenn wir noch ferner wollen erhalten werden. Die Häft noch 
die Tugenden zuruͤck, damit fie . ijns nicht gänzlich Fr Ä 
· 8 


11 


— 


334 KVachol. Wottetgelabeheit 


fehen: Sie hoͤlt bie Verbienfle uch, bamit fie nicht | 
verioren sehen! Sie Hält die Teufel zuruͤck bamit fie uüs 
nicht der; ihrer Luft ſchaden können: Sie bält ibren goͤtt⸗ 
lichen Sobn felbft such, daß er niche in der Macht 
feines - Soms auf die Simder darein ſchlage: Bor 
Maria war Niemand, der ſich getrauen durfte, wie fie, den 
Heren in feinem Zorme aufzuhalten. Jeſaias felbft bejeuge 
es: Niemand ruft, fagt er, deinen Namen ans feiner 
ſteht auf und areift nad dir. Maria darf es: Sie allein’. 
vermag es, "dem Zorne Ihres göttlichen Sohnes durch Ihre 
mütterfichen Blicke, durch ihre koſtbaren Berbienfte, Durch 
Vorweifing ihror jungfräulichen Bruͤße, durch ihre 
mädytige Fuͤrſprache, Eindalt zu thun, den Auerbittlichen zu 


erwelchen, den Unverſoͤhnlichen zu beſaͤnftigen, und den Arm Dr 


2 
N 


de⸗ eiiuichen — zu a — —. 


Die sie fie — Jeſ Ehrift in in bet wun⸗ 
derthaͤtigen —— Hoſtie, ſogenannten wunder⸗ 
barlichen Gute „beym heiligen Kreutze in Augs⸗ 
burg.AIn einer biſtoriſch⸗ theologiihen Zeite 
ſchriſt "auf Das fechfte Säfularjähr der. nänslichen 
wunderthaͤtigen Hoſtie, dei Unwiſſenden erklärt, 
ben / Zweiſelnden erörtert, den. von Vorurtheilen 
„eitigenommienen hattnädigen Widerſprechern bis. 
zur Beberjeugung dargeſtellet, und mie XXIV 
Beylagen beurkundet, von Si iemund Weizho⸗ 
fer, eegulirten Chorperrn, d .3. Subdechant und 
- " Sonhtagsprebiger alba.‘ Gerade Rn 
Schriften. 1799. 33 Bogen, 8. z 


er Titel giebt bie Abſicht dleſer Schrift deutlich genug an: 

e iſt Eeine andere, als bie weſentliche, Gegenwart Jefu Chris 
di in der Wunderchätigen heiligen Hoſtle beym heiligen Kreuge‘. - - 
in Augsburg, bis zum Augenfcheln zu etweiſen; die Glaͤnbi⸗ 
gen in der Verehrung dieſes Gottes zu beſtaͤrken; den Un⸗ 
glaͤubigen aber das Mani zu ftopfen, Diefe Abficht zu errei⸗ 
chen, —— der Verf. maß“ aus öffentlichen Inſtrumenten 
und 


- 


5 N 
. 


Q F 


Eachol. Cortepgefaheei . 339 


Alten, welche In beim Kloſter zum heiligen Brut ig 
gebarg aufbewahrt: And, die Geſchichte diefer Heiligen Mes 





gläubigen ereignet, daß im Jahr nach Ehrifti Geburt 
1194 "les. Ungsburgifche Weibsperion, re fit Die hei⸗ 
e Kommunion, wie es bey Chriſten der Sebrauch iſt, en 


fangen hatte , die heilige Hoſtie ſogleich wiederum ganz ges - 


een und zu Haufe in Wachs 
verſchloſſen fünf ang aufbieht. Erſt alsdann, durch 
goͤttlichen Antrieb pre konnte fie bie fo geraume Zeit ver 
Heblte That nimmer verbergen s beichtete felbe dem ehrwuͤr⸗ 
Sigen Berthold, damaligen Propſte zum heiligen Kreutz, 
and fieffte ihm die heilige Moftie. in Wachs verſchloſſen aus 
eigener Bewegung zurüd, Der Propft, das Wachs ein we⸗ 


im aus dem Munde 


niz erbffnend, ſah den aͤußerſten Hand des Sakraments. gleich 


einem dünnen fleiſchartigen Weſen auf die Art einss rothen 
Fadens fich feinen Augen. darſtellen. Im Begriffe, das 


BSie if folgende: „Es bat fih zur Erbauung alle | 


Bachs auf beyden Seiten abzuldfen, fand er die heilige Hos- - 


fie fich wie in zween Thelle ſpaltend, doch fo, daß fie mit 
einigen Bleinen Aeberchen, als wie mit zarten Banden zus 


— (ammenbiengen. Ob ‚fo einem Wunder iſt Bertbold ganz‘ 
seftaunt, bat das heilige Sakrament und das Wachs wieder 


aufammen gemacht, und die ganze Sache dem damaligen 


dieſe vis SDoftie unter Begieitung der Kleriſey und des 
en lkes von der Kloſter = jur Domkirche Übertragen 
Heß. er bat er wahrgenommen, deß die Hoſtie in der 
— drey bis viermal dicker ward, und von Oſtern 
dis anf das Au des heiligen Johannes des Taͤuſers, vorzüge- 
Sich unter dem hoben Amte der ‚heiligen Meſſe, im Angefichte‘ 
aller Oegemeärtigen, bergeflalten gewachſen und aufgeſchwol⸗ 


. « len — daß En endlich das Wachs von ſich ſelbſt . 


Das abgelößte Wachs. bat hernach der Bi⸗ 


hat. 
* mit der heiligen Hoſtie, aber abgeſondett von ihr, in 


in kryſtallenes Gefaͤß eingeſchloſſen, in welchem es noch bis 
kr. ehrfurchtsvoll aufbehalten wird. Da nun Adalſtkalb, 
des großen Wunders vergewißert, felbes als die hoͤchſte Wohl⸗ 


Biſchofe von Augsburg, WoalftalE, Kinterbeacht.: ber dann. . 


gen Gottes zur Beſtaͤrkung und Vermebe 


zung des Glaubens won ber Worficht verliehen anerkannte: 


fo überfegte er diefe heifige Hoſtie wiederum feyerlich in die Rio ⸗ 
she bes benaunten Kloflers. Damit aber das Andenken ds 


Wunders in ben Hetgen ber Olaͤubigen pr erlöfchen möchee, 
94 ver⸗ 


336. Radfel Sahachehet 


"a 


— 


wererbnele we, baß zu Augclarg alle Jahe Au Nenat Diep. 
faſtliche — * won biefer helligen Hoftie abgebetet wärs 
ben. Damit endlich das heiftlide Volk- deſto vollkemmenen 

Gberfeugt wuͤrde, welche Ehre Short diefem Sakramente zu 
gedacht hatten ſo find aus goͤttlicher Kraft zahlreiche Guttha⸗ 
ter denentgan acwieſen worden, welche ſich zu beunfelben Im 
Ihren verſchledenen Gebrechen und Krankheiten welt framem 
Geluͤbde und ehr furchtevolle m Gebete gewendet haben. Wiese 
fe wurden won. den größten Erfahren befreye: wiele, die mit 
der Dindelt der Augen geſchlagen, ober "ren Srbraucen 


der Zunge und anderer. Glirder beraubt waren, auch mit Hide 


ber Bebufteten‘, wor häfen Geiern Beſeſſenen, mit andere 
roten Kraukheiten Geplagten, warb bie Geſundhele ‚zus 


| rüdgeftehl, wen fie mit gotefeligem Berauen aus nahen 


— 


vder eneſeraten Oertern kamen, und Goctt ihre demkchige 
Bir wm die Erlangung ihrer Geſundheit in dieſem Allerhei⸗ 


Ugſten, wit vielen Ablaͤſſen begabten Satramente darbr ach⸗ 


ten.“ — Nach dieſer voraugeſchickten Geſchichte fage num 


der Derf. fein ganzes Buch in folgenden Bernunfefhluß: „In 


einee jeden rechtmaͤßig Eonfefeirten Hoſtie iſt Jeſus Chriſtnc 
weſentlich gegenwaͤrtig, ſo lange ats bie Brodesgeſtalten base 
ern, und miche verweſen. Nun aber, die beym heiligen 
Kreutz int Augsburg aufbewahrte Hoſtie iſt eine rechtmaͤßig 
gonfetrirte;. und die Drodtsgeſtallen derſelben fink noch nicht 


derweſen. Alfo Jeſus Chriſtus iſt Im derſelben weſentlich ges 


genwaͤrtig.“ — Der Oberſatz biefes Vernunftlchluſſes bee 
darf keines Beweiſes; denn er enthaͤlt nichts als die Lehrk 
der heiligen unträglichen Kirche. Den Unterſatz aber bewelß 


‚Wer Verfe dunch das ganze Buch hindurch in zwey Abtbeiluns 


gen. Yı:der erften theilt et die Uetheile und Uebereinfktun 
mung der Wiſchoͤſe und Ak rten über dieſen Ge 


geuftand, 
a zwar vor der. erften Erſcheinung dieſer heiligen —** 


kin anf die gegenwaͤrtige Zeit, mit. In der zweycen führe 
et bie Heen Wunder an, bie bis auf den heutigen Tag 
durch dickes wunderbarliche Gute gewirkt worden find, und 


beleqgt dieſe Ausgaben in den Beylagen. Um aber auch nicht 


dem geringſten Zweifel Raum zu tollen: fo unterſtaͤtzt er den 
eben angeführten Bernunftfchtuß noch wit folgenden wen 
Argumenten: ?) „Unmoͤglich kann Gott in ber gewichtig 
Ken Sache, dergleichen jerie IR, Daß man einen Bott am 
Deren foll, wo Feiner tft „ einen Irrthum zulaſſen, weicher 
dacch viele Jefefunderte 6 baute, Ps weeitſchichtige — 
en 


Eule. om 


babe wach von aigenen And 


ſtch free, und fremden 
—— Exzbiſchoͤſen, Patriarchen, apeſteliſchen Legaten, 


. and andern Maͤnnern, Die Der heilige Beilt verordnet 


bag, die Zirche zu zagienen, nach fleißig augeftellten Pre 


fungen und Unterſuchungen gut gebeißen, wnterküget. und 


— 


befürdert werbes bern dieß hleße unſtreitig, der Voeſicht, —— | 


‚ Weiskelt: und Wahrheit Gottes in feinen 
ru 


gen 
Mun aber, dieß wäre bisher Geyim wunder⸗· 


ithun. 
harlichen Gute zum heiligen Kreuge in Augshurg. 


geſchehen/ 
und · geſchuͤhe norch, wenn ber wahre Sort nicht In —8* bei⸗ 


—* KAaflte zugegen — Da hätte einen Bott augebeo 


get, ws.feiner wäre. . Dan hätte ihn annebeter, durch {ehe | 


Baprhundente, Maui hätte ihn angebeter nicht nur Im gan⸗ 
gen Bisthume Augsburg, in welchem de wobner; fon 
dern aud im Erzkischume Salsburg, und Im Bisthume' 
Ebiemfee, wobin er ſich zur Jeit des Schwedenkriega 
üchtet. hat. Man hätte ihn angebrtet in jo vielen Dinb 
ern, Gegenden und Dreeuingen, als viele es find, von 
denen man au ihm bergepilgert, und wohin der Ruhm feines 
‚ egenmart, Slorie und Herrlichkeit erſchollen If. Man 
Yarze ihn angebetet mit Gutheißung, Unterſtuͤzung und Dee 
förderung -fo weler thein einhelmiſcher, theils answaͤrtiger 
. Wfepefe, Erzbifhöfe, Patriarchen, Legaten and Kir genhir⸗ 
wen, daß ihre Anzahl, Bemuͤhungen und Empfehlungen ins 
mer fa. ruͤhrend, als Aberjeugend blieben. Und fo eine = 
Urtung. wenn fie jemaßs einer Irrung, einer Falſchheit, als 
wein DBetruge wäre untetworfen geweſen, bätte fle Gott wohl 
- Eönnen- zutaffen?. er: biefes: beſahet, det Bat: nicht unt 
Glanbe und Religion; ſondern auch Döllefophie und Sm 
nunft verferem. (Ja wohl! dor welch ein Gott, des in 
Augsburg wobnet, und zur Feit des Schwedenkrie⸗ 
ges fluͤchten mußte!) =) Unmoͤglich kann Gott als die 


eroige Wahrheit Tin Wunder wirken ie Beifätigung der 


Falſchheit. Dieſer Sa Ift bon fich ſebſt und aus dem Bee 
geile Fk flo en watt: FR Niemand darf ibm was anha⸗ 
en, der bar, Nun aber Sort hat Wun⸗ 


der — zuin Brei deu weſentlichen Gegenwart Je⸗ | 


Fa Chriſti in Diefer beiligen Soſtio. Wer's nicht ala 
ben will, der Eſe die Darüber verfertigten Schriften, Pfoto⸗ 
Volle, Jahrbuͤcher und Urkunden. Er beſchaue Die deßwegen 
zue dantbaren Erkenntuiß gemachten. Verlobungen, Schen⸗ 
tungen, Stiftungen. Er frage Y; davon untegtichteten Ge⸗ 

arts 


— 


338 Kathol. Bottetgel ahrheit. 
zeugen, hohe Sqhulen, Ordinariats/ und Vikarlataſtelſen. 


&r rede mit Leuten, die noch leben, noch die eimpfundene Wun⸗ 


- berkraft unſeres faframentalifchen Gottes preifen, noch Leib 
und Seele mit ewiger Dankbarkeit und Liebe demſelben vers 
Händen, und babey eingeftcehen,, daß fle mit kelnem andern 
Unterrichte und Vertrauen bie.erlangte Hülfe begebret haben, 
eis mit welchem fie den wabrbafe anweſenden (Bote ges 

t haben. Sa, einen in der Perfon Jeſu Chriſti we⸗ 


laub 
18— gegenwärtigen Gott haben ſie angebetet; gu’ dieſen 
weſentlich gegenwärtigen Gott Haben fie ihr Vertrauen ges 


gichtet. Und wie hätte fle diefer Bott der Wahrheit, fi 
Aurch  anfßererdentliche Bnnaden und Wohlthaten in vielem 


Glauben, in dieſer Anbetung, in diefem Vertrauen Reken 


. Können , wenn biefee Glaube, diefe Anbetung, biefes Vers 
trauen einen falfchen, oder anf was immer für eine Art bes 
4 wehglich untergeſchobenen Gegenſtand gehabt hätten 1° — * 
iR zu bemerken, daß dieſe Schrift von dem Verf. dem „ 


an hochwuͤrdig "gnädigen Augsburgifcken Bitariätsofficum 


dem Haupte und den Gliedern, deßwegen gewidmet wurde 
am ihr unter dem Schutze dieſer — — Autos 
ritaͤt ein unverleglihes Anfeben zu verfchaflen, und jedem 
feglichen und ungefeplichen Gegner gerade bir unters Ge⸗ 

t fagen zu Eönnen: Nimm bin und ließ, da hafk du die 


seine Wahrheit; deun die Männer, bie namentlich varanſte⸗ 


Gen — Männer nad dem ganzen Umfange dieſes Warte — 

bie find bir Buͤrge dafür.“ — Aus iR dieſe Schrift in dee 

vorangedruckten Cenſur aus bem beſondetn Grunde epfohs 
mirifice comniendet, — 


Ma qund Dei magnalis 
Du 


Kehtsgelahrdeit u 
Wekoiige Rechtsſoruͤche der Halliſchen — 


Facultaͤt. Herausgegeben von D. Ernſt Ferdk 


nand Klein. Berlin und Stettin, bey Niecolai. 
2799. „Vierter Band, 392 Seit. 8. 1 86 
4 x 


Eine 


Kecesgelafefeit | 339 x 


Eine kurze Vorrede zeige die befondern Gefichtspunkte an, 
nach weichen Rechtsfaͤlle dem Publikum mit Nuten vorge 
legt werden können, und welche der Herausgeber bey Diefer 
Sammlung gewiſſenhaft befolgt hat. Diefer Band enıhätt 
deren. 23 aus dem bärgerlihen und peinlichen Rechte. Der 

erſte Gall enthält eine Injurienklage gegen den Herausge 
- Ber Nationalzeftung der Deutfchen, wegen eines verbreitet 

pe tbeiligen Geruͤchts Aber ein Im englifchen Sold ſtehendes 
Beutides Truppencorps, welcher nach des Rec. Meinung und 
efuͤhl ſeht richtig-entfchleden wird; es bat. doch gewiß feine 
ebenflichkeiten, wenn Zeitungsichreiber, welche zumal mit 
folder Vorſicht die ihnen zugekemmenen Nachrichten und . 
machen, zu ſehr eingeſchraͤnkt, und gleich mit Injurienflas 
gen heimgeſucht werden; fo fehr auf der ander Seite In die 
fe Salle dem Elagenden Theile feine Empfindlichkelt zut Ehre 

Geseicht., II. Ein vox dem Landesoberſchuliheiſſen allein errich⸗ 
eies Zeflament,, Yolcd.als ein gerichtliches für gältig erfannt, 
koeil man glaubte, daß die Befugniß hierzu In feiner Amts⸗ 

kulon ‚begriffen wäre; zwar Im übrigen richtig, nur adep 
Erklaͤrung von index und iurisdiftio will dem Nec. nicht 
BE: ‚IL Wider zwey Inculpaten, weiche fehr ver 






aͤchtig waren , von einem Wagen, auf welchem fie mit dem 
emanne gefahren waren, mehrere. Waaren entwendet zu 
en; welche aber nachher auf der Straße gefunden wur— 
den, wird auf geführte weitere Vertheidigung erkannt, daß 
fie mit der erkannten Strafe zu verfchonen, und ihnen der 
exlittene harte Arreſt zur Strafe anzurechnen; ep fie 
gehalten fepen, wegen: Ihres künftigen geſetzmaͤßigen Lebens⸗ 
. Wandels durch. Pfand oder Buͤrgen hinlaͤngliche Sicherheit. 
fielen, oder, wein fie Dieß zu thun nicht vermögen, dfe 
Art und Weile, wie fie ſich kuͤnſtig ehrlich zu näßren gebeits 
- ten, glaubhaft nachzuweiſen, und dabey gerichtfih anzugels⸗ 
ben, Daß fie ohnue Anieige bey der Obrigkeit Ihren Wohnfitz 
giche verändern, auch Detfelben von jeder über 8 Tage 
ernden Abweſenheit und bem Zweck derſelben Anzeige machen 
wollen? daß weun fie dieſes Angeloͤbniß ohne glaußhaft bey⸗ 
— Entſchuldigungsgruͤnde brechen, oder ſich eines di⸗⸗ 
ſchen oder ſonſt dein gemeinen Weſen gefaͤhrlichen Lebens⸗ 
wandels verbächtig machen ſollten, fie geſaͤnglich einzuziehen, 
und in einem Arbeieshauſe oder ſonſt unser obrigkeltlicher Auf⸗ 
ſicht fo fange zu einer ihren Kräften und Umſtaͤnden angemeß⸗ 


ſcren Arbeit anzuhalten, bis fie ein anberweitiges *8* 


/ j ’ 


aa Rechtsgelahrheie. 

Anstommen mit Wahrſcheinlichtelt nachzuwelſen vermoͤgen. 

Dehr' gut iſt der Beweis, welcher gegen bie laͤugnenden 

eulpaten hier auf bloßen, aber ſtarken Vermurhungsgrä 

deruhet, ausgeführt; vornehmlich aber behandelt hier dee 

Heraudgeber die KRhre von. außerordentlichen Strafen und 
idyerungsmitreln, wozu fi diefer Ball befonders qualificirt; 


geringeren Verbrechen niemals außerordentlihe Strafe, 
ondern an deren Stelle Sicherheitsmaaßregel gefeßt werben } 
Aud) zeigt er, daß das Erkenntniß auf Sicherſtellung nicht 


= deſſen Meirtung foll wegen Maugel des Beweiſes, auth 


koilfführlihe Neuerung fen; fondern ſchon ältere Rechtsleh⸗ 


zee im. Fal einer einſtweiligen Freyſprechung ober der auege⸗ 


. fandenen Tortar gleiche Maagregeln billigen: mur aber If 


dje Art, wie Herr Ki. auf Sicherbeitftellung erkennt, Sid 
her nicht uͤblſch geweſen, und muß in der Ausführung noth⸗ 
wendig manche Schwierigkeit haben. IV. Wider einen neum 
ehnjaͤhrigen Mörder wird die Schwerdtſtrafe mie Worbes 
{t der Begnadigung erfannt, auf weichen vorBebaltenen 
al er gehen Jahre hindurch auf einer Feſtung oder in einem 
chthauſe zur. Arbeit anzuhalten, auch jährlich am Tage der 
at, jedoch ohne Nachtheil feiner Geſundheit, zu zuͤchtigen; 


| mad dem fünften Jahre aber die Zuͤchtigung nachzulaflen, und 


dem Ingnifiten jedesmal bey der Wiederkehr des gedachten 
Zages ſein Vergeben durch einen Geiſtlichen des Orts: vorges 

lten, und er zur Deflerung feines Lebens ermahnt werben 
gen der gefaͤhrlichen Behandlung ihres neugebornen. Kindes 


mit jebnjähriger Zuchthausarbeit zu befltafen; ‚vorher aber 


auf einem darzu ſchicklichen frepen Plage öffentlich and emi 


ꝓfindlich Durch ‚den Gerichtsdiener zu zuchtigen, zu dieſem 


Ende ihr koͤtp⸗rlicher Zuſtand durch Aerzte au unterſuchen, 
und nach dem Kutachten, ſowohl die Zuͤchtigungswerkzeuge, 
als die Anzahl der Streiche und die Übrige Beſchaffenheit der 


u — dergeſtalt zu beſtimmen, daß — bie Zuͤchtigung 


erzhaft und abſchreckend, aber doch ihrer Geſundheit un⸗ 


Ichdlich werde. In Fällen, wo man nicht beſondere Urſa⸗ 


he bat, der Ehre'des Verbrechers zu ſchonen, wird mit 
Recht für gut gehalten, die Strafe öffentlich betannt zu mas 
‚ben, und den Anfang berrächtlicher Strafen duech öffentliche 
Ausfellung auszuzelchnen; öffentliche Zuͤchtigung aber iſt im 
Faͤllen heiſſam, wo man annehmen kann, das Publikum hät 
se eine mach härtere Sttaſe erwartet, und we ber ala 


Ba) 


2 nn. ri 


7 Nedhtsgelaßrhels 348 


| auf ge Zelt von aller Ge | ſchaft mit ehrlichen Leuten and⸗ 
—2 wird. VE Ueble die Guͤltigkeit eines vor dem 


Stadtſyndikus errichteten Teſtaments, wobey zugleich die Leh⸗ 


ze von der Kaution wegen Wiederklage und Unkoſten und an⸗ 


dere erlaͤutert werden. VIE Hier wird die Theorie vom De 


weiſe negativer Saͤtze, beſonders im Fall bedingter Geſtaͤnd⸗ We 


niſſe erläutert 5 wenn der Beklagte die. vom Kläger angegebes 
ne Handlung zugiebt,, aber behauptet, daß fle mit einer geq 
wiflen Bedingung verbunden geweſen: fo muß nach dem Bfs 


iſt, und im widrigen Falle der Kläger einen negativen Gap, 
Daß keine Bedingung gemacht worden, beweiſen müßte, 
Der VIIL Fall Über die Guͤltigkeit eines Vertrags, In weis 


Ber Beklagte beiveilen ,' weil’ der Grund der Klage unbelanne - 


1 


chem ein Handlungsdiener verfprochen hatte, mit_gewiflen , 


Waaren niemals zu handeln, und die Unguͤltigkeit eines pon 
ihw nachher dawider erfchlihenen landesherrlichen Privilegik, 
Bat keinen’ nur feheinbaren Zmeifelsgrund. IX. Wegen M 

Bräuche, die niet zugleich Betruͤgereyen find, kann nicht die 
Gerxchtigkeit, wohl aber Die ausſchließende Befugniß zu efo 


- mer. Apothek aufgehoben; jedoch muß der. Canon, fowelt ea 


: wegen bes Monopols bezahlt wird, gemindert, und muß derg- 


\ 


üichen ernſtlich zu einem beſſern Lebenswandel zu ermahnen 
wid auf den Fall neuer. Vergehungen mit haͤrterer Strafe zu 


Verechtigten wegen Entſchaͤdigung der Weg Rechtens vorber 
werben. X. Eine Sortfeßung dee im zten Batj⸗ 


balten 
- de enthaltenen Geſchichte des Moͤrders feiner Großmutter z 
- aufgeführte weitere Verrheidigung wurde dag dortige Strafe. 
erkenntniß mehr nemilderr, wovon jedoch Here Kl. die Srüng 
de kurz und gut widerlegt. XI, Der Pfarrer eines Dres, an 
weichem ſich Kinder eines andern Orts im Dienſt aufbalten, 


kann diefe konfirmiten, und zum Genuß deg heiligen Abend 
wahls zulaſſen. XI, Wegen wiederholten Diebſtahls wird 
wider den’ Inquiſiten erkannt, daß er. zu drey verſchiedenen 
Malen innerhalb der Gerichtsſtube durch den Berichten 
dience empſfindlich zu zuͤchtigen, und die Zuͤchtigung dutch 
erjte zu beſtimmen; nach erſtandener Strafe derſelbe zwa 
ſeines Arreſtes zu entlaſſen; aber mit Zuziehung eines Geiſt 


bedrohen; auch vor feiner Entlaſſung mit feinen Verwandten 


wegen ſeines kuͤnftigen ehrlichen Fortkommens Ruͤckſprache au 


halten; auch bleibt es der Obrigkeit unter landesherrlichen : 


| Genchmigung vorbehalten, zu Sicherheit des gemeinen We⸗a 
die erforderlichen Maaßregeln zu treffen, le 7 


. 
’ 


’ F 


\ . 


+ 


I nr. 


343°: Rechtsgelahrheit. 


nen obrigkeitlichen Vorſchriften eine engere Einſchraͤnkung fel« 
ner Freyheit nothwendig machen ſollte. XIII. Eine aus 


fuͤhrliche Abhandlung, daß nach deutſchen Rechten ein Geid⸗ 


anleiher den ſechſten Zinsthaler nicht fordern; der Schuld⸗ 
ner aber den bezahlten ſechſten Zinsthaler mittelft der ſoge 


nannten Staffelrechnung vom Hauptſtuhle kuͤrzen koͤnne; daß 


das verzinsliche und das unverzinsliche Anlehen nach roͤmi⸗ 
ſchem Rechte unterſchiedene Geſchaͤffte, jenes ſtricti iuris, die⸗ 
ſes bonae, fidei war, fünnen wir nicht glauben; ſondern jenes 
war nur mit einer Stipulation oder einem pacto adiecto ver⸗ 


“ Kunden. Die Geſchichte des deutſchen Rechts hieruͤber iſt gruͤnd⸗ 


Hd) ausgefuͤhrt; nur aber zu wenige Ruͤckſicht auf den Suͤl⸗ 


tenkontrakt genommen, XIV. Eine Affeturanzklage wegen 


eines ganzen Schiffs betreffend. XV. Weber die Ausmittes 
kung des Schadens in einer Aſſecuranzſache; weder zugleich 
vom Beweiſe der Obſervanzen. Merfwärdig und nach fehr 
eichtigen und aefunden Srundfägen ift der XVI. Fall ausge 


führt, deſſen Reſultat dahin geht, daß nicht die bloße Au 


ferung einer von der Kirche abtveihenden Meinung Bey Pers 
ſonen, welche nicht zugleich Kirchenlehrer find, zum Segen« 
ſtande einer gerichtlichen Untetſuchung gemacht; aber Secten⸗ 


ftiftung, welche dem Staate mit Unruhe droht, und Oottes⸗ 


laͤſterung, weiche als Beleidigung der Gott verehrenden Ge⸗ 
meinde und Störung, des Ghortespienftes betrachtet werden 
kann, als Verbrechen zur Unterſuchung gezogen werden koͤn⸗ 
ne. XVII. u. bee 1. ult. C. de fdeicomm. XVII; 
Eine Sponſalie | 

he bey Haͤndeln zwiſchen Studenten und Officleren vorgefals 
fen! iſt; wobey ſowohl das Faktum gründlich entwickelt, als 


auch manche Rechtsfragen ‚ beſondets das Corpus delicti und 
Bas Verfahren betreffend, erläutert werdens und der hoͤchſt 


wahrfcheinfiche Thärer mie ſechsjaͤhrigem Feſtungsarreſt Bes 


aft wird. XX. Ein mit gewaltfamem Einbrechen von Va⸗ 


ganten begangener Diebſtahl; warum er in der Aufſchrift 
merkwürdig heiße, ift nicht abzuſehen; es wird erfannt ; 


daß der Inhaftirte mit fünfjäßriger Juchthausarbeit nach vorz' 


Bergehender ſchmerzlicher, jedoch feiner Geſundheit unſchaͤdli⸗ 


Ger öffentlicher Zuͤchtigung durch die Hand des Gerichtedie⸗ 


nch nicht ehrlich näßren, ober dutch Werfegung der efilte 


age. XIX. Ein Fall einer Todtung, wel⸗ 


> 


ners oder Zuchtenechts zu beſtrafen, auch derſeibe nach auss 


Seftandener Strafe nicht cher zu entlaſſen ſeye, als bis der 


ernftliche Vor ehrlich zu naͤhren, und bie et und 
| | ſab, — ee 


— 


— 


ae ee 04 
Rechtsgelahrhelt. 3423 

eſſe, wie dieſes geſchehen koͤnne, mie Wahrſcheinlichkeit er⸗ 
hellet. XXI. Vom Erwerb ber Dienſtbarkeitsrechte durch 
Beſitz, beſonders vom Unterſchiede der ſerritutum continna- 
zum und diſcontinuarum; es wird behauptet, daß dieſer Un⸗ 
terſchied weder in dem römifchen Rechte gegründet, noch das 
durch, daß er nach der. Praris des Reichskammergerichts bes 
obachtet wird, zu einem gefeßlichen Anfehen gelangt feye, ale 
wozu ein SCtum Camerale gehöre; daß auch bie fogenannse 
unfuͤrdenkliche Verjaͤhrung keine wahre Verjaͤhrung ſeye. 
XXII. Ueber den Unterſchied zwiſchen dem aͤltern und nenern 
Wege⸗Gelde; das erſte iſt eine wahre Steuer, und der 
Grund der Verbindlichkeit zu deflen Entrichtung liegt. weder 
in der Benutzung, noch. in der Beſchaffenheit der Straße; 
das letztere aber iſt ein Entſchaͤdigungebeytrag für den Ems 
pfänger, wegen des von ihm auf die Errichtung, Erhaltung 
und Befferung-des Weges gemachten Aufwand; es wird Tüg 
die Benugung bes verbefterten Wegs entrichtet,_und fang - 


"nicht nach den Srundfägen des Beſteurungsrechts und ber 


Steuerpflichtigkeit beisctheilt werden, und ift daher viel mehr 
als das erfte begänftige} gleichwohl wird, ber Verf. zugeben, 
daß auch das neue Weggeld nicht nach Belieben srhöhet wen 
den kann; fondern feine Bränzen haben muß. XXIIL Hier 
wird wider den Mörder feiner Ehefrau die Strafe des Rads 
von Rechtswegen erfaunt, und die Zweifel wegen eines ge⸗ 
ſchehenen Widerrufs des Bekenntniſſes und der Melancholie 


des Thäters werden fehe gut geloͤſtt. Durch zwey Etkennt⸗ 


niſſe alſo fliege es. nun am Tage, daß Hert Kl. nicht 
allen. Erkenntniffen auf Todesfkrafe auswe 
nw | | 


Emb. 


D. Fal..Frid. Malblanc, Prof. Tubing. Confpectus 
zei iudiciariae romano - germanicae. Norimb, 
et Altdorf., fumtibus Monath et Kufsler. 1797; ° 

. XXIV und 516 ©. gr, 8. 1ER. 20 8æ. 


Der gelehtte Herr Verf. Hat ſich durch dieſe Arbeit, die nie. 
allen denen, welche über die praftifche Materie bes deutſchen 


VGerichtsweſens Überhaupt, nnd befonders der Jurispiktion 
| Ä = | einen 


344 Rethtsgelahrbele 
mm vollſtaͤndigen Abriß, der dieſe Materle Im geordneten 
BZuſammenhange mit Hinſicht auf das in nenern Zeiten von 
Den verſchiedenen Schrififtellern darüber Beygebrachte dei 
Ktellt, zu baden wänfhen; ‚mit Grunde empfehlen tönnen, 
ein neues Verdienſt um unſre Wiſſenſchaft erworben, Sie 
iſt nach der in der Vorrede zum erften Theile feiner Anlei 
zung zur Kenntniß der deutſchen Xrichs » und Pros 
vinzial, Berichts » und Bansleyvesfaflung und Praris 
utworfenen Idee und Meihode verfaßt, und lediglich za 
akademiſchen Voriefungen beftimmt; aus welchem Gefichts⸗ 
wunkte fie denn nuch zu beurtheilen iſt. Seine Abſicht dabed 
nieht er ſelbſt in der Vorrede ſo an: „Duplex nimirum pro» 
Poſitam fuit, primum, ur flarum iudiciarium accuratiny 
Millinggerem a procellu, egque ipfo.amplifimum hoc ſto- 
ziam fablevrem; deinde, ut zei iudiciarise Communig, 


 , %erriterielis er imperialis doßtrinas, a plerisque ſeriptori 


vbus recentioribus plane feparatss et disiectas iterum colli+ 
gerem er copularem, unaque lerie exhiberem.“ 


. Um bie ſyſtematiſche Ordnung, in der dieſes Werk em⸗ 
. woorfen iſt, und die Reichhaltigkeit deſſelben zu zeigen, wel» 
Ten wir unfern Leſern einen Hauptabriß des Inhales geb 
und diefem, jo viel es und der Raum verftattet, einige der 

merkungen in Anfehung einzelner Oaͤtze folgen laſſen. 


/ 
Das Vnch zerfällt In 4 Hauptabſchnitte. Den Anfang 
macht Hifkoria rei ludiclarias romano -germänisae. In 
Wenigem viel Gehalt. und Beweis einer nicht gemeinen Ber 
leſenheit. Se. II. begreift generatia de re iudiciaria, my 
zwar de iorisdictione generatim, mo befonders die verſchle⸗ 
denen Arten derfelben vollſtaͤndig angeführt toerden,, de indı- 
ciis und de foro, Se&. III, Handelt ds re indiciaria ter- 
„ritoriai, und zwar zuerſt im Allgemeinen, biernächft de Of- 
RKeialihus er Dicafteriis iuftitiae sdminilirandae deflinatit 


und dann de relatione iudicior. territorial. erga Iurisdi&tio- 


nem indidor. Imp. @in befonders leſenswerther Abſchnitt. 
sed, IV. endlich de re indiciaria imperiahi, und zwar de 
jurisdi&tiofie imperiali er fummorum kmp. Tribunalium, 
de ftatu perfonsli er collegisli fummor. Imp. Tribuns- 
lium , und de fuprema infpe&tione Imperstöris et Statuum 
in rem iodiciariam Imp. Was den Zuftand der hoͤchſten 

Reichsgerichte betrifft, den der Verf, hier nach fein Plans 
i | 4 , . ’ nur 


> 


S 


00 Hashesgelaßrheie. © 345 
ame kaͤtzich entworfen hat: ſo verweiſt er auf ſein oben an⸗ 


* 


gefuͤhrtes größeres Merk als Kommentar darüber. 

3 Außer den bey jeder einzelnen Materie in den Noten 
angeführten Schriftftelleen, bat der Verf. bey jedem Abs 
ſchnitte die Literatur mit Auswahl bepgebradht. u 


Das am Ende des ten $. von der Methode der älteren 
sbmilchen Rechtsgelehrten, ihren Schülern den jurifiifchen Un⸗ 


terricht zu ertheilen, angeführte, gehört wohl eigentlich nicht 


hierher; wenigſtens haͤtte es befler in eine Note, als in - 
ben 3 feibft gepaßt, der von den Beyſitzern der Prätoren 
nde ... } R f FE, 


In ·Anſehung der elgentlihen Bedeutung des meri im⸗ 
perii ſagt der Verf. im 6 3ſten F. Merum vocatur.non ex 
eo, quafi caufae cognitio in eo defuerit, fed potins eam 
‘ob rationem, quod iurisdictioni ordinariae non cohaereat ; 
fed cum origine quaeftionum publicatum a fpeciali-populi, ° 
et poftea Imperatosum concefhone defcenderit, aut quod 
füb Imperatoribas, quo sevo hoc vocabulum demum 0c> 
currit, abolita priftina iudicioram publicorum forma, ma-: 
iftratus maiores, eo praediti, nempe Praeſecti Vıbi, 
raetorio, Proconfnies, Praefides provinciarum, ipfi, aut _ 
per ſuos vicarios, iudicibus'non adleitis, Cognoverint, fen- 


crentias tuleriht, easque execurioni mandaverint;® welche 


letztere Conjektur ihm die wahrſcheinlichſte fcheint. 
Sm$. 13. führt der Verſ. die verfchiedenen Melnun⸗ 


= gen über den Urſprung und Grund der Patrimonial⸗FJuris⸗ 


diktion an, und fchließt init der feinigens „Sed quidguid 
ftatuatur, ſundamentum iuris generale nullibi, nifi in; 
ipfo fummo Reipublicae Imperio quaeri poteft, unde ı) 


“ es non’praelumitur, fed legitime probanda; =) ad re-. 


gulas concellionis et obfervantiae limitata eft, et 3.) Po- 
teftati territoriali femper fubordinata manet.“ 


WVemerkenswerth IfE, mas der Verf. im .söften $. über 
die Anwendung -des Begriffs der Criminal⸗Sachen, nach⸗ 


j dem er diefen nach dem rümifchen, deurfchen , .und dem aus 


beyden gemiſchten Rechte angegeben hat, ſagt: „Cum vero 
ea iurjs mixtura oceaſionem dederit innumeris controver- 
fiis, quae ab eo .tempore linter pofleflores iurisdi&tionis 
civilis et criminalis enatae [unt, ita in-applisatione-con. - 

B. A. D. V. LVI. V. a. St. Vo Seſt. 3 cptue 


‘ 


gaß . Rechtsgelahrheit. 


ceptus caufarum criminalium ‚ quo aut ex iure germanico 
puro aut mixto definiuntur, primario inveltiganda funt 
pacta, leges er confuerudines particulares atque analogia, 
quibus deficientibus in caufis dubiis fortior militare vide- 
tur praelumtio pro ampliore cauſarum criminalium com- 
plexu ex iure fomano, ubi nempe de relatione diverfo- 
sum iudiciorum territorialium fermo eft, magis autem 
ro fenfu iuris germanici tum praecipue, fi agitur de.fini- 
* iurisdictionis eriminalis regundis, quae comperit ex- 
traneo per modum ſerritutis iuris publici in alieno terri- 
torio, aut fi lis agitur inter iudicia territorialia perſonalia 
et realia.“ 
6. 105, Bey der Eintheitung der Jurisdiktion in ge- 
neralem et pärticularem fant bee Verf. von ben verfchiedes 
nen Arten der leßtern: „Quamris autem diverla fir ori- 
ginis, unde derivantur, ratio“ hiftorica, fundamentum, 
. tamen.eorum legale unice deduci poteft ex Imperio ſum- 
mo in re publica, eiusque condeflionibus expieflis et- ta- 
eitis,. quo ipfo conciliandae funt diverlae Pragmaticorum 
fententiae, quomım alii omnes iurisdidionis Ipecies ex 
Imperio desivant; alii vero duplex fundamentum quae-- 
song, unum in Imperio et alterum in diverfa dominii _ 
indole,*. | — J 
Ueber die prorogationem ſori aͤußert et folgende Mei⸗ 
nungen: $.ı51. „Forum incompetens prorogare poſſunt 
jure rom. quoque illi, qui foro privilegieto gaudent. — 
Cum vero hodie fori privilegia non fingulis, fed integris 
ordinibus concefla putentur, ita fingulis clericis, militi- 
bus, ftudiofis aliisque privilegiatis tale prorogandi arbi- 
trium apud nos non permittendum.®,. $. 153. „Hodie, 
cumin Germania iudicia territorialia ſubordinata ſunt fu- 
premae Imperatoris iurisditioni omnium communi, fub 
. Jisdem limitibus (152), ftatuitur prorogandi facultas, 
non folum in iudices incompetentes perfonales et reales 
intra provinciam, fed et in extraneos, (letzteres duͤrfte 
doch vielen gegründeten Zweifeln ‚unterworfen feyn) modo id 
fiat. pacto partium antecedente expreflo aut ex reconvep-. 
tione. Idem zamen non flatuendum eft ex confenlu fub- 
feguente feu tacito, quilinterponitur poft citationem ille- 
gitimgm lpontanen litis conteftarione.* — J 


! 


Rechtsgelahrheit. 347 


. In dem S. 167, der reliqua fora particularia ex di- 
verſis iurisdictionis ſpeciebus in ſich faßt, führt dee Verf. 
unter den Beyſpielen auch forum aulicam mit an, welches 
Doch richtiget und uͤbereinſtimmender $. 130, mo iurisdictio 


aulica inter ſpecies iurisdictionis privilegiatae aufgefuͤhrt 
wird, in den folgenden 198ſten $., der von dem foro pri- 


vilegiato handelt, nehört hätte. Auch würden wir die Stel⸗ 
le im $. 167: „quibus et accenfendum forum fuperius, 


: quo ex generali fere Germaniae confuerudine fruuntur 


Confiliarii et Offiiales Principum, Nobiles Landſaſſii, Cor- 
poraque, quatenus iure Schriftfafliarus gaudent, ita, ut, 
ubicungue domiciliam in provincia habeant, tamen non 
niſi in curiis fuperioribus conveniantur,“ gleichfalls in den 
- folgenden $. 168, oder auch den $. 169 geruͤckt haben,“ da dieß 
forum doch wirklich mehr. tie ein privilegiarum oder extra- 
erdinarium, als tie ein particulare zu betrachten iſt. 


Uebrigens bringe der Verf. fehr richtig foftematifch 9. 


169 u.f. das forum 1) perfonarum milerabilium; 2) ex, 
cauſa protraltae vel denegatae iuſtitiae; 3.) ob recufatio- 


nem indicii ordinarii; 4) ob iurisdiflionem iudicum in- 

feriorum litigiofam; 5) ob continentiam caufae, unter 

die befondere Rubrik: Fori extraordinarii Species, welches 
unffe ganze Beyſtimmung bat. 


Den Proceß ſelbſt, den der Verf. nach feiner oben ans 
gegebenen Abfiht ganz von ber Hier vorgetragenen Theorie 
Des Gerichtsweſens trennet, ‚verfpricht et bey Muße auf glei⸗ 
“che Art zu.bearbeiten. Wer wird mit uns einen folden 


Schriftſteller nicht beym Worte halten, und ihm zu Diefer Ars _ 


Belt von ganzem Kerzen Muße wuͤnſchen! 


Geſchichte des Troͤbels mit. den evangelifhen Dfare - 


4 


ren im Bisthum Hildesheim und des Simonie⸗ 
Eides, von ber im “jahre 1643 erfolgten Reſti⸗ 
tution des Stifts bis auf jeßige Zeit. Won’ eie 
nem Hildesheimifhen Buͤrger. Wahrlich, wahr 

. Sich, ich fage euch, wer nicht zur Thür hineingehet 
. Inden Schaafftall; ar aa andersimo bin 
— 2 ein, 


| 


x 


r 


348. Rechtsgelahrheit. 
ein, der iſt ein Dieb und ein Moͤrder. oh, 10. 


V. I. Deutſchland. 1797. 96 S. 8. 6%. 


De ungenannte Verf. diefer, dem Andenken des wahren 


elmanns, "der unermüder für Hildesheimiſche Freyheit 
firitt, des edlen Ritters, Ebrikopb von Wrißberg, zus 
geeigneten Schrift, eifert hier, wie wir es ihm zutrauen wol⸗ 
ten, aus patrigtifchen Abfichten, gegen den leidigen Handel, 


welcher in feinem Vaterlande, in welchem, mie er fagt, mad 
“nicht mit Untecht bie proteftantifchen Volkslehrer als ein 
. Bregcorps betrachten Eonne, wo jeder, der bey regulirten 


Truppen abgewielen wird, Dienfte erhalten kann, mit den 


proteſtantiſchen Pfarren, von den römifchs katholifchen, und - 


nach ihrem Beyſpiele, ſelbſt auch von proteflantifchen eigene 


nuͤtzigen Patronen getrieben wird. tim hierüber landkundige 


Thathandlungen aufzuftellen,, liefert en eine pragmatifche Ge⸗ 
fchichte des Trödel mir Stellen öffentlicher Volkslehrer in 
dem Bisthume Hildesheim, und zeigt durch beygebrachte 
Atktenſtuͤcke, was daräber, ſowohl in Altern als neuern Zels 
: ten, zwiſchen der bifhöflichen Regierung und den evangeliſchen 


Ständen verhandelt worden; tie auch, daß die Pfarrfrämes 
sep oder ſogenannte Simonle In dem Bischume Hliidesheim 
allerdings .gefelich verboten Ten. Zuletzt gebt er noch die Fol⸗ 


.. gen und Nachrheile diefes Mißbrauchs für den ganzen Staat - 


durch , wobey er ih nebenzu über die fchlechte Beſchaffenheit 


- — Landſchulen und das Druͤckende der Stolgebuͤhren ver⸗ 
breitet. Br — 


Wenn es wirklich wahr und gegruͤndet iſt/ mad man 


bier lieſt, S. 60 „daß unter der Regierung Clement Augufts 


. der Hofagent, Jude Oppenheimer,, mit den bifchoflichen Pfar⸗ 


ren nad) feinem Gefallen ſchacherte, da ihm: folche zu einem 


er aim Preiſe eingefege warenz“. ©. 64 „daß unter dem 


) 


etzigen Fuͤrſt⸗Biſchofe bie neuere Vorftelung der. proteſtan⸗ 
tiſchen Stände: nicht einmal einer Antwort gewuͤrdiget wur⸗ 
de;“ ©. 92 „daß es uͤberall befannt iſt, daß die meiſten 


Pfarren Im Hildesheimifchen-sffentlich verkaufe werben; daß 
es von jeher. Leute gegeben hat, die ein eigenes Gewerbe dar⸗ 
aus machen, Matler und Unterhändler zu ſeyn; daß die 
Pfarren ˖ mit Jedem Sabre — gleich den Pachtungen — im 


‚Preife Reigen, daß jetzt beynahe nie mehr von ar 
| er re J fon 


J 


— 


Reechtsgelahrheit. 349 


ſondern von Tauſenden die Rede iſt: oder die Pfarre müßte 
: fo wenig einttagen, daß es unmöglich wäre, mehr als das . 
bloße Vrodt zu gewinnen ; daß man ſicher darauf rechnen Fan, 
man babe wohlfeil gekauft, mern man fo viel bejablt, als - 
Die Pfarre in drey Jahren einträgt, da mehrere Patronen . 


den Jährigen Ertrag vier, fünf, auch mehrfach hinnehmen;“ 


daß der Verf. nach ©. 91 eine Rechnung, die er Über die 


Summen führe, ‚welche jeder jet lebende Prediger für die 


Mräfentation bezahle hat, in feinem Pulte har, die er erfors 


Berlichen Falls dem Publikum vorzulegen erbötig ik: — dann 


iſt es freylich dem Bürger eines ſolchen Landes nicht zu ver⸗ 


argen, wenn er gegen ſolche Staatsgebrechen mit Freymuͤ⸗— 
‚ thigkeit- laut feine Stimme vor dem tichtenden Publifum ers 
Gebe, die, wenn fie auf nicht ſogleich augenſcheinlich fruch⸗ 
tet, bach immer ein Wort zu ſeiner Zeit geredet, und ein gut 
gemeintes Scherflein der guten Sache dargebracht bleibt, wo⸗ 


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- 6% 


von man; die Wirkung der Folgezeit mit Vertrauen oͤberlaſ⸗ 


” ‚fen muß. “ 


> 


Bir find In, bleſer Sache bloß Referenten geweſen; da 


‚wir als vollig Ununterrichtete nicht wiſſen koͤnnen, in wie⸗ 


fern die hier aufgeſtellten Thatſachen etwa zu einſeitig vorge⸗ 


tragen, und wirklich wahr ſind; wie wir denn dagegen aus 
Achtung für das tegre Jahrzehend des fogenannten philoſo⸗ 
phiſchen und aufgellärten Zahrhunderts einiges Mißtrauen 
hegen muͤſſen. Uebrigens bemerken wir nach, daß der Verf. 


. feine Eprpekterationen zwar nachdruͤcklich und mit Märme, 


aker doch. mit aller, bey einer Jolchen Sache, ubi difficile eft 
non iraſci, zu verlangenden Mäfigung vorgetragen bat. 


I 


Arzneygelahrhe it. J 


Die neueflen Eütdeckungen und Erläuterungen aus 


der Arzneykunde, fyftematifch ı dargefiellt von 
Fried, Ladw. Auguſtiu. Erfior Jahrgang. 
1798. Berlin, bey Schöne, 1799, 548 ©. gr. 8. 
ı1M. 12 | | | 


S 


ax. < Hw, 
# . 6 — 
— 


Bu. 





- 


35a | Arzneygelahrheit. 


Die Atzneywiſſenſchaft, als eine Etfabrungswiſſenſchaft, 
‚wird nie vollkommen, aber immer vervollkommneter; fie gebt 
mit den Entdeckungen in dep Chemie, Phyſik, und den übels 
gen Ziveigen der Naturſorſchung immer gleichen Schritt. Ein 
Arzt, welcher nur einigermanßen hinter feinem Zeitalter zus 
ruͤckbleibt, wird niche nur altmodiſch; fondern er verliert auch 
an wirklichem innern Werthe. Es iſt daher durchaus noth⸗ 
wendig, Daß jeder, aud der bloße Praktiker, fihb um dem 


= 


Gang und Stand feiner Kunft, im Verhäleniffe zu den uͤbri-⸗ 


gen Wiſſenſchaften, befüimmere, wenn ihn das Wohl der 
Kunſt felbft und feiner Kranken wahrhaft am Herzen liegt, 
Aus diefem Grunde gab ſchon der verdiente Herr Geſner vor 
mehrern Jahren ein ähnlihes Werk heraus. Gegenwärtig 
ift etwas der. Art in Buſch Almanach der Erfindungen, 
von Herrn Hecker ju Erfurt. bearbeitet, enthalten. Ohne 
Zweifel haben diefe Sammlungen ihren Nutzen; zumat wenn 
fie ſich allein oder hauptfaͤchlich auf die Dereicherungen erſtre⸗ 
den, welche die Praxis betreffen. Und dann iſt weiter nichts 
nöthig, als eine nackte Darftellung der Umſtaͤnde, unter 
denen ein Mittel," oder eine. ganze Methode. den gerübmten 
Mugen haben fol und Bann. Der Verf. mag Übrigens eis 
nem, oder keinem, oder welhem Syfteme immer zugethan 
ſeyn: fo wird ein Arge, der nur nicht gar zu Furzfichtig iſt, 
leicht erkennen, von welchen Umftänden eigentlich die Rede 
fey. Anders iſt es mit den fogenannten theoretifchen Berei⸗ 
derungen und Entdeckungen. Diefe Haben felten einigen 
Nutzen, da die Verf. fo felteh das nullius addictus beobach⸗ 
ten und beobachten können, Die Darftellung der neuen Leh⸗ 
ven ſelbſt wird alfo immer mehr oder weniger einfeitig und 
mangelhaft feyn, die Auseinanderfebung des Wahren und 
Müplichen derfelben immer mager, und bie ganze Beutthei⸗ 
lung ſehr relativ ausfallen. Wir Hätten, nach diefen Prämife, 
fen, alfo lieber eine kurze, buͤndige Erzählung alles faktiſch 
Neuen, Nachricht von den (vermeinten) Entdeckungen in 
der praktiſchen Medicin gewuͤnſcht. Das würde zwar fein 


fo dickes, aber ein nüslicheres Buch gegeben haben; zumal. 
wenn der Verf. die gelieferten Beobachtungen mie den felnts- 


gen oder andern verglichen, und auf Diele oder jene hingewie⸗ 
fen hätte. Statt deſſen haben wir bier ein Chaos von wah⸗ 
ren und falfhen, hypothetiſchen und theoretifhen Saͤtzen, 
Widerſpruͤchen, Paradorien ıc.. aus zehn Journalen und hun⸗ 
dert Duͤchern ausgefchriehen, welches nur wenig u 

| at. 


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hat. Wie und men foll es intereffiten, wenn man ©. 8. 
dieft, daß Here Kletten fo unbefonnen if, jedes Syſtem in 
der A. W. zu verwerfen, und jeden zu tabeln, welcher den 
Hippokrates nicht für das alleinige, - ſomboliſche Buch erkläs 
get, ©. 9. die alltäglichfien Bemerfungen aus Cabanis, ©. 
20 aus Tappel, und das abgeſchmackte Savoir faire von 
Schweidbard angeführt findet ? Dapin gehört ferner, mas 
®. 14 ff. von den Beſtandtheilen des m. K. angeführt wirds 
S. 16. das Urtheil über die anatomifche Tromenklatur. In⸗ 
Eonfequent iſts, wenn der Verf. an einigen Drten, z. B. ©. 


Arzneygelahrpeit. 351 


⸗ 


43, 53, 63. eigene Urtheile beyſuͤgt, und fie noch oͤfterer 


weglaͤßt. Noch weniger gehoͤren die Veritrungen des Herrn 


von Eckartshauſen hierher, die noch dazu ganz unvollſtaͤndig 
erzaͤhlt worden ſind. Unter die Muſter guter Volksſchriften 


find ©. 136 f. verſchiedene gerechnet, die wir nicht empfehley 


wuͤrden. Herr Joͤrdens S. 149. iſt nicht Profeſſor, Here 
Starke (der Ältere) S. 156. nicht Vater, ſondern Oheim 
des juͤngern. &. 150. find Pillen von Hufeland angege⸗ 
ben, welche die Konceptionskraft berftellen follen; find fie 


ſpecifiſch, oder wie kommt eine fo geroopnlihe Miſchung fonf 


zu der Ehre, ihler unter den neueften Entdeckungen aufges 
führt zu werden? ©. ı53 ſteht: Seitdem Sacombe die 
Vollendung der Geburt jedesmal den Naturkräften zu uͤber / 
laſſen empfahl, find auch mebrere Deutſche groͤßtentheils 
diefer Meinung. ©. ı58. kammt fogar die Salzburger Hehe 
-ammentlatfcherey zum Borfhein! S. 166. fteht die neue 
Entdedung, daB P. Franco 1561 zuerft Bußgeburten zu mas 
en lehrte. . Die &. 163 ff. angegebenen Steinfchen Ger 
burtsinfteumente gehoͤren auch nicht zu den neueſten Entdes 
dungen. Nah ©. 167. haben Klees und Wendelſtaͤdt (zus 


‘ 


erft?) die Pflicht der Selbſtſtillung vorgeftellt (vorher alfo 


Miemand?) Auch wird dafelbft dag elende Rothſche Buch 
von der Onanie citirt. &. 292. meint Herr A. unter den 
Beurtheilungen des Browuſchen Syſtems verdiene vorzügs 
lich die Girtannerſche empfohlen zu werben, da doch nur 


Eine Stimme über das Schiefe derfelben herrſcht. S. 314. 


wird viel zu günftig von dem ‘Plaglate der Pharmacologia brow«- . 


niana genrtheilt. ©. 324. wird die Heilfamkeit des Sauer» 
ſtoffgas durch die Krankheit R. Frieder. With. II. bewielen, 

obfehon der bobe Todesfall am ıöten November darauf: 
erfolgte. Die Materia chirurgica ift fehr mager ausgeſal⸗ 


len; ohnerachtet auch Hier manche Bereicherung aufzufinden 
| u | 34 . gewe⸗ 


J 


352. Arzneygelahrheit. | 
geweſen ſeyn duͤrfte. ©. 371. ſteht eine Anmerkung aus ber 


Mraris des Verf. die gar keinen Werth hat, wo ein Arzt eie 
“ne haemorrhiagia putrida für ein ſalutare eonamen naturae 


erklärte. Unintereffane ſind gleichergeftalt ©. 379. die Joͤr⸗ 


densfche Behandlung des Katarrhes; ©. 389. das Ausftreis 
hen des Nabeiltranges ,. bie Rofenfteinfhen Pillen, &. 398. 
die Loderfchen Umfchläge von Kamillen und Hollunderblürhen 


gegen angelaufene Parotiden; &. «09. die Todefche Hypes . 
thefe vom Gichtſtoffe der Hypochondrie, die Hoffmannfche Enfte 


ſaugekux; &. 419, die. Werihoffiche Mayime von der 
Theorie und Heilung der Epilepſie; &. 434. die Mifhung 
des Herrn Kauſch gegen Wafferfucht, ans Sennesblaͤttern Pos 
meranzenfchalen und Kümmel; S. 445 die abgeſchmackte 
Sieboldſche Miſchung aus Aethiops mineralis und antimo- 


nialis aa. — Auch gehören fo manche noſologiſche Kranke 
‚heitseintheilungen und daranf gegründete Kurregeln, 3. B. 


bey der Hartboͤrigkeit (ſchwerem Gehör). nicht in vie 


Sphaͤre dieſes Buches. Wir finden das ja in jedem praftis 
fhem Handbuche. Endlich Ift auch manches angegeben, von 
welchem alsbald binzugefüge wird, daß es nicht neu ſey; 
warum ſteht es da? z. E. S. 490. Liffmanns Abhandl. 
ensbälc nichts Lieues von Wichtigkeit! 


— 


Was muͤſſen wir bey den jetzigen Bemühungen ceule 


feher Aerzte, bie gänzliche Ausrottung der Blat—⸗ 
tern vorzubereiten, zur Mitwirkung thun? Al⸗ 
len, die es mit der Sache der Menſchheit gue 


meinen, gewidmet von Chr. Heinr. Sant. Gera, 


bey Ilgen. 1799. 46 S. Re 


De tee & 
Wir muͤſſen für die allgemeinere Verbreitung faßlicher und 
richtiger Begriffe über did. Matur und Mierhellungsart der 
Blattern forgen und fleißig impfen: das iſt die Antivort in 
dieſem Schriftben, das befler gemeint, ale gründlich ges 
fchrieben iſt. Unter andern. ift die Fähigkeit des Pockengif⸗ 
tes, nur in Eoncentricter Geſtalt anzuſtecken, fehr problemas 
tiſch, und von Keren J. felbft zum Theil S. 8. 10. wider⸗ 
rufen. ‚Anlage, ©. 10. iſt etwas anders, als Receptivitaͤt, 
Empfaͤnglichkeit; fo wie es. nicht ganz richtig iſt, ae 
; j | Faͤhig⸗ 


N. 
" % 


4 


Arznepgelaßtheit. 333 
Fahigkeit, angeſteckt zu werden, von unendlichen Urfachen, 
die Ihren rund in und außerdem Körper haben, bewirkt 
werde, und daß Hierin allein das Epidemiſche und der Charak⸗ 
ter der Epidemie feinen Grund Gabe. Auch. ift es fo fo, wenn 


©. 15 Hefagt wird: Man fand den Srund der Gutartig⸗ 
keit im den guͤnſtigen, der Bobartigkeit in den unguͤnſtigen 


mſtaͤnden, unter welchen das Gift in ben Körper dringt: 


Dabey führe Herr J. fort: nes ſey nicht vorher zu beſtim⸗ 
men, 0b Jemand unter günftigen oder ungähfligen Umſtaͤn⸗ 
‚ben werde ergriffen werden; man müfle es alfo fuchen, unter - 
den gänftigen Umfländen und auf dem unfchädtichiten Wege 
einzubringen.“ Was beißen, und woran erkennt man die 
guͤnſtigen Umflände ? Das Ausfehen, der fcheinbar geſunde 
Zuftand mache es nicht aus; denn bie ſcheinbar gefundeften 
Kinder bekommen oft die meiften und uͤbelſten Pocken. Die 


Witterung und Rrantheitsfonftiturion auch nichts benn mie 


2 unter übeln Pocken findet man die fchbnften. Der uns 
aͤdlichſte Weg foll die Haut fenn; aber. in Sina läßt man 
das Gift ſchnupfen, in Bengalen giebt man es gu eflen, und 
aud mit gutem Erfolge. Neu iſt uns der Ausbruck geweſen, 
daß. die Krankheiten, welche von den Jahreszeiten erzeugt 
werden, fo lange fle gelinde find, Anunen; find fie Heftig, 
bigige Krankheiten genannt’ würden. - Kerr Stasfe zu 
Jena empfiehlt‘ als die befte Beie zu impfen, trockne Wins 
‚terkälte. Selten. wird man-finden „daß ganz junge Kinder, 
DB. von 6 — 10 Wochen, übel blatterns aber impfen wer⸗ 
“de ich nie-wieder einen Säugling. Dis jegt kann man freys 
tih keinen vermänftigern Grund der Gutartigkeit kuͤnſtlicher 
‚ Moden vor natürlichen angeben, ats die Örtliche Bearbeitung 

bes Giftes. \s 27 ſteht, daß fich die Aerzte bey der Im⸗ 
pfung nicht am Alter, Jahreczeit, Gefundheitsbefchaffenheie. - 
und herrſchenden Kranfheitscharafter Lehren möchten, und 
im vorigen wurbde Das alles empfohlen. S. 28. Die Wahl 
des Giftes macht es auch nicht Allein, ba man in Holland mie 
dem bösartigften ©tfte gute, Boden machte. Der Rec. bat 
jetzt vorm beften Gifte äble kuͤnſtliche Boden befommen, Die 
Lebensordnung muß nach der Ankage modificirt werden. Arz⸗ 
neyen kann man fo fange nicht geben, als man, nicht weiß, 
welchen Bang die Krankheit nehmen werde. Der Grund 
S. 34 daß die andere Anſteckung "nicht haftet, wenn ſchon 
eine vorausgegangen iſt; liegt mehr In dem fpecififchen fie - 
ken, ats im größern Reiz — liegt die Schuld "2 
| 4 * 


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954 - Arzneygelahrheit 


nicht immer im der Behandlung, wenn Nachkrankheiten, 
Furunkeln ꝛe. kommen. S. 41 wird die Impfung außer 
der Epidemie für unerlaubt gehalten; dadurch fällt aber man⸗ 
cher Vortheil weg, der im vorigen gerühmt wurde. Aehn⸗ 
„liche Widerfpräche und Inkonſequenzen findet man mehrere 
in diefer kleinen Schrift, an welcher Überhaupt die ganze Des 
konomie fehlerhaft, und der Styl en vielen Stellen geziert, 
manche leere Deklamation zu tveitläuftig oder ga: ——— | 
ne ——— zu Eur — iſt. 


| Dr pbiloſophiſche Arzt, von w. N. Welkatd. 
Bee in der Andraifchen Buchhandl. 1798. 
weyter Band. Neue durchaus verbefferte Auf 

lage, 378 Seit. 8 8. ı Re: 16 æ. | 


iefer Band enthält Abhandlungen von ſehr ungleichem 

erthe: 1) über Einbildung, eine gaͤnzliche Umarbei⸗ 
tung deflelben Artikels in den vorigen Auflagen, vol feiner, 
witziger, mit unter auch ſchmutziger Bemerkungen! 2) Vom 
Geiſſe, Genie, Charakter und Temperamente des Pbis 

Iofopben; auch fof ganz neu. 3) Weber. das Blima, 
auch umgearbeitet, mit einigen Seitenblicken auf die Kunſt, 
das m. L. zu verlängern, und mehrern gewagten Behauptun⸗ 
gen bereichert, 3. B. daß ber füdfiche Deutſche mehr Bähig« 
®eiten habe, als der nördliche; daß die Vorzuͤge der nördils 
en literariſchen Deutſchen manchmal von beflerer a. 

Bung, kultivirterer, beſſerer Sprache, vom Hunger, 

fie zum Fleiße antreibe, von ihren literariſchen —— 
dungen und Journaliſtenmeutbereyen, mehrerer Denk⸗ 
und Preßfreyheit herruͤhre — Herr Weikard iſt nicht 
hungrig — denn er ſchreibt ja wenig? — 4) Ueber 
Mittheilung unſrer Kigenfchaften und Handlungen an 
Andere, beſonders von Erbkrankheiten. Herr W. nimmt 
„unter andern auch eine Art von weiblicher Samenfeuchtigkeit 
an. 5) Von den Keidenfcbaften, 6).Vom Aelden« 
abe: Genauer beftimmt, als in den vorigen Ausgaben. 
2) Von feurigen Böpfen. 3) Von Schwärmerey und 
Aufklaͤrung. Die Vortheile, welche S. 248 angegeben 
— um den Vorzug der Refidenzen und großer a zu 
ver⸗ 


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Ardyneygelahrheii. 355 


Univerſitaͤten anſichtig zu machen, ſcheinen ung nicht der Muͤ⸗ 
he werth zu ſeyn. 9) Von den Kennzeichen und naͤch⸗ 
ſten Urfachen feblechafter Empfindungen und einer za 
GBeiftesübungen u:sthchtigen Organifarton. 10) Re⸗ 
fultate von der Erregbarkeit und Erregung, oder vor 
der Aktion uns Reaktion im Safernbaue. Nicht ganz 
richtig {ft eg, wenn gefagtwird: nach Browniſcher Lehre hat 
‚man die Exrregbarfeit verfchleden modificitt, und eine ne 
venertegbarfeit, Muskelerregbarkeit ze. angeriommen; Tone 
dern e8 muß heißen : nad) Franks, des Sjüngern, Lehre. In⸗ 

- dem Brown die Incitabilitaͤt für ein untbeilbares Ganzes 
annimmt, findet jene Modifikation eigentlich gar nicht flatt. 
Mir fehen auch in der Thar nicht ein, was fie für einen 
Nutzen haben fol. . Weberhaupt findet man bey diefem Kapi⸗ 
‚tel nicht diejenige Präcifion, weiche bey neuen, zumal noch 
immer wenig gefannten, und an fich ſchwer zu faflenden Lehr⸗ 
fügen durchaus nothwendig iſt. 11) Von den Tempera« 
menten, Der Streit über die Verichiedenheit der Tempe⸗ 

ramente, meint der. Verf. wäre am Eürzeften entſchieden, ” 

wenn man, wie. die Franzofen, durch Temperament bo 
den Hang zur Wolluſt ausdrüdte. (Und was wäre damit“ 
gervonnen? Bleibt nihe die Sache immer noch ünentſchie⸗ 
den?) 12) Von einigen wichtigen Säften des tb, K. 
Blur, Galle, Samenfeuchtigkeit. Nach unferm Bes 
duͤnken das unwichtigite Kapitel im ganzen Buches; indem. fo« 

.. gar wenig von ben neuern chemifchen Lnterfuchungen vors 

koͤmmt. Uebrigens iſts nicht unangenehm, In, digfem Buche 
‚mehr als in vielen feiner neuern Schriften, Seren W. vor⸗ 
maligen Wis, Unterbaltungsgabe und gefälligen Styl wieder 
zu finden. Ob aber im Ganzen das Werk den Titel, welchen es 
führe, verdiene, Ift eine Frage, über welche wir ung weder 
in Unterſuchung noch Entfcheidung einlaffen wollen. — 


Eduard Jenners — — — Unterſuchungen uͤber 
die Urſachen und Wirkungen der Kuhpocken —— 
aus dem Engliſchen uͤberſetzt, von G. Sr. Ball⸗ 
horn, d. A. W. D. Hannover, bey den Gebr. 

Hahn. 1799. 52 ©, 8. (Mit einer Kupferta⸗ 


a De . 


fl.) 10 æ. 


356° Arzneygelahrheit. 


Die Kubpocken find kein dem Kuhviche eigenthuͤmliches Ue⸗ 
‚bei; ſondern, wie Herr D. Jenner glaubt, eine durch Infek⸗ 
tion, von den Pferden durch die Menſchen auf dieſelben uͤber⸗ 
- getragene endemiſche Krankheit, die nur an ſolchen Orten 
Matt finder, wo man; wie In England, die Able Gewohn⸗ 


J 7 Bett bar, das Kuhvieh von den Pferdefnecdhten mit Haͤn⸗ 


‚den, die von Manken und Strahlen⸗-Geſchwuͤrmaterie ıc. ben 
ſudelt find, füttern und melfen zu laſſen. Indeſſen widerfpriche 
Blefem’ die negative Erfahrung &. VIEL. f. daß, ungeachtet 
die Maucke zu Eheflersbire häufig unter den Pferden herr 
ſche, auch die Knechte zum Melken gebraucht würden, doch 
nie daſelbſt Kuhpocken beobachtet worden. Bis jet kann 
alfo diefe Keankheit als eine urfprängliche und eigene 

Krankbheit betrachter werden ‚' die ſich unter Begänftigung 
ganz eigener und endemifcher Einfläfle, bisweilen bey ihnen, 
wwie Herr J. fast, entwickelt. In Deutſchland iſt diefe 
Krankheit dey dem Aubviebe goͤnzlich unbekannt; zumal 
ſolches bey uns nicht vom maͤnnlichen mit Pferden umge⸗ 
henden; fondern bloß allein nom weiblichen Geſchlechte, 
welches ganz und gar nichts. mit dem Pferdeviehe zu - 
tbun hat, gewartet, gefüttert und gemolfen wird. Auch 

"wird wohl fhwertih ein Landwirth bey uns zugeben, daß 
ein Knecht oder eine Magd mit fo befudelten Händen, 
füttere und melfe, wie in dem, fonft in dee Viehzucht fo bes 
rühmten England, — Bars 


Daß das Eyter von den Waufengefchwären bey 
ferden, wie der Herr Drof. Snvemann im Vorberichte 
. VIIE fagt, von einer ganz eignen Natur fey, ift wahr, 

7 Db aber Übrigens wirklich, durchs Begreifen der mie fol 

chet Materie befubelten Hände, an das Euter der Kühe, eine 
folche Arc Diattern bey demfelßen erregt werden Eünne, und . 
dur die Einimpfung 'diefer Bubblaster: Materie, die 
Menſchen von der Sefahr Dee Anſteckung wahrer Blat⸗ 
tern geſichert; auch bey Inoculation derſeiben bie Sufälle - 
‚und die Befabe weit weniger und geringer, als dey der von 
wahren Blattern zumwellen fey; muß durch fernere Verſu⸗ 
che von Oekonomen, Tbierdesten und Menſchenaͤrz⸗ 
ceen, näher unterfucht und befkätige. werden; und es iſt dieß 
alsdann zu hoffen, wenn einmal Kubblartern = Materie 
‘ aus England — weil bier iu Lande Eeine zu finden iſt — ei 
ben wird. Die Sache koͤmmt nun Immer mehr zur Spra⸗ 


Tu 


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— 


‚ | x . i — | ä = 
des. wie denn ber Herr D. Sybel zu Brandenburg erſt 
"neuerlich, in dee am ’28ften Dftober biefes Jahres gehalten 
nen Verfammlang det märkifchen oͤbonom. Gefellfchaft 


zu Potsdam, daräber eine Vorlefung gehalten hat, deren 


Abdrude man mis Vergnügen nun entgegen ſieht. 


No iſt über dieſe Materie erſchlenen 


Beſchreibung einer Reihe von Kuhpocken⸗Einim⸗ 
pfungen, nebft Bernerfungen und Beobachfungen 

über diefe Krankheit, als Subfticut der Kin⸗ 
derpocken betrachtet, von William Woodville, 
M. D. am Poden » und Inoeulations⸗-Hoſpital 
in London. Aus dem Engliſchen überfege, und 
mit einigen- Anmerkungen und einem Anhange bes 

gleitet, von F. G. Frieſe, der X. K. Doctor — 
‚in Breslau. Breslau, bey Meyer. 1800. 152 


on F Seit. 8. 10 Æ. 


Zi Ueberfegung einer Keibe von Kubpocken⸗ Einim⸗ 
pfungen, wird den deutichen Aerzten gewiß willkommen 
ſeyn, und es iſt das, was der umſtaͤndliche Titel beſagt — wel⸗ 
chen wir daher ganz herſetzten — hinlaͤnglich, ihre Aufmerk⸗ 
ſamkeit zu erregen; fo wie die angebängten Verſuche Deuts 
fcher Aerzte mit Impfung der Rubpoden, nie mins 
der. angenehm ſeyn werden, wie fie ih ©. 144 — ı52 bes 
finden. Da ©. ı52 entfernte Auffchläffe vorkommen, ‚dag 
+ die Kuhpocken auch in Deutfchland ſchon arı den Kuheutern bes 
obachter worden; fo kann Rec. beyfügen, daB er auf verſchle⸗ 
benen Detonomien fie eben. fo bemerket, wie es bier "Heißt: 
Die Kühe hatten näflende Beulen an den Zißen ‘oder Stri- 
chen der-Euter, wurden Eränklich,, verloren — in etwas — 
«die Kreßluft, und gaben- —' auch nur etwas weniger — 
Mid. Mean bat folhes aber nicht fo Koch gehalten, daß. 
- man es für Pocken annahm; weil es allemal glücklich vor⸗ 
über gieng, und fomit ‚beweift, daß die Einimpfudg bey 
Menfhen eben fo dhne-alle Sefahr und Folgen zu unters. 
nehmen fen Den bier verheißenen Verſuchen eines fo anfe . 
mierkſamen Socke in Hannover, und eines Frieſe s in Bres⸗ 


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; 58 - Sci Wiffenſchaften. | 


lau, fehen wir mit Verlangen entgegen, da ber Bockiſchen 
auch An der Flationel» Zeltung dee Deurfchen v. J. 1800, 
©. 34 f. gedacht worden, und Sriele als Ueberſetzet des 
Woodvillefchen Wertes, Verſuche verfprah. Endlich be; 
merken wir mit wenigem , daß auch Sweifel über diefe Die. 
ne in der Allgemeinen Zeitung, S. 1406, zu finden 
ind. z 


| Bl. 
Schöne Wiftenfchaften. 
Die Morgenfeyerr. Ein Geſchenk fuͤr Freunde der 


Natur, von Karl Gieſe. Leipzig, bey Martini. 
190 S. kl. 8. 12 a 


Es giebt vieleicht Feine Dichtunggart, — die Satyre auss 
genonimen — in welcher es uns andre Nationen — vorzüge 
lich Die englifhe — fo fehr zuvorgethan Hätten, und in wel⸗ 
her daher —_für den gluͤcklichen Bearbeiter, ‘mehrere Lor⸗ 
beeren zu brechen wären, — als in der befcbreibenden. — 
Mec. ift weit davon entfernt, bie vortrefflihen Mufter in 


„dieſer Gattung, welche wir in frühern Zeiten dem unfterblis 


chen Haller, fo wie neuerdings Matıhiflon, Voß, Salis und 
einigen andern Bänftlingen der Mufe verbanten, nicht nad 
Ihrem: wahren hohen Werthe zu ſchaͤtzen; es fcheint ihm nur, 
als ob die Linerfchöpflichkeit des Stoffes, und ber Ueberfluß 
an trefflihen WBorbildern , welchen die Werke der alten und 
neuern Dichter andrer Volker darbieten, einer größern Ans 
zahl fih zu ihrem Wortheile auszeichnender und gelungener 
Berſuche In dieſer Gattung hätte das Dafeyn geben follen. 


Die vor uns liegende poetifche Rhapſodle — wit willen 
ihr keinen andern Namen zu geben — wahrſcheinlich die 
Erſtlingsgeburt ihres Merf., verfpriht uns nun wiederum 
Beine Bereicherung biefes Zweiges unfrer poetifhen Literatur. 
— An materieller und formeller Ausdehnung gebricht es ihr 
nicht; denn fie iſt in 363 achtzeilige gereimte Stanzen aus 
gefponnen, und die befchriebenen Segenftände (von denen 
ein großer Theil eben fo bequem am Mittage, als am Morgen 
wahrgenommen werden konnte), find mit. der ———— 

J eit⸗ 





⸗ 


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Schone Wifenfchaften. 359 


Weitſchweifigkeit ins Kleinliche ausgemalt. — Man kann 
dem- Verf. eine ziemliche Leichtigkeit in der Bildung bes Vers⸗ 
daues, und vorzäglich eine große Fertigkeit, auf manche fels 


ten vorfommende Worte Reime aufzufinden, nicht abſpre⸗ 


. hen; möchte er es aber nur mit der Wahl der letztern etwas 

genauer nehmen!. Gleich auf dem erflen Bogen finder, man 

+  Sweige und’ Reiche, — Gebirge und Kirche, — Saͤr⸗ 

ge und Lerche, — erkiefen und genießen, — hHorde 

. und Pförse, — Moos und Schloß, entglübte und Kies 

de, — und weiterhin gar Senfe und Tänze gereime! An 

den feltfamften Anbäufungen von Bildern, an Zufamnienftels 

‚Jungen und Bergleihungen, bey welchen das tertium com- 

parstionis ſchwer zu entdecken ift, fehlt es auch nicht. So 
— leſen wir ©. 11: ars 


Da huͤpft in dem Plantanenlaub, ' 
‚ . Die Spieget » Elfter froh hinan,.. - - 
x Hier tanzt im langen Sonnenftaub, . - 
Ein Muͤckenvolk auf lichtee Bahn. 
Da reiben fi berbaute Fichten . 
Und Weiden längft dem Berg Hinab, 
Und kruͤmmen von den Felſenſchichten, 
Wie Perlentronen ſich herab. | 


Der lange Sonnenftaub — die Weide zwifchen Felſenſchich⸗ 
ten — die Perlentronen — welche barocke Zufammenftefe 
ung! — Damit unfre Leer nicht, auf den Argwohn kom⸗ 
men, als ob diefe Stelle, zum Belege unfers Urtheils, muͤh⸗ 
fam aufgefucht worden: fo fchreiben wir noch eine, wie fie 


, 


uns eben in die Augen fälk, 95; die an abenrheuerlicher Auf. 


bäufung übelgewählter Bilder dreift mit jener toetteifern Kann, 
.133 


Ein Maͤdchen — balſamvolle Ruh 
Spanne ihm, gelagert in dem’ Moos 

Die Eleinen Augenwimper zu, 

Den engen Bufenfchleyer (085 

Die Reize, die im blauen Auge 

Der Schlummernden dem Buͤck entgehn, 

Erheben in dem Wellendaude 


Slch anf der Brut fo boppelt fin. — u 
i : - J | R . Au & 2 


’ 
[ 


360 Schoͤne Wiſſenſchafcen. 


Auch mit ber Sprachrichtigkeit nimmt es un Dichter ſo 
— nicht. Er ſchreibt ©. 130, 3. . ” e. 


ich Höre in meinen Fehlern mich belehrt. 


G. 141. 3. 14 f. . TR 


ih fhaue — 
durch weite Bodenlofe Ritze - 


15 Befprengter Belfen tief hinab. 
8,49. 3.6. “ | 


Er ahndet (ahnet) fie auf jenem Hügel, 
Wo fie junge Neben pflog. — 


GS. 180. 3.2. 
bier ſey mein Gtabr — bier leſe Du. 


Doch genug! — Wie fügen nur noch den wohlgemeinten 


Kath Hinzu, daß der Verf., che er uns mit ähnlihen Bes 


ſchenken behelligt, zuvörderft bie deutfhe Grammatik und 
Proſodie ftadiren ; demnaͤchſt aber fih mit den beften Maftern 


der Altern und neuern, einheimifchen und ‚fremden Dich 


möge. — ‚ 


ter in ber von ihm gewählten Gattung bekannt machen 
| a 

Elegieen von Properz2. — Ardua res eſt, vetufis 
nqovitatem dare. Plin. Hifi. Nat. Leipzig, bey 
Göfchen.. 1798. 263 Bogen. kl. 4. NE 


ı% 


=: ; 
Ä 


z 


Dögleich bereits mehrere Verſuche gematht — find, den 5 
jenigen römifhen Eiegiker, der am mehrften Gelehrſamkeit 


und Kunft mie dem feinften Takt zaͤrtlicher Empfindungen 
vereinigt, ins Deutſche zu übertragen: ſo fehlte es doch noch 


an einer ſolchen beutichen Nachbildung, ‚die als dichterifches 


Kunftwert mie dem Originale felbit verglichen zu werben vers 
diente. Dem Verf, des hier anzuzeigenden Werks, der nad 


üöffentlichen Nachtichten Here Major von Znebel if, ger 
buͤhrt nach dei gewiß Äbereinftimmenden Urtheile unparteyi⸗ 
ſche und Lompetenter Richter dns ehrende Zeugniß, —5— 
a > — 7. folg 


2 
— N 


! 


Aoks derſacht zu Naben, was deutſches Talent und deutfchet 
Bleib in dieſer Hinſicht vermag. Nur muß man bedauern, 
daß er nicht faͤmmtliche Elegieen des Properz, fondern nur 


Nummern der uͤberſetzten Stuͤcke, unter denen allerdings die 


Sthont Wfnfheei. 36 


36, alſo kaum die Haͤlfte uͤbertragen hat. Wir wollen die. 


vorjuͤglichern Uebetreſte des srefflichen tom. Dichters find, 


nad den gewoͤhnlichen Ausgaben fogleih angeben. Es find 


aus dem erſten Buche die 1. =. 3. 6.8.9. 11. 14: 1% - 
28. 19. 20; aus dem zweyten Bude die 1. 2. 3. (die - 


Beyden legten folgen Bier in umgekehrter Ordnung) 6. 8. 9 
31, 12, 23, 19. 24. 25; aus Bem dristen Buche die 1. a, 
3. 10. 81. 123 und aus. dem, vierten bie 1. 3. 6. 7. 8; 
ste eier — ' m i 


u. &don in ber feßr intereſſant geſchriebenen vorrede (S. 


.- 


INXRVI) zeige fi der Verf. als einen Mann, der uͤber 
Gegenſtaͤnde der Aeſthetik und des klaſſiſchen Alterthums eine 
gültige Stimme bat, Nach einer kurzen, geſchmackvollen 
Vertheidigung bes eratiichen Dichtart, in der er ſehr paſſend 
ben bekannten Brief des Plinins (CV, 3) benuge, werden 
Tibull und Properz in eine treffende Parallele geftellt; wo 
jedoch der Verf. vieleicht noch etwas mehr daben hätte ver⸗ 
weilen Eünnen, daß fi Properz zumellen zu ſehr über den 


Zon der eigentlichen Elegie erhebt, und die Gränzen feineg ' 
Dichtart zu uͤberſchreiten ſcheint. Daß. in feinen Gedichten 


nur wenig (für die Sitten) Anftögiges fey, ift doch vielleicht 


ein zu nachſichtsvolles Urtheil, das wenigftens mir Manſo's 


Urtheil Cim. Iten Bande der „Charaktere der. vornehmiten 
Dichter“ ©. 16) nicht Übereinftimmt. Indeſſen foviel muß 
man zugeben, daß Properz gewille Leldenfhaften und Sce⸗ 
nen eben nicht beſtimmter und unverfchleyerter darftelle, ale 
es in manchen neuern poetifhen Kunftiwerken von ausgezeich⸗ 
netem Nufe gefchehen iſt. Auch läßt fich eben fo wenig läuge 
nen (was der Verf. wohl fhon in der Vorrede hätte bemer⸗ 


ken koͤnnen), daß Properz zuweilen auch die edeiften Empfin⸗ 
dungen und Grundſaͤtze der Tugend, eben ſo wahr als ange⸗ 


nehm, ausdruͤcke. Noch vermiſſen wir in der Charakteriſtik 
des Dichters die Bemerkung, daß er.die griechiſchen Elegieen 
eines Kallimachos und Philetas zu ſeinen Muſtern waͤhlte; 


le aber durch die eigne Kraft feines Genies nicht wenig uͤber⸗ 


traf. In Anfehung des Kallimachos, uͤber deffen poetiſchen 
Geiſt wie nad noch vorhandenen Proben urtheilen koͤnnen, 
V. A. D. B. LVI. B. a. St. Vo⸗heſt. Aa lei⸗ 


! 


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ſlelben mit leichten Mühe zu tigen im Stande ift. _ 


/ 


368. Gchöne Wiſſenſchaſter. 
leidet dieß wenigſtens feinen Zweifel. Außer dem Angefuͤhr⸗ 


ken find in der Vorrede noch einige treffliche Gedanken. übet 
fe Form der poetiſchen Ueberſetzungen vorgetragen; wir fuͤh⸗ 


"gen daraus eine Stelle an, deren Tendenz eben: fo unverkenn⸗ 
ı bar, als ihre Wahrheit unläuabar ift; wenn uns glei ber 


Verf. feibft einige Male in-feiner Ueberſetzung Dagegen. gefehlt 
zu haben ſchelnt. S. XII. heißt es: „Jede Nation hat — 
nihre eſgne Empfigdungsart, durch ihre Sprache ausgedr uͤckt: 
. „und jede Sprache: hat ihren eignen: Wohllaut, dem inne 
„und Organe der Nation angepaßt, die fie fpricht. “Daher 
„fremden Wohllaut in unfre Sprache miſchen, ober ſolche durch 
„gezwungene Otellungen gleichen verzerren, aͤußerſt widrig 
„if, und jederzeit für Barbariſmen gelten muß. Der Dich⸗ 


„ter dürfte dieß am mwenigften wagen; denn da er für die er. 


