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Full text of "Neue Jahrbücher für Philologie und Paedogogik"

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NEUE 

JAHRBÜCHER 

F C tt 

PmLOLOGIEuNDP.£nDAGOGIK, 

oder 

Kritische Bibliothek 

. für das , 

Schul- und Unterrichtswesenu 



In ^^erbindmig mit einem Vereine von Gelehrten 

herausgegeben 



I von 



Dr. Gottfried Seebodcj 

m 

M. Johann Christian Jahn 

> 

und 

Vxoi. Reinhold Klotz. 




Siebenter Jahrgang. 
Neunzeluiter Band. Erstes Heft. 



Leipzig, 

Druck und Verlag von B. 6. Teubner. 

18 3 7. 



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1 



• I 



V 



V 



Kritische Beurtheilungen. 



Geschichte des Hellenismus von Joh» Guit Dray$en^ Erster 
Theil. Geschichte der Nachfolger Alexanders. 
Hamburg 1836. bei Friedr. Perthes. XVI u. 766 S. gr. 8. 

Unter diesem Titel erscheint der erste Theil eines Werkes, da« 
für die historische Literatur von Bedeutung zu werden versprich^ 
Des Verfassers Absicht ist, die Geschichte des hellenistischen 
Principes oder des Hellenismus (ein Ausdruck, der angezweifeU 
werden dürfte) in allen seinen Gestakuiigen su betrachten. Hierzu 
ftollte die frühere Arbeit desselben: Geschichte Alexanders des 
Grossen^ (Berl. 1833) eine unmittelbare Einleitung bilden (p.IX). 
DerGährungsprocess dieses Principes VFird uns in dem Tprliegendea 
Buche* Tor Augen gestellt ; die folgenden Theile sollen die poli-* 
tische Geschichte desselben bis zum Untergange seiner selbstän* 
digen staatlichen Existenzen fortführen, und späteren (so sagt 
der Verf. in der Vorrede p. XV) „ist es vorbehalten, die relir 
giösen 2^u6tände des Hellenismus , seine Verschmelzung derRe-» 
ligionen und Culte, seine Theokrasie und Theosophie, seinen 
Unglauben und Aberglauben bis zum letzten Verschwinden des 
hellenistischen Heidenthums , — die Umformung der allgemei-« 
nen Bildung und der specieUen Wissenschaften, der sittlichen 
Verhältnisse und des Völkerverkehrs bis zum Siege der östlichen 
Reaktion im Sassanidenreich und im Muhainedanismus , — end-» 
Kch den weitlauftigen Verlauf der lange nachwelkenden Literatur 
und Kunst bis zu den letzten byzantinischen Nachklängen ihrer 
grossen Vorzeit und dem vollendeten Triumph des Ostens über 
die Heimath des Hellenismus darzustellen.^^ In der That ein 
grosses Unternehmen! Der Verf. hat es sich zum Tagewerke sei- 
nes Lebens erwählt (p. XVI). Wir wünschen demselben Musse^ 
um es so vollenden zu können, das» diese allerdings beträchtliche 
Lücke der Literatur würdig ausgefüllt wecde. Obgleich seit etwa 
fünfzig Jahren in Monogra^hieen und allgemeineren Werken mehr 
oder minderauch auf diesemFelde gewirktworden (wir erinnern an 
GUUes, Gast, Mannert, Schlosser, Heliwing, Schom, Zinkeisen^ 

1* 



4 Geichichte. 

» * 

Flathe, Graiiert a. A.) ; so unterscheidet sich doch der Stand- 
punkt des Vcrf.'s an Umfang und Bedeutun«: tou denen seiner 
Yorgänn^er. Wenn einer jeden historischen Entwickhing ein hö- 
herer Gedanke zu Grunde liegt ^ der sich in ihr ausarbeitet und 
verwirklicht, so ist diess sicher auch mit derjenigen der Fall, wel- 
che der Yerf. niit dem Namen Heilenismus bezeichnet, obschon 
das wirkende Princip, namentlich in der Diadochenzeit , eine 
mehr negative, wesentlicheren Entwicklungen vorarbeitende Kraft 
offenbart , und seine Realisirimg deshalb nichts weniger als ein 
erhebendes, grossartiges Schauspiel darbietet. 

Das begonnene Unternehmen verdient die Aufmerksamkeit 
der Gelehrten , ja aller Gebildeten um so mehr , als gerade die- 
ser Theil der Geschichte noch heut zu Tage über die Gebiihr 
geringgeschätzt wird , und daher noch immer nicht in die allge*- 
meinere Kcnntniss übergegangen ist. Je bedeutsamer aber ein 
Werk auftritt, desto mehr kommt es darauf an, es gleich in seinem 
Entstehen zu würdigen, und aus der Art des' Begonnenen den 
Maassstab unserer Erwartungen, Ansprüche und Wünsche für das 
Folgende zu bestimmen. Ohne also auf den Plan des Ganzen 
näher einzugehen , hat Ref. es hier nur mit dem Inhalt des ersten 
Theiles zu (hun. 

Wenn bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhiinderts die£re- 
Hchichtschreibung sich meist auf ä'usserliche Reproduktion, auf 
blosse Aneinanderreihung der Fakta und Ausgleichmig ihrer 
Oberfläche beschränkte, ohne weder an dem überlieferten Stoffe 
misstrauisch zu rütteln, noch ihn mit geistvollem Bücke zn durch« 
dringen: so haben sich dagegen in der neueren Zeit aus dieser 
ungenügenden Methode . zwei Richtungen , die geistige und die 
kritische hervorgebildet, die zwar in ihrer Vereinigung das voll- 
endete Ideal der Geschichtschreibung zu erstreben vermögen, 
aber durch Yermeiduhg der gemeinschaftlichen Berühnmgslinie, 
durch selbstische Isolirung^ durch das Trachten nach einseitiger 
Geltung nur dahin führen , einen verderblichen Zwiespalt in die 
Wissenschaft hineinzutragen. Und doch steht das Letztere fast 
zu befürchten; beide Richtungen eilen ihrem Extreme zu, und 
die Divergenz wird von Tage zu Tage grösser. Mir dä'ucht,^ die, 
geistige Richtung trägt die meiste Schuld; denn sie negirt in ih- 
rer Vereinzelung dasPrincip der kritischen bestimmter, als diese 
das ihrige. Ursprünglich mehr an das compilatorischie Element 
des früheren Standpunktes durch Räsonnement sich anknüpfend, 
hat sie sich nach und nach, durch zu überwiegende Hingebimg an 
die Philosophie und ihre heutige construirende Methode, so 
sdir und dahin vergeistigt, dass sie jetzt, nach ihrem einseitig 
gefassten Begriffe, die historische Walirheit nicht mehr in dem 
Faktum , sondera in dem Gedanken allein zu erblicken wähnt. 
Die kritische Richtung hingegen, die wohl zunächst mehr durch 
das coucüiatorische Element ^ in Folge unausgieichbarer Wid^'- 



Droysen'« Geschiclite des IlellenUriiiis. 5 

sprüclie herrorgerufen ward, fand und mit Tollem Recht so viel 
Verdächtigtes in dem als thatslichiich überlieferten Stoffe dass 
sie, um mir vorereit aus all dem Schutte die Körnchen der Wahr- 
heit hervorxiiziehen, beinahe unwillUIrlich dahin getrieben ward, 
auf geistiges Durchdringen des Gefundenen zu verzichten. Doch 
kann andi hier die Saite überspannt werden , und natürlich am 
Leichtesten in den dunkleren Parthieen dei' Geschichte. Dann 
M-ird die Kritik — Iljpcrkritik, der Verdacht ~ Verdaclitelei 
und Pyrrhonismus , oder das Streben cn forschen --* Sucht zu 
finden, und die Resultate sind — Hypothesen. Furchtbare Ver- 
Irrungen dieser Art hat unsere Zeit erlebt. Dennoch scheint 
mir, als habe, wofeni -nur die Extreme mit Besonnenheit ver- 
mieden werden, die Isolirung der kritischen Richtung bei Wei- 
tem mehr für sich als die der geistigen; denn dieset halt jene Air 
entbehrlich , sich allein für genügend ; jene aber erkennt diese 
gleichsam als ein Reserratum der Wissenschaft an; sie will nur 
die einzelnen Felder erst säubern ; dann mag aus der Masse des 
Gewonnenen, der constatirten Fakta, die geistige Quintessenz 
herausgezogen werden. 

Nichtsdestoweniger ist es, wie gesagt, dem Ideale der Gc- 
schichtschrcibung entsprechender, wenn beide Richtungen , in 
ihrem ursprünglichen Begrilfe, nur als die beiden Hälften einer 
Einheit erscheinen , wenn der Historiker Geist und Kritik ver- 
schmilzt und in der Darstellung die innere Walirheit aus der fak- 
tischen eruirt. Allerdings wird das menschliche Streben nach 
Vollkommenheit jederzeit nur ein approximatives bleiben. Dass 
aber jene Verschmelzung niclit unnlöglich sei , das bezeugen die 
Werke freilich weniger ausgezeichneter Männer, das bezeugt 
vor Allen einer unserer ersten Vorkämpfer der kritischen Rich- 
tung, Leopold Ranke, der- dieselbe bis in ihre einzelsten und 
spitzfindigsten Details verfolgend, dennoch in seinen DarsteUun^ 
gen 'durch eine lebendige, frappante Auffassung die Vereinbarung, 
beider Seiten so überaus glänzend zu bewerkstelligen versteht« 

Wir sind demnach berechtigt, ja verpflichtet, an jedes lü- 
atorische Werk von Bedeutung eine zwiefache Anforderung zu 
stellen. Die Sammlung und Sichtung des Materials erheischt 
eine scharfe Kritik , und die Verarbeitung desselben zu einem 
wissenschaftlichen Kunstproduht — eine feine Auffassung der 
entscheidenden Momente und eine klare ^ künstlerische Anord- 
nung und Darstellung, Nach beiden Seiten will ich das vorlie- 
gende Buch zu prüfen versuchen. Aiieia der Standpunkt des 
Lesenden und Prüfenden ist dem des Verfassers fast entgegen- 
gesetzt. Während dieser sich von dem Einzelnen zum Ganzen 
erhebt und die Kritik des Stoffes sein erstes, \uffa$sang und 
Darstellung sein zweites Stadium biMet , tritt jenem zunäclist das 
Bild in seiner Rundung entgegen, imd er muss von dem gege- 
benen Ganzen aus auf das Einzelne zurückgehen. Danun scheint 



Oesohichle. 

CS passend, auch bei dieser Bedrtheiliin^ den Standpunkt des 
Lesers einzunehmen und von dem zweiten Stadium der histori- 
schen Thätigkeit zuerst zu handeln. 

I. Attffassung^ Anordnung^ Darstellung. Die Zeiten 
der Diadochen sind unter den Deutschen von Mannert in seiner 
Mönog^phie und von Elathe hi seiner Geschichte Macedoniena 
u. s; w. bisher am Ausführlichsten behandelt worden. Beider 
Werke erleichterten unstreitig des Verf/s Bestreben in den ge-* 
Bannten Beziehungen nicht selten; doch tritt derselbe in den 
meisten Fällen ganz unabhängig und selbständig auf. Ungeach- 
tet des wirrigen und lückenhaften Materials , hat Herr Droysen 
die Bedeutung des Hellenismus und die Stufen seiner Entwicklung 
im Ganzen mit scharfem Blicke erkannt, darnach durch eine 
lichtvolle Disposition die wiiste Masse in Gruppen gesondert, luid 
durch eine fdsche und fliessende Darstellung den Verlauf der 
Ereignisse zu einer grossen Anschaulichkeit erhoben. 

Bei der Auffassung der Diadochenzeit, wie sie der Verf. in 
der Einleitung entwickelt, geht derselbe davon aus, dass schon 
Alexander ein „Werkzeug in der Hand der Gesclüchte ^^ gewe- 
sen , um das Princip dös Hellenismus zii begründen ; die „ Ver- 
schmelzung des abend - und morgenländischen Lebens, die er als 
Mittel seine Eroberungen zu sichern beabsichtigt , ^^ sei der hö- 
heren Leitung „ Zweck ^^ gewesen. Alexander konnte aber durch 
seinen blossen „ Willen ^^ und durch sein ,, Vorbild ^^ seine Ab»- 
sichten nicht durchführen. Der eigentliche Process der Ver- 
schmelzung ging erst vor sich während der Diadochenkämpfe. 
„Drei Hauptrichtungen , die sich gegenseitig bedingen und 
stützen, ^^ treten in dieser Zeit henor. Einmal galt es, „das ein- 
seitig abendländische Leben abzuarbeiten,^^ „das Macedonische 
als die herrschende Macht musste sich mit barbarischen Elemen- 
ten zu neuer Heeresordnung und neuer staatlicher Organisation 
vereinigen , ^^ ^, das Griechische aus sich hinausgehen , sich um- 
gestalten in Sitte und Denkweise , in Citeratur und Religion. ^^ 
Dadurch steigerte sich andrerseits „die Energie und der Umfang^^ 
des entstehenden Flelleni^mus mehr und mehr, bis er endlich, 
alle einzelnen Elemente sich unterordnend, mit dem Ausgange 
der Kämpfe zur vollendeten Herrschaft gelangt „ Ueber diese 
beiden Tendenzen ^er Diadochenzeit^ die sich in umgekehrter 
Gradation verhalten, geht eine dritte hin, welche der Oberfläche 
der politischen Entwicklung Namen ui^d Charakter giebt. ' Es ist 
die Frage um das von Alexander gegründete Reich ; es handelt 
sich um die Erbfolge, dann um die Einheit oder Theilung des 
Reiches, endlich um das herrenlose Erbe. Diese Fragen sind 
der Inhalt der Partheiungen , der Coalitionen, der Friedens- 
schlüsse , der wieder beginnenden Kämpfe. ^^ 

Diese letzte Tendenz will Hr. Dr. , wenn nicht ausschliess- 
lich , dodi vorzugsweise in dem vorliegenden Theile verfolgen } 



Ürojien** Geflcblchto de« Ilclleniimiis. 7 

ppater« goHen die einzelnen Entwicklung^en des Hellenismns , die 
Organisation der Reiche, ihre inneren Verhältnisse u. s. w. im 
Zusammenhange darstellen {vgl auch p. 501)* 

Der Verf. sagt: ^^ Man klagt über die Verworrenheit in die- 
yem Theile der Geschichte; sie ist d^, wenn man nicht über die 
menschlichen Zwecke und Leidenschaften hinaus die höheren 
Fägungen der Vorseliung erkennt. ^^ ^^ Aach die Geschichte hat 
ihre Logik ; sie entwickelt jedes Princip nach seinen wesentlichen 
Bestimmungen, und in ihnen ist der organische Zusammeiüiang 
der Begebenheiten , die sonst nur Zid^äUigkeiten sein M'ürdcn. *^ 
,, Die Geschichte des Reidies nach Alexanders Tode ist die An- 
tistrophe zu der Geschiclite seiner Gründung ; sie entwickelt die 
Zeit der Diadochenkämpfe in vter Stadien, deren jedes Alexan- 
ders Reich dem Untergange näher fuhrt ^^ 

In dem ersten Stadium (323 — 319) handelt es sich, nm' 
die Ansichten des Verf/i^ in wenige Worte zusammenzufassen, uni 
u4nffechlerhaUung des legitimen Königthume als Einheit; das 
«ind die Zeiten der Reichsverwesersohaft des Perdikkas, des 
Pithon und Arrhidaeus und des Antipater. — In dem zweiten 
(319 — 315) sinkt das königliche Haus zur blossen Partei herab; 
seine Vertheidiger Poijsperchon im Westen und Eumenes im Osten 
werden besiegt. — In dem dritten (315 — 801) verschwindet, 
das königliche Geschlecht ganz^ an die Stelle der Legitimität 
tritt die Usurpation ; es fragt sich noch einmal , ob Einheit des 
lieiches unter einem JNicht berechtigten möglich sei; der Strateg 
und Satrap Aniigonus trachtet nach dem einigen Königthunu 
Aber die Frage entsclu^idet sich durch die Schlacht bei Ipsus 
verneinend, und so wird mit dem •— ^ vierten Stadium (301 — 278) 
die völlige Sonderung in mehrere selbständige Reiche als die 
einzig mögliche , als die nothwendige Form des Hellenismus an>- 
erkannt. — Hiernach grenzt der Verf. den gesammten Stoff -in 
4 Bücher ab, deren jedes wieder in mehrere Kapitel zerfallt. 

Der einleitende Ueberblick soll aber gleichsam nur als ror- 
länfiger Wegweiser dienen ; denn auch während der Wanderung 
selbst bemüht sich der Verf. den Leser auf die erhabeneren Stand- 
punkte zu führen und Ton dort aus nach allen Richtungen hin zv 
Orientiren. So p. 187 sq.; p. 242 sq. wo die cliarakteristischen 
Unterschiede des 1 ten und 2ten Stadiums sehr bestimmt hervor- 
gehoben werden; p.323 sq.; p. 329i9q. über den Wendepunkt des 
2ten und 3ten Stadiums ; pi342; p.303; Pf394 über die beginnende 
Sonderung der heilenisclien Reiche ; p. 458 sq. über den Haupt- 
Wendepunkt des 3ten Stadiums ; oder über Antigonus als König 
nach der Schlacht von Cypern im Jahr 396 ; p^ 463 sq. über den 
Uebergang von diesem Wendepunkte zu dem 4ten Stadium; 
p.5^8 sqq. über die Folgen der Schlacht von Ipsus — ein scliöner 
Ueberblick voll Klarheit und Tiefe; p« 030 über das Princip des 
Hellenismus als das einzig Dauernde; p.63'4 überPtolemäusSoter 



8 Geiellickte, 

sb ^wMher ▼•b Anfang her die Tendcax des Ze&alten ani 
Bicbtigstea^ aiifjgefa»t; fi^fUl sq. über desSelenlnisIIemcli^lUh 
plaoe nach hjnm^ehaa Tode, aU ^»dea ietaten Gedanken, daa 
pm»e Weltreich Alexanders in einer Einheit , wie oberfladüich 
iäe auch war (wohl: (gewesen sein wnrde), zn be^r^en;^ p.6n 
sq. Rückblick nnd Schlnss« 

Ohne Zweifel hat der Verf. durch dieses stete Verfolgen dar 
gristi^en Faden in allen Parthieen seines Werkes das Ganze si 
einer gewissen Einheit abgerundet, nnd selbst da den Zusammen- 
hang innerlich befestigt, wo er aujcserlich locker erscheint. Doch 
Ist Idermii einUebelTerbnnden: Wiederholung; durfte dasselbe 
auch zuweilen unTermeidlich scheinen: in den meisten Fallen 
gewiss nicht. So lesen wir z. B. p. 4<i4 über das Streben des An- 
ägoniis und seine Stellung zu Ptolen^ius und den übrigen Satra- 
pen gerade das, was der Verf. kurz Torher p. 458 sq. darüber 
gesagt -hatte. 

Wir halten es für unerlasslich , bei dieser Gelegenheit die 
Ansichten des Verfl von der Geschichte überhaupt niher zu be- 
leuchten, obschon uns diess Auf ein Gebiet führen muss, wel- 
ches wir darum höclist ungern betreten, weil daselbst Jeder sich 
aeinen eigenen Weg zu suchen gewohnt ist, und jeder Schritt 
ein Straucheln , ein Fall sein kann. Herr Dr. sieht in dem We- 
sen der Geschichte offenbar das Princip der Nothwendigkeit; und 
in der That, im Grossen und Ganzen müssen wir dasselbe anef" 
kennen, wofern überhaupt in dem Dasein der Welt und des 
menschlichen Geschlechtes eine Bestimmung liegen solL Aber 
eben so sehr wurden wir, glaub* ich, die Bedeutung des Men- 
schen und die Freiheit seines Willens verkennen, wenn wir in 
Allem, in dem einzelsten Detail, nur Prädestination zn erblicken 
wihnten. Der Verf. stellt p. 188 folgende Betraditnng an : „Man 
sagt, die Geschichte ist gerecht; sie ist es gegen die Principien, 
nimmenüehr gegen die Persönlichkeiten. Oder ist es Gerech- 
tigkeit, dass die Grösse Alexanders Ton seinem Geschlecht mit 
grasslichem und schmachvollem Untergange hat gebässt werden 
müssen? Es ist ein schweres und erschütterndes Verhängnisse 
dM Schritt vor Schritt und mit kalter Consequenz das Königshaus 
dem unvermeidlichen Untergange eutgegenführt und es schul" 
dig werden lässig damit es irrend, strauchelnd und Vergeltung 
weckend desto gewisser sdn Ende fände. ^^^ — Eine Parallel- 
steile hierzu findet sich p.254 über den Tod der Oiympias: „Es 
ist erschütternd, wenn im Kampfe die Grösse der Grösse erliegt; 
wenn aber die letzten riesigen Gestalten einer grossen Zeit schon 
ermattet imd einsam irrend, Schuld auf sich häufend^ im Zorn 
des empörten Stolzes, mit Arglist und lauernder Klugheit um- 
garnt und zu Boden gerissen werden , dass sich ein kleineres Ge« 
schlecht, das göttliche Strafgericht vollendend, in ihre Beute 
theilt und in ihrem Schmucke prunkt, daim ist es als triebe das 



Droy^en^t Geichichte det HellenMinus. 

Schicksal Hohn mit der Grosse und ihrem Sturz. ^^ Von dem 
Morder Kassander heisst es p.257: ,, die Geschichte hat ihn zum 
Henker des königlichen Gesclilechtes ausersehen, '^ 

Nie und nimmermehr kann Ref. solclie Ansichten von der 
Geschichte theilen. Hahen uiclit auch Willensfreilieit und Zu- 
fall innerhalb derSchranken der Nothwendigkeit ihren Spielraum? 
Freilich verbannt der Verf. mit Recht das moraliische Element 
aus seiner Darstellung (s. besonders p. ül u. 79) ; sollen wir 
aber statt dessen einen blinden Fatalismus gelten lassen 1 Dann 
hört Alles auf; dann ist nicht nur jeder Mörder gerechtfertigt, 
und jeder Mord eine unvermjeidliche Nothwendigkeit ; sondern 
diese wird selbst in das gleichgiiltigste Thun und Treiben hin- 
eingesponnen , und der Mensch ist in letzter Instanz bei all sei- 
nem Wirken durch Wort und Thal nichts weiter als eine auto- 
matische Sprech' und iScAac Amaschine. Mögen wir in dem 
gegebenen Fall auch das zugeben, dass in dem Abtreten des 
königlichen Geschlechtes von dem welthistorischen Schauplatz 
überhaupt eine gewisse Nothwendigkeit liege: vrnsste es des- 
halb sammt und sonders, und grade in dieser Zeit, grade auf 
diese Weise, grade durch Kassander ermordet werden? Und 
wenn es einem „ Verhängnisse^^ nur darauf ankam, dass dasselbe 
ein sicheres Ende fände : hätte es diess nicht auf anderen We- 
gen eben so ToUkommen bewirken, hätte es nicht dieses oder 
jenes Individuum durch natiirlichen Tod oder durch Flucht dem 
Gedränge der Leidenschaften entrücken können, ohne durch 
^^schuldig werden lassen^'' die Anklage der Ungerechtigkeit zweck- 
los auf sich zu laden? Mich dünkt, der Verf. selbst begeht eine ' 
Ungerechtigkeit , indem er die höhere Waltiuig als Verhängnisse 
ohne dazu Vollmacht zu haben , als schuldig erscheinen lässt. 

Es fragt sich jedoch: Ist diese in den angeführten und eini- 
gen andern Stellen ausgesprochene Anwendung des Principes der 
geschichtlichen Nothwendigkeit eine bewusste, absichtliche? Ist 
fiie es, dann verfällt der Verf. mit sich selbst in WideilSpruuh; 
denn unendlich häufiger sehen wir die Erzählung ohne Rücksicht 
auf dergleichen Theoricen , ja im entgegengesetzten Sinne sich 
bewegen« So sagt der Verf. p. 257 von Kassander, dem Mörder 
derOlympias, derRoxane, des jungen Alexander: „stets wird 
seine Gesinnung gegen das Geschlecht Alexanders ... das Ge- 
fühl beleidigen»'^ Nach der Vergeitungstheone wäre es aber 
eigentlich dvLH Verhängniss ^ welches das Gefühl beleidigt^ und 
.Kassander nur dessen willenloses, unzureclinungsfahiges Werk- 
zeug; Den Zufall, sollte man meinen , müsse der Verf. gänzlich 
negiren; diess scheint sich auch durch die angeführte Stelle 
über die Logik der Geschichte zu bestätigen, als welche 
nämlich „rfe/i organischen Zusammenhang der Begebenhei" 
ten^^ aufdeckt, „Wie sonst nur Zufälligkeiten sein würden,** 
Und dennoch sagt der Verf. in der Vorrede (p« Xlil), in der 



10 G e t e h i h t e. 

Diadochenzeit werde ^, die Stelle ßllgemeiner Gedanken und 
grosser Motive durch Intriguen und Persönlichkeilen (liierin lie^ 
AiicrkeDiiiin^ der menschlichen Freiheit^ , durch Syimptome (^\ 
jinläese und ^ufä lligkeiien vertreten. ^^ Eben dieses Con- 
fliktes we^en, sind wir geneigt^ jene strengen Aeussemngen 
nicht als ein achtes Glaubcnsbekenntniss, sondern als eine 
1i|o8seUeberci]ung gelten zu tasseu* Hat nyn aber Herr Droysen 
in der That mehr gesagt, als er gewollt, so ist das nur durch 
nnwiilkiiriichc Gewöhnung an diePrincipien der griechischen Tra^ 
gödie, die denselben so lange beschäftigt, oder durch momentane 
Einwirkung der heutigen Construktion zu erklären, die Form und 
Wesen einer wahrhaft tiefgedachten Philosophie der Geschichte 
bewnsstlos, wie es scheint, zu untergraben und zu überbauen 
bemüht ist Sic ist es, welcfte das Princip der IN oth wendigkeit 
mit spitzflndiger Consequenz selbst In das geringfügigste Detail 
hineinzutreiben sich bemüht, und dabei, doch wohlweislich nur 
ri'ickwärts , auf Geschehenes bückend , aus dem blossen Geist, 
aus der absoluten Idee heraus diese Nothwendigkeit der ge* 
schichtlichen Gestaltungen entwickeln zu können vermeint. Aber 
warum hütet sie sich dann, auch vor^värts, in die Zukunft hin- 
ein zu constniircn, oder besser — Rad zu schlagen? — Weit 
entfernt, einer wahrhaften Philosophie der Gescliichte spöttelnd 
in den Weg zu treten, erkennen wir vielmehr ein Oben und Un- 
ten in der Gesammthcit der wissenschaftlichen Geistev<richtungen 
an. Das Materielle , Faktische bildet die niederen ,^ das Ideelle, 
Geistige die höheren Schichten. Aber eben deshalb , und weil 
das Obere doch nothwendig auf dem Unteren liegen muss, steht 
es fest, dass der Bau naturgemäss nur ein Aufbau von unten nach 
oben sein kann , und nicht umgekehrt ein Ilinunterbau von oben 
nach unten. Was ist das anders als ein Kopfstehen , ein Oberst- 
zu Unterstkehren? Das Vorgeben der heutigen Construktion be- 
ruht aber entweder auf Selbsttäuschung oder Betrug, indem sie, 
' gleiclmel ob unwillkürlich oder mit verborgener Absichtlichkeit, 
die Schichten jedenfalls auf einander legt, und so wirklich ton 
dem Faktum zur Idee aufsteigt, dann aber dem Einzuweilienden 
zunächst die obersten, und lüerauf erst, die Verhüllung weg- 
nehmend, die niederen Schichten weiset Die Philosophie der 
Geschichte ist für den menschlichen Geist nichts Gegebenes, Ab« 
solutes, sondern ein Gewonnenes, — r ein Resultat. 

Nun will Ich zwar nicht behaupten, dass Herr Droysen nicht 
da, M'o er. mehr philosophisch entwickelt und gliedert, nach Art 
des ächten Verfahrens^ vom Faktum selbst zum Gedanken sich 
erhebe, obgleich die Worte: „das Wesen der historischen Kunst 
ist, dass sie den Gedanken geschichtlicher Entwicklungen erkennt 
und in Beziehung auf ihn den Verlauf des äusserlich Faktischen 
begreift ^'^ leicht missgedeutet und in ilmen ein Anklang an die 
Phrasen der Coitötruktion herausgehört werden könnte.. Eben so 



Droysen's Geschichte iea HellenUmaf. 11 

wenig sag' ich, dass derselbe durchweg in allem Detail die Logik 
der Geschichte sehe. Dennoch sind vereinxelte, missliche Aeusse- 
rnngen und übereilte Räsonnements irohl hinreichend, um den 
Verf. vor den gefährlichen Lockungen der Sirene warnen zu dür- 
fen ; denn schon das blosse Entstehen jener Constniktion durch 
übelangebrachte Consequenz und durch Verwechselung des Aus- 
gangspunktes mit dem Zielpunkte, zeigt hinlänglich^ M'ie schwan- 
kend die Grenze zwischen ihr und dem ächten Verfahren ist 
Jedenfalls ist es, abgesehen Ton jener blos &isserlichen , trügeri- 
schen Umdrehung, wünschenswerth, wenn der Historiker sich 
darauf beschränkt, nur in den Ilauptmomenten der Entwicklung die 
Stadien der Nothwendigkeit nachzuweisen, bei dem Detail aber 
einem Jeden es überlässt ^ ob er darin ebenfalls Nothwendigkeit 
und Prädestination , oder Freiheit des Thuns und Zufall erken- 
nen will ; denn ein Geschichtswerk darf wohl eben so wenig ein 
systematisches Lehrbuch philosophischer oder theologischer Theo- 
rieen,^ ziunal scharf bestrittener, als eine Mustersammlung 
moralisirender Anekdoten sein. Ueberdiess verhält es sich mit 
einem Principe fast wie mit einem schönen poetischen Vergleich; 
durch minuciöses Eingehen auf das Detail ^ durch endloses Con- 
sequenzenziehen , wird die ursprüngliche Wahrhaftigkeit Beider 
nur getrübt und verwischt^ und die scheinbare Consequenz selbst 
gleichsam zur Inconsequenz. Das, dünkt mich, ist auch der 
Fall bei Herrn Droysen. Doch genug hiervon ; ich verlasse scheu 
und eilig dieses Feld der Betrachtung,, das zu betreten ich 
wider Willen mich bequemen musste. 

Wir Kprachen schon oben von der Anordnung des Stoffes 
nach Massen oder Stadien. Etwas Anderes ist die Anordnung 
desselben nach seinen Einzelheiten. Wie jene mehr ein Moment 
der Auffassung^ so ist diese mehr ein Moment der Darstellung, 
und für die Diadochenzcit fast noch grösseren Schwierigkeiten 
unterworfen, als jene. Mit Recht sagt der Verf. (Vorrede p. XII) : 
,^ Es würde die höchste Kunst fordern, so vielfach sich kreuzende 
und an verschiedenen Punkten zugleich arbeitende Verhältnisse 
zu einem überschaulichen Bilde zu vereinigen, eine Schwierigkeit, 
die durch den Mangel und die Einseitigkeit der Nachrichten nur 
noch vergrössert wird/' Ungeachtet der löblichen Bescheiden- 
heit in den hierauf folgenden Worten, muss man bekennen, dass 
dem Verf. auch diese Art von Disposition gelungen ist Damit 
soll indessen nicht gesagt sein, dass nicht in vielen Stücken eine 
andere und dennoch eben so gute Anordnung denkbar sei, gleich- 
wie ein Gedanke auf mehrfache Weise gleich schön ausgedrückt 
werden kann ; In einigen bleibt sogar Manches zu wünschen 
übrig. Ich will hier nur auf ein Paar Mängel aufmerksam machen. 

Als Antipater wider den Wunsch der Eurydice zum lleichs- 
vcrweser ernannt worden, aber bei Triparadisus den Macedo- 
uiern die jschou von Alexander versprochenen Belohnungen aus- 



12 Getfehieht«. 

zuzahlen sich weigerte; da kam es nicht ohne Betrieb der 
Köniein zu cineni' förmlichen Aufstände; diese hielt selbst Tor 
den Tnippen eine Rede. Nun sagt der Verf. (p. 144): ^^sic be- 
schuldigte Aiitipater^ dass er ebenso geizig wie fahrlässig sei, 
das« er die 800 Talente^ welche Perdikkas in lynis nieder- 
gelegt, nicht Jn Sicherheit gebracht habe u. s. w.^^ Diess muss 
jedem in dem Detail nicht Tollkommcn bewanderten Leser unver- 
ständlich sein ; denn über die Begebenheit, worauf sich die Worte 
beziehen sollen, findet man in dem Vorhergehenden nicht die ge- 
ringste Andeutung; und erst p. löß komipt die Erzählung-, dass 
Aes Perdikkas Schwager Attalus Ton Pelusium her in 1 yrus ge- 
landet sei, und sich jenes Schatzes bemächtigt habe (hierzu fehlt 
übrigens das unentbehrliche Citat: Dlod. XVIII. 37 und N. 14 
muss Arrian p. 72 statt p. 82 gelesen werden). Diess Ereigniss 
hätte also füglich ror den Vorgängen bei Triparadisus berichtet 
werden müssen, wie diess auch von Seiten Diodörs geschehen 
ist ; oder schien das dem Verf. nicht räthlich , so hatte minde- 
' stens dieser Zug in der Rede der Eurydice ganz aufgeopfert wer- 
den sollen; um so melur, als dieselbe sich, so viel ich weiss, bei 
keinem Schriftsteller findet, sondern von Herrn Droysen, obgleich 
allerdings nicht ohne Takt, ihrem Inhalte nach ergänzt worden 
ist. Diodor (XVIII, 33) xmd Arrian (ap. Phot. p. 71. 0. 8, nicht 
p. 70, wie Herr Dr. citirt)' deuten sie nur an; jener durch die 
Worte: xatikaßs (sc. Antipater) rrjv EvQvdlxriv ötaatd^ov' 
Öav^ nal tovg MaKtöovag nnakkorgiovöav ano xov^Avti- 
xdzQov'j dieser oder vielmehr Photius , indem er sagt: xa\ dij^ 
lifiyoQBi EvQvbiHri %ttx aurovy tov ygafiaaTBCjg^AöxXrjmO' 
dagov varjQBtrjOctfiivov ra Xoycp. Ucbcrhaupt erweitert hier 
der Verf. seine Quellen durch Detaillinmg im Sinne der Personen 
und Begebenheiten, — ein von demselben sehr haulig angewand- 
tes künstlerisches Verfahren , dessen Hauptmoment Eruirung be- 
stimmter Thatsachen aius allgemeinen Andeutungen ist, und das 
bei äusserster Treue und Prüfung zwar oft mit einem giücklicheiu 
Erfolg verknüpft sein kann, dennoch aber auch zuweilen der Ge- 
fahr des Misslingens ausgesetzt ist. Für Beides liefert die Dar- 
stellung der beriihrten Vorgänge Belege; denn, weun wir jenen 
Zug der Rede nicht billigen können , so zeigt sich dagegen die 
Kuns^ von ihrer giiicklichen Seite in den Worten (p. 145): oJm- 
mer wilder tobte die Versammlung: nicht eher würden sie den 
Feldherrn vom Platze lassen , als bis er Geld schaffe , sidi recht- 
fertige; und könne er es nicht, so würden sie ilm steinigen.^^ 
Davon findet sich nichts in den Quellen , und dennoch darf man 
es vollkommen als geschichtlich anerkennen ; es ist im Sinne der 
Thatsachen; dergleichen muss vorgefallen sein; und die einzig 
hervorstechende Drohung, Antipater zu steinigen, knüpft sich 
wirklich an eine allgemeine Andeutung bei Polyänus (IV> 6, 4): 
'Avxifovog^AvzlzctzQOv hivSvvsv6.ovtu xatuXBV69'^vai> V9c6 



* DroTäeu*i Gcsclilcbte ilct Hellcnmniw. IS 

MaxtSov&v^ iömöB; wozu Arrian (p. 11. 0. 10): aal ^iiftm^o- 
3iig *JvtinatQog t^<? ö^ay^g. — So viel ein für alle Mal über 
diefis Yerüalireii des Verfassers. 

