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NEUE
JAHRBÜCHER
F C tt
PmLOLOGIEuNDP.£nDAGOGIK,
oder
Kritische Bibliothek
. für das ,
Schul- und Unterrichtswesenu
In ^^erbindmig mit einem Vereine von Gelehrten
herausgegeben
I von
Dr. Gottfried Seebodcj
m
M. Johann Christian Jahn
>
und
Vxoi. Reinhold Klotz.
Siebenter Jahrgang.
Neunzeluiter Band. Erstes Heft.
Leipzig,
Druck und Verlag von B. 6. Teubner.
18 3 7.
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1
• I
V
V
Kritische Beurtheilungen.
Geschichte des Hellenismus von Joh» Guit Dray$en^ Erster
Theil. Geschichte der Nachfolger Alexanders.
Hamburg 1836. bei Friedr. Perthes. XVI u. 766 S. gr. 8.
Unter diesem Titel erscheint der erste Theil eines Werkes, da«
für die historische Literatur von Bedeutung zu werden versprich^
Des Verfassers Absicht ist, die Geschichte des hellenistischen
Principes oder des Hellenismus (ein Ausdruck, der angezweifeU
werden dürfte) in allen seinen Gestakuiigen su betrachten. Hierzu
ftollte die frühere Arbeit desselben: Geschichte Alexanders des
Grossen^ (Berl. 1833) eine unmittelbare Einleitung bilden (p.IX).
DerGährungsprocess dieses Principes VFird uns in dem Tprliegendea
Buche* Tor Augen gestellt ; die folgenden Theile sollen die poli-*
tische Geschichte desselben bis zum Untergange seiner selbstän*
digen staatlichen Existenzen fortführen, und späteren (so sagt
der Verf. in der Vorrede p. XV) „ist es vorbehalten, die relir
giösen 2^u6tände des Hellenismus , seine Verschmelzung derRe-»
ligionen und Culte, seine Theokrasie und Theosophie, seinen
Unglauben und Aberglauben bis zum letzten Verschwinden des
hellenistischen Heidenthums , — die Umformung der allgemei-«
nen Bildung und der specieUen Wissenschaften, der sittlichen
Verhältnisse und des Völkerverkehrs bis zum Siege der östlichen
Reaktion im Sassanidenreich und im Muhainedanismus , — end-»
Kch den weitlauftigen Verlauf der lange nachwelkenden Literatur
und Kunst bis zu den letzten byzantinischen Nachklängen ihrer
grossen Vorzeit und dem vollendeten Triumph des Ostens über
die Heimath des Hellenismus darzustellen.^^ In der That ein
grosses Unternehmen! Der Verf. hat es sich zum Tagewerke sei-
nes Lebens erwählt (p. XVI). Wir wünschen demselben Musse^
um es so vollenden zu können, das» diese allerdings beträchtliche
Lücke der Literatur würdig ausgefüllt wecde. Obgleich seit etwa
fünfzig Jahren in Monogra^hieen und allgemeineren Werken mehr
oder minderauch auf diesemFelde gewirktworden (wir erinnern an
GUUes, Gast, Mannert, Schlosser, Heliwing, Schom, Zinkeisen^
1*
4 Geichichte.
» *
Flathe, Graiiert a. A.) ; so unterscheidet sich doch der Stand-
punkt des Vcrf.'s an Umfang und Bedeutun«: tou denen seiner
Yorgänn^er. Wenn einer jeden historischen Entwickhing ein hö-
herer Gedanke zu Grunde liegt ^ der sich in ihr ausarbeitet und
verwirklicht, so ist diess sicher auch mit derjenigen der Fall, wel-
che der Yerf. niit dem Namen Heilenismus bezeichnet, obschon
das wirkende Princip, namentlich in der Diadochenzeit , eine
mehr negative, wesentlicheren Entwicklungen vorarbeitende Kraft
offenbart , und seine Realisirimg deshalb nichts weniger als ein
erhebendes, grossartiges Schauspiel darbietet.
Das begonnene Unternehmen verdient die Aufmerksamkeit
der Gelehrten , ja aller Gebildeten um so mehr , als gerade die-
ser Theil der Geschichte noch heut zu Tage über die Gebiihr
geringgeschätzt wird , und daher noch immer nicht in die allge*-
meinere Kcnntniss übergegangen ist. Je bedeutsamer aber ein
Werk auftritt, desto mehr kommt es darauf an, es gleich in seinem
Entstehen zu würdigen, und aus der Art des' Begonnenen den
Maassstab unserer Erwartungen, Ansprüche und Wünsche für das
Folgende zu bestimmen. Ohne also auf den Plan des Ganzen
näher einzugehen , hat Ref. es hier nur mit dem Inhalt des ersten
Theiles zu (hun.
Wenn bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhiinderts die£re-
Hchichtschreibung sich meist auf ä'usserliche Reproduktion, auf
blosse Aneinanderreihung der Fakta und Ausgleichmig ihrer
Oberfläche beschränkte, ohne weder an dem überlieferten Stoffe
misstrauisch zu rütteln, noch ihn mit geistvollem Bücke zn durch«
dringen: so haben sich dagegen in der neueren Zeit aus dieser
ungenügenden Methode . zwei Richtungen , die geistige und die
kritische hervorgebildet, die zwar in ihrer Vereinigung das voll-
endete Ideal der Geschichtschreibung zu erstreben vermögen,
aber durch Yermeiduhg der gemeinschaftlichen Berühnmgslinie,
durch selbstische Isolirung^ durch das Trachten nach einseitiger
Geltung nur dahin führen , einen verderblichen Zwiespalt in die
Wissenschaft hineinzutragen. Und doch steht das Letztere fast
zu befürchten; beide Richtungen eilen ihrem Extreme zu, und
die Divergenz wird von Tage zu Tage grösser. Mir dä'ucht,^ die,
geistige Richtung trägt die meiste Schuld; denn sie negirt in ih-
rer Vereinzelung dasPrincip der kritischen bestimmter, als diese
das ihrige. Ursprünglich mehr an das compilatorischie Element
des früheren Standpunktes durch Räsonnement sich anknüpfend,
hat sie sich nach und nach, durch zu überwiegende Hingebimg an
die Philosophie und ihre heutige construirende Methode, so
sdir und dahin vergeistigt, dass sie jetzt, nach ihrem einseitig
gefassten Begriffe, die historische Walirheit nicht mehr in dem
Faktum , sondera in dem Gedanken allein zu erblicken wähnt.
Die kritische Richtung hingegen, die wohl zunächst mehr durch
das coucüiatorische Element ^ in Folge unausgieichbarer Wid^'-
Droysen'« Geschiclite des IlellenUriiiis. 5
sprüclie herrorgerufen ward, fand und mit Tollem Recht so viel
Verdächtigtes in dem als thatslichiich überlieferten Stoffe dass
sie, um mir vorereit aus all dem Schutte die Körnchen der Wahr-
heit hervorxiiziehen, beinahe unwillUIrlich dahin getrieben ward,
auf geistiges Durchdringen des Gefundenen zu verzichten. Doch
kann andi hier die Saite überspannt werden , und natürlich am
Leichtesten in den dunkleren Parthieen dei' Geschichte. Dann
M-ird die Kritik — Iljpcrkritik, der Verdacht ~ Verdaclitelei
und Pyrrhonismus , oder das Streben cn forschen --* Sucht zu
finden, und die Resultate sind — Hypothesen. Furchtbare Ver-
Irrungen dieser Art hat unsere Zeit erlebt. Dennoch scheint
mir, als habe, wofeni -nur die Extreme mit Besonnenheit ver-
mieden werden, die Isolirung der kritischen Richtung bei Wei-
tem mehr für sich als die der geistigen; denn dieset halt jene Air
entbehrlich , sich allein für genügend ; jene aber erkennt diese
gleichsam als ein Reserratum der Wissenschaft an; sie will nur
die einzelnen Felder erst säubern ; dann mag aus der Masse des
Gewonnenen, der constatirten Fakta, die geistige Quintessenz
herausgezogen werden.
Nichtsdestoweniger ist es, wie gesagt, dem Ideale der Gc-
schichtschrcibung entsprechender, wenn beide Richtungen , in
ihrem ursprünglichen Begrilfe, nur als die beiden Hälften einer
Einheit erscheinen , wenn der Historiker Geist und Kritik ver-
schmilzt und in der Darstellung die innere Walirheit aus der fak-
tischen eruirt. Allerdings wird das menschliche Streben nach
Vollkommenheit jederzeit nur ein approximatives bleiben. Dass
aber jene Verschmelzung niclit unnlöglich sei , das bezeugen die
Werke freilich weniger ausgezeichneter Männer, das bezeugt
vor Allen einer unserer ersten Vorkämpfer der kritischen Rich-
tung, Leopold Ranke, der- dieselbe bis in ihre einzelsten und
spitzfindigsten Details verfolgend, dennoch in seinen DarsteUun^
gen 'durch eine lebendige, frappante Auffassung die Vereinbarung,
beider Seiten so überaus glänzend zu bewerkstelligen versteht«
Wir sind demnach berechtigt, ja verpflichtet, an jedes lü-
atorische Werk von Bedeutung eine zwiefache Anforderung zu
stellen. Die Sammlung und Sichtung des Materials erheischt
eine scharfe Kritik , und die Verarbeitung desselben zu einem
wissenschaftlichen Kunstproduht — eine feine Auffassung der
entscheidenden Momente und eine klare ^ künstlerische Anord-
nung und Darstellung, Nach beiden Seiten will ich das vorlie-
gende Buch zu prüfen versuchen. Aiieia der Standpunkt des
Lesenden und Prüfenden ist dem des Verfassers fast entgegen-
gesetzt. Während dieser sich von dem Einzelnen zum Ganzen
erhebt und die Kritik des Stoffes sein erstes, \uffa$sang und
Darstellung sein zweites Stadium biMet , tritt jenem zunäclist das
Bild in seiner Rundung entgegen, imd er muss von dem gege-
benen Ganzen aus auf das Einzelne zurückgehen. Danun scheint
Oesohichle.
CS passend, auch bei dieser Bedrtheiliin^ den Standpunkt des
Lesers einzunehmen und von dem zweiten Stadium der histori-
schen Thätigkeit zuerst zu handeln.
I. Attffassung^ Anordnung^ Darstellung. Die Zeiten
der Diadochen sind unter den Deutschen von Mannert in seiner
Mönog^phie und von Elathe hi seiner Geschichte Macedoniena
u. s; w. bisher am Ausführlichsten behandelt worden. Beider
Werke erleichterten unstreitig des Verf/s Bestreben in den ge-*
Bannten Beziehungen nicht selten; doch tritt derselbe in den
meisten Fällen ganz unabhängig und selbständig auf. Ungeach-
tet des wirrigen und lückenhaften Materials , hat Herr Droysen
die Bedeutung des Hellenismus und die Stufen seiner Entwicklung
im Ganzen mit scharfem Blicke erkannt, darnach durch eine
lichtvolle Disposition die wiiste Masse in Gruppen gesondert, luid
durch eine fdsche und fliessende Darstellung den Verlauf der
Ereignisse zu einer grossen Anschaulichkeit erhoben.
Bei der Auffassung der Diadochenzeit, wie sie der Verf. in
der Einleitung entwickelt, geht derselbe davon aus, dass schon
Alexander ein „Werkzeug in der Hand der Gesclüchte ^^ gewe-
sen , um das Princip dös Hellenismus zii begründen ; die „ Ver-
schmelzung des abend - und morgenländischen Lebens, die er als
Mittel seine Eroberungen zu sichern beabsichtigt , ^^ sei der hö-
heren Leitung „ Zweck ^^ gewesen. Alexander konnte aber durch
seinen blossen „ Willen ^^ und durch sein ,, Vorbild ^^ seine Ab»-
sichten nicht durchführen. Der eigentliche Process der Ver-
schmelzung ging erst vor sich während der Diadochenkämpfe.
„Drei Hauptrichtungen , die sich gegenseitig bedingen und
stützen, ^^ treten in dieser Zeit henor. Einmal galt es, „das ein-
seitig abendländische Leben abzuarbeiten,^^ „das Macedonische
als die herrschende Macht musste sich mit barbarischen Elemen-
ten zu neuer Heeresordnung und neuer staatlicher Organisation
vereinigen , ^^ ^, das Griechische aus sich hinausgehen , sich um-
gestalten in Sitte und Denkweise , in Citeratur und Religion. ^^
Dadurch steigerte sich andrerseits „die Energie und der Umfang^^
des entstehenden Flelleni^mus mehr und mehr, bis er endlich,
alle einzelnen Elemente sich unterordnend, mit dem Ausgange
der Kämpfe zur vollendeten Herrschaft gelangt „ Ueber diese
beiden Tendenzen ^er Diadochenzeit^ die sich in umgekehrter
Gradation verhalten, geht eine dritte hin, welche der Oberfläche
der politischen Entwicklung Namen ui^d Charakter giebt. ' Es ist
die Frage um das von Alexander gegründete Reich ; es handelt
sich um die Erbfolge, dann um die Einheit oder Theilung des
Reiches, endlich um das herrenlose Erbe. Diese Fragen sind
der Inhalt der Partheiungen , der Coalitionen, der Friedens-
schlüsse , der wieder beginnenden Kämpfe. ^^
Diese letzte Tendenz will Hr. Dr. , wenn nicht ausschliess-
lich , dodi vorzugsweise in dem vorliegenden Theile verfolgen }
Ürojien** Geflcblchto de« Ilclleniimiis. 7
ppater« goHen die einzelnen Entwicklung^en des Hellenismns , die
Organisation der Reiche, ihre inneren Verhältnisse u. s. w. im
Zusammenhange darstellen {vgl auch p. 501)*
Der Verf. sagt: ^^ Man klagt über die Verworrenheit in die-
yem Theile der Geschichte; sie ist d^, wenn man nicht über die
menschlichen Zwecke und Leidenschaften hinaus die höheren
Fägungen der Vorseliung erkennt. ^^ ^^ Aach die Geschichte hat
ihre Logik ; sie entwickelt jedes Princip nach seinen wesentlichen
Bestimmungen, und in ihnen ist der organische Zusammeiüiang
der Begebenheiten , die sonst nur Zid^äUigkeiten sein M'ürdcn. *^
,, Die Geschichte des Reidies nach Alexanders Tode ist die An-
tistrophe zu der Geschiclite seiner Gründung ; sie entwickelt die
Zeit der Diadochenkämpfe in vter Stadien, deren jedes Alexan-
ders Reich dem Untergange näher fuhrt ^^
In dem ersten Stadium (323 — 319) handelt es sich, nm'
die Ansichten des Verf/i^ in wenige Worte zusammenzufassen, uni
u4nffechlerhaUung des legitimen Königthume als Einheit; das
«ind die Zeiten der Reichsverwesersohaft des Perdikkas, des
Pithon und Arrhidaeus und des Antipater. — In dem zweiten
(319 — 315) sinkt das königliche Haus zur blossen Partei herab;
seine Vertheidiger Poijsperchon im Westen und Eumenes im Osten
werden besiegt. — In dem dritten (315 — 801) verschwindet,
das königliche Geschlecht ganz^ an die Stelle der Legitimität
tritt die Usurpation ; es fragt sich noch einmal , ob Einheit des
lieiches unter einem JNicht berechtigten möglich sei; der Strateg
und Satrap Aniigonus trachtet nach dem einigen Königthunu
Aber die Frage entsclu^idet sich durch die Schlacht bei Ipsus
verneinend, und so wird mit dem •— ^ vierten Stadium (301 — 278)
die völlige Sonderung in mehrere selbständige Reiche als die
einzig mögliche , als die nothwendige Form des Hellenismus an>-
erkannt. — Hiernach grenzt der Verf. den gesammten Stoff -in
4 Bücher ab, deren jedes wieder in mehrere Kapitel zerfallt.
Der einleitende Ueberblick soll aber gleichsam nur als ror-
länfiger Wegweiser dienen ; denn auch während der Wanderung
selbst bemüht sich der Verf. den Leser auf die erhabeneren Stand-
punkte zu führen und Ton dort aus nach allen Richtungen hin zv
Orientiren. So p. 187 sq.; p. 242 sq. wo die cliarakteristischen
Unterschiede des 1 ten und 2ten Stadiums sehr bestimmt hervor-
gehoben werden; p.323 sq.; p. 329i9q. über den Wendepunkt des
2ten und 3ten Stadiums ; pi342; p.303; Pf394 über die beginnende
Sonderung der heilenisclien Reiche ; p. 458 sq. über den Haupt-
Wendepunkt des 3ten Stadiums ; oder über Antigonus als König
nach der Schlacht von Cypern im Jahr 396 ; p^ 463 sq. über den
Uebergang von diesem Wendepunkte zu dem 4ten Stadium;
p.5^8 sqq. über die Folgen der Schlacht von Ipsus — ein scliöner
Ueberblick voll Klarheit und Tiefe; p« 030 über das Princip des
Hellenismus als das einzig Dauernde; p.63'4 überPtolemäusSoter
8 Geiellickte,
sb ^wMher ▼•b Anfang her die Tendcax des Ze&alten ani
Bicbtigstea^ aiifjgefa»t; fi^fUl sq. über desSelenlnisIIemcli^lUh
plaoe nach hjnm^ehaa Tode, aU ^»dea ietaten Gedanken, daa
pm»e Weltreich Alexanders in einer Einheit , wie oberfladüich
iäe auch war (wohl: (gewesen sein wnrde), zn be^r^en;^ p.6n
sq. Rückblick nnd Schlnss«
Ohne Zweifel hat der Verf. durch dieses stete Verfolgen dar
gristi^en Faden in allen Parthieen seines Werkes das Ganze si
einer gewissen Einheit abgerundet, nnd selbst da den Zusammen-
hang innerlich befestigt, wo er aujcserlich locker erscheint. Doch
Ist Idermii einUebelTerbnnden: Wiederholung; durfte dasselbe
auch zuweilen unTermeidlich scheinen: in den meisten Fallen
gewiss nicht. So lesen wir z. B. p. 4<i4 über das Streben des An-
ägoniis und seine Stellung zu Ptolen^ius und den übrigen Satra-
pen gerade das, was der Verf. kurz Torher p. 458 sq. darüber
gesagt -hatte.
Wir halten es für unerlasslich , bei dieser Gelegenheit die
Ansichten des Verfl von der Geschichte überhaupt niher zu be-
leuchten, obschon uns diess Auf ein Gebiet führen muss, wel-
ches wir darum höclist ungern betreten, weil daselbst Jeder sich
aeinen eigenen Weg zu suchen gewohnt ist, und jeder Schritt
ein Straucheln , ein Fall sein kann. Herr Dr. sieht in dem We-
sen der Geschichte offenbar das Princip der Nothwendigkeit; und
in der That, im Grossen und Ganzen müssen wir dasselbe anef"
kennen, wofern überhaupt in dem Dasein der Welt und des
menschlichen Geschlechtes eine Bestimmung liegen solL Aber
eben so sehr wurden wir, glaub* ich, die Bedeutung des Men-
schen und die Freiheit seines Willens verkennen, wenn wir in
Allem, in dem einzelsten Detail, nur Prädestination zn erblicken
wihnten. Der Verf. stellt p. 188 folgende Betraditnng an : „Man
sagt, die Geschichte ist gerecht; sie ist es gegen die Principien,
nimmenüehr gegen die Persönlichkeiten. Oder ist es Gerech-
tigkeit, dass die Grösse Alexanders Ton seinem Geschlecht mit
grasslichem und schmachvollem Untergange hat gebässt werden
müssen? Es ist ein schweres und erschütterndes Verhängnisse
dM Schritt vor Schritt und mit kalter Consequenz das Königshaus
dem unvermeidlichen Untergange eutgegenführt und es schul"
dig werden lässig damit es irrend, strauchelnd und Vergeltung
weckend desto gewisser sdn Ende fände. ^^^ — Eine Parallel-
steile hierzu findet sich p.254 über den Tod der Oiympias: „Es
ist erschütternd, wenn im Kampfe die Grösse der Grösse erliegt;
wenn aber die letzten riesigen Gestalten einer grossen Zeit schon
ermattet imd einsam irrend, Schuld auf sich häufend^ im Zorn
des empörten Stolzes, mit Arglist und lauernder Klugheit um-
garnt und zu Boden gerissen werden , dass sich ein kleineres Ge«
schlecht, das göttliche Strafgericht vollendend, in ihre Beute
theilt und in ihrem Schmucke prunkt, daim ist es als triebe das
Droy^en^t Geichichte det HellenMinus.
Schicksal Hohn mit der Grosse und ihrem Sturz. ^^ Von dem
Morder Kassander heisst es p.257: ,, die Geschichte hat ihn zum
Henker des königlichen Gesclilechtes ausersehen, '^
Nie und nimmermehr kann Ref. solclie Ansichten von der
Geschichte theilen. Hahen uiclit auch Willensfreilieit und Zu-
fall innerhalb derSchranken der Nothwendigkeit ihren Spielraum?
Freilich verbannt der Verf. mit Recht das moraliische Element
aus seiner Darstellung (s. besonders p. ül u. 79) ; sollen wir
aber statt dessen einen blinden Fatalismus gelten lassen 1 Dann
hört Alles auf; dann ist nicht nur jeder Mörder gerechtfertigt,
und jeder Mord eine unvermjeidliche Nothwendigkeit ; sondern
diese wird selbst in das gleichgiiltigste Thun und Treiben hin-
eingesponnen , und der Mensch ist in letzter Instanz bei all sei-
nem Wirken durch Wort und Thal nichts weiter als eine auto-
matische Sprech' und iScAac Amaschine. Mögen wir in dem
gegebenen Fall auch das zugeben, dass in dem Abtreten des
königlichen Geschlechtes von dem welthistorischen Schauplatz
überhaupt eine gewisse Nothwendigkeit liege: vrnsste es des-
halb sammt und sonders, und grade in dieser Zeit, grade auf
diese Weise, grade durch Kassander ermordet werden? Und
wenn es einem „ Verhängnisse^^ nur darauf ankam, dass dasselbe
ein sicheres Ende fände : hätte es diess nicht auf anderen We-
gen eben so ToUkommen bewirken, hätte es nicht dieses oder
jenes Individuum durch natiirlichen Tod oder durch Flucht dem
Gedränge der Leidenschaften entrücken können, ohne durch
^^schuldig werden lassen^'' die Anklage der Ungerechtigkeit zweck-
los auf sich zu laden? Mich dünkt, der Verf. selbst begeht eine '
Ungerechtigkeit , indem er die höhere Waltiuig als Verhängnisse
ohne dazu Vollmacht zu haben , als schuldig erscheinen lässt.
Es fragt sich jedoch: Ist diese in den angeführten und eini-
gen andern Stellen ausgesprochene Anwendung des Principes der
geschichtlichen Nothwendigkeit eine bewusste, absichtliche? Ist
fiie es, dann verfällt der Verf. mit sich selbst in WideilSpruuh;
denn unendlich häufiger sehen wir die Erzählung ohne Rücksicht
auf dergleichen Theoricen , ja im entgegengesetzten Sinne sich
bewegen« So sagt der Verf. p. 257 von Kassander, dem Mörder
derOlympias, derRoxane, des jungen Alexander: „stets wird
seine Gesinnung gegen das Geschlecht Alexanders ... das Ge-
fühl beleidigen»'^ Nach der Vergeitungstheone wäre es aber
eigentlich dvLH Verhängniss ^ welches das Gefühl beleidigt^ und
.Kassander nur dessen willenloses, unzureclinungsfahiges Werk-
zeug; Den Zufall, sollte man meinen , müsse der Verf. gänzlich
negiren; diess scheint sich auch durch die angeführte Stelle
über die Logik der Geschichte zu bestätigen, als welche
nämlich „rfe/i organischen Zusammenhang der Begebenhei"
ten^^ aufdeckt, „Wie sonst nur Zufälligkeiten sein würden,**
Und dennoch sagt der Verf. in der Vorrede (p« Xlil), in der
10 G e t e h i h t e.
Diadochenzeit werde ^, die Stelle ßllgemeiner Gedanken und
grosser Motive durch Intriguen und Persönlichkeilen (liierin lie^
AiicrkeDiiiin^ der menschlichen Freiheit^ , durch Syimptome (^\
jinläese und ^ufä lligkeiien vertreten. ^^ Eben dieses Con-
fliktes we^en, sind wir geneigt^ jene strengen Aeussemngen
nicht als ein achtes Glaubcnsbekenntniss, sondern als eine
1i|o8seUeberci]ung gelten zu tasseu* Hat nyn aber Herr Droysen
in der That mehr gesagt, als er gewollt, so ist das nur durch
nnwiilkiiriichc Gewöhnung an diePrincipien der griechischen Tra^
gödie, die denselben so lange beschäftigt, oder durch momentane
Einwirkung der heutigen Construktion zu erklären, die Form und
Wesen einer wahrhaft tiefgedachten Philosophie der Geschichte
bewnsstlos, wie es scheint, zu untergraben und zu überbauen
bemüht ist Sic ist es, welcfte das Princip der IN oth wendigkeit
mit spitzflndiger Consequenz selbst In das geringfügigste Detail
hineinzutreiben sich bemüht, und dabei, doch wohlweislich nur
ri'ickwärts , auf Geschehenes bückend , aus dem blossen Geist,
aus der absoluten Idee heraus diese Nothwendigkeit der ge*
schichtlichen Gestaltungen entwickeln zu können vermeint. Aber
warum hütet sie sich dann, auch vor^värts, in die Zukunft hin-
ein zu constniircn, oder besser — Rad zu schlagen? — Weit
entfernt, einer wahrhaften Philosophie der Gescliichte spöttelnd
in den Weg zu treten, erkennen wir vielmehr ein Oben und Un-
ten in der Gesammthcit der wissenschaftlichen Geistev<richtungen
an. Das Materielle , Faktische bildet die niederen ,^ das Ideelle,
Geistige die höheren Schichten. Aber eben deshalb , und weil
das Obere doch nothwendig auf dem Unteren liegen muss, steht
es fest, dass der Bau naturgemäss nur ein Aufbau von unten nach
oben sein kann , und nicht umgekehrt ein Ilinunterbau von oben
nach unten. Was ist das anders als ein Kopfstehen , ein Oberst-
zu Unterstkehren? Das Vorgeben der heutigen Construktion be-
ruht aber entweder auf Selbsttäuschung oder Betrug, indem sie,
' gleiclmel ob unwillkürlich oder mit verborgener Absichtlichkeit,
die Schichten jedenfalls auf einander legt, und so wirklich ton
dem Faktum zur Idee aufsteigt, dann aber dem Einzuweilienden
zunächst die obersten, und lüerauf erst, die Verhüllung weg-
nehmend, die niederen Schichten weiset Die Philosophie der
Geschichte ist für den menschlichen Geist nichts Gegebenes, Ab«
solutes, sondern ein Gewonnenes, — r ein Resultat.
Nun will Ich zwar nicht behaupten, dass Herr Droysen nicht
da, M'o er. mehr philosophisch entwickelt und gliedert, nach Art
des ächten Verfahrens^ vom Faktum selbst zum Gedanken sich
erhebe, obgleich die Worte: „das Wesen der historischen Kunst
ist, dass sie den Gedanken geschichtlicher Entwicklungen erkennt
und in Beziehung auf ihn den Verlauf des äusserlich Faktischen
begreift ^'^ leicht missgedeutet und in ilmen ein Anklang an die
Phrasen der Coitötruktion herausgehört werden könnte.. Eben so
Droysen's Geschichte iea HellenUmaf. 11
wenig sag' ich, dass derselbe durchweg in allem Detail die Logik
der Geschichte sehe. Dennoch sind vereinxelte, missliche Aeusse-
rnngen und übereilte Räsonnements irohl hinreichend, um den
Verf. vor den gefährlichen Lockungen der Sirene warnen zu dür-
fen ; denn schon das blosse Entstehen jener Constniktion durch
übelangebrachte Consequenz und durch Verwechselung des Aus-
gangspunktes mit dem Zielpunkte, zeigt hinlänglich^ M'ie schwan-
kend die Grenze zwischen ihr und dem ächten Verfahren ist
Jedenfalls ist es, abgesehen Ton jener blos &isserlichen , trügeri-
schen Umdrehung, wünschenswerth, wenn der Historiker sich
darauf beschränkt, nur in den Ilauptmomenten der Entwicklung die
Stadien der Nothwendigkeit nachzuweisen, bei dem Detail aber
einem Jeden es überlässt ^ ob er darin ebenfalls Nothwendigkeit
und Prädestination , oder Freiheit des Thuns und Zufall erken-
nen will ; denn ein Geschichtswerk darf wohl eben so wenig ein
systematisches Lehrbuch philosophischer oder theologischer Theo-
rieen,^ ziunal scharf bestrittener, als eine Mustersammlung
moralisirender Anekdoten sein. Ueberdiess verhält es sich mit
einem Principe fast wie mit einem schönen poetischen Vergleich;
durch minuciöses Eingehen auf das Detail ^ durch endloses Con-
sequenzenziehen , wird die ursprüngliche Wahrhaftigkeit Beider
nur getrübt und verwischt^ und die scheinbare Consequenz selbst
gleichsam zur Inconsequenz. Das, dünkt mich, ist auch der
Fall bei Herrn Droysen. Doch genug hiervon ; ich verlasse scheu
und eilig dieses Feld der Betrachtung,, das zu betreten ich
wider Willen mich bequemen musste.
Wir Kprachen schon oben von der Anordnung des Stoffes
nach Massen oder Stadien. Etwas Anderes ist die Anordnung
desselben nach seinen Einzelheiten. Wie jene mehr ein Moment
der Auffassung^ so ist diese mehr ein Moment der Darstellung,
und für die Diadochenzcit fast noch grösseren Schwierigkeiten
unterworfen, als jene. Mit Recht sagt der Verf. (Vorrede p. XII) :
,^ Es würde die höchste Kunst fordern, so vielfach sich kreuzende
und an verschiedenen Punkten zugleich arbeitende Verhältnisse
zu einem überschaulichen Bilde zu vereinigen, eine Schwierigkeit,
die durch den Mangel und die Einseitigkeit der Nachrichten nur
noch vergrössert wird/' Ungeachtet der löblichen Bescheiden-
heit in den hierauf folgenden Worten, muss man bekennen, dass
dem Verf. auch diese Art von Disposition gelungen ist Damit
soll indessen nicht gesagt sein, dass nicht in vielen Stücken eine
andere und dennoch eben so gute Anordnung denkbar sei, gleich-
wie ein Gedanke auf mehrfache Weise gleich schön ausgedrückt
werden kann ; In einigen bleibt sogar Manches zu wünschen
übrig. Ich will hier nur auf ein Paar Mängel aufmerksam machen.
Als Antipater wider den Wunsch der Eurydice zum lleichs-
vcrweser ernannt worden, aber bei Triparadisus den Macedo-
uiern die jschou von Alexander versprochenen Belohnungen aus-
12 Getfehieht«.
zuzahlen sich weigerte; da kam es nicht ohne Betrieb der
Köniein zu cineni' förmlichen Aufstände; diese hielt selbst Tor
den Tnippen eine Rede. Nun sagt der Verf. (p. 144): ^^sic be-
schuldigte Aiitipater^ dass er ebenso geizig wie fahrlässig sei,
das« er die 800 Talente^ welche Perdikkas in lynis nieder-
gelegt, nicht Jn Sicherheit gebracht habe u. s. w.^^ Diess muss
jedem in dem Detail nicht Tollkommcn bewanderten Leser unver-
ständlich sein ; denn über die Begebenheit, worauf sich die Worte
beziehen sollen, findet man in dem Vorhergehenden nicht die ge-
ringste Andeutung; und erst p. löß komipt die Erzählung-, dass
Aes Perdikkas Schwager Attalus Ton Pelusium her in 1 yrus ge-
landet sei, und sich jenes Schatzes bemächtigt habe (hierzu fehlt
übrigens das unentbehrliche Citat: Dlod. XVIII. 37 und N. 14
muss Arrian p. 72 statt p. 82 gelesen werden). Diess Ereigniss
hätte also füglich ror den Vorgängen bei Triparadisus berichtet
werden müssen, wie diess auch von Seiten Diodörs geschehen
ist ; oder schien das dem Verf. nicht räthlich , so hatte minde-
' stens dieser Zug in der Rede der Eurydice ganz aufgeopfert wer-
den sollen; um so melur, als dieselbe sich, so viel ich weiss, bei
keinem Schriftsteller findet, sondern von Herrn Droysen, obgleich
allerdings nicht ohne Takt, ihrem Inhalte nach ergänzt worden
ist. Diodor (XVIII, 33) xmd Arrian (ap. Phot. p. 71. 0. 8, nicht
p. 70, wie Herr Dr. citirt)' deuten sie nur an; jener durch die
Worte: xatikaßs (sc. Antipater) rrjv EvQvdlxriv ötaatd^ov'
Öav^ nal tovg MaKtöovag nnakkorgiovöav ano xov^Avti-
xdzQov'j dieser oder vielmehr Photius , indem er sagt: xa\ dij^
lifiyoQBi EvQvbiHri %ttx aurovy tov ygafiaaTBCjg^AöxXrjmO'
dagov varjQBtrjOctfiivov ra Xoycp. Ucbcrhaupt erweitert hier
der Verf. seine Quellen durch Detaillinmg im Sinne der Personen
und Begebenheiten, — ein von demselben sehr haulig angewand-
tes künstlerisches Verfahren , dessen Hauptmoment Eruirung be-
stimmter Thatsachen aius allgemeinen Andeutungen ist, und das
bei äusserster Treue und Prüfung zwar oft mit einem giücklicheiu
Erfolg verknüpft sein kann, dennoch aber auch zuweilen der Ge-
fahr des Misslingens ausgesetzt ist. Für Beides liefert die Dar-
stellung der beriihrten Vorgänge Belege; denn, weun wir jenen
Zug der Rede nicht billigen können , so zeigt sich dagegen die
Kuns^ von ihrer giiicklichen Seite in den Worten (p. 145): oJm-
mer wilder tobte die Versammlung: nicht eher würden sie den
Feldherrn vom Platze lassen , als bis er Geld schaffe , sidi recht-
fertige; und könne er es nicht, so würden sie ilm steinigen.^^
Davon findet sich nichts in den Quellen , und dennoch darf man
es vollkommen als geschichtlich anerkennen ; es ist im Sinne der
Thatsachen; dergleichen muss vorgefallen sein; und die einzig
hervorstechende Drohung, Antipater zu steinigen, knüpft sich
wirklich an eine allgemeine Andeutung bei Polyänus (IV> 6, 4):
'Avxifovog^AvzlzctzQOv hivSvvsv6.ovtu xatuXBV69'^vai> V9c6
* DroTäeu*i Gcsclilcbte ilct Hellcnmniw. IS
MaxtSov&v^ iömöB; wozu Arrian (p. 11. 0. 10): aal ^iiftm^o-
3iig *JvtinatQog t^<? ö^ay^g. — So viel ein für alle Mal über
diefis Yerüalireii des Verfassers.
Die Sclnviengkeit der Anordnung zeigt sich femer bei den
Schicksalen der Kynahe. Ihr kriegerischer Aiiszng ans Macedo-
nien und ihr Kampf mit Antipaters Tmppen (übrigens eine sehr
mysteriöse Begebenheit) ist p. 110^ Ihr Sdbrcksai in Asien p. 111
erzählt; die Kunde von demselben bringt der fliichtige Antig^nui
ins macedonische Lager zn Antipater p. 111^ Dessen ungeachtet
lesen wir schon p. 08 von der Expedition des Antipater undKra?
terus gegen die Aetolier, welclie später fallt als der Auszug Ky-r
nanens ans Macedonien^ und wälirend dieser Expedition sehen wir
schon p. 09 den Flüchtling Antigonus im Lager erscheinen.
In Bezug auf die eigentliche Darstellung , die sich im Oan«
zen mit grosser Leichtigkeit bewegt, haben wir hauptsächlich drei
Puncte zu betrachten, nämlich die Schiiderungen 1) von Crestn^
nungen^ Meinungen j Betrachtungen der handelnden Personen;
2) von Charakteren sowohl der persönlichen als der Völker -In-
diriduen; 3) von Ereignissen, — Hier hängt Vieles mit der
Auifassiuig zusammen. -^ In den Schilderungen der ersten Art
macht sich ein gewisses rhetorisches Element geltend ; deim der
Verf. flicht zwar nicht gerade seitenlange Reden ein, aber er
pflegt die zu bezeichnenden Ansichten der handelnden und lei-
denden Personen- diesen selbst auf direkte oder häuflger auf An^
direkte Weise in den Mund zu legen. Offenbar geht diess Ele-
ment nicht aus einer falschen Vorliebe für oratorische Floskeln,
sondern bloss aus dem Bestreben nach Anschaulichkeit hervor«
In der lliat, jeder einzehie historische Verlauf gewinnt dadurch
das Ansehn eines farbenreichen Bildes, einer dramatischen Scene,
und das Ganze einen so frischen Anstrich, einen so lebendigen
Charakter, dass es in dem Leser ein mehr als gewöhnliches In-*
teresse erregt. Doch dürfen wir die Gefahren nicht übersehen,
welche dem Autor bei Beschaffung dieses rhetorischen Elementes
entgegentreten. Einmal knüpft es sich an jenen oben beriihrteii
Enürungs- und Erganzungs - Process und auf dessen Schwierig-
keiten haben wir schon aufmerksam gemacht. Andrerseits sucht
es die in den Quellen vorgefundenen oratorischen Ausführungen
und Ueberbleibsel aufzunehmen und zu verarbeiten ; hierbei aber
ist das Missliche diess, dass die Primärschriftsteller einer Zeit
angehören, wo Reden, gleichviel wess Inhaltes, als nothwendiger
Schmuck erschienen, und deshalb die Geschichte überhaupt non
tam historico quam oratorio genere geschrieben wurde; und es
bedarf also der höchsten Vorsicht. Den Verf. scilieiut jedoch die
Neigung zur Belebung des Stoffes zu weit geführt, und derselbe
auch solclie Stücke aufgenommen zu haben , die vor der Kritik
nicht wolü bestehen können. Doch eben weil diess, als von der
Prüfung der Quellen abhängig, vor jenes Forum gehört, versparen
14^ G^tehichle.
wir die' nähere ErSrtemng dieses Functes für den «weiten Ab-
•chiiitt Jedenfaib aber acheiot es mir eher yorthelihaft ala
nachtheilig, das rhetorische Element lu beschranken , und höchr
Mn% da anzuwenden, wo eine Täuschung; unmöglich, wo der In-
halt der Rede oder des Redens durch die Yerhätnisse selbst be-
dingt, und durch positive Hinweisungen bestimmt ist. Wo dage*
gen die Ansicht über den Uhalt nur irgend schwanken könnte, da
musrdcr Historiker ohne Wieit^yres entsagen, damit nicht vielleicht
eigene Täuschwig, durch die Rhetorik in eine gefällige Form ein-
gskieüdet, in den Leser übergehe und ak positive Wahrheit gelte.
Darum thut auch wohl der lUstoriker besser, Gesinnungen, Mei-
nungen, Ueberlcgungen lieber in einer allgemeinen Form objecti-
Ter llefleiLion, als in directer oder indirecter Rede vorzuführen.
Herm Droysen's Werk selbst giebt hierzu Belege. Ich verweise
nur auf die Darstellung der Verschwörung gegen Eumenes p. 297«
Der Anschlag wird dem Feldherm kurz vor der Schlacht, die sein
. Schicksal entschied, verrathen ; er befindet sich in der schwierig-
sten Lage und weiss keinen Rath« Nachdem er seine Papiere
Temichtct, „überlegte er, sagt der Verf., mit seinen Freunden^
was zu thnn sei. Sollte er in Vertrauen auf seine jetzige Gimst
bei den Tnippen offenbar gegen die Verschwornen auftreten? •...
Sollte er selbst mit Antigonns ins Geheim unterhandeln und ihm
den Sieg in die Hände spielen? Sollte er entfliehen. •••?
' . • • . Eumenes fasste • . • • keinen Entschluss , . • • . vielleicht dasa
der Sieg ihm neue Kraft gewährte ^ vielleicht, dass die Verräther
sein sieggekröntes Haupt scheueten , vielleicht dass der Ausgang
des einen Tages, dass ein Zufall (ecce ! ) Alles waudelte.^^ Herr
Dr. hat kein Citat zu diesen Vorgängen« Eine kiurze Andeutung
der Berathschiagung findet sich aber nur bei Plutarch Eum. c. 162
ißovXBvsvo f^v vixriv. nagiivat, xolg Ivavtloig , ^ ifv^dv diä
Mfidiag xai *JiQfiBvlag ifj^ßttXslv tlg Kanxadoxlav» Diodor da-
gegen erwähnt nicht einmal der Verschwörung, und auch ComeL
Eum. c. 10 nur sehr flüchtig. Offenbar hat also der Verf. nur
die Steile Flutarchs im Auge gehabt und dieselbe durch sein
Ergänzungsverfahren zu der vorliegenden Gestalt erweitert. Wii?
wenden Michts dagegen ein, weil eben hier der Verf. sich keiner
directen, sondern einer allgemeinen reflektirenden Form bedient,
die jederzeit wenigstens den Ruf der Treue und Wahrheitsliebe
sichert, auch selbst wenn die Quellen keine Ausführungen geben.
Mur schade, dass diese Form bei Herm Dr. im Ganzen durch das
Uebergewlcht des Oratorischen zu sehr in dem Hintergrunde er-
scheint. Ihr hätte derselbe auch noch aus einem anderen Gnmde
den Vorzug geben sollen , der hier, wo wir von der Darstellung
reden, besonders in Betracht kommt. Sie darf sich nämlich weit
freier, ungenlrter bewegen als die oratorische Form , bei der iiiir
unbedingte Ansprüche auf Schönheit, Walil des Ausdrucks und
Abnmdung macheu. Zwar besitzt der Verf. die Kunst der Dar-
DroyfeD*t Getcbiclite det HollonUrnnt. ]&
«telinng: in nicht g^erin^em Masse; dennoch stossen nns snweileD
oratorlschc StVicke auf» die sie nicht bewahren. In der indireet
abgeführten Rede des Demetrius an das Heer vor der Schlacht
tiei Gaza (p. 309) wiederholen sich z. B. dieselben Wörter nnd
Redensarten auf einem Räume von 5 Zeilen und ohne grade scharf
markirte Gedanken zu bezeichnen^ so zum Ucberdrnss, dass man
die ganze Rede lieber entbehrt haben wurde. ,^Je grösser dea
Feindes Macht, soll Demetriiis gesagt haben, desto schöner "mirde
der Ruhm sein, ihn zu bewältigen ; je berilhmter die Führer de»
feindlichen Hci^Te»^^,. desto schöner sein des Jiinglings i?i»Af/i,>
sie XU überwältigen; er wolle nichts, als den Buhm vl* s. w.^*
Und dieser gedehnten Rhetorik liegen, so viel ich weiss und der
Yerf. errathen lässt, obgleich das Citat nicht gegeben ist, nur die
Worte Diodors (XIX. 81) zu Grunde, aus denen wir bloss ein
einziges bestimmtes Moment der Rede erkennen : Ermahnung und
das Versprechen, dem Heere die Beute zu überlassen und es nach
Verdienst mit Geschenken zu belohnen, •— ein Zug, den auch
der Verf. natürlich nicht übergangen hat.
In Folge dieses oratorfschen Elementes nehmen wir nun (für
den Leser crgiebt es sich schon aus dem Mitgethciiten) eine
durchgängige Erweiterung der Quellen oder des gegeikenen^ioi"
fes wahr. — Jedes Ding hat atwei Seiten. Wir wollen des Vfs«
Methode ihrem Wesen nach nicht bekämpfen; aber jeden ihrer
Schritte rouss, abgesehen von dem kiinsticrisch bildenden Ele-
mente, die äusserste Behtitsamkeit leiten ; denn hier liegen ver-
deckte Abgründe neben reizenden Auen.
Eine grosse Gewandtheit entwickelt der Verf. fn Auffassung
«nd Darstellung von Charakteren. Ich will nicht behaupten, dasa
sie stets und in allen Funkten gelangen; aber meist müssen wir
Uns mit beiden einverstanden erklären« Die schwierigsten Indi-
vidualit&ten der Diadochenzeit «ind wohl unstreitig Eamenes, An-
tigonus, Demetriusund Ljsimachns, wenn gleich die Schwierig-
keit aus ganz verschiedenen Gründen herrührt ; und grade sie hat
der Verf., wie mir scheint, treffend und schön geschildert. Gern
würdeich die bezüglichen Stellen, zugleich als Proben von des
Verfs. Darstellungsknnst überhaupt, hier mittheilen, wenn der
beschränkte Raum es nicht verböte. Ucber Eumenca verweise
ich besonders auf p. 808 sqq. Von Antigonus, dem Antagonisten
desselben, giebt der Verf. keine Charakteristik ex professo; doch
ist er Hauptfigur, und aus der ganzen Erzählung leuchtet uns sein
Bild in bestimmten Umrissen entgegen, lieber das Verhalten
seiner Tendenz, das gesammte Alexanderreich für sich wieder-
herzustellen, spricht der Verf. p. 459 psychologisch tief. Ueber
Demetrius finden wir die hellsten Urthciie p. 432 sq. und p. <$29.
Des Lysimachus Charakter ist hauptsachlich wegen der Mangel-
haftigkeiten der Nachrichten über ihn äusserst schwer zu ergrün-
den ; der Verf. versudit es p. 633.
IG G e 8 e h i c h t c.
Unter deu VölkcrcliaraktcreD der damaligen Zeit ist der her-
Torstech endete — der hellenische^ iind zumal der der Athener;
denn die ursprünglich marklrten Züge des macedonischen hegau-
nen schon sich zu verwischen, und der morgeuländische erscheint
zu sehr im Hintergrunde der Entwicklung^ um^ in der politischen
Geschichte wenigstens, von irgend eigenthümlicher Bedeutung
sein zu können. Deshalb lässt sich auch wohl der Verf. auf des athe-
nischen Volkes Individualität am Ausführlidisten ein. D^ jedoch
bei ilir die Auffassung und Dai;ptellung zu eng mit den Ergebnissen
der Kritik verwebt ist, und von diesen allein ^ bei den in neueren
Zeiten so vielfach angeregten und meist scharf entgegensteheiH
den Ansichten, die Beurthei}ung abhängig gemacht werden muM :
80 bleibt auch dieser Punkt dem zweiten Abschnitt vorbehalten.
Die Ausführlichkeit des Details, welche der Verf. als ^noihr'
wendig^'' erstreben zu müssen glaubte (p. XIII) , macht sich be-*
sonders in der Schilderung eigentlicher Ereignisse geltend. Ist
diese auch meist anziehend und anschaulich, so erkennen wir
doch hier und da eine Ungleichartigkeit , welche durch die Aus*
führlichkeit nur noch erhöht wird. So ist unter Andern die Dar-
stellung der Seeschlacht von Cjpern p.^SS^ nach meiner Ansicht^
nicht gelungen, und zwar hier grade deshalb., weil sie sich zu
genau an die Phrasen und Worte Diodors (XX. 51) anschliesst«
IJeberdiess hat auch die Ausf iihrlichkeit ihre Grenzen ; geht sie
über dieselben hhiaus, so treten — Wiederholungen ein. Schon
bei der Auffassung wiesen wir deren in dem vorliegenden Werke
nach ; auch in der einfachen Erzählung kommen sie vor. So ist,
was der Verf. p.2n über die Absichten Polyspcrchons bei der
Erlassung des Freiheitsdekretes an die griechischen Staaten sagt^
schon früher p. 193 sq. in gleicher Argumentation erörtert wor-
den. Aehnliche Wiederholungen s. p.382* cl.p. 128 über die
Lage Aegjptens; p.629 cl. p.432 sq. über Demetrius u. s. w.
Diess führt uns auf die Bedingungen des Stjls ; denn bei ei-
nem Schriftsteller, der, wie der Veif., sichtlich und mit Erfolg
nach einer schönen, künstlerischen Darstellimg strebt, ist es
wolil der Mühe werth, auch auf dasjenige aufmerksam zu machen,
was , ohne mit der hfetorischen Wahrheit in innerer Verbindung
zu stehen, nur die Gestalt ihres Auftretens betrifft. Wenn wir
also in dem vorliegenden Werke einige Unebenheiten dieser Art
hervorheben, so geschieht es nur, 'damit der Verf. neben der
Anerkennung seines Talentes zugleich die Aufforderung finde,
dasselbe zu immer grösserer Vollendung auszubilden. Diese Män-
gel bestehen in Breiten des Periodenbaües z. B. p. 40, p* 193,
wo durch den Mangel an Pracision zugleich ein Widerspruch ent-
steht; p. 268; p. 341; p. 50?/ ; p.(iO:i), in Tautologieen (z.B.
p. 21: auf dem Throne — , der nun verödet, der ohne Erben
ist) , in überflüssigen Wörtern (p. 207 : mit lautem und frohem
Jauchzen; p. 242 Z. 2 ein unnützes war, p. 402 Z. 2 ein über-
Droysen^s Geschichte dei Hcllenismns« 17
flüissiges 8te)^ in der Anhäufung gleich- oder Shnlieh -lautender
Ausdrücke (p. 25; p. 29; p. 79; p. 86: des Treffens ... ein-
treffen . . ir effhchen^, p. 200; p. 212; p. 240; p. 319; p. 40($;
p.430; p.483; p.484; p.504; p.614sq.; p.019; p. 649 u. s. w.).
Ferner finden sich störende Versetzungen, einzelner Wörter (z. B.
p.Xll; p. 11; p. i;{8; p. 159; p. 403); ungewöhnliche^ typisch
gewordene Ausdrücke und Redensarten, wie: des Genaueren sa-
I gen, des Ausführlicheren roittheilen, des Näheren besprechen
i (P* ^^' P* 217; p. 395 und unendlich öfter), seines Pianos einen
; und den schwierigsten Theii ausführen (p. 58; ähnlich p. 200:
des anvertrauten Schatzes einen Theil) , sich eilen statt beeilen
(p. 283 und mehrfach). Genaueres untersuchen statt: etwas ge-
nauer untersuchen (p> 447 n.35)^ die offenbare See für die offne
See (p. 474 und öfter). Zuweilen zeigt sich eine verfehlte Wahl
im Ausdnick (p. 153 n. 8; p.l54 n. 11; p. 314 sq.: die Verhält-
i nisse ... zu ändern, wäre . . . Aufenthalt gew^en) ; auch kommen
^ Verstösse gegen die Grammatik vor. AufPallend sind noch be-
sonders folgende Stellen: p.70 n. 35: znmBeiintt bewegt ; p.84:
langweilt; p. 250: die Sache Olympias (als Genitiv, eben so
p. 251 ; p. 254 u. a. a. 0.) ; p. 291 : von jenen Nachrichten ermu-
> thigt statt: durch jene; p. 312: an ihre Steile schieben (geht
auf ein Neutrum: i/a« Bedeutende) ; p. 319: als Geissei statt:
Geissein (kommt öfter vor); p. 369: erwartete man sich; p.400:
begründet sich auf; p.420: eifersüchtig und verbissen {!); p.501
n.69: gedäuchtet; p. 567: alle Schiffsherr/i (so zieht der Verf.
mehrmals den Plural von Herr zusammen, während derselbe um-
gekehrt in den Dativ. Sing, öfters ein e einschiebt z. B. p. 380);
p. 627: uegoctVtcn; p. 677 na^mhaft u. s.w.; dann erscheint
zuweilen im Sinne von da z. B. p.81, p. 196. Zuweilen kommen
mitten in der Darstellung Vergleiche vor , in denen eine Art von
Prolepsis liegt, so dass die Objektivität darunter leidet. So wird
Dcmetrius mit einem Sultan verglichen (p.432 p. 660)9 ^^id das
macedonische Heer mit den Prätorianern (p. 36).
Nach diesem allen dürfen wir behaupten, dass der Verf. wohl
etwas zu wortreich ist , und sich nicht genug vor Uebereilungen
gehütet hat. Wie kleinlich nun auch eine Aufzählung derselben
scheinen mag, so hat diese Art von Flüchtigkeit im Ausdruck
doch mitunter ernstere Folgen, als der Verf. selbst vielleicht
glaubt, indem sie denselben mit den Verhältnissen in Conflikt
bringt. Herr Dr. beschreibt p. 176 die Schlacht bei Kretopolis.
Eben erliegen die Perdlkkaner; sie fliehen oder ergeben sich:
da heisst es plötzlich, nach einem Zwischensatz von anderthalb
Zeilen: „Alketas war südwärts geflohen und hatte sich in die
Stadt Termessus geworfen^ welche etwa 4 Tagemärsche süd-
wärts u. s. w.^^ In einem Moment sehen wir also denselben 16
Meilen, vom Schlachtfelde entfernt! Es sollte wohl heissen: AI-
ketas^o^ . . . und warf. — Ueber des Enmenes EinfaU in Phör
iV. Jahrb. /. PUl. u. Paed. od. Krtt. JB^M. Bd. XIX. Bfft' 1* 2
18 Geschichte«
ntclen im Jahr 318 lesen wir p.201 : ^^Nur durch denBei^itz einer
bedeutenden Seemacht {glaubte er . . . seine unmittelbare Verbin-
dung mit Macedonien herstellen • . • zu können, ^^ Man kann
aber nicht sagen , dass Eumenes früher mit Macedonien in un-
mittelbarer Verbindung gestanden ; Tieileicht hatte der Verf. das
"Wort bewerkstelligen im Sinn. — Nachdem Demetrius 294 ma-
cedonischer König geworden\, heisst es p. 583 : ^ Je tiefer Mace-
donien unter der Herrschaft dreier Knaben gesunken sein und sich
erniedrigt fühlen musste, desto freier und stolzer konnte es mm
sich erheben unter dem Scepter des Helden von Cypern .... dem
sein Vater die gerechten Ansprüche auf das Reich Alexanders
vererbt halte,^^ Wer diese Stelle nur zufällig aufschlägt und
ohne des Verf. 's wahre Ansichten zu kennen, miisste in derThat
an demselben iite werden. Wir verstehen wohl: da^ soll nur im
Sinne dc^ zu Demetrius Gunsten rasonnirenden Macedonier gesagt
sein ; aber dann hatte es mindestens eines habe statt hatte , und
eines Zusatzes bedurfE^ als z.B. wie die Macedonier jetzt mein-
ten. Aehnliches werde ich später berühren. Ein Gnind mehr
aber, weshalb ich über diese Mängel mit einiger Ausführlichkeit
gesprochen, ist die Wahrnehmung, dass durch sie meine Aus-
legung jener verhän^niss'^Men Stellen über Schicksal, Nothwen-
digkeit und Prädestination , eine. Bestätigung erhält; denn man
sieht offenbar: es fluthen dem Verf. die Gedanken entgegen, und
deshalb drängen sich in Eile die Worte hervor.
Nachdem wir anerkannt, dass der Verf. in dem einen Mo-
ment der Geschichtschreibung, in der Verarbeitung des Stoffes
zu einem wissenschaftlichen Kunstprodukt ^ nach ihren drei we-
Bentiichsten Richtungen hin, ungeachtet mancher Mängel, kein
gewöhnliches Talent entfaltet: so fragt es sich jetzt: Liegt die-
ser Auffassung, Anordnung imd Darstellung auch eine richtige
Würdigung der Nachrichten und ihrer Quellen zu Grunde ? Und
80 komhien wir auf die andere Bedingimg der Historiographie, in
Bezug auf Sammlung und Sichtung des Materials.
n. Kritik.
VHe denkt Herr Droysen über Kritik und ihr Verhältniss
zur Auffassung? Wenn derselbe in der Vorrede (p. XI) sagt:
„ das Beschaffen des Materials and jene Art von Kritik, die den
Baustoff von Schmus und Mörtel säubert, gilt vielen, nament-
lich philologischen Männern für das Wesentlichste^: so scheint
hierin, wenn nicht eine Geringschätzung der Kritik, doch eine
Verkcnnung ihres eigenthiimHchen Standpimktes zu liegen ; und
diess wird, wenn ich nicht irre, durch die einleitenden Worte
zur ersten Beilage (p.667) bestätigt Ihre Fassung ist der Art,
dass es den Attschein gewinnt , als ob der Verf. sich zur Kritik
der Quellen bequemt, ohne darin ein wesentliches Bedürifniss zu
erkcamea^ ohne von flirer Nothwendigkeit äberaeugt zu sein;
Droytea^s Geidiichte d«i HflEUeniimaf • 19
vielmehr blos deswegen, weil die Zeit es nun doch einmal lo
verlange. ,,Es wird, sagt derselbe, in unserer Zeit mehr als je
darauf geachtet^ welchen Werth die Quellen haben, auf denen
eine geschichtliche Darstellung beruht; die Wissenschaft ist lu-
dringlicher geworden, sie begnügt sich nicht mehr mit dem, was
Jahrhunderte hindurch als Geschichte, als fable convenue ge-
golten hat ; sie taill an die objclctive Wahrheit der Thatsache,
und wo sie verzweifeln muss diese su gewinnen, bemüht sie sich
mindestens, über die StandpUnlcte oder Richtungen, durch die
die Ueberlieferungen Einseitigkeit und Irrthumlichkeit erhalten
haben , ins Klare zu kommen. In der Kritik der Quellen eueht
man die wesentliche Grundlage geschichtlicher Wahi^eit und
Unpartheilichkeit. ^^ In der That so kalt und ohne irgend einen
billigenden Zusatz, sollte man meinen, könne nur der sprechen,
welcher wider Willen etwas berührt, aber es doch berühren
mu88. Icli könnte wünschen , die Worte missverstanden zu ha-
ben; wenn das aber nicht der Fall ist, so möge der Yerfl recht
bald zu einer anderen Ucberzeugung gelangen. Je umfassender
dessen Talent, das nur Verblendung iSugnenkann, um so inni-
ger , herzlicher ist grade unser W\msch , dass es , auch so schon
jederzeit willkommen, sich mehr und mehr die Wichtigkeit des
kritischen Momentes veranschauliche und seine gewandte Tha-
tigkeit ihm zuwende, damit wir um so freudiger und gespannter
fernerer Leistungen harren können.
Gern stimmen wir ein, wenn Herr Dr. sagt (p. XII): „Die
hiiütorische Kunst hat eine ungleich höhere Aufgabe ^^ als, „die
alten Werkstücke wieder an einander zu fugen und die geschicht-
liche Darstellung eine Mosaik von übersetzten Stellen der alten
Autoren sein zu lassen '^ ; und wenn derselbe behauptet (1. c.) :
„Kritik und Gelehrsamkeit sind nur ihre Technik; ihr Wesen
ist, dass sie den Gedanken geschichtlicher Entwicklungen er-
kennt ^^ Ist diess nun aber auch die höhere Aufgabe, und die
Kritik nur eine niedere^ so entscheidet diess doch Nichts über
die Wesentlichkeit der Letzteren. Das ist eben der unheilvolle
Keim jener behaglichen und wohigefUligen Selbstgenügsamkeit
der geistreichen Richtung, jener Geringschätzung gegen dai
Streben der Kritik, dass man zwei Begriffe von der entschieden-
sten Verschiedenheit unbegreiflicher Weise verwechselt : absolu^
ten Werth und Nothwendigkeit. Wer wird als unwesentlich dea
unteren Stein im Bau aus seinen Fugen reissenl Den Ring, der
eine goldene Kette trägt, zersprengen, weil ex von Eisen istf
den Bedürfnissen des Körpers trotzen, weil der Geist höher
steht? Ja soll Eines nothwendiger sein als das Andere, so ist et
eher der untere Stein, ohne den der obere, der eiserne Ring:»
ohne welchen die Kette stürzt, die Befriedigung der Bedürfnisse,
ohne die keine Tliätigkeit des Geistes, die Kritik des Stoffes,
ohne welche kern Erfassen des Wesens möglich ist Wir gab«9
2*
tO Cr e • c li 1 i: h t to«
CS schon früher zu: die Idee ist über dem Faktum, aber eben
deshalb nicht ohne dasselbe; das Abstracte hat nur dann einen
höheren Werth als das Concrete, wenn es mit diesem verbunden,
und nicht isolirt dasteht. Jederzeit wird da, wo die ideelle
Richtunj^ auf Kosten der positiven ein extremes Ueberge wicht
erlangt, Verflüchtigung das charakteristische Merkmai sein,
gleichviel, ob es sich von einem Zeitraum überhaupt, oder von ei-
ner bestirnrnten Wissenschaft, oder von einem einzelnen Indivi-
dsum handelt.
Wer zur Wahrheit der Idee aufsteigen will , muss von der
Wahrheit des Faktums ausgehen; die Erforschung der faktischen
W-ahrheit aber basirt sich auf die Prüfung der Quellen , diese ist
die erste Funktion der Kritik, und somit die Kritik selbst — der
Nerv der Geschichtschreibung.
Je offener Ref. gesteht, auch seinerseits den Mangel einer
^nellenuntersuchung bei Herrn Droysen^s früherem Werke mit
Bedanern wahrgenommen zu haben, um so freudiger begrüsst er
den Inhalt der ersten Beilage bei dem vorliegenden, welche ^^über
-die Quellen zur Geschichte der Diadochen^^ handelt. Wie auch
das Urtheil über sie ausfalle: unbedingt bezeichnet ihre Erschei-
nung an sich schon einen Fortschritt; denn obgleich der Verf.
selbst, auf sein früheres Werk hinweisend, jetzt jenen Mangel
als einen absichtlichen gelten lassen vnll, indem er sagt (p. Xlll),
^^nach St, Crois's umsichtiger Arbeit^^ habe er sich damals eine
Kritik der Quellen ^sparen^^ können : so erscheint mir doch die-
ser Grund als gesucht, da, auch nach jenes Gelehrten Leistungen,
eine Menge von Bemerkungen nicht überflüssig gewesen sein wür-
den. Meinerseits sehe ich den eigentlichen Grund darin, das»
der Verf. damals eine solche Arbeit noch nicht einmal als
_ •
eine Forderung der Zeity viel weniger als eine Forderung der
Wissenschaft an sich , erkannt habe.
Herr Droysen führt ims in jener Beilage die vorhandenen
Schriftsteller über die Diadochenzeit einzeln vor, namentlich
Diodor^ Arrian, Justin, Plutarch, Folyän,« Fausanias, Appian,
Cornelius Nepos und Memnon von Heraklea, und sucht die Frage
zu beantworten, woher ihre Nachrichten stammen, und von wel-
chen persönlichen Fähigkeiten sie selbst waren. Hierbei kamen
demselben besonders die Untersuchungen von Heyne über Dio-
dor imd von Heeren über Flutarch zu Statten, die jedoch nach
meiner Ansicht viel zu sehr auf der Oberfläche sich halten, um
für gpecielle Forschungen über einen bestimmten Zeitraum von
frossem Gewicht sein zu können. Ob von dem Verf. auch Hee-
rens Arbeit überTrogus Fompejus, die vielleicht imter den Dreien
noch die meiste Bedeutung haben möchte, benutzt sei, muss
unentschieden bleiben ; wenigstens führt derselbe sie nicht an.
Ausserdem sind ausdrücklich einige spocieUere Schriften zuRathe
gelogen vord^*
Droysen^i Geicbichte dei H«IlBiil8ninfi. 21
Indem ich die Fra^€ von den^ kritisckeii Ergebnissen und die*
dahin gehöri^n Einwurfe auf die Ton ihrer Anwendung auf das
vorhandene Material verspare , will ich hier nur einige literar-
historische Punkte berühren, die mehr ein isohrtes Interesse dar-
bieten. — D^ Verf. muthmasst über Ilieronymus von Kardia,
(p. 670) r dass der Titel seines Werkes ahnlieh dem. des Nym-
phis gewesen sei: ütsgVy^Xs^ivdgov xal xav ^iaS6x(xw Tuclaict^
yovav. Ich hatte in meiner Schrift de fontib. veter. auctor. in,
enarrandis cxped. a' Gallis in Maced. atque Graeciam siisccpt^
Berol. 1834 p.25wsqq. das bekannte Citat de$Dionysiu9.vonHalik*.
^us der sehr gewöhnlichen Verwechselung der Ausdrücke Epigo-
nen und Diadochen erklärt, und die Ansicht aufgestellt, Hiero-^
nymus habe eigentlich nur die Diadochengeschichte uhifasst«.
Nach einer nochnialigen Prüfung glaube ich jetzt der Meinung:
de^ Ilesrn Dr. den Vorzug der grösseren Wahrscheinlichkeit ge-
ben zu müssen. Das Leben wenigstens einiger Epigonen , wie-
des Denuetrius Kassander, Ptolemäus Keraunus greift so sehr in '
die Geschichte der Diadochcn selbst hinein, dass es wohl in je-^
ncm Werke behandelt werden musste. Meine Argumentation
wird dadurch nur in einer einzelnen Richtung modificirt, erleidet
aber im Wesentlichen keine Aenderung. In das Werk des Hie-
ronymus war allerdings nach meiner Meinung (L c. p. 27}} auch'
die Geschichte desPyi'rhus hineingearbeitet; wenn aber der Verf.
p. 611 mit alleiniger Berufung auf meine Schrift, Sc^vin's Ver-
muthung verwirft, so mnss ich was mith betrüft dagegen prote-
stiren; denn weit davon entfernt, sie als ^^durchaus unstatthaft^^
gelten lassen zu wollen, theilte ich sieblos als eine abweichende,,
aber darum nicht unmögliche Annahme mit. — Ueber des Dnris
May^hSoviTcä^ ^Ekkrivma und löxoglai sagt der Verf. p..671v dasa.
man tiwhl annehmen dürfe ^ sie seien dasselbe Werk.. Wom
diese Unbestimmtheit? Es kann nicht leicht eine Sache fester
stehen wie diese. Schon Vossius (I. 15 p. 9G sqc}.) hat sie ziur
höchsten Wahrscheinlichkeit gebracht; und wenn auchWesseling
und Heyne schwankten , Grauert sogar entschieden dagegen auf-
trat: so glaube ich sie doch durch mehrfache indirekte Beweis-
führung zur Gewissheit erhoben zn haben (1. c. p. 17 sqq.) ;. ja
aus des Verf.'s eigener Znsammenstelhmg der Fragmente geht
augenscheinlich dasselbe hervor ; denn die verschiedenen Benen-^
nungen des Werkes bei Athenäum beweisen deshalb. Nichts, weil
die AUen mcht mit moderner Genauigkeit citirten. (Bei dieser
Gelegenheii^ ist des Verl's. unlogischer Ausdruck : „Diodor nennt
ihn riJQ tav ^EXL lövog. l^oi^Jöttto dgx^v^^ zu berichtigen). —
Dass Menodbtus mcht über die Anfänge des achäischen Bunde» ^
hinauf gereicht, ist wohl so gewiss nicht, wie der Verf. meint;
dass ihn also Diodor für die Diadochenzeit nicht benutzt habe,
kann dadurch nicht erwiesen werden, wohl aber, wenn ich nicht
irre^ durch die Argumentation) die ich (!• c. p.9) zu äbnUchem
G e fchielit«.
Zwedlce ^Itend gemacht. — Sehr eindringend Igt dagegen d!c
ITntennchang tber Martya», die von der des Herrn Ritschi über
densellycn Gegenstand (beide entstanden nnabhängig Ton einan*
der) nnr in einigen Punkten abweicht. Der Verf. Termnthet,
dtas in der Angabe des Suidas, Marsyas von Fella habe ^Axtiku
.mchrieben, ein Fehler steclce vaiA*A6iatixit zu verstdien sei
^•^1 sq.)« Diese wiürden dann eine Fortsetzung der MaKtSo^
9wd gewesen sein und die weiteren Züge Alexanders nach 331
enthalten haben. NiditsdeStoweniger würde es feststehen, dass
dieser iltere Marsyas dieDiadochenzeit nicht erreicht habe. Von
dem jüngeren ist diess zwar zweifelhaft; doch habe ich aus dem
Umstände, dass Diodor (XX. äO) einen Marsyas ohne unter-
scheidenden Beisatz citirt, den Schluss gezogen, dass ihm einer
ton beiden ganz unbekannt gewesen sein müsse (L c. p. 12) ; der
Ton ihm citirte ist nan aber offenbar der Pelläer (Wesseling. ad
Sfod. 1. c).
Im Ganzen ISsst sich Ton Herrn Droysen's Forschung sagen,
dass sie, ungeachtet mancher willkommenen Resultate in einzel-
nen, meist literarhistorischen Punkten , wohl nicht erschöpfend
genug durchgeführt wordea ist ; das Verfahren ist noch ein aus-
ierlidies zu nennen. Doch durften wir auch nicht mehr erwar-
ten, da der Verd selbst sagt (p.66S): „es kam nur darauf an,
die Grundlage des Ganzen etnigermassen zu sichern'^, und da
derselbe von der Quellenkritik überiiaupt, seiner Richtung ge-
nilss, die Ansicht aufstellt (p.fll68): „diess ganze Verfiären,
wdtläuftig und ungewiss wie es ist, gewihrt kaum ein anderes
Resultat, als die Einsicht, dass hier die geschichtliche Wahr--
heit^ wenn man sie in der Richtigkeit der Angaben ^ der Cha-
täkterschilderungen^ des Pragmatismus suchen wilij nicht viel
fhehr als eine geltende Tradition ^ als ein nur ungefährer Um^
r'iss der Begebenheiten i«^."
Freilich ist es eine Unmöglichkeit, da wo die Toibandenen
Quellen, wie für die Zeit der Diadochen, nur sekundäre oder
gar tertiäre sind , jede einzelne Notiz auf ihren Ursprung zurück-
sftifuhren ; und durch grundlose Hypothesen den Mangel sicherer
Angaben ersetzen , hicsse die Willkür in die Geschichte hinein-
spieien und würde diese auf eine mehr negative Weise eben so
Tenmstalten, als diess in Folge des Mangels an Quellenkritik auf
positive Weise täglich geschieht, indem die Geschichtschreibung
siiDh noch immer mit eineni gewaltigen Ballast von Lügen und
Irrthumern uniherschleppt, und sie, als ob es kostbare Reliquien
der Wahrheit wären, von einer Feder in die andere überliefert.
Sicher ist die Schwierigkeit relativ; ein Feld, einEreigniss durch
Glück oder Zufall geebneter, klarer als das andere. So viel
steht aber fest, dass der Forscher durch eine tief eingehende
Quellenkritik einen gewissen Takt gewinnt, die Richtungen und
Gesichtspunkte gleidisam herauszi^ühlen, für die Namen oft nur
Droyien'f Geachicbte des IlelleDitiiiu«. 1}
Bczefclinnri^eii sind, und den Werth der Berichte im GrtDzen
und im Besonderen au taxiren. Darum muss eine solche Unter-
sucliung auch nothwendig der eigentlichen Bearbeitung Vorange-
li^n , damit nicht durch Vorurtheil oder Irrthum Missiichcs un-
liewusst in dieDarctelhing eipschlelche« Herr Droysen hat diess,
wenn mich nicht Alles triigt, nicht beachtet;: die Abhandlung
über die Quellen scheint erst nach rollend etem Gusse der Er-
zählung selbst niedergeschriel^n , Ergebnis^s — nicht Grundlage
zu sein. Nur so , wenigstens ist es erklärlich, weim wir gldch
am Anfange des ersten Buches einen Curtiiis auf eine Weise be-
nutzt üiidcn, wie wir sie mmmer billigen können. Der Verf.
legt augenscheinlich demselben eine grosse Autorität bei;^ der
bewanderte Leser wird Motivirnng erwarten. Nun ist aber in
der Beilage, ein ganz beiläufiges Citat in dem Artikel über Pau-
sanias (p.086) abgerechnet, Curtius gänzlich mit Stillschweigen
übergangen ; — ohne Zweifel weil er zu den Geschichtschreibem
Alexanders des Grossen, demnach in die Kategorie derjenigen
Quellen geliört, deren Krkik dem ^erf. nach St« Croix*s Arbeit
überflüssig erschien. Dann ist es aber ela Widerspruch, dass der
Verf. dessen Urtheilen gradezu entgegen handelt. St Croix sagt
treficnd (p. S5 ed. Paris. 1775) : „Ne r<^u$ons point k Quinte-
Curce une brillante et f^conde Imagination , de la chaleur et un
style pittoresque, des expressions dont la gra'ce et Tenergie sont
difficiles k rendre dans les langues modernes. Les discours qu'il
met dans la bouche des personnages introduits sur la scene, ne
manquent jamais d'int^r^t , et sont quelquefois tr^s pathc^tiques.
Ces qualit^s m^riteroient sans doute notre approbation dans un
genre moins austdre que celui de rhistoire^ Quinte^Curce nou8
avoue ingenument qu'il copie beauconp plus de faits quil tien
er Ott ^ quil fiassure point les ehoses dont il do?de ; mais quHltia
pu se rdsoudre ä supprimer ce qu'il a appris (Equidem plura tran-
scribo quam credo, nam nee affirmare sustineo-de quibus dubito nee
subducere quae accepi L. IX c.l). Apres un pareil aveu, ne
doit'On pas sattendre de sa pari ä un monstrueus mdlange de
JfaUes et de verites ? ^^ Nun stellt derselbe die jetzt wohl allge-
mein gebilligte Meinung auf, Curtius Hauptqueüte sei der be-
rüchtigte Clitarch gewesen, weiset die gräuliche Vernachlässi-
gung der Fakta, der Chronologie, des geographifiichea Detaila
nach, und fahrt fort (p..ä7)>: „Ajoutea k tont celä, les recit»
fabuleux et esageres, qui sont si familiers a Quinte - Ciurce ; il
sera pour lors diffbeile de ne pas convenir qftaucun auteur de
tantiquite fiesige autant que oet ecrivain d'etre lu avec pre-^
caution, et qu'on ne saucoit ^tretrop en garde contre les Char-
mes d& sa dietion, Son tt^oignage ne doit done avoir qu une
autorite trds limitee^ et ne peut entrer en cQmparaison avec celui
des autres historiens d' Alexandre, et principalement a?ec celui
d'Avrien« '^
2i Getchlchle.
St C^oix hat zuweilen geirrt, hier gewiss nicht; dennoch
macht Herr Dr. den Cortiiis zur Grundlage seiner Darstellung über
die ersten Ereignisse nach Alexanders Tode (p. 19 — 31); wobei ^
wir demselben noch besonders die Art verargen , wie er dessen
Zeugniss einführt: ,, Erschütternd schildert em a/^er Schriftstel-
1er ^% — eine Phrase, die für den unbewanderten Leser höchst
Terfänglich lautet. Die Schilderung bei Curtius (X. 5 sq[q.) ist
nun aber in derThat, seinem Jngenium gemäss, nichts Anderes,
al» ein auf wenigen Steinchen der Wahrheit aufgeführtes immen-
ses Gebäude Ton blendendem Glänze, voll von rhetorischen Aas-
schmückungen, Ucbertreibungen , Lugen und offenbaren Wi-
dersinnigkeiten. Mit rührenden Klagen der Edelknaben , der
Macedonicr und der Barbaren im Schlosse und auf den Strassen,
voll schöner Antithesen, beginnt das tragische Drama (c. 5). Dass
überhaupt geklagt worden , ist sicher anzunehmen , aber diese
Klagen sind Dichtung ; Herr Dr. nimmt sie wörtlich auf (p.20). —
Die sieben Leibwächter versammeln hierauf die ersten von den
Freunden und die Führer der Truppen zur^ Berathung über die
Angelegenlieiten des Reiches (c* 6). Auch das ist wohl ein hi-
storischer Zug ; aber die aiMührlichen Verhandlungen, die schö-
nen Reden des Perdikkas, Nearch, Ptolemäus, Aristonus und
Meleager sind offenbar leerer Pomp , und um so entschiedener
aus der Geschichte zu verbannen, als Justin (XIII. 2, nicht XII. 2
wie bei Herrn Dr. p. 21 steht), zwar auch Reden, aber ganz
-andere und zum Thcil von anderen halten lässt. So spricht bei
diesem Meleager nach Perdikkas und sein Vorschlag umfasst den
des Nearch bei Curtius, und einen zweiten der bei dem Letzteren
gar nicht ausgesprochen wird. Wie. soll aber auch Ueberein-
Stimmung bei handgreiflichen Erdichtungen sein^ Dessenunge-
achtet nimmt Herr Dt. (p. 21 — 25) diese Verhandlungen nicht
nur im Ganzen auf, sondern setzt sogar aus beiden widerspre-
chenden Berichten , hier und da erweiternd , ändernd , umkeh-
rend, ich darf wohl sagen willkürlich und eigenmächtig, einen
dritten zum Theil ganz neuen zusammen, und zwar ohne es an-
zuzeigen, vielweniger zu rechtfertigen. So spricht bei Herrn
Dr. Meleager nach Nearch, während er bei Justin nach Perdikkas,
bei Curtius aber vorläufig gar nicht redet , sondern vielmehr nach
Nearch sogleich Ptolemäus; und dabei lässt der Verf. ohne Wei-
teres den Meleager vorschlagen , den Arrhidäus zum König zu
wählen , und weder auf den zu erwartenden Sohn der Roxane^
noch auf Herkules Rücksicht zu nehmen; während er bei Justin
wax den Sohn der Roxane zurückweiset, und entweder den Her-
kides, oder den Arrhidäus gewählt wissen will. Und diess Alles
trägt der Verf. mit einem so zuversichtlichen und entschiedenen
Tone vor, dass man glauben sollte, hier lägen urkundliche Ak-
tenstücke und Sessionsprotokolle zu Grunde. Auf solche Weise,
dunkt mich,' möchte die Geschichte allerdings nicht viel mehr
Drojsen'a Geicbtchte dei Helleniimaf« 25
als ein ungefährer ür^risa der Begebenheiten^ als eine gehende
\ Tradition werden, oder vielmehr eine gelten sollende Coniposi-
^ tion ; und dann könnte man auch in der That behaupten , dass in
faktischen Angaben keine, geschichtliche Wahrheit zu suchen sei.
Kaum kann es uns noch wundern, wenn der Verf. p.23 folgende
Anmerkung macht: ,,Es 4ag hier sehr nahe, den Sprechenden
Worte aus den staatsrechtlichen Theorieen ,. wie sie in jener Zeit
häufig und so hochstehenden und zum Theil wissenschaftlich ge-
bildeten Männern geläufig waren, in den Mund zn i^gen [das
wäre acht herodoteisch gewesen ; sehr gern hätten wir übrigens
etwas Genaueres von diesen geläufigen Theorieen von dem Ver£
vernpmmen, nur nicht in Reden, die als historisch gelten sollen];
doch schien es mir hinreichend , die thatsächlichen Verhältnisse
hervorzuheben.^' Wohl! nur nicht auf diese Weise,
Wie sollen wir es endlich reimen, wenn der Verf. selbst
p.25 n.ll die Schiassrede des Meleager bei Curtius eine Dekla"
mation schilt, und dennoch ihren Inhalt aufnimmt; wenn deirselbc
p. 675 darüber zürnt , dass bei Justin ^^lange Reden her und hin
die Kapitel füllen^'- ^ und dennoch hier so viel auf die Reden ei*
nes Curtius zu geben scheint.
Hierzu kommt, dass Curtius gerade in dem Wendepunkte
von Diodor XVIII. 2 und Justin XIII. 3 (diesen Letateren über-
sieht Herr Dr. hierbei ganz) entschieden abweicht. Ihm zufolge
vcrliess Meleager nach seiner aufbrausenden Schlussrede, mitten
durch die Bewaffneten hinausstürzend und von ihnen begleitet,
die Versammlung, und er ist schon bei' den Fusstrappen, noch
ehe diese den Aufruhr beginnen und den Arrhidäus proklamiren
(c. 7). Nach den beiden Anderen aber ward Meleager als Ab-
gesandter an die MacedonieiR geschickt um sie zu besänftigen.
(Nicht Diodor ist es übrigens, der neben dem Meleager den At- ,
talus nennt, wie der Verf. p.25 n. 11 angiebt, sondern Justin.
Diodor spricht zwar von mehreren Gesandten, führt>ib er nament-
lich nur den Meleager an: ngbößsig ani6tBiXav > * * y civr^v im--
qxjcveöraxog Mekeaygog) ; er tritt aber alsbald, ohne seiner Sen-
dung zu erwähnen^ an ihre Spitze. — Wenn man bedenkt, dass
hier der verdächtige Curtius allein steht , Zweien gegenüber,
die gewiss, und 4)esonders Diodor, bessere, wenn auch nicht
ganz lautere, Quellen hatten, jedenfalls aber nicht hinzudichte-
ten, sondern abschrieben ; wie ferner die Schlussworte Meieagers
mit der Angabe über dessen Mission im Widerspruch stehen, und
der Autor, in die Nothwendigkeit versetzt Eins aufzuopfern, sei-
ner Natur gemäss weit eher geneigt sein musste, das Faktum zu
verdrehen, als seine schöngestelite Rede fahren zu lassen: so
erscheint uns sein Berieht unbedenklich weit weniger der Auf-
nahme würdig als der der beiden Anderen ; denn wenn Herr Dr.
gegen diesen einwendet: „die Versammelten würden gewiss zu
Solcher Mission j^maaden erwählt babea , auf dessen Treue sie
#
2^ Gefchichte. .
sich mebr Verlasgeo koontai^, so falU diess Argument ja mit der
Schlussred e selbst dahin , von der eben weder Diodor noch Tro-
pus etwas Winsen (ich sa^elVogus; d^in auch dieser konnte sie
nicht halten, da sie ein Widerspiei der Rede bei Justin ist), und
aus der all ein ein Anzeichen der Yerrätherei hervorblickt. Doch
mnsste fre. ilich Herr Dr. die Sache so wenden, und, weil er selbst
nicht bereit war die Rede aufzuopfern, den Bericht des Curtius
als den glaubhaften bes&eichnenf Nur weiss ich nicht, warum
dennoch d(2r Verf. wiederum eine neue Erzählung bildet, indem
er den Me leager zwar stiirmisch aus der Versammlung scheiden^
aber ^^erade^^ erst in dem Momente vom Schlosse herabkommen
lasst , als die Macedonier eben den Arrhidäus aufrufen.
Die >[rone aller Ungereimtheiten bei Curtius, und wovon
weder Diodor noch Justin irgend etwas erwähnen, ist eine mördcr
rische Seh lacht der Partheien, geliefert — in einer Stube (X. 7).
Auch dieste nimmt Herr Dr. auf (p. 26 sq.)» Ich gebe zur Ver-
gleichung die Worte beider Autoren :
„Pei^ilikkas hatte sich wälirend des Tumultes, der sich mit
jedem Augenblicke drohender für ihn und die ihm treu gebliebe-
nen steigerte, mit den Getreuen aus dem Saale zurückgezogen:
;, „ zum Sterbezimmer des Königs ^^ ^^ ist der Ruf, an dem sich
die Seinigea erkennen. ^^ (Igitur Perdicca territus^ condave^ m
quo Aiexa ndri corpus jaccbat, asservari jubet) — „dort [in einem
conclave! I sammeln sich von den Tornehmsten etwa sechshundert
mnihn; zu diesen tritt der Lagide Piolemäus mit der Edel-
schaar^* — doch wohl ebenfalls einige Hundert — (Sexcenti cum
ipso eran'i% spectatae virtutis : Ptol. quoque se adjunxerat ei, pue-'
roniraque regia cohors) — „ Und schon drangen die Macedonier
[ein Heer] nach, mit ihnen Meleager, der König; sie erbrecUm
die Thür y« , bereit mit WaflFenlärm die Stille des Sterbezimmers
zu stören . ** — Wo schon an 1000 Bewaffnete waren , kann es
nicht stiU zugegangen sein. (Ceterum haud difficulter a tot mit-
libus armatorum claustra perfracta sunt. £t rex quoque irrupe-
rat stipai\us satellitum iurba, quomm princeps erat Meleager) —
das müss<;e ein furchtbares Gedränge abgegeben luid all* die Leute
in dem c:ouclave wie geschichtet gestanden haben. Doch nicht
also! — „Zu mir, wer des Königs Leiche schirmt, ruft Perdik-
kas den iMfacedoniern entgegen ; mit ^peerufürfen wird ihm ge-
antwortet. '^ (Iratusque Perdicca hos, qui Alexandri corpua
tueri vellent, avocat. Sed qui irruperant, eminus tela in ipsum
jaciebant.) — Wie? Also noch Raum zum Bewegen, sogar zum
Schleudern und Werfen ? Und Perdikkas nicht einmal von den
gegen ihn g'^ste/Zen Speeren getroffen? Die im Feld geübte Hand
der Macedonier arersagte — in einem Gemach? — „Es beginnt
wilder Kampfeslärm ; Verwundete^ Sterbende stürzen zu beiden
Seiten. Da gelingt es einigen der achtbarsten Führer, sich Raum
zu schaffen; si« beachwören die drüben «tdieaden [eine förmliche
Droyien^t Geichichte das HeUenitinaf« 2f
Heeresordniin^!], dem Konigfe, der üebermacht [also giebt der
Verf. die tot miüia des Curtins zu , und dass in der That etliche
Tausend Personen in der Stube die Schlacht gestritten] zu wei-
chen^ dem sicheren Untergang einen ehrenvollen Vertrag vor-
zuziehen; und Ferdikkas ist der erste, welcher die Waffen
niederlegt. '^ — {muttisgue vulneraiis , tandem seniorea demtia
galeis, quo facilius nosci possent, precari, qui cum Perdicca
erant, coepere, ut abstinerent bello [//], regique etpUirtbu8 ce-
derent. Primus Perdicca arma deposuit).
Was soll man hierzu sagen; und doch hat auch Flathe diese
Stubenschlacht nicht verschmäht., — Auf das Weitere ebenso
Unzulässige will ich nicht eingehen; nur so viel noch. Es fallt
auf, wenn es von Perdikkas, den wir so eben durch das Fussvolk
sehr imsanft und also hichts weniger als ehrfurchtsvoll behandefai
sahen, gleich darauf bei dem Verf. heisst (p. 28): er war ^dem
Fussvolk Ehrfurcht gebiet end.^^ Unglaublich ist es, dass die
Ritterschaft im Stande gewesen „ die Zufuhr zur Stadt zu sper-
ren,**^ und Babylon in die dringendste Noth zu versetzen (p. 29
nach Curt. X. 8), ungeachtet doch das Fussvolk bei Weitem die
Üebermacht bildete ; ja das Heer muss sich sogar entschiiessen,
Gesandte an die Ritterschaft zu schicken und Einstellung der
Feindseligkeiten zu erbitten. Wie reimt sich aber diess wie-
derum mit den offenbar beträchtlichen Zugeständnissen der Rit-
terschaft gegen das Fussvolk in dem Vertrage? Erst die folgenden
Angaben des Berichtes wagt der Verf. (p.30) gelbst anzuzweifeln,
obgleich derselbe sie in den Text aufnimmt.
Fassen wir das Bisherige zusammen, so sind die einzig
sicheren historischen Elemente: dass sich zwei Parteien bil-
deten* Hier die Grossen des Reiches; von ihnen ist das künß^
tige Kind der Roxane als Thronerbe anerkannt y PerdikkaSy
JLeonnatuSy Antipater und Kraterus zu den höchsten Stellen
der Vormundschaft oder Regentschaft designirt; auf ihrer
Seite steht die Ritterschaft, Dieser Parthei gegenüber — das
Fussvolk; es will den Arrhidäus zum König; an der Spitze ist
Meleager. Die Spannung beider Faktionen und ihre gegen»
seitigen Reibungen werden endlich gütlich beigelegt. — Alles
Detail aber zeigt mehr den Rhetor und Dichter , als den Histori-
ker. Curtius ist unerträglich, Diodor behutsam d. h. kurz, Justin
wenigstens frei von offenbaren Widersinnigkeiten. — Der Ab-
schluss des Vertrages, von dem der Verf. p, 31 handelt, ist unter
den vielen angeblichen Vorgängen fast das einzige völlig constatirte
Faktum , und grade ihn theilt Curtius — nicht mit. Wir lernen
ihn hauptsächlich aus Arrian bei Photius (p. 69. a) kennen. Mich
dünkt, Herr Dr. hätte wohl gethan, wenn er den leider kurzen
Umriss Ardans zu Grunde gelegt, durch Diodor und Justin ihn
erläutert, den Curtins aber mit der grössten Vorsicht und nur in
d(Bn Fallen berucksicbtigt hatte ^ wo er mit jenen genau äberein-
2ia Q 9 schichte.
stimnit; wenrt derselbe überhaupt, die 12 Seiten aiif eia Paar
rediicircnd^ den Standpunkt der Dinge, dieStelhing^ derPartheiea
nar im Ailgemeinen und ohne rednerischen Schmuck zu cliarak-
terisiren rersucht, das eigentlich Faktische aber in wenige si-
chere und hervorspringende Ziige zusamiQengedrangt hätte. Der
Historiker muss es über sich gewinnen können, gegen einige
Goldkörnchen ächter Ueberliefe|^ang ein äusserlich volles und
üppiges Gebäude, das auf schwankender Basis ruht, aufzuopfern,
wenn diess ein Opfer und nicht vielmehr ein Gewinn zu nennen
ist. Nicht das Quantum ist das Kriterium der Kritik, sondern
lediglich die Autorität.
Diess leitet uns auf eine Betrachtung , deren Beherzignng
wir dringend wünschen. Ausführlichkeit ist nie ein £rforderuiss
der Geschichtschreibung, weil in dem Einzelnen das Vague und
mehr Zufällige liegt, die historischen Momente aber, die cha-
rakteristischen Wendepunkte^ die Züge der Entwicklungen, wor-
auf es doch vor Allem ankommt, auch ohne eine vollständige
Entfaltung des saclüichen Materials, zur Klarheit erhoben werden
können. Erscheint jedoch die Ausführlichkeit mit einer feinen
Auffassung kunstgemäss gepaart, so lässt sich allerdings nichts
gegen sie einwenden; sie giebt Veranschaulichung, Leben, Reiz,
und das Wahre tritt im Gewände des Schönen auf. So ist die-
selbe wohl zulässige aber nicht nothwendig ; und auch jenes nur
dann, wenn die Schönheit der Fülle nicht auf Kosten der äusse-
ren Wahrheit errungen werden soll, wenn das sachliche Detail
wirkliche Historie und nicht ein blosses Surrogat derselben ist ;.
im entgegengesetzten Falle gereicht die Ausführlichkeit sogar
zum Vorwurf. Gehört nun auch unstreitig Hr. Dr. zu denjenigea
Historikern , die eine geistige Auffassung und faktische Vollstän-
digkeit , mit Glück und Geschick , zu vereinbaren trachten : so
glaube ich doch , unbeschadet seines grossen Verdienstes , be-
haupten ZH dürfen, dass bei dem vorliegenden Werke, der Fall
einer solchen Terwerflichen Ausführlichkeit zuweilen eintritt«
Einen Beweis gab der Abschnitt seiner Darstellung, den wir so
eben besprochen. Nicht minder mi«slich ist die ausfuhrliche An-
gabe von der Sisygambis Klage, Verzweiflung und Tod, bei der
Kunde von Alexanders Hinscheiden (p. 5(>)^ Sie beruht in ihrem
Detail wieder auf Curtius (X. 5), uml wird im Allgemeinen durch
Justin (XIll. 1) bestätigt. Es lässt sich für und wider dieGlaub-
Würdigkeit d^ Sache reden. Gesetzt sie stände sicher^ so ist sie
doch keinesweges so wichtig für die Entwicklung der Geschichte,
um mehr als eine ganz kurze Erwähnung zu verdienen, ähnlich
der Notiz des Justin. Die Scene der jammervollsten Verzweiflung
aber, wie sie Curtins schildert, i«t wohl sicher eine erfundene
Znthat, und die hingebende Liebe der Sisygambis zu dem Ver-
derber ihres Sohnes überhaupt aus inneren Gründen sehr zu
bezweifebu Mir erscheint daa ganze Histörcbea als eine Rubrung
^ Droysea'fl Geschichte d^ Hellemimiif. 89
<
und Xohiiudelei bezweclende Combination gleicbTiel welches Au-
tors, und als faktisch blos der Umstand, dass die Königin, eine
höchbetagte Greisin, bald nach Alexander starb. Trogus nahnoi
die Erzählung auf aus gutem Glauben; Curtius, damit er prun-
ken und sagen konnte : magnimi profecto Alexandro indulgentiae
in eam, justitiaeque in omnes captiros documentum est mors
hujus: quae qnum snstinuisset post Darium vivere; Alexandro
e^se superstes erubuit etc. ; Herr Dr. endlich, um in der trauern-
den Königin das trauernde Asien zu p^ersonificiren. Kiirze wäre
aber hier um so gerechter gewesen, als der Verf. in einem divch-
aus ähnlichen Falle die Klagen der Olympias im Text mit
Stillschweigen übergeht und nur in einer Note beiläufig darauf
hinweist (p. 60)* Airgenscheinlich erachtet also derselbe die
Ausführlichkeit keinesweges für durchgängig nothwendig. Und-
doch, dünkt mich^ ist grade dieses Histörchen bei Weitem glaub-
licher und interessanter wie jenes erstere. Aelian erzählt (Y. II.
XUI. 30); *OlviiniäQii^AXh\iv8Qov nv^ofdvri^ oxmoXiyv xqo-
vov 6 nalg avrrjg axaq>og hbvbi^ ßagv avaötivovöay uccl ^917-
vövöa SV fittXa Xiyitog. ^Sl rexvov^ bItisv^ dXXd öv (ilv oiga-
vov [iBtttXBLV ßovXofievog^ xairovto (SXBvdcav^ vvv ovds ttSv
xoLVcSv djjnovj xal l6(ov naötv av^gcinoLg [iBtaxelv BXBigy y^g
TS Siicti Tial Taq)^g' zal tdg iavtijg rvxog olxxBlQaöa ^ Ttai to
Tov naidog TBtvq}t6(iBvov lUy^aöa. (Aus den ersten Worten ist
die ungenaue Angabe bei Herrn Dr. : „ Klage bei der Todesnach-
richt aus Babylon ^^ zu berichtigen.) Freilich hat Aelian keine
grosse Autorität, wofern seine Angaben nicht anderweitig Bestä7
tigiing erhalten , oder auf ihren Ursprung zurückgeführt werden
können, wie dicss z. B. bei seiner Nachricht über den Tod des
Antiochus (Hierax) der Fall ist, deren Quelle ich in einer Ab-
handlung über diesen Gegenstand nachgewiesen habe. Für die
angezogene Erzählung scheint die Quelle nicht s^u ermitteln , und
somit könnte man allerdings anstehen , sie unbedingt in eine Ge-
i^hichtsdarstellung aufzunehmen. Doch ich spreche nur von der
relativen Glaubwürdigkeit ; und so viel ist gewiss , der Gedanke,
den die Klage ausdrückt , ist charakteristisch und völlig überein- •
stimmend mit der Lage der Dinge, so wie der Schmerz um einen
Sohn naturgemässer als um einen Thronräuber und Sohnesmof'
der; denn das musste unter allen Umständen Alexander in den
Augen der Sisygambis nicht minder sein wie Bessus.
Sobald die Lockungen des Curtius verstummen , betritt der .
Verf. einen festeren Boden^ und darum muss auch das Urtheii
über den Rest des Werkes bedeutend günstiger ausfallen. Ueber-
haupt scheint die Natur des Verf.'s eine solche zu sein, deren
Wirken cM da recht frisch und kräftig gedeiht, wo das materielle
Fundament schon an und für sich oder durch Vorarbeiten ziem-
lich gesichert vorliegt. . Arrians Auszug, dessen Vorzüge der
Verf. wie bilUg einräumt (p. 614), finden wir, so weit er reicht.
M Geieliiebte.
tbo Mi anf Üe letzten üiiipfe ^^n die Perdikfamer und Anti-
pttera Heimkehr 921 , endlich neben den anderen Autoren be-
iratait. Fnr alles Weitere sind Diodor und Plntarch unstreitig die
Hanfftqnellen, nnd nm desswillen im Ganzen glaubwürdig, wdl
flinen, ansser manchen anderen nicht verwerflichen Primarschrift-
steDem, Tomimlieh Hieronymns von Kardia xu Grunde lieg;t.
Werni der Verf. Mamierts Bdiauptnng, Hieronymns sei Diodom
einzige Quelle gewesen, bezweifelt (p.071), so hätte diess so-
gar noch bestimmter geschehen dürfen. Andrerseits aber ist wohl
zn benlcksichtigen , dass die meisten der iibrigen Ton Diodor
und Plntarch benntzten Schriftsteller jiinger sind als Hieronjmus,
rnid ohne Zweifel schon ihrerseits diesen zu Rathe gezogen hat-
ten, wie wohl Duris, Diyllus, Psaon, vielleicht audb selbst
Tlmius.
Wir wollen nun, nach einem anderen Ycrfahren als das des
Verf.'s in der Beilage, unsere Kritik an die Betrachtang der ein-
zelnen Richtungen oder der Individualität der verschiedenen Pri-
mSrtchriftsteller anknüpfen , in so weit sich diese nämlich in den
vorhandenen IJeberlieferungen über die Diadochenzeit als eben so
viele erkennbare Elemente geltend machen. Des Raumes wegen
muss ich mich jedoch auf einige beschränken.
Verfolgen wir zunächst die EinwiHcnngen des EReronymtis,
ak des einflussreichsten Gewährsmannes iiber die Angelegenhei-
ten des Orients« Hieronymns war ein nüchterner, wenn auch
nicht ganz unpartheiischer Augenzeuge ; er stand mitten in den
Begebenheiten während des ganzen Verlaufes der Diadochenzeit.
Die wichtigsten Aktenstücke der Zeit gingen durch seine Hände ;
des Eumenes Papiere und Briefe und des Antigonus Diarien hat
er ohne allen Zweifel, des P^Trhus ßaOLXixä vno^vr^^axa (cf.
de fontib. etc. p.28, wo I. 12, ^ statt 13,3 zu lesen) ausdrücklich
benutzt. Von einer verhältnissmässig sehr ausführlichen Kennt-
niss über Hieronymns Leben, Stellung und Wirken geleitet, sind
wir noch jetzt sehr hänflg im Stande in den Berichten der abge-
leiteten Qilellen , das Ingenium dieses , in Allem was das Fakti-
sche betrifft obenanstehenden, Historikers herauszufühlen« So
in den Angaben über die Belagerung des Eumenes in Nora und
über dessen Feldztige in Ober - Asien. Herr Dr. sagt über
Pintarchs Eumenes (p. 682): „Wenn Hieronymns in der 'fhat,
wie es die gewöhnliche Ansicht ist , dem Diodor und dieser Bio-
graphie des Plntarch zu Grunde lag, so muss man gestehen,
dass Beide aus derselben Quelle sehr abweichend excerpirten.^^
Diess erschöpft aber den Gegenstand nicht. Im Ganzen ist zu
behaupten , dass wir im Diodor den Hieronymns allerdings rei^
ner vor uns haben , dass jener in den meisten Fällen ausschiiess-*
lieh diesem folgt. Plutarch dagegen , über dessen Art der Verf.
p. 670 sq. sehr richtig urthcilt, will nicht eine pragmatische Ge-
schichte, sondern Diögraphieen schreiben; es ist ihm, wie er
Droysen^« Getdiiclite des HenenSnnoi. Sl
selbst einräumt^ nicht sowohl um den streng chronologischen
nnd historischen Verlauf der Sachen^ den er als von Anderen
genugsam dargestellt voraussetzt , zu thun ^ als vielmehr um cha>
rakteristische Züge; und diese glaubt er in Anekdötchen zn lin-
den. Nun war aber Hieronymus , wie bekannt , nichts weniger
als ein gefallsüchtiger^ den Mund Tollnehmender Noy ellenkrä-
mer, sondern ein schlichter^ trockner Erzähler. Deshalb musste
Plutarch seine Grundlage in vielen Stücken verlassen , U m in an-
derweitigen^ zuweilen sehr entlegenen und obskuren Schriften
jener kitzelnden Würze nachzuspüren. So zieht er im 1 ilumenes
ausdrückich den Doris zu Rathe. Herr Dr. sagt p. 672^ ^t^ohl mit
Hinblick auf Grauerts Ansicht, dem Duris sei man nichts Anderes
vorzuwerfen berechtigt^ als dass er eben ,, kleinliche Dinge und
anekdotenartige Charakterzüge beibrachte, wie sie damals der
Zeitgeschmack liebte. ^^ Diess ist im Ganzen richtig , w enn der
Yerf. damit zugleich ein zu scharfes Auftragen der Farbon, eine
karrikirende Uebertreibnng zugiebt. Dtiris hat allerdin^^s wohl
nicht die Absicht , die Geschiclite zu verdrehen , aber er ver-
schiebt sie hier und da unwillkürlich^ indem er, um Zierr atli zu
gewinnen , auch allerhand missliches und unbeglaubigtes G rerede
einilicht. So sind also PlutarchS Abweichungen in dieser Lc *.bcns-
beschreibuHg, von Diodor, dem es seinerseits wieder mehr um
das rein Sachliche zu thun war, und dem Hieronymus dt?shalb
genügte, zn erklären. Nur ein Beispiel. Plutarch stimmt über
Eumenes Rückzug und Aufenthalt in Nora (c. 10), die gr össere
Ausführlichkeit abgerechnet, vollkommen mit Diodor (XVI 11.41)
überein. Grundlage Beider ist unstreitig Hieronymus; wir er-
kennen ihn , den intimsten Freund und Begleiter des Euir lenes,
bei diesem in der Aeusserung: ovvitpvyov bb (ASt* avtoif tc5v
tpikaav ol ralg avvolaig öiaq)BQOVZBg , xai xsxQvxorBg 6v% *ano-
bvr^Cxsiv avTip Ttavcc rovg i<92[arot;g X6i;dt;i/ot;g , bald darauf ' wird
er , wie Diodor im folgenden Kapitel sicher nur aus ihm bi *rich-
tet , von Eumenes aus Nora abgeschickt , um mit Antipat er zu
unterhandeln , was Plutarch sehr ungenau im Späteren übci 'geht
Nun aber hat Plutarch als Zugabe eine Anekdote, die dur chaus
nicht dem Hieronymus angehört ; sie ist völlig seinem Char. akter,
seinem Ernst , seiner Stellung zuwider, und daher finden w ir sie
auch nicht in seinem Abschreiber Diodor. Als die Unterhau dluü-
gen zwischen Eumenes und Antigonus im Lager des Letz teren
nicht zum Ziele gediehen und jener zur Burg zurückkehren w^oUte;
da, heisst es, seien die Macedonier haufenweise herbeigela ufen,
nm Eumenes zu sehen ; dslöag d ' 6 ^Avxlyovog vntQ avtov , ft^'
TL nd&ij ßiaiovj XQ<atov pilv dnrjyoQBv^ [ii] ngoöUvcct ß ooVf
xal rovg ll^oig SßalXs tovg initpBQOiJiivovg* tikog di,
tatg XBQ^'t' trov EvfiBvij XBQißaXciVf xal tov oxlov dns*
^vxcov toig äoQvq)6Qoigj ^ohg Big ro d6(palBg dnBxatiöti]^^.
Ist diess nicht kleinlich, sogar widersinnig 1 Ein Feldherr Al<*'Xan>
32 Gefchichte.
den, der aiyf homerische Weise nnd zwar seine eigenen Solda-
ten mit Felcisteinen trakürt ! Und dabei das GedrSn^ so arg
gemalt, dass man glauben sollte, er habe nicht einmal die Hände
rühren Icönnen! Anderer Lin^laiiblichkeiten nicht zu gedenken,
unter deinen die plötzliche Intimität der ^iftig^sten Widersacher
nicht die kleinste ist Eine solche Erzählung kann höchstens aus
einem Duris sein ; und wäre auch ein Zii^ der Wahrlieit darin, so
ist er übertrieben , verdreht , verstümmelt. Herr Dr. nimmt sie
unbedin.^ auf (p. 171). Uebrigens sind die Citate des VerCs ans
Diodor und Phitarch falsch und nach den obigen Angaben zu
berichtigen ; dagegen muss p. 172 n. 34 gelesen werden : Diod.
XYIIL 42. Flut. EunK 11. — In Bezug auf dieselbe Angelegen-
heit bemerke ich noch, dass die Wiederholungen p. 210 mit
RücksicKit auf p. 169 sq. und p. lüß sqq. wohl hatten vermiedea
werden können; dass die jedenfalls dunkle Aeusserung Justins
(XIV. 2 cf. Droysen p. 19(> n. 10) mir nur erklärlich erscheint,
wenn wir annehmen, derselbe habe bei seinem Auszuge Dinge
ausgelassen, in denen von Polysperchon oder von Arrhidaüs die
Rede war, so dass das nactilässlge a quo auf einen voh diesen
und nicht auf Antipater bezogen werden müsste (vgl. p. 210 and
p« 21S( sf.); dass es ferner, entweder p. 190 oder p.210 einer
kurzern Erläuterung bedurft hätte , wie Antigonus den Hierony-
mus z um Yermittler habe gewinnen können ; endlich , dass wir.
p« 19S die Logik der Rede vermissen. Antigonus hatte nämlich
vor Nora ein llclagerungskorps gelassen; er selbst stand weit ent-
fernt im Westen Klein -Asiens. Eamenes wusste geschickt die
Eides formel der Vertragsurkunde , die ihm Antigonus übersen-
dete^ zu ändern, und die Zustimmung der Belagernden zu erhalt
ten , und zog nun ungehindert ab. ^, Er eilte , sagt der Verf.,
weiter landeinwärts in begründeter Furclit vor Antigonus, der
mit g rossem Unwillen die veränderte üidesformel gelesen , dk
Nach rieht von Eumenes Abzüge erfahren^ sogleiqh die B^ge^
rung lüieder su beginnen befohlen hatte; sein Befehl kam vu
spät u. 8. w." Wer sieht hier nicht die sonderbarsten Wider-
sprüdhe? die Sätze müssen gänzlich umgestellt werden«
IVun zu den weiteren Ereignissen. Eumenes war in Phoni*
cien, als er den Anzug des Antigonus vernahm, der seinen längst
vorbereiteten Plan, nach Europa überzugehen, aufgab^ nnge-
ftfditet ihin grade jetzt* der Sieg von Byzanz den Weg geöffnet za
hftbeii schien. Zu den Motiven, welche Herr Dr. p. 262 geltend
t, ist wohl auch i aoch hinzuzufügen, dass es ihm elge«
1 i . DO , ilas Ende der Wirren in Europa
^— i ] lenes trat nun den berühmten
I regen Pithon und Seleukus ver-
Ich zu agiren* Pithon hatte
nun Aufstande gereizt, indem
Laüdsohaftea ia Parthien
i .
Droytefli*f Geiditdite ilas Helleniram«. SS
einfiel Yind den Satrapen Fhilippus hinrichten liesar« Hierüber
macht Herr Dr. p« 260 folgende Anmerkung : ,, Diodor XIX« II;
^^sagt: nv%(ov..* ötgatriyos*.. yivsv naQ^valog^ og OiXtiteaß
^ [liv tov XQOvxdgxovta ötQuttiydv (sollte heisaen ötQatijyog,
nach der gewöhnlichen Lesart, die ja der Verfl hier eben an-*
führen wiU) dxixrsivs* Ich folge in der Hauptsache der schönen
Emendation Wesselings, möchte jedoch, iim das yivsi zu bewah-
ren, lesen: yhsi^EoQdalog, og OiXcßrav (sollte heissen <^/At«-
ftovj wie der Verf. selbst in den Nachtragen p.740 verbessert)
gisv Toii nQovxägxoPxa Ilag&valag ötgarijydv ansHtuvs^^ Das
verträgt sich aber mit der griechischen Construktion grade eben
so wenig, wie die gewöhnliche Lesart« Die Stelle würde näm-
lich dann so aussehen: IIv^&v ^atgccTCtig fihv ävsäidBixto Mfi'
diag, örgcetijyog ös täv £v0 0atgaX6imv ana^äv yivBi'Eog'-*
dalogj 0$ x* r. X. Ueberdiess ist es zu willkürlich, aus dem
Ilag^vttlog einen zwiefachen Nutzen ziehen zu wollen^ einmal
durch Versetzung und Umbiegung, und dann durch Emendation
an der alten Stelle selbst. WesseUngs Gorrektur dagegen besiegt
auf frappante Weise alle Schwierigkeiten: Ilvdcav. öatgdxfjg
fniv an> M. , CtguvTj^og ös tiöv ava 0. iac ysvofisvog^ OUtxxov
Hiv Toi; Ilagfhüalag agovzigxovta ötgatfjyov dnhcvBivs^ totß
da X. r. L Sie wird auch grossentheils durch Varianten bestätigt,
und hatte Herrn Dr. um so willkommener sein müssen, als seine
Meinung über Pithons Strategie (p. 250) durch sie und nur durch
sie bekräftigt wird. Wenn endlich der Verf. hinzusetzt: „ Zwar
wird sentit Philipp nicht als Strateg von Parthien genannt, doch
würde tov xgovnagxovra ötgarijydg ysvoiiBvog noch schwieri-»
ger sein,^ so ist das zwar sehr richtig; aber wogegen kämpft
denn eigentlich der Verf.? Denn, so viel ich weiss, ist es ja
Niemanden eingefallen, so lesen xa, wollen, noch hat diese Worte
hrgend «in Oodex.
Die Mirsche und die ersten Unternehmungen des Eumenea
«hergehe., ich. als minder wichtig und zn weit führend; doch
herrscht' .iniderBitocfareibung derj^teren bei Hm. Dr. p.2<ß3sqq^
wie. mir weaij|8tena scheint, Verwirrung und Unverständlichkeit,
-die>zum TheUaüSderUngenauigkeit des. Ausdrucks hervorgeht
(dasselbe möchte, auch von der Expedition des Perdikkas ge^eOi
Aegt^en gelten, deren topographischer und strategischer Theil
ini^Aer Darstellung des Verfl's p. 1S6 — 140 noch Manches wün-
schen lässt, dessen Erörterung ich mir aber gleichfdls versagen
muss). In B«&reff der ersten Unternehmungen bemerke ich nur,
dass p. 266 in.-.den Truppenangaben mehrere Zahlen des Diodor
ohne Motivirutog von dem Verf. verändert worden sind. In der
Chronologie itareicht derselbe nicht ohne Grund und Wahrschein-
lichkeit' von dem bisher Ueblichen ab, und schiebt im Ganzen
die Ereignisse, die nach Clinton u* A. 816 und 815 fallen, auf
8U und 816. ..Nur ist p. 269 in der Note em sehr atSrender
JV. /ö&ri. /. Fkaiu. Paed. od. Krit. BiU. Bd. XIX. Hft* 1* 3
S4 O e • c hi e h t 6,
Irrthniii oder Dnickfehler: ,, Wir Iiaben g^ftindeo, daM die See-
Bclilacht bei Byzan« etwm im October 317 geliefert wordcu;^ es
musfl heissen 318 (cf. p.838. 230. 240).
Das Wichtigste sind die grossen Kämpfe swisclien Eamenei
und Antigonus in Ober-Asien (317 und 31G). Von ihnen müsioi
wir genauer reden: Herr Dr. beschreibt sie p. 284 — 805. Da-
▼erkennbar stammen die darüber bei Diodor, Plutarch, Folyfia,
Ck>melias und Justin vorhandenen Nachrichten, im Weaentlicbea,
wie schon bemerkt, febenfalis aus Hieronymus, . der bekanntUdi
bei allen diesen Vorgangen in Eumenes nächster Umgebang sich
befand, wenn auch Einer oder der Andere ihn nicht dir^ sn
Bathe gezogen haben mag ; die Dunkelheit nnd Mangeiliaftigkck
fillt natürlich nicht ihm, sondern seinen Epitomatoren zur Last
Zunächst von den Namen der beiden HauptschlachteB. . Der
Verf. nennt die Iste die Schlacht von Gabiene, and die 2te die
Schlaeht von Gadamarto. Beides ist unbedenklich falsch. Heir
Dr. «eheint diess später selbst erkannt su haben ; in den Nach-
trägen p.740 (wo statt 8. 281) ff. zu schreiben ist: a 808 ff.) ssgt
derselbe: „beide Namen sind nicht richtige Bezlichmmgva, wie
der Text lehrt; doch fehlte irgend ein anderem Name, wä
denen (?) man diese wichtigen Gefechte hätte miterscheMend
nennen können. ^^ Hiermit ist aber der Sache wenig geholfen;
vielmehr zu behaupten, einerseits, dass grade jede andere Be-
zeichnung passender gewesen wäre als die gegebene; denn was
nicht dem leisesten Zweifel unterliegt, ist eben, dass die erste
Schlacht grade nicht in Gabiene, die zweite grade nicht in Ga-
daraarta vorfiel; und andrerseits, dass die genügend unterscheid
deoden Bezeichnungen Ueineeweges mangeln, indem die erste mi^
bedingt die Schlacht von Parätacene, und die zi^eile^ grade der
Angabe des Verf.'s entgegengesetzt, die von Gabiene gemnnl
werden muss. Denn nicht nur sagt Diodor XIX* Sil (wie der
Verf., ohne diess Citat beizubringen, selbst meldet), däss vor der
Isten Schiacht das Lager beider Heere r^ids^ i/juaptSfi^ Üiv Tob
der Landschaft Gabiene entfernt gewesen, so dass die'Skldacht
selbst, da sie nnr etwa zwei Nadbttwachen oder etUahe IHelleB
vom i^en Lagerplatz in der Richtung nach Gabiene Hk geliefert
vimrde, jedeidialls ausserhalb der Grenzen dieser Landschaft Stett:
gefunden haben miiss;^ sondern es heisst auchausdrttddich (Diod»
lf|b^.34), Eunfenea sei nach der Schlacht und nadi Bestatinng'
dttiTodten aufgebrochen ht täv IIttQ€ct,taxmv ilg- Tt^^Th'
ß^i^> ■ 'Das bemerkt der Verf. ebenfalls und nimmt dennoch
den offenbar falschen Namen statt des allein^ richtigen auf; denn-
auch Cornelius Nepos (Eum. 8)^ und diess scheint ^ deF VeiC
nicht bemerkt au haben, giebt dieser Schiacht ausdrScklieh* die
hier vindicirte Benennung: hie (Eumenes) in Faraeiaeiä cum-
Antigono conflixit. Andrerseits ist es bestimmt, dass Antigonus
nach diesem Ereigoiss gen Gadamarta oder Gamarga, eine Land- •
Dr^ijueii^f fikMUdite des Henenframf* S5
Schaft Mediens, %og (Diod. L c St; bei dem Verf. Ist p^fM
n. 30 fSUchiich e. s| statt e. SS dtirt) ; dort überwinterte er,
Eiimenes in Gabiene. Nnn verlässt aber, wie ansdr&oklicli be-
richtet wird (Diod. 1. c. SY sqq.) , Antigonns Gadamarta, mn den
Eumenes in feinem Lager sii überfallen; jedenfalls ist also die
2te Schiacht ausserhalb der Grenzen dieser Landschaft geliefert^
und Itann nicht Ton ihr den Namen empfangen ; sie entspann sich
Tlehnehr etwa 5 Stadien (^ Stunde, nicht \ wie der Verf. p. 800
sag^t) Tor dem Lager des Enmenes, folglidh olfenbar in Ghiblene;
nnd so bexeichnet sie auch wirklich Polyfti (IV. 0^ IS: nsQl tijfß
raßtipnjv)^ was der Verf. zwar nicht übersieht (ptSOS n. 96)4
aber wiederum nicht berücksichtigt. Hiermit stimmt es denn
auch, dassDiodor (c.44) den Antfgonus nach Medien ztirück»
kehren lasst. Wie kann er also inGadamarta d.h. in Medien ge^
Wesen sein! Gabiene war übrigens sicher TonParStacene, Medien,-
dem Lande der Kossäer, Susiana und Persis umsdilossen ; auf
der Karte Tom Reiche Alexanders hat Herr Dr. die Landschaft
nicht angegeben.
Uebcr die miUtXrisch^n Operationen lisst sich um so wenf«
ger urtheilen, als die. Quellen grade in diesem Pimkte sehr man-
gelhaft sind. Namentlich ibt es schwierig, sich eine Vitavfellung
von dem Kampfe der Elephanten zu machen, die gewöhnlich
Tor dem Centrum und den Flügeln aufgepflanzt wareil, und un-
begreiflich, wie dort die Phalangen , hier die Reiterkorps, und
oft so schnell, handgemein werden konnten, wenn ihnen diese
kolossalen Thiere, von einem ungeheueren Tross von Leicht-^
bewaffneten umscliwärmt, gleichsam im Wege standen. ■ Auch
der Verf. ^ebt melirmals sein Bedenken hierüber zu erkendett.
Mir scheint es wahrscheinlich, dass das Treffen der ElephaAtev
als das erste oder Vorder-Treffen sich gewöhnlich gleich naeh
dem ersten heftigen Choc hinter das 2te Treffen oder die Linien
der Infanterie und Kavallerie zurückzog; es bedurfte dazu der
Interrallen nnd eines äusserst geschickten Manoerers dinr Ble^
phantenfOhrer. Die hfiufig angewandte (hdnufig ^ iittxetAxtai
(Diöd. XIX. 27) oder Isrixcrp^riov (L e. 29) , die de^ Verf. dun»
hakenfdrmig übersetzt und also erklfirt ; „die Mltt^ in Lifede^ die
Flügel in einer Art Oolonne formirt,^^ möchte Tielldcht eher ria
ekie winkelförmige Aufstellung zu denken sein, so dass die Spitri^
dem Feinde zugekehrt wSre ; wenigstens erschdned mir danfo tfef
▼erschiedenen Reitermanöver, die Schwenlnmgen mA gleidk*
zeitigen Attaken eridärlicher. Di>cli will ich auf diesem Felde
nicht weiter rathen ; bei seiner Schlüpfrigkeit müssen wir ms'sii
das halten, was die Quellen geben. In der Beschreibun|f der
ersten Schlacht folgt Herr Dr. (p. 284 sqq.) dem Diodor (h t.
c. 27 sqq.), der sie allein ausföhriich giebt Bfit Recht; nnr
wSre eine grössere Genauigkeit wi^nschenswerth gewesen. Der
linke Flügel des Eumenes bestand nachDiodonAuMhlung aua '
8*
Gefchicilte.
S150 M. KtvalL , das Ccntrum ans 17,000 M. Inf«, der rechte
Flügel wieder aus 2900 Reitern, nicht aus 3000, wie der Yer£
sagt, indem hinter dem Geleit des Fcidlierm nicht 400 R«, aon-
dem nar 300 standen). Die Gesamintzalil wäre hiemach 17,000
M. zu Fuss 4- W50 R. Wenn dagegen Diodor (c 28) die Summe
auf 3^,000 M. FussTolk + 0100 R. aiigieht, so henilit der sdiciii-
bare Widerspruch sum Theil allerdings, wie Herr Dr. p. 28d
B. 20 bemerkt, darauf, dass Diodor die Berechnung der leichten
Truppen cur Deckung der Eiephanten n* s. w. überging; jedoch
brauchen diese übergangenen Truppen nicht 18,000 M. Betragen
XU haben, wie der Verf. behauptet, wofern man das mehrmalige
xXsiovg des Diodor bei den einzelnen Corps in Anschlag bringt
Andrerseits ist es wohl nur eine Corruptlon der Zahlen und nicht
Diodors Schuld, wenn bei demselben die Summe der Eiephanten
auf 114 angegeben wird, und doch 125 aufgezählt werden. Die
Abweichimg über die Reiterei ist unbedeutend. — Den linken
Flügel des Antigonus gicbt der Verf. auf j^OOR. an ; das ist swie-
fach falsch, einmal in Bezug auf die eigene Berechnung, die nur
5100 ergiebt, und dann in Bezug auf die des Diodor, wonach
die Summe 6000 betragt. Die Anzahl der Doppelreiter, 8009
ist nämlich ausgelassen (Uebrigens nimmt Herr Dr. mit Recht
Wesselings Emendation ayiq>ln«ovg für av^lTtxovg stillschwei-
gend an) , und das Contingent des Fithon beträgt nicht 500 fL,
sondern 1500 (Diod. 1. c. 29). Auch in der Berechnung des rech-
ten Flugeis scheint Einiges missverstanden oder wenigstens frei
gedeutet zu sein. Der Satz (p. £86 in den letzten Zeilen des
Textes): „so dass der linke Flügel ^egen 3500 R. zählte ^^ ist
^^ana entgegengesetzt zu ändern: so dass der rechte Flügel über
u. 8. .w. , da der Verf. selbst 3550 «uffiihrt. Die Gesamntsummen
Diodors stimmen niu: in Betreff der Reiter nicht , die er auf 8500
angiebt, während wir über 10,400 zählen (nicht 9,400 wie der
Verf. p. 287 n.23 in Folge jenes oben berichtigten Fehlers sagt);
wohl aber in Betreff des Fussrolkes: 28,000 M.; denn es ist ein
Irrthum, wenn der Vei£ sagt: „aliein im Centrtun standen nalie
an 30,000 M. ^^ Wofern wir nämlich nicht blos auf da» zweima-
lige 9rA€^ovg,' sondern auch auf das ilattovg bei Diodor achten,
wodurch das Pluar und Minus «ich ziemlich ausgleicht: so aind es
in der That nur 28,000, oder doch sehr wenige mehr. Das ist
jedoch allerdings zu berücksiclitigen y dass Diodor in die Total-
sumqie offenbar die leichten Truppen einzurechnen .vergass« —
Nach dem zweifelliaftcn Kampfe weichen beide Theile zurück ;
„um Jtlittemacht sind sie eine starke Stunde von. einander evt-.
femt.^^ Es muss heissen: dreiSlundeu; denn Diodqr (c 81)
s^S^i jeder Tbell sei 30 Stadien von der JFahlstatt entfernt
gewesen («tto räv Iv tij ptdxin KBTCvfoytorcDv) , nicht von den
Gegnern ; also betrug die Distance beider Heere 60 Stadien =
1^ Meile =: 8 Stunden. — Auf Eumcucs Seite waren ^^nur 540
^ DroTsen's Gefcbichte des HeUenismns. 8Y
vnd wenige Meiler ^fallen ;^ hinter der Zahl ist m^ol anfige^
fallen, und das tnitilg d' oXlyoi^ navteAmg (DIod. c.31f.) wohl
etwas zu eili^ auf^uommen; denn ^de das Gegentheil ^eht
nicht nur aiis der Be«chreibirn^ des Kampfes im Allgemeinen
hervor, indem der linke Reiterfliigel des £uiiienes unter Ende-
mns eine vollkoramene Niederlage erleidet, sondern aus den be-
stimmten Worten Diodors: tcoXXovs äviXaiv (c. SO f.), die nur
auf die Reiterei sich beziehen. ,, Verwundete, heisst es weiter^
zählte Antigonus an- 4000 ; ^^ Diodor sagt xkslovg tmv rerga-
%i6%t7dmv. Die Zahl der Verwundete« aus Enmenes Heere —
nXilovg zmv Iwaxoöimv — lässt der Verf. wohl wider Absicht
ganz aus. Uebrigens ist Manches in dem letzten Theile der
Schilderung auf eine gliicklichere' Weise als im Diodor geordnet;
dafür zeugen Polyäns wenn gleich kurze Notizen über diess Er-
eigniss.
In den Winterquartieren der Verbündeten entstand eine ge-
fährliche Stimpiung wider Emnenes. Bei einer früheren Gele-
genheit hatte dieser durch erdachte Siegesnachrichten von dar
königlichen Parthei sein bedrohtes Ansehn wieder herzustellea
gewusst. Diese Nachrichten hatten "sieh aber nicht bestätigt,
4, vielmehr hörte man, dass Kassander mit frischer Macht gen
Maccdonien aufgebrochen und die königliche Parthei in grosse-
ster Gefahr sei^^ (p. 291). Ohne Zweifel vcniahm man auch die
Ermordung des Arrhidäus und der Eurydice, was hier hinzuzu*
fi'igen gewiss nicht anpassend gewesen wäre, in sofern es darauf
ankam, die etwaigen Vorwände der Aufwiegelung herauszu«
stellen.
lieber den Weg, welcheii Antigonus Ton Gadamarta avs gen
Gabiene einschlug, finden wir p.29l eine so zweideutige Angabe^
dass der Leser last nur durch Zurückgehen auf die Quellen selbst
zum Verstöndniss derselben gelangen kann. „Auf dem gewöhn*
liehen Heerwege, heisst es^ waren von Gadamarta bis zu den
Winterquartieren der Gegner an 25 Tagereisen; dieser Weg
führte am Abhänge des Gebirges entlang, vor ihm detmte sich
eine weite Ebene aus , ohne Bäume und Gestrauch , ohne Gras
und Halm, nirgend Wasser^ nirgend Spuren von Bewohnern^
eine vollkommene Salzsteppew Ueber diese hin besehloss Anti-
gonus seinen Weg zu nehmen ; in 9 Tagen konnte der Feind er-
reicht.... sein.^^ Es handelt sich hier, wie aus den vom Ver£L
selbst angezogenen Stellen und ausserdem aus Diodor XIX. 34
hervorgeht, von 2 ganz verschiedenen Wegen, die aber Herr Dr.
wenigstens im Ausdruck eben nicht genugsam unterscheidet. Der
eiste zog sich in bogenartiger Bieginig am Abhänge des Gebirges
durch bebaute Gegenden hin und war eben deshalb, ungeachtet
seiner Lange von 25 Tagereisen, der gewöhnliche Heerweg;
d^ zweite, 9tägige bildete gleichsam die Sehne zu dem Bogen-
lauf des ersten, indem er die Wüste, die sich dieseffl zur Seite
O • • e hie li I ••
unabselibtt ausdehnte, qner durehscliiiitt Antigoona vihlte ihn,
ungeachtet der Mühadigkdten, sowohl sebier Knne wegen, als
weil jener gewöhnliche Heerweg von den Truppen des Eumenea
bis auf 1000 Stadien gegen Medien hin occupM war (Polyaen.
IV. .0. 11). In der Stelle des Verf/s ist namenüicfa verwirrend
die falsche Interpunktion (mindestens sollte hinter entlang ein
Punkt stehen)^ ferner das ungehörige ,,oor ihm^^^ und der Man-
gel eines bestimmt hervorgehobenen Gegensaties« Jedenfalls
sind aämmtliche Quellen bei Weitem deutlicher«
Der Verf. erzählt p. 804, wie dem Eumenea nach seiner
Auslieferung von Antigonus gewährt worden, noch einmal sn sei-
nen pflüchtrergessenen Macedoniem zu sprechen; die Rede, wel-
che er nun, von einer Erhöhung herab, die gebundenen Hände
vorstreckend gehalten haben soll, wird ausführlich nach Phitarch
mitgctheilt. Man braucht sie aber, dünkt mich, nur zu lesen,
' tun in ihr eine blosse Fiktion, ein rhetorisches Uebungsstück zu
erkennen. Sie ist unmöglich aus Hieronymus. Diodor, der
grade hier wieder denselben auf eine Weise erwähnt, dass man
deht, er hat ihn vor Augen (XIX. 44: avqxfhj d* iv tolg tgav*
Hattttiq alxiidXcotog xol ö tag tötoglas cvvttt^dfLBVog 'Isgcow
flog 6 Kagöiavog^ Sg x. %, iL), gedenkt mit keinem Worte einer
solchen Rede; und wieder Ist es dagegen Plutarch (Eum. 17),
der diese unnütze Zugabe, höchst wahrscheinlich aus Duris, uns
auftischt Wie willkürlich die Erfindung ist, zeigt die Rede bei
Justin (XIV, 4), die von jener völlig abweicht; aber ohne des-
halb wahrhafter zu sein, sich nur als Artikel einer anderen, der
Mode der Zeit nicht minder huldigenden Fabrik verräth, deren
Firma wir freilich nicht so leicht zu entziffern oder zu errathen
vennögen, wie bei Plutarch. Herr Dr«, der keinesweges immer
die Entstellung durch Mährchen und Deklamationen verkennt (S«
B. B. p.54 n. 86; p. 81u. s. w.), hätte wohl beide Stücke als
gleich unächt zurückweisen dürfen. — Endlich bemerke ich
noch, dass der „ZVeiW und Ingrimm!'^ des Antigenes und Teuta-
mas(p. 296), namentlich, des Ersteren, im Verhäitniss zudem
bisherigen Benehmen nicht genugsam motivirt erscheint; und zu
p. 682, dass, wenn Plutarch (1. c. 11) des Eumenes Briefe an^
fuhrt und charakterisirt, dabei wohl schwerlich an eine damals
noch vorhandene Sammlung derselben zu denken sei, sondern
Hieronymus hatte deren unstreitig sehr viele in seinem Werke
Inltgetheilt, von denen auch einige in Diodor übergingen; und in
dieser Beziehimg genommen, hat der Verf. Recht, wenn er
p. 109 n. 12 sagt: ,^den Angaben bei Diodor (aus Eumenes Brie-
fen) liegen wohl die authentischen Urkunden zu Grunde. ^^ Cir-
kuUrten aber wirklich zu Plutarchs Zeiten Briefe des Eumenes,
so halte Ich ihre Aechtheit, wofern sie nicht eben aus Hierony-
mus und anderen beglaubigten Autoren entnommen waren , für
nicht minder verdichtig, wie die des Philipp, Antipater und
DroyienV GoHliicIil» 4e$ UeUctüsmus. Sil
Antigonus, Ah Gittto kannie (de off. II. 14). Richtig eitiirt
Herr Dr. felegentlich p. 465 n. % den Letsteren für den.Diado-
chen, nicht für DoMOn). Wohl zu beachten ist ferner, dac«
Eumenes kura vor seinem Tode seine sSmmtlicIien Dokumente
und Briefe (natarlich die an ihn adressirten) vernichtete; wenn
uns daher dennoch der Inhalt einiger mitgetheilt wird (Diod*
XYIU. 58 cf. Droysen p. 198) , so können sie ebenfalb nur aus
Hieronymus stammeOi der allein Gelegenheit hatte^ sie vor ihrer
Yeruichtung einzusehen. Dieselbe Ableitung findet auch auf die
anderweitigen, nicht brieflichen Aktenstücke Anwendung, wel*.
che bei Diodor verschiedentlich hervorblicken (cf. p«227 n.67)«
So viel von Hieronymus. Ein zweiter gleichzeitiget Autor
ist — TSmäus. Wie jener mehr auf die Geschichte des Orients,
«o wirkte diesci' durch sein literarisches Ansehn, dem Inhalte
seines Werkes gemäss , mehr auf die Darstellungswelse der Ge-
schichte des mittelündischen Occidents ein. Jedoch ist auch
bei den östlicheren Begebenheiten ein nicht unbedentendcr Ein?
fluss seinerseits erkennbar, indem Griechenland und Epims , die
grade während dieser Periode die geschichtlichen Vermittler der
entgegengesetzten Entwicklungen am Mittelmeer waren, in seine
Betrachtung hineingezogen wurden. Mit einer eigentlichen Ge-
schichte der Diadociien und Epigonen hatte sein berühmtes Werk
nichts zu schaffen; aber vielfältig spielte es lilnein^ und vieiili-
tig wurde es daher auch bei ihrer -Darstellung b^iutzt (cf.de
fontib. etc. p. 28 sq. 30 sqq.).
Eine der^ merkwurd^ten Episoden in der Geschichte ßiet
Hamus- Halbinsel, die Einfalle der Galller, bilden das Schluss-
moment derDiadodienzeit. Herr Dr. rp.643 — 66S) nimmt in de»
wesentlichsten Beziehungen die Resultate meiner Untersuchung
an. Nur äussert derselbe p. 650 gegen meine Behauptung, das^
Timäus der den Erzählungen bei Diodor, Trogus Pomp., und
Pansanias zu Grunde liegende Historiker sei , einiges Bedenken,
indem man „wegen dar Weise, wie Athens In diesen Geschichtea
gedacht werde, auch an Demochares denken könne.^^ Ich werde
jedoch die völHge Unhaltbarkeit dieses Einwurfes , dessen Erör-
terung liier zu weit fiihren würde, bei dber anderen Gelegenheil
nachzuweisen suchen.
Den oratorischen Schmuck der Erzphkng hat Qerr Dr. mü
Recht weggelassen, bis auf eine einzige Ausnahme, betreffend
die Aufreizungen des Brennus zum Zuge (p. 654)* Dass dieser
auf solche oder ähnliche Weise gesprochen haben könne ^ will
ich nicht ia Abrede stdlen, aber dass die Autorität des Pansa-
nias (X. 10, 5 — nicht lO.i wie bei Herrn Dr. steht) und des
Polyän (Vn. 35) nicht genüge, um es für historisch zu nehmen^
habe ich, dünkt mich, gezeigt (de £ont. p. 42 sq.). lieber die
Begebenheiten, welche der Miederlage bei Delphi folgten, über
die Art und Richtung des Rückzuges und die daraus entstandenen
40 Getcblelite.
CoUisionen herrscht scheinbar ein noch schlimmere« Dunkel sk
iiber das Frühere. In meiner Untersuchung hatte ich nur einige
bestimmte Umrisse und Andeutungen gegeben; Herr Dr. hat nun
zwar diese im Ganzen beibehalten^ aber im Einzebien die Schwie-
rigkeiten und Widersprüche, wie mir scheint, nicht auf genügende
Weise gelöst Dahin gehören die Schicksale und Unternehmun-
gen der fortziehenden Schaaren, die Rückkehr des Antigouus,
ganz besonders das chronologische Ineinandergreifen der Ereig-
nisse. In einigen Funkten schimmern die Schwierigkeiten sogar
ganz deutlich aus der- Darstellung selbst hervor, z. B. in der
Weise wie p. 661 und p. 662 des Friedens zwischen Antigonus
und Antiochus erwiihnt wird. Doch über alle diese Dinge brau-
che ich mich hier nicht näher auszulassen, da ich kurz vor dem
Erscheinen des Torliegenden Werkes, in einer Abhandlung: Dat
Olbische Psephisma zu Ehren des Protogenea (im Rhein. Mus.
f. Ph. Bd. ly. Heft S und 4) mich bemüht habe, sie vollständig
SU erl&'utcrn.
Eine dritte Richtung hat ihren Ausgangspunkt in Democha^
res; sie macht sich geltend in der Auffassungsweise der Ge-
schichte Athens. Mit ihr können wir zugleich eine vierte in Be-
trachtung ziehen, die ihren Anstoss durch Duris erhält und eben
mit jener in diesem Theile ziemlich parallel läuft.
Die Beurtheilung luid Darstellung des athenischen Charak-
ters in dieser Periode, sagten wir im ersten Abschnitte, müsse
um 1^0 bestimmter von einer scharfen Quellenkritik abhängig ge-
macht werden , als in den neueren Zeiten so völlig verschiedene
Auffassungsweisen Geltung zu erlangen gesucht haben. Um den
Gegensatz zu einem concreten zu versinnlichen , bedarf es nur,
ohne auf frühere Vertreter der Ansichten zurückzugehen, einer
Vergleichung der Darstellung des Herrn Dr. in dem vorliegenden
Werke mit der des Herrn Grauert in seiner Geschichte Athens
seit dem Tode Alexanders des Gr. bis zur Erneuerung des
Achäischen Bundes (histor. und phlL Analekten. Münster 18S3
p« 268 sqq.). Der Letztere tritt entschieden zu Gunsten des
athenischen Charakters auf; Herr Dn eben so entschieden zu
dessen NachtheiL Mich dünkt, das Uebergewicht der Gründe
neigt .sich bei Weitem auf diese Seite, wenn gleich die Schärfe
und Feinheit der Forschung, mit der Herr Gr. auf sein Ziel hin-
^ubeitet , als solche den uneingeschränktesten Beifall verdient*
Was Herrn Dr.'s Ciiarakteristik der athenischen Zustände
•eit dem lamischen Kriege, den man allenfalls noch als den letz-
ten Versuch nationalen Aufschwunges betrachten kann (s. beson-
ders p. 42&--4S1; p. 43S— 111; p. 503—505; p. 511—514),
im Ganzen als die riditigere erscheinen lässt, ist ausser dem Um-
atande, dass die Dinge selbst dafür zeugen, hauptsächlich die
Autorität ^ea Demochares. Von diesem sagt Herr Gr. p.214 sq.
4m Gegeoatts zu allen übrigen Frimärschrlftstellern > er habe
%
\ '
Droy«en*ii Geschiohto dei UelleDismufl. 41
^^mtt gan% anderem ^ unabhängigen Gehte gesehrieben und mit
avsserordentUcber -Preimüthigkeit, ^^ Das ist Tolikoinmen rich-
tig ; «doer merkwürdig ^cnug spricht dadurch Herr Gr. seiner ei>
genen Tendenz das Urtheil. Eben wegen dieser Unabhängigkeit
und Freimüthigkeit müssen wir seinen Schilderungen ron dem
Charakter seiner Landsleute , seiner Mitbürger vollen Glauben
schenken; und grade er hat denselben so geschildert, dass die
Demoralii^ation Athens zu seiner Zelt durchaus als historisch con-
statirt zu betrachten ist; aus seinen Angaben bei Athenäus
p. 232 sq. sollte eben der Kern jeder Darstellung |[ebildct wer-
den, Herr Dr. nimmt sie daher mit Recht fast ganz auf, und
wir würden es' sogar gern gesehen haben, wenn- derselbe auch
das Fragment über den Ausnif des Demetrius in den Text und
nicht in eine Note geschoben hätte (p. 513)« Wie sollen wir es
dagegen erklaren , dass Herr Gr. , der doch in Demochares den
am meisten glaubwürdigen Schriftsteller über sein Thema anzu-
erkennen scheint, grade dessen Angaben, wenn nicht verhehlt,
doch nur ganz flüchtig und bemäntelnd andeutet (p. 340 cl.
p« 215)« Hat viellicht Herr Gr. gefühlt , dass eben das Glaub-
würdigste mit seiner Ansicht sich nicht vertragt ? Denn aus De-
mochares Darstellung leuchtet wahrhaftig mehr hervor , als eine
blosse ^^übertriebene Demüthigung*'^ der Athener. Femer über-
geht Herr Gr. ganz eines der merkwürdigsten und vollgültigsten
Aktenstücke, den Ithyphallus, der damals von den Athenern
gesungen wurde und bei Athenäus (p. 233) aus Duris aufbewahrt
ist. Er ist ein Seitenstück zu den Aeusserungen des Demochares;,
ein scheussliches Gemenge entwürdigender Lobliudeleien, ein
Dokument der Entsittlichung und Irreligiosität. Gleichviel ob ihn
Hermippus von Kyzikus oder ein Anderer verfasst: dass die Athe-
ner solche^ Worte nur über ihre Lippen bringen konnten ohne
Schaam vor sich selbst — das ist genug. Mit Recht nimmt auch
ihn Herr Dr. p. 312 auf. Uebrigens scheint die darin vorkom-
mende Anspielung auf die ätolische Sphinx durchaus eine andere
Beziehung zu haben als Herr Dr* meint; eher als auf dieAetolier
konnte sie auf Macedonien überhaupt oder auf Kassander gehen ;
war vielleicht dessen Mutter eine Aetolierin^ Am wahrscheinlich-
sten ist es mir jedoch, dass mit dieser ätolischen Sphinx Polysper-
chon gemeint sei, der damals immer noch einen bedeutenden
llieil des Peloponnesus unter seiner. Botmässigkeit hielt und sich
so fest eingenMet hatte , dass es allerdings eine schwierige Auf-
gabe war, ihn zu vertreiben ; das feste Aegion hatte ihm Denie-
trius so eben abgenommen. Die Lage der Dinge stimmt also
vollkommen. Und nun ward auch Polysperchon wirklich, weil er
aus Stymphäa auf der Grenze zwischen Macedonien und Aetolien
gebürtig war, ausdrücklich der Aetolier genannt. So nennt ihn
Fausanias, wie Herr Dr. selbst an einem a. O. (p. 198) angiebt.
Wie sehr Polysperchon au fürchten war, ersehen wir aus eben
41 Getehlehte.
dem Schriftsteller, der uns deo Ithyphalliis mitlbeilt, aas Doris
(bei Athen, p. löö) : ovÖBVog Man^dovenf ovza dsvtiQOV ovf i
xatä tiffv CzQUXTfyiav ovtB xata xipf d^lioöiv.
Plutarch hat den Demochares im Leben des Demosthenea
benutzt 9 wofern nicht das daselbst befindliche Citat ein entleha«
tes ist; ob auch im Phocion und im Demetrins lisst sich, wie
Herr Dr. richtig bemerkt (p. ()83)^ niclit cmeisen, ist aber nicht
unmöglich, wenn jenes Citat kein entlehntes ist. Dass ihm aber
lur alle drei Leben8bet<chreibangen Duris eine Hanptqiielie war^
unterliegt keinem Zweifel ; für das Leben des Demetrins beweist
es Herr Dr. ganz genügend (p. 862 sq.). Der Samier ist aller*
dings wie wir schon gesehen als ein Anekdötchensammler über^
haiipt^ und als Tyrann seines den Atheneiu lange unterworfenoi
Vaterlandes Insbesondere in Bezug auf diese, m'cht frei vom Verr
dacht der Uebcrtreibung (vgL Grauert p. 216, der sowohl wie
licrr Dr. die Tyramiis ignorirt ; docli s. Athen. VIII, p* ^7 d).
Wenn ich daher aucli das Meiste, was Plutarch im Demetrins aus
ihm entlehnt zu haben scheint, für historisch halte, weil es mit
den Angaben des Demochares übereinstimmt, oder doch innerhalb
de8 Maasses der Möglichkeit bleibt, das in diesen gleichsam ge-
geben ist : so scheint mir doch andererseits Einiges diess Maass
■u überschreiten. Dahin gehört wohl die Anekdote, Demetrins
liabe 2&0 Talente beitreiben lassen , und sie der Lamia und Con-
Sorten geschenkt, um sich dafür Schminke zu kaufen (Plut. L
c. 21); Herr Dr. (p. 513) hätte sie ganz verwerfen oder wenig-
stens anstatt der Notiz aus Demochares in die Note Terweisen
sollen, und um so mehr, als nach einigen Schriftstellern, wie Plu-
tarch sagt, diess gar nicht in Atlien, sondern in Thessalien Torge-
fiillen sebi solL Lynkeus, Duris Bruder, hatte rielleicht einea
no^h immenseren Vorrath von Geschichtchen in seinen mannigfal-
tigen Schriften niedergelegt, und aus ihm mag ebenfalls Vieles
in Plutarch übergegangen sein , der ihn eben namentlich im De-
metrins benutzte (c. 21 vgl. Droysen p. 6811).
An Demochares und den aus Duris, neben anderen offenbar
Echten Angaben erhaltenen Ithyphallus schliessen sich endlich
noch die Fragmente der Komiker an, als die Reste einer ursprüng-
lich sehr ergiebigen Quelle für die Charakteristik Athens. Mit
Recht madit Herr Dr. auf ihre Bedeutsamkeit aufmerksam un4
zieht sie melirfach zu Rathe (s. p. 428 ; p. 430 u. s. w.). Frei-
lich muss gerade, wegen ihrer Spärlichkeit, die Benutzung höchst
behutsam sein, damit die Schale von dem Kern, die Uebertrei-
buug des politischen Partheiinteresses von der Wahrheit gesondert
werde. Diese Partheiungcn der Komiker erkennt Herr Gr. an
(p* ^2 sqq.^, aber den Werth ilircr Bruchstücke, ak einer histo-
risdicn Quelle finden wir nicht gehörig beachtet.
Nach diesem Allen glaubte ich nun, wie gehaltvoll und schön
auch die Schrift des Herrn Gr. ist, der Auflassungsweise des
Droy8en*t Geiehidito djBii liellpnlsmuf. 4S
Hrn. Dr., dem Gast, Schlosser n. A. mit ^osserer oder geringe-
rer Schärfe Torangingen^ den Vorzug geben zu miisseii. ^, War-
um, fragen wir mit Hern Dr. (p. 44ü u. 28), mit kiiustliohen So-*
phismen das Volk der Athener vertheldigen , dessen Grösse son-
stiger Zeit jetzt doch aufgehört hatte? Warum einer Vorliebe,
die wir theUen, die Wahrheit opfern, die nur zu klar am Tage
liegt ?^^ — Auch die künstlerische Darstellung der athen. Ent-
Wickelungen und Zustande ist Herrn Dr. in einigen Stücken aus-
nehmend gelungen (s. besonders p. 427 sq.). Nur auf eine kriti-
sche Inconsequenz mache ich aufmerksam. Wie reimt es sich,
dass hier der Verf. dem Democliares als einem wahrhaften Be-
richterstatter gläubig folgt, und ihn doch in Bezug auf die Gal-
lier-Einfälle zu einem Autor stempeln roödite^ der statt baarer
Geschichte Lügen ^ Narrenspossen und lächerliche Wunder feil
biete? Taugt ein Mittel nur zu einem Zweck und man mIII es zu
zweien gebrauchen: so taugt es zu keinem mehr. Ich denke
Herr Dr. wird jene ehrenrülirige Ansicht von Demochares nicht
ferner hegen dürfen.
Die Ernähnurig des lamischen Krieges führt uns auf die
Darstellung desselben bei Hrn. Dr. p. 50 — 93. Hleronymus und
Duris sind wohl die Hauptquellen der vorhandenen Berichte. Ich
besclirSnke mich auf einige mehr äusscrllche Bemerkungen. In
der 4. Beilage p. 105 sqq. rückt der Verf. die Entstehung der
iSage Ton Alexanders Vergiftung durch Jpilas mit Flutarch in das
Jaiir 318 herab und erklärt somit die Angabe über djEis Beeret
des Hyperides für unhistorisch. Dessen ungeachtet erzählt abor
derselbe p. (>0: „auf Hyperides Antrag wurden ihm (sc. dem Jol-
las) goldene Kränze decretirt ^^ und entschuldigt diess p. 705 da-
durch, dass er es ^^der VolUtändigkeit wegen''^ beigefügt habe.
Siclier ist es übrigens dass sich spater die Partheien des einmal
entstandenen Gerüchtes häufig zur Verfolgung ihrer Interessen
bedient haben. — Die Flotte, welche ausgerüstet werden sollte,
wird p. 02 auf ^,40 Tetreren und 200 Trieren^^ angegeben, nach
Diodor XVIIL 10. Hier heisst es aber umgekehrt: 40 Trieren
und 200 Tetreren. Dieselbe Umstellung finden wir bei Herrn
Dr. p. 81. Ist sie absichtlich geschehen, so hätte sie wenigstens
motivirt werden sollen wie bei Grauert (p. 244). — Nachdem
sich Antipater nach Lamia zurückgezogen, heisst es p. 11, es wäre
für ihn ^^ keine Möglichkeit** gewesen^ sich bis zu den kambuni-
achen Pässen durchzuschlagen. Diese Unmöglichkeit leuchtet
aber nicht ein, da er wolü noch kein geordnetes thessalisches
Heer im Rücken hatte; das Motiv seines Bleibens war wolü elier,
dass bei seinem gänzlichen Rückzuge sowohl das aufrührische
Thessalien als auch der gesammte südliche Anhang völlig verlo-
ren scheinen musste. Ueberdiess aber ergiebt sich ein geheimer
Widerspruch , wenn der Verf. gleich darauf sagt : ,, Der Hafen
Fhalara gewährte den Vortbeil, dass Antipater im Fall einer Be-
41 Geschichte.
lagerung^ mit seiner Flotte^ welche der der Athener iiherle^M
wzT^ in Verbindung bleiben ^ durch dieselbe Zufuhr erfiaiten nod
minilestens der äussersten Gefahr entgehen konnte>^ Diese lets-
tcn Worte sollen doch wohl auf Einschiffung deuten ; dann wire
es aber nicht die Unmöglichkeit sich darchsusclüagen ^weten,
die ihn zum Bleiben vermochte , da ihm ja, wenn er den Abzugs
überhaupt ^e^ro//^ hatte , jenes Mittel zu Gebote stand. Ande-
rerseits aber disharmonirt wiederum die angeführte Stelle mit der
Erzählung von Lamia's Belagerung diurch Leosthenes (p. 72) : alle
Zugange zur Stadt wurden gesperrt^ namentlich die l^erbindung
mit Phalara und der See vollkommen abgeschniltenj* Dass diess
nicht geschehen könne ^ war ja oben gradt; als der Fort heil im
Fall einer Belagerung hervorgehoben ! — Der heilige Hieronj-
mus erzahlt (adr. Jovin. I p. S5)^ nach dem Tode des Leosthe-
nes habe sich dessen Braut, Demotions Tochter, selbst den Tod
gegeben, asserens, quamqnam intacta esset corpore, tamen, ai
altemm accipere cogeretur, quasi secundnm acciperet, quum
priori mente nupsisset. Herr Gr. (p. 259) , seiner Tendenz ge-
rofiss, nennt diesen Selbstmord ^, Heroismus ^^ Herr Dr. dagegen
(p. 14)9 der übrigens die Worte ein wenig zu frei übeisetzt, eioc
Art von „Affektation und Ueberspannthelt,^^ wie sie ,4n solchea
Zeiten nachtraglicher Freiheitsenthusiasterci gewöhnlich^ sei.
Das ist auch wohl richtiger, wenn doch einmal diese romanhafte
Erzählung für Geschichte passiren soll; mir erscheint sie jedocli
äusserst bedenklich, um so mehr als Leosthenes kein junger Mann,
ein Wittwer und Vater war. Unstreitig existirten über den lami-
sehen Krieg gar vi eleriei dichterische Ergüsse von grösserem' und
geringerem Umfange, in hochtrabenden W^orten, voll von episo-
dischen Würzen und erdachten Situationen; jene romant^he
Erzählung ist nun wohl nichts weiter als eine Reminiscenz de«
vielbelesenen Hieronymus aws irgend einem solchen lyrischen oder
epischen Gedichte, so dass ihr höchstens nur eine poetische, keine
geschichtliche Wahrheit zukäme. Auch seheint es, Herr Gr. nähna
sie bloss deswegen in den Text auf, weil er fiir seine Auffassungs-
weise ein Zeugniss, Herr Dr. aber, weil er für seine DarsteUun^
einen schönen Zug mehr zn gewinnen meinte. Wenigstens, duldet
mich , hatten Beide sie in die Noten zurückdrängen dürfen. —
Das Heer des Antiphilus giebt Herr Dr. p. 19 auf 20,000 M. m
F. und SMO R. an; Diodor (XVUl. 15) sagt aber ycBtovs per
digfivglovg xal digxi^iovg^ — IjCTtelgds — xlElovgxfSw
K t. X. Der Verf. beachtet fast nie dergleichen Beisätze, nnd
obgleich freilich in den meisten Fällen wenig oder nichts daranf
ankommen mag, so ist doch in einigen ihre Beachtung oder Nicht«
beachtung von entscheidender Wichtigkeit, wovon wir schon Bei-
spiele aufgefülirt. Es giebt Viele, die den Zahlen überhaupt
allen Wer^ absprechen; sie düri'eu jedoch das Urtheil nicht be-
atimmen , und der Verf. selbst zeigt xuweileiii sehr deutlich.
Droysen'fl GeichicBto des Hellimismat.
Zahlen - Yerscliicdenhciten ihm durchaug nicht als etwas Gleich-
gültiges erscheinen k. B. p. 449 n. S7 ; p. 450 n. S8. — Ich be-
merke nocli, dass von p. ^79 — 89 in den Cohimnentitcln die Jah-
reszalil S22 statt 323 stehen rauss.
Der Kampf der Athener unter Phocious Fuhrung gegen das
Streifkorps des Mikion schildert Herr Dr. p. 83 auf so ironische
Weise, dass wir uns entschieden dagegen erklären miissen , wie
gern wir auch seiner Schildenmg Athens im Gänzen beipflichte-
ten. Solche Hasenfiisse waren die Athener denn doch wohl
nicht. Es kann kein Zweifel sein, dass diese ganze Erzählung
bei Flut. Fhoc. 25 aus der gehässig übertreibenden Feder des
antiatheuisch gesinnten Duris floss. Mag der Auszug auch etwas
tnmultuariscli gewesen sein, so streitet doch das Faktum, dass die
Athener einen Tollkommenen Sieg errangen, offenbar gegen die
Anschuldigung eines so unmännlichen, fasclhaften Benehmens,
und umso mehr als Mikion ausdrücklich mit övxvolg ManB-
0001 xal iJLiC&otpoQoi^ gekommen sein soll. Ueberdiess schiebt
Herr Dr. Momente ein , die durch Flutärchs Worte nicht belegt
Y^erdcn können, und wodurch das Ganze einen noch weit krasse-
ren Anstrich erhält. Es wäre der Historie sicher angemessener
gewesen, wenn der Verf. nur gesagt hätte : Mikion kam und die
Athener schlugen ilin. — In dem Heere , weldics unter Krate-
rus aus Asien dem Antipater zu Hülfe eilte, werden (p. 83) 1000
pers. Bogenschützen aufgeführt; die ganze Aufzählung ist aus
Diod. XVllI. ,16 (diess Citat fehlt); die 1000 F^srser waren aber
nicht bloss Bogenschützen^ sondern auch Schleuderer (IJagöas
de xo^oTug xal 0q)Bvdovr}tag xiklovg). — Was der Verf. bei-
Gelegenheit der Kapitulation der Athener über die Uebersiede-
Jung nach Thracien sagt (p. 93 n. 84), ist soweit richtig, nur muss
bemerkt werden , dass das toig ßovXofiayoig gerade bei Diodor
steht« Warum Terschweigt nui^ der Verf., dass dennoch Diodor
ausdrücklich behauptet: o^roA fjilv ovv Svveg xXslovg rav diö^
fLVQlav Tucl öiöxMav iisteördx^r^öav kK,r;^g natgldog'i —
Wie der Ausgang des lamischen Krieges für die Gestaltung
der athen. Zustände yirährend des vorletzten Zehntels des 4* Jalir-
hunderts vor Ch. von massgebender Bedeutung war : so wälurend
des letzten Zehntels das Auftreten des Demetrius. Durchsein
Streben nach der macedonischen Krone ward seine Stellung zu
Athen und Griechenland wesentlich eine andere. Wir schliessen
demnach hier am Natürlichsten die Erörterung über seine späte-
ren Unternclmiungen und seine Herrscliaft in Macedonien an.
In den Berichten erkennen m ir wieder zwei Richtungen ; die eine,
dem Demetrius und seinem Hause günstige, ge)it >on Ilierony-
mus aus, die andere, wenn auch nicht entsclileden ungiinstig,
doch scharf auftragend, scheint wiederum auf Duris und seinen
Bruder Lynkcus fainzuleitcn, Dass Flutarch im Demetrius auch
den Fhjlarch benutzt habe^ y^ie Herr Qr. p, €82 meint^ bjezweiilc
DrojMo*i G«dblclite ief HelleBtfBiiit. #t
18). — Demetrins als König Ton M acedonien wird unt hei Flu-
larch (c 41 sq.) als ein höchst eitler Despot geschildert; diese.
ScIiiideniBg aber, die Herr Dr. p. fiUO sq. fast ganz aufuinmiti
Irigt so offenbar den Stempel der Debertreibnng, dass man schon
deshalb anf Duris rith. Diese Yenonthuiig wird gerade hier zur
völligen Gewissheit, da nach Athen, p. 5Sö Dtiris wirltlich einige
dieser Dinge in dem 22. Buche seiner Geschichten ganz ebenso
vortrug. Herr Dr. bemerkt diess in der Beilage p« 6H2 sq. selbst;
om so grössere Behutsamkeit hätte die Benutzimg erfordert. Na-
mentlicli scheint die Erzählung von deti Bittschiiften , die Deme-
trius im Angesicht der Bittsteller in den Ados geworfen , völlig
imglanblich. — Diese wenigen Blicke vom Standpunkte der Quel-
lenkritik ans^ mögen geniigen ; denn nach Vollständigkeit zu rin-
gen ist nicht meine Absicht, und diess mag für alles Frühere und
Folgende gesagt sein. Wir diirfen , namentlich bei unserem AI-
tttihum, nicht läugnen, dass in den Mitteln und Zwecken der
Quellenkritik hau6g eine Wechselwirkung und demnach eine Art
TÖn Cirkclbewegong Statt findet Das Gepräge der abgeleiteten
Berichte fiihrt zu Vermuthungen über ihren Urspnmg, imd der
CJiarakter der mnthinasslichen Quelle hat andererseits wiedcT
etwas Massgebendes bei der Beurtheiiuug der Berichte. Aber
finden wir nicht solche Kreisbewegungen in allem Menschhdien,
in jeder Gedankencntwickelnng, in jeder Gestaltung des Wis-
•ens Y — Wo die Quellenkritik, den Spuren gleichzeitiger lieber-
Ueferung emsig nachforschend, zu gar keinem Besultate gelan-
gen kann, da bleibt noch ein zweites Kriterium der historischen
WAihdt, das, mit dem ersteren verbunden, zu Tollgiiltigen, —
aflein st^hmid^ wenigstens zu approximativen Entscheidungen
Mürt; ich meine den sachlichen ProbabilltälSGakul, die combin^
tonische Sachkritik* Es bleibt nimlich , wenn alle Kenntniss der
Frimirquelicn abgeht, £e Frage, in wiefern aus inneren Gründen,
au» der Lage der Dinge, ans einer naturgemässen oder nothwen*
dlf bedingten Richtung der Eulwickelungen, ans Unmöglichkeit
tai und Widersprüchen die Torhaudetten r^^achrichtea gegliedert,
gdraiBt ^er vereinigt; 'aufgehoben, mod|fidrt odev oonstatirt
wMlt*n (können. Diese Methode, auf die wir uns in. der Dia«-
deefaengeschicfate nicht selten bescfarinken müssen, hat der ¥er£,
wie mir scheint, öfters mit Glück angewandt, theils oflTen in den
Noten',' tiieila stillschweigend in dem Text,, und zwar sowohl in
Btsujp «i£ einzelne speclelle Pnncte (z. B. p. 08$ p. 10 wo idi
SU n. 3& bemerke, dass auch blosse Säumigkeit Grund der Un-
tUUlgkeÜ des Vdoponncsus gewesen sein könnte; p. 82; p. 45Y
■q« n. s. w.)^ als auch in Betreff des allgemeineren pragmatisdien
Sbisammenhangef) 'der Begebenheiten. Namentlich ist dieSorg-
Mt anzuerkennen, mit der der Verf. Cörmliche Lücken in. der*
fieschichte hypothetisdi zu erganzen benAhi UU ä^ Vi^ ^fsew
MpretkMUr 810^*90»^ und auch aonsi «.1^. i^ &\\. ^^ ^gsvaSfisic-
48 G • • e h i 6 h t'e»
licher hent zu Tage Yerninfliiin^ii der Art, um 6eliiiii|^ m er-
langen, mit krasser Apodiktik aoftreten, je lobenswerüier er«
■cheint es, dass der Verf. in so vielen offenbar unsicheren Stel-
lungen von 'allem SicherthunwoUen sich frei erhilt; und wenn
daher auch nicht jede der aufgestellten Ansichten Jedermann,
noch in jedem ihrer Theile befriedigen, ja luweilen gans anderen
Uebenscugungen Raum geben dürfte, wenn es Tielleicht selbst
nicht unmöglich wäre, hier und da aus weit versprengten und
versteckten Notizen, ohne Hypothesen, ein bestimmteres Licht
m gewinnen : so werden doch die bescheidenen und Torsichtigen
Aeusserungen des Yerfs., wie wir sie p. 391, p. 741 u. a. a. O.
lesen (in Bezug auf p. 641 können wir dless jedoch nur mit Ein-
schränkung sagen), von absprechenden Urtheilen zurückhalten.
Wo ip^ir nicht wissen^ sind viele Möglichkeiten^ die sich alle mehr
oder minder zu Wahrscheinlichkeiten erheben lassen ; es kommt
daim freilich darauf an, welches die wahrscheinlichete Wahr-'
ucheinlichkeit sei.
Nur zwei Puncto hebe ich aus der Anwendung dieser ccmsbi«
natorisclicn Sachkritik hervor« Herr Dr. setzt die Schlacht von
Gaza „lange vordem längsten Tage, vor dem Monat Juni des
Jahres 312" (p. 373), und zwar wie aua den chronologischen
Tabellen (p. 730) ersichtlich, um den April. Die Argumente
haben aber keine hinlänglich überzeugende Kraft und lehnen sich
zum Theil sogar wider das Resultat selbst auf; denn wenn der
Verf. schliesst, es müsse eine Jalureszeit gewesen sein „wo etwa
um 5 Uhr die Sonne unterging,^^ so ist zu beachten, dass nach dem
geographischen Klima von Gaza, die Tage vom 23. September -
bis zum 31. December von 6 bis auf 5 Uhr ab-, und «von da
bis zum Sl. März von 5 bis. auf 6 Uhr zunehmen, im April also
die Sonne schon nach 6 Uhr untergeht. Ueberdi^ ist jener
SchlusB kein nothwendiger; er beruht darauf, dass nach. jenei^
Schlacht Demetrius bei Sonnenuntergang unter den Mauern voa
Gaza;, um Mittemacht (zcspl fiif^$ vvxrag Diod. XUL 85) bei
Azotus war , das 370 Stadien oder 28 MilL von Gaza entfernt la^
(also fast 7 Meilen, nicht „/as/ secAs^^ vde es im Text lidsst)«
„WQzn, wie der Veif. meint, die vom Ctef echte ermüdeten Pforde
mehr als 6 Stunden brauchten.*^ Wie will ihan aber so genau 'die
SchnelUgkeit messen, mit der die Fliehenden ihre Gaule antrei-
ben moditcn; man könnte ebensognt 5 Stunden annehmen, und
darnach auf den Juni oder Juli schUessen, wo die Sonne bei Gaza
gc^en und um 7 Uhr untergeht Endlich, da bei einer so feinen
Combiiiation auf ^ Stmide mehr oder weniger sehr viel alkkonunt,
Hesse ja das sccpl iiicag vvtitng ebensogut die Annalunc zu, dass
Demetrius etwa um 1 Uhr in Azotus angelangt sei* Wenn wir
nun hierauf anwcndto „dass wenige Wochen nach der Sdilacht
SeleiikuB gegen Babyioo eilte und die Stadt gewaim, von welcher
Be^beuheiL die Aer^ Üei Seleuciden daiki ^\. Octtff. &LiV.'.!
Droysen^s Geschichte des Hellenismas, 4ß
r
80 ist • da wir die Zeit während des Marsches und his zur Ein-
nähme zwar nicht genau berechnen können ^ die Unternehniiun|;
aber als eine sehr rasch ausgeführte erscheint, der Juli für die '
Zeit der Schlacht gewiss Toilkommen ebenso wahrscheinlich wie
der April, vielleicht sogar noch wahrscheinlicher ; denn auch aus
der Angabe bei Pausan. I. 6 ,, dass Antigonus seinen Uebergang
über den Hellespont wegen der Nachricht von jener Sc^a9ht
aufgegeben habe*' folgt keineswegs mit Sicherheit, dass diese .
Nachricht „Tor dem Ende der Winterquartiere ^^ (die er in Klein-
phrygien bezogen hatte) , oder „ wenigstens vor dem Wiederbe-
ginn der Feindseligkeiten^^ eingetroffen sei. Seine Rüstungen,
und wer ^eiss welche Angelegenheiten sonst, können die Aus-
führung seines Planes immerhin auch bis in den Juli hinein ver-
hindert haben; wir Isind also ebenso befugt anzunehmen, erst in
diesem Monat habe Antigonus die schlimme Kunde vernommen^
und vielleicht um so mehr, als Herr Dr. selbst dem Pausanias bei
Gelegenheit einer hiermit genau zusammenhängenden Angabe -
eine ^^entschieden unrichtigem^ Chronologie vorwirft (p. S63
n. 37). Wir wollen nichts entscheiden; aber auch die Berech-
nung des Yerfs. kann vorläufig nicht als ausgemacht gelten ; da-
durch wird nicht wenigen chronologischen Bestimmungen in wei- .
teren Verlauf der Erzählung, welche derselbe auf sie gebaut hat,
die gleiche Ungewissheit mitgetheilt. Den rapiden Success des
Seleukus ersehen wir aus Herrn Dr/s eigener Darstellung (p. 377
sq.). Missllch ist, dass Seleukus seinen Soldaten zur Ermuthigung
glückliche Wahrzeichen angekündigt haben sollte , die ihm das
Königthum verheissen. Denn im Jahre 312 dachten die Feld-
herren noch nicht daran, sich jeder für sein Land den Königstitel
beizulegen, oder Hessen doch wenigstens den Wunsch nicht laut
werden ; auf das Königthum hoffen , konnte also damals nichts
Anderes heissen , als nach der Erbfolge in Alexander^ ungetheil-
tem Reiche stf%ben. Nun war Seleukus durch Ptolemäus allein
in den Stand gesetzt worden, sein Wagniss zu versuchen; er wird
sich also wohl gehütet haben, dergleichen Vorbedeutungei|, wenn
de auch wirklich geschehen, ohne Weiteres auszuplaudern, bevor
er noch irgend einen Yortheil errungen, das hätte dem Ptolemäus
hinterbracht werden , und dieser dann seine Hand von ihm abzie-
hen können. Jene Angaben vertragen sich also nicht mit der
Lage der Dinge, und ebensowenig mit dem Charakter und der
Politik des Seleukus, die wir nie unverholen aglren, sonderii stets
im Trüben fischen sehen. Sie sind entlehnt aus Diod. XIX. 90
(nicht 91, wie wir p.'378 n. 52 lesen; diess Citat würde vielmehr
zu dem weiteren Verlauf der Erzählung gehören) ; wer erkennt
in ihnen nicht wiederum die Züge des Kardianers, der grade da-
mals bei Antigonus, dem Todfeinde des Seleukus in so hohem
Ansehen stand ? Noch in demselben Jahre setzte ihn jener zum
Verwalter der .Asphaltfischerei auf dem todten Meere ein,' wie
N^Jükrl.f,IUl,u.Fk«d.Qd,EHt.Bm.Bd.TJX»mt.\. 4 '
Getcliichte.
Dfodor nur wenige Capitel später (c. 100) erzählt ^ mid zwir mit
dem gewöhnlichen Zusätze: ^^der die Geschichte geschrieheD.**
Hieronymns selbst mochte jedesmal, wenn er in seinem Werke Ton
sich sprach, einen ähnlichen Zusatz gemacht haben; bei Diodor
ist er stets ein Zeichen , das« der Autor ihm vor Augen liegt.
Man sieht aber ans jenen Angaben offenbar, dass Hieronymns
den Seleukns nicht so gut kannte oder kennen wollte, wie die
Könige und Grossen, mit denen er täglichen Umgang pflog.
Der zweite Punkt betrifft ebenfalls den Demetrius^und zwar
einen seiner wichtigsten Versuche die Stadt Rhodus zn erobern
(Diod. XX. m). Herr Dr. (p. 491—493) giebt den Plan des De-
roetrius so an: 1500 M. seien beordert worden ,,um die zweite
Nachtwache sich möglichst still der (schon früher gelegten)
Mauerbresche zu nahen, die Posten zu erschlagen, sich in die
Stadt zn werfen , dort sich wo möglich auf der Akropolis oder
dem Theater fest zu setzen , bis am Morgen das Zeichen zum
Stnrm draussen ertönte, dann von innen hervorzubrechen." In
der That, sie überrumpelten die Posten im Graben, bemächtigten
sich der Bresche , drangen in die Stadt, „zogen sich rechts hin*
auf nach dem Theater." Als am Morgen Demetrius das Signal
zum aligemeinen Sturm giebt, vertheidigen die Rhodier Häfen
und Mauern tapfer, der Stirnn wird gimzlich abgeschlagen und
die 1500 in der Stadt niedergemacht — Wir finden es billig,
wenn dem Verf. „diese Operation des Demetrius jedenfalls seU^
sam** erscheint Jeder Leser wird sich sagen, mit der Besitz-
nahme d!er Bresche war ohne Weiteres dem ganzen Heere der
Eingang in die Stadt geöffnet Und diesen Yortheil sollte De-
metrius gar nicht^ gewollt, sondern ganz widersinniger Weise nnr
beabsichtigt haben , ein den Rhodiem bei Weitem nicht gewach-
senes Hä'uflein in die Stadt zu werfen, damit es sich dort anf
gut Glück herumschlüge? Sein Plan muss nothw^ndlg der gewe-
sen sein , eine den Belagerten überlegene Macfit eindringen zu
lassen, und seine Ordre etwa dahin lauten, dass jene Elite sich
geräuschlos des Einganges bemeistem und ihn behaupten sollte,
bis die gehörige Truppenzahl in der Stadt wäre. Das Misslingen
des ganzen Planes muss man sich wohl so erklären: Die 1501^ er-
stiegen zwar glücklich die Bresche, aber augenblicklich entstand
auch Lärm in der Stadt; die übrigen zum Nachdringen bestimm-
ten Corps kamen nicht schnell genug heran, sei es dass sie ab-
sichtlich aus Ungewissheit über den Erfolg zögerten, oder 'dass
sie unwillkürlich den passenden Moment versäumten. So ge-
wannen die Rhodier Zeit, um mit den 1500 frisch angekomme-
nen Aegyptern, die Eingedrungenen, die sie nicht mehr ganz
zurückzutreiben vermochten, abwärts in die Stadt hineinzudrän-
gen, und durch schnelle und starke Besetzung des gefährlichen
Punktes wenigstens allem ferneren Eindringen Einhalt zu thun.
So war denn Jenes Corps eigentlich nur abgeschnitten ;
Droysen't Geschichte des H^enisinak. 51
zog es sich nach der Gegend des Theaters hin und erlagt endlich
der Uebermacht. Diess Er^ebniss des Zufalls darf aber nicht a|8
die urspri'm^iiche, Absicht gelten; und der Sturm am Morj^en war
ohne Zweifel nur ein Auskunftsmittel, ein Versuch, ob aus dem
unerwarteten Ausluge dennoch vielleicht ein Vortheil zu ziehen
und der Schaden zu redressiren sei, die Ver^eblichkeit dcsseib^i
aber keineswegs di^ Ursache, weshalb der urspriingiiche Plan
gescheitert. Diodors Bericht ist zwar wirklich unklar und un-
genau, aber doch nicht so seltsam, wie man nach Herrn Dr/s Dar-
stellung glauben sollte. Er sagt nicht, dass die Absicht des De-
metrius die gewesen sei , ein vereinzeltes Corps in die Stadt lU
werfen, sondern die, die Stadt Nachts zu überrumpeln: ^ijfiif'
tgiog ÖB diavorjd'Blg vvxrog ixi^sö^at xy tcoXbl xaid rd nznxm-
xog xov t%l%ovg; nur Herr Dr. ist es also, der diess auf die
1500 beschränkt. Ferner hat der Verf. die unerwarteten Ergeb-
nisse, wie die Besetzung des Theaters u. s. w. in die Ordre der
Letzteren als Momente derselben aufgenommen; bei Diodor lau-
tet diese aber nur dahin: r,6vxy ngoöeX^slv tci tBi'xBv nspi
dBVTBQav (pvXaKijv, was gewiss nicht so zu ergänzen, wie Herr
Dr. gethan. Das Folgende bei Diodor kündigt sich nun freilich
als ein nachlassiges Excerpt an, doch ist es immer noch von der
Art, dass man darin den ursprünglichen Bericht seines Gewährs-
mannes als mit imserer Auseinandersetzung übereinstimmend er-
kennen kann. Es liesse sich auch nicht gut denken , dass Hiero-
nymus, der unzweifelhaft zu Grunde liegt und wohl der Affaire
beiwohnte, so wenig militärische Kenntniss sollte besessen haben,
um den Operationsplänen des Demetrius so seltsame und halbe
Massregeln unterzuschieben.
So viel im Zusammenhange von der Anwendung der Kritik
auf den Stoff. Für das blosse Beschaffen desselben ist dieHaupt-
bedingimg die der äusseren Treue und Genauigkeit. Freilich
sind in einem Buche von solchem Umfange wie das vorliegende
Versehen der Art etwas schwer zu Vermeidendes ; und man fin-
det solche bei den ausgezeichnetsten Historikern, deren Ruf des^
halb nicht minder unerschütterlich fest steht. Eine Beschöni-
gung soll aber hieraus nicht folgen ; ist die wiederholte ControUe
auch eine sauere Arbeit, sie muss geschehen, auf dass das einge-
schlichene Uebel so viel wie möglich verringert werde, der An-
schein von Flüchtigkeit verschwinde und das höhere Verdienst
nur um so ungetrübter erscheine. Es wird selten eine belohnende,
die Wissenschaft wahrhaft bereichernde Mühe sein, in einem
Werke von Anfang bis zu Ende nur solchen äusseren Verstössen
nachzuspüren. Daher enthalten die folgenden Notizen nur solche
Versehen, die mir ausser den schon früher berichtigten, hier und
da zufällig aufstiessen. Ich führe sie auf, damit ihre Wahrneh-
mung nicht nur dem Leser des Buches, sondern auch dem Herrn
Verf. selbst zum Nutzen gereiche ; denn nicht Sucht zu kritteln
4*
O • • c li i e li i e/
leitet BddL, soodern da« wissenschaftKche Interesse, die Verroll-
kommniuig grosser Fihi^eiten auch im €reringen xu fordern,
Gleidi nach Alexanden Tode empörten sich die Militiil[0-
lomeen in den oberen Statthalterschafteii. Es waren mehr als
20000 Mann Fnssrolk nnd 3000 R« , Ge^en sie schicke Perdikkas
den Leibwichter Pithon mit ^t^OOO auserlesenen Macedoniem nnd
800 Reitern "^ (p. 57). Schon hierin ist eine Un^enanigkeit ;
Macedonier nnd Reiter können doch nimmermehr, einen Ge^n-
satx hUden. Ans Diod. XVIII. 7 (nicht XIH. 7, wie p. 58 steht)
sehen wir worin der Fehler steckt: IxliqgcoöBV^ heisst es, iictmv
Maxhdovmv XB^ovg fiiv tgtitxiXlovg, txxug ds oxtaxoölovg;
also Reiter nnd Fussvolk bilden den Gegensatx, nnd jene wie
diese sind Macedonier. Femer sa^ Herr Dr., die nächsten Sa-
trapen hatten Refehl erhalten ,, 1000 M. Fussv. nnd 600 R«"^ zii
Fithon stossen tu lassen; durch die vereinigten Trup'pencorps
werden nun die Kolonisten, erprobte Veteranen, mit leichter
Muhe überwüti^ , d. bu 23,000 M. durah 5,000 M. Unmög-
lich! Hier ist wieder ein Versehen. Nach Diodor (L c.) sandten
die Satrapen 10^000 M. Fussv. und 8,000 R. {livglovg ^Iv n%^
Jiovg^ Ixnug Sk oxxaxiöxtXiovg) y also gerade das Zehnfache.
Unglücklicherweise nnd die folschen Zahlen des Verfs. ausnahms-
weise mit Rttchstaben gedruckt.
£nmenes erregt Staunen (p. 107), weO er in kurzer Zeit dn
vollkommen geübtes Reitercorps ai^stellt. Hier ist eine ge-
naue Zahl nicht unwesentlich; Plut Eum. 4 giebt 0300 an, Herr
Dr. auf ihn sich beziehend 0500; das ovx IXixtovg ist dodi
wohl nur ein Znsatz der Rewunderung, keine Andeutung, dass
die Zahl noch grösser gewesen. — Seite 176 werden in dem
Heere des Antigonns gegen Alketas und Attalus 10 Elephanteil
aufgeführt. Diese Zahl findet sich in den n. 40 angezogenen
Steilen bei Polyan nnd Diodor nicht; fiberdiess erscheint kurv
vorher (p. 100) Antigonns dem Eumenes gegenüber nur mit
80 Elephanten, und wenn Herr Dr. (p. 102) bei der Theilung
des Rei^bsheeres zwischen Antipater und Antigonns die lkiq>cnf'
tag tav tmvx&v tovg '^filötag (Arrian bei Phot. p. 72 b. 25)
auf 70 angiebt, so ist das eine Rerachnung, die der Regrnndung
zu entbdiren scheint; denn wenn auch der Verf. (p. 185) be-
hauptet: „die sammtlichen Elephanten Alexanders ^^ hätten sich
Im Heere des Perdikkas gegen Ptolemäus befimden, so darf diess
doch um so weniger zu einer Folgerung Aniass geben , als sich
die Behauptung weder diurch Diodor noch durch Arrian, die bei
diesen Vorgängen zu Grunde gelegt sind, bestätigen lässt. Aber
selbst wenn diese Angabe begründet wäre, so fragt es sich, ob es
denn gerade 140 waren; und auch diess vorausgesetzt: folgt
' daraus, dass Antipater noch ebenso viele gehabt, und demnadi
die dem Antigonns übergebene Hälfte 70 betragen haben müsset
Und endlich auch diess zugegeben, so berechtigi dodi Nfehts
Droyiea'« GefcIndkU) det OeUenifdiiii. M
zn der Annahme, dass alle TO bei jenem in Frage atehende«
Ereignisae im Heere dea Antigonua geweaen, und swar am ao
weniger, ala eben kurz vorher deraelbe» wie bemerkt, mit SOEle«*
phanten erscheint. Bestimmtheit ohne Beweis ist auch im 6e«
ringen unzulässig. — Wir lesen p, 286, dass die gegen Potjsper-»
chons Admiral Kiitiis unter Nikanor vereinigte Flotte dea Kassan«'
derund Antigonus aus 130 Schiffen bestand; davon aeien IT
durch Kiitus in den Grund gebohrt, 40 genommen, die übrigen
nach Chalcedon geflächtet, und dieae letzteren aeiendO an der
Zahl gewesen; dann hätte aber die ganze Flotte nur aus 117
Seh. bestanden«^ Der Widerspruch erklärt sich aus der ungenaueii
Verknüpfung verschiedener Angaben. Die Zahlen 130 und ßO
sind aus Polyaen. IV. 6, 8; der Unterschied ist also 10; und in
der That Polyän sagt: anißalB vavg ißdofujttovtuc. Nun
nimmt aber der Yer£ die Zahl der verlorenen Schiffe 17 +40
aus Diod. (XYIII. 92) auf, der seinerseits die €resammtzahl nur
tLuf nlslovg tav ixaroV, die der Geflüchteten gar nicht angiebt.
Auf die Abweichung beider Quellen macht der Verf. nicht auf^
merksam, wodurch der Widerspruch lun so auffallender eru
acheint. — P. 341 n. 11 fehlt in der StdUe dea Diodoir (XIX;
61): toiQ Maxiddöi huder : äxodtp. -^ '
Diodor zählt (XIX, 80) die Truppen, wAtienea Ptolemäua
gen Gaza zog, folgendermassen auf: ixov na^ovg fihv fiVQlovQ
OKtctxiöx^Uovg ^ Innelg de tBtgaxiöxi'Uovg' mv ilJ6ecv ol (lev^
MaUBiovsg^.ol 81^' ai6^oq>6QOi' jilyvxtlmv 81 xXs^og^ to (ihv
xofil^ov ßiinjKal tr^v ukkriv naga^utv^^ to di Ka9mxki6ith^o¥
xa\ ngog ^dxTjv Xf i}<^^/foi/. Von I;^i9v hängen also 3 Bestimmun-
gen ab: ^B^ovg uhv — , tnxBig dh — , und ^^/yvxr^cin' dl 9eA^-
^og — ; das dv rjöav ot fiiv — , ol 8i — bezieht sich dagegen
allein auf XB^ovg und txjCBlg. Diese Beziehung und jene Ab^,
hingigkeit verkennt Herr Dr. , wenn er pt* 308 die Stelle so zu-^
aammenzleht : „mit 18,000 M. F. und 4,000 Reitern , theila M a-
cedoniem, theils Söldnern, theils ägyptischem Volk, das entweder
nach macedonischer Art bewaffnet mitzog, oder ab Packknechte
und Trossbuben bei dem Gespann- und Geschützwesen diente.^
Hieraus entsteht der Uebelstand, d&ss der Leser glauben könnte,
das gesammte Heer mit Inbegriff der Aegjpter sei nur 22,000 M.
stark gewesen, während Diodor sSmmtliche Aegypter, sowohl die
Bewaffneten als den eigentlichen Tross von jener Swmne aus«
Bchliesst
Noch will ich hier einige Bemerkungen vermischten Inhaltes, '
mit denen ich den bisherigen Zusammenhang nicht unterbrechen
durfte, lose aneinanderreihen; sie werden znweiien schon geäus-
serten^ allgemeinen Urtheilen zur Bestätigimg dienen, oder zwei-
felhafte Punkte zur weiteren Anregung und Forschung in Frage
stellen. — Das Vertrauen des Leonnatus gegen Eumenes (p. 102)
.hat groase Dunkelheiten und musste einer strengeren Prüfung
M Q.«fo1ilolitflu
«iilerwinfen werden. — Wenn die Pisidier p. 105 als krfiftig and
«heraus tapfer geschildert werden , und wie sie ^yUnbewältigt in
ihren. Bergen>^ sasseA: so ist die plötzliche Wendung unerwartet:
^schnell und leicht wurde Laranda genommen.^ — Aus gerin-
gen Andeutangen bei Arrian und Diodor hat der Verf. p. 108 sq.
ausführliehe Verhandlungen zwischen Perdikkas^ Alketas und
Eumenes über die Frage, ob der EIrstere sidi mit Kleopatra oder
»it Nicaa Tennahlen solle, zusammengesetzt, und Reden zu re*
stauriren versucht , von denen wir nichts wissen* Dabei ist die
Folge derselben gegen die positiven Angaben geändert, nach de-
■en zuerst Ebraenes und dann Alketas gesprochen haben soll,
nicht umgekehrt wie bei Herrn Dr. Statt dieser misslichen ora^-
torischen Versuche, hätte der Verf. vielleicht lieber ganz objectiv
das Für und Wider erwägen sollen; wie nämlich für Kleopatra die
Geburt, fSr Nicäa die Gewalt ibres Vaters Antipater sprechen
musste; wie jene zu erzürnen, wenigstens vor der Hand nichts
schade, diesen*. aber durch Zurücksetzung seiner Tochter zu be^
leidigen, sogleidi die gefährlichsten Folgen haben konnte. Auch
ist die Zuversicht und Bestimmtheit nicht zu billigen, mit der der
Verf. die Absiefailen des Perdikkas detaillirt. -*- Was hat es für
eine Bewandtniss mit dem Citat aus Cornel. Nep. 117 n; 39. Die
Worte, ohne Abgabe des Kapitels (sie sind aus c. S) werden un-
genau und mit dem Accusativus cum Infinitive angeführt, als seien
sie indirect aus einem grösseren lateinischen Stücke enüeimt^ wo
es etwa heisst: Cornelius dicil nequc . . • • habuisse Eumenem etc. —
Ben Zweikainpf des Eumenes und Neöptolemus schilderte der
Verf. mehr nach Plntarch und auf eine nicht recht glauUiafte
Weise; es scheint natürlicher, dass liicht Neöptolemus , .scmdem
wie Diodor (XVIII. 31 ) erzählt, Eumenes sich zuerst wieder enir-
porgearbeitet habe. Wie dem aber auch sei, wenigstens hätte
die Abweiehfing . beider Berichte nielit ganz übergangen werden
sollen. •*— Zu p; IM bemerke ich, ob nicht die Ermordung
des Perdikkas im/Binverstspdiyss mit Ptolemäus vollführt sein
möchte? -^ Ite Jahre 320 bemächtigte sich PtolenuLös gewaltsam
Hier Weise Syriens, indem; er den bisherigen Satrapen Laomedon
gefangen nehiBen und najch Aegypten transportiren liess (p. 174)«
Es entsteht hier die Frage, wie denn das* der Reichsverweser auf-
nehmen moehte? Sicher verschrie Ptolemäus den Laomedon als
einen Perdikkaner und nahm diess zum Vorwand seines eoup de
main; Antipater musste sich dann wohl dabei beruhigen, aus Un^-
vermögen, die Ehrerbietung aufrecht zu erhalten. Aber y^gleick"
gültig gegen des Lagiden Invasion ^^ (p. 180) war er gewiss
nicht. — P. 174 citirt der Verf. den Zonaras als Autorität, und
hierauf denJosephus; Zonaras kann aber in der That hier, wo
er nur den Josephus excerpirt, gar nicht neben diesem zum beson-
deren, viel weniger zum vorzüglicheren Belege dienen* Auch
kann man wohl nicht sagen, ^^von Zonaraa^^ sei „die Pcophezeiuii^
Droysen^f GegcbTchta des HeUtniraiuf» 5)
Danielis vom Panther u. s. w. auf die Ditdochenseit gedeutet ^^
(p. 688)^ da derselbe auch bei dieser Deutung nur Anderer Worte,
ohne eigeneiB Urtheii^ wiederholt. Ich hoffe baldigst eine Un-
tersuchung über die Quellen und den Werth dieses erbärmlichen
und doch so unentbehrlichen Scribenten raittheilen zu können. —
Im Jahre 319 ist Nikanor, der Phrurarch Kassanders^ im Besits
von Munychia; durch einen nächtlichen Ueberfall bemächtigt er
sich auch des Firäus. Sogleich entstand Lärm in Athen, dem Ni-
kanor werden durch eine Gesandtschaft Vorstellungen gemacht^
aber vergeblich. Diess geschah ohnis Zweifel gleich in den näch-
sten Tagen nach dem Gewaltstreich, und Anderes geht auch we-.
nigstens aus des Yerfs. Darstellung nicht hervor. Nun fährt aber
d^r Verf. noch in demselben Alraatse (p. 224) ohne Unterbre^
chung fort: ^Um dte«etteZeit erhielt Nikanor auch ein Schreiben
van der Königin Olympias, mit der Weisung, er möge den Athe*.
nem Munychia und den Piräus surückgeben.^^ Unbedingt wird,
jeder Leser die Eingangsworte „um dieselbe Zeit^^ auf die Be-
setzung selbst oder doch auf die Gesandtschaft beziehen; und
gerade das geht nicht. Olympias befand sich damals in Epirus;
wie lange musste es nicht währen, ehe sie Nachricht von der Be-
setzung des Piräus erhielt und ,ehe gar ein Schreiben dariiber
von ihr an Nikanor gelangen konnte 1 • Der Mangel ist diessmal
ein übertragener, die Angabe wörtlich entnommen aus Diödoii
XYIII. 65 (diess Citat befindet dch bei Herrn Dr. gar nicht ^ und
unter n. 36 muss statt Diod. XVIIL 63 nothwendig 64. stehen).
Wenn übrigens der Verf. später (p. 238) von den vergeblichen
Bemühungen, di)e Besatzung des Eassander aus den Hafenstädten
zu entfernen, spricht und hinzusetzt: ^audi dier Königin Olympiaa
Briefe waren vergeblich gewesen,^ so kann dieser Ptaral die Vor\
Stellung von wiedeiholter Verwendung erwecken und um so stutzig
ger machen, als die Stimme der Königin gerade um diese Zeit
wieder anfing von Bedeutung und Einfluss zu werden. So viel
ich aber weiss ^upd so viel aua Herrn Dr.'s eigener Erzählulsg
erhellt^ durfte hier nur von einem einzigen Briefe die Rede seih;
Diodor selbst hat den Singular kctözoXi^, -^. Hat der Verf.
p. 336 n. 3 wirklich sagen wollen: „aus Pisfdien Schiffh
aufbieten 1 — Was derselbe ib. n. 4 auf Seleukus und Peucestas
bezieht, kann auch auf Aithidäu/i, den früheren Relchsverwesee
und Satrapen V0& Klein *Phrygien, bezogen werden. — Uebee
die Angabe des Pausanias (I. 6) von dem Abfall der Cyrenäer be^
merke ich zu p. 3/)3 n. 31, ob nicht vielleicht zwei Aufstände den
Schein der Unrichtigkeit veranlasst haben könnten t — Der Aus-
druck ,,über den Euphrat^ p. 388 Z. 17 ist ungenau, da Babylon
auf beiden Seiten des Flusses lag und also die Babytonier des
Westufers bei einem Zuge ,,in die arabischen Wüsten^^ bei Leibe
nicht über den Euphrat gehen durften , wofern sie nicht zu glei-»
eher Zeit eine Reise um die Welt zu machen beabsichtigten. — •
S6 G«t€hiolite,
Herr Dr. fibersetzt p. Wi die RieseDmaschine des DemetriuSf die
HelepoUs durch Nehmestadt; ich dfichte, es miisste umgekehrt
heissen: Stadtnehme. — Wenn die NoTembernacht an der Küste
Ae^ptens lu 14 Stunden angegeben wird (p. 469 n. 13); so
stimmt diess nicht ganz mit dem geographischeti Kiima überein;
sie dauert wohl nur 18 — 13^ Stunde. — Die Mauen, die den
Hafendamm von Rhodus beschloss, wird p. 482 für ^^medrig und
schwach^ ausgegeben, und doch heisst es p. 480 mit Bezogt auf
sie: ,,die mächtigen Mauern u. s. w/^ — - Wir lesen p. 527:
,,Lysimachus war ihm (sc. dem Antigonus im Jahre S02) zum
dritten Maie entkommen ;^^ aus der Erzahlimg selbst geht heryor,
dass es zum 2. Male war. — Demetrius, als er im Jahre 286 von
Agäthokles in Cilicien eingeschlossen worden, sah sich genöttiigt
bei Seleukus Schutz zu suchen. Er schrieb an ihn. • Aber wer
mag es glalibcn, dass ein Demetrius sich zu den ,,elendesten De-
müthigungen ^^ erniedrigt, dass er an Seleukus, wie der Verf.
p. 620 berichtet, geschrieben hätte: „ihm bleibe^ keine Hoffnung
als Seleukus Grossmuth ; er möge Erbarmen haben mit ihm, des-
sen Elend selbst das Herz des bittersten Feindes erweichen müsse,
Erbarmen um des Diademes willen, das er einst getragen , Erbar-
men um seiner Tochter wilien.^^ Hier liegt gewiss eine unlautere
Quelle zu Grunde; der Verf. nennt sie nicht; es ist aber ohne
Zweifel Plutarch (Demetr. 47) , der zwar die Demüthigung nicht
so ins Extrem ausmalt wie Herr Dr. , doch aber übertreibend ge-
nug sagt : yQciq>Bi itgog ZbXbvkov iTttötoX^^v , iiaxgov rii;a t^g
uvtov tvxijs oövQfiov, hlt^ noXXriv Ineölav xal dii]6iv %xov6av,
Avögog oIkbIov laßslv oIkxov^ aJ^tanal nolBfilotg övvaXy^öixf
nBTtovüOTog. So konnte nicht Hieronymus, der Freund und
Anhanger des Demetrius, wohl aber Duris schreiben^ Die An-
gabe, Lysimachus habe 2000 Talente geboten, wenn Seleukus den
Gefangenen aus dem Wege räume (p. 627), rerräth dagegc^n
recht deutlich den jFIieronymus, dessen ausnehmende Partheilich-
keit gegen Lysimachiijs , den Zerstörer seiner Vaterstadt Kardia,
hinlänglich bekannt ist (Pausan. 1.9^ 10. Tgl. de fontib. p. &5);
und zweifeln dürfen wir am so weniger als gerade Diodor es ist,
4er diess so ausführlieh meldet (XXI exe. de Y. et Y. p. 561.
Auch Plut. Dem. 51 muss offenbar derselben Quelle gefolgt sein).
Sicher war das ganze Gesehichtcben nur ein Gerücht, das Hiero-
nymus mit Begier auffasste und für wahr hielt oder ausgab*
Herr Dr., der doch dessen Hass gegen den Beherrscher Thraciens
als constatirt anerkennt (p. 670 sq.), hätte unfehlbar die Sache
behutsamer behandeln dürfen. — Ueber die letzten Schicksale
des unglücklichen Agäthokles von Thracien folgtHerr Dr. p. 635 sq.
mit Recht der vollgültigen Autorität des Memnon , welcher un-
bedingt hier wie in unzähligen anderen Punkten seinen vielbe-
wanderten und in seiner Yaterstadt einst hochangesehenen Lands-
mann Nymphis vor Augen hatte, über den gerade er uns so
s
Droysen^t Get diichte des HelleBifmiit, ST
lidcliti^ Notizen aufbewahrt hat (S. Droysen p, 687 §q. rer^ i.
de fontib. p. 16. 23. 40 und 01b. Pseph. im Rh. Mos. Bd. IV.
Heft 3 p* 386 sq.). Dem Memnon geg^eniiber ist das Zengniaa
Lucians , namentlich in dem luftsuchtig^n Icaromenipp Null und
nichtig; er verdreht die Geschichte, wenn nicht aus hämischem
Muthwiilent, so doch im Interesse seines jedesmaU^n Zweckes ; ihm
soll die Vergangenheit nur für den Moment der Gegenwart dienen.
Nach diesem Alien bleiben uns nur noch einige Worte iiber
die verschiedeiren Zugaben des Buches. Von der ]. Beilage ist
genügend gesprochen. Die 2. über die Angaben der Chronogra-
phen zeugt so wie die chronologischen Tabellen von Fleiss und
^ Sorgfalt, obgleich die Hindemisse nicht alle überwunden sind;
wie denn das in der Chronologie überhaupt ein Ding der Unmög-
lichkeit scheint. Die Regierung des Ptolemäus Keraunus setzt
Herr Dr. p. 696 vrfn Januar bis November 280 ; die Chronogra-
phen rechnen ihm auch die 7 Monate des Selenkus zu. Die
Bestimmung hängt also von dem Datum der Ermordung des Se-
leukus oder von dem der Schlacht bei Kompedion ab. Beide
Data stehen aber keineswegs fest ; nur, dass Lysimachus im Som-
mer fiel. Ich habe diess Ereigniss Ol. 124, 3 in den IL. Monat
gesetzt und darnach die Reffierungsdauer des Ptolemäus , der
sicher Ol. 125, 1 im 5: Monat^fiel, mit Einschluss der 7 Monate
des Scleukns, auf l Jahr 7 Monate angegeben (de fontib. p. 68.
Olb. Pseph. Rh. Mus. IV. 4 p. 594). Herr Dr. setzt dagegen die
Schiacht bei Konipedion Ol. 124, 4 in den 1. Monat (p. 787).—
In der Chronologie des Sosthenes und der sogenannten Anarchie
folgt der Verf. (p. 687) ganz meiner Berechnung. Nach Por-
phyrius soll die Regienmg des Sosthenes 2 Jahr, die Anarchie
2 Jahr 2 Monat gewährt haben ; jene habe ich aber auf 9, diese
auf einige Monate reducirt und den Regienmgsantritt des Anti-
gonus Gonatas nicht mit Porphyrius auf Ol. 126', 1 sondern auf Ol.
125, 2 um die letzten Monate angesetzt (11. cc. Ueber die Begrün-
dung dieses Ansatzes s. Olb. Pseph. 1.^ c. p. 572 — 576); von der
Feststellung dieses letzteren Punktes hing eben die Berechnung der
Anarchie und der Regierung des Sosthenes ab. Herr Dr. stimmt des-
halb auch hierin ausdrücklich mit mir überein : „gegen den Sommer
278 (d. i.01. 125, 2 um die letztenMonate) fasste Antigonus festen
Fuss in Macedonien^^ (p. 697 >gl. auch p. 661); offenbar ist es
also ein Versehen, wenn derselbe in den Tabellen (p. 738) ini
Widerspruch mit dieser Aeusseiimg den Regierungsantritt des
Antigonus Ol. 125, 3 und zwar in den August setzt. Manche
solcher Unrichtigkeiten entstehen dadurch, dass Herr Dr. in den
chronologischen Tabellen die Begebenheiten nach Monaten rubri-
cirt , was freilich ein anzuerkennendes Streben nach dem Positi-
ven beweist, und dem Leser eine anschauliche Uebersicht darbie-
%.tet, aber doch jederzeit, wie der Verf. selbst einräumt (p. XIV),
ein „missliches Ding^^ bleiben wird« — .
aS Qeachichle.
* %
Iq der Z* BeOage i;Kderlegt Herr Dr. die Ansicht alg habe
Alexander durch eine ausdrückiiche ietztwiliige Verfügung sein
Reich getheilt. Wir stimmen dem Resultate bei ; die Tradition
von einem Testamente Alexandere war eben nichts als eine
l^ere Sage. Entscheidend scheint besonders das Argument, dass^
iRrenn ein Testament in dem Sinne wie St. Croix meint vorhanden
gewesen wäre, in der helienisitischen Zeit Syrien oder Aegypten
nicht auf die späteren Friedensschlüsse von 361 oder 300 sich
hätten berufen müssen, sondern eben auf das Testament Alexan^
ders (p. 700). Auffallend ist es jedoch, wenn der Verf. p. 690
liuden Stellen, welche jene Sage beseichnen, auch die folgende
des Jemandes rechnet (de reb. get. c. 10): egregius Gothonun
ductor Situlius Atheniensibus intuiit bellum adversus Ferdlccam
Macedoniae regem, quem Alexander. ••• Atheniensium principatnl
hereditario jure reliquerat successtfrem; denn Jornaades spricht ^
hier weder von Alexander dem Grossen^ noch von dem Reichs^
Verweser Perdlkkas, sondern, wie ich diefts an einem anderen
Orte nachgewiesen, von dem circa 100 Jahre früher lebenden
Perdikkas, dem Könige von Macedonien^ dem Sohne des älteren
Alexanders, der zur Zeit des Peloponnesischen Krieges , in der
88^ Olympiade von Sitalkus dem Odrysier, dem Könige von Thra**
cien bekriegt wurde (S. 01b» Pseph. L c. p« 587 sq. vgl. Thucyd,
IL Od sqq. Diod. XIL 50).
Die Ansicht, welqhe der Yerf. über d{e Sage von. Alexanders
Vergiftung iq der 4^ BeUage durchfüjirt, haben wir schon^oben .
Wgezeigt. In Bezug auf die 0* und 6. über den Plan der Stadt
Rhodus und über einige Aiig^en aua dem Mittelalter, enthalte
ich mich d^s Urtheiis und verwebe nur auf die besclieidenea
Aeusseruiigen des Verfs. über dieselben in der Vorrede (p. XIV
sq.). Jedenfalls werden sie Vielen willkommen und belelu'^d
sein» Zu bedauern ist es aber, dass Herr Dr. nicht auch über di^
Münzen jengr Zeit besonders gehandelt (S. p. XIV), da die Nu-
mismatlk einen so wichtigen Zweig der GeschichtskundO; bildet
und namentlich für diese Zeiten noch so manche Punkte aufza-
klären im Stande ist ^). Die 16 genealogischen Tabellen uipfas-
aen d^ herakiidische Königsgeschlecht von Macedonien, das
peschl. de^ Artabazus, das Königsgeschl. von Persien,. die Für-
^^ngeschlechter von Lynkestis , von Elymiotis, von Orestis , daa
§8cidische KönigsgeschL von Epirus , die Geschlechter des Anti-
pater, Parmenion, Kraterus, Andromenea von Stymphäa^ des
f
. *)t: D^r Verf. hat in Zimmermaaiis ZeiUch. f. d. AUerthum9vifr-
staigch. (Nr. 103. 104) einige Nachträge bü seinem Werke , namentliob
fat die Geschichte der Päonier und Dardaner, geliefert , in denen er
pit Scharfsinn einige sehr wichtige und interessante Münseo be-
handelt.
Droysen^t Gefchlelite diet Hellenismiii. 80
schwarzen Klitus, des Lysimachns, der Lagiden, des Magas toii\
Cyrene nnd der Seleaciden; sie sind unstreitig, wenn sie gleich
auch manches Unsichere enthalten, äusserst sorgsam angefertigt«
Mit ihnen schliesst der wesentliche Inhalt des Baches.
Blicken wir nun Eurück auf das Gesagte. Mehr vielleicht
als in irgend einer anderen Erscheinung der historischen Litera-
tur sehen wir in dieser das Bild des Bniches sich abspiegeln , der
gegenwärtig die wissenschaftliche Welt durchzieht. Die Wissen-
schaft, seit ihrem Wiederaufblühen in unbewusster Einheit aber
mehr extensiv als intensiv sich entwickelnd , ist in neuerer Zeit
hl einen inneren Zwiespalt mit sich selbst getreten« Zwei Rich-
tungen stehen einander gegenüber; der Kriticismus, wenn ich so
sagen darf, zieht gegen die Philosophie, und diese gegen jenen
«u Felde. Der Kampf schadet nicht, wfenn er ein Uebergang zu
frischerem Leben nicht zum Tode ist, wenn beide Richtungen
endlich sich verzweigend einer bcwussten Einheit zustreben;
denn in ihrer Wechselwirkung allein liegt die Grossartigkeit der
Wissenschaft und die Grosse derer, die sie pflegen; dagegen
geht die Wissenschaft in ihrem absolntien Principe unter, sobald
es der Einen gelingt, die Andere zu paralysiren. Wo die ideelle
Richtung zu einseitiger Geltung gelangt, da ist, wie wir schon
oben sagten, Verflüchtigung — , wo man der materiellen aus-
schliesslich huldigt, da ist abstruse Kleinlichkeitskrämerei, starre,
leblose, zusammengetrocknete Pedanterie — dier charakteristische
Zug der gesammten Geistesbildung. Soll also die Wissenschaft
nicht zu einer Karrikatur, zu eine)n widrigen Extrem, zu einer
Afterwissenschaft sich gestalten: so muss beiden Eleinenten
während der Daner ihres Kampfes eine unbedingt gleiche Aner-
kennung zu Theil werden, und die journalistische Kritik begeht
daher ein arges Unrecht, wenn sie eine entgegenstehende Ten-
denz, die jedenfalls an sich wahr ist, weil sie ist ^ in ihrem Prin-
cipe selbst bekämpft, anstatt bloss ihre etwanigen Mängel und
Auswüchse an's Lieht zu stellen. Trägt mithin auch das Werk
des Herrn Droysen innerlich noch das Gepräge jenes Zwiespaltes,
mdem sich das vorwaltende ideelle Element gegen das kritische
als gegen ein aufgedrungenes sträubt , und ist so die scheinbare
Einheit nur mehr eine äüsserliche, gezwungene: so sind wir doch
weit davon entfernt, ein lärmvolles Tribunal anmasslicher Einsei^
tigkeit zu errichten, mit den Mängeln auch die Vorzüge blind-
lings zu verdammen und so das Kind zugleich mit dem Bade aus-
zuschütten. Nicht selten fällt der Stein auf den zurück, der ihn
geschleudert; darum erscheine diiß Rüge jederzeit im Gewände
der Schonung und Verträglichkeit« Es ist wahr, wir mnssteil
nicht wenige Ausstellungen machen; aber jeder Jünger der Wis-
senschaft schaue in sich selbst und priife sein eigenes Wirken.
Wer leistet Vollkommenes ? Wer darf es von Anderen fordern ?
Und doch ist in der That das vorliegende Buch in vielen Stücken
60 P&aagogik.
«o gelungen, dass, wenn eben die Ung^leichartigkeit nicht storeiid
einträte, es unbedingt als eine d^ seltensten Ersf^heinungen zu
betrachten sein würde. Das grösste Verdienst besteht unstreitig
neben der geistreichen Auffassung, in der lichtvollen Gnippirung
der Massen auf einem so wirrigen und zerstückelten Felde, und
in dem frischen , lebendigen Vortrage. Ref. gesteht, über die-
sen Zeitraum bisher kein Buch mit so vielem Interesse, mit sol-
cher innieren Anregung gelesen zu haben; ja er hat es ka^m ge-
glaubt, dass eine an sich so widrige Periode emer so anziehenden
und dennoch keinesweges das Krasse bemäntelnden Schildemng
fähig sei. Der Verf. hat in dieser Hinsicht eine der schwierig«
sten Aufgaben auf das Glücklichste gelöst ; und wenn daher das
Feld des Stoffes ein Labyrinth zu nennen ist : so wird fortan de-
nen, die es betreten, das Werk des Herrn Droysen der Faden
der Ariadne sein. ,
BegieHg erwarten wir die Fortsetzungen der unternomme-
nen Arbeit, da sife über so viele wichtige imd interessante Mate-
rien umständliche Aufklärungen zu geben bestimmt sind , unter
denen die Untersuchungen über die Städtegründungen der Diado-
chen, wekhe der Verf. mehrmals ausdrücklich verspricht (p.ld8
n. 17; p. 456 n. 44), Manchem eine der willkommensten Gaben
sein werden. Und mit Zuversicht können wir behaupten ^ dass
wenn fortan die Vereinbarung jener beiden Elemente als eine m-
nere, harmonische erscheint, und wenn einer schärferen FruAmg
der Quellen auch eine grössere Genauigkeit im Einzelnen zur Seite
geht, die Wissenschaft noch gar mancherlei wesentliche Früdite
von Herrn Droysens thätigem Talente zu gewärtigen habe.
Berlin. Dr. fV. Adolph Schmidt.
EraiehuvgS' und Unierrtchislehre. Von Dr^ Fiiedf.
£7(f.BeneX:e, Prof. an der UniTersität zu Berlin. Erster Band. Et%i9-
hungslekre. 1835. XVI u. 526 S. Zweiter Band 1836. VnterricJUslehre»
W u. 595 S. Berlin , Posen und Bromberg bei £. Mittler, gr. 8.
(5 Rthlr.)
4
Der Verf. geht von dem gewiss sehr richtigen Geslchtspnncte
aus , dass die gesammte Pädagogik nur eine angewandte Psy^
chologie sei; und dass jetzt, da eine Reform der Psychologie
angezeigt und ausgeführt (wohl vom Verf.?), diess auch für die.
Pädagogik von Bedeutung sei. Diese Reform der Psychologie nun
auf die Pädagogik anzuwenden , war die Hauptabsicht des Verf.,
nnd wirklich möchte auch im Vergleich zu andern allgemein
bekannten und verbreiteten Werken über Pädagogik (um hier nur
Niemeyer und Schwarz zu nennen), das vorliegende seine Eigen-
thümlichkeit haben ; grade in der vorzüglichen Hervorhebung mid
Berücksichtigung des psychologischen Standpuncts, wie Hr«
■ /
Beneke's.Erziehangs- and Unterriclitalebre. 61
fieneke ihn efgenthuinlich feststellt. Dem mit der Litteratur der
neuem Philosophie einigfermassen Vertrauten wird bekannt sein,
Weiche Stellung Hf. Prof. Beneke zu der neuesten speculatiTen
iPhilosophie hat^ und dass er für einen Empiriker gilt, obgleich
er dagegen protestirt. Doch will Rec. diess nur ganz leise an-
gedeutet haben, und wagt nicht sich in Urtheile über Hm. Be-
neke's Leistungen in der Philosophie einzulassen. Soli er nun
über des geehrten Verf. Pädagogik im Allgemeinen und kurz zu-
sammenfassend sein vorläufiges Urtheil abgeben, so kann er nicht
anders, als das vorliegende Werk für eine sehr beachtungswerthe
und bedeutende Erscheinung auf dem Felde der Pädagogik er-
klären. Es erhält grade durch den eigenthiimlichen philosophi-
schen Standpunct des Verf.'s seinen Werth ; denn die empirische
Psychologie wird eben in der Pädagogik am meisten ihre Bedeu-
tung behaupten. Der Verf. ist nicht selbst practischer Pädagog,
ja er sdll nicht einmal selbst, wielflec. gehört, Familienvater sein;
— um so mehr ist aber der im Ganzen durchaus richtige Tact,
die practische Einsicht, die Gewandtheit des Urtheils, die Be^
sonnenheit, Ruhe, Klarheit und Nüchternheit seines ganzen
Standpnnctes und seiner Abwägung der pädagogischen Fragen
und Interessen anzuerkennen ; — sollte auch mitunter dem ge-
müth- und phantasievoilen Leser eine gewisse Trockenheit, Ein-*
förmigkeit und fast zu logische Entwickelung, welche sp fticht
keine Mittelglieder übergeht, den unwillkürlichen Eindruck einer
zu grossen Nüchternheit und Ruhe, welche an Kälte zu grenzen
scheint, gewähren. — Rec. wird versuchen, den Hauptinhalt des
Werkes dem Leser darzulegen und seine aus eigenen practischen
Erfahrungen geschöpften Bemerkungen und Beobachtungen, be-
sonders über wichtige Zeitereignisse hinzuzufügen.
Erziehung ist Hrn. Beneke Hinaufziehen der ungebildeten
Vernunft zu der gebildeten, wobei er blos die geistige Seite
nicht auch die leibliche ins Auge^gefasst hat. Die drei Erzieher
des Menschen sind ihm die äussere Natur, die Schicksale, und
die Menschen. — Indem er auf die Schwierigkeiten der Erzie-
hung in Zeiten höherer Bildung hinweist und von letzterem Be-
griffe spricht, ohne ihn jedoch scharf genug zu fixiren, handelt
er vom Zweck der Erziehung, der ganz allgemein sei, da alles
Treffliche, was auf der Grundlage der menschlichen Anlage er-
reichbar sei, hinaufgebildet werden solle. — Das Kind solle
ideal erzogen werden (die Erziehung für die jetzige Welt sei
wegen der häufigen Umstimmungen derselben zu schwankend), es
sollen die Vollkommenheiten der umgebenden Welt nicht als
schwache Reflexe oder in dem gewöhnlichen Mittelgrade, sondern
concentrirt und gesteigert in ihm begründet werden. Dann han-
delt der Verf. von dem Verhältniss des in der ausgebildeten Seele
Vorliegenden zu dem Angebornen, wovon die Psychologie die be-
stimmteste Rechenschaft xu geben vermöge. Derselbe entschei-
Pädagogik.
r
det sich nicht für eine solche Ursprung;lichkeit der Anlagen, wo-
nach schon Alles ursprünglich in der Seele des Kindes liege und
nur entwickelt zu werden brauche ; der Erzieher müsse erst viel-
mehr das , was er einst in der Zukunft finden wolle , in sich und
dann in der Seele des Kindes mit Liebe und Sorgfalt und nicht
selten mit selbstverläugnender Anstrengung begründen.
Dann handelt der Verf. von der Natur der menschlichen
Seele , ihrer Grundverschiedenheit von den Seelen der Thiere,
von dem Ursprung und Verhältniss der allgemeinsten Gnmdformen
der psychischen Entwickelung , von' der Beschaffenheit der Ver-
mögen in der ausgebildeten Seele, der Natur der Steigerung zum
Bewusstsein und deren Folgen. Der Verf. nimmt hier an , dass
die bewu88ten Entwickelungcn der Seele sämmtlich aus unbe-
wussten (inneren) Anlagen (Kräften und Vermögen) und zwar
jede aus einer bestimmten einzelnen entstehe. Damit aber eine
unbewusste Anlage zu einer bewussten Vorstellung, Begehrung etc.
werde, müsse unstreitig zu jener etwas hinzukommen; sonst
würde sie für alle Zukunft in dem Zustande des Unbewusstseins
bleiben; sie müsse um gewisse Elemente reicher^ durch diesel-
ben gesteigert werden. — Der folgende Abschnitt über das
Verhältniss von Seele und Leib dürfte zu kurz und unbefriedigend
sein ; gelungener der über die Erziehungsmittel im Verhältniss
zu den Erziehungsperioden. Der Verf. unterscheidet vier Erzie-
hungsperioden ; die erste derselben sei das Zeitalter des sich bil-
denden Bewusstsein unsrer selbst und der Welt ; in der zweiten,
welqhe bis zum Ende des siebenten Jahres reichen möchte, bilde
sich die innere Seelenthätigkeit allmälig zum Gleichgewichte mit
der von aussen aufnehmenden, der sinnlichen^ aus. Die dritte
Erzichungsperiode vom 7ten bis 14ten Jahre, könne man dadurch
charakterisiren , dass die innere Selbstthätigkeit (zunächst in ih-
ren einfachem Formen, als Gedächtniss, Einbildungskraft, dann
auch in den abgeleiteteren, wie Verstand, Urtheilsvermögen
u. s. w.) sich nach und nach von der Gebundenheit durch das
Sinnliche frei mache , odar ein eigenes Leben und ein Ueberge-
wicht über das Sinnliche erwerbe. In der vierten Erziehungs-
periode endlich , welche bis zum Schlüsse der Erziehung reiche,
treten die höhern Geisteskräfte: der Verstand, die schaffende
Phantasie, das sittliche Gefühl, die Vernunft u. s. w. in volierer
Ausbildung hervor; — und so die Fähigkeit zu selbstständigem
unabhängigen Seelenleben, welche die Entlassung aus der Erzie-
hung herbeiführe. Die allgemeinen Vorschriften in Hinsicht der
Erziehungsmittel, über das Verhältniss des Unterrichts zur Er-
ziehung im engem Sinne, bieten manches Treffliche dar. Der
Verf. behält die Verschiedenheit von Erziehung und Unterricht
als Princip der Haupteintheüung bei , und hält sich dann beson-
ders an die Gmndformen der psychischen Entwickelung, unter
denen die Gefühle von grosser Bedeutung seien. BjqL hätte ia
Beneke's Erziehnogs* und UnterrichUlehre. 6S
dem Abschnitt über die Gefühle noch etwas tieferes Eingehen
und namentlich genauere Entwickelun^ gewünscht , wie sich das
Gefühl znr Empfindung verhalte , wie beim Erwachen der In-
telligenz das Gefühlsvermögen den Begriff aufnehme und ihm
Wärme und Leben mitthefle, wie das Gefiihl sich zum Gemüth
verhalte , und wie letzteres durch Hervortreten der Willensseite,
durch Festwurzelung der Eigenschaften und Neigungen sich ge-
stalte.
Im ersten Haupttheile der Erziehungslehre betrachtet der
Verf. die Bildung der Vorstellungskräfte ^ im zweiten die des
Gemüthes und Charakters, Bei der Bildung der Vorstellungs-
kräfte betrachtet er sodann die erste Entwickelung des sinnlichen
Empfindens und Wahrnehmens, die Natur des Bewusstseins, und
die vollkommene Ausbildung der sinnlichen Empfindungen , und
giebt recht zweckmässige Regeln über die Behandlung in Hinsicht
der sinnlichen Entwickelungen, die Gewöhnung zur Aufmerksam-
keit u. s. w., handelt von Gedächtniss, Erinnerung, Eünbildungs-
kraft , von der ersten geistigen Productivität in den Spielen der
Kinder imd dem Verhalten des Erziehers dabei (ein recht ge-
lungener Abschnitt — ) , von der Verbindung der Vorstellungen
in Gruppen und Reihen^ von den Vorstellungen von uns selbst
und von andern Menschen (die ganze Welt lebt dem Kinde noch
ein Seelenleben — ), von der Anziehung und Verbindung des
Gleichartigen ; diess führt den Verf. auf einen interessanten Ab-
schnitt über den Witz , wo er eine Jean Panische Theorie be-
kämpft. — Von der Pflege der schaffenden Einbildungskraft
geht er über auf die Natur der Verstandesbildung, und behandelt
in mehreren §§. diesen Gegenstand recht gelungen. Den Ver-
stand erklärt er für das Vermögen zu Begriffen, hält ihn jedoch
für kein angeborenes Vermögen der Seele , da ihm alle Begriffe
erst entstehen durch den Abstractions - Process aus den beson-
dern Vorstellungen und Empfindungen und vor dem ersten Ab-
stractions - Processe also die Verstandesform gar nicht in den
Anlagen der menschlichen Seele existirt , oder der Mensch hat
noch keinen Verstand. (Freilich wohl noch nicht das Vermögen
des Verstehens, aber dennoch eine urkräftige Grundlage der
Seele und eine eigenthümliche Organisation zu demselben ; —
der Verf. erklärt auch eine grössere Vollkommenheit des Ver-
standes nur aus einer grösseren ßCräftigkeil der Urvermögen;
aber mit dieser Theorie möchte er so ziemlich auf dasselbe hinaus
kommen , als andere Psychologen , welche ebenfalls noch kein
fertiges Vermögen zu Begriffen bei dem Kinde annehmen wer-
den — ). Recht glücklich möchte Rec. die Erklärung des Verf's
über die Erscheinung nennen, dass die früh altklugen Kinder
auch in Hinsicht des Verstandes meist sehr gewöhnliche Köpfe
werden: weil nur inus der Vielfachheit des hineingegebenen be-
•ondem Vorstellens (daher die Sorge dafür dem Erzieher beson-
6* Pädagogik.
ders in empfehlen sei — ) dem Verstände seine Klarheit und
Fruchtbarkeit kommen köiine, so werde dieVerstandesbildun^,
wenn dem Kinde die Bildung des besondem Vorstelleiis zu früh
abgeschnitten, wenn dasselbe überwiegend gegen die Welt isolirt
werde, — gesetzt auch diese Isolation wäre zu Gunsten der
Yerstandesbildung und ursprünglich zu ihrer wirkliche^ Förde-
rung unternommen worden, — friiher oder später sehr wesent-
lich dadurch lc;iden müssen. Indem nun die früh altklugen Kin-
der zu früh die abstracte Verarbeitung der Anschauungen beginnen^
sammeln sie zu wenig ein, werden auch zu früh fertig mit dem
gesammelten Material, und da sie sich einmal an diese Zurück-
gezogenheit, diese Abgewandtheit von dem unmittelbar fqsch
Vorliegenden gewöhnt haben ; so werden sie auch später weder
inneren Trieb fühlen, noch selbst durch Andere dazu gebracht
werden können , das Mangelnde nachzuholen , und so fortwäh-
rend der angemessenen Klarheit und Ausdehnung des Verstandes
ermangeln. Die Natur habe einmal gewollt, dass der Mensch
zuerst überwiegend sinnlich sei, darauf überwiegend reproductir
sich entwickele, und dann erst productiv werde für das In-
tellectaelle. — Möchten doch diess imsere Pädagogen und
Staatsbehörden für den Unterricht beherzigen, möchte doch der
Vorschlag des Prof. Froriep in Berlin, dass kein Kind vor dem
begonnenen Uten Jahre in die Gelehrtenschule aufgenommen
werde, allgemein angenommen werden; wir würden weniger
frühreife, schön ausseiende, aber auch bald welke und wurm-
stichige Früchte in dem Garten unseres täglichen Berufes finden ;
die grossentheils allgemeine Mattigkeit, Schlaffheit und Theil-
nahmlosigkeit unserer Jünglinge würde dann nicht so häu% durch
eine frühe geistige Onanie herbeigeführt sein, und ein frischeres
kräftiges Jugendleben wieder beginnen ! Rec. ist ein Fall vorge-
kommen, wo ein sehr ausgezeichnetes frühreifes Kind später
zum Jüngling herangereift an Allem Ekel empfand, in tiefer Me*
lancholie uiid Lebensüberdruss (sonst in äussern günstigen Stan-
des- und Vermögens -Verhältnissen lebend — ) mit Sdbstmord
endete! —
An einen Abschnitt über die innere Wahrnehmung und die
Bildung zur Selbstbeobachtung schliesst der Verf. §§. über die
Bildung der Sprache, wobei er eine sehr einfache und wichtige
Vorschrift giebt. „ Das Kind kann mit dem Worte nur associi-
ren , was es hat , oder was in den Besitz seines Vorstellens ge-
kommen ist. So lange es demnach seine geistigen Entwickelungen,
seine Gefühle , seine Willensbewegungen und Gesinnungen noch
nicht vorzustellen im Stande ist, werden ihm die sich darauf be-
ziehenden Wörter nichts als leere Schälle sein. Spricht nuin
also davon mit ihm oder spricht man gar viel mit ihm davon ; so
wird es sich entweder an Gedankenlosigkeit oder an einen falschen
Gebrauch der Wörter gewöhnen: indem es dieselben ungehörig
x
/
.1
Beneke's Erzteliiiiigtf^ und ÜBtenicIitslelureii 05
Auf das mit dem GeistigeD ssnfallig verbimdene Aeuaserliche be-
sieht, welches ja das Einzige ist, was es bis jetzt aufzufassen
Vermag. ^^ Eine gute Warnung vor unserem Moralisiren, Prcdi-
g^n und fortwährenden Hofmeistern bei den Kindern ! —
In dem zweiten Kapitel , von der Gemüths - und Charakter--
bildungy spricht der Verf. seine eigenthiimliche Ansicht noch be-
V fitimmter aus , das's es überhaupt keine angeborenen Neigungen^
Willensbestimmungen ^ oder sonst bestimmte practische jinla*
gen gebe; die Gemüths- und Charakterbildung finde sich im All-
gemeinen selbst noch weniger ptädeterminirt als die Bildung der
Erkenntnisstalente; alle Eigenthiimlichkeiten , welche die ausge-
bildete Seele zeige, seien froducte aus dem Zusammen- und
^ Ineinanderwirken des Inneren und des Aeusseren und daher auf
gewisse Bildungsverhältnisse zurückzuführen. Nach der Theorie
des Verf. können gewisse EigenÜiümlichkeiten des Empfindens,
Begehrens undWoUens schon während der ersten Jahre, Monate,
ja Wochen in dem Kinde begründet werden ; angeboren ist aber ^
dafür durchaus nichts, als die allgemeinen Grundbeschaffenheiten
der Urvermögen, Durch die angebomen Anlagen werden nur
gleichsam die Grenzen gezogen, innerhalb deren sich die Aus-
bildung der Seele halten muss ; das Maass der Vollkommenheit,
welches sie nicht überschreiten könne, alle Entwickelungen der
Seele seien auf gewisse Grundsysteme zurückzuführen des Ge-
sichts-, Gehör- und Taiistsinnes , welche zu einem Sein mit
einander verbunden seien, und aus einer unbestimmten Zahl sinn^
Ucher Urvermögen beständen, deren Grundeigenschaften ein ge-
wisser Grad von Reizempfänglichkeit, Kräftigkeit und Lebendig-
keit seien. In Hinsicht auf die Charakterbildung seien die mehr
passiven Formen der Empfindungen im Yerhältniss zu den mehr
activen]der Begehrungen und Willensacte bisher viel zu sehr als
durchaus reell geschieden betrachtet; auch in der Erziehimgs-
lehre müsse man das Kleine , Vorübergehende und ebendeshalb
gering Geschätzte, als den Keim oder die eigentliche Substanz
aller jCharaktereigenthümlichkeiten erkennen und sorgsam für die
Praxis in Rechnung bringen. An einer andern Stelle (p. 220)
spricht der Verf. von Schwäche- und Stärke - Anlagen u. s. w.,
stellt dann den Satz auf, dass die günstigen Erfolge fördernd
wirkten , oft schon das Gewinnen der ersten Schlacht einen Hel-
den , das Gelingen der ersten Rede einen l^edner gemacht habe,
dass das Kind nur durch Handeln einen kräftigen Willen ausbilden
könne, und zwar nur diurch GläcklichhandeJn^ der Erzieher
müsse das Gelingen vermitteln und berechnen u. s. w. — Dem-
nach ist also dem Verf. die Seele eine tabula rasa, auf welche
das Glück und der günstige Erfolg glückliche Anlagen eintrugen ; —
aber wie viel lässt sich gegen seine Theorien einwenden und zwar
schon blos vom empirischen Standpunct aus. — Wie kommt es,
dass dieselben Beengungen der Erziehung und Einwirkiuig sei^
2V. Jakrh. f. BiJit, u. Paed. od. KHU BihU Bd. XDL /l/t. 1. ' 5 .