„fühle ſpricht; umd dem Zuhörer. den In Ihm ſelbſt verbbrgenen 
eigenen aut gleihfam pur abzulocken ſucht: fo beleidige und 
mveiwirre er fein Gefühl dur; fremde und gezwungene Tone 


zanfs gewaltigſte.“ 


“ Die: Heberfegung ſelbſt folgt getreu dem Sylbenmaaße 
des Originals, und ift alfo um fo ſchaͤtzbarer; fie mußte adet 
auch ihrem Licheber um fo fchwieriger werden, und hat daher 

auch gerechten Anfpruch auf Nachſicht; wenn in einer oder 
Ber andern Stelle ihm die Nachbildung weniger gelungen 
feyn, oder er einige Male dem Genius der deutichen Spra⸗ 


® 


che etwas Gewalt angethan haben follte. Er ſagt an der Bor. 


tede ©. XI. völlig wahr : „ein properzifches Diftichon immer 
wieder in die: ähnlichen deutfchen ‚Zeilen au ſchließen, Ift eine 
Aufgabe, die zumellen ihre Schwierigkeit bat.“ Webrigens 


zeigt der Verf. offenbar eigne ſchoͤpferiſche Kraft fiir Werke. 


der Poeſie, ufid ungeachtet des dem Driginat. fid treu an⸗ 
fchmiegenden Sylbenmaaßes, ſcheint es feine Abficht geweſen 
zu feyn, mehr den Geiſt als jedes einzelne Wort des rim. 
Dichters wiederzugeben. KHauptzüge findet man .felten ver 
wiſcht, und in den Gedanken s und Ewofindungskreis des 

- Driginals find wenige Heberfeger der Alten fo fchbn eingedrun⸗ 


‘gen, als diefer Meberfeßer des Properz. Rec. will frgt eints- 


ge Proben aus der Ueberfegung mittheilen, und bey, einigen 
Stellen feine Erinnerungen hinzufügen. Vielleicht daß der 
Verf. bey. einer neuen Auflage, "die das fehrne Werk gem 
verdient; die wenigen Flecken und Unvollkommenheiten d 


„©. 


— a iX 


l 


N I j — 
Bchoͤne Wifſenſchefren. 36 
S. 6.000 Eletie des erſten Buchs, V. ım.zae 
ghgeure, told. magſt du ſo' gern Dich zefgen in koͤſtll⸗ 

—— “er Haorputz, 
F Werden der Falten Spiel unter dem koiſchen Flor? 
I: Mur vom Drentes die Marke dir laflen. die Lode . 
ee 
— Und dich gleichſam zum Kauf bieten durch fremdes 
ee Gecſchent? BE 
un Durch erbandelte Zterde natuͤrliche Reize vernichten, 
4Und den Ghliedern fogar rauben das eigene Sluͤck? 
| Glaube mir, deine Geſtalt u Feine helfenden 
| ittel; — 
| Nackt iſt Amor, er liebt nicht die erfünftelnde 
d 


* F — Hand. 
nn Schar, wie der Blumen Mel; dem holden Boden 
ee, 0, „entfpeleflets 
Großer und uͤppiger rankt Epheu, den. feiner ges - 
Br ann Fr Nu ir 
Scheu, wie der Hagedorn um Höhlen ſchoͤner her⸗ 
— vorragt; | 
Ununterrichtet der Bach ſchlaͤngelnde Pfade fih 
TU — ee ucht! 
Wie“ ſich die. Ufer von ſelbſt mit bunten Kieſelchen 
malen: 
Ohne die Kunſt wie ſuͤß au der Vögel Ges 
R RAR 2 — F ang! 


2 


In dieſen Verſen iſt ohne Zweifel die Schoͤnbeit des Orlgi⸗ 
hals ganz vorzuͤglich erreicht, und alles iſt fo einfach und klar, 
daß man einen deutſchen Originaldichter zu leſen glaubt; nur 
im aten Verſe würden wir anftate „iwenden“ ſſeber das Wort 
‚„ioerfen“ (tenues movere ſinus) brauchen; uͤnd im sten 
Berſe moͤchte doch wohl manchen nicht ungebllbeten Leſern die 
Wendung „vom Orontes die Narde — durchduͤften“ anſtoͤſ⸗ 
fig ſeyn. Bey einigen neuern beruͤhmten Ueberſehern iſt man 
ſolche und Ähnliche Wendungen freylich ſchon gewohnt; br 
doa ſich der Verf. in der Vorrede gerade gegen die Manier 
dieſer Ueberſetzer erklärt: ſo iſt man wohl berechtigt, jene 
Wendung wegzuwuͤnſchen. --Mec. twenigftens wuͤrde den ges 
mmeinern, aber deutlichern Ausdruck: „von orontiſcher Nar⸗ 
DSDe u. ſ. w. vorziehen; dieß waͤre auch dem Original ganz ges 
txeu: „aut quid orontea ctines perfandere myrrha?" 
u \ ot Zi Aa 2 J 15 


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ie me ln ee SE 
x 


* 








364 ESchoͤne Wiſſenſchaften. 
©. 18, 4te Caber cheutich st) Clegfe db ofen B.; 
B.a1 — 132 
Gegen die Klagen vermag ich nicht eine Stunde zu 
halten: . 


: Ein fäamfaliges Zery fey in der Liebe verwůnſcht! 
"ihre mir’ das ein Preis, bas gelehrte Athen ju be 


uchen, 
Over durch grauen ar Alien berrlich an 
Pracht; 
Du mir Cynthia acht bey abgeſtoßener Barke, u.ſ. w. 
Der AMAusbruck „ſaumſeliges Herz“ iſt doch wohl zu platt und 
zu ungewöhnlich in der Sprache der Poeſie; im ı4ten ®, 
folat der Verf. nicht treu genug dem Drigindl (atque Afıze 
vererescernere divitias), und erlaube fich cine Wendung, 
die Der deutſchen Sprache zu fremd iſt. — In der zıten 
Ele Cbevm Verf, die te Se 27) des erſten B. ſind die 
Verſe 7 und 8: 
An te nekio quis fi mulatis ignibus hofks . 
Suftulic e noftris, Cynthia, carminibus - 
folgendermaaßen überfegt: 
Oder hat Dich. ein Feind von meinen Frieden, die 
men 
Heuchelnd, o Conthia, dich! ganz mir den Lies 
dern entraubt? 


| Sefällıer wenigſtens uͤberſetzt Manſo am angeführten Drte 


— oder hat vielleicht dich fremde Glut — 

Und unwerth meines Liede auf immer dich gemacht? 

3.17 — 20 hat der Verf. ungemein naturlich und lleblich 
uͤberſetzt: 

Zwar dein Ruf iſt bekannt, dein tadelloſes Benehmen; 

Aber bey ſolcher Gefahr fürchtet die Liebe mit Recht. 

Drum verjeihe dem Blatt, en es dich irgend be⸗ 


ruͤbet 
Tadle den furchtſamen Sinn, ae — die Schuld! 


Schade, daß der Verf. die folgende. (rate) Elegie, bie der Dich⸗ 
tet in derfelben Otimmung wie bie verfertigt in haben ſcheint, 
— auch — Be 

ae 








Schöne Wiſſenſchelum— i 365 


De ste Haͤlfte der ſchoͤnen ı dten (hier iin) Elegie 
des cken B., die auch Herr Manſo am a. DO. ©. 25. 26 
uͤherſetzt het, lautet bey unſerm Verf. — | 


V. 17 Iſt die zu kalt meln Vetragen naͤhrt — 
rdacht ſich, 
Bl mie der Treue Sthwur fe von der Lippe. 
nicht fallt? 
‚So tie: Zeugen, wenn je in Bäumen ‚Liebe ges 
wohnt bat, — 
Ihr, o Buchen! und du, von dem arkadifchen Gott 
Freundin, o Pinie! wie oft ertoͤnet Cynthiens Name 
Euren Schatten! wie oft a ih den Rinden 
‚ben! 
Welchen Gram erregte mir u — hartes Betra⸗ 


Stummen Wänten jedoch Hab’ 83 allein ihn ver⸗ 


traut | 

Trag’ Ih nicht ſteis den gebietriſchen Stolz in ſchwei⸗ 
gender Demuth⸗ 
Wagt ichs zu klagen, wenn je neuen Verdruß ſte 


erſann 
Und was if mie dafür? Die regen ai, ihr 
Goͤtter! 
Starte Bellen, zu ruhn hier auf verwachſenem 


ad, 
Daß ih, was mir der Shmerzhervorzubringen erfaubet, 
Stimmigen Vögeln allhier einſam erzählen noch mag. 
Aber fey Du wie Du will! Noch follen die Waͤl⸗ 
‘der den Namen 
Cynthia toͤnen! und noch ſchall er vom Felſen zuruͤck. 


. 17 bat der Verf. nach ber Lesart mutato calore über 
ker: uns feheint mutato colore, weſches durch I, 6. 5, eini⸗ 
gerihäaßen beftätigt wird, und auch noch. neuerlich von Haren 
U (in den Obfervationes in Propertii carmina ©, 14 ) 
‚vertheidigt worden, den Vorzug zu verdienen. Weber muta- 
tus cafor hätte die Cynthia mit Recht empfindlich werden 
koͤnnen; mutatus color iſt die. beſcheidne Blaͤſſe, mit ber. 

rop. ſeine kleinen Geſchenke reichte. B, 21 iſt nicht genau 
beriegt; mea verba find da: meine Kieder; das ſchoͤne 
Beywort teneras Coder tie wir beynabe ‘noch titßer mit. 
Burmaun leſen möchten: tremulas ) bep ‚ümbras, hat der 
. % a 3 Verf. 


. 


66. Chöne Wiffenſchaſten. 
Berf. gar nicht ausgedruͤckt. V.) zieht er, unſerm Beduͤn⸗ 


ten nach mit Recht, die Lesart Dis, vivi fontes vor, welche 


Scaliger vorgefhlagn; und W. 32 verrheidigt eu fehr gus 
die Lesart tacent gegen Burmann’s vacent. — 


r 
ıgten Elegie des erſten B. V, ı0 bat der Verf, das Wort. 


antiquam, oder wie Jacobs Cin der Epiftola vor Aftıı Ob- 


fervatt. cit. S. XXIII.) verbeflert, afeltam gar nicht ause 


gedräct. Den ı6ten B., woran afte und neue Kritiker fo 
viel gekuͤnſtelt Haben, Überfegt er recht gut: „Tellus, auch 
du, löfle gerecht ibe den Preis!“ 8.19: „Rönntefl 
auch du, mein Leben (vita mea anflatt viva m.),»bey 
meiner Afche Die fühlen ; dann fey, wo er mich teifft, 


ſtets mir willlommen der Tod. — In der vortrefflich 


überſetzteng, erſten Elegie des aten Buche wird dad Diſtichon 

V. 37. 38, das von einigen Krititern fehe In Anfpruch ges 
nommen, vom Berf. recht gut vertheidigt, und erläutert. — 
1,5 Ceigentlib 8) V. 37 beißt es: „Mich, Den keine 
Goͤttinn gebar, noch Waffen mir ſchenkte“ — eine Inkor⸗ 
rektheit, die fich leicht hätte vermeiden laſſen; es könnte z. B. 
‚beißen: Mich, den ‚keine Böttinn gebar, noch mit 


Waffen befchenfte. II, 8 Ceigentlih 12) V. 6, mo von 


einem Künftler, der den Kupido gemalt het, die Rede ifl, 
Äberfeßt der Verf.: „Ließ, wie des Menſchen Kers, ſchwe⸗ 


‚ ben im Fluge den Gott (PFecit et humano corde volare | 
deaum) und will, daß Kupido bier mit dem menſchlichen Here 
zen, das in der Liebe unbeftändig ift, verglichen werde. "Wie 


zwelfeln aber, daß der Sprachgebranch diefe Erklärung zuläßt, 
und daß Überhaupt die Idee des Dichters-getroffen iſt. Wir 
würden überfegen: „Kieß ibn ein menfchliches "ers tras 
en im Sluge dabin,“ und alfo das Fuͤrwort cum bey 

um, corde ergänzen. — III, 5 (eigentlich 11) V. 29. 30. 


Wie? ein Weib, das ſich erſt mit der Schmach ven 


— unſeren Waffen 
Einſchifft, ſelber gebraucht, fie, won der niedes 


F ven Schar 
Dieſe fordert u. ſ. w. = 


- . Die Hätte in diefer Stelle liege freylich mit in ber Eigen⸗ 
thuͤmlichkeit unferer Sprache, daß „Weib“ den unbeftimmten 
Arttikel hats fle ließe fih aber doch wohl vermeiden. V. 40: 
'n©ie, ein gebranntes Mahl in das pbHippifche Blur.“ 
Barum nicht: „in dem pbilippifchen Blur.“ Vna = 


N 


— 





Fa 
zer 


ee ESchoͤne Wiſſenſchaften. ' 367 


 ipveo. Fangüine inufld nota)?.— 8. 52° „Po@bus, dem 


fih am Suß von uns. der Name zerſchellt.“ Weller waͤre 


Iwohl: „Pyrrhus, welchem der Ruhm an uͤnſeren Füßen jer⸗ 


fchellt:“ Der Text Heißt: EtPyrrbi ad noſtros gloria fracta 
> Ganzen vortröfflich, und treuer als von Manſo Cam a. O. 
.s&. 35) überfegt; nur In dem. erften Verſen iſt die Treue et⸗ 
was vernachlaͤßigt. Wir ſetzen dieſelben Hierher: — 
Paulus, hemme den Schmerz! laß enblich die Thraͤ⸗ 
a men verfiegen! F 
Piuto's finſteres Thor oͤffnet der Klage ſich nicht. 
— Haben ſich einmal: des. Orkus Geſetze der Leiche be⸗ 
Be u maͤchtigt, 
Kehrt auf der Otraße won Stahl keiner von dan⸗ 
— nen zuruͤckkk. 
nd erreichte dein Flehn das Ohr bes ſchwarzen Ges 


vr SD: etetg, 
Fuͤhllos ſchluckte der Sand dennod bie Thraͤnn 
— u u a 7 ir num auf. eo. 
Hier iſt im erſten V. das mw herymis urgere [epulrum 


- ganz verwiſcht. Manſo hat es ſehr ſchoͤn ausgedruͤckt; nur 


daß er-aus-dem-erften U das Originals in feimen Ueberſ. zwey 
Verſe gemacht, und nun den zten V. des Originals, den UN“ 


> fer Verf. recht gut uͤberſetzt, ganz. übergangen bat. Dies. 
erften Verſe lauten bey. Manſo ſolgendermaahen: 
Er” "auf in Thraͤnen dich, mein Paulus, zu ergteßen, 
= Und ſidre länger nicht dur Klagen meine Ruh! 
Wer eimnal in das: Reich der Schatren trat, dem 
een F ſchlieſen 
Sir jetze und immer fich die Demantpforten zu. 


Auch der ze und ate V. bey Manſo moͤchten wohl den Bots 


zug verdienen; der ate V. wenigſtens iſt bey unſerm Verf. 


, fehr hart. Im sten V. iſt der Ausdruck „ſchwarz. Gebie. 
"tere auch niche fo ſchoͤn als das fulcae Deus aulae des Oti- 


ginals. V. 28 und 24: 


Cifopfus Zeis-üeg Filet Es ſchweige das Mad des 
. i N re 


| 5 nt . 
. x &eine Lippen ergseif Tantals verſchwindendes Naß! 
DerDeppelſtan im betzten W, waͤre vermieden, wenn der 


Berf. eletzei hätte; 


} 


u‘ | Kae. Tun 


Sl 


pedes. — ‚Die: Koͤniginn der Elegieen (1V, 11) if im 


— 2 


368 Sque Witſchaſte. 
LTaltals Lippen ergrelf jenes verſcheindende Ei. 


n%. 39 und go: 


Bey dem Adeherrn, — aulernhn "Bus vom 
un GStolzen Perſes! mit bir tilgte dein — Haus — 


iſt eine Huͤrte, dergleichen ſich noch vor wenigen Jahren kein 
vaterlandiſcher Dichter und Ueberſetzer erlaͤubte. V. 46 find 
die Worte des Originals: Viximus inſignes inter utram- 
que — (don . indem der Verf. uͤberſetzt: 


n der Badel des Hymens 
Bäßıe ein Pe — — — der Fackel des 


Die der Ueberſetzung jeder darin — an — An⸗ 
merkungen geben theils kurze, aber doch genuͤgende mythoe 
logiſche, hiſtoriſche und geographiſche Erlaͤuterungen; theils 
deuten fie ben Zweck des Dichters, den Gang feiner Empfin⸗ 
dungen, und die Folge ſeiner Gedanken eben ſo fein als tref⸗ 
fend an. und bezeichnen alſo die dichteriſche Kunſt und Des 
handiung. Dieſer Theil der Anmerkungen wird von einem 
kuͤnftlgen Herausgeber des Properz, ber denſelben als Dich⸗ 
ter behandeln will (mas bisher im Beande nach kein einziger 
Herausgeber gethan bat), nice zu Äberfehen feyn. Welchen 
CTexc der Verf. defolge bat, iſt nirgends von Ihm angemerkt 
orden. Wir veralihen anfangs die Urberfekung nılt dee 
ribſchen Ausgabe; fanden aber bald eine große Abwei⸗ 
"hung, nicht bloß in einzelnen Lesarten ; fondern auch in dee 
‚Anordnung einzelner Verſe und ganzer Versreihen. Am mebrs 
fien fcheint der Verf, dem Scaligerſchen und dem Burmanız 
ſchen Tert gefolgt zu ſeyn. Daß er zuweilen auch in der Kri« 
ti? feinem eignen Gefühle und Urtheile gefolgt tft, davon haben 
wir ſchon oben einige Proben gegeben. Sollte der Verf. von 
feinem Werke eine neue Ausgabe veranftalten! ſo wuͤnſchten 
wir, daß er auch Fremplare mit dem Terte zur Seite abdrus - | 
‚en ließe; denn Properz iſt allein nur felten Herausgegeben, 
"und am wenigſten in einem geſchmackvollen Aenßern. — Un - 
brigens verdient bey diefem Werke auch noch die typographi⸗ 
ſche Schoͤnheit und Richtigkeit gerühmt zu werden. ei. 








| | e ü F Intelll. 


— 


—4 Ü 


Antertigenastain, 
— — J— IJ 
— nbiauusen 


Hleuefte Verlage Bacher ber. Dyti ſchen Bu hands. 
Nlundg in Lripzig. Neujahrsmeſſe 1601. 


Beck, Chriſt. Daniel, Commentsrii hiftoriei Decretprum- 


Relig) onis Chriftianae et Formulae Luthetiae. Svo maj. 
3Thlr. 12 Gr. 


Iacobs; Fr., —— in Epigrammata Antholo- 


gise graecat, fechtidum ordinem Analefiorum Brun- 
- ckii. Vol. IL par 2. BVo ma). 2 Thir. auf Schreibe 
pop. 2 Thlr. 16 Er. 
Morgenftern, Car. , de Literis humanioribus, fenlunt ve- 
ri, honeſti er pulchri etc, 8vo maj. 12 


- Epimenides aus Kreta; ‚eine kritiich- hiftorifche Zulams 


“ menftellung aus Bruchftlicken des Alterıhums ; nebft 
 zwey kleinen antiquasifchen Verfuchen ; voh ‚Carl Frie- 
drich Heintich. gr. g, 16 .&r. 
Dr, J. G., Leſebuch; ein Weha · tegeſchent fuͤr ſleißige 
Kinder. Theile. 30 Bogen, mit einem Kupfer. 8. 


Thir. 
z anne Handbuch für pie Jugend; Abris Der chrit⸗ 


lichen Glaubens- und Sittenlehre in Spruͤchen, nebſt 
t. deygefuͤgten Erläuterungen und Aufſaͤtzen uͤber bie wich⸗ 
tigften Religions⸗Materien. 8. 144 Bogen. 10 Gr. 


rs 'C25 Erimpl. 6 Thle, 6 &. 12Exempl. 3 Thlr. 8Gr. | 


in Saͤchſ. Selbe.) 


Eriwinaliſtiſche Blätter von R.. Hemmel. Eeſte Heft: 


Chnrfächfiiches Criminalrecht. ge. 8. ı Thln 


Die Tugendkugſt; oder Oitten⸗ Katerhifmus für alle Volker 


: der Erde; Cd. a ohne Ruͤckſicht auf Ihre religiöfen Mei⸗ 
‚ nungen.) . 
Lambert. gtet umd letzter Theil. gr. 8. x'Thle. 


Die ———— ; aus dem en des Hrn. von 


Saint⸗ 


dem Franzoͤſiſchen des Hrn. von Saints 


/ 


878 u Jutelligenzblatt. 


= N 
5 x 


\ 





2. Sat Lambert; ‚zterkund letzter Theil. Ti, 
CAle 3 Bände. der Tugendkänft und 2 Bände der Gefehs 
peut 5 En : —ãA if 2 2 
Neue Ay t r ſchoͤne aften und r eyen 
Sr. ehren Ina Inte: mit dem Bioniſſe 
” En von Berlepfh. ar. 8. 12 Gr. 

Sammlung auserleſener Abhandiungen zum Gebrauche fuͤr 
praktiſche Aerzte. Neue Ausgabe, herausgegeben von 
D. Chriſt. Wartin Koch. 1fter bis, 6ter Theil. gr. 8. 

ı2 Thlr. 
—— ‚Theil der neuen Ausgabe uinfaßt. ren’ Bänke 
der aͤltern Ausgaben. Daß allgenteine Regifter Über 
die zwölf erſten Bande pabt auch zu der neuen, con 
gentrirten, "enger gedruckten, und mit. vielen Ans. 
merkungen und Zujäßen vermehrten Ausgabe; ein. 
kurzes Regiſter über den ı3tem bis ı8ten Band fins - 
det ſich beym Gten Theile der-meuen Ausgabe. Nah 
Erſcheinung ded agften Bandes oder des-Sten Theils . 
‚der meuen Ausgabe, wird die zweyte Hälfte des alls 
gemeinen Regiſters für alte Ausgaben geliefert wers 
den. Des - zgten Bandes. ges Stuͤck iſt unter der 


Pleſſe. 


In der verwichenen michaelis⸗Meſſe waren neu: 


Ambrozi,.D. W. €. Anleitung zum Gebrauch der warmen 
Mineralquellen in Tepliß. gr. 8. 


Heidenteich, Fr. Erdm. Aug. , über den "Charakter des Lande 


manns in religtoͤſer Hinſicht. Ein Beytrag zur. Pſycholo⸗ 
gie für alle, welche auf das religioͤſe Bildungsgeſchaͤfft 
deſſelben an haben; vorzüglich für Landorediger. 

gr. 8a 

Joͤrbdens, D. P. G, über die Möglichkeit einer phyſiſchen 
und moraliſchen Menfejenveredlung. ge. & 18 Gr. 

Manſo, J. C. F., Sparts;. ein Verſuch zur Aufklärung 
der Geſchichte und Verfaflung diefes Staates. xfter Band, 
tn 2 Theilen. gr. 8 2 Thlr. 12 Sr. auf Schreibpap. 
3 Thlr. Cr. 

en der: vornehmſten Dichter aller Nationen; als 
Nachtraͤge zu Sulzers allgemeiney Theorie ber. fhönen 
Künfte. Herausgegeben von den Verfaſſern der Neuen 
Bibllothek der ſchoͤnen —— sen Bandes vie. 
Sruͤck. gt. 8. ⸗6 — — — 

Schmid, 


— 


4‘ rs y; 


Intelligenzblatt. 371 
Schmid, N., die. Rechenkunſt; in zwey Theilen. Neue 
Ausgabe, nebſt Zufaͤtzen und einer vollſtaͤndigen Beſchrei 

bung des deutſchen Muͤnzweſens, zum Gebrauche für 

Kaufteute, von Andreas Wagher. gr. 8. 2 Thlr. 4 Gr. 

Sullivan's, R., Ueberſicht der Natur, in Briefen an 

. einen Reiſenden. Aus dem Engliſchen; mit Anmerkun⸗ 

gen von D. EB, G. Hebenſtreit. 4ter und letzter Band; 
nebſt de la Harpe Prüfung des Moralſyſtems von Hel⸗ 
en gr. 5. 1 The, s Gr. (Alle vier Bände 5 Thlr; — 

Bi 8 ir.) . Fa Te - . 


⸗ 
— ⸗ 


Ley Sriedrich Nicolai, in Berlin, find ſeit der 
Leipzʒiger Oſter⸗Meſſe 1800. folgende neue Bas _ 
\ . bererkbinen? |". 0. u: 


Adppelius, Karl; Handbuch zur praktiſchen Kenntniß des 
Acciſeweſens, der Accifeverfaffung und Acciſegeſetze der 
Kurmark Brandenburg; in alphabetifchet Ordnung, gr. 

. ı Thlr. 20 Gr. | 
Bilieeſters, J. E., neue Berlinifhe Monatsfhrift, Jahrg. - 
1799. Jun. bis Derember, mit dem Bildniſſe des! K. Dr. 
.Geenerallieut. Hrn. von Geufau. Jahrg. 1800. mit dem 

Bildniſſe des K. Pr, Staatsminifters Hrn. Grafen von 
Haugwitz, Ian, bis May ift fertig. 8. 3 Ihle. Eins 
geln jedes Stoͤck ? Gr. (Wird fortgeſetzt : 

Brandenburg, Franz, Handbuch zur praktiſchen Kanntniß 
des Zollweſens, der Zollverfaſſung und Zollgeſetze der Kur⸗ 

mark Brandenburg: in alphabetiſcher Drönung. gr. 8. 

. . r The. 20 dr. — 1 Rn 

Dapps, Raymund, kurze Predigten und Predigtentwärfe 

über die gewöhnlichen Sonn s und’ Fefttags » Evangelien, 
nebſt einem Anhange von Kafualpredigten und Reden, bes 
fonders für Landleute und. Landprebiger. Erſter Jahrg. 
- HE. Abtheil. Zweyte Aufl. gu. 8. 12 &r. 
— derfelben, vierter Jahrgang, III. Abtheil. Fünfter Sahıg. 
1. Abtheil. gr. 8. à 12 Gr. (GWird fortgeſetzt. 
Eſchenburg, I. I., Lehrbuch der Wiſſenſchaftskunde, ein 
Grundriß encyklopaͤdiſcher Vorleſungen. Neue verbeſſerte 
und vermehrte Auflage. gr. 8. ı Rthlr. z Gr. 
Euripides Werke, aus dem Grischifchen überfetzt, vom 
F. H. Boshe. 15 Bd, Medea, die mn _ 
= i | j K = ; - — 2 


7? 


372 Intelligenzblact. 


- kuba, Oreft; nebſt dem Bildniffe des Eutipides. gr. &, 
. x Thir. 8 Gr. (Wird ſortgeſetzt.) " 


— Geſchichte: Jeſuit, der, eine wahre Geſchichte, frey ans 


dem Engl. überfegt. 2 Bände, nebft einem Kupfer. 8. 


3 Thlr. 4 Gr. 
«= Sammlung romantifcher Briefe.. I Theile. 8. 1Thlr. 


8 Gr. er 
(Der ıfte Theil koſtet 13 Sr, der ate 20 Gr.) - 


— Wildfänge, die, ‚ein Roman. Nach dem Engl. nebft 


einem Kupfer. 8. ı Thlr. 4 Sr. — — 
Kauz, des alten, Meditationen uͤber Beſenſtiele, Stiefel⸗ 
knechte, Schuhbuͤrſten, Schlafmuͤtzen, Quirl' und Kon: 
ſorten. Ein Buch zu Befoͤrderung der Humanitaͤt, nebſt 
einem Kupfer. 8. 14 Gr. 


Klein's, E. F., Annalen der Gefeggebung und Rechtsge⸗ 


Ichrjamteit in den Koͤnigl. Preuß. Staaten. XIX, und 
xX. Bd. 2 The. 8 Gr. (Werden fortgefebt.) - 
Krug, W. T., Bruchftüäcke meiner Lebensphilofophie, 
Ite Samml, 8 20 Gr. Die ate Sammlung erſcheint 
in der O. M. 1801.) 
Löſeke, Dr. 3.2.2, Materia Mediea, oder "Abhandlung 


von den auserlefenen Arzneymitteln, nach derfelben Urs 


- fprung, Güte, Beflandtheilen, Maße und Art zu wirs 
. Sen, nebft Vorſchriften, tie diefelben aus der Apotheke 
zu verfchreiben find. Siebente Auflage, durchgängig vers 


beffert und mit den neueften Entbedungen bereichert, von 


IJ. F. Omelin. ge. 8. ı Thlr, 


Martins, J. N,, Unterricht in der natürlichen Magie, 


oder zu allerhand beluftigenden und nüglichen Kunſtſtuͤcken, 
völlig umgearbeitet von G. E. Rofenthal, XIV. Band, 
mit 16 Kupfern. gr. 8. 1 Thlr. 8 Gr. 
Auch unter dem Titel:  - 
„I. C. Wieglebs natürliche Magie aus allerhand beluſti⸗ 
genden und näslichen Künften beftchend; fortgeſetzt 
von G. E. Roſenthal. XIV. Band, mit 16. Kupfern. 


Middieton's, Joh., Befchreibung der Landwirthfchaft in ' 


der Grafſchaft Middlefer. Aus dem Engliſchen von K. 
A. Noͤldechen. ır Th. gr. 8. 118 Gr. (Der are und 
legte Theil kommt in der D. M. 1891. heraus.) 
Mofelene, Dr. Benj., Abhandlung über den Zucker; aus 
dem Engl. überfegt, mit Anmerkungen und einem Ans 
hange von Karl Auguſt Nöldechen. 8. 10 Er. — 
| | col, 


Datelligenzblate 373 


, Micof;- Walter, der praftfhe Pflanger, ‚ober Abhandlung 

über die Anpflanzung der Waldbaͤume, mit ben Bemer: 

- ‘ $ungen mehrerer achtungswer en Sutsbefiger und Pach⸗ 

ter. Aus dem Engl. vom K. A. Nöldechen. Mit erlaͤu⸗ 

ternden Anmerkungen des Ueberfeßers. gr. 8. 18 Gr. 
Micolai, Br, über den Gebrauch der falſchen Haare und 
— Perrucken in alten und neuern Zeiten. Eine hiſtoriſche 

Unterſuchung mir ‚66 Kupferſtichen. ⸗gr. 8. 1Thlr. 


3 Gr. 
Tölveden, K. A., über den Anbau der ſogenannten Run⸗ 
kelruben, und über Die Zudererjeugung und das Brann⸗ 
tteweinbrennen aus diefer Pflanze. ns Heft. 8. 9 Gr. 
— deſſeiben, 38 Heft, worin die ferneren Verſuche im 
Großen erzählt, und die Behandlung nebft den dazu ndr 
San An SP EHEN befchrieben werden, mit illumin. 


Höldegen u 2. Kammerraths, dtonomifche und ſtaats⸗ 
m fchaftliche Briefe über den Niederoderbruch, und 
den Abbau, oder dir Vertheilung der königl. Aemter und 

Vorwerke im hohen Dune Nebſt einer Situg⸗ 
tionsfarte des Oderbruchs. gr. 8. 1 Thlr. 8 Br. 
a Frieder. Odeum, eine Sammlung deutſcher es 
dichte aus unterfchiedenen Gattungen zum Behuf des Un- 
terrichts und der Uebung in der Deklamation. Erſter 
Theil, (fuͤr die untern Aal beſtimmt,) Fabeln, Er⸗ 
zaͤhlungen, Idyllen. 8. 13 Gr. 
— deſſelben Buchs, ar Theil, (für Geuͤbtere) Roman⸗ 
gen, a ‚ epifche, Iyrifche Gedichte und Monolos 
gen. 8. 18 
— Fragmente über Deklamation, ober Anweiſung zum Ge⸗ 
brauche des Odeums. 8. 6 Gr. 
en Joh. — moraliſche Dichtungen. ar San. s. 
Pe 1 hlr. 12 G 
Schrader, Sertfr. Leop., Batertands s Katechiimus, oder 
Anleitung zur Kennmmiß und Liebe des Vaterlandes, für 
“die Jugend in preuß. Staaten. 8. 8 Gr. 
Schwab, Joh. Chriſtoph, Vergleichung des Kantiſchen 
WMoralprincips mit dem Leiodnitziſch⸗Wolfiſchen; nebſt 
— Vorrede uͤber die Jenaiſche Literaturzeitung . gr. 8. 


Thir. ö 
Warte, T. D., uͤber deutſche Vornamen und Geſchlechts⸗ 
namen, gr. z. 20 Gr. Bi 


— 





374°" ‚ Intelligeugbläte. - 


Bilbniß des K. Preuß. Generallieutenant Hrn. von Gens 
fau. r. re ⸗ 
— des 8 Preuß. geheimen Staats sund Cabinetsminiſters 
Hın. Grafen von Haugwig. 4 Gt. ne 
‚zpbdbesfälle. 
Anm 9. Nov. 1800. flarb in Berlin Hr. Chriſtian 
Gottlieb Selle, D. der Arzneygelahrheit, Geheimer Rath 
und Prof., mie auch Mitglied der koͤnigl. Akademie der 
Wiſſenſchaft. in Berlin, u. ſ. w. Er war Leibarzt Frie⸗ 
drichs II. und Friedrich Wilhelms II., und zuvor des Bis 
fhofs van Ermeland in Heilsberg. Philofophie und Arze 
neykunde leiden durch feinen Tod einen wichtigen Verluſi. 
Ey war am 7. At. 1748. in Stettin geboren. Sein Bild 
niß befindet ji vor dem 117. Bande der. ältern allgemeinen 
‚deutfhen Biblicahet. — 
Im November zu Siegersdorf in Schleſien der bekann⸗ 
te Philofoph Hr. Salomon Maimon. Er hatte ſich ſchon 
ſeit drey Jahren bey dem dajelbft wohnenden Hrn. Legations⸗ 
vach Grafen von Kalkienih aufgehalten. ” : 


| men namen | 


N . r ” 


Anzeige Fleiner Schriften. 


Der Rektor der Schule in Freyberg Hr. M. Friedrich 
Auguſt Hecht, hat in fieben Einladungsfchriften zu einer 
Schulfeyerlichkeit.in den Jahren 1795, 1796, 1797 und 
1798, davon jede auf einen Bogen in 4. abgedrudt wor⸗ 
den ift, eine Vergleichung des Schulwefens in Eng⸗ 
land mie dem Zuftande der Schylen in unferm deut⸗ 
fchen Vateriande angeftelle. Er ſchildert darin die Huͤlfs⸗ 
mittel, welche die Schulen in England befigen, und redet 
son der Methode, der Dijciplin, der phyfifchen und moras. 
lifhen Bildungm fo wie von den Aufmunterungen und Bes 
lohnungen, die in jenem Lande in Hinficht auf.das Schub 
wefen ftatt finden. Die ergleihung mit der Schuls 
‚verfaffung in Deutſchland fälle demnach für diefe nicht guͤn⸗ 
flig aus; am abſtechendſten ift die SBEBERÄNEDNETRSUNG SE 
\ . ins 

⸗ * 


! 


‚antitieensblan 675 


Einkünfte und: der Ausfishren der Schuewieher in beydeg 
Laͤndern, wozu heſonders Wendeborn- in:feinem Zuſtande 
des Staate, der Religion, Gelehrſamkeit una Kunſt in 
Großbritannien Belege liefert. — Man trifft in dieſen Schuh 
ſchriften eine ſeltene Kenntniß der engkiichen Litexaturan; auch 
bemerkt man richtige paͤdagagiſche Erfahrungemdee in oͤffent⸗ 
lichen Schulen gemacht werden —Avee⸗ Progranıes . 
von den, Jahnen 1798:und sngy handeln vomnden heut zu 
Tage der Verbeſſerungdeſ Schulweſens entugen fa 
benden Hinderniſſen, ‚die int Allgemeinen dis wilhtg 4 
trachtet werden koͤnnen, yogen. gleich) Aber vrrſchiedene Mu 


sten, 3. E. über die alten Sprachen und ihre Erlernung, 


die Meinungen zur Zeit noch :aerhräit. ſind. Diefe neun 
Schniften find in. ging. Jeichten und fließenden lateiniſchen 
Styl verfaßt. Das zehte Progeamm I. 1800. en 
haͤlt eine kurze Piographia des verſtorbenen Superiutenden/ 
. ten und Predigers an der Domkirche in Freyberg, DU. 
hann Gottlob Xichtera, und iſt deutſch··Saͤmmtli⸗ 
che Schriften danken ihre Bekanntmachung: in diefer Form 
gweyen Vermaͤchtniſſen, welche der Saͤchſiſche Floßkommiſſa⸗ 
rius Johann Chriſtoph Richter und deſſen Gattinn für 
Studirende der Freyberger ———— haben. Zum 
Andenken werden von den Percipientondieſer Stipendien 
jährlich Reden gehalten, zu weichen Schulfeperlichkeit As 
‚Hecht, als Rektor der Auſtalt, dursh-die obigen Schriften - 
- eingeladen on Ku. 


— 2 
Fe > 4 


Vermiſchte Nachrichten und Bemerfungen. - 
Das evangelifch + reformirte Minifterium in Bremen 
bat ſich vereinigt,“ Juͤnglinge, die ſich dem Predigtamte 
widmen, praftiich dazu vorzubereiten, Die Prediger Eis 


ling, Buhl, Meiſter, Buch, Petei, Wagner, Meyer, . . 


von Aſchen, Häfeli und Ewald, werden daran thätigen Ans 
theil nehmen. Es. werden Borlefungen gehalten über Dogs 
matif, über den Beift der Altern und neuern heiligen Schrifs 
ten, über chriftliche Sitteiichre und Paftoral s Theclogie; 
Mebungen werden angeftellt, im Ausarbeiten der. mannich⸗ 
faltigſten Predigten und im Katedifiren, auc in oͤffentli⸗ 
em Vortrage und Behandlung an Leid und Seele a 
—— — — ey‘ 


* 


> 


. 


= 


i » 


376. Nueeliigenzblate 


Perſoenen. Es’wird ihnen gezeigt, wie gute Schulen el 
zurichten find, und wie mar Lehrer and Schüler leiten muͤſ⸗ 
fe ꝛc. Honorar wird weder gefordert noch genommen. Wiek 
mehr wird der wuͤrdigſte Juͤngling ordinirt, und erhält al 
Sehitfe awtteines' Gehalt. ; a 
In VBremen haben aud die Herren Prediger Haͤfeli 
und Ewrald vw Unterzeichnung verſchiedener Kauflense 
' und Gelehteen eiue Würäerjciade ertichtet, welche Eühfkigen 
Buͤrgerſchulen zum Muſter dienen fol, desgleichen eine fol 
che Schule für gauz kleine Kinder. » Darnach hofft man die 
Übrigen: Kirchſpielſchulen zu verbeſſern. 9 
Der Herjog Friedrich Auguſt von Braunſchweig⸗Oelt 
laͤßt in Gotha von’ dem beduͤhmten Voͤll das Bruſtbild dei 
verewigten Kaͤftners aus: karrariſchem Marmor verfertigen. 
Es fol in einen der Säle der Soctingiſchen Univerſitäts⸗ 
bibliothek gefegt werden, mit einer "son dam Herzoge ſelbſ 
verfaßten deutſchen Inſchrift. N re 
- Die gemeinnägigen Blätter in Halberſtadt wer⸗ 
den nad, Fiſchers Tode vom Domprediger Auguſtin daſelbſt 
in Zukunft herauagegeben. Sie werden mit dem Jahre 
ıgor. einen andern Titel erhalten. 
Der bekannte franzöfiiche Roman La Dort de Suzerte 
‚tt von Herrn P, Lı-Conftantini, Profeſſor der ttdliänifchen 
Sprache zu Berlin, wofelöft diefe Ueberfegung unter 
Jahrzahl 800. bey dem Buchhändler Srölich heransges 
fommen ift, ins Staliänifche Überfegt mordem, . - " -. - 
Zu Florenz bey Piatti. erfcheigt eine ital. Ueberſetzung 
” des elle Kriegsrath Benz in Berlin bifforifchem 
ournal. | 





| "Drudfepler. 

8b. LIV, ©, 37. 8. 10, flatt für gewaudten, I. einen gewandten 

— — ©. 58. 5 8. ſt. —— — % 

.—— Wornb. 3. 12. yon unten fl. dennoch bleibt I. fo bleibt 

— — 6,60.3. 17. fi im Gebrauche des gemeinen Lebens L 
deſſen Bebraud) im gemeinen Leben 

Wahang ate With, ©, 12, 8. 3. freie man folglich 


Neue Allgemeine | 
Deutſche Bibliothek, 
E | Sus und kunfrigften Vandes Zweytes ra 4 1. 
.  Gräsres Bere... 





.. 








. Romane. J 
Kleine Romane und moralifche Erzaͤhlungen. Won 

Auguft Lafontaine. Verbeſſerte und vermehrte: 

. Auflage Dritter Theil, 18 Bogen. Vierter 

+ Theil, «8 Bog. Fuͤnſter Theil; 17 Bog. Sech⸗ 

Re Theil, 17 Bogen. Fl. 8. Mir 4 Kupfern. 

Berlin, bey Sander. 1799. Alle 6 Bändchen 

koſten 4 R. 18 ge. auf Binp. 6 Me. x 


Es gehoͤrt gewiß zur ſchriftſtelleriſchen Ehrlichkeit, bey einer 
neuen Sammlung von erfſchienenen Heinen Schriften, nebſt 
Dem Indhaltsverzeichniß, aufrichtig zu bekennen, was in . 
dieſer Sammlung neu und zum erftenmal erfbein, und, mag. 
bdingegen en unveränderter oder verbeflerter Abdruck dee 
‚vorigen Ausgabe ſey, und In welcher Sammlung jeder Auf⸗ 
"faß zuerſt erfchienen ſey. Dieß iſt hauptſaͤchlich Pflicht füe 
einen Schriſtſteller, deſſen für die Unterhaltung des groͤßern 
Publikums beitiinmte Schriften fo begierig gekauft und ges 
lefen werdens damit der Käufer: nicht geräufcht werde, ſon⸗ 
dern ſogleich überfehen künne, was in einer neuen Ausgabe 
tleiner Schriften eines beliebten Schriftftellers fuͤr ihn nem 
‚oder ſchon bekannt ſey. Bon bdiefem Geſetz der Billigkeit 
‚aber ſcheint ſich Hr. Laf. zu diſpenſiren. Nicht einmal ein 
Indhaltsvetzeichniß, geſchweige einen Vorbericht, hat er die⸗ 
‚fen vier Wänden der neuen Auflage feiner: moraliſchen Er— 
zaͤhlungen beugefäge. Wir felbft aber, die wir die erſte Aus⸗ 
n. ãa. D. B.LVI. B. as Gi. Lö Mb Habe 


* 
— 


ıı 


+ 


DT Romane, 


. 


v * 


gabe nicht vor uns haben, werden und nur dunkel erinnern 
ebnnen, was in’ der gegenwärtigen neu ober alt füy. We 
finden aber im dritten Theil: ı) Idda von Tokenburg (Tog⸗ 


Mann. 3) Die Entdeckung der Infel Madera. , 4) Vers 
brechen aus Leichtſinn. Der vierte Theil enthaͤlt: ı) Die 
gefährliche Probe. 2) Liebe und Dankbarkeit... 3) Die 
Stärke des Vorurtheils. Der fünfte Die Strafe im Alter, 


oder die Folgendes Leichtfinns, und die Verſoͤhnung, eine 


Bamitienfcene. Der fechfte endlich: die väterliche Gewalt, 


und, die Rache —ı die Geſchichte des Eorinthifhen Iys ._ 


rannen, Perlanders, die mir in den frähern moralifchen 
Erzählungen nicht glauben gelefen zu haben. . In einer Mache 
ſchrift giebt der Verf. die Nachricht, daß noch zwey Baͤnd⸗ 
hen folgen follen, die theils mehrere Bisher zeiftreute Erzaͤth⸗ 
fungen des Verf, , theils einige neue, mit dem Berzeichniß 
der‘ Ueberſchriften enthalten werden, und daß er auch, für 
die Defiger der erften Ausgabe der moralifchen Erzählungen, 
diejenigen Auffäge, die bier nen hinzugekommen find, in 
zwey Bänden in gleichem Format, nachholen will. 


Bs. 


Auguſte und Hieronymus, oder Briefe über die mo⸗ 
raliſche Bildung des Menfchen nach den Beduͤrſ⸗ 


niffen unferer Zeit. Don einem Frauenzimmer. 


Deitter und legter Theil. Schleswig, bey Roͤhß. 


1797. ı Alphabet 17 Bey. ing. 18. 2688. 


Die beyden erften Bände’ diefee Romans find bereits 
m 35ten Bande dieſer Bihl. S. 98 beurtheilt worden, root 


auf ſich Rec. hier der Kuͤrze halber beziehen muß, da er’ zur 


mal keine Urſach findet, von jenem Urtheil etwas zuräcd zu 
nehmen. Diefer Dritte Band enthält den Schluß der gan⸗ 
zen Sefchichte, indem die Werf. bier alles, was vielleicht noch 
ein paar Bände füllen Eonnte, in ziemlich langen Briefen 
jur Auflöfung des ganzen Knotens zufammendrängt. Vor⸗ 
an ſteht fogleich die Geſchichte ver Bräfin von Lens, oder 


‚ vielmehr der Lady John, da jener Name nicht ihr wahrer, 


fondern nur ein auf eine Zeitlang angenommieher Name iſt. 


Ligentiich iſt fie ihter Aoſtammung nach die Toter * 


NN 


genburg) oder die Stärke der Eiſerſucht. 2) Der edelſte 


\ 


Ä 


J 


⸗ 


F Romanik; 83 


Satameritaners, deſſen Geſchichte ſich ſcheu zum Theil im n 


vorigen Bande befindet, und mit deriebendafelbft befindlichen 


‚ziemlich ‚abentheuerlichen des Nordameritanifhen Pflanzers 


Walthers verwebt. it. Durch mande ſonderbare Zufälle 


voſſenbart es fi bier, daß der junge Braf vom Kens nur 


ein untergefchobener Sohn der Lady Jobn, und daf.dager 


. gen und feinen Anteag anzunehmen. Der Hofmeiſter des 
jungen Se. 6. Feleburg, Beldert, DSophiens alter Liebha⸗ 
„ber, ber in der Berne Die Liebe des Generals entheckt, und 


“Junge Graf Serdinand von Selsburg eine fehr gluͤckliche 


gen der in einem Kloſter aufgefundene Hieronymus ihr 
wahrer feiblicher Sohn ſey. Die vernrfacht denn:matärlicher 
Meife bey der Mutter unbefchreibliche Frende. Und ob wohl 
Auguſte, die dem jungen Br. v. Lenz zuerſt beſtimmt 
wor, ſich bereits mit einem gewiſſen Fuͤrſten verlobt hatte; 
ſo weiß die Verf. dorh nun, da “leronymus auf dem 


B Schauplatze etſcheint, ſehr geſchickt felche Umſtaͤnde berbey zu 


führen, wodurch dieſe Verbindung wieder getrennt, und die 
Bermäblung dieſes letztern mit der Auguſte befbtdert mird. 


Kmz, die ganze Geſchichte endigt ſich mit lanter ne 


Außer der ſchon erwähnten verliebt ſich der alte Feldm 


von Felshurg In die Sophie Zochberg, die Erzieherinn 


der Yuguffe ,- und obwohl diefe ihn anfänglich von ih mei 
fet, und den Eheſtande ganz entſagt: fo wird fie endlich doch 


durch feine ſtandhafte und Kerzliche Liebe gedrangen, jhten 
eigenen Serien, ‚das ihn fehon längft heimlich diebt, zu fols 


die Segenliebe der Sopbie nicht erhalten fann, entfchließt 
fich endlich, diefer feiner Neigung großmärhig zu entfagen, 
ſchifft fich nach Nordamerika ein, : geht zum Pflanzer Wal⸗ 
ther, heyrathet -deffen Tochter, ein ſehr liebenswuͤrdiges 
Maͤdchen, und meldet nun von hieraus dem General von 
Felsburg diefe feine Heldenthat: fo wie er auch in der Folge 
an Sophien ſelbſt ſchreibt. ‘ Endlich ſchließt auch der 


Heyrath, nachdem er fich zuvor durch feine. Geſchicklichkeit 
und Rechtſchaffenheit zu einem großen Ehrenpoſten im Staa⸗ 
te aufqeſchwungen hat. Man ſieht hiercus, daß alle die hier 


Dr anfgeftelten guten Perſonen zulegt ihr Gluͤck machen; dage⸗ 


gen wird, wiewehl nur kurz und bepläufig, das traurige 
Ende des Hofmeiſters Kroͤbner, des Abıs Simon, der 


Auzie von Hoheneichen u. f f. erzaͤhlt. Freylich geht 8 


nun nicht. Immer in der. wirflihen Welt eben fo, wo doch 


zuweilen des rechtſchaffene Mann unterdrückt wird, und dee. 
\ BE :) u wu ver⸗ 


3 


/ 


380 Romane. 

verſchlagene Boſewlcht triumphirt. Allein in Romanen 
" eb es det Leſer doch lieber, wenn gute Menſchen am Ende 
gluͤcklich werden, und. fo fann man es den Berfaffern vergeben, 
wenn fie fi hiernach bequemen, zumal auch hierdurch eher 
Nacheiferung im Guten erweckt, werden kann. Daß fi 


Ubrigens in der Zeichnung der Charaktere In dieſer Geſchichte 


manches Uebertriebene finde, haben wir ſchon bey den erſten 
Bänden angemerkt. Vorzuͤglich hat Yedych dem Rec. die 
Zeich des Generals von Feisburg gefallen; weniger 
‚ aber die uͤberſpannte Klugheit und Tugend feiner nachherigen 
' "@emahlinn, der Sopbie Hochberg. Der von-ihe erzählte 

Auftrute mit dem Fuͤrſten von ©,, der fich in fe verliebt 
"haste und fie verführen wollte, if eigentlich romanhafe und 
vbllig unglaublih. Doch erhellt ſowohl Hieraus, als aus an⸗ 
dern‘ Erzählungen ‚und Schilderungen die gute Abſicht der 
Betf.; und Rec. wuͤnſcht herzlich, daß diefe bey vielen Les 


ſeen dieſes Romans erxeicht werden möge. 


A 
ER fi 


Helene. Nach dem Franzoͤſiſchen ber Verfafferinn 

von Sottens Tagebuche. Erſtes Bändchen, mit 
- einem Titelkupfer. Leipzig, bey Martini. 1798 
20o Seiten. — Zweytes Bändchen, 176 ©. 


Dr Ueberſetzer iſt ein Anderer, als der das Tagebuch Übers 
eßtesz er unterfchreibe fih K. K. M. Muͤller, und bat fi 
‚Bey feiner Arbeit ganz eßrenpaft benommen.  . 


Das Original iſt im 40. Bde der Bibliothek ©. 331 
son einem andern Kritiler beteits gewoͤrdiget, deffen Urtheil, 
Wuͤnſche, Empfindung und Meinung gegenmwärtiger Rec. 
zu den feinigen macht; das Eine abgerechnet, daß er. Antoi⸗ 
nnettens und Henriettens Begebenheiten ale Erlaͤuterungsſtuͤcke 
doc) beybehalten moͤchte. — 


Rec. halt es für -Pftiche, dem Uebetſeher, der ſichmit dem 


Buche vertraut gemacht hat, zu ſagen: daß er in dieſem Werke, 
wie in: dem Tagebuche, die uhverfennbaren Aeußerungen und 
: das Gedankenſpiel einer ſchoͤnen Seele findet, tie er ſelbſt es 

findet. Freylich, fagt biefer, werden manche in ihrer Er⸗ 
x : a : war 


» , 


Rome 381 


wartung betrogen werden, denen nichts unangenehmer iſt, 
als wenn ſie genoͤthigt werben, zur Beſinnung zu kommen, 
‚und In ſich ſelbſt zuruͤckzukehren, und. mit ſtillem Geiſte die 
ſchoͤne Natur in ihren großen einfachen Verhaͤltniſſen zu be⸗ 
trachten. So wie fie fi in ihrem Leben gern von einer Bes 
taubung bes andern ig die Arme werfen laffen, und am liebe 
"Ken in dem Getoͤſe des Lebens. mit Gel und Sinnen untere - 
gehen, fe Löhnen ſie es auch dem Schriftſteller nicht vergeben, 
wenn er fie einmal auffordert, ſich frey zu machen und Diego: - 
ſchen zu ſeyn, und zu verſtehen, was er fagt. Die Schönheit 
ſpricht num zu einer ſchoͤnen Seele. Nur ein freper gebildeter 
Geiſt vermag ihre fanfte Harmonie zu faflen-und die Freuden 
zu empfinden, dfe unter allen irrdiſchen die reinſten und hoͤch⸗ 
Ben find. Wem es atfo darum zu thun ift, eine fanfte Ruͤh⸗ 
‚zung für fein Herz, und einen wahren Genuß für feinen ger 
Bildeten Geſchmack zu finden, der wird ſich Über die Unſchuld, 
Lieblichkeit und. Liebe der Eleinen Franziſka, über die befone " 
niene,. überlestere Tugend Helenens (deren eigentlichen 
Sehler horigens der. Rec, bes Origimals, mir Recht, Hier 
mehr dem Auge bemerklich gemacht zu fehen wuͤnſchte —), 
wird. über die Delicateſſe der Empfindung und Handlungs⸗ 
weife des Kern von W..., über die Gutherzigkeit und 
Freundlichkeit der Tante Kelenens fi herzlich erfreuen, und 
in Antoinettens Charakter lebhaft fühlen, wie niedrig und - 
verachtungswuͤrdig ein Weib voll Eitelkeit und ohne Liebe ifts 
wird es der Verf, danken, daß fie Durch die ſtarken und aufs 
4 fallenden Zuͤge, mit denen gerade dieſer Charakter ausgeführt 
4%, die Geſuͤhle ihres eigenen liebevollen Herzens an dem 


Tag legte. MR: 
| | Ä Eu. 


n % 


Die Samitie im Schwarzwalde. Eine wahre Ge⸗ 
ſchichte, von F. H. Andraͤ, mit einer Kupferſcene. 
Halle, ben Hendel. 1797. 431 S. 8. 1 


So deutlich es ſich dem Leſer In der ganzen Art, wie ſich 
Berthold von Hoheneichen, der anfängliche Held dieſer wohl⸗ 
gefchriebenen verſchlungenen Geſchichte — denn in der Folge 
wird jener. eine untergeordnete Perſon, und tritt die Haupt⸗ 

ı tolle an feinen Sohn ab, der fie bis zu Ende durchſpielt — 

re ne De Ze Bb3 --  . unter 








theuern Helligthume, dachte er, würde Ihn der Adel .. 
RR | 2 


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389 Romane 


unter dem frohen, ehrlichen, Aebensrnärtigen Naturvdttchen 
. im Schwarzivalde einführt und anfledet, und dann durch 


feine Heyrath mit der Tochter des bledern Dorfrichters Mi⸗ 
el, Gutsbeſitzer und Mitglied des Wanernftandes wird, 
voraus aufdeckt, daß in ihm ein Mann vom höherer Geburt, 
der zuvor in ganz andern Berbältniffen getebt haben muͤſſe, 
verborgen wäre, wie gefchickt ee auch die Maske des Lande 


manns vorzuhalten wußte: fo uͤberraſchend iſt gleichwohl die 


ndliche Auflöfung des Raͤthſels in Anſehung feiner Perſon. 

iefe Enträchielung wird vermittelſt der Sendung feines 
vierzehnjöährigen Sohnes In die Reſidenz auf die dertige 
Schute, we Ihn der Rektor aus den Händen feines Groß 


vaters, als den Sohn eines verfiändigen und beguͤterten 


Bauern, der die für den jungen Penſtonair verlangte Sum⸗ 


me, um dadurch eine wahre Aufſicht über ihn zu erlangen, - 


gern doppelt bezahle, empfieng, allmählig und durch eine Kette 
von Ereigniffen eingeleitet und herbeygefuͤhrt, die, fo außerdrdent⸗ 
lich und info hohem Grade abwechſelnd ſie find, dennoch ſich im⸗ 


mer unter ber geſchickten Stellung und Zuſammenreihung ihrer, 


fie bewirkenden Urfachen, meiſtens im den Greuzen. des 
Matärkihen und Wahrſcheinlichen Halten. Hier wird bee 
Schwarzwaͤldiſche Zögling nach vier auf dem Bymnaſinm 
wohl angewandten Jahren, aus Gelegenheit einer Schulſeh⸗ 


errlichkeit durch einen von ihm als Probeſtuͤck ausgearbeiteten 


und mit einem jungen Grafen Rietfeld, einem Verwandten 
bes fuͤrſti. Hauſes, und zugleich Berthoſds Herzensfreunde, 
gehaltenen Dialog, den der anweſende Herzog anhoͤrte, dies 


"  fem bekannt, und von dem erfien Augenbli an lieb. Zur 


Belohnung wird er mit andern fleißigen Schuͤlern zur fürs, 
lichen Tafel gezogen, und bier mit Auszeichnung behandelt, ' 
Rlietfeld macht”ihn darauf aufmerkfam, wie fehe ihn dee Her⸗ 


309 Hebgetoonnen, und wie fiher er, wenn er nur nicht bürs 


gerlich wäre, Kader, denn Page. und endlich Kammerjunker 
werden fünnte. Dies wirkte gewaltig auf den üngling, 


and erzeugte in Ihm, fo frey auch fen Kopf in diefem Punkte 


bisher won Vorurteilen geblisden war, ‚den tebhafteften 
Wunſch, adelich zu ſeyn, oder zu werden; — denn unglüds 


lcher Weiſe hatte er von feiner erſten Etſchelnung bey’ Hofe, 
eine feurige Liebe gegen die ſchoͤne ſechszehnjaͤhrige Prinzeffinn 
Julie, das einzige geliebte Kind ihrer Eltern, zum bleibenden 


‚Andenken in feinem Herzen mitgenommen, — und biefem 


- 


— 


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belngen. Won nun anwars um Bertholde bießerigen Ruhe⸗ 


7 


genuß unter feinen wifienfchaftlichen Beſchaͤfftigungen gefches: | 


ben; zumal,. da ſich die für ihn in’ feiner jegigen Herzens⸗ 
Nimmung, und bey feiner Unerfahrenhelt fo gefabrvollen Ges 
legenhelten, des Umgangs der Prinzeffinn , die fid) auch nicht 
gleichguͤltig gegen ihn zeigte, zu genießen, durch die Güte 


des Fuͤrſten immermehr vervieffältigeen. Diefer fühlte fich 


auf eine ihm ſelbſt unbegreifliche Weiſe durch alles, was er 
an Berthold bemerkte, zu ihm bingegogen, durd fein ganzes 


ein edles Gemuͤth mit nicht gemeinem Verſtande ausbruͤcken - 
des VDenehmen, durch ein gewiſſes Etwas in feinem Geſichte, 


worin er, a laͤnger er es betrachtete, ſprechende Züge von 


Perſonen aus der fuͤrſtlichen Familie, ja in manchen Augen⸗ 
Biden ſelbſt Aehnlichkeiten mit feinem verftorbenen Vater 
nicht melnte'verfennen zu können; durch die anftändige Frey 


muͤthigkeit, die er in feinen Antworten zeigte, durch das 


richtige Artheil, das ihm. ohne Schwierigkeit jedesmal In den 


Mund kam, und uͤberhaupt durch den hoͤhern Brad feiner 


VDildung, „wodurch er fih vor allem feinen Kameraden aus⸗ 


nehm. Aber audy alles die zufammengenommen war dem 
Herzog als ein Produkt des Schwarzibaldes unerklaͤrlich, und 


\ 


weckte in Ihm allerley Sedantenz doch am unerklärlichften 


- blieb ihm die van einem großen Umfang mannichfaltiger Kennt⸗ 


niſſe und Gelehrſamkeit zeugende, dem Juͤngling an den Ree⸗ 
tor. mitgegebene Inſtruktion des Baters, nach welcher Bere 
sholds Lintersicht angeordnet, und der zu Folge er zu einem 


Staats- und Geſchaͤfftsmann im weitern Umfange des Worts 
erzogen werden ſollte. (Die darin angemerkten Lehrſtuͤcke wa⸗ 


sen: reine Erkenntniß der Religion im Allgemeinen; Mens 
ſchen⸗ und. Weltkenntniß, oder Volksphiloſophie, Naturge⸗ 


ſchichte, Phyſik, Geographie, Hiſtorie, Mathematik Im gan⸗ 


zen Umfange; Sprachen, als lateiniſch, griechiſch, engliſch, 


franzoͤſiſch, italieniſch ꝛec.). Je öfter die Einladungen Ber⸗ 
tholds an den Hof wiederholt wurden, — und fie wurden 
haͤufig genug wiederholt — deſtso färker beveftiate ſich der ans 


ehme junge Dann in der Zuneigung der fürftlichen Bas 


milie — die alte Herzogin » Deutter ausgenommen , der die 
Hebung und Einführung eines Dienfchen, wie Berthold, von 


dem mean nicht einmal feine Herkunfrmit Gewißheit müßte, 

in Sefellfchaften, die Ahnen zaͤhlten, von Anfang an uner⸗ 

teäglich war, und die fi deswegen zuweilen lauter Bortwürfe 

gegen ihren, ben guten Hofton — groͤblich verfeßenden 
4 


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Rvomane 
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Sohn 


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384 Komasie. | 
Sohn nicht enthalten konute — und unvermerft kam es dahln, 


daß ſich der Fuͤrſt und die Fuͤrſtinn, — bey Julien verſteht es 


ſich von ſelbſt — ſo an Berthold gewoͤhnten, daß er, — „ein 
Süngling gegen achtzehn Jahre alt, von großer Mittelgroͤße, 
ſchlanken Wuchfes, einer aufgeſchoſſenen Tanne gleich, runden 
in braun "und rotb fanft gemilchten Geſichts, mit einem 
Auge, vor dem felbft der fchönfte Karfunkel erblaßte“ — ih⸗ 


nen unentbehrlich wurde. Inter, ſolchen Umſtaͤnden dachte 
‚man ernſtlich darauf, den Unentbehrlichen ganz mie dem Hofe 


in Berbindung su bringen , um ihn immer um fich zu haben. 
Seine bofifche Laufbahn beginnt damit, daß er zu einer anges 
ſtellten Jagdluſtbarkeit von etlichen Tagen die Prinzeſſinn als. 
temporaͤrer Jagdpage begleiten darf. Hiet wird er durch den 
gluͤcklichſten Zufall Netter des Fuͤrſten und ber Prinzeſſinn, die. 
im Walte allein, von Moͤrdern überfallen, bey. feiner Dazu 
kunft im Moment der Gefahr waren, Hälfelos, jener getödtet 
und dieſe entführe zu werden. Sehr besreiflich ein neues 
Band, das die färftlihe Familie noch unauflöslicher an ihn 
feſſelte! Folgender kleiner Dialog zum Beweis davon, 
Der Herz, „Das weiß Gott, wie mir zu Muthe iſt, wenn 
ich den jungen Menſchen fehe. Es ruͤhrt fi etwas-in mir, 
das ih mir nicht erklären kann; es iſt eine Empfindung, 
bie mir Freude, aber auch Schrecken verurſacht. Die Her⸗ 
zoginn. Wir gebt es eben fo; aber geſtehen muß ich dir, fe 
oft ich ihn fehe, freue ich. mich Bis in mein Sinnerfies. Dev 
Herz. Du haft Recht, der Juͤngling hat eine Miene, die - 
mein Innerſtes angreift, aber doch mir Wohlgefallen angreift. 
Ich kann es nicht läugnen, ich bin ihm herzlich gut, und 
wünfchte. für ihn alles chun zu konnen. Die. Kerzoginn. . 


Soll ich aufrichtig fprechen , fo iſt er wahrlich nach Julien, 


unſerm einzigen Rinde, am tiefften in mein Hetz geichrieben. 
Er fcheint.von der Vorſicht zu unſerm Schußgeift auserwäßle 


zu ıfeyn.“ Zur Belohnung feiner .beg Rettung des Fuͤrſten 


und der Prinzeffinn bewieſenen, des Adels fo ganz würdigen, 
Tapferkeit und Unerſchrockenheit wird Berthold von. dem Her⸗ 
309 für ritterfaͤhig und zum Jagdpagen erklärt und fo formlich 
geadelt, mit der Zufiherung, um die Beflätiaung feines Adels 
bey dem Kaiſer nachzuſuchen. In kurzem wird B. den Wuͤn⸗ 
ſchen ſeines Vaters gemaͤß, dem die Jagdpagenſtelle nicht 
recht gefiel, und der ihn lieber in einem Kolleglum wußte, 
in ‘welchem er Die ſtaatswirthſchaftlichen Kenntniſſe praktiſch 


erlernen koͤnnte, als Mitarbeiter bey der Hoftanzley und „ 
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— — 


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Ban . Romane, ' 


führte: er feit Anlangung des Eaiferlichen Adeldiploms, in 


welchem ihm ſechs Ahnen vorausgegeben wurden — als gehei⸗ 


mer Kabinetsſetretair angeſtellt. — Bertholds Bildniß, 


von Ihm ſelbſt gemacht, das Julie insgeheim an einer golde⸗ 


nen Kette auf der Bruſt trug, wurde, da es ihrer Großmut⸗ 
- ser einmal in die Augen fiel, ein für das. ruhige Fortgehen ih⸗ 
ver Vertraulichkeit im bisherigen Geleis gefahrbrohender Um⸗ 


fand, der den Haß jener gegen SO, in ſtaͤrkere Flammen ſetzte, | 


and fe reizte, ihre Plane gegen den verwegenen Liebhaber zu 
befch'eunigen und ihm Wort zu halten, „daß des Herzogs 
Delohnung ihm von ihr gewifie Beſtrafung werben follte.“ 


Dazu benuste fie‘ folgende ‚Gelegenheit. Ea waren ihr an: 
‚einem benachbarten Hofe zwanzigtaufend Gulden ale Erbe 


zugefallen. Wegen der Auszahlung ſtieß es fich nur noch an 


. sine Kleinigkeit in Auseinanderfegung mit den übrigen Erben. °- 


Sie trug mit der Miene einer bey ihr vorgegangerien vöRigen 
Umaͤnderung ihrer Sefinnungen gegen B. ihm bieß Geſchaͤfft 


"anf, und: bewirkte beym Herzoge die Erlaubniß, ihn in ihren 


| 1 — 889 
nachher, als Herr von Hoheneichen — denn biefen Namen : M 


Berrichtungen wegreiſen zu lafien. Nach Vollendung feines 


Auftrags. wird er auf der Heimreiſe von verlarvten Soͤldnern 
"ber. alten Herzeginn auf eime mörberifche Weiſe angefallen, 
Denen er dutch Huͤlfe feines behenden Pferdes und etlichen 
zue Seene herbeygeeilter in der Naͤhe befindlichen Jaͤger, 


‘ wit einer-ungefährlichen Wunde entlommt. Bald wurde er ". 
von ‚diefer nolederhergeftuflt ; befonders da Julie einen Theil 


: feiner Verpflegung übernahm, die insgeheim, aber Doch zu⸗ 
fetzt von der Großmutter belauſcht, ganze. Mächte bey dem 
Patienten als Wärterinn aushielt. Ohngeachtet die Be⸗ 


lauſcherinn mit dieſer wichtigen Entdeckung gegen den Fuͤrſten 


N 


tkeine Zeit verlor 5 ſo wurde von diefem DB. dennoch zum Kam⸗ 


mierjunker der Prinzeffian. gemacht. Nun drang bie alte 


Fuͤrſtinn mit moͤglichſtem Ernſte in den unverfichtigen Vater, 


um ihn zur Eofung ‘der ſchon ſo eng gewordenen Bande zwi⸗ 


ſchen feiner Tochter und ſeinem niedrigen Lieblinge ia Thaͤtige 


feitznfegen. Dazu kam Ihr aufs erwünfchtefte das zu Huͤlfe, 
daß ſich eben um dieſe Zeit in dem jungen Herzoge von *2*2*, 


ein Daun von dem gefälligften Benehmen und von vortrefflie _ 


chem Charakter. ats Freyer um Julien gemeldet hatte. Diefe 


mmißie ſelbſt feine Vorzuͤge eingeſtehen, und gewiß wuͤrde ex 


aus dieſem Grunde, vielleicht ſogar ungefordert, ihr Herz er⸗ 
halten haben, wäre es nicht ſchon — Allein ar 
» ⸗ * : | 3 | 


. 8 J 


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356 J Romane, 


haft wies fie die Sache von fi, zwar freylich noch nidt um 
ger dem Geſtaͤndniß der wahren Urſache ihres Nichtwoliens, 
fondern nur unter dem Votwande, bag fie ‚noch zu jung ſey 
und gern noch warten wolle. Da der Beobachtung der Groß⸗ 
mutter damit jeye wahre Urſach⸗ nicht entgieng,, fo war ihr 
Plan baid im reinen. Berthold, dachte fie, muß fort, dann 
wird fich bey Zulien das Hindetniß fchon heben. ie gieng 
alfo über diefen Gedanken mit dem Herzoge zu Rath, und fo 
viel er andy dagegen einzumendep hatte, fo triftig fand er bie 
ihm vorgeleg’en Sründe zur Wefolgung biefes Vorſchlags. 
Ein auswärtiger Sefandtfchaftsrarh wurde Daher zurückgerns 
fen, und Berthold zu feinem Machfolger ernannt. So beſtuͤrzt 
ihn dieſe Veränderung feiner Lage machte, fo ſchnell mußte ee 
feine neue Stelle beziehen, ohne daß ihm auch nur Zeit zu eis 
nem verteanlichen Abfchieb won dem geliebten Gegenſtande ges 
laſſen ward. Mit der größten Güte fand er ich an dem Ort 
feiner Brftimmung von dem Sürften und feiner Familie bey 
der erfien Borftellung feiner Derfon aufgenommen, es wurben 
Ihm-fogar Heine Ochmeicht leyen gemacht, an denen er merken ' 
konnte, daß ihn fein Herr beftens empfohlen haben mußte. 
Nach feiner Entfernung ans der Mefidenz erfchien Juliens 
Freyer bey Ihren Eltern auf einen Beſuch, um burch feinen 
verſoͤnlichen Umgang mit Julien ſich von dieſer die Erfüllung 
- feiner Wuͤnſche zu verfhaffens alle Verſuche fchlugen aber - 
fehl, und hatten nur die Wirkung, daB Zulte ins Stillen, 
um jeden fernerm Antrag für immer abzuhalten, gegen ihre 
Eitern: mir dem Bekenntniß der Wahrheit herausgieng : nur 
58. befige Ihr Herz, und werde es ewig ausſchlieſſend befißen. 
Wer war mehr entzuͤckt über die erhaltene Nachricht, daß 
Julie ſtandhaft auf ihrer Weigerung geblieben und fein Her⸗ 
sog — bes Bekeuntniſſes der Tochter ohngeachtet — nach wie 
vor ihm gewogen fen, als Berthold! Dieb. machte ihn mirder 
ganz aufleben; aber nicht fange — feiner warteten große Lei⸗ 
den. Die Gebartstagsfeyer eines Hofraths des Fürften ‚bey 
dem et als Geſandter ſtand, und feine Anweſenheit bey der» 
felben, mußte zu ihnen den Weg bahnen. Zwey dem Gaſt⸗ 
mahl anmwohnende Offielete faßten ihn, während Alles ihm 
mit großer Auszeichnung begegnete, und befonders bie Toch⸗ 
ter des Hofraths, Julle, ein unſchuldiges Maͤdchen, fich viel 
mir ihm zu fchaffen machte, ihm ſelbſt merkbar, fcharf ins 
Auge, ohne daß .er fi daran Lehrte. Der eine Officier 
brachte die Geſundheit anf: alle brabe Maͤdchen Kun in! 
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. Kerr, fagte er zu jenem, dag iſt unverfhäme. Sie haben - 


[4 


feifchen Glas Wein. Schamroth florterte Die Tochter des 
on beraus, fi gegen B. wendend: „da ich mir’s zur 

hie anrechne, mit Yhres Herzogs Tochter denfelben Damen 
gemein zu haben: fo erlauben Sie, anzuftoßen und zuerſt 
auf Diefer Wohl das Glas zu leeren." B. ſties an, fie lebe! 
fagte er. Wende tranken; die übrigen’ aber ließen ihre Glaͤſer 


‚unberößrt ſtehen, und erhoben ein lautes Gelaͤchter. „Soifts 


nicht gemeint, rief der eine Dfficler, denn wegen Prinzeffinn 
Auliend Bravpeit möchte es garſtig ſtinken.“ B. ſprang auf. 


meinen Fürften , "die Pringeffinn, das Land, mich beleidigt. 


„Das gle.be ich, verſetzte der Offie. laut auflachend.“ Ste 
ſind mir verantwortlich, tief B. wuͤthend, griff an den Des 


en, und warf den Handſchuh Hin. Noch Heftiger lachend 
Taste der D. „Er will fi wohl gar. mit mir duelliren — 
Das wäre weit gekommen — mit einem Schwarzwälder Baus 
erbuben.- — DB. Halten Ste ein, id Habe meinen Adel 
vom Kaiſer. O. „Aber ſehr neugebaden. B. Akt oder 


neugebacken. Mein Amtund Wärde ift ihrem Stande gleich; 
ich fordere Sie hlemit förmlich — nicht meiner, fondern mel . 
nes Färften wegen. O. (hoͤhniſch). „Ich dachte der Prin⸗ 


zeſſinn wegen —.je nun, der Alte wird fie ſchon in feinen 
Schutz nehmen.“ B. zieht den Degen — Schurke! (Julie 


‚ Yälle ihm in den Arm), D. „Afts doch bald, als wenn alle 


Julien zweydeutig wären; ein Gluͤck, daß die Hiefige Prin⸗ 


- zeffinn und nicht alle Moͤdchen fo heißen, fonft würden alle 


7 


verichtvarzwäldert.” — Im Duell erleste B. feinen Belek 


diger. Er mußte aber auf die Ausforderung des andern D, . 
noch einen Bang thun, und beſiegte auch diefen, dach ohne. 


ihn, wie jenen, ‚zu toͤdten. B. wird eingezogen, und fällt 
nach dem dortigen Landesgeſetz, vermöge deflen ein Duellant 
unmiederrufli des Todes fehuldig erklärt wurde, dem Blut 


. 


gerichte anheim, ‘das feine öffentliche Hinrichtung nach dem 


dritten Monate anfeßte. Der ganze Handel wird dem Her⸗ 


.. zoge berichtet; doch mit Verſchweigung der wahren Urſache des 
- Duelle, die man auch gegen ben Fürften forgfältig geheim 


das Berſchwiegene. Der Herzog bot bey dem Fürften alles 


hielt. Indeſſen entdeckte Bertholde Sekundant dem erftern 
auf, um die gefaͤllte Sentenz zu hintertreiben. Letzterer trug 


vor, und bar in der Thar erniedrigend um des le 
Kae: | Eng er⸗ 


Romane. 38887 
Uud vorzägllch die Julien! tief der andere Offieler bey einen 


⸗ 


ſeine Wuͤnſche mit der kraͤſtigſten Verwendung den Richtern. 


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er — F 
ET Kemane.. 
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Verſchenung; denn ein Machtwort durfte er nicht ſprechen 
weil ex feldft won den Geſetzen und Landesſtaͤnden abhieng. 
Dadurch geſichert blieben die Richter mit unerbittlicher 
Strenge bey den Worten des Geſetzes und bey Ihrem gerhanen 
Spruche. Bertholds Schickſal wird jetzt auch von. dem Kri⸗ 
minalgericht dem elterlichen Haufe im Schwarzwald zu wiſſen 
gemacht. In dieſer ſchriftlichen Anzeige ließ der Verurtheilte 
Vater, Mutter und alle Freunde um Verzeihung des ihnen 
durch ſhn verurſachten Kummers bitten und ihnen ewiges 
Lebewohl ſagen. — Der verſtaͤndige, gute Großvator, Mi⸗ 
chel, der erſte, der auf die Schreckensbotſchaft aus der Bes 
ſtuͤrzung erwachte und zum Beſinnen kam, ahnete ſogleich 
hinter der ganzen Geſchichte Verſchwoͤrung wider ſeinen bra⸗ 


ven Enkel, und ein Geheimniß ſchwarzer Bosheit. Man will 


ihn zu Grunde richten, dachte er bey fidh; es iſt Neid von 
andern, daß er fo hoch geftiegen ; aber Ich, will fchon Dahinter 
Eommen.. Er und fein Schwiegerfohn begaben fi) — ohne 
den ihrigen den traurige Anlaß Ihrer Meife bekannt merden 
au laſſen — ungefäumt auf den Weg; jener nach der Refi 
denz, um vor den Herzog, diefer nach dem Verhaftungsort 
feines Sohnes, um. vor den Fuͤrſten zu kommen. Ein gluͤck⸗ 
Ucher Zufall: läßt Bertholden noch vor Erreichung des: Ziels 
feiner Reife einige von. der Wildfchügengefellfchaft des ihm in 
feinem bisherigen verborgenen Aufenthalte — einer weiten, 
wobleingerichteten unterirrdifchen Wohnung, die einen kleinen 
Staat. formirte — ſchon zuver wohl bekannten, durch Intri⸗ 
guen der alten Herzogina verſtoßenen erfien Minifiers O+* 
degeanen, deren Etfcheinung in ihm den Gedanken rege macht, 
.. unter gegenwärtigen Umftänden. den Rath diefes ere 
fahrenen Greiſes einzuholen. Mit Erfkaunen. erfährt bier 
D ** feines Gaſtes Vaterverhältniß. gegen Berthold, und- 
thut ihm die wichtige Exrbffnung, daß er zween Mörder, aus 
deren Händen fein Sohn bey feiner Verſendung in den Frhr 
fhaftsangelegenheiten der Herzoginn durch feine Leute gerettet 
iworden, bey ſich eingekerkert haͤtte, von welchen eu heraus⸗ 
gebracht habe, daß fie durch eben jenes teuflifche Weib zu Ihrer 
Unternehmung gegen felneg Sohnes Leben nermittelit Zuſiche⸗ 
‚tung der ganzen geerbten Geldſumme verleitet worden. . Welch 
ein bedeutender Aufſchluß, der die erſten Lichtftraßlen von 
„Hoffnung in die Seele des gebeugten Vaters warf! Halbge⸗ 
troͤſtet fette er. feine Reife fort. O**. ließ ihm die beyden 
Verbrecher in Banden nachfuͤhren, und er ſelbſt begleitete fie 
Rn F mit 


\. . = 


' - Romane: 7389 
init einer Wache yon feinen deuten. Mit Mühe Helangte 


Berth. zum Färften, nachdem ihm zuvor ſelbſt ein Beſuch bey 


feinem Sohne im Kerker verweigert worden war. Cr erzählte 


- die Geſchichte von den bepden mitgebtachten Verbtechern. 


Lak fie, befahl ‚der Kürft, hierherfuͤhren. Gore! wielleiche 
It noch Rettung! — Ihte Vorführung erregte allgemeinen 
Bufammenlauf; aber auch allgemeine Freude, fobald man 


die nähern Umftände des Ereignifles vernahm, und daraus 


- SKoffnungen für den bedauerten Unfchuldigen ſchoͤpfen zu koͤn⸗ 


nen glaubte. Mod war der Herzog da, der fi — aber 
auch erfolglos — hierher ‚Begeben. hatte, um, wo möglich, 


durch feine perfönliche Segenware, die Befreyung feines ges 


liebten, treuen Dieners auszuwirken. Auch ihm Fam die 
Geſchichte durch den Tumult vor Ohren: Hoheneichens Va⸗ 
ter fey da. Eben im Begriff mir tief leidendem Gemuͤch abe 
ztıreifen, eilt er noch einmal zum Fürften, um des gewiffen 
davon beiehrt zu werden. „Schon, ruft ihm biefer beym 
„Empfang entgegen, daß Sie,nody da find. Sie werden in 
„Hoheneichens Vater einen’ braven Mans kennen lernen, 
„der ein Fürft zu fenn verdient. Und Sortkob! er hat eine 
„Entdeckung gemacht, die, mie ich glaube, feines Sohnes 
„Leben erhalten fol. Aber ihre Mutter — ſchrecklich! ich 
„habe die Geſchichte ſchon von der Volksfage gehört, fiel der Herz. 
„ein; und fietraten beyde in den Audtenzfaal. Dies tft Ho⸗ 
oheneichens Varer, -fagte der Fürft, indem er Berthoͤlden Bey. 


„der Hand ergriff, und ihn Dem Herzoge vorführte., Diefet . 


aſchreckte zuriick: Sort im Himmel! tiefer: Iſts Udo's 
„meines Vaters Geiſt, oder Heinrich, mein todt genfaubter 
„Bruder ? bift du ’6? — Theodor, Ich bin bein Bruder 
„Seinrich! Dende fielen einander in die. Arme, und Thränen 
„flaffen ſtromweiſe herab.“ — Und mun drängte — faſt zu 


eilſertig und fo, daß det Leſer uͤberladen wird — eine Erzaͤh⸗ 


lung die andere. Zuerft kommt Berthold, oder jest Prinz 


Heinrich an:die Reihes der erzaͤhlt, wie derjenige, der von 


2 
— 


ze geflohen ſey; wie ihn fein Netter an. einen auf der Flucht 


der Herzoginn d.n Auftrag bekommen, ihn gegen vine gute 
Belohnung mit Kirſchen zu vVergiften, dur die Stimme - 
des Gewiſſens zum Nachdenken gebracht, feinem Auftrag -. 


untreu gemorden, ibm ſtarr des Biftes nur einen ftarfen 


Schlaftrunk von Mohnfaft ‚bepgebracht, Ihn dann, als man 
mit feiner Beyſetzung kilte, heimlich wieder aus der Gruft 
geholt habe ; und mit ihm nrch im Sterbekleide uͤber die Gren⸗ 


‚au 


399. NMeomane .˖ u: 

"u eg — 
zu Ihnen gelomamenen, und durch feine auffallende Kleidung 
auf ibn aufmerffam gewordenen Dann, nachdem man ih 
das Gebeimniß feines Schickſals anvertraut, überlaffen; wie 
diefen Ihn ganz als feinen Sohn gehalten, ihm mit ſich nach 
- Surinam genommen, dert -für ihn die gefchicteften Zchres 
aufgefucht habe, die mit dern Wachsthum feiner Jahre und 
Fähigkeiten auch in den Wiſſenſchaften mit ihm aufftiegen 
und ihn mancherley Kenntniſſe beybrachten; mie er zuletzt von 
diefem guͤtigen Pflegevater, ats er ſtarb, zum alleinigen Ex 
ben feines fehr großen Vermögens eingelegt worden; wie fe 
daun biefes zu Geld gemacht, gute Briefſchaften gekauft, fi 


nach Deutichland zuruͤck begeben, dem noch lebenden jängen "- 


. Bruder feines Wohlthaͤters, einem Handelsmanne in der 
Reſidenz, die Hälfte der Erbfchaft-au gedrungen, und die 
andes Hälfte bey ihm, um davon leben zu künnen, nieder 
gelegt, und nach diefem, um nicht erfannt zu werden, ſich 
ols einen Bauersmann gekleidet habe, und anfaytäßtg in 
Anſehung dee Gegend und. des Orts, mo er ſich haͤuslich 
niederlaſſen wollte, vier Jahre umher gefchlichen ſey, bis er 
endlich im Schwarzwalde feine bleibende Hütte gefunden. — 
Nach diefem legte denn auch der noch lebende zweyte Duel⸗ 
lant feine Bekenntniſſe 178 die in der Hauptſache fo viel 
enthielten: er und fein getödteter Kamerad wären von einem 
gewiſſen Exſekretair Treſtorn — demfelben, der fih als 
Werkzeug zum Sturz des unſchuldigen Miniſters ORß* 
brauchen Keß, in feinen jüngern Jahren Bertholds Mits _- 
ſchuͤler war und von biefem einft aus einer Lebensgefaht 
gerettet, wurde ; auch jetzt als der eine der nachgeführten bey: 
den anmefenden Verbrecher jene Ausfage beſtaͤtigte — dur 
die haare Yusbezahlung einer fhonen Summe, zu welcher 
ihnen nach vollbrachter That die Herzoginn perſoͤnlich noch 
dreymal fo viel verfptochen, zur Ermordung des Hetzogs ers . 
Bauft worden, welche fie auch, fammt der ihnen nicht aufge 
tragenen Entführung der Prinzeffinn, die fie, weil fie eine 
gleichzeitige gute Gelegenheit dazu fanden, für ifr.Vergmüs 
‚gen mitgenommen hätten, ohne bie Dazwiſchenkunft des ta« 
feen Bertholds, ohnfehlbar vollbracht haben würden. Er 
Treahnee ferner, daß er und fein Sefährte von jener mißlun⸗ 
genen. Unternehmungen, aus Furcht, von Berthold erfannt - 


"a werden, die Nefidenz forgfälrig vermieden hätten; bis 


ener auf feinen Cbefandtfhaftsplag abgereiſt wäre; daß fie 
aber auch dann, zu ihrem eigenen Befremden, von der In. 
— 8 N 


— 


; | 

- Romane. re 591. 
geblgen Herzoginn die verfptochene Summe empfangen; aber 
freglih nur, um fi zur Einleitung eines neuen Wagſtuͤcke 
nämlich der Duellgeſchichte deſto bereicwilliger finden zu laſ⸗ 
‚fen. Der noch von ihm ausdruͤcklich als in die Gefchichte 

- mit verwickelt angegebene Hofrath war mit. dem Präfidenten 


⸗ 


— 


des Gexichts um gleiche Summen zur Ausfüßrung-des Plans 


beſtochen worden. — Jetztzt erſt durfte die gedrückte Unſchuld 
an der Hand des Fürften, des Herzogs, Water Berthold, 
des alten O**, der übrigen Beyſitzer des Gerichts und . 


einer jauchzenden Volksmenge ehrenvoll aus dem.Rerker, und. 