Die Sclnviengkeit der Anordnung zeigt sich femer bei den 
Schicksalen der Kynahe. Ihr kriegerischer Aiiszng ans Macedo- 
nien und ihr Kampf mit Antipaters Tmppen (übrigens eine sehr 
mysteriöse Begebenheit) ist p. 110^ Ihr Sdbrcksai in Asien p. 111 
erzählt; die Kunde von demselben bringt der fliichtige Antig^nui 
ins macedonische Lager zn Antipater p. 111^ Dessen ungeachtet 
lesen wir schon p. 08 von der Expedition des Antipater undKra? 
terus gegen die Aetolier, welclie später fallt als der Auszug Ky-r 
nanens ans Macedonien^ und wälirend dieser Expedition sehen wir 
schon p. 09 den Flüchtling Antigonus im Lager erscheinen. 

In Bezug auf die eigentliche Darstellung , die sich im Oan« 
zen mit grosser Leichtigkeit bewegt, haben wir hauptsächlich drei 
Puncte zu betrachten, nämlich die Schiiderungen 1) von Crestn^ 
nungen^ Meinungen j Betrachtungen der handelnden Personen; 
2) von Charakteren sowohl der persönlichen als der Völker -In- 
diriduen; 3) von Ereignissen, — Hier hängt Vieles mit der 
Auifassiuig zusammen. -^ In den Schilderungen der ersten Art 
macht sich ein gewisses rhetorisches Element geltend ; deim der 
Verf. flicht zwar nicht gerade seitenlange Reden ein, aber er 
pflegt die zu bezeichnenden Ansichten der handelnden und lei- 
denden Personen- diesen selbst auf direkte oder häuflger auf An^ 
direkte Weise in den Mund zu legen. Offenbar geht diess Ele- 
ment nicht aus einer falschen Vorliebe für oratorische Floskeln, 
sondern bloss aus dem Bestreben nach Anschaulichkeit hervor« 
In der lliat, jeder einzehie historische Verlauf gewinnt dadurch 
das Ansehn eines farbenreichen Bildes, einer dramatischen Scene, 
und das Ganze einen so frischen Anstrich, einen so lebendigen 
Charakter, dass es in dem Leser ein mehr als gewöhnliches In-* 
teresse erregt. Doch dürfen wir die Gefahren nicht übersehen, 
welche dem Autor bei Beschaffung dieses rhetorischen Elementes 
entgegentreten. Einmal knüpft es sich an jenen oben beriihrteii 
Enürungs- und Erganzungs - Process und auf dessen Schwierig- 
keiten haben wir schon aufmerksam gemacht. Andrerseits sucht 
es die in den Quellen vorgefundenen oratorischen Ausführungen 
und Ueberbleibsel aufzunehmen und zu verarbeiten ; hierbei aber 
ist das Missliche diess, dass die Primärschriftsteller einer Zeit 
angehören, wo Reden, gleichviel wess Inhaltes, als nothwendiger 
Schmuck erschienen, und deshalb die Geschichte überhaupt non 
tam historico quam oratorio genere geschrieben wurde; und es 
bedarf also der höchsten Vorsicht. Den Verf. scilieiut jedoch die 
Neigung zur Belebung des Stoffes zu weit geführt, und derselbe 
auch solclie Stücke aufgenommen zu haben , die vor der Kritik 
nicht wolü bestehen können. Doch eben weil diess, als von der 
Prüfung der Quellen abhängig, vor jenes Forum gehört, versparen 



14^ G^tehichle. 

wir die' nähere ErSrtemng dieses Functes für den «weiten Ab- 
•chiiitt Jedenfaib aber acheiot es mir eher yorthelihaft ala 
nachtheilig, das rhetorische Element lu beschranken , und höchr 
Mn% da anzuwenden, wo eine Täuschung; unmöglich, wo der In- 
halt der Rede oder des Redens durch die Yerhätnisse selbst be- 
dingt, und durch positive Hinweisungen bestimmt ist. Wo dage* 
gen die Ansicht über den Uhalt nur irgend schwanken könnte, da 
musrdcr Historiker ohne Wieit^yres entsagen, damit nicht vielleicht 
eigene Täuschwig, durch die Rhetorik in eine gefällige Form ein- 
gskieüdet, in den Leser übergehe und ak positive Wahrheit gelte. 
Darum thut auch wohl der lUstoriker besser, Gesinnungen, Mei- 
nungen, Ueberlcgungen lieber in einer allgemeinen Form objecti- 
Ter llefleiLion, als in directer oder indirecter Rede vorzuführen. 
Herm Droysen's Werk selbst giebt hierzu Belege. Ich verweise 
nur auf die Darstellung der Verschwörung gegen Eumenes p. 297« 
Der Anschlag wird dem Feldherm kurz vor der Schlacht, die sein 
. Schicksal entschied, verrathen ; er befindet sich in der schwierig- 
sten Lage und weiss keinen Rath« Nachdem er seine Papiere 
Temichtct, „überlegte er, sagt der Verf., mit seinen Freunden^ 
was zu thnn sei. Sollte er in Vertrauen auf seine jetzige Gimst 
bei den Tnippen offenbar gegen die Verschwornen auftreten? •... 
Sollte er selbst mit Antigonns ins Geheim unterhandeln und ihm 

den Sieg in die Hände spielen? Sollte er entfliehen. •••? 

' . • • . Eumenes fasste • . • • keinen Entschluss , . • • . vielleicht dasa 
der Sieg ihm neue Kraft gewährte ^ vielleicht, dass die Verräther 
sein sieggekröntes Haupt scheueten , vielleicht dass der Ausgang 
des einen Tages, dass ein Zufall (ecce ! ) Alles waudelte.^^ Herr 
Dr. hat kein Citat zu diesen Vorgängen« Eine kiurze Andeutung 
der Berathschiagung findet sich aber nur bei Plutarch Eum. c. 162 
ißovXBvsvo f^v vixriv. nagiivat, xolg Ivavtloig , ^ ifv^dv diä 
Mfidiag xai *JiQfiBvlag ifj^ßttXslv tlg Kanxadoxlav» Diodor da- 
gegen erwähnt nicht einmal der Verschwörung, und auch ComeL 
Eum. c. 10 nur sehr flüchtig. Offenbar hat also der Verf. nur 
die Steile Flutarchs im Auge gehabt und dieselbe durch sein 
Ergänzungsverfahren zu der vorliegenden Gestalt erweitert. Wii? 
wenden Michts dagegen ein, weil eben hier der Verf. sich keiner 
directen, sondern einer allgemeinen reflektirenden Form bedient, 
die jederzeit wenigstens den Ruf der Treue und Wahrheitsliebe 
sichert, auch selbst wenn die Quellen keine Ausführungen geben. 
Mur schade, dass diese Form bei Herm Dr. im Ganzen durch das 
Uebergewlcht des Oratorischen zu sehr in dem Hintergrunde er- 
scheint. Ihr hätte derselbe auch noch aus einem anderen Gnmde 
den Vorzug geben sollen , der hier, wo wir von der Darstellung 
reden, besonders in Betracht kommt. Sie darf sich nämlich weit 
freier, ungenlrter bewegen als die oratorische Form , bei der iiiir 
unbedingte Ansprüche auf Schönheit, Walil des Ausdrucks und 
Abnmdung macheu. Zwar besitzt der Verf. die Kunst der Dar- 



DroyfeD*t Getcbiclite det HollonUrnnt. ]& 

«telinng: in nicht g^erin^em Masse; dennoch stossen nns snweileD 
oratorlschc StVicke auf» die sie nicht bewahren. In der indireet 
abgeführten Rede des Demetrius an das Heer vor der Schlacht 
tiei Gaza (p. 309) wiederholen sich z. B. dieselben Wörter nnd 
Redensarten auf einem Räume von 5 Zeilen und ohne grade scharf 
markirte Gedanken zu bezeichnen^ so zum Ucberdrnss, dass man 
die ganze Rede lieber entbehrt haben wurde. ,^Je grösser dea 
Feindes Macht, soll Demetriiis gesagt haben, desto schöner "mirde 
der Ruhm sein, ihn zu bewältigen ; je berilhmter die Führer de» 
feindlichen Hci^Te»^^,. desto schöner sein des Jiinglings i?i»Af/i,> 
sie XU überwältigen; er wolle nichts, als den Buhm vl* s. w.^* 
Und dieser gedehnten Rhetorik liegen, so viel ich weiss und der 
Yerf. errathen lässt, obgleich das Citat nicht gegeben ist, nur die 
Worte Diodors (XIX. 81) zu Grunde, aus denen wir bloss ein 
einziges bestimmtes Moment der Rede erkennen : Ermahnung und 
das Versprechen, dem Heere die Beute zu überlassen und es nach 
Verdienst mit Geschenken zu belohnen, •— ein Zug, den auch 
der Verf. natürlich nicht übergangen hat. 

In Folge dieses oratorfschen Elementes nehmen wir nun (für 
den Leser crgiebt es sich schon aus dem Mitgethciiten) eine 
durchgängige Erweiterung der Quellen oder des gegeikenen^ioi" 
fes wahr. — Jedes Ding hat atwei Seiten. Wir wollen des Vfs« 
Methode ihrem Wesen nach nicht bekämpfen; aber jeden ihrer 
Schritte rouss, abgesehen von dem kiinsticrisch bildenden Ele- 
mente, die äusserste Behtitsamkeit leiten ; denn hier liegen ver- 
deckte Abgründe neben reizenden Auen. 

Eine grosse Gewandtheit entwickelt der Verf. fn Auffassung 
«nd Darstellung von Charakteren. Ich will nicht behaupten, dasa 
sie stets und in allen Funkten gelangen; aber meist müssen wir 
Uns mit beiden einverstanden erklären« Die schwierigsten Indi- 
vidualit&ten der Diadochenzeit «ind wohl unstreitig Eamenes, An- 
tigonus, Demetriusund Ljsimachns, wenn gleich die Schwierig- 
keit aus ganz verschiedenen Gründen herrührt ; und grade sie hat 
der Verf., wie mir scheint, treffend und schön geschildert. Gern 
würdeich die bezüglichen Stellen, zugleich als Proben von des 
Verfs. Darstellungsknnst überhaupt, hier mittheilen, wenn der 
beschränkte Raum es nicht verböte. Ucber Eumenca verweise 
ich besonders auf p. 808 sqq. Von Antigonus, dem Antagonisten 
desselben, giebt der Verf. keine Charakteristik ex professo; doch 
ist er Hauptfigur, und aus der ganzen Erzählung leuchtet uns sein 
Bild in bestimmten Umrissen entgegen, lieber das Verhalten 
seiner Tendenz, das gesammte Alexanderreich für sich wieder- 
herzustellen, spricht der Verf. p. 459 psychologisch tief. Ueber 
Demetrius finden wir die hellsten Urthciie p. 432 sq. und p. <$29. 
Des Lysimachus Charakter ist hauptsachlich wegen der Mangel- 
haftigkeiten der Nachrichten über ihn äusserst schwer zu ergrün- 
den ; der Verf. versudit es p. 633. 



IG G e 8 e h i c h t c. 

Unter deu VölkcrcliaraktcreD der damaligen Zeit ist der her- 
Torstech endete — der hellenische^ iind zumal der der Athener; 
denn die ursprünglich marklrten Züge des macedonischen hegau- 
nen schon sich zu verwischen, und der morgeuländische erscheint 
zu sehr im Hintergrunde der Entwicklung^ um^ in der politischen 
Geschichte wenigstens, von irgend eigenthümlicher Bedeutung 
sein zu können. Deshalb lässt sich auch wohl der Verf. auf des athe- 
nischen Volkes Individualität am Ausführlidisten ein. D^ jedoch 
bei ilir die Auffassung und Dai;ptellung zu eng mit den Ergebnissen 
der Kritik verwebt ist, und von diesen allein ^ bei den in neueren 
Zeiten so vielfach angeregten und meist scharf entgegensteheiH 
den Ansichten, die Beurthei}ung abhängig gemacht werden muM : 
80 bleibt auch dieser Punkt dem zweiten Abschnitt vorbehalten. 

Die Ausführlichkeit des Details, welche der Verf. als ^noihr' 
wendig^'' erstreben zu müssen glaubte (p. XIII) , macht sich be-* 
sonders in der Schilderung eigentlicher Ereignisse geltend. Ist 
diese auch meist anziehend und anschaulich, so erkennen wir 
doch hier und da eine Ungleichartigkeit , welche durch die Aus* 
führlichkeit nur noch erhöht wird. So ist unter Andern die Dar- 
stellung der Seeschlacht von Cjpern p.^SS^ nach meiner Ansicht^ 
nicht gelungen, und zwar hier grade deshalb., weil sie sich zu 
genau an die Phrasen und Worte Diodors (XX. 51) anschliesst« 
IJeberdiess hat auch die Ausf iihrlichkeit ihre Grenzen ; geht sie 
über dieselben hhiaus, so treten — Wiederholungen ein. Schon 
bei der Auffassung wiesen wir deren in dem vorliegenden Werke 
nach ; auch in der einfachen Erzählung kommen sie vor. So ist, 
was der Verf. p.2n über die Absichten Polyspcrchons bei der 
Erlassung des Freiheitsdekretes an die griechischen Staaten sagt^ 
schon früher p. 193 sq. in gleicher Argumentation erörtert wor- 
den. Aehnliche Wiederholungen s. p.382* cl.p. 128 über die 
Lage Aegjptens; p.629 cl. p.432 sq. über Demetrius u. s. w. 

Diess führt uns auf die Bedingungen des Stjls ; denn bei ei- 
nem Schriftsteller, der, wie der Veif., sichtlich und mit Erfolg 
nach einer schönen, künstlerischen Darstellimg strebt, ist es 
wolil der Mühe werth, auch auf dasjenige aufmerksam zu machen, 
was , ohne mit der hfetorischen Wahrheit in innerer Verbindung 
zu stehen, nur die Gestalt ihres Auftretens betrifft. Wenn wir 
also in dem vorliegenden Werke einige Unebenheiten dieser Art 
hervorheben, so geschieht es nur, 'damit der Verf. neben der 
Anerkennung seines Talentes zugleich die Aufforderung finde, 
dasselbe zu immer grösserer Vollendung auszubilden. Diese Män- 
gel bestehen in Breiten des Periodenbaües z. B. p. 40, p* 193, 
wo durch den Mangel an Pracision zugleich ein Widerspruch ent- 
steht; p. 268; p. 341; p. 50?/ ; p.(iO:i), in Tautologieen (z.B. 
p. 21: auf dem Throne — , der nun verödet, der ohne Erben 
ist) , in überflüssigen Wörtern (p. 207 : mit lautem und frohem 
Jauchzen; p. 242 Z. 2 ein unnützes war, p. 402 Z. 2 ein über- 



Droysen^s Geschichte dei Hcllenismns« 17 

flüissiges 8te)^ in der Anhäufung gleich- oder Shnlieh -lautender 
Ausdrücke (p. 25; p. 29; p. 79; p. 86: des Treffens ... ein- 
treffen . . ir effhchen^, p. 200; p. 212; p. 240; p. 319; p. 40($; 
p.430; p.483; p.484; p.504; p.614sq.; p.019; p. 649 u. s. w.). 
Ferner finden sich störende Versetzungen, einzelner Wörter (z. B. 
p.Xll; p. 11; p. i;{8; p. 159; p. 403); ungewöhnliche^ typisch 
gewordene Ausdrücke und Redensarten, wie: des Genaueren sa- 
I gen, des Ausführlicheren roittheilen, des Näheren besprechen 
i (P* ^^' P* 217; p. 395 und unendlich öfter), seines Pianos einen 
; und den schwierigsten Theii ausführen (p. 58; ähnlich p. 200: 
des anvertrauten Schatzes einen Theil) , sich eilen statt beeilen 
(p. 283 und mehrfach). Genaueres untersuchen statt: etwas ge- 
nauer untersuchen (p> 447 n.35)^ die offenbare See für die offne 
See (p. 474 und öfter). Zuweilen zeigt sich eine verfehlte Wahl 
im Ausdnick (p. 153 n. 8; p.l54 n. 11; p. 314 sq.: die Verhält- 
i nisse ... zu ändern, wäre . . . Aufenthalt gew^en) ; auch kommen 
^ Verstösse gegen die Grammatik vor. AufPallend sind noch be- 
sonders folgende Stellen: p.70 n. 35: znmBeiintt bewegt ; p.84: 
langweilt; p. 250: die Sache Olympias (als Genitiv, eben so 
p. 251 ; p. 254 u. a. a. 0.) ; p. 291 : von jenen Nachrichten ermu- 
> thigt statt: durch jene; p. 312: an ihre Steile schieben (geht 
auf ein Neutrum: i/a« Bedeutende) ; p. 319: als Geissei statt: 
Geissein (kommt öfter vor); p. 369: erwartete man sich; p.400: 
begründet sich auf; p.420: eifersüchtig und verbissen {!); p.501 
n.69: gedäuchtet; p. 567: alle Schiffsherr/i (so zieht der Verf. 
mehrmals den Plural von Herr zusammen, während derselbe um- 
gekehrt in den Dativ. Sing, öfters ein e einschiebt z. B. p. 380); 
p. 627: uegoctVtcn; p. 677 na^mhaft u. s.w.; dann erscheint 
zuweilen im Sinne von da z. B. p.81, p. 196. Zuweilen kommen 
mitten in der Darstellung Vergleiche vor , in denen eine Art von 
Prolepsis liegt, so dass die Objektivität darunter leidet. So wird 
Dcmetrius mit einem Sultan verglichen (p.432 p. 660)9 ^^id das 
macedonische Heer mit den Prätorianern (p. 36). 

Nach diesem allen dürfen wir behaupten, dass der Verf. wohl 
etwas zu wortreich ist , und sich nicht genug vor Uebereilungen 
gehütet hat. Wie kleinlich nun auch eine Aufzählung derselben 
scheinen mag, so hat diese Art von Flüchtigkeit im Ausdruck 
doch mitunter ernstere Folgen, als der Verf. selbst vielleicht 
glaubt, indem sie denselben mit den Verhältnissen in Conflikt 
bringt. Herr Dr. beschreibt p. 176 die Schlacht bei Kretopolis. 
Eben erliegen die Perdlkkaner; sie fliehen oder ergeben sich: 
da heisst es plötzlich, nach einem Zwischensatz von anderthalb 
Zeilen: „Alketas war südwärts geflohen und hatte sich in die 
Stadt Termessus geworfen^ welche etwa 4 Tagemärsche süd- 
wärts u. s. w.^^ In einem Moment sehen wir also denselben 16 
Meilen, vom Schlachtfelde entfernt! Es sollte wohl heissen: AI- 
ketas^o^ . . . und warf. — Ueber des Enmenes EinfaU in Phör 

iV. Jahrb. /. PUl. u. Paed. od. Krtt. JB^M. Bd. XIX. Bfft' 1* 2 



18 Geschichte« 

ntclen im Jahr 318 lesen wir p.201 : ^^Nur durch denBei^itz einer 
bedeutenden Seemacht {glaubte er . . . seine unmittelbare Verbin- 
dung mit Macedonien herstellen • . • zu können, ^^ Man kann 
aber nicht sagen , dass Eumenes früher mit Macedonien in un- 
mittelbarer Verbindung gestanden ; Tieileicht hatte der Verf. das 
"Wort bewerkstelligen im Sinn. — Nachdem Demetrius 294 ma- 
cedonischer König geworden\, heisst es p. 583 : ^ Je tiefer Mace- 
donien unter der Herrschaft dreier Knaben gesunken sein und sich 
erniedrigt fühlen musste, desto freier und stolzer konnte es mm 
sich erheben unter dem Scepter des Helden von Cypern .... dem 
sein Vater die gerechten Ansprüche auf das Reich Alexanders 
vererbt halte,^^ Wer diese Stelle nur zufällig aufschlägt und 
ohne des Verf. 's wahre Ansichten zu kennen, miisste in derThat 
an demselben iite werden. Wir verstehen wohl: da^ soll nur im 
Sinne dc^ zu Demetrius Gunsten rasonnirenden Macedonier gesagt 
sein ; aber dann hatte es mindestens eines habe statt hatte , und 
eines Zusatzes bedurfE^ als z.B. wie die Macedonier jetzt mein- 
ten. Aehnliches werde ich später berühren. Ein Gnind mehr 
aber, weshalb ich über diese Mängel mit einiger Ausführlichkeit 
gesprochen, ist die Wahrnehmung, dass durch sie meine Aus- 
legung jener verhän^niss'^Men Stellen über Schicksal, Nothwen- 
digkeit und Prädestination , eine. Bestätigung erhält; denn man 
sieht offenbar: es fluthen dem Verf. die Gedanken entgegen, und 
deshalb drängen sich in Eile die Worte hervor. 

Nachdem wir anerkannt, dass der Verf. in dem einen Mo- 
ment der Geschichtschreibung, in der Verarbeitung des Stoffes 
zu einem wissenschaftlichen Kunstprodukt ^ nach ihren drei we- 
Bentiichsten Richtungen hin, ungeachtet mancher Mängel, kein 
gewöhnliches Talent entfaltet: so fragt es sich jetzt: Liegt die- 
ser Auffassung, Anordnung imd Darstellung auch eine richtige 
Würdigung der Nachrichten und ihrer Quellen zu Grunde ? Und 
80 komhien wir auf die andere Bedingimg der Historiographie, in 
Bezug auf Sammlung und Sichtung des Materials. 

n. Kritik. 

VHe denkt Herr Droysen über Kritik und ihr Verhältniss 
zur Auffassung? Wenn derselbe in der Vorrede (p. XI) sagt: 
„ das Beschaffen des Materials and jene Art von Kritik, die den 
Baustoff von Schmus und Mörtel säubert, gilt vielen, nament- 
lich philologischen Männern für das Wesentlichste^: so scheint 
hierin, wenn nicht eine Geringschätzung der Kritik, doch eine 
Verkcnnung ihres eigenthiimHchen Standpimktes zu liegen ; und 
diess wird, wenn ich nicht irre, durch die einleitenden Worte 
zur ersten Beilage (p.667) bestätigt Ihre Fassung ist der Art, 
dass es den Attschein gewinnt , als ob der Verf. sich zur Kritik 
der Quellen bequemt, ohne darin ein wesentliches Bedürifniss zu 
erkcamea^ ohne von flirer Nothwendigkeit äberaeugt zu sein; 



Droytea^s Geidiichte d«i HflEUeniimaf • 19 

vielmehr blos deswegen, weil die Zeit es nun doch einmal lo 
verlange. ,,Es wird, sagt derselbe, in unserer Zeit mehr als je 
darauf geachtet^ welchen Werth die Quellen haben, auf denen 
eine geschichtliche Darstellung beruht; die Wissenschaft ist lu- 
dringlicher geworden, sie begnügt sich nicht mehr mit dem, was 
Jahrhunderte hindurch als Geschichte, als fable convenue ge- 
golten hat ; sie taill an die objclctive Wahrheit der Thatsache, 
und wo sie verzweifeln muss diese su gewinnen, bemüht sie sich 
mindestens, über die StandpUnlcte oder Richtungen, durch die 
die Ueberlieferungen Einseitigkeit und Irrthumlichkeit erhalten 
haben , ins Klare zu kommen. In der Kritik der Quellen eueht 
man die wesentliche Grundlage geschichtlicher Wahi^eit und 
Unpartheilichkeit. ^^ In der That so kalt und ohne irgend einen 
billigenden Zusatz, sollte man meinen, könne nur der sprechen, 
welcher wider Willen etwas berührt, aber es doch berühren 
mu88. Icli könnte wünschen , die Worte missverstanden zu ha- 
ben; wenn das aber nicht der Fall ist, so möge der Yerfl recht 
bald zu einer anderen Ucberzeugung gelangen. Je umfassender 
dessen Talent, das nur Verblendung iSugnenkann, um so inni- 
ger , herzlicher ist grade unser W\msch , dass es , auch so schon 
jederzeit willkommen, sich mehr und mehr die Wichtigkeit des 
kritischen Momentes veranschauliche und seine gewandte Tha- 
tigkeit ihm zuwende, damit wir um so freudiger und gespannter 
fernerer Leistungen harren können. 

Gern stimmen wir ein, wenn Herr Dr. sagt (p. XII): „Die 
hiiütorische Kunst hat eine ungleich höhere Aufgabe ^^ als, „die 
alten Werkstücke wieder an einander zu fugen und die geschicht- 
liche Darstellung eine Mosaik von übersetzten Stellen der alten 
Autoren sein zu lassen '^ ; und wenn derselbe behauptet (1. c.) : 
„Kritik und Gelehrsamkeit sind nur ihre Technik; ihr Wesen 
ist, dass sie den Gedanken geschichtlicher Entwicklungen er- 
kennt ^^ Ist diess nun aber auch die höhere Aufgabe, und die 
Kritik nur eine niedere^ so entscheidet diess doch Nichts über 
die Wesentlichkeit der Letzteren. Das ist eben der unheilvolle 
Keim jener behaglichen und wohigefUligen Selbstgenügsamkeit 
der geistreichen Richtung, jener Geringschätzung gegen dai 
Streben der Kritik, dass man zwei Begriffe von der entschieden- 
sten Verschiedenheit unbegreiflicher Weise verwechselt : absolu^ 
ten Werth und Nothwendigkeit. Wer wird als unwesentlich dea 
unteren Stein im Bau aus seinen Fugen reissenl Den Ring, der 
eine goldene Kette trägt, zersprengen, weil ex von Eisen istf 
den Bedürfnissen des Körpers trotzen, weil der Geist höher 
steht? Ja soll Eines nothwendiger sein als das Andere, so ist et 
eher der untere Stein, ohne den der obere, der eiserne Ring:» 
ohne welchen die Kette stürzt, die Befriedigung der Bedürfnisse, 
ohne die keine Tliätigkeit des Geistes, die Kritik des Stoffes, 
ohne welche kern Erfassen des Wesens möglich ist Wir gab«9 

2* 



tO Cr e • c li 1 i: h t to« 

CS schon früher zu: die Idee ist über dem Faktum, aber eben 
deshalb nicht ohne dasselbe; das Abstracte hat nur dann einen 
höheren Werth als das Concrete, wenn es mit diesem verbunden, 
und nicht isolirt dasteht. Jederzeit wird da, wo die ideelle 
Richtunj^ auf Kosten der positiven ein extremes Ueberge wicht 
erlangt, Verflüchtigung das charakteristische Merkmai sein, 
gleichviel, ob es sich von einem Zeitraum überhaupt, oder von ei- 
ner bestirnrnten Wissenschaft, oder von einem einzelnen Indivi- 
dsum handelt. 

Wer zur Wahrheit der Idee aufsteigen will , muss von der 
Wahrheit des Faktums ausgehen; die Erforschung der faktischen 
W-ahrheit aber basirt sich auf die Prüfung der Quellen , diese ist 
die erste Funktion der Kritik, und somit die Kritik selbst — der 
Nerv der Geschichtschreibung. 

Je offener Ref. gesteht, auch seinerseits den Mangel einer 
^nellenuntersuchung bei Herrn Droysen^s früherem Werke mit 
Bedanern wahrgenommen zu haben, um so freudiger begrüsst er 
den Inhalt der ersten Beilage bei dem vorliegenden, welche ^^über 
-die Quellen zur Geschichte der Diadochen^^ handelt. Wie auch 
das Urtheil über sie ausfalle: unbedingt bezeichnet ihre Erschei- 
nung an sich schon einen Fortschritt; denn obgleich der Verf. 
selbst, auf sein früheres Werk hinweisend, jetzt jenen Mangel 
als einen absichtlichen gelten lassen vnll, indem er sagt (p. Xlll), 
^^nach St, Crois's umsichtiger Arbeit^^ habe er sich damals eine 
Kritik der Quellen ^sparen^^ können : so erscheint mir doch die- 
ser Grund als gesucht, da, auch nach jenes Gelehrten Leistungen, 
eine Menge von Bemerkungen nicht überflüssig gewesen sein wür- 
den. Meinerseits sehe ich den eigentlichen Grund darin, das» 
der Verf. damals eine solche Arbeit noch nicht einmal als 

_ • 

eine Forderung der Zeity viel weniger als eine Forderung der 
Wissenschaft an sich , erkannt habe. 

Herr Droysen führt ims in jener Beilage die vorhandenen 
Schriftsteller über die Diadochenzeit einzeln vor, namentlich 
Diodor^ Arrian, Justin, Plutarch, Folyän,« Fausanias, Appian, 
Cornelius Nepos und Memnon von Heraklea, und sucht die Frage 
zu beantworten, woher ihre Nachrichten stammen, und von wel- 
chen persönlichen Fähigkeiten sie selbst waren. Hierbei kamen 
demselben besonders die Untersuchungen von Heyne über Dio- 
dor imd von Heeren über Flutarch zu Statten, die jedoch nach 
meiner Ansicht viel zu sehr auf der Oberfläche sich halten, um 
für gpecielle Forschungen über einen bestimmten Zeitraum von 
frossem Gewicht sein zu können. Ob von dem Verf. auch Hee- 
rens Arbeit überTrogus Fompejus, die vielleicht imter den Dreien 
noch die meiste Bedeutung haben möchte, benutzt sei, muss 
unentschieden bleiben ; wenigstens führt derselbe sie nicht an. 
Ausserdem sind ausdrücklich einige spocieUere Schriften zuRathe 
gelogen vord^* 



Droysen^i Geicbichte dei H«IlBiil8ninfi. 21 

Indem ich die Fra^€ von den^ kritisckeii Ergebnissen und die* 
dahin gehöri^n Einwurfe auf die Ton ihrer Anwendung auf das 
vorhandene Material verspare , will ich hier nur einige literar- 
historische Punkte berühren, die mehr ein isohrtes Interesse dar- 
bieten. — D^ Verf. muthmasst über Ilieronymus von Kardia, 
(p. 670) r dass der Titel seines Werkes ahnlieh dem. des Nym- 
phis gewesen sei: ütsgVy^Xs^ivdgov xal xav ^iaS6x(xw Tuclaict^ 
yovav. Ich hatte in meiner Schrift de fontib. veter. auctor. in, 
enarrandis cxped. a' Gallis in Maced. atque Graeciam siisccpt^ 
Berol. 1834 p.25wsqq. das bekannte Citat de$Dionysiu9.vonHalik*. 
^us der sehr gewöhnlichen Verwechselung der Ausdrücke Epigo- 
nen und Diadochen erklärt, und die Ansicht aufgestellt, Hiero-^ 
nymus habe eigentlich nur die Diadochengeschichte uhifasst«. 
Nach einer nochnialigen Prüfung glaube ich jetzt der Meinung: 
de^ Ilesrn Dr. den Vorzug der grösseren Wahrscheinlichkeit ge- 
ben zu müssen. Das Leben wenigstens einiger Epigonen , wie- 
des Denuetrius Kassander, Ptolemäus Keraunus greift so sehr in ' 
die Geschichte der Diadochcn selbst hinein, dass es wohl in je-^ 
ncm Werke behandelt werden musste. Meine Argumentation 
wird dadurch nur in einer einzelnen Richtung modificirt, erleidet 
aber im Wesentlichen keine Aenderung. In das Werk des Hie- 
ronymus war allerdings nach meiner Meinung (L c. p. 27}} auch' 
die Geschichte desPyi'rhus hineingearbeitet; wenn aber der Verf. 
p. 611 mit alleiniger Berufung auf meine Schrift, Sc^vin's Ver- 
muthung verwirft, so mnss ich was mith betrüft dagegen prote- 
stiren; denn weit davon entfernt, sie als ^^durchaus unstatthaft^^ 
gelten lassen zu wollen, theilte ich sieblos als eine abweichende,, 
aber darum nicht unmögliche Annahme mit. — Ueber des Dnris 
May^hSoviTcä^ ^Ekkrivma und löxoglai sagt der Verf. p..671v dasa. 
man tiwhl annehmen dürfe ^ sie seien dasselbe Werk.. Wom 
diese Unbestimmtheit? Es kann nicht leicht eine Sache fester 
stehen wie diese. Schon Vossius (I. 15 p. 9G sqc}.) hat sie ziur 
höchsten Wahrscheinlichkeit gebracht; und wenn auchWesseling 
und Heyne schwankten , Grauert sogar entschieden dagegen auf- 
trat: so glaube ich sie doch durch mehrfache indirekte Beweis- 
führung zur Gewissheit erhoben zn haben (1. c. p. 17 sqq.) ;. ja 
aus des Verf.'s eigener Znsammenstelhmg der Fragmente geht 
augenscheinlich dasselbe hervor ; denn die verschiedenen Benen-^ 
nungen des Werkes bei Athenäum beweisen deshalb. Nichts, weil 
die AUen mcht mit moderner Genauigkeit citirten. (Bei dieser 
Gelegenheii^ ist des Verl's. unlogischer Ausdruck : „Diodor nennt 
ihn riJQ tav ^EXL lövog. l^oi^Jöttto dgx^v^^ zu berichtigen). — 
Dass Menodbtus mcht über die Anfänge des achäischen Bunde» ^ 
hinauf gereicht, ist wohl so gewiss nicht, wie der Verf. meint; 
dass ihn also Diodor für die Diadochenzeit nicht benutzt habe, 
kann dadurch nicht erwiesen werden, wohl aber, wenn ich nicht 
irre^ durch die Argumentation) die ich (!• c. p.9) zu äbnUchem 



G e fchielit«. 

Zwedlce ^Itend gemacht. — Sehr eindringend Igt dagegen d!c 
ITntennchang tber Martya», die von der des Herrn Ritschi über 
densellycn Gegenstand (beide entstanden nnabhängig Ton einan* 
der) nnr in einigen Punkten abweicht. Der Verf. Termnthet, 
dtas in der Angabe des Suidas, Marsyas von Fella habe ^Axtiku 
.mchrieben, ein Fehler steclce vaiA*A6iatixit zu verstdien sei 
^•^1 sq.)« Diese wiürden dann eine Fortsetzung der MaKtSo^ 
9wd gewesen sein und die weiteren Züge Alexanders nach 331 
enthalten haben. NiditsdeStoweniger würde es feststehen, dass 
dieser iltere Marsyas dieDiadochenzeit nicht erreicht habe. Von 
dem jüngeren ist diess zwar zweifelhaft; doch habe ich aus dem 
Umstände, dass Diodor (XX. äO) einen Marsyas ohne unter- 
scheidenden Beisatz citirt, den Schluss gezogen, dass ihm einer 
ton beiden ganz unbekannt gewesen sein müsse (L c. p. 12) ; der 
Ton ihm citirte ist nan aber offenbar der Pelläer (Wesseling. ad 
Sfod. 1. c). 

Im Ganzen ISsst sich Ton Herrn Droysen's Forschung sagen, 
dass sie, ungeachtet mancher willkommenen Resultate in einzel- 
nen, meist literarhistorischen Punkten , wohl nicht erschöpfend 
genug durchgeführt wordea ist ; das Verfahren ist noch ein aus- 
ierlidies zu nennen. Doch durften wir auch nicht mehr erwar- 
ten, da der Verd selbst sagt (p.66S): „es kam nur darauf an, 
die Grundlage des Ganzen etnigermassen zu sichern'^, und da 
derselbe von der Quellenkritik überiiaupt, seiner Richtung ge- 
nilss, die Ansicht aufstellt (p.fll68): „diess ganze Verfiären, 
wdtläuftig und ungewiss wie es ist, gewihrt kaum ein anderes 
Resultat, als die Einsicht, dass hier die geschichtliche Wahr-- 
heit^ wenn man sie in der Richtigkeit der Angaben ^ der Cha- 
täkterschilderungen^ des Pragmatismus suchen wilij nicht viel 
fhehr als eine geltende Tradition ^ als ein nur ungefährer Um^ 
r'iss der Begebenheiten i«^." 