«
Um iat Eteni oft m g«— f»idne4cne Chariter haimhiagf ,
äam die aoe^eseiciuielesleB BliaDer cick oft w den aUenm^inBtig-
olea, deprsaireBditeB TeiiialUufiseB, tob Kindhdt auf «dhoo ge-
gea dai UngUick ^mrirngtod^ «od im Kampf mit der Aeasserlidi-
keit entafiend bildetea, wahrend Andere darin nntergehent —
Waren CtundrerBchiedcnheiten der Gemüther durch bk«se kleine,
kaum nadiweiabare Zolüli^eiten der Enriehung beding, tob
welchen erbarmÜGben Zufälligkeiten wire dann nbeiiiaupt die
Charakterbildung abhang;ig! — Welches unsicber^ UmherUppea,
velchea tchvankende Bea^echnen Ton glücklichen oder unglüddi-
cfaeB Möglichkeiten und Erfolgen wiie dann daa Geschäft des
Erziehen ! — Wie miisste sein ganzes Bestreben xum blossen
EttdaeBMoiaBus fuhren! — Dar Standpunct des Verl scheint
doch fast zu empirisch. -» Uebrigens sind seine Bemerkungen
«nd Vonchrlfien Tidfach fein und durchdacht <, nur wohl nkht
immer durchzuführen und oft zu künstlich.
Der zweite Abschnitt enthilt eine Beiracbtung der aUge^
imemen Grundfarmen der sittlichen Bildung, Der Verl geht
hier alle Erscheinungen der sich erzeugenden und bildendoi Sitt-
lichkeit und Unsittüchkeit durch , entwkkelt mit grosses Klarheit
den Ursprung der sittlichen Mangel und Gebrechen , und giebt
die pidagogischen Heilmittel und Kegeln an« Hier halt sich der*
oeibe durcfagehends auf dem Standpunct des gesunden Menschen^
Terstandes und der allgemeinen ruhigen Beobachtung ; er fuhrt
keine iibertrieben phüanthropischcn Maassregeln durch, das Ton
ihm empfohlene Verhalten des Erziehers bleibt ein natürliches
und TOB Terstandigen Individuen durchzuführendes; es TerMert
ofch nicht in eine kunstliche, unnatürliche, affectirte und ins
Abentheoerliche hinaufgeschrobene Manier , wie es wohl bei pä-
dagogischen Idealisten Torikommt; — der Yerfl verbannt selbst
die Ruthe nichts doch zeigt er überall einen feinen sittlichen
Tact, eb zartes Gefühl für die kindliche Eigenthfimiichkeit, imd
alle einzelnen kleinen Züge des sich entfaltenden sittlichen oder
unsittlichen Charakters« Obgleich entschieden Realist und Em-
piriker ist er dennodi anch der ideellen Richtung nicht gradezu
feindlich und erkennt die innerliche Berechtigung derselben bei
der Bildung des Gemiiths und der Sittlichkeit (so z. B. bei Er-
wachen des Geschlechtstriebes das Wohhhätige der Ideale , und
einer edlen und tugendhaften Liebe, einer Idealisirung als eines
wirksamen Amulets gegen alle Ausartung) an. Nur tritt überall
das religiöse Moment nicht hinlänglich und nicht in durchgefülir-
ter Anerkennung und Geltendmachung hervor. Der Yerf. fügt
zwar ehien Abschnitt über die Bildung zur Religion hinzu, allein
dieser steht für sich viel zu abgerissen und isolirt , er ist nicht
in das Ganze organisch verwebt und eingeschlungen ; die Reli-
gion ist nicht als ehi durchgehendes Priiiblp der Erziehung seitens
dei Erziehers benuiigesteUt Demi weui au«^ Rec. sich mit
Beneke^s Enlefamigi« tiifd IJifterricliUlelire. 67
dem Terfr gegen jede Ueberfrübung und Ueberzdtigua^ der
ligiösen Gemiitlisbildiuig des Kindes aussprechen würde, so glaubt
er dennoch, dass schon bei der ersten Entwickelung des Selbst-
bewusstseins das Kind auf den geheimnissvollen hohen Urgrund
alles Daseins , als auf ein dunkles Iiintcr allem Irdischen verbor-
genes Etwas, hingewiesen werden; und dass bei Strafen*und Be-
lohnungen, bei Erregungen des Gemüths und bei Bildung und
Feststellung von Motiven imd Grundsätzen, oder bei allmällger
Einpflanzung, wenn auch zuerst dunkler unbewusster Principieh
immer das religiöse Moment , freilich mit zarter Behutsamkeit,
mehr mit leiser Andeutimg und kurzer wirksamer Verweisung auf
den dunklen allwissenden und allgegenwärtigen Urgrund alles
Seins und Lebens hervorgehoben werden muss. Durch die ganze
Erziehung muss schon ein religiös - christlicher Hauch hindurch
wehen als ein wenn auch unsichtbarer und mit Händen nicht zu
greifender Lebensäther, welcher die blos sittlich verständigen
Einwirkungen des Erziehers verklart ,xmi durch Yergeistigun^
fiublimirt. Ganz gegen des Verf. Ansicht muss sich aber Rec.
erklären, wenn derselbe räth, das Positive in den verschiedenen
Religionsformen während der frühen Jugend dem Bewüsstsein des
Kindes ganz fem zu halten, und somit auch die histortschenYer--
hältnisse (folglich auch des Christenthums. — Rec.). Denn
wenn auch der Verf. darin Recht hat, dass, wenn man die dem
Kinde noch unerreichbaren Vorstellungen imd Dogmen in demsel-
ben entwickeln will, diese dann beschränkt, obei^ächlich, ihrem
wahren Charakter entgegengebildet und so dem Kinde falsche An-
sichten, Vorurtheile, abergläubische Vorstellungen eingeprägt
werden , welche sich vielleicht sein ganzes Leben hindurch ver-^
deckend «nd verdimkelnd vor die wahre religiöse Ueberzeugung
stellen würden; so giebt es doch im Christenthum so viel posi-
tive Dogmen, welche in ihrer Allgemeinheit auch dem Kinde und
vollends dem zwölf- und vierzehnjährigen Knaben (und von die-
sem spricht hier der Verf.) eben wegen ihres durchaus kindlichen
und einfachen Inhalts nicht allein verständlich, sondern auch aus-
serordentlich fruchtbringend sein werden. So z. B. die speci-
fisch christliche Le}u*e von dem Verhältniss der Menschen zu
Cfott, als der durch Christus gewordenen Kinder zum Vater, von
dem Urstande der Menschheit, von der Erlösung durch Christus
von der Gewalt des Bösen u. s. w. Denn wenn auch nooli nicht
der tiefe ideenreiche Inhalt der christlichen Satisfactions - und
Justificationstheorie dem zwölf- und vierzehnjährigen Knaben
kann deutlich gemacht werden, so muss er doch schon viel spe-
cifisch und positiv Christliches lernen und empfangen, weil grade
die Eindrücke der Jugend für Kirche und Cluristenthum am blei-
bendsten und dauerndsten sind. Ein Moment des Christenthums
aber ist für die Kindesherzen eben so wie für die kindlichen und
ungebildeten, rohen Völker gleich bildend , erweckend und er«
5*
68 p aa »g o gl Ir.
liebend; ^^s^^^A'h%slwiBche. Wo giebtes höhere Bildnngir^
mittel, höhere und tiefere Einwirkungen, göttlichere Ideale, als
das Leben und die Thaten Christi und seiner Apostel? — Diese
dürfen doch wohl dem pigendiichen Herzen Torgefuhrt und dar-
gestellt werden? — Der Verf. spricht kein Wort dinTon, sondern
scheint bei Verbannung des Positiven auch das historische Ele-
ment des Christenthums für die Kinder fem halten zu wollen.
Und doch würde auf das Kind nichts so fruchtbar wirken als das
Leiden und der Tod Christi, wenn das ganze Sein und Lebea
des Erlösers richtig aufgefasst und dargestellt wird ; es wird ein
Hochbild , ein göttliches Gefühl , ein Vorschmack der Göttlich-
Iceit des Christenthums schon früh in das Kindesherz eindringen;
und warum diess nicht eben so als in das Herz der Sclaven und
der uncivilisirten Heiden? — Wenn Kinder über das zehnte Jahr
hinaus sind, sollten sie da nicht TOn der Mächtigkeit des christ-
lichen Gottesdienstes ergriffen, sollte ihr Herz da nicht mit dem
Eindruck der Erhabenheit und Ehrfurcht erfüllt werden, und wie
bildend ist doch der Eindruck des Ehrfurchtgebietenden, des die
Sinne Ueberwaltigeftden, eines christlichen Doms, eines schö-
nen Chorals der Gemeinde mit Orgeibegleitung auf das kindliche
Gemiitfa? — Ueberall tritt aber bei der Erziehung des Verf/s
' die Wirkung der Kirche entweder gar nicht hervor, oder doch
ganz in den Hintergrund, eben so wie die häusliche Andacht,
die Einwirkung der häuslichen frommen Erziehung auf das Kind.
Wenn der V^. gegen das Lippengeplärr des Betens z. B. bei
Tische eifert, so ist allerdings der Abweg der blossen Acusser-
lichkeit und der beim Uebermass so leicht sich bildenden Heu-
chelei des Kindes gefahrlich; allein auf der andern Seite muss.
doch auch in dem Kindesherzen früh die Gewöhmingv« befestigt
werden , sich mitten in den faglichen Zerstreuungen des Lebens
zusammenzufassen, unter gewöhnlichem Werk plötzlich an Gott zu
denken^'^und sich unwillkürlich das Gefühl, dass Alles von Ihm
komme, zu vergewissem. Alles kommt auch bei häuslicher from-
mer Gewöhnung wieder freilich auf den Erzieher an, und auf seir
nen richtigen natürlichen Tact, sein anregendes gesundes BeispieL
Der zweite Band umfasst die llnterrichtalehre. Der Verf.
bandelt in den ersten §§• von dem tiefsten Grundverhäitniss,
und dem Umfang des Unterrichts^ von den Zwecken dessel-^
ben und von der Bestimmung des Werthes der Unterrichts-
gegenstände nach denselben^ von den Unterrichtsmitteln und
der Begrenzung des Jugendunterrichts. Hier kann Rec. mit
einem der Ergebnisse des Verf.'s nicht zusammenstimmen. Der-
selbe sagt, das Gebiet des Unterrichts reiche in Hinsicht der
Aussenwelt sehr weit, in Hinsicht der innefn Welt sei es in sehr
enge Grenzen eingeschlossen , da es nur die Vorstellungen und
gewisse Muskelbewegungen umfasse u« s. w. Was aber neben
und vor ^diesen liege ^ me Entwickelungen der Geßhle und der
Bene1ce*0 Eniehangs«» und Uatexrichtslehre, 09
»
Strebungen f und die Begründung der Gemutbastimmung ^ der
Gesinnung^ des Charakters durch dieselben sei dem strengere^
Yerfaliren des Unterrichts entzogen und nur. der freieren nirlc^
samksit der Erziehung erreichbar. Soll nicht aller Unterricht
zugleich erziehend und bildend sein, enthält nicht jeder Unter-
richt in sich ein ethisches Element, in sofern er die Kraft und
Energie des Willens anregt, die Ausdauer und Anspannung der
morallachen Kraft fordert und das Gemuth zu dem Grossen und
Erhabenen hinfuhrt? — ' Wird nicht ,der Charakter durch die
Einwirkung des unterrichtenden Lehrers, durch die Wechsel-
wirkung des Gebens und Empfangens gestaltet, die Gesinnung
nicht durch allen Gemüth und Pluintasie erregenden Unterricht,
i;elbst durch Mathematik, Grammatik uhd Naturwissenschaften,
wenn sie recht betrieben werden, gebildet? — Bec. vermisst
hier beim Verf. einen Abschnitt, der das Wechselverhiltniss der
Erziehung und des Unterrichts und der Einwirkung dieses auf
jene nach Erfahmngen und Beobachtungen (wie oft wird doch
das Kind, sobald es Unterricht empfängt, ein ganz ändefres, eki
wildes Kind gezähmter; wie. oft muss der Unterricht besonder
in den niedern Ständen fast ganz die Stelle der Erziehung er-
setzen, und er thut es mit erstaimenswerthem Erfolge! r— ), so
wie nach psychologischen Begründungen und Entwickelungen mehr
heraus uhd heller ins Licht stellte.
Dann giebt der Verf. einen allgemeinen Schematismus der
tfnterrichtsgegenstände ^ gegen dessen Begründung sich nicht
viel einwenden lassen dürfte. Eigentliümlich ist ihm der Beweis,,
dass es keinen rein formalen und keinen rein materialen Unter'-
rieht ^^e. In einem § „Entgegenbringen der erforderlichen An-
lagen im Bewusstsein^^ stellt dann auch der Verf« den Grundsatz
auf: „dass man die UnterrichtsTorstellungen schon ursprünglich
60 viel als möglich in zusammenhängenden Massen erzeugen und
begründen solle ;^^ und billigt den Vorschlag mit demiSchon wel-
ter vorgeschrittenen Schüler (also in den höheren Gymnasial-
Classen) während eines längeren Zeitraums jedesmal nur Einen
Gegenstand als Hauptgegenstand des Unterrichts zu treiben, die
übrigen nur unederh(dend j und so weit, als es für. die Erhaltung
des dtirch den früheren Unterricht Erworbenen erforderlich '^' *
z. B. während des einen Halbjahrs ununterbrochen alIeVormi..M.(^e
nur Lateinisch^ während des andern nur Griechisch^ während
eines dritten nur Mathematik zu lehren imd zu üben , und etwa
in den Nachmittagsstundea dabei das zur Seite Gelegte aufzu-
frischen. Diess ist ein Vorsddag, der wohl der Aufmer^amkeit
erfalirener Pädagogen und des Versuchs werth wäre. Nur scheint
dem Ref., dass der Vorschlag sogleich näher nur auf den Sprach-
imterricht müsste beschränkt werden, in welchen durch Abwech-
selung von Dichtern und Prosaikern, Schreiben, Extemporalien,
Grammatik binKoglidbe Spannung könnte unter den Schülern er««.
f» P&dagogik.
halten "werdeiif wie es aber möglich sein sollte die sogenaimten
WisseDSchafteu 4 Stunden hinter einander eine jede, also z. B.
einen ganzen Vormittag Mathematik, einen ganzen Vormittag
Creschiohte, oder Geograpliie, oder Physik, oder gar Philoso-
phie und Religion vorzutragen und zu catechisiren und zu exami-«
niren, ohne geistige Abspannung, Langeweile und selbst Er-
tödtung der Lust, sieht Rec. nicht ein. Ueberdiess würden dann
doch wohli auch die Nachraittagsstunden nicht hinreichen, um
das früher Gelernte anzufrischen und zu erhalten, wenn es ein
halbes Jahr hindurch und so einige Jahre hinter einander immer-
fort ganz bieseitigt und aus dem Unterrichtsgange eigentlich aus-
geschlossen bliebe« Was beständige Repetitionen in den Nach^
miltagsstunden für eine für Schüler und Lehrer gleich narkotische
Kraft haben, das wird jeder erfahrene Schulmann — wohl wissen«
Sollte auch unser jetziger Unterrichtsorganismus des Neben- und
Miteinander in sich selbst nicht eine innere zur gleichma'ssigen
Ausbildung der Seelenkräße förderliche Begründung haben, wenn
nur nicht ein zu buntes Mancherlei, eine zu grosse Vielartigkeit
der Gegenstände, gegen welche sich die Stimme der besonnenen
BeobiL^ter des jetzigen pädagogischen Treibens mit Recht erhebt,
den ^eist verwirrt und abstumpft ? Mit sehr guten ^lilosophi-
dchen. Gründen erklärt sich der Verf. auch gegen unser heutiges
Vielerlei , welches auch besonders für die Begriindung einer eig«
neu Produetivität nachtheiiig, da es zu derselben unerlässlich
sei, dass die Vorstellungsanlagen in wenige grosse Massen zu
einander 'gesammelt werden. Nur dann könne ein tiefer greifen-
des Grefühl der Steigerung und Triebkraft durch den Unterricht
entstehen u. s. w* Fünf Hauptstämme des Unterrichts will der
Verf. aufnehmen.
Völlig beistimmen muss Ref. dem Verf., wenn er in einem
sehr lesenswerthen § über die „unmittelbare Einwirkung de»
Lehrers^^ fordert, dass der Unterricht, indem er die geistige
Kraft des Schülers genügend anrege, doch noch einen gewissen
Ueberschuss derselben übrig lassen müsse für das eigene Wei-
terstreben. Gegen diese psychologisch durchaus richtige For-
derung wird nicht viel einzuwenden sein, zumal bei unsern
Gymnasien, welche durch alle Reglements und durch die vielen
starren und abstracten Bestimmungen des Gesetzes leicht in ei-
nen gewissen geistigen Zwang hinein gerathen und unter dem-
Examinations- Fieber und allen Forderungen des Staats, leicht
in den Abweg eines mechanischen, die Geister lähmenden und
hemmenden Abrichtungssystems verfallen können, wobei alle
Eigenthüralichkeit imd Individualität leicht untergehen kann, und
wobei die Jünglinge zu gut dressirten und abgerichteten dermal^
einstigen Schreibmaschinen ohne Geist, Leben, Interesse, Ei-
genthümlichkeit, in unserem schreibseligen Zeitalter der Maschinen
und Mechanik , hCrangel^ildet werden t «^ Gewiss sollte diese
Beneke • ErzlehUDg«- und UnCeiriditsIelire* %%
Fordenm;, dass dem Jüngling noch etwas Kraft, Zeit, Mnsse für
mch und för Herausbfldnng seiner Eigenthündichkeit von der Schale
gelassen wiirde, recht dringend und oft ausgesprochen werden l
Seit der weisen Erfindung der Privatstudien aber wird nun auch
noch die letzte Möglichkeit eigenthümlicber Lieblingsbeschafd-
^ng dem Gymnusiasten, von dem alles controllirenden, Hefte
revidirenden, inspicirenden Lehrer geraubt, und der Ehrgeix
des geduldigen Jünglings eu rechter Anhäufung von Schreibmate-
rialien zur Lob erwerbenden Vorzeigung gespornt ! —
Das zMreite Kapitel umfasst die besondere Unterrichtslekre^
Der erste Abschnitt, eine didaciische Würdigung der Unter-
richtsgegenstände ^ enthält viel Tüchtiges und scharfsinnig Ge*
dachtes und Entwickeltes. Der Yerf. entscheidet sich d^irchauch
mit sehr guten und scharfsinnigen Gründen für die Beibehaltung
der classischen Studien als eines Hauptbildungsmittelsi der Jugend.
Ganz besonders empfiehlt er das Uebersetzen aus den Classikern,
erklärt sich aber gegen das Schreiben und Sprechen der fremden
Sprachen, da nur die Denksphären bei der Muttersprache leben-
dig gegeben seien, die der fremden nur gleichsam angeschlagen^
würden, indem sich die Association zwischen den beiderlei Wör-
tern gleichsam mechanisch und todt geltend mache. Ja der Verf.
geht so weit, dass er das Ausdrückenlassen der eignen Gedanken
durch das Medium fremder Sprachen für die innere geistige Ent^
Wickelung meistentheils in keinerlei Art förderlich, sondern viel-
mehr nachtheüig wirkend erklärt. Nur hinsieht der Elemente
der Sprache, welche das ain meisten Fremdartige seien, könn-
ten die Uebungen im Sprechen und Schreiben fortgesetzt werden^
da mit den Elementen auch zugleich alles Uebrige ein sicheres
Besitzthum werde, wie weit diess für das Ferständniss und die
Reflexion nöthig sei. Dem freien Schreiben und Sprechen in
fremden Sprachen, nicht dem Uebersetzen in dieselben stellt sich
der Verf. besonders entgegen. - — Hiergegen scheint aber dem
Ref. nicht hinlänglich erwogen, dass das Lateinschreiben (das
Schreiben in andern fremden Sprachen und das Lateinsprechen'
giebt Ref. für Gymnasien preis und verweist "es auf die Universi-
täten — ) doch eine geistige Gymnastik erzeugt, wenn es bis
zu einem freien Gebrauch der Sprache, bis zu einem gewissen
Grade selbstständiger Stylbildnng durchdringt, wie nicht leicht
eine andere Sprach-Uebung, weil sich alle Momente sprachlicher
Combinationen und Associationen, alle logischen Gesetze der
Grammatik darin concentriren, und weil an dem Medium des La-
teinischen eigenen freien Styls als an einem fremden sich der
Schüler der Gesetze des Styls und der Sprache am ersten be-
wusst wird. Welche VersatUität des Geistes, welche Feinheit,
Schärfe und Gewandtheit des Gedankens kann dnrch ein rechtes
freies Aneignen eines lateinischen Styls gewonnen werden! Und
sollte nicht der Knnati^n, daa Gefühl für Rhythmik und ]9armo-
n r 4 4 • g o g 1 k
nie 9 das VennSgen die SprachmasgeQ zu bewSti^en imd de nr
Einbeit znftamoieiiziifasseii, am meisten geMIdet werden, wenn
der JüngUng so weit geföhrt wlirde, eigne grössere Conceptio-
nen zu dem Kunstbau einer Giceronianiscben Periode, eines
Kunstwerkes in sieb selbst, su gestalten? — Sollte wobl das
Gefobl für dieScbönbeit der edlen stolzen Romerlaute, der feine
Tact für Vollendung der Form und des Styls, durcb etwas ande-
res so angeregt und gebQdet werden können, als durch eigene
freie Nachbildung acht Römischer Perioden 1 Welchen Grad der
Ausbildung des Geistes und ganzen Wesens setzt die feinere la-
teinische stylistische Fähigkeit und Gewandtheit bei dem Jiing^
linge schon voraus! — Ein practischer und erfahrener Schul-«
mann wird wohl an seinen Primanern bemerkt haben, dass die,
welche Anlage zum lateinischen Styl zeigten und frei ausbildeten,
auch meist in den andern Gegenständen die vorzuglichsten waren,
und nicht eben im Denken zuruckblieben. Ref. hat diess wenig-
stens vielfach an seinen Schülern beobachtet. — Gegen das
Lateinisch etc. (oder gar Griechisch!! — ) Sprechen würde sich
hidessen Ref. entscheiden, in so weit es übex historisches Mate-
rial und historische Verhältnisse hinausgeht und etwas mehr als
blosse grössere Sprachfertigkeit und Gewandtheit bezweckt. Nur
zu oft führt das Plappern fremder Sprachen Seichtigkeit und
Oberflächlichkeit des Denkens und ganzen Menschen herbeL
Das Endresultat des Verf.'s über den Unterricht in den alten
Sprachen ist folgendes (U, 173) t ,,Es ist unnöthig , und wie Al-
les Unnöthige, schon weil es Zeit und Kräfte raubt, für die
höhere Bildung nachtheilig ^ dass der Schüler activ werde in
dem dem Alterthume Angehörigen. Man übe also das Sprechen^
Am freie Schreiben, und, um uns dieses Ausdrucks zu bedienen,
das Denken in alten Sprachen nur mit Denjenigen , welche das
Studium derselben zu ihrem Lebensberuf machen wollen.^^ Wann
aber nicht activ werden in einer Sprache, wo ist sonst Besitz und;
Beherrschung des Sprachstoffes und Gebietes möglich und ist
n^cht die wahre geistige Erstarkung durch die Sprache, die We-
ckung der productiven Sprach - Anlagen erst durch freien selbst-
ständigcn Gebrauch der Sprache bedingt? Würde nicht das
blosse Uebersetzen oder Rückübeiietzen aus der Muttersprache
ins Lateinische zur blossen geistigen Passivität und zu einer
sprachlichen Ungefügigkeit, zu einer stylistischen UnbehüUlich-
keit, einer Steifheit und Starrheit in der Anwendung der Sprache
führen ? Sollte denn die Activität und Productivität in dem Ge-
biete einer fremden Sprache mindere geistige Befruchtimg darbie-
ten und erzeugen, als in andern Wissensgebieten? — Ist es
denn keine geistige Erstarkung, Sprachmassen zu beherrschen
und frei zu gestalten ? —
Uebrigens wiil der Verf. dem Studium der alten Sprachen
nicht etwa die durch Abschaffung der Uebuug dos freien Latein-
• .
Qeoeke^ Bndelpiiigt«» «ni Uflterricli^lelire« )S
schrctbens ersparte Zeit entziehen^ er verlangt nut, dass eine
^össere Anzahl Ton classischen Autoren und vor allem von jedem
Mnselnen mhhr gelesen werde, als gewöhnlich gesehieht, wo
das Gelesene meist zu sehr Bruchstück bleibe. Aach dem Grie-
chischen wünscht der Verf. für die späteren Schul- Jahi^e eine
grjossere Ausdehnung zugetheüt, da immer noch meist nur ein
halbes Yerständniss erreicht werde. — Beide Vorschläge sind
sehr zu beherzigen. Rec. ist innig überzeugt^ dass zu einer
wahren Geistesbildung durch das Studium der Classiker ein gana
anderer Weg müsste betreten, der eine uiid andere Schriftsteller,
ein Horaz , Tacitus und Cicero als Redner , weit mehr terarbei-
tet, weit tiefer und gedankeuToller anfgefasst, weit mehr in einem
Zuge gelesen und sds ein Ganzes begriffen werden müsste , wenn
er in formaler und materialer Hinsicht recht fruchtbringend wer-
den sollte. Unter allen grammatischen, antiquarischen etc. Be-
merkungen fasst aber sehr häufig uilsere Gymnasialjugend sehr
wenig von dem Geiste des Autors, er bleibt ihr eine in lauter
kleine Fragmente zerhackte, tägliche Pensa darbietende Beispiel-
sammlung zur Einübung von allerlei grammatischen Regein und
Sprachbemerkungen; welche sie oft mit Widerwillen fahren lässt,
sobald sie von dem Gymnasium scheidet. Wenn übrigens der
Yerf. meint, dass einer grössern Ausdehnung des Griechischen
ganz besonders das leidige Lateinschreiben und Lateinsprechen
entgegen gestanden habe , so hat er nicht die philologisch - mi-
krologische Manier des gewöhnlichen griechischen Unterrichts
in Anschlag gebracht , den meist junge Philologen ertheilen, wel-
che an ihren Schülern sich alle ihre spitzfindige grammatische
Gelehrsamkeit einüben wollen, sie aber wenig in das Alterthum^
in die Schönheit der Form und des Gegenstandes ^ und in das
ächte Bildungsmoment einführen.
Der Verf. geht sodann in einem zweiten Abschnitt^ der von
der speciellen Methodik lixfi^elLi^ in einer kritischen Uebersicht
die Methoden durch und weiss dieselben auf eine eben so scharf-
sinnige als ruhige und klare Weise zu würdigen« Nur einige
wenige Bem^rkimgen will sich Rec. noch der Küorze des Raums
wegen erlauben* Den Unterricht in der Geschichte unterscheidet
er Ton seiner äussern und innern Seite, und bestimmt ersterea
für die niedere, letzteren für die höhere Altersstufe* Allein
Rec. muss sich ganz gegen solche nicht durchführbare Zerspai^
tung der äussern und innern Geschichte, welche doch immer ein
Ganzes bildet, erklären. Sollte denn wirklich das Kind und der
Knabe nur Namen und Zahlen lernen? Sollte die kindliche In-
nigkeit des Gemüths, das frische begierige Auffassen einer neuen
Welt, mit der trockenen Speise des blos äusserlichen Gerüstes
^er facta ertödtet werden? Sind nicht grade Biographien für die
unterste. Stufe, imd muss nicht an und in denselben die Ge-
müthswelt ^ also denn doch auch wolü die innere Seite der Ge«
14 P & d fi g o g i k.
scliiehte herrortrieteiiY — Sonst spricht der Verf. ^selir gut über
denGesdiichtsunterricht, ia welchem er, wenn derselbe recht
betrieben wu'd , sehr richtig eine Vorbereitung^ fnr dias Stadium
der Philosophie in allen üiren Theilen und besonders in den
practischen sieht. Nicht übereinstimmen kaAn aber Rec. mit dem
.Verf. , wenn derselbe meint , die eigentlichen Staats - und Staa-
tenverhältnisse (ihrem innern Charakter nach und für die Beur-
theihmg desselben) gehörten entschieden gar nicht in den Ju-
^ndunterricht. Freilich nicht zu TielHin- und Her-Raisoniren
und Kritisiren über Politik, kein politisches Kannegiessern , kein
hohles Aburtheilen über den verschied^ien Charakter complicir-
terer StaatsTerhältnisse , aber wohl gehört in den Jugendunter-
richt ein Entwickeln des Gedankens, welcher der Bildung eines
Staats zumal eines elementarischen , wie z. B« des Lycurgischen,
zu Grunde liegt, wohl gehört dahin der allgemeine poUtische
Gesichtspunct des Gesetzgebers, der verschiedenartige Charakter
des einen und andern Staats, wie er im öffentlichen uiid Privat-
leben erscheint, endlich der Begriff des Staats selbst, wie er sich
i aus der ganzen Darstellung seines Lebens ergiebt. — Zu ein-
seitig und beschrankt will der Verf. den Geschichtsunterricht bei
der Gymnasialjugend blos auf lebendig ausgeführte imd belebende
Bruchstücke aus der Geschichte der allgemeinen Cultur^ der
Wissenschaften imd Künste und besonders aus der Geschichte der
Erfindungen beschränkt wissen. Wo soll denn der Jüngling eine
Anschauung des Kunstwerkes des Staats und diurch sie Achtung
vor dem üim zu Grunde liegenden Gedanken gewinnen? —
Wahrlich wenn der Primaner diese mehr gewonnen hätte , dann
möchte er weniger zu dfen unglücklichen Verirrungen verblende-
ten und wüsten demagogischen Treibens kommen! —
Völlig beistimmen muss Rec. dem Verf. , wenn derselbe aus
dem Jugendunterrichte in der Moral und Religion das Absiract-
Systematische ganz ausgeschieden wissen will , ja wenn er be-
hauptet, dief Entwicklung religiöser i^e^rt^e und Sätze sei nur
ein Surrogat der Surrogate, das schwächste von allen für den
Zwetek, die Religion im Gemüthe und in der Gesinnung zu be-
gründen. Der Unterricht könne überhaupt nur wenig thun , und
lAlisse sich jedenfalls an der ursprünglichen (elementarischen
Fornä) der Form der Empfindung so nahe als möglich halten.
Der Verf. will Bilder des Religiösen als regelnde Norm für die
Zukunft aber keine Kirchengeschichte ; allerdings biblische Ge-
schielt te, doch spricht er auch gegen eine übelangebrachte und
unverständige Verehrung der Bibel beim Jugendunterricht, da
dieselbe eine Reihe von Schriften darbiete , welche doch in di-
dactischer und pädagogischer Hinsicht nicht allgenügend gehalten
werden könnten, die imter den mannichfachsteif Veranlassungen
und Eiafli'isscn, welche zu jenem Zwecke oft kaum in der entfern-
testen Beziehung ständen,, ursprünglich entstanden und später zu
Beneke*8 Ertiehttogs- und Untenlchtilehre. ^
einem Ganzen znsammeng^elommen seien« Es zeige sich das Ge-
gentheil besonders in Hinsicht der geschichtlichen Darstellung
und Bilder religiöser Gesinnungen. Von Christi Leben, wo die*
selben unerreichbar voUkommen und rein. Sei leider zu wenig
aufbehalten, um unserm Mangel abzuhelfen. Die Schriften der
Apostel seien Gelegenheitsschriften, und gäben als solche auch dgl.
Darstellungen, doch nur gelegentlich, -— sie seien überwiegend
dogmatisch - polemischen Inhalts. Die religiösen Gesinnungen
des A. T. seien zu wenig concentrirt für den Schulunterricht, der
eine zusammenhängende Grundlage fordere, auch stellten sie
zum Theil das Religiöse nicht rein genug dar. — Diess sind
wunderbare Ansichten , denen Rec« als Theologe ernstlich ent-
gegen treten muss. Wo giebt es erhabenere eindringlichere Bil-
der religiöser Gesinnung als in den herrlichen Gestalten des A.
Testamentes? Was ist mehr für das kindliche Gemüth ^ für das
Elementarische der Empfindung geeignet, als die Bilder des
A. T. : ein Abraham, Hiob u. A. mit ihrer kindlichen und naiven
Einfalt imd Frömmigkeit? Wo prägen sich die Formen religiöser
Denk- und Handlungsweise in ihrer grotesken weltüberwindenden
Unmittelbarkeit des Glaubens imd Lebens in Gott tiefer ins Ge-
müth ein? — Und wenn das A. und N. T. viel Polemisches und
überwiegend Dogmatisches hat, weht auch hierin nicht überall
der Geist der inneirsten, heiligsten und grossesten göttlichen Of-
fenbarung , der schon das jugendliche Gemüth mit Erforcht und
Staunen Tor der Erhabenheit der Gedanken erfüllt? Ist es nicht
Sache des verständigen Lehrer^^as Religiöse rein auszuscheiden
für die Jugend und das Beivyenrder Zeit und Verhältnisse abz\i-
sondern? Giebt es nicht schon recht gute Lehrbücher biblischer
Geschichte, mit dem für die Jugend Passenden und Gehörigen. —
Geben denn die Schriften der Apost^ wirklich nur gelegentlich
religiöse Darstellungen ? Siiid die Evangelien und besonders die
Apostelgeschichte nicht voll der reinsten und schönsten religiö-
sen Bilder und Muster? — Und welche wunderbare Meinung
ist es, dass zur Abhelfung des Mangels religiöser Bilder uns lei-
der zu wenig von Christi Leben selbst aufbewahrt sei ! — Haben
wir nicht au» allen Altersperioden des Heilandes Bilder seines
göttlichen Lebens, von der Kindheit an bis zum Tode? — Sind
sie nicht grade hinreichend , um in den jugendlichen Herzen die
Bilder des Erhabenen und Religiösen zu wecken? — Würde
durch detaillirtere Darstellungen, durch mein: Einzelheit^i mensch-
lichen Lebens und Handelns Christi nicht grade der Eindruck äes^
Grossen und Göttlichen, des einzigen, wunderbaren und mit ge-
heimnissvolier Ehrfurcht das Gemüth der Jugend erfüllenden Grot-
tessohnes verschwinden ? — Wo der . Eindruck des Göttlichen
recht stark und bleibend sein soll , da muss in der Seele noch
etwas von Ahnung, von einem geheimnissvollen nicht gehobenen
Schleier, durch den das Unendliche den endbchen Augen ver-
la , P 4 4 » g o g i k.
borgen bleibt, zurückbleiben, und dazu Ist grade die Darstel-
lung aus dem Leben Christi die geeigneteste. Wie würde das
inöglidi sein, wenn er überall in allen seinen Lebensyerhältnis*
sen auf das breiteste und ausführlichste als ein gewöhnlicher
Mensch geschildert wäre? — Gerade genug haben wir Ton dem
HeHande , um in ilim das göttliche Element wirksam auch in den
Jugendherzen zu machen! Der Verf. erklärt sich gegen
dasBibeliesen, — was freilich zum Missbrauch führen kann, wenn
es den Wust exegetischer Gelehrsamkeit der Jugend beibringen
will, *^« aber von einem verständigen Lehrer mit Auswahl gelei-*
let gewiss heilsam ist zur Erweckung religiöser Cksinnung.
Das dritte Kapitel handelt von den UnternchtsanataUen $
die ersten §§. von der Entstekungstveise und Vergleiehung der--
selben mit dem Privatunterrichte in Hinsicht ihrer Büdungskraft^
von den Verhältnissen zwischen den verschiedenen Gattungen
von Unterrichtsanstalten. Dann folgt ein § y^daa Gymnasium.^
Hier sind kurz die in dem ganzen Werke zerstreuten Ansichten
des Verf.'s wieder zusammengefasst. — Sehr practisch ist die
Forderung desselben, dass das Gymnasium gegen das Hoherlie-^
gende^ also gegen die Universität scharf begrenzt werden solle.
Gewiss wird hierin am meisten noch zur Zeit gefehlt — Sowohl
im Sprach- als auch im wissenschaftlichen Unterricht wird die
Jugend noch zu sehr mit der Masse der Gelehrsamkeit überschüt*
tet und dieselbe wird gewiss oft das MateriiU, an welchem sioh
junge Lehrer besonders Philologen ihre mannichfache und sub-
lime Gelehrsamkeit einstudirea Jollen; die eigne Denkkraft und
Prdductivitat, so wie die Eigentmnlichkeit und Selbstständigkeit
des Charakters wird unterdrückt, — auf der Universität glauben
dann die gelehrten mit Nn I oder dem Zeugniss der Reife abge-
gangenen vollgepfropften Gymnasiasten schon Alles zu wissen,
und ruhen auf ihren Lorbeeren , oder sind von dem Ueberladen
mit Geldursamkeit so matt geworden, dass sie sich erst Jahrelang
wieder ausruhen müssen. Das Gymnasium sollte ein wahm
Gynmasium, überall nur der Drang nach Wissen geweckt wer-
den, nicht, wie jetzt bei dem vielen Eicaminiren, das Wis-
sen selbst die Hauptsache sein! — Sehr richtig und aus dem
Leben gegrüSen sind des Yerf. Bemerkungen über die jetzige
schlaffe Stndienart der meisten Jünglinge auf den Universititen,
üb^ diess Hefteschreiben ^ diess mechanische todte Repetiren
u. s: w. Die Meisten erwerben gewiss nie recht die Fahigkdi
zu eignem wissenschaftlichen Arbeiten. Der Verf. empfiehlt da-
her eine allgemeine Encyclopädie und Y<urbereitung zum akade- '
misdien Leben» besonders aber einen Zwischensttstand zwischen
dem Gymnasium und der Universität, eine Selecta, nur in ganz
anderer Weise , als die man gewölmlich , als reine Fortsetzung
der Prima oder gar als eine Art von philologischem Seminar ein-
gerichtet babe; in der Ton flun TorgescUageaea Sdecta soUle'
Bene1ce*8 Erdeliaiigs- und ÖDtcrrlclitalelire. D
f&r ein Semester ganz besonders das Selbsiarheiten und Seihst^
denken unter Aufsicht und ControUe gelehrt und Lust dazu ein-
geflösst werden^ durch Steigerungen im Geistigen, ohne eigentliche
Vorlesungen, um unter gelegentlichen conceutrirenden Vorträgen,
wobei keine Feder angerührt werden dürfte 4. und Prüfungen in
dei* Form von Gesprächen. Eigenes Arbeiteir nach Büchern mvsse
die Hauptsache sein, daher Auszüge , Uebersichten , Zusammen-
fassungen, Vergleichungen, Anwendungen u. s. w. Mit toU-
Jcommener Ueberzeugung muss Rec. dem Vorschlage des Verf.
beistimmen. Schon an einem andern Orte bei Veranlassung des
durch Lorinser neuerdings aufgeregten Kampfes und der viel-
fachen Gährung in der pädagogischen \¥elt hat sich llec. dahin
geäussert , dass viel zu wenig jetzt die eigne Froductivität und
Seibstthätigkeit geweckt, viel zu sehr die Jugend au ein passives
Aufnehmen der Gelehrsamkeit gewöhnt werde ^ dass nicht die.
Masse des für das Examen Mos äusserlich und oft mit Widerwil-
len Gelernten und bald wieder Vergessenen die Hauptsache sei,
)Sonderi^ die in dem Menschen geweckte Energie und die Kunst
seine Kräfte gebrauchen zu lernen, dass daher müssten weniger
Lehrstunden gegeben , weniger Lehrgegenstä'nde.getrieben , we-
niger Massen von Gelehrsamkeit auf den Gymnasien der Jugend
eingepfropft, dieselben aber angehalten werden, das Gelernte
selbstständiger zu verarbeiten, und dass überall im Leben das
Handeln höher stehe als das Wissen, daher die Fähigkeit und
Energie zum Handeln und eignen Arbeiten dereinst höher ge-
schätzt werde, als todtes Anlernen! — Indessen sind solche
Wünsche, wie sie der Verf. hier äussert, z. B. die Einrichtung
einer Selecta nach seinen Ideen , vor der Hand noch so lange pia
desideria, als Alles im Staate noch bis in die untersten Stufen
herab auf Examina berechnet und eingerichtet ist, und der Jiuig-
ling nur eilt sobald als möglich das Gymnasium zu verlasseh und
durch das Feuer des Examens zu kommen! — Ein solches Di äu-
gen und Treiben zur Universität und zum bürgerlichen Leben,
- wie es jetzt meist äusserliche Rücksichten unter Eltern und
Jüngh'ngen herbeifuhren , wird wohl so leicht keine wahre Wis-
senschaftlichkeit unter der Masse der Studirenden aufkommen
lassen! —
Den Unterricht in neuern Sprachen beschränkt übrigens der
Verf. sehr verständig für die Gymnasien bis zu einem Verständ-
niss leichterer Schriftsteller, giebt aber entschieden der engli-
schen Sprache ivegen ihrer der unsrigen weit verwandteren Lit-
teratur den Vorzug, worin Rec. dem Verf. ganz beistimmt.
Nur gegen die Verbannung eines Unterrichtszweiges muss
sich Rec« erklären, nämlich des vorbereitenden philosophischen,
oder der philosophischen Propädeutik. Der Verf. vnll nicht nur
dieUnterrichtsgegenständ^, welche der Vorbereitung zu einem be-
sondem Beruf äeaen, sondern auch alle diejenigen vom Gymnasium
TS P ft d B g o i; 1 k.
/
entfernen^ welche !n einer hohern Reflexionssphftre liegen^ wf6
die Logik, die Psychologie, die Rhetorik, die Poetik, die Ge-
schichte der Philosophie U.A., dei* Unterricht auf dem Gymnasium
BoJUe nur wenig über die concreten Anschauungen hinausführen ;
selbst die allgemeine Grammatik liege über den Bildungskreis
der meisten Gymnasien hinaus. Es verbietet hier der Raum,
dass sich Ree. des philosophischen Unterrichts auf den Gymnasica
gegen den Professor der Philosophie annimmt ; doch hat er alff
Lehrer die Erfahrung gemacht, dass dieser Unterricht zweck-«
massig und dem Standpunkte der Jugend angemessen , d. h. be-
sonders catechetisch und heuristisch, und aus dem bisherigen
Bildungsgange der Jugend heraus entwickelnd und anregend er-
theilt und in gehörige Verbindung mit dem deutschen Unterricht
gesetzt, ein sehr bildendes und wesentliches Glied in der Kette
der Lehrobjecte ist und zur Ergänzung einer wesentlichen Seite, ^
der Hervorbildung einer selbstständigem und freiern Auffassung
des Stoffes , zur Weckung und Regelung eigenthümlicher Denk-*
krafifc, wesentlich beiträgt. Eiiier freiern Verarbeitung d^ Stoffs,
einer Hervorholung und Weckung der Ideen ist in dem Unter-
richtsorganismus verhältnissmässig nur wenig Raum gelassen , da
die Masse des historischen und sprachlichen Materials leicht die
Productivität und Selbstthätigkeit der Jugend erstickt, sie zu
einem passiven und duldenden An- und Aufnehmen führt, und
das geistige innere Leben abschwächt. Das Gebiet des Denkens
lind "zwar des logischen Denkens wird der Jugend durch die
philosophische Propädeutik geöffnet, die Befruchtung mit Ideen
dadurch angebahnt, eine neue Betrachtung der Dinge aus ganz
neuem Gesichtspuncte vorbereitet. Und wäre es nicht schon sehr
wichtig, wenigstens die gewöhnliche und übliche Terminologie
der philosophischen Kunstsprache, wenigstens die allgemein vor-*
bereitenden Begriffe der formalen Logik schon der Jugend zur
Universität mitzugebend — Vortrefflich ist die Abhandlung über
den philosophischen Unterricht auf den Schulen, welche Hoff-,
meister seinem Romeo eingeflochten hat, so wie das Bruchstück
eines solchen propädeutisch - philosophischen Unterrichts da-
selbst. Es möchte leicht das Beste sein, was darüber geschrieben
worden. Hoffmeister hält diesen Unterricht in seinem geistreichen
Buche für den allerwichtigsten und eigentlichen Hauptunterricht,
um den sich der übrige gleichsam herumlegen müsse.
Nur ungern und nur dnrch die nothwendigen einer Recension
gesteckten Grenzen sieht sich Rec. gezwungen , hier den Verf.
zu verlassen und den Inhalt des Werkes weiterhin auf sich beru-
hen lassen zu müssen. Er will nur noch die §§. nennen, um auf
den reichhaltigen Inhalt des Buches aufmerksam zu machen. Die
Bürgerschule ^ die Volksschule j die Mädchenschule, pädago^
gische Seminare, Schullehrerseminare. Zweiter Abschnitt,
Einrichtung der UnterrichtsanstaUen. Vielheü der Jiehrer im
Aeio t Das rSm. PrivatrechL 99
VerhäUniss «u den Schülern. ^Klassen - und Fachäysiem, Ver*
hältnis» der Lehren zu einander» Allgemeine BetHM^htungen
über die in der Schule anwendbaren Belohnungen und Strafen.
(Hierbei scheint das sittlich religiöse Moment zu wenig ins Auge
gefasst, so wie nicht Andeutung der Granzen desselben in seiner
Anwendung und Warnung vor Missbrauch gegeben ist* — ^
Schulordnung — j^uf sieht -— stete zweckmässige Thätigkeit. —
Sinnl. — geistige — gemischte Strafen und Belohnungen. An-
dere Eintheilungen und praktische Vorschriften. (Im Allge-
meinen schliesst der Verf. sich ganz an die gangbaren und übli-
chen Schuleinrichtungen an^ billigt und Tertheidigt sie ; — eigene
und selbstständige Vorschläge und Meinungen findet man w^^niger.)
Unterricht in der Classe. Prüfungen. Verhältnisse der Schill
ler unter sich und zu den Lehrern.
Druck und Papier sind gut, der Preis aber Ist etwas zu hoch
und dürfte der weitern Verbreitung unter den gewöhnlich nicht
eehr bemittelten Schulmännern sehr im Wege stehen.
Burg Brandenburg a, EL ^. Schroeder.
Das Romische Privatrecht und der Civilptozess
bis in das erste Jahrhundert der Kaiserherr-
schaft. £in Hülfsbach zur Erklärung der alten Classiker, vor-
züglich fär Philologen nach den Quellen bearbeitet Ton Dr. Wil-
helm Rein, Mit einer geschichtlichen Uebersicht der Römischen
Verfassungsgeschichte und der Rechtsqoellen bis auf Justinianus.
Leipzig, Verlag von K. F. Koehler. 183(>. XXXIV u. 537 SS.
Bei der Bedeutsamkeit, welche die römischen Rechtsalter-
thiimer für alle Philologen haben, war es bisher ein höchst fühl-
barer Mangel, dass dieselben nicht in einer besonderen Schrift
zur Kenntniss derer gebraucht wurden, die nicht ganz durch die
juristische Schule g^ehen konnten. Denn wenn auch das Lehr-
Such der Geschichte des Römischen Rechts von Dr. C. j4. C.
Klenze^ namentlich in seiner zweiten Auflage (Berlin, 1835) ein
wahres Muster eines Lehrbuches überhaupt , das in der Hand ei-
nes jeden Philologen sein sollte , für den geübteren Philologen
die Stelle manches ausführlichen Werkes zu vertreten geeignet
ist und durch seine zweckmässige Zusammenstellung der wich-
tigsten Momente aus der römischen Rechtsgeschichte das Stu-
dium derselben lucht wenig erleichtert, so fehlte es doch an einem
Werke, das auch dem weniger Bewanderten eine gehörige Ein-
sicht in die römische Rechtsgeschichte eröfi'nete.
Diesem Mangel abzuhelfen , war Vorsatz des Verfassers der
oben genannten Schrift und mit Freuden müssen wir es ausspre-
chen, dass wir glauben, dass er seine Absicht vollkommen er-
reicht habe. Denn wenn er auch nur das Privatrecht und den
8§ BSmffclie Alierllifimfkfiaie«
CSdlpfocess fai diesem Bude sn nmfiMen sich Tomtliiii, tnd nnli
wohl aiMh das Strafrecht gern mit aufgenommen sehe^ somal in
nicht wenigen Fällen eines das andere ergänzt nnd das eine ohne
eine Rucksichtsnahme auf das andere kanm in einzelnen Poncten
hinlänglich Terstandlich erscheint^, so ist doch der gewählte StoflF
an und für sich so umsichtig Terarbeitet und bei Tori^ommendea
Fallen auch so viel Rucksicht auf das Criminalrecht genommei^
als es zum Verständnisse des Ciyilrechtes nöthig war, dasa aUer^
dings dieser Mangel weniger fühlbar erscheint; und man nut
wünschen kann , dass der Hr. Verf. auch dieser Seite der romi«
sehen Rechtsgeschichte in der Folgezeit auf gleiche selbststan-»
dige Weise seine Aufmerksamkeit zuwenden möge, um auch
hierüber dem Philologen einen leichteren Aufschluss zu verschaf-
fen ; es ist diess auch um so nothwendiger, da diese Verhaltnisse
im Allgemeinen noch nicht durchgängig derselben Berficksichti«
gung sich erfreut haben, wie die cinlreditlichen.
Was nun das Rein'sche Werk selbst anlangt, 60 können wir
die drei Rücksichten, aus welchen er sein Buch abfasste und nach
welchen er es also auch beurtheilt wissen will, nur gutheissen.
Zuerst nämlich glaubte er, da er Yorzügüch für den Philologen
ein Hülfsmittel zum Verständnisse der alten dassischcn Schiift-
steiler liefern wollte, nur die ältere Zeit berücksichtigen zu müs-
sen und brach die Verfolgung dieser Rechtsverhältnisse zu Ende
des ersten Jahrhunderts der Kaiserzeit ab, wenn nicht ein weite-
res Nachgehen wesentliche Aufschlüsse, auch zur Beurtheilung
des früheren Verhältnisses eines Rechtsinstitutes an die Hand
gab, wo er mit Recht eine Ausnahme von dem sich auferlegten
Gesetze machen zu mvssen glaubte. So nützlich nun immer die
längere Verfolgung der Rechtsgeschichte bis in die spätere Zeit
auch für den Philologen werden k«inn, so müssen wir doch Hrn.
Reins Grundsatze vollkommen billigen, da später die Rechtswis-
senschaft sich mehr in sich selbst abschloss und weiter ausbil-
dete, aber weniger mit dem eigentlichen Volksleben in Verbindung
stand, also auch weniger Interesse gewährt, der Philolog aber^
der mehreren Aufschluss begehrt, zu diesem Behufe nach sorgfäl-
tiger Benutzung des vorliegenden Werkes ,die Schriften der Juristen
selbst vollkonunen zu verstehen und gehörig zu benutzen in den
Stand gesetzt sein wird. Zum Mittelpuncte seiner Richtung
machte der Hr. Verf. daher mit vollem Rechte die Ciceronische
Periode. £8 könnten also etwaige Ausstellungen hier nur das
Einzelne treffen. /
Ferner sind wir mit Hrn. Rein vollkommen einverstanden,
wenn er auch bei Benutzung der Quellen seinem Zwecke gemäss
zuvörderst auf die älteren sein Augenmerk richtete und nur
zur Aushülfe die späteren Rechtsquellen benutzte. Nur sind
wir der Ansicht, dass abgesehen von äusseren Einwirkungen auf
den Gang dea Rechtes 1 die mit Hülfe der äusseren R^tsge-
Beim Da0i§iii«PflT«lreebt. 81
schichte leicht sni erkennen sind und in ihren Folgen aach nicht
fichwer zu beurtheilen sein möchten, eben die eiserne Conscqueni
des römischen Rechtes, die, wenn sie nicht gewaltsam gestört
ward, in allen Jahrhunderten sich geltend machte, in Bezug* auf
die innere Rechtsgeschichte den Gebrauch auch der spateren
Quellen nicht so sehr bedenklich erscheinen lässt ; und Hr. R,
hat in seiner Schrift, wenigstens stillschweigend ^ selbst den Be-
weis dazu geliefert, well aus seiner eig nen Darstellung öfters es
sichtbar wird, dass die älteren Quellen mit den neuern selbst in
Puncten, wo eine Abweichung minder auffallend erschienen sein
wiirde , im vollkommenen Einklänge stehen. So hätte also Herr
Rein nach unserem Dafürhalten in einzelnen Puncten noch etwas
mclir Rücksicht auf die späteren Quellen nehmen können; so
sehr wir, wie gesagt, im Allgemeinen auch hier sein Verfahren
gut heissen. Da Hr. R. zu den Männern gehört, die stets vor-
wärts arbeiten , so hat er sich gewiss selbst schon von der Wahr*
heit unserer Behauptung überzeugt.
Drittens müssen wir den Grundsatz, nach welchem Hr. R*
in diesem Werke zwar auch eig'ne Erörtenmgen und die Aufstel-
lung neuer Meinupgsansichten nicht gänzlich ausschlösse aber
doch vor Allem sich bestrebte, entweder nach den Quellen unmit-
telbar oder nach den einmüthigen Ansichten der neueren Rechts-
gelehrten zunächst das anerkannt Feststehende in seiner Bear-
beitung wiederzugeben, ganz vorzüglich gut heissen, da er nur so
die wahre Brauchbarkeit seiner Schrift für seinen Zweck ermög-
lichen konnte ; und man muss es also dem Hrn. Verf. zu Danke
anrechnen^ dass er lieber wahr als origiuell sein wollte, eine
Selbstverläugnung, die der verewigte C. Beier sich nicht auflegen
konnte, die aber doch mehr Nutzen stiftet und von grösserer Ein-
sicht zeugt, als die originellsten Ansichten und gelehrtesten IJn-*
tersuchungen , wenn sie eben nur originell und gelehrt bleiben.
Hierbei muss man aber von Seiten der Philologen es dem Herrn
Verf. besonders Dank wissen, dajss er nicht nur die alten Rechts-
quellen , sondern auch die benutzten litterarischen Hülfsmittel
mit vieler Sorgfalt und Genauigkeit angegeben und so dem jungen
Philologen eine feste Basis bereitet, worauf er fort bauen, und
einen sicheren Weg gezeigt hat, auf welchem er sich in zweifel-
haften Fällen mehreren Aufschluss verschaffen kann.
Wenn wir nun nach sorgfältiger Einsicht in das vprliegende
Werk und nach längerer Benutzung desselben mit gutem Gewis-
sen diese Schrift als ein unentbehrliches Hiilfsmittel zur Erlan-
gung einer richtigen Einsicht in die römischen Rechtsalterthümer
tmd also auch zum Verständnisse des alten römischen Volksle-
bens und der aus diesem hervorgegangenen und mit diesem ver-
wachsenen lateinischen Schriftsteller einem jeden jungen Philolo-
gen empfehlen können, so glauben wir auf der anderen Seite
auch, dass jungen Juristen, die sich allseitig in ihrer Wissenschaft
N, JaUrb, /. FbÜ, u. Faed. od. KriU Bm, Bd. XlX. HJt* 1* 6
82 BoBiUche AUerfbamtkvnde.
umsehen wollen* und allenthalben heimisch zu werden beabsich-
tigten^ die Benutzung der vorliegeadeti Schrift ebenfalls sehr
nützlich werden könne, da dieselbe nicht so fort zu dem späte-
ren Ziclpuncte, welchen die juristischen Schriften doch vorzugs-
weise vor Augen hab^n, hinleitet^ sondern noch eine Zeit bei den
alten Klassikern zu verweilen einladet, die allerdings viele Jünger
der Wissenschaft erst dann gehörig zu schätzen lernen, wenn
ihnen andere Fachstudien die Zeit mehr zu beengen beginnen
und nur JUussestunden zu der Lesung der Alten benutzt werde»
können. Und so glauben m ir, dass Hr. Rein auch seinen doppel-
tenZweck in vieler llitisicht erreicht habe.
Da es uns einerseits zu >\eit fiihren würde, andererseits aber
auch einen grösseren Aufwand juristischen Wissens erfqrderte,
als wir zu besitzen meinen, werden wir im Folgenden den Inhalt
dieser- Schrift darlegen und gedenken etwaige Ausstellungen, die
hie und da zu machen sein möchten , und einige Nachträge, die
manchmal nöthig zu sein scheinen, gelegentlich mit anzufügen.
Nachdem unser Verf. S. 3—13 über den Begriff Und die Wich-
tigkeit der römischen Rechtsgeschichte, ihre Behandlung und
Pei4odisinmg, ihre Quellen Und Lkteratur in aller Kürze gespro-
chen, giebt er S. 14 — 64 zuvörderst einen Abriss der römischen
Staatsverfassung in vier Perioden, wobei er eigentlich juristische
Leser vor Augen hatte , da er diesen Abschnitt selbst als für Phi-
lologen unausreichend erklärt, so wie er bei dem S. 65-^100 fol-
genden Abschnitte, der über die Quellen des römischen Rechtes
handelt, zunächst an philologische Leser dachte, weil auch hier
der Jurist ausführlichere Mittheilungen in seinen Schriften finde.
Man vergleiche die Vorrede S. XVIL So misslich auch an sich
eine solche Rücksichtsnahme zu sein scheint, so glauben wir
doch, dass Hr. R. hier die gehörige Mitte so ziemlic}i getroffen
hat und so wird, es weder dem juristischen Leser nachtheilig
sein, die Hauptdata aus seiner Quellengeschichte einmal wieder
mit zu überiliegen, noch dem philologischen Leser unangenehm
die Hauptperioden der Verfassungsgeschichte in kurzer üeber-
sicht zur Hand zu haben. Dass hiebe! weniger Neues, als Be-
stimmtes gegeben werden sollte , versteht sich von selbst und so
hätte man höchstens über das Zuviel und Zuwenig zu sprechen,
doch auch hier haben wir in wenig Puncten Anstoss genommen.
Freilich hätten wir bei der zunächst für die juristischen Leser be-
stimmten Verfassungsgeschichte etwas mehr Verweisungen er-
wartet, dass da, wo er glaubte die Notiz reiche nicht aus , der
junge Leser sich gleich irgendwo anders reichere Nachricht holen
konnte, um nur Einiges hier anzugeben , sollte S. 23 wegen
der Centurieu wohl auf Zumpt zu den Ferrinischen Reden
S. 85ä fg. Rücksicht genommen worden sein. So sollte wegen
des Geschäftskreises der Aedilen S. 30 imd S. 3ü wenigstens auf
Niebukr Band Z. S. 4j| fgg. verwiesen worden firein. Auch ist uns
Beins Dai Hm PrifafMcbt SS
fn der Sache selbst hie «id da etwas aufgefallen, was wir iildit
80 ^esa^t haben würden, wie S. 50 h^isst es: ,^Oppida foede^
rata \md sociorum^ welche föderirt und frei sind, je nach-
dem ihnen die Römer gewogen sind.^^ Hier fallt die
letztere Ansicht auf, da man doch hinlänglich weiss ^ dass bei
solchen Capitulatioren Rom doch am Ende nicht blos gestatten
konnte, sondern auch musste und es gewiss in den wenigsten
Fället) auf das Wohlwollen des römischen Volkes ankam. S. 68
scheint es, als habe können der Praetor nicht Richter aus seiner
nächsten Umgebung {cohora) geben, wenn Hr. R. sagt: ^^Verres
aber nahm zuweilen aus den Creatnren seiner Cohorte iudicea und
recuperatores/^ Dawider konnte man im AUgemeineii nichts
einwenden, denn es war dies stets der Fall, dass aus dieser Zahl
Uicliter mit gewählt wurden ^ nur tadelt Cicero in den Yerrini-
sehen Reden an unzähligen Stellen die Sclilechtigkeit dieser
Cohorte. Ueberhaupt abeflbcheint Hr. R« bei dem ganzen Ab-
schnitte: Provinciacy zu tiel Rücksicht ^ut Sicilien allein ge-
nommen zu haben , das manches Eigenthümliche in seiner Ver-
waltung hatte. Doch wird er das Einzelne hier leif^ht selbst
finden. S. 55 glauben wir hat Hr. R. die bekannte Pandecten-
stelle über die les regia ^ welche jedem Kaiser bei seinem Amta-
antritte gegeben ward^ noch zU nachsichtig gegen die Juristen
besprochen, welche aiis ihr schliessen wollten^ dass das Gesetz
bleibend gegeben und nicht für jeden einzelnen Kaiser erneuert
worden sei. Er durfte also nicht sagen i ^^ Wenigstens wird diese -
Ansicht nicht durch die Pandectenstelle IJlpians Fn 1 pr. D. 1, 4
bewiesen u^ s. w.,^ sondern fnnsste es gerade heraus sagen, dass
jene Stelle für den, der sie gehörig, d. h, wie ihre Worte für je-
den, der Latein kann , hinlänglich kundgehen , versteht , gerade
das Gegeniheil Ton dem beweise^ was einige Rechtsgeiehrte
daraus geschlossen haben« Die Stelle lautet also : Quod principi
placuit^ legis habet vigorem^ ntpote cum lege regia ^ quae de
imperio eius lata est^popnlus ei et in eum omite suum imperium
et potestatem conferret ; die$e Stelle, mag man nun conferret oder
mit Anderen conferat lesen, muss doch immer auf den einzelnen
Kaiser bezogen werden, denn lala est^ nicht /er/?//', was Einige in
dem Falle wollten, heisst es, weil er doch nicht eher Princeps
im eigentlichen Siniie war, als das Gesetz gegeben war, und die-
ses also erst gegeben sein musste, ehe s^n (Wort als verbum
ptincipis anerkannt wurde, am deutlichsten zeiget aber der Zusatz
de imperio eius^ dass an den Einzelnen gedacht werde, denn eitia
kann in di^er Verbindung nur bedeuten: des jedesmaligen, nicht
aller principea im Allgemeinen ; hätte di(^ Ulpian nicht aus-
drücklich sagen wollen^ so hätte er wenigstens eius weggelassen.
Man sieht ^ dass wir in der Sache Tollkommen mit der Rein'schen
Ansicht einverstanden sind, nur sollte er als Phiiolog diese Stelle
strenger gefasst haben, um 4«b Jarbten, die zum Theile noch
6*
Bl R5mIfcho Alierihanrtkande.
.1
bnmer die Stelle für das Gegentheil benutzen möchten, diesen
Vfeg gänzlich abzuschneiden.
Die Qfiellen des römischen Rechts sind für dei Philologen
sehr zweckmässrg zusammengestellt worden, an Zisätzen und
JNachträgeu fehlt es hier schoü jetzt nicht ,. was Hr. Rein gewiss
•in einer nöuen Auflage berücksichtigen wird. Wir erwähnen
^Beispiels halber bloss S. 68. 9f^, wo in Bezug auf die Br ichstiicke
des Codex Gregorianus und Hermogenianus jetzt von philologi-
scher Seite mit besonderem Danke der Tor trefflichen Bearbeitung
dieser Fragmente durch Gustav Ilänel gedacht werden muss (Bonn,
1885. 4.).
Wir kommen zu dem eigentlichen Hauptinhalte des Buches,
dem Römischen Privatrecht, was S. 103 — 12S mit der Lehre von
den Rechtssubjecten oder Personen, ihrer verschiedenen Rechts-
und Handlungsfähigkeit und mit einer Darlegung des Inhaltes und
der Anordnung des .Rechtssystems, ifibst Bemerkiuigen iibcr ius
naturale*^ ius gentium , ius civite , was die Einleitung bildet, er-
öffnet wird. Da hierdurch das , was in dem Folgenden vorgetra-
gen werden soll, eine gute Grundlage gewinnt, so ist im Ganzen
dagegen nichts einzuwenden. Als ungenau müssen wir nur rü-
gen, wenn Hr. Rein S. 110 von der • ignomfnia censoHä sagt:
^,Die Wirkung dieser Strafe ist aber vorübergehend , indem sie
der nachfolgende Censor meistens aufliob,^'' und sich ni^n hier-»
^ -über auf Cic. p. CluenU 33 beruft; Cap. 33 steht nichts hierüber,
wohl aber Cap. 43 § 122, aber dort liegt es 1) in Cicero's Inter-
esse die Sache als so leicht und vorübergehend als möglich dar-
zustellen, 2) besagen die Worte nicht das, was Hn .'R;: will. Es
liqisst dort: censor es denique ipsi saepe nnmero superiorum
vensorum iudiciiSySi ista iudicia appellari voltis^non ^teteruni,^
was ganz anders klingt: Bisweilen {saepe nnmero) blieben sie
ihnen nicht treu , das ist affirmativ noch lange nicht : sie hoben
sie meistens wieder auf. üebrigens erwähnen wir hierbei im
Allgemeinen, dass man bei einem Redner und so auch bei Cicero
sehr vorsichtig sein muss, ehe man seinen Aeusserungen die Be-
istimmiuig einer Suche entnimmt , da er ja nie ohne eine gewisse
Absichtlichkeit spricht und sprechen kann; ein Umstand, den
Hr. Rein aucli anderwärts bisweilen weniger beachtet zu haben
scheint. Dagegen sagt allerdings der falsche Asconius S. 103, 19
Orcll., auf den sich Hr. R. ferner beruft: Eorum notam succes-
sores plerumque solvebant , was wir aber der obigen Stellie Ci-
ccro's gegenüber, der doch offenbar das Interesse hatte, diese
Ignominia als so wenig anklebend als möglich zu schildern, nicht
so bereitwillig glauben dürfen , zumal der falsche Asconius auch
der Zeit nach zu ferne steht und , wie Madvlg richtig dargelegt
hat, manches ganz Falsche referirt.
Auch glauben wir, dass S^ 111 der Satz: „Diese in der
Eaiserzeit infamia genannte Ehrlosigkeit . bieg« . früher ignomüiia
' /
Bein: Dat rfim. PmatrecbL 8&
ex cdicto und umfasste \m Allgcmeiiieti n. s« w. ,^^ nicht^nz
geeignet ist, die spätere «, gesetzliche Infamie in das gehörige
Verhältnis zu der früher blos in der Yolksmeinung begründeten
Infamie zu stellen. Denn es sclieint wolü folgendes Verhältnis
Statt gefunden zu liaben. Da die Infamie , die frülier das Volk,
ich möchte fast sagen, instinctmässig ausübte, so lange es nocli
moralisch unverdorben war, jetzt von dem herabgewürdigten ror
mischen Volke lax behandelt oder wohl ganz übersehen ward, so
sah man sich genöthigt , dieselbe gesetzlich anszilsprechen , wo-
nach sie einerseits mit der früher vorhandenen i»nominia ex
lege oder ignominia ex edicto zwar zusammenfiel , aber docli den
Namen infamia behielt, weil sie nur eben die alte, aber jetzt ge-
setzlich ausgesprochene Volksinfamie war und sich auf der an^
deren Seite durch ihre grössere Gewichtigkeit von der ignominia ,
unterschied.
Wenn es S. 114 lieisst : „Mit dem vollendeten 15. Jahre wurde
die ioga virilis angelegt,'** so könnte man leic}\t versucht werden,
dieses als ein streng bestimmtes Jalir zu betrachten , und wenn
weiter unten eingeschaltet wird: „später schwankend Sue);.
Callg. 10. Tac. Ann. XII, 41," so wird man noch mehr verführt,
die erste Angabe wenigstens für die friihere Zeit festzuhalten.
Allein die Verleihung der toga virilis war auch schon in der
frühesten Zeit an kein bestimmtes Jahr geknüpft und wenn sie
auch regelmässig nach dem Eintritte der Mannbarkeit, also in
Italien wolil nach vollendetem 15. Jahre geschah, so hing es doch
auch schon in der früheren Zeit von dem Ermessen des Vaters, des
Vormundes u. s. w. ab ; und so war in^ dieser Hinsicht die Zeit
der Verleihung der männlichen Toga eben so schwankend in
der früheren als in der späteren Zeit. Hätte Hr. R. auf eine
Stelle verwiesen, wie Cicero für P. Sesjius. Cap^ UÖ^ § 144 video
P, Lentulum — , cui superior annus idem et virilem patris
et praeiexiam populi iudicio iogam dederit;- so hätte man
das Princip' gehabt, nach welchciH verfahren ward, und aucli auf
diesen Grund hin frühere lyid spatere Abweichungen sogleich zu
erklären gewusst. Dieses Princip hat freilich auch C. Beioi' zu
Cicero's Laelius S. 56 fg. noch nicht erwähnt; dock konnte
auf diesen, so wie auf A. F. Schott de lege Villia anncUi mogistra-
tuum Romanoruni (Lpz. 17(35. 4.) verwiesen sein.
S. 124 — 172 handelt nach der oben getroffeneu Eiiitheihmg
als erstes Buch von dem Sachenrechte. Auch hier ist uns mir
wenig aufgefallen. So sollte S. 125 bei der Definition: ^^Fundua.
bezeichnet ein Feld - und Landgruudstück nebst dem Gebäude,
aFso Landgut {bei Cicero häufig)^'* darauf Rücksicht genommen
, worden sein, dass man doch auch ein Haus, in sofern es Grund
und Boden hatte, mit in die Kategorie des Fundus zog, wie auch
wir Grundstück in ähnlicher Hinsicht brauchen. Es ist dies
nicht unwichtig bei juristischen Erörterungen, was Stellen, \\ie
66 ' Römltclie AUerthnmi&ande«
Cicero für A. Caecina Cap. 10 § S4. Topioa Cap. 4 § 23, bewei-
sen. " Bei der Befitimmun^ der res, mancipii wobei sich Hr^ R.
etwas lange aufhält, obgleich das Princip, was hier als leitend
XU betrachten sein möchte, nicht schwer zu finden war, man Ter-
gleiche jetzt noch unsere Erläuterungen zu Cicero's sämmtlichen
Reden Bd. 1. S.505 fg., ist uns als ungenau aufgefallen S. 140 fg*
„Perlen dürfen wir nicht für res mancipi halten , wie es Fiin. H.
N. IX, 35 zu thun scheint, indem er diese durch ]\]ancipation ver^
kaufen lässt , ,was in der damaligen Zeit nicht mehr so genau ge«
nommen wurde. Reinhardt (Usucapfon S. 29 fg.) behauptet auf
diese Stelle gestützt, dass auch res nee manc. der Mancipatio»
fähig gewesen , was sich wenigstens nicht Ton der ältesten Zeit
.behaupten lässt.^^ Dagegen l)emerken wir zunächst, dass Piinius
fl. N. IX, 35 nichts davon steht, sondern Buch 9 Cap. 58 u. Cap. 60
von der Mancipation von Perlen die Rede ist. Auch scheint Pii-
nius ferner nicht, wie Hr. R. will, zu glauben, dass Perlen für res
mancipi zu halten seien , sondern aus seiner Rede geht gerade
das Gegcntheil hervor, da er als etwas Besonderes, Auffallendes,
Ungewöhnliches erwähpt, dass man Perlen , wie ein Grundstück,
durch Mancipation an sich gebracht habe. So in dem Falle der
Kaiserin Lallla Paullina Cap. 58 und besonders Cap. 60 , wo er
fact: Et hoc tarnen aeternae prope possessionis est; sequitur
heredem^ in mancipationem venit, ut praedium aliquod, Drit-
tens möchten endlich auch wir mit R^inh^rdt Usucapion S. 29fgg.
hieraus annehmen, d^ss auch res nee mancipi der Mancipation
fähig gewesen üeiep, wenq ilir Erwerber Mühe und Kosten nicht
scheute, sich eiqen solchen Besitz durch jene Formalitäten sichern
Z)i lassen. Man vergleiche Cicero's Reden Bd. 1 . S. 506.
S. 1 45 müssen wir es als eine verfehlte Erklärung ansehen^
wenn Hr. R. usus auctorilas als eine GenitivcQustructiQn betrach-
ten vrill. Usus auctoritas^ wofür in der Rede/?//* A, Caecina
Gapf 19. S. 54 ausdrücklich usus et auctorilas steht, entstand
«US einer parallelen Aqeinanderreihung von den beiden Wörtern
usus und auctorilas ^ wie usus fructuß und usus et fructus^ pa-
cfum conoentutn und pactum et conventuin und mehrere ähnliche
Wendungen , über weiche Rec« öfters in den Erläuterungen zu
Cicero's Reden gesprochen hat. Usus bedeutet hier den Ge-
brauch, den man, wie der Eigcnthümeri^elbst , von dem Grund-r
stücke macht, * so dann auctorilas die Gewährleistung des Grunde
fitückes, das heisst, wenn man sich als Vertreter des Grundstückes
nach Aussen gerirt ; also könnte man usus die innere , auctorilas
die äussere Ilandhabung der R echte des Eigenthümers nennen,
woraus für den Ausüber dieser Rechte nach zwei Jahren dasEigeur
thum erwächst, Wie geschraubt, wie verschroben wäre dagegen
^ie Erklärung auctorilas usus^ das durph t/sfis sieb erzeugende
Eigenthum! Wir wollen noch gar nicht auf den eigentlichen
Wortsinn vpu auctorilas Rucksicht nehmen« Doch Hr* R« wird
Bein : Dat ruro. PrlTiitirecbl. . 9^
jetzt gewiss selbst das Unstatthafte dieser Erklärung; einsehen
und sich rait unserer jErkiämngs weise, die durch Cicero selbst,
durch die Analogie tod so vielen anderen Fällen und durch ihre-
Natürlichkeit sich vor allen empfiehlt, bald yerständigen.
S. 147 hcisst es: „ Diesc~ Vorschrift rei furtivae aeterria
auctoritas^ stand schon^ in den XII Tafeln, wurde aber dann in
der lexAlinia 55t d. St. (nach Pighius?) erneuert, s. Gell.XVIF,
7. legis veteris Atiniae verba sunt : quod surreptum erit , eiiis
rei aeterna auctoritas esto; jedoch lässt sich aus Cic. Verr.
J, 42 schliessen, dass dieses mit Modifikationen geschah« weil
Cicero ausdrücklich sagt , die Gesetze , wie Atinia u. A. hätten
nicht rückwirkende Kraft gehabt; also muss sie neue Bestimmun-
gen enthalten haben/^ Hier gestehen wir, den logischen Zu-
sammenhang dieses Satzes nicht einzusehen , denn was die rück-
wirkende Kraft anlangt, so kann au« der Verneinung ihres Vor-
handenseins durchaus nicht der Schluss gemacht werden^ dass
das Gesetz neue Bestimmungen enthalten habe. Aber auch zuge-
geben, dass das Gesetz, wie sehr wahrschdnlich, noch Neues ent-
halten habe , so brauchten diess noch nicht sofort Modificationen
des Grundsatzes : rei furtivae aeterna auctoritas esto , zu sein.
Meines Erachtcns wäre es also besser gewesen, Hr. R. hätte blos
gesagt : Diese Vorschrift — ward durch di« Lex Atinia erneuert,
wobei CS sich von selbst verstand, dass ein specielles Gesetz wohl
mehr enthalten habe, als die einfache Vorschrift der zwölf Tsfelu.
Denn da die römischen Gesetze oft Verschiedenes enthielten,
Cicero*s Rede von der rückwirkenden Kraft aber so ganz allge-
mein ist, so kann man nach unserem Dafürhalten nicht sogleich
jenen Schluss, den Hr. R. machte 9 aus der Stelle in den Verrini-
fichen Reder ziehen. ^
S. I5^i hätte vielleicht ausser CIc. Top. Cap.5 § 28 no.ch aiif
Cic. pro Murena Cap. 2 § 3 verwJe^en werden können. Doch
wollen wir solche kleine Nachträge und Ausstellungen nicht häu-
fen, weil der , welcher die Schrift mit Aufmerksamkeit zu Rathe
zieht, nach und 'nach das Nöthige sich selbst noch an den be^
trc^ffenden Stellen notiren wird , da die Grundziige einmal . von
Hrn. Bein so wacker ausgeführt sind,
S. \'%Z. — 296 folgt das zweite Buch: das Familienrechf.
Auch hier haben wir uns nur wenig notirt. Wenn Hr, R. S. \ 'Hl
in der Anmerkung sagt: ^^nuptiae und matrimonium ist gieirh-
bedeutend u. s. w.,*"' so h?^ben wir dagegen nichts, wenn Ilr. i?.
nur wenigstens den sprachlichen Unterscliied gelten lässt, wornach
miptiae der Beginn des matrimonium ist, matrimonium die
Fortdauer des durch die nuptiae eingegangenen Verhältnisses.
Nun kann es allerdings kommen, dass iustae nuptiae an vie-
len Stellen weiter nichts sagen, als iustum matrimonium^ in sofern
als die ganze Ehe (matrimo?iimn) iusta ist, wenn die Eingehung
4cri^elbeu (nuptiae) iusta war. Wenn Eisendecher in Entstehung:,
8B BöMiitcIie AlCerthamfknnde»
Entwickeinng und AusbQdung des Burgerrechts Hamb. 1819.
S« 48 — 53 9 dessen Schrift un$ jetzt nicht zur Hand ist, einen
anderen Unterschied zwischen matrimonium und nuptiae machte^
80 hat er Unrecht, aber den unsrigen muss auch Hr. R. geltea
lassen.
S. 205 hatte sich Hr. R. unbedingt für die handschriftliche
Lesart bei Fhitarch Romulua Cap. 22 entscheiden sollen^ wo es
heisst: fdijxs Sb Ttal vo^Lovq tivecg^ äv öqiodgog pikv lötiv 6
yvvctixl [li] öidovg dnoXtlnatv avSga, yvvalxa J5b di6ovg IxjSaA«
Xtiv Inl (paQfiaxBla xtKVGiv rj xlEtdav vjtoßoky., %cA ftotxBv&Bl-^
6av. Die Worte geben einen richtigen Sinn und es ist eben so
Unkritik, wenn man mit Wächter (Ehescheidungen bei den Rö-
mern S. 23) ycXBiS&v anoßoky statt xleidav VTCoßoX-fj schreiben
wollte, was, beiläufig gesagt, ein arges Gesetz für die Frauen ge*
wesen wäre , wenn eine Verschleuderung der Schlüssel so harte
Strkfe nach sich gezogen hätte , und wohl nur deshalb conjicirt
ward, weif man den im Griechischen so gewöhnlichen Ausdruck
xXsidcSv vnoßoXi]^ das Nachmachen, Verfälschen von Schlüsseln^
nicht so fort richtig erfasste , ein Verbrechen, was doch gross ge«
nug war, die Frau als falsaria und also dem Eigenthum des Man^
nes so sehr gefährlich aus dem Hause zu weisen , oder wenn man
ipit Klenze Freiheit der Ehescheidung in der Zeitschr. f. gesch.
Rechtswissenschaft, VII. ^* 21-r-42 lesen wollte: ixl q>aQfiaxBla
T£ Kai olvavog xlBiÖäv vfCoßoXy ^rs., eine Conjeotur, die Hr. R.
in der Anmerkung 8. 205 in Schutz nimmt. Die Stelle des Plu-
tarchs bedarf keiner Veränderung, es war an sich schlimm genug,
wenn ein Weib sich falsche Schlüssel verschaffte und es brauchte
dazu nicht noch das Verbrechen des Weintrinkens zu kommen,
ein Verbrechen, was wohl, wie auch aus Pllnius Encyclop. Buch
14. Cap. 14 hervorzugehen scheint, mehr in sittlicher Hinsicht,
als nach einem Staatsgesetze bestraft ward. Das Beispiel aua
Fabius Plptori Fabius Pictor in ßnnalibus suis seripsit^ ma*
tronam^ quod locidos^ in quihua erant clavea vinariae oellaey
restgnavisset^ a suis inedia mori coactam,^ beweiset gar nichts,
da hier zufällig ein Vergehen an den versiegelten Schlüsseln mit
^em Laster des Weintriukens, warum sie die Verwandten gestraft
wissen wollten, zusammentrifft und Plinins seinem Zwecke gemäss
hauptsächlich das unbefugte Weiiitrinken hervorhebt. Hr. R,
hätte also die Stelle Plutarch's gehörig erklären und sodann den
unnöthigen Conjecturen, die sq angebracht nur unheilypll sind, den
Weg versperren sollen.
S. 212 konnte im Anhange über Ehe-p und Kinderlosigkeit
der schönen Anrede Cicero's an Caesar gedacht werden in der
Rede für Afl Marcellus Cap. 8 § 23. Omnia sunt excitanda
iibij C, Caesar j uniy quae iaoere seMis -^ constituenda iudicia^
retqcanda fides , comprimendae lub idines , pr opaganda so^
hol es etc*^ weil sie ger^d^ das gtaatsbedürfnis 80 ricbtigbe-
Bein s Bas r5ni. Frltatreelit« 80
seiclinet, was Fr» A. Wolf so elend Terdreht hat Ea wurde also
diese Stelle eben «o die angegebenen gesetzlichen Bestimmungen
tinterstützt, als hinwieder durch diese eine Erläuterung gefunden
haben. Doch dies nur im Vorbeigehen und zum Beweise unse^
rer Aufmerksamkeit selbst auf das Einzelne.
S. 231 fg.^ wo Hr. R. vorzüglich nach Klenze in der Zeitsch.
f; gesch. Rechtswissensch. VI. S. 1 — 200 sehr richtig über affinu
tas handelt^ hätte erwähnt werden sollen, dass dieVerwan'dtschaft^
welche durch Ehe erreicht worden wi(f , nur so lange als beste-
hend betrachtet ward, als entweder die Person selbst, die Jemand
geheirathet hatte, noch lebte oder wenigstens die aus dieser Ehe
erzeugten Kinder noch am Leben waren. Man vergleiche Cicero
für F. Quinctius Cap. 6 § 25 mit des Rec. Anmerkung (Reden
Bd. 1 S. 514 fg.). Ebendas. Cap. 4. § 16. Für P, Sestiua Cap.S
§ (1. Dass das auch in juristischer Hinsicht von Einfluss war, zeigt
Hotoman zu Cic. pro Quiiict. ' Cap. 6.
Wir wissen , dass Hr. Rein die späteren Rechtsquellen ab-
sichtlich nicht so oft benutzen wollte, wie die früheren, sind aber
doch der Ansicht, dass in Fällen, wie zum Beispiel S. 270 über
die vicarii servorum die Pandectensteile Dig. lib. XV, tit. 1, 1. 17
angezogen werden musste, da sie gerade zur richtigen Beurthei*
lung des Verhältnisses dieser vicarii am meisten beiträgt und alsa
auch zur Erläuterung der früheren Perlode benutzt werden musste«
Die Sache ist an sich nicht schwer zu beurtheilen.
Aus dem Obligationrechte (drittes Buch S. 291 — 860) heben
wir hier nur denAbschnitt über Literalcontrakt S. 326 fgg. hervor.
Hier hätte Hr. R. zunächst bei Beschreibung des oodex accepti et
espensi bemerken können, dass es die Buchführung gewesen sei,
welche unsere Kaufleute doppelte italienische Buchhaltung nen-
nen, worüber noch Niebuhr in M» Tullii Ciceronis oratio^
num pro M, Fonteio et pro C. Mabirio fragmeniis S. 61 fg.
zu vergleichen war. S. 321 Anmerkung *) heisst es: „Das Ein-
tragen geschah regelmässig monatlich, indem die Posten aus dem
gerichtlich ungültigen Brouillon (Kladde^ Strazze, adversqria und
calendaria) , wo alles Mögliche ohne Ordnung tagtäglich einge-
schrieben worden war, in das Hauptbuch hinüber getragen wur-
den,^' dazu wird noch auf Cic. p. Rose. C. 2. Prop. eleg. 111,
22, 20 verwiesen. Allein , dass diese Strazzen (adversaria) ge-
richtlich ungiltig gewesen seien, behauptet Cicero an jener Stelle,
weil es zum Vortheile seiner Sache ist , ohne, allen Beweis , ja er
verschnappt sich sogar und gibt zu erkennen, dass sie dennoch
nicht bedeutungslos war; und wie konnten überhaupt diese Straz-
zen ohne gerichtliche Giltigkeit sein, da nur alle Monate in
das Hauptbuch eingetragen ward und also die ersten vier Wochen
eine Ausgabe ohne allen Beweis geblieben wäre*^ Dass also die
adversaria eben so wie der codex accepti et espensi eine be-
diiig;te gerichtliche Giltigkeit hatte, glaubte Rec, zu der Rede
00 Rui|iUche-Alterthnni9kaiide. ,
für Q. Moscius annehmen za müssen,. nrai]i vergleiche Cicero 8
Ueden Bd. 2 S. a^8fg. Die SteUeProp. eleg. IIT, 22, 'iO, soll wohl
heissen 23^ 20, beweiset nichts weiter für Hrn. R.'s Ansicht.
.S. 325 theilen wir Hrn. R.'8 Ansicht, dass auch eine einseitige
Eintragung m den codes accepti et espenai gerichtliche Beweisr-
kraft gehabt habe, aber nur so lange, als der Gegner aus anderen
Umständen nicht die Verfälschung des einseitigen Rechnung«^
buche« nachweisen konnte, worüber wir ebenfalls zur Rede füf
den Schauspieler Q, /favcfz/s^ ausführlicher gesprochen haben«
UmBuch aus dem vierten Buche (Krbrccht) S. 3fi I t-402 etwaa^
KU erwähnen , so war vielleicht S. 'SViS fg. zu bemerken , in wie-
fern Cicero Verr. 1, 142 die Worte verdreht, um Verres' Verfah-
ren als gesetzwidrig erscheinen zu lassen, indem er census^ einer,
der den Voücensus (100,000 ^est.) hat, classicus^ mit census^
einer der censirt worden ist, absichtlich verwechselt, weil das
zum Verständnisse der ganzen Stelle , dies aber wieder zur bes-
4iern Einsicht in dieses Rechtsverhältiiiss erforderlich ist. In Be-
zug auf S. 401 bemerken wir, dass Cic. Verr. 1', 45 herediiatem
daboy was Hr. R. neben nee petitionem nee possessionem dabo
als solenne Formel beispielshalbet anführt, schon früher für falsch
erklart wurde, nach dem Grundsatze: praetor h^redea facetß
.non polest^ vergl. Gaius üb. III. § 32. ülpian üt. XXVIII, 12;
.lind d«\s8 diese Lesart, jetzt auch von Zumpt an jener Stelle mit
der besjsten Handschrift (Lagom. 21)) in possessiojiem dabo verän-
dert worden ist. Sollte sicli auch die gewöhnliche Lesart auf die
Weise , wie wir in den Erläuterungen zu jener Stelle angegeben
haben, allenfalls vertheidigen lassen, so durfte sie doch nicht vor-
zugsweise hier angezogen werden, da der Praetor eigentlich blos :
possessionem dabo , sagen konnte.
Es folgt das fünfte und letzte Buch, was S. 403—522. das
Aolionvnrecht abhandelt. Ob uns gleich hier einige BedenUichr
keiten im Einzelnen mehr aufgestossen sind, so wollen wir. doch
auch hier nur Weniges hervorheben, da das Meiste doch nur min-
der erhebliche Einzelheiten sind. S. 424 würde jetzt zu der
Redensart iudivio defendere noch die scheinbar schwierigere und
deshalb öfters verkannte Redensart iudicio (auf gerichtlichem
Wege) pati hinzuzufügen sein , über welche Rec. in seiner kriti-
schen Ausgabe von Cicero's Schriften zu der Rede für P. Quinetius
Cap. 20 §.63 also handelt, denn Rec. setzt seine Anmerkung gleich
'ganz her, auch zur geneigten Beurtheilung für die Leser dieser
Jalirbb. in Bezug auf die Anlage seiner kritischen Bearbeitung
von Cioero's Schriften : „Cap. XX. § 63 non est istud pati neque
iudicio defendere] Sic Heimst. Dresd. , de quo alia omnia refert
Graevius, Oxon«, Palatini orones, videturque volgata: non est
istud iudicium pati neque defendere , ex coniectura orta esse.
Erant duae formulae forcnses, una iudicio defendere^ si quis pro
altere iadlcium accipit eumqae apud iudicem defeudlt,, quae legi-
lt«iD 9 Dm f on» Prinlioiclili^ 91
tüir sDpra cap. VI. § 27 et saepe alias,' quäeqüe nön difficilem ha-
bet intellectum: altera iudicio pati^ si quis id, qaod alter inteo^
dit, paratus est ita sastinere , ut res apud itidicem agatur : quae
formula , qiioniam eius ratio ^mmatica , esti sincera ac siinplex^
paullo tarnen implicatior erat, plerumque ita corrupta est, ut pro
^a scriberetur: iudicium patu Sed libri tarnen optumi eandem
agnoscunt, Teint in accusaU lib. IL c. XXIV § CO atnici^ si quia
quid peteret^ iudicio se passuros^ iudicalum &olvi satis daturo9
esse dieebanU^ utl et libri omncs, etiam Vaticanus, et edd. prin-
cipes legnnt, et accusat. lib. 111. C. XiVIlI. § 68, ubi Vaticanu«
et Lagomarsinianus 42, libri optumi, in hac scriptura consent] nnt:
jigyrinenses, viri fortissumi, iudicio se pa6suro& esse dicebant^^
Eara formulam et Zumptius recte demum agnovit cum A. Maio in
Addendis ad Verrin. oratt. p. 1029 et nos restituemus infra [in
orat. pro P, Quinciio] cap. XXVlll, § 8t ex libris plurumis:
idcirco minus iudicio pati paratnm fuisse, Ambae hae formu-
lac, de quibus dubitari iam non potest, — hoc loco coniunctae
^tasunt, ut fWicto ad utrumqiie ¥erbum pertineret, sed, ut par'
erat, semel tantum poneretur:' Sic orania iam sana sunt: 72012 est
isiud pati (iiem^e iudicio) neque iudicio defendere.^*' So sieht
man , wie eine besonnene Kritik und eine Rundliche Erklärung
der Sachvcrhä'ltnisse sich stets die Hand reichen und gerne wird
Hr. R. die durch die neueste Kritik gewonnene juristische For-
mel iudicio pati künftig mit in seinei\ Civilprocess aufnehmen,
S. 460, wo Hr. ü. von der comperendinatio in ölfentlichen
Gerichten spricht, heisst es in der Anmerkung: ,, Die Zeit war
ursprnngiicli wohl bestimmt (Cic.Brut* 22. Ps. Asc. S. 104), später
frei und iänger alsS Tage Cic. Verr. I, 7. IV, 15.'' Allein die
beiden Stellen, welche der Hr. Verf. zum Belege seiner Behaup-
tung beibringt*, beweisen nichts, da in jenen Fällen zwar mehrere
Tage dazwischen waren, abcf nur Tage, welche den Gerichtsferien
angehörten, die also in juristischer Hinsicht keine Tage waren,
und also in dieser Hinsicht nicht mehr als drei Gerichtstage da-
zwischen vergingen« Man vergleiche die Anmerkiuig des Rec.
zi^Cicero's Verrinischen Reden erste Verhandlung Cap. 11 §24.
S. 487, wo Hr.R. in der Anmerkung darüber spricht, ob der
Procurator des P. Quinctius in der Rede Cicero's Cap. 7 §-20
mit Recht geiSugnet habe : aequom esse procuratorem satis dare
quod reus satis dare non deberet , si ipse adesset , hätte er be-
denken sollen, dass Alfenus allerdings als Generalbevoilmächtiger
des Quinctius sich betrachtete Cap. 6 § 27. Lihellos Ses. Alfenus^
procurator P. Quincti^ familiaris et propinquus Sex. Naevi^
deiicit^ — Uenunliat sese procuratorem esse etc. und dass so,
wie Hr. R. selbst im Verlaufe seiner Anmerkung zu erkennen
gab, er für P. Quinctius keine Caution leisten durfte, ohne
Sex. Naevius in jenes Namen etwas zuzugestehen. So wird
Hotomans und des Rec. Ansicht (Reden Bd« 1 S. 676 fg.) wohl
Ot QilMthUchn Grammäfik. .
festzuhalten sein. Doch wir wollen nicht an dem Einzelnen klein-
lich mäkeln und bemerken nur noch, dassHr.R. aucli hier die und
jene Stelle so angeführt hat, wie sie die festere Kritik nicht ge-
4Bt8iiten kann, wie z. B. S. 4i)M Anm« ^). pro Quinct. 21). Otnnino
bona possessa non esse eonsiiCtii elc. statt Omnia dutem bonaetc,^
was zwar endlich auf dasselbe hinausläuft, aber zunächst einen
etwas verschiedenen Sijin gibt. . Omnino ist auch blosse Con-
jectur.
Möge Hr. Rein in diesen kleinen Ausstellung^ blos den Be-
weis erkennen, den wir ihm selbst und dem Publicum durch siege-
ben wollten, däss das oben ausgesprochene günstige Urtheil nicht
.ohne genauere Einsicht in diese überaus nützliche Schrift niederge-
ischrieben sei ; und so, wie er begonnen, fortfahren, dieAltcrthums-
Wissenschaft zu fördern.
Aeinhold Klotz^
Grammaiica dialecti epicae. Tolumlnfs prlmi Über prlmus,
continens quatuor capita« I, de alphaheto Graeco. II. de digam--
mate, III. de aspirätione» IV. de acceniu, Auetore jlugusto
Graefenhany Phil. D, Lipsiae, snintibas J. C. Hinrichsii. MDCCCXXXVl.
VI u. IIOS. gr.8. ' * ■
Der Verfasser . (ein jüngerer Bruder des Herausgebers der
aristotelischen Poetik) hat 'ein grosses Werk unternommen, ein
Werk , vor dessen Bedeutung und Schwierigkeit selbst der vor-
züglichste Kenner zurückschrecken noiöchte. Eine Grammatik des
epischen Dialektes? Der Verfasser scheint gar nicht zum deut-«-
liehen Bewusstsein gelangt zu sein , was das sagen will. Eine
Grai^matik, in welcher nicht blos der homerische imd der gar
nicht selten von jenem abweichende* hesiodisohe Sprachgebrauch
erörtert;, sondern auch die Ausbildung des neuern epischen Dia^-
lektes durch die Kykliker, die Herakleendichter, Antimachos,
ApoUonios von Rhodos herabgefülirt würde bis auf Oppian und
Quintus von Smyrna — das w«[re eine Grammatik des epischen
Dialekts. Ist denn das griechische Epos mit Homer abgeschloS'-
sen ? Ilaben denn die neuem Epiker , wenn sie gleich in Geist
und Ton dem Altvater nachsangen, nicht auch eigene neue Sprach*-
biidungen nach Analogie* der altern versucht , und können diese
bei der historischen Betrachtung der Sprache unberücksichtigt
bleiben ? Da nun der Verfasser hierüber fast kein Wort verliert,
so ist klar, dass er nicht ein& epische , sondern eine homerische
Grammatik hat liefern wollen. Auch diese Aufgabe ist noch be^
deutend genug, besonders wenn man die fast unlösbaren Schwie*^
rigkeiten bedenkt, welche die historische Gestaltung der Gedichte,
wie wir sie jetzt lesen, mit sich gefülirt hat, Schwierigkeiten,
die Wolf veranlassten, nicht eiumai auf Aristarch vollständig zu-
GrälWiiliaD ; Grarismatlca dSülectl «^icae, M
riickzn^'ehen , wie er eichs nnipriiiiglich ^or^nonmieii ;' Sehwie«
rigkeiten^ welche den ersten unter den jetzt lebenden Kennern
des Homer , Lehr 8 ^ veranlassten ., erst liaustiickii £ii jeiner Her-
stellung des aristarchischen Textes zti liefern. Der aristarchische
Text ist aber nicht nothwendig der homerische; ja es kann viele
Fälle geben , in denen das von Aristarch' als wahrscheirilicb Hto*
gestellte gerade unhomerisch ^ also unepisch ist ; wie die We^
Bchneidung des Augments nach der Weise des neuionischeii Dia-
lekts. Allerdings aber wird die Herstellung des arisitarchifichen
Textes ein n oth wendiger Durchgaiigspnnkt füi' die Darstellung
des epischen Dialektes sein, ja dicsd lässt sich ohne j^ne'ge-^
radezu als unmöglich bezeichnen. Ydn dieser Noth wendigkeil
und von der unendlichen Schwierigkeit , bei unsern mangelhaften
Hiilfsmitteln selbst bis zum aristarchischen Texte zu gelangen, ^
hat der Verf. gar keine Ahnung gehabt. Er kennt den Homer
nothdürftig, das heisst, wie er in der Wolfschen Ausgabe ge-
lesen, wird ^ diese ist ihm Homer, und von dem Abweichenden
nimmt er in der Regel keine Notiz. Er maclit es also gerade wie
die heutigen gläubigen Christen^ welchen Lutliers Bibelübcr-r
Setzung die Schrift ist, gleichviel ob sie den Sinn richtig. wie-^
dergiebt oder nicht. Die Grammatiker und kritischen Hülfsmittel
aller Art scheint er gar nicht studirt zu haben. Alles, was er
aus ihnen anführt v nimmt er aus seinen unmittelbaren Vorgän-
gern, welche die Quellen gekannt und benutzt haben; aus Butt"
mann, Thiersch^ Spitzner de versu heroicö, \Reiz de incl.
ßccentus, besonders a«s Lehrs Quaest. Epp. u. de Aristarchi
atudiis Homericis ^ Rud. Skrzeczka (de tenoris inclinatione pro-
nqmiimm primae et secundae personae pluralium). Manches auch
aus .Hermanns Buch de cm. R. Gr. Gr. Wenn der Verf. aus Arat,
ApoHonius und einigen Andern hin und wieder Stellen anführt,
so zeigt eine genauere Ansicht gewöhnlich gleich, dass er siean^
dern verdankt. Zu diesen zwei Hauptmängeln der Unklarheit
über seuie Aufgabe und der ungenügenden Quellenkenntniss^
welche vereinigt eine befriedigende Arbeit schon unmöglich ma-
chen , gesellt sich nun Planlosigkeit und Unkritik. Die erstere
ist eine noth wendige Folge der Unvollständigkeit, die aus dem
Mangel an Quellenstudium ganz natürlich hervorgeht. Davon
nur Ein Beispiel. Bei dem Kapitel von dem Accent beginnt der
Verf. mit Aufzählung von Wörtern, in welchen der homerische
Accent nicht mit dem neuern attischen übereinstimmt ; als solche
werden angeführt yaAoTog, iQ^(iog, STOi[iog^ Oftoiog, rgonalov,
^GjQiccfiog^ äyvitty oQyvia, IXccxsia, klyna (diese aus Lehrs
Qui Ep. specl), ngvfjtVTiy tccQq)iig, AXnucc (Lehrs Arist. S.SOCi);
darauf gelangt die Rede auf den Accent des demonstrativ und
relativ gebrauchten Artikels; hiernächst auf die Eigennamen,
welche aus Adjektiven solche geworden sind und den Accent
wechseln uud iUe tr^brachea pera€uta iawi^ akidana Buf eine
04 Grieebftehe Grammsttk.
Reihe solcher^ deren Betonung nicht ^m fest steht, wie Atitv^
JTMcag , Kagrjöog ; den SchLass macht ein Verzeichniss ron Ap-
pellativen, Adjektiven, Adverbien, höchst unvoliständigv i>ideni
nicht der zwanzigste Theil der hier einschlagenden Fragen erle*
digt ist Dabei stehen die genannten Klassen bunt dnrcheinan-
der, ob Simplicia oder Composita, Stammwörter oder abgeleitete,
davon ist gar nicht die Rede , obgleich ein grosser Theil solcher
streitiger Fälle danach erst beurthcilt werden kann. Das ist nnn
die Lehre vom Accent! Bei der Betrachtung der Encliticae hatte
der Verf. freilich an Lehrs , Skrzeczka und schon Reiz weit um-
fassendere Vorarbeiten, dafür aber hat er diese auch ganz und gar
ausgeschrieben, und nicht das Geringste selbst hinzugethan. Dass
das oben charakterlslrte Kapitel minder vollständig ausgefallen,
liegt daran , dass der Verf. Niemanden als Lehn folgen konnte,
der begreiflich nur Proben gab und geben wollte» Aber die voll-
kommene Planlosigkeit der Arbeit zeigt sich darin wieder, dass
der Verf. nicht einmal Alles aufgenommen hat , was Lehrs , be-
sonders im Aristarch , behandelt , wie er diess selbst ausspricht
8. dO. Von den dort angegebenen Zurätzen zu dem, was Lehra
SU kurz abgethan haben soll, gestellt Rec nichts gefunden zu
haben. — Ueber die durch das ganze Büchlein durchgehende
Unkritik will er sich jedodi etwas ausfuhrlicher verbreiten , weil
die geschickte oder ungeschickte Handhabung dieses unentbehr-»
liehen Organons über die Brauchbarkeit oder Unbranchbarkeit
des Buches TollstSndig entscheiden muss. Wahlen wir zu dieser
Betrachtung das Capitel vom Digamma^ und vergessen dabei ganz,
dass der Verf. auch hier gar JNichts eigenes hat, worauf er fussen
kann, sondern sich lediglich an die Fayne Knightschen und Hey-
neftclien Träumereien utid gelegentlich an Spitznera Kritik der-*
selben hält, ohne demselben jedoch gehörigen Glauben ztt schen-
ken. S. fi will der Verf. die gewöhnliche Ansicht, welche daa
Digamma äolisch nennt , mit der Autorität des Dionjdus Haiik«
bekämpfen, welcher dasselbe Ant; R. }. c. ItO p. 16 allen GriedieQ
beilege. Nämlich er sagt övvri^Eg rjv roig äp%alwg "EkAtj^iv:
Wahrscheinlich wusste der Verf. nicht, dass auch oi naXanol sehr
•ft blos Homer oder die alten Attiker sind, nicht alle Allen ^ be-
dachte nicht , dass nach seiner Erkiänmg das Digamma aach bei
den Athenern gesprochen worden sein müsste, und übersah ganz;,
dass Dlonyslus , der Verfechter dar Verwandtschaft der Aeoler
und Pelasger, imter den aQ^aloig eben jene meint. — Weiter
helsst es , die Benennung digamma Homericum sei nicht unange->
messen^ weil in den Homerischen Gedichten vorzüglich seine Be-
deutung erkannt werde! Allerdings, wenn man es'erst hineinsetzt
und mm dem gemäss verfährt. S. H wird aus dem hebraischea
\ ohne Weiteres gefolgert, dass das Digamma ein Lippenlaut ge-
wesen, und verwirft mit einem Worte die* bestimmte Angabe, dasar
lUa DiganMM (wahlgoaeakt hd deo Aadte«) auali i«weiiea na f
iiberge^nf^en sei. Es ist in Äer Thai liaiv au «a^etv: qiiaeritnr,
nnm praef^xiim y sive g soll dtgamniati debeatur, an non potina
indoli lin^uae tribnendum sit, et vehementer vereor, iit ^iri docti
y ex di^ammate ortum recte argiimententur. Gehört denn das
Di^mma nicht auch zur indoles lin^nae, nämlich dem Dialekt der
Aeoler? Alsdann wird aus der Vergjeichung mit den römischen-
Buchstaben v n f (wobei wir bemerken , dass der Verf. die Stelle
des Cicero ad Att. IX. 9 ganz falsch versteht), aus dem römischen
Yelia statt *Ekicc, dem Entstehen von xavöG) Tckuvöofi&i aus
TcciFöG) xXaFöo^icci der Schluss g^ezogen, dass das Digamma wie la-
teinisch V oder griechisch ov gelautet. Konnte denn jener Lip-
penlaut einiger Dialekte in andern nicht ein Kehllaut, in anderen
nicht ein Zischlaut sein *i Und wo ist die AViderlegung des Ueber-
ganges des Digamma in y, x, öl Nicht minder schief und unrich-
tig sind die Folgerungen, welche der Verf. aus diesen Sätzen nun
zieht, nSmlich dass es den scheinbaren metrischen Fehlern ab-
helfe, welche sich im Homer finden u. s. w. Glaubt denn der
Verf., dass der Hiatus ein metrischer Fehler ist? Nun, so mag
er nur dreist das Digamma auch in den Virgil einschwärzen und
lesen Jimponere Pelio /ossam u. dergl. Wenigstens seheint er
nicht einmal die lichtvolle Auseinandersetzung über den Hiatus in
Hermanns Metrik angesehen zu haben; der Sprung aber das Di-
gamma auf den Virgil zu übertragen', ist nach seiner Theorie gar
nicht gross. Die lateinische Sprache ist der äolischen verwandt;
Dlouysius beweist, dass die Römer Griechen gewesen sind, er
-sagt auch, alle alten Grriechen hätten das Digamma gesprochen ;
atqui die Römer sind Griechen gewesen, ergo haben sie das Di--
gamma gesprochen. So kann man aus Allem Alles bex^'eisen.
Wie nun das Digamma auch im Homer historisch nachge-«
wiesen nicht apriorisch behauptet werden kann, darüber kein
Wort! Dass kein alter Zeuge, an keiner Stelle, selbst wo es, un-
mittelbar nahe lag, das Digamma im Homer kennt, das wird gau^
und gar unerwähnt gelassen. Diess darf auch nicht Wunder neh-
^ men , da der Verf. weder den aristarchlschen Text , noch einen
Toraristarchischen zu konstmiren unternahm, sondern sich an der
Wolfschen Recension hielt und nachdem er bei sich , d. h. mit
Hülfe von Heyne , aufs Klare darüber gekommen zu sein glaubte,
dass das Digamma dem Homer beizulegen sei , mit Spitzners Un-
terstützung nachsah, welche Worte das Digamma leiden oder
nicht leiden. (S. S. 10 vgl. 17 fgg.) Der folgende Abschnitt
über die Veränderungen , welche das Digamma gelitten , ist ein
Muster unkritiseher Willkührlichkeit. Da soll es zweifelhaft sein,
' ob xccXavQoijj oder xalaßgo'^ die alte und ächte Form ist, da
wird XccvQorarog, nach Eustathius gleich bedeutend mit kußgora-
rog genannt, obgleich es nie ein Wort, wie jenes, gegeben hat,
da wird iiriaxB und ^xijiravo^ nicht von iitl^ sondern unmittelbar
von 16x^0 (nämlldi aus iHux^ ) so dass das Verbum da Augment
M GrleckUcko Grannatik-
Biit B bekoRunt) imd itog hergeleitet, atpavionm ant iFaviivn
(man sieht, Lobeck hat die Parer^ ad Phrynichiim für Herrn Gri- .
feohan nicht geschrieben) ; auch ein vortreffliches Angment beilj^o
und hXxa angebracht, l^ij[ov^ aJ^skTcov, woraus erst eUxov, siBXxov
und danach ilxov, bIXhov entstanden sein soll (S* 15). Wenn der
Verf. hierbei die Contraction la;|fov slxov als unhaltbar verwirft,
weil nicht einzusehen sei, warum man nicht auch ilguödriv und
bIX&ov gesagt habe, scheint er gänzlich vergessen zu haben, dass
es illi^kov9a giebt. Noch vortrefflicher ist BiXrjcpa , ühua aus
tfXrifpcc, i^Xriia erklärt. Ueberhaupt scheint der VerfL über,
Wortbildung, Aenderung der Consonanten , Dehnung der Vokale
gar keinen klaren Begriff zu haben , denn er lasst p,BiXctvt aus
liiJ^lavL, Ificto, öslo aus luifo^ ösFo entstehen, ohne zu beden-
ken, dass € allezeit in bi gedehnt wird, ausser im Augment, gleich-
wie o nicht blos in o, sondern auch in ov übergeht — Ein zweites
Beispiel unkritischer Willkühr nehmen wir aus der Lehre der enkli^
iischen Wörter. Der Verf. hatte hier an Reiz, Hermann, . Lehrs
und Skrzeczka treffliche Vorarbeiter. Wo er sie verlässt, zeigt
er entweder Unkenntniss, oder er wird geradezu widersinnig. So
sagt er S. 73 bei Gelegenheit der Inclination .von üyiLj wo die
Frage entsteht, ob x^gv^ iöti, q>oivi^ l0ti oder^'xifpvS l6xl^
fpOLVi^ lötL zu schreiben sei, ohne Umstände, da die casus obli-
q\\\ die Länge des Vokals y und i offenbarten, sei xr^gv^ eötl
richtiger, und verweist dabei auf Hermann de em. r. Gr. Gr«
S« Tl. Weiter hat er augenscheinlich nichts gekannt, also die
ausdriickiichsten Zeugnisse für die andere Betonung, welche deut-
lich zeigen , dass sie aus der Beobachtung des historisch Vorge-
fundenen, nicht aus einer selbst gemachten Theorie geflossen
sind, übersehen, und dabei gar nicht an den Fall gedacht, den
die Grammatiker ausdrücklich angeben, dass t imd v vor if; und §
kurz, in den abgeleiteten Formen aber lang sein konnten. Dass
diess gar nicht zu verwerfen ist und keineswegs einer falschen
Rationalität aufgeopfert werden darf, wie Hermann insgemein
thut, ohne zu bedenken , dass keine Sprache in der Welt durch-
weg rational gebildet ist, zeigt z. B. der Umstand, dass jedermann
des Glases , des Grases spricht, wie auch Glas, Gras richtig sein
mag, abcr^ganze Länder Deutschlands schärfen den Vokal im No-
minativ, und sprechen Glas^ Gras, Das über die Enklisis von
^fiiv, Tifiag u. s. w. Gesagte bleibt in völliger Unbestimmtheit,
weil der Verf. nichts thut, als seine Vorgänger ohne eigenes Nach-
denken ausschreiben. Denn es ist ganz 4^alsch , dass die S. 76
angeführten Zeugen, Apoll, de Fron. p. 123. Eujst. ad Od. XVII.
87«. XX. 272. Etym. M. v. aß fit «nd Charan ap, Bekk. S. 1150
es zweifelhaft lassen ob der Circumflex oder der Akut zu brau-
chen sei. Ausser einer Verweisung auf Skrzeczka wegen der
homerischen Beispiele der Enklisis von i)(iiv u. s. w. werden dann
noch einige aus Apollouios angeführt und damit hat die Sache
Bibliographische Berichte. 97
ein iRüAö. Das Capitcl von der Enklisis Aet Präpositionen ist im
Wescntlidieii ^anz ans Lehrs trefflicher Arbeit in den Quaest.
Km), ub^eschrieben, dib Lätiüität jedocli leider ddreli das Epito-
mii'eu verdorben. Hätte doch der Verl*, dtfmselben Führer auch
in der Betonung von dno folgen \valien , statt so trocken hin zu
sagen (S. 1)3), ano sei ein Adverbiuin, und bedeute efUfernt von
^twas:,cr würde dünn gesellen haben, dass den bessten Zeug-
nissen gemäss immer dico zn scl^eiben ist, mag es nun von oder
entfernt^ oder entgegengesetzt helssen.
Kec. glaubt den Mangel an Quellenicenniniss , an Klarheit
über Aie, Idee des zu gebenden Werks, an Plan und Folgerichtig-
keit luid an Kritik wid Einsicht in die Sprarhgesetze hinlänglich
gezeigt zu haben. Die Latinität ist dem Inhalte ganz entspre-
chend; sie ist leicht und fasslich, aber eben sO unklassisch, als
der tnhalt falsch , seiclit und oberflächlich ist. Es liegt üuserin ,
Ecdüuken nach am Tage, dass der Verf. noch weiter nichts von
seinem Buche geschrieben haben kann, als was bis jetzt erschie-
nen ist; hätte er mehr ausgearbeitet, so würde er einengrossen
Theil des voreilig Bekanntgemachten von seib>jt zunickgenonimen
haben. Parum rathen wir ihm , die epische Grammatik erst daini
wieder vorzunehmen, wenn er in wenigstens zehnjährigen Stu-
dien sich über seine Aufgabe unterrichtet wid Uinslcht mid Ur-
theii gewonnen haben >Vird«
Eisleben. Ellendt.
Bibliographische Berichte*
lieber die deutschen Universitäten. Ein Gespräch von Dr. F r a n x
Theremin. [Berlin, Duncker u. Hnmblot. 183Ö. 40 S. gr. 8. 6 gr.J
Die Furcht vor der sittlichen und wissenschaftlichen Verderbniss der
Studenten, welche iKchon vor ein paar Jahren eine HeihQ Schriften
für und gegen die Universitäten hervorrief [s. NJbb. XIII, 444 fr,], hat
auch den eben genannten Hrn. Verf. veranlasst ein wohlgenieintetf Gut-
achten über die Universitäten abzugeben, welches nicht, wie andere
Vorschläge, eine Umänderung der ganzen Universitätsverfassung ver-
langt, sondern durch die Umgestaltung der LehrMeise alleUebei he-
ben zu können meint. Der Verf. lässt in der Schrift drei Freande
über den Zustand der Universitäten sich besprechen , und der eine da-
von stellt gegen deren Mängel ein Umvetsalmittel auf, das die beiden
andern mit einigen seh» Aachen BlnwenduBgeB bekämpfen^ bald aber
für wahr anerkennen. Das Universalmittej besteht aber darin, dass
die Lehrweise auf den Universitäten vielmehr dialogisch und erotema-
tisch, als. monologisch und akroamatisch sein und neben dem Vortrage
lies Lehrers auch die laute Credankenentwickelung des Zubocers statt
Jf.Jiibr^. f.£ba.u.JPäed.9d,KrÜ.Bm. Bd.iaS^W.h 7
98 Bililiographisclie Bericfatq.
fiodea müsse. Altt Wurme uud Eifer entwkIceU der Verf. das Heil-
same dieser Lehrmethode, und findet, dass sie zanächst die geeignetste
sei für die grosse Mehrzahl der Studenten , nämlich für alle die, wel-
che zwar gate Fähigkeiten , aher kein Genie auf die Universität mit-
gebracht hatten. Diese würden dadurch zur grösseren* Klarheit und^
Selbbtthätigkeit und so zu einem wissenschaftlicheren Leben geführt.
Dieser wissenschaftlichere Eifer aber werde, wenn man nächstdem
noch ein frommes Leben zu erwecken suche , auch den sittlichen Zu-
stand der akademischen Jugend bedeutend ver^^ssern, namentlich das
wirksamste Mittel gegen das Duell ^^'^^* P^' akademische Jüngling
ergreife näuHich, gedrückt von dem Bewusstsein, dass er kein ach-
tenswerthes und tadelfreics Leben führe, die Gelegenheit, empfangene
Beleidigungen durchs Duell auszugleichen, nur darum, weil er zeigen
wolle, dass in ihm noch etwas Kraftiges und Edles sich rege« Nun
werde aber die dialogische Unterrichtsmethode ihm hinlänglich Gele-
genheit geben, sich geistig vor seinen Genossen auszuzeichnen und
deren Achtung, so wie den Beifall seines Bewusstseins sich zu erwer-
ben, folglich das Bedurfniss, jene Achtung durch das Duell sich
zu erwerben, niclit mehr vorbanden sein. Dieselbe dialogische Me-
thode werde ferner das Bedurfniss weiterer wissenschaftlichor Bespre-
chung erregen, und so zu wissenschaftlichen Verbindungen fuhren, wel-
ehe als ein kräftiges Gegenmittel gegen die geheimen Verbindungen der
Studenten wirken könnten. In solcher Weise nun sagt der Verf. noch
manches Andere zur Empfehlung seiner sokratischen (?) Methode, was
recht gut und beachtenswerth sein würde, wenn die in der Schrift selbst
aufgestellten Opponenten das Uebertriebene und Folgewidrige vieler
Schlüsse besser aofaudecken verständen , oder wenn sie die wirklichen
und wesentlichen Schwierigkeiten und Hindernisse erörtert hätten,
welche der erotematischen Lehrweise auf den Universitäten im Wege
stehen. Ueberhaupt fehlt in der ganzen Schrift der praktische Sinn
und die vollkommene Erkenntniss des Wesens der Universität, -— die
beiden nöthigsten Erfordernisse für solche, welche. in unseren Lehran«
stalten Verbesserungsvorschläge machen wpUen. Ist doch dem Verf.
die naheliegende Bemerkung nicht eingefallen , dass in dem Gymna-
sium der Lehrer zwar die katechetische Lehrförm recht jBeissig übt,
weil sie einerseits das beste Erkenntnissmittel des Standpunktes uud der
Bedürfnisse seiner Schüler und derKuthigungsgrund zur Accommodation
nnd Popularisirung seiner Ideen und Lehren , andererseits jdas wirk-
samste Mittel zur Herbeiführung klarer Erkenntniss und zur Weckung
und Stärkung der geistigen Kräfte des Schülers ist; dass aber auch
derselbe in den obern Classen immer mehr zum fortlaufenden und mo-
nologischen Vortrage überzugehjQfi. SJtrebt , weil die in dem. Schüler
hervorgebrachte Reife des GeistcA. für viele Begriffe ]^n4 ;<f^g^^jtii^nde.
'*') Mit diesem Abwehrmittcl des Duells kaiin man die Rbdö von F.
Delbrück: der akademische Zweikaihpf [Botin, Weber/ 1836. gr. 8* 4gr.]
Tergleichen , der allerdings die Beseitigung dieses Uebels lor etwas schwie-
riger ansieht. • !
, \ ••. . ,iv
Bibliogcupbiiclie BericbCe. ' S9
das dialogische Besprechen nicht mehr nuthig macht , weil In donisel-
« hen Schüler eine geistige Thatigkeit erstrebt werden soll, di« uucli
ohne das äussere Beizmlttel des Wiederabfragena daa Vor^elraii^ene
selbststäniiig auffasttt, undvWoil dio katochetische Form liberhanpt,
die für d^s hobero Alter immer dringendere Mittheilung eines umfas-
senden und systematischen Wissens gar sehr erschwert nnd aufhält
Wenn nun Hr. Tb« für die Universität die dialogische L#hrweise in
solchcui Umfange Yorschreibt; so stellt er ja diese unter die Schule
iind setzt Studenten voraus, denen noch die geistige Thatigkeit fehlt,
welclie man zum grossen Theil schon von Gymnasiasten verlangt,
Kichtig scheint übrigens der Verf. gefühlt zu haben , dass auch die
Universität die katechetische Lehrforin nicht gauz entbehren kann; aber
wenn er sie empfehlen wollte , so mubste er vor Allem zu bestimiuen
suchen, in welchen einzelnen Fällen sie anwendbar und heilsam ist,
und welche akademische Lehrer namentlich derselben huldigen niüü-
scn. Vielleicht wäre ihm dann auch eingefallen, dass dieselbe nanieut'-
lieh für angehende Universitätslehrer ein wichtiges Mittel i^t^ den gei-
stigen Standpunkt der akademischen Jugend richtig kennen zu lernen
und ihr eigenes Wissen in die Form der nöthigen Klarheit und l'opu-
larität zu bringen, und dass also die Einrichtung mancher Universitä-«
tcn, nach welcher die jungen Docenten ihr Lehramt als Repetenten
beginnen müssen , gar viel Kmpfehlenswerthes hat. — > Die Gutniu-
Uiigkeit und Ruhe, mit welcher Hr. Tli. seinen Verbessorungsvorschlag
vorgetragen hat , scheint die Veranlassung gewesen zu sein , dass der-
B^be nirgends mit scharfen fiegengründen bestritten, ja überhaupt nicht
sehr beachtet worden ist. Vgl. Uerlossohnft Komet 1836 Beil. f. Lit.
Nx.25 und Gersdorfs Repert. 18«U> Bd. 7 Nr. 155. Heftiger Widerstreit
hat sich erst erhoben , als derselbe in folgender zweiter Schrift wie-
der aufgenommen und weiter ausgedehnt worden wari Die Lebens^
frage der Civilisation. (Fortsetzung.^ Oder : lieber das P^erderben aiuf
den deutschen Universitäten» Dritter Beitrag ±ur Losung der Aufgabe,
dieser Zeit Von Dr. F. A. W. Diester weg. [£ssen, Bädeker. 1836.
XHu. 16 S. gr.8. 8 gr.] Hr. D. hat schon in dem ersten und zweiten
Beitrage zur Lebensfrage der Civilisation [s. NJbb. XVI, 435 ff.j als
einen Mann sich gezeigt der die Gebrechen der gegenwärtigen Mensch-
heit nnd ihres socialen Zustandes lebendig fühlt und mit dem edelsten
und glühendsten Eifer 0in.e radicale Verbesserung erstreben mochte,
der aber aucli dabei sp e^c^ntrisch und leidenschaftlich verfuhrt, dasa .
er auch da anklagt| wo Nichts anzuklagen .ist, nnd zum Theil Ver-
besserungsvorschläge macht, welche die menschliche Kraft nur er-,
sitreh^n könnte, wenn alle Staatsbürger von dem höchsten Edelmuthe
besicelt wäreur. Die Volksunruhen des Jahres 1830 haben die Idee ei-
ner schrecklichen Versunkenheit und Verwilderung derl^Iasse'des Volks
in. ihm rege . gemacht , und ddrun giebt er schon in dem ei^sten Bei-
trage Vorschläge zur.Bildung der Masse, zur Hebung des iotellectuel-
len und sittlichen Zustandes df v^elben , zur Ausgleichung des Besitz-
tbuim^ ;«^r thätigen Gepeifi^i^ftfti iw^Stoatslfiben und zur Vertilgung
100 Bibliographische Berichte.
der Armuth, welche höchst philanthropisch, aber in praxi entweilor
gar nichi, oder nur in sehr beschränktem Grade anwendbar sind. Man
braucht nur Büiaa^s praktische Bemerkungen über die Armuthsbesei-
tigung in dessen Staatswirthschaftslehre Bd. 1. Abschn. 4. mit den Die-
sterwegschen zu vergleichen, um das Unpraktische der letzteren in
klarem Lichte zu erkennen. Im zweiten Hefte hat Hr. D. in derselben
Weise , aber fast noch excentrischer nachzuweisen gesucht , wie in
den Schulen, von den Predigern und von Staatsbehörden und Corpo-
rationen auf das Volk eingewirkt werden solle, vgl« Jen. Ltz. 1836 Nr. 151
u. 152. Im dritten Hefte nimmt er nun die Universitäten mk gleichem
Eifer und gleiclier Energie vor, findet, dass sie den Forderungen und Be-
dürfnissen der Gegenwart nicht gehörig entsprechen , .und schlägt da-
her deren Umgestaltung vor. Die warme, lebendige und eindringende
Darsteliungsweise , in welcher er das tbut, macht übrigens, da das
deutsch geschriebene Büchlein auch für Laien zugänglich ist, die ganze
Anklage sehr ängstlich und leicht gefahrlich, und hat selbst kritische
Uourtheiler zu grösserer Üeistimmung verlebtet, als man gut heissen
möchte, vgl. Gersdorfs Repert. 1836 Bd. 8. Nr. 1028, Freimüthiger 1836
Nr. 04, Tübing. LBl. 1836 Nr. 57. Hr. D. beginnt seine Schrift damit,
dass er zunächst den Maassstab ^ welchen er an die deutschen Universi-
täten gelegt wissen will, feststellt, und würdigt dann im zweiten Theilo
nach diesem Maassstabe den gegenwärtigen Zustand derselben« Eine
Hochschule soll nach seiner Ansicht zwei Dinge , nämlich ächte Wis-
«enschaftlichkeit und pädagogische Bildung oder Erziehung erstreben.
Die ächte Wissenschaftlichkeit aber findet er nicht in der sogenannten
Gelehrsamkeit , d. h. in der Masse des Wissens, und in der historischen
Erschöpfung, sondern in der von den Studirenden errungenen Selbst-
ihätigkeit des Denkens. Der Zweck der Universitäten sei nicht so-
wohl. Gelehrte mit möglichst erschöpfendem Wissen, als vielmehr
'praktische Staatsdiener zu bilden« Weil er nun diese beiden Dinge
zu schroff von einander getrennt denkt, ohne jedoch ihre Abgrenzung
einleuchtend zu bestimmen, so tadelt er, dass die Universitäten vor-
zugsweise den Zweck der Gelehrsamkeit und der Erforschung der Wis«
senschaft verfolgen, und kommt auf Marbach's Idee, unsere Universi-
täten in Akademien für rein gelehrte, und in Universitäten für rein
praktische Zwecke zu zertheiien. vgl. NJbb. XllI, 454f. Darum vei^-
weist er von den Universitätslehrern die eigentlichen gelehrten Forscher
auf die Akademie, und meint, der Universitätslehrer im engeren Sinne
brauche kein Forscher und kein Genie, müsse aber ein Lehrer mit
echtem Lehrtaleht sein*). Desgleichen tadelt er Lehrer, welche In
der Höhe der Wissenschaft schweben , ohne dieselbe ihren Zuhörern
deutlich machen zu können (angeführt sind Hegel, Fichte, Schelling),
oder welche ungeprüfte Neuerungen sofort als ewige Wahrheit ans-
posauhcn, und verlangt eine Beschränkung der Lehr- und Lernfrei-
*) Etwas Aehnliches hat über die Uaivbirsitätslehrer schon Schlei er-
mach c r in den GelegwUickm Gedmkhenüber Vnhw^UM^ S. 05 f. gesagt;
Bibllographlsclle Berichte. 101
heit, velche dag willkürliche Abschweifen ii| Extreme verhioderc. £•
ist nicht zu verkennen , dass er «her diese Pankte , so wie über die
folgenden, viel Wahres sagt; aber das Falsche der Erörterung besteht
dai^im , dass er einerseits aus richtigen Prämissen falsche und nament-
lich zu grosse Folgerungen macht, andererseits einzelne Verkehrthei-
ten- und Ungebührnisse einzelner Lehrer gleich zu allgemeinen Merk-
malen der ganzen Universität erhebt Weil die Universität für das
Staatsleben bilden soll, darum will er gleich alles wissenschaftliche
Streben von derselben weggewiesen wiesen; weil Hegel 'und einige
andere Philosophen nach seiner Meinung in mehreren Punkten ihrer
Philosophie nicht zur Klarheit gekommen sind , oder unerwicsene Anr
eichten als Wahrheit vorgetragen haben, darum sollen alle Forscher
schlechte Lehrer sein ; weil Mancher aus Neuerungasucht oder Prahle*
rei an positiven Wahrheiten unziemlich rüttelt. und die vor ihm gewon-
nenen Ergebnisse der Wissenschaft durch Machtspruche umstürzen will,
und weil llr. D. selbst das Positive der Wissenschaft von dem Scientifischen
nicht gehörig scheidet, darum soll die Lehrfreiheit beschsänkt werden.
Viel Wahres ist dagegen an den Bemerkungen, dass nicht jeder Fa-
cultätslehrer ans seiner Facultutswissenschaft soll lesen dürfen^ was
Ihm beliebt, wodurch der nicht seltene Unfug entstehe, dass Brotcol-
Icgia von Vielen, andere minder einträgliche« aber nicht minder wich-
tige von Niemand gelesen wucfLen ;, oder dass man den Studeniea eine
bestimmte Norm für den Besuch derCollegia zwar nicht anbedingt vor-
schreiben, aber doch wohlmeinend aneropfehlea müsse. Etwas Wahrem
ist anch an dem Tadel der gewöhnlichen Universitätszeugnisse über dei%
Besuch der CoUegien ; nur. ist dieSache zu pedantisch genommen. Auch
hätte in mehreren Punkten, nicht bLos getadelt, sondern auch.daa^
erfolgreichste Mittel zur Beseitigung nachgewiesen werden sollen. An»
meisten treten die Vorzüge und Mängel der Schrift in der Erörterung^
der pädagogischen Bildui\g oder der Erziehung hervor. Neben vielenoi
Wahren und Guten fordert der Verf. eben so viel Falsches oder Unaus-
führbares, und denkt dabei, den Studenten zu sehr als Schulknaben»
weshalb er auch die auf der Schule erworbene sittliche Reife gar nicht
in Anschlag bringt und gar nicht zu wissen scheint , dass der Student,;
wenn er auf die Universitär kommt,, schon znr Erzlehnng duc^s Le-
ben reif sein soll. Wollte der Verf. hier wirklich nützen, so musste
er vielmehr den Pnnkt klar herausstellen , dass man von Selten der
Universitäten und Schulen über das wirkliche Vorhandensein der sitt-
lichen Reife, welche für die akademische Freiheit vorausgesetzt wird,^
nicht immer gehörig zu wadien- Und die Merkmale derselben niehi
überall klar erkannt zu haben sehefnt. Darum hätte er das zn früh-
zeitige Uebergehen vieler jungen Iieute auf die Universität (vgl. Allg^
Anzeig. d. Deutsch. 18S6 Nr. 19A.), die gewöhnliche Unzulänglichkeit
der Sittenzeug^isso für die Abkurienten der Gymnasien, den zu schnel-
len Uebergang von der oft klöstevlkhen Zucht mancher Schulen zur
ungebundenen Freiheit d<jr Universität, die zu grosse Nachsicht maiw
eher Universitätsbehördea bei sittlichen Verirrungen und Aehnlichcs
102 * Bibliographiscbe Berichte.
liesprecben und die Mittel zur Beseiti^ang nachweisen tollen. Statt
dessen verlangt er von der Universität cur Vollendung der sittlichen
Üriiehung: 1) Wclp-aumung aller die Sittlichkeit junger Männer ge-
fihrde^den Dinge, Personen, Einrichtungen, Sitten u. 6. w. ; 2) £tlt-
virkelnng der Selbstthätigkeit des Denkens durch geistweckende dud
geisthildende Methode; 3) Erweckung hochherziger Ideen und Idollle
(recht br^v) ; 4) Pflege des Leibes und Entwickclung und Ausbildung
desselben znm freien Dienste für den Geist; 5) Anstalten znr gesell«
•chnftliohen Entwickelang und Bildung der Jagend ; 6) JErziebung und
Bildung derselben durch Genossenschaften und Corporntionen; 7) Be^
wegnng und Erregung- durch den Geist des öflenttichen Lebens und
Iffbendige Theilnabme an demselben; 8) Tüchtigkeit deir akademischen
Lehrer in geistiger, sittlicher und patriotischer Hinsicht. Es ist gar
nieht z|i lau^nen , dass die Ausführung aller dieser Forderungen recht
wnnsflbenswerth sein wurde; nur hat Hr. B. nicht darnach gefragt, ob
die Universitäten ffir den einen und andern Puukt doch nicht mehr lei-
sten , als die Forderungen voraussetzen, und bei den meisten selbst
die- |ki9i?enden Mittel zur Erreichung nicht anzugeben gewusst. Ueber-
hunpt sind mehrere dieser Forderungen^ besonders die zuletztgenannte,
blos seh (hre Ideale, welche sieh auf gesetzliche Bestimmungen nicht
zurückfuhren und also auch nicht realisiren lat^sen. Der misslichste und
anstossigste Thcil der Schrift ist der zweite Abschnitt oder die eigent-
liehe Anklage des gegenwärtigen Zustandes der Universitäten. Hier
erhebt der Verf. allgemeine Beschuldigungen gegen die Universitäten,
die abgesehen von dem Uebertriebenen und Excentrischen doch ent-^
weder gar nicht , oder nur für einzelne Fälle wahr sind , und denen
auch die Kraft der Wahrheit, welche sie etwa noch in sich tragen,
dadurch entzogen wird, dass sie nicht gehöriger Maassen limitirt und
beschränkt ^ind. Er findet viele Mängel' sowohl in den Universitäts-
lehrern als in den Univcrsitäts Verhältnissen. * Die erstem klagt er an^
dass sie über dem l^tirebcn nach Allheit des Wissens und nach Gelehrt
samkeit den Zweck der geistigen BilduAg'verg^ssen ; dass sie meiner ver-
kehrten Lehrmethode sich bedienten (wobei namentlich das PrunkeA
mit gelehrtem Krame und das unsinnige dictiren scharf gerügt ist), und
das wissenschaftlicbe L$bea nicht zu wecken verttändco*); dasa ibnea
*) Bei dieser Gelegenheit bekommen auch die Gymnasien ihreZurecht^
weif<ung, weil sie, wie die Universitäten, von den Ungeheuern Fortschrit-
ten der Metlrodik des Unterrichts noch keine rechte Frucht gewonnen hätten;
lind weil die belebende Lehrmethode, deren sich Tau sende tou
Dorfschulen erfreuen, in ihnen. nacU eine Seltenheit sei. Freilich
möchte man hier Hrn. Diestcrweg fragen.« ob denn die von ihm gepriese-
nen ungüheuerii Fortschritte der Methodik .von den Universitäten und Gyni-
nasicn« denen sie fremd sein sollen, oder Von dbn Dorfschulen ausgegaugeu,
und ob die aus den Schüllehrerseniinnrien hervoTgegangenen Elementarleh-
rer f»dpr die von den Gymnasien und Dsiwer^ltäten gebildeten gelehrtcnLoh-
rer die Forderer derselben gewesen sind. Wer tadeln will , muss vor Allem
0einc(< eigcnea Werthos 8i(!li nicht übcrliebeu , und an dem Getadelten nicht
Vcrdieiitte vcrl^eniien, welche ihm reclitijaässig gebührca. Uebrlgens wol*
bibliographische Berichte! lOS
die wahre und echte ibenschliche und staatsbürgerliche Gedlonnng fehle,
weil sie meist keine Heimath und also auch Icelne Anhängliohkeit an
das Land hätten, zu sehr nach Titeln, hohen Gehalten und Honorar-
einnahmen strebten, den Gehorsam selbst nicht achteten und also auch
nicht für den Staatsdienst erstr'ebteo^ sich für ihre Zuhörer und nament*
lieh für das Individbum nicht interessirten , einander selbst feindselig
gegenüber stünden , nicht in Ideen und hochherzigen Gefühlen lebten
und den geistreichen Vortrag höchstens durch sogenannte pikante Dar-
Btellnngsweise zu ersetzen suchten, tjrrosse Maassregeln gegen solche
Untauglichkeit, wenn sie erwiesen wäre, brauchen allerdings nicht
Torgeschlagen zu werden , weil hier nur Absetzung und Entfernung
tiller solcher Leute helfen konnte.' Indess sucht der Verf. einzelne
Winke zu geben und sein Hauptvorschlag ist der von Theremin ge-
machte, näinlich die Einführung des Dialogs als Torherrscfaende Lehr-
form, obschon er meint, dass die meisten uhier^ Professoren zur dia-
lektischen Entwickelung nicht geschickt seien. Was er danq noch über
die übrigeA UhlTersitätsverhältnisse vorbringt , das sind einzelne , zum
Theil treffende Andeutungen^ welche endlich darauf hinauslaufen, den
Studenten in ein sittliches Erziehnngsverhältniss zu stellen , das dem
der Schüler gleicht. ' .
Das Endurtheü über die Schrift mnss sehr verschieden ausfallen^
je nachdem man sie von der oder jener Seite betrachtet Die gute
Absicht deaVerfs. und sem'>iir arm er Eifer für das Gute ist allerdings
mit dem Beurtheiler in Gersdorfs Repertor. 1836, 8 S. 853 ff. zu loben.
Allein dass der Verf. in solchen Uebertreibungen tadelt, dass er ein-
zelne und individuelle Mängel zu Beschwerden gegen das Ganze erhebt,
dass er darauf gjestützt über die höchsten ßildungsanstalten des Staa-
tes, deren allgemeiner Werth auf dem Prüfsteine der Jahrhunderte er-
probt ist , ohne Weiteres das Vcrdammungsurtheil ausspricht und die
gesammten Universitätslehrer zu gemeinen Naturen und unnützen Knech-
ten herabwürdigt, dass er diese Anklage vor daä grosse Publicum bringt
und diesen unbefugtesten aller Beurtheiler zum Richter macht, dass
er mit grosser Anmaassung über Institute abspricht, deren wahre Stel-
lang er gar niclu erkannt hat, dass er dabei in seinen rein wissenschaft-
lichen Bestimmungen die rechte Klarheit und Einsicht vermissen
lasst und selbst den Werth der wichtigsten seiner Vorschlage, z, B. der
Deutlichkeit in den Lehrvorträgen, der geistanregenden Methodik, der
dialogischen Behandlung der Wissenschaften, nur einseitjg aufgefusst
len wir nicht verkennen, dass Hr. D. an jener Stelle mit einigem Recht die
Vielheit der Unterrichts^egcnstände tadelt; aber er übertreibt auch hier
wieder nnd stellt oluie Weiteres auf, dasd die Gymnasien den Scliüler mit
Massen des verschiedenartigsten Wissens überfüllen und dabei nicht für tüch-
tige Verarbeitung sorgen, demnach auch an demUebel Schuld sind, dass die
jungen Leute auf der Universität keinen Trieb zeigen, die Wissenschaft reg-
eain und in ihrem Innern Wesen xn verfolgen , sondern nur an dem Aeossera
hangen bleiben und blos für die Brotwisscnscliaft das Interesse haben , wcl-
clu» das Examen gebietet.
101 BiliHographlflcbc Berichte*
lint, dnss endlich seine VcrliesserangSTorsclilagc des festen poli^i^rlien und
scientiftschen Standpunktes fast durchaus crirninj^eln: diess iiiuss ent«
scliicdcn gerügt und getadelt werden, unil aus diesem Grunde kann man
ßel][)St die harte Abfertigung dieser Schrift in drm Hamburger Corre-
epondenten 1836 Nr. 183 — 185 niphf ganz verwerfen, wenn man auch
lim der guten Sachß willen die ruhigeren Widcrlegfingen in der Hall.
LZ. 183« Nr. 134 — 135 und in der Jen. LZ. 1836 Nr. 139 — 140 und
151 — 152 wpit vorziehen rauss. Der wahre Wcrth der Schrift aber
liesteht Wjobl darin, dass sie, wenn sie auch nicht die Gründlichkeit hat^
welche nach dpn yon Dahlmann, Heeren, Sjivi««^iiy , .Tliiprsch , Hübet
|i. A; gegebenen Erörte^nngen «les dp(^r];en jjniyer^itätpwespps erj-piohf
Verden konnte , doch manche be^chtenswerthe Beiträge zur richtigen
Würdigung gn^erps y^iver^it^tswesens liefert, und dass sie nnmcntliph
pinejipihp) Wßtm auch nicht allgemeiner, doch zum Theil ziemitclf
^ei^rerbrfitßtpr Mängel rügt, auch Einiges zu ihrer Beseitigung Tpr-
Schlagt, was der weiteren l'rüfung wcrth :st. Sie verdient daher die
peaphtung aller derer , welche neben dp^ ^urpiphcndpn Kejintniss des
ITniver^itfitswcsens die i)öt|iige I).qlie und Unparteilichkeit besitzen, um
von dem Uebertriebpnen der Anklagen sich nicht fortreissen zu lassen,
aber auch das Wahre derselben nicht zu verkennen.
Die Heftigkeit und Allgemeinheit der Diestcrwegschen Anklage
hat ni}sser den erwähnten kritischen Beurtheilungen noch mehrere bcr
sondere Gegensphrif^ei) bervorgcpqfpn , welphe, so'jreit Ref. sie kennt,
die Widerlpgfing In der doppeltpn Weise f^|lren, idjiss sie entweder nur
die Universitäten ypr dem Publilfum zu rechtfeftigpn und {Iri:y. pipstprr
weg niederzukämpfen suchen, odpr dass sie zwar die Anklage in ihrer
gegenwärtigen Gpstalt verwerfen, aber doph die Frage sich offen be-
halten, pb nich^ der und jener Mangel bei den Upivefsitätep ^ich her?
fiusstelle und füv dessen Beseitigung passende l^ittel z^ finden seien^
Von der erstem Art ist die Schrift: Herr Dr, Dfesterweg und dtq
deutschen Universitäten, Eine Streitschrift yon Heinrich Leo. [Leipr
^ig, Brockhaus. 1830. 135 S. gr. 8. 16 gr.] Sie ist eine gelungpne
Apologie der deutschen fJniversitäten, die nicht nur den Zustand und
das Wesen dersplbpn finpli Unterricht und Disciplin un^ von j^eiten der
Lehrer i|nd Studei|tejn f}us einem grQSsartigen. Gesichtspunktp darstellt,
pondern ^uph l)ipßtevwpgs i^nld^^gen upd YprsohlägP meist vollständig
jibweist. Hr. I^. sphildert mit lyabrer Begeisterung den Lehrberuf der
IJniversitatsprofessnrpn, zei^t^ da&ß slp nicht bloss Lehrer, sondern ebei|
so sehr auch Forschor sein, iind nicht allein die Resultate der Wissen-
schaften, sondern den lebendigen Gestaltungsprocess derselben den Stu«
direnden zu klarer Anschauung vorfuhren müssen, und vcrtheidigt au-r
gleich geschickt und nachdrücklich die von Diesterweg hart angefoch-
tenen oder vielmehr ganz verworfenen Privatdocenten, Desgleichen
weist er f\\e vorgeschlagene dialogische Lehrmethode ipit guten Crr(inf
den ah, und thut dar, da«s sie wohl Klarheit gewähren könne, aber
pur Bruchstüoke und keine Einheit des Wissens biete, überdiess in den
ijipjston FAUe^ Hpftusffthrbiir ppi« K«pbt roiudpr ©ntwic^elt er ^»i \pv^
Bibliographische Berichte. 105
Icehrte {lerDiestemregschenDisciplinar- und Sittenbildnngs- Vorschirig«,
rechtfertigt die akadernische Freiheit als Wesentlich zur Charakterbil-
dung, und findet, dass die den Studenten gewährte Ungebundenheit der
Lebensweise gerade für den Staftt recht nützlich sei , weil sie sowojil
das Mittel biete, zur sittlichen Selbstständigkeit zu gelangen, als nuch
den schle'chten Naturen die Gelegenheit lasse , sich auszuscheiden und
als schlecht zu beweisen. Ueherhaupt sei weder die herrschende Lehr-
methode, noch die gewährte Freiheit der Lebens- und Studien veise
den Universitäten nachtheilig, sondern sie würden gedruckt durch die
vielen niittelmässigen und gemeinen Kopfe, durch die Verschiedenheit
der geistigen Bildung und durch die verschiedenartigen Zwecke der
^tudirenden. Allein wie glänzend auch Hr. L. über alle diese Punkte
gesprochpn hat ; so giebt seine Schrift doch nicht eine richtige Erörte-
rung deß Streites. Er betrachtet die Universitäten von der Höhe der
Idee, nicht nach den^ wirklichen Leben, und seinen Erörterungen, fehlt
daher der praktische Nutzen. Seine Universitätsprofessoren sind Ideale,
^ie den Diesterwegschen schroff entgegenstehen und welche das Leben
gelten oder nie so bietet. Darum Ut es ihm auch passirt, dass er, wo
isr ja auf Erörterungen von Einzelheiten des Frofessorenlebens übergeht,
vieiraehr die Professoren seiner Universität oder sich selbst xu verthei-
digen, als die wirkliche Thätigkeit der Universitätslehrer herauszu-
stellen scheint. Und dabei werden dennoch einzelne Specialanklngen
nicht genügend beseitigt Bas Tadclnswertheste an der Schrift aber
Ist die Darstellnngsweise. Hr. L, verhandelt In ganz subjectiver Pole-
inik und zwar meist grob und leidenschaftlich; sein Ton gleicht weit
mehr dein eines gereizten und burschikosen Studenten als ^era des
ernsten Mannes und Universitätslehrers. Vgl. Pölitz in seinen Jahrbb.
f^ Statist, u. Gesch. 183G, 11 S. 454—470 und Rosenkranz in d. Jahrbb.
f. wiss, Krit. 1836, II. Nr, 46 — 48. — Ein zwar ruhigerer, aber doch
übrigepg sehr fihnlleher Vertbeidigungsgang der Universitäten ist ein-
geschlagen ijfi dep Sphfift: Uebßr die deuUchen Universitäten. lieleuch"
tung der Scjirift des Ilrfi. Sernfnardirectors Dr, F. A, IV, Diesterweg,
^^JJeher das Verderben auf den deutschen Universitäten,^^ Von E d. Fu gg 6,
der Philos. und beider Hechte Dr, und ord. Prof, in Bonn. [Bonn,
Marcus. 183«;. II u. 63 S. 8. 6 gr.] Sie ist neben Leo's Schrift unbe-
deutend und giebt nur fragmentarische Erörterungen ^ welche aus ein-
zelnen Anmerkungen «u Diesterweg's Sphrift ^^usammengestelU ^ein
mögen. Für den Streit bietet sie Nichts , was man nicht bei Andern
f^ben so gut oder besser fände. Pagegen würde die Schrift: Vf^rihei"
digung der Universitäts - Professoren geg^n Dr. Diesterw€g*s ScJirpßhun-
pen und Ilecepte.vQn pr. C. F. Morstadt, Prof. in Heidelberg.
[Mannheim, Hoff. 1856, IV u. 62 S, 8. 9 gr.] materiell wichtiger sein,
wenn man nur über ihren eigentlichen i^weck recht ins Klare kommen
]cönnte. Sie yeht mehrere Behauptungen Diesterweg's treffend ab,
fällt aber auch zugleich schonungs - und rücksichtslos über die Univer-
jiitäten her und richtet ihre Schmähungen, wie es scheint, nanf entlieh
ge^eq die Ifeid^lberj^ei: Upivef^i^^l; fiqd geg^ep dortige Verhältnisse und
106 Bibliograpbische Berichte.
Froreasoren. Für den Streit ciclbst Icunn man an« ihr nur noch einige
uncrwiesone oder iiidividiiello ßc8chbldigiinj|^cn g:ogcn die Universitäten,
gewinnen. > Vgl. Gcr^durfs Kiepert. 1836, 9 S. 554 f.
Den obenerwulinten z wellen Krortcrungsweg hat der Dr. C. F. S.
Alschefaki in der Schrift: (Jeher das angehlickc Verderben auf den
deutschen Uitiversitätcn [Berlin, Plahnsclic Bnchhandl. 1836 78 S.
gr. 8. 10 gr.] cingoschlagCQ und diess schon dnrch das anf den Ti(el
gesetzte Motto: ,, Prüfet Alles , und das Gute behaltet, '^ angedentefc
Dasdelbo beweist die ganze Ansführung der Schrift, deren humaner
und ruhiger Erörternngbton nie die Person, sondern immer nur die
Sache betrachtet. Allerdings weist er die von Diesterwcg Torgebracb-
ten Anklagen und Verbesserungsvorschläge fast alle, uncf wenigstem
die Auffassungs- und Begrundungsweise überall ab; aber er erkennt
an, dasa unsere Universitäten ihre Mangel haben und sacht bessere
Beseitigungsnilttel dafür zu finden. Im Allgemeinen stellt er, vie LeO|
den Zustand der Universitäten zu ideal dar , und weil er überhaa|it d«
Leben zu ideal denkt, so sehen auch mehrere seiner Vorschlage mehr
wie fromme Wünsche und gute Regeln , als wie Vorifcbriften aua. J%
es verursacht ihm Schmerz , wenn er die so warm vertheidigten Pro«
fessoren nicht überall in Schutz nehmen kann, und „mit blutendeiqi
Herzen ^^ gesteht er, duss er von dem Fehler der Geld - und Titelsacht
nicht alle freisprechen könne. Desgleichen fehlt seinen Rechtfertigungen
dasDeteruiinirteuhd Schlagende, und crmivchtMehreres nqr durch Her-
ausheben der guten Seiten und durch Loben ab. Ueberhaupt steht er als
Bestrciter der Diesterwegschen Anklagen hinter Leo zurück, hat aber vor
ihm vo'raas, duss er die Schattenseiten der Universitäten nicht verkennt
Die Auf^iibe der Universitäten besliiumt er allseitiger als die Uehrigea
dahin, dass sie 1) eine historische sei. Welche Alles, was in wis-
Wnschaftlit'^ier Beziehung von den frühesten Zeiten an geleistet ist,- mit
gewissenhafter Treue zu erforschen, zu entwickeln und so eine richtise
Anschauung aller bisherigen Lebensverhältnisse nach jeder Seite det
'menschlichen Strebens hin müglich zu machen habe; 2) eine p äd agö-
gische, die den durch umsichtige Forschungen gewonnenen Stoiffder
bium freien Denken herangebildeten Jugend auf die zweckraässigate
XVeise mitthoile; S) eine kritische, welche theils das Gegebene prüfe
und sichte , theils iii rein spüculativer Hinsicht das Vorhandene erwei-
tere und ergänze, oder durch neue Constructionen von einem eigen-
thümlichen Gesichtspunkt ans neue wissenschaftliche Richtungen eröffneii
Dieses kritische Element sieht er dann als eine Uauptbediugung für
den akademischen Lehrer an. Die von Diesterweg vorgeschlagene
dialogische Lehrform weist er als unzulänglich ab und rechtfertigt die
Notbwendigkeit akroamatischer Vorträge; aber er sucht auch zugleich
für die erstere Lehrforni einen neuen Weg zu gewinnen. Weil näni-
lich der Stndirende nicht bloss seine Wissenschaft von allen Seiten
anschauen und ihres StolTes sich benieisteru, sondern auch ihre Anwen-
dung aufs Leben kennen leinen uiüg^e; so verlan<i^t er für alle Facnl-
täten die Eiurührung besonderer praktischer Collegia, deren Zweck
Bibliographische Berichte. .101
allein daranf gerichtet sei, die natürlichen Anlagen des Studircnden für
schriftliche und mündliche Beredtsamkeit zu einer gc^^issen Vollkom-
menheit zu bringen. In ihnea sollen die Theilnchnicr unter Leitung
geeigneter Lehrer Erörterungen über wichtige Fragen ihres Studiums
oder Gegenstände allgemeinen Interesses in Aufsätzen, Disputationen
oder freien Vortragen anstellen und jeder Student zur Xbeilnahme an
diesen Fracticis verbunden sein. Sie sollen alle drei Univcrsitutsjahre
hindurch dauern, der untere Ciirsus zweijährig, der obere dreijährig,
Neben mehrern andern Bemerkungen des Verfs. sind dann besonders
noch seine Erörterungen über das sittliche Leben der Studirenden zu
beachten. Er hat richtig erkannt, ^asa die Universität nicht mehr der
Platz ist, wo direct und durch besondere Bildungsmittel auf die Sitt-
lichkeit der Jugend eingewirkt werdon kann, und verlangt, daSs die auf
die Universität kommenden Jünglinge nicht nur diu nöthige Intel lectuelle
Reife, sondern auch den Grad sittlicher Ausbildung mitbringen sollen,
welcher sie zur akademischen Freiheit befähigt. Welches nun dieser
Grad sittlicher Reife und seine Erkennungsmerkmalo •seien, das lässt
er leider unerörtert, erklärt aber, dass die dem Universitätsleben ge-
wöhnlich vorausgehende Bildung die zureichende sittliche Reife häufig
nicht gewähre. Zunächst werde diese am allerwenigsten durch häus-
liche Erziehung und Privatvorbereitung zur Universität erworben; wes-
halb er verlangt, dass jeder zur Universität kommende Jüngling we-
nigstens zwei Jahre ein öfFentliches Gymnasium besucht und dort sich
als talentvoller und gewissenhafter Jüngling gezeigt habe. Auf dem Gym-
nasium selbst müsse für sittliche Bildung noch mehr geschehen, als bis
jetzt der Fall sei, zunächst dadurch, dass man den Schüler durch Mit-
theilung wissenschaftlicher Kenntnisse an Verstand und Herz bilde.
fJm das Gefühl des Schülers rein zu erhalten , dürfe man mit Tertia-
nern nicht schlüpfrige bediclite eines feinen römischen Weltmannes
lesen und Ovid gehöre nur in einer zweckmässigen Chrestomathie auf
die Schule. Auch soll ausserdem, so sehr aucli die lateinische und grie-
chische Sprache das nächste Bildungsmittel der Gymnasien bleiben
müsse und das Lesen ihrer Schriftsteller sowohl intellectuellc und Ge-
schmacksbildung, als auch Charakterstärke und praktischen Sinn her-
beiführe, nicht jeder Schriftsteller des Alterthunis mit der Jugend ge-
lesen werden. Homer und Xenophon, Cäsar, Sallnst, Cicero u^d Li-
vius gehören ganz in die Schule, Sophokles, Piaton und Tacitus nur
theilweise und für fähigere Schüler. Von griechischen Historikern
und Rednern gnüge eine Auswahl, wie die von Jacobs. V^on neuern
Sprachen soll der Jüngling nur die französische sprechen lernen, da-
gegen auf die Bildung in der Muttersprache alles Sprachstudium bezie-
hen^ und in ihr sich so einbürgern , wie es Deinosthenes und Cicero ia
der ihrigen waren. Mit der Bildung in der Muttersprache müsse die
Geschichte Hand in Hand gehen , alte und neue, besonders die deut-
sche: in ihr lasse sich am schönsten wahre Vaterlands- und Menschen-
liebe predigen^ Wenn nun diess Alles den Gehalt des geistigen Lo-
bons erhöhe; so führe danu noch die Mathcuiatik zur Klarheit und
108 Bibliographische Berichte.
Bestiraintheit im einfnchen Ansdrack der Gedanlcen. "Es folgen weitere
Andeutungen über die Methodik des Unterrichts, deren einzelne Auf-
7.Ahlung hier unterbleiben kann, da gerade in der Methodik viele Wege
möglich sind , sobald man nur den von dem Verf. angegebenen ersten
Grundsatz fest halt, dass der Schüler nicht mit einer Masse von Mate^
rial überhäuft werde, sondern aller Unterricht bei ihm Klarheit in sei-
nen Anschauungen und Festigkeit in seinen Bestrebungen zu erzielen
suche. Besonders zieht Hr. A. gegen den grammatischen Unterricht ■
zn Felde und will deniselben praktischer eingerichtet ^ nnd daher in
den untern GRisson das viele Kegelwerk beschrankt^ m den obern bei
Erklarnng der Schriftsteller besonders genaue nnd lebendige Auffas-
eung des Ganzen erstrebt, überall mit dem granimatisohen Unterrichte
kleine Sprechübungen verbunden wissen, damit -die Sprache Cur den
Schüler kein todtes Material bleibe, sondern Alles Geist und Leben g^e-
winne. Werde aus unserem Schulunterrichte alles Unnuthigc entfernt,
PO werde sich auch Zeit finden, das wahrhaft Geistesfdrdernde dem
Sehüler nicht sowohl anzueignen, als vielmehr nach sokratischer Me-
thode, soviel es irgend der Gegenstand möglich mache, aus ihm herauf
zu entwickeln ; und der für das Gymnasium nöthige wissenschaftliche
Stoff werde sich sehr gut in einjährigen Cursen von wöchentlich 20
Stunden (Vormittags von 9 — 12, Nachmittags von 3 — 5 Uhr) dnrchüben
Inssent Neben der geistigen Bildung fordert er dann besondere Auf-
merksamkeit auf die Entwickelung der physietchen Kraft des Knaben,
ordentliche systematische gymnastische Uehungen, Krwcckung sittlichec
Grundsatze durch den Religionsunterricht, Einwirkung auf die Kitern
zur Beförderung der häuslichen Zucht, strenges Entfernen der Schüler,
deren Anlagen für höhere Studien nicbt befähigen , strengen Gehorsam
und gesetzmässige Ordnung in der Schule , Einwirken der Lehrer auf
die gesellige Bildung u. dergl. m. Der Weg, wie diese Vorscliläge aus-
zuführen sind^ ist nicht überall angegeben, und Mehreres gleicht wie-
derum frommen Wünschen. Neben der so vom Gymnasium direct W
erstrebenden sittlichen Bildung der Jugend verlangt der Verf. zuletzt
noch eine indirecte Einwirkung der Universität auf deren Erhaltung
und Forderung, und den Beschluss der Schrift machen 17 darauf bezügliche
Vorschläge, welche indess bei genauerer Prüfung der Mehrzahl nach
als unpraktisch oder unausführbar erscheinen dürften. Vgl, Gersdorfa
Repert. 18^6, 9 S. S(i9 u. Hamburg. Blatt, der Borseohalle 183^1 Nr. 1^55
S. 911 f. Gut ist der Rath , dass man die Studenten [auf eine ange^
messene Weise] verpflichte neben ihren Facultätswissenschaften auch
Collegia zur allgemeinen Bildung zu hören; wunschenswerth auch,
dass für die einzelnen systematischen UnterrichtsdiscipUnen von um-^
sichtigen Lehrern immer mehr brauchbare Gnmdrisse an$>gearbeitet wer-
den , die zur leichfern Auffassung und weitern Anregung für den Stu-
denten das ganze Material nach umfassendem Plane uud in gedrängten
Andeutungen enthalten. Der Vorschlag, über das sittliche Leben jedes
Studenten Personal -Acten anzulegen, ist, wenn er auch nusfuhrhav
Märe, jcdcnfalU m^hr schädlich als nützlich, und die zur Beseitigung
Schill- u. lluiverfiitätonaclirr., Beförderr. u. Ehr^beKoIgiingen. 109
I
der Shidenten - Streitigkeiten Torgesclilagene Jury durfte die Zudit iiud
das Anschn der Professoren doch nicht eben Lcfordern. Ob es endlich
▼on Seiten der UniTcrsitätslehrer gebilligt m erden iirird, dass das Col«
Icgienhonorar vom Ministerium erhoben , aber nur den Privatdocenten
ihrem Antheile nach ausgezahlt, übrigens zu anderen Universitätszwecken
verwendet werde : das lässt Ref. unerurtcrt und bemerkt blos liuch,
dass Morstadt gerade umgekehrt vorgeschlagen, man möge den Profes«
8oren ihre Gcliulte entziehen, aber die Ilonorar^innahme lassen, ja die^
Ben Vorschlag sogar noch mit dem Anerbieten begleitet hat, seinen
Gehalt sofort hergeben zu wollen, wenn man seinen Collegen Zacliarla
und Mitterniuier den ihrigen ebenfüUs entzöge.
Zuletzt erwähnt Ref. noch zwei hierhergeliurige Schriften, welche
er nur aus ganz flüchtiger Einsicht kennt und daher nicht zureichend
besprechen kann , nämlich : Die deutschen , insbesondere die preussiscJteu
Hochschulen in unserer Zeit, Eine Zuschrift an den Dr. F. IV. Diester'*
weg von Ernst Tlieod. Mayerhoff, [Berlin, Crantz. 1836. 148 S.
gr. 8. 16 gr.] und : Vnsere Universitäten und was ihnen Kotk thut» In
Briefen an den Um, Dir, Dr. Diesterweg^ als Beitrag zur „Lehbnsfrage
der Civilisation.'' Von F r i e d r. E d/ B e n e k e. [Berlin, Mittler lb36.
102 S. gr. 8. 12 gr.] Die erstere widerlegt Diesterwegs Anklage und
Vorschläge in ihren einzelnen Puncten , und gebraucht dazu besonder»
auch geschichtliche Nachweisungen über den Universitätszustand der
früheren Zeiten, aus denen man sieht, dass die Diesterwegschen Klagen
schon sehr alt sind, dass es früher mit dein sittlichen Zustande weit
schlimmer stand , und dass mehrere neuausgebotene Vorschläge längst
durch die Erfahrung widerlegt sind. Die zweite Schrift fasst von Die-*
eterwegs Schrift nur die vorgeschlagene Lehrmethode auf, und nimmt
die entgegenstehende herrschende mit philosophischen und Erfuh-
Yungsgründen in Schutz. Das sittliche Leben der Studenten will er,
vie Rehberg [s. NJbb. XIII, 450.], durch Aufseher geschützt wissen,
welche den englischen Tutors ähnlich sind« Uebrigens geboren die
beiden genannten ScJiriften dem Anschein nach zu den ruhigsten und
besten Erörterungen des Streites, und dürften daher für die dabei
Betheiligteu vorzüglich beachtenswerth sein. [Jahn.]
Schul - und Universitätsnachrichten , Beförderungen und
Ehrenbezeigungen.
Ettlingei!V. Die provisorischen Oberlehrer an dem hiesigen ka-
tfiolischen Schullehreiueminar , Mathias Schach und Carl Cruher^ so
wie der Musiklehrer Prof. Carl August Weher sind definitiv in ihrer
bisherigen Eigenschaft angestellt worden. S. NJbb. XV, 443.
[W.] ^ •
FiiEVBiJBG im Breisgau. Die längere Zeit erledigte ordentliche
Professur der Kircheiigeschichte an der Universität hat der Decan und
Pfarrer Aloy^ VogcU ü. Z, Regens am biedigcn erzbischullichen Semi-
110 « Schal- and Univcrsitätsnachrichten,
nar, erhalten. S NJbb. IV, 259 und XIII, 247« — Der bisherige aagser-^
onlcntliche Prof. an der hicsig^en Universität Dr. Jüuss (S. NJbb. VII,
478 u. 479) ist Kom ordentlichen Prof. der Uechtswisscnschaft, und der
Lebramtscandidnt Schlaycr zum ausserordentlichen Professor in der hio-
sig^cn theologischen Facultat ernannt if:orden. — Der Univcrsitätsbiblio«
tbekar und Privatdocent in der philosophischen Facultat Dr. G. EUe»-
gftin hat den Cliaracter eines ausserordentlichen Professors erhalten«
— Die von dem hiesigen erzbischöflichen Domcapitel geschehene Ernen-
nung des geistlichen Raths Dr. Ludwig IJuchegger , hiüherigen Prof.
der Dogmatik an der Universität, zum Domcapitular hat die gross-
herzogliche Bestätigung erhalten, und dem Dr. fniderich tVcick , Pri-
▼atdocenten der Geschichte, ist der Charakter als ausserordentlicher
Professor ortbeilt worden. L^^*]
1IALI.B. Ein lebhaft gefühltes ßedurfniss hatte im Jahre 1835
die Umgestaltung der mit der lateinischen llauptschule in den Francke-
sehen Stiftungen verbundenön Realschule veranlasst und ea war die
neue höhere Ucalschulo am 4. Mai jenes Jahres eingeweiht worden. Die
Schule wurde mit 59 Schülern eröil'nut, von denen 16 in der dritten
Realclassc, 17 aber und 26 in der ersten und zweiten VorbereitungB-
classe Sassen. Schon im zweiten Semester erhob sich die Frequenz
bis zu 84 Schülern , und in dem dritten bis zu 104 , was die Eiurich«
tung einer zweiten Realclasse nöthig machte. Seit Michaelis 1836
wird die Anstalt von 112 Schülern besucht, von denen 10 in der zwei-
ten , 35 in der dritten Uealclassc, 43 und 24 in den beiden Vorberei-
tungsclassen sit;een; und es steht bei der unermüdlichen Thätigkeit
des Inspectors dieser Anstalt, Hrn. Christ. Ziemann^s ans Stroebcck bei
Ualberstadt, und bei der Fürsorge des Directuriums der Franckeschen
Stiftungen, insbesondere des Condirectors Dr. Schmidt zu erwarten,
dass nichts verabsäumt werde, den schon jetzt wohlbegründeten Ruf
dieser Schule zu erhalten und noch zu erhohen. £s arbeiten an der-
selben ausser dem Inspector die Lehrer Martin Dippc aus Quedlinburg
als Mathematicus, inihelm Jlankel aus Krmslebeu für die naturhisti^i-
schen Wissenschaften , und der Candid. ministerii Frans Ferdinand
krause als Ordinarius der Vorbereitungsqiassen. Den Zeichenunter-
richt ertheilt Fr, Ferd. Lieget und ausser diesen sind noch 6 andere
lliilfslehrcr für die verschiedenen Unterrichtsfächer bescliäftigt. Die
Einrichtung des Lchrplans schliesst sich im Allgemeinen an die „Tor-
liTufige Instruction für die an den hohera Bürger- und Realschulen an«
zuordnenden Entlassungs- Prüfungen d. Berlin d. 8. März 1832*' (s.
ISeigebaur^ die preusäischcn Gyiunasien und höhern Bürgerschulen S. 345).
Da aber die Schule viele ihrer Schüler aus der sehr gut eingerichteten
Bürgerschule in dem Waisouhause erhalt, so wird es ihr möglich, über
die in jenem Reglern eiit gegebenen Bestimmungen hinauszugehen und.
dadurch die Ansprüche an den Namen einer hohem Realschule zu
rechtfertigen. Die Anstujt ist mit den nothigen Bibliotheken für Leh-
rer und Schülov , mit einc;n physikalischen und chemischen Kabinety
so wie mit eiuer Mineralien -, Conchyllen-» Colonial-, Droguerie-
Beforderangen and Ehrenbeseignngen. , 1]1
nnd Fabrikwaaren - Sammlang Tersclicn. Für auswärtige Schüler Lie-
fet die Pensions - Anstalt der lateinisclien Sr.liule ein vortheilliaftca
Unterlioinmen und schon jetzt sind über 50 derselben als Pensionäre in
jene aufgenommen. — Mit dem grossten Tiobc sind auch hier die Be-
mühungen der städtischen Schulinspection für die Verbesserung des
upch sehr im Argen liegt^ndcn Schiil\rcsens der Stadt Halle zu erwäh-
nen. Das bisher von der Universität benutzte Waogegebaude ist zu
einem neuen Schulhanse mit einem Kosteunufwande von 4000 Thalem
eingerichtet, in welchem jetzt die Mehrzahl der Parochialschulen ver-
einigt sind, die von OßO Kindern besucht vrerdcn. Ausserdem gehö-
ren zum städtischen Schul verbände die Schule zu Glaucha mit 167
Kindern, die Schule auf dorn Neuniarkt mit 253, die Stadtarnieo-
schule mit 738 Kindern. Die Leitung derselben ist dem bibherigen
Oberlehrer der Bürgerschule in den Franclceschen Stiftungen Hrn.
ScJiarlach mit dem Titel eines Schuldircctors übertragen, von dessen
Eifer, wenn er anders von den Behörden sowohl als von den ihm unter-
geordneten Lehrern die völlige Unterstützung erhält, sich das Beste
liQfTen lässt. Ausserdem bestehen hier zwei Privat - Anstalten aus-
schliesslich für Kinder der vornehmeren Stände, die eine von 74 Kna-
ben besuchte unter Hrn. Insp. Iloffmann und die Vater'sche Tochter-
schule, deren Frequenz durch die Errichtung einer hühern Töchterschule
in den Franckeschen Stiftungen , wie zu erwarten («tand , sehr gelitten
hat. Die Schule der Douigcmeinde wird in zwei Classen von 90 , die
der katholischen Gemeinde von 70 Kindern besucht. Im Ganzen aber
werden die Schnlen in den Franckeschen Stiftnngen von 1972 Kindern
aus der Stadt besucht, die Zahl der in den städtischen Schulen befind-
lichen beträgt 2187. [E.J
Heidelberg. Der bisherige ausserordentliche Professor nn der
Juristenfacultät Dr. Karl Julius Guyet hat die nachgesuchte Entlassung
aus den grossherzoglichen Staatsdiensten erhalten unter Bezeugung der
vollen Zufriedenheit mit seinen Leistungen während seiner hiesigen
Anstellung. — Der Prof. Dr. Ullmann zu Halle ist, unter Verleihung
des Charakters eines grossherzoglichen Kirchenraths , als ordentlicher
Professor der theologischen und philosophischen Facultät au die hie-
sige Universität berufen, und der Dr. philosoph. Gustao tVeil aus
Sulzburg als CoUaborator an der Universitätsbibliothek mit grossher-
zoglicher Genehmigung angestellt worden. — Der Kirchenrath Dr.
Abcg^ y Prof. der Theologie an der hiesigen Universität, hat von Sr.
Icöniglichen Hoheit dem Grossherzog Leopold das Ritterkreuz des Zäh-
ringer Löwenordens erhalten. [W.]
Laub. Aus dem wieder im Druck erschienenen Lections- und
Schülerverzeichniss des hiesigen Pädagogiums als Einladung zu dem
auf den 28. und 29^. Septbr. v. J. gefallenen Herbstexnmen ergiebt sich
für die J<ihrbb. als Berichtigung einer früheren Nachricht, dass nicht
der bisherige dritte Lehrer der Anstalt Diakonus Christian Kroelly son-
dern der neu ernannte Diakonus Ludwig yesenhcckh die erledigt gcwe.-
seue zweite Lehrstelle erhalten hat. (S. NJbb. XVI, 86&) £« i^t
112 Sdiul- n. UnWersitäUiiachrr^ Beforderr, n« EhrenbesBeigungen.
I
auch, zum erstea Mal dem übrigea Inhalte der EinladangsscIirlfC eid
Yerzeichniss der Lehrer des Pädagogiums mit übersichtlicher Aiigabd-
ilirer Lehrgegenstande vorgedruckt; da jedoch unmittelbar darauf ein
detttiliirtes Verzeiclmiss der Lectionen an der Anstalt vom Ilerbstexu-
nicn 1833 -—183G nachfolgt, so wird jeder Leser das erstere Vcrzeich-
niss als eine höchst überflüssige Zugabe ansehen , wenn es ihn nicht
allenfalls interessirt, aus derselben nebenbei zu ersehen, das« sämmt-
liehe Pädagogiumslehrer , Cchhard, Fescnbcckhj Kroelly franzosisclier
Sprachlehrer Dr. von Phtd^ Schreiblehrer Geiger und Zeiclmungsleh-
rer Seiler auch taocli an der hiesigen Töchterschule Unterricht ertheilen.
Die Einrichtung der Schule siebt sich fortwährend gleich , hingegen
die Schüierzahl hat am Ende dieses Schuljahres 18^^ nach Abzug von
23 Abgegangenen und 6 vorhandenen Gästen im Ganzen 54 betragen
mit 14 Fremden, d.h. Nichtlahrern ; mitbin hat sich die Frequenz
gegen das Schuljahr 18^ | wieder und zwar um 6 -wirkliche Schüler
vermindert. Unter den vorhandenen Schülern waren in der 1. oder
obersten Clabse 5 sogenannte Formalisten und 1 Gast (die sogenannten
Healisten dieser Classe, 11 an der Zahl, sind sämmtlich abgegangen)«
und in der 11. oder mittleren Classe 14 sogenannte Formalisten und 8
isogenannte Uealisten nebst drei Gästen (12 Ucalislen dieser Classe sind
abgegangen) , die übrige Schülerzahl von 27 mit 2 Gästen föilt den
beiden Abtbeilungen der 111. oder untersten Classe zu. Solchen Ab*
gang an Realisten^ dass sogar allo/aus einer Classe weggegangen smd,
übDchon die Anstalt in dem Fabrikstädteben dieser Schüler wegen haupt- '
sächlich besteht , hat die Schule noch nie dargeboten. Uebrigens ist
zur Erklärung dieser auffallenden Erscheinung nichts angegeben , ja
sogar sorgfältig vermieden , zu sagen , ob die abgegangenen Schüler
im Laufe des Jahres oder erst am Ende desselben ausgetreten bind, -
S. RJbb. Xn, 125 u. XVll, 344. [W,]
Mannheim. Der hiesige Verein für Naturkunde, welcher im Ver«
liältniss zu der kurzen Dauer seines Bestehens grosse Fortschritte macht«
wird bald höchst seltene und sdiätzbare Beiträge an Tbieren und
Pflanzen für seine Sammlungen erhalten, als Tbell der Ausbeute,
welche der bekannte Reisende, JVilhelm Schimper von hier, meist in
Arabien gemacht hat. Dieser Verein hat überhaupt so grossen Beifall
gefunden, dass hier wenige Gebildete sein dürften, die ihm nicht an"
gehurten, oder doch sich nicht für ihn interessirten, S.NJbb. XV1,4U3.
[W.] ^
Rastatt. Kurz vor dem Anfange des gegenwärtigen Studien-
jahres l^^Y ^'^^ ^^' weltliche Lehramtscandidat F, Jloys Iloffmann^ ge-
bürtig aus Schlierstadt, als Lehramtsgehülfe insbesondere im Fache
der Geschichte an das IiiüäigeLyceum von dem grossherzoglichen Ober-
studieurathe mit einer jährlichen Besoldung von 500 Gulden einberufen
worden. S. jVJbb. XV, 239. Seit dem Abgang des Prof. Moossbrugger
als Bezirksbaumeister nach Wertheim supplirt den Zeichnungsunterricht
ua dem hiesigen L^ceum der von hier gebürtige Maler August Boots^
S. NJbb. XVI, 12T. tW.]
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Kritische ßeurtheilangen#
Lateinische Synonymik f nr die SchAler gelehrter fidißiemp
xum Gebrauch heim Lesen der lateinbchen Schriftotellejr und Ah^
fassen lateinischer Stilühangen. Von Dr. Friedrieh SekmalfeUl^
Lehrer am Königlichen Gymoasinm so Eislehen. Eidehen IMI«
Verlag von Georg Reichardt. VIII n. 437 S. 8.
TT enn der Unterzeichnete das vorliegende Budi anzuzefgeä
unternimmt, so wird ilim hoffentlich Keiner, der Buch und Beiu*-
theilung gelesen hat , Tcrdenken , die letztere geschrieben zu ha-
ben, insbesondere wenn der Leser mit dem Sinne und der Denkart
des Schreibers einigermassen bekannt ist« Daher lässt Unterz*
sich keinesweges durch die Rücksicht von seinem Vorsätze abhal-
ten, dass man ihm ohne ihn näher zu kennen oder seine Anzeige
gelesen zu haben die Absicht einer Lobhudelei zutrauen konnte,
etwa weil Verfasser und Beurtheiler Collegen sind und weil er c$
nach Einsicht des Manuscriptes für Pflicht hielt, dem Wunsche!
des Verfassers \md Verlegers nachzukommen und zu der Verbrei-
tmig des Buches nach Kräften beizutragen.
Zuerst muss Unterz. nach seiner besten Ueberzeugung d^«
schon früher ausgesprochene Urtheil wiederholen , dass die Ar-
beit des Verfs. sich vor allen anderen grösseren und kleineren
synonymischen Handbüchern vortheilhaft auszeichne, ja das ein«
zige sei , was man Schülern gelehrter Anstalten mit gutem Ge*
wissen zum Handgebrauch empfehlen könne. Dabei gescbiebt
den Döderleinschen Synonymen diurchaus kein Einib*ag, da dies«
treffliche imd nur durch seine ganz unnützen Spielereien mit der
Etymologie zuweilen entstellte Buch einen ganz andern ZwecJ^
verfolgt und auch bisher zu beschrankt in der Zahl seiner Artikel
ist, um lernenden Jünglingen zum Führer zu dienen« Die Bücher
von Ramshorn aber werden durch das gegenwärtige (trotz der
Weitschichtigkeit der grösseren Bamshornsehen Synonymik) bet
weitem übertroffen in der Klarheit der Anschauung und Erfassung
des klassischen Sprachgebrauchs, welche auf die Sicherheit und
atreiige Fassung der Erklärusgen den vprtheilbaftestea
8*
110 Lateinische Sprache.
loben musste : die Bücher Ton Haucht und Jenizen aber stehen
hinter dem vorlieg^enden zurück in treffender und einclring;ender
Abgränzun^ der Bedeutungen <, da sie sich m eisten theils in einer
unbestimmten Allgemeinheit halten, so dass die hingestellten Er-
klärungen, allgemeinen Kategorien gleich, auf alles Mögliche
passen, nicht blos auf das zu bestimmende Wort. Jene löblichen
Eigenschaften zeichnen vorzüglich den Abschnitt von den Partikeln
aus, welchen Rec. für den gelungensten hält. Dasi^ der Verf. die
Etymologie in d^r Regel nicht berücksichtigt hat, billigt der
Unterz. in einem nkht zum gelehrten Gebrauch bestimmten Hand-
buche ganz. Die Etymologie ist , wie selbst Döderleins Synony-
men und noch mehr das misslungene, wenn auch nicht ohne Scharf-
sinn .geschriebene Hartungsche Buch von den griechischen Patr
tikeln zeigt, ein ganz unsicherer Führer, da die Wortbedeutungen
sich nur in den allerwenigsten Fällen nach der Ableitung richten:
abgesehen von der grossen Dunkelheit der etymologischen Wis-
senschaft , wenn sie sich blos auf griechischem und lateinischem
Boden bewegen will, und von der grenzenlosen Willkühr, der man
sichhingiebt, wenn man nach dem Muster der neuesten Sprach-
vei'gleicher Sanskrit und Pars«, Altdeutsch und Slavisch mit hinein-
zieht, während von jenen morgenländischen Sprachen die Gelehr-
testen ungefähr so viel verstehen, als unsere Tertianer vom Grie-
chischen, die slavischen Dialekte aber ihnen ganz unbekannt za
'sein pflegen, in sofern lüie gewöhnlichsten Handbücher sie ver-
lassen. Wohin man mit einer solchen Sprachvergleichung kommt,
zeigte neulich n^h ein kaum der Universität entwachsener Bur-
jsche, der vor einiger Zeit die Frechheit hatte, in einem Blatte,
in welchem ihm zu reccnsiren verstattet wird, sich an Lobeck zu
reiben, imd nun unter andern behauptet in ovofia und ovv^ leide
der Sinn nicht, ein Präßx anzunehmen und pontifex sei pavant-
i-fex (id est ein Reinigungsmacher ; halb Sanskrit und halb La-
tein : ein deutliches Kompositum von facere , dessen eine Hälfte
also den Lateinern ganz unbe^vusst durch Inspiration zugdkommen
ist! ! ). — '■ Auch dass der Verf. die alphabetische Anordmmg ver-
lassen hat, weil sie dem Schüler unbequem ist, indem sie verwandte
Reihen von Begriffen trennt und dsis Register dennoch nicht un-
nütz macht, kann man mit einiger Einschränkung billigen: doch
davon sogleich. Sehr löblich ist es ferner, dass gewisse allge*
meine und sehr häufige Begriffe, die sonst in den Hintergrund
geschoben werden, weil man gewöhnlich so gütig ist, dem An-
niri^er gerade für die schwierigsten Sachen das meiste Begriffs-
vermögen zuzutrauen, wie Pronomina und Partikeln , sehr genau
lind sorgfältig erläutert sind. Auch die gewählten Beispiele sind
in hinlänglicher Zahl vorhanden, klar und beweisend.
' Ehe Rec. nun der Reihe nach das Buch durchgeht, um
diitjch Zusätze, Erörterung oder Widerlegung künftigen, sicher
zu ei^rtbiiden Auflagen nütziidi zu sein (die erste ist dem Yer-
Scbmalfeld : Lateinische Synonymik. ]1!Y
nahmen nach schon unter die Subscribenten vertheilt und die zweite
fast unveränderte tvird g^edruckt) , muss er im Allgemeinen Eini*
ges mit TMel bemerken. Der erste Umstand ist die Uncor-^
rectheit des Druckes , welclie dem Anfänger zuweilen lästig und-
bedenklich werden kann, weil nicht alle Druckfehler au dcrClassQ»
der unschuldigen gehören, die sich Jeder selbst verbessert. Bei-
spiele anziifiihren würde unnütz sein: sie werden sich Jedem, der
das Buch mit Aufmerksamkeit liest, von seitist darbieten« Zwei"
tens liäit der Rec. zwar^ gleich dem Verfasser, eine rein lexica-
lische Anordnung für unzweckmässig , nach welcher etwa auf Qt
und seine Synonyma sed, autem , verum und vero folgen könnte,.
aula^ mit den Synonymen regia, palatium. Aber di^ gewählte
Anordnung kann. Rec. auch nicht billigen« Zwar sind mehrere
verwandte Begrilfsreihen hinter einander entwickelt, aber darla>
durchaus keine Folgerichtigkeit bewiesen worden. Artikel 1 ist
aedes, mit den Synonymen domus, domicilium, easa, tugnriumi|\
insula, aedificium u. s. w^ welchen die verwandten Verba folgen,
aedificare, construere, condere und andere. An sie schliesst sich
templum und die verwandten, dann aber nicht, wie es sollte, aula,.
palatiiun, iregia, ferner cors und stabulum, vllla, praedium, fimilus,
endlich urbs, oppidum, vious, pagus, arx, oasteUum ii. s, w« , son-
dern die letzten zwei Reihen sind ganz zerstreut und sowohl Von den
erstem als auch in sich getrennt, und selbst aula palatium und regia
stehen erst Art. 30, nachdem nicht nur die Worte vorangegangen .
sind, welche Theile von Gebäuden bedeuten, sondern auch die
Ausdrücke vom Opfern, vom Essen imd Trinken, Speise- und
Trinkgefässen, vom Leben und Lebensunterhalt überhaupt, ja von
Steingattungen und Baumaterialien. Ss ist wahr, dass diess für
4en Handgebrauch nichts ausmacht, weil das Register da ist..
Aber dieselbe Entschuldigung könnte man ja auch bei der rein
lexicalischen Anordnung anwenden. Das Erwähnte ist unstreitig
ein Uebelstand , dem nur durch eine folgerichtigere Anwendung
des von dem \ert gewählten Grundsatzes der Anordnung abge^
helfen werden kann. Kleine Schwierigkeiten und Konflikte wer*
den sich allerdings immer darstellen, aber die meisten würden
gehoben werden, wenn das Buch nach Art der Onomastika elnge*-
lichtet, d. h. die Wörter nach ihren Bedeutungen in gewisse Glas-'
sen eingetheilt , in den zu jeder Wortclasse gehörigen Artikeln
aber die alphabetische Folge beobachtet würde. — Drittens
kann Rec. sich mit der Zusammenstellung der Worte in den ein^
seinen Artikeln und der Auslassung oder Umstellung anderer
nicht allgemein einverstanden erklären. So gehört jactare nicht
in die Reihe von monstrare demonstrare, ostendere ostentare (Art.
43« S. 20)^onder^ nait gloriari zusanunen, wq auch die tropische
Bedeutung von ostentapre ihre Stelle fand. Noch viel weniger
diufte portendcre dahingestellt werden, da es sich an significare,
indic^re, dauji ominari, ^picari,.h«M:iolari«aj^gMrare und die Sub*-
118 LfttelBltelie Sprache.
«Unttta porlcatinii, osteMmn, monitmiii und prodigiam anschlieipt.
B^ palam, publice, aperle, rolgo (Art 56. S. 25) war coram nicht
m übergehen, wdchea eben so ofl Adverb« als Praposition ist.
Generosus gehörte gar nicht an generalis, uniTersus^totus, cunctua,
oninis, ndt welchen es Art 62» S. 29 xusanunen gestellt wird,
sondern an noibills, clams u. s. w. (Art 232. S. 116), wo wir
ingenuus in der übertragenen Bedeutung wenigstens angedeutet
wünschten, wenn man diese gleich neben der ursprünglichen,
also mit Über susammengestellt sehen mag. Bei sacerdos, pon-
tifex, antistes, minister (Art 07. S.51) fehlt flamen, welches weit
eher hierher gehört, als pontifex, indem diess keinen grossem
Anspruch auf diese Stelle hat, als angur, curio, salius, eptolo«
Antistes und minister aber gehören an sich gar nicht dahin, da sie
tiur in bestimmten und gewöhnlich ausgespt^^chencn Besiehungen
iron Priestern und Tempddienem gebraucht werden. Unter declivis,
devexus, praeruptus u. s. w. (Art. 141. S. 71) wird accliTis Termisst,
welches dem declivis gans gleich aber in entgegengesetzter An-
steht gebraucht wird; jenes von der aus der Tiefe ansteigenden,
diess von der aus der Höhe sich in die Tiefe absenkenden Boden-
erhebung. Wie kommt viridis unter ruber, rofus, rutilus, ruUus,
purpureus, spadix (Art 221. S. 112)? Loquax ist mit disertus,
flcundus, eloquens und dicax zusammengestellt (Art 242.8. 120) ;
j^arrulus steht aber unter ganrire, blaterare u. s. w. (Art 245.
8* 128) ; unserer Meinung nach mnssten loquax und garrulus
nicht getrennt werden, mochte man diese und die verwandten
Wörter hinstellen, wo man wollte. Unter ineptia und nugae
(Art 247. S. 130) fehlt die übertragene Bedentang von absurdus,
welche man anch Art 270 nicht findet Laxare war nicht mit
enodäre, ei(tr{care, enucleare zusammenzustellen, diese drei aber,
welche jetzt Art. 279 mit jenem und dem entfernter liegenden
^edire vereinigt sind, viehnehr mit Art. 244* (S. 127), d.h.
mit explanare, explicare, declarare, interpretari zu verbinden. Aus
interpretari, vertere, convertere, transferre, reddere war ein eige-
ner Artikel zu bilden. Eben so wenig ist es deutlich, nach wei-
cher Begriffsverbindung pend^re, expendere und solvere mit pen-
dere und dessen Compositis, mit haerere, imminere, premere
haben zusammengebracht werden können (Art 294. 8. 151).
Ampiificare, augere, muitiplicajre sind mit ampliarc, profetre, com*
percndinare und procrastinare mir durch das ganz zuHlUige Band
verknüpft, dass ampliare, welches vorzugsweise dem Gedchtsge-
brauche heimgefailen ist, einen Sinn hat, weicher mit amplus gar'
nicht, sondern nur mit der zeitlichen Bedeutung von ampüAs zu-
sammenhSogt (Art 808. S. 158.). Neben possum, qtaeo, valeo,
poUeo (Art 824. 8. 108) war licet nicht zu übergehen, w.eil die
Anfiinger im Lateinschreiben, durch ihre Muttersprache veiidfet,
welche Kdtmen sehr gewöhnlich f&t frei stehen ^ erhmht sein
braucht, sehr bftdapösse anwenden, wo licere gebhiucht wer«
Scbmftlfeld: Lateinltcha Synonjmllr. 119
den miisste. Neben baciüus, fenil«, sclpioo^i. w. (ArtSTl. 8. 190)
war vitb nicht zu vergessen. Die Artikel 447 und 46S (S. 2S5
und 240), criminari, culpare, improbare u*s*w. und arguere»
coar^ere, redar^ere, conTincer^ a.8. w., tollten gleich hinter
einander stehen, während sie durch ganz fremdartige Dinge, wie
controversia, concertatio, ferner cqncentus, consentire, fionvenirei
quadrare, differre, distare, variu< diversns, sogar durch diapar
und inipar getrennt sind; neben den letstera beiden vermlsst man
dissimilis und libsiraüis.
Nach diesen TTfinschen über di^ Anordnung des Stoffs will
B^. nun einige Anmerkungen über einzelne Artikel beifügen.
Art. 0. hostia ist nicht sowohl das Opferthier, welcübes vor
der Unternehmung geschlachtet wurde, als das Opfertkier über-'
haupty mag die Veranlassung des Opfers Dank oder Bitte, öffent-
lich oder privat sein. S. Cic. l^e^i». U. 21 ; viotima aber pflegt
freilich meistens die im Text angegebene Nebenbeziehung zu
haben.
Art 11. opsonium und pulmentum sollten weder zusammen-
gestellt sein, da sie etwas durchaus Verschiedenes anzeigen, nocli
konnten sie durch Zukost und Zugemüse übertragen werden.
Pulmentum ist eigentlich mit puls einerlei und bedeutet Ursprung*-
lieh den Speltbrei , den das ältere Bom statt des Brodes genoss,
wie der Graupenbrei aus aXfpttois lo Athen gewöhnlich, Weizen-
brod (aptog) Luxus war: dann werden beide Wörter von jedfsr
Art des Breies gebraucht. Opsonium, griechisch o^oi; Ist dage-^
gen Alles was man zum Brode'isst, insbesondere Fleisch und
Fische, im weiteren Sinne aber auch Zwiebeln, Wiirzkräuter und
Gemiise. — In demselben Artikel ist comissatio durch „Gelag^^
gegeben imd dabei bemerkt, dass es „dabei vorzüglich aufs Trin-
ken angekommen sei, Umzüge gehalten, Ständchen gebradht und
mancherlei Muthwille verübt worden sei.^^ Aber oomissatie und
comissari (commissari, wie der Verf, schreibt, ist unrichtig; es
ist gr. xdfta^oi) ist nie einOelag, sondern der Umzug lustiger
und oft angetrunkener Leute unter Fackeln und Musik, zu ihren
Bekannten, oft auch zu zweideutigen Frauen, wobd freilich nicht
selten Sclüligereien, Verwundungen und gewaltsames Thürstürmen
vorkam; s. Ter. Eun« III. 1, 52« Liv.XL, 7.
Art, 22. S. 12, Der Fomix Fabii (Fabiauus) war kein Tri-
umphbogen. Alle Zugänge zu den foris, über welche bekannt-
lich in der Begel kein Durchgang fär Fussgäqger und Beiter war,
und auch andere Strassen, wo sie ausmündeten, waren mit forni-
cibus4 Schwibbogen, überwölbt, welchen erst in Augusts Zeit die
Triumphbögen als glänzendere Surrogate und auglelch-ab Werkzeu-
ge der Schmeichelei untergeschoben wurden« Art. 24- S. 19« Auf
dem tribunal stand nicht bloss die sella cundja- licr- Gonsidn odir
Gericht haltenden Frätoren, sondern auch die SubselUeii dar Bi4i-
ter, Ze^en und Angeklagteu, »v .^^ ij i\v;
lt§ Lftteiaiicke 8f rscke.
Art. tft 8. 14. ' SOex wird swir TOB jedem hartes Striae, and
wmm Kiesel und Fenerstdn gena^, weil den Allen BeatiouBtlieH
der mineralopschen Terminologie fremd war und sein ransste:
aber TonA^di, mid namentlich aOemal ^ wenn Ton dem süex ab
Pßa$ier8tein die Rede ist, heseichnet es die heliblangrane Ba-
saldara, mit der nodi heute an Tage in Rom gepflastert wird«
freiüch nicht, wie im Alterthnm, in nnregelmissigen grossen Plat*
Icn, sondern mit klein gesddagenen Stfid^en.
Art. S2. S. IS. Paries liedentet niemals die Mauer einer
'Stadt: diess ist weder ans parietinae (Rainen) noch ans CSc OK
DL 8 ahxnleiten (der Verü. dtirt irrig ilL 8), wie sich aus genanorer
Ansldit dieser Stelle klar ergiebt
Art S&. 8. 16« Ars bedeutet weder nothwendig ein ScUoss^
noch ein auf einer Höhe angelegtes^ sondern jede durch Natur
oder Kunst feste Burg an, in oder zum Schutze einer Stadt oder
auch nur einer Landgegend. Die alteren arces in Latium waren
gar nicht ummauert So das romische Capitol, welches die Gal-
lier einzunehmen im Begriff waren , da sie den Felsen erklettert
hatten; die arx TonPraneste, wo man keine Sparen Ton Mauern
findet, undRocca di Papa, die uralte arx von Alba. Dass die
mrx nicht immer hoch oder auf Felsen lag, sondern aasnahmsweise
durch mehrfache Mauern und Graben fast gleichsam als Rednit
diente, wie unsere Ingenieurs sagen,' sieht man an dar arx von
Syrakus, welches bekanntlich die meerumflossene Insel nachher
Halbinsel Ortjgia war, und an der von Tarent, s. Idv. XXV. 11.
Art 40. 8. 21 wird thermae erklart „ Badeanstalt^ Bade-
haus^ UfO nur warme Bäder genommen wurden^ seit Augustus
gewöhnlich.^ Dass die Thermen des Titus , Caracalla, Diocietian
keine lUuser gewesen sein kötknen^ sieht man schon an ihrem Um-
fange, da die des Caracalla, als die grössten, eine Viertelmeile
Im Umfange gehabt haben. Die Thermen waren ungeheure ein-
geschlossene Rfiume, zum Theil bebaut, zum Theil Garten; Hal-
fen, Gewölbe, Gänge, Badehauser, IITein- und Kaffeehäuser (wie
wir sagen würden), Bordelle, Puppenspiele und andere Buhnen
darin eingerichtet, um dem gemeinen Volke für Nichts oder ge-
ringe Kosten einen Ersatz für die Vergnügungen der Reichen zu
bieten, Bäder, Spiel, Uebungen, Kunststücke, Ausschweifungen
aller Art.
Art. 4T. 8. 21. Die Girci waren nicht ^.öffentliche Kreis-
flächen ^ähnliche IHätste'* sondern das Verhältniss ihrer Länge
zur Breite etwa 5 zu 2 , ihre Gestalt ehic sehr in die Länge ge-
zogene Ellipse; auch waren sie in Roms historischer Zeit aufge-
mauert mit stufenweise sich erhebenden Sitzen, anfänglich nur zu
Wagenrenneii, dann auch zu Thierkämpfen u. s. w. Art 48. 8.22.
Was die praefeiittirae eigentlich waren und warum Orte, welche
sich nie ^^durch Untreue den Römern verdächtigt und deshalb
Sdimalfeld: LateiBhdieSfo^iiyiiiiir, Itl
ihre Gerechtsame verloren haiten^^^ praefectorte idn konnten,
8. Miebuhr R. Gesch. ThL Hl. S. 338.
Art. 54. S. 24 plebs war ursprünglich keineswe^^es dts ge^
meine Folk^^ sondern alle Nichtpatriciery die also nicht zum nr-
sprunglichen Populus gehörten. In den Städten , aus denen sie
etammten, galten die grossen Familien der Caecilii Metelli, Fnlvii
Flacci, Anicii^ Annii u. a. für etienso uralt adlich^ als die Fabii,
Comelii, Sulpicii^ AemlÜi in Rom; uingekehrt würden diese in
Prineste und Tusculom Plebejer gewesen sein, wenn das Geschick
diesen Städten und nicht Rom die Herrschaft der Welt zugedacht
und daher Auswandenmgen aus Rom dorthin veranlasst hatte^
gleichwie es jetzt umgekehrt der Fall war. Unter allen, angeb-
lich zur Zeit .der freien Republik eingewanderten Geschlechtern
hat die Claudia allein patricische Ehren gewonnen,
Art. 61. S. 28. Die gentiles waren weder nothwendig ver-
wandt, noch erkannten sie einen gemeinschaftlichen Stammvater :
8. die Definition bei Cic. Top. 6. %
Art. 67« S. 33 ist unrichtig angegeben, dass Imperator den
Obergeneral bedeute. Es ist bekanntlich eigentlich ein Ehren-
g^uss, den die Soldaten nach erfochtenem Siege ihrem Feldherra
brachten , und der dann als Titel beizubehalten werden pflegte,
aber immer nur die Auszeichnung^ nicht das Amt und die Be^
fugnias andeutet, Feldherr zu sein, weshalb man wohl dux exerci*
tns'sagt, aber nicht Imperator exercitus.
Art. 69. S. So munns ist nicht sowohl schuldiger Dienstf
Uebernahme von Verpflichtungen, als Amisgeschäft und amtliche
Leistung. . l)ie bisher gangbare Vorstellung, dass bonos die liei
Cicero herrschende Form für honor sei , wird sich immer mehr
widerlegt finden , je mehr ciceronische Schriften nach gewissen*
hmfter Yergleichung der codd., nicht nach Phantasie, die heut zu
Tage in orthographischen Dingen sehr Mode geworden ist, berich-
tigt und festgestellt werden.
Art 80. S. 43 ist es undeutlich ausgedrückt, wenn die viato*
ires den niedem Obrigkeiten die Stelle der lictores der hohem
versehen haben sollen. Wer keine potestas hat, hat auch keine
lictores , welche das Recht über Leben und Tod , welches wenig-
stens im Kriege auch über Bürger sich ausdehnte , sinnbildlich
ausdrucken.
Art. 83. S. 44 Anm. ist es nur für die Zeit bis gegen die
punischen Kriege richtig, dann aber je später desto weniger, dass
der patricius gewöhnlich nobilis gewiesen sei. Denn die Ansicht
der fasti consulares zeigt, dass eine ungleich grössere Zahl pätri-
cischer als plebejischer Familien, wenn ^ie letztern einmal liobües
geworden waren, in die Ignobilitit zurückgesunken ist.
Art. 91. S. 48. Es ist allgemein anerkannt, dass haruspex
nicht von einem etruskischeu Worte haruga, welches nicht
129 Latelaiiche Bpraehiu.r
nachzuweben ttt, sondeni tU8 dem Grieduscbcs lsQo€if6mog
(dorisdi taQOöJtonpg) stammt.
Art 02. S. 49 omeii bedeutet nicht daa Ereigniss oder Zei^
chen selbst, welches Glück und Ung^lück andeutet, sondern viel-
mehr die gute oder böse Bedeutung^ welche man ihm beilegt und
die Vorbedeutung, i^^elche man daraus zieht; vgl. ominari.
Art. 02. S. 49. 50. Lares von Städten hat es wohl nidhl
gegeben, auch sind schwerlich vergötterte Menschen darunter ver*
standen worden, da vom Heroenkultus in Rom keine Spur er--
scheint, sondern vielmehr Hausgeister, Kobolde, Alfe, welche
nicht an die Familie, sondern an das Haus gebunden erscheinen«
Sie wurden im atrium aufgestellt imd ganz öffentlich verehrt, die
penates dagegen ins Geheim und vielleicht ohne alle Abbilder}
diese sind unstreitig Faniüiengottheiten^ nicht Hausgötter und
wolü nie plebejischen Geschlechtern eigen.
Art. 94. S. 51 ist bei Dianes der Begriff der Güte und seg-
nenden Gesinnung nicht berührt, welche man denselben beilegte
(manes = boni, bencficii, ^^pi/tfro^ , wie die Abgeschiedenen auch
bei den Griechen hiessen, vgl. immanis), wogegen in lemur der
Begriff des Grauen vor den Todten vorherrscht.
Art. 96. S. 52 ist plarc s. expiare und procurare nicht strenge
genug unterschieden. Expiatur scelus et locus sceleris commissi
(iKd^VBiv und xa^algsiv) ; procuratur mimen s. ira divina (IIa-
0X£<}dat) ; das letztere wird allerdings auch vom Sühnen der Sunde,
aber nicht von dem Sühnen des Ortes gebraucht; das ersteige aber
kann nie mit dem letztern vcftauscht werden.
Art. 100. S. 53 war bei dedicare statt anzeige maoAm woM
zu setzen Weiheformel aussprechen,
Art, 10T S. 57. Die Begriffe von metus tmd timor scheinen
thcils verwechselt, theils unrichtig bestimmt zu sein, 'fimorisf
durchaus die mitleidige Furcht^ Furcht mit Besorgniss für sieh
und Andere verbtmden ; metus die Furcht, welche an Schrecken
luid Zagen grenzt, daher timor poenae xarccxQfi^Stixäg^ metm
poenae proprie gesagt ist. Allerdings ist metus der allgemeinere
Begriff, s. Cio. Tusc. IV. 7 u. 8., und daher stammen manche Yer«*
Wechselungen. Die rechte Bedeutung von timere sieht man Cic*
Epp. ad Div. VI. 21 : timebam enim, ne evenirent ea quae acddor
runt : idem nunc nihil timeo et ad omnem eventum paratus sumx
Er besorgte die Niederlage der Pompcjanischen Partei, weldiea
er voraus bedauerte : jetzt aber da Cäsars Sieg ganz entschieden
war, konnte wohl ein metus, z.B. vor tyrannischer Herrschaft^
aber kein timor mehr in seiner Seele liegen, denn alles geahnte
Unheil war bereits eingetroffen, es gab keine Besorgnisse mehr.
Art. 111. S. 59 ist die gute Seite von superbia zu sehr her-
vorgehoben, und unbemerkt geblieben, dass es gern von tyran-
nischer und mensqhenv erachtender Gcwaltäusserung (ßßftit) gc*
brauclU wirdt. . r *i . . .
Scboialfeldt Laidnliche Syaonymlk. ISS
ArtlS2. 8. er wird stlti» dnreh Waldung ^ HfA%, Font^
dm h. ein Wald^ der %ur Jßgd^ Viehtrift benutxt füird un4 eim--
gerichtet isty erklärt Aper weder nennt man dergleichen im
Deutschen vorzugsweise Forste dm in diesem Worte der Begriff
einer geeehloeaenen und regelmässig hewirthschafteten JValdung
liegt, noch scheint dem Rec. silvm und saltiis richtig unterschie-
den sra sein. Suva bedentet viehnehr jede mit IIolz , besonders
Hochwald bestandene Bodenfläclie, ohne Rücksicht anf Erhebung
und Senkimg: daher wenn siiya einmal Ton Waldgebirgen ge-
braucht wird, wie silva Siia, silva Ardnenna (sÜTaHercynia gehört
nicht hierher) , diess mit Bezug auf den Torherrschenden Wald-
charakter gesagt ist, neben welchem der Gebirgscharakter un-
acheinbar wird, entweder weil die Höhen sanft oder nicht bedeu-
tend sind, oder die Plateauformation vorfaeirscht, wie das bei den
Ardennen der Fall ist In saltns dagegen ist das Holz die Ne-
bensache, es kann auch Buschwerk und Unterholz sein, Haupt-
aache ist dagegen der Bodencharakter, die Abwechselung von
Berg und Thal, Plateau und Schlucht, in sofern sie ganz oder
theUweise mit Holz bestanden sind; ^aher saltus auch' mittelhohe
aber schluchtenreiche und zerrissene Gebirge heissen, wie pascere
in saltibus Apennini, saltus Castulonensis u. dergl.
Art. 133. S. «7 wird collis Hügel, clivus Anhöhe, Erhebung
der Ebene ^ tumulus ein kleinerer^ gemachter oder natürlicher
Hügel ^ auch Grabhügel erklärt. Diess alles ist nicht pracis.
Clivus heisst niemals der Hügel oder die Anhohe , sondern das
Ansteigen oder umgekehrt die Absenkung der Anhöhe und geht
auf ilire schrägen Seiten, an denen man hinansteigt (vgl. clivna
Gapitolinus) ; collis heisst der Hügel als Höhenrücken^ Höhen*
%ug oder Theil des Höhenzuges: tumulus ein Hügel der aus der
Ebene abgesondert und kuppenförmig ansteigt.
Art. Ii5. S. 74 ist es unrichtig oder unbestimmt, dass ein
arator einem publicanus gleich geachtet wurde. Beide Geschäfte
haben nichts mit einander gemein, auch waren die aratores mei-
stens Provinzbewohner, nicht römische Bürger. S. Cicero's Ver-
rinen.
Art. 157. S.80 war zu bemerken, dass das natürlicheLocken-
haar, welches immer Kraushaar ist (denn im Wachsen verliert
es den grössten Theil seiner Kräuselung und kann dann nur durch
Kunst lockig erhalten werden) gewöhnlicher durch capiili crispi
als durdi cirri ausgedriSrckt, und dass cirrns auch von jeder Haar-
tracht gebraucht wird. In welcher das Haar sich anf dem Scheitel
hl die Höhe thürmt, seien es nun Wulste, Knoten oder Zöpfe.
Darauf musste die im Texte angeführte Stelle Juvenals XliL WS
von selbst führen.
Art 175« S. 86 war dem sehr gewöhnlichen Missverstande
der Anfänger vorzubeugen, welche membrum gern fl'ir Mitglied^
z* B. ^ineil YtrekiGS^ ehier GeseUschaft u* dgL brauchen mögen.
121 Lateiaipche Sprache» -
Art. IVB. S.80 war sni bemerken^ dass dividere und partiri
ricli nicht strenge im Gebrauche scheiden lassen, wenn das letz-
tere nicht bedeutet etwas mit jemandem iheileriy in welchem
Sinne alterdin^ dividere nicht steht.- ^
Art. 215. S. 110. Zwar ist niger von viel ausgedehnterem
Gebraucl^e als ater^ aber deshalb dürfte doch der eigentliche Be-
griff schwarz, d. h. ganzliche Farblosigkeit, nur in ater au su-
chen sein , wie selbst die angeführte Stelle Cic Tusc. V. 30 klar
zeigt: niger ist überhaupt jede dunkle^ insbesondere glänzend
dunkle Farbe^ wie noQtpvQho^f wofür aber auch fiika^ gebraucht
wird.
Art. 280. S.llO ist iusta zu unbestimmt erklärt: die letzten
Ehrenbezeugungen^ welche die Ueberlebenden den Todten schul"
dig sind. Es ist im Gegentheil das Todtenopfer^ weldies bei
der Beerdigung oder nach verbrannter Leiche bei der Bestattung
des deikiTodien abgeschnittenen Fingers (weicher sinnbildlich den
ganzen ursprünglich begrabenen Körper vertrat) dargebracht wird:
s. Festus V. praecidanea und membrum und vgl. Cic. Legg. U. 22.
Griechisch heissen die inferiae auch xä vofAißa.
Art. 237. S. 121 orare, welches hier erklärt wird, ist weiter
oben unter den verscliiedenen verwandten Wörtern deraelbeil
Begriffsreihe ausgelassen«
Art. 249. S. 130 sollte wohl vor dem Worte Eigenname hin-
zugefügt sein auch , da ja vocabulum eben so wenig blos den Ei-
gennamen bezeichnet als vox den Ausruf, obgleich diess S. 131
allerdings gesagt ist. Vox bedeutet vielmehr den Laut^ und
dann das Wort^ in sofern es lautet,
Art. 252. S. 133 ist librum conscribere zweideutig duroh «u-»
sammenschreiben gegeben, welches für uns den verächtlichen
Nebenbegriff des eiligen , nachlässigen , kompUatorischen Buch«
machcns enthält Conscribere geht im Gegentheil nur auf die
\ollendung der Schrift als eines Ganzen: perscribere , welches
der Verf. übergeht, auf die Behandlung des Stoffes als Inhalt
eines Schriftwerks, auch bedeutet es von Briefen gebraucht, de-
richten^ nachrichtlich schreiben.
Art. 257. S*134. 5 wird commentarii auf historische Attf-
Sätze ^' die Zeitgeschichte betreffend^ Bemerkungen ^ Entwürfe
gedeutet: das erstere zu enge, das letztere zu unbestimmt ««Es
heissen so alle zu eigenem Gebrauche bestimmten Aufzeichnun-
gen und Entwürfe, theils geschichtlichen Inhalts, zur Festhal-
tung des Eindruckes des Erlebten bestimmt, theils rednerischen
Zwecken, nämlich zur Vorbereitung dienend^ daher orationem
in coitmientarüs relüiquere, theils vermischten Inhaltes. Commen-'
tatio ist sehr häufig nicht konkret Aufsatz oder Abhandlung, son-r
dern actio commentandt, to (AsksTäv, Eben so {st adversaria
viel zu enge definirt und blos. auf die Bedeutung. einea,/(^firiia/|^
der Einnahmen und ^j^«£i3^;i, beschränkt v wM '^F»r auf ^
Schnmlfeldt LateiolMsbe SynoByniilr. 185
angegebene Beispiel Cic. Rose. Com. 2 passt, aber nicht allgemein.
Hierbei bemerken wir, das$ meditari fehlt, weiches im rednerir
seilen Sinn mit commentari Terwandt, aber dadurch imterschieden
ist,' dass commentari eine meditatio cum scriptione coniuncta be-
deutet»,
Art 283 u, 84. S, 146 enthalten jeder manceps, welches je-
doch nur im zweiten vorkommen sollte.
Art 293. S. 151 ist quaestus wohl aus irriger Rucksicht auf
die Ableitung beabsichtigter Gewinn übersetzt; es ist vorzugs-
weise der Gemnn des Kleinkrämers ^ caupo, nanrikoq^ mid
eben darum gern der schmuzige und venichtliche.
Art. 309. S. 159 ist vastus zu enge auf das Ungeschlachte^
Plumpe^ widerlich in die Sinne Fallende begrenzt. Es bezeich-
net aber ganz gewöhnlich jede weite Erstreckung und Aus--
dehnung im Räume ^ wie valstum mare, looa vastissima, iter va-
stum'ünd Anderes zeigt, was alle Lexika darbieteil.
Art. 315. S. 162 ist der Begriff otium ungleich beschrankter
gefasst, als die Latinität mit sich bringt. Es bedeutet im öffentli-
chen oder Staatslebeh den Friedenszustand^ welcher bewirkt, dasa
jeder ungestört seinen Geschäften nachgehen kann und ist alsdann
verwandt mit pax ; s. Cicero's catilinarische Reden. Für die Pri-
vatpersonen heisst es allerdings auch die Zeit^ wann man von
Geschäften frei ist^ Müsse hat^ auch wohl müssig lebt* Aber
ungleich öfter bedeutet es Freiheit von Staatsgeschäften^ woher
der Philosoph, der Literator , der Künstler, auch wenn er von
Morgens bis in die Nacht beschäftigt ist, dennoch in summo otio
sein kann. S. €ic. de or. III. 15 vgl. I« 1. Daher Seneka (Ep. 82)
sagen konnte otium sine liteiis mors est, und Ennius (bei Gellius
XIX. 10) gar otiosum otium.
Art« 335. S. 114 dürfte extremns und ultimus im örtlichen
Sinne vielleicht schärfer so unterschieden sein, dass jenes das
objektiv Letzte, Aeusserste, also am Rande, einer Grenze oder in
einer Reihe bezeichne , ultimus aber das subjektiv Letzte und
Aeusserste, d. i. das von uns, die wir uns im Mittelpunkte des
Kreises denken. Entfernteste. So extremae terrae, ultra quas
non sunt aliae , gleichsam am Rande der tlrdscheibe nach alter
Vorstellung gedacht, uitimae terrae quae a nobis remotissimae
sunt. Jedoch im zeitlichen Sinne heisst ultimus nicht nothwen-
dig das von uns am weitesten Entfernte, sondern das von einem be-
liebigen Anfangspmkt Entlegenste, was jedoch immer subjectlv
zu erklären ist. Bei dem sinnverwandten novissimus war nicht
zu übergehen, dass es in der besten Latinität nur von dem in der
örtlichen Aufeinanderfolge Letzten oder Hintersten gebraucht
wird.
Art. 3tö. S. 182 ist irrig angegeben, dass pelaguij, salum und
oceanus vor der silbernen Zeit in der Prosa nicht üblich gewesen
seien, was nur von pontus und fast von aequor gilt. Denn abge-
m Lat*iB.U<li« Sprsck«.
fdMB^&ns •ceamis dnrA kein andere« W«rt enefadkr kl, fiadat
«dl pela^ut ud saloiB kdoeiweges selteB bei Linm, mIhb «adl
bei Cker», p. CaediiB M., wkI CSmt, B. Clf. UL SS, Anderer
Bidit la^edeakea.
Art SSO. S. 188. SRdas bat alle BedeutangcB mil aatrui ge-
Beiii, und fat nur gewabller.
Art 318. S. IM. Pcmis bt nicbt wwoM Farrmik an Le-
henmmtteliLf ab jeder Yotrath , der in eine wubl dngeiiditete
Hansbahnn^ gebort, also aucb x. B. Brenaholx, Wedle, Fhcbn
zmn Spinnen nnd Weben. Ckeroa DefinitiiMi fat a potiori ge-
nonunen ohne das Ganxe an umfiuaen.
Art S86. S. 199. Caterra beisst namentlieb bei den 6e-
acbicbtscbreibem gerade Torzugsweiae ein acbledit organtairterY
raber Hanfe, eine wtrr und oiine Ordnung kämpfende Sdiaar, ent*
gegengeaeizt den regelmaangen Truppen gebildeter Volker.
Art 387* Sb 2M. In der Bedeutung Bude^ woran Waarem
feü stehen^ dürfte akb tabemaculam wdhi nicht finden ; eine aelt-
abnüfbr Bude aber, um darunter zu weilen, bedeutet ea allerdinga.
Art 306. S. 201. Ak bdaat woblnicbt da« Kontingent der
Bondeigenoiifien obne Weiterea , oondern die Reiterabtbeilna^
welebe den Flugd einea rdanschenHeerea deckt, genau wie CkU«
XVL 4' definirt Da die Socü meiatena doppelte ReHeikontin-
gente liefem muasten, ao gab ea alaa dkinni und akn todonui,
wk Ut. XXXY. & zeigt. Ak ist mia^ FUtgeia^keiitm^. Coma
lieisat gar nk der Fiügel de9 Fuuvolk$^ aondem ea iat der Theil
dea Heerea welcher, Tom Mittelpunkt ana geaeben am weitesten
recbta oder linka binana atdit, und begretft allenml dk ak mtt in
aicb.
Art 393. S. 291. Tuba iat durchana nkbt im Traatf^e;
Abbildungen romiache Krieger daratellend zeigen, daaa es eui
langes am Ende wenig gekriamtea Instrument war, deri^iriwn
heut zu Tage in den europäischen Heeren nicht gebrannt wird.
Art 394. S. 292. Das Klum kann unmoglkh ek 6| Fuas
langer Wurfspieaa an einem 4^Fus8 langen Schafte gewea«i sek:
nach dieser Darstellung masste ea 19 Fnas lang sek nnd eignete
alcb wenig zum Werfen« Es war aber übohaupt nur gegen ftFusa
hng und dk Spitze nicht am^elfikmig^ aondem mit Wideriiaken
Tersehen. 1>ie hasta war keinesweges Tonuglich die Waffe der
Telites, denn ea gab dreierlei; hasta triariorum, eqttertrk,Telita-
ris, welche letztere, zum Schützengef edit bestknmt, ieicbter aek
musste, ak dk andern.
Art 492. S. 299« Parriddinm kann nicht aua patriodfami
entstanden sein, da diese Assimilation unerhört kt; schon daa
Alterthnm leitete es von purem caedere ab und dk alteaten la--
tekkcben Denkmale zeigen k dar That PABHIBIDAD i e. F^
ricida- Ea beiml bka üor^ aber mü dkm Nebengedankea
SchMaif«l4l : LnioinlMibe Synonyinik. 1S1
wfilrigen, Schauder erregenden Verbreciicns, alt weiches dem
kindlichen Sinn nwrerdoiiiener Menschen jeder Mord erscheint.
Art» 4S4. . S* 230. Anm. dürfte es etwas zu beschränken
sein, wenn gesagt wird: ^^von Flüssen heisst es labuntur^ d. A.
sie gleiten dein Meere zu, nicht cadtinü^ Wenn ein Fluss, wie
der Rhein, einen Wasserfl^l macht, scheint uns cadere ein ganz
angemessener Ausdnick.
Art 4äT^ S.243 scheint ^Ton ungericlitlichen Personen^ kei-
nen riechten Sinn zu geben, obgleich wir ungewiss sind, wie es zu
andern wSre.
Art. 465. S. 248. Yituperium ist ein durchaus rerdSchtigea
Wort, welches a^ zwd «weifelhaften und wahrsclieinlich ver-
fichriebeneil Stellen des Cicero beruht, Legg. III. 10. Fin. III. 12.
An beiden muss nach den besseren Haod6<^r{ften anders gelegen
werden, an der erstem giebt es nldit einmal einen Sinn.
Ueber den Abschnitt von den Pronominibus bemerkt Rec. nur
Folgendes. Die Darstellung der DemonstratiTe ist zwar anspre«
chend und lehrreich, aber idcfat scharf und prids genug. Reo.
mag nicht wiederholen was er vor Jahren über die Bedeutung
dieser Pronomina und namentlich über die Beziehung von ille und
hie auf zwei vorher dagewesene Gegenstande gesagt hat. Der
Verf. hat diese Erörterung ganz übergangen. Ueber quispiam
und quisquamist diurch ein Versehen, wie es scheint, unter Art«
500« gehandelt , welcher quidam quaedam quoddam s. quiddam
fiberschrieben ist, während qnisquam undqirispiam sich unter der
Ueberschrift des Art. 499 vorfinden. Is (Art. 494. S. 271) ist
nicht erschöpfend behandelt, namentlich der Gebrauch der enkli-
tischen Form nicht hervorgehoben. Is ist kein Demonstrativ, son-
dern ein Relativ; denn es giebt kein Bild des Gegenstandes, son-
dern ist eine dialektische, formelle Bezeichnung dessen , der ent-
weder noch erwiOmt werden soll, oder schon erwiihnt ist Im
erstem Falle bedeutet es derjenige und hat qui nach sich; im
andern kann es entweder der oder er {derselbe) heissen. In
der Bedeutung der ist es orthotonirt, in der andern enklitisch
und steht daher im Nominativ gar nicht, in den casibus obliquis
nicht zu Anfange, alles wie das griechische avtoq. Seiner dia-
lektischen Bedeutung wegen vermeiden es die Dichter und brau-
chen ille dafür, wie Horaz Carm. IV« S Quem tu, Melpomene,
semel nascentem placido luraine videris, Hlum non labor Istlimiua
elarabit pugilem u. s. f. Die griechischen Dichter vermeiden dav
gegen das avxog keinesweges so ängstlich : s. Lex. Soph. s. avrdg.