Bald. im glaͤnzendſten Triumphe nad) der Herzoglichen Refle 
denz — au Julien, ber fchuldlofen Quelle fo vieler Leiden, zu, 
shdeehren. ‚Mit heißem Verlangen harrte bier Michel ſchon 
mehrere Tage auf die. Heimkunft. deB Herzogs, die gerade 
noch im rechten Zeitpunfte geſchah, um eine neue Ungerechtig⸗ 
‚Seit zu verhindern, da dem ehrlichen Alten auf der. Herzogin 
Befehl eben Feſſeln angelegt merden follten, weil er ihr, 
durch ihre bittern Vorwuͤrfe In Anfehung feines Enkel gereist, ° 
unumwunden mit baͤuriſcher Geradheit die Wahrbeit geſagt 
hatte. Nicht nur er, ſondern alles im Schloß und in der 
Reſidenz, wurde nun durch die Offenbarung der mit Berthold 
vorgegangenen Kotaftrophe und durch Löfung des verwirkten 
Gewebes der bisherigen Ereigniffe in Erfkaunen und Freude 
geſetzt; nur bey der Herzoginn blieb natuͤrlich Die letztere Em⸗ 
pfindung ans, als welche ſich, ba ſie ihre Vergehungen ans 
Licht gezogen ſah, auf der Erde wälzte, und in ber Wuth, 
um ihre Laufbahn würdig zu beichließen, noch einen ſtark 
vergifteten Dolch nach dern Herzoge warf; der ihn aber nicht 
beſchaͤdigte. Zur Vollendung ihrer Verzweiflung wurden ihr 
noch die Schlachtopfer ihrer Grauſamkeit der Reihe nad) vor, 
Augen geftellt. „Seht bier, lautete des Regenten Vorhaut 
„an fie, ſeht bier Heinrich, euren aͤlteſten Sohn, den ihr 
— Iſcſchon in feiner zarten Jugend vertilgen wolltet; feht hier 
„feinen Schn, euren Entel, den jungen B., den ihr zums 
„Lohne um daſſelbe Geld, das er euch verſchaffte, wolltet 
„morben laffen 5 feht bier die von euch gedungenen Mürder, - 
„(Trefssen und den Sekretär vorführend) in Banden, die 
„ohre euren Rath, dem Staate hätten nuͤtzlich werden koͤn⸗ 
„mens feht hier den ehrwuͤrdigen reis O**, deflen ganze 
Familie ihr ungluͤcklich gemacht und zerſtreut habt. Gebt 
hier Bertholds Großvater, dem ihr noch heute Verdetben 
geſchworen hattet; feht hier Chen verſtuͤmmeiten „Offigier 
u — „vobe 


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39° Mecomant 
veeſühemnd). elmen zwehten Mörder Vertfelbs, ind — 
„in ihm den für mich gedungenen Moͤrder, wenn Berthold 
‚der edie Juͤngling nicht geweſen wäre, Ahr wißt die Ger 


ſchichte im Schloßwaͤldchen, und dieſes unſchuldige Maͤd⸗ 
oachen, Julien, mein einziges Kind, gabt ihr Preiß, von 


. „Vatersmöcdern entführt und gefchändet zu werden, — Mit 


geuflifhem Hohne hatte: fie ftilifchweigend zugehort, aber jeht 
rief fie mit drohenden Mienen aus; „D hörte ich Julien und 
vihre Mutter im Wochenbette ermorden koͤnnen fo. wie ich 
„noch jet euch alle; wie ihr’ bier fepd, in Staub -verwann 
„dein und zum nie Wiedererwachen vettilgen möchte! Ich 
‚fühle an meinem Herzen das Sift, ich muß meine legte 
Beichte ablegen. — Was ihr wißt, iſt noch nicht allegt 
„Udo, mein erftee Mann iſt durch mich gemordet; er war 
„mie im Wege, denn ich hielt mit feinem Bruder Alepander 
„zu; aber da diefer mie auch und meiner Regierungsiucht 
Zlaͤſtig mard, mußte er auch fort. - Die, Theodor! war dein 
. „Bater, du biſt Aleranders, nicht Udo's Sohn. Zwar 
lebte Udo noch, als ich dich mit Alexander zeugte, aber Udo 
„mußte nur den Namen hergeben. — Alſo bin ich ein 
„Waftard? fragte der Herzog. Der biſt du, verfeßte die 
„Alte — mithin der Regierung nicht fähig, fuhr der Herz 
‚fort; Heinrich, dir gehört der Herzogehut, und nach.die 
„unfern Kindern, indem er Juliens und des jungen Ber 
 :uth0ld8 Hände ineinander legte. D daß ich euch alle, wie 
„mich ſeibſt vernichten fohnte! fchrie die alte Herz. und ſtieß 
„ic einen Dolch, ' den-fie unter dem Bette verborgen Hatte, 
pin, die Bruſt.“ — Mur durch die Gefetze des Wohlſtandes 
konnte ein folder Tod eine kurz daurende Unterbrechung det 
lauten und öffentlichen Meußerungen der Freude ih der fürftlis 
‚hen Familie bervorbringen, — Julie und: Berthold murden 
förmlich verlobt,'und durch das ganze Land als’ ein geſetzmaͤ⸗ 
ßiges Brautpaar ausgerufen ; dabey machte der Herzog zu 
‚gleich befannt, daß fein verloren geglaubter Bruder ſich wies 
‘der gefunden, und der vermeinte Berthold von Hoheneichen 
deſſelben jelbiiche Sohn, alſo von fuͤrſtlichem Gebluͤte und 
von Rechtswegen der — Erbprinz des Herzogthums 
fey. — Nach dieſen getroffenen Vorkehrungen eilte die 
"ganze fuͤrſtliche Geſellſchaft, von dem alten O** begleitet, 
dem Schwatzwalde zu, um auch hier Licht und Freude zu 
. serbreiten. Die Nachricht von dem, lingläde ihres Sohnes 
war, bes. noch fo forgfältigen Verheimlichung der Sache 
— ee FR : VOR 


- 





\ 


r j = 1 Komane, 5 “ 393. 


‚von ihrem Gatten umd Vater gegen fie ohngeachtet, In des 
Zwiſchenzeit auch zu den Ohren der guten Mutter gedrungen, . 
‚und hatte Ihr. ein? Krankheit zugezogen. In diefem Zuſtande 
fand fie die angefommene Geſellſchaft. Ihres lieben Mannes " 
und Sohnes neuer Beſitz, und die ihr vor ihrem Bette von 
dem Herzoge und der Herzoginn gegebene Lofung des unbegreifs 
lichen Raͤthſels, zeigten bald Eräftigere Wirkungen auf aͤhre 
Geſundheit, ale aller Arzneygebrauch. Julie und Berthald 
empfiengen aus ber Bälle ihres geruͤhrten Herzens den muͤtte 
lihen Seesen. — Michel ſchlich fih, während man fi 
von allen Seiten den Empfindungen und Aenßerungen des 
Entzuͤckens überließ, quf etliche Augenblicke hinweg, und kam 
mit einem Käftchen zuruͤck, über welches er der erflaunten 
Geſellſchaft folgende Erläuterungen gab: „Danrit man weiß, 
‚dag mein Enkel nicht allein von Waters Sekte hoher Geburt 
„fen, fo hoͤrt, daß er's auch von der Mutter: Seite iſt. 
„Seine Mutter, meine vorgebliche Tochter, ift nur ein ange 
‚„nommenes Kind; ihre Mutter fand ich einſt faft nakt und 
„mit hochſchwangerm Leibe im Walde; fie bat um meinen 
Schub. Ich nahm fie mit nach Haufe, bald daranf gebar 
olie ein Mädchen, und diefes iſt Heinrich Bertholds Weib. 
„Die Nacht darauf flarh die Armes vorher aber gab fie mie 
„dieles Kaͤſtchen, mit dem Befehl, ihe Kind dafuͤr zu erzie 
zhen, und was übrig bliebe, ihr als Brautſchatz mirzugeben, 
„Da Ich dies nun bey meinem Schwiegerſohne nicht brauchte, 
„ift nochl alles fo wie es war, undich will es nun Ihren Kine 
„dern, meinen Enkeln, geben. Hiermit hieng er Mariechen 
„eine goldene mit Brillianten befeßte Kette,. nebſt einer. vier⸗ 
„lachen Schuur großer auseriefener Perlen um den Hals; daſ⸗ 
 felbe erhielt auch Julie von ihm; In das übrige, meinte er, 
„iwelches koſtbare Ringe waren, moͤchten fie ſich ſelbſt theilen, 
„und gab das ganze Käftchen Hin, Meine Frau, fuhr ee. 
„fort, ſtillte eben eine Tochter, da trank mein Eleiner Finde 
„ing aud mit. Beyde liebten einander in der Folge wie 
 „Schweltern, mußten es auch nicht beſſer, und würden +6 
„nie erfahren haben, wenn es nicht fo gekommen wäre, 
„Ssler ii die Beſtaͤtigung meiner Ausfage,_ indem er dem 
„Herzoge einen Brief gab. Diefer gab ſolchen dem alten 
„Dr, Das war mein verlornes Weib, zief diefer, das. 
ntft unfer Traufchein! und blieb ftarr, wie verfteinert, ſtehen. 
"Bald aber, wie Mit Jugendkraft durchlebt, fiel er-über's 
»Dette ber, küßte und drückte die Kranke, rief: ja fie ifts, 
MAD B. LVI. B. 2. St. Vls Seſft. Ko ofie _ 


⸗ 


300 Meomane. 


„fie iſt meine Tochter, ganz ihrer Matker Ebenbiſde Game 
„drückte er Berthold und Mariechen an fein Herz, Bald In⸗ 
‚„iien, bald den Herzog, die Herzoginn, Micheln, Helnri⸗ 
"nen — und rief Immer: Nun will ich gern flerben, ich 
„habe Kind und Enkel gefunden. — und wir, ſtatt einer ver⸗ 
„iornen Großmutter, noch einen Großvater erhäften! riefen 
„Julie und- Berthold, Enleten nieder, und er ſeegnete fie." 
Bertholds und Juliens Geſchichte wurde. länderkundig —- 
Fe zog ſelbſt Juliens ehemaligen fuͤrſtlichen Liebhaber, bet 
‚nehgierig wurde, feinen fiegenden Ötebönbußfer kennen zu - 
lernen, nach dem Schwarzwalde. Marlechen, ein von ihrem 
Water aufs forgfältigfte gebildetes, fchönes, blondes Mädchen 
geftel. ihm; er bat um Ihre Hand, unberbielt fie. Mit Ber 
wunderung betrachtete der Herzog des alten O**.hisherige 
Wohnhoͤle und Ihre kuͤnſtliche Einrichtung. Sie faßte 
mir Weibern und Kindern gegen achtzig Einwohnet; da ie 
dem dahinterliegenden Thale nicht allein Ställe, ſondern 
auch Häufer gebauet waren... Er ſchenkte Ihm eine vom der : 
‚Höhle bie an Michels Dorf reichende weite Fläche Felds 
am fich bier bequemer anbauen zu koͤnnen. Wertholds und . 
Zuliens und Herzog Alberts und Mariechens Vermaͤhlungs⸗ 
feyer wurde zugleſch Im der Reſidenz vrachtvoll vollzogen, und 
zu ihnen kam noch eine driete, nämlich, die Bermählung von 
Bexrtholds treuem Freunde Nietfeld mir feiner laͤngſt geliebten 
Gaͤrtnerstochter, Sullens vertrauter Freundinn. — Nach 
geendigten Hochzeitfeyerlichkeiten nahm Herz. Albert ſein 
Weib Marlichen mit in fein Land; Mierfeld fein Lieschen 


mit auf feine Guͤter, und jeder reifete fo nach feiner Heimath 


ab. Selbſt Vater Berthold und feine treue Gattinn fehnten 

ſich wieder in den Schwarzwald. Nach zwey Jahren übers 
gab der Herzog feinem Schwiegerſohne Berthold die Re⸗ 
zierung, ließ ſich im Schwarzwalde neben feines Bruders 
Hauſe ein, Schloß hauen, und begab ſich auch dahin zur Ruhe 


HSetr alte OR %* erlebte noch in einem Prinzen des Herzogo 


Albert einen Enfel, und ward dann, wie kurz vorßer dem 
alte Michel zu feinen Vätern verſammlet, und auf ausdruͤck⸗ 
lich vorheriges Verlangen, an die Seite feines im Leben ver» 
lornen, aber im Tode wiedergefundenen treuen Weibes Begras 
Beh, Berthold und Julie befuchten oft ihre Eltein im 
Schwarzwalde, und kehrten dann Immer tie neu beiche 
von da in ihre Reſidenz zuruͤck; denn nie waren fle frober, 
‚ale geneſſen fie reinere Freuden, als in der linken 


— 


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FR Romane. 0. 
. * fühnen Hatte. — bey rer lieben Famtlie im Schwarze 


ö walde. ⸗ u Tee 

"+ Unfere Leſer, die wie verſichern Eönnen, daß fie Hier 
Bine angenehme Unterhaltung nicht vergeblid, fuchen werden, 
erſehen auch vhne anfere Erinnerung, aus der gegebenen Okizze 


daß zwar in diefee Schrift meiſtens Die gewoͤhnlichen Sngren 


dienzen des Nomans fleißig zu Hälfe genommen ;..abrr wichte 


- weniger als auf. eine alltägliche Welle verarbeitet worden - 


find, and Haß der Verf. die Kunſt zu ickeln und. zu ente 
Wwickeln in yiernlicher Vollkommenheit beſitze. Du nirgendg 
‚in Wink daruͤter gegeben wird, In wie welt ber Beyſatz auf 
Ben Tirel: eine wabre Meſchichte, wörtlich und im Ernſte 
au nehmen fey! fo gefrauen wir ung Bine Muthmaſ⸗ 
ſungen darüber, meil wir bloße Reminiſderzen an einzelne 
Siftorifhe Daten, ſelbſt wenn diefe noch fo treffende Aehn⸗ 


Jicpkeiten mit gewiflen Darthien des hier anfgefkellten Semäl, . 


des von der einen oder andern handeinden Perſon haben foll- 
sen, für ganz unzulaͤngliche Mittel halten, zu einer ſichern 
Scheidung bes geſchichtlich wahren und bes dichterifchen Zus 
* zu gelangen. Das Titelkupfer enthaͤlt eins mittelmaͤßi⸗ 


arſtellung der Scene, wo Michel die alte Herzoginn 


Ins folgendes naives Ralfonnemene CS. 412 f.) in Wuth 
gegen füb bringt: „Ih kann mirs durchaus nicht vorftellen, 
‚ „daß ein Wurm, wie ihr meinen Enkel ju nennen beliebt, 
„fib auf den Elephanten ſetzen kann, wenn diefer es 
„nicht haben will; alſo, und das iſt ein richliger Schluß: 
Ixwenn die Prinzeſſinn, eure Nichte, nicht zuvor meinen Enkel 
weicht, und ihm nicht Gelegenheit gegeben Hätte, fie wie⸗ 
„der Heben zu müflen, glaube ich nice, daß Ihm fo etwas 
„eingefallen wäre. Dean tennt ſchon die Hoſdamen, und 

bier iſt ein großer Beweis zu führen nöthig, wer den au⸗ 
ZIhorn verführt und ind Ungluͤck geftürze hat, ob mein Enkel 
„eure Nichte, oder eure Nichte meinen Enkel?“ — und wo 
Yan Julle, die drauſſen gehorcht hatte, die Hände ringend 


herriageſprungen koͤmmt, und mit Thränen in ben Augen 


Ansruſt: „Ichilich allein bin die Yerführerinn 1“ 
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- Schöne und bildende Künfte, : 
Zeichnungen aus der fchönen Baukunft, oder Dar- 
Stellung jdealifcher und ausgeführter Gebäude, 
mit ihren Grund- und Aufrifen, auf 100 Kup« 
‚fertafeln. Mit nötkigen Erklärungen und einer 
Abhandlung über die Schönhejf diefer Kunft’be-. 
‚leitet, von D. C. L. Stieglitz! Lei g, bey Vols. 
ud Comp. . Vierte, fünfte und fechfle Lieferung, 
- 3799,  Siebente und achte Lieferung. 1800,, 
‚- Royal Folio. Jede tieferung 6.18. 6 ge., deu 
Louisd'or 5 NE: Den A 


tefe fm Licferungen, wovon wir die etſten drey In unſter 
Dibliothet ſchon angezeigt haben, entſprechen vollkommen dem 
angeführten Iweck dieſes geſchmackvollen Ptachtwerkes in 
deffen Ganzem, das ſich jetzt uͤberſehen laͤßt, wir dloß ein gee 


‚ wiffes, auch für Sammlungen dieſer Art wuͤnſchenswerthes 


Soſtein und deſtimmte Ordnung vermiſſen. Sie enthalten 
die Stand⸗ und — von, zuſammen fünf und dreißig, 
theils idealiſchen, theils.in England, Schottland, Deutſch⸗ 

fand und Poten wirklich erifticenden Gebäuden, manntgfacher 


Form, Beſtimmung und innen Einrichtung. Wir finden 


⁊ 


hier das Londner Zollhaus, — das Rathhaus zu Chelmso⸗ 
ford in Eſſex — ein Luſtſchloß — drey tadtgebaͤude — 
breyzehn Land » und Gartengebaͤude — fünf kleinere Gebaͤu⸗ 


de und Pavillons in Gaͤrten — einen Jagdpavillon — drey 


"Eingang zu einen Landhauſe. 


Kirchen ⸗zwey Grabmaͤler — vier Bruͤcken — und einen. 


Alles, was in der Anzelge der’ erſten Lieferungen dfeſes 
Deutfchland Ehre bringenden ſeltnen Werks, zu deſſen Em⸗ 
pfehlung geſagt iſt, gilt auch von dieſer, kaum erwartet ſchnel⸗ 


len Foriſchung deſſelben, woran nur noch eine naͤchſtens er⸗ 


fheinende Lieferung zur gänzlihen Vollendung fehlt. We 
dürfen, aus Achtung für den, feit dem letzten Jabrzehend⸗ dur 
fo manche Muſterwerke dieſer Art ſowohl, als durch wirkliche 


Aufführung von kanſt⸗ und geſchmackvollen Gebäuden in vies 


. ken Gegenden Deutſchlands, fichtbar. geftiegnen und kultivir⸗ 


gen Geſchmack der Deutſchen in der Architektur, nicht ce 
— ee Ä Dun ' 


“5 


‚Schöne Kunſte | 397 - 


daß ſich dieſes Werk in den: Sammlungen der meifien begi⸗ 


terten Liebhaber finde, und daß es zur Immer-aflgemeinern 


Verbreitung dieles befiern Geſchmacks in der Baukunſt und 


den Anlagen, nicht ſowohl prunkender, als ſchoͤner und bequemer 


Wohngebäude Eräftigft mitwirken werde. Aber auch zur Bil⸗ 


Kung junger Baufünftler und Bauhandwerker, in ben nur zu 
fehr noch vernadhläßigten Pflanzfchulen der Kunft und des 


Geſchmacks, wird es beytragen, und einen Theil älterer Wer ⸗ i F 
ge, die zu eben dem Zweck zuſammen getragen find, ihn aber, 


wegen ihres gebrechlichen und vor dem Tribunal des aͤchten 
Geſchmacks und der gereinigten Kunſt nicht‘ beftehenden Sins 
halts, nicht erfüllen koͤnnen, verdrängen. — Dann wird 
es dohin kommen, daß die Baufünftler und Bauherren felbft, 
einzelne kleine Sehler und Mängel, die fi Immer noch 
auch in diefem Werke, in dem Aeußern und Innern der Bau⸗ 
anlagen, die datin als Muſter aufgeftellt werden, und "wovon 


in ber Anzeige der frühern Hefte verfchledene angegeben find,. 


— 


und) auch, bey dieſen Heſten noch ausgehoben werden koͤnn⸗ 
gen, verbeffern, und Eflektiker, ein jeder bey der Anlage ſei⸗ 
nes Gebaͤudes, das viele unverkennbar Gute, Schoͤne und 


Edle, welches dirfe Maſter enthalten, auswählen und behalten 


ve 


- Die Verhältniffe der fchönften Statuen des Alter-: 


. thums, zum Gehrauche derer, die fich den bil. 
denden Künflen widmen. Mit zwanzig Kupfern, 
" worauf fünf und zwanzig antike Figuren vorge: 
ftellet find, nebſt den Maafen aller ihrer Theile, 
nach dem Proportions-Maasflabe des Kopfes und 
‚den Befchreibungen derfelben. Von F. A David 
„ inParis, Ehrenmitglied derBerliner Akademie der. 
: Mahlerey undBildlıauerkunfl. Diefe Verhältnifle 
find als-Fortfetzung -des Zeichenkatechismus zu. 
betrachten. Herausgegeben von oh. Gottfried 
Grohmann, Prof., Herausgeber des Ideenmaga- 
zins. Leipzig, in der Baumgärtnerilchen Buch- 
handlung und im Indufiriecomptoir. — 
Ser ie eh &c3 Oo gn 


25 


* A : " \ 
ET) \ Ehöne Künfte, = me 
. ad Comp: in Wien, Ohne Iahrrahl. 16 Gil 


‚ 
En) D 


: ten Text in gr. 4. a RE 


Buch nitnme gewiß jeder geſchmackvolle Gelehrte und Kuͤnſt⸗ 


‚Ne mit Begierde in die Hand, in bet angenehmen Hoffnung, 
‚bier Vergnügen und Belehrung In reichem Maaße zu finden. : 


Abes wie fehr ſieht man fich getaͤuſcht, wenn man auch nice 
das geringſte Bene, ſondern bekannten Winkelmanniſchen 
Text, mit Girard Aupeans Kupfern findet! — Was has 


ben nun alſo der große Kuünftier David, und Hr. Prof 


Großmann, deren Namen Beyde auf dem Titel angeneben 


: Sind, bey dieſer Arbeit gethau? — Antwort: Erſterer 


hat wider Wiffen und Willen feinen Natnen hergeben muͤſ⸗ 


fen, um letzterm eine- neue See, bie er vermuthlich aus 


feinem Ideen⸗ Megopne herausgelangt haben mag, ansfüh 


von zu helfen, 


Es ift wahr A es — allerdings see; daß hier Winkel⸗ 


manne -meikerbafter Test. genommen worden iſt, aͤls ein 
elender anderer Text, und es macht Hrn. O. Ehre, daß ep 


Namen und Citata richtig angegeben hat, (freylich aber hat er 


glauben muͤſſen, daß dieſes Plagium leicht entdeckt werden 


würde, da dieſes Buch zu bekannt und In ‚fo vielen Händen 


IE); nur hätte der Abdruck etwas genaker gemacht, und 
nicht mit fogar ben Sinn entſtellenden Fehlern abgedruckt 


- werden folten, wle 3. B. S. 4 8. + niedrigen ,-k. niedris 


gern, (welches hier einen ganz; andern Ginn gießt) S. 4 


2. 6 von unten betauf: das lange Seuſzen flatt das bange. 
2, ©. 5.3. 4 Meiſterſtreiche ſt. Meißelſtreiche, u. a: m. 


Die Quelle, woraus er bie Kupfer ſchoͤpfte, ſoll ein 


. Best von David in Paris ſeyn, und fie find, tie fon ger. 


‚ fat, aus jenem alten bekannten Werke: Les Proportions du 


er 


‚ eorps humain, mefur&es fur ler plus belles Figuren de P- 


Antiquite, à Paris, chez Girard Audran, Graveur du Roy. 
1684. Bol. und es iſt nicht eine einzige neue Platte babey; 


denn Tab: 1 — 5 gehn Im beyden Werken, in dem beſtohle⸗ 


nen ſowohl, als in dem beſtehlenden, nach einer Ordnung ; 
Aber No. 6 iſt im Audran No. 7, 89 hat dort die ıste 


amd ıgte Stelle, 10 bie 20ſte, 11 die ızte, 15 die zute, 


23 bie ange, vadie.ıste, 15 Die S6te,. a6. ble 1äte, 17 
„ : 1 — = die 


ſch ein ſchoner, vielverſprechender Witelt Ein ſolchee 


| 0 


- 7 Be ıgte, 28 die Hte, 19 die Zte,, 20 die asfle, Audran 

: hat 30 Blatt Kupfer; die übrigen 10 (ind aber. von. Ken. 

©. woggelaſſen, vermuthlich weil er Leinen Winkelmanni⸗ 
ſchen Tert dazu abdrucken laſſen konnte. Im MWorbepgehen 

. wollen wir noch bemerken, daß man von dem Audranifchen 

Werkchen auch eine deutſche Heberfekung Hat, unter dem Ti⸗ 

el: Wes menfchlichen Keibes PLoportionen, von des 

nen vortrefflichſten und allerſchoͤnſten Antichen genom« 

wien und mit Sleiß abgemeflen durch Wir. Audran, 

Prof. der koͤnigl. Mahler⸗Academie zu Paris. Anies 

2.80 Den Kunſtliebenden zum Beſten ins Deutfche übers 
| ER Nuůurnb. 8. 4. Fol. 

Dle ganzen Kupfer haben alſo kein Verdienſt, ale das 

Berdienft des Storchichnabels ; doch hat ibn auch Feine fefte 

Hand gefühit: fon würden nicht alle Figuren fo fehr ver» 

- zeichnet feyn, daß auch nicht eine einzige Die Schönheit des 
| ODriginals erreicht hat; To wie auch an ben Figuren felbft die 
Ziffern, durch welche die Groͤßen angedeutet werden, feblers 
.. baft kopirt find. Das laͤcherlichſte hlerbey I, daß man auf 

ber neunten Tafel die franzöfifchen Worte: Epaifleur de ia 
euiffe droite veüe en raconrcy par le genouil hat moder⸗ 
| nifiten wollen 5 aber doch das Bort genouil beybehalten 
R hat, welches David wohl nicht gebraucht Haben wuͤrde 


Albrecht Dürer in feinen vier Büchern von menſchlicher 
oportien, wovon Rec. die beyden Ausgaben, Mürnb. 1528 
- Bol. und Arnhem 1603 Fol. kennt, *) fcheinen dem alten 
Kuͤnſtler Audran die erſte Idee zu feiner Arbeit gegeben zu 
Baden, fo wie Audran dem Hrn. ©. wieder feine Idee her⸗ 
geben mußte. J 
In den neuern Seiten bat man mehrere Schriften dleſer 
| Ast, 3. B. L’Art de peindre, Poeme, Avec des Reflexir 
’ ons ſor les differentes parties de la penge. Par M. a 
telet. A Par. 1760. 4., wo ©. 76 in den Reflexions die _ 
Statuen des Antinous und der mediceiſchen Venus auf eben 
Hefe Arc bearbeitet find **) — — puur apprendre 
— e4 a del. 


BZ 
. 


| 
« 


x “ 


— e). lateinſche werr ſeacea Ik mom 1532 und Aue in 
| | ı vis gedendte franzöfiiche vom 33 557. 
| ee) tan dat hiervon eine neue, mit zwey Oedichten über bie 
2 aleren verniehrte Ausgabe, in 2 Octavbaͤnden, die ” . 


” 


| 5 
oo : .  Ghöne Künfle .. 


a defliner i&s paffions, propofee dans une conftrence far 
Y expreflion gönerdle et particuliêre. à Amft. 1702. fL 
8. — Deutſch, Augſp. 1704. — ttallänifch, Verona 1751), 
8, (diefes hat nur Köpfe) u.a. m. \ 


Hr. Grohmann hatte alfo Hier mehrere, Vorgänger. 
Hätte er nun alle diefe benutzt, und ſich eigene Kenntniſſe 
über Kunft und Antike zu erwerben gefucht; oder wenn er fie 
ſchon befaß , bier angewandt, fo konnte er, hefonders wenn - 
: er einen Künftler wie David dazu fand, nicht allein etwas. 
WVBgordrzuͤgliches leiſten, fondern ſich fogar den Ruhm erwerben, . 
. in Deutfchland zuerft ein Werk geliefert zu haben, an dem: 
es unferer Nation noch fehlte. Doch merkantilifher Nutzen 

ſcheint mehr feine Spefulatiom gewefen zu feyn, und dazu 
war freylich der Weg kürzer, den er eingefchlagen Hat. 


Daß David einen folden Betrug'gemacht, und wirklich. 
ein aus Audran entiehntes Werk für das feinige ausgegeben 
haben follte, läßt ſich nicht denken; denn.fonft würde gewiß 
die ganze Sache ſehr verbeffert und berichtige, und nicht ver⸗ 
ſchlechtert und verfälfht worden feyn (dann wäre es aber auch 
fein Betrug). Indeſſen, konnte au Hr. ©. wirklich bes 
weifen, daß dieſes gefhehen wäre; fo fiele zwar der Vorwurf 
weg, daß er den Namen David mit Unrecht auf.dem Titel 
feines Buches gebraucht haͤtte; aber dann härte er auch als“ 
gelehrter Kenner des Alterehums und der Kunſt, wofür er 
doch wohl angefehen feyn will, die Quelle angegeben haben 

follen, woraus man gefchöpft hatte. | 
Wollte mon aus allem diefem noch ein Reſultat ziehen, 

fo wäre es biefes: Ein Werk diefer Art, zu melden ein 
Heyne den Tert, und ein David die Kupfer! lieferte, würde 
einem großen literarifchen und artiftifhen Beduͤrfniſſe abhel⸗ 
fen, und die größten Gelehrten und Künftler würden ſich mit 
Vergnügen auf diefe Art unterhalten und belehren laflen. 


Veber die Apotheofe auf einerGemme, Eine Rede 
gehalten bey Gelegenheit der Todesfeyer deg 
-* Hw.M.v. St. S. F. Kuſtner in der Loge zur Einig- 
— | | — keit, 
1761 zu Amſterdam a a find. Die werfafer 


dieſer beyden Gedichte find » bu Fresnoy und ber 
Marſ. — — J 


 Ohöne Kinn Zr ger... 


“keit, von Br. Dr. Ehrmann, den 16. December 
. 5799. (1799). Gedruckt bey Brönner. 23 $.. . 

' ing.und 8 S. Dedicat. und —— nebſt einem 
Kupfet. 4%: 


Die von 9. A. Samldt geſlochene und vermathlich von 
eben demfelben auch gezeichnete Abbildung dieſer in Cornenf 
geſchnittenen Figur, ftellt Anen Juͤngling vor, der mit aus⸗ 
gebreizeter inter Hand über einem Winkelmaaße ſchwebt, 
und in der rechten einen Hammer hält. Seinen Körper ums: 
faßt von hinten zu ein Adler, der fhn mit feinen Elügeln 
bedeckt, und in feinem Schnabel einen Kranz bäft, durch 
nn obern die eine Spitze eines ausgeſpannten Zirkels 
/ge t 


Die Ertiarum dieſer Gemme ft ganz von ber ie 
teren  bergehommen, und iſt, mit fleter Anwendung anf 
ben Berfiorbenen, zu deſſen Andenken der DBerf, diefe Ab⸗ 
bandtung ſchrieb, folgende: Der Hammer iſt das Attribut 
des Meiſters vom Stuhl, der Adler das Sinnbild der Ape⸗ 
eheofe der Männer (fo wie der Mau das der u). Lehe 
teves wird durch ein Verzeichniß alter römifcher Kaiſermuͤnzen 
und Gemmen bewiefen; das erſtere aber muͤſſen wir dem 
-. Verf. auf fein Wort glauben. 


VUebrigens wird jeder Leſer dieſer Abhandlung gefoiffermaf. 
fen von dem Verf. ſelbſt G. 14 und 16 auf den Gedanken ge 
führe, daß das Bild diefer Gemme wohl auch auf das Stel⸗ 
gen und Fallen des Nils, Bezug haben könnte. — Sie bes 
Andet fi in dem Muſeum des Hrn. Schmide von Rofan. , n 


Kzw: 
Weltweis heit. 


Doctinse de revelatione modo rationis proecepti⸗ 
conſentaneo ſtabiliendae periculum a FV J. Niet- 
I— — — — Shi 1797. 210 ©. 
KL Ze 


493 Weltweisheit. 


Tab dem Latelniſchen von dein Verf. ſelbſi unter folgen⸗ 
. | den Titel herausgegeben : = 
Yerfuch einer Begründung des vernunftmäfßsigen 
. Offenbarungsglaubens. Mit einem Anhang, der 
eine Därftellung des Gefichtspunkts enthält, aus 
dem diefe Begründung aufgefafst werden mufs, 
‘ Leipzig und Iena, bey Frommann, 1798. VIU 
und 180 S. 14. | 
6 er Verf. quält, nach Ark der kritiſchen Philoſophen, fi” - 
{ft und feine Leſer unnächiger Weiſe. In der lateinifchen 
Schrift, die eigentlich eine Doktor» Difputation I, will er 
Die Offenbarung vernunftmäßig begründen, und. erfindee 
einen Untetfchled zwiſchen periuafionem de revelatione, und 
perfuafionem pro revelatione, der eben’fo umlateimtfch iſt. 
als undeutſch der in der deutihen Schrift zwiſchen Glaube 
an Offenbarung un, Öffenbarungsglaube. In der Bor 
zede zu der deutſchen Schrift ſelbſt fagt er frey ‚heraus, das, 
was in diefem Verſuch begruͤndet wird, ſey nicht die alte 
Lehre von der Offenbarung, als weicher ein nicht zu rechtfer⸗ 
tigender Begriff vom Offenbarung zum Grunde ilege; was 
er. Dffenbarung nenne , fen ein ganz anderer Begriff; es fep 
‚lediglich das alte Wort, gar nichts von dem alten Kegriffe 
heybehalten. Er fagt ſehr teeffend: Es liegt eine ganz ei- 
ene Zauberkraft in den Worten ;: fie halten den Begrifi, 
der einmal an fie gebunden it, fo feft, fo felt, daiser 
durch keire Befchwörung loszumachen ift; felbft, wenn 
es auf einen Augenblick gelingt, ihn auszutreiben, kebit - 
er doch immer wieder unverfehenda zurück, yadnjchtiel- 
ten mit fieben andern Geiftern, die ärger find, denn er 
felbft; fo dafs es allo, um ihn lofs zu werden, nöthig 
fcheint, feine Wohnung felbft zu demoliren, aderwie ein 
altes Schlofs, wprin es Ipuckt, dem Gefpenfte zum alleini- 
gen Befitz zu überlaffen. Barum thut er denn nicht eins 
von beyden, befonders das Lebte, ale das. zweckmaͤßigſte? 
Harn. wagt ers in der deutſchen Schrift abermal darauf, 
‚als der nene Begriff von dem alten Worte verfchlungen 
werde? Er giebt ihr freylich einen Anhang mit, und in dies 
fem eine weue Darftellung des Hauptgedankens , von: wels 
ger er aus Erfahrung willen will, (fie ward zuerſt im “ D. ° 
— J aus 


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—— — 
any 
\ . 


JE‘ 


Weltwoisheit. | 40%, 

HYaulus nenem theologiſchen Journal abgebrudt), dafs fig 

en haupiſachlienſten Mifsverftändniffen abhelfe, und die 

man daher vor der Abhandlung felbft leſen foll;. aber mg: 
geſteht ſelbſt, daß diefer Anhang noch nicht hinlaͤnglich ſey; 
daß er.mur die nothwendigſte Aufhellung und Berichti- 

. gung gebe, und baß der Gegenſtand feine volle Befiimmt- 
Peit erit in dem ganzen Syftem der Religionslehre erhalten 
Sönne, in welchem ihm künftig feine Stelle angewielen 

werden foll. Heißt es nicht eine £efer zum Deſten haben, 
wenn man ‘fie von siner Schrift auf die andre, and endlich 

gar auf eine vertroͤſtet, die erfk erfcheinen FON? Und was 
werden wir denn nun in dem angefündigten Syftem zu hören bes 
fommen? Sicher nichts, als was Ar. N. ſelbſt im ber 
deutſchen Schrift ſagt, und was andre ſchon vor ihm gefage 
“haben: daß die fogenannte Offenbarung zu ben Weranflal. 
tungen dee Vorfebung gebött, und ‘als eine folche Bers 
anftaltıng von jedem angenommen wird, der Überhaupt Ber: 
enfialtungen ber Vorſehung annimmt, und alles dahin rechs 
net, was vorttefflihe Menſchen, wie Jeſus von Nazareth, 
que Erleuchtung und Beſſerung Ihrer Brüder gethan haben. 

| och könnte das veriprochene Wert immer Iehrreih werden, 

wenn HE N. fib nur das kritiſche Degründen abges 

- wöhnte. Durch Verdoppelung der Vernunft und durch alles, 
mas amit zufommenhängt, erklärt man nichts, begründet - 

‚ men nichts, fondeen verbunfelt und macht grundlos. Man 

„Darf hoffen, daß Hr. de einer der beicheidenften Zoͤglinge 

ber fritiſchen Schule, dieſes Aber kurz oder lang einfehen, 

und ſich der Fritifchen Zaubetſormeln eben ſawohl, als her 

'. alte hergebrachten, z. B. unmittelbare Offenbarung, u. bat. 

enthalten; daß er — es von der Betrachtung der Sa⸗ 

cryhe im concreio ausgehen werde, wo es ſogleich Ins Auge 
faͤllt, daß man nicht der nen erfchaffenen praktifchen, fohdern ' 

der alten einen und untheildaren Vernunft zum Trotz, Die 

2 Wahrheit der Lehre auf bie Wahrheit der chichte grün« 

det; als wenn.das Zinmaleins aufpbren müßte wahr zu fenm, 
wenn Erben feine goldene Hüfte gehabt hätte, Diefem 
Wahne des gelebrren Volks entgegenzu arbeiten, if} noͤthig 

| und verdienſtlich. Beym Unterricht des ungelehtten Volks, 
.ceder hehſer, der Kinder kherbaupt, hrauche man die Be 

| ſchichte als Vebikel der Kehre, ohne jenes geleheten 

Wahns üͤberall zu ermaͤhnen. Eine Kirche, die an die Bis 

bel gebunden {ft , Wie bie proteſtantiſche, kann gr Ges 


% 


‘ - 


Fa: — — —— — 
f 


KA 


vbeweiſt. 


N a 


400. Wbeltweisheit. 


ſchichte des CEbeiſtenthums nicht uͤbergehenz; und dann iR 
as.auch vadagosiſch, eine Lehre zu erzählen, che man fie 


‚85 


8T 


\ 


| Naturrecht aus dem Begriffe des Rechts entwickelt, 


von Joh. Chriſtoph Hoffbauer,: Profeffor der 
Dpitofophie. Zweyte verbefferte und vermehrte 
Auflage. Kalle, bey Hemmerde und Schwetſch- 
fe. 1798. 27 Bog. 8 138. a NE 


ie Veränderungen und Vetbeſſerungen dieſes Lehrbuchs 


ñ der vor uns liegenden zweyten Auflage, welche zum Theil 


durch Einwuͤrfe, die man dem Verf. entgegenſetzte, zum 


Theil duch die Fortfcheltte der Wiſſenſchaft felbft veranfapt 


wurden, find, wie er felbft fast, im Wefentlihen nicht, bes 
trächtlih. Er hat an die Stelle der in der erfien Ausgabe 
gebrauchten Formeln, unter. denen er die Grundſaͤtze des 


Syuſtems vorteug, zuweilen anpere gleichgeltende gebraucht, 


und vieles In das reine Maturrecht aufgenommen, mas vors 
K in dem angewandten abgehandelt wars ferner manche 

griffe und Gäge genauer beftimmt, manche Theorieen aus 
Füprliher, als vorher, porgetragen, Dagegen andre mehr. zur 
fammengezogen; und. endlich die Gefchlchte des Naturrechts 
Bis auf die gegenwärtige Zeit fortgeſetzt. Die Manier des 


Werf. iſt befannt. Was Rec. bey dieſer zweyten Auflage 
"noch auszufegen findet, beftsht Eürzlich darinz. daß er zu we⸗ 


nig Ruͤckſicht auf die Kantiſche Rechtslehre mimme, devem 
firenge Prüfung zu fcheuen, fih nicht mit der Freyheit eines . 
Gelehrten und mit den Anfprücen eines Lehrbuchs auf Bolls 


- ftändigkelt reimen läßt; und daß es der angehängten Geſchich⸗ 


te des Naturrechts an pragmatifchen Geiſte fehle. . 
2 | nv Ge. 


Geſchichte des Menſchen nach ſeiner geiſtigen und 
koͤrperlichen Natur, fuͤr jeden gebildeten Leſer. 
Nach dem Franzoͤſiſchen des Hrn. le Camus frey 


bear⸗ 


J 


Woelmeinhen. 4 


N 


bearbeitet vom Gofſrath von Eicken. ‚Im Comp 
tovoir fuͤr Siteratur in Elberfeld. 1798. 1 Bogen 
Vorr. kind Inhalt, nebſt 485 S. 8. auf . 


Schreibpapier. a DE» 


———— Hr. Hofr. v. €. von ſeinem Original, das er 
entweder überfegte, oder nach ſeiner Ahſicht für fein Publi⸗ 


um bearbeitete, in der 8 Zeilen langen : Vorrede keine 


NMachticht ertheilts fo halten wir dafür, daß diefe vorliegende 
Geſchichte des Menſchen, aus des ſchon den 2. Jamar 
3772 verſtorbenen Anton le Camus beruͤhmtem Werte: La 


EN de !’ Eiprit, ou l'on traite des Aifpofitions er’ 


des caufes phyfiques, qui influent fur les operations de 


Jd’ Elpris etc., wovon dem Rec. mehrere Ausgaben, befonders 


‚die in 2 Bänden, Paris 1769, 12. Sefannt find, und aus 
deſſen Zoriſcbung von dieſein Buche: Par. 1769 -54 
2 Vol. ı2. entflanden iſt. Rec. ‚hat zwar. beyde Urfchriften 
‚gegenwärtig nicht bey der Hand, um ſie nit der Arbeit des 
deutſchen Herausgebers vergleichen zu können; erinnert fid) aber 
beym Durchlefen der letztern Manches, das dem Syſtem u; dem 
Gange des franzoͤſ. phil. Arztes, der ſich durch mehrere treffll⸗ 
de Schriften ruͤhmlichſt bekannt gemacht, völlig ähnlich iſt. 


Denn daß diefes Werk weder Bantifähe , noch fonftige 


Grundſaͤtze aus dem Zeitalter der franzoͤſiſchen Revolution ents 


‚Hält, ſieht man fast auf jeder Seite der vorliegenden deutfchen 


Schrift, die "bey einigen Mängeln ſehr trefflich gerathen iſt. 


Nur bedauern wir, daß man das Eigenthiämliche des Hrn. - 


‚von E. von dem des franzöfiihen Vorgängers nicht unters 


ſcheiden kann! Dieb, umd daß von der, zum Güßrer ger: 


‚wäßlten Urſchrift gar keine Ausfunft gegeben worden, muͤſſen 


wir vorläufig dem deutſchen Herausgeber, ‚welcher diefe Ep ' 


orderniffe ſchuldig geblieben, zur Laft ſetzen. Jetzt wolleg 
a den Inhalt und deflen Werth kürzlich anführen. 


Das Merf if in dre 2 Bücher, jedes ia beſonder⸗ 4J 


a eingetheit. Das et ſte Büch ©. 1172, 
enthält fieben Zapitel, aus denen zuletzt S. 153 — 172 
Reſultate für das erſte Buch gezogen werden, welche eine 
richtige Ueberſicht deſſen liefern, was vereits abaehandelt 


worden, und bie darin beſteht, daß die phufifchen Urfachen, | 


die auf das dentende oder geiſtige Prinzip des me 


’ 


— 


* 


1406 2 Apeiiwelshile, 


Eiufluß Haben, Bargefleiit werden. as, wie, und koch 
uber Geſtalt die äußern Umſtaͤnbe des Menſchen, nämlich defs 
fen Zeugung, — Verſchiedenheit des Geſchlechts, — Kli. 
ma, — Erziehung, — Temperament, — Alter, — Ge - 
fundheit und Krankheit auf Ben Geiſt für einen Einfluß be 


wirken, bas wird in gedachten fieben Sauptſt. auselnandes 


7 r 


Bei. - | 


en | | i 
... Das Jweyte Such ©, 173 — 40 ſchildert fh 
fer Bapiteln die Kräfte der Seele. Es wich daher vom 
erſtande, — den Senfatlonen, — der Einbildungstraft, 
— — — dem Schlleßen und vom Gebaͤcht⸗ 
niſſe ſehr trefflich gehandelt. | 


Im dritten Buche S. 401 — 485 wird in ve 


Rapitein vom Willen, den Tugenden und den Leibstifchäfe. 


zen eine Schilderung. erthellt, die viel Scharffinn verräh, 
Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Maͤßigkeit find die 
Haupteigenſchaften der Tugend; fe wie Liebe, Eigenllebe 

und gefellichaftliche Lebe, auch im Gegenſatze: Haß, Sehn⸗ 
Jucht, Freude und Traurigesit, Die vornehmſten Lriche 
menſchlicher Daffionen find. Sie ale Hat der Verf, ode. 
vlelmehr Hr. v. E. in einem Lichte därgeftellt , die einen — — 
kulativen Kopf verrathen, wofuͤr der deutſche Herausgebe 


dieſer Geſchichte des Menſchen, aus ſeinen übrigen tee” 


diziniſch⸗ Aftheriichen Schriften dem Publiko ſchon hinaͤnghe 


dekannt iſt. Schade, dag Hr. v. €. in dem vorliegenden 


Buche, die gelegentlichen Bezugnehmungen auf griechiſche und 
lateiniſche Klaſſiker in feiner Urſchrift nicht verbeſſert, und 
init deutſchem Fleiße die feanyöfifche Fluͤchtigkeit derich⸗ 
tigt hat! Denn ſehr oft ſtoͤßt man, nad) Art der Ftunzoſen. 


anf Titata, wie z. B. Cicero de nat. Deor. lib. II. — Tuf.. 


Quaeſt. ib. L— Acad. Quaeſt. lib. IV. u. a. m., die. 
dee Deurſche, der mit klaſſiſcher Literatur umzugehen verſteht, 


welt — beſtimmt, um das Nachſchlagen zu erleichtern? 


dech hader dieſ⸗ Erinnerung dem Wirthe Des Suche nicht. 


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i, Fp. "Bouterwek., Phil, in Acad, Georg. Aug. Doi | 


ctoris ac Profefloris, de fenfu veri libellus, Gott, 
‘ Dietrich..1798. 43 5. 3 8#- u 
2, Abriß afademifcher Vorlefungen über die Rechter 
ppiloſophie, von Fr. Bouterwek. Göttingen, 
bey Dietrich. 1798. 368. a 


— Lehrbuch des Makurrechts, von J. G.— Buße; 


% 
‘ 


ff. ord. Profeffor der Philoſophie zu Görtingen, 


. Göttingen, bey Roſenbuſch. 1798. VIII u. 398 
Seiten IM. —— . 


Der Libellus Nr. ı., utſpruͤnglich eln Programm, iſt mit 
dem Sinne, von dem er handelt, geſchrieben, und In einem 
"Latein, wie man es vom Katheder herab felten der. Dee 
Verf. unterſucht a) fenfus veri quid fir? ‚Refp. Eft obfcurz 
cogitatio ab obfeura reguläe veritatis, menti ipfi idfitze; 
- confcientia profecta, Ef ratio ex, qua utuntur homines, 


uibus naha veritatis notio eft perfpicua, quague.ipfi ufl 


Ant philofophi, antequam ejus aetatis ellent, ut poſſent 


philolophari., Oritur hie-fenfus ex fanae mentis naturali 


abitu ad inveftigandam veritatem. Der Berf. vergleiche 
mit feinem Programm das Buch, was A. Rüdiger unter eben 


denm Titel beransgab, und fagt: nihil habet cum noftra die 


putatione praeter nomen commüne. Rädigero fenlusverl. 


'eft, ut ipfius verbig utar , „dexteritas quaedam, regulig 


u 
dexterirarem | effici ille — Nos contra ſtatuimus, 
ipſam artem logicam illis fuperftructam effe regulis, quag 


goal et expedite, quid ir unaquaque re verum fals 
mve fit, fentiendi.* - Lobices diligenti ſtadio ejusmodi 


mens humana fentit, antequam intelligit. Beydes fünnse. 


mit einander beftehen; die Nädigerfche dexteritas fönntee 


ein ge uͤ bt er Sinn, und durch logiſche Nebungen erwerben 
ſeyn; wenn man logiſche Uebungen auch ſelche nennen dürfte, 
wobey der Lehrling mit den Kunſt⸗ terminis, Überhaupt hnit 
dem wiſſenſchaftlichen Gange der Logik verſchont bliebe; 


wenn man Ihm blos Aufgaben, ans feinem Gefichtskzeiſe het⸗ 


genommen, vorlegtey- und ihn dieft natura dure Beantwertew 


lege... Ein Bouterwek und noch mancher andere wackere, 


oobgleich 


2 


l 


408 Weltweisheit. = u 


pbgleich zuͤnftige Philoſoph, würden, glauben wir, dieß 


immer noch für itudium logices gelten laſſen. b) Quae- 


. nam fit fenfus veri utilitas, fi eo utuntur imgenia; phi- 
lofophiae ftudio non exornata? c) An ſenſu veri 


earere poflint philofophi? Mean fehließe, ob die Frage 
bejaht oder verneimt wird, aus folgender Stelle: Ita fert hu- 
mana conditio, ut ingenia ad philolophiam ‚promtiflima 
vitiis faepe laboyent, a quibus vel ipfe ſenſus vulgaris im- 
munis eft. Eadem argumentandi vi, qua populum ante- 
gellunt, ipfi in pejus runnt. Novis rationibus novog 
effingunt errores, ac tanquam ignes fatui variis laltatipni- 


‚bus et micationibus viatores in paludes abducüunt, — — 


d) Quisnam e fenfas veri notione fructus praecipuus in’ 
philefophum redunder? ‚Nur eine Stelle aus der Antwort 


ſtehe Bier: veritas, quam ratione invelligamus, fenfu veri 


Tanquam € longinguo demonftratuz, Senfu veri eorrapto. 
jpla corzumpitur ratio. Igitur cu: [ana mens eff, is rarıoni 
ipfi difhdit, fi fubrili ac fingulari argumentorum confpira= 
fione novi aliquid invenifie viderur, fenfu intus repug- 
nante, Non enim lenfus ifte, quem ab omnibus animi 
perturbationibus facile dignofeas, perperam repugnat. 


Mro. 2. Mit Recht behauptet der Verf., daß denn Gei⸗ 
te, womit die Rechtsphiloſophie zu bebandeln fey, alle abſtru⸗ 
fen, der Transfcendentalphilofophle abgeborgten Formeln und 
Beſtimmungen widerfprechen,, und daß fein Zweig des philos 
fopbiichen Wiſſens der transfcendentalen Stüßen fo leicht ents 


- behren fonne. Aber follte nicht etwas diefer Art doch noch in 


gegenwärtige Abriffe zu finden feyn?. Gehoͤrt nicht ſelhſt das ’ 


bin die Entgegenfeßung der populären und der philoſo⸗ 
pbifcben Rechtsbegriffe; ferner die Einthellung in reines. 


Vernuftrecht und allgemeines Menſchenrecht, fo wie 


„N 


der Eintheilungsgrund, daß der Menfch erſtlich praktiſche 
Intelligenz und zweytens Menſch ſey (S. VII); wo «6 
auffällt, daß von den bleibenden Verhälchiffen der prakti⸗ 
(den Intelligenz zur menfchlichen Natur gefprocden 
wird, als wenn das Intelligente oder Sutelligivende im Mene 


ſchen nicht mit zu feiner Natur gehörte! . Ünd warum denn 


praktiſche Intelligenz? Giebts auch eine tbeorerifche ? 
Dos fhmedt zu fehr nad) Kantiſchen Abſtruſitaͤten — fit 


venia verbo — als daß es hier Platz Yätte finden, follen 5 ” 


= beſon⸗ 


t P2 


Weletweioheit. .' 408 


‚Befönders;da es eine logiſch sunziditige Einthefung veranlaßt. 
Denn dem Vernunftrechte müßte kein Menſchenrecht, ſondert 
elf Erfahrungsrecht gegenuͤbher ſtehen; role dem Menſchen⸗ 
rechte ein Thierrecht oder Engelrecht, oder des etwas. — 
Der Verf. ſetzt auch juriſtiſch und philoſophiſch einander 
entgegen; aber jn einem uns fremben Sinne; Rec. verften 
her nämlich unter juriſtiſch, was Kechtens, üder, zu 
Techt beftändig, oder auch rechsskräftig 'ift; mit einem 
Motte, mas ih auf Satzungen z. B. römifdies, canoni⸗ 
Iches Recht, Corpus doctrinae, u. dgl. beziehen," Unker pbis 
 sofophifch Hingegen verftehtRee:, was der VNatur ‚der 
Sache nach: recht iſt. Damilt kann er nun niche reimen, 
daß (S. VII.) daraus, daß der Menſch eine praktifche Antellie 
genz if, juriſtiſchh das reine Vermunftreht fließen ſoll. 
Auch nicht (S:. 19), daß die fogenannte Drznitäits Reſerva⸗ 
eion außer der börgerlichen Ordnung Berträge ſchon 
im Abſchließen weriftifch vernichten. Auch nicht CS. 20) 
die juriſtiſche Begruͤndunqg des Strafrechtsdurd; das Unrecht 
deſſen, der in diefer Beziehung ſein Recht verwirkt. — In 
allen dieſen Fällen: wuͤrde Ree.ſtatt juriſtiſch ſetzen philo⸗ 
ſophiſch, oder noch beſſer keins von beyden; denn das phi⸗ 
Loſophiſch verſteht fi 2a in einer Rechtsphiloſophie won’ 
Fb. — : Doch wozu ſetzt erſt einen Abriß genau prüfen, 
den fein Verf. vieleicht laͤngſt umgeſchmolzen hat? Daſſelbe 
gilt auch von  - = ZB 


Me 3, wo mancherley zu erinnern waͤre, wenn er nicht 
zu ſpaͤt kaͤme. Z. B. daß der Verf. S. VIII einräumt, das 
Naturrecht als Wiſſenſchaft ſey noch problematiſch. Das 
wrinnert an. einen Vorgänger des Verf. in Goͤttingen, dem 
ſeel. D. Schmauß; "der fih, .im Scherz, Profeflor. non= 
entis, i. e. juris naturae, zu nennen pflegte. Unfer Berk 
meint e8 aberiur ganzen Ernſte; denn er fagt S. VI.: „daß 
erden Prinzipien, die er zum. Grunde gelegt habe, nichts 
weniger als apodiätifche- Gewißheit zutraue, und daß ſelbſt 
während der Ausführung des Ganzen feine Ueberzeugung vor 
ührer Guͤltigkeit fich immer gleich geblieben fen:“ In diefem 
Falle, daͤchten wir, Eönne man nicht füglih ein Lehrbuch 
des Naturrechts fehteiben, und Vorlefungen darüber Halten s 
"Sondern nme: auf Unterſuchung, methodo facratica, aus⸗ 
Behen; und wenn ſich dazu, was den mündlichen Vortrag 
betrifft, keine Liebhaber finden, mie dem Wunde zu [him 
N. A. D. B. LVI. B. ao St. VE Heft, Od 9 gen, 


— 
— 
* 


j ' 


— — weltwricheit. 


gen,und nur die Feder thuͤtig ſeyn zu laſſen Der Verf. 
Sage ja ſelbſt ſehr wahr S. VI.: „nur die philoſophiſche 
Skepſis, und was ihre natuͤrliche Wirkung iſt, die Erſchuͤt⸗ 


terung angeblicher Vernunftſyſteme, die vor der pruͤfenden 


Vernunft nicht haltbar find, können zu einem wahren Sy⸗ 


fieme leiten, wie der Philoſophie überhaupt, fo auch des Na⸗ 


turrechte insbefondere.® > 


Bas fell nun ein Recenſent mitdiefem fogenannten Lehe⸗ 


: buche anfangen? Alles was man- daran. zu tadeln findet, 
— und defien iſt nicht wenig — trifft den Zuftand des Na⸗ 
rurrechts, der. jeßt ſchwankender und unbeſtimmter ſeyn ſoll, 
als jemals; der Verf. ſteht für michte. — Doch halt! er 
ſteht ja für Die Behauptung ,: daB das Naturrecht in dem fo 
eben genannten Zuftande iſt. Dieß ſetzt einen Zeitpunkt vor» 
aus, von es weniger ſchwankend und unbeſtimmt war; war⸗ 


am faßte ers nicht in dieſem beſſern Zufande auf? Von de 


aus mußte ja der Weg gebahnter und ſicherer ſeyn; warum 
ließ er ſich durch die Irtlichter neuerer Zeiten von dieſem für 
beffer erkannten Wege abführen? Das bat er denn doch zu 
verantworten. Und auch das, daß er durch fein Buch den 
gegenwärtigen fchlimmen Zuftand verlängern bilft. Warum 
ſchrieb er als Pbilofopb Aber das Naturrecht, da er felbft 
mit duͤrren Worten fagt: „gerade Die Richtung det Auſmerk⸗ 
famfeit unferer Philoſophen auf das Naturrecht, bat bisher 
mehr dazu gedient, die Mängel deffetben hervorzuheben, die 

Ungewißheit an genommenet Prinzipien und die Inkonſequenz 
“in den. Folgerungen auſzubdecken, als das Syſtem der Tif 


ſenſchaft zur Vollendung zu bringen.“ Er iſt noch weniger 


zu entſchuldigen als die andern: er weiß, was er thut, fie 
wiſſen es nicht; ‚fie balten ibre Prinzipien für gewiß, ee 


Sieht die Unzulänglichkeit der feinigen ein. Ei wird fich doch 


nicht dutch folgende Behauptung rechtfersigen wollen: „Die 
berefchende Sährung in den naturrechtlichen Begriffen ift das. 


Mittel und der Uebergang zu Ihrer feſtern Begrändung.® . 


Das ift der leidige: Troſt, den jener Arge feinem Kranken 
gab: „es muß erſt recht fchlimm merben, che es gut werden 
kann." Der Kranke flach; das kann ja dem Naturrechte 
quch begegnen. Wer fteht ung dafür, daß die Aufmerkfams 
keit der Philoſophen auf daffelbe ‚nicht ferner Hervorbringem 
werde, was fie bisber, nach bes Verf. Geftändniffe, hervor⸗ 
gebracht hat, die Maͤngel deffelben berworsubeben, 


u. ſ w. 


* Dan z a 
Weltweisheit. oo, Mr 


uf. mw. N? HPhlloſobhen konnen ja finden — denn maß 
finden die nicht! befonders wenn irgend ein fategorifchee 
Impexativ ſie finden beißt — Daß das Natarrecht an der 
gefähclichften aller Krankheiten,an unbrilberer Tullitaͤt, 
laborite; Eonnen ihm ſonach aug philofophifcher. Barmherzig⸗ 
keit den Gnadenſtoͤß gaben, und es in das Grab ſenken, wel⸗ 
ches das pofitine Rycht dieſem feinem Erbfeinde laͤngſt beref 
ter Hat. ° Dir Verf meint pwar: „es bieße an der Vernunft, 
- verzweifeln, wenn man die Diöglichkeit eines evidenten Nas, 
turrechts ſchlechthin —— wollte.“ Aber Xernünft,, 
Pbilofophie und Pbilofopb iſt dreyeifey. Rouſſeau vers 
zweifelte am den Aerzten; man feßte ihm entgegen, die Arz« 
neytunſt ſey unträglich. . 5 Meinetivegen! aritivottete er; fa’ 
£omme fie denn nur ohne den Arzt.“ So iftis auch mit 
her Vernunft: ‚fie fey immerhin untruͤglich; aber dann>muß 
fie ohne au und deren Schöpfer, die Philofophen, 
kommen. Ein ſolches Köommen der Vernunft ſcheint Hr. 
Prof. B zu erwarten: denn was ee von ihrer Erſcheinung 
im Sleifch hält, das hat er vorhin an anderer Philofophen 
Ber und an feinem eigenen, gezeigt. — Bis nun bie, 
ernunft ohne Fleiſch etſcheint, haͤlt Per. fih, weil man. 
doch eine Richtſchnur für feine Handlungen haben muß, an 
el: leben und leben laſſen. Sie ift fo faßlich,, daß 
in Kind fie verſtehen kann, und fo allgemein, daß fih alle 
nn nicht nur des Rechts, fondern auch der Billig⸗ 
| keit, darauf zuruͤckſuͤhren laffen. Nur fchade, daß fie fo Pos. 
pulär und daher bloß zum täglichen. Hausgebrauche iſt, nicht. 
für die vornehme philoſophirende Vernunft zum Prunte. 
Uebrigens braucht fich dieſes Lehrbuch vor ſeinen Bruͤ⸗ 
denn nicht zu ſchaͤmen; 26: heißt hier : J 
Wir irren alleſammt, nur jeder iert anders, Warum 
ia das, was ich für Irrthum halte, nicht Anzeige, davon 
Habe 14 den Grund gleich au Anfänge angegeben, 


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s \ 
2 \ K 
® J .. . ‚ 
« . 


Philoſophiſch juridiſche Unterfuchung ber das Vers 
bredien des Hochverraths. Won D. Paul Joh. 
Apſelm Feuerbach. Erfurt, in ber Henning, 
ſchen —— 1798. 6B. 8. 68 

or 7 Eben⸗ 
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412 Weltweisheit. 


Ebendeſſelben Anti⸗ Hobbes ober Aber bie. Geeizen 
. ‚ber höchften Gewalt und das Zwangsrecht der 
- Bürger gegen.den Oberherrn. Miet reinem Ku⸗ 


“ pferftich von Thomas Hobbes. Ebendafelb 


& - 1798. 20 Bog. 3. j 1 IR: 4 8: ur 


Mit Wersnägen zeige Rec. dieſe beyden Schriſten an, wel⸗ 


e ſich durch eine faßliche, beſtimmte, ſelbſtgedachte, juris 
iſch⸗gelehrre, und nächterne Behandlung Ihres Segenftandes. 


vor vlelan Schriften anderer Anhänger der neuen Phlloſophie, 
die durch einen fReifs kritiſchen Vortrag, und durch ein ſtozes 


nwegſehen von dem pöfitiven Rechte, ihre Bloͤße zu verde⸗ 
en meinen, ſehr vortpeilhaft auszeichnet. ER 


In der erfteen Schrift ſucht der Verf. den Begriff von 


Hochverrath genauer zu beflimmen, und die erfien Linien zu 


einem beſſern Syſtem von diefem Verbrechen zu bezeichnen. 
Der erfte und zwepte Abſchnitt machen den eigentlichen Ges 
genftand diefer Schrift aus; Inden fie fi mit der Beſtim⸗ 


mung und Eintheilung des Begriffs vom Hochvertath beſchaͤfft 


tigen; der dritte Abſchnitt, der einen Grundriß zu eines Ges 


- fnichte der Geſetzgebung -über diefes Verbrechen enthält, iſt 


blos als Zugabe und als Probe von des Berf. Behandlung 
der Rechtsgeſchichte zu betrachten. Mach dem Verf. beſteht 
das Verbrechen des Hochverraths in einee Aufhebung der. 


durch ‘die burgerlichen Grundverträge begründeten Beſtim⸗ 
mungen der bürgerlichen Geſellſchaft; und der vollffändige 
und zugleich pofitiv rechtliche Begriff vom Hochverrath (der 


auch, das Attentat in fi faßt, woruͤber der Verf. den Hrn, 


Gmelin &. 34 ohne Grund tadelt) wäre alfo folgender: - 


Er iſt dle von einem Bürger, oder von dem, welchen die Ge⸗ 


fee dieſem gleich fegen, bewirkte ‚oder verfuchte Vernichtung 


ber durch die bürgerlichen Gruntverträge beqruͤndeten He 
flimmungen ber bürgerlichen Geſellſchaft. Daß bdiefer Be⸗ 


griff beftimmter ift, als die gewöhnliche legale Definition, fälle 


in die Augen; aber vor der Aleinfchrodifchen Beſtim⸗ 
mung — nad) welcher derjenige des Hochverraths ſchuldig iſt, 
der die politiſche Exiſtenz und Verfaſſung des Staats In 
Schaden und Gefahr bringe. — feheint uns des Verf. Era 


‚Märung keine weſentlichen Vorzüge zu haben, und minder 
präsis zu ſeyn. Denn die Einwärfe, weiche det —— 
— | De — die 


J 


. . r a x 
x ” 
— — — —— — 7 — —— N pr 


Weltweisheit. 2a413 


die erſtere macht, „daß fie zu veles in ſich zu faſſen, und and 


zu enge zu ſeyn ſcheine,“ in wiefern man nämlich zu den ans 
gegebenen Merkmalen das Praͤdicat unmittelbar binzufüge, 
(oder vielmehr hinzudichte) greffen eben ſowohl des Verf, 


- ſelbſt eigene Erklärung. Ueberhaupt aber duͤnkt es uns 


feäwer zu ſeyn, was bey den meiſten pHllofophlfchen Begriffen 
komplizirter Gegenſtaͤnde der Fall iſt, einen genau begränze 
ten, gegen allen Mißbrauch geficherten Begriff von dieſem 
Verbrechen anzugeben. Was die Eintheilung der einzelnen 
Verbrechen des Hochvertathse anbelangt: ſo nimmt der Verf. 


fo vielerley Hauptarten deffelben an, als es Grundvertraͤge 


der bürgerlichen Geſellſchaft giebt; dergleichen dren find: naͤm⸗ 
lich det Befellfchafts s oder Vereinigungsvertrag, det 


Anterwerfungsvertrag, und der Verfsffungsvertrag. 


Diefe Elaffification verdient Beyfall, wenn fchen einzelne 


claſſificirte Faͤlle, z. B. die dem Verfaffungsvertrage untere 


geordnete 2. und 2. einiger naͤhern Beſtimmung bedürfen. 


DSo uneingeſchraͤnkt möchte doch Rec. nicht mit dem Verf 
behaupten, daß in den früheften Zeiten der Nationen die firae 
- Sende Gewalt des Staats immer nur. die Seftale der. Mas 


che Habe, und auf diefe Duelle bindeute: und eben fo ver 
mißt er auch in der Sefchichte der Geſetzgebung vom Hochs 
verrath den Bericht des Tacitus überdie bey den Germanern 
üblichen Strafen dieſes Verbrechens. 


Ueber den Gegenſtand der zwehten Schrift haben wie 


ö bereits von Hrn Prof. Jakob eine Scheift unter dem Titel: 


Antimachinnell erhatten. \ Aus guten Gründen wählte der 


Gerf. dafuͤr den Titel: Anti⸗ Hobbes, (denn Machiavell 
iſt Politiker und nicht Rechtsgelehrter, und hat in keiner 
feiner Schriften jenen Gegenſtand auch nur von ferne be⸗ ? 


ruͤhrt,) und er unterfchelder fih von feinem Vorgänger vor⸗ 
nehmlich darin; daß er ſich darauf einfchränkt, ang dem- Sins 


‚hatte der bürgerlichen Grundvertraͤge die Berechtigungsgroͤnde 
‚eines Zwangstechtes der Unterthanen gegen ihren Oberherrn 


herzuleiten, und die Prinzipien des fitengen Rechtes genauer 


und vollſtaͤndiger entwickeſt. Gonft hat er aber mit feinem 


Borgänger den gemeinfcyaftlihen Fehler, dag er Prinzipien 
der neuen Philoſophle zum Grunde, fegt, die dem Rec. und 
andern thells zu eng und einfeltig zu ſeyn, theils auf DIE 


vVerſtaͤndniſſen des fogenannten Gluͤckſeligkeitsprinzips zu ber 


zuben ſcheinen; daher auch En ihrer Unterſuchung ae 
=. — d 3 J 


gleiche 


 Welweishele-  .- 


Reſultate kommen. - Es ift nämlich fonberbar, daß die-Volfer 
gemeiniglich bey ihren Rebellionen fih nicht nad den Vor⸗ 
fhriften der reinen Vernunft, fondern. nah Bedürfniffer 
ihrer empfindenden Natur zu richten ‚pflegen; folglich da, 
"wo die neue Philofophie ihnen. durhaus keine Rebellion 
‚ geftartet, beftändig zu rebefliren pflegen ; 'und hingegen da, 
mo fig nach der neuen Theorie des Staatsrechtes rebelliren 
dürfen, oder wohl gar follen, an Nebellionen felten denfen; 
ungefähr fo, wie fich, gewiſſen Theorien der Arzneyfunf zum 
Troß, Gefundheit und Leben det anders handelnden Menſchen 
erhalten oder zu Grunde gehen. Was nun aber Dec, an 
des Verf. Schrift vornehmlich ausfegen zu mügen glaubt, 
befteht darin: daß er fich etwas Zu ſehr wiederholt, und die - 
Grundfäße der Moral und der Politit, ohne welche doch 
eine blos flaatsrechtlihe Behandlung des von ihm unterſuch⸗ 
ten Öegenftandeg niemals befriedigen kann, Faum berührt. 
Menn auch aus Prinzipien des allgemeinen Staatsrechtes 
. ein Zwangsrecht der Usterthanen gegen ihren Oberheren bes 
Aa werden kann: fo bleibt doch immer noch Die fehr wich⸗ 
tige und bey dieſer Kiafle von Rechten in der Spekulation 
kaum trennbare Frage zu erörtern übrig: ob und in welchen 
Fällen und unter welchen Modificationen, die Ausuͤbung eines 
folchen Zwangsrechtes nah Gründen der Moral und der Pos 
fitie zuläffig fen? Gelbſt die Idee von dem bürgerlichen 
Vertrage, an welcher der Verf. fo fteif und feſt Hält, ſammt 
allen Diftinkrionen zwifhen dem Regenten, als Oberbere 
ynd Privarmenfch betrachtet, muß auf dieſe Art begründee 
werden; welcher. Bearündung er Doch ausweichen“ zu wollen 
feheint. . Und manche Hauptargumente gegen feine Theorie, 
welche ev aus Begriffen des Staatsrechtes gefchicht aus dem 
‚Wege zuräumen weiß, möchten wohl, von ihrer moralifchen 
‚und politifhen Seite betrachtet, von welcher fie feine Ge⸗ 
gner bauptfächli nahmen, indem fie Begriffe der Moral, 
des Naturrechts und der Politik nicht fo fcharf trennten, noch 
fange Stand halten. - Wenn er z. B. bie. bey, Ausübung 
lenes Zwangssechte® zu befürchtende Anarchie für ein geringer 
res Uebel als die Tyranney angefehen wiſſen will, . weil fie 
ein bloßer geſetzloſer Naturſtand ſey: ſo wird ihm dieß kein 
Politiker zugeben; denn Anarchie, in einem’ alten, großen, 
und hocheiviliſirten Staate, iſt mehr afs bloßer Naturzuftand ; 
iſt tanfendfache und flets wechſelnde Tyranney, bey den mans 
nichfaltigſten und ſtaͤtkſten Reizungen und Mitteln zn en 

; * et en. 


ı 


u 


\ 


. miahenen 415. 
ben. Doc Ree muß hier abbrechen, um nicht die in bieſer 
Bibliothek vorgeſteckten Graͤnzen des Raums zu uͤberſchreiten z 
fd 2 er es and) bedauert, dem gelebrten umd fcharffinnigen 
. Bert. in feinen intereffanten Unterſuchungen nicht. Schritt 

vor an u zu Finnen, 
| “ Sm. 


u Mathematik. 


| Ich Georg Buſch Mathematik zum Nutzen und 
Vergnuͤgen des buͤrgerlichen Lebens. Zweyter 
Theil, welcher die Hydroſtatik, Aerometrie und 
Hydraulik enthaͤlt. Zudeyte vermehrte und verbefe 
ſerte Ausgabe. “Hamburg, bey Hoffmann. 1799. 
x Alphab. 13 Bogen 5 au 8 Kupfertaf, 1 Mg. 
209% 


Di erſte Ausgabe diefes Theils kam 1791 heraus, und iſt 
in der aͤltern A. d. Bibl. Bo. CXIII. ©. 461 ff, ausführlich 
angezeigt und beurteilt. Die Anzahl der Bogen iftin der 
seen Ausgabe um 64 größer; allein die Columnen find ber 
» teächtlich ſchmaͤler, und enthalten eine Zeile weniger, als in 
der erften-Ausgabe. Die neue Ausgabe ſcheint fehr wenige 
Zufäpe erhalten zu haben. Das Sinhaltsverzeichniß iſt nicht - . 
vermehrt. Doc) iſt ein wichtiger Zuſatz, die Beſchreibung 
einer neu erfundenen, und is Hamburg vollführten Austie⸗ 
fungemafchine, Diefe iR eine. Kaftenkunft auf einem Schife, 
fe mit platten Boden auf zwey Kielen, zwiſchen welchen eß 
in einem Thelle der Länge. offen if. Die Kette mit den Kas 
ften windet fich über zmey Teillinge, wodurch bewirkt wird, 
daß einige Kaften auf dem Berte des Fiuffes fortgefchleift' 
‚ werben, um ben Sand oder Schlamm aufzufaſſen. Die 
Mafchine wird durch zwey Tretraͤder In Bewegung geſetzt. 
Die: Kaften ſchuͤtten den Sand oben auf zwey, an beyden Sei⸗ 
ten Über den Bord des ‚Schiffes hinausgefuͤhrte fchräge Släs - 
hen aus, wo er in einem daneben gelegten Fahrzeuge aufge» 
nommen wird. In weichem Schlamme, wovon der Hafen 
von Hamburg fo vol iſt, brachte die Mafchine in einer 
Viertelſtunde 238 — —— Die Kraft iſt durd 
ein 


BY ———— — * 


Stufen ’ 


414 Machematik. | 

ein Stirnrab mit Getriebe auf Anrathen des Verf. verſtaͤrkt. 

Deifelbe — auch an dem; äußern Umſange ber Trettaͤder 
n Geſtalt dreyeckiger Kloͤtze angebracht, worauf ein 


Arbeiter treten kann.“ Dadurch kann man, wenn es noͤthig 
iſt, die Kraft leicht verſtaͤkken. Die Mafchine ift nach drey 


Durchſchnitten auf der neu hinzugekommenen achten Kupfer⸗ 


tafel denlich vorgeſtellt. 


Die Recenſion der erſten Ausgabe ſcheint der Verf. nicht 
beachtet zu haben; da er auf die Erinnerungen gegen einige 
Stellen des Buches nicht Ruͤckſicht genommen hat. Eine 
Erinnerung aus jener Recenſion mag hier umſtaͤndlicher wiee 


derholt werden. 


Die Erklaͤrung, wie ein Schiff, das von dem Winde 
auf die Seite gelegt wird, ſich in einer geneigten Läge erhält, 
über welche es der Wind nicht neigen kann, iſt ſchwerlich 
die richtige. "Der Verf. laͤßt das Schiffum eine Are gedrehet 


. werden‘, die nicht. durch feinen Schwerpunkt gebt. Allein 


wenn man bon der fortfchreitenden Bewegung abftrabirt, fo 


geſchiehet die Drehung um eine Are durch den Schwerpunkt. 


Dan fehe Euler in dem Traitẽ de la conftruetion et de la 


. manoeuvre des vailleaux, p. s5. Hr. B. nennt.den Durch⸗ 


ſchnittspunkt der von ihm angenommenen Drehungsaxe, mit 
einer durch den Schwerpunkt darauf ſenktechten Ebene, das 


Metaeentrum. Dieſer von Bouguer gebrauchte Ausdruck 


‚(Enter bedient ſich deſſelben nicht) bedeutet aber ganz etwas 
anders." DBouguer erinnert ausdrüdlih, (S. 222 )-daß 
man ja nicht ſich vorftellen müffe, ein Schiff drehe firh uns 


das Metacentrum, . Er behauptet vielmehr, daß die Schwan . 


‚tungen um den Gchwerpunft gefehehen, wlewohl fein Be⸗ 
“ weis nicht befriedigend If. Das Metacentrum iſt derjenis 
ge Dunft in der vertizafen Linie durch den Schwerpunkt beym 
singeftörten Gleichgewichte im Waſſer, in welchen fie, bey ei⸗ 
ner unendlich geringen Drehung, von der Vertikallinie durch 
‚den Schwerpuntt des eingenommenen Waffertaumes geſchnit⸗ 
ten volrd. Die Kraft des umgebenden Waſſers ift in dieſem 


etztern Schwerpunfte vereint, und flrebt das Schiff wieder 


aufzurichten; wenn Ihre Richtung zwiſchen dem Schwerpunk⸗ 
te des Schiffes und dem Punkte, worin man die neigende 
Kraft vereint gedenken kann, durchgeht, oder wenn das Me⸗ 
tacentrum zwiſchen dem Schwerpunkte des Schiffes, und dem 
Punkte, woran die neigenbe Kraft wirkt, liege... Iſt - 

re oo: sicht, - 


25: Se, n x 
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— 


s 


WMoathemauk. 417 


nicht; fo mutß Bas Schiff ganz umſchlagen. Die Seabilice 


eines Schiffes hängt von der Lage des Metacentrum ab. 


Das Siatken und Steigen der Fiſche im Waſſer wirz 


©. 20 den Zuſammendruͤcken der Yuftblafe durch die Bauch⸗ 
musteln, und. der Ermweiterung bey- der. Nachlaſſung des 
Drucks zugefchrieben. Diefe Erklärung haben fteylich ange 
febene Fraturforfcher gegeben, Allein die Lage der Blaſe 
hart.am Nädgrare. zwiſchen dem ſtaͤrkſten Thelleber Rippen, 
hindert, daß die Baudmuekeln darauf wirken können, oder 


auch tmither- fo mit Luft gelülle zu ſeyn, daß fie ſich nur fehe 
wenig zuſammendruͤcken läßt, Richtiger wird man das Sin⸗ 


Een dein Iufammendrüeken des Bauches durch feine Muskeln 


zuſchreiben; die Fiſche mögen eine Blafe haben oder nice. 
Sie fleigen, wenn die Muskeln nicht artgeftrengt find. Die 
Plattfiſche, welche wegen ihres Baues Ihren Körper weder 
zuſammetzziehen noch ausdehnen koͤnnen, bleiben auf dem 
Grunde. Daß fie keine Luftblaſe haben, möchte die Folge 


dieſer Einrichtung, und der daven adhängenden Lebensart 
- ſeyn; nicht aber der Aufenthalt auf dep Grunde des Wee⸗ 


* 


res von dem Mangel ber Blaſe herruͤhren. — Die Die 
thode, welche S. 153 angegeben wird, die Höhe des Lufts 
" treifes zu ſchaͤtzen, bat zu viel unbeſtimmtes und unſicheres. 
Man kann zwar, unter der Borausſetzung, daß die Luft 
ſich im unigekehrten Verbätenifie des Drucks ausbehue, die 
oͤhe über der Erdfläche berechnen, in welcher die-Sueckfilber 
. fäule irgend eine fehr geringe Hoͤhe haben würde; auch giebt 
es ohne Zweifel eine gewiſſe Dichtigkeit der Luft, bey welcher 


fie nicht mehr elaftifch Ifts allein welche Dichtigkeit der Luft 


mag als Graͤnze angenommen werden? Am ficherften ſcheint 


8, bie Hoͤhe des Luftkreifes aus der Tiefe der Sonne unter, 


dem Horizonte bey dem Ende bee Dämmerung herzuleiten. 


Dieſe Methoede giebt etwa 10 geogtaphiſche Meilen. — 


©. 278 wird geſagt, daß fowohl bey einer Deffnung in dem 
oben eines Gefaͤßes, ala bey einer. feitwärts angebrachten, 
das in einer Secunde ausfließende Waſſer ungefähr zwey⸗ 


mal fo viel betrage, als die Wäfferfänfe, weiche auf dieſes 
Loch drüdt. Anftatt einer Secunde muß es heißen: in 


der Zeit des freyen Falles von det Höhe der Waſſerſaͤule über 
der Orffnung; doch In der Vorausfeguna,- daß bie Geſchwin⸗ 
nigkeit des. ausflleßenden Waſſers — Waſſerhoͤhe Bien 


. 
* * 
6 

.. 


laͤßt — mittelbare Wirkung zu. Die Blaſe ſcheint 


*8 








418 _ Marfematif, Te 


In dem Erempel.wirb eine Hoͤhr von” ı5 F. angenonmen, 
und in diefem Falle ift eine Seeunde ungefähre die richtige 
Zeit. Die gegebene Erklärung iſt nicht deutllch. Der Sag, 
unter der gemachten Vorausſetzung, beruber darauf, daß ein 
Körper durch den Fall von einer Höhe, eine Geſchwindigkelt 
erhält, mit welcher er in der Zeit des Falles einen Wen, dop⸗ 
peit fo grof ats Die Fallhoͤhe, gleichformig zuruͤcklegen kann. — 
©. 245 iſt durch einen Druckſehler, noch aus ber erfien Aus⸗ 
gabe, der numeriſche Werth des Tons E zu I ſtatt 5%, 
angegeben. SE FE | 
an Be, 


/ 


. 


/ 


"Die, Berechnung und Benugung des Bauholzes zum 
Gebrauche der Forfimänner, Holzhaͤndler und 
Bauherren, von neuem vorgetragen durch M. Joh. 
Gottfr. Hoffmann. " Königsberg, bey Goͤbbeis 
und. Unzer, 1799. 78 ©. 8. 8 H. | 


Seitdem Job. Saulbaber’s hoͤchſt nuͤtzliche Tarife, 
aus welcher der Holzkauf zu beurtheilen, (Ulm 1624 
- 18.) erſchien, haben fih Deutfhe und Ausiduder, befonders 
Couchot, Poulain. Deftlos, Bretet, Roſenthal, 
Kruͤger, von Burgsdorf, Abt, Segondat, Kramer, 
Fabricius, Muͤller, lwon Silbermann, Dieser, Dis 

3el, Pfaff, Kreitſcheck, Wallis, und fo viele andere, ſich 
namhaft gemachte und anonymifche Schriftſteller damit bes 
fhäfftiget, die Berechnung des Nutz⸗- und Bauholzes für 
alletiey Verhaͤltniſſe ‘des bürgerlichen Lebens zu machen. 
Theils waren einige diefer Bemühungen file manche ju gelehrt, 
and enthielten zu viele formelle Theorien, ohne die Erfah⸗ 
gung dabey zu Huͤlfe zu nehmen ; theils. harten viele das uns 
möge Eigene, daß fie ganz den mechaniſchen Gang einer unun⸗ 
serfuchten Praxis lehrten, und fi) wenig oder gar nicht um 
Theorie bekuͤmmerten, ohne welche bie. marhematiihe Lehr⸗ 
methode durchaus nicht beſtehet. Dieſen beyden Maͤngeln hat 
Kr. H. durch diefe wenigen Bogen auf eine bequeme Art ab» 
geholfen; und Calkuͤl mit den ausgerechneten Holztafeln vers 
Bunden, Um es wit feinam feiner Leſer zu verderben, har er, 
bey Berechnung des kubiſchen Inhalts der koniſch — 
Ben 7 x ' u⸗ 


| | Matkematil. 419 

Baͤume, For eneine Arithmetik auf die Ststeometrie ange 
wandt, um gewöhnlichen Forfimännern, Holzhaͤndlern 
und Baumeiſtern verftändlich zu werden; für diejenigen aber, 
die mit:der Algebra.und.der Differentlalcehnung umzugehe 

‚ willen, findet man unte? dem ‚Terte, da wo es dem Merf. 
noͤthig zu feyn fehlen, Die höheren mathematiſchen Rechnungen 
‚und Beweiſe angebracht. Dieſe zeigen klar, daß Hr. H. mit 
der marbematifchen Rechenkunſt umzugehen verſtehe. Auch 
bie ©. 21 — 263 295 37 403; 630.645 71—73 6 
‚ findlichen mannichfaltigen KHolztafeln, find, wie Mec. dur 
Mioben verfihern kann, mit vieler Pünktlichkeit berechnet. 
©. s7—65 allerley treffliche Bemerkungen über die Vers 
ſchiedenheit der ſtehenden und liegenden Holzarten, deren 
koͤrperlichen Inhalt man beſtimmen will, und bie jedem Ge⸗ 
ſchaͤfftsmanne, fuͤr den dieſe Bogen gewidmer find, willkom⸗ 
‚men ſeyn werben. Schade, daß dieſer Schrift weiter nich 
als foftematifche ‚Form und Eintleidung fehl, Druck ukd 
Pape mochen den a au ı% 
| % 


\ 


re trigonometriſche Tafeln fe bie Deeimaleintfeir 

hung des Quadranten, berechnet von Joh. Ph, 

Hobert, ‘Prof. der. Mathematik und Phyſik am 

der Königl. Preuß, Militärafabemie bes Artifler 

'sieforps, und Lud. Ideler, Aftvonom ber Kö: 

nigl. Preuß. Akademie der Wiſſenſchaften Ber⸗ 

- lin, im. Verlage ber Realſchulbuchhandl. 1799. 