Freilich ist es eine Unmöglichkeit, da wo die Toibandenen 
Quellen, wie für die Zeit der Diadochen, nur sekundäre oder 
gar tertiäre sind , jede einzelne Notiz auf ihren Ursprung zurück- 
sftifuhren ; und durch grundlose Hypothesen den Mangel sicherer 
Angaben ersetzen , hicsse die Willkür in die Geschichte hinein- 
spieien und würde diese auf eine mehr negative Weise eben so 
Tenmstalten, als diess in Folge des Mangels an Quellenkritik auf 
positive Weise täglich geschieht, indem die Geschichtschreibung 
siiDh noch immer mit eineni gewaltigen Ballast von Lügen und 
Irrthumern uniherschleppt, und sie, als ob es kostbare Reliquien 
der Wahrheit wären, von einer Feder in die andere überliefert. 
Sicher ist die Schwierigkeit relativ; ein Feld, einEreigniss durch 
Glück oder Zufall geebneter, klarer als das andere. So viel 
steht aber fest, dass der Forscher durch eine tief eingehende 
Quellenkritik einen gewissen Takt gewinnt, die Richtungen und 
Gesichtspunkte gleidisam herauszi^ühlen, für die Namen oft nur 



Droyien'f Geachicbte des IlelleDitiiiu«. 1} 

Bczefclinnri^eii sind, und den Werth der Berichte im GrtDzen 
und im Besonderen au taxiren. Darum muss eine solche Unter- 
sucliung auch nothwendig der eigentlichen Bearbeitung Vorange- 
li^n , damit nicht durch Vorurtheil oder Irrthum Missiichcs un- 
liewusst in dieDarctelhing eipschlelche« Herr Droysen hat diess, 
wenn mich nicht Alles triigt, nicht beachtet;: die Abhandlung 
über die Quellen scheint erst nach rollend etem Gusse der Er- 
zählung selbst niedergeschriel^n , Ergebnis^s — nicht Grundlage 
zu sein. Nur so , wenigstens ist es erklärlich, weim wir gldch 
am Anfange des ersten Buches einen Curtiiis auf eine Weise be- 
nutzt üiidcn, wie wir sie mmmer billigen können. Der Verf. 
legt augenscheinlich demselben eine grosse Autorität bei;^ der 
bewanderte Leser wird Motivirnng erwarten. Nun ist aber in 
der Beilage, ein ganz beiläufiges Citat in dem Artikel über Pau- 
sanias (p.086) abgerechnet, Curtius gänzlich mit Stillschweigen 
übergangen ; — ohne Zweifel weil er zu den Geschichtschreibem 
Alexanders des Grossen, demnach in die Kategorie derjenigen 
Quellen geliört, deren Krkik dem ^erf. nach St« Croix*s Arbeit 
überflüssig erschien. Dann ist es aber ela Widerspruch, dass der 
Verf. dessen Urtheilen gradezu entgegen handelt. St Croix sagt 
treficnd (p. S5 ed. Paris. 1775) : „Ne r<^u$ons point k Quinte- 
Curce une brillante et f^conde Imagination , de la chaleur et un 
style pittoresque, des expressions dont la gra'ce et Tenergie sont 
difficiles k rendre dans les langues modernes. Les discours qu'il 
met dans la bouche des personnages introduits sur la scene, ne 
manquent jamais d'int^r^t , et sont quelquefois tr^s pathc^tiques. 
Ces qualit^s m^riteroient sans doute notre approbation dans un 
genre moins austdre que celui de rhistoire^ Quinte^Curce nou8 
avoue ingenument qu'il copie beauconp plus de faits quil tien 
er Ott ^ quil fiassure point les ehoses dont il do?de ; mais quHltia 
pu se rdsoudre ä supprimer ce qu'il a appris (Equidem plura tran- 
scribo quam credo, nam nee affirmare sustineo-de quibus dubito nee 
subducere quae accepi L. IX c.l). Apres un pareil aveu, ne 
doit'On pas sattendre de sa pari ä un monstrueus mdlange de 
JfaUes et de verites ? ^^ Nun stellt derselbe die jetzt wohl allge- 
mein gebilligte Meinung auf, Curtius Hauptqueüte sei der be- 
rüchtigte Clitarch gewesen, weiset die gräuliche Vernachlässi- 
gung der Fakta, der Chronologie, des geographifiichea Detaila 
nach, und fahrt fort (p..ä7)>: „Ajoutea k tont celä, les recit» 
fabuleux et esageres, qui sont si familiers a Quinte - Ciurce ; il 
sera pour lors diffbeile de ne pas convenir qftaucun auteur de 
tantiquite fiesige autant que oet ecrivain d'etre lu avec pre-^ 
caution, et qu'on ne saucoit ^tretrop en garde contre les Char- 
mes d& sa dietion, Son tt^oignage ne doit done avoir qu une 
autorite trds limitee^ et ne peut entrer en cQmparaison avec celui 
des autres historiens d' Alexandre, et principalement a?ec celui 
d'Avrien« '^ 



2i Getchlchle. 

St C^oix hat zuweilen geirrt, hier gewiss nicht; dennoch 
macht Herr Dr. den Cortiiis zur Grundlage seiner Darstellung über 
die ersten Ereignisse nach Alexanders Tode (p. 19 — 31); wobei ^ 
wir demselben noch besonders die Art verargen , wie er dessen 
Zeugniss einführt: ,, Erschütternd schildert em a/^er Schriftstel- 
1er ^% — eine Phrase, die für den unbewanderten Leser höchst 
Terfänglich lautet. Die Schilderung bei Curtius (X. 5 sq[q.) ist 
nun aber in derThat, seinem Jngenium gemäss, nichts Anderes, 
al» ein auf wenigen Steinchen der Wahrheit aufgeführtes immen- 
ses Gebäude Ton blendendem Glänze, voll von rhetorischen Aas- 
schmückungen, Ucbertreibungen , Lugen und offenbaren Wi- 
dersinnigkeiten. Mit rührenden Klagen der Edelknaben , der 
Macedonicr und der Barbaren im Schlosse und auf den Strassen, 
voll schöner Antithesen, beginnt das tragische Drama (c. 5). Dass 
überhaupt geklagt worden , ist sicher anzunehmen , aber diese 
Klagen sind Dichtung ; Herr Dr. nimmt sie wörtlich auf (p.20). — 
Die sieben Leibwächter versammeln hierauf die ersten von den 
Freunden und die Führer der Truppen zur^ Berathung über die 
Angelegenlieiten des Reiches (c* 6). Auch das ist wohl ein hi- 
storischer Zug ; aber die aiMührlichen Verhandlungen, die schö- 
nen Reden des Perdikkas, Nearch, Ptolemäus, Aristonus und 
Meleager sind offenbar leerer Pomp , und um so entschiedener 
aus der Geschichte zu verbannen, als Justin (XIII. 2, nicht XII. 2 
wie bei Herrn Dr. p. 21 steht), zwar auch Reden, aber ganz 
-andere und zum Thcil von anderen halten lässt. So spricht bei 
diesem Meleager nach Perdikkas und sein Vorschlag umfasst den 
des Nearch bei Curtius, und einen zweiten der bei dem Letzteren 
gar nicht ausgesprochen wird. Wie. soll aber auch Ueberein- 
Stimmung bei handgreiflichen Erdichtungen sein^ Dessenunge- 
achtet nimmt Herr Dt. (p. 21 — 25) diese Verhandlungen nicht 
nur im Ganzen auf, sondern setzt sogar aus beiden widerspre- 
chenden Berichten , hier und da erweiternd , ändernd , umkeh- 
rend, ich darf wohl sagen willkürlich und eigenmächtig, einen 
dritten zum Theil ganz neuen zusammen, und zwar ohne es an- 
zuzeigen, vielweniger zu rechtfertigen. So spricht bei Herrn 
Dr. Meleager nach Nearch, während er bei Justin nach Perdikkas, 
bei Curtius aber vorläufig gar nicht redet , sondern vielmehr nach 
Nearch sogleich Ptolemäus; und dabei lässt der Verf. ohne Wei- 
teres den Meleager vorschlagen , den Arrhidäus zum König zu 
wählen , und weder auf den zu erwartenden Sohn der Roxane^ 
noch auf Herkules Rücksicht zu nehmen; während er bei Justin 
wax den Sohn der Roxane zurückweiset, und entweder den Her- 
kides, oder den Arrhidäus gewählt wissen will. Und diess Alles 
trägt der Verf. mit einem so zuversichtlichen und entschiedenen 
Tone vor, dass man glauben sollte, hier lägen urkundliche Ak- 
tenstücke und Sessionsprotokolle zu Grunde. Auf solche Weise, 
dunkt mich,' möchte die Geschichte allerdings nicht viel mehr 



Drojsen'a Geicbtchte dei Helleniimaf« 25 

als ein ungefährer ür^risa der Begebenheiten^ als eine gehende 
\ Tradition werden, oder vielmehr eine gelten sollende Coniposi- 
^ tion ; und dann könnte man auch in der That behaupten , dass in 
faktischen Angaben keine, geschichtliche Wahrheit zu suchen sei. 
Kaum kann es uns noch wundern, wenn der Verf. p.23 folgende 
Anmerkung macht: ,,Es 4ag hier sehr nahe, den Sprechenden 
Worte aus den staatsrechtlichen Theorieen ,. wie sie in jener Zeit 
häufig und so hochstehenden und zum Theil wissenschaftlich ge- 
bildeten Männern geläufig waren, in den Mund zn i^gen [das 
wäre acht herodoteisch gewesen ; sehr gern hätten wir übrigens 
etwas Genaueres von diesen geläufigen Theorieen von dem Ver£ 
vernpmmen, nur nicht in Reden, die als historisch gelten sollen]; 
doch schien es mir hinreichend , die thatsächlichen Verhältnisse 
hervorzuheben.^' Wohl! nur nicht auf diese Weise, 

Wie sollen wir es endlich reimen, wenn der Verf. selbst 
p.25 n.ll die Schiassrede des Meleager bei Curtius eine Dekla" 
mation schilt, und dennoch ihren Inhalt aufnimmt; wenn deirselbc 
p. 675 darüber zürnt , dass bei Justin ^^lange Reden her und hin 
die Kapitel füllen^'- ^ und dennoch hier so viel auf die Reden ei* 
nes Curtius zu geben scheint. 

Hierzu kommt, dass Curtius gerade in dem Wendepunkte 
von Diodor XVIII. 2 und Justin XIII. 3 (diesen Letateren über- 
sieht Herr Dr. hierbei ganz) entschieden abweicht. Ihm zufolge 
vcrliess Meleager nach seiner aufbrausenden Schlussrede, mitten 
durch die Bewaffneten hinausstürzend und von ihnen begleitet, 
die Versammlung, und er ist schon bei' den Fusstrappen, noch 
ehe diese den Aufruhr beginnen und den Arrhidäus proklamiren 
(c. 7). Nach den beiden Anderen aber ward Meleager als Ab- 
gesandter an die MacedonieiR geschickt um sie zu besänftigen. 
(Nicht Diodor ist es übrigens, der neben dem Meleager den At- , 
talus nennt, wie der Verf. p.25 n. 11 angiebt, sondern Justin. 
Diodor spricht zwar von mehreren Gesandten, führt>ib er nament- 
lich nur den Meleager an: ngbößsig ani6tBiXav > * * y civr^v im-- 
qxjcveöraxog Mekeaygog) ; er tritt aber alsbald, ohne seiner Sen- 
dung zu erwähnen^ an ihre Spitze. — Wenn man bedenkt, dass 
hier der verdächtige Curtius allein steht , Zweien gegenüber, 
die gewiss, und 4)esonders Diodor, bessere, wenn auch nicht 
ganz lautere, Quellen hatten, jedenfalls aber nicht hinzudichte- 
ten, sondern abschrieben ; wie ferner die Schlussworte Meieagers 
mit der Angabe über dessen Mission im Widerspruch stehen, und 
der Autor, in die Nothwendigkeit versetzt Eins aufzuopfern, sei- 
ner Natur gemäss weit eher geneigt sein musste, das Faktum zu 
verdrehen, als seine schöngestelite Rede fahren zu lassen: so 
erscheint uns sein Berieht unbedenklich weit weniger der Auf- 
nahme würdig als der der beiden Anderen ; denn wenn Herr Dr. 
gegen diesen einwendet: „die Versammelten würden gewiss zu 

Solcher Mission j^maaden erwählt babea , auf dessen Treue sie 



# 



2^ Gefchichte. . 

sich mebr Verlasgeo koontai^, so falU diess Argument ja mit der 
Schlussred e selbst dahin , von der eben weder Diodor noch Tro- 
pus etwas Winsen (ich sa^elVogus; d^in auch dieser konnte sie 
nicht halten, da sie ein Widerspiei der Rede bei Justin ist), und 
aus der all ein ein Anzeichen der Yerrätherei hervorblickt. Doch 
mnsste fre. ilich Herr Dr. die Sache so wenden, und, weil er selbst 
nicht bereit war die Rede aufzuopfern, den Bericht des Curtius 
als den glaubhaften bes&eichnenf Nur weiss ich nicht, warum 
dennoch d(2r Verf. wiederum eine neue Erzählung bildet, indem 
er den Me leager zwar stiirmisch aus der Versammlung scheiden^ 
aber ^^erade^^ erst in dem Momente vom Schlosse herabkommen 
lasst , als die Macedonier eben den Arrhidäus aufrufen. 

Die >[rone aller Ungereimtheiten bei Curtius, und wovon 
weder Diodor noch Justin irgend etwas erwähnen, ist eine mördcr 
rische Seh lacht der Partheien, geliefert — in einer Stube (X. 7). 
Auch dieste nimmt Herr Dr. auf (p. 26 sq.)» Ich gebe zur Ver- 
gleichung die Worte beider Autoren : 

„Pei^ilikkas hatte sich wälirend des Tumultes, der sich mit 
jedem Augenblicke drohender für ihn und die ihm treu gebliebe- 
nen steigerte, mit den Getreuen aus dem Saale zurückgezogen: 
;, „ zum Sterbezimmer des Königs ^^ ^^ ist der Ruf, an dem sich 
die Seinigea erkennen. ^^ (Igitur Perdicca territus^ condave^ m 
quo Aiexa ndri corpus jaccbat, asservari jubet) — „dort [in einem 
conclave! I sammeln sich von den Tornehmsten etwa sechshundert 
mnihn; zu diesen tritt der Lagide Piolemäus mit der Edel- 
schaar^* — doch wohl ebenfalls einige Hundert — (Sexcenti cum 
ipso eran'i% spectatae virtutis : Ptol. quoque se adjunxerat ei, pue-' 
roniraque regia cohors) — „ Und schon drangen die Macedonier 
[ein Heer] nach, mit ihnen Meleager, der König; sie erbrecUm 
die Thür y« , bereit mit WaflFenlärm die Stille des Sterbezimmers 
zu stören . ** — Wo schon an 1000 Bewaffnete waren , kann es 
nicht stiU zugegangen sein. (Ceterum haud difficulter a tot mit- 
libus armatorum claustra perfracta sunt. £t rex quoque irrupe- 
rat stipai\us satellitum iurba, quomm princeps erat Meleager) — 
das müss<;e ein furchtbares Gedränge abgegeben luid all* die Leute 
in dem c:ouclave wie geschichtet gestanden haben. Doch nicht 
also! — „Zu mir, wer des Königs Leiche schirmt, ruft Perdik- 
kas den iMfacedoniern entgegen ; mit ^peerufürfen wird ihm ge- 
antwortet. '^ (Iratusque Perdicca hos, qui Alexandri corpua 
tueri vellent, avocat. Sed qui irruperant, eminus tela in ipsum 
jaciebant.) — Wie? Also noch Raum zum Bewegen, sogar zum 
Schleudern und Werfen ? Und Perdikkas nicht einmal von den 
gegen ihn g'^ste/Zen Speeren getroffen? Die im Feld geübte Hand 
der Macedonier arersagte — in einem Gemach? — „Es beginnt 
wilder Kampfeslärm ; Verwundete^ Sterbende stürzen zu beiden 
Seiten. Da gelingt es einigen der achtbarsten Führer, sich Raum 
zu schaffen; si« beachwören die drüben «tdieaden [eine förmliche 



Droyien^t Geichichte das HeUenitinaf« 2f 

Heeresordniin^!], dem Konigfe, der üebermacht [also giebt der 
Verf. die tot miüia des Curtins zu , und dass in der That etliche 
Tausend Personen in der Stube die Schlacht gestritten] zu wei- 
chen^ dem sicheren Untergang einen ehrenvollen Vertrag vor- 
zuziehen; und Ferdikkas ist der erste, welcher die Waffen 
niederlegt. '^ — {muttisgue vulneraiis , tandem seniorea demtia 
galeis, quo facilius nosci possent, precari, qui cum Perdicca 
erant, coepere, ut abstinerent bello [//], regique etpUirtbu8 ce- 
derent. Primus Perdicca arma deposuit). 

Was soll man hierzu sagen; und doch hat auch Flathe diese 
Stubenschlacht nicht verschmäht., — Auf das Weitere ebenso 
Unzulässige will ich nicht eingehen; nur so viel noch. Es fallt 
auf, wenn es von Perdikkas, den wir so eben durch das Fussvolk 
sehr imsanft und also hichts weniger als ehrfurchtsvoll behandefai 
sahen, gleich darauf bei dem Verf. heisst (p. 28): er war ^dem 
Fussvolk Ehrfurcht gebiet end.^^ Unglaublich ist es, dass die 
Ritterschaft im Stande gewesen „ die Zufuhr zur Stadt zu sper- 
ren,**^ und Babylon in die dringendste Noth zu versetzen (p. 29 
nach Curt. X. 8), ungeachtet doch das Fussvolk bei Weitem die 
Üebermacht bildete ; ja das Heer muss sich sogar entschiiessen, 
Gesandte an die Ritterschaft zu schicken und Einstellung der 
Feindseligkeiten zu erbitten. Wie reimt sich aber diess wie- 
derum mit den offenbar beträchtlichen Zugeständnissen der Rit- 
terschaft gegen das Fussvolk in dem Vertrage? Erst die folgenden 
Angaben des Berichtes wagt der Verf. (p.30) gelbst anzuzweifeln, 
obgleich derselbe sie in den Text aufnimmt. 

Fassen wir das Bisherige zusammen, so sind die einzig 
sicheren historischen Elemente: dass sich zwei Parteien bil- 
deten* Hier die Grossen des Reiches; von ihnen ist das künß^ 
tige Kind der Roxane als Thronerbe anerkannt y PerdikkaSy 
JLeonnatuSy Antipater und Kraterus zu den höchsten Stellen 
der Vormundschaft oder Regentschaft designirt; auf ihrer 
Seite steht die Ritterschaft, Dieser Parthei gegenüber — das 
Fussvolk; es will den Arrhidäus zum König; an der Spitze ist 
Meleager. Die Spannung beider Faktionen und ihre gegen» 
seitigen Reibungen werden endlich gütlich beigelegt. — Alles 
Detail aber zeigt mehr den Rhetor und Dichter , als den Histori- 
ker. Curtius ist unerträglich, Diodor behutsam d. h. kurz, Justin 
wenigstens frei von offenbaren Widersinnigkeiten. — Der Ab- 
schluss des Vertrages, von dem der Verf. p, 31 handelt, ist unter 
den vielen angeblichen Vorgängen fast das einzige völlig constatirte 
Faktum , und grade ihn theilt Curtius — nicht mit. Wir lernen 
ihn hauptsächlich aus Arrian bei Photius (p. 69. a) kennen. Mich 
dünkt, Herr Dr. hätte wohl gethan, wenn er den leider kurzen 
Umriss Ardans zu Grunde gelegt, durch Diodor und Justin ihn 
erläutert, den Curtins aber mit der grössten Vorsicht und nur in 
d(Bn Fallen berucksicbtigt hatte ^ wo er mit jenen genau äberein- 



2ia Q 9 schichte. 

stimnit; wenrt derselbe überhaupt, die 12 Seiten aiif eia Paar 
rediicircnd^ den Standpunkt der Dinge, dieStelhing^ derPartheiea 
nar im Ailgemeinen und ohne rednerischen Schmuck zu cliarak- 
terisiren rersucht, das eigentlich Faktische aber in wenige si- 
chere und hervorspringende Ziige zusamiQengedrangt hätte. Der 
Historiker muss es über sich gewinnen können, gegen einige 
Goldkörnchen ächter Ueberliefe|^ang ein äusserlich volles und 
üppiges Gebäude, das auf schwankender Basis ruht, aufzuopfern, 
wenn diess ein Opfer und nicht vielmehr ein Gewinn zu nennen 
ist. Nicht das Quantum ist das Kriterium der Kritik, sondern 
lediglich die Autorität. 

Diess leitet uns auf eine Betrachtung , deren Beherzignng 
wir dringend wünschen. Ausführlichkeit ist nie ein £rforderuiss 
der Geschichtschreibung, weil in dem Einzelnen das Vague und 
mehr Zufällige liegt, die historischen Momente aber, die cha- 
rakteristischen Wendepunkte^ die Züge der Entwicklungen, wor- 
auf es doch vor Allem ankommt, auch ohne eine vollständige 
Entfaltung des saclüichen Materials, zur Klarheit erhoben werden 
können. Erscheint jedoch die Ausführlichkeit mit einer feinen 
Auffassung kunstgemäss gepaart, so lässt sich allerdings nichts 
gegen sie einwenden; sie giebt Veranschaulichung, Leben, Reiz, 
und das Wahre tritt im Gewände des Schönen auf. So ist die- 
selbe wohl zulässige aber nicht nothwendig ; und auch jenes nur 
dann, wenn die Schönheit der Fülle nicht auf Kosten der äusse- 
ren Wahrheit errungen werden soll, wenn das sachliche Detail 
wirkliche Historie und nicht ein blosses Surrogat derselben ist ;. 
im entgegengesetzten Falle gereicht die Ausführlichkeit sogar 
zum Vorwurf. Gehört nun auch unstreitig Hr. Dr. zu denjenigea 
Historikern , die eine geistige Auffassung und faktische Vollstän- 
digkeit , mit Glück und Geschick , zu vereinbaren trachten : so 
glaube ich doch , unbeschadet seines grossen Verdienstes , be- 
haupten ZH dürfen, dass bei dem vorliegenden Werke, der Fall 
einer solchen Terwerflichen Ausführlichkeit zuweilen eintritt« 
Einen Beweis gab der Abschnitt seiner Darstellung, den wir so 
eben besprochen. Nicht minder mi«slich ist die ausfuhrliche An- 
gabe von der Sisygambis Klage, Verzweiflung und Tod, bei der 
Kunde von Alexanders Hinscheiden (p. 5(>)^ Sie beruht in ihrem 
Detail wieder auf Curtius (X. 5), uml wird im Allgemeinen durch 
Justin (XIll. 1) bestätigt. Es lässt sich für und wider dieGlaub- 
Würdigkeit d^ Sache reden. Gesetzt sie stände sicher^ so ist sie 
doch keinesweges so wichtig für die Entwicklung der Geschichte, 
um mehr als eine ganz kurze Erwähnung zu verdienen, ähnlich 
der Notiz des Justin. Die Scene der jammervollsten Verzweiflung 
aber, wie sie Curtins schildert, i«t wohl sicher eine erfundene 
Znthat, und die hingebende Liebe der Sisygambis zu dem Ver- 
derber ihres Sohnes überhaupt aus inneren Gründen sehr zu 
bezweifebu Mir erscheint daa ganze Histörcbea als eine Rubrung 



^ Droysea'fl Geschichte d^ Hellemimiif. 89 

< 

und Xohiiudelei bezweclende Combination gleicbTiel welches Au- 
tors, und als faktisch blos der Umstand, dass die Königin, eine 
höchbetagte Greisin, bald nach Alexander starb. Trogus nahnoi 
die Erzählung auf aus gutem Glauben; Curtius, damit er prun- 
ken und sagen konnte : magnimi profecto Alexandro indulgentiae 
in eam, justitiaeque in omnes captiros documentum est mors 
hujus: quae qnum snstinuisset post Darium vivere; Alexandro 
e^se superstes erubuit etc. ; Herr Dr. endlich, um in der trauern- 
den Königin das trauernde Asien zu p^ersonificiren. Kiirze wäre 
aber hier um so gerechter gewesen, als der Verf. in einem divch- 
aus ähnlichen Falle die Klagen der Olympias im Text mit 
Stillschweigen übergeht und nur in einer Note beiläufig darauf 
hinweist (p. 60)* Airgenscheinlich erachtet also derselbe die 
Ausführlichkeit keinesweges für durchgängig nothwendig. Und- 
doch, dünkt mich^ ist grade dieses Histörchen bei Weitem glaub- 
licher und interessanter wie jenes erstere. Aelian erzählt (Y. II. 
XUI. 30); *OlviiniäQii^AXh\iv8Qov nv^ofdvri^ oxmoXiyv xqo- 
vov 6 nalg avrrjg axaq>og hbvbi^ ßagv avaötivovöay uccl ^917- 
vövöa SV fittXa Xiyitog. ^Sl rexvov^ bItisv^ dXXd öv (ilv oiga- 
vov [iBtttXBLV ßovXofievog^ xairovto (SXBvdcav^ vvv ovds ttSv 
xoLVcSv djjnovj xal l6(ov naötv av^gcinoLg [iBtaxelv BXBigy y^g 
TS Siicti Tial Taq)^g' zal tdg iavtijg rvxog olxxBlQaöa ^ Ttai to 
Tov naidog TBtvq}t6(iBvov lUy^aöa. (Aus den ersten Worten ist 
die ungenaue Angabe bei Herrn Dr. : „ Klage bei der Todesnach- 
richt aus Babylon ^^ zu berichtigen.) Freilich hat Aelian keine 
grosse Autorität, wofern seine Angaben nicht anderweitig Bestä7 
tigiing erhalten , oder auf ihren Ursprung zurückgeführt werden 
können, wie dicss z. B. bei seiner Nachricht über den Tod des 
Antiochus (Hierax) der Fall ist, deren Quelle ich in einer Ab- 
handlung über diesen Gegenstand nachgewiesen habe. Für die 
angezogene Erzählung scheint die Quelle nicht s^u ermitteln , und 
somit könnte man allerdings anstehen , sie unbedingt in eine Ge- 
i^hichtsdarstellung aufzunehmen. Doch ich spreche nur von der 
relativen Glaubwürdigkeit ; und so viel ist gewiss , der Gedanke, 
den die Klage ausdrückt , ist charakteristisch und völlig überein- • 
stimmend mit der Lage der Dinge, so wie der Schmerz um einen 
Sohn naturgemässer als um einen Thronräuber und Sohnesmof' 
der; denn das musste unter allen Umständen Alexander in den 
Augen der Sisygambis nicht minder sein wie Bessus. 

Sobald die Lockungen des Curtius verstummen , betritt der . 
Verf. einen festeren Boden^ und darum muss auch das Urtheii 
über den Rest des Werkes bedeutend günstiger ausfallen. Ueber- 
haupt scheint die Natur des Verf.'s eine solche zu sein, deren 
Wirken cM da recht frisch und kräftig gedeiht, wo das materielle 
Fundament schon an und für sich oder durch Vorarbeiten ziem- 
lich gesichert vorliegt. . Arrians Auszug, dessen Vorzüge der 
Verf. wie bilUg einräumt (p. 614), finden wir, so weit er reicht. 



M Geieliiebte. 

tbo Mi anf Üe letzten üiiipfe ^^n die Perdikfamer und Anti- 
pttera Heimkehr 921 , endlich neben den anderen Autoren be- 
iratait. Fnr alles Weitere sind Diodor und Plntarch unstreitig die 
Hanfftqnellen, nnd nm desswillen im Ganzen glaubwürdig, wdl 
flinen, ansser manchen anderen nicht verwerflichen Primarschrift- 
steDem, Tomimlieh Hieronymns von Kardia xu Grunde lieg;t. 
Werni der Verf. Mamierts Bdiauptnng, Hieronymns sei Diodom 
einzige Quelle gewesen, bezweifelt (p.071), so hätte diess so- 
gar noch bestimmter geschehen dürfen. Andrerseits aber ist wohl 
zn benlcksichtigen , dass die meisten der iibrigen Ton Diodor 
und Plntarch benntzten Schriftsteller jiinger sind als Hieronjmus, 
rnid ohne Zweifel schon ihrerseits diesen zu Rathe gezogen hat- 
ten, wie wohl Duris, Diyllus, Psaon, vielleicht audb selbst 
Tlmius. 

Wir wollen nun, nach einem anderen Ycrfahren als das des 
Verf.'s in der Beilage, unsere Kritik an die Betrachtang der ein- 
zelnen Richtungen oder der Individualität der verschiedenen Pri- 
mSrtchriftsteller anknüpfen , in so weit sich diese nämlich in den 
vorhandenen IJeberlieferungen über die Diadochenzeit als eben so 
viele erkennbare Elemente geltend machen. Des Raumes wegen 
muss ich mich jedoch auf einige beschränken. 

Verfolgen wir zunächst die EinwiHcnngen des EReronymtis, 
ak des einflussreichsten Gewährsmannes iiber die Angelegenhei- 
ten des Orients« Hieronymns war ein nüchterner, wenn auch 
nicht ganz unpartheiischer Augenzeuge ; er stand mitten in den 
Begebenheiten während des ganzen Verlaufes der Diadochenzeit. 
Die wichtigsten Aktenstücke der Zeit gingen durch seine Hände ; 
des Eumenes Papiere und Briefe und des Antigonus Diarien hat 
er ohne allen Zweifel, des P^Trhus ßaOLXixä vno^vr^^axa (cf. 
de fontib. etc. p.28, wo I. 12, ^ statt 13,3 zu lesen) ausdrücklich 
benutzt. Von einer verhältnissmässig sehr ausführlichen Kennt- 
niss über Hieronymns Leben, Stellung und Wirken geleitet, sind 
wir noch jetzt sehr hänflg im Stande in den Berichten der abge- 
leiteten Qilellen , das Ingenium dieses , in Allem was das Fakti- 
sche betrifft obenanstehenden, Historikers herauszufühlen« So 
in den Angaben über die Belagerung des Eumenes in Nora und 
über dessen Feldztige in Ober - Asien. Herr Dr. sagt über 
Pintarchs Eumenes (p. 682): „Wenn Hieronymns in der 'fhat, 
wie es die gewöhnliche Ansicht ist , dem Diodor und dieser Bio- 
graphie des Plntarch zu Grunde lag, so muss man gestehen, 
dass Beide aus derselben Quelle sehr abweichend excerpirten.^^ 
Diess erschöpft aber den Gegenstand nicht. Im Ganzen ist zu 
behaupten , dass wir im Diodor den Hieronymns allerdings rei^ 
ner vor uns haben , dass jener in den meisten Fällen ausschiiess-* 
lieh diesem folgt. Plutarch dagegen , über dessen Art der Verf. 
p. 670 sq. sehr richtig urthcilt, will nicht eine pragmatische Ge- 
schichte, sondern Diögraphieen schreiben; es ist ihm, wie er 



Droysen^« Getdiiclite des HenenSnnoi. Sl 

selbst einräumt^ nicht sowohl um den streng chronologischen 
nnd historischen Verlauf der Sachen^ den er als von Anderen 
genugsam dargestellt voraussetzt , zu thun ^ als vielmehr um cha> 
rakteristische Züge; und diese glaubt er in Anekdötchen zn lin- 
den. Nun war aber Hieronymus , wie bekannt , nichts weniger 
als ein gefallsüchtiger^ den Mund Tollnehmender Noy ellenkrä- 
mer, sondern ein schlichter^ trockner Erzähler. Deshalb musste 
Plutarch seine Grundlage in vielen Stücken verlassen , U m in an- 
derweitigen^ zuweilen sehr entlegenen und obskuren Schriften 
jener kitzelnden Würze nachzuspüren. So zieht er im 1 ilumenes 
ausdrückich den Doris zu Rathe. Herr Dr. sagt p. 672^ ^t^ohl mit 
Hinblick auf Grauerts Ansicht, dem Duris sei man nichts Anderes 
vorzuwerfen berechtigt^ als dass er eben ,, kleinliche Dinge und 
anekdotenartige Charakterzüge beibrachte, wie sie damals der 
Zeitgeschmack liebte. ^^ Diess ist im Ganzen richtig , w enn der 
Yerf. damit zugleich ein zu scharfes Auftragen der Farbon, eine 
karrikirende Uebertreibnng zugiebt. Dtiris hat allerdin^^s wohl 
nicht die Absicht , die Geschiclite zu verdrehen , aber er ver- 
schiebt sie hier und da unwillkürlich^ indem er, um Zierr atli zu 
gewinnen , auch allerhand missliches und unbeglaubigtes G rerede 
einilicht. So sind also PlutarchS Abweichungen in dieser Lc *.bcns- 
beschreibuHg, von Diodor, dem es seinerseits wieder mehr um 
das rein Sachliche zu thun war, und dem Hieronymus dt?shalb 
genügte, zn erklären. Nur ein Beispiel. Plutarch stimmt über 
Eumenes Rückzug und Aufenthalt in Nora (c. 10), die gr össere 
Ausführlichkeit abgerechnet, vollkommen mit Diodor (XVI 11.41) 
überein. Grundlage Beider ist unstreitig Hieronymus; wir er- 
kennen ihn , den intimsten Freund und Begleiter des Euir lenes, 
bei diesem in der Aeusserung: ovvitpvyov bb (ASt* avtoif tc5v 
tpikaav ol ralg avvolaig öiaq)BQOVZBg , xai xsxQvxorBg 6v% *ano- 
bvr^Cxsiv avTip Ttavcc rovg i<92[arot;g X6i;dt;i/ot;g , bald darauf ' wird 
er , wie Diodor im folgenden Kapitel sicher nur aus ihm bi *rich- 
tet , von Eumenes aus Nora abgeschickt , um mit Antipat er zu 
unterhandeln , was Plutarch sehr ungenau im Späteren übci 'geht 
Nun aber hat Plutarch als Zugabe eine Anekdote, die dur chaus 
nicht dem Hieronymus angehört ; sie ist völlig seinem Char. akter, 
seinem Ernst , seiner Stellung zuwider, und daher finden w ir sie 
auch nicht in seinem Abschreiber Diodor. Als die Unterhau dluü- 
gen zwischen Eumenes und Antigonus im Lager des Letz teren 
nicht zum Ziele gediehen und jener zur Burg zurückkehren w^oUte; 
da, heisst es, seien die Macedonier haufenweise herbeigela ufen, 
nm Eumenes zu sehen ; dslöag d ' 6 ^Avxlyovog vntQ avtov , ft^' 
TL nd&ij ßiaiovj XQ<atov pilv dnrjyoQBv^ [ii] ngoöUvcct ß ooVf 
xal rovg ll^oig SßalXs tovg initpBQOiJiivovg* tikog di, 
tatg XBQ^'t' trov EvfiBvij XBQißaXciVf xal tov oxlov dns* 
^vxcov toig äoQvq)6Qoigj ^ohg Big ro d6(palBg dnBxatiöti]^^. 
Ist diess nicht kleinlich, sogar widersinnig 1 Ein Feldherr Al<*'Xan> 



32 Gefchichte. 

den, der aiyf homerische Weise nnd zwar seine eigenen Solda- 
ten mit Felcisteinen trakürt ! Und dabei das GedrSn^ so arg 
gemalt, dass man glauben sollte, er habe nicht einmal die Hände 
rühren Icönnen! Anderer Lin^laiiblichkeiten nicht zu gedenken, 
unter deinen die plötzliche Intimität der ^iftig^sten Widersacher 
nicht die kleinste ist Eine solche Erzählung kann höchstens aus 
einem Duris sein ; und wäre auch ein Zii^ der Wahrlieit darin, so 
ist er übertrieben , verdreht , verstümmelt. Herr Dr. nimmt sie 
unbedin.^ auf (p. 171). Uebrigens sind die Citate des VerCs ans 
Diodor und Phitarch falsch und nach den obigen Angaben zu 
berichtigen ; dagegen muss p. 172 n. 34 gelesen werden : Diod. 
XYIIL 42. Flut. EunK 11. — In Bezug auf dieselbe Angelegen- 
heit bemerke ich noch, dass die Wiederholungen p. 210 mit 
RücksicKit auf p. 169 sq. und p. lüß sqq. wohl hatten vermiedea 
werden können; dass die jedenfalls dunkle Aeusserung Justins 
(XIV. 2 cf. Droysen p. 19(> n. 10) mir nur erklärlich erscheint, 
wenn wir annehmen, derselbe habe bei seinem Auszuge Dinge 
ausgelassen, in denen von Polysperchon oder von Arrhidaüs die 
Rede war, so dass das nactilässlge a quo auf einen voh diesen 
und nicht auf Antipater bezogen werden müsste (vgl. p. 210 and 
p« 21S( sf.); dass es ferner, entweder p. 190 oder p.210 einer 
kurzern Erläuterung bedurft hätte , wie Antigonus den Hierony- 
mus z um Yermittler habe gewinnen können ; endlich , dass wir. 
p« 19S die Logik der Rede vermissen. Antigonus hatte nämlich 
vor Nora ein llclagerungskorps gelassen; er selbst stand weit ent- 
fernt im Westen Klein -Asiens. Eamenes wusste geschickt die 
Eides formel der Vertragsurkunde , die ihm Antigonus übersen- 
dete^ zu ändern, und die Zustimmung der Belagernden zu erhalt 
ten , und zog nun ungehindert ab. ^, Er eilte , sagt der Verf., 
weiter landeinwärts in begründeter Furclit vor Antigonus, der 
mit g rossem Unwillen die veränderte üidesformel gelesen , dk 
Nach rieht von Eumenes Abzüge erfahren^ sogleiqh die B^ge^ 
rung lüieder su beginnen befohlen hatte; sein Befehl kam vu 
spät u. 8. w." Wer sieht hier nicht die sonderbarsten Wider- 
sprüdhe? die Sätze müssen gänzlich umgestellt werden« 

IVun zu den weiteren Ereignissen. Eumenes war in Phoni* 
cien, als er den Anzug des Antigonus vernahm, der seinen längst 
vorbereiteten Plan, nach Europa überzugehen, aufgab^ nnge- 
ftfditet ihin grade jetzt* der Sieg von Byzanz den Weg geöffnet za 
hftbeii schien. Zu den Motiven, welche Herr Dr. p. 262 geltend 
t, ist wohl auch i aoch hinzuzufügen, dass es ihm elge« 

1 i . DO , ilas Ende der Wirren in Europa 

^— i ] lenes trat nun den berühmten 

I regen Pithon und Seleukus ver- 

Ich zu agiren* Pithon hatte 

nun Aufstande gereizt, indem 

Laüdsohaftea ia Parthien 



i . 