Ueber den Abschnitt von den Partikeln, welchen Rec. schon
oben als den gelungensten des Buches bezeichnete, will er nichts
Einzelnes beibringen, obgleich hin und wieder etwas eingewandt
werden könnte: wohl aber will er das Buch nochmals der Theil-^
nähme und dem Studium Derer angelegentlich empfehlen, welche
eezn benutzen vorziigUch berufen sind , überzeugt, der fleissiga
128 Rönitche Llttersftttr..
und sorgfältig Verfasser werde femer das Seinige daxu thui,
um seine Arbeil der Vollkommenheit immer naher su bringen, .
Eisleben. Ellendt.
1) M. Acei Plauii Bacehides. Ad codlcom Falatinomn fldem
cam integni scriptarae discrepantia rellqaoram Ilbroram edidit
Friderieui RiUcheUu$f Professor TratlslaTiensig, Halis Saxonam,
A. MDCCCXXXV. In libraria OrphanotropbeL XXH u. 181 S.
gr. 8.
» ' . ■
2) Af. jätti PlautiBaeehides. Ad codicnm Palatinommfideiii
cum Dumeroram notatione- edidit Friderieus üiltcAetnif. Halia
SaxoDum A. MDCCCXXXV. In libraria Orphanotrophei. 1 V n. 96 S.
gr. 8.
3) Af • Acei Plauii Epidicus. Ad Camerarii veterem codi-
cem recognovit Fridericua Jacob ^ Director Lubeceofia; Lnbecae
apud bibliopolam de Robden. 1835. VIII o. 47 S. gr. 8.
J^) Plaut US und seine neuesten Diorthaten. Pbilci*
logisch-lcritiscbe Abhandlong von Karl Herrn. Weist. Quedlinburg
, und Leipzig. Druck und Verlag' ¥on Gottfr. 9awe. 1886. IV
n. 108 S. gr. 8.
Ungeachtet der Bemühungen und Verdienste Bentlegs^
Reiz 8 und Hermanns lag das Studium der lateinischen Sceniker
in Deutschland ziemlich darnieder; der Unterzeichnete kann sich
ohne Anmaassung das Verdienst zusprechen, das Studium dersel*
ben angeregt und sogar in den Schulen eingeführt zu haben. £s
ist nicht unbekannt, wie der Text, namentlich des Plautus, einer
neuen kritischen Sichtung bedurfte, da seit Gronov wenig dafür
gethan worden war, denn Bentley sowohl als Reiz und Hernußnn
hatten sicli mehr mit Prosodie und Metrik beschäftigt, so dass die
Verbesserungen dieser Männer aller Grundlage zu ermangeln
schienen. Man fand bald, dass bei allem Mangel an Handschrif-
ten Ton hohem Alter, dennoch die wenigen Torhandenen besseren
noch wenig gekannt, noch weniger genau geprüft waren. Base
diese Arbeit Torher abgethan sein müsse, ehe man eine klare .An-*
sieht von Prosodie und Metrik dieser Dichter fassen und aufstielr.
len könne, hat Unterzeichneter, M^enn er nicht irrt, ebeidalls^
zuerst ausgesprochen. Es that sich leicht kund, dass namentlich
bei Plantus der Text noch sehr verdorben sei. Denn nicht die
Abschreiber allein, sondern noch mehr die Grammatiker, filteste
sowohl als spätere, haben in den Lustspielen des Piautus grosse
Verheerungen angerichtet. Wenn man neuerdings behauptet hat»
die Lustspiele des Piautus seien nicht verdorbener, als. der Text
anderer alter Schriftsteller auf uns gekommen \ ßo 8phein,t ^uf»
. ^ Plauti Bacchides , ed. Rltschl. 120
noch grosse Unbekanntscbaft mit der Sache diese Behauptung
veranlasst zii haben.
Und die Lustspiele des Plautus sind es werth, dass die Philo-
logen sich gründlich mit denselben beschäftigen. Sie gehören zu
den originellsten Schrift- und Geistesdenkmaien, die wir aus dem
Griechischen und Römischen Alterthume noch besitzen. Nicht
die alterthümliche, schöne Sprache aliein jst es, die im kom|)schen
Gewände bei angeborner Grandezisa sich höchst grotesk und ori-
ginell ausnimmt, sondern hauptsächlich die lebendig geschilder-
ten griechisclmen und römischen Zustände, das häusliche Alterthum
beider Nationen, mit seinen heiteren und tief betrübenden Seiten,
diess ist es , was uns diese Lustspiele so- wichtig macht. Kein
alter Schriftsteller lässt uns solche Blicke thun in das Innere des
Hauses bei jenen beiden hochberühmten Völkern ; keiner giebt
uns solchen Aufschluss über die Gesittung der mittleren und un-
teren Yolksklassen in Griechenland und Rom; und es ist kein
geringes Verdienst, welches sich der erwirbt, der etwas zur Er-
klärung und Wiederherstellung des Plautus und seiner schönen
Spradie beiträgt. Um so erfreulicher ist es für uns, viei* nicht
unbedeutende Schriften anzeigen zu können , welche auf jenes
Verdienst Ansprüiphe machen.
Vorliegende kritische Arbeiten über den Plautus sind sämmt-
lieh Ergebnisse vornämlich der Ansicht, dass der Vetus Codex
Camerarii, dessen ziemlich vollständige Vergleichung man in der
Ausgabe des Pareus Neapoli Nemetum 1619 aufgezeichnet findet,
die reinste Quelle der Piautinischen Kritik sei. Diese Ansicht
stellte zuerst der Unterzeichnete auf, indem er in der Vorrede
zu seiner letzten Ausgabe des Trinummus pag. VI Folgendes nie-
derschrieb : In quo negotio rursum haec se nobis obtulit observa-
tio, ut, quo diligentius librorum manu exaratorum, inprimis eorumv
qvLi Camerarii fnemnt ^ vestigia legeremus , eo certiorem emen*
dandi viam inventam esse putaremus. Entschiedener. sprach sich
darüber Herr Professor Mitschi in Breslau aus imd vorstehende
beide Ausgaben sind die erste Frucht dieser Ansicht. Auch der
Verfasser von Nr. 8« Herr Director Jacob in Lübeck hat' seine
Ausgabe des JEpidicus auf diesen Codex ganz bäsirt; und es
bleibt nun die Frage zu beantworten , wie weit die Herausgeber
ihrem Grundsatze treu geblieben und wieviel Nutzen dem Texte-
des Plautus daraus erwachsen sei. Der Verfasser von Nr. 4 hat
sich mit jener Ansicht nicht befreunden können; er behauptet,
dass auch andere und spätere Handschriften, die oft das Bessere
hätten, zu Rathe gezogen werden müssten.
Wir wollen nun zuerst, wo möglich mit den eigenen Wbrten
der Herausgeber, anzugeben suchen, ws^ sie bei ihrem Unterneh-.
men beabsichtigten, was sie leisten wollten, und sodann versuchen
zu beurtheiien, wie fern sie diese Absicht erreichten ; worauf wir
den Gewinn nachzuweisen uns bemühen werden,, iw^chen die.
N. Jabrh, f. FhiL ti. Paed. od. KHt^Bibi. Bd. XIX. Hft. 2. 9
130 RomUche Liftteiatnr.
Lustspiele des Plautus so wie die Aiterthumswissenschaft über-
haupt aus ihren Bemühungen gezogen hat oder noch ziehen
könnte.
Der Verfasser von Nr. I. sagt in der Vorrede pag. V Folgen-
des : Quemadmoduni igitnr iie luiius quideni iibri aiieuius conditio
et indoles cognosci ex decerptis quibusdam singularum particula-
mm speciminibus unquam potest, sed yei levissimarum rerum
pienissima enarratio iure optimo hodie fere postniatur; ita, et
multo etiam magis, integri scriptoris , qualis Plautus est^» criticas
rationes universas iiitelligebam non aliter monstrari posse^ nisi
unius certe fabulae integrae verbis ad optimonim fontium anctori-
tatem repraesentatis, tanta quidem religione^ quantam non dissna-
deret sana ratio, sed subicctis simul deteriorum Übrorum quibnslibet
discrepantiis item integris. Und weiter unten pag. XXI : Profes-
6US sum supra non id tantum me egisse , ut Palatinorum librorum
scripturas singiliatim proponerem in annotationibus , sed ut ipsam
formam verborum Plautinorum coutinuam, quemadmodum fonti-
bus Ulis integerrimis ad nostram memoriam prodita est et con-
testata^ quantura quidem salva ratione posset, legentium oculis
subiicerem. Ferner auf der folgenden Seite: Sed tarnen facUe
apparet aliquo temperamento utendum füisse in repraesentanda
scriptura Palatina ; quod quidem supra significabam, quum tanta
me huic constantia adhaesisse proütebar, quanta non repugnaret
sanae rationi. Neque enim ea religio non poterat improbari, quae *
^ Palatinorum auctoritati etiam in iis (his) se emandparet, sl quae
^ aut sententiam vel constructionem prorsus nullam ant ne latina
qnidem vocabula praeberent Und weiter auf der folgenden:
Attamen unum incommodum cum illo Palatinis adhaerendi consilio .
eoniunctissimum hoc erat^ quod non licebat ictibus metricis eoa
versus insignire, qui ad solam sententiae normam constituti faaud
raro vel manci essent vel aliquo modo inconcinni.
Wir haben mit Absicht diese Stellen der Vorrede, worin der
Herausgeber seinen Zweck angiebt, so wörtlich und weiiliufig
ausgeschrieben ^ um ihn nach seinen eigenen Worten beortheilen
XU können. Der Herausgeber wollte also erstensr die Lesarten
Aer Codices Palatini, so weit sie nicht Unsinn oder Unlatein dar-
bieten, diplomatisch genau herstellen und nur soweit ändern^ das»
doch wenigstens ein leidlicher Sinn und keine Barbarismen Kum
Vorschein kämen. Er wollte ferner die Lesarten der übrigen
Codices, soweit ihm solche zu Gebote standen, so wie aller wich-
tigerem Ausgaben, unter den Text setzen, aber keine der besse-
ren Lesarten, welche diese Bücher häufig darbieten, in den Text
aufnehmen. Da nun auf solche Weise die schönen Verse des
Plautus sehr oft zerstört werden miissten ; so konnten keine me-
trischen Zeichen angewendet werden; was der Herausgeber in
Nr. 2 nachgeholt hat. Soviel sich nun von dem, welchem jene
Hilfsmittel in ihrer Avsdehiiungp nicJit «i Gebote stehoD, evmit^'
FlanÜ BaecliUes, ed. RhgcU. Ml
tdn lässt^ hat sich der Herans^ber tTenlich bemuht, seine Ver«*
sprechungen zu erfüllen. Die Arbeit von Nr. 1. ist eine höchst
mühselige ^ treufleissige. Das ist aber auch Alles was sich Ton
ihr sagen lässt. Denn die Verbesserungen^ welche von dem Her«>
ausgeber herrühren, sind mit sehr wenigen Ausnahmen, gänzlich
verfehlt und zuweilen wahrhaft lächerlich. Doch hierTon weiter
unten. Hier zuvörderst von dem Plane des Herausgebers selbst;
Zuerst müssen wir nämlich völlig in Abrede stellen, dass es zweck-
mässig sei und dass etwas damit gewonnen werde, wenn die Feh*
1er, auch der besten Codices, die längst durch entschiedene Ernenn
dationen gehoben sind, im Texte wiederholt werden. Etwas
ganz Anderes ist es, wenn eine noch unbenutzte oder noch wenig
benutzte Handschrift diplomatisch genau abgedruckt wird. Hier
erhält man eine Vervielfältigung eines wichtigen kritischen Hilfs-
mittels« Aber wenn der Editor von diesem Plane abweicht und
bei sein sollender diplomatischer Genauigkeit dennoch seine Ein-
falle v^ den Text aufnimmt; so entsteht daraus ein Unding von
einer ^isgabe. Denn wo ist die Qrenze, an welcher ^as Ver-
bessenmgsrecht des Herausgebers beginnt^ Unser Herausgeber
von Nr. 1. hat viele Stellen im Texte, welche einer Verbesserung
nothwendig bedürfen, unberührt stehen gelassen; dagegen aber
Emendationen in den Text aufgenommen, welche das Verdam-
mungsurtheil an der Stirne tragen und höchst unglücklich sind.
Wir lesen also auf der einen Seite durchaus Fehlerhaftes und nur
deshalb unberührt Gelassenes , weil die Codd. Palatini dasselbe
darbieten, was aber schon längst gründlich verbessert ist; auf der
anderen Seite finden sich die Einfälle des Heransgebers, welche
kein grösseres Recht haben, hier zu stehen, als die trefflichen
Verbesserungen früherer Kritiker, welche ihre Stelle kaum in den
Noten unter dem Texte finden. Es war daher keinesweges mög-
lich, eine sichere Regel festzuhalten und der Herausgeber hat oft
höchst unglücklich den Sinn des Textes herzustellen versucht,
wo es durchaus zweckmässiger war, die versuchte Verbessernilg
nur in den Anmerinmgen zu erwähnen, die verdorbene Stelle aber
im Texte mit einem Zeichen zu versehen, welches den Leser
erinnert, dass Verdacht vorhanden sei.
Das Obengesagte soll nun im Einzelnen nachgewiesen werden.
1, 1, 8. Hier lautet die Vulgata:
Htree ita me orat , sihi qui eaveat , aliquem ut hominem reperiam
Ah isioc milite: ut vhi emeritum aibi sti, «e ut revekat domum.
Die Codd. PalL geben : Ut isioch miUtem üt ubu Recht gut
hat der Herausgeber zwischen militem ut das Verbum emat ans*
gefallen vermuthet. Diese Verbesserang ist trefflich; sie ver-
Uert aber ihren Werth dadurch , dass der Urheber derselben sie
nicht zu benutzen verstand. Er schreibt: Vt istunc militem
emat^ uU mit der Bemerkung: emat est auro capiat sihique
cancilißt, ut alibi disit Qliquem benefieiia emere. Zu«
9*
132 Romigche Litteratar.
geg^eben ^ dass emere diess bedeute^ was keinesweges richtig Ui^
da beneßciis emere und das blosse emere ^nz verschiedene Dinge
sind; so ist erstlich zu bemerken^ dass von Erwerbung der Gunst
des miies gar nicht die Rede sein kann^ da gleich drauf zu lesen
fet: Nam si haec hßbeat aurum^ quod iUii renumeret^ faciat lu-
bens. Es ist also nicht von einem Erkaufen der Gunst ^ sondern
von einem wirklichen Abkauf die Rede^ weshalb nicht stehen
kann istunc müitem emat^ was völlig sinnlos ist. Hierzu kommt
zweitens, dass die Codd. V. C. et Dec. lesen istoch^ wie so eben
angegeben worden. Nirgends ist in diesen Handschriften das
c durch ch ausgedrückt^ so dass dieses h eine ganz andere Lesart
voraus setzt, üeberhaupt stelle hier die Bemerkung, dass der ,
Herausgeber viel zu wenig paläographische Kenntnisse in Anwen-
dung bringt , um mit Glück emendiren zu können. Die meisten
Fehler der auf uns gekommenen lateinischen Handschrifteii sind
entstanden, als die Quadratschrift in die Cursiv und dann wiedec,
als die Cursivschrift in die überall in den Handschriften des 14.)
15., 16. Jahrhunderts gewöhnliche umgeschrieben war&^Man
kann daher sicher darauf rechnen, dass man das Recht^Bndet,
wenn man sich die Cursivschrift des 7. , 8., 9. Jahrhunderts denkt,
wie sie sich in den Bobiensiscken Hancüchriften zu Wien und"
Neapel vorfindet. Gestützt auf diese paläographischen Erfahrun-
gen glaube ich jene Stelle gründlich so verbessern zu können:
Ha^c ita me 6rat, sibi qui cäveat, aliquem ut höminem r^periam,
Uti 86 ab milite emät, ubi emöritum sibi sit, se üt vevehät domum.
Das ut istoch der Codd. Fall, ist nichts anderes als uiiseab , was
mir jeder richtig finden wird , der Kenntniss hat von jener Cur-
sivschrift, in welche, wie nicht unwahrscheinlich ist, alle Römi-
schen Classiker umgeschrieben gewesen sind. Sodann ist klar,
dass weder istoc noch islunc stehen kann , weil von diesem miles
bisher noch gär nicht die Rede war zwischen Bacchis und Pi-
stoclerus. Die Stelle ist also vom Herausgeber nicht gründlich
verbessert worden und das übrigens richtige eiTtn^ durfte dennoch
nicht in den Text genommen werden.
I, 1 , 23. Hier hat der Herausgeber anerkennt , dass eine
frühere Yermuthung das Richtige gebe, und dass man vor diesem
Verse das Personeuzcichen der zweiten Bacchis setzen niüsse.
Doch bleibt noch immer ein Fehler zu verbessern. Die Codd.
Fall, haben.
Egomet i apud me quid stulte facere cupias, prohibeam,^ ,'
Der Herausgeber will quidquid, Camerarius und die ihm folgea-"
den Ausgaben haben ai quid. Beides ist unlateinisch. Das Ver-
"bma prokibeam verlangt ne quid und dieses ^e.war ans dem vor-
hergehenden me zu ergänzen , was ohne Bedenken aufgenommen
werden konnte. Der Herausgeber ward inconsequeiit, als er das .
sinnlose quid stehen liess« \^^ , .
FiaBti Bacdiides, ed. Ritocbl^ ISS
I, 1, 74. Hier geben die Codd. P. qüi /ariar ff,: welches der
Herausgeber glücklieb in quid turbarum est Terbessert, zngleich^
aber diese Verbesserung in den Text nimmt. Dem Verse ist
jedoch hierdurch noch nicht gänzlich geholfen, weshalb der Her-
ausgeber, nach Terschiedenen unglücklichen Verbuchen in den
Anmerkk., wobei' ef sogar äussert: vidc ne a dcterioribus libris
standüm sit, Handlich in den Addendis p. 175 das. Richtige findend
schreibt: Deterioriun librorum fides nuUa; optimorum scripturae
servari omnes^lpossunt addita in fine una hinc particula: Sinml
huic nescia' faid turbarumsty qui huc ii , decedamus hinc.
Ganz recht.« tl^her dus- qmd turbarum e^^ hätte kein grösseres
Recht, im Texte zu stehen, als die endlich gefundene. Veil)esse'-
nmg. In Nr. 2. ist der Herausg. sidi selbst wieder untreu gewor-
den, und ist den 7i6m icfe/eriort^tt« gefolgt.
II, 2,33. Hier ist die bekannte und beim Plauttis so häufig*
vorkommende Formel tanto he'rcle melior in allen Handschriften,
durch das hinzugefügte noraen proprium Bacchis auf höcfast.al-»:
beme Weise: verunstaltet, was auch den Vers vernichtet. Der»
Herausgeber^ dfer die WegLassung: des Eigennamens -in deni
Anmerkk. billigt, fügt hinzu :f hisi quidem in.ea.ipsa voce aliud.\
' quiddam lateäti ^Die Aus^ossung des Namens ^d^cc^ik: ist sai
nöthig^ das^ man nicht einsieht^ wie der Herausgeber nocii'et\iiias
Anderes darunter, suchen konnte« i ^.. ..)
• n, 2, 40t* ^ ■ ' .. . ; .•■■=■: •:.;- ■' ,■■■■■ -^?'*'^
Edepol, Afnesilochej ttt hanc rem natam esse ivielleffo. '-. i')\ '.
Hier war A^iTtc auszustreichen, was tiuch E; Schneider dem Hei*^'
ausgebet angeralhen. ' Aber dleser^ihuidigtvnnnrii «einen «eigene^>
Einfällen, die .ein »grösseres Rechith4beriT/iQ< d^'Textiz« koiiuiienY^
als die sichersten Emendationea Audereh - .::'»:'.;J .: m /mi
Quid hie.quaea^a 4um in Bphesurn ndsetmni: ' * ^ ' /. •
Nach Aufzählung der Varianten sagt der Herausgeber Quapröptel»,-
ut nunc res est, tolerandi'hiatud» Keinesweges. Man lese viel-
mehr:
' Quid^de qult cttäsa'hdnitnefA in Ephesum miseifiim^
Das^ Töfp'A'bifia* oft der Hiatus st'dh^ iihd zWar'mit gtitem Orunde,
hat Linge erwiesen in seinen Quaestionibus Plautinfs pa^. 53 siqqJ
Hier koitimt;die CJlsur noch hinzu. , '. » u»i.t
n, 3, m ; Hfer liabeh ille iCbdA. P. die d^ii Vei^^Mnkft-'
tende Les^art:^'Q2/e>m iidittiüs aurb insidias fieri. 'Nac!h;"vie)ei|'
nutzlosen V^rmuthungen kommt der Herausg. auf den Gedanken,'
nach S. Schneiders Rath lesen zu wollen:
' Qtiöniäm vidimuß aürp insidißs fieri :
obgleich Qronov längst richtig hatte drucken lassen :
Quonidm videmus aüro dnsid.ias fieri,
was als gan;; unbezw^elt eben so gut in den Text aufgenon^mei^
ISf Bomische Litteratnr.
werden konnte, als viele Emendationen des HeraoR^ebers« Qumu
iam TiersUb!^ ist ein yerkehrter Einfall des Heraus^.
ni, 2, 8. Hier geben die Codd. P. folgenden Unsinn:
! Condigne is quam tecknam de auro adversum meum fecit palrem^
Vi mihi amanti copia esset, Sed eccum video ineedere, '
Die Worte: Sed eccum video ineedere könnten nur auf den
Chryaalus gieihen^ der jedoch schon zu Ende der vorietiiten Scene
die Bühne verlassen hatte. Dass hier der Herausg. keine Verbes-
serung aufnahm, ist ganz gegen seinen Plan, na^h welchem er
Unlatein und Unsinn im Texte nicht stehen lasseii wollte« Die
vorhandenen Verbesserungsversuche taugen freiUi^ nichts, ob-
gleich der Herausg. den Botheschen Einfall billigt, den.er auch in
Mr. 2. in den Text genommen :
Ut mihi amanti copia esset» Aequpm video id reddere.
Unmöglich ist diess da« Richtige. Denn es könnte diess blos von
Wiedererstattung des Geldes an seinen Vater gesagt sein, wovon
jetit gar nicht die Rede ist. Die folgenden Zdlen beweisen,
dass hier von der Pflicht der Dankbarkeit gegen den Nothhelfer
Chry Salus gesprochen worden sein muss. Diess kann nicht 4ureh
aequum video id reddere ausgedruckt werden, denn reddere
beisst nicht wiedervergelten. Die Steile ist so zu lesen:
Cj6ndigne is quam i4ehnam de oAro adv^sum mdum feeit patremf
Üt mihi amdnti cöpia ^ssei , aequum hine ei ixSrtere,
'Paläographische Kunde zeigt klar, da6s diess leicht in ecum video
ineedere verwandelt werden konnte. Ecum ist unzählige Male
verschrieben für aequum; bene war ve geschrieben, welches, weil
es für vo angesehen wurde, in video fiQschlich umgedeutet ward;
ef vettere und ineedere wird freilich niemand zu verwechseln für
möglich halten, der jene Kunde nicht besitzt.
DT, 2, 11. Das sinnlose beneficium hat der. Herausgeber
stehen lassen, obgleich schon UIngat das einzig richtige beneficum
im Texjbe gestanden hatte.
m, 2^ 14« Hier liest man gewöhnlich:
Qua me causa magU cum cura esse ea quam ohvigtlato est opus* ■
Die Codd. P. geben: eum cura esse ea cum obvigilatost opus.
Der Herausg. bemerkt: ServavideFalatinorwEScriptani quantum
]jotui, und schreibt:
Qua me causa magis cum cura es^e aequum: ohvigilato9t opuSf
nieht weniger sinnlos als die Vulgata; setzt aber hinzu: quan-
![uam magis profecto placeat aequumst: obvigilato opust. Of-
enbar ist hier wieder Unsinn durch neuen Unsinn verdrangt und
man sieht nicht ein^ mit welchem Rechte hier der Herausg. ver-
besserte, da er die Stelle doch ohne Sinn belassen musste. Ohne
Zweifel ist aequum hier wieder für ea cum zu schreiben , vde
oben für eccum ; das Ganze muss jedoch nothwendig so heissen :
Qua me causa magis eum curare 4st aequum; öhvigildto opust.
Der Sinn ist: „Ich muss mehr für ihn sorgen als sonst ^^ Und
Plaud Bacchidcii, ed. RiUchl. 125
dass diess der richtige Sinn sei^ zei^t der 18. V. Cäve sie ie
superare servum Stria faciundo bene. Leichter macht man sich
die Sache, wenn man, wie der Verf. von Nr. 4 die ganze Stelle
Y. 10 — 20 für untergeschoben erklärt, worin wir jedoch nicht bei-
stijlimen können.
Qut dedeoorat me, te, omtcos aique alias flagitiin auit.
Das sinnlose cpnicos atque alioa durfte der Verfasser seinen
Grundsätzen nach nicht stehen lassen, da das Bessere längst gefun-
den worden: amicosque alioa. Amici alii ist nach einer bekann-
ten Ausdrucksweise: alii, qui amici sunt.
m,4,l9.
igitur mihi tnam aique mopt subblandibitur
Tum, cum mihi nihüo pluris referet.
Quam si ad^sepulchrum mortuo dicat iocum,'
Hier sieht der Heransg. selbst ein, dass der zweite Vers keinen
richtigen Sinn gebe. Er sagt: Mihi quoniam cum referet
ullo pacta iungi nequit^ apparet aedem corruptetae in elapao.
poat mihi verbo quaerendum eaae. Er fügt hinzu: Accedit^
quod in verausßne poailum mihi @ (Cod. Dec.) habet. Qua-
propiet coniicia: Tum, cum, mihi eret^ nihilo pluris
referet^ Quam ai cett. So wird wieder das Mangelhafte
durch ein eben so Mangelhaftes verbessert. Es muss rieliUehr
heissen: Tum cum^ mihi ai oret, nihilo pluria referet cett.
in, 0, 5. Ein Beispie), dass die sichersten Verbesserungetf
nicht aufgenommen wurden, obglddi der weniger sicheren TielA
dieser Ehre theOhaft geworden. Die Codd. Fall« geben
Esine hie imeus aodalis? — Estnc hie meua hosüs quem aspieio?
Certe is est. <— « h esti odibo contra et tollam gradum.. '
In den Anmerkk. denkt der Herausgeber an aapicar oder aapieo^
wie canapicoT und coi29/»co, gesagt werde. In Nr. 2. hat er den-
noch die einzig richtige Lesart drucken lassen, die längst gefunden
war. Nicht so glücklich ist der zweite Vers gewesen, wo toUam
stehen geblieben, wiewohl der Herausg. diess in der Vorrede zu
Nr. 2 bereuet, wo es heisst: Sed Palatinorum codicum scripturae
aliquante nunc, si res integra esset, minus tenax essem et e. c. M,
6, 0« pro St tolldm minus haesitabundus amplecterer oontöUam^
qnemadmodum Aulttl. V, 1, 6. con^rediaff contollam gradunu
Beide Verse sind naniiich schon längst, schon seit Camer arius
und Lambinua so zu lesen :
Pi. Estne hio tniua 8odäU9? Mn, Estne hie höstia^ quemdspiciö, meus?
Pf. CMe t« ^t, Mn, Ig M: adibo et cdntra c6ntolldm gradum.
Wofür gelesen werden muss : adibo contra et contollam gr. Es
wird nämlich tontaüam in den Handschriften bekanntlich so ge-
fanden otollam^ daher der Irrthum; das umgekehrte € = a ist
gldch con.
Uly 6, 41. Purum mihißdem arbitrarier durfte der Her-
1S6 Romische Litteratnr.
ausg. nicht drucken lassen ^ eben so wenige in Nr. 2 parvam mihi '
ßdetn arbürarier^ da Beides unlateinisch ist^ obwohl von ver-
schiedenen Seiten empfohlen. Das Richtige gab Lambinus:
partim mi fidei esse arb. Denn /;art//7t ist 'einsilbig'. Der.
Herausg. billigt selbst diese Verbesserung in den Anmerkk. , hat
sie aber in Nr. 2 nicht aufgenommen. Parum fidem habere
würde richtig sein, aber nicht parum fidem arbüraru
IV, 2,2.
Qtu te mala erux agitaty qui ad istunc modum cett.
So gegen Gramm, und Metrum hat der Herausg. nach den Codd.
P« drucken lassen. Seinen Vorschlag : Quid quae te mala cru^
agilat^ hat er in Nr. 2 aufgenommen. Man lese Tielmehrr
Quae U mala cri\sc exägiiat^ qid ad iatünc modum
AU(hio vires tuäs extentes ösiio,
JEs vor agitat ging wegen des vorhergehenden s in crux verlo-
ren. Die Emendation des Herausg. ist gänzlich verunglückt.
IV, 4, 100. Grösserer Unsinn, als hier, durch des Heraus-
gebers Schuld, steht, ist heutzutage im ganzen Plautus nicht zu
lesen :
Atqu^ {dem hercUj ftem, perdundum est magts quam ascfihendum cito.
So die Codd. Pall. ausser dass em für hem der V. C. darbietet.
Die Ausgaben von der princeps an bieten schon zum Theil Bes-
seres :
Atque idem hercle est ad perdundum magis, quam ad scribendum citus.
Der Herausgeber giebt sich Mühe, den Unsinn sbu erläutern diurch
folgende köstliche Erklärung : Scilicet non tantum cito ascribiere
eum, quae dictas ,'^sed perdere potius festinando iübere videris :
adeo quidem urges. Davon steht kein Wort im Texte. Auch
hat der Herausg. übersehen, dass hem völlig unschicklich steht ;
auch ascribere ist ohne Sinn. Der Vers ist so zu schreiben:
- Atqiie qtUdem hdrcle; enim dd perdundum est mdgis quam ad scriben-
i . f . dum cs(o. ■• .■.\: .' • .* i
Dasheisst: „Jawohl, sicher. Denn er ist irasch^ bereit , sein
Geld wegzuwerfen, als Briefe zu schreiben.^^ Mnesilochus hatte
in rasqhem Entschluss das durch den Sclaven Chrysalus dem Vater
abgetäuschte Geld dem Vater zurückgegeben. Jetzt da es gilt,
dasselbe wieder zu bekommen, ist er langsam im Sdireiben. Diess
der spottende Vorwurf des Freundes.. Nichts einfacher und pas-
sender. Die Formel atque quidem hercle ist hinlänglich gesi-
chert durch die Stelle Epid. 1, 1, 28. Gron.
Pol iüa ad höstes irdnsfugdrunt» — Armane? — Aique quid4m mt04
Die Ausdrucksweise: ^cito est ad\ — selbst vom Herausg. nicht
verstanden, wenigstens nicht berücksichtigt, ist ganz acht Flaü-
tisch ynd Lateinisch. Lepide ease^ bene esse, pulcre esse^ indi-
Ugenter esse, rede esse^ sie sum, sie ero, fruatra sumy.praesto
sum^ rectissime sunt apud me omnia^ esse aliquo pacto^ sind ja
keine Seltenheiten und ihre Zahl dürfte sich leidit vermehren
Planti Baccbides, ed. EitscbL
137
lassen« Entm ist oft in em verkürzt worden, sowie em oft enitn
lautet. So muss oben IV^ 4^ 65 das dortige enim gelesen werden
em. Num quid no8 visfacere ? — Em^ nihil est^ nisi ut ametia
impero.
IV, 9, 115.
Fecisse dicas de meamet sententia.
Die Codd. Fall, geben : de me mea und de mea me. Der Her-
ansgeber wird sich untren und schreibt de meamet 8. Gewöhn-«
lieh: de mea senU Aber meamet wäre mea ipsius^ was hier gar
keinen Sinn giebt. Der Cod. Dec. giebt de^ meame^ d. h. de me
mea woraus hervorzugehen scheint, dass jenes me nichts als die
fehlerhaft wiederholte oder doppelt geschriebene erste Sylbe von
mea^ sei. Die gewöhnliche Lesart de mea sententia ist also die
richtige. Die Stelle im Pönulus , welche der Herausg. für seine
Conjectur meamet anführt, ist ganz anderer Natur, denn dort
steht meamet wirklich für mea ipsius,
Poen. I, 3, 37.
jfVtinc mihi cautio est
Ne meamet culpa meo amori obiexim moram.
Wieder ein schlagender Beweis, wie der Herausg* sich selbst un-
treu, eigene Einfälle in den Text aufnimmt, wogegen das Bessere
der früheren Ausgaben verdrängt wird ; so dass der Text keines-
Weges besser begründet erscheint, als die früheren Ausgaben.
V, 1, 11* Der Herausg. gab hier die Lesart des Cod.Decurt.
Omniaque^ doch der V. C. hat omnia^ und diess musste nach
dem Grundsätze beibehalten werden. Aber er wollte nach Her-
manns Vorgange hier Anapästen finden , wo nur Trochäen sind^
desshalb die Willkühr. Wir werden von dieser Stelle noch wei-
ter unten sprechen. Sie ist zu schreiben:
Omnia , ut quidque actümst memordvit ; ' edm sihi hünc anriiim eon-
dActam. « ■
Derselbe Codex hat hier quicquid^ was freilich falsch ist ; aber
wenn der Y. C. die reinste Quelle ist, so musste auch diese» felK'
lerhafte quicquid beibehalten werden^ Denn der Dec. ist eine
weit verdorbnere Quellie.
V, 2, 21. Dass hier mit den Worten Quin aetate credo
esse mutas die zweite Bacchis das Wort nehmen musste, sah deär
Herausg. selbst Aber er wägte di«8S nicht drucken s»i lassen,
obgleich er sonst die Wirren der Handschriften in Bezeichnüngf
der Personen - Namen keinesweges beibehalten hat, wie aus dem
y. 51. eben dieser Scene za ersehen ist
V, 2, 107. Hier schreilbt der Herausgeber willkührlich nach
E. Schneiders Conjectur. ,.:..;,
ISe tis quam mea mavellem! salin ego isiuc hdbto offirmatum. ' - r' ''\
Mit folgender Erklänmg: h. e. ne (quod vulgo nae scribunty
tua ipsius quam mea demum opera mavetlem in
istam impr obitatem Lapsus essest quemodmodum
1S8 Eomlflobe Lltieratsr»
etiam iui eauMMa dictum wt pro iua eousBa. . Allerdiiigi
fügt er hinzu: Cui eamecturae quanquam minime ignoramu^
quid obstet , tarnen aliquid certe ponendum erat , quod ad libro^
rum fidem propius , quam vulgata accederet scriptura» Aber
ist es denn nicht verkehrt , anstatt die Lesart der Handsdiriften,
etwas in den Text zu setzen^ was man selbst nicht ganz fdr ge-
wiss hält und dessen Latinitat noch dazu höchst problematisch
ist? Betrachtet man nun den Sinn der nach des Herausgebers
Meinung verbesserten Stelle; was kommt da heraus? ^jlch wvUtä
Uebet du thätest es deinethalb^ als meinethalb. . Ist mir das ge*
unss.^ Wie soll das zusammenhängen? Was soll denn hier of-
ftrmatum sein ? Das Lieberwollen oder das deinethalb Thun, oder
das Meinethalb ? Die Handschriften geben weit Besseres an die
Hand : Ne is quam mea maveüem V. C Neisquam Med üelle
Ms. Dea Ne aber ist Nunc; quam , bei folgendem m , ist qua
non; mea mavellem ist a me aveiles; das s m citwi/e« verschwand
durch das folgende s in satis. Also ist der Vers so zu schreiben:
Nunc hy qua n6n a me dvelUi- Sai iMe ht^eo öffirmutum ?
D. h. jetzt bist du auf dem Wege, wo du dich nicht mehr von mir
losreissen sollst Bin ich dessen hinlänglich versichert? Es kann
für diese Stelle kein passenderer Sinn gefunden werden. Avel-
lere ist intransitiv gebraucht, was keiner Entschuldigung, keine*
Belegs bedarf.
Der Unterzeichnete glaubt bisher zweierlei bewiesen zu
haben, erstens, dass des Herausgebers Grundsatz, den er befolgt,
ein falscher, zwdtens, dass er nicht einmal diesem Grundsatze
treu geblieben ist, was freilich nicht gut mö^ch war. Es mnsste
entweder ein diplomatisch genauer Abdrndt des V. C. gegeben
und im Texte desselben dni^ans nicht» geändert werden; oder
man musste entschiedene Verbesserungen, eigene oder fremde,
aufnehmen und die Lesart, auch der beiden besten Handschriften,
wenn sie falsch, nur in den Anmerkk. erwähnen. Hierzu kommt,
dass alle Bimendationen des Herausg. sammt und ^sonders, etwa
mit zwei oder drei Ausnahmen, durdiaus nichts taugen , was be-
sonders in metrischer und prosodischer Hinsicht gilt Davon soll
bei Gelegenheit der Beurtheilnng von Nr« 2 die Rede sein, welche
hier folgt.
Nr. II. Der Herausgeber sagt in der Vonrede zu Nc 1 , der
Verleger habe eine kleinere Ausgabe gewünscht, die den blossen
Text enthielte. Das sei ihm nun recht erwünscht gewesen, denn
er habe nun, was in Nr. 1 veimachlassigt werden müssen, die
Rücksicht auf das Metrum ^ vorwalten lassen können« Dabei sei
er von dem Texte der grösseren Ausgabe nur in soweit abgegan-
gen, als diess wegen der Bezeichnung des Metrums habe gesche-
hen müssen« Und hier hat er nun die Bezeichnung nicht nach
Dipodieen^ wie bisher nach Bentleys und Hermanns Vorgang
gewöhuBch war, sondern nach Versgliedem, lamben, Trochäen,
Pktttf BM«lild^, ed. Bitf da. 199
Anapästen angeordnet. Gegen diese Einrichtung ist kein gegruiH
deter Einwurf zn machen. Aber im Ganzen gilt derselbe Tadeln
welchen wir für Mr. 1 begründeten, auch hier. Die Verbesse-
rungen sind nicht durchgreifend ; und die von dem Herausg. auf-
genommenen Emendationen sind oft nur Verschlimmerungen deä
vulgären Textes. Da nun aber in dieser Ausgabe die metrischen
Kenntnisse und prosodischen Grundsatze des Herausg. am Meir
sten hervortreten; so wollen wir diese näher beleuchten, wobei
es Gelegenheit genug geben wird, das eben Ausgesprochene za
beweisen.
Zuvörderst aber ist noeb einer besonderen Einrichtung der
prosodischen Bezeichnung EnnUmung zU thun, nach welcher der
Herausg. alle in der Mitte des Wortes, zu elidirenden Sytben mit
einem Zeichen auf dem Hauptvocal versieht, welches einem ge-
rade stehenden v gleidit So werden die ersten Sylben der Wör-
ter aedenSy senex^ das u in metuo^ in tutis^ 8uu8, das e in meus^
in et\ m, das a in pater^ malus, navia^ das t in miser^ das o in
toco, domi u. s. w. mit diesem Zeichen versehen. Aber dasselbe
gilt auch zugleich für den ictus metricus^ und steht also auf Syl-
ben die nicht elidlrt werden dürfen, weshalb man nicht sieht, wel-
che Grundsätze der Herausg. bei der Aussprache dieser Wörter
befolgt ^wissen will. So findet man 1, 1, 25.
Quia quom iu dderis, ktiic mikique haud fäeiet fu/a^ftmui iniüriam.
Hier steht jenes Zeichen über quia auf dem t, wo noüiwendig der
Ictus stehen muss, da quia offenbar zweisylbig zu lesen ist.
I, 1) 38 liest man:
P4netrare huiuunodi in palae$trami übt ddmnia desuddstitur^
Hier ist das Zeichen über dem ersten u in huiusmodi zugleich
Zeichen der Elision und des Ictus. Eben so I, l, 42. 4ö und vie-
len andern Stellen. Wir bedauern, dass wir Mitschla prosodische
Grundsätze , welche er darzuthun inl Rheinischen Museum ver^
sprechen , noch nicht lesen konnten , um sie bei gegenwartiger
Prüfung zu benutzen. Indess uns scheinen sie sehr schwankend
zu sein, oft auch falsch und übertrieben. . Auch die Anwendung
dieser Grundsätze ist zuweilen fehlerhaft. Für diese Behauptung
gen wollen wir nun einige Beispiele aufstellen*
: 1, 1, 50.
Vhi tu lepide vole» e$$e ttbi^ mea roMi, mihi dieito.
Hier soll voles einsylbig gelesen werden. Ohne läugnen zu wol-
len, dass sichere Beispiele dieser Aussprache oder Messung vor-
kommen; muss doch behauptet werden, dass diess hier nicht der
Fall sei. Denn die fehlerhafte Stellung des Pronomens tibi iteigt,
dass ein Fehler hier irgendwo stecke. Es scheint deshalb ge**
lesen werden zu müssen.
Uki iu tibi volfS» lepide desCj «^o roe^ mihi dicito,
I, 1, 63« Ganz aus der Luft gegriffen ist die Behauptung,
dass man die Form nabis einsylbig ausgesprochen habe. D^
140 Römische Litteratnr»
t
I
Herausgebelf sagt: Nobis aütem in unam syllaham cmisse
pronuntiandOy documento est nia forma^ quam ex Festo Paul-'
lu8 excerpsit. Wir läuten nicht, dass Plautus den Dat. u. Ablat«
nis gebraucht haben könne ; aber zu behaupten, dass die beiden
Längen ia nobis einsylbig ausgesprochen worden, ist ganzlich
unzulässig, da keine Spur daraiif führt und diess aller Analogie
entgegen scheint. Der Vers also
Tufacito nobis opsonalum sit opuUntum opsonium
ist entweder fehlerhaft, oder man muss nis ohne weiteres schrei^
beUi Ich lese : : \
T& face nöbia 6h8(mdlum m optiUulum ohsönium.
Wo die Verbesserung so leicht und so wahrscheinlich ist, scheint
es voreilig «u sein, dne unbezeugtc Form dem Schriftsteller auf»-
zudringen. Der Verf. von Nr. IV- Verbessert durch die Umstel-
lung: Ikif actio obsonatum nobis sityvraa wir nicht billigen.
1) 2, 32. • *
* iVtm par videtur, neque 9it consentaneum^
Cum hie intus sit et cum amica accubety
Cumque oscületur et convivae alii accubent
Praesentibus iüis paedagogus urta ut stet.
So steht in Nr/1. Da der zweite und vierte diesw Verse einer
Verbesserung bedurften; so stehen diese in Nr. 2 so gedruckte ■■
Cum hie intus siet et üna ctim amica diBeubet, — — *
Praes^tibus iUis pa4dag6gus M siet,
SieiliRnn aber nie so stehen, dass die erste Sjlbe in der Arsia
stehe und den Ictus habe, weshalb diese Verbesserung falsch er-
scheint. Denn überall, wo sit bei folgenderä Vocal in der A^is
steht, ist diess als Länge zu betraditen. AuluLII, ?, 8. ^n.lV^
1, IX Hierzu kommt, dass dem paedagogus nicht hie entgegen
gesetzt werden kann, denn man wird doch wohl isagen müssen:
wenn der Herr da ist ^ kann der Knecki nicht da sein? J^diUev^
im zweiten Verse offenbar Ä^rtis für hie 'stehen muss, welche^
die Ausgaben vor öder nach hie haben, das aber ganz gewiss'
durch die missverstandene Abbreviatur in Ate übergangen ist,
wenn man nicht beides zu lesen vorzieht. Femer kann man nicht
sagen: ego sunt te -praesente ^ wie im vierten Verse steht; da-
her hier ebenfalls ein Fehler sich verbirgt. Wir lesen daher^o:
> Non pdr vid^tur j ndque sit c&nsentdneum^
' Cum herüs sit ihtus 4t cum amica dccubet ■ t '
Cumque ösculitur 4t c^nvi-oae alii dccubentf
Ptaesdns ibi iüis pa4dag6gus üt siel. . . . i- . - r .!
Vna ist dem Grammatiker zu verdanken, der praesentibus iBB und.
nun wohl sah, dass praesentibus Ulis ut siet kein Latein sei. Eid
ist zu bedauern, dass der Herausgeber nicht durchgreif enA ver^.'
bessern wollte , da er doch ^mal verbessern zu müssen glaubte.
Aber scharf zu tadein ist es, dass er Unlatein dnschwärzte, wo
die HandscUrif ten doch wenigstens Latein darboten»
.Flaut!. Bacchides, ed. Ridclil. 141
I^ 2^ 41: Hier scandirt der Heraasg. o birathrum ubi niSnc
< es ? so dass Tier Kürzen nach einander auf einen Trochäus kom-
men. Gegen dies« Auflösung des Trochäus hat Hermann das
gegründetste Bedenken geäussert Und seine Ansicht ist noch idcht
widerlegt^ sie wird eä auch nie werden. Vergl. Hermanni Elen»,
doctr. metr. II, 12. pag. i)8. Es ist daher zu ^chreib^n: O bd-
raihrum ubi es nunc. Auf ähnliche Weise ist Mil. glor. IV, 3, 1«
zu lesen: Quid mi es nunc auctor^ ui factam^ Palaestrioy wo
ebenfalls fehlerhaft in den Handschriften steht: Quid mihi nunc
es aucior,
, I, 2, 45.
Nihil moror discipulos mihi esse iam plenos sanguinis.
Dieser Nichtvers ist auch in Nr. 2 aufgenommen, ab^r moror
auf die oben angegebene Weise als einsylbig bezeichnet. In der
Anm. zu Nr. 1 ist jnoro vorgeschlagen: '
JSil moro, discipulos mi esse iam plenos sanguinis.
Weder moro^ ob^leißh Diomedes (nicht p. 359) sondern 395),'
jedoch ohne Beweis, diese Form anführt, noch moror als einsylbig,
scheint bei Plautus vorzukommen. Auch giebt die ganze Stelle
keinen richtigen Sinn im Zusammenhang mit dem vorher Gesag-
ten. Der Pädagog sagt: „/cA habe schon zu lange gelebt. Soll
ein Schüler seinem Lehrer drohen ? '^ Was soll nun der Satz :
Ich mag keine erwachsenen Schäler haben. Er hätte vielmehr
sagen müssen : JVie undankbar sind Schüler , fÜ^ dem Lehrer
zu Kopfe wachsen! Aber diess kann i^icht der Sinn jenes iVt/
moror sein. Oben sagte der geplagte Pädagog, er habe schon
zu larige gelebt. Was wäre nun passender, als wenn er so fort-
führe: Was Wunder also^ wenn meine Schüler herangewachsen
sind? Uiid auf diesen Sinn fuhrt die Lesart desMs.Dec, welcher
morü statt moror bat. Es scheint nämlich kein Zweifel , dass
jnan statt Nihil moror SLchreibea müsse: Nil mirum^ und dass
der Vers mit dem vorigen seine Stelle tausche, so dass man
lese:
Vixisse himio sätiust tarn, quam vivere,
Nil mirum^mi esse digcipulös pUnos sanguinis.
Magistron^ qu4mquam discipulttm miniidrier ?
Val^s afJUctat md vacivom virium.
Der Sinn also ist: „Schon zu lange habe ich gelebt; daher ists
kein Wunder, wenn ich Schüler habe, die mir zu Kopfe wachsen,.
Soll aber ein Schüler seinem Lehrer drohen? Das kommt daher,
weil ich alt bin, darum misshandelt er mich.^^
II, 2) 14. Man lese:
Quia si iÜa invintast , quam ille amdt ,* vivit , valei;
Si nön invdntast , minus valÜ, , moribändus est. ,
Die Hahdschh geben: vivit rede et valet und moribundusque est.
Hl Nr. 2 steht: vivit [recte] etualet^ nach Bentley 's Vorgang,
und moribundusque est. Nun ist zwar nicht zu leug^uen, dass
141 B5mitclie Llftterslvr.
vimt einsylbig gelesen werden könne ; iber weiter ontoi II, 8, 12*
steht:
' SavS. Sed iibinamH MndaOoehü»? ViuH, välet.
Und mofibundusquest als Aus^ng des Sentr kann nicht steheiii
weil es keinen reinen lambas ^ebt. Der Herausg. sdbst spricht
tadelnd aus : De 8 litter a in ultimo pede nunquam abieeta Her'*
mannt praeceptum tribue esemplis tmpugnare KampmannuM
animum indusit. Obaervatt, in Rud, p. 10. Aber auch alle an-
deren Beispiele^ deren es keine geringe Zahl giebt, reichen nicht
hin, das Hermannische Gesetz za rernichten, welches ganz fest
steht Nur einige Formeln sind auszunehmen, wie nuUua sum^
ealvos sia und alle Fntora auf — uruseum; keinesweges aber
esiis nune^ eamüa tu, oeeidütie me, ond Ajideres der Art.
n, 2, 47-
Dornt ist: nwn m^tuo nie qiioiqumm ȟpplieOf
Dam qvidem koo vaUhit pdctus pirfldiä meum.
So scandirt der Heraasgeber ; in No. 1 in den Anmerkk. zu die-
ser Stelle giebt er, wiewohl noch schwankend, die Vorschrift,
huic^ cui^ guoif ei könnten nicht anders sweisylbig stehen, ak
wenn der Ictus wege» der Arsis anf die erste Sylbe komme, ^90
dass Mil. gl. II, 3, 80. scandirt werden müsse: Ndque cuiquäm
fuam Uli. Deshalb schlagt er auch hier vor zu schreiben : nSe
pol quoiquam süpplioo. Uns wundert sehr, wie der Herausgeb*
hier zweifeln konnte, es sei quoiquam oder quoiquam zu scandi-
ren , da er weiter unten II, 5, 65 schreibt und lieset: ^uöniam
vidimuSf wo ganz sicher Quoniäm vid^mus zu lesen ist Ganz
gewiss sind die Dativi huie^ quoivLni eui, ei zuweilen zweisyl-
big zu lesen. Ihre Aussprache ist ohne Zweifel und der Analogie
gemäss: hujic^ quoji^ cuji^ eji^ wenn auch die.Codd. nie sa
schreiben, nicht aber hmc, qnül, ctii, el, wie Conrad Schnei-
der wollte. Denn die Pronominal -Stimme sind Mund AS, qiü
und quü (quo) t und e. Durch Hinzufögang der CknitiT-En-'
•
düng U8 (Sanscrlt as) und Einschlebung eines euphonischen ^.^
wird noth wendig hijus und huju8^ quijus und quujus oder quojus
(cujus) iju8 und ejus, von welchen Formen nur die letzteren hu-
ju8^ quojus und cujue^ ejus im Gebrauch geblieben sind. Daher
auch ein kaum zu bezweifelnder Genitivus Pluraiis , nach ques^
quijum oder quöium, vielleicht auch cüjum geheissen hat YgL
Trin. II, 4, 13S. m. Ausg. Ist diess richtig, so sind die nothwen-
dig Dativ -Formen hujic, otit/t, quoji^ eji, woraus die gewöhn-
lichen huic, cui^ quoij et durch eilende Aussprache entstanden,
die sogar einsyibige Wörter daraus gemacht hat Sind also jene
Dativen zweisilbig, wo sie nothwendig durch di^ verlSngernde
Kraft des Jod zwei lange Syiben bilden; so müssen sie,/ wie wir
eben angegeben haben, gelesen werden, mag man sie schreiben,
wie man immer will; und man sieht keinen Grund, warum die
erste Sylbe nicht in der Verssenkung stehen und mit dem Ictus
Plaati Baeehidet , ed« iUtoeU. IM
nicht Tersehen sein könne ^ da iaffa«, euius^ ehts^ wenn«ie«wei-
sylbig sind^ sehr gewöhnlich den Ton nicht auf der ersten Sjlbe
haben. — Nqch ist zu hemerken, dass in den oben angegebe-
nen beiden Versen der zweite nicht zu lesen Dum quidem hoo^
sondern Dum qmdem höc ; da quidem als Enklitica besser ^eii
Ton nicht hat
II, 2, 52. Der Herausg. achreibt nach einer in den Anm. bu
No. 1 gemachten Conjectur:
Mille et dueentos Philippi attuUmus aureus ;
Daselbst führt er auch zur Bestätigung dieser sonderbaren Ver-
besserung die Stelle Trin. IV, 2, 117. an. Dort liest man aber:
jin ille ita esset stuÜus , qui mihi miUe numum crederet
PhUippum , quod me aurum deferre iussit ad grßtum suum.
Wo gewöhnlich PhUippeum für Philippum steht Nach eben die-
ser Anführung also muss gelesen werden,
Mitte Ü duc^ios Phtl'ippum rnttülimus aüreum^
11,3,21.
Ftdcanus , Sol , Lutiß , Dies , divi quattuoTj
Scelestiorem nuÜutn inliutere älterum.
DM schreibt der Herausg. nach Bothes Vorgang: dei haben die
Handschr. Divi steht einigemal an unbeaweifelten Steilen bei
Plautus, darf aber nicht hinein corrigirt werden ; dei dürfte über-
all in dt umzuändern sein, wenn es Plural ist. Die leichterem
Emendation ist hier:
Vulcanus , Sol^. Luna ae DieSj dt qualtuor.
Was uns aber hauptsächlich bewegt, so zu schreiben, ist, weil
sonst Dies in die Thesis zu stehen kommt und ganz verschwindet
II9 3, 38« Es ist kaum glaublich, dass der Herausgeber daa
Wort mille, welches die erste Sylbe 4urch Position und Vocal-
werth lang hat, als pyrrhichius braucht. Er schreibt:
Ducdntas et mille Philippum, TUntum d^buiU
Schon die obige Stelle II, 2, 52., wo ebenfalls steht lUiUe et du--
eentos^ und wo wir ebenfalls PMüppum corrigiren mussten, hätte
ihn eines Besseren belehren sollen.
II, 3, 40. Hier geben die Handschrr.
Etiatrme est quid porro ? Hern accipe : trina haee nunc erit.
Der Herausg. sagt: Nescio an corripere quid lieent^ und er
will lesen : Etidmne quid pörro , was auch in No. 2 gedruckt
at^t. Eben so fehlerhaft iat nunc, was TÖllig sinnlos hier steht.
Chry Salus hfiite gesiigt: Porro etiam auscutta pugnam ^ quem
voluit dare. Oifenbar muss nun Nicohulus fragen Etiamne
porro? Denn quid kann er nicht fragen, weil jener die pugnam
schon genannt hatte* Der Vers ist also zu lesen :
Etidmne p6rro? En dccip^: trina Aacfc erit.
Eben so steht aecipe mit langer ultima wegen der Arsis Rud. I,
4,2». .
Ced^manum* Awip4. Die vhime ^tecro»
IM Rttniiclie Littermtmv.
n, S, &2. Die Handschriften ^ben:
h lembus nostrae navi uuidias dahat.
Der Heraufig. TerbeBsert:
h lembu9 nottrtd navi msidiaa dahat;
lind 60 hat er in No. 2 drucken hiBsen. Der Vers leidet an swei
rhythmischen Fehlem. Er serfällt in zwei gleiche Hälften^ wo-
bei nöslrai ^^en die Ansfiprache accentuirt erBcsheint; und swei-
tens Tersteckt sich das Hauptwort ntwi ^anciich. Offenbar g^ehort
der Hiatus an den Schluss der ersten troch* D^odie :
Is IcmbuB nustrae nuidiäa navi dahat»
JVos äpud Tlieotimum dmne auriim depösuttnus.
Der Heraus^, bezeichnet apud als einsylbig^ wogegen nichts ein-
suwendeu ist Aber der übrige Theil des Verses ist ^nz ^e^en
alle Ke^el Plautlnischer Eleganz g^emessen; man scandire und
lese vielmehr:
Nos djmd Tkeoiimum omne aürum döpoaivimus;
80 nämlich, dass apud einsylbig und die ultima in Theotimutm
elldirt wird. Kampmann bdbauptet , Plautus habe die Form po-
9u% noch gar nicht gekannt, weswegen überall posivi zu schrei-
ben seL Gewiss« Daher hat auch Most. IL, 2, 4. die Vulgata
richtig imposisse , wie auch dort die MSS. Fall, geben, nur
dass die Hand des Correctors in \. C. über das • ein u gesetzt hat.
11, S, 78. 7f^. Diese Verse leiden nach des Herausgebers
Verbesserung an zwei prosodischen Unnrahrscheinlichkeiten oder
richtiger Fehlem. Die Handschrr. geben :
Quin in ipsa aede Dianae conditum est;
Ibidem pvhüdtus aervant, Occidistis me.
Im ersten Verse liest er nun in eapse und Diandi und den Feh-
ler des zweiten berührt er nicht Aber wenn auch IHanai die
erste Sylbe hier lang haben kann ; so ist und bleibt accidistis me
fehlerhaft Vergleiche, was wir oben zu EL, 2, 14. gesagt ha-
ben. Glücklicher Weise hat der Grammatiker SosipiterCharisiua
einen Theil dieser Stelle aufbewahrt. Pag. 190. Sed et Plautus
in Bacchidibus: In aede Dianae publicitus aurum servant.
Wenn auch der Gramnou aus dem Gedachtnisse citirte, so ist es
doch nicht seine Weise, Wörter hinzuzusetzen, da er deren Tiel-
mehr manche auslasst, welche zu seiner Beweisführung nicht no-
thig sind. Wir lesen daher:
Quin in tapwe aide deae Dianae cyndituaui ;
Ibidem puhUcitua aürum eirvant. Ocddi.
Die Endungen der Verse haben in den besten Handschriiten des
PlautuB, und namentlich in denen, welche derHeraosg. mit Recht
obenan stellt , grosse Veränderungen erlitten, und da huib häufig
die letzten Worte derselben nicht lesen konnte ; so bat man oft
wiUkfihrlidi geschaltet Dieser Gegenstand verdient eine beson-
dere Atisfähraii^ und diiRiZiisiiiimeii5tcIhBg*ifirfi;e il^ tuwet*
ien das Beckte wiederfinden.
Quaniulvm attident); mtntm bat»d permüUum aUuUt
Der Herausgp. dnrfte «in h> wi^iger anstehen^ diesen prosodisclieii
Schnitzer zu tilgen , da weiter unten I\\ 4^ ttt ^ wo er quantü"
tum dracLen lieai^ der €od. Dec. ebeirfaUs fehleiiiait fuantith
lum hat
Seä nunc qutmUUum lanat ttüri täd^ Bämuäocbe^ die mibL
Sed divesne istic Th4oitim'&st? Etidm T9gw^
Die Accentuation von Theotimiist an dieser Stelle des Senars ift
fehlerhaft Der Herausg. scheint nicht bemeild; zu haben , daai
dives einsylhig ist: ^
Sed divesne istic neoHmus ^ ? Etiäm rog>ag. -
n^ S^ 122. Das Enklltikum quidem hat osr seUen den Ictns
md ioinunt in die Arsis zu stehen , ausser der ultima, welche oft
in die Arsis fällt Der Vers ist also zu betonen^ ^t quidem hie
reUnquet. Mit glor. II, ü, 40. Siquide'm non eadem estd
ni,2,ix
luthts , kttiiBius, mdUgnus, Idrgngj incominodug, e^mmoduil-
Mit gFossem Zweifel hat der Herausg. so ^^erbessert, da die Hand^
8chriften Zar^«, cemmodus^ incomtnodus^ und Termuthet, taam
könne Tielieicht lesen : Idrgus cömmod'^ imcömmodus. Letztere^
kann einem£enner PlautinischerFrosodie flkht einfallen. Dieüi
]V«. 2 befindliche Umstellung ist richtig« ' So steht Merc HI,
4? 15* ganz unbezweifelt:
Tristisincedit^ pectot drdef ; Jkaef ed-, füiiwät eflpttf. '
Ebendaselbst IV, 4, 28. >
Cur hie astdmia ? qt^n aUmus ? tnc6mmodi cetL
in, 3, 24. Es ist schwer zu begreifen, wie da- Heraosgebor
pugillatu in No. 2 beibehaltai konnte, da es tor Plautus stetft
mit entschieden kurzer antepenoltima gebraucht wird. Hierza
kommt, dass das Wort niemals von dem Deminutiv pugillus^ wo«.
Ton pugülaris^ abgeleitet werden kann, sondern von pugü, pugiUa.
ffl, 4, 4.
Nt iüa iüud herde cum nutlo fecH suo, meo.
Wie der Herausgeber diese Worte fkc einen Senar halten konnte,
der des Plautus würdig sei, ist wundersam, wozu kommt ^ dass
meo völlig unnütz und sinnlos erscheint. Sowohl Sinn, als Me-
trum verlangt die Tilgung von meo. Wieder ein Beweis von der
Verderbniss der Verse am finde«
m, 4, 13.
Arno h^eUt opinor, utpöie quod pr6 certo «ctom.
Es ist zu verwundem, dass der Herausgeber nicht, wie oben 01,
3, 8S. opino fesc^iriebeH, wekhes nach seiner Scanfiion hkg dbe»
». JflM« f.jfkU, u^üMl. Bd. MrU^Mm, «.JOS« m* & !•
so noilag war. Hieraitl^oiiiiiit.die A^c^entöation tob fäfioii^^ wet*
dhes ge>Vö]mlich den ictus auf die zweite Sylbe bekoolmt^ so dasA
an eine Weglassung von pro nicht gedach^t werden kann.', 9^* S^
n, 6, 49.
Pfty di inimoridle$ , ahniUörem m&Uereni
Mdgisque edndemf ütp6te gußf^Mi.ait iadem^ »önreor
..\ Deo8 fdcerß .p6a8e. /
Bl^a wird al^ nQthwendig opino üi uitf^erer Stelle leaen musBen.
III, 6, 15.
Sibi.neiavtdeälvXy.ipiiignävirecticavent. .
Der Hiatus bei dem verbietenden fie ist häufig und Jcommt ielbst
bei der enclitischen Fragepartikel ne oft vorT Der Ictus auf ignavi
ist) wenn auch nicht ohne Beispiel, doch nur mit Vorsicht in
diesec Mangelhaftigkeit zu dulden« Sdir leicht ergiebt »ch diö
Verbesserung : ipsi ignavi slbi rede cavent, . Es eRtginjg; diese
Leichtigkeit der Etfieirdation dem Herausg^ sicher nicht; aber seine
prosodisclk^ffruttdsät^e si^d bald zu^iläx, bald zu /übertrieben,
so dass er noch längei^ den Plautus wird studiren tnüsseu^ ehe er
SU. einem sicheren Resultate kommt« .>
III, 6,^ S^ ■ j^yx- . ■ .
Occiper^s ut tu um amdre et me ires cönaultüm nade,
De|i-.Hiatus hat der Her^usg. hinein corrigirt^ sieh stützend auf
einigt Beispiele aus dem gegenwärtigen Stiicke des Plautus, roa
fj^ea das eine nkhts beweist, die übrigen, fehlerhaft gesdbrie«
hon. sind. Bac£h..ll,,9i, 15. ist für' ß'äm «12 hlpkeaummisßt'ami zu
tosen kömjinein in JSphe$um miseram; III, 3,J68. lese man:
f\\{ nimm übi da muUef hdbitat? Ly. Hicca,^ Mn, Undo eam esse äiuuU
Ly» Es Samo,
und m, 3,. 86. steht «s/9?f.«if(if3f£ als Schhiss desSenars, eine Stelle,
die falsch citirt ist und folglich nichts heweist Die Formen des
Pronomens i> , «a , M ,. welche überhaupt einen Hiatus zulassen
könnten, würden diess nur dann thuii,/wenn eiu6 besondere Wich-
tigkeit, ein hesonders bedeutender llieii des Sinnes auf ihnen
mtlLte. Dann aber würden Plautus imd alle Römer lieber N7/e
gesagt haben, wie liier, wo im vorhergehenden Verse steht: nisi
ctimilla^ quam ego 7nanda88em tibi. Deshalb muss atich liier
so gelesen werden, dass der Hiatus vermieden wird uud man sieht
nicht ein, wanim der Herausg. die Lesart der Ilandschr. tute
gaaa ivcfmachlässigt hst, da dieses. /if^9 hier einen so passendea
SiuDk giebtf?'; Man lese;
' •> {Qeciperea tU lüte eäm amdre et tne ires cönsuUüm maU^
Fores pultare nescis, Rcqvia his in aedibus est.
So geben die Handschriften. Der Hcrausg. sagt in.deniUitnerkk.
zu IN 0.1 Adlibrornmfidem nescio au non propius liceat^ quam
sß^ accedere : Nescis fores pultare. Ecqui his in aedi-
Imd? Vhk nenntet prapius ad libro^^umM^m accedere U. W^
einfacher ist tlSe IfiinregWssinig von Am, welcbes liier ^nz un-
nöthig^ ist, und seine Stelle hier der gewöhnlichen Formel ver-
dankt, die freilich kis in äed^UB heisst, aher nicht immer so zu
heissen braucht, wo Ais (überflüssig ist. Schlimmer noch sündigt
^^ei^vHeiiiKilitf. V. 1], Voer scandirt: Ecquis exit^ was unerh&rt
ist» Ke ^UJze Stelle ist so zu^ schreiben i *
'Beiti ^cqitiB hio est? Ecquh hoc dperit östivmf
Es ist klar, dass der Pochende, als er endlich ofiTnenhört, nichi
ftiehr fragen kann : Ecquia exit , sondern Quis exit fragen muss;
Eben so' fehlerhaft steht IV, 2, 12. Ne tibi her de ^ wo man lesen
mus« Ne tibi her cle^ nach des Herausg. eigener Ansicht, welchem
behauptet^ dass tibi einsilbig sein und dann noch eKdirt werd^
könne.
IV, 4, W.
In eüta nunc "ha^ revtnii res tdeum ut quid aStisili —
Wie <inbekandt musste der Herausg. mit der Prosodio des Plautna
sein , wenn ier diese Scansion auch nur einen Augenblick lang fü«
richtig hielt! In der Vorrede zu No. i sagt ,er, eigentlich habe
er so schreiben wollen :
In eüm nunc [hacc] r4venit r49 loctufi ^ 4t quid cdmtili — ^
Zuletzt aber eutscljieidet er für die Schreibart i
In cum haec revenit ris l9eum , M quid c6nsiÜ -^
Mit der AeABiSehiAg: qnaniam non habeö, qUomödo praeseM
defendam. Also nicht die fehlerhafte Messung, sondern weil das
Perfcctum
dct «* tdi^
Solches Herumtappen beurkundet nicht den fleissigen Leser dük
Plautti'8 uttd'^feii Kenner seiner Prisodie. Wer übrigens mit der
Ki^tik d^ Platilu^ so vertraut sein will, wie der Herausg«, deüf
wf^iss, \ile dfft yr^c' von den Gramnüatikem und Abschreibern bei.
PMtus eiiig^chwärzt ist ^
Nicht be^a^r steht es um die Metrik des Ilcrausgebl^Sf. "ßt
hat an einigen Btelle» die richtige Messung deswegen verschmäht^
weit, wie ei* sagt^ erpusillorum exiUtatein membrorum devilare
gewollt« Aber erstlich wird er sich selbst untreu VLttA Iftsbt dttf
kürzen Verse unberührt, wo er ihnen nicht entgehen Kann; nikit
firodanu ist diisser Orundidatz nichts als ein Vorurtheil, da ja ge-
rade die kurzen Verse von sehr komischer Willung sein .können.
Wenin Hermann sich einigemal gegen die kurzen Verse ausge*
sptochen; so hat et* dfess gewiss nicht so verstanden, dass nicht«'
iro die Wirkung komisch sein soll, jene stehen könnten.
IV, 8, 6. Der Herausg. theilt ein Wort am Ende des VerseÄ,
d. X er macht den Vers unendlich lang, wodurch er zur tx^u
i»4rd^ Vi» Sielte ist so m schreibeB »
MdietoUnte itigAuo ndlUß :r p^^fremo idndhi <f^^ (f|oc| ^ulo >
Ego esse dliU; credibile hoQ 48i? Niquiör .;.' j
Nem^st neque int^ignior, quol du. . j!: .: : ^ . >
Benefdciant eett. .;•*.,•. ..!).;
Der erste ron diesen Versen ist in beideaAusgabefi dyrcli/€^i|e|^
Druckfehler, wie es scheint, id mihi est qUo4 :Vßh:Qd^7({i 4ßf(
quöd volo No. 2) gedruckt worden. Doch neinvA,f^rJE{'Q^usg. sagt
in den Addendis zu No. l volo haue habet defehsiQDjqqi, ut tres
octonarios unus septenarius excipiät, similiter .ac iVi».9, 29 — 32.
Die Beweisführung ist mangelhaft, denn die angeführte St^Ue
inuss verbessert werden, wie sich weiter unten zeigen wird. Deit
zweite obiger Verse besteht aus drei Bacchien und einer, iambi <
«chen Clausel, welche den Uebergang zum llhytbmuB.des folgen-r
den Verses bildet. Der dritte besteht aus ein^r iambischen Dl-
podie und zwei Kretikern; Formen, wie sie häufig im Flautua
Torkommeh. Die folgenden Verse sind wieder Baechil^n. Dii^
wofür der Herausg. dei in No. 2 sclireibt, die Haadschr. aber di
haben, ist wohl durch den Vers zu entschuldigen) da Flautu9
sonst nur (2i kennt. . ,
IVfS^lO. Man ^theile die Verse so:
Omnibus probrisy .. .>
Qua4 impr^bis viri»
Digna sunty dignior : ^
Nüllus est homöf , ., .^
QuI pairi reddidi omne aürum amans^ q^öd fvifi J^ • >{. 1 .
Praömanu, Sümne ego^ \, , .,; ' i\-.-.. - > ,
Homo miser? Perdidi_me dtqueoperamCkv.ysq\y,,y r/^'). r '•}
Die kurzen Verse stehen hier ganz an ihrei: Stelle vavi:^fältis est,
^Qmoht eine penthemimens trochaica, wie Omnibus pr^ris mii
Quae improbis viris. .;
IV^ 3, 16. Die Handschr. haben Di m^Uyiß/faciqnt; der
Heray^g. schreibt in No. 2 Divi melius faciant^,i^^ist ^Uj lesen r
Di Mbi melius fdcianü Peru, jyön taceSy insipi^.j Täceq^^f
Die gleich folgenden Verse sind am Einfachsten) s(i( biQifzustellen:^ .
Sdnus sdtin es? PtSrU, mMta mdla meo mi in i^^ttff'ö
uicriß dtque acMa eveniunt, Criminine me fid$m. .; J
^ . Habuisse ? Immeritö tibi irdtus fui, Eia, habe ßnimüm hpfiutrt^ ,
Die Hai|d$cbr. geben : Sanus satis non es - — N^nc acri atquß rr^
hßbuisse fldem und bonum habß ünimjtim. Hieraus hat der
Herausg. in No. 2 drucken lassen: Sdnus satis ^unc nön es —
[JS^unc] äcria dlque — Crtminin med hdbuisse ftdem und hdbe
animüm bonum* Aber , wie so häufig gescheh» , ist nunc hier
wieder ehigeschwärzt worden ; meo fiel leicht ajus bei dem folgen-
den 7/11 in^ und meus mihi ist bei Flautus eben so häufig als suus-
sibiy tuus tibi; tibi ist einsylbig zu nehmen und zu elidiren, wie
oft; fui ist vor demPuqct und beim Wechsel der Personen «in
gewöhnlicher Hiatus. Des Heraus^« hdbuissi fidem als ^chlus^/
V
Pltfilfi Bku^iilflefl; ed. Rief elijl. 1|9
dnes'tpocbaicus octbnariusacatalectus ^ebt eine Kunde ton sei-
jßer Kennfniss PlaiVtinischer Eleganz. Warum soll dieser Un?ers
beibehtkiten werden, da derHerausg. ohne Bedenken hähe animum
honutny Ae,n richtigen Schlriss, setzt, obwohl die Handschriften
honum habe animum geben? Wie ihn hier das Metrnm bestimmtiä
ZQ ändern, so miisste ed in dem nächst torherg^h^hden Verse, und
aus demselben Grunde, geschehen.
IV, 3, 21. 22. Hier wieder zwei Beispiele, wie der Herfiusg.
lieber entschiedene prosodische tind metrische Schnitzer stehea
iässt, als dass er eine leichte Unistellung giestattet, ob er gleich
anderswo sich nicht scheut;^' ^ahz gründliche Versetzungen des
Textes der Handschr. vorzunehmen: Die Handschr. haben:
MÜith
Parasitus modo venerat autvm petere hihe eum ego meU
Dictis mulis his foribus atque hac reppuU reieci hominem»
Alles diess behält der Herausg. in No. 2 bei und zwingt zwei
Verse heraus, welche jämmerlichst gegen alle Regeln Verstössen.
JSgo kann die ultima nicht lang haben; eum steht im Cod. Dec«
über der Zeile und ist also muthmasslich falsch. Der Ausgang
des zweiten Verses ist unrhythmisch und ohne BeispieL Man
lese:
Pärasitüs modo' v6nerat aurum petere; hünc ergo 4go meis
Dictis mdUs his foribus dtque hac reieci hominem , r^ppuli,
PHere wird tficht elidirt und malis ist einsylbig, wie alle zwci-
sylbigen Formen dieses Wortes. ^
IV, 8, 25. Hier lesen die Han^chriften :
Mne. Scio dares
«
ISfom; sed nisi ames, non haheam tibi fidem tantam^
' Nunc agiias sat tute tuarum rerum, Egone ut opem mihi
Ferro putem inopem te? Pi. Tace hodo; deus respiciet no9 aUquis»
Der Herausg. macht in No. 2 hinter tantum das Zeichen einer
Lücke; schreibt sat agitas^ ohne in No. 1 zu berichten, dass die
Htindschr. agitas sat haben ; will endlich modo einsylbig gelesen
haben und bringt nun höchst merkwiirdige Verse zu Tage. Das«
amares und haberem gelesen werden müsse, zeigt der Sinn und
das vorhergehende dares. Für agitas sat ist zu Jesei» agis saty
weil wohl sat agere^ nicht aber sö^ agitare gesagt worden ist. Der
Schlu^s deus respiciet nos aliquis ist wieder völlig unrhythmisch.
Es ist durchaus unerklärlich, wie der Herausg., der doch so vieles
willkührlich ähdert , die schönen iHiytlunen dieser Verse nicht
herausfinden konnte^ Man schreibe :
Sdo ffarc».
IS 6m ; sed nisi amares, n&it hah^etn tibi tantäm fidem,
Nunc ägis sät tu tuarum r^rum. Egone Ut opem ferro putem mihi ■'' '
Posse inopem te? Tdce modo; respiciet nos aliquis deus. ' ■ ^
IVj 4^ i^ Derselbe FaU, wie oben IV, 3, 10. Aus Vorer-
152 B»aiti.b1ie Iiiiitiratmi.
Eine gßjii eigenthümliche Art von Fehlem im Flantus. ist die^
welche zu Anfange der Verse vorkommen. So steht Amphitn
y^ 1, !• in allen Haii^schr. und alten Ausgaben Dapes^ wo Spes
%u lesen ist. So steht Cas. proL 20 Sed absentes tarnen prostüht
praesentibus ; die Handschr. haben Sed tarnen absentes und
Sed ed tarnen abs. Man schreibe: absentes prosunt sed tarnen
praesentibus. Ibid. prol« 55. steht Filius autem ; es ist zu lesen
Tumfilius autem, Ainphitr. IV, 3> 0. beginnt der Vers Quid eg^$
es ist zu lesen: Nam quid ego, Trin. IV, 2, 103. ed. meae hat
der V. C. Callicli se ad villam aiebant; es ist längst Terfoea-
aert: Eum alii di isse ad villamMibant. Foen. III, 2, 32. geftren
die Cpdd. FaQ. richtig St^ tace ; andere Handsohs. und die^Slferen
Ausgaben haben Atat tace, fehlerhaft Und. so in unzäUigeii
anderen Fällen. Wir kehren zu unserer Stelle zurück^ Man las
wahrscheinlich FAHdUS statt JSAMUS und hielt jenes für eine
Abbreviatur von Fugiamus^ woraus der Fehler entstandenl Uns
scheint es d^er nicht zweifelhaft« dasa der Vers so zu lesen
sei;
BAmuB, V6s vostin&m curdie offlcium ; ego* 4JfSksidm meum^
wodurch dem Rhythmus, dem Sinne, und dem Gegensatze vqs-^
ego sein Recht widerföhrt.. JBamus ist zweisylbig zu lesen«
IV, 5,5.
Senem tranquiUum ene, Vhi me aspexerit "^
Der Hiatus bei esse^ welches von gar keinem Einflnss auf den
^inn der Stelle ist, ist ganz ohne ^Beispiel. Man lese 9
Sen^m iranquiUum esse, 1$ vibi md aspdxeriU
Me hingegen bekommt den Ton , und hat daher mit Recht den
Hiatus, da das Fronomen sonst ganz verdunkelt würde durdh die
Aussprache. Die Eigenthümlichkeit der Constructien i is — illum
betrog die Abschreiber und Grammatiker,
IV, 6, 15, . ,
Ego vdrum vdrhvm fäoiam, Ni^ Etiam cdmufex .
Minitäre^ Chr. Nösces tu illum actiUumy qualis sii.
Zwei Fehler zeigen sich hier. Der Sdiluss des Scnars gualis sit
ist fehlerhaft ; Flautus sagt zum Schlüsse des iambischen Verses
atets qualis siet^ wie unten IV, 8, 1 5* Sodann was wäre diess für
eine Drohung: „Spil ich die Wahrheit aagen.^^ Diess kann dem
Nicobulus nur angenehm sein. Die Handschriften haben : Ego
verbum faciam; auch diese Worte entlialten keine Drohung, wohl
aber zeigen sie den Weg der Verbesserung. Chrysalus sagte:
Ego faciam; eine bekannte Formel^ welche stets eine Versiche-
rung oder Drohung enthält. Hier fallt ihm Nicobulus in die Rede :
^,Du drohest mir auch noch?^^ Dann vollendet der Knecht: „Du
aollst bald crfs^hren, wes Geistes Kind er aei,^^ Es ist daher zu
Ifisen ;
Egofddam -r- JVt. Etiam odmufdx mlniUire mi?
Elmtv Bftddiidls 4 ^d. MMM. 151
r
Nur ynfton ifcwei Kvrzen folgen^ kaän' es den Hfatns imd den Ictui
zulassen. ' ; • i
^ IVy^^ 65. JEm (kern) und enim werden in den Mss. Fall«
oft.ter^echselt. . Der Heransg. bedachte diess nicht, als er die^
ien \et» so schrieb :
PL M^c quid n68 vis fdcere? Chr. Enhn nihil dst, nid [ut] amitU
imperor
Abges^eji davon, dass tU nicht ^t zu entbehren ist, verliert iex
¥ek^ fehoieutend an rhythmischer Eleganz. Offenbar ist fiir enim
znflbafio em^ 'wie statt kern in den Cedd. P« immer geschrieben
- .Ktike ^id n63 DiafAcere? Em 9 nihü estj niBiiit andtia impero.
IKir Hüben dies« Stelle sohod^^eh berührt; sie mnsste hier in
rhythitiischeT Hinsicht noch einmal angeführt werden.
lY-2, 24. nndIV, 4, feg. Heber die erstere Stelle haben
wir schon wekcr oben gesprochen. Der Heransg. sagt in deir
Vorrede am Nq..2, dass er jet^t, d.h. nach dem vollendeten Drucke
der beiden Ausgaben, weniger an der Lesart der Falatinischen
Handschriften festhalten würde. Sic, fahrt er dann fort, quae
nunqnamnuilafui^partidui^ae f«^ correptae offensio, eam iamsehli*
tarn groivm esse, ut posteriore loco band cunctanter scribendum
putem :
Quid tn löijuere? Hoc \&t futM sAmus, Uhiti hicUniumf
Dibs% Schwanken, wekhes wir schon gerügt haben, zeugt Ton
grosser Unkenhtniss der Frosodie des Plautus. Und wenn wit
auch nicht verkeimen, dass Alt und Jung täglich lernen müssen ;
«omnss Man doch die Eliemente der* Grammatik eines Schriftstel-
lers verstehen, wenn man denselben herausgeben will« Wir ha-
ben die Eltire, dem Herausg. zu versichern , dass es für ihn hier
noch viel zu lernen giebt, wovon fast jede Seite seiner Ausgabeil
Beweise und Z^eugnisse liefert,
IV, 4, 98« Der Herausg. schreibt nach den Handschr.
Quiaiihi aürum rdddidi et quia non U franddverim»
Der Vers leidet an zwei Fehlern, dem Hiatus an der ialscheii
Stelle, und der felilerhaften Stellung der Negation. Es ist daher
au lesen: • ' •
Quia tibi aürum rdddidi et quia td non ddfrauddverim^ '
IV, 4, 122.
. FAgiannka, [Fos] vosirüm curdte officium^ ego 4fßcidm meum.
Der 'Vers ist vom Anfange an unrhythmisch und fugiamus ein
f^^uz unpassende» Wort ^ da man gar ^icht absieht, was hier die
Flucht soll. Schon Caniprarius apud Gnitenim, wie der Herausg»
in den Anmerkk.'zu No. 1 sagt, hatte diesen Fehler gesehn, und .
wollte gelesen wissen : Muge , eafliusn Dieser Vorschlag wäre
vortreiflich, wenn wir nicht auf diese Weise wieder das notbwen*
dige vos vbrlöroii , - odei' JUtige eamüi scandircn müssten. Auf
jeden Fall ist i^anw« in. dem sinnlosen JPbgta^it^a verborgen«
ISS B0aiti.b]ie Iiititiratvtf.
{)ine gani; eigenth&mliche Art von Fehlem im Flaiitini. blr die,-
welche zu Anfange der Verse vorkommen. So steht Amphkn
Vv 1) 1* in allen Haii^schr. und alten Ausgaben Dapes^ wo Spet
WOL lesen ist. So steht Cas. prol. 20 Sed ahaerUes tarnen prosUM
praeaentibus ; die Handschr. haben Sed tarnen absentes und
Sed ed tarnen abs. Man schreibe: Absentes prosunt eed iamai
praesentibus. Ibid. pro!« 55* steht Filius autem ; es ist zu lesoi
TumfiUus autem, Aniphitr. IV, 3> 0. beginnt der Vers Quid eg9;
ies ist zu lesen: Nam quid ego, Trin, IV, 2, 103. ed« meae hat
der V* C. Callicli se ad villam aiebant;^ es ist längst Tdrbes-
sert: Eum alii di isse ad vüLamMibant. Foen. III, 2, 32* geto
dieCpdd. FaQ. richtig St^ tace; andere Handsdir. und die^ülTereB
Ausgaben haben Alat tace^ fehlerhaft. Und so in nnzaUigoi
anderen Fällen. Wir kehren zu unserer Stelle zurück; Man lag
wahrscheinlich FAMUS statt EAMUS und hielt jenes für eine
Abbreviatur von Fugiamus^ woraus der Fehler entstanden! Um
scheint ^s d^her nicht zweifelhaft« dass der Vers sp am lesea
Bei;
Edtnus» V6s vosiHim curdte offlcium ; ego' &ffSbidm meum^
wodurch dem Rhythmus, dem Sinne, und dem Gegensatze vos-^
ego sein Recht widerfahrt.. JSamus ist zweisylbig zu lesen«
IV, 5,5-
Senem tranquillum esse. Vhi me aspexerit "^
Der Hiatus bei esse , welches von gar keinem Einfluss auf des
^Inn der Stelle ist, ist ganz ohne ^Beispiel. Man lese?
Sendm traf^pdÜum esse, 1$ vibi mi aspexerit»
Me hingegen bekommt den Ton , und hat daher mit Recht dai
Hiatus, da das Fronomen sonst ganz Terdunkelt wnrde durdh -die
Aussprache. Die Eigenthümlichkeit der Constructien : ie — ilUtm
betrog die Abschreiber und Grammatiker,
IV, 6, 15, . ,
Ego v4rum vdrlmm fäoiam. iVi» Etiam oärnufex
Minitdre^ Chr, N6sces tu illum actiUum, qudlis sH,
Zwei Fehler zeigen sich hier. Der Schluss des Senars quälte sU
ist fehlerhaft; Flautus ^2igt zum Schlüsse des iambischen Verses
stets gualis siet^ wie unten IV, 8, 1 5. Sodann was wäre diess für
eine Drohung: „Soll ich die Wahrheit aagen.^^ Diess kann dem
Nicobulus nur angeuelim sein. Die Handschriften haben : Ego
verbum faciam; auch diese Worte enthalten keine Drohung, wohl
aber zeigen sie den Weg der Verbesserung. Chrysalua sagte:
Ego faciam; eine bekannte Formel, welche stets eine Versiche-
rung oder Drohung enthält. Hier fallt ihm Nicobulus in die Rede:
^,Du drohest mir auch noch?^*' Dann Toilendet der Knecht: „Da
aollst bald crfs^hren, wes Geistes Kind er aei.^^ Es ist daher m
l^sen:
Egofdciam -^ JVt. Etiam edmußx minitdre mit
Auf ganz Slinlteke Wehelieiäiit «s "wdter'tiiitgiilT; 8, 15.
"WO die Structar des RhythmM< beihahe di^elbe ist
•••••"• IV, 7, 5i " '^ •■•*'« p-;;' -^ ■■■■:■' ' - ') ,:!'r!-.^
i: . Eko iü, hqviiätusne 6-giiaM m^ fdttl«^ ^
.1 ' % Per «^iiiimiiSmi,. 9«iid mt^' td A^nim''r^dfid^^^ ^
Wenu der Heraus^. idieseWessaiig för richtig gehalten hat; so
steht es schlunm ndt seinen ptosedischeii Kenntnissen; dann
"wehe dem Fiautinisphea Texte! Der Fehler liegt in loqmtatusne
es, worin loquitatus non es oder nmirerliegt:'' Man-schrdbe:
JEho tu, loquitdtuB non es ghM iA rtteo ' • '
■ Bifäle p^r termönem, qvUä mi id ^üntitt-^r^ddidit-
IV, 8, 25. Obsecro kaUn nicht ala Trochäus galten. Man
lese daher r ; ■': , ■. ': . .•
Poth: paiisee ergo^ ölmbrdf ^idiihilübet;
wenn nicht nelleicht derGelbirauicfa erfordert: öbsecrö, tibi quid
lubet, ■' :i;! 'i .!!•!. •/..:). : * .■ "
iv;8, 88..-' . ." -y- ••..■•■■•* ■.^•- ■>•>.. . .■••••>■
Ni. Quid fitf: Cht. Dit»Mla.'I^Uppi8tSm')^ Ni.Vaha
Salus m4a Htvdsiimi! 'iltatm,inn6x dic6 dähol
So wollte der. Herausgäber geschrieben- haben; duixh einen
Vnickfehler steht Fak. Die Handschriften geben Vah salus zuni
Schluss des ersten Verses. Der zweite Vcirs leidet an einem
rhythmischen Fehler, weil er höchst unangenehmer Weise in zwei
gleiche Hälften zerfällt und^ das enklitische me in die Arsis stellt.
Auchcfärfte «a/tia als iambische Anakrusis zu Anfang des Senate
nicht zu erweisea sein. Wir schreiben dah^r
. .. . .>.Qmd.fit? duidniisPhilippUrSmpepigi, Salus
Mea servasti me. Väh, ^[uain ftiöx^dieö dabo, ■ -
Dass vah in die zweite HälftQ des Bweit^n Versesr gehöre, zeigt
unwiderleglich die Mensur. '
IV, 9, 23. Fnr Pum ibi Ssquirit fata Jli&rum war noth;-
wendig zu schreiben: Dum esquirit ibi fata llifirum. Wenn äeir
Herausgeber sagt , dass dieser und der folgende Vers auch als
septenarii trochaioi gelesen werden könnten ; so traut man seinen
Augen kaum. Er ist also der Meinung, ^man könne scandlren:
Dum ibi exquirit fata Iliorum,
Wir wissen nicht, was wir Tön diesen prosodischen Kenntnissen
sagen sollen ; rathen müssen wir aber dem Herausgeber, dieselben
noch näher zu prüfen. Beim Lesen der fehlerhaften Handschrif-
ten des Plautus gewöhnt sich das Öhr an Rhythmen, diePlautus
nie kannte. Dagegen muss man sich zu verwahren wissen.
IV, 9, 45. Dieser einer Clausula unmittelbar vorhergehende
Vers darf kein Trochäus sein, da der Rhythmus bis zur Clausel
fortgehen muss. Zwar will der Herausgeber, um die coütinuatid
mimeri zu bewerkstelligen in dem vorigeh Verse gegen die Codd.
Fall, estemplo «chreibeo für estemjfulp :
m mfi>wti«lke.<tfiictMnbl«a.r
.: » ' ■ . «»
C(fpt spdlia» ^ t9 4HfSifiq'4uoMmnwkmotr'PkiUppQ9 militi
Allein zu geschwelten, dasg diese gegen die eigenen*! GmnäsStze
des Ilerauhg. ist, M\fm «och bemerkt werden,. daM hier gar kein
Grund sich erkennra iSflfit, weshalb, aofl ^dmi lambiBehen Versen in
tffpqbaifecbe vbefg^j;Migen wurde. Offenbar isl in Anfange dea
9Wd^cH der hier citirlea Verae etwaa T/foloren gegangen, vric dieta
im Anfange dar Vetvo >btini Fkutna.ao oft geachehen üt .Ich
a^i^e daher toi:, pnachraben: ' > . * .. ^
Eum ddeo un6 meniddy .deviei^ mnoieiu pKi^mptdo
Ego e\(pi tpiU/«. U w&mc düdnto» nimsioi Pfälippos miliU
Nun erst beginnt der trochälschc Rhythmus; doch mnaa der toU
gcnde Vers nicht Jicissetiä^ Nmhc alteria etiim duceatis, so dass
iiteris zweiüylbig aei, waia..6idi.. ungeachtet der Analogien von
dexter und asper nicht nachweisen lässt; sondern er muss ge^
schrieben werden: Nunc etiam älter fs ducenlis. Die Stellung
Ton efißm Ibat den GnuuifftUpmrVlvariaasung gegeben, die^^vahre
Folge der Worte zu aaderiL De ist unwahi^, was der. Herausge-
her In den Aniperkk. zn ]Vo. 1 behauptet, ßUerius stehe dreisilbig
Captiv. U^ 2^ 66. Alles diesa aind unreife Ansichten, welche
erat^o^^A näher geprüft werden itfiksen « ehe man ihnen Einflusi
^uf den Text dea Plautus zugesteht . ^
, . IV, 9% (SO. Es ist unbeaweifelt, dasa dieser Vera, wie alle
muitebendeu, ein trocliaicua letrameter acatalectna, oder.töllatäii-
diger octonarius sei^'miisso: Erst mit dem t. 68\ wo sich- die
Rede ändert,, lodert sich 0er Rhythmus« Gewohjnlkli liest man,
wie auch die Handschriften liaben :
TdcittM cMfOftpfil foftellaf , ohtignaitti mihi fuu- äedifk
Es muss jedoch gelesen werden i •
. \ TactiiM ednscripsh tabMas^ hdi mihi deditöMgndtag. .
Addaliua und Bothe liabcn den Vera auf yerMhiedene Weise
hcrausteilen gesucht, jener oba, häs dedit mi; dieser hQ8 dedü
whi ohdgnaias. Dass unsere Stellung den Vorzug habe, ist dem
Kundigen klar. V. 05. muss wieder ein voUstäudiger trocliaicua
octonarius sein, und ist so zu schreiben:
^uid me tibi adt'sse opüH? Voh lit qmod i4 iuhibö fdeiai.
«0 dasa tibi nicht elidirt werde. Der folgende Vers mnsa so
acbUesaen : neque völo ea acire, «
. IV, Ü, 11. Höchst wülkübrlich und gegen alle Regel der
Piautioisohen lUiytiunik ist die Anordnung dieses Versea:
lÜMittm €*i: iü^9 tibi BervAs iuo urbitrdtu sviüiaL
Der Cod. Dcc. liat für tuo deutlich ttaiOn Uöclist walirscheinlich
ist also zu schreiben :
Jtifitnnti; iüyn tibi Bdrvm Xud tuiic dr&iircUif idrviQU
Gleich der folffeude Ven.gieiit mwUec <aom itoxk^ial&fi^'aiVäK ^«^
IVfüiaBtedlifes^ÄBitedUl liS
der ^erapsgciber« 41^ Ije^ken Lesfirteh der GEafidgdiriffeii wh ITow
Ivnde deß Metrumf» liidU'>ani' nuttea versteht- »Mm liest gen.
yjfölmllchi • ■. •. m\>:; .:-••. 'i:!'^-- j. '■• " ''* 'i
• j^ t; Hoc äge ^8 dthßf nunc, Chry». tibi luhit tecUa : a'ütium öpermn
• 4(bi dico,
Aiier.der iarnblBobe Nunietttsr>daif erst mit der nun folgenden
Jiede des Niqobali)«, in welcher dieser den Brief torliest, begi»4
x^en. Der eben angeführte Vers gehört noch zu sehr, zu ofFei»
' bar demStnnenachÄi dem Vorigen uiid schliesst sich zu genau ai|
d^Sfßibe ft») ajl« dass der Numerus sich ändern ^könne. HJerzü
kOfnpit, A»8» der Codex \,.Ci nunc tarn giebt für tarn nunc, wo^
dorch offenbar trochäischer Rhythmus bedingt wird. Und unhcH
. zweifelt ist diese Lesart, achtln wegen der gewolinlichen.SteUun|(
^on nunc tarn yoTzxmelaxi^ ^
Hoc age sis nunc iam, . Ubi lubH redta : 'aHrium dperam t^t di^co. ••'
Pen folgenden Vers, welcher den Numerus rorbereitend ändert,
fiphreibt der Herausgeber so t
Cerae 6quidem haud pdrsit ndque eiiU f [sed] quicquid 4iA peüdgiri
c^ftum est.
Das heis6t:^ed^ welches die Handschriften alle darbieten und
welches ohne Nachtheü für die Eleganz und den Sinn nicht auf-
geopfert werden darf, soll weggelassen werden. Und warum 1
Weil der Herausgeb. nicht gefasst, dass hier eine Clausel ist, ditf
den Uebergang zum Folgenden bildet.
Cerae ^quidem Jumdpärsit n6que sUl&f aed quicquid est \^
PeUdgere drüitmst, - ' /
IV, 10, 0. £in völlig verfehlter Rhythmus. Der Herausgr*
ficandirt:
Düxi^ kdhui seortum, p&tavi, dedij dondvii itenim id
' Rdro: Egö'dare mö ludum meo gndto insUtui ut dnimo ohsiquium
Sumere possit ?t$. . >
Man wird versucht zu glauben , der Herausg. habe noch k«ineia
Vers des Plautus:' gelesen. Es muss ohne Widerspruch no ge-^
spbrieben werden t ; '
Düxi, hahui scort-Am, potdvi dedi, dondvi : dtenim id rdro f '
Ego me ddre ludüm raeo gndto institivi ut dnimo obsequium
Sumere possit ; aiquum id dsse putö : sed nimis noU- desidiae
Ei dare lüdum. Nunc ad MndsilocMm quod 4i manddvi^ vi$o^
Ecquid cum dd virtutem adt ad fnigem öpera aud conpülerit
Sicut, si eum convenit, seid' fetisae : edat ingMo ndtua.
Ausser dem fehlerhaften Rhythmus des ersten^ der angeführten
Verse hat der Herausgeb. noch folgende Fehler gemacht. Er
hat nir;ht gesehn, dass die Stellung däre me hier die unrichtige
sei, was ilun jedenfalls einen Verdacht gegen die Richtigkeit seii^
Her Anordnung beigebracht haben würde. Er hat nicht bemerkt^
dass es weit besser sei, i^ scandireu Jrügem öpera suä campü^
IßXit^ ids, wie er «iU^ f rügmiß oferd w4 cfwip., was ; eine g«»
ISS B^nitieiie Litteritwv/
nnnothige Abwdclmng von der gewohnliohen ftdgd ist; Erliil
ferner, das Präteritum convemt wahrscheinlich, was jedoch kmo
glaublich, für das Präsens gehalten, da er scandirt cönvenit. AUei
diess zeugt von entschiedencni Mangel an Bekanntschaft mft der
Metrik und Prosodie des PJautus.
V, 1, 1. Die 17 ersten Verse dieser Scene^ hat H^Hdalmk
den Element, doctr. metr. als Anapästische Tetrameter cöliistitoirt
Bnd der Herausg. ist ihm, jedoch nicht ohne einiges» B^enkei,
geJEblgt. Auch hat er sich erlaubt, von Hermanns MeiAnng ii
der Lesart und Construction der Verse absugehen, wcttti die L«-
arten. der Handschriften Anderes geben, als Hermann wollte. Si
sind denn verschiedcntliche schlechte Verse zum Vorschein ge-
iLommen, an die Plautus gewiss nidit gedacht hat. Der HerAnh
geber hätte aber eher seiner Ahnung von Trochlieii, als HeniiaMtf
anapästischer Construction folgen sollen. Er würde e» gettui
haben, wenn er sich mehr Kenntniss der Piantinischen Metrik ttii
Prosodie zugetraut hätte. Wer könnte wohl zweifeln folgendett
Vers für unrichtig scandirt zu halten: ' i.' .
y^Chrysälus me hödie Idceraütt , Chrysdlus me miserum spöliavit $ ^
tmd sich nicht augenblicklich für folgende Scansion entscheideoc
^yChrysalus m4 hodii lacerdmt, Chrysalus mi miferAwi spoUdvit?'^ -
Der Herausg. sagt in den Noten zu No.-l zu Anfang dieMt
Scene: Qui versus etsi longe maxima ex parte ad trochaiconiffl
octonariorum speciem accommodari nullo negotio possunt ; tamei
quamvis emeudationem :respuere secundus videtur, dubitationis
aliquid etiam V. 17 iniicit. Aber jener Zweite Vers hedarf keiner
Vetbesserurig und der 17te lässt sich unbedenklich und auf die
leichteste Art seinem ursprünglichen Metrum zurückgeben^ Die
beiden ersten Vei-se der Scene geben zwei ganz bekannte^ wenn
auch noch nicht aus dem Plautus angemerkte, trochaieitetrametri
claudi, für welches Metrum Hermann freilich nur gnechuche
Beispiele anführt:
Quicunque übi suntj qul fuirunt , quique futäri) sunt pöstae.
Der zweite enthält freilich einen Felder, aber keinen metrischei
oder prosodischen :
SLüUI^ stolidif fätui, fungiy härdi, hUnni, buccönes^
Denn was sollen die buocones^ Grossmäuler ^ unter allen den
Dammköpfen 'i Zwar sagt man, bucco sei eine stehende Rolle, und
bedeute einen Dummkopf, wie rhcLCCo^ auch führt man eine Stelle
aus dem Apulejus an^ welche Aehnliches sagt. Aber es scheint
diess keinesweges ganz richtig zu sein, denn Isidor hat: Bucco
garrulus, qui ceteros oris loquacitate^ non sensu super aU Wiar-
aus freilich die Bedeutung der Albernheit^ aber nur sccunddr folgt
Es scheint aber blennibuccones als ein Wort geschrieben werden
zu müssen, was soviel ist, als stultüoqui; eine Bedeutung und
Schreibart, welche mit der Isidorischen Erklärung trefflich' htfr-
monirt. Das Citf^i des Paulus aus dem Jl^Va^iis kann, hffargegea
nicht ;iEq]9^ns da einfiilhtiliä dfatiMaMsbeTrenmin^ dtl seiri' htuMi
jin«{c$rii4)^ilis Püutjuß YieUeichtfittecb^exGerpirt hat. Der IX Veis
ist so zu lesen: : .;., ,. ^
]P^ti» perdideripi^ mtniiftL ae^Kd. lüäbemAy mhmaque egoiä mihi ddmno
dücam, l .. ! !.. ;; ? ■ •:
JSgo fiel aus, yrell er »schon im Torlgea Verse ^ gerade über die«
ßem zweiten ego stand»./ •;.. , ' ; •*. r>c.1 t) /J . ^' ■ ' /i ,:3
V) 1, 23») '..D.€m Herausgeber eif^wingt^nenVers, der keiner
werden^will: .i... «wo v.» •.;: u/\ ü .-«/■•, - .. , '^-^i
ZV f. igitur pari fo%liina>i,actdU.4^ wvnulh^'&tSMuriik,'- .Piiik':$io est ; sdd tUm
Wie gewaltsam! Päriein^ylhigsOkäyzäimurvmt Jcurrer ultima bei
(dprPoisitiou^ bdde<9>^o ungewöbnlich als hart i&et Herausgebe
bedjachte nicht, diMsg Jiier ein vgeiHo^biiliGher Uebergang zu den
folgenden Cre/f^£rr;» statt finden könne:
Jgiit^f pari fortüntty aetdte'üt 8umu8 (ßenSLt)
tltimur. P h i. . JSic est ; aed
- ... : . Quidtibist? Ni. Pol mihi pdr idemftt, quöd tibi.
Der Senar bildet eine häufig vorkommende Einlej,tung zu dem im
Fplgenden :verändekten,Rhy thmns. Tu nach sed wird durch Me-
trum und Sinnald ungehörig ausgeschieden.
;.: V, 2, 7, .Dte vüij^ufmerksamkeit des Herausg. auf Pro9odie[
und Metrum, um nicht zu sagen Unkunde, hat sich hier mit vöi-
liger Misskennung des Sinnes yereinigt Hier geben die Hand«
Schriften: : . : . »
At pol nitent ^ haud Bordid^e videntur^amhae^
P.lrajis macht der Herausg. ich weiss niebt welchen Vf^: . . /
y4t puly ita nitentf haüd sordidae vidMut ßmbae, «, : ■,.>
IIa ist willkührlichteingeschwäriEt und d^r Vers ejn l^ding ge-
worden. Aber schlimmer ist, dassder Herausg. nicht auf den
Widerspruch. geachtet, in welchem diess mit den folgendfn.Ver-
sen steht. Die andere Schwester antwortet; „Aber sie^siud doch
\Xj&nigi$tens beide geschoren.^' Wie könnte sie das sag^pi^ wenil
eicht die Rede der Schwester den Sinn hätte: „Sie.,Bobeinea
etwas schmuzig?^^ Gleich darauf heisst es: Rerin ter.in, anno
iuhas tojisitari. Diess sagt dieselbe , welche oben in jenem j4t
^oi.nitent das Lob der Eleganz und des glänzenden Aeusseren
ausgesprochen haben soll. Offenbar muss sie das Gegentheii ge-
sagt haben. Daher ist mit Entscliiedenheit zu lesen :
M p6l hattd nitent. sordidae ämhae videntur;
'i«'_ f..i. ' ^
wodurch zugleich der ununterbrochene cretische Rhythmus her-,
gestellt ist« „Wahrhaftig, die beiden Schäflein sind eben nicht
sehr schön, sondern etwas schmuzig.^^ — „Sie sind doch wenig-
stens geschoren.^^ — „Glaubst du, dass diese dreimal im Jahre
sich scheren lassen ? " So fügt sich Alles vortrefflich. Die Vul-
gata ist sinnlos und wird es noch mehr durch da^ nutzlos binein-
geschwärzte üa.
V, 2) 9. Dass die erste Arsis des Bacchiscben Vemgliedes
168 m^itiDielie LlUttfslwiKr
Gide KfilRe sein kohne; mUUi dieär *«tai Woift eiidcl[,->9cheiiit
dleriHerauAgeberuocIiiBklitrt'iHisteir Mbt wärde er hj^ nicht
geficlirieben liabca: :* ;/? i ■
or. ...1 '. .' Polhddi» oMrahan^i 4äon9tf'^9i^ 98t»' »:)(t « . t
Es ist nämlich zu lesen e '^>
-.:!": \-t '.'.'} s- P$l.Iuime'atcfd pßm*kii'iäon»a tthideut. ■ ;»ir If;iJ »r.'i
Beispiele giebt es in dieser Scene so^ar YÜrr. - ::*)'i'^'"s: i-. .
1* • Atf&l hkkd iAM^ Mrdidä^ ämbai ffiiJätwTM ' •
' Pol hödie altera iam 6it dt^torua ecrto ehU '"* *'
•v*^ 'slKid^UniulH'/ ifißi9iröj-'&^l intuenfdr» •• ^ •'■
i; ■.RepiSrMniiir'fnlrov sMh^.: /Üco ämhueü''^ - '....-■' -^^
ihu8 dicflw bei eihsylblgcn Wortem am Meist^ttsich findet^ liegt
inder Ni^tur. derSacliel- Auch Wörter^, welche mit r scliUesiscni
Biiid liäuiig in diesem Falle. So Cistell. IVy fls^8. '
Loca hdeo^cireitör eJfeidit mL Mi homin^ymi
SpcctätorcH fdciie indiciüm si quis vidit.
Wir wollcndie Bcis|Rele nicht häufen, >veil wir die Sache als un->
bezweifelt betrachten. ^ < . -. '
MerkwiirdKf^r »ber als alles diess ist, >^a der Herausgeber
60 viele ungewöluiliche Ziu/amfticnzichiingoo znlisst^ 'dass er nicht
geseheii, «u<;h ot'fs tinterliege dieser ttegel, wie navisiknä viele
andere. Dkher schreibt or V, i, 4«
obwohl die Codd. das allein Richtige geben:
Qui» kdi Ave- övin adigit-; ' '
wo ot)is:«hteylb!g zu lesen: 'ist Der ganze Anfluig derSc«M Ist
dennoch so zuschreiben: '*'•■•
Umi- (Qiiiflr s6nit\i uc iumiiUM iaM6 nomwdt ii«m#i i
/' Medtquepiltaiaddii? •
2V{«- Ego dique hio. Ba. Quid h6c est ncgdtif Nom, tnndbOf ' ' *
' Quis hÜB huc <$t>is adigitf"
Die Codd: Fall, haben mit den Ausgaben übereinstimmend: mf-
mine umnüiatme. In diesem nomine^ welches der TlerauKg» in
No; 2 in- Kl^^mcm eingeschlossen, steckt nichts als ntinc^ vrtU
chcs geschrieben Tic die Teraiilasstmg zu der KutziiTcrung nomine
gab, da nu/tc als Abbreviatur Sc , mit einer Unie" oben geschrieben
wird. So bedeiitungslos auch hier /m/icist; so wftgcich es doch
nicht zu streichen, da es nicht \\idcrsinnig steht und da die llc-
defüile desnautus, die Umgangssprache nachahmend, sehr oft
mit solchen Partikeln sidi schmückt, die man allenfalls auch eiif^^
bclireii korhitb. 31e ^vird nicht elldirt, oris, wie wir bereits ge-'
sagt, ist einsjibig zu lesen. So erhält auch' diese Stelle iliren
Tollendcten Rhythmus , wenn man die Lesart der üandschriflen
mit Umsicht und KenntnisS des Metrums und der Frosodic bc*
nntzt/M'as der Ilerausg. nicht oft gethan hat.
I^ie OrUwgraphic anlangend, so \\9X det Weniusg. in beiden
Ati9ffatfca Biet mcb der Schreibart ist CoäA. Vdi. g«»«^v^t^ h^q-
dtirdi sich' dieselbe sehr buiit gtaiAtet Das 8 fara^cögfcoiti hat
d«r.IIeraiis^;' JQ .Nb« 1 mar .di^ wo'dieCodd. dasselbe hab^n^odfct
Spuren* däTbn. Ih No.<.2 steht es überall^ wo in den Acctisativeii
und Ablat. von ego ubd tu- der Hiatns vermieden werden sell^ be-^-
schränkt sich a^o auf diei Fctormen mediana ted, Archaismell
sind^ nur nach Zeugnissen, der .C«dd. Pa^. bdlbehaiten. Druck und
Papier sind ^t; DruckJGcidel* inr unsere Zeiiy.-wo so fclileiWi
fednitkt wird, weni^e^ im^ iSmen aber immey noch 2u tiel^, 'di^
der Herausg; b6i weitem nichtiialie nachgetm^en hat.
Nr. 111. la einer scheniiaften Dedicatiousschrift^ welche wt^
gleich üls Vorrede dient y au deA\ Oberappeiiationsrath BluiW^
und seinen Coiiegen Classen^ lässt der Herausg. den Epid%€u$
mittels einer Parabase auftretenimd darin seine Absicht und sei^
non Plan kund thun. Der Ilei^nsgeber wünscht Zufolge dieser aii
die liectores Gfymnasiorum gerichteten Parabase^ dass diese Auff-*
gäbe dazu dienen möge^ den Epidicus in den Gymnasien z« le-^
sen. Zu diesem Zwecke hat def Herausgeber keine erklärenden
Noten beigefügt, sondern nur die Lesarten des Vetus Codex Ca^^
merarii^ so weit sie you Pareus in der obengenannten Ausgabe
(NeapoIlNcmctumlin 9) angemerkt^ unter dem Texte aufgeführt^
wenu sie nämlich nicht selbst iki den Text aufgenommen worden^
was geschehen ist, so oft der V, C. das wahrscheinlich Richtige^
oder wenigstens diplomatisch Slchti^i^te . bait^.- Ist diese* Auf-
nahme erfolgt; so ist die Lesart der Vulgata^ d. h. der Grono>i-*
lachen Ausgabe unter dem Texte aufgeführt worden , wobei auch
auf Verb esserungs vorschlage neuerer Kritiker, z. B. Boihes llück-
sicht genommen word^i-.ist. ImTe:xte selbst hat der Ilerausg.
oft seine eigenen Conjecturen drucken lai^sen , jedoch mit Cprsi^ -
Schrift, wobei auch muthmassliche Lücken ausgefüllt MÜrden,
Hierbei behauptet der Herausg. sich besonders gehütet zu haben,
um des Metrums willen etwas ünerwiescnes in den Text zu neh-
men; was jedoch nicht ganz erfüllt worden, auch gar nicht richtig
ist, da das Metrum oft der einzige Anzeiger der richtigen Lesart
ist und zu sicherer Verbesserung führt. Ferner li.at er der Ac-
cente sich bedient, aber sie nicht, mIc Jtüachl auf die Arsen
jedes Versgliedes gesetzt, sondern dipodieenweise ange\\ endet.
Den Hiatus hat er durch einen kleinen Querstrich angedeutet, und
die Zusaramenziehnng zweier Sylben durch einen Apostroph be-
merklich gemacht.
Was der Herausgeber so in der Vorrede verkündet , hat er
grösstentheils geleistet. Auch ihm war übrigens darum zu thun,
die Lesarten des V. C. zu reprasentlren und davon nur soviel zu
ändern, duss man die Verse allenfalls scandiren könnte und so^
namentlich die lieben tirones, wenn das Büchlein in Prima ge-
braucht würde, nicht allzuviel Anstoss beim Scandiren und allen-
falls einen Sinn fänden. Wir müssen daher diese Bemühungen
eben so verurtheilen als die des Herausgeber» tou ^A und IL
IM B>&Mlf^».fLli«bntvü
Penn wo Ui die Grendel bt .donul* vertftattef, an ümTakei
friejba die besten dipIonuitischeB Quellen darbieten,. .sn-Verih«
dem; no igt tucb die Pfliriit'gebotcn|. deaTeU möf liehst. g:enaa
nach bestem kriti^fchenEraieaaen anf «eine; Authenticität snrfidc-
wrübren. Auch Herr Jacob, hat Vieles stehen gelassen, was
eben. so sehr dec.YeAelsenin^ bedurfte, als was er verbes^Hrt;
illid^res hat er '^elbd^ri, wo di« HaMschrift das Hiohti^e hat
9iid.d4' er die Verse durch Beseichflun^. gemessen; so: hat er
seine metrischen Kenntnisse an den TaJ^ kgen und über Manchca
e^H^liciden miissen , worüber noch nidit entschieden ist, wobei
#r auch über Manches faUch entschieden hat, was bereits besser
entscliieden ht. Es giebt hier keinen Mittelweg. Entweder
mau mass die Quellen wiktlich und buchstäblich genau abdrucken
lassen und die Vorschläge zu Verbesserungen blos in den >'oten
erwähnen ; oder man muss Tersnchen mit Aufbietung aller kriti-«
sehen Kunst nach bestem Glauben und Wissen den Text auf das
muthmaüsiJchc Original zurückzuführen. Wie es die Herausgeber
vorliegender Werke gemacht haben , besitzen wir einen Text von
welchem Heine Urheber schon im Voraus gestehen, dass er inter-
polirt HüU und zwar von ihnen selbst nach Kräften^ womit weder
der lieben. Jugend noch den Philologen vom Fache etwas gedient
pein. kann. , .
Ii I9 3. Der Herausg. hat sich in der Vorrede sehr vermes-
sen, da»s er den von der Handschrift beglaubigten Text des Me-
trums wegen nicht geändert habe. Aber gleich in den ersten
Vcr«en des Stückes hat er dagegen gefehlt. ' Der V. C. giebt
folgende treuliche Lesarten , welche die besten Verse bilden :
' Kp. Ccrle öculh üteris. Th. Salve, Ep.'Di dent qua6 velia,
" ' , ycnirc sdlüom gaüde^, Th» Quid c^terum?
",f ^P- Quod eo ('moUi, Cend tibi ddbitur. Th, Spöndeo^
lup. Quid? Th. Me dccepiürum^ at ddbls. Quid tu? j4gis
Ut vdis? Th, Exömplüm adcst. Ep» Addssc intclligo,
TUigc !
Corpuivnlior vidvre, atque dgiUör, Th. Iluic grdtia.
Hier hat der Herausg. zweierlei sich zu Schulden kommen las-
sen. Ailessa hat er ausgestrichen, nach einem Einfall von Pal-
merius Spicil. ]>. 8.>, wodurch mit Hinzufügung von Euge ein
iamhisdicr katalcktischcr Tetrameter oder Septenarius entstanden
i«t, der gar nicht in diese Verse herein gehört und ganz fremd
dahiielit :
Quid tu? agia üt velia. Exemplum adcst Intäligo, Eüge,
Zweitens hat er für agilio?' gesetzt hahilior nach einer Lesart,-
welche Lipsiua e codice llovcriano anführt. Diess kann weiter
nichts sein als eine Conjectur, die gar nicht nöthig ist, da jenes
agilior einen vortrefflichen Sinn giebt und hahilior von corpa-
lentior wenig verschieden sein kann. Diess Alles steht offenbar
Plana SpidUciM, ^. Jaeabb 161
im Widerspruche mit den Grundsfitsen, die der Herausg. in der
Vorrede aufgestellt
I^ 1) 17. Der V. C. hat: ut Uli respondi probe. Die ge-
wöhnliche Lesart ist: ut illa respondeae probe. DerHerausg.
schreibt: Utile respoode. Th, Probe, Der Fersonenwedisel
ist von CamerariuS'^in^^vihtt worden. Wer sieht nichts dass es
heissen muss : Ad illa rdsponde. Th, Probe. Wie oft ad, uty
at bei.Flautus Terwechselt sei^ findet man nur dann wahrschein-
lich und glaublich, wenn man sich dei'Cursiv- Schrift erinnert,
von der wir im Eingange zu dieser Recension gesprochen haben.
Utile ist. eine höchst unglückliche Interpolation.
I^ I, 59* Die vom Herausg. angenommene Verbesserung
hat unseren Beifall. Die Vulgata giebt :
^rrepidasf Epidice; ita voUutn tuum videoi videte commetuüise
■Hie me absente inte, lüiqidd malt»
Der V. C. hat voltum tuum videor viderey-Aßc Herausg. verbes-
sert ita voliu tuo.videre commeruisHe. Indess so wichtig diese
Aenderung ist; so war doch noch übrig, .dieselbe auch mit dem
Versmasse in Einklang zu bringen. Der erste, der obigen Verse
-bildet nämlich einen Kataiektikus, der in dieser Verbindung un-
stattliaft und durch die ieichteste Veränderung der Versanord-
nung zu heben war:
Servam . hominem ; ^ä Sfipientiast,
Th, Nescioj ^depoly quid tu timidm 43* Ttepidas, Epidieefila iuo
VoUü videre commenässe. hie me ähsente in ie aliqiäd mali*
Ep. Potin üi moU^us nd sidsi Th. Abeo, Ep, Mta, abire nön ainam*
IKerauf beginnen Bacchische Rhythmen. So gewinnen wir dur,ch
eine geringe Veränderung in der Anordnung fortgehenden iambi-
scheu Rliythmus ohne störende Unterbrechung eines Trochäi-
sclien Schlusses, welcher in der Mitte dieser Rhythmen als man-
gelhaft erscheint.
I, 1, 89. ^icht praecdve ist zu accentuiren, noch est listitd
hier 'zu schreiben, sondern der Vers ist so zu scandiren s
At enim praecave; nihil est istud. Pläne hoc cörruptümst caput,
Ptaecave ist kein Dactylus, sondern bildet einen Spondeus , wie
Asin.IlI, 3, 25 Verbüm cave fdsis verber o^ wo cave einsylbig
ist Der Verf. von Nr. IV will hier lesen : At enim tu cave*
I, 1, 92. Unerhört Ist solebas zweisylbig, welches sHebaa
klingen würde. Der Vers muss gelesen werden s
Tu quldem antehuc ßliis aoUbas ddre consHia mtUua.
Bedurfte die Structur des ersten Versgliedes eines Beweises 5 so
stehen unzählige zu Gebote; nur einige: Merc, I, 2^ 64«
Tu quidem ex 6re ordtiönem mi eripis. taceo, tace»
Asinar. IV, 2, 8. 9-
Jam qutdem hercle ad illam hinc ibo, qtuim tu propedienii
J^isi quidem xlla ante öceupdssit to, ^ffUgda scio —
Curcul. II, 1, 55.
N. Jakrb, f. FkU, u. Paed^oä, KrU, BiH. Bd. XIX. Bft, 3. 11
in BomUelie Litteratsr.
Si qvidem hereU mihi Hgntum ddlnr^ nitnquam id fdtius penequar.
Cas. V, 4, 17.
Te quidem oppr^inissfH, Feei igo iiiaee d/cto, quae voi dkii%9, -
I, 2, 4h Die hier befindliche Lücke, weiche nnr die Buch-
stabentrummer elo zur Ausfuliun^ darbietet, und von den Gelehr-
ten mannigfaltige Versuche erfahren hat, jedoch mit geringem
Erfolge, füllt der Herausgeber also aas :
Vndt Ivbti; nam ni ante tolem oeeasum r6^ ?lm ra^v^ioy«
Dass ein Griechisches Wort hier gestanden habe, lisst sich kaum
bezweifeln; aber sicher nicht TagyvQioVy ein Päon. I., weicher
hier nicht stehen darf, da Plautus auch in den griech. Wörtern
die Regeln seiner Prosodie und Metrik beobachtet. Vielleicht
htess die Stelle so t
ündetvh^; nam ni ante sdlem oeedsmn t^v^' ^Xcsq SIok
Vor den Buchstaben elo befindet sich ein leerer Raum von drei
oder vier Buchstaben in dem Cod. Vet., welcher so ausgefüllt
sich recht gut und gefügig ausnimmt. Die Erscheinung, dass
ahnlich lautende Wörter einander verdrängt, gehört la den ge*
wohnlichsten im Te;xte des Piautus.
II, 2, 28. Fühlte sich der Herausg. veranlasst, die Lticken
SU erganzen, so hätte er nicht mit Bothen den Rhythmus stören
sollen. Er Hess drucken.
A legione omnh remissi sunt domum TkMi* Siefaehuiui
Epidice?
Die Vulgatahat: quia hoc Seit factum* Der Herausg. Jiat nach
Bothes Vorgang Epidice Iiinzagefugt. Der V. C. giebt Seit
factum ohne quis hoc. Quis aber ist eine treffliche Vermuthnng,
welche durch das Folgende: Ego ita factum eate dico eine
wichtige Bestätigung erhKlt. Wir schlagen folgende Verbesse-
rung vor:^
A legi&ne omniB rewiati sunt domum Th^bism Qui$ iia ait
Factum?
Wir gründen diese Verbesserung auf paläographiscfae Erfahrun-
gen, weiche hier nicht weiter ausgekramt werden sollen.
11, 2, 44. Der Vers muss ein catalecticus sein; folglich
kann folgende Form nicht die richtige sein :
At tributns quum (mperaUu ^st^ negant pendi pötesse*
Der Schluss ist zu schreiben pendi pote. Eben so müssen fol-
gende Stellen emendh*t werden: Men. IV, 2, 41. AuluL II, 4, 30.
II, 2, SO. Der Herausg. schreibt:
Cümalüe aut plumdtile^ cerinum aüt gerrinwn gerrtU merae!
Die Vulgata hat cerinum aUt melinum. gerrae maxumae^ womit
der V. C. übereinstimmt, ausser dass dieser gartinfift (nicht gae-
rinum) aut gerrinum hat. Es ist zu schreiben:
Cumaiile aut plumatiUy cerinum^ gerrinum^ gerrae masumae,
U, 2, 71. Hier giebt die Vulgata :
Haee ijo aie6at; Ue awdivi$ie ab «e» of^ue ab epMoIa.
Plaod fipidicut, ed. Jacob. ]6S
Der V. C. hat ofidfvisse ae üb se ab ephtoUt, und dai zweite ab
vor epistola ist ron spaterer Hand in atque Terwandelt worden,
daher die Yul^ata. Der Heraus^, sehreibt : audiviase aba ea ab
epiatola. Die Form aba Tor dem Vocai ist eine Erfindnnf;: des
Herausgebers; sie kommt nirgends erweislich ron Das Rich-
tige ist: i '
i3a^c sie diehät^ ne ailkdivisae edmpae ah epistoJa.
n, 2> IS. Der Herausg. bezeichnet vallidi als Anapäst, was
ganz unzulässig ist. Es ist zu schreiben t cälidi^ cönducibüia
cönaili. Calidum consilium ist ein so haußg vorkommender Aus-
druck, dass man nicht einsieht, wie der Herausg. nicht sogleich
auf ihn fallen musste, da der Zusammenhang ihn so gebieterisch
verlangt. Vergl. V. 101 dieser Scene. Einen im Eifer und
Drang des Handelns erfundenen Anschlag verlangt der gleich
darauffolgende Vers.
I^ 2, 99. Folgende Form des Hiatus halt der Herausgeber
für zulässig:
1dm — igitur — amdia — ei erit örnnti con8ultdtio.
Nur lam ist als Kürze zu betrachten und ohne Ellsion zu lassen.
Aber für erit muss fiterit gelesen werden. Die ultima von igilur ist so
häufig lang, dass der Herausg. nicht darauf aufmerksam zu ma-
chen brauchte. Eine sonderbare Begriindung des vom Herausg.
hier zugelassenen sonderbaren Hiatus befindet sich in der Anmerk.:
Crebro hiatu alte meditabundi oratio haerena videtur depingi
actione iuvanda. Davon ist kein Wort ^ahr. Die Meditation
ist längst vorüber, denn der ganze Plan ist im Obigen sehr rasch
erklärt worden. Hier ist nur vom Erfolg de'sselben die Rede.
11, 2, 102. 107.' Wer nicht weiss, dass auspteio bei Plautus
und Terenz nicht anders als mit langer Antepenultima vorkommt,
sollte kein Editor des Plaut gs sein wollen. Aus solcher Unkennt-
niss kann dem Plautus kein Heil erwachsen. Der Herausg. schreibt
und scandirt:
1(12. P. Rem Mrele loquere. Ep. Et ripperi^ haec te qui^ abictdai
BÜspicio.
107. N^ qua — 6h tarn güapicionem difficuUas ^veniat
Man wiirde diess für einen Druckfehler halten, wenn dasselbe
Wort nicht mit eben dieser Messung zum dritten Male weiter
unten lY, 2, 53 vorkäme, wo der Irrthum zu einer wahrhaft fabel-
haften und lächerlichen Entstellung des Verses geführt hat:
Tuüsservös, P. Quid cöncidit? M. Sic hüft)ncio est.
Sollte man meinen , dass Jemand , der nur ein Stück vom Plautus
gelesen, so scandirdn könne, namentlich da conctdit den Weg so
offen nachwiess? In den Anmerkk. zu dieser letzten Stelle sagt
der Herausg.: Poat Mi (jnilitem) raauraeat^ quasi mihi fuia-'
aet; quod fortaaae addendum. Es ist also keinZweifd, dass
er eigentlich so gelesen haben wollte :
TtifM s4rvo9, P. Quid cöncidit. Ed. Mi sie »üspicio est.
Das ist denn doch nicht zu entschuldigen« Ist es wohl noch nd«
11*
164 Bo Ulis die Litte Tatar.
thig, die richtige Lesung dieser Verse nachzuweisen? Wenn sol-
che Unkenntniss zur Schau getragen wird^ allerdings; mau muss
da den Schulmeister machen :
102. P. Rem hircle loquere. Ep. Et rdpperi^ hadc te qui dbsceddt
susplcio^
107. iV^ qua ob eäm nusptcionem difficultas eveniät,
IV, 2, 53. Tuu8 8^rvo8. P. Quid concidit? Mi, Sic susptciosU
Wir gestehen, dass solche Fehler nach Unserer Meinung kaum zu
verzeihen sind und wir sie wenigstens hei eiiiem Herausg. des
Piautus nicht erwartet hätten.
IT, 2, 121. Es thut uns leid, das ehen geendigte Lied von
Neuem anstimmen zu müssen. Der Herausg. weiss leider nichts
dass das alte Verbum betere die erste Sylbe lang hat. Er schreibt
und^scandirt so:
Epidict eo veni, Ep. Ne — ähitas, priüsqvam ego dd ie vdnero.
Durch den kleinen Querstrich nach ?ie pflegt er nämlich den Hia-
tus anzudeuten ; isr hat also unbezweilelt abitas für einen Ana-
päst gehalten. Es ist kaum glaublich, besonders da weitet ttnten
IV, 2, 1 ganz richtig steht :
Cave praiter hilas tillas a4disy quin roges»
II, 2i 118. Wir haben hier einen metrischen Schnitzer
übersehen , der ernstlich zu rügen ist Hier schreibt der Her-
ausgeber.
Gl6rio8U9, Hie emei illam dd ie et dabit aurüm, Iubvas,
Damit nun jakein Zweifel über den Irrthum obwalte, macht er
ganz unbefangen in der Note die Bemerkung: lub.eas; idem-
que omnes Pall. ei ed, princ. Superscripsit recens manus V,
Codici: lubens* ' Sed istud 'j^y^ixcitsgov. Jene recens manus,
verehrter Herr Herausg., war eine docta maTtus, welche die Sache
besser verstand , als Sie, Hätten Sie ihr doch etwas zugetraut!
Umgekehrt steht unten IV, 1, 17 im V* C. lubens^ wo die Vulgata
iubeas ganz richtig hat, der Herausg. aber der schlechteren
Handschr. uml der Ed. princ. folgend , ganz gegen seine Grund-
sätze iubes schreibt.
III , 1 . Diese ganze Scene ist vom Herausg. aus Unkunde
der metrischen Gesetze fälschlich angeordnet und deshalb auch
einige falsche Lesarten stehen geblieben, auch geändert, wo nichts
/ • zu ändern war. '
Expectando dxedor miser atque exititeros^
Quömodo mi Epidici dieta blanda dveniant*
JSimis diu mäceror; sitne quid ndc ne sif,
Scire cupiu» Chaer, Per illdm tibicöpiam,
5. Copiam ^
Tibi pardre aliäm licet,
Sdvi equidettt in principio tllico nulläm tibi
^ Esse in illo cupiam,
S i r. Interii , herclcy ego ! Ckaer, AbsArde /am, qui angas
10. Tc anifiM, Str. Si herde egoMUm ««nel pr«Riiero / .
Plaüti Epidicns, ed. Jacob, 165
Chaer, 'S'&nquam irridire nos illum intdtüm sinam
Servom hominem.
Str. ^Quidittum fäcere vt«, qui, tibi quoi dlvitiaö domi mdxumaey
h habes nümmum nullum, nee soddli tuo in te cöpiast.
15. Chaer. Si berde hdbeam^ pöllicedr lub^ns; verum äliquid, üUqwt
aliquo modo,
AUcünde , ab dliqui, aliqud tibi spes est, m4cum förtundm fore{^
Str, Va4iibi m&ricidae^ homo! Chaer. Qui tibi lubety mihi möie
loqui?
Str. Quippe tu mt dliquid, dUquo mödoj alici&nde, ah uliquihus blatiSj
Quod nusquamst, n^e ego id inmitto in auris meas;
ISO« Ndc mihi plus adiumMi ades, quam lUe, qui
Nüsqüam etiam natu» est.
Die Verse sind Kretische. Zuerst Tier tetrametri, dann ein mo-
nometer; sodann folgt ein trochaicus dimeter catalecticus , dann
wieder ein Creticiis tetvameter; der 8. V. wieder ein trochaicus
dimeter cataiecticus als Clausel. 9* 10. 11* 12 sind wieder Cre-
tici; 13 und 14 Trochäen; 15 und 16 lamben; 17 und 18 Tro-
chäen; 19,20^ 21. Cretfbi, zumSchluss ein dimeter. Nur tri den
drei ersten dieser Verse stimmt der Heraus^^ mit uns iiberein.
Im 7. V. lässt er willkiihrlich tibi weg , weil es zu dem von ihm
erfundenen lambus nicht passt. Im 11. V. haben alle Handschrif-
ten nunquam , woraus der Herausg. Num macht und das Frage-«
zeichen an das Ende setzt. Im 16. V^ schreibt er ape^ 'st und
mecum fore fortunam ^ obgleich der V. C. giebt/ore mecumfor^
iunam.^ eine Stellung, welche beibehalten werden musste , wenn
einmal ein unpassender Vers stehen bleiben sollte. Im V. 18
schreibt er blattts quod nusquam est und macht die ganze Zeile
Ton Quippe his nusquamst gewaltsam zu einem trochaicus tetra-t
npiet^r. Ber V* C. giebt latisy in murine latros ; der Herausg.
schreibt also ganz grupdios blaitis., dessen Penultima nie lang ge-
funden wird, deshalb auch nicht mit tt geschrieben werden kann«
Vergl. Amphitr. II, 1, 79. Cure. III, 82, Noch ist zu bemerken,
dass der Herausg. t. 12 qui tibi ^ quoi schreibt, wofür qui.^ tibi
quoi zu interpvingiren wan Die Personenveränderung, nach wel-
cher der Herausg. v. 11 dem Chäribulus zuschrieb, ist über al
lem Zweifel.
III, 2, 7. Auch dieser Vers ist prosodisch unrichtig ;
Jüt importem in coloniam hvnc nunc aüspido canmedlum.
Nunc ist zu tilgen, wie so oft :
Ut importem in coloniam h&nc attapicio cönmedtum.
IV, 1 (in den. frijheren Ausg. III, 3*. Der Herausg. hat hier
eine Verb* in der Bezeichnung der Acte angebracht.). Hier fehlt
das Personenzeicheu jipoecides., Femer lieset der V. C<
A p. pocte et sapienter diois. Num nimia potest*
Pudhitiam quisquam suao aeroare filiae^
Die Vulgata tat Non für Num. Nach dicis steht im V. O. ei^e
liücke von etwa einem Worte. Der Herausg. ändert hier nicht,
/
166 Bimische Liftfteraftnr.
sondern setzt im folgenden Verse qiM far quisquam nach Bent-
leys Vorschlag. Die Frage ist hier unzulässig; nimia kann mcht
stehen, theils weil Plautus hier gewiss gesagt haben würde it»-
mium ^ aus riiythmischen Griinden , theils weil nimis gewöhnlich
einsilbig ist. Die Stelle wird so heissen müssen :
j4 p. Docte it sapienter dici8, Nutuiuam ninu$ potest
Pudörefß quhquam suai iervare fiUae,
Einigemal ist in (lern Texte des Plautus pudorem zu schreiben,
wo jetzt pudicitißtn steht.
IV, 2 (in, 40 26. Der Codex Vetus hat:
Molegtum non ut, P. iVisi dicts, quid velis.
Der V« C. hat das Zeichen der Lücke nach velis ; der Herausg.
nisi tudicis; es ist unbezweifelt, dass zu schreiben: nisi aidicis.
Ple angedeutete Lücke am Ende des Verses bezieht sich auf den
folgenden Vers, welcher jetzt so gelesen ¥drd :
Mihi iüam ut irdmiiids^ arg^tum dccfpin».
So schreibt und scandirt der Herausg. und keine Zeile belehrt uns
über Riesen räthselhaften Rhythmus. Es ist klar, dass er keine
Ahnimg hattß yon d^r Mangelhaftigkeit« dieser Prosodie. Wer
sieht nicht, dass n|ai| schreiben müsse :
Mi iUam üt tvamitta», ärgenium dccipioa licet.
Dieses licet in derselben Gonstniction ist nicht nur unzählige
Male bei Plautus vorhanden, sondern auch oft am Schlüsse d^
Verses ausgefallen.
IV, 2 (III, 4) 33. Ein seltener Fall kommt hier Tor, dass
der Herausg. seine mangelhaften, unbedachten Einfalle nicht in
den Text genommen.
Tuas posaidebit faxo muUer fertas.
Mque tfa, profeeto ut eam ex hoc exonerei agro.
Der Herausg. verbessert, ohne Rücksicht auf frühere ErkUrungen
und Verbesserungen zu nehmen, zum Theil nach seines Coli«
Classen Angabe;
Tuas praenidehit faxo mulier feria$,
Aiq'^e ita profedo ut eam ex hoe exonere$ agro.
Zweierlei hat hier der Herausg. übersehen, erstlich, dass praesl--
dere nur mit dem Dativ verbunden werden kann (nur bei Tacitua
in anderer Bedeutung mit dem Acc.) ; sodann dass faxo eine
Versicherung enthält, die gar nicht Grund li'ätte und statt finden
könnte^ wenn weiter nichts gesagt würde, als tui8 sacris praee^
riL Tuaa ferias posaidebit ist nichts anders als te possidebü^
da nun eigentlich gesagt werden sollte: tu eam possidebis; sa
enthält der Satz te posaidebit eine starke Behauptung, welche
durch ein dazwischen gestelltes: ich stehe dir dafür ^ motivirt
wird. Dann enthält der folgende Vers diesen Sinn: „Und unter
der Bedingung sollst du sie haben , dass da dieses Land von ihr
befreiest.^' So scheint die Stelle keiner Aenderung zu bedürfen^
Die Richtigkeit dieser Ansicht beweiset das folgende; istis hgi-
buM habeaa licet*
IV, 2 (m, 4)) 57« Der IIeniiiB|^. hindelt wieder eimmd ge-
^en seinen eigenen Grundsatz, die Lesart des \*-& getreulich
beizubehalten« Man lese so:
Euge!
Frugi 4t f f^iltee, finigi iomo*t.
So haben die Handschriften, ausser dass es taach dem zweiten
frugi steht. Der Herausg, schreibt :
Enge firmgi^ Epidiee^ frugt et.
Mit Weglassung von homo*s und halt diesen troch. Vers für rich-
tig mitten unter iamhisehen Senaren* Er weicht also von dem
überlieferten Texte ab, bloss um seiner man|eUiaften metrischen
Kenntnisse willen.
IV, 2 (III, 4,) «9. Der V. C. glebt:
Po9tfutna uherta €9i
Uhi kabHet dmm^ niefirt« tch.
F. Eho ani .•«... qms eam UberaveriU
Es ist merkwürdig zu sehn, wie diese Lücke vom Herausgeber
ausgefüllt wird, ^nn ist zwar die Ausfüllung Ton Lücken eine
höchst willkührliche Sache. Aber wenn es geschieht, muss es
doch mit eim'ger Wahrscheinlichkeit geschehen. Der Herausg.
schreibt:
Fffftmumi liSbera est,
Ubi hdUntet dimr, meert6 Meto. P. Eho ain lib^ram ?
Poter^ne aniltre, 911^ eam Ubtrdoerit.
Einer früheren Verbesserung verdankt man libera est fSr uberta
est. Alles Uebrige ist nicht Plautinisch, am wenigsten das Lächer-
liche poterone oudire; (welches in Plautinischer Sprache heissen
musKte: PotM ut audiam.) besonders da folgt: Volu scire^ st
seis^ Unbezweifelt ist zu schreiben:
PM^ptam lAermt
übt hdbitet mine dum üla, n&n eerid tetb,
1 P. Ehö! AM on n6n oft, 91^ eam liberdüerit?
Nmno dum ist so häufig im Plautus verschriebeQ worden, dass es
Jetzt Bur eim*ge Male zu finden ist, aber öfter gestanden hat. Die
B kuter Ihnlichen^ 2lägen geschriebenen Worte ain an uon e^
weldliB der Abschreiber nicät enträthseln konnte, haben ihn zur
Jkliakssnng Termocht,
4. >lbid« 8L Nicht übel verbessert der Herausg, die Worte:
fvl fii imUü posiiuB nttn sententiis durch: quiiol potitua sum
mmieniiia. Allein iantia darf nicht verludert werden. Daher ist
zu schreiben: Quid nunc? gut tdniis^ pötitus siim aenteiUiia;
näiplich./io/tVtis mit ksarzer Penultima^ Mit diesem Verse steht in
Verbindung der nächst folgende, so dass beide nur diurch ein
Koauna zu trennen sindi-
Quid uüne? Qtu irntja pdfrtiit tdm tent<fiili<t,
Eumnn 4gQ nnam. impune? tmo etjdmtt dlterum oett.
Diesen letzteren Venr htt der Herausgeber ganz (eUerhaft so
scandirt:
E&mme egd ttaam (»qffSme? Jme dtiamd dftrrurf,
IV, S (1,) 1. Zu dka merkwürdigsten. Irrthuinec»^ die der
168 Römfscbe Litfteratvr,
Heraus^, bei dieser Aus^. rieh hat zn Schulden kommen lassen^
gebort die metrische Anordnang dieser Scene. Statt eines Ana-
päst läs8t er ruhig einen Tribrachys stehen; das Wort multiples
gilt ihm für einen Anapäst, und die Verse werden gegen alle Re-
gel der Aussprache scandirt. Der Anfang muss so gelesen
werden :
1 Ph, Sl quid est hqmni ^miseridrum y qv6d miier6acat miner ex dnimo
Id egQ es^4rior»
Quoi multa unum in locum cönfluuntj quß6 mcum
Piktus pulsänt simvL
ft Multiplex me a^rumna exircitam habet,
Paup^rtas^ ^ pav&r territdt ^^entem inimi.
Neque übi medi »pes cönlocdm habeo üuquam münitüm locum;
IIa gnäta mea höstiAtMt potita, ZV^^e nunc^ übi sitj n^cio.
Pßf Qui8 illaec mülier^ timido pdctore piregre advMena , quac ipsa^e
10 Miserdtur. PJ^, In his mihi dictua ist lods habitdre Pdriphanes,
P e. Me nomindt haec ; crddo ego Uli höspitio Ü8us med venit. '
Ph, P^rveUm mercidem dare» qui tnönstret mi höminem aut M
häbitet,
P e, Nöscito ego hdnc. Nam videor n4scio übi vidisse mihi ptiuSm
IfHne ea? Annon est,, quam dnimus retür meus?
15 Ph, Di boni viiitavi hünc hominem dntidhac,
P e« Cirto easti qudm memini cQmprimere in Epidauru paupirculam»
Ph» Plane hie ille est, qui in Epidaüro primu8 Pudicitidm mihi
P^ptdit, Pe, Quai med comprissu peperit fUiam, domi
Qudm nunc hdbeo, Ph^ Quid ei adeam? Pe, Haüd scio, ä»
congtediar; n' haic ea$U '
20 Ph, Sin est ishomo, eicul dnni mülii mi dubidm danunt» —
Pe. L6niga diia meum incirtat dnimum\ sin eastj quam incerfo
aütumo^
ndne congridiar dstu Ph, Mülieltris mi adhibenda fOßaUtu '
Die zwei ersteh Zeilen, welche bei dein Herausg. in flrei get
sind, hat derselbe gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegiSDj 1
Regeln Plautinischer Rhythmik zu AnapSsten gemacht: ' 'Y^
Siguid est homini misiriarum .'-'*.' ''••'.,
* ' , .•»^»»■- - ■ >t
Quodmiserescdt mtsef ix animo^ * '-' ''
Id ego ixperior, .. ^^.
Die SS ist schon deshalb unbczweifelt fälsch^ weil im ersten V. ein
Tribrachys statt des Anapästen steht. Die beideft folgenden'Zei-
|en sind bei dem Verf. ?wei dreigliedrige KretikeJT* Weit schö-
ner und der Metrik des Plantus angemessener theilt man sie in
einen Tetrameter und einen Dimeter. Die folgende Zeile, hier
bei uns die fünfte, hält der Herausg. für einen Anapaesticus i^e-^
trameterujtd scandirt sq:
Multiplex aertimna me exircitum hdbit; : '" .
wobei hoch der Druckfehler exercitum zu bemerken ist. Offen-
b^ ist der Vers OfepktHf tritnetery welcher dea Schluis 4es Sy-
Plant! Epidicns , ed. Jacob. 169
Sterns bildet^ in welchem Falle die Trunetrr nicht selten sind.
Der neunte Yers, bei dem Herausg. der 10, ist ihm ein Anapae-
sticus senarius , eine gansE unerhörte Form. Wenigstens müsste
so geschrieben werden:
Quia iüadc inu2t<fr timidö peciöre
Peregre ädveni^ns^
Quae ipaa so miaerätur.
Allein da der Accent der Worte: mulier ttmidö peciöre durchaus
fehlerhaft ist, und in dem Parömiakus ein unverbesserlicher lam-
bus stehen bleibt; so glauben wir, das Richtige in einer fortlau-
fenden Reihe Ton lambischen Rhythmen zu finden, wobei wir noch
den Vortheil gewinnen , im 10. Y. mihi richtiger zu stellen und
nicht gegen die Autorität der Handschriften habitare locis schrei-
ben zu müssen. Denn die Worte heissen in V. C. so: In his
dictua est locis habitare mihi Periphanes , woraus der Herausg.
folgenden Senar erzwungen hat :
In his dictust hahitäre locis mihi Periphanes;
welcher Yers in Wortstellung und Accent mangelhaft ist. Im
11. V. bei dem Verf. V. 18, hat der V. C. nebst nndeten^ hospitio
usus invenil ; der Herausg. schreibt evenit nach Lambin ; uns
scheint in aus in entstanden zu sein, weiches mihi und meo heis-
sen kann. Usus evenit mit dem Abi. kommt nicht vor und kann
kaum vorkommen. Im folgenden Y. hat die Yulgata euvi mihi
hominem. Der Y. C. scheint mihi nicht zu haben ; mihi oder mi
ist jedoch nöthi^er als eum und dieses scheint aus einer missver«
standenen Abbreviatur oder sonst entstanden zu sein.
Im 13. Y. (15) liest man gewöhnlich me vidisse prius ^ wie
^nch der Y. C. giebt. Der Herausg. versetzt des Yerses wegen
^vidisse me prius , bemerkt folglich nicht, dass man so gar nicht
sagen kann, da es videor mihi heissen muss. Ich glaube also dasa
> die Handschriften hi^r mi für me ursprünglich hatten, schreibe
aber mti^t, weil mi vor einem Consonauten beim Plautus selten
oder nie steht, sondern allezeit mihi. Im Y. 15 hat der C. Y.
nach visitavi eine Lücke von mehrern Buchstaben , Pareus sagt
quindecim vel aliquot viginti litterarumf der Herausg. ergänzt
hunc edepol sen^my weiches unwahrscheinlich ist, da selbst der
Rhythmus nicht berücksichtigt ist. Ich schreibe dafür hune ho-
minem^ welches wahrscheinlich im Urcodex so abbrevirt war,
Jic hm^ dass der Abschreiber nicht wusste, was er damit machen
sollte, und es folglich ausliess. Uj^e^haupt sind in der Mitte der
Yerse die meisten Auslassungen des Y. C. dadurch entstanden,
dass der Abschreiber nicht wusste, was er mit vielen ganz gleich
ftussehenden Buchstaben oder schweren Abbreviaturen anzufan-
gen habe, Y. 16 steht gewöhnlich: quam in Epidauro pan^
perculam memini comprimere ; die Umstellung forderte die Wie-
d^herstellung des Yerses, welcher in der alten Gestalt ein Yers
nicht genannt werden kann. Y. 17 steht nach Plane statt hie iUe
Folgendes: bici..ne^ woraus einige Aicctite gemacht haben, an-
lü BiBltclit hUietmimt.
dere im RtelUlge ^efondeii, wu der Hennf^. radi airfj^füMiiiniieo.
Aber ebenda«elbiit haben HtndMchr. und Ans^g^. fui mihi in Epi^
dauro; der Yen verlangt gebieterisch, dass mihi an das Ende
komme. V. 20 schreibt der Heraos^^. darU deviam^ obgiekh der
V. C. giebt: de übt an dortig woraus man schon lan^t das allein
Richti/^e dubiam danunt befanden hat Man bereift schwer,
wie der Heraus^, bei so entschiedener RIchtifkeit der Yerbesse-
mn^, die sogleich in die Augen springt, noch auf eine andere Con*
Jectur denken konnte. V. 21. Der Ilerausg. endet den Vers siis
ea ent incerto animo — Hanc und glaubt, diess sei ein richtiger
iambufcher ächluss. Hierzu kommt, dass eben inceriat animum
vorausging« Ausserdem hat er quam ausgelassen, welches alle
Ilandschr. haben uud das durchaus nöthig ist. Der Herausg.
will auch lieber Hem^ congrediar astu lesen, wogegen nichts
einzuwenden i^t, als dass die Lesart der Handschr. nicht geän-
dert werden darf um eines blossen Einfalls willen, üebrigena
Ist autumo eine treffende Besserung, welche verdient hätte , in
den Toit aufgenommen zu werden, da der Herausg. weit Schlech-
teres, ja solches aufgenommen hat , was er selbst kaum billigte
und nur setzte, um einen Sinn in sinnlose Stellen zu bringen.
IV, 4, 24. Auch dieser Yers zeugt von entschiedenem Man«
gel an prosodinchcr Kenntniss. Die erste Sylbe von pater und
seinen casibus obiiquis ist nur dann unter den Ictus zu stellen^
wenn sie dabei als Kürze gelten kann. Daher kann nicht stehen:
Pütrem mtf voedref vitam tüam ego intirimam, N&m ooco.
Vielmehr ist zu schreiben :
Mff patrdm votite eeh.
V9 ], 2. Gewöhnlich heisst es hier;
D/t^.que illam atiäücit^ quae. dmpta ex pradda eil.
Mit Recht sagt der Herausg. quod mihi audacius corrigi videtur.
Denn der V. C. hat quae est . • praeda mit Weglassung etnctein-»
zigcn Wortes. Dless glaubt der Herausg. so ergänzen m kön-
nen: quae eni maa praeda; und macht diess wahrscheinMdi dureli
Anfiihrung von V. 4. ^ wo steht : Nunc emm tu mea e$^ Diess
bt aber etwas ganz anderes und Stratippoclcs konnte unmöglich
so ohne Grund Jenes Mädchen seine Beute nennen* Es ist sicher
zu lesen : quao ent de praeda,
V, 1, 1H« Die Lücke dieses Verses hat der Herausg. so aus-
gefüllt, dass sein Mangel an tüchtiger Kenntniss der Prosodischen
Regeln bot Plautus an den Tag kommt* Nie hat Ptautus ao
sclirolbo«, können:
Kßtnt ? Umidiru teim l Signum picium piÜcre Meritm
BeNondem da diese Tonwidrigkeit so leicht zu vermeideB war.
Wer wird zweifeln, dass Ptautus so geschrieben habe 2
Mine ? contidwäto. Sip^um ptUcre pkium viderU,
Die Ooajunction eon wird in den Compositis so hiufig als Kürze
vom Plautus gebranoht, dass man an diesem Dactylua Seine eön
keinen Anstoss nehmen wird.
\
FlMiti Epiiiensy ed. JacpK 171
V) I) S4* Der^ Heraus;, scandirt falsch
Id remordtui quod Uta v6Unt;
Nach dem feststehenden Gebrauche des FUiutus muss man
scandiren:
ii remoräiu» qu6a Uta vSlvit;
womit whr nicht sagen wollen, dass die erste Sylbe Ton isie nie
lang gebraucht werde. .
Y, 1, 52. Ebenfalsch fehlerhaft gemessen :
Süppetida mihi e&m smr&refirre, Fdeile iituo erit.
Die ultima von istuc kann unter keiner Bedingung als Kürae ge-
hraucht werden.
Y^ 2, 10. Das doppelte plus^ von dem Herausg. wunderoar
genug verdoppelt, da die Handschr. nur eines haben, ist überflüs^
sig, und sogar fehlerhaft. Man scandire:
Duddecim dis plüs^ quam in codlo deörum *6t immortdlium.
Der Herausg. bemerkt in der Anmerk. hierzu: plus adieci^
qüod H versus et sententia postulare videbaiw. Der Satz ist
nichts als eine ganz gewöhnliche Verbindung zweier verschiede-
nen Sätze : Flures duodecim dis und Plus quam in coelo est
deorunu
V, 2, 17. Hern kann nur dann ohne Elision stehen , wenn
es in der Arsis steht und den Ictus hat, wobei es nur als Kürze
gilt. Daher muss in folgendem Yerse nicht hem^ sondern en
stehen. *
JV^e tibi iüppUcö; ^ineita vi$? en dsiendd manu».
So zeigen denn auch die hier gemachten Ausstellungen deut-
lich, dass auch der Herausg. von No. III die nöthigen Kenntnisse,
ohne welche man an die Bearbeitung eines Stückes vom Plautua
nicht denken sollte, nicht besitzt und dass er noch Ifinger die
Lectiire desPlautus fortsetzen muss, ehe er sich an diesen Schrift-
steiler wagen sollte. Zwar leugnen wir nicht , dass ITerr Jacob
in mehrern Stellen glücklich gewesen und das Rechte gefunden
hat; aber deren sind im Yerhältnisse nur wenige, die wenigsten,
wo es auf genaue Kenntniss der Plautinischen Prosodie und Me-
trik ankam. Ausser den von uns aufgeführten giebt es noch viele
andere, welche noch eine glücklichere Hand erwarten. So ist
zum Beispiel 1, 1, 9 duello für diu wenig befriedigend, vielleicht
wäre diuiine zu schreiben. III, 2, 21. Eam a danisla praesti^
narem ist eine starke Abweichung von der Lesart der Codd. JEa
tarn dornigst pelia oder pro Ula\ enthält auch eine Angabe, die
mit der Fabel des Gedichtes in Widerspruch steht, da das Mäd-
chen nicht vom Danista^ sondern vom leno zu kaufen war. lY,
4, 9 will der Herausg. schreiben: AHter vulpis caiuli longe
olenty aliler suis. Hierbei ist nur zu biemerken, dass beide Thiere
des Geruches wegen nicht im guten Gerüche stehen, daher fiir
wäpis wohl besser leanis oder leaenae^ beides zweisilbig zu
lesen, zu setzen sein dürfte, denn obwohl die jungen Löwen kaiun
gut riechen mögen; so ist doch der Name eines edlereu Tlueres
172 Romische Litteratnr«
zu setzen. Der bedeutenderen Druckfehler gieht es einige. Pag.
15 Z. 9 darf nicht habeo sondern habeö accentuirt sein. Pag. 24
Z. 16 muss der Anfang des Verses mit dem Personenzeichen Ep.
und in der Mitte das Wort Teneo mit St. bezeichnet werden.
Pag. 27 Z. 10 muss Tor dem Verse das Personenzeichen Ap,
stehen. Pag. 36 Z. 5 muss statt guttuta gelesen werden guttula.
Geringere Feliler, wie detereor für deterior^ Tace, für Face, wol-
len wir nicht erst erwälinen.
Fragen wir nun, wie sich die Verdienste beider Herausgeber,
des Ton No. 1 u. 2 und des von No. 3 zu einander verhalten; so
glauben wir , folgendes UrtUeil fällen zu müssen. Ritschis Ar«-
bcit ist weit fleissiger und gründlicher; seine Kenntnisse der
Plautinischcn Prosodie und Metrik , obwohl nicht ausreichend,
doch umfänglicher als Jacobs, Dagegen ist Ritschis Conjectu-
^alkritik höchst unglücklich und fast Lachen erregend; Jacob
hat eine Anzahl glücklicher Verbesserungen, welche ihren Weg
in die Ausgaben des Plautus nicht verfehlen werden. Kenntnisse
von Prosodie und Metrik besitzt Jacob höchst geringe imd scheint
den Plautus kaum durchgelesen zu haben. Collectaneen haben
beide keine oder sehr unbedeutende über den Plautus.
No. IV. Ist eigentlich eine Recension der vorliegend voa
uns beurtheilten 3 Ausgaben Plautinischer Stücke. Wir sind weit
entfernt,' eine Recension über eine Recension schreiben zu wol-
len ; aber da die Arbeit nicht gerade zu den unbedeutenden Lei-
stungen im Fache der Kritik des Plautus gehört ; so können wir
nicht umhin, hier, wo von den neuesten Bearbeitungen und Schrif-
ten Vlber Plautus die Rede sein soll, davon Notiz zu nehmen«
Denn ob wir gleich mit der Hauptansicht des Verfs. nicht eiil«r
verstanden sein können, dass nämlich die Codd* Pall. und nament*
lieh der V. C. eben so verfälschte und trübe Quellen seien, als
alle übrigen Handschriften ; so müssen wir doch gestehen, dass
wir mit seinem Hauptergebnisse übereinstimmeq , welches er
S. 80 und S. 108 ausspricht, dass die Plautinische Kritik durch
diese Leistungen um ein Bedeutendes zurückgeführt worden,
dass die Ausführung dem von beiden Gelehrten aufgestellten
Principe an vielen Stellen widerspreche, dass die Metrik und
Rhythmik des Plautus eine ganz andere sei, als beide Herausge^
her sich einbilden, oder richtiger, aus Mangel an Kenntniss mit
den Schriften des Plautus vermutben.
Es kann nicht geleugnet werden , dass der V. C. Camerar,
und der Decurtatus, jener in Rom, dieser zu Heidelberg befinde
lieh, die reinsten Quellen des Plautinischcn Textes sind, wenn
gleich selbst an vielen Stellen so verderbt, dass von blosser Con-r
jecturalkritik kaum Hilfe zu erwarten steht; dass femer alle
übrigen Handschriften aus einer dieser beiden Quellen, namentlich
aus der ersten, abgeleitet sind; dass die Lesarten aller dieser
späteren Handschriften, sollten sie auch an siqh noch so gut sein,
Weise: Flaofus und belne neoeaten Diorthoten. IIS»
doch nur als Oonjecturen und Emendations - Versuche des Ter-
derbten' Urtextes anzusehen sind und mithin z>var häufig in den
Text au£!genommen zu werden Terdienen^ jedoch nicht wegen
ihrer diplomatischen Auctorität, vielmehr einzig und allein als
.glückliche Muthmassungeu. In dieser Rücksicht verdienen beson-
ders die Codd. Langg^ grosse Beachtung^ welche oft sehr gliick-
liehe Vermuthuugen statt der verderbten Stellen der Codd. Fall,
geben. Allein sie verdienen keine andere Werthschätzung, als
die Vörbesserungsversuche neuerer und der neuesten Kritiker;
wobei auch dem Codex Lipsiensis eine sehr ehrenvolle Stelle
gebiJhrt.
Nachdem der Verf. von No. IUI eine 'kurze Beurtheilung
früherer Leistungen gegeben und dabei auf eine würdige Weise
der Bemühungen Faernoa^ Bentle'tf^^ Reizes^ M^rmanris^ Göl-
ler's^ Bothes^ und des Unterzeichneten Erwähnung gethan ; führt
er seine Leser in das Todtenreich hinab v und giebt uns in einem
,etwas gesclunacklosen. Dialog zwischen Quinctilian und Plautus
sehie Ansicht über die Geschichte des Plautinischen Textes. Hier
giebt er die Ursachen . der heutigen Textesverderbniss an, wobei
•viele sehr bekannte Dinge' ziur Sprache kommen^ erwähnt, dass
man den Text des Plautus nicht bloss orthographisch und me-
trisch oft sehr willkührlich geändert, sondern auch sehr viele
unächte Stücke eingeschoben, berührt sodann die Supposita, ver-
weilt bei dem Gedanken, dass vielleicht schon in den griechischen
Stücken, welche Plautus nachahmte, viele untergeschobene Stel-
len vorhanden gewesen, wobei man jedoch nicht solche sich den-
ken dürfe , welche mit dem Gange und der ganzen Haltung des
Stückes nicht im Einklänge stünden. (Diese Annahme ist eine
ganz grundlose.) Der Verfasser führt hierauf die Ansicht, dass
in den jetzt für acht gehaltenen Text des Plautus manches Ver-
fälschte sich eingeschlichen, weiter aus, behauptet, dass die un-
verständige Eitelkeit geschmackloser Schauspieler, die besondere
Vqrliebe des Römischen Publicums für die Cantica^ die thÖrichte
Lust der die Darstellungen veranstaltenden Magistratspersonen,
endlicli der Wunsch dieses oder jenes Histrionen, das oder jenes
Wörtchen, die oder jene Wendung ausser den vorgeschriebenen
noch de suo anzubringen, dem Texte des Plautus höchst gefähr-
lich und nachtheilig geworden seien. Um diese Ansichten mit
einigen Beispielen zu belegen führt er aus Bacchid. IV, 9, (8 bei
dem Verf.) v. 65 — 73 an, von den Worten Quid me tibi adesse
opus est — bis pellegere cerlum est^ einiB Stelle , die nichts ent-
halte, als Reminiscenzen aus anderen Stücken und die kein Me-
triker jemals zu einer geschickten cotnpages bringen werde.
W^e'nn dieses Urtheil Einiges für sich hat ; so geht der Verf. ganz
fehl in Bacch. III, 2^ wo V. 10 bis 19 gänzlich im Geiste und im
Sinne Plautlnischer Reflexion gedichtet sind , die der Verfasser
als versus spurii verwirft. Das Uauptkrltcrium dieses Urtheils
174 Romiielie Litteratar.
ist durch unsere im Obigen gegebene Verbesserung Ton Y. 9 wi-
derlegt worden. Femer hält der Verf. den ganzen Monolog,
weicher die vierte Scene des dritten Acts bildet, für spateren Ur-
sprungs^ was durchaus auf ganz falschen Prämissen beruht. Nichts
ist in dieser Scene untergeschoben, als die Verse 22. 23. 24. 2b^
welche eine fast mit denselben Worten abgefasste nur ins Kurze
gezogene Wiederholung Ton V. 14 bis 21 enthalten. In jenem
Todtengesprache folgen nun auch einige Scenien in Terbesserter
metrischer Anordnung, wobei einige sehr beifallswürdige Verbea-
serungsvorschläge mitgetheilt werden, im Ganzen aber noch am
▼iel Willkiihr herrscht So hat der Verf. richtig gesehen , daaa
ovea einsylbig steht ; auch ist die Bemerlning nicht zu überse-
hen, dass der Verf. V, 2, 3 zu interpungiren Torschlägt: Quid
hoc est negoti nam ? amabo , quia hos ovea adegit , wo nur die
Wegfassung von huc nach kaa nicht gebilligt werden kann. Nicht
minder ist beachtenswerth sein Urtheil über V, 2, 27 seqq. wo
das Scholion JSunt als solches vielleicht richtig bezeichnet wird,
was freilich bei anderer Anordnung des Verses nicht zugegeben
werden kann. Zum Schhiss kommt der Verfasser auf seine Grund-
ansicht, dass nämlich nicht allein die verschiedenen Codices ohne
Ausnahme, also nicht die Codd. Fall, allein, sondern auch die
filteren Ausgaben als Quelle Plautinischer Texteskritik gelten
müssten, worin er, wie bereits erwähnt worden, gSnzlich irre
geht Seine ganze Beweisführung lässt sich mit wenigen Worten
widerlegen. Alle vorhandenen Handschriften stimmen mit den
beiden Codd. Fall, durchaus und so ubercin, dass sie in den mei-
sten Fällen des Unterschiedes das Schlechtere haben ^ in allen
Fällen von Verderbnissen die Quelle in den Codd. Fall, zu fin-
den ist, wo sie aber das Bessere haben, erweislich nur Vermu-
thungen der zum Theil leicht wieder herzustellenden bessern
Gestaltung geben.
Wir sind keineswejges gemeint, die nun folgenden Benrthci-
lungen einzelner Ritachlachen und Jacobachen Verbesserungen
einer neuen Beurtheilung zu unterwerfen, sehen uns jedoch ge-
nöthigt, zu bemerken, dass der Tadel häufig nicht trifft, weil er
von einem falschen Frinclpe ausgeht, daher auch nicht immer
beachtet, was die Herausgeber leisten wollten, was nicht. Auch
thut der Verf. von No. IV dem Herausg. von No I u. II Unrecht,
wenn er Ihm folgenden Vorwurf macht: „Wenn der Herausg.
ein für allemal, ausser den Codd. Fall, freilich höchst irrig und
lächerlich, alle übrigen Urkunden für nichtsnutzig oder verfälscht
erklärt , warum giebt er sich nun noch die Mühe , hier ihre Va-
rianten aufzuzeichnen ? ^^ Denn hierauf ist die Antwort sehr leicht :
„Weil auf diese Weise an einem Beispiele gezeigt werden sollte,
wie eine Ausgabe mit vollständigem kritischen Apparat beschaf-
fen sein müsse, wenn sie lehren sollte, wie überall die Gestal-
tung der Lesarten erfolgt sei , woraus in jedem einzehieu Falle
Eyiell : DemosUi. a tiifpicione acoept ab Harpalo peenn. liberataf • 115
ein Tollstandi^ed Bfld der Texlesifeschichte des Flautus aa%efa88t
werden könne.^^ Dass der Verf. übrigens einigte selir beachtens-
werthe Verbcsserang^sTorschläge thut, iet bereits emiälint worden.
In der Beurthciiung^ des rhythinischen Theiles der Leistungen von
beiden Herausgebern sähe der Verfasser grösstentheils das Rich-
tige^, jedoch mit einigen bedeutenden Ausnahmen. So wissen
wir swar nicht, ob wir den Verf. S. 77 richtig verstehen, wo er
tmgt: ,, Die Endsyibe von Luna (nom.) ist an sich lang;^^ aber
wie der Satz nach den Worten verstanden werHen muss, behaup-
tet er, dass der Nominativ der ersten Declination ein langes a
habe. Ferner sagt er Phitipuisj Phüippoa müsse, wie jedem Piau-
tusleser bekannt sei, oft einsylbig Pklipp^s gelesen werden, und
andere Dinge mehr. Einer seiner vorziigiichsten Verbesserungs-
vortschlage ist Nal yuQ für sinnloses Necar Bacchid. V, 2, 53*
Sonst hat der Verf. mit den Lesarten der Handschr. auch nicht
viel anzufangen gewusst.
Auch gegen die Jacobsche Kritik behSIt der Verf. von
No. IV in sehr vielen Fallen Recht, wobei ihm jedoch seine fal-
sche Ansicht von der Treflflichkeit spaterer Handschriften sehr
oft den richtigen Standpunct verrückt. Den Mangel an Kenntniss
Plautinischer Prosodie und Metrik rügt er bei dem Hcrausg. von
No. 111 ebenfalls mit Recht. Doch wir müssen schliessen, da wir
eine Recension der Recension nicht schreiben, nur die Verdienste
des Verfs. von No. IV nicht unbeaditet lassen wollten. Als End-
ergebniss unserer Beurtheilung vorliegender Plqutina müssen
wir zum Schlüsse noch den Ausspruch thun, dass der Plautus
durch die drei ersten der von uns beurtheilten Wetke wenig ge-
wonnen , Büschl jedoch das Verdienst hat , den richtigen Grund
aller Kritik des Plautus zuerst klar ausgesprochen und bethatigt
SU haben.
Zittau. Lindemann.
DemostheneB a suspicione accepiae ab Harpalo
pecuniae liberatue, Commentatio inaugaralis, quam nd
•ummoa in philolopbia hvnores rite adipigcendoa ampl. philos.
Marburg, ordini offert Georgiw FiidericuM Eyaeüf- Casiellaoo-
Hassus. Marburgl 1836. Elwert. 69 S. 8.
Diese in fliessendem und fast durchgangig reinem Latein ge-
schriebene Abhandlung ist ein bedeutender Beitrag zur Prüfung
der über des Demosthenes Theilnahme an dem Harpalischen
Processe in Gang gebrachten ErzKhlungen. Glaubt auch der
Unterz. nicht, dass Herr E. in jeder Beziehung die Sache auf das
Reine gebracht und jeden Zweifel beseitigt habe, so ist doch
nicht zu verkennen, dass er einen in gewisser Beziehung neuen
170 Griechiicli« Litteratnr«
Weg; eitigesclilagen^ selbständig untersucht imd über gai^Mandies
ein neues Licht verbreitet habe.
Berücksichtigen wir zunächst die Einleitung (bis S. 18) ^ in
welcher der Verf. die Meinungen der Herren Becker , Flathe,
Westermann und Droysen erwähnt und mit einigen Bemerkungen
begleitet. Was den ersten der genannten Gelehrten betrifft, so
erklärt er die Sache etwa so: Nur die athen&ischen Witzlinge
hatten des Dem. Weigerung, gegen Harpalos, den Antipatros
ausgeliefert haben wollte , zu sprechen , auf die bekannte üble
Weise gedeutet. Hätte nicht übrigens der Redner die (stolze)
Gesinnung eines wahren Athenäers zeigen sollen, einen Mann,
der Schutz flehend gekommen (auch einen Verbrecher^), nicht
dem Feinde auszuliefern? Die Freunde Makedoniens benutzten
aber die Gelegenheit, ilire Feinde (verleumdend) anzugreifen,
wohl nicht ohne des Antipatros geheime llieilnahme. Der Ge-
richtshof* der Arcopagiten war der makedonischen Partei wahr-
scheinlich ebenfalls ergeben , Deinarchos ist ein verdächtiger
Zeuge, desTheopompos (?) Erzählung von dem goldenen Becher
ein Mährchcn* — Rec. hält Vieles von dem Gesagten für wahr-
scheinlich, so was den Einfluss der Makedonisirenden auf den
Frocess, die Glaubwürdigkeit des Deinarchos, die Selbständigkeit
des 'Areopages betrifft, allein Hr; B. scheint nicht tief genug auf
die Berichte der Schriftsteller einzugehen und statt zu beweisen,
bezweif^elt oder leugnet er. Immer bleibt auf Demosthenes eini-
ger Verdacht ; er , der Anfangs gegen Harpalos war , scheint sich
nachher wenigstens zweideutig benommen zu haben« — Offe-
ner spricht Herr Flathe; er räumt mehr ein, lässt den Dem.
wirklich vom Harp. Geld bekommen; allein das Geld und die
Söldncrschaar des H. sollten dazu dienen, in 'Griechenland eine
neue Bewegimg gegen Makedonien hervorzubringen. ■ Da aber
durch Antipatros Maasregeln ergriffen wurden, des Geraubten
und des Räubers habhaft zu werden, so unterdrückte Furcht die
Bewegung, die Gegenpartei war die mächtigere und um sich in
dieser Noth zu retten, trug Dem. selbst auf Untersuchung gegen
die Bestochenen an in der Hoffnung , bei derselben verborgen
bleiben zu können^ aber Hypereides und Andere, die vielleicht
ebenfalls auf dieselbe Weise sich retten wollten, klagten ilm an
und er wurde als schuldig yenirtheilt. — In der That Rec.
würde diese Erklärung nur dann annehmen*, wenn keine andere
möglich wäre. Von einem Diebe nimmt Dem. das Geld, zwar
aus dem Raube Asiens zusammengehäaftes, aber doch makedoni-
sches, um es .gegen die feindliche Macht zu gebrauchen; der
Zweck heiligt das Mittel. Und als die Entdeckung nahe ist,
wählt Dem. aus Verzweiflung und in grösster Verblendung oder
Unverschämtheit den Rettungsweg, der erwähnt ist! Rec. kann
dieser Erklärung nicht das Lob ertheilen ^ weiches der Verf.
S. 10 sq. über sie ausspricht.
Eysell: Demosth. a tiifpicioiie accept abHarp, pecan. liberatos. VTl
Sodann kommt Hr. E« anf Westermanns Ansicht (v. Qnaest.
Demostlienic. part. III. p. 108 sqq«)- Nachdem dieser Gelehrte
von den Vorwurf eny 4|e namentlich Aeschines dem Demosthenes
wegen seiner Beatecjklichkeit macht, im Allgemeinen gesprochen
und dann den eigewlchen Verlauf der Harpalischen Sache^ sowie
er überliefert wird, erzählt hat, beleuchtet er vorzüglich des Dei-
narchos Rede gegen Demosthenes. Rec« thcilt seines gelehrten
Freundes Meinung ganz, dass sie nicht von einem Redner jener
Zeit, sondern von einem Deklamator oder Sophisten herrühre.
Jeder Unbefangene sieht wenigstens ein , dass diese Rede nicht
geschrieben sei, um den streitigen Punkt zu erörtern '*'), sondern
recht eigentlich eine Schmährede sei darauf berechnet, die Zuhö-
rer zu erliitzen und zu erbittern, was der Verf. geradezu gesteht
(§3. 21); di^er machen Schimpfworte und Beschuldigungen der
gröbsten Art den Hauptinhalt aus, und man kann sich kaum den-
ken, >vic eine solche Rede ohne die tiefste Indignation angehört
worden sei. Der Verf. redet sich so in seinen Hass hinein , dass
er den Zweck der ganzen Rede vergisst, aber doch in sofern
geeignet spricht, als Demosthenes, wenn er so ist, wie ihn sein
Feind schildert, zu Allem fähig ist, und die Zuhörer glauben
können, Demosth. sei nach solchen Beweisen überhaupt auch
hier scliuldig. Eine solche Rede nun sollte gar nicht als Zeug-
niss gebraucht werden. Ist Deinarchos der Verfasser, so war er ein so
erbärmlicher Mensch, dass er gar keine Berücksichtigung verdient.
Er sagt nicht blos, Demosthenes mache Alles unglücklich, was
sich ihm nähere (§ 31 . 41) , ihm sei Alles käuflich , er habe Ver-
ratli an Thebae geübt und sei Schuld an dessen Zerstörung
(§ 10. 18), sondern auch, er, dessen ganzes Streben offenbar ge-
gen Makedonien ging , habe in Athen die Sitte eingeführt , den
Makedoniern zu schmeicheln (§§. 28. 94- 103). Wie aber dieser
Schmeichler jetzt das geraubte Geld annehmen konnte gegen
die, denen er bis dahin den Hof gemacht hatte, wie er, der
Schwächere, der dem Vibermächtigen Herrn bisher angenehm zu
sein sich bemühte, jetzt dessen Zorn sich auszusetzen gewagt ha-
ben konnte , davon spricht Deinarchos kein Wort. Dabei aber
scheint der Redner doch die Schwäche seiner Sache zu fühlen,
denn er deutet an, dass der Beklagte den Areopag verdächtigen
werde als Organ einer oligarchischen Partei (§ 62 coli. or.
*) Man wird diess damit entschuldigen wollen, dass dos Deinar-
chos Rede eine dsvzsQoXoyia sei; auch glaubt Rec. in den Prolegom«
ad or. Androtion« p. 3 sq. gezeigt zu haben , dass er die Beschaffenheit
einer solchen Rede kenne. Immer aber bleibt es befremdend, dass
Deinarchos von dem eigentlichen Gegenstande des Processes so gar
nicht spricht, sondern blos den Beklagten beschuldigt, ohne diess an-
ders zu rechtfertigen als durch Verdächtigung des Dem. überhaupt.
iV. Jahrb. f. JM. u. Paed, od, Krit. BiU. Md. XIX. m* ^ 12
118 Griechische Litteratnr.
m. § 1)9 60 wie auch , dass Manche auf den Dem. ihre Hoffnung
setzen (§§. 5S. 65) ^ ja er ermahnt selbst die Richter ^ nicht airf
diesen wie auf einen Retter ihr Vertraue» au setzen und nicht
zu glauben, dass, wetm er verurtheüt würde ^ ee an Vaterlands^
freunden und tüchtigen Bathgebern fehlen tber de (§ 77). Alles
diess kann^ wenn die Rede echt ist, wenigstens den Verdacht
rechtfertigen, dass der Proccss aus Ilass und Leidenschaftlichkeit
hen orgegangen , dass er von einer politischen Partei angestellt
worden sei. Eins aber scheint mir bemerkenswerth , dass ein
Mann, der den Gegner beschuldigt, -er habe »ich zuerst der Ma-
kedonischen Partei angeschlossen, ihr geschmeichelt und sich
von ihr bestechen lassen , unmöglich selbst ein Anhänger dieser
Partei sein kann. Die Verhältnisse Athens waren damals an-
ders als zur Zeit des Philippos. Bis auf die Schltcht bei Chae-
ronea war wenigstens das innere Staatsleben frei und unbe-
scliränkt; später hemmt auch diess Makedoniens Einiluss. Mir
wenigstens ist es unwahrscheinlich, dass damals ein Redner auf-
treten und s o von denen reden konnte, die in Makedoniens Sold
standen. Um des Königs Zorn und Rache zu verhüten und dem
Einflüsse der Makedonischen Partei sich fügend lässt das Volk
den Process ansteilen und einer der von ihm erwählten Synegoren
sollte so sprechen 1
Um aber sein Urtheil über den Verfasser dieser Rede zu
begründen, führt Herr Westermann nicht blos Dinge an , welche
jener besonders gern hat und zu einer besondem Manier gewor-
den sind, wie wir sie bei solchen Deklamatoren sehen, so die
iicavalrjrlJBLg ^ die, da der rhetorische Zweck bei zu häufigem
Gebrauche zerstört wird, den Leser unangenehm berühren ^), er
erwähnt nicht blos Redeweisen, die bei klassischen Schriftstel-
*) Rec. hatte schon früher darauf verwiesen in den Symbolis cr!'-
ticis, welche in der „Allgemeinen Schulzeitung'' II. Abth. Nr. 99. 1838
abgedruckt sind. £r stellte dort des Deinarchos Worte § 72 iytvBxo
ütoUg, i'/tvETO fisyiöTTj als Epanalcpsis dar und uiuss noch heute bei die-
ser Erkliining bleiben trotz der andern Erklärung, die man aufgestellt
hat. ' Als ' ähnlichstes Beispiel diene § 40 i'KEivoi rjeav ^ i'Kslvoi xrA.
Wie weit der Redner in dem Misbrauche dieser Figur gehe, beweist
auch § 85/177, co 'Jd'rjvaloi , [it]» Unrichtig ist sie § 27 fiovoag yäq
ovt(og\ 'Of avdQ£g 'A&rjvacoty iiovoog xrA. , wo richtiger wäre: fiovoog yccQ
ovt&i£y >— ovTcog* Rec. bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass ihm die-
fvlbe Figur noch in einer andern Stelle Terborgen zu sein scheine,
§ 68 heisst es bei Bekker: rl 6h av (rLd'cjfiev yccQ ravTa), iäv xaza xo
'iprjqfLOfia rö JT^fioö^ivovg anairfi niiiipag Tjfiäg 'JXe^avÖQog ro ;p^<y/ov — ,
tI ^QovfiEv; Schmidt hat dazu eine Note gemacht über av , die sehr
ergutslich ist. Man schreibe: ri ö^ iäv (tt&6iiievyä(f zuvTa) idv xrA«
Eyiells Demostil, asatpiddi^ ftceept ab Htfp.peisaii. Uberatits. IIV
ham-wemget ^brauchlich^ selbst befremdend sind'*'), sdndenl
1^ zeigt attch, wie Tiel der Ver£ dieser Rede aus derCtefiiphontea
*) Findet man äach nicht ^räde die t*orm änonifpceyiuey die
DInarcb. nicht selten gebraucht (siehe Wurm. Commentar. in Dinarehi
«rat. treu p. 51), so sehr anstossig^ obgleich sie einem Buttmann (Gr«
^r. I. p. 457 II. p.435) besonders bemerkenswerth erschienen und iren
ibm nur mit einigen ahnlichen Stellen bei Plntarch und Dio Gassins
Eusaromengestellt ist (siehe aneh Schaefer. ad J^lutarcb. Tl. p. $S0)«
so erregt doch Anderes Aedenken^ A|ier was § 1 in den Handschriften
steht Tva i^eXs^x^i ist offenbjur falsch. Schmidt sagt freilich: ne
literula quidem mutanda est, Tva ad tempüs respicit, cfr. Schaef. ad
Soph. Oed. Col. t. 621. Hätte er doch auch nachgesehen, was Hermanil
SU der Stelle sagt« Vergleieht man Andere Stellen dieser Rede, wo
Deinarchos dasselbesagt, so ist man leitht geneigt^ des StephaousEmen«
dation t]v anzunehmen, weldhe Aenderung sChon palaographisch so gut
sieb rechtfertigen lässt. Eine Möglichkeit, aber freilich aueh weiter
nichts , bliebe übrig , dass will die Spätem tva für iav nehmen (siehe
tiermann, de particnla ai' lib. II. cap. 13 p. 133 des besondern Ab-
druckes), so auch hier Tvce i^sXsyxdij gesagt wäre. ' Hermann vergleicht
in der angeführten Stelle mit diesen tva äv oder tvcc unser wo fem*
Wir sagen aber auch : wo er überfuhrt uiürde. Sonderbar aber bleibt
immer , dass der Redner übrigens in derselben Formel später nur iotit
setzt. Auch giebt Rec« zu, dass Tva i^eU so zweideutig Wäre^
dass ein guter Schriftsteller schon deswegen iaP gesagt hätte. Wäre
aber nichts weiter zu .erinnern ^ so Würde Ree« sogleich die Verbesse«
rUng des Stephanus annehmen. Aber § 43 steht : x^^'^'' ßodiou Wie
Irommt diess offenbar lateinische Wort in eine griechische Schrift der
Zeit? Wurm meint, das Wort sei ton den Abschreibern iii den Teit
gesetzt, da nach Harpocration Deinarchos das Wort fisdifivog gebraucht
habe. Nun es Tersteht sich von selbst, dass der li^ai^re D. fioSiog liicht
schreiben konnte. § 8 heisst es : idv ano^vri üov i] ßovlT] , Welche
Konstruktion Bernhardy Syntax p. 151 mit andern zusammenstellt) ohne
Jedoch denselben Gebrauch aus einem Klassiker nachzuweisen« Rec*
bemerkt zugleich, dass bei Demosth* Olynth^ IL § 20 röz' SatQtßci^
ccvTOV tttvr^ iisTaedTJasxai auf keineil Fall ävTov von ilsr« abhän^
gig ist, wie Bernhard j meint \ es geholfen tavt' aixov zusammen^ Bei*
spiele für diese Redeweise sind ja sehr häufig $ und er selbst spricht
S. 152 von diesem Gebrauehe. -^ Das § 84 stehende i^öftivst citirt
derselbe Gelehrte Syntax Sl. 113, ohne Weiter davon zu sprechen,
Wurm bemerkt allerdings, dass kein Attiker ausser Deinarchos dieSs
Wort brauche, dßfiBvlSai aber bei Spätem häufig vorkomme. — All
acsircs8QotXfila § 56 darf man nicht Anstoss nehmen ; siehe Lobeck. ad
Phryn. p< 413 u. 432. Endlich erregt Bedenken §. 64 ri^v 'A^ap
TTJv TtöXlrida , wo schon Wolf ndd Reiske das Gewöhnliche ycoXwSu
wollten. Schmidt sagti Vnlgatam retiani reeordattf iaepiui DiwtrekuM
12*
180 Griechische Litteratnr.
des Afischines entlehnt nnd auf seine Weise nieinieiitlieV in Beeti^
auf die Beschnldi^n^en, die er ge^en Demosthcnes ausspricht,
Tergrössernd benutzt hat. Was Herr E. p. 12 dagegen sagt,
scheint dem Kec. nicht genug Bedeutung zu haben. Er meint
Bämlich^ dass Dcinarchoä^ der den Angtiklagten auf alle- Weise
Verdächtigen. wollte, natürlich am meisten den Aeschines sich
zum Muster gemacht habe. Aliein giebt man auch diess za , sa
ist doch immer, noch ein grosser Unterschied, tote maa<nach-
ahäie. Hätte Deinarchos Mos im Geiste des Aeschines ge^en
Demösthenes gesprochen, so wiird« ihm Niemand den Vorwurf
der Ns|chäiFerei machen köimen; wo>aber Einzelnes sich so nacb-
weisen lässt, wie es Herr Westermann gethau hat, kann man
recedere ah ^tiicoisemnme^ Gnt Tertheidigt! Wurm wagt nicht die
Vulgata zu irerlassto unli beruft sich auf Siebeiis ad Pausan. T. III.
p. 343 (nicht ^ wie er «chreibt 243). Fausan. sagt allerdings einmal
\bq6v 'J&7]vccs IIoliccTidog , . welches die Tegeaten ihr geweiht haben,
anderwärts aber gebrauchter die gewöhaliche Form, was Siebeiis dort
bemerkt; von einer ^A^va TloXlrig sagt er nichts. Sylborg.aber be-
merkt: „Pro IloUdSjog ita positum videtur IIoXiUTLdog ut AifivaTt>$og
pro Aifivccdog, IloUäzig ergo Dorice pro IIoUTJTig : Tloh^rig vero lonipe
pro noliTLg, Civicam seu Urbicam Minervam signiGcat, ut etiam IloXidgJ^
Was nützt uns aber diess für den Attiker? Und was für einen Schrift-
steller dieser Zeit? Ferner citirt Wurm We^seling ad Diudor. .T. I.
p. 35) wo Rec. nichts hieher Gehöriges finden konnte. Endlich be-
ruft sich Wurm auf Lncian. T. VI. p^. 180 (Luc. s. Asin. 41) wo es
allerdings heisst: ro .XQvalov rfj TtoUriöt d'sa nccXiv dnidamav , allein
Athene Folias Ut nicht gemeint, sondern überhaupt die Göttin der
Stadt. Also eine Stelle eines altem attischen Schriftstellers, wo Athene
jenen Beinamen hätte, hat man bis jetzt nicht angeführt. — Nach
diesen freilich im Ganzen wenigen Stellen , aus denen die Rede ver«
dächtigt und in eine um vieles spätere Zeit Torwarts verlegt wurde,
bliebe nur übrig anzunehmen , dass ihr Verfasser zwar übrigens es gut
Terstanden hätte , von dem verderbten Sprachgebrauche seiner Zeit
sich loszurciäsen , aber doch nicht so völlig, dass nicht solche Einzel-
heiten zurückgeblieben wären. Aber diejenigen, welche die Echtheit
der Rede vertheidigen, können sich leicht auf den geringen Werth un- '
serer Handschriften von diesem Redner berufen und jene Flecken nicht
dem Redner, sondern dem Abschreiber zuschreiben. — Diese Unter-
suchung kann freilich nicht so leicht und obenhin abgethan werden;
vielleicht bietet sich dem Rec. einmal eine bessere Gelegenheit dar,
als jetzt, die 3. dem Reinarchos zugeschriebene Rede kritisch zu prü-
fen. Unterdess dringt er nur darauf, dass man das eine Argument,
welches aus der Sprache genommen ist, nicht als solches betrachte,
wodurch allein die Frage entschieden werde, sondern dass man es in
Verbindung mit den andern setze.
Ejrsell: Demostil, a snipiciono accept, ab Harp. pecun. liberahis. 181
V
nicht blos sagen, der Spätere habe ^en Vorgänger zn seinem Vor-
bilde gemacht) sondern, er habe ihn in Manchem ausgeschrieben.
Daher scheint auch das nicht befriedigend, was Herr Eysell p. IS
sagt: Accedit quod omnes illae criminationes, quas livido ore
Dinarchus in DemosthcneH) elfundit , sexcenties in foro Attico ab
eins inimicis erant recantatae itaque pcrvulgatae, ut dnbiura adeo
videri queat, utmm ex fori disceptationibiis^ potius an ex Aeschinis
Ctesiphontea in nostram orationem profectae sint , qinim praeser-
tim qaod Dinarchus dicitur ipsa saepe verba ab Aeschine mutua-
tus esse , pauilo altius iliud repetitum Tideatur. Das Letztere ist
dem Rec. nicht verständlich , doch muss er entgegnen , dass Herr
Westermann Beispiele von fast wörtlicher Nachahmung des Aeschi-
nes von Seiten des Deinarchos gegeben hat. Uebrigen^ muss man
den "Verf. fragen, woher er wisse, dass die Vorwürfe, die Aeschi-
nes und sein Nachahmer dem Demosthenes machen , „ sexcenties
in foro Attico ab eins inimicis recantatae ^^ seien. Ist diess auch
an und für sich nicht unwahrscheinlich , so haben wir doch dafür
keinen Beweis, während^ die Uebereinstimmung des Deinarchos
mit Aeschines nicht abzuleugnen ist. Das aber giebt' llec. dem
Verf. zu, dass die Aehnlichkeit der Rede gegen Philokles mit der
gegen Demosth. für einen Verfasser beider spreche ; das thut in-
dess gar nichts zur Sache. Die Fhiloklea ist höchst unbedeu-
tend^ der Redner oder Sophist wollte nur den berühmten De-
mosthenes angreifen und sagen , was sich bei solcher Gelegenheit
sagen liess« Stoff fand er hier genug vor und wir sehen , dass
er die Farben nicht gespart hat. — Endlich meint der Verf.,
darin einen Grund für die Echtheit der Rede zu finden, dass
§ 53 ein Mitglied des Areopags, Pistias, erwähnt wird, welcher
frülier einmal den Sprecher fälschlicher Weise angeklagt habe*
^un werde, so schliesst Ilr. E., eine Rede des Deinarchos gegen
Pistias erwalint, mithin seien beide Reden von Deinarchos ge-
schrieben. Das ist aber ein zu rascher ScJiluss. Herr E. über-
sieht, dass daraus noch nichts weiter folge als höchstens die
Walirscheinllchkeit , dass die beiden Reden, die gegen Pistias,
welche Harpokration erwähnt, und die gegen Demosthenes, einen
Verfasser haben, welcher noch nicht Deinarchos sein muss. Dar-
um sagt auch Herr Westermann : Atqne sine dubio hac in caussa
dicta est, quam ilem in Dinar cheis habeni Dionysius HaHc. atque
Harpocration, oratio xara Iltötlov. Ausserdem könnte man gar
wohl behaupten«, dass wenn auch Deinarchos die Rede gegen Pi-
stias, die Jene kannten ^ geschrieben hat, die blosse Erwähnung
dieses Processes in der Demosthenica einen unumstösslichen Be-
weis für der letztern Echtheit nicht giebt. Rec. führt etwas Ver-
Mandtes an. Bekanntlich hat man einen Hauptbeweis für die
Meinung 9 dass die Rede über Halonnesos von Demosthenes sei^
darin £nden wollen, dass die nach sichern Zeugnissen von dem
fiedner in dieser Streitfrage gebrauchten Worte, FhiUppos müssQ
182 Griücliiiclio Litterttnr«
'Alowffiov oModiSovai , nicht dMvau, die Athener axolaßup^
nicht kaßBiv^ in jener Rede voilommen. Dennoch hat Herr Yoe-
mel (edit p. 30 sqq.) mit Recht darauf kein Grewidit gele^ mid
dem Demosthenes die Rede abgesprochen. — JP&r wen Deinar-
chos die Rede geschrieben habe, ist eine andere Fra^e^» die sich
jetzt nicht ermittehi lässt. Rec. fn^ zu dem^ was sein gelehrter
Freund Westermann darüber gesa^ hat, nur das hinzu, dass wem
sie für Himeraeos geschrieben sein soll, der Umatand nicht be»
rücksichti^ zu sein scheint, dass Harpocration und Dionjiiot
dem Dein, eine Rede %aff ^IfiBQaiov beilegen. Auch Fatroklec
scheint picht annehmbar, da derselbe Redner einen igeeviMog
uectä tav IlaTQOxkBovg sratdov '^schrieben haben solL Deinar-
chos miisstc denn die Freundschaft, die er ^e^en den Vater hegte«
nicht auf dessen Kinder äber^etra^en haben.
Doch mit dieser äussern Verdächtigung der Rede ist noch
nicht Tiel gewonnen ; und auch wenn wir dem wakren Deinarchoz
die moralische Beiahigung absprechen, in der Harpalischen Sache
als gültiger Zeuge gegen Demosthenes aufnitreten, sind doch
noch nicht die andern Zeugnisse, die gegen den Beschuldigten
vorhanden sind, widerlegt.
Zuletzt kommt Herr E. auf Herrn Droyiem Darstellnng die*
aes Processes. Doch kann Rec auch dieses Ctelehrten Meinung
nicht annehmen* Er tadelt den Demosthenes, dass er, ehe er be-
stochen worden sei , gegen das Interesse der gefährdeten Selb*
fitandigkeit Athens gesprochen und gerathen habe , den Harpalofi
auszuliefern ; so sei eine Gelegenheit verscherzt worden , Athen
mit Geld und Söldnern zu versehen. Durch den Neid und die
Habsucht der Demagogen sei erst aus der Sache ein Sk&ndal ge-
worden und die Politik der Makedonier habe diess trefflich be?
nutzt — Dem Gesagten kann Rec nur des Plntarchos Worte
(vit Demosth. c. 25) entgegensetzen: 6 6b j^fjfioö&Bvi^g xgätov
pikv caulsnfVEiv öwsßovkevB %6v ^JqxuIov %a\ fpvkaxxB^
6^ai,y fifj %'^v noliv iiißdlaöiv bIq xoksfiov i£ ovk
icvixyxalag xai ädixov arpoqjatfeog. Dann heisst es
weiter: ,^Neiiere Greschichtschreiber haben den grossen Redner
von alier Schuld freigesprochen und als einen Heiligen in Sachen
des Geldes darstellen zu müssen geglaubt , gleich als ob es' nicht
möglich wäre, dass sich das grösste Genie der Beredtsamkeit mit
der hellenischen Liebe zum Gelde vertrüge." Wer das gethaQ
hat, scheint dem Rec. eine falsche Ansicht von der Persönlichkeit
des Demosthenes gehabt zu habeq. Nicht weil er ein grosser
Redner gewesen ^ sondern weil das Ethische seiner Erscheinung
so überwiegend ist^ glaubt Kec. den Angeschuldigten vertheidi-
gen zu müssen. Was Herr Dr. iq dem Folgenden sagt, ist zu all-
gmqein, als dass es hier besonders berücksichtigt worden miisste.
Nach solcher kurzen Beleuchtung der erwähnten BdUinui-i
f ^ ge^ Heqr £. zur g^che selbst {Ir e^npht v<Ui de« I|a;i|M(M
Eyfell: DemosUi. a tnspidoiM aocept. dh Harp. pecun. libentos« 188
Verhaltiiisseii zu Alexandros, Ton sdaer Fkeht, Aalniiift in Athen
und Ton geinen Bestechun^sversiichen. Bemeifcenswerth ist nun
zuerst, dass Pseudoplut. Demosth. p. 75 Westenn. meldet , De-
mosthenes habe zuerst gegen des Harpalos Aufnahme gesprochen,
sodann Plutarch. Tit. Dem. c. 25 ^ dass als Harp. schon in die
Stadt gelassen worden war, Dem« gerathen habe, ihn fortzuschicken
und nicht einen Krieg mit Makedonien zu veranlassen. Wie ge-
gründet in letzter Hinsicht des Redners Furcht war , zeigt Herr
Ejsell p. 33. — Bald jedoch ändert sich Alles. Die too Harp.
bestochenen Redner und Demagogen fallen, als der Flüchtling
Ton Makedonien requirirt wird, nicht hur Ton ihm ab, sondern
nehmen auch gegen ihn Partei (Plut. Phokion. 81), Demosthe-
nes aber (nach Pseudoplut« L c, und Dinarch. § 89) giebt dem
Volke den Rath , den Harp. nicht an Antipatros auszuliefern, und
veranlasst den Beschluss, sich des Geldes (und der Person) des
Harp. zu versichern und dasselbe in der Akropoln aufzubewahren,
bis es der König durch eine Gesandtschaft in Empfang nehme.
Wer handelte hier als redlicher Mann 1 — Was Phokion hierbei
geihan, ist nicht recht deutlich. Plutarch (L c.) erzählt, dass
Harp. damals seine frühesen Freunde in Feinde sich habe ver-
wandeln sehen, ^axlava ds tov ^^div kaßovta p.sta tov oioivov
4fVfL(pBQ0VT0g SflU Xul XIQV eXBLVOV OWTfjQiaV iv TIVL XoyG) Ti^a-
fABvov. Will nicht der Biograph sagen, das Phokion soweit es
mit dem Nutzen des Staates sich vertragen habe, bemüht gewe-
sen sei den Harp. zu retten*? Herr E. meint, dass Phokion der
Ansicht des Demosthenes sich angeschlossen habe. Allerdings
war Harp. unterdess in Athen sicherer als bei Antipatros und der
Olympias, auch Hess sich von diesen weniger Schonung erwarten
als vom Könige selbst; allein eine einfache Deutung verlangt
doch immer anzunehmen , dass Phokion den Harp. habe retten
, wollen, ob durch Flucht, lässt sich bei der Unbestimmtheit der
Worte des Plütarchos nicht beweisen. Aber auf keinen Fall
- durfte Herr E. mit solcher Bestimmtheit auf Fhokions lieber-
einstimmnng bauen , yne er es p. 36 thut : Et profecto si nihil
aliad constaret quam Phocioiiem, de ouius integritate ^ ix quisquam
dubitat, cum Demosthene fecisse, hac sola ex causa liceret iudi-*
care, ocmsilium ejus veram patriae utilitatem spectasse et quae
tum erat rerum conditio, omnium longe fuisse sapieotissimiun. —
Harpalos kam nun in das Gefängniss , ohne Zweifel in Folge des
Beschlusses, den Demosthenes veranlasst hatte ; denn diess liegt
theils in der Natur der Sache, theils sagt es gewissermassen
Fseudoplutarch *). Warum aber Demosthenes geratheu habe^
*y ßovloiiii^v- TE *A^r]fifCbUov *AvTt%dt^ nctqo^QÜvcti ror Svd-Qanop
avzBiutBVy ^yQuipB zB dico&iß&ai zä XQriiiaza stg aa^onoXiv (hier ergänzt
BeUke «ehr gut: avzov d^ fpqovqüv) ribiri z^ ärjfica zov c^^t^f^y ^inov^
IBI Griechische Lilterttar.
den Verbrecher nicht an Antipatros auszuliefern, sondern ihn m
bewachen, bis Aiexandros ihn abholen liesMC, sieht man leicht ein.
Offenbar hatte Antipatros bios für sich gehandelt, als er von den
Athenaeem die Auslieferung verlangte. Er war nicht des Harpa-
los Richter und seinem Befehle mussten sich die Athenaeer nicht
fugen; es war vielmehr rathsam, abzuwarten, was der König selbst
thun wurde. Demosthenes hat also keineswegs (wie etwa Fhokion)
den Verbrecher retten wollen.
Nicht nnwalirscheinlich ist aber die Vennuthung des Herrn
Eysell, dass Demosthenes bei den Maassregeln, die zur Aufbe-
wahrung des geraubten Schatzes auf der Akropolis getroffen wur-
den , bethätigt gewesen sei ; er meint sogar , das Volk habe ihm
den Auftrag gegeben, das Geld auf der Burg niederzulegen. Die
Worte des Pseudoplutarch , die hierher geliören, sind höchst un-
klar. Es heisst : qniöavxoQ bi ^AqmXov STttaxoöia xai xsvt^^
Tcovta ^ oklyc) nXBiova (g)^0ai/TO$, wem denn? dem Volke?
doch wohl; denn das verlangte die Sache. Allein wie konnte
nachher von der angezeigten Summe Dem. etwas stehlen ? oder
blos dem Demothenes? Unmöglich.), (iita ob tadza qyuyovxog
*Aq%- 1% xov dB6iA(QtfiQlov -^ , oltiav iöxBv 6 ^rjpL06^ivi]g den
QOÖoiUag Tcal dia tovto iki^xh xqv aQi%yLOv xav ävaxoniöf^evxmv
IABiii]vvx(äg (irjxs xi^v xäv q>vka6ö6vxc}v d^ilBtav. Eine son*
derbare Zusammenstellung! War denn Demosthenes wegen jenes
Psephisma mehr als jeder Andere verpflichtet, die, denen die
Bewachung des Ilarpalos Vibergebeu war, jetzt bei der Flucht
desselben vor Gericht anzuklagen ? Darum also war er verdächtig
und erst jetzt 1 Und was heissen die vorhergehenden Worte : weU
er jene Geldsumme nicht angegeben hatte? Ist denn wahrschein-
lich , dass da die Sache eine solche Wichtigkeit erlangt und über
die Anzeige der geraubten Summen das Volk einen Beschiuss
abgefasst liattc, diese Anzeige vom Demosthenes hätte umgangen
werdei^ können? oder ist nur wahrscheinlich, dass Dem. allein
den Auftrag erhalten habe , das Geld vom Ilarpalos in Empfang
zu nehmen und dann auf der Akropolis zu bewahren? Diess Alles
sollte er ganz allein gcthan haben? — Bemerkenswerth aber ist,
welchen Grund dieser Schriftsteller angicbt, aus welchem der
Redner der dogoSoxla beschuldigt Morden sei. Erst nach der
Flucht des Ilarpalos wird er verdächtig ; doch wohl nur so, dass
er beschuldigt wurde, dem Ilarp. zur Flucht behilflich gewesen
zu sein? Rcc. sieht keine andere einfachere Deutung jener
Worte. — Damit aber steht nicht im Widerspruche , was kurz
\orhor gesagt ist: Itcbi^S^ ob bIöbuXbvöb (^Aqu,)^ kaßav öaQBi^
ra • cpijßavTOs Ss 'AgTcaXov — , fietoi 6l voivTei (pvyofrog ^Agn» hi rot?
Kysell : Demosth. a tuepicione accept ab Harp. pecmi. lifaoqplni. 185
9tovg xtXlovg [isTBtd^ato. Denn der Biograph sagt mcbt, dass
schon damals auf Demosthenes der Verdacht gefallen sei; auch
würde sonst schwerlich das Volk jenen Vorschlag über Bewachung
des Harp. angenommen haben.
Hatten wir nun keine anderen Berichte über die Schuld un-
seres Redners , so wären diese gar leicht widerlegt, imd längst
schon wäre das Ungenügende der Beweise gegen ihn erkannt wor-
den. Aber es liegen noch andere vor. Nicht blos Pseudopl.
spricht von 1000 Dareiken und etwas später von 80 Talenten, die
Dem. bekommen habe» soll, nicht blos Deinarchos (§ 80) von
20 Talenten , wie der wahre Flut. , sondern der Letztere yyeisB
auch noch eine hübsche Anekdote von einem goldenen Becher zu
erzählen, durch welchen gleichsam der Kimstgeschmack des Red-
ners bestochen worden sein soll. E« heisst also , Anfangs sei er
dem Harp. entgegen gewesen, ^fispaig d' oUyaig vötbqov ^£s-
ra^o HBVfDV räv %Qr|(laxc^v lödtv avtov 6 "Agxakog riö^iv-
«a ^atfiAtx^ xvAixt etc. Welche l^etc^c^ts ist hier gemeint ? Ist
es ein blosses Anschauen und Abschätzen des Gestohlnen, wie
man es aus blosser Neugierde thut, um so mehr , da wahrschein-
lich schöne und prächtige Gefässe unter den geraubten Schätzen
waren , oder ist es eine von Obrigkeitswegen imternommene Be-
sichtigung und Taxining? Wenn das Letztere gemeint ist, wofür
alle Wahrscheinlichkeit spricht, so würde Flut, hier dasselbe er-
zählen, was Pseudoplut. anführt: ^ygaips ^dfjfioö^Bvrjg dno^iö&ai
T« %9i^f«ara — Tip di]fi(p xov dgib^ov Blnovta, Wie kann man
sich nun denken , dass eine solche Bi,Bxa0ig blos dem Demosth.
aufgetragen war? und ferner, wie ist es wahrscheinlich, dass
nach einer solchen gerichtlichen Besichtigung des Vorgefunde-
nen (denn in der darauf folgenden Nacht soU Harp. dem Dem.
den Becher mit den 20 Talenten geschickt haben) das Wegge-
nommene nicht vermisst wurde? Aber auch zugegeben, dass
ii,Bxat,B6%ai nicht auf eine gerichtliche Handlung zu beziehen
sei, so verlangt doch die passive Formel ii^BxatpuivfQV x(5v XQi]^
ndxov die Deutung, dass Mehrere die Sachen besahen; denn
sonst würde Flutarch gesagt haben : B^Bid^av xd XQtiiiaxa, Auch
in diesem Falle würde Demosth. sehr unvorsichtig gewesen sein,
etwas anzunehmen« — Rec. muss sich hi^r offen erklären. Flu-
tarch zeigt sich hier sehr schwachsinnig; seine Erzähhing ist ein
blosses Mährchen , welches er ohne alle Früfung erzälilt , wie er
es bei Andern vorgefunden hat. Wundern aber muss sich Rec,
dass Herr E. an der ganzen Erzälilung nicht mehr Anstoss nimmt.
Statt dessen macht er die Glaubwürdigkeit des Flutarch im All-
gemeinen verdächtig, citirt Heyne's Urtheil über ihn und einige
Worte des Schriftstellers selbst , die nichts beweisen. Auch das
kann nicht viel helfen, dass weil Flut, am Schlüsse der Erzählung
den Tlicopompos erwähnt, angenommen wird, die ganze Sache
habe blos diesen, der dem Demosthenes und überli.aupt den Athe-
186 « Grieehiicbo IiitleraUr.
naeern Fdnd ^^ewesen Bei, mm Verfasser; denn es ist nicht er-
wiesen, dass blos llieop. Alles erzähle , da Fiat, ihn nur da be-
sonders erwähnt, wo er hinzufügt ^ dass hei der Haussnchun^
blos das Hans einer NeuTermShiten Terschont worden sei. £it-
was wichtiger ist der Umstand, der Herrn E. p. 43 sehr bedeu-
tend erscheint, dassGellius die bekannte Weigerung des Demosth.
gegen Harpaios zu sprechen, gar nicht kennt und Ton einer Be-
stechung durch die Milesier ganz in derselben Weise erzählt«
Darin eben offenbart sich der Charakter der Anekdote, ^ie auch
in der Erzählimg Tom Aristodemos, die Pseudopl. (p. 80 ed.
Westerra.) vom Polos berichtet Verwundern muss man sich
allerdings , dass ein solcher Umstand so Terschieden dargestellt
wird, aber gerade darin findet Rec. eiiien Grund , Alles für eine
Anekdote -zu halten. — Entscheidend ist endlich nach des Verfa.
und des'Rec. Ansicht, dass Deinarchos, obgleich er Ton 20 Talen-
ten spricht, nicht nur den Becher weglässt, das Schönste in der
ganzen Anekdote, den AnknüpfungspuBJct der Berührung zwischen
Harp. und Dem. , sondern nicht mit einem Wort jenes fingirte
Unwolhlsein des Dem. berührt. Ist die Rede des Dein, echt, musa
man sich dann nicht wundem , dass ein Zeitgenosse einen Um-»
atand , der die Schuld des Angeklagten so sehr bewiesen hätte,
Tcrschweigt oder nicht kennt? Ist die Rede unecht, warumhat
der Deklamator unterlassen, etwas, was seinem Geifer einen neuen
Tummelplatz gewährt hatte, zu benutzend Ist die Rede wirklich
vom Deinarchos geschrieben, so würde das Schweigen dieses Red«
ners einen Hauptbeweis gegen Plutarchos abgeben. Auch Pseu-
doplut erzählt von dem Becher und dem Halsübel des Demosthe-
nes nichts. — Noch muss Rec. etwas besprechen, was. ihm nicht
unwichtig erscheint, von Herrn E. aber übersehen wbrden ist«
Plnt. Phokion. c. 21 sagt: exsl ö^^jäQxalogpsxd ;i;pi7^aToii^ xoX-
Ac3i/ aTCoÖQctg 'AXi^ccvdgav Ix f^g *A6Lag ty *AruK^ nQOöißaXs
aal T(ov Bla>&6rcDV dico tov ßijftcctog xQi]fiatl^6&ai ögoiiog ^u
nal afjtiXXa tp^stgo^ivcav ngog avtdv , tovtoig (liv and noXXmv
(iMQa äsXBoi^Giv ngoi^xato nal öUggt^Sy %ä Si Oaxlcnfi ngoai^
XBfi^e Sidovg enzaxoöia xahavta xal xakka navxa xal (isvä
xwtcov aavzov liC exelvc^ fioVci nagaxataxi^efiBvog. Ist denn
Demosthenes einer von den alcA'oiBg dxo xov ^fiaxog xgrjfia--
tl^Bö^ai, die mit Wenigem geködert werden konnten ? Oder sind
20 Talente mit dem goldenen Becher (Aixgd zu nennen ? Freilich
gegen die enorme Summe, die Harpaios dem Phokion bot. Aber
warum hat dort Plut. den Demosthenes gar nicht genannt? Der
Grund ist einfach dieser : Dort schildert er mit offenbarer Vor-
liebe den Phokion, und um ihn zu heben, lässt er den Harp. die
Redner mit Wenigem fangen, dem Phokion 700 Talente schicken. Im
Leben des Demosth. soll dessen Schuld in der Harpalischen Sache
«wiesen werden; der unbedeutende Redner wird mit 20Talentea
und ein^n gpldenen Bedier «bgfesp^^ da er ja g^Qu l/hokiou
üysell: DemoAth. « tnipidoM tteeept« «1k 0mrp. p^con, Ubcratiu. 181
gehalten viel za Uein ist, ah dass mehr auf ihn Temendet wer-
den dürfte.
jBin anderer Widersprach in den Berichten der Schriftsteller
zeigt sich auch in dem , was mit Harpalos geworden sein soll.
Diodor XVII. 108 sagt, er sei entflohen, als Antipatros und Olym-
pias seine AusUefemng verlangt hätten ; Pseudoplut. , er sei aus
dem Gefangnisse entwichen; Flut, selbst, die AthenSer hätten
ihn fortgeschickt. Hat der Letzte Recht, wie kann dann FseüdopL
sagen, nach der Flucht (und wohl wegen der' Flucht) des Harp.
sei Demosthenes Terdächtig geworden ; haben- die Ersten Recht,
fio erhellt, wie ungenau Flut, erzähle. Nach des Rec« Ansicht
verdient Pseudoplut. den meisten Glauben, denn es ist Mahr«
scheinlich, dass Harp. in der Stadt festgehalten wurde, damit
sich die Bürger vor dem makedonischen Könige rechtfertigen
konnten. Liess man ihn. fort, so .konnte man sicherlich des Kö-
nig^ Rache wegen solcher Schonung eines Verbrechens erwarten.
Wie nun nach der Flucht des Harp. der Verdacht des Volks
auf die Redner mit Recht oder Unrecht gefallen, wie, weil keine
bestimmte Anzeige der Bestochenen vorhanden war,, ein allge-
meiner Verdacht sich gebildet, wie die Furcht vor dem Könige
die Gemiither habe verwirren und die Makedonische Partei nun
in aller Freiheit die Gegner habe beschuldigen und das Volk
aufhetzen können, zeigt der Verf. p. 49 sqq. mit vieler Wahr-
scheinlichkeit. Dass aber besonderer Hass der M^ikedonischen
Partei und Machthaber den Demosthenes getroffen habe, beweit*
sen die Ereignisse der nächsten Zeit. Es ist leicht zu erkennen,
welchen Vortheil die Flucht des Harp. den Gegnern ^es Dem. in
die Hände gegeben habe. Man deutete jetzt Alles , wie es der
Partei vortjieilhaft war. Dass Dem. gegen die Auslieferung des
Harp. an Antipatros gesprochen hatte, galt für Verrath; ob er
schon früher bestochen worden sei oder von den auf der Akropo^
lis niedergelegten Schätzen seinen Theil bekommen habe, ist ei-
nerlei. Konnte man ihm nicht auch die Flucht des Harp. Schuld
geben? Dass man der Wahrheit kein Gehör gab , beweist ein
Umstand, der von einem glaubwürdigen Schriftsteller berichtet
wird, Pausanias (II, 33) nämlich meldet , der Makedone Philoxe-
nos habe den Diener des Harpalos , der ihm bei der Bestechung
behilflich gewesen, auf Rhodos gefangen genommen, die Summen
der Bestechimg und die Namen der Bestochenen erfahren und
darauf in einem Schreiben den Athenäem diess berichtet , darin
aber d^n Demosthenes ganz und gar nicht erwähnt. Wüssten
wir genau, wann diess geschehen sei, so würde schnell eine Ent-
scheidung gewonnen sein ; höchst wahrscheinlich hat Pbiloxenos
vor der Instruktion des Frocesses nach Athen geschrieben. Denn
wenn dieses Schreiben, nachdem "das Urtheil schon gefallt war,
angelangt wäre , so müsste doch der Spruch aufgehoben worden
^^ der den Deinostfaeneg vorurth^e« Davon abor wissen wir
188 Griechiscbo Litteratnr.
niclite^ >o wie aach nichts von einer zweiten Dnteimichiin;. Nun
hat aber der Process ziemlich lange gedauert, so dass wolil unter*
dess des Philoxenos Schreiben angekommen sein konnte. Wie
kommt es nan , dass nirgends in dem Processe dessen Erwähnung
geschieht? und dass die Schriftsteller, die sonst Tiel Ton dem
Processe erzählen, gar nichts ron diesem wichtigen Umstände
sagen ? Entweder Fausanias hat hier aus einer Quelle geschöpft,
die den Andern nicht zugänglich war, da man ein so wichtiges
Aktenstuck gern unterdrückt sah , oder die Andern wollen diesen
Umstand niclit berichten , oder Pausanias hat iliii erdichtet oder
ein untergeschobenes Schreiben gelesen. Hat man aber Ursache,-
dem Pausanias nicht zu trauen 1 *)
Ais der Process begann^ that Demosthenes wieder etwas, was
für seine Unschuld zeugt, oder man müsste ihn für den frechsten
oder dümmsten Menschen halten. Er trug darauf an, dass der
Areopag die Untersuchung übernehmen sollte ^^). Deinarchos
(§ 1. 61 sq.) fügt hinzu, dass er sich selbst des Lebens für Ter-
lustig erklärt habe, wenn bewiesen würde, dass er sich habe be-
stechen lassen. Der Areopag untersucht nun nach dem Berichte
desselben liedners (§ 45) 6 Monate; Plutarchos weiss davon
nichts. Warum so viel Zeit erforderlich gewesen sei , setzt Je-
ner nicht hinzu. Hat etwa der Deklamator gemeint, damit die
gründliche Prüfung der Beschuldigungen durch den Gerichtshof
beweisen zu können? Oder wenn die llede echt ist, muss man
sich nicht wundern, dass eine Sache, die wegen der politischen
Verhältnisse vielmehr beschleunigt als in die Länge gezogen wer-»
den sollte, so lange währte ? Kaum kann man annehmen , dass ea
schwor gewesen sei , Beweise gegen die Bestochenen zu finden,
die in solchem Falle gerade da , wo das Verbrechen noch in fri-
schem Andenken war, wo llarpalos oder sein Diener noch al&
*) Westernionn. Qanest. Demosth. IV. p, 87 wi%i die Nachricht
des Pausanias und eine andere des Flutarch. Demosth. c. 20, dass
Alexander in Sardcs Briefe des Redners und Papiere hoher persischer
Beamten gefunden hübe, aus denen ersehen werden konnte, dass
Dem. persisches Gold empfangen habe, mit einander in Verbindung;
und betrachtet 'beide als eine Erfindung der Rhetoren oder auch der
Freunde oder Feinde des Redners. Es ist höchst schwierig^ in solchen
Dingen Wahres und Erdichtetes zu trennen.
**) Plut, Dem. o, 26. o 8\ ^rjfioöd'tvrjg ofiocs jj^eo^wv etarjvsyyis tpij^
q>iC(icc zrjv i^ 'Aqeiov Tcccyov ßovlrjv ^^arotaai t6 ngäyfia «rA. Was will
Plut. mit den Worten ofioas xo)Qciv snj^en? Will er des Demosthenes
Frechheit bezeichnen oder seinen Muth , der nur aus dem Gefühl der
Unschuld hervorgehen konnte? — Auch Dcinarch. § 4. 61. 82 er-
wähnt das Psephisma des Demosth., Pseudoplut p. 76 Weit, bertchtoft
nur, dass der Areopag ihn verurthoiU bah«.. ■
Eysell: Demosth. a iiupicioie «ceept ob Harp. '.f^ecan. llberatni. 18B
Zeufifen benutzt werden kotinte, leichter und «chDeller herbeizu-
schaffen waren« Nimmt man die Nachricht des Pausanias lunzü,
dass Philoxenbs jene Anzeige gemacht habe i» wie konnte die Un-
itersuchung 6 Monate währen? Das sind Bedenken^die Rec. nicht
beseitigen kann. Nicht ungerecht scheint der Verdacht ^ dass die
Makedonische Partei die Untersuchung deshalb so in die Weite
gesclioben habe, damit das lebendige Andenken an die Unschuld
gewisser Gegner erloschen, die Zeugnisse verwirrt und der ganze
Process mehr in den Ilintergnmd getreten wäre, wenn endlich das
Urtheil erschiene in der Form , wie man es gleich Anfangs ge-
wollt, aber nicht auszusprechen gewagt hatte.
Nach Deinarchos wurden vom Volke 10 Synegoren erwählt,
tim die Verdächtigen in Anklagestand zu setzen; Pseudoplut.
sagt bloss: slöax&sis dh slg ducattviJQiOv vao^TxsQsldov^ IIv^
^aovy Msveöttixfiov ^ 'J(iSQaiöv^ JlarQoxXBovg^ ot Inolrfiav
xazayvcovai ccvvov r^v l| AqUov xdyov ßov2,tjv arl. Deinar-
chos (§ 1. 20. 21, nicht §31, wie es bei Herrn EL heissf*") nennt
seinen Vorgänger in der Rede Stratokies als einen der Synego-
ren **). Hypereides wird von Pseudoplut. pag. 83. West, als al-
lein unbestochen erwähnt, darum sei er auch ,,£§ aicävTCDv^
erwählt worden, um Demosthenes anzuklagen, j^lso waren dia
Andern^ die derselbe Schriftsteller noch anführt, bestochen?
Hypereides, früher Freund des Demosthenes und auch später,
als sie gleiches Geschick hatten, mit ihm versöhnt (J^seudopl*
p. Sil. — övfißaXcov Jrjfioö&svBL Tcal nsgl rijg dta^opag
dnoko'yi]6d(isvog)f war doch jetzt sein Gegner» Schon Herr
Westerraann hatte gemeint, dass Hypereides wegen seiner da-
maligen Feindschaft mit Demosthenes, als dessen Ankläger vom
Volke bestellt worden sei, Herr E. ist geneigt beizustimmen.
*) Es scbeint durch ein Vergeben in der Schrift des Herrn £.
p. 58 nach Hypereides Pytheas ausgelassen zu sein , der nicht fehlen
kann und von dem auch der Verf. auf der folgenden Seite spricht.
**) Demosth. or. contra Pantaen. § 48 nennt einen Stratokies, der
als Zeuge für den Beklagten auftritt, ni^ccvcorccTOv ndvraiv dvd'Qmniov
xorl TtovrjQOTCcTov» S. Westermann Gesch. der griecb. Beredts. § 54,
24. Ueber des Stratokies spätere politische Thätigkeit siehe Westerm.
§ 72, 12 und Herrn* Sauppe zu Lykurg, p. 87 und in der Darmst.
Zeitäclirift für die Alterthumswissenschaft 1836. N. 52. — Schmidt
zu §1 der Rede des Deinarchos meint^ beiPseudopl. müsse statt Patro^
kies geschrieben werden Stratokies» Es ist diess wohl möglich, ob-
gleich auch beide Namen neben einander stehen können« Man kann
auch vermuthen, dass in der citirten Stelle des Demosthenes tcS t*
dKa&ccQTG) Tiai [iiaQ^ UajQOTiXsZy tcj fisydl^ rovrcp %al ZqazovXu zu
schreiben sei statt TlQoyiUX, wie auch bei Fhotios Prokies statt Patrokles
genannt ist. S. Westerm. im Pseudoplut. p. 76,
100 . Grieühlsißlie Litteratnr.
HypereUes ^eigt sich auf jeden Fall hier schwach. Ob er ehen^
falls, wie Timokles bei Athenaeos sa^, bestochen gewesen sc^
lässt sich nicht entsdieiden. Pytheas, Menesaechmos , sind ih-
rem Charakter nach bekannt ; auch Stratokies war ein Schmeich-^
lerderMakedonen. lieber dieUebrigen lässt sich nicht Tiel sagen;
wahrscheinlich waren sie der Andern nicht unwiirdig. Der oben
erwähnte Ausdnick tles Pseudoplut., o*i inolrjöav xatayvtxiviu
avrov trjv l| *jiQ. n. ßovki^v, soll nach Herrn E. p. 60 andeuteoi
dass ^^illis instigantibus ^^ Demosthenes Tom Areopage Terur-
thcilt worden sei ; es ist aber auch möglich, dass der Schriftstel-
ler in aller Unschuld so geschrieben hat, da jene als Ankläger
das Geschäft übernommen hatten, die Schuld des Angeklagten
zu erhärten.
Der Spruch erfolgte, wie er unter solchen Umstönden sich
erwarten Hess. Der Strateg Philokles entzog sich dem Urtheile
durch die Flucht, dann kam Demosthenes an die Reihe'*'). Ob
darauf etwas zu geben sei, wie Herr £. p. 62 sq« yermuthet, das«
unser Redner als der Erste, über den das Gericht das Urtheü
fällte, gerade deshalb die Strenge des Gerichts erfahren habe^
wagt Rec. nicht zu entscheiden. Nach Athenaeos hat sich be-
kanntlich Demosthenes in einer Rede negl %qvöIov vertheidigt,
Dionys. Halle, erwähnt eine dnoXoylav ttov ädgcav, die er jedoch
für unecht hielt. Gesprochen zu seiner Vertheidigifliy*1iat er
wahrscheinlich ; auch gestattete ihm diess der Gerichtsgebrauch.