WVorrede und Einleitung 44 Bog. Tafeln 23 > 
gr. 8. 2 NE- 12 8. 


Diefe Tafeln find ein ſehr ſchoͤnes Seftent, welches die 
erf. den Liebhabern der Mathematit machen. Man muß 
fie ein Geſchenk nennen, welches man nur durch Dank er⸗ 


wiedern kann, da fie die Frucht eines: anderthalbjährigenfeher 


angefttengten Fleißes ſind. Deutſchland hat dadurch die 
Ehre, daß es die erſten vollſtaͤndigeren, nach dem Decimal⸗ 
Yoften berechneten Tafeln Tiefer. In Callets Tables Porta- 
tives de ae & Paris, 1795, find bie Ba 

dieſem 
| ' 


00... Matkemail. 
dieſem Syſteme nebſt Ihren Logarithmen zwar Bis auf rs 


Deeimalſtellen aufgeführt, aber nur für Tauſendtheile des 


Quadranten. "In eben diefen findet man die Logarithmen 
der Sinus und Tangenten für Zehntaufendthelle DR Qua- 
dranten. In den von'unfern Landsleuten gelieferten Tafeln 
find die Sinus, Eofinus, Tangenten und Cotangenten der 
einzeinen Hunderttauſendtheile des Quadranten bis zu dem 
Bogen‘, 3000, nehft den Logarithmen, benderfeits auf fies 
‚ "ben Decimatftelen angegeben. - Bon dem Bogen 0,03000 

“oder 0,03: des Quadranten an, find diefe Größen für einzelne 
Zehntauſendtheile tes Quadranten berechnet worden. An⸗ 
ſtatt dag nad) ber Einrheilung in Grade und Minuten der 

Duadrant s400 Theile erhält; Find In diefen Tafeln, ohne 
De Erweiterung in dem Bogen bis 0,03 zu beachten, fafl 
Doppelt fo viele Theile. Dies gewährt ſchon eine Bequem⸗, 
lichkeit, da die gemeinen Tafeln oft zu große Abftände enthaf- 

gen. : Die Zehntauſendtheilchen ſind 32,4 gleich. Aber bie 
Hunderttauſendtheilchen in dem - Bogen von o bis‘ 0,03 
find 3,24 gleich. Daher findet man in dieſem das gefuchte 
entweder oft binfänglich genau; ober kann es doch durch 
Yeichte Interpolation faft immer erhalten. 


Die Verf. haben fih die gewaltige Muͤhe gemacht, fer 
wohl die trigonometriſchen Größen, als ihre Logarichuten aufs 
sene zu berechnen. Sie find dabey Yo forgfälng verfahren, - 
daß man fagen darf, fie haben die Sorgfalt übertrieben. 
Sie berechneten aus den Euleriichen Formeln für die Sinus 
und Cofinus (Introd. in An. Inf. 1.5 134) einige dieſer 
"Größen, und leiteten darays, mittelft der bekannten For⸗ 
meln für die Zufammenfeßung der Sinus und Cofinus, a5 
Sinus und eben fo viele Eofinus, oder so Sinus her, für 
so Winkel in gleichformiger Sortichreitung ; yon a bis zum 
rechten, und zwar bis, auf:30 Decimalſtellen. An jeden 
dieſer wurden acht Sinus angefchloffen, fe daß die Wintef 
um ein Zehrttaufendtheil unterfchledben waren. Won diefen 
neun Sinus find die Unterfchlede, von dieſen die zweyten, 
dis zu den ſechſten, genommen, welche letztere faſt gaͤnzlich 
gleich groß waren. Die Differenzenreihen, mit gehoͤriger 
Vorſicht, wegen der Ungleichheit im den fünften Unterſchie⸗ 
den, jede durch Huͤlſe der folgenden, fortgeſetzt, gaben zur 

letzt die zwiſchen den Sinus der Hauptrelihe noch fehlenden“ 
Sinus. Eben fo ward mit ben Cofinus verführen, he 
— a ; J tey 





l 


- s h BA . Re i Er 
* Mathematik. 421 
—4 — 5 . 


> den. eeften Hunderttheilen wurden auf eine hnliche Att in jeo, , 
-* dern Hunderttheile sooo Groͤßen eingeſchaltet. Alle dieſe 
Rechnungen wurden gemeinſchaftlich und doppelt gemacht. 
Die Verf. haben manchen Tag 300- Reſultate geſunden. 
Prony's funſzehn Rechner haben täglich nur 600 Reſultate 
geliefert (Aſtron. Jahrb. 1798 S. 215). ‚Die Tangenten 
und Cotangenten find mittelſt der Diviſion aus den Sinus 
und Coſinus hergeleitet; naͤmlich aus denjenigen, welche die 
Grundreihe ausmachten. Aus dieſen ſind die Übrigen. durch, 
Sinterpelation gefunden. . Die Tangenten der Wintel, wels 
che einemrechten nahe kommen, erforderten eine eigene Be⸗ 
handlung. - Die Logazithinen, der Sinus der Haupirdihe 
wurden mittelſt det Tafel von Logarithmen, die in Sherwing. 
Zafeln für eine beträchtliche Anzahl Zahlen bis zu 61 Dedi⸗ 
- malßelien uon Sharp. berechuetift, bis auf 26 Deoimaiftele 
ken :berechner. Von ber vielziffrigen Zahl, deren Logarith⸗ 
ze fa weit gefunden werden foßte, wurden im Anfange meh⸗ 
ere Ziffern abgeichnitten, und der Logarlthme ber daraus 
Beftehenden Zahl geſucht, wofern fie fich in Factoren zerfällen 
lleß, die In der gedachten Tafel anzutreffen find. Sonſt 
aber ward die legte der abgeſchnittenen Ziffern fp verändert, 
a5 bie Factoren nunmehr dort anzutreffen waren. Das 
Ibrige der angegebenen Zahl ward als eine Differenz derſelben 
von eines Zahl, deren Logarichnie gegeben ift, angefeben,. 
und der Logarithme der zuſammengeſetzten Zahl" mittelft einer 
Diftereng s Formel. gefunden. (Die Differenzforhiel theilt 
> Cagnofi in feiner Trigonometrie mit, und giebt fie für new. 
. aus; allein fie finder fich, wie die Werf. bemerken, in Pass, 
quichs Analyfis Th. 1. ©. 428. Das ganze Verfahren iſt 
aber ſchon in Sherwins mathematical tables, third edit. 
p. 41 enthalten, welches von den Verf. überleben ift, ob fie, 
- gleich die in diefer Ausgabe enthäftenen Logarichmen , die bie 


-  3u 61 Decimaiftellen gehen, gebraucht haben. Es iſt daſelbſt 


den 


noch ein anderes Verfahren, Logarithmen auf viele Stellen 
au finden, angegeben, welches oft hoch kuͤrzer iſt, weil ‚man 
. die Hätfszahl, deren Logarithme bekannt feyn muß, leichter 
findet, ale nach jenem Verfahren.) Nachdem bie Logarith⸗ 
men,der Sinus der obigen Hauptreihe gefunden waren; wur⸗ 
die andern, auf diefelbe forgfältige Art, wie die Sinus - 
ſelbſt, durch Einſchaltung berechnet. Die erften 1500 Logas 
rithmen der Sinus, too die Interpolation ſich nicht wehl an⸗ © 
Bringen läßt, wurden mittelft der Formel, 3 lin. A, coſ. A = 


+ 


r 


432 | athenate 


Fin. 24, gefünden. Die Logarlthmen der — wur⸗ 
den num ganz leicht aus den Logarithmen des Sinus und 


Coſinus jedes Winkels Hergeleitet. Mit der Genauigkeit bey - 


der Berechnung haben die Verf. auch die größte Aufmerk⸗ 


lamkeit auf die Nichtigkeit des Drucks verbunden. Sie has 
ben fi jeden Correcturbogen dreymal vorgelefen,; einmal 


tjach dem Mondferipte, and zweynial nach ihrem Brouillons; 
— auch meiſtens vor dem Abdrucke die vetbeſſerten Bogen 

achgeſehen, und darauf haben ſig das fertige Werk noch ein« 
mal ganz dutchgeleſen. Es haben ſich wenige een gefunr 


2 * — od — — einige — 


fügt. Eine Tafel der natuͤrlichen Sinus und Tangeuten für 
die erſten hundert Millionthelle des Quadranten, bis au 


zehn Decimatftellen. Eine Tafel derfelben. für die erftei 


' Sundert Zehntauſendtheile, eben fo weit. Tafeln zur Vers 
Wandlung'der gewoͤhnlichen Theile des Auädrancen In Deck 
Malen, und diefet in jene. Tafeln zur Verwandlung dee 
Ablichen Theile des Tages in Decimaltheile, und dieſer in 


jene. Eine Tafel der gemeinen Sogarirhrhen aller Zahlen‘ 


yon 1 1100 und von 999980 bis 1000021, bis auf 36 Der " 


cimalſtellen, aus Sherwin’s mathem. tables, wo fie bis auf 


60 Decimalftellen angegeben find. Die Verf. haben diefe 
Tafel ergänzt, da in derfelben von 100 bis 1100 nur die 
Logarithmen der Primzahlen ſtehen. Sie hätten aßer bey 
dem zweyten Theile berfelben die Differenzen, die ſich in der 
englifchen Ausgabe bis zur vierte Ordnung finden,. nicht, 
weglaſſen follen; da dieſe, welde bis zute zoſten Des’ 
elmalſtelle gehen, den Cogaritämen einer Zahl, die zwifchen 
999980 und 1000021 fällt, bis zu 30 Decimalſtellen finden 
helfen; fo daß, ſich die Verf, ſelbſt dadurch ihre mühfame Lo⸗ 
garithmen⸗Rechnung, mittelſt einer ſchicklichen Multipliea⸗ 
tion der Zahlen, ſehr hätten erleichtern Eönnen.‘ Es möchte 
Rechnern angenehm getoefen feyn, wenn die von den Verf. 

Bis zu 27 Decimalftellen berechneten Sinus: und Tangenten. 
nebſt ihren eben fo weit berechneten Logarithmen wären mits . 
getheilt worden; beſonders wenn die erſte der eingeſchalteten. 


Größen noch dazu geſetzt waͤre. 


* 5 e 
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A, Mardematif. "123 
Das möhfame Interpotationsgeidäfit fbeinen die Berf, 
ba fie die triaonometriſchen Größen und deren Logarichmen 
nur bis zur fiebenten Decimalftelle liefern wollten, aus groſe 
. fer Vorſicht ſich zu ſehr erſchwert zu haben. Sie haben fer⸗ 
ner ein paar. Differenzformeln aus der Acht gelaſſen, bie für 
die Sinne und Coſinus die Arbeit ſehr erleichtert hätte; 
Es find. die,in Eulers Inkit. Cale. diff. P.-1.$ 21 'befindlis 
hen. Es fey ein Winkel =x, ein anderer =x+w, fo iſt 
fin(x+») — fin x=p.cl x— 4? fin x— 4 wo! 
colx + 3 ſin x ete. und cofx— cof. Cx + w) 
= ofınx +3 w’col x— 3 finxm „4 w* colx!- ete. 
Mittelſt derſelben konnte die Hauptreihe beliebig ausgefüllt 
werden“ Dadurch wären die Unterſchiede kleiner geworden, 
und. die dritten Unterfchiede fonnten leicht zur Webereinftims 
mung In der. roten oder s ae Stelle für ein Stuͤck der Reihe 
gebracht werden... Zweytens iſt Die Ark des Interpolirens, 
eren fi die Vetf, bedient haben,. nicht bequem: genug. 
Yenn die kleinen Adweichungen von der Gleichheit In ven 
“ vierten oder fünften Unterſchieden, konnten vieleicht ben Buns 
dert eingefchalteten Gliedern eine Unrichtigkeit in der ſieben⸗ 
ten Decimalſtelle verurfacdhen, da die Differenzreihen, jede aus 


| der auf ſie folgenden, durch fucceffive Addition oder Subtraction _ 


der Glieder berechnet wurden. Darum mußten fie die Differ 
renzen ſehr weit berechnen, - Sie Härten eine Sinterpoldtionge 
formel gebrauchen müllen,, die aus einigen gegebenen Größen - . 
jede der dazwiſchen liegenden mittelſt ihrer Stelle angiebt. 
Vorzuͤqliche Bequenilichkeit ind Genauigkeit wird, erhalten, 
wenn zwey und zwey vom vier aegebenen Gtoͤßen fich einon⸗ 
Der nabe find; wie in dem aftron. Jahrbuche deshalb von 
Lambert die Einrichtung gemacht ward, daß zu jeder Länge 
des Mondes zu Mitternacht noch die Bewegung in der erfien 
Stunde geſuͤgt ift. Die Interpolationsſormel, welche Kluͤ⸗ 
gel in dem Jahrb. 1788 &. 205 gegeben hat, kann auf dem. 
gegenwärtigen Fall bequem angewandt werden. Zu jedem 
Gliede der Hauptreihe mußte’ nur das naͤchſtfolgende, duch 
die gleich vorher angegebenen Formeln, gefügt werden. Be⸗ 
.. » merkte man eine etwas größere Lingleichheit in den Unterſchle⸗ 
- ben je zweyer folcher mächften Daare; fo. hätte man nur «in 
In der Mitte fallendes Glied unmittelbar zu berechnen. Die 
Bnterpolation der Zangenten fonnte auf ähnliche Arc gefhes _ 
ben. - Die Formel für die Veränderung. einer Tangente, 
welche ©. EX. angeführt iſt, um fie zur SUSE 
2 a: re 


43% Naturlehre und Naturgeſchichte. er 


der Tafeln zu gebrauchen, konnte auch bey der Beredinung 
der Tangente fehr gute Dienfte leiſten. — Die Berech⸗ 
nung dee erflen so Sinus durch den ganzen Quadranten, 
‚Hätte vielleicht durch die Eulerfchen Fermeln leichter, als auf 
die von den Verf. geruählte a, geſchehen 
koͤnnen. Denn mittelſt dieſer Formeln laſſen ſich die Sinus 
und Coſinus vielfacher Winkel leicht finden, wenn man. aus 
ebendenfelben die Sinus der einfachen berechnet bat. Sonſt 
kann man jene auch ans. dielen duch die bekannten Formeln 
für die Sinus und Eofinus vielſacher Winkel, und zwar 
unabhängig von einander finden. | = 


MNaturlehre und Naturgeſchichte. 
Abbildungen und Befchreibungen der in Franken 
. brütenden wilden und zahmen Vögel, veranftal. 

tet und verfafset von Johann Wolf, Lehrer ar 
“ der Büchnerifchen Erziehungsanflalt, und heraus- 
gegeben von ‚Johann Friedrich Frauenholz, 

fies Heft. Nürnberg. 1799. gr:4. 3 Bogen. 
: 3.18- er ae ze 


Von diefem Werke follen jaͤhrlich zwey Lieferungen, jede von - 
6 Kupfertafeln, erſcheinen, amd diefe nur Diejenigen wilden 
und zahmen Vögel enthalten, welde In Franken brüten. 
Bey den Abbildungen follen keine ſchon vorhandene Zeichnuns 
gen benutzt, fondern alle nach Originalen verfertigt werden: 
Mebrentheils werden beyde Geſchlechter, zumellen auch Jun⸗ 
ge, inqleichen der gewoͤhnliche Aufenthalt, oder auch die ge⸗ 
woͤhnliche Lieblingsſpeiſe jeder Are zugleich mit abgebildet. 
Die Abbildungen folgen aber in keiner foftematiihen Ord⸗ 
nung auf einander. Den Beſchreibungen find die noͤthigen 
Synonymen beygefügt, Der Tert foll aber bey Vollendung 
des Werkes ganz umgearbeitet werden; um ihm ſowohl eine 
größere Vollkommenheit zu geben, als auch eine ſyſtematiſche 
Drdnung im Ganzen beobachten zu koͤnnen. Der gegenwaͤt⸗ 
tige Text wird alfo durch den nadfolgenden vollig überflügig 
emacht; ein Umſtand, wodurch das Werk im Ganzen a 
> A ot 


⸗ 
.. 
» 


fs | — Be 
Maturlehre und, Noturgeſchichte. -425 


Moth ſehr vertheuert werden muß. Abgebildet ſind bier der 
Uhu, der Dorndreher, die Elſter, der gemeine Kernbeißer, 
der Gimpel und die Kohlmeiſe; von allen, bis auf den er 
Bien, heyde Geſchlechter. Die. Abbildungen find treffend 


y 


® 


und ſchͤn. 


* \ % 


Leſebuch nuͤtzlicher Kenntniſſe aus ber Natur. Sie⸗ 
bentes ‘Bändchen. Leipzig, in Kommiſſion bey 
Reinicke und Hinrichs. 1799. 272 Seiten 8. 

14.8: —F Da — — 


Eothait wieder lauter unterhaltende und gemeinnuͤtlge Abs 

Bandl., von denen wir beſonders die 1ote; ©. 110 denenjenigen 
 „einpfehlen, die, zut Fruͤhlingszeit, ihren Körper mit Arneyen 
be ſtuͤtmen, und davon in dieſer Jahreszeit meht Nutzen, 

als won einer regelmaͤßigen Lebensart erwarten. —— 


Die vorzuůglichſten Ging » Voͤgel Deutſchlands, mit 
idren Reſtern und Eyern nach der Natur abgebifs 
„deet, und aus eigener Erfahrung befchrieben von Jo⸗ 

hannes Müller. Erſtes Heft. 12799. Zweyies 
| Daft 1800. Nuͤrnberg, bed Schneider und. 


F x 


Weigel, mit 3 Bogen Zert. ge 4 3 NR. 


Der Titel zeigt hinreichend an, mas man in dieſem Werke 
zu erwarten habe. Die ganze Sammlung ſoll aus 4 Heften, 
jedes von 6 Abbildungen, mit kurzen Bemerkungen, beftehen, 
5 Dep jeder Vorſtellung find. Männden und Weibchen und 
| dag Neſt mit den Eyern, abgebildet, Die Abbildungen fihd 
e recht gut und der Natur fo getreu, daß man glei) beytn. ers 
fen Anblick den Vogel gar nicht verfennen kann, So Ifie 
| uch mit den Neſtern und Eyern. Bey einigen, z. B. beym 
Bimpelweibchen , iſt das Kolorit nur etwas iu lebhaft. Die 
(etwas blumenreiche) Beſchreibung betrifft die chatakte⸗ 
riſtiſchen Merkmale, Aufenthalt, Lebensart, Brütjeit, Fang . 
- und Nabrung in Käfigen. Den Beſchrelbungen fewohl, als i 
den Abbildungen feibft, find nicht nur vie dentichen, föndern 
auch die Linneiſchen, erſteren noch uͤberdem bie Buͤffonſchen 
V.A. D. B. LVI. B. a. St. Visszeft, &e. . . und 


) 


,» 
436 se Naturlehre v. Naturgeſchichte. 
und Lathamſchen Benennungen Bensefägt. Abgebildet ſind 
dm I. Heft: die Nachtigall, der Moͤnch, die graue Grasmuͤ⸗ 
de, die gefkhwäßige Grasmuͤcke, die Baſtardnachtigall, der 
Simpel. Im II. Helte: der Kanarienvogel, der gemeine 
Haͤnſting, dee Stieglitz, der gemeine Fint, die Feldferche, 
und die Baumlerche. a | 

Ek. 


Getreue Abbildungen Naturhiſtoriſcher Gegenſtaͤnde, 
. in Hinficht auf Bechſteins Naturgeſchichte des In- 
und Auslandes ꝛc. Des zweyten Hunderts ſech⸗ 
ſtes dder ſechszehntes Heft. Mit zehn illuminirten 
Abbildungen. Des zweyten Hunderts ſiebentes 
oder fiebzehntes Heft. Mit zehn illuminirten Ab⸗ 

bildungen. Berlin, bey Franke. 1799. Jedes 

Heft u ge, illuminirt 14 ge. 
gie in biefen Heften abgebildeten Gegenſtaͤnde find: 

Sm VI. Sefte: | | 

- 9) Dee Afritanifche Waldmenſch. 2) Der Oſtindiſche 
Waldmenſch. Beyde ganz io, wie fie Houttuyn, und noch 
ihm Maͤller Hefchrieben und abbildeten; da doch bereits bins 
längtich erwieſen iſt, daß ſowohl die Beſchreibungen als 


Abbildungen dieſer Thiere, nicht der Natur gemäß 
find. 3) Die Loͤwen⸗Robbe. 4) Die dicknaͤſigte Robbe. 


3) Der Ozlor. 6) Der Pottfiſch das Maͤnnchen. Blumen⸗ 


bach nennt ihn phyſeter macrocephalas; unter dieſer Abs 
bildung aber fteßt phyfiter macrocephalus. Ob eins von 
benden ein Druckfehler it, oder wer von beyden Rechte har? 
kann Ree. nicht beſtimmen. 7) Der Pottfifh das Weibchen, 
8) Diegemeine Spechtmeife. 9) Der Todtentopfſchwaͤrmer 
Hier find Karben und Zeichnung richtig, weiches: ben dem 
übrigen Abbildungen faft durchgängig nicht der Fall iſt. 
20) Der, Baumsingelfpinter, | —— 


Sm VII. Heſte. Be 
1) Dee Januar. 2) Das Zlbeththier. 3) Der Ti⸗ 
geriltis. 4) Der Dachs. 5) Der: Tendrak. 6) Das u 
er ne 2 J 2. - . ‚ j 


N * - 


— 


.Raturlehre und Naturgeſchichte. 427 
ſche Schwein. 7) Der Butzkopf. 8) Dog Golbbaͤnchen 


2) Der gemeine Weinſchwaͤrmer. 10) Der-Prozeflionse 


oa 


= 85 Seit, 8. — 22 Be — 


Komet, welcher die Erdare verruͤckte, oder auch ee Babe 


feinner. _ - 


Tb 


"Beobachtungen und Wahrheiten nebſt eilgen Soße» | 


. fägen, die einen hohen Grad von Wahrſcheinlichkeit 
erhalten haben, als Stoff zur Fünftigen Entwer⸗ 
fung einer Theorie der Erde, von D. Foh. Reinh. 
Forſter. Leipzig, bey Breitfopf und Haͤrtel.1 798. 
ua 
Nie letzte Schrift eines verdlenſtvollen, merkwoͤrbigen, tha⸗ 
tigen Gelehrten, welchen uns nun der Tod entriſſen bar, 
Man bewerkt auch Hier die große Beleſenheit des Verf, und 
einen Geiſt, der ſich fehr bald ‚and das Fremde wigen zu 
machen weiß. Die Theorie des Verf. ift folgende: Unſere 
Erde beftand anfänglich aus einer ‚dicflähhgen Supkany, 
welche durch die Umdrehung ihte fphäroidifche Geſtalt erbielt: - 
Aus dieler Fluͤſſigkeit kryſtalliſirten füch zuerft die feften Maſ⸗ 
fen, und weil manche Subfkanizen bey der Berührung Waͤrme 
erregen; jo entfland eine große Erhitzung, wodurch bie Kry⸗ 
ſtalliſation beſchlennigt, aber unregelmäßig twurde.. Entwi⸗ 


ckelte Sasartın im Innern, hoben die. erften uranfängfidke 
Gebirge, empor. Chen hiefe Wärme. trieb. eine enge Dana 
Rein die Höhe, welche in einem unanfhörlichen Regen wie. 


derum nach dem Erkalten der Erde berabfielen, durch Ana 
ſchwemmen die Vebergangsgebirge und bas-Üieer bilperen, 
Eine Menge. von Erfcheinungen, bie Verſtelnerungen, die 
ſoſſilen Knochen, die, häufigen -Bandfpigen. gegen Suͤden 
Die Feilen Abhaͤnge der Gebirge gegen Guͤden, zeigen, dag 
eine große Fluth von Süden aus, den Erdboden über, 
Die Urſache dieſer Fluth war vielleicht ein 


won wullanifchen Ausbruͤchen in den Suͤdlaͤndern. Rich⸗ 
tung dieſer Fluth bezeichnet der Verf. beſonders genau. Den⸗ 
ſelben Gedanken hatte er ſchon in ſeinen Bewerkungen auf _ 
eines Reife um die Welt angegeben: Pallas hat ihn zuerſt 
ausgefuͤhrt. Doch vergißt der a eine. ————— 

— —W 2 Erd⸗ 


Pl .„,.» 


_ 


439 Nalũurlehre und Naturgeſchichte. 


Erdbodene gehörig andelnander zu ſetzen. Es gab naͤmlich 
ein feſtes Land, wovon die Steinkotzlen,, die Abdruücke im 
Schiefer, u ſ. w. zengen, welches lange Zeit unter einem 
Deere lag. worin ſich die Kaltberge mit verſteinerten Schaal⸗ 
thieren blideten. Nachdem diefes zum. zweytenmal feftes 
Land geworden war, kam die Fluth, wovon der Velf. redet, 
und führte die-foffiten Knochen fublicher Thiere herbey; wel⸗ 
che fidy in den Baͤnken ber verfteinerten Schhalthiere finden, 
- Die Ürfacher der erften Erhigung des Erdballs giebt Hum⸗ 
. , bolded Hypotheſe befrigdigender an. : Wenn Ber Werf. von 
den 40 Elementen der neueren Chemie redet, fo nimmt er 
. das Wort wit-.Unseht im Sinne der ältern Chemiften; 
man hält fle'für unzerlegt; abet nicht fuͤr unzerjegbar. Zu⸗ 
legt erinnert Rec., daß man keinesweges behaupten koͤnne, 
Fe Pyrenaͤen feyen auf der Suͤdſeite fteiler als auf der Narde 
eite. z Se u Ä 


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Naturſyſtem der ungeflügelten Inſekten, von Joh. 
. Friedr. Wilh. Herbſt. Drittes Heft. Berlin, 
bey Lange. 1799. -4+ Bog. 4. mit 5 illum. Kur 


pfertafeln. aM. — 


—— iefes Heft enthält die Fortſetzung des Im vorigen angefans 
denen genus Opilio. Hier kommen noch 14 ‚Arten hinzu, 
welche auch Insaefammt, bie auf eine einzige, nämlich des Fu- 

“ Bricii phalangiam 4dentatum, abaebil:er find; die mehreſten 
find ’aus dem Kabinet des Freyherrn von Block zu Dresden; 
Öle Ashiläungen, fo weit man davon urtheilen kann, find 
deutlich, und die Beſchreibungen, mie man fie von dem . 

Berf. gewohnt iſt, genau ums umfaſſend Die bier vorkom⸗ 
menden und abarbildeten ſindꝛ Opilio graſſipes, dem longipes 

dhnlich; O. alpinus, mir'niche alizulangen Fuͤßen; O. ru- 
pefris , ſehr nahe mit Kabrieius phal. Morio verwandt, und 
vielleicht verſebbe; O.palpfmalis, tlein, von der Geſtalt des 
O. bimaculatus ; O. horridus, durch die vielenDornen am 
Körper und an den Füßen kenntlich; O /pinofus, Hein, mit 
3 Reiben Dornen am Leibe; O triangwlaris; O. hemi- ' 
[phaericus, auch dem longipes fehr aͤhnlich; Hat aber — 
J e 





’ 
u 
| v 


Maturiehre u, Naturgeſchichte. 429 


Eleinern Leit und längere Füße: O.carinatus, lͤnnaei pha⸗ 
langium tricarinatum. O. /raber. Zuletzt giebt der Verf. 
noch für diejenigen , welche der deutſchen Sprache unkundig 
find, von allen feinen Opilionen eine lateinifhe Beſchrei⸗ 


‚bung. = 
ae J Pod. 


Praktiſche Wetterkunde nach alten Bauererfahrun⸗ 
egen., Ein Handbuch für Oekonomen und Sands 
.. leute, Bearbeiter von F. A. Srefenius... Gotha, 
imn der Ettingerſchen Buchhandlung. 1799. 652 

S.8 10 Teen 


Hr Berf. hat das Verdienſt, daß er die im hunderthaͤhri⸗ 
gen Kalender, im Därmftädtifchen Landfalender, dem Franke 
furter Zeitvertreibgfafender, und mehrern andern ähnlichen 
Schriften vortommenden Wettertegeln gefammelt, folche uns 
‚ter gewiſſe Rubriken geordnet , und mit Anmerkungen beglei⸗ 
. set hat. Manches If recht gut, und’ wer ein ‚Freund von 
. meteorologifchen Spekulationen iſt, finder hier hinreichende 
Nahrung und Veranlaſſung zum. eigenen Beobachten umd 
weitern Nachdenken uͤber viele in-der Natur vorkommende 
Erſcheinungen', die ſich auf die Veränderungen ‚des Wetters . 
beziehen: Die Anmerkungen-des Verf, erklären freylich das 
nicht allemal," was fle erklären follen, enthalten aber doch 
maänches brauchbare. &. 57 heißt es, daß die Urfache, wa⸗ 
sum die Gewitter den ganzen Gommer hindurch aus dev Ge⸗ 
‚gend zu Eommen pflegen, aus welcher das erfte gekommen iſt, 
:parin liege, weil jene Gegend befonders eleftrifch gemacht ſey⸗ 
und alfo die Semwitter anziehe; welches wir, wenn and die 
Erfheinung an und für.fich ihre Richtigkeit hätte, doch wohl 
nicht behaupten möchten. &. ı67 wird der Cobitis foflilis 
ein lebendiges Thermometer genannt, welches Barometer hei⸗ 
‚Ken ſollte. Zu dern Einfluß des Mondes ih die Witterung, 


x 


Hat Rec, wenig. Vertrauen. Die Schreibart des Verf: it 


nicht fonderlih. ©: 652 finden wir, daß noch ein zwepter 
Theil von diefem Werke folgen wird. Am Ende befindet fih 
„ein kurzes Regifter, | — 
a — es | Mar - 


a Ei 


430. Naturlefre und Natergeſchichte. 

Wanderungen mit meinem Zöglinge durch das 
Muſeum der Naturgeſchichte zu Paris. Ein Gau 
ſchenk für Kindet. Leipzig, bey Kuͤchler. 1799. 


211©.8. 18 88. 


Ein Mobebuͤchelchen in gi Gewande, appetitlih anzu 
ſehen; aber langweilig zu leſen. Eigentlich foll es die Ue⸗ 
berſetzung eines Werkchens des Jaufftet feun, der dieſe ( fos 
genannte) naturhiſtoriſche Weberficht in Form von Bandes 
‚kungen durch das pariler Muſeum, einkleidete. Man könnte 
76 nafuchißorifche Bruchſtuͤcke oder Sammelfurium nennen. 
» Der Verf. fpringt von einem Gegenſtande auf-den anbern ; 
im Sanzen iſt fehr menig Zufammenhang, und bas Sefagte 
groͤßtentheils unerheblich, auch wohl uncihtig. ©; 38 beißt 
. 08, man fenne über 305 Arten Schmetterlinge. Sollte 
“ 0°. der Veberleker dieß nicht berichtiger Haben, wenns auch fo 
j im Original ftände! . Am beften iſt das, was ©. 78 vom 
Löwen, uimd ©. 204 ff. vom Elephanten gefagt wid; wo 
auch mandye neue Anekdote mit vorfommt. Nach unferer 
Ueberzeugung künnen wir aber dem Herausgeber nicht bey 
‚pflihten, wenn er glaubt, durch diefe Meberfegung dem Pu 
blikum feines Vaterlandes Beinen unmilllommenen oder uns 
- brauchbaren Beytrag zu feiner Kinderbibliotheh geliefert zu 
Baden, Det Beytrag war wenigftens ſehr entbehrlich. 


; EX. ö 


Erſte Aufzählung der bis jege in Sachfen entdeck 

. ten Inſekten. Im Namen der Sinneifchen Socie- 
tät herausgegeben von D. Chriſt. Frieder. Lud⸗ 
tig, Prof. zu Leipzig. Leipzig, in Kommilfion 
bey Rabenhorſt. 1799. 5 Dog, 8. 68. 


2 De Berf. macht im Namen der befannten Linneiſchen Eos 
etät dieſe erfie Aufzählung der in Sachſen entdeckten Sn 
feften, theils als einen Worläufer einer au erwartenden 
ausführlichen Fauna diefes Landes, theils als eine Auffordes 
tung. an die Saͤchſiſchen Entomologen belannt, Varietäten, 

und was zu Ihrer Sefchichte gehört, der Societaͤt Rund 
u en; 


1 Pa a. & 
Nalrurlehre md Naturgeſchichte.  431.-, 


fen ; um eine möglichft vollſtaͤndige Fauna dieſes Landes lie⸗ 
fern zu konnen. Man kann fie einen ſyſtematiſchen Katalog 
nennen, worin dem Entsmologen nur angezeigt wird, wels 
che von andern ſchon befchriebene Inſekten, auch in Sachfen 
entdeckt worden, damit er wille, ob feine Auffindung nen fey. 
Zu mehrerer Aufmunterung wird der Entdecker jeder neuen 
‚Art bepgefägt. —— | 
Das Ganze ift nach Fabricii entom. ſyſt. eingerichtet. 
Nur giebe der Verf. den, Ordnungen andere Denennungen ; 
um, wie er fagt, den gemeinern Bearbeitern der Naturbe⸗ 
ſchreibung, durch foßliche und verftändliche Benennungen ges 
fälig zu feyn. Ob aher feine Benennungen gut gewählt find, 
und.es dem Sammler dadurch leichter gemacht weird, zu wife - 
fen, in welche von feinen Ordnungen das gefundene Inſekt 
. gehöre, laͤße fich nur von den Sammler beantworten. 
- Seine umgeänderten Benennungen für die Reihe ber 
XI Fabriciſchen Ordnungen »der Klaffen, find biefe: Scara- 
baei, Locuftae, Hemerobii, Velpae, Libellulae, Scolo- 
pendrae, Aranese, Caneri, Papiliones, Cimices, Mul- 
cae. Wenn nun auch nichts gegem diefe Benennungen eins 
Jumwerden wäre: fo iſt es doch wider Die Negel eines‘ Sy⸗ 
flems , wenn man den Ordnungsnamen auch zu einem genes. 
riſchen Namen macht, wie hier dieſes durchgebends der. Fall 
ft; doch mollen wir boffen, daß der Verf, dieſes in feiner 
Fauna abändern werde. 0 
Fuͤr einen gemeinern Bearbeiter Bleiben bie Linneiſchen 
Drdnungsbenennungen immer die leichteſten. Wenn er z. B. 
eine Podura oder Lepisma findet: fo weiß er fogleih, daB - 
ſie zu Apteral.gebören; allein ſchmer fällt es ihm, nur zu 
muthmaßen, daß fie Nachbarn des Hemerpbius feyen. Er. 
muß alfo bier die veränderten Denennungen, und was für 
genera dazu gehören, eben fo zuvor ſtudiren, als er es bey 
den Fabrieiſchen thun muß. 
Indeſſen wuͤnſcht Rec. aufrichtig, daß der Verf., ſey es 
anf einem Wege, welchen man wolle, ſeine Abſicht wenig⸗ 
ſtens erreiche, um das Neue und noch nicht Entdeckte zuſam⸗ 
men zu bringen. Die Anzahl der in dieſem Katalog verzeich⸗ 
neten Inſekten, wozu aber noch keine neue. beugefügt find, 
beläuife. ſich ohngefaͤhr auf. 2300 Arten, unter.welchen die  - 
-Käfee and Schmetterlinge die zahlreichſten find. Ä 


rk Ver⸗ 


— 
. 


433 Naturlehre und Naturgeſchichte. 


J ne 


- Krebfe, von Joh. Friede. Wilh. Herbſt. Drit⸗ 
tee Band erftes Heft, Mit a illuminirten Ku⸗ 
‚ pfertafeln. Berlin und Stralfund,, bey fange. 
1799. 66. Seit. 4-3 NR. 19.8: | 


it Verguügen zeigt Rec. nicht allein f die Fortſetzung die⸗ 


fer Naturgeſchichte an, fondern daß es auch dem Verf. geſal⸗ 


fen, feine vorhergehenden Bände yon den einaefchlichenen Feh⸗ 
lern zu reinigen und die Geſchichte der darin enthaltenen 
Thiere zur nähern Vollkommenheit zu bringen. - Das lebte 
iſt In der That ſehr nothwendig; indem manche Arten darin 


‚doppelt und dreyfach vorkommen, die Kopien aus andern 
Werken wicht alle zunerläßig find, :umd manche Synonymen 


am unrechten Orte fiehen. Gut wäre es geweſen, wenn der 


WVerf. gleich anfangs gar feine andere aufgenommen hätte, 


als folche, welche er felbft gefehen ; ſo wuͤrden wir gewiß ein fol« 


ches Werk bekommen haben, als eg. nur wegen feiner ‚genauen 


Befchreibungen zu wuͤnſchen geweſen wäre. Bey Gelegenheit 


des von Fabricius nady den Mundwerkzeugen umgearbeites 
gen Syſtems der Krebfe, erklärt des Verf. feine Mterhode, - 


dieſe Thiere nach der dufiern Geſtalt in. Kamilten zu bringen, 
für deffer, In ſoweit ſtimmt ihm Rec. bey, als diefe Mies 
ehode dem Sammler leichter üft, feine Thiere zu ordnen, 
— wenn man ſich mehr um die wirkliche Natur dieſer 

hiere bekuͤmmert, ſo bleiben doch die Mundwerkzeuge das 
ſicherſte; nur muß man nicht darin Big auf das kleinliche gez 


hen, und um einer geringen Abweichung willen ſogleich ein 
neues genus machen, Allſein auch hierin ſcheint der Verf, 


ſelbſt noch ein wenig, In der hier aufs neue und verbeffere aufs 
geftellten Samillen ; Abtheilung, die Seftalt der Schaalen be⸗ 


: treffend, ſich zu weit auszubehnen, und mehrere Familien zu 
machen, als noͤthig gewefen wäre, en 


Den deutſchen Leſern zu gefallen, welche ſich mit der 


neuen Orbaung, die Sabricius bey. den Krebfen aufgeftelle 


Lefer erwerben wird: fo ſehr wuͤnſcht Rec, daß — 
F einie⸗ 


bat, bekannt machen wollen, giebt der. Vexf. eine deutſche 


Ä Ueberſetzunig von :den Mundwerkzeugen der generum , wel⸗ 
che Sabricius in der neunten Klaffe Kleiſtagnata yorgebracht 


hat. So gewiß er ſich dadumb ‚den. Dank. feinen deutſchen 


« 
— — — — — 


Verſuch einer Naturgeſchichte der "Krabben und 


No. 


\ 
\ 


 Maturlehre ind Naturgeſchichte. 433 


einiges , welches den wahren Sinn verftellt, verbeſſert wer⸗ 
der - Wir ziehen nur einiges qua dem eriten Geſchlechte Can- 
ser aus:, weiches gebeſſert merden dürfte. .„Maxilla triplex 
heiße nicht eine dreydoppelte, ſondern dreyfache Maxille; co- 
nicus wird ingelformig verdrutſchet, das iftsaber-vermuthlich 
ein Drudiehlers allein. obeonicus follte nicht beißen etwas 
tugeljormie, fondern verkebrt Eegelformig; tTiliarus zeigt 
en, daß' die Kante in einer Reihe als Franzen ſteben, und 


wird daher durch bebagrt nicht gug ausgedrädt; multo mi- 
nor heißt viel kleiner und nicht etwas kleiner; ben Maxilla 


tertia — wird das Wort ſahbfornieata ſtatt etwas gewoͤlbt 


durch abgeftuns verdeutſchet. Antennee — [hb margine 


Irontis prominente’ ad qeulos inſertae iſt untichtig gegeben: 
die Fuͤblhoͤrner — ſtehen unteg dem Rand der Stirn 


bervor — der Sinn iſt ˖vielmehr diefer: die Fuͤhlhoͤrner 


find unter Dem bervorfiehenden Rande der Stirn be 
den Augen eingegliedert, * Diefe. und mehrere Fehler, 
welche ohnſtreitig die Fluͤchtigkeit der Meberfegung yerurfacher, 


manche auch Druckſehler feyn ‚mögen 2 wuͤnſchen wir aus else . 
mem fo bedeutenden Werke hinmeg, weil ſie doch aflerdings den 


Sehrling irre führen, 


F Oie Bemerkungen über Gegenſtaͤnde des erſten Dark 
des betreffen unter andern, Krabben folgenke:. Fabricius vers 


binde mit Unrecht den C,uca L, mit C. curfor ;. Are. imme ' 


damit völlig überein, und hält eher den C. uca für dem 
mächften Verwandten des C, cardarus; C. vocans babe bald 


die rechte, bald die linke Schere größer, bey den Weibchen 


aber feyen heyde Scheeren kiein. Den C. Rhomboides und 


angulatus: möchte der- Verf, gern für einerten halten; allein 
wertn die Figuren beuder richtig gezeichnet find ,. fo unterfchefs 
der. fie ſchon der Bau der Cichoale, in dem Verbaͤltniß der 
. Länge und Breite, ohne auf die Zähne zu ſehen, die oft wan⸗ 
delbar find. Won C. platycheles, longicornis und Hexa+ 
"pus, welche lange Fuͤhlhoͤrner und 2 kurze Hinterfüße mic 
Fangelauen haben, werden Abbildungen nad) der Natur ges 
geben , und geben bag fehlerhafte der Kopien im erſten Bande 
zu erfennen. Wenn der Verf. mit C. pinnotheres und pin- 
“nophylax noch ungewiß ift, was er aus ihnen machen foll: 
fo glaube Ree., fie_in des Fabricius Dorippe callida und 
aftuta, umd in des Verf, Mafcarone und Facohino, wie er 
ſelbſten unmbrriaßer, gefunden au an Von. C. — 
—— a2 wird 


. 


234 —NMakurlehre u. Nätargefchichte. 


wird eine Abbildung nach der Natur gegeben, au von C. 
Janaris, der-zugleith C. vieror Fabr. if. Wir übergehen die 
übrigen Aufäge und Verbeſſerungen, und zeigen nur noch die 
neuen Arten an, weldye bier abgebildet und beſchrieben wer⸗ 
den, Sie find folgende:- C. Jaſcicularis oder des Fabrichus 
C. tetragonus. C. patderus, ein neuer Heiner mit einem 
laͤnglichen Schild, und Mittelinfeet zwiſchen den Krabben 
und Krebſen. C. refiduus, dem C. Pilum aͤhnlich, allein 
größer und weniger kuglicht. C. rufo-punctatus, neu; 
€. irigofus ‚ diefer tömmt dem Linneiſchen C. Graplus n&s 


ı 


her als C. tenuicruftatus , wiewohl Rec. fie beyde für einer 


ley hält. C. fabulofus, der von einigen für Capat mortu- 
um L aehalten wird, tmenigflens gehört er zu Dromia F. 


‚ C. litteratus, dem Graplusfeßr ähnlih. C. aurantius. Er _ 
At C. Senex F. aber auch C. Hydivdromus des Verf. C. 
"ocellatus eine dem C. depurator ähnliche Art. C. fa/chatus, 


iſt C.Portunusannularus F. C. Rumpkii F. C amoenus 
sieleiht nur eine Varietat von C.undecimdentatus, C. ro- 


. Eiculatus , biefer It dem C. cado nulliim zweyten Bande ſehr 


‚‚Elafffilation. 2) ©. 38 allgemeine Brandfäte der 


ähnlich, oder dem C. pelagicus L.; denn biefen hält Rec. 
für den linneiſchen, wie die Beſchreibung es gewi macht,‘ - 
nicht aber, den der Verf. In feinem erften Bande dafür er⸗ 


"Hier. So weit gebt das erſte Heft, und wir-baben noch 


s -_ 


» 


viele Verbefferungen der vorigen fowehl, als neue Artın zu 
erwarten. 
— ‚, Pb. 


Chemie und Mineralogie. 


Lehrbuch der Mineralogie, entworfen von Ludwig 
Auguſt Emmerling, fuͤrſti. Hrffendarmftäbeifchen 
Berginſpektor ꝛc. Erſten Theils erſter Band. 
Zweyte ganz umgearbeitete und verbeſſerte Auf⸗ 
lage. Gießen, bey Heyer. 1799. 499 ©. gr. 8. 

1 M 20 Fe. = " ö 

Dieer erfte Band enthält nach einer kurzen Einleitung, 

s) ©, ı6 allgemeine Brundfäne der oryktognoftifchen 


No⸗ 


- 


Cbemie und Mineraloge 435 


- Yromenk{stug der Soflilien. 3) S. 97 .eine tabellaris 
ſche Aufſtellung nebſt einer Eurzen Erklärung der 
Sußern Zennzeichen der Soflilien. 4) S. 169 eine . 
tabellarifche Weberficht det bis jetzt bekannten (fol 
ohne Zweifel beißen, Der nur dem 5. SE. bekannten) 
mineralogifch seinfachen Mineralien, nach den neues 
fien chemifcben Entdeckungen, mit Winficht auf Das 
‚neuefte betannse Mineralſyſtem des sen, Werners. 
‚Nur gleihfam im Vorbeygehen merken wit an, daß, wenn 
Hr. E. feinem Plane treu geblieben wäre, ee auch ſchlechter⸗ 
dings den Demant unter die brennbaren Qubflanzen; die 
„ornblende, den Jaſpis, der Pechitein, den Derifein, 
den Feldſpath, den Polierfchiefer, den Tripel, den As⸗ 
beſt — — unter die Kirlelgattungen;. den ———— 
Cyanit — — unter die Thongattungen; den Olivi 
Chryſolitb — — unter die Talkgattungen; den Spargel⸗ 
ein unter die phofphorfaueen Kalkgattungen — — haͤtte ord⸗ 
nen muͤſſen. Nach dieſer Ueberſicht erſcheint eine naͤhere Be⸗ 
ſtimmung 1) des Demantgeſchlechts, 2) des Cirkon — 
‚und. 3) des Kieſelgeſchlechts. Letzteres beginnt mit dem 
Quarze anzufangen, und insbeſondere mit dem Bergkry⸗ 
ſtall, dem er S. 218 theils ein volllommen., theils ein 
flachmuſcheliges und nur hoͤchſt ſelten ein verſtecktblaͤtte⸗ 
riges Gewebe zueignet. So viel aber Rec. aus Erfahrung 
weiß, fo zeigt ja immer der Bergkryſtall ein volllommen mu⸗ 
ſcheliges und verſtecktblaͤtteriges Gewebe. ©. #25 läßt der 
Hr. Verf. den Amethyſt auch In fechsfeitigen Säulen, 
.bie an einem oder an beyden Enden mir ſechs Flaͤchen zuges 
ſpitzt find ‚Ervftallifiren, und warum? doch hoͤchſt wahrſchein⸗ 
lich wegen der violblauen Farbe, mit melden Bergẽktyſtalle 
nicht felten in Ungarn erfcheinen; aber charakterifice denn die 
Farbe nur allein ein Deineral? Haben wir nicht auch weiſſe, 
graue und grüne Sapbice? und finden wir an dergleichen 
blaugefärbtei Kryftallen nicht alle äußere Kennzeichen eines 
WBergkryſtalls? Und eben ſo fonderbar iſt es, wenn H. €. 
S. 234 den Quarz theils in fechsfeitigen Säulen — 
theils In fedhsfeitigen Pyramiden kryſtalliſirt auffuͤhrt; 
da der gemeine Quatz eben fo wenig Neigung zum Keyſtalli⸗ 
. firen befigt, als der gemeine Floͤtzkalk. Falſch iſt es, 
‚ wenn Hr. E. ©. 237 fagt: der Cuarz käme auch bisweilen 
von Unvollkommen ſtaͤnglich en ausgezeichneten 
Dtuͤcken vor; denn alsdann iſt es ja kein MU Dorn 
| " mes 


/ 


| 436 ° Chemie und Mineralogie. 
Atmethyſt. Werner daß die fechsfeitige Säule des Eiſen⸗ 


kieſels mit drey Flaͤchen zugeipigt waͤre, da doch ſeine Zu⸗ 
wi fpigung aus ſechs Flaͤchen beſteht. ©. 272 erwähnt zwar 
H. E. der Eindruͤcke und Afterkryſtallen des Chaleedons; aber 
von feinen wahren Kryſtallen, dem Würfel und Rhombus, 
kein Wort. Zu &, 291 3. i6 hätte noch müllen hinzugeſetzt 
werden: daß man auch Plafina in großen Stücken im 
Anfpachifcben Fuͤrſtenthume bey Triesdorf vor ımey 
Jahren entdeckt hat. , &. 793 fagt der H. Verf. der velio⸗ 
trop kaͤme auch bisweilen. vollkommen durch⸗ 
ſcheinend vor. Dielen Charakter hat Hr. E. von Hru. 
Eſtner entlebnt. Man ſehe deſſelben Mineralogie Bd. IT. 
©. 390. War aber Hr. E. unter vollkommen durch⸗ 
ſcheinend verſtehe, davon giebt er in ſeinem Syſtem der 
gie Kennzeichen keinen Aufſchluß. S. 383 führte Hr. €. 
Werners ſchoaͤrlartigen Despil unter dem Namen Stans 
genſtein auf, und verbindet dieſen mit dem fogenannten 
Teoftallificten Lepidolith, (letzt Stangenflein) ohne zu he⸗ 
denken, daß heyde Mineralien in Anſehung ihrer aͤußern 
Charakteriſtik und Beſtandtheile bimmelweit yon einander abs 
weichen; auch, daß nur letzteres Mineral nach dem Erwaͤrmen, 
wie der Turmalin, leichte Koͤrper, als Aſche, an ſich ziehe 
nd: von ſich ſtoße. Nach Seite 436 ſoll der edle Opal 
auch bey Freyberg, Johanngeorgenftadt und Eibenftod, wie, 
"iche minder auf Island brechen; fo viel uns aber bekannt 
iſt, fo gehört ee nur ausſchließlich Oberundarn zu. S. 442 
hält H. ©. noch. immer das Malleriſche Glas, Iegt Ayar 
lith, für ein Mittelfoffil ywilchen Opal und Chalcedon; obs 
gleich daſſelbe, megen ber Menge von Kalkerde, die es enthält, 
und feiner aͤlhern Kennzeichen, wefentlich nom Chalce⸗ 
don und Opal verſchleden iſ. m = 
wa = ED. 


Unterſuchung über die Entftefung, Bildung und den 

7 Bat des’Chalcedons und der mit ihm verwandten 
Secteinarten, .insbefondere aber des Chalcedong von 
2, Zeeßtya in Siebenbürgen, von D. Joſeph Gau- 

tleri Mit einer Kupfertafel. Jena, bey: Voigt. 
„gan 360 Geige. IHR 
en er Dr ee Diefe 


5 Chemie und Mingralaie; 0.937 


| Diefe gelehtte, und jedem Mineralegen und. Chemiker zu 
empfehlende Schrift, geſtattet ſchlechterdings Keinen Auszug, 


"Damit aber der geehrte Lafer einen vollſtaͤndigen Deariff von 


dem, was der Hr. Verf. in ſeinem yorszefflitben Werke 9% 
leiſtet hat, erhalte; ſo ſey es uns erlaubt, nur eine Eutje 
Anzeige des Inhalts deſſelben hier aufzuſtelen. 
Das Dahze-jrfäße in ein und zwatzig Abfdinitte, 
Der erſte enthält die Lbebrie der SEntftebüung. Der: Rd 


per, ©. ı; der zweyte ber · Entſtehung einiger Atwch . 


Setftörung andere? Koͤrper, ©. 5; dei dritte, eine 
Beurtheilung der -Wirkung des. Seuetd nnd Des 
Waſſers bey der Entſtehung Yes Chalcedons, ©. 165 
der vierte, Allgemeine‘ Entſtehung des Chalcedons, 
©. 39; der fünfte, Entſtehung det Chaleedongeſchie⸗ 
be — Neſter; Angeln — — und der Kinfchläfle 
Äberbaupt, S. 39 5-der ſechſte, eine weiter Entfaltung 
deffelben Gegenſtandes / und Unzulänglichkeit des Nep⸗ 
tunismus bey der Fuͤllung aller Gangraume, ©. ss; 
der ſiebente, eine naͤbere Pruͤfung Aber did Macht des 
Seuers ind Waſſers, ©. 75; der achte Abſchnitt träge 
die irrigen Meinungen Aber die Gntſtebung des Cha 
cedöns und der mit ibm verwandten &teine vor, 
99; der neuhte, Die Verſteinerungen if Chrlcedon, 
©, 108; der zehnte, Die verfchiedene Bildung des Chal⸗ 
cedons, Eatneols, Achats — S. 1383 der ellfte, 


die Släffigkeit des Chalcedonſtoffs und Unterfuchung 


der Koͤrper, die fie bewirkt haben moͤgen, ©, 167? 
der ätoßlfte, den Bang der Bildung beym Treftyask 
Chalcedon, S. 1965 der dreyzehnte, Das Aufkommen 
und Auffinden, ſammt söpögraphifcher Befchreibung 
des Sindorts des Chalcedons von Treßtya, ©. 202; 
der virtjehnte, eine Beſchreibung der aͤußern Geſtalt 
des Chalcedons von Treßtya, ©. 226; der funfzebnte, 
von den Koͤrpern, die die Eindruͤcke des Treßtyaer 
Chalczdons bewirkt baben, ©. «37; der fechszehnte, 


eine Entfaltung deffelben Begenitandes, und Bes - 


fchreibung der Mindtäde, ©. 2445 der fiebjehnte 
Abſchnitt befchäfftiger fich befonders mit dem Eacholon, S. 
25235 der achtzehnte har die Durchſichtigkeit und Farbe 
des Chalcedons von Treßtya zum Gegenſtande, S. 41673 
der neunzehnte, bie Theorie über die Entſtebung der 


Far⸗ 


— 





“38 Chemie und Mineralogee 


Sarben beym Treßtyaer Chalcrdon, B. 300; ber zwan ⸗ | 


zigſte, die Chalcedonkryftallen; &. 319, und ber 
ein und zwanzigſte, andere Kennzeichen des Treßtyaer 


Epalcedons, ſammt feinen Uebergaͤngen, ©. 344— 360: : 


Ck, 


€. 2. W. Wiedemann, Profeflors zu’ Braun⸗ 


fſchweig, Meberfiht . ber. mineralogiic) - einfachen 
Mineralien, nach Werners neuefier :Riaffififation, 
mit Angabe der Farbe und ver Beſtandcheile, in 


tabellariſcher Form. Goͤttingen, bey Roſenbuſch. 


- 4,800 83 S.80. 20: j 
Eine Kompiietion, die für Anfänger in der Minecolpgke zu 


. 
4 


unvoltändig, und für den Kenner ganz entbehtlich it. 


| Mineralogie der Baukunſt, von %.66.9. Sum, 


od 


Her Sociefät für die geſammte Mineralohie zur 


> pa orbentlihem Mitglied. Chemnitz, bey 
Taſche. 1800. 193 ©.8. 15 86%. . 


| Erſtlinge bes Hrn. Verf. konnen wir — 
De En , Rameralißen und allen denen, Rep age 


Munft, dauerhafte Haͤuſer zu bauen, eriernen wollen, und 
doch keine M 2 — 


— 


= "2. 6. 

Verſuch eines neuem Syſtems ber Mineralogie, sur 
Erleichterung ihres Studiums für Anfänger und 
Liebhaber, die ſich ſelbſt unterrichetn wollen, von 


Zoſeph Brunner, fürpfalzbaterifd;. Berggerichts-" 
“  Dberverwefer zu. Gottesgab am Fichtelberg. Leip⸗ 


gig, bey Kleefeld. 1800, 8, 12 &. 


; N \ 
* 
Ein 
I ; Zn — * 
i 


) 


— 


| Chemie und Mineralogie. 439 
Ein Böhlen, dag Anfaͤngern in der Mineralogle aller⸗ 


dings zu empfehlen iſt. Nach einer Einleitung trägt, der 


Ir: Verf. im erften Abſchnitze &. 25 die aͤußern Zennzeis 


‚chen der Mineralien vor; im zweyten aber. S. 49 Die. 
phyfitalifeben Rennseichen, wohin er den, Strich, die 

vie, die Feſtigkeit, die Geſchmeidigkeit, die Bieg⸗ 
famkeis, die lekteicität; "den Magnetismus, tie Pboss 
phoreſcenz und das Verhalten an der Aufe, Im Waſſen 
und Säuren und vor den Koͤtbrohre rechnet.  @. 69. ci 
ſcheint num fein Syſtem felöft und zwar in folgender Orde 
nung: Erſte Klaſſe. Erd, und Steinarten. Erſte Ord⸗ 


"mung, von erdigem Befäge, Si69; zweyte Ocdnung. v0B 
mn. füge, &77 5: deitte Ordnung, von: bläst 
‚zigem efüge, 


a) einfach blätterig, dif.'won- einfaches 
Durdgange der Blätter. Als ein Beyipiel führt der Herz 
Berf. unter andern auch das Fraueneis auf; dieſes aber hat 


einen volllommenen und gzwey "unvolllemmene Durchgaͤnge 


der Blaͤtter, won welchen die letztern einander ſchief — den 


eritern aber rechtwinkiig durchfchnelben, und daher auch Alp 


homboidaliſch ausfaleiden Bruchftäde anfzwen Seiten ſpis⸗ 


A 


gend ;"auf allen uͤbrigen aber geftreift ind. b. Nach: 


Richtungen blätterig, ©, $ı. c. Nad:drey Ridemng 4 


biätterig, S. 7. Der blänerige Kalkfiein ©. 94 
gehört wohl nicht Hierher „; fondern zu der Rubrik won Fornig 
ausgez. Städen. dA) Nach vier Richtungen blaͤtterig 
©. 05, 3. B. Flußſpatb. Vierte Ordumg. Seffilien, ' 


beffee Mineratien,-von ſtrahligem Befüge, ©. 86. Fuͤnf⸗ 


te Drdmung. Mineralien von faferigen Gefuͤge, & ou, 


Sechſte Ordnung, Mineralien vön Eornig-. biätterigeg 


Gefüge; follte wohl Heißen von Eirnig  blänterig: ausgep 
zeichneten Sthden, &, 95, Sichente Orbnüfig . Wine 


tralien von Dichten und unausgeseichneten Süden, & 


96. . Dieß mag wohl ein Jerthum feyn ; denn Mineralien 
von dichtem Befkge, oder: Bewebe, oder Bruch, haben 


Ja obnedieß keine ausgezeichneten Stuͤcke, Bivente Riaffe, 
Salze. Erſte Ordnung, Salze von berbfauerm Zufams 


menziebendem Geſchmacke. Hier vermiſſen wir nodı den 


1 B 


Bobolgitriol. — — Zweyte Ordnung. Salze von für 


lich ssufammenyiebendem Befebmade, ©. 1215 billig 
bätte auch bier des Federalauns follen erwähnt. werden, 
Dritte Ordnung, von edeibaftem ſalzig⸗kuͤblendem Be. 
ſchmacke. Vierte Ordnung, Salze von a Be: 


chma, 


!: 


fehmade ?., Fünfte De ©. 123, Sebe von fies 
chend oder brennend 


Swoente Otdnung ¶ Meballe von dichtam Befüge, =) uny 
Zarchſichtige S. 1403 b) von perſchiedenen Graden 
der Durcnfichsigkeit and; derfcgiedenem. Glanme,. 
=... — Metrglle pan gemeinem Glanʒze 
vᷣnd vblaͤtterigem Geflige aYeinfachblaͤtterig 3. aa) van 
Viegſancen Blättern, ©, 1455 bb) von unbiegfanen, 
anteennbaren Blättern, ©. #515. marum untrennbar? 
gie Blätter joſſen ſich ja pon dem Ganaen. trennen, Nierte 
Drönung:: Mietallevon gemeinem Glanze und ſtrahligem 
Befägt,.S. 159: Fünfte Ordnung, von faferigem Bes 
füge, S. 194. "Sehe Ordnung Metalle von merellis 
ſchem Blanse und feinfhuppigem und jerteiblichem 
Befüge, ©. 156. Siebknt Ordnung. Metalle von mes 
. "yallifbem Glanze und fluͤſſig, ©. 157. Achte Ordnung. 
Fate metalliſche Subſtanzen von metaliſchem Glanie ,. ©. 
157. KBillighätte Hier der Hr. Verf. bie gediegenen Metalle 
Yon den Erzen trennen follen.. Den Baſhluß magt ein Eiai- 
her Anhang; der don dem Wörkaninsan des Mineralien 


Am Allgemeinen handelt. S. 172 00. 
gi . VS En — Eb. 





F 
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— 


;_ Rene Austmein ⸗· 
Deutſche Bibliothek. 


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Secchs und funfzigſten Bandes Zweytes Stuͤck. — 
Beben He. 


N 





Prokteſtantiſche Gottesgelahrheit. 
WVerſuch einer Geſchichte der chriſtlichen Moral, Aſee +. 
tik und Myſtik, vorzuͤglich In litetariſcher Ruͤck⸗ 
ſicht. ‚Erfiee Band. Dortmund, verlegt und 
gedruckt bey Blothe und Comp. Oſtermeſſe. 17985. 
Vorrede und Inhaltsanzeige XXIV ©, und 330, 
a S. 8 108.4 _ ARE u 


208 die Geſchichte der theologiſchen oder hriftlichen Moral, 
= ‚bis daher noch wenig, ‚und weit tveniger als die Geſchichte 
der Slaubensiehre Bearbeiter worden, das iſt eine fehr wahre 
und richtige Bemerkung, bie auch diefer Verf. gleich Anfangs 
in ſeiner Vorrede macht; und doch iſt uns an einer Geſchich⸗ 
ge der chtiſtlichen Moral gewiß ſoviel oder =. mehr gelogen, 
"als, an einer Belchichte der chriftlihen Glaubenslehre. Der, 
ungenannte Verf., der fein Werk in der Vorrede mit einer 
Jeht ruͤhmlichen, und, wie ung duͤnkt, nicht bloß affektitten, 
VBecſcheidenheit ankuͤndiget, hat deswegen auch ſehr wohl dar⸗ 
‚an gethan, daß er die ſchon laͤngſt vom Herrn Dr. Staͤudlin 
hu Goͤttiugen verſprochene Geſchichte der chriſtlichen Sitten⸗ 
Jehre nicht ahgewaktet; ſondern den Anfang mit Herausge⸗ 
bvung ber ſeinigen gemacht hat. Denn, wenn gleich auu 
mehro der erſte Band von Nertu Dr, Otaͤudlins Geſchichte wo 
per Olttenlehre Jeſu im- Jahre” 1799. erfhienen it: fo wfid * 
Nich der Verf. diefes Verſuchs, wemd er fo fortfaͤhrt, durch | 
feine zwar etwas kürzere, aber doch gar nicht zu trodene, noch wi 
qu allgemeine Darſtellung der moraliſchen kehren und Grund⸗ 
.TR.. p. ꝝ. LVI. B. a. St. VIn A SP 


— 


3 


* 
1 


- 


292 =, Prvtri. Gocheehelabehel. 


füge, bie unter ben Chriften gelehrt twurben,, doch Immer auch 
ein nicht geringes Wirdienft erwerben ; «und zwar tioch mehr, 
wenn er mit dieſer Geſchichte der chriftlihen Moral zugleich 
auch die zu Ende der Vorrede verſprochene Geſchichte der 
Sittlichkeit unter ben Chriſten verbuͤnde. Denn eine von 
diefen Gefchichten würde immer auf die andere ein fehr helles 
Licht werfen. Wie eine Geſchichte der Hriftlichen Moräl zu 
- "Bearbeiten fey; und was für Schriftftelle: ſchon etwas, wenn 
gleich wenig, darin gechan haben, darüber äußert den Verf. 
In feiner Einleitung S. i — 29 recht gute Kenntniffe und 
Einfihten. Die Eintheilung, nach welcher er diefe Geſchichte 
zu beſchreiben gedenkt, drey Perioden oder große Zeit⸗ 
raͤume in ſich: 1) vom Urſprunge der Moral bis auf 
die Scholaſtiker; — oder die Zeiten der Kirchenvaͤter; 2) 
‚die Geſchichte derſelben von den Scholaſtikern an bis agf 
Die Reformation; 3). yon Dee "Reformation bis auf 
unſere Seiten. Den erften Zeitraum theilt der Verf. wies 
der in 3 Abſchnitte ab. Im erſten handelt er von der Ges 
ſchichte der Moral zu den Zeiten Jeſu und feiner Apoftel, im _ 
erften Jahrhundert der chriſtlichen Zeitrechnung, da noch mehr 
‚reine chriſtliche Moral gelehrt wurde, Syn aten Abſchnitte 
beſchreibt er die Geſchichte der theologiſchen Moral zur Zele . 
und in den Schriften der eigentlichen fogenannten Kirchenvaͤ⸗ 
ger, vom zweyten bis zum vierten Jahrhundert, oder big zur 
allgemeinern Verbreitung des Chriſtenthums. — Grluͤndung 
-" der Aſcetik und Myſtik, oder Ausartung der Moral, In 
dem sten Abfchnitte, der aber in diefem erften Bande noch 
side enthalten iſt, wird die Geſchichte der theologiſchen Mo⸗ 
ral von der allgemeinen Einführung des Chriftericfums an, 
bis auf die Scholaftiker,, vom vierten big ellften Jahrhundert, 
oder vom J. Ehe. 312 bie 1050, fortgefegt werden. In 
der Abhandlung von der Moral Jeſu ünd feiner Apoftel, ftelle 
dieſer Verf. zwar die Berdienfte, die Jeſus um dieſelbe Hate 
te, fo wie ihren Inhalt, ihre Abficht, Lehratt, Vorzüge vor 
den Moralen anderer Völker des Alterthuuns, In ein recht hel⸗ 
les und deutliches Licht. Doch koͤnnen wir nicht umbin, hier 
einige Denrerküngen=baräber beyzufuͤgen. Einmal hätte der 
‚Verf. wie Rec, duͤnkt, hiet doch auch eine furze Beſchreibung 
von-der Moral des A. Z, und der Juden vor Chriſti Zeiteis. 
voranſchicken follen“. Denn‘, mas der Verf. in feinen Nach⸗ 
trägen und, Verbeflerungen &. 321 f. über. diefen Mangef 
 fagt, das thus uns kelne Genuͤge. Offenbar — — 
⸗ Ai . = 2 j 0 


— 


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2 . 
x 


. - Proteft, Oottedgelairhelt. 443 


doch die Moral Jeſn aus der Moral Wiofis and Ur Hro⸗ 


pheten des A. T., und gieng aus berfelben gleichfan hervor. 


Anmoͤglich laͤßt füch alſo ber Urſprung und Inhalt der Sitten⸗ 


lehre Jeſu recht erklaͤrn, wenn man fle wie eine vom Him⸗ 
met herab unmittelbar inſpirirte Sittenlehre betrachtet, und 
fle nicht aus der Duelle herleitet, aus welcher fie Jeſus ſelbſt 
hergeleitet willen wollte. Herr Dr, Stäudlin zu Sörtingen 
hat dieß eingefehen , und deßwegen vor: feiner Sefchichte eine 


- 


Selchichte der Sittenlehre unter den Hebraͤern vor Jefus vor . 


angeben laflen. — Ueber die Frage, ob die chriftliche.@ie» 


tenlehte aus der Efläifchen entſtanden fen, oder od Chriſtus 
feine Moral in der Schule der Eſſaͤer gelernt habe? iſt unfer - 
. Berk. einer ganz andern Meinung, als Bolingbrofe, Niem, 


Staͤndlin und Eonz, weile den Urſprung der Sittenlehte 


Jeſu von den Efäern herzuleiten fuchen. Dieſe erden da⸗ 


Ger ©. a1 f. recht gut widerlegt. Denn, Def man In det 


Sittenlehre Jeſu einige Achnlichkelten mit der Moral und 
ben Sebräuchen der Eſſaͤer finder, das iſt doch warlich nad - 


Sein Beweis, daß die eine aus der andern entſtanden ſey. 
Bielmehr giebt es" unter den Lehren Jeſu und feiner Apoſt. 


mehrere, die jenen Efällhen Schwärmereyen ſchnurgetade 


entgegengeſetzt ſind. Dean fehe z. B. nur ı. Tim. 8. 1,4. 
2 9. wo der Apoſt. Paulus ausdruͤcklich vor den irrigen 
einungen von Engeln, wie die Eſſaͤer Gatten, warnet; 


wo er die, melde das ehelich 1werden und gewiſſe Speilen 
unterfagten, welche den Leib nicht ſaͤttigen wollten, und 15 


mancherley leibliche Uebungen ‚geboten, beftrafts wo er vor 


große. Verfchiebenbeit der Effliſchen und chtiſitlven Moral, 


ein noch an 


der Philoſophie, die alles dieſes lehrte, und vor Leuten, die 


'einen großen Schein von Weisheit und Froͤmmigkeit hatten, 


ſo nachdruͤcklich warnet. Wie konnte dann eine Moral;, die 


der Eſſoͤlſchen in vielen Stuͤcken fo gerade entgegen war, aus 


eben derſelben gebildet worden ſeyn a Zumal, da jene | 


Schriftſteller auch nicht den mindeſten hiftorifchen Beweis für 
"den Urſprung der cheiſtlichen Sittenlehre aus der Effälichen 
‚aufzubringen wiſſen; wenn gleich fhon Euſebius diefe Mel⸗ 
nung, aber nur ale Muthmaaßung, ‘äußerte. Aber’ eben 


darum .bätte Dee. bier etwas mehreres von der Eſſaͤiſchen 


‚Moral und- ihrem Snftitute zu leſen gewuͤnſcht, um die fü 


wie fie fehon In Henke’s Magazin für Meligionsphilof. vierten 
Bandes nr St. ©. 371 — 429 bebhuptet worden, in 


— S 
N — 


dd 


allenderes Licht geſteltt zu ſehen. — @, 531. 
= $fs . wid 


, 


Li Eye \ 
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aaa. ©: ‚Protefk, Gptteögeläßeßeite 


vohrd veſagt: Jeſu Moral. fey für alle Menſchen aus alleir 
Voͤlkern beſtimmt geweſen; und doch wird nachher ©. 65 f. 
zugegeben, feine Weoral Habe manche Bloß lokale und tempo⸗ 
raͤre Vorfchriften enthalten, die nur in Ruͤckſicht auf. die das 


" malige Beſchaffenheit und Werfaffung ber Ehriften und Zeits 


umſtaͤnde gegeben worden; aber nicht zu allen Zelten verbinde 
lich feyen. Dieſer Biderfpruch läge ich. wohl nicht ander⸗ 
heben, als durch den ſtets zu bemerkenden Unterſchied zwiſchen 


bee Korm und dem Wen, zwiſchen dem Buchſtaben und 


Seife der Sittenlehre Jeſu. Denn offenbar enthält dieſelbe 
nicht nur fo viele, bloß für die damaligen Zeitamftände gege⸗ 
—— ſondern auch fo viele, theils ſpruͤchwoͤrt · 


RE lich geformte, theils aus Verachtung des Zeitlichen erwas zu 


hoch geſpannte Gebote; entweder, weil: Jeſus, als ein ganz 
populaͤrer Gittenlehrer, feine Vorſchriſten in keine philoſophi⸗ 


ſche oder ſyſtematlich beſtimmie Form einkleiden konnte und 
wollte; oder, weil en dem fo ſehr erſchlafften Seiſte feines 


Zeitalters wieder einen. neuen beflern Schwung damit- zu ge⸗ 


+ ben fuchte, ' Uebrigens ſieht Rec, gar nicht en, warum man 


der Sittenlehre Sefa, auch unter det Vopausſetzung, daß 
fie aus einet unmittelbaren göttlichen Offenbarung gefloffen 


ſey, eine alle weitere Aushildung ausſchließende Vollkommen⸗ 
", Beit beyzulegen hahe. Denn da fie, wie der Verf. ©. 67 


ſelbſt annimmt, nur die Grundlinlen einer geiſtigen Religion 
enthielt: fo war von ihr nicht zu erwarten, daß ſie ſchon alle 


kn 7 


‚die genau Beftimnten, in das befonderfte Detall hineingehenden . 


. Bittensorfchriften gehen ſollte, zu welchen fle in unfern Tas: 
gen erſt meiter ausgebildet worden iſt; hernach war auch das 


damalige Zeitalter noch keiner genauern Beſtimmung der Mo⸗ 
al faͤhig; und dann iſt ja doch eine jede Sittenlehre nur um 


"fo viel vollkommener und beſſer, je mehr fie gerade für die 


Beitumftände.und für die Perſonen, denen fie ‚gegeben wird, 
paßt. Daß Jeſus, unter andern Bewegungsgründen der Tus 


— gend, auch dieſen gebraucht haben ſollte: Thue Das Gute, 


weil es uno bier glücklidy macht, das wird ihm Die heu⸗ 


tige kritiſche Philoſophie wohl niche:fo Teiche ‚verzeihen. . In 


. der. That läßt ſich auch der Eudaͤmoniſmus nicht ganz aus den 


ausdrücklicher Reden Jeſu beweiſen; fondern es geht'daraus 
nur ſoviel Hervor, daß, man fi) bey redlichet, uneigennuͤtzi⸗ 
‚ger und ſtandhaſter Beobachtung aller Pflichten, Immer auch 
ben Beyfall und das Wohlgefallen von Sort, dern heiligſten 
Weſen, folglich mahre Sluͤckſeligkeit zu verfprechen vor. u 
Bo Sn =. edei 


J 


Proteſt. Gottesgelahrheit. | 445. 


bber Be Moral der ſogenannten apoſtoliſchen Vaͤter 
geht der Verf. mit Ausnahme deſſen, was er In literariſcher 
Hinſicht davon ſagt, fo zlemlich trocken hinweg. Man fire 

Bet davon etwas mehr in dem auch Hier angeführten 2ten ©. 

bes erften Bandes von Henke's nenem Magazin für Rall⸗ 
N ee ©. 337. — Was der Verf! im zweytin 
Abfchnitte des .erften Jeltraums von der Mural der Kirchen⸗ 

vaͤter und Haͤretiker des zweyten und dritten Jahrhunderte, 

zuerft im Allgemeinen, hernach mit der beſondern Anführung 

und Beurtheilung ihrer Schriften ſagt, das wird den Lefer 
: Schon mel. befriedigen, und ihm eine genauere Kenntniß von 
dem Zuftende der Moral: in dieſen beyden Jahrhunderten 
gewähren. - Daß die Sittenlehre Jeſu und feiner Apoſtel 

durch die-Moral der Kirchenraͤter nicht nur nichts gewonnen, 
aſondern fogar' vieles an Reinheit‘ verforeh habe, das wird von 
S ©. 133 an bis S. 174 fehr gut und ausführlich. gezeigt. 
| Denn einmal trugen die Kirchenvaͤter, — was auch gar nicht 
\ von Ihnen zu erwarten war, — ˖ die hrifll, Tugenden und 
Pflichten nicht planmäßig, wicht zufammenhängend und ſyſte⸗ 
mattſch vor; ©. 136 hernach waren ‚den vielen einzelnen . 
ſittlichen Vorfchriften „ die fie gaben „ und die man nicht an⸗ 
ders als gut und vortrefflich nennen kann, auch ſchon manche 
13 anreiñe, unaͤchte und’ irrige Sitkenlehren -bengefellet. 

an denke hierbey qur an die frommen Bettuͤgereyen, bie 
MNie geſtatteten; an die falſchen Bußmethoden, die fe Hatten, 
da fie die Buße nicht in wirkliche innere Sinnesaͤnderung, 
ſondern bloß in Veraͤndernng ber äußern alyufreyen Lebens⸗ 
art feßtens an das Vorurrheik, dos innere verkehrte Neigums 
gen und Leidenſchaften bloß unter die Eleinen „ durch das taͤg⸗ 
liche Gebet des Herrn leicht. zu vorföhnenden. Bänden rechnen 
| lehrte; an die ſchon In Abergſauben übergehende Hochachtung 
* für äußere Kicchengebräudyes. für ‘die: habe Kraft der Zanfe, 
7 für das Kreuzzeichen, u. vergl. Ja ſeit der Mitte Des 
zweyten Jahrhunderts wurden viele Sitenworſchriften dee 
Kicchenväter © ı42 immer rechten uͤberſpannt, zu ſtrenge, 
finſter, dernunftwidrig und widernatuͤrlich; und da man jeme 
zu hohe Forderungen für die gemeine gefehäfftigere Wolfsklaffe 
nicht verbindlich machen Fanıwe: fu fügte man eine zwiefache, 
and Geboten und guten. Rathſchlaͤgen hefichende Sittenlehre, 
jene fuͤr das Volk, diefe für bie Bollkommenern, ein. Dar, 

aus mefkand dann ©. 745 Die ſegenannte Afeesik und dag 
aſcetiſche Einſiedlerleben. Doch ah der Verf. 

Ban Me j 3. F ch/ 


— 


F 
⸗ 


an ‚bie erſten qchriſil. Merten möchten nichts als zn Chul⸗ 


445 > Protafl, Gettestelaheheit. 


ſtenthum Äbergegangene Therapeuten, geweſen ſeyn; "obere 
wenn dieß eine bloße Vermuthung feyn ſollie: fo möchte wohl 


‘ E&lemens von Alexandrien, durch Verbreitung der umge⸗ 


‚. ‚änderten neuplatonifchen, mit chaldaͤiſcher und perſiſcher Weise 
“heit. verfegten Philofonbie, und durch Annahme der Gnofis, 


: zuerft Gelegenheit zur aſcetiſchen Lebensart gegeben haben, 


or 


Durch die fo ftcengen Sittenvorfchriften der Aſceten (oder 


vielmehr duch eben dieſelbe Philofophie) murde zugleich auch 


der Grund zur Myſtik oder myſtiſchen Theologie gelegt. Dies 
. fe wurde durch Driemand mehr als durch den Drigsres beföre 
. dert, welder nah S. 151 lehrte: „die Seele Chriſti ſey 


„durch befändige Außerft angeſttengte Contemplation bes 
e Sohnes Gottes oder des Logos norh vor feiner Menſchwer⸗ 


„dung in.eine Perfon mir diefem Logos zuſammengeſchmole 
„in. Da nun die Seele Ehrifti von eben der Natur wäre, . 


„wie die Seele anderer Menſchen: fo waͤren die lebten, 
„wenn fie gleich viel niedrigen als Jeſus vortrefflichſte Seele 
„wären, und bier wie im Erik und. in der Sefangenfchaft lee 


‚ „ten, doch kn Stande , mic dem Sohne Gottes du: Cou⸗ 


„templation des Logos, ‚und durch Losreißung vom Koͤrper 


pund der finnlichen Seele, in die genauefie Vereinigung zu 
- tommen. Sie würden dann deſſelben theilhaftig, oder nehmen 


wdehfeiben in fih auf.“ Unter ben Yirfahen, die der Verf. 


von der-übersriebenen Strenge der Kirchenvaͤtermoral angiebt, 


wird zuerſt ©. 166 ihre Unkunde mit dem wahren Sinne 
ber Dibel, und dann ihre allegeriſche Erklaͤrungsart anger 
führe. Allein, warum foßte man es da nicht gerade heraus 


. fagen dürfen, daß dle Siuenlebee Jeſu ſelbſt, kefonders ins 


Vortrage der Pflichten der Selbſiachtung mad Selbſtliebe, 


noch fehr unvoliftändig-und anbeſtimmt, zum Theil auch for. 


— 


gar uͤberſyannt war; daß folglich die Kirchenvaͤter ihre allzu 


ſtrengen Forderungen gar leicht in den Lehren Jeſu finoen 
konnten; weil le diefelben bloß vermittelit ihrer philofophls 
ſchen Brille laſen, und es, wegen Ihres allzu Johen, ſchwaͤrme⸗ 
riſchen Glaubens an unmittelbare göttliche Juſpiration, nicht 


wagen durften, ſie mit einem geſunden, ſchlichten Menſchen⸗ 


vpetſtande zu berrachreg, und auf dag taͤgliche Menſchenleben 


Maͤngelhaſte daran zu ergänzen 


anwendbar zu machen, oder fie Ipeiter auszubliden,, und das 
? = Bon den moraliſchen 


- Orundfägen und Lehren der griechiſchen und lateiniſchen Kir⸗ 


Genohter und Gäretiker ‚des zweyten Jadrhunderts, wollen 
j N * wie 


7 N = 
x “ 


IP ee 


| 


- 


wir nur nor einige Data anführen gm. die Dirftigkslt, Uns 


- beftimmeheit. und fogar Verdorbenheit ber chtiſtl. Kircdennds . - 


\ 


Grundſatze der. orientali 
Pblioſophie her: dem Fielfche wehe zu thun, oder die Sinne 


termoral darzuthun. Zwar finden fich in derſelben allerdings 
noch manche herrliche Sentenzen oder Sittenfprüche, aber 
ade find ohne Zufammenhang und Ordnung hingeworfen; 
zum Theil nicht genug, zum Theil ganz unrichtig deſtimmt; 
noch vielweniger aus felten haltharen Principien :abgeleitet, 
Offenbar aher flo den alle Ne uͤherſpannten, zu ficongen und wi⸗ 
dernatuͤrlichen rn diefee Moral aus dem falſchen 
ben, neuplatoniſchen und: ellälfhen . 


Udkelt des Menſchen zu toͤdten, damit der Geiſt fich defte 
mehr zu Gott erbeben Eonaa ;, einem Grundſatze, deſſen Kei⸗ 


me ſchou in gewiſſen Stellen der apoſtol. Schriften lagen, und 


den man daher nur vermittelſt einer richtigern. Exegeſe und 


einer geſuͤndern Philoſophie berichtigen kann. So empfahl 
ſchon Athenagoras im aten Jahrh. das eheloſe Eunuchen⸗ 
Ahuliche Reben, da man ſich des Beyſchlafs gänzlich enthal⸗ 
te, als ein Leben, das näher zu Sort bringe; bie zwote Hey⸗ 


ratb hingegen’ verwarf er als Sünde ©. 192. So warnte 
ſchon Elemens von Alexandrien vor aller Pracht und Uep⸗ 


nigkeit in Kleidern und Hausgeraͤthrn, — ohne weitere Be⸗ 
ſtimmung; — vor allen ſinnlichen Ergoͤtzungen, Luſtbarkei⸗ 


ten, Schauſpielen u. dergl. Er wil ©. 197 men ſolle ſich 


keiner fremden Cfalſchen) Haare Kedienen; die Mannsper⸗ 


ſonen ſollen ſich den Dart nicht abnehmen laſſen; ein Chriſt 
ſolle kelne Semmel, ſondern — nur ſchpparzes Brod eſſen; 
ſich auch der erlaubteſten Vergnuͤgungen enthalten; füh nich 
ſpiegeld; m. dergl. ja er verwirft ſogar auch die Tonkunſt. 