Droytefli*f Geiditdite ilas Helleniram«. SS 

einfiel Yind den Satrapen Fhilippus hinrichten liesar« Hierüber 
macht Herr Dr. p« 260 folgende Anmerkung : ,, Diodor XIX« II; 
^^sagt: nv%(ov..* ötgatriyos*.. yivsv naQ^valog^ og OiXtiteaß 
^ [liv tov XQOvxdgxovta ötQuttiydv (sollte heisaen ötQatijyog, 
nach der gewöhnlichen Lesart, die ja der Verfl hier eben an-* 
führen wiU) dxixrsivs* Ich folge in der Hauptsache der schönen 
Emendation Wesselings, möchte jedoch, iim das yivsi zu bewah- 
ren, lesen: yhsi^EoQdalog, og OiXcßrav (sollte heissen <^/At«- 
ftovj wie der Verf. selbst in den Nachtragen p.740 verbessert) 
gisv Toii nQovxägxoPxa Ilag&valag ötgarijydv ansHtuvs^^ Das 
verträgt sich aber mit der griechischen Construktion grade eben 
so wenig, wie die gewöhnliche Lesart« Die Stelle würde näm- 
lich dann so aussehen: IIv^&v ^atgccTCtig fihv ävsäidBixto Mfi' 
diag, örgcetijyog ös täv £v0 0atgaX6imv ana^äv yivBi'Eog'-* 
dalogj 0$ x* r. X. Ueberdiess ist es zu willkürlich, aus dem 
Ilag^vttlog einen zwiefachen Nutzen ziehen zu wollen^ einmal 
durch Versetzung und Umbiegung, und dann durch Emendation 
an der alten Stelle selbst. WesseUngs Gorrektur dagegen besiegt 
auf frappante Weise alle Schwierigkeiten: Ilvdcav. öatgdxfjg 
fniv an> M. , CtguvTj^og ös tiöv ava 0. iac ysvofisvog^ OUtxxov 
Hiv Toi; Ilagfhüalag agovzigxovta ötgatfjyov dnhcvBivs^ totß 
da X. r. L Sie wird auch grossentheils durch Varianten bestätigt, 
und hatte Herrn Dr. um so willkommener sein müssen, als seine 
Meinung über Pithons Strategie (p. 250) durch sie und nur durch 
sie bekräftigt wird. Wenn endlich der Verf. hinzusetzt: „ Zwar 
wird sentit Philipp nicht als Strateg von Parthien genannt, doch 
würde tov xgovnagxovra ötgarijydg ysvoiiBvog noch schwieri-» 
ger sein,^ so ist das zwar sehr richtig; aber wogegen kämpft 
denn eigentlich der Verf.? Denn, so viel ich weiss, ist es ja 
Niemanden eingefallen, so lesen xa, wollen, noch hat diese Worte 
hrgend «in Oodex. 

Die Mirsche und die ersten Unternehmungen des Eumenea 
«hergehe., ich. als minder wichtig und zn weit führend; doch 
herrscht' .iniderBitocfareibung derj^teren bei Hm. Dr. p.2<ß3sqq^ 
wie. mir weaij|8tena scheint, Verwirrung und Unverständlichkeit, 
-die>zum TheUaüSderUngenauigkeit des. Ausdrucks hervorgeht 
(dasselbe möchte, auch von der Expedition des Perdikkas ge^eOi 
Aegt^en gelten, deren topographischer und strategischer Theil 
ini^Aer Darstellung des Verfl's p. 1S6 — 140 noch Manches wün- 
schen lässt, dessen Erörterung ich mir aber gleichfdls versagen 
muss). In B«&reff der ersten Unternehmungen bemerke ich nur, 
dass p. 266 in.-.den Truppenangaben mehrere Zahlen des Diodor 
ohne Motivirutog von dem Verf. verändert worden sind. In der 
Chronologie itareicht derselbe nicht ohne Grund und Wahrschein- 
lichkeit' von dem bisher Ueblichen ab, und schiebt im Ganzen 
die Ereignisse, die nach Clinton u* A. 816 und 815 fallen, auf 
8U und 816. ..Nur ist p. 269 in der Note em sehr atSrender 

JV. /ö&ri. /. Fkaiu. Paed. od. Krit. BiU. Bd. XIX. Hft* 1* 3 



S4 O e • c hi e h t 6, 

Irrthniii oder Dnickfehler: ,, Wir Iiaben g^ftindeo, daM die See- 
Bclilacht bei Byzan« etwm im October 317 geliefert wordcu;^ es 
musfl heissen 318 (cf. p.838. 230. 240). 

Das Wichtigste sind die grossen Kämpfe swisclien Eamenei 
und Antigonus in Ober-Asien (317 und 31G). Von ihnen müsioi 
wir genauer reden: Herr Dr. beschreibt sie p. 284 — 805. Da- 
▼erkennbar stammen die darüber bei Diodor, Plutarch, Folyfia, 
Ck>melias und Justin vorhandenen Nachrichten, im Weaentlicbea, 
wie schon bemerkt, febenfalis aus Hieronymus, . der bekanntUdi 
bei allen diesen Vorgangen in Eumenes nächster Umgebang sich 
befand, wenn auch Einer oder der Andere ihn nicht dir^ sn 
Bathe gezogen haben mag ; die Dunkelheit nnd Mangeiliaftigkck 
fillt natürlich nicht ihm, sondern seinen Epitomatoren zur Last 

Zunächst von den Namen der beiden HauptschlachteB. . Der 
Verf. nennt die Iste die Schlacht von Gabiene, and die 2te die 
Schlaeht von Gadamarto. Beides ist unbedenklich falsch. Heir 
Dr. «eheint diess später selbst erkannt su haben ; in den Nach- 
trägen p.740 (wo statt 8. 281) ff. zu schreiben ist: a 808 ff.) ssgt 
derselbe: „beide Namen sind nicht richtige Bezlichmmgva, wie 
der Text lehrt; doch fehlte irgend ein anderem Name, wä 
denen (?) man diese wichtigen Gefechte hätte miterscheMend 
nennen können. ^^ Hiermit ist aber der Sache wenig geholfen; 
vielmehr zu behaupten, einerseits, dass grade jede andere Be- 
zeichnung passender gewesen wäre als die gegebene; denn was 
nicht dem leisesten Zweifel unterliegt, ist eben, dass die erste 
Schlacht grade nicht in Gabiene, die zweite grade nicht in Ga- 
daraarta vorfiel; und andrerseits, dass die genügend unterscheid 
deoden Bezeichnungen Ueineeweges mangeln, indem die erste mi^ 
bedingt die Schlacht von Parätacene, und die zi^eile^ grade der 
Angabe des Verf.'s entgegengesetzt, die von Gabiene gemnnl 
werden muss. Denn nicht nur sagt Diodor XIX* Sil (wie der 
Verf., ohne diess Citat beizubringen, selbst meldet), däss vor der 
Isten Schiacht das Lager beider Heere r^ids^ i/juaptSfi^ Üiv Tob 
der Landschaft Gabiene entfernt gewesen, so dass die'Skldacht 
selbst, da sie nnr etwa zwei Nadbttwachen oder etUahe IHelleB 
vom i^en Lagerplatz in der Richtung nach Gabiene Hk geliefert 
vimrde, jedeidialls ausserhalb der Grenzen dieser Landschaft Stett: 
gefunden haben miiss;^ sondern es heisst auchausdrttddich (Diod» 
lf|b^.34), Eunfenea sei nach der Schlacht und nadi Bestatinng' 
dttiTodten aufgebrochen ht täv IIttQ€ct,taxmv ilg- Tt^^Th' 
ß^i^> ■ 'Das bemerkt der Verf. ebenfalls und nimmt dennoch 
den offenbar falschen Namen statt des allein^ richtigen auf; denn- 
auch Cornelius Nepos (Eum. 8)^ und diess scheint ^ deF VeiC 
nicht bemerkt au haben, giebt dieser Schiacht ausdrScklieh* die 
hier vindicirte Benennung: hie (Eumenes) in Faraeiaeiä cum- 
Antigono conflixit. Andrerseits ist es bestimmt, dass Antigonus 
nach diesem Ereigoiss gen Gadamarta oder Gamarga, eine Land- • 



Dr^ijueii^f fikMUdite des Henenframf* S5 

Schaft Mediens, %og (Diod. L c St; bei dem Verf. Ist p^fM 
n. 30 fSUchiich e. s| statt e. SS dtirt) ; dort überwinterte er, 
Eiimenes in Gabiene. Nnn verlässt aber, wie ansdr&oklicli be- 
richtet wird (Diod. 1. c. SY sqq.) , Antigonns Gadamarta, mn den 
Eumenes in feinem Lager sii überfallen; jedenfalls ist also die 
2te Schiacht ausserhalb der Grenzen dieser Landschaft geliefert^ 
und Itann nicht Ton ihr den Namen empfangen ; sie entspann sich 
Tlehnehr etwa 5 Stadien (^ Stunde, nicht \ wie der Verf. p. 800 
sag^t) Tor dem Lager des Enmenes, folglidh olfenbar in Ghiblene; 
nnd so bexeichnet sie auch wirklich Polyfti (IV. 0^ IS: nsQl tijfß 
raßtipnjv)^ was der Verf. zwar nicht übersieht (ptSOS n. 96)4 
aber wiederum nicht berücksichtigt. Hiermit stimmt es denn 
auch, dassDiodor (c.44) den Antfgonus nach Medien ztirück» 
kehren lasst. Wie kann er also inGadamarta d.h. in Medien ge^ 
Wesen sein! Gabiene war übrigens sicher TonParStacene, Medien,- 
dem Lande der Kossäer, Susiana und Persis umsdilossen ; auf 
der Karte Tom Reiche Alexanders hat Herr Dr. die Landschaft 
nicht angegeben. 

Uebcr die miUtXrisch^n Operationen lisst sich um so wenf« 
ger urtheilen, als die. Quellen grade in diesem Pimkte sehr man- 
gelhaft sind. Namentlich ibt es schwierig, sich eine Vitavfellung 
von dem Kampfe der Elephanten zu machen, die gewöhnlich 
Tor dem Centrum und den Flügeln aufgepflanzt wareil, und un- 
begreiflich, wie dort die Phalangen , hier die Reiterkorps, und 
oft so schnell, handgemein werden konnten, wenn ihnen diese 
kolossalen Thiere, von einem ungeheueren Tross von Leicht-^ 
bewaffneten umscliwärmt, gleichsam im Wege standen. ■ Auch 
der Verf. ^ebt melirmals sein Bedenken hierüber zu erkendett. 
Mir scheint es wahrscheinlich, dass das Treffen der ElephaAtev 
als das erste oder Vorder-Treffen sich gewöhnlich gleich naeh 
dem ersten heftigen Choc hinter das 2te Treffen oder die Linien 
der Infanterie und Kavallerie zurückzog; es bedurfte dazu der 
Interrallen nnd eines äusserst geschickten Manoerers dinr Ble^ 
phantenfOhrer. Die hfiufig angewandte (hdnufig ^ iittxetAxtai 
(Diöd. XIX. 27) oder Isrixcrp^riov (L e. 29) , die de^ Verf. dun» 
hakenfdrmig übersetzt und also erklfirt ; „die Mltt^ in Lifede^ die 
Flügel in einer Art Oolonne formirt,^^ möchte Tielldcht eher ria 
ekie winkelförmige Aufstellung zu denken sein, so dass die Spitri^ 
dem Feinde zugekehrt wSre ; wenigstens erschdned mir danfo tfef 
▼erschiedenen Reitermanöver, die Schwenlnmgen mA gleidk* 
zeitigen Attaken eridärlicher. Di>cli will ich auf diesem Felde 
nicht weiter rathen ; bei seiner Schlüpfrigkeit müssen wir ms'sii 
das halten, was die Quellen geben. In der Beschreibun|f der 
ersten Schlacht folgt Herr Dr. (p. 284 sqq.) dem Diodor (h t. 
c. 27 sqq.), der sie allein ausföhriich giebt Bfit Recht; nnr 
wSre eine grössere Genauigkeit wi^nschenswerth gewesen. Der 
linke Flügel des Eumenes bestand nachDiodonAuMhlung aua ' 

8* 



Gefchicilte. 

S150 M. KtvalL , das Ccntrum ans 17,000 M. Inf«, der rechte 
Flügel wieder aus 2900 Reitern, nicht aus 3000, wie der Yer£ 
sagt, indem hinter dem Geleit des Fcidlierm nicht 400 R«, aon- 
dem nar 300 standen). Die Gesamintzalil wäre hiemach 17,000 
M. zu Fuss 4- W50 R. Wenn dagegen Diodor (c 28) die Summe 
auf 3^,000 M. FussTolk + 0100 R. aiigieht, so henilit der sdiciii- 
bare Widerspruch sum Theil allerdings, wie Herr Dr. p. 28d 
B. 20 bemerkt, darauf, dass Diodor die Berechnung der leichten 
Truppen cur Deckung der Eiephanten n* s. w. überging; jedoch 
brauchen diese übergangenen Truppen nicht 18,000 M. Betragen 
XU haben, wie der Verf. behauptet, wofern man das mehrmalige 
xXsiovg des Diodor bei den einzelnen Corps in Anschlag bringt 
Andrerseits ist es wohl nur eine Corruptlon der Zahlen und nicht 
Diodors Schuld, wenn bei demselben die Summe der Eiephanten 
auf 114 angegeben wird, und doch 125 aufgezählt werden. Die 
Abweichimg über die Reiterei ist unbedeutend. — Den linken 
Flügel des Antigonus gicbt der Verf. auf j^OOR. an ; das ist swie- 
fach falsch, einmal in Bezug auf die eigene Berechnung, die nur 
5100 ergiebt, und dann in Bezug auf die des Diodor, wonach 
die Summe 6000 betragt. Die Anzahl der Doppelreiter, 8009 
ist nämlich ausgelassen (Uebrigens nimmt Herr Dr. mit Recht 
Wesselings Emendation ayiq>ln«ovg für av^lTtxovg stillschwei- 
gend an) , und das Contingent des Fithon beträgt nicht 500 fL, 
sondern 1500 (Diod. 1. c. 29). Auch in der Berechnung des rech- 
ten Flugeis scheint Einiges missverstanden oder wenigstens frei 
gedeutet zu sein. Der Satz (p. £86 in den letzten Zeilen des 
Textes): „so dass der linke Flügel ^egen 3500 R. zählte ^^ ist 
^^ana entgegengesetzt zu ändern: so dass der rechte Flügel über 
u. 8. .w. , da der Verf. selbst 3550 «uffiihrt. Die Gesamntsummen 
Diodors stimmen niu: in Betreff der Reiter nicht , die er auf 8500 
angiebt, während wir über 10,400 zählen (nicht 9,400 wie der 
Verf. p. 287 n.23 in Folge jenes oben berichtigten Fehlers sagt); 
wohl aber in Betreff des Fussrolkes: 28,000 M.; denn es ist ein 
Irrthum, wenn der Vei£ sagt: „aliein im Centrtun standen nalie 
an 30,000 M. ^^ Wofern wir nämlich nicht blos auf da» zweima- 
lige 9rA€^ovg,' sondern auch auf das ilattovg bei Diodor achten, 
wodurch das Pluar und Minus «ich ziemlich ausgleicht: so aind es 
in der That nur 28,000, oder doch sehr wenige mehr. Das ist 
jedoch allerdings zu berücksiclitigen y dass Diodor in die Total- 
sumqie offenbar die leichten Truppen einzurechnen .vergass« — 
Nach dem zweifelliaftcn Kampfe weichen beide Theile zurück ; 
„um Jtlittemacht sind sie eine starke Stunde von. einander evt-. 
femt.^^ Es muss heissen: dreiSlundeu; denn Diodqr (c 81) 
s^S^i jeder Tbell sei 30 Stadien von der JFahlstatt entfernt 
gewesen («tto räv Iv tij ptdxin KBTCvfoytorcDv) , nicht von den 
Gegnern ; also betrug die Distance beider Heere 60 Stadien = 
1^ Meile =: 8 Stunden. — Auf Eumcucs Seite waren ^^nur 540 



^ DroTsen's Gefcbichte des HeUenismns. 8Y 

vnd wenige Meiler ^fallen ;^ hinter der Zahl ist m^ol anfige^ 
fallen, und das tnitilg d' oXlyoi^ navteAmg (DIod. c.31f.) wohl 
etwas zu eili^ auf^uommen; denn ^de das Gegentheil ^eht 
nicht nur aiis der Be«chreibirn^ des Kampfes im Allgemeinen 
hervor, indem der linke Reiterfliigel des £uiiienes unter Ende- 
mns eine vollkoramene Niederlage erleidet, sondern aus den be- 
stimmten Worten Diodors: tcoXXovs äviXaiv (c. SO f.), die nur 
auf die Reiterei sich beziehen. ,, Verwundete, heisst es weiter^ 
zählte Antigonus an- 4000 ; ^^ Diodor sagt xkslovg tmv rerga- 
%i6%t7dmv. Die Zahl der Verwundete« aus Enmenes Heere — 
nXilovg zmv Iwaxoöimv — lässt der Verf. wohl wider Absicht 
ganz aus. Uebrigens ist Manches in dem letzten Theile der 
Schilderung auf eine gliicklichere' Weise als im Diodor geordnet; 
dafür zeugen Polyäns wenn gleich kurze Notizen über diess Er- 
eigniss. 

In den Winterquartieren der Verbündeten entstand eine ge- 
fährliche Stimpiung wider Emnenes. Bei einer früheren Gele- 
genheit hatte dieser durch erdachte Siegesnachrichten von dar 
königlichen Parthei sein bedrohtes Ansehn wieder herzustellea 
gewusst. Diese Nachrichten hatten "sieh aber nicht bestätigt, 
4, vielmehr hörte man, dass Kassander mit frischer Macht gen 
Maccdonien aufgebrochen und die königliche Parthei in grosse- 
ster Gefahr sei^^ (p. 291). Ohne Zweifel vcniahm man auch die 
Ermordung des Arrhidäus und der Eurydice, was hier hinzuzu* 
fi'igen gewiss nicht anpassend gewesen wäre, in sofern es darauf 
ankam, die etwaigen Vorwände der Aufwiegelung herauszu« 
stellen. 

lieber den Weg, welcheii Antigonus Ton Gadamarta avs gen 
Gabiene einschlug, finden wir p.29l eine so zweideutige Angabe^ 
dass der Leser last nur durch Zurückgehen auf die Quellen selbst 
zum Verstöndniss derselben gelangen kann. „Auf dem gewöhn* 
liehen Heerwege, heisst es^ waren von Gadamarta bis zu den 
Winterquartieren der Gegner an 25 Tagereisen; dieser Weg 
führte am Abhänge des Gebirges entlang, vor ihm detmte sich 
eine weite Ebene aus , ohne Bäume und Gestrauch , ohne Gras 
und Halm, nirgend Wasser^ nirgend Spuren von Bewohnern^ 
eine vollkommene Salzsteppew Ueber diese hin besehloss Anti- 
gonus seinen Weg zu nehmen ; in 9 Tagen konnte der Feind er- 
reicht.... sein.^^ Es handelt sich hier, wie aus den vom Ver£L 
selbst angezogenen Stellen und ausserdem aus Diodor XIX. 34 
hervorgeht, von 2 ganz verschiedenen Wegen, die aber Herr Dr. 
wenigstens im Ausdruck eben nicht genugsam unterscheidet. Der 
eiste zog sich in bogenartiger Bieginig am Abhänge des Gebirges 
durch bebaute Gegenden hin und war eben deshalb, ungeachtet 
seiner Lange von 25 Tagereisen, der gewöhnliche Heerweg; 
d^ zweite, 9tägige bildete gleichsam die Sehne zu dem Bogen- 
lauf des ersten, indem er die Wüste, die sich dieseffl zur Seite 



O • • e hie li I •• 

unabselibtt ausdehnte, qner durehscliiiitt Antigoona vihlte ihn, 
ungeachtet der Mühadigkdten, sowohl sebier Knne wegen, als 
weil jener gewöhnliche Heerweg von den Truppen des Eumenea 
bis auf 1000 Stadien gegen Medien hin occupM war (Polyaen. 
IV. .0. 11). In der Stelle des Verf/s ist namenüicfa verwirrend 
die falsche Interpunktion (mindestens sollte hinter entlang ein 
Punkt stehen)^ ferner das ungehörige ,,oor ihm^^^ und der Man- 
gel eines bestimmt hervorgehobenen Gegensaties« Jedenfalls 
sind aämmtliche Quellen bei Weitem deutlicher« 

Der Verf. erzählt p. 804, wie dem Eumenea nach seiner 
Auslieferung von Antigonus gewährt worden, noch einmal sn sei- 
nen pflüchtrergessenen Macedoniem zu sprechen; die Rede, wel- 
che er nun, von einer Erhöhung herab, die gebundenen Hände 
vorstreckend gehalten haben soll, wird ausführlich nach Phitarch 
mitgctheilt. Man braucht sie aber, dünkt mich, nur zu lesen, 
' tun in ihr eine blosse Fiktion, ein rhetorisches Uebungsstück zu 
erkennen. Sie ist unmöglich aus Hieronymus. Diodor, der 
grade hier wieder denselben auf eine Weise erwähnt, dass man 
deht, er hat ihn vor Augen (XIX. 44: avqxfhj d* iv tolg tgav* 
Hattttiq alxiidXcotog xol ö tag tötoglas cvvttt^dfLBVog 'Isgcow 
flog 6 Kagöiavog^ Sg x. %, iL), gedenkt mit keinem Worte einer 
solchen Rede; und wieder Ist es dagegen Plutarch (Eum. 17), 
der diese unnütze Zugabe, höchst wahrscheinlich aus Duris, uns 
auftischt Wie willkürlich die Erfindung ist, zeigt die Rede bei 
Justin (XIV, 4), die von jener völlig abweicht; aber ohne des- 
halb wahrhafter zu sein, sich nur als Artikel einer anderen, der 
Mode der Zeit nicht minder huldigenden Fabrik verräth, deren 
Firma wir freilich nicht so leicht zu entziffern oder zu errathen 
vennögen, wie bei Plutarch. Herr Dr«, der keinesweges immer 
die Entstellung durch Mährchen und Deklamationen verkennt (S« 
B. B. p.54 n. 86; p. 81u. s. w.), hätte wohl beide Stücke als 
gleich unächt zurückweisen dürfen. — Endlich bemerke ich 
noch, dass der „ZVeiW und Ingrimm!'^ des Antigenes und Teuta- 
mas(p. 296), namentlich, des Ersteren, im Verhäitniss zudem 
bisherigen Benehmen nicht genugsam motivirt erscheint; und zu 
p. 682, dass, wenn Plutarch (1. c. 11) des Eumenes Briefe an^ 
fuhrt und charakterisirt, dabei wohl schwerlich an eine damals 
noch vorhandene Sammlung derselben zu denken sei, sondern 
Hieronymus hatte deren unstreitig sehr viele in seinem Werke 
Inltgetheilt, von denen auch einige in Diodor übergingen; und in 
dieser Beziehimg genommen, hat der Verf. Recht, wenn er 
p. 109 n. 12 sagt: ,^den Angaben bei Diodor (aus Eumenes Brie- 
fen) liegen wohl die authentischen Urkunden zu Grunde. ^^ Cir- 
kuUrten aber wirklich zu Plutarchs Zeiten Briefe des Eumenes, 
so halte Ich ihre Aechtheit, wofern sie nicht eben aus Hierony- 
mus und anderen beglaubigten Autoren entnommen waren , für 
nicht minder verdichtig, wie die des Philipp, Antipater und 



DroyienV GoHliicIil» 4e$ UeUctüsmus. Sil 

Antigonus, Ah Gittto kannie (de off. II. 14). Richtig eitiirt 
Herr Dr. felegentlich p. 465 n. % den Letsteren für den.Diado- 
chen, nicht für DoMOn). Wohl zu beachten ist ferner, dac« 
Eumenes kura vor seinem Tode seine sSmmtlicIien Dokumente 
und Briefe (natarlich die an ihn adressirten) vernichtete; wenn 
uns daher dennoch der Inhalt einiger mitgetheilt wird (Diod* 
XYIU. 58 cf. Droysen p. 198) , so können sie ebenfalb nur aus 
Hieronymus stammeOi der allein Gelegenheit hatte^ sie vor ihrer 
Yeruichtung einzusehen. Dieselbe Ableitung findet auch auf die 
anderweitigen, nicht brieflichen Aktenstücke Anwendung, wel*. 
che bei Diodor verschiedentlich hervorblicken (cf. p«227 n.67)« 

So viel von Hieronymus. Ein zweiter gleichzeitiget Autor 
ist — TSmäus. Wie jener mehr auf die Geschichte des Orients, 
«o wirkte diesci' durch sein literarisches Ansehn, dem Inhalte 
seines Werkes gemäss , mehr auf die Darstellungswelse der Ge- 
schichte des mittelündischen Occidents ein. Jedoch ist auch 
bei den östlicheren Begebenheiten ein nicht unbedentendcr Ein? 
fluss seinerseits erkennbar, indem Griechenland und Epims , die 
grade während dieser Periode die geschichtlichen Vermittler der 
entgegengesetzten Entwicklungen am Mittelmeer waren, in seine 
Betrachtung hineingezogen wurden. Mit einer eigentlichen Ge- 
schichte der Diadociien und Epigonen hatte sein berühmtes Werk 
nichts zu schaffen; aber vielfältig spielte es lilnein^ und vieiili- 
tig wurde es daher auch bei ihrer -Darstellung b^iutzt (cf.de 
fontib. etc. p. 28 sq. 30 sqq.). 

Eine der^ merkwurd^ten Episoden in der Geschichte ßiet 
Hamus- Halbinsel, die Einfalle der Galller, bilden das Schluss- 
moment derDiadodienzeit. Herr Dr. rp.643 — 66S) nimmt in de» 
wesentlichsten Beziehungen die Resultate meiner Untersuchung 
an. Nur äussert derselbe p. 650 gegen meine Behauptung, das^ 
Timäus der den Erzählungen bei Diodor, Trogus Pomp., und 
Pansanias zu Grunde liegende Historiker sei , einiges Bedenken, 
indem man „wegen dar Weise, wie Athens In diesen Geschichtea 
gedacht werde, auch an Demochares denken könne.^^ Ich werde 
jedoch die völHge Unhaltbarkeit dieses Einwurfes , dessen Erör- 
terung liier zu weit fiihren würde, bei dber anderen Gelegenheil 
nachzuweisen suchen. 

Den oratorischen Schmuck der Erzphkng hat Qerr Dr. mü 
Recht weggelassen, bis auf eine einzige Ausnahme, betreffend 
die Aufreizungen des Brennus zum Zuge (p. 654)* Dass dieser 
auf solche oder ähnliche Weise gesprochen haben könne ^ will 
ich nicht ia Abrede stdlen, aber dass die Autorität des Pansa- 
nias (X. 10, 5 — nicht lO.i wie bei Herrn Dr. steht) und des 
Polyän (Vn. 35) nicht genüge, um es für historisch zu nehmen^ 
habe ich, dünkt mich, gezeigt (de £ont. p. 42 sq.). lieber die 
Begebenheiten, welche der Miederlage bei Delphi folgten, über 
die Art und Richtung des Rückzuges und die daraus entstandenen 



40 Getcblelite. 

CoUisionen herrscht scheinbar ein noch schlimmere« Dunkel sk 
iiber das Frühere. In meiner Untersuchung hatte ich nur einige 
bestimmte Umrisse und Andeutungen gegeben; Herr Dr. hat nun 
zwar diese im Ganzen beibehalten^ aber im Einzebien die Schwie- 
rigkeiten und Widersprüche, wie mir scheint, nicht auf genügende 
Weise gelöst Dahin gehören die Schicksale und Unternehmun- 
gen der fortziehenden Schaaren, die Rückkehr des Antigouus, 
ganz besonders das chronologische Ineinandergreifen der Ereig- 
nisse. In einigen Funkten schimmern die Schwierigkeiten sogar 
ganz deutlich aus der- Darstellung selbst hervor, z. B. in der 
Weise wie p. 661 und p. 662 des Friedens zwischen Antigonus 
und Antiochus erwiihnt wird. Doch über alle diese Dinge brau- 
che ich mich hier nicht näher auszulassen, da ich kurz vor dem 
Erscheinen des Torliegenden Werkes, in einer Abhandlung: Dat 
Olbische Psephisma zu Ehren des Protogenea (im Rhein. Mus. 
f. Ph. Bd. ly. Heft S und 4) mich bemüht habe, sie vollständig 
SU erl&'utcrn. 

Eine dritte Richtung hat ihren Ausgangspunkt in Democha^ 
res; sie macht sich geltend in der Auffassungsweise der Ge- 
schichte Athens. Mit ihr können wir zugleich eine vierte in Be- 
trachtung ziehen, die ihren Anstoss durch Duris erhält und eben 
mit jener in diesem Theile ziemlich parallel läuft. 

Die Beurtheilung luid Darstellung des athenischen Charak- 
ters in dieser Periode, sagten wir im ersten Abschnitte, müsse 
um 1^0 bestimmter von einer scharfen Quellenkritik abhängig ge- 
macht werden , als in den neueren Zeiten so völlig verschiedene 
Auffassungsweisen Geltung zu erlangen gesucht haben. Um den 
Gegensatz zu einem concreten zu versinnlichen , bedarf es nur, 
ohne auf frühere Vertreter der Ansichten zurückzugehen, einer 
Vergleichung der Darstellung des Herrn Dr. in dem vorliegenden 
Werke mit der des Herrn Grauert in seiner Geschichte Athens 
seit dem Tode Alexanders des Gr. bis zur Erneuerung des 
Achäischen Bundes (histor. und phlL Analekten. Münster 18S3 
p« 268 sqq.). Der Letztere tritt entschieden zu Gunsten des 
athenischen Charakters auf; Herr Dn eben so entschieden zu 
dessen NachtheiL Mich dünkt, das Uebergewicht der Gründe 
neigt .sich bei Weitem auf diese Seite, wenn gleich die Schärfe 
und Feinheit der Forschung, mit der Herr Gr. auf sein Ziel hin- 
^ubeitet , als solche den uneingeschränktesten Beifall verdient* 

Was Herrn Dr.'s Ciiarakteristik der athenischen Zustände 
•eit dem lamischen Kriege, den man allenfalls noch als den letz- 
ten Versuch nationalen Aufschwunges betrachten kann (s. beson- 
ders p. 42&--4S1; p. 43S— 111; p. 503—505; p. 511—514), 
im Ganzen als die riditigere erscheinen lässt, ist ausser dem Um- 
atande, dass die Dinge selbst dafür zeugen, hauptsächlich die 
Autorität ^ea Demochares. Von diesem sagt Herr Gr. p.214 sq. 
4m Gegeoatts zu allen übrigen Frimärschrlftstellern > er habe 



% 
\ ' 



Droy«en*ii Geschiohto dei UelleDismufl. 41 

^^mtt gan% anderem ^ unabhängigen Gehte gesehrieben und mit 
avsserordentUcber -Preimüthigkeit, ^^ Das ist Tolikoinmen rich- 
tig ; «doer merkwürdig ^cnug spricht dadurch Herr Gr. seiner ei> 
genen Tendenz das Urtheil. Eben wegen dieser Unabhängigkeit 
und Freimüthigkeit müssen wir seinen Schilderungen ron dem 
Charakter seiner Landsleute , seiner Mitbürger vollen Glauben 
schenken; und grade er hat denselben so geschildert, dass die 
Demoralii^ation Athens zu seiner Zelt durchaus als historisch con- 
statirt zu betrachten ist; aus seinen Angaben bei Athenäus 
p. 232 sq. sollte eben der Kern jeder Darstellung |[ebildct wer- 
den, Herr Dr. nimmt sie daher mit Recht fast ganz auf, und 
wir würden es' sogar gern gesehen haben, wenn- derselbe auch 
das Fragment über den Ausnif des Demetrius in den Text und 
nicht in eine Note geschoben hätte (p. 513)« Wie sollen wir es 
dagegen erklaren , dass Herr Gr. , der doch in Demochares den 
am meisten glaubwürdigen Schriftsteller über sein Thema anzu- 
erkennen scheint, grade dessen Angaben, wenn nicht verhehlt, 
doch nur ganz flüchtig und bemäntelnd andeutet (p. 340 cl. 
p« 215)« Hat viellicht Herr Gr. gefühlt , dass eben das Glaub- 
würdigste mit seiner Ansicht sich nicht vertragt ? Denn aus De- 
mochares Darstellung leuchtet wahrhaftig mehr hervor , als eine 
blosse ^^übertriebene Demüthigung*'^ der Athener. Femer über- 
geht Herr Gr. ganz eines der merkwürdigsten und vollgültigsten 
Aktenstücke, den Ithyphallus, der damals von den Athenern 
gesungen wurde und bei Athenäus (p. 233) aus Duris aufbewahrt 
ist. Er ist ein Seitenstück zu den Aeusserungen des Demochares;, 
ein scheussliches Gemenge entwürdigender Lobliudeleien, ein 
Dokument der Entsittlichung und Irreligiosität. Gleichviel ob ihn 
Hermippus von Kyzikus oder ein Anderer verfasst: dass die Athe- 
ner solche^ Worte nur über ihre Lippen bringen konnten ohne 
Schaam vor sich selbst — das ist genug. Mit Recht nimmt auch 
ihn Herr Dr. p. 312 auf. Uebrigens scheint die darin vorkom- 
mende Anspielung auf die ätolische Sphinx durchaus eine andere 
Beziehung zu haben als Herr Dr* meint; eher als auf dieAetolier 
konnte sie auf Macedonien überhaupt oder auf Kassander gehen ; 
war vielleicht dessen Mutter eine Aetolierin^ Am wahrscheinlich- 
sten ist es mir jedoch, dass mit dieser ätolischen Sphinx Polysper- 
chon gemeint sei, der damals immer noch einen bedeutenden 
llieil des Peloponnesus unter seiner. Botmässigkeit hielt und sich 
so fest eingenMet hatte , dass es allerdings eine schwierige Auf- 
gabe war, ihn zu vertreiben ; das feste Aegion hatte ihm Denie- 
trius so eben abgenommen. Die Lage der Dinge stimmt also 
vollkommen. Und nun ward auch Polysperchon wirklich, weil er 
aus Stymphäa auf der Grenze zwischen Macedonien und Aetolien 
gebürtig war, ausdrücklich der Aetolier genannt. So nennt ihn 
Fausanias, wie Herr Dr. selbst an einem a. O. (p. 198) angiebt. 
Wie sehr Polysperchon au fürchten war, ersehen wir aus eben 



41 Getehlehte. 

dem Schriftsteller, der uns deo Ithyphalliis mitlbeilt, aas Doris 
(bei Athen, p. löö) : ovÖBVog Man^dovenf ovza dsvtiQOV ovf i 
xatä tiffv CzQUXTfyiav ovtB xata xipf d^lioöiv. 