Dass seine Rede nicht aufbewahrt worden ist, lässt sich wohl er«
klären; seinGefängniss, seine Flucht, die Unruhen der Zeit und
sein bald darauf erfolgter Tod erklären es« Daher scheint
unbillig , Was Herr E. p. 65 verrauthet , dass dem Redner die
Yertheidigung gar nicht gestattet worden sei. Herr E. beruft
sich auf Plut. c. 25. vötbqov ds (nachdem Dem. nicht hatte gegen
Harp. sprechen wollen) tov di^fiov Tcavtog alö^ofisvov rj)v ÖCO'
Qoöoxiav v.tCi ßovXofLBvov aTtoloyelöd'ai xal TCsL^eiv ovk eav*
Tog xrA. Plut. sagt ja rov di^fiov navto^, aber nicht ausdrück'*
lieh , dass das Gericht ihn nicht habe für sich sprechen lassen ;
wahrscheinlich wurde gar oft in der Volksversammlung die Sache
besprochen, und der Zusammenhang TCrlangt, dass wir annch-^
men, das Volk habe ihn nicht hören wollen, als er nach jenem
Yorfalle, wo er ein Halsübel vorschützte, um nicht zu sprechen,
gegen die Beschuldigungen seiner Gegner sich habe vertheidigen
wollen.
Die gereizte Stimmung und Leidenschaftlichkeit des Yolka
hatte sich auch hier wieder gezeigt, wie in dem Hermokopiden^
processe und in dem gegen die unglücklichen Feldherrn der
*) Plutarch. c. 26 iv nqmoiq. S. Westerm. Qaaeit» Demosth. III.
p.117.
Eyäell : Demosth. a saspicion« accept. ab Harp* peenn. llberatas« 101
Schlacht hei den Arginusen, woran der Verf* erinnert. Auch
andere Opfer der Yolkslaune liessen sich anführen. Lehrt uns
nicht die Art des Todes des Demostheneä , als er beim Heranna-
hen der Heere des Antipatros und Krateros vom Volke zum Tode
Terurtheilt floh , er der kurz vorher nacli seiner ersten Flucht
Ton seiner Vaterstadt so glänzend wieder aufgenommen worden
war^ wie wir uns den Ilarpalischen Process deuten sollen'! **)
Rcc. kann nicht schliessen^ ohne noch einmal auf Plutarch
zurückzukommen. Dieser erzählt (c. 26.) eine Anekdote, die
einem Theater-Coup ganz und gar zu vergleichen ist, eine Gross-
muthscene: einige seiner Gegner sollen dem Fliehenden nach-
geeilt sein und ihm, der erst neue Gefahren yon ihnen gefürchtet
hatte , Reisegeld gegeben haben. Rec. weiss in der That nicht,
ob er mehr lachen soll über die Einfalt, mit welcher Flut. Alles
aufnimmt und erzählt, oder über die Klugheit der Gegner, die
dem y den sie so eben glücklicher Weise «entfernt haben , noch
Reisegeld geben , damit er um so bequemer und schneller fort-
komme.
Die Rache, die Dem. an dem Volke nach seiner ersten Flucht
nahm , ist bekannt ; er fuhr fort seinem Vaterlande zu dienen und
blieb der Richtung seiner politischen Thätigkeit gegen Makedo-
nien treu. Als ihn das Volk bei seiner Rückkehr so aufnahm,
wie Flut. G. 27 beschreibt, bewies er nur, dass es das ihm zu-
gefügte Unrecht bereue. Allein Atlien's Selbständigkeit war vor-
über und die besten Bürger seiner letzten Blüthe unterlagen den
politischen Verhältnissen.' Mit welchem Rechte konnte Demosthe-
nes die Jünglinge, die sich ihm anschlössen, vor der Redner-
bühne warnen ! (Flut. c. 26.) Hatte sie ihm Ehre und Ruhm ge-
bracht, so kam doch auch von ihr alle Unruhe seines Lebens
und seine letzten trüben Schicksale; die Kunst, für die er sich
mit so vielen Mühen vorbereitet hatte, gewährte ihm das Höchste,
was das Alterthum kennt, aber er wurde 'auch ihr Opfer«
Rec. scheidet von Herrn Eysell, dessen Abhandlung diesen
Aufsatz veranlasst hat, mit Dank für Manches, was zu neuen
**) Rec. glaubt, des Kleocharei aus Myriea Fragment, welches
in den Rhet. Gr. Walz. VIII. p.598 sq. aufbewahrt ist, vielleicht aus
der üt'yKQiOLg zJrjfioad'svovg %al 'lao'KQocTovg (Westerm. Gesch. der gr.
jBer. § 49, 3 und 76, 12), hier anführen zu dürfen als ein mit dem sei^
nigen übereinstimmendes Urtheil über den Redner: ^rjfioed'svi^g VTciczti
^iXinnoD» zJrjfioed'evovg nivrjg fiev 6 ßi4>g, (ieyaXTj 6' rj naQffTiciu* järj"
[load'ivsL TCoXXoiv didofiivmv ovdlv oive nX^d'og ovtb 7idU,og a^iov icpdvri
TtQodoaiag^ jdrjfioad'ivr} 'AXi^avdQog iiijTBi (scr. ii'^reiy coli. Westerra,
Quaest. Dem. IV. p. 107) • diä zi naq* ccvzolg Xoyl^BC&B» ädUcog re
dnb^aveg, cS Jrjfioad^svsg» Spengel in den Münchner Gel. Ans. 1837«
8. 115 nennt den Kleochares einen Neffen des Demostbenes , wahr-
scheinlich ihn verwechselnd ftiit Demoebares«
102 Lexikographie.
Gedanken ihn angereg^t hat. Hat er Manches anders gedeutet
und Manches noch weiter ausführen zu müssen geglaubt ^ so ist
er doch in der Hauptsache einer Meinung mit dem Verfasser^ und
namentlich darin ^ dass man, um den grossen Redner zu rechtfer-
tigen , vor Allem die Quellen prüfen müsse, aus welchen die Be-
schuldigungen entuonunen sind.
Dr. £. H. Funkhaenel.
Griechisch-Deutsches Hand^Lexicon von Dr. Gustav
Pinsger. Fortgesetzt von Dr. Karl Jacobitz und Dr. Ernst Eduard
Seiler. Lieferung I. Leipzig, Verlag der J. G. Hinrichs'schen Buch->
. handlung 1836. Gross 8. 192 SS.
Bei dem steten Fortschreiten der Wissenschaf t thut es noth,
dass auch die Ergebnisse derselben sofort zur Keuntniss des
grösseren Publicums und zwar der Lernenden selbst gebracht
werden, damit so das vor Kurzem Gewonnene bald wieder zur
Grundlage neuer Bereicherung im Reiche des Wissens diene^
Von diesem Gesichtspuncte betrachtet, war das Unternehmen,
ein neues griechisch - deutsches Handwörterbuch auszuarbeiten,
an sich ein erfreuliches, um so mehr müssen wir es aber als sol-
ches bezeichnen , wenn wir sehen, dass Männer sich demselben
unterziehen, deren vollkommene Befahigimg zu dieser Arbeit nicht
nur ihre bisherigen Leistungen auf dem Gebiete der griechischen
Litteratiir, sondern auch die Grundsätze selbst kund geben, die
ihnen bei der Ausarbeitimg dieses Handwörterbuches zur Richt-
schnur dienten, so wie die Art und Weise, wie sie diese Grund-
sätze zur Ausführung zu bringen suchen. Denn indem sie die
Anforderungen , welche man an ein Handwörterbuch zu machen
berechtigt ist, dass es nämlich nicht gerade über das Fernliegeudere,
aber doch über das Gewöhnliche bestimmte und genaue Auskunft
gebe, richtig erkannten, glaubten sie weniger Mühe auf die Er-
weiterung des vorhandenen Materiales, als vielmehr auf eine
Bewä'ltigiuig , Sichtimg, Berichtigung und genauere Bestimmung
des Gegebenen verwenden zu müssen und sie haben, so weit man
aus dieser ersten Probe abnehmen kann, diese Aufgabe glücklich
und gechickt gelöst, indem sie die richtig gefassten Grundsätze
auch gehörig in's Werk setzten.
Denn wenn das Passow'sche Handwörterbuch in vielfacher
Hinsicht auch immer noch als höchst empfehlenswerth da steht,
so haben doch die Bearbeiter dieses Haud - Lexikons das, was
Passow nur erst begonnen hatte, zur weiteren Ausführung, zur
grösseren Vollendung und dabei dennoch im Ganzen zu geringerem
materiellen Umfange gebracht, welches letztere, zumal bei einem
Jacobitz u. Siiltrs; Qriechideh^dciitflciiei Lexicon. 193
Sdbmlbuche , gavi^Eein linwesentUcher VorÜu^il Ist. Demi wenn
Pa»»^^ zunächst 'Biif die ilteren Epiker (die homerische und he«*
siodeische Poesie)^ auf Piodar und Hereddt darehgän^gp Rück?*
sieht genommen« hatte ^ so haben diese seine Nachfolger AUch auf
die übrigen Vorzü^ichbten'ikhriftstelier ihre Auf merkstaikeit ge-
richtet und die Wörter und.WortbedeivIungen^. die bis jetzt ohne
Gewährsmann erschienen* und doch, nicht .übreffall vorkommen^
durch die Nennung> einea. classischen Schriftstellers begkubigH^
nölhigenfalis auch lein genaueres- €itat;hinMg^igt. So gewaito
zunächst der Hauptinhalt eine festere^Basi^^r^nur «möchte hier yiel*
leicht dem Irrthume manche» jungen L^^n»hn>rssubeugen aeio^ def^
wenn ernur eine Auct^ritat angegeben -findet, der Sfeinio^ sein
könnle, es käme durchaus nur/bei dem genannten Schriftsteller
Tor , da jene Angabe eiA Woüt oder, eine Wortbedeutung zunächst
nur ^Is bei diesem Schriftslellernachgewiesen. bezeichnen solL
Aus diesiSm Grunde sind auch mit lobenswertbei* Genauigkeit häu-
fig, mehrere Gewährsmänner namhftft gemacht* ..Dabei erscheinen
nun manche bishet* zweifelhafte Wörter jetzt sicher nachgewiesen,
andre sind mit Recht ganz beseitiget worden, während andre als
noch zweifelhaft ged.uldet werden mussten , aber mit einem -{-
bezeichnet worden sind. ;• Alfter ausserdem sind auch viele iWörtec
und Wortbedeutungen neu ;hinzugefugt worden^ so dass das Werk
auch in dieser Hinsicht manchen Vorzug selbst vor den neuesten
Auflagen des Passow*schen Werkes hat.. Sodann haben sie es nicht
unterlassen, ausser den Wortbedeutungen die gewöhnlichsten syn-
taktischen Fügimgen * bisweilen unter Mittheilqing einer dassi-
schen Stelle als Beispiel, mit vielem Flj^isse anzugeben, wodurch
die Brauchbarkeit dieses Werkes nicht wenig erhöht wird. Fer-
ner sind die Partikeln mit vieler Umsicht, neu bearbeitet worden
imd die Prosodie ist nie au$!ser Acht gelassen. : Die Ausschliessung
der Eigennamen aus dem Wörterbuche selbst, die wir. in mancher
I^Unsicht nicht gut heissen können, verspricht der Umschlag durch
ein am Schlüsse des Werkes, beizugebendes Verzeichnis gut zu
machen. Vielleicht nehmen die Herren Verff. bei einer neuen
Auflage dieselben, so \^eit ihre Mittheilung nöthig erscheint,
lieber gleich mit in das Werk selbst auf, da sie auch nebenbei für
viele Wortformen und Wortbedeutungen häufig sehr gute Aus-
beute gewähren.
, Das Gesagte mag im Allgemeinen ihinreichen , dieses Hand-^
Wörterbuch als ein höchst empfehlenswerthes Hilfsmittel zur Er-
lernung der griechischen Sp(rache und zum Verständnisse der
alten Classiker zu bez^chnen; und wollen wir nun unverhohlen
noch das angeben ^ was. wir hinsichtlich der ganzen Anlage, mit
welcher wir in den meisten Puncten vollkommen einverstanden
lir^i^en, noch zu wünschen hätten, so wäre bs hauptsächlicjtl'. diA
Synonymik, die wir im Ganzen noch nicht! so bfeachtet finden, -i^
es ni^olil wünschenswerth war. Denn /erstens tcägt diese sehr yf,m
N. Jabrb, f,\phiL u.Faed, od. KHt, Bibi. Bd,%lX. Hft, 3. 13
194 L e t 1 k g I* a^ p ^h I e>
siir richtigem Einsicht iii die Spruche überhaupt^ so wle.nm
hes^toi Vergtändnis^e der einseinen Stiellen ihei und gibt ferner
dem Jugendlichen Geisite die besste Gelegenheit seinen Verstand
kn siiharfen und seine Beobachtungsgabe zn üben. Sodann würe
es in vielem Fällen wohl besser gewesen^ die deutschen Beaeich-
nungen der im griechischen Worte enthaltenen Bedeutung weni-^
ger au häufen, und*« dalnr lieber die entsprechendesten aus den
deutschen Wörtern herauszuheben^ da der Schüler nicht das grie-
diische Wort mittetet: des Wörterbuches mit einem deutsehen
vertauschen lernen «oil^ sondern nur durch das Wörterbuch die
Bedeutung des erieelnsehen Wortes eribssen, um sodann aus sei-
ner Muttersprache das* jedesmal entsprechende Wort untenraie-
geu. Bielege 2U diesen beiden Ausstellungen^ welche wir den
Herren Yerff. um so weniger zur l^ast legen ^ da ihre Vorgfia-
ger in diesen Piincten auch noch nichtsehr stichfest waren^, und
die sie, einmal aufmerksam gemacht^ um so leichter in ^er Folge
gut zu machen im Stande sind, je mehr sich aus dem tJebrIgen
ihre vollkommene Befähigung zu dieser Aii>eit herausstellt, wer«
den wir unten zu geben Gelegenheit nehmen.
Denn damit das von Uns abgegebene glänstige Urtheil ttber
dieses Unternehmen ^ eben so wie der Wunsch , noch einiges
Andere mehr bei;ucksichtiget zu sehen, nicht unbegründet er-
scheine, wollen W noch einige Blicke auf das Einzelne werfen.
Wir finden bei Passow den Ar-
tikel:
üßccvogy ov^ auch äßitijf Find,
(ßam, ßaiva) unbetreten, un-
wegsam, unzugänglich, bes. v.
heiligen geweihten Orten/ ro
Sßatov^ adytum. aßaxoa^ fotfco,
Unwegsam machen.
Dagegen im vorliegenden Wör-
buchei
aßätog^t 0^9 auch äßAttn Find.
(^aivco) ünbetreten, unwegsam,
unzugänglich. t6 Sßarov ein .
heiUger Ort, den man nicht be-.
treten darf, adytum. 2) unbe^
fahren, t. Meere. S) nicht be-
spnmgen, v. Thieren. LfUc. 4)
unbestiegen, v« Fferde. id. 5;
=& däidßatos $ nicht zu durch-
waten, xotafiogf Xen« An. S,
dßatom^ f. ii6(0y (aßaxog) un-
wegsam, unzuginglich machen«
Wenn man sich bei solchen Artikeln wohl am bessten dadurch hel-
fen könnte, dass man auf ßalv(Q verwiese und dann sagte, dass
äßaxog stets die entgegengesetzte Bedeutung von ßatog, als Ver-
bale von ßaivcny in allen Bedeutungen von ßalvea habe, so sieht
man doch gleich aus diesem Artikel, dass die Herren Verff. weit
tiefer eingingen , als das Fassow^sche Werk. Denn iXatpög Sßiz^
^ li^tte sich liee. schon aus Luc. Fhilops. § 7, die Unzülänglichkdt
#tfr Fassow'schen Angaben fühlend, selbst angemerkt; und die
Adjaben der übrigen Gebrauchsweisen dieses Adjecthcs sind
JaeobiU u, Seiler % Grieefaif ch • deateebet hexledm IM
ebenfalls nicht unwescntlicU und gehörten cdBrenVär in eiif swede^^
ililtsfiiges tfandwöherbüch. Freiiicii hätten sie! ticlleidht etwsa
allgemeiner g^este'Ut werden können^ damit sie andi wdier auA-
ti^ichteu. Denn findet zuni tie'iapiel ein jung ef Leser bei Flato
Phaedrus S. 245 A. II. Stcph. Xaßovöa äitaki^ %a\ aßatov iru-
j[;^v^ einCi Stelle^ die um so beaehtensii^etther war, je mehr sie
den spSteren zur Nachahmung gedient hdt (man vergleiche z. B.
l^utarcU« Amatovi ä. 1d8 f! mit Winckdmann*s Aiimerk. S. ITS),
Ho wird er auch nach den genaueren Angaben in diesem neuen
WöHerbut^he nicht gleich die fledeutuifg finden^ i^orunter er jene
Stelle subsumired soll. Sie \sit gafiz dem Clceronischen tamquam
equos intractatus ac novos gleich und musste auch dazu vergli-
chen lArerden, also bednlfte es hier der Angäbe, dass aßatogy
übergetragen, audh unbearbeitet bezeichne, ^ä bd Platö äi a. O.
Im Bezug' auf die letzte Angätre: 445) =c dötaßcctog^ nicht zu
durchwaten, »ottt(i6g4 Xen. Au. &, 6{ 9^^ möchte afocfr tä bemer-
ken sein^ dass hier aßatog^ ^^^ es auch bei Poljhins und Josephus
torkommt, nicht gerade mit adidßatog gleich ist, aßatog ist nicht
passirbar, Mfd die Bedeutung des durch minder hervorgehoben
wird, als bei aSiaßarog. Ein Fluss kann aßaxog^ aber doch nicht
adidßatog sein^ letzterer ist der, der gar kein Ftifth biett^^ wie
auch die Vergleichung der Stdlen selbst an die Hand gehen
wird. Also wiürden wir blos gesetzt haben: „a/Sato^, vom
Flusse, nicht zu passif^n^ Xenoph^ Polyb. und Ajidre.**^ Bei
ddidßatog müsste dann das durch noch besonders hefrvorgebe|ben
werden/ Ausserdem b^merkciii wir für dicfsen und andere Artilcd,
dass uns die Scheidung durch Zahlen Mtf ftufgefailen Ist, da doch
die Bedeutungen nicht Wesentlidi, sondern nur, wenn mä(n sie mit
deutschen Wörter/f wieder gibt, versdiiedcjn erscheinen. Dasa
der Artikel bei Passow aber gegen die Angaben in der neuen Be*
arbeitung sehr riiangelhaft sd , ^i'gibt sich von selbst.
1^6 stiebt bei Pässow der Artikel:
d^iarog (^ido^at) nicht gese-
hen, tinsi«htbtfr. 2)ttichtseheifd,
In dem toriiegendeii Werke :
adcttrog, ov, (i^€ard^)^iditge«
sehen, nngesehen, nicht zu dre-
hen, unsicthtb^; nicht seheAs«
werth. 2) act nicht sehen, c.
gen. tav Hdvtarif ^dtorov <&sa-
fiarc^ d9kazoi %ly dn siehst das
dierschö/fsfe Sch<ii(ts|ffel iAcYkti
dfi cMbehrsl de'tar schönsten itn-
biick,- XemMeitr. 2, 1^ Sl/ dkn-
\ %üagi Luc.
Um sieht f Wie sfcfc die Jini^iMk^ taiA dier ^tebnltte^ iini d^stt--
tog ganz anders bd dieser neuen Befärbdtün^ ze?gt< als bd
t*«8sow, wo flia^ ilcfeh gar kdne richtige tTarsteUimg tonf den
dgeirthümlicheti tieäimtung«^ des Wortes^ namentiicb wegen des
<&«bra*iidves'flait denf Geuitlms^ gewinkl^i Sia^' fernfere ZusKof*
108 Lexikogvap b.i^e.:
menstellun^ anderer Artikel wurde meist ein gleiches ResuUnt
geben , doch wollen wir den Ranm zu einigen Bemerkungen spa-
ren lind Terweiseu' nur noch im Aligemeiüen auf die im 'QaB-
zen sehr gelungenen Artikel aya^og^ aysiv^ dötrjgj wtf die
Steile bei Flato Sjmp. S. 198. A. sehr passend erklärt ist, auf
dkka^ av^ dva^ dvafiBtQiio ^ ccito u. s. w. / ,
. Was nun zunächst den oben geäusserten Wansch anlangt,
die Herren Herausg. möchten der Synonymik etwas mehr Aufmeikr
eamkeit geschenkt haben^^ -so hatten wir schon bei a^arog im Gegen-
sätze zu döidßatog Gelegenheit auf die Alissdeutung hinzuweisen^
die eine Vernachlässrigimg 'derselben leicht herbeiführt So i^
auch bei der Zusammenstellung von dßovUa, ivdßovkla undxaxo-
/3ot;Atabcim dX(pa privativum S,l^ so wie unter d^m.Artikel dßoih
Xla S. 2 der Unterschied ^ welcher zwischen diesen drei WjÖt-
iem Statt findet, nicht gehörig beachtete- . 'AfipvUa ist immer
blosRathlosigkeit, der Mangel an Rath , öv0ßovUa ist MissratH»
oder falscher Rath, xaTioßovXla schlechter {taih.;.. Darpach wäre
denn nun auch bei aßovkog und övößovkog u. s. f. zu verfahren. So
musste bei dXkd der Unterschied zwischen : dieser Partikel. upA
ie angegeben werden, weil der Anfanger hier leicht schwankt,
bei akkog der von fidttiv und Skl(og^ fidzfi» bfosst in's Blaue
hinein, ohne Zweck, Umsonst, akXmg verfehlt, anders^ als es
dem Zwecke entspricht. So^ steht der Satz . ovi^^v yctg f Sg tpa-
fi6i/, ndtrjv ri (piiöig Ttoiü bei Aristoteles P<ditiJf Buch I. Cap« !•
richtig, weil er von der biirgerlichen Be&timinuag.4^.9^Dsdt^€^
gesprochen hatte. ovÖev yciQ a^oig ^ ^ii<f c^) XOißf^ würde^ 4a!-
gegen dann gesagt werden müssen, wenn dav4^nidie Rede w%^,
dass die Natur Alles deni Zwecke entspred^pn^ mache, .Doch
diesen Mangel werden die Herren JFferausgeher ge^t^iss selbi^t^einr
sehen, und ihn in der Folgti, so weit möglich,' gut:zu machen
wissen. . . ,
Ausserdem haben wir ulis noch folgende Bemeirkvngen ge-
macht. S. 3. sollte unter dem Artikel dya^og bei Vergleichwpg
des lat. quod felis faustumque sit am allerwenigsten das ffonum
ausgelassen sein, da ja der Lateiner sehr oft sagt: quod b4>*
num felix faustumque. siet^ und hier zvl dya%^ '^'^Xy ^^^ bonum
auch am bessten sich eignet Sodann hätte sollen bei x6 dya%6v
das deutsche ^ ort Vortheil^ was Passow richtig gibt, als Erklä«
nmg beibehalten werden ; so gleich zu Anfang der Aristotelischen
Politik: näoav Ttolvovlav dya^ov rivog evBKBV övvBötrjKVtaVj
wo fast nur der Ausdruck Vortkeil passt. In dem sonst sehr gut
gearbeiteten Artikel a}/€ti; konnte S. 14. unter Nr. 6. bei Angabe
der Bedeutung: wiegen^ schwer sein^ dUs deutsche Wort aie-
hen^ ' von dem Herabziehen der Wagschaale vergliche« sein; weil
es so erst anschaulicher wird, wie daS; Wort ayBiv jene Bed^u^
tung gewonnen habe. > S. Ki. musste unter d(iüi^>Qg die Betonung
aöbkfpB bei den Attikero-bemeckt werden, nmao.aiehr, 4a>>bei
Jacobite n. 'Seiler c Griechlich^ileBtseh^ Lezicon. NY
äXffiiis die gehBri^e Rueksioht auf die'Beäonmig SXrj^Bg Jnilin*
liofaem Falle genomraen ist Man rerglefebc^ ausser Reis De
atceni. ineliii.S. ]08.< Jetzt noch C* G'öttiiiig' Vom Accente^der
griifohischen Sprache S. 228 und S.8I)5. S: 18. war unter iSl-
x^ct -'die* Bedeutung unrechtmässiger Besitz ^ gestoUnes Gut
mit der Nennung yQU' Lydias und P/a/o hinzuzufügen, eineRe-«
deutung, die jetzt nicht : mehr bezweifelt werden kann, wenn
auch der neue Stephannt sie noch nicht nachgetragen hat' Man
ver^d^he z. B; Lysiwi gegen Epikrates {2^) § 6. Bekk/ S. 178.
Stepfa« rt)^ d' i69pa}iä^€ivTOtq Ix^tra vfikz^ga ucktTitBiv. Sv (tiv
ydg ka^i06tvji'ddsmg eivvols e^ovöi xgijö^ec^** äv öh 6(p^fi6i,Vi
ij ^iifsixäv itiMfiiiatov tov xMtnföv i^sitglavta, ^ slg
dyavtc' if^ceraörd^ig' tydvtiov dwdf$si iöd^fjöav. Piata De,
legibus lih. X« S^HM H. Steph. av aitotg vwv'aßinf^fiAta>¥
tig iH'O V i [ijj , xaddxBQ xvöl Ivxov täv aQxaöfittrav ö^lhqcI^
dxifvifxouv XTS. Derselbe De re pubL Uh, II. p. 365. extv.« si 9*^
6vv xüotioV'i ädvxrjziov xal ^vnri^v aTto rtSv d8'§xfjfi«r
xmv.' Denn Förtsch , der in der^ Cdmrnent. crii. de bcföis^ non^
nulii» Lysiae etc* S. 20. die Stelle des Ljliia» nichlt verstand utid
deshalb corrigiren woUte', wird jet^t wohl ^seinen Irrthutn^^elbst
eingesehen habeti. j = ; f ' : ■
crt02;vy<o S. 63» bemerken wir wegfln der allzu fleissigeO'HSa^
fung Ton deutschen Bedeutungen , die wir schon oben im* Auge-»
meinen tadelten , es heisst hier : hässlioh machen^ veruftsiälien^
entstellen ^ übel zurichten , entstellen , : wo wenigstens^ das ifstzte^
^?iM)?//e». künftighin zu tilgen sein wird. • S;!43. hatte dodh-^wohl
sollen das ^ort -dxQÖdixiuog , was hei Clenle&s Akexi S*'4d4;
Pott, ganz* «icher steht^ ailfgenommen werden/ da es im AHgcrael-'
nen auch zur richtigen Würdigung- des re^xpo — ^«.in Zusanatmen-^
setisuiigen, besonders bei den späteren Beachtimg Verdient. S.-4T.'
komite vielleicht tinter . dkyrjdciv namentlich auf Isokrates 8^ 40.
Beikk* tva nkeioviov dkyrjätivGiv asracAAerj/cäfisv Rücksicht geuom*«
men werden ^ da 'man sonst dkyrjdciv als iblos poetisch * aufTührte'.
S. 49. konnte bei dksmöxog auch der Form akenig bei Philo lud;
Tom» IL S. 352!. Mangey. gedacht werden. < Unter cxXila durfte
S.^."nicht mehr dkl' ij aufgeführt sein,« da dies urj^prünglidi
gewiss* nuir akko v war,-iind sicherlich nur entweder ausUnldüiide;
wieiiman es von «üJla ableitete, ohne Aocent blieb, oder wis'mir
jetzt das wahrscheinlichere ist, deshalb ohne Accent gelassen
wurde, weil man in der ältesten Sprache überhaupt dkko^ accen-
tairte, wovon. aAia (neutr. plur.) geblieben ist, was gewiss mdht
zum Unterschiede von akka (in seiner ursprünglichen Bedeutung)
so gesprochen wftrd und'wovön auch noch dkktdg bei den Doriem
(isiehe Göttling a;>a. O. 8.334«) zeugt. Bei akkog akka <u: s. w.
S. 55 musste der fipreohweise gedacht werden, nach Reicher oft
der Singular akkog akka- n. s« w. auch bei Piuralen als ein G^»
danke für sich steht, was hier und da Schwierigkeit gemacht hat,
196 Lex l'k • g V a p b i e.
ui|4 «oraii der Aaßmger leicht Anstoss nimnit, nmii sehe unsertt
Bemjsrkung xff Luciafi's fi^o//. § 18« tig dKa^ovtBg aXlog aJAmis
Snavtsg ixnlijtznvtäi» S. 54. Bei aklo.%^ ovv S. &6. koniite
vieiieicht der Wendung &lXo %i ovv^ hl xrl. gedacht wdidieB^
da sie hier und da rerkannt worden ist, wie bei Andolddes J. §ttl.
Bekk. man vergleich« diese Jahrbb. ?• J. 18S&. 13. Band. 4. Heft
^.. S80f S. 51. musste unter dem Artikel S^Xmg die unter Nuro. 6-
»nfgefuhrte Bedeutung = ftovov^ wip Ib y^g akXfog äf^og bei
Platp ans seiner lursprongUchen Bedeiiti^Hg besser entwickelt ¥fpH
den, wobei sich dann Ton selbst der grosse Uqtersohied tob fiSr-
vov tf nd oiUpg in ^fiß»ßt Bedeutung ergebep haben würde.
.ß.B7; ist es sondorbar, dass 911 der bd^amitenFprm äpttftitjifv^
idofiifi gerade Lucian Gall. $8. angeführt wird, da an jemirßlicU»
die Gortitcer Handschrift die andere Form avaiittQVKttOiiai hier
tet, die aucfi vorher aufgeführt war, wqeu hätte sollen auf Klott
zu jjuciftn's GaiL § 8. S. 31. verwiesen sein, der mehrere Belr
spiele gibt, da Lobeck zuPhrynichus S. 603. noch schwankte und
W. pindorf i|n AthepSus \o|. IT. S. 851. d{e Form noch verwarf;
Vielleicht wollte Hr. Jacobitz auf seine Anmerkung zu Luciaa
Gall. § 8. Torlsufig verweisen, djes hätte aber sollen genauer be*
zeichnet; werdcfi, S|. 111 hätte können ui^ter uvdQttnodtOnog der
Redeweise arcpl dv8(^«Q6ptSiiov xtvöwBvtiVy was ^ur Bezeieh*
uung der höclisten Gßfahr fiir den Stallt gilt, wie bei Isokrates
8* § 31. Bekk. E|rwähnung geschehen! |B, 120« sollte bei Angal>e
der Quantität von avc^tog i(| ißt II. 15, 554t Biicksicht genonir.
men sßjn auf die frühere Accentu^tiop dvs^'ov» ^e l^(fxXi|^tov»
weil ipm spi)9t picht weiss, wo die Limge heikioxiimt. Es konnte
dies unter kurzef Verweispiig fiuf 6. Hermann De em, rat gr,
Gr. S. 61. Villoig. Anecd, Gr. S. 113. oder Böckh de meir. Pindi
S. 57; oder endlich Göttling Fom Aciiento dpr gr. Spu & 39.
geschehen. Penn auch der Anfänger piuss gewöhnt werden, nidita
ohne seinen guten (}rund zu gruben, S. 138. konpte vielleicht d^ai
Adjectiv avttfXQg ^iis Philo ludt topi, L S. 812f Mang, nachgetrageii
we^en.
S.152. ist der Artikel 1 „ao^jcmro^, ov, (olydcii) unbewohnt,
unhfi^olmbar. lieber dieses und ovolKtjxog s. Lobeck z. Fhryo.
S, ISl. ^^ offenbar noch ^u mafigeUiaft. Penn jeden Fallfi musste
noch bemerkt werdep, dass doUfitog iiuch von dem gebraucht
werde, dem {(ein Hau^, keine Wolmuiig gegeben ist, also ge?
wisser Massen unbehauaei bedeute, wie Rec. in Lucian*s €hdL
^ 11. nach den besten l|andiic}iriften hergestellt \k^t: vicag dh sr^-
^tifiBVQv dolKTfzog aateig , &xQt dij 6 Mvi^6a(f%og i^sgyäöfiTal
fi Ol tov ol^ov^ i^odapp musst^ neben dieser Stelle der des De-
fposthenes Gegen Steph^nm L Rede glO, Bekk. S. 1128. zu Anf,
Reisk. gedeicht werden ^ ioluritov 8i xov^AQ%tS^p.ov ycalSa td
ff(«V?PV f*«90f «f jyotijXÄff, bpi def^ei^ V^i^täfldnfese imt^lifih dw
AnfiiifBr auch nicbl nÜ jenh* Angah« in LqiOmiii «utirefcht, dUi
auch hier iolwi%og deq beieichnei, dte k«in Htns bat;, , . v
Reo. hält ea nicht fiipÄötliig dvachfiaBaevt: kleine Nachtrage
den Lesern und den Herren VedLAeweiaesCciiier Aiifm«rkaauK-«
keit sn .geben,., die er. diieaer. enden liiefertnig; gewidmet hat^'
aoudern bricht eimiweiien liierab; vnak wenn eraiic|i hui eteig^
Artikeln eine gana andere 6eatfiltiing.<dea\Mateai|ilea* vörd« voig^r
nommen haben, so sparte doch 'Bi|o^()i4tj|i^en der Art iur eine*
spätere Mittfaeiliing ati^ wclüi erat'ein-i^rQaserer Theil des Wer-
kes vorliegen wird- ,-,^'1» nl .. .* .i ...'.:..
Inawisohen wiederholi er hier sein oben bereit« abgegebenes^
Urtheii , dass dieaes ^iirteihndi einen tiiditigen Schritt vorwÄrta-
gethan hat und daas daeaelbe, jeder Empfehkrti^jwerth ist Jlö*^:
gen die beiden .jugendlich -riiatigeft Herren Heransgebinr, vdie
jetzt allein das Untem^men unter den Hfojded haben, mit.d^HHi
selben Fleisse und/deneHien Anfinerksamkeit fortarbeiten und daa
Werk bald vollendet iq die HInde desPubliowus liefern; .demK
nur so wird es die grosse Abnahme finden, die es in so vi^ifaclier»
Hinsicht verdient; möge aber auch der..Hr. Verleger Kosten lind:
Mühe nicht scheuen, daa Unternehmen nu seinem Theileau tofn
dem und zu unterstützeu, da er spiter dieJBelohiiang dafür aicheo
^unirndteu wird, .. •
'' Beivhold Klotz, «^
Syntaxeo9 anotnalae Graee^rum ^ara d'e con-
sfructionie, quäe diciiur absoluta^ dpque ana*
coluthi9 huc periinintihus scripiit A, de ff^annowski^
praeceptor Gymnasii Posnanlensls. Lipsiae 1835, Samptibus Frid.
Chr, Gull. Vogelii. XII n. 2918. gr. 8. . ^
Wir müssen bei der Beurtheilung dieses Buches von der
Form, in welche es gekleidet ist, anfangen. Es hat manche Vor-»
züge; es zeigt gründliche und umfassende Lektüre, oft gesunde
grammatische Ansicliten, zuweilen einsichtsvolle Kritik der Klas*
siker und der {riterpreten. Aber diesen Vorzügen wird schon
durch die Sprache dergestalt Ehitrag gethan, dass gar Mancher
es bei Seite legen und wie ein unzugängliches Dickicht betrachten
wird , in das kein forschender Fuss dringen kann. Betrachten
wir, um diess an Beispielen zu zeigen , die Vorrede , die denn
doch allgemein fassli^di eingekleidet sein konnte, da sie keine
grammatische Abstraktion in sich schliesst.' Gleich im ersten
Satze istspem concepi affulgentem, so gesagt^ vollkommen tau-
tologisch und dasPartidp nur zu rechtfertigen, wenn ein auf die
Vergangenheit, von welcher der Verf. handelt, hinweisendes
Adverbium daneben stände ; spem concepi fore. ut pertractem et
constituam ist grammatisch falBcb, da es heisst, der Ferf, habe
tun '.. RirpriHifileliff GraMBiatik.
« .11
f^offt^ jeM^ g^adi dm ar sebreibe |. die LeKre abhandwln um
können^ dt er dodi<KOd «iäer \ergan^[^heit, dem Gegen Aande
seiper 'dmiialfg^eii H^ffnange&vfidjet. Aanerdein ist conktmetionii
ab^oiatfte fiiies et termmovtAiiigtituerev wdfcheii liur die Grenzen
besiintmen^ nictktjteigett^'me tpeit die Cenalruciion sieh erwireckt
hcisMii iMianl in diesem ^ioBe anlateiitisch. > im zweiten Sstse ist
huiuw ' sttti^triie ^fQrimnae'^ejpperi nof^ fui aiehifach undehti^.
Zuerst weil liuius «nf daii*>Fol|eiilde geken i^uss^, dass der \eA
sein Gebiet nicht. nberte|ieii«ited daher Vieles s^päUtn als*iiotliH
wendig erkannte Tcmachlässigt habe. In diesem' Sinn kennte aher
nachher nicht qidpp^ qm^fol^n:^ sondeftai'quDdimusste'febBAacht
werden. - Dann ist sinirtrac fertnnke:Aon ^'x^rs f ur eipiertilB rini-^
stram fortuaam''didvleri8ch. • HfeFnäofast isfc eampfus quakstiouis,
Feld der l^ro^«^ Selbst im Deulsdheni widenunni^^ denn ^ühter^
emekmn'g bedeutet ja Iqnaiestie' nichts* abert^eiift es das bedeatetoi
würde campus damit za'TerbindefrinHBer eüi'Germantsithis sein,
fcn Verfolge i der nächstcln' Gedianken ^pebt JBum studiiun edesdl
opuscnli sedare noiV'i^otuiiiseili Anstassi -Penn weder ist edere Bm
zu brauchen^ noch konnte. o^iuicuUnhiie alieuiusoder quaiiscud«
qne gesetzt werden^ nach tst'sedare hier lateinisch^ da.:eB')f)ai
der durch 'Zeit ^^tet* Befriedigung beruhigten Begierde oddP
Leidenschaft gesagt wird. In demselben Satze ist nee Beiifeisdi
für et gesetzt; mäteriii for si|es oder argumentum unrichtig ge-
braucht, eam, welches als Enklitikum nicht zu Anfang stehen
durfte, unmittelbar nach dem Konuna! Endlich ist prae ceteris
statt ante oiunia, vqr allen Di^en gesagt,, was unrichtig ist»
AUe di^e AußstellujQgen kann man mit Crrunde machen ^uif ^ner
einzigen^ nicht' gerade enge ,gcdnickten Oktavseiten! Wenn die
Gymnasiallehrer so schreiben, was sollen denn die Primaner thun,
denen man manchen der getadelten Punkte schon selir übel neh-
men würde? Da hilft es nichts, weiin in den Priifungsgesetzen
Toh dl«i Abiturienten diessund das gtf ordert wird; sie können es
nicht leisten, weil sie es Ton ihren Ucivern gar nicht lernen kön^
ncn. Es ist leider ganz unleugbar y dass die Bildung des lateini-
schen Styls auf den Universitäten von den künftigen Schulmän-
nern in der Regel .gröblich ^ emachlääsigt wirA^ und wenn die
jungem Lehrer in Manchem kenntnüsreicher sind als ihre altem
Amtsgenossen, welche zwisehen 1790 und 181S ihre UniTerntäts-
studien machten, so iässiisich wenigstens Ton dem Gebrauch der -la-
teinischen Rede diess gar. nicht behaupten, Wie ist es auch anders
möglich, wenn nadd' dreijähriger Universitätszeit, die für dea
Jurisien oder Theologen nur eben ausreicht, dem Philoiogen Er-
werbung der Ldu-fähigkeit in den obersten Klagen möglich wird;
und zwar nach einer Prüf äng , welche eine Polyhistone HrerlaHgt,
deren sich eigentlich niemand fähig ichten kann, der zu giünd-
Uchen Studien Talent imd Neigung fühit!
Rec. geht a^m: Beurtheilmig des Geleisteten ü)>er« Dieas kami
.Wannowski i *JN constrtfctioto CMMooniü alitolafa. 201
klA» fefafa^t werben: *tfar Verf. hat nurBeiirajg€'\-^M€eJi^'ufh*
geoirdueie Beüröffe- fstir Lösung geiner j^ufgabegBimfbrtf • demm
er M sich gwtf^mcht ^darüber .klar- gHüerden. -:**i}lckh Anftuigs
Küt es auf> dass der Verf« über Natur und Wesen der absoluten
Konstruktion, giivl^einb Untersudumg iangedtelltqi iKNidMM sich
mit'drai in der VcHrede Gesäßen beghügt kätc« --^•fMmeai^o-
lüte Casus die j welche stutt eines GenUivus abi^uüks^-dieb^n^
oder in denienZeii-* und OrisbegrtffeeMhaiten^iMii (S. YL.)
Schon diess ist ah sich uabestimiiiti und. dabei' imklarifedadit;
venn man aber damit auch nur dasnFcrgleicht, was in dem ersten
Attsehnitty^^m^NominatiTus .ab8olnlu8,*<fesagt wirdi/'sb sbigtsichji,
dasfr efei auf diesen gte nicht einriial^assti * Madtdenfrbs-cniA»*
fange (S. l.)^^eheissen^'hat,. es laste ddii gar riicht )Ai Bestiipwti
heit angeben^ unter welchen Umstind«B und nadi wtScbeiiCheaeteen
die Schriftsteller :den Nominativ, -absolut .j^ebraucbt iiät(^n , . wert
den i^..Bdspielef jdesaelben: eme.Aiiaahl->StelleR angefiOirtv ita
^ir^hen durch' eine Amkoiirthieioder. richtiger dusch -ein Vergech-
aen dd» graibittitiischeea Subjekte «ach langem Zwwchenfrfit«en^
diemselben ein-'Wort; äbmlichesiSiniiesHmibstituirt fet; So.) Fiat;
Bpv.VlI. p^SSBv^'^ nadi-^teg ir^Aiimft^i^ kiq äkm^iog^liiiti^fSfP
^M- .«tJri/iblgt, welches offenbaiH auf 'öin dem äatpav synonyme«
fiMl' gedachtes Tt;^^ zu bezieht- üt.«''(S. 4). Ferner Thücyd»
111. 4, wo ol ^A%iftfixZoi keineswegeg 4statt tcdi; *A^vdbav*<st^%
«aüdero dac folgende aitriYyiiXav>)ateVfol 0tpari;yo^ciB6-£pexe-
gese maeht,' «fak ja»!dle Fel^^rra auch Athener sind QB¨V«r^
iciindigüng zwar allen Athenern ^ vorzugsweise iabdrtdeA Fcddherf-
ren ^^nkommend : gedaclit wirdbif So is^ ^ audi mit LiHX'OPhilo]^
€. 2S m. Libaui Qratt XVIIL p. §56 (S. 7). Das 9e»ipibl Pia«.
Legg. p. S36^ii; ist ganz- (falsch erklärt« {«lach Fietnns) und nidit
imnder falsch bemerkt., Torap^j^ovita^ fehle 'o£ undT das. Komma
müsse dahinter gestrichen .werden. -a\^j(JOVxzg ist das Paxücip und
.Attribut zu otnigaai; iJl£t;<&£i^^:i?9^ot»T€g.heisät cunx.liberta^
tis ipsi essent principes , und zu fiijTiöiioiSav ut avz'^g ^n er^mr
zen, 80 dass -das Beispiel, gar nicht iM!t passt« Xenoph. Helii II,
"2^ 3 (S. 6) ist nach oljitxryj]^ xag^cc^yi^ktov gefrigt^. weil bei
dem oliicoyij an dea.o^ftcJlloi/ gedacht' wird ^ eine Art. YÖn.<5;i;^ficc
TOtta z6 ^CflUHLUOfbivov^ aber kein NominatiYu&absolutufiC An-
dere Beispiele bedürfen-'anderer iErklänmg. Xen« Mem; U^S^'fi
zeigt unzweifelhaft yiyvaöicov ro. ßgiipog ais Akkuaativ fles Ob-
jekts^ was auch der Yerf. dagegen sagen magW Iiad«B.:Dlal.
.l^or. XIV, 2 .(Sj 7): zeigt nichts raa'£(bs.oluterKon8tnlktion, soit-
dern eina .Umkehrung; niemand; wünle anstossca, ' wenn nach
6 da xaxiöta^ uvifiav aTCoXovfiBvog ZBg>vQog viebi iym fiiv
dvB^QiTpa xov dlcxov^ 6 dl %ataxv^6ag dem Sinne nach folgen
könnte o (lav xaxcavefu0€ig — ..l^o öi. ..Paas dievS^eUe Eolyb.
IV. S4 andei« genommen werden ktnn^'i (vielmehr mü««^) deiit^
der V«rf« ,S. 9 sdbst an. Ap pian.Ä Cir. L 12 (§.13) « ist uv-
2M Gvie«iiIi«k0 6rB»flMilIlc
«trthiif Terd«rbcii «ad statt äw «i sdirdben i^y, Don wtUltf
iwiir ov Jv^arwrc^o^ mit den Verl statt wioq invatmti^nw
nehmea so würde daa dafor gesetzte naL ▼oUkamoMB siuilaa
s^n« -
Mit'valt ipelir Grand werden §4 (S. 18) digeni^^ Beispiele
an der albsainten Kanstrnktion des Noniioati¥s fesofun, in wcLr
itliender Beissta an einem aceasativua eum iafiaitlTo in denNan»«
nsth gefietsC ist, nach dem Vor^nce Homers 11/ IL 35d.
• ^pTgiX yuQ aiv Hmzmmvöai vxsQftsvia Kgavlcavm
— — iKOTgaTttt^v sniöe^ia —
Aber die In der Vorrede ^c^bene Doflnition eines oasaa absaliH
tiiff pssst hier noch weit «leblcchter Hin ai|f die oben benrtheiltcii
Beispiele. Ist es denn mö^lis b aöXQOMttitv in iötgaMtowog an
%erwaiideln1 Dsssdbc gilt von dem Nondnatir beim Infinitir nach
ßöti^ woran der Verf. %h (8. S2 f§g.) viel Chstes beibringt
Auch dieser 5 wenn er dem Akkasatir angefügt ist^ bringt eine
impsrilitas fiermonis herror« steht aber nie statt eines genitin»
eonseqtieutfae. . Wss in dieser Ausführung S. S5igg. über mg
und läOTS mit dem Nominativ beim Infinitiv^ wenn auch beide
Sütae, der regierende und dei* regierte,* ein Snbjekt haben,
gesagt ist^ verdient allen Beifiill, doch könnte es kerzer ge&sst
und bemerkt werden, daws der Akkusativ awar seltener aber roll^
kommen gleich gut grieobisch ist mit dem Nominativ«
Nicht angemessener werden hierauf diejenigen Konstruktio-
nen xatSt to IwoovfiBvov abgelnndelt, welche einen Nominativ
aeigen. ' Es Ist eine blosse ZufaUigkeit, wenn das Subjekt io
dieser Konstruktion vorkommt, und wahrlich ganz einerlei Satz^
Verbindung ^ xokig^ ein xov f^iol ij naldsg ^$§Sv olmwöi mlU*-
ovig ivog^ ovt(o iiaiiSvxig $vq>QMv6iitiV0L xaxoixoviSi (Plat^
Uw* V, u. '73!^ d. S.42) oder Uyovöi nigl t^g noksrng — ort
^vtpQt(^vopi,tvo^ xaxoixovöi; io «beiden Siitaeo bat dia im Kwit
scheussta oiUhultene Opposition die Veränderung nHpgmvofUVO^.
oder ivq>gaiv6iisvoi %utoi7tw0i statt ivtfgmvofiivij fcutoixsi
Jier^'orgobracht. Dieser Nominativ, ^ aeöAis, ist also keineswe-
gOH ein absoluter Kasus, und wenn der Verf. das gaaze, allerdings
höchst brachtouswoTthe Kapitel der Syntaxis xatä to iwoo-uficr-
vov abhsiulcln wollte, so musste er es in einem Anhange thnii;
dtMin iiiitor irffend W9ichen bestimmten Ki^sus gehört es gar nicht.
Ueberdiesa bringt der Verf. bei Krklänmg jener Stelle eine ganz
uuRtatthafito Ansicht vor, dus nimlich statt %u%oi%ov6i, dem
^hrihstoUnr im Sinue gelegen habe xaroiKS^aa». . Gerade daa
hat ihm gar nicht im Säme ge/tig^en, sondern vielmelir liefen
»ollen; er ist abgospnmgen wegen des dazwischen liegenden Bei^
Satzes und so eino Anakoluthie, oder richtiger eine Attraktion
des Ifanptprädikates zur Apposition entstandien. Wenig scharfe
Kritik liat der Verf. S. 45 gezeigt^ wo er mit den friiher ange-
fVihrtcn Beispicleu . das ganz 4iufbnliche Died« Sic.. XI. 56 ver«
W^imovA}; 1h cMtliMtUvp Granooinini abtolnta, SOS
gleicht t Blsmyäydv 8e rntiv (^Au^i^Miig 0i(u4tOKlkt) ngie
rov rfioöiMUfi HttKBtvov öoptog t^ @ef$i6r0uiBl koyov itcA fux-
i^avtog fig ovöiv ^ölxij€Bv, anslv^Ti x^gtiHfOQiias. Auch hier
ist ehie Akkommodatioii! des Hauptverbums dnßAv9ri nach. dem
^frigahensatze dorrog 3dal f^Movtog wu bemeH^en, eine Attrak-
tion also : diese aber ward ' durdi die. des Griechen geläufige
Weise her?or|;ebracht,'die GenitiTi conae^entiae audi diftm an^
QtuweHden, wi^nn der Satz kein eigenes Subjekt hat In keinem
Falle konnte richtig bebfiuptet w^den scriptor.dicere postea to«>
luit iMohjöev a^tov läxolv^^m aut simiiequid;- es musste
heissen seriptorem post oportebat dicere. — jWas § 8 über die
VerSndening der Konatiauktion gesagt wird , in weldier der No-
minativ als Apposition in einem der übrigonRede widersprechen-»
den Verhaltnisse steht v ist im AUgemd^en gani beifaliswürdig«
leidet abev an awei Mängeln, EiniBaliiiiiid mehrere Beisplel#
^ngefuhrtj In denen der Nominativ gar nicht gefunden, wird, son-
dem ein anderer Kasus, wie Andoo. de.mystt p.16, 17 (& 47),
Herodian. VIL VA (S. 51). Zweitens ist ja die ganze Abhandlung
über ßötB c accus« et inf. statt des Nominativus , gleichfalls in
das Gebiet dar Jui-dep Nominativ zu setz^den Apposition gebö«
rig, folglich da» Zusammengehörende auseinander gerissen.
• Umgekehrt ist. nun an vielen StfeUen (einige liaben wir schon
betrachtet) Am» Verschiedenste zusammengeworfen, .Auch diess
erklärt sich theils aus .dem Mangel klarer Erkenntiüas der ei-
gentlich absoluten Konstruktion, theils auch ans der Entstehung
des Buches. Der Verf. hatte in fniheiii Jahren Manches über
dergleichen Konstruktionen gesammelt und in Progriimmen be-
kannt gemacht, oim^ sich den Umfang der Aufgabe gehörig klar
gedacht zu haben, was er in der Voiirede selbst eingesteht. Da
war nun, wie es in^den Adversarlen voi4({im , Verschiedenes zu«
sammengestellt, Aehnlichcs an verschieibsnen Orten oder wieder^
holt abgehandelt, und in dieser Gestalt ist es auch in das vorlie-r
gende Buch übergegangen. Ein* solches Verfahren zeigt abev
weder von der nöthjgen Strenge gegen sich selbst» noch von
gehöriger Achtung gegen das philolagische Publikum. Eine sol«
che Zusammenwerfung des Verschiedensten finden wir nun gleich
§ 10 (S. ft6fgg.) wo von den angeblich anakoluthischen Gebrauchs«
weisen des Noipinativs die Rede ist. Die beiden Beispiele Dem.
de f. leg. p. 390, 27 und 437, 1 1 sind weder unt^ einander, noch
dem dritten Soph; Philoct. 57 im Geringsten jUmlich. In dem
ersten ist das Prädikat unterdrückt, ja gar nicht nötbig* idti
xoiwv rig »goxsigog koyog — ^^oi taQd%tovttg nJi/^atoAtv^," ol
diaxcakvovtBg ^^IkutMov ev nov^öai t^ xoktv^^. Gerade so re«
den wir auch: Mle Welt sagt: die Ferräther^ die Vaterlands-
feinde ! (nämlich ohne dass gleichwohl einer etwas Rechtes von
ihnen weiss). Im zweiten fehlt das Verbum Substantivum i 11(0-
^fVol lmßovlBvovtBf,f hf8o9iv ol OvfutQtttzovtBg f diess mttft
20^ '••*(• Grieohi'icbo OraumKlilr. ''*••.'/
aberhimagedacht werden , nicht nnterdrücIcL Eodlich zn U^'
yBiv 'j4xU^stag nalg knnw slfil find besser* 8 Jvft» hinzu verstanden
werden, da'Vle^etv jst =s Acyc. Dann abei" zeigt Icein einzig
Beisppi^i duoh nAf ' einen 'Schatten anal^AliitHischen Gebrauch!».'
Naeh*dieser Er&rtemng'koninit die*Bc9lraolitqDg*iiitthrerer Sielfan^"
in weichen nach dne«i Pltrral ein 9ii%ular |g«)9etz^'4st , weil der
foigeiidd'Theii des ^ks^iflrens diesen Nnme^S' verlangt. Dsvoii
istwin^gidbagt^v^eii isei^ftflsckv hier mit mafnck^eni ilrahcren inter-^
preten einieti' casus« '«tMohitiM' anzunehmen imdiSf^äto^Bu' Dem.'
in»N«HCr."p. -I^SiOO, 15^oitirt. > Aber danaist aadi. an keinen lei-J
^entUch imakoiuihischen Gebrauch -des Noqiinatirs ,zu denkeiiy
und die betretenden Beis^ele .mussten^iaus^schieden > und M
Beweise faisch Tensfiali'd^er* Rede weiseff »entweder gank am An-
fange oder am- Ende döp'Unteii^iichmig zusieknncngestelit werden.
Vöii (jenem Beispkie^-ttntbrsoheldet iich dis unmittelbar« daneben!
gesteilie Fiat. Tim.'-p'/Qf4v tf v-^'^^^i^^h weni^^ üdoch widerspridit
keinesweges das Partict^itiln demiNumerus: nach dem Nomen,uitti
das es sich bezieht^ wie der Verf ; S» 51^ sogt ^ sondern es hat eid
Uebergang vom Piural'zum Singular statt ^- wie. in dem* vorigen^
nur mit dem Unterschiede^ • dass der Siugubiri des INomeni^ ew
Particip 'als Attribut bei sich-hat, ^sog imßirülk'Bilag ivvi&viini
Ganz fateoh ist aber die>Beliauptliiig, : gerade i umgekehrt «eige
Fiat. Grit p. 114^ b. einen Uebcrgang vom Singular' zum Plnrdli
Denn durch 'den Plural dds^ Verbums ötiöa^ov mit' nachfolgenden
Beisätze Mixn^iu £1/0 A' 'wird keinesweges das Subjekt a^L: 6 ßee^i-^
ilstT^ erklärt, sondern jentnr^'Befeatz zeigt selioiif^ dassberdem
Plural an die gahae Heike üer^virn Alias' Ahsiammenden gedadit
werde,' und nivt%g öf 'X£xti;|ttiSi/ot genannt sindi) woran» maif die
l^nsttuktion bequem vervoilstSndijgen kann: o^iu ßu6ikt^^itif
Ce:>iBVy duOfo^ov (d£ ^iärdoibei der VervoUständignng dazwvr
sch^n treten) ol NaMVi^pKyot' nivxBg. Gewiss aber konnte c oal
ßaüiktvg yf^ii eher ein -ibäolater Nominativ genannt werden-, aln
manche in "den früher behandelten Stdlen. . Auch der zweite
Abschnitt (S. 00), wo vom Genttivus absolutus, bei der Einfach«
hrek seines Gebrauchs 'nkir'i»'Sofern gehandelt werden soll, als
das Subjekt des Hauptsatzes auch im Nebensatz Subjekt ist, fid-»
det sich keinesweges frei vbn Zusammenstellungen unähnlicher
Dinge, dergleichen der Verf. S. 61 an seinen Vorgängern imit
Recht tadelt. Denn:Plut. iipöphth. reg. p. 206, b. luid devirt.
mnl. p«'248, b. sind unter: einander im Wesentlicher gleich, «ümr
dass in dem erstercn Bci&piel nodi ein zweiter -Genitiv folgte
nokijyiov 8\ avxov kvnQ6v.niQihQxoiiivov%aX itäv q)lk<av düe-
fCOQDvwcaV'i — Mq/rj-^ {^Cl \Kaiöag y 6 frfpt6^x^^€w>g). Aber
ganz verschieden ist des Beispiel Aelian. V. II. XIL46: 6' da
innog li^oSibv&fjtSB 3ea£ ^(sä^r^damrog vnaOifat^evtavtoVf wdl
nämlich: das« Subjekt erst im Nominativ ansdrnckllch dasteht, und
dann ein Gemtivus deci Farticipiums daniaf. benogen ist. Eis muss
WannowaUt D« Miiatnictidne GriMc^viifti aheolafa« St05
inline Zweifel aii$ dem Cod. Med. %0iHBtt6ag rerbessert werden.
Uebrigens bleibt der Verf. dem Anfangs ausgesprochenen Thema
dieses Abschnittes nicht treu, ind^m. er S. 71 auf jene FreSieit
des Ausdrucks übergeht^ nach welcher im Nebensatze mit. einem
f^enit. conseq. begonnen, fmit zwei koordinirt folgenden Haupt-
sätzen fortgefahren wird, upd nun der erste dieser beiden ein
eigenes Subjekt hat y. der zweite aber mit dem Nebensatze das-
selbe zeigt. Diess müsste allerdings erwähnt, aber. auch bei de^
Disposition des ganzen ^Abschnittes gleich Anfangs darauf Rück-
siclit. genommen werdeiL-, dainit es nicht scheine, als komme der
Verf. zufällig tQQ einem auf da» andere. Dasselbe gilt von einem
ähnlichen Verhalten ier Sätze ii) der: oratio obliqua, wovon S.72
fgg. gehandelt' ist) und von der Hiqzufiigüng.Ton (6g^ & 14* .Weit
mehr Tadel verdient es, dass nach diesen scheinbar ^logent-
lichen Ausführungen, der Verf. wieder auf die geschichtliche Me-
thode zurückkonunt, indem er -bemerkt; dass Diodor und Jose-
phus sich in solchen Dingen mehr Freiheit erlaubten,, ds andere.
Als Beispiel, wird Philo angegeben., und einige Stellen citirt, die,
bei Diodor gelesen ,. für acht gelten, bei Philo verdächtig seih
müssten. Hier sieht man deutlich, 4ass der Verf.^ seine Adver-
sarien ganz qi^verarbeitct und ohne methodische Disposition be-
nutzt hat, wofiir auch die grosse Breite und Behaglichkeit der
Behandlung spricht. Auf Philo; folgt Zosimus! Auf Zosimus
Arrian, auf diesen ein Beispiel des Athenä'us, endlich wird mit
Aristoteles geschlossen, und mit >|n^elcher Weitläufigkeit wird jede
Stelle koromentirt, wo das einfache Chat genügte! Was im zwei-
ten §. (S. 81) abgehandelt ist, wie der Genitiv besonders bei spä-
tem Dichtern statt einer nach dem vorgängigen verschiedenen
Kasus zu regelnden Apposition steht, gehört eigentlich auch zu
der Erörterung des ersten §• D9|;egen sind die im dritten § ge-
gebenen wenigen Beispiele,: des • aipakpluthisch gebrauchten Ge-
nitivs, welcher im :VerfplgQ der Il^de gar keine Bezüglichkeit
findet, mit dem zuvAnfan^ gegebeneti lliema dieses Al^ßchnittes
nicht zu vereinigen. — Im dritten Abschnitte, vom Dativus ab-
isoltttus, wird zuerst von der Gewohnh^i^ der Attiker, die Namen
iler. Feste, '^kcio^g y'i^Jtatovgloig^ diowoloig^ dann auch die
^Bezeichnung anderer Vorgänge, zalg ttQ%aiQBölttig , ta dyävi^
%'y diaöoöH befriedigend gehandelt. Nur ist dem Rec. unbe-
greiflich gewesen, wieder Andoc. de Myst. p. 121, 18 hierher zie-
hen will v wO'.esheisrtc Tavgiav^ og dvttxoQfyyog "^v'AkKißiaöx^
TcaicL Er sagt; huncdativum mereabsolutum esse Btque tem-
poralem vix negaris, seputans eum ob.jd id^m esse ppssß atque
tlhKlcf^ naidcDVy quia ^aig non differt npununquam significatione
ab.!^A4xi[tt^ftcdiXif, wozu Gataker ad Antonin. L gOfilti^t wird.
Wepa diess nun schon ebensovjerkehrtjst, ais,p^«Tt.:%R.p.u^ritia
]4), nehmen, weil man a puero sagt^^'^a if^t.es vollends «nbegreif-
lidi, wi^ man nicht /^hen kann,,>da»i si^ffo/. instrumental ist, .wie
.1^. . Bibliograpimclifr Bmdifa mni, MEKClIak
ans fBnz'kltr, dt» avyd iMottjöit» xabtEQ i^ov .(«apot^, Mvj d-
«og, ngbiov, jrpo$^xov)^bi^|<kK ein Akkuatir sein muss, db*
liinper ▼•■ mw Isoij/ifcni« "Wenn der Verf. nun §5 (S. 147) mh
•bmukftt lunArifltoph Lyi. 1151 ^ v/iag xazmvaxag (poQowtmg
inr Mküsslifi absolut! zeitUcher Bedeutung ^ statt v^ov xari
vaxag tpDfQOWteiv tu erkläret, eb^eieh er seihst bemerkt,
es eigentlich Toa dem weiterhin folgenden ^liv^igaöav abMn^,
80 istidas ein wilikoriiches Y^ahren und er Terkennt die An»-
kohithie , welche durch den Zwischensatz scheinbac herbei^e-
fahrt wird, ohttc wirklinh iM>rfaanden zu sein, da die Satze IJU
^ovtig noklomg ßiv — aamlaeav and nolXovq Sk — ^v^aj^nq
reine Parenthesen sind». Von ähnlicher willkürlichen Dentan^
zeigen noch Tiele andere der beartheilten Stellen. Dabei wird
hier wieder Tom Lucian auf Libanius, dann auf IKodor, Josephon
and Arrian, endlich auf Aristoteles gesprangen i -:- Rec. bridit
mb , und will nur noch bemerken , dass im fünftem Abschnitt ¥oii
dem Participiom gehandelt ist, in so fem es statt eines
-finiti steht, im sechsten tob der sogenannten constructio ad
•am Ton einzelnen Wörtern.
Der Druck des Buches ist mütelmassig, das Papier schlecht»
Eisleben. Ellendt.
Bibliographische Berichte und Miscellen«
jKe]^ertmum dineriaUonum Belgi^amm iive index ekronaUgieuM wi
mmaU''iilphab€iicu8 omnivm dUsertationum inoMgurmlimmj fWM ah anmo
MDCCCXF. U9qu€ ad. onnum MDCCCXXX, atupiens aeadeottarum fiel-
gieamm tuniimpresaaej digeasii J. J. Dodt, FleattpoliUniMy Cimber-
SlesviccoMS. [Trau ad Rbenam. 4. 1 Rthlr. 12 gGr.] Wir haben den
Titel dieses Baches, das jüngst io Holland erschienea ist. (das Jahr ist
nicht eininal angegeben, die Dedication aber rata September 1835
datirt), vollständig abgeschrieben, weil kein Vorwort ans tob dem
Zwecke des Sammlers and den dabei befolgten GmndsatieB belehrt.
Es ist ein Veraeicbniss der aaf den sechs Niederländischen UniTersitäten
▼on 1815 — 1830 ▼ertbeidigtenlnaagnral- Dissertationen, ein bibliogpra-
phisches Unternehmen , das an und Cor sich von uns mit dem girössteii
Danke anfgenommen werden könnte, wenn es nach nur die hescheide»-
tten Anspräche, die man an eine Arbeit dieser Art nach deat Vorgänge
trefflicher Mqster xa machen berechtigt ist, hefriedigte. In jeneaa
jLande erscheinen ja noch immeci jedes* Jaht eine so- grosse Aniahl ▼an
Inaagaralschrnten in allen drei Faeultäten (die theologische ist aatür^
lieh ansgeschlossen), dass ein Repertoriam über diesclbea ein drin-
gendes Bedurfniss ist« Dort sind ja auch diese Schriften^nech nicht
auf einem od^r awei Bogen ciagesduraaifft , wie dieya If ^er an daa
deatschen Universitäten allgenieiner za Verden anfangt; dort Tiegnä-
gen sich die jnngen 9Ianner nicht mit der Vertheidignng kleiner spe-
cimina öder gar nur einzelner Thesen, sondern behandelnden gewählten
Gegenstand ▼ollständig und anch^ was sich nicht leugnen lässt, in der
Regel mit vielem Fleiss, grosser Belesenheit, aber wenig Kritik; dort
unterlassen es namentlich die Juristen nicht leicht, neben der juristi-
schen Doctorwürde auch die eines Magisterg durch eine Abhandlung
über irgend einen Gegenstand des klassischen Altorthums sich zu er-
werben. Und von allen diesen Schriften erhalten wir nur geringe
Kenntnisr, selbst, dem Programmen -Austausch, welcher unter dea
deutschen Universitäten besteht^ hat sich nur Lattich und LoWen an«
geschlossen. Zwar geben die Annales der einzelnen Universitäten auch
eine series disseriationum inauguralium publice defensarnm far jede
Hectoratsperiode , aber die darin befindlichen Angaben konnten biblio-
graphischen Anforderungen gar nicht genügen. Die Zweckmässigkeit
ejner solchen Sammlung , wie sie das hier zu behandelnde Buch ver-
spricht , darf also wohl nicht in Abrede gestellt werden. Aber wis*
senschaftlich gebildet musste der Unternehmer sein, ^er inosste wenig-
stens die Titel der Bucher verstehen, die er verzeichnete und sich def
grössten Sorgfalt dabei bcfleissigen. Das läisst sich aber von Ilrn*
Do dt nicht sagen. Ei* behandelt jede Universität abgesondert, und
so folgen denn in sechs Fascik ein , die auch besonders püginirt sind,
die Titel von 471 Dissertationen von Gent, 289 von Groningen, 645
von Lüttich, 430 von Löwen, 760 von Leiden, 301 von Utrecht, und
den Beschluss macht ein wieder besonders paginirter index noininuro*
Die Einrichtung hat wenigstens das Vortheilbafte, dass sie zU mancher-
lei ßetrachtung;en über die Richtungen der verschiedenen Universitä-
ten, die sich in der Wahl der Stoffe aussprechen, Veranlassung giebt«
Die.Aufzählung ist rein chronologisch d. h. unter jedem Rectorate wer-
den an dem betrefTenden Tage die Titel verzeichnet, und die Facultät»
der die Schrift angehört, durch ein vorgesetztes Jur. Med. Math. Phil.
oder Litt, angedeutet. Da man sich nun auf diese Andeutungen nicht
immer verlassen kann, weil der Verf. theils nicht nach bestimmten Grund-
sätzen verfahren ist, theils ofifenbare Irrthümer in der Bestimmung detf
Faches begangen hat, so sieht sich jeder, der für einen bestimmten Zweig
des Wissens Etwas sucht, in die traurige Nothwendigkeit versetzt, alle
Titel durchzulaufen und das Betreffende sich zu be^merken. Ferner
sind die Titel nicht vollständig ausgeschrieben, sondern willkürlich
und noch dazu manchmal sehr verkehrt abgekürzt; die Angabe dea
Umfangs, die oft von Hedeutung ist, weil man daraus auf die grossere
oder geringere Wichtigkeit des Buches Schlüsse machen kann, fehlt
an vielen Stellen , namentlich bei Leyden ; ja bei Löwen fehlen die fn
dem Jahre 1829 — 30 erschienenen Schriften ganz, was mit der faden
Entschuldigung non habemus ad manum gerechtfertigt sein soll. Für
den Bibliographen muss'es^ganz besonders lästig sein, dass der Samm-
ler in den Namen der Verfasser und namentlich in den Abkürzungen
der Vornamen keiner festen Regel gefolgt ist, wie sie z. B. Ebert nn
N, Jahrb, /. FhU. u. Paed. od. Krit. Bibl, Bd. XIX. tf/t. 2. H
MB :.' BabliogrmpImcIiB Bendite ni MfaMllaH..
iiiifl fanz llar, dm mit l%ot^6m9 ludniQ iba» .(anrpoV, ivov^ d-
«o^, ffpfoov, sr^o^^xov) 401^0« ein Akkvntiv sdnmu», «B-
Mn^nfr ^mi wx lvoii;0av. Wenn der Verf. -awiHg 5 (8.147) uich
•binuliit umAriiitoph Lyt. 1151, v^d^ %axmim%aq fpoQoövieag
fnr Aik'dsstni abso&uti leitlicher Bedeutuag^ ttatt vimv xcera»-
Wxcr^ ^popo VKTOV lu erkläre! , obf leieh er sellist bemeifct, das«
et eigentlich roa dem weiterhin folgenden iJXn^lptttficv nbluuige,
80 Ist 4as ein iffillkurlichi« Verfahren und er vMcennt die Ana-
kohitliie^ wekhe durch den Zwischenaats Acheuhar herbeige-
führt wird^ ohne wii^lieh i»orfaanden.su aein, da die Sitse ^JU
%6vttq sroAilovg n\v — ascoActfav und soiUovfi ii — f i;fifia;|rot;$
reine Parenthesen sind.. Von ihnlicher willttMlchen Deutung
«eigen noch viele andere der heurtheilten Stdlen. Dah^ wird
hier wieder Tom Lucianauf Libaniua, dann auf IKodor, Joaephaa
und Arrian^ endlich auf Ariatoteiea gesprungen!— n- Rec. bricht
ab , und will nur noch bemerken, dasa imjümftmt Äbachnitt von
dem Participium gehandelt ist, in so fem ca statt eines Verbi
Uniti steht, im «ec/«/e/i von der sogenannten conatmctio ad aen-
•um von einxelnen Wörtern.
Der Druck des Buches ist mittehnaasig, das Papier achleGht
Einleben. Ellendt.
Bibliographische Berichte und Migcellen«
jttcpertorium dissertaiionum Belgiparum »he index ckronähgieui ei ho-
minali"alphabeticu8 omnium diasertationum inauguraUmm, fUfie ab aimo
MDCGCXr» usque ad annum MDCCCXXX, atupieUe aeadeaüarum Belr
gicarüm sunt imprcBsae, digessit J. J. Do dt, Fienopolitanut, Cimber-
Siosvicensis. [Trai. ad Rbenum. 4. 1 Rthlr. 12 gGr.] Wir haben den
Titel dieses Buches, das jüngst in Holland erschienen iet. (dae Jahr ist
nicht einmal angegeben, die Dedication aber vom SepCaaiber 1835
datirt), vollständig abgeschrieben, weil kein Vorwort nai Toa dem
Zwecke des Sammlers und den dabei befolgten Grundsätiea belehrt.
"Es ist ein Verzeichniss der auf den sechs Niederländischen Univenitäten
von 18X5 — 1830 vertheidigten Inaiigural - Dissertationen , ein bibliogra-
phisches Unternehmen, das an und Cur sich von uns mit dem grdtsten
Danke aufgenommen werden könnte, wenn es auch nur dio besdMiden-
■ten Ansprüche, die man an eine Arbeit dieser Art nach dem Vorgänge
treiniclier Mqster zu machon berechtigt ist, befriedigte. In jenen
j[i«nde erscheinen ja noch immer jedes* Jahr eine so ,grotee Ansaht von
Inauguralschruton in allen drei Faeultäten (die theologische ist natfir-
lieh ausgeschlossen)!, dass ein Repertorium über dieselben ein drin-
gendes Uodürfnifis ist. Dort sind ja anch diese Schriften^^noch nicfat
auf einen oder awoi Bogen eingesdurumpft , wie dieft.lfjüder an den
Bi1]|)Uograp1i^sche Berate unl.Mucelle«« ^209.
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deatschen Universitäten allg[enieiner zn werden anfangt; dort Tiegpä-
gen sich die jungen Männer nicht mit der Vertheidigang kleiner 8pe>
cimina oder gar nur einzelner Thesen, sondern behandeln den gewählten
Gegenstand vollständig nnd anch^ was sich nicht leugnen lässt, in der
Regel mit vielem Fleiss, grosser Belesenheit, aber wenig Kritik; dort
unterlassen es namentlich die Jaristen nicht leicht, neben der Jurist!«
sehen Doctorwurde auch die eineB Magisterg durch eine Abhandlung
über irgend einen Gegenstand des klassischen Altorthums sich tn er-
werben. Und von allen diesen Schriften erhalten wir nur geringe
Kenntnisr, selbst . dem Programmen - Austausch , welcher unter dtia
deutschen Universitäten besteht, hat sich nur Lüttich und LoWen an«
geschlossen. Zwar geben die Annales der einzelnen Universitäten auch
eine series disseriationum inauguralium publice defensarnm för jede
Hectoratsperiode , aber die darin befindlichen Angaben konnten bilitio«
graphischen Anforderungen gar nicht genügen. Die Zweckmässigkeit
ejner solchen Sammlung , wie sie das hier zn behandelnde Buch ver-
«pricht , darf also wohl nicht in Abrede gestellt werden. Aber wis*
senschaftlich gebildet musste der Unternehmer sein, ^er mosste wenig-
stens die Titel der Bucher verstehen, die er verzeichnete und sich der
grossten Sorgfalt dabei befleissigen. Das lä'sst sich aber von Ilrn«
Do dt nicht sagen. Er behandelt jede Universität abgesondert, und
so folgen denn in sechs Fuscikeln , die auch besonders psiginirt sind,
die Titel von 471 Dissertationen von Gent, 289 von Groningen, 645
Yon Lüttich, 430 von Löwen, 760 von Leiden, 301 von Utrecht, und
den Beschlnss macht ein wieder besonders paginirter index nominuro*
Die Einrichtung hat wenigstens das Vortheilbafte, dass sie zu mancher'»
fei ßetrachtung;en über die Richtungen der verschiedenen Universitä-
ten, die sich in der Wahl der Stoffe aussprechen, Veranlassung giebt«
Die.Aufzählung ist rein chronologisch d. h. unter jedem Rectorate wer-
den an dem betrefTenden Tage die Titel verzeichnet, und die Facultät,
der die Schrift angehört, durch ein vorgesetztes Jur. Med. Math. Phil.
oder Litt, angedeutet. Da man sich nun auf diese Andeutungen nicht
immer verlassen kann, weil der Verf. theils nicht nach bestimmten Grund-
sätzen verfahren ist, theils ofifenbare Irrthümer in der Bestimmung dea
Faches begangen hat, so sieht sich jeder, der für einen bestimmten Zweig
des Wissens Etwas sucht, in die traurige Nothwendigkeit versetzt, alle
Titel durchzulaufen und das Betreffende sich zu bc/merken* Ferner
sind die Titel nicht vollständig ausgeschrieben, sondern Willkürlich
und noch dazu manchmal sehr verkehrt abgekürzt; die Angabe dea
Umfangs , die oft von Hedeutung ist, weil man daraus auf die grossere
oder geringere Wichtigkeit des Buches Schlüsse machen kann, fehlt
an vielen Stellen , namentlich bei Leyden ; ja bei Li5wen fehlen die fn
dem Jahre 1829 — 30 erschienenen Schriften ganz, was mit der faden
Entschuldigung non. habemus ad mannm gerechtfertigt sein soll. Für
den Bibliographen muss^es^ganz besonders lästig sein, dass der Samm-
ler in den Namen der Verfasser und namentlich in den Abkürzungen^
der Vornamen keiner festen Regel gefolgt ist, wie sie z. B. EbertHHO
N. Jahrb. /. ^ü. u. Paed, od, KHt, BtbU Bd. XIX. H/t. % 1^
210 Bibliographisdie Beirichte and MSteelleiii
bibliographischen Lexicon und andere , die ihm nachfolgten , aafge-
■tellt haben. Wer soll rathen, was A. bedeutet, da es nur auf 3 Seiten,
die llec. mit genaueren Angaben eu vergleichen GelegeAlieit gehabt
hat, Anton, August, Andreas, Alexander, Arnold anzeigen soll; und
das sind noch gangbare Namen, aber es ist auch Alphons, aogar
Amour. B. bedeutet öfter Uuptista , C. Cäsar , D. pesioerfus , Deo-
datü6, Dominicus, F. Florens, II. ilyacinthe, J. Julian, .L* Lamb«»rt
oder Lucian , M. Maternus oder Marinas, P. Publicola.oder JProsperj
S. Sturenberg, T. Tossan; bei solchen seltenen Namen m5<dite es
schwer sein rathend auf das Richtige zu stossen. Ajuch ist. die Ortho-
graphie der Namen nachlässig und Fehler, wie' (Schmerling für Snter-
ling finden sich öfter, an einer Stelle ist sogar der trebnrtäort für den
Namen des Verfassers gesetzt worden. Wie nachlässig Hr. Dodt dieses
Repertorium angelegt, wie es allen wissenschaftlichen Anforderungen
nicht genügt, sondern nur das roheste mechanische Verfahren zar
Schau trägt, und als ein trauriger Beweis zu betrachten ist, dass anch
in diesem Fache unsere Nachbarn weit hinter uns zurückgeblieben sind
und von den Fortschritten der bibliographischen Wissenschaft kanm
Nuliz genommen zu haben scheinen , erhellet aus den bisherigen Be-
merkungen , die mit Beispielen zu belegen zu weit führen würde, zur
Genüge. Das Buch hat höchstens den Nutzen, uns einzelne Mono-
graphieen kennen zu lehren, die in den bibliograpliischen Werken der
Deutschen noch nicht verzeichnet 6ind , und zur Anschwellung der lit-
terarischen Notizen einen Beitrag gegeben zu haben. Darum haben
wir auch die Mühe nicht gescheut, hier eine kurze Uebersicht der
für die Leser dieser Jahrbb. interessanten Schriften zu geben, so weit
dieselben in deutschen Werken noch nicht verzeichnet sind; denn
Dodt's Buch wird schon wegen der Höhe des Preises in wenige
Hände kommen und verdient es auch nicht. Auffallend ist besonders
die grosse Anzahl von Schriften über alte Philosophen, als da sind:
A. Foisin, de Phania £re$io philos. Peripatet. (Gent 824); J. B*
Verraert de Clearcho Solensi phiL Peripat. (Gent 828); JV. Postumus,
de Gratete Cynico (Groningen 823); P. J. jruillot de Antipatro Tar-
sensi phil. Stoico (Löwen 824); J. M. Roogoliet deBione Borysthenita
(Leiden 822) ; 2>. van den JFijnperse de Xenocrate Chalcedonio phil,
Academiro (Leiden 822) ; J, F. Verbürg, de Carneade Romam legato
(Utrecht 827); G. J. de Martini de L. Annaeo Cornuto phil. Stoico
(Leiden 825). In gleichem Verhältniss sind die erhaltenen Schriften
der griechischen Philosophen bedacht worden, die Schriften von
Reynders, Bausch ^ Sybrandi^ Tiedemann, Ekker^ den Tejr in Bezug
auf Plato sind bekannt; für Xenophon ist zu bemerken /. Brown Obs.
in Xen. Symposium et Cyropaediam (Leiden 816); J. Klerk^ de vita
Croesi, quam Xen. in Cyrop. tradit, ad fidem historicam exacta (Lei-
den 826) ; für Aristoteles JF. van Swinderen de Aristotelis Politicornm
libris (Groningen 824) ; und die allgemeinen von F, Moesmann de phi-
losopliia Socratica in Cyropaedia quoqae obvia (Löwen 825), C /.
Brand quaest, in Socratis scateutiam de deo et de eius TtaloTtuYa^icc
'bibliog^pfaisqhe Berichte und Mftcellen. 211
(Leiden 821) ; B, Mulder vetnst. pliilosopli. plaoita de divinntione (Lei>
den 830). Die Historiker betrelTen folg^ende Schriften : H. IL van
Merle de fide Herodoti a Plutarchu reiecta (Leiden 827), P. Camper
in Thucydideni et Ciceronis de eo sententiam (Utrecht 821); für die
Redner sind die Schriften to;i Amersfoordi , Tydeman (Aeschin. in
Tihi.), Bergmann (Isoer. Panegyr.), so wie Ton Roulep und Bagüet
(uberThemistius und Dio Chrysostom.) auch in Deotschland belcannter,
weniger gilt diess von JV, H. Fersteeg erat. Fhiiippica IV\ Demostheni
abiudicätur (Groningen 818); L. Lasonder^ annotatt. in erat. Isochlt.
ad Philippuni (Groning. 829); C. D. BeeU dialribe in Demogth. orat.
I. II. in Slephanum (Leiden 826). Unter den Dichter behandclirden
Schriften ist' uns nichts aufgestosseii , ^was nicht auch in deutschen
Schriften schon Terzeichnet wäre und so ist aucli die Nachlese für di^
römische Litteratur nach Schweiger'^s fleissiger Bearbeitung dieses Thei«
les sehr spärlich. Für Cicero bemerke ich M/ S. Gratatna de M. Tull.
Cic. de rep.et de legg. libris und von demselben Cic. philosophiae
tie iure, civitate et imperio principia (Groniiig. 82t); P. C. Alassd de
Cic. erat, in Verrem de lurisdictione Siciliensi (Leiden 824); J, Klerk
äe orat pro M. Caelio (Leiden 826); P« //. J. Zillcsen de orat. pro Q.
Ligario (Leiden 826). Ueber den älteren Cato ausser dem Buche von
Y. Bolhuys eine Abb. von G. C. Brillenburg de M. Porcio Catone cen-
'sorio (Leiden 827). Für Geschichte und Alterthümcr der Hellenen
sind zu bemerken : R, H, E, JVichers de coloniis veterum (Grün. 1825);
Jß, D. T). Tassia de historia et republ. Achaeorum (Lüttich 826);
P. Cr. F. Juhius de Pisistratidarum tyran.nide (Leiden 830); P. Epkema
de Aristide eiusque in re'mp. Athen, meritis (Leiden 829) ; D, Tieboel
Siegenbeek de Athen, conditione sub imperio XXX tyrannornm (Leiden
829), L.Hamifiingf de lasone Fherarura tyranno (Utr. 828); J. G. van
Capcllc de Zenobia Palmyren. Augusta (Utr. 817); ausser den Büchern
^on F. Cordes und Merplo über das dodonäische und delphische Orakel
0. L. Bakhoven de concilio Amphictyonum Delphico (Utr. 825); M.
J&nnger.deasylorum origine, usu et abusu (Leiden 828); H. F. Kaye^
mann de origine ephetarum et eorum iudiciis apud Atbenienses (LoV.
823); /. Tfsrpslra de sodalitii Pythagoraei origine, condit. et consilio
(Utr. 824) ; für Rom : J. F. van Bemmelen de M. Liviis Drusis tribunis
plebis (Leiden 827); H, J, Aemout de Cornelia matre Gracchorum
(Leiden 827); R. H, E, Jflchers de patronatu et clientela Romanor.
(Grön. 825) ; JR. Scheers van Harencarspel de reip. Rom. conditione in
tribunoriim pl. institutione observanda (Utr. 818); /• A, C, Rovers
de censorum apud Romanos auctoritate et existimatione (Utr. 824);
y/. Novent de moribus Romnnorum (Lüttich 829). Nicht uninteressant
würde es sein hiermit auch eine Anzeige der in den Annales der ver-
schiedenen Universitäten abgedruckten Preisschriften , so weit diesel-
ben das klassische Alterthum betreffen^ zu verbinden , aber leider sind
dieselben nicht vollständig zur Hand. E ckstein*
u
21t BlkWogn^lMthe Berichte obA Misceltea.
MrnielhoniM apoielewmatitomm Uhri sex. JleeognwD€na4 ^
taiionem de Manethone eju$que citrmine brevetque annotationet erüicoB «1-
jecerunt C, A. Maur. Axtiui et Fr. Aot. Rigler. Additas est ia^ez
▼erboruxn lociiplelidgimn«. [Col. ad Rh. tjpis et samt. J. B. Bachemü.
MDCCCWXII. — \L\mn. 252 S. 8.] ond: Aairologie vom Mtmähm.
'L'eberftelzt vnd erläutert durch C. A. Moritx Axt, Oberlehrer um k.
preai«. G^mn. zu Wetzlar. [Wetzlar^ Verlag v. C. Wigaod. 1835u —
40 S. 4.] Der Text des Lehrgedicht«^ das anter Maaetho's Names
ein Aggregat astrologischer Regeln enthalt, bednrfte einer ReinigoDg',
da bUber nur efne .Aasgabe , von Gronovius, Torhanden war Wkä die
einzige Handschrift, aus welcher dieselbe geflossen, voll von Fehlens
ist. Denn auch nach <fOr L'iZZe's Arlieit, der in seinen Anmerkongcü
zum Cliuriton zahlreiche VerhessernngäTorschläge zu Stellen des Mk-
netho lieferte , blieb noch viel zu thun übrig. Die Herrn Alji and
liigler haben sich dem Geschäft, einem durch den Inhalt so wenig an-
ziehenden Buche eine bessere Gestalt zu geben, mit ruhmlichem Fleisis
und gewissenhafter Sorgfalt unterzogen. Verglichen haben sie eine
Abschrift des mediceischen Codex, die sich zu Halle fand; anch er-
hielten sie aus Hamburg die Varianten einer andern Abschrift. An
den meisten Stellen aber rousste durch Conjecturen geholfen werden,
die übrigens nur, wenn sie hinreichend gesichert schienen, in den
Text aufgenommen wurden. Dem grossem Theile nach haben die
Vermuthungen der Herausgeber, namentlich die des Hm« A., Tiel
\Vahrs4'.heinlichkeit. — Das Alter ^e^ Gedichts, worüber man früher
sehr verschieden genrtheilt , suchen die Heraasgeber nach den Kenn-
zeichen, welche G. Hermann im Versbau und in der Sprache findet, sa
bestimmen. Sie haben alle Stellen , wo eine trochäische Cäsar im
vierten Fusse des Hexameters, eine Production kurzer Sjlben, ein
Hiatus vorkommt , und aus den ersten 340 Versen jedes Buchs die Bet-
f picle der attischen Correption gesammelt , und es hat sich ergeben,
dass in diesen Beziehungen der Verfasser derApotelesnutica den Alexan-
drinern nicht nachsteht. Uebrigens haben die Hrn. A. and R. für die
Verse , in welchen sich die drei ersten Fehler finden , Emendatiönen
yorgeschlagen ; bei dem- vierten aber mussten diese Versuche misslin-
gen» ßeitimmtere Sparen eines jüngeren Alters erkennen die Heraus-
geber in der Diction ^ namentlich vielen V^Törtem , die den späteren
Schriftstellern angehören , und Wortfortnen , die der epischen Sprache
fremd sind. Als syntaktische Abweichungen heben sie dieConstruction
des TjV mit dem Optativ n|id des ei mit dem Conjuncliv hervor, und sie
glauben, dass beides in den Fällen stattfinde, wo die Partikel eine
^estriction ausdrücke. Allein diese Fälle von den übrigem zu unter-
■qheiden ist sehr schwierig, und die Sache bedürfte einer genauem Un-
tersuchnng. Ob man um der Sprache willen so entschieden wie die
Horausgebor behaupten darf, die Apotelesmatica rühren von keinem
Alexandriner her, möchten wir bezweifeln. Anch der andere Schiusa
aus der Diction ist wohl eben so wenig sicher, dass das vierte Buch
viel jünger als die übrigen sei, das erste und fünfte aber insammen-
Bibllogcaphifche Berichte und'.BIitfcelleB, 21S
"'f.
gpehucen und beide , dieses Qocb weit mehr aU jenes^ interpolirt, hin-
gegen das zweite, dritte and sechste nicht nur am besiten erhalten,
sondern auch die ältesten und das Werk eines und desselben Dicliters
seien. ' Denn bei der Vergleichung der oben genat^nten metrischeii
Fehler finden die Herausgeber^ dass im vierten Buch die correptio at-
tica zwar häufiger, die Terbotenf) Gäsnr aber seltener ^Is in den übri-
gen sich findet, und dass nach den Beispielen de^ Hiatus zu urthei-
len, das erste, dritte uud vierte Buch die ältesten se^n niüsstcn (nur
durch einen Druckfehler ist S. XVI das Gegentheil gesagt). Statt
diese Wahrnehmung aus einem ludjbrium fortunae.zu crltlären « sollten
wir sie als einen Beweis ansehen, wie wenig in solchen Dingen zu-
verlässige Resultate zu erwarten sind. Nachdem die Wolf sehe Hypo«
these ihre Geltung verloren hat,, wird auch in Beziehung auf die
Producte der spätem Zeit' jene zerstückelnde Kritik, die darauf aus-
geht, den verschiedenen Charakter der einzelnen Theile und den
Mangel des Zusaroraeohap^s, nachzuweisen, .wenig ^eifall luehr finden.
Die auffallendste Discrepanz zwischen den Abt^eilungen der 4po^eic3*
niatica ist, dass das erste BucKüater SGl Versen 18 Pentameter enthält,
ohne Ordnung zwischen den Hexam,etern verstreut , während in deq
folgenden 'Büchern diese Anomalie nicht mehr wiederkehrt, Z Penta-
meter im pten Buch ausgenommen. - Dass alle jene Verse durch zu*
fällige Korruption des Hexaimeterf grade in das IVtass '^es Fentan^eters
sich gefügt haben sollen^ ist viel unglaublicher, als. dass der Dichter
selbst da und dort, wie es ihni he^uem war, , die, kürzern Verse mii
unterlaufen liess ,. vom zweiten Buch an aber .sich die Licenz nich^'
mehr gestattete.. 2um Beweise,. ,däss das zweite Buch den Anfang des
Werks enthalte , soll die demselben vorangeschickte Beschreibung von
den Kreisen der Himraelskiigel dienen, da dieses Pröömium s^anz am
unrechten. Orte stände, wenn schon ein auch , vorangegangen wäre^
Allein der Verfasser redet im ersten Buche nur von der gegenseitigen
Stellung der Planeten , und erst vom zweiten' filucii. an zugleich von
den Sternbildern, In welchen sie stehen. Also war es natürlich', sre^
rade hier einzuschalten, .was von d,erXage jener Kreise gegen die
Sternbilder gesagt werden sollte.. Fabricius wollte aus eben diesei^'
Beschreibung der Kreise schliiesseii« däss das Gedicht aus der Zeit der
Alexandriner herrühre. Allein fürs erste sind die Sternbilder, durch
welche die Kreise gehen, biswelfen olTenbar unrichtig angegeben;
sodann aber ändern die Kreise ihre Lage so langsam, dass auch meh-
rere Jahrhunderte nach Cbr. die Beschreibunij: noch niclit viel abwei-
chen würde. Wann derjenige gelebt hat, für den der Verfasser ge-
halten sein will, ist aus deni Schluss des scclisten Buchs, wo er sein.e
eigene Nativität angiebt, leicht zu finden. Aiif diese Stelle haben
die Herausgeber keine Rücksicht genommen. Im. Junios des Jabr'fii
157 vor Chr. fand die Cojistellation statt, unter welcher der Dichter
geboren zu sein behauptet. Hätte ein Späterer einem ungefähr um
diese 2eit gebornen Manetho das Gedicht unterschieben wollen , so
würde er sich wohl noch auf andere Weise kenntlich zu machen ge^
2Id^ Bibliograpbiflclie Berichte nnd Mbcelleo»
sacht ond naraentlich .den Konig, den er im ersten und fünften Bach
anredet, näher als mit dem allgemeinen Namen Ptolemäns bezeichnet
haben. — Um auch zur ErkUirung des Gedichts etwas beizutragen,
für welche in der Ausgabe ' des Textes nichts geschehen war, Hess
Hr. A. eine Uebersetzung des sechsten Buchs erscheinen. £r hat
ohne Zweifel richtig Termuthet, dass das Publikum an diesem einen
Buch genug haben werde; denn um der Sache selbst willen wird auch
dieses Niemand durchlesen. Auf das ^letrische sowohl als auf 'die
Wahl des Ausdrucks hat der IJebersetzer grossen Fleiss Terweiidet.
Die Treue hat der Deutlichkeit bisweilen Abbruch gethan , was bei
einem Gegenstand dieser Art nicht leicht zu vermeiden war. In den
Anmerkungen sind nur die nothwendigsten Erläuterungen gegeben,
auch Nachträge zu den kritischen Noten der Ausgabe,
JuL 'Fr. Wurm.
,...■•
Vorschule der Geschichte Europa^ti^'Sufch eine ErzWtmg in geO"
graphisch -^ chronolqgischer Verknüpfung ^ mit einleitender UebersicJit der
asiatischen Geschichte. Zur Grundlage' des geschichtlichen' Unterrichts fn
höheren weiblichen Lehranstalten und zu allgemeinerem Unterrichtsgebraüch'f
Von Friedrich Schubart, Director (eines Privatinstitutes wahr-
••■' I* ■•■■■
■cheinlich). [Berlin 1834, Enslin'sche Buchhandlung.] Man muss das,
was der Verf. über die Leitung des Geschichtsunterrichtes in der Vor«
rede sagt, als richtig anerkennen, iind doch kann man nicht umhin,
die von ihm versuchte Losung seiner Aufgabe ganz verfehlt zu nen-
nen. Er wollte nicht die ganze Fülle der Schicksale der Völker und
der Staatonweichscl , sondern nur die allgemeinen Bewegungen der
Welt mit möglichst lebhafter Hervorhebung der in sie verflochtenen
Personen an einander reihen und den Hergang des europäischen Lebens
In vollständigen Grnndzügen vergegenwärtigen , damit für einen späte-
ren stufenmässig fortschreitenden Unterricht eine Gruüdlago gegeben
■ei, uiyl rasche Fortbewegung des Vortrages, ohne die leidige Schrei-
berei von Diktaten und Heften , möglich 'werde. Der erste Hauptfeh-
ler, den er nun begangen hat, besteht darin , ' dass er für den ersten
Unterricht in der Geschichte gleich einen Abriss der ganzen alten,
mittlem und neuen Zeit entworfen hat. Grosse Partien der alten Ge-
schichte, das ganze Mittelalter, in seiner Abhängigkeit vom Lehnwe-
ien und Kirchenthum kann den Anfänger noch eben so wenig anziehen
als die neuere Zeit mit ihrem Drängen um die Interessen der Reforma-
tion und des politischen Gleichgewichtes. Die homerische Welt, Alt-
griechenland und Rom und einzelne Charaktere der mittlem und neuern
Zeit, angereiht an «den Faden der deutschen und vaterländischen Ge-
schichte, nur mit gelegentlichen Blicken auf fremde Staaten — das
ist's, was dem Anfänger begreiflich und bei gehöriger Darstellung
durch den Geschichtsichrer auch anziehend ist. Kein Bestreben kann
verfehlter sein , als auf allen Stufen des historischen Unterrichts ein
gewisses Gerippe oder Fachwerk des ganzen grossen Baues zum Grunde
04Ji»liogniphbche Berichte and Miscellni. ^15
legen und allnialig anie>fullen zu vollen. Der Zeitrerloit « der bei der
Abhandlung der «ehr zahlreichen ganz uninterewanten Partien jenes
Qfinzen unvierineidlipli ist, hindert dann auch die anziehenderen Seiten
lebengvoU darzui^^llcii und dem jugendlichen Qeninth nahe zu bringen,
tlnd man hüte sidi doch ja vor dem thörichten Glauben , das Lernen
sei beim Geschichtsunterricht die Hauptsache. Fiir den Anfang kann
loan es sogar vo II jg unwesentlich nennen. Wenn vir die Auswahl
:des historischen -Stoffes für den ersten Unterdcht' tadelten, so kann
iiian dagegen die Anordnung desselben in dem vorliegenden iiuciie al-
lerdings loben* A|l)er iu der ^u^uArung scheint der Verf. noch grös-
sere Fehler gemach^ za haben, als in der Wahl des Stoffes^ und dieser
zweite Mangel macht das Buch sogar in den Partien unbrauchbar,
vclche durch- den früheren Tadel nicht getroffen werden, denn einmal
steht viel zu Viel darin. Selbst wenn man es billieren konnte, den
Anfänger mit dem Gesammtgebiet der Geschichte bekannt zu machen,
-wer würde es angemessen finden sp unendlich viele, dei|p ausngialen-
den Darstellung vullig unfähige Einzelnheiten aufgenomnyen zu sehen,
wie in der nordischen Geschichte S. 231fgg. geschieht, wo wenigstens
viermal mehr gelehrt wird, als der Abiturient bei seinem Abgänge
zur Universität gebraucht, oder in der bjzantinischen , wo S. 193 fgg.
von Leo dem Armenier . eine ganze Seite durch geredet wird , oder in
der Geschichte der Karolinger, wo. sirei -Seiten hindurch von dem är-
gerlichen Ehestreit Lothars II. und der Entscheidung des Papstes
Kicolaus I. gehandelt ist ! ! Solche Beispiele stehen aber nicht einzeln^
sondern gehen durch das ganze Buch , insbesondere aber durch die
Geschichte des Mittelalters, welche dadurch bis zu 240 Seiten angOr
schwellt ist, während das Alterthum auf 82 und die neuere Zeit auf
120 Seiten abgethan wird. — Alsdann ist das zu Viele viü zu vielen
Worten gegeben. Wie kann der Lehrer denn da noch erzählen und
In der Erzählung ausmalen, wenn der Schüler, wie der Verf. in der
Vorrede verlangt, ein Buch in der Hand hat, in welcheni^ ^ast auf al-
len Seiten, statt kurzer Andentüngen zum Festbalten der JBrzählnng,
in folgendem Tone gesprochen wird: „der standhafte Mann (Huss)
wollte jedoch seine Ueberzeugung von den göttlichen Dingen nicht
verleugnen und Hess lieber die grosse Grausamkeit dieser heiligen Ver-
sammlung;. j^l;.er sich ergehen, dass er auf einem Scheiterhaufen ver-
brannt wurde ; desto weniger gelang es aber auch den Geistlichen vpa
Kostnitz, seine Lehre zu unterdrücken und auszurotten, da vielmehr
sein standhafter Märtyrertod seine Anhänger in Böhmen noch eifriger
machte., . die sich nun als Flu&siten zu seinem Glauben bekannten und
eine eigene Kirche ausmachten , die dem Papste nicht mehr gehorsam
war.*' (S. 304.) Hiermit steht es nun in schlagendem Widerspruche,
dass bei einer so unnützen Weitschweifigkeit des IIussitenkriegea^VLuch
nicht uiit einem Worte gedacht ist!! Der drille Mangel ist der^Ä^tiZ des
QiM^hs. Der Verf. verwahrt sich gegen die Forderung stilistischer
Schönheit bei einem Leitfaden für Anfänger^ und er hat Recht. Aber
sprachrichtig f logisch richtig und klar uiuss ein fiolchex doch sein.
216 Bibliographiiche Beridite nnit 9UccelKi/.
Wi^ es Mei^ 6am\t steht, ma^ die Vorrede zeigen. Kann man 4aiii
tagen ,,die geicJUehtliche Ld^eMhühne**^ statt die ^üftiie des ^escfticAt-
lidlen Lebens t was aocb nicht Tiel taugt? „die ausgebreiteten Lelkta-
scenen' der Geachichte?*^ Kann ein Sinn ausgebreitet' seitil^ Jltnausweisuing
$i9tt JHinweisung? Ausland statt aussereur&päiache Ländtf? Fülle der
JjändenehiekBale? Dh Vorgänge »ind mit möglichst lebhafter Hervorhe^
lung der in sie vetßeehtenen Personen hervorgehtJ^tÜll Ist es möglich
barbarischer za reden als y^Ahhandlwigen über das weibliche Schuliteseri,*^
wie gar der Titel eines früheren Buches desselben Verfassers helsst?
Wir kennen nicht glauben , dass solche Dinge zu der einfachen Jnmitth
der Gescliiehtserzählnng gehören, nach welcher der Verf. S. Vi ''^ki-
strebt zu haben versichert. Wenn Herr S. also seinen Ansichten aber
die Auswahl nnd Behandlung desStöiTes für den hlstotrsöhen Unterricht
treu bleibt, nnd fortfährt so unlogisch zu denken oöd so nn^eutsch
SU schreiben, ßo möge -er die pädagogische Welt doch ja mit dea
Lebrbücherii veMchonen , mit dßP^n et sie bedroht.
{^isleben, ^ JSUendt,
Hon\er^8 Ilias im Versmasse dts Originals übersetzt ron Hermann
Monj ^. Erster (fesang als Probe. [Wesel, 1835. Veflag Ton EddbM
Klönne. 20 S. 4.]. Wieder ein neuer Versuch den Horirör, und zwair
die Ilias zu übersetzen, d. h. besser zu übersetzen als Voss und seine
namenloseren Nachfolger. In der That die übrigen europäischen Völ-
]{er mögen dfß Pietät der Deutschen bewundern. Denn in der A'ch-^
tung, in der Bewunderung der Alten, in der Dankbarkeit gegen dies^
unsre Geschmackslehrer müssen (loch wohl hauptsächlich diese mfih-
peligen und die Mähe nicht hinlänglich belohnenden Arbeiten ihren
Gruqd haben. Der Deutsche achtet alles, was zeitlich nnd örtlitb
Ton Wiiitem kommt. Daher denn auch unser Eifer, alles, Neues'litfd
Alte^ j (Glntes und geblechtes zu übersetzen. Je mehr Schwierigkeiten
^n besiegen sind, desto lieber scheinen uns die Aufgäben zu sein.
Dazu kommen noch d|e Verschiedenen Ansichten von der Beibehaltung
oder Nichtbeibehaltung der Verbform nnd wiederum von der Behahdliitag
der beibehaltenen Form , z. B. bei dem Hexameter von der Zulassung
oder Nichtzulassung der Trochäen, von der Prosodie, besonders voltn
Sp'oh'deuS'. 'So übersetzt dettn der Eine seinen Hoincr in Hexametern,
der Andre, ^le schon Bürger, In lamben, ein Dritter vielleicht in
Nibelupgeiiyersen u. s. w. Und wer mag läugnen , daSs das Debet-
setzen etwas Verdienstliches sei , zumal für die Bildung der -Spracht
gewesen spi? Aber wozu neue Uebersetzungen z. B. von Dichtern, wo
qs bevelts gute, oder doch ziemlich gute giebt, und wo der neue
Uebersetz«r, wenigstens auf dem alten Wege, nur wenig bessern
Icann? *- Dloss i^t der Fall besonders mit Homer, — fast wie mit
der Bibel, Luther uqü Voss sind in dieser Hinsicht wohl^ zu vei^leii.
eben, wenn gleich der letztere dem erstercn bedeutend nachsteht. Mag
niao UoniQrhiA Voss dea 8t«ifliim«Q«n oder led«irA9n oonneoi mag; maa
«-. » ■
II • i t *
Blhfi>fiLjsHiiiShe Berichte und MiweHeiii AK
• * •-• ..... ,,
6eiile Prosodie tadeln:* ist dennocli der Unterscliled zwiscn^n ihm nnd
., • • • ' ^<
seinen Nachfolgern \Firklich 8o VedeütcVid ? Hier sind die' ersten 16
Verse der Uias nach Voss, Schaam'bnn tiiid Monjö:
. Voss. .
Singe 4en Zorn, o Gottinn, des Peleiaden Achilleus, < .'I
Ihn der entbrannt den Acbaiern. unnennbaren Jammer erregte, ; . ::
Und viel tapfere Seelen der Heldensuhne zum i^is, .
Sendete, aber sie »elbit zum Baub ausslreckte den Händen,.
Und dem GeTögel umlter: .so ward Zeus Wille voUendets
Seit dem Tag', als einst durch bitteren Zank sich entzweiten!
vAitreus Sohn, der Herrscher des Volks Qnd der edle Achilleus*
Wer der Unsterblidien reizte sie auf zu femdlichem Hader?
JUeto^B Sohn und des Zeus, > Penn der, dem ILdnigie zürnend«
Sandte verderbliche Fest durch da$ Heer^ iind es sanken die'VöUref i.
Drum w^il ihm den Chryses beleidiget ^ seinen Priester, ...,.:•»
Atreus Sohn. Denn er kam zu den rüstigen Schiffen Achaia's, • ;.ii:
Fr/ei zu kaufen die Tochter, und bracht^ unendliche Lösungi- . > ,;.,■«;
Tragend den Lorbeer|i$|imuck.des treffendensFöbos Apollon . - * !
Um den goldenen Stab; und er ilehete. allen, Achaiern, ... . •
Aber zumeist den Atreidenn den' zn^een Heerlursten der Völker,. .; i. ,•!•}
Schaumann. • :'»'
Singe vom schrecklichen Zorne des PeleiaflehAchilleus, ^ ,^^ .,^
Gottin ! von ihm , der unendliches Leid den Achaiern bereitet. . ,
Der in den Hades hinab viel tapfere Seelen. der Helden
Sendete , aber den Leib -r- ihn warf er zum Mahle den Hunden , ,
Hin und den Vögeln umher. . — So ward 25^U9 Wille 'tollendet,'.' ,^
Seit sich feindlicher Hader dem gottlichen Heiden Acbilleus
Vnd den Atreiden erhub, dem gewaltigen Fürst Agamejnno|i. |. ,^'.; ..,
, Welcher der Ewigen reizte sie auf zu verderblichem Zwiste!? ^ .
^eus' und der Leto Sohn l Gereizt von dem Könige sandt er. . ,,
£ine verderbliche Seuch' in das Heer, und es fielen die Vöiker,
Weil ihm Chryses , den Priester, des Atreus ^dhn njcht ehrtV* ,
Ü)r, der den Schiffen der. (kriechen, den, rüstigen, flehend gehalii^^ar,
brachte, die Tochter zu lösen, unendliche GegeivgeschenVe* . " *.
Trug um den goldenen Stab des bogenbewahr'ten'Apollon .
Kränz*^ in der Hand, und Üehete laut vor allen Achaiern,
Doch zu den Völkergebietern zumeist, zu den Söhnen des Atreus.
Monjö. ..»•;»
Singe den Zorn, o Göttin V'desPeleussobnesAchillens,' ' ' '^^
Jenen Verderb, der Schmerzen in Unzahl schuf den Achäernf
Zahlreich stiess er hinab zum' A'ides kräftige Seelen,
Helden geraubt, die er Hunden als Beul' und den aasenden V5geln •
Jeglicher Art hinwarf, — Zeus' Rathschluss ging in Erfüllung ^^-^^J
Seit dem Tage, da einst durch Streit mit einander* zerfielen' ')'-'''
Atreus' Sohn, der Beherrsoher des Volks , «ind AcbiU, der oKÜahne^ ^
^|S pibUograpliischQ Berichte mni, Mischen.
. .Wer fler Unsterblichen |>ra<;hte zam Streit aneinander die beiden? .
.J^eiu'ens und Leto*8 Sohn, penn im Zorn auf Held Ag^amemnon
Rief er verderbende Pest dnrch'^- Heer, nnd es starben die Mannen, ,
Weil durch Atreus' Sohn schmachvoll sein Priester gekränkt war,
Chryses der Greis. Der kam zu den eilenden SchifTen Achäa^s,
Frei sich zu kanfen die Töchter, und brächt' ünermesslichen P^eis rait^
Hatte den goldenen Stab in der Hand, «mit des treffenden Phöbos
Heiliger Bind* umwunden, und bat die gesammten Achaer,
Aber besonder» die'zween Heerordnenden Sehne des Atreus.
Geben wir nun auch dem neuesten Ueberset^tCfr in, dass sein Vers
Toller seif dass er Einzelnes besser getroffen habe, z. B. V. S. brachte
aneinander f V. 4 und 5< Vögeln jeglicher Art (wiewohl mir V.2. jenen
Verderb y, V. 4. Heiden geraubt, V. 9. der Genitiv Zeüs^ens nicht recht
hehagt) und dass das Ganze noch treuer (wiewohl nicht grade leslia-
rfer'und iMmerischer) sei, so wiederhole ich doch die Frage: Wozä
eine neue Ueb^rsutzungt *^ Ueberhanpt, daflrAlterthum hat mächtig
auf die neuere Welt eihgewii^t, nnd desswegen ward es geehrt, aber
anch überschätzt, besonders die schriftstellerischen Werke. Die neüer^
Literatur, besonders ' die sndeuropüische ^ stellt inngst anf eigeneb
Füssen, die spanische hat sich uberdiess fast -ohne Einfluss der Grie^
eben nnd Rumer gebildet; auch die dealsoheliat'Sich nicht ^■»«hrWii
■chämen. Das Studium des Alterthums wird fortan noch mehr als
tonst ein gesondertes werden,, noch immer zwar nachhtUtig auf nnare
Dichter , aber mehr allgemein bildend wirken und. sie nicht länger zur
Nachahmung verfuhren. Sö'.'wird es denn auch des Ueberset^ens inir
mer weniger bedürfen und diess sich mehr auf' neue Werke der mitV
lebenden europäiächen Volker und auf Wiederbelebung der grossep
Werke des deutschen Mittelalters beschränken. ' Nur erst dann, wann
nnsre Sprache einen allerinaligen bedeutenden Fortschritt gemacht ha^
möge ejin'oieg^isierter lä'ebhaber des Homer, uns dipsen Dichter irgend^
wie anf originellem Weg^ aufs neue in deutscher Sprache vorführen l
Dann wird man ihn , weni^ aiich wenige^r als unsre eigenen Dichter,
lesen , während Monje^s, nieüe Ueb^rsetznng , wenn sie auch noch besr
ser als diese Probe geräthen sollte, nur y,on yenfg^n Gelehrten und
Schülern gekauft und neben den Vössischen Homer gestellt, und doch
schwerlich diespm gleichgea'chtet werden wird.
Breslau. K. L. Kannesiesser.
Om den Nygräshe eller saakaldte ReuchUnshe Udlale af det Jielle-
niske Sprog , en crifisfe;27n(2er5o^e?6e .(.^^bprt:d^c* neugriechische od^ir
Bogenanntte . ReuchliniscUe. Aussprache der .hplleniäcbcu Sprache, eine
kritische Untersuchung) von R. J. F. H^nriclisen, Lector; an der
Acadeuiid an.Soroe. [Kopenhagen 1^36. .12fS.. 4.]. Bekanntlich hat
di^ sogenannte Reuchlinische Aussprache des Griechischen in d^a neue-
sten Zeiten- besonders an dem Prof. Blo.ch in li'o^skilde einen eifrigen
Vertheidi'^Qir gofnudeA.' . In^einor Reihp.yAa.S^lffif^Q und 4üff4t!?&^
Bibliographische Qerichte und Mificel^en. 219
''\»
(Revision der Lehre von der Aussprache des Altgxiefhischen^ Altooa und
Leipzig 1826. Nachträge zur Revision etc.. in Seehode*6 lieuem Archiv
für riiilol. und Pädagog. 1827 Heft 1 S. 49f.; Beliuchtufig einer Ge-
genrede des Herrn Matthiä etc. ehend. 1829 S.129f. ; Laren oin de
cuTcelteLyd bg deres Betegneise i det gamele graske Sprog\*' Historisier
Icritisk udrtklct og hegrundet, Kbpenh. 1829 — l831*'(drei'Schülprb-
graranie) ; zweite Beleuchtung der MaithiHschen Kritik y die'*j4ussprache
des Altgriechischen betreffend, All'ona 1832) liat er .nicht nur dasjenige,
ivas Ton alteren und neueren Gelehrten für diese Aqssprache angeiaiirt
\rorden ist, zusammen zu stellen, sondern es aucti noch durph eine
Reihe neuer Gründe zu,' Terstärlien gesucht. "In diesen Schriften h^'t
man also so ziem^ch Alles beisammen , was hisheir 'für' die 'Reuchlini-
sche Anssprache gesagt woVden 'ist.*' MU Recht Werdeii"daher auch
diese von dem Herrn 11. in der hiqr anzuzeigenden Sch'riftj in welcher
er zunächst die Absicht jbat , die ' bisher für die RenchÜnische Aus-
spräche angeführten Gründe efner Kritik zu nnterwerfen« .vor?ngfi|-
weise berücksichtigt. Das Resultat ^ zu welchem er im Allgemeinen
gelangt, ist, dass die bis jetzt angeführten Gründe und Zeugnisse nicht
hinreichend sind, .um dadurch, die Richtigkeit der Reuchlini sehen Aus-
sprache zu beweisen. l)er Verfasser zeigt überhaupt in der ganzen
Schrift mehr^ wa^^ vir nach den bUher angestellten Untersnchungeü
und den uns bekannten Quellen , woraus die Gründie dafür und da-
wider entlehnt werden müssen, . iiicht wissen uncl nicht wissen können,,
als dass er es wagt eine eigne Thieorie aufzustellen 5. dpch neigt er sich
im Einzelnen mehr zu der Erasihischen Aussprache' hiii. "Aber wepn
auch das Resultat mehr ein negatives als ein positives, ist, so. ist dajfi
Verdienst nachgewiesen zu haben, was wir nicht ^wissen und nicht wis-
sen können , doch auch kein geringes Verdienst,' und dieses wird man
Herrn H. wohl nicht absprechen kohiieh. — Vorange^cbickt ist eine
Kritik der Quellen, aus welcher klar hervorgeht, dass eihe'gänze ^eih^
von Zeugnissen , auf welche maii sich bisher mit unglauhlicher Sorg^
losigkeit berufen bat (Herodjani ^Enifisgiaiiot y Basilii IVfagni Eroteinata
grammatica, üesjchii Lexicon, die von Bekjter herausgegebenen Scho-
lien zum Dionysius Thrax, Theodosii grammatica, des Chorohocua
Scholieh zu Theodosii caiiones) zum Theil nicht von den Verfassern
herrühren, , denen sie beigelegt werden, alle aber viel zu ji^nj^ien Vfr
sprungs'sind, als dass etwas durch sie bewiesen werden Jionnte. Als
ein besonderer Vorzug dieser Schrift muss es ferner bezeichnet wer-
den, dass die Untersuchung mit .der Geschichte des Volkes und dejr
Sprache in die engste Verbindung gesetzt worden ist. Iil dem ersten
Abschnitte liefert nämlich der Verf. feinen kurzen Aliri^s ^er Geschichte
des griechischen Volkes mit besonderer Beziehung ayf die Einwander
rung und Vermischung fremder Volker mit den" Griechen, eine Ver-
mischung., aus' welcher sowohl in der Sprache selbst, als in der
Aussprache eine Veränderung ticryorgehen musste.' -^ ^^>^^^. $cli\iess^
fiich eine Uehcrsicht der Veränderungen an, welche die Sprache der
Geschichte zufolge erlitten ' hat ; endlich schliesst'er diesen Abschnitt;
220 \ Bibliographische Berichte und MIscelleD,
mit oler Angabe derjenigen Data, aaa.\relchen hervorgeht , dass man
nach and nach auch von der alten Aussprache abgewichen sei. £nU
nachdem der Verf. so einen sichern Grund gelegt hat, auf dem er
Reiter fortl^anen kann^ geht er zur näheren Prüfung der einseinen
Gründe über^ welche man für die Reuchlinische Aussprache des Grie-
chischen angeführt hat. Da aber der weitere Gang der Untersuchung
sich nicht ohne' zu grosse Weiüänftigkeit weiter verfolgen lässt, so
begnügt Btich Ref. damit im Allgemeinen zu versichern, dass sie sich
durch Umsicht lind Gründlichkeit auszeichne, und ganz dazu geeignet
sei, die Saclie zur vollen Entscheidung zu bringen. £r glaubt alle
Philologen auf diese i^chrift aufmerksam machen zu müssen und ver-
sichern zu. dürfen, dass selbst diejenigen, für welche der Hauptge-
genatand der. Untersuchung kein grosses Interesse hat, doch schon
wegen der Kritik der Quellen und des. Abschnittes über die Geschichte
des Volkes und der Sprache , nlpl^t ohne Genuas und Belehrung au9
der Üand legen wcfden.
Die höhere Bürgerschule , mit besonderer Berücksictitigung der Her^
zogihümer Schleswig - Holstein dargestellt von C. Chr. Tad ey, Rector
der allgemeinen Stadtschule in Friedrichstadt, Mitglied einiger Vater-
land, gelehrten Gesellschaften. — „Welchen grösseren und wichtige-
■^ren Dienst können wir dem Staate leisten, als wenn wir die Jugend
unterrichten und. bilden; zumal beigem Gei&te und unter den^ Verhält-
nissen unserpr Zeit?'' Cicero. [iSchleswig, 183G. Verlag von R. ß^och.
XI u, 216 S. B.]. Von dieser vortrelTiichen Schrift, die weit über den
Kreis der au^ ilci,n Titel genannten IlerzogAiümer hinaus gelesen und
beherzigt zu werden verdient, wollen wir der Wichtigkeit wegen, die
sie auch für den Gelehrtenschul ^ Unterricht , mit dem der in den Rear
lien bisher mehrenth^ils verknüpft war, unleugbar besitzt, hier in der
Kürze denllauptiuiialt angeben, llas^anze zerfällt in drei Abschnitte:
das Wesen , die Lehrgegeostände lind die äussere Gestaltung der höhe-
ren Bürgerschule; ausserdem! enthält es in 4 Beilagen eine übersicht-
liche Darstellung derschlesw. holst, städtischen Schulanstalten für Kna-
ben, die eine bürgerliche Bildung suchen; die Verhandinngen in der
^^rsammlung der Provinzialstände zu Roeskilde .über die Anlegung
höherer Realschulen in Dänemark ; die vorläufige Instruction für die
an den höhercui Bürger- und Realschulen in Preusseo anzu ordnenden
Entlassungsprüfungen und eine Ueberslcht der Literatur der höheren
Bürgerschule. • Üni den Begriff der höheren Bürgerschule selbst fest-
zustellen' und naher zu entwickeln, hat der Verf. wohl gethan, il^r
Verhältnisse zu den übrigen Lebran&talten näher zu erörtern. Diess
sind nun zum Theil eigenthümlich vaterländische Anstalten, zum Theil
allgemein bekannte: die allgemeine Bürgerschule, die lateinische
Stadtschule; die Gelehr tenschüle ; die Gewerbachule, polytechnische
Schule, Ißandlungsschule ; die eigentliche Realschule. Das Zwie-
träch'tige .'und Unvereinbare in dem ^ Wesen vielev Gelohrtenschalen«
BiUiQgrapl^ifiche. ^erteilte und ML|cc)j|eii. 2JB1
deren Aufgabe die bürgerliche und die gelehrte Bildung zugleich ist,
hat der Verf. gut gezeigt; überall aber auf die vorhandene Literatur
Deutscillands über diesen Gegenstand (z. B. Vogel, Ohiert, Wiecke
u. V. a.) in den jedem §. angehängten Anmerkungen gebiitirenäe Ruck-
sicht irenomroen. In dem zweiten Abschnitte wird die Leser dieser
Zeitschrift besonders die Verhandlung der Frage interessiren: Ist die
lateinische Sprache ein Lehrgcgenstand der höheren Bürgerschule^
Wenn nun die Antwort darauf Terneinend ausfällt , so muss man dabei
den fär das Ganze vom Verf. gewählten Sfandpunct berücksichtigen' una
auf seine lehrreiche Prüfung der in Theorie und Praxis vorgelegten
Grunde sorgsame Acht haben ,. auch wenn man sich In dem Resultate
nicht mit ihm vereinigen sollte, l^ben so sorgfältig Ut der Verf. auch
die übrigen Lehrgegenstände durchgegangen; der dritte Abschnitt,
für die grade jetzt mit der Anlegung solcher Schulen beschäftigten Her-
sogthumer vielleicht der wichtigste, hat, eben wegen dieser speziell^
vaterländischen Berücksichtigung, geringeren Werth für deutsche Le»
8er, wird aber keineswegs für sie ohne bedeutendes Interesse s^ln.
Ideale der Kriegsführung tn einer Analyse dh' Hiaten der grussien
Feldherren. Von dem General-Lieutenant von Lossau. Mit Karten u.
Plans. Erster Band in zwei Abtheiign. Alexander, Ilannibal, Cäsar, [Berr
lin, Schlesinger. 1836. XVIII, 484 u.3f 2 S. 8. 4Rthlr. 16gr.] Dieses zu*
nächst für höhere Officicre geschriebene Buch, welches nachweisen solf,'
dass in allen Kriegen nur die Geistesüberlegenheit der Feldherren und die
damit verbundene höhere Willenskraft nis Hnuptveranlassung glänzen-
• der Thaten anzusehen sind, ist doch aucK für Geschiclitschreiber be-
achteoswerth , weil es die drei genannten Feldherrn vornehmlich von
Seiten ihres Feldherrntalentes betrachtet und eine Anschauung der-
flelben hervorhebt, welche bis jetzt noch nirgends so deutlich und klar
gemacht worden ist. So wird S.^3 — 106 Alexander zwar meist nach
Droysens bekanntem Buche geschildert, aber überall glücklich hervor-
gehoben , wodurch derselbe als Feldherr so gross wurde. Für die
Schilderung des Hannibal (S. 107 — 208.) sind besonders Bern ewitz;
(Leben des Hannibal) und Frederic Guillaüme (Histoire des cam^
pagnes d'Annibal en Italie) benutzt ; und die Feldzüge des Cäsar schei-
nen zum grossen. Theil nach eigener Ansicht der Quellen geschildert za
sein. Das Hervorheben aller der Punkte, wo das Feldherrntalent sich
offenbart und die eigenthümliche Betrachtung desselben machen deni
Werth des Buchs aus. Natürlich «erscheinen nun auch diese Männer,,
da sie blos als Krieger betrachtet sind, durchaus als gross, und beson-
ders ist Cäsar als wahrer Heros dargestellt, [Jahn.]
In Portugal hat man endlich angefangen sich um die Bibliothe-
ken und Kunstsammlungen der aufgehobenen Klöster zu bekümmern,
und nachdem Vieles entwendet worden ist, sind seit 1835 die Reste in
jÜt
fiibitog'raphische Berichte und Misöelleii,
ilas Kloster S.. Francisco ^ebracüf und so etwa 300^000 Bände Bucher
und ^MM)0 Geipal'de gcsamnielt worden, von welchen letztern indess nur
sehr' wenige einen höheren Kunstwerth hahen. Seit dem 30. Dezember
1836 ist cinp'C.pn^niiäsion von 8 Personen ernannt, welche jene Samm-
lungen verwalten , .und zunächst Cataloge der Bücher, Handschriften^
Gemülde' u'iid Statuen entwerfen soll. Neben dieser neuzusainmen-
crebrachlen Bibliothek besteht in Lissabon noch eine öffentliche Biblio-
thek von etw4 90,090 bänden.
. ■ . . 4-. . . . ■ •
[J]
BeV den Ausgrabungen in Athen U^ unter Anderen auch eine In-
Schrift gefunden worden, aus welcher das Vorhandensein eines öiTent-
liehen Zeughauses \6yt.ivQ%r\7.ri\^ d. h. eines Hauses, in >:welchem allerlei
Materialien für öfTehtliche Bauten aufbewahrt wurdei)", hervorgeht.
Ein Theil der aufbewahrten Gegenstände und Geräthe ist in der In-
Schrift aufge'/uhlt und es sind zum Tlieii solche, welche vom Bau der
Skeuothek' selbiit übrig geblieben sind. vgl. Tübing. Kunstbl. 1836
Nr. 77 f. Ebendaselbst sind einige Volksbeschlüsse aufgefunden wor-
den, in denen auf dqn Antrag eines gewissen Kephisophon aus Cbo-
langos die. Absendung einer Colonie nach Adria, unter der Leitung
eines gewii^sen Miltiades, beschlossen wird. Der Beschluss mag um
825 V. Chr. gcfa8^t sein, und giebt über die in den Ruinerwvon Adrla
aufgefundenen attischen Vasen unerwarteten Aufschluss. -— > In Pompeji
hat man im März 1835 auf der Strada di Mercurio 14 schöne silberne
Vasen , und im October 1836 in einem Zimmer daneben ein vollständi-
ges Tafelservice für 4 Personen , aus 64 .silbernen Gefässen bestehend,
ausgegraben. Zudem Service gehören: 1 Schüssel mit zwei schön
verzierten Griffen; 1 ausserordentlich schön gearbeitete Vase in Mör-
serform mit Hautrelief, Weinlaub und Weintrauben; Vasen in Kelch-
form, auf denen man bacchische Darstellungen in Basreliefs undHant-
reliefs sieht ; 12 Teller oder vielmehr Schalen , jede mit 2 schön
verzierten Henkeln, 4 grössere ^ 4 mittle und 4 kleinere; 16 Tassen
oderSuppennapfe, von denen je 4 einander gleich sind, jede mit 2 ver-;
zierten Henkeln; 4 kleine Pastetenformen ; 4 kleine Teller, ähnlich
unsern Salzfässern, jeder mit drei kleinen Füssen; 4 kleine Becher,
auch jeder mit 3 kleinen Füssen ; 8 cannelirte Schalen, 4 grössere und
4 kleinere; 1 Vase mit Henkel in Amphoraform; 2 kleine Casserole mit
verzierten Henkeln; 1 Löffel mit senkrechtem Henkel ; 1 Spiegel in
Form einer Patera mit reich verziertem Griff; 5 Ligulae, Löffel und
Gabel zugleich ; 2 Löffel, vgl. Hall, Ltz. 1836 Int. Bl. 71. Dicht ne-
hen dem Hause, in welchem die 14 Silbergefässe sich befanden, sind
im August vorigen Jahres zwei merkwürdige Gemälde gefunden wor-
den, von denen das eine die Ankletdung eines Hermaphroditen, das
andere Venus und Adonis in übermenschlicher Grösse darstellt. — In
der Nähe von Uottenburg am Neckar hat man neuerdings wieder meh-
rere römische AUerthümer, namentlich ein Gefäss von Siegelerde mit
einer Darstellung des Kampfs der Pygmäen mit den Rrainichen , einen
T ödes f all e. JKB
Denkstein mii einem scliähen Apollo Graniius, ferner ScherLen mit
dem ]Vaipen Sumlocenne gefunden , welche letztere aufs Neue bestäti-
gen , dass iuirUocenne auf dem Platze des jetzigen Rottenburg lag. -—
In der Niihe von Solssöns'ist eine kleine Bronzestatue ausgegraben
worden, welche einen auf seiner Lanze lehnenden Krieger darstellt»
uiid roniiscben Ursprungs (aus dem.2. Jahrb. nach Chr.) sein solK Sie
eiiipfiehU sich besonders durch die kunstrc^iche Behandlung der Waffen
und des Helms« — Die Telegraphen^ welche nach der gewohntiötieh
Annahme der franzosische Ingenieur Q l'a u d e C h a p p e im Jaftr^ 1792
erfunden hat, mögen schon d^'n Ifomern nicht ganz unbeksihht ge-
swesen sein, und der Rec^ör Ittosier in Ulm hat vor kurzem aufVegeliiis
de re milit. III, 5 hingewiesen, wo über Kriegssignale folgendes stellt:
Tria constat esse generä signorum: vocalia, semivocalia, muta
Aliquanti in castellörüm aut'urbium turribus appendunt trabes, quibüi
ali(][uando erectis^ aliquando depositis indicant^ quae geruntur.
To^Jesfälle*
jjen 6. August 1836 starb in Mainz der Professor Karl Fink am das!«
gen Gymnasium.
Den 12. September in Ghristiania der ordentliche Professor bei
der Universität Dr. theol. Hersberg y als theologischer Schriftsteller
bekannt.
Den 16. Sept. zu Stuttgart der Director des kathol. Klrchenratha
Joh, Bernh. von Camer er <, 71 Jahr ult.
Den 14. October zu Mitau der k. Collegiennssessor Ludw, Ferd^
von Freymann, Oberlehrer der griech. Sprache und Literatur am dasigen
Gymnasium illustre, früher an' den Gymnasien in Marienwerder, Kö-
nigsberg und Riga angestellt, im 45. Lebensjahre.
Den 3. November zu Spalatrb der Graf Vincenzo Drago^ Verfas«
ser ^iner Storia deli' antica Grfecia (6 Bde. Mailand 1820—1886), ge^
boren in Catta^o 1770.
Den 9. Nov. in Zürich der Professor an der Universität Dr. theoL
Johann SchuÜhess , ein ausgezeichneter theologische» und pädagogi-
scher Schriftsteller, geboren ebendaselbst im Jahre 1763.
Den 10. Nov. in Dresden der Superintendent und Ober - Consisto-
rialrath Dr. Karl Chr. Seltenreich, geboren in Camenz am 11. April 1765.
Den 22. Nov. in Heidelberg der geh. Kirchenrath nnd ordentliche
Professor der Theologie Dr. Karl Daub^ ein bekannter theologischer
Schriftsteller , geboren in Cassel am 10. Mai 1765.
Deii 23. Nov. zu Marienwerder der Gymnasiallehrer Dr. Seidel^
im 48. Lebensjahre.
Den 26. Nov. in Düren der Gymnasialdirector Mey&r.
92A To.detfäll«.
ptn 27. Nov. starb in Fdlda der Gymnasiallehrer Dr. Julian JFplf^
im 35. Lebensjahre.
Im November za Vicenia der am das dasige Schahresen hochTer*
diente Vorsteher der dortigen Schalanstalten Bemardm Bieego^ alä
didactischer Dichter bekannt
Im November in Rom der Professor der Chemie an der römiscliea
Universität Dr. D&meuico Morichini^ geboren zu Civitantino ia den
Abrazzen im Jahre 1773.
Ztt Anfang des December in Manchen der geistliche Rath Bernhard
von Ertudorfer, Begründer and Director des seit 32 Jahren in Freysing
und dann in Manchen bestehenden Taabstammeninstitats , geboren ia
Landshnt am 20. Ang. 1767.
Den 10. Dec. in Wiesbaden der evangelische Laadesbischof Dr*
ttieol. Georg Km, Chr. Theod, Müller^ früher Prorector am 6jrona>
sioqi , dann Superintendent in Weilburg , geboren zu Löhnberg im
Weilbnrgischen am 17. Juli 1766.
Den 18. Dec. in Lübeck der Lehrer am dasigen Catharinaeuni
Dr. Friedr. Aug, Joack, Ludw. Tiburiius^ im Befreiungskriege grosshers.
mecklcnburg. Landwehrhauptmann, als Schriftsteller durch seine
Lehre über den Gebrauch des Conjunctiv im Latein, bekannt , im
53. Lebensjahre. '
Den 19. Dec. in Dorpat der kais. Staatsrath und emeritirte Pro-
fessor der Mathematik an der Universität Dr. J. Marl, C. BaricU^ ge-
boren zu Braunschweig am 12, Aug. 1769.
Hen 22. Dec. in Merseburg der k. Professor und Conrector am
Gymnasium Friedr. Aug, Landvoigt ^ im 72. Lebensjahre.
Im Januar 1837 an der Universität St. Andrews in Schottland der
Professor humaniorum Dr. John iluter^ als Bearbeiter von engl. Schul-
ausgaben des Horaz, Virgil, Livius u. s. w. bekannt, im 91. Lebensjahre.
Den 10. Jan. in Wiesbaden der Hofrath Dr, J« Weitzely ein be-
kannter Schriftsteller , 64 Jahr alt.
Den 19. Jan. in Rostock der geh. Medicinalcath und Professor
Dr. Samuel Gottlieh von Vogel ^ 86 Jahr alt*
Den 25. Jan. in Dresden der geh. Legationsrath und ehemalige
Ob^rbibliothekar der kon. Bibliothek G. W. S. Beigel^ 83 Jahr alt.
Den 27. Jan. in Paris Jean Auguste Amar -du- Vivier , einer der ,
Conservatoren der Mazarinischen Bibliothek , geboren 1765.
, In den ers||Bn Tagen des Februar zu Paris der erste Conservator
der kon. Bibliothek van Praet, Mitglied des Instituts , ein Belgier voa
Gebart, 83 Jahr alt.
Zu Anfang des Februar in Upsala der Naturforscher Professor .
4dam AfzeliuBf im 87. Lebensjahre.
Den 10. Febr. in Petersburg der hochgeachtete russische Dichter
Alexander Puschkin^ im 37. Lebensjahre.
Den 11. Febr. in Hamburg der Privatgelehrte G. Phm Leonh,
Wächter^ als Schriftsteller unter dem Namen Feit^ Weher besonders
durch die Sagen der Vorzeit bekannt, geboren ebendaselbst im J.'l762«'
• ..1. ^-..ji»».«,.. •
t
Schul- ü. UniTersUäUnachrr.^ Befurderr. n. £lireiibei6%iNigeii. 825
Den 15. Febr. in Leipzig der seit 1820 emeritirte vierte Lehrer an
der Thomasschule M. Joh, David JVeigel^ ein um diese Anstalt wohl*
verdienter Lehrer , obgleich er wegen Kränklichkeit nur wenig Jahre
thätig sein konnte, im 69. Lebensjahre.
Den 16. Febr. in Bremen der Professor Dr. GoUfr. BeinhM Tre*
viranus im eben vollendeten 61* Lebensjahre*
Schul - und Universitätsnachrichten , Beförderungen und
Ehrenbezeigungen.
Aacheiv. Vor dem Jahresbericht des Gymnasiums, welcher am
Schluss des letzten Schuljahrs erschienen ist, stehen als Wissenschaft-*
liehe Abhandlung: Einige Bemerkungen über den griechischen und latei"
nischen Unterricht auf unsern Gymnasien von dem Oberlehrer jETorten.
[1836. 10 S. 4.] Die 265 Schüler, von denen 13 zur Universität gingen,
wurden von den bisherigen Lehrern und 3 Schuiamtscandidaten unter-
richtet.
Altetvbittio. Zur Feier des Jahrestages des Gymnasiums hat der
Director Dr. Heinr, Ed. Foss De Theophrasti notaiionibua morum commentatio
tertia herausgegeben [1836. 29 S. 4] und darin seine Untersuchung über
die Wichtigkeit der Ffalzer Handschrift für die Kritik der Charaktere
des Theophrast [s. NJbb.XV,232.] fortgeset«t unM beschlossen. Die ge-
genwärtige Abhandlung bringt zunächst eine ausführliche Erörterung
über das 28. Capitel de maledicentiay durch welche eben so die Kritik des
Textes nach dem Codex Palatinus als die Erklärung der schwierigen Stel-
len gelehrt und gründlich gefördert wird , und sucht dann mit gleicheif
Umsicht und Gründlichkeit die Aechtheit der beiden letxten, von Ama-
diitius (1786) zuerst herausgegebenen Capitel gegen Beck, Siebenkees«
^ast , Kornis, Ast und Bloch zu beweisen. Ueber den Werth der Ab*
handlung kann Ref. nur sein früheres Urtheil wiederholen, das8 sie
für die Kritik der Charaktere höchst wichtig ist und eine ganz neue
und diplomatisch viel sicherere Textesgestaltung gewährt, als die bis-
herige war. Und wenn sich auch in einigen Einzelheiten noch mit
dem Verf. rechten lässt , so ist doch nnumstösslich dargethan , dass der
Cod. Fafat. die einzig sichere Basis für die Tezteskritik gewährt, und
auch die Erörterung der einzeltien SteUen, welche Hr. F* behandelt
hat, ist gewöhnlich so evident, dass weitere Zweifel nicht erhoben
werden dürften,
Augsburg. Die seit dem' 5. November 1835 dem Benedictineror«
den überwiesene Studienanstalt hat im August 1836 ihren ersten Jahres»
hericht herausgegeben [1836. 49 S. gr. 4.j, und darin über Lehfplan^
und Lehrer- und Schülerzahl die gewöhnlichen Mittheilungen bekannt
gemacht. Am Lyceum konnte in dem genannten SchilUahre nur der
erste philosophische Cursus mit 16 Zuhörern eröffnet werden, ein zwei«
N, Jßhrh.f, Phil. u. Paed. od. Krit. Bibl. Bd. XIX. H/T« S. 15
Sf0 8efciil- and UBiTerelftäftenachricIiteB,
ter uhBt nicht ftattfindcn^ weil du Jahr vorher kein erster vorhanden
gewesen war. Zur Aufnahme in das Gymnasium und in die lateinisch«
Sehnte meldeten sich §o viele Schüler , dass bei allen Classen die Zer»
theilung in zwei Abtheilnngen nöthig wurde , und die Schule schon am
13. August geschlossen werden ronsste, weil der fühlbare Mangel an
Raum die Nothwendigkeit eines Baues herbeiführte. Die vierte Gjm-
nai^ialGlasse war im Lauf des Studienjahrs von 75, die dritte von 66,
die zweite von 79, die erste von 97, die vierte Classe der lateinischen
Schule von 75, die dritte von 74, die zweite von 93, die erste von 116
Schülern besucht, vgl. NJbb. XVII, 443. Am Lyceum lehrten 6 Pro-
fessoren : Roh, de la Torre Religionswissenschaften , Meinrad KäkUn
Anthropologie. Bened. Richter (Rector der gesammten Studieaanstalt)
Philosophie, Max. Sasser Mathematik, Vir. Hartensehneider Natur-
wissenschaften, und Karlmann Flor Geschichte und Philologie« Am
Gymnasium lehrten 10 Lehrer, nämlich die Professoren Jac.Gruber^
IJelnr. Schuhmacher ^ Martin Zbonek^ Rupert LeisSf Paul Roth ond
jilphons Bclteroche als Classenlehrer, die Professoren Vincens Hanf und
Gregor Halsherger als Lehrer der Mathematik, die Proif. Dionys P^tg^-
huber und Karlm. Flor als Lehrer der griechischen Sprache, nngferech-
net die Lehrer für das Hebräische, Französische und Italienische, fnr
Muriik, Zeichnen und Schonschreiben. An der lateinischen Schule
waren mit Ausnahme der hierhergehörigen Hnlfslehrer ebenfalls 10
Lehrer thätig. Der Lehrplan ist der der baierisctien Sehnten über-
haupt, and besteht in folgender Vertheilung der Lehrgegenstände:
im Gymnasium in der latein. Schale
IV. III. iif . 11»». I*. 1*». IV*. I v»>. III». m«», u* 11*». I*. I^
Latein 6, 6, 8, 7, 8, 8,
Griechisch 4, 4, 5, 5, 5, 5,
Deutsch 2, 8, 2, 2, 2, 2,
Religion 2, 2, 2, 2, 2, 2,
Geschichte a«
Geographie 3, 8, 2, 3, 2, 2,
Mathematik 5, 5, 8, 8, 8, 8,
Arithmetik — , — , — , — , — , — ^
Der Unterricht im Uebrfiischen , Französischen, Italienischen, Inder
Instrumentalmusik , im Gesang, im Zeichnen und Schönschreiben wird
ausserordentlich in besondern Classenabtheilungen ertheilt, und ist
überhaupt ein Freiwilliger, an dem nicht alle Schüler theilnehmen. De«
geschichtlich -geographische Unterricht stuft sich so ab, dass in LSch.
I. allgemeine Geographie , in II. Geographie vdn Deutschland , in Ilf.
allgemeine Geschichte, in IV. baierische Geschichte, in G. I. allge-
meine Geschichte and geographische Uebersicht der alten Welt, in II.
alte Geschichte and alte Geographie , in III. Geschichte und Geogra-
phie des Mittelalters, in IV. neue Geschichte gelehrt wird. Der
deutsche Unterricht ist in den beiden obersten Gymnasialclassen Ge-
flchichte der deutschen Sprache, in III. überdiess Poetik und Rhetorik,
in !!• deütfchn Literatur und Poetik^ in I. dnntadie Styllebrey and mit
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BefdrdeirufigeB «nd £hl*eiibei«igiiB^li. 2ST
ihm sind Ton II. an abwärts schriftliche^ Uelrangen Terbanden. Dev
griechische und lateinische Unterricht ist in allen Clussen mit prakti-
schen Uebungen Tereinigt, and inr Lateinischen werden die Gymnasial«
fichuler nicht blos mit prosaischen, sondern auch mit metrischen Arbeiten
beschäftigt. Der mathematische Unterricht, so ausgedehnt er ist, steigt
doch im Gymnasium nur bis zur Planimetrie und den Anfangsgrundea
der Stereometrie hinauf, wozu noch in den beiden obersten Classen
physikalische und mathematische Geographie kommen* Ausgedehnt
ist indess der arithmetische Theil der Mathematik und geht bis su der
Lehre von den Potenzen , Logarithmen und Progressionen, Proportio-
nen und Verhältniesen hinauf.
Bayern. Am Schlüsse des Studien - Jahres l&f^ erschienen an
den k. bayer. Gymfiasien folgende Programme. Ahbb&g;. Ueber den
Unterschied zwischen naturlicher und geoffenbarter Religion. Eine
dogmatische Abhandlung Ton Samtlel Sommer, Prof. der Dogmatik und
hebr. Sprache. 8 S. — Ansbach. Commentationis de Piatonis Par*
menide Part. I. Scrips. ßom^ard, Rect. 16 S. — Asciiaffbkburo. Die
Kirche, das Organ der göttlichen Offenbarung, somit auch der wah-
ren Erziehung , yr on Joseph Victor Kühn , Religionslehrer. 48 S. —
AüG^B^o, kath, Ueber den vorzüglichen Werth des Studiums der
Katur, insbesondere von Seite der Religion und Sittlichkeit betrachtet.
Rede zur feierlichen Preisvertheilung etc. Ton Ulrich HartenschneideTy
Prior des Stiftes zu St. Stephan, Consistorialrath der Linzer, S^o-
dalexaminator der Augsburger Diocese , und Prof. der Naturgeschichte
an dem k. Lyceum zu Augsburg. 9 S. — Augsburg, prot, Ueber das
Problem des Apollonius Ton Pergn von den Berührungen, von Dr.
Joh. Thom. JHr^nsj k. Lyc. Prof. 14 S. mit Fig. Taf. — Bamberg. Von
trigonometrischen Höhenvermessnngen , von Dr. Andreas Sleinruck^
Prof. und Rect. des Gymnasiums. 9 S. mit 1 Fig. Taf. — Bayabvth.
De P. et L. Scipionum accusatione quaestio. Scrips. D. llenr» Guilm
Heerwagen, 17 S. — Diltngen. Des Sophokles Antigene im Vers«
maasse der Urschrift übersetzt von Joh, Mich. Beitelrocky Prof. 47 S. —
Erlangen. Prolusit de Erlangae urbis incrementis et fatisGeorgio Wil-
helme (1712—1726), Georgio Friderico Carole (1726— 173&), Pride-
rico (1735—1763), Friderico Christiano (1763-^1769) imperantibus Dr.
Jöann. Laurent. Frid, Riehtery Prof. 953 Hexameter. ^— Frbysing. Bemer«
Icungen über den auf demKochlsee herrschenden Südwind von Dr. Josepdk
Maria Wagner, Prof. der Physik und Math. 6S. — Hov. Ezplican-*
tur tres loci Tusculanarnm Disputationum Giceronts (II, 7, 18 — II, 12»
28 — 11, 25, 60) a Dr. Georg Steph. Lechner, Rect. et Prof. 10 S. •—
Kempten. Redundantiam juvenilem in M. T. Ciceronis pro Sext. Bote«
Amerino apparentem notavit Moysive ZVtfcl, Prof. 12 S. -— Laubshut.
Ueber das Studium des Altdeutschen von Dr. Joh» Georg BeUhatk^ Prof.
10 S. — MCncubn, alt, Ueber die Einfteit der Handlang in der He-»
kuba des Euripides von J. B, Hutter^ Prof. 21 S. — MCNcmMf, neu.
Emendationes Vellejanas scnps. Car, FeUx Halm^ Prof. 21 S. •— >
M^ififiiBSTABT, Commentatio de loeo dificiU C. FUnii See. Nator«
15*
228 Schul- «ad UoiTersitätenachrichteB»
Historlae 1. VII, c, 51 „atqae etiaili morbus ett aliquis , per flapientiaia
mori/' Scrips. Joann, Mich, Peter, Profb 12 S; — Nbuburq. AtUla nach
einem Gesandtschaft^-Bericht von Prisciiti, mit kritischen Bemericungea
Ton Carl Clesca, Prof. 10 S. — NCaNBERG. Explicationes et eraeo-
dationes Platonicue. Scripg« Cor, Frid, NaegeUbachj Prof. 18 S, —
Passaü. Ueber das synoptische Verhältniss der vier ETangelisten u
Bezug auf das Verhör Christi bei Annas und Kaiphbs und die Verläug*
nung Petri von Dr. Joseph Gläser , Lyc. Prof. 16 S. — RscBSiSBLTic.
Die Hanptursachen » warum bei dem bisherigen Gedeihen der meisten
Zöglinge an dem Gymnasium und der lateinischen Schule tu Regens-
burg dennoch seit 24 Jahren manche Schüler missriethen. Omnia ad
Dei gloriam! vom Rector Saalfrank. 14 S. — Schwbinfurt. Neue
Begründung der Parallelentheorie Von Karl Friedr. Hennig, Vtoi, 14 S.
mit 1 Fig. Taf. — Speyer. Do Sophistarum indole etmoribus scrips.
Car. Lud. Schüelein , Lyc. Prof. 24 S. — Straubing. De aetate sacri
Ilecates cultus apud Graecos Commentatio. Scrips. Dr. F, A. fFurm^
Collabor. 20 S. — Wvrzbubg. Pindars zweiter Olymp. Siegesge-
sang im Versmasse des Originals übersetzt und mit einer Binleitung
versehen von Dr. Joh, Georg IFeidmann, Prof. 11 S. — - ZwEiBRycKEif.
Fragmenta commentationis de coUoquio Christum inter et Nicodemum
habito. Scrips. Dr. Conr, Loehlein, 16 S. -— Ausserdem hat auch
noch der Subrector der lateinischen Schule zu Kitzinger, Andreas
ratier, als Einladungsschrift zur Preise - Vertheilung drucken lassen:
„Die Gelehrten Kitzingcns^' 16 S. Sämmtliche Programme sind in 4,
und bei Angabe der Seitenzahl ist das Titelblatt nicht miteia^erechnet.
. [E.]
Bayern. Der Landrath deiB Untermainkreises wurde zufolge ge-
druckten Separat - Protokolls zur Sitzung vom 11. Juli 1836 „durch
den Antrag eines Mitgliedes auf die prekaire , und sowohl ihre als ih-
rer Relicten Zukunft nichts weniger als sichernde Stellung aufmerksam
gemacht^ in der sich die Lehrer an den lateinischen Schulen befinden,
indem nach einer höchsten Entschliessung des kön. Staatsministerium
des Innern vom 18. Juli 1834 diese Lehrer widerruflich , also unter
der IX. Verfassungsbeilage nicht subsumtibel, eben so widerruflich
nicht blos ihre jährlich zu regnlirenden Functionszulagen , sondern
selbst ihre Gehalte sein sollen. Der Landrath konnte aber diese Stel-
lung der fraglichen Lehrer entsprechend dem Interesse der öffentlicheu
Erziehung und Bildung nicht erkennen, und zwar aus folgenden Grün-
den: a) Offenbar ist es der Lehrer grundliches Wissen und Lehrtalent,
ihre freudige Theilnahme an der Erziehung , wovon es zunächst ab-
hängt, ob und wie die Zwecke der Schule erreicht werden. Aber
wie bei jedem andern Amte, so ist vorzugsweise beim Lehramte die
Beruhigung über äussere Existenz und Zukunft eine unerlässliche Be-
dingung eines wahrhaft gedeihlichen Wirkens, b) Nicht minder wich-
tige Bedingung für das Gedeihen der Schule ist das öiTentllche Ansehen
der Lehrer und Anstalten , was aber durch die ungewisse Stellung die-
ser Lehrerund ihrer Lehrer traurige Zukunft gewist nicht £pewonn«n
Beförderungen und EbrinlkeieignAg^B* 220
'vfrd. e) EtjAen aber, jene Benihtgang"u1ier aastere Existenz and
dieses oifentiiclie Anseilen, laass in's Leben treten, wenn der weisen
'Absiebt der Staatsregiernng gemäss den laieiniscben Scbulen ein eige-
ner Lebrstand gewonnen werden soU,^ wns auch der Landratb um so
nethiger findet^ als er das Wirken der<4ateini8cben Scbnie als die
Grandlage und die^rdte Bedingung aller<A«istungen der bölieren Lebr-
tinstaUen erlcemiettt niliiss. Dieser eigen« L'elir stand wird aber bei der
«ingewissen nnd bedäuernngswürdigen Stellung dieser Lebrer nicbt
gewonnen werden ,' 'weil ein Jüngling von Geist und Herz unmöglich
Lust zu dieser ungewissen Stellung ^den wird. Bio persönlicbe Wür-
digkeit der Stttdienlebrer Tordient auch neob eine besondere Berück-
sichtigung: a> Man verlangt von ihnen eine, über nebrere Fächer ans«
gebreitete wissenschaftliche Bildung, die sie im Interesse der Schuld
fortzusetzen haben, b) Bev Menge , den Beschwerden, und dPer Wich*
tigkeit ihrer Functionen gebührt im Vergleiühe mit andern eine effenl^
liehe Auszeichnung, da die lateinische ^hule gegenwartig weit Wich«
tigeres zu leisten hat, als ihr gen einsam iragostan den wird; se wichtig
dem Staate die geschickte und üeue Verwaltung jeder Art seines Ein«^
kommens ist, nicht minder wichtig nuss demselben die Behandlung
seines geistigen Vermögens in seiner stüdirendca Jugend schon bei der
ersten Stufe sein *). Auch historische Momente möchten hier zur Un-
terstützung auftreten , da bis zur Einführung dee Schulplanes von 1829
die Lehrer der zwei Oberklassen der lateinischen Schule den Gymna-
siallehrern gleichgestellt waren. Schon im Jahre 1832 fand sich der
Landratb in seiner Sitzung vom 24. Mai veranlasst, wegen der Wich-
tigkeit der lateinischen Schule eine allerehrfurchtsvollste Bitte an Seine
Königliche Majestät zu richten, und sieht sich in die Nothwendigkeit
versetzt , diesen Gegenstand auch jetzt wieder der allerhöchsten Wür«
digung Seiner. K. M. allerehrfurchtsvolist zu unterstellen und.dae Lodt
der Lehrer der lateinischen Schule der allergo ädigsten BerucksiciAigung
zu empfehlen,. Der Landratb hegt daher das Vertrauen, Sieine.K. M.
würden in Allerhöchst Ihrer Weisheit Mittel finden, die ungewisse
Stellung dieser Lehrer aufzuheben , den nachtheiligen Charakter der
Widerrnflichkeit von ihnen zu- entfernen, damit ihnen die Rechte der
Bienstes - Pragmatik zu Theil wurden, — ^ und dadurch sie in ihrer
äusseren Existenz sowohl, als in Rücksicht ihrer, und* ihr^ Relicten
Zukunft sicher zu stellen, wodurch der Anstalt das nöthige Ansehen
und den Lehrern die' -für sie so nothwendige Beruhigung gewonnen
werden möchte.'* »ti [E,] -* '
Bealiw, Bei dein diessj ährigen Krönungs-^ und Ordensfeste haben»
unter Anderen folgende Gelehrte Orden erhalten; de» >rothen Ad-«
lerordenzweiier Glasse mit Eichenlaub der geb.'Leg;Ations«
rath Dr: EunBem in Rom; die Schleife zum rothen Ad l«erordeii(
dritter C lasse- der geh. Regierangsrath DelbrUiokia Halle, der
Professor Br. Ebrenherg in Berlin , ff der Consistorial- und Schulrath
*) Vgl. ^ahrbb. 1832. Aprilhefi & Sfi2.
230. Bdivl- und UniTersitätSBachrichten,
■
Klüifi {fi Potsdam , der Prof. Dr. Nee$ von JCsenheek in Breslaa , dar
Prof. Sehadow io Du88«idorf , dpr Consiistorialrath und Hofprediger Diw
Sehmidi in Stettin, der Ilofmtli ^nd Director iStein&art am Pädagogidn
in ZülÜchau^ der Prof. 'Dr. Foigt ia Königsberg, der Begieran^Si-
Schulrath fVeiss In Mergelilirg; den rotben Adlerorden d rUter
Clasgemit der SchleiAe. der Coasi»torial»tb 4]«d Prof. Dr. ZVitofUk
Sa Bonn; den rothen Adlocorden vierte-viGlAflse derProfesaur
Bethmann" Hoüweg und der Oberbergrath und Pnaf. Dr< Nöggeroth im
Bonn, der Director Dr. Blume in Brandenburg, die P«ofeMoren Bopp^
von Decken 9 Dr. Gerl^ard, Tiefc und ^ic^fnonti, -der Regiernngs-Schal-
rath Dr. Lange, der Gjmnasialdirector Dr. Meiaelre und der Super»
Intendent iSJcAttLsin Berlin, der Regierung» -Sebalrath Brüggemgim in
Coblenz, der Prof. Dr. Drumamn in Königsberg; der CoaiUtorial- und
Schulrath HavenHein in Liegnitz«, der Seminardirector Menning ia
Cötlin, der Bector Dr. Eirehner in Pforta^ and der GoneiitorialmÜi
"Riehter in Stettin. — Bei der tJoiTeraität iat der aasterordentliche
Profestor Dr. Zumpt tum ordentlir.ben Professor der röroischea Liter«l«
tnr, der Privatdocent Ad, Frdr» RiedM zum ausserordentlichen Profea«
ffor in der philosophischen Facultät ernannt worden, und dieProfessoreft
CtutavBose und Benary haben jeder eine Gehaltszulage von SOOKthlra»
erhalten. Die Zahl derStndirenden istim gegenwärtigien Winter: 1^9ß»
worunter 468 Ausländer. -*- Am Joachimsthalschfn Gymnasium ist die
durch den Tod des Professor Salomon erledigte Professur [s. ?iJbb. XV^
842J dem Adjunct Dr. Mulse/i übertragen worden^ ▼gLNJbb.XVI,24U
XVII, 86. In den 8 Gymnasialclassen der Anstalt aasaen im Sommer
vorigen Jahres S38 Schüler , und zur Universität waren im Lauf dea
Schuljahrs 29 entlassen worden. Nach dem am Schluss des Schuljahra
erschienenen Programm wurden die Schüler der Quinta in 28 , die der
Quarta in 80, die der Tertia und Unter - Secunda in 32, die der Ober-
Secnnda in 34-r-36, die der Prima in 36 — 40 wSohentllcfaen Lehrstnn-
den unterrichtet. Als wissenschaftliche Abhandlung geht der genann-
ten jinkündigungsachrift der öffentlioken Früftmg voraus t Beitrag satr
Geaehichte der deulachen Universitäten im 14. Jahrhundert , von Dr. Marl
PaasoWf Professor. [1836. 88.(71) 8. gv. 4.], eine recht gründliche und
umsichtige Darstellung des Charakters der deutschen Universitäten je-
ner Zeit, ihrer lEntstehung, Stellung, Einrichtung, Wirksamkeit, und
des Einflusses, welches sie auf das öffentliche Leben und die Bildung
der Zeit übten. — - Das am friedrieb -Wilhelms -Gymnasium zum
Schluss des Schuljahre« (am Ende des September) erschienene Pro-
gramm [1836. 64 (48) S. gr. 4.] enthält als Abhandlung eine elemen-
tare Syntax vom dent Oberlehrer G. Drogan. Der Verf. findet die ge-
wöhnliche Behauptung , die Methodik des GymnasialiuUer richte habe
in der nauesfen Zeit grosse Fortschritte gemacht, und deir.. Unterrieht
sehr gefördert und erleichtert ,. unvereinbar mit der im Lbrinserschen
Streit mehrmals vernommenen Anklage, dass in der jetzigen Oymna-
iialbildnng ein gewisses Ueberbieten der Kräfte und eine materielle
Ueherladung anverkeanbür m, und folgert dewnafih wUn^bfi d^ts di(|
Beförderongen a&d £breBfcefteigaag«B. 231
Methodik mit den Fortschritten der WissentchaftlicfakeSt Dicht gleiches
Schritt, gehalten habe. Auch weiss er dafür eine Aniahl Belege zu ge*
beo, deren Wahrheit w.ohl nicht bezweifelt werden darf, und welche
nur anstösflig sind, weil sie das Gepräge einer za epedelleu und aaf
bestimmte Indifidaen bezüglichen Polemik an sich tragen. Indem et
nun besonders eine grössere Einheit des Lehr8toffi| in den einzelne«
Disciplinen , Terbuoden mit dem rechten Maass des für den Schülev
Brauchbaren, und ein grösseres Lebendigmachen desselben zur Er-
weckung der Selbitthätigkeit des Schulers erstrebt wissen will; so legt
er das Schema einer elementaren Sjuitax vor, um den Weg zu zeigevt
wie für die untern and mittlem Gymnasialdassen durch Verbindung
der deutschen und lateinischen Sprache grossere Einheit und zugleicii
grössere Lebendigkeit des Unterrichts möglich werde. Voraus rügt
er wiederum mit vielem iRecht die Einrichtung der gegenw&rtigiiB
Schulgrammatiken , und Mehreres an der Behandlungsweise des lateiv
nischen Sprachunterrichts, und verlangt, dastf ein grammatische» Lehrt
buch für untere Ciassen sich alles theoretischen Räsonnements enthalte
und nur das etymologische und syntaktische Material in anschaulicher
Klarheit, bestimmter Fassung und passendei! Anordnung zweckmärisig
und übersichtlich zusammengestellt enthalte, und dass beim Unterrieht
die zu erstrebende Selbstthatigkeit des Knaben von der des Jünglings
wohl geschieden und ihr Ziel nur dahin gesetzt werde , dass er ohnq
eigene Abst^action nur positiv Gegebenes klar und sicher auffasse, dan
Aufgefasste gut lerne, das Gelernte geläufig onwende, — ^ weil äber<i
haupt des Knaben Selbstthatigkeit sich nur zwischen «nsserer Ab«
schauung, Gedächtniss, Aufmerksamkeit und Geistesgegenwart auf
der Grundlage irgend eines geschichtlichen Stolfes bewegen könne.
Die Anordnung der mitgetlieilten elementaren Syntax nun ist allerding«
so, dass nach ihr der Schüler bequem zur klaren Anschauung geführt
werden kann , und die vorgeschlagene Erörterungsweise wird auch
dessen Interesse erwecken und zur verlangten Selbstthatigkeit fuhreo«
Auch empfiehlt sie sich durch eine gewisse Natürlichkeit der Anord-;
nung, in der nur sonderbarer Weise die ganze Casuslehre ausgelassen
itit. Dennoch verdient sie die besondere Beachtung der Gymnasiallehrer^
und wenn auch diejenigen , welche zu unterrichten verstehen y daria
nicht die einzige Behandlungsweise des grammatischen Lehrstoffs er-
kennen sollten 9 so werden sie doch in den allgemeinen Principien mit
dem Verf. zusammenstimmen, und auf Manches hingewiesen finden,
was allerdings gegenwärtig nicht immer ganz beachtet zu werden scheint;
Dabei werden sie freilich nicht unbemerkt lassen, dass der Verf. seinen
Weg mit einem noch zu jugendlichen Eifer zu rechtfertigen sucht, und
zu keck manches Bestehende angreift, ; was leicht seine Rechtfertigung
finden kann. —^ Das Friedrich- Wilhelms. Gymnasium war im ver-
gangenen Sommer von 437 Schülern (ungerechnet die 7fi8 Schüler dei;
damit verbundenen Real- und Ellsabethschule) besucht, und entliess
während des ganzen Schuljahrs 27 Schüler zur Universität. Im Leh-
rerperson^le ist keine Veränderung vorgekommen, ausser dass dec
232 Schvl- und Universitätsnachrichten,
Lehrar Drogan daa Prädicat „Oberlehrer" erhielt, und der bisher an
der Realschule Umtige Schalamtscandidat Gustav Bogen als dreÜEehn-
ter Lehrer um Gymnasium angestellt wurde. — Das französische
Gymnasium war im rerflossenen Schuljahr zu Anfange von 271 , ani
Ende (Anfangs Octoher vor. J.) von 260 Schülern besucht, und ent«
liest 8 zur Unive^itat. vgl. NJbb. XVI, 241. Das Jahresprogramm
desselben [1886. 42 (21) S. gr. 4.] enthält ausser den Schulnachrichten:
Milanges de lUterature et de philosophie von dem Oberlehrer C. F. Frati"
ceson, welche in zwei grössere Abschnitte: Idee generale de la lütera^
ture ; diffirenteB ^poques de son histoire , und De Vorigine et de la nature
de» heaux arts en gen^ral^ et de la poesie en particülier, zerfallen. -—
In dem Programm der mit dem Friedrichs > Wilhelms -Gymnasium ver-
bundenen kön. Realschule [1836. 34 (23) S« 4.] hat derJjehrer J. Heussi
eine Abhandlung über das Thema : die Mathematik ah Bildungsmittel^
gegeben y und darin die Behandlungsweise eines in der jüngsten Zeit
mehrfach angefochtenen Lehrmittels erörtert Allerdings scheint der
Verf. den Werth der Mathematik als Bildungsmittel zu überschätzen,
wenn er meint, dass in ihr die Schärfung des Verstandes eben so, wie
die Erfind ungskrafft und Phantasie ein weites Feld zur Uebung und
Ausbildung finde *); aliein richtig bringt er auch in Anschlag, das«
*) TTcnn der Verf. in der Mathematik einen so grossen Bildungswerth
für alle-geistigen Kräfte finden wollte, so hätte er doch zum Nutzen derer,
welche diese AllseiCigkeit der Geistesentwickelnng nicht begreifen, etwas
tiefer auf die Sache eingehen, und z. B. die Erfahrung abweisen sollen,
dass Gymnasiasten; welche sich vorzugsweise der Mathematik widmen,
zwar eine gewisse (einseitige) Schärfe des Verstandes und Drthcils erstre-
ben , aber von Seiten der Phantasie und des Gemüths so wenig Regsamkeit
■eigen , dass man beide fast für erstorben ansehen möchte. Die Lehrme-
thode scheint daran doch nicht ganz allein Schuld zu sein. W^fgstens
bat Benecke in seiner Erziehungs- und Unterrichtslehre Th.US.^f.,
•o hoch or übrigens den Werth der Mathematik als Wissenschaft ansclüägt,
den allgemein bildenden Einfluss derselben auf alle Geisteskräfte mit guten
Gründen geläugnet, und behauptet, dass auch die vollkommenste Ent«
Wickelung mathematischer Begrifie blos einen Verstand, eine Urthcilskraft
nnd ein Schlussvermögen für mathematische Anschauungen begründe, übri-
gens die Verstandes-« und Urtheilsbildung anderer Lehrdisciplinen wenig*
fördere, weil sich Sprachverhältni^se, Lebensverhältnisse, Charakter u,
dergl. sich nicht unter mathematische BegrifTe bringen lassen, und also
auch diese nidit für jene alsPrädicate zu gebrauchen sind. Ref. ^vill durch
diese Bemerkung den Werth der Mathematik nicht herabstcHcn , sondern
oor darauf hinweisen , dass in der gegenwärtigen Zeit , wo die Mathematik
einen so bedeutenden Platz unter den Lehrmitteln der Jugeudbildung sich
erringt und zum Theil schon errungen hat, aber wo ihr Einfluss doch noch
%n sehr mit dem der Sprachwissenschaften in antfallendera Widerspruche
steht, der Wunsch recht lebendig sein mnss, es möge weder durrli Ueber-
schätzung noch durch Geringschätzung die Kluft wischen beiden ßildungs-
weisen noch grösser gemacht, iondern vor Allem recht klar herausgestellt
werden , wie weit sie sich gegenseitig unterstützen und ergänzen können.
Nur dadurch wird die zur Zeit noch häufig vorkommende unedle Rivalität
swischen den Lehrern der Sprachen und denen der Mathematik beseitigt,
nur dadurch die Einheit des Unterrichts erstrebt werden , ohne welche dlQ
Jngendbildung nicht voUkommen gedeihen kann.
Beförderung«!! und Ehrenbeseigniftgeii. 2SS
der BUduDgswerth derselben bis jetzt nber die Gebfibr TeiA«iiiit wor-
den ist, weil man sie beim Unterricht zu fehlerhaft behandelte und
nicht zu der lebendigen Anücbaunng brachte,, welche allein nnf die
Ausbildung^ des Denkvermögens Einffuss dben kannl üin nnn den rech-
ten Weg der Behandlung zu zeigen , sucht der Verf. klar zu machen,
in wiefern auf der einen Seite der Vortrag auf strenger Wissenschaft-!-
Jichkeit beruhen, andererseits aber auch sowohl in der Zahlen- als in
der Raumlehre die elementare Behandlungsweise annehmen müsse,
welche der Fassungskraft des Schülers angemessen ist. Er beginnt die
IVachweisung des ünterrichtsgangee riiit der Feststellung der ersten ele-^
mentaren Vorübungen bei dem Kinde , nm dasselbe zu gewöhnen , auf
äussere Erscheinungen zu achten und sie mit Leichtigkeit ihren auffal-
lendsten Merkmalen nach aufzufassen; und zeigt dann den wissenschaft-
licheren Gang in der höheren Bürgerschule imd im Gymnasium. Mit
vollem Rechte verwirft er hierbei den gewöhnlich zwischen diesen bei-
den Anstalten angenommenen Unterschied , dass die erstere eine Dres-
siranstalt für das praktische Leben , das Gymnasium eine Anstalt für
höhere. formale Bildung sei, und weist darauf hin, dass beide' nur in
der höheren geistigen Ausbildung ihr Ziel finden müssen : weshalb auch
die mathematische Lehrweise in beiden nicht weiter verschieden Isei, aU
dass die Bürgerschule die am meisten in Anwendung kommenden prak-
tischen Verfahr ungsweisen bis zu grösserer Fertigkeit übe. Die Nach-
Weisungen über die Behandlung der Mathematik als Lehrgegcnstanid
§ind vernünftig und richtig, und besonders von der Seite iobenswerth^
dass ganz vorzüglich auf klare Anschauung und gründliche Erkenntnis«
des Vorgetragenen gedrungen wird. Indess sind sie nach des Ref. Er-
messen doch zu allgemein gehalten , und .nicht so praktisch , als das,
was Unger über dcn-maihematischen Unterricht auf ReaUchulen bekaont
gemacht hat. vgl. NJbb. XVII, 455. Auch hat der Verf. das Maasa
dessen, was von der Mathematik in die Schule gehört, nieht abge-
grenzt , und scheint überhaupt sein Ziel zu hoch zu stellen **).
**^ Gelegentlich machen wir hier noch auf eine andere, in unsem
Jahrbüchern noch nicht besprochene Schrift aufmerksam : lieber die Mo-
ihematik als Lehrobject avf Gymnasien von Dr. Ludw. Mar t. Lauber«
[Berlin, Hold. 1832. lUOS. gr.8. 12 gr.] Sie versucht ebenfalls die Metho-
dik des mathematischen Unterrichts nachzuweisen , thut diess aber so sehr
durch blosse Andentung der allgemeinen Unterrlchtsprincipien und in so
unklarer Rede, dass man nicht recht klug wird, was der Verf. eigentlich
will , und daher auch für den Voterrichtsgang wonig oder keinen Nutzen
daraus ziehen kann. vgl. Leipz*. Ltz. 1882 Nr. 297 und Heidelb. Jahrbb.
1832, 9 S. 859 f. Ueber den Umfang des mathematischen Unterrichts in
den Gymnasien aber verdienen die Bemerkungen und Ansichten avf einer
pädagogischen Reise nach den dänischen Staaten im Sommer 1836, für
seine Freunde und für Beobachter der wechselseitigen Schuleinriehtungen
niedergeschrieben von Dr. F. A. W. Diester weg. [Berlin, Plahn. 1836.
IV u. 183 S. gr. 8.] nachgelesen zu werden. Die Schrift enthält zunächst
freilich nur gelegentliche Reisebemerkungen über Allerlei, namentlich
über das Volksschulwegen , und bietet in ihiem grössten Theiie eine Bespre-
chung über das Wesen und den Werth des wechselseitigen Unterrichts, vel*
SU Sclml- und UniTersitatsaachrichteB^
CuBTB. Das Torjahrige Programm des Gymnasiums enthält eiaa
wichtige geschichtliche Untersochung De rebus Moeris et arlihus veterum
Tarentinerum toq dem Oberlehrer Dr« Rudolph Lorentz [Elberfeld gedr.
b. Buschler. 61 S. 4.j, welche die Fortsetzung an zwei früheren Ab-
handlungen bildet. Schon 1828 nämlich gab der Verf. eine kleine
Abhandlung de origine veterum Tarentinorum heraus , welche besonnene
und genaue Untersuchungen über den Ursprung Tarents enthält. Tgl.
Götting. Anzz. 1828 St. 149. Daran sc;liloss sich die noch wichtigere
Abhandlung De civitate veterum Tarentinorum. Scripsit B* LorenUs.
[Leipzig, Vogel. 1833. &4S. 9r..4. 16 gr.J, worin der Vei^. nach soi^-
faltigem Quellenstudium und mit besonnener Combination zuerst die
chen Hr. J). umständlich charalcterlsirt und in seiner Unanwendbarlceit für
die dcntAclirn Volksüchulen genügend Tiachwcist. Allein gelegentlich komnit
der Verf. auch auf den bekannten Lorin^er^schen Streit zu sprechen , and
fordert für die riclitige Gestaltung der Gymnasien: Besiiiräoknng der
Lehrtitunden auf ein unentbehrliches Maass, 'körperliche Ausbildung "der
Jugf-nd , Trcnnunnr der Bürgerschulen vom Gymnasium , das Aufgeben
der be./workten Veieini^ung des Humanismus und RciilisrauSy Vcrein-
fadiiinp der Abiturienfenprnfnng und vornehmlich Beseitigung der Con^
Irole von Seiten der UniTersität , und Vereinfachung der Lehrgegcnständiv
in der Erörterung des letzten Punktes nun dringt er vor Allem auf die Ke*
duction des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts, und
seine Stimme über beide Lehrgegenstande ist besonders 'darum von Gewicht,
weil er selbst ^la thematiker von Fach ist. Er meint aber, dass der Bildung«-
gewinn, welchen das Gymnasium von der Mathematik erzielen soll, errungien
sei, sobald man daselbst von der Arithmetik nur die Rechenkunst und die
niedere allgemeine Arithmetik und von der Uaumlehre die ebene Geonie^ri^
nnd Stereometrie mit der Vollständigkeit und Gründlichkeit lehre, dass der
Schüler das Können mit dem Vl^issen verbinde. Die genannten Zweige delr
V^is^enschnft aber seien nicht nur die Basis alles knnfti]p:en Studiums deir
Mathematik, sondern sie beschäftigten auch alle die Geistesthätigkeiten^-
welche die Mathematik überhaupt in Anspruch nehme, und ecfüMten aurei7
eilend den formalen Zweck. Grossere Quantität bringe keine höhere gei-
stige Bildung, und es sei also eine verkehrte Richtung, wenn man den
Schüler mit Algebra, Functionenlehre etc. statt mit einfachen Rechnungen-,
•der mit Kegelschnitten und sphärischer Trigonometrie plage, bevor er in
der Planimetrie fest sei. Besonders nachtheiiig sei es, wenn man mit jesdeni
Halbjdhr zu einem neuen Cursus eile, unbekümmert darum, ob der frühere
gehörig verstanden worden sei. Aber überhaupt seien es nicht die abstracten
Lehrsätze, welche den Geist des- Jünglings bilden; vielmehr habe die ge-
meine Rechenkunst seit Pestalozzi eine elementar bildende Kraft erlangt,
welche kaum etwas zu wünschen übrig lasse , und eben so könne jedes Ver«
fahren der Lehre vom Räume (synthetisches, analytisches, synthetisch-ana-
lytisches etc.) an der ebenen Geometrie gelehrt werden. Von derNatnrlehre
will Hr. D. im Gymnasium nur gelehrt wissen, was zur Anschauung der Ju-
pi^ud gebracht werden kann, die Neigung dafür begründet und die Krafit.der
lilatiirbrtrachtung erweckt. Bagegen verwirft er hier alles passive Aufnehmen
and Lernen aus todtem Buche, und. bemerkt richtig , dass die Natur über-
banpt in keiner Schule gründlich gelehrt, sondern nur durch Selbstanr-
schaimnf? erkannt und erst im spätem Leben gehörig gewürdigt werden
kann. Desgleichen will er von der Physik nur die einfachen Gesetze er«
klärt wissen, durch welche man die gewöhnlichen und alltäglichen Kennt-
-- und Fe9.ijgkeiten begreift. . . '
Befördervogeji und £]rr6Bk^«,eigiiBgeii. SSft
Kfiitionalwirthschaft Tarento ^Weia- und Oelbfiii, /^iehincbt, tiesonilers
Schafzucbt, Wollenwebereien, Furparfärberepeii , Land-* und See-
handel , besonders mit Oel und Wolle, und Zwifichenbandel) betpricbt
und zugleich den Reichthnm und die Münzen und jMaaMe Tarebts evr
örtert; dann das bürgerliche Leben Tarents (Luxus, Festlichkeiten^
Kleidung, Körperpflege, Ausschweifungen) beschreibt; hierauf dj^p
Verfassung des Staates nach den vier Perioden von der Gründung bif
Ruf die Perserkriege (wo sie meist eino Nachbildung der spqrtanifclieo
gewesen sein mag), von da .bis zur Bj^rufung fremder Heerführer
Ol. 110. (wo die AristoJcratie a^m^lig in di&Pemokratie überging, di^
sieh unter Archytas am höchslien gestaltete) , von da bis zur Römerr
Herrschaft Ol. 142, und epidlich unter der .Römerherrschaft selbst (wo
die Stadt ein Municipium worfle) schildert; und zuletzt die auswärtigei^
und Bondesverhältnisse des Staats und dessenKrjegswescn, besonders dje
vorzügliche Reiterei, behandelt, vgl. Jen. Ltfs. 1834 Egbl. 67, II S. 68—70.
Die gegenwärtige AbhandUiqg nun verbrei^t sich über den Göttercul-
tus und die Künste, und bescbüeibt sorgfältigdie Heiligthiimer und Feste
fast aller olympischen Qott^r i|pd Göttinnen, besonders des Apollo und*
Hercules, dann die gymna^ischen. und plastischen Künste, ^bcfonders
Musik und Poesie, wobei a^ugleiqh die Dichter Tarents aufgezählt sind^
Tgl. Götting.Anzz. 1836 St. 194 S. 1929— 1!)33. — Von den 106 Schüler«
der Anstalt gingen 4 zx\v Universität. Der Lehrer der Mfithematik
Hemenist zum Oberlehrer ernannt worden, "^gl. NJbb. XVJII, 132.
Jena. Die Universität w^ar in\ vorigen Sommer von 430 Studen-
ten besucht, von denen 178 Ausländer waren. Von dem Geh. Hofratl^
und Professor Dr. Ei<^8tädt erschienen zum Andenken an die Aog^l^ur-r
gische Confession und zum Prorectoratswechsel : Paradoxa JIorQtiana^
Pßrt.VletVlL [1836. 40 u. 14 S. 4.], welche beide gegen HofmanrfeerV
kamps Ausgabe des Hor^iz gerichtet sind. Part. VI widerlegt ^\e vqi]i
Hofman aufgestellten äussern Grunde für die Unächtheit horazischcur
Gedichte , Part. VII zeigt die Unhaltbarkeit der Innern Gründe an der
als unächt Terworfenen siebzehnten Ode des dritten Duchs. Beide Ab-
theilungen stellen die Verwegenheit .der Peejrlkanip*schen Kritik un4
ihre Verkehrtheit gut dar , und goben eine vollkommene Bestatignng
dessen, was Obbarius in unsern NJbb. XVII, 3^5 fF. geg^ das Buch ge-
sagt hat. In dem Prooemium zur Ankündigung der Wintervorlesungeii
spricht derselbe Gelehrte über Erasraus von Rotterdam und stellt Ver«
gleichungen iewischen dem religiösen und wissenschaftlichen Zustand^
jener Zeit und der unsrlgen.^n. Die ausserordentlichen Professoren, Dr.
Karl flerm. Scheidler und Dr» Heinr, Wüh, Ferd, JVaphenrodßr sind zu or-
dentlichen Honorar -Professoren in der philosophischen Facultät er*
Bannt worden.
Konstanz. Mit Anfang des gegenwärtigen Studienjahres 1B|^
Vnrde an dem hiesigen Lyceum dem Präfe<^ Fr, Xaver Lender eine
B^niuneration von 200 Golden, und den Professoren Bilharz^ BUihim-'
^Otts, Lachmann und Trotier von je IdO Gulden ertheilt. Dazu rei^to
i»v AQUvüberschogs d^s jährlicheo StaatsbmUmgP ^on 3000 Guld^ip»
)iM Schal- und Universittttsnaefcriehfeii,
welche für die spärlicher dotirten Mittelsohnlen des Grossherzogthums
beftimmt sind. S. NJbb. \VI, 490 u. 491. [W.]
LoKDON. Die neugegrändete Universität hat gegen das Ende to-
rigen Wahres ihr Charter (den königl. Stiftnngsbrief) erhalten, wodareh
^e zur Tollständigen and öifentliolien llochschnle erhoben ist. Nach
dem Stiftungsbriefe hat sie einen Kanzler, den die Krone anf Lebens-
seit ernennt (der erste ist William CuTendisch Graf von Barlington),
einen Vicekanzler, der von der Universität alljährlich neu gewählt
wird , und ein CuUegiam von 35 Fellows oder Senatsmltglieclern, wel^
che vorläufig mit 10,000 Pfund dotirt sind. Sie können nach pitficlit-
mässiger Prüfung alle akademischen Grade, das Bnccalaureat, 'ttna
Doctorat der Philosophie, der Rech tie and der Mediein, ertheilen, in
der Medicln selbst an solche, die ihre Vorsti]^dien ausserhalb England
gemacht haben. Der Religionseid der Hochkirche wird dabei nicht
gefordert, und überhaupt ist die neue Universität von den veraltetea
Fesseln der Universitäten In Oxford and Cambridge frei.
RiTCTiBiLT«. Chronik des Gymnasiums vom Jahr ISSS»
Nachdem' das Gymnasium in diesem Jahre zwei seiner Lehrer verloren,
den Lehrer der neuern Sprachen, Dr. von Manikowski am 26. Mai durch
den Tod , aber den Dr. Franke durch Versetzung an das Gymnasiam sa
Fulda , besteht das Collegium gegenwärtig aas dem Director , Cionsi-
fltorialrath and Professor Dr. JFtss, den Drr« Boclo, S^ieky Fuldner,
Kohlrausoh und Eysell^ dem Vicarius Weismann j and den Lehrern dea
Zeichnens und des Gesangs, Storek und Volkmar, zu welchen aller,
nädist auch wieder ein besonderer Lehrer der neuern Spraehes Üooi-
men wird. Der Schüler sind 120, 16 in I, 20 in 2 , 25 in HI , S5 in
rV, 24 in V. Von- Gelegenheitsschriften erschiea als Osterprogramoi
▼om Director Quaestionum Horatianarum Uheüus VI, mit den Schutnach-
richten und dem Lections-Verseiohniss 52 S« in 4.; von KohlrauseJi
als Einladung zur Feier des Landesherrlichen Geburtstages: Abhandlung
über Treviranus Ansichten vom deutlithen Sehen in verschiedenen ^t!ni*
femungeny 25 S. in 4. mit einer lithogr. Tafel ; von Eysell zum Refor-
mationsfeste Theses über Tersehiedene Controversen aus dem Gebiete
der Philologie 4 S. in 4. Mit den übrigen fünf Gymna^iien des-Kar-^
Staates erfreut sich dasselbe aus dem vergangenen Jahr besonders eineir
tieuen Instruction znr Abhaltung der Maturitätsprüfungen, und über-
haupt der fortwährend thätigsten und umsichtigciten Fürsorge von Sei«
teA der höchsten StaatsbohCrde, Vermöge derselben ist eine Commis-
slon Znr Begutachtung der Gymnasial -Angelegenheiten im Knrstaata
ernannt worden , zu welcher auch der genannte Director gehört«
[E.]- ■■
RussLAim. Der von dem Minister des Unterrichts ^ «en Uiäuroff
berauügegebene Bericht an Se. Maj. den Kaiser über das Ministerium
des öffentlichen Unterridkts für das Jahr 1835, [ins Deutsche übenetzt
von den Professoren Stöckhardt und Lorentz. Petersburg (Leipz. b. Voss.)
1836. 151 S. gr. 8.] giebt wieder erfreuliche Nachrichten über das- rasche
and doch besoimeBe Fortbildeu des UnterriclUswetfeBS in Rustlaiid. vgfl.
\
Beförderungen nnd Ebrenbeielgaagev. SSV
NJbb. XVIf, 235 ff. Derselbe zerfallt vie die früheren in drei AbOiei«
langen, und giebt erst eine Uebersicbt der allgeiiuunen Verfugungen
des Ministeriums , dann eine Beschreibung des Zuslaiutcs der einzelnen
Lehrdistricte und der an den einzelnen Anstalten vurgenoinmenen Ver-
besserungen, und zuletzt Tabellen und Berichte über den Gang und
Zustand des Unterricbtswesens, der Lehranstalten, Akademien, Biblio-
theken u. 8. w. Von den neuen Verordnungen ist besonders diejenige
bemerkenswertb , weiche die Direction und Admini<»tration der Gj-m»
nasien und Schulen in den einzelnen Lehrbezirken der Professoren der
Universitäten entzieht und besondern Bezirkscuratoren in der Weise
überträgt, duss sie mit besonders dazu angestellten Verwaltungsrathen
eine Gymnasial- und Schulcommission ihres Bezirks, jedoch ohne
Tollziehende Gewalt bilden. £in neues Organisatiousgesetz für die
Universitäten bestimmt für jeden derselben einen Curator , der unmit-
telbar nach dem Minister der oberste Vorsteher ist, ordnet Vermeh-
rung der obersten Lehrstühle an, und hebt das eigene GerichtSTerfah-
reu der Universitäten auf. Zugleich ist ein neuer Universitäts -, Gym«
nasiai- und Schulbesoldungsetat . eingeführt worden. Die bei der
Umgestaltung der Universitäten entlassenen Professoren und Adjunctea
fiollen Pensionen oder wenigstens nachträgliche Beziehung eines ein-
jährigen Jaliresgehaltes behalten, in ihren übrigen Aemtern verbleiben
und neue Aemter mit Fortdauer ihrer Vniversitätspension übernehmen
können. Alle noch nicht promovirten ausserordentlichen Professoren
und Adjuncten, mit Ausnahme der Lehrer der orientalischen Sprachen
und- der Architectur, sollen als Bedingung ihrer Beförderung zu or-
dentlichen Professuren binnen Jahresfrist durch Disputation die Doctor«
würde sich erwerben. Zur Belohnung derStudirenden für die Lösung
der jährlichen Facultäts -Preisaufgnbcn sind goldene und silberne Me-^
daillen bestimmt, ähnlich denen, welche schon bisher ausgezeichnete
Schüler bei ihrer Entlassung vom Gymnasium erhielten. Alle Lehr-
anstalten des Heicl^s sind nach gewissen Rangordnungen eingetheilt,
nnd eine neue Verordnung über die Rangbeförderung im Civildienste
(vom Jahre 1834) gewährt den Zöglingen der höhern und niittlern Lehr-
anstalten bedeutende Vorrechte. Die Lehrmittel der vormaligen Univer-
sität zu WiLNA wurden , so weit sie nicht an die dasige geistliche und
medicinisch - chirurgische Akademie fielen, der Universität Kiew, und
die dort dadurch entstehenden Doubletten der Universität Charkow zu-
gewiesen. Die IfVittwen und Waisen verdienter Schulmänner erhalten'
eine einmalige Geldunterstützung, welche bis zur Höhe des doppelten
Jahresgehaltes des Verstorbenen steigen kann. Den Pfarrschullehrern
ist völlige Befreiung von der Steuerpilichtigkeit und nach ihrem Tode
Geld Unterstützung der Familie bewilligt. Die Privatlehranstalten und
Pensionen haben eine besonders gedruckte Schulordnung erhalten und
die Errichtung neuer Anstalten ist von der Zustimmung des Ministe-
riums abhängig gemacht. Im Königreich Polen sind bei den Krei«-
schulen ausser den schon 1834 angestellten 16 Lehrern für russische
Sprache und Literatur noch 5 neue Kreislehrer in gleicher Eigenschaft
9elr«l- and fJaiTerf itätiBaebricIitcB,
ttn^j^nttteUt WAH«n, Im Jafir IdSS find im gansen Reiche S Gynaiuicn»
ft Mfeli^e GymntiDialpenilionen, 19 Kreis- and 56 Pfarrscholea neo er-
flehtet, ond die Zahl der Lehrer and Lernenden, lo wie der Vmdamf^
der Lehrmittel hat sich bedeutend ▼ermehrt.
WitfWAa. Am d. Jannar 1836 wurde das Andenken an den aai
17. ?(oY. 1H35 xn Dresden Tersterbenen Hofrath Böttiger j der bia
anm J.ihr 1864 Directer des Gjmnusiam* in Weimar gewesen wnr,
▼on Seiten des Gymnasiami fkirch ein lateinisches Gedicht geehrt, w«l-
ehe« nnter dem Titel aasgegeben wurde: Memoriam CartU jimgmaU
Hoetiigeri , oUm direetoris Gymna$ii Finutriensis hoc pietatia wnmere coierM
v^tuii (^mnanum f'imariense, inttrprete A. G. Gemhardo, ejnsdem Gyns-
nasi] dirertore, woTon auch eine metrische deotsche Ceberaetzung in
der weimarischen Zeitnng (\. 4. 1836) erschien. Dieses Gedicht, wel->
ches besonders die Verhältnisse Böttigers ja Weimar and seine aneh
im Aaslande bewahrte Liebe und Anhänglichkeit nn sein lim -Athen
und unser erhabenes Färstenhaus herrorhebt, ist gewissermassen nia
VnrI&nfer eines ausführlicheren Werks anzusehen, welches nnte^dena
Titel; Karl Avgu$i liöitiger, ah Gymnasial' Director zu Weimar , ana
der Feder eines andern hiesigen Gelehrten herrorgehn wird. Am 14.
Mi&rz starb der Professor Dr. GoUlieh Karl Wilhelm Schneider, Lehrer
der dritten Classe , an einem nenrosen Schleimfieber im 39. Jahre sei-
nes Alters und wurde, tief betrauert von Schälern, Amtsgenossea und
Vorgesetzten, unter feierlicher Begleitung des ganzen Coetus am 16,
Mürz in seinem Krbbegräbniss beigesetzt. — - Am 26. März beschlosa
der Kpiioriis Av.n Gymnasiums GeneraUuperintendent und Comthnr Dr^
Itöhr die rifTontiiche Osterprfifung durch eine deutsche Rede zum Ge~
dftchtniss des am 14. März 1836 verstorbenen Professors Schneider^
welche bald darauf zum Besten des von dem Hingeschiedenen für die
8. Kliisse des Gymnasiums gestifteten kleinen Kapitals im Druck er--
schien. — - Am 28. April nahmen die zur Univerbität Abgehenden in
einem feierlichen Schuloct Abschied, zu welchem der Director de«
Gymnasiums Consistorialrath M. Gemhard durch das Programm einge-
laden hatte I do gravitate ilUua inwtituti , quo apud not duodevigihii.an*
no$ nati juvcne$ civitati in foro adacripti jurejurändo obligantur, — Am
18. October wurde nach beendigter Translocation der zeitherige aus-
sernrdcntlicho Professor Dr. Karl Eduard Putsche als Hauptlehrer der
8. Classe so wie der Candidat Dr. Pohlmann, der bald darauf von
ieinem Adoptivvater den Namen LieherkOhn annahm , als erster Calla-
borator eingeführt. [P*]
Wf HZBiTRo. Heber die Geschichte der dastgen Universität besitzen
wir bakanntÜch ein sehr ausführliches Werk von Hdnickcy welches
17Ht zur Foier dos zwoihuudertjährigen Jubiläums der Universttat in
awcl lliliiden erschien. Eine Art von Fortsetzung zu demselben ist vor
awei Juhrrn unter dem Titel herausgegeben worden: Zum Jti^eifeste
der treffen Ifayem am 13. Octoh, 1835 bringt die Hiin. UidversiUU Wür%*
bürg ihre Huldigung dar, Inhalt: Beiträge xur Getchiehte der
1Jniif9r9itdi Würzhurg in den leisten mehu Jahren ooa Dr.
Befofdernngen mid EhrenlieieigiiBi^eft» '
i#. F. Rittgelmann ^ uff. ordentl« Prof« 6tt Rechte. [Wdrxbnrg, BecVev.
1835. 90 S. 4.] . Der Verf. beginn« mit einem kursen Ruckblirke nnf das
Werk von Bönicke, und beginnt dann gleich mit der Getcliiclrte der
Universität von 1S02 anr, vro Wurzburg an Bayern kam, verbreitet sich
aber vorzugsweise über die Zeit von 1825 bis 18o5. Voransgeschickt
iit eine Üari^telluBg der neuesten Einrichtung des Stadienwesens in
Bayern überhaupt , wobei der Verf. den unbedingten Lobredner machte
und vornehmlich den Fürsten von Wallerstein als den Begründer dea
ernstlichen Studiums und als den Verbreiter geistiger Cultur der Ja-
gend preisst. Als einflussreich für die Universitäten wird besonderi
das Gesetz gerühmt, nach welchem die Universitätsbtudien mit den
allgemeinen Wissenschaften beginnen müssen, und. der Student erst
nach ein- oder zweijährigem Cursus und nach bestandenem Examen
über dkf allgemeinen Wissenschaften zu dem Fachstudium übergehen,
und von da an erst auswärtige Universitäten besuchen darf. Für die
Geschichte der Universität Wurzburg selbst aber giebt der Vei^. eino
genaue Beschreibung der Universitätsverfassung nach allen ihren Rich-
lungen, vornehmlich eine sorgfältige Darstellung über die fünf Facul-^
täten, von denen die cameralistische sel$ 1822 als selbstständig con«-'
atituirt ist; und knüpft daran eine Beschreibung der wissenschaftli-*
eben und Kunstanstalten, aus der besonders die Nachrichten über die
Bibliothek, welche ausser andern Schätzen 900 Manusrripte und 4000
alte Drucke besitzt, auszuzeichnen sind. vgl. die Anzz. in den Gotting,
Anzz.1836 St. 8 S. 65—73 und in der Hall. Ltz. 1836 Nr. 12, 1 S. 573 f.
Eine andere Ergänzung zu Bonicke's Werk bietet die Schrift: SerieM
et vitae professorum Ss, Theologiae , qui Wirceburgi a fvndata academiä
^per divum Julium usque in annum 1834 docuerunt» Ex autheniicU miH
numentia coUectae ab A, Ruland, Accedunt Analecia ad historiam ejuB^
dem Sh, factätatisy in quibus Statuta antiqua divi JuUi nondum edita,
[Würzburg, Becker. 1835. XllI u. 356 S. 8] Der Verf., Bibliothekar
Ruland , beginnt zunächst mit einer Charakteristik de» grossen Fürs^
bischofs Julius £cAter von Mespelbrunn und seines vertrauten Ratbgeberi,
des Weihbischofs ^nton i2esc^, und beschreibt namentlich die Errich«
tung der theologischen Facultät am 4. Januar 1582^. Dann werden die
Lehrer der Theologie von 1582— '1834 aufgezählt , und von jedem
biographische Nachrichten und ein Verzeichniss seiner Schriften mitge-
theilt. Da unter diesen Lehrern eine Reihe berühmter Männer find,
so ist .das Verzeichniss für die allgemeine Literärgeschichte sehr wich«
tig. Angehängt sind endlich ausser den ersten Statuten der Universität
und einem Briefe des Julius an den Papst Clemens VIII. noch mehrere
Beilagen y nämlich: Fraecipua capita doctrinae christianae demoB«
«tranda per Fr. A. Reslium (zum ersten Mal gedruckt); die Series pro-
fessorum nniversitatis aus den Jahren 1582, 1682, 1773, 1774, 1782,
1803, 1804, 1809 und 1810; Agenda in actibus acadeniicis ^ 1740;
und Series licentiatorum et doctorum legitime promotornm. vgl. die
Anz. in der Hall. Ltz. 1836 Nr. 72, IS. 572 f. — Die Zahl der Studen-
ten auf der Universität betrug im ^Sommer 1836 431 , alio 20 mehr
240 Schid' «• UnWenitäUnaclirr«, Beförderr, o. ElunabeaHgwigeB.
ali im Winter Torher. Von ihaeo waren S41 loläader nni 90 Aoslän-
der; 75 »todirten Theologie, 78 Jara ood Camemlia, 179 Medicia
und Pharmade , 99 Philosophie and Philologie. Akademische Lehrer
wuren in der theolosischen FacoUät 4 ordentliche and 1 aosserordeot-
lieber Professor, in der j aridtischen 4 ord. , 1 ausserord. Prof. und eio
PrivaCdocent, in der stoatswirthschaftlichen 3 ord. Prof. and 1 aasseroriL
Pocent , in der medicinischen 8 ord. , 1 aasserord. Prof. and 2 Pr*-
sectoren, in der philosophischen die 7 ordentlichen Professoren Dr.
Jndr, Mets für theoretische and praktische Philosophie, Dr Joh, Sehöm
für Mathematik and Astronomie, Dr. Ign, Densinger fdr Gesdiichta
and Statistik, Dr. Fz.Jos. Fröhlich für Aesthetik und Pädagogik, Dr.
Ctfr, Wilh, Osann für Physik nnd allgemeine Chemie, Dr. FoL Leibiin
für Zoologie , Dr. Fs, Hoffmann für theoretische und praktische Philo-
sophie, die 2 ausserordentlichen Professoren Dr. Ludw, Rumpf iiir Mi-
neralogie und pharmaccutische Chemie und Dr. Ernst von Laaaulx
(erst im Sept. 1835 ans Coble^z berufen) für Philologie and classischo
Altcrtbuiirskunde, und die SPrivatdocenten Dr. Georg Jf^eidmaim (Pro-
fessor am Gyranasiiim), Dr. Fs. Anton Reuss und Dr. Joa. lyilh. Stern
(Frofeüsor der Mutberoatik am Gymnasium). Dazu kommt noch der
Bibliothekar Dr. tbcol. yint, Ruland. Der ordentliche Professor der
Chemie, Med. Rath Dr. Georg Pickel^ wurde im October d. J. in den
Ruhentand vernetzt und seine Lehrfächer übernahmen in der angegebe-
nen Weise die Prufesäoren Osann und Rumpf» — Das kon. Gymna-
sium war am Schluss des Studienjahrs 1835 nach dem Jahresbericht ia
seinen vier CInssen von 138, und die vier Classen der lateinischeo
Schule von 280 Schülern besucht. Zu den Gymnasial professoren
[s. >Jbb. \, 92 u. XIV, 255.] war im October 1834 noch der frühere
Subrector der lateinischen Schule Felix Karl als Professor der unter-
sten Clusse gekommen. Er ist auch der Verfasser des zu dieser Zeit
erschienenen Programms, welches über Geschichte überhaupt und de-
ren Retrieb an den lateinischen Schulen des Vaterlandes insbesondere
[Wfirzburg 1835. 20 S. gr. 4.] handelt. Dasselbe enthält zunächst An-
deutungen über den wolilthätigen Einiluss der Geschichte auf Gedächt-
niss, Einbildungskraft, Verstand, Gemüth und Willen , und bringt
dann Vorschläge über die Behandlung derselben in den lateinisches
Schulen. Der Verf. Terlangt mit Schäfer (in dem Programm iZ&er J3io-
graphieen überhaupt und die Plutarchischen insbesondere)^ dass der Vor-
trag der Geschichte in diesen Schulen biographisch und mit tabellari-
scher Uebersicht verbunden sei , dass die bayerische Geschichte in der
Ausdehnung von Röttiger a Abriss der baierischen Geschichte und swar
wieder mit Hervorhebung des biographischen Elements aufgefasst und
dabei die chronologische Reihenfolge der Regenten beachtet werde,
dass die (vaterländische) Geographie mit dieser Hand in Hand gehe, und
dass der Lehrer vor der Aufstellung eines biographischen Gemäldes
Fragen dictire, damit der Knabe auf das Wesentliche merken lerne.
DruckfehlerTerbesserong.
8. 211 Z. 6 ist Roulex fär Roulep, Z.24 Tattin fdr Tatna, Z. 30 JUerxl» für Jfsrplls,
8. tu Z. 19 V. n. awei Fasen statt Vasen *a lesen.
NE ÜB
JAHRBÜCHER
FÜR
PHILOLOGIEundPJSDAGOGIK,
oder
Kritische Bibliotliek
für das
Schul- nnd Unterrichtswesen.
In Verbindung mit einem Vereine von Gelehrten
herausgegeben
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Dr. Gottfried Seebbde^
M» Johann Christian Jahn
and
Prof. Reinhold Klotz.
Siebenter Jahrgang.
Neunzehnter Band. Drittes HefiU
L e i p z i g,
Druck und Verlag von B. Q. Teubner.
18 3 7.
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f^ri tische B^urtheilungen.
Ariatophanis Comoediae. £diditBem9rdiMTbier«cft. Tom. VI.
P. I. Auch unter dem TUel : Ar.istophania Ranae. Re-
censuit et explicait B, ThierMcht Proemittantar qaaettiones de
'■ RauDrum fabiilae nomine, aetato, occasione et consilio«; Lipsiae
Bumptibui C. II. F. ilartmanni. 1830. . .. . 4
Di
4c sehr verspätete Anzeige der «Forliegehden Aiisigabe be-
darf einer Eiitschuldigiing um so mehr; tls da« bekannte sera
gratulatio cett. hier keine Anwendung -findet = Rec. erbat sich
bereits im J. 18;n ein Exemplar von der Redaction der Jahrbb.
zum Behuf einer kritischen Anzeige, erhielt aber die Antwort,
dasB ^ie Verlagtrhandlung kein Exiemplar zu dem angegebenen
2^<Beke verabfolgen lasse. Zweifelliaft über den Gnmd dieser
W'eigernng gnb Rec. bei dem ]i<^en Pneüse dieser Ai»gabe lieber
'den Plan ganz auf. Später führten Berufsgeschäfte auf Aristo-
phaues zur'ück\ und so ward wenigsteha mit dem einen Bande,
reicher die FrÖBche enthält, nähere Bekwmtschaft gemacht, und
der Redaction die Zusage einer Recension. gegeben. Bald indess
fand Rec. iii der Besrchaffenheit der Au8g«h^ Ursache seine Zusage
MVL bereuen. Dles8,.^er Verdruss, isai dem an di&Ai'beit ge-
-^ätfigen wurde, mancherlei Hemmungen nnd Störungen diurch ver«
"itlehrte Berufsarbeiten, durch Reisen, durch den Uebergang nach
Pilida, U.A. sind die Ursachen der Verspätung. Rec. würde
jbtfet , da diese Ausgabe bereits m Vergessenheit gesunken ist,
schweigen, wenn es nicht im Plane dieser Zeitschrift' läge «nd
liegen müsste, von 'allen nur einiger Massen bedeutenderen Er-
scheinungen im Gebiete der philol^^sdhen Literatur Notiz au
taelmien und kä geben^ Dass wir unser Urtheil blos auf den vor- ^
liegenden zweiten Band besehrSnkc«,- -ohne den ersten Band,
Veicher eine treffllehe Abhandlung von^ Ranke enthalten ioU,
'auch nur ztr Gesicht bekommen zu ha%'en, bedarf keiner Ent-
'sdiuUl^ng; ' Eti kann' uns hier nur^um Dm xvLlto&%^\vk^ n^^^sl
fterr Tb. fürKtHik tind Erklärung defc kmtÄ^Xvwve» ^AkäVa\.V%^
rmd däteigies'BiebbMi dasa aus d^tB4wbÄVvai%Äsa^ii*äö8Ä/^
244 Griechische Litterator.
sicherer Schluss auf die des Pliitus (Tora. I.) gemacht werdeo
kann. Denn sollen wir hier gleich ein Endurtheil über die vor-
liegende Ausgabe abgeben^ so bedauern wir den wohlbeiannten
Kamen eines Gelelirten ^ den wir zugleich aU einsichtsvollen und
in seinem Benife unermüdlichen Schulmann rühmen hören, auf
dem Titelblatt eines Buches zu sehen ^ welches mit ungebührli-
cher Leichtfertigkeit zusammengeschrieben des Brauchbaren we-
nige, desto mehr des Unbrauchbaren, Verfehlten, Schiefen,
Falschen enthalt. Das Unheil ist hart; das Folgende mag es
begründen. Wenn aber Rec. nur den ersten und kleinsten Theil
des Buches durchmustert, so geschieht diess thcils in derUeber-
zeugimg, dass aucli diess Wenige vollkommen ausreiche, das oben
gefällte Urtheil zu bestätigen, theils in der Absicht auch den
Sehein zu vermeiden , als seien Einzelheiten aus dem ganzen Bu-
che zusammengesucht und zusammengestellt, um einen ungün-
stigen Gesammteindnick zu machen, theils endlich wegen der
Unmöglichkeit das ganze Buch durchzugelien , ohne ein neues
Buch zu schreiben ; und obgleich Rec. gern erklart und anerkennt,
dass sich hin und nieder einzelnes Gute in den Anmerkungen des
Herrn Thiersch findet ,'* so muss er doch die (leicht erweisbare)
Behauptung voranschicken, dass sich die Arbeit des Herrn Her-
ausgebers in ihrem Fortgange gleich bleibt, und dass der andere
Theil nicht weniger reichlichen Stoff zu Ausstellungen und Tadel
mannichfacher Art darbietet.
Auf die kurze Vorrede folgen p. VH — XXIX die auf dem
Titel bemerkten Quaestiones. Hier äussert sich Herr Th. zuerst
sehr vorsichtig und zurückhaltend über die Bedeutung des Frosch-
chores, indem er meint, man könne die quäkenden Gesellen als
Repräsentanten der euripideischen Poesie ansehen {Eurfpidis
argutias verbosas et alienas cum dicerbiis tum choris inseria»
— etiam aub Manarum' cantibus castigalas eaae). Die Erklä-
rung dieses artigen Schmerzes liegt naher. Siehe fFelcker in sei-
ner Uebers. S. 125 f« Indess mag dieses Quaken immerhin eine
Anspielung auf das Wesen der euripideischen Poesie enthalteOi
wodurch der Aergcr des Freundes und Gönners dieser Poesie,
des Bacchus , noch komischer wird. Dass die Frösche auf der
Buhne sichtbar gewesen seien (ad vs. 209), ist ganz unwahr-'
scheinlith. -^ Die Bemerkungen über die Zeit der Aufführung
(Ol. 93, 3) enthalten nichts Neues, ausser der Hypothese, dass
die zweite Aufführung in Ol. 94, I falle, in die Zeit unmittelbar
nach Vertreibung der Dreissig. Vielleicht. P. XI kommt Herr
Th. auf die occasio fabulae (das soll doch wohl heissen, die sn-
fällige , äussere Veranlassung) zu reden. Diese Frage ^llt aber
mit der nach dem consilium fabulae zusammen und gehört also
in das folgende CapiteL Herr Th. bietet aber auch Michts , aLi
einige gute Bemerkungen über die innere Oekonpmie des Stücks
fegen Hanke (p. ]ii;i— XIU)^ ohne jedoch tiefer in die Sacbe &^r
Arlstoplianlfl Comocdiae, edid. Thierscli^ 245
znirclien, und ohne die Gele^cnlieit za benutzen^ an dfe.<?cr Oe)(o-
nonale selbst die Vortrcfflidikeit dieses Stücks, das wir unbedenk-
lich zu den besten Komödien des Aristophanes zahlen, nachzu-
Meisen. Doch das war nicht mögh'clK wie wir sehen werden. —
j4h sieht des Dichters bei Abfassung der Frösche war auch nach
Herrn Th. p. XV zu zeigen , dass die sophistische Richtung der
Tragödie für Staat und Bürger verderbtich sei. Am Euripides
tadle der Dichter zweierlei, dass er artis tragicae parum gnaruB
und reipublicae perniciosus ^eL S. XVI — XVII, wo die einzel-
nen Ausstcllung^en und Vorwiirfe des Dichters wohlgeordnet bei-
sammen stehen. Wenn der Leser aber nun glaubt zu wissen,
was der Dichter gewollt habe, so irrt er gewaltig. Aristophanes
hatte eine ganz andere Absicht (pecuHarius aliud consilium^ a
nemine adhuc notatum , p. XV neminem vidisse miror, p. XIX),
nämlich er will — die fünf dramatischen Richter persifliren (^sale
comico perfundere). P. XXII — XXV. HerrTh. sagt zwar cum
j4thenienses tum maxime iudices istos etc., aber er meint blos
die Athener, in wiefern sie auf das Urtheil der Richter Einfluss
geübt haben. Zugleich gjiebt Herr Th. p. XX — XXII einige Be-
merkungen über die Zahl der Richter, aufweiche zu vs. 807
statt aller Wiederholung aus Bothe verwiesen werden konnte.
Mit diesen Richtern hat Aristophanes viel zu schaffen. Dabei
geht er aber ganz methodisch zu Werke. In den fFolken und
Wespen sagt er ihnen geradezu und derb die Wahrheit, aber
ohne Erfolg; im Frieden versucht er's friedlich und fVeundlich,
da der Hass gegen Richter und Zuschauer sich schon abgekühlt
hatte (p. XXTV); wieder umsonst {nee potuit corrigere); da
entschliesst er sich — exemplo docere und hält den IJnverbesr-
serlichen in den Fröschen einen Spiegel, ein Bild ihrer Verkehrt-
heit, vor (p. XXVII), und diess will, wie es scheint, mit Erfolg,
denn die Frösche siegten. Dass bei dieser Ansicht der Gedanke,
Bacchus stelle die entartete tragische Poesie vor (p. XIV, 20),
aufgegeben werden muss, ist kein Schaden , und könnte jener so-
gar zur Empfehlung gereichen. Uebrigens ist dieselbe nicht
ganz neu; schon Welcher^ dem Bacchus mit Fug und Recht als
Repräsentant des grossen Publicums gilt , bemerkt, dass in der
Wahl des einfältigen Gottes zum Kunstrichter zugleich ein Tadel
gegen die gewöhnlichen Kampfrichter liege (S. 258), aber nur
nebenbei, wie Aristophanes« Doch wir wollen sehen, wie Herr
Tliiersch seine Sache führt. Der ganze Wettstreit zwischen
Aeschylus und 'Eüripides vom ersten Wortgeplänker an bis auf
die Anwendung der grossen Wage sei abgeschmackt, ISppisch,
kindisch, wenn man Alles für Ernst nShme, was da vorkomme —
ei, wer thut denn das? — und Aristophanes Urtheil stände dann
sielbst hinter dem eines Scholiasten zum Sophokles (Phil. 1) zu-
rück (p. XXV sq.). Aber alle diese Albernheiten fallen nicht den
Wettatreitenden , nicht unserm Dichter zur Last, sondern — den
216 Griechische Litteratar.
unverständigen Richtern, qui de fabularum virUdibus perverse
stataentea indi^ms lictoriae gloriam adsignarent cett. p. XXVII.
Und das glaubt Herr Th. im Ernst, ohne eingcstelien zu ^vollen,
dass dabei die angegebene andere Absicht de» Dichlers nicht be-
Ktehen kann^ indem nun die Ausstellungen und Vorwürfe, die dem
PJuripides gemacht werden , als Aussprüche ungerechter Richter,
diesem vielmehr zur Ehre gereichen, und unsre Komödie vielmehr
als ein Empfehlungsbrief des Euripides passiren muss. Dena
eine Grenzlinie zwischen dem, was Aristophanes aus Ucberzeu-
gung, und dem, was er nur zum Schein, zum Hohn der Kampf-
richter tadelt, ist nicht gezogen und lässt sich auch nicht ziehen,
da vielmehr Alles wie aus einem Guss aus ein^m Geiste kommt.
Wie erklären wir uns aber diese in der That sonderbare Verirrung
des Herrn Th. ? Hauptsächlich wohl aus dem verkehrten Streben
etwas Neues, Originelles zu sagen, wobei die falsche Vorstellung^,
dass die Kimstrichtcr wie das grosse Publicum insgemein unge-
bildet und unverständig gewesen seien, und dass des Dichters je-
weiligen Klagen über unverdiente Zurücksetzung ohne Weiteres
gegründet seien, das Ihrige gewirkt haben mag; dann aber aus
dem aucli sonst wahrnehmbaren Mangel eines für Scherz und
Humor, die beiden Hauptelcmentc des Komischen, empfänglicheii
Sinnes, aus der Unfähigkeit von der scherzhaften Form den ern«
sten Inhalt zu sondern , und , um mich der Worte JFelckera zu.
bedienen, das zu erkennen und zu würdigen, was nur zum Sehers,
nicht blos scherzhaft, ausgedrückt ist, kleine Sophistereien des,
Muthwillens, die des Widerlegers spotten, u. s. f. S. Welcher
S. 254. Was Herr Th. sonst und gelegentlich in den Noten
über die geistige Qualification der Zuschauer und Richter be-
merkt, können wir übergehen, indem wir nur das Eine be-
merken, dass Herr TIi. sieh ohne zu wissen selbst sclilägt. Denn-
Kampfrichter, die sich ein solchies Zerrbild ihrer selbst vorlialten
lassen und doch den Kranz erkennen, müssen einen ungemein lac-
hen Grad von Bildung besessen haben; Aristophanes dagegen,
der es so oft umsonst versucht haben soll diese Tölpel von Rich-
tern zu bessern, muss sehr imv erständig gewesen sein, wenn er
es durch diese Carricatur gut zu machen gedachte. Indess wahr-
scheinlich hoffte er, dass diese Tendenz von Niemandem begrilTeu
werden würde, und so geschah es denn ^udi^ biszum J. 1820 n.
Chr. Scherz bei Seite! Herr Thiersch hat selbst recht gut ge-
fühlt, dass Aristophanes, wenn er wirklicK.die üinji untergelegte
Absicht hatte, einen ganz andern Plan machen mus^c, sucht aber
sein Gewissen durch allerhand vage Redensarten zu beschwichti- .
gen. So p. XXVllI, wo er nach ein Paar possirlichen Reweisen
(die Fünfzalil : Aeschylus, Euripides , Racchus, Xanthias^ Pluto,
und das Siegermahl), auch den Einwurf bespricht, dass nunRacchus .
nicht einen Dichter, sondern einen Richter aus der Unterwelt hole:,
audio. Sedpocta noäter, si quis alius, cautc audiendus.est. .Txagici
Ariatophanis Comoediae » edicL Thieräch. SAl
enim in ranis certantes quamTvipersoiias i^dicum agant, neque ta-
rnen dcsinunt e$se, qui anut ; ut Nnbium Socratea, cui«ophistices ar-
tes imposiiac sunt, non desilt esse ycriis Socrates \ ut porro verum
est, quod dicit Eiiripldem malos prologos fecisse, at falsun^ id
qiiod in prolo^s vitiiperatum videmus ; ita Tera falsis ubique Cf)}-
lide intexiiit, ut attentus auditor opus.sit, qui discernat^ quid sit
dissinHiiatum , quid verum. Eitles Gerede, um eine schlecjbte
Sache zu vertuschen! Bacchus ist al^ Siebter, gegenwärtig;
Aeschyhis und Euripides sind die Parteien ^ kein Mensch kann
diese für Richter ansehen, und wenn jeder von beiden noch mehr
an dem andern auszusetzen hätte. Wenn Äristophanes die ytrirkr
liehen Kampfrichter verspottet, geschieht es nur durch die Person
des Bacchus ; aber Bacchus entscheidet für Aeschylus , nic|it für
Eviripides ; er ist also , wenn er auch an^ang^ dem allgemeiqßn
Geschmack huldigte, von seinen ver]^chrt^n Ansiebten, zurückge-
kommen, imd zeigt sich dadurch als einen verständigen gerechten
Kichter. Sokrates mag in der Wirklichkeit gewesen sein, was er
will; in den Wolken ist er und bleibt er der Sophist, als welchen
ihn das Stück darstellt, und ist keine Doppelperson. Eben so
tadelt Äristophanes an den Prologen des Euripides eben das, wasi
er tadelt, und Herr Th. konnte sich, wenn er nicht im Stande war
aus dem Scherz den Ernst herauszufinden, bei Welcher Belehrung
holen. Doch wir haben uns selben zuviel mit einer Meinimg be-
fasst, welche wir für eine Mystification halten wüiden, wenn sie
nicht gerade hier und in dieser W^eise vorgetragen worden wäre.
Es folgen Quaestiones grammaticae p. XXX — XXXIII,
worin erstens behauptet wird, dass (itj und rj mit einem folgenden
Yocal nicht per crasin, sondern per synizesin zusammenschmölze«
Ein Beweis kann der Natur der Sache nach nicht dafür aufge-
bracht werden, eben sowenig als sich in einem Falle, bei dem
zum grössten Theil blos subjective Ansicht entscheidet, eine all-
gemeine Uebereinstimmung erzielen lässt. Wenn Herr Thiersch
Krasen, dergleichen in seinem Texte stehen, wie i^Ät, fUjVQCD^
ijtega {avti^ötlvfür avti] aötlv, vs.l82, lymopxov vs. 150, 6r«J-
TCiCÖQKSis p«43u. a.) zurücknimmt, und dafür Synizesen empfiehlt,
so wird dagegen eben so wenig zu erinnern sein, als wenn man
in Fällen, wo die Deutlichkeit nicht darunter leidet und die
alte Aussprache mit einiger Wahrscheinlichkeit sich bestimmen
lässt, dieKrase beibehält, wie ij 'g für fj Ig^ ftiy'v für iitj iv, u. s.t
Consequenz ist wiinscheuswerth , aber kaum möglich. — Die
zwreite grammatische Quaestio lehrt die Nomm. propr. in der
Krasis mit kleinen Anfangsbuchstaben schreiben: anoklav (viel-
mehr anoXlcüv) , xd^aLipiag , wie ijfinovöa. Diess ist gewiss
richtig, ^ber nicht neu. — : Die dritte Quaestio betrifft den Phry-
nichus und warnt vor der Meinung, als dürfe man ohne Weiteres
die attischen Schriftsteller aus den Atticisten corrigiren, uf>d em-
pfiejüt Behutsamkeit und Vorsicht im Gebrauche der Lets^lcren:
2-18 Griechische Litteratur.
Gut; aber wie {gehört das hierher? — Die scholae in ranas «e-
mndae p. XXXIII— XXXVH enthalten Zusätze und Verbesse-
rungen. — Die ^iechisch geschriebene kurze Cliaracteristik
der Personen des Stücks S. 3 erregt gicicli von vorn lierein eine
ungünstige Meinung von der Sprachkenntniss des Herausgebers*
Denn es ist doch in derThat — doch der Leser urthelle: ovip
l$lv enoxofiBvog mag ein Schreibfehler sein; BherMovvöiog —
naQictiVy SöTS yavQov q>aivtö%ai» — azB dno^av&ircciv ijdti
%(5v TQayadodidaöxdXov diiiäv xal yovifimv — fu69ovv
für (iiö^ovöf^ai — firjdafiäg für oüdafiag — zov f^povov rga^
ytpdtkov — riyv rixvtjv tQaY(pdixi]V — ig g)dog äxiovti — &«-
tat tovg'A^rivalovg civo'^tovg av^ig naidavCmv ! i
Fragen wir nach dem Zweck, den Herr Thierschhel dieser
Ausgabe hatte, so unterliegt es keinem Zweifei, dass er fnr Ge-
lehrte und für Schüler zugleich sorgen wollte; daher denn, wie
diess bei der Verbindung zweier so heterogener Zwecke leicht
geschieht, aber in </em Grade wohl noch nicht geschehen ist,
diese Ausgabe weder für Gelehrte noch für Schüler brauchbar ist.
Der Schüler findet bei der Fülle geniessbarer und ungeniessbarer,
eigner und fremder Bemerkungen , welche sich über Etymologie,
Analogie , Syntax in lateinischer, griechischer, ja selbst in engli-
scher Sprache verbreiten, oder exegetischer Natur sind, doch
häufig gerade da, wo ilim eine Schwierigkeit aufstösst, keine Be-
iehrung, wie z. B. über Construction und Sinn des 8. V., oder über
den Optativ takaincnQOito V. 24 u. f. f. , und hingegen da, wo er
sie nicht sacht, so reichliche Belehrung, dass er bald aus Verdmss,
dass man ihm so wenig Wissen zutraue, das Buch bei Seite legta
wird. In der That, wenn nicht angehende IWtianer Aristopha-
nes lesen sollen, so begreift man nicht, wie dem Hrn. Heransge-
ber in den Sinn kommen konnte, die trivialsten Dinge, selbst ge-
wöhnliche und bekannte Verbalformen, wie z. B. alxi(Sj ucttdßa,
i7|ü/ u. A., und diese nicht einmal immer richtig, zu erklären.
Um nur ein Beispiel anzuführen (fast jede Seite bietet deren),
was soll der Schüler mit der Bemerkung zu V. 1 : De forma me-
morab, (Sic) Schol. ad Eurip.Hec.Zbb (Matth.): S^tOf ro €|
i&ovg XV diangdtTG)' 6 iieXXmv l'tfco, o nagaTiBifiBvog rjxcc^
6 (iBöog ^^a xal dxuxag iioi&al'i Oder soll es eine Cariosi-
tät für die Gelehrten seini Diese sind mit dem Buch nicht min-
der übel daran. Die Masse des Trivialen , der Ballast unnützer
Bemerkungen, wohin namentlich die vielen aus denSchol., aus
Eustathius, Hesychius, Etym. M. etc. abgedruckten etymologi-
schen und lexikalis.chen Aufklärungen gehören, — es ist fast un-
möglich sich hindurchzuarbeiten und das wenige Gute , das Korn
aus der Spreu herauszusuchen. Was die kritische Seite dieser
Ausgabe anbelangt, so hat Herr Th., soviel Rec. weiss, kein neues
Hilfsmittel gehabt; ob HerrTh. die alten Ausgaben, welche ange-
führt werden , selbst verglichen hat und mit welcher Sorgfalt,
Aristopbanif Comoediae, edid. Thiersch. 249
kann Rec. nicht sagen. Die kritischen Anfohrnngen sehen ans,
wie die Genauigkeit und Sorgfalt selbst; die gewöhnlichsten
Schreibfehler der Handschriften^ die elendesten Conjecturen der
Gelehrten sind scheinbar sorgfältig notirt. Indess hat die blosse
Vergleichung mit Bekker's und Dindorfs Ausgaben Rec. gelehrt,
dass diese Genauigkeit affectirt ist. Der Leser urtheile. V* 4
C%oXri codd, A. C. (nach Dindorf a prima manu C). — Vs. 15
wird 6Khvriq>0Q0vö^ \iunctim) als Lesart des Rav. angeführt, und
die iibrige var. lectio auf eine sehr ungenaue Weise angegeben,
wie eine Vergleichung mit Dindorf lehrt. Bei V. 16 in^ vw
3tot.i]6iog wird zwar (li^ vvv Lugd, angeführt, nicht aber dass Tor
Dindorf fiij vvv gelesen wurde. Eben so wird Vs. 19 verschine-
gen, dass zuerst Dindorf c? fiir cS geschrieben hat. Vs. 36 ü^l
nos cum Dind. Bekk, et cod. Ven. Dindorf fiat in der Ausgabe
von 1824, auf welche sich Herr Th. laut p. XXXVIII bezieht,
elfii. — V. 91 nXsLV 7J ötad tov Borg EtymoL M. p. 262,14.