Doch werden auch Beweiſe von einer beſſern Moral dleſes 
Clemeus hier angeführt. — Auch die Moral des Grigenes 
wer vach ©. 209 aͤußerſt ſtrenge und uͤberſpannt. Auch - 
verwarf die ate, 3te und folgende Ehen geradezu als ſuͤnd⸗ 
lich, und erhob dagegen den Colibat als ein Werk der Voll⸗ 


- tommenbeit. — Noch ſtnſterer und trautiger aber war die 


Moral des Montanifien Tertullians ©. 218 f. Und da 
dieſer unter andern auch Gründe für feine Schwärmermos 


ral anführe:s. fo Fällt er damit öfters fo. fehe ins Lächerliche, 


daß ibte Beichtigkeit und Schwäche ſogleich Jedem gefunden 
Menfchenverftande ins Auge fallen muß. So vermarf’er 
©. 233 den Soldatenfland datum, weil es ſich nicht ſchicke, 


zugleich mit dam ‚Zeichen Eiripl * des Teufels hegelhnet 
. i 4 m 


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Proteſt. Gotteogelahrheit. MT a 


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4A40 Proteſt. Sottesgelahrheit. 
zu / ſeyn; well eine Seele nicht zugleich zweyen Herren, Goett 
und dem Kaiſer, dienen könne. So verwirft er ©. 241 
"allen Weiberputz; denn Frauenzimmer, ſagt er, würden die 
reuende Eva nut in ſchmutzigen Trauerkleidern betrauren hel⸗ 
fen, wenn ſie das duich ihr Geſchlecht In die Welt gebrachte 
Verbrechen und Verberben bedaͤchten. Alles minten, 
Salben‘, Schwaͤrzen der -Augbraunen, Färben und Kräufeln: 
der Haäte u. deeai. Hält Tertilifän ylır lautet Erfindungen des 
Teufels. Wer fein Haar färbe, der ſtrafe Gore ſelbſt Luͤ⸗ 
gen; denn er habe geſagt? Dir vermagſt nicht win einziges 
Haar weiß dder ſchwatz zu machen. Wer die Haare zu einer 
gewiſſen Höhe hinauf kraͤusle, der fen ebenfals dem Worte 
des Seren entgegen: Niemand kann feiner Yänge eine Eile 
ziiſetzen. Die Jungfern ſollen ſich nach Tertußians, Moral 
- ©, 244 veeſchleyern. „Denn bu haft, ſchreidt er, Chrikam 
„gehevrathee, o Schwerer, yrid Ihm bein Fleiſch übergeben, 
zund ſhm deine Reife geweihet. O fo Eleide Bich auch nad 
sfeinem Wilken! !* Die zwote Ehe verwirſt Tertullian uns 
ter andern auch aus folgenden Gründen: „Selbſt die Thies 
„re leben in eince Ehe; Noah durfte von jeder Tierart nur 
wein Maͤnnchen und Weibchen aufnehmen; bie, Taube lebt 
„auch nur in’ einer Ehe; darum ſagt Chriſtusg: Seyd ohne 
Gh, wie die Tanben; — Jeſus gietig auch nur einmal 
sur Hochzeit; denn er wollte nur ſo oft fie beſuchen, ſo oft 
„er haben wollte, daß ſich der Mann verheyrathe.“ Wie 
ſeht durch dergleichen. febrnmelnde, die Schrift verdrehende, ' 
und finnloſe Spruͤchelchen die chriſtl.Moral gelaͤhmt, und zu 
einer bloß willtuͤhrlichen Menſchenſatzungsmoral herabgewuͤr⸗ 
diget werden müßte, das laͤßt ſich hieraus leicht begreifen. — 
Auch Cyprian, ber ih den Tertullian in vielen Stuͤcken 
zum Müſter nahm, half dem zu feiner Zeit ſchon emporkom⸗ 
menden Möndsgeifte mit feiner fo duͤſtern, und doch fo er⸗ 
haben ſcheinenden Moral nicht wenig auf. &. 256. Sobald 
er das Chriſtenthum angenommen hatte, ſchlief er ſchon bey 
“feiner Gattinn nicht weiter; und feine beträchtlichen Süter 
werthellte er unter Ne Armen. Ja, zu ſeiner Zeit gieng die 
Astefis ſchon fo weit,“ daß ſich mehrere fogenannte astetiihe 
Aungfern entſchloͤſſen, nie in den Eheſtand zu treten. Finde 
ge derfelben machten nun freylich Ihre Keufchheit niche wenig 
verdächtig, indem man fie mit pt a zuſammen ‚in 

eihem Bette antraf. Dennoch aber behaupteten fie, ihre 
„Keuſchheit ganz tein umd unverletzt erhalten zu — = 

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Pevetſt Bereögeaefee Aa⸗ 


Eredat ia weint — ch Cyptjans Meinung ©. 
265 ſollten die Verdienſte der Maͤrtyrer und die an der 
rechten beym hoͤchſten Richter gar viel vermögen; und ei⸗ 
efallener ſoilte weder Thränen, noch Ktenzigung * lee 

8; noch gute Werke fparen, um ben auf keine andete Art 
vihnbaren Zorn Gottes zu ſtillen; eine Meinung, bieder 
en und Moralitär alleedings ſehr wieh“Ichaden nnußter — 


F die Moral des, Haretiter im * und, dritien Jahr⸗ 


derte nicht beſſe ehn konnte, als die Moral der. ortho⸗ 
en Parthie, das Täßt ſich auch daraus erleben, weil ſie 
"Hey den Huͤretikern ans eben der meeinrii Quelle fioß, wie 
bey pen Orthodoren;: naͤmlich aue des Meinumng· von der Mas 
terie, als dem Sitze und der Quelle alles Boͤſen. Dahe 
veefielen auch fe: auf sben.die. — add widernatuͤrliche 


toͤdtung der Sinnlichkeit, wie jene; der, wenn fie and, | 


wi die Rarpaksatianes, anf eine andere: Gegenſeite, nämlich 
auf Vefriedigung aler ihrer ſinnlichem Lüfte, ‚geriethen:: fa 
geſchahe Dieb wahcfcdeintich varum, weil fie.dabund) noch eher; 
als jene, zu ihrrut Zwecke zu gelangen: bofftens: ober, weil 
Re. dadurch nur dencboͤſen Leib, aber nicht· den von Gott aus 
— Geiſt, zu Velecken ee 
te; nen, als Alllammenenmn geſigen ⸗ 
ſeeb ſtuͤnde. Sonß waren ‚einige von den Haͤretikern m 
etwas / enger im N Werbe des ehelich ——— des Fleiſch⸗ 
eſſens, des Weintrinkens; und im Gebot des Faſtens un 
underer ſolcher Leibes kaſtedungen, als die Rechtglaͤubigen. — 
Aus dieſen Bemerküngen erſtehet mon zugleich wie wenig 
: bie Behanptung,, die in. dem ersten: und dritten Otuͤcke des 
gIten Bandes von dem neuen Henkeſchen Magagin — 
— worden, bag bie erſten Chriſten no Poldgeniiſten g 
ja, hiſtoriſchen Beweis für ſich habe, Denn, wenn a 
Chriftus und feine Apoſtel die alte polygamiſche Berfofleng, . 


ande: hiefer Schriftſteller en. nice ſo ditekte Härten - - 


“aufgeben koͤnnen oder wollen: ſo wuͤrde fie doch durch die ſd 
ſtrenge Moral der erſten Jahrhunderte gewiß genug aufgehos 


ben; ERS uneelaubt und 2 sehe wo 


Ei ſeyn. 


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. * r 


u —— 
autholite Gorrechelahrheit 


Rabmund Dappfs Predigers zu aielnſchoͤnebec⸗ 
bey Berlin, kurze Predigten und Predigtentwürfe 
“ über die gewöhnlichen Eoun- und Fefttags- Cwaite 
-- gelien, beſonders für Landleute. Für Katholi⸗ 
- »: fen eingerichtet vom Herausgeber der Predigten 
. auf die Feſte des Herrn, Maripns und der Heilie 


% 


. ‚gen. rag, bey Kienzeich.. 1800. Kıfles - 


Theil. 241 Biventer Theil, 283 ©. 8 .: 


* Olbera⸗l⸗ eine Mm. abencer ⸗Soeteialen mit der PN aber 


der Herausgeher, unter der Aegide — für Kaiboliken eins 
gerichtet — mancherlen Freyheiten erlaubt hat. So Heben 
4. —* im Nachdruck die Predigten nut bis zum =4ften Gonm⸗ 
. tage nach Pfingſten, Im Originale aber biß zum 2 7flen nach 
Frinitatis⸗ von den im Driginate befindlichen @7 Kaſualreden 
hat der Nochdrucker nur 4 behalten;? welche am Ende dee 
zweyten Theils befindlich finds‘ außer Dem vorhin — 


igten an den legten Trinitatic⸗Sonntagen fehlen 
* TE 


die Predigten an den Oonntagen Remknifcere , /1. na 

ehtatis, und sv.’ Advent; dafür iſt aber auf den 6. Sountag 
nach Epiph. eine neue, entweder von des Verf. eigenem 
Machwerke, ober aus. irgend einem kathol. Predigebuche hoͤchſt 
undeutſche, Predigt hinzugekommen. „Da in. der kathol. Kits 
he an vielen Sonntagen. andere evangelifche Perikopen üblich 
find, als In den proteftantiichen® fo Sat fi der Herausga 
ber zu helfen gewußt, indem er ‚bie Predigten verwechſelte, 


bis vom 6. nach Epiph. auf den zweyten Faftenfonntag, Se 
vom 4. nad) Drinit. auf den erken Sonntag nach Pfingſten ıc. 
verlegte ; die fonderbarfte Verwechſelung geſchah mit ber Pre⸗ 


Gige auf den erſten Chriſttag, weiche im Originale eine ganz 
eigene Beziehung auf Diefes Feft bat, ‚auf den 4. Advent 
SEonntag, und da ar bie Predigt am zweyten Chriſttage auf 


den erſten verlegte: fo fehle der zweyte Feſttag gänzlich, Des 


Poſſierlichſte If die neue Einrichtung mit der Prediat am Tri⸗ 
nitgtiefefte, welcher ber Perausgeber ein anderes Evangelium 
vorgefege, und gleichwohl die ih ganz auf das Evangel. vom 
Nitodemus — — bepbepalten hat In dm * 

bi g u 


x 


Kachel. Goewnsguichthelt. 45* 
digeen Fibf hat diec. hey eiuer genauen Vetgleickung, zu fe 
per Verwunderung, ſehr wenige Abaͤnderungen wabtgenom⸗ 


: men; bie meiſten und erheblichſten findet man In der Pred. 
am 1. Sonntage nad Oſtern. Hiernuͤchſt ifk diefer Nach⸗ 


druck nicht nach dee neuen verbeſſerten, ſondern nach Der Ste 
fen Ausgabe des Originals gemacht, da’ doc. jene- fchon ig 
den Jahren 1798 und 99 herausgekommen iſt; aber ber 
Serausgeber hat ſich auch nicht einmal die Muͤhe gegeben, 


-„ bie im dritten Otuͤcke des erften Jahrgangs angezeigten Druck 


.- fehler überall zu verbeſſern; fe find getren mit abgedruckt 


4 


b 


. 


© \ Europens vorzügiichere Bedürfniffe des Auslander 


= ‚gegungslehbre bearbeitet, voq D. C. W. Juth, 


Nürn- 


worden, und man kann deuten, daß ihrer noch manche, hin⸗ 
zugekommen find: —— 


Mer. Sat fich bie Muͤhe nicht verdrießen laſſen, eine , 


ſorgfaͤltige Vergleichung und Unterſuchung anzuſtellen, um 34 
eigen, daB man Urſache Habe, ſich vor dem Ankauf des 
achdrucks zu. hüten, und daß auch die katholiſchen ie 
haber beſſer daran thun, wenn fie fih das Original anfchafs 


daß man in proteſtantiſchen Magazinen brauchbarere Waaren 


poor, als im katholiſchen; nım jo verdient er doch deßhalb 


ob, daß er fuͤr die beſſere Waare Sinn har, und wie weis 


land der ungerechte Haushalten, fi Freunde mache mit dem | 
Ungerechten Mammon. u 


Arzneygelaͤhrheit. 


und deren Surrogate, botanifch und ehemiſch be- 


trochtet, usd mit belönderer Hinficht auf ihren 


diãtetiſch· medicinifchen Gebrauch nach der Er- 


® 
1) 


⸗ F 


fen. Wenn der Herausgeber es für noͤthig hielt, die kathv⸗ 
Uſche Geiſtlichkeit beſſer zu berathen: fo war es’ doch nichf 
voͤthig, ſich an proteſtantiſchem Eigenthume zu vergreifen; er 
— wenn er es vermag, einen elgenen Jahrgang ausar⸗ 

eiten, ‘oder aus katholiſchen Predigtbuͤchern nah Gefallen 

Plagiate veranflakten konnen. Oder iſt er etwa überjeuät, 


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Aejneygelahrheit. 43 


u ana ern (0,07) Ertraft, (0; n )- Tee Weiße’ Otarke 


(0,055 Del, und (0,30) Waſſer "darin; Re muͤſſen alfe- 
nicht fo ſtark, rote die, Cichorien, geroͤſtet werben; hre ganze 
ürichtung zu Kaffee. Haſerwurzel (Scorzönera hilpanica) 


s —— Beſchreihung und rhemiſche Zerlegung; auch ſie 


enthält außer waͤßrichtem Ertrakt (0,10) und Harz (0.03) 
sites (0,32) Waſſer und (0,09) Gtaͤrkmehl. Die NRinkelruͤbe 
Cder Berk: erlärt die übrigen Spielarten der Were für eben 
fo anwendbar); ihre botauiſche Weichreibung und cheinifhe .- 


Zerlegung; durch diefe erhielt. er (0,07) Zuckerkryſtallen, 


(0,04); Eyweis ſtoff, mie Sufag von Kalt (0,02) flädtie 

es Laugenſalz (ſollte dieſes auch erit gebildet feyn?) Co,ı3) 
Eelfennztiges Srirakt und (0,47) Waſſer. Bau und Zus 
richtung der Rankelräben ju Kaffee; denn ihnen taͤumt dee 
Berf. wegen ihres wohlfeillen Preiſes, und der Leichtigkeie, 


.. fie zu erhaften und anzufchaffen ‚den Vorzug vor aflen Dur⸗ 


zogaten des Kaffees ein. Mehlichtde Wurzeln, Kerne, Fruͤchte 


und Gaamen, taugen nicht ſowohl dazu, eim wenigſten Buche⸗ | 


dern ;-Rartoffeln and Eicheln. Darſtellung * medicini⸗ 


ſchen Kräfte des Kaffees, ſowohl von der diaͤtetiſchen als the⸗ 


sapeutiichen Seite. Da bey dem Erkalten des Kaffees ſich 
ein Theii des Harzes abſetze, aid, werner lange ſtebe, ſeidt 
ein Theil des brandigen Oels entweiche: ſo laſſe es ſich be⸗ 
greifen, warum es nicht gleichguͤltig ſey, ob der Kaffee heiß, 
odet nur. warm, ober.gar kalt getrunken werde; Kaffee an. 


ſich biete einen ganz unſchaͤdlichen Genuß dar; aber freylich 


fey er nicht allen Menſchen ohne Unterſchied unſchaͤdlich. Nach 
der Erfahrung des Verf. wirkt wahrer Kaffee in Skropheln 
umd Darrfucht.cben ſo kraͤftig, als Eichelnkaffers, auch werde 


Wurmmittei zu unterſtuͤtzen; er diene vortrefflich im Anfafl 
— ortrefflich af 


⸗ 


454 Arʒneygelahrhelt. | 
hinſchtieb. Werther, und ſo mare feunweliente Refere 
matoren und fagen könnten, wo denn die reine Vernunft 
anzceffen fen, womit wir in der Natur und am Kranken⸗ 
Bette vorher beſtimmen können, was wir finden. mäflen, 
Ihre neuaufgebaute Syſteme fagen uns fehr oft, daß wir 
dieſes oder jenes finden müflen, mas fih doc in der Natur 
17 gab miche finden will, Unfer Verf. Hätte doch 
T a priori, nicht finden konnen, ob Kaffee oder Runkefruͤben 
dlich oder 'nÄglich wären. Er fpriche in ſeinem ganzen 
Buche, wie es auch Billig IR, won dem ‚was man bisher ges 
funden hat; und weyn feine Behauptungen errpa unrichtig 
' wären, liegt es doch gewiß nur daran, daß er ſelbſt die Er⸗ 
ſahrungen nicht forafältig und genau genug gentacht hat; oder 
..: bafı er, was folche Männer, welche die Erfahrungen genan und 
worfichtig pı machen bemuͤhet waren, bisher fanden, untet 
fein Syſtem mit Gewalt zwingen will; weil er ſich einbildet, 
er hade diefes durch reine Vernunft gefunden. _ - 


\ j j _ . ö Ag. 


ESchoͤne Wiſſenſchaften und Gedichte. 


Briefe an ein Frauenzimmer, über die neueſten (auf 
einem zweyten Titel ſtehet die wichtigſten) Pros 
dukte ber ‚fchönen Literatur in Deutſchland, her. 
‚ausgegeben von G. Merkl. 
000 Marteplod aber on 
. Be Kühn aber befonnen! | Es 
 Erfles und zweytes Heft. 10 Bog. M. 8. ‚Bere 
‚Un, bey Sander. 1800. 22... 


Es werden ſonſt. in der A. D. B. recenſirende Journale nit 
angezeigt. Doch iſt das Wochenblatt, davon wir die benäpm 
erſien Hefte vor uns liegen haben, (es kommt vom Sept. 
00 am woͤchentlich ein Bogen heraus) eigentlich kein ver" 

. genfisendes Journal. Herr Merkel will ſich damit nicht an 
die Gelehrten. menden, wie — alle unfere deutſche Journal⸗ 
hun, fondern an.die gebitderen Stände, beſonders an das 
Frauen zimmer· ° Außerdtm verdient dieſes Slerfchen * 


— 


—8 


Eqhene eff. 55 
| in eine Ameize, weil des Werf, nicht das Anfehin 


der Perfon fchenets fondern muthig genug iſt, ſich einigen 
Eenten entgegen zu ſehen, welche jetzt in allen Ecker Deutſch⸗ 


lands, ber gefunden Vernunft zu Trotze, Unſinn und Piatti. 


a ew für erhabene + fo Gert will ſhakſpeariſche — Ports 


fir: ausgeben, und ben beſten Schriftſtellern Deutſchlande 
mit Verachtung begegnen. Schon dieſer Much iſt in bye 


etzigen Lage der deutſchen Literatur etwas werth. 


Die Einkleidung iſt bey yinem ſolchen Werke zwar ge⸗ 

wiſſermaaßen eine Mebenſache; doch geſteht der Rec., daß 
ihm bie Form, daß die Gedanken des Verf. in Briefe am 
ein. Scauensimmer eingefleidet find, nice recht gefäßt. 
Dazır find diefe Briefe nicht charakteriftifh genug: "Die Ale 


teraturbriefe, welche vor 40 Jahren, in. Berlin herauska⸗ - 
men (wovon die gegenwärtigen Briefe bie. Idee ſcheinen ge⸗ 
‚nommen zu haben, ) waren an einen im Kriege abrorfene 


Den Officier gefchrieben. ” Bon. diefem war anzunehmen, 
"daß ex mannichfaltige Kenntniſſe haben, und daß ihm, bey der 
Entſernung von allen neuen Büchern, gelehrte Neuigkeiten 


vor aller Arc, und mancherley Unterſuchumgen angertehm 


ſeyn konnten. So ift es nice mit einem Brauenzimmer, aim 
. Wwenigften wenn fie, wie ©, 8. ungenummen-wird, in einer 
großen Stadt wie Berlin wohner, wo fie ſich über neue Buͤ⸗ 


er fo vielfältig muͤndlich unterhalten kann und wird. Ein 
ſolches Frauemzimmer bedarf feiner ſchriftlichen Beurtheilung 
neuer Bücher. . ©. 36 ſetzt der Verf. voraus, daß feine 


] . 
[4 


4 


- 


s 


Freundinn den Titan .gelefen babe. Und doch beurteilt x 
. Ihn angführli? Wäre nicht vorauszufetzen, daß fle\diefe 


VDemerkangen ſelbſt ſchon werde gemacht haben? ae 


— Bon ſoll man z. B. einem geblideten Sranenziamt es 


4 Berlin auseinander fegen, S. ı8 f. daß Tiecks Geneveva 


‚cha elendes Machwerk iſt? Hat ein Frauenzimmer je von 
diefem Schriftſteller etiwas geleſen, oder hat ihr jemand: nur 


rgend einmal esyäbte ‚ tie es mir ihm beichaffen iſt; ſo kann 
fie gar. nice in Verſüchung kommen, wieder etwas von ihm 
m die Hand zu nehmen. Es iſt fehr gut, Liebhaber der Lite⸗ 


zatur, welche nur aus oft parteylſchen Journalen und Litera⸗ | 


turzeitungen, neue Dächer koonen kennon lernen, vor der⸗ 
gleihen Schriftſteüeen wie Tieck zu warnen: wenn fie etwa 
‚In einem Archiv der Zeit von Ihrem. guten Brrunden 

3 a 0 7 \ —F — 
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| fen is siner.twäßrihten Sruͤhe ſchwimmen. Gleichreahl IB 


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evattern angeptleſen werden, and Unen. aus: veinanlrr Si 
fehen, daß Tiecks Dichtungen elendes Geſchwaͤtz obne Geiſt 
und nn ſind. Aber ein Frauengimmer verlangt weh 
nicht‘ Hierher ausführlich unterrichtet zu werden. Wo 
ſchlechten und mittelmaͤßigen Schriften mag fie gar nichts wiſ⸗ 
den: und gelehrte Streitigkeiten koͤnnen fie nicht intereſſiren. 
Een ſo wenig wird fie den neuen Theil von Engels Pbile-- 
fopb für. die Welt. (S. 49) "wollen augepriefen haben. 


Es iſt fehr richtig, was der Werf. daniber fas:; aber ein ges 


Bildetee Srauenzimmet greift, nach jedem Buche: non Engel, 
und ertvartet mit Hecht eine angenehme uud lehrteiche Lek . 
aäre. Die Briefe wuͤrden daher befler, z. B an einen Mann, 


welcher entfernt von großen Hauptſtaͤdten und Buchhandiunm _ 


gen auf dem Lande lebt, und daher literariſche Nachrichten 
und Beurtheilungen verlangt, gerichtet ſeyn. Auch finbet es 
el. unſchicklich, daß, mern won ſchlauͤpfrigen und unanſtaͤn⸗ 
digen Schilderungen bie Rede iſt, 4:8. in Goͤtbens Ele. 
gieen (©. 80.) dieß einem Srauenzimmer auseinandet 


We 


Was Herr Merkel uͤber Jean Patıls Titan (8. 35f) 


‚md überhanpe über diefen von fo vielen Selten her uͤbermaͤſ⸗ 
fig gelobten, obgleich jouft ſchaͤtzbaren Schriftfteller jagt, ver 


bient alle Beherzigung, und die Freymuͤthiakeit bes Urtheils 
aiſt ſehr zu loben. Es iſt bem Nec. aus der Seele geſchrieben, 
¶S: 34.) „daß der Titan eins der ſchoͤnſten und widerſinnig⸗ 
ſten, ber anziehendſten und langweiligſten Bücher iſt.x 
‚Kemer. (S. 49.) daß die Leſer, 'befonders aber die Leſerin⸗ 
Ren, welche bey I. P. Richtern Schriften immer beynahe 
in Entzuͤckung fallen, „nicht begreifen, daB Richter. ungench- 


. tet feiner Febler gefalles Tondern glauben, ed geſchehe 
„buch fie.“ Aber, da nan einmat- diefe Briefe an ein 


Frauenzimmer gerichten find: . fo waͤre bier wohl eine Aus-· 
 einanderfegung ber Urfachen norhig geivefen, warum. Jean 


Doris Schriften hauptſaͤchlich den. Frauenzimmern gefab . 


{en s da ſie doch ſo ſeht aus gelehrten Aripielungen and Kol⸗ 
lektaneen zuſammengeleſen, und mit vielen Plattheiten une 
termiſcht ſind. Man ſollte denken,dergleichen koͤnnte den 
‚gebildeten Frauenzimmern nicht: gefallen, moͤchte ihnen ehrt 
"die vielen fchönen und Herzlichen. Stellen werleiden, welche im 
manchen Büchern diefes ſchreibfertigen Autors, vole gute if 





« 
5 x 


— 


— 


Schöne Wiſenſchaften. 47. 


es eine Thatſache, baß viele rauenzimmer in Jean Pauls 


Schhriſten eigentlich verliebt ſind. Es laͤßt ſich hbren, daß 
eine Schbne an einem Geliebten die Fehler hicht ſteht; aber 
es wäre befonders bier, wo an ein Frauenzimmer gefchries 


- ben wird, einer geuauern Unterfuchung werth geweſen, wo⸗ 
Ber es denn komme, daß Jean. Pauls Schriften beſonders 


auf die Weiber — treffen? Liegt es vielleicht In der Waͤr⸗ 


me ber Empfindungen‘, weiche allenthalben durchſcheint? Der ' | 
Verf. Hätte nun mögen vorausfeßen, daß feine Freundin: . 


auch in Sean Pauls Schriften verkiebt ſey, oder daß fie es 
nicht fen: fo hätte viel Angenehmes und Nuͤtzliches daroͤber 
koͤnnen gefagt werden. Vermuthlich kommt der Verf. noch⸗ 
mals auf Jean Paul zurüd; und dann wird er gufe Gele⸗ 


genheit haben, mit dem Scharffinne der ehemaligen Verlini⸗ 


ſchen Literatur⸗Briefe, die großen Vorzuͤge und dfe großen 


Fehler diefes in Deutſchland fo allgemein gelefenen Schrift⸗ 
-  flellers auseinander zu fegen. In Frankreich und England“ 


wuͤrde er nicht gefefen werden, fo viel iſt gewiß, 


Das Votrzuͤglichſte in dieſen Senden Heften, und was 
auch am charafteriftifchiten an ein Frauenzimmer konnte ges’ 


richtet werden, iſt (S. 67 f.) die Ber-‘cihung von Go⸗ 


ebens und Schillers neueften kleinen Gedichten. Sie iſt 
unparteyiſch und mie feiner Unterſcheidungskraft abgefaßt. 
Ueberhaupt IfE in ‚Dielen Briefen die Unparteylichkeie und: 


Wahrheitsllebe vorzüglich zu Toben. Mur koͤnnen wir nicht 
in das Lob einſtimmen, welches Herr M. einer gewiſſen 


Ehratich berausgetommenen „Bigantomacbia, d. t. heile: - 


„tofer Krieg einer gewaltigen Riefenkorporatlon gegen den 


Hlymdpus“ errheilt. Dies if eine platte Satyre auf güte: 
und ſchlechte Schriftfteller untereinander, mit Unanſtaͤndig⸗ 
Leiten und Perfönlichkeiten vermifcht, deren Verf. ſelbſt niche: 
Becht zu willen: ſcheint, was er will. Nur fo wiel will er, das 
merkt man, feinem Semengfel durch perfonliche Angriffe Les - 
fer ſchaffen. Dielen unurbanen Ton, weichen leider! Goͤthe 


und Schiller zu ihrer eigenen Schande in ihren Xenien zuerſt 


. Angaben, ahmen nun manche mittelmäßige Köpfe nah, Daß - 
in dieſer Gigantomachia einige leldliche Einfälle find, rechte‘ 


fertige das Lob des Herrn M. nicht, Diefer verſchweigt frey⸗ 


lich auch die Plattheiten und Unanſtaͤndigkeiten biefes elenden 


Proͤdukts nicht; aber. das Ganze ift allzu gemein; und’ weder 


"die Dichtung noch die Satyre hat einen richtig beſtimmten 
B. A. D. B. LVI. B.a. St. Vils, O4 Zweck. 


⸗ 


458: = Gebichte. 


Zweck. Ueberdem hättesfich Herr M. hler abermals erinnert» 
ſollen, daß er an ein. Frauen; immer ſchreibt. Wie könnte 
Diele denn an ſolchen gelehrten Streitigkeiten einiges :Sinterefie . 
finden, und nur Notiz davon nehmen wollen? Dergleichen 
wirkt ja weder anf Geiſt noch Herz. Beh 

u | Zu =. Te, 


Das menfchliche Herz. Sechs Gesänge. Von Jo- 
hann Kafpar Lavater, Bürger in Zürich. Zwo- 
te Ausgabe, Zürich, bey Orell, etc: 1798. 

2565. ı2. 


Die Durchreiſe des engliſchen Prinzen Eduard veranlaßte 
den Verf. im J. 1789. zu dieſem nur für deſſen Frau Mut⸗ 
ter, die Röniginn von Englartd , beftimmten Handfcheifttichen: 

! Gedichte. - Nacker ward es erft nur als Manuftripe für: 
Freunde gedruckt. Hier wird es nun in einer verbeflerten 
Auflage dem: größern Publikum mitgetheilt. Faſt durchaus 
nur von felner guten Seite iſt das menſchliche Herz ber. Gew 
genftend dieſes Lehrgedichts, dem der Verf. mit Recht eine 
einfache und überall klare Schreibart für nothwendig hielt. 
Der Dian tft folgender: im erfien Geſange, allgemeines Lob- 
des menfchlihen Herzens; Summe des ganzen: Gedichts; 
im zweyten find die Segenftände: -Unfchuld, Liebe, Güte, 
Sanftmuth, Barmherzigkeit, Großmuth; Im dritten, Auf⸗ 
merkſamkeit, Beobachtungsgabde, Edelſinn, Dankbarkeit, 
Frendenerfindung; im vierten, Aufrichtigkeit, Wahrheits⸗ 
— liebe, Tugend, Demuth; im fünften, eheliche Liebe, Kin⸗ 
derliebe, bruͤder sund ſchweſterliche Liebe, Freundſchaft, Patrise 


tiſmus; und der ſechſte Geſang betrifft die Religlon. Die 


Ausführung dieſes Plans iſt, im Ganzen genommen, dem 
Verf. ſehr gelungen, und durch das ganze Gedicht herrſcht 
viel Wärme der Phantafie; aber doch mehr noch des Ser 
fAhls. Unerwartet wird es indeß nicht ſeyn, wenn der mins 
dar erwaͤrmte, ober für den Sdeenfchteung des Dichters nicht 
> ganz empfängliche Leſer, Hier und da auf etwas Äberfpannte Aeuſ⸗ 
ſerungen und Ichwärmerifche Stellen ſtoͤßt; er wird durch dies 
le wahre Schönheiten hinlaͤnglich entfchäbige, Aus Tolgene 
ben Zeilen (S. 68) wird fich die Manier des Dichters ſchon 
diemlich beurtheilen laflen: - — * 


Gedichte, | 459 


- in Bonnelit, in dem ein Himmel’ if, 
Umleuchtet dich, der Liebe Zwillingsſchweſter, 

O Böte! Killer nur als Re, gebaltuerz . 

O Gütel Kraftverheplerinn! Der Stärke 

Betzaͤhmerinn! Verbergerinn der Größe, 

Die druͤckend iſt dem Großen oder Kleinen! ' 

In deiner Gegenwart iſt Keiner Elein! we 
In deiner Naͤh' iſt jeder Gute froher; 

Und wo da biſt, du Tochter Gottes, Güte! 

Iſt Zeglicher fo groß, fu froh und Heiter, 

Als ihm erlaubt... die Königian der Menſchen ... 
Die allbegränzende Natur! j ' 


0: Bo Mitgefühl, mo Lich” und: Gaͤte wohnen 

+ Din einer Menihenbru, da lebt das Leben 

Des Ewigen; Er Selb... um She fein Himmel. 
Rein Himmel ift, ats für die ei... 


Zwar Leiden find, unnennbar Geiffe Leiden,  , 
Des Herzens Theil, wo Lieb’ und Güte wohnen, 
Wo Mitgefühl erklingt in jedem Pulsichlag’. .. 
Doch iſt der Himmel da, und Sort im Himmd«... 
Der Liebe Leiden find dem guten Herzen 
Erquickung oft und heilige Senäfle. 


D Menfchenberz! du reine Thränenquelle! ' 
Wie ſchmerzlich ſuͤß, Mie unausfprechlich milde 
Entquillet dir des Mitleids edle Zaͤhre! | 
Die eblere der Mitfreud' an der Freude 

‚ Der Unfhulde s Fröhlichkeit ! die, allerreinfte 

Der Fuͤrbitt“, und die Heiligfte des Preifes 
Für Rettung des, dee dich des fchlauen Truafinns 
Mit roher Buch Befhuldige und mie Schieffinn. 


Am Schluß find noch fuͤr minder geuͤbte Leſer Anige Anmer⸗ 
ungen bepgefuͤgt. —— a nr 


J 


E77 Arzupgeloßrfei, .“ 
‚Nürnberg, in der Steigißhien “Buchhändiung: - 
ı.3800. Erfies' Heft. Cäffeg und deflen Surro- 
' Zate. 73 Bog. 8. 12 3» . . : 
Wenn der Verf. auth über einige. dieſer Surrogate, die er 


gewiß nicht — hat 3. B. die gelben Möhren, 
vilel zu ſchnell abſpricht; ſich, um alles nach der Erregungs⸗ 


w⸗ 


il fehre umzumiodeln, hin und wieder, der neueften Mode zu 
Folge, mehr als es nöthig wäre, von der allgemein verftänds 
2% lichen Sprache entferne; auch ohne Noth eigene, Ausdruͤcke 


gebraucht?ſo iſt das Buch doch im Banzen lefenswürdig, ber 
fonders für den, welcher die Gegenſtaͤnde hier nicht erſchoͤpft 
glaubt, fondern ſie weiter unterfuht. Den Anfang macht 
der Kaffee ,Teine Handels - und Naturgeſchichte, und feine 
chemiſche Priifung; er gab mit Waſſer ein Erfraft von.ganz 
eigenem Geſaoͤmack, mit Weingeift Harz; feine Guͤte hänge 

. von der Menge folder Theile ab, welche im Stande find, 
Bey dem Roͤſten Del zu ‚bilden, umd das Harz auflöge 
Jicher zu machen; Fe befjer er fey, defto weniger Farbe theile 
er dem Kaffee. mit, worin man ihn einweiche; auch lafe 
Ach der geringere, durch Einweichen in Waffen, in welches 
dann ein Theil feines Äberflüßigen Extraktivſtoffes uͤbergehe, 
verbeſſern; 1000 Grane Eichorien gaben mit Wafler 250 
xines dunkelbraunen, feßr bittern, und nicht unangenehm ges 
wuͤrzhaften Extrakts; auch der aus Ihnen bereitete Kaffze ges 
winne fehr, wenn man: die Wurzeln vor dem Trodum und 
Möften eine Zeit lang in Waſſer einweiche; fie fegen durch 
eine Stäfinn von Random, welcher, indem fie, vom Gal⸗ 
lenfieber wiedergenas, Werlbof dfe Cichori⸗ unter jeder 
Seftalt pergerdnete, zuerſt unter dieſer gehraucht, und ans. 
fangs unter, dem Namen Damenkaffee bekannt geworden; 


— was man übrigens unter dem Namen Cichorienkaffee ver⸗ 
2... Baufe, fey immer nie Runkehruͤden md Erbſen verſetzt. Ob 
laagt der Verf, der oſt entſcheidend abfpricht, wo er nicht ger 
— nug unterrichtet iſt. Es giebt gewiß Cichorienkaffeefabriken, 
welche reine Cchorlen lieferit, wenigſtens gewiß nicht Run⸗ 


Selräben. darunter miſchen; eher dan. gebrannten Saamen 
des Cicer. arietinum , der ſchon fange als Kaffee getrunken 
wird. Die Erdmandein (Cyperus-elculentus‘) die allers 
dings auch in Deutſchland fortfommen, ihre botanifche Des 
ſtimmung, ihre Bauart, ihre Zerlegung, Der Verf — 
— — — er 


23 
F 


Aryneygelahrheic. 
auſeteiwas (9,07) Eptratt, Co;ta)-Tehe Weiße’ Staͤche, 


‘ 
[4 


(0,053-8el, und (0,30) Waſſer darin; Re muͤſſen alfo 


nicht fo ſtatk, wie die / Cichorien, geröftet werden; aAhre ganze 


Zurichtung zu Kaffee. Haferwurzel (Scorzönera hilpanica) 


ihre botaniſche Belchreifung, und rhemiſche Zerlegung; auch ſie 


enthält außer waͤßrichtem Ertrakt (o, 10) und Harz (0,03) 


vfeles (0,32) Waſſer und (0,09) Staͤrkmehl. Die Runkelruͤbhe 


(der Verf: erflärt die übrigen Spielarten der Were für eben 


fo anwendbar); ihre botauiſche Weichreibung und: cheinifhe .- 
"Berlegung ;' durch biefe erhielt. ee (0,07) Zuckerkryſtallen, 


(0,04): Eyweis ſtoff, mie Zuſatz von Kalk (0,02) fluͤchti⸗ 
es Laugenfalz(ſollte dieſes auch erſt gebildet ſeyn?) (o,13) 
effennrtiges Extrakt und (0,47) Waſſer. Bau und Zus 

richtung der Runkelruͤben ju Kaffees denn ihnen raͤumt der 


Berf. wegen ihres wohlfellen Preiſes, und ber’ Leichtigkeit, 
.. fie zu erhaften und anzufchaffen,, „den Vorzug vor aften Dur⸗ 


zogaten des Kaffees ein. Mehlichte Wurzeln, Kerne, Fruͤchte 


und Sagmen, taugen nicht ſowohl dazu,em Wentgften Buches - | 


dern; Kartoffeln and Eicheln. Darſtellung he mebiciteia. 


ſchen Kräfte des’ Kaffees, ſowohl von der biäteriichen als the⸗ 


— 


zapeutiichen Seite. Da bey dem Erkalten des Kaffees ſich 
ein Thei deg Harzes abfege, und, wenr er lanage ftehe, ſeidſt 


ein Theil des brandigen Oels entweiche: fo laſſe es ſich be⸗ 


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483 
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Ztetfen , warum es nicht.glekhailtig fen, 06 der Kaffee Heiß, _ 


odee nur: warm, obder.gar kalt getrunfen werde; Kaffee an. 


fen er nicht allen Menſchen one Unterſchied unfchädlich. Nach 


der Erfahrung des Verf. wirkt wahrer Kaffee in Skropheln 


und Darrfucht. eben ſo kraͤftig, als Eichelnkaffee; auch werde 


‘er in manchen Gegenden gebraucht, um die Wirfung der 
Warmmittel au unterſtuͤtzen; er diene vottrefflich im. Änfaft . - 

yon Bruſtkrampf. Ob dlieſe Erfahrung des Verf. allgemein 
beſtaͤtigt werden werde, mag dahin geſtellt ſeyn. Er ſcheint 


überhaupt von der Erfahrung keine richtige Begriffe gu haben. 


ſich biete einen ganz unſchaͤdlichen Genug dar; aber frehlich 


In der Vorrede redet er datuͤber fehr verkehrt,’ Ex verlangt, wie 


‚Aerzte follen „bey 'unfern medieiniſchen Unterſuchungen den 
„unſichern Weg unferer fublektiven Erfahrung verlafien,“ 
und hingegen - „der reinen Vernunft folgen, und obne 
„Binſicht Auf das, wis wit finden, ‚oder bisber gefunden 
„baben, zuvor ung zu beftimmen getrauen, was wie fin⸗ 


‚.. „den mäffen.“ Der Verf; har ſelbſt nicht gewußt, ms 
"Wert dieſer und in mehtern Stellen ohue ale Be 


t | 


4309 Arcneygelahrhelt 

Stufhefeb. Wenk er, und ſo manche fepnwnflener Neſr-· 
matoren und fagen koͤnnten, wo denn die reine Vernunft 
anzceffen ſey, womit wir In der Natur und am Kranken⸗ 
Bette vorher beſtimmen konnen, was wir finden, möflen; 


AIhre nenaufgebaute Syſteme fagen uns fehr oft, daß wir 
dieſes oder jenes fiiden mäflen, was fih doc in der Natur 


gar nicht finden will, Unſer Werf. hätte doch wahrlich 


\ 


» 
- 


« 


Wöürauenünnmer. ¶ Nupesögm verdient biefes Mertchen 


‚ ausgegeben 


a priori, nicht finden. können, ob Kaffee oder. Runkelruͤben 
ſchoͤdlich oder 'nÄglih waͤren. Er fpriche in feinem ganzen 


Buche, wie es auch billig If, won dem was man bisher ges - 


funden hat; und wegn feine Behauptungen etwa unzichtig 


- wären, liegt es doch gewiß nur daran, daß er ſelbſt die Er⸗ 


ſahrungen nicht forafältig und genau genug gemacht hat; oder 


daß er, was folche Männer, weiche die Erfahrungen genan und 


worfichtig zu machen bemuͤhet waren, bisher fanden, untet 


fein Syſtem mit Gewalt zwingen will; weil er ſich einbiidet, 
er hade diefes durch reine Vernunft gefunden, & 


a) Zr — Ag. 

Schoͤne Wiſſenſchaften und Gedichte. 
Briefe an ein Frauenzimmer, über die neueſten (auf 
einem zweyten Titel ſtehet bie wichtigſten) Pros - 
dukte der ‚fchönen Literatur in Deutſchland, Herr. 
von G. Merkl. 
VParteylos aber on! © 0 
0.0, Kühe aber befonnen! | rn 
Erſtes und zweytes Heft. 10 Bog. kl. 8. Ber⸗ 

‚Un, bey Sander. 1800, 12 8. 


ö &s terben-fonft.in der A. D. B. reeenſtrende Jourwal⸗ nicht 


‚angezeigt. Doch iſt das Wochenblatt, davon wir die benben 
erften Hefte vor ung liegen haben, (es kommt vom Gept. 
„800 an wöchentlich ein Bogen heraus) eigentlich fein zer“ 

genfisendes Journal. Herr Merkel mil, Ach hamis nicht an 
die Gelehrten. wenden ,. wie — alle unfere dentſche Journale 

un, fondern an die gebilderen Stände, beſonders an * 
des⸗ 


2 


I 


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- : s % 
» & ‘ . 
. 12 ü N en J * — 
EGEchoͤne Wiſſenſchaften. 45 
— F — = 3 !: A 


derwetin eine Ameide, weil der Verf. nicht das Anſehen 
her. Merſon ſcheuet; ſondern muchig genug iſt, ſich einigen 


Eeuten ntgegen-zu fügen, welche jetzt In allen Ecker Deutſch⸗ 


- 


. ‘Sands, der gefunden Vernunft zu Trotze, Unſuun and Platti- 


⸗ 


urzeitungen, neue Buͤcher konnen kennen lernen, vor der⸗ 


jünetn für erhabene + fo Gert will ſhatſpeariſche — Por = 


fir: ausgeben, und ben beſten Schriftſtellern Deutſchlande 


mit Verachtung Segegnen. . Schon dieſer Murh iſt in bye 

 Jegfgen Lage der deutſchen Literatur. etwas werth. 

Die Einkfeidung iſt bey yinem foldien. Wetke zwar ge⸗ 
wiſfermaahen eine Mebenfadye s doch geſteht der Rec. daßz 


ihm bie Form, daß die Gedanken des Verf. in Briefe au 
ein. Srauenzimmer eingekleider find, nicht recht gefäle. 


Dazır find diefe Briefe nicht charakteriftifch genug: Die Ale 


terarurbriefe, welche wor 40 Jahren. in. Berlin beraustas 


men (wovon die gegenwärtigen Briefe die. Idee ſcheinen ge⸗ 
‚nommen zu haben,) waren ar einen im Kriege apweſen. 
Den Öfficier gefchrieben. ” Bon biefem war anzunehmen, 


"daß er mannichfaltige Kenntniſſe haben, und daß ihm, bey. dee 
Eutfernung von allen neuen Büchern, gelebrte Neuigkeiten 


von: ler Art, und mancherley Unterſuchungen angenehm 
ſeyn konnten. So iſt es nicht mit einem Frauenzimmer, am - 
. wenigften wenn fie, wie S. 8. angenummen-wirb, in einer 
stoßen Stadt wie Berlin wohner, wo fle ſich ber neue Bär 


her fo vielfältig muͤndlich unterhalten kann und wird, , Ein 


. » folches Srauenzimmer bedarf feiner ſchriftlichen Beurtheilung 
teuer Bäcker, . S. 36 fest der Verf. voraus, daß feine 
Freundinn den Titan .gelefen babe, Lind doch beurteilt m  , 


ihn angführlih? Wäre nicht vorauszuſetzen, daB fie\diefe 


Demerkangen ſelbſt ſchon werde gemacht Gaben? .  .: .- 


Wozu folk man z. B. einem geblldeten Frauemimmer 


in Berlin auseinander ſetzen, S. 18f. daß Tiecks Geneveva 


‚cha elendes Machwerk in? Hat ein Frauenzimmer je von 
dieſem Schriftſteller etrbas geleſen, oder bat ihr Jemand: tue 


egend einmal erzaͤhlt, wie es mit ihm beichaffen iſt; fo kann 
‚fie gar nicht in Berſuchung kommen, wieder etwas von ihm 
in die Hand zu nehmen. Es iſt ſehr gut, Liebhaber der Lite⸗ 
ratur, welche nur aus oft parteyifchen Jonrnalen und Litera⸗ 


gleichen Schriftſleüern wie Tieck zu warnen; wenn fie etwa 


In em Archiv der delt von Ihm guten Freunden * 


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Sevattern angentleferi werden und nen. aus einna⸗· gu 


cqſeen, daß Tiecks Dichtungen elendes Geſchwaͤtz ohne Geißt 


ſen, und gelehrte Streitigkeiten koͤnnen fie nicht intereſſiren. 


Eben ſo wenig wird ſie den neuen. Theil von Engels Phila⸗ 


fopb fuͤr die Welt (S. 49) 'wollen augepriefen haben. 


Es iſt ſehr richtig, was der Verf. daruͤber fag:; aber ein ge 


bildetes Frauenzimmer greift nach jedem Buche von Engel, 


und erwartet mit Recht eine angenehme und lehrreiche Lek . 


cuͤre. Die Briefe wuͤrden daher beſſer, z. B. an einen Mann, 


> welcher entfernt won großen Hauptſtaͤdten und Buchhandiun · 
gen auf dem Lande lebt, und daher Iiterarifche Nachrichten 


und Beurtheifungen verlangt, Herichtet ſeyn. Auch findet ei 
Met. unſchicklich, daß, wenn toon ſchluͤpfrigen und unanſtaͤn⸗ 
"Algen Schilderungen die Rebe iſt, z-B. in Börbens Ele⸗ 
‚gieen {©. 80.) dieß einem Frauenzimmet austinandet 


Wet wich, 


= Was: Herr Merkel über Jean Paui⸗ Titan (S. 35f) 


ab überhanpt über diefen von fo viefen Seiten her Äbermäf 
..1fig gelobten, obgleich ſouſt ſchaͤtzbaren Schriftfteller jagt, ver 


“dient alle Beherzigung, und Die Freymuͤthlgkeit bes Urtheils 


iuͤſſt ſehr zu loben. Es iſt dem Nec. aus der Seele geſchrieben, 


8:34.) „daß der Titan eins der ſchoͤnſten und widerſinnig⸗ 
„fen; dee amziehendften- und langweiligſten Bücher ift.* 
‚Kerner. (©. 49.) daß die Lefer, beſonders aber die Leſerin⸗ 


Ren, weiche bey I. P. Richtern Schriften immer beynahe 


in Entzädung fallen, „nicht begreifen, daß Richter. ungeach⸗ 


otet feiner Febler gefalles fondern glauben, es geſchehe 


„durch fie“ Aber, da nan einmal dieſe Briefe an ein 


- » Seanensimmer gerichtet ſind: fo wäre bier wohl eine Aue 
einanderſetzung der Urfachen noͤrhig geweſen, warum. Sean . 
nis Schriften hauptfächlich. den. Srauenzimmern gefab . . 


tens da ſie doch. ſo fehr aus-gelehrten Auſpielungen and Kal 
deftaneen zuſammengeleſen, und mit: vielen Piattbeiten ums 
termiſcht ſind. Man follte denken, dergleichen koͤnnte Iden 
‚gehllderen Frauenzimmern nicht gefallen , möchte Ihnen cher 


"De vielen fhönen und herzlichen Stellen werleiden, melde-in ' 
manchen Buͤchern dieſes (dreibfertigen Amors, vole gute SBife 
fen in einer. waͤßrichten Brüpe Khrniumen.. Misigwahl IE - 


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und Sinn find. Aber ein Frauenzimmer verlangt wohl. 
enicht hieruͤber ausführlich unterrichtet zu wetden. Wort 
ſchlechten und mitteimaͤßigen Schriften mag fie gar nichts wife‘ 


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Schöne Wiffenfhaften. 457 
es eine Thatſache, daß viele Frauenzimmer in Jean Pauls 
Sqthriſten eigentlich verliebt find. : Es läßt ſich hbren, daß 
eine Schöne an einem ‚Geliebten die Fehler hicht ſteht; aber 
es wäre befonders bier, two an ein Frauenzimmer gefchries 
ben wird, einer genanern Unterfuchung merth geweſen, wo⸗ 

her es denn komme, daß Jean. Pauls Schriften befonders 
auf die Weiber — treffen? Liegt es vielleicht In der Wärs . 
me der Empfindungen‘, weiche allenthalben burdhfcheine ? Der ' 
Verf. hätte nun mögen vorausfeßen, ‘daß feine Sreundinn‘: . 
auch in Sean Pauls Schriften verliebt ſey, oder DAB fie es 
nicht fey: fo hätte viel Angenehmes und Nüsliches daruͤber 
£önnen geſagt werden. Vermuthlich kommt der Verf. noch - 
mals auf Jean Paul zuruͤck; und dann wird er gute Gele⸗ 
genheit Haben, mit dem Scharffinne der ehemaligen Berlini⸗ 
ſchen Siternenr s Briefe, die großen Vorzuͤge und dfe großen 
Fehler dieſes in Deutſchland fo allgemein gelefenen Schrifts - 
flellers auseinander zu feßen. In Srantreih und England“ 
wuͤrde er nicht gelefen werden, fo viel ift gewiß. a. 


Das Vorzuͤglichſte in dieſen Senden Heften, und was 
auch am charakteriſtiſchſten an ein Frauenzimmer konnte ger’ 
richtet werden, iſt (&. 67 f.) die Bericihung von Bö« 
ebens und Schillers neueften Eleinen Gedichten. Sie iſt 
unparteylſch und mit feiner Unterfheldungsfraft abgefaßt. 
Ueberhaupt iſt In ‚diefen Briefen die Unparteylichkeit und 
Wahrheitsliebe vorzüglich zu loben. Mur können wir nicht 
In -das Lob einftimmen, welches Herr M. einer gewiſſen 
Ehrztich berausgefommenen „Bigantomachin, d. t. heile: - 
„tofer Krieg einer gewaltigen Miefenkorporation gegen den 
„Diympus“ ereheilt. Dieß iſt eine platte Satyre auf gute: 
und fchlechte Schriftfteller untereinander, mie Unanftändigs 
Leiten und Perfbnlichkeiten vermifcht, deren Verf. felbft nicht 
Recht zu willen ſcheint, was er will. Nur fo viel will er, das 
merkt man, feinem Gemengfel durch perfönliche Angriffe Les - 
fer ſchaffen. Dielen unurbanen Ton, weichen leider! Goͤthe 
und Schiller zu ihrer eigenen Schande in ihren Zenten zuerſt 


Angaben, ahmen nun manche mittelmaͤßige Köpfe nach. Daß 


in dieſer Gigantomachia einige leidliche Einfaͤlle find, rechte . 
fertige das Lob des. Herrn Di. nicht, Dieſer verſchweigt frey⸗ 
lich auch die Plattheiten und Unanſtaͤndigkeiten dieſes elenden 
Produkts nicht; aber. das Ganze iſt allzu gemein; und’ weder 
"die Dichtung noch die Satyre hat einen richtig beſtimmten 
B. A. D. B, LVI. ÆR. a. St. Vlio Zeſt. Sg - " Zwei. 


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458: Gedichte. 


Zweck. Ueberdem bättesfich Herr M. Hier abernials erinnert» 
ſallen, daß er an ein. Frauenzimmer ſchreibt. Wie könnte 
dieſe denn an ſolchen gelehrten Streitigkeiten einiges Intereſſe 
finden, und nur Notiz davon nehmen wollen? Dergieidgen - 
wirkt ja weder auf Geiſt noch Herz. BD 

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Das menfchliche Herz. Sechs Gesänge, Von Jo- 
hann Kafpar Lavater, Bürger in Zürich. Zwo- 
‚te Ausgabe, Zürich, bey Orell, etc: 1798. 
‚2568. 12. ' 


Sie Durchreiſe des englifchen Prinzen Eduard veranlaßte 
den Verf. im J. 1789. zu dieſem nur für deflen Frau Deuts 
er, die ——— von England, beſtimmten handſchriftlichen 

Gedichte. Nachher ward es erſt nur als Manuſtript für: 

Freunde gedrudt. Hier wird es nun in einer verbeflerten 
Auflage dem - größern Publikum mitgetheilt. Faſt durchaus 
nar von feiner guten @eite iſt das menſchliche Her} ber Gew 
senftand diefes Lehrgedichts, dem der Verf. mit Recht eine- 
einfache und überall klare Schreibart für nothwendig hielt. 
Der Dian tft folgender: im erften Sefange, allgemeines Lob 
des menfchlichen Herzens; Summe des ganzen Gedichts; 
im zweyten find die Segenftände: -Unfchuld, Liebe, Güte, 
Sanftmuth, Barmherzigkeit, Großmuth; Im dritten, Aufe 
merkfamfeit, Beobachtungsgabe, Edelfinn, Dankbarkeit, 
Frendenerfindung; im vierten, Aufrichtigkeit, Wahrheits⸗ 

liebe, Tugend, Demuth; im fünften, eheliche Liebe, Kin⸗ 
derliebe, Brüder sund ſchweſterliche Liebe, Freundfchaft, Patrio⸗ 
tiſmus; und ber fechite Sefang betrifft die Neligion. Die 
Ausführung diefes Plans iſt, im Ganzen genommen, dem: 
Berf, ſehr gelungen, und durch das ganze Gedicht herrſcht 
viel Wärme der Phantaſie; aber doch mehr noch des Der 
faͤhls. Unerwartet wirp es indeß nicht feyn, wenn der mine 
der erwaͤrmte, oder für den Ideenſchwung des Dichters niche: 

> ganz empfängliche Leſer, Hier und da auf egwas uͤberſpannte Aeuſ⸗ 

- ferungen und ſchwaͤrmeriſche Stellen ſtoͤßt; er wird durch dies 
Io wahre Schönheiten hinlaͤnglich entfchädige, Aus Tolgene 
ben Zellen CS, 68) wird fich die Manier des Dichters ſchon 
älemlich beurtheilen laſſen: u — 


Gedichte, 459 


- Ein Wonnelicht, in dem ein Himmel if, 
Umleuchtet dich, der Liebe Zwilllngsſchweſter, 
O Guͤte! ſtiller nur als Re, gebaltner; . 
O BGuͤte! Kraftverhehlerinn! Dee Stärke 
Bezaͤhmerinn! Verbergerinn der Größe, 
Die drädend ift dem Großen oder Kleinen! ' 
In deiner enwart iſt Keiner klein! > 
In deiner Naͤh' iſt jeder Gute froder; 
Und wo du biſt, du Tochter Gottes, Guͤte? 
Iſt Jeglicher fo groß, fu froh und heiter, 
Als ihm erlaubt... die Koͤnigiun der Meufhen ... 
Die allbegraͤnzende Natur! — | 


0. Bo Mitgefühl, mo Lieb” und Gaͤte wohnen | 

„In einer Menſchenbruſt, da lebe das Leben - 

Des Ewigen; Er ſelbſt . .. um Ihr fein Himmel: 
Kein Himmel iſt, als fuͤr die Et... 


Zwat Leiden find, unnennbar Heiffe Leiden,  — \ 

Des Herzens Theil, wo Lieb’ und Güte wohnen, 

Wo Mitgefühl erklinge in jedem Pulsichlag’ . .. 

Doch iſt der Himmel da, und Sort im Himmel «.. 

Der Liebe Leiden find dem guten Herzen 
Erquickung oft und heilige Genuͤſſe. 


O Menſchenherz! du reine Thränenguelle! 
Wie ſchmerzlich ſuͤß, Mie unausiprechlich milde, 
Entquillet dir des Mitleide edle Zaͤhre! 

Die eblere der Mitfrend’ an der Freude 

Der Unſchulds⸗Froͤhlichkeit! die. allerreinfte 

Der Fürbiee, und die heiligſte des Preifes 

Kür Rettung des, ‘der dich des fchlauen Truafinns 
Mit roher Wuth beſchuldigt' und mie Schieffinn. 


Am Schluß find no für minder geübte Lefer Anise Anmer⸗ 
"tungen bepgefäge. ie 


Gl. 


« 
7 


E 460 Er 
Botanik, Gartenkunſt und Forſt⸗ 
| wiſſenſchaft. 


| Nuͤtzliche Bemerkungen für Garten » and Blumen⸗ 


freunde. Geſammiet von Johann Heinrich Al⸗ 
bonieo, Rechtskonſulenten und Rache» Syndicus 
in Doͤbeln. Leipzig, bey Fleiſcher dem Juͤngern. 


«2796. Zweytes, drittes und viertes Heft. Von 
{ ©. 09 big 38% 8 ; ‚48 K: . 


Fire 3 Hefte eines für Sarten s und Blumenfreunde ſehr 
nauͤtzlichen Werks, enthalten lauter Beptraͤge verichtedener 
WVerhfſaſſer, die allen Licbhabern des Gartens und der Blumen 
Ä fehr angeſiehm und lehrreich ‚feyn werden: Mir zeigen kurz 
den Anhalt derfelben an. -Sweytes-Aeft: 1) Entwurf am 
einem Landfchafts «Gemälde, in der Befchreibung des Graͤfl. 
Vizthumiſchen Gartens zu Lichtenwalde. 2) Leber die Kul⸗ 
tim der Welke, vom Heren Amtmann Dlorgenftern in Sans 
dersleben. 3) Theorle'der Eünftlichen Befruchtung der Blu⸗ 
mengewaͤchſe, befonders der Nelken. 4) Was iſt von bem 
‚ Einfluffe der Elekerichtät auf Gewaͤchſe, deren Vegetation 
und Zauber zu halten? 5) Won Auswinterung der Nel⸗ 
ken, und einer in Zimmern zu gebtauchenden fehr bequemen 
DluntnzStellage. - 6) Mittel wider die Blattlaͤuſe. 7) 
Vermlfcite Nachrichten. 8) Ankündigungen.” a) Blumen, 
Zwiebeln, Pflanzen, Sämereven und Bäume, die bey. dem 
Kaufmann’ Heren Wı Beyer in Coburg zu haben find. b) 
Berfchiedene Blumen, die bey den Heren Kantor &. G. Pfeits 
ſchmid in Dresden zu haben find. c) Verzeichniß von aller⸗ 
‚Hand Sartens, Gemuͤſe⸗, Klees, Rräuters, Feld-⸗ und Blu⸗ 
mens Sämergyen, die bey dem Gaͤrtner Herrn J. J. Sotts 
Holde zu Arnftade in Thüringen zu haben find. 9) Todesa 
fälle. 10), Aufforderung. Deittes Heft: 1) Einige Bes 
mertkungen über die Erziehung der Aurifel aus Saamen, vom 
Herrn Doft. Selig in Plauen. Man fol den Saamen von 
den nackten engl, Aurikeln, die ohne Puder find, und ein 
‚gelbes Auge haben, nehmen; denn nicht jede Sorte auch der 
yvortrefflichſten Blumen, liefert wieder ſchoͤne neue Borten, 
‚Sie muͤſſen aber fünftlich durch einige Bier genannte ee 


- 
m 


Gartenkunſt. . 461 
befruchtet werben, 2) Von der Kultur der Ranunkel. 3) 


Weber das Beſchneiden der Obſtbaͤume, und den Gebrauch 


des Baumwachſes, nebft Anmwelfung zur Verfertigung des letz⸗ 


- tern, und bed bey kranken Bäumen zu gebrauchenden Bote 


ſpyttiiſchen und, anderer Baum⸗Moͤrtel. 4) Eine auf Erfah⸗ 


zung gegründete leichte Arc, guten Spargel aus Saamen zu 
leben; ‚die Nec. ſehr bilfige, und auch aus feiner eigenen 


* Erfahrung den Nutzen derfelben verſichert. 5) Denkmal ei⸗ 


nes eben fo ſonderbaren als prädtigen Maturprodüfts, des 


. anter den Melken. bekannt geweſenen -flanianten Königes, 


And die gemalte Abblidung deflelben iſt dabey befindlich. 6) 


Von der Bedachung der Blumen, Stellagen. _7) Won Mes 
nennung ber aus Saamen erzeugten Blumen. 8) Ankuͤn⸗ 


bigungen: &) 20 Sorten engliſche Stachelbeeren, die bey. 


: dem Herrn Kantor Pfeilſchmid in Dresden zu haben, find. 


b) Verzeichniß der Ranunfel» Sammlung eben deſſelben. ©) 
Verzeichniß ber Fruchtbaͤume, die bey dem Gärtner Herrn 
T. 8. Sahaͤme in Dresden zu haben ſind. Viertes Heft. 


3) Beſchrelbung meiner Nelken⸗ Stelage, vom Hrn. Dr. Hirt 


in Zittau. 2) Betrachtungen beym Schluß des Blumenjah⸗ 
ze8:1796. 3) VBefchreibung des Palais: Royal zu Paris, 


. die um des dabey befindlich geweſenen ſchoͤnen Gartens willen 
: bier ihren Platz hat. 4) Verzeichniß der Nelken, die bey 


Joh. Eafp. Lehren, Sräfl, Gaͤrtner zu Sersdorf, zu haben 


ſind. 5) WVerzeichniß der im Merbft 1796 bey den Raths⸗ 


Syndikus J. H. Albonico in, Vermehrung feyenden Nelken, 


= forten. 6) Verzeichniß der bey dem churfürftl. Hofgaͤrtner 


zu Lichtenberg bey Torgau, Herrn Joh. Wild, Manger, zu 


. babenden auständifhen Bäume und Stränden. 7) Todes . 
.: fall des Herrn De, Bucher zu. Meiſſen. | | 


| Dh. 


Der ehrliche Baum⸗ und Kuͤchengaͤrtner, ober voll⸗ 
ſtaͤndige und deutliche Anweiſung, alle Geſchaͤffte 


im Baum « und Kuͤchengarken auf eine zweckmaͤſ⸗ 
ſige und vortheilhaſte Weiſe zu beforgen, als 


Baͤume zu erziehen, zu veredeln, und von Krank⸗ 
beiten zu heilen, gutes und ſchoͤnes Gemuͤſe zu er« 
a i 6. de 


u 7 Gartenkunſt. we 


nn 7* — —— 
zielen, den Saamen zu gewinnen, das Garten⸗ 
tand zu Bearbeiten und zu verbeffern, die ſchaͤdli⸗ 
‚hen Thiere abzuhalten oder-auszurotten ꝛc. Rebſt 


einem Anhange, wie man aus Obſt einen fehr gu⸗ 


sen Wein, und felbft aus faulem Obſt einen gu⸗ 

ten Efjig,. auch) aus Möhren einen füßen Syrup 
verfereigen ſoll. Zunaͤchſt für ben Bürger und 
Sandmann, abet auch für jeden Liebhaber und An⸗ 

faͤnger des Oartenbaues, von Carl Friedrich 
Schmidt. Leipzig, bey Fleiſcher dem Juͤngern. 
1798. 246 ©. Vorrede und Inhaltsverzeichniß 
XVI S. 8. 129. | = 


= * 


Abermals ein Gartenbuch fuͤr den Buͤrger und Landmann. 


Es’ ſcheint dieſer Zuſatz hey den meiſten Gartenſchriftſtellern 


ein Behelf zu ſeyn, allgemein bekannte, hundertmal ſchon 


gedruckte Anweiſungen, ungeruͤgt wieder drucken laſſen zu 
Tonnen. Bon dieſem ehtrlichen Baum- und Kuͤchengaͤrtner 
kann man mit Recht ſagen, daß aus eilfen, das zwoͤlfte Buch 


gemacht worden ſey. 


Der Herr Verf, Hat feine Arbeit, die iin, den fangen 


Titel ausgenommen, eben nicht viel Mühe gekoftet haben 


kann, in 4 Theile abgerheilt: der I. Th. enthält allgemeine - 


| Lehren; und das 1. K. deffelben handelt von der Natur der 


Pflanzen. 2.8. Bon Beſchaffenheit des Landes und Vers 


‚beiferung der. Fehler deffelden. 3. 8. Vom Düngen des Lane 
des. 4.8. Vom Graben, Behacken, Behaͤufeln und Rs 


solen. 5.8. Vom Unkraut und deffen Vertilgung. II. Th. 
Bom Gemuͤſebau: 1. 8. Vom Saamen der Kuͤchengewaͤch⸗ 


fe 28. Vom Saͤen und Legen der Gewaͤchſe. 3.8. Vom 


Pflanzen und Umlegen des Gewaͤchſes. 4. 8. Won ber eiges 
nen Art mancher Kuͤchengewaͤchſe. 5. K. Bon der Pflege 
and Wartung der Kuͤchenpflanzen. II. 25. Vom Baume 
garten. ı. 8. Wie man junge Stämme erziehen kann. 
2. K. Bon Veredlung der Bäume. 3.8 Uebrige Behands 
Iung'ber Bäume. 4.8. Welche Arten Obſt vorzuͤglich vers 
Bienen verpflanzt Cfortgepflanze ) zu werden. 1V. Th. Bon 
den, dem Garten fchädtichen Thleven. J. Anhang. — 

| 


„N 


t 


R Eorntuß er 7° 


Enih durch tebenbige: Hoden zu In ſchuͤtzen. IT. Anhang. 


ber eitung som Obſtweine, Obfteflige, und von’ einem zudere 
Safte aus. Moehrruͤben oder Moͤhren. Dieß Alles ' 


" anstehen und oft ziemlich unverftändfic is abge⸗ 
— 


“ 
N 


—— vollkommene Girener · Schule, in nee alles, 


was einem erfahrnen Gärtner bey Anlegung und 


Beſorgung der Baun = Obft » Küchen « Kräuter 


Arzney =: Wein » und Luſtgaͤrten zu wiſſen noͤthig 


iſt, gelehrt wird. Won einem erfahrnen praktl⸗ 


ſchen Gärtner und Mitgliede verſchiedener oͤkono⸗ 


amiſcher Geſellſchaften. Wien, in Comiſſion der 


Schaumburgiſchen Buchhandlung, 1798. Erſter 
und zweyter Theil. 296 ©. 8. 186. 


le den / vielen Sartenbücern, die wir baden, iſt biefe . 
Gaͤrtnerſchule eines der fehlechteften und unbrauchbarften. 


Sie beſteht aus 2 Theilen, wovon der erfte von dem Baum⸗ 
. garten der zweyte von den’ Kilchen ; Kraͤuter⸗Arzuey⸗ Weins 


and Luſtgaͤrten handelt. "Allgemein bekannte, ſchon in den. 


: Älteften Sartenfcheiften richtig vorgetragene Vorſchriften jur 
- Kultur der Pflanzen, werden hier unvollkommen, und in eis 


ner oft ganz anverfländlichen- Sprache vorgetragen. Wir 


! begreifen nicht, wie fih der Verf. einen’ erfahrenen und prak⸗ 
tifhen Gärtner riennen konnte; noch vieltweniger aber Fönnen 
wir glauben, daß es oͤkonomiſche Geſellſchaften gäbe, die eis 
- nen Mann, der im Stande ift, in unfern’ Tagen, ein ſol⸗ 
ches Buch zu fchreiben „ zu ihrem Mitgliede erwählen. Auf’ 


"den Mond und deſſen Einwirkung auf das Gartengeſchaͤfft 


haͤlt der Verf. ſehr viel. Wenn ihm aber auch bdieſer nicht 


‚in feiner Gärtnerey beyſteht: fo mag es traurig um dieſelbe 
ſtehen; denn wir müßten wahrlich nicht, wie durch Kunft-und 
Fleiß, und bey der gedeihlichften Witterung, fonft Arbeiten . 


von der Art gelingen follten, wozu der Verfaflee in feier 
Särtnerfehule Anweiſung giebt, Es lehrt ung z. B. Ver 


WVerf. unter feinen Pfeopflänften Ne. 8: Will man honigfäße - 
Meſpeln ohne Kerne: haben: fo fofl man ſelbige auf eine 


Muskat men pfropfen, und das Reis vorher in Ho⸗ 
S 9 4 Y a 


17 Carter, ? 


nig einweichen. Nr. 15. Daß die, Pfirſchen ſchoͤn groß wer⸗ 
"den, fol.man fie auf einen Sagedorn.odet Sagebuchen-pfros 
‚pfen. Nr. 21. Wie man gezwuhgene (7) Aepfel oder Ae⸗ 
pfel⸗Pfirſchen pflanzen könne? Man ſoll einen Apfelzweyg 


"(Bweig) anf einen Pfirſchenſtammen (Stamıp) pfropfen, fo 
befommt man ein fremdes Obſt. 


Wer bat groͤbern Unſinn gehoͤrt? 


Der zweyte Shell iſt um nichte beſſer; der Anfinäer 
“würde, wenn er auf Lefung deflelden nur einige Zeit verwen⸗ 
den wollte, um Diefe betrogen ſeyn, und der erfahrne Gaͤrt⸗ 


ner, für welchen das Buch gefchrieben fenn foll, wird es bald 
mit Unsillen. aus der Hand werfen. 


Das muß doch wohl ein fehr unerfahrner Gärtner fen, 
‚der die ©. 179 vorfonimende Anweifung geben kann: „Zwie⸗ 
„bein pflanzet man im Map und April in ein feuchtes 
„und wohlgemifietes Erdreih ꝛc.“ 


Der Weindau iſt eben ſo ſchlecht abgehandelt, als das 
‚Vorhergehende. Nach S. 209 heißt es Nr. III. „Was den 
„Unterſchied der Weinreben anbelangt: fo werden felbige ins⸗ 
„gemein auf zweyerley Weiſe betrachtet. Sie ſind demnach 
yentweder weiße oder rothe.“ &o unverftändlich dieſes iſt 
‚eben fo unrichtig iſt es auch. Wenn man von dem Weinbau 
ſchreiben will, ſollte man doch wiſſen, daß es ſchwarze, ro⸗ 
"the, weiße, gene und graue Trauben giebt. &. 210 wiſl 
der Verf. von den beften Weinreben und. Weingewaͤchſen res 
den; er fagt aber mir, welches die beſten Weine find, und 
führe auch nicht eine Traubenart an. ©. 215 beißt es: „fols 

‚ ngende Gatkungen von —— hat man beym Weinbau zu 
‚mvermelden; 1. vom Menſchen, denn dieſer iſt zu hitzig, 2. 
„von Roſſen oder ‘Pferden, 3. von Schweinen.“ 1 und.z 

| wird aber mit großem Vortheil in Weinbergen gebraucht, bie 
einen fühlen Boden haͤben, und 3 in-fehr hitzigem Grunde, 
Auch fogar bey dem Düngen fol der lebe Mond feinen Eins 
fluß jeigen, und es folle nur im neuen Lichte gefchehen, weil 
‚um diefe Zeit der Dung beffer faule. Won der Zeit Der Weine 
leſe fagt der Vf. S. 231, „die Zeit der Weinlefe iſt befaunts 
„ſolche geſchieht insgemein im Oktober oder Weinmonat, je 
.. „uahdemn es des Landes Art und Lage, und die Zeitigung 
„der Trauben erfordert, oder wegen Kriegsgefahe und Un⸗ 
‚mtuhe auf dem (0 — muß "vorgenommen — 


— 


v 


»Die Beintee folk eigene 4 heben —— 


„der“ Wer.an allem bem noch nicht genug bat, der leſe 


felbſt. Nur noch zum Befrkluß.eine von des. Vf. Rebenkuͤnſten. 


| . Jr. VE Weintrauben: zu pflanzen, daß fie laxiren. „Ran 


„ſpaltet die Rebe, und. entledige fie ihres Maris, und thut 


‚in ben, Opal lapitenke Sagen, — und verbindet —— 


ru 
vrgememe —— und alte 


| Seſchichte der —— Voͤlker der alten Welt im 


Grundriſſe, vom Hofrath Luͤder in Braunſchweig. 
Braunſchweig, bey — 1800, VIE 432 | 
© 8. I HR: 8 SP \ 


— der Bar. feine Särtfe — antänbigt: k 


ift er doch, laut der Vorrede, feſt und innig Überzeugt, daß 


die Wiſſenſchaft durch ſeine Bemuͤhungen gewonnen habe, 
aid daß man ihr ſehr bedeutenden Gewinn in mannichfaftle 


gen Hinſichten verſprechen duͤrfe; wenn beſſere Kipfe den 


Meg verfolgen, den er gegangen ſey. Vergleichen wir die 


vorhanyenerähnlihen Bücher : fo finden wir allerdings, daß der 


5Hr. Vf. nach einem neuen Plane gearbeitet, und manche neue 


und eigene Anſichten babe, manche neue Reſultate aufſtelle. 


Er giedt uns Hier eine Statiſti? des Alterthums; alle Fake 
sa, auß welchen man mehr oder weniger die Berfoflung und ' 
Kultur der-vornehmften Nationen der alten Welt abnehmen 


Sam, Hat er in gedrängter Kürze aufgeſtellt, und alles, was 


. darauf feinen Bezug bat, weggelaflen. Ausführliche, mie : 


Kritik begleitete „ Beiveil, barf man Hier nicht fuchen. Nur. 
"Die Reſultate, die aus bem Studium der alten Gefchichte 


hervorgehn, find kurz angedeutet worden, und im Ganzen 


genommen, wird man den mit feinem Sache vertrauten, ſtreng 


auswaͤhlenden und ſelbſtdenkenden, sicht nachbetenden, Verf. 
nicht verkennen. Man wird alſo einſehen, ob, und in wie⸗ 
fern obige Aeußerung des H. H. Lin der Vorrede gegruͤndet 


— Unter den neueßen ar diefer Gattung re “ 
33 uns 


uns Mumelter, der bereits In diefer Bibliothek angereige 
worden iſt, und Heeren, der vorliegenden am aͤhnlichſien in 
Ruͤckſicht auf Tendenz zu ſeyn. Mur daß Ahder den erſtern 
‘an Freymuͤthigkelt und eigenen Anfichten hinter fich zurück 


laßt; dem fegtern aber in Abficht auf hiſtoriſche Reiche, 


fitengere Auswahl, Vollſtaͤndigkeit, und den Acht hiſtoriſchen 
Styl nachzuftehen fcheint. Bey ber gedrängten Kürze und 
der leſſen Anfpielung auf mande Fakta, wird ber minder 
geübte Leſer freylich manches nicht verfichen, mas dem mit 
der Geſchichte der alten Welt vertrauten Leſer verſtaͤndlich ſeyn 
wird. Das iſt aber freylich nicht. des Verf. Schuld. Dage⸗ 
gen glauben wir, daß, ohne vielen Roum wegzunehmen, man⸗ 
es genauer und vollſtaͤndiger Hätte erzählt werden koͤnnen. 
Selbſt der ſich ungleiche, bistweilen blühende, biswellen pre⸗ 
“riöfe und etwas affektirte Styl wird Duntelheiten veranlafs 
fen. Thnueydides ſcheeibt Eurz, ohne zu affeftiren aber — eins 
kin: Orrllen. ausgenommen — der Deutlichkeit zu⸗ſchaden. 
anche Stellen erinnerten ung an Barthelemy's Reifen 

des jüngeen Anacharfis, von welchen beyläufig der” Verf. 
ganz richtig fagt, daß fie viel zu ſehr gepriefen morden feyen; 
und an Antons (noch immer nicht beendigte) Geſchichte der 
deutſchen Nation. So angenehm und relzend manche Schil⸗ 
" derungen find, die man in diefen Werken und in des Vf, vorlie⸗ 
"gender Schrift finder: fo Halten wir doch dafür, dag hiſtori⸗ 
Simplieitaͤt in einem Werke von der Art den Vorzug bar 

ber Was ferner die neuen und eigenen Anfichten betrifft: 
fo wird freylich Ber Lefer in den. meiften Fällen zweifeln, 06 
fie gegründet find; da der Here Verf. keine weitere Beweiſe 
aufgeftelle hat, die auch in Diefem Buche nad. dem vom 
"Verf. befolgten Plane nicht erörtert werden konnten. Allein, 
beren wir wicht, fo kann man fchon im voraus fehen, daß der 
Verſ. manche Arußerungen nicht wird beweiſen fönnen. Oft 
führt er das mit einer ſolchen Gewißheit als Faftuman, als ob: 
man über daſſelbe ſchon allgemein entfchleden habe, was doch 
noch fehr zweifelhaft ift, und wohl nie evident erwiefen wer⸗ 
den kann. Das gilt 3. B. vorzüglich von der dunkeln Ges 
fchichte der Aegupter. Dad Streben, die Reſultate moͤglichſt 
zufammen zu drängen, und in wenig Worten zu erzählen, 
muß nothiwendig mande Unbeftimmtheiten und Dunkelheiten 
werurfachen,, die fich leichter ruͤgen als vermeiden laſſen. Als 
kin an mandyen Stellen würde der Berf. doch den Ause 
druck und die Kouſtruktion haben verbeſſern kanneu, ohne ſei⸗ 
nen 


' 


‚viele andere größere und Ele 


[4 


Alte Geräte. . 467 
"nen Zweck aus den Augen zu ſetzen. Wie erlnuern uns es 


I) 


nige gelefen zu Haben, die wir felbft nach wiederholtem Durch⸗ 


leſen nicht gang verflanden. Die Druckfehler, die ſich hin 

- "und wieder eingeſchlichen habon, find groͤßtentheils leicht zu 
- ‚verbeileen. 3.8. Jeſojade &. 39. Beſcheidung S. 45. 
Konier f. Jonier S. 106, Eurimus f. Euxinus ©. 10. 
u. ſ. Unter, biefe gehören auch Wörter, welche mit ei⸗ 
nem y gefchrleben worden find, aber mit einem $ gefchrieben 
"werden folten; und fo umgekehrt. Z. B. S. 37 tygermäle 


9 ©. 103 Sydonier. S. 113 Smirna. &. 108. Ey . 


teomentoälder. . Dagegen fchreibt der Verf. mit andern duräu 
gängig Aue (ber Luxus) weit die mehreften (bey weitem 


b. m.) all feine Liebe u. ſ. w. Doch wir ertauben uns, einige - 


"Eleine Bemerkungen über den Inhalt ſelbſt, die wir durch 


Beyſpiele aus den beyden Abfchnitten von ben Iſraeliten 
und Griechen eridutern wollen. Bey der Anzeige der 


Huͤlfsmittel fheint uns H. H. L. kelne firenge Auswahl ges 

- ‚troffen zu haben; denn Vollſtaͤndigkeit kann man In dies 
fem Buche nicht fordern. So fehlt 3.9. unter den Huͤlfs⸗ 
mitteln für die (Beograpbie von Palaͤſtina das vollſtaͤndig⸗ 

ffe und klaſſiſche, wenn gleich noch nicht beendigte, Werk 
von Mebrand van Hamelsveld, welches Jeniſch ins 
Deutſche uͤberſetzt hat. Und wenn bie Abhandlungen! von 
Staͤudlin und — angefuͤhrt werden ſollten, wie 

n 


Schriften, welche einzelne Materien der iſraelitiſchen Ges 
ſchichte bearbeitet haben, Hätten dann angeführt werden muͤf⸗ 
fen? Denn ebige Abhandlungen enthalten bloß. die Geſchichte 

der Lehre von der Wiederbelebung der Koͤrver nach dem Tode 

Bey den Ifraeliten. Wenigſtens hätten mit groͤßerm Rechte 
bie juͤdiſchen Alterthuͤmer von Warnekros, Jabn, Waͤb⸗ 

ner u. a., die Geſchichte des Staats der Juden von Cu- 

naeus, Sigonius, Leydekker, oder inftar omnium Vgoli- 


“s 


— — 


ere, weit mehr hierher gehoͤrige 


ni Theſauros Antiäuitatum facrarum, wo jene und viele 


andre die iſraelltiſche Geſchichte betreffende, Schriften abgte⸗ 
denckt worden find, ferner, Paulſen über die Regierung dee 


Morgenländer, Spencer de legibus Hebraeorum u. f. w. _ 


‚ „angeführt werden Fhnnen. Zu den Aeußerungen, weiche der 


Eeſer nicht gleich verftchen wird, rechnen teir 3. B. folsens 


de: Bote ſprach mie Abraham; Jehova fuhr fort in un- 


mittelbaren Erſcheinungen dem Moſes feinen Willen "zus 
verkuͤndigen; oder S. 30. Nach etwa eben Jahren hate 
— man 


4 


Br te Selchiche = 


nie kamen. ©. 42 heißtes: Der Jehova des Mofes war ' 


—2 


man 31 Renige (bey welchen ſich mancher mehr denken 


wird, ale er ſoll,) beſtegt, oder &. 32. Debora, auf der 


der Propfiggengeif? ruhte; oder ©. 39. den König Amazia 
zwang des Herrn Stimme u fi w. Weiter hin findet 
man wohl, dag H. H. Luͤder, wie es nicht anders zu erwar⸗ 
ten war, frepmüchiger denkt. &o helft es S. «0: Alles 
fiel fo unaufhaltfam und rettungslos, daß Iefaias kur in ei⸗ 
‚ner Sieberglutb Zeiten fingen konnte, wie fie waren und 


nicht das liebevolle Iefen, das Abraham. verehrie. (Rich⸗ 
tig! y Er war nicht der Urheber der Natur (widerlegt 


das aber nicht gleich der Anfang der Urkunde?). Er war 


einer von den Göttern, deren Zahl Niemand zu beſtimmen 
vermochte ıc. (Hat aber night Mofes, auf Einheit Gottes ganz 
"vorzüglich gedrungen, und die Vielgoͤtterey auf das firengfle 
verboten? wird mancher Lefer fragen.) In der Anzeige dev 
- Quellen ben der Gefchichte der Griechen, vermißt man Bafl, 
der die macedonifche Periode der Griechen ausführlich bear⸗ 


"beitet, und vor kurzem auch einen dentſchen Ueberſetzer ge⸗ 


funden hat; ferner den Thefaurus Antiquitatum Graecarem 
von Gronovius; Potters, Nitſches, Hartm anns Hands 
buͤcher fuͤr die Alterihaͤmer der Griechen; elnzelne Beytraͤ⸗ 
ge von de Marke u.-0. Bey der Erwaͤhnung des Home⸗ 
rus folgt H. H. CLuͤder den Reſultaten, die aus Hrn. Wolfe 
neneſten Unterſuchungen hervorgehen; die wir aber mit vle⸗ 
ken andern Gelehrten keinesweges unterfchreiben können; fo 
wahrſcheinlich auch Herr Wolf feine Hypotheſe zu machen gem 
ſucht hat. Noch weniger wird H. H. k. die Pefer auf feiner 


SDeite haben, wenn er fo veraͤchtlich vom Lykurgus und von 


felner Sefeggebung und von den Spartanern überhaupt, wie 
 Pauw in, feinen Recherches, oder vielmehr noch ſchlimmer 
urthehlt; deren Berichtigungen von Zeyne er doch in der 
" Anzeige der Quellen als gegruͤndet anzuerkennen ſcheint. Hier 


nur eine Stelle, die zugleich einige andere unferer oben er⸗ 
wähnten Bebauptimgen einigermanßen beftäeigen kann. „Es 
xkurgus übernahm, * ſagt dee Verf. © ı2+, „die Rettung, er. 


„ftieg vom Throne wieder herab» (aber warum?) und fuchte 
„im Austande, was er in feiner Heimath wicht ſuchen durfte, 
zſich ſetbſt nicht zutraute, und In fich felbft auch nicht finden 


- „eonnte. Er befüchte die Pfaffenfflaven in Yegupten (aber 
awoher wift das der Berf. beweifen?), die fErengen harten 
| Pa und in Jonien entzuͤckte ihn der Bötterglanz, in wel⸗ 


2 — „em 


Alee Geſchichte 46q⸗ 
dem die Waͤrgengel In Homers Geſaͤngen ftrabften.“— — 


„&enator Eonnte kemner werden, der nicht bald fechzig Jahre 
„zählte“ Cer mußte über 60 Jahre alt feyn, und fih duch 
Klugheit und einen undeſcholtenen Lebenswandel auszeichnen), ' 
„der alfo.nicht das Alter erreicht Hatte, deflen Erbtheil Furcht” 
„und Schwäche iſt,“ (Wir follten meinen, daß dieß der Fall bey* 
einem Volke nicht ſey, dergleichen die Spartaner ſchon das: 
mals waren, und das eine fo harte phyſiſche Erziehung genoß, 
und den Lurus nicht dem Namen nad) kannte!) Der Berf. . ı 
nennt fogar die Geſetze des Lykurgus einen Auswurf dee 
Boͤlle. (Mir gehören nicht zu denen, welche diefe Geſetzge⸗ 

bung für untadelhaft Halten, und mit unverdienten Lobprei⸗ 
ſungen uͤberhaͤufen; aber eine ſo grelle Schilderung, wie die 
des Hrn. Verf., ſcheint uns grundlos und ungerecht zu ſeyn. 
Ueberhaupt ſollten wir wohl den ſittlichen Werth’ einer No 
sion des Alterthums nicht nah dem Maaßſtabe unfers Zeit⸗ 
alters beflimmen! _ Noch weniger kann man beweifen, daß! 
die gerügten Fehler Insgefammt auf die Schuld des Lykurgus 
äurückgeführe werden Eönmen.) Won den öffentlihen Mahl 
“gelten der Spartaner meint der Verf., fie Hätten geholfen, 
wie unfere Rlofterfuppen. Bey manchen Aeußerungen 
treten mir allerdings dem Verf, bey, und es ift ung faum 
begreiflich, wie man die fpartanifche Berfaflung bey manchen 
offenbaren Fehlern ſo übertrieben bat loben’ konnen. Won’ 
Arden und dem Geſetzgeber Solon urtheilt der Verf. gänftigg 
jedoch mit Einfchränfung, und bier nehmen wir feine. Pars: 

. 2° Bon den übrigen: griechifchen Staaten eh Athen" 
‚und Sparta iſt nichts erzähle worden s elnige derfelben wer⸗ 
den nur ein oder ein paar Mal erwähnt, Unter den Huͤlfs⸗ 
mitteln für die Geſchichte Ser Macedonier würden wir Vo⸗ 
gels Biogtaphleen großer Männer des Alterthums ıc., deren 
zweyter Theil fich einzig mit der Gefchichte des Philippus ber’ 
ſchaͤfftigt, nicht übergangen haben,. wenn auch Olivier, 

Serran de la Tour, Burg und Gaſt's Geſchichte von Gries 

chenland nicht erwähnt werden follten. ' Daß übrigens bie. 
Geſchichte der Griechen und Römer nm ausfährlichften bes 

Bandelt worden iſt/ verfteht fich von ſelbſt. Wir heilen uns 

fern Leſetn noch eine Probe des Vortrags des Verf. mit. 