Plutarch hat den Demochares im Leben des Demosthenea 
benutzt 9 wofern nicht das daselbst befindliche Citat ein entleha« 
tes ist; ob auch im Phocion und im Demetrins lisst sich, wie 
Herr Dr. richtig bemerkt (p. ()83)^ niclit cmeisen, ist aber nicht 
unmöglich, wenn jenes Citat kein entlehntes ist. Dass ihm aber 
lur alle drei Leben8bet<chreibangen Duris eine Hanptqiielie war^ 
unterliegt keinem Zweifel ; für das Leben des Demetrins beweist 
es Herr Dr. ganz genügend (p. 862 sq.). Der Samier ist aller* 
dings wie wir schon gesehen als ein Anekdötchensammler über^ 
haiipt^ und als Tyrann seines den Atheneiu lange unterworfenoi 
Vaterlandes Insbesondere in Bezug auf diese, m'cht frei vom Verr 
dacht der Uebcrtreibung (vgL Grauert p. 216, der sowohl wie 
licrr Dr. die Tyramiis ignorirt ; docli s. Athen. VIII, p* ^7 d). 
Wenn ich daher aucli das Meiste, was Plutarch im Demetrins aus 
ihm entlehnt zu haben scheint, für historisch halte, weil es mit 
den Angaben des Demochares übereinstimmt, oder doch innerhalb 
de8 Maasses der Möglichkeit bleibt, das in diesen gleichsam ge- 
geben ist : so scheint mir doch andererseits Einiges diess Maass 
■u überschreiten. Dahin gehört wohl die Anekdote, Demetrins 
liabe 2&0 Talente beitreiben lassen , und sie der Lamia und Con- 
Sorten geschenkt, um sich dafür Schminke zu kaufen (Plut. L 
c. 21); Herr Dr. (p. 513) hätte sie ganz verwerfen oder wenig- 
stens anstatt der Notiz aus Demochares in die Note Terweisen 
sollen, und um so mehr, als nach einigen Schriftstellern, wie Plu- 
tarch sagt, diess gar nicht in Atlien, sondern in Thessalien Torge- 
fiillen sebi solL Lynkeus, Duris Bruder, hatte rielleicht einea 
no^h immenseren Vorrath von Geschichtchen in seinen mannigfal- 
tigen Schriften niedergelegt, und aus ihm mag ebenfalls Vieles 
in Plutarch übergegangen sein , der ihn eben namentlich im De- 
metrins benutzte (c. 21 vgl. Droysen p. 6811). 

An Demochares und den aus Duris, neben anderen offenbar 
Echten Angaben erhaltenen Ithyphallus schliessen sich endlich 
noch die Fragmente der Komiker an, als die Reste einer ursprüng- 
lich sehr ergiebigen Quelle für die Charakteristik Athens. Mit 
Recht madit Herr Dr. auf ihre Bedeutsamkeit aufmerksam un4 
zieht sie melirfach zu Rathe (s. p. 428 ; p. 430 u. s. w.). Frei- 
lich muss gerade, wegen ihrer Spärlichkeit, die Benutzung höchst 
behutsam sein, damit die Schale von dem Kern, die Uebertrei- 
buug des politischen Partheiinteresses von der Wahrheit gesondert 
werde. Diese Partheiungcn der Komiker erkennt Herr Gr. an 
(p* ^2 sqq.^, aber den Werth ilircr Bruchstücke, ak einer histo- 
risdicn Quelle finden wir nicht gehörig beachtet. 

Nach diesem Allen glaubte ich nun, wie gehaltvoll und schön 
auch die Schrift des Herrn Gr. ist, der Auflassungsweise des 



Droy8en*t Geiehidito djBii liellpnlsmuf. 4S 

Hrn. Dr., dem Gast, Schlosser n. A. mit ^osserer oder geringe- 
rer Schärfe Torangingen^ den Vorzug geben zu miisseii. ^, War- 
um, fragen wir mit Hern Dr. (p. 44ü u. 28), mit kiiustliohen So-* 
phismen das Volk der Athener vertheldigen , dessen Grösse son- 
stiger Zeit jetzt doch aufgehört hatte? Warum einer Vorliebe, 
die wir theUen, die Wahrheit opfern, die nur zu klar am Tage 
liegt ?^^ — Auch die künstlerische Darstellung der athen. Ent- 
Wickelungen und Zustande ist Herrn Dr. in einigen Stücken aus- 
nehmend gelungen (s. besonders p. 427 sq.). Nur auf eine kriti- 
sche Inconsequenz mache ich aufmerksam. Wie reimt es sich, 
dass hier der Verf. dem Democliares als einem wahrhaften Be- 
richterstatter gläubig folgt, und ihn doch in Bezug auf die Gal- 
lier-Einfälle zu einem Autor stempeln roödite^ der statt baarer 
Geschichte Lügen ^ Narrenspossen und lächerliche Wunder feil 
biete? Taugt ein Mittel nur zu einem Zweck und man mIII es zu 
zweien gebrauchen: so taugt es zu keinem mehr. Ich denke 
Herr Dr. wird jene ehrenrülirige Ansicht von Demochares nicht 
ferner hegen dürfen. 

Die Ernähnurig des lamischen Krieges führt uns auf die 
Darstellung desselben bei Hrn. Dr. p. 50 — 93. Hleronymus und 
Duris sind wohl die Hauptquellen der vorhandenen Berichte. Ich 
besclirSnke mich auf einige mehr äusscrllche Bemerkungen. In 
der 4. Beilage p. 105 sqq. rückt der Verf. die Entstehung der 
iSage Ton Alexanders Vergiftung durch Jpilas mit Flutarch in das 
Jaiir 318 herab und erklärt somit die Angabe über djEis Beeret 
des Hyperides für unhistorisch. Dessen ungeachtet erzählt abor 
derselbe p. (>0: „auf Hyperides Antrag wurden ihm (sc. dem Jol- 
las) goldene Kränze decretirt ^^ und entschuldigt diess p. 705 da- 
durch, dass er es ^^der VolUtändigkeit wegen''^ beigefügt habe. 
Siclier ist es übrigens dass sich spater die Partheien des einmal 
entstandenen Gerüchtes häufig zur Verfolgung ihrer Interessen 
bedient haben. — Die Flotte, welche ausgerüstet werden sollte, 
wird p. 02 auf ^,40 Tetreren und 200 Trieren^^ angegeben, nach 
Diodor XVIIL 10. Hier heisst es aber umgekehrt: 40 Trieren 
und 200 Tetreren. Dieselbe Umstellung finden wir bei Herrn 
Dr. p. 81. Ist sie absichtlich geschehen, so hätte sie wenigstens 
motivirt werden sollen wie bei Grauert (p. 244). — Nachdem 
sich Antipater nach Lamia zurückgezogen, heisst es p. 11, es wäre 
für ihn ^^ keine Möglichkeit** gewesen^ sich bis zu den kambuni- 
achen Pässen durchzuschlagen. Diese Unmöglichkeit leuchtet 
aber nicht ein, da er wolü noch kein geordnetes thessalisches 
Heer im Rücken hatte; das Motiv seines Bleibens war wolü elier, 
dass bei seinem gänzlichen Rückzuge sowohl das aufrührische 
Thessalien als auch der gesammte südliche Anhang völlig verlo- 
ren scheinen musste. Ueberdiess aber ergiebt sich ein geheimer 
Widerspruch , wenn der Verf. gleich darauf sagt : ,, Der Hafen 
Fhalara gewährte den Vortbeil, dass Antipater im Fall einer Be- 



41 Geschichte. 

lagerung^ mit seiner Flotte^ welche der der Athener iiherle^M 
wzT^ in Verbindung bleiben ^ durch dieselbe Zufuhr erfiaiten nod 
minilestens der äussersten Gefahr entgehen konnte>^ Diese lets- 
tcn Worte sollen doch wohl auf Einschiffung deuten ; dann wire 
es aber nicht die Unmöglichkeit sich darchsusclüagen ^weten, 
die ihn zum Bleiben vermochte , da ihm ja, wenn er den Abzugs 
überhaupt ^e^ro//^ hatte , jenes Mittel zu Gebote stand. Ande- 
rerseits aber disharmonirt wiederum die angeführte Stelle mit der 
Erzählung von Lamia's Belagerung diurch Leosthenes (p. 72) : alle 
Zugange zur Stadt wurden gesperrt^ namentlich die l^erbindung 
mit Phalara und der See vollkommen abgeschniltenj* Dass diess 
nicht geschehen könne ^ war ja oben gradt; als der Fort heil im 
Fall einer Belagerung hervorgehoben ! — Der heilige Hieronj- 
mus erzahlt (adr. Jovin. I p. S5)^ nach dem Tode des Leosthe- 
nes habe sich dessen Braut, Demotions Tochter, selbst den Tod 
gegeben, asserens, quamqnam intacta esset corpore, tamen, ai 
altemm accipere cogeretur, quasi secundnm acciperet, quum 
priori mente nupsisset. Herr Gr. (p. 259) , seiner Tendenz ge- 
rofiss, nennt diesen Selbstmord ^, Heroismus ^^ Herr Dr. dagegen 
(p. 14)9 der übrigens die Worte ein wenig zu frei übeisetzt, eioc 
Art von „Affektation und Ueberspannthelt,^^ wie sie ,4n solchea 
Zeiten nachtraglicher Freiheitsenthusiasterci gewöhnlich^ sei. 
Das ist auch wohl richtiger, wenn doch einmal diese romanhafte 
Erzählung für Geschichte passiren soll; mir erscheint sie jedocli 
äusserst bedenklich, um so mehr als Leosthenes kein junger Mann, 
ein Wittwer und Vater war. Unstreitig existirten über den lami- 
sehen Krieg gar vi eleriei dichterische Ergüsse von grösserem' und 
geringerem Umfange, in hochtrabenden W^orten, voll von episo- 
dischen Würzen und erdachten Situationen; jene romant^he 
Erzählung ist nun wohl nichts weiter als eine Reminiscenz de« 
vielbelesenen Hieronymus aws irgend einem solchen lyrischen oder 
epischen Gedichte, so dass ihr höchstens nur eine poetische, keine 
geschichtliche Wahrheit zukäme. Auch seheint es, Herr Gr. nähna 
sie bloss deswegen in den Text auf, weil er fiir seine Auffassungs- 
weise ein Zeugniss, Herr Dr. aber, weil er für seine DarsteUun^ 
einen schönen Zug mehr zn gewinnen meinte. Wenigstens, duldet 
mich , hatten Beide sie in die Noten zurückdrängen dürfen. — 
Das Heer des Antiphilus giebt Herr Dr. p. 19 auf 20,000 M. m 
F. und SMO R. an; Diodor (XVUl. 15) sagt aber ycBtovs per 
digfivglovg xal digxi^iovg^ — IjCTtelgds — xlElovgxfSw 
K t. X. Der Verf. beachtet fast nie dergleichen Beisätze, nnd 
obgleich freilich in den meisten Fällen wenig oder nichts daranf 
ankommen mag, so ist doch in einigen ihre Beachtung oder Nicht« 
beachtung von entscheidender Wichtigkeit, wovon wir schon Bei- 
spiele aufgefülirt. Es giebt Viele, die den Zahlen überhaupt 
allen Wer^ absprechen; sie düri'eu jedoch das Urtheil nicht be- 
atimmen , und der Verf. selbst zeigt xuweileiii sehr deutlich. 



Droysen'fl GeichicBto des Hellimismat. 

Zahlen - Yerscliicdenhciten ihm durchaug nicht als etwas Gleich- 
gültiges erscheinen k. B. p. 449 n. S7 ; p. 450 n. S8. — Ich be- 
merke nocli, dass von p. ^79 — 89 in den Cohimnentitcln die Jah- 
reszalil S22 statt 323 stehen rauss. 

Der Kampf der Athener unter Phocious Fuhrung gegen das 
Streifkorps des Mikion schildert Herr Dr. p. 83 auf so ironische 
Weise, dass wir uns entschieden dagegen erklären miissen , wie 
gern wir auch seiner Schildenmg Athens im Gänzen beipflichte- 
ten. Solche Hasenfiisse waren die Athener denn doch wohl 
nicht. Es kann kein Zweifel sein, dass diese ganze Erzählung 
bei Flut. Fhoc. 25 aus der gehässig übertreibenden Feder des 
antiatheuisch gesinnten Duris floss. Mag der Auszug auch etwas 
tnmultuariscli gewesen sein, so streitet doch das Faktum, dass die 
Athener einen Tollkommenen Sieg errangen, offenbar gegen die 
Anschuldigung eines so unmännlichen, fasclhaften Benehmens, 
und umso mehr als Mikion ausdrücklich mit övxvolg ManB- 
0001 xal iJLiC&otpoQoi^ gekommen sein soll. Ueberdiess schiebt 
Herr Dr. Momente ein , die durch Flutärchs Worte nicht belegt 
Y^erdcn können, und wodurch das Ganze einen noch weit krasse- 
ren Anstrich erhält. Es wäre der Historie sicher angemessener 
gewesen, wenn der Verf. nur gesagt hätte : Mikion kam und die 
Athener schlugen ilin. — In dem Heere , weldics unter Krate- 
rus aus Asien dem Antipater zu Hülfe eilte, werden (p. 83) 1000 
pers. Bogenschützen aufgeführt; die ganze Aufzählung ist aus 
Diod. XVllI. ,16 (diess Citat fehlt); die 1000 F^srser waren aber 
nicht bloss Bogenschützen^ sondern auch Schleuderer (IJagöas 
de xo^oTug xal 0q)Bvdovr}tag xiklovg). — Was der Verf. bei- 
Gelegenheit der Kapitulation der Athener über die Uebersiede- 
Jung nach Thracien sagt (p. 93 n. 84), ist soweit richtig, nur muss 
bemerkt werden , dass das toig ßovXofiayoig gerade bei Diodor 
steht« Warum Terschweigt nui^ der Verf., dass dennoch Diodor 
ausdrücklich behauptet: o^roA fjilv ovv Svveg xXslovg rav diö^ 
fLVQlav Tucl öiöxMav iisteördx^r^öav kK,r;^g natgldog'i — 

Wie der Ausgang des lamischen Krieges für die Gestaltung 
der athen. Zustände yirährend des vorletzten Zehntels des 4* Jalir- 
hunderts vor Ch. von massgebender Bedeutung war : so wälurend 
des letzten Zehntels das Auftreten des Demetrius. Durchsein 
Streben nach der macedonischen Krone ward seine Stellung zu 
Athen und Griechenland wesentlich eine andere. Wir schliessen 
demnach hier am Natürlichsten die Erörterung über seine späte- 
ren Unternclmiungen und seine Herrscliaft in Macedonien an. 
In den Berichten erkennen m ir wieder zwei Richtungen ; die eine, 
dem Demetrius und seinem Hause günstige, ge)it >on Ilierony- 
mus aus, die andere, wenn auch nicht entsclileden ungiinstig, 
doch scharf auftragend, scheint wiederum auf Duris und seinen 
Bruder Lynkcus fainzuleitcn, Dass Flutarch im Demetrius auch 
den Fhjlarch benutzt habe^ y^ie Herr Qr. p, €82 meint^ bjezweiilc 



DrojMo*i G«dblclite ief HelleBtfBiiit. #t 

18). — Demetrins als König Ton M acedonien wird unt hei Flu- 
larch (c 41 sq.) als ein höchst eitler Despot geschildert; diese. 
ScIiiideniBg aber, die Herr Dr. p. fiUO sq. fast ganz aufuinmiti 
Irigt so offenbar den Stempel der Debertreibnng, dass man schon 
deshalb anf Duris rith. Diese Yenonthuiig wird gerade hier zur 
völligen Gewissheit, da nach Athen, p. 5Sö Dtiris wirltlich einige 
dieser Dinge in dem 22. Buche seiner Geschichten ganz ebenso 
vortrug. Herr Dr. bemerkt diess in der Beilage p« 6H2 sq. selbst; 
om so grössere Behutsamkeit hätte die Benutzimg erfordert. Na- 
mentlicli scheint die Erzählung von deti Bittschiiften , die Deme- 
trius im Angesicht der Bittsteller in den Ados geworfen , völlig 
imglanblich. — Diese wenigen Blicke vom Standpunkte der Quel- 
lenkritik ans^ mögen geniigen ; denn nach Vollständigkeit zu rin- 
gen ist nicht meine Absicht, und diess mag für alles Frühere und 
Folgende gesagt sein. Wir diirfen , namentlich bei unserem AI- 
tttihum, nicht läugnen, dass in den Mitteln und Zwecken der 
Quellenkritik hau6g eine Wechselwirkung und demnach eine Art 
TÖn Cirkclbewegong Statt findet Das Gepräge der abgeleiteten 
Berichte fiihrt zu Vermuthungen über ihren Urspnmg, imd der 
CJiarakter der mnthinasslichen Quelle hat andererseits wiedcT 
etwas Massgebendes bei der Beurtheiiuug der Berichte. Aber 
finden wir nicht solche Kreisbewegungen in allem Menschhdien, 
in jeder Gedankencntwickelnng, in jeder Gestaltung des Wis- 
•ens Y — Wo die Quellenkritik, den Spuren gleichzeitiger lieber- 
Ueferung emsig nachforschend, zu gar keinem Besultate gelan- 
gen kann, da bleibt noch ein zweites Kriterium der historischen 
WAihdt, das, mit dem ersteren verbunden, zu Tollgiiltigen, — 
aflein st^hmid^ wenigstens zu approximativen Entscheidungen 
Mürt; ich meine den sachlichen ProbabilltälSGakul, die combin^ 
tonische Sachkritik* Es bleibt nimlich , wenn alle Kenntniss der 
Frimirquelicn abgeht, £e Frage, in wiefern aus inneren Gründen, 
au» der Lage der Dinge, ans einer naturgemässen oder nothwen* 
dlf bedingten Richtung der Eulwickelungen, ans Unmöglichkeit 
tai und Widersprüchen die Torhaudetten r^^achrichtea gegliedert, 
gdraiBt ^er vereinigt; 'aufgehoben, mod|fidrt odev oonstatirt 
wMlt*n (können. Diese Methode, auf die wir uns in. der Dia«- 
deefaengeschicfate nicht selten bescfarinken müssen, hat der ¥er£, 
wie mir scheint, öfters mit Glück angewandt, theils oflTen in den 
Noten',' tiieila stillschweigend in dem Text,, und zwar sowohl in 
Btsujp «i£ einzelne speclelle Pnncte (z. B. p. 08$ p. 10 wo idi 
SU n. 3& bemerke, dass auch blosse Säumigkeit Grund der Un- 
tUUlgkeÜ des Vdoponncsus gewesen sein könnte; p. 82; p. 45Y 
■q« n. s. w.)^ als auch in Betreff des allgemeineren pragmatisdien 
Sbisammenhangef) 'der Begebenheiten. Namentlich ist dieSorg- 
Mt anzuerkennen, mit der der Verf. Cörmliche Lücken in. der* 
fieschichte hypothetisdi zu erganzen benAhi UU ä^ Vi^ ^fsew 
MpretkMUr 810^*90»^ und auch aonsi «.1^. i^ &\\. ^^ ^gsvaSfisic- 



48 G • • e h i 6 h t'e» 

licher hent zu Tage Yerninfliiin^ii der Art, um 6eliiiii|^ m er- 
langen, mit krasser Apodiktik aoftreten, je lobenswerüier er« 
■cheint es, dass der Verf. in so vielen offenbar unsicheren Stel- 
lungen von 'allem SicherthunwoUen sich frei erhilt; und wenn 
daher auch nicht jede der aufgestellten Ansichten Jedermann, 
noch in jedem ihrer Theile befriedigen, ja luweilen gans anderen 
Uebenscugungen Raum geben dürfte, wenn es Tielleicht selbst 
nicht unmöglich wäre, hier und da aus weit versprengten und 
versteckten Notizen, ohne Hypothesen, ein bestimmteres Licht 
m gewinnen : so werden doch die bescheidenen und Torsichtigen 
Aeusserungen des Yerfs., wie wir sie p. 391, p. 741 u. a. a. O. 
lesen (in Bezug auf p. 641 können wir dless jedoch nur mit Ein- 
schränkung sagen), von absprechenden Urtheilen zurückhalten. 
Wo ip^ir nicht wissen^ sind viele Möglichkeiten^ die sich alle mehr 
oder minder zu Wahrscheinlichkeiten erheben lassen ; es kommt 
daim freilich darauf an, welches die wahrscheinlichete Wahr-' 
ucheinlichkeit sei. 

Nur zwei Puncto hebe ich aus der Anwendung dieser ccmsbi« 
natorisclicn Sachkritik hervor« Herr Dr. setzt die Schlacht von 
Gaza „lange vordem längsten Tage, vor dem Monat Juni des 
Jahres 312" (p. 373), und zwar wie aua den chronologischen 
Tabellen (p. 730) ersichtlich, um den April. Die Argumente 
haben aber keine hinlänglich überzeugende Kraft und lehnen sich 
zum Theil sogar wider das Resultat selbst auf; denn wenn der 
Verf. schliesst, es müsse eine Jalureszeit gewesen sein „wo etwa 
um 5 Uhr die Sonne unterging,^^ so ist zu beachten, dass nach dem 
geographischen Klima von Gaza, die Tage vom 23. September - 
bis zum 31. December von 6 bis auf 5 Uhr ab-, und «von da 
bis zum Sl. März von 5 bis. auf 6 Uhr zunehmen, im April also 
die Sonne schon nach 6 Uhr untergeht. Ueberdi^ ist jener 
SchlusB kein nothwendiger; er beruht darauf, dass nach. jenei^ 
Schlacht Demetrius bei Sonnenuntergang unter den Mauern voa 
Gaza;, um Mittemacht (zcspl fiif^$ vvxrag Diod. XUL 85) bei 
Azotus war , das 370 Stadien oder 28 MilL von Gaza entfernt la^ 
(also fast 7 Meilen, nicht „/as/ secAs^^ vde es im Text lidsst)« 
„WQzn, wie der Veif. meint, die vom Ctef echte ermüdeten Pforde 
mehr als 6 Stunden brauchten.*^ Wie will ihan aber so genau 'die 
SchnelUgkeit messen, mit der die Fliehenden ihre Gaule antrei- 
ben moditcn; man könnte ebensognt 5 Stunden annehmen, und 
darnach auf den Juni oder Juli schUessen, wo die Sonne bei Gaza 
gc^en und um 7 Uhr untergeht Endlich, da bei einer so feinen 
Combiiiation auf ^ Stmide mehr oder weniger sehr viel alkkonunt, 
Hesse ja das sccpl iiicag vvtitng ebensogut die Annalunc zu, dass 
Demetrius etwa um 1 Uhr in Azotus angelangt sei* Wenn wir 
nun hierauf anwcndto „dass wenige Wochen nach der Sdilacht 
SeleiikuB gegen Babyioo eilte und die Stadt gewaim, von welcher 
Be^beuheiL die Aer^ Üei Seleuciden daiki ^\. Octtff. &LiV.'.! 



Droysen^s Geschichte des Hellenismas, 4ß 

r 

80 ist • da wir die Zeit während des Marsches und his zur Ein- 
nähme zwar nicht genau berechnen können ^ die Unternehniiun|; 
aber als eine sehr rasch ausgeführte erscheint, der Juli für die ' 
Zeit der Schlacht gewiss Toilkommen ebenso wahrscheinlich wie 
der April, vielleicht sogar noch wahrscheinlicher ; denn auch aus 
der Angabe bei Pausan. I. 6 ,, dass Antigonus seinen Uebergang 
über den Hellespont wegen der Nachricht von jener Sc^a9ht 
aufgegeben habe*' folgt keineswegs mit Sicherheit, dass diese . 
Nachricht „Tor dem Ende der Winterquartiere ^^ (die er in Klein- 
phrygien bezogen hatte) , oder „ wenigstens vor dem Wiederbe- 
ginn der Feindseligkeiten^^ eingetroffen sei. Seine Rüstungen, 
und wer ^eiss welche Angelegenheiten sonst, können die Aus- 
führung seines Planes immerhin auch bis in den Juli hinein ver- 
hindert haben; wir Isind also ebenso befugt anzunehmen, erst in 
diesem Monat habe Antigonus die schlimme Kunde vernommen^ 
und vielleicht um so mehr, als Herr Dr. selbst dem Pausanias bei 
Gelegenheit einer hiermit genau zusammenhängenden Angabe - 
eine ^^entschieden unrichtigem^ Chronologie vorwirft (p. S63 
n. 37). Wir wollen nichts entscheiden; aber auch die Berech- 
nung des Yerfs. kann vorläufig nicht als ausgemacht gelten ; da- 
durch wird nicht wenigen chronologischen Bestimmungen in wei- . 
teren Verlauf der Erzählung, welche derselbe auf sie gebaut hat, 
die gleiche Ungewissheit mitgetheilt. Den rapiden Success des 
Seleukus ersehen wir aus Herrn Dr/s eigener Darstellung (p. 377 
sq.). Missllch ist, dass Seleukus seinen Soldaten zur Ermuthigung 
glückliche Wahrzeichen angekündigt haben sollte , die ihm das 
Königthum verheissen. Denn im Jahre 312 dachten die Feld- 
herren noch nicht daran, sich jeder für sein Land den Königstitel 
beizulegen, oder Hessen doch wenigstens den Wunsch nicht laut 
werden ; auf das Königthum hoffen , konnte also damals nichts 
Anderes heissen , als nach der Erbfolge in Alexander^ ungetheil- 
tem Reiche stf%ben. Nun war Seleukus durch Ptolemäus allein 
in den Stand gesetzt worden, sein Wagniss zu versuchen; er wird 
sich also wohl gehütet haben, dergleichen Vorbedeutungei|, wenn 
de auch wirklich geschehen, ohne Weiteres auszuplaudern, bevor 
er noch irgend einen Yortheil errungen, das hätte dem Ptolemäus 
hinterbracht werden , und dieser dann seine Hand von ihm abzie- 
hen können. Jene Angaben vertragen sich also nicht mit der 
Lage der Dinge, und ebensowenig mit dem Charakter und der 
Politik des Seleukus, die wir nie unverholen aglren, sonderii stets 
im Trüben fischen sehen. Sie sind entlehnt aus Diod. XIX. 90 
(nicht 91, wie wir p.'378 n. 52 lesen; diess Citat würde vielmehr 
zu dem weiteren Verlauf der Erzählung gehören) ; wer erkennt 
in ihnen nicht wiederum die Züge des Kardianers, der grade da- 
mals bei Antigonus, dem Todfeinde des Seleukus in so hohem 
Ansehen stand ? Noch in demselben Jahre setzte ihn jener zum 
Verwalter der .Asphaltfischerei auf dem todten Meere ein,' wie 

N^Jükrl.f,IUl,u.Fk«d.Qd,EHt.Bm.Bd.TJX»mt.\. 4 ' 



Getcliichte. 

Dfodor nur wenige Capitel später (c. 100) erzählt ^ mid zwir mit 
dem gewöhnlichen Zusätze: ^^der die Geschichte geschrieheD.** 
Hieronymns selbst mochte jedesmal, wenn er in seinem Werke Ton 
sich sprach, einen ähnlichen Zusatz gemacht haben; bei Diodor 
ist er stets ein Zeichen , das« der Autor ihm vor Augen liegt. 
Man sieht aber ans jenen Angaben offenbar, dass Hieronymns 
den Seleukns nicht so gut kannte oder kennen wollte, wie die 
Könige und Grossen, mit denen er täglichen Umgang pflog. 

Der zweite Punkt betrifft ebenfalls den Demetrius^und zwar 
einen seiner wichtigsten Versuche die Stadt Rhodus zn erobern 
(Diod. XX. m). Herr Dr. (p. 491—493) giebt den Plan des De- 
roetrius so an: 1500 M. seien beordert worden ,,um die zweite 
Nachtwache sich möglichst still der (schon früher gelegten) 
Mauerbresche zu nahen, die Posten zu erschlagen, sich in die 
Stadt zn werfen , dort sich wo möglich auf der Akropolis oder 
dem Theater fest zu setzen , bis am Morgen das Zeichen zum 
Stnrm draussen ertönte, dann von innen hervorzubrechen." In 
der That, sie überrumpelten die Posten im Graben, bemächtigten 
sich der Bresche , drangen in die Stadt, „zogen sich rechts hin* 
auf nach dem Theater." Als am Morgen Demetrius das Signal 
zum aligemeinen Sturm giebt, vertheidigen die Rhodier Häfen 
und Mauern tapfer, der Stirnn wird gimzlich abgeschlagen und 
die 1500 in der Stadt niedergemacht — Wir finden es billig, 
wenn dem Verf. „diese Operation des Demetrius jedenfalls seU^ 
sam** erscheint Jeder Leser wird sich sagen, mit der Besitz- 
nahme d!er Bresche war ohne Weiteres dem ganzen Heere der 
Eingang in die Stadt geöffnet Und diesen Yortheil sollte De- 
metrius gar nicht^ gewollt, sondern ganz widersinniger Weise nnr 
beabsichtigt haben , ein den Rhodiem bei Weitem nicht gewach- 
senes Hä'uflein in die Stadt zu werfen, damit es sich dort anf 
gut Glück herumschlüge? Sein Plan muss nothw^ndlg der gewe- 
sen sein , eine den Belagerten überlegene Macfit eindringen zu 
lassen, und seine Ordre etwa dahin lauten, dass jene Elite sich 
geräuschlos des Einganges bemeistem und ihn behaupten sollte, 
bis die gehörige Truppenzahl in der Stadt wäre. Das Misslingen 
des ganzen Planes muss man sich wohl so erklären: Die 1501^ er- 
stiegen zwar glücklich die Bresche, aber augenblicklich entstand 
auch Lärm in der Stadt; die übrigen zum Nachdringen bestimm- 
ten Corps kamen nicht schnell genug heran, sei es dass sie ab- 
sichtlich aus Ungewissheit über den Erfolg zögerten, oder 'dass 
sie unwillkürlich den passenden Moment versäumten. So ge- 
wannen die Rhodier Zeit, um mit den 1500 frisch angekomme- 
nen Aegyptern, die Eingedrungenen, die sie nicht mehr ganz 
zurückzutreiben vermochten, abwärts in die Stadt hineinzudrän- 
gen, und durch schnelle und starke Besetzung des gefährlichen 
Punktes wenigstens allem ferneren Eindringen Einhalt zu thun. 
So war denn Jenes Corps eigentlich nur abgeschnitten ; 



Droysen't Geschichte des H^enisinak. 51 

zog es sich nach der Gegend des Theaters hin und erlagt endlich 
der Uebermacht. Diess Er^ebniss des Zufalls darf aber nicht a|8 
die urspri'm^iiche, Absicht gelten; und der Sturm am Morj^en war 
ohne Zweifel nur ein Auskunftsmittel, ein Versuch, ob aus dem 
unerwarteten Ausluge dennoch vielleicht ein Vortheil zu ziehen 
und der Schaden zu redressiren sei, die Ver^eblichkeit dcsseib^i 
aber keineswegs di^ Ursache, weshalb der urspriingiiche Plan 
gescheitert. Diodors Bericht ist zwar wirklich unklar und un- 
genau, aber doch nicht so seltsam, wie man nach Herrn Dr/s Dar- 
stellung glauben sollte. Er sagt nicht, dass die Absicht des De- 
metrius die gewesen sei , ein vereinzeltes Corps in die Stadt lU 
werfen, sondern die, die Stadt Nachts zu überrumpeln: ^ijfiif' 
tgiog ÖB diavorjd'Blg vvxrog ixi^sö^at xy tcoXbl xaid rd nznxm- 
xog xov t%l%ovg; nur Herr Dr. ist es also, der diess auf die 
1500 beschränkt. Ferner hat der Verf. die unerwarteten Ergeb- 
nisse, wie die Besetzung des Theaters u. s. w. in die Ordre der 
Letzteren als Momente derselben aufgenommen; bei Diodor lau- 
tet diese aber nur dahin: r,6vxy ngoöeX^slv tci tBi'xBv nspi 
dBVTBQav (pvXaKijv, was gewiss nicht so zu ergänzen, wie Herr 
Dr. gethan. Das Folgende bei Diodor kündigt sich nun freilich 
als ein nachlassiges Excerpt an, doch ist es immer noch von der 
Art, dass man darin den ursprünglichen Bericht seines Gewährs- 
mannes als mit imserer Auseinandersetzung übereinstimmend er- 
kennen kann. Es liesse sich auch nicht gut denken , dass Hiero- 
nymus, der unzweifelhaft zu Grunde liegt und wohl der Affaire 
beiwohnte, so wenig militärische Kenntniss sollte besessen haben, 
um den Operationsplänen des Demetrius so seltsame und halbe 
Massregeln unterzuschieben. 

So viel im Zusammenhange von der Anwendung der Kritik 
auf den Stoff. Für das blosse Beschaffen desselben ist dieHaupt- 
bedingimg die der äusseren Treue und Genauigkeit. Freilich 
sind in einem Buche von solchem Umfange wie das vorliegende 
Versehen der Art etwas schwer zu Vermeidendes ; und man fin- 
det solche bei den ausgezeichnetsten Historikern, deren Ruf des^ 
halb nicht minder unerschütterlich fest steht. Eine Beschöni- 
gung soll aber hieraus nicht folgen ; ist die wiederholte ControUe 
auch eine sauere Arbeit, sie muss geschehen, auf dass das einge- 
schlichene Uebel so viel wie möglich verringert werde, der An- 
schein von Flüchtigkeit verschwinde und das höhere Verdienst 
nur um so ungetrübter erscheine. Es wird selten eine belohnende, 
die Wissenschaft wahrhaft bereichernde Mühe sein, in einem 
Werke von Anfang bis zu Ende nur solchen äusseren Verstössen 
nachzuspüren. Daher enthalten die folgenden Notizen nur solche 
Versehen, die mir ausser den schon früher berichtigten, hier und 
da zufällig aufstiessen. Ich führe sie auf, damit ihre Wahrneh- 
mung nicht nur dem Leser des Buches, sondern auch dem Herrn 
Verf. selbst zum Nutzen gereiche ; denn nicht Sucht zu kritteln 

4* 



O • • c li i e li i e/ 

leitet BddL, soodern da« wissenschaftKche Interesse, die Verroll- 
kommniuig grosser Fihi^eiten auch im €reringen xu fordern, 

Gleidi nach Alexanden Tode empörten sich die Militiil[0- 
lomeen in den oberen Statthalterschafteii. Es waren mehr als 
20000 Mann Fnssrolk nnd 3000 R« , Ge^en sie schicke Perdikkas 
den Leibwichter Pithon mit ^t^OOO auserlesenen Macedoniem nnd 
800 Reitern "^ (p. 57). Schon hierin ist eine Un^enanigkeit ; 
Macedonier nnd Reiter können doch nimmermehr, einen Ge^n- 
satx hUden. Ans Diod. XVIII. 7 (nicht XIH. 7, wie p. 58 steht) 
sehen wir worin der Fehler steckt: IxliqgcoöBV^ heisst es, iictmv 
Maxhdovmv XB^ovg fiiv tgtitxiXlovg, txxug ds oxtaxoölovg; 
also Reiter nnd Fussvolk bilden den Gegensatx, nnd jene wie 
diese sind Macedonier. Femer sa^ Herr Dr., die nächsten Sa- 
trapen hatten Refehl erhalten ,, 1000 M. Fussv. nnd 600 R«"^ zii 
Fithon stossen tu lassen; durch die vereinigten Trup'pencorps 
werden nun die Kolonisten, erprobte Veteranen, mit leichter 
Muhe überwüti^ , d. bu 23,000 M. durah 5,000 M. Unmög- 
lich! Hier ist wieder ein Versehen. Nach Diodor (L c.) sandten 
die Satrapen 10^000 M. Fussv. und 8,000 R. {livglovg ^Iv n%^ 
Jiovg^ Ixnug Sk oxxaxiöxtXiovg) y also gerade das Zehnfache. 
Unglücklicherweise nnd die folschen Zahlen des Verfs. ausnahms- 
weise mit Rttchstaben gedruckt. 