Nach Dind. findet sich diess im Flor. b. u. Borg., nXtlv 0tadlov
ohfie ij im Etym. M. — Vs. 146 6xc5q edd. vett. Dagegen bei
Dind, (und Bothe)i öxeiQ edd. vetU Wer hat hat nun Recht? —
Vs. 262 i^^ag yB ndvtog. Rav. Bei Bekk. und Dind, steht als
Lesart des Rav. : ij/x«s ys ndvxag, — Vs. 263 om. Dind. incuria^
tU videtur. Dindorf sagt ausdrücklich : abieci grammaticorum
swpplementa, — Vs. 269 wird verschwiegen , dass Dindorf m
%avh geschrieben hat f. co navB, — Vs. 290 wird bemerkt , dass
Dind. fcoxk für tots nur ein Mal , an der ersten Stelle , habe.
Dind. hat es beide Male. Wenn Herr Th. die Dindorf 'sehe
Ausgabe von 1825 meint, wie das zu Vs. 309 und sonst geschieht,
80 musste er diess ausdrücklich bemerken. Vgl. noch die kriti-
schen Bemerkungen zu vs. 301. 321* 347. 355. 363 u. s. f. u.s.f.,
denn so geht es durch das ganze Buch hindurch. Der kritische
Apparat ist weder vollständig noch genau, und deshalb unbrauch-
bar. Von der Art und Weise, wie Herr 2%. diesien Apparat be-
nutzt und Kritik treibt , mögen einige Beispiele Zeugniss geben*
Die erste Probe seiner Kritik legt er zu vs. 4 ab. Die meisten
codd. geben die vulg. navv ydg Icz* {jötj xoXi] , zwei öx^^V^ Herr
Th* schreibt öxok'^,, und bringt dadurch einen griechischen Satz
zu Wege, der dem lateinischen esclamatio ^tagofiat vis adhue
est celebre aliquid ^ h. e. ea iam alii Comici abusi sunt (diess
ist nämlich die Uebersetzung luid Erklärung) an Correctheit und
Eleganz nicht nachsteht. Abgesehen von dem äusserst matten
und obendrein ganz unpassenden Gedanken (denn Xanthias hat
die Erlaubniss kiynv r» zäv Blo^otcav , l(p olg ciel yakioöiv ol
^icifiBvot) , abgesehen von der ganz verkehrten Wortstellung -^
wer hatte wohl je gedacht, dass man nach 'löoxgdtrjg 6 ndw
auch tovxo BöTi ndw sagen zu können vermeinen würde? Im
Commentar erfahren wir noch dazu, dass rl oder,)/€Aotoi/ zu
suppliren sei : valde aliquid {valde ridiculum) est enim iam vis.
250 Griechische Litteratur.
Dass diess das Stammeln eines Barbaren, nicht die Rede eines
Griechen Ist, hat Herr. Th. selbst gefiililt. Wir schUessen diess
ans der Erklärung, dass 6%^^^ *'^ ^^^ Bedeutung mora beibehal-
ten werden könne. Diess kann indessen nicht zugegeben wer-
den, weil der Gedanke : 7mr verweilen schon zu lanf^e^ überhaupt
nicht passend sein würde. Xolii ist die richtige Lesart. Herr
Th. nennt freilich Alles, was Alte und Neuere über %ohfi disputirt
haben, ungemein höflich mera sonmia, Da^s aber %okii wie bilis
den Aerger (dpyij) , nicht den Schmerz {Ivnri) bezeichne , was
Herr Th. anmerkt, hat auch Bothe^ offenbar auch einer der
recentiores interpretes^ wahrgenommen, so dass, da diese Bedeu-
tung hier sehr passend ist, leicht ersehen werden kann, wer ei-
gentlich geschlafen hat. — Bei der schwierigen Stelle vs. 15
weiss sich Herr Tlk nicht zu rathen und zu lielfen. Die Worte
lauten :
clcaO'6 7C0LHV xttl AvKig TcduBLipiag,
dt 6xevoq)OQov(i' tKccörot kv HCJiicpölo:.
Erst lobt er Bothe's Conjectur xsl AvKig xäfASiipiag ÖTCBvtjtpO'
QOvO* (eist quando Lycis et Amipsias baiulant i. e. introducuni
servos baiulantes)^ welche schon wegen EHccötOTB zu rerwerfea
war, tadelt aber hinterdrein diese Vermuthung, 1) weil (Tx£i;o<po-
QSLV für eKSvotpoQovvxa Tcoulv inusilate dictum est^ quod tarnen
ah Aristophanis more non abhorret (der Tadel ist also so bös
nicht gemeint) ; 2) quia conivnctio desideratur^ quam Bothiua
conjectur a asseqiiutua est^ quamvis xsl et xai ^aepiua confun^
dantur. Das heisst Kritik! die Conjectur wäre gut — wenns
eben keine Conjectur wäre. Doch hören wir weiter. Die alte
Erklärung, dass öKSvoq)OQOv0L Dativ sei, sei nicht geradezu m
Terwerfen (nonprorsua respuenda est) ; noislv xivi sei agere
cum aliquo ^ aliquem tractare^ nein! das auch nicht, sondern
{imo) facere cum aliquo (es mit Einem halten ? !! ). Daher sei
der Sinn : si nihil eorum fecero , quibus Phrynichus cett» servis
comicis morem ubivis gerunt. Und als Beleg für diess neue
Griechisch (denn die mehr als zweifelhafte Lesart des Rav. ini
Plutus 4()5 gehört in keinem Faüe hierher) kommt lediglich die
bekannte Stelle aus Plato's Apologie (p. :jO A.), die Herr Th.,
man weiss nicht ob mit Absicht, ohne Angabe der pagina citirt:
xaaov Igya^ao^ai dvQ^QcinoLg! Indess auch diese Erklärung
theilt das Schicksal ihrer Vorgängerinnen: quamvis nee hoö
saiis distincte {!) dictfxm. Der Vers ist, wie Bindorf gezeigt
hat, untergeschoben; will man ihn dennoch festhalten, so mag
man immerhin mit Herrn Th. die Lesart des Cantabr. 2 o't öxsvo^
tpOQOvö' aufnehmen' und diess qui haiulantes servos faciant
(nur nicht qui ubivis baiulant in comoedla) erklären. — - Vs. 3#
schreibt Herr Th. :
y y &v 0B xcJKveiv uv Ixilsvov ^ccxQccy
Arigtopbanit Comoediae ^ edid, Thlersch. 251
ohne j^^doch diess^ ys pn erklären. Es ist keine Frage, dass
i¥ir in der vulg. i^ z at/ das Riclitige haben, mag man diess mm
mit JDindorflq xav öder mit Buttm. %. ^Q hxim. 22 ^rat/ oder
mit Schäfer (Phit. T. 1 p. 288. 17) ^rav oder mit Porson (s.
Schneider zu Plat. Resp. II. p. 415 D.) ^r' av schreiben. —
Ys. 29 hat Herr Th. also verschlimmbessert :
it/ijAaO'' oörtg, tlnk ^iol' tovrlrLr^v;
cog Tor ofEVtavQiKtog i?t Herrn Th. perquam , wie in cjg aXtj&cSg»
IJeber. die falsche Stellung von oöug (.wer denkt nicht au die
bekannte Grabschrift : ein Schneider gewesen ist av elcher 1 ) wird
geschwiegen, dagegen die gelehrte Bemerkung gemacht: oörig
y.bivis dependet a verbo. — Q,ua re cum eins (iol cohaeret
hie! Die Interpunction d<jr andern Ausgaben würde Herr Th.
verstanden und vielleicht nicht verändert haben, wenn nach o($ti^
das Zeichen der abgebrochnen Rede gestanden hätte :
(Dg KBVtavQLHag
Iviflaö*', oötig — BLTC^ iioi, Tovil xl Tjv;
seil. döUvav ßovkstat. Herkules, der diese Worte während des
Oeffnensruft bricht sowie er die abentheuerliche Gestalt erblickt
ab , und nach dem Innern des Hauses zugewendet fragt er eine
fiot, rovTL TL TfV; mit dem Imperfect, als wenn eine Truggestalt,
ein flüchtiges Gebilde der Phantasie seine Sinne getäuscht habe.
Das Impf, soll zum Plutus 10Ü4 erklärt sein, wenigstens verweisst
ims Herr Th. dahin zwei Mal aiif einer und derselben Seite. —
Nicht übel ist die Conjectur zu vs. 5^ (p. XXXIV).
n^^og ; jro(?o§ rig ; ^» otcoO o g; rjUKog MoXov.
für fiiKQog. Warum diess aber verdächtig sei, sagt Herr Th.
nicht. Vielleicht war ihm die Ironie, die in^vTcgog liegt, nach
dem Vorhergehenden (no^og riqv KocQ^lay indza^a n(o$ oXbl
Cq)6ÖQa), anstössig. — Vs. 57 schreibt Herr Th.:
äli' avÖQog; 21* dttatal. H.^vvßyevov Kksiö^evEi;
wie Dindorf^ nur dass dieser ccttaza,l hzt ^ wie auch bei Herrn
Th. vs. 665 zu lesen ist. [dzzazaZ wird richtig erklärt ; Bacchus
weist den Verdacht, dass er nach «Inem Manne Verlangen trage,
ab. Wie kann aber hierauf Hercules fragen i num igUur rem
hqbuisii cutp, ClüChene ? Es ist kein Fragesatz. Wahrscheinlich
hat' Aristopl).
ßAA' dvÖQog; A, dxazal. H- ^vvByavov ydg KXbiC&bvsc.
geschrieben, womit das Folgende fAi^.^pciDsri.ft' (ujeAg)' ein-
stininiit.— Vs. 66 sq. <.„,, »
.. .^. xoLOvxool xoLvvv fi£ SaQ^d^zBv. xp&og
EvQiTiiäoVt Tcal xavra — H.Qi^,%qv,ZBdvfjH6zog»
Ä. TcoyösCg yk ^i dv nBL6BiBv.%%}^n
So bei.Herrn Th., während Dindorf txd^ J^ü^ter xal xavxu tov
XB^y.rixozog'} dem Hercules beilegt. .. Die J^ffrm der Frage ist
aU^r^ings anstössig; aber die Pnterj|^rechi}n^;,^\veiche Herr Th.
STiä Griechierlic Litteratnr.
annimmt . ist de«« oron abresrhmarkt . weil Hercnles penie du
«ari. vas l)Rn>1iii> saren vollic. und Herr Th. irrt sich sehr, wem
er mt-in: soitliv frosiiro Witze varcE romico admodum famUia"
rrf. Vs> is; kt-iii Zweifel, dasi^ der ranze Ver* ^om Bacchus pe-
spriiclifii virrl. I>afur sprirhx auch der nihiffe Fortcanf der
Txottc m« jm'j^f.c yi «' er ve^gblbi: — \r. 16 sic^hi Btx ov
Hi'crcyliL für da> haDd^chrifiüche hW or;i;t ^To^^oxüi«. — \*71
sclireii»; Herr Th. :
,iiii./.f.'C ei'cn'Bir, fcJryp rn' EXEr?'«' öbI tT SyBiw;
Mix der Glosse TLvd). weiche iu dem fiir Herrn Botke Tcrgji-
rhenen cod. Paris^. hinter crv^.'?-. vohin sie anch rehört, steht.
"Wenn dabei als Bcbür: f Lesitnen rrcry^evtlr und tlvBQ y' exeF-
^Ei anrerebei: verdeiL so kann Her- denen, die <Betx-cr*f Auscabe
nicht zur llhiic liaben. versichern, dass Bel-krr Leinen solchen
nifuisirosen \ er*« haL Er lie^"t £l'a:tp EKt7?'B7' ohne yL "Wer
ührirens noc): ar tlizc^. y' hih^K^ir Auslo«^ nimmt und dafür tlxig
i.xh7^ei 7'f oöcr cn'BiT yi ^criaiirt. ninss iu der rrammaiischen
Li:era:iir venir befiandcn selik. das« er iiichi die Rediimässirl>'eit
jener Verbind unr tlsBg ;'f. eI ;'F. 'tct -yi und ihre Bedeunin^;
kcnnL — \&. Ml s/.£l7' r ur^iti^c «chrelbi auch Hot Th.. und
erklärt xl. r VKuiLokioL Das« es jui'p^a heisscn mu8& Üeri auf
der Hand. — V&. IdS steht xc\ ixcila m.$jBlr ^ ^tdrouKu
^ s. WJ darerea ur l kki iLTjtlr i^ iitzin'OULK^ An beiden Stel-
len ist eacvm rraüimü ^(rrnc I^aher w'iL anch Herr Th. in den
ftchnli»' senindif p. XXW an beiden StelleL jur^. e.iu.c- sL. ^ /ucZi^i
1 ffl. T&. fili. Wie aber ni^hlr 7 (ä.c:ivoucu zü dem Sinne instanm
in muävm komm: . wird nicht resari. — T&. l(l^ «ird dnrgCEp
efvEKB fiir fr'Ejcc ■ ffcschrieben . vas rerinrere Auctoriiai hau
Ein MeifiierKtuck der Kritik ist aber folrendes. Herr Th. secsc
nach KbpiiBpn' ts. H] ein Komma und cn-roi;. or^pffßov- um ccct.
fnr ToiT nt^ ^pttGoi- fULüu cetL j^vtot boE sich auf o7.6< 0z- E^PiS
m#^ besieben. ^er Grund der Aenderuiif:: ^um nulirin ncsum
wiä mr mu (loffisrJkäi die ea^e Schuld \ alimäd dcpraimtum csae
pittmt&iBm ftet, I>nrch das matte cttpt i-erüert die Rede erat
Arm Zoannmenfaah ; errpT ist ferner ohne Beziehnn;:. ul kein
Art waAtcr a ' m i Qusi wvi : die 1 olje liiieriiuuciioL noch ci'tdS
«rtan <äne CMdürnnr {i,k£ änvBp h'BKC i.t^vi . 7 r 1 t I er / f/,
'bm.ii»nk ^(^ififiuii^ vnraufw die Herr TL vor aLer. I^iiuren ak
mut ^dcm ^encitsen -der Cinunmazik iibcrcinsiimmenc iiaciiweifieii
■mufffie. IVncfti indicsnmicncr hat Herr TL. ine ioireuäcn Tcriie
f^«- US.! 3C|i7/i0«raiip nulrcnommen . eine \ ariautt« die der Scho-
«sr^tam. Sbrr13i. mcini nämlich. Bacchw irart au» Furcht
Aqb WBpOKzsi 'mortem ämHrr7.iruUL mahuh. si quid anridert,^
emU^lkstiarT «7 zi^vf fmtif' jwH/n: . keinem wc^k. Ejcrpnsc. Nind'hlo&
■ndcr'nBt^ WeivMfi:^ Abjtrechei. aui wekchnn man
Ttomiilt oifTiAar H'.^erKtrnsse nus dem W err rc^er konnte,
An»9Winii \ initi v«>jj iIiik dicse Uücdi niclu fiicbc:' genug dün-
Aristoplianis Comoediae, edid. ThSergcb. 2ÖS
I
ken, forsche er de locis praerupUs et allis^.quae pitis securüalia
praeheant et unde seabirruentibus fnoMtris def ender e pos-
eit facilius, 'Wie kommt er aber selbst llinanf ? Es ist nicht
Alles komisch , was lächerlich ist , und sehr lacherlich ist aller-
dings diese Erkundigung des Reisenden nach den Abstürzen.
Wenn Herr Th. bedacht hätte, dass Bacchus, wie ein verständiger
Reisende, aus blosser Vorsicht^ nicht aus Feigheit und Furcht,
nach den £X7po;ral odcSi/ fragt, so würde er auch gegen xpi^Wg
Nichts einzimenden gehabt haben. Der erste Grund gegen die
handschriftliche Lesart : Quid verofontes^ quum cauponas esplo*
rasset? (nach diesen fragt er auch später) ist lächerlich: der
zweite : at XQ'^vav hac positura , si quid sentio , languet eben
80 nichtig, wie die Bemerkung, dass Aristophanes Verschiedenar-
tiges durch einander werfe, irrig ist. Die avanavlai und kxtgo*
nal sind vorzüglich in der Nähe von Quellen (^i^ vvv firjt* aA-
Ccodsvg L^ov xQTp/ag Eür.). — Ys. 131 ist slvai, beibehalten.
Pindorf hat üvxai, nach Seidler* 8 wahrscheinlicher Yermuthung.
Herr Th. leugnet zwar mit Recht , dass qxSöiv in dem Sinne von
Befehlen zu nehmen sei , aber wie insiddv q)(oötv ilvac heissen
könne: simulac dicunt lampadem demitti^ begreift wohl Nie-
mand ausser ihm. — Ys. 138 wird nSßvööov für aßvöOov ge-
schrieben. Ein Komma nach ndvv hätte vor dieser imnöthigen
Aenderung bewahrt. — Ys. 143 p,hxaravt* für pL^xu xavx\
eine Schreibart, die zu Inconsequenzen führt. Der Unterschied
zwischen [iBxa tavxa {formula narrantium , qui ad aliud trans^
eunt) und fiBxä xovxo {post transmissionem) kommt, wo anders
wir Herrn lli. recht verstehen, ganz auf das hinaus , was Reisig
lehrt, und kann weder für den Singular noch für den Plural ein
Argument abgeben. — Ys. 169 läv öe p^vga (i* e« ^i} svqo)^
!Wofür bei Bind, idv ds prj 'x(o. Herr Th. hat mit Recht die
Schreibart der Handschriften beibehaltep, nur hätte er sich nicht
beikommen lassen sollen , seine Gründe gegen ixa auszukramen.
Denn diese sind lächerlich. Man höre. Erstens würde 6|q er«-
wartet (kdv de(i7J s^a'i oder wie? und warum?); zweitens fit-
6^ovv (soll (iiö&ovö&aL heissen, wie auch vorher pLödäöa^ für
ftiö^cieaö^at steht) oder agyiigi^ov , weil — opx ^x^iv an und
für sich arm sein heisse !! — vs. 182 hat Herr Th. die IJ^ersonea
anders vertheilt: xovxl xL Söxi; spricht Xanthias, das l^olgende
bis vs. 185 Bacchus. Dann musste nach oga ein Komma gesetzt
werden, weil nun vy xov IloöSiöcS dazu gehört. Ein Grund für
diese Yeränderung ist nicht angegeben. Freilich findet Herr Th.
gleich in den ersten Worten des Bacchus Furcht und Angst ausr
gedrückt , und sieht in der Aufeinanderfolge von XliAVfi nkoiov
Xctgav eine gradatio lepidissime facta\ um die steigende Angst
des Gottes auszudrücken, sowie auch in xcel nkoiov *^ xal
XdgcDv eine oratio ad perturbationem Bacchi signißcundani
ficta. Das vermag aber Niemand sonst. Bacchus hat gar keine
254 Griecbiichc Litteratnr.
Fnrclit vor Cliaron, wie schon ts. ISO und alles Folgende zei^
sondern vor dem ^ was ilim nach der L'eberfalirt be/^e^ncn könnte,
lind hätte er Furcht^ so verräth der Ton der fraglichen Rede im
Anfang so ^iel Ruhe (rouro 7,iavrj^ v^ ^ia^ avtrj 'tfrlv, Sv
i'-fQati) nnd im Fortgange Nichts als Verwnndcning, dass wirsie
dem Xaiithiaff, nicht dem Bacchus^ diesem aber die Frage rovvl
xl tön in den Mund legen müsstcn. Die Furcht des Bacchus
mus.s in den Augen des Herrn Th. sehr gross sein^ denn dieser
kann ^ich nicht genug wundern , dass jener auf Charons Ausruf
(vs. IS.i sq.) mit iyci antwortet^ statt vor Schrecken in eine Ohn-
macht zu fallen oder wenigstens sich zu verkriechen. Aber man
weiss sich zu helfen. Entweder nimmt Bacchus Charons f^orte
als Frage {Bacchus aut Charcmis verba tTtterpretatus sibi est
ut interrogantis^ qnis sit nnvigaturus; aber wie konnte er sie
anders nehmen? oder soll die Angst ihm seinen Verstand gani
und gar geraubt haben? Rec. weiss nicht, was Herr Th. hat sagen
wollen), oder er stellt sich muthig^ quamvis eius constanttOy ubi
videt rem scrio a^iy subito frangulur. (Diess geschieht erst
vach der Üebcrfahrt.) — Vs. 189 ist lg Kogaytag des Charon und
oi/rog; dem Bacchus beigelegt, wir glauben, mit Recht. Un-
recht war es dagegen, vs. Ji)3
ovxov'v nsoi^QS^BL örJTa Tt]v Xtfivrjv tqsxov;
für xvaXqi (wolchcs die besten Handschriften haben) zu sdirei-
ben, aus dem Grunde, weil üvx?.(p tgix^LV einen Kreislauf be-
zeichne , der hier nicht Statt finden könne. Rec. meint ,' man
brauche nv'/J.q) Ttegitgex^tv nicht so streng zu nehmen; wo nicht,
KO lässt «ich clier ein i^clierz Charon's hier linden, als dem Dich-
ter eine so elende Tautologie, wie TteQLtgex^LV rgexovxa enthalt,
aufbürden. W ic unpassend damit oYöUg tgexcDv — ixKakzt rgi-
Xtov Tcrglichon wira,lench(et ein. Eher hStte Herr Th. nnt
Bothe xaTaßoi]60[iai' ß)ic5v ob — xataxsxgd^o(iaL 6s xgtx^ov ^
ixcpvyslv cpBvyovrA aiiführen können, obgleich auch liier die
Verschiedenheit Nieniandem entgehen kann. — Vs. 197 steht
noch das handschriftliche tX tig stcltcIbI^ ohne dass es erklärt
tvird. - Vs. 207 (fiUij) ßatgdx(ov^ xvxvcav, d'avfiaatd mit der
Krklarimg: ra?i(fe^ qu$e cycnorum instar vel his mirabilius (?)
cammt ! die beidtfn Komma mnssten gestrichen werden. Bir-
r^ä^Ot itvxvot siiid ßazgocxoAVKvoi, ^ Froschschwune ^ fFasser^
nachtigalien. — Bei dem Chorgcsangc vs. 209 erklärt Herr Th.,
dass er sich lediglich an den Scholiasten halten werde: is eriim^
ut solet, Vßtsus singillos eorumque pedes diligenter significavit»
In r.ecentiorüm ihventts certe fiön plus numeri et
con&innitatis ob ser'vare potui. ' Aber diesen Scholia-
Bten hat Herr Th. nicht einmal ihimei^ Terstanden. Ein Beispiel
ciebt die Bemerkung, zu vs. 211. Der Schol. sagt: li(ivaTa
ocgTfväv rsTcvc^ Xip^vcjv xalTcgrjväv otpalkav elnelvy öüvag
tlntv 'AtZMäs* iÜi^CnBL öi 6 tcuI, W Ü tiflväv aal Hgrjväv
Aristopbanis Comöeiliae, edld. Thieracb, 255
tkuvct, 9cal yccQ iv XQi^vais ytvovtat xal svgldxov^
rat ßdzQa%oi. Darau» schliesst Herr Th., der Sclioliast habe
li[ivc5v^ xgriviSv rsTCva gelesen und führt diese Variante auch
in der Tar. lect. auf; dafür spricht ihm selbst das Metrum, Mas
der Scholiast angiebt, wornach der Yers ein xoQia^ßixov dffjLB--
rgov Tcazalrjxxtuov tjtol 8q)&7jfAi[iSQlg ist! Es gehört einige
arithmetische Fertigkeit dazu , um auszurechnen , dass Xifivcjv^
TcgrjvcSv tixva keine 3i ^igij enthält, imd auch einige Besonnen-
heit, um zu bedenken, dass, da fijr den folgenden Vers {^yvccvkov
v^vcov ßodv) dasselbe Metrum angegeben wird, auch dieser beim
Scliol. anders gelautet haben foiüsste. Der Irrthum des Scholia-
8ten {Xiiivalaf Ugijväv r^xvo; stehe für hiivala Kai xgrjvala r.
oder h^vcjv xal ngr^vciv r.) War leicht zu begreifen und «u er-
klären. Abier trotz dieser An)i*an^iichkeit an den Scholiasten und
dieser Verachtung der n^ierii Metriker hat doch Hetr Th. vs. 213
ohne Weiteres
q)^£y^cifiE%^^ Bvyi]gvv, äiiav aoiddv
fiir das handschdftllche Ifcai/, nnd vs. 219
XcigU xav* d(i6v ts(iBvog kacav ox^og
für ifiov geschrieben (quum igiiur alias quoque^ utAesch, cett.,
i^iog et dfiog confundi vidissem^ non illinc dubitavi huic loco
mederi)^ ohne auch nur zu fragen, ob dyiog (vielleicht ditog
noster) mit kurzer peuultima imd bei Aristophanes erlaubt sei,
oder bei der Annahme trochaischer Messung sich über das Me-
trum des Verses zu erklaren. Grund zur Aendemng war ihm
die tlärte, welche in der Verbindung des Plurals q)^hyl^(ayLB%a
mit dem singul'arischen liiog liege. Wir finden diese nicht Vs.
211—219 singt der Kogvtpaiog^ was Herr Th. anerkennt, der in
diesem Vorsinger eine Art Froschkönig erblickt, denn anders
kömien wir ims die Worte: unatn ranarüm praecinisse^ quae
Physig nado (sie) Batrachom. Vi, adsimilata ( ? ) «e rana»
Tum ducem profiMetur nach angestellter Vergleichung der citir-
ten Stelle nicht deuten. Dicf Auffo/rderung dieses Koryphäen:
^vvavXov vjivav ßoäv g)^£yi;f6(i'B^a (i. e. singt mit mir)
lässt die AppWition svytjgvv iiiäv SötSdv ohne Härte zu« Doch
äuct ohne diese Erklärung ist ipd'B')>^äne%'a B^av doidav weniger
äuffallefiid, als' das in Pro^a hänfige &oxovfLh fioi^ oder/als ^'|o-
fLBV — ßorj^övöa undAehnliches, tvofür sich Beispiele bei £/m«/ej^
zu Eurip. Med. 552 und bei Pörsofi 2ur Hec. p.,. XL ed. Lips»
finden. Jedoch — diess ginz utitet uns — es ist Heifrn Th. Jüit
jener angeblichen Verbesserung selKst nicht rechte'r Ernst ge\t6-
sen. Dies? schliessen wir. aus der Bemerkung zu vs. 3S2 : inge^
^ibsdm Bentleß conjectiirühi' r* i[idv recepi^sem^nisime religio
criticö servanda prohibuisset (diese religio ist zwar i^oüst nicht
weit Ker^ hierv^ür sie aber gani: an ihrem Platze, da jipne Cpn-
jectur in der That abgeschmackt 'ist) ; sodann i)ersii 2t% üdiuvar
tur^ quo Chorus cantum pariler dixit i^idv döidäi/ll'So whr4^
25ß Griecliische Litterator.
jener er^^ten Coiijectiir stillsclnvei^eud das Todesurtheil roUzo-
gen, und das \on Rechtswegen. Oder sollte es blos YergessUch-
keit Hein 'f Auch darüber wiirden wir uns nicht wundem. Fuhrt
doch Herr 'i'h. in der kritischen Note zur Empfehlung jener Con-
jcctur ISeiitlcy^H an, dass 8ie — insuetum locutionis Tifii}
unufn removet^ und bemerkt unten bei der Erklärung: fpilo^
naiyiiCüv ri^d sallatio ludicra in honorem dei^ quae ipsa riiid
dicitur non insuela notionum tr alationc! Nach dem
Asyndeton , welches durch jene Conjectur beseitigt werden solii
haben wir uns vergeblich umgesehen. Uebrigens war leicht
ehizusehen, dass rcfia durch das regierende Yerbum ^gaösl d*
iyxaraxQ ovav nodi sowie durch seine enge Yerbindang
mit q>iXonalyiiciv das Ungewöhnliche verliert Wir schliessen
diess Capitei über die Kritik des Herrn 'fh. mit Bemerkiuigen
über eine Stelle, bei der sich zugleich die Geschmacklosigkeit des
Eiklärers auf eine auffallende Weise kund giebt. Vs. 250 näm«
lieh und vs. 200 hat Herr Th. auf eine fast widersinnige Weise
dem Baccluis zugetheilt, und die ganze Stelle durch eine überaoa
fade Krkläriuig unnöthiger Weise in das Gemeine herabgezogen.
Die Prophezeiung des Vs. 238 {x^ ngcoTCtog liUi naXai, x^'
avxix* iyKvii)aq Iqh /3p€X€X£| xoag xoag), meint er, treffe jetzt
ein , ipseque Bacchus quasi altera vox ngcJTCtov coasantem co^
mitatur. Daher xovxi nag' vp.äv kafißavtö hoc a vobis habeo
8. didici. Darauf bezieht er auch vs. 254 iXavveyif $1 dLa^ga-
yijöOfiaL: de me muUo crudelius agetur, si remis ando disrum-
par. Hoc enini futurum esse opinatur^ si ngmHtog eins (snos)
prohibealur coaxare. Eben darauf bezieht er vs. 261 tovtfp
yag ov vix^Csts. Dicit %mm haec^ postquam ipse coasamt
vehementius^ quam antea. Dazu kommt, dass die Frosche den
Gott missverstehen sollen. Diese glauben, Bacchus drohe mt
den Worten rovrl nag' VfitSv ka(ißav(o: hoc vobis ego eripiß
(was denselben als unverständigen Bestien, die kein Griechisch
gelernt haben, zu verzeihen ist) , und klagen {queruntur) , dass
CS dann um sie geschehen sei {tum de nobis actum est^ so erklärt
Herr Th. deiva y' aga oder vielmehr dsivd raga neiöofisö^a).
Wir brauchen kein Wort zur Würdigung dieser Erklärung hinza-
zufügen. Die Stelle ist allerdings schwierig, und Rec. weiss
noch keine bessere Erklärung, als die JBothe'sch^i rovzl noQ*
v^fov kaiißttvcü ; soll ich das von Euch hinnehmen — mir ge^
fallen lassen ? worin eine indirecte Drohung liegt Hierzu passt
einiger Massen die Antwort der Frösche: d£tt/a taga nBi66(iB69u
sc. £^ 6iyrj66fiB%a öov Svexa^ das wäre doch arg^ wenn cett.
Wir kommen zur Erklärung^ und wollen ebenfalls aus den
ersten 300 Versen das, was uns am meisten aufgefallen ist, vor-
legen. Der Leser wird hierdurch am besten in den Stand gesetzt
•ich ein bestiipmtes Urtheil über, diesen Theil der vorliegenden
Ausgabe zu bilden, und dem Rec. wird eine unangenehme Noth-*
_ Aridiopbanii Comoedlae, edid. Thiersch. 2S7
wendigkeit erspart. Von Grammatischem nur Weilig;es: ts« 5
/iiiyd' etsgov döxslov xi; Herr Th. erklärt xal (pvXaKtiov^ onag
äv fit] etagov dözBiov xi qiQttirizol fiOL,^ Ob iirjöi {auch nicht)
oder was sonst zu dem unbe^eiilichen Irrthnme Terleitet habe,
weiss Reo. nicht« Jeder Schüler weiss aber, dass hier Nichts
welter als s'inG) aus ts. 1 hinzuzudenken ist. — Ys. 9 (iijd* öx$ -^
anoTtagdTjöofiai' niim et vetaSy ut — nepedam quidem^ und da-«
bei spricht er über den häufigen Gebrauch von ovx oxi und fii^
ort {geschweige da98) und citirt Aristides^ lliuc. und Xenophon.
Ob wohl H8rr Th. gewusst hat , was er will ? Rec« hat sich die
grösste Mühe gegeben ihm nachzuconstruiren , aber umsonst.
Auch hier lehrte eine massige Kenntniss der Grammatik und eine
oberflächliche Berücksichtigung des Sinnes sfjro zu fii^de suppli-
ren. Die absurde Erklärung des Scholiasten: /ki) ovxta noiiqOaiiii^
Tialxoi äx^og xo0ovxov g^ipov, erklärt sich Herr Th* also: noli
iimere, ne cacaturiam , st me^ onere non Uberatum , auditeria
pedentemj imd applaudirt diesem Unsinn mit einem haud male, —
TS. 21 sqq. locatur Bacchus in servum, quod qUeratur se onere
premi^ cum tarnen asino vehmtur,, dum dominus incedat pedibus4
Quasi hoc onus levare possit. Unbegreiflich« Es scheint,
als könnte der Scherz beim besten Willen nicht verkannt wer-^
den. Die Bemerkung bei xovxov d' o;|[car: scilicet equitandi im^
perilum in asinum subiecil et equilem titubantem sustentavit^
soll wahrscheinlich nur oxä erklären $ zu welchem Zwecke wird
aber dann die absurde Bemerkung des SchoL {voüxai dk ti xal
CilöxQOVy dvxl tov imßttlva dvtov) mitgetheilt ? Eine ähnliche
Yerkennung der Bedeutung , welche den Scherzen des Dichter»
zu Gnmde liegt, haben wir an nicht wenigen Stellen bemerkt«
Gleich zum ersten Vers bemerkt Herr Th., dass die äussere Er^
echeinung des Xanthias nicht blos ein Schwank sei zur Ergötzung
der Zuschauer (non solum risus gratia eam finxit^ sondern auch
nach V. IS zur Verspottung gewisser Komiker {ut comicos quos-^
dam in risum vocaret) dienet.* quasi dicere voluerit: „a/fi
servos introducunt sub oneribus magnis gemen-*
ies^ at ego sertum onere gravatum in asino col*
loco? Nihilominus vero premitur* Wer erkennt nun den Spott?
Herr Th. am wenigsten. Diess zeigt attch sein Stillschweigen bei
V. 12 sqq., welche Aufschlusa geben mussten« Die artige An-
wendung des Euripideischen ^fj xov ifiov otHSt vovv in ts. 105«
(das Folgende Ix^tg yäg olxlav ist nicht aus Euripides und musste
deshalb nicht gesperrt gedruckt werden) hat Herr Th. eben-
falls nicht verstanden : noli mentem meam regere^ tibiipsi do^
mus est^ h. e. tibiipsi mens est^ quae rectore egetü Bei Bolhe
konnte Herr Th. daü Richtige finden. Der Scherz ist veranlasst
durch dq xal 6o\ doxeu jdnnvüv jib didaOHB enthalt keine
Auffordenmg, das Gespräch abzubrechen (ad alia nos vertamus)^
eondern. blos die Erklärung , dass Hercules Nichts von der Sach«
N. Joftr». r. Fhü. «. Aed. od. KrÜ. BUih Md. J3X. BJU S. 17
258 Griechische Litteratar,
verstehe« Tr vs. 151 ^ Mogdlfiov rtg g^div i^eygi^ccto er*
keunt zwar Herr Tli. eine ücerba cavUlatio , aber die Bemer-
kung: (fUQSt, qul ex eins iragoediis aliquid transscriheret ^ de
eo cnidelius ( ? ) ageretur^ quam de periuris , zeigt von unrich-
tiß:er Auffassung des Spottes. In dem, was ys. 151 sqq. von dem
Leben der Mysten gesagt wird, können wir wenigstens die vulga-
ris opinionis caviUatio severa nicht entdecken. Ucberhaupt
sieht Herr Th. oft mehr, als die bisherigen Erklärer, und feiert
deswegen seinen Triumph. Wenn er nur immer richtig: sähe.
Bei vs. 41.
lesen wir: ratio iocandi ^rislophani famüiaris admodumj
quam interpretes non perceperunL Das wäre! Die Erklärung:
sane (timuit) , ne insanirea , ist uralt , und wenn die neuern Er-*
kiärer niclit angemerkt haben, dass iitj fitcivoio ye doppelsinnig;
sei (&C2 nicht unklug) , so haben sie daran sehr wohl getluin ^ da
nacii IUI] /IIa kein Doppelsinn mehr möglich ist. Dass aber Herr
Th. nach dem vielversprechenden Vorwort die Sache doch nicht
erklärt, sondern weiter Nichts als -eine ganz imähnliche Stelle
(Plut. (180) und das Scholion beibringt, ist auch komisch. Auf
ahnliche Weise macht sich die Note zu vs. 131 olme Grund breit :
locum huius loci interpretes parum assecuti.sunt. Sumpta. est
locutioy id quod omnes viderunt^ a cursu lampadico» — Quod
de moribus illius certaminis pauca tantum scimitSj non adea
dolendum est, locus non alte petendus vertilur in transversa
(?) significatione verbi slvai. Sensus erit: Inde {es turri ista),
observa lampadis demissionem et simulac spectatores dicuni
lampadem demitti tum demitte tu etiam ipsum te^ h, e. deüce te
ex turri. Qua re nihil e longinquo petendum. Als ob dieser
Scherz je verkannt worden wäre! In vs. 305 hat abermals Niemand
den Witz finden wollen : Porro netime; Empusa fugit et ex
undis Video feiern prodeuntem, Mrgonaius est ridiculus
mu8. Ja wohl, ja wohl! In vs. 308 681 ob delöag VTcegsTtv^Qlaöi
liov findet Herr Th. eine artige {lepide) Verwechslung von Öslöag
ciXQ^^^i^ u^d a2(f;|rvt/0£t^ vnBQSTtv^glaös. Der Scherz besteht
darin, dass Bacchus die llöthe, welche eine Folge der Trinklust
seines Priesters war, auf Rechnung der Furcht setzt, die dieser
für ihn während der Gefahr empfunden: dieser da ist aus Furcht
für mich über und über roth geworden. So ist es allerdings auch
ein (Sx^iia TCag* vnovovav^ aber welches komischen Efiföct hat.
Doch genug davon. Vs. 18 giebt uns Gelegenheit, eine andere
Seite des Commentars zu besprechen. Herr Th. glaubt nämlich
dem Scholiasten, dass in den Worten
oxav XV rovrcov tav (Soq)L6[i(itav IlScx,
nXelv ^ *viavT<p ngsößvtagog anigxo^P'Ciim
eine Nachahmung des homerischen al^lju ycig iv xäxottitt ßpoTol
itarayfigaCitovöiv und Iv dfifp fiqQa't Q'ijxi liege. Herr Thierscb
. ■ r ■ • , . ,«
Ari^tophahiä Comoediae , edid. Thicrscli, 250
spürt dann solchen Imitationen weiter nach, und ist äusserst
gliickiich auf dieser Jagd. Wir haben uns aus den ersten 700
Versen folgende notirt, welche wir hier zum Besten geben wol-
len. \s.^\. Tcat* ^yoy^ i^rjyQOfifjv, Diese sprnchwörtliche Re-
densart hat ihren Ursprung im Homer, welcher von den Schläfern,
wenn sie aufwachen, sagt: sie wachen auf. Das ist zu lesen
Seite 21, b. — Vs. 62. öl' alviy(iav igco ist locutio Aeschylea.
Ganz natürlich , denn bei Acschylus findet sich alvLyfiatct iiinkS-
^ziVy s^ alvtyjiazcaVy iv alviyßolqy im d -wer weiss was sonst
noch. — Vs. 116 redet Herkules den Bacchus x«ra iilftrjöhv
JCiQürjg an: cä 0;(j^rAi6. Bei vs. 286 sqq., wo Bacchus den Xan-
thias Torangchen und folgen heisst, jenachdem er das Geräusch,
welches ihn ängstigt, vor sich oder im Rücken zu haben glaubt,
soll der Dichter vielleicht an Diomedes Worte bei Homer II. jc',
222 gedacht haben. Vs. 533 spielt Xanthias den Achilles (Iliad.
iZy 240). Vs. 537. noXkä ytBQLTcsnksvxotog spielt Arist. auf den
Anfang der Odyssee an {alludit). Vs. 646. avtoq deavzov al-
Tic5, quasi animo poetae obversatum sit illud Homeri Od. a , 32 !
Doch auch hiervon genug.
Zu vs. 35 wird über Fb^^* Meinung, dass Bacchus auf seinem
Weg in die Unterwelt beim Herkules in Melite, nicht in Theben
öder Korinth, einkehre, wofür auch oi^xMeAtri/gfia^rt^'tofg spricht.
Folgendes, bemerkt, harum rerum nullum vestigium in hat fo'
hula; postquam cum Hercule viatores aliguod tempus confatu-
lati sünt^ mortuo nescio quo adscito ad Aokerusiam
aquatn perveniunt (man sollte meinen, Herr Th. habe ,^ ris er
die vom Rec. hervorgehobenen Worte schrieb ,' das Stück hödi
nicht gelesen). Ergo mutatio scenae subita^ quam in prima
fabula Tirynlhe, ubi et unde quidquid ad Herculefn spectat^
fuisse rectius vidit Thomas M. Das nenne ich einen bündigen
Schluss und eine schlagende Widerlegung. — Das Possirlichste,
was Rec. je in einem Commentar gelesen hat, findet sich in den
Bemerkungen zu vs.46 sqq. Zuerst will Herr Th. nicht entschei-
den (jion diserim), ob die Kothurne, welche Bacchus i^nhat,
denen ähnlich seien, welche Alcmäon bei Herodot (VI, 145) an-
zieht (xo^oQvovg rovg svqiöxs BVQvtdtovg iovtag vnodrjodfiB-'
vog,, um in Krösus Schatzkammer so viel Gold als möglich ein^
zusacken) ; aber totum Bacchum Alcmaeoni Uli similemfutssey
ex eo elucet^ quod^ quaeHerod. de Jllcmaeone refert : oeavvl
da Tsoj ohcog juaAAov ^ dv^gciitc)^ commode ad Baccki per*-
sonam , qua hie conspicitur , transferri px>ssunti, Man begreift
nicht, wie ein vernünftiger Mann auf so tolle Gedanken kommen
kann. Es geht aber so fort. • Bei deta obscönen intßfxtevov
Kktid^evEi nimmt Hr. Th. wieder eine sehr weiseMienp an {varfe
in his argutantur. Poetam intelligere cupienti opus est , ut
ultra versus proximos prospiciat)^ und belehrt lyis^ "diese Er-
wähnung des CinättfenKleisthenes bilde eiäieä geschickten^^tetier-
260 Griecliische Litteratar.
ghtig auf den eigentliclien Zweck der Reise , auf das Verlangen
nach Eiiripides, einem ähnlichen Menschen, Zugleich enthal-
ten diese Worte einen doppellen Spott : duples cavillatio , qua
Clisthenes priino loco pro nomine navis^ deinde pro homine
cinaedo accipilur,^ illud^ ut proelii navalis fieri possit comme^
moralio , hoc , ut ad rem transilio. Man muss gestehen , Herr
Th. distinguirt sehr scharf. Indess — die Benennung des Schif-
fes nach KleistlieafBS^ gleich viel ob fingirt oder nicht, ist nur
insofern höhnend, als kxsßdisvov KXHö^ivBi eine obscöne Ne-
benbedeutung hat. Was Herr Th. von einem Uebergange {aheltf
bedarf keiner Widerlegung. Die Behauptung des Scholiasten,
dass Kleisthenes vor Kurzem Feldherr gewesen sei , und gesiegt
habe, schehit dem Hrn. Herausgeber deshalb aus der Luft ge-
griffen zu sein , weil Xenophon Kleisthenes nicht mit unter den
Feldherren zur Zeit der Schlacht bei den Arginusen aufführt
(^qui ante pugnam ad Arginusaa commissam et post fuerunt sc
duccs). Nichts dei^to weniger erklärt Herr Th. gleich in der
folgenden IZeile , hier sei gar nicht au die Schlacht bei den Argi-
nusen zu denken. Fragt man nach dem Grunde , der Hrn. Th.
bestimmt hat, unsre Stelle auf eine andere Schlacht, nämlich
auf die unter Antiochus gegen Lysander (vor Ephesus) zu be-
ziehen^ 80 erschrickt man fast, wenn man lies't, dass in der
Schlacht bei den Arginusen die Athener 25 , die Peloponnesier
G9 Schiffe , in der Schlacht bei Ephesos aber die Athener nur
15 Schiffe verloren haben. Weil also Bacchus mit seinem Xan-
thias 12 oder 13 feindliche Schiffe in den Grund gebohrt haben
will, und diese Angabe der Zahl der bei Ephesos verlornen athe-
nischen Schiffe ziemlich nahe kommt — das ist der Grund! ! x^'
^yoy' e^rjyQOiirjv. — Vs. 58. (i^ üK^zth ik ddeXq/' ov yaQ
dkl' ^x(o Koxag, Hier billigt Hr. Th. zuerst die Meinung des
,Schol. , dass ov yaQ dkka für xal ydg stehe und dXkd — xa^
gikKSt 'AttiHog, .Efgo^ enimvero. Andere Schollen nehmen
eine Ellipse an {pv yäg tovro iörtv, ov ydg zovvov STCi&viiOf
o kiysLg^ dkkd KajccSg H^9 bekanntlich die einzig mögliche Er-
kUinmg):. ^ed haeo sunt superflua, Si quid ellipseos huic fof"
mulae subest^ repetendum id es obtestandi formula (id ^fa.
Sic Noster Lys. 55* ov ydg (id z/t' dkk' cett. et infra Ran,
192. p,d xov zli ovydg dkk' cett. ZumSchluss wird noch ein
Unterschied zwischen |xa xov /IV ov ydg dkkd {immo vero) und '
dem schwächern ov ydg fid ^/' dkkd (enimvero) aufgetischt
Aus welchem Jahrhundert ist wohl diese Grammatik? — Vs.73.
Nachdem das Mährchen von lophon's Klage alles Ernstes erzählt
worden ist, fährt Herr Th. fort: Ulcungue fuit^ quod lophon
ipse cum patre certare ausus est^ illo invito eum fecisse opi^
nor, Hinc eliam factum est , ut quas post mortem patris /<^
pkon fabulfis fortasse docuit meliores^ Sophoclis esse multi
opmatentvur. Das verstehe Seiner ! j3q viel Rec errathen kamii
Ärigtaphanii Comioedlae, edi!l. Thiencb, MI
wollte Herr Th« sagen, lophon sei wldef* seteeü -Vaters Wunsch
lind Willen als dramatischer Dichter aufgetreten (hi^e mit seinem
Vater gewetteifert, denn von einem eigentlichen Wettstreit iwi-
sehen Vater and Sohn weiss Rec. nichts), daher habe man u. s. w.
Aber wie diesä eine Folge von Jeneiir sein soll, begreift Reo.
nicht. Woher überhaupt die ganze abentheuerliche opinio?
Unsre Stelle sa^ fast ausdriickllch das Gegentheil , nämlich dass
nach der Meinung der Leute Sophokles seinem Sohn bei dessen
dramatischen Versuchen half, also sein Auftreten billigte und
begünstigte. ^ — Vs. TOerklfirt Herr Th. 'lotptßvt' dxoXaßiov
{es) lophonte arcessüo und verbindet amov (aovov mit xadm-
vlöa. Beides ist falsch. Die Constniction ist: nglv y' äv*Io-
g>wvt cr^ anokaß&v ctvrop fiivov {ihn bei Seite allein vorneh-
mend), xcadoivlötOj o, u ävsv £o^. xoteu Auch vs^Sl wird
ganz falsch erklärt:
xav ^vvajtoig&vm Sbvq^ iat^Eigi^ffui fioi*
Euripidem {etiamsi eum abducere nolU , tarnen) secum es orco
esse atffugüurum ; sodann Euripidem faeit importunum et tno-
lest um y quippe qui ne invitatus quidem secuturus sit. Davon,
ist kein Wort wahr und kann es auch der Sache nach nicht sein. '
Der Irrthum kommt aus dem missverstandenen xav , welches mit •
inixsiQTjöeu zu verbinden ist: ,, ausserdem wird Euripides, da er
schlau und imt ernehmend ist, auch bereit sein die Flucht mit mir •
zu wagen, während Sophokles dort, wie hier, zufrieden isl^^
{nullibi molestus^ nee alii& nee sibi displicet!) — Vs. SS«*
aytoXmmv fi' c?Äo/%€Tai Versteht Herr Th. erst vom Tode (natn
multisille bonis flebilis occidit), dann wiederum vom blossen Weg-
gange aus Athen! dann: xo^Bivog volg (pUoig inteiL j^akBnolg^
quippe parasitis!?^ Vs. 85. nol y^g 6 fkij^cov (seil, dnol^raify
soll der Nominativ für den Vecutiv stehen. — V. 91. Evoml--
dov nktlv ij -^ ötadiG) Xaklörsga. Der Querstrich soll daBitmg*
vnovotav bezeichnen. Herr Th. erklärt: als ein Jahrmarkt ge*
räüschvoUer ^ nicht: um eine Meile geschwätziger^ wld dabei
soll doch der Dativ richtig sein und 6tidhOV sowohl ak Längen-*-
mass als in der Bedeutung Rennbahn genommen werden. Dazu
gehört etwas schwarze Kunst. Mit dem Werte tftädiov verbin«
det der Grieche, so viel Rec. weiss, den Begriff des Geräusch-«
vollen nicht. Stmöltp kuXlfftsg« kann nichts Anderes heissen, •
als: um ein Stadium geschwätziger ^ und ist derselbe scherz-
hafte Vergleich, wie in Alexis^ xgBktcav i^^sgag Sgopm^ —
Vs. 92. CxoiAvkpatcc adhibetur et in amoribus pro vnoHogtüfri^
xcSg g>kvagBlv^ quod sattem hic^ ut a rebus tragicis aUenum^
castigatur. Also kosendes Liebesgesehwätz, ^ie-xiXhÖovmv fiov-
0Bla l Dass das -Letzte aus Buripides ist , durfte nicht übersehen
werden; die lange Note über %tXi86v2g wird zum Theil wörtlich
wiederholt zu vs. fi94. — Vs. 94. & (pgovöa ^äööov wird erst
falsch {^ui prae gaudio quasi non apud se sunt)^ und dann
26S Griechitche Liiteratar.
dchtig erklart (dem Leser wird die Wahl gfelas^en); dage«^en
TtQOCovQjjöavza erst richtig , und dann (p. XXXV.) falsch. —
Ys. 15^ wird der Athener Cinesias^ den Aristophanes meint, mit
dem Thebßner verwechselt. — Vs. 159 wird ayoiv iLv^tr^gia
mit Eustath. erklärt durdi unidv slg xr^v tov iivötriQlov aogztjv^
od mysteria profecturuB, Ob das Griechisch sei, kümmert Herrn
Th. wenig. — Vs. lCi8. 56ziq in\ tovt* SgxBtai: qui hoc nego-
tium in 86 suscipiaL Das mtisste wenigstens hkevOBtai lieissen.
Der Sinn dieser Worte i9t kein anderer , als der von Welcher an-
gegebene. Lustig ist die Erklärung von vs. 174. vxdyed'' vfislg
TTJq 65ov. ^TitiyBiv soll in der Bedeutung von avaxGiQÜv vor-
züglich, von Tragenden oder Ziehenden gebraucht werden . und
eigentlich (durch eine Ellipse von uvxQv)'€iich unteres Joch atel-
len beissen: vos fereirum reoipile vipmr pßrfecturi. Was heisst
es denn nun? Die Bedeutung von ai/€r;|rct>p£ri/ :kann es nicht ha-
ben, weil, wie. schon vpLeZg zeigte . die'frsger, nicht Bacchus
und Xanthias gemeint siijid; ferelrum f:ecipite auch nicht, weil
es diese Bedeutung nicht liat, und überdiess auch x^g oöov da-
gegen ist. — Vs. 181. aoTt nagaßakoü» Was hier über coojc
bemerkt wird, dass es ein Ausruf bQim Anlegen und beim Ab^
8t08sen sei, ist riditig, nur begreifen wir nicht, wie Herr Th.-
dazu gekommen ist, Charon sich an dem jenseitigen Ufer des
See*s zu denken 9 und nagaßakov \om Abatossen zu. verstehen:
impeÜe navem ^ ut procedat. Diese Bedeutung hat nagaßaXh^
C^jctt nicht, was vs. 2(i8, worauf sich« Herr Th. beruft, am we-
nigsten verkannt werden konnte. Equit» 759. xovg dsicpZvas
psxscDgl^ov xccl xfjv äxazov Jiagaßdkkov ist die Brjinck'sche
Erklärung, welche Herr Th« wiederliolt, schon deswegen falsch,
weil ein Kriegsschiif (vavg dBkq)ivo(p6gog) keine aaaxog sein
kann. Die Uebersetzung appelle lembum kommt dem Wahren
schon näher : leg das Boot an oder bei , d. i. halt es in Bereit-
schaft. Wahrscheinlich war es der Imper. xagaßaXov y der
Herrn Th. zu seiner Annahme verleitete. Freilich ist Niemand,
da, den Charon mit diesem Worte anreden könnte, da wir nicht
annehmen dürfen, dass er einen Ruderknecht bei sich gehabt
habe ; aber dass Charon sich selbst mit diesem Worte anrede, ist
weder etwas Auffallendes noch etwas Komisches, und ist schon
von Andern bemerkt. — Vs. 191 bietet ein merkwürdiges Bei-
spiel von der luterpretationskunst des Herrn Herausgebers :
dovXov ovx aya^
$1 pi] vivavp&xrixB xijv nagl xcov xgecov.
Hier sei gar keine Schwierigkeit : nisi pugnae navali interfuil et
eo stbi libertatenk paravit. — Dicuntur servi pugnasse^ ut sui
corporis domini evaderent. Ob aber ntgl x^v xgscjv für nsgl
x(Sv öGipdxcov stehen; ob diess den angegebenen Sinn haben
könne, was wir geradezu leugnen ; ob es wahrscheinlich sei, dass
Aristophanes gerade dleas denAbeutheuern zum Vorwurf gemacht
Aristophanis Comoefliae^ edid. Tlüen^ch,
Fiabe (denn einen Tadel spricht er aus, venn er sagt^ die Schlachl
bei den Argiuuscn habe der Freilassung^ von Sklaven gegolten)^
diess Alles beunruhiget Herrn lli. nicht , der sich nicht einmal,
wie Bothe, bemüht, ein Beispiel für die Verwechslung von öafu*
und Kgiag aufzufinden. Freilich , wenn es keine passenderen
giebt, als Aristophi Eqq. 457, wo Agorakritos a ysvvixoizaiov
xgiag (o wackeres Stück Fleisch) angeredet wird, dann war es
besser , lieber ^nz zu scli weisen. Herr Th. Iiilft sich aber auf
eine andere Weise« Arlstophanes soll xohiov , nicht ötofiai[fiiv^
gesa^ haben, theils nt sonaret nag^ VTrovoiav (diess that es
gewiss !) , theils — weil die Sklaven gern Fleisch assen ! Einen
dritten eben so triftigen Grund hätte das Metrum abgegeben. Wer
sich nun so weit durch die Anmerkung hindurchgearbeitet hat und
am Ende zu sein, glaubt und sich freut nicht mehr za wissen alsi
vorher, der irrt sich gar sehr. Docta Palmerii üklerpretatiOj
fahrt Herr Th. fort, montem pugnae loco vicimim Crepnis no-
mine indicari haud inepta quamvis sit^ neque tarnen in eo
totum vertitur. — hie quoque obscura quaedam loci signifi-
catio latere polest. Die Coniectar.Pa///ier's ist wohlfoilen Kaufs
zu dem Ehrentitel gekommen; sie ist geradezu iuept, . und wenn
Herr Th« Etwas davon zur Erklärung unserer Stelle. benuta^en zu
können meint, so beweist diess nur, dass er nie recht ^veiss, was
er eigentlich will. Diess zeigt auch <]as Folgende, was von der
Variante ntQi ttav vaytgcjv gesagt wird: non adeo et inanis^ ut
quibusdam videtur* Denn was will er hiermit sa^en ? ÜBgX tav
vBxgcjv ist ein Glossem, was höchstens Zeigen kann, wiel man
die Stelle erklärt hat , vielleicht auch wi^ sie zu ericlären ist; — '-
Vs. 202 glaubt Herr Th. ov p'^ ip^äi^Big Sxcxv reilfilSrt za
haben, wenn er bemerkt, ^;^ci.8ei iaaolchien: Redeweisen JninnH
sitlv: in statu esse, affectum e^a . -rr. V& 20^ (audikt vs.06&.)^
drückt xaxa, xal, ilzu Verwunderung mts» yeraltetiM)octirin !
— > Ys. 207. xataxeXBv^dii, Charon giebt'das Zisicbent nidit für
die Frösche, sondern für Bacchus {(66ic ox , don in)* '-^t- Nach-
dem BiBtcchus übergefahren ist, ruft er Xanthiasitva: 270, . der
aeüie Gegenwart durch den Ausrnf läv (i.' e..h(Bdav Mr'^biK idh)
zu erkennen giebt. Herr <Th. weiss luibfat , ob< «r' diesig fwelto«»
Freudenruf oder für einen Klageruf erklären dolL* >E» -ist-lccin«
von beiden. Die ICrklärung vmL.fi8..272 xliöti tAifkav^öt^
Bacchus loca^ m quihus Xanthias est.vel fitit^ :« suo^dm si*
gnificat (sie). Ergo: quid n^ vi ist in c^ ist ^undfälsch.
Tai;räi;&onst Vier Ort, wo sie» beiäC' stehen. DaflB ^. 291 «rov
'ori; <p£p' 1%^ avtriv Xa lediglicfa Ausdruck der libido ist, waf
kaum zu verkennen^ Ys. 297 lässt Herir Th. den Bacchus in die
Orchestra hinabsteigen und sich hinter dem Priester (s. zu vs^OO),
also unter die Zuschauer, ^ verstecken« Eine pbsstrliche Hdee,
an der derScholiast unschuldiger Weise Schuld isl.' Ein.merkwür-
diges Kunststück wkd vs. 801 practitdrt. Man ist unchiig, ob
164 ' RftmUcli« Litteratnr.
vian in dem bekannten Vers ymX^v 6qS schreiben soll oder yaXyfJ
QQ(S. Herr Th. weiss sich lu helfen. Weil die Pointe in der
irersdiiedenen Aussprache dieser Worte liegt, so schreibt er i—
yal'qv Sga (die alte Form des Circumflexes). Rec. schwindelte
es beinahe, als er sich die vergebliche MiUie gab dieser Argu«
mcntation zu folgen. Die Prolegg. in Piut p. XII, auf weldie
zweimal verwiesen wird, werden wohl den nöthlgen Aufschiusa
geben; auch darüber, wie man, wenn Einem derAthem ausgeht,
dadurch von dem Acut auf den Gravis kommen und so den Cir-
cumflex zu Wege bringen kann.
So Viel! Von der Latinität des Jim. Herausg. sind Proben
mitgetheilt, die Rec. einer weitern Remerkung übeiheben. Druck
lind Papier sind gut. Druck- oder Schreibfehler sind selten (von
TS. l — 309 nur 11), der Preis bei der Beschaffenheit des Buches
enorm (1| Rthln), ^
]^uld|i, Fr. Franhe^
Mf Accii Plauti comoediae quäe Mupertunt. Ad me-
lioram codicum fidem recensuit, versus ordioavit, difficiliora inter-
pretatus est Carolw Herrn, Weise, Tomus I. insant Ampbitruo —
Mercator. (Die ersten 11 J^omödieo nach alphabetischer Ordnung.)
Quedlinburgi et Lipslae t^pis ac sumtlbus Godofr. Bassü» 1837,
XXXII II. 446 S. nebst einer nicht vollen Seite Emendanda.
Der Herausgeber dieses Buches hatte bekanntlich im vorigen
Jahre demselben eine philologisch - kritische Abhandlang unter
dem Titel: „Plautus und seine neuesten Diorthoten,^^ voraus-
geschickt, in der er sich sehr lebhaft gegen die neuesten Bear-
beiter des Plautus, insbesondere gegen Herrn Prof. Ritschi, er-
klart, Wilhrend Ilr. Prof. Bitschi davon ausgeht, dass man
zuvörderst als Basis einen Text haben müsse, der möglichst treu
die Lesarten der ältesten Handschriften ohne die von den Oelehr-
ten gemachten Veränderungen gebe, nimmt Hr. Weise die Vul-
gata in Sekfita, die, worauf sie auch immer sich gründen möge^
doch nicht elitbehrt werden könne, und fast meistens bessere
Lesarten, als die für die ältesten gehaltenen Handschriften ent-<
halte, . Offenbar liegt in beiden Behauptungen etwas Wahres, und
es istkdiäum »i zweifeln , dass, wenn auch noch ältere und bes-
sere Handschriften als die bis jetzt bekannten aufgefunden wurr
den^ daraus ^och noch bei Weitem kein Plautus , wie er etwa
ursprünglich gewesen sein möchte, hervorgehen würde. Das
scheint auch Hr, Prof. Ritschi anzuerkennen, indem er nächst
demianit höchst ausgezeichnetem Fleisse nach d^n .alten Hand-
schriften und Ausgaben gegebenen Abdruck der Bacchiden ku-^
gleich eine kleinere Ausgabe ohne Varianten erscheinen Hess , in
wdclitsr der T^t w^h seiu^ Kegensioa « die er jedoeji nocb
Flanti ooiao«ihe. Bee«iiiiitr Weife. S6&
t
nicht ale eine eigentliche Recension angesehen inrigsen will , con-
stituirt ist. Eiffen ist es. dass Hr. Weise, so oft und so stark
er auch dem Hrn. Prof. Ritschi widerspricht , doch nicht nur in
Tiefen Dingen die gleiche Ansicht hegt, sondern auch überhaupt
eben dieselben Principien zu befolgen scheint. Keiner von bei-
den hat bis jetzt diese Principien entwickelt, Hr. Prof. Ritschi
jedoch^Tersprochen sich über die Prosodie des Piautas ausfuhr-
lich auszusprechen : Herr Weise scheint das gar nicht thun zu
wollen, da er sich gewöhnlich nur überhaupt auf die Gewohnheit
des Plautijs beruft. Man kann daher für jetzt nur aus dem von
beiden Herausgebern constituirten Texte , so wie aus deren gele-
gentlichen Bemerkungen ihre Ansichten errathen. Der Meinung,
welche diese beiden Gelehr^n, so wie mehrere Andere, zu he-
gen scheinen , dass man die Prosodie des Plautus aus ihm selbst
abstrahiren müsse, kamt Rec. nicht beitreten , sondern muss ihr
zum Theil gänzlich widersprechen. Um über die Prosodie des
Plautus richtig zu urtheilen , giebt es schlechterdings kein ande-
res Mittel, als ein sorgfältiges Studium «des Bentley'schen Terenz.
Dieses Studium muss aber Torurtheilsfrci sein , und so»getrieben
werden , dass man auch die Irrthümer des sprossen Mannes zu be-
merken und zu berichtigen im Stande sei. ' Denn dass derselbe,
trotz seines nnläugbar unsterblichen Verdienstes um den Terenz,
dennoch in gar manchen Puncten geirrt habe, glaubt Rec. in der
Abhandlung de M. Bentleio eiusque editione Terentii hinlänglich
gezeigt zu haben. Es ist daher kein kleines Unternehmen, auch
nur vom Terenz eine Ausgabe zu liefern , die den Forderungen,
die man zu machen berechtigt ist, entspräche, und nicht so leicht
dürfte sich der Mann finden , der das im Stande wäre,' Yerglei-
ehung noch nicht , oder noch nicht genau und vollständig ver-
glichener Handschriften und alter Ausgaben, unter denen eine
bisher unbekannte nicht zu vernachlässigen ist, von welcher im
8, Heft des 4. Supplementbandes dieser Jahrbücher Kunde |[ege-
ben wird, scheint dazu unerlässlich, eine zwar mühsame nnd
kostspielige , aber doch iGrewinn versprechende Sache., da der
Handschriften und alten Ausgaben nicht wenige vorhanden. sind.
Jedoch auch schon wie der Text jetzt nachBentley vorliegt; kann
ein gehöriges Studium desselben die Hanptregeln , die man auch
bei dem Plautus zu befolgen habe, an die Hand geben. Aller-
dings ist die Prosodie. des Plautus noch, etwas roher und unaus-
gebildeter, als die des Terenz;. Aber die des Terenz muss man
zum Grunde legen, und nun zneehen,' .in wiefern die des Plau-
tus sich mehr Freiheit gestatte. Das ist aber eine weit schwie-
rigere Sache, als gewöhnlich geglaubt ^wird, Man beruft sich
meistens entweder im Allgemeinen darauf, dass Plautus manches
nicht so genau nehme, oder man beweist mit Stellen, die ent-
weder problematisch, oder gar corrupi sind. Damit lässt sich
»b^r alles bew^en« tud idtbin beweisen solche Beweise gar
♦
206. *RS«iUAhfl:Lit<«tfrt«i'.: ..
•
niclitsL Hienii konunty. daaaiBroitodie und RliythiAus sö eng ver-
bunden sind, dass, was an^vft^r Stelle «liaubt ist, de^we^en
nidit audi an einer andern Stelle für erlaubt. gehalten werden
darf. Wer in solchen Dingen nicht ein veobi sicheres und ge-
übtes Ohr hat, wird daher. für die, die an den Fingern scandi-
rcn. Recht haben, bei Andern aber, dib an den Rhythmus ge-
wöhnt sind, eutschiedeiiea Widerspruch finden. . Rec. gesteht in
diesem Puncte sowohl als in. Ansehung der von Viem Plautiis ge-
brauchten Versarten immeif strenger worden in sein, und Manches^
was er ehemals für eiiaubt hielt , jetzt für vcr^rflioh zu erken-
nen. Deswegen ist es sehr natürlich, wenn ihm nicht leicht
gniigt, wiis nicht entweder sicher erwiesen werden .kann, oder
sich durch den Rhythmus hinreichend bewährt. . Es folgt daraus,
dass nach des Rec. Ueberieugung Plautus noch eine ganz andere
Gestalt erhalten müsse, slst'die ist, wekhe:auch di^ allerneuer
sten Bearbeitungen aufgestellt haben.
Was Hrn. Weisens Ausgabe anlangt, so ist die äussere Ge-
stalt derselben diese^^ dabs<mit Recht die untergeschobenen See-
nen gäuiUth weggelassen , in den Noten unter dem Texte theils
Varianten angegeben, ^heQs, was et^a dunkel sdieiiien könnte,
erklärt, theils prosodische Bemerkungen f^eäiadit,. theils Ver«
hessennigen vjorgeschlagen sind. Am Ende jeder Komödie ist ein
Verzeichniss der darin -vorkommenden Versmaasse angehängt.
Wir wollen zum Belege des oben ansgesprochciien Urtheils
den nicht schwierigen Prolog und die sehd schwierige erste Scene
des Amphitruo betraditea. Im Prolog V.54 liest man:
Eandem Auno, tivoUiSy fdcianiy ex4rmgo€dia
ComovHia ul tit Omnibus indem vifrsi6iit. ■ ■ •
Die unterlassene Elision mfaciam kann ReCi. nicht für richtig ei^
kenneu. Es ist ego ausgefallen. V. 5yund6S^
Fuciam , üt coatmltla $it Tra^icoeomoidia» ■
Faciam kdne , proimde mt dixi y iiiigicacomoidiam.
TVa^coeomoedia ist schon ah sich ein unrichtig gebildetes Wort,
und rousvv:, wie im zweiten dieser Verse schon der falsche Ictus
disi zeigte entweder tragocomoedia oder nach lateinischer Form
trtifiir»moedia heissen. Daraus ergiebt. sich, dass der liweite
Vers mit richtigem Ictus so lautete :
J^y»tiam ktkut y' proindc vt dixi ^ tragicümo^dtamy
der entere aber einer anderen Verbessenmg bedarf. — V. 65
und tifi bemerkt Hr.* W. mit Andern., dass conquisitores vietsyK
big rtitHpmtores ausgesprochen werden müsse., und beweist das
mit liiere. 111. 4^ 80. Das sollte wirklich im Texte so geschrieben:
sein « Bumal di qtwestores eine hinläoglicfae Analogie giebt. -r-
V.TO-
^*rt fw* dmibiv'isfrnt pmlmam hiairiomibus.
Die Vulgata ist ambisstuft. Ilr» Lindemanu hat richtig mit An-
dern ombissii^ hier und V. Uly wo ik« WcLiq amiUsent behalten
Flaut! GODMMcliae« Qf cctnsi^t Weise. ' S8T
#fc ■ ■ ■ ■ ■
/
Iiat , hergestellt Aber weder Hrn. Lindemanns noch Hrn. Wei-
sens Lesart kann die richtige sein, die letztere nicht blos wegen
desFlnsquamperfccts, sondern auch, wie die enstßr^^-wegqn.
sive und des nicht elidirten palmam^ woau bei« Hrn. LindismanB'
gar das nicht elidirte und eine lange Sylbe sein sollende' .^21»* hin- <
zukonanat. Glaublicheristes, dass der YerssO\ gelautet habe:
Sive äliqui palmam ambisaint hhiri^nibus^ .1 , « . .
Zu V. 14, den Hr. Weise so accentuirt giebt: ......
Quasi magisiraium sibi aUerive ambivetit^ .
verstehen wir die Note nicht: Claudicat ttiettum% jqu^dmßUtafL
haberet^ si le^eretur: Quasi qui magistr. etc. Vel leg.
Quam SU (Dann wür(Le ja :erst der.Yent unm^trisch' werdend)
Nam V. magistratum ab initio corripiendum^esse.^' ne df^bi'^^
iato. Cf, Rud. IL 5^ ?0. ■ Quasi k^nn ^enletus: nicht. auf der letz-
ten Sylbe haben: setzt ipan ihv(,ywie,Hr. liindemahn gethan\lfat^
auf die erste in magistratum i so istalLcs x4ehtig.: -r-r M. 81^ ' »'
Hoc quuque eiiam, mihi in mandatis dedit.
Dieser Vers hat keiii Metruni. ; Hr. W. sagt in der Note: Igitur
quoque h. l. producendum^ ut sane saepius videtur faciendum>
in Plaiito; (niemals: dann.wü^rdetds gar keine Prosodi^ mehr ge^i
ben ; und eben so wenig kann die letzte Sylbe dieses Wortes im«
elidirt bleiben.) nisi malisaddere.pater post '271 tAt;". Diese»
pater hat Ilr. Lindemann aus denoi Leipziger Codex uifgenoinmcn;»
Hoc quöque etium mi in mündaUs dedit pctter :
aber bei seiner YerthcidiguUg des falschen Ictus in mändatii hat;
er übersehen, dass, wo der Ictus so steht, auch «inä hihvei«^
chendc Ursache dazu Torhanden sein muss. Weit besser settenr
andere Ausgaben ille nach mihi ein. \'. — Y* 84».
Quiue quo placeret älter fecisadnt minusli .! > ' :< ; >
Dass quive einsilbig sei, .^lirde.docjiierat. noch: am /beweisen sein«''
Flautus konnte ja die Worte 90 seiz^ia<t: Quive^ atter 'qtto placereU
— Y. 89: kamv dlq vernsichlässigte.'ElltiQn .nicht, gedjuidest iwisrden« '■
Quid ddmirßti^ ■ ddif >' * ^mai: .t^enf nt^tvbmj ' :* •) - ^ >*
Eher Y. 96. •......:■.... ,,- ,\
■'.-• Dum.hüiuB ßfgumenMm^^loquar 'jcomo4dimi\^.
wo hu/US hßtoni sein soUte^.i.DitniÜdai dieses Wort, "i^e andere
ähnliche, bald zweisylbig, ^ bald .eins|jrlbig ist, so. stört vdie gieichei;
Betonung: man muss. daher. das «insylbige- ^«/t«», das'iweisylbiger
hüius betonje^.. Unrichtig. isät'. hier ^ Ufa. Lindeibanns Betonung;
dum huius argumentum. — .. Y. Bl.hat Hr. LindeMinn richtiger
betont: «.• ■ ;, ' - .- •"-, ,?'••■ •:.•/;; >-„■■
Haec firbs.ttt Thelfa^m- In iJUiei habität'a4dib%Uy •
als Hr. Weise In illiscey obglekh der Hiatus in diesem Verse ge-
rechtfertigt werden kann, -r-r '• i; Y. 100 mochte- sefar'vu zweifeln
sein , ob nicht '
7a niific Amphitruo pra^feetuü legiönibut
60 umzustellen wäre praefedust Jimphilruo. — Y. 102.
^...ij
» » »• _ r ._ .
208 Eömliclie Lltteratar.
h priAiquam hine ohni iptemei m e s it diwm ,
Ormmdam Aileumenam i&xorem fecU 9uam.
So such Hr. Lindemann. Es sollte prfuaquam ftccentnirt sein.
In dein iweiten Verse ist weder die unterlassene Elision noch der
falsche Ictos üsor^m sn dulden. Hr. Weise Bägti Neutiquam
transponendum^ quemadmodum fecü Bothius: fecit usorem,
Nam usore etc. crebro aceentüm habent in prior e syllaba»
Sic Gas, III. 5, 36. Bothe hatte voUkoninien' Recht. Der an^e-
lo^ne Vers würde, auch wenn er richtig wlre, nichts beweisen.
ErisoU nach Hrn. Weise ein Bacchisöher sein:
Af eii üxorem örare , tif ^xoref ÜUtm*
Aber der Manf^el der Elision kann auch hier nicht geduldet wer«
den V. 104.
JVom €go v6$ nom6$e erddo iam , ut tH pdUr meng.
Fäier als Pyrrhichins ist hier hchlechterdings unsuiissig. Eben
10 wenig dürfte Piautus Y. 120 geschrieben haben:
Nam m^ui pater intus nAnc etty eceum, lApiitr.
Warum Y. IM geschrieben ist, dt illa illunc censet virum Suum
dsse , leuchtet um so weniger ein , da die Yulgata ülum das rich-
tige ist Y. 136 ist es nicht glaublich, dass
Quo pdcto iit dtmU donaiua pUtrimii
Ton Piautus der bessern Betonung donis sil sollte TorgesEOgen wor-
den sein. Auf keinen Fall schrieb der Dichter Y. 141.
£K tirvuB , tuiun ego kdnc fero imdginem
Hr. W. vermuthet hodie sei ausgefallen. Das ist nicht wahr-
Hcheinlich, da dieses Wort schon im rorhergehenden Yerse steht.
V. 143.
Ego hda haheho ^Uque in petaso pinnulas.
Das von Anderii nach habebo eingesetzte Ate ist nothwendig im
den Hiatus lu vermeiden. Eben ,so sollte Y. 145
Svh pitaso ; id MtgAum Jmphitruoni n6n erti,
umgestellt sein: id Jmphitruoni signum. Und wte wird leicht
glauben, dass Y. 146 Piautus geschrieben habe:
J^ ngna nemo hörum familiariumy
WO er sagen konnte und musste horumce? Endlich wer mag dem
Piautus Verse zutrauen, wie die beiden letzten des Prologs;
jiddst y ferit, Operae pritium hio spectdnUbu»
lovem et Mercurium fdoere histridniam,
Hr. Lindemann beruft sich hier und anderwärts auf Hm. Kamp-
tnanhs Anmerkungen zum Rudens: aber dadurch lassen sich die
Unterlassungen von Elisionen , deren wir allein in diesem Prolog
•ao viele finden, auf keine Weise rechtfertigen.
Wir gehen izu der ersten Scene fort. Es ist nicht wohl ein-
zusehen, warum Hr. W. Y. 5. 6 die offenbar unrichtige Yulgat«
beibehält :
JVec causam lic9at dkere mihij neque in hero quidquam attxilU siet.
Nee qwquam «j(, quin me ornuei ette diguum deputMi tlo.
Plauii como«diae. Beceasait Weise.
noch wie er in der Note Ziagen konnte: AUerwn uequey tU
saepius^ monosyllabum est ^ quasi aü: ne eiideiidumqve^ was
absolut unmöglich ist, wählend gar nicht gezweifelt werden kann^
dass, wie Rec. in der Elem. d. metr. p. 103f. die Verse ge-
schrieben hat, siet^ und so auch fVa, zu dem folgenden Verse
zu ziehen ist, worin auch Hr. Lindemann folgte. Waa kommt
nun dann fiir ein ganz unerträglicher iambischer Tetrameter bei
Hrn. Weise zum Vorschein, und was für ein ihm angehängter
ietrameter choriambicus praecedente pyrrhichio,^ dergleichen
in der Komödie unerhört ist; ja der hier gegebene würde nicht
einmal richtig fiein: ^
Quaü inendem memisemm homine$ octd vaUdi caeddnt: üa
Peregre ddvenien$ höspitio pühUcitus dccipiar,
Rec. hatte in den Elem. doctr. metr. p* 393 diese Verse für ana-
pästische erklärt, aber nicht richtig gesehrieben. Sie würden
richtig sein , wenn puhlicitus wegfiele , das jedoch von Priscian
und Charisius anerkannt ist, von dem letztern aber vor hospüio
gesetzt wird. Da die älteste Ausgabe veniens hat, so dürfte das
anapästische System so zu schreiben sein :
lia qudti incudcm me miaerum bomüieB
octd validi
1
caeddnt: ita puhUcitüs peregre
\ veniens höspitio accipiar.
Doch wagt Rec. das keineswegs mit Bestimmtheit zu behaupten, da
die letzten Verse auch ohne Katalexis so gelautet haben könnten:
caeddnt i ita peregre huc ddvenieng
puhlicitus egft höspitio accipiar,
V. 9—11 giebt Hr. W. für Kretische Tetrameter aus. Aber wer
kann in diesen Versen, wie er sie giebt. Kretische finden:
Haie heri coegit immqdistia , me qui hoG
Noctis a pörtu ingrdtus ixcitat,
Ndnne idem hoc lifcis me mlttere pvtuii ?
Das sind schlechterdings keine Kretischen Verse , und wenn man
so verfahren will, so kann man überall jede beliebige Versart auf«
stellen. Rec. vermuthete ehemals in den Elem« d. metr. p. 458 f*
dass V.9 ein trochaischer katalektischer Dimeter, V. 10 — 18 aber
lonici a maiore wären , wie denn in den fünf letzten dieser Verse
allerdings der vollständige Sotadische Rhythmus vorzuliegen
scheint, ohne dass es einer Veränderung bedürfte. Dennoch hat
ihn die Bemerkung, dass der Ionische Rhythmus a maiore von
der scenischen Poesie der Griechen gänzlich ausgeschlossen^^ und
daher gewiss auch von den Römern nicht in dieser Gattung der
Poesie gebraucht wordetPsei, von der Unrichtigkeit jener Vor-
aussetzung so überzeugt, dass er nicht zweifelt, es seien auch in
diesem sehr schwierigen Canticö nur solche Versarten zu suchen,
die sich auch anderwärts bei den Scenikem finden. Nun lassen
sich aber jene drei ersten .Verse leicht in gnte Bacehische ver-
S7§ -Roini9(ß1t6 Litteratttr. •
wandeln, und zwar mit mehr BeibeLdtnng der Viil^ta, als von
Hrn. W. g;esdiehen ist:
• ■"• - Heri ha^c immod^ia co4git^ qui hoc ndcth
A pSrtu med hgraiiis excilävU,
Id^m nonne md mitlere hoc lucis pötuit?
Die beiden folgenden Verse giebt Hr. W* als Anapästen so betont:
OpulMo homini hoc servilus dura est;
Hoc mdgis miser est ditttia servos.
Wenn das, wie es allerdin^ den Anschein haben kann, wirklich
Aiiapästen wären, so müsste servitüs beiont,*und die erste Syibe
für kurz genommen werden, da die letzte von Natur lang ist, und
also nicht- eoiripirt wierden kann. Aber das wäre eine kaum auf
irgend eine Weise zu entschuldigende Härte. Betrachtet man
die ganze Stelle genauer, so scheint sie durch Erklärungen und
Umschreibungen der Erklärer Tcrdorben zu sein. Der letzte der
beiden angeführten Verse, obgleich ein richtiger anapästischer
Vers, sieht doch elfter Erklärung der vorhergehenden Worte, die
ganz dasselbe sagen , so ähnlich , dass man ihn* kaum für etwas
Anderes halten kann. Wirft man diesen Vers heraus , so zeigt
sich am Ende, dass die ganze für aiiapästisch tindioiiisch angesehene
Stelle aus liacchischen Versen, wie das, was Torhergeht und was
folgt, bestand, die sich ungefähr so wieder herstellen lassen:
Opulenlo homini dura hoc magls seriiitüs est^
Quoi nöctes diesque assiduö salis supSrque e6t,
•• FUCto'dut dicto adest opus quictatus nd' sis, ' ' '
Dominij,s' dives öperls te et expers lahöris,
^ Quodcumquc ei libere accidit , posse rStur,
Ae^uom 4sse id putät, non reimidt quid lahörist,
Quoi hat Rec. aus dem folgenden Verse, der in den Büchern mit
quo facto anfängt , heraufgenommen. Dass manches von Erklä-
rern herrühre, zeigen evident auch die letzten Bacchischen Verse,
22 if. Satiüs est, me queri illo modo scruitutem
Ilodie, Qui fuerim Über , eüm nunc potivit
Pater servitütis ; hicy qui verna nutusty
QueYitür,
Sb Hr. W. Warum nicht satiüst? Aber wer hat je von einer
Clausel aus einem einzigen Anapästen gehört 1 Querilur schloss
den vorhergehenden Vers , aus welchem verna als Glossem her-
auszuwerfen ist. Seitsam ist.es, dass auch Hr. W. die Unter-
scheidung der Personen in den nun folgenden iambischen Tetra-
metern nicht verbessert hat. Demi die Worte Sunt vero verna
verberö sind ofl enbar dem' Sosia beizulegen.
Wir wollen aus dem bald darauf folgenden Kretischen Stücke
dieser Scene noch einige Verse ausheben, wie sie Hr. W. zum
Theil mit Hrn. Lindemann, gegeben hat:
Legi'ones; item hostes contra suos instruunt;
Deinxde ulrinque Imperator iti medium dx^unU^
\
Flaut! conoediae. Recenrait Weise. ^}
Vota suseipere^ horidri exercHum,
Völneris vi ^t viriüm.
* Vieimns vi ferocis,
Illieo equites iuhet dcxtera inr&ere»
Cum clamore involant impelu dlacri.
Iure iniustäs.
Solche Kretische Verse hat kein Dichter gemacht, und konnte
keiner machen. Die beiden Tor dem letzten sollen cataleciici
sive imminuti sein, quales mnumeri in PlaiUo occurrunt. Wenn
Hr. W. anstatt sich immer anf das zu berufen , was häufig oder
unzähiich oft bei dem Piautus Torkomme, diese Steilen gesam-
melt , gezählt , ihre Zahl mit der Zahl der regelmässig gebauten
Verse verglichen , und sodann genauer untersucht hä^te , würde
er sie als verdorben haben erkennen müssen. Das ist aber frei-
lich keine leichte Arbeit.
Was bisher gesagt worden , kann hinreichen um zu zeigen,
wie weit vir noch von der HofFi^ung entfernt sind, einen Plautus
zu erhalten , der allenfalls deni wirklichen alten Plautus ähnlich
sähe. Indessen scheint es nicht tiberflüssig, da wir nun die
Bacchides mit einer so genauen und sorgfältigen Sammlung der
Lesarten von Hrn. Prof. llitschl besitzen , einen Thcll auch die-
ser Komödie zu betrachten , um ein Urtheil fassen zu können,
welcher Gewinn daraus hervorgegangen sei, oder zu erwarten
stehe. Wir nehmen dazu die erste Scene, in welcher die beiden
Bacchides imd Pistoclerus sprechen. Hr. Prof. Ritschi hat die
beiden Schwestern in beiden Ausgaben durch kein Zeichen unter-
schieden, was dem Leser beschwerlich fällt. Hr. W. dagegen hat
die zweite, welche von dem Soldaten gemiethet ist, durch soror
bezeichnet. Dieser Bezeichnung werden wir folgen. Den ersten
Vers gicbt Hr. W. aus den Büchern mit einem wieder durch ein
saepius entschuldigten falschen Hiatus :
B. Quid si hoc polis ^st , ui taceas , ego loquar ? S. Lepid4 licet.
Hr. R. in der kleinern Ausgabe richtig , obgleich nach Hrn. Wei-
sens Urtheil male':
B, Quid si hoc potis est, 'üt tu taceas , ego loquar? S» lepide^ licet.
Auch lepide^ licet hat Hr. R. richtig interpungirt. V. 3* 1 lauten
in beiden Recensionen so:
S, Pol magie metuo , mihi in monendo nd defuat oratio,
B. Pul ego quoque metuö , lusciniolae ne defuat cdntto.
In dem ersten dieser Verse hat jedoch Hr. R. richtiger mihi in
monendo betont. In diesem Verse haben nur ein Paar Ausgaben
defuat i in dem folgenden mehrere. DleMss. in beiden defueriU
In diesem haben auch meiuo und lu&ciniolae falsche Ictusr.
Ueberdiess kann weder meiuo noch defuat zweisyibig sein. Reis
strich mit Recht quoque. Der^ Vera ist offenbar so zu schreiben:
Pol €gometup^ lAscinioiäie' cdntioM iSfüat.
272 Rümiiche Litteratnr.
Ob auch in dem Torher^ehendcn Verse oratio ne defutU «a
8chreibeii sei, kann gestritten werden. V. 1 — 9.
//. Mheriui nihil tit quam mtdier, P. Quid e»se dicis dignius?
//. Ilaec ita me orat , sibi qui eaveat , äUquem ut hominem reperiam^
Ab i»loc milite: üt , ubi emerilum aibi si't, ae revehul domum.
Oll die Worte quid esse dicis dignius ohne Fehler seien, ist sehr
die i^rage. Besser wenigstens scheint dixia. Aber was bedeutet
in dem folgenden Verse ita,, das überdiess einen nicht guten
Daktylus gicbt? Wenn dieses W^ort, wie es scheint, so Tiel als
zum IJ eispiel hcdGuicn soll, so muss mit besserm Rhythmus gele-
sen werden: Ita 7ne haec orat. In dem letzten dieser Verse ist
die Vulgata ab istoc milite anstreitig richtig. Nicht glücklich
hat Hr. R. aus Conjcctur geschrieben
f't istunc militcm emüt, ubi emeritum slbi sit^ se ut revehdt domwß.
Ausser den schon von Hrn. W. in der Schrift iiber die Diorthoten
angefiihrten Gründen kommen noch die rhythmischen des schlech-
ten Daktylus im zweiten Fusse und des falsch betonten emät
liinzu. llr. W. aber hätte wiederum nicht se revehdt domum
statt 86 ut revehat domum schreiben sollen. Die Wiederholnng
des ut ist so acht und gut^, als nur immer etwas sein kann. V. l i
fangt bei lim. R. so an : Vbi ei dediderit öperas; bei Hrn. W. Fbi
ei dederit öperas. Keines von beiden kann richtig sein, da et
weder eine kurze Sylbe machen, noch zweisylbig sem.kann. Das
Wahre ist: tibi dediderit öperas, V. 12.
Nam ha^c ii habeat aurum^ quod Uli renumeret^ faciät luibens.
Dieser Hiatus ist nicht zu dulden. Richtig Hr. R. Nam sihaec.
— V. 14.
Potcris agere ; atque ia dum veniat, sedens hie opperibere.
So auch llr. R. ausser dass er t^t statt hie liest. Aber weder
kann sedens die zweite Sylbe kurz haben, noch kann man sdens
ausgesprochen haben. Der Vers lässt sich auf mehr als eine
Weise verbessern, unter andern am leichtesten dadurch, dass
man venit schriebe; oder durch Umstellung der Worte: atque ibi
sedens , dum is veniat , opperibere, — V. IT.
Düae nnum erpetitis palumbem, PJrit, arund o alaavdrberat.
Dieser Vers ist vollkommen richtig, wenn man perj ausspricht.
Hr. R. hat aus Conjectur prope statt perii gesetzt , und Hr. W«
will in der Schrift über die Diorthoten gar ulas einsylbig genom-
men wissen. Diess ist schlechterdings unmöglich. Mit solchea
IMitteln würde man alles zwingen können. — V. 18 geben beide
Herausgeber die Vulgata:
jfVön fgo iatuc facintU mihi , müUer , cdndudbile esse ärhitror»
Plautus sclirieb wohl mihi fäcinus, — V. Sl.
P, Apage a me, apage. B, Äh nimium ferua es, P, MOd mm,
B, Malaciaadndua et.
Diesen Vers, der V. 40 wiederkehrt^ hat Hr. R. in der kleinem
Ausgabe mit A^daiius als uuicht in ^iammeni eiageschlossen.
Fiauü eonioedia«, Rcksentiiit We|se. flS
«
was zii Terwundern ist^ da er in eben dieser Ausgabe die gleich
folgfenden Worte: Quid ab hac meiuis? der andern Schwester
beileget, ganz richtig. Diese spricht von hier an bis ¥• 40. Da-
durch rechtfertigt sich die Wiederholung des Verses, in welchem
das erste Mal die erste Schwester, das zweite Mal die andere
spricht. Das bestätigt sichtlich durch Y.2. nbi me fugtet fnemö^-
riüy Abi tu facito ut subvenias, soror^ weicher ganz unnöthig
sein* würde, wenn die Schwester nicht ebet^falis etwasi in dieser
Scene mitspräche. Hr. W. welcher Mos bemerkt, dass Bothft
mit Acidalius V. 31 weglasse, hat die alte Personenbezeichnung
gelassen, und von V- 81 bis 40 nicht soror gesetzt* — . V. 44.
Hr. W. mit nicht zu duldendem Hiatus:
Me ämplexari, P. Quid eo opus est? B, Vi iüe te videdi volo. * -
Hr. R.
Me ämplexari, P. Quid to müä opuH? B. Vi iüe U videät volo» :
Besser wäre Quid eo mi opus est ? Dagegen lässt sich Y* 45 der
Hiatus bei Hrn. W. rechtfertigen:
Säo quid agö, P. Et p6l eg9 acio qM tnAtOk Sed quid aU?
B. quid eä?'
während bei Hm. R* der Hiatus Termieden). aber nicht richtig
betont ist:
Scio quid ägo» P. Et pol ego sciö quid fluftuo.
Rdz schrieb wohl richtig Scio ego quid ägo, v — V. 46*
• • Quid si apud te-eoemiät desubito prändiuai nut potdtio^
Bei Hrn. R. eben so, vor teniat statt tveniai* Beides kt hart,
wegen des starken Ictus auf der Endsylbe« Das Richtige ist eve-
nat. ~ V. 50. 51*
Vhi tu lepide völe» esse Mhi > m4a rosa , mihi dicito, .
Ddto^ qui hene sit; 4gOyuhi-bene sit, tibi locumd^iidAm dabo.
So beide Herausgeber, auch in der Intcrpunction. Aber wie
kann volea Ale zweite Sjlbe kurz haben, des Ictus auf der zwei-
ten in esse nicht zu gedenken? Yermuthlich schwebte einem alr*
ten Abschreiber das in diesen Yersen so häufige lepidus zur
unrechten Zeit vor. Fläutus dürfte diese Yerse wohl so ge-
schrieben haben :
Vhi tu hene vol^ tibi esa^ mia roM, mihi dieito^
Da qui hene $it: dgo^ uhi hene «tt, stibi locum lepid^ dabo, .
Dass der Sinn falsch aufgefasst worden, zeigt nicht nur die un-
richtige Intcrpunction, sondern auch Hrn. Weisens Anmerkimg:
^ui.bene sit^ t. e. pecuniam. Davon kann hier gar nichi^ die
Rede sein. Die Bacehis verlangt, wenn Pistoclerus zufällig zu
einem 'Gelag zu ihr komme, solle er sagen: mea ro8a\ da fKi
bene sU^ nämlich locum. Darauf beziehen sich offenbar ihr^feU
genden Worte: ego^ ubi bene sit^ tibi locum lepidum dabe.
Darum ist auch hier der ImpenitiT dato nicht an seiner Stellest
sondern r^a. — V.56.57. »
S» Ageigitur: equidim pol nihili fddo j ninosmitua, •
N, Jakrb. f. jmi. u, i^d. od. Krü, BibU Bd. XIX. Oft* S. IB
tut Bömifche Liftfteratar.
lue qnidem Aone abdmeei; ta «sOiia idfutrU^ ü mim hAH.
Den swciten dieser Verse vertheidigte so geschrieben auch Hr.
Prof. Becker in der Pariiaäa ftima antiquUatu Plamtinae g€^
neraiim iUiutrmiae p. 14. Aber weder kmnn fmilus die erste
Sylbe kan haben, noch ein solcher Daktylus wie tu fmiluM^ am
weni^ten im vierten Fnsse, geduldet w^en. Zwar findet sick
an dkser Stelle bisweilen ein Daktylus, aber nicht ohne gehö-
rigen rhythmischen Grund, wie z. B. wegen der Inteipunctioa
v.a
Ptmeifem me kukumodi im paloesfroai, ubi doamtt dnmidaeUmrm
Bichtig gab Ilr. Bitschi nullus tu affuerU^ dafem sonst kein
Fehler in dem Verse ist. Das scheint aber nicht so. Denn sehr
seltsam nibre dodi ^e»%^i equidempol mkilifacio^ fuH causa
iua. Hr. Weise bemerkt zu dieser Stelle : AbnsUre tarn $e fim-
gU Baeehu^ ei miitere velle üwenem. nihili facta; sc ia
cavere sorari meaa. nisi causa tua^ sc, ui tu bic ajmd not
assis^ ieque lepide habeas. Diese Erklirung widerspricht dea
ganzen vorhergegangenen Gespräche, in welchem klar gesagt ist,
dass alles der Schwester wegen geschehen solL Die Bacchis
wurde daher sehr unklug spredien, wenn sie, indem sie den ei-
f^ensiimigen jungen Menschen gehen heisst, ihn noch mit der
offenbaren Unwahrheit nisi causa tua bestechen wollte. Viel-
mehr muss sie sagen : -„mache was du willst; mir ist ea i^eich-
gultig: aber du bist Schuld daran, daas der Soldat meine Schwe-
ster fortfuhrt^ Daher lauteten die Varse wohl so:
Jfge igiiwr: equidim pol mihiUfäeU, Nim emmii tum
iÜe hone ahduc4i: tu nuUug 6ffueri$^ m mim inM.
— V. eo. , . '
Tüu$ iUMf tibi ieio 6peranu B. Lepidu't, Nume €go isfmeere
Jkdcrol«.
So beide Herausgeber. Aber Plautns schrieb wohl: nable iefa»
cere ego höe valo. — Eine besondere Betrachtung verdienen aneb
des Sinnes wegen V. 61. ^ .
£g0 tofti mUas cotnam kodie ddre volo vidüeamt ■
Ego tibi argenlüm iubebo iam intu$ efferri fortu :
Tu facito obsondium . uobii $it opuleutum pb$6nium.
Ego obsonabot nam kLßagitium nubrai «it» mea t€ grdUa
• Opermm don miki^ Ü ad tarn fperam fdeert tumtum di tu»,
P. M eg» noh diire te tpddquam, Sfmo. B, Sino equidem , ff hbsL
So Hr. Weise. Um zuvörderst das Metrische zu berühren, a^
sollte nicht miae^ sondern meae betont sdn, und eben so bald
darauf meüm. In demselben Verse Jmt Hr. B« die andere I^ea-
art ddri volo vorgezogen. Soll der Infinitiv des Passivs atehen,
so wurde völo dari zu schreiben seiu. Sodann hat Hr. B. die
Wortstellung der Bucher beibehalten, iüfacüo nohis öhsonatum^
und will nobis eiiisyibig ausgesprochen wissen, mit Berufung auf
Paullusy der aus dem Festua nis, als v<äi den Alten für nobis
Flaut! comoedläri Recemil Weit«. SIS
gesagt, anführt. Das möchte doch gar in antik gein, undgiebt dem
Verse noch überdiess durch facitö einen nicht gaten Rhythmus.
Was nun aber den- Sinn und Zusammenhang der Rede anlangt,
so scheint zuerst dlc.Wicderholung von ego in den Worten, Ego
tibi argentum iubebo iam intus efferri foras ^ unpassend zu sehi)
^obgleich dieses Ego auch jbei dem Chad^us p. 180, 43 steht«
iPtautus dürfte wohl statt desselben Eo geschrieben babeib la
den drei letzten Versen hat Hr. R. aus einem Theile der Sucher
folgende Bezeichnung der Personen aufgenommen : .
P. "Rgo Qb%wiaho : nam id flagitivm mium sit , mea te grätia
Et operam dare mi et ad tarn operam fdeere Bumptutn di tuo»
B. yit ego noio.ddrete quicquam, P iSine» B. Sino equidem^ 9l luhetm
Hr. Weise schreibt zur Rechtfertigung der von ihm angenomme-
nen PersonehVertheiliing : Ego obsonabo^ h, e. ego sumtum
faciam, Nam falso a vulg, ejt B. haec Piatoclero tribuiintur^
quia tiimirum locutionem operam dare hie quoque de mexe-'
trtcia Opera accepere, Secua enim esse'accipiendam , praebent
verba mea gratia. Allerdings ist nicht wohl einzusehen, wie
Plstoclerus sagen könne , es sei unschicklich , dass Bacchis ihm
zu gefallen nicht blos eine Mühe übernehme, sondern auch noch
Geld ausgebe. Denn wenn er auch.jetzt verliebt worden ist, und
vielleicht wirklich glaubt, dass der Bacchis etwas an ihm gelegen
sei, so könnteer das doch unmöglich s'o^pluiiip hjsraus sagen,
da das gafnze vorhergegangene Gesprach darauf hinituslief , dass
er für die Schwester gutsagen, und, um dem Soldaten zu in^^o-
niren, die Rolle eines Liebhabers der Baccliis spielen solle.
I^ithin kann nicht er, sondern nur Bacchis sagen: id flagitium
meum sit , mea te graiia operam dare mihi et ad eäm operam
aumptum facere de tuo. Wiederum aber kann Bacchis niclit
sagen: ego obionaba, da sie eben unmittelbar vorher gesagt hat:
tufacito obsonatum nobis sit opulentum obsonium* Denn wenA
auch ego obsonabo bedeuten kahne^^o sumptum faciam 4ü obso^
nium^ so kann das doch in solchem Zusammenhange, wenn nichts
weiter dazu gesetzt wird, nicht Statt finden, sondern diese Worte
würden vielmehr hier nichts anders bedeuten können, als was
eben difrch tu facito obsonatum sit ausgedrückt wurde; mithin
würden sie diesen Worten widersprechen. Nur wenn ein anderer
antwortet Ego obsonabo^ können diese Worte sich darauf bezie-
hen, dass er alles selbst auf eigne Kosten besorgen 'wolle^. Und
mir durch diese Antwort des Pistöclerus kann erst die Bacchis
eine Veranlassung erhalten, sich zu stellen als werde- sie' nicht so
unbescheiden sein, zu dem ihr zugesagten Freundschaftsdienste
dem Pistöclerus noch Unkosten machen zu wollen. !E)s "ist daher
ganz richtig in einigen Ausgaben nach dem Ego ob^f&nabo das
Folgende der Bacchis zugeschrieben worden. Die Personen müs-
sen so vertheilt , und die Stelle so geschrieben werden :
P. Ego obsonabo* £• Na4 id flagUivm meiim sit ^ meaiA^ätia
18"^
278 VLomUcWt hliiettkinv.
Kt 9peram dare mi et ad cum operam »iimplum fiüSßre di iuo.
P. AI ego nolo dire ie quidquam. &ne, B. Sino equidoKf m lubet.
— V. U8 lesen beide Herausgeber mit Boihe:
S. Bent med accipis ddvenientem, mea soror, B, Quid Jto, ibtecro?
Schwerlich hat Plautns so gutschrieben , sondern Bene me aece^
pistL — :^ehr verdorben ist der vorletzte Vers dieser Scene/
Bei Hrn. Wcii^e lautet er so: . ^^
Simül hinc neaciv qui turhat^ qui hüc ii, Deceddmui not.
BeiHm. ILso:
Simul huic nesctö quid turharum est: quin' hinc disMimua^
In beiden Lesarten ist nesciö mit dem Anfang^ictus der Dipodie
auf der letzten Sylbe fehlerhaft. Nos steht in Jk^inem der alten
Bücher. Am wahrscheinlichsten ist die vonHm.Rl aus den Spü-
ren der verdorbenen Lesarten ^ zusammengesetzte Schreibart :
doch kami. der Vers nicht so gelautet haben, sondern war wohl
vielmehr so geschrieben : ' . ^
Simul hinc nescio quid iurbarum est. Quin no9 hinc deeddimua ?
— In dem letzten Verse,
Sdquere hac igitur me intro in lectum , ut iides lanitudinemj
hat keiner von beiden Herausgebern etwas geändert'^ Aber rich-
tig sah wohl Hr. Prof. Becker iii der oben genannten Schrift p.8f.
dass es hcissen müsste.: Sequere hac igitur me inlro lotum^ da
Bacchis V. 72 gesagt hatte: ^qua calet: eamus hinc iviro^
ui laves.
E^ ergiebt sich aus dem, was angeführt worden, zur Gnuge,
dass auf den bis jetzt betretenen Wegen noch lange nicht daran
zu denken ist, es werde eine Ausgabe des Plautus zu Stande kom-
men, mit der allenfalls der alte Dichter, wenn er wieder y^me,
einigermaassen zufrieden sein könnte. So lange nicht d^ JGre-
daiike aufgegeben wird, dass man jede proso^ische und metrl?
sehe Härte dem Plautus zutraoen dürfe ; so lange man aus .ret^
dorbenen Stellen die Beweise fiir die tlnverdprhepheit anderer
verdorbener Stellen, oder gar für vermeintliche. Emendatioiieii
hernimmt: wird Plautus zwar noch vielmals seine , Grestalt v^-
ändern, aber seiner urspriuiglichen Gestalt sphwerlich viel nähei?
kommen.., Nur ein Kühner imd Gewaltiger, wie. Bentley war,
kann Ihn bfes|wingen, und .vielleicht auch ein solcher, selbst bei
reichlichern.utid bes8er9Hül£squelien, nicht überall Rec. könnte,
wenn er Einzelnes ausheben wollte, noch manche auffallend wun-^
derbare: Llmnögüchkeitcn anführen. Nur einie. vielbcstrittene und
mannigfaltiger Kritik ausgesetzte Stelle erlaubt .er sich noch 9cu
berühren,, lun.zu den bereits gemachten Vei^muthungen nodh
seine eig^ie^ wcim auch vielleicht nicht sicherere hinzuzufügen.
Die Bacchidc^s enthalten 11. S,..43 in der Vulgata folgende Verse:
Pftsf^uant aüntm äbstulimuSf in navem eofifci^dtniii«,
Jhmüm cupientea, F6rU ut aatedi fti $i€g^
Plavti »•■leedlk^. ReetngnU Weise, STJ
Dum ctmanspecio, dlgturej^o lemhum eömspkor:
Langnm ^tt rigorem mMeficum exomdrier.
' So auch beide Herausgeber« In dem ersten dieser Verse ist in
navem äusserst liart. Der Vers scheint von Metrikem verdorben
zusein, denen es unbekannt "^ar:, dass navem tuch einsylbi^
afisgeisprochi^n wurde. Vermtithlich schrieb Piautus : '
Postquam- aiirum ahstulimu8 , dtque innavem conscendimus,
■ Atque^ wie g^leich daratif, in der Bedeutung von statim. In dem
dritten Verse iasst sich der Hiatus allenfalls entschuldigen : doch
möchte es yvoM dum circumspecto ibi geheissen haben. Den
letzten Vers, übet welchen Hr. R. sein Urtheil nicht ausgespro-
chen hat , hat Hr. Weise in Klanflmem eingeschlossen , und in
dc^ Schrift über die Diorthoten fiir nnacht erklärt. Gegen ihn
streitet Hr. Prof; Becker p. 5f. und sehlägt ^iae allerdings gefäi^
lige Verbesserung vor:
F6rie ut aasedi in s^egffy
Dum ctreumnpecto , dtque ego lemhum cönspicor
Longum ^ regione mälqficum exomdrier.
Dennoch ist theils es nicht wahrscheinlich , dass e regione in est
rigorem verdorben sein sollte, thtiils will mateficum lembum
nicht recht passend scheinen. Mehr hat die Vermuthung von
Turnebus, Salmasius und Murctus slrigönem für sich, die auf
einer Stelle des l^estns beruht. Diese Stelle scheint allerdings
mit Recht hier gebraucht werden zu können, um so mehr, da
durch sie , wenn man auch mit den genannten Gelehrten geneigt
sein sollte atrigo, strigonis für die ricihtig^ Form zta halten, doch,
wie auch im Piautus steht, strigor, strigoris geschützt wird.
Freilich kann aber da die Erklärung, die Festns gegeben hat,
nicht ganz die richtige sein, indem «^fi^o'wohl eüi homo strigo-
8us^ ein markiger nerviger Mensch s(^tfl kann, strigor aber wohl
eher baminem stringentem', einen ' t&chtig anpackenden Men«
sehen bedeuten würde« Die lückenhafte Stelle des Festus scheint
nicht richtig ausgefüllt zu sein, zumal da man sich ,gei|öthigt
gesehen hat, auch etwas von noch vorhandenen Buchstaben zu
Sndern. Eh^r möchte sie wohl so zu ergänzen sein : Strigeres
in Neiiei pro hominibus sirijsoais positum [multa denaata^um
virium ha\bilUate ..«. atrigo]rea exerciti. Daraus würde sieb
für den Piautus folgende Lesart vermuthen lassen:
Dum circvmspeQlQ t&i, dique ego hmhum QÖnspicor
Longum $trigorum mdl^cum fixomdricr,
^€t rwire maleficum statt maleficorum gesetzt, und so würden
die Piraten sehr gut und richtig bezeiqbnet sein.
Gottfried Hermann.
21N Ciricchiicke Liltcralar.
I'.... i L...1. c itpofrAfh»« Aoieauc«. SiDCCCWXIV.
lici -ttt «r:*»*-!! Aüihtrlltr. welch» c«»is? jeder Geküicte
« Jr! j^v-.c^c^f-. l cbtfrre>teti der aitSches Tnroetiie aisait,
:.*. • . ric; ;.'c \.*j:iV<r der K.j^p:dei*cLea .VJLe^^ii^ sicJier ^cboa
... r . ->- LUi ... ^ I..«: VL:fr«ri.<ax'k?ii der meiixea Leser die-
• -. .'«'. :..•-?: ; V.*-':vch xtf-. rxtfx Deca d« €>e Kiicä des
k . ..;::'» ". ".'T.f.i-, ; ..vS >;1^ 1^ Arfea Ueri mä iis }etit die
i;
.».*_.
: .ii :.» ifiA-; i\::":rcer? w*r. w«LJi >i«
% -.■ :zii .'.- . b;- .ii.: : iv.-.'i <:._:^r B<i_r:<ii;;.Zi£ 4i«fsei Sci«kes
i ■ •; .-■: / - : -• r i ; .: 1 ; i \ ifi". i.v;i- j JT cfr ^ : niufLcitoCia üu^
1 . : .' r'» C.vi. V 1., .xi ::* ;?<iyi* 4^ i;tr ä"»: Jiü JsL2r3iiaii<enj!«
4 C' - . -■ r i-: :^-. ».. ii> ♦^l.'.i^r ^..''^lir :1;:S L.J ' ir>iai«;ü»;ii«;a
*s ■:■.• . i«: li.M j:: ■• *.:i Kl ir'%*l."..lil^V' ii.-^r £«1^. 1 li21 .11 !Il—
^':}':\> tu '1 r'iir i«:«.- 'V".-.Ji «'iii it£'.ili;a 'i«f!n(UliiIlJr^ 5U -Jr-VTr^feHl
L ii.!i %'fili:u > i- iii::)L 11 ^-)r*!Uif ^;::l«f'i. iuät» ÜK in iriinzfSU
u:«li' l»:*iUi;:li..'^*: 'i.'ilJi vi '1. JlllilUi-"* Ul nuiiuilen i!llSSl2lllUl 5i«i-
<:ii i.C'.in: '. Jii:')i:ui)i:!i':fi . ü«: it*zäi i*'.in '«dwir V'jiii iit:r iiiii .ia
ü'iiTiiii tiit.Si'i.>dt:4 i'iitiil'iu . niL ^iiiii:*; uiii '•i-cf^sii^iii:^ ]i:M:iiii^sC
Ulli tiih^ *ii: Uli. <iii:!lt:«**:!ri '.*it;ir.; iju % 2r*)«2M»(:r*iilJi»ül luinküllliuii
'III 'ii:r<imiiiu Vidiik iiiti >l;iLiiiiiiu. %':!i;!lis ler Haihiiiline 11 it:3
r':vf, %iir'ii^ 4'tr«:ii lit:tssii»{;»nuiiu(:*i ittc. Dfiuii lUfc^paciuiluffiES
fi:t;»:tuiiiiiiiiii«*.it; 'iiti)«:u MF II iii:M.'r JL'^r*)L'iUiiii; 'iii iüüi 'im.
!if:>diihi^>:ili:! %r:iii^ «^siU'c^'.'^lifiJliiit:*!, .*> nli^>(C•l ;!ilic*: ntf'.niVSIU
L(ij^»3^tititiiut,^M.. ibtiuli iihii «'fiU h!*iii:m ikiluil niieuKcru itifm
iifc^t^i» L^ti ij».»!!«.'!!:'!, iulrr :«iiik"*: inHiii,T:»iniiKaii3 ](:!nt:r^:alli:c!lU
ii(i tin.-r u(#i-?i «I -«»ir 11 lii; itiniiyUitxs uir .'in '^'•. jiii; V^iiT
>ti .j'nMbiililf:!! H'fM.llllt:^<:VMll^t:ii LiliiU. Hi ihth Mr ilü Dil ^eUUQI
^c.int;M Jui(:i;r:i| Kiiniii.:!!.
■JliilJl iitr»*:ii '. lii^idlmf::! %jiliil; lü«j . iüT uli-sa i^^nuttVQ
lim ^'iiif:*i, %/.> lits 'V •*»!*:» i*c.?iul :».i '' .;;»i '.TiniL-rf . .:t:mb <«x>iiMi
lllitk Aiu%«.>ni«-». . Ulli tiiiu iif>cr 'jir'suuij; iiiMttr ^fiiii^ii «Jctifail
/<>ilt1l. u» ^t»lit:U ?'autu lt:rr:»lli«.l nt*l..Ulli. "nii vf»ill CCUm II»-
t<:rAaiii;t7ti .uuuii. ' cntitij^nuufs 'krinlt .u*.iiiiiriiiMir :« it.'jrthei-
leti, %imHi -cfUts Mii*j-t.>iuiiut.n t'ir mi .iiut.'ir,» V-dCi i^r miiiad-
^i<clieii Kriiifc iit:iir itnu u ^n^-rui-. i*Ji 11 ii!>iiir4i:i «•'j.:K^';awi
Emilpiilit Aioüttk £fliidL lUiitor. flQ
Ptmcte selii Augrenmerk fonnigsweise riditen in nteten^ damit
nicht bei der Hiildigiiii|p, welche man den Bemüirangen de» Hrn.
Dindorf so gerne darbnn^, aeiil Beitritt oder sein Yonngang
auch Andere auf einem Wege mit sich fortreisse , welcher dem
Rec. eki falscher und flir die Euripideiache Kritik in'a Besondere
ein höchst verderblicher ati sem scheint Doch hiervon wolle»
und kennen wir nicht eher sprechen, bevor wir nicht die Yorxüge
dieser Ausgabe nach Gebühr anerkannt haben.
Zuerst gibt uns Hr. I>. in der acht Seiten f&)lenden Vonrede
ausser der Kunde ub^ den Cod. Vaticanus 009 und den bereits
von A. Matthias benutzten Cod. Üavniemis^ auf welche beiden
Handschriften seine Bearbeitung vorzugsweise begründet iä^ eine
dnrdi Mittheilnng eines bisher noch ni^t voUstlndig bekannten
Bruchstückes aus d^ Bidascalie zu diesem Stücke, was sich in
dem Cod. Yaticanns erhalten hat, höchst interessante antiquarische
Untersuchung, in wekhem Verhältnisse die Alkestis zu den übri-
gen Stücken derselben Tetralo|fe gestanden habe, und nach wel-
chem Maassstabe dieses Stück also auch von uns in ästhetischer
Hinsieht beurtheilt werden müsse.
Bekanntlich bestanden die TetraK>gieen d^ attischen TWigl^
ker aus TVagoedien und einem Satyrspiele, wie Diogenes von
Laertelil. 56 ansdrficklich sagt und womit auch recht wohl in Ein-
klang gebracht werden kann, was dw Scholiast zu Aristophanen
zu den Fröschen V. 1155 sagt: TttQoXoylav tpiQ0v6i, wi^v 'O^i«
ötiiav at dtdaöxaUai^ *Aya^iiwova^ Xotj^QOvgf Evykzvldag^
IJgatia ötttvQixdv* *AQl6taQ%oq xai 'AnokXwiog tgiXoylav
Xiyovöi XiDglg twv (SutvQM&n» Nachdem diess Hr. D. bemerkt,
fahrt er S.4 fbrt, dass dahin auch die bekannt gewordenen acht
Tetralogieen der Tragiker, drei von Aeschylos, vi^ von Euripi-
des, (eine von Xenokles, führen. Dass man sich aber nicht so
strenge an diese Annahme gehalten, bewdse Sophokles, derblos
Stück gegen Stück den Wettkampf begonnen habe, me aus Sui-
das 8. V. I]oq>oxkijs^ Avx6g iiQ\t %ov dga^ä ngog dg&iitt dycty-
vl^Bö^ttif ilXet fii] tstgaXoylaVf erhelle, und worauf auch zu
beziehen sei, was der Biograph des Sophokles sage: xag* AI-
6xüktf Sk t^v xgaymöLav ifia9s xal noXXd Ixmvovgyfjö^ iv
toZg aySöu Erwäge man also den 2bveck, den der Dichter
durch das vkrte Stück, an dessen Stelle gewöhnlich das Sntyr-
spiel kam , wofür aber Euripides habe auch können eine Tra-
goedie wißilen, nach drei Tragoedien habe erreichen wollen,
dass nämlich die Gemüther, die so tief durch die tragische Muse
erschüttert worden waren, viieder herabgestimmt würden, so sd
es offenbar, dass Euripides, wenn er, wieder Cod. Vaticanus
aus der Didascalie angebe, zn den Kg^ööai^ dem 'AXxfAHlav o
difc W(oq)ldog^ und dem TijXig>og die Alkestii hinzufügte, ganz
absichtlich in diesem Stncke die bewegten Gemütlier habe her-
abzustimmen gesucht, weshalb dass^e auch nicht so eigent-
SSO Giieebisehe LiUeratar.
lieh den Charakter des Trauerspieles trage, was derselbe Gram-
ipatiker von der Alkestis, so wie von dem, nach Hrn. Dindor£s
Ansicht aber in einem anderen Verhältnisse stehenden Orestes
bemerke»
Während Hr. D. es unentschieden lässt , ob in den Worten
der Didascalie: To Öf^äfia laoiTj^Tj l^' ididdx^ htl JTXavxlvov
Sqxovtos to X rXcivxldov oder rXavxtvov zu lesen und wie die
corrapte Zahl t^ herzustellen sei, glaubt er sodann ro T in ai 6X.
andern zu müssen. So sei die Zeit dieser Tetralogie, von der
wir jetzt nur wüssten, ds^ss sie Tor Aristophanes' Acharnern (OL
88^ 8.) geschrieben ^ei, genauer bestimmt und auch gewiss, dass,
wie schon A. Matthiae yennuthet habe, der Akx^ialcDV 6 Sia
WG)q>l$og älter sei» als der 'AXxiialoDV 6 itä Koglv^ov. TivL-
)et«t eoiendirt Hr. D. noch die Worte der Didaacalie döid* ix^^
grjYol iß Elöldotog ix^Qi^yst^ und weist diese Form des bekann-»
ten Namen *Ialdotog aus Boeckh*« Jnschriftenwerke nach»
Wir würden an der einfach und klar geschriebenen Vorrede
nicht das Geringste auszusetzeh haben, wenn wir nicht, obgleich
gewöhnt bei den Schriften der Neuern in diesem Functe höchst
nachsichtig sni sein , die bessere Ueberzeugung uns still bewah-r
rend , S. 6 auf ein in jener Fassung eben so unlateinisqhes, als
unlogisches Sätzchen: Hadern enim perbis de Oreste tragoedia
iudictum tulerunt^ gestossen wären, wo sich das bessere m-
dictum dixerunt oder wenigsteps iudicium fecerunt sogleich Toq
selbst aufdrängt
EjS( folgt S, 13«^'75 der Text selbst, mit untergesetzten Va-
rianten zunächst aus dem Cod. Vatlcanus (Cod. A.) und HaTuien^
eis (Cod* H.)« ^^^t auch nöthigen Falls aus den übrigen Hand-*
Schriften und dem sonstigen kritischen Apparate, und dieses
Verfahren kann nicht getadelt werden, da Hr. Dind, auf jene
beiden Handschriften, wie bereits angegeben, hauptsächlich seine
Kritik basiren zu müssen glaubte.
Allein wenn wir auch, wie bereits gesagt, zugeben und es
an einzelnen Stellen gerne anerkennen, dass Hr. Dindorf dea
Text in gewisser Hinsicht gereinigter gegeben hat, so ist eines
Theils des besonders Herrorstcchenden im Ganzen doch nichl;
gerade so viel geschehen, und noch Vieles zurückgelassen, was
mit den vorhandenen Hilfsmitteln beseitiget werden konnte, an-
dern Theils aber auch und vorzüglich in einer Rücksicht das
Verkannte und Verfehlte so auffallend, dass man an mehrereii
Stellen schier in Versuchung geräth zu zweifeln, ob der Hil
Herausgeber denn auch wohl überall die Absicht des Dichters im
Ganzen gehörig aufgefasst und in einzelnen Stellen den Sinn des
Gedichtes richtig erkannt habe. Zu diesem Zweifel ward Reo*
hauptsächlich durch das Verfahren gebracht , was Hr. D. in Be«-
iBu jf auf die Aechtbdt oder Unäcbtheit von einxelneu Versen ein»
Enripiclif Alcetti«. EiULDha«f. S81
schlag. ]^ ftpridit hier ab, ohne überlegt wu haben, * wirft her-
aus, ohne auch nur einen vernünftigen Grand ükr seine Kritik
aufzuführen, kurz er nimmt die Yerurtheliung ganierYerse nacli
Art der neueren Kritiker auf die leichtere Achsel, als die Kritik
einzelner Worte oder auch nur einzelner Schriftcharaktcre , nicht
ahnend , wie tief gerade hierbei an das eigentliche JJeben eines
Schriftstellers, ja selbst, wie wir auch hier sehen werden, an
den ästhetischen Werth seines Geistesproductes gegriffen wird.
Wir beginnen mit Y. 64— ^ll. Daselbst heisst es :
fj [i^v 6 V "xav^H xaücBQ lOfidg äv ayav
Toteg ^^pi^rog ildtnQog ddfiovg äinJQy
EvQvö^iag nBfiiffavtog Ztuchov jiita
oxijiia &Qji7Cf]g Ix roncDV dv6x8ifiiQmv^
Sg ö^ ^Bva&Big tolöd' iv^Adnijtov ddpoig
ßia ywaiTca tijvös 6^ B^aiQ7]0Btai'
Tiovd'*^ 71 nag' '^fiav öol ^yBvi^öBtai xdgig
dgdöBig -O*' offotog rccvt\ mbx^7]6bi x BfioL
So die gewöhnliche Lesart, dagegen klammert die beiden letzten
Verse und bemerkt Hr. Dindorf: „ Versus 10 et 71 plus una de
caussa Euripide indignos seclusi. '^ Eine Bemerkung, die sehr
gewichtig klingt , aber doch trotz dem plus una de caussa , wie
ich später zeigen werde, sehr grundlos ist. Im Allgemeinen
muss Rec. bei dieser Gelegenheit bekennen, dass dergleichen Be-
merkungen , schon in ihrer formellen Fassung , auch bei Anderen
ihm jeder Zeit sehr Tordächtig erschienen sind. Denn mit einer
solchen Gehelmnisthuerei will man entweder Furchtsame ein-
schüchtern, wenn man, wie Pythia vom Dreifusse orakelt, oder,
und wir glauben , das ist wohl am häufigsten der Grund, man ist
sich selbst der Sache noch nicht klar bewusst, warum man ei-
gentlich der oder jener Ansicht ist, und will seine schwache Seite
mit jenem Pappendeckel zudecken. Im ersteren Falle ist es
lächerlich so zu sprechen , im zweiten unverständig« Denn die
Zeit ist, Gott sei Dank! vorbei, wo man mit dergleichen Phrasen
Effect machen , oder den Leser von fernerer Untersuchung da-
durch abhalten konnte; denn dieser will jetzt vor allen Dingen
wissen, woran er denn eigentlich mit seinem Hrn. Verfasser sei.
Dass aber auch Hr. Dindorf an unserer Stelle mit seiner Redens-
art daheim bleiben sollte, wollen wir sogleich zeigen.
Nach dem Eingange des Stückes, in welchem ApoUon allein
sprechend auftrat, kommt Thanatos mit diesem in ein Zweige-
spräch, in welchem der erstere alle Mittel und Wege einschlägt,
den Thanatos zu überreden, die Alkesltis , welche den Tod för
ihren Gatten Admetos gewählt hat, mit demselben zu verschonen.
Endlich nachdem Thanatos alle Zumuthungen des ApoUon mit
gemessener Kürze und mit Bestimmtheit zurückgewiesen hat, und
es auch verschmäht, diese Gunst dem ApoUon, dem höheren
Gotte, zn erzeigen, sucht ihn diesig zum Schlüsse des Gespräches
f.
282 Griecihltehe LitlerafBr«
noch einmal zu beatimmen, indem er ihn darenf tahiCf l L M—
macht, das« Herakles kommen werde, um ihm die Alkestia wie-^
der XU eutreisseD, und er also von seiner Härte gleichwohl kdben
Gewinn ziehen werde. Da dies Apollon nicht als Drohung will
erscheinen lassen, sondern immer noch den Thanatos im OnteB
dadurch zu ge^vinnen gedenkt, so fügt er zu Ende ganz liehti^
noch hinzu: „Du wirst also, wenn Du auf Deinem Vorsatze be-
stehest, weder unsere Gunst gewinnen, ja mir vielmehr yerhaaai
sein, noch Dein Vorhaben durchführen können, abo, welchen
Schluss Apollon den Thanatos und Euripides den yerstandlgen
Leser selbst machen lässt, gib lieber im Guten nach. ^ Diesen
Gedanken enthalten die beiden letzten Verse, welche Hr. Dindorf
aus mehr als einem Grunde für des Dichters unwürdig erklärt ;
wir meinen blos aus dem einem Grunde, weil er die dgentliche
Absicht, welche der Dichter in dieser Rede hatte, verkannte.
Sie können , um zunächst die ganze Stelle in*s Auge zu fassen,
worauf doch am Ende mehr ankommt als auf die einzelnen Worte,
nicht fehlen , weil sonst die Verse :
^ (tijv öv Xttvösi xalniQ dfiog Sv Syap*
Toiog Oigritog slöt ngog d6(iovg ait^Qf
EvQiö^BiDg XB(iilfccvTog Xnnnov fiixa
oXflfia &Q'^itijg sx tonarv dvCxBifLigtov^
Sg djj ^Bvo&slg xolöS' iv *Ad(Aiixov ddfioig
ßla yxwaiKa tijvÖB 6* i^atgi^öBtai.^
blos eine leere Drohung enthalten würden , die weder der vorher
gegangenen Rede entspräche, da Apollon blos auf dem Wege
des Guten den Thanatos zu gewinnen versucht, noch audh mit
der Antwort des Thanatos, der darauf entgegnet: „Du kannst
viele Worte machen und wirst doch keinen Vortheii daraus zie-
hen, ^^ in Einklang gebracht werden könnte, wenn nicht jene
beiden Verse die eigentliche Absicht darlegten, die ApoUon
hatte, wenn er die Ankunft des mächtigen Gastfreundes im Hause
des Pheres ankündigte.
Wenden wir uns den beiden Versen selber zu, so finden
wir in denselben nicht das Geringste, was des Euripides unwür-
dig erachtet werden könnte, und wenn hier Hr. Dindorf hoher
iuspirirt war, als em einfacher Philolog, der nichts ghnben mag,
was ihm nicht bewiesen ist, so hätte er klug gethan ausfuhrlidier
zu sprechen und er würde sich uns alle verbunden haben, hatte
er auch uns seine Mysterien durch eine klare und fassliche Aus-
einandersetzung eröffnet Doch da dies nicht geschehen ist, so
wollen wir selbst untersuchen, was an der Sache ist. In m etri-
scher Hinsicht finden wir nichts, was des Euripides nnwnrdilg in
den Versen wäre, auch könnte man aus solchem Grunde dem
Dichter nicht gleich einen vollständigen Gedanken nehmen, der
uuabrelssbar mit dem ganzen Zusammenhange vorbunden ist;
also eine rein metrischcRücksicht kenn te hier nicht und durfte
EoripMii AkiMtii. Eaid.Diiieif. 281
auch nicht den Kritiker bestimmen. In sprachlicher Hinsicht
steht auch Alles gans richtig da, wenn man nur gehörig in den
Geist der griechischen Sprache selbst eingedrungen ist* Denn
was den ersten Vers betrifft, so ist die Sprache so einfach, die
Wortstellung dem Sinne;' so angemessen und das Ganze Ao allge-
mein verständlich, dass man nicht das Geringste, selbst blos iram
Scheine , hier möchte in Tadel ziehen können. Eben so enthält
der zweite Vers in sprachlicher Hinsicht nichts , woran man mit
Recht Anstoss nehmen könnte. Denn wenn man früher an den
Worten: dgäöBig d' ofco/og tavta, anstiess und dafür lieber:
nBlöei ^' ofiotcog Tavra, erwartet hätte , so ist dieser Anstoss
in der That sehr leicht zu beseitigen. Da der Grieche sich öf-
ters den Zustand, dass Jemanden etwas widerfahrt, mehr als
Ton der Person, die wir uns als leidend denken, selbst erlebt und
gethan, als von ihr erduldet, vorstellt, so ist es gekommen, dass
die Aasdrücke xaxäg nQOttBifXaXtag XQcittovöi und dergleichen
mehr, am Ende nicht anders bedeuten, als: I3k ergeht ihm
schlecht, ihnen ergeht es wohl u. s. w., gleich wie unser: „Was
machst Du ?^^ öfters auch weiter nichts ist als: .„Wie geht es Dir ?^
„Wie befindest Du Dich.^^ Nicht dass der Ausdruck xauag ngat"
T£t an sich wörtlich eine andere Bedeutung annehme, als er ur-
sprünglich hat , sondern nur die Vorstellungsart ist es , welche
verschieden ist. Wenn nun auch hier iin Griechischen das Zeit^
wort arpottctv y wie unser: Was machst Du? nicht leicht: Was
thust Dul in dem Sinne, das gewöhnliche Wort für jene Hand-
lung war, die sich mehf^ zur Bezeichnung der Annahme von etwas,
als der schaffenden Thätigkeit hinneigt, so konnte der Grieche
doch auch andere Wörter , wie dpai/, srotcrv und dergleichen,
in einer ähnlichen Vorstellungsart anwenden, wenn er weniger
das leidende Erleben als das auf irgend eine Weise handelnde
dabei im Auge hatte. Also an unserer Stelle:
igdösig d' o^olag tavx* ^ änB%^^6u x ifiotj
was nicht so viel bezeichnen soll , als : iCBlöBi ^' oyLol&g tavtOy
sondern ganz eigentlich zu fassen ist: Du wirst dies auf gleiche
Weise thun, nämlich dass es so gut ist, als wenn Du es gar niclit
thStest, weil Herakles sie Dir wieder entreissen wird , was der
60* Vers hinlänglich an die Hand gibt. Also vollständig: dpatfetff
•&' ofiolwg tavza , &6xb ßlcc ywalxa ti^vÖB ö' i^aigijöBtai* Du
wirst bei Deiner Handlung gleichen Erfolg haben , als wenn Du
Dich der Sache im Güten entschlügest. Ob sich irgend eine an-
dere dieser ganz ähnliche Stelle finde, kümmert uns nicht, denn
es würde unverständig sein, wollte man nach unserer Auseinander-
setzung noch an der Sache selbst zweifeln, eben so als wenn
Jemand im Deutschen spräche: Der erste versuchte das, aber
vergeblich ; der zweite that es auf gleiche Weise , wo es sich
denn von selbst ergibt, dass es auch wieder vergebens gewesen
sei, und man bdiaupten wollte, er habe nur können sagen:
281 Griecbiiclko LiCiecalir.
Den zweiten ergLug ei anf gleiche Weive, da doch am Endcii
versteht nch unter einer etwas verschiedenen Vorstelliuiff, beidea
anf ein gfeiches Resnltat führt Aach das letzte Satzchen : oss-
X^tjöBi X* iuol, enthilt nicht« ^egen die Sprache, das dreimal
gesetzte ti, wofür eini^ Handschriften, nicht Cod. A. undH., an
der dritten Steile di haben, wird sogleich mit erörtert werden.
Denn was endlich die logische Darstetlimg anlangt, so ist auch
sie ganz in der Ordnung, nnd wenn aach ApoUon etwas spitzfin-
dig spricht, so vertritt er hier die Stelle des Yertheidigers ^ der
Alles gerne heraus sucht, um seinen Clieuten zu retten, und hatte
ja das schon oben angekiindiget , V. 38.
%dQ6u' dixijv toi %ai koyovg utivo-vq iza^j
was ganz an die Tcriiannte Steile des Andokides suqi tov pivthnj^
qIcdv § Belck. erinnert: ta ßlv ovv dixaia yiyvmöxtiv i^fiag
i^yovfiai xal koyovg xagsöxBvdö^ai^ olönBQ iyti xi-
ötsvöag vnkiiBhva xri. , über we&ohe wir in diesen Jahrbb.
Bd. 13. Hft. 4* S. 376 gesprochen haben. Es spricht also Apol-
Ion, wenn auch spitzig, doch logisch richtig, nachdem er gesagt,
dass Herakles die Alkestis dem Thanatos entreissen werde:
xovd' ^ nap^ ^uav öol yBv^ifstai x^Q*^
dgaöBig^' 6ßolagtavt\ anB%%r^6Bi, %' ifioL
Das heisst : Also wird weder dieser Dank von uns (er sohliesst
hier seine Clientin gewissermaassen mit ein) Dir werden noch
wirst Du mit anderem Elrfolge thätig sein und mir (biet denkt er
mehr an seine Persönlichkeit, als Gott Apollon) wirst Du Ter*
hasst sein. Man sieht, dass zunächst sicli ovtB und %b gehörig
entsprechen , so wie auch die Sache selbst , dass er Ton ihnen
weder Dank ärndten noch auch etwas anderes erlangen werde,
als dass ihm die Alkestis entrissen werde, ganz parallel bei ein-
ander stehen. Wollte nun Jemand das letzte Sätzchen: aJ€Bx9^
6BI, r' Ifioly weglassen, so würde dasselbe zwar nicht g^ade so
sehr vcrmisst werden, allein wer weiss nicht , dass Griechen und
Lateiner und jedes andere Volk öfters noch einmal das, was man
genau genommen schon angedeutet hatte, noch einmal mit ande*
ren Worten und nachdrücklicherer Rede hervorheben. So hier
auch Euripidcs; nachdem er ögäösis ^' 6(toi(Dg zavta^ als mit
dem erstereu: ov9^ ij xag' i^fLfov 6ol ysvijöitai xaQig parallel
laufend gesetzt hat und also diese beiden Sätze sieh hat entspfe--
eben lassen, stellt er zu dem letzteren: dgäöBig d"' ofiolmg
XKVtat einen neuen, mit dem vorher Gesetzten verwandten, Ge-
danken hin, weil er gerade dadurch Eindruck auf Thanatos ma-
chen will. Dies ist um so angemessener und schöner, da der
letztere Gedanke nach der von uns eingeschlagenen ErkUining
aucli gar niclit dasselbe besagt , als das Vorhergegangene. Denii
dieser Dank von uns wird Dir nicht werden ist uocli gar nicht
dasselbe, als: Du wirst mir verhasst sein. So sieht man
auckf daaa ovra-— TS-^ra gauz richtig gesetzt ist und dass au-
EtfmpidKii AIceUk Edki. 01iid«rf. 285
x9rj6Bi. %* Ifiol ehcK stotten als helfen wurde. Hitfe Hr. Dindoif
dies Alles erwogen ^ so würde gfewiss wiedemm ein Grund weni-
ger toriianden gewesen sein ^ die Verse als des Euripides unwür-
dig SU besieichnen. Wir wenigstens finden gar keinen« Denn
sa paast endlich auch nur^ wie<wir bereits oben andeuteten^ das,
^as llAamitos Däcb dieser: Rede zur Antwort gibt:
■ • ! :■ r no^A' • äv 0v ki^ag ovSiv av^ nkiov kdßoig *
• ' ' • / ij d' iour Yvv^7cixti6iV Blg"Aid(w iofiovg %xh
Denn dben weil Apollonin den letzten Worten etwas spitzfindig
sprach und Worte machte im eigentlichen; Siime der Griechen,
konnte Thanatos also entgegnen^ welfehe Entgegnung aber höchst
unpaJ9send sein wür^e, ,h$tte ApoUon in dem zunächst Vorher-
gehenden eben weiter nichts gesagt gehabt, als Herakles wird sie
Dir wieder entreisgeüB. Ich hpfie, dass nyan sich überzeugt habe,
dass.m^n diese Verse dem i^uripjdes nicht entziehen könne, ohne
^ei/ien ganzen Gedankengang zu stören^ und unterdrücke es des-
l^^lb,, die Frage an Hrn^Dlndprf zu ricbtC9,. yret denn diese Verse
eingesetzt habe, wenn eaiEuripidcfs nicht war? eine Frage, die
in der Kritik doch auch ftif^ige Beachtung T.^rfU^nt. Wenden wir
uns einer anderen Stelle jiu ^ wo Hrn. Dindorfs Kritik, freilich
unter Vorangange einiger friiheren. Gelehrten, noch härter und
grau^^mer verfahren ist« .' , .,
V. 20lfgg. hat ^er.fäxoT die Dienerin der Konigin gefragt,
^as Admetos bei dem; Hifischeiden seiner , Gattin empfinde, und
die Dij^nerin entgegnet nun, wie alle Handschriften lesen:
TikaLn y axoitw Iv %BQmv fplkf^v ixav^
xmI fjtfjjt%odovv€H kloöetai 9 zdn^avcCf
^zmV ff^ivu yttQ ual ßttQcUvBtat VQJÖtpf
3cccQei(Uvfj Sb XBigog ä&kiov ßcigog.
OHCDg Sb KuLuBQ 6jIMq6v kfUtVBOtHS' Mtt
ßkiilfM Xifog c^vyäs ß^ykszai tag ^klov.
&g ov xot' av^^Lg^ dkkd vvv stavvöxtttov
, aTtrlva xvKkov d' '^klov acpo^Q^crai«
dkk' Blfu »al ö^v dyyBkä naQovölav utL
Hier müssen wir es zunächst rügen, ^dass Hr. D. sich von A« Mat->
thiae verleiten liess statt der handschriftlichen Lesart V. 204.
.. fp&lvBi ydQ ical jictgalvsttti voöipy
xaQBifiivTi ÖB x^f'Q^S a&kiov ßa(^og.
Die Schlimmbesserung:
q)9lvBt ydg xal littgatvBtai voöip
3taQSiiiivfi^ys\ x^^Q^S ci&k^ov ßdgog..,
in den Teit zu nehmen , 4ie abgesehen davon, dass die Lesart
der Handschriften, wcinh sie richtig VÖrstatiden wird, einen sehr
passenden Sinn-gibtV' die Conjectür «Is« unnütz ist, auch noch
des Dichters Darstellung unschöner erscheinen lässt. Die Worte:
^MvBi ydg kal:^€c^lvBtM voüm^ igebea für. sich gefasst einen
guten. Sinn 2^ Denn «iesdivdndet.li^i und. verlösobt allmälig in
280 Griechiiche Litieraiiir.
Kranlheit, wie es z. B. unten V. 23T heisst; rov äglötav yv-
valxa iiagaivopiivav vdöm xatä yS^^ xdoviov nag* "Aidehh
Denn da das Hinschwinden und das allmalige Vergfehen der Alice-
siis auch an sich von Seeienleiden herkommen könnte, so spricht
die Dienerin sehr richtig; und bestimmt: q>d'lvBt yuQ xml iiagat-^
vtxac vo<f o, und man sieht, dass mit allem Rechte voiim su
dem Vorherg^ehenden genommen wird. Nun will der Dichter dnrch
den Mund der Dienerin den Zustand der Königen In den Händen
ihres Gatten (axotrtv Iv xigolv tpUtpf l^'O ^^^ nSher sdiUdem,
Uisst sie also fortfahren t
nagBi[iiv7j dh xngog S&JUov ßagog*
Hier steht nun nageifiivfi für sich , um den hinfilllgfen Zustand
der Alkestis noch mehr zu schildern und anzugeben , warum sie
eben eine jammervolle Last der sie haltenden Hand sei. Sollte
man daran Anstoss nehmen , dass diese Worte mit dl angeschlos-
sen sind , ohne dass sie ein selbststandiges Zeitwort haben , von
dem sie abhängen^ so müssen wir bemerken, dass dieser Gebrandl
der Partikel Öi selbst in Prosa öfters Statt hat, auch soll ja 81
in solchen Fällen dinrchäus nicht einen schroffen Gegensatz zu
dem Vorhergehenden ausdrücken, sondern blos den schoti be^-
handelten Gegenstand durch eine sehr leise Opposition Ton einer
neuen Seite zeigen. Man hat hier also das einfache Yerbum
substantivum zu ergänzen, oder vielmehr den Gedanken, wie
dies auch bei ydg öfters der Fall ist, durch das vorhergegangene
Zeitwort za vervollständigen, nicht etwa so, dass man annehmen
sollte, der Grieche habe dabei ausdrücklich das ganze Yorher?
gegangene in Gedanken supplirt, sondern er behielt nur in Er-
innerung an das Vorausgegangene die Stütze zu seiner fortgesetz-
ten Schilderung so leicht hin bei. Solche Schilderungen sind
sehr malerisch und soUen eben durch das hängende Participium
die ganze Situation zu einer anhaltenderen Betrachtung vorfuhren.
Nach Beispielen zu dieser Darstellungsart, die so viel ich weiss
bisher von keinem Gelehrten in das gehörige Licht gesetzt wor*
den ist , ob sie gleich an einigen Stellen mit Recht kritisch an-
erkannt ward , darf man sich auch gar nicht weit umsehen. Sie
fuidet sich unten in unserem Stucke , von den Handschriften und
den Scholiasten bestätiget, V. 816 f gg., wo zu lesen ist:
TiSvTtsg Xox'^fSug avtov i^ eSgag öv^^Blg
lidgilfG) , xvxkov di negißakciv x^Qoiv l(iaiv,
ovK l6tiv oötig avTov l^aigi^öetcu
lioyovvta xXtvgd , ngiv yvvalx ifiol hb9^*,
wo nachdem die Hauptaction durch die Worte :
x&vxsg kox;iq0mg avtov 2| edgag 0v9ilg
liigil^e^i
ausgedruckt ist, nun diese Situation, die sich der Erzunite nach
seinem Gemuthsznstande in voraus ausmalt, npob näher bezeichnet
Eüripidii AloMtit. £dM. DindoiT.
wird, mit einer leisen in Gedanken fortbehalt^ien Erinnerung ai
das Hauptverbum fLag^m^ durch die Worte:
kvkXov ob nsQißaXfäv xiQoiv Ifiaiv»
auf welche Lesart alle Handschriften und der Scholiaet fuhrt^
wie wir später zu der Stelle selbst zeigep werden. Dass dieselbe
Construcüon auch in Prosa Statt hatte, habe ich oben bemerkt,
sie kam hauptsächlich bei den. späteren Attikern in häufigere An*
Wendung, die nun sie nicht stets au ganz gleichem Zwecke be-
nutzten, wie die älteren SchciftsteUer, sondern biswellen auch
bei einer weniger hervorzuhebenden Nebenschilderung anbrach*
teil. Rec. hat hierüber in seinen QuaesU. crüt, IIb. I. S. 102 fgg.
gesprochen. Denn auch andcrwirts war sie angefochten worden,
wie bei Diodoros von Sicilien Buch 10. § 93» svxagBöxBQov yicQ
TtoXh^ äiayavulö^ai xatcc tiqv AlyvnxoVy talg ii xogt^ylaig
vxBglxovTa otal tonmv oxvgotr^n ni6zBV0Vta und ebendaselbst
Buch 12. §73. iiaxa6tgaxo7CBSBv6ag ob nlti^lov noktmg^H'Covogf
d«Bxov6i]g ÖB T^s 'Afiq)Lx6XB{ag ffxadloig tag tgianovxaj ngoößo'
käg BJtoiBLXo t(p xoUöfiaxi, Doch mit mehr Recht sprach Euri-
pides in beiden angeführten Stellen also^ und leicht wird man
uns deshalb wohl: zugestehen, dass ander ersten Stelle diehand*
schriftliche Lesart:
q>&lffBi ydg xal ^agalvBXM votScp^
ütagBifiitni de ^acpo^ atXiov ßagog.y
wohl fest zu halten war, zumal wir durchaus nicht einsehen, was
das von A. Matthiae imd Hrn. D. aufgenommene yi liier denn ei-
gentlich bedeuten solL Diese Yerschlimmbesserung erwuchs blos
daraus , weil man sich erinnerte voöqi nagsifiivog verbunden ge-
lesen zu haben und nicht bedachte, dass die Darstellung, ja
gelbst der Versbau schlechter wird, wenn man voötp xagBifiinj
enger verbindet, da der Sinn mit nagBtuivfj ys noch nicht bcen^
det und das folgende x^^Q^S a^Atov ßagog mit diesem näher zu
vereinigen ist, weil ja eben erst aus dem, was nagBiiiBvij aus-
druckt , jene Situation hervorging. Auf der anderen Seite ge-
winnt auch der Erklärungssatz : q)9lvBi ydg %ai (lagaivtxat an
Bestimmtheit, Wenn man voöcp getrennt von dem Folgenden zu
ihm nimmt, was zwar nicht noth wendig, aber um so passender
ist, weil ja solche mit yäg eingeschobene Erklärungen so bestimmt
als immer möglich sein müssen.
Doch dies sei nur im Vorbeigehen erinnert , wir kommen zn
den folgenden Worten, wo Hr. D. nach Valckenaer's Vermuthung
die beiden Verse:
ag ov not* avr^ig^ dkXa vvv navv6xtttov
dxxiva xvxXov 9' iqUov ngoöoilfBxai.^
als aus der Hekabe V.415. 416 enüehnt, herauswarf. Auch hier
kann Rec. Hm. Dind. keineswegs' beistimmen , muss ihn vielmehr
entschieden tadeln,, dass er sich von seinen Vorgängern so schnell
hat verführen lassen. Denn ebea daran erkennt maa den Ichten
Grieclilgehe Liiieraiiir,
Kmnlheit, wie es z. B. unten V. 2ST hebst: rov igliStav yv-
vmixa fiagaivopiivmv v6^ip xtxtä yä^^ %96viav ütag* "AiSmv.
Denn da das Hinschwinden und das allmSlige Vergehen der Alke-
fitis auch an sich von Seelenleiden herkommen könnte, so spricht
die Dienerin sehr richtige und bestimmt: q>tlv8i yäg 9ml fMQal-
vttac vo^fpf und man sieht, dass mit allem Rechte v66(p zu
dem Vorhergehenden ^nommen wird. Nun will der Dichter durch
den Mund der Dienerin den Zustand der Köni^n in den Händen
ihres Gatten (axotrtv iv x^Qolv tpUtpf l^f () noch niher schildern,
UEsst sie also fortfahren t
nccgBi[iipfi dixt^gog £&hov ßagog*
Hier steht nun nagBifiiv7i*t'tLr sich, um. den hinntlligen Zustand
der Alkestis noch mehr zu schildern un4 anzugeben , warum sie
eben eine jammervolle Last der sie haltenden Hand sei. Sollte
man daran Anstoss nehmen , dass diese Worte mit dl angeschlos-
sen sind, ohne dass sie ein selbststlndiges Zeitwort haben, von
dein sie abhängen, so missen wir bemerken, dass dieser 6 ebraudh
der Partikel öl selbst in Prosa öfters Statt hat, auch soll ja dl
in solchen Fällen durchaus nicht einen schroffen Gegensatz tu
dem Vorhergehenden ausdrücken, sondern Mos den schoti be-
handelten Gegenstand durch eine sehr leue Opposition von einer
neuen Seite zeigen. Man hat hier also das einfache Verbum
substantivum zu er^änieh, oder vielmehr den Gedanken, wie
dies auch bei yäg öfters' der Fall ist , durch das vorhergegangene
Zeitwort za vervollständigen, nicht etwa so, dass man annehmen
sollte, der Grieche habe dabei ausdrücklich das ganze VorhcrT
gegangene in Gedanken supplirt, sondern er behielt nur in Er-
innerung an das Vorausgegangene die Stütze zu seiner fortgesetz-
ten Schilderung so leicht hin bei. Solche Schilderungen sind
sehr malerisch und soUen eben durch das hängende Participium
die ganze Situation zu einer anhaltenderen Betrachtung vorfuhren.
Nach Beispielen zu dieser Darsteilungsart , die so viel ich weiss
bisher von keinem Gelehrten in das gehörige Licht gesetzt wor^
den ist , ob sie gleich an einigen Stellen mit Recht kritisch an-
erkannt ward , darf man sich auch gar nicht weit umsehen. Sie
findet sich unten in unserem Stocke, von den Handschriften und
den Scholiasten bestätiget, V. 816 f gg., wo zu lesen ist:
xSvTtsg Xox:ji6ag avtov i^ eSgag öv^^ilg
liagtlfCD^ Kvxkov öl nsgißaktov x^golv Ifiaiv,
' ovx %6tiv oötig avtov l^aigi^öBTcu
lioyovvtanievgdf nglv yvvalx^ ifiol fccdgv
wo nachdeni die Hauptactio^ durch die Worte:
scäi I iox^mg mutov ii Sdgag 0v9Aß
►^ . . . ■ . ■.•:.;.
I * sftnte nach
j r besetchneC
T.
Earipidk Alcestis. EdU. Dindorf. 28B
66g TCcA nceQBiicv XQoößakBiV nagijidi *
, CDS ov not avdic, akXä vvv xccvv6taT0V
&Ktlva TcvxXov ^ ^A/ov ngoöoipofiai.f
wenn er auch schon in der Alkestis auf gleiche Weise sich aus-
gedrückt hatte , oder umgekehrt , so miissen wir uns in der That
nicht wenig wundern, dass nicht nur die übrigen Kritiker, wel-
che jene Verse für unächt erklärten , sondern auch Hr. Dindorf
Ton der Ansicht sich 4)] enden Hessen, dass es dem Enripides
durchaus nicht zu gestatten gewesen sei, dies zu thun, ja
dass er es nicht einmal habe thim können. Nach unserer An-
sicht könnte man niur dann etwas von Erheblichkeit dagegen ein-
wenden , wenn diese Verse ein Bild enthielten , das nur höchst
selten gebraucht werden könnte, allein da sie einen Gedanken
ausdrücken, welcher nicht nur dem mensclüichen Gemüthe öfters
zur Aeusserung sich aufdrängt , sondern noch dazu in der ethi-
schen Vorstellungs weise und gewissermaassen in den religiösen
Begriffen des griechischen Volkes eine besondere Begründung hat,
so wäre es höchst unrecht , wollte man behaupten , der Dichter
habe diesen Gedanken, selbst in derselben, formellen Fassung,
nicht in zwei verschiedenen Stücken und Stellen vortragen kön-
nen. Dazu kommt, dass Worte und Ausdrucks weise so einfach
sind und das Ganze der Darstellung so natürlich, dass auch in
dieser Hinsicht diese Verse gar kein eigenthümliches Gepräge,
als das acht griechische tragen. Denn was den ersten Vers anlangt,
so enthält dieser hlos die einfache Angabe : Jetzt das letzte Mal,
welcher nach der den Griechen in allen Sprachformen gewöhn-
lichen oppositionsartigen Sprechweise ausgeprägt ist, und,. mit
Recht hat Monk deshalb auf Sophokles' Aias V. 858*59 verwiesen:
xal xov 8iq>QBVX7^v"Hkiov Tcgoötwinca^
ucavvötaxov di} xovaror' avQ'LQ vötsgov.
Wer wollte also es Euripides als Verbrechen anrechnen, einen
Vers, wie:
cjg ov Äor* aiJ-O-tg, äkkd vvv navöötatoVf
nöthigenfalls zweimal anzuwenden, zumal wenn er es nicht in ei-
nem und demselben Stücke thut 1 Was nun den zweiten Vers an-
betriflPt, so muss er nach demselben Maassstabe beurtheilt werden«
Denn zunächst enthält die dichterische Umschreibung der Sonne:
datlva Tcvxkov ^8*' ^Uov, doch gär nichts so Eigenthümliches,
dass man sich ihrer nicht hätte können öfters bedienen , eben so
wie man es dem Euripides nicht verwehren darf, wenn er V. 20-1
von der Alkestis sagt: %siQdg a^Xiov ßagog, und in den Bakkhen
in ähnlicher Situation : a&Xtov ßdgog ÜBvd'iog , u. dergl. mehr.
Eben so wenig wird man endlich an Tcgodoipexav Anstoss nehmen
können dem ngoöoiljoiiai, in der Hekabe gegenüber. Denn kaum
glauben wir, die Bemerkung, die einem Kritiker hier entfiel, dass
es habe ngoöotjjoßivi] heissen müssen , widerlegen zu dürfen, da
es ganz willkürlich war, wie der Dichter den Gedanken mit (&s
iV. Jahrb. f. Fbil, u. Paed. od. Krit. BiH. Bd. XIX« ßft. 3. 19
200 Griechische Litteratnr.
■
ang^efii^ wissen wollte, und man ihm deshalb keine Vorschrif-
ten machen darf. Bedenkt man nun endlich noch dazu, dass die
^iecliische Trag^oedic in g^ewissen feierlichen Formeln und Re-
densarten sich ziemlich gleichmässig zu bewegen gewohnt ist, so
wird wohl die Wiederholung dieser beiden Verse eben so' wenig
auffallen dürfen, wie die Wiederholung eines einfachen, wehten
schlichten Gedanken enthaltenden Verses in einem und demselben
Stücke, wie z. B. in den Phoenizierinnen V.75& 56«
Koi l^v6%a%^ivxa 8id ^läxri^ ekslv dogly
Ktavsiv ^' , 0^ ^Ad'€ statgiäa utog^ötov ißiiv^
nicht zu verdächtigen war, wenn es auch V. U74 — 76 wieder
heisst: öog Syxog 'nfilv xaXXlvtxov kx x^QOS
Big ötEQv* aÖ£Xq>ov r^öd* iit dkavt^g ßaXBlv,
oitavBvv d*' og '^X^B natglöa nog^ijöcav Bfii^v.^
weil ja eben jener Vers nur die Grimdlage enthält, weshalb
Eteokles jenen an sich frevelhaften Wunsch, dass er seinen Bru-
der tödten möchte, aussprechen darf; und miser Kritiker, der
auch dort an beiden Stellen jenen Vers herauswerfen will , den
moralischen Gehalt des Eteokles, so wie den des tragischen
Dlclitcrs selbst auf die jämmerlichste Weise preis gibt« Denn
wenn irgend etwas in jener Rede nothwendig war, so war es der
Gedanke, welchen jener Vers enthält, und der kaiun einfacher
dargelegt werden konnte. Eben so auch wieder in unserem
Stücke, wo Euripides V.418 fg. sagt:
ytyvaöxs 8s
wg üt&iSiv ^ff ii; nax&avBlv oqiBlX^ah
und V. 182 wieder:
ßgototg Snaöi, ocat&avBiv d^sUsrafr.,
weil er einen solchen Gedanken kaum einfacher ausdnicken konnte.
Wir können uns nicht auf alle Wiederholungen der Art hier ein-
lassen, glauben aber doch dem verständigen Leser schon ;Winke
genug gegeben zu haben , wornach man die Sache zu benrtheilen
haben möchte und werden vielleicht bei anderer Gelegenheit die-
sen Gegenstand im Zusammenhange besprechen, hier bemerken
wir nur noch, dass die Griechen gewöhnt an das homerische Epot,
dessen Spuren doch auch in der Tragoedie nicht zu verkennen
sind, dergleichen Wiederholungen, waren sie nur an ihrem Piatie
und mit Maass angewandt, nicht so auffallend finden konnten;^
tiud so wird wohl auch fortan, so IiofTc ich, Niemand mehr zwei-
feln, dass diese Verse in unserem Stücke, an welche wir diese
Untersuchung geknüpft haben :
fog ov Äor* av&ig , dXkd vvv ^avvötarov
anziva otvxkov &' i^klov ngoöoilfBtai,.,
da sie derSiim notli wendiger Weise erheischt, vernünftiger W^eise
nicht verdächtiget werden können.
im Vorbeigehen bemerken wir hier, dass es ebenfalls Un-
kritik ist, wenn Ilr. D. V. 21S mit A. Matthiae aus den Worten
Euripidb Alcestis. EdM. Dioddrf. S01
des Scholiasten: rtg äv nögog xäv xcactSv ^fztv yhottOy ^
üi43si rj nov.y annahm , das« Euripides weder niSg noch na ge-
sehrieben habe, sondern dass eine dreifache Lesart in den Hand-
schriften gewesen sei, vielmehr mnss man hierails abnehmen,
dass auch der Scholiast die Lesart des Cod. A* H. tlg Sv TtcSg
nä noQog wirklich TOiTand, weshalb er die stisammengeschobene
Frage: rlg äv scxog Tcä nogög. xrl. erklärte durch: tlg äv noQog*
t(5v xaxcov '^iiiv yivoLtb , ijntogj ^ nov; Hr. Dind. hätte sich
also lieber umsehen sollen, wie man die diplomatisch beglaubigte
Lesart zu benutzen habe, als den streitigen Punct auch hier so-
gleich, ohne bedächtigeres Urtheil,* xu verdammen.
Doch wir wollen, unserem Vorsatze. getreu, zunächst die
Stellen erörtern, wo Hr. D. nicht einzelne Worte, sondern ganze
Verse verurtheilte; und kommen zu Vers 311. Hier spricht Al-
kcstis. Sie hatte ihren Gatten Admetos gebeten , ihren Kindern
keine Stiefmutter zu geben, die denselben übel wollen und Nach-
stellungen bereiten könnte, und sagt Vers 308 fgg.
^X^gd yäg 1} ^%iov6tt (tfirgviä tkKvoig
voig ytgoO^'i ^X^Svrjg ovdev ^^itic^Tiga.
Tcal nalg (lev agöfjv icazig ^x^l niigyov fiiyav^
ov'xal ngoöBLUB xal ngoös^gijd'i] ncchv
0t) d' (D TBxvov fioL ncDg xogev^ijöet xakäg;
ütolag tvxovoa öv^vyov rfp.öiß naxgl;
Die Rede geht sehr gemessen,^ sehr schön vorwärts. Gleichwohl
stiess Hr. D. mit Pierson an dem Verse J
oV xai TtgoöBtne xal ngo6B^giq%7i nakiv^ .
an, wieil ein ähiüicher Vers schon V. 195 stehe und aus jenem
dieser hierher genommen sei. Wir bitten zuvörderst zu über«
legen^ wie klug ein Absdireiber , Grammatiker , Scholiast oder,
wie man ihn sonst nennen mag, gewesen sein müsste, der jene^
Vers so der Sache angemessen hierher brachte, wozu er nicht
den geringsten Fingerzeig von Aussen erhielt, ja was um so über-
raschender hier ist, da das Bild des Thurmes oder Schutzes
noch niciit sogleich auf den Gedanken fülu-t, welchen jener Vers
enthält« Dodi davon später, da ja del^ Vers in der anderen
Stelle V« 195 auch in ganz anderem Sinne steht, als an imserer;
und der Abschreiber auf diese Weise nicht blps Entlehner, son-
dern Schöpfer eines neuen Gedankens dadurch geworden sein
würde. Vor allen Dingen wollen wir zeigen, dass, ohne den
iusthetisclien Werth der £uripideischen Darstellung zu gefährden,
jener Vers nicht ausgelassen werden kann. Denn hätte Alkestis
blos so gesprochen , wie Hr. Dlndorf will :
xal nalg (ihv agarjv natsg' bxbi nvgyov ptiyav,
öv d' tD xBkvov fLOL xwg xogBvd'iJ0BV xakdig; xts.f
so wäre die Darstellung herzlich schlecht und der Siim ein verfehl-
ter. Abgeselien nämlich davon, dass der Ausspruch: Denn der
Sohn hat au dem Vater einen grossen Schutz ^Tbarm), aa «hiie
19 *
292 Griechiicho Li tteratnr«
alle nähere Bestimniiing, sehr abrupt und sonderbar sein würde,
so ist der Sinn auf diese Weise auch falsch ; weil ja auch die
Tochter einen Beschützer in ihrem Vater hatte i» und deshalb
setzt Euripides mit Tollstem Rechte und g^ewissermaassen als noth-
wendige Ergänzung hinzu :
6V xal ngoöslits Hul nQoöi^^^^jj otikiv.
Nun ist Alles klar ^ der Sohn hat am V^ter einen Beschützer^ aber
nicht blos eine Stütze, sondern auch einen Besclurmer , den er
anreden (um llath fragen) und von dem er wieder angeredet (er-
mahnt und zurecht gewiesen) werden kann. Die Tochter hinge-
gen, welcher der Vater zwar auch Schutz gewährt, kann sich nicht
80 an denselben wenden, wie ein Sohn, da ihre weibliche Stel-
lung andere Berathang nothig hat, und deshalb nun drängt sich
dem geängstigten Mutterherzen der Gedanke auf: Du aber Toch- /
ter , wie wirst Du mir die Jungfrauenjahre gut verbringen ? So
wird man hoifentiich einsehen , da9s dieser Vers dem Siniie nach
nicht fehlen kann. Kommt nun noch dazu, dass ihn sämmtliche
Handschriften einstimmig schützen und dass selbst der Scholiasi
llni anerkennt, wenn er periphrasirt: Kai naig [isv aQ6fiv:
Tcai nsQi filv tov ägöevog ovdlv ^x^ Xsysiv • Ixavog yaQ i^ti,
Ttäg ägörjv aavrä ßorj^Bvv • na^QT]6iav ydg %xbl ngog tov xor-
TEga' öv ds ^i]lBta, nag nag^^svsvöy agccyj so müsstenes wohl
sehr erhebliche Gründe sein, wenn wir ihn gleichwohl noch ver-
dammen wollten. Er ist, sagt man, schon V. 195 da gewesen
und kann also hier nicht zum zweiten Male stehen« Wir wollen
sehen, welche Bewandtnis es mit jener Stelle habe und dann den
verehrten Leser selbst urtlieilen lassen» Dort erzählt die Die-
nerin , dass alle Diener des Hauses , nachdem sie den bevorste-
henden Tod der Königin erfahren, um ihre Herrin in Thränen
ausgebrochen seien und spricht V* 192 fgg. :
Ttavxsg ö* ixlaiov olxstat xavä ötiyag
deöTtoivav olxtslgovrsg' i^ ob ÖB^iäv
ütgovTBLv' BicdötG} , xovng f^v ovrci ^UKog
Sv ov ngoöBins xal TtgoöB^gTJ&i] n&Xiv vxi.
Wie verschieden ist diese Stelle von der unsrigen. Dort steht
diese Sprachwendung im eigentlichen Sinne von dem Anreden und
Sichanredenlassen ^ und nimmt man dazu, dass sich die Griechen
in solchen Wendungen, wo man einen ähnlichen Begrüff wieder-
holte , sehr gefielen , so muss es im höchsten Grade bedenklich
erscheinen, aus einem so schwachen Grunde, wie dieser ist, ei-
nen Vers herauswerfen zu wollen, well dieselbe Redensart^ die
sich in demselben finde, schon in einem früheren Verse, und zwar ,
in anderer Wendung, vorhanden gewesen war. Auch ist ja. eben
diese Wendung so wenig auffallend, ja so alltäglich, dass man
sie nicht so lange in Gedanken behalten wird, um dem Dichter
es zu verwehren , sie später wieder in anderem Sinne in Anwen-
dung sn bringen. Ja es hat eine solche Behauptung eben ao wenig
Eoripidifl Alcetlis. Edld, Dlndorf, 898
Begfründang, als wenn man allen ETrnstes behanpten wollte, Eu-
ripides habe V.651. 652'nicht sagen können:
Ttiyci t* av i^tov x^de tov kovTcdv Xifivov^
7C0VX av iiovcD^ilg Eöravov xccxoTg £/i67$.,
weQ er scbon vorher V. 295. 296 gesagt habe:
xdyci t' av Igov xal 6v tov Koinov %Q6voVy
Kovit av (lovod'elg 0^g öafiaQvog iötsveg^j
oder wenn man, wie wir obei^ bemerkten, in den Pliönizieriimeti
die Verse t56. und 1376. aus ähnlichem Gruode ausgelassen wis-
sen wollte.
Wir sind überzeugt, dass jeder Unbefangene, sollte ersieh
in der That auch nur sehr wenig mit der griechischen Muse be-
freundet haben, die Wahrheit der von Uns aufgestellten Behaup-
tung^ dass man an keiner der von uns behandelten Stellen, ohne
dem Ganzen zu nahe zu treten, die verdächtigten Verse wird ent-*
fernen können, anerkennen werde, und somit könnten wir getro-
sten Muthes unsere Darlegung schliessen. Doch wir wollen noch
mehr thun, mehr als in unserer Zeit nar in menschlicher Kraft zu
liegen scheint, wir wollen aus den Zeitgenossen des {luripides
selbst einen Zeugen hervorrufen, der die Wahrheit unserer Be^
hauptung , dass jene Wiederholungen nicht von dei^ Abschreibern
oder Grammatiker;! , sondern von unserem Dichter selbst herzu-
leiten seien, erhärten soll. .
Dieser Zeuge ist Aristophanes. Dieser hat hi seinen ^cAar-^
nern (Olymp. 88^ 8.) Euripides bekanntlich hart mit genommen
und besonders unsere Tetralogie im Augfe gehabt , vor allen d^n
Telephos , sodann die Kressae, wie V. 432 > endlich auch unsere
AJkestis, wie z. B. V. 893, wo Aristophanes die Stelle aus der
Alkestis V. 367. [irjSs yccg ^avciv nots
öov xcoqI^ efijv T^g iiovfig THörijg i(ioL^
also parodirt:
liTjSe ydg d'avcov jrora
öotJ X(x)Q\g zXt^v BvtBtsvtXavGiiiivrjgky
wie Hr. Dind. seihst praef. Alcest, p. 8 sq. über diese Stelle be-
merkt hat und wozu sich leicht noch mehr Belege geben Hessen.
Mun lässt dieser seinen Dikaeopolls in gedachter Komödie V. 383fg*9
da wo er sich zum Euripides begeben will, um sich wie ein zer-
lumpter Bettler aus dieses Dichters Garderobe berauszustaffiren,
sagen:
vvv ovv IIB Ttgätov TtQlv XsysLV l«6aTS
IvöKBvdöaö&al ^' olov a^Xiatatov-,
mit welchen Worten Aristophanes den üebergang macht, den Te-
lephos des Euripides lächerlich zu machen; und schon V. 435 fg.
spricht Dikaeopolis wieder, nachdem er die Lumpen von Euripi-
des erhalten hat und sich nun heransstaffiren will:
iS Zsv dio^rtcf Tial xaftoma navtax^f
ivöxbvdöa^ual fi' olov aS'JUmatov.
2Ü4 Griechi&che Litteratar.
Freilich wollte Ilr. Dlndorf audi hier an der zweiten Stelle den
wiederholten Vers herau&werfen und deshalb müssen wir zunächst
die Kritik festsetzen. Laicht lässt sich auch hier beweisen, dass
Hm. Diiidorfs Veri|iuthang ganz unstatthaft ist. Denn nicht nur
alle Handschriften schjutccn an beiden Stellen den Vers, sondern
auch der Scholiast, der Ihn an beiden Orten in seinem Texte ge-
habt haben muss, da er zu beiden die Worte nach ihrer Stellang
erklärt Und zwar an der ersteren Stelle können sie anch gar
nicht fehlen, wie der Sinn offenkundig an die Hand gii^t, ond
hier wollte auch Hr. D. nichts ändern, an der zweiten Stelle, ob-
gleich hier Hr. D. sie weglassen will, dürfen sie nicht fehlen,
wenn man nicht den ganzen Zusammenhang verderben wiU* ^
heisst daselbst;
Z£v Sioxta xal xatoxta navtax^,
ivöKBväöaö^ai ^' olov d&kicSvatov.
EvQiniSri , 'aBiäij y* ix^gida fio^ tade
TcccKslvd fio^ dos xi^£*
Hier gäbe der erste Vers :
cJ Zbv ÖLOxta xal xavoitta navta%ii,
olme die folgenden : ^
iv6iizva6a6%al (i* olov &%^XifixaxoVj
gar keinen Sinn; ja sogar Unsinn', denn man würde verfuhrt den
Ausiruf des Zeus mit dem unmittelbar folgenden Vocativus EvQtr-
Ttldtj zusammenzufassen, wenn nicht der dazwischen gestellte
Vers dem ersten Aufrufe die nöthige Beziehung verlieh. Und
wer könnte es verkennen , wenn er nur etwas tiefer in den Geist
des griechischen Volkes und der griechischen Sprache eüigedrun-
gen ist, dasshier der lufinitivus, beibehalten im feierlichen Ge-
bete aus der alten kindlichen Sprache, nach dem Anrufe des
Gottes, auch noch in der Parodie, ganz herrlich angesclüossen
ist, der die Grundlage der Bitte, nur so liingeworfen, als blos-
sen Gedanken, enthält, weshalb auch der Scholiast , versteht
sich nach seiner Art, richtig dolmetscht: hvöxBvaöaö&al
\ib: Xbltcbi tö Ttoirjöov. Wem drängte sich endlich unsere
Ansi(;ht, welche diesen hingeworfenen Gedanken :
iv6xBv&(Suo%aL /k' olot^ ad'Atcotaroi/,
zu dem vorhergegangenen Vocativus eben so passend, als noth-^-
wendig findet, nicht als unzweifelhaft auf, wenn er sich erinnert
heim Vater der Geschichte Herodotos Buch 5. Cap. 105 gelesen
zuhaben: <5 Zbv , BxyBvaöd^ai ^oi 'A^rjvalovs ridccö^ai? Man
wird also hoffentlich liier leicht einsehen, dass auch an der zweiten
Stelle dieser Vers sicher steht und dass nur unbesonnene Kritik
ilin gegen Handschriften, Scholiasten und was noch mehr ist,
gegen den ganzen Zusammenliang verdächtigen komite. Nun
wollen wir Hrn. D. und dem geneigten Leser die Wahl lassen, ob
hier Aristophanes diesen Vers, weil sich ihm dieser Gedanke
wiederholt au(dräugt^, zweimal setzte, ohne daran s^n denken.
Earlpidi» Aleestie. £diii. DIndoff« JS^
dass erauffaDen wiirdev oder ob er nicht Tlelmehr, hier, wo er
des Eiiripides manierirte Poesie fast mit jedem Worte spöttelnd
berührt, hier, wo er ganze Verse aus dem Telephos z. B.
V. 439. 440 wörtlich aufnahm^ um sie zu parodiren, hier, wo
er auf die übrigen Stücke unserer Tetralogie, hier, wo er auf
unsere Aikestis auch selbst in gleicher Absicht anspielt, ganz ab-
sichtlich denselben Vers wiederholte, damit sein Publicum, was
ein so feines Gefühl mitbrachte, dass die leisesten Anklänge an
Euripideische Verse bemerkt und beklatscht wurden , auch diese
Unachtsamkeit oder Manier jenes Dichters, womit er sich nicht
scliente , öfters, vielleicht auch bisweilen minder passend , als in
den oben erwähnten Stellen, einen und denselben V^rs wieder
bei anderer Gelegenheit anzubringen, in seiner DarsteUung
wieder erkennen und belachen sollte. In ersterem Falle, wenn
Aristophanes absichtslos den Vers wiederholte, und dies die !?u-
liörer nicht verletzte, dürfte auch Euripides vollkommen ent-
schuldigt sein. Denn was dem feinen Komiker frei stand, konnte
auf seine Weise auch unser Tragiker thun, und Aristophanes* Zeug-
nis wäre auch so für uns. In zweitem Falle, wenn Aristophanes
Euripides' Manier, was nach allem das wahrscheinlichste ist,
verspotten wollte , haben wir sogar einen historischen Beweis
für unsere Behauptung. Denn wie hätte der Komiker unseren
Tragiker deshalb verspotten können, wenn dieser sich nicht ziem-
lich auffallend dergleichen Wiederholungen erlaubt hätte? Doch
dem Verständigen genug !
Wir wollen nur noch einige Bemerkungen in Bezug' auf die
Wortkritik hinzufügen. Auch sie hätte können, meinen wir, an
mein- als einer Stelle mit mehr Schärfe und Aufmerksamkeit ge-
übt werden. So hätte wohl V. 871 f gg. geschrieben werden sollen/
ca naldsg^ avtol d^ reta sl<Si]7iov6aT$
^atQog isYovtos fi'tj yafislv äkkr]v tivä
yvvatx' kg)' vfilv, firjd' äufiäösiv 1^8.,
wo Hr, D. die Vulgata akkrjv noth beibehielt, obgleich Cod. A.
H. und drei Florentiner aklrjv xivä bieten. Dass aXkijv tiva
hier einen richtigeren Gegensatz gibt, leuchtet ein. Der Aike-
stis ist es hauptsäcldich darum zu thun , da^s erkeineandere
Gattin, ohne Rücksicht ob frülier oder später, nach ilur heirathcn
soll, imd dies geschieht, wenn xivä hinzutritt, keine andere, wer
sie auch sei. So unten mit demselben Gegensätze V. 432 fg*
ov yuQ xiv aXKov (plKxiQOV %td^(o vb^qov
^xoyd* 0^6' ä^eivov' ds ^d^i'' d^ia ds [loi xrl.,
wo ov yuQ kox äkkriv ebenfalls weit soliwäoher sein würde. äXlfjv
Xivä las wohl auch der Schöliast, der zu V. 375 bemerkt: iitl
xoiöds: XQog x6 /iti} Blöayayelv aXli^v tivä* — V. 404
hätte sollen die handscln-iftllche Lesart;
xrjv ov TcXvovöav ovo' ogtodav &Cz^ iyiA
/
296 Griecbisclie Litteratar«
beibehalten werden« ttjv ov %Xvov6av ohne das die Bezidiiiiq;
mehr hervorhebende y* ^ was Hermann nach xiiv einsetzte, lisat
die Rede mehr in das Vorhergegangene eingreifen und so ohne
Copula die Empfindung inniger erscheinen. Eiunelos hat die be-
rfihmten Worte: ^, Mutter ich rufe Dich,^^ gesprochen und Ad-
metos selbst fügt nun d^ewissermaassen als Ergansnmg der Aeume-
rang des erstem hinzu: die nicht hörende und nicht spende
(rufst Du). Tiqv */ ov xlvovöav ovö^ ogäöccv ist eben deshalb
unschöner, weil es zn bedacht erscheint, während der Gedanke
selbst, mit Unterdrückung der Partikel lebhafter hervortritt, be-
sonders, wenn er, wie es sich gebührt,, mit wehmüthiger Beto-
nung gesprochen wird. Y, 487 musste nach Cod. A ILiund'
mehreren anderen Handschriften hergestellt werden :
aAA' ovo* äasinelv toig aovoig olov xh fioi.
Behielte man mit Hrn. D. die Vulgata bei:
akX* ovo* catHTtelv rovg novovg olov ti fioi., .
80 wäre dies einfach: Allein ich darf auch die Mühen nicht auf-
geben, allein der Dativus ist nicht nur sprachlich gewählter, son-
dern auch dem Sinne nach entsprechender. So heisst es : Allein
ich darf auch nicht abstehen in Hinsicht auf die Mühen, wo ol
ütovoi nicht als afficirter Gegenstand , sondern als Gnmdlage des
Abstehens, oder warum er abstehen soll von seinem Vorhaben,
erscheinen. Also ich darf von meinem Vorhaben nicht abstehen
wqgen der Beschwerden.
Auffallend ist es ferner, dass Hr. D. auch V. 538 die wahre
Lesart jetzt noch unbeachtet Hess. Es heisst daselbst :
^evov «Qog Skkrjv iötlav nogsviSo^att,
Wenn nun aber schon an sich es in logischer Hinsicht aufffflt,
dass es heisi^t: zu einem anderen Heerde von Gastfreunden will
ich gehn, da doch der Gedanke mit sich bringt: Zum Heerde
anderer Gastfreunde will ich mich wenden, und dass, weil an-
dere Gast freunde hier die Hauptsache sind, auch dasAdjecti-
vum akXog dem ^bv(qv angepasst werden sollte, so muss es noch
mehr auffallen, dass Hr. D. nicht den Vers herstellte, wie er in
Cod. A. Hf und andern Handschriften sich findet:
^Bvtov ütQog äkkcov eötlav noQsvöo^ai.y
eben so wie es gleich V. 545 ganz richtig heisst :
ovK l'örtv äkkov 6^ dvÖQog eöticcv ftoMv.
und wieder V. 1040.
al' Tov XQog alkov dcSfia^^ tog^itj^fig Scvov»
nicht aXlijv ö* ävögog iöttav noch Ttgog aXka ddfia^' WQft'^S^g
Uvov. Auch ist die Wortstellung: ^ivav ücgog aXXcav iöticcv
gaw? in der Ordnung, wie V. 830. Smvov dvdgog iv (piXo^svov
dofioig. Damit sich Niemand wundere, wie die Vulgata: ^ivG}V
^gog &XXriv aöttav xra., entstanden sei, bemerken wir, dass die
Abschreiber gerne das Genus dem nächstfolgenden accommo-
direni wovon sich Beispiele m Hunderten beibringen lasseii«
Euripidis Alcestii. Edid. Dlndorf. 20V
Denn äXkmv ging keineswegs ans einem Glosseme berror, wi^
Lobeck zum Aj. V. 7* erste Ausgabe annalmi. So glossirte man
nicht.
V. 617 konnte es schwieriger erscheinen ob Euripidesr ge-
schrieben habe:
g>6QSLV ävdyxi] , aalnsQ ovtcc dvöq>OQa,
wie die Vulgata hat, oder, wie Cod. A. H. und drei Florentiner.
Handschriften lesen, dvö^av^ statt dv6q)0Qa, zwar könnte der
Dichter tpiguv und Sv6q>0Qa absichtlich zusammengestellt habea,
allein es ist doch wahrscheinlicher, d9S man övößBv^ durch
dv6q)0Qa glossirt habe, als umgekehrt. 6v0ii8V^ feindselig nennt
man AUes, was uns unerträglich erscheint, eben so braucht der
Lateiner sein inimica.
V. 620 fgg. war mit Cod. A. und den alten Ausgaben zu
schreiben:
ijug ys r^g 0^g ngovd'ttVB t^v^^ff, tbkvov,
xal [i* 0V7C anüidt' i&rjxev ovo* aXaös 0ov
ötSQBvta yiqga 7tsv&Lii(p xaxaq>%LvBirV xt£.,
wo Hr. D. schrieb: %aL ^i ovk ccTcaiä E&rjxsv y ovo' elCaös <Jov,
welche Interpunction und Accentuation dem Sinne nicht ganz ent-
spricht. Der Hauptgedanke war in dem Verse
^ug ys t'^g aijg ngov^ave in)XVS) tsKvoVf
enthalten, das heisst: die durch ihren Tod dein Ldben erkauf«
ten, diesen Gedanken trägt nun Pheres nocli auf sich über, wenn
er fortfährt: xal (i* ovk aitaiS* h&r^xBV, und die eben dadurch
mich nicht meines Sohnes verlustig machte, und dieser zweite
Gedanke wird nun noch erweitert durch die Worte: ovo* Blaös
00V ötsQBvta yyiga TCBv&lfiC) Kataq>&lvBLV ^ die deshalb olme In-
terpunction anzuschliessen waren und da sie keine neue Bezie-
hung enthalten, sondern nur das vorhergehende: xal /»' anaiSi*
$&7j7tBV9 ausführen, auch das orthotonirte 0oi; nicht vertragen.
Wenn der Dichter V. 628 fg. fortführt:
ütccOaig d' föiyxai; BvxkBiötarov ßlov
ywai^lv , Sgyov xX&fSa yavvalov rode.,
so würden wir lieber aus Cod. A. H. geschrieben haben svxXsldtS'
Qov ßCov., weil der Comparativus die Sache mehr in Relation auf
die Grossthat der Alkestis erscheinen lässt. Auch wir würden sa-
gen: „Und allen Frauen hat sie ein ruhmvolleres Leben bereitet,
da sie diese edieThat vollbracht.'^
V. 671 würden wir jetzt aus Cod. A.H. aufgenommen haben:
^v ö' lyyvg Sk^ot ^dvatog^ ovÖBig ßovkavav
^V7]6kblv, tö yrjgag d' ovxh* hCt" avxolg ßagv.^
denn wenn auch l'AO]; hier das gewöhnlichere ist, so lässt doch
der Optativus das erste Sätzchen: ijv d' lyyvg l'Ad'Ot, ganz pas-
send als von d^m Gedanken dessen, der nicht sterben will, ab-
hängig erscheinen. Der Lateiner bewerkstelliget ähnliche Andeu-
tungen durch seinen Comunctivus. Es wäre dann verdeutlichet:
298 Griechiicho Litterator.
Wann sie aber mcrkey (glauben), dass der Tod nahe gekommen
sei, 80 will keiner sterben u. s. w. Auch wird es dem guten Moidr
zu V. 145 jetzt Niemand melir glauben , dass die Rede solök sehi
würde , wenn man mit den Handschriften dort beibehält :
wofür auch Hr. D. na&n schrieb, obschon der Gedanke auch hier
weit conclnuer ist, wenn man ngiv av na^ov mittelst einer leicht
erklärlichen Attraction, die bei den Lateinern in ähnlichen Fallen ^
fast regelmässig geworden ist, als eine gedankliche Benehungp der
in Frage stehenden Perswa erscheinen lässt.
V. 674 war jetzt nacli Cod. A. II. und zwei Florentinern :
ütatQoq Sh fi'^ TCago^vvrjg (pgsvag herzustellen, leicht fiel das
£igma am Ende des Verses ab und so entstand q)Qiva^ *
Wundern müssen wir uns, warum Hr. Dind. V.720 die Les-
art des Cod. A. H. :
aTtsXds xccfis roi/d' Ics d^d^ai vbhqoV;
nicht aufnahm, da sie weit besser zum Sinne passt, als die Vul-
gata: xal fis tovd' ¥.a doitpui vbxqov. Denn da Admetos schon
vorher den Schmuck , den Pheres der abgeschiedenen Alkei^is
brachte , zurückgewiesen und seine Theilnalune beim BegrSbnisso
verschmäht hat, sagt er nun, um das Gespräch abzubrechen, and
PJieres zu entfernen, ganz in der Ordnung: „Gehe und lass
mich diesen Leichnam bestatten, ^^ wo durch das betonte mich
Pheres nachdrücklich zurückgewiesen wird. Er versteht dies
auch gleich so, weuu er entgegnet:
anst^i • &dnlJ6Lg ö* avtog cSv avtrjg {povsvg.
V. 159 war Cantcr's Conjectur ; ötatpst ö« xgava fiVQölvijg kka-
doig statt (ivgöivoig Kkaäoigj mindestens ufuiöthig, wie bereits
Hermann bemerkt hat.
V. 837 sind wir überzeugt, dass es besser gewesen yrSre
jetzt, nachdem noch Cod. A. H. ausser zwei anderen und Tzetses
Chil. IL 809 die Lesart: xal x^'t'Q statt "^vx^ t* bieten , zu
sclureibcn;
cS noXXcc tX&öa xagdla ocal x^^^Q ^f^V^
vvv ÖBii^ov olov Tcaldd ö' y} Tigvv^la
'HkeKzgvovog eysivat^ '^kxfnijvi] ^U.
Denn eines Theils ist es an sicli für Herakles gs^iz passend, dass
er nicht nur seine Seelen-, sondern auch seine Körperkräfte mit
hervorhebt, da ja sein Körper besonders begabt war, andern
Theils wurden aber auch dieKörperkräftc zu diesem ünteniehmen
eben so in Anspruch genommen, als die geistige Kraft. Wvx^ i^*
ging entweder daraus hervor, dass man Ttagöia durch ipvx'i S^oa-
sirt liatte und nun die aufgenommene Glosse das nächste Wort
verdrängte, oder weil man glaubte xagdla '^ux'iq ra bildete«
leichter einen Bcgrifl' we^en des folgenden Verses. Doch auch
so ist die Stelle ganz richtig, denn da die Worte :,xaQÖla Tcai
Xa\Q, zusammen doch uui' ewe Umsciu'eibiuig vuu KeraUes^sclbsi
Euripidis AlcesÜs. Edi4. Dindorf. 890
geben, so geht, auch wenn man diese Lesart, wie did dlptoma-«
tische Kritik mit sich bringt, aufnimmt, der Sinn ganz rididg fort.
Was V. 146 fg. anlangt, wo nach den meisten Handschriften
herzustellen war:
Tt&vnBQ ko%ri6aQ avtov li edgag 0v&t\g
^dgilfCD^ TtvxXov de xegcßakciv xsgolv inäiv^
ovit Söuv oözig xre.,
so haben wir über den aus dieser Lesart hervorgehenden sehr
passenden Sinn bereits früher gesprochen ; hier haben wir blos
zu zeigen, dass alle Handschriften eben nur auf diese Lesart
führen. Denn Cod. A. und drei Florentiner haben ausdrücklich
ütsgißakdiv und in der Lesart der übrigen Handschriften mgißakdi
darf man nicht nsgißdlo suchen , sondern man braucht blos we-
nige griechische Handschriften eingesehen zu haben ^ so über-
zeugt man sich leicht, dass Tcsgißak^ blos deshalb entstand, weil
das neben dem Accente übergeschriebene v mit dem Graris ver-
einigt ward und daraus der Circumflex hervorging. Der Scholiast
hat endlich nicht nur mgcßakciv im Comma, sondern erklärt das
Participium, freilich auf seine Weise, ausdrücklich, wenn er
8clu*eibt : Tteg^ßaXcov: nal mgißakcav avza xvKkov.
Indem wir nur noch im Vorübergehen bemerken, dass
V. 1087 zu schreiben war:
yvvT] 0B ütavöEi Kttl VBOv ydfiov nod'ou^
wie Cod. A.H. und drei Florentiner Handschriften lesen, weil
üto^ov das wiederholte Verlangen bezeichnen soll, und dass
V. 1106.
%g'^ , öov ys fft^ iisXkovtog ogyalvsiv kfioL^
wohl Monk's unniitze Conjectur i(is statt b(iol kaum zu erwähnen
war, wenden wir uns der letzten Stelle zu, die unser oben im
Allgemeinen abgegebenes Urtheil noch erhärten soll, weil auch
in ihr ein Missverständnis des ganzen Sinnes zwei kritische Ver-
sehen herbeigeführt hat.
V. 1120 hat Herakles die Gattin des Admetos aus der Un-
icrwelt- befreit und indem er«ie dem Admetos zufülu:t, sagt er,
wie Hr. D. schreibt:
val , 6(S^e VW xal zov z/tog
(pijösig 3tor* slvai Ttaläa ysvvaiov ^ivov.
ßkeilfov ö' sg ccvtijv^ tX tv 0y äoxBv xgmsLv
ywaLKv* kvnrjg ä' tvtvxäv ^e&iözaöo,
worauf Admetos spricht:
cS ^£ol, rl Xs^c); ^avfi' dvsX7Ci0Tov tods'
yvvaiTca ktvööto Tjyvö' egiijv ixi]tvii(agy
^^sgrofiög fis %bov xig liMkr^dOBv xagi; ^
und Herakles entgegnet :
ovK Böztv ttXXd XTqvö^ ogag ädfiagta Ci^v.
Hier wollen wir über Kleinigkeiten 'mit Hrn. D. nicht rechten, ob
^uuächist öo^B VW mit A. Matthiac zu schreiben war oder ö^s
300 Griechiiche Litteratar.
vvv beisnbelialten, da vvv wohl mehr zu betonen war, in der
Bedeutung: Ja jetzt, d. h. nachdem ich sie wieder gebracht
habe, erhalte sie Dir, da Du sie das erste Mal hast sterben las-
sen; ob ferner ßls^jov d' ig ovri^v beizubehalten, oder mit €od.
A. II. ßksilfov XQog oEvtnv zu schreiben war, wie es oben V.390
hiess: ßls^ov scgog avtovg ßXe^ov^ ob nicht yielleicht auch
V. 1123 die Lesart vieler Handschriften: ä deol^ xL Xtv66mi
statt cJ dsol, rl Ailo, einige Berücksichti^ng in kritischer Hin-
sicht Terdient hatte. Denn ^ir haben uns ausserdem noch za
wundem, dass Hr. D. zwei Dinge iibersali, deren richtiges Ver-
ständnis wesentlich zur richtigen Auffassung der ganzen Stelle
gehört Also zur Sache. V. 11 21 fg. steht nicht:
ßksifov XQog (xvT^Vj SL ri öy öoTcel xgbeeiv
yvvaixl' kvxijg d* BVtvxfov ^s^lctaöo,,
in den Handschriften , sondern bI xi 6oi doxhl XQSMSiV yuvaiKt^
und cfj statt öoi ist blos Conjectur und zwar, wie wir gleich zei-
gen werden, eine sehr erbärmliche Conjectur von Markland und
Musgrave. Noch einen erbärmlicheren Sinn gibt aber diese Con-
jectur, als sie auf den ersten Anblick scheint, nach Monk's Er-
klärung. Dieser sagt nämlich: ^^ngin&j simüia 8um^ citatnr
Virls dociis ex Bacch. 915. nQixBig Sl Kdöfiov ^vyaxig&v fiog»
q)nv iiia. Find. Pjth. IL 69. Eldog yag vnBQOjfoxdta üginsv
ovgavLa ®vyaxkQv Kgovov. " Sonach hätten wir vermöge dieser
Schlimmbesserung folgenden Sinn: „Blicke anf sie, ob sie etwa
Deiner Gattin zu älmeln scheint; glücklich aber stehe von der
Trauer ab.^^ Und man muss nach alle dem fürchten , dass Hr. D.
die Stelle auf dieselbe Weise verstand. Dagegen haben wir aber
in aller unserer Bescheidenheit den Herren , die die Sprache Aet
Tragiker seit Decennien zu dem Gegenstande ihrer fortgesetzten
Betrachtung gemacht haben, gegenüber zu bemerken, dass wir
über der Sprache der Tragiker noch nicht unser Bisschen Grio*
cliisch verlernt und auch unseren Geschmack noch nicht so gan»
verwöhnt haben. Ungriechiscli nennen wir diese Veränderung und
Erklärung der Stelle, weil im Griechisclien Niemand ngsTCSiv ge-«
radezu für ähnlich sein brauchen konnte , wenn er nicht durch
einen Beisatz zu erkennen gab , dass man die Sache so und nicht
anders sich vorzustellen habe. Dies that man entweder durch
einen beigesetzten Accusativus des entfernteren Objectes, wie in
den beiden von Monk und Schneider im Lex. u. d. W. angeführ-
ten Stellen: Bacch. 919. utginzig öl Kaö^ov ^t}yaxBgc!nf fioQ-
(piqv fita. Piinl. Pyth. II, 69. sldog yecg VTCsgoxcDxccxa ügistBV
ovgccvla ©vyavigL Kgovov.^ au welchen Stellen weder (io(^
(prjv noch elÖog müssig da stehn, oder in etwas anderer Fas-
sung durch einen Infinitivus, wie Sophokles Elektra V.664w ^gi-
TCBi dg xvgavvog BlöogäVysU, s. w., oder man wusste es irgend
wie mehr aus dem ganzen Zusammenhange hervorgehen zu lassen.
Hier kann kein Mensch, der Griechisch versteht, die Wortes
Enripidit AIt«ftli. Xdi4; Miawr« Ml
ßXs^ov ngog aiJn^V, $X ti 6^ 8ox$Z ^ghuiy ywainlf «iiderg
fassen, als: ^^ Blicke auf sie, wenn- dies Ddner Gattin zu gebüh-
ren scheint^^ Geschmacklos aber endlich wird jeder Unbefangene
hier im Mande des Herakles die Antede bei Ueber^be der Al*-
kestis in die Hände ihres Gatten Admetos finden : ,,Blicke auf sie,
ob sie etwa Deiner Gattin ähnlich sieht. ^^ Denn nicht die Neu*
perde sollte erregt, sondern ein tiefes Gefühl des ihm g:eworde*
nen Glückes in Admetos* Herzen erweckt werden. Aber , d6nh
es ekelt uns in der That, mit dieser müssigen Conjectur länger«
luis zu befassen , wie viel schöner steht die Lesart sämmÜicher
Handschriften da, n^ch iwclcher es heisst : ßXiipov nQog avt^v^
a XL öoL donel ngsnsLV yvvai7cl\ ' d . h*. auf ^it Deutsch : ,, Blicke
auf sie, wenn es Dir scheint, dass es dem Weibe gebühre,^^ oder
init anderen Worten: „wenn Du es dem Weibe schuldig zu sein
glaubst, sie anzublicken, der Du so Tieles verdankst, ^^ durch wel-
chen Gedanken Admetos am bessten erinnert wird, in wie hohem
Maasse das Weib seine Aufmerksamkeit Terdiene. Lesen wir wei-
ter, so finden whr 1124. 2Ä im Texte:
yvvalxa kivööa tijvd* Ifi^ Injtvfiog^
^ KSQTOfiog fis dieov tig iKnki^öös^ X^^Q^i
Zu V. 1124 bemerkt zwar Hr. D«, dass Cod. A. H. und andere
Handschriften statt r^vd* Ifciji/ bieten ri^v Ifi^v, ohne jedoq|i
diese so passende Lesart zu benutzen. Liest man nämlid^: yt^•
^aiicct kevaöcD ri]vd* ^ii'^v Ittitvficog^ so sagte Admetos gans
einfach: „Sehe ich hier m^ine Gatthi wirklich, ^^ wobei das Ifi^
durchaus nicht besonders hervorgehoben würde;, liest man dage^»
gen: yvvalxa Xsvöömxi^v kfi'^v Itrjtv^&gy so sagt Admetos mil;
Hervorhebung des Pronomens: „Sehe ich hier meine Ga^jtin
wirklich, ^^ oder nach dem Griechischen mehr: „Die Frau, eicr
blicke ich die meinige wirklich hi^r,.^^ wodurch die Ueberr*
raschung, nicht dass er ein Weib im AUgemeinQn, sondern dass
er sein Weib erbliclce v am bessten dargestellt whrd. Die Ver-f
bessernng xi^vä^ aber statt x^v lag sehr nahe für die,; welchem
den Gegensatz nicht gehörig beobachteten,, und konnte so auch
aus V. 1126 entlehnt seüi: ovx loxiv ^ dXiä rqi/d' ogäg da-i
ftäQta örjv. / . . . ;
Wir schliessen hier unsere Recension, die Priifung einiger
neueren Bearbeitungen der griechischen Tragoedie für die nächste
Folgezeit uns vorbehaltend, und glauben, ^ass unsere Leser auch aus
diesen Bemerkungen die IXeberzeugung werden gewonnen haben,
dass bisweilen selbst in einzelnen Stellen HnD. nicht ganz Meister
«eines Stoffes ward. ; Und somit wh'd es uns Nieknand verargen,
wenn wir uns die in dem Dargelegten, wie uns dünkt, genugsam be-
gründete Bemerkung erlauben, dass nicht weniger UnbeAmgeHr
heit dcsUrtheDs und ein richtiges natürliches Gefühl, als gründ-
liche Sprachgelehrsamkeit und grübelnder.lVersitand, zurAusübnnf
der Kritik erforderlich seien, und dass «un bei aller AdiiHng (üip
Latclnisobe Lexikographie.
die letzteren EigeMcfiaften «nch die enteren allieit in Ehren sn
halten habe, da deren Gerin^schStzun^ dch sofort durch die Thsl
aelber straft. So Tiel masate Rec. aar Rechtferti^ng aeiner ~
sehen Grundsitse ohne fliickhah aussprechen.
Reinhold Klots.
FollständigeB Wörterbuch der latein. Sprache
nach den neueitea Hülfimitteln bearbeitet von Dr. Cft. H» Dömtr,
ProfeMor. Zwei storlce Gross -Octar- Bände in Lieferangen tob
18 Bogen xa 20 gGr. od. 1 Fl. 24 Kr. ; Stottgart , Hallberger'eche
Bachhandlung. Erste Lieferang (A— Animas), 1836, 18 Bog.
In gr. Lex. 8.
mEs kuB der FrSpBste aleht ia Frledem bleiben,
!:WeaB ea dem bdeea Neehber eicht gefallt.^
. . ^ Sehiller.
Ohne gerade auf den Namen des ^^Fronunsten^^ Ansprndi m
machen, glaubt Unterzeichneter sich doch zu den Friedlichen im
Lande zahlen zu dürfen , weiche ihr Tageweric «tili und ruliig
vollbringen, und im Bewusstsein ihrea rediichen Strebens die An-
feindungen streitsüchtiger Nachbaren mit Gelassenheit ertragen.
Allein selbst der friedlichste Grärtner wird seine Nachsicht nicht
fenf die Strassenbuben ausdehnen, welche in seine Jahrelang treu
gepflegte Pflanzungen einbrechen und mit lüsterner Kecltheit ihn
der Fruchte seines mühsamen Fleisses berauben wollen. Ein aol*
icher Einbruch droht UnterzdchAetem in Toriiegender literarischer
Unternehmung, und es wird ihm daher sicherlich nicht verargt
werden , dass er durch eine Appellation an das gelehrte Pnbli*
kum — das einzige Mittel, welchea der inr Zeit noch rechtslose
Znstand des literarischen Besitzes vecstattet — sidi vor Berau-
bung' zu schlitzen bemüht Ist. Zu meiner Freude ersehe ich ubn>
gens aus dem neuesten (October-) Hefte der Jahn^schcn Jahr«
faficher, dass der wnrdige Herausgeber derselben, HerrConrector
Jahn, bereits diese plagiarische Untemehnrang als soldhe mit
Terdienter Misbilligung angezeigt hat, und es wird hoffentlich
dieser Ausspruch eines anerlomnt unparteiischen und competenten
Richters genügen, das gelehrte PubiÜLum vor dem Ankauf den
Dömer'schen Buches au warnen, in welchem wie Herr Conrector
Jahn sich ausdrückt ^ Freund^ 8 Buch volUtändig abgeMokrieben
d. h, alles Material, alle Ansichten und die ganze Anordnung
Freundes wiedergegeben und blos die Ausdrucksweise verän*
dert und bisweilen etwas abgekürzt ist. ^ Der Beweis Ais Pia-*
fiums und der damit verbundenen vielf\ichen Täuschungen soll- In
Nachfolgendem, wie ich hoffe überzeugend genug, gegehen
werden. --:
Um die Mitte des Jahres 1834 enchlen der 1. Band meinen
btelnlschen W^rterbnohes 15 Bogen stark, von A^ — C reichend,
lüde Mai' B 18M 94Br8andt«i die HeiMa /. N. JÜseher und Fr,
Dtttnet'B Wörterbuch der latoio. Sprache.
Schradm üi Reutlingen {der Name ist in den Annalen des Buch-
handels mit ra6&/7schwarzer Schrift verzeichnet) die vom März
.1835 datirte i,i,Ankündi^mg eines vollständigen Wörterbuches der
latein. Sprache nach den neuesten HVilfsmitteln bearbeitet von Dr.
Ch. H. Dörner, Professor. Zivei Bände gr. 8. in 4 Abtheilungen
von je 25 — SOPogeri pn Abthlg. iRthlr. 6gGr. sächs./^ in wel-
cher Ankündigung Herr Dörncr meines Wörterbuches mit aus-
zeichnendem Lobe erwähnte, aber der Meinung war^ dass ^:,Aus^
fährung, Umfang und Preis dieses (meines) wahrhaft neuen und
vortrefflichen Wörterbuches es offenbar zimächst zu dem Ge-
brauche des ipehr gelehrten Philologen bestimmen, wahiK;nd ihn
(Herrn Dörner) von Anfang an mdir das Bedürfniss der Schule am
Herzen gelegen habe , für welches auch durch Scheller - Liine-
mann nur halbwegs gesorgt sei. ''^ Zuletzt spricht Herr Dömer
die Hoffnung aus, dass bis zur Michaelis -Messe 1H36 das Werk
vollständig in den Händen der Schulmänner und der Freunde des
'römischen Alterthums sein werde. Dieser Ankündigung nun war
ein Probeblatt aus d^ beabsichtigten Schulwörterbuche beige-
geben, das, paginirt ^iild 0, vonAbavia bis Abeo reichte« Wer
diese Probe auch nur überlün betrachtete, dem musste die Aehn-
llchkeit mit meinem Wörterbuclie sogleich auffallen: dieselbe
.genctisclie Entwickclung der Bedeutungen, dieselben Angaben
der einzelnen lexikalischen Elemente , wie des Chronologischen,
Rhetorischen, Statistischen; Angaben, die ich wohl mit dem
vollsten Rechte als mein Eigenthnm vindiciren darf; ferner die-
selben Belegstellen ; derselbe äussere Umfang der Artikel ; kurz
^ es war kein Zweifel, -dass die von Reutlingen ausgehende Unter-
nehmung ein dieses Ortes würdiges Plagtat meines Wörterbuches
«ei. W^ar man nun über die Natur des Unternehmens überhaupt
im Klaren, so konnte Keinem zweifelhaft sein, was von der Hoff-
nung des Herrn Dömer, dass das ganze Werk etwa nach Jahres-
frist vollendet sein werde, zu halten sei. Entweder war Herr
Dörner so völlig imbekannt mit der Schwierigkeit lexikalischer
Arbeitcoi , dass er glaubte , die drei noch rückständigen volumi-
nösen Bände meines W^örterbuches werden fabrikmässig in we-
nigen Monaten hintereinander dem 1« Bande folgen , so dass der
mit dem Originalwerke gleichen Schritt haltende Nachdruck bin-
nen Jahr und Tag absolvirt sein könne, oder er kannte die Un-
ausrührbarkeit seines Versprechens sehr wohl, glaubte aber durch
die Lockspeise des schnellen Absolvirens der Unternehmung das
weniger tief schauende Publikum an sich ziehen zu können. Siche-
ren Judicien zufolge blieb jedoch die ausgesandte Ankündigung
ohne den erwarteten'Erfolg ; und obgleich die Reutlinger Herren
Verleger um Johanni (die Zeit, da laut der Ankündigung die erste
Abiheilung ausgegeben werden sollte) im Leipziger Börsenblatte
die Anzeige machten, dass die unerwartet grosse Menge der
Subscribenten einen erneuert Abdruck nöthig mache und daher
301 Lateinische Lexikographie*
die Anssendung der 1. Abtheilung um einige Wochen verzögere!:
80 bedurfte es keiner besondern Divinationsgabe , um Toraaaza*
sagen ^ dass es mit all diesen Angaben eitel Wind sei. Weder
zur Michaeli- noch zur Ostermessc verlautete wieder etwas von
dem „Dörner sehen" Wörterbuche; und ich glaubte schon, der
Plan , auf meine und meines Herrn Verlegers Kosten sich zu be-
reichem, sei endlich Ton den Reutiinger Herren ganz aufgegeben
worden. Da tauchte um die Mitte desOctobers 18S6 die Unter-
nehmung Ton Neuem auf. Statt der Flerren Fischer und Schradin
. in Reutlingen Versandte die achtbare^ hier olme Zweifel selbst
getäuschte Hallberger'schc Buchhandlung in Stuttgart die er-
sten 18 Bogen des gedachten Werkes mit einer neuen Ankündi-
gung, welche das Publikum von einer ganz andern Seite aus zu
gewinnen d. h. hiiitcr's Licht zu führen sucht. Herr Dömer er-
zählt in derselben , dass zalilreiche gelehrte Freunde ihm eine
weitere Ausdehnung seiner Arbeit angcrathen; dass er sich hierzu
inn so lieber verstanden habe, als die mancherlei unzuverlässigen
Angaben im Freund'sclien Wörterbuche seine mit grösserer Sorg-
falt durchgeführte Uateruchmung zu be^^stigen schienen ; dass
aber durch diese Umgestaltung und Erweiterung des ursprüngli-
chen Planes 1) der „ Umfang des Buches von 100 auf 200 Bo-
gen, und demgeniäss 2) der Preis desselben von circa 5 Thalern
auf 8^- Thaler erhöht werden müsse , und 3) die Zeit der Be^
endigu?ig noch gar nicht bestimmt werden könne.
Wir nmsscn diese Angaben des Herrn Dömer einer beson-
dern Prüfung unterwerfen, um den Grad der Wahrhaftigkeit, auf
welche diese ganze Unternehmung gegründet. ist, genauer kennen
zu lernen.
1) Das D^rner'sche Werk soll in seiner gegenwartigen Ge-
stalt eine „durch die Umstände gebotene Erweiterung und gröa^
sere Ausdehnung erhalten haben. Allein wie stimmt dies» mit
der merkwürdigen Erscheinung, dass dieselbe lexikalische Probe^
welche vor 1 ^ Jahren aus dem 100 Bogen starken Werke in die
Welt geschickt wurde, jetst Wort fär JVort^ ja sogar mit der-
selben Seitenzahl 5 und 6 und mit denselben, Druckfehlern
(Seite 5,*» Z. 13: Caes. B. G. statt B. C; S.G* Z.3: Liv. 2,
48 st. 2, 45; Z. 5: Tac. Ann. 6, 64 st. 3, 04; Z. 13: Pet. Cons.
11, 4 St. 11, 44; Z. 16: Luc. 6, 809 st. Lucr. 6, 800; Z. 45:
Plin, 4, 2, 36 st. 4, 21, 36; Z. 52: Cic. Verr. 5, 16, 146 st 6,
56, 145; Z. 61: Vir, A. st. Virg.A.) sich in dem angeblich um
das Doppelte erweiterten und vermehrten W'orterbuche wieder-
findet? Kann hier die völlige Identität des friihern und des ge-
genwärtigen Unternehmens imd die Uebertragung der fertigen
Druckbogen aus dem Reutiinger in den Stuttgarter Verlag in
Abrede gestellt werden 1 und glaubte Herr Ddrner dem ge-
lehrten Publikum ungestraft eine solche Mystification bieten zu
könnend
DoiwjDtfV WorteiliBph der lateita. Sprache. 805
2) Durdi difi i «rDgebliGhei Erweiterung; des Planes, soll der
Umfang des Buches Ton 100 auf 200 Bo^cn und dalie> der Preis
desselben v.otv5 Rthlr. auf 8f Rjthlr< erhöht- werden: . Auch diese
Angaben siüd^ttvch ^ie allereinfachste Regeldetri als Täuschung
nachzuweisen«. . Die «rsten 18iB<>gien ^es Dörner'fchen Buches^
die beiläufig, bis, auf ' 2. Octavseken genau den IS-Bogen mein^
(auf *6Q0 Bogen veranschlagten} Buches parallel laufest, reichen
Ton A bisAnümia.:. Bierechnen wir mm das Verhäjtniss d^ Um-
fangcs die^eJsLexikontheiles zu dorn. dies ^GanzennAch der Bogen^
zahl der fertig Vorliegenden Wörterbücher von Gem^r ^ Forcel^
Uni und Scheller-Lünemann^ßQ ergeben sich folgende Re-
sultate: ;•?..■•' -. : .♦ .:•.
: a) nach Ges»er: 44^:680=äx:i8:]ir, d. i. 252^: Bog^
b) nach PoroellirU: 44| i 638=±= 18 : x, d. i. 258 Bogen
c) nach SchelULün.t ß^2:107=18:x, d. i« 310| Bogen.
2<iehen wir Ann aus diesen 3 Datei;! die mittlere Prqportionalzahl^
so erwächst, natürlich, unter Voraussetzung eiaer gleichmässigen
Bearbeitung^ < die Zahl von 275| Bogen als ungeföhrer Umfang
des Dörae^sohen. Buches 9- welcher jedoch durch die zur Ver-
dcckung des: Plagiats, angewandten Umschreibungen meiner in
den spätern BQgeu.;naehr zusammengedrängten Angaben ppthwen-
dig bis zu wejiigsteiis 300 Bogen heranwachsen^ ;«pd .daJUer auch
den Preis des. Gan^seu statt der. angegebenen 8}.Rthli;, zu 13^
bis 14 Rthlr. erheben muss. Wir haben also hier .dne jjcner ver-
pönten HandeJsspecuiationen; vor uns, die durch unwahre Ver^
anschlagung des Umfangeci und PreisQ« eines .Ruches sich den
Einzug beim Publikum zu erschleichfi|i suchen.
iS) Herr Dörner will sein Wörterbuch zunächst für Schüler
ausgearbeitet haben. ,^Zn der Qrossarti^eit der Anlage des
Freund'schen Wör^rbuches , ^^ sagt er in seiner zweiteji Ankün-
digung, ,, habe idi mich nicht zu erheben gewagt;, haben mich
auch- bei Bearbeituug der einzelnen Artikel so ziemlich dieselben
Grundsätze geleitet, so durfte ich doch die Bestimmung meines
Wörterbuches — nicht für Gelehrte, sondern für die Schulen
und die nicht eigentlich gelehrten Freunde der römisohen Lite-
ratur — nie aps den Augen verlieren u. s. w." Welcher ür-^
theiisfähige »her, 4er das Dömer'sche Buch auch nur überhin
durcihblättert, kann glauben, dass es dem Herrn Dömer um diese
Angabe Ernst ist? Sollte Derselbe wirklich nicht fein genug sein,
um zu wissen, dass ein Lexicon mit Artikeln im Umfange von 4,
8, 10, ja 12 und mehr Columnen von je 64 — 60 Zeilen uud ohne
alle Absätze niemals bei Schülern Eingang linden könne 1 Und
sollte Herrn Dörner wirklich „ das Bedürfniss der Scffule am
Hercen gelegen haben, ** als er meine möglichst decent gehalte*
neu Erklärungen obscöner Artikel wie admissarius^ aera (Juv^
6, 125) etc. in Angaben wie Hurenhengst ^ Hengst ^ Hurenlohn
u. dgl. umwandelte'?! — Der Füchse giebt es eine grpsse Zahl^
N. Jakri. f, FliU. u» Paed. od. KrU* Bihl, Bd. ILO* JOft.Z. 20
300 Lateioitehe L«zlkographiei
aber nicht jeder ist Fncha gemig, seine Sparen hinter sich su
ven^lHche». — Endlich
4) Herr Dömer hebt mr Empfehlonfi^ seiner Arbeit mit be-
sonderm IVachdmcke die durchgängig Zuverlässigkeit in den
iexikalischen An^ben, weiche in meinem Wörterbuche so sehr
vermisst werde ^ hervor; sein Bnch soll ^^die mo^chste Ziirer-
laJiMigkoit nicht Mos in/ Gänsen nnd Grossen^ sondern selbst im
Klein.sten und EinzeTnsten^^ beflitsen; es soll sich firei halten .^von
der auch im Frennd^sclien Wörterbnche neben den 'vielen uurer-
iicnnbarcii Vorzügen desselben doppelt bedauerlichen UnzuTer-
la'iiKiffkeit in so fielen Einzelheiten;^^ es ^ird deshalb ^^ obgleich
nicht fnr Gelehrte^ sondern für Schulen und die nicht eigentlich
gelehKcn Freunde der römischen' Literatur bestimmt^ gleichwohl
reibst dem Gelehrten durch das möglichste Streben nach durch-
gängiger Zuverlässigkeit des Gegebenen einen nicht unwesentli-
dien Dienst leisten.**^ — Ihtrchgängige Zuverlässigkeil im
Aleinsten und Einzelnsten in einem aus mehreren hunderttau-
send Ci taten und Erläuterungen bestehenden Werke! Welch
ein vermessenes Versprechen! Hätte Herr Dömer nichts weiter,
als diese Zeilen in seiner Ankiindigung geschrieben , wahrlich es
wi'irde für jeden Sachkenner hingereicht haben , ihn sogleich als
den Mann zu erkennen, der entweder in dem Fache, das er be-
arbeiten will , völlig ein Fremdling ist, oder der mit der Wahr-
heit ein freventliches Spiel zu treiben beabsichtigt. Welchem
Sterblichen wäre es vergönnt in einem ans so unendlich verschie-
denartigen Elementen musiVisch zusammengetragenen Werke nicht
hier und da ein unpassendes Steinchen einzutragen, nicht dann
und wann hinter seiner Ideb zurückzubleiben? Nur wer jemals
selbst ein älinllches Werk zu Tage gefordert, nur wer es an sich
erfahren hat , dass die gewissenhafteste , sorgfältigste Wachsam-
keit hiernicht vor Verschen zu schützen vermag, darf den ersten
Stein gegen den irrenden Lexikographen erheben. Wie wahr
sprach sich schon d'Alembcrt über die Natur lexikalischer Arbei-
ten und Vlber die Kritik derselben aus: „Nichts ist leichter als
über das beste Wörterbuch eine Kritik zu machen, die zugleich
sehr richtig und sehr ungerecht ist Zehn schlechte oder un-
vollkommene Artikel, wobei man viel Aufhebens macht, gegen
tausend gute ^ die man mit Stillschweigen Vibergeht, werden den
Leser täuschen. Ein Werk ist gut, wenn es m^hr gute, als
schlechte Sachen enthalt; und es ist vortrefflich, wenn das Gute
darin sehr gut ist, oder das Schlechte bei weitem überwiegt.
Bei keinem Werke ist es billiger, nach dieser Regel zu richten,
als bei einem Wörterbuclie, wegen der Mannigfaltigkeit nnd
Menge der Materien, die es in sich schliesst; denn sie simmt-
licli auf eine gleichmässige Art zu behandeln, ist eine moralische
Unmöglichkeit/^ Wer den Unterzeichneten näher kennt, wird
seiner Vei^icherung vollen Glauben schenken, dasser mit dem
Doniei^s Wottorimch des lateln^ Spradie. MI
Gesagten kelnesweges eineBeschouif^ang gdner lexikalischen Ver-
sehen beabsichtigt» Ich weiss es Jedem Dank, der mich aaf die
Irrthiimer und Mängel meines Buches aufmerlüsfam macht, und eine
künftige neue Auflage desselben wird beweisen, dass soldieBeloä-
rungcn von mir beachtet und treulich benutzt worden sind. Allein
wenn jemand über solche einseelne Unrichtigkeiten einen gewalti-
gen Lärm erhebt, und aus ihnen eine liechtfeitigung für sein
neues zuverlässigeres Werk dedacirt — und hiftter^ier sich er-
giebt, dass in dem neuen Werke auf eine unverantwortliche
Weise nicht blos die alten Fehler blindlings nachgeschrieben,
sondern auf jeder Seite eine Unzahl neuer Fehler begangen wor-
den sind: Ist diess nicht eine Verhöhnung der Wahrheit, wie sie
in der gelehrten Welt ihres Gleichen sucht? und verdient derje-»
nige, der sich eines solchen Vergehens bchiddig macht, nicht filr
immer des Gelehrtenbürgerrechts verlustig zu werden? In einer
gefälligeik Zuschrift an den Unterzeichneten vom 29. Nov. 1830
spricht sith der hochgefeierte Veteran der Philologie, Herr €om-
thur Gottfried Hermann, über die Dörner'sche Unternehmung
folgendermassen aus : „ JEin solches Unternehmen ist in hohem
Grade au misbilligen^ nicht nur^ weil nichts leichter ist^ als
auf solche Weise ein Wörterbuch zu Stande zu bringen, das
den täuschenden Schein einer eigenen Arbeit trägt ^ bei der
sich der Verfasser meistens gegen den Vorwurf abgeschrieben
zu haben ptit der Entschuldigung schützen kann , dass er ja
doch Notktoendiges nicht weggelassen und Richtiges nicht an^
der 8 als so wie Andere darstellen gedurft hßbe; sondern auch
weil dadurch der Verleger und das Publikum hintergangen
werden^ indem beide etwas Neues zu kaufen glauben, während
sie nur das schon Bekannte und diess Wohl gar unvollständig
oder entstellt erhalten. So fehlt z. B. das in Ihrem Wörter-
buche befindliche Aleus^ einEleer, gänzlich; so ist der Druck-
fehler Aliqtäpiam statt Ali qüipiam aus Ihrem Wörter buche auch
in das Dörner'sche übergegangen}^ Wie den Druckfehler Ali-
qutpiam , so hat Herr Dörner unter acheta das in meinem Wör-
terbuche durch Versehen verschobene Citat „Plin. 26, 11, 82^^
statt Plin. 11, 26,32 nachgeschrieben; so unter Achilleus no. 3
den Druckfehler „Plin. 26, 18, 90'' statt Plin. 26, 15, 90 (das ganze
Buch hat nur 15 Kapitel); so den Druckfehler Adrastus für
Ädrastus; so unter acer (Ahorn) die Angabe: „konunt nur im ^om«
und gen, sing, vor '^ (in meinem Handexemplar ist längst der ab'*
lativ aus Plin. 17, 23, 85 nachgetragen) ; so ISsst. Herr Dörner
die bei mir durch Druckversehen fehlenden Citate für Actium
ebenfalls aus ; so fehlen hei ihm ans demselben Grunde die Ci-
tate für adaeratio ; so seh reibt Herr Dörner unter Agamemnonius
mir nach ^^ poetisches Adjectiv,'' obgleich das Wort auch bei
Livius (45, ^1) vorkommt; so giebt er unter aliqui für das fem.
aliqua meine beiden €itat;e aus Varr. L. L. u. Ov. Met. blindli^iga
20*
308 Lateinische Lexi1iog;r-aphie.
wieder , ohne zu \i i^se1l ^ dass das entere Beispiel durch Otfr«
MiiIlerK Kritik bosoiti^t worden und dass es andere Beispiele «us
Tibull , Ovid und den Digesten- in grosser Anzahl giebt. — Was
ntj*] man ferner kh Imitaten sagen wie: Plaut. Men. 1^ 22^ 66 (un-
ter ab); Cic. Pec. Cons. 11^ 4 (unt. abdo); Cic Caes. 10 (uut.
aberro); Cic. Gr. 1, S, 52 (unt. aUiorreo); Cic. Catil. 1-^%S (ib.);
Cic. Agr. 12^ 6, 14 (unt. accommodatus)'; Cic. or. % 6, .250 (unt
accommodo); l^cr. 6, 12^ 62 (unt accumnio) ; Plast.' Frud. 4,
1,2!) (unt. accnro); Lncr. 6, 12, Ol (unt. acen-aCim); Liicr.8^ 198
(unt. acervus); Ov. Pont. 14, 10^, 27 (uut. Achaeus); Oic. CaL
27. 101 (unt. äcqniesro); Cic. Acad. 2^ 33^ 10 (unt. actio); Cic.
Lael. 8, 7 (unt. ad); Plaut. Aul. 7, 8, 53 (ebendas.); Cic. Phil.
21, 52 (unt. addico)^ Hör. Ep. 7, 11 (ebendas.); Plaut. Pscud.
4. 7. 7. 2 (unt. a<ieo arlv); Cic. Orat. 3, 13, 5 (unt. adhibeo^;
Cic. Top. 4v 2 (ittit. adjungo); Cic. Lael. 17, 1 (untadjuvo);
Cic. i\. D. 21, 10, 27 (unt. admisceo); Cic. N. D. 1, 17, 4 (unt.
adurabro; 4 Zeilen vorher dasselbe Citat: Cic N. D. 1, 17, 75;
beide Male statt 1, 27,75); Hör. 2, H, 68 (unt. aduro); Ov.Fast.
2, 7, S5 (luit. aeratus) ; Cic. Divin. 2, 4, 39 (unt. aguus) ; Cic
DiviiL in Caecii. 2, 29 (unt. amicus); Caes. B. 6. (ohne Angabe
der Zahlen unt. aiuplius zweimal und sonst); Cic. Li^. 2, 5 Wun-
der, (unt. an); Angoiialia (unt. Angcrona); Senec Tyest. 8, 70
(unt. anguis); Cir. Acad. 2, 35, 12 (uut angustia); Stat. Theb.
13, 00t) (unt angusto); Cic. Rep. 0, 20 (unt. animal); Cic. N.D.
2, 4, 121 (unt am'mo); Prop. 5, 7, (unt. animosus); LiT.2,451
(unt. aniraadverto) ; Virg. Aen. 19, 278 (unt. animus): Angaben
wie sie sonst auf jeder Seite des Dörner'schen Buches Torkommen^
und die in so handgreiflicher Corruption und in so grosser Menge
schwerlich in meinem Wörterbuche gefunden werden; nicht zu
gedenken , dass die erwähnten Beispiele bei mir sich sämmtlich
richtig Torfindeii und im Dörner'schen Buche durch plägiarische.
Flüchtigkeit so übel zugerichtet worden sind? Was soll man dazu
sagen , dass z. B. in dem einzigen S. Bogen des ^^voüatändigen'-^
Dörner'sclien Wörterbuches 16 Anikel (nämlich: Accisi, Ace-
phalus, Aceto, Acharrae, Acherini, AchoUa, Aclassis, Acmo-
dae, Acmonides, Aconiti, Acontius, Acrae, Acraephia, Acrillae,
Actiosus , Acuarius) gänzlich fehlen , welche gleichwohl in mei-
nem ^^unvollständigen'''' Lexikon enthalten sind*^ Und was vollends
dazu, dass z. B. der gedachte 3. Bogen des ^^zuverlässigen'''' Dör-
ner sehen Wörterbuclies jiicht weniger als 35, der 18. Bogen
desselben ^^zuverlässigen'''' Werkes nicht weniger als 52 falsche
Angaben entfuUt^ die sämmllich aus den richtigen Angaben
meines ^^unzuverlässigen'''' Jf'örterbuchea verstümmelt sind ? Es
sind diess folgende: A) Im "^. Bogen:. 1) unter accola steht Plaut
Aul. 3, 0, 1 statt 3, 1, I ; 2) unt. accolo Hieht finitimus ut.pro-
piiiquus; 3) unt accommodo: Cic. Or. 2, 6, 250 st 2, 60, 250;
4) ib.: Cic Agr. 12, t>, 14 st 2,6, 14; 6) unt accredo: Flaut
Durneir'» Wörterliuch .der latein., Spnehe. M9
Afiin. 5, 4 8t. 5, 2, 4; 6) unt aocomulo: Lucr. 0, IS, 62 st G^
1262; 1) ib.: Lucr. S, 17 st. 3, 71; 8) iint. aocuro: Plaut Prtid.