S. 106 f, findet fich folgende zwar fhöne , aber unfers Wer’ 

duͤnkens niche Hierher gehörige Schilderung, bes Landes, das‘ - 

die Griechen in Afien einnahmen. Wenigſtens pafıt Ihre‘ 

Ausfuͤht lichkeit nicht für dieſes Handbuch. „Das en 

u —— „ie 


a70Are Geſchichte. 


fie in Aflen ſelbſt einnahmen, ein Käfenfreff, 1700 Sta⸗ 
„dien lang und 460 breit, (die Berechnung nath deutſchen 
„Meilen würde manchem Leſer angenehm gewelen ſeyn) war 
„Erin reiches, aber ein fehr fruchtbares Land, dag Nabe 
„rungsmittel von verzüglicher Guͤthe (Güte) gab, und 
„frengebig den Fleiß des. Anbauers ohne. . Es Eonnte 
„Getreide und Reis erzeugen, Schanfe, Ziegen und Rinde, 
„dieh geben; es geftattete die Kultur des Seidenwurms, und, 
„ernährte das für den innern Handel Aflens nuentbehrliche 
„Kamel. SHerrlih, role dee Brden, war auch das Klima, 
„Die Hitze des Sommers milderten die Gebirge, die vielen, 
„Fluͤſſe und die lieblichen Winde, die vom Geſtade her wehe⸗ 
„ten. Weder heftige noch anhaltende Kälte verheerte im. 
„Winter, und wenn Sonien einen tweniger. fruchtbaren Bo» 
„den, befaß: fo genoß es den heiterften Himmel, und big. ges. 
„fundefte und fhänfte Luft. 6. 21. Der gänzlihe Mangel, 
„an Fluͤſſen, die zum Handel benust werden Eonnten, ent⸗ 
Iſchied Hier nichts umd was etwa die Natur in Hinſicht auf: 
„Hafen und Bajen fehlen an erfeßte leicht die Hand deg, 
7Fleißes x. (Was nun folge, gehört eher hierher.) Weiter. 
„beißt es $. 22. Unter dem milden fanften Himmel weck⸗ 
“ „ten und begeifterten den Dichter und Künftler eben fo vers. 
„Ichiedene als romantifche Gegenſtaͤnde und Augfichten, fos 
„wohl am Ufer, wie im Innern des Landes. "Unter vers 
| —— Eiſe und Schnee ſtarrten die hohen Gipfel des 
Taurus; in vielfachen Ktuͤmmungen durchitrten die Aeſte 
„des ewigen Gebirges das Land; ſelbſtſtaͤndig und frey erho⸗ 
„ben ſich einzelne Berge; durch Die großen duftenden Ebenen. 
— ſich, Seegen und Ueberfluß verbreitend, eine 
„Menge von groͤßern und kleinern Fluͤſſen; und am: Geſtade 
„Soniens eröffnete ſich ein Profpekt, von Macedoniens und, 
Theſſaliens Gebirgen begränzt, voll Leben, Mannichfaltigs 
„keit und Majeſtaͤt.“ AR | 


Uebrigens fcheint der Verf. mehr die neuern als ältern 
Quellen, und. unter jenen, Anacharſis Reifen, Heerens 
Ideen, Gilles u, a. zu Rathe gezogen zu haben. Bey der 
Behauptung &. 7 in der Vorrede, Daß der Blaube an 
ein befländiges Sortehden der Menſchbeit, der unter. 
ans fo viele Anhänger gefunden bat, den uͤberzen⸗ 
gendſten Beweis von der tiefften. Unkunde der. Bes 

chichte gewähre, und S. 8. daß der ſo oft gemachte Schluß, 
Dash —— 


J 


— 


von der intenſtoen auf die extenſior Kultur ein ſehr ſeltſamer 
Schluß ſey, wird der Herr Verf. vielleicht mehr Leſer auf ſeis. 
ner Oeite haben, als wenn er ©. 5 ſagt: Daß die Kiten 
zärgefchichte aller: vorbergebenden Zeitalter ein fol« 


ches Wert der Barmherzigkeit nicht aufzumweifen bas -. 


be, als obnlängft Herder und Wieland den Ungluüͤck⸗ 
lichen baben angedeiben: laffen, die Kant blendete 


and in. endlofe Cabyrintbe führte; ob wir gleich auf dag ' | 


Syſtem des Stifters der -Feitifchen Schule keinesweges ge⸗ 
ſchworen haben. Moͤchten uns doch unfere Geſchichtsforſcher 


munmehr lleber die mit hiſtoriſcher Kritik bearbeitete vollſtaͤn⸗ 


to nach dem Ideale, das ung vorſchwebt, erwarten. Auch. 


. Son völlig in’s Keine! 


= 


— Velinp. a RC 8 Hr 
\ et Weiſterwers enthdit midt Sioß eine pragmatliäie 


dige Geſchichte einzelner Völker in die Hände geben. An ein. 
ner folchen Sefchichte der. Briechen und. Iſraeliten fehlts 


und z. B. noch immer; für jene haben Milford, Billies, 
Saft, zum Theil auch Goldſmith, und: die Verfafler der: 


allgemeinen Weithiſtorie vortrefflich yorgearbeitet. AnKand» - 
buͤchern Der allgemeinen Weltgeſchichte, unter weichen 


das eben angezeigte Luͤderiſche, und in einer andern Kine 
ficht die von Kemer, Beck und Hübler allerdings. Vorzuͤ⸗ 


ge.behaupten, fehlt es ung nicht, und jedes hat feine gutem. 


Seiten; aber bevor nicht die Sefchichte aller Nationen, bes 
fonderg der wichtigften des Alterthums, Exitifch. und. ſorgſam 
bearbeitet. merden, läßt ſich feine allgemeine Weltgeſchich⸗ 


waͤre zu wuͤnſchen, daß einzelne Materialien der. Specialge⸗ 
ſchichte der Voͤlker genauer unterfucht, und die Reſultate aͤlte⸗ 
vor Gelehrten aufs neue geprüft wuͤrden. Das würde wahs 


rer Gewinn für die alte Geſchichtskunde ſeyn. Aber faft 


ſcheint es, als ob man waͤhnte, wir waͤren in dieſer Hitiſicht 


M 
O 
a BE‘ 
[4 


w 


Sehen des €, Yuflus Cäfar, von A. G. Meißner - 


‚ Berlin, bey Froͤlich. gi Erfter Theil. 410 


S. und XI Vorrede. gr. 


n gelpsichene: Lebeneboſchreibung zenes Roͤmers von ee 


* 


7 


Atte Geſchiche. 47t. 


IM 12 auf 


a Are Geſchichte. . 
Zr ein ſelbſt einnahmen, en Kuſten 1700 Sta⸗ 
re — 460 breit, (die — Halt deutfchen 


„Meilen würde manchem Lefer angenehm gewefen feyn) war - 


„Erin reiches, aber ein fehr feuchıbares Land, dag Nah 
„rungsmittel von verzäglicher Güche (Güte) gab, und 
„frengebig den Fleiß des. Anbauers lohnte. Es Eonnte 
„Getreide und Reis erzeugen, Schanfe, Ziegen und Rinde, 


„dieh geben; es geftattete ‚die Kultur des Seidenwurms, und, .. _ 


„ernaͤhrte das für den innern Handel Aſiens unentbehrliche 
„Kamel. Herrlich, role der Boden, war auch das Klima. 
„Die Hitze des Sommers milderten die Gebirge, die vielen, 
„Fluͤſſe und die lieblichen Winde, die-vom Geſtade her wehe⸗ 
ten. ° Meder‘ heftige noch anhaltende Kälte verheerte im. 
„Winter, und wenn Jonien einen weniger fruchtbaren Bor. 
„ben befaß: fo genoß es den heiterſten Himmel, und bie. ges. 
„fundefte und fhönfte Luft. $. 21. Der gaͤnzliche Mangef, 
„an Klüffen, die zum Handel benußt werden Eonnten, ent, 
Iſchied Hier nichts umd mas etwa die Natur in Hinficht auf, 
„Hafen und Bajen fehlen ließ, erfegte leicht die Hand deg 
„Fleißes ꝛc. (Was nun folgt, gehört cher hierher.) Weiter. 
„beißt es $. 22. Unter dem milden fanften Himmel wed. 
„ten und begeifterten den Dichter und Künftler eben fo vers 


„Ichiedene als romantifche Gegenftände und Ausſichten, für . 


„wohl am Ufer, ‘wie im Innern des Landes. Unter vers, 
 „Hänglihem Eiſe und Schnee flarrten die hohen Gipfel des 
„Taurus; in vielfachen Krämmungen durchirrten die Aefte 


* „des ewigen Gebirges das Land; ſelbſtſtaͤndig und frey erhos 
ben ſich einzelne Berges durch die großen buftenden Ebenen. 


„Menge von geößern und ffeinern Fluͤſſen; und am Geftade 
„Soniens eröffnete fich ein Profpekt, von Macedoniens und, 
„Theflaliens Sebirgen begränzt, voll Leben, Mannichfaltige 
„keit und Majeſtaͤt.“ Bu | 


— ſich, Seegen und Ueberfluß verbreitend, eine 


Uebrigens fcheint ber Verf. mehr die neuern als aͤltern | 


Duellen, und unter jenen, Anacharſis Reifen, Heerens 
Ideen, Gilles u, a. zu Rathe gezogen zu haben. Bey der 
Behauptung &. 7 in der Vorrede, Daß der Blaube an 
ein befländiges Fortruͤcken der Menſchheit, der unter- 
uns fo viele Anhänger gefunden bat, den überzeps 
gendſten Beweis von der tieffien. Uhkunde der. Bes 
ſchichte gewähre, und S. 8. daß der ſo oft gemachte Schluß 
— von 


— 


ee Geſchichte. 471 
von der intenſtven auf die ertenfioe Kultur ein’ ſehr feltlamen 
Schluß fey, wird der Herr Verf, vielleicht mehr Lefer auf feis. 
ner ©eite haben, als wenn er S. 6 fagt: Daß die Kiten 
värgefchichte aller: vorbergebenden Zeitalter ein ſol⸗ 
ches Werk der Barmherzigkeit nicht aufzuweiſen ha⸗ 
ke, als obnlängft Herder und Wieland den Ungläda 
lichen baben angedeiben laffen, die Kant blendete 
and in endlofe Labyeintbe führte: ob wir gleich auf das 
Syſtem des Gtifters-der kritiſchen Schule keinesweges ges 
fgworen Haben, Möchten-uns doch unſere Geſchichtsforſcher 
nunmehr lieber die mic hiſſoriſcher Kritik bearbeitete vollſtaͤn⸗ 
dige Geſchichte vinzeiner Völker in die Hände geben. An ei⸗ 
zer folchen Sefchichte der Griechen und Iſraeliten fehle 
uns 3. B. noch immer; für jene haben Milford, Billies, 
Gaft, zum Theil au Boldfmirb, und die Verfafler der 


allgeweinen Welchiftorie vortrefflich porgearbeitet. An Hand» - | 


büdern Der allgemeinen Weltgefchichte, unter welchen 
das eben angezeigte Absderifche, und in einer andern Nine 
ficht die von Kemer, Bed und Kübler allerdings. Borzda : 
ge behaupten, fehlt es ung nicht, und jedes hat feine gutem. 
Seiten; aber bevor nicht die Sefchichte aller Nationen, be⸗ 
fonders der wichtigften des Alterthums, kritiſch und ſorgſam 
Bearbeiter werden, läßt fi) Leine allgemeine Weltgeſchich⸗ 


to nach dem Fdeale, das ung vorſchwebt, erwarten. Auch 


waͤre zu wuͤnſchen, daß einzelne Materialien der Specialge⸗ 

ſchichte der Wölfen genauer unterfucht, und die Refultate aͤlte⸗ 

ver Gelehrten aufs neue geprüft würden. Das würde wah⸗ 

rer: Gewinn für die alte Geſchichtskunde ſeyn. Aber fafk 
ſeint es, ale 05 man waͤhnte, wir wären In dieſer Hinſiche 
fon vallig in’s Keine! | s 


| Me 
Sehen des C. Julius Gäfar, von A. G. Meißner | 
Berlin, bey Srölih. 1799. Erfter Theil. 410 
2 ©, und XI Vorrede. gr. 1 M 12.3, af 
Velinp. 2aRE.8 : \ 


9) leſes Meiſterwert enehäle nicht Bloß eine "pragmatifche, | 
Yan geſchriebene Lebensboſchreibung lenes Roͤmers von = 


! 


am Alte Geſchichte. 
erſuͤttilchem Ehrgeiſe und ſchlauer Vorftht; ſondern es greift: 
auch vielſeitig in die gleichzeitige, ja ſelbſt in die frühere ro⸗ 
miſche Sefchichte ein. Mag immer das Gemälde von der Las: 
ge des Staats, auf welchen Täfar naher fo mächtig wirkte, 
und die allgemeine Geſchichte der Zwifchenzeit zwiſchen Caͤſars 
Knaben⸗ — und erſtem Juͤnglingsalter, von weicher. feine- 
Blographen unter den Alten ſchweigen, manchen etwas zu. 
weit ausgefponnen duͤnken; fie find doch niche am unrechten 
Orte angebracht, und thun die gehörige Wirkung zur Dar— 
ſtellung eines, auch In weniger bemerkten feineren Fäden zur 
fammenihängenden, Sanzen. Solche Nebenwerke mögen 
auch auf den erſten Blick fcheinen — die Muflerung derer, 
welche gerade damals für die Häupter deg Staats galten, 
als Caͤſar feltte polttifche Laufbahn zuerſt im Staate begann, 
d. h. als er nach ſeiner Quaͤſtur ſeinen Sitz als Senator zu⸗ 
erſt in der Curie einnahm, naͤmlich des Pompelus Magnus, 
des Craſſus, des Catulus, des Lukullus, des SHortenflus 
und Cicero &. 203 — 23135 inglefehen die. Erzählung der 
Katilinariſchen Verfhwärung ©. 282 — 344; allein, ge 
sauer erwogen , war erftere, um den Haupthelden auf fels 
nam Standorte recht zu beurtbeilen, nothwendig, und letz⸗ 
tere, wenn auch nicht in dieſer Ausdehnung erforderlich, Doch. 
: immer zur Sache gehoͤrig; befonders da Eäfar von dem Ver 
dachte einer heimlichen. Theilnahme an jener Vetſchwoͤrung 
gereinigt werden follte, — Einige. wenige Fehler in Dar⸗ 
ellung der ältern Geſtalt der roͤmiſchen Republik abgerech⸗ 
‚net, blicket aus dem ganzen Werke ein fleißiges und kritiſches 
Quellenſtudium unverkennbar hervor, Dionyfius von Hali⸗ 
katnaß hätte vielleicht etioas mehr benutzt werden follens da 
er tiefer in römifche Staatsverfaffung eingeht, (wir nehmen: 
die frühefte Zeit aus, wo er oft ein wenig zu vlel feine Poli⸗ 
‚te fiepe), als Livius, der ſich mehr mit Kriegen befchäffe 

tigt. Beglerig find wir auf die folgenden Bände, die ei⸗ 
gentlich erft ‚die allerwichtigſte Lebensperiode bes Caͤſar ent⸗ 
Halten werden. Denn biefer erſte Wand gebt erſt dis zu” 
Caͤſars erftem Conſulate; obwohl au er ſchon des Intereſ⸗ 
fanten genug enthaͤlt. Und dieles- Intereſſe wird gar ſehr 
erhöht durch des Verf. bekannte buͤndige, treffende und Erafts 
volle Darftelung, durch den’ leicht hinſchwebenden gefaͤlligen 
Gang der Erzählung, durch die Schoͤnheit und Eleganz des 
Ausdruds, durch die eingewebten Näfonnernents, durch 

Die uͤberall fichtbare Mägigung, den Teen. Blick und geſetze 
F 5 ten 


— 
+ 


[4 


- 


Ate Geſchichee. 423 


ten — Im Urtheilen, endlich durch die richtig gezeich⸗ 
neten Charaktere der toͤmiſchen Otaatsmaͤnner And Kriege - 
Helden, die mit oder um und neben. dem Caͤſar, oder auch 
‚gegen ihn wirkten; 3. B. in der vorhin angeführten Stelle. 
In den Anmerkungen find Umftände, die für den Kenner 
Im Gange der Erzählung nur Eurz angedeutet find, bin und 
wieder nähen angegeben; noch öfter aber find in denfelben die. 
ſich widerftreitenden Angaben der alten Geſchichtſchreiber bes 
ruͤhrt, und mit hiftorifcher Kritik beurcheiltz welches dieſem 
Wexke Für den Geſchichtsforſcher noch einen eigenen Vorzug . 
giebt. Auch ift ſelbſt im Laufe der Erzählung Hiftorifche Kris 
. gie eingemifcht. So ertlärt fih der Verf. S. 248 — 258 . 
aus inneren Gründen der Untoahrfcheinlichkeit gegen die Ber 
. Bauptung einer, vor der Ratilmarifchen vorausgegangenen Betr 
ſchwoͤrung zwiſchen P. Craſſus, P. Sulla (dem Bruͤders⸗ 
ſohn des Diktators) und. 2. Autronius; woran auch Caͤſar 
Antheil gehabt haben ſollte. Dagegen! möchte die Rettung des 
Eäfar gegen den Vorwurf der Mitwiſſenſchaft der Katilina⸗ 
rischen Verſchwoͤrung doch noch Widerforuch finden. Zu 
wuͤnſchen/ wäre, daß ein ſolcher Schriftfteller, als Deutſch⸗ 
land in Herrn M. ſchaͤtzt, ſich des terlum im Style volltoms 
men befleißigte, und manche kleine Affekrationen im Ausdru⸗ 
de und der Rechtfchreibung vermiede. Dahin rechnen wir ' 
3 B. Pompejus beiktrahlendes Gluͤck machte des Craſſus 
Namen erbleichen (ein fhiefer Ausdruck, für: verduns 
kelte ibn); ſchickſamer für ſchicklicher; wankelbaft; ein 
verſchaͤrftes Dekret; vor jeder Verlaͤumdung bis ins greife 
Haac gefichert s der angefehendfte ; Abweſendheit; Kenntzeis 
Au. Auch ſchreibt Herr M. immer Prolomäus. und Tror 
pbäen, ſtatt: Prolemäus und Tropaͤen. Papler und Druck 
machen dem Verleger Ehre; aber viele Drudfebler: haben 
a bemerkt; Boch nirgends folche, welche den Sinn ver« 
ſtellen. 


1} 
u P D R e 5 ‘ 
— L. 


.A. D. B. IVI. B.⸗ↄ. St. Vlis Zeft. Hs Mitt⸗ 


- 


474 | . 
Mittlere und neuere, politifche und 
Kirchengekbichte. - 


Staats⸗ Archiv. Helmftäde und Leipzjig. Zehntes 
bis funfzehntes Heft. 1797. 1798. 1799. 8. 
jedes Heft 9 KR. = 


Dieſe Zeitſchrift erhaͤlt fi; iminer noch bey Ihrem allgemei⸗ 
nen Beyfall, und gewinnt immer mehr bey dem Publikum, 
“wegen ihres unterhaltenden und lehrreichen Inhalts. Durch 
ſeinen Aufenthalt auf dem Friedens⸗Kongreſſe zu Raſtadt, 
ward der Herr Herausgeber verhindert, die Hefte fo ſchnell, 
als es wohl der Vorrath an Materlalien erlaubt haͤtte, auf 
einander folgen zu laſſen. Jetzt ift bieſe Verhinderung vors ' 
über, und es läge ſich vermuthen, daß gedachter Aufenthalt, : 
wegen der mancherley Bekanntſchaften, wozu er dem Herrn 
Herausgeber Gelegenheit verfhaflt bat, für das Archiv die 
erfpeießlichften Folgen haben wird. Unter vielen intereſſan⸗ 
ten Materien, welche in den angszeisten Heften vorkome 
men, machen toir., als bie lehrreichſten, namhaft: die Akten⸗ 
ſtuͤcke, welche die Regierungs = Säbigkeit des Heren Fürs 
ſten Friedrich Cars zu Miied = Kleuwied; die neueften 
„ildesbeimifchen und? MWörtembergifchen Zandfchafte 
Sacen; und bie in mehreren D, Landen zur Sprache gefome 
mene Verbindlichkeit der Steuerfreyen, zur Bezahlung der . 
Krieges Schulden zu konkurriren, — betreffen. An frey⸗ 
muͤthigen und treffenden Bemerkungen, läßt es der Here Her⸗ 
ausgeber uͤberall nicht fehlen. : : 


6 j = Eu 


“ 


Des weiland Grafen Rochus Friedrich zu Lynar; 
‚Herrn der freyen Standesherrfchaft Lübbenau — 
“ hinterlafsene Staats{chriften und andere Aufsätze 
vermifchten Inhalts. Hamburg, bey Hoffmann, 
1791. Zwehter Band, 2 Alpbab. 7 Bog. 8 


Der 


\ i N 


Ä GSeſchichte. 475 


Der groͤßte Theil dieſes Bandes (G. 1 0) betrifft die 


wichtigſte diplomatiſche Sendung des Grafen zu Lynar, ver⸗ 
möge welcher er, als vermittelnder daͤniſcher Staarsminifter, 
die berühmte Convention zu Kiofter Seven vom J. 1757, 
durch welche der damalige König von Gsoßbtitannien feine 
deutſchen Länder und Truppen, nach der ſuͤr diefe ungluͤcklich 

ausgefallenen Schlacht bey Haſtenbeck, retten wollte und 
wirklich rettete, zu Stande brachte. Die umſtaͤndliche Dars 


fegung diefes Handels, ſoll bauptfählich zur Nechtfereigung - 


"des Strafen gegen Be bitten Vorwürfe, de ihm K. Fries 
drich der ate von Preußen, felbft noch nach deflen Tode in 
feinen Oeuyres pofthumes, machte, dienen; wie dieß die 
franzoͤſiſch⸗geſchtiebene Vorrede ausdruͤcklich beſagt, und wo⸗ 


hin auch die Titelvignette zielt. Dem Hiſtoriker und Poli- 
tiker find aber die hier mitgetheilten, uͤber jene Verhandlung - 


entſtandenen, zahlreichen Aktenſtuͤcke, in anderer Hinſicht 
merkwuͤrdigz indem man erſt daraus eine aͤchte Geſchichte 
derſelben — denn bis dahin lag ſie faſt noch ganz im Duns 
. Beln — verfertigen kann: ob man ſich gleich noch die zwiſchen 
Berlin, London und Hannover gewechſelten Depeſchen dazu 


wuͤnſchen wird. Voraus geht eine Skizze der Kriensgefchiche 


te im J. 1757. Es folget darauf eine Furze Geſchichte und 


der Inhalt jener Convention. Beyde Stuͤcke find franzͤ 
ſiſch geſchrieben. Alsdann folget ein deutſches Schreiben des 
Hannoͤveriſchen Miniſters, Freyhetrn von Muͤnchhauſen, vom 


aten Sept. 1757 (an den Grafen Lynar), nebſt Miniften 
rials Schreiben an den Eomitialgefandten, Freyherrn von 


Semmingen, vom aten May 1757. Nun die erwähnten. 
Aktenſtuͤcke ſelbſt, 264 an der Zahl, theils franzoͤſiſch, theils 
deutſch. Zuletzt 8 waͤhrend des Krieges 1757 bis 1758 frane _ 


zöfifch gefchriebene Briefe, deren erfter (gewiſſermaaßen mehe 
Relation) ‚einige Anekdoten von der Schlacht ‚dev Noßbach 
enthaͤlt, und zwar von franzöflfher Seite. Man fücht auch 
hieraus, daß dieles Treffen unterblichen feyn würde, wenn 
man dem’ Ealtblütigen Grafen von St. Germain gefolget 
bätte: er wurde aber von Broglio und andern Hitzkoͤpfen, 


Die den König von Preußen mit feinem: kleinen Heerhaufen 


in Sedanten fchon gefangen bielten, uͤberſtimmt. Der uns 
genannte Franzole bekennt aufrichtig. die großen, unverzeih⸗ 
lichen Fehler der Generale bey diefem In feiner Are faft einzi⸗ 


en Vorgange, und aͤuſſert feinen. Unwillen Darüber, — 


bes den armſeligen Helden, Pr. v. Ö...... 


1 [4 


Taſchen⸗ 


ve 


478 Gefſchichte. 


Taſchenbuch fuͤr bie Geſchichte, Tapegraphie und 
Statiſtik Frankenlands, beſonders deſſen Haupt⸗ 
ſtadt Wuͤrzburg. 1798. Frankfurt und Leipzig, 
in. Commiſſion bey Palm in Erlangen. 1 Alph. 


3 


27 Bog. ki. 8. 1 R. 


Waren mehrere Bewohner Beanfenlandee fo wall, non edlem 
und glühendem Parriottfpns für ihr Vaterland, wie dev Hr. 
‚Doktor, Roth. und Profeſſor Franz Oberthuͤr zu Würze 
burg *): ‚fo würde diefes, In mehr als einer Hinſicht nicht 

‚allein fie, ſondern Auch andere Deutiche intereſſirende Tas 

ſchenbuch, feinen uuuinterbroddenen Fortgang. jährlich gehabk 
haben; deſſen es mahrlich weis wuͤrdiger iſt, als die meiften 
Bücher diefer Art, bie von Seeichtigkeiten und Frivolitaͤten 
vol, an Realitäten aber arm find. Der Jahrgang 1796. 
war der letzte, den wir anzeigen. Fuͤr daß 1797. ihien 
nichts. Fuͤr 1793 konnte der. Verf. keinen Verleger, kaum 

- sinen Commiſſiqnair, unter dem großen Heere yon Buchhaͤnd⸗ 
lern fiüden; und ſeitdem ſcheint vollends alle Hoffnung zur 
Fortſetzung verſchwunden zu ſeyn. Vielleicht lebt fie dereiuſt, 

wenn Frieden die Deutſchen begluͤckt, wieder auf. Wir une 
lcres Ortes wuͤnſchen es aufrichtigſt. | Ä 


Nach einer 56 Seiten langen Vorrede, worin Herr O. 
die Verdienſte einiger Franken, waͤhrend des Repolutionskrie⸗ 
ges. mit den Franjoſen, beſonders diejenigen des vortreffli⸗ 
hen Reglerungspräfidenten von Groß zu Bamberg, nach 
Mürden preifet, felgen Angaben von Tagen, an denen 
merkwürdige Dinge im Sranfenlande gefchaben: als der ı 418 
Gebr. 1795, an welchem der unvergeßliche Fürft  Bifchof von 
Würzburg und Bamberg, Franz Ludwig von Erthal, ſtarb; 
gebft einer Skizze zen vielfachen Verdienſte, die, gleihlam 

Einleitung ſeyn fo zu einer ausführlichen Labenss und Re⸗ 
glerungsgeſchichte deſſelben, dig mar ſchon lange von Herrn 
* mit ungeduld erwartet. Deygefoͤgt iſt eine Beſchreibung 
der Gebraͤuche, die nach dem Abjterben: eines ſolchen geiftlin 
hen Zürften, und Bey. der Wahl und Cinfuͤhrung — 


Erg ex feinen Namen dießmal verfämieg, willen wit 


J v a * 

oa4 a 4 
N 
-/ 


Geſchichte. qm 
Nachfolgers beobachtet werden. Ferner, von Gruͤndung de& 
Chriſtenthums in Franken; von dem am- zaten April 1794. 
verftorbenen Benebiktiner zu Neuſtadt am Mann, Placidus 
Stuͤrmer, und deffen jeßt ſchon feltenem und merkwürdigen . 
Bude: Dogma fcholafticorum de unitate in trinitate etc: 
Berner, von der'Jähel, feyerl, Proceffion nach Waldthuͤren; 
won dem 1748. verſtorbenen Weyhbiſchof zu Bamberg, Franz 
Joſeph von Hahn (wo auch Züge aus dem Leben des Verf. - 
vorfommen ‚role auch das Verfprechen, daß eine ausführliche 
Biographfe diefes merkwuͤrdigen Gelehrten, des eigentlichen 
Urhebers des Chronici Gottwicenfis, erfcheinen werde), -' 
yon der Altern Geſchichte des Bischums Würzburg » - u, f. w. 
Es wird aledann die Topographie der Stade Würzburg, dur) 
Beſchreibung des Gainheimer Viertels, fortgeſetzt. Auch 
bier ſtͤßt man auf alerhand technofogifche und biographifche 
Notizen, ſelbſt dem Auslaͤnder nicht gleichgültig; gelegent⸗ 
lich auch von den Maynzoͤllen, von dem Orden der — 
‚ner Eremiten, von deſſen Klöftern in Würzburg und in dem 
Wuͤrzburgiſchen, auch von rinigen verdienten Männern, die 
darin gelebt Haben; z. B. von dem 1776 zu Prag verftors 
benen Sordan Simon, der ein nicht gemeiner Gelehrter, aber 
auch ein nice gemeiner Ruͤnkemacher war, Herr D. fucht 
a in Hinficht auf die leptere Qualitaͤt zu gefliſſentlich und 
parteyifch zu entſchuldigen. 


-- 
- 
. 


2 Ze ‚Or. 
‚Allgemeine Sammlung hiſtoriſcher Memoires vom 
- zwölften Syahrhundert bis auf die neueften Zeiten, - 
durch mehrere Verfoffer überfegt, mit den noͤthi⸗ 
gen Anmerkungen verfeben, und jedesmal mit eis 
ner univerfalbiftorifchen Ueberficht begleitet, her» 
- ausgegeben von Friedrich Schiller, Hofrarh und 
+ Profeffor der Philofophie in Jena. Zweyte Ab⸗ 
theilung. Achtzehnter Band. Mit einem Kur 
prer. Jena, bey Maufe. 1799. 410 u.XXXIX 
Seit. Meunzehnter ‘Band. 430 u. LXXII Seit. 
st. 8, ı PR: 9 K- J J | 
- 553° Bey 


478 Geſchichte. 


Bey dieſem bekannten, raſch fortſchreitenden Werke, bedarf 
es nur der Anzeige des Inhalts eines jeden Bandes. Beyde 
Bände enthalten die Denkmürdigkeiten des Kardinals von 
Xen, aus den erften Jahren der Regierung Ludwigs 
- XIV.; in der Einleitung, welche vor beyden Bänden fleht, 
wird der Geiſt der Fronde treffend und mit lebhaften Farben _ 
dargeftellt. Das Bildniß des Kardinals von Ketz ziert den 
asten, und das des Kardinals Mazarin den ıgyten Band. 


\ . Ofg. 


F 


= 


Hiſtoriſche Gemälde in Erzählungen merkwuͤrdiger 

> Begebenheiten aus dem $eben berühnter und be= 

rüchtigtee Menfchen. Sechſter und fiebenter 

Band, Oder: Merkwürdige. Begebenheiten, 

.. Charafterzüge und Anekdoten. Zepter und drit⸗ 

ter Band. Seipjig, bey Hartknoch. 1798. Zus 
ſammen 2 Alph. 7 Dog. 8. 208. 16. 


Die Abſicht und der Gehalt dieſer Sammlung ſind zu be⸗ 
kannt, als daß es noͤthig wäre, noch etwas zu: ihrer nähere 
Charakterifirung zu bemerken. — 


Hvwz. ° 


Leitfaden zum Unterrichte in der ſaͤchſiſchen Geſchichte 
für Buͤrgerſchulen von M. Johann Chriſtian 
Dolz. Leipzig, bey Barth, 1799. 6 Bog. 8. 


Geriug an Bogenzahl, aber ſehr reichhaltig an wohlgewaͤhl⸗ 
ten, wiſſenswerthen Nachrichten zur ſaͤchſiſchen Geſchichte, 
nicht bloß Geſchichte der ſaͤchſtſchen Regenten; ſondern auch 
Kultur⸗ und Kunſtgeſchichte des Wolts und Landes: und wie 
wuͤßten wirklich Beinen zweckmaͤßigern und zugleich kuͤrzern 
Leitſaden zu einem allgemein genießbaren Unterrichte in der 
ſaͤchſiſchen Geſchichte zu empfehlen, als gegenwaͤrtigen. Er 
theilt fie im drey Zeitabſchnitte eins 1) aͤlteſte —— * 
2: — ichte 


Geſchichee. 479 


— 


ſchichte bie zur Verbreitung der chriſtlichen Rellgionslehte un⸗ 


ter den Sorben, vom Jahre 200 nach Chr. Geb. bis - 


970. 2) Won da bis zur Reformatlon 1517. 3) 8 


der Reformation bi 1799. Der Verf. giebt alfo dem Be es 
‚uetbeile des Namens nach, die ſaͤchſiſche Geſchichte, d. i. die 


Geſchichte des jegigen fächfiihen Haufes, Volkes und Lans 
bes, mit dee Sefchichte der alten Sachſen anzufangen, bie 
doch mit dieſer in gar Seiner Verbindung flieht: jedoch ge⸗ 
ſchieht diefes fo Eurz, daß es bloß um der Vollftändigkeit der 
Geſchichte des Fächfiichen Namens wegen, da zu ſtehen fcheint. 
In jedem Zeitraume aber iſt gewiß nicht eine, Epoche mas 
chende Begebenheit oder Erfindung übergangen worden, und 
man findet Bier Nachrichten, 3. B. von dem fähfifchen Poſt⸗ 
weſen, den Abgaben, Anfang des Kartoffelbaues 1717, des 
Kaffeegebrauchs 1718, und viele, andere, die man in fo wenig 
Bogen nicht erwartete, oder aus geößern Werken muͤhſam 
aufammenfegen muß. Zum Schluß bat der Verf. auf 2 Sei⸗ 
ten eine nach gleihen Grundſaͤtzen der Wahl eingerichtete 
Zeittafel der fächfifchen Geſchichte angehängt, deren legte An⸗ 
gabe ———— Tod vom J. 1798 iſt. 
Bg. a 


L) 


Erdbefehreibung, Reifebefchreibung und 


Statiſtik. 


Auswahl der beſten auslaͤndiſchen, geographiſchen 
und ſtatiſtiſchen Nachrichten zur Aufklaͤrung der 
Voͤlker⸗und Laͤnderkunde, vor M. C. Spren⸗ 
gel. Halle, in der Rengerſchen Buchhandlung. 


1799. Zmölfter Band. 314 6.9.— Dre» 
zehntee Band. 308 ©. nebft einer Charte der 
Nordweſt⸗Kuͤſte von Amerifa, von Cap, u 


Vancouver. a ME 
Nr zwölfte Band diefer nästihen- "Sammlung — 


das Tagebuch der brittiſchen Volkspflanzung in Neu—⸗ * 


‘ 


— 


holland oder. Kreufhöwales , vom ızten May »788 bis 


aam en 1796, Diefe im Jahre 1788 ——— Kold⸗ 
95 4 nie 


+ 


480 Erdbeſchrelbung. 
nie fehlen im Mutterlande ſowohl, als In andern Fändern, 
uͤber dem noch fortdauernden europäͤiſchen Kriege, beynahe 
vergeſſen zu ſeynz und mon mußte von ihrem neueſten Zus 
ſtande nichts mit Gewißheit, bie: diefe Luͤcke durch die bier 
theits uͤherſetzte, theiis in Auszug gebrachte Geſchichte wora 
Neuſodwales des Herrn Collins gluͤcklich ausgefüllt worden. 
id. Er war mir unter den erſten, welche wach dieſem Dis 
firifte von Neuholland ſchifften, und blieb daſelbſt bis in den 
September 3796, Da er dafelbft das Amt eines Richters 
beffeidere , und zu deu erften Eivdi: Beamten. der fiih allmaͤh⸗ 
lich aushreisenden Kolonie gehörte: fo war er vorzuͤglich im 
©tande, die beſten Nachrichten von den Hauptveraͤnderun⸗ 
gen ter ihm mit untergeoräneten Kelonie zu erfahren. Sein 
Tagebuch umfaßt alle säglihe groͤßere und Eleinere Vorfälle; 
Lie ſich in dem Hauptorte Sidney, und den dapon abhäns 
genden Anoflanzungen, ereignet Gaben. Vieles davon iſt da» 
ber hier weggelaſſen, oder nur kurz beruͤhre worden. Dabey 
aber hat er keinen Umſtand uͤbergangen, der die Fortſchritte 
der Kolonie unterbrach oder etweiterte; mie 5.8. die Spetulao⸗ % 
tionen der Nordamerikaner durch den Abfag manchet Bedürfe - 
niſſe, bey ihrem ſuͤdlichen Wallfiſchſauge, oder bey dem Pelz⸗ 
handel an der Nordweſtkuͤſte, enwas neben her zu verdienen; 
die Bemuͤhungen der Kolonie, ihren Wiehftand vom Cap, 
Bengalen, und felbft aus ben ſpaniſchen Beſttzungen der 
neuen Welt zu vermehren; die Preile der vornehmſien Be⸗ 
Bürfniffe, und bie Verfuche, durch nähere Berbindung mit 
den menſchenfeindlichen Teufgeländern, die Bearbeitung 5 
ses fo ſeht gepriefenen Flachſes zu erfahren. So keſenswer 
wir die meiſten dieſer Nachrichten finden: fo halten wir es 
Doch niche für nothig, einen Auszug daraus mitzutheilen, und 
ernpfehlen nur noch, mas am Ende diefes Bandes über bie 
Sitten der wilder Einwohner jener Gegenden beugebracht 
it. Ein Gedanke drängte fich Übrigens dem Leſer öfters auf: 
des Zweifel, ob es auch rathſam ſey, eine Kolonie von grös 
bern und geringern Verbrechern zu fliften? Das viele Un⸗ 

ı beit, das in der bier. befchriebenen von ihnen verurfacht wur⸗ 
de, und der durch fie zuruͤckgehaltene Fortgang’derfeiben, ſchei⸗ 
ven wenigſtens gewiſſe Einſchraͤnkungen eines folhen Eng _ 
wurfs anzurathen, nn Be u 

Im dreysebnten Binde {ft ein Auszug aus Beorg 

Vancouvers Entdeckungereiſe in. den noͤrdlichen — 

N: j Walſ⸗ 


— 


Erbbeſchrecbung · 48* 


wAſara der Sadſee and länge den weſtlichen Koͤſten 
von Amerika, vom jahre 1790 bis 1795 eingeruͤckt, aber 


sicht vollendet worden; obgleich Here Spr. alles, was nur 
den’ kuͤnftigen Seefahrer intereſſtren kann, daraus: weggelaſ⸗ 


fin Bar: Vanconver begleitete den beruͤhmten Cook auf . 


feiner zweyten und dritten Meile um die Welt, und diente 
hernach bis » 290 auf der engiſſchen Flotte in Oſtindien. Da 


Cook unter andern wichtigen Eutdeckungen auch benerft bata 


— 


te, daß die nordweſtlichen Kuͤſten von Amerika reich am fein- 
ſten Pelzwerke, beſonders an ſchwarzen Seeottern waͤren, 


die in China ſo ſehr geſchaͤtzt werden: fo fieng ſich gan bald ein 
wichtiger Petzhandel in dieſes Reich an. Won 1785 bie 


7.3789, da die Spanier denfelben durch Wegnahme verſchiede⸗ 


ner Schiffe in der Mutka ſtoͤrten, waren: vierzehn brittifche, 


portugieſiſche und amerikanifhe Schiffe, außer den Spar 


niern fetbft, mit diefem Gewerbe beichäfftige, und file .erhiels 
ten in Eanton für ihre Ladungen 252979 Piaſter. Diefe 


und andere Handelsſchiffe entdeckten auf ihren miederholten 


Reiſen mehrere Haͤſen, Einfahreen und Synfeln „ die Cook 
nicht giſehen hatte; dieſe unbekannte Küfte ftieg allmählich 
aus ihrer Dunkelheit hervor. Dach einige von jenen See⸗ 
faßtern. fiengen an, das Dafegn eines zufammenhängenden 


feſteü Landes in diefer Welsgegend zu bezweifeln; fie wollten 


hier viele große und. Heine Inſeln, Breite Durchfahrten un 


Überhaupt mancherley Meerengen gefunden haden, die ſich 


tief ing Innere von Nordamerika erſtreckten, und ſich viel 
leicht in die Kanadifchen Seen odet in die Hudſonsday verlie⸗ 


ren konnten, Durch ihre Berichte war alſo bie Hoffnung - 
neu belebt, Amerita in der nördlichen Gegend durchſchiffen 


zu koͤnnen. Die. Spanter, durch die ruflifhen Entdeckunẽ 


‚gen von Kamtſchatka aus rege.gemacht, waren ſchon 1775 


mit Unterſuchungen über diefe Durchfahrt beſchaͤfftigt. Auch 
wurde, auf die Nachricht non den neuen englifhen Entbeckun⸗ 
gen, Mialefpina 1789 mit zwey Torvetten von Cadix aus 
geſandt, die nordweſtliche Küfte ber neuen Welt zu durch 
forſchen. Allein, da diefer Befehlshaber ſchon ſeit einigen 
Sahren verhaftet. ift: fo liegt feine Reiſebeſchreibung no un⸗ 
gedruckt in Madrid; und man weiß nur aus andern Nach⸗ 
richten, daß er vom sg — 61. Grade vergebene eine Durchs 


fahre ins arlantifche Meer gefuht bat. Vancouver fand 
1792, ols.er in aͤhnlicher Abſicht in dieſen Gewuͤſſern her⸗ 


umreiſte, zwar andere zu dieſer Flotte gehörige Schiffes die 
— ver >) 5 Am 


2 


— 


482 Reifebefcrelbng. u 


Ihm aber auch ihre Erfahrungen mittheilten, welche jene Hp⸗ 
pothefe widerlegen; und er hat fie auf feiner -Charte, welche 
Diefem Bande verkleinert beygefuͤgt ift, eingeſchaltet. Eben 
dieſer Herr V. wurde von der brittiſchen Regierung im Jahre 
1790 mit zwey Schiffen ausgeſandt, um Beobachtungen an 
dieſer Kuͤſte anzuſtellen, und Nutka nebſt einigen benachbar⸗ 
ten’ Höfen in Beſitz zu nehmen. Cr kam zwar im. Jahre 
1795 zuruͤck; ftarb aber drey Jahre darauf, mitten unter deu _ 


. Ausarbeitung bes -dristen Theile feiner Reiſebeſchreibung. 


m 


Diefe erſchien unterdeflen yoch in eben bemfelben Sabre zu . 
London .. in drey Auartbänden, nebft einem Follobaude Spes 


 clalharten und Anſichten. Durch feine mühfamen Forſchun⸗ 


gen hat es der Verf: erwiefen, daß in der von ihm befahr⸗ 
nen großen Strecke an Eeine Ducchfahrt zu denken ſey; daß: 
Die großen und kleinen Inſeln nicht durch weite Meere, fons _ 
dern, die Charlotteninfeln ausgenommen, durch Meerengen 
und Straßen vom feften Lande gefchleden find, und daf die _ 


Kuͤſte des letztern fo fehr mit zufammenbängenden Bergket⸗ 
- gen bedeckt iſt, daß fig alle Durchfahrt verfperren. Obgleich 


Diefe Beobachtungen den Hauptinhalt ausmachen: fo find 


boch auch viele angenehme Nachrichten von den Sitten ber, 


jene Küften und Inſeln bewohnenden Stationen eingeſtreuet 
worden. Das Original haben wir nicht gefeben ; hoffen aber, 
dag Herr Spr. die ibm ſonſt eigene Genauigkeit auch bier 


nicht vergeffen Haben werde, 
i ** N. 


Reiſe aus Bengalen nach England, durch die noͤrd⸗ 


lichen Theile von Hindoftan, durch Kaſchemir, 
Afganiftan, Perfien nd Rußland, Bon Georg 


Forſter, vormals in Eivildienften der Englifchen 


Dftintifchen Compagnie, ° Aus dem Engliſchen 
. überfekt, und mit Anmerfungen begleitet von 


C. Meiners, Koͤnigl. Großbritann. Hofrath, und 


ordentlichen $ehrer der Welitweisheit in Göttin 
gen. ‚Zürich, bey Orell, Oeßner, Fuͤßli und 
Comp. 1796,'342 ©, gr 8. ohne die. Vorrede 


u ev ) 
a 


Reiſebeſchreibung. | — 483 


. von 28 ©. und einem Sandepärtchen auf einem 
- + Dftavblatte, welche Borfters Reifeweg von-Salle ' 
don bis Kafchemir abzeichne. MR. ı6e 


Dieſe ſehr merkwuͤrdige Reifebeſchreibung erſchlen im Jahre 
- 1790 zu Caleutta in Bengalen; blieb aber ſelbſt In England 
eine große Seltenheit bis auf die neueften Jahre. Der um : 
die Geographie von Oftindlen fo ungemein verdiente Major 
Xennel, gab zuerft in ferner'oftindifchen Erdbefchreldung einen 
Auszug aus Sorfters Tagebuche; und fein Urtheil uͤber diefe 
Reife, das Herr M. ©. ı0 fg. einruͤckt, verdient aud bier 
zu ſtehen. „Diefer Reifende, ſagt er, gieng in den Jahren 
„1783 und 1784 zu Lande von Bengalen bis an bie Caſpi⸗ 
„fche See, und von da den gewöhnlichen Weg nach Peterss 
Iburg. Der Sicherheit wegen mußte er das Land des Seiks 
„oder Labor meiden. Er feßte daher über ben Ganges und 
Jumnah in den Gebuͤrgen, und kam über Jummoo nady 
„Kaſchemir. Diefes berühmte Land beſuchte er, wie es 
„ſcheint, bloß aus Neuglerde; da es fo weit außer feinem 
„Wege lag. Aus Kaſchemir Grad) er nach Eabul, der Res 
„fidenz des Timur Schab, Königs von Candahar, auf, 
„den man häufiger Nbdallab nennt, Ron bier aus! wollte 
„er durch die große Bucharey reiſen; da aber bie Wege zu 
“ „unficher waren: fo nahm er die gewöhnliche Straße der Tas 
„ravanen von Candahar. Aus diefer Stadt, welche manche 
„Gelehrte für das Paropamifliche Alexandrien Halten, gieng 
„fein Weg fat in gerader Linie über Herat bis an das füdlis 
„he Seftade des Eafpifchen Meeres, durch die heutigen Pros 
„uinzen Seiſtan, Khorafan und Mazenderem, melde den 
„Alten unter dem Namen Paropamilus, Aria, Parthia und 
‚„Tapwi bekannt waren. Er bat alfo einen beträchtlichen 
mThell des Wege gemacht, den Alexander waͤhlte, als er 
„den Beffus verfolgte. Well er als ein Muhammedaner, 
„und in Gefelfhaft von Muhammedanern durch eine große 
GStcrecke Landes reifte, wo den teligiofen Vorurtheilen der 
 „Eingebornen ihre politiſche — —— alle Arten von 

Fremden beynahe gleich kommt: fo muͤſſen wit nothwendig 
ſchließen, dag ein Mann, der dieſes ſchwere Unternehmen, 
wohne Verdacht zu erregen, durchfuͤhren konnte, eine feltene 

„Gegenwart des Geiſtes, eine nicht geringere Klugheit, und 
eine außerordentliche Leichtigkeit beſaß, fremde Sprachen zu 


% 


oler⸗ 


8 © Befebefeierbing, 


„lernen, und fi in feemde Sitten zu ſchicken. Die Entde⸗ 
„tung deſſen, was er verbarg, wäre ſchlimmer als der Tod 


aewelen; und doch war er den befländigen Vermuthungen 


„feiner Reiſegefaͤhrten ausgefeßt, welche nie um fein Ges 
„heimuiß wußten. Er brachte auf dem Wege von dem letz⸗ 
„ten drittifchen Poften in Oude bis an dag Caſpiſche Meer, 
„der 2700 englifhe Meilen betrug, beynahe ein’ ganzes Jahr 


2 


„iu, und während diefer Zeit mußte er allen Bequemlichkei⸗ 


„ten und Annehmlichkeiten des Lebens entfogen, die in Eu 
„ropa auch von den aͤrmſten Menfchenklaffen genoffen wer⸗ 
„den.“ Nun iſt zwar von feiner Meifebefchreibung nur der 
erfte Theil, der die Reiſe aus Bengalen nah Kaſchemir 
enthaͤlt herausgekommen; auch iſt der Verf. ſeitdem geſtor⸗ 
ben. Doch befindet ſich die Handſchriſt des zweyten Theils 


In den Händen eines großen Handelshauſes zu London, und 


es Hänge us von gewiſſen Umftänden ab, wie bald er ge⸗ 
druckt werden dürfte.  Ilnterdeflen, obgleich Deu zweyte 
Tpeil no ungleich Intereffantern Inhalts ſeyn muß, als der 


erfte, weil darin Kaſchemir, Afganifian und Kbora⸗ 


fan „ Länder, die. eben, ſo — als unbekaunt find, 
befchrieben werden; fo enthält doch ſchon der gegenwärtige 
Theil viel Lehrreiches, und zum Theil Neuss. Er beſteht, 
außer der Beſchreibung der Reiſe des Verf. von Calcutta 
nach Kaſchemir, aug Verſuchen über die Religion der 
Bindus, und einer kurzen Geſchichte der Rohillas, des 
Schujab ⸗ ud⸗Dowlab, und der Sicques. Alles iſt in 
Briefen abgefaßt. . Im erſten ſteht die wichtige Bemerkung/ 
daß ſich die Engländer in Bengalen, einem Lande, wo ſie 
im Grunde die Herren ſind, nicht länger als Fremdiinge ana 
feben; alfo niche ſowohl ſchnele und große Vortheile zu erlan⸗ 
gen füchen follten,, als vielmehr die dauerhafte Wohlfahrt des 
. Landes, und den Kleiß und Wohlſtand der Unterchanen za 
befördern. _ Er zeigt zugleich, ©. 3ı fg. wie ſehr, feit bei 
Hereſchaft der Engländer über jenes Land, und durch dieſel⸗ 


be, der Satıdel mit benachbarten Nationen aufgehürt Habe, 
und ein großer Mangel an Baarſchaft durch die ganze Pros 


vinz fühlbar gewarden ey. . Don Benaces, dem vornehm⸗ 
fen Sitze der Religion und der Willenfchaften der Hindus, 
werden S. 5 fg. genaue Nachrichten ertbeilt; es wird eine 
Probe Der Sanſcritſprache, werin- Ihre Heiligen Buͤcher 
oufgelege find „ gegeben, und befonderg ein umftändlicher Be⸗ 
griff von ihrer Nellgton eritworfen: wo ung ſedöch feine Vor⸗ 


83 


ns 


# Reiſebeſchroibung. 48; 


ellung won ihrem Glauben an reinen elnzigemGast, nicht ehe 
ieſen zu ſeyn fcheint. Mac, feiner Meinung (©. 76 fg.) 
baben die Aegpptier von diefer Nation Religiondgebräuche 
umnd Lehrſaͤtze angengmmen. Manche von den Schranfen, 
welche die Caften der Hindus Tonft von einander abgeſon⸗ 
dert hielten, find jebt niedergerilien.. Die Brabminen in 
Decan und im Panjab haben das Schwerdt ergriffen, wid 
drängen ſich zu den Armeen, Die Chitierys beichäfftigen 
ſich mit Handel und Gewerben, und die Suders haben Fuͤr⸗ 


Benthämer au ſich gerillen. (©. 84.) Die alte Denkungss 


ort diefer Länder, nach welchen Wittwen, die ſich nicht mit 
ihreu verftorbenen Männern verbrannten, zu Sklavinnen, 


> vder doch zu den niedeigften Hausbsdienten berabfinken mußs 


sen, gilt ſchon Tange nicht mehr. Indera Forſter nah 
Robilcund kam, verwuͤnſchte er nicht nur den Schujab: ud 
Domlab, ſondern auch die Engländer, feine. Helfer; daß 
ſe die zahlreichen Staͤmme der Nobillas.aus einem Lande 


vertrieben hatten, dag Durch fie reich und bewölkere geworden 


war. Sie wären die einzige Secte oder Klaſſe von Deus 
hammedanern In Oſtindien, weiche den Aderban viftig bes 


trieben... Er erzäblt ihre Geſchicht,,/ ©. 127 fg. um es be⸗ 


greiflich zu machen, daß dee Beyſtand, den die Engländer 
dem Vezier von Oude mider Re ieiſteten, eben fo ungere 
ea: gerorfen ſey. Den. erfin Saamen, der.den Vera 
alt das Sroßmogoltf, | 

Verf. ©. 133 fg. fhon.urier der Negierang Aurengsebe, 


ber zwar tiner der geiſtvoliſten Fuͤrſten aus dem Haufe Timur 


gewefen len; aber die Wohlfahrt feines Reiches und die St. 
cherheit ſeiner Unmerthaͤnen durch unüberlegte- Triebe und Wer 
gungen vAterlicher Liebe in Gefahr geſetzt habe; indem ev an 


Teine ehrgeitzigen und unternehmenden Söhne die beften Pros 


vinzen des Weidig vertheilte,, mo ſie bald Macht and Anfes 
ben erwarben, und daher. nach ſeinem Tode das ganze Reich 
mi Strömen von Blut befledten. Dow's Geſchichte von. 
Bindoſtanm wird nicht ſelten verbeffert. Aber auch Forſter 


ſelbſt hat dieſes Dienftes bin und wieder Bedurft, To wie ou 
-mander Erläuterungen: und. bendes hat Herr Meiners hier 


in der Maaße geleiſtet, wie man es von ſeinen weirlaͤuftigen 
Kenntniſſen diefer Art erwarten konnte. — 


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dyen Reichs hervorbrachte, findet der 


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486 3 Statiffif, 
Zweyter Nachtrag zu der Literatur ber Stariftil, von 


Johann Georg Meufel. Leipzig, bey Fritſch. 
1797. 341 Seit. gr. 8. nebft einem Regiſter. 


IM 


Herr Hofrath Menſel iſt unermüber,, felnen Schriften im⸗ 
mer mehrere Vollkommenheit zu verſchaffen. Der vor ung 
llegende zweyte Nachtrag zu der Literatur der Statiſtik iſt 
. ein neuer Beweis davon. Wan findet Hier nicht nur die 
neueften ſeit der Zeit der Herausgabe ˖ der vorigen Bände er⸗ 
fhlenenen Schriften; fondern auch die Älter dort übergans 
genen, verzeichnet, Gebr richtig bemerkt der Verf, daß 
bey folchen Arbeiten das Zuviel immer beſſer fey, ald das 
Zumenig. Necenfionen aus unfern beften Sournalen und 
Zeitungen find bier häufiger, als In den vorigen Wänden, 
angeführt s jedoch nur dann, wenn fie eg verdienten. Sm 
den Wunſch, daß der Berf. beyde Nachtraͤge mit dem Haupt⸗ 
werke in einer zweyten Auflage verbinden, und diefe nach 
der Ordnung der zweyten Ausgabe feines Lehrbuchs einrich⸗ 
ten möge, ſtimmen wir von Herzen ein. Bey dieſem Nach⸗ 
trage haben die Herren Noch, Buchhaͤndler zu Leipzig, und 
Dr. Pappe zu Hamburg, dem Verf. nüßliche Dienfte gelei⸗ 
ſtet; wofür ihnen denn auch die Freunde der Statiftit Dank 


ſchuldig ind. - 
| | | SH. 


Paul Stranfky’s Staat von Böhmen. Ueberfegt, 
berichtigt und ergänzt von Ignaz Eofnopa. — 
Drag, bey Calve. 1797. Fünfter Band, 15 
Alph. 8 1 ME. 8. en 


Re Einrichtung — Werth des Werks kennen unſre 
Leſer aus der Anzeige der vorhergehenden Bände. Wir bes 
- merken alfo nur, daß der gegenwärtige Band ganz Herrn 
Ces. eigene Arbeit ift, und die Sefchichte der Beherrſcher 
Boͤhmens von Joſeph dem I. an, bis zum Tode Maria Thes .- 
sefla'’s (17051730) enthält, Di. J 


a Zoe 


— Statiſt9t. 487 
Zwey Tabellen über die Größe, Volksmenge und 
‚Einteilung von Frankreich, vor und nad). der 
"Revolution, Hamburg, In der Mugenbecheris . 


ſchen Buchhandl. 1797. Die beyden Tabellen in 
Foolio liegen in einem Umfchlage in Quare, 


Mer das erfte Stuͤck des zweyten Bandes ber neueſten 
— Staatsanzeigen beſitzt, wuͤrde das Geld für dieſe Tabellen 
vergebens auſwenden; denn aus jenem hat der Verleger offen⸗ 
- bar die Exemplarien dieſer einzelnen Tabellen in der Drudes 
rey über die gewöhnliche Zahl der Eremplarien der Staates 
anzeigen ſchießen laflen. Der Ehrlichkeit und Ordnung ges 
mäß, hätte er dieß melden ſollen; oder macht. er fich Fein Ge⸗ 
wiſſen daraus, eine. Sache fich doppelt bezahlen zu laſſen ? 
Won Rechtswegen haͤtte auch -des ungenannten Verf. Erfläs 
rung über diefen Verſuch — denn für mehr als Verſuch giebe 
er diefe Tabellen felbft nicht aus — mit abgedruckt werden 


follen. | 


Gelehrtengeſchichte. 
M. Franc. Chrifloph. Fetzü,, Prof. Philoſ. et Mathi 
fenioris in-Acad. regia equeſtri Ligaic. cet. Intro- 

. duclio in eruditionen generatim, et omnes philo- 
fophiae partes- fpeciatim, cum infperfis multis 
hiftoricis Jiterariis antiquis et novis obfervationis 
', bus, in ufum fcholarum dodarum —— — — 
ipfi aurodsdefes adaptata, cum binis tabulis ſyn- 
opticis omnium .partium theologiae. et iurispru«' , 
dentiie — —. Lignicii, fumt. Siegert. 1799, . 

7 Bog. mit der Vorrede. 8. 5 ge. | 


Wir wuͤnſchen und gönnen dem alten Manne alles Liebes 
und Qutes: doch hätte diefe feine. Introductio immerhin uns 
gedruckt bleiben kͤnnen. Niemand anders als er felbft wird 
fie zum Seltfaden ‚eigener. Lektionen wählen, und ie 

| Ä didaxie 


— 


488 Gelehrtengeſchichte _ 


didarie iſt ſie am wenigſten brauchbar. So ſehr er es. zum 
Hauptcharakter der Gelehrſamkeit macht, daß fie veritaten 
non vnigares in formam artis ſecondum regolat logicas 
sedigat: fo. wenig iſt dieſer Charakter daran zu’ ſehen. Die 
Gelehrten theilt er in 3 Klaſſen; in die dritte geboren die 
hodiemi litriices. Die Fächer der Wiſſenſchaften beſtimmt 
er nach den a Bafultäten, und die philoſophiea facftas gay- 
det plurimjs iuribus et privilegiis, weil fie die mehreften 
Lehrgegenſtaͤnde Hat. Dann folge, was der Prof. Juris et 
Medicinae fir Coflegla zu Iefen Hat. Die veritares ſind end 
weber aaturales oder pofitivae; und nach diefer Elaleſtung 
in eruditisnem generatim geher er ſtraks über ad Philos 
fophiam ſtrice ſie dictam. Hier kommen zum‘ Vorſchein 
die 7 Weiſen Seiechenlands, Pythagoras, die Definition 
des Cicero von der Phitoſophie, Thales als Kalendermachet 
und Oelhaͤndler, Sokrates, und num unmittelbar die Gold 
macherkunſt, Nofentreuzgerey und Kundmann. Hierauf 
Kriedreich EI. ats philoſophiſcher König, Petrus Ramus 
Descartes, Tſchirnhauſen, Stahlianer und Brownlaner; 
Freyherr von Wolf und die mathematiſche Lehrart in der Pk 
Iofophie. Jetzt geht es zur Logik, und zur pſhchologiſchen 
Streitfeage, ob auch die Thiere Vernunft haben; wobey 


nicht Reimarus, aber wohl Rorarius, Meier, Krüger und 


de la Mertrigenngführt werden‘, und vonl letzteren mit ans 
gemerkt wird, daß er fih an Trüffelpafteren zu Tode ges 


geſſen Habe: CDiefes beyläufig als Beyſpiel van den in- 


Perſis multis hiftoricis literariis antiquis et novis obfer- 
yatiönibus.) Nun folgen, role die bunten’ geklekſten Flqu⸗ 
ven in chiem Guckkaſten, Metaphyſik und praktiſche Philo⸗ 
fopbie mit ihren Theiten, Aſtronomie, Sinne‘; der Kaufmann 
Tesdorf zu Luͤbeck, defien Naturalienkabinet der Verf. im 
%. 1748 auf einer Ruͤckreiſe aus Efthland befehen bat; 
Phnfie; Friedrich Wilhelm’ I. qui amabar milites maguos 
er gigantene fieturge, multis ſaepe fumtibus arquiltos 
er altos, quorum valetudo er coniervatio ipfi.curae cor- 


"dique erat. . Darüber leate er zu Berlin die Charite‘ an. : 


Dieſes, und daß dfe Londnet Delinquenten ſich, auf bie, Ana⸗ 
tomie verkaufen , und ſich zuvor von dem Gelde guͤtlichthun, 
giebt den Uebergang zu der Medicin. Sie wird fogleich ‚ente 

At, um der Defommie Dias zu machen. Ziegenmilch 
und Nindfleifh kann man efien, und Gänfebraten ſchmeckt 
delikat. Einen Nothz⸗und Ehrenpfennig muß man Be : 


» 


J 


Gelehrtengeſchichte. 7989 


en San 6. Sieben ein Stoß⸗ Gebet —— F 
m IIL, qui laudabiliter coepit regnare, cui jempitet- . 
nam precamar pacem, u. [. w. (Wir ſogen, Amen.) Ches 
mie und Lichogeognofie. Warum bie Philoſophie unter deu 
Fakultaͤten den letzten Ylatz einnehme : fortaffe quia theo- 
logiae ancillatar. (Wir können bier auch dem Verf. mit 
einer hiſtoriſch⸗Vliterariſchen Obfervation dienen. Auf el - 
nem Decanats Schmaufe zu Leipzig brachte ein luſtiger Kopf 
dem theologiichen Decan die Geſundheit gu, Vivant omnes 
— und perſuadirte ihn zum Anſtoßen durch den bey⸗ 
efügten Grund: quoniam ecdefia eſt virgo. Der juriſtl⸗ 
he Decan mußte darauf die viduas hochleben laſſen, weil 
die Juriſten curatores viduarum oft wären; und der medi⸗ 
einifche die mulieres oder uxores, aus aͤhnlicher Verwand⸗ 
ſchaft. Endlich forderte er Gottſcheden, der eben pbilofopbts 
fcher Decan mar, auf deutfch heraus mit der Anrede: Es 
feben alle Junger Mägte. Gottſched fol befauntermaaßen 
Tel Werächter dieſer in Leipzig fegenanneen junge Wlägde 
geroefen ſeyn. Um nun deflen hierüber empfindliches Amtes 
Deſicht gleich wieder in die gehörige Falte zu bringen, fegte 
jener Darauf hinzu: quoniam philolophia eft ancilla reli- 
quarum fcientiarum, — Ich glaube, das Obfervarionens 
machen ſteckt an.) J 


©. 71 hält es ber Verf. fuͤr non abſonum ditqu, Ca- 
tholicifimwn’ vergere ad Lutherianiimum, hunc vero.ad - 
Ethnicifmum fen Naturalilmum , dum interea firmo flant - 
talo Roformari. Zuletzt will er die Frage Iöfen, quaenam 
philofophiae partes parifimum neceflariae fine ftudiofis 
triam facultatum fuperiorum. Zuvor ſchweift er wieder in 
Rage aus über neuere Pädagogen, und rühme und lobt 
feine eigne Lehrart, empfiehlt Erneſti's Initia, und beweift 
“es aug dem Frankfurtiſchen Lektionsfatalog, daß da noch 
1798 die reine Mathematik nach diefen Initiis vorgerragen 
fen. Nebrigens entſcheidet er jene Frage dahin, daß der 
Theolog alle Theile der Philoſophie hoͤren muͤſſe; der Juriſt 
aber won der praktiſchen Philoſophle nur etwas, und der Me⸗ 
dieince gar hnichta zu hören brauche. Noch empfiebit er den 
Theologen dringend Dannhaueri Ideam boni diſputatoris 
er malitiofi calumniatoris, fo mie deffen Ideam boni inter- 
preris et malitiofi fophiltae, Nun kommt er auf den Papf, 
auf Buonaparte, und auf verfäbledene Ältere Prophezeyungen 
RAD P. LVI. D, a. St. Vlies Sr vom 


L 
x 


4 


200 Gelehrteageſchichte. | n- 


- som Papfte und von dem Branden ndenburgiſchen Saufe ; u ſore⸗ 

hen, und rekommendirt ſich noch ſchließlich dem Leer le ſet⸗ 
ner vormals edirten Schrift, „Ueber Cenſur, u. w. in 
„Rußland,“ wo ber Leſer plus in nıgro' quam in rubro fine 


den würde. Wahrlich derſelbe Ball iſt bey diefer Introduktien, i 


die eine Art von Ergöglichkeit dem, Dec. "gegeben Hat, 


Eine originellere Verwirrung (ägt ſich kaum denken ‚als 
die, voelche in den beyden (dentſch verfaßten) Tabellen var 
ber Rechtsgelehrſamkeit und von der Theologie herrſchet; ob 


der Verf. fie gleich aus Sulzers kurzem’ Begriffe der Wiſſen- 


fehaften genemmen, und das Mangelhafte ergänzt, vorzüge 
lich aber iufto ordine logice bifponirt haben will. Beſon⸗ 
Ders die legte IR ein Kabinetsſtuck, und and wieder mit ob- 
| ferrationibus gewuͤrzt. 3. V. nur folgendes : Ä 


Die Lehren bes Slaubens werben 


3). entioeder ſchlechtweg mit Beweiſen aus dee h. Sarit 
vorgetragen „und zwar: 


a) entweder bloß alıs Spruͤchen der 6. Schrife aus wie 


hibliſchen Worten. Daher die bibliſche ee (theo- 


Iogia, biblica). Solche ſchrieb D. Buͤſching chenais 
in Göttingen, und las daräber Collegia; gieng — 
von Da nach St. Petersburg 


b) oder im fharfen wifenfhaftlihen Vornoge — | 


die afroamarifhe oder dogmatiſche Theologie. Hier 
verdient D. Semieri Difp. de praeſtantis th, acroama- 
ticae prae fic dicta biblica gelefen au werden, welche 
Duͤſchingen entgegengefebet war, welches letzteren 
— von „alle nad) Börtingen fi & zu — 


geben. 
| a 
— Auduſt fee (8), D. Per Prof. ‘dee 


Theologie zu Halle, - Anweifung zur Kenntniß 
der beften allgemeinen Bücher in allen Theilen der 


Theologie. . Vierte, verbefferte und fehr vermehrte 


Auflage. Seipzig, bey Wepgand. 1800, XXIV 
\ —— gr. 2. 12 &. Dieß 
. yo. — ei eſe 


—E— 


4 


Gelehetengeſchichte. .. 491 2 


RE, \ 

Reſe Anwelſung IR ‚unter allen Handbuͤchern der theolos 
—ã ohnſtreitig die deſte; denn alle vorhandene ins 
liche Schriften enthalten entweder zu viel oder zu wenig." Es 
wuͤrde uͤberfluͤſſig ſeyn, die Vorzuͤge eines Buchs auc elnan, 


der zu ſetzen, das ſchon aflgentein Sefaunt, und gewiß in den 
Fanden derer iſt, welche es zunaͤchſt inteteſſirt Die neue 
Auflage unterſcheidet fich nicht | 
ſteht, durch die Anzeige der. bis auf das Jahr .ı 799 erſchie⸗ 


nur, wie fi’ von feibft ver. 


nenen wichtigern Schriften; ſandern auch Duck) andre Feb; 
näßliche Zufäße, = Anführung mancher diterer Sr 


ten, und der erflen Auflage der Werke, welche mehree 


Male aufgelegt worden finds Bin und wieder durch ein kur⸗ 


Nes beygefuͤgtes Uriheil, durch ausfuͤhrlichere und deutlichere 


Darſtellung und nach größere Genauigkeit bey den Angaben 
der Bücher. Wer num bie Anwelfung des ©. ; 


. ug ib 
dung angebender Theologen, welche in gewiller „Hi | 
die Öle eines Kommentars über das vorliegende Bet 


teten kann, befigt, ber wird kaum noch etwas zu wünfchen 
‚ Sbrlg Gaben. 


Daß man manche Bücher Sach noch vermiflen, 


von manchen, daß fle nicht angeführt worden wären, mins 


ſchen, Hin’ und wieder auch Ara iu Berichtigungen finden, 


mad von dem Urtheile des Werf. abweichen wirde If ganz. 
netÄrlih. Denn bey dem großen Vorrathe won Büchern, 
weidte bisher erichieuen ſind bey ben mannichfaltigen Bedärfs ı 


niffen, die der Lefer hat, oder der Rec. wahrgenommen ww’ 
been glaubt, bey den eigenen Anfichten, Die man von Deefes. 


fung eines Buchs mitdtingt, ift Dieß unnermeidlih, Gelb’ 


Au: Rbckfühe auf Die foftenatifche Ordautig- der dier aufgen: 


führten Dächer ‚: wird vielleicht Mancher van dem Verf. im- 


. manden Otuͤcken abgeben. Aber es iſt eine bedenkliche Gas 


Ge, Derichtigungen und Zufäge über ein ſolches Werk mite ; 
35 ‚wenn man nicht alle Buͤcher ſelbſt einſehen unb- 
pehien, oder den Verf. fragen kann, aus welchem Geunde: 
er das eine Buch erwähnt, das andre weggelaſſen, das eine. 
Überhaupt brauchbar und gut oder ganz vorzuͤglich guc: mb. 
beſſer als andre Ahnlihe Bücher gefunden habe. Denn. dieß 
rauß dem mündlichen. Vortrage vorbehalten tmerben ; o5 wie: 
gleich nicht bergen. Daß uns dieſes Werk zu einem keitfaden: 


:40 Vorlefungen. dicht wobl geelanet zu ſeyn ſcheine weil es. 
ze ausfuͤhrlich iſt, und ob wir gleich wäneten,, daß ber Ar. . 


⸗ 


Verf, für die; welche feine Vorleſungen nicht baren knnen: 


* 


———— 


9— 
wit 


pP”) 


a9 Oelehrtingefhihte 


lelcht, ohne zu vielen Raum wegzunehmen, Gätte geſchehen 
koͤnnen. Denn wer wollte nicht gern: ein halbes oder wohl 
ganzes Alphabet mehr bezahlen, wenn er ſich fe viele Zeit 
und Mühe erfparen koͤnnte, die Werke ſelbſt aufzufuchen , zu 
pruͤfen, und fi in alien ältern und neneen Eritifchen Blaͤt⸗ 
‚ten Raths zu erholen! Denn auf wenig Alademicen wirb 
über theologiſche Buͤcherkenutniß gelefen ; und teren wir nicht, 
fo Eonnte der ſtudierende Juͤngling, den, bey den Miefenfchrite \ ⸗ 
ten unfers Zeitaltere in fo. vielen anhern Biffenfchaften und 
den Siveigen berfelben, einer mündlichen Auleitung To febe 
bedarf, noch am erften ein folches Kollegium enthehren, 
wenn man ihm ein. genaues, vollſtaͤndiges und ziwedmäßiges 
Handbuch der Literatur Im die Hände gäbe, Und wer könnte uns: 
biefes befler geben, als Voͤſſelt, der fo oft ſchon über das 

- vorliegende Werk geleſen Bat? Möͤchte doch diefer Wunſch, 
des gewiß auch der Wuuſch fo vieler andeen Freunde ber 
tbestosifchen Literatur ift, in Zukunft erfüllt toerden! Jaͤhr⸗ 
lich ober alle fünf Jahre könnte dann ein Supplement nach⸗ 
geliefert werben, daß die newefte Literatur: enthielt: Bo 
mäte Bann nicht eine oft wiederholte, dem Veſitzer der äftern 
Ausgaben unangeriehme Auflage noͤthig! Es fey uns erlaubt, 
nar noch einige tleine Bemerkungen beyzufuͤgen, bie unfer obiges 
Urtheil beſtaͤtigen, und -unfse Auſmerkſamkeit beweiſen koͤn⸗ 
nen. Wir verweilen bloß. bey dem: Abfchnitte von der exege⸗ 

tifchen Thestogle. ©. 40.5. 33. Wir find durch die Ö.D. . 
2. 3. auf auge's (angefangene) Einteltung ins N. T., die 
biee nicht‘ erwaͤhnt wird, aufmerkſam gemacht worden; ba 
vor. fie. aber nicht ſelbſt elngeſehen haben: fo koͤnnen wir fie 
auch nicht beurteilen. G. 120, $. 94. Wenn wir nicht ix 
‚zen: fo hätten die von einem Kathollken, Gregor. Meyer 
- m Wien 1789 berausgegebenen Inftitationes Interpret. S. 
eine Erwähnung verdiene. Der Werfafler befolge richtige - 
Grundſaͤtze, und bat einen guten Gebrauch vor den Wer 

. gen der proteftantifchen Exegeten gemacht. Bein Bach ſcheint 
‘. aber wenig befanne geworden zu ſeyn. S. 94. 6. 73. wer⸗ 
ben, wie In alien ährfichen Büchern,‘ Brüning Antiquita= 
tes Graecae. dc. als brauchbar angefäßtt. Linferer Meinung 
nad kann dieſes Buch zur: Kenntniß der -ariechifchen Alters - 
thaͤmer, fo weit fie, role Loͤſſelt ſagt, einen Einfluß in bie 
beſſere Einfihe des Verſtandes der d. Schrift haben, nicht 
empfohlen werden; ob wir ihm gleich nicht alle Brauchbarkeit 
gerabepa abſprechen wol, oe Plan und die —— 

on os ; n 


Gelehrtengeſchichee. 483 


bqheint und feße mißlungen ju ſeyn. S. 183 fehlt Bolten’s 
x Apoftelgefchichte, die im vorigen Jahre erſchlenen If. Auch 
‘hat Acbflein den eriten Theil eines ausführlichen Kommen⸗ 
dars Über die Apoſtelgeſchichte (Leipzig nnd Strasburg 179%. 
»..8.) herausgegeben: den 3weysen beflgen wir nicht, viel 
leicht iſt er auch nicht erſchienen. Das eregetifche Handbuch 
des N. T. ruͤhrt nicht allein von Röper (der ſich Nenner 
nem) ber: (S. 190.) Auch muß er nicht mit Friedrich 
8abwig Röper, Pafter und Eollaborator in Schwerin, tie 
hier und Im der neueften Ausgabe von Meuſels gelehrtetn 
Deutſchlande gefcheben tft, verwechlelt werben, ber die Blu⸗ 
‚menlefe aus den Weiſen des Alterrbums ıc. geſchrieben 
bat, O. 196 werden zwey Thelle von Morus Joban- 
nes yon Dinborf angeführt; wir haben aber den zweyten 
Thet’; alles Nachfragens ungeachtet, bis diefe Stunde noch 
nicht erhalten koͤnnen. Auch ſcheint es, als ob es von obis 
„gem Buche zwey Titel gebe Denn anf dem unfrigen ſtrhen⸗ 
Die Worte animadverfiones fabiecit Nicht; - eben. fo wenig 
iſt dort Prag, fondern Leipzig und die Jahrzahl 1795 ans 
gegeben worden. Unter ber Debikatlon Hingegen ſteht 1798. 
‚Daher haben wir auch die Worte der letztern: cuias part 
ptima uni e praeceptoribus quondarn optimis meis, alte- 
-ra mihimet ipfi debetur, fo verfianden, ats od die eine Haͤlf⸗ 
ate biefer Recirationum von Morus, bie andre von Hen. 
Dindorf herruͤhrtez welches doch fehr fonderbar wäre, und, 
wie der Otyl, die Lehrmeihode und andre Umſtaͤnde in der 
zweyten Hälfte ſattſam beweiſen, nicht wahr iſt. Auf uns. 
‚ferm Titel ſteht ſchlechtweg Mori — — Recitationes in Er. 
lohannis edidit — Dindorf Von dem exegetiſchen 
Handbuche des A. T., welches, fo wie. einige andere, In 
"dem angehängten Regiſter nicht angeführt worden iſt, iſt 
fhon im der Herbſtmeſſe des vorigen Jahres auch die erfle 
Haͤlfte des Jeſaias erſchienen. Worum Rüell Commenta- 
'rius erc, S. 20% angefuͤhrt wird, willen wir nicht. Wie 
koͤnnen ihn nicht als brauchbat erklaͤren; daher vermuthen 
tolr ; daß er, der Geſchichte der exegetiſchen Theologie wegen, 
init manchen andern nicht mehr brauchbaren, aber hier ges 
- "nannten Exegeten in diefem Buche Plag gefunden hat. End⸗ 
lich wuͤnſchten wir, daß der Here Verf. noch öfterer da, wo . 
es noͤthig war, die Paragraphen citirt hätte, in welchen die 
Buͤcher angeführt werden, die man an einem andern Orte, 
‚und vielleicht noch eher ale da, ei fie ſtehen, finder. en | 
Z | 3 — gilt 


x 


X. 


4. . Wiblifche Philolegie. 
„gilt. beſonders pon ſolchen Schriften, melde mebrere Ali⸗ 
ſchr Bücher erklaͤren; was mancher Leſer nicht willen ann, 
dee nicht ſchon geleſen hat, welche Werke fi über mehrere 
bibliſche Abfchnitte verbreiten. Wenigſtens würde der Leſer 
diefe Bequemlichkeit dankbar anerkannt baten. Da wie 
‚nicht wiſſen, zu welcher Zeit der Herr Verf. feine Hands 
. Schrift in die Druckerey geſchickt hat; (denn unter der Vorre⸗ 
‚be {ft fein Datum ahgegeben ) fo enthalten wir uns bilig 
„anderer Zufäge, Die vielleicht der Verf. Damals noch nie 
machen Eonnte. Vielleicht iR bie auf dem Titel ſtehen⸗ 
de Jahrzahl 1800 nach einer in unfern Tagen ſehr gewöhn« 
lichen, aber nice zu billigenden Gewohnheit, vom Verleger 
anticipirt worden.. ' * eo FE. ie 2 


. I 


Bloliſche, hebr., griech. md überhaupt 
oboriental. Philologfe. 


"Die Geſchichte der Apoſtel von $ufas. Ueberſett 
‚und mie Anmerkungen. begleitet von Johann 
Adrian Belten, erftem Kompaftoren (ſtor!) an 
der Hauptkirche in Altona. Altona,.bey Raven, 
1799. XX und 344 S. gr 8. 1 M8. 4 æ. 


De Verf. rechrfertiget zwar Im Allgemeinen feine Art. zu 
nterpretiren gegen einige ihm deßhalb gemachte Einwenduns 
gen. Allsin wir zweifeln ſehr, daß er durch feine Verthel⸗ 
digung viel gewonnen haben möchte. Denn immer wird 46 
‘ wahr bleiben, daß diejenige Erklärung den Vorzug behaupte, 
. welhe aus ber einfachflen, kunſtloſeſten und ungefuchteten 
. Manier hervorgeht. VBeſonbers gilt das auch bey den hiſto⸗ 
riſchen Büchern des N. T., melde ja ohne alle Kunſt und . 
. Aftektation gefchrieben find. Die Stolzifche Interpretations⸗ 
weiſe kann daher auf diefer Sekte vor des Verf. Erflärungge 
art mit Hecht den Votrang behanpten, Den Fleiß des Ue⸗ 
berſetzers, hauptſaͤchlich im Wergieichen der alten morgenlaͤn⸗ 
diſchen Dolmetſchungen, kann Niemand verkennen. Allein 
wir halten dleſelben Immer noch huͤr wichtigere —— 


Pa 
x 


\ 


! + 


Sbhdiſche Püielogle- 4035 


> 


x 


‚für Di-Beltt, le für bie eigentihe Anslegan Bier 
e 


dem alten Schriftſteler muß ber Interpret vor allem auf bem 


moͤglichſt gleichzeitigen Mebegebrauch achten. Und in dies . - 


k Hinſicht Haben wir zur grammatifchen Erklärung Des 
DM. T. an der Septuaginta doch mit dag vorzuͤglichſte Suͤlfs⸗ 
“ mittel, auf welches man, ſohald Kritik die Hauptſache nicht 
iſt, vor allem Ruͤckſicht nehmen ſollte. Indeß bleibt die Dale 
tenfdye Bearbeitung der Urkunden des Chriſtenthums immer. 
ein ſchaͤtzbares Werk, welches zu berathen der Ereget nie vere 
en wird. — In dem Vorberichte träge der Verf. über. 


die Abfiche und Veranlaffung der Apeftelgefhichte das Bes . 
kannte vor, und läßt diefelbe init mehreren Auslegern um 


bas J. 63 zu Rom verfallen. Gpwohl in den Anmerkuns 
gen als In der Meberfegung, ſtoͤßgt man and bier auf Voiſtel-⸗ 
lungen, mit melden wohl wenige zufrieden. feyn werben. 
0 fogt der Verf. z. B. ©. 7. zu 8. 1,11 bey avdass 
adikgıoı, cap ſey „in Aureden eben fo wie das lateiniſche 
„vir ein ehrenvoller Ausdruck.“ Allein nur ein fehr Fleiner 
Theil hiervon iſt wahr. Nämlich ayyg verbunden mit Volkes. 
—— bezeichnet nie den Tebenbegriff vorzuͤglicher 
uͤrde, Ehre und Hoheit; ſondern ſchmitzt, dem Sprachge⸗ 
brauche gemäß, ohne weitern Nachdruck mit dem Volklsnamen 
ſelbſt zuſammen. Wie oft rief Demoſthenes fein: wm avdgsc " 
aIyyaıoı aus, ohne daß diefes etwas anderes heißen follte, 


‚als: ihr Athener! gerade fo, wie wern ein deutfcher Redner “ 


ſagt: ibr Seutſchen! und ein Franzoſe; ibe Franzoſen! 
Ferner wird das lateiniſche vir bey aͤhnlicher Gelegenheit 
nicht zebraucht. Caͤſar, Ticero u.a. ſprachen, wenn ſie ihre. 
Nömer anredeten, nicht: viri Romani! fondern: Quirites! 
»Singegen erhoͤhet vir den Begriff des Vorzuge, ber Chre und 
ber Würde, in der Verbindung mit Adjektiven, welde den 
edlen Charakter und Werth eines Mannes andenten, 3.8. 
vir magnus, — ‚ clarifimus. Aus dieſer Urſache 
- darf avöpes TaAsAmıoı nicht beißen: meine werben Ba» . 
lilaͤer; fondern. nur : ibe Galilaͤer? Aus der Ueberfehung 
onnten wir nur in einem. Meinen Abſchnitte wiele Gtellen 
anführen, bey welchen man die Aufmerkſamkeit des reinsen 
und genauern Erklaͤrers gänzlich vermißt. 3.8. gleich K. 
2,8. wird dus eoxarou 776 yıc Überfepte bis ans En⸗ 
de der Welt. Leſer, bie has Original nicht kennen, und 
kb mit Recht bloß an dem beutſchen Sprachgebrauch halten, - 
"werden bey dieſem Audkuuet — Zweifel an die — 
— X i 4 Welt⸗ 


196 Bibliſche Philologle. 


Weltgebäußes denken; da doch dort der üußetſten Graͤnze det 
Erde die Rede it, und vermöge des Segenfages der Sinn 
den Worten fliegt: Aberall, auf der ganzen Erde werdet 
r nteine Lehre predigen. Nach der Uebetſetzung hingegen 
hätte die Stelle den Verſtand: ihr werdet, To lange die 
Melt fkebe, son mir zeugen. Ebend. ©. 18 IR dad 
OUTOG EXTITETO Ywpiov 88 Fov MioFon vs adımas gege⸗ 
bin worden: Durch feinen ungerechten Verdienſt erwarb et- 
einen Acker. Mac dem deutſchen Redegebtauch heißt etwas 
erwerben machen, daß eine Sache mein Eigenthum toird, 
3. B. große Schäße erwerben. Allein die Umftände geftats 
ten bier jene @rttärung nichts fondern es muß heißen: er iſt 
es übrigens, von deſſen ſuͤndlichem Lohne das Landſtuͤck ges 
Bauft wurde. In der Annierkung indeß wird dr Sinn 
richtiger angegeben: er gab Anlaß zur Erwerbung eines 
Ackers. Auch if ebend. vpyays äyevero nicht: "er Mürzed 
‚ nieder; fondern er ſtuͤrzte yon einer Höhe herab: K. 2, 2 
iſt nos durch ein Gewitterſchlag d. i. ein Donnetſchlag, 
uͤberſetzt wotden. Uber ſowohl nach dem allgemeinen als 
neuteſtamentlichen Oprachgebrauche, heißt der Donnerſchlag 
nicht ygoc ſondern Bocvry. Auch der Zufammendang iſt 
jener Erklaͤrutig entgeaen, well yx0c Fvonc fein Douner 
feun kann. Es ift bier, was [ehe deutlich ft, von dem 
Braufen in der vbern Lufe die Rebe, welches einem kommen⸗ 
den Sturme gewoͤhnlich vorangeht. Auch mag wohl. KR. 1, 
12 ein belegener Berg, und Vorr. S. V, mit jemanden 
zücnen f. auf jemand gärnen (jenes alle bloß in der Opras 


de des gemeinen Lebens) micht deuiſch ſeyn. 