£nmenes erregt Staunen (p. 107), weO er in kurzer Zeit dn 
vollkommen geübtes Reitercorps ai^stellt. Hier ist eine ge- 
naue Zahl nicht unwesentlich; Plut Eum. 4 giebt 0300 an, Herr 
Dr. auf ihn sich beziehend 0500; das ovx IXixtovg ist dodi 
wohl nur ein Znsatz der Rewunderung, keine Andeutung, dass 
die Zahl noch grösser gewesen. — Seite 176 werden in dem 
Heere des Antigonns gegen Alketas und Attalus 10 Elephanteil 
aufgeführt. Diese Zahl findet sich in den n. 40 angezogenen 
Steilen bei Polyan nnd Diodor nicht; fiberdiess erscheint kurv 
vorher (p. 100) Antigonns dem Eumenes gegenüber nur mit 
80 Elephanten, und wenn Herr Dr. (p. 102) bei der Theilung 
des Rei^bsheeres zwischen Antipater und Antigonns die lkiq>cnf' 
tag tav tmvx&v tovg '^filötag (Arrian bei Phot. p. 72 b. 25) 
auf 70 angiebt, so ist das eine Rerachnung, die der Regrnndung 
zu entbdiren scheint; denn wenn auch der Verf. (p. 185) be- 
hauptet: „die sammtlichen Elephanten Alexanders ^^ hätten sich 
Im Heere des Perdikkas gegen Ptolemäus befimden, so darf diess 
doch um so weniger zu einer Folgerung Aniass geben , als sich 
die Behauptung weder diurch Diodor noch durch Arrian, die bei 
diesen Vorgängen zu Grunde gelegt sind, bestätigen lässt. Aber 
selbst wenn diese Angabe begründet wäre, so fragt es sich, ob es 
denn gerade 140 waren; und auch diess vorausgesetzt: folgt 
' daraus, dass Antipater noch ebenso viele gehabt, und demnadi 
die dem Antigonns übergebene Hälfte 70 betragen haben müsset 
Und endlich auch diess zugegeben, so berechtigi dodi Nfehts 



Droyiea'« GefcIndkU) det OeUenifdiiii. M 

zn der Annahme, dass alle TO bei jenem in Frage atehende« 
Ereignisae im Heere dea Antigonua geweaen, und swar am ao 
weniger, ala eben kurz vorher deraelbe» wie bemerkt, mit SOEle«* 
phanten erscheint. Bestimmtheit ohne Beweis ist auch im 6e« 
ringen unzulässig. — Wir lesen p, 286, dass die gegen Potjsper-» 
chons Admiral Kiitiis unter Nikanor vereinigte Flotte dea Kassan«' 
derund Antigonus aus 130 Schiffen bestand; davon aeien IT 
durch Kiitus in den Grund gebohrt, 40 genommen, die übrigen 
nach Chalcedon geflächtet, und dieae letzteren aeiendO an der 
Zahl gewesen; dann hätte aber die ganze Flotte nur aus 117 
Seh. bestanden«^ Der Widerspruch erklärt sich aus der ungenaueii 
Verknüpfung verschiedener Angaben. Die Zahlen 130 und ßO 
sind aus Polyaen. IV. 6, 8; der Unterschied ist also 10; und in 
der That Polyän sagt: anißalB vavg ißdofujttovtuc. Nun 
nimmt aber der Yer£ die Zahl der verlorenen Schiffe 17 +40 
aus Diod. (XYIII. 92) auf, der seinerseits die €resammtzahl nur 
tLuf nlslovg tav ixaroV, die der Geflüchteten gar nicht angiebt. 
Auf die Abweichung beider Quellen macht der Verf. nicht auf^ 
merksam, wodurch der Widerspruch lun so auffallender eru 
acheint. — P. 341 n. 11 fehlt in der StdUe dea Diodoir (XIX; 
61): toiQ Maxiddöi huder : äxodtp. -^ ' 

Diodor zählt (XIX, 80) die Truppen, wAtienea Ptolemäua 
gen Gaza zog, folgendermassen auf: ixov na^ovg fihv fiVQlovQ 
OKtctxiöx^Uovg ^ Innelg de tBtgaxiöxi'Uovg' mv ilJ6ecv ol (lev^ 
MaUBiovsg^.ol 81^' ai6^oq>6QOi' jilyvxtlmv 81 xXs^og^ to (ihv 
xofil^ov ßiinjKal tr^v ukkriv naga^utv^^ to di Ka9mxki6ith^o¥ 
xa\ ngog ^dxTjv Xf i}<^^/foi/. Von I;^i9v hängen also 3 Bestimmun- 
gen ab: ^B^ovg uhv — , tnxBig dh — , und ^^/yvxr^cin' dl 9eA^- 
^og — ; das dv rjöav ot fiiv — , ol 8i — bezieht sich dagegen 
allein auf XB^ovg und txjCBlg. Diese Beziehung und jene Ab^, 
hingigkeit verkennt Herr Dr. , wenn er pt* 308 die Stelle so zu-^ 
aammenzleht : „mit 18,000 M. F. und 4,000 Reitern , theila M a- 
cedoniem, theils Söldnern, theils ägyptischem Volk, das entweder 
nach macedonischer Art bewaffnet mitzog, oder ab Packknechte 
und Trossbuben bei dem Gespann- und Geschützwesen diente.^ 
Hieraus entsteht der Uebelstand, d&ss der Leser glauben könnte, 
das gesammte Heer mit Inbegriff der Aegjpter sei nur 22,000 M. 
stark gewesen, während Diodor sSmmtliche Aegypter, sowohl die 
Bewaffneten als den eigentlichen Tross von jener Swmne aus« 
Bchliesst 

Noch will ich hier einige Bemerkungen vermischten Inhaltes, ' 
mit denen ich den bisherigen Zusammenhang nicht unterbrechen 
durfte, lose aneinanderreihen; sie werden znweiien schon geäus- 
serten^ allgemeinen Urtheilen zur Bestätigimg dienen, oder zwei- 
felhafte Punkte zur weiteren Anregung und Forschung in Frage 
stellen. — Das Vertrauen des Leonnatus gegen Eumenes (p. 102) 
.hat groase Dunkelheiten und musste einer strengeren Prüfung 



M Q.«fo1ilolitflu 

«iilerwinfen werden. — Wenn die Pisidier p. 105 als krfiftig and 
«heraus tapfer geschildert werden , und wie sie ^yUnbewältigt in 
ihren. Bergen>^ sasseA: so ist die plötzliche Wendung unerwartet: 
^schnell und leicht wurde Laranda genommen.^ — Aus gerin- 
gen Andeutangen bei Arrian und Diodor hat der Verf. p. 108 sq. 
ausführliehe Verhandlungen zwischen Perdikkas^ Alketas und 
Eumenes über die Frage, ob der EIrstere sidi mit Kleopatra oder 
»it Nicaa Tennahlen solle, zusammengesetzt, und Reden zu re* 
stauriren versucht , von denen wir nichts wissen* Dabei ist die 
Folge derselben gegen die positiven Angaben geändert, nach de- 
■en zuerst Ebraenes und dann Alketas gesprochen haben soll, 
nicht umgekehrt wie bei Herrn Dr. Statt dieser misslichen ora^- 
torischen Versuche, hätte der Verf. vielleicht lieber ganz objectiv 
das Für und Wider erwägen sollen; wie nämlich für Kleopatra die 
Geburt, fSr Nicäa die Gewalt ibres Vaters Antipater sprechen 
musste; wie jene zu erzürnen, wenigstens vor der Hand nichts 
schade, diesen*. aber durch Zurücksetzung seiner Tochter zu be^ 
leidigen, sogleidi die gefährlichsten Folgen haben konnte. Auch 
ist die Zuversicht und Bestimmtheit nicht zu billigen, mit der der 
Verf. die Absiefailen des Perdikkas detaillirt. -*- Was hat es für 
eine Bewandtniss mit dem Citat aus Cornel. Nep. 117 n; 39. Die 
Worte, ohne Abgabe des Kapitels (sie sind aus c. S) werden un- 
genau und mit dem Accusativus cum Infinitive angeführt, als seien 
sie indirect aus einem grösseren lateinischen Stücke enüeimt^ wo 
es etwa heisst: Cornelius dicil nequc . . • • habuisse Eumenem etc. — 
Ben Zweikainpf des Eumenes und Neöptolemus schilderte der 
Verf. mehr nach Plntarch und auf eine nicht recht glauUiafte 
Weise; es scheint natürlicher, dass liicht Neöptolemus , .scmdem 
wie Diodor (XVIII. 31 ) erzählt, Eumenes sich zuerst wieder enir- 
porgearbeitet habe. Wie dem aber auch sei, wenigstens hätte 
die Abweiehfing . beider Berichte nielit ganz übergangen werden 
sollen. •*— Zu p; IM bemerke ich, ob nicht die Ermordung 
des Perdikkas im/Binverstspdiyss mit Ptolemäus vollführt sein 
möchte? -^ Ite Jahre 320 bemächtigte sich PtolenuLös gewaltsam 
Hier Weise Syriens, indem; er den bisherigen Satrapen Laomedon 
gefangen nehiBen und najch Aegypten transportiren liess (p. 174)« 
Es entsteht hier die Frage, wie denn das* der Reichsverweser auf- 
nehmen moehte? Sicher verschrie Ptolemäus den Laomedon als 
einen Perdikkaner und nahm diess zum Vorwand seines eoup de 
main; Antipater musste sich dann wohl dabei beruhigen, aus Un^- 
vermögen, die Ehrerbietung aufrecht zu erhalten. Aber y^gleick" 
gültig gegen des Lagiden Invasion ^^ (p. 180) war er gewiss 
nicht. — P. 174 citirt der Verf. den Zonaras als Autorität, und 
hierauf denJosephus; Zonaras kann aber in der That hier, wo 
er nur den Josephus excerpirt, gar nicht neben diesem zum beson- 
deren, viel weniger zum vorzüglicheren Belege dienen* Auch 
kann man wohl nicht sagen, ^^von Zonaraa^^ sei „die Pcophezeiuii^ 



Droysen^f GegcbTchta des HeUtniraiuf» 5) 

Danielis vom Panther u. s. w. auf die Ditdochenseit gedeutet ^^ 
(p. 688)^ da derselbe auch bei dieser Deutung nur Anderer Worte, 
ohne eigeneiB Urtheii^ wiederholt. Ich hoffe baldigst eine Un- 
tersuchung über die Quellen und den Werth dieses erbärmlichen 
und doch so unentbehrlichen Scribenten raittheilen zu können. — 
Im Jahre 319 ist Nikanor, der Phrurarch Kassanders^ im Besits 
von Munychia; durch einen nächtlichen Ueberfall bemächtigt er 
sich auch des Firäus. Sogleich entstand Lärm in Athen, dem Ni- 
kanor werden durch eine Gesandtschaft Vorstellungen gemacht^ 
aber vergeblich. Diess geschah ohnis Zweifel gleich in den näch- 
sten Tagen nach dem Gewaltstreich, und Anderes geht auch we-. 
nigstens aus des Yerfs. Darstellung nicht hervor. Nun fährt aber 
d^r Verf. noch in demselben Alraatse (p. 224) ohne Unterbre^ 
chung fort: ^Um dte«etteZeit erhielt Nikanor auch ein Schreiben 
van der Königin Olympias, mit der Weisung, er möge den Athe*. 
nem Munychia und den Piräus surückgeben.^^ Unbedingt wird, 
jeder Leser die Eingangsworte „um dieselbe Zeit^^ auf die Be- 
setzung selbst oder doch auf die Gesandtschaft beziehen; und 
gerade das geht nicht. Olympias befand sich damals in Epirus; 
wie lange musste es nicht währen, ehe sie Nachricht von der Be- 
setzung des Piräus erhielt und ,ehe gar ein Schreiben dariiber 
von ihr an Nikanor gelangen konnte 1 • Der Mangel ist diessmal 
ein übertragener, die Angabe wörtlich entnommen aus Diödoii 
XYIII. 65 (diess Citat befindet dch bei Herrn Dr. gar nicht ^ und 
unter n. 36 muss statt Diod. XVIIL 63 nothwendig 64. stehen). 
Wenn übrigens der Verf. später (p. 238) von den vergeblichen 
Bemühungen, di)e Besatzung des Eassander aus den Hafenstädten 
zu entfernen, spricht und hinzusetzt: ^audi dier Königin Olympiaa 
Briefe waren vergeblich gewesen,^ so kann dieser Ptaral die Vor\ 
Stellung von wiedeiholter Verwendung erwecken und um so stutzig 
ger machen, als die Stimme der Königin gerade um diese Zeit 
wieder anfing von Bedeutung und Einfluss zu werden. So viel 
ich aber weiss ^upd so viel aua Herrn Dr.'s eigener Erzählulsg 
erhellt^ durfte hier nur von einem einzigen Briefe die Rede seih; 
Diodor selbst hat den Singular kctözoXi^, -^. Hat der Verf. 

p. 336 n. 3 wirklich sagen wollen: „aus Pisfdien Schiffh 

aufbieten 1 — Was derselbe ib. n. 4 auf Seleukus und Peucestas 
bezieht, kann auch auf Aithidäu/i, den früheren Relchsverwesee 
und Satrapen V0& Klein *Phrygien, bezogen werden. — Uebee 
die Angabe des Pausanias (I. 6) von dem Abfall der Cyrenäer be^ 
merke ich zu p. 3/)3 n. 31, ob nicht vielleicht zwei Aufstände den 
Schein der Unrichtigkeit veranlasst haben könnten t — Der Aus- 
druck ,,über den Euphrat^ p. 388 Z. 17 ist ungenau, da Babylon 
auf beiden Seiten des Flusses lag und also die Babytonier des 
Westufers bei einem Zuge ,,in die arabischen Wüsten^^ bei Leibe 
nicht über den Euphrat gehen durften , wofern sie nicht zu glei-» 
eher Zeit eine Reise um die Welt zu machen beabsichtigten. — • 



S6 G«t€hiolite, 

Herr Dr. fibersetzt p. Wi die RieseDmaschine des DemetriuSf die 
HelepoUs durch Nehmestadt; ich dfichte, es miisste umgekehrt 
heissen: Stadtnehme. — Wenn die NoTembernacht an der Küste 
Ae^ptens lu 14 Stunden angegeben wird (p. 469 n. 13); so 
stimmt diess nicht ganz mit dem geographischeti Kiima überein; 
sie dauert wohl nur 18 — 13^ Stunde. — Die Mauen, die den 
Hafendamm von Rhodus beschloss, wird p. 482 für ^^medrig und 
schwach^ ausgegeben, und doch heisst es p. 480 mit Bezogt auf 
sie: ,,die mächtigen Mauern u. s. w/^ — - Wir lesen p. 527: 
,,Lysimachus war ihm (sc. dem Antigonus im Jahre S02) zum 
dritten Maie entkommen ;^^ aus der Erzahlimg selbst geht heryor, 
dass es zum 2. Male war. — Demetrius, als er im Jahre 286 von 
Agäthokles in Cilicien eingeschlossen worden, sah sich genöttiigt 
bei Seleukus Schutz zu suchen. Er schrieb an ihn. • Aber wer 
mag es glalibcn, dass ein Demetrius sich zu den ,,elendesten De- 
müthigungen ^^ erniedrigt, dass er an Seleukus, wie der Verf. 
p. 620 berichtet, geschrieben hätte: „ihm bleibe^ keine Hoffnung 
als Seleukus Grossmuth ; er möge Erbarmen haben mit ihm, des- 
sen Elend selbst das Herz des bittersten Feindes erweichen müsse, 
Erbarmen um des Diademes willen, das er einst getragen , Erbar- 
men um seiner Tochter wilien.^^ Hier liegt gewiss eine unlautere 
Quelle zu Grunde; der Verf. nennt sie nicht; es ist aber ohne 
Zweifel Plutarch (Demetr. 47) , der zwar die Demüthigung nicht 
so ins Extrem ausmalt wie Herr Dr. , doch aber übertreibend ge- 
nug sagt : yQciq>Bi itgog ZbXbvkov iTttötoX^^v , iiaxgov rii;a t^g 
uvtov tvxijs oövQfiov, hlt^ noXXriv Ineölav xal dii]6iv %xov6av, 
Avögog oIkbIov laßslv oIkxov^ aJ^tanal nolBfilotg övvaXy^öixf 
nBTtovüOTog. So konnte nicht Hieronymus, der Freund und 
Anhanger des Demetrius, wohl aber Duris schreiben^ Die An- 
gabe, Lysimachus habe 2000 Talente geboten, wenn Seleukus den 
Gefangenen aus dem Wege räume (p. 627), rerräth dagegc^n 
recht deutlich den jFIieronymus, dessen ausnehmende Partheilich- 
keit gegen Lysimachiijs , den Zerstörer seiner Vaterstadt Kardia, 
hinlänglich bekannt ist (Pausan. 1.9^ 10. Tgl. de fontib. p. &5); 
und zweifeln dürfen wir am so weniger als gerade Diodor es ist, 
4er diess so ausführlieh meldet (XXI exe. de Y. et Y. p. 561. 
Auch Plut. Dem. 51 muss offenbar derselben Quelle gefolgt sein). 
Sicher war das ganze Gesehichtcben nur ein Gerücht, das Hiero- 
nymus mit Begier auffasste und für wahr hielt oder ausgab* 
Herr Dr., der doch dessen Hass gegen den Beherrscher Thraciens 
als constatirt anerkennt (p. 670 sq.), hätte unfehlbar die Sache 
behutsamer behandeln dürfen. — Ueber die letzten Schicksale 
des unglücklichen Agäthokles von Thracien folgtHerr Dr. p. 635 sq. 
mit Recht der vollgültigen Autorität des Memnon , welcher un- 
bedingt hier wie in unzähligen anderen Punkten seinen vielbe- 
wanderten und in seiner Yaterstadt einst hochangesehenen Lands- 
mann Nymphis vor Augen hatte, über den gerade er uns so 



s 



Droysen^t Get diichte des HelleBifmiit, ST 

lidcliti^ Notizen aufbewahrt hat (S. Droysen p, 687 §q. rer^ i. 
de fontib. p. 16. 23. 40 und 01b. Pseph. im Rh. Mos. Bd. IV. 
Heft 3 p* 386 sq.). Dem Memnon geg^eniiber ist das Zengniaa 
Lucians , namentlich in dem luftsuchtig^n Icaromenipp Null und 
nichtig; er verdreht die Geschichte, wenn nicht aus hämischem 
Muthwiilent, so doch im Interesse seines jedesmaU^n Zweckes ; ihm 
soll die Vergangenheit nur für den Moment der Gegenwart dienen. 
Nach diesem Alien bleiben uns nur noch einige Worte iiber 
die verschiedeiren Zugaben des Buches. Von der ]. Beilage ist 
genügend gesprochen. Die 2. über die Angaben der Chronogra- 
phen zeugt so wie die chronologischen Tabellen von Fleiss und 

^ Sorgfalt, obgleich die Hindemisse nicht alle überwunden sind; 
wie denn das in der Chronologie überhaupt ein Ding der Unmög- 
lichkeit scheint. Die Regierung des Ptolemäus Keraunus setzt 
Herr Dr. p. 696 vrfn Januar bis November 280 ; die Chronogra- 
phen rechnen ihm auch die 7 Monate des Selenkus zu. Die 
Bestimmung hängt also von dem Datum der Ermordung des Se- 
leukus oder von dem der Schlacht bei Kompedion ab. Beide 
Data stehen aber keineswegs fest ; nur, dass Lysimachus im Som- 
mer fiel. Ich habe diess Ereigniss Ol. 124, 3 in den IL. Monat 
gesetzt und darnach die Reffierungsdauer des Ptolemäus , der 
sicher Ol. 125, 1 im 5: Monat^fiel, mit Einschluss der 7 Monate 
des Scleukns, auf l Jahr 7 Monate angegeben (de fontib. p. 68. 
Olb. Pseph. Rh. Mus. IV. 4 p. 594). Herr Dr. setzt dagegen die 
Schiacht bei Konipedion Ol. 124, 4 in den 1. Monat (p. 787).— 
In der Chronologie des Sosthenes und der sogenannten Anarchie 
folgt der Verf. (p. 687) ganz meiner Berechnung. Nach Por- 
phyrius soll die Regienmg des Sosthenes 2 Jahr, die Anarchie 
2 Jahr 2 Monat gewährt haben ; jene habe ich aber auf 9, diese 
auf einige Monate reducirt und den Regienmgsantritt des Anti- 
gonus Gonatas nicht mit Porphyrius auf Ol. 126', 1 sondern auf Ol. 
125, 2 um die letzten Monate angesetzt (11. cc. Ueber die Begrün- 
dung dieses Ansatzes s. Olb. Pseph. 1.^ c. p. 572 — 576); von der 
Feststellung dieses letzteren Punktes hing eben die Berechnung der 
Anarchie und der Regierung des Sosthenes ab. Herr Dr. stimmt des- 
halb auch hierin ausdrücklich mit mir überein : „gegen den Sommer 
278 (d. i.01. 125, 2 um die letztenMonate) fasste Antigonus festen 
Fuss in Macedonien^^ (p. 697 >gl. auch p. 661); offenbar ist es 
also ein Versehen, wenn derselbe in den Tabellen (p. 738) ini 
Widerspruch mit dieser Aeusseiimg den Regierungsantritt des 
Antigonus Ol. 125, 3 und zwar in den August setzt. Manche 
solcher Unrichtigkeiten entstehen dadurch, dass Herr Dr. in den 
chronologischen Tabellen die Begebenheiten nach Monaten rubri- 
cirt , was freilich ein anzuerkennendes Streben nach dem Positi- 
ven beweist, und dem Leser eine anschauliche Uebersicht darbie- 

%.tet, aber doch jederzeit, wie der Verf. selbst einräumt (p. XIV), 
ein „missliches Ding^^ bleiben wird« — . 



aS Qeachichle. 



* % 



Iq der Z* BeOage i;Kderlegt Herr Dr. die Ansicht alg habe 
Alexander durch eine ausdrückiiche ietztwiliige Verfügung sein 
Reich getheilt. Wir stimmen dem Resultate bei ; die Tradition 
von einem Testamente Alexandere war eben nichts als eine 
l^ere Sage. Entscheidend scheint besonders das Argument, dass^ 
iRrenn ein Testament in dem Sinne wie St. Croix meint vorhanden 
gewesen wäre, in der helienisitischen Zeit Syrien oder Aegypten 
nicht auf die späteren Friedensschlüsse von 361 oder 300 sich 
hätten berufen müssen, sondern eben auf das Testament Alexan^ 
ders (p. 700). Auffallend ist es jedoch, wenn der Verf. p. 690 
liuden Stellen, welche jene Sage beseichnen, auch die folgende 
des Jemandes rechnet (de reb. get. c. 10): egregius Gothonun 
ductor Situlius Atheniensibus intuiit bellum adversus Ferdlccam 
Macedoniae regem, quem Alexander. ••• Atheniensium principatnl 
hereditario jure reliquerat successtfrem; denn Jornaades spricht ^ 
hier weder von Alexander dem Grossen^ noch von dem Reichs^ 
Verweser Perdlkkas, sondern, wie ich diefts an einem anderen 
Orte nachgewiesen, von dem circa 100 Jahre früher lebenden 
Perdikkas, dem Könige von Macedonien^ dem Sohne des älteren 
Alexanders, der zur Zeit des Peloponnesischen Krieges , in der 
88^ Olympiade von Sitalkus dem Odrysier, dem Könige von Thra** 
cien bekriegt wurde (S. 01b» Pseph. L c. p« 587 sq. vgl. Thucyd, 
IL Od sqq. Diod. XIL 50). 

Die Ansicht, welqhe der Yerf. über d{e Sage von. Alexanders 
Vergiftung iq der 4^ BeUage durchfüjirt, haben wir schon^oben . 
Wgezeigt. In Bezug auf die 0* und 6. über den Plan der Stadt 
Rhodus und über einige Aiig^en aua dem Mittelalter, enthalte 
ich mich d^s Urtheiis und verwebe nur auf die besclieidenea 
Aeusseruiigen des Verfs. über dieselben in der Vorrede (p. XIV 
sq.). Jedenfalls werden sie Vielen willkommen und belelu'^d 
sein» Zu bedauern ist es aber, dass Herr Dr. nicht auch über di^ 
Münzen jengr Zeit besonders gehandelt (S. p. XIV), da die Nu- 
mismatlk einen so wichtigen Zweig der GeschichtskundO; bildet 
und namentlich für diese Zeiten noch so manche Punkte aufza- 
klären im Stande ist ^). Die 16 genealogischen Tabellen uipfas- 
aen d^ herakiidische Königsgeschlecht von Macedonien, das 
peschl. de^ Artabazus, das Königsgeschl. von Persien,. die Für- 
^^ngeschlechter von Lynkestis , von Elymiotis, von Orestis , daa 
§8cidische KönigsgeschL von Epirus , die Geschlechter des Anti- 
pater, Parmenion, Kraterus, Andromenea von Stymphäa^ des 



f 



. *)t: D^r Verf. hat in Zimmermaaiis ZeiUch. f. d. AUerthum9vifr- 
staigch. (Nr. 103. 104) einige Nachträge bü seinem Werke , namentliob 
fat die Geschichte der Päonier und Dardaner, geliefert , in denen er 
pit Scharfsinn einige sehr wichtige und interessante Münseo be- 
handelt. 



Droysen^t Gefchlelite diet Hellenismiii. 80 

schwarzen Klitus, des Lysimachns, der Lagiden, des Magas toii\ 
Cyrene nnd der Seleaciden; sie sind unstreitig, wenn sie gleich 
auch manches Unsichere enthalten, äusserst sorgsam angefertigt« 
Mit ihnen schliesst der wesentliche Inhalt des Baches. 

Blicken wir nun Eurück auf das Gesagte. Mehr vielleicht 
als in irgend einer anderen Erscheinung der historischen Litera- 
tur sehen wir in dieser das Bild des Bniches sich abspiegeln , der 
gegenwärtig die wissenschaftliche Welt durchzieht. Die Wissen- 
schaft, seit ihrem Wiederaufblühen in unbewusster Einheit aber 
mehr extensiv als intensiv sich entwickelnd , ist in neuerer Zeit 
hl einen inneren Zwiespalt mit sich selbst getreten« Zwei Rich- 
tungen stehen einander gegenüber; der Kriticismus, wenn ich so 
sagen darf, zieht gegen die Philosophie, und diese gegen jenen 
«u Felde. Der Kampf schadet nicht, wfenn er ein Uebergang zu 
frischerem Leben nicht zum Tode ist, wenn beide Richtungen 
endlich sich verzweigend einer bcwussten Einheit zustreben; 
denn in ihrer Wechselwirkung allein liegt die Grossartigkeit der 
Wissenschaft und die Grosse derer, die sie pflegen; dagegen 
geht die Wissenschaft in ihrem absolntien Principe unter, sobald 
es der Einen gelingt, die Andere zu paralysiren. Wo die ideelle 
Richtung zu einseitiger Geltung gelangt, da ist, wie wir schon 
oben sagten, Verflüchtigung — , wo man der materiellen aus- 
schliesslich huldigt, da ist abstruse Kleinlichkeitskrämerei, starre, 
leblose, zusammengetrocknete Pedanterie — dier charakteristische 
Zug der gesammten Geistesbildung. Soll also die Wissenschaft 
nicht zu einer Karrikatur, zu eine)n widrigen Extrem, zu einer 
Afterwissenschaft sich gestalten: so muss beiden Eleinenten 
während der Daner ihres Kampfes eine unbedingt gleiche Aner- 
kennung zu Theil werden, und die journalistische Kritik begeht 
daher ein arges Unrecht, wenn sie eine entgegenstehende Ten- 
denz, die jedenfalls an sich wahr ist, weil sie ist ^ in ihrem Prin- 
cipe selbst bekämpft, anstatt bloss ihre etwanigen Mängel und 
Auswüchse an's Lieht zu stellen. Trägt mithin auch das Werk 
des Herrn Droysen innerlich noch das Gepräge jenes Zwiespaltes, 
mdem sich das vorwaltende ideelle Element gegen das kritische 
als gegen ein aufgedrungenes sträubt , und ist so die scheinbare 
Einheit nur mehr eine äüsserliche, gezwungene: so sind wir doch 
weit davon entfernt, ein lärmvolles Tribunal anmasslicher Einsei^ 
tigkeit zu errichten, mit den Mängeln auch die Vorzüge blind- 
lings zu verdammen und so das Kind zugleich mit dem Bade aus- 
zuschütten. Nicht selten fällt der Stein auf den zurück, der ihn 
geschleudert; darum erscheine diiß Rüge jederzeit im Gewände 
der Schonung und Verträglichkeit« Es ist wahr, wir mnssteil 
nicht wenige Ausstellungen machen; aber jeder Jünger der Wis- 
senschaft schaue in sich selbst und priife sein eigenes Wirken. 
Wer leistet Vollkommenes ? Wer darf es von Anderen fordern ? 
Und doch ist in der That das vorliegende Buch in vielen Stücken 



60 P&aagogik. 

«o gelungen, dass, wenn eben die Ung^leichartigkeit nicht storeiid 
einträte, es unbedingt als eine d^ seltensten Ersf^heinungen zu 
betrachten sein würde. Das grösste Verdienst besteht unstreitig 
neben der geistreichen Auffassung, in der lichtvollen Gnippirung 
der Massen auf einem so wirrigen und zerstückelten Felde, und 
in dem frischen , lebendigen Vortrage. Ref. gesteht, über die- 
sen Zeitraum bisher kein Buch mit so vielem Interesse, mit sol- 
cher innieren Anregung gelesen zu haben; ja er hat es ka^m ge- 
glaubt, dass eine an sich so widrige Periode emer so anziehenden 
und dennoch keinesweges das Krasse bemäntelnden Schildemng 
fähig sei. Der Verf. hat in dieser Hinsicht eine der schwierig« 
sten Aufgaben auf das Glücklichste gelöst ; und wenn daher das 
Feld des Stoffes ein Labyrinth zu nennen ist : so wird fortan de- 
nen, die es betreten, das Werk des Herrn Droysen der Faden 
der Ariadne sein. , 

BegieHg erwarten wir die Fortsetzungen der unternomme- 
nen Arbeit, da sife über so viele wichtige imd interessante Mate- 
rien umständliche Aufklärungen zu geben bestimmt sind , unter 
denen die Untersuchungen über die Städtegründungen der Diado- 
chen, wekhe der Verf. mehrmals ausdrücklich verspricht (p.ld8 
n. 17; p. 456 n. 44), Manchem eine der willkommensten Gaben 
sein werden. Und mit Zuversicht können wir behaupten ^ dass 
wenn fortan die Vereinbarung jener beiden Elemente als eine m- 
nere, harmonische erscheint, und wenn einer schärferen FruAmg 
der Quellen auch eine grössere Genauigkeit im Einzelnen zur Seite 
geht, die Wissenschaft noch gar mancherlei wesentliche Früdite 
von Herrn Droysens thätigem Talente zu gewärtigen habe. 

Berlin. Dr. fV. Adolph Schmidt. 



EraiehuvgS' und Unierrtchislehre. Von Dr^ Fiiedf. 

£7(f.BeneX:e, Prof. an der UniTersität zu Berlin. Erster Band. Et%i9- 
hungslekre. 1835. XVI u. 526 S. Zweiter Band 1836. VnterricJUslehre» 
W u. 595 S. Berlin , Posen und Bromberg bei £. Mittler, gr. 8. 
(5 Rthlr.) 

4 

Der Verf. geht von dem gewiss sehr richtigen Geslchtspnncte 
aus , dass die gesammte Pädagogik nur eine angewandte Psy^ 
chologie sei; und dass jetzt, da eine Reform der Psychologie 
angezeigt und ausgeführt (wohl vom Verf.?), diess auch für die. 
Pädagogik von Bedeutung sei. Diese Reform der Psychologie nun 
auf die Pädagogik anzuwenden , war die Hauptabsicht des Verf., 
nnd wirklich möchte auch im Vergleich zu andern allgemein 
bekannten und verbreiteten Werken über Pädagogik (um hier nur 
Niemeyer und Schwarz zu nennen), das vorliegende seine Eigen- 
thümlichkeit haben ; grade in der vorzüglichen Hervorhebung mid 
Berücksichtigung des psychologischen Standpuncts, wie Hr« 



■ / 



Beneke's.Erziehangs- and Unterriclitalebre. 61 

fieneke ihn efgenthuinlich feststellt. Dem mit der Litteratur der 
neuem Philosophie einigfermassen Vertrauten wird bekannt sein, 
Weiche Stellung Hf. Prof. Beneke zu der neuesten speculatiTen 
iPhilosophie hat^ und dass er für einen Empiriker gilt, obgleich 
er dagegen protestirt. Doch will Rec. diess nur ganz leise an- 
gedeutet haben, und wagt nicht sich in Urtheile über Hm. Be- 
neke's Leistungen in der Philosophie einzulassen. Soli er nun 
über des geehrten Verf. Pädagogik im Allgemeinen und kurz zu- 
sammenfassend sein vorläufiges Urtheil abgeben, so kann er nicht 
anders, als das vorliegende Werk für eine sehr beachtungswerthe 
und bedeutende Erscheinung auf dem Felde der Pädagogik er- 
klären. Es erhält grade durch den eigenthiimlichen philosophi- 
schen Standpunct des Verf.'s seinen Werth ; denn die empirische 
Psychologie wird eben in der Pädagogik am meisten ihre Bedeu- 
tung behaupten. Der Verf. ist nicht selbst practischer Pädagog, 
ja er sdll nicht einmal selbst, wielflec. gehört, Familienvater sein; 
— um so mehr ist aber der im Ganzen durchaus richtige Tact, 
die practische Einsicht, die Gewandtheit des Urtheils, die Be^ 
sonnenheit, Ruhe, Klarheit und Nüchternheit seines ganzen 
Standpnnctes und seiner Abwägung der pädagogischen Fragen 
und Interessen anzuerkennen ; — sollte auch mitunter dem ge- 
müth- und phantasievoilen Leser eine gewisse Trockenheit, Ein-* 
förmigkeit und fast zu logische Entwickelung, welche sp fticht 
keine Mittelglieder übergeht, den unwillkürlichen Eindruck einer 
zu grossen Nüchternheit und Ruhe, welche an Kälte zu grenzen 
scheint, gewähren. — Rec. wird versuchen, den Hauptinhalt des 
Werkes dem Leser darzulegen und seine aus eigenen practischen 
Erfahrungen geschöpften Bemerkungen und Beobachtungen, be- 
sonders über wichtige Zeitereignisse hinzuzufügen. 

Erziehung ist Hrn. Beneke Hinaufziehen der ungebildeten 
Vernunft zu der gebildeten, wobei er blos die geistige Seite 
nicht auch die leibliche ins Auge^gefasst hat. Die drei Erzieher 
des Menschen sind ihm die äussere Natur, die Schicksale, und 
die Menschen. — Indem er auf die Schwierigkeiten der Erzie- 
hung in Zeiten höherer Bildung hinweist und von letzterem Be- 
griffe spricht, ohne ihn jedoch scharf genug zu fixiren, handelt 
er vom Zweck der Erziehung, der ganz allgemein sei, da alles 
Treffliche, was auf der Grundlage der menschlichen Anlage er- 
reichbar sei, hinaufgebildet werden solle. — Das Kind solle 
ideal erzogen werden (die Erziehung für die jetzige Welt sei 
wegen der häufigen Umstimmungen derselben zu schwankend), es 
sollen die Vollkommenheiten der umgebenden Welt nicht als 
schwache Reflexe oder in dem gewöhnlichen Mittelgrade, sondern 
concentrirt und gesteigert in ihm begründet werden. Dann han- 
delt der Verf. von dem Verhältniss des in der ausgebildeten Seele 
Vorliegenden zu dem Angebornen, wovon die Psychologie die be- 
stimmteste Rechenschaft xu geben vermöge. Derselbe entschei- 



Pädagogik. 

r 

det sich nicht für eine solche Ursprung;lichkeit der Anlagen, wo- 
nach schon Alles ursprünglich in der Seele des Kindes liege und 
nur entwickelt zu werden brauche ; der Erzieher müsse erst viel- 
mehr das , was er einst in der Zukunft finden wolle , in sich und 
dann in der Seele des Kindes mit Liebe und Sorgfalt und nicht 
selten mit selbstverläugnender Anstrengung begründen. 