8t Fseud.,' 0) ib.: Süet CaL (ohne Zahl) st Cid. 58; 10) iwt
accusator: Cic. Caecil. 9, 2 st 9^ 29; 11) uut acciiso: Cic Rnn,
2, 2, 1 St. Cic. Q. Fr. 2, 2, 1 ; 12) unt. acer Qdj\ : Ter. Phorm.
2, a, 82 st 2, 1, 32; 13) ib.; Hör. epod.l2,;26 st 12, 6; 14)
unt.aceratus: Neu. 44G, 14 st 445, 14; . }5).ib.^ Plin. 30, 6, ^5
st 30, 6, 15; 16) unt acerTatini; Luqc« 6, JSi^ 61 st 6, 1261 ;
17) unt. acervus: Lucr. 8,198 9t 3, 19S; 18) imt Acesta: Serv.
z. 1, 55 st ], 550; 19) ib«3 Ace^tatm^ st Aeesiaeus; 20) nnt.
acetum: Plaut Pseud. 4, 2, 49 st 2, 4, 49; 21) uut Acheruns:
PJaut Merc. 3, 4, 2 st 3, 4, 21 ; 22) dnt Adiüleus: Plin. 33, 5,
10 st 34, 5, 10; 23) ib.: Piin. 4, 22, 26 st 4« 12, 26; 24) unt
acinus: Catul. 7, 4 st 27, 4; 25) untacopDs: Plin. 23, 8, 40 st
23, 8, 80; 26) Cic. GzZ. 27 st Cic. LaeL 27; 27) unt Acragas:
Yirg:. Aen. 7, 703 st 3, 703; 28) unt. acritas: Gell. 13, 2 st
13, 3; 29) uat Actia«us: Tac. Ann. l,.45st ], 42; 30) unt
Actias : Yirg. Georg. 4, 468 st 4, 463 ; 31) ib. : Stat Sil. 3, 1, 20
8t. 3, 2,120; 32) uut actic[: Mamilianae st. Manilianae; 33) uut
actor: Cic. Caecin. 13, 48 8t 15, 48; 34) unt actuosus: Cic. or.
26, 125 st. 36, 125 ; 35) unt acumen ; Cic. Farn. 15, 14 st 5, 14. —
B) Im 18. Bogen: l) unt. Angerona steht Angonalia statt An-
ger onalia; 2) luit angiportum steht Ilerenn. 4, 41, 64 st 4, 51,
64; 3) unt. Angli: Tac. Germ. 41 st 40; 4) unt. angor: faucea
eorum st. earurn; 5 — 7) unt anguicomus: Ov. Met 4, 698 st.
4,699; ib. 800 st 601 ; u.Stat Theb. 1,540 st 1, 544; 8) unt
anguifer: Prop.2, 2,60 st 2, 2, 8; 9) unt anguis; Plaut Amph.
5, 1, 66 st 56; 10) daselbst: Lucil. l.Non. 119, 19 st 191; ll)
das. : Cic. Divin. 1, 33, 73 st 1, 33, 72; 12) das,: Virg. Bei. 3,
9 st 3, 93; 13) das.: Or. Met 4, 453 st. 4, 454; 14) das.: Se-
nee. Ty est. 8, 70 st. 870 ; 15) unt angustia: itinerum st. üinerü;
16) das. : Cic. Acad. 2, 35, 12 st 2, 35, 112; 17) unt angusto:
Stat Theb. 13, 666 st 12, 666; 18) unt angustus: Lucr. 4, 531
st 1,721; 19) das.: freto st.fretu; 20) das.: pertus »tpontes;
21) das.: collatata etfusa oratio st diffusa; 22) unt anhelatio:
Plin. 8, 6 st 9, 7, 6; 23) unt anhelator: Plin. 21, 29 st 21, 89;
24) nnt anhclitus: Hör. Od. 1,16, 31 st ], 15, 31; 25) das.:
Plin. 25, 51 St. 35, 51 ; 26) das. : Ov. A. A. 1, 321 st 1, 521 ;
27) unt aulielo : SU. 8, 658 st 8, 660 ; 28) das. ; Sil. 10, 239 st
10, 240; 29) uut anhelus: Sil. 15, 717 st 15,721; 30) unt
Anien: Stat Silv. 1, 2, 25 st 1, 5, 25; 31) unt anima: Att h>
Kon. 254, 9 st 234, 9 ; 32) das. : Yarr. b. Non, 254, 7 st 234, 7 ;
33) da&: Caecil. b. Non. 2.>3, 8 st 238, 9; 34) das.; Ter, Ad.
3, 4, 72 st 3, 4, 52; 35) das.: esset (improbi) st esscnt (im-
probi); 30) das.: couiuguin z^es^rorum st. coniuguiu vestrarum;
37) unt animadversor: Cic. Off. 1, 41, 116 st 1, 41, 146; 38)
unt animadverlo : molcste/e/o st moleste/er/ev/i; 39) das.:
310 Lateiniiche Lezikogrtphie.
Tac. Hist. 4, 19 fit. 4, 49; 40) das. : Cic. Farn. Sy 28 st 5, 2, 8;
41) unt animal: Cic* Rep. 9,26 st 6, 26; 42) unt. animalis:
simul acrum st simulacrum; 43) unt animo: Cic.N.D.2, 4,121
st 2, 47, 121; 44) das.: amantes st. amatares; 45) unt anU
mosus: Prop. 5,'7«0 st 3, 7, 9; 46) das.: Virg. Aen. 2, 441
st Georg, 2, 441; 47) unt animns: Cid, Tusc 1, 21, 47 st 2,
21, 47; 48) das.; Cic. Farn. 5, 2, 9 st &, 2, 8; 49) das«: Virg.
Aen. 1, 47 st 1, 57; 50) das.: Caes. B. 6. 7, 6 st 7, 28; 51)
das. : Caes. B. G, 6, 28 st 6, 38 ; 52) das. : Plaut Men. 1, 8, 27
st. 1, 3, 17. Wenn einem Werke, das sich einem andern gegen-
über „ der grössten Zuverlässigkeit nicht Uos im Ganzen und
Grossen y sondern selbst im Kleinsten und Einaelnsteri'^ rühmt,
solcherlei Dinge nachgewiesen werden können, verdient dieses
Werk nicht mit dem Brandmale des Betruges gedenkzeichnet zu
werden? — Fast scheint es, als wolle Herr Dörner den Grund«
Sfitss des Goethe'fichen Theaterdirectors in Ausübung bringen:
„ Sucht nur die Menschen eu Terwirren,
„ Sie la befriedigen iat sdiwer *^
Im Bisherigen haben wir nur enl die Ton Herrn Dörner in
seiner Ankündigung abgegebenen Erkttrungen geprüft, und sie
mit der WirklicUeit in gar argem Widerspruche gefunden« Wir
gehen nunmehr tiefer in das Werk selbst ein , um endlidi nach-
zuweisen, dass dasselbe ein Plagiat meines Worterbuekes in
pessima forma sei.
Es liegt in der eigenthümiichen Natur des lexikalischen Stof«'
fes, dass mehrere Lexika sich in ihren Angaben Tollkommen glei-
chen können, ohne dass eines derselben des Fiagiums heschuldigt
werden dürfte. Das lateinische pater muss nun einmal von Allen
mit „Vater," amo mit „lieben," ab mit „von" übersetzt werden;
für ein axa^ slgrjiiivov muss dasselbe Cltat überall wiederkehren;
die Angaben des Regimens und der Constmctioo müssen sich
überall gleichen u. s. w. Derjenige Lexikograph also , welche^
Angaben dieser Art als sein Eigentkum vindiciren wollte, würde
sich gerade so lächerlich machen, als jener Knabe , der seinen
verlorenen Groschen in dem seines Nachbars wiedererkennen
wollte, weil auf diesem ebenfalls die Zahl 24 zu lesen war. Also
von solcher Gieichlieit des Dörner'schen Buches mit dem meini^
gen kann naturlich nicht die Rede sein. Es handelt sich hier
vielmehr um das Eigenthümliche meines Wörterbuches, um die
systematisch wissenschaftliche Anordnung des gesammten lexi-
kalischen Apparates , um die zur Basis genommenen historisch-
genetischen Primipien^ durch welche mein Wörterbuch, wie
wohl selbst Herr Dörner nicht in Abrede stellen wird , sich von
allen seinen Vorgängern wesentlich unterscheidet, und deren
durchgängige Wiederkehr im Dömerschen Wörterbuche noth-
wendig als Plagium bezeichnet werden muss. Denn die etwaige
Entschuldigung des Herrn Dörner^ das« er mein Werterhucb ÜJlß
I
Dömer't Wurterbuch der lateli. Spraöhe. 811
bereits TerSffcntllGhtes Literaturwerk benutzen und ftlso die dem«
selben su Grunde Hebenden Prlncipien auf eein Bttoh übertragen
durfte, wird wohl kein kritischer Riditcr in der von ihm genom-
menen Ausdehnung gelten lassen. Allerdings ist jedfis veröffent-
lichte Buch in «einem Inhalte Gremeingat und der gelegentliche
Gebrauch dieses Inhaltes Jedermann nach Willkühr verstattet.
Wenn aber jemand den Gesammtinhalt eines Werkes nur eben
dazu benutzt, um ein ganz gleiches Werk wiedei^ aü erzeugen,
und so mit dem Verfasser jenes Werkes in eine die materiellen In-
teressen des Letztem benachtheiligende Concurrenz zu treten:
so wird alle Welt diess als ein unrechtliches , plagiarisches Ver-
fahren erklären, dem auf jegliche Weise gesteuert werden miisse,
wenn das literarische Eigenthum nicht einer allgemeinen Pliinde-
rung preis gegeben werden soll. Uebrigens zeigt sich die Uu*
Selbständigkeit der Dörner sehen Arbeit und ihre totale Abhängig-
keit von der meinigen in dem höchst interessanten Umstände,
dass Herr Dörner den grossen Unterschied, der in Hinsicht auf
lexikalische Darstellung zwischen der ersten und der zweiten
Hälfte des 1. Bandes meines Wörterbuches obwaltet, nicht im
Geringsten gemerkt hat, und auf diese Weise meine lexiko^a-
phische Schule blindlings noch einmal durchmacht. Während in
den ersten Bogen meines Wörterbaches noch das hi8tori$cheVv\iX''
cip vorherrscht und die iibrigen Elemente sich noch mehr oder
weniger unterordnen , erlangt in den spätem Bogen das logische
Princip allmällg mit immer schärferer Consequenz den ihm gebüh-
renden Vorrang, so dass nunmehr sänuntliche Bedeutungen eines
Wortes sich um die beiden Hanptgruppen des Eigentlichen und
^Tropischen oder des Allgemeinen und Besondern nach logischen
Gesetzen , mit Hindeutung auf das historische Element , lagern,
während früher nicht selten drei, vier und mehrere Bedeutungen
eines Wortes aasschilcsslich am historischen Faden aufgereiht
sind« Wäre in Herrn Dörner nur ein Fiinkchen von Selbständig-
keit und kritischer Umsicht, so hätte er diesen wesentlichen Fort-
schritt in der wissenschaftlichen Darstellung nicht übersehen und
sogleich den ersten Bogen seines Buches zu Gute kommen lassen,
was bei mir als Resultat fortgesetzter Beobachtungen erat später
seine durchgängige Anwejidung gefunden. Und Herr Dörner
hätte dazu um so mehr Grund gehabt , als andrerseits durch jede
Spalte seines Buches nur zu deutlich das Bestreben hervorguckt,
durch Umschreibungen und Umgestaltungen mancherlei Art sich
dem Vorwurfe des Plagiats und der gerichtlichen Strafe desNach-
dmcks zu entziehen. — Ein zweiter Punkt, in welchem Herr
Dörner aus mechanischer Kurzsichtigkeit die lexikographische
Schule mit mir durchmacht, ist die Stellung der von Nominibus
proprüs abgeleiteten Adjective. Ich habe in der Vorrede meines
Wörterbuches (S. XXX) mich für das Unterordnen dieser Ad-
jectiv« unter ihre Nomina erklärt; und tm Wörterbuclie selbst
$12 Lateiaitfche Lexikograplii«.- '
wird diese EinriGhtnn^ vom 15. Bogen (vom Artikel Ämathna miC
•einen Deriyaten Amathuaia und Amathusiacua) an als stehende
Re^el befolg Gieht es nun nicht eine sehr klare Einsicht in den
Charakter der Dom er 'sehen Arbeit , dass derseibe Artikel Ama-
thns ofich hei ihm die Grenzscheide zwischen abgesonderten und
untergeordneten Adjeclitis propriis bildet ?! —* Und nun noch
ein dritter Ponkt, Ton welchem Herr Dömer höchst wahrschein*
lieh noch in diesem Angenblicke seiher nichts weiss, der aher,
wenn er znm Sfrstcn Bogen seines und also anch meines Baches
«rclangt sein wird^ ihm so deutlich entgegentreten wird, dasä er
ihm anf keine Weise wird ausweichen können, er müsste denn
dnrch die gegenwärtige Bemerkung sich abhalten lassen, eine
offenbare Verbesserung in sein Buch aufzunehmen. Wer sich mit
meinem Wörterbuche näher bekannt gemacht hat, weiss, dasa
ich die Participialadjectiva und Adverbia aus der alphabetischen
Reihe herausgenommen und ihren resp. Verben und Adjectiven
beigegeben habe. Daraus ist, besonders bei Artikeln ¥on grös-
serm Umfange , in den Seiten - Ueberschriften zuweilen eine aus-
seraiphabetisclie Ordnung» entsprungen. So z. B. stehen in den
Ueberschriften S. 11 und 12 abjicio, abjectus^ ablaqueo hinter
einander; soS. 148if.: affero, afficio, affecius^ afficticius; so
S. 353 ff.: arcatura, arctus^ arcesso u. dgl. Als der Druck mei-
nes Buches in den dreissiger Bogen stand, wurde ich beim Nach-
suchen einzelner Artikel in den fertigen Aushängebogen diesen
Uebelstand gewahr und trug daher Sorge, dass von nan an in
den Ueberschriften ein die alphabetische Reihe unterbrechendes
Wort in Parenthese seinem Gnmdworte (Verbum od. Adjectiyum)
beigefugt werde ; so dass also vom 30. Bogen an die Ueberschrif-
ten auf die Art lauten : bonifacics , bonus , bonus {bene\ bonu-
sculaete., oder S. 724if. : cerintha, cerno, cerno (^certus)^ cerno
(certo)^ oemo (^certe) , cernualia etc. Durch diese einfache und
leicht in die Augen fallende Vorkelinmg .ist die alphabetische
Ordnung ToUstfindig wieder liergestellt. Wie nun bei Herrn Dör-
ner'i Natürlich hat auch er^ als treuer Doppelgänger, Partizi-
pialadjectiva nnd Adverbia hinter ihren Verben und Adjectivea
aufgeführt: aber er hält auch, allzutrea, die ausseralphabeti-
schen Ueberschriften, wo sie mein Lexikon hat, fest, und so
steht nach in seinem 17. Bogen ^ wie in dem meinigen: amplus,
ajtiplius^ ampuUaoeuH statt amphis , ampius (amp/ms),. ampulla-
ceus. In einem vorziigiich für Schüler bestimmten Wörterbnche^
was das DörQer'sche Werk doch sein will, muss die. bezeichuelQ
Vcrbcssenmg wohl ziinäch»t ihren Platz finden, und wir wollen
nun abwarten, ob Herr Dörner künftig in den Ueb/erschriften der
Artikel aperius , aptus , arctus , argulus (wenn diese, nicht be-
reits gedruckt sind); bene^ certe u. s. w. es vorziehen wiid, ei-
nen literarisch -pädagogischou oder einen moralischen Fehler zur
Scjiau zu stellen.
DüraekV Wörlerlincli der latela.^ Sprasbe.
SIS
Ich habe seit dem Erscheinen meines .Worterlmches mich
oftmals über die üilTollkommenheiten der «raten 20 Bogen des-
selben geärgert: ich wusste nicht, dass sie mir einmal daiu die-
nen werden, einem Plagiariiis sicherer auf die Spur zu kommen.
Wir wenden uns nunmehr zurVergleichung der lexikalischen
Anordnung der Artikel bei Herrn Dörner und bei mir. Natur-*
lieh müssen wir uns des Raumes wegen hier auf einzelne Bei'»
spiele beschränken ; sind ja die ganzen 18 Dörner'schen Bogen
Ein grosses Beispiel Ton dem mehr oder weniger offenen Plagiate
meines Buches.
Freund. .Dorner.
1) ah. Die Grundbedeutung
von ab ist das Ausgehen von
irgend einem jesten Punkte A)
im Räume — B) in der Zeit^
analog den in A angegebenen
Verhältnissen. — C) in andern
Verhältnissen,^ bei denen über-
haupt ein Ausgehen Ton etwas
denkbar ist u. s. w.
i) ad drückt in steigendem
Verhältnisse zuerst die Richtung
nach einem Gegenstande hin,
dann das Reichen bis zu demsel-
ben, und daher zuletzt die Nähe
bei demselben aus A) im Baume
— B) in derZet7, aJialog den in
A angegebenen Verhältnissen —
C) bei Verhältnissen der Zahl
— D) in allen den mannigfa-
chen Verhältnissen,, die auf die
Beziehung eines Gegenstandes
zu einem andern in der Richtung
nach einem Torgesteckten Ziele
hin, sich gründen. — Aus den
angegebenen Verhältnissen ha-
ben sich E) Adverbialaus^
drücke mit ad gebildet u. s. w.
3) acc ümülo zum Haufen
[cumuluß] noch hinzuthun^ auf-
häufen,^ etwas aufhäufend ver*
X) ah. Der Grundbedeutung
nach Tön räumlichen Verhältnis-
sen ausgehend, steht ab bei dem
Punkte o. Gegenstande, Tondem
etwas auf irgend eine Weise aus-
geht oder herkommt I) im Rau^
me — II) in der Zeit, ganz ent-
sprechend den räumlichen Be-
ziehungen. — III) in anderen,
mit Raum- und ZeitTerhältnis<»
sen mehr oder weniger verwand-
ten Rücksichten,, denen immer
ein Aus- oder Weggehen von
einem Punkte u. dgl. zu Grunde
liegt u. s. w.
2i) ad bezeichnet zunächst die
Richtung nach, dann die Bewe-
gung zu, und endl. die Ankunft
d. i. Ruhe und Nähe bei einem
Punkt o. Ziel, und zwar eigentl«
A) im Räume — B) tou der Zeit
in denselben Beziehungen —
C) b^i Zaiden — D) übejftr. auf
alle Verhältnisse^ die entw.
Richtung und Beziehung auf, o.
Nebeneinanderstellen und Nahe-
kommen von Gegenständen Tor-
aussetzen. — E) Nach diesem
verschiedenen Gebrauch bilde-
ten sich Formeln und adver-
biale Ausdrücke,
• 8) accumülo 1) zu einem
Haufen hinsuthun^ auf- anhäu-
fen ^ aufhäufend Etwas ver-
SH
1[||i|eioiiphe I^ei^ikographie,
Freund.
mehren (ein seltenes^ in der
klass. Periode meist dichter. W.)
(Die Synon. augere u. addere
werden von jedem Gegenstande,
auch wenn er nach der Yermeh«
run^ noch klein an Umfang od.
Zahl ist, gebraucht; atx;umuiare
aber nur^ wenn er durch die
Vermehrung, gieichs. zu einem
Haufen wird) u. s. w. — 2) in
der GSrtncrspr. term. techn^
Mrde um die ß^urs^ln häufen,
um sie vor Kälte zu schütsen
u* 6. w.
4) aooüro wie unser besor-
geUj an etwas Sorgfalt verwen-'
den, es mit Sorgfalt betreiben^
bereii'en u. s. w. (b. Plaut, u,
Terelit, sehr hSufig, seltener in
der klass. Zeit ; es scheint überh.
als verb.finit. wie das deutsche
besor^'^en f. bereiten nur der Ko-
mik u« niedern Prosa anzugehö-^
ren ^ dah. es schwerlich bei ei-
nem klass. Dichter, auch in kei-
ner llt^de Ciceros gefunden wird,
dafür curare, instruere etc. De-
sto häutiger aber braucht Cicero
das Participialadj. accuratus u*
8. w. — aocürätus^ ä, um mit
Sorgfalt bereitet j sorgfältig,
genau (immer nur von Sachen,
von Personen diligens) sehr oft
bei Cicero (bes. in den Briefen
und rhetor. Schriften) u. s. w,
5) acqutro etwas heran^
herzuschaffen, bereiten^ ertoer^
ben (als Vermehrung des schon
Vorhandenen) (bei Cicero öf-
ters) u. 8. w. — 2) in verall-
gera. Bedeut überh.: bereiten^
eriü^ben, ver schaff envL.s. w. —
3) im spätem Latein: Reich-
thum^ Geld erwerben (vgl.
abundo, abundantia) u. 8« w.
Dorner,
mehren (die syn, augere a, ad-
dere machen etwas grosser, ohne
dass es dadurch selbst schon
gross wird; accumulare macht
Etwas wirklich gross, gieichs.
zu einem Haufen) übrigens sel-
ten, in der class. Zeit'^cist b«
Dichtern u. s. w. — 2) ierm*
technn der Gartenk. häufeln,
d. h. Erde um die Wurzeln der
Bäume u.- s. w, häufen zum
Schutz gegen Dürre o. Kälte
u. 8. W«
4) accüro eigentl. Sorge
auf Sorge tragen d. h. Eftwas
pünktlich besorgen^ Sorge auf
etwas vertuenden (b. Plaut, u.
Terent. sehr häufig, u. als verh»
finit, fast, wie es scheint, nur
der gerne verstärkenden Volks-
sprache u. dah, der Komödie
(für curare) eigen, während das
part. accuratus namenÜ. b. Ci-
cero gar oft steht) u, s. w. —
Accuratus^ a, um, mit Sorgfalt
behandelt^ u. ausgeführt^ sorg-
fältige genau^ umständlich u.
dgl* (nur von Sachen, wie dili-
gens V. Personen) gar häuf. b.
Cicero (in d. rhet. Schrift u,
Briefen) u. 8, w»
5) aequiro 1) Etwas dazu
gewinnen^ herbeischaffen, er-
werben (als Zuwachs z« Vor-
handenem), bes. b. Cic u. s. w.
— 2) im Allgem. erwerben^
verschaffen u. dgl. — Daher ft)
später wie unser sich Etwas er^
werben^ gewer ben u« s. w«
Dornen Wortecbiiplr der lattfn. 8pvftcbe,
S16
Freund*
ß) adtmo ei^entl. etwas an
sich nehmen (nath Fest. p. 5:
emere i. q. accipere): Si ego
memorem qnae me erg^ fecisti
bene^ nox diem adimat^ möchte
die Nacht den Tag an sich neh-
men^ verschlingen^ Flaut. Capt.
2, ^, 57. Multa ferunt anni re*
nientes commoda secum, multa
recedentes adimunt, nehmen sie
mit sich hinweg, als schöner Ge-
gensatz zu secum ferunt. Hör.
A. P. 175. Bah. mit ausschliess-
lichem Bezug auf den, von dem
mau etwas nimmt, einem etwas
nehmen^ wegnehmen^ entzie-
hen , in der vorklass. Zeit und
bei den Dichtern des august.
Zeitalters im guten und bösen
Sinne: a) im guten: Ton etwas
befreien — b) im bösen Sinne:
entziehen^ rauben (dies die ge-
wöhnliche Bedeutung , besond,
in Prosa) u. s. w. '— Aus allen
gegebenen Beispielen geht her^
vor, dass adimere in der Regel
nur von Sachen gebraucht wird.
Doch finden sich Ausnahmen bei
den Dichtern u; s. w.
7) ad oro 1) in der ältesten
Periode: jemand anreden , da-
her auch eine Sache bei jemand
verhandeln, Fest. p. 16 etc.;
80 Appiiiej., als Freund der Ar-
chh'ismen u. s. w« - — Dah. 2)
in der klass. Zeit: jemand an-
reden, um.Ton ihm etwas zu er-
langen, also überh. jemand, bes.
eine Gottheit um etwas insiän"
dig bitten, anflehen u. s. w. —
Endlich nachdem der Begriff
des Anredens, um etwas zu er^
langen, verlassen worden, und
der d«8 Ehrerbietigen vorherr-
schend geworden S) jemand,
bes, einer Gottheit, seine Ehr-
Dorner.
€) adtmo (emo f.acdpion.
Fest. p. 5) eigentl. EUoas an
sich nehmen, wie etwa Plaut.
Capt 2, S, 57. nox diem adimat,
möge (sie!) die Nacht den Tag
an sich nehmen, verschlingen,
cf. Hör. A. P. 175: — aber ge-
wöhnl. (mit blosser Rücksicht
auf den, dem man nimmt) adi*-
mere alicui rem Einem Etwas
abnehmen, wegnehmen 1) zu-
nächst von Sachen a) in schlim-'
mem Sinne (vorherrschend in
Prosa) entziehen j raubenvL»dgl.
— b) in gutem Sinne (nur b.
Komik, und Dicht) abnehmen^
befreien von Etwas — 2) sel-
ten (u, nur V. Tod) von JPer-
sanen*
t) adoro. 1) ursprgl. [bei
Cicero übrigens gar nie v<Nrkom-
mend] Jemand anreden j ihm
etwas vorzutragen. Fest« p. 16
etc. bei (dem Freund der Ar-
chaismen) Appul. u. s. w. —
Davon gewöhn!. 2) seit August:
Jemand anreden, Etwas von ihm
zu erlangen, d. h. um Etwas in-
ständig hitten^ flehen^ bes. d.
CTottheit u. s. w. — Häufig i)
unter den Kaisem: mit Hervor-
hebung des Begriffes der Ehr-
erbietung, oder vielmehr der
Stellung und Gebärde, mit wel-
cher der Betende sich der Gott-
heit, und [zumal im Orient,
816
Lateiniiche Lexikographie.
Freund,
erbietung, Verehning zu erken-
nen geben , mit heiliger Sehen
verehren^ anbeten (die adoratio
geschah dadurch^ dass man die
rechte Hand nach dem Munde
fülirte und den Körper tief zur
Erde neigte.) So meist nur in
Kaiscrpcriode u. 8. w. — Dah.
anoh 4) aus Bewunderung ver-
ehren, hochschätzen^ bewun-
dern u. 8. w. Ä^ üebrigens
kofmmt das Wort bei Cicero gar
nicht vor.
8) adumbro zu irgend ei-
ner Sache Scliatten bringen, sie
durch etwas besphatten^ aiiquid
aliqua re (so nur b. d. Spätem)
u. s. w. — Tropisch , Petron.
etc. — 2) in d. Malerei: schat-
liren : einen Gegenstand in der
richtigen Mischung von Schat-
ten und Licht darstellen^ öKia-
ygcccpicj^ u. s. w. — Tropisch:
etwas auf die gehörige Weise
darstellen u. s. w. — S) etwas
nur im Schatteiiriss^ also noch
unvollkommen darstellen —
Daher adumbratus, Pa. nur im
Schein entworfen^ erdichtet^
falsch tt. 8. w«
9) aequor die gerade ebe-
ne Fläche (ein poetisches Wort,
in der voraugust Prosa nur ein-
mal bei Cicero und einmal bei
Sallust) u. 8. w. — 2) die Spie-
gelfläche des Meeres in seiftem
ruhigen Zustande^ das ruhige^
ebene Meet ^Aequor quod
Borner«
dessen Sprachen f. diese Art
von Huldigimg so reieh an Wor^
ten sind] der Unterthanden Kö-
nigen, den Göttern der Erde,
zu machen pflegte, die Hand
vor dem Greaichtound sich bis
auf den Boden ni^erbeugend,
anbeten, seine Verehrung be^
zeugen [sie], Huldigung dar-
bringen, — Davon 4) trop. Je^
mand aus Anerkenntuiss sdnes
höhern Werthes u. dgl. seine
stille Verehrung bezeugen, sich
vor ihm beugen, ihm huldigen,
ihn bewundern u. s. w.
8) adumbro 1) eigentL bei
Etwas Schatten anbringen^ es
beschatten (nur b. Spät.) rem
re u. 8i w. -r— trop. b. Petron.
etc. — 2) in der Malerei i. q.
6maYQatpi(Q (bes. b. Cicero):
a) schattiren^ e. Gegenstand mit
der gehörigen Abstufung v.
Schatten und Licht , auch da-
durch pcrspectivisch darstel-
len u. s. w. — häuf. trop. Etwas
gehörig (gleichs. nach Schatten
und Licht) darstellen^ achitden^
u. s. w. — : . häufiger b) die er-r
sten Farben auflegen^ unterma-
len; dah. trop. wie unser skiz^
airen, e. Gegenstand in den
Hauptzügen^ sdhwach^ dunkel
andeutend darstellen — dah.
.3) eiil Schatten - Scheinbild^
-Blendwerk daratellen,hes. part.
perf. pass. wesenlos, erdichtet^
vorgeblich u. s. w.
9) aequor. Die wagrechte
Fläche (nur bei Dichtern u. nach-
august. Pros.: einmal bei Cio.
u. Sali.) 1) Viberh, die Fläche
Ebene u. s. w. — 2) insbe^ V,
Meer als « horizontale F^che^
der Meeresspiegel^ die Meeres*
fläche^ inmächsl Jmmbigea ebot
Dojmei'fl WGr(e)rbuob:dev(laUliu Sprafche«
zvt
Freund,
acquattim «tc."' Varr. Lt- Li etc.
Aber danti : Meer iiberhaupt, soh
gar das von Stürmen erregte,
tobende Meer, u« s. w. Bei nach-
augnst. Prosaikern: Tae.^ Yal.
Max. Curt* etc. — 3) Bei Vir-
gil yon ,dec Wasserfläche der
Tibir, Aen. 8v 80 u. 96.
10) ähimus [eine Neben-
form zu ankua,- deren männlichies
Gesclilecht der Kräftige^ in Be-
wegung Seiende ansdrücktj A)
im Weitern Sinne das geistige
Jjebensprincip .dei Menschen,
-der Geist , entgg^., dem Körper
und dessen physischem Leb.ent
(folgen die Citate) und so un-
zählige. Mal bei Prosaikern und
Dichteirn aller Perioden. — B)
im engem Sinne, (nach den drei
Hauptricht'iuigen des .Geistes;
BegehrungsT.crmögcn , Gefuhi
mid Intelligenz) der begehrende^
fühlende ^ : denkende Geisi u..
8. w. — 1) die begeltrende See-
lenkraft j das Verlangen^ der
Triebe Wille, Vorsatz u. s. w.
— II) die fühlende, empfing
dende Seelenkrafl^ das Gemüthy
Herz, oder die aus ihmientsprin-;
gendcn Affecte, Neigungen (edle
od. unedle) Leidens chafien,\\nd
zwar 1) im Allgem. Gefühl, Qe-
müth, Neigung y Leidenschaf (i^
u. dgl. TH-. b) .Denkweise^ Cha-
rakter, Natur, n. ». w. — 2)
insbesond. irgend eine einzdne
Gemüthsbewegung , Neigung
(edle od. unedle) Leidenschaft.
Hieher gehört nach römischer
Denkweise a) der Muth — auch
für Hoffnung '~ h) Hochmuth,
üehermuth, Stola — c) hefti-
ges Gemüih, Heftigkeit, Zorn
— d) angenehmes Gefühl, Ver-
gnügen^Lubt — c) Gesinnung
Doroiei'.
n^i^Zustand (wohj^c die ^eoea-
miBg. B. Varr..«L^.L. etc.) aber
auch jd. Meer überhaupt aeUist
das sturmbewegte' ä j». w^.s— r
auch t. d. Tiber. :b..Yirg. Aen.
8, SO u. 96.
• . ■■» .*
. ■ » • I Ji • * I
.10) animus [als masc. ne-.
ben.anima d|tö höhere^ mehs
selbständig lieben und \Wiifceit
beaicichnend}:I) die Seele, i^
Princip des geistigen Lebens^
der Geist, im Gegensatz des
Körpers u. der körpQrL od. auch
seelischen Lebenskraft : (ftilgeii
die Citate) und so unzähligenial
in allen Zeitaltern und Schreib-
arten. — insbes» U) die Seele
als Princip des Empfindens, .Be-
gehrens u« Denkens, der Geist
u. s. w. A) die Seele als Ge-
fühlsvermögen wie im A^g. so
im Einzelnen nach den verschie-
denen Aeussenmgen desselben :
1) im AUgem. a) überh. die
Seele, das Herz, auch Gefühl,
Empfindung u. dgl. — b) ins-
bes. die natürliche Beschaffen-
heit des Gemüths, Gemüthsart,
Sinnesart, Denk -- und Hand-
lungsweise, Gesiimung, Charak-
ter u. dgl. — 2)- im Einzelnen^
Irgend eine besondere Beschaf-
fenheit, Stimmung, Bewegung
des Gemüths, u. zwar a) das.
Her%„ das man gegen jemand
hat, d. h. die Gesinnung, Stirn- •
mung für od. gegen Jemand:
dah. meton. in der CJmgangsspr.
der Komik als Anrede der Zart-/
lichkeit wie unser: mein Herz,
liebe Seele f. Geliebter — bc«. .
b) die mannhafte Gesinnung, wie
unser: Herz, Herzhaftigkeit,
der Mitth^ das Selbstvertrauen
S18
Ltteiaiseho Loxlkegrtpkie.
Freund,
gegai jemand — In prSgtitnter
Bedeutung von f0ohlwoUenderf
fr^undiieher Gesinnung y, Ar-
neigwng: dah. nietonjm.Tonei'»
ner geliebten Pebon (wie un-
ser: mein Herz, meine Seele)
b, Plaut, u. Ter. — f) beunru-
higendes Gefühl^ Unruhe, Be-
eargmes — III) die denkende^
mräkeüende^ schMessende See^
tefikraft\ der GeUt im engem
Knne — Inabesondere ala ein-
xelne Geiateakraft 2) daa 6e-
dmehinisa 9)' die Besinnung
•^ ' 4)- metonym. für daa ^e-
wöbüRche iudicium, dieJneU'
nung^ daa Vrtheil — IV) Zu-
weilen po^tiaeh in der Bedeu-
tung von animano^ 4 {^xi)^^
bemkrafty Leben. \
Bdrner«
•^ c) did aua lebhaftem Belbat-
gsefühi faervorgehende 9iobe
Hoffnung^ ErwatHingy Wün-
sche — dah. d) ammassendes^
anspruehsvoUes Wesem^ H^ek-
muih^ Stöiz — auth e) hefU-
geSj reüzbaree Wesen^ Heftig*
keily Hitze^ Zorn -*- endl. f)
daa diurch daa GetiM Ton Luat
od. Unlnat angeregt» GemüUi .
od. Herz, daa Gelüsten dea Mnn-
lidien Trieba^ dea Herzens Ge-
lüsten^ die Neigung j u. dann
metonym. die Lust, daa Per-
gfnlgen u. dgL — B) die Seele
alaBegehrunga-, Willena-Yer-
mögei^,-daa£r0r» f. der Wiiley
Wunsch^ daa Verlangen^ Vor-
haben^ der Vor satt, die uibskht^
Gesinnung u. dgL — C) die
'Sede ala Oenkvem&gen, rer-
' ' Mnftiges Princip., u. zwar 1) im
AHg. der Geist im engehm Sinn,
aofem er denkt, urtbeüt u.
achliesat, der Verstand — 2)
im Beaond. Ton einzelnen Aeua-
aerungen deaGeiatea wie a) daa
Bewusstsein ^ die Besinnung
— daa Gedächtniss — c) m e-
t ony m. daa Urtheili die Üeber--
Zeugung.
Dieae Proben werden hoffentlich hinreichen, um daa Ver-
hiltniaa des Dömer achenBuchea zu dem meinigen klar zu machen,
ao wie dieaelben auch die Yerfahrungaweiaa dea Heim Dönier
durch unwesentliche Abänderungen, Umsteihngcn, Abkürzun-
gen, Erweiterungen u. dgi. den Sehern des Pla^uma zu vermei-
den, deutlich genug veranschaulichen. Durch solche Kunatgriffe
kann allerdings, wer nicht Philologe von Fach ist, leicht getäuacht
werden, und hierin liegt offenbar der Grund, warum Herr Dör-
ner , dessen Buch in Beziehung auf den Umfang und die streng-
wissenschaftliche Behandlung des lexikalischen Maiterials dem
meinigen völlig gleicht, mit seltener Anspruditlosigkeit erklärt,
„ dass er sich zu der Grossartigkeit der Anlage dea Freund'schen
Wörterbuches niclit zu erheben gewagt habe,** und aein Leiikon
„nur für Schiller und die nicht eigentlich gelehrten Freunde der
römiecben Literatur^' beatimmi iiabeu VüA. \l« ^'tVAste von
Dora^f WörftBvbncli der ^lateia.. Spmdie» tUl
Fach^ der lexikalische Arbeitea sm^rSfeti und ftu beurthetteo
versteht, wird durch solche unwesetntliehe^ rei» iusserlicheYer*
schiedenheiten nicht irre, gemacht ^ zumal da Ihuea oft genug der
Stempel der AbsichtMcheitso stark aufgedrückt kt^ dtss man in
Zweifel gcräth , ob man ein solches sdiriftstellerisdies Oebähren
mehr verachten oder bemitleiden soll. Wie Herr Dömer sogldch
im Artikel ab m^ine Angabe ^,B) in der Zeit^ analog den in A)
angegebenen Verhältnieaen^'' mit i „ U) in der Zeit , ganz ewl-
spr eckend den räumlichen Betiehungen ;^^ und bald darauf meini
,,C) in andern VerhältuisMenj bei denen überhaupt ein Au^
gehen von etwas denkbar ist^^ mit: ,,UI) in anderen Mückaichten^
denen immer -ein Ausgehen von einem Funkt !bu Grunde liegt ^^
umtauscht; wie er unter accumulo (s. ob. no. S) meine Nota
,, ein^ seltenes in der klass» Periode meist dichter. Weit ^ in :
^^brigens selten ^ in der class. Zeit meist b. Dichtem^^ umwan-.
delt; wie er unter accuro (ob. no.4)mit meiner Angabe: ^^sekr
oft bei Cicero {bes. in den Briefen und rhetor» SchriftenY^ die
wahrhaft läppische Aenderung in: ^.^ gar häufig- b. Cicero {in den
rhetorischen Schnften und Briefen)''^ vornimmt; wie er unter
animus (ob. no. 10) statt mit aller Welt von ^^ Begehrungsvermö-
gen (als unterster ^eclenkraft), Gefühl und Intelligenz^^ des
animus zu redcn^ vom ^^Princip des Empfindens^ Begehrens und
Denkens^^ spricht: so verfährt er durch die ganzen vorliegenden
18 Bogen: überall werden Kunstgriffe solcher Art angewandt,
um den Blicken der weniger tief Schauenden das Plagium zu ver*
bergen. Dass ihm bei diesem Metamorphisiren meiner Angaben
manches Misgeschick ziistösst, kann nur als gerechte Strafe be-
trachtet werden. Abavia übersetze ich : ,, Mutter des Urgross-
vatera oder der Urgrossmutter. ^^ Herr Dömer halt auch hier
— wo eine Uebereinstimmung von der Sache selbst geboten
wird — eine Abweichung für nöthig und übersetzt: ^^ Mutter
der Vrgrossälternl^^ Und diese leidkalische Rarität läuft nicht
etwa als gelegentliches Versehen mit unter , sondern bildet den
ersten Artikel in dem vor 1^ Jahren in die Welt geschickt
ten Probeblatte,' Was mögen das nur für „sachkundige^
Freunde und erfahrene Schulmänner** sein, die Herrn Dömer
nach seiner Aussage ^^vielfache Beweise reger Theilnahme^ theiis
mündlich theiis schriftlieh''' haben zukomn^en lassen, ohne ihn
auch nur mit einem Wörtchen auf diese schülerhafte Ueber^
Setzung des ersten Artikels in dem ihnen vorgelegten Frobeblatte
aufmerksam zu machen % Man sieht, Herr Dörner hat den besten
Willen zum Windmachen , allein er verstehet zi^m Glücke nicht
einmal, den Blasebalg recht zu bewegen. — Ein anderer Kunst-
gr^, von dem Herr Dömer vielfachen Gebrauch macht , ist die
Umstellung der einzelnen lexikalischen Angaben , besonders der
Citate liuierhalb der Artikel. Schon in den obigen Proben haben
wir mehrer« interessante Beispiele der Art gesehen« Mit den
139 ' Lateinische Lexikographie.
Citat^, deren iausfiilirliche Gc^ehübiersielluR^ de^Raum dieser
Blätter liicht gestattet ^ wird' auf eine- unveraut wörtliche Welse
▼erfahren. Freunde meincg Lexikons wissen^ dass ich ib diesem
Punkte eine bestimmte Reihefolge :-b6ohtchte, dass dör locus
ciassicus Toranstcht^ u. s. w. (s. d. \orrede sum 1. Bande meines
Wb. p. W). Diese Rücksichten sind für Herrn Dörner nicht da;
mein 1. Citat macht eir zum Sten, dasSte znm Iten, • das 2te siun
5ten, das 5te zum 4teh u. s. f.; oder er lädst mein erstes, Citat
ganz ausfallen und die übrigen aufrücken; oder et verwandelt
mein die Textesworte angebendes Citat iit ein blosses ^,cf>^ u.dgl.
DasH. auch hierbei die ärgsten Comiptioncn zu Tage gefördert
werden mussten, lässt sich Toraussehen. Ueber ab no. C, 4 (bei
Herrn Dörner no. ////4/)i wo der Gebrauch. dieser Partikel zur
Bezeichiumg des ^n/ciTi^es besprochen wird., führe-. ich die plaur
tinische Redensart a mimmo (bibere), ^^vom Obersten am lösche.
der Reihe nach trinken,*'^ an und gebe als Beleg dafür: ^.,Da puer
ab summo^ Plaut. Asin. 6^ 2, 41 ; so Most. 1., 4i.33.^^ HerrDör-
ner weiss mm nicht, dass das ,.,da puer ab summo^^ eben, vom
Trinken gilt, obgleich bibere fehlt; er gestaltet also diese Num-
mer auf folgende exemplarisch -lächerliche Weise: ^,4) ^^^ ^^^
VcL'ben des Anfangens u. s« w. Plaut. Asin. 5, 5, 41: 'da ab
summo , ab infimo da suavium : und die Redensart a summo bi-
bere d. h. vom Ersten an in der Runde trinken , ^^ so dass er bei
da ah summo offenbar suavium ausgelassen glaubt; und für die
Redensart a summo bibere natiurlich gar kein Citat hat ! — Ua-.
ter abiegnua citircich: abiegna trahes, d.i. ein Schiff, ,,Enn<.
b. Cic. Top. 16. abiegnus equus, d« i. das hölzerne Pferd, vor.
Troja, Prop. 3, 1, 25; vgl. Virg. Aeh. 2, 16. '" Herr Dörner
weiss nun nicht, dass mein .^^vgi.^^ (verschieden von „so'O '*^'
ein ähnliclies Citat , wenn es auch nicht dasselbe Stichwort ent-
hält, anreiht (wie es eben in:der citirteaVirgilianischen Stelle,
bekanntlich nur heisst : Instar montis equum . . . Aedificant secta-
que intcxunt abiete costas) ; und er wirft daher, die Citate auf
folgende Weise untereinander: ,, Ena. b. Cic. Top«; Prop. 3, 1,
25: abiegna tiabes^ d. h. Schiff — Virg. Aen. 2, 16: abiegnus
equus , d. h. das tf ojaii. Pferd. — Der Anfang des Artikel aclis
lautet bei mir: „aclis, idis, f. (richtiger als aclys, ydis, b«
Schneid. Gr. 1, 48 ff.) = dyKvXlg u. s. w. '^ Philologen wiaaen,
worauf die Parenthese sich bezieht; Herr Dörner aber, der hier
wahrscheinlich einen Irrthum argwöhnt und Leopold Schneiders
ISotiz nicht kennt, richtet den Artikel also zu: ^, aclis, Idia, IL
(richtiger aclys, ydis aus ccyKvXig u. s. w.),'^ so dass jedermanii^
fragen muss, warum Herr Dörner mit mir aclis schreibt , wekin er
aclys für richtiger hält. — Bei Jlngitia habe ich die von den
bisherigen Lexikographen aufgestellte aber auf Irrthum.. Ihstu-
hende Nebenform Anguitia getilgt, und als Citat auch die In-
schriften bei Orelli 115, 116 u. 1846 angeführt, wo der gelehrte
D6rner*8 WorterbacB der latein« Sprache. Sil
Herausgeber die gedachte Nebenform gegen Heyn'e ab irrthum-
lich verwirft. Hr. Dömer glaubt mm jseinBuch su TerFollstindlgeny
wenn er die Form Anguitia wieder aufnimmt, ahnet aber nicht,
dass er durch die OreUi'schen Citate, die er mir blindlings nach-
schreibt , sich selbst widerlegt ! — Unter animus citire ich Dhr
den Ausdruck mihi est in animo: ,,Cic. Farn. 14, 11: Nobia erat
in animo Ciceronem ad Caesarem mittere.^^^ Herr Dömer hat
irgendwo ein ähnliches Citat, angeblich aus Cic. Fam. 12, 13, S,
gefunden : er degradirt also ohne Weiteres mein ausführliches
Citat zu einem blossen „cf.,^^ und schreibt: „Cic. Fam. 12, 13,
3: Mihi erat in animo proficisci in Ciliciam,' cf. ib. 14, 11.^^
Allein an ersterer Stelle findet sich nichts der Art, und über-
diess ist der Brief nicht von Cicero, sondern von Cassius! Unter
Acragas verändert Herr Dörner meine Notiz „Geburtsort des
Philosophen Empedocles , der darum Acragantinus heisst , Lucr.
1, tVt^' in: „dah. Acragantinus Empedocles b. Lucr. 1, 717 ef.
Plin. 30, lö, 51 ;^^ und glaubt höchst wahrscheinlich dadurch den
Artikel vervolktändigt zu haben. Allein bei Plin. 80, 15, 51 fin-
det sich weder von Acragas noch von Empedocles eine Spur, und
erst nachdem ich ForcelÜni deshalb nachgesehen, ermittelte ich,
dass das Citat, Plin. 35, 15, 51: In A er agantino fönte gemeint
ist! —
Ich unterlasse es , diese dem Interesse der Wissenschaft ge-
widmeten Blätter noch femer durch solche Missgeburten der Un-
rechtlichkeit und Unwissenheit zu verunzieren ; offen gestanden
bin ich selbst es herzlich iiberdriissig, in diesem unreinen Schlamme
noch länger herumzuwühlen. — Ich glaubte es meinem Werke,
meinem Verleger und der gelehrten Welt schuldig zu sein, die
wahre Natur der Dörner'schen Unternehmung aufzudecken ; und
ich hege das feste Vertrauen zu dem Rechtlichkeitsgefühle Deut-
scher Gelehrten , dass sie eine Unternehmimg nicht unterstützen
werden, die durch und durch auf Täuschung begründet ist und
lediglich darauf ausgeht, mir die Früchte meines nun mehr als
zehnjälirigen unermüdlichen Fleisses zu entziehen« In diesem
Vertrauen habe ich auch, gegen das wohlmeinende Abrathen
mehrerer von mir hochverehrter Philologen, vor Kurzem in die
Versendung der fertigen Bogen des 2« Bandes meines Wörter-
buches eingewilligt. Der vielfach sich aussprechenden, ehren-
vollen und ermunternden Theilnahme an meinem Werke, glaubte
ich dieses Opfer schuldig zu sein, sollte ich auch damit dem Pla-
giarius neuen Stoff für sein Unternehmen geliefert haben. Uebrl-
gens werde ich, um Beraubungen ähnlicher Art für die Zukunft
möglichst vorzubeugen, nicht blos unverzüglich an die Heraus-
gabe meines seit mehreren Jahren vorbereiteten lateinischen
Schulwörterbuches gehen , sondern auch vom grossem Wörter-
huche zunächst den ^.Bund^ der von R — Z reicht, drucken
hssen. Den Besitzern meines Buches kann diese letztere Mass-
iv. Jübrb, /. FbU. n. l^ied. od. Krit. Bibi, Bd.yJX, Bft, 3. 21
322 Griechiscke Litleratvr*
regel auf keine Weisse unwillkomnien sein , währenfd ieh Herrn
Dörner damit die beste Gelegenheit TerschaJSe , vom Buchstaben
F an abwärts die Selbständifkeit , Zuverlässigkeit und Vollstan -
digkeit seiner Arbeit in ihrem wahren (Phosphor- oder Sumpf-)
Lichte zu zeigen.
Breslau. Dr. Wilhelm Freund.
Sanchuniathoii 8 Urgeschichte der Phoenizier in
einem Aasziige aus der wieder aufgefundenen Handschrift von Philo^a
vollständiger Uebersetzung. Kebst Bemerkungen von Fr, JVagen-
feld» Mit einem Vorworte von Dr. G. F. Groiefendj Director dee
Lyceums zu Hannover. Mit einem Facsimile. Hannover. Im Ver-
lage der Uahn'ichen Uofbacbhandlung. 1836. XXXU (ven Groto-
fend) 96 (4aszog) S. 8.
Sanchuniathonis historiarum Phoenieiae Lihroa
novem graece versoa a Philone Byblio edidit latlnaque versione
denavit F. JVagenfeld. Bremae 1887 ex officina Caroli Schune-
manni. IV a. 204 S. (von denen die Hälfte den griechischeB Tex^
die andere die lateinitche Uebersetzang eathält.)
Die Geschichte der angeblichen Wiederauffindung von Fhi-
lo's Uebersetzung des Sanchuniathon haben wir wohl kaum möthig
in's Gedächtniss zarückzurufen. Die Sache ist noch zu neu und
wir heben daher nur die Hauptmomente hervor. Die erste Nach-
richt davon wurde bekanntlich in der Hannövrischen Zeitung 1835
den älsten October mitgetheilt Die Handschrift sollte dch in
einem Kloster St. Maria de Merinhao in Portugal erhalten haben
und durch sehr sonderbare Umstände in die Hände des Hm» Wa-
genfeld in Bremen gekommen sein. Uifgefahr in der Mitte des
Jiuii 1836 erschien schon der zuerst rubricirteAusaug. Manche
Eigenthiiralichkeiten des Inhalts, insbesondei^ die darin mitge-*
theüten Gedichte konnten nicht umhin im ersten Augenblick et-
mm gjinstigen Kindruck zu machen; dieser aber wurde sehr bald
toicli Wagenfeid's Weigerung , genaueres über die Handschrift
rnkzutheilen und durch die uuzweifelbare Nachweisung eines dich-
ten Lügengewebes, in welches er alle seine früheren Angaben
gehüllt hatte, nicht wenig erschüttert und die Zweifel an dev
E^ustenz einer alten Handschrift von Philo gewannen so schnell
und so sehr die Oberhand, dass Hr. Grotefend schon den. 12. Jnli
in der Hannövrischen Zeitung seine Meinung dahin abgab , dMa
er moralisch von einem litterarischen Betrag überzeugt sei« Der
jungte Grotefend wies einige Zeit nachher in einer besonderen
kleinen Schrift die vielen Lügen, welcher man sich ia den An-
gaben über Fundort, Fundweise und bei Verbreitung derNach^
rieht im Publibun schuldig gematfathi^eY i^cieU nadu .Doali
Sanchunlaihon von Wagenfeld. S2S
folgte aus aUem diesem nichts entschiedenes gegen die Aechtheit
des Werks selbst , dessen Auszug erst herausgegeben war. Es
war gar nicht unmöglich, dass Hr. Wagenfeld, oder wer immer
Besitzer der angeblichen Handschrift gewesen sein mochte , zum
Besitz derselben auf eine Art gelangt war, welche sich' nicht
ohne Nachtheil fiir den jeweiligen Besitzer der Wahrheit gemtsa
Teröfientlichen liess. Der Inhalt des Auszugs bestand zwar aus
manchen Dingen, welche sehr auffallend waren, aber keines-
weges Hessen sich solche Irrthihner oder Unwahrscheinlichkeiten
nachweisen, aus denen eine litterarische Betrügerei mit objecti-
Ter Entschiedenheit hervorginge. Im Gegentheil sprachen, wie
schon bemerkt , die darin vorkommenden Gedichte , welche im
acht orientalischen Charakter gehalten sind , und unserer lieber-
Zeugung nach nichts weniger als misslungen genannt werden kön-
nen , ferner der häufige Widerspruch gegen die Nachrichten der
Alten einigermassen zu Gunsten der Aechtheit. Denn verkennen
liess sich nicht, dass, wenn der Auszug eine Erfindung war, der
Verf. derselben eine nicht ganz unbedeutende Kenojtniss der Quel-
len der phoenicischen Geschichte besass , so dass man in Bezie-
hung auf Abweichungen von alten Nachrichten nicht einer Un-
wissenheit die Schuld geben kann, sondern im Fall des Betrugs
einer feinen und ihren Zweck — da man sich zu solch einer An-
najime nicht so leicht entschliesst — nicht ganz verfehlenden
Schlauheit. §o musste denn ein Endurtheil nothwen^ bis zur
Erschdnurig des Textes selbst aufgespart werden und wur können
nicht umhin dem Am. Wagenfeld unsern Dank dafür ausz^spre-r
chen , dass er uns nicht gar zu lange in Ungewissheit liess.
Der sogenannte Philo liegt jetzt vor ims. . Aber in welch
seltsamem Zustand! keine Sylbe wird über die Handschrift mitge-
Cheilt, aus welcher dieser Text geflossen ist, obgleich Hr. Wa-
genfeld eine solche Mittheilung ausdrücklich versprochen hat.
Mit einer sehr artigen Wendung wird Grotefend's Erklärung vom
12. Juli folgendermassen von Hrn. Wagenfeld in der Vorrede aus-
gelegt: quod postea, minimi momenti nisus argumentis (Grote-
f end) operis veritatenr' in dubium revocare ausus sit , non tam,
quod adulterinum e8se librum, revera sibi persuasum habuerit,
ab eo factum esse suspicor quam, ut quendam quasi stimulum
m^ admoveret operis quam ceierrime edendi. Quod quidem
fiiit supervacaneum, cum ipse jam versarer in opere edendo« Ei-
nige Zeilen weiter heisst es in Beziehung auf die Frage über die
Aechtheit: Equldem, quae in ejus defensionem pjurima dixi^ non
repetam ne oleum et operam perdidisse videar. Wir erinnern uns
nicht, dass Hrn. Wagenfeld's in der Bremer Zeitung erschienene
Aufsätze auch nur den geringsten Eindruck auf uns gemacht hät-
ten. Aber glaubte denn Hr. Wäj|e»fei4.wirklicl^ 4as8 eiq Buch,
wie dieses angieblich pliildnisc'h'e,' äurcbi sich selbst, ohne wei-
tere Angaben über die Handschrift, das Publikum befriedigen
21*
324 Griechische Litterator.
könne? Weiss er nicht, dass mehr dazu gehört, als 70 — 80
weitlSiiftig gedruckte Seiten Griechisch — denn mehr hieiht nicht,
wenn man die ensebianischen Fragmente abzieht — um von der
Aechtheit eines solchen Buches zu i'iberzeugen 1 Ahnet er nicht,
dass ein solches Griechisch, TOn dem er selbst fühlt, dass es
nicht sehr dazu gemacht sei, für die Aechtheit des Buchs einzu-
nehmen *) , oder vielmehr ein noch nel besseres fast ein jeder
Schreiben könne, der sich ein wenig darin übt? Weiss er nicht,
dass litterarische Betrügereien keine so überaus seltene Erschei-
nung sind und dass er es dem Publikum gar nicht so sehr verar-
gen darf, wenn es sehr wenig auf sein, durch die, in Beziehung
auf Fundort u. s. w., früher gegebenen Mittheilungen, nicht ganz
vorwiuisfrei gebliebenes Gesicht giebt und etwas bessere Autori-
täten fordert, als kahle 80 Seiten Griechisch geben, ehe es die-
sen angeblichen Philo - Sanchuniathon anerkennt. Wenn Ilr.
Wagenfeld sich hierdurch noch nicht bewogen fnhlt, seine Hand-
schrift irgendwie dem ürtheil competenter Richter zu unterwer-
fen, so können wir nicht umhin hinzuzufügen, dass wir aus dem
von ihm. gegiebenen Abdruck uns mit grosser Entschiedenheit
überzeugt zu haben glauben, dass gar keine alte Handschrift der
Art existire u^d dass diese Ueberzeugung schwerlich durch etwas
anders, als durch die allergültigsten Zeugnisse schwankend ge-
macht werdcii könne. Denn dieser Codex müsste so viel seltsame
Wunderbarkeiten enthalten, dass er, wenn er existirte, nicht blos
seines Inhalts , sondern auch vieler anderer sonderbarer Zu&llig-
keiten wegen den ersten Platz in einem Raritätencabinet ver-
dient^'.'- 'Diese Handschrift, welche ein Buch enthält, welches,
seitdem es Porphjrius gebraucht hatte, fast verschollen ist, und,
wenn sie acht ist, wohl ziemlich alt sein müsste, ist doch so gut
erhalten, dass sie nur eine einzige unbedeutende Lücke darbietet,
indem in dem Worte ^ysfiovijöavrog (S. 20*.) die Sylben ij6av
fehlen. Ferner muss diese Abschrift von einem so überaus sorgsa-
men Abschreiber herrühren, wie sich wohl nicht leicht einer fin-
den möchte. Vom 1. bis zum 9. Buche bietet sie nichts dar, was
dem Hm. Wagenf. einem Irrthum ähnlich sah , was corrumpirt
wäre, von der gewöhnlichen Orthographie abwiche u. s. w. Oder
müssen wir vielleicht annehmen , dass Hr. Wagenfeld alles der
Art emendirte, um seinen Lesern die Mühe zu sparen, sich den
Kopf zu zerbrechen, und seine Emendationen stilbchweigend in
den Text setzte, um der Ehre seiner Handschrift nicht zu nahe zu
treten 1 Doch mag es sein, dass eine solche rara avis von Codex
wirklich existiren könne, wie aber deuten wir es, dass das erste
Praef. S. 2. NoU de bnjKiniodt (?) operibas judicaro ex dU
li formularuiu di^crepantia ftÜ ikfu antiquioris teinporb Graecoraniy
cendi
tad ex ipso u. fi, w. '2'
'■.liilaw-.
Siiiichnnlatboii von Wagenfeld. SS5
Buch dieses angeblichen Philo fast Ton Sjibe zn Sylbe^ anssi^k^
wo es nothwendig abweichen muss^ mit den ans Eiisebius be-
kannten Fragmenten übereinstimmt. Sollte Eiisebius so genau
im Ausziehen von Stellen aus dem Philo - Sanchuniathön haben
verfahren können? eine solche Uebereinstimmung wäre schon an
und für sich unmöglich; sie wird es noch mehr^ wenn man be-r
denkt, was wir hier nicht weiter ausfiUiren wollen, dass Eusebius
höchst wahrscheinlich den Philonischen. Sanchuniathön gar nicht
vor sich hatte, sondern mehr als Porphyrius Mittheilun geh dar-
aus. Doch noch mehr! Dieser Codex stimmt in Beziehung auf
die von Eusebius erhaltenen Fragmente nicht blos irti Allgemei-
nen mit diesem überein , sondern ganz speclell* mit der Orelli'-
sehen Ausgabe derselben und hier geht die UebereinstiiÄniung so
weit , dass er nicht blos die von Orelli nur unter den Text ge-
setzten Conjectnren öti^Xag refiir örijkag ds (S.6 vgL^Or. S. 8)
und toIsSb för roioTsSs (S. 10 Ur. S. 12) enthält, sondern sogar
drei darin vorkommende, leicht zu verbessernde Fehler nftiblich
ix7fQiq)ivTtg für iHQig)ivtBg (S. 20 vgL Or. S. 2*^) yraguHa^^Htj
(S. 28 vgl; Or; S.40) für xagaxatai^ijxi] nnd BXgaötai ebenda-
selbst für Blgyccdttxi^) ; die beiden ersten Fehler werden zwar in
dem Dnickfehlerverzeichniss verbessert, allein hindert das im
Mindesten schpn aus ihnen und dem dritten Fehler alTeih den
Schluss zu ziehen, dass man über das Ganze den .Stab' brechen
müsse 1 Accente hat der Codex, dem angeblichen Facsijmile 'nach
nicht ; die Accentfehler im ersten Buche sind dendoch zuip^heil
dieselben wie bei Orelli so Tcgijjtlda Titäveg; aiicH sie diifd ver-
bessert so gut wie vßgmg^ allein Schlüsse daraus zu ziehen^ ist
dennoch erlaubt. ^"^ '
Doch wir wollen das erste Btieh des angcblich:eh Philo mit
dem von Eusebius erhaltenen Fragment gena.uer verglei[chenr}lm.
Wagenfeld's Philo beginnt: üginu (isv STtdöVG) tfSv ^QbysyS"
vfjuhcDV aldivai tavgiaötccg ngcc^atg tmI ^gya x(p fiiif linAry
it(xQi%ovta sttVTovg vnig tov xoivov xn^iBgsvaävtov ^^cega-
Sslyiiara nokXd xal (ii[ii]tice^ rovg de tag ^okeig iTfitBTjgctii^i"
vqvg dnotginovxa tijg vßgiog (sie! in'demDruckfehleihreriBteich-
niss verfjessert)- tjJv dUijv xaxatpga^a^kvovg (og%iyii\^'^(iiri'
T^S, xiSv (^aöihqtov ot Xvygd yo0ovvxBg^ aAAj/lircr^x^lit^VQVtft
dlxag. *AioviXlßvag oiv, 6 xävBvßklcjv ßtxöiXBvij'td^ ßi'd ^tov
daäv xal xwv dv^gdnov ßovXo^Bvog fia^elv i^BVi^tav di iA [ilv
dv^gcine^a sldoxag oUyovg , adidipbagxa da xa '^ffita liitöxa-
HBVOv ovöivttf xdg 0vy'ygccq)dg fiBXBTtifAtljaxo ^naXaiiig kal
Sayxovvia%^'0a **) xov ygaq>iä navia xavxa iniXBVÖiv l|8-
QBvvf^odfiBvov dvaygdiljaL, Nun folgt wörtlich das'Fräginent bei
*) Die TA. Rob. Stephan! Lotet. 1564 hat keinen dieser drei Fehler.
'*) fio im Text für ZvyxovviocQ'topcc,
SM Griechiiche Lltteratar. " '
Eusebius: Tovtcsv ovtag Ixovxav 6 21ay%ovviä9.0ft ßP^Q \Sfo*
ltma9^g xal noXvnQayuav yevofievog aal ta || ^QX'QS^ ifp^
ov rä Tcävxa 6vvk6trj^ nagä navtcov elöivai, ^o9(Qv, nokv
q>QovrL0Tixc5g *) ifiaörsve tä Taavtov , üifag ori x&v vw
i^Xlcp ysyovÖTOv^ ngmög l6xi Tdavxog 6 xc5v ygaiiftatav xrpi
ivQi]6tv ixivotjöag ^ xal t'^g tc5v vTCOfivrjfidtODV yQaq)'^g zatciQ'
^ag. Was den Satz betrifft, mit welchem der Wagenfeld'sche
Philo be^nnt , so ist er sehr allg^emein gehalten mid passt wenig
zu der übrigen Einleitung^, welche nur auf die Urgeschichte Rück-
sicht nimmt Er beruht zum Theil auf Porphyrii^s d. Abst. II,
§ S6. Der zweite Satz schreibt AdonOibnas einen besonderen
' Befehl zu, nach welchem Sanchuniathon seine Geschichte. habe
verfassen müssen. Aus Eusebius Praep.X,ll erfahren wir, dass
Sanchuniathon der Berytier seine Geschichte dem König yon Be-
rytos Abelbal gewidmet habe. Wie wenig beide Satze mit dem
folgenden eusebianischen Fragmtot in Verbindung stehen , wie
dessen Anfangsworte xoiixtov ovxag l%6vxfQV etwas ganz ande*
res als vorhergegangen voraussetzen lassen, bedarf kaum mehr
als aer Bemerkung. Bei Eusebius folgt alsdann : Kai oato xovSz
äöTceg XQfjTcida ßaXloiitvog xov loyovt ov Alyvftxioi ^uv bfid-
hoav ©cDV&y 'Ake^aväQBig äi @cj^, "Egii^v ßl^EXln^sg fisc^^
g)Qa6av xavta elncav imiiinq>stai xotg vefoxigoig :toig int^
xavxUf dg Sv ßsßiaöiiBvaig xal ovh dkn^fSg xovg xsqI 9^(Sv
fiv^ovg l%* dlXifiyoglag xal q)v6ixdg difjyrjöBig xal ^satgtag ava-
yov6u Von diesem Satze bietet uns ids philonisch die Wagen-
feld'sche Ausgabe die ersten Worte bis iistiq)ga6aV' Augen-
scheinlich bilden diese aber nichts als den Vordersatz, zn welchem
der mit xavta beginnende Theil als Nachsatz gehört., .|)ai9 g^ppe
rührt von Eusebius her und xaOxa bezieht sich auf das bei Eu-
sebius sogleich folgende Fragqient. So enthält dann der Wagen-
f eld'sche Philo nur einen halben Sutz. — Die zunifchst fehlenid^
Worte des Eusebius: Hyu 6' ovv ^potcoi; fehl^ nifttürlich bei
Hrn. Wagenfeld und es kommt sogleich das ihnen nac^olgende
Fragment: *Alk' ot [ilv — "ElXrjvag und zwar ohne Variante.
Eusebius alsdann erscheinende Worte: Tovxotg i^^g q)ij6lv feh-
len jiatürlich wieder. Das darauf folgende Fragment : Tavft*
^(jLiv bis 0vvxBd'sl6a stimmt aber wieder wörtlich. Dann kömmt
bei Eusebius xal fied*' arega. Diese Worte sind natürlich ausge-
lassen; die etega werden durch den Satz: Ot i^kv yäg xd iccvxtSv
xgoskofABvoi xäv ßagßdgov qiavBgol bIöi xaxaq)govovvxBg xol
xd xäv l'|(D ix navxog xgoicov d%o(pavU%ovxBgj ll^^aigkcmg Sk
xolg Iv dvaxoXalg XoidogovfiBVOL nicht unpassend ersetzt. Dann
folgt das flusebianische Fragment: Ovxcag bis iötoglag» Euse-
bius Worte: xal av&ig (iBd* azaga iTCiUyst fehlen natürlich wie-
*) man lese noXv(pQOVTL(iTLn6ig»
*
SanoiHuuBtban von W^^eUb Mt
der. Die Stsga sind: xal yotg negl ivtaVf dp ovds rc^ ovi^uit^t
iöaöiv ot 0plvLxss^ ovt* 'jiy^voQog ot 2ki6vMi ovv^'oi Bu-
ßXLOi tov BaXavTog ov q>aöiv ot noiTjtal Bifßkov x iyxlalov %a\
2L8mv* av^BfioBöettV vtxfj6ai^) tgixagrivov , loyovg %k%oiri'
mxiq'^EklfpfBg diqXol $Iöl tav OotvlKouv xd fihv dimp^agoV"
xsg**) tä d' SXag ilfsvöccftsvoi diä xijy naXaiav xi^g Ekkatc^g
dg *A6lav iijloxvTcletv. Tr^v ikkv ovv diij^Btav nal xcig^^Ekkri-
CiV lxq>avovvxi do^av fioi xi^v rov Sayiowii^aivog fis^BQn^-
vtvöat*'^*) diijyrjöiv. Der in diesem Zusatz enthaltene Hexame-
ter ist sammt dem Anfang eines zweiten unbezeichpet gelassen«
Von hier an folgt wiedemm wörtlich das eusebianische Fragment
von UgodiaQ^gwöai an bisdsoi;^ slvai; bl<MB findet sich, wie
schon bemerkt ; Orelli's Conjectnr öxijkag xb für or. öi hier im
Text. Eusebius Worte: Tavxa xaxä ngool^iov 6 QUcav d^a^
0XBikafiBvog , i^'^g dnagxBxai x^g rov ^Ta^ovwadiDS'O^ ^^M^T*
vBlag äöinwg x^ q>otviXLX'i^v ixxLd'Bfievog GBokoyläv, sind
natürlich zimi grössten Theil weggelassen ; statt deren ersdieineu
hier in direkter Rede nnr die Worte: 'Axag^iiB^ äh Tfg
£ixyxovvitt&<ovog f ) igfiijvBlag.
Der Anfang der Theogonie bis aöxga [AByaka stimmt wieder
fast ganz mit Orelli ; nur nvoiriv steht für nvoiqv und ovx ist in
ovv verwandelt; letztere Veränderang sieht eher einer aus einem
Raisonnement entstandenen Conjectur, als einer Variante ahnlich«
Des Eusebius Worte Toiavti] bis qnjölv ovv fehlen natürlich;
das darauf folgende Fragment xal xov bis ^'^kv wiederboU- sieb
fast ohne Variante; nur findet sich Orelli's Conjectur zolgäB für
^o^olgÖB hier im Text und statt ngoyBygafifABVov : ngoytygafi*
lievtty was wiederum eine sprachlich nidht haltbare Conjectur
ist. Eusebius Worte Totavxnj bis kBymv fehlen; aber das dar-*
auf folgende Fragment: Tavb' BvgB&ti — sqxaxtöB kehrt wört-
lich wieder; nur i9}fiir^($£ statt iipcirufBV. Eusebius alsdann fol-
gende Worte: ^E^ijg xovxoig ovoiiaxa x(qv dvifiiov Blndv
Notov xal Bogiov xal xäv koi^xcov fehlen , statt deren findet
sich: TsxxagBg d' ix xov 7CV€V(iaxog iyBvvijdijöttv ddBkq>oi ^s-
ximgol xb xai vßgiötixol xal ikaq>goL rfkixlav d* ix^'^^S bBUUov
hxokiiLovv xal uokvxgoviov xokBf/toVj äöxB fiucgov Üitjöav
dvaöxaxovvxBg öiaq>&Bigav xd yBv6(iBva. -Etc' alxLc^ xoiavxfi
6 »off^g avxolg xi^v y^ öiaösöioxBV' ^Ogßitp ßhv xa'^atd^agzä
ngog fiBörjfAßglavy Tv(pcjvLxd ßogBia^ Kdd(tm4^ä ngog i^ov
jdvatokiQVy 'Patl^(B xd ngog iönigav. ^AkX ovx Inavovxo Ttokh-
povvxBg xal BößakkovxBg ig x'^V^ ^ M^^ "Ogßiog ig x^v tov
*) Der Text hat vlntjaccu
) Der Text hat Siaq)^uQOVT£g,
) Im Text (le&SQUTJvEvao^i and Sctyxovvtd&avos»
i) Im Text 2ctyxovvt,ad'civog»
Griechifche Litterator.
Tu^mvogf 6 xb Tvqxov lg xrpf tav 'Ogßlov (tovtovs ol^EXXfi^
vsg fL&iipgaöav Tvqxova fihf BoQiav''OQßLOV dsNStov), iloX-
Xag 6s ayovvag Tcgog yafiov ywalicag l| avtav lnoiri6avto »ctU
dag noU,ovg %a\ bsivovg dvefAOvg ysvofLEVOvg. — Jetzt folgt
das Fra^ent bei Eusebiiis, und diess ist das einzige, wekhea
in Hrn. Wagenf. Philo auf eine etwas abweichende Weise vw-
kömmt Bei Eusebius heisst es: '^AA' ovtol ys XQäto^ dq^i^
QWöav xal t^g y^g ßXaöt^pLata xal ^Bovg kvoiiiöop xal ngog^
ixvvovv xttvta^ äq)' cjr avtoi te dieylvovto xal ol sxofisvoi
xal ol 7Cq6 avTiSv navztg, xa\ %oäg xal sm^vöstg i^lovv.
Kai iuikiyBt. Avzai d' ^6av at iTcivoiai z^g ngogTtvvij''
öiwg^ Ofioiai täv'^) avrcDi/ dö^Bvela xal ijfvx^g azoXfiUj^' bIzu
(91701) yByBVTJöQai Ix zov Koknla dvsiiov xal ywaiKog, avxov
Bdav^ zovzo dl vvxza agpupfBVBLV j Al&va xal Ilgtßioyovov
9vf^ovg avdgag odza xaXoviihovg , BvgBlv ds xov Aläva xifv
dno xav öivdgov xgoq>i^v. Der Wagenfeld'sche Philo hat 4^'
selbe nur folgendennassen umgesetzt und aus der oratio indirecta
in die directa verwandelt : Elza yByovaöiv ix xov KoXvcla dvi-^
l$ov xal yvvaixog avzov Baavz {ovzcog 6voiid^ov6i vvxza 4^o(-
vißXBg) Altov xal ügozoyovog, ^vtjzol av^gmnoiy ovxm koAov-
fisvot* Bvge ÖB xr^v dno xwv dsvögcav xgog>'^v Aldv ovzoi dh
XQcSxoi X7}g yijg d(piig(06av ßlaexi^fiaxa ^ xal &Bovg ivofit^ov
xal ngogBXvvovv xavxa^ dtp* äv avzol xb diByivovto xal ot
B7c6(iBV0i xal ol Tcgq avz(äv ndvzBg xal xodg xal ixil&vöBig
laolovv» Avzai d' '^6av al Inlvoiai zr^g ngogxwri6Bmg ofioiai
xmv avz^v dödBvsla xal ^v^ryg dzok(ila. Das folgende Frag-
ment beginnt bei Eusebius Ix zovzcov zovg yavo^svovg u. s. w.
in fortgebender indirekter Rede. Der Wagenfeld'sche Philo hatte
das vorhergehende in direkter Rede. Hier folgt nun wieder in-
direkte und deswegen ist nach Ix xovza)v eingeschoben q>ri6lv 6
Sayxowiddfov. Im übrigen findet sich keine Abweichung bis
^Ekkfi6LV. Eusebius Worte MBzd zaika — Xiyov fallen natur^
lieh wieder weg. Das nun folgende grosse Fragment (OrdU
S. 14 — 34) findet sich mit folgenden ganz unbedeutenden Ab-
weichungen im Wagenfeld'schen Philo S. 12 — 22 wieder. S. 12
(Wagenf.) ist nach ^Ex zovzcov das Wort 97170I1/ (Or.S. 16) ausge-
lassen. S. 14 (W.) ist Eusebius Verbum finitum Ix^i^juau^ov
(Or. S. 16) in ein Farticip xgijfAazl^ovzBg verwandelt Ebenda-
selbst hat Hr. Wag. Elza'iy^ovgdvtov Xiyovöw; Eusebius aber:
Elza 9 q)fii3t » ^Ttljovgdviov. Auf derselben Seite Z. 6 von unten
hat Hr. Wag. äv 9dzBgov xov Xgv0<ag {ov^Ekhjvsg HL^afpgd--
tjov6i ^Hq>ai<5zov) Xoyovg döxf^öat, xal iutpddg xal ^avxBlag av-
gBlvÖB xal dyxiözgov xal dskaag xal 6g(iidv xal CxBÖlav. srpcff-
zov za Uyovdvndvzav dv&gdnav nkavöai. di' 0; Eusebius bei
*) luuss beissen rfj.
SftnchiiiiiBtlioD TOB Wagenfeld. tStt
Orelli: mv 9AtBQ(>v xov Xqvöwq Xoyovg döxijiSat %a\ Ixtpöitg
nal ^ttvtslag' üvai dl todrov tov'^HfpaiöTov bvqhv dl xal ay-
HtötQOV xal diktag xal oggiiavxa) öxBÖlctv' ngwtrv tb navrtüv
dv^gdnwv nXsv6ai. 6i6; eine Reihe weiter ist die indirekte Rede
des Eusebius xaXBiö&at da avtov wieder in die direkte xaXov6i
d' avtov verwandelt. S. 10 liest Hr. Wag^. *An6 zovtanf {ptt6\v
"ApLVVOV yiviöi^av xal Mayov ol*) xdfiag xal nol^ivag xaridii-
iav. and öl tomtov; Enseliius hat (Or p. 22) *An6 tovtmv yB-
viö^ai, "J^wov xal Mdyov , ol xariÖfi^av xcißag x«l xolfivag.
*An6 xovxfov u. s. w. Nicht weit Ton dieser Steile hat die Wa-
f^enfeld'sche Ausgabe wiedemm denselben Druckfehler wie Orelli
nämlich SayLO^g&XBg. Dicht daneben für das Eusebianische stB-
Qoi 0% xal ßotavag sigov Participialconstruction STBgoi xal ßo-
tdvag BvgovzBg. S«18 Z.4 lässt die Wagenfeld'sche Ausübe
qnjölv weg, welches Eusebius hat. Auf derselben Seite Z. 12
hat sie, wie schon einmal de' o für Oreili's Sio. S. 18 hat sie
'O i'Ovgavog avt'^g ä«ox<ogi}6agj wo Eusebius dnoxiogi^öccg crv"
tng; dicht dabei xal xi^ F^v avxiqv dfivvBö^aiy wo Eusebius
xfjv dij r^v d(ivvB6t^ai. S. 20 xaxd xopxov xov xgovov, wo
Eusebius (Or. S. 28) x. xovtov xg6vov. Weiterhin das schon
bemerkte ixxgiq)ivxBg in Uebereinstimmung mit Q|*elli , dagegen
Kdöiov für Ka66tov , was aber Orelli S. 16 Anm. als das richti-
gere angegeben hat« Auf eben dieser Seite ist einmal ein Druck-
fehler bei Orelli ov6ag nicht abgedruckt. S. 22 Z. 2 ist ^öl
wieder ausgelassen. Die auf diess grössere Fragment folgenden
Worte des Eusebius^ Toöccvxa (asv — Tlikiv 81 6 &uyygaq>Bvg
xovxoig ixiipigsi fcad*' Stsga kiymv fehlen natürlich wieder. Die
%xBga werden ersetzt durch die Worte (S. 2i). Kgovov d*
dniovxog ot dx' Ovgavov mgnQXovv Iv altoiftorrt yBvouBvoi.
Kaxd Tovroi^ xov XQovov Udgag d<p' riUov dvUxiXXovxog na-
QuyevoiiBvog vaov r' dq>ug<o68POvgav(p**) xal öXfjXag Bagätm
naxgt' xa^tfiXo) dl xr^v x^gav öukavvmv xd hgd 8iffpvkali%
xal xolg dno xov Ovgavov Ißoii^öBV. Hier wird augenschein-
lich der indische Funis und Bharatas eingeführt , damit die in
der Expedition nach Ceylon vorkommenden Indica weniger auf-
fallen« Dann folgt wieder fast ganz übereinstimmend das Euse-
bianische Fragment S. 34— 40 bei Orelli. Mur hat Hr. W. S. 24
Z. 4 V. u. das richtige KaßBlgoig statt Orelli's Kaßrjgoig ; S. 26
Z. 1 diBXvntofSB^ wo Or. dtBxvnfo6BV ; ebendaselbst Z. 16 ist gn^-
6lv: wieder ausgelassen und für Orelli*s Druckfehler vxofivrjfAa-
xlöavxa findet sieh ein seine Entstehung daraus' verrathender
vxoiiVfjfAotlöavxo; das richtige ist natürlich vnB^vijfiaxlöavxo.
S. 28 endlich hat Hr. W. ganz wie Or. nagaxa^xtiv imd Blgaöxo. —
wie Orelli fftr o?.
**) Im Text steht Ov^dcva.
SSO Griechische LiUeratar.
Wir haben in diesem ersten Artikel blos dt» erste Buch des
Wag. Pliilo berücksichtigen \^ollen ; doch können wir nicht Hmhio
SU bemerken ^ dass Hr. W. dem von Ensebiiis etwas weiterhin im^
ersten Buch seiner Praeparatio bewahrten Fragment (bei Or.
S. 45) eine überaus seitsame Stelle im 2. Buche seines Philo an-
gewiesen hat (S.4HX wo es ebenfalls ganz übereinstimmend wie-
der erscheint. Nur liest er 6 Tdavtog xal ot ym asixov Ool-
VLxsg, während bei Eusebius 6 Tdawog neu fiot' oAtov av^ig
(PolvLUBg vorkömmt.
Ueberschauen wir die Yergleichung , so sehen wir aranächst
eine bis in's Unmögliche gehende Uebereinstinunung mit dem £u-
sebianischen Auszug. Sogar die Worte, durch welche sich bei Eu-
sebius der Aaszug kund giebt 9170I und ähnliches sind gewöhnlich
beibehalten und nicht aUein beibehalten, sondern sogar an einer
Stelle , wo es Eusebius gar nicht hat qnjölv 6 Uayxowta^Giv
eingeschoben. War Philo's Buch eine Uebersetiung, wofür es
Eusebius und auch W. ausgeben, so konnte dieser Ausdruck nim-
mermehr so häufig wiederkehren. In den übrigen 8 Büchern hat
sich der Yf. auch mehr vor dessen Gebrauch gehütet und er er^
scheint nur in der Recapitulation zu Anfang des 3. , 4.9 5. ^ !!•
und 9. Buches, Die Abweichungen vom Eusebianischen Text
reduciren sich auf einige seltene und unbedeutende Yersetsnii-
gen von wenigen Wörtern, Verwandlung einer indirelcten in di-
rekte Rede, eines Verbum finitum in ein Participinm und bis-
weilen Auslassung von (pi^öl. Die neuen Zuthaten passen zn den
alten Fragmenten, wie diess ein jeder von selbst sieht, äusserst
wenig.
Berücksichtigen wir aber ferner, dass dieses ganze Bnoh fast
durchgehends und sogar in mehreren Druck - und andern Fehlern
mit der Orelli'schen Ausgabe der Sanchuniathonischen Fragmente
übereinstimmt, so müssen wir daraus schüessen, dass entweder
der Herausgeber seinen sogenannten Codex nach dieser Recen-
sion verbessert hat, oder das ganze ein Betrug ist und der Verf.
dieses Machwerks auf eine sehr plumpe Weise deta Orelii'schen
Text geradezu abgeschrieben hat Für diese zwdite A n n a hm e
sprechen schon einigermassen die oben angegebenen Umstände
und vieles andere , was wir für einen zweiten Artikel versparen,
wenn er noch nöthig sein sollte. Wenn der Hr. W. der ersten
Annahme gemäss wirklich eine so gottverlassene und verstandes-
lose Kritik geübt hätte , so wird er jetzt nicht umhin kennen die
Lesearten, welche sein sogenannter Codex enthielt ^ nützuthei-
len. Hat dieser keine andern als die OrelU'schen , so darf man
die Sache hiermit für abgethan ansehen. Werdeki wkklich ab-
weichende Lesearten vorgebracht, so wird sich Weiter rechten
lassen.
Schon jetzt können wir aber nicht umhin, aus demUmstand,
dass der Herausgeber eine so crasse Ignoranz in den gewöhnlich-
.Todcifftll«. tn
8len.u]id bdcanntesten Regeln über die griechiscbe Acceotnation
zeigt, den Schluss zu ziehen, dass er selbst schwerlich die Fähig-
keit besass, acht Bücher, wenn auch schlechtes Griechisch zu
schreiben; wir halten ilin daher fast für den Betrogenen , und
fordern ihn anf durch offene Mittheilung der das Manuscript be-
gleitenden wahren Umstände seine Reue an den Tag zu legen
und den eigentlichen Betrüger entlarven zu helfen. Wir schliesh-
sen hiermit diesen Artikel, dessen Flüchtigkeit der Gegenstand,
welchen er behandelt, hüllanglich entschuldigt. Dass hier dn
äusserst plumper litterarischer Betrug vorliege, springt jedem
sogleich in die Augen ; dem Erweise desselben eine, längere, ern-
ste, zeitraubende Beschäftigung zu widmen, wäre dalter unver-
zeihlich und flir eine so plumpe Lüge zu viel Elire. Wir haben
diesen Artikel sogleich nach Durchlesung des Buches aufgeschrie-
ben , um zu verhüten, dass diese littersrische Betrügerei, so we-
nig, wie noch möglich zu einer pecuniären werde, wozu sie sich
bei der Neugierde, welche die Ankündigiing des so lang i|us-
posaunten Buchs erregt hat und bei dem schamlos theuren Preis
(2 Thaler für 12 Bogen und einige Seiten, von denen die Hälfte
eine lateinische Uebersetzung einnimmt) leicht qualificiren könnte.
Göttingen. Theodor Bevfey.
Todesfälle.
Den 29. November 1836 starb in Pforzheim der Professor August
Haagj Vorstand des dortigen Pädagogiums, im 36. Lebensjahre. Tgl.
NJbb. XV, 442. XVII, 347.
Den 17. Januar 1837 in Breslau der pensionirte Professor Paul
Scholz^ welcher besonders als Lehrer an Privatanstalten gewirkt hat
und durch mehrere gemeinnütxige und naturwissenschaftliche Schriften
bekannt ist, im 65. Jahre.
In der Nacht vom 23. auro 24. Februar in Kiel der Professor der
Anatomie und Chirurgie Dr. Ch. G. Deckmanm.
Den 26. Febr. in Glossen der ordentliche Professor der katholi-
schen Theologie Dr. Lockerer^ bekannt dorph eine Geschichte der
christlichen Religion imd Kirche.
Den 3. Mira in Augpburg der langjährige Redactenr der allgemei-«
nen Zeitung Karl Jo$eph Stegmann,
Den 3. März in Trier der Gapitularcanonicus an der dasigen Dom-
kirche F. J. Dewora, geboren in Hadamar am 21. Juni 1774.
In der Nac^ vom 3. zum 4. März in dem Haag der Staatsrath
Cfroen van iVitis^erer, durch die Herausgabe einer wichtigen Brief-'
Sammlung aus dem eranischen Haiuarchive bekannt«
S32 Schal- anil Uni? eriitäCiiacbrichtea,
Den 8 März in Erfart 4er gnefaeine Hofnith und Frofesioir pv,
Trammtdorffj durch »eine Forvchong^en and Arbeiten im Fache der
Pharmacie und der verwandten Widäengchaften allbekannt.
Den 18. Marx in Parf« der eheoialige Erzbiscliof von Necheto
de IVodl.
Den 22. Man in Göttinnen der berähmte Ant , Hofrath and IP^ro-
fcMor der Medicin Dr. Karl Himly,
Den 25. März in Berlin der emeritirte Professor Zok. Heinr. ChrUitoH
Barhf am Friedrich- Wilbelmf-Gymna«iam, 71 Jahr alt. 'wgi. NJbb.
Den 3. April in Heidelberg der geheime Kirchenrath nnd Pro-
feMor der Theologie Dr. Friedrieh Heinrieh ChriMtimm Schwarz ^ seit
1804 an der Unifrer«ität thätig, im 71. Lebensjahre.
Schul " und Uniyersitätsnachrichten , Befönlerungeif und
Ehrenbezeigungen.
Aachbx. Dem Oberlehrer Körten am Gymnasiiim ist du Prodi-
cat ^Professor*' beigele^ worden.
Athb?! . Vor zwei Jahren hat der Dr. Hoss folgende GelegenheiCs-
Schrift heransgegebcn : Hercule et Nesms. Peiniure d'tm vate de Te-
nie, Programme puhlie ä Voccasion de Vheureuse arrivie de Sa Majeste
le Roi de Baviere ä Äthanes. [Athenes de rimprimerie et de la litho-
graphie royale. 1835.] Im Mai 1835 hatten die Bewohner des Dorfes
Chiliomodi (zwei Stunden südlich von Korinth) an der in der Nähe vor-
übergehenden Strasse von Hagionorion nach Nanplia eine Anzahl al-
ter Graber aufgegraben, in welchen ausser Sarkophagen ttns li^o^
iifoqivog and verbrannten Menschengebeinen eine Anzahl Vasen, ein
kleines bronzenes Isi«bild, ein Spiegel n. dergl. gefanden worden. Tgl.
NJbb. XV, 433. Unter den Vasen befand sich nun eine bronzene von
edler Gestalt mit einem schlechten nnd steifen Gemälde auf dem Innern
Grande , welches der Verf. in der genaimten Schrift aaf einer litho-
graphirten Tafel bekannt macht and im Texte weiter beschreibt Her-
cules in voller Rüstnng, mit der Löwenhaut auf dem Kopfe, Bein-
schienen an den Schenkeln und den Kocher aaf dem Böcken, stürzt aäf
einen Centauren los, hat ihn bereits mit der Linken ergriffen nnd
schwingt mit der Rechten die Keale auf dessen Gesicht. Der Centaar
(nach der seit Phidias gewöhnlichen Form ein Menschenkorper bis nn-
ter die Brust und nbrigens ein vollständiges Boss) ist offenbar auf der
Flacht begriffen, und wendet jetzt von Hercales angehalten das Gesicht
nach diesem zurück*, stemmt seine Linke in die Hüfte nnd streckt die
Rechte gegen die drohende Keule aus. Er tragt auf der Brüst bineii
Panzer and hat auch den Nacken, Hinterkopf nnd das untere Gesicht
darch eine paozerähnliche Bedeckung geschützt Hinter dem Boss
steht eine Frauenfigur in ein enges sackähnliche« Gewand eingepreut»
Beförderungen and £hrenbveseigu.ng«a,
nnd von dem Boesleibe zum Theil Terdedct. Sie ist nach Herculee
zugewendet and streckt die Hände in schrä^r Linie so gegen ihn ans,
dass die beiden Daumen ihm zugewendet sind. Hr. Dr. R. hat nun
diese Darstellung auf den Raab der Deianira durch Netsuf gedeutet;
und wenn Hercules hier den Nessus nicht erschiesst, sondern mit der
Keule todt schlägt, so braucht man darum noch keine Abweichung
desMj'thus anzunehmen, weil offenbar der beschränkte Raum der Vase
^in solches Zusammendrängen der Figuren nöthig machte^ dass dei^
Maler kaum eine andere Art des Tödtens als durch die Keule wählen
konnte. Kunstwerth hat* übrigens das Gemälde gar nicht und die Fi-
guren sind alle jämmerlich. Hr. R. hat beiläuiig seine Erörterungen
noch auf den Begräbniäsplatz selbst aasgedehnt, und sucht zu bewei»
Ben , dass derselbe zu dem alten Tenea gehört habe , welches auf dem
Gebiet des heutigen Hagionorion in dem Thal des kleinen Flusses ge-
legen haben müsse, der zwischen Akrokorinth und den Oneischen Ber-
gen durchfliesst. Dabei deutet er auch die atsvdy welche Agesilaus
bei Xenophon Histor. Graec. IV, 4^ 19 auf dem Mairsche vpn Argolis
über Tenea nach Korinth passir^^ auf den Weg von Hagionori. Der
Vase selbst möchte er eine Beziehung auf den Herculestempel in Cleonä
und die dortigen Kampfspiele beilegen. Da man übrigens auf dem ge-;-
nannten Begräbnissplatze in der Asche und den angebrannten GTeueinen
keine einzige Münze gefunden hat, so bemerkt er noch, dass auch auf
der Insel Thera gegen 100 grosse Vasen mit verbrannten Menschen-
Überresten ausgegraben worden sind, ohne dass sich eine einzige
Münze gefunden hätte. Dagegen sei auf Anaphe, wo man Gebeine
von nnverbrannten Menschenkörpern ausgrub, immer eine Mfinze zwi-
schen den Knochen des Kopfes gefunden worden.
Beblin. Das zu Ostern am Berlinischen Gymnasium znm grauen
Kloster erschienene Jahresprogramm [1837. 46 (23) 'S. gr. 4.] enthäU
eine gelehrte Abhandlung des Dr. Pape: De inveniendis Graecae linguae
radtcibusj worin der Verf. das etymologische Verfahren, welches sei-
nem etymologischen fVörterbuche , der griech, Sprache [Berlin, Dümmler.
1836. 8.J zu Grunde liegt, weiter zu rechtfertigen und die etymologi-
schen Gesetze, welche in der neuesten Zeit durch Bopp, Grimm,
Humboldt u. A. aufgefunden worden sind, mit selbststandiger Prüfung
auf die griechische Sprache anzuwenden sucht. Darum scheidet er in
den Wörtern zunächst radix, flexio (den das Genus des Wortes bestim-
menden Endbuchstaben) , auffixum und praefixum , und giebt das allge-
meine Wesen von jedem dieser vier Theile kurz an, wo er sich zu-
gleich mit klager Behutsamkeit folgendes Gesetz für die radix macht :
„radicem nnllam pon'emus, quae non simplici quodam aut verbo aut
nomine sit expressa, ut inde ejus sensus sit perspicuus.'' Hierauf be-
handelt er umständlicher von den Suffixen die Endungssylben log, Xa
(Irj), lov nach ihren verschiedenen Fprmen (log, aXog, BXog, r^Xog^ iXog,
vXog, ^Xog), von den Präfixen die V^trsetzungsvocale a (u-ya&og, d-Ttfuov
etc.), £ (i-ysiQco, i-d^eXo} eie.) , rj (^-«ft^os etc.), o (o-fieXog, o-ßQi-
(^S^etc); und giebt einige Andeotungen über die Verwandlung der
iZi Scbal* and üniTertitätinaclhricbteii,
Cnnsonanten nnd Vocale , nber du Hininsetien oder Aaiwerfen ein-
selner Buchstaben ond über die Umitellan^ derselben. Die gaue
Abhandlung bring;t i^iele seharfsinnig^ and beachten awerthe Andeatnn-
gen, flchliesflt aber die Erörterung der einzelnen Punkte nicht toII-
■tandig genug ab und gewährt darum kein fe«teg und aicheres Endresul-
tat. Dennoch ist sie allen Etjmologen zur ganz besonderen Beachtung
zu empfehlen, zumal da der Verf. mit seiner Etymologie meist innerhalb
der Grenzen des Griediischen bleibt, nnd Lateinisch und Sanskrit nur
sparsam zu Hülfe ruft. Ans den Nachrichten ist auszuheben, das« die
Anstalt Ton Ostern d. J. von 567 Schülern besucht war, und im ¥er-
gangenen Schuljahre 24 Schuler zur Univeriitüt entliess, nnd dass im
Lehrercolleginm (mit Ausnahme der temporär beschäftigten Candida-
tcn) eine Veränderung nicht Torgekommen ist. vgl. NJbb. XVII, 91« Dai
zur Feier des Wohlthfiterfestes (im December 1836) in derselben Anstalt
erschienene Programm [22 S. 4.] enthält Gedächtnissreden auf zwei
gewesene Lehrer der Anstalt, nämlich die Grabrede des Directors Dr.
Köpke am Sarge des Prorectors Joh. Friedrieh Seidel [geboren in Treuen-
briezen am 5. Juli 1749 , Lehrer am grauen Kloster Ton 17S2 — ^1822,
gestorben am 6. Juli 1836], nnd die am Wohlthäterfeste 1884 ¥on dem
Profemor Dr. Fischer auf den drittehalb Jahr vorher Terstorbenen Pro«
fessor Karl Friedrieh Zelter gehaltene Gedächtnissrede. — In dem
Jahresprogramm des Friedrichs - Gymnasiums auf dem Werder [1837.
58 (40) S. gr. 4.] hat der Oberlehrer Dr. Zimmermmm einen Beitrag
zur Geschichte der märkisehen Städte herausgegeben nnd darin, nach ei-
nigen einleitenden Bemerkungen über die Gründung derselben, Ton
den obrigkeitlichen Personen derselben, dem Vogt, dem Schulzen,
den Schöffen und den Rathmannen, gehandelt. Aus dem Lehrercol-
leginm schied zu Michaelis Torigen Jahres der Collaborator Drl Breh-
mer nnd ging an das Pädagogium in Pdtbus. Sein Nachfolger ist der
Schnlamtscandidat Gottschick ^ und das Lehrercollegium beileht jetit
aus folgenden ordentlichen Lehrern: dem Director Professor Au^. Ferd,
Ribheck , dem Prorector Professor Jäkel , dem Conrector Professor Dr«
Lange j dem Subrector Professor Kanzler y dem Professor Salomion,
dem Oberlehrer Bauer ^ den CoUaboratoren JFeiie und Cantor Anst,
den Oberlehrern Dr. Jungk und Dr. Zimmermann j den CoUaboratoren
Dr. Schellbach. GotUchick und Schmidt; dazu 2 Hülfslehrer und 4 ans-
serordentliche Lehrer. Die Herren Bauer, Jungk und Zimmermann
sind erst im Laufe des vergangenen Schuljahrs zu Oberlehrern ernannt
worden. Schüler waren am Schlnss des Schuljahrs 267, nnd zur Uni-
versität waren 13 entlassen worden. Im Cölnischen Realgymnasium
befanden sich im Sommer vorigen Jahres 400, im Winter 398 Schüler,
welche von 11 ordentlichen Lehrern [dem Director Dr. E, F. Juguat^
dem Conrector Professor Dr. Bemh. Heinr, Karl Lommatzsch, dem Snb-
rector Lebt. Härtung , dem Collaborator Erdfn, Ludw, Bledowj den
Oberlehrern Professor Friedr. StreJnke, Dfe". Xtidilo. Frdr. Wilh. Aug.
Seebeck , Ileinr, JuU Leop, Selckmann und Ad, Ferd^ Krech , dem Col-
luborotor Dr. Hetnr. Lndu». IM&enDiüid dem' Oberlehrer Dr. ÜÜntbu
BeforderuBgea «ad Eb«eab«ieigtag«A tSfil
Bnrmeiiter] und 10 Hulfslehrern. Hnlerrichtet wsrden« Zar UMiirersUat
gingen 4 Schüler. Der Oberlehrer Bwrmeistet hat aa den Jahrespro-
graoim [1837. 40 (24) S. 4.] eine natkirwistenschafdiche Abhandlung
über die Gattung Calandra geliefert. Als Programm der Geverbschalo
gab der Director K. F. Klöden das zehnte und letate Stuck der Beiträge
zur mineralogiBchen und geBgnostisehen Ketminiss der Mtwk Brandenburg
heraus. [1837. 64 (50) S. 8.] in das LehrercoUegium trat an Ostern
1836 der bisherige Lehrer an deir Bürgerschule zu CasFau» Avig. WiUu
Roher stalt des abgegangenen Professors Dr. Steiner ab ordeatlicher
Lehrer der Mathematik ein« — — Zuletzt erwähnen wir noch als ei-
nen interessanten Beitrag zur Berlinischen Schnigeschichte die 6re-
schichte der Berliner DamscIuUen yr on Augtui Härtung ^ kön. Professor.
[Berlin, Verlag von Bade. 1836. VI u. 147 S. 12. 8 Gr.] Es ist dies«
die Geschichte der reformirten [Burger-] Schule, welche 1618 (im
fünften Jahre nach dem Uebertritt des Kurfürsten Siegiamand zur re-
formirten Kirche nnd nach der Bildung der ersten reformirten Gemeinde)
als selbstständige Anstalt eröffnet, 1655 mit dem zwei Jahr vorher nach
Berlin Terlegten Joachimsthalschen Gymnasium vereinigt, aber 171&
wieder als eine besondere Knaben- und Mädchenschule neu begründet
wurde, als welche sie auch jetzt noch besteht. Seit 1715 bis jetzt
hat die Schule 6 Lehrer und 5 Lehrerinnen gehabt^ und der Verf. die-
ser Schrift, welcher seihst 52 Jahre Lehrer an derselben war, erzählt
in dem Büehleia die Gesohiehto dieser Anstalt genau and lUBMtSndlich,
theilt Verfassung and Lehreinrichtiing derselben mit , giebt die Bio*
gra^hieen der geweseaen Lehrer and Lehrerinnen und knnpft daran
noch allerlei Anmerkungen , die für die Schul - und Literargeschichta
Berlins wichtig sind. Das ganze Buchlehi ist eine freundliche Gabe»
mit welcher der seit 1834 in den Buhestand versetate Verfasser seine
Schullaofbahn schliesst, und welche er seiner geliebten' Domgemeinda
gewidmet hat.
Bern. ' Der Professor Ludwig Sneü ah der Universität hat gegen
das Ende vorigen Jahres um seine Entlassung nachgesucht, welche ihm
auch von dem Kegierongsrathe sofort zugestanden worden ist. Poli-
tische Reibungen sind die Veranlassung dazu gewesen.
Bielefeld. Am Gymnasium ist dio durch Befördera iig des Leh-
rers Jüngst erledigte Hülfslehrerstelle dem SchulamtsL-aadidaten Dr.
Georg Heidbreede übertragen worden»
Bonn. Die Universität war im verflossenen Winter ^on tö9 Stu-
denten und 42 Hospitanten besucht. Von ersteren waren T5 Ausländer,
und 69 gehörten zur evangelisch - theologischen , 113 zujr katholisch-
theologibchen , 216 znr juristischen , 153 zur mediciniscben , 168 zur
philosophischen Facultät. Tgl. NJbb. XVIII, 232, In der niedicinistihen
Facnltät ist dem Professor Dr. Ennemeser die nachgesuchte Entlassung
bewilligt, in der juristischen der Privatdocent Dr. hudw^ Arndts zum
ausserordentlichen Professor ernannt, in der philosophisclien der Pro-
fessor Dr. Argelander aus HELSincpojäs zum Professor der Astronomie
und Director der nenzaerriditendea Sternwarte berufen vojdea. Das
ScIiBi- msi ÜBifcriitaiiBBcliricIitcay
mIc1i«b UjUw der Tbe^ri« in GymaaMoai aock die aüikif^ Fi
IkUeiC mmd Dcatfidikcit far des Schaler ¥ercuiiren la«e. D^h
4cr %'cvf. Bsck etae Mechsdik des nararsruMOfcluftlicbaa Ci
■Bcfafeleca laues will, fo wird er «icli darü aber dieäca Paakt
fldietalidi weiter erUarea *). la dea ao^elMagtca Sci^iilaatlMUlCB
*") lUttfge cv anr in dieMT MrAtidilr aicM aaeh der gctrökalichea Wc&ie
Maa theoirtieclK H iabe aad Be^eia. wie «ie «ch aa« dee Hiife dw WW-
m»*€hadt ableiten Umen^ aiitilietieB, Madera ▼»« rcia praktwrh— CSr-
•irlujiaaakte aa« mht klar dartiian , wie iriel voa dea XätarwitfCBaefcBf-
Cea fmrii Gfianaiiai zn bnuKhea i«C und wie man daii MxtxalkeBaide
aiB dUiaekmtKn oad ■aldriirfiaten zur ltff>endi<rea AnoclMBaa^ da SifciiliiM;
briaB« OBd fw dewca tiei*c wahrlafi bildeäd wmtAi. Paiäber aSarfirii
flcliduBt OMB j^^feowärtJg ia det pada^^^iiciica Wfk eiaig tm MB . dBM
die NittHrwümeB^clufrea an sich eis rcL-hc wwL-whca^wcither Uuj^eaaa-
•Caad rät Schaiea »ind; aber die Fra^e bt, ob «e «ich ioi Gnaoanani
über dra blnw eSenrntarcn Caierricfac crheboi laMea (abo weiter ab iai
^m^nwnthum gefefart werdca kÄaaea), ab die ahrtractere ABflaoBBg'
•Hben aicbt fär die Fowaa^raft 4m Schüler» la hack Mi, ah dia
fordarade Gtäadlkhkeit dai L'alemrhtA nicht ciae
welche aöchigiere HiiirairhalMn beeintrichti^ca oder die Kraft da
lert äbenfaaaea obh , ab der erreichbaie £rfalg mit dar danaf
MAe ffa rechtea VeAälta'ai itefaf a. A. detgL Wir ~
Ab. acknB wiederhak anf die SckwierighekiB
« welche gerade dieeea Latenichte im Gymaarina
Bad fahrea hier aar aoch falgeade AeoMemag des Ractan & G. It eiche
in diessiähngea PrograouB da Elisabeth - Gj iiiiiwiiii ia BrcslaB S.
12 f. aa : „Der Beriehtentatter ist der MeiaaBg, dasi rm ior SAale lu
dem Bim a insiaii hafüichea Stadinai aar die
mm SelhiCBdhMB aBsgehea käaBca, das wahre Hb
geara Siataraiuchanoog aad Beobachtong lein masie. Bei ki
sCaade des LaCerrichU verhallea die blofsea Wurfe oidhr, ak bei
Ja i2e vermindern nicht seicea das Interewe der Sdiiiler for im glBBS Ge-
biet dieaä Vaterrichu. Will dmb aber der AaschaBBag gifl s KUB Baairt
gchsB, ak der Beschreibong darch Werfe, so aaidit dia Meaga igt H Ab ■
kr ia «iasr freqneaten Sdwle aar der kfeiacra ZaU dsrnibaB aiBa ga«
aaae AarichBaiiog möglich, nad die Ijectioa geht schaell Bad kkiit ib
Tomalt über, mdem jeder Schüler «ich zodrangf zn dem, wr ~
zeigt wM , der Lehrer ia Ve r legenheit gerüth vnd gewöhBlIck
wirrmig eati4^t, die za gar keinem oder ciaem aar gariagaa PiBBhaia
fahrt iMherkBopl ist der mtorhistarische Uatorichi tiBer der sckwia.
ligiten , indem der Lehrer desselben einerseits ganz ia dem wisscnsdisftli-
cfaca Gebiete desselben heimisch sein , andererseits eina grosse and tiefe
Kenntnis« da kindlichen Alters und der Jagcad besitKB, eina Ubtcb
Bnd interosanten Vortraga mäfhrig sein and die KbbiC iaaehaiiCB am»,
ciae gote DisrJplin zo handhaben , welcha in dea naiorliiitorischaB CIna
tea weit schwieriger ist, ak in deaen, wo der Schüler aa db Lehihach
oder aa den Vortrag da Lehrers gewiesen ond dieser im Staadc ist, je-
den Schäler za beobachten nnd dessen Aafmerknmkeit dorch das DiaJo-
gliche da Unterrichts , welcha in dem natorhistorisrh« Untemcht wa-
aiger ttatliadra kaaa , za fesKln. Aas diesem Grande kana ia eiacr fre-
quenten Schale diesem Unterrichtigcgeastande keine an gi omeA Bsd i h aiing
gegebca werdea , weil man gar zu selten ganz dazu geignrie Lehier fin-
det aad ohae solche aar die Zeit zersplitteif und der Zwetk TÖlUg Ter-
fehlt wird , so dass das Gegentheil tob dea erfolgt » WM laaB * "^ * "^
tigt, Sirtanhu Bad x>* , , K ,,, i ,^ u
fiefdtdevnai^eii and Ehreabesei^iivgtn.
theUt der Director Dr.* K, F. W^her aiwier den gewofanlldben Noticen
eine Reihe allgemeiner BemerkDngen über Umfong', Weith nnd Zwwk
des Gymnasialunterichtf nnd seiner einzelnen Bildnngiroittel mit, nnd
weist besonders darauf hin, wie die einzelnen Unterrichtsgegensttnde
zu behandeln sind , wenn sie lebendig und wahrhaft fruchtbringend 'Iftr
den Geist des Schülers werden sollen. Natürlich sind diese Bemerkungen
meist nur allgemeine Andentungen geblieben; jedoch geben sie nmuche
eigenthümliche Ansichten und praktische Winke. Von den ubrignp Mit-
theilungen ist vornehmlich noch der S. BO — 82 stehende Auszug aus dem
iurhessischen Reglement der Abiturientenprufung beachtenswe^tfi^ Das
Gymnasium war zu Anfange des Terflossenen Schuljahrs Ton 27fi, sn Michae.
lis Tor. J. Ton 277 nnd am Schluss des Schu^ahrs von 262 Sdiufem be-
sucht, vgl. NJbb. XVII, 448. Zur Universität gingen 12 Sdluler. Im
LehrercoUegium sind die Hülfslehrer Lichtenberg und Volkmar m or-
dentlichen Lehrern ernannt, der Candidat Franz DingeUtedt als Ldirer
des Französischen angestellt worden, nnd der ordentliehe Lehren Dr»
Theobald hat eine Crehaltszulage von 100 Rthlr. erhalten.
CoBLBNz. In dem TOijährigen Programm des GymnadnaM hat
der Professor Leutzinger als Abhandlung eine €2eiRentarMC&-«iii%lls€&e
Darstellung der aÜgemelnen Und aummatarischen Glieder emiger Reihen
[20 S. 4.] herausgegeben. Die Schnlerzahl betrug 289, von denen 12
zur Universität entlassen wurden. Vor kurzem ist dem- Oberlehrer
Dronke das Prädicat „Professor*' beigelegt worden*
CoBüE«. Zur Feier des Stiftungsfestes des Gjmnasii Casunlnanl
am 4. Juli 1836 wurde durch das Programm: das lAcht nach jfiitoielm
von Dr. Ernst Friedr. Eberhard ^ [Coburg gedr. b. Dietz. 21 S. 4.j ein-
geladen. Das Verzeichniss der Lection für das vorige Winterhalbjahf
giebt folgenden Lehrplan:
L n. m.
Geschichte 2, 2, S w. Sl. ,
Alterthumskunde 2, 2, —
Geographie — , — ^ 2
Mathematik 2, 8, 4
Franzögisch 2, 2, 2 Pbygik 2, —
Religion T" 1 Zeichnen «, 2
Privatim wird noch Unterricht im Italienischen ertheilt. Die Lehrer
sind ausser dem GeneraTsuperintendent Dr. Genssler, welcher den Reli«
gionsunterriicht ertheilt, der Consistorialrath und Director Dr. SeeBode,
die Professoren Tromphellery Ahrens^ Forberg nndDr, Eberhard j der
franzosische Sprachlehrer Launay^ und der Zeichenlehrer Professor
Rauscher^ welcher im vorigen Sommer statt des Professor Ruprecht
wieder eingetreten ist. vgl. NJbb. XV, 345.
CösLiN. Das dasige Gymnasium war 2u Anfange des Jahres 1836
in seinen sechs Classen von 184, zu Ostern von 199, zu Johannis von
193 Schülern besucht, welche in 190 wöchentlichen Lehrstnnden von
10 Lehrern [dem Director Professor Dr. Müder in 11 KffhntnndeUy dem
22*
1
1
Latein
Griechisch
inl
9,
6,
II. III.
8, 8 w.
6, 6
St
Hebräisch
Deutsch
•
2,
2,2,
2
2
Scilsl- asd iJiiif erstt&tiBftclirichteo,
einer «elehen lldhe der Theorie im Gyninuium auch die neUiige Fms-
Uchkei^ mmd Dentlichkeit fär den Schülor Yereinigen lasse. Doch ds
■ der Verf. noch, eiiie Methodik des naturwisienschaftlichen Unterricbu
-aaehfoigeii lassen will , so wird er sich darin über diesen Punkt wshr-
aeheiulich weiter erklaren *)• In den angehängten Schulnachrichten
, '> - *) Möge iev nur in dieser Methodik nicht nach der gewohnlichen Weise
Mae tkeesciisolie Winke und Begeln, wie sie sich aus des Höhe der Wiif-
i^n«c)iart ableUoi lassen, mittheilen , sondern Tom rein praktischen Ge-
iichtijjunkte aus recht klar darthun , wie. viel too den Katarwissenschaf-
ten fürs 'Gjninasiuiii zn brauchen ut und wie man das Mitcatheilende
am fliikach«ten mid natdrlich^ten zut lebendigen Anschauung des SdnUers
bringt } und 'fne- dessen Geist wahrhaft bildend macht« Darüber- aänBiüoh
^cb^int .infl|i|tj[^^f^nwärtig in def pädagogischen WeH einig %u. seioi dftM
die Xaturwis8e|i»cliuften an sich eip recht wünflcheoswerther Lehrgegen-
stand füc Schulen sind; aber die Frage Ist, ob sie sich im Gjnuiasinni
. 'über den blos elementaren Unterricht erheben lassen (also weiter als iui
ProgjmnasiuB» gelehrt werden können), ob die abstractere Aaffassnng der-
selben nicht für die Fassungskraft des Schülers au hoch ist, eb die s«
fordernde Gr^dliciikeit des Unterrichts nipht eine ,4<>^^^<>'^f ▼erlangt,
welche nöthigere Wissenschaftenr beeintrichtigen oder die fijraDt des Schü-
lers überspannen moss. ob der erreichbare Järfolg mit der darauf Ter-
irendeten- Mülle fm rechten VerMItniss steht n. A. dergl. Wir haben ia
unsereo Jbb. 'Schon wiederholt auf die Schwierigkaten antaerkMai g»-
macht, welche gerade diesem Unterrichte im Gymnasium entgegeatretsa,
lind fuhren hier nur noch folgende Aeusserung des Rectors. S. G. Reichs
Im diesciiahrigen Programm des Elisabeth - G jmna^qms in Breslau &
12 f. an^ 9,Der Berichterstatter Ist der Meinung, dasS Ton der Schule xü
dem naturwissenschaftlichen Studium nur die Anregung und die AnleitOBg
aum Selbstndilim ausgehen köanea, das wahre Wlssoi ein. Werk der ei*
genrn Nf turanschannng und Beobachtung sein müsse. Bei keinem Gegen-
stande 4es Unterrichts verhallen die blossen Worte mehr, als bei diesem;
ja sie T6rmiiidcm nicht selten das Interesse der Schüler für das ganze Ge-
biet ÜeMs Unterrichts. Will man aber der Anschauung grdflsttreu Raüni
geben, 'iUs der Beschreibung durch Worte, so macht die Menge der Seha-«
kpr in espar frequenten Schule nur der kleinem Zahl derselben eine ge*
naue Anschauung möglich, und die Lectinn geht schnell und leicht ia einen
Tumult über, indem jeder Schüler sich zudrängt zu dem, was TÖrge-
zeigt ifhä , der Lehrer in Verlegenheit geruth und gewöhnlich eine Ver-
wirrung entsteht , die zii gar keinem oder einem nur geringen Besoltate
fuhrt . Ueberhaupt ist der naturhistoriadbe Unterriclit einer der schwie-
rigsten , indem- der Lehrer desselben einerseits ganz in dem wissenschaftli-
chen Gebiete desselben heimisch sein , andererseits eine grosse uud tiefe
Kenntniss. des kindlichen Alters und der Jugend besitzen, eines Idaren
und interessanten Vortrages mächtig sein nnd die Kunst innehaben uras»,
eine gute Disciplin zu handhaben , welches in den naturhistorisehea Claa-
aen weit schwieriger ist , als in denen , wo der Schüler an aln Lehrbuch
oder an den Vortrag des Lehrers gewiesen und dieser im Stande ist, je-
den Schüler zn beobachten und dessen Aufmerksamkeit durch das Dialo-
gische des Unterrichts , welches in dem naturhistorischen Unterricht we-
niger stattfinden kann , zu fesseln. Aus diesem Grunde kann in einer fre-
quenten Schule diesem Unterrichtsgegenstande keine zu grosae Ausdehnung
gegeben werden , weil man gar zu selten ganz dazu geignete [lehrer fin-
det und ohne solche nur die Zeit zersplittert und der Zweck völlig ver-
fehlt wird , so dass das Gegentheil von dem erfolgt , was man beabsich-
tigt, Naturahin und Natarkenntnlms.'^
AefdydevQBI^eii and Ekreabesei^iivgen. SIO
theilt der l>iTector Dr/ K. F. W^her amier den gewöfanlicben Netinn
eine Reihe allgemeiner Bemerlmn^n über Umfong', WeKh nnd Zwwk
des Gymnastalunterichts nnd seiner einzelnen Bildimgsnilttel nity imd
weist besonders darauf hin, wie die einzelnen UnterriehtsgegeiNtftnde
20 behandeln sind , wenn sie lebendig und wahrhaft fmchtbrlngeod 'Iftr
den Geist des Schülers werden sollen. Natürlich sind diese Bemerkungen
meist nur sUgemane Andeutungen geblieben; jedoch geben sie manche
eigenthümliche Ansichten und praktische Winke. Von den ubrigep Mit-
theilnngen ist vomehmlidb noch der S. BO — 82 stehende Auszug aus dem
kurhessischen Reglement der Abiturientenprufung beachtenswettft^ 'Das
Gymnasium war zu Anfange des verflossenen Schuljahrs Ton 27fi, zu Midiae-
lis Tor. J. Ton 277 und am Schluss des Schu^ahrs von 262 Sehnfern be-
sucht, vgl. NJbb. XVII, M8. Zur Universität gingen 12 Sdftnler. Im
Lehrercollegium sind die Hülfslehrer Lichtenberg und Folkmarva or-
dentlichen Lehrern ernannt, der Candidat Franz DingeUtedt M h^turer
des Französischen angestellt worden, und der ordentliehe Lehrer Dr»
Theobald hat eine Gehaltszulage von 100 Rthlr. erhalten.
CoBLBivz. In dem Torjährigen Programm des GymnaduM hat
der Professor Leuizinger als Abhandlung eine €2eiRentarfsc&-sMö%tf»cAe
Darstellung der aUgßmcUten Und summatarisehen Glieder dmiger Reihen
[20 S. 4.] herausgegeben«. Die Schalerzahl betrug 289, von dena« 12
nur Universität entlassen wurden. Vor kurzem ist dem- Oberlehrer
Dronke das Prädicat „Professor*' beigelegt worden*
CoBua«. Zur Feier des Stiftnngsfestea des Gjmnasil Casiminani
am 4. Juli 1836 wurde durch das Programm: i2as lAcht nach JrütPielm
von Dr. Ernst Friedr. Eberhard ^ [Coburg gedr. b. Diets. 21 S. 4.j ein-
geladen. Das Verzeichniss der Lection für das vorige Winterhallgaiiir
giebt folgenden Lehrplan:
inl II. III. L n. m.
Latein 9, 8, 8 w. St Geschichte 2, 2, S w. Sl. :
Griechisch 6, 6, 6 Alterthumsknnde 2, 2, —
HebräiBeh ^2 Geographie ~» T"' ! '
De.^ch 2,2,2 Mathematik 2^^ 4
Französisch 2, 2, 2 Physik 2, — « :
Religion IT 1 Zeichnen 2, 2
Privatim wird noch Unterricht im Italienischen ertheilt. Die Lehrer
sind ausser dem GeneraTsuperintendent Dr. Gehislery welcher den Reli«
gionsunterriicht ertheilt, der Consistorialrath und Director Dr. Set^ode,
die Professoren TrompheUery Akrens^ Forberg nnd fit. Eberhard ^ der
franzosische Sprachlehrer Launay^ und der Zeichenlehrer Professor
Rauscher f welcher im vorigen Sommer statt des Professor Ruprecht
wieder eingetreten Ist. vgl. NJbb. XV, 345.
CösLiN. Das dasige trymnasinm war zu Anfange des Jahres 1836
in seinen sechs Classen von 184, zu Ostern von 199, zu Johannis von.
193 Schülern besucht, welche in 190 wöchentlichen Lehrstnnden von
10 Lehrern [dem Director Professor Dr. MtUfer in llK«hrttiuideii,
22*
S40 Schml- and Unt? eriitfttinaehrIckCea,
Prorectov Profettor Bueher io 18 St., dem ConrecCor Dr. LinäenblaU
«ad dem Sabrector Dr. Grieben ia je 20 St. , des Oberlebrem Dr. Ben-
teaiami (21 St ), Dr. /lenmcJbe (20 St.) and Dr. Kieneri(tl St.), den Co)-
laboratoren Rap$Uber (2t St.) und Kummer (22 St.) and dem Zeichenleh-
rer HoMptner in 16 St.] nach folgendem Lehrplan unterrichtet wurden :
in I. 11. 111. IV. V. VI.
Latein 8« 0, 9, 7, 6, 7 wöchenU. Stund.
Grieehitch 7, 6, 6, 6, — , —
DenUch 2, 2, 8, 2, 4, ft
Hebräitch 2, 2, 2, — , — , —
Franaötitch 2, 2, 2, 2, 1, —
Getchichte \ ^ « .12,2,2
} 8, 8. 4,
Geographie | ''' ^' f *» ^ *
Mathematilc 4, 4, 4, 5, — , —
Rechnen — » — , — , — , 4, 4
Natnrlehre 2, 2, — ,2, 2, 2
Philot. Propad. 1, —,—,—, ^, —
Religion 2, 2, ""V
Zeiehnen 2, 2, 2, 4, 8 •
Schreiben — , — , — , — , 2, 2
Singen 1, 2, 2
Zär Univeriität worden im vergangenen Schnyahf 12 Sdiöler entlas-
ten. . Der am Schlnst destelben (zu Michaelit 1888) ertchienene Jah-
retbericht [gedr. b. Hendets. 16(10)S. 4.] enthält oli Abhandlang:
Lßhritüeke aus der christlichen Glaubens - und Sittenlehre f3r die obem
Classen ies Gymnasitims Von dem Subrector Dr. ChrUben^ welche den
Ttohalt und Ideengang det Religionsunterrichtt , wie Ihn Hr. Gr. er-
theilt wissen will , darlegen.
CoHiTz. Ana Gymnasiora ist dem Director Gahbiler^ dem Ober-
lehrer Lindemann und dem Lehrer Haub eine Gehalttsalage Ton je 100
Rthlm. bewilligt worden.
CoTTBvs. Am dasigen Gymnaiiom ist der Sohalamtacandiilat
Georg Ferdinand Brohm alt Oberlehrer der Mathematik and Phjfik an-
gestellt worden,
Cretjbld. Zu der vorjährigen Herbstprüfung in der dangen nö-
heren Stadtschule wurde von dem Rector Dr. Jnton Rein die. seAntt
Fortsetzung jährlicher Nachrichten als Einlad ungstchrift [Crefeld 1886.
26 (16) S. 4.] ausgegeben , worin eine Abhandlung von dem Schul-
amttcandidaten Zehler: über den Unterricht in der JSaiurgesehiehU auf
höheren Bürgerschulen und ähnlichen Lehranstalten im allgemeinen und
über den Unterricht in der Mineralogie und die Methode dessßlhen im
BosondereUj und die von dem Rector zum Geburtstage des Königt ge-
haltene deutsche Rede steht. In der letzteren werden die hohen Tu-
genden und Verdienste des Königs gepriesen. Die aus fünf Glatsen
bestehende Anstalt ist nicht blos höhere Burgerschule , sondern auch
l^rogjmnasium , wethalbder Sprachunterricht nicht blof die deattche,
Beförderangen and EhrenbeBcignagen« SU-
fransöfliacbe, englische nnd italienif cbe , sondern anch die lafelniecfae'
und griechische Sprache umfasst. Die Schälersahl war so AnfaBgo
des Schn^jahrs 96, am Ende 93, und der Unterricht warde von 7 Ldh-
rem ertheilC? vgl. NJbb. XVI, 244.
Danzig. Die durch den Tod des Lehrers Röhl [s. NJbb. XVII, 453.}
erledigte Lehrstelle am Gymnasium ist dem bisher an der St Johannis-
Schule angestellten Lehrer Julius CzwaUna übertragen worden.
Dessau. Der herzogliche Bibliothekar und Lehrer an der hiesi-
gen Hauptschule, hindner^ und die Oberlehrer Sintenis und Wemer in
Zebbst sind zu Professoren ernannt worden. -
Deutsch - CnontB. Am dasigen Progymnasinm ist dem Geistlichen
Mader neben seinem Amte als Religionslehrer auch die erledigte Unlft-
Ichrerstelle übertragen worden.
DoBPAT. Vor dem Veneichniss der Vorlesungen (^SchoUu »em^
stres) auf dasiger Universität für das zweite Halbjahr (vom 28. Juli bis
19. Dec.) 1836 hat der Professor ^Wedr. Neue auf 10 Folioseiten 06«er-
vaiionum in Taciiwn 8]^ec, L herausgegeben und darin 12 Stellen «us
Tacitus Annalen (1,33. IV, 28. 49. 02. VI, 37. Xfl, 9. XllI, 32. X1V,2L
XV, 5. 30. 38. XVI^ 19.) kritisch behandelt und durch Conjectoren zu
verbessern gesucht. £s wird nämlich I, 33 geschrieben: uMt qwtd ea-
atitate .... tu bonum veriebant; IV, 28. idque faeUe mieüeetu^ ni
proderentur ah'i; IV, 49* ne^e ignMles quivie diverei senteniiig^ verum-
e ducibus etc.; IV, 62. qui per ditm ... Uberos poseebani;^ VI, 37«
quaeque utrobique pulehr Uy memimerU; XUI, 32. longa hine Fempo^
niae metae; XIV, 21. Graeci amictuB ••.. ci t o ejroleeeront ; XV, 5-. Uttu»
Moeiit'k«« et cepiia Tigranes^ XVI,. 19. et nevitatem eujueque eiupn
ptnuip dtf «nd XII, 9 soll aji ons«s in den Worten tpownu jam et ge-
«er DeseiCjiH , XV, 30. f lori«e in den Worten addidit gloriae CorMo .
c«MiUrt«ai| XV, 88. §tJlim in den Worten iimul «orptu» ignie et stmtim
vaUim ab Glowoai «»i ,d««i Texte geworfen werden.
DoATHqo. . Da» dio^jibrige Einladungsprogramm in der offent-
lichoaPrAAing lai darigo» G jai o n sium [Dortmund gedr. b. Brauer. 1837. .
35 (19) S. 4.] oalhftU ananv den Schulnaohrichten zwei witsentchaft-
liehe Aafs^tse.. Der onto (S. 3— 15) ist eine Quiieslte grammatiea de
vi ei ueu vode quu.m von dem Oberlehrer F. J, Hombergj worin der
Verf. den Gebraach dioeoff Partikel, weleher ihm in den Grammadkea
iMich nicht zureichend erdrtert zu sein scheint, genanei an bestimmen
und die verschiedenen Bedeutungen und Beziehongei» vnter gewisso
allgemeine Rubriken zu bringen sncht Die Untersnchong ist mit Fleise
gemaeht und kein unwesentlicher Beitrag nur lateinischen SpraeH-
forscbung. Indess ist das Resultat der Untersnehnng doch kein sol-
ches , dass man das Wesen der Partikel für sareichend bestimmt an-
behen kann, ja man möchte den ganiea Gang der Erörterung für
verfehlt ansehen, wenn man beachtet, dass der Verf. die temporale
Bedeutung der Partikel aU die wesentliche herausstellt und doch die
Erörterung mit den Sätzen beginnt, in welchen ^uum eine melir logi-
sche Erklärung oder Erläuterung inm Hauptsätze bietet, wie z. B.
SU Sebnl- and UttifessUätinachrichteB,
CuMT B« G. 5, 21. Oppidnm Briianni ooeoni, ^fimm tilout iiiipeiljtat
V0U9 olgve fo99a munierumt; oder dast er die Verbind ang des Con-
joBctiTf mit der Partikel nicht recht in*0 Klare za briDgea weist und
eben so wenig die stylistischen Verschiedenheiten des GAraaeliB Im*>-
rnckfichtigt hat* Ja es war vielleicht schon ein falscher Weg, dass
der Gebrauch dieser Partikel für sich allein erörtert and ihr allgemei-
ner Zusammenhang mit den Temporal- und Causals&tien eben so we-
nig als das Wesentliche ihrer Verschiedenheit von anderen Partikeln
▼erfolgt ist. Ref. würde die Untersuchung damit begonnen haben,
dass er innächst das con relative Verhältni(>8 zwischen quum nnd tum
und die relati? - temporale Bedeutung der ersterea Partikel bestimmte.
Dann wäre vielleicht in Bezug auf die Moduslehre darzuthun gewesen,
dass quum in der Verbindung mit dem Indioativ den Satz als eine con-
creto Anschauung des äusseren Lebens (ia temporalem Verhaltniss) oder
als objective (and darum gewissermassen zur concreten Wahrheit erho-
benen) Erfahrung und Aussage hinstellt, aber in der Verbindung mit dem
CoHJnnetiT die Aassage vielmehr zu einem Erzeugniss der geistigenTbä-
tigbeit, zum Gedanken, «nacht. Wenn nun dadurch die Beobacfatong
sich aufdrängte, dass die Verbindung des quum mit dem Conjonctiv, folg-
lich das Vereinigen des Temporalen aiit dem Causalen, in der lateinischen
Sprache vorherrschend ist ; dass ei dagegen gewisse Sätze giebt, in de-
nen die gutoLatioität nie denConjnnetiv mit quum verbindet; dass in der
(mehr auf eoncrete Darstellung baraehneten) Dichtersprache die Ver-
bindung mit dem Indicativ, in dem philosophischen und oratorischen
Styl die mit dem Conjunctiv überwiegt ; dass bei Sallust nnd überhaupt
Im streng historischen Styl, der ja ebenfalls nicht Gedankeai» jNi a ia rt l
Thatsachen (concreto Fälle) darzustellen hat, das quum a\
mieden nnd Temporalsätze gewöhnlich dardi pJMIfamm^ «U^
not sind; dass quum in Cansalsatzen ge#MialM Ita
Ganzen gedachten Grund bezeichnet and daraai''ailt'
wohnlich dem (erst daraus gefolgerten) Haapiaaif ▼dfaw sg a hi «s* i Ür aai
sich eben der häufige Gebrauch im philotophiaeMi Styl sfUM --^«
während quod^ quia nnd ^jfuomofn den Grund gewoh^libii ab bäilMig«
Erläuterung einschieben oder anhängen ;« daia Sallart daa tofatat ga-
nannten Gebrauch des quum meist vermeidet and «iafaaebr quod and
quia auch In Sätzen' des nothwendigen Grande« bräobht, Cieero aad
Andere dagegen 911111» in Temporalsätzen auch da caasal denken (aleo
mit dem Goijanotiv verbinden) , wo wir nur das reine Zeitverhäknisa "
aufzufassen pflegen : so wnrde alles dieses za einer anderen Erörternngi-
welse und zu der Nothwendigkeit geführt haben , dass die Erörterung
des ^uttin nicht anders vorgenommen werde, ohne dass damit eine Un-
tersuchung über die Temporal- und Cansalsätze und deren Verhältnita
zu einander in Verbindung stand. Dann aber wurden die Erlfiutorangz-
sätze, mit denen Hr. H. seine Untersuchung beginnt, nur ein Neben'*
theil für den causalen Gebrauch des qüum und zwar die Unterabthel-
lung geworden sein^ in welcher darzathan wari dass quum In der
BetiftAefvugen and Eh^^pwheußlgmwgnM. * Mt
Varbindmag mit SStscm , welche ab allgemeine Erfahntageiatae gelten
sollen, trotz der logitciien Beüehong dbdi den ladicativ a« eich aimnit;;
— Der zweite ) vom Director Dr. jS. 7%t€r«dk herrnhreai«' Aufsatz
ist überschrieben Scholae Trcmonienses vmd enthält linrae kritische und
exegetische Erörterungen von 22 Steiles alter Schrütstelter , Bänslleh
von Sophocl. Oejl. Col. 367. 473. 504. 813. 816. 169k 1028. 1068.
(corrigirt wxr ' dv - rvytov naqa tpdlccgcc nmlcov) , 1081. 109B.f SophoeL
Antig. 1158., Sophocl. Oed. Col. 1248., Cicer. offic. I, 6. iait., Horat.
Od. III, 24, 5. (corr« Si fixis iadamantino$ Surpit veriicibus) f 111, 27, G*
(radat für rumpiU)^ Epod. 1, 29. 32., Epist ad Fison. 265., Plant,
Capti?. II, 2, 53. 108. Ul, 3, 4. 4, 82. — . Die Schale war am Johaa-
nis Tor. J. Yon 134, 'um Nenjahr 1887 aber von 131 Gymnasial* vnA
Realschülern besucht und totÜess 6 Schüler zurUniTorsitäl. Tgl. NJbb.L
XVII, 453. Im Lehrercollegium ist nach dem Abgänge des •Oberleh-
rers^ Dr. Ed. Suffrian [«. Nabb. XVIII, 864.] der Oberlehrmr. Fh Aug.
Homberg in die erste Oberlehrerstelle aufgerückt, und dem C^onrecior
Georg Ludw, WÜmii vom Gymnasium in Hbbfobb die 'dritte Obeildhrer-
stelle übertragen worden. Desgleichen ist der Schnlamtseaodidai Jek«
Pet. Borgardt seit dem 5. März definitiT als ordentlicher Lehrev «nd
Ordinarius der Sexta angestellt.
DÜRBV. Das Toijährige Programm des GjmnaslätaiS' enthaU eina
Abhandlung des Lehrers Elvenich: Ueb&r den Zusammenhang, deä ottetL
und neuen Bundee. [gedr. b. Knoll. 1836. 14 S. 4.] Von den ISYSeMü-i
lern der Anstalt .wurden 8 zur Universität entlassen; . .: :/ : ^
DCssBLDOBV. Der Yorjährige Jahresbericht dea-^GyaiBaiMiais ist
von einer Abhandlung des Oberlelirers Bonigmann: mker-.deu ütHtrrwhi
im praktiechen R§4^eit ai^ Gymnasien^ [183^. 88. 4.] begltiUät Sohn-*
1er hatte die Scjbnle im vorigen Jahre 284, and entlies9*8 zitf Vniv^-
»ität. 'Aus dem Lehrercollegium ging der Oberlehifer flc/^t« als aos-
serordentlicher Professor der Philosophie nach Bonk, «nd der Professor
llagemann wurde in den Ruhestand versetzt. ■ An - deä» letztovn SteU»
trat als katholischer Beligionslehrer dec bisherige Pfarrcaplaa«^!/*' von
den Dri€»ck. . . : ; .
DiJiSBüRa. Die au der offentlidbea Prüfangnad Jbedaübnagiim
Sept. vor. J. von dem dasigen Gymnasium: Und der damit veorbundenen
Realschule herausgegebene £inladungsschBift{Bitisb!»,gede. btSefamaol»*
tenbe'rg. 44 (33) S. 4.] enthält ausser den/ SehulnadiriBhDDB! eine v«irt
Director Dr. Lan^iferaMna verfasste Coaimenfiitto m* ifiriäSL' mmtiUl^ivaim
Uh. X. G. 1. § 104di'i.Jb>ist eine neue itad sdrjgfUtigb Vateiinifaliitog.dber
die vielgedeataU ßtalku welche ^aristdabjManaicIlfaehes.Veriacbe-i i da»
Namen dea dort heaeichAeteii OaachitiitMdbiiBibert aisCütfladea:; : iadU
zAhlt, «Bd dann V4»r Allem eine genaab.gHHriimatiich*»«f racUisto Ett-^,
Wickelung der. Worte; iMert. Der VtofL atellt nam#ntfich. Imilntt, dMt
supereBt nicht durch snfiefttes est, sonde» dunsb faeUdvaiBMmnn^ mmii
die W^ter 2t6«r|as , elotüs sptrttu«, oad^iefs saiinitfaf teiiait «df ideii I»%
halt der Rede und auf den moraliaoheil mnä •paMfi;hBiiifimn-^taa*Ge-.
Schichtschreibers, sondern auf die Form des Aasdruckei and Vortrages
SM Sehnl- nnd Univertittttsnachrielites,
%n beliehen sind, und ubertetst die Stelle fo; „Noch bleiht in erwäh*
Den nnd vollendet unsers Zeitalters Ruhm ein Mann, des Andenken«
der Jahrhunderte würdig, den man einst nennen wird, jetzt schon
kennt. Er wird geschätzt, aher auch nicht nachgeahmt, so dass sein
freier Styl ihm sogar geschadet haben mag , obgleich er beschnitten
hatte, was er gesagt hatte. Aber erhabenen Schwung und gewagte
Stellen findet man auch in dem, was bleibt/' Zuletzt deutet der Verf.
dann noch die ganze Charakteristik auf den Kaiser Domitian. — Von
den 112 Schulern der Anstalt sassen 17 in den Gymnasial- nnd 85 En
den Bealcla^sen. Zur Unifemität gingen 5 Schüler. Der CandidaC
Konen wurde im vorigen Schuljahre als ordentlicher Lehrer für die
Healclassen angestellt, und vor kurzem ist der Lehrer ^etB von £set|-
^Jb an das Gymnasium in SAARBRrcKVN und dagegen der Lehrer Hül-
»emann. Tom dortigen Gymnasium an Ksenheck's Stelle nach Dubburg
versetzt worden. Dem Oberlehrer Bahrdt ist das Prädicat „Professor^
beigelegt worden.
EisLBBBii. An die Stelle des in den Ruhestand versetzten Colla-
borators Strohback ist der Schulamtscandidat Dr. Juguat Gräfenhan an-
gestellt worden.
Elbbbfeld. In dem vorjährigen Programm des Gymnasiums hat
der Lehrer Dr. tVirth eine Abhandlung über die nordfranzMachen Hel-
dengedichte des karolingischen Sagenkreises [Elberfeld ^edr; b. Lncna.
1836. 12 S. 4.] geliefert. Der Lehrer fVirth ist seitdem an das Gymna—
•ium nach Mindbn berufen und hat den Hülfsichrer C. A. Holsupfel
vom Realgymnasium in Bbblin zum Nachfolger. Von den 120 Schü-
lern des Gymnasiums gingen 5 zur Universität. An der Realschule
wird die Stelle des nach Sibobsv an die höhere Bürgerschule berufenen
Lehren Dr. Mens vorläufig von dem Schularotscandidalen Ma^er ver-
waltet. --* Die herannahende vierhundertjährige Jubelfeier der Er-
findung der Buchdruckerkunst hat den Arzt Dr. Prohsting in Elberfeld
veranlasst, ah das gesaramte Deutschland einen Aufruf %ur Bildung ei-
nes gemeinnütstig-wohllhätigen Buchervereins [Elberfeld gedr. b. Lucas.
1837. 15 S. 8.] zu erlassen, worin er als das entsprechendste Denkmal
zu Ehren Gutenberg'a die Errichtung einer grossen, ans -vielen Zweig-
gesellschaften bestehenden Gesellschaft vorschlägt, welche nach Art
der Bibelgesellschaft gemeinnützige Schriften unter dem Volke zu ver-
breiten sich bestrebt. Der VoÄchlag ist so schön und trefflieh, dasa
•r sich von seibet empfiehlt -und allgemeine Beachtung verdient. Die
Ansführbarkeit und Nützlichkeit desselben ist dbrigeni in der Schrift
weiter dargethan , nnd da dieselbe durch jede dentache Bnchhandlnng
von Elberfeld ans gratis bezogen werden kann, io wollen wir auf die- .
selbe hiermit noch ganz besonders aufmerksam gemacht haben, Sa
giebt ja kaum ein besseres Mittel, auf die Bildung des Volks wahl-
thätig einzuwirken , als wenn einsichtsvolle Männer an der Spitne sol-
cher Vereine die Vertheilnng populärer und wahrhaft nntsUrher Bacher
an Dorfgemeinden fördern und leiten.
BefördemogeB nad Ebreabaieignngen. U5
fiaiBBif. Znm Director dflf GymnasiniDi ist der Conrector in
Brandt Tom GymnaKinni io Staub ernannt worden, und in dessen Stelle
der Conrector L. H. O. Müller vom Gyninaiiiain in Celle eingerückt.
Ehmebich. Dem Torjälirigen Frogramin des Gymnasiums ist als
Abhandlang beigegeben: Observationes eriiicüe in Hirtii Helium Alexan-
drinum, Scripuit A, Dederich. (Emmerich bei Romen. 18 S. 8.) Die
Schälerzahl betrag 88. Zar Universität wurde bisher noch kein Schü--
1er entlassen. An die Stelle des an das kathcdisdhe Gymnasium in
Köln versetzten Lehrers Haupolder trat der bisharige Lehrer am Pro-
gymnasinm au LmS) A, Dederich,
Erfurt. In dem diessjährigea Ftognunm der Realschale behan-
delt der Director Dr. E S, Unger doM W0§en des gwmetrischen Satzes
und giebt dann den gewöhnlichen JabresbeHebt. [Erfurt gedr. b.
Uckermann. 1837. 80(22)S. 4.] Die Asstalt lioante erst in dem ver-
flossenen Schuljahre ihre oberste Clatse einrichten [t.NJbb. Wll. 455.],
mnsste aber schon die unterste (dritte) Ctasse wegeo grosser Schuler-
zahl in 2 Abtheilungen trennen. Die lar Osterp dtcffet Juhres vorhan-
denen 102 Schüler wurden in 120 [34, 84, 95, 80] vSchentlichen Stun-
den von den Lehrern Dr. Unger ^ Df. Diüimg, Kochy Dr. Rimte^
Legationsrath Bonafont, Engels, Profewor Heimftiirdf, Diaconus Jf'ein-
gärtner, Bachfeld, Dietriek ond Lieutenant Silber in Mathematik, deut-
scher , franzosischer, iangÜidier Sprache, Geachichte, Geographie,
Naturwissenschaften f Region, Schönsebreiben , Raaxeichnen, Hand-
zeichnen und FiannekiMen nntnvriehtet.
Essen. Die Ablinndlnng «nm Toiidbr. Programm .von dem Director
Dr. SaveU enthält i Gnmdrin der vergleiekwden Lefrre von dem Gebrauch
der Modi in der devtidken, franttötiicken, latehuweken umi griechischen Spru"
ehe. (Diese Abhandlnng ist der erste Tbeil des Grundrisses, der seitdem
vollständig ersdhienen ist in Essen bei Bideker. 120 S. in 8.) Die Sehni*-
lerzahl betrug 86, von denen 2 zur Universität entlassen wurden;
Fkankfubt n« M. In dem dietajihrigen Osterprogramm deiOym-
■•iiona hat der Beetor Professor Dr. J. Tft. Fdmfl statt der Abhandlung
ebi Ferveidbitsf der Frankfurter Gynma^alprogramme von 1787— 18ST
[gedr. b. Brdnner. 19 S. 4.] bekannt gemaeht, welches zwar nur Titel
nntiidU , aber in sofern interessant iit , als diese Titel über die wis-
aenadHrfHidien Richtungen und Bestrebungen der verschiedenen Zeiten
nlleflel AufichlAsse geben. Statt der Schnlnachricbten ist der Lectiens-
plan fftr daa Sonunerhalbjabr angeb&ngt,
FnAmuuEicH. Der Professor B. A, Pßanz giebt io leinem 1886
nracbienenen Vertuehe über da» religiöse und kirchliehe Le6en tn Frank-
reteft (Stuttgart und Tubingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.
824 S. 1 Rthlr. 16 Gr.) von S. 17—111 nicht uninteressante Nachrich-
ten über die Erziebungs- und Unterrichts - Anstalten in Frankreich,
namentlich über die Universität, die Facultaten, die Seminare, die konigl.
eoll^ges (Gymnasien), die Colleges communanx (Progymnasien), die
Normalschule, die bischöflichen kleineren Seminare , die Institute und
Fenaionsanstalten. Die königlichen coUöges (36 an der Zahl) sind
346 Schal« and UniToriitatf nachrichten,
Unterrirhto - nnd EnifiliongsaostaUen für diejenigen jongea Leato,
die eine widsciiscliaftliolie Bildung erlangen wollen; die, welche eich
dem gciäUichcn Stande widmen wollen, besnchen die togeaanntoa
kleineren Seminnre. Die Angestellten an die«en coHc'ges sind der
Provisor (Leiter der ganien Anstalt), der Censor (Studiendirector nnd
Bewahrer der Dii^ciplin), der Beligi unsichrer (für den Religionsunter-
richt und den Gottesdienst) 9 die Professoren, die aggregirten Profes-
soren (zur Anshiilfe in Krankheitsfällen nnd bei Ueberfnl hing der das-
sen), die maitres d' ctndes (Bepetenten), die multres d' exercices (für
neuero Sprachen, Zeichnen, Mnsik u. s. w.) und der Oeconom« Ale
Gehalt bezieht ein Provisor in Paris 5000 Franken, der Censor S500,
der Geiätlirhe 3500, der Oeconon 2000, die Professoren erster Classe
3000 Franken, die aweiter Chwse 2500 Fr. , die dritter Ciasse 2000 Fr.,
die maitre^ d' ctndes 1200 Fr., die maitres d' exei^cices 900 Fr., die
aggregirten Professoren 400 Fr. Die Colleges in den Provinsen serfal-
len nach ihrem UmfaBge in drei Classen. Der Provisor erhält in ei-
nem College 1. CL 4000, 2. Ci. 3500, 3. Ci. 3000 Fr.
DerCensor und der Geistliche « - 2500, - - 2000, - - 1500 -
Der Oeconom - - 2000, - - 1600, - - 1400 -
Der Prof. 1. Classe . - 2000, - - 1600, - - 1400 -
Der Prof. 2 CI. - - 1800, - - 1500, - - 1200 -
Der Prof. 3. CI. . . 1500, - • 1200, - - 1000 -
Die maitres d' etades - - 1000, - - 800, - - 700 -
Die maitres d* ezercices - - 800, - - 600^ - - 500 - .
Ausserdem erhalten die Vorsteher den aehntea Tfaeil der Pensionen,
welche die Zöglinge hesahlen. Die nicht in der Anstalt wohnenden
Schüler bezahlen ein Schalgeld, das anter die Professoren vertheiU
wird; sind die Professoren anverheirathet oder Wktwer, so wohnen
Me in der Anstalt; den Verheiratheten anter ihnen ist gestattet, einen
oder awei Privatkostgänger aa haben. An jeder Anstalt haben 50 Zog--
liege theils ganze, theils |-, theils -1 Pensionen. Dia Zöglinge be-
lahlen in Parjs 1000 Franken, in einem eolldge erster ClaisailM Fr.«
in einem College zweiter Classe 050 Fr., in einem dritter Clasttt fiW
Fr. Nicht in der Anstalt wohnende Zöglinge dürfen aar idlC XrUlalH
niss des Provisors an dem Unterrichte Theil nehmen. Der Unterrielil
dauert von 8 — 11 nnd von 1^ bis 4^ Uhr, ausserdem findet noch «ms
7 — 7^ Uhr Redtation der Lectionen statt. In der iBlemeBlarclMia
umfasst der Unterricht biblische Geschichte, franaosische GnuDOiatik^
lateinische Grammatik, Geographie, Rechnen und Schveibea; In
Sexta Erklärung einer lateinischen Chrestomathie und de? Fabela den
Phädrus , alte Geographie , Rechnen und Schreiben , in ^inta aai|fen
wählte Stellen aus Justinus nnd Cornelins Nepos nnd den Briifen dtta
Cicero , die Elemente der griechischen Sprache nnd die Fabeln dbfl
Aesop, alte Geschichte, Schreiben und Rechnen; in Quarta ; ansge-
wahhe Stellen aus Quintus Curtius nnd Titus Livius, Cicero de ami->
citia und de senectnte, Gespräche von Lucian, Xenophons Cjropaedie,
aaserleseno poetische Stücke ans Virgil und Ovid, Anleitung auf lalel«^
Beför4erang0ii und EhreBbeialgviy^s. S4V
ntficben Versification, römische GMcbiehte, Zeichai«';. !■ Tertia aopge-
wählte Stellen auc Salluttins , Tacitns , den lateinieclien nod griechi-
schen Moralisten , der Aeneis und der IUbh , Verfertigun|^ lateinischer
Verse, Geschichte des Mittelalters, Zeichnen; in Secnnda Reden von
Cicero, die llias, Horaz, die Aeneis, rhetorische Figuren, nenere
Geschichte , besonders Yon Frankreich ; in Prima conciones de Teteri*
bus historicis excerptae. Reden von Cicero and Xenophon, conciones
poeticae, griechische Tragiker, Regeln der Beredsamkeit nnd des
Styls — hierauf 2 Jahre Philosophie. Mit den 4 letzten Jahren ISnff
der Unterricht in der Mathematik und den Natunrissensehaften parallel.
Am meisten blühen jene Zwige des Wissens und der Industrie , m
welchen mathematische oder physikalische Kenntnisse unentbehrlich
sind. Der Unterricht in der Mathematik ist immer nmfasiend, gründ-
lich und interessant und trägt fast allenthalben schone Fruchte. Der
Religionsunterricht beschränkt sich darauf, dass in der 6., 5., 4. und
3. Classe die Schüler einmal in der Woche vor der Messe einen Unter-
richt überstellen in ihrem Catechismus erhalten; in der 2. und 1. Classe
und in der Selecta (Philosophie) wird dieser Unterricht durch einen
1^ Stunde langen Vortrag über Religion , welcher am Sonntag gehal-
ten wird, ersetzt. Auch lernen die Zöglinge täp^lich einige Verse aus
der heiligen Schrift in französischer, lateinischer oder griechischer
Sprache auswendig. Am Samstag Morgen lernen sie das Evangelium
des folgenden Sonntags auswendig, und zwar die Schüler der Eleraen-
tarclasse In französischer, die der Sexta bis Tertia in lateinischer
und die der obern Classen in griechischer Sprache. Das Sprachstu-
dium ist in den untern Classen Gedächtnisssache, in den höheren wird
es theils als ein Förderungsroittel der Fertigkeit in der Muttersprache,
tbeils als eine blosse Quelle historischer Kenntnisse bctvachtet. Mit
den Colleges sind sogenannte industrielle Cnrse verbunden für die Schu-
lart welche sich dem Handels- oder Gewcrbstande widmen wollen.
In ersten Jahre wird gelehrt: Sprachknnde im Allgemeinen und die
Grammatik der französischen Sprache ineibesondere, Mathematik (Arith-
metik , Elemente der Geometrie und Trigonometrie, Feldmessen, ein-
fache nnd doppelte Buchhaltung), Physik (mit den Schnlerii des col-
I^S®)« Katurgeschiebte (Elemente der Botanik nnd Zoologie), denttcbe
oder englisohe Sprache, neuere Gesdiiclile, Geschichte von Frank-
reich, 'Geographie mit besonderer Rücksicht auf die dem Kaufmann
ndtbigen Kenntnisse, Schreiben, Zeichnen. Im zweiten Jahre wird
gelehrt: Rhetorik, Geschichte der franzAsischeri Litteratnr, Philoso-
phie (mit den Schülern des coll^ge, besonders übel^die Torzüglich-
sten Grundsätze des bürgerlichen, des commerciellen , des öffentlichen
und Administrativrechts), Mathematik (Geometrie, Elemente der Al-
gebra, der Statik, Mechanik und der beschreibenden Geometrie),
Physik und Chemie (mit Rücksicht auf die Anwendung dieser Wissen-
schaft auf Künste und Handwerke), Naturgeschichte (Mineralogie,
Physiologie der Pflanzen, allgemeine Kenntnisse über Agricultur etc.),
deutsche oder englische Sprache, Geschichte und Geographie, Schrei-
S48 Schul- and Univerfit&ti nachrichten^
ben nnd Zeichnen. Die Diaciplln Ist io den coUöges itreng klüsterlicb.
Die Leitung und AufMidit der Zoglin^^e ausser der Schulieit haben die
maitres d* etude«; diese leiten die Studien der ihnen übergegebenen
(25 in der Hegel dieseibc Clusse busuclienden) Schüler, begleiten a»ie
auf den S|»aiiorgBngen , schlafen neben denselben , nehmen Keuntniaa
▼on den den Zöglingen vorgeschriebenen Arbeiten, sorgen dafür, daM
•ie dieselben mit Genauigkeit vollbringen , unterstützen sie bei vor.
Icommenden Schwierigkeiten mit ihrem Rath, ex:iminircn alle Aufgaben
and lassen alle Lectionen repetiren. Das Zeichen zu den verschiede-
nen Beschäftigungen wird mit der Trommel gegeben. Die Zöglinge,
welche nber 15 Jahre alt sind , müssen wöchentlich einmal exerciren.
Alle Zöglinge trafen Uniform , so wie auch die Angestellten im Innern
der An«talt immer in Uniform (schwarzem Frack mit Stickerei) erschei-
nen. Die Strafen , welche über die Zöglinge verhängt werden kön-
nen, sind: 1) Entziehung der Recreationen mit Strafaufgaben; 2)
Entziehung des Spaziergangs mit Strnfaufgaben; 3) schmale Kost;
4) Verbot des Besuchs der Eltern und der Annahme eines Besuchs von
ihnen; 5) Arrest in einem hinlänglich hellen, leicht zu beaufftlchti-
gendeu Zimmer, wo der Zögling Strafaufgaben zu arbeiten hat; 6) Ent-
ziehung des Kleides der Anstalt, das durch eine Kleidung von eigener
Form ersetzt wird , in welcher der Zögling in den Lectionaui nnd in
dem Studirziminer einen besonderen Platz einnimmt; 7) Entziehung
derVacanzen ; 8) Ausschliessung aus der Anstalt. Die vier letzten Stra-
fen können nur von dem Provisor verhängt werden. Als ein besondere»
Beförderungsmittel des Fleisses gelten die vielen Preise , welche iu
allen Classen und aus allen Fächern ausgethoilt werden. Die Preise
verschaffen Freistellen und den Eintritt in die Normalschule. In Paris
concurriren die Schuler aller (5) Colleges in Gegenwart sämmtlicher
Professoren der Hauptstadt und unter Leitung der hiermit beauftragtes
Staatsräthe. Die Vcrtheilung dieser Uauptpreise geschieht mit lin<^
sonderen Feierlichkeiten in dem grossen Saale der Sorbonne. Der Mir
nister des öffentlichen Unterrichts hält dabei eine Rede, ruft die g#-;
krönten Schüler vor, umarmt sie und setzt ihnen dan LorbeerkninB
anf. Die nachtheiligen Wirkungen dieser Einrichfeong (Basc h iftigang
der Lehrer mit den fähigsten Köpfen , um dnrch diese in dem Con-
curse zu glänzen) hat treffend bezeichnet Dr. Jirmse in seinen oarglei-
ehenden Bemerkungen über dag fransföaiBche Schulweien. Elberfeld 1881.
Die Colleges comuiunaux , welche von den Gemeinen nnterhalten wer-
den, sind von beschränkterem Umfange. Unterricht und Disciplin sind
den Colleges möglichst conform. Die kleineren Seminare (dcoies 8^-
condaires eccl^siavtiques) unter der Aufsicht der Bischöfe und von Geist-
lichen geleitet, bereiten die Schüler, welche sich dem geistlichen
Stande widmen wollen , für den Besuch der geistlichen Seminare vor.
(Die von der Universität abhängigen theologischen Facultäten bestehen
neben den Seminaren, werden aber nicht besucht.) Die Zahl der
Schuler in diesen soll die Zahl 20,000 nicht übersteigen. Der Unter-
richt in diesen Anstalten ist aber meistens sehr mangelheft; es wird
Beforderangen und KlirenbeielgVBgeD. S4!>
etwas Latein, wenig Griechisch and gar kein Hebräiush gelehrt; von
Realien ist wenig die Bede, und das Feld des Diathematisdien and
physikalischen Unterrichts liegt hier mit wenigen ehrenvollen Ansnali*
Dien meistens brach. Auf die auch in den Colleges stattfindenden from-
men Uebungen, z. B gemeinschaftliche Morgen- and- Abendgebete,
Gebete vor und nach Tisch, vor und nach jeder Lection , erbauliches
Le^en ober Tisch, wird in den kleineren Seminaren sa viel Gewicht
gelegt. Auch Privatinstitute könneB , wenn sie 10 Jahre bestehen and
die Zwecke der königlichen Colleges erfüllen , die Rechte der königli-
chen Colleges erhalten , indes« stehen sie dann unter der Aof»icht der
Universität* In Privatinstitaten (diese bedürfen der Erlaubnis! der
Regierung, auch müssen die Lehrer vom Staate ge|»rüft sein) darf in
Städten, wo kein colI<3ge ist, ctia bis .so den Classen der Humanität
fortlaufender Unterricht erthciK werden; wo aber ein coUöge ist,
•können sie nur eine Vorbereitungsciasse halten und über den im Col-
lege ertheilten Unterricht , wohin fio ihre Zöglinge fahren , Repetl-
tionen anstellen* [Bdg.]
F&EYBUB« im Breisgaa. Der neaconsecrirte Metropolitaa - En-
bischof Dr. Ignaz -Demeter ^ ftühpr\im Sta^tpfarrer upd Direktor dea
katholischen Schulpräparanden^Instituts zyi Rastatt, hat von.Sr. bönigL
Hoheit dem Grossherzog das Grosskreui dejs Zähringor . Löwenordena
erhalten. An der hiesigen Universität ist der ordentliche Professor
der Philosophie Dr. Reidel bis zur Wiederherstellung seiner Gesundheit
in den Pensioasstand versetzt worden. S. NJbb. XVI, 126. [W.]
Finu»A. |q dem diesjährigen Programm des Gymnasiums [Fulda
gedr. b. Müller, 1^7 48 (37) S. gr.4.1 hat der Directpr und Professor
Pr. JSicolausBach.^e sympoiiaea Graecorum elegia geschrieben, ond
also einen Gegenstand neu behandelt, über welchen schon Osana in
seinen Beiträgen zur griech. und röm, Literoiurgeschichte sich umständ-
lich verbreitet hatte. Er giebt darin zunächst biographisch - literarhi-
storische Erörterungen über Anakreon , Xenophanes aus Kolophon, Ion
aas Chios (mit Zuziehung der Schriften von Nieberding and Köpke),
Evenus aus Faros und Dionysius aus Athen, lässt aber den Theognis
für eine künftige besondere Erörterung weg. Hierauf folgen die hier-
borgehörigea Fragmente der genannten . Dichter , auf gleiche Weise
erörtert, wie es früher mit den Fragmenten der Elegia lugvbrit [s. NJbb.
XVII, 456J geschehen ist. Das Gymnasium war zu Anfange des vo-
rigen Schuljahrs von 188, am Ende von 163 Schülern besucht, und
entliess 2 Schüler zur Universität,. Vo^ den Lehrern starb am 28.
Nov. 1836 der ordentliche Lehrer Dr. Eilian JVolf^ geboren in Hatten-
hof am 1. Januar 1802, and auf der.Faldaer Gelehrtenschule selbst
gebildet, an welcher er dann seit. 1820 angestellt war. vgl. NJbb.
XVII, 102.
Gera. Als Ankündigungsschrift der Schüsslerschen Gedächtniss-
feier im dasigen Rutheneum [im Decemb. 1836] hat der Director^ Dr.
'^ug. Gotthilf jRetn, Disputationis de studiis humcmitatia nostra etiam
aetatfi magne aestimandis pars XXIX ^ qua de Romanorum SatirtB
350 Sebnl- und UnfiTertitättnaehrleliteii,
agitur [8 S. 4.] heransgegeben , und darin , nachdem er die Satfra
cur didactuchen Poesie gerechnet, allgeraeine Bemerkungen über
Wesen und Werth der römischen, besonders der horazischen Satire
mitgetheilt. Der für das Terflossene Winterhalbjahr ansgegebene
Lectionsplan enthält im Wesentlichen dieselbe Vertheilnng der Lehr-
gegenstande, welche schon in den NJbb. XVI, 250 bekannt gemacht
ist. Nur haben sich dort einige falsche Angaben eingeschlichen , in-
dem in der Qnarta die 8 mathematischen Lehrstnnden fehlen, anch
dieselbe 4 griechische Lehrstnnden hat , Ton welchen nur die nicht-
stndirenden Schaler dispensirt wind nnd während dieser Zeit im Zeich-
nen, Schreiben und Rechnien unterrichtet werden. In Quinta wird
in 6, gegenwärtig nur in 5 Stunden Lateinisch und in 1 Stunde Na-
turgeschichte gelehrt und in 1 Stunde Zeichenunterricht ertheilt».
GoBTTiKGEN. Auf der dasigen Universität haben für das gegen-
wärtige Sommerhalbjahr in der theologischen Facnltät 5 ordentliche Pre-
fessoren [Dr. D. J. PoU^ Dr. G. Ch. F. Lücke, Dr. J. AT. L. OieseZer,
J. G, Reiche und Generalsuperintendent Dr. J. Ph, Trefurt]j S aasserord.
Professoren [Fr. W. ReUberg^ W. H. G,F. KSUncr, Th. A. lAt}mer\
2 Repetenten und 1 ausserordentl. Docent, in der jürbtisehen 8 or-
dentliche Professoren [G. Hugo, A. Bauer, Dr. FV, Bergmam, Dr.
J. F. L, Guschen, Dr. C. F. MuhUnftrueh ^ Dr. W. t!. Jlbredd, Ur.
G. J. Ribbeniröp , Dr. fV. Th. Kraut] , 1 nusserord. Professor [Dr. Efr»
ZocAariä] und 12 Privatdocenten , in der medicinischen 9 ordentliche
Professoren [die Drr. Blumenbaeh , Himly (seitdem gestorben), Langen^
beck, Conradi, Marx, von Siebold, Osiander, WoMer, fierllu>ld] und
1 PriTatdocenten, in der philosophischen 20 ordentl. ProfeMoren [/. D.
Reu89, Ch. W. Mitachetiich, A. H. L. Heeren, K. FV, Gauss, /. #K
L, Haus$mann, G. Fr. Beneeke, C. Bunsen^ L, Diisen, S. Artäud, JT*
0. Müüer, F. C. Dahlmann, J. Grimm, G. C. J. Ukich, JT. Hoch, G.
H. A. Ewald, W. Weber, G. Fr. W. Meyer, J. Fr. Berbari, W.
Grimm, G. G. Gervimis], 2 ausserordentl. Professoren [F. Tk* BartUng,
K, Oesterley'] und 18 Privatdocenten Vorlesungen angekündigt«. In
Prooemium cum Catalogns praelectionum hat der Hofr. Prof. D i to em
auf 7 S. 4. de vofioig d'yQcc(poig Graecorum gehandelt«
GftEiFswALD. Am Gymnasium ist der Conrector Dr. Paldam«*
zum Professor und der Lehrer Dr. J7ö/er aum Oberlehrer, an der Univer-
sität, welche im Terflossenen Winter Ton 203 Stndirenden (darunter
32 Ausländern) besucht war, der Kammergerichtsassesier Dr. Gvil*
Fr. Gärtner zum ausserordentlichen Professor In der joristiteheB Fa-
cnltät ernannt worden.
GRiECHENiiAifn. Nach dem ron dem Dr. Xladea heransg^gebeneo
Staatshandbuch des Königreichs Griechenland für das Jahr 1837 Otpi-
rrjQig xov ßccailslov rijg ^ElXd$og') bestehen daselbst gegenwärtig 5
Gymnasien , von denen aber nur die drei in Athen , Nanplia und Her-
raopolis vollständig mit Lehrern besetzt. sind, 23 hellenische Schulen
mit einem bis drei Lehrern, ein Waisenhaus und ein Schullehrer-
seminar. Ein Nachtrag* enthält aueh tchoa da« Verselehiiiia dei Per-
Befdr4er«iigeii nnd Ebtenbeseig^nageii. S&l
sonala der neuen UniTerutät ia Athen. Im ganieo Staate erscheinen
^Zeitungen und 6 wimentchaftllche oder unterhaltende Zeitichriften.
In Athen bestehend wUeenschaftliche Vereine: die mediciniiiche und
die nnturhistoriDche Gesellschaft und die Gesellechaft sur Beförderung
des £rziehungswesens (fpiXsnnaidsvtaii^ kzcci^Bla)»
GuxBiNNBH. 0ie Hülfslehrer Brunkow und Mauerkoff ßm Gymna-
•inm sind zu Unterlehrern ernannt worden.
. HiiiUB. Die Universität war im TerfloMenen Winterhalbjahr von
664 Studenten [139 Ausländern, 381 Theologen, 81 Juristen, 127 Me-
dicinern , 75 Philosophen] und 20 nicht inimatriculirten Zuhur^irn be-
pucJil. ■ Dem Professor Krudiekberg i«t daa Frädicat eines Geheimen
HedicSnalrathes beigelegt.
.HARHoyifn. Olli Artikel in No. 89 und 90 der Hannov. Anieigen
tchildert den Zustand der Turnübungen an Hannoverschen Gymnaiueu
und wei^t die Anschuldignngfen zurück, die sie auch hier nodi genug
erfahren müssen« Es geht daraus hervor, däss die meisten Gymnasien
die Errichtung eines Turnplatzes für nuthig erachtet haben und mit vie-
ler Bereitwilligkeit darin vom konigL Oberacfanleollegio onterstütat
•ind. Eine Geaeralverfügung erlless dasselbe schon unter dem l^.Jun.
1833, in welcher die Theilaahroe an den Uebtangen sämmtlicAen Schülern
sur Pflicht gemacht wird , die nicht durch besondere Umstände davon
abgehalten werden. So ist dem Uebelstande vorgebeugt, dass schon
auf der Schule Parteien von Turnern und Nichtturnem entstehen. Das
Gymnasium au Hiubbshhui hat einen vollständig eingerichteten Turn-
platz unter der Aufsicht des Dr. Begel; das zu VsBnnn desgleichen un-
ter der Inspection der Lehrer Firnbaber und Bormann; nicht minder das
BAthsgymnasium zu OsNinmücK. Die Beridite darüber liefern nur ein
sehr erfreuliches Resultat. [ — c]
HziDsuiBiie. Bei der feierlichen academischen PreisVertheilung
am Geburtstage des höchstseligen Gressherzogs Earl Friedrieh von Ba^
dm, den 22. Novbr« vor. J. (1B36) ist die goldene Freismedaille von der
tAeoZegws^en FacuUät dem Studios. Friedrieb Kayser aus Heidelberg für
seine Bearbeitung der Aufgabe zuerkannt worden : „ Singuht capitn
libri sub titulo : Petri Abaelardi Epitome Theologiae Christianae , nu-
perrine e oodicibnb primum editi a Frid. Henr. Rheinwald (Berol. 1835)
cum locis theologicis Fhilippi Melanchthonis ita comparentur, ut ju-
dteium de consensu ac dissensu declaretur.^^ Von der JuristenfacuUäi
hat die Preismedaille erhalten der Stud. Jlpheus Fuy ans Genf für die
Bearbeitung der Aufgabe : „De origioibos: et natura juris eraphyteu-
tici.Roroannrum;'^ und von der philoaophiwhe» FaeuÜät der Stud. 12ti-
dolph Dreher aus Grossgerau im Hessbchen für die Behandlung des
mathematischen Thema*s: „Exhibeatur universa doctrina earnm linea-
rum curvarnm , quas tractorias et trajectorias vocant , dlversaeque ra-
tiones, qnas Mathematici in perscrutanda earum linearum indole sequuti
sunt, accnrate exponantnr. ^^ Die Preisfrage der medteiniscften Facul"
tat: „De morbis, quibus affieiuntur membranae serosae et de varietate
»sudati, quod inde jiduidat,*' and jene der pbüMophiiehm FacuUät
3äS Scbal- n^A Uaiverfit&tfaacbrichUa,
ober SatioBalülcoDooiie bliebeo mibcmatvoiiet, Biflilidi! ^Qoaerater,
quatenoi cooreniat ex eaafib, quae ad faloteni publicam ipectaaC, Ha-
galofl civef in tracUndb •jWii ceitii legibui drcunitcribere atqaa ma-
g\»inLiunm curae tabaiittere; tinalque ratio babeatnr legnai, qua«
recentiiMoiii temporibm in direnii tcrrii hac de re latae saat, ■
Pfeilio naper in corapeadium redactae. (Haie qnaeiüoni operaoi data-
rii ▼ernaculi sermonij venia coaoeditnr.) S. XJbb. XVI, 121. 125. Dia
Feier der Prei^rertheiloDg lelbit eröffneta dier gebeinie KirdMarath
Sekwarx aU Proreclor der Cniversität mit dem lateinischen Yortfa^ ,^
VI , quam religio ehriitiama in exciUmdit ae formandis imffemiiaf iUmqm» £a
lileriM colendi» atque aug^ndii bahuerit (lleidelberg;ae, tjpi« A. OiSwaM.
25 [19; S. 4.)" Der Hr. Verf. bewährt dabei auP« Nene «eiae bdiaaat«
Anhänglichkeit an die po§iti¥e Christaircligion, ist aber salbet weit ent-
fernt, «einen Sätxen einen grötteren Werth beixalegea, ab» daee lia
manches in der Kurse berubren, was eine wiisenschaftlicb befriedi-
gende Erfassong des gewählten Thema^s nicht nnbeaehtet latsaa darf
und kann. Zu sagen, dass Philoiophie, Spracbatodlea, Natarfcaada
mit Mathematik and das gesammte Unterrichtswesea dareh Cbristea
ausserardentlich gewonnen habe, enthält swar eiaa anbastreitbara
Thatsache; alleia daraus folgt noch keineswegs, dass dieser Gewiaa
hauptsächlich eine Wirkung der Kraft des Erangeliunu sei, aad dodi
dreht sich der ganze Vortrag gerade um diesen Hanptsata, dar mitliia
eine tiefere Begrundang erfordert hätte, als dareh die karsa Hiawai-
sung auf die reinere Golteserkenntniss , auf die Ansieht vom Maasdian^
auf die Selb&tTerlängnung und auf die allgemeine Menschenliebe, wla
diese im Christenthum enthalten sind, geschehen ist oder aueh nur ge-
schehen konnte. Die durch das Christenthnm genibrta Keignng, aidi
in das Innere des Geisteslebens zu Tersenken , ist gaas vargessaa ia il^
rer engen Beziehung zu der Grundwahrheit alles acht wisseaacbaftli-
eben Fortichreitens , dass sich der Geist salbst Maaso nad Gaaeia aai
bei allem seinen Erkennen. — Am Schlüsse der PreuvarthaUaBg^
wurden den Studirenden der hiesigen UniTersitat folgende Freisauf-
gaben für das gegenwärtige Studienjahr l^U- lur Bawarbaag ^erhön«
dety nämlich von der theologischen FacuUät: »»Qnaa sft V ^acoxuQudtnUm
zijg xziosms in Ep. Paul, ad Rom. VIII, 19. ostaadatar, diversonua
hujus loci iuterpretum sententiae in dilueidum ordinem redigentnr et
dijudicentur;** von der Juristenfaeultät : „Ezplicatio jaris Romaoiida.
occupatione bellica;'* tob der medictniscAeiiFaeattdt: „Accarata historia
et diiquiffitio membranae arachnoideae et encephali et medallae spiaalia,
tum quod attinet ejus stmcturam, ambitum et usum, tum quod perti-
net ad seri ab ea secreti indolem chemicam ; '* und von der philosophi^
ichen FacuUät : „ 1) Exponantnr res Alezandri Polyhistoris scriptorum-
que ejus frngraenta ratione et ordine disposita exhibeantar, 2) Quae
de origioe foederis IleWetici, de Gessleri ac Tellii rebus rulgo tra*
dnntur, post Koppium Idelerumque denno disquirantur, simnlque ao-
curatius quam ab utroque factum est, dlspntetur de fide historica fon-
tium , ez quibui iita narratio ad Bostra osqaa teaipora floxit.*' — Daa
Befordemngeii öiid Elireii|i«ieig«Qgeii.
Prorectorat der hiesigen Universität ging von dem gelu KirchenraCh
Dr. Schwarz durcli Wahl auf den geh. Rath Dr. Miiternuner, Professöi^
der Rechte, für das Studienjahr von Ostern 1837 bis dahin 1838 mit
grossherzoglicher Bestätigung über. S. NJbb. XVI, 359. •— Kirchen-
rath Dr. Ahegg , Professor der Pastoraltheologie an der hiesigen Uni-
versität , und zugleich erster Pfarrer an der Heiliggeistkirche dieser
Stadt, hat die Zinsen eines bei seinem 50jälirlgen Diens^ubiläam zu-
sammengebrachten und dem Jubilar zur Disposition gestellten Capitalt
von 1100 Gulden rhein. jährlich für einen 'Studirenden der Theologie
evangelisch protestantischer Confession von Heidelberg, den die theolo«
gische FacuUät am würdigsten dazu erklärt, als Stipendium bestimmt.
S. NJbb. XIX, 111. — Der Candidat der Theologie ond Philologie
Bernhard Reinhard hat die zweite Lehrerstelle an der hiesigen höheren
Bürgerschule erhalten, zu deren vorschriftmässigen Errichtung vor zwei
Jahren von der Stadt selbst die nöthigen Mittel bewilligt worden sind.
S. jtJbb. XII, 407—411. [W.]
HiBBCHBBRG. Das Programm zu dem Frühlings- Examen des Oj^m-
nosii 1837 llhirschberg gedr. b. Landolt. 36 (12) S. 4.] enthält als
Abhandlung : Quaestiuncularum TulUanarum specimen, seripsit i%. Lucas
Collaborator. Der Verfasser verhandelt darin über die Aechtheit der
von Markland und Wolf angefochtenen Ciceronischen Reden, und
stimmt der von Savels vorgenommenen Vertheidigung derselben bei,
sucht aber zugleich dessen Schrift dadurch zu ergänzen und zu be-
richtigen, dass er zuerst das Unsichere und Willkürliche der -Wol-
fischen 'Kritik nachweist, dann Savels Vermuthung, als fehle in der
Rede post reditum ad Quirites der Anfang, bestreitet und zuleztnoch
ans derselben Rede drei angefochtene Stellen ausführlicher erörtert
und rechtfertigt. In den Schulnachrichten giebt der Director Dr. Linge
nicht blos die gewöhnlichen Mittheilungen , sondern erklärt auch ge-
gen Lorinsers Anklage, dass auf dem dc^rtigen Gjmnasium gerade die
fleissi'gsten und am meisten beschäftigsten Gymnasiasten gewöhnlich
auch die körperlich gesündesten und blühendsten sind, und erzählt
die feierliche Einweihung des dem verewigten Director Körher errich-
teten Denkmals. Das Gymnasium war in seinen 5 Classen zu Ostern
1636 von 139, zu Michaelis von 136 Schülern besucht und entliess 8
Schüler zur Universität. Die seit dem Abgang des Dr. Dvffi erle-
digte zweite Oberlehrerstelle [s. jNJbb. XVUI, 141] wurde in so weit
wieder besetzt, dass der Candidat Dr. Christian Heinr, Theodor Lucas
[Sohn des dasigen Conrectors Lucas , geboren am 28. Aug. 1809] un-
ter dem 13. Jan. d. J. als Collaborator angestellt wurde und jenes
Lehrstunden übernahm. Für die katholischen Schüler der Anstalt
(gegenwärtig 12) wurde der Kapellan an der Pfarrkirche A. Thamm
zum Religionslehrer ernannt. Mit dem Beginn des gegenwärtigen
Schuljahrs sind die neuen Schulgesetze in Wirksamkeit getreten ,
welche der Director Dr. Linge in vorigem Jahre ausgearbeitet und
von' dem trovinzial-Schulcollegiom hat bestätigen lassen. Sie be-
stimmen den gewöhnlichen Kreis der Schüterpflichten recht vollstän«
N. Jahrb. /. jmi. u. Paed, od, Krit. BiH. Bd. XIX. H/t, 3. 23
SU Schal- und UniTertitätinacliriGhtem ;
dig , und geben selbst über mehrere sogenannte ConniTenipankte ent-
schiedene Vorschriften. Manche Vorschrift weicht von den gewdhnli*
eben Bestimmungen anderer Gymnasien ab, wie s. B. dass das Tabaka-
ranchen den Schülern Tora vollendeten 18. Jahre an innerhalb der
Srchranken des Anstandes erlaubt ist. Auffallend findet Bef. in dem
Paragraph über die Schulabg^ben folgende Bestimmung: , Jlas Inscrip-
tionsgeld für den Director ist nnbestimmt gelassen nnd hängt Ton den
Vermögensumständen der Eltern ab.''
Jbha. Zum Prorectoratswechsel im Februar dieses Jahreg liat
der Geh. Hofrath Dr. Eickatädt das achte Stück der Paradoxm Hora^
iioMm herausgegeben, und darin über die kritischen Ansichten fWn»
GuyeCg in dessen Bearbeitung des Horaz sich verbreitet Die Vorrede
8um ladex lectionum per aeilatem o. 1837. hahendarum bespricht die
Versammlung der Naturforscher in Jena und den von dem Hersog
Joseph von Altenburg zum Andenken an diese Versammlung gestifteten
Prämienpreis, welcher alljährlich an einen Studenten der meditini-
iM^hen oder philosophischen Facultät für die beste Lössung einer ans
der Naturkunde geschöpften Aufgabe ertheilt werden solL* Dem Pro-
fessor Dr. Zenker und dem Honorarprofessor Dr. IFockenroder an der
Universität ist vom Grossherzog von Sachsen - Weimar der HoCratha*
Charakter verliehen [vgL KJbb. XVII, 460. XIX, 225 ], der ordentUdhe
Professor der Rechte Dr. (hiyet zum fünften akademischen Käthe bei
dem Oberappellationsgericbt ernannt worden.
Koii^i. Das am Friedrich. Wiihelms-Gymnasium zum ScUuM dea
vorigen Schuljahres (im September 1836) erschienene Programm [Köln,
gedr. b. Du Mont- Schauberg. 30 (16) S. 4] enthält als Abhandlung De
concionibtis obliqui» historicorum Romanorum commentatio von dem Ober-
lehrer PfarriuM, und giebt die Erörterung eines sehr interessanten Gegen-
standes, welcher nur, weil der Verf. zn sehr bei den in obliquer Form
(oratio obliqua) vorkommenden Reden der römischen Historiker stehen
bleibt nnd überdiess den Gebrauch der griechischen Historiker faat
ganz unbeachtet lässt, nicht tief und allseitig genng anfgefasst ist nnd
zu keinem recht sicheren Resultat gelangt. Der Hanptmnngel liegt
darin , dass der Verf. die Entstehungs weise des Eiawebent von Redea
in die Geschichtserzählung zu wenig beachtet nnd mit zn kurzen Andea-
tungen abfertigt. OiFenbar nämlich war die Entstehung dieses Ge-
brauchs von Homer nnd Herodot oder überhaupt ans dem Zeitalter der
Griechen abzuleiten, wo man vermöge der einfachen Denkweise die
Charakteristik der Personen, von denen man erzählte, nicht geaaoer
und vollständiger geben zu können glaubte, als dass man sie in der
Erzählung selbst als handelnd nnd redend zu repräsentiren nnd soviel
als möglich zur sinnlichen Anschauung zu bringen suchte. Noch ge-
genwärtig ja erzahlt der einfache Mensch im Volke auf gleiche Weite;
nnd wenn man etwa einwenden wollte, dass unsere Volkserzähler vo&
ihren handelnden Personen nur kurze Reden einweben, während bei
den Griechen diese Reden oft sehr lang sind: so erklärt sich daa lun«
länglich aus der griechischen Redseligkeit nberhanpt nnd besondera
der der ältesten Ut , and die deutsche Literator des flilttelalters lie-
fert ähnliche Erscneinnngen. Als nun mit der 2eit eine abstractere
Denk- und Darstellnngsweise eintrat, so Terwischte siehdodi bei den
•^iechischen Historikern nicht so wie bei den vnsrigen die Sitte, Re-
den in die Enuihlong einzuweben; Vielmehr behielt man dieselbe bei,
weil die Griechen überhaupt 2U aller Zeit der einfachen und sinnlichen
Darstellungswcise mehr treu bleiben, weil ferner ^as Beispiel Homer's
vnd Herodot^s fortwährend entschieden auf ihre Literatur einwirkte,
und weil endlich die öffentliche Volks- und Staatsberedtsarakeit die
natürliche Veranlassung wurde , dass auch der Hiätoriker sein Rede-
talent zu seigen suchte. Nebenbei, mag auch der Umstand eingewirkt
haben, dass die Griechen gewöhnt waren, ihre ältesten Heroen und
Helden mit einem gewissen typischen Charakter zu denken , zu dessen
Deutlichmachnng auch das Wiederholen ihrer Worte und Reden ge-
hörte — man Tergleiche nur die Art und Weise, wie wir Luther dar-
zustellen pflegen — , und dass daraus die Neigung entstand, überhaupt
allen historischen Personen ein gewisses typisches Gepräge einzu-
drucken. Die romischen Historiker nun entlehnten den Gebrauch, Re-
den in die Erzählung einzuweben, rein Ton den Griechen, und thaten
diess um so lieber, in je höherer Achtung die Beredtsamkeit bei ih-
rem Volke stand , und je mehr ihre Literatur zu Allem sich hinneigt,
was rhetorisch ist. Hr. Pf. hat diese Erörterung fast ganz liei Seite
gelassen , und verbreitet sich vielmehr über den Unterschied des Ge-
brauchs der Oratio directa und Oratio obliqna in solchen Reden. Aber
auch hier lässt er die Bemerkung weg, dasp Oratio directa das Ael-
tere. Einfachere und Sinnlichere, Oratio obliqna aber das Jüngere
und Abstractere ist, weil es die Worte der handelnden Person bereits
▼om Urtheile des Erzählers abhängig macht. Er bemerkt blos, dass
die Redeweise in Oratio directa die poetische, die in Oratio obliqna
aber die philosophische sei, indem in der letzteren mehr der Inhalt und
Gedanke, in der ersteren mehr die Wortform selbst hervortrete. Da
nun die Historiker, wie er meint, zwischen dem Dichter und Philo-
.sophen mitten inne stehen, so haben sie auch beide Redeweisen bran-
ehen dürfen. Ferner weist er darauf hin , dass der Historiker beim
Gebrauch der Oratio recta in solchen Reden gewissermaassen aus sei-
ner eigenen Person heraustritt und rein die Person des Handelnden
repräsentirt, dass er aber auch eben dadurch die Einheit seiner Er-
zählung zerstört und die Worte des Handelnden nicht weiter von seiner
eigenen Denkweise und seinem Urtheile abhängig macht, folglich also
der Natur der Sache nach mehr auf den Gebrauch der Oratio obliqua
hingewiesen ist. Allein so wahr die Bemerkung ist, so durfte sie doch
nicht ohne die Einschränkung aufgestelit werden, dass die römischen
Historiker sich jenes Unterschiedes nicht eben sehr bewusst gewesen
sein mögen , weil sie sonst weit seltener Oratio recta angewendet ha-
ben würden. Der Tadel also, den Justinas In Hister. Phil.-38^ 3. ge-
gen den Gebrauch der Oratio recta ausspricht, ist mehr theoretisch
als factisoh richtig , und Justin selbst ist seiner Vorschrift nieht immor
2S*
856 . Schul- und UniTersitäti nachriohted.
treu geblieben, vgl» Voss de arte histor. c. 21 and Freinsheim ■• Carl.
3, 1. Recht gut aber hat Hr. Pf. beobachtet: dass die Historiker
überall da Oratio directa brauchen , vo es darauf ankommt die Redo
der handelnden^ Person nicht blos nach dem Inhalt sondern auch lüuth
ihrer Form anzuführen , entweder weil die Form etwas Eigenthdmli-
ches , Schlagendes und Treffendes hat (was besonders von kurzen .Be-
den gilt) , oider weil aus ihr der eigenthumliche Charakter des Han-
delnden schärfer hervortritt; dass ferner die Historiker in diesen Reden»
wenn die Darstellnng lebendiger und bewegter werden soll , aus der
Oratio obliqua in die directa übergehen, nicht aber umgekehrt; dass
endlich in den Fällen , wo ein solches inneres Motiv der Entscheidung;
nicht vorhanden ist , die vorherrschende Individualität des Schriftstel-
lers für eine der beiden Redeweisen willkürlich sich entscheidet. So
hat Caesar im Bellum Gallicum seine eigenen Reden immer in Oratio
obliqua gestellt, aber für die Rede des übergrausamen Critognatua
(7, 77.) mit feinem Tact Oratio directa gewählt* . Eben so gebraucht
er im Bellum civile meist directe Rede, um den Charakter seiner Geg-
ner schärfer herauszustellen. Curtius liebt Oratio recta, weil, sie ihm
mehr Gelegenheit giebt , seine rhetorischen Künste anzuwenden. . Li-
vius aeigt für keine Gattung eine entschiedene Vorliebe. Den Gebrauch
der übrigen Historiker hat Hr. Pf. unbeachtet gelassen. Vielmehr
^eht er in der zweiten Hälfte seiner Abhandlung auf eine grammatische
Untersuchung über, und bespricht den sogenannten historischen Ge-
brauch des Conjunctivus Praesentis und Perfecti in Nebensätzen, wel-
che von Präterital - Hauptsätzen abhängen, und umgekehrt auch den
Gebrauch des Conjunctivi Iraperfecti oder Plusquamperfecti nach einem
Präsens. Er ist übrigens nicht darauf ausgegangen, sahlreiche Bei-
spiele dieses Gebrauchs zusammenzustellen , und hat auch die meisten
hierhergehörigen Erörterungen der Gelehrten , selbst die jüngste in
Carol. Gull. Dietrich. Quaest. grammat. et crit. de locis aliquot Cicer.
p. 1 — 45 unbeachtet gelassen; aber er sucht denselben auf einen ratio-
nalen Grund zurückzuführen. Zu diesem Zwecke stellt er die Be«
hauptung auf, dass der Conjunctiv der Lateiner, eben so wie der In-
finitiv , gar keine weitere Zeitbestimmung in sich enthalte als die der
unvollendeten oder der vollendeten Handlung , weshalb es eigentlich nur
einen Conjunctivus praesentia und perfecti geben könne. Weil aber die
Sprache in diesen abhängigen Sätzen zwischen dem ohjectioen oder
absoluteti Gedanken (der idea singularii oder concreto) und i^em su6;ecti-
ven oder relativen (der idea universalis oder abstracto) unterscheide, so
habe sie auch für die unvollendete und für die vollendete Handlung ei-
nen absoluten Conjunctiv [das Präsens und Perfedum] und einen relati-
ven Conjnnetiv [das Imperfectum und Plusquamperfectum], Der Sats:
rogant ut id sihifaoere lioeat, gebe also einen objectiven, aber der an-
dere: rogantut id sihi facere /teeret, «inen subjectiven Gedanken, vgl.
Ramshorn's Lat. Grammat. § 184. Das Scharfsinnige dieser Theorie
ist nicht zu verkennen, wenn auch die Wahrheit derselben erst noch
des weiteren Beweises bedarf. Ob sie aber erweisbar sei, darfibes hegt
BeförderoBgen und Bluranbeteiguiifpeii. tfif}
'ßet. noch gegenwärtig; seine Zweifel, und meint» Hr. Pf. lei anf diese
Theorie nur durch den missverstondenen Gebratfeh de« Conjonctiys in
der deutschen Sprache geführt worden. Wenigstens heroht das, .wM
er S. 15 über den deutschen GonjanctiT sagt, ganz entschieden auf ei-
nem Irrthnm. In unserer Sprache näm^ch wird allerdings der Con-
junctiT in Nebensätzen nur so gebraucht, dass man ohne alle Rück-
sichtnahme auf die Zeitverhaltnisse des Hauptsatzes blos swischcn dem
Modus obliquus und dem Modus conditionalis (hypotheticns) . scheidet.,
Während wir also bei allen Wünschen und bei allen Gedankehfbrmeny
in denen blos die Mpglichkeist des Erfolgs. angenommen ist, den Con-
ditionalis , d. h. den Conjunctiv Iroperfecti und PJusquamperfecti brau-
chen, so setzen wir dagegen alle die Sätze, die entweder als Aeusse-
zung einer anderen Pejrcon öder als reiner Gedanke des .eigenen Geistes
[nicht als eine Wahrnehmung der äusseren Sinne eder als eine objective
Wahrheit und Thatsache] erscheinen sollen, in -den Conjunctiv Prae-
sentis und Perfecti. Freilich aber lässt sich der suletttg^nannte Ge-
brauch des deutschen. Oonjuncti?us obliquus meist nur in der dritten
Person des Singulars erkennen: denn da mit Ausnahme des Conjunctivs
iefi sei unsere CoitiunctiTenPraesentis und Perfecti meistentheils gleiche
Form mit dem IndicatiT haben ; so hat der Gebranch sich dahin aus-
geprägt, dass man alle obliquen CoujunctiTformen , welche sich von ,
den Indicativformen nicht unterscheiden, mit den Conditionalforraen ver-
tauscht. Daher heisst in der Anwendung der oblique Conjunctiv von
sein allerdings: i^h sei, du. seiest, er..߀i) wir. seien , t Ar seiet, «ie^
seien , aber von kommen und andern Verben vielmehr, durch eine Ter- .
mischung des Präsens und Imperfects: ich käme^ du kämest, er konifRe, .
wir kämen, ihr kämet y sie kämen. Im Lateinischen aber scheint der
Conjunctiv allerdings, wie es die gewöhnliche Annahme ist, eine -
strenge Zeitbezeichnong in sich zu enthalten, also durch die bisher an-
genommenen Gesetze der Consecutio temporum bedingt %u si^n. Wenn •'
nun aber deqnoch Tiicht .?^enig Stellen vorkommen, wo nach dem Prä- :
sens des Hauptsagtzes im Nebensatze eiuConjunctivus Imperfecti, oder
nach dem Praeteritnm ein Conjunctivus Praesentis folgte so scheint
diess vielmehr ai^f einer auch sonst in der lateinischen Sprache vorkom-
menden Vertapschung zwischen Form und Gedanken zu beruhen, in-
dem man in die gesetzte Tempusform einen anderen logischen Begriff
hineinlegte und nun den Satz nicht nach der Form, sondern nach dem
hineingelegten BegriiTe construirte. War man z. B. einmal dahin ge-
langt , das Praesens historicqm bald als Pf aesens , bald als Prneteri-
tum anzusehen und zu construiren , so konnte man eben sg leicht di^
selbe Vertauschung auch bei andern Tempusformon vornehmen; '-Auch
ist diese Begriffsverwechselung in den meisten Stelim sehr lojlht; ku
erkennen, und selbst schwierigere [wie Cic. de senect. 21,. 78».- Sie.
sentio, cum tanta. celeriias animorum sti,-— - neu posse eam naturam\^8e
mortalem, — et cum simples animi. natura esset, — non posse eqm di-
vidi: wo der zweite Satz als Gedanke der griechischen Philosophen
erscheinen soll und daher nicht sowohl von sentio als von einem ge-
358 Schul- nnd Unifersitätsnachriehtcrv,
dachten affirmavit oder dergl. abhängig ist] , laisen «ich anf diesem
Wege ohne Zwang deuten. Bei alle dem aber bleibt die Theorie dea
Hrn. Ft'arrios so scharfsinnig, dass sie allerdings der weiteren Beaclr-
tong und Prüfung werth ist, und gewiss werden sich viele Leser der
Jahrbb. mit dem Ref. freuen , wenn derselbe die am Schlnss der AlH
handinng Tersprocbene weitere Erörterung des Gegenstandes bald naeb«-
folgen lässt. ^^ Das Gymnasium war zu Anfange des terflossenmi
Schuljahrs von 197, am Ende von 196 Schulern besucht, welche ton
3 Oberlehrern, 2 Religionslehrern, 6 ordentlichen LehreirD' nnd fi
Hülfslehrern unterrichtet wurden. Der Director, Gons.Rath Dr. Chas*
hofy ist von Ertheilang des Unterrichts entbunden. Für alle diese
Lehrer ist an Gehalt und resp. Remuneration die etatsmässige Summe
Ton 6976 Rthlm. ausgesetzt. Da aber die Einnahme an Schulgeld, wel-
ches auf 16, 14 und 12 Rthlr. angesetzt ist, alljährlich Uebemchnsse
gewährt, so pflegen nicht nur ausserordentliche Gratificationen an die
Lehrer Tertheilt zu werden, sondern es ist auch neuerdings denOberleh«
rorn Hoss , Pfarrius und Högg und dem Lehrer Oettinger eine Gehalts^
Zulage von je 50 Rthirn., dem Lehrer Hets von IdO Rthlru. nnd dem
Lehrer Lorenz von 100 Rthirn. bewilligt worden. In- dem Lehrplan
sind für das neue Schuljahr einige Veränderungen vorgenommen wor-
den , um in den 4 obern Glassen die wöchentliche Lehrstundenzahl anf
32, in den 2 untern auf 30 zu reduisiren. vgl.NJbb. XVIII, 426. — Das
katholische Gymnasium war am Schlnss des vorigen Schotjahrf (im
Herbst 1836) von* 357 Schulern besucht und hatte 10 zur Universit&t
entlassen. Neben dem Director Professor E, J. Bimhawn lehrten alt
Classenordinarien der Professor Dr. Göüer, die Oberlehrer Dr. Orysar
und Dr. Ley^ die Lehrer Lohr, Rheinstädter ^ Schmitz (früher Ilulf»-
lehrer und im Laufe des Schuljahrs zum ordentlichen Lehrer ernannt)
und Vaek, Die durch den Tod des Lehrers Martin Niegemann erledigte
Lehrstelle der Mathematik wurde dem am Gymnasium in Emmbrich
provisorisch angestellten Lehrer Anton Niegememn übertragen. Daa
Programm enthält als Abhandlung eine Commentatio die tempore, quo
Herodotus mortem obiit von dem Dr. Ley [gedr. b. Bachern. 18S6. 10 S«
4.], worin er die Meinung derer bestreitet, welche ant' Herodot'f Ge-
schichtsbüchern beweisen wolUwn, dass derselbe nicht, wie Dionysins
angiebt , bis zum Anfange do» peloponnesischen Krieges , sondern bis
in die letzten Jahre des8elben'*gelcbt habe. Der verstorbene Niebuhr,
welchem der Verf. diese Untersuchung Tor B Jahren vorgelegt, hatte
dieselbe gutgeheissen. — Das Programm der höheren Bürgerschule
für 1836 enthält eine Abhandlung des Oberlehrers Dr. Gnrt/ke, vber die
Höhe Kbl^% über der Meeresfläohe, 14 S. Die Anstatt hat 6 Classen;
die Zdhl der Schfiler betrug zu Anfange des Schuljahrs 314, am Endo
290, von denen 9 in L, 18 In II., 43 in III., 63 lA IV., 90 in V., 67
in VI. Sassen. Die Entlassungsprüfnng bestanden 7 Primaner. t>as
Lchrercoliegium besteht aus dem Director EBthuHsiler^ Oberlehrer
Dr. Garthcy den Lehrern Peters, Dr. Weyden^ 07Men, BlOmeUngy
Dr. Schmitz i Philipps, Brüneker^ Oüdenthäl' and dem GarftenvoMteher
Belordermngen und EhreBb««»lfpiiag«a. tB9
CfreMf. Den Religiontiuiterridit für die katliolitdi«n IBbhnler - giobt -der
Pastor Bu8ch.j fär die efangelischen Schüler der Plarrer EngtU. Dev
Unterricht umfasst: Religionslehre, deutsche, fraDZÖsische , englitche
und italienische Sprache , Geschichte, Geographie, Naturget^hfchte,
Physik, Chemie, Arithmetik, Geometrie, Zeichnen, Schreiben nad
Singen. Diese Unterrichtsgegenstände sind auf folgende Weise in dta
einzelnen Glassen Tertheilt,
I. D. IlL JV. V. VI.
Beligionslehre 2, 2, 2, 2 wochentL Stund.
Deutsche Sprache 3, 8, S, 4, 5, 7
Frahxds. - 5, 5^ 6, 5, «^ &
Engl. . 8, 3, 3, — , — , —
Italien. - 3» — i — , — , — , — .
Geschichte 2^ 2, 3, 8, 2, —
Geograjirhle 2, 2, 2, 2, 4
Naturgeschichte — , 2, 2, 4, 1, —
Physik 1, 4, — , — , — , —
Chemie
Arithmetik
Geometrie
Zeichnen
Schreiben
}
Gesang 2, 2, 2 .
KoEifiG6BBRG. Die UniTersItäC irar im Tergangenen Winter Ton
386 Studenten besucht, von denen 22 Ausländer waren und 186 zur
theologischen , 72 zur juristischen , 71 zur medicinischen und 107 zur
philosophischen Facultäi gehörten. Tgl. NJbb. XTIII, 236. Der Pro-
fessor Dr. Rathke hat seine Versetzng nach Dorpat wieder aufgegeben
und bleibt an der hiesigen Unirersität ; dem Professpr von Bohlen sind
zu einer wissenschaftlichen Reise 250 Rthlr. alt ausserordentliche Un-
terstützung bewilligt. Am Friedrichs - Gymnasium ist dem Oberlehrer
LeniE das Prädicat ^^Professor** beigelegt.
' KoBSFifeLi). Die durch den Tod des Lehrers Hagedom erledigte
Lehrstelle am Gymnasium Ist dem Schulamtscandldaten Herrmann Wede-
wer fibertragen worden.
Kreuznach. Der Oberlehrer Prof. Grahow hat zum Torjährigen
Gymnasialprogramm folgende, auch in den Buchhandel gekommene
Abhandlung geliefert: Zur ebenen und. sphärischen Trigonometrie, mit
besonderer Rücksicht auf die kritischen und constructionellen Entdeckun-
gen dek Hm, Proreetor Dr, Schmeisser, [Koblenz bei Kehr. 1836.
(Frankfurt*, Hermannsche iSnchhandl.) 44 S. mit 7 Figuren. 4.] Von
den 120 Schülern wurden 2 zur Universität enÜassen. Die Stelle des
nach Wetzlar berufenen Lehrers Dr Fritscb erhielt der Oberlehrer Dr.
^cikroter von dem aufgehobenen Gymnasium kt AscHBBfiiRBSii , wel«
9M Bcf ördernngen and EbrenbetcigaBgeM.
eher aber eeitdem tcboB wieder ma das Gymauiaio ia SAAmaftr«
in die Oberlehrersteile des ▼entorbeaen Oberlehrer* Bcmkmrdi fevaelal
wordea ift.
LjirBji!f . Ton dea 2M Bthlra. jährlichea ZnschoMet, welehbr dem
Gjninafliani bewilligt worden ist, hat der Rector und Conrector je 50
Rtblr. nad jeder der aadera fäaf Lehrer 20 Bthlr. als Gehaltfsolago
erhalten.
Leipzig. Bei der Uaivenität haben fär das f^genwärtige Som-
merhalbjahr ia der theologischen Facnität 6 ordentliche aad 4 astter-
ordentliche Professoren and 5 Privatdocenten, in der jarisCiscfaea 5
ordentliche nnd 5 ansserordeotliche Professoren and 12 PriTatdocen-
tea , in der medicinischen 10 ordeotliche and 9 aasserordentliche Proff.
and 11 Pri?atdocenteD , in der philosophischen 13 ordentliche and 9
aasserordentliche Proff. and 11 Privatdocenten and Lectorea ¥orle-
sangen angekündigt. Darnnter sind in der theologischen Facnität die
neu eingetretenen Licentiaten M. Roh. Otto Gilbert and H. JoIl Dav.
lUinr. Goldhom^ von denen der erstere am 12. Not« Tor. J. darch
Vertheidignng ¥on Diaaertationis , in qua Chriatianae catecke8eo$ kitiaria
adumbratur , particula prima ^ ires priores aetates complectefu^ [Leipiig
gedruckt bei Melzer. 61 S. 8.] , der letztere am 10. Decemb. dorch
Vertheidigong der Commeniatio de mmmia principüs theologime Abaelar-
deae [gedr. bei Vogel. 78 S. 8.j die Rechte eines Primtdoceaten eich
erworben hat. Für die 5. ordentliche Professur in der jaristiicheit
Facnität ist der bisherige Professor in MARBmc Dr. Georg Friedr.
Puchta berufen and zugleich zam Beisitzer in der Juristeafeicaltät
and zum kön. Hofrath vierter Classe ernannt worden. Zar Erlaagong
det Beisitzes in derselben Facnität schrieb und vertheidigte der Dr.
Karl Heinrich Heydenreieh die Diiputatio de antiqua faculiaiiä Juridieae
Lips, poteatatej sententias criminaUs ferendi^ per legem Saxonieam aeoissi^
fRoin B. d. 28. tu. Jan. a. 18fö. latam circumscripta. [Leipz., Kammer 1836«
34 S. 8.] In der philosophischen Facnität schrieb und Fertbeidigte der-
Frof. IVilh. Ad. Becker zum Antritt der ausserordentlichen Professar der
Archäologie: Antiquitalis Plauiinae generatim iUustratae pari. /.« qua
explicantur atque emendantur loci ad artis opera specUmtes j [Leips. b.
Fr. Fleischer. 1837. 52 S. 8.], and der Prof. G. Hartenstein zum Antritt
der ordentlichen Professar der theoretischen Philosophie: De ethice»
a Schleiermachero propositae fundamento partic» /. IL [gedr. b. Staritz,
1837. 69 und 26 S. 8] Der Privatdocent M. Milhauser ist aa die Uni-
versität zurückgekehrt. Tgl. NJbb. X\1II, 240. Der Professor Dr.
Goitfr. Hermann *) Ut von der Acad^mie des inscriptions et helles lettre«
*) Zur Feier seines Geburtstages wünschten ihm die anter seifelnr Leitoag
stehenden Mitp^lieder der griechischen Gesellschaft and des philologischeB
Seminars durch eine besondere Schrift Glück, in weicher Alb. DobrensJÖbser'
vationes Demosthenieae [Leipz. gedr. b. Staritz. 1836. VI a. 28 S. gr. 8.)
heraiuigei^eben hat. Es sind recht brave Erörteraagen über den Gebranch
der Partikeln %cU, fiiv uad de bei Demosthenet, Terbundeo mit der kriti*
Befitd^rviigcn und Ehvesbei^lgBageB« 161
in • Paris und Ton. 'der ' Norweghchen ■ Akademie 'd4r •» WltfaensclMifte»
zam auswärtigen Mitgliede ernanml worden. . Devielb« schrieb ttir
diessj ährigen MagistJrwahl : De Graeca MiAerva dtsterfatfr [iLeips* gedr.
hei Staritz. 1837. 38 (22) S. 4.1, worin er die Verehrttng dieser Göttin
hei den Griechen in der gewöhnlichen scharfsinnigen- und tiefeinge-
henden Weise erörtert und den pela^gischen Ursprang, der Athener be-
streitet. Von dem Professor der Mathematik Mor. JFilh, .DrM»di er-
schienen zu verschiedenen Gelegenheiten Quaesttonitm fiuHAsfROt/te-
psychologiehrum apea IL HL iF. [1837. 16^ 15, 19 S.tC]*; scharfsin-
nige Erörterungen verschiedener Gegenstände der Statik -and Mecba-.
nik , auf welche er Herbarf s Phiiosopheme (in desben Piychelogie als
Wissenschaft) anwendet. Von dem Prof. Dr. Karl GoliUfb Mükn kam
das 25. Speeimen der Additamenta ad eZencAtin» medieoriMt: vdi/trum a
Fabricio in hibl. graec, exhihitum [1837. 12 S. 4.] beraujiy worin die
Aerzte Serapion junior, Severus, Sextat:,. Silimachos, Simeon Setbi^
Simon, Socrates, Soranns Mallotes, Soranas Ephesias,. Sostra-
ttts, Soithenes, SoterichoSy Sotion,- Speusippus^ Stephanns Atbe-
theniensis ond Stolus Britainient. besprochen sind. In dem Ein-
ladungsprogramm der Thombsicbvle zur Feier des Jahr^pchhisses gab
der Rector M. Got^ried StaUbaum heraus: Puae oratteitet ejrttu ünnt
1834. et 1835. habitae [gedr. b. Staritz. 24 S. 4.]. Es sind darin die
Fragen, quaenam tnter patriae catitatem et generis hwnani omQtfim intisr-
cedat conjttnctio ac necessitudoj und num fliediocritos et moderaUo^ quam i^
tractandia titae negotiis cosimendore tnlent, »d honestatem virtutfimqße valeat
(«her dea-Jvste Mtltien in der Moral), in .sehr ansprecheitdef Weise und
in schöner, eleganter und beredter lateinischen Ansd rucksweise behan-
delt. In deni diesjährigen Osterprogramm der Thomasschule. gab der-
selbe Gelehrte eine Scbolm crttico et historica auper loco Titttad/iPlatonioi
de animae mundanae elementis [1837. 36 (1G).S. 4.] heraus, worin die be-
kannte Stelle in Piaton. Timaeus p. 35.. A. über die Weltspele nach
Sprache und Inhalt allseitig erörtertund aufgehellt ist. Die Sphnlnacli-
richten enthalten nebien andern! Mittheilungen treffende qjikd »eitgemässe
Bemerkungen über den wahren Werth.det Gymnasialunterrlchts, dnrch
welche die Meinung abgewiesen werden soll, dass die Gymnasial-
bilduTig nur .eine zunftmässige Vorbereitliäg Cur die Ufiitrersitat sei, und
nicht auch eine allgemein mensdiUdM^Bildnng gewähre und fürs -prak-
tische Leben . ihren Nutzen habe. Die Schülerzahl betrug i^. den 6
Classen wahrend des TOrigen Winter« 165, und ist im neuen Schu^ahre
auf 180 gestiegen. Zdr Univereit&t 1«inrden im verflossenen Schuljahre
16 Schüler [9 mit dem ersten , 2 jmit dem zweiten^ 5 mit dem dritten
Zeugniss der Reife] enthissen, vgl., NJhb. XVI, 366. Das mit d^m
Gymnasium . engverbundene Gesanginstitut hat im vorigj^P .^Jlhro hin-
durch eine zeiCgemasse Umgestaltong erfahren , dass die gewöhnlichen
Singumgange auf den Strassen abgeschafft nnd der Verlort der Ein-
schen Besprechung einer Reihe Von Stelkte ; in welchen äir Verf. jene
Partikeln oder andere Lesarten aas= dem Codex S hergestellt wisaeli wUl»
362 Befordernngon und EbrenbeicigliBgeii,
Bahin«) w«lc1iir dddurcii f är die Sdiüler erwächity aas andern Mit^'
teln gedeckt worden ist. Uebrigeni §ind Lehrverfasmng nnd Lehrer^*
coliegiani' dnyer&ndert geblielien. Die Nicolaiichiile war in ihren
6 Glassen an Ostern vor. Jahres von 149, an Ostern dieses Jafarea
▼on 128 Schülern besncht [s. NJbb. WIU, 242], und entliess 23 Schü-
ler cur Universität, 6 mit dem ersten, 14 mit dem sweiten, d mU
dem dritten Zengniss der Reife. Lehrverfossnng und Lehrercolleginm
haben anck hier keine Veraademng erlitten. Das diessjährige Pro-
gramm enthält: De Christimo Daniele Beckio Narratiünis P. IIL sjee
ultima Tdro'deni Rector Prof. Karl Friedr. Aug. Nohbe [48 (26) S. 8.j>
worin die letzten Lebensjahre Beck's und besonders die Feier seinef
Amt«jnbilikinM [s. NJbb. X^ 125.] beschrieben, auch über die frnhere in-
nere fiiarichtnng der Leipziger Universität Einiges bemerkt bt* Ana
den diestijähr. Nachrichten von demBesiehen und derWirkuanMt der oU-
gemeiaen Bürgerschule [1837. 26 (16) S. gr. 4.] ist besonders die fifach-
rioht heraastahebea , dass die damit verbundene Realschule in ihren
planmässigen ;4 Classen nun Tollständig ins Leben getreten ist, und'
86 Schuler, die ganie Anstalt 1175 Schüler sählt. Vor den Sohnl-
nachrichten steht eine von dem ordentlichen Lehrer M. JR. £r. Chriffe
▼erfasste Abhandlung: Die Einführung der Reformaiion in Leipzig im
Jahre 1589. Die Einlad nngsschrift cur Prüfung in der ^bntiichen
Handelslehranstalt [1887. 86 (80) S. 4.] enthält ausser den CTiulnacfa-
richten; Essai sur la langue francaise considirde dana ees erigimes ei
sc« devdjoppements von dem Sprachlehrer P. de F^Uce, SdiüIer w»-
ren 169 [66 Im höheren, 41 im niederen Cursus] yerhandeo und wurden
▼on 15 Ledrem unterrichtet« •
LiBGitiTC. Das diessjährige Programm der dasigen Ritteracada*
mie enthält* dte Abhandlung: De loa« ^nii^usdam Hierenie Xenophemtti
ecripsii Theod, *Ed» Richter, ph^ Dr., acad. professor. £a sind «usfahr*
liehe und iesenswerthe kritisch-exegetische Erörterungen über Gap. 1, 1.
11. 18. 27. n, 4. 16. 17. III, 11. 14. VI, 15. VIU, 5. IX, 7. unfl eine beiläu-
fige Bemerkn«g über Justin, hist Phil. I, 4., wo der msdiaeiHa vir nicht
dnroh genere ignobilis, sondern durch 'non supr4 Tulgorem raoduoi
euitens, ntedicä rerum conditione contentus, gedeutet wird. Indem
angehängten Jahresberichte giebt der Studiendirector.'Prof.Dr. Ch. F.
Becher sehr ansfäÜrliche Nachrldiien über Einrichtung väd Lebrplan
der Anstalt, ^t^orans wir auf die>S. 27-^86 mitgetheilte histrutiion, wie
die Beaufsichtigung der Zöglinge und Sckäler xu führen i$^ besonders auf-
merksam machen, vgl. NJbb. XVII, 168. Schüler waren im^origeii
Jahre 114, votf denen 6 zur Universität gingen. Ke wöchentliche
Lehrstundenzahl ist in Prima 39, in Secnnda 86, in Tertia 41, in
Quarta SO*, in der Vorbereitungsciasse 12. In die durch den Abgang
desProfcisstfraüfatHnonn [s. NJbb. XVIII, 234l] erledigte Lehrstelle rückte
der Prozessor Dr. Richter, in dessen Professur der Inspector Hemr* Ad.
Hering auf, den katholischen Religionsunterricht übernahm der Ca-
plan Gyrih statt des Caplans Zlots, un4 das erledigte Inspectorat wurde
dem Schnllmitsoandidaten jFWedr. EIbu aoa Gorliti «bertragea. Am
Stohal-' und Vniirersil&tiiiaülMfichteli,' S0S'
Scblasse des Schn^'aliirs sehied dagegen der Inipeetor Herrn. Frieir,
Benedict Bredow, nnd ging als erster Lehrer «n Slitf Realschule fo
NEV'SmnbiTt. DesgUichen hat der franzosische Sprachlehrer Ludwig
Belp^h%vi Michaelis Vorigen Jähret seia Lehrdtait ailfgegcAien.
LvcKAu. Das dasige Gymoasium ^ar vor Ostern dieses JalirM
in seineil vier Gyinnasialclacsen von 120 nnd in den 3 Elenentarclas-
sen von 227 Schälern btfsatht, und entliess im ganzen Seho^ahr
8 Primaner zur VmVetsitfit; Mit dem Beginn des neuen Seholjahn
hat der Director M. Joh^ ÜottUeh Lehmann wegen anhaftend to Kränk-
lichkeit sein Amt niedergelegt und ist mit einer 'Pension vonMORlhfr.
in den Ruhestand versetzt worden. ' I>as zum Schlüsse des Schuljahrs
erschienene Programm enthält eine mathematische Ahhandlang iber
eine Classe von Funeti<men worin die Sinns vnd CosfRUS begriffen sihff,
von 8em Lehrer O. Junghann, [Lucbau gedr. h. Entleutner, 1837.'
24 (11) §. 4] vgl. NJbb. Will, 244. )
Lüneburg. Der erste ,Gollaborator Jacob Hamen ist oli R^^tor
des Progymnasinms nach ÜASisiiif gesetzt worden ; der zweit«^ CollaW*
rator Carl Schädel geht mit d^m Titel eines Suhconrectors nach CtAim-
THAL, wo er schbll flrüheirate Gymnasium gewirkt hatte« D6r Ooli-
rector Sthmalfuss hat den' Ruf als Rector au das Gymnasium zu StAUB
ausgeschlagen; wir verdanken es der Liberalität des hiesigen Magi-^
strats , dass dieser Lehrer dem Gymnasium erhalten wurde. Der 2.
Hofmeister an der Ritterakademie- Theodor OraoenherH wird die Stell«
des ersten Collaborators adi ildhanneum wieder erhatten. [— • r.]'
Ltm. Das Gymnasium war zu Anratoge* des vorigen Sehuljahret^
von '172, am Ende (im September 1886> reu 150 Schülern hesiieht
und entliess 9 Schulet zurUniveri^ität. In dAs LehrercoUegiumist sdt
Anfang vorigen Jahres Imdw, Herrn, Weiss ans Gräudenz als Zeich^ii-'
lehrer eingetreten, vgl. N^b. XVIII, 247 u. 846. In dem vörjährigAU
Programm [Rastenbiyrg gedr. b. Haberland. 1836. 40 (31) S. 4.] hat d«to'
Hulfslehrer Dr. Ze:^ss die erste Hälfte eines Aüfsllftees über den Meini^
nisehen Jkcent [sie] heraufgegeben^, und daria Wesen und Anwendung
desselben ausführlich gelehrt Und sachgeteäss behandelt.
Magdeburg. Am Pädagogium Unserer lifebed Frauen ist dem Pro-
rector Professor Hetmtge'und dem Lehrer Sehttalbe' eine Remuneration
von 100 Rthlrn. bewilligt worden.
Maribnwbrb&r. Der Oberlehrer Dr. Gitttleiff am Gymnasium hat
eine Gratification von 50 Rthlrn. erhalten. " '
Merseburg. Deni Snbrector Hatul luh GymiAislum find ^SOBthlr.*
als Gratification bewilligt W«rden. .! -. , ' ' *■
MuNCHEiv. Der Hofrath' nnd Professor Dr. Tfaerscft ist uüch se^
ner Ruekkehr von einer pädagogischen Reise vlitef dem 22. N6^. Vor.'
J. zum Mitgliede des obersten Kirchen- und Sclldlraüies im Kbdignich
ernannt worden.
Münster. Für den gegenwärtigen SMnmer haben auf Att dasi-
gen Akademie 17 Lehrer Vorlesungen angcfknndigt, dieselben nämlich^
welche schon in den NJbb. XVUI, 803 genaMit «bd ^ nur das« der Dr.
SM Scbol- und Uaiversitätsnaclirichtea.
Heinr.SchmuUing als ordentlicher Prof eitor der Theologie hiningekom-
Uien ist In der Vorrede zum Index lectionnm spricht sich der Profes-
sor Dr. Esser gegen die unglückliche Richtung vieler Studirenden aus,
nur den allerno^hwendigsten firotstndien nachzi^ageu und nur lurNoth
lu lernen, was. in dem Staatsexamen gefordert wird.
MuNSTEBEiFBL. Der Lehrer Merten* von der aufgehohenen höhe-
ren Lehranstalt in Cochem ist vorläufig an das hiesige Gymnasium ver-
setzt. Das vorjährige Programm des Gymnasiums enthält keine wis-
senscliaftliche Abhandlung. Schüler waren 100 vorhanden , von denen
4 zur Universität gingen.
NoRWKOBN. Die materielle Richtung der Zeit, welche in Deutsch-
land so sehr darnach strebt eine Umgestaltung des gelehrten Schul-
wesens herbeizuführen und in dasselbe eine mehr materielle, oder wie
man es zu nennen beliebt , reale und praktische Tendenz zu hriiq^en,
hat sich auch in Norwegen geltend gemacht und eine Umgestaltung der
Gelehrtenschulen gefordert Der Streit hat sich daselbst besonders feit
dem Jahre 1833 erhoben, in welchem die Staatsregierung dem versam-
melten Storthing ein Gesetz vorlegte, nach welchem für die angehenden
Aerzte ein strengeres Examen in lateinischer Sprache eingeführt werden
sollte, vgl. KJbb. XI, 22Ä, Der Storthing verwarf dieses Gesetz, und
hei deu; Verhandlungen darüber machten auch mehrere Mitglieder die
Ansic^it geltend , dass überhaupt schon in den Gymnasien das fStudium
der }at.eif\}8ehen und griechischen Sprache wo nicht ganz beseitigt^ doch
ausserordentlich befcbränkt , und dafür mehr zeitgemässe Unterrichti-
gqg^nHände, besonders Unterricht in den Naturwissenschaften einge-
führt werden müsse. . Wepn nun auch diese Stimmen vielleicht ver-
klungen wären; sq- wurde doch auf demselben Storthing eineUmge-..
sifiltnng des auf 4^v Vniversität in Chbistiania bestehenden Seminarii
philologici bcscljlpssen,; welche dasselbe als sell^tständiges :lnstitut
aufhoH^: und dessen jEinfluss ^uf die classische Bildung der künftigen
Schulmänner bedeu^^d :^.n lähmen drohte. Natürlich traten nun nor-
wegische Gelehrte al# .Vef theidiger der classischjen Studien auf,irj|ind
namentlich gab der::flector Friedrich Bugge in Drontheim 1834 ein .