8 


Un 


5 Sneellis. 


% 
un a en cn et ze ee ee 5 


- 


7 


497 


 Iptelligenzbiart 





* 
J 


Ankürnndigungen. 
Keifegefährte 


teſucht durch einen Theil von Meutfibland, die 


Schweiz, Jtalien, Frankreich und England. 


In der Mitte oder gegen Ende känftigen Sommers‘ 1801, 
wünfcht jemand, wann der Friede ſollte zu Stande fommen, 


eine Reife durch Deutſchland, bie Schweiz, Italien, Frank⸗ 
reich und England, in pfuchelogifch , artiſtiſch⸗kameraliſtiſcher 
Hinſicht zu machen. Er ſucht dazu zwey bis drey Reiſege⸗ 
faͤhrten zu gleichen Reiſekoſten; der Stand des Mitreiſenden 


iſt ihm gleich; er fordert nur Bildung des Geiſtes und glei⸗ 


chen Zwed der Reife, Damit aber die Reifenden ſich näher 
nen. lernen, und den Plan feffenen können, wuͤnſcht 


infender diefes, in einen genauern. Briefwechfel mit ihnen 


& kommen. Gollte die Entfernung der gegenwärtigen 

ohnorte dee Reiſenden nicht zu beträchtlich ſeyn: fo wird 
eine perfönliche Zuſammenkunft, oder noch befler, ein ges 
meinfchaftlicher Aufenthalt auf ein oder ein paar Monate 
auf dem Landgute des Einſenders, theils zur nähern Bes 
Tannefchaft, theils zw gemeinfchaftlichen Vorbereitungen, 


x. wozu eine Bibliothek daſelbſt Hinreichend feyn wird, vorge⸗ 


. 


« 


ſchlagen. Hat jemand Luft diefe intereffante Reife mit zu 
‚machen „: der wird gebeten, im verfiegeltern Einfluß: An 
Banquier Hrn. Schlefinger in Berlin, Spandauerftraße 
Nr. 30. unter der Addteſſe: An den, welchen Reiſege⸗ 


fährten dusch Deutſchland ⁊c. fügte, beftimmte Nachricht 


zu geben: 


1) Wieviel er aufs Hoͤchſte zu dieſer Reiſe 
2) Wieviel Zeit er darauf Kuchen ee an 


Stimmt dieß mit des Einfenderd Borhaben: fo wird er im: 


einer Antwort, in welcher er feinen Namen Hemt, den 
Ji⸗ | Plan 


498 _ Intelligengbla 73 
ber Meifersute vörlegen. Zugleich erbittet er fich, ne⸗ 


der Beantwortung obiger zwey Fragen, auch noch eine 
kurze aber getreue Charakteriſtik des Reiſeliebhabers, von 
ihm ſelbſt entworfen, * in etwas urtheilen zu koͤnnen, ob 


die Tempergmente zu einander paffen, und pob pietleihᷣt noch 
— —— ſtatt —* *8* N hr eunds 
ſchaftsbuͤndniß mit einander zu Enüpfen, welches der anges 
nehm lehrreichen Reife das größte Intereſſe geben könnte: 
Gerne fühe es Einfender, wenn ber Unserfchisd der Jahre 
bey den Reifenden Ler:feibft zähle gegenwaͤrtig 22 Jahre) 
nicht allzu groß wäre. . Indeflen würde der Nutzen für die 
Geſellſchaft vielleicht noch betraͤchtlicher ſeyn, wenn ein ers- 
fahrner Mann etwa als Führer einen aus der Geſellfchaft 
begleitete. Bänden ſich lauter wohlhabende Reiſende: fo 
giebt Einfender feine Stimme mit Vergnügen dazu, einen 
talentvollen Künftler, etwa für die Hälfte der Neifekoften, 
oder auch nach weniger, mitzunehmen. | — 


u. 


Berichtigungen. | 
eren D. Habnemanns angeblich nen entdedites AAtte 
genſalz berreffend. I 


: Kerr D. Hahnemann hat in den Sinteligenzblättern 
Br A. L. 2. in v. Erells hemifchen Annalen, und.in Scher 
rers Journal der Chemie, ein von ihm entdecktes neues 
Laugenfalg, unter dem Titel: Alkali Pnenm, und daß fols 
es bey Hrn. Hilſcher in Leipzig, die Unze fuͤr einen wich⸗ 
tigen Friedrichsd'or zu haben ſey, angekündigt. - Die Ges 
fellfchaft naturforfchender Freunde zu Berlin wünfchte dieſe 
neue wichtige Subſtanz, deren Einfluß auf. die gefammte 
» Scheidekunſt unverkennbar fey« näher kennen zu denen. 
Sie verfchrieb daher ein Glas, eine Unze enthaltend, von 
dem genanuten Commiſſionair in Leipzig, und übertrug die 
chemifche Prüfung uns, ihren Endesgenannten. Mitglier 
bern. Das Glas war mit der Signatur: Alkali Pneum, 
bezeichtet, und mit des Hru. D. Hahnemann Petſchaft uns 
verſehrt verfiegelt. Das Refultat der von uns damit anges 
‚Kelten, . und durch Gegenverjuche betätigen Prüfungen, 
worüber der ausführliche Bericht zu. den Akten der natur⸗ 


7 for⸗ 


Sueotfigengsian. = Bi 


‘ „forfehenben Sefellfchaft gegeben iR, beſteht darin, daß 
‚fe8 fogenannse Pneumlaugenſalz jm weientlichen nichts me 
umd nichts weniger, als: ein aus Sedativſalz und — 


tendem Natrum beſtehendes Neutralſalz, oder geweiner | 


„Bora if. — KHoffentli wird Hr. D. Hahnemann zu feis 
ner Rechtfertigung anzeigen, durch welche Täufhung er 
veranlaßt worden , ein fo gemein: bekanntes Material, mie 
der Borar iſt, unter dem Titel einer neuentdeckten Subr 
u auzufündigen, und ein, im jeder Apotheke für ein page - 
Pa zu taufendes Quantum deſſeiben für den Preis von 
Einem Friedrichod or feil zu bieten. 


a ' — «Rah und Profeffer. 
aͤde, z amd Profeir. 


EEE EZ 


Bhiedeunge und Veränberangen bes Aufenthalte. 


Der durch die Herausg be der grauen Mappe, die 
wVeberſetzung der Argenis des En, — die en, x. 
bekannte Prediger Haken zu Eonidow bey Kb / 

"von dem Hauptmann von Below auf Gab, den al 
"erledigen Pfarre in Symbow bey Eee erhalten, und 
dieſe Stelle bereite angetreten. 


u ” Selefere oaleuſchaſten und Preisaufgaben; 


Verzeichniß der im Jahre 180, in der R. Alademie 
oe Miflenfchaften su Berlin vorgelefenen Abband⸗ 
ungen. 


Den 9. Ian. Memoire de Mr. le Baron de Chambrier [or 
la. queltion de prix — la Claſſe de Belles - Lettres en 
1772. — Mem | 
— 16. — Hr. GN. von Burgeoorf ‚Pöpktaliide De 
merkunger über die.bildende ann 
— 23. — —— Trembley: Ob stions sur les calculs re- 
Intifs & — des mariages er au nombre des 


— Den 


> 7 


nn 


ig00 Inielligengblett | 
"Den 30. Jan. Oeffenlliche Sitzung. Hr. ER. Ancillon: 


Considerations sur I’ analyle des Prineipes dans les 

| Scierices :' 

— — HER Eeman! Floge hiſtorique de So- 
phie Chatlotte, Reine de Pralse, Dixitme' er der- 

".  . nier memoire:' 

---7.D6 H Baſtide: Sur hier, aujourd’bei 

et demain. 

— * 2 — Geaf Goyon: Surles coftamen en ulage 
3 la fin da XVIII. fidcle, 

— 6, Febr. — Piopſt ˖ Teller: Leber ben. befimsuten 7 
al Bes großen Mannes, 

— — — Yicolai: Ueber ben Gebrauch ber Perru⸗ 

. "eh und falſchen Haare bey. den Alten und im Mittels 

alter bie a un zeiten, ꝛc. 


10. — — I.M.R.Zlaproib: Unterfuchung des roth⸗ 
gefärbten —8 aus dem See bey Lubotin in Suͤd⸗ 
.. dreijßes. 


— 27. — — Prof. Bernontii: Sur les rariete⸗ da 

.mois. 

— 6, Mär — Memoire de M. le Baron de Chanbrier: 
Sur Eſpace. 

— 13. — — Abt Denina: Sur f origine des noms de 

-... ‚netions, de pays, de rivieres, de villes et des ſur- 


noms de familles, 
— 20. — GN, Mayer: Ueber die eßbaren Eca im⸗ 
— ater Theil. * 
— — — Prof. Bode: Aſtronomiſche Berichte. 
— — Mara. de Boufflers: Memoue fürle libre 
. Arbitre. . 
— 24. — RN. meierotio Ueber die Cirenſiſchen 
‚Sn tele unter. den — Erſte Abhandl. 
— ay — Prof. Willdenow: Beſchreibung einer neuen 
a "Dfindifgen Plans Pisonia Georgiana genannt. 
-ı- 7 Prof. Buͤrſa: Inventioncules mathemd- 
i tiques ed Méẽmoire. 
— ei Anne — Prof. fengel: Ueber den Umfang des Ge⸗ 
— nnes. 
19, — 8 R. Beman: Sur les bevaes litdraires, 
Gnriẽeme Memoire. 
— 26. — — Achars: Beobachtungen über a 


— 


Intetligenzblatt | ar: 


Miedenheit der thermometriſchen Warme in verſchieder 


nen Hohen geheizter eingeſchloſſener Raͤume. 


Den 3. Iul. Kr. Trembley: Müimaoire sur ia pr&ceflion 


des Equinoxes. a, 


— 10. — — Dr. Biefter: Ueber die Definition: ber 
.  Menf ik ein vernünftiges Täler. — 
— 170 — — Aht Denins: Sur la ſingalaritẽ des Lan- 
gues et dialectes, et fur les fourens differentes. de- 
leur richefle. — Ä 


14 m — DR. Moͤnnich (Opus polih.) Ueber 


die niche fehr in Gebrauch gelommenen Logarichmen. 


31. — — Prof. fon: Recherches fur la fomma- 


tion. des [eries, dont chaque terme proccde felon ung 
loi connue.. 


— 7. Aus. Deffentliche Sigung. Gelegenheitsrede des 


Hrn. Dir. Merian. 


— — — — Prof. Bode: Ueber die Ausbeſſerungen und, 


— — 


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“ * 


Veraͤnderungen, die mit der Koͤn. Sternwarte vorgenom⸗ 


men worden, nebſt Riß und Aufriß der Zimmer, die zur 


kanſtigen Beobachtung der Sterne eingerichtet wer⸗ 


den. 
— —— Die. Achard: Aber das Del des Cyperus 


7 


— 2 


nirung. | 
— — — — Dir. Bernoulli: Sarla Geographie mathẽ- 


-  matique et für fes progräs, comme introduction une 


- hit. abreg. de cette fcience er de fon fort dans la 
Profile. x \ 
(Den 17. Jul. wurden zu Mitgliedern der Akade⸗ 
"mie erwählt, von Er. Maj. dem Könige beſtaͤtiget, 


und in der oͤſſentlichen Sigung bekannt gemacht: 


\ 


As auswärtige Mitglieder: Hr. Obriſt⸗ Lieute⸗ 


nant von Zach in Goetha. Der Ritter und... 


Major Veza in Wien. 
Als außerordentliche Mitglieder: „Kr. Sanitaͤts⸗ 
rath Hermbſtaͤdt in Berlin, ind Hr. v. Hum⸗ 
boltd, jetzt abweſend.) I 
Bam Huguft bis Oktober waren Üerien wegen des. 
er in dem Akad. Sehäuber j 


Ss ea 


efculentas, und über die Runkelruͤben⸗Zucker ⸗Raffi⸗ | 


— 


“ * 
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2 — I 
ir 3 
he 
a ‘ . en 


504. Surelligengbsort, a 


v 


effanten, im 9. 1798 gedrudten Werke aͤber Georgiani,/ 


ſche Aiteratur. 


uͤberſetzt, unter dem Titel: The Armenian or the Ghoſt- 


geer, translated by the Rer. Vm. Render and Th. Mott. 
ondon Symondg. 8. Aber man hat auch zugleid) die Forts 


etzung diefes Buchs unter dem Namen X. V. Z. deren Verf. 


‚Kr. Sollenins zu Magdeburg (MVerfaffer mehrerer anderer 
Ban, 3. ©. Johnſon der edle Tafchenfpieler, die Milche 
rüder 2c.°) iſt, uͤberſetzt. ae: 


Unter der Direktion des Hru. Prof. Jakob in Kdlle 
Am Magdeburgiſchen, tft daſelbſt in feinein- Haufe im Jahre, 

2800 ein Mufeum zur Beförderung der Lektüre periodifcher 
Schriften errichtet worden. Nach der gedruckten Nachricht 


‚ von dieſem Inſtitute fleht die Theilnahme an demfelben _ 


Einheimiſchen und Auswärtigen frey, Für Einheimi⸗ 
ſche ift ein Sprach ; und Leſezimmer, wie auch ein Biblio 
thekzimmer zur Aufbewahrung der nicht mehr curſirenden 

riften eingerichtet. Ä ni Zr 


+ 


In Paris kommt feit 1890 eine Bibliotheque germa- 


pique par Mad, de Polier et le cit. Demaimieyx, Je eit. 
Labayme, etle cit. Ch. Fr, Cramer heraus, Monattich 
temmt ein Heft von 16 Bogen 8. heraus. — 


Desgleichen erſcheint zu Paris und Strasburg bey 


Trauttel und Wuͤrz ein Journal general de Litterature 
“Etrangere, worin and) vpn. der deutſchen Literatur fol 
Nachricht gegeben werden. Das Afte Heft ſoll le 20. Ven- 

— an IX, herauskommen. Jeden Monat erſcheint 
ein He | wer 


wm una mad — nd 


N we Allge mei R e 

Deutſche Bibliothek. 

u Sechs * funfgigften Bandes. Zweytes Stuͤck. 
uhren Heft. 





PR 





»Klaſſiſche, griech. und fat. Philologie, nebſt 
den dahin gehörigen Alterthuͤmern. 


- Der Poftumus des Röm, Dichters Martial, eine 

Antike, gefunden nebſt mehreren andern, und 

. mit‘ Erklärungen begleitet von Joh. George Carl 

Kintz/ch, Prof. der Philof. in Wittenberg. : Meile 
fen, bey Erbflein. 1798. 60 ©. 8, 4'&. 


Wie ſonderbar auch das. Aushaͤngeſchilb dieſer Schriſt, 
wie gewagt die Hypotheſe derſelben ſeyn mag: ſo war. eg doch 
dem Verf gewiß mit feinem angedenteten Schluͤſſel zu Er⸗ 
oͤffnung von Martials verſchloßnem Epigrammenbuche, vollet 
Ernſt. Dean welches kuͤhnen und Inftigen Hypotheſenbaues 
ae fähig iſt, davon har uns fein Werk über den Philoſophen 
Benera, mehr als zur Snüge Äberzeugt. Ein großer Theil 
dieſer Sinngedichte, davon gebt der Verf. aus, find ſinn⸗ 
bildlich zu verſtehen; und, er verſucht eg, einen Theil dieſer 
Mäthfelfprüche, an der Fleinen Gedichten an den Poſtumus 

za entjiffeen. Diefer Poftumus ift ihm nichts mehr und - 
nichts weniger als — eine grobe wollene Bettdecke oder Dias 
tratze, welche mit Leinwand oder Leder gefüttert war, und 

vor Zeiten einen Ritter Poftumus als Pferdedecke gedient 
hatte, von weldem fie Martial fcherzhaft benannte. Diefe 
Erklärung, welche fi) dem Verf. gleich beym Lelen des etſten 

... Eplgramms aufdrang, wird nun durch alle Epigrammen auf 
den Poſtumus fpigfindig genug durchgeſuͤhrt. Ohne Zwang. 
V.A. D.B. LVI. 2,3. 68, VII qeſt. Kt und 


506. ,: Rah Pkg. 


und Wiltäße geht es narhrlich nicht ab, Wenn z. B. Mar⸗ 
tal, 67 zum Poſtumus fage: Occurris quocunque loco 
nihi, Pofbime, clamag Protinus, et prima eft haec tua 
vox: quid agis? und s, s8.Cras te victurum, cras dicis, 


2) 


Poftume , femper: fo commentirt der wißige Verf. fo date 


fiber: „Auf dir Dede waren noch die vor Alters aufgenähes 
„ten Kerns und Waidfpräche des ehrſamen und mannhaften 
„Ritters, der fie ehemals im Felde gebraucht harte, zu leſen.« 


„diämlich auf derreinen Seite bie Frage: quid agis? Was 


* „besinnft-du? Auf der andern Seite: cras vivam! ots 
nwen werd · ich leben! oden :- Morgen · iſt auch ein Tage! Wie 
koͤnnen nicht umhin, auf den Verf. Claudius wahres Wort 


’ 


anzuwenden: re ——— 
Weirir eitke· Menſchenkinder J 
find. doc recht arme Suͤnder, z 

— und wiſſen gar nicht viel. 
Wir ſpinnen Luftgeſpinſte, ran 


| F und. ſuchen viele Künfte, 
‚ und kommen weiter fiets vom Zi, 


Amacreontis.Carmina et —— cum no» 


tis edidit Zudovicus Henricus Teucherut. Lip- 
ſiae, apud Cramerum. 1799: 94 8.5 688 


Dieſes Jahr brachte zwed an Geſtalt und Gehalt gleich vers | 


fehiedene Ausgaben hervor. Während nämliih Hr. Teucher 
diefem dunkeln und zweydeutigen Sefchöpfe fein Daſeyn zu 


‘geben bemüht war, ſuchte der Bürger Bail gu Paris ein 


Work zu Nefem, welches fi) Durch den darauf verwandten 
Fleiß eben fo, als durch aͤußerliche Pracht und Schoͤnheit 
auszeichnen follte, Ueber das letere Werk; bey welchem doch 
ein aewiſſer fefter Geſichtspunkt, naͤmlich des für Liebhaber, 
gefaßt war, haben bereits audy ſchon einige. deurfche gelehrte 
Tribunale das Urtheil geſprochen, "dag daflelbe eine zu reiche. 

- Ausftattung erhalten habe. Dafür muß man: ander Teus 
cherſchen Arbeit den vernadläßigten Augenpunkt, und die 
zu große Armuth beklagen, Immer wird man, bey der Aus⸗ 
gabe eines alten Schriftſtellers, doch vor allen Dingen — 
Mes —— — * re a e 


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RPlaſſſche Möllelogle: 507 


faͤt wen fle gehbre? Der Herausgeber fast es nicht, und 


wir wären, aufrichtig gefnxochen, ſelbſt in-nicht geringer Vers 
-fegenheit, - wenn wir es in feinem Namen fagen follten. 


Er geſteht ein, daß. es añ vielen guten Ausgaben des‘ Anas 


x 


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+ 


doch bekannt ſeyn muß, gar micht achtet, ſehr wenig Ge⸗ 
ſchmack Hefigt. Die ganze Abſicht des Verf. ſcheint geweſen 


* 


kreon von allerley Art nicht fehle; fährt aber fort: nequo 


. tamen exiftimo damnatum iri, quod cepi confilium, edi- 


‚tionem huius poetae minori preiio parabilem emittendi, 
Allein an wohljeilen Ausgaben, ‚unter-weichen wir unter ans 
dern, wegen Ihrer Braucbarkeitfär die Jugend, vorzügiich 
die Magdeburgiſche, Driegerſche, Sördenfifche und Des 
genſche nennen dürfen, haben wir fhon lange keinen Mans 


gel mehr. Ueberdieß haben jene Ausgaben noch den Vorr 
zug, daß fie Kößrembrils Athen nad den neueren kritiſchen 


Bearbeitungen :verbeflerten Text liefera. Hlier hingegen fin⸗ 
der man die nralte Otephaniſche Lesart, von welcher der Her⸗ 
ausgeber behauptet, man könne fe bey, einer richtigen Erklaͤ⸗ 
‚rang gar wohl beybehalten. (guide — lectio H. Stepha- 
ni — plerumque, fi recte explicetur, commode fultineri 
poteft) Dur diefe Aeußerung giebt er deutlich zu verftes 
ben, daß er, weil er auf die Brundifche Recenſion, die ihm 


zu ſeyn, ungefäße ein und. ein halbes Dukend Noten vers 
miſchten Inhalts In Umlauf zu ſetzen. Hätte‘ das aber. nicht 
‚füglicher z. B. in dem Magazin für Philologen, oder fonft wo 


geſchehen können? Muß deßhalb gleich die Neihe der Aus⸗ 
gaben unnöchig vermehrt werden? Weberdieß würde dag’ 


Publikum gewiß nicht viel verloren haben, wenn diefe Teus 
cheriſchen Noten noch recht fange fort Hätten fchlafen’därfen; 
Inden fie, wie die Ausgabe ſelbſt, ganz zweckles find. Denn 
was · ſoll z. B. bier zu 4, S umap'aungkvog marvoa folgende 


Mote: „Conf. Hinquelmansi (welche hoͤchſt abgeſchmackte 


und. vedantiſche . Rechtfchreibung!!) -Sendf&hreiben von 


deir Herkulanifchen Entdeckungen, Cayl: Abhandlungen. 


zur Gefchichte und Kunft, Vol. I, p, ars fg?“ Wo 


die Sache eigentlich anf Kritik angefehen ſeyn fell, was hier der 


Fall if, da fucht mar dergleichen Dinge dech wohl nicht. Auch 
grammatiſche Anmerkungen von aͤhnlichem Schlage kommen 
vor. So zu 33, 19, „Exßoyeas, idem quod ex: Pwvei, 
voce exprimere, eflerre, enuntiare.* Allein nach dem 
Berorife, der wohl auch nicht mürde können aufgrtrichen 
werden, ſieht man fich vergebens um. ‚Doc ja! er folge 

Dr 15° gleich 


— & 
R : 


zu Klaſſiſche Philclogie. 


| ‚gleich nah: „Sic od. pragced. v. 24. a7. Tı 061 Isle 
up du — Yuxys zus epwrac." Rilumteneatis amicit 


De 


\ 


Griechiſches grammatifches Leſebuch. Zum Gebrauch 
für den erften Curſus in der griechifchen Sprache, 

von Ludwig Hoͤrſtel. — ‘Bremen, bey Wil 

mans. 1799. VIII.u. 102 ©, gr. 8. 109% 


= Di Verf. hat nicht ganz Unteht, wenn er Ach. in ber Vorr. 

ber die verkehrte Weiſe aufhält, nach welcher in den Lehr⸗ 
bäcern den jungen Leuten gewoͤhnlich gleich anfangs ſolche 
Otuͤcke vorgelegt werden ,_in welchen fie noch die wenigſten 
Redetheile Eennen. Allein bier muß auch das audiasur et 
alters para gelten, Jene Leſebuͤcher ſetzen eben dann wenig⸗ 
ftens eine nothduͤrftige allgemeine Kenntniß ber. Deklination 


Sowohl, ats der Koniugatlon voraus ; die ja doch auch bey 


mittelmäßigen Köpfen eben kein fo großes Hexenwerk iR, wie 
‚ Rec. aus fehr langer Erfahrung gelernt hat, Indeſſen Hat 
Rec. gar nichts gegen die Verfahrungsart, vom -Leichteften 
und DBelannteften, zum Schwerern und Unbekanntern forte 
zugehen; vielmehr billige er diefelbe, als der Natur am ans 
gemeſſenſten, gar ſehr. In dieſem Lefebuche ift auf dieſes ſtu⸗ 
fenmaͤßige Fortſchreiten wirklich recht genaue Ruͤckſicht genom⸗ 
men worden Naur ſieht diefer allzuaͤngſtlich abgezirkelte 
Gang, auf welchen ſchon ſeit vielen Jahren von vieſen Paͤ⸗ 
dagogen gedrungen wotden iſt, beynahe gar zu kuͤnſtlich und 
regelmäßig aus; wie man bier 3. B. aus den zu den einzel⸗ 
nen Detlinationeri gehörigen Beyſpielen ſehen kann. Sm: 
eilf Abfchnitten ſtehen bier die Lefeftücke forgfättig nach der _ 
Deklination, und Konjugation in allen ihren verfchtebenem - 
Geſtalten an einander gereihet. Im "zmälften Abſchnitte 
kommen dann srößere Stuͤcke aus Diogenes von Larrte, Kes 
nöpbon, u. ſ. w. Ueberhaupt aber.ift alles, auch das klein⸗ 
fte, aus Profanffribenten genommen. Dem Ganzen folge 
dann eine ſehr vollftändige Wörtererflärung über die einzelnen 
Städe. Eine: ganz eigene Anfichr iſt es. aber, wenn mam | 
in einem ſolchen Kinderbuche auf einmal auf Cltate ftößt, 
die bloß für Gelehrte gehoͤren; wie man.a. B. ©, 57. — 


Acgaßiſche Phulelogie. 09 


den zu ber erſten Deklinnsiom gehörigen Wortern Bey 
Leonidas Gillies’s ancient Greece, T. I. &.416, 432 citiet 


finder.» So was iſt wirklich wahre Spielerey. Denn was 
kuͤmmert fih der Knabe von 10 — ı ı Jahren um diefes Were, 


‚zumal nach der Originalausgabe! Außerdem aber Ift das 


— 


Gen Bädern nice ſeyn 


he gut, daß von dem Zeitwörtern, wo es noͤthig war, die 
Altern Formen mit angeführt werden. Wenn aber der juns 
r Grieche ſieht, daß droAaußayerv bald in die Kede fals 
n und bald Dafür balsen beißt, fo weiß er wohl nice, 


wie das zugehen mag? Es hätte daher, wie es au bey 


andern Gelegenheiten gefcheben üft, ‚die Rede ergänzt, und 


in dem erſten Kalle Aoyov, in dem zweyten yvoauıny binzugen _ 
letzt; von dem Verbum ſelbſt aber, um mehrerer Deutlichkeit 


willen, die Grundbedeutung angeführt werben follen. Wenu 
©. 97 dsdupaußoc unter Der. 3 als eine Art Bde im 
ſchwuͤlſtigen Worten und eigener Melodie erklaͤrt wird: 


: fo ii dee Sache nun wohl fehr wenig ihr Recht geſchehen. | 
Warm denn nicht lieber: ein Lobgefang auf Bacchus in, der 
kuͤhnſten Dichterſprache? Ebend. fehen wir einen Provine 


Uten. 


— | Hir. 


Halausdrud kriemig, — dergleichen worzüglich: in ſol⸗ 


Des Titus Dio Caſſius Kokkejanus, ehemaligen Buͤr⸗ 


germeiſters in Rom, Jahrbuͤcher Roͤmiſcher Ge⸗ 


ſchichte, von der Ankunft des Aeneas in Italien, 
bis auf die Regierung des Kaiſers Alerander Ser _ 


verus. — Aus dem Griechifchen überfegt und 


mie Schofien verfehen von Abraham Jakob Pen- 
zel. Des zweyten Bandes andere Abthei⸗ 
Jung, Erſte Hälfte Auguftus Kaifer, oder des 


- Raffisnifchen Tertes 4sftes bis und mit dem 50. 
_ Bude, Leipzig, im Schwickertſchen Verlage. 
2799. 802 Seit. und XXVI. Seit. Titel, Elegie 
an bie Freyheit, dem Könige von Preußen gefun« 
‚gen, und Schreiben an Siegmund Baron 3096 
in Saybad) flate der Vorrede. gr. 8. ag. 8x. 


—W ges = "Dieb - 


- 


Pa 


N 


- 


310.” Rhafifihe-Phllelosie, 
Dieß IE die Fortfegung einer 1786" angefangenen Ueberſe⸗ 


hung und; Bearbeitung des Div Caſſius, deren erſte Ab⸗ 
" thellung auch in unſerer Bibliothek Band 76 Er. ı @i226  - 


von eiyem andern Rec. nur fehr kurz angezeigt worden iſt. 
Und eben diefe große Kürze jeneg Necenfenten, nebſt der har⸗ 


ten Behandlung, die ſowohl ihm, als ganz unfhuldigers 
weife auch Hrn Wicolai dafür von Ken P. in der Vorrede 


dieſes zweyten Bandes wiederfaͤhrt, : veranlaßt uns, dieſe 


Ueberſetzung und Bearbeitung des Dio Caſſius erſtlich naͤher 
zu befchreißen , und nach ihrem wahren Werthe zu charakteri⸗ 


firen; fodann einige Bemerkungen Hinzuzufügen; und ends 
lich ‚über das renommiſtiſche und infultirende Betragen des 


Hrn. D. gegen andere Gelehrte, ein paat Worte zu verlieren, 
7, v* 


die uns am Herzen liegen. 


| Der erfte Wand, welchen Hr. P. 1786 herausgab, 
war eigentlich Äberfchrieben: des zweyten Bandes erſte 
Abtheilung, und enthielt das 36 — 44. Buch des Die Caſſ. 
auf ı353 Seiten. Daher iſt gegenwärtiaer Band’ überichries 

ben: des zweyten Bandes andere Abtheil. erſte Hälfte. 


Eine sweyte Hälfte diefer anderen Abtbeilung des ere _ 


fen Bandes wird unftreitig, nady der ‘gemachten weitſchich⸗ 
tigen Anlage, das sı — 56. Buch, oder das übrige von der. 
Reygierung Auguſts enthalten, Die dritte Abtbeilüng des 


. . 3werten Sandes wird B.-57r— 60, oder die Regierungen 


des Tiberius, Kajus, und Klaudius befaſſen. Der Dritte 


Band despanzen Werks wird Alles Uebrige nad) dem Riphi⸗ 


Anus tiefen. Endlich ſoll der erffe Band nachfolgen, der ung 
bie noch erhaltenen Fragmente aus den erften 35 Dächern 
> giebt; Jedoch fo, daß Kr. P. die Noͤmiſche Geſchichte von 
Aeneas Ankunft im Stallen an, bis zum Feldzuge des Lu⸗ 
euflus gegen Mithridates, in einer eigenen Ausarbeitung, 
nad) Maaßgabe der alten Schriftſteller liefert; wie es Freins⸗ 
heim bey den verloryen Buͤchern des Livius that. Auch ſol⸗ 
len außerdem Abhandlungen, ihronologifche. Tafeln, ein 
dreyfaches Regiſter, ingleichen Zuſaͤtze und Verbeſſerungen, 
Dem ganzen, Werke noch zugegeben werden. — Wir geben 


geen zu, daB die Ueberfeßung der Wagnerifchen, welche Hr, 


P. meiftens für eine Uebertragung der lateinifchen Xylandri⸗ 
ſchen ausgeben will, an Treue und Genauigkeit,/ vorgebe; 
fo wie Hr. P. ſelbſt jenen, fonft achtungswertben, Werfaffer, 
auch wohl an tiefer Eritifsher Sprachkunde, und an nr 


G 5 
2 . - 


Pa 


‚ 


/ 


Kaffe Priletogie Sir 
ſcher und geographiſcher Gelehrfamkeit aͤbertrifft, wovon 
Hen Penzels Anmerkungen ſattfam zeugen; aber feiner Lies: 
berſetzung gebricht es dagegen auch an der Reinigkeit, 
Fleckenloſigkeit, Geſchmeidigkeit und Eleganz des Aus⸗ 
drucks, weiche von einem Ueberſetzer, ſo wie von jedem andern 
Scheiſtſteller, in unſern Tagen mit Recht erwartet mird. 
Oftmals beſchleicht ihn auch ein Latinismus oder Graͤcismus, 
z. B. Hunde, nachdem ſie in der ganzen Stadt her⸗ 
. amgslaufen waren, verſammleten fich endlich, und 
dgl. mehr. Auf Ausdräcde, wie ausfilsen, du verfluchter 
Kerl, ſtößt man gar oft. — Die der Ueberſetzung unters: 
gefeßten Anmerkungen, ſind ſehr gemifchten Inhalts. Sie. 
erläutsen und beurtbeilen theils die Lesarten, den Test und- 
Die Sptache des Die Caſſius; theils beftreiten fie die Ueber⸗ 
fegung des würdigen Seren Wagner, — auf melde Weiſe, 


davon unten; — theilserfikten fie und ergängendie Erzähluns - 


gen und die Handlungen felbft, durch Zufammenftellung und; 
Kritit der Nachrichten anderer alten Hiſtoriker über Die eins 
‚ gelnen vom Dio umftändlich erzählten oder kürzer. deruͤhrten, 


Fatta. Mehrere Anmerkungen verbreiten ſich auch über die” 


alt⸗ Geographie; in welchen inan von Hen P. fon durch. 
ein gewiſſes Vorurtheil, das man aus feiner Ueberfeßung, 
* Strabo geſaßt hat, nichts ganz Gemeines erwarten 


Und in der That ſind bie geographiſchen und hiſtori⸗ 


ſchen Anmerkungen — denn von der Ueberſetzung ſelbſt ha⸗ 
Sen wir ſchon unſere Meinung geäußert, — der ſchaͤtzbatſte 
Theil des Werks. Zwar laufen ſie bisweilen in Abhandlun⸗ 


gen aus, und: hätten, der Hauptſache unbeſchadet, kuͤrzer 


gefaßt werden können, 3. B. durch dftere Weglaflung der 
Stellen anderer Autoren, die in extenlo beygebracht find: 
dieß benimmt indeſſen ihrem Wertheim Ganzen nichts, und wird 


ſogar viellelcht Manchem, dein es um das Studium der Ge⸗ 


ſchichtskunde zu thun iſt, und der gleich wohl nicht alle alte 
Schriftſteller befige, oder fie. Immer einjeln nachzuſchlagen 
durch Zeifmangel ader Bequemlichkeit gehindert.wird, nicht 
unmilltomnıen feyn, in gleiches laͤßt ſich won den verſpro⸗ 
denen Abhandlungen erwarten; wodu die der erſten Abthei⸗ 
lung des zweyten Bandes bengefügten Anhänge, und au 


mehrere. Anmerkungen diefes Bandes. berechtigen. . Wir. mas . 
en jene Anhaͤnge hier namhaft, — ſie ſicherlich .. 
“ = iz zu ‚nie 


u 
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r 


” 


3510 räaaffiſche Philolagie. 


nicht zur Wiſſenſchaft gekeumen find: ») Aber den Cha⸗ 

rakter Caͤſars, und kber die Rechtmaͤßigkeit feines ges 
gen Pompejus geführten Krieges; welches Stuͤck mit 
Meißners trefflchem Jul, Caͤſar zu vergleichen ſeyn würde, 
2) Ueber die Brücke, die Caͤſar über den Xhein 
ſchlug; vorzuͤglich aber 3) über den Zuſtand der Band⸗ 
lung zur Zeit EAfars; welcher Auffag mit der Abhandlung 
bes de Guignes in den Mem. de l’Acad, des: Bell. Lettr. 
Br. 37 mit Huers Schrift (Paris, 1716) und mit andern 
neueren Werken und Auffägen dieſer Art verglichen werben 


muß. Im Allgemeinen müffen wir noch erinnern, ‚daß es 


zur leichtern Ueberſicht und für die Abſicht verfchlebener Leſer 
vielleicht rathfarher geweſen waͤre, die verfchiebenartigen Ans 


merkungen zu trennen. Im Style und in der Otthographie 


berrfcht immer noch das Eigene und Affektirte, weiches, ſchon 
vor Jahren an Hrn P. getahelt worden ift,-3. B. entbufes 
nen.,. für das gewöhnliche, ſich entherzigen; hinſchludern; 
KRwintilius Varus; Awiriten; Mark: Anton; Marks. 
Cikin: Baifern Bam bie Luft an, für: dem Eäfar. In⸗ 
gleichen , die hatte Elifion der. Vofale: 3. B. der großmüs 
ebig’ Artaxerxes; die Einkünfte mehrerer afiatifchen Stadt’, 
auch die von Wrannefla. Auch komme wohl in diefen Son⸗ 
derbarkeiten sine Ungleichheit vor: Einwmal z. B. flektirt er 
die lateiniſchen Namen mit ihrer urſpruͤnglichen Endung, unk 
dann läßt er ihnen wieder das sus durch “alle Eafus; einmal 
laͤßt er ihnen das as, und dann apocopirt ers wieder. 


Jedoch dieſe orthographiſchen und ſtyliſtiſchen Unarten 
find eine Kleinigkeit. gegen die moraliſchen des Verſtandes 
und Herzens: Kerr P. wird ſich durch unfere unpate 
‚ ‚seyifche ruhlge Anzeige, worin wir das Verdienſt feiner Ar⸗ 
beit, und den vieljäßrigen darauf verwandten Fleiß aners. 
kannt haben, verfichert halten; daß ber Rec. ſich gegen einen 
Mann von feinen: Talenten, Kenntnifien und Hterariihen 
Verdienſten, jene hofmeiſternden Ausdruͤcke nicht erlauben 
wuͤrde, wenn Hr. P. nicht alle Schranken, wir wollen nicht 
fagen, der Humanität und Billigkelt, fondern nur der Ges 
rechtigkeit, mie muthwillig hohnſprechender Leidenſchaftlichkeit, 
‚in Behandlung anderer Gelehrten uͤberſchritte. Noten und 
Borrede verrathen Überall den raußen, an Sitten ungebilde⸗ 
von Mann, bey dem weder das Studium ber urbanen — 


⸗ An — 


De ; " 


' Rinfüfche Philolocle. 323 


noch die mit den zunehmenden Jahren ſich oft einfindenderußle- 

gere und bifligere Weisheit, veltigia ruris verwiſcht hat. 
Jedem wirft er, nach feinem eigenen Ausdrud, den Fehbe⸗ 
handſchuh bin; am meiften Herrn Wagner, deſſen Leberfe« 


Kung er fogar Eſelskoͤpfe an die Seite malen wil. Was: 


— 


fol man dazu fagen, daß er S. XI der Vortede ſogar von 
ihr verächrlich -Dachte, she er fie noch geſehen hatte. . Ink 


dieß harte Schickſal trifft Hrn. Wöngner bios deshalb, weil 


deffen Uebetſetzung von der-alte. deutſchen Bibl. am oben aue 
geführten Orte, und von. Harleß in Fabricii bibl. graeon 


“der feinigen vorgezogen worden. Iſt dieß gerecht? Nocdh- 


mehr! Here Nicolai fol einzig die Schuld von jener Bes 
eenfion tragen, welche doch, unfers Beduͤnkens, nichts Fal⸗ 
ſches enthäft , ja ſelbſt das Brauchbate der Anmerkungen ans 


‚erkennt. Hr. Nicolai babe feine früheren Gedichtchen und 


feinen Strabo loben, die Ueberſetzung des Dio aber herabwuͤr⸗ 


böigen laſſen; weil Hr. P. inzwiſchen eine katholiſche Dogma⸗ 


tie geſchrieben, in einer Zeit, „wo Herrn Tlicolai die 
„wunderbare Thorbeit angewandelt, überall Karbolis 
„ten zu riechen, fich felbft zum Wächter. von Zion zu 
„beftellen , und wie Aiax mit Schaafen, oder wie deu 
„feelige Don Quixote mir Windmüblen zu fechten.® 
Und fo geht es weiter. Über Hrn. Nie. und defien fcilicee 
Ephemeron, die allg. deutſche Bibl. ber. Alfo Hr. Nicotaf 
beellte Lob und Tadel bey den Recenſenten? Begruͤndet 
ein vernünftiger Mann feinen Argwohn fo ſchwach und eins 
ſeitig? Die Sötting. Zeitungen, bie für Hrn. P. „ein hoͤchſt 
„refpektables Tribunal der Gelehrſamkeit find,* urthellten ja 


.eden ſo; aber Hr, P. lieſt fie feit vlelen Jahren nicht mehr. 
Daß doch die Menſchen fo gern den Tadel, der fie trifft, cher 


in allen. andern Dingen beg uͤndet finden, als in ſich ſelbſt! 
Barum frage Hr. P. nicht verſtaͤndige Freunde? Sie muͤſ⸗ 
fen und werden ihm daſſelbe ſagen. Uebrigens würde Mec.; 
wenn anders ein Anonymus etwas verbärgen koͤnnte, hler 
Bey allem, was ihm theuer iſt, verſichern, daß, ungeachtet 
er in der Reihe von Jahren, da er Mitarbeiter dieſer Bi⸗ 
bliothek iſt, ſchon manches, von Freunden und Feinden der 
Bibliochek und ihres Urhebers, oder auch von Kollegen an 
der Bibliothek, verfaßte Buch, zum Mecenfiren erhalten has 
ben mag, ihm doch niemals, auch nur der entferntefte leiſeſte 
Bin gu loben eder zu tabeln — worden ſey. Ar. P. 
8 vn. — 3... * 


\ 


mag | 


x 


514 Neue Sprachen. 
mas fich alſo mir Immer zur Abbitte auch dirfer Suude an⸗ 
ſchicken. 


Neue Sprachen. 
1. Neues vollfländiges Tafchenwörterbuch der: en- an 
gliſchen und deurfchen Sprache, enthaltend alle 
gebräuchlichen Worte und Formen der Künfte. 
. und Willenfchaften (alle gemeine und Kunftwör- 
ter) aus den beflen englifchen und deutfchen: 
Wörterbüchern zulammengetrsgen von Friedr.: 
‘ Reinh. Ricklefs, mit einer Vorrede von F. J. 
, Efchenburg. Erfier Theil, Engliſch. Deutſch. 
Und auch mit einem engliſchen Titel: 
: New complete. Pocket-Dictionnary etc. Bremen; 
bey Wilmans.‘ 1799. 498 in 3 Columnen ge⸗ 
fpaftene S. gr. 8. 2.1 000° 


3, Theodor Arnolds Grammätica Anglicana con- - 

‚ eentrata, ober kurzgefaßte englifhe Grämmatif, 
u. ſ. w. Zehnte vermehrte und verbeflerte Aufs 
lage, Jena und Selpzig, bey Frommann. 1800. 

' 316 ©. gr. 8. ohne Vorbericht und eine ange⸗ 

haͤngte Tabelle. 16 4.°, .. — 


3. Vermiſchte Aufſaͤtze zur Uebung aus dem Deut⸗ 


ſchen ins Engliſche zu überfegen, von Wilh. Zul. 
Wiedemann. Zwepte Hälfte, von. S. 163 — 
280. 8. — — —— 


1. Man kann, was das Innere dieſes Woͤrterbuches bes 
trifft, ihm das Lob, der Vollſtaͤndigkeit, die, der- Schwäche: 
‚des Bandes ungeachtet, durch Äußerft ſparſamen Diud baf 
esteiche werden Fonnen, nicht verfügen. Dec. würde, E 
F u» nicht 


\ 


J 


Neue Sprachen. | ger 518 - 


nicht nur ganz votzuͤglich empfehlen, ſondern auch ſelbſt ſich 
deſſelben bedienen, wenn er nicht durch deſſen Aeußeres davon ab⸗ 
ſchreckt wuͤrde. Er etinnert ſich fehr wohl, daß es der An⸗ 


uͤndigung zu Folge, mit didotſchen Lettern erſcheinen follte: 
Dafuͤr kann er nun die Druckſchrift dieſes Buches nicht er⸗ 


kennen; fie muͤßte denn eine verungluͤckte Kopie von jenen 


feyn. Er verglich ſogleich eine didotiſche Schrift des naͤmli⸗ 


hen Maaßſtabes, woraus das Negifier von Hoflimanns - 


deutfcher Flora — (Erlängen, b. J. J. Palm 1791.) be⸗ 


ſtehet, damit, und fand diefe nicht nur beſſer und fchärfer ges - 


fhnitten , ſondern auch‘ reiner und ſchwaͤrzer abgedrudt. 
Hierzu koͤmmt noch, daß der durch das (übrigens feine) 


Papier durchicklagende Druck, das Auge verirrt. Um we⸗ 


nigfteng durch Anwendung mehrerer Schriften die Deutlich 
Beit au befördern, batte der Seher drey Wege: entweder 
er nahm zu den Englifhen Wörtern die nächfifolgende gröbere 
Schrift, oder zu der deutſchen Erklärung Curſiv, (wie es 
in ganz Europa mit Wörterbächern von zwey Sprachen mit 


“=, 


rd 


lateinifhen Buchſtaben gehalten wird, wofern es nicht grö 


fere find, deren Wörter mit Unclalen gedtudt werden) oder 
noch beffer: mir einer deutſchen Schrift, gleich der ſchoͤnen 
deutlichen, im Rabenborftijchen deutfchen Handwoͤrterbuche. 


Dean warum follen die deutfchen Lettern fo geſchwind, wie. 


durch einen Reicheſchluß geächtet, verwiefen, und. nicht mes 
nigſtens noch zu fo nuͤtzlichem Gebrauche gerettet werden? Man 
vergebe uns dieſe Ausfchweifungs denn ein folcher lateiniſcher 
Druck greift das Auge zu fharf an, zumal bey Nacht, und 
nicht-jeder Lefer bat Luft, ſtets eine Concav⸗ ober Convers 
brißle auf der Naſe herum zu tragen. Bey einer künftigen 


Ausgabe des Buches dürfte fih denn doch auch manches hier 


und da näher zu beftimmendes finden, ohne daß die gedränäte 
Kürze dabey leide. 3. DB. Grapes, (©. 185) wird durch 
Mauke uͤberſetzt. Allein in vielen Provinzen iſt diefer Aus⸗ 


druck: Das dem Winde gegenhber liegende Ufer miß⸗ 
Deuter werden. Es iſt das mindfichere, oder der Winde 


druck mehrdeutig; wir hätten daher lieder Mauke der Pfer⸗ 
de geſetzt. Bey dem Worte Lee⸗ fho⸗ re kann der Aus⸗ 


nicht ausgeſetzte Uſer. (Das W. hieß im Angelſ. Hleow, | 


unſer dintfhes Aaube, das ehedem jeden vor Wind und 
‚ Wetter fihern Ort bedeutete.) Daß Leech, Arzt, eigenes: 


lid) aur nod einen unftudirten Arzt, Empirikus, den 
der Bauer mit dem Titel Doktor beehrt, Heiße, nn 
on — dm 


I) 


516 | Neue Sprachen. 


Buch jene Senden Kusträde angezeigt werden. Won Ne 


n 


— 


iſt hier bloß die Bedeutung: Schublade. Es bat ja doch 
auch die Bedeutungen des deutſchen Worts. Bey uncouth 
find ohne North drey Eiklaͤrungewoͤrter geſetzt, Die einerley far 
gen. Seltſam mar genug, doch mußte eine Hauptbeden⸗ 
tung: ungefchlacht (wild, taub). vorangehen. — Ue⸗ 
brigens iſt zu bedauern, ‚daß bey der Gülle der aufgeführten 
Marine» Wörter, der Laie fo gamz unbefriedigt bleibt, und 
das engliſche Kunſtwort nur durch ein ibm gleich⸗dunkles 
deutſches uͤberſetzt witd. Der Sprachlehrling erwartet in fols 
hen kleinen Handwoͤrterbuͤchern bey jedem Kunftworte, gleich 
wohl ein paar Erklaͤrungswoͤrter, die Ihm wenigftens einen 
Gedanken darſtellen. — 

Das bisher Geſagte, und ſonſt noch zu Verbeſſernde, 


kann alles bey einer zweyten Ausgabe abgeändert, und da⸗ 


durch Die Guͤte und Brauchbarkeit dieſes Taſchenwoͤrterbuches 
erhoͤhet werden. | 
. 2. Daß diefe neue Ausgabe von Arnold Grammatice 
anglicana concentrata Vermehrungen und Verbeſſerungen 
erhalten habe, leidet keinen Zweifel. Wir haben fie mit ei⸗ 
ner denältern verglichen und gefunden, daß viele Megein in _ 
Anfehung der Ansprache berichtigt und vereinfacht find. Mur 
wunderten wir uns, dag dem a in din Wörtern von Name 
big Nation noch nad) alter Art der Ton & vorgeſchrieben 
wird; welches in einigen neuen Sprachlebten, die Sheri⸗ 
dans und Walkers Ausfprache zum Grunde fegen, mit einem 
e vertaufche wird. Yu der Bleinen Chreſtemathie der aͤltern 
Ausgaben find Bier noch gefommen: einige Todtengefpräce 
von Littleton, ein Gedicht: the Choice von Pomfrer, und 
Soldfmirh g deferted village, Die angehängte Tafel vom 
Gebrauche einiger Präpofitionen iſt gleichfalls Daukes werth. 
3. Bon dieſen deutſchen Uebungsſtuͤcken zum Ueberſetzen 
ins Engliſche, laͤßt ſich, da ſie nur ein Fragment ſind, we⸗ 
nig, aber doch Gutes, ſagen. Sie find ſehr unterhaltend, 
und da fie meiſt aus engliſchen Originalen oder Originalen 
äbnlichen Ueberſetzungen genemmen ſind: fo kann man ber 


uptergeſetzten Phrafeologie trauen. &. 176 gegen die Mitte 
wmuͤſſen die Wörter: per/uafive, die Unterredung in per 


funion Ueberredung, verändert werden. PR 


‘3. Eurs 


\ Biene Sprache. | 517 


1: Cınfas der feanzäfifchen Sprache, zum Gebran⸗ 
- der Schulen und Gymnaſien. Angefangen 
‚von Ludwig Alerander Lamothe, weyl. Profeflor 
‘am Gymnaſium zu Stuttgard, fortgefege. durch 

: ‚einen feiner Freunde, Ueberſetzung. Erſter Band. 
Scurtigard, bey Steinkopf. 1800, 20 B. 8. 
Auch unter dem Titel: | | 
Elenuntar »Schbuc für die Jugend Mit einer 

Vorrede des Gern * En Aus bem 

Franz. | 
a. Lectures francoiles, ou Recueil de Dialoguer, 

.. @ Hifloires et de Comedies, avec’un Vocabulai. 
re complet de, tous les ots, qui fe trouvent dans 
‘ cerecueil, etun Abrege de le Grammaige frangoi- 
ſe. Alse portẽe des Enfans et a!’ ufage des Eco. 
"des. ° Berlin, chez Quien, 1799. 5 Bog. 90.8; 
6. K eo. ee 
3. Methode raifonnde pour — aà lire lefran- 

. gois par L’ abbéę Pirrard. — Quiconque fait. 
lire, fait Part le plus difficile, Pil P a appris par 
‘ la methode vulgaire. Duclos. à Brunfwick, chez 
.. . Reichard, 1799. 6 Bag. 8. 

4 Kleine franzoͤſiſche Sprachlehre für Rinder und 
junge Anfänger. Eine Einleirung zu meiner 
groͤßern franzöfifchen Sprachlehre, von J. B. 
Daulnoy. Dortmund, bey Bloche und Eony 
pagnie. 1799. 12 Bog. gu 8 109 
4. Anweiſung zu einer leichten und gründfichen Er 

lernung bes frangöfifchen $efens, von Georg Phi⸗ 

lipp Schuppius, Conreftor dee reformirten Schu⸗ 
Te zu Rinteln. Caſſel, in der Griesbachſchen 
en 1799: 5 Dog. 8. 5 æ. 
| | 6. Die 


- 518 Meue Sprachen. 


6. Die Kunſt, auf die moͤglichſt geſchwindeſte Art, 
Franzoͤſiſch Frechen und ſchreiben zu lernen, oder 

7" nemes franzöfiiches. Elementarwerk, ein Gegen⸗ 
ſtuͤck zur Meidingerfchen prafeifchen franzoͤſiſchen 
Grammatik, von Wilhelm Friedrich Hozel. 
Zweyter Curſus, welcher. ben grammatiſchen 
Fundamentalunterricht für die erſten Anfaͤnger, 
nmit ſehr bequemen er ri und Uebungsfor⸗ 

"mein, nebſt einer ausfuͤhrlichen Synonymenlehre, 

in alphabetiſcher Ordnung, enthaͤlt. Gießen, 
1799. 16Bog. g. er 
Mei. Von des Prof. Lamothe Cours de la langue fran- 

-  "goife Haben wir im vorigen Jahre Nachricht gegeben. Er 
enthielt eine. fehr reichhaltige Sammlung fküfenvoeife fort⸗ 
[Sreitender, franzöfifcher Leſeuͤbungen, die aus kutzen und 

‚ Jeihten Sprüchen und Sentenzen, Anekdoten, Zügen aus 
der alten und neuen Sefchichte, Nachrichten aus der Nature - 
lehre und Naturgeſchichte, Geſpraͤchen, wigigen Einfaͤllen 
und Antworten , moraliſchen Erzaͤhlungen, Sitten -und 
Merkwürdigkeiten verſchiedener Voͤlker, u. f. ro: beſtehen. 
‚Diefe hat man nun in das Deutfche uͤberſetzt — in welcher 
Abſicht? Theils um den Gebrauch des franzoͤſiſchen Originals 

dadurch für Anfänger zu erleichtern und zu befordern; theils 
aber auch, um, wegen feines mannichfaltigen, lehrreichen 
Inhalts, jungen Leuten felbft zu einem deutichen Leſebuche 

‚ u dienen. Und wir glauben allerdings, daß die Ueberfen 
gung, die fih ganz wohl lefen läßt, für beyde Adfichten nicht 
ganz überflüßig fen. . | = N 
2. Die Lectures:frangoifes enthalten in wenigen Bo⸗ 
gen dreyerley: 1) eine wohlgewaͤhlte Sammlung leicht ver⸗ 
ſtaͤndlicher, lehrreicher und intereſſanter Aufſaͤtze zu Uebun⸗ 
‚gen im Leſen, von den Stimmen der, Thiere, Beſchreibung 
der Monate, verfchiedene moralifhe Gefpiäche, “ein kurzes 
Schauſpiel: der -Blinde von Spa, meiftens aus Berquins 
ami desEnfans, und der Sitäfinn Benlis. 2) Eine Eure 
franzöfifche Sprachlehre, mit. überaus vieler Beſtimmtheit 
und Präcifion geſchrieben, und, 3) ein Wörterbuch aller im 
den lectures ftangoiſos vorlommenden. franzöf. 


ey 


‚Neue Sprachen: —3199 


Wir glauben, | biefe kleine Schrift vorzůglich zuin GSebrauh F 
ungehender franzoͤſiſcher Sprachſchuͤler als: ſehr nuͤtzlich em⸗ 


pſehlen zu koͤnnen. | | 


3. Die Methode Tailonnde hat zwey verfehtedene Ans en 


Fänge von Seitenzahlen. Nach den erfteen enthält der etſte 
Boden In-20 Lektionen die Buchftaben » und Spibenfenntnif, ' 


z. B erſt die einſachen Vokale und Conſonanten in ihrer 
gewoͤhnlichen, dann im verkehrter und verworfener Ordnung, 


und endlich alle Gattungen von Sylben und Wörtern. . In 


den uͤbrigen zwey Bogen firrdet man - kleine, Yanz leichte Fan . 


- bein und moralifhe Erzählungen, Die. zweyte Abtheilung 


ſcheint bloß zum Gebrauch der Lehrer beffimmt zu ſeyn, um 


‚enthält Erläuterungen über die vorhergehenden Lektionen 
3. B. La confonne breprefente l’eflet, que produjfent lee 


jevros, qui appuybes Joibleinent Pune für autre, ſ' ourrent 


pour faire pallage a l’unete ces voix 6, r, ec, 3. 
4 Des Seren Daulnoy, emigrirten franz. Prieflete; 
dermalon in Dortmund, groͤßere franzoͤſiſche Sprachlehre, 
haben wir im vorigen Jahre, wegen ihrer Vollſtaͤndigkeit, 
Deutlichkeit, und ihres Reichthums von⸗Beyſpielen und Ue⸗ 
bungsformeln, mit Beyfall angezeigt. Ein gewiſſer Recen⸗ 
ſfent hatte geurtheilt, daß eine ſo korpulente Grammatik 
. Gmwenn flenicht fo korpulent wäre, ſo koͤnnte fie die geruͤhm⸗ 
ta Vorzuͤge nicht haben, und uͤberdem machen 32 Bogen 
eine ſehr mäßige Korpalenz einer Grammatik —) den Juͤng⸗ 
ling von Erlernung der franzoͤſiſchen Sprache zuruͤckſchrecken 


waͤrde, und daher gewuͤnſcht, daß: der Verf. den. Anfängern 


einen Auszug.derfelßen,: ohngefaͤhr von der Stärke eines 
Drittheils, in die Hände geben möchte, Und der Berf. iſt ſo 


‚ folgfam gewefen, diefen Vorſchlag für einen Befehl: anzunehe - 


men. Es koͤnnte aber diefer Auszug noch um die Hälfte klei⸗ 


ner ſeyn, wenn er bloß auf Regeln, Erklärungen und Pas 
radigmen eingeſchraͤnkt wäre; ‚denn die andere Haͤlfte fuͤllen 
gewiß die heraus reichhaltigen Beyſpiele, mit ihren unter⸗ 


Aufgaden, jedem Theile der Sprachlehre angehängt hat; wels. 
ches wir aber fo weit entfernt find zu tadeln, daß wir viels. 
mehr diefen Ueberfluß muͤhſam enrworfener Formeln zur Ue⸗ 
bung auch dieſem Auszuge zum Vorzug antechnen. Wenn: 

Übrigens. der Verf. feldft die als das einzige ka >; 
Es — einer 


—8 


⸗ 


m 


gefegren Vokabeln aus, die der Verf. unter der. Benennung:, “ 


”» 


⸗ 

520 Aiexue Sprachen. 
feiner Arbeit aurſeben wiſſen will/ duß er; ohne ein ort vom 
Confruftionsregeln au fagen,. des Kind. bloß dadurch zur 
franzöfifhen Wortfuͤgung angeleiter habe, daßer das Deutſche 
feiner Aufgaben (Exempel) über die Zeitwörter fo geordnet, 
wie man es allemal nach den Conſtruktisnstegeln inet Spra⸗ 
die ordnen muſſe, und deswegen befuͤrchtet, daß dieſes · drot⸗ 
dire Deutſch das Kind zum Lachen bringen werde — fo tons 
neh wir nit fagen, "daß wir davon einige Spur gefunden 
Gaben. Moch bemerken wir, tbeils, daß der Werf, ben Ges 
fegenheit dev Zahlwoͤrter, zus Uebung in het franzoͤſiſchen 
writtenetifchen- Terminologie, die vier Species der Rechen⸗ 
kunſt mitgenommen; theils auch durch zweyerley Druck das 

Much In zioey Eurfus, für die erſten Anfänger, und für ges 

Aptere Schuͤler getbeilt bt. — 


3... 82: Schuppius ‚glaubt, bemerkt zu haben, daß im 
den meiften Sprochlehren die Mgelm ber franz. Ausiprace 
Bald zu kurz, bald, zu weitfehweiflg, und nicht in der beſten 
Drönung vorgetragen misten. Er ſeibſt Habe als Kind das 
franz. Leſen nach Meidinger gelernt; ſey aber in der dolge 
auf Wörter geſtoßen, die er nach dieſer Grammatik entweder 
gar nicht auczuſprechen gewußt habe, als Erueil, rende, 
skangea, mangeons — (das wäre viel!) oder ſalſch ansges 
Prochen habe, als initier, prophetie, durch Ei, da es doch 

gelefen werben mäßle.(?) Daher habe.er es denm nicht für 
unndtbig gehalten‘, ſeinen eigenen Leitfaden zum Tranzöfifchen 


E Selen für-feinen Unterricht zu.entwerfeng worey er die beſten 


. Oprachlehren vor Augen gehabt, alles unnÄthige megaelaffen, 
and nice, mie 26 gewoͤhnlich geſchehe, Vokale, Conſonan⸗ 
en, Diphtonge, Teiphtonge : Cfolite heißen, Diphthonge 
und Triphthonge) Regeln und Ausnahmen untereinander 
geworſen habe, welches aber nicht minder auch in den mei⸗ 
ſten neuern Sprachlehren geihehen if. Dieſem zufelge hat 
denn die kleine Schrift folgende Eintichtung: 1), Ordentli⸗ 
- de Regeln über bie franzöfifche Ausſprache, nach der Folge 


"per Bugſtaben; aber ohne Erempel, 5) Ausnahmen. von. 


diefen Regeln, und dann. 3) die eigentliche Anweiſung zum 
franz. Lefen.. Es werden die vorigen Regeln kurz wiederholt, 
mir Wörtern begleitet, wo ſie angewendet werden, und des 
een Ausfprache mit untergeſetzter deutſcher Schrift angegeben. 
Zum Schluß werden noch 4) zur Oelbſtuͤbung für rain 
J 0 J ei % “ j 4 


+ 


- 


e Neue Sprachen. | 521 


⸗ 


Schuͤler, einige kurze Erzaͤhlungen auf gleiche Art ange⸗ 


haͤngt, z. D. u | 
Mlai dit en I’ embraflänt: menrs! 
Ilwi dit ang langbraffang : mör. 


6. Der unermüdete Hr. Heel, den die traurige Lage 
feiner Univerfität veranlaßt bat, aus einem Orientaliſten 
und Schrifterfiärer,, ein franzöfiicher Sprachlehrer ind Paͤ⸗ 
dagog zu werden , zeigt mit feinem Beyſpiele, wie ein Mann 
von Kopf und Fleiß, fich In jedes Fach werfen, und in den 
verfchiedenften Arten des Unterrichts nüßlich werden kann. 
Sein neues franzöfifches Elementarwerk ift eines der vollſtaͤn⸗ 
disften, deutlichiten und grändfichften Hülfsmittek zur Erler⸗ 
nung der frarzöfifchen Sprache, die in den leuten Jahren 
erſchienen find. Plan und Ordnung des Ganzen zwar fcheint 
nicht zum beſten angelegt zu ſeyn; jedes einzelne Stuͤck aber 
für fich betrachtet, empfiehlt ſich durch die angegebnen Vor⸗ 
Züge: Das ganze Elementarmert iſt befanntlich auf vier Cur⸗ 
ſus zugefchnitten; davon der. erfte , oder vielmehr die erſte 
Haͤlfte des erften Curſus, ſchon zum voraus den praktiſchen 
Theil, oder eine Sammlung verfchiedener Texte, zur Uebung 


se 


— 


imn der franz. Sprache enthielt. Der zweyte Cutſus, den wir 


jetzt vor uns haben, macht nun den eigentlichen Anfang dee 


erſten Grammatikaluntertichts, handele von den Buchſtaben, 
ihrer Ausiprache, und den erſten Regeln des Leſens, entwi⸗ 
delt mit vieler Deutlichkeit die allgemeinen ‚Begriffe von 
Grammatik und grammatifhen Terminologien, von den 9 
Rederheilen und deren Veränderung; — fünt fünferfey Tas 
dellen, über Ausfprache, Artitel, Fuͤrwoͤrter, Zeitwoͤrter, 
and deten mandheriey Abänderungen, mit und ohne Frage, 
Megation und Beziehungspartikeln. Die zweyte Hälfte des 
- Buches fült eine ſebr volftändige franzäfiihe Synonymen« 
‚&ammlung aus, nad der Form eines deutſch⸗ franzoftichen 
Wörterbuch geordnet; welche nun freylich auch, wie der 
Verf. duch ſelbſt eingeftcht, eigentlich nicht in den zweyten 
Curſus gehöre haͤtte; aber nis ein nothwendiger Theil des 


ganzen Elementarwerks, da anaebängt wurde, wo ber Raums 


‚es erlaubte, Der dritte and vierte Curſus ſollen nun bie 
ansfäßrliche franzöffche Grammatik liefern. - — 
Am. 


WADDINUDHEVUER : 2 Ex— 


en 


322 | Fu 
Erziehungsſchriften. 
Die Bürgerfihule. Ein Leſebuch für die Buͤrger⸗ 


und Sandjugend, vierter und letzter Band, von 


Joh. Chriſtoph Froͤbing, Paftor zu Markolden« 
dorf. Hannover, im Hellwingſchen Verlage. 


2300. (1799) 1 Alphabet 74 Dog. 8. ı ME. 
Auch unter dem fpeciellern Titel: 
‚ Ersöplumgen aus der heiligen Schritt, zum Untere 
richt der Kinder des Bürgers und des Landmanns, 

u. ſ. w. I 


Sk: 


J⸗ Re befannten Froͤbingiſchen Erzäblungstone, mit ums 


tergemifchten Reflerionen und Verſen, tft hier der geſchichtli⸗ | 


e Tell des X. und N. Deſt. behantelt. Als Kefebuch, 
die erwachſenere Jugend außer der Schule, oder für die 
chuꝰ Hrer zur Vorbereitung anf mändlides Erzählen und 
Anwenden, immer brauchbar; für den weiter denfenden. 
Layen noch zu dürftig. Werigftens konnen Ihn bie Rechte 
fertigungen nicht a welche der Verf. bin und 
‚ wieder dem haͤrtern Ausdrucke beugefünt, 3. B. mean er 
die Frage erſt aufwirft, warum das liebevollſte und barmher⸗ 
Re Weſen den Befehl gab, dag die Amalefiter, ein ganzer 
ksſtamm, mit Weibern und Kindern ausgerottet würde: 

fo loͤſet das den Zweifel keinesweges, zu fagen:. fie hasten 
fammt und fonders als wilde graufame Raͤuber (die Rede +ft 
: ja auch von den Kindern) den Tod verdient, und nım fey es 
„gleichgältig, vote und. duch weſſen Hand Gott fie hätte wols 
len umbringen. Wenn die ältere Iſraelitiſche Gsefchichte oder ° 


A Schriftſtellerey ſo manchen Priefter: und Koͤrigsbefebl als 


Gottes Befehl ſupponirte; brauchen wir denn dadurch bey 
unſern Böglingen Gottes nothwendige Eigenſchaften kompro⸗ 
mittiren zu laſſen? Der Verf. hätte überall fo unbefangen 
Die Geſchichte und Ihren Ausdruck wärdigen follen , -als er die 
kadelhaften, feigen und tüdiichen Züge des Erzvaters Jacob 
wuͤrdiget. Beylaͤufig: „Jacob fiel feiner Coufine voll Zaͤrt⸗ 

lichteit um den Hals, und täffere fir.“ Die Couſine iſt bier 
J— m. u wohl 


- 


— Exzlehungeſchriften. | 33 


rät für bie alte Geſchichte und file bie Panbjägend zu mo⸗ 


dern. = ©, 65 iſt der Verf. ausführlih, um eln paar 
iten hindurch den Kindern die Sodomitetey oder Knaben⸗ 

händerey zu erflären und davor zu warnen. „Ih babe es 

„oft-und reiflich uͤberlegt, ob ich euch, geliebte Kinder, dieß 


zenutſetzliche Verbrechen nennen fol, und ich hate am Ende | 


„immer befunden, daß das Verſchweigen biefer Unmenſchlich⸗ 


 mfeie mehr Schaden thun könne, als ‚das Entdecken derſel⸗ 
„den.“ Die Richtigkeit dieſes rundes duͤnket dem Rec. 


och immer problematiſch. Frehlich wenn den Kindern die 
anze Bibel oder bibliſche Geſchichte erklärt werden foll: fe 
nen auch die nicht feltenen anftößigen und ſchmutzigen Par⸗ 
thieen derfelben nicht Übergangen ‚werde. Aber daraus fols 


' gern wir, daß nicht Die ganze Bibel,‘ wicht die voAftändige 


Biblifde Geſchichte, ein Lehrbuch für Die Jugend ſeyn falls 
man müßte es denn bey dem Alten kaſſen, daß fie bloß dies 
felße mechaniſch durchzuleſen braucht. Und ſelbſt Hrn. 8. 
Buͤrgerſchule vierten Band den Kindern in die Haͤnde zu ge⸗ 
ben, würden wir ſchon um dieſer ©tefle wiſſen, zweifelhaft 
ſeyn. „Die Einwohner ja Sodom vertra .tenibn, mit Wege 


U gtberfung alles Menſchengefaͤhls, dem After eines Jaͤnglings 


ander Knaben an; und eben deßwegen heißt diefer verruchte 
„Cräuel Knabenſchaͤnderey.“ Ibn bezieht fich auf den Im 


 Worbergehenden genannten „Eoftbaren &toff zum menfchlichen 
Werfen im Leibe des männtiden Menſchen.“ ‚Das Wort . 


Saamen umgeht der Verf., und eben fo fucht er eine Deo 

any. in dem Worte After, Allein ſollen die Kinder ihn und 

fein Bach verliehen: fo mäffen doch durch Nachhuͤlfe oder 
Räthen, bie ſchmutzigen Bilder und Begriffe ins 


etgenes 
Klare kommen; fo ſehr auch Umſchreibungen und ungebraͤuch⸗ 


lichere Ausdruͤcke dieſe verſtecken, und doch and) nicht verſte⸗ 


cken ſollen. Sollen ſich die Kinder etwas richtiges dabey 


4 


f 


/ 


Denken: fo ſetzet diefes wieder eine vorläufige Vorftellung von 


dem natbrlichen Zeugunasgefäjäffte voraus. Und mir blei⸗ 


Ben dabey, Unwiſſenheit fchader ‚hierin bey Rindern weit 
weniger, als zu frübzeltiges Wiſſen. — Ueberhaupt et» 


* ons weniger Weitſchweifigkeit und ein gedrängeeter Vortrag, 


ſchaͤrfere Auswahl In dem &roffe, und ein freyerer bebälflicher 


“ 


nad on wären, . 


x‘ 
| 5 
. As N 
g° Ideen 
N 


WBUE in der Ertlaͤrang und Dasfielung, märe dem Bude 


! 


524 = ‚ Ersiefungsfriften. | Kar > 

Ideen über den Plan eines Lehrbuchs für die obern 
Neligionsklaffen gelehrter Schulen. Nebſt fort- 
geſetzter Nachricht von den Ereigniffen und Ver⸗ 
‚änderungen i im Kön. Padagogium feit feiner hun⸗ 
derrjährigen Stiftungsfener ; von D. Aug. Herr⸗ 
mann Niemeyer, Aufſeher des Koͤn. Paͤdagogi⸗ 
ums. Halle, im Verlage bes BEER 

j 1798. 44 Seit. gr. 8 .” 3. 


Um die Aufgabe zu loſen, nad) welchem Plane man In den 
obern Klaffen die Religion lehren folle, wirft ber würdige 
Verf. drey Fragen auf: 


| n Sol die Religion, und namenilich die chriſtliche, für 
Sünglinge von Diefem Alter-und dieſer Beſtimmung, 
bloß eine Soche des Herzens und der Empfindung, oder 
Zuugleich eine Beſchaͤfftigung ihres Ve.ftandes und ein 
Gegenſtand ihres Nachdenkens ſeyn 7 


HN. entfcheidet natürlich für das letztere und wir Did 
ten; disfe Frage müßte längft bey allen Vernuͤnftigen entſchie⸗ 
den ſeyn. Miche nur bey Juͤnglingen von dieſem Alter und 
diefer gelehrten Beſtimmung, londern bey Jung und Alt; 
bey. Menſchen von jeder andern Beftimmung, ſollte die Er⸗ 
leenung der Religion und-die Erweiterung ihrer Kenntniſſe, 
hauptſaͤchlich eine Vefchäfftigung des Verfiandes und des 
Nachdenkens ſeyn. Aber nicht ausſchließlich. Dieß iſt 
nur der geradeſte ſicherſte Weg zu dem Ziele, die Religien 


dem Herzen, der Empfindung näher zu bringen, und fie zur. 
— eigener a Sittlichkeit anuwen⸗ J 


Soll aber diefe Empfindung des Herzens von dem Bes 

the der Religion, nicht ein bey vielen ‚Schwer hervorzubrin⸗. 
gender, bey andern vorübergehender momentaner Eindrud,. 

- fondern moraliſches Beduͤrfniß, und der Hebel ſittlicher Bil⸗ 


« bung warden: fo iſt es dutchaus norbwendig, daß Reu⸗ 


gion und alle ihre vernünftig wirkenden Huͤlfsmittel, bey irs. 
.. gend einer beſtimmten und Darnach gewählten Geſell⸗ 
fehaft.des Staates und aud) des einzelnen Drtes in gefells 
ſchafilicher Achtung — daß die Ehen einer fi 


ft 


⸗ 


⸗ 
ä 


Erziefungsfchriften, > 535 Ä 


Geſellſchaft angebären, und die Juͤnglinge einer folchen ges 
reinigten Geſellſchaft zugeführt und weiter anvertrauet werben 
können. nd daran fehlt es leider, umd das iſt die Schuld, 
Bas primum peccatum ‚'warum nun aud In den Schulen 
der Religionsunterricht fo wenig mehr gedeihet, als in den 
Kirchen; nicht an den Lehrern, nicht an den Lehrbüchern 
. tlegres. Eben deshalb giebt es freylich auch wohl Lehrer, 
die felbft kein Syſtem, keine praktiiche Rellgion, keine Höͤhe 
und feine Uebung ihres firtlichen Gefühls Haben. Denn unfre 
chriſtlichen Gemeinden find ja gar feine beftimmten Ge⸗ 
ſellſchaften mehr , find Allermanns⸗Geſellſchaften, in welche 

der Gutdenkende, fo wie der Schlechtdentende, nach Belieben 
einmal bineinläuft und hineinhotcht; in weichen der Kluͤgſte 
und der Froͤmmſte nicht den mindeften Einfluß, niche die 


billigfte Mitwirkung erlangen; für weiche er folglich auch 4 | 


fein ihn dafür belebendes Intereſſe faffen kann; welche we⸗ 
gen ihrer eifernen und durch den Umfchwung ber Dentunges 
art und der Zeitumftände unfräftig gewordenen Form; dem 

Klugen nicht genügen, :und den leichtfinnigen Thoren 
aller Art und aller Stände, freylich Denen der- vornehmeren 
Staͤnde zuerſt, fo gut wie. lächerlich und werächtlidh geworden 


find; in melden der Eifen des wackerſten geiſtvollſten Reli⸗ 


atonslehrers,, da er in der Defellfchaft nichts‘ weiter als Pres 
diger, das heißt vox clamantis in deſerto ſeyn kann und . 
darf, nothwendig am Ende .erkalten und erflarren. muß. 
Und dabin haben es bie Konfiftorien und der Staat kom⸗ 
men laſſen. Die Konfiftorien, bie theils an manchen Orten 
mit Suriften überfünt find, welche fid oft felbft von aller 
Genoſſenſchaft and Achtunq der chriſtlichen Neligionsgefells 
ſchaft ihres Orts fo gut mie losſagen; weldye es nur Immer 
bey den Schlendriansgefchäftten des Tages bewenden laflen, 
und nur immer das Negieren über die Geiftlichfeit nicht aus 
ben Augen laſſen; und die theils — zur Rechtfertigung dee 
beſſer otganifirten ſey es geſagt — felbft To beichräntt find im 
dem echte der Fuͤrſorge, weil fie nur als Repiäfentanten des 
Landesherrn, nicht der Kirche, handeln konnen und dürfen. 
- Der Staat aber hat es dahin kommen faflen, und läßt es 
exit rechr immer mehr dahin komimen, wenn er_in Anathie 


7 dem Dinge jufieht, daß hoͤchſtens nur noch eine Sittlichkeit 


der Ronvenienz, eine gewiſſe Decinz, aber keine veli— 

giöfe Sittlichkeit mehr Sffentlih und gefellfchaftli 

„geſchaͤtzt wird; wenn er das ie zue Vermeh⸗ 
| na 3 tung 


56 Erpehungpihrifeen. 


zung feiner Finanzen, aber nicht auch jur 
ferung kirchlicher Aemter und ſittlichet Anfelten, 
iriren läßt; und wenn er Duck feine Karcheit un 














Die zweyte Frage des Berf. iſt: 3 
„Weihe Behandlungsart und melde. Hältfstenntnife 
= find ns die Religion für Diefe Juͤnglinge zu eis " 
= > Gegenſtande ihres Nochdentens zu 


und die deitte: | | 
Welches find die Gränzen zwiſchen einer wifienfhaft- 
lichen und gelehrten Behandlung der Beligien, wie ih⸗ 
ser der Theologe von Profeffion bedarf, und einem für 


die Schule zwedmaͤßigen Wortrage derſelben, welher, 


schen der Einwirkung auf den Charakter, zugleich eine’ 
\ Uebung des Werflandes ſeyn fol?“ J 


Beyde Fragen find fo viel umfaſſend, daß frevlich der Kr. 
SER. M. Ihre Beantwortung auf den paar Seiten, die 
Ihnen bier gewidmet find, nicht erfchönfen konnte, und daß 
auch der Dec, bier lieber ſich gar nicht darauf. einläße, um 
- nichts Unvollſtaͤndiges zu fogen, oder ſich nicht über die Graͤn⸗ 
zen einer Üecenflon, wie ſo leicht bey einem intereſſanten 
Gecgenſtande geichieht, binführen zu laſſen. Inzwiſchen das 
Wenige, was der Verf. daruͤber fagt, iſt der Beherzisung 
wohl werth, und dem Rec. meiftens wie aus der Seele ges 
ſchrieben. Nur das Einzige mag bier wiederholt in Erinne 
zung gebracht werden, Wir fiudieren vergeblich auf eine 
beſſere und richtiae Behandlungsart, wenn nicht erſt ein als 
gemeines gefellfchaftliches Intereſſe für Neligien und Ihre 
Erkenntniß wieder erweckt wirt. ‚Alle Wiſſenſchaſten und 
Kuͤnſte, alle Beſtrebungen der Menſchen empfangen * 
| t⸗ 


“ 


.. ons an Neligien und an gefelf 
. Unteekäbung Ihrer Zwecke: fo loͤlet dieſes Ichan für ſich das 


4 


Lehtliage und Befoerberüur den Reit, welchen entweder bie 


Öffentliche Meinung und Achtung, oder Äußere Vortheile dies 


fen Beftrebungen verleihen. Freylich die Religion und die 
geläuterte Religtonseenneniß bat in ſich ſelbſt etwas anziehen. 
des für den Geiſt; aber nur für den ſchon gebildeten Geiſt. 
Und gebildete Geiſter dürfen wir wohl in den Reihen der 
Schuͤler nicht voransfeßen. Es mag ſeyn, daß wie einen 
oder ein paar einzelae dDazunter gewiunen. "Aber ein allgemeb⸗ 
nes JIntereſſe für dieſen Theil des Unterrichts zu erwecken, 
und alfo deſſen praktiſches Zweck zu erreichen , fo ſehr freylich 
auch Bebandiungsart und Vortrag darzu concyrtiren mäffen 5 


das vermögen wir nicht, / fo lange außer der Schule, unter 


den Erwachſenen, im gefellfchaltlicgen Leben, Die öffentliche 


Meinung nicht eine befandere Mürde und Wichtigkeit diefer 


Deikäfftigung bes Verſtandes ſasktioniret. Und da dieſes 
ſonſt fo war, daß naͤmlich nichts für heiliger und wichtiger 
gehalten warde, als Die Theilnehmung des Geiſtes und Her 
dyaftlicher Vereinigung zut 


vom Werk bemerkte Paredexon, 00. cr ©. 1a fagt:, daß 


‚man beynahe glauhen mäfle, die Lehrart unferer Vorfahren, 


bie ih an ein gewiſſes feſtſtehendes Schema hielt, ley nicht 
nur fonleguenter , fondern auch: für den Te großen Zweck 
aller veligäöfen Belehrung wirkſamer gewe | 


nun iu den erften Limeiffen den Dies 


Der Verf. zeichnet 
eines Labrbuches Her Religion für die höpere Schulllaſſe, und 


nirgmt zwey Haupttheile an, einen. theoretiſchen und eines _ 


hiſtoriſchen. Der theoretifche foll Lehren und Pflichten bee 


Religion entbatten.: Der Giforiihe (ein guter Gedanke, - 


welcher realiſirt zu werden verdient) fol theils eine Einlei⸗ 
tung in die Bibel, theils die Sefchichte der Religion, al 
les in aphoriſtiſher Manier, enthalten.‘ Zwoͤlf bis ſechs⸗ 


"yon Bogen, meint er, wuͤrden für den ganzen Plan hin⸗ 


veiben,, welches Rec. bezweifelt. Moͤchte es dach dem wuͤr⸗ 
biaen Verf. aefallen, da er: fo meiſterhaft gelehrte Kenn 


| nife au popnlarificen verfieht, ſelbſt Haud ang Wert u _ 
‚geh, RE 


et⸗ Bess 


\ 


Eruiehungoſcheiften. 7, 


I) 


N 


} 


528 | ‚Erziehungsfehriften: | F 


Verſuch uͤber die Lehrart und den Inhalt des Schul⸗ 

, unterrichts für Kinder in den kleinen Städten und. 

auf dem Lande, von Fr. Gabr. Reſewitz, Abe 
des Kiofters Berge. . Magdeburg, bey Keil 
1799 848.8 6: : . 1: 


Her Unterricht für Kinder bis etwa ins zehnte Jahr, mas 
he gleichfam den erften Entfus aus; für Kinder bis’ zu vier⸗ 
zehn Jahren den zweyten. Fuͤr die erftere Klaſſe enthalte 
der Unterricht wenig Stoffz, denn fie koͤnnen nur wenig 
uͤberſchauen und faſſen. Er ſey anſchaulich, in Erfahrungen 
und Induktlonen eingekfeidets und wenn er morallſch witken 
fol, ſo ſey er aus den natuͤrlichen Empfindungen des menſch⸗ 
lichen Hetzens hergeleitet, oder werde darauf zuruͤckgefuͤhrt. 
Dieß ſinddie Grundſaͤtze, welche der Hr. Abt R. im Eins 
gange aufftellt. Dev fiestiche und Religionsunterricht ſey anne 
zufangen mit der. wechfelfeitigen beziehung und Liebe zwi⸗ 
ſchen Eltetn und Rindern. Dem Stoff zu Geſpruͤchen dars- 
Über webt der Verf. ein. Dieß lege den Grund zu allen ſol⸗ 
genden ſittlichen Empfindungen. Hieran werde angeknuͤpft, 
wie ſich das Kind im Ganzen gegen andere Menſchen Ju vers 
hatten habe, und wie aus der Nuͤtzlichkeit geſelliger Verel⸗ 
nigung die Verbindlichkeit folge, daß fi jeder zum Dienſt 
der Sefellfchaft in irgend einem Fache geſchickt mache Abere 
mals einiger Stoff dazu eingewebt. Uebergang zu der merk 
baren Aöhängigkeit der Menſchen und ber ganzen Natur von 
einer hoͤhern Kraft und Urſache. Der Begriff von Bott, 
bie erſte hiſtotiſche Notiz von Jeſu und feinen. Verdienſten 
um die beſſere Gottes⸗Erkenntniß und Gottesverehrung. 
Hinfuͤhrung der Kinder, um in ſich ſelbſt die Anlage zur - : 
Sittlichkeit, die Stimme des Gewiſſens geiyahr: zu werben. . 
Rekapitulation diefes ganzen Stoffes. Und nun wilnfche der _ 
Ber. ein Schulbuch, in welchem zweckmaͤßige Beyſpiele und 
Erfahrungen zur Erläuterung dieſes Stoffes gefammelt wären. 
Es konnte aus Geſchichten und Gleichniſſen der Bibel, aus. 
dem Rochowſchen Kinderfreunde, und ähnlichen guten Leſe⸗ 
buͤchern ausgezogen ſeyn, und mit einem Anhange faßlicher 
- amd berzlicher Lieder deffelben Stoffes und Inhaltes verfehen 
werben. Außer diefem verlange der Verf. für die gewoͤhnll⸗ 
‚en Kinder weiter nichts, ale die Anfangsgründe des Schreis 


Vene und Rechnens. 
N — Fuͤr 


N 2 l 


P . Erzlehungeſchriften. mi 529 


Bär den zweyten Curſus verlangt der Verf. zuvoͤrdirſt 
eine Schulbibel, d. h. eihen- kurzen Auszug aus dem A. 
und N. Teſtamente, der nur das enthielte, was jedem ale 
Chriſten zu volffen nörbig ſey. Er heilt hieruͤber beſtimm⸗ 
tere und ganz richtige Ideen mit, was dazu aus dem A. T. 


ansgehoben werden koͤnne nnd was nicht, und mit welhen - 


Demerkungen nun det Liebergang zum N. T. gemacht werden 
muͤſſe. Aus dem N. T. müßten ausgezogen wetden: 1) bie _ 
Geſchichte des Lebens und der wohlthaͤtigen Handlungen 
Jeſu, =) feine Lehren, deren Hauptinbält darin zuſammen⸗ 
-  bänge, daß Sort allen Menſchen feine Liebe beweiſe a) durch 
feine liebreiche Vorſorge für uns, b) durch die zugeficherte 
- WBergebung unſerer Vergebungen , c) durch die mit Jeſu nes- 
gebene Verficherung, es uns ewig wohlgeben zu laffen. „Es 
mverfteht ich von ſeibſt (ſetzt dee Verf. hinzn), daß zu dieſem 
‚uBwede nur die faßlichften Lehren und Ausſpruͤche gehören, 
„weiche keine Bezlehung auf damalige @itten, Gebraͤuche und 
Vorurthelle, oder auf die Sefinnungen der: erſten Zuhoͤrer 
: „haben, die der Jugend unbetannt find, und. von Ihe nicht 
„richtig verftanden werben fünnen; auch nicht In Spruͤchwoͤr⸗ 
„tern und Redensarten, welche zu-ber Zeit AbHch waren, und 
mes jetzt nicht mehr find, gefaßt find." (Da aber fo vieles, 
soo nicht das alfermeifte, von den Belehrungen Jeſu natür« 
licher Weiſe — nach der Spradyg und Denkart des damaligen 
Volkes ausgedrückt If, oder ſich darauf beziehen niußte: fü 
bar diefes Abfcheiden, wenn man bie Lehren Jeſu auch in ben 
Worten kenntlich machen will, ober: wenn man nicht aus 
. einzelnen angewandten Fällen nur allgemeine Maximen mie 
. „eignen Worten: adftrabiren foll, feine eigenen Schwierigkei⸗ 
ten. Uebrigens iſt es zu bedauern, daß ein anderes Buch, 
die Zerrennerſche Schulbibel, fi fchen diefes Namens ber 
mädhtiget bat: Dieß Buch iſt ganz und gar das nicht, wad - 
es feinem Damen, und diefen ganz gültigen Sihean: des 
Heren A.R. nach, feyn follte. Und doch iſt es, im Vertrauen 
zu Sem Namen feines Herausgebers häufig angefauft, und 
erſchwert durch fein Daſeyn ſchon bie Annahme und Entſte⸗ 


bung eines beſſern.) 