Dann handelt der Verf. von der Natur der menschlichen 
Seele , ihrer Grundverschiedenheit von den Seelen der Thiere, 
von dem Ursprung und Verhältniss der allgemeinsten Gnmdformen 
der psychischen Entwickelung , von' der Beschaffenheit der Ver- 
mögen in der ausgebildeten Seele, der Natur der Steigerung zum 
Bewusstsein und deren Folgen. Der Verf. nimmt hier an , dass 
die bewu88ten Entwickelungcn der Seele sämmtlich aus unbe- 
wussten (inneren) Anlagen (Kräften und Vermögen) und zwar 
jede aus einer bestimmten einzelnen entstehe. Damit aber eine 
unbewusste Anlage zu einer bewussten Vorstellung, Begehrung etc. 
werde, müsse unstreitig zu jener etwas hinzukommen; sonst 
würde sie für alle Zukunft in dem Zustande des Unbewusstseins 
bleiben; sie müsse um gewisse Elemente reicher^ durch diesel- 
ben gesteigert werden. — Der folgende Abschnitt über das 
Verhältniss von Seele und Leib dürfte zu kurz und unbefriedigend 
sein ; gelungener der über die Erziehungsmittel im Verhältniss 
zu den Erziehungsperioden. Der Verf. unterscheidet vier Erzie- 
hungsperioden ; die erste derselben sei das Zeitalter des sich bil- 
denden Bewusstsein unsrer selbst und der Welt ; in der zweiten, 
welqhe bis zum Ende des siebenten Jahres reichen möchte, bilde 
sich die innere Seelenthätigkeit allmälig zum Gleichgewichte mit 
der von aussen aufnehmenden, der sinnlichen^ aus. Die dritte 
Erzichungsperiode vom 7ten bis 14ten Jahre, könne man dadurch 
charakterisiren , dass die innere Selbstthätigkeit (zunächst in ih- 
ren einfachem Formen, als Gedächtniss, Einbildungskraft, dann 
auch in den abgeleiteteren, wie Verstand, Urtheilsvermögen 
u. s. w.) sich nach und nach von der Gebundenheit durch das 
Sinnliche frei mache , odar ein eigenes Leben und ein Ueberge- 
wicht über das Sinnliche erwerbe. In der vierten Erziehungs- 
periode endlich , welche bis zum Schlüsse der Erziehung reiche, 
treten die höhern Geisteskräfte: der Verstand, die schaffende 
Phantasie, das sittliche Gefühl, die Vernunft u. s. w. in volierer 
Ausbildung hervor; — und so die Fähigkeit zu selbstständigem 
unabhängigen Seelenleben, welche die Entlassung aus der Erzie- 
hung herbeiführe. Die allgemeinen Vorschriften in Hinsicht der 
Erziehungsmittel, über das Verhältniss des Unterrichts zur Er- 
ziehung im engem Sinne, bieten manches Treffliche dar. Der 
Verf. behält die Verschiedenheit von Erziehung und Unterricht 
als Princip der Haupteintheüung bei , und hält sich dann beson- 
ders an die Gmndformen der psychischen Entwickelung, unter 
denen die Gefühle von grosser Bedeutung seien. BjqL hätte ia 



Beneke's Erziehnogs* und UnterrichUlehre. 6S 

dem Abschnitt über die Gefühle noch etwas tieferes Eingehen 
und namentlich genauere Entwickelun^ gewünscht , wie sich das 
Gefühl znr Empfindung verhalte , wie beim Erwachen der In- 
telligenz das Gefühlsvermögen den Begriff aufnehme und ihm 
Wärme und Leben mitthefle, wie das Gefiihl sich zum Gemüth 
verhalte , und wie letzteres durch Hervortreten der Willensseite, 
durch Festwurzelung der Eigenschaften und Neigungen sich ge- 
stalte. 

Im ersten Haupttheile der Erziehungslehre betrachtet der 
Verf. die Bildung der Vorstellungskräfte ^ im zweiten die des 
Gemüthes und Charakters, Bei der Bildung der Vorstellungs- 
kräfte betrachtet er sodann die erste Entwickelung des sinnlichen 
Empfindens und Wahrnehmens, die Natur des Bewusstseins, und 
die vollkommene Ausbildung der sinnlichen Empfindungen , und 
giebt recht zweckmässige Regeln über die Behandlung in Hinsicht 
der sinnlichen Entwickelungen, die Gewöhnung zur Aufmerksam- 
keit u. s. w., handelt von Gedächtniss, Erinnerung, Eünbildungs- 
kraft , von der ersten geistigen Productivität in den Spielen der 
Kinder imd dem Verhalten des Erziehers dabei (ein recht ge- 
lungener Abschnitt — ) , von der Verbindung der Vorstellungen 
in Gruppen und Reihen^ von den Vorstellungen von uns selbst 
und von andern Menschen (die ganze Welt lebt dem Kinde noch 
ein Seelenleben — ), von der Anziehung und Verbindung des 
Gleichartigen ; diess führt den Verf. auf einen interessanten Ab- 
schnitt über den Witz , wo er eine Jean Panische Theorie be- 
kämpft. — Von der Pflege der schaffenden Einbildungskraft 
geht er über auf die Natur der Verstandesbildung, und behandelt 
in mehreren §§. diesen Gegenstand recht gelungen. Den Ver- 
stand erklärt er für das Vermögen zu Begriffen, hält ihn jedoch 
für kein angeborenes Vermögen der Seele , da ihm alle Begriffe 
erst entstehen durch den Abstractions - Process aus den beson- 
dern Vorstellungen und Empfindungen und vor dem ersten Ab- 
stractions - Processe also die Verstandesform gar nicht in den 
Anlagen der menschlichen Seele existirt , oder der Mensch hat 
noch keinen Verstand. (Freilich wohl noch nicht das Vermögen 
des Verstehens, aber dennoch eine urkräftige Grundlage der 
Seele und eine eigenthümliche Organisation zu demselben ; — 
der Verf. erklärt auch eine grössere Vollkommenheit des Ver- 
standes nur aus einer grösseren ßCräftigkeil der Urvermögen; 
aber mit dieser Theorie möchte er so ziemlich auf dasselbe hinaus 
kommen , als andere Psychologen , welche ebenfalls noch kein 
fertiges Vermögen zu Begriffen bei dem Kinde annehmen wer- 
den — ). Recht glücklich möchte Rec. die Erklärung des Verf's 
über die Erscheinung nennen, dass die früh altklugen Kinder 
auch in Hinsicht des Verstandes meist sehr gewöhnliche Köpfe 
werden: weil nur inus der Vielfachheit des hineingegebenen be- 
•ondem Vorstellens (daher die Sorge dafür dem Erzieher beson- 






6* Pädagogik. 

ders in empfehlen sei — ) dem Verstände seine Klarheit und 
Fruchtbarkeit kommen köiine, so werde dieVerstandesbildun^, 
wenn dem Kinde die Bildung des besondem Vorstelleiis zu früh 
abgeschnitten, wenn dasselbe überwiegend gegen die Welt isolirt 
werde, — gesetzt auch diese Isolation wäre zu Gunsten der 
Yerstandesbildung und ursprünglich zu ihrer wirkliche^ Förde- 
rung unternommen worden, — friiher oder später sehr wesent- 
lich dadurch lc;iden müssen. Indem nun die früh altklugen Kin- 
der zu früh die abstracte Verarbeitung der Anschauungen beginnen^ 
sammeln sie zu wenig ein, werden auch zu früh fertig mit dem 
gesammelten Material, und da sie sich einmal an diese Zurück- 
gezogenheit, diese Abgewandtheit von dem unmittelbar fqsch 
Vorliegenden gewöhnt haben ; so werden sie auch später weder 
inneren Trieb fühlen, noch selbst durch Andere dazu gebracht 
werden können , das Mangelnde nachzuholen , und so fortwäh- 
rend der angemessenen Klarheit und Ausdehnung des Verstandes 
ermangeln. Die Natur habe einmal gewollt, dass der Mensch 
zuerst überwiegend sinnlich sei, darauf überwiegend reproductir 
sich entwickele, und dann erst productiv werde für das In- 
tellectaelle. — Möchten doch diess imsere Pädagogen und 
Staatsbehörden für den Unterricht beherzigen, möchte doch der 
Vorschlag des Prof. Froriep in Berlin, dass kein Kind vor dem 
begonnenen Uten Jahre in die Gelehrtenschule aufgenommen 
werde, allgemein angenommen werden; wir würden weniger 
frühreife, schön ausseiende, aber auch bald welke und wurm- 
stichige Früchte in dem Garten unseres täglichen Berufes finden ; 
die grossentheils allgemeine Mattigkeit, Schlaffheit und Theil- 
nahmlosigkeit unserer Jünglinge würde dann nicht so häu% durch 
eine frühe geistige Onanie herbeigeführt sein, und ein frischeres 
kräftiges Jugendleben wieder beginnen ! Rec. ist ein Fall vorge- 
kommen, wo ein sehr ausgezeichnetes frühreifes Kind später 
zum Jüngling herangereift an Allem Ekel empfand, in tiefer Me* 
lancholie uiid Lebensüberdruss (sonst in äussern günstigen Stan- 
des- und Vermögens -Verhältnissen lebend — ) mit Sdbstmord 
endete! — 

An einen Abschnitt über die innere Wahrnehmung und die 
Bildung zur Selbstbeobachtung schliesst der Verf. §§. über die 
Bildung der Sprache, wobei er eine sehr einfache und wichtige 
Vorschrift giebt. „ Das Kind kann mit dem Worte nur associi- 
ren , was es hat , oder was in den Besitz seines Vorstellens ge- 
kommen ist. So lange es demnach seine geistigen Entwickelungen, 
seine Gefühle , seine Willensbewegungen und Gesinnungen noch 
nicht vorzustellen im Stande ist, werden ihm die sich darauf be- 
ziehenden Wörter nichts als leere Schälle sein. Spricht nuin 
also davon mit ihm oder spricht man gar viel mit ihm davon ; so 
wird es sich entweder an Gedankenlosigkeit oder an einen falschen 
Gebrauch der Wörter gewöhnen: indem es dieselben ungehörig 



x 

/ 

.1 
Beneke's Erzteliiiiigtf^ und ÜBtenicIitslelureii 05 

Auf das mit dem GeistigeD ssnfallig verbimdene Aeuaserliche be- 
sieht, welches ja das Einzige ist, was es bis jetzt aufzufassen 
Vermag. ^^ Eine gute Warnung vor unserem Moralisiren, Prcdi- 
g^n und fortwährenden Hofmeistern bei den Kindern ! — 

In dem zweiten Kapitel , von der Gemüths - und Charakter-- 
bildungy spricht der Verf. seine eigenthiimliche Ansicht noch be- 
V fitimmter aus , das's es überhaupt keine angeborenen Neigungen^ 
Willensbestimmungen ^ oder sonst bestimmte practische jinla* 
gen gebe; die Gemüths- und Charakterbildung finde sich im All- 
gemeinen selbst noch weniger ptädeterminirt als die Bildung der 
Erkenntnisstalente; alle Eigenthiimlichkeiten , welche die ausge- 
bildete Seele zeige, seien froducte aus dem Zusammen- und 
^ Ineinanderwirken des Inneren und des Aeusseren und daher auf 
gewisse Bildungsverhältnisse zurückzuführen. Nach der Theorie 
des Verf. können gewisse EigenÜiümlichkeiten des Empfindens, 
Begehrens undWoUens schon während der ersten Jahre, Monate, 
ja Wochen in dem Kinde begründet werden ; angeboren ist aber ^ 
dafür durchaus nichts, als die allgemeinen Grundbeschaffenheiten 
der Urvermögen, Durch die angebomen Anlagen werden nur 
gleichsam die Grenzen gezogen, innerhalb deren sich die Aus- 
bildung der Seele halten muss ; das Maass der Vollkommenheit, 
welches sie nicht überschreiten könne, alle Entwickelungen der 
Seele seien auf gewisse Grundsysteme zurückzuführen des Ge- 
sichts-, Gehör- und Taiistsinnes , welche zu einem Sein mit 
einander verbunden seien, und aus einer unbestimmten Zahl sinn^ 
Ucher Urvermögen beständen, deren Grundeigenschaften ein ge- 
wisser Grad von Reizempfänglichkeit, Kräftigkeit und Lebendig- 
keit seien. In Hinsicht auf die Charakterbildung seien die mehr 
passiven Formen der Empfindungen im Yerhältniss zu den mehr 
activen]der Begehrungen und Willensacte bisher viel zu sehr als 
durchaus reell geschieden betrachtet; auch in der Erziehimgs- 
lehre müsse man das Kleine , Vorübergehende und ebendeshalb 
gering Geschätzte, als den Keim oder die eigentliche Substanz 
aller jCharaktereigenthümlichkeiten erkennen und sorgsam für die 
Praxis in Rechnung bringen. An einer andern Stelle (p. 220) 
spricht der Verf. von Schwäche- und Stärke - Anlagen u. s. w., 
stellt dann den Satz auf, dass die günstigen Erfolge fördernd 
wirkten , oft schon das Gewinnen der ersten Schlacht einen Hel- 
den , das Gelingen der ersten Rede einen l^edner gemacht habe, 
dass das Kind nur durch Handeln einen kräftigen Willen ausbilden 
könne, und zwar nur diurch GläcklichhandeJn^ der Erzieher 
müsse das Gelingen vermitteln und berechnen u. s. w. — Dem- 
nach ist also dem Verf. die Seele eine tabula rasa, auf welche 
das Glück und der günstige Erfolg glückliche Anlagen eintrugen ; — 
aber wie viel lässt sich gegen seine Theorien einwenden und zwar 
schon blos vom empirischen Standpunct aus. — Wie kommt es, 
dass dieselben Beengungen der Erziehung und Einwirkiuig sei^ 

2V. Jakrh. f. BiJit, u. Paed. od. KHU BihU Bd. XDL /l/t. 1. ' 5 . 



« 

Um iat Eteni oft m g«— f»idne4cne Chariter haimhiagf , 
äam die aoe^eseiciuielesleB BliaDer cick oft w den aUenm^inBtig- 
olea, deprsaireBditeB TeiiialUufiseB, tob Kindhdt auf «dhoo ge- 
gea dai UngUick ^mrirngtod^ «od im Kampf mit der Aeasserlidi- 
keit entafiend bildetea, wahrend Andere darin nntergehent — 
Waren CtundrerBchiedcnheiten der Gemüther durch bk«se kleine, 
kaum nadiweiabare Zolüli^eiten der Enriehung beding, tob 
welchen erbarmÜGben Zufälligkeiten wire dann nbeiiiaupt die 
Charakterbildung abhang;ig! — Welches unsicber^ UmherUppea, 
velchea tchvankende Bea^echnen Ton glücklichen oder unglüddi- 
cfaeB Möglichkeiten und Erfolgen wiie dann daa Geschäft des 
Erziehen ! — Wie miisste sein ganzes Bestreben xum blossen 
EttdaeBMoiaBus fuhren! — Dar Standpunct des Verl scheint 
doch fast zu empirisch. -» Uebrigens sind seine Bemerkungen 
«nd Vonchrlfien Tidfach fein und durchdacht <, nur wohl nkht 
immer durchzuführen und oft zu künstlich. 

Der zweite Abschnitt enthilt eine Beiracbtung der aUge^ 
imemen Grundfarmen der sittlichen Bildung, Der Verl geht 
hier alle Erscheinungen der sich erzeugenden und bildendoi Sitt- 
lichkeit und Unsittüchkeit durch , entwkkelt mit grosses Klarheit 
den Ursprung der sittlichen Mangel und Gebrechen , und giebt 
die pidagogischen Heilmittel und Kegeln an« Hier halt sich der* 
oeibe durcfagehends auf dem Standpunct des gesunden Menschen^ 
Terstandes und der allgemeinen ruhigen Beobachtung ; er fuhrt 
keine iibertrieben phüanthropischcn Maassregeln durch, das Ton 
ihm empfohlene Verhalten des Erziehers bleibt ein natürliches 
und TOB Terstandigen Individuen durchzuführendes; es TerMert 
ofch nicht in eine kunstliche, unnatürliche, affectirte und ins 
Abentheoerliche hinaufgeschrobene Manier , wie es wohl bei pä- 
dagogischen Idealisten Torikommt; — der Yerfl verbannt selbst 
die Ruthe nichts doch zeigt er überall einen feinen sittlichen 
Tact, eb zartes Gefühl für die kindliche Eigenthfimiichkeit, imd 
alle einzelnen kleinen Züge des sich entfaltenden sittlichen oder 
unsittlichen Charakters« Obgleich entschieden Realist und Em- 
piriker ist er dennodi anch der ideellen Richtung nicht gradezu 
feindlich und erkennt die innerliche Berechtigung derselben bei 
der Bildung des Gemiiths und der Sittlichkeit (so z. B. bei Er- 
wachen des Geschlechtstriebes das Wohhhätige der Ideale , und 
einer edlen und tugendhaften Liebe, einer Idealisirung als eines 
wirksamen Amulets gegen alle Ausartung) an. Nur tritt überall 
das religiöse Moment nicht hinlänglich und nicht in durchgefülir- 
ter Anerkennung und Geltendmachung hervor. Der Yerf. fügt 
zwar ehien Abschnitt über die Bildung zur Religion hinzu, allein 
dieser steht für sich viel zu abgerissen und isolirt , er ist nicht 
in das Ganze organisch verwebt und eingeschlungen ; die Reli- 
gion ist nicht als ehi durchgehendes Priiiblp der Erziehung seitens 
dei Erziehers benuiigesteUt Demi weui au«^ Rec. sich mit 



Beneke^s Enlefamigi« tiifd IJifterricliUlelire. 67 



dem Terfr gegen jede Ueberfrübung und Ueberzdtigua^ der 
ligiösen Gemiitlisbildiuig des Kindes aussprechen würde, so glaubt 
er dennoch, dass schon bei der ersten Entwickelung des Selbst- 
bewusstseins das Kind auf den geheimnissvollen hohen Urgrund 
alles Daseins , als auf ein dunkles Iiintcr allem Irdischen verbor- 
genes Etwas, hingewiesen werden; und dass bei Strafen*und Be- 
lohnungen, bei Erregungen des Gemüths und bei Bildung und 
Feststellung von Motiven imd Grundsätzen, oder bei allmällger 
Einpflanzung, wenn auch zuerst dunkler unbewusster Principieh 
immer das religiöse Moment , freilich mit zarter Behutsamkeit, 
mehr mit leiser Andeutimg und kurzer wirksamer Verweisung auf 
den dunklen allwissenden und allgegenwärtigen Urgrund alles 
Seins und Lebens hervorgehoben werden muss. Durch die ganze 
Erziehung muss schon ein religiös - christlicher Hauch hindurch 
wehen als ein wenn auch unsichtbarer und mit Händen nicht zu 
greifender Lebensäther, welcher die blos sittlich verständigen 
Einwirkungen des Erziehers verklart ,xmi durch Yergeistigun^ 
fiublimirt. Ganz gegen des Verf. Ansicht muss sich aber Rec. 
erklären, wenn derselbe räth, das Positive in den verschiedenen 
Religionsformen während der frühen Jugend dem Bewüsstsein des 
Kindes ganz fem zu halten, und somit auch die histortschenYer-- 
hältnisse (folglich auch des Christenthums. — Rec.). Denn 
wenn auch der Verf. darin Recht hat, dass, wenn man die dem 
Kinde noch unerreichbaren Vorstellungen imd Dogmen in demsel- 
ben entwickeln will, diese dann beschränkt, obei^ächlich, ihrem 
wahren Charakter entgegengebildet und so dem Kinde falsche An- 
sichten, Vorurtheile, abergläubische Vorstellungen eingeprägt 
werden , welche sich vielleicht sein ganzes Leben hindurch ver-^ 
deckend «nd verdimkelnd vor die wahre religiöse Ueberzeugung 
stellen würden; so giebt es doch im Christenthum so viel posi- 
tive Dogmen, welche in ihrer Allgemeinheit auch dem Kinde und 
vollends dem zwölf- und vierzehnjährigen Knaben (und von die- 
sem spricht hier der Verf.) eben wegen ihres durchaus kindlichen 
und einfachen Inhalts nicht allein verständlich, sondern auch aus- 
serordentlich fruchtbringend sein werden. So z. B. die speci- 
fisch christliche Le}u*e von dem Verhältniss der Menschen zu 
Cfott, als der durch Christus gewordenen Kinder zum Vater, von 
dem Urstande der Menschheit, von der Erlösung durch Christus 
von der Gewalt des Bösen u. s. w. Denn wenn auch nooli nicht 
der tiefe ideenreiche Inhalt der christlichen Satisfactions - und 
Justificationstheorie dem zwölf- und vierzehnjährigen Knaben 
kann deutlich gemacht werden, so muss er doch schon viel spe- 
cifisch und positiv Christliches lernen und empfangen, weil grade 
die Eindrücke der Jugend für Kirche und Cluristenthum am blei- 
bendsten und dauerndsten sind. Ein Moment des Christenthums 
aber ist für die Kindesherzen eben so wie für die kindlichen und 
ungebildeten, rohen Völker gleich bildend , erweckend und er« 

5* 



68 p aa »g o gl Ir. 

liebend; ^^s^^^A'h%slwiBche. Wo giebtes höhere Bildnngir^ 
mittel, höhere und tiefere Einwirkungen, göttlichere Ideale, als 
das Leben und die Thaten Christi und seiner Apostel? — Diese 
dürfen doch wohl dem pigendiichen Herzen Torgefuhrt und dar- 
gestellt werden? — Der Verf. spricht kein Wort dinTon, sondern 
scheint bei Verbannung des Positiven auch das historische Ele- 
ment des Christenthums für die Kinder fem halten zu wollen. 
Und doch würde auf das Kind nichts so fruchtbar wirken als das 
Leiden und der Tod Christi, wenn das ganze Sein und Lebea 
des Erlösers richtig aufgefasst und dargestellt wird ; es wird ein 
Hochbild , ein göttliches Gefühl , ein Vorschmack der Göttlich- 
Iceit des Christenthums schon früh in das Kindesherz eindringen; 
und warum diess nicht eben so als in das Herz der Sclaven und 
der uncivilisirten Heiden? — Wenn Kinder über das zehnte Jahr 
hinaus sind, sollten sie da nicht TOn der Mächtigkeit des christ- 
lichen Gottesdienstes ergriffen, sollte ihr Herz da nicht mit dem 
Eindruck der Erhabenheit und Ehrfurcht erfüllt werden, und wie 
bildend ist doch der Eindruck des Ehrfurchtgebietenden, des die 
Sinne Ueberwaltigeftden, eines christlichen Doms, eines schö- 
nen Chorals der Gemeinde mit Orgeibegleitung auf das kindliche 
Gemiitfa? — Ueberall tritt aber bei der Erziehung des Verf/s 
' die Wirkung der Kirche entweder gar nicht hervor, oder doch 
ganz in den Hintergrund, eben so wie die häusliche Andacht, 
die Einwirkung der häuslichen frommen Erziehung auf das Kind. 
Wenn der V^. gegen das Lippengeplärr des Betens z. B. bei 
Tische eifert, so ist allerdings der Abweg der blossen Acusser- 
lichkeit und der beim Uebermass so leicht sich bildenden Heu- 
chelei des Kindes gefahrlich; allein auf der andern Seite muss. 
doch auch in dem Kindesherzen früh die Gewöhmingv« befestigt 
werden , sich mitten in den faglichen Zerstreuungen des Lebens 
zusammenzufassen, unter gewöhnlichem Werk plötzlich an Gott zu 
denken^'^und sich unwillkürlich das Gefühl, dass Alles von Ihm 
komme, zu vergewissem. Alles kommt auch bei häuslicher from- 
mer Gewöhnung wieder freilich auf den Erzieher an, und auf seir 
nen richtigen natürlichen Tact, sein anregendes gesundes BeispieL 
Der zweite Band umfasst die llnterrichtalehre. Der Verf. 
bandelt in den ersten §§• von dem tiefsten Grundverhäitniss, 
und dem Umfang des Unterrichts^ von den Zwecken dessel-^ 
ben und von der Bestimmung des Werthes der Unterrichts- 
gegenstände nach denselben^ von den Unterrichtsmitteln und 
der Begrenzung des Jugendunterrichts. Hier kann Rec. mit 
einem der Ergebnisse des Verf.'s nicht zusammenstimmen. Der- 
selbe sagt, das Gebiet des Unterrichts reiche in Hinsicht der 
Aussenwelt sehr weit, in Hinsicht der innefn Welt sei es in sehr 
enge Grenzen eingeschlossen , da es nur die Vorstellungen und 
gewisse Muskelbewegungen umfasse u« s. w. Was aber neben 
und vor ^diesen liege ^ me Entwickelungen der Geßhle und der 



Bene1ce*0 Eniehangs«» und Uatexrichtslehre, 09 

» 

Strebungen f und die Begründung der Gemutbastimmung ^ der 
Gesinnung^ des Charakters durch dieselben sei dem strengere^ 
Yerfaliren des Unterrichts entzogen und nur. der freieren nirlc^ 
samksit der Erziehung erreichbar. Soll nicht aller Unterricht 
zugleich erziehend und bildend sein, enthält nicht jeder Unter- 
richt in sich ein ethisches Element, in sofern er die Kraft und 
Energie des Willens anregt, die Ausdauer und Anspannung der 
morallachen Kraft fordert und das Gemuth zu dem Grossen und 
Erhabenen hinfuhrt? — ' Wird nicht ,der Charakter durch die 
Einwirkung des unterrichtenden Lehrers, durch die Wechsel- 
wirkung des Gebens und Empfangens gestaltet, die Gesinnung 
nicht durch allen Gemüth und Pluintasie erregenden Unterricht, 
i;elbst durch Mathematik, Grammatik uhd Naturwissenschaften, 
wenn sie recht betrieben werden, gebildet? — Bec. vermisst 
hier beim Verf. einen Abschnitt, der das Wechselverhiltniss der 
Erziehung und des Unterrichts und der Einwirkung dieses auf 
jene nach Erfahmngen und Beobachtungen (wie oft wird doch 
das Kind, sobald es Unterricht empfängt, ein ganz ändefres, eki 
wildes Kind gezähmter; wie. oft muss der Unterricht besonder 
in den niedern Ständen fast ganz die Stelle der Erziehung er- 
setzen, und er thut es mit erstaimenswerthem Erfolge! r— ), so 
wie nach psychologischen Begründungen und Entwickelungen mehr 
heraus uhd heller ins Licht stellte. 

Dann giebt der Verf. einen allgemeinen Schematismus der 
tfnterrichtsgegenstände ^ gegen dessen Begründung sich nicht 
viel einwenden lassen dürfte. Eigentliümlich ist ihm der Beweis,, 
dass es keinen rein formalen und keinen rein materialen Unter'- 
rieht ^^e. In einem § „Entgegenbringen der erforderlichen An- 
lagen im Bewusstsein^^ stellt dann auch der Verf« den Grundsatz 
auf: „dass man die UnterrichtsTorstellungen schon ursprünglich 
60 viel als möglich in zusammenhängenden Massen erzeugen und 
begründen solle ;^^ und billigt den Vorschlag mit demiSchon wel- 
ter vorgeschrittenen Schüler (also in den höheren Gymnasial- 
Classen) während eines längeren Zeitraums jedesmal nur Einen 
Gegenstand als Hauptgegenstand des Unterrichts zu treiben, die 
übrigen nur unederh(dend j und so weit, als es für. die Erhaltung 
des dtirch den früheren Unterricht Erworbenen erforderlich '^' * 
z. B. während des einen Halbjahrs ununterbrochen alIeVormi..M.(^e 
nur Lateinisch^ während des andern nur Griechisch^ während 
eines dritten nur Mathematik zu lehren imd zu üben , und etwa 
in den Nachmittagsstundea dabei das zur Seite Gelegte aufzu- 
frischen. Diess ist ein Vorsddag, der wohl der Aufmer^amkeit 
erfalirener Pädagogen und des Versuchs werth wäre. Nur scheint 
dem Ref., dass der Vorschlag sogleich näher nur auf den Sprach- 
imterricht müsste beschränkt werden, in welchen durch Abwech- 
selung von Dichtern und Prosaikern, Schreiben, Extemporalien, 
Grammatik binKoglidbe Spannung könnte unter den Schülern er««. 



f» P&dagogik. 

halten "werdeiif wie es aber möglich sein sollte die sogenaimten 
WisseDSchafteu 4 Stunden hinter einander eine jede, also z. B. 
einen ganzen Vormittag Mathematik, einen ganzen Vormittag 
Creschiohte, oder Geograpliie, oder Physik, oder gar Philoso- 
phie und Religion vorzutragen und zu catechisiren und zu exami-« 
niren, ohne geistige Abspannung, Langeweile und selbst Er- 
tödtung der Lust, sieht Rec. nicht ein. Ueberdiess würden dann 
doch wohli auch die Nachraittagsstunden nicht hinreichen, um 
das früher Gelernte anzufrischen und zu erhalten, wenn es ein 
halbes Jahr hindurch und so einige Jahre hinter einander immer- 
fort ganz bieseitigt und aus dem Unterrichtsgange eigentlich aus- 
geschlossen bliebe« Was beständige Repetitionen in den Nach^ 
miltagsstunden für eine für Schüler und Lehrer gleich narkotische 
Kraft haben, das wird jeder erfahrene Schulmann — wohl wissen« 
Sollte auch unser jetziger Unterrichtsorganismus des Neben- und 
Miteinander in sich selbst nicht eine innere zur gleichma'ssigen 
Ausbildung der Seelenkräße förderliche Begründung haben, wenn 
nur nicht ein zu buntes Mancherlei, eine zu grosse Vielartigkeit 
der Gegenstände, gegen welche sich die Stimme der besonnenen 
BeobiL^ter des jetzigen pädagogischen Treibens mit Recht erhebt, 
den ^eist verwirrt und abstumpft ? Mit sehr guten ^lilosophi- 
dchen. Gründen erklärt sich der Verf. auch gegen unser heutiges 
Vielerlei , welches auch besonders für die Begriindung einer eig« 
neu Produetivität nachtheiiig, da es zu derselben unerlässlich 
sei, dass die Vorstellungsanlagen in wenige grosse Massen zu 
einander 'gesammelt werden. Nur dann könne ein tiefer greifen- 
des Grefühl der Steigerung und Triebkraft durch den Unterricht 
entstehen u. s. w* Fünf Hauptstämme des Unterrichts will der 
Verf. aufnehmen. 

Völlig beistimmen muss Ref. dem Verf., wenn er in einem 
sehr lesenswerthen § über die „unmittelbare Einwirkung de» 
Lehrers^^ fordert, dass der Unterricht, indem er die geistige 
Kraft des Schülers genügend anrege, doch noch einen gewissen 
Ueberschuss derselben übrig lassen müsse für das eigene Wei- 
terstreben. Gegen diese psychologisch durchaus richtige For- 
derung wird nicht viel einzuwenden sein, zumal bei unsern 
Gymnasien, welche durch alle Reglements und durch die vielen 
starren und abstracten Bestimmungen des Gesetzes leicht in ei- 
nen gewissen geistigen Zwang hinein gerathen und unter dem- 
Examinations- Fieber und allen Forderungen des Staats, leicht 
in den Abweg eines mechanischen, die Geister lähmenden und 
hemmenden Abrichtungssystems verfallen können, wobei alle 
Eigenthüralichkeit imd Individualität leicht untergehen kann, und 
wobei die Jünglinge zu gut dressirten und abgerichteten dermal^ 
einstigen Schreibmaschinen ohne Geist, Leben, Interesse, Ei- 
genthümlichkeit, in unserem schreibseligen Zeitalter der Maschinen 
und Mechanik , hCrangel^ildet werden t «^ Gewiss sollte diese 



Beneke • ErzlehUDg«- und UnCeiriditsIelire* %% 

Fordenm;, dass dem Jüngling noch etwas Kraft, Zeit, Mnsse für 
mch und för Herausbfldnng seiner Eigenthündichkeit von der Schale 
gelassen wiirde, recht dringend und oft ausgesprochen werden l 
Seit der weisen Erfindung der Privatstudien aber wird nun auch 
noch die letzte Möglichkeit eigenthümlicber Lieblingsbeschafd- 
^ng dem Gymnusiasten, von dem alles controllirenden, Hefte 
revidirenden, inspicirenden Lehrer geraubt, und der Ehrgeix 
des geduldigen Jünglings eu rechter Anhäufung von Schreibmate- 
rialien zur Lob erwerbenden Vorzeigung gespornt ! — 

Das zMreite Kapitel umfasst die besondere Unterrichtslekre^ 
Der erste Abschnitt, eine didaciische Würdigung der Unter- 
richtsgegenstände ^ enthält viel Tüchtiges und scharfsinnig Ge* 
dachtes und Entwickeltes. Der Yerf. entscheidet sich d^irchauch 
mit sehr guten und scharfsinnigen Gründen für die Beibehaltung 
der classischen Studien als eines Hauptbildungsmittelsi der Jugend. 
Ganz besonders empfiehlt er das Uebersetzen aus den Classikern, 
erklärt sich aber gegen das Schreiben und Sprechen der fremden 
Sprachen, da nur die Denksphären bei der Muttersprache leben- 
dig gegeben seien, die der fremden nur gleichsam angeschlagen^ 
würden, indem sich die Association zwischen den beiderlei Wör- 
tern gleichsam mechanisch und todt geltend mache. Ja der Verf. 
geht so weit, dass er das Ausdrückenlassen der eignen Gedanken 
durch das Medium fremder Sprachen für die innere geistige Ent^ 
Wickelung meistentheils in keinerlei Art förderlich, sondern viel- 
mehr nachtheüig wirkend erklärt. Nur hinsieht der Elemente 
der Sprache, welche das ain meisten Fremdartige seien, könn- 
ten die Uebungen im Sprechen und Schreiben fortgesetzt werden^ 
da mit den Elementen auch zugleich alles Uebrige ein sicheres 
Besitzthum werde, wie weit diess für das Ferständniss und die 
Reflexion nöthig sei. Dem freien Schreiben und Sprechen in 
fremden Sprachen, nicht dem Uebersetzen in dieselben stellt sich 
der Verf. besonders entgegen. - — Hiergegen scheint aber dem 
Ref. nicht hinlänglich erwogen, dass das Lateinschreiben (das 
Schreiben in andern fremden Sprachen und das Lateinsprechen' 
giebt Ref. für Gymnasien preis und verweist "es auf die Universi- 
täten — ) doch eine geistige Gymnastik erzeugt, wenn es bis 
zu einem freien Gebrauch der Sprache, bis zu einem gewissen 
Grade selbstständiger Stylbildnng durchdringt, wie nicht leicht 
eine andere Sprach-Uebung, weil sich alle Momente sprachlicher 
Combinationen und Associationen, alle logischen Gesetze der 
Grammatik darin concentriren, und weil an dem Medium des La- 
teinischen eigenen freien Styls als an einem fremden sich der 
Schüler der Gesetze des Styls und der Sprache am ersten be- 
wusst wird. Welche VersatUität des Geistes, welche Feinheit, 
Schärfe und Gewandtheit des Gedankens kann dnrch ein rechtes 
freies Aneignen eines lateinischen Styls gewonnen werden! Und 
sollte nicht der Knnati^n, daa Gefühl für Rhythmik und ]9armo- 



n r 4 4 • g o g 1 k 

nie 9 das VennSgen die SprachmasgeQ zu bewSti^en imd de nr 
Einbeit znftamoieiiziifasseii, am meisten geMIdet werden, wenn 
der JüngUng so weit geföhrt wlirde, eigne grössere Conceptio- 
nen zu dem Kunstbau einer Giceronianiscben Periode, eines 
Kunstwerkes in sieb selbst, su gestalten? — Sollte wobl das 
Gefobl für dieScbönbeit der edlen stolzen Romerlaute, der feine 
Tact für Vollendung der Form und des Styls, durcb etwas ande- 
res so angeregt und gebQdet werden können, als durch eigene 
freie Nachbildung acht Römischer Perioden 1 Welchen Grad der 
Ausbildung des Geistes und ganzen Wesens setzt die feinere la- 
teinische stylistische Fähigkeit und Gewandtheit bei dem Jiing^ 
linge schon voraus! — Ein practischer und erfahrener Schul-« 
mann wird wohl an seinen Primanern bemerkt haben, dass die, 
welche Anlage zum lateinischen Styl zeigten und frei ausbildeten, 
auch meist in den andern Gegenständen die vorzuglichsten waren, 
und nicht eben im Denken zuruckblieben. Ref. hat diess wenig- 
stens vielfach an seinen Schülern beobachtet. — Gegen das 
Lateinisch etc. (oder gar Griechisch!! — ) Sprechen würde sich 
hidessen Ref. entscheiden, in so weit es übex historisches Mate- 
rial und historische Verhältnisse hinausgeht und etwas mehr als 
blosse grössere Sprachfertigkeit und Gewandtheit bezweckt. Nur 
zu oft führt das Plappern fremder Sprachen Seichtigkeit und 
Oberflächlichkeit des Denkens und ganzen Menschen herbeL 

Das Endresultat des Verf.'s über den Unterricht in den alten 
Sprachen ist folgendes (U, 173) t ,,Es ist unnöthig , und wie Al- 
les Unnöthige, schon weil es Zeit und Kräfte raubt, für die 
höhere Bildung nachtheilig ^ dass der Schüler activ werde in 
dem dem Alterthume Angehörigen. Man übe also das Sprechen^ 
Am freie Schreiben, und, um uns dieses Ausdrucks zu bedienen, 
das Denken in alten Sprachen nur mit Denjenigen , welche das 
Studium derselben zu ihrem Lebensberuf machen wollen.^^ Wann 
aber nicht activ werden in einer Sprache, wo ist sonst Besitz und; 
Beherrschung des Sprachstoffes und Gebietes möglich und ist 
n^cht die wahre geistige Erstarkung durch die Sprache, die We- 
ckung der productiven Sprach - Anlagen erst durch freien selbst- 
ständigcn Gebrauch der Sprache bedingt? Würde nicht das 
blosse Uebersetzen oder Rückübeiietzen aus der Muttersprache 
ins Lateinische zur blossen geistigen Passivität und zu einer 
sprachlichen Ungefügigkeit, zu einer stylistischen UnbehüUlich- 
keit, einer Steifheit und Starrheit in der Anwendung der Sprache 
führen ? Sollte denn die Activität und Productivität in dem Ge- 
biete einer fremden Sprache mindere geistige Befruchtimg darbie- 
ten und erzeugen, als in andern Wissensgebieten? — Ist es 
denn keine geistige Erstarkung, Sprachmassen zu beherrschen 
und frei zu gestalten ? — 

Uebrigens wiil der Verf. dem Studium der alten Sprachen 
nicht etwa die durch Abschaffung der Uebuug dos freien Latein- 



• . 