Programm heraus ^ > worin er dieselben sehr nachdrücklich in Schutz
nahm. Ihm folgte der Lector F. L. Jihe in der in den NJbb. XVIII, 340
angezeigten Schrift. Der Streit ist noch nicht beigelegt, und hat aucb
in sofern eine etwas von der unsrigen ab weichende Richtung, als das
dortige Schulwesen etwas anders gestaltet ist. In Nprwegen bestehen
nämlich ^ lateinische. .Schulen oder Gymna^en von 4 bis 6 Classen mit
7- bis 8jährlgem Schulcursus, in welchen der allgemeinen Schulord*
nung nach die Schüler der untern Classen in 36, die der obern in 42
wöchentUchen Lel^rstyin^en unterrichtet werden sollen. Jedoch werden
in der Hegel über 36 Lehrstunden nicht gehalten. Von diesen Lehr-
stunden sind 8 — 12 in den untern und 6 — 8 in den obern Classen ffac
die lateinische, 5—^6. für dje griechische, 2 in jeder der beiden ober-
sten Classen für die hebraisphp, 2 — 4 für die norwegische, 2 — 3 für
die deutsche, 2— 3 für die französische Sprache, 3 — 4 für die Ge-
Schal- und UiiiYersiiift«aaclirielilea. .
ficbichte, 2 — 3 för Geogrraphie , 4—5 for Mathematik, 8 and 2 fdr
Religion, 2 — 4 für das Schönichreibeabestimait. Natorwissenichar-
tea. Zeichnen und Gesang sind nicht allgenieine- Lehrgegens^aade,
werden aber air mehrem Schulen gelehrt» Jeden' Monati.^icd eia
halber Tag frei gegeben, und Schulferien sind 2 Wochen sa WeiH^
nachten ^ 1 Woche zu Ostern , 4 Tage zu Pfingsten , 3 Wochen in
Sommer, vgl. NJbb. XI, 224. Die Schüler kommen anvorbereitei in
die Lehrstunden und lernen die sprachlichen Fensen erst in der Stand«
selbst unter specieller Anleitung des Lehrers Terstehen. Dagegen wer-
den sehr strenge und genaue Repetitionen angestellt ^ und in deili
Einprägen des Gehorten besteht der eigentliche PriTatfleiss der Scha-
ler. * Zur Einübung des Lateinischen werden wöchentliche schriftliche
Aufsätze gearbeitet ; Griechisch - Schreiben aber wird nur in wenig
Schulen getrieben. Jährlich finden zwei Examina statt, nämlich la
Weihnachten ein Privat - Classenexamen von 8 Tagen, das- meist 'ia
schriftlichen Arbeiten besteht, und za Jofaannis ein öffentliches Ezs-p
men von 14 Tagen schriftlich und mündlich. In dem letzteren werdea
die Schüler in allen Lehrfächern so streng geprüft , dass jeder Scha-
ler einzeln vorgenommen und über den betreffenden Lehrgegenstaad
10 bis 15 Minuten lang examinirt wird. Der zur Universität abge-
hende Schüler erhält von dem Rector ein Zeugniss, das über «ein
sittliches Betragen und über seine Fortschritte in den einzelnen Lehr-
fächern specielle Auskunft giebt. Alle Abiturienten haben auf der
Universität vor ihrer Immatriculation ein Examen artium za bestehen^^
das alljährlich einmal vom 1. August an von dem Collegium profqsso-
rum gehalten wird. Dieses Examen besteht zunächst in. der schrift-
lichen Bearbeitung eines aufgegebenen Thema's in norwegischer Spra-
che, in einem lateinischen Exercitium und einer Uebersetzung aus
dem Lateinischen in die Muttersprache. Hat der Examinandus diese
drei schriftlichen Aufsätze zur Zufriedenheit gearbeitet, so wird er
erst zum mündlichen Examen gelassen und in allen Lehrgegenstän-
den der Schule geprüft. Reif für die Universität ist, wen eine der
drei Gensuren: laudabilis, band illaUdabilis , non contemnendus er-
halten hat. vgl. NJbb. XI, 225. An jedem Gymnasium sind ausser dem
Rector, der jährlich 900—1200 Rthlr. Gehalt bezieht, mehrere Ober-
lehrer mit 500 — 800 Rthlrn. Gehalt und einige Adjnncten (mit 300
Rthlrn.) angestellt. Jeder Oberlehrer und Rector muss vor seinem
Amtsantritt das ziemlich schwere Exaoien philologicum magnum beste-
hen. Von den Adjuncten wird dieses Examen nicht gefordert und sie
sind meist Candidaten der Theologie , welche später in ein Pfarramt
übergehen. In dieser angegebenen Schuleinrichtüng nun haben die
norwegischen Realisten besonders den Unterricht im Lateinischen and
Griechischen anstössig gefunden , und gefordert, dass die classischen
Studien nicht länger die Grundlage der gelehrten Schulen bleiben,
sondern dass man Mathematik und Naturwissenschaften znm Hanpt-
bildungsmittel machen soll. Die Staatsregierung hat auf diesen Streit
bis jetzt nur in so weit Rücksicht genommen ^ dast sie den Rector
SM 8ek«l- «Bd ÜBiTertititt BscIiricliteB.
Fuedfuh Btt^ge vea GjiBM»fim in DBoatMoi maf Staaiilrofftea
Deatfdilaji^ aad Frankrcieli gef cbidkt Int '), Aasit; er mit den Jadgva
Gelehrte« - and VolkMcfaalwefea and dlea mB^wenileteB üaterridii»-
Bictbedkn sich bekaaat Bachea oaJ iber diaa Weiea und ^a Werth
4ca Realüaiaf aadl Hamanisaiaf praktifcfae Erfahmogea für eine otvB-
Bige Umgeftaltnng diec aervegischen Schalweseat taaiBieln solL Dei^
eelbe hat bereitf die Schalen in Hamburg, der Prerina BraadeBhanrg,
dleat Henogtham and Königreich Sachsen, dem GrecihenogthaM
Wetoiar, deai Keaigreich Bajem o. f. w. beiocht, and da er BBawr
dea Erfahrangea de« praktbcbea Schnlmannef eine Tenaglidie pA-
dagegifche Einticht in de« Wesen nnd den Zweck der Schalen aad eiae
warme Liebe fnr das Schulwet ea besitxt, dabei aach mit onermädlichem
Eifer die SchaWerfassang der einzelnen Länder und die Scholea, wel-
che er besucht , bis in's Einxelne genau kennen lu lernen sacht , bmA
•chod Ter seiner Reise mit den darauf besäglichea wichtigerea Schrlf*
tea sich sorgfältig bekaant gemacht und während derselben bei den Ter-
•chiedenen Schnlbehörden eine sehr liberale Anfnahme und Kaohwei-
•ung des Eigentbnrolichen ihrer Schnleinrichtungen gefnnden hat;
M lassen sich TorKUgliche Resultate erwarten, und wahrscheinlidi er-
halten wir künftig Ton ihm einen grändiiclieren Bericht über das dea^-
•ehe Schalwesen , als ihn Ceasin in Folge seines pädagogischen Dardi-
flogi durch Deutschland liefern konnte.
OsTBaoDB. Die dasige Gelehrtenschnle ist seit JWwemtmnM Tode
in ein Progjmnasium umgewandelt und als Rector dereelbea seit An-
fang des J. 1836 der frühere Gollaborator des Gymnasiams ia Stabb,
Herr Bland y angestellt.
FaavssBif. Zu Directoren und Mitgliedern der königl, Prnfnngt«
Commissionen für das Jahr 1887 sind ernannt worden: in KoBiiias-
Biaa der Professor Dr. Loheck (Director) und' die ProfeeMrea JatoH^ ,
Drumann , Rosenkrang und Lthnerdt ; in BaBsiiAff der Profestor RiUer
(Director) und die Professoren Thilo ^ Scholz ^ Bebaicr und JTalsea;
In BaaLiif der Regierungs - Schulrath Lange (Director) , die Professo*
ren TVenffelenfrurg, Strehlke nnd Benary und der Director Moamecko^
in Hallb der Professor Leo (Director) und die Professorea Bemhardtf,
Roienbergeff IUnrtch$ und Niemeyer ; in Bomf der Professor JVdfee
(Director) und die Proff. Auguati^ fVindinhmann, Klee^ Plucfccr, SchO"
pen ; in Münster der Consistorialrath Wagner (Director) , die Pro«
fessorcn Gudcrmann^ Wlniewikij Qrauertj und der GonsIstorialrath
Krohbc, Die Einrichtung, dass junge Leute, welche kein GymnasiBBi
besucht hatten , tou den wissenschaftlichen Prufungscommlssionen ige-
prüft werden konnten , ist durch das nene Prufungs-Reglement aufge»
hoben, und alle Adspiranten au den UniTersitätsstudien müssen jetat an
*) IleiläuOg sei erwähnt, dass auch gegenwärtig ein gelehrter Grieche,
Dr* Vhilippoa Joannis (^Johannstohn), der sich in München unter Thiersc|i für
das höhere Schulwesen gebildet hat, auf Befehl des Königs Otto Deutschland
durchreift, um das deutsche Schulwesen praktisch kennen au lernen nnd Er-
fahrungen und Resultate für die Einrichtung des griedb, Schulwefena an
sammeln.
■;- , ^
QjTBiiiasiemgepfftCt Verden* OieGjmMuijfoj.^j^fligjni^^
▼inz Ost- QBd WnirmDUBti waren iim Winter VS^/^^f(ji^y^^Zfn Sd|i-
leri^ (94 wen^c^r «It jm Seunnw.lSS«, 9 9»e|»r]M# iq^i^Vl^ dl«
dee ^atsliersogtbantf Fonn Y09,Vß%^diuhTU [Z wm^gm^^-^^^^
mer 1836 und 17 mebr als in Winter 1885}, die den 7nii!ins.BiM«m9r
MJB« TOP 4409 SebBlerii^32 wenige^. «1« im Soonmer 1889^ 8tl Tttlfpr
9fß im WMit«r ISad}, die iec Froyina Sj^how Ten d^ Sf^fitoi« lU
weniger als im Sommer 1836». W.veaiger yik im Wintef 188n,>4li0 4fr ^
Previnz Schubsien taii 4746 S^iiiklCB [168 weniger alp m '^«VWH^
1836, 244 welliger eU im WiaM>r 1885^9$, vmi 406. ;ireniger ^li im
Winter 18}^] > die 6 Gymnaeieii. der PiTo^ins Pexm^n im Sommer
1886 ?on Iö66>cb4«ra [24 inehr ^l|t jp Wlntfr vorlierl « die 86
Frogyronasten und hölieren i^tadlKliYdeB der RHUHMiomm ia^^^^rMd-
ben Zeit von 1^9 Sf^ulem hßpifiH^ . y^iff. NJbb. xilll, W^ XVQ»^
234.. XVI, 256. In der BmnijrviP?^"? wurden im ScbttUabr 18aXMW
Ton 17 Gymnasien [von TusR^jnt k^ne N^tebricbt gegeben] ÜQQ» Seb^
1er aar Univ^r^i^t ept)a8§ea mi4 ausserdem in K^numa and Ko^^i
nodi 6 fdr die Univf^rsltat gepraft, wcldi«. kela CtjnBaaacfaHii, ftewM
batlea« Dia 11 Gymnaeieii WJfMRV^uwfe entlief sea la^ HierfleUHia M$
164 [ausser U» ireVcbe beivv Zevgnisa Äev Reife beiumenj], die J
Gymnasien <in Poianma 87 Scbaler apr UniY)Nrnt^ Äadeii 4 Gynir
nasien in Posen arbeiten 38 oideatlicbe Lejhrer [damatnr 2lp.0berlellr
rer und 26 dnrcb das .Pradieal Pralessof aosgezeiefanet] ,. aA;4en 18
%mniMien ii|~P|iai||ffpi|. U6 ctnlfwtf • .Lfflvf 1^ [54 OberlfhimrA;M Pr#|*
fessoren], an den 7 Gymnasien ii\ .P^fOiaaa 48 fnififA* Xffame [W
Oberlebrisr, 12 PHipffesforen] , im.jlfn 18^ Gymappiea in .BAMonancB«
201 ordentl. Lebrer [78 Oberlebrer, 48 Professerea] , ai| /IfW .6>GyBK
nasien in BEHua 89 -prdeaiL IiebveB,{42 Oübedebrar, ^ PjEoffeiforen],
an den 19 Gymnasiea ia Schless» 168 ovdealfL Iiebrer £94 ObeffWurtTf
86 Professoren},, an- den, 20 QymiiaBiea ia SAffinaa. It^ ordeatU* Leb-
rer [68 Oberlebrer»:8i7 PvoCessorea] , aa dea 18,GymnaAea in Wmn^
vHAKEa SK^ ardentl. I4ebrer [36 Oberlelirer, 15 Profeeiiaren]« a« 4e»
l&4yymnasien der ÜHaxaraoimrz (59 prdentL l4alirer^{li6„Qlf^fjMurer«
16. Pr^ifessoseo]. Za. bemerken, vist, da^p ancb in Fjreaif eya diA vea-
•ebiedeaartig^tea TiUil der GymaMiaUeiiip^ l^maf npch hermcbeni
dean ansseü 4eP dbreaCitela DireoUHr «ad IV^esser.» vad ausser da»
nöthigen AmtsbezeichafluigeA Rektor ^ .(M^erleftre«, :f;^|iterkAf#r indf^
BHia noch ^'cerectaran.« IVerestniTa, Cenr^cterea, Subimreßtsrmf Caa^
toren, itfss»gnator<a > <HsUa}Qratore»>.CoUegsn «• deigjL' w. . . Daa Ver*
langen nach Erricbtang von besondern Jlcolteftu^ o4er vo» ParaOel-
detsea för nicht stodirende Sdmler laden Gymaasi^.llHit siebubean
all knad. Aacb suokt die Reglemng , .fo es die VerbHUaissa gestal»
ten , dem BedarCaise abzahelfea } jedecb mössea divs Geldmittel to»
dftP. betreffeaden Stddten herUaifesdiaffit* werden. W« die BUttdL dtei
Efffi^htang yoft.Pgvallelclasse» nicht gestatten , sacht man e» 4aeh da»
Schülern durch Dispensation van 4ea gri^rlv^^hea: Kiebmtaadea niösr
lieh aa machen, während der nieehiscbea Staadea aa dem gescbicli^*
308 Schal- «• VoivenitaUnachrr., Bisforderr. o. Ehrenbeieignog«!«
liehen , f^ographUchen und mathematischen Unterrichte anderer Glas-
ten Theil zu nehmen.
Rastatt. Der bei dem grosshersoglichen Oberstudienrathe ein-
gereichten Bitte des geistlichen Raths Jos» Loreye^ seit 19 Jahren Di-
rectors des hiesigen Lycenms, um Beigebang eioes Vicedirecton sn
■einer UnterstütEUDg, ist durch Höhen Erlass des Ministerinmg des In-
nern in der Art willfahrt worden, dass der weltliche Professor Dr.
Aloys Winnefeld namentlich für das ganze Gebiet der Schuldisciplin den
Director zor Unterstützung zur Seite gegeben wurde. S. NJbb. X|[,414.
442 u. XVI, 126. — Mit dem Anfange des gegenwärtigen Jahres (1837)
wnrde die Besoldung des geistlichen Raths und Lyceums - Directora
Loreye auf 1900 Gulden erhöht , der Professor FeU Feldbauseh erhielt
eine Besoldungszulage von 250 Gulden, die Professoren Carl Grie$haber
and Dr. Winnefeld von je 150 Gulden, die Professoren fFendelin Eekerle^
Jos. Mayer, Lorenz Buchdunger 4 Wilhelm Wilimer von je 100 Gulden,
nod Professor Joh, Schneyder von 50 Gulden. — Die Snpplenten Ma-
ler August Brots im Zeichnungsunterricht und Unterlehrer Ferd, BU-
harz in Kalligraphie und Musik sind provisorisch in diesen Unterrichts-
fächern als Lehrer an dem Lyceum angestellt worden mit je 450 Gulden
jährlicher Besoldung. Lehrer Brotz giebt auch Unterricht im Zeichnen
bei der hiesigen städtischen Gewerhschule gegen eine jährliohe Remu-
neration von 150 Gulden. S. NJbb. XVI, 127. XIX, 112. [W.]
TnoRif. Für den katholischen Religionslehrer am Gymnasinm
sind jährlich 100 Rthlr. aus dem katholischen Hanpt-Gymnasialfoifd
für Westpreussen bewilligt worden.
Torgau. Dem CoUaborator Dr. Handrick am Gymnasium ist eine
C^ratification von 50 Rthlrn. bewilligt worden.
WüBZBüRG; Der ordentliche- Professor der Rechte Dr. Friedn
Ringehnann hat den Titel und Rang eines kon. Hofrathf kSrhalfcen«
' Zeitz. In dem vorjährigen Programm des Gymniteinms hat der
Rector , Professor Dr. Kiessling als wissenschaftliche Abhandlung De
enunciatis hypotheticis in lingtia Chraeca et Latina eommentaUo i., in dem
diessjahrigen der Professor Dr. E, F. Junge die erste Abtheilnng Ton
Aphorismen aus 4er Geschichte der Astronomie der Alten- [84 (20^ S. 4.]
herausgegeben. Die fünf Classen der Schule waren im vorigen Jahre
von 108, in diesem von 94 Schülern besucht, welche ton dem Rector
und 7 ordentlichen Lehrern unterrichtet wurden.
Zittau. In dem diessjahrigen Jahresprogramm des Gymnasinma
[Ad annioersariam lustrationem gymnasii . . . invitat Fr, lAndewumn. 58
(51) S. gr, 8.] hat der Director Lindemann vor den Schnlnachrichten
eine meist ästhetische Dissertatio de Euripidis Iphigenia AuUdensi und
eine geschmackvolle Interpretatio vemacula ejusdem fahula herausge-
geben. Die Universität in KopENnACfiiv hat bei Gelegenheit der dritten
Säcularfeier der Reformation in Dänemark den Snbrector des hiesigen
Gymnasiums J. L. Rückert als doctissimum et sagacissimnm N. T. in-'
terpretem zum Doctor der Theologie ernannt. ^
•li
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Neunzehnter Band. Inertes Heft.
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Druck und Verlag von B. 6. Teubner.
18 3 7.
Kritische Beurtheilungen.
De anttquorum metrorum et melorum discrimine.
Dissertatio inaugaralis , qaam ampl. philos. ordini Marbargenei ad
flumiuos in philosopbia honores rite obtinendos offert Henricua
Feussner, praccept. publ. ordin« gjmn. Hanovieosis. Ilanoviae
typifl orpbanotrophei 1836, 30 S. 4.
JLIer Verfasser dieser mit Eenntniss und Fleiss geschriebenen
Abhandlung, der ein grösseres Werk über die alte Rhythmik la
schreiben beabsichtigt, giebt hier eine vorläufige Untersuchung
über die dreizeitige Sylbe und den Takt, um beide den Alten %u
vindiciren.
Was den ersten Punct anlangt, so führt Hr. F. gleich anfangs
Stellen der Grammatiker, Rhetoren und Musiker an, welche
zeigen, dass es längere als lange, und kürzere als kurze Sylben
giebt. Mit Recht sagt er: horum locorum nonnulli a mera ar^
gutia profecti videntur. Diese hätte er gänzlich weglassen sol-
len, da sie nicht hierher gehören, sondern blos den für die Metrik
und Rhythmik ganz unfruclitbaren Satz enthalten, dass etwas
mehr Zeit erfordert werde einen Yocal mit einem Consonanten
als den Yocal allein auszusprechen. Die einzige zur Sache ge-
hörige Stelle ist die des Aristides Quintilianus S. 32 , in welcher
von dem 6vv%Btoig %q6voiq gesagt wird: xovtiov i\ S (liv dt-
nkaöUüv i6tl tov nQoitoVf 6 de TQiaXaöUov^ o dh tszQaxla"
ölav. Dazu konnte noch aus des Aristoxenus /ra^m. rhythm.
S. 280 angeführt werden: di<S7](tog de {xQOVog) 6 älg tovxc} (tfS
stQcitc) XQovtp) xarauBTQOvfisvos ' tglöf^iiog dh 6 tglg' taiga-
örinog dh 6 TBtgaHig' xatd tavzd dh xal kxl täv lomcSv fiiysr
%(ov td ovo^ata e^Bi. Nun meint Hr. F. die neuern Metriker
hätten den Unterscliied zwischen XQ^^^S Qy9p,ixog und XQOvog
liBTQixdg oder xQo^og xmv övXkaßcjv nicht gehörig gefasst. Was
die Alten XQOvog Qv^iiiTCog nennen , gehe die Zeit der einzelnen
Sylben gar niclits an , sondern bedeute das Verliäiiuiss und das
Maass, nacli weichem Arsis und Thesis (in der alten Bedeutung)
mit einander verglichen werden, was bei uns guter und schlech-
ter Takttheil heisse , welche zwei Theile den idiythmischen, von
21*
312 M e t r i k.
von dem metrischen zu unterscheidenden Fuss, oder den Umfang
des Rhythmus geben ^ der bei uns ein einzelner Takt sei. Dass
das , was bei uns ein Takt heisst , Ton den alten Rhythmikern
eiti Fuss genannt werde , hat seine Richtigkeit. Nicht so ganz
richtig, wenigstens nicht klar genagt ist, was Hr. F. Ton dem
XQovog Qv^fiLXog hier gesagt hat Aristoxenus , und so auch an-
dere Musiker, theilen den XQOvog in dövv9etog und övv^BXog
ein. Von dem erstem sagt Aristoxenus S. 284. t6ds xi %Q&vov
liiyB^og vao piäg ^vXXaßijg ^ vjco tp^oyyov svog ^ öi^fislov
xaraXi](p%sVj rovrov igov^isv xdv xQOvov. Von dem lireiten:
iäv ÖB x6 avxo xovxo fisye^og vno nkeiovcov tp^oyyov ij fvA-
Xttßcjv i] CrjpLtifov xaTaki]q)^y , Cvv^Bxog 6 XQOvog ovrog ^i^O'iJ-
0Bxai. Nehnren wir also z.B. einen Daktyhis, wie ^aldakog^ so
ist die erste Hälfte dieses Fusses ein xQovog dövv^Bxog^ weil sie
aus einer; die zweite aber ein xQOVog öiiv^Brog^ weil sie aus
zwei Sylben hesteht , deren Maass znsammen jener ersten gleich
ist. Von dem yporog dövv^Bzog und övv%Bxog unterscheidet
Aristides S. 34 den xgovog änXovg und no?.kaJikovg ^ indem er
sagt: frt xäv XQOvcav o*i fiiv anXol, ot dl nokkaxXolj ot xai
xodixol xakovvxai. Diese Stelle scheint Hr. F. S.8 nicht richtig
Terstanden zu haben , wenn er sagt : Utrumqtie tempua spendet
— — est xQ6vog övvdBxog^ non autem %poi/Off noXXaxXovgf
sed ankovg, quoniam indicisiim est; dactyii -^^ contra
utrumque tempus est quidem etiam övv^tBzov y namque Smkd-
6iov est^ sed quum primum sit aicXovv sive indivisutn^ alterum
est «okXanXovv y in partes^ id est duas breves divisum. Zu-
gleich ist diese Erklärung auch den eben angeführten Definitionen
des Aristoxenus entgegen. Nacli diesen Definitionen ist jede der
beiden Zeiten des Spondeus nicht ein ^^pdf'o^ Cvv%ixog^ sondern
ein a6vv%BTogf weil jede nur aus einer Sylbe besteht; in dem
Daktylus aber ist die erste Zeit aus eben dem Grunde ein dövv-
d'srog, die beiden andern Sylben zusammen aber ein XQdvog üiv-
dcrog. Aristides aber meint nicht, wie Hr. F. glaubt, mit dem
XQovog dnXovg eine Zeit, die aus einer Sylbe, und nrft dem
noXXanXovg eine die aus zwei Sylben besteht, nicht nur weil das
der Bedeutung der Wörter selbst nicht angemessen ist, sondern
auch weil dann anXovg und noXXanXovg ganz dasselbe, was nach
dem Aristoxenus und nach dem Aristides selbst S. 33 d6vv9sxog
und 6vv%Bxog ist, sein würde. Noch auffallender zeigt «ich das
MisTerständniss in dem, wasHr.F.n^eiter «agt: In dipodia iam-
bica s^-o-y vel anapaestica ^^-^o. primus et iairUfus et cma-
paestus ttrsis est rhytkmica sive forte rhythmi iempu»^ eecun-
dus thesis rhythmiea sive tempus rhythmi debile; uterque
et iambns et unapaestuSj quamquam duas alter ^ alter tres com*
pleciilur syilabas , tarnen nonuisi unum valet tempus rhythmi-
cum, quod hie simul et üvv^btov et noXXanXovVn aut^ quoniam
in pede melrico consistit, noSiXOv est^ auctore Aristide
Feassner : De antiquomm metrorum et melomiu diicrioiiii«. SYS
QuinctiL p. 34. Kein Rhythmiker nennt einen lamben oder Anapist ^
einen xQovog ^v^/nexog» sondern sie unterscheiden ^nz scharf
den XQOvoq von'dem Fiisse, und was Aristides meint, wenn er
sagt die Zeiten seien entweder oaiXol oder %okka%Xoly ist dieses,
dass die Zeiten in einem Fusse entweder einfach sind, wie in dem
Spondeen, Pyrrhichius, Froceleusmaticus , oder manni^altig,
wie in dem Daktylus , und Anapäst, Creticus. Deswegen werden
aucli diese Zeiten arodixol genannt, weil diese Eintheüung sich
eben auf die Füsse bezieht, die entweder Zeiten von einer Art
oder von mehreren Arten enthalten.
Gut und richtig ist , was Hr. F. über den Orthius und Tro-
chäus semantus sagt. Meibom hatte das Schema dieser Fusse so
angegeben : - - 1 und 1 - -. Die Gründe, die Hr. Böckh
S. 23 dagegen anführt, der diese Füsse als aus zwei Sylben be-
stehend annahm, davon die kürzere vier, die längere acht Zeiten
hätte, widerlegt Hr. F. bündig, indem er zeigt, dass ^v\^iLo\
aövv^Btoi nicht, wie Hr. Böckh meinte, die sind, die aus einem
einzigen Fusse , sondern die aus gleichartigen Füssen bestehen ;
ferner, dass Aristides S. 38 ausdrücklich von dem Trochäus se-
mantus «agt dmXaöidi<ov tag &iöBi>g; endlich dass die Worte
eben dieses Musikers S. 98 ol ds oq&iol xal öijfiavtol did rd
akbovd^Biv xolg fiaHgotocToig rjxoig ngodyovötv ig d^lcafia durch
das xksovd^siv Meibom*s Erklärung bestätigen. Wenn er jedoch
die (laKQOtdzovg ijxovg durch \ ergleichung einer andern Stelle
des Aristides S. 97 und einer des Dionysius in der Schrift de com-
positione K. 20^ die jedoch verdorben ist, und nicht hierher ge-
hört, so deutet, dass darunter viel auf einander folgende l^nge
Sylben verstanden werden sollen, so kann ihm Rec. diess eben
80 wenig zugeben, als was er S, 11 sagt: Quare in omnibus lih
eis , ubi Hermannua in bisyllabo pede irochaeum semantum
agnoscendum censet^ JElem» d, metr. p. 237, 327^ 660 seq. non
erit quod eum atatuamus. Denn erstens würde in jenen Stellen,
wenn das Maass der beiden Sylben des Fusses nicht das von 8
und 4 Zeiten wäre , das rhythmische Yerhältniss der Glieder in
den Versen und Strophen aufgehoben werden ;^ und zweitens steht
die von Hrn. F. gegebene Erklärung gar nicht der Annahme einet
zweisylbigen Fusses entgegen, sondern verträgt sich mit ihr voll-
kommen. Denn mit der Angabe j--- ist nur der Takt des
Fusses , nicht aber die Zahl der Sylben , die auf diesen Takt
gesungen werden sollen, angegeben. Hr. F. hat selbst S. 15
die Stelle des Longin angeführt, in welcher gesagt wird: 6 dh
QV^Hog (og ßovkBTcci ekuBi rovg XQdvovg' aokkdxig yovv xal
xov ßgaxvv xQ^vov noiel ficcKgov. Und noch bestimmter sagt
Arlstoxeuus S. 2Ü2, den Hr. F. ebentalls S. 23 anführt, votiteov
Sb %cD^tg rd t8 rrjv xov Ttoöog dvvafnv tpvkdccovza örifiBta^
Tcai tag vno tilg Qv^^OTiOitag yiyvofiBvug StatgiöBig ' xdi xgog-
^BtBov de tolg elgruiivoig^ oti, tafcsv siciötov uoSog ömiBla
Bi t ; r i L.
TT»? rir»^'au3r'.;".c:: '"-i'dttSt'K. ö.c;/f#cCc:: rr»*..^.?-' /•aarjrT'otfOx
arfi;xt/.vf:i Lti*;i iiui niclii aui c»'Ji. 7ai:'. soxiüeri; aul die üi
di»i»»'?rr 7 uKI* iaii::r*fa*iiuiiei. 5»- ln'^i. i»*jziifiiei sici. dit- ucxoaTCe-
To. um Lnr.ufizo. rtui iimeir cjai»e ai viridiciieii Getfanr ^t-
ciacii;. uii€ u ue? t^iueii dtelit ausariicLiicl! £i roL." leoulp vuvou;
iuiiziir?.setzt woro*?!!. Auci» hCliem: A.n^ticit;*' . weL die^e FÜ6«e
woii. nH^LS'teii.*« aui zwei .>v1i»m|: ^«fiiiiirei» wuraei. . jrieicL iii der
licfiuitioi li*ii»er oitkjinc ty. rsrtiaci.u^n LnoBcaz »Ui uxvaer^uoz'
Tpaöt^um iifjoscnc jre^affi zi iiaii^i . üi- . vii e: sonst tiiut. ex
bv(' tiCKüiäf ciitöiafi i'M ''cT-cnoii uciKudii IracEcir. i.. fc. w.
Ei»ei- üaK«'_*i:i' mar mii aiici ^ui ci'jir ß7r(»7'C£loi uhiZar . c> acal
ütJi/.rn'i r'-ii^i . ü*!ii H:. I. raus ricniir mit Meitiom. dem
Takte- iiacli aiijri'ji); . wa«^ nicht iiuiaert . aa«^ dieüer Fuas
IL zve. .S'^lhei cesiiiirei. werdei. komitt.
& l!f eeii*^ de» \ eria?sei zi dem zweiten Tiieiie seioer Ab-
liaiidiun; iiiie: . uni beiiauptct zi7vbrucT<r».. die Alien haben zweier-
!♦.'. .-m^M: voi ferner iiiici Gedichieii nnier»ciiieüen. die eüic. m-
jiir*?"« . h weknei da*^ \erhälmi9f^ ner ^vlDen von ] :^ stets
iieii>i£rt wortieii Kei . welche usroor rikcim oder sciilechtiiin ^£-
Tpor unc 7CüL7^uc! heifise ; die andere hewertere . weiche durch
die lii>vtnmo]röit und daf 1 emiid vergeh iedenarüire Maasse er-
hahf . und tiait: nvtuuc, bald izjaoi. nalu xg}/.C; jrenaiint werde.
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IIa»' nar>e maii mi^erstandeL . unt; reriaulH . wo dk beiden Gat-
lunr^i.- voll "^ er^ei. uüierr*ciiiecleii wer-den. seien zwei BeschafieiH
lieiteii defisehien "Verlieft unier«<cniedcn würüeL. Zuerst führt
nun oer \ eri. Bewei^siehei:* iu! die>ie Lehauptumr an. Aber aus
diesen erjrieut kicl weiter nichts . ai«. was Isin*:st anerkannt war.
dai<K otiite Ge<anr nur ein doiipelie^ Maati> der Sviben im Ver-
hättni'-K voll 1 : 2i \urkomnit. dei* Gesanr aber verschieden davon
ist. und aeiM' musikaii«4ciien yerhäitni9i>t hat. l>ie erste der an-
peführtei: Stehen i*n ciiK- seiir comipte eine^ schiechten Autors
io Boif»Monadenf Anteil. I\. 4^. die einzifre. mit weicher die
Beneninnijr iiBZQfn> zbKnw belefrt iät. Aber jener Autor vergeht
dsrunter nur bel^annie «ranae \ erse. wie einen heroischen Hexa-
meter fider einen iombiKchen Irimeter. Hie Sieiie des Anstides
aber S. S2i . w(> ^ lieisst: ßetL bh Ae^EOff uovrig ku zmv noof^
uÖTGJi z6ji dieser Artikel isi hlnzuziifür'eii i iure: xbv/möuevks
v7Zi:r,(,..6hC'i: . o'iM rcjr 2.cnc:öoi xai ztrcar Tüiovrvr , )iat Hr.
} KCi'werii'ji. riciiiir «recieute; . wem., e: ^. 1% eleu iouisciieu
ll.i—umiut c muiarJ luireräir . S / /• ^nt den a minori
.*.'.. moüiuirt wi-sseii viL.
l'e? A eri. «teil; nui: lerne: S If« foijrenüe drei Sätze auf:
iTKiRUf uaH»> die Gesiiujrt der Aiteii eheu dec iriciciiformiffen
laki renuni nanen. dei m de! heuiureL MuäiL besieht; zweit euh^
FeDMBer: De utiqiionni nififiinrBi et Hwlenmi üfcrnifaie.
dafiB die Sjlben bald drdseid^, Tieneitig^ niii noch liofer
ddbmt, biid kuner als die einfache Evne geniMuen wordflB
seien; drittens, das«, wenn man, wie die neneoi Metriker tbn,
in diesen das SyibenTerhältniss 1 : 2 lestbake^ dler UfayAnw
nach dem Ausspruche der Alten «elbst aufgehoben w«ide.
Den ersten dieser Sätze aus der Nator der Sache mi b cwei -
sen, b'ehielt sich Hr. F. für eine andere Z^t tot : hier will er den
Beweis blos aus den Zeugnissen der lAten Schriftsteller fiärcn.
Dass man bei den Alien unsem Takt nicht habe inden widfen,
scheine besonders daher sn kommen, dass die Alten keinen fSeiten
und bestimmten Namen dafür haben. Wo sie den Takt, d. h.
die Taktart, nadi der ein Gesang ^eht^ jbeseidnen , verde tobd
den Griechen gv^fiogf von den RömcM rjtgfhmusj nmmermB oder
numeri^ percussio^ mtervallorum percuuio gesagt; ein ein-
seiner Takt, d. h. ein Taktabschnitt, lieiste iv9^6g^ MoAg
^v^fLLKog (im Ge^ensatae gegen den metrischen Fnas, Aristid.
p.Ml 41fi Quintü^ IX» 4, 48 — 52.) xovg d ötjfudviuu ^vt-
§Mis, ^X^ßct QVn^fiLKoVt ^Z^pM xoSiXov^ rbjfthnuu^ uunwTMtj
pe» rhythmicuM^ pereusHo^ peicussionum modi^ iutmwOa
(ae^jualia), \mk diesen Benennungen ist blos zu bemerken, da9
der metrische Fnss nur bei dem Qointilian, nicht aber bei dem
Aristides in den aagefuhrten Stellen genannt wird, in deren erste^
rer blos die schon oben berührten %Q.6ve^x»Ujt%loij o1 xmL mm^
6iMioX xakovvzai iwrkommcn; ferner dass der Ausdruck ^nP^
xo9m6v, der aus Marins Victodnns S. ttjtl yi»™»« ist, JÖit-
neswegs einen eini^nen Takt bedeutet, indem er dwi nicliMios
¥on den einaeloen Füssen des heroiscbeh Ycmes, nwidfiin sink
von der DIpodie, wid den awei Gliedern, aach denen dieser .Vers
gemessen werden kann, gebraucht wind. — Von den laUreldlBn
Steilen nun , die als Beweis für den Takt ^er alten MiWfft pijfTT
führt werden, beweisen die meisten welter nichts, als 'daaa 4fese
Musik Takt^ d. li. einen Bjhythmus gehabt habe : s. B. glaidi! die
erste derselben ans den Problemen des Aristoteles XIX. 22. Zi,d
ti OL xokloi fittlkov ^dovTBg xiv Q^^fuiv edjjov^av ^ e{ oiiyoi^
^ oz€ ^äTJkov ig evu, ^ys^ova ßlixm}$L xal ßm^zsQOW X^*^
ßf^mövzBQOv SU schreiben) cigxovzixi^- ofirs (fScv t&v «wrov
rvyyavovCL; iv yaQ Ttp t^xu o^pttxgtim M^.Btav^ Doch das gfe-
steht Hr. F. selbst ein. Daher er nun ft« den Stellen übergehl,
welche dartliun soUen, dass bei den Alten eben derselbe ^l^cl»-
förmige Takt^ wie bei uns, durch ein ^zes Stick hindnrob'htf
aller Manni^alti^efl der in diesem Takte gfitoungenen Nole»^e-
herrscht habe. Wir. wcUen diejenigen dieser Stellen, die wirk-
lich etwas beweisen (denn nicht mit nlien ist diess der Fall),
näher betrachten. Aiiatoxenus El9m...Harm. p* 38. ov Aü iik
ayrotlv otl ri ri^g ftovöLX'^g evvaöig afia fikvovrog tivog %ai
Tuvovfiivov IötL f. U. v>akuv iv zolg arspt %ovg ^\)^piovg
%0iJiM Toiav^^ oQiDfiti' fLVOfisi'a. xal ydg iiivorzog zw hoyov^
376 Metrik.
xa&' öV iicjQiötttt tä yivij (das Tlöov , r^ßioXiov u. s. w.) , rct
fiByi^fi xti'Ctrai ttSv nodäv öiä r7}v rijg dyayr^g dvvctuiv (des
Tenpos). xal t(Sv [lEys^av (ibvovtcdv dvo^OLOi ylvovrcci oi
vtodsg (Taktgliedenin^, Coloratur) xal avxo to (liyt^og «oÖa
dvvarai xal öv^vyiav. d^Xov de ort xal at r&v öiaigaOBCiv xal
Cxtiiiaxmv {iiatpogal supplirt Meibom ; Ilr. F. lieber ai/ofiotdri;-
Tsg oder xivqCttg) nigl [ihovri, (liys&og ylvovzai' xa^okov ok
ilnHv 9} luv Qv^nonoita noXXdg xal nawodaitag xivrjösis xi-
vBitait ot 08 nodeg, olg örj(iaLv6(it9airovg gv&ftovg^ axXäg
xal rag aiurdg iiL Allerdiii^ ist das völlig die Beschreibung
linsers Taktes : mir ist durch das del nicht angegeben, wie lange
dieser Takt anhielt. Eben das gilt auch von folgender Stelle in
den fragm. rhythm. p. 2Ü0. del de fii; diaiiagnlv av zolg vvv c2-
Qf^liivoig^ vnokaußavovrag firj ^itgl^Bö^aL noäa alg nkelto xmv
tstraQiDv igi^fi^v, (ttgi^ovrai ydg Evioi rav xoöfov dg dmki'
öiov tov Blgi^fiivov nXn9ovg dgi^fiov f xal elg «oXkankaöiov*
äXX^ ov xau amov o novg dg zo TcXiov tov dgijfisvov arAif-
9ovg fisgl^Bzai^ aXX* vno xijg (jv^nofcoitag iiaigtixat tag toi-
avrag dLuigiöBig* vorjzeov dh xag'ig za zb zi^v zov nodog dvva-
fjiiv (pvXdööovza örjfiBia , xal zag vno r^g gv^fioaoiTag yiyvo-
fiivag iiaigiöBig' xal ngog^Bziov da zoig algrifiBvoig ort rd ^bv
ixddzov nodog öijuBia ötagiivBi Vöa ovza xal za agid'fia xal zä
fiByidai' al ö' vno f^g gv^fionouag yiyvouBvat diaigiöttg
noXXriv Xafißdvovöt noixiXlav, Eine dritte Stelle, die eben-
falls ZOT Bestätigung dient, ist aus Aristides S.41 comipt mitge-
theiit, obgleich die richtige Lesart aus Handschriften von Meibom
angemerkt war. Ihr Inhalt ist , dass die, welche die Rhythmik
getrennt von der Metrik behandelten, die ziisammengesetaten
Rhythmen (d. h. ungleichartige Fiisse) so abtheilten, dass am
Ende enrhythmische Verhältnisse herauskämen , wovon Aristides
als Beispiel einen sehnzcitigcn Rhythmus aufstellt. Da 2:8 kein
enrhythmisches Yerhältniss sei , so werde wiedenim 8 aus S : 5
auch kein solches geben ; diess entstehe aber wenn wieder 5 in
2 : 3 zerlegt werde. Desgleichen sei 3:7 nicht enrhy thmisch,
aber 7 lasse sich in 3:4 zerlegen. So entstehen also für den
zehnzeitigen Rhythmus die enrhythmischcn Formen 2:3:5 und
3:3:4« Die vierte Stelle aus Dionys. Ilal. tie adm, vi die. in
Detukosth. c. 50 in der Ilr^ F. ebenfalls eine Bestätigung ßnden
will, wollen wir für jetzt übergehen, da sie weitor unten gc
braucht werden soll. Anderes unbedeutenderes Gerede des Ci-
cero und lateinischer Grammatiker mag ebenfalls unaugeführt
bleiben, nicht aber die Worte Quintilians IX. 4, 55. nam rhythmiy
tit dixij neque Jlnem habent certiim^ nee ullam in contexiu
Varietät em^ sed qua coeperunt sublatione ac positione adfinem
vsque derurrmil.
Durch diese Zeugnisse ist nur allerdings der Takt bewiesen.
iVi/n folgt aber noch der Beweis^ &«l«e ^\e N\V^w v\ ^^m^N^^& %\e
FeosflDer: De anliqaorom metronam et melornm diflCEiinine. STT
•
[iiXog nennen, nicht bei dem einfachen und doppelten Maasse
der Sylben stehen geblieben, sondern, \de es der Takt ver-
langte, bald längere, bald kürzere Maasse, und gewisse Still-
stände lind Ruhepnncte, angewendet haben. Diese Stillstände
und Ruhepnncte , worunter Hr^ F. wohl Pausen und die bei uns
gebräuchlichen eine Note um die Hälfte verlängernden Puncte
versteht, sollen von den Griechen dvaKonal und lyxa^löaata
genannt worden sein. Aber das sind rhetorische Ausdrücke, nicht *
musikalische, die ans Dionysius de comp, verb. K. 20 und 22
(nicht 23, wie S. 12 angegeben ist) genommen sind. Die Be-
weisstellen für die Sache selbst sind folgende: Longin praef.
Hephaest. p. 139. to filv (lergov nBarjyotccs ^Z" '^ovg xgovovg^
[laTCQov rs xal /3pof%vi/ xal xov fistä rovrov tov xoivov xccXov-
fLBvov, og xal avtog navTcog [laTcgog l6xt xal ßgaxvg' 6 8i
Qv9ii6g cog ßovksrai skKBt tovg xQovovg' noXkiaig yovv xal xov
ßgaxvv xgpvov tcouZ fiaxgov. Dionys. de comp, verb, K. 11.
^ [liv yäg ne^i] AsIeg o'ödsvog ovxb ovoiiaxog ovxe gi^(iaxog ßcd"
tixai rot;g XQ^'^^^'^Sy ovöh ^Bxaxl^tjöiv aAA' olag nagelXtjtpB
ty q)v6Bi xag övXkaßdg xüg xs naxgag xal xdg ßgax^lagy rotav-
rag q)vkdxxsL* i} da qv&^lx:^ xal ^ovöLxrj ^sxaßdkkovötv avtag
[iBiovöai xal aii^ovöaL, SgxB nokkdxtg slg xdvavxla fisra^o-
geiv. ov ydg xaig övXkaßaig dnsv^vvovöL xovg XQ^'^ovg^ dkXa
neig XQOVOLg xdg övkkaßdg. Lateinische Grammatiker wieder-
holen diess. Allerdings lässt sich gegen diese Zeugnisse nichts
einwenden , und es hätte noch das von Aristophanes verspottete
Blemklööovöa des Euripides angeführt werden können. Aus
diesen Angaben nun zieht Hr. F. die Folgerung, man müsse bei
melischen Versen zuerst untersuchen, welche Sylben einea
rhythmischen Fuss (Takt) , und welche darin wieder die Theile
desselben, Arsis und Thesis, enthalten. Da nun dieser Takt
ciirchM^eg derselbe bleibe, so ergebe sich von selbst, welches
Maäss an jeder Stelle jede Sylbe habe. Als Beispiel nimmt er
den Find arischen Vers :
dxgBxi^g ^Ek\avodixag yXB(pd\gG)V jil\x(Dl6g dv^g | vfpddev.
Diesen stellt er in Noten so dar:
JJoU|J.^JJ./JlJ.J.|JJJ^|JJJ.
Schwerlich möchte jedoch ein Griechisches Ohr den zweiten die-
ser Takte haben ertragen können, in welchem man vielmehr
J ^ / J ^ ^
erwartet hätte. Der Schluss, durch welchen Hr. F. zu dieser
seltsamen Eintheilung des zweiten Taktes gekommen ist, er-
scheint nicht minder befremdend. Nachdem er bemerkt hat,
dass die Arsen in diesen Takten, -»-^ im ersten, vierten, fünften,
- ^vy im zweiten, - im dritten einander gleich sind, und alle ein
und dasselbe Maass, d. h. drei Zeiten, haben, sagt er: Quod
318 Metrik.
si ila eatj es una parte dactylus non quaiuor iemporutn est
aestimandus ^ sed es eo eßt gener e^ de quo Dhnynue Hai» de
comp, verb, c. IX oi pivtot Qv&fiiHoi^ inquity xovxoo xov no-
Sog Tt]v (laxgccv ßgaxvtSQav üvai q)act x^g xäkslag' ovtc Sxov-
xsg äs sluBLV jcocc), xaXoviSLV avvtjv akoyov: ei ibidem c. 20.
oi d' SXkot ndvrsg bIcl ddxxvkob xal ovxol ys nagadsdimyiiivas
ilovTBg xag akoyovg^ Sgzs fii^ noXv 5wq>BQBtv Ivlovg tcSv xgo-
Xoticav. Ex altera parte iUa longa tertiae dipodiae non intra
duo tempora aubsiatit^ sed in tria protrahitur, Modem thesium
est ratio. Dionysius redet Ton dem Daktylus im heroischen
Veise^ dessen lan^e Syibe bekanntlich nicht eine volle Länge
hat, wie in den daktylischen Versen, die nadi Dipolen gemes-
sen werden. Können nun die RliytJimiker, wie er sa^, nicht
angeben um wie viel diese Sylbe zu kurz sei, wie kann sie Hr. F.
als ^ ansetzen, was ja eine ganz bestimmte Angabe ist? Wie kani^
er femer von den zwei kurzen Sylben, die ilir folgen, die erste
1^, die andere ^ ansetzen? Wollte er ja noch eine Art von Aehn-
fidikeit mit dem von Dionysius beschriebenen Daktylus heraus-
bringen , 60 müsste er für den dritten Takt folgende Bezeidmun j;
wählen:
j. j^ .»i j. j^ ji
Doch wir kommen zur Hauptsache. Bei Strophen, die in
der aus sehr gleichartigen Gliedern bestehenden Dorischen Com-
Position gesungen werden, hat es keine grosse Schwierigkeit un-
Sern gleidibleibenden Takt anzuwenden. Ganz anders aber
diirfte es beschaffen sein, wenn jemaud Gesänge, die nach Aeoli-
scher Harmonie , wie z. B. die erste und zweite olympische Ode
des Pindar, coraponirt sind, in einen gleichbleibenden Takt brin-
gen wollte. Zwingen lässt sich das wohl auf dem Papiere, aber
es möchten doch sonderbar eingeübte Sänger nöthig sein, die so
durchaus gegen den Takt ohne Fehler singen sollten. Hier' ist
nun der Ort die oben übergangene Stelle des Dionysins de admir,
vi die. in Demosth, c. 55. p. 1110 zu betrachten, wo es von der
dichterischen Rede hcisst: ^' (ilv opoia naQ(xXap,ßävov6u liitga
xal Qv&fiovg TBtayiiBvovg bXtb xaxd 6zt%ov bXxb xaxä nBQlodov^
7]v xaXovCiv ol fioyöiKol 6tQoq)i^v, KaTCSLxa gtdhv xoTg avtolg
Qv^fjkolg TcaX fiitgocg em xav aviav özixoiv ^ UBgioScav^ oig dvxir
Ctg6(povg6voiia%ov6L^ XgcD^ivrjj nalxip öxri^axL xovxcp X'^g xara-
Cxevrjg dno r^g dg^rig fiexgi xov ziXovq ngoßaivovöay ^fifiBXQog
X Boxt xal BQQv^^og^ aal ovoficcta TtElraLxy xotavzy A^^st fi£-
xgov xat iiikog. In dieser Steile liegt keineswegs ein Beweis fuf
Durchführung eines gleichbleibenden Taktes, sondern vielmebr
eine Andeutung von nach den einzelnen Gliedern verändertem
Takte, und dieses ist es eben, was die Lehre von dem Takte der al«
ten Musik vorzüglich schwierig macht. Den Takt kann man ihr nicht
absprechen: denn dann müsste man ihr den Rhythmus überhaupt
Feassner : De antiqaoram metramm et melornm diBcrimine. S19
absprechen: aber gleichbleibender Takt mag wohl in solchen
Strophen , wie etwa die Sapphische ist , oder in den nach Dori-
scher Harmonie gesetzten, denkbar sein, nicht aber diirfte er
sich in andern freier zusammengesetzten Strophen nadiweisen las-
sen , sondern das Wesen dieser Compositionen eben in dem man-
nigfaltigen Wechsel des Taktes bestanden haben. Wozu wäre
es auch nöthig gewesen, dass die Dichter mit so grosser^ixenauig-
keit die Sylben abgemessen, mit so überlegter Kunst die aus-
dnicksvollsten Rhythmen ausgewählt hätten, wenn alles dieses
in dem Gesänge nach dem Takte yerloren gegangen , und [mithin
die ganze Mühe Tergeblich^ gewesen wärel In alter Zeit be-
herrschte unstreitig der Rhythmus, den der Dichter gewählt
hatte , die Musik. Nach und nach aber hat sich diese mehr er-
laubt, und in den Rhythmus der Dichter eingegriffen, worüber
schon Pratinas bei dem Athenäus XIV. p. 611 klagte, schwerlich
aber durften ihre Eingriffe so weit gehen , dass der Rhythmus
der Verse nicht sich genug geltend gemacht hätte, um noch seine
Natur zu behaupten:
Wenn endlich Hr. F. am Ende seiner Abhandlung sagt:
Atque ut tarn id enuntiemus , quod iotius nostrae dispulationis
summa est : si eo modo lyrica carmina dimetienda modulanda-
que traciaveris^ quomodo metrici adküc fecerunt nosiri, qui,
aequalibua percussionum modia improbalis , etiam in his car^
minibus non nisi simplex et duplex eyllabis concedunt tempus :
tumy modulatione subiala^ nihil pene aliud remetnebit ^ quam
pro8a oratio^ ut veter es ipsi testantur: wozn eine Stelle des
Cicero und eine des Marins Victorinus angefülirt ist; so ist da-
mit nichts weiter gesagt, als, was jedermann weiss ^ und die
beiden angeführten Schriftsteller ebenfalls sagen, dass, wenn
man Verse wie Prosa liest, sie auch wie Prosa klingen. Und
das sagen sowohl diese Schriftsteller, als auch Dionysius de ad-
mir, vi die. in Demosth. gl^cli nach den oben angezogenen Wor-
ten , vorzugsweise von der lyrischen Poesie , weil man bei den
mannigfaltigen und sehr unter einander verschiedenen Gliedern,
aus denen die Strophen bestehen, noch weit weniger bei einem
Lesen, wie man Prosa liest, etwas von Rhythmus bemeiicen
kann, als wenn man Gedichte xarce 6%l%ov^ z.B. epische oder
iambische Verse , auf diese Weise recitirt , indem bei diesen man
doch durch das immer wiederkehrende Gleichartige und Bekannte
an Verse erinnert wird. Hr. F. hat daher einen ganz falschen
Schluss gemacht. Denn eine Recitation, in der das einfache und
doppelte Maass beobachtet wird, ist keine Aufhebung des Rhyth-
mus, kein Lesen, wie Prosa gelesen wird , sondern eine Recita-
tation nach einem festen und völlig bestimmten Rhythmus. Ob
dieser derselbe sei, nach welchem gesimgen worden, ist eine
Frage für sich. Rhythmus ist und bleibt er, und auch einjsehr
guter und ausdrucksvoller Rhythmus, dafern die Dichter einen
380 Lexikographie.
8olcheD sni wählen ycrstanden hahen. Umgekehrt konnte man
mit weit ^össerm Rechte sagen, es bleibe nichts als Prosa übrig,
wenn man z. B. einen Chorgesang, wie der in den Eumeniden ist,
in gleichbleibendem Takte moduliren wollte. So zu gingen liat
sicher Aescbjlua, der seinen Chor selbst einübte, nicht gelelurt
Gottfried Hermann.
Vollständiges griechisch- deutsches Wörterbuch
über die Gedichte des Homeros und der Homer i^
den^ mit steter Üucksicht auf die ErlAuterung def hänslir.heo,
religiösen, politischen und kriegerischen Zustandei des heroischen
Zeitalters und mit Erklärung der schwierigsten Stellen nnd aller
mythologischen und geographischen Eigennamen. Zunächst für
den Schulgebruuch nusgearbcitet von C. Ch, CrusiuBf Subrector am
Ljceiim in lliinnover. HannoT., Iluhn'sche Ilofliuchhandlaog 1886.
VIII u. 516 S. gr. 8. (1 Uthlr. 16 gGr.)
Der Verf. bemerkte laut der Vorrede, dass ungeachtet der
grossen Anzahl trefflicher Hulfsmittel, welche seit einer Reihe
¥on Jahren für die Erklärung der homerischen Gedichte erschie-
nen sind, doch noch ein vollständiges Wörterbuch fehlte, wei-
ches den zahlreichen, besonders Jüngern Lesern dieser Gedichte
in der Kürze Alles darböte ^ was zum Verständniss derselben nö-
thig ist. Er hielt ferner dafür, dass ein , selbst nur für Schulen
bestimmtes;, Special - Wörterbuch ausserdem , dass es eine alpha^
betische Folge der Wörter mit ihren Bedeutungen ^be, beson-
ders den eigenthümlichen Ausdruck nnd diejenigen Stellen be-
rücksichtigen miisste, welche wegen der Construction oder der
Bedentung der Wörter schwierig zu verstehen mnd oder eine
verschiedene Erklärung gestatten. Es rouss — so lässt sich Hr.
Cr. weiter vernehmen — bei den Wörtern und besonders bei den
Eigennamen die erforderlichen Erläuterungen aus den Alterthii-
mern, der Mythologie , Geographie und andern HüUskenntnissen
umfassen und so gleichsam (!) ein Repertorium alles dessen bil-
den, was das Verstehen des Schriftstellers erfordert. Dieser
Idee eines Special« W^örtcrbaches, das nach einer andern Stelle
der Vorrede gleichsam (!) die Stelle des Gommentars vertreten
soll , gemäss ist das vorliegende Werk eingerichtet. Es enthält,
wie die Vorrede berichtet, l) alle in der llias und Odyssee, in
den Hymnen und übrigen kleinen Gedichten befindlichen Wörter
nebst einer Bezeichnung der sogenannten airag BlQi]ßiv.a und ei-
ner Machweisung darüber, ob ein Wort der llias oder der Odys-
see oder den andern Gedichten eigenthümlich ist. Es ist 2)
besonders auf die Erklärung schwieriger Stellen Rücksicht genom-
men und, soviel es der Raum verstattete, auch dieVerscliie-
Cratim: Worterbacb ni Homer. * 881
denheit der Ansichten nacbgewiesen worden. Dtss sich nicht
leicht, sagt der Verf., eine schwierige Stelle findet, woTonman
wenigstens nicht (sie) eine Uebersetzung findet, wird eine genaue
Ansicht des Buches lehren. Die weitläuftiger erklärten Stellen
sind in einem besondern Verzeichnisse am Ende der Vorrede auf-
' geführt mit Verweisung auf die Wörter , nnter welchen sie ste-
hen. Endlich sind 3) in dem Buche alle Eigennamen befindlich
und mit den nöthigen mythologischen und geographischen Erläu-
terungen versehen.
Diess sind die wesentlichen von dem Verf. selbst in der Vor-
rede dargelegten Grundzuge des Buches. Es bieten dieselben einen
reichhaltigen Stoff zu Erörterungen mannichfacher Art dar, wenn
man ausser der Frage über die Nothwendigkeit und Nützlichkeit
der Special-Wörterbücher für Schufen die vom Verf. 'beigebrach-
ten Ausiclitcn über die zweckmässige Einrichtung von solcherlei
Werken in's Auge fassen will. Leugnet nun zwar Ref. die Nothwen-
digkeit und Nützlichkeit von Schriften, wie die vorliegende unbe-
dingt, und kann er sich auch zu den mitgetheilten Gcdapken über
den Charakter der Special- Wörterbücher wie gewiss Unzählige mit
ihm nicht bekennen: so will er doch für jetzt ganz davon absehen
und nur untersuchen , in wiefern der Verf. durch das vorliegende
Werk das von ihm erstrebte Ziel , das Verständniss des .Dichters
zu eröffnen , erreicht habe oder nicht. Zugleich wird sich aus
der folgenden Relation überhaupt ergeben, in wie weit der Verf.^
der seine Bestrebungen vorzugsweise auf Lexikographie .zu wen-
den scheint, als Schriftsteller in diesem Felde aufzutreten be-
rechtiget ist. .Unser Bericht wird im Grossen in drei Theile zer-
fallen ,^ die freilich der Natur der Sache nach nicht immer scharf
auseinander zu halten sein werden* Zunächst nämlich möchte in
Beziehung auf die mehrfach wiederholte Versicherung der Sorg-
falt und Genauigkeit (S. VL VIL) zu untersuchen sein, ob die-
selbe im Werke selbst sich kund gebe oder nicht; dann bietet
sich, da Grammatik und Lexikon einander so nahe berühren, eine
Beleuchtung des Standpunktes grammatischer Erkenntm'ss , den
der Verf. behauptet; und endlich schliesst sich eine Nachweisung
von. der Geschicklichkeit des Verf.'s eine rationale An- undUeber-
sicht der homerischen Spracheigenthümiichkeiten zu geben, an.
Rücksichtlich des ersten der angegebenen. Punkte ist Ref.
nngewiss, ob er die unrichtig angeführten Stellen auf die Rech-
nung des Verf.'8 oder des Setzers schreiben soll. Er hat natür-
lich nur hier und dort Stellen, die von besonderemBelangezuseln
schienen, nachgeschlagen und -dabei doch in den Buchstaben
A — E nicht weniger denn 33 Citate vergebens i^esucht Bei der
Menge von Druckfehlern — mehr als 130 haben wir in den ersten
5 Buchstaben bemerkt und wie viele ohne Zweifel übersehen ! —
ist's glaublich, dass der Verf. nur einen geringen Theii der Schuld
^<^^; jedenfalls rührt aber- von demselben die inconsequente
Lexikographie.
Schreibung dygawiiog^ öaxiöxalogj ixEößoXlfiy Ixsößokog
her^ 60 wie dass die mit Osi/, öe, dt und andern Sylfoen der Art
gebildeten Wörter bald unter dem Stammworte, bald gesondert
aufgeführt sind. Gleichfalls gerügt zu werden verdient, dass
ßgcixa als wirklich existirendes Wort angegeben wird, während
doch yata durch die Parenthesenzcichen sich als blos angenom-
menen Stamm auch äusseriich darstellt In einzelnen Axtikela
ist der Verf. mit sich selbst im Kampfe. Als Beleg diene Fol-
gendes. ^^'^lAsißvi} 2) vom Orte: vertauschen, weggehn, mit
Acc. Mfvxii dfitlßEtat egxog odovTov die Seele geht über den Wall
der Zähne d. i. über die Lippen.^'' Womit zusammen zu halten:
^^ egxog. Die alten Ausleger und mit ihnen Wolf, Voss u. 8. w.
nehmen es für Schutz der Zähne, als eine Umschreibung der
Lippen ; andere besser von den Zähnen selbst^ von ihrer Aelin-
lichkeit mit einer Pfahlreihe.'' So audi: ,y'jitdfjg. Er ist ein
mächtiger, unerbittlicher Gott; dennoch holt Herakles seinen
Hund aus der Unterwelt und verwundet ihn selbst IL S. 395.^
Dazu vgl. „TIvAos 6 = nvXi] Thür, Thor, jedoch nur kv
ütvXaj welche Lesart Wolf nach Aristarchos aufgenommen hat
Mau ergänzt Atdov und bezieht es auf die Mythe, dass Hera-
kles, als er den Kerberos heraufholen wollte, mit dem Hades
kämpfte. Allein da diese Mythe unbekannt ist, da femer xvkog
statt nvXfi sonst nicht vorkommt und man nicht weiss wer die
vixvsg sind, so scheint die Lesart iv IlvXto besser. Man bezieht
es auf den Kampf des Herakles nut Neleus und hierbei verwun-
dete er selbst den Hades.'' Vgl. dixav mit axavQaau, A.
— Inconsequent ist*s femer, wenn unter A vom sogenannten
a privat, collect euphonic. die Rede ist, und unter keine Sylbe
über das o in onatgigj otgtx^gt oagoi^ oxgvoei^gt otgtiQog
u. a. erwähnt wird. — Doch gehen wir zu Wichtigerem über.
Wenn es fest steht, dass das Hauptstreben bei dem Sprachunter-
richte auf die Nachweisung der Eigenthümlichkeit der zu behan-
delnden Sprache und ihrer Verschiedenheit von den übrigen,
namentlidi der Muttersprache, nicht aber auf eine praeterpropter
passende Uebersetzung hinausgehen muss: so sind Uebcrsetzun-
gen, wie sie auf jeder Seite des Wörterbuchs zu finden und. von
denen wir folgende nur als eine Probe geben, in den jetzigen Tagen
unverantwortlich. „II. 8. 525. äyogBVBiv (iv^ov (istd Tgoisöötv
einen Rath den Troern verkündigen." — ^^xäöav 2»' alav snf
der ganzen Erde." — ,jOvgav69Bv vns^^ayij aöxstog al^f.
am Himmel zertheüte sich der unendliche Aether." — * „alte
dno Ai^rdo^Theil an der Beute." — „nAvd's 6su ivsx^ dyysXliig
er kam mit (hört!) Botschaft" — ^^^X&sv v%* "Rlov er kam
nach llios. " — „?xad«i; ös rs ylyvet' äxovT^ in der Feme wird
es gehört," — Unter dfio^ev heisst's: „tcoIv dfiod^sv sM xal
'^fiiv davon irgend an erzähle auch uns." Das versteht keiner.
Mit dfio^av verhält sich's dort eben so wie mit unserm von und
^ Craiias: Wörterlmcb m EUimer« t8S
dem lateinischen de: der Gegenstand, von dem gesprochen ^rd,
ist als der Ausgangspunkt der Rede gedacht; TergL ouqxniQGy-
»BV Od. 12, &8. Eben hierher gehört II. 22, 126. „oii nmg vvv
%6tiv ano ägvog cvf dito xsrgrjg oagl^HV,^*' was freilich Hr.
Cr. übersetzt: ,, jetzt ziemt es nicht Ton der Eiche und vom FeN
sen herab (!) zu schwatzen , d. h. über gleichgiiltige Dinge trau-
lich zu plaudern.^ Konnte doch Od. 19. 163 den richtigen Weg
zeigen. — Unter dtd heisst es: ,,in ursächlicher Beziehung,
eigentlich nachhomerisch, nur ixngsne nal did xdvtav Tor Al-
len. ^^ — ^^'Axo^Qciöxfo 2) absol. Od. 1. 58. IsfiBvog xal
xccnvov dno^QciöKovta vo-^öat ^Hg ya/iyg," während unter 1)
D. 16. 748, wo dno^Q. vrjog, aufgeführt wird. Gleichartig ist
die Bemerkung unter ala. ,^Oft narglg ala Vaterland II. 2. 162
und alct allein Od. 1. 41.^^ Da steht nämlich ^g tfielgBrai aiag. —
„JTßta. Im Plur. auch ron Inseln Od. y. 284." „'^yjjKJr i-
vog. 11.5. 141. al dyx^OtLvat In dlkTJkj^^i %i%vvtai dicht an
einander gedrängt werden sie hingestreckt.^^ ^^A^t6^au IL
4. 487. jyaiyBigog dtfitnkvTj xtltai die Pappel liegt verdorrt da.^ —
Der Verf. muss die Stellen zum grossen Theil gar nicht nachge-
schlagen haben ; sonst könnten , denk' ich , Sachen wie folgende
nicht vorkommen. So sagt er aXyiov solle meist im Sinne d««/ö
trauriger vorkommen und verweist auf II. 18. 278. -^ Od. 5. 71
soll aXkvdtg aXly „bald auf diese, bald auf andere Art^^ heissen.
Unter £Xq>i,rov steht: „Auch hei Opfern streute man sae (die
Gerstengranpen auf das Fleisch) Od. 2. 290. ^^ Da kommt zwar
&kq)ira vor, von einem Opfer sucht man vergebens eine Spur.
Der Artikel dftofivv^i lautet: „ 1) schwören, den Eid in bester
Form , vollständig (a^rd) leisten , Sgxov einen Eid ablegen Od.
2. 377. 2) eidlich versichern, dass man etwas nicht thua ^olle.^
Dass Od. 2. 377 mit den unter 2) aufgeführten Stellen in eine
Kategorie gehöre, zeigt v. 873. ^,'Avdnza. Od. 12. 51. xbI-
Qccta ix (sie) torov.'^ Dort steht avtovj wobei töxonidov mo.
ergänzen. — Mit welchem deutschen Worte ein griechisches
wiederzugeben war, kümmerte den Verf. wenig; wenn's nur
klappte, so schien ihm genug gethan. Die obigen Beispiele haben's
zum Theil schon gezeigt; hier noch einige, y^dtö&avfjg. Od.
12. 22. zweimal gestorben;" yytglx^g ocgavlm i[inB(pva6^ die
Haare sind dem Schädel entwachsen ; ^^ vogäv iv 6(p%aXßoi6iv
Tor, mit den Augen jehn^^ da doch ohne allen Zweifel die Wahr-
nehmung zum Grunde liegt , dass die angeschauten Gegenstände
im Auge sich abbilden. ,,i76AiD 3) = ilvat' xov d' Ig dgfiSf-
QBog ^vfiog tceXbv daran war eine silb. Deichsel II. 5. 720.^^ — ^
^ylloTog' Ttolov xov fiv^ov hmBg welch ein Wort hast du ge-
sprochen!" — yyllgonag ganz." Es Würde in*s Unendliche führen,
wollte Ref. nur den zelmtcn Theil dessen, das er sich bei Lesung
des Buches angemerkt, hersetzen. Doch mag er diesen Theil se^
nes Berichtes nicht schllessen, ohne den allerersten Artikd beige-
S84 Lexikographie.
bracbt in haben. „A erster Buchstabe des griech. Alphabets;
als Ziffer eins; daher (!) bei Homer als Zeichen der ersten Rha-
psodie. Die 24 Rhapsodieen beider Gedichte, sowohl der lUaa
als der Odyssee, werden mit den 24 Bachstaben des griech« Al-
phabets bezeichnet. ^^ —
Fassen wir jetzt den grknmatischen Standpunkt des Yerf.'8
In's Auge. Ref. gesteht, es ergriff ilin ein Grauen, als er alle
die Larven aus den Jahrhunderten grammatischer Finsterniss, als
da sind die Antiptosis, die Enallage temporum, die Ellipse, ein-
herziehen sah; wähnte er sie doch begraben. Daneben zeigte
sich , was freilich schon nach dem Angeführten nicht anders er-
wartet werden konnte, ein so grobes Verkennen der einfaclisteo
und klarsten Verhältnisse der Grammatik, dass ich das Buch
im Toraus zum Gespött verständig unterwiesener Schüler wer-
den sehe. Ist's nicht als stände so einer von den geistlosesten
Sprachlehrern des 17- Jahrhunderts auf, wenn man Folgendes
hört? f^Palcii' ta xi oi iyKitpakog 5td öniog 9sLVO(iivov Qaioito
XQog ovdBt dann soll das Gehirn dem Zerschmetterten durch ^e
Höhle an den Boden verspritzen Od. 0. 4&0. Der Genit. des
Partie, r&hrt dalier, weil Homer den Dativ, des Pronom. statt' des
Genit braucht Kühner II. § 681 C' oder: „TijdiG». II. 1.S80.
VW dif Jtov ^AjijbXX^og h^q yiif^el (povov *A%aiäv dsgxoiiivtp st.
iiQHoiAivov, ^' Diese Stelle passt nicht einmal zu der ejcquLsitea
Bemerkung unter gaia. Doch hörqn wir welter! „'^sxoy mit
Genit. Dieser Genitiv steht selbst, wenn auch die Conatruction
einen andern Casus verlangt ös ßiy äixovzog (st. aixovza)
axijvga v^a Od. 4. 646. mit Gewalt, wider Willen nahm er dir
das Schiff. ^^ Etwas verständiger ist die Steile unter axdvQa&
behandelt, wenn gleich daselbst der Genitivus absolutus sein We-
sen treibt; die Alten wussten von einem solchen Undinge nichts
und eine Stelle wie die des Priscianns p. 216 § 80 „et quando
nominis et participii ablatinis verbo et nominativo alterius nonu-
nis cum transitione personarum adiungitur ^^ hätte müssen langst
die Grammatiker, wcnns sonst nicht geschehen konnte, auf den
richtigen Weg fuhren. — Wie gehorsam müssen die Bedeutun-
gen der Tempora sich fugen! ^^'Akovo, 3) dasPraes. in dem
Sinne gehört haben, wissen Od. 8. 193; 4. 688.'^ Dazu Elli-
psen wie: ^yAyxlßoXog. i^ dyiifJ^okov (sc.toäov) UbIv in (sie)
der Nähe sehen. ^^ — Die einfachsten Verhältnisse sind dem
Verf. in dichte Nacht gehüllt und umhertappend reisst er den
unglücklichen Schüler, der ihn zum Führer erkor, mit sich in
die bodenlosen Sümpfe des Irrthnms. ^^^Aya^og' auch mit
dem Infinit. U. 7. 282. dya^ov xal wxrl m^ia^at. So Od. 8.
196. 6g dya^ov^ (man beachte das Komma!) xal nalda xata-
q>9tfiBvoio kmicdaL dvdgog.'* — „'^«ixjjs* das Neutr. mit
Inßn.^*' Ebenso unter aiüiQog^ «pxtov, lÄtxAca^a, cfo/xat,
aldio(iai^ dii. Dass die Mteu^ i,^\xft\l^^^\l^^^^s.leSub8idien
Crpdiii : Wörterbuch,:!« Homer. 9Sk:
fchlteBi lU)»iii. i^d^cr sahep^^magHi*. Cr. aus ApoHon. de Synt
p. 12. 101. 3«0?ed. B. Etym. M. p. 211.. Sylb. Prise. 6. § IM üb.
18. §53fiqq. entnehmeo. Wir. fügen, noch Folgendes -.bei: ^Z-
dwg Oft steht alö(dg absolut mit Beaißhang aufF^ppnen (ei-
gentlich ^8 ißt Stände nöthig\ es ist eine Schande, eui Schiinpf.^^
Schon eine Stelle i^ie ,, Aidmq {ilv vvv ijäe y 'Agr^Cfplkcsv im*
*A%atav "lUov etcavaß^vai mcAHBi^^^ dafikvrag^^ konnte, ^ar's
erst. erforderlich^ Belehrnng gebea.. — ,/i^i; 2) poetisch abge-
kiirzt statt civa dAiiavictrj (hört! hoüt!}.^^ Dass äQvvvo hinza-
zunehmea war v konnte ibni da^s gleiche Yerhältiiiss in IL Yw 480.'
81 feeigeiBw: JJi^berhaupt s^bwut Qr^Cr. von den Präpositionen'
diu-chaus» tteioea Begriff zu ^beq^ .darlieh bei ihm v^nJer Ana-
strophe .i«. einem fort die B«d^ ist.; . Solche Bezeichnungen und
Alles uraä "dliran hängt, sollte ma^ doch endlich ein Mal antiqui-
ren.. So b»U 'es Ref. für eineSünd^^ wenn maa der Jugend im-
mer noch von der Copula etwas auftischt, und sich wohl gar wie<
der Verf.. in- folgendem Artikel /veifnehmen läisst : yyEl^nl* 1)
als Begriffswori (hört!) b)wirkMch seiPi TorhaodeH.seinv existi-
ren. 2) J'ort mit folgendem Infinitiv .(schön!) es; ist möglich ^ es
ist erlaubt^ man kann. 3). ftfti/ mit Dativ, ich habe, besitze. IL
Cop.ula . 1) fi^in.« li) mit Genit. bezeiclmet es. Eigentlium., Besitz,^
Abkunft, i^tojff, 3).mit Dativ^ 5) ^ufig mit Präpositiomen ; 6) sl-
vat wird;.h9uSg ausgelassen.^^ Heisst das nicht ohne .Sinn und.
ohne Verstand schreiben?! Und der YerfL ist nicht npr der Syn-^
tax unkundig, wie wenn er. unter iniSfeuijgU, 5i 481. og ic* Im-
Sivr^g miC'lar^ ergänzt;' nein; er kennt nicht einmal die bekann-
testen Formet, ist ]mS.taD4e als Superlativ von ßaQvg ßgaätötog
anzugeben,, fsi^t, unter iSLaala^ in Od. 19, 242. 7^ dtxXa^ xi^zav.
zusammen und. lässt sich (h^rrendinn dictu !) unter aldcig also
vernehmen: v^Im Pual TcJi.i);Mip dieSqhaamtheile 11.^11. 262«
bI iirj iydi (Sß laßciv j^icd /tiev (pUa BL[iata äv^cj -
.XicilvaV't^ T^da jftTcSv^ rce t' alöä d^tpiwiXvmhi,.^^
Weiteres anzuführen, würde gegen die l4eser dieser Jahr-
bücher 'i^idiscr/ct sein« W^ir geh<^ deshalb zu dem letzten, Ab-
schnitte unseres Berichtes üjber, aus welchem sich die Geschick-:
lichkeit des Verf.'s eine klare und rationale Uebersieht der homor:
rischen Sprache anfzqstellen. /ergeben wird. Ejne Anzahl von
mehrerf)n,ohne weitere Auswahl den ersten Buchstaben entnom-
menen Artikeln überhobt uns Jeden Bemerkung. ^^Al^a 3) der
schicksalsverk^ndi^nde Besdbluss eine« Gottes J^g des Zens 11.
9.008.'S.fr^^;2^^a2) ein bespannterWagen IL 4. 306. — '^^
ISfvX^V.Q g tiefgegürtet d. Ji. dicht unter der Brust, so dass das.
weite Gewan.d in vollen Falten bis auf die Füsse herabhing. ^^ -r-
„dfii5ci, anfuUen II. 2, 471. ot6. r«. ykayog Syysix dei/st.^^ —
^SsTcag gewöhnlich Trinkbecher, doch auch. Mischkrug II.. 11.
031. (vergl. aber v. 036!) — „dlttr^ 3) im Plur. dixat die Yer-
waltung.des Rqohts, Rechtspflege Od, 11. 510. ^^ -:- ^jäolix^'
A*. Johrb, f, Fhil. u. Faed, od. Krit. BibL Bd, XIX. HJt, 4. 25
Qsupo^ mit iang^em Rader,- von Völkern roderberilhnit.^ —
jfiyXBirj 2) Lanaenkunde, Spcerkainpf. II. 9.' 530. fyz^lv ^'
ixiHaöto navikkfivaq. Oi. 11. 4a nokXoX d' ovra/Hvot x^^l"
Qtöiv iyxtiy6$.^^ — ^^sxfjßollij Gesrhicklickkelt'weit sa wer-
fen. Pliir. il. 5. 54."" — ,,l#Uo 2) znweileR mit Negatioa
und soviel ala mögen, pflegen, können« mit Inf. U. 13. IML OdL
3* ]2<K'^ — iiS^S 3) in iHsäcliltehiier Beziehung - a) sor Angabe
des Zwecks tlMBiv bIs aya^6¥ zum Guten reden:' b) <ar Angake»
der Art und Weise, Big pUkv ßovAsvftv einstimntig o; *i' "w.*^ — ^
Hieran mögen sich Beweise anschlieaseu , wie aÄs ekiePnm fsn»
ungeschickten und irrationalen Behaifidlung homerjach^r Stellen
selbst falsche mythologische Bemerkungen, auf die dochterTerfsr
bei Beurtheilung seines Werkes einen gans besondemb Werft
gelegt wissen will, herrorgegangen. So lieissfs nat€t*Atdfig:
„ Die Schatten haben keine Erinnerung (11. 23. Ml.) vM mir erst
dann, nachdem sie Blut getrtibken haben, erkennen sich die Schat-
ten (Od. 11. 51^), womit jedoch die Yorstclhmg Od. 24. 10 ff.
zu streiten scheint. *'^ In 11. 23. 104 tritt die Seele des Fatroklos
zu Achilleus und spricht von ihren frühem Verhältnissen. Ver-
mag sie das ohne Erinnerung^ Die Alten* begriffen das nnd er-
klärten sich dahin: „^^pivcg, ov Aiv€c to öictvcnjmii'P ^ dkkw
fiigog ti tav ivtog tav <5aifftctra3i/ , tig xai ttlXa%(!di- i6^$v wv
dno fiigovg rd okov 6(3 fia.'* Od. Tl. 50 ist nicht davMi'^ Rede,
dass die Schatten , nachdem sie Blut getnmken, sich (gegensei-
tig) erkennen. Der Streit mit Od. 24« 10 fällt demnach feit. — -
VniCT'jäyafiifiVfOv berichtet der Verf. wie folgt: „Bip ist fer-
ner durch Körpergrösse ausgezeichnet (U. 2. 478.)r,^ obgldlck-
T. 482 steht: tovov £q* 'Atgeldijv O^jcs Zivg fjiiaüxüw
ixnQsnt* iv nokXotöt «al H^xov ^gmBööiP.
^.ßaßtksvg 2) er musste über Recht und Unrecht eiitsdieicteir
11. 2. 55. ^^ Dort ist nidit von der Richtergewatt die Rede,, son-
dern vom Vorsitz im Rathe der yigovrsg. — An» II. > 20. 306
entnimmt der Verf. unter Alvilag: „nach Homer bleuet Aeneas
hl Troja; spKterc Sagen lassen ihn nach Italien wandeiu; ** —
.."AQTBßig. Nach Od. 5. 123 auf der Insel Oirtygili geboren.**
In der citirten Stelle heisst*s nur sie hfitte den Orion anf Ortjgia
getödtet.^^ — ^^^Ax^XkBvg. Sein- Sohn ist Neoptolemesi, wel-
cher in Skyros sich aufhält 11. 19. S20. 333. und wekhen Odya-^
N5U6 nach seinem Erbe (hört! hört!) zurückbringt Od< l'T/öOO» —
Der Verf. rühmt, wie sdion oben von unif b^srftfhtet;, als
einen besonderen Voraug seines Buches , dass wohl- nicht leidit
eine schwierige Stelle dtffin ohne Erklänmg geblieben aei Der
Begriff schwierig ist ein relativer und demnach konnte es eben
nicht befremden, wenn Ref. z. B. nach einer Erklarting der Ihm
überaus schwierig scheinenden Stelle Od. 12. 50 ff. vamben»
suchte. Wäreil nur bei den wiiUich erklärten seibat dte billig-
sten Anforderungen nur einigennasien befriedigt! Im 'Verhrafe
Grnslii«: Wörterlmch im Hondr. SBT
unserer Relation ist schon Manches Torf dooiiinien, daa sich auch
hierher ziehen liesse; wir wollen dennoch m dem besondem
Zwecke noch Einigfes herrorheben nnd zwav zonSchst solche £r-
kläruDf^en ^ die durch eine blosse Uebersetzung; gegeben werden«
So heisst's nnter a^iog: ^^Od« 1. 318* <fai if a^iovSöttti iJfioi-
ßijg nämlich dagov es wird dir werth sein der \ ergeltnng d« h.
es wird dir ein gleiches Geschenk einbrinfen«^ ^— „d^og* IL
!• 615. NrjiiSQxeg [isv di] fioi vaoöxBO hcA xardfu^svöov
i} aTtoBiu*' lircl otl toi S^i diog -*^>'
Du hftst hier (hört!) keine Ursache zur Sificht d# h. du hast hier
nichts zu fürchten.^ (Bei Gott ^charfidnnig 1)^^ — Yordersfitze
in hypothetischen Sätzen sind als Wunsch gefasst „ß s /3 ^ lo ^ o *
IL 4. 35. ü de övy' (Sfiov (sie) ßsßgdd'OLg Hglafiov wenn du
doch (!) Fr. — yerschlingen könntest.^^ — „Ivstfii* ivBlrj /«04
^zoQ möchte mir noch (!) ein Herz sein. II. 2. 41&0. ^^ Eine toU-
ständiger erklärte Stelle ist z. B. 11.5.770. unter i^BgisLÖi^g. Hier
steht : ^^ Ton der Fernsicht- eines Mannes ^ welcher anf der Warte
sitzt; Sööov rjigoMtdig av^Q Wbv 6fp^liio$0iV wie weit die ne-
blige Ferne ein Mann mit den Augen ersieht., d. h. so weit ein
Mann mit den Augen die bläuliche Ferne de» Meeres erreichen
kann. Man nehme das Wort als Subst.; Köppens Erkllning
fjsQoeiSfig als Adv. wie '^BgosiÖimg ist unrichtig; denn es ist
nicht gleichbedeutend mit ev aagi wie die SchoL erklSren.^*^ Das
nenn* ich Nebel nnd Dunst! — Ref. hält für eine der schwierig-
sten Aufgaben bei Erklärung desHomeros die richtige Auffassung
der zahlreichen Partikeln an der jedesmaligen Stelle. Kann nun
zwar von dem Lexikographen nicht verlangt werden, dass er ihre
Geltung für jeden einzelnen Fall nachweise , so wird doch billi-
gerweise die Forderung an ihn zu stellen sein ^ dass er iibcr den
Gebraneh der Partikeln eine solche Uebersicht gebe, die den Leser
in den Stand setzt mit gehöriger Benutzung der dmxh den Znsam-
menhang gebotenen Verhältnisse in die feinsten Nuancen der Ge-
danken einzudringen. Wie das dem Verf. gelungen, werden einige
vollständige Artikel, die ohne weitere Beniei4ningen des Ref. fol-
gen , am besten darthnn. Wir setzen ohne besondere Auswahl
&ga und Sb her. ^^aga driickt 1) die innigste Verbindung zweier
Begriffe oder Gedanken ans : gerade, eben, just a) in Correlativ-
sätzen des Raumes , der Zeit, der Art und Welse : 'Atgsldrig d*
&gec x^^Q^ — '^^'^ ßaXBv, ^ ^' fjjg to^ov gerade die Hand , mit
welcher, IL 13. 394« ty ^a gerade da, gerade wo IL 14. 404;
11. 149. — '^C'Og, t^(iog ag* gerade da, bW agUj 5r* aga
eben als, tot' aga gerade damals, b) wenn von einem Gegen-
stande, der schon vorher angedeutet ist, etwas Neues ausgespro-
chen werden soll: tov ga den gerade D. 18.- 170. 177. — tcwt'
aga dies« gerade, x^ aga deshalb gerade. 2!) bezeichnet sie das
unmitielbare Fortsekreiten einer Handlung und -dient daher häu-
fig zuir Anknüpfung von Gedanken, die in- einem innem Verhält-
25*
ii«Kikoßr«p1iiie.
iiiase ;Bii einander stehen, indem die eine ans der andern .(^)
hervorzufifclien Kclieini: nun. nämUch.^ nameiiilicb bei Aa^äk^
Iwi^ftn 11. ^. 5!21. &^{: ». »112. femer in ErkLärwi^s- und jEr-
lüuieruticHHÜtzen vxi p«, eacst (icc. owb% äga weil nämlich. H.
t. bn ; IvS. 411». S) achiierat sie auch den lle^riff dker Maaekkmt
in sie)»; duher liedeiitet sie etwa: sogleich ^ sofort^ aUiaid iL
10. 2iS. Daher häutig in Verbindung mit: aiiita. avziaut, jKa^
xa/Juooi:: üeruer.: in^i-pa, uzt (m nobaid als II. 1].-|>41- lUnd
im \ »rdor - und NachsaUe zu^lcidi : lizt ötj pa — ijff pa xatB
dann ^LeivM 11. lli. SHt. -- Mit Neerat. Dvb" uqu bfideuiet m)
tittd uiciti alHltald oder vofurt Od.U.Sli. I)) und alsbald — mcbt
(uldii mehr) ()d.4.71€. 4) wii*d sie endlich auch da gehniidi^
wo inau über eiui* ÜHiclie iiberraaohcnd eine Belehrung^ einen
jiufscMLuati oder ehio Krklänm^ erhall: abeUj also. IL 16. 8S.
rgi Od. la. 32IH)-, 13. 454. — ^•
,.d£. ConjiHiaL a^er, hingegen ^ dagegen, Dieae CSonJ.^
welche wie •das lateiuiNclie autem jede Art des Geg^enBatsea be-
zeichnen kann« hat entweder etiigesensleäende oder verbin-
dende Krafi. 1. KnlgegensLüüehdc (adversative) "ExwSi .hat sie
a) am ^ewohnlichsieii in Ge^euRÜtacn . deüseu Vordefsätse durch
^ei' bezeiclmet aind .. b. iikv ; aiicli folgen ^ikv , fisv nad 8L, äi
auf einander, b) Oft Bteht aucli dk ohne vorhei;psheiidBaifftfif',
wenuder Sprechende nicht auf den Gre^ensats vorberattaa will,
oder €la8 enitere Glied einen nur kgIi wachen Ge^enntB bildet.
Im letztem Falle steht .es auch bei Wiederholung^ desselben oder
«iues ^leiv.hbe deutenden Wortes äg ^AiikBvg ^-dfißifiev — r^ptr
ßrjecn' öi Kai a'AAot. II. 24. 484. Au« dem letxtem Gebranche
des ÖE vhiut pLBv hat eich 2) die verbindende Exaii-Aes^dB ent-
wickelt, indem f» Sätse äusserlich an einander reiht TsaA §leidbh
«am gegenüber st eilt. Hier kann es meist durch msi SbeEaetst
w erden. Dietjs findel statt a) wenn man von einem Geg^n sian de
si/ einem andern übergeht vcrpl. II. 1. 48 — 40. b) wem es
df
Sätae ^ welche eigentlich mehr in dem YechSltiiiBB der •Haler'
Ordnung: stehen^ verknüpft, m welchem Falle iiett den Grund
aiwdrücki und statt yag stellt. Es kann dann durch denn , da^
indem iiberKetat werden. II. 1 . 2r)9. vgl. D. !l. 4SMi. t) Oft steht
e^ im J\achsatze und hat sowohl entgegenstellende als verbim^
dande Kraft, u) das entgegenstellende öi dagegen^ hhntnederum
steht a) nacb hypotlietischen Vordersätaen U. 1. 185i \% S1&*
ß) hinter comparatijren und relativen Vorderaatsen. 11.0.148. Od.
% 1<>8. b) das verbindende öi knüpft den Nachaats an den Ter-
dersatz., als ob beide Sätze nicht aubordinirt^ Bondem oeordinirt
wären; so nach <e//i;jo?'e//eA Vordersätaen mit csfit, iuBiö^f S^§^
vnozEy tag 11. I.d7; l(i. 19»; 21. 5S. 4) In VepbiudiBg mit
andern Partikeln a) ual 6e bei Hom. auch andrereeUs^ aber auA
IL 2. 8ü. Od. Iß. 418. b) öl ö^ aber doch,, aber nun U. 3. M.
c) ök %E md Wich IL 1. 4M. tA^rmuch Od. 1. tt; 4. S3II. —
Jnlii CaeBBriB ConnieBt de h. GtM, cit CSv^<alli«t. \. Lippert.
m Bt^t Bie zu Anfange des Satsea, :^&äden'm wänaat £e vwdte
«nd oft auch die dritte Stelie ein. •^•' "
Wenn nun su den rielen Tom Re£. pörii^ten Miiipcilbi dkl
Verlierenden Wörterbuchs noch liinvuWmDt. ^ass es durch Nidi-
^einmrcn wie: ,; aj^ay-»v poet. st ijyäyor anr. 2S m c^vp. —
«fy gfi Fv = cj'fir. — cyBv = bay7}(^ixv, — dyx^iv'm^ ^=
vcrrcKltvag part. -aor. «TwrX/f'o. — «Jv« Keiitr. v. ab^;. —
ra^Av^efi a PMir. v."L^i'^£^or. — em^«!^ a4M-. 2 pw». an icif-
ym*au — fara^or ator. 2 «n aEuCji»''' m «iieF wahres Emfü-
irtföte wird; (io kann duti Ortheü «4er die Leistung:«» de« V^rf.
und ^her «einen dadurch ^k'^ahitCB Beruf boib Leiilco^ffaetf
irfcht limffer zweifelhaft bleiben.
Cösliü. Dt. H€nni€ke, ■
C Julii Cae hartes Comineniarti de "B ello üallico
et Cirili hi^Utrliich , kriLi»rJi und gnunuMtisdi erlüiiiM-t vi»n
Dr. Joh» Georg Uppm^^ Küutgi. PruftiflMfr ao der g«>1ehrteii ScBul-
^ äfiBtttlt XU Hof. Eritter TLeil. I>e IksHo GmUico. Leipzig, Hurt-
muiui IS^. 8. tf litlilr.
j* Indem der L~aterKe)chiM*te über genanntes Werk eine f«naue
und »nsfüliriicbere Beurthe^iuB^ zn entwerfen TerMicht, ^fiadet
er ^fcicli Bocli mehr -ala firSher. bei einer ühnKcben Veranlagung,
in -einer durch mancbertei Uintstünde herbeigeführten penionU-
chen Verlegenheit, auis welcher er nur durch die Lieberzen^n^,
daw jede nnparteÜRclie Kritik die Wissenschaft färdere, und durch
das Bew UKStsein . nicht unvorbereitet oder leichtsinnig oder in
böswiliijrer AbKiclit der Arbeit sich unteraoffen su haben, sich
heranszii zielten Tcrmas:^ um somit in eine unbef andren e geistige
und moralische Verlas>^unjr sich zu setzen« bei welclier alle per-
sönlichen Biicksi cht en in den Hiiitorpnmd treten imd nur der lau-
teren Wahrheit oder individueller, mit mc'i glichst haltbaren Be-
weis£:riinden iinterstiitzter Veberzeupm^ und Ausiciit ^ebuldj^
wird. Dem \ erf. des er« ahnten Commenlars nämlich la^ es sehr
nahe . bei Brnicksi^hti^n^ früherer HeraflBpeber, sich znnäc^bl
mit der von dem Rec. besorgen Ausgrabe der Commentarief Cae-
sars zu bescliaCtifren und diesen^ wo sich Gelegenheit fand, oder
wo ans überwiegenden Gründen Veranlassung gesucht werden
müsste. thcil«: zu berichtigen oder zu verrollständi^en ^ theil&,
was nicht selten, sondern in einem bei^efii^n längeren., ^egen
170 Seiten engen Drucks enthaltenden Anhange fast durcligängig
und vorzug^w eise geschehen . Erklärungen und Conjecturen des
Bec. zu bestreiten und zu widerlegen. Gleichwohl möchten wir
behaupten^ dass dieser letztere llieil des Werks alles Uebrige
bei W eitern an Werth überwiege ^ und dass gräde durch diesen
reichhaltigen Anhang, «ngeachtet derselbe den jüngeren Lesern
880 . .. UöBtisoho Liftteratar«
der Commentarkn schwerlich zusagen und angemessen sein durftiei
der Wissenschaft am meisten gedient worden ist. Denn:^hier^
W4^ sich der Verf. selbst In kritisch und ^p^mmatisch polemlfiiiren-
der Gestalt zeigt, ersdielnt er offenbar relativ besser und stirker
gerüstet und fand wohl auch diircli des Rec. als Verf/s eigen«
Schuld manche yerwandbare Stellen , an welche denn auch Ton
ihm, nicht ohne ein sichtbar hervortretendes Selbstvertrauen, die
Schaffe des kritischen Messers versucht wird. Wie viel surHei*
lung beigetragen worden, wird sich theils aus später nachzuwei-
senden Proben ergeben, theils muss dfess billiger Weise dem Ur^-
theile Anderer überiassen bleiben. Diese persönlichenBeziefai»*
gen in einen Anhang zu verweisen, war im Allgemeinen aar eillfi
lobenswertlie Einrichtung, die der Verf. traf; dass aber sein
Werk dadurch eine Doppclgestalt bekam, die dem grösseren
Theile der Leser und Käufer nicht zusagen konnte, wird nicht
leicht in Abrede gestellt werden ; zumal da der fortlaufende Com-
roentar in seiner gegenwärtigen Form, so wie seinem Inhalte nach
immoglich weder dem gesetzten Ziele und SZwecke angeniessen,
noch, vollständig genug, noch in irgend einer Weise vorzuglicher
als die bereits vorhandenen genannt werden kann. Dieses vor-
läufige Urtheil durch ungesuchte, sich von selbst darbietende,
zahlreiche Beweise und Belege zu erhärten und n bcbtitigen
bleibt des ttec. Aufgabe , welche zu lösen ihm zonSchUt obliegt»
Zuvor aber noch einige allgemeine Bemerkungen über Form
und Inlialt eines Commentars zu Caesars Schriften mitzutheUeii,
wird Rec. durch mehrere Zweifel und Bedenklichkeitea Veran-
lasst , die grossen Theils durch eine genauere Betraehtnng den
vorliegenden Werks heiHorgerufen wurden.
Und so glaubte denn der Rec., dass ein neuer Bearbeiter
der Commentarien , nach so mancherlei Vorgängern , sich vor Al-
lem zu klarem und deutlichem Bewusstsein gebracht haben müsse,
für welche Leser zunächst und hauptsächlich seine Arbelt be-
stimmt sei. Darüber aber mit sich aufs Reine zu kommen und
zu fühlen , was eigentlich in dieser Beziehung jetzt Noth tbue
und noch wesentliches Bedürfuiss sei, kann nach unserm Bedün-
ken nicht schwer fallen. Denn einerseits ist in öffentlichen Kri-
tiken und Recensionen wiederholt bemerkt und beklagt worden,
wie es an einer tüchtigen und brauchbaren und dem Standpunkte
der Wissenschaft und der Methodik angemessenen «ScAti/ansgabe
der Commentarien Caesars immer noch fehle ; andern Theils weiss
jeder Lehrer wohl aus Erfahrung, in welche Kategorie er die
vorhandenen neuern Ausgaben und Commentare zu stellen habe.
Es weiss und fülilt Jeder, wie sich Held^ inf Folge eines sichern
Taktes der Idee am ersten bemächtiget und diese in der Bearbei-
tung des Bürgerkriegs mit ausgezeichnetem Erfolge verwirklichet;
dass aber sein Commentar über das Bell. Gallicum in vieler Hin-
sicht zu dürftig und karg ausgestattet genamit werden muss, wird
Julii Caeflaru ConuBfsdt ile b^ GolL vt Ijut, orl&at. ▼. Lippert. J81
Idn Unbefangoier iiecweiCeliL -fittUtie äiso fa praktischer Hin-
-flicht etwas Besaeres geleistet werdoi, äo war, meint Rec, das
Beispiel' von Held Torziigsweise m.>eiibI|;eH; der Erreichung je-
-ner im Belid fShäi ton diesem Gelriirten realisirten Idee alles
Andere , als Nebensache unterzuordnen und wo indinduelie Nei-
gung erwachtfü, i'aufznopfern; Jiiic Polemilc auf mögilcliat kurz
abgefasste Beiiidbtigung au 'he»hränken, damit dem Irrthudie
Mrgefocugt wlife-d^v' luid ui betüciiränkCem Masse die nöthige Kritik
«nznwendes*> J^er Verf. hat aber das 4 was er eigentfich"W9DHte,
•«war in einer aüsf üfarUcliön ^ TSelleicfat ocu weit ausgedehntea und
'Obendrein niit feiküerkrüischeii Episode bereicherten Vorrede aus-
gesprochen .und - der. vPrüf ung übergeben, cugldch sein ganzes
iUnternehmen^oiäbi.- keineswegs überflüssig sn rechtfertigen ge-
keucht. Rdcgestciht aber unverholen, daas er nicht nur Sit Ein-
heit und Conseipienz der GrandsStie gar sehr ^ermisfit habe,
-flondem dass sich auch der offenbaren, grellen Widetaprüche
-gar = manche nacliwciaen lassen; Ist nämlich S. V u. VI die Rede
•von den Fortschritten der Philologie und von der wissenschaffc-
4ichen, tieferen und gründlicheren Forschung auf dem Gebiete
der Oraminatiki) Etymologie mid' 'Synonymik die Rede, durch
welche ebcin eine neue Bearbeitung «und Erklärung alter Schrift-
-«teller theilis lierTürgerufen, theils Bedingt und modificirt werde;
'80 Mimdert man sich von .dem Verf* folgendes Urtheii S. VI aus-
gesprochen zu lesen c „man dringt, niunlich um in Scheidung
-der Begriffe sicherer zu sein , ein iti die kleinsten beschränkte^
'Sien Wurzeln, von daher den ursprünglichen Sinn , die ursprüng-
liche Bedeutung holend, zu dem Behufe das weit ausgedehnte
Gebiet fremder, meist todter in sich 8l)geschlos8ener Sprachen
durchwandernd, der Meinung , als walte in allen Spraclien der^
selbe Sprachgeist, der m verschiedenen nur in versahiedenea
Graden der Deutlichkeit sich ausspreche. ^^ Wir fragen'^ibrbei :
soll von dieser Methode der Etymologen und Synonymiker in ei-
nem Commentare Gebrauch gemacht oder dergleichen Resultate,
wie die bezeichneten, mitgctheilt , oder kann überhaupt ein Ver-
fahren nebst allen seinen Consequenzen -gebilligt werden, -düs
auf einer Meinung , die der Verf. selbst zu missbilligen scheint,
beruht? Ferner, wo S. VIU von Handhabung der Kritik die Rede
ist, wie dicHe heut zu Tage geübt werde und nach welchen Ge-
setzen und Regeln, heisst es: man lasse sich nicht mehr durch
Zufälligkeiten,- namentlich durch au grosses knechtisches Ver-
trauen auf die Menge der für die Aechtheit einer Stelle zeugen-
den Handschriften und Codices leiten; sondern vorzugsweise durch
innere rationelle, und wenn durch historische , doch meist nur
wenn diese selbst wieder auf rationelle zuriickweisen , oder von
daher erst Bedeutsamkeit und Wahrheit erhalten, bestimmt wird.^^
Ausdruck, Styl und Darstellungsweise gehört dem Verf., und wer
sich über, diese Eigenschaften genauer belehren will, lese die
Vorrede; ans genügt rorlfinfig zu bemeiien ,'^ dass Sprache imd
Ausdruclk sehr breit und schwerfällig, der Satzbau -sehr rernach*-
lässigt.ist, Deutlichkeit' und Bestimmtheit violftch VenMissi wirfl.
Aber abgesehen davon, regt sich billig derZweifd äber^deii Um^
fang und die IntensiTität der Zufälligkeiten y -m^ienen auch die
Autorität der Handschriften gei'echnet wird. Wekh' einen Masa^
Stab scheint der Verf. thdla'ataanlegen, theik 'aäEiüdimen^ wo
auf diplöitiatkchem Wege etwas zu ermittein ist 9« Vod- doch klagt
derselbe) S.X dässApitz in seinen Scheden ,)Ter#egeBi^nBg' ge^
Wesen ,1 an nicht wenigen durch das ansehen'' ttller-GödieesgOh
sicherten Stellen ganze! längere Sätze ohne €lmild<:aii tilgedi^^
Wie aber, Wenn dieser Kritiker sich mit ZtrfälligkeHeri 4cr Art
nicht l^fassen, sondern nur auf innere rationelie .Grunde- baueb
wollt€lrf die so subjectiv diese sein mochten, -ihm doch. gewichtig
und haltbar dankten? Denn der Mrund^ sagt derVeif. S. YII;. üft
der ächte' geistige Mittler^- Wir furchten selir, bei solchen Til-
gen, unbestimmten und unklaren Ansichten, bei dieser den ai»-
genannten rationellen Gründen eingeräumten Präponderans^ -auB
der Kritik eine wächserne IVase formirt zu sehen , die nach Bch
Keben gedreht, verkürzt,, verlängert werden kann, und bei jener
Interpretationsmanier synonymischer Begriffe, deren oben gedieht
wurde, in «in weit grösseres Labyrinth zu gerathen,' ab alle dunk-
len und . z\teifelhaf ten Stellen in Caesars Comnientarien und atte
bisherigen Erklärer je zu. constniiren vermochten. •. — ■ So heisst
es ferner S. XL „die Wichtigkeit einer einfachen Interpungi-
rung (?) lasse sich nicht bestreiten ; andere Interpreten wären
nicht geneigt gewesen, darin den gerechten Anfodeningen zii
genügen. ^^ Der Verf. habe- also, wird weiter berichtet, einen
bessern Weg eingeschlagen; aber, gesteht er sofort, nicht bios
nach deto Bedürfnissen der Schule modificirt, .sondern S. XU. es
sei überhaupt in Hinsicht jener Zeichen keine feste durchgrei^
fend^ Cohsequenz zu verlangen! — So wären denn die früheren
Herausgäber zu entschuldigen. — Gleichwohl bezeichnet der
Verf. als Norm folgendes: „ Der jedesmalige Inhalt und Zusam^
mienhang gl ebt Entscheidung; die jedesmalige Rficksicht auf den
Autor; selbst ^^ Wir glaubten , dass Inhalt und Zusammenhang
nicht ein jedesmaliger, soridem, grammatisch und historisch rich-
tig erklärt und logisch' >Jerwogen und geprüft, etwas Abnolutes
gl ebt ^ was ohne Bedenken und mit Fug und Recht als feste Ba-
sis und als Norm angenommen werden kann. Es konunt nur darauf
an, dass man sich hierüber thcils verständige, theils, was eben
zeithcr gefehlt hat, consequent sei und bleibe. Das ganze Ge-
schäft wird aber heut zu Tage , bei den trefflichen Leistungen
in der Theorie der Syntax und des Satzbaues unserer Mutter-
sprache, auch fiir die Jugend ungemein erleiditert. Da6, was
der Verf. sagt^ Hesse sich eben so gut auf die Anwendung gewis-
ser Lese-^ Recitations > und Declamationszeichen jmwiendcu!
Julii Caeäaris Comneat: .de b. aaU.:ofcGk.''0#]dat ▼• Lippert
'.Wledehini , and dies« seU iim Weitli&äftigkeii m Vermelden, diii
-lüetitee Beispiel jener UnsiGlierheit und llnbesliinmUieit in den
'Prihcipien^ äussevt derj\>rf. S. XIII bei- £rkiäitftig= g^Aonymer
.Regime 't— sü'Etijmol0gie das ein%igiBtr.MiiM^ <ii»;'V«g«' und
^rimidlos^ vieler Denttingen und Erklärungen* «nbeieitigeii. 'denl-
inocli li»it man mhBeföeniden' S; XIV foFgeifde das Frühere offen-»
bar.'mehr oder weniger iu'^Üeifel ziehende Frage: ^ySetweh >leiHi
synbtiyme Worte ^ sd T«rsrchieden sie in etymologischer Hiäsidk
«n'sidi ^in mdgeif,ini< Gebrauche TÖn-Steite:de8Sclirilfest0Uen
jederfaeit' einen- iriiieren Unterschied iH)mii&1^' sind ihre sie aa«^
'ndcfaiienden ckarakteriatidtken M erkntaie nicht oft lediglich khm
missere ^ rhetorische oder isiffäi%e, iil sofern gewisse cfin ^Zeitf-
alter mit Vorliebe hegt, oder — solche dem Wesen imd.derMa^
tnr'des Gegenstandes,' welcher xnr BearSeitimg rorlag^^ diialog^r
isrind?^'^ Recv gestellt, däss er nach dem' Beispiele 'm«i8toqg[ilkhlgeir
€6mmentatoren und aus eigener Erfahrung und selbstindtg '^*
wdnnencr Ueberzeugang l&ber alle die hi6p berährtek' Oqrem
«tinde-, in sofern- dleren Anwendung bei Abf^ssubg «hfeffCom-
mentani und überhaupt- bei ErMäron^der Classiker in Betniofat
kömmt, ganiE andere Ansichten hegt und äikidem festereil ond'iii
der Praxis bewährteren Gesetzen folgt ' Die Geschictite' cünei
Worts oder Begriffs von seiner ersten Entstehung an bis* aiif den
Schriftsteller, der gerade zur Erklärung vorliegt, chrön'otojgis^h
SU verfolgen durch* die verschiedenen Zeitalter der Sprache' und
des Sprachgebrauchs V4 liegt ausser dem Bereiche rnid der B«^
Stimmung eines Commcntars und ist S«che und Aufgabe d^s War^
terbuchs; der Interpret hat es mit dem Gegebenen ui^d' in' Betreff
eingetretener Verändei:ui]gen , itoit Berbcksiehtignng deir<Syeaic&^
gebrau^^hs zu thun^ aber die Begriffe sollon und müssen gesckie*
den und gesondert werden und ein innerer d. i* realer und we-
sentlicher Unterschied findet Statt, und leere und gedankenlose
Anhäufung verwandter Ausdrücke tmd Wörter hat sich kaum
ein vernünftiger und besonnener Mensch, geschweige ein classi-
scher Schriftsteller irgendwo erlaubt. Selbst die sogenannte rhe-
torische Ausschmückung kann nicht auf blossem -Wortgeklingel
beruhen, ausser etwa bei einem faden ttnd'g^stios€|iDeclamator.-
Fragen wir also , ob sich der Herausgeber nicht eine be-
stimmte , abgeschlossene Classe von Lesevn bei Abfassung seinem
Commentars gedacht habe; so erklärt derselbe offen S.XIX, dass
seine Arbeit wegen häufig sich wiederholender kritischer Erläa-
terungen den Namen einer Schuluusgake nicht fuhren können,
obwohl er durch Kürze und deutlichen Ausdruck, durch Ord-
nung, Zusammenhang und'planmässiges Verfahren, so wie durch
Anderes mehr, auf das, was der Schule Noth thut, vorzüglich
Rücksicht genommen; so dass also eine passende Schulausgabe
noch zu erwarten stehe. *■*• — In wie weit der Verf. diese seine
Aufgabe in allen bezeichneten Theilcn gelöst habe, werden die
SM RÜMiflcho LitteiaUr. . . > i.
lu gebeadeo Beispiele zeigen; so viel steht für jetst fesl, , datt
das am dringendsten bisher gefühlte und oft angeregte BeiUnf-
nisfl von dem Herausgeber unbeachtet gelassen worden uit: idenn
wir behaupten, mit aller Achtung gegetk anderweitige VeMfieaale,
dass von den gegebenen Verheissungen in dem Commentare selbst
wenige erfüllt worden sind, und durch, die bereits vorhandenoi
Ausgaben für die Schüler selbst im Cransen besser gesorgt.. war-
den ist^ als durch dieie neu erschienene Bearbeitung der Com^
menfmen* Hiafige irilüehe Erläuterungen, die sieh Ai don
Commentare nadi des Ver£ Aussage finden sollen, nieisfr aber ifi
dem Anhange gegeben sind, können allein eine solche literariaebe
Arbeit um die £}ire imd den Vorzug einer iScAu/ausgabe nicdit
bringen, wie selbst die Bei^iele von Held, Fabri, Herbst au
Quinctilian X. u. A. aeigen; vielmehr ist Kritik, nur In rechter
Weise .^ehandhabt, bei Caelsar unentbehrlich und sogar für. man-
die wesentliche Theile der Grammatik, die gerade dieser Bil-
dimgsatufe angehören, überaus erfolgreich und praktisch nütaHch.
Wollte einmal der Herausgeber von dem disponiblen Stoffe sich
nicht trennen, so konnten durch aweckmassige Vertheilung des-
selben die specielien B.e4ürfnisse der Schüler wie. der Lehrer odel"
bef&higtcrer Leser recht wohl befriedigt werden« jSo aber müs-
sen Wir annehmen, dass ein bestimmter Zweck entweder nicht klar
und deutlich erkannt und verfolgt wurde, oder dass verschiedene,
nicht leicht, wie die Erfahrung lehrt, zu vereinbarende Zwecke
auf kürxeren oder längeren Umwegen in einander fliessen. Auch
für diese unsere Beliauptuog werden sich vielfache Belege finden.
. Gleichwohl liat der Herausgeber nicht planlos gehandelt;
nelm^hr versichert derselbe S. XVI der Methode mancher Vor-
gänger, welche Altps und Neues, Bekanntes und Unbekanntea,
Leichtes und Schwieriges seltsam durcheinander gemengt hatten,
habe er sein Augenmerk vorzugsweise auf minder Bekanntes und
auf das Wichtigere geriditet, und gerade die Lichtung dunkler,
auch sonst unbeachteter Stellen zumHauptgegenstande der sprachr
liehen oder historischen Behandlung gemacht; insbesondere habe
er sich die Aufgabe gestellt, das Charakteristische in Caesars
Schreibart überall auch wohl auf psychologischem Wege nach-
zuweisen S. XXI und ganz entgegen dem Verfahren mancher In-
terpreten, welche den Schriftsteller zur blossen Unterlage iur
Einübung grammatischer und syntaktischer Regeln entwürdigten,
S. XVII habe er es versucht , zunächst in den Creiat und Zuaam'
menhang der Worte und Rede des Schriftstellers einzufüh-
ren. — Verdient diess Alles an sich vollkommene Billigung, so
kommt natürlich in Betracht, wie diesem Zwecke entsprochen
worden ? Und hier vermissen wir kein nothwendiges Requisit aar
Erreichung eines solchen Ziels in dem Grade , als jene wesent-
lichen Eigenschaften eines guten Styls: Deutlichkeit, Bestimmt-
heit, Angemessenheit des Ausdrucks. Ein Commentar, dem
Jnlii Caesaris Comniait. i« li^ €WL.tl Gif* ertftvt ▼. Lippert
EifordemisAe ^t tmd wiederholt -ftb^fehett, faHMtab eiae Berei-
cherung derifileralidr, als Fördeningstnitlel etttca ^risieiischaft*
liehen Ünterridbls nicht betrachtet Werden v to treni^ak ukisere
Zeit einen siokhea Mangel zu ertragen oder sq enttdhlildigeA
geeignet und geiMCi^ ift' Wir snchieA; die MeiiuMle- nnd-Kenn^
zeichen der Deutiichkeit und Bestimmtheit keineiswega^rr^e omr-
cheraua den von einem Recensenten unlängst gegen: deh' Verfas-
ser gegentvfirtiger Ansdge xfcemUoh unsanft erhobeaen Anklagen
schliessen könnte^ in dem Getetuche einer modernen gvunmati-
sehen oder riietorisohen» • od«f - {»hilosophiscfatm. Terminologie;
auch hatßec.ni« aufderglekhen Beute absichtlidi «Itgd.gemafchi,
«le Einige KU wfihnen 8ch|einen, liroU^aber yerirägeo iivir, dass
was für Jiingere gesagt und geschriebeti wird^ diesen; Auch voli«-
kommen verständlich, ausgedrückt .sei;' den Reiferen «lii Hundi-
geren wird auch die TeFmlnQiegiQ..der Schule "oidititogar ab^
«chreckeod oder frostig erscheinen^' jrielmehr Kttvae- und Spar-
samkeit in der ParsteUung befördern^'» Allein die Sprache des
Herausgebers leidet flu nianchea andern Gebrechen ^ die nicht
wegsuleugnen sind und bei aUen UnbefimgeBen Anstoas eiregen
müssen; sie ist an nanehea Stellen .geradezu incorrekt. Audi
für dieses dem Reo. nngem und mit Widerstreben dujrch die ge-
hieterische Nothwendigkeit abgedrungene UrtheU sollen, die nö-
Ihigen Belege gegeben werden.
Endlich, um das Wichtigste nodi bu bem^draa-; '^eriangt
Bian mit Recht von einem Conmentare dieser Art und Buch so
manchen vorausgegangenen Versuchen Anderer, deren. Vorselifen
imd Fehler Vorsicht lehren mussten, eine relative Vidlständi^kmi^
nicht blos Auswahl des Interessanteren ^oder Vervoilstindigung
des von Andern Vergessenen oder oberflächlich Behandelten; denn
4»elbst Aufsdiiift ufid Titel verkünden' ^twas Vollkommeneres, und
Umfänglicheres; Unmöglich kann dem Publikum 9 wess Standes
und Alters es auch sei, zugemuthet werden, dass zur Erreichung
eines aiigemeineren Zwecks, den sich ein solcher CkAnmentator
gesetzt bat, noch mehrere subsidifiiasche Hülfsmittel aügeschaffl;
werden, oder dass von dem Käufer eiaea Buchs auch die spedelle
«nd individuelle Laune eines Verfassers bezahlt werd&r So aber
erscheint die Lage der Sache, wenn man unparteiisch diesen
Commentar betrachtet, folgende. Uns dünkt, und wir glauben
nicht zu irren, als habe -der Herausgeber in gerechtem oder uih
gerechtem, gewiss einseftigem umd äbcrtridbenem Eifer mehr
gegen die frtiheren Erklärer derCommeutarien gedacht, geschrie-
ben und angestrebt, als mit unbefangenem und freiem, adit
liberalem Gemüthe und Geiste den nächsten mid wichtigsten. Ja
würdigsten Gegenstand, den Schriftsteller selbst, vor Augen und
im Herzen gehabt. Dergleichen Neben- und Seitenblicke aber,
abgerechnet ■ dass sie den sittlichen Eindruck schwächen und ^t^
Harmonie der Seele wie den höheni moralischen Genuss, den
SM ;^ . i ' Bvuifläh« Litterat«Y.> '
jede erMiere''4il»rarj8che' ArbeW '^ewi]irt,-«t9ren imdf'lieiiimeBi
hindern aitoh elire leichte und' sichere Erreichiting ^eg Ziefti
und -ksseii wolil ^^r- Toh der geraden ebnien Bahn abweficheiii
Die FeMer tmdlrrthümer Anderer vferraeideil'V iiild deren wMt^
liehe oder vermeintliche Fehler gs^Misseatlidi «rfsudhen und rft;
gen i-^'Mnd, zwei sehr Tcrschiedene Bestrebt! ligen:) eben'Mo'tb-
weichend in ihren Motiven; )il8 in ihren Elf olgen; und eb es
strafFaiirger^der tadeinswertherVordem Forum d» Kritik sei «inea
klassischen -Schiiftsteller zum Substrate grammatlsGlier-uod syn*
taktischer V ahtiqntrischer und historischer,* oder etymologheli^
und lexikälissher Bemerkungen und Ertrtehingien gemacht tu ht^
ben, oder 'gleichsam zu einem Tiunmelplatze ^emüeher Angriflite
und Bekimpfnng oder taktischer und stnftegiftcher Erolutionen
und. MahöTres,' wird leicht zu 'entscheiden HSteMlt^ Genug, dass
Wir dieUeberiieugnilg hegien^dsssder Herausgeber Wurdi|>erei^
Angemcfssneres tind BraUdib^res^^eleistetttAbtin »«rikrde, weBoiiM
der Mefiitation weniger^ d^f'I^iiiix>n8trati(fn vLwA"4^iterpriitation'
mehr Zeitig Raum und Müh^ Mfge wandt' hätte; - Recensent we*-
nigstetis ksAn rersichern, dass'er bei einer ihn "seit längerer
Zeit be€(chSftigenden, dem Sallust gewidmeten litersrischen Ar^
beit gegen «wei der neiiesten ErklSrer dieses 'Auters- ein gani
anderes, '^eieres und seibststfindigeres Benehmen' und Verfahr
reu zu beobachten durch seine eigne Natur sowohl, -dfe-durdh
höhere' wissenschaftliche Rücksichten bestimmt •iit4rdJ-
D«ch"genng dieser einleitenden Bemerkungen. Wenden
wir uns nun za dem Comment^re selbst und IssSien^wir diesen
ungesncht von sich nach Form und Inhalt 'Zeugniss gebeut
setzen wir dann diesem tmsre Meinung entgegen^ und lassen wir
die Sschterständige» über beide Parteien nach Belieben entscheid
den. Für uns kann das- Resultat nur Bcstiligung des oben be^
reits äus^esprochnen allgemeinen IJrtheils werden !- Wir wah^
len dazu- aus den ersten 80 Capiteln des 1. Buchs die sich uns
darbietenden Stellen, obseholf,- wenn wir Alles, worüber wir
andrer Meinung sind , einer genauem Beleutobtuni^ -unterwarfen
wollten, der Umfang dieser Anzeige die geb%hrlf(^en Grenzen
überschreiten würde. Also sei es genug, einiges' Interessantere
herauszuziehen, zumal da bei Caesar in dilHien Xommentarien,
die Stellen ausgenommen, wo Realerklärungeü notiiWendig sind,
in Ansehung des St^ls keine so auffallende Verschiedenheit Statt
findet , dass eine specielle Berücksicfitigimg des einen oder des
andern Theiis wünschenswerth oder zur Charakteristik des Au-
tors schlechterdings erforderlich wäre. Vielmehr finde» sich in
diesen ersten SO Capiteln alle Nuancen des Caesar'schen Stjfau
So hat denn der Verfasser Cap. 1. über Gallia est omms
divisa etc. zu bemerken ' Anlass genommen, dass c. 18« die
Wortstellung eine andere sei, indem dort das Land der HeUe-
tier mehr im Vorbeigehen , gleichsam gelegentlich topograplüadi
Jalii Caesarit CommmL de bj SaH.iiaM«hr.-1et|ft«i. t. Lippert. MV
bestimmt werde. • Bi heiggtf ninüiich nam ' ^imkw BtM M taMMelvttim
in qiiatuor pagoa divisa e^ . Nicht ao sei ec iAkidfet yorlie^cn-^
den Stelle; .Mit 6?a//idr omnis z=s:omnis Irn/Ztaliaolle man "tgL
VF, 16. Natio eat ömnia Galior. adjnbdum ^deditä^'rtKgioKbiis. -^
Dieses erste Beisj^el, das wir absichtlich so auiführlich' geben,
wird hinreiiehett^ zil beweisen ^'d«ss- der Verf. gleiche '.irom.hcraiA
sich weder der Sache, noch dies Zwecks klar bewüsat :gewea^
Denn 1) ist Gallia ^mnis und 0fmn. Gail. nicht gleichbed^tebd^
wie eines Theils von dem Yerfi zugestanden, ^ andrer Seits wae^
der durch das Zeichen = negii:t «ird ; 2) sollte, entweder et-
was Besseres iittd Vollständigereil^.lils sich bei früheren findet,
gegeben; oder auf Baumstark verwiesen werden^ derlderüber
ausführlich gesprochen ; S) dei: offetibare Untelrscfaidd der yer-
schiedenen Wortstellung .nachgewiesen werden^ da der Yei£
ausdrücklich S. XIV« und X V. .yersichert, dass er die rhetariachen
oder zufäUigen Unterschiede hervorheben und insbesondere syn-
onymen Redensarten und logisch verwandten Satzverbindungen
seine Aufmerksamkeit geschenkt htbe* Es ist aber diescär:Unter-
schied von dem Rec. zu Bell; .CS&v^ 11.^ lO. angedeutet, «genau eri>
örtert von Waltlier zu Tacit :Gecinaj9.' I. in. 4) Kann JViemand
zugeben , dass jene abweicbi^iidere, abelr gewohnlichere Stellung
des omnis^ so wie die ganze Construction des Siatzes c. 12. durch
diQ gelegentliche Veranlassung des. Autors bestimmt «rdeaibegnui-
det sei Dieser- Massstab i^t ao unsicher und ,Mhwatikend^ .daat
er keine feste Regel giebt; das ji[riterittm so vag und unwjsr
senschaftlich , d^ss sich alles Ungewöhnliche und Alltiigliche,
alles Correcte wie alles Solöke tiod Rarbarische dadui^h «nlschuk
digen und rechtf^tigen liess. Deit iSvsammenhang, :d2ev Absicht,
der Zweck, der Gedanke des Schriftstellers ebtdcheidet: dar-
nach wird sich ergeben, warum c. 12. dieSteliuAg der Worte
eine andere, und warum nuchc. !• da3 Numerale irlsliachgo-
steiit, nicht wie c. 12. und an andern Orten, vorgestellt >/rorden*
Also ist klar, da^$ für den Schüler :^t wenig und ku UBheatimm-
tes gesagt worden ; d^r reifere und ^^öbtere Leseif >=e&a sich Bes^
seres und Gründh'cheres entweder, selbst s^sageOv^er viderswo-
her zu hoLm. -r-:- B^i lingua, inititutü^iegibna vermisst der Veril
S. 2. ungern ein^ Verhindnnga^^vijk^l vor legibus.' Uns scheint
diess so .wenig der Fall ,: dass wir si^st diesem Verlangen, gemäss
unzähligen Stellen ein solches EHns^hiebselanwünschenmussten.
Vergl. c. 1. Garnmna, Oceano — finibtß Bdg. c. Z, in; c. 5. oppida
— vicos — reliqna — aedificia — frumentum eta c. X vor rt^are,
c. 16. conferri, comportari, adesse. ibid. tarn necess. tim prop.
Vergl. c. 18. In. c 19. Divitiiiei — summum stud. etc. cap. 20.
pstendit — prpponit — h- monet. ^Ueberhaupt wäre eher von
einem neuen Herausgeber zu verlangen . gewesen, dtfss er über
die Natur i^nd das Wes^n der As^ndeta^ deren so viele bei Cae-
sar^, so wie über die andere.,. jekooso^. wesentlich nurlebeudigeii
.1- 1
BumiAokö .Liiteratar;
DarsteUuBg'.iiiiiwirkeiide Fbim der Polysyndeta, Tgl. s. B. c Sfl
extr. ciiiige treffende Bemerkunjg^en mitgetheilt^ und wie der Verf.
hoffen lies», auf die IndiyidualiUlt des Autors und auf die eigen-
tbündiebestyliitischeFonn der Commentarien belogen und surück-
gefuhrt hätte. So aligemein hingeworfene, durcli nidits begrikndete
ilrtheile^ die richtiger auf s^^eierlei basirt sein sollten, auf den
aligemein üblichen Sprachgebrauch) von dem irgend eine sprach-
liche Erscheinung abweicht oder sieh zu entfernen scheint, oder
auch auf die deutsehe Ton* der lateinischen yerschiedene Denk-
und Redeweise, halten wir fiir kein Zeichen eines sichern prak-»
tischen Taictes und einer hohem wissenschaftlichen Tendenx,
Ton wekher der Verf. anderwärts unverkennbare Beweise gege-
ben hat -JSbendaseibst stellt der Verf. proptereaquod mit dem
causalen i^fiod auf eine und dieselbe Stufe der Bedevtsamkeit;
er sagt: propterea quod für guod ohne prapterea gebrancht Cae-
sar häufig. Keineswegs , weder a priori , noch nach den Toriie-
genden Beweisstellen, als faktischen Docnmenten, noch nach
der Analogiie. So oft Caesar und jeder andere Schriftsteller
propterea vorausschickt, soll offenbar die swiSchst in Wirklich*
keit vorliegende Veranlassung angegeben und darimf gans besoiH
dera gleichkam einleitend aufmerksam gemacht werden: Das ein-
fache fuod wird in seiner Bedeutung nur gehalten und getragen
durch die Ahistraktion , in so fem nämlich ein Determinativ oder
DemonistraAlv supplirt werden niuss, und wo elnVcärbalbegriff
vorausgeht^ jftfoci jederzeit den Grund angiebt, auf wdqhem das
Prädicst beruht; so dass, ob es- schon auf faictische Grnnde und
Ursachen hinweist, doch der Gedanke oder Nebensatz gans eng
und zunächst an das in dem Hauptsatze ansgesprochne Uriheü
angeknüpft wird , während propterea qnod auf die Dirsidie und
den Grund der Erscheinung hinweiset Wir Deutsche» haben fUr
diesen Gebrauch ein Expediens, wenn wir sagen: und aiwar aus
dem %fihr einfachen Grunde, oder ganz natürlich; öder sehr 6«-
greiflich^tc^ Ein Unterschied, der sieh deutlich ans den gans abs^
trakten und elliptischen Gebrauche von qu^d erj^eM^' in Stellen
wie c. 1^ quod improviso unum pegnm adortus esset 'etc. Will
Jemand diess und Aehnliches für blosse Copia oder AiHpiißeaiio
der Redehalten, oder meint er, dass ein Wort ebenso gutge-^
setzt oder weggelassen werden könne: so behiilte er dieses ad
libitum für sich, bürde aber dergleichen Willkür weder' dem
Sciuriftsteller, noch der Theorie auf: von beiden Autoritäten
müssen solche Zumuthungen oder vielmehr Einschwärzimgen
ernstlidi zurückgewiesen Werden. Ferner scheint dev Verf. in
starkem Irrthume befangen , weAtt ^ zu : Helveiü quoque rel^
quos Gallos virtute praecedimt anmerkt: ChiUos im weüem Sinne;
Unglaublich! Denn kurz vorher hat Caes« ausdrihcktioh g^sgtt
Herum omnium fortissimi sunt Belgae; und sodann MHt dcfr
Zusammenhang, so wie die Bedeutong von reliputs^ätm Gtdii
JMi Caewrif ComitteBt iü«. CkH.-^Ot/^Miat. ▼. Lippert.
Mer nur ^11 cli^feii The&'^cr Gegtnitllidtbcitidiii«», zu de^.
nto idie Hdvetier wiiiMcb ^5rten. Vculier war dedl wohl et«
was üb^r minimeque — iraepe commeant wa %mgtk^ und ^ent-
weder denr', was Ree. in seiner Ausgabe, oder was Baomstarik
hiei^bel»' bemerkt hat, eknge Beachtung ta schenken, indem
sich äwe}Advevbiei»ohi^e-€Sbpnla in einem Satze Torfinden, de*
ven ^feziehnng nachgcWiei«itf' werden musste. Baufnstark Ter«
J^inde^ aäepe mit cammeare zu einem Begriffe, etwa wie veniU
iart^^ fr&ijuentare ; naeh Rec. Tereinigen sich minime saepe m
dem einfachen: /lerrord, höchst selten, gar selten. Analog sinA
e. 2. minus late — mma^ ÜMdle — selbst c. 8, minima altitudos
wobei CHI Coitimeiitatory wie- der Verfasser sich ankündigte^
der- ne^tiyen d. i prohlllüven Bedeutung von minime einige
Rücksicht schenken- mosste; ' Minime nimlich mit seiner ganzen
Sippschaft ist nie eine p4sitlre Temeinnng. Der Verf. ist aber
auch in grammatischen B<E?sftlnmiungen und EhrlSnterungen nicht
geiiau. Ueber qtwm in d>l;rät6Ue: HeKetttfere quotidianis proe-
liis cum Germanis contenAünt , quum^ ant sms ^nibns eos pro^
hih^nl etc. sagt er: • Quüm^ indem, bestimmt hier die Art des
Kampfes etwas naher; daher (?) der lüdikatir. Zuvörderst war
hier auf eine Grammatft zii verweiseil und zu bemerken, ob
qüum hier causal oder i'emporell ^ei, denn das deutsche indem
ist eben^ erklärende. Paitikel, als temporale. Vergl. Seiden-
stückS^FS-^chlass die deutsche Sprache betr. 8. 77. Oder, woUte
nuHf btos -die temporeUe Bedeutung gelten lassen, dann bebt ikh
dem eitttf Gleiehzeitigkeit hervor, die auf unsere Stelle keine
Anwendung leid'et. ttkft ist) aber die ratie des quum keine an-
dere, als die der Corretatimi zu einem z» supplirenden tum^ eo
tempore und zwar so, dass man hinzusetze: quotid. proeliis,
qua fiunt tum^ quum etei' streng genonMnek also nicht : indem^
sondern: wann sie. YergL BHlroth §k 3I6L S. 365. fährt der
Vecf. weiter in der ErklSi^ng fort und bemerkt zu: Belgae ab
extremis Galüae finib. or7»;i/fir, „d. i. Belgarum regio ^ zur
Abwechselung^^: so gehört diese Deutung in dieselbe Katego-
rie des Unbestimmten und Ungeniessbaren. ESne allgemeine, den
Sprachgebrauch charateristisch bezeichnende und auf den ein-
fachen logi^hen Grund zurückführende Bemerkung war hier 'atf
der Stelle, zumal, da sieh bei Caesar so unendlich viele FaUe
der Art finden. Diese Belehrung gut naiturlfiohj^l^e/'^if Lesemi
diese M'Sren dann nur aufmerksam zu madben auf die Wahl der
Frädikate; denn nicht alles und jedes, was zu regio j terra
etc. paäst , eignet sich für das Volk, Also war über tfrimtiur das
Nöihlge zu erwfihnen. Aehnlfch Tacit Germ. 85. Chaucorüm
geils incipit a Frisüs.
Zu Cap<. 2. findet sich die zwar richtige Ansicht ausgespro-
chen, dass cum omnib. copifs nkht Hab und Gu^ bedeute, son^
dern dSe iltpiiseAei»; abei^ theils sagt dw Verf.' es sei die Afaim-
achafi, mit Inbegriff anch derer, wdqhe die. Waffen Jfticilii. tniTi
gen konnten, ein Ausdruck, der ebe^ so unpassend, uiß, Yi^el «m,
eng ist; es sollte eher Jieissen: mit der ganzen Bevölkerung, mit
der gesammten Volksmass^ ; theilä- verleitet kein W^ M^^^
de finibus: denn bei e finib- -exirev li^^sQ sich auch ein«. JLfidE-^'
kehr denken, wie z. B. .:«.cAstrJ8, ejPiOrbe« 'o\ergL Hand TurselL
n. p. 186« wo jedo.Gh unsrer, Stelle -ni^htJBrwähnunggeilchKcbL.
Doch der Herausgeber hebt seine Erklärung gcwisaeiCvJVIaflaeii
wieder auf und paralysirt die Begdfi^beii^timmung dadurch, dM^.
er: omnes copiae gleijphs^i^lJt d^m:. emneßyunivergi. :8o,: meint
er, sei II, 7. a4 castra Caesaris omniku^ copiis contendemnt
gleich dem: tt omiies. Ebenso o.iS. copia frumenü i; q. irun
mentum. Diese Manier Terfladit/ifU^i^Aps.chaulicbkeit, , alles
Plastische, alle Objectlvität der Dar$4eUuogv und tler VerCssfreiC
würde sich selbst in die gröbste Verlegenheit setzen , w;enn seine
Schüler das Deutsche: sie.aZZe i^^^t iaagesammt bei der.ensten
besten Gelegenheit, ijro Ton friedlichen Borgern ., die aus der
Stadt auszögen zu irgend einem Freudenfeste, überBetzten: cum
Omnibus co/>»« exicrunt Und wo bleibt das Naehd^ken,. die.
Uebimg des Verstandes in . Soheidung^ynonymer Begriffet Und
wenn diese Sondening nicht überall: Statt finden kann oder fOi;
unnütz befunden wird , zu welchem aiechani9chen und oberfläch-
lichen Getriebe upd Gerede sinkt silier Sprscbunterricbt..he«ab!l
Das ist mehr, als. ad modum Min-elii! — Der Partikela, diosea
^,:^rten Ilippenwerks: der Gedanken.^^ 8. XV. der Vorrede,: Ter^
sprach der Verfasser sich* besonders. :aqzunehmen. Eine Proben
davon giebt c. 2. zn den Worten:. pr0 'multitudine auiem Ymmif^
num. Hier hcist es : „i. q. eCiam, femer , wie sq. mehr andern
Stellen/^ Nämlich at^em,sßi gleich eliaml. Dsss 4tf:Vecf. für
eine deutliche, übersichtliche Anordnung oder Sti^Uung.der za
erklärenden Wörter und Begriffe nicht gut gesorgt habe, findet
sich hier, wie auch anderwärts nicht selten bestätigt -rDoch d^esf
ist Nebensache! Wichtiger und gewiss, dass auieff^ nttn und
nlmmermelir e^iam und /orntfr bedeutet. D«zu:bedw^flta:es eir
gentiich keiner Autorität mehr; doch verweisen w|ir»4itf.IIanA
Tursell. I. p. 562 „Nequc vero il magis prudenter ^eqph AgQii.t<
qui ant 4e copulativa potestate ipsius particulaeloqu^ntev«« tut
eam significare üem^ etiam^ praeter ea tradant,^^ -r-.* Csp. 15
ist sogar et pauci etc. unser wenig betontes aber! f. .\y.:if v:/ -i-j.i
Der Kürze halber fassen wir einige andere Beiii|pidUl igrossjto-
Unbestimmtheit und Unlctarheit^ ja selbst lexikalisch ganz fälschet
Interpretation aus. den folgenden Capp.,zusiUiimen: jf^pb 3 ist iiviptf-i
rium =: regnum, .Qbtfinti^us = occupaturuß^ firmieeimi =xfiifH»f^
simii {firmissimi heissen sie, in so fern sie am Mdfiftesi 9U9r Jtfld
n^haiten, am längsten Widerstand zu.]i^t«n¥i3rpnögenp '8ff^j(Enna
valetudo, ^/-ina oppida„ Jürmus Mimus) x. 4.< eodem con49^P^='^
eodem C0nv^;26ri^;,^ber|iaf seine f^Of^SftJ^si«;;; 9y|leiBd>ejBLduiqh
Jalii Caesarb Comment. de b. Gall, et CÜt« erlaat. t. Lippert 401
diesen Zusatz des Verf. wird die g^g:ebene EridSrun^ als schief
lind unglücklich bezeichnet* Vieles Andere, was als Eigenthiim-
lichkeit der Sprache hervorgehoben werden sollte, ist wieder
übergangen. So. c. 3. die Worte : re^o occupato d. L nbi re-
gnum occupat. esset ^ also ganz hypothetisch zu fassen, wegen
des folgenden sperant ; c. 4. nichts gesagt über es vinculis , was
offenbar ein seltener und hier dunkler Ausdruck; vergl. Hand
TurselK; II. p. 629. eben so wenig über oportebat^ denn
das hierüber Bemerkte ist dunkel und unverständlich ; zu damna"
tum wird man statt e/t/« ret eher suppliren: conjurationis ; es
genügte aber hier auf den absoluten Gebrauch des Verbi auf-
merksam zu machen ; bei igni cremari ist das Bekannte wieder-
holt, statt dass auf die Bedeutung lebendig verbrennen —
hingewiesen werden sollte. Viel zu viel , ja Unglaubliches be-
hauptet der Verf. wenn er S. 8 behauptet, die Verbalia auf io
kämen überhaupt im Lateinischen selten vor. Er meint ofifen-
bar Verbalia mit dem Casus des Verbi verbunden oder der
Rektion des letztem gemäss construirt. Die Vermuthung, dass
Orgetorix sein Leben durch Hunger geendet, hat bei der Lang-
samkeit der Todesart wenig für sich und ist sprachlich durch
ipse silü mortem conscivit — im Mindesten nicht unterstützt*
Andre Beispiele derselben Kategorie wollen wir blos nach ihrer
Localität anführen : S. 5. c. 2. angustos fines = %u enge Gren-
zen; denn der Lateiner pflegt dergl. momentane Schärfungen
d. i. solche , die aus dem Zusammenhange sich von selbst erge-
ben — nicht besonders auszudrücken! Eine ähnliche Erklärung
von momentan erinnern wir uns anderswo noch nicht gefunden
zu haben; ibid. copia Crumenti = frumentumi S. 12. c. 7*
ejus voluntate = per eum. S. 14- c. 8 casteila communit=zfacit»
ibid. dies quam constituerat cum legatis = legatis (Dativ) ohne
cum / — Letzteres konnte doch wohl erspart werden ? — Ist
in solchen Fällen Hand in Tnrsell. IL p. 147. benutzt, der dem
Verf. nach S. XXV. wesentliche Dienste geleistet hat? S. 17.
€.11. populär i heisst veröden , was auch ohne Verwüstung durch
blossen Schrecken geschehen kann. So nach Baumstark. Wer
soll diess glauben? wo die Autorität? So S. 16. itaque = quam
ob caussam^ quam ob rem, S. 18. ^^nihil esse reliquiz=^reli'
quum. Aber der Genitiv ist hier solenn !^^ Aliein ist nicht
hier ein doppeltes grammatisches und logisches Verhältniss zu
berücksichtigen? Und ist die Bedeutung dieselbe? Warum
nicht auf die Grammatik verwiesen? Z. §. 432. — S. 19. reit-
quam esse = relictam esse. Mit nichten ! Relicta wäre dort
€. 12. eher deserta. Ib. et ejus. Häufiger ejusque! Was
macht der Schüler mit einer solchen Note? . S. 21. c. 13
sei constituisset atque esse voluisset ein Hysteron proteron!
Schwerlich! Vielmehr stelle ich Jemanden auf einen Platz,
weise ihm denselben an, und sage: hier bleibst du ! (e««evQL)
N, Jabrb. f. FkiL u. Paed, od, KHU Bibl. Bd, XIX. Hft, 4. 26
M2 Römische LittcrBtnr.
Ib. c« 18. rirftffe — quam dolo contendere boIL gleich seiM dem
ti contcnd. Als ob virtv» je ohne den Nebenbegriff moraltMcker
Kraft lind Ausdauer crebraii cht werden könnte! S. 22. soll m-
sidna vili fioin: m\i\tum conji der e ^ m\\\i, tribuere insiAü^, Eine
ar^e Vcrw eclishing eines iieiitraJen (trib. coiitid.) Zuatandeft mit
eHicm akiivcn und Auf^tren^mg der Kräfte > orauasetKenden!
M IT miifKsen Vieles übergehen . was wir des \ crfasaera für xat-
wiirdig, die Köpfe der Jugend für verwirrend halten^ den Ver-
stand weder anstrengend noch w eckend, die kJare Einaklit in den
Bau der Sprache , wie in die Bedeutung der Wörter eher behin-
dernd als befördernd gefunden haben, und erwälinen noch ein
Beispiel aus c. 15 f. wo zu den Worten: Ita dies circiter XV
iter fecerunt ^ uti int er novissimnm li(»stiuni agmen et nostnnn
primurn non amplius quintR aut seni8 milibns passuum interenet —
folgende Anmerkung zu lesen ist: quinis aut senis = ^ftdn^ue
aut «ex. Durch diese Vertauschung der 7iiimei't (wohl: Nnme-
ralia^i. welche an keiner andern Stelle unsers YeifaaaerB wahr-
genommen werden dürfte, wird die Entfernung doppelt, sowohl
Ton dem Heer des Caesar, als von dem letzten Zug der Schwei-
zer (so heissen bei dem Verfasser die Helvetier durchweg) ans
gemessen , und so der Begrifi' des m echselseitigen YerhBltniBse&,
der schon durch inter angedeutet wird^ tun ao deutlicher be-
zeichnet.*'^ Also auch wieder Vertaupchimg! Und hei Distribu-
tivzalilen von beiden Seiten gemessen! Lud nicht waS.die8 XV
bezogen^ und auf Z. §. 119 vemiesen oder auf B. G. IV i, 1.
quotannis singula miiial
Der Verf. hatte sich laut Vorrede S. XVI. anhewchig ge-
macht, über das Befremdliche und Dui^ie oder bisher Unbeach-
tete Licht imd Auflilärung zu verbreiten; wir haben in diesen
wenigen Capp. noch nicht Gelegenheit gefunden , ans dessen nn
erfreuen. So fand sich vielleicht c. 5 Anlass Baumstarks Ansicht
über privata aedificia zu berichtigen. Allein der Verf. wieder-
holt die von jenem Gelehrten aufgestellte Meinung, es seien
aedificia a reliquis separata , sogar rara , 'disfeeUtm IMess kaum.
nicht sein; noch weniger taugt der abermala das Behauptete
tlieils beschränkende theiis ganz aufhebende und annullirende Zu-
satz^ es seien: die übrigen kleineren Reilien von Häusern. —
Es sind aber zu verstehen die Privatbeaitzungen der Einzelnen,
die nicht in dem Verbände der Städte oder Dorfgemeinden
lagen ^ welche Kraft eines Gommunalbcsclilusses verlinBUit wor-
den. Widerstreitet es ferner nicht aller Theorie , bei c 6 die
Oppositionsweise und per Epexegesin nach: Erant omnino i^me-
ra duo^ quibus domo exirc possent: beigefügten Worte-: utmm
per Sequanos durch ein zu supplirendca est in der Bedeuten^
gehen ^ führen — ganz aus dem syntaktischen Verbände lienns-
zureissen'f Ist es logisch richtig und andrer Seite den Sprach-
gebranche angemessen, zu lehren: dies als auhjmAiver Begriff
Jalii Caesarit CommcBt de b. GalL et Chr. erlint r. Lippert«
icedacht, ist genena fetninmi ; als objeetwer ^ gen. mascuUai?
Dergleichen muss man toto animo perhorresciren ! Endlich soll
auch, ungeachtet der kaum gegebnen Distinktion, is dies
blos zur Abwechslung für ea dies gesagt sein, ungeachtet der Au-
genschein lehrt, dass eben der chronologische oder politisdke Tag
des Kalenders durch is d. Ton Caesar bezeichnet werden mutete.
Wir wissen recht wohl, wie leicht es sei. Andrer Fehler
aufzufinden, zumal wenn sie in concreto vorliegen und das
literarische Werk zur ruhigen Beschauung hingestellt ist; aber
die Ton uns gegebnen Proben der Interpretation nach Form und
Inhalt durften nicht mühsam aufgesucht werden , sie boten und
drängten sich vielmehr zur wahren Ungebühr dem aufinerksamen
Leser auf. Wie weit angenehmer wiirde es dem Rec. sein , wenn
er Vollständigeres, Bündigeres, Bestinmiteres , Planmassigeres
in diesem neuesten Commentare gefunden hätte, als ihm sein
eigener unter besonderen Yerhältnissen entstandener und sei-
nem Urheber selbst in vielen Theilen nicht genügender derarti-
ger Versuch darbietet! Allein über so Vieles, was Becensent
zu erklären vergessen hat , bei der grossen Masse des Manchem
Entbehrlichen, was mit und nach ihm Andere commentirt haben,
suchte man mit Recht in dem vorliegenden Werke Belehrung.
W^as heisst, fragt der jüngere Leser, c. 5. f. Bojos — receptos
ad se socios sibi adsciscunt? Die vom Rec und Baumstark ge-
gebnen Erklärungen genügen sicherlich nicht; die des Rec.
ist wenigstens nicht genau. Waren nämlich die Bojer bis Noreja
vorgedrungen , hatten si« diese Stadt berennt : so war ihnen das
Unternehmen entweder nicht gelungen, oder sie hatten von den
Helvetiern aufgefordert, die Belagerung und Bestürmung aufge-
geben. Letzteres ist wahrscheinlicher , wegen receptos. Also
die Helvetier hatten sie herbei - und an sich gezogen, d. i jene
vermocht , sich an sie anzuschliessen und den Rückmarsch von
Noreja nach Ilelvetien anzutreten: daher bildeten sie auch wohl
nach c. 25 den Nachtrab. Dass c 7 maturat ab urbe proficisci
gedeutet wird: von der Sladt der diesseitigen Provinz, wo Cae-
sar seinen Sitz hatte — ist zwar unerhört, da nur JRom gemeint
sein kann; dass ibid. zu milites quos imperaverat^ couvenirent;
erklärend von dem Verfasser hinzugesetzt wird zu imperaverat
sc. convenire — ist der SachB und dem Ausdrucke ganz zuwi-
der und verrückt den eigenthümlichen Begriff des imperare aus
der festbestimmten Sphäre: aber ganz unwissenschaftlich dünkt uns
die Manier, die specifische Verschiedenheit der Tempora auf
gar keinen logischen oder grammatischen zu bauen, sondern auf
die willkürlichste und ganz mechanisch triviale W^eise in irgend
ein anderes zwar verwandtes, aber doch verschiedenes Gewand
einzukleiden, weit verschieden und ohne Beachtung des von KrO-
gers scharfsinniger Untersuchung L S. 72 f^ zu entnehmenden
Resultats. So z* ß. 18* c. 7« coovfnir^ni sei gesagt für: con-
26*
404 Römische Litteratur.
\eni88ent. S. 25. c. 14, iit consuerinl diene statt: consncffsenf,
S. 35. c. 20 possei statt potuisset. S. «1. c. 35, wo im Allge-
meinen die Beliaiiptiinp aufgestellt wird , der Grund des Wechsel«
der Tempora, z. B. si non impetrarel und impe//a»«e/ schien
kein anderer, aU die Rücksicht auf Jbwevhslting und Mannich-
falti^keit im Ausdrucke, welche nicht selten den Autor (Caest)
zur Ah weich ung von gewöhnlichen Constructioneii und Formen
bewehre. Ein Beispiel, wohin dergrleichen Grundsätze der
Hermeneutik fiUiren, giebt unter andern 11,0. S. 112, wo der
Verfasser bei der Stelle: si possent — si rninw^ poluissent des Re-
censenten Ansicht, dass pottiissejit logisch bedingt, und als noth-
wendig gesetztes Antecedens, ganz an seinem Platze sei, fra^:
warum habe denn Caesar nicht auf das frühere possei (soll heis-
sen possent)^ welches mit « minus poluissenl in gleichem logi-
schen Yerhältniss steht, nichl (sie) in denselben Modus (11)
gesetztl Vielmehr habe Caesar das plusquamperf. nur deshalb
ge\iä'hlt, um den Ausgang zweier Sätze in eine gleiche Form
des Verbi zu Tcrmeiden, so wie den Gegensatz durch das gedehn-
tere Plusquamperf. nachdrücklicher zu machen. — ^ Dem ge-
mäss eile man Stellen, wie B. C. I, 6 habentur, imperantur,
exiguntur — c. 7. reliquisse, advenissc u. s. f. zu ändern und
in die Einförmigkeit Abwechslung zu bringen! In der That
eine schöne, eines genialen und geistreichen Schriftstellers
liöchst würdige Aufgabe, rhetorischer Abwechselung zu Ge-
fallen den Gedanken , die Wahrheit, das Factum, die jedesmali-
gen Verhältnisse, kurz alle Realität der todten, leblosen Form auf-
zuopfern. Ein wahres fleischloses, um nicht zu sagen, hirn- und
geistloses Gerippe, das den starrcsten Formalismus mancher deut-
schen modernen Sprach pedanten zum Weichen bringen könnte!
Kec. kann nicht begreifen, woher ein und derselbe Verfasser
dergleichen Systeme oder Theoreme erschaffen oder irgend-
woher sich aneignen und in unsem Tagen zur Benutzung
und Annahme hnistellen und andrer Scits in seiner kriti-
schen Anhangsweise mitgetheilten Versuchen sich weit schür-
fer, gründlicher, gediegener zeigen konnte! Entweder liegt
ein langer Zeitraum zwischen beiden Abthcilnngen des Werks,
oder dem Verfasser flosä eine reinere und reichere Quelle,
wir wissen nicht woherl — Wir gedachten bereits mehrfach
der rein mechanischen, auf keiner rationellen Basis ruhenden
Interpretationsweise des Verfassers, finden aber auch, dass der-
selbe bis zum Erstaunen die bekanntesten Gesetze und Eigen-
thümlichkeiten der Sprache ignorirt. Cap. 14. räth er zwar zu
num etiam receniium injuriariim — memoriam deponere passe f
den Infinitiv beizubehalten, obgleich num mit diesem Modn«
sonst nirgends bei Caesar vorkomme. Kann diess Letzte ein
triftiger Grund sein, wenn der Sprachgebrauch der besten Au-
toren es gestattet und die Codd. nicht widerstreiten 1 Warum
Jnlii Caesarb Goranient de b. GalL et Civ« erl&at t, Lippert. 406
also diese ganz interessante Erscheinnng auf dem Sprachgebiete
ganz unerörtert lassen? Wenigstens war Zumpt §. 603. an-
zuführen , wenn des in diesem Punkte classischen Krügers keine
Erwähnung geschehen sollte. Ibid. heisst es zu recentium in-
juriarum — memoriam deponere, — ^, dieser Genitiv spreche
für den Grund ^ warum Caesar bei oblivisci nicht den Accusativ,
sondern den Genitiv ^^^WühM hat.^^ Was dann weiter beigefugt
wird, hat für Rec. keinen Sinn; denn etwas Analoges liegt
wohl in der Redensart, aber kein Grund für jene Constru-
ction. Wollte der Verfasser etwas Neues und Passendes bemer-
ken, so wäre die verschiedene Natur des Genitivs und Accusa-
tivs kurz zu berühren gewesen und etwa Rücksicht zu nehmen
auf das griechische aKoinv mit Genitiv und Accj^isativ. Auch
die deutsche Sprache bietet ganz Aehnliches. Cap. 10 meint
der Verfasser diem ex die ducere heisse : die Aeduer machten
aus einem Tage melirere , und genauer würde man sagen: rem
in diem ex die ducere. Aber wozu dergleichen entfernt liegende,
von Caesar selbst, der doch wohl der Sprache mächtig war, ver-
schmähte Mittel, besonders da rem — ducere etwas ganz Andres
ausgesagt hätte, was schon aus dem Folgenden: conferri^ com-
jwrtari etc. erhellt. Nicht die Sache^ sondern den l^ermin hiel-
ten sie hin, zogen sie in die Länge, ähnlich dem irainiren,
Diem ist also für femininum zu halten und bezeichnet den Ab-
lieferungstermin; und analog dem: bellum ducere^ ist das Bild
entnommen von einem Faden , den man aus dem Rocken immer
länger und länger dehnt und zieht. Zum Schlüsse, weil wir uns
zu etwas Andcrm wenden wollten , geben wir eine Probe einer
alle gesunden Begriffe , die ein Knabe gcfasst haben kann , ver-
wirrenden angeblichen Theorie imd Belehrimg. Cap 16. lauten
die Worte des Verfassers zu convocatis eomm principibus m his
Divitiaco et Lisco — buchstäblich so: „Z/i his. Stehen die
Pronomina demonstrativa uqd relativa partitiv für inter , so neh-
men sie gewöhnlich in zu sich und nicht : inter , vielleicht, weil
der Lateiner auch in einer andern Beziehung s. c. 12. (dort sind
Beispiele gegeben: in ea fuga, in eo loco, quo in consilio)
diese Sprachformen zu setzen pflegte. Noch werden zur Erläu-
terung hinzugesetzt : gtio in numero.^^ Das Einzige , was hier
nach unserm Dafürhalten der Verf. zuthun hatte, war 1) aufmerk-
sam zu machen auf diesen Latinismus, wo in scheinbar für inier
gebraucht wird; 2) den Gnmd kurz anzugeben, wesshalb und
wie jenes locale in zu der Bedeutung kommen konnte ; 3) die
Beispiele mussten sorgfältiger geschieden werden, denn in eo
loco beweist nichts, sondern erklärt nur, und der Lateiner pflegte
nicht gewisse Formen zu gebrauchen, sondern der Bedeutung
und dem Sinne und dem gesunden Verstände gemäss musste ex
so und nicht anders sprechen ^nd schreiben. Gehört dieser Fall,
wie die meisten der erwähnten, unter die Stellen, aus deuea
406 Rdmiiche LUterator.
wag wir eben beweisen wollten^ erhellt, wie der Verfassei- theOa
in Unklarheit befangnen erscheint, tlieils den bestimmten nnd pas-
senden Ausdruck verfehlt, theils einer ganz mechanischen Inter-
pretation sich hingegeben ; so giebt ein noch anzufiihrendes Bei-
spiel einen hoffentlich genügenden Beleg, wie seiir leicht und
obenhin er manche syntaktische Formen behandelt, und wie
weit vom Ziele er daneben geschossen. Cap. 23 wundert sich
derselbe bei : seu quod — esistimarent , sive eo quod — ean-
ftderent über sive mit dem Conjunktiv ; scheinbar sei diess ge-
gen die Regel; denn: res ad cogitationem refertnr.^^ Allein,
\iie Jeder sieht, ist seu und sive ganz unschuldig, und quod
zieht den Conjunktiv nach sich. Zumpt, den der Verfasser vor-
zugsweise als Grammatiker zu Käthe zog, hatte dem Schüler Be^
lehnmg gegeben § 336 und ZW- nicht, wie im Buche zu lesen, §
522. was auf den vorliegenden Fall gar keine Anwendung leidet
Mit der Sprache , in welche der Verf. seine Anmerkungen
gekleidet, konnte sich Rec. in vielen Stellen nicht befreunden;
ausser der Unbestimmtheit, die wir tadelten, und dem Mangel
an aller Concinnität, wovon besonders S. Yll. der Vorrede sich
ein abschreckendes Beispiel findet, leidet sie auch an manchen
Provinzialismen und gewissen Lieblingsausdrucken , die weil sie
sich in keiner bestimmten , abgeschlossenen und allgemein aner-
kannten Sphäre halten, dem Verstände keinen festen Anhalts-
punkt geben. Zu letzteren gehört besonders das beliebte schär^
fen und Schärf ung. So soU c. 29. in der Stelle: numerus eo-
ram , qui arma ferre possent^ der Conjunctiv zur Schärfung des
Gegensatzes zu pueri^ senes — die von der waffenfähigen Mann-
schaft ausgeschlossen waren. ~ Wie es aber mit diesem Con^
junctiv stehe, auf welcher logischen Basis der Gebrauch ruhe,
lehren die Grammatiken, z. B. Z. § 558., aber wichtiger war an
derselben Stelle: qui numerus domo exisset. Darüber kein
Wort ! Desgl. liest man hin und wieder bei dem Verf. die unsrige
Stelle z. B. S. 47. es erübrigt statt es bleibt oder ist noch übrig;
— so wie viele neue Erklärungen als Nachträge nebenbeigehen.
S. XXll. Oft kehrt wieder der Ausdruck: mehr andre Stellen
S. 5« 6. 9. 25. 118. u. a. Es musste heissen: andre Stellen mehr.
Was mehr in diesem Falle für ein Redetheil sei, lehrt die Vergld-
chung mit der lateinischen Sprache ; da aber der Verf. ausdrucken
wollte : et in mullis (compluribus) aliia locis ; so sollte es heissen :
in mehreren andern Steilen. Darüber ist kein Wort zu verlieren
und höchstens auf Bechers Schulgrammatik §. 183, ein atweifeln-
der Tiro zu verweisen. Unter diese Rubrik rechnen wir auch
S. 26. zur Einholung der Fütterung für das Vieh. Ibid. die
materielle Kleinheit der Partikel et, S. 36. daDumnorix nicht
geringen Anhang hatte; schon erhellend daraus, dass etc. Ein ab-
soluter Gebrauch des Farticips , der bei solcher Verbindung- und
Bedingung jeder Sprache fremd sein muss. S. 20* man findet
Julii Caesaris Corament. de b. Gall« et Civ. erläut. ▼. Lippert« iSO?
bei Caesar oft bei Worten eine Zutkat^ die man nicht erwartet
S. 102. seine ihm gefolgten Soldaten. Im Gebrauch der Prono-
mina zeigt sich wenig Sorgfalt und Vorsicht. S. 84. %\i c. 20
wird der Zusammenhang einer Stelle folgender Gestalt erläutert:
^^Caesar glaubte Grund zu haben ^ den Dumnorix zu bestrafen^
Daran hinderte ihn jedoch die Rücksicht auf die trefflichen Ei-
genschaften seines Bruders Divitiacus^ die ihn (also den Caesar?)
als treuen Freund des römischen Yolk$ darstellten ; daher jener
(Divitiacus ?) die Bestrafung desselben dem Divitiacus selbst über-
tragen wollte. Dieser lehnet sie zwar nicht geradezu ab, indem
er dem Caesar auf dessen/^iii^ ihn {den Caesar oder den Din-
tiacus*?) zu bestrafen «. s» w. — Ueber den correcten Grebrauch
der Pronomina: er, derselbe^ sich^ ihnen ^ etc. erinnert sich
Recensent stets mit Freude der klaren und gediegenen Belehnmg
Scidenstückers in dessen Nachlass g. 101 ff. — Doch Fehler,
wie die oben gerVigten , finden heut zu Tage auch anderswo ihre
strenge Correctnr und entstellen ein wissenschaftliches Werk,
bei dessen Verfasser man knit Recht voraussetzen muss, da^s er
die Muttersprache zu handhaben wisse.
Wir brechen ab und fürchten über Einrichtung und Beschaff
fenheit des Commentars , so wie über dessen Yerh'altniss zu frü-
heren Versuchen , die Sprache , den Sinn und Geist des Schrift-
steilers , so wie den Zusammenhang der Gedanken und Thatsa-
chen zu erklären, — fast zu viel gesagt zu haben; denn es bleibt
noch ein wesentlicher Theil des Werks , die vielfachen Beiträge
zur Kritik^ zu beurthcsiien übrig ; ein Theil des Inhalts , dem wir
später noch .einige Proben etymologischer Versuche beiordnen
wollen. Es lässt sich aber die Kritik in der Regel so wenig von der
Exegese und Interpretation trennen, dass selbst historische und
diplomatische Autoritäten der MSS. einer exegetischen uiid lexi-
kalischen Prüfung unterworfen sind. In so fern möchte man glau-
ben , der beste Interpret sei auch der beste Kritiker, oder über-
haupt, je tiefer ein Mann in den Geist der Sprache eingedrungen,
je einheimischer derselbe auf dem ganzen Gebiete der Sprach-
formen und auf dem classischen Boden selbst ist , je v^trauter
namentlich auch mit seinem Schriftsteller: desto sicherer wird
die Kritik ausgeübt werden. Doch steht kein Autor isolirt und
das aus sich selbst erklären hat auch seine Grenzen ; äussere
liülfsmittel bleiben ebenfalls unentbehrlich, und wo diese feh-
len, werden Conjecturen um so mehr wie Pilze emporschiessen,
je verdorbner noch viele Stellen eines Autors, und je seltner die
Männer, die zu glücklicher Divination von der Natur noch mehr,
als durch Studium befähigt sind. Wir glauben also im Allgemei-
nen, dass wir den Werth, der von dem Verfasser gegebenen
kritischen Versuche richtig würdigen, wenn wir da^ Verdienst
desselben in die Bestreitung und Widerlegung mancher früheren
Behauptungen Andrer setzen, etwas Neues und Wesentliches
408 ROmische Litteratnr. ,
aber , weder in dem Commentare , noch in dem Anhange befan-
den zu haben versichern. Dass sich nun der Verfasser Vorzugs-
weise mit einer Sichtung und Prüfung der von dem Rec. ge-
gebnen Aendemngen oder Verbesserungen des Textes beschäfti-
get^ liegt in der Natur dieses letztgenannten Commentars und
selbst in der Zeil , in welcher mehrere Gelehrte auf demselben
Wege nachgefolgt sind. Nur wünschten wir, dass der Verfasser
die beiden Ausgaben der Commentare de Bello Gall. etwas genauer
geschieden , die Worte des Recensenten hin und wieder sorgfäl-
tiger erwogen , die Beweise bündiger geführt hätte* So wie in
Begriffsbestimmungen der Verfasser in dem Anhange nicht selten
mit dem Rcc. streitet, mit Berufung auf manche neu hin-
zutretende Autoritäten, als Ramshorn's Synonymik, Stürenburg zu
Cic. Offic. , so wählte er sich namentlich dessen Conj.ckturaUkri-
tik zum Gegenstande und diesen Theil hält Rec. unbedingt
für den wichtigsten und lehrreichsten des ganzen Werks. Dass
aber der Verf. ungeachtet er nicht selten mit diktatorischer
Sicherheit abspricht, manchem Zweifel Raum giebt, auch Un-
gehöriges und Verschiedenes durcheinander wirft, soll an einzel-i
neu Stellen gezeigt werden: der Reo. muss es billiger und
bescheidener Weise Einsichtsvolleren und Unbetheiligten fiber-
lassen , den Totalwerth der kritischen Ergebnisse unser» Verfas-»
sers ziv bestimmen. Lib. I, 53. Ist es streitig, oh zu lesen:
lieque prius fugerc destitenmt, quam pervencrt;}^ oder — unt?
1 Cod. Leid. I. spricht für pervenir^Ti^. Rec hatte in seiner
Ausgabe sich wegen des bei Caesar nach priusquam üblichen Con--
junktivs fuT diesen Modus erklärt, und unser Verfasser rügt ge-
gen jene Bemerkung 1) Caesar verbinde wohl das Imperfekt und
Plusq. perf. mit jener Partikel , aber nicht das Perfekt , was ge-
gen den Vsus sei. — Dagegen sei erlaubt zu erinnern, dass
mit demselben Rechte , nach welchem prifjsquam mit dem Prae^
sens Conjunktivi andenvärts verbunden ist, vergl. Fabri zu Sali.
Cat. 4 extr. auch das Perfecta wenn anders der Zusammenhang
und das Verhältniss der Sätze zu einander es gestattet, stehen
kann« — Sodann erklärt sich der Herausgeber den Conjunktiv
wie bei dum , indem , während , wenn es bei offenbar objektiv
ven Handlungen und Bestimmungen mit diesem Modus stehe.
Er bezieht sich dabei auf Hand Tursell. IL S. 311, welcher je-
doch ausdrücklich darauf hinweiset, dass dum mit dem Con-
junktiv im temporeUen Sinne den Dichtern und den späteren Au-
toren angehöre. Servius zu Virgil. Aen. 1, 697. sage dcsshalb mit
klaren Worten: malo errore quam et dum a Romanis esse confusa.
Ist diess der Fall, wie konnte aus jenem (ungewöhnlicheren)
Gebrauche der Späteren eine Analogie für Caesars Styl entnom-
men werden? Der Verfasser fahrt aber fort, dass in solcher
Weise der Conjunktiv die Handlung gleichsam weiter aushole
und sie so der Anschauung näher bringe, sie objectiver mache.
Jnlii Cacsaris Comment. de b. Gall. et CiT, erlänt t« Lippert 400
— Hierbei gestehen wir 1) nicht zu Terstelicn, was das heisse:
eine Hendl, weiter ausholen; nnd wir glauben mehrere Genos-
sen einer so Terzeihiichcn Ungeschicktheit zu haben. Sodann
haben wir Ton Jugend nie gehört, noch gelesen, dass der Con-
junktiv diene etwas objeklücr zu machen; Tielmehr ist dieser
Modus überall ein bedingter und relativer und folglich ein rein
subjectiver , von der Vorstellung des Sprechenden nicht blos ab-
hängiger, sondern in dieser ruhender und basirtcr Modus. Und
da der Verfasser viel und mit vollem Rechte auf Billroth hält, so
genüge, was dieser §. 244 über diesen Punkt gesagt hat. — Nun
wird viertens nebenher bemerkt , dum werde meist in Relativ-
sätzen gebraucht , denn d — um sei gleich gti — um , gleich
wie de durch rs mit xe verwandt scheine. — Alles diess dünkt
uns 1) nicht zur Sache gehörig; 2) rä'thselhafte und unfrucht-
bare Hypothese; 3) unklar, da der jüngere Leser wenigstens
wissen will, ob dum nach seiner Relation demonstrativ oder
relativ sei, und warum. das letztere: denn d mit qu als Laut oder
Vorschlag für gleichbedeutend in der Sprachbildung zu halten,
wird ein denkender Leser sich nicht sofort entschliessen. Auch
ist dum seinem Wesen nach von quum sehr verschieden , wie
du dum f interdum^ selbst agedum schliessen lassen, so wie aus
dudum analog dem jamjam sich vielleicht noch am ersten et-
was über die Abstammung und Urbedeutung der Partikel entneh-
men lässt. Endlich führt der Verfasser einige Stellen aus Ta-
citus an, wo donec mit dem Imperfekt. Conj. verbunden ist, nach
einer allgemein bekannten diesem Autor ganz besonders eigenen
Gewohnheit: die auch Zumpt speciell § 575 erwähnt; gründlich
erörtert Walther zu Tacit. Ann. II, 6. und zu German. 1 extr.
Consequent sollte also der Herausgeber wenigstens Beispiele vom
Praesens anführen, die nicht fehlten. Noch besser aber und
folgerichtiger waren die zahlreichen Strukturen von dum in der
Bedeutung von bis mit dem Conjunktiv. Hand Tursell. II. S.
319 ff. Das Resultat der kritischen Sichtung und Prüfung ist nun
nach dem Verfasser S. 562. „Also möchte Caesar dem Leser
es vorzüglich bemerklich machen , dass die so stolzen Germanen
schimpflichst die Flucht ergriffen, dass sie nicht eher diese
hemmten (?), als bis sie bei dem Rheinstrom angelangt, der ihr
nothwendig eine Grenze setzte etc.^^ Der Conjunktiv soll also
dazu dienen , es dem Leser so recht bemerklich zu machen ! Es
wird keines Beweises bedürfen , dass 1 ) viel Zeit und viele Zei-
len erspart werden konnten; 2) dass für die Sache selbst unge-
achtet der langen Exposition nichts gewonnen; S) dass nur aus
grammatischen und logischen oder selbst in manchen Fällen , aus
psychologischen und moralischen Gründen die eine oder die an-
dre Lesart, bei ziemlicher Gleichheit äusserer Autoritäten, als
die vorzüglichere erwiesen werden konnte. Denn immer bleibt
Mahr, was Bernhardy in Encyclopädie der Philologie S. 165 sagt:
410 BöDiische Litteratnr.
Alle phlloloj^uche Tliati^icit. die mit Hülfe kritischer und
getinchcr WlM»enschaft das Alterthiiin zu TersteheD und zu eat-
wickeln Hucht, muss sich auf die Grammatik als ihren wahren
Gnmd uud Boden htiitzen. Nun aber iüt Held dem perrenerüi/
nicht eben geneigt ^ Baumstark liest perreneru/i/ . Dihne möchte
penenirei?/ Torziehen; Lippert billi;?t die von Oudend. recipirte
Lesart; auch an andern Orten, z. B. Nep. Eumen. 4- 2. Epun.
2, 2* finden sich äussere Zeugen für priusquam reiiquerü und
anteccs«ert7 , was zwar Benecke zu Ciceron. Grat, pro Dejot. p.
!ll aus Cornels Vorliebe für das Perfekt, in consecativen Satxen
erklären will. Dennoch bleibt die Fra^e : Kann diese StndLtur Ter-
theidigt werden und wie*j Wir glauben, ohne Zwan^ und fol-
gender Massen. Bei Li\ius XXK 3K U lesen wir: haud usquam
impedita ^ia« priusquam ad Druentiam ilumen percenii^ d. i.
nirgends vorher stiessen sie auf ein Hinderniss, als bis sie (die
Punicr) an die Druentia (wirklich) kamen: da nämlich war der
Weg gehemmt. Alles ist faktisch und als solches dargestellt;
im Hauptsätze kein Verbum, das eine subjective oder relaÜTe
Beziehung zuliesse. Wie diess gemeint, wird sich sofort zeigen.
Bei jVep. Eum. 4, 2 lauten die Worte: Qui quum inter se complexi
in terram ex equis decidissent, — non prius dhtracii sunt^ quam
altenim anima reiiquerü : d. i. sie konnten nicht eher auseia*
ander gerissen werden , als etc.; es war nicht mögfa'ch sie eher
loszureissen , als bis es dahin gekommen war, dass dem einen
der Lebensodem ausging. Diess sind allerdings auch Thatsachen;
aber die Worte und die Weise des Ausdrucks inToWiren das Ur-
theil des Schriftstellers, der das Antecedens mit dem Conse-
quens in eine solche logische Verbindung gesetzt hat, wie
wenn er gedacht hätte: tam arcte inter se complexi sunt, ut
anima demum exhalata distrahi potuerint. — Unsere Stelle
hat mit der eben genannten grosse Aehnlichkeit. Das pervenisse
ad Ilhenum machte der athemlosen Flucht ein E2nde; in destite-
riint fuger e liegt zwar ein Faktum , aber der Schriftsteller Ter-
bindct damit sein Urtheil, dergestalt, dass er meint: sie flohen
so in einem fort, ohne Aufenthalt, dass 9X^ erst an den Rhein
kommen mussten^ ehe sie Halt machten. WSren sie, liegt
darin eingeschlossen, nicht an diesen gekommen, so wären sie
noch , wer weiss wie weit gelaufen. — Allerdings ist diess em-
phatisch gesagt, und der Zusatz Caesars: milia passuum ab eo
loco circiter quinquaginta spräche sogar für den Conjunktiv.
Für diejenigen, denen der logisch -grammatische Grund näher ge-
legt werden soll, hat Billroth § 320 Anmerk. 1. lehrreiche Winke
gegeben. Was aber den Gebrauch des Perfekt! Conj. anlangt,
80 bietet Krüger Untersuch, aus dem Gebiete der lateinischen
Sprachlehre I, S. iri4 ff. aualogc Beispiele. Wie aber das Per-
fcct auch an unsrer Stelle zu fassen, nämlich als Aorist der Ver*
gaugeuheit, darüber cbcnders. S. 16(i. Diess sei genug! — Noch
Jalii Caesaris CommeDt. de b. Call, et Cit, erlint. r. Lippert 411
ein Beispiel, wie der Verfasser zu widerlegen pfle^, aber
exegetischer Art, giebt YII, SO. Sic sunt animo constemati^
homines insaeti laboris, iit omnia sibi patienda et perferenda
existimarent. — Kec. hatte in seiner Ausgabe jenes conster^
nali durch erectt\ concitati erklärt, nicht: animo percuUL
Er würde diese ganze Stelle heute anders erklären, aber den«
noch nicht, wie der Verfasser, welcher ausruft: „Wiederum
falsch ! Da die Hinneigung zum Dulden und Ertragen keineswegs
eine innere Aufregung , sondern eine Gebundenheit des Scelen-
zustandes , oft veranlasst durch betäubende , überraschende Vor«
fälle , wie hier>* — Auch habe consternari nie jene Bedeu-
tung ; es sei ja consternari so ganz unser zerstreut werden und
in der Zerstreuung , in der Geistesverwirrung, nicht wissen , was
man thut etc. Der Rec. erwiedcrt auf solche und ähnliche An-
griffe , in welchen ihm der Verfasser zum Wahlspruch sich ge-
nommen zu haben scheint^ Lustiger freilich mag sich*s haben,
über Andrer Köpfe wegtraben — dass er selbst 1) consternatus
jetzt richtiger deuten würde ; verblümt , eingeschüchtert , aber
sehr verschieden von perculsus. Denn 2) wird conternari von
scheu gewordenen Pferden nicht einmal, sondern unzählig oft
und ganz eigenthümlich gebraucht : dergleichen Thiere sind aber
dann nicht in einem passiven oder gar indolenten Zustande;
ä) theilt der Bec. seinen relativen Irrthum, indem er näm-
lich nach der Weise des Herrn Lippert viel zu allgemein und ge-
nerell interpretirte, das'specifische Merkmal zu wenig hervorhob,
mit einem JDrakenborch^ Ernesti^ Kreyssig. Vergl. Drakh, zu
Liv. VIT, 42, 8. 4) hat der Verfasser ungeachtet er auf den Zu-
sammenhang Rucksicht zu nehmen, sich zum besonderen Ver-
dienste anrechnet, unbeachtet gelassen, dass die Gallier hier
sich nicht in einem blos leidenden , gebundenen , d. i. thatlosen
Zustande befinden, sondern in einem wirklich aufgeregten^ d. i.
ecstatischen Zustande, so dass sie, die eigentlich jeder Anstren-
gung, jeder Entsagung abhold und entfremdet waren, jetzt Alles
d.i. alle Strapazen und Mühseligkeiten zu ertragen bereit sind;
denn primum eo tempore castra muntre instituerunt. So wie
nun Liv. XXI , 24, 2. schrieb : metu servitütis ad ai'ma eonster^
nati; Schiller sagte: und die* Angst beflügelt den eilenden Fuss,
ihn jagen der Sorge Qualen: so begreift Jeder wohl, dass die
Gallier per consequens hier nicht Hos animo perculsi^ noch we-
niger zerstreut und in Geistesverwirrung befangen, sondern
durch einen äusseren, fast dämonischen Impuls in eine Art von
früher ungewohnter Ecstase gerathen waren, der mit ihrem
Phlegma auffallend contrastirte ; wobei wir nicht zu übersehen
bitten, dass Caesar sagt: ut omnia sibi patienda — existimarent .
Also nicht ganz ohne Besinnung! Doch wer will in seiner eig-
nen Sache Richter oder Auwald sein, ohne Gefahr zu laufen,
in einer Art von consternatio Ungebührliches zu beginnen. W ie
412 Römische Litteratur.
der Verfasser zur Scheid uiig der Begriffe die Etymologe benntxt,
davon wollten wir noch einigte Proben ^ebcn. Schon oben ist
der Ableitung von dum gedacht worden ; sponte ist dem Ver-
fasser zufolge I, 0. S. 15« wahrscheinlich verwandt mit ops
(optare, avere], welches im Sinne von Macht zu lesen sei. Rec.
kann solcher Zugabe keinen Geschmack abgewinnen; das
Unpraktische will er gar nicht berühren. Wenn der Verfasser
etwas sagen wollte, so wäre es zweckdienlicher gewesen, den
Unterschied von nitro anzugeben, da er einmal weder Döderiein
noch Ramshorn folgen wollte. II, 17. S. 121 wird aeaiimare
in folgende Urbestandtheile anatomisch zerlegt: „aes (Erz) tim
(cfr. dirimere) are, gleichwie unser schätzen von scheiden kom-
men mag.^^ Wenn wir eine Meinung adoptiren sollen , so wol-
len wir doch lieber Freund im Lexic. oder Ramshorn I. S. 46.
nachsprechen. Zur Prüfung des Lesers empfelilen wir ausser-
dem die Zergliederung von paene S. 611. paene nämlich ist gleich:
pa—en — e, e/i= in S. 041. über totus ,,d. i. relative besduünktc
Ganzheit, worauf sinnig hindeutet schon das Etymon =1 — o —
ins, wo t ebenso adstringirt, wie msistOj sto, stßtuo.^^ Was
der Verfasser auszurufen beliebt: Mira! gelte hier wenigstens
vom Rec. als Erwiderung! S. 720 wird penes als entstan-
den bezeichnet aus/ier — en — es. Vergl. das über sacer^ ata-'
vus^ tandem etc. S. 659 Gesagte. Doch wir schliessen mit
dem Endurtheilc, dass das ganze Werk seinem Zwecke schwerlich
entspricht; dass der Verfasser den in der Vorrede aufgest«^lltcn
Grundsätzen keineswegs treu, viele Fehler seiner Vorgänger
wider Willen selbst begangen, seine Arbeit sicherlich übereilt
hat. — Lehrreich aber bleiben für einen künftigen Rearbeiter
des Verfassers Rcrichtigungen und Excurse namentlich zu deni
VlI. und VIIL Ruche , wo was über que S. 654 ff. und über in
S. 692 ff. mit Fleiss durch zahlreiche Reispiele* erörtert und
zusammengestellt worden. Letzteres wahrscheiniieh aus einer
besonderen Abhandlung des Verfassers entnommen, gebühren-
den Dank und gerechte Würdigung verdient. Dass aber der
Käufer diess Alles mit drei Thalern bezahlen soll, ist in der
That zu viel verlangt, zumal da der Rec. nach dem Vor-
gange eines etwas imsanften und rigoristischen Reurtheilers seiner
Ausgabe des Rell. Civ. rügen müsste , dass eine Charte fehle,
die für beide Commentarien allerdings wünschenswerth ' ist.
Dem , was der Verfasser künftig für Caesar noch zu leisten ver-
sprochen hat, kann Niemand so begierig entgegen sehen, als
der Unterzeichnete, der jede Relehrung dankbar aufzunehmen
gewohnt, sich auch in dieser Reurtheilung in den Grenzen der
Achtung, die jedem wissenschaftlichen Streben gebiihrt, gehalten
zu haben glaubt.
Hersiog.
Poillon-Boblaye: Rechercheg g^ogr. rar les niiiiM de la flfor^. 41S
Expedition scientifique de Moree. Recherches
g eog raphiqu es 8ur les ruines de la Moree^
par M. E. Puillon.Boblaye, capitaine d*ötat- major, etc. etc.
Faris , F. G. Levrault. 1836. 4.
Es war zu erwarten, dass die Expedition der Franzoeen
nach Morea, bei dem regen Streben zur Beförderung der Wis-
senschaften, welches unter den Officieren des General- Stabes
der französischen Armee herrscht , auch für die Geographie die-
ser Halbinsel erfreuliche Früchte tragen würde , und liefert, das
Torliegeude Werk, welches wie der zweite Titel desselben be-
sagt, in der Academie des Inscriptions et Beiles - Lettres im
Februar d. J. 1835 vorgelesen worden ist, den Beweis für diese
Hoffnung. Der Verfasser, Mitglied der commission scientifique
de Mor^e, liefert in dem genannten Buche die Resultate der
Messungen, weiche theils er selbst angestellt hat, theils Ton
den Officieren der Expedition, namentlich dem Hauptmann Vau-
drimey^ Peytier ^ Vietti u. a. unternonunen worden sind. Den
Zweck des Werkes selbst, und der beigegebnen Karte gielit der
Verfasser im Anfang der Einleitung mit folgenden Worten : ,4^6
but principal du Memoire et de la Carte quc nous publions est
de constater tout ce que les travaux des membres de la com-
mission et des officiers charg^s du lever de la carte, nous ont
appris sur la topographie des ruines du Peloponn^se ; c'est une
statistique des ruines plutöt qu'une gdographie comparc^e ou
qu un trayail d'^rudition.^^ Schon früher hatte der Verfasser
Antheil an der Redaction der Karte Ton Morea in 6 Blättern ;
später erhielt der Christ Bory de St. Vincent die nachgesuchte
Erlaubniss eine General - Karte von Morea und den C^claden
herauszugeben , welche der Verfasser zu entwerfen den Auftrag
erhielt und zu dem Ende, während drei Jahre alle Stellen,
welche auf den Peloponnesos Bezug haben , aus den Schrift-
stellern des Alterthums, des Mittelalters und aus den Werken
den neuern Reisenden sammelte; und fand er in Herrn Hase^
dem gelehrten Kenner des griechischen Alterthums , Herrn Ey-
rids^ der den Zugang zu den Werken der deutschen Geogra-
phen erleichterte und in dem Christen Lapie, dessen Karten
klassischen Werth haben, geneigte Beförderer seiner Studien
und Arbeiten.
Wir folgen in der Anzeige des Werkes dem Verfasser, ohne
uns mit demselben in Discussionen über die Wahrheit oder das
Irrige seiner Angaben einzulassen und ohne zur Bekräftigung
oder Widerlegung derselben aus den Werken der Alten oder
neurer Forscher Beweisstellen hinzuzufügen ; wie der Verfasser
auch selbst sich fast nur bei der: Angabe der Entfernungen in
kritische Untersuchungen eingelassen, und nelmehr nur auf die
Stellen der Schriftsteller verwiesen hat, welche den Grund sei-
414 Alte Geographie.
ner Behauptun^n entlialten. Das erste Ziel der Bestrebungea
des Verfassers war es, sich eine genaue Kenntniss der We-
gemasse zu verschaffen, welche Strabo, Pausanias und Scylax
angewendet haben und hatte er nicht nöthig, sich^ wie
Gosseiiu gethan hat, die Grösse verschiedener Stadien a, priori
zu constniiren; vielmehr suchte er, da die Greuzen des Felo-
ponnesus ihm auf das genaueste bekannt waren, und er eben
so die Entfernungen gekannter Orte genau gemessen hatte, aus
der Vergleichung derselben mit den von den genannten Geo-
graphen angegebenen Entfernungen auf die Grösse der ron ih-
nen gebrauchten Stadien zu schliessen. Hierdurch hat er ge-
funden i, das Strabo in der Messung aller grossen Entfernun-
gen wirklich ein Stadium gebraucht hat, 'deren 700 auf einen
Grad gehen und zeigt der Verfasser, dass bei der Summe Ton
8i00 Stadien , die aus den Messungen grosser Entfernungen im
Peloponnesus entnommen sind, der Irrthum nur ^ betngt, weun
man dieses Stadium, welches er Stade fictif dans les m^ures
geographiques nennt, zum Gninde legt. Jedoch sind bei Strabo
die Entfernungen der einzelnen Städte nach dem olympischen
Stadium angegeben. Für Pausanias ergiebt sich, aus der Ver-
gleichung mit der tabula Theodosiana, dass JBl xömischo Mil-
lien gleich sind 630 olympischen Stadien des Pausanias, woraus
folgt, dass dieser, wenigstens auf den Miiitairstrasaen das glym-
pische Stadium angewandt hat Es könnte jedoch scheioeo,
dass auch Pausanias jenes Stadium (700 auf den Grad) gebraucht
habe, da ;S020 Stadien, die Summe der Entfernungen vieler be-
kannten Orte des Peloponnes, gleich sind 402750 M^trea,
woraus folgt, dass ein Stadium = 163 M^trea, während
nach dem ]\Iasse der Stadien 700 auf den Grad,, dieaea l&8t8
M^tres enthielt, doch scheint dieses dem Verfasser nur auf
einer falschen Schätzung der EIntfemungen lu beruhen. Nur
in Einem Falle glaubt der Verfasser sei Wahrscheinlidikeit dafür
vorhanden, dass Pausanias jenes Stadium, 700 auf den Arad,
angewandt habe, nämlich da, wo er von der Entfernung einer
Säule im Olympia von einer andern in Sparta redet, welches
Maass d'AnviUe irrthumüch einem Stadium von lOaufdieMüüe
zusdu'eibt. Scylax hat überall das olympische Stadium ge-
braucht. Nach der Angabe der Quellen, aus welchen der Ver-
fasser geschöpft hat und nach deren Würdigung, geht ep ^ber
zu den allgemeinen Messungen des Peloponnes. Den Flichen-
iuhalt desselben giebt der Verfasser an zu 216 D Myriami^tres.
Den Anfang des Peloponnes giebt Plinius zu 503 MUlien, Aga-
themerua auf dem kürzesten Wege zu 4000, nut allen Einbie-
gungen der Buchten zu 8627 Stadien; nach Strabo (VDL.cS.)
ist er, Hie Artemidorus angiebt, 4400, jedoch mit den Einbie^
gungen der Buchten mehr als 5600 Stadien. In einigen andern
Stellen theilt Strabo^ den Umfang des Pefayponnea ia 5 Theile»
Paillon-Boblaye: Recherches g^ogr. gnr Im rniaeide la Mor^e. 415
deren Summe 54T0 Stadien betragen , nnd ist der Unterschied
von 130 Stadien fast ^anz genau der Irrthum, den Strabo bei
der Messung der Küste des sinus Laconicus begangen hat. Der Um-
fang der Küsten des Peloponnes beträgt ungefähr 8^ W\ weiches
eine Bestätigung der Angabe ist, dass Strabo jenes, oben ange-
gebene Stadium, 700 auf den Grad, gebraucht hat, da er sagt:
mehr als 5600 Stadien. Nach Strabo \iIL c. 8 beträgt die
Entfernung vom Vorgebirge Araxus nach dem Isthmus 1000
Stadien; genau ist dieselbe F 21' = 945 Stadien, wobei der
Irrthum von 55 Stadien der Anwendung der runden Zahl zu-
geschrieben wird. Die Küstenlänge von Eh's giebt Strabo VIIL
c. S auf 1 200 Stadien an , doch lässt sich aus der Zusammen-
stellung dreier andern Stellen zeigen, dass er der Küste von
Elis vom Vorgebirge Araxus bis zum Fluss Neda nur eine Aus-
dehnung von '740 — 8410 Stadien giebt, folglich gilt jene Summe
(1200 Stadien) für die Küste von Elis und einen Theil der Küste
von M essene und wirklich giebt die Entfernung vom Vorgebirge
Araxus bis zum Vorgebirge Acritas =1"^ 45' die Summe von
1225 Stadien, also fast ganz genau die Angabe Strabo's. Nach
Strabo VIII. c. 4 hat Messene (d. h. nach dem Verfasser vom
Vorgebirge Acritas bis Taenarum) eine Küstenlänge von 800 Sta-
dien; in der Wirklichkeit beträgt dieselbe ungefähr 61' = 811
Stadien. Vom Vorgebirge Taenarum bis Malea sind nach Strabo
VIII. c. 5. mit den Einbiegungen der Buchten 6i0 Stadien. Es
hat jedoch dieser Meerbusen eine Küstenlänge von mehr als 70'
also von mehr als 810 Stadien. Nach dem Verfasser ist der Irr-
thum, den hier Strabo begangen , ungeachtet der richtigem An-
gabe des Plihius, bis auf die neuesten Zeiten auf allen Karten
Griechenlands beibehalten worden. Von Malea bis ziun Hafen
Schoenus zählt man, nach Strabo .VIII, c. 6, ungefähr 1800
Stadien; und wirklich hat die Küste eine Ausdehnung von 2^ ZS
oder von 1808 Stadien, während der kürzeste Seeweg lOl' ^
beträgt. Zur bequemern Uebersicht stellen wir die fünf verschie-
denen Angaben Strabo's über die Länge der einzelnen Küsten-
strecken nebst den neuern Messungen zusammen.
1) 1000 Stadiennach Strabo V 2f 945 Stadien
2) 1200 - - -
8) 800 - - -
4} 670 - - -
5) 1800 - - -
1» 45'
1225
1» V
811
1» 10'
816
2" 85'
1808
S. 5410 - - - T 68' Ö005
Reducirt man diese T 58^ auf Stadien, deren 700 auf einen Grad
gehen, so erhält man 5577 Stadien, woraus der Verfasser einen
neuen Beweis fiir die Annahme dieser Stadien, wenigstens bei
der Messung grosser Entfernungen, herleitet. Aus der Stelle
Strabo's VllL c. 2> in welcher die Ausdehnung des Peloponne-
416 Alte Geographie.
sus vom Vorgebirge Chelonates durch Olympia und das Gebiet
von Megalopolis bis zum lütlimus ^ und vom Vorgebirge Malet
durch Arkadien bis Aegium auf 140Ö Stadien angegebea wird,
folgert der Verf. wiederum die Richtigkeit seiner Angabe, indem
diese letzte Richtung eine Länge von 2^ 1% jene, jedoch Tom
Vorgebirge Chelonates bis zum Vorgebirge Scyliaeum, 2^ 2,' giebt.
Der Verf. schliesst aus den Worten Strabo's ^^durch Olympia und
das Gebiet von Mefialopolia^''^ dass in dem jetzigen Texte dieses
Schriftstellers ein Fehler sei , indem der angegebene Yfe^ nicht
nach dem Isthmus , sondern zu dem Vorgebirge Scyllaeum führe.
Endlich leitet der Verf. auch noch einen Beweis, für die Rich-
tigkeit seiner Annahme in Bezug auf das Stadium , aus dem Um«
fang des Peloponnes auf den kürzesten Wegen, her. Dieser be-
trägt genau 35S^ oder ungefähr 6°, also 42Ü0 Stadien, weiche
Zahl die Mitte hält zwischen den 4000 Stadien, welche Polybius,
und den 4400 Stadien , welche Artemidorus der Halbinsel geben«
Bei der Reductionnach der Annahme des Verf. beträgt der Irr-
thum in der ersten Angabc nur ungeföhr Vl\ während er, wenn
man 600 Stadien auf den Grad rechnet , in der ersten Angabe
sich auf 40^ in der zweiten aber auf 1^ 20' belaufen würde.
Die, nach dieser von uns mitgetlieilten Einleitung, folgende
Aufzälilung der Orte des Peloponnes zerfallt in folgende Haupt-
abtheilungen : 1) Achaia ton S. 15 — 39; 2) Argolis von S.4(l —
(>9; 3) Laconica von S.70— 102; 4) Messenia von S. 10&— HG ;
5) Elis von S. 117—137; 6) Arcadia von S. 131—174.
An die Spitze der geographischen Htilfsmittel zur Beschrei-
bung der Landschaft Achaia, unter welchem Namen der Verf.
ausser Achaia , noch Sicyonia , Phliasia und Corinthas begreift,
setzt derselbe die Tabula Theodosiana , welche eine Heerstrasse
von Megara durch Corinthus^, Sicyon, Aegira, Aegium und Pa-
trae bestimmt Die Entfernung von Corinthus nach Patrae wird
in derselben, so wie von Plinius zu 85 römischen Meilen angege-
ben ; jedoch findet sich in der Tab. Theod. ein Fehler, den Man-
nert nicht bemerkt hat und welcher daher Sicyon eine falsche
Lage angewiesen hat. Die Summe der Entfernungen von Megara
zum Isthmus und von da nach Corinthus (VllI M.) ist genau den
neuem Messungen entsprechend ; eben so richtig ist die Entfer-
nung von Corinthus nach Cenchreae {Cencris) (VII M.), und
nach Lechaeum (Letin) (III M.) ; die folgende von Letin nach
Sicyon (XX M.) ist offenbar unrichtig, es ist jedoch die Aende-
rung leicht , man braucht nur XII M. zu lesen und dieses ist ge-
rade die Entfernung von Lechaeum, dessen Hafen noch kenntlich
ist , bis zu dem Theater in den Ruinen von Vasilika , jedoch muss
man nicht die Entfernung auf der geraden Linie, sondern auf dem
jetzigen Wege messen. Man darf, wegen der archäologischen
imd historischen Zeugnisse und wegen der merkwürdigen Ruinen
in Vasilika, nicht, wie Mannert gethan, Sicyon um 8 römische
. Paillon-Boblaye: ReclierclieB g^ogr. nur Im rainet de laMor^e. tVt
Meilen mehr westlich setzen. Die folgende Entfernung von Si-
cyon nach Aegira (XXV M.) oder 36,800 M^trcs (die römische
Meile zu 1472,5 M^tres gerechnet), führt von Yasilika zu den
Ruinen einer beträchtlichen Stadt , woraus die Lage von Aegira
als bestimmt gefolgert wird. Die Tab. Theod. setzt darauf die
Entfernung voll Aegira nach Aegium auf XII M. ; da aber Aegium
jed'enfalls das heutige Vostitza ist, welches von den Ruinen
von Aegira 28,500 Metres entfernt ist, so ist hier statt XII je-
denfalls XX zu lesen, wodurch der früher begangene Fehler com«
pensirt wird. Von Fatras nach Aegium setzt die Tab. Theod.
XXV , und wkklich beträgt die Entfernung 36,900 — 37,000
Metres oder 25 röm. M., Pausanias schätzt dieselbe auf 196 Sta-
dien , welches von der Wahrheit nur um 4 olympische Stadien
abweicht. Die Angabe der Entfernung von Fatras nach Dyme
(XV M.), welche nicht den Abstand dieser beiden Orte auf dem
^Landwege, lindern auf dem kürzesten Seewege, quer über die
Bucht, angiebt, und daher nur aus irgend einem Periplus ent-
nommen sein kann , führt d^n Verf. auf die Idee, dass die Tabula
Peutingeriana durch Hülfe anderer Hülfsmittel entweder entwor-
fen oder später verbessert worden sei.
Der Verf. geht, nachdem er von S. 17 — 19 die Grenzen und
die Eintheilung des eigentlichen Achaia in den verschiedenen Zei-
ten angegeben, und die Grösse desselben auf 21 Myriam^tres
bestimmt hat, zur Aufzählung der von den Alten erwähnten
Hauptpunkte, in der Richtung von Westen nach Osten, über und
fügt immer die heutigen Namen bei.
Um die Leser von der Reichhaltigkeit dieses Verzeichnisses
zu überzeugen und um ihnen eine Frohe von der Behandlungs-
weise des Verf. zu geben, lassen wir hier das Verzeichniss' aller
der in Achaia angegebenen Namen folgen und schliessen eine
ohne Absicht ausgewählte Stelle aus der Beschreibung einer an-
dern Provinz an. Der kundige Leser wird leicht bemerken , in
wie fern die Angaben des Verf., der dieselben zum grössten
Theile aus Autopsie entnommen hat, dazu dienen, die Werke
der neuern Schriftsteller über die alte Geographie zu vervollstän-
digen oder zu berichtigen, oder die Behauptungen derselben
bestätigen. ^
Das Vorgebirge Araxus ist nicht das Cap Papa , sondern
das mehr westlich gelegeueCap Kalogria; nahe dabei, gegen Sü-
den, ist das von Polybius erwähnte Kastell Thxo$ an dem Südost-
Ende des Berges Mavro-Vouno. Der ¥l\x^% Larisaus (Larisus)
ist der am Berge Movri entspringende Mona. Dyme hatte einen
Hafen bei der heutigen Zollstätte Karavostasi und lag, wie die
spärlichen Ruinen zeigen , östlich von der Kapelle Hagios Kon-
stantinos. Die Entfernung dieses Ortes von dem Flusse Larissus
ist von Pausanias irrig zu 400 Stadien angegeben, es sind nur
40. — Olenus erkennt man in seinen Trümmern auf dem linken
N. Jahrb. f. Pbil, ». Paed, od, Krit. Bibl, Bd, XIX. Hft, 4. 27
418 Alte Geographie.
Ufer der Mündung der Kamenltsa, des alten Pims, nabe bcS de«
Dorfe Kato- Acliaia. — Der Melas oder Pirna (IJslQag) ist ohne
Zweifel die heutige Kameuitsa, und der grösste FIuss in Achaia;
denselben Namen hat ein , auf dem rechten Ufer des Flusses lie-
gendes Dorf. — Pharae scheint in den Trümmern lu erkennen
au sein, welche nahe bei dem Dorfe Prd^dtos, 5 — 600 M^tres
von dem linken Ufer der Kamcnitsa und 11,(M)0 M^tres von ^-
tras liegen. — Tritaea liegt entweder bei Gouzoumistra in Ha^
gios Andreas , oder bei Kastritsi nahe an den Quellen des iSeJisas
und des Pinis. Nur auf schwache Gründe gestützt, wie er selbst
zugiebt , setzt der Verf. Tritaea an die Stelle des erst genannten
Ortes, und das nur aus Polybius bekannte Leontium an die Stelle
von Kastritsi. — Der Berg Panachaicns bei Polybius, Vielleicht
der Scioessa des Plinius , heisst heute Voidia* — Der Glaucun
mündet unter dem Namen Lavka 5 Kilom^tres von Patras. — •
Noch sieht man die Spuren der langen Mauern, welche Patrae^
(Patras) mit dem westlich Ton der heutigen Stadt, nahe bei der
Kapelle des heil. Andreas, gelegenen Hafen verbanden. Hr.
Blouet sah nur römische Ruinen und solche, die aus neuerer Zeit
herrühren. — Der Fluss Müichtis (6 Mhikixog) ist der 2 Kilo-
metres östlich von Patras illessende Voundeli^ ^g^n die Ansicht
von Dodwell. — Der Charadrus heisst jetzt Veitnisi. — -^r-
gyra liegt in seinen Trümmern , welche der Hauptmann Vaudri-
mcy gesehen, 1200 Metres südlich von dem Chäteau de Mor^e.
— Das Vorgebirge Rhium heisst heute Castelli oder Chäteau
de Morde, welches Strabo und Ptolemaeus, und nach diesen viele
Neuern mit Drepanum verwechseln. Es lag nicht, wie man aus
Llvius (XXVII, 30) geschlossen hat, eine Stadt Rhium auf die-
sem Vorgebirge. — Der Selemnus ist der Castritsa. — Pan-
honnus ist der heutige Hafen Tdkt5. — Das Vorg. Drepanum
von Pausanias auch Athenas - Teichos, von dem Tempel der
Athene genannt, dessen Spuren Dodwell in Palae^-Psatho Pyr-
gos fand , findet sich in dem Dorfe Drepano. — Erineua Por-
tus ist der heutige Hafen Lambir-ta- J/mbelia* -— Die Ruinen
von Rhypes finden sich 5200 Metres rechts von dem Wege nach
Vostitza und eben so weit von Lambir - ta - Ambelia auf dem rech-
ten Ufer des Tholo - Potamos. — ^egium das heutige Vostitza.
— Phoenix und Meganitas sind vielleicht die Flüsse Sa/z/iewiA-o-
Poiamos und Ganiaro - Pniktis. — Der Selinus heisst heute
Vostitza^ und mündet 5Kilom. östlich von dem Flecken Vostitsa;
er scheint sein näher an der alten Stadt gelegenes Bett Verlanen
zu haben. — Die Trünuner von Heiice .^ welche eine genauere
Untersuchung verdienen , liegen auf dem rechten Ufer des Seli-
nus, nahe am Meeresufer. — Die Ruinen von Cerynia fand- Hr.
Vietti oberhalb des heutigen Rhizomylo. — Der Cerynilea^ jetat
Bouphousia entspringt in den Bergen Kerpini. — Die IVfimmer
von Bura sahen Gell und der Flauptmanu Peytier auf einem Pia-
PaiUon-Boblaye: Recherdiet g^ogr. tnrlef roiaetdelaMor^. 419
teau zwischen dea Flüssen Bouphousia jmi JSakmryta , welcher
ehemals Buraicus hiess. Zwischen diesem und dem Crathis^
dem heutigen AkratUy fliesst der Diakopio^ Tielleicht der Era^
€UiU8 des Strabo. — . Kein Reisender hat die Trfimni«r von
Aegae^ welches an der Mündung des Crathis gelegen hat, iBn-
den können. — Die Lage von Aegira wvd durch sehr bedeu-
tende Trümmer, welche man bei Po/a^o-iTas/ra, westlich von
dem Engpass Mama-Litharia^ findet, bezeichnet. Die Stadt
war, wie Hr. Peytier meint, in zwei Theile getheilt, von wel-
chen der eine in der Ebene , der andere auf einem Berge , un-
gefähr 1200M^tres vom Meeresufer entfernt, lag. In der Be-
schreibung des Paosanias wird ein Fehler nachgewiesen, dagegen
die des Polybius als ein Must«: der Genauigkeit gepriesen* —
Phelloe muss nahe bei dem heutigen Zakholi gesucht werden. —
Ariatonautae war nach Pausanias der Hafen von Pellene ; der
wahre Name scheint Oluros gewesen zu sein, welchen Ort alle
Geographen, sogar Mannert, gegen das ausdrfiddiche Zeugniss
des Steph. Byz. in das Gebirge versetzen. Vielleicht lag es an
der Mündung des Sys, unterhalb Xylo-Caatron, — Der Fluss
Crius (KQLog) ist unbezweifelt der heutige Mazi; wie der Sys
jetzt Trikala heisst. — Pellene lag auf einem Berge und fand
Hr. Peytier Trümmer einer bedeutenden Stadt zwischen den bei-
den Flüssen Mazi und Trikala, deren Lage auf die von Pellene
passt. — Das der Demeter geheiligte Mysaeum muss sich an dem
Fusse des Berges Cyllene finden.
Die Orte, welche noch näher von Reisenden untersucht werden
müssen, sind Dymc, Aegium, Heiice und Pellene, obgleich übfr
ihre Lage kein Zweifel herrschen kann ; eind genauere Bestim-
mung der Lage muss noch Statt finden, in Bezug auf Cerynia,
Fharae und Tritaea.
Ueber Asine sagt der Verf. S. 112 folgendes: Asineurba
(i^ 'Aöivtj) , ville maritime a 40 Stades de Colonides , et h m^iße
distance du promontoire Acritas (Paus.Mess; c.34 S'^X ^ 15 mil-
les de Me'thone, et 30 milles de Mess^ne (d'apres la Table de
Peutinger) ; premi^re ville que Ton renconträt sur le golfe apr^
avoir doublt le cap Acritas (6 'Axgltagy axQa). Elle est men-
tionn^e comme subsistant encore h. T^poqoe de Pausanias, et
m^me jusqu'au temps d'Hidrocl^s, vers le moyen äge« On est
daus Fusage de la placer k moitid chemin de Coron, au cap Gallo.
Nous avons parcouni cette cöte escarpöe sans trouver ni ruines,
ni port, et nous ne pouvons y concevoir l'existence d'une viUe de
Timportance d' Asine. Inddpendamment de ces preuves negatives,
on peut dire que Coron est la seule position qui conviemie k
Asine: la pointe qui s'avance dans lam^ est applaniedemain
d'hommes et couverte de citernes antiques; la chauss^e qui pre-
th^G le port est elle-m^e de la constrnction la plus ancienne;
en outre, n^algrd les grands travaux deS' V^tiens, on trouve
21*
420 Alte Geographie.
eiicore une tour et diverses ruines romaines dans rint^eur de It
lüle. Les nombres de Peutinger confirment cette hypoth^Mi
et n*eB permettent pas d'autres. U y a exactement 15 müle« de
Modon k Coron, 30 de Coron k Mess^ne, et la route est assei
plane et assez directe pour ^tre mesur^e sans erreur. Lea denz
distances de cette ville k Colonides (Grizi 1) et au promontoire
Acritas sont bien ^les entre elles , comme le dit Pausania«,
mais elles d^passent de 20 Stades les 40 Stades assign^ par cet
aiit«ur. C*est Tobjection la plus fondc^e que Ton puisae faire k
rhypoth^e que nous adoptons, mais on peut, en ontre, se de-
mander comment le nom de Coron fut transport^ des rulDes de
Corone k Celles d'Asine. Hi^rocles les distingue eneore, et le
nom de cette demic^re ville ne disparait completement qu'aa tempg
de la chronique de Morde, ou Ters le commencement du trei-
zi^me si^le y dpoque k laquelle remonte la liste des dv^ues la-
tins de Coron; au temps beaucoup plus rdcent de Niger, le tU-
lage de Petalidi aTait d6\k remplacd Corone, et Ton dierchait
dhs lors Asine vers le cap Gallo , comme on le fait aujoard'hol.
On peut croire que le nom de golfe de (^oron s'dtait maintenu, et
que par suite les Veniticns avaient nommd Coron les roines qn'ila
«ccup^rent k l'cntree du golfe.
Dem Werke selbst ist eine Karte des Peloponnea und der
Cykladen beigegeben, von denen jener nach der grotfen Karte
dieser Halbinsel in sechs Blättern, diese nach den Aufnahmen des
Colonel Bory de Saint - Vincent und nach Dokumenten der engli-
schen Admiralität in dem Maassstabe Ton flo(>\K>o g^s^chnet ist
Sie ist nach der Flamsteed'schen Projektion entworfen, und ent-
hält ausser den auf französischen neuern Karten gewöhnlichea
Maassstaben , den der römischen Millien , des olympischen Sta-
diums und des fingirtcn Stadiums, deren 700 auf einen. Grad ge-
hen. Die eben erwähnte grosse Karte ist in dem Maassstabe Ton
^jnhrnf otworfen und hat den Titel:
Carte de La Mor^e^ rödig^e et grav^e an d^pdt g^n^ral de la
gaerre, d'apri^a la triangulation et les levöa ex^nt^ eo 1829, 1830
et 1831 par les officiers d*^tat- major attach^s au Corps d'occupa«
tiooL. Par ordre de M. le mar^chal duc de Dalmatie miDUtre de la
guerre, gous la direction de M. le lieutenant göoöral Pelet. Paris
1832. ^
Als Basis dieser Karte dient die Carte trigonom^trique de la
Mor^e, aof welcher diejenigen Punicte namentlich angegeben sind,
weiche als geodätische Stationen gedient haben, und ausser die-
sen noch einige der durch Trlangulirung bestimmten Oerter. Sa
sind dieser letzteren mehr als lüOO. Bei dem grossen Maaba-
stabe, in welchem die Karte entworfen ist, wird sie jedem der
siebente Fuhrer sein, der sich bei dem Studium der alten Gceo-
graphie derselben bedienen kann und eine auch nur- obei
Puiilon-Boblaye : Recherchefl ^og^.'fi» les nlnm de.la Mor^. 4SI
Vergleichun^ dieser Karten mit den besten bisher bekannten, er-
giebt eine bedeutende Zahl von Berichtigangfen, deren unsere
Karten, sowohl in der Zeichnung der Grenzen, als in der Angabe
des Laufs der Flüsse und des ganzen orographischen Systems der
Halbinsel, bedürfen. Es wäre sehr zu wfinschen, dass bei Eat-
werfung einer neuen Karte in dem sonst ausgezeichneten Atlas
Ton Reichard diese Karte des französischen Greneralstabes zum
Grunde gelegt würde. Sie enthält ausser den neuem Namen^
auch die entsprechenden Namen, der alten Geographie, welche
durch die Schrift ausgezeichnet sind , und ausserordentlich zahl-
reiche. Angaben der Erhebungen der einzelnen Punkte yber dem ^
Meeresspiegel. Wie eine Notiz auf der grossen Karte angiebt,
hat Hr. Hase die Probeblätter derselben in Bezug auf die Ortho-
graphie der Namen reridirt und wir glauben nicht zu irren, wenn
wir behaupten, dass durch seine ausgebreiteten Kenntnisse viele
Angaben der alten Geographie ihre Bestimmung und Berichti-
gung erfahren haben.
Was endlich das Aeussere des Werkes betrifft, so ist das-
selbe , wenigstens in dem vor uns liegenden Exemplare , trefflich
ausgestattet und eben so meisterhaft ist, wie es uns sdieint, die
grosse Karte gearbeitet.
Wir schliessen zugleich die Anzeige einer andern für die
alte Geographie wichtigen Schrift an, welche unter folgendem
Titel erschienen ist :
Recher ches sur Vhistoire de la partie de l'Afriqae lepten-
trionale connue sous 1e nom de R^gence d'Alger et §ur radniini-
- stration et 1a colonisation de ce pays ä l'epoque de la dpmination
« romaine. Par ane commission de racad^mie royale des insciiptions
et belles - lettre». Publiees par ordre du ministre de la guerre.
Tome premier. Paris, imprimerie royale 18S5. 8.
Die Vorrede des Werkes giebt die Veranlassung desselben in
folgender Art an. Unter dem 18. Nvbr. 1833 machte der damalige
Kriegs-Minister die französische Akademie darauf aufmerksam wie
vortheilhaft eine gute Geographie des alten Mauritaniens, und eine
Geschichte der Colonisirung dieses Landes durch die Römer, eine
Beschreibung der Einrichtungen, welche sie dort getroffen und
Nachweisung der Verhältnisse, in welche die Röm^ zu den Ein-
gebornen des Landes getreten, sein würde. Eine Commission
der Akademie entwarf den Prospectus der ihr aufgetragenen Ar-
beit und die Herren Valckenaer, Hase und Dureau de la Malle
wurden beauftragt die Untersuchungen über die altie Geographie
und die Colonisirung der Regentschaft von Algier anzustellen.
Da inzwischen durch ein Schreiben des Kriegsministers v. 22. Jan.
1835 der Gegenstand der Untersuchung weiter ausgedehnt wor-
den war, und der Wunsch geäussert wurde, die Verhältnisse
dea ehemalig römischen Afrika's auch unter den folgenden Herr-
421 Alte Geographie.
fichaßen naher zu. nnteraachen, so wurde die CommiBnoii nodi
durch die Orientalisten £• Qoaüem^re und A. Janbeit v e hu eliii,
insinachen aber, dem Wunsche des Ministers gemiss, dersehon
vollendete Theil der Untersuchnn^en dem Drucke übergeben.
Der Verfasser der Torliegenden Arbeit ist Hr. Dnreau de laMkne.
Die Einleitung giebt Ton S. 1 — 48 eine kune Uebeniciit der
Geschichte des Landes bis zum Jahre 697, in welchem Kaitfinge
Ton Hassan eingenommen und lerstört wurde und der Name der
Griechen und Römer aus Afrika verschwand ; dann folgt der Ffaua
des Werks den wir, damit die Leser über denselben desto besser
urtheilen können, mit den eigenen Worten des Verf. gdbeh.
1) Mous ticherons de pr^enter la g^graphie aocienne de
TAfriqne septentrionaie, aussi compl^te que posdble. Nooa
y ajouterons les noms modernes, avec toute la drconspectiiHi
que r^clame une synonymie si diffidle k ^tablir.
2) Mous dresserons la liste des colonies militaires et celle des
colonies cinles. La preml^re indiquera les positjons que
les Romains ont jug^es importantes pour la oonqu^te et la
defense du pays ; La seconde , les points qu'ils jug^rent
avantageux pour ^tendre le commerce et la dvilisation duu
ces contr^es.
3) Nous donnerons le tableau iM>mplet des coloidea romaines,
latines ou italiques; des municipes, des villes lAre«, PSdä-
r^es ou jouissant de Timmunit^; cnfin, des dt^ et des
peuples sujets et tributaires. Nous ^noncerons leurs droits
civiis et politiques, leurs obligations, leurs charges et leurs
priviit^ges.
4) Nous decrirons ensuite le Systeme administratif et'judi-
ciaire^ le mode d^impositions, la forme du gouvemement;
appliqu<!8 par les Romains aux sept proTinces de FAfirique
septentrionale; nous en p^serons les arantagea et les in-
convdnients. La libert^ absolue de culte, de moeurs, d'usa-
ges , d'administration communale , le respect pour les lois
et les pr^ug^s du pays, combin^ avec le pouvoir absolu
du procbnsui, mdritent un examen attentif, et formeront
une des dirisions de cet ouvrage.
5) Enfin , la tronsformation des habitudes nomades en hsbitu-
des agricoles ^ les lois de douanes et de commerce , d'im-
portation et d'exportation , les privil^ges accord^s k la amn
vigation, les inti^r^ts d'^change cr^^s entre-FAfrique et
ritalie, leurs avantages mutuels seront exposiSs avec lea
d^veloppementsvdiscut^ selon d'importance qu'ils xb^ritent
Die nun folgende alte Geographie umfeisst in dem erteil Ab-
schnitt Mauritanien, in dem zweiten Numidien. Um die Lage
der Ocrter in Mauritanien zu bestimmen, geht der Verfaasier von
der Darstellung der Ziige des Theodosius unter Valentinfan (311
n. C.) gegen Firmus und der Unteniehnmng des Chpäiillas und
Paülon-Boblaye : Recberches giogf,8va lei roinefl- de laMor^e« 42S
DolabeUa unter der Re^erung -des Tiberiiiai'(17 n. G.) gegen-
Tacfarinas. Wir wollen dem Vierf. folgen und aus dem ersten
Abschnitte diejenigen Stellen herausheben^ an welchen er die
Lage der Oerter der alten Geographie Und die heutigen Namen
derselben angiebt.
Theodosius landet bei Igilgüis, dem heutigen Jijel teeh
Shaw, oder Jigelli, nach der neuen französischen Karte von 18U,
zwischen Bougie und dem Cap Bougiarone. Ton hier aus geht et
nach der römischen Kolonie Sitüi^ Setif ; sein Feldherr Romanns
geht nach Caesarea , nach Shaw dem heutigen Schershell , nach
Lapie, in der neuen Ausgabe der Itinerarien, welche der Marquis
¥• Fortia besorgt^ Tennis. Die Aufnahme der Küste,: welche
der Lieutenant fierard angestellt , : zeugt fiir die Richtigkeit der •
erstell Angabe. Tlieodosius zieht von Sitifi nach den Statio Pan-
chariana und ¥ön da nach Tubusuptns. ' Das Itinerariura Antonini
setzt eine Statio Paccianis Oder Päratiänis oder Pacdanaz^nsehen
rgÜgilis und Cullu und wahrscheinlich 'ist dieses Pacdanä die Sta-
tio Panchariana des Ammian (XXIX. c. 5. p. 463 ed. Ern.).
Theodosius in Tubusuptns {Bourgh - sur - le - Bouöerak)
kämpft mit d^n Tyndenses und den Massissenses ; bei' Tacitus er-
setzt DolabeUa Thubuscus, eine andere Form des Namens Tubu-
sfuptus und tödtet die Häupter der M'osulani, bei .Ptolemaeus
MiöovXafjLoi. Dieses sind wahrscheinlich die Völker, welche
Pliiiius Mucones nennt und die Musones, welche Ammian in die
Gegend des munlcipium Addense oder Auziense setzt, wekhes
bald Auza, Auxea oder Audienz^ castellum in der neuen Ausgabe
der Itlnerarien, oder Auzea bei Tacitus und Auzia auf Inschriften
heisst imd ohneZyvQiMHamzah odet Bourgh-Souary ist (S. 56);
das S. 59" aüdi Am oder Sour Ghazlan (fontaine ou mur des ga-
zellcs) genannt wlrd^ imd 7 Lieues vom See Tittcri nördlich von
der Stadt Tittcri entfernt lie^. Die Musones wohnten, wie auch'
schon Shaw errathen, südlich Ton Dellys.
Nicht weit von Thubuscus mnss auch der Fundnä. Petrensis
gesucht werden und Lamfocta (Lamfoctense oppidum) gelegen
haben, nämlich zwischen Auzia. und Icoslum. Dieses letztere ist
ohne Zweifel Algier, wie Shaw vermuthet und Inschriften es be-
stätigt haben.
Von hier aus zog Theodosius nach Tiposa (JDahmause nach
Lapie, Tefessad nz.c\i Shaw), und östlich gegen die Mazices,
die östlich von Caesarea wohnten ; Ton hier aus westlich nach
Succabar , einem' municipium am Abhang des möns Transcellensis
{Übels Doui, südlich von Herba undShellif, nach; der franiräsi-
sehen Karte) , und schickt Truppen nach Tigavia. (Die neue*
Ausgabe der Itinerarien setzt Tigauda nach Adjel-Medda; Ti-
gava Castra nach Lerba.) Zwischen Succabar und dem mens
Ancorarius {Ouannaseris n9.ch der französischen Karte , räne-.
scherick bei Edrisj p. 208 ed. Hartman.) lag das fundum Gallona-
424 Alte Geographie.
tis muro circumdatum valido und das Tingitanum CastcIInm, wel-
ches letztere nach den Itinerarien 28 Mülien' von Yagal and 18
Ton Tigava Municipium entfernt lie^.
Die Stämme der Baiurae, Cantauriani, Avastomates, Gas-
saves und Davares, welche Theodosius von der Partei des Firmus
abzubringen sucht, wohnten in' den Ketten des Jibel Zickar und
des kleinen Atlas , südlich ron Algier. Die Baiurae werden von
Plinius und Ptolema'eus unter dem Namen Banuri, Bavlovgav als
ein gätulisches Volk genannt; doch ergebt sich ihr wahrer Wohn-
sitz und Name von Baouarae^ so wie auch der richtige Name von
Ruscunia, welches auf der Karte von Algier fälschlich Rustonium
heisst, aus der von Orelli (Inscript. latin. selectae T. I. p. 144.
n. 529) mitgetheilten Inschrift. (Wenn Orelli angiebt, dass die
letzten Werke dieser Inschrift PR. CCXXI eine aera provinciae
„vix alias occurrentem" bedeuten, so irrt er in diesem Beisatz,
denn eine solche findet sich auch bei Shaw (p. 103 der französi-
schen Uebersetzung); eine andere im Mu8, Veronens. M^Sei
p. 462, n. 3 und auf einer aus Bona gesandten, jetzt auf der Kgl.
Bibliothek zu Paris befindlichen Inschrift. Auch in der Bestim-
mung des Jahres irrt Orelli, denn sie gehört in das Jahr 188
n. C. G.
Firmus. zog sich in die montes Caprarienseii , nahe bei Abani
oder Abennae ; aber durch nahe wohnende Aethiopen (Aethiopum
iuxta agentium) verstärkt , zwang er den Theodosius sich nach
Cont^nse (civitatem nomine Contensem Amm. XXIX. p. 4()8 sq.
ed. Ern.) zuriickzuziehen. Die Lage von Contense oppidum ist
ungewiss , doch lag es zwischen dem grossen und kleinen Atlas.
Firmus zog sich zu den Isaflenses zurück, deren Namen sich
vielleicht in den jetzigen Namen Inshlova (Shaw p. 96) wieder
findet, welche wahrscheinlich in der Ebene von Castouia unter
dem Jurjura (Mons ferratus) wohnten.
Theodosius greift nach einem Gefechte per saxa et rupes
die natio Jnbalena im innern Lande an, zieht sich zmrück und
nimmt die Unterwerfung der lesalenses (vielleicht die fFelled^
JEisa, nahe bei Tilteri - Doah) an. Die Jubaleni bewohnten die
Kette des grossen Atlas, unterhalb Titteri, die Isaflenses die
Thäler zwischen diesem Gebirge und dem Jarjura.
Das Muninlentum Medianum, oder Castelhun Medianum,
wie es in der Notitia dign. heisst, ist Mediah 16 Lieaes südwest-
lich von Algier,
Der zweite Abschnitt von S.67 — 149 ist viel reichhaltiger
als der erste und giebt interessante Aufschlüsse über Numidien
und lässt sich an vielen Stellen auf die Kritik der betreffenden
Stellen der Historiker ein. So wird gleich S. 70 in Hirtius de
hello Afr. c. 23 in den Worten , in Mauritantam, regnumque Bth'
gudis est ingressus, mit überzeugenden Gründen jffoccikt emen-
dlrt; und zugleich die Lage von Ascurus bestirnjuti welches noch
Pnillon-Boblaye : Recherches g^ogr. tn lei räbes de laMor^e. 4tt
heute Ashoure heisst und südwestlich von Bona liegt Nicht
weit von diesem Orte, der bei Ptolem. TieUeicht *A6%ov%a heisst,
finden sich mehrere warme Quellen (Hammah von den Anwohnern
genannt) , die väata ^SQfjid des Ptolemaeus , die aquae Tibili-
ianae des Itin. Antonini. Ausfülirlich ist die Untersuchung über
die Lage von Zama von S. 76 — 84 , wobei die Lage vieler ande-
rer Orte bestimmt und angegeben wird, dass die Schlacht bd
Zama eigentlich bei Naraggara geliefert ist. Um nicht zu aus-
führlich zu werden , beschranken wir uns auf diese Anzeige und
hoffen, nur, dass die weitern Untersuchungen, welche die mit
den nothwendigen Kenntnissen ausgerüsteten Officiere des franzö-
sischen Generalstabes an Ort imd Stelle anstellen, der Akademie
Gelegenheit geben, die nothwendigen Materialien zur weitem
Erforschung jener Gegend, in so weit sie den Alten bekannt war,
zu liefern.
Eine Karte ist dem Werke nicht beigegeben, es bezieht sich'
der Verf. auf die Karte von Lapic und hier und da auf die
Carte du territoire d^ Alger dressöe au d^pdt g^o^ral «1e
la gaerre etc. d'apres les leves de M. M. led officiers d*£ tat -Major
employ^s ä rarm^e d*Afriqae. Paris 1834.
Diese mit ausgezeichneter Genauigkeit entworfene Karte
stellt die Küste von 0^ 85' — 0^ 55' östlicher Länge von Paris
und vom 36^ 37' — 36^ 52' nördlicher Breite dat. Bei dem sehr
grossen Maassstabe ( aoSoo )^ ^^ welchem sie gezeichnet ist, ist
sie für diese Gegend der beste Führer. Denn endlich erwähnt
der Verf., dass die Commission selbst eine Karte entwerfen werde,
über welche er sich folgendermassen ausspricht: „Pour rdduire
ii lenr plus simple expression les r^sum^s de nos recherchcs^ nous
avons fait Tinventaire exact -de tous les noms de provinces , de
peuples, demontagnes, defleuves, delacs, de colonies militai-
res ou civiles, de villes latines, italiques, f^d^r^es, libres ou
jouissant de Timmuniti^, >de villes ou hourgs tributaires, qui nous
ont dt^ transmis par les dcrivains grecs, romains et arabes. Mous
les placerons sur la carte de la r^gence d'Alger que Mr. Lapie
ex^cute en ce moment, au depöt de la guerre , sur une ^heile
double de celle de Tautographie de 1833^ Nous distingnerons,
par des couleurs et par des signes brefs et faciles ä saisir , les
positions certaines des positions probables , > et Celles qtii ne sont
que vraisemblables de Celles qui sont rest^es pour nous vagues et
incertaines.
Nous placerons les homs modernes au - dessous des noms an-
ciens , avec toute la circonspection que r^clame une sjnonymle
si delicate ä dtablir.
Nous donnerons le traci des voies romaines, aussi complet
que possible dans Tdtat actuel de nos connaissances siur cette con-
trde. Enfin, nous adopterons, pour le relief du terrain, la carte
426 BomUcbe Litteratur.
que le d^pöt de la guerre ^x^cute d'apr^s les levä et les recon-
naisns;aRces faites par les officiers d'dtat- major, ainsi que d'apt^
les cartes dress^es par les marines fran9ai8e et anglaise.