Auf jene Darſtellung der Geſchichte und Lehren Jeſu 
bin will nun der Verf. lieber zu Gott und zu allem, was gut 
und recht iſt, erweckt wiſſen; nicht durch die Vorflellung von 
Pflicht, die zu Wicked Forſchen gain verandfege, 

Mu J 3 als 


4 


t 


se Eehungeffn. en 
als daß fie bey den weiſten Menſchen Tugend hewieken toͤn⸗ 


ne; nicht durch die Vortheile der Tugend, die für den ſinn⸗ 
lichen. Menſchen oft zu entfernt und verſteckt lägen, (San 


xecht; aber deſto müßlicher müffen dech dieſe Vorſtellungen 
mit den uͤbrigen berfnüpft werden koͤnnen, um dem finulichen 


Menſchen zum Nachdenken zu Bringen, zur Erkenntniß der 
Mahrheit; welches ja eigentlich Sache der Religlon if, aus 

dem natürlichen Menſchen einen geiftigen zu machen). um | 
was num Gott von uns verlange, um feiner Liebe werth zum 
ſeyn, lafle-fih denn auch In jener Schulbibel durch die ſim⸗ 
peiften und faßlichkten Borfchriften. Jeſu und feiner Apoſtel 
binzuthun. Der ührige Theil der Bibel ſolle deshalb der 


.. Jugend aufs Lünftige nicht. vorenthalten fenm; aber mer 
der. Jugend alles auf einmel lehten wolle, betöube und vers 


wirre le. In wenigen Morten ſetzt det. Verf. - Binmu, was 
‚außer biefer. teligiofen Sbelebrumg, ben welcher er das Hinzu⸗ 
treten der Landprediger in den Schulen wuͤnſcht, nec-für- 
andre gemeinpuͤtzliche Kenntniſſe fuͤr dieſe Kinder paſſen. 
Ree. Hat die hauptſaͤchlichſten Adeen der. Schriſt ausgezogen, 


‚und empfiehlt fie allen, die auf ſolche Schulen wirken. Cs 
‚wäre frenli ‚eine wuͤnſchenswerthe Gache, ſchon in dar 
‚Schule Religion und Meligiofität als den wichtigſten Geiſtes⸗ 


vorzug ber. menfehlichen Matur, auf diefe Lehrart zu erwecken 


und anzufocken. Aber es wird ſchwer Kelten, dieß mit Er⸗ 
olg ein« und auszuführen, Im einem Zeitalter, too die Rou⸗ 


- ine if, Detision und Religioſttaͤt als das emtbehrlichkte des 


— 


geſellſchaftlichen Vereins hintanzuſetzen; wo man in gewiſſen 
Ben: kanzleymaͤßig mad) den alten Formen ſpricht mad ex⸗ 


PR kt: und in der Pragis nur dem Wucher und dem Luxus 


Wir. hoben Kirchen, d. h. Gebaͤude; wir můſſen 


— Side, —T serien haben... 


"Pr, 
80 ; 


Pfeidetentni und Reittunſt. 


Journal der praktiſchen Roßarzney- und sKeitfunfl, 


‘heräusgegeben von Seyſert von Tennecker, Lien⸗ 


tenant ber churfächfifchen Cavallerie und Vorſteher 


eines Werne, ber Roßarzney · und ® Anfı | 
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‚eiten Beweiß an fünf Pferden hat, wovon o 


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ferdekenntniß. 33 


ewnſi Erſtes Heft. Leipzig, ben Graͤf 1800. 


: 
8. 12 Æ. 
[7 


Ein Sournal, weldes wahre ptaktiſche, mit Beobachtu * 


geiſt und Kenntniß gemachte Erfahrungen in der Roßarznens 
und Reittunſt lieferte, märde won ausgehreitetem Nuben 
feyn, niche bloß für Kunſterſahrne, fondern auch a 
und deshalb voll Rec. beym Anfange deffelben, 


Ogemein;. 


dei | 
biefes Heſts ausführlich anzeigen. De ii — 
1) Erwas Über Semlotit. ben Mirrenentzändungen, 


Behr richtig ift, wie der Verf. fagt, daß alle Symptome 
dleſer gefährlichen Krantheit, im Anfange den Zufällen ähm. 
lich find, welche man bey jedem Krampfe der Urinw 


ufaͤ 
ſich leicht uͤberzeugen, vaß eine Nierenentzuͤndun Zufaͤlle, 


fe; die gebtauchten Heilmitiel find angemeflen, lan 


2) Heilung ſchwammigter kalloſer warzenartig geſtalte⸗ 


ter Bieifhauswäble durch ein Haarfıll. 


3) Bon dem Gebrauch des Adetlaſſens bey ber Deun 


Mit Bergnuͤgen beinerkt Rec., daß Crfahrung deu Berk, 


von der allgemeinen Verwerfung des Aderlaffens zurüchae 
bracht hatz ber durch Erfahrung Beiehere Tierarzt taug * 
weilen oderlaſſen, nicht um die Krankheit zu bellen; fondern 


| eſiehtz 
in der Folge aber kanun dır erfahrne Thierarzt eg | 
a Schmerz und bie Übrigen hier angegebenen 


« 


um Das Leben des Thieres 38 erbalten, und Zeit zn gg. 


winnen. tn | 
4) eben das Kaſtriten durch Abbrehung der Hoden 


5) Ueber die Heilung veralteter Maude und Otraub / 2 | 


füße. | Mach eigener bisheriger Erfohrung des Rec, Die fcpens 


ſte Methode. 


6) Von dem Nuten des Fontanclis bey akuten und | 


&ronifhen Krankheiten. Eine zwar kurze, aber wahre, allen 
Thierärzten.zu empfehlende Asbandlung ;  ficher und einzig 
unter allen Mitteln, wirken Fontanellen bey Eungenentzüns 


dungen und verfegter Drufen: Materie; wovon Nec. eben jetzt 


bue Anwendu 
diefes Mittels, vielleicht alle, gewiß die mehreſten, 
BR. i j u 


4 


7) Um 


Ä 


> 








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D 


J 


533 Pferdekenntniß. 


75 Ueber Heilung des allgemeinen Krampfes, welcher 
nach unterdruͤckter Ausduͤnſtung entſtehet, von manchen 
Roßaͤrzten Verſchlag genannt. Allgemein nuͤtzlich wäre es, 
wenn aus der jetzigen Thierarzney, alle die Benennungen 
von Krankheiten verbannt wuͤrden, welche die Begriffe mehr 


verwirren als beſtimmen, und von unwiſſenden Schmieden 
herkommen, die ehemals, und leider noch jetzt kuriren. Die 


deutlichfte, und feine Heilart die wahre, 


8) Von der [hädlichen Wirkung der Salben als Heil⸗ 
mittel. Junge Thierärzee wollen leider durch uͤberfluͤßige 
Anwendung von Heilmitteln gewöhnlich das erfegen, was 
ihnen an Kenntniß und Erfahrung abgeht; nur Geburtshel⸗ 


Benennung, welche der DVetf. diefer Krankheit giebt, iſt die 


fee der Natur folk der Arzt ſeyn, nicht aber ihre wohlthärige 


Wirkung foren und verzögern; dieß iſt befonders der Fall 
"bey Wunden‘, durch Anwendung fetriger Salben... — 


9 Etwas uͤber den ſcheinenden Schwund, den Be 
gleiten faſt aller langwierigen Lähmungen: 


10) Eine flete ‚Aktion. der rechten Hals⸗ und Kopf 
Beugmuskeln, die nach ‚einer zuruͤckgetretenen Musdünftung 
entſtand. Sehr richtig iſt dieler Zufall haurcheilt und bes 
handelt. — — J Pu FR L J . ® 
A1) Verbunfelung der Schlelerhaut, fogenanntes Fell 
Im Auge, das nach einer. vernachläßisten. Drufe entftand. 
Auch bier" war dag Fontanell das hauptſaͤchlichſte Heilungs⸗ 
mittel; unter den Händen eines gewoͤhnlichen Kur⸗Schmie⸗ ö 
des, wäre durch Anmwerdung-äußerer Mittel im Auge, felbis 
ges vermuthlich vetloren geweſen. | = — 


12) Nicht allemal find zertheilende oder heilende Mit⸗ 
tel, auch bey den unbedeutendſten Verletzungen, als Schlägen, 
Größen, Quetſchungen, a. dgl. zur Herſtellung hinreichend. 


Tach gewöhnlicher Schmiedeart wurden zuerſt bie Kranken . - 


behandelt, und waren dem Verderben nahe; durch nachherige 
vernünftige, den Umftänden engemefjene Behandlung wurden 


ſſie gebeiler.: 


13) Iſt es elne unbedingte Erſorderniß, daß ‚Sen rotzi⸗ 
gen Pferden die Iomphatifchen Druͤſen des Kebiganges ange⸗ 
ſchwollen fon müflen? Aus Erfahrung beantwortet dieß 
Nec. dem Verf. beyſtimmend, mit: Nein — 

N BI ne Ne 214) Ue⸗ 


d 


= " 


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0 


a . Perdefenntmiß. 333, 


\ 


34) Ueber die nachtheiligen Folgen bes Nirdernerfens 


und Wälzens bey de: Kolif., Bey den polnifchen Remontes 


Pferden kann das Miederwerfen und Wülzen wohl unnach⸗ 
theillg ſeyn: fle find dazu gewöhnt, haben bis dahin im 


Stande der Natur gelebt; ihre inneren Theile find färker, . 
- Die Ueberladung feltener und nie fo groß, als bey.unfern, zu | 


Sausthleren gemachten. Pferden ;- denen von ihren unzeltig 
frepgebigen Herten ſchon oft fo viel gegeben worden ift, daß. 
ſie ſich überladen, und dadurd) ihre Innern Theite ſchwaͤchen 
muͤſſen. Dep diefen iſt daher die Verſchlingung der Gedaͤr⸗ 
me möglicher; auch wird durch das fertdauernde Niederwer⸗ 
. Ten und gewaltfame Haushalten dergleichen Patienten, dee 


ohnehin oft wüchende Umlauf des Bluts noch vermehrt; 


alm beſten läßt man felbige durch zwey Leute herumfuͤhren. 


155) Ueber den Mißbrauch, Anfänger in der Reitkunſt, 
auf Schulpferden in dieſer Wiſſenſchaft zu unterrichten. Anfäns 
ger inkuͤnſtlichen Schulen zu unterrichten, iſt Mißbrauch, und 
gehoͤrt zu der Pedanterey, welche leider noch auf manchen, 


in Ruf ſtehenden Bahnen herrſcht. Das heißt Zweck und 


"Mugen verfehlen. Aber Anfänger im Reiten auf alte Dazu 
geſchickte Schuipferbe zu feßen, ift, Rec. Meinung nad, 
guet und ſicher; nur muͤſſen die Pferde in natürlichen Gaͤn⸗ 
gen bleiben, und alle kuͤnſtlichen Gänge vermieden werden! 
dergleichen alte Pferde geben gewoͤhnlich Schritt und -Trab- 


: wie eine Mafchine, und darauf kann der tohe Anfänser am 


fiherfien Sitz, Haltung feines Körpers, einfache Hülfe von 
Fauſt und Schenkel, und Anwendung deifelden lernen. 
Koͤmmt der Schuͤler meiter: ſo muß er Pferde haben, dfe. we⸗ 


niger Maſchine ſind; wobey der Lehrer den Zweck und die 


Abſicht des Lernenden immer vor Augen haben, und dem 
gemaͤß unterrichten muß. | Sr 


16) Einige praktiſche Bemerkungen uͤber die Arbeit in 


der Volte. Richtig und wahr; ſowohl beym Arbeiten junger 
Pferde, als beym Unterricht, werden Pferde und. Scholaren 
verdorben, wenn man von beyden etivas verlangt, wozu fie 
die Faͤhigkeiten nicht fchon vorher fich erworben haben. 


17). Weber die nachtheiligen Kolaen, Anfänger in ber. 
Keitkunſt mie Vortheil auffißen zu laſſen. Damen, Kins 
dern und alten Leuten, welche ihrer Geſundheit halber reiten 
lernen, muß man dieſe Bequemlichkeit verihaffen ; den uͤbri⸗ 

az gen 


! 


— 


4 


EN 
x 


EU Be Staats wiſfenfchaft. 


Scqholaren ſelbige zu verftatten, - zweckwidrig.“ Die 
zum jetzigen Modeton gehörenden fo Ängerfi engen, alle Bes 
weglichkeirt hemmenden Beinkleider, — beſonders 
bas Auffeigen. 
99) Ueber ben nächtheiligen Einfluß der — beym 
Unterricht des Anfängers im Auf⸗z und Abſitzen; welches zu 
den auf manden Bahnen noch berehgenden aublofen Des 
Dantereyen gehört. 

ı9) Vom Nutzen des gaheen⸗ mit Solelfrugela. 
Wenn der Reiter richtige Deurtbeilungekraft, Gefuͤhl und 
eine weiche Hand hat, dann nutzen Schleifzuͤgel ſehr und bringen 
fehneller zum Ziele; noch hrauchbarer und faſt allgemeiner an⸗ 
wendbar ik dee Martingal. Die Kunſtansdtucke der Reit⸗ 
kunſt find oft verdruckt, 4. B. Meizais ſoll Mezaic, L’epoul 
. 4n dedans, Tepaule en dedans heißen. , | 


Ab. 


Staatswiſſenſch aft. 


Verſuch einer ſyſtematiſchen Entwickelung der Lehre 
von ben Staatsgeſchaͤfften, und zwar in Hinficht 

. Ihrer formalen Beflimmung fürangehende Staats - 
- deamten (,) von D. Heinrich Benſen, ordentl. 
“ Öffentl. Lehrer der Philoſ. und der Kameralwiſſen⸗ 
h feafren, wieauch er Sehrer ber Rech⸗ 
zu Erlangen. Erſter Theil. Erlangen, bey 
Palm. 1800. XRKIL und 352 Seit ge. 8. 


T M 


Kr. Verf. der ſich durch keine fänfic "REINE DEREN 
slebre, die von einem andern Mitarbeiter der TI. a, 
d. Bibl. angezeigt worden, beym Publiko verdient gemacht 
t, liefert Hier einen Verſuch zu Anwendung der theoretis 
— Staatsgeſchaͤffte die noch von wenigen in dem⸗ 
jenigen Umfange vorgetragen iſt, wodzu die er 
Deu gegenwärtigen Werks berechtiget. Sein Zweck ft 
ber, den — Ometsbeamten, wenn ſie von der Unis 
der 


& 


\ 


[2 
% 


. 


1 Kt \ 
Eeaatswiffenſchaft⸗ 335 
verſitaͤt kommen, und von dem gefanınten Apparat aller 
theoretifch erlernten Srundfäße, auf wirklich vorkommende 
eſchaͤffte noch nichts anzumenden verftchen, ein Buch in bie 
ände zu Iiefeen, woraus fie fi, vor dem Anfange ihrer 
raktiſchen Laufbahn, mit dem ganzen Umfange der Staats 
gersae, ſowohl Im Ninfiht der Betreibung, als det 
rdnung und Solge, worin dieſelden verrichtet werden 
inAffen, bekannt machen fünnen. Bey der Ausführung dies 
fe6 Plans liegt die Preußlſche Derfaflung zum Grunde: weil, 
mie er mir alleni Rechte fchliche, man nicht leicht eine andee 
finden konne, morin der ganze Geſchaͤfftsgang Leinige unnd⸗ 
thiae, oft nur zu Weirkaͤuftiakeiten führende Schteiberey ab⸗ 
erechnet) faft durchaus den Prinzipien entipriht, die, eine 
heläuterte Vernunft über Bergleichen Formen aufzuweiſen ver 
mas, In wiefern es nun. dern befheidenen Hrn. Verf., 
bem die Beförderung und Verbreitung der Wahrheit und des 
Guten am Sergen zu liegen Icheint, gelungen ift, die Theo⸗ 
tie der Praxis näher gu bringen, dieß wollen wir beylaͤufig bey 
dee Anzeige aller hier vorgetragenen Ötaatsichren bes 
merken. 


Voran geht S. — 19, 6. 1 —22 der Gerundriß deg 
erſten Theils, oder Allgemeine Einleitung in die Lebre 
don den Staatsgeſchaͤfften; befonders aͤber den Bes 
griff, Zzweck und Umfang derfelben. Dann folge & " 
20—352 .der eigentliche erſte Theil der allgemeinen 
Staatsgeſchaͤfftslebre in formaler Zinſicht; weicher 
In zwey Haupftſtuͤcke, jedes In beſondere Abſchnitte, und 
dieſe Durch Titel eingerheitt iſt. Das erſte Haupiſtuͤck von 


VaAbſchnitten ©. 20 — 256, 6. 23 — 263 enthält zuvoͤr⸗ 


berft allgemeine Grundſaͤtze in Anfehang der moalichſt zweck⸗ 
mäßigen Betreibung der Staatsaeſchaͤffte, wozu im 1. Abs 
fun. ©. 20— 38, $. 23-11 Aber die Sorm, welche. 
den Staatsgefchäfften überhaupt gegeben werden muß, 
die ausführlichtten Regeln 'gearben werden, die Rec. ale 
Praktlket gern nuterſchreidt. Der IL Abſchn. ©. 38 — 29, 
$. 42 — 93 handelt von. den Bränsen der bächfien Bes 


‚.walt, in Abficht dee möglichft zweckmaͤßigen forma⸗ 
ken Le 


ſtimmung der Staatsgeſchaͤffte; woben der Kr. 


J Verf. faſt alle Zweige der Staatswirthſchaft mit ziemlicher 


Umſtaͤndlichkeit durchgeht. Der TIL. Abſchn. S. 39 — ı61, 
6. 24 — 136 deſchaͤfftiget ſich mic den Perfonen, welche 
| sen die 


5330 BGtaatewigeuſchaft. 


Die Stantsgefchäffte zu verrichten baben.- Hierwirdin 


3 3 Titeln auf Vorbereitung, Eigerifchaften und Verhaͤltniſſe 
‚der eg objektiven und ſubjektiven Faͤhig⸗ 
keiten aefehbeh. = IV. Abfchn. S. 161 — 214, $. 157 — 
313. Genauere Beflimmung der Staatsgefchäffte in 
Hinſicht der Objekte, oder nach ihren innern Bes 
ſtandtheilen. Alles, was zu den mittel» und unmittelbas 
en Staatsgeſchaͤfften gehoͤret, das iſt: was die Geſetz⸗Ju⸗ 
ſtiz⸗ und Holizeypflege betrifft, wird Segenftand der beyden 
Titel, welde zu. Unterabthellungen dieſes⸗ Abſchnittes gehös 
sen. Eine nähere Unterfuchung über die moͤglſchſt zweck— 
mäßige Geſchaͤfftsbetreibung in formalem Betrachte, beſchließt 
mie dem V. Abſchn. ©. 214- 266, 6. 214 — 263 Das 
erſte lchrreiche Hauptſtuͤck, an beffen Ausführung wir, fuftes 
matiſch zu netbeilen, wenig erhebliches auszufegen wuͤßten. — 
Das zweyte Hauptſtuͤck, das In vier Abfchnitten allgemels 
sie Grundfaͤtze in Hinficht der moͤglichſt zweckmaͤßigen formas 
len Einrichtung des Befchäfftsganges, ©.207 — 35%, ' 
6.264 — 352 unterfuchf, giebt.im 1. Abſchn. 8.267 — 285, 
6. 264 — 282 eine allgemeine Weberfiht von-der Ördnung 
und Jolge, worin die Stanısgefchäffte verrichtet wets 


den muͤſſen; dieſer iſt im IL, Abfchn. ©; 285 — 322, 6. 


283 — 319 die Eintheilung und Einrichtung der in 
einem Staate notbwendigen Bollegien untergeordnet, 
Die, nad dem III, Abfchn. S. 322 — 340. $. 320— 339, ei⸗ 


ne möglichft volllommene.Verbindung unter einander 


beobachten möffen. Den Beſchluß macht der IV. Abſchn. 
©. 341 — 352. 6. 340 — 352 ,.der von. den Kommiſſio⸗ 
nen und ibren Verbältniffen zu den Rollegien handelt, 
Hier, fo wie überall im ganzen vorliegenden Bande, läßt 
der Berf. viel Scharffinn, Gewandtheit und Bekanntichaft 
mit der praktiſchen Verfaſſung der preußiichen Staatswirth⸗ 
ſchaſt Blicken, die zu dem Wunſche Anlaß geben: der Verf. 
wolle bald den n Theil herausgeben, um alsdann das 
Ganze defto beffer überfeben, ‚vergleichen, prüfen, beurthei⸗ 
len, und Vorfchläge zu — der wir uns bis da⸗ 
bin forgfältig enchalten, mittheilen zu Binnen ar 
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Staatswiſſenſchafe. - 537. , 


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ueher das Vereinzeln der Güter in Pacheungen und 


- als Erdzinggur. - Won F. L. v. H. Seipzig, bey 
| Tauchnitz. 1799. 4 Bog. 8. 6 æ. 


| Der bftete Wunſch, dee ſich in allerlep Zeltſchtiſten geäußert R 


at, Landgüter beffer, als bishen geſchehen, zu benutzen, 


bat dieſe kleine Schrift, in der einige richtige Blicke der 


Staatswitthſchaftslehre angetroffen werden, aus mehr als 


elnem Öefichtspuntte veranlaßt. Das Vereinzeln der Güter 
als Erbzinsgut, oder die. Vereinzelung dee Zeitpacht, fell, - 


wie der Verf, meint, die einzige oder beſte Verfaßrungsart - 
ſeyn, wodurch eirie beſſere und. höhere Benukung der Güter 


Wewirkt werden könne... Er glaubt’ daher, daß zur Vertil⸗ 


gung der Lehnhoͤfe, diefe Art von zinsbaren Veräußerungen 
nuͤtzlich für den Staat ſey; dagegen aber in Ländern, wo 
dieß nicht geflaftet werden konne,. die partielle Verpach⸗ 


* sung an die Steffe der zinsbaren Verpachtung mit Nutzen 


empfohlen werden muͤſſe. Um dieß anfhaulih zu machen, - 


erwägt der Verſ. S. 6—8 in 2 $. das Bereinzeln der 


Bürer durch allgemeine ſtaats s ökonomifche Betrachtungen, 
die viel Wahres, mit unter auch Hppotheſen enthalten, bie 


ſchwerlich realifire werden dürften. Letztere fommen ©, 11 


ffg. vor. Denn daß der Getraidehandel dereinft, wenn Frans 
reich auf Koften deg’beurfchen Reichs Friede macht, fuͤr 
Deutſchland größer und vortbeilhafter merden würde, iſt 


wider alle Handelspolitik der Franzoſen. Zu filh wird das 
geliebte deutſche Vaterland erfahren , daß mit dem Verluſte 


des linken Rheinufers, zugleich auch alle Handelsfreyheit uns 
terdruͤckt, und jede Komtnerj» Spekulation gelaͤhmt wird. 


Dieß kann Rec. mit prophetiicher Gewißheit verſichern. — 
Der 3.$. handelt S. 18 — 20 von der Zulaͤßigkeit der Vers 


einzelung, die.$. 4 die Vortheile ſchildert, welche Dadurch 


S. 21 — 25) zwilhen Fürften und Unterthanen entftehen. 


Mancherley Arten, wie die Vereinzelung dee Güter und die 


" baxraus entſtehende Produktion mit den politiſchen Vatheilen 


zuſammen in Verhaͤltniß zu ſetzen find, zeigt ß. — 7 ©, 


25 — 48. Det Plan zu einer partlellen Verpachtung macht 


SG.. 48 — 63 den Beſchluß. Wir wuͤnſchen mie dem Verf. 

: daß dieſe nicht Abel geſchriebene Schrift, in bie Haͤnde derer 
kommen, gelefen und beherzigt werden moͤge, Denen die 
I NRUDDLVEB2.SE VIA, Mm Runſt 


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. BB: 


538 Staatswiſſenſchaff. 
Runft weife und gut zu regieren amtemäßig amwer⸗ 
traue worden! — 7 | 

| Mo. 


Die Feuer⸗Aſſekuranz fuͤr Baiern. Betrachtet von 
Konrad Frohm Mit‘: erläuternden Tabellen. 
München, bey $entner. 1800, 6 Bogen gr. 8. 
8 8. | n u ß r _ : 

®: z . J * A 
So groß die Vorttheile irgend einer Anſtalt diefee Art find, 
o viel Schwierigkeiten entſtehen oft dabey, das gemiſchte 

ublifum von der zweckmaͤßigen Nothwendigkeit derfeiben - 
 „juübergeugen. Dieß har die Erfahrung in allen Ländern der 
ige, wo Senerfocietäten ertichtet worden. Gegenwärtig 
d dieſelben nicht nur in England, wo es deren viele, und 
Janz vom Ötagte abgefondert giebt (welchem Beyfpiele auch 
die Holländer, auch andre große Handelsitädte in Europa ge 
je find), fondern andy faft In allen Provinzen Deutſch⸗ 
ande; wozu, minder oder mehr, der Geiſt öffentl. Schriften 
Ch, auc Bergius neues Tamer. Magaz. 27 Bd. S. 344 

9.), vielleicht auch die weiflichen Ein. preuß. Feuer⸗Socie⸗ 
tätss Verordnungen , die feit 30 jahren für mehrete Städte 
und Provinzen .einzeln-befannt geworden find, mitgewirkt 
haben mögen. Diefem zufolge hat denn Bafern feit dem 
17. Septemb. 1799 eine fandesherrlihe Btafıdverfihtrungss 
Verordnung, die der Verf. vorliegender Bogen von &.29 — 
47 in extenfo liefert, und dia bey genauer Beraleihung viel 
Lebereinſtimmendes hat mitdem Eönigl. preuß. Beneralr 
Feuer⸗Kaſſen Reglem, d. d. Berlin v. a5. Öktbr. 1705... 
. die im Mylius angetroffen. wird. Hr. F. übernimmt daher 
‚eine: verdienftliche Arbeit, feinen Landsleuten die einleuchten- 
de Gemeinnuͤtzigkeit zu zeigen, die eine- Anſtalt der Art für 

olk u:d Staat hat, und die demungeachtet gleih Anfangs 
nad) Verfündigung dirfer Verordnung von den Einwohnern 
Daierns nicht, eingefehen werden wollte, oder.konnte. Er 
befchreibt daber S. 7 — 28 die Vorzüge und mohlchätigen 
Eigenheiten dieſer churfuͤrſtl Ordnung, und ertheilt &. 55 — 
28... tinige Zurechtweifungen irriger Begriffe ; wodurch er Dies, 
Jektſgen, wie ‚er ſich ausdrädt,. abfertige, melde unger 

gibndete Einwuͤrfe gegen die Feuer⸗Aſſekuranz ale 
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i Technologle.. 339 
Die ©. 77 — 95 an 


ſtalt aan. geſtbrten Morfihläge, - 
wie die Teilnahme an diefee Anfalt, glei Anfange allge⸗ 


meiner zu machen ſey, ſtellen den Verf In einem guͤnſtigen 
Lichte dar, wodurch er. fi als Sachkenner ruͤhmlichſt aus⸗ 


. gelchner, Wir — daher diefe —— alen Zweiſlern | 


| "in und außerhalb Bakın. — | | 
er 
. Tehnslogin.”. . 
Feld⸗ Jagd⸗ und Neifetüche (,) oder Beſchreibung 
zweyer tragbaren Kuͤchen; nebft einer Anmeifung, 
. wie man fich auf Märfcherr, auf der Jagd, und. 
. bey weiten Reifen. feine Speifen ohne Dorfenumiß 


ber Kochkunft gefchwind und bequem felbfi besew 
. ten, oder unter eiguer Anordnung bereiten loffen 


j 


j ann. Ein Tafchenbuch für Offiziere, Jagdlieb⸗ 


» baber und Geſchaͤfftsmaͤnner. Mit einer Kupfer . 


. tafel. teigig, bey Supprian. 1900. xxiv. und 


2366,39. 168. 


Pr e Veranlaffung zu dieſen — ( denn tur Geunde 
es 


wohl weiter aichts), hat die ungenannte Verfaſſerinn, 
die ſich am Ende br Vorrede S. XII mir Amalie unters 
zJeichnet, ©. III — IX erzählt. Der ganze Kuͤchenappatat, 
Ber G. 1— 13 technologifch beſchrieben wird, beſteht aus 
eh tragbaren eiſernen Küchen, einem hölzernen Magazin, 
zwey Gemuͤſekaͤſtchen mir Fächern, zwey Fruchtkaͤſtchen, 
- einem Kaſten zu verſchiedenen Viktualien, nebſt einigen noth⸗ 
wendigen Kleinigkeiten aus Eiſen verfertigt, und die alle auf 
ber Kupfertafel, nebſt einen Maapftäbe zur — der 
Groͤße eines jeden Stuͤcks abgebildet, find. — Verf. 
verſichert (S. KT.) die Getaͤthſchaften biefer — waͤren 
gtoß genug, eine Geſellſchaft von s bis 6 Perſonen, mit = 


2 bis 3 Speiſen zu verſehen. Die.nanze Anſtalt fol, mie ſehr 


wahrſcheinlich ik, fo bequem und oͤkonomiſch eingerichtet feyn, 
duß ſich vlellejcht manche Meine Haushaltung berfetben mit 
| zo“ bedienen nn. weil‘ ns viel Sol und er an 


F 
⸗ 
N 


macherkunſt. Von J. 


54c.—— echwiegle. | 


Haret Miden dätfce © 1s—e06. Alltemeln und —* 
deye · Regeln zum Kochen und Bereiten der Suppen, Fleiſch⸗ 
Fpeifen und Hiſche; Ber Gartengewaͤchſe, Bruͤhen und Ban 
een; der Balten Speiſen; das SGpeife« Magazin oder Vor⸗ 
zarhskaften,.ais Zweck und Abſicht des eigenslichen Kochbachs, 
das mit diefer Reifekäche verbunden tird. Ree. ſeht Aue. 
Vergnoͤgen einige Vorſchriften darin, die in Mr. Mary Co 

je ie’ Eady’s compl, Guide; = Cookery and Confect. in 
all their. Branches. Lond. 1798, 8. befanders empfoßlen- 
werden: "Die, Knpfer find blo ‚mi N ohne ale 
- Schatti in mieichnei und ge — 


X 9 5 
ruhe ar en Rn 
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hr Dr Ubrmache s: — achrbegtif (ff) ber Uhr⸗ 
macherkumſt, aus ben beften englifchen, franzoͤſi- 
ſchen und andern Schriften darüber zufammeriges - _ 
‚ tragen ‚-nebft eigenen Bemerkungen und Mitthei⸗ 
lungen deutſcher Künftter, herausgegeben. von 
3,6. Gefßter (;) Mitglied der naturforfchenden 
Geſellſchaft in’ Halle, . Zehnter Theil. Mit Ku⸗ 
fern. Leipzig, bey. Erufi us. 1799. 1 En aaa 
— — ꝛc. und 152S. gr. 4. .16. 
. uch unter dem Titel: | 
Beninigig Beytraͤge zur ausübenben Uhrmacher⸗ 
kunſt; oder Nachtraͤge en tehrbeariff ber Uhr⸗ 


[| ‘sa. .ı% ar 


en 


Geißler, u. ſ. w. 


2. Theoreeifch » praftifches Wörterbuch der Uhrma⸗ 
cherkunſt, oder Erklaͤrung der vornehmſten Be 
griffe und Kunſtwoͤrter, welche bey der Verferti-⸗ 
gung, Reparatur und dem Gebrauche aller Arten 
von Uprwerken (,) nebft_ ben dazu gehörigen. 
Werkzeugen und andern Einrichtungen vorfome 
‚men; in alphabeeifcyer Ordnung, Bon Zohann 

„ Peinsih Beck Pas Zwedter Vand — 
Kup ern. 


nn 


IT Rahme sa 

- Rupfetn. Leipzig, in der Gommerfher Badia 

- handlung. 1800, (Herbft-Meffe 1799) sic! 
Hr 8. ‚Nebft VI halben Bog. Kupfern zum L 


® Theil, bie ‚bisher fehlten , und die zum. asen. Th. 
noch nitht heruus find, RC. 


Bevyder Schriften Nutzen, Vorzuͤge und Eitenheiten, | Ha 

Ba: wir ſchon oben in einem Bande diefer Dibl. angezeigts 

j — er uns aljo uͤbrig,“ die Fertfegung derfelßen zu beut⸗ 
en.: ee | Er u, Se 


. 


Dian fieht ſchon aus bein, Bepgebrudten Lebens ei" 


gentlich Haupttitel von — 


Do Me — 
Me, 1. daß dieſer i10te Bd. des G. Uhrmacherwetke; 
bloß zu Ergaͤmungen deſſen beſtimmt iſt, was der Verf. theils 
- In den vorigen Theilen uͤberſehen, theils als fremde oder eige⸗ 
. ne Entöedungen jest und Fänftig, als Beytroͤge nachzulie⸗ 
fern entſchloſſen if. Alfo werden wir noch manches Bands 
en’ in 4. erhalten! - Was. der Herr Verfafler unter ans. 
gewandter Uhrmacherkunſt perſteht, d. 1. Die An⸗ 
wendung des Raͤderwerks aͤuf VOrrerien, Planetenſy⸗ 
ſteme, u. ſ. w., das will er, wie er in ber Vorr. ©. IV. 
verſichert, Im 2ten Theile ſeiner Abhandlung uͤber Glo⸗ 
‚ben, Konigloben, und andere Hälfsinfirumentg zur 
anſchaulichen Kenntniß des Univerfum (8), woven 
ter erfte Tbeil vielleicht in Kurzem die Preffe. verlaffen. . 
wird, anführen. Wir haben alſo wieder .ein neues Buch 


⸗ 


* 


von dem vielſchreidenden Verf. zu etwarten. 


Der. bier vorkommenden Aufſaͤtze ind XXIV, Die.theils 
. von Ia Aande;, Berthoud und Te Paute, — theils von 
Graham, Sordice, Atwood, Pinne, und Anley, — 
und theils von deutſchen Kuͤnſtlern, die auch im den: vorigen 

." Bänden genannt find, — Der erſte, zweyte und 
dritte Auſſatz handelt von dee geomettiſchen Beſtimmung 

und Berechnung der Raͤderwetke, und find ſammmitlich von 
la Aande, (der fich nicht ſchuͤmt win Verlaͤngner Gottes zu 
ſeyn, den die Menſchen doch alle Augenbitde brauchen, — 

des Framolen uͤbrigen Verdienſten um die Sternkunde unbe⸗ 
ſchadet.) BV— VII und X. Ueber die Wirkungen des Wis 
derſtandes des Oels in Getrleben der Art; Verſuche über die 
Pa Nus, Hem⸗ 


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sa. Technologie. . 


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Gemmäng an @elandens Ubren 5 and) Uhren na der Son⸗ 


ne zu segulitenz von einem Roſtpendulum; alle fünf von 
Berthoud. Mehrere Welchrelbungen von Pendulen kom⸗ 
"men ©. 536 — 65 vor. Beſonders hat und ©. 77 — 121. 
Die Theotie der. Bewegung: zu Beſtimmung der Zelten bee 


VBibrationen, von G. Atwoodgefallen; eins Abhandlung; - 


der Mudge's Chronometer angehängt if. S. 123 —ı47 
mehrere Beobachtungen, Beſchreibungen und Meinungen 


von der verſchiedenen Befchaffengeit der Pendeln, von Con⸗ 


vadi, Leslie, Erofibwaite, n. ſ. w. Den Beſchluß 
macht Haley's sieue Hemmung für See⸗u. Tafchenzeitmefler, 

und nimmt. von S. 148 — 152 noch feine fünf. Selten «in. 
Die Kupfer, deren 6 an der Zahl find, find nichts weniger 
als einladend, "und den Tert ja verfinnlichen eingerichtet. 
Hr. ©. verfpricht, von Zeit zu Zeit in ähnlihen Nachtraͤgen 
bem deutfchen Uhrmacher ind Liebhaber diefer Kunſt, ‚alles 


dasjenige fo 3eitig als möglich bekannt su machen, 
was in divfem Face entweder neu entdeckt, oder von Andern 
darüber Ihm mitgetheilt werden möchte. ‚Auf diefen Ball en . 
ſuchen wie den Herausgeber deraleihen Nachrichten, für : 


beffere Kupfer zu, ſorgen. Wir mäffen ihn’ dazu im Namen 
des untervichtet ſeyn wollenden Publitums auffordein. — — 


Nr. 2 hat fogar noch, gegen die Ste des ıften Bds. | 


. Diefes Werke, an reichhaltiger Gemeinnoͤtzigkeit gewoͤnnen. 

Der Verf. faͤngt mit dem Buchſtaben R (Retarde) am, und 
llefert ©. 350 den legten Artitel Zwiſchenraum dee Jaͤb⸗ 
ne. Die alphabetiſche Einrichtung macht dem Dilettanten 


den Gebrauch biefes Buches ſchaͤtzbar; ‚nur iſt bey der treffli⸗ 


chen Ausführung des Ganzen, noch der einzige Hauptwunſch 
"unerfälte geblieben: Daß bey denjenigen Artiteln , die auf die, 


2. ah und nach geſchehene Berbeſſerung ber Uhren Anſpruch 


machen können, mehr anf hiſtoriſch⸗literariſche Notizen hätte 
Mauͤckſicht geuommen werden foßen. Dadurch wuͤrde ſich der 


Verf. angemein verdient, und alle Klaſſen der Abnehmer freie 


nes Buchs verbindlich gemacht Haben. Denn der alphabetl⸗ 
ſche Unterricht irgend einer Wiſſenſchaſt, it, wie Rec. fo oft 


in dee IT. a. d. Bibl. bey ähnlichen Werantafiungen, in an⸗ 
Bern kritiſchen Zeitſchriſten, und in feinen eigenen literariſchen 


Wemäßungen erinnert bat, bloß dazu geelanet, den Mangel 


eines foftematifchen Lehrvortrags, durch hiſtoriſche Entwicke⸗ 


lungen, mit Ruͤckſicht auf bie barlder vorhandene . 


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6 
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5 — 0 


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gen aufnierkſam zu’ machen. Da dieß im beim vorliegenden 
"  Werterdes Hrn. P. nun nicht. befriedigend gefchehen Ik, und 


hochſtens nur. mit Ruͤckweiſung dieſes oder jenes Buch, wo⸗ 
rin die Sache fo, oder anders vorgeſtellt wird, ſelten ange. 


Fährt wird: fo kann dieſer Mangel, wenigſtens nach des Rec. 
EGSefuͤhl, nur als der Einzige angeſehen werden, der jedoch 


Eecchnologie. 45 
‚ gu ergängen, und dadurch die Leſer zu weitern Nocfpäruns u 


cs miche fo ſehr für das allgemeine, fondern für das befonz - 


dere Intereſſe einiger Lefer bemerkt wird; und aus dieſem 
runde wird es Hr. P. dem Rec. nicht übel deuten‘, daß er 
äber disfen Punkt feine Meinung, die ‚nichts weniger. ale 
. Zabel , oder dem eigenthümlichen Werthe vieles Vuchs im 
nahe zu treten, beflimmt.fey, freymuͤtbig bier:genußert hat. 


Biebeicht nimmt der H. Verf. Gelegenheit, beyeinerneuen Aufs . 


lage darauf Ruͤckſicht zunehmen, um den allgemeinen Wunſch 
. zu befriedigen, und den aufrichkigen Dank der Kenner dafür 
uilnzuaͤrndten. | 3 2.005 | 


Die ausfäpelichken und erändlihften Krtifel find ſol⸗ 


gende: ©. 1 — 3 Räder, Räderwerf, Roues. : Der fr. 


— Werf. alebt von einem Rade diefe Definition: „Wenn in 


‚den · Mitte punkte einer Scheibe ein Cylinder angehracıt if, 


4. 


Inennt man letztere ein Rad, und den Cylinder die Welle 
„des Rades.“ — ©. 3 —27. Raͤderſchneidzeug. (Hier 
und in vielen folgenden, ſehr intereſſanten Artikeln haͤtte auf 
die Befriedigung obiger Bemerkung Ruͤckſicht genommen wer⸗ 
den können; um hiſtoriſch⸗techniſch zu erſahren, auf welche 


Art man nach und hoch zur Vervolltommmmg des Schneis - - 


dezeugs gelangt fm.) — ©. ad — 118. Kepariren, 
ader Verbeſſern einer Uhr; und Repetir⸗Uhr — fall 


ine eigene Abhandlung, die aber aͤußerſt brouchbar und lehr⸗ 


.. seichi. Am Ende iſt auf die Werke des Thiout, le Pau⸗ 


se, Bercbond und Geißler verwieien. Grabam’s At _ 


Seit wird mit unter benutzt, und darauf Bezug genommen. 


„WB. ı19. Ringube — eine Art Sonnenuhr in Geſtalt eis. 


mb Ringes, (Wer war Ihe Erfinder? Hat. ihre anfaͤngli⸗ 
"die Seflalt und Eintichtung etwas mit derjenigen gemein, bie 


Gianfrancesko Baldini in feiner Saggi di differtazioni. - 
areaciem. Etruſeca etc, erflärts wovon man.einen Auszug in 
. Martini Abhandlung von den Sonnenuhren in „ꝛe. 

—— —— 128 


Mma . : 


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—W 
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der durch die Scheibe geht, und irgend eine Kraft foauf . . 
„die Scheibe wirkt, daß fie Hetumgebrebet werden muß; fo . - 


- 


) 
: 544 — | Technologie. | 2 
GS. 123 fig; findet? —  Ringubsen, ober fänfkliche Ra⸗ 


deruhren in einem Fingersinge, tea. Ichon Karl V.; fie hate '. - 


ten Zeiger und Glocken; ſ. Siss, Maoioli dierum canicular! 
P. I. p.ragı. B. lin, 39 ſeq. ed.-Offenb. ad Moen. 1691, 
Fol, In Genf verfertigte ‚dee Uhrmacher Morand fogar 
. Kingubren mit Glockenſpielen; f.. Biscnflable Brlefe, ıc. 
se. Bd. ©. 69 fg. Der kuͤnſtl. Räder» Ringubren: bätte 


alſo auch Ar. P. bier gedenken follen.) Der Artikel Sale 


miak, Ammoniakalfals ©. 126 fa. gehört doch wohl nice 
in ein Lexikon der Uhrmacherkunſt. — Der Artikel 
Sanduhren ift zu dürftig ausgefallen; — ungleich beflee 
und belebrender der Art. Schlagwerk ©. 131 — 143. Am 
Ende deſſelben wird erwähnt, daß in den oben angeführten 


frangbf. und deutſchen Werken Über die Ubrmacherkunſt, meh⸗ 
nere Arten von Schlagwerken, als Hr. P. hier anfährt, bes 


ſchrieben würden. — Die aus dem Art, Schnecke entſte⸗ 
benden Gegenflände fommen S. 148 — 138 vor. . Eben fo 


ey 


verhält’ en ſich auch S. 159 165 mit der Schraube. - 


Sehr reichhaltig iſt 68 — 190 der Ark. Seeubr, doch 
meiſt in praktiſch⸗ Brunifcher Hinſicht; alſo wenig uͤber ihre 
Theorie, noch weniger in Anſehung ihren hiſtoriſchen Merk⸗ 
wuͤrdigkeit. Indeſſen wird dabey gelegentlich auf die engli⸗ 


ſchen, vorzüglich aber auf die franzoͤſiſchen Bemuͤhungen, die⸗ 
ſes Kunſtwerk zur beabſichtigten Vollkommenheit zu bringen, 
mit aller, dem Gegenſtande gebuͤhrenden Achtung, verwieſen. 
S. 193 — 200. Sonnenuhr. (Behr duͤrftig; im Eis-· 


gange etwas von ihren fruͤheſten Erfindern, — wenig Ans 
welſung zur mathematiſchen Theorie der Sonnenuhren, — 


und am Ende eine aͤußerſt eingeſchraͤnkte Literatur, in dee 


Bions mathemat. Werkfch. nach der -Doppelmayrfchen 
Woberſ. von 1741, dag jüngfte Buch if.) &. 201 — 213. 
Sbpieluhren — (vorteefflich. gerathen.) ©, 214 — 220, 


Spiralfeder — Diefer, und alle davon abhaͤngenden Are 


tikel find fehr lehrreich — S. 238 — 250.. Stellen einer 


hr, u. ſa w. ©. 259 —374 Tafchenubel = ©3994 - 


408. Ubren ꝛe. — ©. 409 — 436.. Unruhe. — ©. 455 


fs. Waflerube- bloß hiſtoriſch)) ‚©. 45647, u. m a. 


Art. in ihrer Art empfehlungewuͤrdig. — 


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F 445 
Haushaltungswiſſenſchaft. 
Ueber die wahren Srundſatze des Futterbaues; allen | 


‚Staaten, vorzüglich jenen, die Durch den gegen« 
wärtigen Krieg fo außerordentlich gelitten haben, 
mie Ehrfurcht gewidmet von. F. C. Medicus, 
Regierungsrath, Direkt. der Churpfaͤlz. Staat 


wirthſchafts⸗pohen Schule zu Heibelberg, und ven 
Pfaͤiz. dtonomischen Geſellſchaſt daſelbſt. Leipzig, 


f . 


bey Graͤff. 1796 :626,8.88 


ie Schrift enthält 2 Ashanklungen, Bie Im ben öffent 
dien Sitzungen der churfuͤrſil. phyſikal. Sfonem. Geſellſchaft 

zu Heibelberg vorgelefen worden, und die anjeht, ba die 
BGeſellſchaft, wegen des traurigen Krieges in.fenen Gegenden, 
den Verlag ihrer Schriften nicht felbfE fortfegen kann, vor 

dem Sen. Verf. ſelbſt dem Druck übergeben worden. Erſte 
"Abhandlung, vom Futterbau. Die Gewaͤchſe, bie zur Noh⸗ 


zung ber Thiere beftimme find, werden eingetheilt in Futter⸗ 


gewaͤchſe? 1) die mehrere Sabre ausbauen, 2) die nun. " 


7 Jahr dauern, Erſtere heißen Futterkraͤuter; und die Jeßtern 
Futtergewaͤchſe. Erſter Abſchnitt, von den Futterkraͤu⸗ 
tern; ſte Abtheilung. Wleſenbau. Die Wieſen, die nicht 


Ber Ueberſchwemmunig ausgeſetzt find, muͤſſen alle Jahre im 


Winter mie Dünger überfahren werden, der im Fruͤhjah 


ewieder abgeharkt und auf den Acker gebracht wird. Dieß 


vermehrt die Heuerndte umd verbeffere in der Folge ben Adler 


durch den Gewinn eines beffern Duͤngers. 2. Abtheilung. 


Künftlihe Wleſen; =) rother Klee. Der Kleebau vermins 
dert nicht ‚den Fruchtbau und verurfacht nicht Mangel at 
Stroh; weit der Klee mit den Brücten zugleich auf einen 


‚Adler gefäet wird. Aber beſſer iſt es doch, den Klee allein 


zu fäen, weil man ihn dicker fäen kann, Beine Tücken da ent» 


‚fleben, wo fonft bie, Stopptin der Früchte ſtehen und die 
nachher mit Gras bewachſen, Bein Unktautſaamen ausfallen 
kann, der ſonſt mit den Fruͤchten reif wird, die Halmen der 
Bruce den Klee nicht hindern, die dem Klee, wie man ſonſt 


glaubte, Beinen Schutz geben. b) Luzerner Klee, oder blauer 
Klee, fol allein ohne Frucht geſaͤet werden. Wie man über 
| | Mm s. haupt 


—- un — — — — — — Mn nn —— — ui. m 


“ 


- einzigen wahren Gtütsen des Aderkanes. In eben dem” 


x R 


06° Hausheltungéwiſſenſchaſjt. 


haupt dabey verlahren ſoll, einen jeden Adern, der nu in ds 
ner Tiefe von 4 Fuß, Felſen⸗ und Maljerfrep iſt, zur Lu⸗ 


ceerne tüchtig zu machen. C) weißer Klee: Beſchreibung von 


einem Hauswirthe, wie er zu pflanzen iſt. So nuͤtzlich diefes 
Klee auch in der Pfalz befunden worden;: fo iſt er doch nach⸗ 


her durch den rothen Klee und bie Lucerne verdraͤngt worden. 


Der Hr. Veff. klagt bey dieſer Gelegenheit, daß die Ökonom, 


Geſellſchaften oft das fchon beſtehende Bute im Lande vers 


kennen, und nur durch Einführung fremder Prodätte gläns. 


: gen wollen ; wodurch Doch der Zweck derſelben, naͤmlich die 


vaterländifche Landwirthſchaft in Aufnahme zu bringen, ver⸗ 
fehit werde: Dee weiße Klee iſt allen den Gegenden u em» 
pfehlen, die fhmale Dhaͤler und jaͤhe umd hohe Gebirge haben ; 
weil er ihnen durch den reichlichen Saamen, den er giebt, viel 


Seid zufuͤhrt. $. Abtheilung. Staatswirthſchaftliche Be 


trachtung über den. Kleebau. Wirfen: und Kiechan find die 


Verhaͤltniß, als der Wieſen⸗ und Kleeban zunimmt, nimmt 
au die Menge der Feldfruͤchte zu. Der Se. Verf, eifert 


bietr fehr gegen Diejenigen, die da glauben, daß der Kicchen 


die Malterjahl der Fruͤchte vermindere, und hält. fie fär 
Beinde des Vaterlandes. (Die. feheine dem Rec. uͤbertrie⸗ 
ben zu feyn ; wenn von ſolchen Begenden die Rede iſt, wo 


die Gemeinweide noch Ablich, der Acker ſandig und feblecht - 


‚IR, vie Stallfuͤtterung nicht eingefuͤhrt werden kann; ‚mo Des 


ſonders der gemeine Landmann bey den, In ſolchen Gegenden 
beftehenden Einrichtungen, die Malterzahl feiner Fruͤchte ges 
wiß fehr vermindern wätde, wenn er einen beträchtlichen 
Theil feines Feldes mit Klee befäen wollte Rec fagt- dieß 
aus feiner eigenen Erfahrung.) Großes Lab ber Ackerwirth⸗ 
haft in der Pfalz, hauptſaͤchlich wegen des dort allgemein 


', eingeführten" Kleebaues. — * Einige richtige Bemerkungen 


Aber den Kleebau: 1) zur Unterhaltung eines guten Bich⸗ 


“  Mandes. Dean follte den Klee um vielerley Urfachen willen . 
nNicht grün verfürterns fondern Ihm zu Heu machen, und bie 
Heu nicht auf dem Boden verwahren, fondern in feeger Luͤft 


in Haufen fegen. . 2) Kleebau als Handelsprodukt. Der 


- , ‚RXtee fol, wenn er in der Oluͤthe Behr, anf dem Acker bey 


jeder Schur verfauft werden, - Dieß wird denen als fehr vor⸗ 


theithaft empfohlen, die mehr Ktee hauen koͤnnen, ale fie. - 


ſelbſt gebrauchen. Beyſpiele dieſer Art: des Kiechanes. 


DD Sirban zn Berdlung der Gelee. Die entferaen Ber 


⸗ 


\ 


% 


f 


gen — — 
Zweyte Vorleſung über die wahren Gerundſaͤte bes 


Deushahiungewiſſenſchaſt. 47 


der (00 man init Klee belaͤen und b duch verbeflern,. ( Dieß 


‚tan doch immer nur von ſolchen Aeckern au verſtehen ſeyn⸗ | 
die einen ziemlich guten Boden haben, der.öhne Dünger und 
Koſten Klee trägt, und die doch ſelbſt auch nicht bfter als einmal 


shne weitere Kultur — toͤnnen). Zweyter. Abſchn. 
Bon den Futterkraͤutern, die in der Pfalz in Abgang gekommen, 


oder nie daſelbſt gebauet.morden ſtud. Fronzoͤſiſch Rahgtas. 


Der Hr. Verf. verwirft es als ein minder nuͤtzliches Futter⸗ 


‚traut; und doc, hat. Hr Direkt. Achard In Berlin durch Ver⸗ 


füche Bargerhan, daß. es. mehr als alle Arten von Klee die 
Milch bey den Kühen vermehrte, wenn es zruͤn gefüttert wird. 


‚Biden und: Ezfutter fall man nur auf folhen Jeckern 


Bauen, bie fehr voll Unkraut find, welthes dadurch getilgt 
werden fol. Spargel, Spark  (Spergula arvenfis) wird 


ls ein hoͤchſt elendes und wenig ergiebiges Futterkraut ganz 


verworfen; fo ſehr es auch feit einiger Zelt wieder empfohlen 


fifchen Windbeuteln empfohlnes Futterkraut, das In Deutliche 
fand, wo man mit dem Feldbau viel welter iſt, als in Eng⸗ 


fand, gar nicht gebauet werden fol, Haber zum Heumachen. 
Ein gutes Butter zum Maͤſten der Ochſen. Abgebogeneg 


Klee, Monat» Klee (Trifolium. flexuolam) welchen mas 


.° fehrofe im Jahefoll abmaͤhen können. Johanniskorn, Dren⸗ 


neſſeln und andre dergleichen Futterkraͤuter, werden ganz ver⸗ 
"worfen; weil Ihr Mugen nit fo ausgemacht iſt, als bey deis 


‚Übrigen. Man ſollte den Landmann nice zur Vervielfältie 


"gung feiner Produkte verleiten. Dritter Abſchnitt. % 
"den Futter s und Knollengewaͤchſen. 1) weiße Ruͤben. 
(det. 2) Dickrüben. 


® ethode ſie zu dauen. Vierter Ab⸗ 


fand nicht vortheilhaft ſeyn; wenn ihn gleich die Englaͤnder 
noch ſo ſehr empfehlen. Gruͤnde fuͤr dieſe Behauptung. 
Urſachen, warum Viele zum fortdauernden Anbau derſelben 
verleitet werden. Der Kleebqu wird in aller Abfiche vor⸗ 


Futterbaues. Erſter Abſchnitt. . Fortgefegte Verſuche 
äber don Kleebau. Der Wohlſtand der Pfalz beruhet, nach 


7 des Ken. Berf. Meinung, nicht auf Fabriken und Manuſa⸗ 
"Mrs ſondern aufErzeugung und Wervielfältigung der — | 
Ku | | des⸗ 


N 
e 
\ 


ltd: . Pimpernelle.(Pimpinella faxifraga ) iſt ein von eng " 


— 


safe Art fie zu bauen. Be Anbau wird fuͤr ſchaͤdlich et⸗ 


—— ſchnittt. Vergleichung des Kleebaues mir ben Zutter md 
KTnollengewaͤchſen. Der Anbau der lehtern ſoll für Deutſch⸗ 


Ä > 


- 48 Haushältungssoiflenfhiafte 
predukte. Die Staaten find Aberfaupt glaͤctich, deren: 
Mohlfahrt auf dem Ackerbau berüher. = Verfuche mit dem 
Anſaen der Kleearten mit und ohne Kornſaamen. Folgeruy⸗ 
| gen, die ‚daraus hergeleitet iwerdep, zur beflern Kultur dee 
ders und des Kieebaues. Der Klee ſoll nicht zu. ſpaͤt, aber: 
auch micht zu früh, etwa Im halben April gefäet werden, aber 
a 75 dhne Gerſte oder Haber und in einem techt mürben Hoden. 
Der Schatten der. Bäume ſchadet dem Klee.  ' Yrber-bie 
Schaͤdlichkeit der Vereinigung des Fruchtbaues mit dem Klee . 
‚bau, die durch praktiſche und phyſikaliſche Stände erwoiefen' 
wird. Nuͤtzlichkeit der Sartenverfüche zur- Verbeflerung deu | 
Oekonomie. Zweyter Abſchnitt. Kann die engliſche Land» 
wirthſchaft Deutſchland zum Muſter dienen? Der Hr. Verf 
beweilt aus Arthur Youngs Reifen durch Frankrelch, daß 
die Engländer In der Landwirthſchaft ſehr zuruͤck ſind, daß 
ie ſeht auf alte Gewohnheiten halten, umd zu ſtolz find, vom 
AR 5 — Nationen etwas anzunehmen, — Einige Auszüge 
aus A. Voungs Reifen, wörtn fehr wichtige Bemerkungen 
— üluͤbet Ackerbau und Landwirthſchaft vorkommen ‚und wo⸗⸗ 
aus der Hr. Verf. erweiſet, wie wenig wichtige Begtriffe die. 
Engländer von der wahren- Landwirthſchaft Haben. Zuletzt 
unterfucht.det Hr, Verf. noch, tie den durch den gegenwärtfs 
n Ktieg mitgenommenen Staaten, befonderg bei Dfalz, 
wieder aufgeholfen werden Eönne, und behauptet; daß dieß 
allein dadurch am ſicherſten bewerkſtelligt werden hne, wenn 
‚ durch eine. deutliche Anwelſung und durch. ausgefeßte Dreife, 
Ei per Sutterbau Gefördert würde. Dieß iſt ber Yıkye Shhak- . 
F dieſer lehrreichen Schrift, die mit den richtigſten Bemerku⸗⸗ 
| "gen über viefe Teile der Landwirthſchaft angefuͤllt if, und 
die verdient, von allen verſtaͤndigen Oekonomen beherzigt zu 
Wwerden. Einige Provinzialwoͤrter wuͤnſchten wir aus diefer 


N 


guten Scheift weg, als unzackern, Miſtenputtel, unſchutz⸗ 
lich, beſchoͤpfen ſt. hervorbringen. — — a ® 
| 5 Ei we “. RB 4 


1 RT SER .. 549 
Vorwmiſchte Schriften. 


J 


. Ueber öffentliche Lehranſialten, insbeſondere aͤber e· 


- 


ftionsfataloge auf Univerſitaͤten. Erſtes Bände 
chen. ©ermanien, 1798. 207 Seiten, gr. 8. 
16 æ. — u ! 


: Lektionskataloge gleichen nicht felten den Apotbeken ber 
:Dorfbarbiere, in welchen eine große Mange von Medici 
glaͤſern mit der Aufichrift der Medicamente aufgeftellt ik: 
„obgleich ein betraͤchtlicher Theil diefer Glaͤſer gar nichts, oder . 
nur verlegene Waare enthält. Sollen. die Leute durch bei» 


— gleichen Kataloge nicht irre gefuͤhrt werden: fo ˖iſt eine Wer 


‚ :tenchlung derſelben noͤthig. Der Verf., ſollte man nach 


pem Titel meinen, wuͤrde ſich nun erbieten, eine allgemeine 
Beleuchtung vorzunehmen. Abet nein! er beleuchter in ge⸗ 


genwaͤrtiger Schrift bloß den Salzburgiſchen Lektionskata- 


‚bog, mit dem Verſprechen, im naͤchſten zwenten Baͤndchen 
auch den Katalog einer proteftantifchen Univerfirät auf aͤhn⸗ 


liche Weile zu behandeln. Dabep- geht er fo zu Werke:, erſt 


‚zeigt er. an, ob bie angekündigte Vorleſung gehalten wer, 
‚de oder nicht ? zweytens, wie fie gehalten werde, gut, mit 
-telmäßig ober fehler? drittens, wie der Profeflor, ber fie 


. hält, feinem bekannten fittlihen Betragen nach befchaffen 


N 


‚fen? Nuͤtzlich fey es, ben Charakter des Profeflors zu 


‚ Sennen ; weil derfelbe auf feine Lehrmeinungen, und dadurch, 
. geben ‚feinem Bepiplele, auf feine Schüler den entſchiedenſten 
Einfluß Habe. . Und warum follte. e8 nicht erlaubt feyn, 


‚Cfeagt er). über einen öffentlichen Lehrer Öffentlich zu 
ſprechen, und fo gut- Profeflor s Kritiken zu ſchreihen, als 
warn Prediger Kritiken fchreibtA fobald es nur an der 
‚gehörigen Verfabrungsart nicht feble. . - 


Die theologiſche Fakultaͤt fleht an der Oplbe und 


An berfelben der Prof. Job. Evangeliſt Hofer. Wir wol⸗ 


fen -gfeich Hier die Manier bennen lernen, in welcher unfer 
Berf. lobt.oder tadelt. Hofers eregetifchen Vorlefungen läßt 
er von mehrern Seiten Gerechtigkeit wiederfahren. Jede 


ſeiner Vorleſungen beweiſe feine Gelehrſamkeit und Gruͤnde 


„lichkeit. Aber es ſey doch noch manches an feinen Lehrvor« 
=. aan traͤgen 


as s “N 
A; “ ir = 
’ 


is Bermifhte Schriften. 


tragen auczuſehen. Er halte ſich zu lange mit dee Anafofe 


der Wörter ans den Grundſprachen aufs fein Redeton vers 


diene geruͤgt zu werden, weicher weibiſch⸗ kloͤſterlich ſey, und 


ſeo laute, wie ihn etwa eine, fromme Kloſterbaſſiſtinn haben. 
duͤrfté, die durch das ganze Jahr mit Niemandem, ale mit. 
ihrer Hochgebterenden Frau Abtiſſinn, ihrem Beichtvater und 


ihrem mwohlgepußten hölzernen Jeſulein zu fprechen Bat; auch 
muͤſſe fih Hr. Hofer mehr mit der Philofophie unferer. Zeit 
bekannt machen. Seinem Charakter nach fen er arbeitſam, 
and verwende feine Zeit forgfältie für die Wiſſenſchaften; 
Vergnuͤgungen ſuche er nicht unmäßig, und fcheine ſich ber 
ſonders vom geſellſchaftlichen Leben mehr zuruͤck zu ziehen; bie 


_ Mächreenbeit :fey ihm, fo viel man wife, sanj.rigen; daß 


4 


r nach Selb beglerig haſche, bemerke man nicht; mit Kaba⸗ 
len ſcheine er Ach nicht ſeht abzugeben, und, liche mehr einen 

geraden Gaug. — Vom Prof. der ‚Moral Keonbard 
AMeumayr heißt es ©. ss: „Ex leiſtet wegen. des ſchlechten 


„Borlefebuhs,. wegen feines ſchlechten Leſetons Überhaupt, 


„und befonders wegen Mangels an Theltnahme an dem, was 


ner fagt, für feine Zuhörer nichts und wieder nichts. Was 
se ich nun mit ihm anfangen ? ſoll ich die Geißel der Sur 
„tpte Über ihn ſchwingen? Parce pater virgis! Er ift u 
yarı am Geiſte; er hat alſo für folche Züctigungen zu we⸗ 
Fuig Gefühl; fie würden fruchtlos ſeyn. Was fann ich on 


„mie Ihm thun? Ihn gehen laffen wie er ift? das gebt niche 


zanz;. er iſt doch ein für allemal zu ſchlecht. Ich will es. vers . 


„fucen, ihm in vollem Ernſte zuzuſprechen. Alſo, Herr 


Nenmayr, was haben Sie für einen Begriff von einem Pros 
Ffeſſor? u. ſ. w.““ Der Verf. fpricht, als Hätte.er einen Cati⸗ 


Hna vor fih. Der Verf. has die Manier ganz werfehle, Im 


der oͤffentliche Kritiken öffentlicher Lehrer abgefaßt feyn müflen, 


wenn. fe bie Dilligung des‘ humanen und delikat denfenden 


Das, was er nothgedrungen iſt Nachtheiliges von einen 
Manne zu fügen, burch oratoriiheh Schmuck noch mehr bes 
ben, und dadurch zu erkennen geben, ‚daß fein Herz lebhaften 


und bebaglichen Antheil daran nimmt? Außerdem fehlt es 


ihm, bey aller feiner genauen Bekanntſchaft mit dem Salz 
burgiſchen Perſonale, und bey aller feiner Freymuͤthigkeit, an 


Anhe und Milde des Urtheils, auch an Gedraͤngthelt und 


Daudigkeit der Darſtellung. «Ce ſcheint alles zu ſehr darauſ 


ange⸗ 


und empfindenden Publikums erhalten ſollen. Wer wollte wohl 


⸗ 


x. 


—8 


BVermiſchee Schriften. zn 


angelegt yo ſeyn, die Maͤngel der Untorrfität zu einem recht 


bäßlihen Bilde zuſammen zu ſtellen; und doch muß man 


. glauben, daß der Verf. ſelbſt auf dee Univerſitaͤt lebt. 
er auch wohl bedacht, zu welchen Ungerechtigkeiten er durch 
feine Schılft Beranlaffung gegeben bat, wenn haͤmiſche 


und tüdiiche Leute ſich derſelben gegen Ihre Nebenmenſchen bes 
‘dienen wollen, und” wenn es ihnen gelingt, ſich bamit 
Eingang. bey. ſchwachen aber gewaltigen Köpfen an ver⸗ 
hoffen? - ee 

“ Die Darfielungen des Verf. concentriren fi zuleßt auf 
folgende Buntte: 1) Die Lehrer kündigen biele Vorlefine 


gen an und hakten fie nicht; uater 17 theologiſchen werben . 


nur 7 wirkkich gegeben... "Die juriſtiſche Fakultaͤt iſt noch die 


duverlaͤßigſte. Hingegen die phHofophifche Fakultät macht es 
- "wieder aͤußerſt arg. Stoͤger allein hält vier von den Kol⸗ 
. . fegien nicht, die er ankündiger, Die Vorlefungen werden . 


groͤßtentheils ſchlecht gehalten. Hofer iſt in feinen Vorleſun⸗ 


den zwar gründlich und gelehrt; aber zu gelehrt für ſeine Ja⸗ 


hoͤrer, und lieſt im erbaͤrmtichſten Tone. Peutinger iſt der 


ehrlichſte Dann, aber aͤußerſt verworren verſteigt ſich Im 


J 
⸗ 


phantaſtiſche Ideen, und iſt ſeinen Schuͤlern ungenießbar. 
Cindauer iſt eine Profeſſormaſchine. Neumayr, Prof. 


der Moral, ſcheint kaum zu wiſſen, was Motal ſey. Bärts, 


⸗ 


v 


ner {ft mehr nicht, als ein auter Lefer feines geſchtiebenen 


Compeudiums. Koflern iſt Pedant In der Behandlung ſei⸗ 


"ner Wiſſenſchaft. Gaͤng iſt um nichts beſſer ols Gaͤrtner, 


und zum- Theil noch ſchiechter. Hartleben lieſt ohne Hin» . 
laͤngliche Vorbereitung. Stoͤger trägt gut vorz aber groͤßten⸗ 


theiis elende Waare. Schiegg tft wegen feiner Geſchwin⸗ 


digkeit im Erklaͤren vielfaͤltig unverſtaͤndlich. Friſcheiſen 


iſt einer elendeſten Lehrer, und nichts als elender Leſer. 
Schelle I 


find unter aller Kritik. Unter 15 Profefloten follen 11 fepn, 


von denen einige etwas, andere wenig, und noch andre gar 


nichts taugen; nur bie übriaen 4 follen ein gegründeres Lob 


verdienen. — 3) Das fittlihe Vetragen iſt bey mehrern 


untadelhaft; Sey mehrern aber auch nicht. Bie find eben 
darum (verfteht fi), daß wir dem Verf. wie bisher, Bloß 


nachſprechen) Aberhaupt genommen, beym Publitum-in.kels 
S — 7% 


Ps ' 


et beſſer; aber um nichts mehr als feine Eoms, - 
. gendien fagen. Stelzels Vorlefungen über die Aeſthetik 


\ 
‘ 


kraftvoll, 


5; ö Bermifigse Eeriften, 


ner Achtung. Bey dem allen geben. fi die neiſten glei» 
a eine vornehrhe Miene. Sie ſprechen gern davan, daB 
fe Profeſſo Ten find, und predien das Wort Profeflor fo 


fe einer folhen Sedanfenfüfle, und mit einem . 
ſolchen Uimfange von Bedeutung aus, daß es nicht viel we⸗ 


iger anzuzeigen fcheint, als der Titel: Ew. — 


r 


‚Sb der Verf. etwa nice. ſelbſt Profefiar 2 


—— 
/ . 


| Alr. —* 


druhlingeblumen. Eine Elan unterfaften«- 
der Samiliengefchichten. . Serausgegeben von E. 


v. L. Dritter Band. 


Erfurt, in der Neu 


— PR: 1799. 32 Seit, 8. 


ENE- 


— 


Wir Haben zu. unferer Recenflon ee erſten * zweyten 
Theils dieſer dem erwelten nahen ur hier 


Kaas BEER: ader davon — 


4 


Inselligenzbines, 





Ankündigungen 


Ankündigung eines Archivs für medicinifche fErfabs 
zung —— | 


Wenn ber praftifche Arzt Die Bemühungen deutſcher und 
ausmwärtiger Gelehrten, die Heilkunde durch konſequente 
Syſteme zum Range einer rationellen Wiſſenſchaft zu erhes 
ben, mit dem Intereſſe beöleitet, welches die Wichtigkeit 
der Sache erfordert: fo wird er dennoch billig Bedenken 
tragen, das Leben feiner Kranken einer Theorie früher ans 
zuvertrauen, ehe deren glücfihe Anwendung, entweder 
durch die Erfahrung wirklich betätigt, oder durch deren Anas 
logie wahrfcheinlich geworden iſt. Denn fhon ein flügptis 
ger Bid auf die Sefchichte der Medicin wird ihn. lehren, 
wie fett der Kultur dieſer Wiſſenſchaft auch diejenigen Syſte⸗ 
me, welche in ſich feſt begruͤndet ſchienen, und faſt allge⸗ 


meinen Beyfall unter den Zeitgenoſſen hatten, ihrem Sins 
ken nicht entgehen konnten, und hald ein Segenftand des 


Spottes der Anfänger wurden. Er wird alfo die Moͤglich⸗ 
Zeit des Irrens auch bey den emipeyten Köpfen feines Zeits 
alters um jo weniger vergeffen, als es ſchon in der Natur 
der praktiſchen Heilkunde liegt, daß bey der unbegrängten 
Dienge_individueller Fälle, von denen keiner. dem andern 
ganz gleich ift, Theorien weniger dazu geeignet ind, Er⸗ 
fabenngen entbehrlich. als ihre leichtere Ueberſicht und ei« 
ne Ordnung unter Ihnen möglich zu machen. Gern wird 
er ſich daher nad) foldyen Erfahrungen von Altern und neuern 
Aerzten umſehen, welche es fich befonders vorgeſetzt hiben, 
fie treu aufzubewahren, und fo weit es der menſchlichen Nas 
tur möglich ift, von dem Einfhiffe der gleichzeitigen Syſte⸗ 
me frey zu erhalten, — welche die Wahrnehmungen und 
das darauf gegründete Raiſonnement ſorgfaͤltig geſchieden 

. A. D. B. LVI. B. 2. St. VIIIs Heſt. Nu haben, 


55% Ro, Intelligenzblatt. 


haben, um die Quelle der praktiſchen Heilkunde auch fer 

den ſichern Gebrauch Anderer frey und rein zu erhalten. 
Ich ſchmeichle mir daher, daß die größere Anzahl. der 

Aerzieem Br. « ® A — 


* v — ‘ " —8 
| Archiv ‚für medicinifhe Erfahrung, 
deffen Anfang ich für kuͤnftiges Jaht Hiermit antündige, für 
fein ——— Unternehmen anſehen, und es dem ange⸗ 


gebenen Zwecke gemäß finden werden, wenn dieſe Zeitſchrift 
ſich mit · folgenden Gegenſtaͤnden beſchaͤfftigt. — 


1) Treue Mittheilung aͤchter Erfahrungen und 
Beobachtungen uͤber die wichtigſten innern Krank⸗ 
beiten des Menſchen, Den mannichfaltigen Sornien 
der kranken Natur unmittelbar. nächgezeichnet. 


Faßliche Vefchreibung der Aeußerungen des Verlaufe 
und des Endes der wichtigften,, wirklich beobachteten Uebel. 
Sorgfäliige Mittheilung aller am kranken Körper bemerkten . 
Veraͤnderungen vor und nach der Anwendung diefer oder 
jener Methode, dieſes oder jenes diaͤtetiſchen und medicints 
Shen Verfahrens. — Reelle Bereicherung der praktifchen 
Pathologie, Diagnoſtik, Zeichenlehre, Arzneymittels 

- lebte und Bebandlungslebre, foird hierdurch beabfichtige, 
und der Zweck die einzelnen Summen von Erfahrungen, 
Die jede'diefer Wiffenfchaften zur Grundlage hat, und wo⸗ 
durch fie für Die eigentliche Kfinif ergiebig werden, möglichft 
ju vermehren, wird hierbey nicht Überjehen werden. 


Der Herausgeber, der felbft Lehrer der medieintfchen 
Klinik ift, und deffen tägliche praktiſche Sefhäffte von bes - 
trächtlichem Umfange find, kann ſich fhmeicheln, daß es ihm 

F nie an neuem’und intereſſankem Stoffe zu kliniſchen Abhand⸗ 
lungen und Aufjägen diefer Art, fehlen werde, und außer⸗ 
dem flieht er ſich durch das gütige Verſprechen mehrerer fehr 
ſchaͤtzenswerther Aerzte, an diefem Archive chanigen.Anthel 
zu nehmen, zu glauben berechtigt, daß dieſe Rubrik nicht 
gerade ·etwas Gewoͤhnliches und Ueberfluͤſſiges liefern werde. 


2) Blinifche Bemerkungen und Beobachtungen 

-» x Aber diefelben Begenffände, aus Altern und nenern 
— praktiſchen Schriften mit Auswabl entlebnt. 
Eee 


m 


| ſche Schriften . zecenfiren , nn für die Klinik ſelbſt er⸗ 
n 2 | 


Intelligenzblatft. 56515 


Ammer geltende praktiſche Wahrheden, die beſtaͤndig 
Khren Werth behalten, wenn ſie vor dem nachtheiligen Eins 
fluffe ephemerifher Syſteme und en geſchuͤtzt werden, 
follen aus einem Chang von willtührlihem Raiſonnement 
mit Vorficht ausgehoben und gegen einander verglichen hiet 
Bargelegt werden. Behutſame Auswahl ächter Elinifcher 


. Megeln, ;die in den Werken unjerer klaſſiſchen Praktiter ä& 


serer. und neuerer Zeit enthalten find; Erinnerungen unb 
edenklichleiten gegen die Art, wie man die gefammten 
Thatſachen, welche Die Summe der Erfcheinungen am; Kran⸗ 


Zenbette gab, gewöhnlich auszulegen und zu benuken pflegte. 


Kritiſche Aufſtellung der Gründe, welche eine vorurtheilg 
freye, kalte Betrachtung der mannichfaltigen Arten des Ues . 


belbefindens uns giebt, um zu finden, wie viel und wie 


wenig aus den gemachten Erfahrungen mit Sicherheit ges 
folgert werben darf. | ; 


, Der Herausgeber wird fich erlauben , bey dieſer Mit⸗ 


theilung der Reſultate früherer oder ſpaͤterer kliniſcher Ar⸗ | 
beiten Anderer, praktiſch brauchbare Anmerkungen binzuges... 
fuͤgeen. | 


.: 3) Pruͤfung der angekündigten neuen Elinifchen .. 
SEntdedungen, fowohl durch Vergleihung mit den bishes 
rigen Grundfägen und. Erfahrungen, als durch Kritif der. 
als Grundlage, jener Entdedungen mitgetheilten neuen 


[3 ‘ « 


Wahrnehmungen. Pan: S u 
4) Kritik der neueften kliniſchen Schriften. Un; 


parteyiſche Unterfuhungen über den innern Werth aller 


jet in Deutſchland und den benachbarten Ländern, über 
Gegenſtaͤnde der medicinifchen Klinik erfcheinenden vorzuͤgli⸗ 
chen Werke. Aushebang der brauchbarften und für die ts 


nit wichtigften Reſuͤltate aus den ſchriftſtelleriſchen Arbeiten 
"Defer Art. Die unwichtigen und ſchlechten werden völlig - 


übergangen; die guten einer gründlichen Kritik unterwor⸗ 


fen, amd aus den vorzäglichen farze und zweckmaͤßige Aus⸗ 


güge geliefert. Vergleichung der Arbeiten älterer, mit des 


men neuerer Herfte, und Folgerungen daraus für Die Ver⸗ 


febiedenheit Alterer und nenerer Elinifcher Methoden. Es 


wuord diefe Rubrik die neuere mediciniſch⸗ prakiiſche Literas 


tur von Zeit zu Zeit aufnehmen; jedoch nur ſolche medicini⸗ 


[0 


giebige 


556 | Intelligenzblate. 


giebige Beytraͤge gewonnen werden önnen.  JShleraus er⸗ 


giebt ſich, daß dieſes Archiv insbeſondere durch die Verbin⸗ 
dung dieſer Rubrik mit demſelben von andern, ihm vielleicht 
aͤhnlichen Zeitſchriften, ſich weſentlich unterſcheidet. | 


Der Herausgeber hofft: durch fortgehende Lieferungen - 


dieſer Art Arbeiten, wozu ſich mit ihm mehrere ihm ſehr 
achtungswerthe Aerzte befonders vereinigt haben, feinem 


." Archive eine noch aligemeinere Brauchbarkeit zn geben, und 


er wird ſich heſonders angelegen feyn laſſen, anf den klini⸗ 
Shen. Werth der genannten Schriften das ärztliche Publis 
tum bald nach ihrer Erfcheinung aufmerkſam zu machen. . 


Auch kann er fih Ichmeicheln, durch Huͤlfe feiner Mit⸗ 
arbeiter und anhaltende Bemühungen dazu beyzutragen, aus 
unferer bisherigen mediciniſchen Klinik das Fremdartige 


nach und nach zu entfernen, und durch Sufammenftellung - ä 


and Vergleichung ‚der mit ruhigem Wahrheitsfinn gemach⸗ 


ten, und nad) den Regeln gefunder Kritik und. Logik des _ 


nugten Erfahrungen, derſelben zu geben, was ihr gebühst. 


. Der. Serausgeber diefes Archive wird auch von ſolchen 
Gelehrten, die nicht beſonders von ihm dazu aufgefordert 
find, eingefandte Beyträge gern aufnehmen, und zum bals 
digen Einrücken befördern, wenn ſolche dem oben beſtimm⸗ 
ten, nicht zu überfehenden Zwecke gemäß, adgefaßt find, 
Sie werden alsbann mit Dank von Ihn angenommen, und 
es wird auch ein augemeflenes Honorar dafür überfandt wers 
den. Sm entgegengefegten Kalle aber wird es ihm nice. 


verdacht werden, wenn er ‚die, den Zweck diefes Archivs 


verfchlenden Arbeiten ihren Verfaſſern zuruͤck ſendet. 
Braunfhweig, im November 1800. u 


Ernfft Korn, 


Doktor und Profeſſor der Medicin. 


Zu der obigen Anzeige des Herrn Profeffor Horn füge | 


ih von meiner Seite Hinzu, daß dieſes Archiv, ‚welches 
jährlidy in 8 Heften herauskoͤmmt, und wovon 4 einen 
Band ausmachen, mit möglicher Sorgfalt auf gutem 


j — in einem geſchmackvollen Umſchlage erſcheinen 


ird: ſo wie ich es mir uͤberhaupt zur angenehmen Pflicht 
machen werde, ſowohl den Wuͤnſchen des Herrn Herausge⸗ 


bers 


— 


zeitheri 


Intelligenzblatt. 557 
bers als des Publikums, nach Maaßgabe aller meiner Kräfte 


zu begegnen. Der Preis eines jeden Hefts wird 16 G. 


ſeyn. Leipzig, im Ölovember 1800. De: 
= Me ee wilbhelm Rein. E 


DV 7 


Der zeitherige außerordentliche Oberkonſiſtorialrath zu 


Dresden, Hr. D. Kobiſchuͤtter iſt als wirklicher Hof⸗ und 


Juſtizrath angeſtellt worden, und an deſſen Stelle if der 
rige Sekretär des Kirchenraths zu Dresden, Hr. 
selommen, , a = 


Die durch den Tod des Hrn. D. Schlodwerder in | 


der Wittenberger Jusiften : Fakultät erledigte Stelle ift dem 
erigen außerordentlichen Benfiger derfelden, Hrn. D. 

iliſch, Übertragen worden; doc, hat er zugleich die Vers 
bindlichkeit auferlegt befommen, dem Hrn. D. Thalwiter, 


außeroydentlihern Beyſitzer der Juriſten⸗Fakultaͤt zu Wit · 


tenberg, jaͤhrlich 100 Thlr. abzugeben, 
Vermiſchte Nachrichten und Bemerkungen. 
Der Hr. von Somnitz in Grumsdorf bey Bublis in 


Pommern, hat für feine Dorſſchule die neueften und zweck⸗ 
mäßigen Schulbücher gekauft, bie Schule nad) einem gus 


er Diane eingerichter, und das Gehalt des Lehrers ex 
et. j = . * ' " , * 


Das Koelinſche Konſiſtorium in Hinterpommern hat 


die Verfertigung eines Landeskatechiſmus dem Hrn. Predi⸗ 


nen in Rügenwalde, und dem ‚Den. Prediger 
Her in Laſſehn — zween Männern von geiekten Jah⸗ 
zen, aufgetragen. „2 


Werzeihniß einiger Schriftſteller in Hinterpommern, 


wovon die mit einem * bezeichneten nur Gelegenheitsſchrife 


= 


Befscherungen und Veraͤnderungen bes Aufenthalts. 


— 


RR 


8 - + Ineriligenzbtart 


ten Uefertem. Kr. Probſt Baavtz in Kollergz Se Kam - 
tox Beiling: Hr. Pred. Büge in Griifenhagen (Hand⸗ 
Such für Prediger bey allerley Anstgfällen und Vetrichtun⸗ 
gen. Berlin 800); Hr. Land. P. Burdardi * (vor⸗ 
her in Groß⸗ Tychow, jetzt Preb. in Wenzlafshagen, eine 
Abſchiedspredigt); Hr. Pros Drames in Neu⸗Stettin; Hr. 
Rektor Salbe * in Stargard (Programm); Hr. Pred. 
Haken Cin Konikow, jest) in Simbow (graue Mappe 
u. a. Schr); Or Probſt Gerdpier im Bublitz ft 
Konrektor und Pred. Henkel in eu Stettin; Hr. Rektor 
8: Leny* ir Neus Stettin Ceinige Programmata); (Hr. 
Straf von Aebndorf * eine Differt. welde aud) ins Deut? 
ſche aͤberſetzt iſt); Kr. Hofgerichtsrath von Rode Cvors 
ber). in. Käslin; Hr. Doktor Köfeke * in. Belgard- (cine 
- Hier); Hr. Prod. Rufchte * in Neus Stettin (mehrere 
Gelegenheitsreden); Hr. Doktor Scheel * zu Köslin. (eis 
fie Siſſert.); Hr. Pr. Scheerbaaãrth in Buͤtow; Hr. 
Mrobit Vogel in Werben (einen Katech.); Hr. Proͤbſt 
Wagner* in Ragenwalde (mehrere Gelegenheitsreden); 
Hr, von Wenden in Gribnitz (CS. Neue Gammlung oko⸗ 
nomiſcher Schriften herausgegeben von J. Xiem. 7r Th: 
Dresden. 1794 G. 1 ff.); Hr. Dres. 8. W. Milde in 
Goldbeck (mehreres in verſchiedenen Zebtſchriften, auch ei⸗ 
gene anon. S.); Hr. Wutſtrack (in Stolpe). Außer: 
dem giebts noch in Staͤrgard, Stolpe, Kolberg ꝛc. Aerzte 
und andre Maͤnner, welche hier genannt werden ſollten; 
auch nöch- mehrere Ve⸗faſſer, welche bis jehzt nicht bekannt 
ſeyn wollen; ſelbſt von den obigen ſollen bis jetzt noch einige 


Rinder verborgen bleiben, .. ..- EIER 


j Zu Wolfenbuͤttel lieſet Hr. Prof. Leiſte, der Aeltere, 
- einer Anzahl Liebhaber, verithiedener Stände, feit Anfang 
des Jahtes 1860, ein Kollegium uͤber die Raturlehre. 


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