Diese Karte ist dem Vernehmen nach, in diesen Tagen voll-
endet und sind die Resultate der Untersuchungen bei derselben
zum Grunde gelegt So ist 7* B. Cartenna Tennis , wie schtfa
d'Anville errathen hatte; Caesarea ist zuverlässig Cherchel^ wie
Inschriften, Wasserleitungen und weitläufige Ruinen zeigen , Ti-
pasa Teffesad , Casae Calventi bei Koleah , Algier Icoaium , die
Trümmer gegenüber an der Landspitze Matifu Rusgunia, Dellys
ist Rusucurium , Saldae ist Bugie. Hier an diesem letzten Orte
und au \ielen andern haben die Officiere des Gcneralstabs und
solche, welche ehemals Zöglinge der polytechnische^ . Schule
sindf eigene Gesellschaftdn gebildet, welche sich die Erforschung
der Geographie dieses Landes zum Ziel gesetzt haben, woraus,
da -die jUitgliedcr mit den uothwendigen Kenntnissen ausgerüstet
sind, nur erfreuliche Resultate für die Wissenschaf t entspringen
können.
Essen. Dr. Wilberg.
M, Tullii Ciceronis Oratio pro R^ge Dißiotaro.
Reeognovit et potiorem scriptunie diversitateni adiecit Carolus Hen-
ricus Frotscher, Accedant integrae' soripturacf Leidensis codicis.-
Lipsiae MDCCCXXXV. Sumptas fecit et venumdat Vossiana libra-:
ria;48S. kl. 8.
Keine Sylbe einest Vorwortes belehrt uns vther Zweck und'
Hülfsmittel dieser Ausgabe 'und Rec. gesteht,' dass er nach ilirer
Einrichtung , ja schon nach der Reschaifenheit der Rede selbst,
sich keinen Zweck dabei denken kann. Neue ;und unbekannte
Hülfsmittel hat der Herausgeber nicht gehabt, sondern was Oreili,
die Oxford er und Wunder gesammelt hatten^ zvt s0ijBer Recögni-
tion verwendet. Von Erklärung in sachlichei^ und sprachlicher
Hinsicht ist nicht die Rede, nur dass das Schiitz*sche Summarium.
vorgesetzt ist. Jene Hülfsmittel hat der. Hcä'attsgeber, wie:6idi:
wohl erwarten lässt, mit Einsicht gebraucht,- aber.:cui b^no, :fra^
gen wir, und hoffentlich mit Recht.. Für die Gelehrten? Die
werden die Orelli- adieu*. Oxforder und Wunder'scben Gellutienen
selbst besitzen und wenn sie Stellen aus der Rede benutzeh oder
gebrauchen wollen , hoffentlich auch nachsehen und Vergleichen.
Für das Selbststudium der Studirenden , üei) Gymnasiasten, deir
Dilettanten*? Diese werden den voltkommeneu Mangel \aUer In-
terpretation schmerzlich vermissen. Zum! Gebrauche beim Un-
terricht oder bei Vorlesungen? Rec. glaubt, das« eine besondere
Ausgabe einer so kurzen RJede zu jenem Zweck seht uttkwcek*
Ciceron. Orot pro tege DeioUurö dL Frotfcher. 42V
massig irt^ weil unter zehn Studirenclen t>der 8cihQl0Cn isohwerlich
Einer sein wird^ der sich eine Wehe Ansgahe .ajlsDhaffifc^ , soliite
ihr Preis auch noch so massig »ein. Dem sei wieikn>v#Ue^ «uns
bleibt naeh Obigem nur ein Geschltft, nämlich anamgeben, ift
wiefern die genaue Lesart nach' den. genannten HiäftilttttehiT gut
oder nicht gut geändert ist.
Das erstere dürfte unzweifelhaft der Fall seiA'an folgendea
Stellen: c. 1^ 1. Tideatur statt ridetur nach dem KiUlifter und 40x-^
forder Handschriften , da die Fortsetzung* der .oratio obllqua hier*
angemessen ist. C. 1, 2. solebamas statt solebam au» 4 Pariaer,
dem Leidener und Erfurter Codex, da die gen^eine Lesart Cicero
eine alberne Prahlerei sagon lässt; eben da conturber aus den:
Erfurter, Köllnet und Gruter's Handschriften, sitatt fäes* matten
perturber;> ab scelere statt a sceiere nachOreUi>am domKöUner,
Pithoeanus, einem Oxford er; gemeinhin fehlt dSeiPra^aisition, a
scelere haben drei Oxforder. Ueber ab. und a denkt' Kec. an ei-
nem andern Orte genauer zu handeln. C. 4^ 12 isi «nach cod.
Erf. a marg.Lambin.a; 1384 geschrieben esaeinclnstttn.tidebat
statt inclusam ' esse , worinrEroesti das Verbum' strich%, um den
hexametrischen Ausgang za Termeiden. C. 3, 13 ist nadb cod.
Erf. atque bellum Alexandrinum gereute te statt teqne bellum.
Alex, gerente' aufgenommen, indem man deutlich sieht, wie: die
Stellung des tonlosen Wortes te zuerst dessen Ausfidl tmd dana
eine wUikürliche Aenderung Teranlasst hat. C. 6vl6.'non8it au-
dita als das feinere und zugleich wieder gewöhnliche aus cod.
Erf. Leid. ed. Crat« Herrag. Naug. Lamb., statt audita est ib. 17«
ibi enim erant nach Matthiä aus cod. Erf. Leid , und hac siun su-
spicione pcrcussus statt hac suspicione siim p. C. 7%2!l. traiisire
statt transferrl aus sechs Oxforder und Lambin. Die gemeine
Schreibung stammt Ton denen, welche sün die s]gna:aenea dach-
ten , Ton welchen eben ungleich gewählter transire gesagt wird,
weil unter denselben 4och an Menschen gedacht wird.. C. 9, 24.
Alexandreac nach allen Handschriften gegen des Fatricius Con-
jectur Alexandriae, welcher Ernesti gefolgt war. Ib. 26. omnes
in illo rege sunt Tirtutes aus cod. Eff. statt omnes äunt in illo,
welches die gewöhnliche Ordnung! der Worte ist/ Ueber den
Schluss des zehnten Kapitels ist in der Anmerkung eine wahr-
scheinliche Yermuthung aufgiestellt/ C 13, 37 Ist iis in ah Omni-
bus enim omatus est nachcod.ErL und mehreren dUen Ausgaben
weggelassen. — ^ Dagegen hat der Herausgeber' art mehr aJbs ei-
ner SteUe, wie wir glauben, nicht das ilichtige gegeben, obgleich'
seine Quellen es darboten. C. 1, 1 ist das schwierigere und: ei-
genthümliche si, welches der cod. Car. Stephalii und .sechs «Ox-
forder darbieten, zurückgewiesen: vgl. 9, 25, wo zufällig nur
eine Handschrift etiamsi statt si hat. 1, 2 war capitis discrimen
aus cod. Erf. aufzunehmen statt der umgekehrten Stellung; denn
der stärkere auf capitis fallende T4>n fordert es» . Dass die Aus-
428 Romisclie Litteratar.
lassung der Präpesition in €. 3, 8 im cod. Elf. fehlerhaft isti
scheint gar nicht. Dexteram non tarn in beilis nee in proeliig,
quam promissis et fide firmiorem empfiehlt sich durch Concinni-
tat, welche offenbar verletzt wäre, wenn in dem ersten Gliede
die Präposition wiederholt und im zweiten nur einfach stände.
Ganz zu verwerfen ist die nach zweiLambini'schen Handschriften,
deren x\utorität noch sehr verdächtig ist, aufgenommene Umstel-
lung quoad a Cn. Pompeio legati ad eum Uteraeque venenint
c. 4) 11^ statt ad eum legati. Legati Uteraeque gehört eben so
zusammen als a €n. Pompeio ad eum, und die andere Stellung ist
wegen ihrer gesuchten Zierlichkeit verdächtig, wenn sie nicht
besser beglaubigt ^virdy als geschieht« Die Form accersitus c. 5,
13 war nach cod. Erf. unbedingt aufzunehmen, findet sich in der
Regel in den guten Handschriften Cicero's und ist an unzähligen
Orten mit Unrecht verdrängt worden. Caderet statt cadere pos-
set c. 0, 16 war nach cod. Pith. und 3 Oxfordern als das ungleich
gewähltere aufzunehmen und nicht mit einem Bene in der Anmer-
kung abzuthnn. C. 7, 21 ist die Stellung ita ille demens erat,
welche der Erf. darbietet, gegen die gewöhnliche ita demens ille
erat mit Unrecht zurückgewiesen, da doch der Sinn verlangt,
dass sowohl ita als demens betont werde, während bei einer
Nebeneinanderstellung das eine Wort dem andern den Ton ent-
ziehen würde.
Eisleben. Ellendt
Alba Tibulli Carmina^ ex rec. Car.Lachmanni pasdim motata
explicüit Ludolphus Dissenius , Soc. R. Gott. Sod. acad. Reg. Bav«
resp. p. epist. Pars prior. Disquisitiones de Yita et poesi TibuUi.
Carmina. Accedunt lectiones ed. Pincllianae nunc priman collatae.
Pars posterior, comraentariain continens. Gottingae, MDCCCXXXV,
typis et impensis Übrariae Dieterichianae. (P. I. VIII. CXCII u.
128 S. P. II. 476 S. gr. 8.)
Die vielfach abweichenden Meinungen über die dem TibuUua
beigelegten Poesien, die in ihnen angenommenen Lücken, ver-
suchten Umstellungen, Trennungen von Gedichten, die bisher
für Eins galten, die Zweifel über Tibuirs Autorschalt rücksicht-
lich des sogenannten dritten und vierten Buches veranlassten den
gelehrten und vielfach verdienten Herausgeber zu dieser neuen
Bearbeitung. Er sah nämlich ein, wie in der Vorrede S. V be-
merkt, dass jene Erscheinungen die Nothwendigkeit einer solchen
Behandlung darthäten , bei welcher die sogenannte höhere Her-
meneutik berücksichtigt würde, insbesondere um die Anlage und
Einheit der einzelnen Gedichte zu untersuchen, die dichterisehe
Kunst des Tibullus sorgfältiger darzustellen und manche des
Dichters unwürdige Meinungen für immer lurückiuweiseflu Er
fügt bei, nachdem er schon früher, nach Wnndeilidl'« Tode den
TibuUas herausgegeben, wende er jetzt in seuier IMklaning^ die
auch beim Pindar ^brauchte und von vielen dnÜefataiioUen Min-
nem gebiili^e Erklämng^sart an. Der Kritik enthilft der Verf.
sich meistens ganz, indem er, wie beim Pindar iraf Bödtk*9 Be«
arbeitung , so hier nui Lachmann*9 Text fusst, und diesen wir
selten verlässt. Er hat sich aber nicht mit der Debersicht im
Gedankenganges der einzelnen Gedichte und mit Erlanterang dte
Einzelnen begnügt, sondern eine sehr ausführliche Einleitung vor-
ausgeschickt; in welcher die sich darbietend^i und höchst \ddk-
tigen allgemeinen Fragen über A&i Dichter und seine Gedichte
abgehandelt werden.
Das erste Hauptstuck dieser Einleitung beschlftigt sich mit
dem Leben des TiöulUts. Da diess an Ereignissen , die uns be-
kannt wären, durchaus arm ist, so ist es hier Hauptsache, ana
den Gedichten selbst und andern sekundären Andeutungen daa
Innere Leben des Dichters, als dessen Erzeugnisse keine dichte-
rischen ^giisse, gleichsam Blätter aus seinem Tagebnc^e gelten
können, zu erläutern und darzustellen. Diese ganze Erörterang'
ist mit ruhiger und sorgsam prüfender Kritik abgefasst und man
kann nicht umhin, den gewonnenen Ergebnissen im Wesentlichen
beizustimmen. Die Untersuchung geht von dem Todesjahre dea
Tibullns aus, welches nach dem bdkannten Epigramm des Domi-
tius Marsus auf seinen Hintritt etwa 736, gesetzt wird. Alsdann
wird mit klaren Gründen dargethan, dass sein Geburtsjahr nicht
711 sein könne, weil die StdUe HI. 5, 17 ^ welche von Scaligeri
Broukhuysen, Heyne und vielen Andern durch Weglassung des
einen Verses weggeräumt, von Spohn aber ganz verworfen wird,
nicht von ihm sei, da das ganze sogenannte dritte Buch Innern
Gründen nach einen andern Verfasser habe, und weil, wavaueh
Alle langst bcmerict haben, TibuU sonst hn dreizehnten Lebens-
jahre denMessala nachAquitanien begleitet haben müsste. Hier-
auf tritt der Verf. Foss bei, welcher die Geburt des Dichters um
695 setzt, so dass er etwa 6 Jahr jünger als Horatlns gewesen
sein dürfte, was mit dem wohl zu vereinigen Ist, was wir von
Beider gegenseUigem Verhältnlss wissen. Paldamus scheint mit
Recht widerlegt zu werdeii; welcher TIbull's Geburtsjahr auf 760
setzte. Wie TibuU's einst nicht unbedeutender Landbesitz v^-'
mindert worden, darüber erlaubt sich der Herausgeber kdne
Vermuthung; er hätte aber mit mehr Entschiedenheit denen ent-
gegen treten sollen , welche an die Aeckervertheilung an die Sol-
daten der Triumvim denken. Denn Tibull's Landbesitz lag bei
Pedum , und Latium ist durch jene AedLervertheilung gar nicht
getroffen worden. Uns scheint nicht unwahrsidieinlich, das» sein
Besitzthum durch seine wahncheinllch 712. erfolgte Entfemfmg
aus Italien zerfiel, sei es, dass die Kapitalien, welche sein Va-
ter als Ritter durch. Staatspachten oder Geldwncher erworben^
430 Römiiche Litteratnr.
durch die Unruhen verloren wurden , oder sein Landbesitz durch
seine Aechtiing oder durch gewaltsame Besitznahme eines mäch-
tigen oder glücklichen Emporkömmlings der Triumvirnpartei zu
Grunde ging. Denn man darf annehmen, dass Tibulius, wie
Me88ala selbst, unter Brutus Fahnen in Griechenland und bei
Philippi focht, und erst durch Messala mit dem im Westen herr-
schenden Octarianus ausgesöhnt wurde. !Nimmt man diess an,
so begreift sich auch der grössere Theil seiner Abwesenheit aus
Italien, welche er selbst I. 1, 25 erwälmt, ganz ungezwungen.
Das aber ist eine ganz ungegründete Annahme des Herausgebers,
der Dichter sei nicht vor 722 zurückgekehrt, denn unstreitig habe
er Ritterdieniite gethan, und diese Pflicht erstrecke sich auf zehn-
jährigen Dienst« Denn die strenge Verpflichtung hierzu war längst
eingegangen, und die meisten jungen Leute guter Geburt dienten
entweder gar nicht, oder nur so länge es ihnen gefiel, um sich
bemerklich zu machen und dadurch den Gnmd künftiger Aus-
zeichnungen zn legen. Nach seiner Rückkehr setzt man nun ge-
wöhnlich das Lobgedicht auf Messala , dessen Schwäch^ die Ei-
nen als die einer Jugendarbeit entschuldigen, obgleich es er-
weislich zehn Jahre nachTibull's erstem Gedicht (I. 10) verfertigt
sein muss , Andere aber , zu denen auch der Herausgeber gehört,
sprechen es dem Tibullus gänzlich ab. Rec. gesteht, dass er
sich von der Beweiskraft der Gründe dafür durchaus nicht über-
zeugen kann. Es ist allerdings ein schlechtes Gedicht, wenn
auch seine Anordnung von dem Herausgeber (s. Einl. zu IV. 1.),
wegen ihrer Zweckmässigkeit und Klarheit mit Recht gelobt wird;
aber die Mattheit des Ausdrucks, die Uebertreibuiigen , die
Kriecherei, welche sich darin offenbart, scheinen es dem Rec.
eben wahrscheinlich zu machen, dass es Tibullisch sei. Messala
muss man sich, gleich den Grossen unter der Republik, als den
Repräsentanten einer fürstlichen Familie denken« Din sollte und
wollte Tibullus preisen. Er verfehlte den Ton, denn Messala,
als ein Mann gerader und freimüthiger Gesinmmg bdkannt, konnte
eine solche Uebertreibung der Ergebenheit selbst an seinen dien-
ten nicht billigen. Aber eben dieses Verfehlen mit allen seinen
dem Gedichte nachtheiligen Folgen erklärt sicU ganz natürlich
aus der Betrachtung, dass der dem Weltgetümmel abholde and
für die Grossen der Erde nicht geschaffene Dichter sich Gewalt
anthun musste, um seiner Aufgabe zu entsprechen. — Hierauf
kommt der Herausgeber bei der Angabe der muthmasslich ziin
nächst zu setzenden Gedichte auf die Liebe des Tibullus zu der
Delia. Rec. sieht nicht ein , warum man Spokn'-s Ansicht Yer-<
werflich finden sollte, der Dichter habe ursprünglich die Absicht
gehabt, die Delia zu heirathen. Viele SteUen sprechen offenbar
dafür, keine dagegen und es ist ein sehr itfissÜches Unterneh-
men das zu leugnen, was hätte geschehen können, aber nicht
geschehen ist; dazu kommt, dass das von dem Herausj^ber als
Tilkolli Garailna ei. iNstei. 4SI
dasjenige, was in TibulFs Plan gelegen habe, «ngedeutete Ver-
hältniss bei uns sehr natürlich, bei den Römern vneihort schei-
nen muss. Dann setzt der Herausgeber die Gedichte an Ma-
rathus , handelt von der Glycera , welche Horai dem Tibull ak
Geliebte zuschreibt (Carm. I* 33.);Und wid^legt die Ansicht de^
rer, welche unter diesem Namen die Nemesis des Tibullus su-
chen. Die nach jener horazischen Stelle an die Glycera gerich-
teten Elegien , wenn sie ja existirt haben , sind verloren gegan-
gen. Nach denselben setzt der Herausgeber die Abfassung
der kurzen , aber vortrefflichen Elegien über die Liebe des Ce-
rinthus und der Sulpicia. Sie sind des Tibullus ganz würdig,
aber die vorgetragene Meinung, der Dichter , gerade von Lie^
besbanden frei, habe die Liebe seines Freundes, welche er ge-
kannt, in Gedichten gefeiert, hat grosse Unwahrscheinlichkeiten.
Erstens ist es ungewöhnlich, dass die Elegiker andere als eigene
Gefühle besängen , wenn sie nicht epische Stoffe elegisch oder
in der Form der Heroide behandeln, wohin nicht blos des Ovi«
dius Arbeiten, sondern auch das schöne Gedicht des Proper»-
tius Desine Paule etc. gehört. Zweitens war Cerinthus ein
Grieche , ein Freier oder Freigelassener , oder war er ein Rö-
mer? Nehmen wir das Erstere an, so ist ein genaues Ver-
hältniss zwischen ihm und Tibullus höchst unwahrscheinlich;
im andern Falle ist nicht einzusehen , wie man dem Liebhaber
jenen geheimnissvollen Namen geben und seine Geliebte höchst
indiskret mit ihrem eigenen, dem Namen einer der erlauchte-
sten Familien Roms, nennen konnte, insbesondere wenn sie
eine Enkelin des berühmten Redners, Juristen und Freunde^
des Cicero, Ser. Sulpicius Rufns war, welcher HO starb. —
In der Untersuchung der Gedichte , welche des Lygdamus wah-
ren oder falschen Namen tragen, fifhrt der Herausgeber keine
neuen Thatsachen an , äussert aber den ausserordentlich schwa-
chen Gedanken, Ovidius habe den Dichter häufig nachgeahmt
(was auch ganz offenbar ist), weil seine Gedichte mit den Tibulli-
schen in einer und derselben Sammlung herausgegeben und
gelesen worden seien. Diess wäre aber nur dann denkbar, wenn
sie selbst Tibull gedichtet oder die allgemeine Meinung sie ihm
beigelegt hätte. Das erstere verwirft der Herausgeber, das
letztere ist in einer Zeit, in welcher so viele Freunde des Dich-
ters und Kenner seiner Gedichte lebten, ganz undenkbar.
Das zweite Hauptstück handelt von dem Geiste der TibtU-
lischen Poesie. Zunächst wird von dem Stoffe dieser Poesie
gesprochen; hier aber zuerst von der Freude, die der Dich-
ter am Laudieben fand, dann von seinen Liebesverhältnissen^
wobei sowohl der Detia gedacht wird , als der andern Geliebten^
über welche jedoch nur Weniges gesagt werden konnte , ferner
von der Klage und der Schwermuth des Dichters im Gegensatze
zu andern Elegikem. Hierbei wird nun zwar Voss widerlegt.
432 Römigche Litteratnr.
welcher sonderbarer Weise eine Menge Stellen als nicht im
Ernste gemeint angemerkt hatte, dabei aber von den Gedichteii
an Marathus gesagt, wenn auch Tibull ihn wirklich geliebt , ao
habe er doch in seinen Schilderungen hier die Farben Tielldcht
zu stark aufgetragen. Diess bestätigt nun offenbar Vossens An-
sicht, wenigstens in einem gewissen Grade. — Hierauf ist von
Lygdamus gehandelt, dessen unterscheidender dichterischer
Charakter die Keuschheit des Gefühls und der Darstellong ist,
worin er allen römischen Elegikern Toransteht. Dieser ganze
Abschnitt enthält Nichts, was nicht schon gedacht oder gesagt
worden wäre und konnte, wenn man ihm zum Verständniss des
Dichters für unentbehrlich erachtete, auf einen sehr geringen
Raum zusammen gedrängt werden. Wichtiger ist aber der fol-
gende Theil des zweiten Haaptstiickes, in welchem von der
Kunstform und Anordnung der Tibullischen Elegien gehandelt
wird. Aber gerade hier möchte man mit Grund die meisten Be-
denklichkeiten erheben und Einwürfe machen können. Zwar sagt
der Herausgeber mit vollem Rechte, die dichterische Begeisterung
sei keine bacchische Wuth, die verstecktere Ordnung keine wilde
Regellosigkeit , aber daraus folgt durchaus nicht , daas der Dich-
ter bei jedem Gedichte einen künstlichen Plan befolgen musste,
noch weniger aber, dass dieser Plan im Wesentlichen überall
derselbe sein und nur mehr oder weniger künstlich ausgesponnea
werden durfte. Man mag den Zusammenhang des Gedichtea
nachzuweisen bemülit sein, aber darf darum nicht Lücken und
Sprünge verkennen; es ist im Wesen der Lyrik begründet, sich
gehen zu lassen, und wenn die Elegie regelmässiger scheint^ ala
der höhere Flug der Ode gestattet, so wird diese Regelmässig-
keit durch die natürliche Einseitigkeit der Empfindung, durch
die Vertiefung in Lieblingsgefiilüe und Schilderungen Tollkommen
aufgewogen , und um so mehr , je mehr der Dichter diesen Na-
men verdient, je mehr seine Darstellungen der Ausdruck dea
Gefühls sind, je mehr sie zufälligen, ausser aller Berechnung
liegenden Anlässen ihre Entstehung verdanken. Will man sol-
chen Gedichten eine regelmässige ^ ]^ nothwendige Disposition
unterlegen, so würdigt man den Dichter zum Rhetor herab, stem-
pelt sein unbewusstes Schaffen zu einer absichtlichen Effect-
macherei, und verräth ausserdem eine gewisse Befangenheit
des Urtheils, welches die Freiheit der dichterischen Hervor-
bringung nicht begreifen kann oder will. Von dieser befange-
nen Auffassung geht nun die ganze Erörterung derKunstform der
Tibullischen Elegien aus. Jede Ei^e soll einen Eingang j eine
Mitleyemea Schliiss haben, wobei sehr unzeitig Piatos Autoritit
Phaedr. p. 264. C. gebraucht wird, welcher nur von Beden han-
delt Der Eingang soll das lebhafteste Gefühl offenbaren^ wo-
hin auch die plötzliche Aenderung der Empfindung und des Ge-
dankens gerechnet wird , wie L 2, 7. L 1, S. L 9, & Unbefimgenea
Tibnlli Carmioa dl. Vumm. 4SS
Beurtheilern vird es vielmehr scheinen als wenn in solchen ESte-*
gien der Eingang ganz fehlte und der Leser unmittelbar in die
Stimmung hineinversetzt wird, welche dem Dichter selbst sein
Werk eingab. Daher gesteht der Herausgeber selbst ein (S.
LXVIII), dass derselbe Wechsel des Sinnes und dieselben
Absprünge erregten Gefühles sich auch mitten in Gedichten
finden, wie I. 6, 1(> — 23. II. 3, 4P. Ueberhaupt Jst es ja un-
natürlich, dass eine Elegie jederzeit einen Eingang haben soll,
ja dass sie einen habe, kann nur als Aju^oabme gelten. Ist
es mit der höhern Lyrik anders? Nur diejienigen horazischen
Gedichte haben einen Eingang, in denen der Dichter sich in
künstlicher Nachahmung der Griechen spreizt, wie Quem virum
aut heroa, oder Descende coelo; wo er wahres Herzensgefiihl
offenbart, oder ächte Muster ohne peinliche Kunst nachbildet,
wie navis, referent in mare te novi fluctus, Quis desiderio sit
pudor aut modus (denn das praecipe lugubres cantus Melpomene,
was eine dichterische Parenthese macht, wird man doch nicht
rechnen wollen), Aequam memento, Divis orte bonis, Altera iam
teritur bellis civiübus aetas u. s« w. — kurz in der guten Hälfte
seiner Gedichte findet sich keine Spur eines künstlichen Ein«
ganges. In den Tibuilischen Elegien ist die Annahme eines sol-
chen meistens ganz willkührlich. I. L soll der Eingang t. 1 — 6
begreifen, aber Verf. sagt selbst (Th. II. S. 7.), dass diess
das Hauptthema des ganzen Gedichtes sei« I. 2. soll der Ein-
gang bis V. 14 gehen, und der Dichter, in seiner Hoffnung
auf eine Zusammenkunft mit der Delia getäuscht, sich vergeb-
lich beim Weine zu trösten und wieder in Bitten versucht ha-
hen. Diess sind offenbar zwd für den Eingang unvereinbare
Dinge. Jenes vergebliche Trostsuchen und die in dem soge-
nannten Ilaupttheile des Gedichts erneuerten Versuche auf De-
lia machen zusammen den Hauptgegenstand, und eine Einlei-
tung ist gar nicht vorhanden. Im dritten Gedicht des ersten
Buchs soll die Einleitung die ersten acht Verse umfassen. Der
Verlauf aber enthält nur die Amplification des in jenen Versen
Angekündigten , die Gedanken , welche den Kranken quälten ; ,
freilich musste gesagt werden, er 'sei krank, aber kann man
das zu einem besonderen Theü des Gedichtes machen wollen?
Im vierten Gedichte soll die Einleitung in der an Priapusi ge-
richteten Frage bestehen, durch welche Mittel man das Herz
der Knaben gewinne , worauf in dem Haupttheüe des Gedich-
tes der Gott Bescheid ertheilt. Will man jede Frage als
Einleitung zur Antwort ansehen, so hat Rec. gegen das
Dasein einer Einleitung in jenem Gedichte nichts einzuwen-
den; will man diess aber nicht, so muss man in der Annahme
einer solchen einen leeren Schematismus erkeijnen, der über-
all und unter jeder Form immer dasNän^UA© ^^e^er aufsacht
Nicht besser begründet ist die Annahme,. d&^9 in jedem Gedichte
y. Jahrb. f. Phil, u. Paed. od. Krit, Biil. Bd. XIX.' ^.'4. 28
4S4 Römische Liftteraftar.
an eil ein förmlicher Scktuss (cxitiis) wahrgenommen werde (S.
LXIX.). Dass pegen das Ende, nach vollbrachter Herzenser-
giessiiiig, der AiTcct sich legt^ kann kein Kennzeichen sein,
denn der Wechsel entgegengesetzter Gefühle hat der Herausge-
ber oben als Merkmal des Einganges angegeben^ obwohl er
auch mitten in den Gedichten vorkommt ; wenn also an einer
Stelle, wo dem leidenschaftlicheren Gefühl ein rnhigeres folgte
das Gedicht abgebrochen würde , so müsste das Bruchstück ei-
nen gesetzliche^ Schluss haben, ja man wäre befugt, die Ge-
dichte danach in kleinere Ganze aufzulösen , wenn nicht persön-
liche Beziehungen dagegen sind. Uebrigens haben die meisten
Gedichte gar keinen als solchen kenntlichen Schluss. 1. 1. kann
man höchstens die letzten anderthalb Verse dafür annehmen,
1. S. die letzten zwei, I. fn den letzten allein, die Mehrzahl
aber (wie I. 2. 4. 0. 8. 9.) endigt selbst ohne eine Formel des
Abbrechens. — Was die Ausfuhrung der Gedichte betrifft,
so setzt der Herausgeber mit Recht das Unterscheidende der
Tibullischen Poesie gegen die andern Elegiker in den Reich-
thum an Gemälden u* Schilderungen; diess ist eine natürliche
Folge eines dichterischen Gefühls, welches ihn abhielt, sieh
in Wiederholungen seiner Lieblingsempfindungen zu ergehen^
wie OTidhis thut, oder rhetorische Auswüchse zu treiben, gleich
dem Propertius. Aber die Nachweisung der Form, weiche
der Dichter der Ausführung seiner Gedichte gegeben haben
soll, scheiMt ein nicht weniger todter Schematismus zu sein,
und auf nicht weniger willkürlichen Annahmen zu beruhen,
als die Theilung der Gedichte in Eingang, Ausführung und
Schluss. Da hcisst es (S. LXXIIL fgg.) die einfachste Weise
sei die Coordination der Glieder; es folge de'r Gegensatz^
und zwar Theils einzelner Dlsticha gegen einander, theilB eines
gegen mehrere, theils des ersten gegen das zweite, Jessen ge-
gen das dritte , u. s. f. ; es würden jedoch auch grössere Theile
andern entgegengestellt, indem z. B. I. 2, 67 — 80 die Grösse
von Tibuirs Liebe durch den Vergleich mit einem Nebenbuhler
verdeutlicht, II. 4, 39 — 50 die habsüchtige Nemesis mit einem
besser gearteten Mädchen verglichen werde. Das ist wohl rich-
tig, aber wann hat man so ganz natürliche Dinge unter be-
sondere logische Formen zu bringen für nöthig gehalten? Als
dritte Ilauptforpi wird die Steigerung angegeben. Hier nun
mu$;s der Herausgeber die wunderlichste Wlllkühr üben, um
Steigerungen zu finden. Ein Paar Beispiele: „Carm. 1.3, 9- — 20
anxietatemin discessu suo regnantem. bipartito describit ita, ut
et Deliae soliicitudinem depingat et a se ipso, solator qui ret-
let esse, liberum iterumque quaesitas moras. Porro IL 4,' '4«tr
— 50 houores,' mortuae puellae bonae sie ^Iplicat: I^tetnr mnie
rogum alque etiam (H aniiuls scrtis in. tumulo positis' colitur.
Simüls forma loci L 2« Ol "— 98 de poena dos, qui
1
in iuTentateiisit amantes, sente antem ip$e Veneris^Tiiic^Iis colli
eubdit etc. (& LXXVL LXXVIL) U dein aiweiten Beispiel
liegt die Steigerung doch offenbar nur in dem atque etiam,
in dem dritten aber lenchtet nicht ein, wie Satz nnd Gegen-
satz in gesteigertem Yerhältniss stehen aoUen.^ Sa (soll es
Steigerung sein, dass zum Beweise einer gottesfiirchtigen Che-*
sinnung erst die den alten Steinen und Hoizstlimmen , dann die
dem Silvanus,' der Geres und dem Priapus, endlich die den
Laren gezollte Verehnmg erwähnt wird (S. LXXFX);. Es soll
Steigerung seih (s. eben da)^ ^ass hei der Beschreibnng des
Zustande^ der Gegendeuv in denen später Rom gegründet warde^ -
erst das Palatium als Viehweide und niedere Hütten auf den
Capitol, dann die Bilder der Feldgotter im Schatten der Hain^
endlich dasi Hirtenmädchen, welches zu ihrem Geliebten in einem
S^ne über die Gkwätsei^ des Velabrum fährt^ angeführt wer-
den. Wenn diess'nieht Coordipation durchaus gleichartiger Ziige
ist , begreifen wir den Sprachgebrauch des BLerausgebers nicb|.
— Ais vierte Form (S. LXXXII.) wird di^ Wiederholung dee
früher Gesagten angegeben, auf welches der Dichtier zurück-
komme , nachdem er Anderes dazwischen erwähnt habe* Bec*
kann hieriA keine Kunst oder Kraft sehen, sondern eine
dem elegischen Gedicht natürliche Kunstlosigkeit Die fünfte
Form, soll endlich die Form der Abhängigkeit und Motivirung
eines Theils durch den andern sein. Dass eihe solche Moti-
tirung natürlich ist, giebt Jedermann geirn zu, sie wird aber
. fast !n jedem Gedichte vorkommen müssen, welches nicht aus
lauter beschreibenden Zügen besteht« Aber Rec hegreift
nicht, wie man diess eine Form nennen kann, da es Tom We-
sen des Oedichts: überhaupt abhängig ist und aus seinem Inhalt
hervorgeht, 'während die vorangegangenen vier Formen^ remo
Formen^ logische Schemata ^ JFoUkommen unabhängig von dem
Stoff ^nd Wesen des GedicUtd und mit jeder Dichtungsart ver-
träglich sind. Als Resultat gdiangt der Herausgeber nun zu
dem Satze (S. XC), iasa/ßdes Gßdicbt einen künstlichen^ gleich-
sam architektonischen Bau offenbare, was ihm. Niemand zuge-
stehen wird, der den Tibull kennt, und ohne vorgefasste Mei-
nungen urtheilt, ja nicht einmal derjenige, welcher die frühe-^
ren Ausführungen des Herausgebers aufmerksam verfolgt hat» .. '
S. CXI. g^bt derscill^e nun zu^ Betra^tpng d^ Gedichte des-
Lygdamus über. Dass diese ungileiph scl^wächer als di^. ächten
sind, ist aligßmi^.veingestattden, dusa .sie iß, d^er ScMd^ining
weit zurückstehe^ ffid häufige Wiedc^Otupgen oder bloiN|e Va-«
riationen desselben Gedankens enthalten, kann man ^geben;
darin ab^ gebt : der ^Herausgeber viel tnt.lreit, dass er in dem \
mit Recht; gßl9bteft! sechsten Gedidit^as Schwatiken und Rin-
gen ■ zwischen ' 9wei > : entgegengenatzl«! ' . Gefahlen ein Einerlei'
nennt, dergleiidim JEdch.ia.dea.'BbQUIsdliea nicht finde. ^.Die
2S^
4S6 Alie>thamtknnde^
•
Tersdiiedenen DurchfuhningRformen der Gedichte, welche hier-
luf nach§:ewie8en werden sollen, leiden an denielben Willkohr
der Annahmen, welche wir in der Betrachtung der Tibulli-
schen nachgewiesen zu haben glauben.
' Im dritten Theil des zweiten Hauptstückea, welchen Rec.
f&r den gelungensten hält, wenn gleich auch er nicht
fi*ei Ton wilikiihrlichen Annahmen ist, wird die elocutio ^es
Tibullus betrachtet. (S. CXVlll fgg.) Hier scheint die Dar-
stellung des Tibuliischen Satz- und' Periodenbaues im Gegen-
satze des Ovidischen nnd Properzischen, die Nachweisung dar
bei jenem hiufigern pathetischen Figuren, der Frage, der An-
rede, der Anaphora theils in der Coordination, theils mit Stei-
gerung der Gedanken, der sogenaimten Epanalepsis oder ÜVie-
derhoiung eines ganzen Gedankens, der Wiederholung des
Schlusses des einen Satzes am Anfange des andern (Epani-
stroplie); dann von der Mannigfaltigkeit im Ausdruck, wobei
auch das Asyndeton, die Vertauschong der Tempora, der Ge-
brauch der Epitheta erwähnt werden ; endlich die Betrachtung
der tropischen Rede — alles dieses scheint uns Gegenstande
Bu berühren, welche ful* die genauere und geschmackvolle
Kenntniss klassischer Werke von der grössten Wichtigkeit und
dabei doch noch beinahe gar nicht in Erwägung gezogen wor-
den sind; diese Dinge sind aber nicht bios angedeutet, son-
dern genau und ausführlich erörtert und der Herausgeber
hat sich dadurch ein wesentliches und schätzbares Verdienst
erworben.
Es war dem Rec. besonders darum zu timn, ein all-
gemeines Bild der Interpretationsmethode des Herausgebers zu
liefern ; er überlässt es daher Andern , über die Erklanmg der
einzelnen Gedichte ihr Urtheil zu fälien, und bemerkt nur^
dass auch im Commentar sich reiche Belesenheit mit griindli-
cher Kenntniss der römischen Poesie verbindet und für Jeden
vielfache Belehrung gewähren wird.
Druck und Papier sind sehr schön.
Eisieben.
Ellendt
Herodot und Ktefias^ die frubiten GeBchichtsfor-
• cher dof Orients. Von Dr. fT. L. l/2um, Collegienrath und
Profesior an der Univerfität xa Dorpat. Heidelberg, bei C. F.
Winter, Uniirersitatsbucbhändler 1630. XXIU. 321 S. in 8.
Eine Monographie iiber zwei der ältesten und gewichtig-
sten Zeugen der alten Welt in ihren Beziehungen, Verhältnis-
Ben und Nachrichieu über den Orient kann gewiss nur recht
erwünsdkt sein) zumal wenn tK\ft m ^«t i^diäi^^iaL^vscGB.^ ia
Blmi :^ Uchrodei tin« KtcfeUu. . JH
der anziehenden BehandlinigV'-*~iiiid Dtrtiteltiuigsweise mgleicb
zu eiiLenneki pebt, das« sie luchvfur ein g^rösseres, gebildete«
Piiblicnm becechnet ist, bestimmt, diesem die Resultate gelehr^
ter Forschung in. einer ang^eneläiien, F(>rm TOrzulegen, i^ dt*
durch dieselben , unter uns immer mehr zu verbreiten. : Rdf.
hat daher schon früher in diesen Blättern, (Bd. XYl pag. 382)
auf das ErsoKfänen «fieser Schrift hingewiesen; er ist jetat im
Stande ausfuhrMckeriefi Bericht-; über dieselbe abzustatten und
darin zunächst nachzuweisen^rin, Wiefern jener Zviedk erreicht
worden, so wie di« Frage zu beantworten, oh überhaupt neue
Resultate \md welche durch die in dieser Schrift eathalteneii
Erörterungen ^w(mnen, und ob über, die beiden fiof dem Ti-
tel genannten SchnftsteUer ein neues Li<;)it angezündet winrden^
dessen sie bisher entbehrten.
Wir wollen uns* nicht bei der Vorrede aufhalten, einer Art
Fon Prolögiis. gide^tus^ weil sie. .einestheUs Fersönlichkdten
.enthält, denen, die Wissenschaft fremd bleiben sollte ,. anderen^
theils ein Urtheil über Niebuhr's Charakter und . wissenschaft-
liche Richtung aufstellt, das Ref.^ (^ Wenig er aiijch sich un-
ter die unbedingten Verehrer dieses: Mannes zählt, doch nicht
unterschteiben kann. Wir gehen daher lieber gleich.«» dw
Si^hrift selbst über,, die ui einer Einleitung einige a)]|[eBi^bie
und lesenswerthe Bi^rachtimgen über die Geschichtsehreibung
überhaupt, über den Gegensatz der alten und neuen Well,
über die Geschichtsehreibung des alten Griechenlandes und über
die beiden Historiker insbesondere , ' deren^ Werke Gegenstand
dieses Buches bilden, enthält. Man wird bald daraus ersehen^
dass der Hert.Vecf. nicht blos mit dem Gegenstande selbst
wohl bekannt und Tertrant ist, sondern ihn audi (pnd.diess ieft
ein HauptTorzug der Schrift), auf eine äusserst ..angenehme
Weise vorzutragen, und darzustellen; weiss«. Der ^rste i^b^chnitt
des ersten Buchs: ^^Griechenlands frük^j8fe Geschichtsuhreifi^.^
¥erbi*eitet sich über die früheren Logögraphen 6riechenland0
und sucht ihren Werth in Absicht auf die Darstellung der Ge-
schichte des Orients zu ermitteln (der freilich höchst ..nnb^
deutend und gering ist), um dann auf HerodötuSyrdoi -unmit-
telbaren Nachfolger der Logographen und auf Kteaiaii: wkemr-
men. Auch hier finden wir Alles in einer sehfi* angenehmen
Weise vorgetragen, jedoch ohne neue Resultate .oder. Entde-
ckungen, die wir hier vorzutragen hätten*. 9iei; liegt freilich
in der Natur der Sache* » , ..:,
Mehr findet Reo. zu bemerken bei 4ttn. .«weiten AbßiAnitt
S. 35 ff. , der sich specieU mit Heradoto$. bescbSßi^.i und zu-
vörderst, über dessen, Geburt und. Erzieteng, über sein Ver-
hältniss zu dem. Dichter Fanyasis und dessen Einflnss auf 'den
jungen Herodotus. (worüber, jetzt eine 18M in 8. ersehienene
Breslauer Inaugiurdscbrift: Ifg fm^aHdis Hali^iBtf$mf».efici
488 Alterthniiitkiinde.
poetae vita et carmtnibus. Pars prior; Voti Pisiotheus Tssehir-
ner^ die ▼ollstaiidi^tcn und befriedi^endsteD Nftchrichteo enthält)
u. dergl. m. sich verbreitet , dann aber auf die Abfannog seihes
Geschichtswerkes kommt ^ worüber wir S. 38 und 89 Folgendes
lesen : ,,Damit fiele die Ausarbeitung der Geschichte dem thü-
rischen Aufenthalt anheim; es wäre denn^'dass die Sage, die
ihn in Pella sterben lässt, auf die Vermiithung'^fahrte , es sei
von ihn noch in hohem Alter der Reiselust ^efir&hnt worden.
In diesem Falle läge der Gedanke nicht fem ^ der grosse- Ge-
schichtschreiber habe einEelne Abschnitte «dnes Weites abge-
sondert in die Welt ausgehen lassen, und somit- -verlöre Luci-
an*8 Erzählung Ton der Vorlesung Herodoli'sr'im Olympia lum
grossen llieil ihr Unwahrscheinliches. Aber abgesehen von
den zerstreuten Andeutungen im Werke , die dessen spätere
Abfassung über allen Zweifel erheben, so ^spridit allzu viel
bmeres für eine ununterbrochene Bearbeitung des Ganzen, nach-
dem aller Stoft zusammengetragen war, als dast nicht diess
allein schon der Annahme jener Erzählung aufii entschiedenste
widerstrebte.^*' Hier ist Walires' und Unwahres , Richtiges und
Falsches mit einander vermischt und über Dinge mit einer Bc-
stimnUheit abgesprochen , über welche ein sorgfältiges und ge-
naues Studium des Herodotus den Verf. gerade das Gegenthieil
hätte belehren und ihm zeigen können, dass Herodotus nicht
wie unsere heutigen Stubengelehrten und Bficterfahrikanten
erst aus neun und neunzig Büchern sicH den StoflF «isammenge-
tragen, um dann, nach einem bestimmten über den Gegenstand
im Voraus au$«gedachten System, aus dem so zusammengetra-
genen Material dann mit einem Mal ein neues, fertiges Buch
erscheinen ^u lassen. Wir sind weit entfernt, der Behauptung
zu widersprechen, dass Herodotus zu Thurium mit Abfassung
und Vollendung seines Werkes beschäftigt gewesen, aber wir
wollen und müssen vielmehr auch an dem Satze festhalten, dass
er auch vorher schon einzelne Abschnitte seines Werkes, die
dann dem Ganzen passend eingefügt wurden , Xoyot , wie sie
Herodotus selbst an mehr lals einer Stelle seines Werkes be-
zeichnet, abgefasst hatte , geschrieben in dem Sinn und Geist,
der das ganaie Werk durchdringt, nach der religiösen Idee, die
den Verf. beseelte und als leitend, den Plan des Ganzen be-
stimmend zu betrachten ist. Solche einzelne Abschnitte waren
es dann', welche der Geschieht schreib er zu Olympia so gut
wie in Athen, in Korinth und andern Orten der festlich versam-
melten Mcfnge vorgelesen liaben mag; und es wird dann durchaus
kein genügender Grund vorhanden sein , die Nachrichten der Al-
ten über diese öffentlichen Vorlesungen zu Olympia vne an
andern Orten, in Zweifel zu ziehen oder unbedingt, als spÜere
Fiction, zu verwerfen. Herodotus brachte unstreitig die spatere
Lebenszeit in Thurium zu , wohin er sich 441 v. Chr. begeben
Blum; n^radAt iMriffly^ri»- if9
liattOa obne Zweifel nach VoUeii4o«g«lJb99:ff^ereii iarOjdep^
und im eigentlichen Griechepland Bfi^ufmiffi ^l'fiussung seine«
Werkes unternommenen Wandenuigen;. womit wir jedoch, spir
tere Reisen, etwa zurück nach dem: griechisc^^ Mutterliinde«
oder durch das südUchß. ItjBjien und SidUUep, jfon l^urium au^r/uo;-
ternommen, nicht auiSsdU|^en woUciji^' j^uß^tßerZ^t idj^vfsa
sich dann auch die Sj^eUenvM^clch^<».g^.^S€9rf^lA .^€[|?f%t, B%
merkimgen über Itai^en^ enthalf^en, doiien.-^paa-, es i^hl- ansieht,
dass sie in Italien selbst gesejburi^bea und aus .eigener, ilfmchau«-
ung hervorgegangen sind, wie z« B« lY,. ^ T^rglf mit^ilY, l&i
oder lY, 99. Y. 44 mit unseren Bemerl^ungen ebend«sel|^., ^
nach kann es also kanrndnem Zwciifei unterliegen, dassHerodo^
zu Thurium mit slilitfassupg oder vielmehr fleberarbeituag iin4
YpUendimg seines Werlies ^beschäftigt gewesen , dass iha; aW
über diesem Geschäft der To^ fibereUt;, ohne dass es ihm mög-n
dich gewesen, sein lYerI| i^hdAen <^iizelnen Theilien und.Seit-
Jten hin zu Tollen^eii) da ihm z. B. selbsit der .erforderliche Schhiss
mangelt (IX, 122) und. dfiSiWerk sich.«i|ch an andern Qrtfsn als
unvollendet herausstellt. Alan sieht diesreclit deutlich aus. awej
Stellen (einiger andern, wie z. B, YIIIv.ljOllv 132. mit unsem.Be-
iperkungen, zu geschweigen), in w^ekhen Herodotus .auf wek^^
Erörterungen verweist» die wir jetzt vergeblich 8ucheii9.:Zi|pwpj[
da aui;h, nicht die geringste Spur yorwajUet, dass sie- e>twi|u;^
spriUlglich im Texte gß^ttinden, nachh^ aber durch NayshKsr
^gkeit der Schreiber, oder aus andern Gründen weggefalieUj ^
sind diess die beiden Stellen I, 106 und YII, 213 , wo wir unsere
Mpten ZU vergleichen bitten müssen. In Thurium scheint ^auch
gewesen zu sein, wo der Geschichtschreiber einige Fakten spH*
»terer Zeit, welche zumal in den ersten Büchern^ seiner Geschidbte
vorkommen, nachträglich, einschaltete; Stellen, die bereits voii
Heyse und Daldmann u. A« zusammengestellt worden sind , Qm
daraus einep Schluss auf die Lebensdauer des Herodotus ma^l^y
zu können, welche Einige bis zum Jahre408 ▼• Clir.,.An4cre iinr.lÄi
zum Jahr 424 verlängern. Ref. will diese Punkte hi^ nicht wei-
ter ausführen , zumal da er sich mit mehr Ai^fuhrlichkeit darüber
bereits im vierten Bande seinel: Ausgabe des Herodotus p. 38S ff.
p. 388 ff. erklärt hat, mid auf die. dort gegebene firortemng
hier füglich verweisen kann. Dasselbe kann er thun In Absicht
auf den Plan , der dem Berodoteischen Werke zu Grunde liegt
und die religiöse Idee, die dasselbe durchdringt ui|d beseelt
(s. p» 408 ff.), indem unser Yerf. diese Punkte, vidleicht als ausr
ser dem Bereiche seiner Darstellung liegend, nicht weiter be»
rücksichtigt hat. Wir finden nur einige Bemerkungen über die
Kunst des Herodotus und theilen als Pri^. ^ine solche Bemer-
kung mit, wie wir sie p. 40 lesen; „An kunstreichem Gefugt
möchte die Folgezeit weder bei den Griechen noch sonst bei ei-
nem Yolk Etwas Aehnliches auGittweisen haben. Also hat er
tiO Altbrtliaaitkiiiide.
(Herodotus) eine besondere Kunst , die der 6escfaicht8chreibimg[
begründet, aber freüich nur geringe Ntcbfoige in ihr gefunden.
Offenbar, weil eine solch' dichterische Combinatiöndoraft, im
Vereine mit solch' regem Forschuiigstriebe nach Wahrheit selten
SU Tage kommt^^ RdT. hat an einer andern Stelle (in seiner Aus-
gabe des Herodotus T. IV. p. 402 ff.) iiber die Kunst der Hero-
doteischen Geschichtschreibimg und deren Verhältniss zu den
früheren Logographen sich ausführlich erklärt; er will diess da-
her hier eben so wenig wiederholen , wie das, was er dort p«
402 ff. über die Wahrheitsliebe des Herodotus und seinen redli-
chen Forschungsgeist weiter ausgeführt hat, und nur bemerken,
dass auch Hr. Blum diesem Charakter des Herodotus hat Gerech-
tigkeit widerfahren lassen und den Vorwurf der Lügenhaftigkeit
Ton ihm abzuwenden sucht S. 42 ff. Den Angaben S. 43 hätte
noch die bei Eusebius vorkommende Notii beigefügt werden
können, dass ein gewisser Polionein Buch^rc^l t^g'Hgodorov
Tckon^g so wie ein anderes «bqI t^g Krtiötöv xilo3E^$ geschrie-
ben hatte. Die bekannte, gewöhnlich dem Qilronensisdien Plu-
tarch beigelegte Schrift tlegi t^g' Hgodorov naxofj^slag^ deren
auch hier S. 43 gedacht wird, kann Ref. kaum für ein Werk
dieses Plutarchus halten, eben so wenig der Form, wie dem hi-
halt nach, und desshalb kann er auch nicht der unlSngst von
Schäfer ausgesprochenen Ansicht (ad Plutarch. Vit T. V. pag.
42) beipflichten, nach welcher Plutarch die Schrift üi seiner
Jugend abgefasst habe , durch ein falsch verstandenes National-
gcfühl dazu verleitet. Jedenfalls scheint ihm die Schrift eine
unbedeutende Productlou späterer Zeit, auf ^reiche wenig Wertb
9U legen ist.
Dass Herodotus aus älteren Schriftstellern, also aus den Lo-'
gographcn, nur Weniges entnommen, wie S. 47 behauptet,
wird Jeder, der mit der Sache nur einigermassen bekannt ist, gerne
unterschreiben; Ref. hat sich bereits in demselben Sinne pag.
400 T. IV. ed. Herodot ausgesprochen , und er erkennt mit dem
Verf. gerne an, dass für den Herodotus die Hauptfundgrube
die eigene Anschauung , so wie die von Andern selbst eingezo-
genen Nachrichten, die er darum nicht selten kritisch prüft,
waren. Der Verf. konnte hier vor Allem auf eine Stelle aufmerk-
sam machen, auf die er erst später bei einer andern Gelegen-
heit zurückkommt , nämlich auf die Worte des Geschichtschrei-
bers n, 99 : (iBj(^QL (ilv rovTOV oi\jig te a/xi} xal yvcifiij xal tötogiri
tavta Xiyoyöd iöiitd öa dno tovds, AlyvTtzlovg SQXO[iaik6yovg
Iqscdv Harä tu ^kovov* ngo^BöTat da avrolöi ra x&l tijg iß^s
StlfLog. Ref. will auch hier nicht wiederholen, was er über
diese Stelle in seiner Ausgabe T. I. pag. 701 und T. IV. pag. 898
bemerkt hat, er will nur auf den einen Punkt aufmerksam ma-
chen , dass nach dieser Stelle so wie nach vielen andern es sich
mit ziemlicher Sicherheit herausstellt , dass da , wo Herodotus in
t
Blam: Herbadt «üi KMw. Ml
seiner Erzählung nicht ausdrucklich ein ip«^ l4er eirt Xiyov6i
oder etwas Aehnliches hinzufügt und damit die ^dle andeutet^
er nur aus eigener Anschauung und Keniltniss berichtet Darum
sind die Reisen des Herodotus, auf denen er sich diese KennUiisse
sammelte, von so besonderer Wichtigkeit, was auch nnsem-Yerfl
Teranlasst hat, einen kurzen Ueberbiick dieser- Wanderungen,
als einer Hauptquelle der Geschichte Herodot's, zu geben, der
freilich nicht vollständig genug ist und mehrere Hauptpunkte
übersehen hat. Ref. erlaubt sich, mit Verweisung aufsein«
ausführlichere Darstellung im vierten Bande seiner Ausgabe pag«
390 — 807 incL, hier nur einige Punkte zu berichtigen. S. 55
lässt der Yerf. den Herodot von Aegypten aus zu Lande nach
Palästina kommen; „denn^ setzt er hinzu, den Weg nach Ka-
dytis, vielleicht Jerusalem, giebt er zwar kurz anf, aber wie maa
es nur von einem Augenzeugen erwarten kann.^^ ' Dass Herodot
in das eigentliche Palästina gelangt sei, muss Ref. eben sowohl
aus andern Gründen, als aus dem ^nzlichen Schwelgen des He-
rodotus über das Innere des merkwürdigen Landes und seiner
Bewohner schliessen. Ware Herodotns, der aller Wahrschein-
lichkeit nach blos die Küstens trecke des Landes kannte, in das
Innere des Landes gi^kommen , hätte er Jerusalem selbst gese-
hen und besucht, so würde er uns gewiss nähere Nachrichten
darüber hinterlassen haben, er würde über diese Hauptstadt ge-
wiss in anderer , bestimmterer Welse sich erklärt haben , als er
über Kadytia sich ausspricht, das zwar Ref. nach seineir innig-
ste» Ueberzeugung nur für Jerusalem oder die heilige Stadt hal-
ten kann, so sehr man auch in neueren Zeiten sich bemüht hat,
diesen Namen auf die Küstenstadt Gaza zu beziehen, wie diess
insbesondere sein Freund Hitzig , und , obwohl mit einigem Be-
denken, Winer (Bibl. Real -Wörterbuch I. p. 642) versucht hat.
S. dagegen die Ausfuhrung von C. A. H. Kalker : Lamentatt. cri-
tice et exegetice illustratae cum disputatt. historico-criticis tribus
(Havniae 1836. 8 ) pag. 12 f.
Eine andere Aenssenmg des V^rf. S. 57: ,^, wir können,
wenn nicht Alles trügt, seine Reisen bis Carthago verfolgen, aber
weiter hinaus nach dem Atlas ist er nicht gekommen ,^^ erregt in
uns ebenfalls einiges Bedenken. Denn allem Anschein nach ist
Herodotus nicht weiter als bis Cyrene gekommen, und wenn er
auch auf Angaben der Carthager sich bezieht, so könnte er diese
eben so wohl in der reichen Handelsstadt Cyrene , als später in
Sicilien getroffen haben; denn dass er selbst in Carthago gewesen,
lässt sich durchaus nicht erweisen. Yergl. Manso's Abhandlung:
„Ueber das Stillschweigen Herodot's in Absicht auf Rom und
Carthago^^ in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaf-
ten Bd. LIU, Stück 2 nr. IX. pag. 196 ff. pag. 203 ff. Whr be-
merken bei dieser Gelegenheit, dass ein neuer Forscher des phö-
nicischen Altertbums, aus Veranlassung der Herodoteischen Er-
412 . AUertbnnitkDnde. .
zälilunf von den Nasamoncn IV, llfS die Vermuthang: ^ewa^
hat, die Nachrichten des Ilerodotus über die iybiachen Völker-
schaften im vierten Buche, ziun Theii wenigsten«, aus schrift-
lichen und mündlichen Angaben der Carthager abzuleiten. S.
llamacker IMiscell. Phoenicc. pag. 2^8.
Qer Verf. stellt es durchaus in Abrede, 4sm Herodotus
auf seinen Reisen nach Fcrsien selbst gekommen. Will man diess
^on dem eigentlichen, an Umfang nicht beträchtlichen imd poli-
iisch aucli damals gewiss nicht bedeutenden Stammlaud der Per-
ser verstehen, also an die Landschaft Persis im engsten Sinne
des Wortes denken, so will diess Ref. auch nicht in Zweifel stel-
len, da er kein bestinuntes Zeugniss dafür aufisubringen wusste,
dass Ilerodotus an dem bemerkten Orte gewissen; aber er kann
auch darauf weiter kein besonderes Gewicht legei^ indem Hero-
dotus, der in den beiden Hauptstädten der persischen Monarchie,
in Babylon. und in Ekbatana sich umgesehen,, auch wahrschein-
lich nach der dritten Hauptstadt Susa und in das Land der Cis-
sier gekommen (wie Heyse nach der Stelle, VI, 110 mit Recht
vermuthet), ja vielleicht gar nach Baktrien , wie ein anderer Ge-
lehrter wegen der Stelle IV, 2(11 vermuthet (dem wir indess
darin nicht beizustimmen wagen) , demnach aLM> ^as persische
Reich so ziemlich in seiner Hauptausdehnung keppen gelernt hatte,
und das, was er z. B. über Indien im dritten Bache mittheilt,
nur au^ Mac])richten , die er. im Innern dieser Monardiiie, etwa
in Babylon oder in Susa eingezogen hatte, geben konnte. Auch
hatte sich Herodotus schwerlich an andern Orten, als an den ge-
nannten, wo die persischen Hoflager Maren, die offenbar aus
officiellen Documenten geschöpften Angaben über die Landesein-
theilung nach Satrapien , die den einzelnen Provinzen auferleg-
ten Steuern u. dergl« (s. Buch 111.) oder über die den Xerxes auf
seinem Zuge gegen Griechenland begleitende Heeresmacht u. A»
der Art verschaffen können.
Aus dieser angeblichen Urkunde des Ilauptvolkes der Per-
ser wird denn unter andern auch die Folgerung gezogen , dass
die zu Eingang des Werkes angeführten persischen Gelehrten.
— UsQöBav (i£v VW OL koytoi — Asayrer gewesen, weil dazuma-
len die Perser noch viel zu kriegerisch gewesen, um schon Ge-
lehrte aufweisen zu können , die Assyrer aber schon längst der
Wissenschaft , insbesondere der Geschichte , obgelegen. Wenn
aber, fragen wir, assyrische Gelehrte es waren, warum nannte
sie Herodotus, dem nach des Verf. Annahme die Asi^yrer wohl
bekannt, die Perser aber unbekannt waren, nicht mit ihrem wah-
ren Namen *? Auch werden sonst nirgends in dem Herodoteischen
Werke assyrische Gelehrten genannt oder als Quelle -seiner Be-
richte angcfiihrt. Sollen aber die hier genannten ÜBgöiav o£
XoyLOL durchaus keine geborenen Perser sein, so liegt es doch
nicht sehr fern, an die persisch -medisclie Gelehrten- und Prie-
A.
BluB 9 Hinmiot nd KMisf. ttt
st^rkalite der Magier za d^ik^^ £e Herodot Irobl eben «o gut
als die-agjpttschen Priester za Rathe gesogen hat.
- Axm dem Allem erhellt, wie wenig wahr es sein dürfte, wenn
der' Verf. am Schlnsse diesem Abschnittes S, 04^ wo er dieErische
und Lebendigkeit der aus eigener Anschauung entnommenen Dar-
stellung' des Herodotus her? odhebend ,. diese gerade bei dem
Haoptvdlke Termisst Innd. mch zu d<er durchaus unrichtigen Be-
hauptung hinreissen lasstis^Br (BTerodotus) hatte. Persien selbst
nicht besucht. und so begnügte sieh dn'idcip Geschichte der Perser
meist mit Sagen, die bei ünteijochten Weckten über sie. im Um-
laufe waren ^^*i\ Herodat's/Reisen in Snditkli^n,. .welche:^ wie
K^eii bemerkt, offetibrnr in -die' spätere vLebensperiode fallen, nnd
mehtfache spätere Znsätze oder Etnsdiiefosel in sein Geschichte^
werk yersnlasst haben^ hat der VerfL nicht weiter berücksichtigt.
iSndlibh scheint der Verf.nbei dieser »ganzen Erörterung . einen
'Punkt ausser Acht gielasüsc» zu haben ^^det^H^on wesentlichem: Be-
lang zm* richtigen Anffäsap^ nicht wenigcüp' Stellen seni dfirfte;
wir meinen nämlich ded'Baiiflnss der nmidiese Zeit in Grie6hai^
land emporblfihenden Sophistik, so wi^ der 'eben damals in Dn»-
lauf gebrachtem politischen Ansichtenrnd.. Theorien überStaatn-
formen, Staatsverwaltong u. dgL Ausser dentfitellen, die hier
in- Anschlag kommen vnd^om Ref. bereits* p. 401. T. IV acSner
Ausgabe angeführt Wrden 8ind.(Tnf,440J § 1. IX, 48. HI, 80
nebst den Noten)* oder flehen, wo Sätze^ lidbrten und Ansichten,
wie man sie in den Schulen der Sophisten' nnd Rhetoroti hört^
den Persern und Andern >l» den Mund gelegt werden (wie z. B.
I, 207. Uf, 71. 72. j^.' V, 4. 2^. VII, 10; § 4. rergL 102. 152,
Vllf, 2rt nebst den Noten) lann hier insbesondere das l^rulünte
Gesprach des Selon ^ mit Cr5sus I, 80 ff« iingefiihrt werden v von
dem selbst Heg^l (Voriess. über die Geschichte der Philosophie)
I. p. 185 urtheüte, es charakterisire ganz «den Standpunkt der
(Chtiechischen) Reflemn damaliger iZdt ' .
Mit dem nächsten v dritten Abschnitt SrOS flP. treten whr in
einen andern Kreis. Der Gegenstand dieses Abschnittes, Aer^Sbea
so neben manchem Wahren auch eben so Vieles UnerweisUdie
enthält, i%t Ktesias* Zuerst werden- nat^lioh seine LcMasrer-
liäitnisse besprochen und dabei auch der wichtigen Stelle Diodor's
II, 32, welcher der Verf. einen mit den Jbbrigen duponologisehen
Angaben dadurch übereinstimmenden Sinn za geben sucht, dass
er in den Worten: Ktijölag dh 6 Riflö^^iMoig iitiv XQ6voig
vnrJQ^s xard T'^v Kii0(fV"6tQatBlav ifA*jii(fm^iTQ^v tw' ddsXr
wovy yBvofiBVog di at%fLAX(orog xal'^Ulf'rlj[t^lixtQinijv ixi&fP^fLfiy
avaXi]q)^B\g vtco tovßaöiXiag'^ intttKMhca duriksöB Yffiojza-
vog vit^ avxovy nach adsA^di/ ein^ grosseren Abschnitt madit^
so dass die folgenden Worte: yey<$^cvog Sh al%^dkmxog darchans
keine Beziehung auf das vodfei^diende enthalten, sondern d^
Anfang emes neuen Satzes Uidto« WüTn wollen diess nicht weiter
44-1 Alterthumskunde.
urgiren^ 60 wenig auch dafiir die Yerbindungsweise der beiden
Satzglieder durch ^sv und de beweisen kann , zumal da wir aas
der Angabe des Tzetzes (1, 1, 82) , die wohl dieser Stelle ent-
nomnoien sein dürfte , so Viel wenigstens ersehen , dass dieser an
eine Gefangennehmung des Kteslas in dem zunächst vorher er-
wähnten Feidzuge des jiingern Cyrus gegen seinen Bruder dachte.
Ref. wollte deshalb hier lieber an einen Irrthum des Dlodorua
denken, der bekanntcrmassen Ton Irrthümern und Versehen nicht
frei ist. Unser Verf. sucht den Diodor von einem solchen Verse-
hen zu retten , und lässt nach S. 77 den Ktesias lieber bei einer
andern früheren Gelegenheit, in den Händeln des Tissaphernes
mit Amorges, der Karlen in Aufruhr gebracht, um 413 v. Chr. in
die Hände der Perser gerathen. Das ist nun freilich eine blosse
Vermuthung, die eben so gut wahr als nicht wahr sein kann.
Anderes übergehen wir, doch werden wir. billig den Verf. fragen
dürfen, auf welchen Grund hin er S. 60 behaupten konnte, „dass
Ktesias der Geschichtschreiber in seinen Schriften wahrscheinlich
durchaus der Art sich angeschlossen, die schon Hekatäos lange
vorher befolgt hatte.^^ Oder S. 94: „ Ktesias hielt sich mehr als
Herodot (*?) an die alt hergebrachte Weise der Geschichtschrei-
bung. ^'^ Ref. wüsste aus dem, was von beiden Schriftstellern
vorhanden ist — wie unbedeutend aber das ist, was wir von
Hekatäos besitzen , hat der Verf. selbst S. 21 anerkannt — we-
der den Beweis für die grosse Aehnlichkeit oder Gleichheit in
der Behandlung der Geschichte, noch den Gegenbeweis zu füh-
ren; manche Gründe möchten ihn aber eher bestimmen, eine
Verschiedenheit des Inhalts der Darstellungs - und Behandlungs-
weise bei Hekatäos anzunehmen, die durchaus keine Vergleichung
mit dem weit später lebenden, in ganz anderm Geist und Sinn die
Geschichte schreibenden Ktesias , wie man doch immer aus den
Excerpten bei Fhotius entnehmen kann , uns gestatten.
Eine ähnliche Frage können wir uns bei S« 83 erlauben, wenn
wir Folgendes lesen : „ Reihte Herodot um den hellen Mittel-
punkt seiner Darstellung die verschiedenartigsten Völker und
Staaten episodenartig herum, so liess Ktesias die persische Macht
vor den Augen des Lesers aus den ersten Anfängen entstehen
und mit den Jahren, die er zu bestimmen suchte, zu ihret Höhe
anwachsen u. s. w. " Ist diess nicht Viel zu Viel gesagt, oder ist
hier nicht eine systematische, moderne Ansicht dem alten Ge-
schichtschreiber aufgebürdet worden , von der wenigstens die er-
haltenen Reste nichts wissen. Denn wir wissen nur aus den
Auszügen des Fhotius und Diodorus, das$ Ktesias auch die frü-
here Geschichte des Orientes , die der assyrischen und modischen
Monarchie in den sechs ersten Büchern seines Werkes abgehan-
delt und mit dem siebenten an die Darstellung der persischen
Geschichte gekommen war, aus welcher der erstgenannte Com-
pilator uns nun einen übersichtlichen Auszug mittbeiit«
* Blwiit Heroi«t «üi Ktohi. MK
Was der Verf. über die künstterisdie Bebiadloiig der Oe-
schiebte und die angenehme Darstellangsweise desKtedas schreibt,
hat mehr Grund, da die alten Kunstrichter sich im Ganzen recht
günstig: über die Sprache und den Vortrag des Ktesiaa etU&en,
obwoM ihm gewiss die edle, kindliche und doch wurdeTolle Ein-
fachheit und die höhere religiöse Richtung,- die das Oeschichtd-
werk des Herodotus so sehr auszeichnet , abging. Um so weni-
ger können wir glauben, was der Verf. S. 90 (freilich ohne aÜe
Autorität ) behauptet „ es scheine die griechische Lesewelt in
Ktesias Jahrhunderte lang einen Lieblingsschriftsteller verehrt m
haben; er werde wenigstens fast melur als irgend /ein andere
Schriftsteller (?) von Spätem mit Lob mid Tadel erwShnt.^' Ret.
möchte eher das Gegentheil behaupten » und diesem Umstände
mit auch den Verlust der Schriften des Ktesias zuschreiben, der
bei seinen Landsleuten mehr Tadel als Lob erfuhr und wohl na-
türlicher Weise erfahren musste, wenn man an die in gewisser
Hinsicht nationelle Tendenz seiner Geschichte denkt, welche die
Uebertreibungen der Griechen und die Angaben des Herodotns,
dessen Darstellung die Verherrlichung des Griechenrolks im Kampf
mit der persischen Uebermacht war, berichtigen, und diese Ereig-
nisse , auf welche die griechische Nation so stolz war , auch in
einem andern Lichte, in dem der Gegner, der Perser, darstellen,
also die Ruhmredigkeit und SelbstgeföUigkeit der Griechen in ihre
gehörigen Grenzen weisen sollte« So konnte des Ktesias 6e-,
Schichtswerk allerdings dazu beitragen, den Gebildeteren und
Einsichtsvolleren der Nation eine richtigere Anschauung dieser
durch Herodotus in einem andern Lichte dargestellten Ereignisse
früherer Zeiten beizubringen , und sie lehren den Orient mit an-
dern Augen als bisher zu betrachten ; aber dass es ein Lieblinga-
werk der griechischen Lesewelt Jahrimnderte lang gewesen, kön-
nen wir eben so wenig aus irmem Gründen glauhen, als wir
andererseits dafür auch nur irgend einen äusseren Beweii aufm-
bringen wüssten. Eine Lesewelt, wie die heutige, ein Publünun,
das durch Novellengeschmier und schiechte Romane unterhalten
sein will und darin seine geistige Nahrung findet, gab es ohiiehin
glücklicherweise damals noch nicht; es würde auc^ an den persi-
schen Hofgeschichten und Hofüitriguen, den Aufi^tinden der Sa-
trapen u. dgl. wenig Gefallen und Greschmaek gefunden haben.
Die Wundererzählungen, die Fabeln des Oriients, die Ktesia«
mehrfach in seiner GescUchte berührt hatte, und die wir jetzt,
namentlich in dem Indischen, durch die erweiterte und genauere
Kunde des Orients , in ihrem wahren Lichte aufzufassen gelernt
haben, mochten, zumal bei der anziehenden Darstellungsweise
des Mannes , für manche Leser Etwas Anlockendes haben, und
die, namentlich bei Aelian und andern spateren Schriftstellern so
zahlreich aus dem Buch über In£en excerpirten Stellen mögen
allerdings von dem Aufsehen zeigen ^ welches bei den Litei;^toren
446 Alterthamsknnde.
dieses Buch machte, während gerade eben diese Ge^nstände es
waren, die den Ktesias so sehr bei der Nachwelt m Misskredit
gebracht und die harten Acusserungen späterer Schriftsteller über
ihn veranlasst haben. Wir wollen, anderer Urtheile zu geschwei-
gen , nur an den einen Aristoteles erinnern, welcher den Ktesias
mcbrfach geradezu als einen Lügner, als einen Schriftsteller,
der durchaus keinen Glauben verdiene, bezeichnet. Und doch
geht unser Verf. so Meit, billigend der Ansicht eines „geistrei-
chen Forschers *>^ zu gedenken , der den Werken des Ktesias eine
welthistorische Bedeutung beigelegt wissen wollte , in sofern sie
es gewesen , die in dem jungen Alexander — dem Zöglinge des
eben genannten Aristoteles, der den Ktesias als einen so schmäh-
lichen Lügner bezeichnet — den Gedanken aufgeregt zu dem Er-
obenuigszuge nach Persien und Indien! Für solche Ansichten, so
ehrend sie auch für Ktesias sein mögen , wüssten wir doch auch
nicht das Mindeste als Beleg anzuführen ; und Ref. muss vor Al-
lem vor Ueberschätzungen und Uebertreibungen warnen, die dem
Schriftsteller eben so nachtheiiig sein werden, als ihm der be-
merkte Tadel im Alterthum wie in der neueren Zeit gewesen ist.
Ref. glaubt um so melir Ieu dieser Bemerkung berechtigt zu sein,
als er es war, der zuerst eine Art von Ehrenrettung des von alten
und neuen Schriftstellern seit Jalirhundcrten geschmäheten und
verachteten Ktesias in seiner vor etwa dreizehn Jahren nnteniom-
nienen Sammlung der Bruchstücke des Ktesias unternahm oder
vielmehr den Versuch wagte, aus richtiger Auffassung und Wür-
digung der von Ktesias hinterlassen en Nachrichten den Grad der
Glaubwürdigkeit, den er überhaupt verdiene, zu bestimmen. Das
Resultat stellte sich im Ganzen gar nicht ungünstig für den Ge-
schichtschreiber heraus, dessen Nachrichten zum grossen Theil
nun in ihr gehöriges Licht gestellt, sich gegen den ungerechten
Tadel, der Jahrhundertc lang auf ihnen gelastet^ bewährten und
die volle Glaubwürdigkeit in Anspruch nahmen. Die in der neue-
ren Zeit so sehr fortgeschrittene Kunde des Orients , die grossen
Entdeckungen , die wir dem Forschungsgeiste unermudeter Rei-
senden verdanken, haben namentlich über viele in denlndicis be-
riihrte naturhistorische Gegenstände, die in wunderlich und mährr
chenbaft klingende Erzählimgen eingekleidet, lange als onwalir
und gnmdlos verlacht wurden, ein neues Licht verbreitet und
auch von dieser Seite die Wahrheit mancher Nachrichten, wenn
sie nur gehörig aufgefasst und verstanden werden, bewiesen«
Ref. hat, auf die Untersachimgen Heeren's u. A. gestutzt, diess
damals im Einzelnen nachzuweisen versucht; er könnte auch jetit
eine reichliche Nachlese anführen , wozu Inders hier der Raum
nicht ist; er beschränkt sich daher niur auf die interessanten Auf-
schlüsse, die wir über mehrere sehr bestrittene Gegner dnreh
Heeren neuerdings in den Götting. Anzeigen (1834 no. 206 ff.)
erhalten haben, aufmerksam zu machen, und hofft damit hiureir
Blum« HwtfdötiiBisJCtfltiat. f(1
I
chend die Leser zu überzeugen , dass er nieht -m deir Tadlem
und Schmähemdes Geschichtschreibers g^ehortv ^kH äl^ Mine ge^^
buhrenden Rechte einzusetzen und ihm die langH f&tftkd^ne ge*
bührcfnde Anerkennung wieder zuzuwenden, ^sein ürlitlAiBMreben
im Be^nnen seiner literarischen Laufbahn g^ewes^ ist^ > aber er
wird ßich wohl hüten , gegen Recht und Gebiihr und gegen alle
historische Zeugnisse den Ktesias zu dem zu erh^eln , was er^
wenn man die vorhandenen Reste selbst, so wie die Zeugnisse
anderer Schriftsteiler über ihn in Erwägung zieht, doch nim 'ein<^
mal keineswegs war.
lieber die Glaubwürdigkeit und über die Quellen des Ktesias
hat der \erf. im vierten Abschnitt S. 94 gleichfalls eine Unter-
suchung eingeleitet. Ans der Art und Weise, wie Ktesias in
seiner Geschichte des Klearchus gedenkt, so wie aus Anderm ist
der Verf. geneigt auf eine besondere Vorliebe oder Anhänglich-
keit an Lacedämon, die sich in dem Worte kund gegeben, zu
schliessen (etwa wie man sie bei Herödot für Athen finden wollte;
vergl. unsere INote zu VI, 106 p. 3m vergl. Vllf 102. VIII, S
nebst unseren Noten), jedoch bemerkt er ausdrucklich S. 100,
dass diese Vorliiebe ihn keineswegs zu einer gehässigen Darstel-
lung der Perser verleitet, was gewiss Jeder, der nur in diese
Geschichte oder vielmehr in die davon allein noch erhaltenen
Auszüge einen Blick werfen will, wahr finden wird. Was sollen
aber die nun unmittelbar folgenden Worte: „Somit schlösse sieb
auch von dieser Seite Ktesias der Reihe der alten Geschichts-
und Sagenschreiber an, deren unbefangenes Gemuth gelegent-
lich sich selbst und was ihnen im Leben werth geworden war,
herausstreichen mochte, aber' Thatsachen nicht leicht wissentlich
entstellte !^^ Der Verf. geht dann weiter in die Betrachtung der
Vorwürfe ein, welche die Alten mehrfach dem KtesiaS' gemacht
haben , wobei denn auch äer oben . schon berührte Tadel des
Aristoteles „der seitdem allgemeine Sitte ward^^ (und also ^, wie
der Verf. will, den Ktesias zws Lieblingsschriftsteller der helle-
nischen Welt auf Jährhunderte machte!) zur Sprache kommt^
und die Stellung des Ktesias am Hofe de» Perserkonigs als Arst,
wodurch er gewiss dier als Jeder Andere in den* Stand gesetzt
war, Erfahrungen zu machen, Erkundigungen einzuziehen zum
Behuf seines Werkes, nach Gebühr hervorgehoben wird. Wenn
he! dieser Gelegenheit die Behauptung erhärtet werden soll
(S. 108 ff.), dass der altpersische Hof, neben der Land^sprache,
sich noch einer besonderen Hofsprache, nämlich der assyrischen
bedient, so* sieht sich Ref. vergeblich nach Beweisen für di6
Existenz dieser modernen Sitte bei den alten Höfen des Orients
um; da er in deti Stellen, wo der assyrischen Schrift (ygagiftava)
gedacht wird, schwerlich dafür einen Beweis finden kann. Eft
war diese Schrift wohl diejenige, deren man sich damabbei al-
len officiellen Akten bediente,- wie man aus Herodot IV, 87 (nidil
448 Alterthamskande.
I, 87 wie S. 110 Note steht) scliliesscn mag, obwohl wir nicht
entscheiden wollen , ob die dort genannten ygccfi^ara ^AöövQia
von der Keilschrift zu verstellen sind, wie die in unserer Note
zu dieser Stelle (S. 446. T. II) angeführten Gelehrten, Heeren,
Grotefendy und auch neuerdings Lassen (die altpers. Inschrift,
p. 13. 179. 160) annehmen, oder (wicPalmblad u. A.) Ton der
Pchlwisprache , obschon das Erstere uns im Ganzen wahrschein-
licher dünkt, und wir an den Orten, wo in Bezug auf die persi-
sche Monarchie der assyrischen Schrift gedacht wird, eben an
keine andere als an die sogenannte Keilschrift denken möchten,
wie sie auf den Monumenten vonPersepolis, auf Gemmen, Sie-
gelringen u. s. w. erscheint.
Entschiedenen Widerspruch aber müssen wir bei ä. 115 ff.
einlegen, wo der Verf. auf die Quellen der Geschichte de& Ktesias
kommt und hier, wie billig, Ton der Hauptstelle des Diodorus
II, 32 ausgeht, die wir hier wörtlich anführen wollen: ovxog ovv
(nämlich Ktesias) q)rjö\v 1% tc5v ßaöiXLxäv dLW^£Q(ov , Iv als ot
JlsQöat zag Tcakaids ngcc^eig xatd tiva vo^ov tlxov 0vvts-
ray^Bvag, stokvdQayfLOvrjöai td xa^*' aKaöta xal Övvta^duBvov
t^v lötoglav slg tovgakXrivag i^sveyTCBlv. Der natürliche Sinn
dieser Stelle, wornach Ktesias die Einzelheiten seiner Geschichte
aus den königlichen PetgamentroUcn oder Pergamentbüchern Ix
rav ßocöLlLKcSv dicp^Bgcöv — denn dass dLq>9iQai pelles* rasae
sind, deren man sich im Orient, auch bei den loniern als Schreib-
material bediente , hat Wesseling zu Herodot Y, 58 genügend
nachgewiesen — entnommen, in welchen Büchern die Perser nach
einem gewissen Herkommen die Geschichten und Begebnisse der
früheren Zeit aufgezeichnet hatten , soll nun in einer ausführ-
lichen Deduction dahin verdreht werden , dass Ktesias seine Ge-
schichte aus den alten Königs - und Heldenbüchern der Parsen,
in welchen die alten Thaten nach einer gewissen Sangweise dar-
gestellt werden, geschöpft, mit andern Worten, dass es Ge-
dichte , epische Heldenlieder gewesen , aus welchen Ktesias den
Inhalt seiner medischen, so wie die meisten Züge der alt -per-
sischen Geschichte entnommen habe. Das Unrichtige, das
Sprachwidrige, das in einer solchen Auffassung liegt, ist zwar
schon y9n mehreren andern Gelehrten bemerkt worden; Rec
muss um so mehr seinerseits darauf aufmerksam machen, als der
Verf. auf diese falsche Auslegung weitere Behauptungen über die
Quellen der Geschichte des Ktesias baut, die daher auf gleicher
Weise alles Grundes entbehren. Die Worte xara xLva vo^tov
wird Niemand, der Griechisch versteht, in des Verf. Sinn (wor-
nach man etwa xcczd tiva Qvd'fioy erwarten müsstc) anfTanieii
wollen ; Niemand., der da weiss , dass övvTdööBiv , övyyga^Biv
die bei den Griechen gebräuchlichen Ausdrücke für eine prosai-
sche Geschichtsschreibung sind, wird daran denken, diese Worte
auf epische Lieder und auf eine poetische Darstellung. beuohea
Blam: Uerodot «od Ktesias. 449
KU wollen. Wie xata uva v6(iov zu verstehen und wie der Aus-
druck: ^^herkömmlicher Weise ^^ zu nehmen, darüber hat Ref.
schon früher in seiner Bearbeitung der Fragmente des Ktesias
p. 18. 19 genug gesagt und angeführt, als dass er hier noch ein-
mal dasselbe wiederholen sollte. Und zeigt nicht der ganze hi-
halt der persischen Geschichte , so wie sie in den Excerpten bei
Photius Tor uns liegt, zur Genüge, dass sie in ihren steM^ wier
derkehrenden Nachrichten über die Verhältnisse des Palaste«,
die Intriguen des Harem's und der Eunuchen, die Vorfalle des
Hofes, die Empörungen der Statthalter, die sich unabhängig zu
machen streben , u. s* w. nur aus Berichten , wie sie von den am
Hoflager des Sultans nach alter, acht orientaUscher Sitte befind-
lichen Schreibern oder Historipgraphen abgefasst und dann uß
Reichsarchiv, wenn man uns diesen modernen Ausdruck erlauben
will , niedergelegt wurden , zu denen dem Leibarzt des Sultan's
und seines Harem's der Zutritt nicht vorenthalten war, geschöpft
sein konnte? Doch es giebt Dinge, die, so klar sie sind, nicht
gesehen werden, weil man nicht sehen will, oder weil man et-
was Neues vorbringen will. Wer wenn er die Excerpten der per-
sischen Geschichte des Ktesias lies't , wird an alte Heldenlieder,
kurz an eine poetische Quelle, aus welcher der nur allzu unpoe-
tische Inhalt dieser orientalischen Hofgeschichten geflossen, den--
ken wollen?
Was weiter von S. 135 an über die Indica des Ktesias gesagt
ist, kann Ref. um so eher übergehen, als bereits Heeren u. A.,
denen auch der Ref. in seiner Abhandlung: Ctesijae fides in rebus
Indicis p. 50 ff. sich gerne anschloss, den richtigen und allein
wahren Standpunkt aufgestellt haben , nach' welchem der Inhalt
dieser Schrift , aus der besonders Aelianus längere Bruchstücke
mittheiit^ aufzufassen ist. Was Heeren noch unlängst ii| den
Götting. Anzeig. (1833. nr.168. p. im. vergl. mit Bohlen Indien
I. p. 65) niederschrieb : ,^ Ctesias Indica sind eine Sammlung der
im persichen Reich über Indien umhergehenden Sagen, die, wie
immer, in's Fabelhafte getrieben sind, ohne deshalb Erdichtun-
gen zu sein , und die so manche für das alte Indien merkwürdige
Andeutungen enthalten, ^^ stellt nach des Ref. Ermessen das
wahre Verhältniss der Sache und den Charakter der Schrift dar.
Das fünfte Kapitel S. 148 ff. ist überschrieben: Mar-lbas
KMina. Diess ist nämlich der Name eines armenischen Geschicht-
schreiber's, der am Hofe des Valarschak, Königs von Armenien
um 152 V. Chr. lebte, und hauptsächlich von Moses von Chorene,
dessen Werk wir noch besitzen, benutzt wurde« Da nun hier
eine auffallende Uebereinstimmung in den Nachrichten über die
ältere assyrische Geschichte mit den aus Ktesias entnommenen
Angaben des Diodorus sich findet, so lässt sich daraus wohl ab-
nehmen, dass beide, der Armenier und der Grieche, aus glei-
chen Quellen, die hier als assyrische oder chaldaiscbe bezeichnet
N, Jahrb. /. Fbü, u. Paed, od, KHt, Bihl. Bd, XIX. Hft. 4. 29
4S0 Alterth omf bnnde.
werden, ^ef!cliöpft: worin allerdin<r» ein Gmnd mehr für die
Glaubwiirdigkeit der Erzählung des Ktesias h'egt.
Das zweite Buch giebt naeh einer kurzen Einleitung in sei-
nem ersten Absichnitt Andeutungen fiber alle Jahr- und Zeitrech-
nungen S. 1811 ff., wo die chronologischen Widersprüche in den
Angaben des Ktesias , des Herodotus u. A. über die grossen Mo-
narchien der Vorzeit Asiens zur Sprache kommen. Ref. kann hier
ganz dem beipflichten , was der Verf. S. 208 als Resultat seiner
darüber angesteliten Untersuchungen angiebt, dass nämlich neue
Untersuchungen über die von einander so sehr abweichenden An-
gaben des Ilerodot und des Ktesias von der Dauer der assyrischen
Monarchie unnütz waren , und dass dabei gewiss eben so wenig
herauskäme ^ als bei den vielen Büchern , die darüber hereits er-
schienen seien. Wenn Niebuhr die Ajigaben des Herodotus, we-
gen ilirer Uebereinstimmung mit Berosos vorziehe, so spreche
dagegen für Ktesias der Umstand^ dass seine Angaben in die mei-
sten späteren Gcschichts werke der Griechen und Römer überge-
gangen. Es scliliesst dann der Verf. mit den merkwürdigen und
gewiss auch in Absicht auf andere Theile seines Buchs wohl zu be-
herzigenden Worten : ,, Wie die Sache jetzt steht, lassen sich nur
Vermuthungen aufstellen , die schnell durch eben so leicht ge-
griindete Gegeuvermuthungen aufzuheben wären>^ Dicss ist auch
ganz des Rec. Ucberzeugung (s. dessen Note xu Herodot. T. J.
p. 247) , nachdem er sich früher vielfach an diesem Gegenstande
versucht und abgemülit hat Das Einzige, was er darüber als
sicheres Ergcbniss anzuführen wüsste, besteht darin, dass ein
doppeltes System (wenn man diesen Ausdruck uns gestatten will)
der Clironologle hier uns entgegentritt, das eine, etwa das alt-
Assyrische, durch Ctcsias repräsentirt ; das andere spätere^ etwa
ChaJdäisch-Babylonisdie, durch Alexander's des Grossen Beglei-
ter bekannt geworden und durch Berosus bei den Griechen ver-
breitet ^(vergl. ad Ctesiam p. 400 sq.) ; welches aber von beiden
das riclitige sei oder wie die zwischen beiden bestehenden Wider-
sprüche auszugleichen seien, das lässt sich nach seiner vollkom-
menen Ueberzeugung, so wie die Sachen jetzt stehen, d. h. ohne
Auffindung heuer Quellen und zuverlässiger Angaben darüber,
unmöglich bestimmen.
In einem zweiten Abschnitt S. 210 ff. beschäftigt sich der
Verf. mit den Sagen von Cyrua und Astyages. Er giebt sufCr-
dcrst eine umständliche Erzählung der hcrodoteischen Sage , an
wcldie sich mit S. 223 weitere Betrachtungen knüpfen, bestinoant,
die verlier (S. 215) aufgestellte Behauptung zu bestätig^i oder
vielmehr in einzelnen Punkten nachzuweisen, dass der Iidialt die-
ser Sage durchaus medisrh gedacht , dass er ohne Zweifel (?)
aus tnedischer Quelle geschöpft sei, indess die Darstellung den
Charakter alt - griechischer Einfalt trage.
lief, kann in der Sage, welche Herodotus mittheilt, nur eine
Blam j Herodot und KtoBiof. 451
gr&cisirte erkennen und eben darin den Cfnind finden, warum die-
ser Schriftsteller unter der vierfachen Sag^, welche nach seiner
Versicherung^ 1, 95 darüber Terbreitet war , nach seinem ^echi-
sehen Standpunkt und seinem natürlichen griechischen Gefühl,
gerade diese Sage auswählte ; hat doch Ilerodotus auch in Man-
chem Andern den Orient in griechischem Lichte und im Sinn und
Geist der griechischen Sophistik und Politik seiner Zeit uns dar-
gestellt! (Man vergl. die oben schon angeführten Stellen.) Wenn
in der Ton ihm berichteten Sage die Traiungeschichte orientali-
schen Charakter zeigt, so trägt doch die übrige Erzählung von
der Aussetzung des jungen Cyrus , Ton der Errettung des Knäb-
lein's, so wie der weitere Verlauf seiner Erziehung , seiner Er-
hebung u. s* w. ein so griechisches Colorit, dass Ref. darin nichts
Orientalisches^ noch weniger etwas bestimmt medischea finden
kann , obwohl auch neuerdings ein anderer Forscher (Lengerke
zum Daniel p. 213) in Herodot's Erzählung di^ medische Sage er-
kennen will, während Winer (Bibl. Realwörterb. I. p. 280) mit
Recht auf die Herodoteische Sage um so weniger Gewicht legen
will, als sie von der Bibel wie von Ktesias völlig abweichend ist.
Wie sehr aber die griechische Sage in diesen Dingen sich gefiel,
kann unter andern aifth der Umstand beweisen , dass selbst von
Darius Ilystaspis eine ahnliche Aussetzimgsgeschichte erzählt
wurde, wobei eine Stute den jungen Darius säugen muss ! S. Pto-
lemaeus Hephaestio cp. S. p. 21 ed. Roulez. Dass die Erzäh-
lung des Ktesias den, entschiedensten Gegensatz zu der Herodo-
teischen Sage bildet , ist dem Verf. (S. 225) nicht entgiMigen,
und sein Urtheil, wornach er die kurze Nachricht des Ktesias für
geschichtlicher halten möchte, als das , was Herodot so ansführ-
Uch erzählt, kann bei jedem Unbefangenen nur Beifall finden;
auch wir beklagen mit ihm das Kurze und Abgerissene in der
Nachricht des Ktesias, wovon freilich die Schuld auf seinen Epi-
tomator zurückfallen dürfte ; aber wir können uns nimmermehr
überzeugen, wenn der Verf., wahrscheinlich der oben in den
Sinn der Stelle Diodor*s gelegten Deutung zu Gefallen, diese we-
nigen Züge , die wir aus dem Berichte des Kte3ias oder vielmehr
des Photius entnehmen, auf persische Heldendichtungen zurück-
füliren will (S. 2t?0). Wir können nur jeden Leser auf die weni-
gen Zeilen des Photius am Anfang der persischen Exoerpte ver-
weisen; er wird gewiss an nichts ^ireniger als an Heldenlieder
denken, welche diesen Notizen zum.Qrunde liegen sollen. Was
nun die Widersprüche der beiden Schriftsteller selber betrifft, so
glauben wir gerne dem Verf. , dass jeder Versuch zu einer Aus-
gleichung dieser Gegensätze nicht zu dem führen könne, was
man erreichen möchte, nämlich zur geschichtlichen Wahrheit,
aber wir glauben auch, dass die Erzählung des Ktesias nichts in
sich Unwdirschcinliches oder Unglaubliches enthalte, dass sie
vielmehr dem Wesen imd der Natur orientalischer Reiche und
29*
452 Alter thumskunde.
Staatsreranderun^en >veit näher ]io«:e, und dass es somit mir die
Uiivollstäiidi^kcit und das Lückenhafte dicker Erzähhing Ist, wän
der Geschichtschreiber auszugleichen oder za ergänzen hat, nm
uns die \eränderung, die in dem Wechsel einer Dynastie — dfer
mcdi^^chen und der persischen — vorgegangen , in ihrem wahren
Lichte darzustellen. Ref. hat^ nach Slmi und Geist orientali-
scher Kegiferuiigsweise ^ und nach ähnlicheü Analogien eine Ver-
muthuug darüber aufzustellen gewagt^ die weni^^itens an sich
nichts Unwahrscheinliches oder Unmögliches enthkk, jedenfalls
aber uns klarer in diesen ganzen Vorfall , in diese von der Sagfe
bald aufgenommene und vielfach von Hellenen wie von Orienta-
len ausgeschmückte Begebenheit blicken lässt; er will es hier
nicht wiederholen und verweist deshalb auf seinen Comittentar zu
den persischen Excerpten des Ktesias p. 86. 87 nnd auf seine
Note zu Herodotus T, 95. T. (. p. 245 und 24li.
Um auf die vorliegende Schrift zurückzukommen, so hat der
Verf. ^ eines weiteren bestimmten Resultates sich wdslicli ent-
haltend^ auch die Sage, wie sie sich bei Moses vonChorene nach
Mar-lbas findet, folgen lassen, und daran einige weitere Be-
merkungen über die Darstellung bei Xenophon und nher Aeschy-
lus beigefügt.
Im nächsten, dritten Abschnitt S. 240—270 wird die Ge-
schichte der Semlramis , über welche Diodor ans Ktesias am aus-
führlichsten berichtet, behandelt und insbesondere zu zeigen ver-
sucht, dass Ktesias hier seine Nachrichten keineswegs erdichtet,
sondern aus assyrischen Quellen geschöpft habe, und zwar aus
denselben wohl,, denen auch der armenische Geschichtschreiber
gefolgt war, dessen Darstellung der Thaten der Semlramis, so
weit sie Armenien angehen, in den Hauptzugen mit den Nach-
richten des Ktesias eine auffallende Uebereinstimmung zeigt. Ref.
kann nicht weiter in den Inhalt des Einzelnen nnd in die Würdi-
gung und Auffassung der über diese mythische Person des Orient'»
hier aufgeführten Angaben eingehen , da er bereits über die an-
deren Theile des Buclis so ausführlich gewesen ist nnd ihn diess
in mythologische Untersuchungen führen würde, wozu doch hier
nicht der Ort sein kann. Er will daher nur noch mit einigen
Worten der beiden letzten Absclmitte gedenken, des vierten
S. 271 ff., der die Aufschrift führt : ^^Noch Einiges über die
dichterische und aagenhttfle Grundlage der Geschichten des
Ktesias , und des fiinften S. 285 ff. / welcher allgemeine „ Be-
trachtungen über die Geschichte des Orients überhaupt^^ ent-
hält. Was in dem ersteren Abschnitt angeführt wird, lun ans
einer Reihe einzelner Beispiele zu zeigen , dass , wie in der äl-
teren Geschichte des Orients Ktesias dichterische, sagenhafte
Quellen benutzt, so auch in seiner späteren Persergeschichte dus-
selbe Element der Poesie und Sage vorzugsweise wirksam sei, sind
eigentlich nichts als persische iWgeschtchten, wie wir sie in den
BiblLogmphifiche Beridite und Miicel]^. 463
Excerpten des Photius und in Plutarch'is. Vita Artaxerxis grossen-
theils lesen ^ Geschichten, die uns djje -Oi^^usainlcc^t orientalischer
Despotie nicht selten in einem Ekel erregenden Bilde .darstelleii,
oder uns mit dem Serail- und Hof(ebeii der persische^ Sultane
auf eine meißt niclit sehr anziehende Weise be^aqnt machen, ^
schwerlich aber besondere dichterische Quellen , .^ys depen sol-
che höchst unpoetische Nachrijchten geflosseiy , erJ^ejanen lasiten«
Ref. schliesst seinen Bericht über das Buch ^ines ihm seit
langer Zeit wolil bcfreundetep Yeifasser^s, dessen Talent und
.dessen geschickter BehanfUungs^t^ise ^r gern die gebührende An-
erkennung sollt , so abweichend auch ja Manchem il^re beider-
seitigen Ansichten hM , und so .wopig' auch der ,ui|terz<sjchnetje
Rec. mit dem Verfahren des Verf. sich biefreunden kann, die Ge-
schichten der alten W^lt nach bestu]imti?|i>Sy6tcmeiy.qd.cr, nach
modernen, die dem Alterthum fremd ^n\i^ .-zu H^chandeln. /Er
bemerkt noch am Schjuss, dass von. Seiten des ^.erleger^ iem
Buche eine sehr gefällige äussere Äqsst^ttuiig zu Tj^eil geworden
ist, die demselben zu keiner geringelt JSmpf^ung ^erqicht.
• Chr. Bahr.
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Bibliographisdie Berichte und lltisceUeii.
X/ uciani Somnium Graeae. Cpni selectls aliorum ^uifl^ue aunNO-
tationibus , Hcli.oliis Graecis, Vocabnlariv, dppliciqoe indice copl^sif-
simo in sdiolaruin usus edidit Frid, .^ndr, Christian, Grq%ff', jPhiio-
sophiae Doctor, Graecaram et Latiiiaruni Litcraruni Prof esfjixr ,. Gjm-
nasii Biennensis Director. [Bjernae sump^ibus libraria^ Pa||)ianae.
MDCCCXXXVI. W. XIX u, &iV S]
Wenn vir fliese Schrift ali eio^: merkwürdigiO bezeichnen;
so wollen wir daiolt sagen, dass dieselbe io ihrem Zwecke, ihrj^r .Form
und ihrem Inhalte fich so wesentlich von des gewöhnliche^ .Ersohei-
nungen in diesem F^cbß unterscheidet ,. 4af8 n^n nicht leicht ihres
Gleichen finden wird / und. dieselbe sjch a{so durch ibre.EyQj^Qthäm-
lichkeiten von den übrigen bemerldich rnach^. Damit wir aber durch
ein apodiktisches Urtheil über de^ Werth ^iQser Schrift ^eoi Hrn. Verf.
nicht uijrecbt Itfaun , dessen guter Wille 5 seiner Wissenschaft ßo viel
Freunde, als m^ögjll^h ,. zu erwerben, nirgends s^u v^i^kennen ißt, jun^d
weil es auch gerade bei dieser Erscheinung .uns höchst leicht ge-
macht wird , , .durch blpsse J^elation den , Werth der Schrift ericen-
neu KU..la9Ben^ .so wollen .wir die.gfin«igt«9.l4e8er sctlbst urtheijlen, las-
sen, nnd beriditen treu^nnd 'T«dlichi:Ti$i9 4fm labalte 4<vr Siobri/tr Düs
Vorwort S. V. — XVI. empfiehlt. Tor^qg^ifibüffn genaues gi^B^nialjMtts
Stodiam der jaitclassischen Spracii^n fon^iiajfUies npoh daivi. 4lU^ieh wÄKt-
451 BibliogTBphifche Beridite and MEisceUeB.
firh beigcbnclite Ausspruche von MelinchtboD — 6er Verf. «cihreibt
nach der in der neneren Eeit beliebten Wei»e Melaaikim, wodurch
dem guten Melancbthon sein sprscblicber Irrthiun, to sehr er fich
auch durch Kenntnis de» Griechischen nnter seinen Zeitgenonaeu bor-
Torthat, noch im Grabe nachgetra|;en und Torfreworren wird — , tob
Bremi, Faick (Jurist. Encyelop. Kiel, ISS. Vorrede 8. V.),
Franb (Sytitem der nedtc. Poliz. Bd. 6. Abth. 1. S. Sdü ) , Hegel
(nach Kapp: G. Tf. Fr. Hefcl als Gymnasial- Rektor ^ HindeB, 1885.
S. 11.) . Din te r (Ein gründliches Studium der alten EUumkar ül kräf-
Ufcs Gcfengift gegen die Schwärmerei unserer Tage. 2. Aufl. Keoat.
1622. S. 18 fg.) belegt wird , so lässt sich dagegen nidit viel einwen-
den. S. ^^m. — \IX folgt nnter der pomphaften Anfsdirift: Imctont
Vita^ Mores ^ Libri, nichts als ein wörtlicher Abdrock deaeen, waa
Franz Firker in seiner Literaturgeschichic der Gfiec&en «nd RSmer,
IVien 1885 S. 176. 2. Aofl. über Lurian gesagt hat, and was man in
jedem Literatorbnche eben so gnt oder noch weit besser und vollatäBdi-
ger lesen kann. Sodann folgt der Text S. 2 — 88, wie es scheint, meist
nach Schmieder, wenigstens findet sich hier § 1 — 8 keine weaentlidie
Abweichung, die vielfachen Satzfeliler etwa aasgenommen, nnsser § 8
naotbibourr statt naot-bBbüiLr,r bei Schmieder. Das Uebrige sahen
wir vor der Hand nicht dorch, da der Herr Verf. auch nicht den Plan
hatte, den Text besonders au constituiren , vergl. piaef. p. V. Unter
dem Teste stehen KachweiBnngen anf folgende Weise, m den Wor-
ten : Aqti /i£r ^itBiravwrt- big rä bibaGv^Ltla. (potraiv, ^5?} vqv TjXtx/ocv
TCQÖCTiPoz 0)2-. also : "^pr^: cf. Vig^ (ed. llda.) p. 886. (flortung Par-
ticc. Gr. 1 , 420 . /i£r] BuUm. Gr. § 149. p. 436. (Ed. \IV). Matik.
Gr. m. T. 4. £ 622. Hartg. 11. p. 402 sqq. ivEicavfarv\ Buttm. § 60,
1. et ann. 1. ^ 135, 8. et § 137, 8. Mattet. $. 491. a. et f 41^, d. fi?]
Buttm, § 147. 3 ann. 1. MaUh. % 576 , 8. raj Bvitm. $ IMi 1- MaUh.
§ 264. ^o£TQ>7] Buttm, ^144, 4, a. Matth, $ 551, d. ^dij] Butt». $
149. p. 442. Tig. p. 413. {Bartg, I, p. 228 sqq.) ijiUx/oev] fiiittm. §.
131, 6. Motth. li 424, 4. o>i] Buttm, %\^, 2. AfoftA. { 548. et §
556. Dies geht hi^ an den Schlnss so fort, nnr werdän die -Anführun-
gen etwas seltner und bisweilen eine längere wörtliche Anfnlminp ei-
ner fremden Bemerkung dazwischen gesetzt. Erst in den idddendis
nnd Emendandis wird auf dieselbe Weise, wie hier Buttmann und
Matthiae oitirt waren , noch Kühner hinzugefügt. S. 89 — 07
folgt: hidcxY. J'crhorum et dominum secundum ordinem eapitam, der fol-
genden Inhaltes iät : Cap. 1, "Aqrci^ ado. modo, nunc iptum. fihv ij.
quidem. ucr... 6 t ^uidem.... vero. 3Ecrt'eo , f. mtvem eeumn facio;
ünio. Med. desino , cesso. c pmriic. Big praep. c. cec. tu (c aee.) iit&a-
ov.cilflov , v6 . schola^ htdus Uterttrius. tpoiTcuD fre^eatoi ünpr. 6^
biiSttGvxc}.Biov {big biÖamid?.ov) htdum literarinm. {617, adv. tarn. ^latiUj
f, " actas u. 6. w. Hier hat Hr. Gr. auch nicht einmal den Umstand geUan
lassen, dass er, wenn eine tSacfae sehen einmal da war, aodann die
Erklärung weggeludsen imtte , sondern «r erklärt in jedem Cap. jedeb
Wörtchen aufs Nene, wie Cap. -IV« 6. 47 /v^ nc, acbaa wiodar €ap.
Bibliographiidie Berichte mnd MueelleB. «IfiS
Vm, S. 53 erklärt wird; so Z^ras Cüp. MII, S. 61 vod Cap. XV, S.
(iS Dod Mehreres dergl. , wodurch non, da es dabei nicht ao Irrtliü-
inern oder wenigstens an «olclien Erklärungen fehlt, welcJie leicht auf
Irrtbüuaer führen können, dem Schüler ein höchst gefährliches Unter-
stützungfefiuittel seiner Trägheit geboten wird. Hierauf folgt nun:
Iudex 11. Addenda ci Emendanda, Sioe enarraÜQ perpetua diaciptdig
Uterarum Graecarum peritioribus destinattL., S»68 , — 348, worin buii
Hr. Gr. auf's Neue, jedoch sehr weitschweifig und gewöhnlich mit
fremden Citaten die kleine Schrift von 18 §§ von Anfang bis zu Ende
auf 281 SS. erklärt oder , um es deutsch su sagen , seine so weit an-
geschwollenen CoUectaneen , die er sich nach und nach zu dieser
Schrift angelegt hat, abdrucken lässt Hier finden sich nun Citate
aus aller Herren Ländern zusammen , es sind die f rössten Bibliotheks-
werke neben geringfügigen £lementarbüchern angeführt oder vielmehr
ausgeschrieben worden; namentlich viele Citate aus alten Grammatikern
aufgehäuft, die aber überhaupt mit Vorsicht zu brauchet sind , am
allerwenigüten jedoch dem Schüler, der noch eben einer so eselsbrü-
ckenarligen Nachhilfe bedurfte, und dem auch hier noch jeder § der
Kühner'schen Granunatik nachgewiesen wird, sofort geboten werden
können. Aber man ist noch froh , wenn Hr. Gr. entweder aus alten
Grammatikern oder neueren Gelehrten wörtliche Anfuhrungen gibt^
denn bisweilen finden sich Seiten lang blosse Namen- und Zahlend*
täte , wie z. B. S. 97 zu Cap. 111. also erklärt wird : yjUyaXfjLocTta] De-.
minut. vocis äyalfia* cf. Xühn. § 378 c. de deminutivorum formatione;
et /. Grimma Gr. Germ. P. lU, p. 6C6 et 698. De ayalfUL vide JVüJOm,
libr.. Sprachl. Formen, p. 102. Apoll, lex. Hom. P. 1, p. 30. Vülois^.
PoÜuc, Onom. P. 1, 1, 1, 7. p. 6 ed. Hemst. Timaei gloss. Plat. p. 3.
ed. Ruhnk. (ed. Imae), Hesych, P. 1, 1, 27 ed. Alb. ^nmos p. 97.
ed. Lips. et l'alcken. Animadv. ad Amm, Lib. III., c. H, p. 129 Lips.
Eustuth. ad Od. O, p. 1608 ed. Rom, Hemsterh. ad Thom. Mag. p. 4.
ed. Ou^nd. Phavor, col. 10 Bas. Hu Magn. 5, 36, 610, 16. (c. Sl, 3S
et 514, 12 ed. Schaf,) Et. Cud, 3, 4, 416, 1. Sturz, Bekk, Gr. 82, 9.
324, 4. 334, 18. Backm. A. Gr. P. I, 6, 24. 19, 5. P. H, 89, 29. umu-
lacrum cf. Cic, Legg. 1, 22 et Creuz, ad Plotin. de Pulcrit. p. 369
sqq. Staub, ad Prol. p. 61 (V. XIL) GöU». (sie !) Thuc. II, C. XUL p.
241. Boeckh Inscriptt. 1, p. 7. O., Müllers ArchaeoL p. 59. 83. Herrn,
censura thes. Steph. in Opp. Vol. U , p. 238 sqq. aliL*^ £i, kann denn
der Schüler das Wort uyaXfidzLa ohne diese Nachweiiuogen nicht ver-
stehen? Eine grammatische Erklärung des Wortes und eine Uinwei-
sung auf eine gute Archaeologie, wie die MüUer'sehe» hätte doch, wohl
genügt? So suchte nun Hr. Gr. unten S. 97- a^txvcmnjaas durch ohn*
gefähr siebenunddreissig nackte Citate, die ich nicht abschreiben mag,
deutlich zu maclien. Dabei findet sich hier nun wieder das. triMialite
Zeug aufs Neue erklärt, wie S. 108. .^Strjyovfiai] enarro. rijv gxvt. ut
narro rem et de rc.,^^ was aber schon S. 47 genugsam durch ^^öirjyovfiai,
narre, edissero.^' erklärt war. Ausserdem finden sich Verweisungen auf
hebräische, arabische^ syrische, chaldäische, italienische, spanische.
450 Bibliographlicbe Berichte and Migceliei.
engliicbe Gnnnmatiken und Worterbächer; Aetbiopi^cbes, SnmariUml-
schesy Sanscrit ist TerglicheD, wie ei Hr. Gr. gerade nnter die ÜBod
kam, ja sogar ChioesiBches and die Sprache der Mandtfdiaa S. S81.
Denn der Herr Verf. compilirte erbarmungslos, was ihm entgegen Inun,
ohne AaswabI and Zweclc su seiner Schrift, so IcenntHerr Gr. «• Bi.
des Ref. QuaesU, erttt., nicht aber die Ausgabe des Lncianeischen 5»-
mfifiim «tve GalluSy ans welcher er weit mehr aar Bestimmang des Ln-
cianeischen Sprachgebrauches lernen konnte. Die meisten Schriften
scheint Hr. Gr. aber auch nicht einmal gesehen in haben , wutob sich
ein jeder leicht überzeugen kann , der einige Seiten dardiblätterC 80
schreibt er den gedienten Herausgeber des Thnkydides Geetter aehr
oft GöUner oder Gocüner, wie Ind. S. 448 nnd dergl. mehr. Doch wir
brechen von diesen Collectaneen, die sich Herr Gr. aar einstigen ▼er-
atändigen Benutzung immerhin anlegen mochte, wenn er sie nnr aieiit
sofort in den Druck gegeben hätte , ab , nnd kommen Stam Index III.
sJoe Craeclia» Lucianea in UiUras dige$ta. S. S49 — 404. , in welchean
ein Jedes griechische Wort ans dieser kleinen Sdirift mit dem gnnsen
Sätzchen , in dem es sich findet , ohne alle Erklärung herausgehoben
ist nnd worin nun wenigstens der ganze Dialog sechsmal anfs Heue
enthalten ist, ohne den geringsten Nutzen, als dass man weisi, wie
oft «al, o n. s. w. und in welcher Umgebung es in jenem Dialogo
vorkommt. Endlich S. 405 — 512 folgt Index IV. i» Cbnunentoria,
welcher einen Index zu den Collectaneen enthält, in der Art, äkM Je-
des Wort , jede Person , auf welche nur einmal Terwiesen war, hier
wieder auf das genaueste, doch zu welchem Nntien? angegeben ist.
Zum Schiasse folgen S. 518 — 517 Corrigenda^ in welchen aber,
wie der Hr. Verf. S. 517 selbst' zugiebt , noch bei weitem nicht alle
Satzfehler enthalten sind. Mehrere Fehler möchte Bef. n.neh wohl
dem Hm. Verfasser selbst anheim geben. Will nun der geneigte Ii»-
ser mit ans erwägen , was die Schrift Gutes zu Tage gefördert habe,
00 ist für eine zweckmässige Erklärung des kleinen Lnciitneischnn Din-
loges für Anfänger eigentlich gar nichts geschehen, Hr. Gr. hätte von
Jacobitz und Anderen lernen können, wie man in der Art nnisen
müsse , zu einer Bereicherung der Kenntnis des Griechischen nnd dea
Alterthames überhaupt bringen aber auch die reichhaltigen GoUeete-
neen an sich nichts bei, %enn sie nicht besser geordnet und nli^
mehr mit eigenen Bemerkungen ausgestattet sind ; und wenn wir einer-
seits dem Hrn. Verf. , der ein in seiner Schule Terdienter Mann sein
mag , das Zeugnis des guten Willens und Fleisses nicht Tersagen wol-
len, so müssen wir doch seine Beflhigung zum Schriftsteller, sei es
für Anfänger oder gereiftere Schüler , — denn für beide , scheint es,
habe er, nach dieser Schrift zu urtheilen, nützlich werden wollen, —
gerade zu in Abrede Stollen« Druck nnd Papier sind sehr schön.
[B. Klein.]
Dibliographifdifl Beridite md Bßicelles. 489
C A. Boeitigeri Opuscula et Carmina Latina, OMegü el edtdii
Julias Sillig. Äccedmt effigies et »pecimen tmiograpki k, audoriij
figuraeque aert indaae. [Dresden, Walthersche HoflraoiilHindliiiig«
1837. XII anrd 611 S. gr. 8. 5 RtMr.] Der Wonsdi, die Ueineii
Schriften Böttigers in einer Sammlang so besitzen, ist schon fo lange
und se oft laut geworden, dats die Torliegende Sanmlmig, welche
alle lateinischen Abhandlungen dieses Gelehrten mit Ausnahme der
Dissertatio de Herenle Prodido enthält, gewiss von recht Vielen freu-
dig willkommen geheissen wird. Mag auch Im Ganzen jener Wuniidi
sich mehr auf die deutschen Schriften bezogen haben, da diese es
vorzuglich sind , in denen das eigenthumliche und bedeutsame Wirken
des Mannes am meisten herTori|^tt; so werden döeh auch die laitei«
nischen Aufsalze, obschoa sie der Hauptsache nach einer bereita
vorübergegangenen RfV)htung der' Alterthumsforsdbung angehören, ge*
wiss noch ihre Verehrer und Beachter finden. Ja sie haben sogar
vor den deutschen Schriften den eigenthumlichen Werth voraus, dasa
sie mehr das ganze litterarische Leben dea Mannes nberichauea lassen
und alle Richtungen desselben repräsentirea. -DeiiB gerade aus dem
archäologiechen und feunstwiasenschaftlichen Felde, auf weiohes > die
meisten deutschen Aufsätze geboren, bieten die lateinischen nur
wenig , und gehören der Mehrzahl nach der Pädagogik und eigent-
lichen Philologie an. Es «nthält nämlich die gegenwaHige Samm-
lung 32 lateiniache Abhandlungen , und 95 iateinische und 8 gvie-
chieclie Gedidite^ und von den Abhandlongen stammen blos 8 au« der
Zeit, wo Böttiger in Dresden lebte; die übrigen sind Programme,
welche er als Reetor in Guben, Baozen tind Weimar hierausgab. Ans-
ser ihrem i^in wissenschaftlichen W-enihe gewahren sie nodi das In*
teresse , daas sie den Bildungsgang ßdttigers treu darlegea, -und Stufe
für Stufe verfolgen lassen , wie derselbe allmälig zu den archäologi-
schen Studien eich fortbildete, welche die Hauptrichtnng seines- Le*
bens geworden sind. vgl. Hall. Litz. 1837 Nr. 18 und 19. Wer diese
recht klar erkennen will , der muss freilieh zur deutlicheren Eineicht
noch die Schrift benutzen: Karl August BöUigery eine biographische
ükizze von dessen Sohne "K, W. Böttiger. [Ans den -Zeitg'eftosten' be-
sonders abgedruckt. Mit einem Bildnisse. Leipzig , Brockhaus. 1837.
140 S. 8. 16 Gr.] Es ist dieselbe nämlioh die Vorl&uferin zu einer
künftigen ausführlicheren Biographie, achildert aber auch schon in
ihrer gegenwärtigen Gditait dias Lebten des Mannes recht treu und
▼ollständig, und hat das besondere Verdienst, dass »sie das wissen-
schaftliche Leben desselben überall hervorhebt und anschaulich macht.
Schon in der Erzählung der ^geadgesehiohte [erwar-gebeven zu Rei-
chenbach im Voi/^tlande am 8. Juni 17G0] wird die Erziehung im elterli-
chen Hause und die Bildung in Pforta und Leipzig mit Vorliebe be-
handelt, aber besonders ist da» geistige und wissenschaftliche Leben
Von der Zeit an der Hanptgcgenstand der Beachtung , wo Böitiger in
das Lehtamt' eintrat und 1784 (im September) Recterzu CTuben, 1790
zu Bauzen , 1791 Director des Gymnasiums in Weiaiar und 1804 Di-
458 Bibliographiicbe Berichte uod Miicelleti,
recftor des Pageninstituts zu Dresden wurde. Einfach Ut d^s Amtele-
ben in Guben und Bauzen y und BöCtiger erscheint als eifriger Schul-.
mann, welcher seine Philologie in der Weise übt und treibt, wie sie
durch Heyne und dessen Zeitgenoasen ins Leben gerufen war, aad da-
bei seine besondere Aufmerksamkeit auf die Pädagogik und auf die
zweckmässigste methodische Behandlung der alten Sprachen in der
Schule gerichtet hat. Dagegen nimmt in Weimar dessen wiMeoechaffc-.
liches Treiben eine höhere Richtung, und der Verkehr mit Schil-
ler, Herder, Wieland, Goethe, Kotzebue, Meyer u. A. wendet ihn
mehr und mehr von der Pädagogik ab und zur schönen Literatar,
zum Theater und zur Archäologie hin. Die Schilderung dieser Zeit
ist in der Biographie sehr ausführlick| und man liest in steigendem
Interes&e, wie Buttiger nach und nacn Kunstrichtec and. Theaterkri-
tiker, Mitarbeiter an schöngeistigen Zeitschriften upd Almanachen,
Zeitungs - Correspondeoi über politische und literarische Gegenstände
des -In - und Auslandes wird , wie er sich zwischen den Intriguen des
Hof- und Gelehrtenlebens geschickt bewegt, gegen Alle gefällig ist,
manche Reibungen und selbst bittere Kränkungen erdulden mnss, und
sich doch in diesem Leben wohlgefällt. Neben dieser Schilderung
darf man übrigens die angehängten Auszüge aus seinen Memombilien
und die vier Briefe von Goethe, Schiller, Herder .und Wieland nicht
übersehen^ weil sie interessante Blicke in das damalige Leben in Wei-
mar eröffnen. Böttigers schöngeistige und attihäologifclie Richtnag^
kommt dann in Dresden zur höchsten Ausbildung« und auch hier
weiss der Biograph geschickt und glücklich nachzuweisen, wie Böt-
tiger immermehr von der Schule sich entfernt und seine Thätigkeit
dem grossen Publicum zuwendet , wie er Vorlesungen vor gemischten
Zirkeln über archäologische, mythologische und philologische .Gegen-
stände hält , in alle möglichen Zeitschriften seine Aufsätze Terstrent,
über Theater und Moden schreibt, englische Carricatnren und Alma-
nachsbilder erklärt, der Fuhrer der Fremden durch die £unstichätse
Dresdens und der Theilnehmer an allen möglichen literarischen und
geselligen Ereignissen ist u. dergl. m. Naturlich jbat der Verf. diesi
Alles Ton der ernsten Seite angesehen , und . die wiMenschaftliche Stel-
lung des Mannes nach ihrer würdigen und rühmliphen Richtung dar-
gelegt. Wer sie aber auch von ihrer lächerlichen Seite kennen lernen
will, der darf die geistreiche Persiflage diese« Treibens in Tieek» ge-
stiefeltem Kater und namentlich die unübertreiniche Carricatur des Ma-
gister Ubiqne in dessen Vogelscheuche nicht übersehen. .Auch ist in
der Biographie, über welche man noch die Anzeigen in der dresdner
Abendzeit. 1837, Blatt, f. Lit. und Kunst Nr. 2, in den GöUing. Anss.
1837 St. 5, S. 47 f. und in den Blatt., f. lit. Unterh. 1837, Nr. 27 f. nach-
Icäen kann , auf jene Persiflage mehrfache Rücksicht genommen. Die
angegebene Verschiedenartigkeit des Lebens . Böttigers oiFenbart sich
nun nach denselben Richtungen und Abstufungen . auch in den latei-
nischen A&fsätzen. In dem ersten und zweiten :. .-ßii inteiyratatioiie
epUtolarum CiceronU (S. 1 -r-rr 21. Progr^nm. vom J.- 17^.) and Jle
BSOh^iiiWMimrnmmim ttoÜfapiMK ' mn
' \
Mterpretalhne TerasUHß^ tt ^^ M. Vi» 'OshM 198^ tritt Mfttig«r
in Torherrtcheiidw prak^MA-pidagogFiiclier! Eltites«i^Mf/<«id^^
die befte firkliniitgtweiBe alter SchrifteteHer ]Uwlwiiweit«iir|niMm «v
ifcigleicb- «ein - rigener . VerfahreB bet^reibl^- i'fii^'. findet ikJM> Molile
E^klarongtweite a^icht in der strengen- gratoinatiwh • latioanlÄ MMü
terang der Spradie^nocii weniger in der höheifta SpraebpliilaMilj^kie^
veldver'ifam Immer fremd ffebliebea iBt;'«Dndenl in der geaaaearEiM
klarong nad Nacbweitang dee al lg ei aeia eg Sinne« aad ZafaaaneiAiHi^
ges und in der torgfUtigeii Erörterangüdee SadAadiea. • 8eiae fir*
kläruiigsweise ist also die Heyniedie, wn tpraciilicli naeh ielwäa graad^
Heiler tnd Teredelt dareÜdie binaagalwiaiBaae '«A4 aas der nenge-
•ehafienen Aetthetik lienrargegangene-RiBUtaag'^'4at AAöatt.and G«*
sdinlack volle ia den alten Sdiriftstellerd a|iecaU flidBaattfAtattaa; illaH
bei weist er geschickt Nebendinge in die .'ErdrtarBMg;: ^iaarttefiHaa ^
and eine reiche Literatnrkenatniss so aeigea,' ohnet in- tadta jOelehrima *
keitskrämerei und in, nanntsen Oitatenwnst^an-: Tevfallen. Aach Irill
sehoB in diesen ersten Schriften die feeaadlicha 'QevulthliBhkaili tmä
die rMniohtafolieeiAiclifcait'berTor, wellte 'aMiltcrarikM^ite
desselba» ehavakteriiifi nad- epiter seihsfr wmm ^'Ueberediwtti gMia i Mi
aasarlete. • Der dritte 'Aufsatat jKspKeafJe leci Virgilimd> Mf^nnO^
aOS ^ 3^ (S. 51> -^M.. Programm rom J. 1189) beweist aete all* ,
seitigen lind reichen Kenntnisse in derreaiea Altto thams k tftd e rt o ha a
lÄ liohem Grade^ dfad ispeadai meht: amr dte'aoaiErklindHsrA» Clllla
gebMge teytholoiliaDhffiMafeiial^Sa trejchaai 4Baasse ^ •aad^wnb weia
«veh isae^t ehie YernfinfÜgd-tDeataag 4er Stdü (ahr- taaaeadKiFileetor
nebea den Opferpriestem) nach. Allerdings ist dadardidiB VattoaBV*
chung ober die Salier nberhaapt* ebea so^wenig^- als dBrGh4}-ratt«rlli
Ablfandlung in dessen Uteraär. 'Jtmkktmn i(>rgK' K« Fr. HeraMari-lä-der
Hall. Litzi 1635 Nr. 188) abgeschlossen; wohl aber das, imw dai^
ans als wesentlich « f&c die Erklärongde« wgiliachea. Stelle «li hsilea
Ist,'* rtdhtig anfgefnndea. Einen andern Zwdg der Alterthamskwide
erörtert die Abbandlnng: Qnaai vim ail< t§Ugwm$ euUim AotesHt Ae
meri leetio apud Graeei«; pueremai tastttatteaeai ab Aoe'.poila tidBfiemfi
iomoi (Toro J. 1790. S. 54^ 64), welche oberhanpt Aber 4as Etkli^
bnogswesen der Griedien gnte Anfsdilnsse giebt nnd vor Allem ..daa
Punkt herTorhebl, d^i ^nd' wamm das Stadinm- des Hovier itf der
athenischen Jugend difjeaige Gleichgältigkeit g^gea die Grotter herbel-
fnhrte, welche den komlsdien Dichtem erlaubte , ihren argen Spott
■Nt diesen Göttern an treiben. Die Fdrtsetkong and Welteire Ansfah-
mng- folgt dann in deAi Aafsälkes ^listoptoies liipaiiitas dcenftM gea^
^Inmi. tiTMor (Tom J.<1700. 8; 84 — W); Mlcher ifagleidi eu Wkhtl-
ger Beitrag aur richtigen Charakterittik des AH»ta|ihanea ist» H&nif'cdi
In der Abhandlung: fFie ertcAetaf die irtAealseitt ^Sratsfttmg M^uNsii»-
phaneSf [Ratilror'-16S8« 4.] hat diesen Gegenstaad wieder foneiBer
andern Seite beleuchtet, waraach sich Bottigers Aaricfatetf^ lacdtf4Mi
limiciren lassen.- Das Programm bein-Aatiltt-dee-BeefebratS i»Ban«sv:
De usIMa pa6tfst».g»aia> saeeatf t^ flyeiiaSMwf ei>*>(g. «.— !»?)> gto»t -
4M Bilili«gTBp1iStc1ie Berichte luil Ifiierflc«. .
Aber die rechte Stellang ddcL Bichtnog der Gynowien ichoB muclier-
lei AofiichlÜMe , welche man in unserer Zeit wiedenm alt nene Ab*
eichten aafgeatellt hat, wenn auch nicht an längäen ist^ daea g^gmm^
wartig schärfere and richtigere BestinnDangea gewonnen wordaa ijpd»
Die Proluaio ad loema IHuiarM in vita Cat. Mqj. p. 847 §qq. (S. 107
— 124. Vom J. 1790) stellt Cato^s Ansichten tqb der Jogeodersio^
hang als Moster für die Gegenwart auf, and ist ein beacfatfiaewarthav
Beitrag aar Geschichte der Ersieh ong im Alterthnm. Die iatlmtisehe
Richtuag in der Erklärnng alter Schriftsteller tritt hesoadert Jchir her-
▼or in der JfVoiasJe ad loeum Ciceronis in CaliUn, III , 8. 0. (ß. 1X6 —
140. Vom J. 1701), welche fast ansschliessead .mit dem Schonen
and Kunstvollen in jener Anrafnng der Götter sich beschäftigt. Diese
ästhetiüche Entwickelung Ucibt zwar nar hei dem naterieUen JahaiCa
und dem Allgemeinen der Bede stehen , und gelangt aicht bia ma dar
specieHen SehitiUng, welche neben dem Materiellen auefa die SchÖBr
heit den Formellen oder der Sprache selbst in ihrem grammatisdbau
und rhetorischea Bau au entwickeln weiss; aber sie macht die-Scbätaung
nicht bloe durch eiaaelne Ausrufnngen ab, aondern ▼eomeidet ge-
schickt die gewöhnlichen Schwächen jener Dontaognpeifa oM weift
die enbjective Empfindung des Schönun wenigstens asahr ab gewöbBlidi
aur okjeetiven Anschauung au bringen« Die Sohö^cllea also* weldhe
durch «glaeklidbe Beuutaung der äusseren und oaÜmbs» «Karhältjiiase
and Umstände erstrebt sind, werden znreichead lUwbgewfaean , mickt
aber diejenigen, welche durch die Wahl und VerbindaBg der eiosol-
nen Worter und Formeln, durch Bau und Rhythmus der Sätae und
dnrch harmonische Znsammenstimmuog des FormeHen mit den Reel-
len bedingt sind. Solche Eatwickelungeu de« Spraohlieh-Sehunan
nämlich waren für jene Zeit noch au früh , und jind selbst in der
Gegenwart noch nicht von allen Sprachgelehrtou gehörig erkaauC
Das folgende Programm des Jahres 1791: De fncertlts ostotü fmdicilia
nonpraeeeptontmj sed paraäum studio custodiMta (S. 141 —"151),
und die Inaugural - Bede zum Antritt des Direetovats in Weimar: Sek»-
larum la etctnitote academiae catutituendamm oiaitisiae, siad .dhi letzten
pädagogischen Aufsätze Bettigers, in denen er noch altJUassor Scdinl-
mann spricht. Ihr Inhalt ist nicht mehr von besonderem Werth,.da
beide Gegenstande seitdem vielfach neu -besprochen worden sind.
Die folgende Prohisto de Bonmio jinmbalU apud Idvuam XXI, ZL
(vom J. 1702. S. 172 — 103) tritt bereits als Ergebniss hohorer
Combination hervor, und in ihr ist das Sprachliche ■ dam Saailiofcii
fast schon ganz gewichen , und der höchste Zweok der AMMtSthumii-
forschong, historische Erörterung, festgehalten, iDer dort. ^aMÄhlte
Traum wird als eine Dichtung der Historiker aüfgefaait und seine
Erfindung auf den sicilischen Geschiciitschreiber.Silenu8 zurnekgefihit.
Noch ausgebildeter erscheiat jene Richtung in den zwei Prs laii a ae s de
l/erodoti historia ad earminU epiei imdoUm proptus oocedenfe (8. Jtt —
206), welche 1702 und 170S ersohienen und bald darauf ia d«B NoMB
Magazin für Schulen Bd* lU, St. 1 wieder «bgadcnoki wudeiik Mb
/
BiMigHlf^liiidb« Bi^yM». IM^^ flii
Pra^e i Wie weil irfcli älietes ikfindie Qhpnkg^iarim iywln dwntoUi^
ist Ufam» bei Seile gelwiteitf» w4 «iMr dkv »eleeielle SMI^QcgeBfi«i4
der £f«rtenilig: j^fmietdett. Die ÜMpteiMereng beMeU^4ld»>«if ;dUe
Pef tftteüirfl^v dee Begriffr d4r If^metk^ «Md dee^ ittH9lßte«v4U*iSM%
de'if ab deaseMiet» f^aif ft wa#. Bdttig«» «nllPidbelt^^lMei^
'tht^legiiiclie AnsMIe», Wdlckd mit dee^ vett« Crene^ ki der
Hmf^timitti nwsjfikbslt (voai J^i ItM) > anflgenpree h e een m1i# «neilipelf^
trMfeii ^ vnd |ie'er vpMf eteli«t >enrairfen tiüd delMr MtbJae Huflr
ivsiiltaf dhBser Aliliudftirii8Mi>ia'de«k lH*aiiictai AMeige« waiiJkhm^,
zeitimg 182#« Nn 1» wiedelmiCte lidt; . Bin ecbr ?ollelidiitee:liihp
gtdndXl^er end getcAmedieoller AkUkttmaut^mck/fug eadlickSiet.dS«
beiiabiite niM beHMMt» «AMNindlttag tfe«or%Mkit ItroeMtiqmd Ad^
mmi^^S. 2i6 -*-• Sm) ^h. J. 1194. In ilw tirdtes sogMdl die^.ekfltji
Spunftn tichtbatet kelVer^ wie Mttiger idie deaa rei»'janti4iiMÜinhea
f\ftld6 dlif das OeUet deii iAcdideiegie liipilNwtriltv'iiod. minxdMidel.lA
Ihir ^uevst ^ae setgtältlgeratited MflgedebüMd Bettciitedg tMitrKmui^
Werlel Mit der Prohmio i^ p n rtm k 99mMä,'^mi^lig9länri»^>M^^ I^
¥in$trPk9rm. i, 4^ O^ ItoIbJ. JIM^; dL»XMI>^»0 we^
nüh dl» FefMbimg «iiBi<Tbteter#eeetty tfttfd timkwUlkt ^mMiAm/HUk,
itrie eielr in ilirdi#'lL«D«tBMadMi AUetthoiBli «k dee4e8:lle«eaiXbe*-
ti9Vfr ptfttH, iind wi* ddt Geakhtlftreii Botligert in dev AkeftiiaBui-
Inmde'iMi mehr'iitid' leebr .erweitevl. -Bie Jiaobweiittitg «bar. de«
diircb^ebeoden GebinnA wk üeaielilaaraskeatanf 4eai cteiiadMiTAeribr
ter lit geleM «M gdiMWeh^ ^Md ^; OdManngV wie AaüpMia
Mev Mäi^ «hie VeHnderaag der Gtoiebludge ;lnrverbffiagfüi;ibe»alib
wenirt nicht oaiiwdifbthaft ddeÜ^aafaariijnaigtuvdtiwahiwiieiflliek. jfal
de» eingewebten afvaebUehen ttirteniag iber daa Watt MamkrißtMo^
Pteandvia) trtt» weeÜ mlieabai daa äpiter Inelir anagebadete Btedbe»
bervor, die Sitten ^d SffaMleii -deedreaan :Zeit' attr firöeteMu^ daa
Altenhonw an bendtaan* v Ihi . briwifldWa j>dtelblttiifiatMicbar 'Bt\9§ fjüt
die ftetcbaftignng afit dedi'-tneatariiflkr wkdthHi Speidmm n e nne läd i .
tlenfe'eameedtoftN»:P. 4W«nlJ|-^fteia Oi IfiS. S. 285 ^^ 28i); *w^ite
er de« Phu der benbalebtigtdn neneii:iA«ngelw 4m Teeens darleg«,
na« dem Eunnehnt^die fanft<^,':iechate »nald t a k benle c geene^dea viartea
^tee nie Prebe de» Beavbeknng nrittbnHt i«Bd;|lnninf awei Exeine
feigen ISnt. Die gnnne -Anlage der Beailieitalig^ ISfeiebt aebf der'4ea
fleyneecben Vbfgli,'Belgtnbn» aoeb^nngkieft, tHei eehr daa leii» afutoellp-
Uebe filemettt ffir BbtUgev bbreitt nnr<NebedMwfae gewoilinn lit. Der
l*ext soll der Deatley^saie -bleiben , 4Üe i^VMantbanhiawahl «rmiageit
dea leiten kHtiichendPnneipe, die IfelMrang iH eke ^OTedelle:P#ilb-
]»brildniag deaSbineB ehno niHe gramnatiMhe nnd init a^raanierJax»-
«ttÜBcber |¥e^teriftdfennig/ Dagegen wiff^-^ifiel jiberden Zanadmie»-
Imng de» Oaanen,<dbei^ daa Aatifnariadie.'«ad Aeatbetiscbe' geepr»-
^heny utidein beaenderea 4Biel der -Benrbeitnng iati« die ^deabiacben
^edan dea Tereaa verglftlti^ an^ennfnan , dda gatanimte t^^Tha»-
tevwnaen ned die ^^onvUa an nrüntens ^ tjrpisdMn Cbarnbte#e der
iwnenr -griecbliHdidai ftemodia dNunwanMleii^^dUuittohe ^ittiieiiMHH
462 Bibliographische Berichte und MiiedleB*
geo ans der neuen Theaterwelt in Vergleichnng in liehen n. dergL ■■•
DasB übrigens aber alle diese Punkte Vorsägliches wurde geleistet wor-
den sein , dafür geben die folgenden Abhandlungen : IVoIustoiMS Ahm,
^d Sit docere fahulam (S. 311 .— 326. Vom J. 179T), Qiuifiior meia^
Üb rei seenicae apud vetere» (S. 326—347. Vom J. 1798) , nnd DoW€x
'maehina in re teenica veterum ühutratus (S. 848 ~- 862* Vom J. 1800)
die glänzendsten Belege. Sie sind bekannte antiqnafische Uotersaobon-
gen, welche für alle Zeit ihre Geltung behalten werdei^ und aus de-
nen auch schon mehr altf ein Gelehrter stillschweigend seine WoisliMt
geschöpft hat. In den drei folgenden Abhandlungen: De Medea Sur-
rijndea. cum priseae artit, operibus comparata . (S. 368 — 896) , von
denen nur die zwei ersten vollständig ausgearbeitet nnd (erschienen
1802 und 1803) , die dritte aber wegen B/s Verseilung naeh Dresden
vnTollendet blieb nnd nun hier nur in der Gestalt eiiies Anleger Seile*
mas mm ersten Alal gedruckt erscheint, tritt nun endlich JB5tti|^er
ganz auf das Feld der Archäologie hinüber. ■ Moeh herrscht zwar .hier
die blosse Vergleichnng" der Knnstdenkmäler vor« aber doch ist die
Richtung zur höheren :Gombination und Deutttng , ' wie sie sich in
diesem letzten Studium offenbart hat, deutlich ausgeprägt nnd der
Anlauf zur Erforschung der Kunstmythologie genommen. Nntärlicli
bat sich die archäologische Einsicht B.^8 in Dresden noch sehr erwei-
tert, und darum hat er -auch tou dem, -was in den genannten drei
Aufsätzen ausgesprochen ist, später in der -AmaHhea I', S^.160 ff.
und anderswo Mehreres berichtigt und erweitert. * Mit diesen Aufs&tien
hurt übrigens die regelmäsige Progammenrelhe Bfittigers auf, nnd
in Dresden hat er nur noch gelegentlich einige lateinische Anfsätse
geschrieben, Ton denen -hier acht, und zwar zwei inm ersten Hai ge-
druckt , erscheinen. Sie lassen sich zusammen: Inuun hesser charak-
terisiren als durch die . Bemerkung : Bdttiger wird in. ihnen gana B5t-
tiger. Denn sie sind Belege .der glädzehdsten Gelehrsamkeit, weldie
sieh über alle Richtungen des Privat- ntfd .Knnatlehens im Alterthnm
▼erbreitet, welche mit Scharfsinn und Genialität Altes und B^nes^Mini-
bmirt und das Verschiedenartigste in -der i^efälUgston Znsamnuiliord-
nnng vorlegt, welche endlich über Alles zu. reden, nnd so an reden
weiss, dass man es gern Temimrot und sich. .wundert, ; wie. darnliereo
echönes gesagt werden konnte. .Aber sie fangen auch an, das Gepräge
des Zerstreutscins und der blos witzigen Laune Anzunehmen. Se fsWt
das bestimmte Ziel, nach dem sie streben, und Böttiger. red^tjÜWÜi
weil er reden will oder muss. Daher schweift er überall auf.- AlMrla
ab, und vergisst darüber selbst bisweilen das, was er eigeatlicb be-
handeln wollte. Die Aufsätze werden demnach mehr geistci^ichd^CSofi^
versationen, als eigentliche wissenschaftliche Abband lat^a -9; ivaa
könnte sie schöne Gemälde nennen, dereil Besitz man erstreihti ipiid
wo man am Ende nicht recht weiss. Was man damit maehei^ MilL
Die hingestellten Resultate überraschen durch den gläniendslen WJti,
der Alles zu verbinden und au benutzen weiss, woran ein Andarw
gar nicht gedacht haben würde; aber sie halten liänfig dia idMiara
BiUiog^phitfche Berichte Qnd Jfilotllfii. 46S
Prüfang nicht ans , oder scbeinen m'^r zu eeia , alt iüe eigentlich
eind. Die Belege dnfdr und die weitere- Aosfühmng wird jeder flnr-
den, der liur einige deutsch« Aufsätze Bottigers aus Mitfeii. letzten
Lebensjahren gelesen hat, da dieselben in dieser Beziehnng oiil; den
lateinischen ganz con form sind, ausser daes die letzteren etwa eid ge-
lehrteres- Gepcage festhalten. Es soll durch -diese Beiaerbungen ühri- '
gens der'Werth der Böttigerschen Arbeiten nicht berabgesetsi werden:
Referent gehört im Gegentheil in denen , > welche dieselben bewun-
dern und namentlieh deren Einfluss auf die Erweckung dea^StudioMt
der Archäologie und auf die geschmackvollere Auffassung des Alter-
thums eher zu hoch als zu niedrig anschlagen; allein «s kehrt für ihn
immer die Frage zurück, was- diese geistreichen Gombioationen ge-
worden sein wurden , wenn ihr Verf. ein strenger wissenschaftliches
Ziel festgehalten und seine Kraft mehr auf einen Punkt concentrirt hätte.
Die Reihe der Aufsatze dieser Art wird nun in der Torlieg^nden S(\mm-
-lung eröffnet durch die ExpUcatio anüquaria anoglyphi ex Museo Napo-
leoneo , welche S. 398 — 416 ans Weiske's Ausgabe des JLongin wieder
abgedruckt ist Darauf folgt S. -416 -^ 42S der bisher ungedrückte
Aufsatz: Nuptiae Psychen et Cäpidim» in gemma TiryphonUj oder die
Deutung einer JGemme aus der Marlboroughschen Sammlung , ■ (abge-
bildet in Bryant*8 new System «r Analysis of Ancient Mythologie, T.
II. p. 392 und öfters)^ Ton deren Resultaten schon Baurogarten - Cra-
sius in der Abhandlung de Piyehe fahtiia PUUonica (1835) Einiges- mil-
getheilt hat. Ungedruckt war bisher auch die Epistola ad Tkorlacimm
(S. 423 -^ 428), (Bine Kritik der von Thorlacins herausgegebenen
Schrift : Vas pietum Italico - Crraecmn , quod Oresfem ad tripodem Bei-
phicum suppUcem exhihet^ [Kopenhagen , 1826. 4. vgl. Beck's Repert.
1826, I. S. 351 — 353] worin B« die dort gegebene Erklärung befrei-
tet, und vornehmlich dem Gewände, - nach welchem Orestes auf jenem
Gemälde' greift^ eine andere Deutung- giebt.^ Aus der Darmstädter
Schulzeitung 1829 Nr. 56 ist wiederholt die Epistola ad Groehelium
de loco Horat Od, I, 37, 14. (S. 428 ^ 440) , worin die Lesart Ma-
reotico mit einer seltenen antiquarischen Gelehrsamkeit in Schutz ge-
nommen wird. Die folgende Narratio de Loheckii Aglaophamo (S. 440
— 449) stammt aus derselben Zeitschrift 1830 Nr. 134, und ist eine
gewandte und feine Abfertigung einiger Angriffe, welche Lobeck im
Aglaophamus auf einzelne Ansichten und Ausspruche Böttigers über das
Mysterienwesen der Alten gemacht hat. Die Sache selbst hat durch
diese Rechtfertigung wenig gewönnen ; übrigens kann der.. Aufsatz als
Muster '4ienen , wie man sich artig nnd human gegen 'heftigen Tadel
▼ertheidigen soll. Der 30. Aufsatz: Dt»« manihus Chr. Marl. Wilandi^
(S. 449 — 450) ist eine Art von Grabschrift auf Wielands Leichen-
stein in römischem Lapidarstyl, der aber besser weggeblieben wäre,
weil ihm das Würdevolle und Grandiose einer echt antiken Grabschrift
fehlt , und weil der darin herrschende Bombast und die nicht immer
fein gewählte Latinität mehr Anstoss als Wohlgefallen erregen. Zu-
letzt folgen noch zwei Vorreden zn Auctionscatalogen , nämlich die
ÜU Bibliographiiche Berichte und Miürflm.
Praefatio Catalogi hikUotkeeae F. F. Reüüiarda (S. 450 — ißL and db
PraefaUo hibliothecae A. Th. GekkardU (S. 461 — 466). .Wu bob
den aligemein wUienschaftlicben Wertfa niler dieser Aufsntie anlaagl»
eo geht ans dem bisher Ange4enteten flchon herTor, dau in Ihnen ein
reicher und allseitiger Schata anüqnarisehen Wissens enthalten is^
ond logleich in einer solchen Verarbeitnag Torliegt, dass dadnreh
eine schöne und edle ADsehanaag des Alterthoms «nielt wird. Von
der Seite bleiben sie demnach auch als Musterarbeiten fernerer Beach-
4nng werth; gegenwärtig dfirften es die meisten auch aoebihma mate-
riellen Inhaltes wegen sein. Hr. Sillig hat diess in der Vorrede g«ft hn*-
nnsgestellty und als Heransgeber noch das Verdienst nm die Sammlung,
dasi er die einfeelneo, nach den Originalschriften abgedrncbten AnCsätae
«orgfäUig revidirte und Ton Druckfehlern reinigte, die handsehriftlfr-
chen Zusätne Böttigers gehörigen Ortes einsdioby'nnd-ein sergCalligei
Doppelregister, Index auctorum und Index vemm et feffhomm, an-
hängte. Sein Hauptverdienst bleibt äbrigena die B eeergnng der Ann-
gabe überhaupt, da er gerade der geeignetste Mann war, den ein mehr-
jähriger Umgang mit Böttiger zu solchem Creschnft befähigt hattOi
Namentlich wurde ausser ihm sdawerlich jemand kn Stande gewetep
sein, die angehängten Gedichte Böttigers in solcher Vnllständigk^t n»*
sammensubringen. £ine andere Frage ist freilieh « ob ea «dthig war,
alle diese Gedichte hier wieder abdrucken au lassen, fieferent wenige
stens wurde sie gern entbehren, wenn dadnreb der nJInrdinga hohe
Preis des Buchs etwas geringer und so desseA Erwerbung leichter ge-
worden wäre. Abgesehen daion indess werden diese Gedichte gewiss
Vielen sehr wiUkoaEunen sein. Die Ausstattung des Boches ist schön
und fast xu splendid. Das Tom baigegebene Braatbild Böttigera soll
sehr ähnlich sein, ond stellt, den Mann in seiner letnten Lebensseit
dnr. llr, S. wird übrigens auch. noch die kleinen «deotochen Schriften
Böttigers in einer besoodern Sammlung hernusgelben^ Und um deren
baldige Vollendung möge er hier im Namen den i^el^rtea PnUieuas
noch freundlichst gemahnt sein. (Jahn.]
BihliographieJ] Ueber die verschiedenen Schriften , welche
die Titel der jährlich erscheinenden Bücher .xnr allgelneinen Kunde
bringen, haben wir früher einoMil in «nsern Jahrbünhern [iSSY, Bd.
V, S. 34d ff.J umständlich berichtet, seitdem aber anaser einigen
gelegentlichen Mittheilungeil die weitere Besprechong- dlei m Ciegepr
Standes unterlassen, weil in dem Wesen und Gepräge jener # |hT ifften
sich nichts Bedeutendes verändert hat. Wie damals, so efind Aooh
jetzt noch dieselben insgesammt fast mir für das Bednrfnlss 4er Bnob*
händier eingerichtet und berücksichtigen die Vordernngen des Gelehr-
ten an ein solches Buch entweder gar nicht , oder so. .beilnailg , dass
dicM nicht viel mehr bedeuten will, nis gar Nichts. Allendinga aeheintes
auch im Wesen dieser Schriften zu liegen, dass sie eben nur dnrch die
Beachtung buchbändlerischen Interemes die merkantilo StnUuig fl«-
BUHüograpliisGha^Betidite und BCfcelleiit 485
winnen, durch welche ihr Fortbesteben gesichert vini. Wenigstens
scheineo bi« jets^t alle Versnche^ Bibliographien der neusten. Schrif-
ten für Gelehrte xu schreiben , an dem Mangel des sareichcaden Ab-
satzes gescheitert zu sein. Der augenscheinlichste Beweis dafür ist,
dass selbst, ^qhriften, wie das JÜgemßine,:B9peirtorium'49r,.KriUk vo«
Bampf upAif Qtri [s. Jbb. IV, 444. VII, 322] und das üepertortuM
der cla88uchet^.\Akqfihum8wiuaMckqfl tou Weber [s. NJbb, V, 198.
VllI, 106. X, 4^]; obgleich sie .qpch durch die höhere kritische
Richtqng .furzen Gelehrten wichtig wurden,, dennoch, sobald. wieder
3a erscheinen ;ai^fg^liprt haben. Mag i^uph bei. Weheres. Beportoriuqi
die.VersetKungid^ U^rausgebers In ein höheres nnd beschwerlicheres
IS^chuIamt die nächsi^e Veranlassung zf^n Aufhören gewesen «ein; so
ist doch kaum zu bezw.eif^ln, dffss 4 f^ic Verleger eifriger für d^ Fort-
setzung desselben gesorgt haben wurde,, weqp es durch be^entiii^derefi
Absatz besseren Gewinn versprochen hätte. Bleibep wif nji^ii aber hier
hei den allgemeinen Bibliographien stehen: so sind ▼on.jhnen seit. 1827
mehrere untergegangen und andere habpn ihr Dasein giu; nicht ^iber ein
ephemeres A,uftauchc|pi hinausgebracht,. Gehalten aber haben. si^bpsoo.-
d^ors .zwei., jder sogenannte Letpdgvf.Mesfifctttnlog, [Leipzig, WeidpannV
sehe Buchhandlung, gr. 8.] und:das:Ton J, P. Thunjn.halbjäl^rigim
Zeitabschnitten, herausgegebene V^zeicbnif», ,der n^uersohUnenßn Bücher^
Lantlkarten e.tc.. {I^eipzig, Uinrichs'sche Buchhandlung. B»l<..P^r frstere
hat keinen andern.i^ eck, alsdassd^au,4eni deutschen Biit€hl|käQdler¥ePr
ein gehörigen Buchhandlungen darinh^lbj^rliqh zu dpu l^eid^ Leipzi-
ger Hauptmessen i&re neuerschienene% oder künftig erscheinonden Ver-
lagsartikel anzeigen. Der Verleger ordnet die eingesandten Tife^ aflpha-
hetisch zusammen und hängt am £nde.«in.VerzBichqise der.Buchliand«
lopgen an ^ welche Titel eingesandt haben , zugleich , mit der Nach-
weisung, wie oft und wo eine jede i;i^: dem Katalog .y^rkonnpit. Es
lasst sich nicht Terkennen, dass. in dfifl Iffxten Jahren ]lfej[ dprAnfzäh-
Ipng dieser Titel eine grössere Geoauig^ek i^nd ; Zqf?ei;l^sigkeit er-
strebt worden ist; dennoch aber bieifit der Werth des Jßiichfi.se|ir re-
)ativ , ufid am l^nde besteht für den Gelehrten sein Ha^^utzj^n dar-
in , dass man das Allgemeine des deutschen Bucherverkehrs und den
allgemeinen Bestand der Literatur Deutschlands kennen, lernt. Das
ThurCsche Verzeichnis erscheint zu Johannis und Weihnachten, und
enthält ebenfalls nur die Titel der in den zum deutschen Bnchlmn4Jbei;ver-
ein gehörigen Buchhandlungen herausgekommenen V^rlagsartil^el, so-
weit diese Werke nämlich nach Leipzig eingesandt worden sind, schliesst
aber Alles a^s , was nicht Verlag oder Gommissionsar^ikf^l dieses Buch-
bändlerkreises geworden oder nicht nach Leipzig gesendet ist. Es
beachtet also zunächst ebenfalls nur das.Bedurfniss und rintereifse ■ der
Buchhändler und giebt darum auch anhangsweise noch allerlei Nach-
richten über die Veränderung des Verlagsrechtes einzelner Bucher,
über herabgesetzte Preise u. dergl. Wichtig aber wird dieses Ver-
zeichniss, aus weichem wöchentliche Berichte schon Torher in dem
Leipziger Börsenblatt für den deutschen BucAAoniiel .erscheinen » durch
N. Jabrb. f. Phil.u, Paed. od. KHt, BihL Bd. XIX. Hft, 4. JQ
406 BibUograpbiMho Beiidita umä MkoOkm.
die Zuverlässigkeit nnd GettatiiglteiC , mit welcher Hr.' 'Th. «ir die
Badier anfsahlt, Ton derea ivirklichett Erecfaeiaea er tidl dsrehilB*
topiie uberaeag;C, die Titel genau und volbtändig absdblNiikt» Vct iag» .
ort, Bnchhandlong, Bogenzahl, Format und Pr^ hfannifa|;ty bei
einzelnen Bänden und Heften auf dai frdhere lurnekinltt odor'tfai
davon Beachtenswerthe kurz wiederholt, bei SäfataieUtlitilkeii wtA
bisweilen den Specialinhalt etw&hnC; Den Gebrmieälr fifr dWiOelebr"
ten sucht er noch überdietg, udd zwar dadurdi henMiMltUwen , ■ ÜMi
er Speciairegister TerauMchiekt^ in weichem die "SchlAtiMi 'uAdl üirMi
wiftentchaftlichen Hauptfächern alphabetisch tnwitt ukd t g t w r& a nt 'dätf-.
Es Uegt am Tttge , dass man ^ei diesem VerfUhreu fir dat wiss^ftii-
vehaftUche Bedurfniss noch gar Manches Termiiirft{*'iknd BamentBcii
überLecal- und (Jelogenheitssehriften' wenig odei* Niebfe eifilirt; «o
wie in den Sp^cialregistelv mancher - Titel am Mlsehen FlktS9«leht
oder, wenn das Bnch unter Tenehiedeoe Rubriken g«lifirt, nüclit
überall anfgeziählt ist. Indets sind diese Mängel toeliteätheils in der
angenommenen Haupttendenz des Buches begründet t Bad.welsa ana
▼on denselben zu abstrahiren, so bietet es auch für den GelehrCen «e
viele Vbrtheiie, dass es die am weitesten und am neisten TerbreHMto
Bibliographie Deutschlands geworden ist, welche ameeidem dardi itarMl
höchst billigen Preis vor allen ähnlieheii UntemehuaogeB'ddi emp^hltk
Tön undern bibliographischen Verzeiehniüoe sna llabeD rieh im
der neusten Zeit besonders zwei hervorgethan,' imd -MtAnnätämmf eil*
gemeinem Beachtung werth zu -sein. Das -eine ^ist die jiUgtmeimt
Bibliographie für Deutschland^ welche in woehentliehen Numuem seit
1836 in Leipzig bei Brockhans [gr. 8.] erscheint, und gegeowivtig
gewöhnlich zugleich mit Gersdorfs Repertorinm der gesammten deui*
sehen Literatur ansgegeben wird. Sie ist die Fortsetzung^ der früher In
Verlag des Industrie -Comptoirs heraufkommenden .allgemeinem BfMo-
graphicj und bringt ebenfalls das vollständige VteselehniM ttllsr fer-
tiggewordeneh Verlagsartikel des deutschen BnchhlndlervereiBi init
genauer und vollständiger Angabe des Titels, Verlagsorti, Verlegen,
der Seitenzahlen und des Preises , sowie mit Hinzufuguag von «Herlet
andern Notizen und Verweisungen auf frühere Artikel. In einem heaee<»
dem Anhange werden Preis - und Verlagsveränderungen angegeben «nd
auch die künftig erscheinenden Bucher namhaft gemacht. Demaeeh .
vereinigt sie in rieh alle Vorzüge des Messkatalogs und des Thna'sdie«
Verzeichnisses; so wie vor kurzem dazu auch noch wisfenaehaniicfad
Specialregister, ausgegeben worden sind. Dabei hat sie andi den groe-
flen Vorzng,' dass ihr Herausgeber, E. Avenarins, sugteldi die neaea
Erscheinungen des Auslandes anhangsweise verzrichnet, und bese&den
die französische, englische, niederländische und schwedisdie LItenrtikr
in lobenswerther, ausserdem die italienische nnd andern in ndgHdMrtor
Vollständigkeit aufzählt. Die nicht in den Buchhandel komneaden
Schriften fehlen natürlich auch hier hisgesammt. Da d» db Ba-
chertitel nur in alphabetischer Ordnung aufzählt und In Jeder Wocihea-
nnmmer wieder vom d anfängt, te iit die wiueaaehtfOiclw IMborriah t
BibCograpblicke Berichle nnd .fiOtf eeQlai* MV
sUerdingt Schwierig , weil die Register erst am Jahreaschlast et*
scfaeinen ; übrigens aber macbt sie mit den gesammten neasten £v
tdieiniiiigiili des Baohbaodels ' am scboellsten und am Vollitä»*
digelen bekannt. Die Berichte über die sAtläadische Literatur wert
den auch tn dem Leipziger B&r$€nbltat abgedrnelct. Ibr jäbrlidiev
Preis ist 2 Rtbir. 16 Gr. Bei weitem über sieb Üich^sr ist die £i62»o-*
graphie nath Fäehem getrdnet, welche J. C* T heile smt 1836 'ia
Leipzig bei Polet [gr^ 8.] ^heraasgfiebt« Sie «mfasst die ganae üMa
Literatur, d« h. die Verlagsartikel des deutschen Buchbändlecvto^ini^
in 15 Terschiedenen Abtheilungen : Theologie (wissenschaftliche Theo-
logie, Predigten und Andachtsbücher), Jurisprudenz (Rechtswissen-
flchaft, Staats- und Cameralwissenschaften) , Medicin (Medicini Chi-
rurgioi Geburtshülfe, Pharmacie und duhingehorige Cbemie und Bo-
tanik)', Pädagogik (iiiM'£inscbIu8s der Jugendschriften und Schulbu-
cher), Philologie, Crescbictite, 'Geographie und deren HulfsWisseä^
scbäfteh^ i^ätnrwissenscb'auen^ (Schöne Wissenschaften, Philosophie
und' Literaturwissenschaft,' Ilaus- und Landwirthschaft, Techno-
logie lind Gewerbskunde, Architektur, Kriegswissenschaften, Forst-
und Jagd Wissenschaften sammt Bergbau und Hüttenwesen, HandeU-
wissenscbahen. Jede einzelne Abtheilung erscheint in zwanglösen
Pfumpdern von je 4 Octavseiten , so oft ein solcher Viertelbogen toÜ
isf; und über die ersten 10 Abtheilungen werden aniiEnde des Jahr^«
besondere Register gratis nachgeliefert. Der Preis des ganzen Jabi^7
gangs ist 1 Rthlr. , und überdiess kann man jede einzelne Abtheilung
für resp. 6, 4, 3 und 2 Gr. einzeln kaufen. Sie ist an die Stelle
des ehemaligen Leich*8chen Ferzeiehniaaes getreten , und erstrebt in ih-
ren Angaben dieselbe Vollständigkeit und Genauigkeit, welche in de»
Thun'schen Verzeichniss nich findet, nnr dass sie statt der Bogemahl
die Seitenzahl angiebt und die ausländische (ausser Deutschland er-
echelnende) Literatur, sowie die Verlags- und Preisveränderungen
weglässt. Die wissenschaftliche Anordnung nach Fächern ist freiliph
noch nicht "Streng genug und besonders darin mangelhaft, dass Schrif-.
ten , welche Terschiedenen Fächern angehören , immer nur unter dem
einen aufgezählt sind. Auch dürfte die Vertbeilung dieselr Fächer et^
was anders werden müssen , indem gegenwärtig nanaentlich die mi^the-,
matischen Schriften in einer sonderbaren Zerspaltung erscheinen und
Archäologie und Kunstliteratur nicht zureichend beachtet sind. Den-
noch ist dieses Verzeichniss für den Gebrauch des Gelehrten das geeig^
netste und eropfeblenswertbeste , und Wenn der Herausgeber die gjan^
rügten Mängel noch etwas mehr beseitigen, bei Sammelschriften den
£inzelinhalt angeben, und nächstdem das Wichtigste der ausläadisehe*'
Literatur und die nicht in den Bnehhandel kommenden Universitfits-
und Schulprogramme mit' aufnehmen will ; so wird er alle billigen
TVünsche erfüllt und eine zureichende Bil^ltegraphle für gelehrte Zweeka
geschaflTen haben. Die Kenntniaspabme der Programme ist ja bei den
gegenwärtig ziemlich allgemeiaen Programmentausch nieht eben schwer
zn erreichen (ei reicht lo ilemiidi ani, lieh desshalb mit efawr Unirer-
MB Bibliogniphiicbe Beridite «dl MiMelte.
flitaU- and ein oder xwei GymMsialbibliothcken in Verbinduag.mh aefc«
seo), und Ton der aatUndwchen. Literatar will man ja am Ende aic^fn
weiter kennen lernen, alf was von hüherem WinenflcbaftlicIieA.WerClio
i§U Aach sind für die letetere durch dU yenekhnbse Toa Avmmrima
und durch die Mütheilangen in Buehnen Utermriteher ZeUrnng iiinrui-*
chende Quellen geboten. Die lelstgenaante.Zeitichrift kann nhrigent
■ach tSk eine Bibliographie Hielten, nur eretrebt tie^ weder in der Auf-
■ihlaag der Wcdrke noch, in de* Angab« der Titel aiae inreicheudo
VolbOiidigkeit. [Juho.}
Rüge ui)d Berichtigung*). Die Relation in Kr. 74 f.
der (Halleschen) Allgemeinen Literaturieitung über meineu Anfeats
in Dr. Gleiche Eremiten rom J. 1886.' und über den Aufsati des Dr. J.
Müttell in Büchnert literar. Zeitung, ist Nicht«, als paraphrasirendet Pla-
giat der Relation des Brn. Conr. M. Jahn fn Leipiig, .welche im 4. it,
d4ȧ. Jahrg. der Jahrbh. (1836) S. 457 -r 466. eteht Wu dort Hrl
M, Jahn^ans jenen Aufftätsen nicht aufführt, weiss auch jener ftefe-
rent niäit aufauführen, hat aber die Kürie des Ausdruckes oft miM-
verstanden, und erlaubt sich dabei ein Paar gani unbegründete ond
Terdrehende Anführnngen , settt abe'r dann ein RecentenCragaelcheii
hinterher, oder macht auf wichtigthnende Art eine triyiale Bemerlruoi^.
Den Druckfehler der Jahrbb. Nr. 35 /. des .fiirenutea schreibt er aber
•o^ wie. ganze Wendungen der Relation in den Jahrbb., getreulich
*) Wir tlieilen die obeostehende ^üge* dfs Herrn Prof. üfüTler in
unseren Jahrbüchern dämm berehwilHg mit, wefl wir, wenn auch ohne
unser -Venchiilden, doch durch unsenk Bericht über den Lerinsenche«
Schulstreit die Veranlassung au einem falschen UrtMl über Müllen Anfsata
geworden sind. Allerdings hätten wir nämlich über jenen Aufsata eigentlich,
fierfchten aollen , das« denelbo zunächst gegen einien Correspondenamtikel
der Leipziger politischen Zeitung gerichtet war, und den lidienswerthen
Zweck hatte , der Furcht dee grocsen Publikums , welche durdi Bespre-
dinag der Lorinserschen Anklage in politischen und allgeroeinTerhreiteten
Blättern erregt werden konnte, entgegenzutreten. Vernünftiger Weise hotte
sich darum auch Hr. M. dort nicht auf eine speciclle Di<cussion der Sache
eingela8«en, sondern der Anklage nur seine Erfahrungen entgegengestellt,
eben weil or dys grosse Publikum nur beruhigen, die weitere Bespre-
chung aber in gelehrten Zeitschriftca angestellt wissen wollte. Da wir
nnn aber unteren Bericht vermöge der Stellnag der Jahrbucher nicht
für das grosne Publikum, sondern inr Schulmänner nnd Pädagogen schrie-
ben , so glaubten wir jene specielle Richtung des Aufsatzes unerwähnt las-
sen zu dürfen, und hoben aus demselben, wie aus andern dort bespto-
ebenen Schriften, nur dasjenige ans» was das eigentliche Wesen des Sten-
tes anging. Wir wollten nämlich nicht sowohl eine Kritik der ehizelnea
Schriften und Aufsätze als literarischer Produkte« sondern eine übersieht-
hebe Zusammenstelinng der Hauptpunkte des ganzen Streites geben.
piess hst nun der HalDsehe Recensent gänzlich verkannt, und, weil er
d^neoh auf unseren Iterkhl ^eWe^v^lMr den betheiligten Anfpata rfn
Uribeil al^ugeben , das ducchana uu^tt«dai ^wix^. \l% ^sSbrima «Ssi ^aar
aadere Zeltaeknit/ea imacre JahthüaiM ^M^«st i3ia ^^uaay^^iawt^MaMiW
BiUiegMil^hltelie^ :Bmiditfr iumL. Jüi^nlttn: M9
nach. Mein Aafsats steht Sn.Nr.^7 f; Aber'^s'war dem Halliefchen
Ref. fatal ^ dass die Auftihrift meines . Auf sätkes tn jäen Jabrbüthtm
nicht angeführt steht.. Da fabrieirt er, mir Nichts Die Nichts, «in ed-
ler Dreistigkeit , anstatt der Aufschrift ^^Berichtigung und Rüge **• ei-
nen förmlichen Titiel, dessen unlegisehen. Aiüdrnck ich mie' nicht auf-
bürden lassen darf. Der untergeschobene Ist folgender: ^^Widerlegung
des'.' schädlichen Einflusses (sie) der \ GyimnasiaUnldwfg ^ mf die'Edrpen-
entwickdung untlsr Bezug (hübscher- Ausdrqok)i tn^ ILorinsers Schrift:
Zum Schutze u, s. w. , vom Redtor und Professor Jdüüefi itt- Ibrgc^'etei
Die weitere Nachweisung des Plagiats', i welches jefler«ll»f;(9i6h"«rfiin9)te^
uuj den Schein zu haben, alb hatte eif dl^ beiden erwäbatMi*' Avfs&tae .
selbst wirklich gelesen^ wird in dem Er^miteta /deis .Hm.'Dr. Gleich
erfolgen. : : •: ■ .• ; ■:,•».•.-;■•
Einer fiertcAtigtia^ bedarf ih dem „Staitstistlieit HandlK' dw de^A"
sehen Gymnasien, herausgkgebeh isom ^Prof, ,Dn] Brmmsund 'Dk^-'Tkeo-
bald . .. . : für dm» J. 1837 , Cassel 1826 , >der ^^rtikel über das);Gym-
nasium zu Törgau p. 142 - — 144. Bei dem Namen Professor O. W;
Müller ist der Zusatz: Ritter des rothen Adlerordens ^ falsdi. -..Imdät
tabellarischen 'Lehrstundenübersicht -findet sich das: Versehen, «dass im
Deutschen, für C\. I. 6 Lehrstunden^ für 'Secntoda' &, fir Tertia 4,
für Quarta gar keine, angesetzt sind ,' daigegen l)et Quarta 5 Lehntnii^
den im Hebk&ischen stehen. CI. 1 hat im Torgmier -Gjainasinm Mos
2 Stunden im Deutschen (für Geschichte der deutschen NationaUiterttiuir
und für Declamation) , eben so hat jede folgende Abtheilung zwei Lehi^
stunden in diesem Zweige, Unterquarta drei, wenn die orthographi-k
sehe Stunde dazu gerechnet wird. Seit Johann! 1836 haben diejeni-
gen Schüler, Welche das Griechische nicht mit lernen, noch zwei Ij^
ctionea wöchentlich im Deutschen mehr. Für allgemeine Geschldita
sind in Prima blos 3 Lehrstunden , nicht 4. Primaner und -Secmida^
ner haben in der Regel den Zeichenunterricht nicht mehr. Ohne di»«
sen und 1 Stunde Singunterricht hat also Ci. 1 wöchentlich. 82 Lehr-
stunden , nicht 37. Aehnlich ist es in den andern Classen. DA mein
Programm von Ostern' 1836- als Quelle der Darstellung geaanntwird,
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lungen über das Schulwesen benutzen; so wollen wir diesen das gego^firan
tige Beispiel zugleich als Warnungsdenkmal angeführt nnd ihnen gera-
then haben , entweder das Entnehmen aus unserem Vorrathe ehrlich zu
gestehen , oder doch wenigstens etwas sorg^tiger und behutsamer im Aus-
ziehen zu sein , dass sie die Sache nicht so oft Terdreheifc Das Beütitzea
unserer Relationen über Schulerei^isse und SchulprograunmO' wollen' wir
ihnen gern gestatten; aber uur sollten sie sicjb^ enÄ^ülfn^, unsere suljeeti-
Yen Urtheile mit abzuschreiben , weil dieselben ,an^ einem dritten Orte
natürlich eine ganz andere Geltung erhalten, als in, dön Jahrbüchern sdb^
und bei der Verschweigunjg der Quelle das Geprl^ annehmen*, bls'nÄfe
auch ein Anderer zu demselben UrtheU sich Teranhnstgdfi&ilti't^'WC-
halt der Ausspruch, der ja wohl falsch sf in kann, .^ineipbjm^ve Geitapg^
welche das Publikum tauscht., zumal w.ean^pr, wie g^vohnliphj phne daa
Hinzufügen der yon uns imMcffebiBiien' Groa^e al^gdchnebeii wird. ,
••„ . «? . P.O.... ri ,«^ ri- •■ ;■. .:■:■■.■■ " ' Jß^üfm,]"
ili BiUiognpUidie BnlAte «Bi
fo Uell leb nciuieneiti diefe BericIiCigmg ffir aitUg, wttloiie die H»
i«B Beramgeber frenndlicb anfndiMtii wollen«
TorgaQ. ' Vw9L O. JF. MülUr ^ B.
Seit den Oolob« 188i, wo Hr. Ds. Bm teioe fiitUe ab lite
grieddsdier Antiqmr iliedMlogte, werden in Athen die Aiügvnboagna
▼OB Hrn. PitteUf gvleitot ^ Dieter iMt In der jüngsten Zeit Mf de«
ttdrdlidien Flngel der Pitopylietf die Findtotbdc und die rar dMOet
Wfndlidia Slon reinigen Imsen. |n 4er FinnicoChek entdoekto wmok
na Mdeo 6eitenderT*arMei Fenäter^ welche noch Om nUoa, büI
mthen, Manen md grfinen Firben anegeflnhrten Gemnldo erknltea h»*
hon. Die Pinakothdfc beiteht Hat ^länsondweifi em penielifdien Mar
nor y der mit einem tchmalen Geiimte Ton elensiniichem ^tciummoni)
Muraior eingeÜMtt ietii Der Foetboden (ebenfnili Toa fenioliedram
SInrmor) iflit in der Finiikothek rerfchwnnden; hat lieh aber in^or
8loa and in den Fropjlien aad ihrea Stnfen erbaken. Eben so iel
die 4prtaere Tbäre del Singange« (die mittlere), darch weiche von
deai Fanalheniam dte heil. Wagen ging, -fnet aoeh gana aarertetat
vorlanidea. Einige Spnren an ilur neigen aoeh, dafi tie, gleieh daa
8eitentlifirea , aiit Fhitten echinuDerndea Enee bedeckt geweeea ift.
Da aber dietei Era in den 0eitM der RAaer abgerifiea wordm war,
•o hatte Hadrian die eotbidstton Theiie der There mit swei nodb nhri-
9ea Plattea pentelieehed Barmon belegen tat^a, welebe ipdter Toa
dea Clvietea, alt tie'dMgegien Morgen gelagaae Halle der FropyUea
läelaaKivche¥erwandeUen,init iwei (noch erhnltenen) HeiligenblMora
ilt wnrdeä. Die Spuren derchristHehen Kirche tind nodi an dea a#ei
Itialtti der Stea dacia in erkennen, datt dcirea Getimt Relieft voa
gathbeher Skalptnr trägt -^ In den akea*Qribarta aa Bneo in Aya-
Ikühnt mdn teit September 18M eine Menge raa Allerthamt-Oegeattäa-
doa^ befanden von bemalten Geffttten gefnnden, welche tidi dnrch Beich-
thAm- der Coatpotition und dnrch lelteno Vamlellnngen antseichBea,
aad eben so wichtf g sä werden Ter^preobea , alt die Aatgrabaagna
la Etranea. Von den Aaffladnngen .treten' ala beeandere wiehtig har»
▼or; 1) eine 8 Palmen und 2 Unien hohe Vate mit Henkeln von ge-
wundenen Schlangen , auf welcher ein Amatonenkampf in reicher
Grappirung Ton Figoren atign^fibnlicher Grfltte and dbU seh/^ner Mn-
leirel dargestellt Itt Die ^fhippe des Achillot und der Penthetilea
treten, alt Mittelpnnl^t henror« Auf dem Halse der Vate ist noch die
Bocfa'aeit det P^loat aad der Thetis abgebildet 2) Eine Hjdria, Toa
feiner Erde aad tchoner AVbeit mit dem Urtheil det Parit. Den ela-
«einen Ffgvren , weldie' darauf Torkommen ; tlnd tfle Nnmen beige«
•ctirieben. Oben titit Z'i^^t mit LorbCerlcrana um dat Haupt, in der
tbofhtan ein Scept^r , > dqr Linken ehien Pahaenaweig haltend. Wei«
ter tmten'ibiit bmbI .oine Feta aat dem Namen Klymeaa; Tor ihr ata-
haa Bcfre Md' AthWM. Parti i^AUsmO/tr genannt) tltst mit Sttb wad
Apfel lii.-dekf*MlttiB, and cilh Amor fl&tttfrt ihm Schmelchelwoita aa.
'^"^SWP*^ d[tät AphroÜite, nehea weldiar ehi Abmt atalii» dar
:T ^ d • f & 1 1 e. 491
den Pari« anreden will* Ueber d^r Xfhn^^iU ÜM eine kränatwin-
dende Fraaen^r, und über ihre ^cballienL neigt sieb «ne Entjchio,
Auf dem HalsC der Vase ist Erb abgeUldeli und reebter H^nd steigt
dan Sennengespann des Hello« au« den 91 eere« wogen enpor. 3) Ein
bropsener BrusUiahiiscb-, danea rertcbiedena Gliedeifemgen «o genau
dem «natoniischen Bau de« Körpers genwa gebildet «ind,. das« die
Schmiegungen und Ausbildungen des Sclrfäflselbein« , die wahren und
fal«i:hen Bibben » die SebnltevbläUer lusd WirbeMule » die Erböhnng
der Brustwarzen etc. sorgfältig beachtet erscheinen. — Die anf etrnri*
sebeM Grund und Boden anfgefnodenen Aitetlwmer, welche die päpst-
liehe Begiemng erworben hat , sind m einer beeonderen $Bnmi|nng
vereinigt worden, welche in ^en lettten Tagen des Febrnar nnter den
Namen Slnseo Gregeriand geöffnet worden ist. Alle Kosten des An-
kaufs nnd der Einriehlnng hat der Papst Gregor XVJ. ans seiner Pri-
vatschatulle bestritten und gegen 10000t flkndi darauf f erwendet.
Todesfälle.
Den 2. Januar starb in Bologna der Pvolesfor an der dasigen
UnW^ersUjit Dr. X B. GrOU-Rossu
• Den 2. Jairaav an Dressen in Prenssen der Prediger nnd kön.
Professor D» h,. vou.Siedmogrodzki im Ofiu Lebensjahr«.
Den 8. Januar in Carlsmhe Friedrieh Jaquot , Lehrer der fron-
«o«isch«n Sprachfl. na der Kriegeschole , im besten JIIanne«alter.
Den 0. Januar in Timiburgei bei Jena der emeritirte Pfarcer.lf.
Abb! CkriHitm OoMZob'jdmired, früher Lehrer am Philanthropin ra Des-
sau, dann Pastev, in Tautenburg und.' Grossheringen , geb. in Leip-
zig am 7. Not. 1706.
Den IS. Jannnr in Bestock det urdentUehe Professor der Cteogni.
phie nnd Geschichte , gsossherzogl. Hofrath Da» Gerh^ Pkä, Hmnr»
Norrmann^ seit 1788 an der Universität als Professor angestellt und
als Geograph und Statistiker bekannt» geb. in Bhmibnrg am 24. Febr.
1753, wo er auch seine gelehrte Lanfbahn als Subconreetor an Jo«
hannenm begann. .
^ Den 23. Januar, lu WaUbeim.der Superintendent. Dr. theol. /oft.
jiuff. Leber, Hoffmatm^ al« homiletischer un^ pädagogischer Schrift-
steller bekannt , geb. in Dresden 1788.
Den 20. Jfiniuif i% Paffi^ der Coi|s«mtQwe der MaaaMnuMAea
Bibliothek und ehemaliger Professor an der Universität J. J* Amar^
als Herausgeber des VIrgil , Ovid und anderer lat nnd frans. Schrift«
steiler und als Verf.ainea Geors «omp lel dn-ffh^ri^ue (182B) bekannt
geh. in Pari« 1765. .. ■ . . j :: ..-
Den L Februar in Paria der. fmiuiisaho Geuar^leouiulin.Aegyp-'
tea Jtw FroMHi. Mirnrnrnt^ behaut dmnli «iau QifetaiM d^SurdaigM
indoN Sdnillen^.iO'Jahvalft. f. m. ^-
^^ Seliml- and ünifertit&tiBaelirielitOBy
»
Des 8. Febniar in Berlfn der OberlandfontneUter und ProfmofT
liononriat bei der UniTerfilftt Dr, €7e^^ Ludwig HarUg^ g^eboren sa
Gladenbadi bei Marburg am !S.'^pt» 1764.
I>en 12. Februar in Parle der beirannte Scbrifteteller Ludwig
Börne 9 geboren in Franlcfärt an Main 1784. Sein braeliiiteher Pami»
lieaname war Baruch » dea er aber Änderte , . aia er 1817 tnr cbiiatlicli-^
oTangelitcben Kirche nbertral.
Den 18. Februar an Erlangen der ordentHäie Frofeteor der
Becfate Dr. ^Zedrander Long.
Den 21. Februar in Bretlan dar LMot der Italienlidien SpraeÜn
an der UniTerdtäft und Lehrer an der Wilhelmiwchnle JKiorl GotUtek Tfile*
aunm, geb. lu Liebenau am 18. Deeembq^ 1787.
Den 6. M&n in MQadien der Icdn. baier. wirkliche Räth und
Profesior honor. an der UniTertitat Dr. Job. Jüui Siegmmd Kitfhabtry
geb. in Nürnberg am 24, April 1762. •
Den 19. Man in Berlin der Professor am Cadetteninstitnt Otto
.... ••
ChHiiian Friedrich Kvhfdkl^ geboren lu Stolpe am 10. August 1768
und seit 1791 als GouTerneori dann ?on 1801 'an als Pfffessor am Cn-
detteniostitnt angestellt. •
Den 24. Man in Göttingen der Professor and Unterbibliothekar
Cftrisltoa Bimsen , 66 Jahr alt
Den 81. Mars io Genua der March. Gtroknno Serra, VIceprieidaBt
der kön. Deputation aar Erforschung Taterl&adtscher Gescbichto, be-
sonders durch seine Geschichte ?on Genna bekannt, im 76. Le-
benijahre.
^ Dea 13. April in Mailand der vormaUge Professor an der UniTer-
sit&t an Pavia Dr. Bmem^ ein bernhniter Ant, :der sich durch das neu-
begrfindeto' System des ContrastioMilus eine eigene Bahn bnch, nnd
in Deutschland besonders darcfa seine Uebendtinngen Schilielwcher
Gedichte bekannt ist.
Den 19. April in Berlin der- kön. prenesj Staats • und Oabineta-
minister Friedr. Jean Pierre Antillen ^ geb. «m 30. April 1766, früher
Lehrer der Militairacadewie , Prediger der Werdetodien ' Kirehe , and
Enieher des Kronprinaen, 4ia: als Staatsmann, PhSloseph und Pobli-
eist ausgeseichneter Mann.
Den 6. Mai in Kiel der Senior der Universität ^ Ktrdiennth und
ordentl. Professor der Thcelpgie Dr. fci^ermonn im 88. Lebamsjahre.
.... ,
Schill -«imdlJidversitätsiia^hrichteii,' Beförderungen und
Etdrenbezeigungen'.
.... fiinnv. In Folge Beschlusses* des groesfaenogl. Oberstedienrälhs
wurde der Candidat der eTangelisch-protestantitchen Theologie Adern
Leber aus Durhich, der Candidat der katholischen Theologie Theedor
Lemder aus PfnUendorf ,'« und der ksAkeViMXi« \%ca» Ecmiuwd i;iiittbte
äOM Laudenbach, nach ordaanymna«^ VestoBsAwa«! ^V>itfMtoa%
BefördeTitngen und Ehreabei«igmn'gW 41S
•
die Zahl der philologischen' Lehramtscandidaten des- Gi^eshenogthrnns
aufgenommen. S. NJbb. Will , 230. [W.]
"'Barmen. In dem- jüngsten Programm der dangen höheren Bür-
gerschule hat der Lehrer Schifffin eine Abhandlung über die Casma
und Zeitwörter in ihrem Verhalthiss ssu einander herausgegeben. Die
Schule besteht aus 4 GlasBen und einer Vorbereikungsclasse und zählte
inf vorigen Schuljahrci 144 Schnief, von denen 5 Primaner die- Ent-
lassungsprufung bestanden.' Das Lehrerpersonale bilden der Director
Ketzer und die Lehrer J^wtcA, Seh^ffW\ Köster, Kdbisch^ Riepe und
Wentphal, Der Lehrplan ist folgender $>" r
ui I. M. III. iv:
Schreiben 2, 2,
8.
' 3 vScbenUiche Standen.
Zeichnen 2/ 2,
8,
2- ■ ■
Deutsch IT,' 8,
«.
6
Französisch 4, 4,
5,
5'' ••■ ••■ ■ ■ ■
Englisch 4, 3,
«.
• • a •
Geschichte 2,' 2,
2,
1
Geographie .2^ 2,'
2,
2 • ■ ■ ■'
Geometrie 2, 2,
"~>
■ 1
Algebra 2, 2,
*T~j
_«
Rechnen 2,' 2,
8,
8
Kopfrechnen 1,
1,
U . ■. 1 -1 . ,
1
■ , - 1
Naturgeschichte — , — r.
2,
2
' ?-,••.?
Physik 2, — , —
■ Chemie ' ■ ' 2,--'''— ,• —
Religion 2, 8» 3
In besondem Standen li^iid auch noch lateinisdier UnteinoliieflVr
Iheilty sobald sich' Theilnehmer daran ^nden. »i ;
Brande ifBüRo. An- der' Bitterakademie sind die SchulamteciMidi-*
,daten Karl Heinr, Ratz] Karl Stareke und Joh» BorlscJb ahl A^nUeten
angestellt worden, vgl. NJbb. XVII, 447. .^ .
Gablsbuhe. Dem Gouverneur Ihrer Hoheiten der grotshenogi«
Prinzen, Geheimerath /ttncjfe, ist iron Sr.- königl. Hoheit dem Groe»-
herzog das Goramandeurkreuz des Zähilnger Löwenordena gnädigst
verliehen worden. S. NJbb. XVI, 128. -^ Der Lehrer JTstferan dev
hiesigen polytechnischen Schule, Assistent des Prof. Dr. Bader für d««
Unterricht über Wasser- und * Strassenbau , hat den Ctttoüli^r eintn
Professors erhalten. ■'.'*.., [W.]
FRETBUBoim Breisgau. Das VerzeichniM der Vorlesungen für
das Sommerhalbjahr 1837, welches den 24. A'psril nnfehibor» bcfginnett
soll (Freyb. Gebrüder Groos. 16 S. kl. 4.), glebt. Namen, .Staiig nnA
Titel 5ron 39 'Lehrern mit ihren Unterriditsgegenständen, .ohne 7XelH
rer der schönen Künste und Esercitien-initzurechnett. In der t&6o)*4
^schen FacuUät haben 4 erdentfiche . MefT. (Hug , Werk , .StOUdeH-i
jna^er^ Vogel), l ausserordentlicher ^^ifti^er)- und 1 Snpplent (Dr«
Maiir) in Verbindung mit dem Prefeaaor ITeCMr siik»'derplMloMiphin
iT4 8c]i«l-«ad UpiferiUättmacliricIi^teB,
•dM FmoUU 12 Vorietaagoi oiid 1 Practieom IbrnkgiMiiai lohalta»
■•M S V«riesaBgen, ▼•■ denen swet aocb wiMler nnter dUrPhilalttgia
wmI Allerthninskiinde avlgefährtiiiidl, und 1 PrivatiiiMmm •rirnti|iich*
pmolngitrhtn InbaltotinüSwöchentiidieBLelinftDadeBVignliüidigt; !■
ier Jurmtm^F^ewUH haben Hch 6 ocdeadicfa« Pioff. (DMiOirngtr, Wmm^
hMg, Amawm^ JWta^ BomtUUI, Bm$») nnd 1 Pritatdocnnt (Dr. Mniifar)»
11 Vorleiangnn, S Practica, 1 Ezaminatorism and DifpotatoriaHi awtnar
aabeftiBmten PriTatbfiaw in 92 wöchentlichea Untor rif h fa rtaada a a rh »«
tea ; ia der nu iicu ä t ehm FmoüUU siad Ton 7 erdeatUobea Pkafeeeagan
(Beefc, BaumgärtneTf fVom&era, Buiihegger, £«vJkartp . yffc p Jr a r »
ü^erfrerj, 1 aofferordentlichea (^|icimer) nnd;S PriratdacaateB
(Dr. ITedker, Dr. von fVänker and Dr. FrttfdkO ia V^rliiadaaf mit
dem Profeff or Perleb ans der philosophischen Facnltit aber 4aa gro ee
tea Theil des Gebietes der Medicin 27 Varlesangea, 4 Kuctica, 8
Conversatorien nnd Repetitorien und 2 Privatoima ia 180 wSdieBt-
lichen Lehrstnnden (ausser den nnbestimmten) angegeben; Im der plkin
iotophuehen FacuUät endlich erboten sieh 8 ordentliche (IFtMJ^ereryllnc-
fter, Perlehf Schreiber [froher in der theologischen Faqdt&t] , l#^efaer,
OeiUnger^ Baumgtark^ Feuerbach) ^ 2 ausserordentliche Proff« (geeii
gretn, Weich), 2 Privatdocenten (Dr. üelle^ nnd Dr. ITeerOnadS
Lectoren, {Singer^ Schaal^ von Katow) in Verbindung ndft jtal lae^iciBi-
sehen Professoren Fromherz und ^er6er la 42 Vorleenqgeay 1 Practi-'
cum und unbestimniten Privatissinia, wovon 7 VorleaaBgea A«r der-
lei Lehrobjecte unter 3 Docentea {Werber j BoUeb aad Sekretfcer) ia
20 wöchentlichen Unterrichtsstunden aar Philosophie üb eagera Sinae
geboren, 9 Vorlesungen über 7erlei Lehrgegenstftnde anter ;.( Do*-
eenten COettinger, Wucherer, Ptrleb, Eüengr^nund JVawpj^u»a)';ia 88
wAcheatliehen Lehrstanden aar Hathematik npd NaAadkaade» 9. Voi^
lesnngen (ausser unbestiainiteB Priratissima) ober, eben ea vl^iarW
Lehrobjecte anter 4 Docentea iDeuber^ Wäcl^ Schnik^i^ Wottf) ia
29 wöchentlichen Standen aar Geschichte antf ihren HalAnrissaasdiafn
ten., 17 Vorlesungen nnd ein Practicnin über lOerlei Lehrg^geaetftada^
anterSDeoenten (ITetjer, Feu^rbaeh^ Bmmäkarh^ Dmäfer^ Soktmhr, Sm-
g«r, Schtud und von Katow) in 40 wo^hentlicbea Lahrstaiidea aar Fhi|a-
logle aad Alterthumskande « d. h. oriaatalisefae Spcacben 9 yia^hiatj^a
aad römische Literatur und Alter thuniskqade« neuere 9pracbaa vaA
Literatur. Es sind also im Gansea für dieses SoasmeriiaUvite IM.
Vorlesungen, 9 Practica, 2 Coaversatoriea and Dispatatoriea^ LJBmt
minatoriam und Dispntatorinm nebst einer unbestjapmlea Sah! Sfkf
▼atissima tob 25 ordeatlicbea, 4 aoMerordentUchea Profesaaven, 6
Priratdocenteu, 1 Sapplentea nnd Lectoren, mitUa.vaa SO^Lahrana
■"S^ffeben. — Im uächstTorheigehenden Winterpemestor J/i^ W9m
die Gesammtsahl der Professoren nnd Privatlebrer 4A» d^i. (i.Xlwat
logea, 7 Juristen, 11 Medioiner and 10 Lehrer der philoeapMea h ü L
Facultät, oder 24 ordentliche, 2 ansserordeailifihe FrafaMoiail*' 9
Priratdocenten , 3 Snppleatisto aad ebea so viola Leet<|rea. Dif «SaU
der Uairerf itatalefaEer. Jbal aieli «Hlun ia aaderthalh^MiapÖeftMMHI
Bef«rdler«]if«B «ad Elifeftb«i#tg»«gin« #lt
5 vernekrt. S. STJbb. l^VI, 123. — PrereMw »nnhwMwVJü Gim*
f en hal di« ordenUiobe PfofeMnr der Dof^matik und tt^gpitiigefcliiclit«
erhalten , welche an der hiesigen Uaiveraität darch Bm$k0gig9n Beför*
demog toiB Domcapitiüfir erledigt war, und wird eeiM amie StfUhl
inU dem Anfange d<;s SenuDeneiiiesters aatreten. S. KJbh^Xl)^ UO.-^
Dm Protecterat 4er Universit&t far das Stadieiyallf vob Oflflm UN
bis dahia 1838 ist dorcb Wahl top dem HofraCh «od I^«r» jac Jifmm
aaf den Prof. Fromfterii aas de» medieinwchea Faealtliit mil growliw*
segUcher Betftätigang übeigegaagea. S. liJbb. XV]|; M3w (W.)
Hauuk* Ab dea Vorle«iMig^a anf der hiiitigen UiUTanitäft habta
wabrendTdea Wiaterbalbjahrea 18}f «84 Stud&rende^ mtt EiaidüiMi
▼on 18 niolU ImiaatricalirteD Chirorges, Thell geaemaMa, von deoea
381 der tbeologi«eben (3h6 Inländer, 65 Auelander), 81 df r jmriaUiebea
(68 Inländer, 13 Auländer), 127 der medicinieebea (ü Iniandar^.49
Aasländer) und 75 (63 Inlinder and 12 Aaslaiider) der plillaeafliiedMa
Facultat angehdreB^ Die grosse Aniaht der Medieiner erldirt sicb<dair«h
die Vortrefflichkeit der Klinik dffs Prot J&afcen&erg«^ den», «ach ia
Anerkennang seiner VerdSealte das Pradkal i^aes CMuiMadlaumkatiM
•rtheilt wordentsL Unter dea acadeniscbmi SchHrtoa isl^daa :WeihMcbM^
Programm des ProL Dr. fW(ss4fte la erwalmen He ivfiim^Tficüf Juu
Christi commetUatio pHterior^ |iartii»ito W (f onals . Gebaaerlie .23 8*
ia 4.). In der philosophisdbea Facnliat erwarb sidUdie Dee^fa^ävda
Hr. ^fitoo SocbaUf^ aas AtthlreB dareh Tertbeidigvng.dar SiArKt i dAsatrl.
phihaophico'Ctitiäae Ltbßr L de seastit «friiiifae reM «I .Mail. CSinbiM
gmdis (38 S. in 8») , die aber iit aiaem «o barbariaeben Jbateia abgah
f^st ist» dass maa akht km viel behaaptel, wena aian Jude Mit d«r-i
selbisB für fehJlerhaflt Und selbst dnreh di^ girobslen 6ebfdtiaR^^n|s(eUfc
atnnt. Damit gesehialifir den philosej^hiseben .KenmkiiMea Jies' Var^
kein Abbruch , wohl «her ergiebt sieh die vellige Unfähigkeit deüül-
ben in lateinischer Sprache sich- verstandlleh an aüebeai wäxaa vial-
leieht auch dae Vaterland des Verf. Schuld hat... Dem Veraeich«
niss der im Sommerhalbjahre so haltenden Vorlesungen hat. Ha* Prof*
Meitr die commenL iertiß lie ^ndocidia qmm$ wUg9 ferlut miOimm eowirm
AUibißdem (15 S. in 4.) vi^raasgesdiickt and daaiit riiaa Fortsetaaag der
amfassendea Untere uchuagen über die UnaciUhait dfeser Rede gegebea«
Ifäbrend die erste Abhandlung sich init der Beaatwortaag allgeaMiaeff
Fragen beschäftigta und: auch die iweitOf bis jetat noch nicht er^
sohienene, Untersucbmigea aber Kanoa aad anderes der liÜeratar-Ge-»
schichte der Attischen Redner betreffende entbaltato wund., fabrt. 4im
Torliegende eemmetit. sa .der IragÜchen Rede «elbst aad eaebt a« aiB-
weisen, dass And okides dieselbe -nkkt achrcdbenfkonnte, 1) weder far
sich, 2) noch für einen andern # 3) noch alf Uebuagsrede. Ja Besag
auf die erste Behauptung wird erwiesaa , dase Aadofcidee AamogUeli
zu gieicher Zeit mit Nikms und Alkibiadca aaas Ostrakismae bettimHBit
sein, ja das3 derselbe Ter dem Hermokepiden->Prficesae nicht einmal
Veranlassung dasa geben konnte. Diess giebt Cralegenhait aber Fa«
milia mnd Zeitalter des Redners Uatersaahangea aDsaateileai die firai*
4TI -«««ktfl**«!« UBiTeTtit&tfBaehricIiteii, •'
lieb iroii den lilihtorigM Annahmen aliweichend» ' Retulttte geben, de-
nen aber 4ie liöefaite Wahrf oheinlkhkeit nicht ' abintprechen Ik t • Nar
die Wiederhentellabg der Stelle in den Vitae X oratt. ist-nn kähs
mnd paliogfraphitch nfoht an bilKgen, se sehr ancb die Sache feibat
wahr sein mag^ daM Andoic. Ol. 84^ £• geboren ftt. Uebeneugend ift
amentlidi die Darehf&hmng de« BeWeiiet , das« die Rede Tieles ent»
hält, was w^der Aadokides , noch fiberhanpt einer aeiner Zeltgenoa-
flon fegen konnte, tielef aber nieht enthalt, was Andökidef-,' wenn er
Verf. der Rede kit, sagen irnnfste. Der Beweif dee'^w^lten Satsea
Ift kürzer aufg^efeHan-» def to reicher und tut grieoMsehe Literator-Ge«
achlchte ergiebiger ift 4er dritte bel|andelt, der dein Vert Veranlauäng
ward einen bisher tlemtieh Ternaehlässigten Gegenstand, fiber-die pilBrat
mnd deren Alter ilnd Verfasser, sorgflttiger UntersDchnngan nntenrerfe«
Bad* die Ergebnisse seiner Studien Aber' Gorgiaf der Leontiner, Alci-
dattaf 8«sElte.(^^^^®' noch üJteofo helsst, da dechsdion Spaldiag ia
Qttintil. ^IIL 1. S. 10 die Form fiUeflss als die eilixig richtige erwiesen
hat), Thras;yinachoSy Antiphon, Lysias nnd andere,> welche Uebnngs-
veden verflMb habeay mitaathellen. Die ha- Verläuif der UntcrsachiiBg
krlliseh:%eliand«llen Stellen näher anaaaeigeii, scheiat um so weniger
ndthig, je näher die'Anssibht gernakt ist, diese Uatersaehnngen, völ-
lig *abg«SGhlodsen y In einem besondern Buche dnroh den Oochhandel
verbreitet ab sehen. — Der Tom Director H. J. NUmejfer herausge-
gebene Berloht 4ber das konigl. Pädagogium enthält U^btnetsung^^
. wd BflMnmgB'Prohen von Dr. Morii» Schert (72 S. in 4.). Da schon
der Titel eine Sammlung tou allerlei Fruchten , wie sie die gelehr-
ten Stwdien' cinef Sehnlmanns aunäehst für sein Anst tragen, Torspricht,
aö ist' eine An^be des aiemlich gemischten Inhalts um se nöthlger.
Zarerst gfebt der Verf. Uebersetaungea ans dem Deutschen sowohl in
gehnndeher-älS'9n ungebundener Rede, unter denen die ersteren Ten
der grossen Fertigkeit des Uebersetaers rnhmliches Zengniss ablegen,
letatere Jedoch, namentlich das Stück aus Afimto, gewiss den Voraog
▼erdieiMn ,- da "es ihm hier gelungen ist den deutschen Text in echt
römischer Form wiederangeben. Es folgt III. Probe einer Erklärung
det Aeneide VirgilsB. IV, rl 56— 89, bei der die völlige Vernachlfta-
signng der neuem Interpreten sehr auffallend ist. Hierauf kommt die
Interpretatio familiaris (den Namen nimmt der Verf. -selbst nnr In
Anspruch) vom Prooem. an Cicero'« Brutus, der gelungenste Thell dea
Gänsen und durch die besondere Rücksicht auf das Formale der Cice-*
ronianischen Satibildung beachfenswerth. Was p. 43 über die Wahl der
Augnrn gesagt wird , musste der Verfasser Terrollständigen etwa nach
Drnman G. R. II. S. 49S. Wenn p. 46 der Erklärer die Parallele
mit den Dichtern g ^ kleinlich und engheraig findet, so hat er sich
durch die eigene Vorliebe für die poetischen Stndien su so hartem and
nngerechtem Urtheil verleiten lassen. Nennt Cic. ja doch auch Cat n.
d 14 dieselben leviora studia, led tomen acufo, offenbnr nichts Ande-
res aodeatend -ala das geringe AnteVin ufk^ ^\« ^w^^X^^-K^Vk«!^^ welche
mut In gemdkea beben AenaeUien >Mw\ea\ mecu» >*w w i > \aK^Mi^>
äat ■niuffeidbend^ai Gr^üden. verdieidi^; e€$tU. e'm^ß-SAffßAt p. 49
nicht geniig geichutot worden. Diese Phrase vedUtj^r4i§t .sich dme|i
^as schalte I Bild bei Horat. Sat. I, 1,:118. .exag^ . .cpwtsfitiw . t^n^^W^
vitm eeddUiuU conviva 9atur und desseliiea.WortjQ K^in« ,11»; %,17« fHifpt
€09mpiiau9üUikm: ft ^fiom9..n< fc...ir*..iind hat iwpl^ii J.^tiMißng .nifi^
hlos Tacit. Bist. U, 55,.^Mnderq Cicero selbst. XfffK^-^ltilSbi^lrair
Uch- alle, ohne dii» Präposi^on« § 7 au angor imimo Iconnte bei der Va-
riante «RWfu jetal Klota za.dev^.TusQiüanen p, ISSi^-Tergllchfin werfen
Ebendaselbst erl(l&rt ^er Verf. error» duMh: „die irrige tfpibung'.vop
der Nothwendigkeit des Kriegef .^^^ aber Bnhnlten's Noto'.ift Vell. Pat^
II, 1^. w&rde iluu das nichtige 'geaeigt. haben. Pei| ^hUl«^ t^Udfi^
MisceOanea icritica, .Indmien JSvripIdei^ebe ^teH^A bfdlffndel^werjleii^
Aas dea s^hr. Icurvea jSchulnadvIciiteii ergiobi sidii 4ass ^n.4€Ai. Ostoi^
exankea ,65. Schüler Theil oaboi^ii;, nnchdei« sohpn fof^ .d/BD|^^elbei| ,$
Schüler mit dem Zengnine der iKteif^raiir .Qp^irer4taA..«p4{ip«eiiAw
noch 15.SdiulQr abgegapge« f:ir»mp<* .0r. Cand. ^f^nft.iM ppterdi^
eine. Steiler. an depü Pedagogivii^jni: Magdeburg erlvi^lfsn und das Lelw
rer - CoUeginm besteht demna^he noch aus: A^».RvdUphy Dr. SeuffeH
(Ordin. in I.),. Dr. Echterm^w^ iuUcher (Ordin. in II.), . Dr. Vonifi^
Dr. HoBM (Ordin. : in Ul.)». Dt. I7isgcr (Ordin. in IV.)« Dr. .üinkenni
Hrn. iVatfdb. ^r »Das. Programm 4arilatflinifi<;hep.0||aptsphp}e.e9$häU^
Grundlinien mir GfesdkicAte . des. : fVjW« der rmniiN^km Sll^iiat^rfUgifm ki§
tt^ die Zeit des August; eineUWerarhistorifobe JthhßHiHung von Dff
Leop, ifraftaer. (55 . S. in 4.). Der Verf. derselben, :Aanchjeine mehr-r
jährige Bes.chaCtigoog: mit. den Fragmenten der- antiquarischen Schrifr
ten. des Varnaf .TeraBlasst«;behan4elt bier einen bisher no/ch, nich^ he«:
handelten Gegenstand .mit einer so rübmensi^ertheiiiGrundlichlceit und
gewinnt bei seinen Forscbubgen |o. jaberraschonde. Besaltatq, daAS. eine
genauere Besprechung der Schrift, nothwendig wird , um )die Aufmericr
samlieit. mehr,an£ dieselbe aa, lenken« 3U es durch rflüchtigfsi Ansauge
hier geschehen kannte. VITir ^wfsdjeili^ninächst auf .4if|iel]bse.;iurapkt
kommen und hier für jetzt nur.^ea.'.VVliasch aussprfljqhep > .dasftHr. Kr,
auch ferner den Fleiss der karg isog^essenen .SHun^en imgetrübtaf
Muse den Antiquitates des Varro* .widanen und di« teniera JBrgebniipf
seiner Studien recht bald mitantheil^n im Stande sein möge. Aas dep
Schulnachrichten ist der Abgang des Hrn. Chritt. Ferdin. fFUke, dev
inm Prediger in fieckwiti bei Torgau berufen -wui^de, sn.erwahnea^
Der bisherige Hulf^Bhrer am Pädagogium Hr. Dr. C« jlTttt. iFäUksn
wurde an des Abgegangenen Stelle, inm CoUaboratav befördert.!« Die
Zahl der Schüler war 276, von denen 8 lur UniTemität entladen: .ww^r
den. — Dem Zwecke dieser Jahrbucher nicht fremd, ist eine hief
erschienene Inaogural - Dissertation : de arte :iomatim. quantum ad
medieinam pertineat scr. Henr. Lud. Umg^fug (29 S.,90- ^a> ^^^
Verf. mit seiner ars tornaria meine, werdjsn freilich nur wenige. err^
then können, da das Wort weder lateinisch noch griechisch». sondei^n aq«
dem deutschen TWnen gebildet ist, für welche. Wortbildung der.Veif.
freilich «leAuctorit&t der philoMtA WohepFaqdtai »9. iUei anfuhrt, Audh
4Ti 'tl«ktfl-^iitt4 UniTersitätsnachricIitekv'^
lieh Tott den hishtortgön Annahmen ahweichende ' tteinltate seihen , -de-
nen aber 4ie höchste Wahricheinlichkeit nicht ' ahsnspreehen ^t. ^ Nur
dleWiederherstellang der Stelle in den Vitae X oratt. Ist* an haha
und paläog^phiseh nicht ca billigen , to sehr anch die Sache lelbat
wahr sein mag^ dass Andok. Ol. 84 j 8. geboren ist. Uebeneugend iit
namentlidi die Durchführung detf Beweises , dass die lUde Tieles onl-
hält , was weder Andokides , noch überhaupt einer seiner Zeitgenoa-^
sen sagen konnte, vieles aber nicht enthält, was Andokides*,'* wenn er
Verf. der Rede ist, sa^en mnsste. Der Beweis dee'iw^ea Satsea
ist kurzer ansgefallen-, desto reicher nnd far grieoliiiseh'e Literatnr-Ge«
echichte ergiebiger ist der dritte behandelt, der dem Veirfs Veranhissäng
ward einen bisher ziemlich Ternachlässigten Gegenstand, nberidie (islstai
und deren Alter Und Verfasser, sorgfältiger Uniersuchimg^ni nilUtwerfeH
nnd-die Ergebnisse seiner Studien nber- Gorglas der htoMkwif 'Aid-
dattas a«sEläa.(^^''>'®' noch ÜJleäta hebst, da doch schön Spalding in
Qttintil. IIL 1: $.10 die Form fitcteftes als die einug riohtige erwiesen
hat), Thras^^achoSy Antiphon, Lysias und andere^i welche Uebuiiga-
reden Terfiksst haben, roitzntheiten. Die im Verlauf der Untersachnng
kritiseh: behandelten Stellen näher aniuzeigen, sch'eint nni' so weniger
nöthig, je näher die Aussieht geruckt ist , diese Untersnehnngen, völ-
lig •abgesehlossen 9 in einem- besondern Buche dnroh 4ea Buchhandel
¥erbreitc)t feil sehen. — Der veta Director - A. J, Niemtger heroosge-
gebene Bericht über das konigl. Pädagogium enthält ' ÜebenOaamgw-'
und Erkl&rüng$'Proben: von Dr. Moritz Schert (72 S. in 4.). Da schon
der Titel eine Sammlung von allerlei Frachten, wie sie die gelehr-
ten Studien' eines Schulmanns zunächst für sein Amt tragen, Torspricht,
so ist' eine An^be des ziemlich gemischten Inhalts' am so nätbiger.
Zuerst giebt der Verf. Uebersetzungea ans dem DentscÜeB sowohl in
gebundener - als 9n ungebundener Rede, unter denen die ersteren Toli
der grossen Fertigkeit des Uebersetzers rnhmliches Zeugnlss ablegen,
letztere Jedoch, namentlich das Stück aus Man$o, gewiss den Vorzog
verdienen,* da es ihm hier gelungen ist den deutschen Text in' echt
romischer Form wiederzugeben. Es folgt III. Pröb^ einer Erklärung
deir Aeneide Virgils B. IV, r. 56— 89, bei der die vällige Vemachläa*
sigungder neuern Interpreten sehr auffallend ist. Hierauf kommt die
Interpretatio familiaris (den Namen nimmt der Verf. 'selbst nur in
Anspruch) vom Prooem. zu Cicero's Brutus, der gelungenste Thell den
Ganzen und durch die besondere Rucksicht auf das Formale -der €iee-i
ronianischen Satzbildung beachtenswerth« Was p. 48 nber die VITahl ier
Augurn gesagt wird , musste der Verfasser TerToUständlgen etwa nach
Druman G. R. II. S. 493. VITenn p. 46 der Erklärer die Parallele
mit den Dichtern $ 6 kleinlich und engherzig findet, s6 hat er sich
durch die eigene Vorliebe für die poetischen Stndjen an so harten and
ungerechtem Urtheil Verleiten lassen. Nennt Cic. ja dodi auch Cat n*
c 14 dieselben leviora studio ^ sed tarnen acuta y offenbar niehts Ande-
res andeutend .als das geringe Ansehn und die wenige -Achtung, welche
man im gemeinea Leben denselben hewiet; mortem äHhini kt ttHt
BafSrrid«! ■■f^Ao nmd C^b ve n bi^p elf jung M- 499
bat ■nxdffeidbend^B Gründen, verdieidigl; ctait; e' ßU^.g4:fWäi.f. .4lf
nicht genilg gcpcHätat worden. Dieee Phrase mM^erUgt .sich di^eli
^afl schdRefBiUbel Horat Sat. I, 1,:118. lejro^ ..ciMi|9|||pw ;4«nji9i^
tiita ceito^iif^jcofitava 9ßtur uai ditsiM^n^lWoriß ßafm*\U^-9itV(%-!f§4f9
€09mpti8,,mU$ym: ft .ipmQ.n*: i>. ir.. .und hat 4ies^lbA->F9rtMM9g .üMiW
hlos Tacit. Bist. H, 55, .^sondern Cicero eelbst Trmtq^ilr.'lSbl^ifrilir
lieh- alle. Ohne ^ii» PräposUion« S-T.sa ongor tmimo k^^.ate bei. der Va-
ijante «iMiit jeUt. Klota 'sn.deA.TuaQiUanen p, lS8,.^«rgUeli^ werfeiu
EbendaseHiflt erkl&rt;-)der'Verf,;:Crror.odaMb: „die irrigo ffpAiailg-vop
4ler Notliwendigkeit des Kdegef.y^^aber Bnhnlcen*s Noti9\i|f ,yeU,/pai^
llyi^, wiftrdo ihm das nichtige, geaeigtihaben. Peq ^liUis^JbUde^
MisceOanea jcrUica.,..fn.d0Deii iS9ri|ddei4ehe ^elloff .bfdN¥adfiU<wer^eii^
Ans den s^hr. Icurvea jSchulnacbBrlciiten e^giebl lidii' 4eas ^uidepi, Ostof^
exankea ;65 .Scliülear Tbeil oabniOQ;» nnchden» sohpn TOf" d/enpflelbeii Ji
Schüler mit dem Zeugnisse der iRlclfe wr UB|?er4taA..«p4 {^usseiAW
noch 15 Sdiölor abgegapge« ;:ir»i9ni; ,Br. Cnnd. ÄflffiiP;.*«^ ppterd^sf
eine, Steiler, an dejn PedagogHiil^J3% Magdeburg erlviMfiniind das Lehr
rer - CoUeginm^ besteht demna^be iiA<^ aus s Adj» Rud^ph , Dr. Se^erl
(Ordin. in I.),.:Dr., Eckterm^gw^ tFkiacher (Ordin. in B.), . Dr. Pam^
Dr. Hasse (Ordin^ ; inBl.),. Dts. Umger (Ordhi. in IV.), Pr. ,ßi»le^Bi
Hrn. iVatfdb. — < -. Das Programm4eir< lateinischen . if ^uptsphp^e. ei^ihält^
Grundlinien zur G^chichü des : Verfiflls der römischen- SüLqafsreUgio^ kif
auf die Zeit des, August $ einiiMUbrarhistorißcii^ J^h^iAung ven Dff
Leop. ifraftser. (55. . S. in ,4.); Der Verf. derselben, ;Aati|Bb.jeine mehr^
jährige Bes.cbäCtigi»ng. mit. den Fragmenten der. antiquaiischen Sclirif..
ten des Varnaf .Teranlasst,: bebandelt hier einen bisher po/chiBich^ her
handelten Gegenstand .mit einer so rnhmensw:ertheniGrundUchlceit nnd
gewinnt bei seinen ForBchubgen |o. Äb^rraschonde. Besaitete, daAS.eine
genauere Besprechang der Schrift, notbwendig wird , um )die Aqfmerlcr
samlieit. mehr . auf: dieselbe aa, lenken« 3U es dorcb'flncbtige^ Ansauge
hier geschehen kOnnte«^ Wir ^wfsdjeiiidemnäcbst auf .4if»iel|be.;inräpkt
kommen nnd hier für jetzt mw.den.'.Wnesch aussprf}i;ben » .dasaHr. Kr,
auch ferner den Fleiss der karg 'sag^essenen iSHun^e* imgeträbtef
Muse den Antiquitates des Varro* widaen nnd die ferqera JBrgebnissf
seiner Studien recht bald mitantheilenim Stande sein möge» Aus dop
Schulnachrichten ist der Abgang des Hrn. Christ, Ferdin. Wilke, dev
snm Prediger in fieckwitz bei Torgau berufen wurde, in. erwähnen.
Der bisherige Hülfs^hrer am Pädagogium Hr. Dr» C«. Wäk. IFaUhfin
wurde an des Abgegangenen Stelle snm CoUaborator hefördect.i^ Die
Zahl der Schüler war 276, von denen 8 zur UmverMität entlASsen\wiirT
^on. — : Dem Zwecke dieser Jahrbücher nicht fremd. ist eine hie«
erschienene Inaugnral - Dissertation £ de arte .tomarim quantum ad
medicinam pertineat scr. Henr. Lud. üngpfug (29 S.. 9.)- ^as der
Verf. mit seiner ars tomaria meine, werdjen freilich nur wenige- errfH
then können, da das Wort wed^r lateinisch noch griechiscb,.sondeifn ai|S
dem deutschen Tumen gebildet ist, für welche. Wortbildung der.Verf.
freilich die Aactorität der philosop.bil(4«iFaeju)tä( an Kiel anfuhrt, Aac|i
4K Schml- «»A U»fT«filt4tfnmclifldbtBa.'i
flin habra lAnhuer'i Klagen Aber Aie EntielNHig der €>yiiwii|i«(
TetuUMt, die weblthätigen Folgen der Tomkiuft Hx die HeJUwig
iuMrer und innerer Krankheiten aaseinandentta^taen md anf 'dia
Ifotbweadigiceit der Kdrpernbangen litniawelaett. Der Eifer; «it wd»-
4diMli er dieae Siu^be Terfidit, fährt thn lelde^ «Q'eiMiil Toaa^ mim l
cur eich in eindr aelbheta Schrift nidbf MMekt. (BJ -
Hraauasna. ' Anf das Somoierseiiiester IWT, deuea Anftaig'MRäl
deal. Mai beitimmt ittj sind nachdem LeetfoaayBtiniihuhi 4tor gad*»
irersitäC (Heidelbetg bei Chrv tr. WintCr. 2t ^ 8. 2 GrO-ia '4tt
^keUoguihem^FKtMt Aber Eac^yblepadie der Theologie, Aber SInloi»
Mag in daaü. Test, Aber einkelne alt-- tind aealeftaaKnliiaha SilaflW
tttti Kiivhenhifitörle und Patriitilc, MgHütilc, lOonl^ Aber «ttMelab
Zweige der Pastotaltheelogie ntobM belMingeii eiier tiwata||;iache)i O^
aelitcbaft and Uebangea in de» -E^egtee dei N. Teil, riia i atteath
Froifefftoren «tad 2 PrivatdoeetatMi faVerbindnog bdH: dea» Pffofaaaoi^
Wtiaordinaifoa Bmne aas d«r phÜMaphiaehea McnMl U^Varlaftnu"
gen nnd 2 Bepetitorien and Enaminat^briea angekandlgC' wrdcM, >iteiiha
mit Einaehlufls der genannten Uebiingen irechentlidi 9$ Slniidea itefiaa^
aea, ohne die nnbestimitit gelasienen Standen dei Oeb.'KireAeamtfara
BmUna; in der Jurtafen • fVieiittdt Aber ISerUi 2welga dä^^RoAliwbK
äenediaft in 125 nebit vielen «ivb^tittlliit gelaieeaea irdahonttielMil
Lehntvnden 2A Vorle«nngeB, 1 Repdtitoffin^ , 2 BkkfiOm^ 1 Betete^
rimn (neb«t PriTatissima und Bxamiaatorien von S Dooeäteto, Aber Wt^
aehiedene jnriiCiaehe Gegenst&nde) ^da 6 ordeatiiebto Prefeesore«,
1 anBflerordentlichen und 5 Privatdoeenlen, an ireleh* lataterea noch
Bwei olme angelr&ndigte VorleniDgeia - aä reChaea -tAhA^ la der m**
^emUeken FawUäi ebenfalls 86 Vorierangea nid PiaiStlea mMI wh
beetimmtea P^rivatissina Aber I2erlei Xweiga der gesanMoitea Aw oIf.
wbsenschaft in 114 nebst mehrbien unbestinMiitea #daifeatliehea Ldw
atanden ton 6 ordentlichen, 2 anesererdentlloheai P w i fen ei wiM , «ad I
Priratdocentoli in Verbindung nril 2 Doeeaten der.pMlbsa|lifciichaa Fa-
cttltät; in dev phUotophitchen Ae«M» T»a 8 ordeatlitbea^^daM 1 ^
Professor emeritns aufgefdhrt giebC'keltfeVorle8ang<Da),4aimtffardMtl.'
Professoren und 11 Prtvatdocenten,* an welchen nodi 1 ^oäatfgelrAndigta
Vorlesungen gehört, in Verbindung mit 2Theologeflf^ A MedieliNmi
iinddem Prof. ReichUn-Metdegg 66 Vorlesungen, 5 PtoacdoBy tllibe^
etimmte Repetiiorien und PrivatisshDa , wovon •• Vbrieeiingaa jaai 1
PrivfttissiaiuDi mit derlei Lehrobjecten anter 6 Doeniten In 2B «^ii^Ml*
liehen Lehrstanden (ohne die nicht angegebeae Slluidenalikl-^dea'ftf«
vatissiRinm) zu den philosophischen Wissenschaften gehAräa, t^ Vkfg^
lesangcn in Verbindung mit practisehen Uebungen mit -derlei iiehvg»«
genständen unter 6 Docenten in 410 wKchentlidiea fJAteMMMMN
dea zur Theologie and Alterthumsbnnde, 4 Vorleraoges Aluav ataa
le viele Lehrobjecte anter 3 Docenten in 9 wAchentUchew Lebratuadad
ausser den unbestimmt gelassenen zur Geschichte mit llwen HAlAh- Mid
Nebenwissensdraften, IS Vorlesungnn nasser beliebigen Pri¥lrtiwtawi
mit Yerlei Gegeaftandaa aater 4 Doeealen !■ dft wAdheattidiw
ricMsrtiikleii vat Bfathcnntik und ActroBonde, 14 V«ile6oiigen , 4 *
FreMftica md nnboftlmiirte Bepetitorien nnd Prifatltikna aiit lOnlil
fiiüxn^ettpn OBter ebea lo YieleB Doeentett in (0 wMMDtfMieB Lehr^
■tuttdca cor Kahtrivode, 9 l^erl«rafig^B nnd littKebige Piiyyilii fam arft
derlei L^hrgpeg^iifilfiBd^n witor 7 D^eentaniil St'i^dclMiiitlklhflil-VBMi«-
richtostundeB zu d«tf Staati - nnd GewerbiWi«MiitciirtffCcW , vlid "«MUlcft
7 Vorfeittiigen mlC' ebeB «o tielea LehrobJ«<;ton tntM'S DoMoleBWi
den sch'irDen WisseiisciMfl«B fittd Kinsten ; altd Hb Obbicb 133 -wk^
senschaftliche VorleftüilgBn nBtser der Bicfat bMtiBimlNireii -EMil rim
Repetftorien , Enaii4iiätDi4eii , FrWatiisima, Belirtorioi und PMMftea^
iingelnlndigt von 9S Behrem, d. i. 26 erdentlicben , 7 anMerordeBtÜ^
clien Professoren, 21 Privat- und 1 Honavardocaaten « ohne 1 h^
ctor der ireuern Spraelien imd 1^ Lehrer der Künste Bnd Exercitien, der
doppelten Bacfahaltnngfär ÜekonoBien nnd Kanneute, der Rechaang
ffir Kameralisten , OekoneuMH and Forstmänner mitsurechnen. -— haä
vorausgegangenen Winteiliallijahre l^ff^ hatten d6 UniversitatÜ^rev,
Bämlich In der (fteelegtieiken IhcuHät 7 ordentiiche Professorea nnd t
Priratdocenten , in der /arisfiiotoi € ordentliche, 8 aBseerordentlicfte
Frofessorea und 6 Priratdocenten , in denea nedi 1 ehae angekiiB^
digte Vorlesungen gehdi^le, in der medicmtscften ebenfalls 6 -erdentiiche,
2 ausserordentliche ProfessdveB und 3 PriTatdocenten , in der pftt'Zose-
phischen FacuUät 8 ordentliche (denn 2 als proff. etneriti aufgeführt gfr-
ben keine Vorlesungen), =4 aaseerardentllche Professoren und 9 PriTuI»
dbcenten , neben iFel^eo BOidi 2 ohne Vorlesungen anfgefnhrt sind,
in Verbindung mit dem Professor «oa ReiekUn^ Meldegg 159 Vorlesun-
gen nebst einer unbestimmbaren Zahl tob PriFatissima , ExaminahH
rien, Repetitorien und Practica angekündigt. Die Zahl der hiesigeB
UniTcrsitätslehrer, Vfilche Vorlesungen ankündigten , ^ hat also seit
dem Wintersemester ISff-, wo derea tt Warea» im GFanien um 7
abgenommen. S. NJbb, X , 86. f W.}
KoNSTARZ. Detbel deU hiesigeB Lyceam angestellte Professor
Bleihimhauk t Verfasser einetf latelnisciien Schulgrammatik, hat die
Stelle eines Registrators bei der grossbenogfichen Regierung dei
Seekreises erhalten. S. NJbb. XIX , 289. [W.]
OpFXLif. Die EinladttBgssclirift zu dea im AugasC Ton Jahres
in dem dasigen kathol. Gymnasium gehaltenen Prüfungen enthilt -fol-
gende werthToUe und gelehrte Abhandlung: Quo vi poniit Mhmerm$
verboj qtiae cadunt in 9^. Quaettion. de dictlons HomericmfoBc» L SaiptH
Dr. Ed. Wemtzel. [Oppeln, gedr. b. Raabe. 1836. 94 (42) S. gr. 4.]
Die Ton Elmsley au Enrip. Med. 186. 995. etc. angeregte und tob C-Her*
mann au Sophocl. Antig. 1683, Bnttmann in Gr. Gr. II, p. 35, 1mm*
Herrmann im Erfurter Schulprogramm Tom J. 1882, Ellendt im Lex.
Sophod. I, p. 591 ff., Spitzner, WüUner n. A. weiter erörterte Frage
über den Gebraudi der Verba auf <9fl9 hat den Verf. Teranlasst, Tor
Allem den Gebraudi dieser Verba in der Ilies und Odyssee genau Bad
allseitig zu erforschen, und das gewonnene Resultat, dass bei Homer
alle diese Verba (%c^oy; iqyu&uv^ Hix&Ua^w ebea so gut als /Euyvd'ay,