Qeoeke^ Bndelpiiigt«» «ni Uflterricli^lelire« )S 

schrctbens ersparte Zeit entziehen^ er verlangt nut, dass eine 
^össere Anzahl Ton classischen Autoren und vor allem von jedem 
Mnselnen mhhr gelesen werde, als gewöhnlich gesehieht, wo 
das Gelesene meist zu sehr Bruchstück bleibe. Aach dem Grie- 
chischen wünscht der Verf. für die späteren Schul- Jahi^e eine 
grjossere Ausdehnung zugetheüt, da immer noch meist nur ein 
halbes Yerständniss erreicht werde. — Beide Vorschläge sind 
sehr zu beherzigen. Rec. ist innig überzeugt^ dass zu einer 
wahren Geistesbildung durch das Studium der Classiker ein gana 
anderer Weg müsste betreten, der eine uiid andere Schriftsteller, 
ein Horaz , Tacitus und Cicero als Redner , weit mehr terarbei- 
tet, weit tiefer und gedankeuToller anfgefasst, weit mehr in einem 
Zuge gelesen und sds ein Ganzes begriffen werden müsste , wenn 
er in formaler und materialer Hinsicht recht fruchtbringend wer- 
den sollte. Unter allen grammatischen, antiquarischen etc. Be- 
merkungen fasst aber sehr häufig uilsere Gymnasialjugend sehr 
wenig von dem Geiste des Autors, er bleibt ihr eine in lauter 
kleine Fragmente zerhackte, tägliche Pensa darbietende Beispiel- 
sammlung zur Einübung von allerlei grammatischen Regein und 
Sprachbemerkungen; welche sie oft mit Widerwillen fahren lässt, 
sobald sie von dem Gymnasium scheidet. Wenn übrigens der 
Yerf. meint, dass einer grössern Ausdehnung des Griechischen 
ganz besonders das leidige Lateinschreiben und Lateinsprechen 
entgegen gestanden habe , so hat er nicht die philologisch - mi- 
krologische Manier des gewöhnlichen griechischen Unterrichts 
in Anschlag gebracht , den meist junge Philologen ertheilen, wel- 
che an ihren Schülern sich alle ihre spitzfindige grammatische 
Gelehrsamkeit einüben wollen, sie aber wenig in das Alterthum^ 
in die Schönheit der Form und des Gegenstandes ^ und in das 
ächte Bildungsmoment einführen. 

Der Verf. geht sodann in einem zweiten Abschnitt^ der von 
der speciellen Methodik lixfi^elLi^ in einer kritischen Uebersicht 
die Methoden durch und weiss dieselben auf eine eben so scharf- 
sinnige als ruhige und klare Weise zu würdigen« Nur einige 
wenige Bem^rkimgen will sich Rec. noch der Küorze des Raums 
wegen erlauben* Den Unterricht in der Geschichte unterscheidet 
er Ton seiner äussern und innern Seite, und bestimmt ersterea 
für die niedere, letzteren für die höhere Altersstufe* Allein 
Rec. muss sich ganz gegen solche nicht durchführbare Zerspai^ 
tung der äussern und innern Geschichte, welche doch immer ein 
Ganzes bildet, erklären. Sollte denn wirklich das Kind und der 
Knabe nur Namen und Zahlen lernen? Sollte die kindliche In- 
nigkeit des Gemüths, das frische begierige Auffassen einer neuen 
Welt, mit der trockenen Speise des blos äusserlichen Gerüstes 
^er facta ertödtet werden? Sind nicht grade Biographien für die 
unterste. Stufe, imd muss nicht an und in denselben die Ge- 
müthswelt ^ also denn doch auch wolü die innere Seite der Ge« 



14 P & d fi g o g i k. 

scliiehte herrortrieteiiY — Sonst spricht der Verf. ^selir gut über 
denGesdiichtsunterricht, ia welchem er, wenn derselbe recht 
betrieben wu'd , sehr richtig eine Vorbereitung^ fnr dias Stadium 
der Philosophie in allen üiren Theilen und besonders in den 
practischen sieht. Nicht übereinstimmen kaAn aber Rec. mit dem 
.Verf. , wenn derselbe meint , die eigentlichen Staats - und Staa- 
tenverhältnisse (ihrem innern Charakter nach und für die Beur- 
theihmg desselben) gehörten entschieden gar nicht in den Ju- 
^ndunterricht. Freilich nicht zu TielHin- und Her-Raisoniren 
und Kritisiren über Politik, kein politisches Kannegiessern , kein 
hohles Aburtheilen über den verschied^ien Charakter complicir- 
terer StaatsTerhältnisse , aber wohl gehört in den Jugendunter- 
richt ein Entwickeln des Gedankens, welcher der Bildung eines 
Staats zumal eines elementarischen , wie z. B« des Lycurgischen, 
zu Grunde liegt, wohl gehört dahin der allgemeine poUtische 
Gesichtspunct des Gesetzgebers, der verschiedenartige Charakter 
des einen und andern Staats, wie er im öffentlichen uiid Privat- 
leben erscheint, endlich der Begriff des Staats selbst, wie er sich 
i aus der ganzen Darstellung seines Lebens ergiebt. — Zu ein- 
seitig und beschrankt will der Verf. den Geschichtsunterricht bei 
der Gymnasialjugend blos auf lebendig ausgeführte imd belebende 
Bruchstücke aus der Geschichte der allgemeinen Cultur^ der 
Wissenschaften imd Künste und besonders aus der Geschichte der 
Erfindungen beschränkt wissen. Wo soll denn der Jüngling eine 
Anschauung des Kunstwerkes des Staats und diurch sie Achtung 
vor dem üim zu Grunde liegenden Gedanken gewinnen? — 
Wahrlich wenn der Primaner diese mehr gewonnen hätte , dann 
möchte er weniger zu dfen unglücklichen Verirrungen verblende- 
ten und wüsten demagogischen Treibens kommen! — 

Völlig beistimmen muss Rec. dem Verf. , wenn derselbe aus 
dem Jugendunterrichte in der Moral und Religion das Absiract- 
Systematische ganz ausgeschieden wissen will , ja wenn er be- 
hauptet, dief Entwicklung religiöser i^e^rt^e und Sätze sei nur 
ein Surrogat der Surrogate, das schwächste von allen für den 
Zwetek, die Religion im Gemüthe und in der Gesinnung zu be- 
gründen. Der Unterricht könne überhaupt nur wenig thun , und 
lAlisse sich jedenfalls an der ursprünglichen (elementarischen 
Fornä) der Form der Empfindung so nahe als möglich halten. 
Der Verf. will Bilder des Religiösen als regelnde Norm für die 
Zukunft aber keine Kirchengeschichte ; allerdings biblische Ge- 
schielt te, doch spricht er auch gegen eine übelangebrachte und 
unverständige Verehrung der Bibel beim Jugendunterricht, da 
dieselbe eine Reihe von Schriften darbiete , welche doch in di- 
dactischer und pädagogischer Hinsicht nicht allgenügend gehalten 
werden könnten, die imter den mannichfachsteif Veranlassungen 
und Eiafli'isscn, welche zu jenem Zwecke oft kaum in der entfern- 
testen Beziehung ständen,, ursprünglich entstanden und später zu 



Beneke*8 Ertiehttogs- und Untenlchtilehre. ^ 

einem Ganzen znsammeng^elommen seien« Es zeige sich das Ge- 
gentheil besonders in Hinsicht der geschichtlichen Darstellung 
und Bilder religiöser Gesinnungen. Von Christi Leben, wo die* 
selben unerreichbar voUkommen und rein. Sei leider zu wenig 
aufbehalten, um unserm Mangel abzuhelfen. Die Schriften der 
Apostel seien Gelegenheitsschriften, und gäben als solche auch dgl. 
Darstellungen, doch nur gelegentlich, -— sie seien überwiegend 
dogmatisch - polemischen Inhalts. Die religiösen Gesinnungen 
des A. T. seien zu wenig concentrirt für den Schulunterricht, der 
eine zusammenhängende Grundlage fordere, auch stellten sie 
zum Theil das Religiöse nicht rein genug dar. — Diess sind 
wunderbare Ansichten , denen Rec« als Theologe ernstlich ent- 
gegen treten muss. Wo giebt es erhabenere eindringlichere Bil- 
der religiöser Gesinnung als in den herrlichen Gestalten des A. 
Testamentes? Was ist mehr für das kindliche Gemüth ^ für das 
Elementarische der Empfindung geeignet, als die Bilder des 
A. T. : ein Abraham, Hiob u. A. mit ihrer kindlichen und naiven 
Einfalt imd Frömmigkeit? Wo prägen sich die Formen religiöser 
Denk- und Handlungsweise in ihrer grotesken weltüberwindenden 
Unmittelbarkeit des Glaubens imd Lebens in Gott tiefer ins Ge- 
müth ein? — Und wenn das A. und N. T. viel Polemisches und 
überwiegend Dogmatisches hat, weht auch hierin nicht überall 
der Geist der inneirsten, heiligsten und grossesten göttlichen Of- 
fenbarung , der schon das jugendliche Gemüth mit Erforcht und 
Staunen Tor der Erhabenheit der Gedanken erfüllt? Ist es nicht 
Sache des verständigen Lehrer^^as Religiöse rein auszuscheiden 
für die Jugend und das Beivyenrder Zeit und Verhältnisse abz\i- 
sondern? Giebt es nicht schon recht gute Lehrbücher biblischer 
Geschichte, mit dem für die Jugend Passenden und Gehörigen. — 
Geben denn die Schriften der Apost^ wirklich nur gelegentlich 
religiöse Darstellungen ? Siiid die Evangelien und besonders die 
Apostelgeschichte nicht voll der reinsten und schönsten religiö- 
sen Bilder und Muster? — Und welche wunderbare Meinung 
ist es, dass zur Abhelfung des Mangels religiöser Bilder uns lei- 
der zu wenig von Christi Leben selbst aufbewahrt sei ! — Haben 
wir nicht au» allen Altersperioden des Heilandes Bilder seines 
göttlichen Lebens, von der Kindheit an bis zum Tode? — Sind 
sie nicht grade hinreichend , um in den jugendlichen Herzen die 
Bilder des Erhabenen und Religiösen zu wecken? — Würde 
durch detaillirtere Darstellungen, durch mein: Einzelheit^i mensch- 
lichen Lebens und Handelns Christi nicht grade der Eindruck äes^ 
Grossen und Göttlichen, des einzigen, wunderbaren und mit ge- 
heimnissvolier Ehrfurcht das Gemüth der Jugend erfüllenden Grot- 
tessohnes verschwinden ? — Wo der . Eindruck des Göttlichen 
recht stark und bleibend sein soll , da muss in der Seele noch 
etwas von Ahnung, von einem geheimnissvollen nicht gehobenen 
Schleier, durch den das Unendliche den endbchen Augen ver- 



la , P 4 4 » g o g i k. 

borgen bleibt, zurückbleiben, und dazu Ist grade die Darstel- 
lung aus dem Leben Christi die geeigneteste. Wie würde das 
inöglidi sein, wenn er überall in allen seinen Lebensyerhältnis* 
sen auf das breiteste und ausführlichste als ein gewöhnlicher 
Mensch geschildert wäre? — Gerade genug haben wir Ton dem 
HeHande , um in ilim das göttliche Element wirksam auch in den 

Jugendherzen zu machen! Der Verf. erklärt sich gegen 

dasBibeliesen, — was freilich zum Missbrauch führen kann, wenn 
es den Wust exegetischer Gelehrsamkeit der Jugend beibringen 
will, *^« aber von einem verständigen Lehrer mit Auswahl gelei-* 
let gewiss heilsam ist zur Erweckung religiöser Cksinnung. 

Das dritte Kapitel handelt von den UnternchtsanataUen $ 
die ersten §§. von der Entstekungstveise und Vergleiehung der-- 
selben mit dem Privatunterrichte in Hinsicht ihrer Büdungskraft^ 
von den Verhältnissen zwischen den verschiedenen Gattungen 
von Unterrichtsanstalten. Dann folgt ein § y^daa Gymnasium.^ 
Hier sind kurz die in dem ganzen Werke zerstreuten Ansichten 
des Verf.'s wieder zusammengefasst. — Sehr practisch ist die 
Forderung desselben, dass das Gymnasium gegen das Hoherlie-^ 
gende^ also gegen die Universität scharf begrenzt werden solle. 
Gewiss wird hierin am meisten noch zur Zeit gefehlt — Sowohl 
im Sprach- als auch im wissenschaftlichen Unterricht wird die 
Jugend noch zu sehr mit der Masse der Gelehrsamkeit überschüt* 
tet und dieselbe wird gewiss oft das MateriiU, an welchem sioh 
junge Lehrer besonders Philologen ihre mannichfache und sub- 
lime Gelehrsamkeit einstudirea Jollen; die eigne Denkkraft und 
Prdductivitat, so wie die Eigentmnlichkeit und Selbstständigkeit 
des Charakters wird unterdrückt, — auf der Universität glauben 
dann die gelehrten mit Nn I oder dem Zeugniss der Reife abge- 
gangenen vollgepfropften Gymnasiasten schon Alles zu wissen, 
und ruhen auf ihren Lorbeeren , oder sind von dem Ueberladen 
mit Geldursamkeit so matt geworden, dass sie sich erst Jahrelang 
wieder ausruhen müssen. Das Gymnasium sollte ein wahm 
Gynmasium, überall nur der Drang nach Wissen geweckt wer- 
den, nicht, wie jetzt bei dem vielen Eicaminiren, das Wis- 
sen selbst die Hauptsache sein! — Sehr richtig und aus dem 
Leben gegrüSen sind des Yerf. Bemerkungen über die jetzige 
schlaffe Stndienart der meisten Jünglinge auf den Universititen, 
üb^ diess Hefteschreiben ^ diess mechanische todte Repetiren 
u. s: w. Die Meisten erwerben gewiss nie recht die Fahigkdi 
zu eignem wissenschaftlichen Arbeiten. Der Verf. empfiehlt da- 
her eine allgemeine Encyclopädie und Y<urbereitung zum akade- ' 
misdien Leben» besonders aber einen Zwischensttstand zwischen 
dem Gymnasium und der Universität, eine Selecta, nur in ganz 
anderer Weise , als die man gewölmlich , als reine Fortsetzung 
der Prima oder gar als eine Art von philologischem Seminar ein- 
gerichtet babe; in der Ton flun TorgescUageaea Sdecta soUle' 



Bene1ce*8 Erdeliaiigs- und ÖDtcrrlclitalelire. D 

f&r ein Semester ganz besonders das Selbsiarheiten und Seihst^ 
denken unter Aufsicht und ControUe gelehrt und Lust dazu ein- 
geflösst werden^ durch Steigerungen im Geistigen, ohne eigentliche 
Vorlesungen, um unter gelegentlichen conceutrirenden Vorträgen, 
wobei keine Feder angerührt werden dürfte 4. und Prüfungen in 
dei* Form von Gesprächen. Eigenes Arbeiteir nach Büchern mvsse 
die Hauptsache sein, daher Auszüge , Uebersichten , Zusammen- 
fassungen, Vergleichungen, Anwendungen u. s. w. Mit toU- 
Jcommener Ueberzeugung muss Rec. dem Vorschlage des Verf. 
beistimmen. Schon an einem andern Orte bei Veranlassung des 
durch Lorinser neuerdings aufgeregten Kampfes und der viel- 
fachen Gährung in der pädagogischen \¥elt hat sich llec. dahin 
geäussert , dass viel zu wenig jetzt die eigne Froductivität und 
Seibstthätigkeit geweckt, viel zu sehr die Jugend au ein passives 
Aufnehmen der Gelehrsamkeit gewöhnt werde ^ dass nicht die. 
Masse des für das Examen Mos äusserlich und oft mit Widerwil- 
len Gelernten und bald wieder Vergessenen die Hauptsache sei, 
)Sonderi^ die in dem Menschen geweckte Energie und die Kunst 
seine Kräfte gebrauchen zu lernen, dass daher müssten weniger 
Lehrstunden gegeben , weniger Lehrgegenstä'nde.getrieben , we- 
niger Massen von Gelehrsamkeit auf den Gymnasien der Jugend 
eingepfropft, dieselben aber angehalten werden, das Gelernte 
selbstständiger zu verarbeiten, und dass überall im Leben das 
Handeln höher stehe als das Wissen, daher die Fähigkeit und 
Energie zum Handeln und eignen Arbeiten dereinst höher ge- 
schätzt werde, als todtes Anlernen! — Indessen sind solche 
Wünsche, wie sie der Verf. hier äussert, z. B. die Einrichtung 
einer Selecta nach seinen Ideen , vor der Hand noch so lange pia 
desideria, als Alles im Staate noch bis in die untersten Stufen 
herab auf Examina berechnet und eingerichtet ist, und der Jiuig- 
ling nur eilt sobald als möglich das Gymnasium zu verlasseh und 
durch das Feuer des Examens zu kommen! — Ein solches Di äu- 
gen und Treiben zur Universität und zum bürgerlichen Leben, 
- wie es jetzt meist äusserliche Rücksichten unter Eltern und 
Jüngh'ngen herbeifuhren , wird wohl so leicht keine wahre Wis- 
senschaftlichkeit unter der Masse der Studirenden aufkommen 
lassen! — 

Den Unterricht in neuern Sprachen beschränkt übrigens der 
Verf. sehr verständig für die Gymnasien bis zu einem Verständ- 
niss leichterer Schriftsteller, giebt aber entschieden der engli- 
schen Sprache ivegen ihrer der unsrigen weit verwandteren Lit- 
teratur den Vorzug, worin Rec. dem Verf. ganz beistimmt. 

Nur gegen die Verbannung eines Unterrichtszweiges muss 
sich Rec« erklären, nämlich des vorbereitenden philosophischen, 
oder der philosophischen Propädeutik. Der Verf. vnll nicht nur 
dieUnterrichtsgegenständ^, welche der Vorbereitung zu einem be- 
sondem Beruf äeaen, sondern auch alle diejenigen vom Gymnasium 



TS P ft d B g o i; 1 k. 

/ 

entfernen^ welche !n einer hohern Reflexionssphftre liegen^ wf6 
die Logik, die Psychologie, die Rhetorik, die Poetik, die Ge- 
schichte der Philosophie U.A., dei* Unterricht auf dem Gymnasium 
BoJUe nur wenig über die concreten Anschauungen hinausführen ; 
selbst die allgemeine Grammatik liege über den Bildungskreis 
der meisten Gymnasien hinaus. Es verbietet hier der Raum, 
dass sich Ree. des philosophischen Unterrichts auf den Gymnasica 
gegen den Professor der Philosophie annimmt ; doch hat er alff 
Lehrer die Erfahrung gemacht, dass dieser Unterricht zweck-« 
massig und dem Standpunkte der Jugend angemessen , d. h. be- 
sonders catechetisch und heuristisch, und aus dem bisherigen 
Bildungsgange der Jugend heraus entwickelnd und anregend er- 
theilt und in gehörige Verbindung mit dem deutschen Unterricht 
gesetzt, ein sehr bildendes und wesentliches Glied in der Kette 
der Lehrobjecte ist und zur Ergänzung einer wesentlichen Seite, ^ 
der Hervorbildung einer selbstständigem und freiern Auffassung 
des Stoffes , zur Weckung und Regelung eigenthümlicher Denk-* 
krafifc, wesentlich beiträgt. Eiiier freiern Verarbeitung d^ Stoffs, 
einer Hervorholung und Weckung der Ideen ist in dem Unter- 
richtsorganismus verhältnissmässig nur wenig Raum gelassen , da 
die Masse des historischen und sprachlichen Materials leicht die 
Productivität und Selbstthätigkeit der Jugend erstickt, sie zu 
einem passiven und duldenden An- und Aufnehmen führt, und 
das geistige innere Leben abschwächt. Das Gebiet des Denkens 
lind "zwar des logischen Denkens wird der Jugend durch die 
philosophische Propädeutik geöffnet, die Befruchtung mit Ideen 
dadurch angebahnt, eine neue Betrachtung der Dinge aus ganz 
neuem Gesichtspuncte vorbereitet. Und wäre es nicht schon sehr 
wichtig, wenigstens die gewöhnliche und übliche Terminologie 
der philosophischen Kunstsprache, wenigstens die allgemein vor-* 
bereitenden Begriffe der formalen Logik schon der Jugend zur 
Universität mitzugebend — Vortrefflich ist die Abhandlung über 
den philosophischen Unterricht auf den Schulen, welche Hoff-, 
meister seinem Romeo eingeflochten hat, so wie das Bruchstück 
eines solchen propädeutisch - philosophischen Unterrichts da- 
selbst. Es möchte leicht das Beste sein, was darüber geschrieben 
worden. Hoffmeister hält diesen Unterricht in seinem geistreichen 
Buche für den allerwichtigsten und eigentlichen Hauptunterricht, 
um den sich der übrige gleichsam herumlegen müsse. 

Nur ungern und nur dnrch die nothwendigen einer Recension 
gesteckten Grenzen sieht sich Rec. gezwungen , hier den Verf. 
zu verlassen und den Inhalt des Werkes weiterhin auf sich beru- 
hen lassen zu müssen. Er will nur noch die §§. nennen, um auf 
den reichhaltigen Inhalt des Buches aufmerksam zu machen. Die 
Bürgerschule ^ die Volksschule j die Mädchenschule, pädago^ 
gische Seminare, Schullehrerseminare. Zweiter Abschnitt, 
Einrichtung der UnterrichtsanstaUen. Vielheü der Jiehrer im 



Aeio t Das rSm. PrivatrechL 99 

VerhäUniss «u den Schülern. ^Klassen - und Fachäysiem, Ver* 
hältnis» der Lehren zu einander» Allgemeine BetHM^htungen 
über die in der Schule anwendbaren Belohnungen und Strafen. 
(Hierbei scheint das sittlich religiöse Moment zu wenig ins Auge 
gefasst, so wie nicht Andeutung der Granzen desselben in seiner 
Anwendung und Warnung vor Missbrauch gegeben ist* — ^ 
Schulordnung — j^uf sieht -— stete zweckmässige Thätigkeit. — 
Sinnl. — geistige — gemischte Strafen und Belohnungen. An- 
dere Eintheilungen und praktische Vorschriften. (Im Allge- 
meinen schliesst der Verf. sich ganz an die gangbaren und übli- 
chen Schuleinrichtungen an^ billigt und Tertheidigt sie ; — eigene 
und selbstständige Vorschläge und Meinungen findet man w^^niger.) 
Unterricht in der Classe. Prüfungen. Verhältnisse der Schill 
ler unter sich und zu den Lehrern. 

Druck und Papier sind gut, der Preis aber Ist etwas zu hoch 
und dürfte der weitern Verbreitung unter den gewöhnlich nicht 
eehr bemittelten Schulmännern sehr im Wege stehen. 

Burg Brandenburg a, EL ^. Schroeder. 



Das Romische Privatrecht und der Civilptozess 
bis in das erste Jahrhundert der Kaiserherr- 
schaft. £in Hülfsbach zur Erklärung der alten Classiker, vor- 
züglich fär Philologen nach den Quellen bearbeitet Ton Dr. Wil- 
helm Rein, Mit einer geschichtlichen Uebersicht der Römischen 
Verfassungsgeschichte und der Rechtsqoellen bis auf Justinianus. 
Leipzig, Verlag von K. F. Koehler. 183(>. XXXIV u. 537 SS. 

Bei der Bedeutsamkeit, welche die römischen Rechtsalter- 
thiimer für alle Philologen haben, war es bisher ein höchst fühl- 
barer Mangel, dass dieselben nicht in einer besonderen Schrift 
zur Kenntniss derer gebraucht wurden, die nicht ganz durch die 
juristische Schule g^ehen konnten. Denn wenn auch das Lehr- 
Such der Geschichte des Römischen Rechts von Dr. C. j4. C. 
Klenze^ namentlich in seiner zweiten Auflage (Berlin, 1835) ein 
wahres Muster eines Lehrbuches überhaupt , das in der Hand ei- 
nes jeden Philologen sein sollte , für den geübteren Philologen 
die Stelle manches ausführlichen Werkes zu vertreten geeignet 
ist und durch seine zweckmässige Zusammenstellung der wich- 
tigsten Momente aus der römischen Rechtsgeschichte das Stu- 
dium derselben lucht wenig erleichtert, so fehlte es doch an einem 
Werke, das auch dem weniger Bewanderten eine gehörige Ein- 
sicht in die römische Rechtsgeschichte eröfi'nete. 

Diesem Mangel abzuhelfen , war Vorsatz des Verfassers der 
oben genannten Schrift und mit Freuden müssen wir es ausspre- 
chen, dass wir glauben, dass er seine Absicht vollkommen er- 
reicht habe. Denn wenn er auch nur das Privatrecht und den 



8§ BSmffclie Alierllifimfkfiaie« 

CSdlpfocess fai diesem Bude sn nmfiMen sich Tomtliiii, tnd nnli 
wohl aiMh das Strafrecht gern mit aufgenommen sehe^ somal in 
nicht wenigen Fällen eines das andere ergänzt nnd das eine ohne 
eine Rucksichtsnahme auf das andere kanm in einzelnen Poncten 
hinlänglich Terstandlich erscheint^, so ist doch der gewählte StoflF 
an und für sich so umsichtig Terarbeitet und bei Tori^ommendea 
Fallen auch so viel Rucksicht auf das Criminalrecht genommei^ 
als es zum Verständnisse des Ciyilrechtes nöthig war, dasa aUer^ 
dings dieser Mangel weniger fühlbar erscheint; und man nut 
wünschen kann , dass der Hr. Verf. auch dieser Seite der romi« 
sehen Rechtsgeschichte in der Folgezeit auf gleiche selbststan-» 
dige Weise seine Aufmerksamkeit zuwenden möge, um auch 
hierüber dem Philologen einen leichteren Aufschluss zu verschaf- 
fen ; es ist diess auch um so nothwendiger, da diese Verhaltnisse 
im Allgemeinen noch nicht durchgängig derselben Berficksichti« 
gung sich erfreut haben, wie die cinlreditlichen. 

Was nun das Rein'sche Werk selbst anlangt, 60 können wir 
die drei Rücksichten, aus welchen er sein Buch abfasste und nach 
welchen er es also auch beurtheilt wissen will, nur gutheissen. 

Zuerst nämlich glaubte er, da er Yorzügüch für den Philologen 
ein Hülfsmittel zum Verständnisse der alten dassischcn Schiift- 
steiler liefern wollte, nur die ältere Zeit berücksichtigen zu müs- 
sen und brach die Verfolgung dieser Rechtsverhältnisse zu Ende 
des ersten Jahrhunderts der Kaiserzeit ab, wenn nicht ein weite- 
res Nachgehen wesentliche Aufschlüsse, auch zur Beurtheilung 
des früheren Verhältnisses eines Rechtsinstitutes an die Hand 
gab, wo er mit Recht eine Ausnahme von dem sich auferlegten 
Gesetze machen zu mvssen glaubte. So nützlich nun immer die 
längere Verfolgung der Rechtsgeschichte bis in die spätere Zeit 
auch für den Philologen werden k«inn, so müssen wir doch Hrn. 
Reins Grundsatze vollkommen billigen, da später die Rechtswis- 
senschaft sich mehr in sich selbst abschloss und weiter ausbil- 
dete, aber weniger mit dem eigentlichen Volksleben in Verbindung 
stand, also auch weniger Interesse gewährt, der Philolog aber^ 
der mehreren Aufschluss begehrt, zu diesem Behufe nach sorgfäl- 
tiger Benutzung des vorliegenden Werkes ,die Schriften der Juristen 
selbst vollkonunen zu verstehen und gehörig zu benutzen in den 
Stand gesetzt sein wird. Zum Mittelpuncte seiner Richtung 
machte der Hr. Verf. daher mit vollem Rechte die Ciceronische 
Periode. £8 könnten also etwaige Ausstellungen hier nur das 
Einzelne treffen. / 

Ferner sind wir mit Hrn. Rein vollkommen einverstanden, 
wenn er auch bei Benutzung der Quellen seinem Zwecke gemäss 
zuvörderst auf die älteren sein Augenmerk richtete und nur 
zur Aushülfe die späteren Rechtsquellen benutzte. Nur sind 
wir der Ansicht, dass abgesehen von äusseren Einwirkungen auf 
den Gang dea Rechtes 1 die mit Hülfe der äusseren R^tsge- 



Beim Da0i§iii«PflT«lreebt. 81 

schichte leicht sni erkennen sind und in ihren Folgen aach nicht 
fichwer zu beurtheilen sein möchten, eben die eiserne Conscqueni 
des römischen Rechtes, die, wenn sie nicht gewaltsam gestört 
ward, in allen Jahrhunderten sich geltend machte, in Bezug* auf 
die innere Rechtsgeschichte den Gebrauch auch der spateren 
Quellen nicht so sehr bedenklich erscheinen lässt ; und Hr. R, 
hat in seiner Schrift, wenigstens stillschweigend ^ selbst den Be- 
weis dazu geliefert, well aus seiner eig nen Darstellung öfters es 
sichtbar wird, dass die älteren Quellen mit den neuern selbst in 
Puncten, wo eine Abweichung minder auffallend erschienen sein 
wiirde , im vollkommenen Einklänge stehen. So hätte also Herr 
Rein nach unserem Dafürhalten in einzelnen Puncten noch etwas 
mclir Rücksicht auf die späteren Quellen nehmen können; so 
sehr wir, wie gesagt, im Allgemeinen auch hier sein Verfahren 
gut heissen. Da Hr. R. zu den Männern gehört, die stets vor- 
wärts arbeiten , so hat er sich gewiss selbst schon von der Wahr* 
heit unserer Behauptung überzeugt. 

Drittens müssen wir den Grundsatz, nach welchem Hr. R* 
in diesem Werke zwar auch eig'ne Erörtenmgen und die Aufstel- 
lung neuer Meinupgsansichten nicht gänzlich ausschlösse aber 
doch vor Allem sich bestrebte, entweder nach den Quellen unmit- 
telbar oder nach den einmüthigen Ansichten der neueren Rechts- 
gelehrten zunächst das anerkannt Feststehende in seiner Bear- 
beitung wiederzugeben, ganz vorzüglich gut heissen, da er nur so 
die wahre Brauchbarkeit seiner Schrift für seinen Zweck ermög- 
lichen konnte ; und man muss es also dem Hrn. Verf. zu Danke 
anrechnen^ dass er lieber wahr als origiuell sein wollte, eine 
Selbstverläugnung, die der verewigte C. Beier sich nicht auflegen 
konnte, die aber doch mehr Nutzen stiftet und von grösserer Ein- 
sicht zeugt, als die originellsten Ansichten und gelehrtesten IJn-* 
tersuchungen , wenn sie eben nur originell und gelehrt bleiben. 
Hierbei muss man aber von Seiten der Philologen es dem Herrn 
Verf. besonders Dank wissen, dajss er nicht nur die alten Rechts- 
quellen , sondern auch die benutzten litterarischen Hülfsmittel 
mit vieler Sorgfalt und Genauigkeit angegeben und so dem jungen 
Philologen eine feste Basis bereitet, worauf er fort bauen, und 
einen sicheren Weg gezeigt hat, auf welchem er sich in zweifel- 
haften Fällen mehreren Aufschluss verschaffen kann. 

Wenn wir nun nach sorgfältiger Einsicht in das vprliegende 
Werk und nach längerer Benutzung desselben mit gutem Gewis- 
sen diese Schrift als ein unentbehrliches Hiilfsmittel zur Erlan- 
gung einer richtigen Einsicht in die römischen Rechtsalterthümer 
tmd also auch zum Verständnisse des alten römischen Volksle- 
bens und der aus diesem hervorgegangenen und mit diesem ver- 
wachsenen lateinischen Schriftsteller einem jeden jungen Philolo- 
gen empfehlen können, so glauben wir auf der anderen Seite 
auch, dass jungen Juristen, die sich allseitig in ihrer Wissenschaft 

N, JaUrb, /. FbÜ, u. Faed. od. KriU Bm, Bd. XlX. HJt* 1* 6 



82 BoBiUche AUerfbamtkvnde. 

umsehen wollen* und allenthalben heimisch zu werden beabsich- 
tigten^ die Benutzung der vorliegeadeti Schrift ebenfalls sehr 
nützlich werden könne, da dieselbe nicht so fort zu dem späte- 
ren Ziclpuncte, welchen die juristischen Schriften doch vorzugs- 
weise vor Augen hab^n, hinleitet^ sondern noch eine Zeit bei den 
alten Klassikern zu verweilen einladet, die allerdings viele Jünger 
der Wissenschaft erst dann gehörig zu schätzen lernen, wenn 
ihnen andere Fachstudien die Zeit mehr zu beengen beginnen 
und nur JUussestunden zu der Lesung der Alten benutzt werde» 
können. Und so glauben m ir, dass Hr. Rein auch seinen doppel- 
tenZweck in vieler llitisicht erreicht habe. 

Da es uns einerseits zu >\eit fiihren würde, andererseits aber 
auch einen grösseren Aufwand juristischen Wissens erfqrderte, 
als wir zu besitzen meinen, werden wir im Folgenden den Inhalt 
dieser- Schrift darlegen und gedenken etwaige Ausstellungen, die 
hie und da zu machen sein möchten , und einige Nachträge, die 
manchmal nöthig zu sein scheinen, gelegentlich mit anzufügen. 
Nachdem unser Verf. S. 3—13 über den Begriff Und die Wich- 
tigkeit der römischen Rechtsgeschichte, ihre Behandlung und 
Pei4odisinmg, ihre Quellen Und Lkteratur in aller Kürze gespro- 
chen, giebt er S. 14 — 64 zuvörderst einen Abriss der römischen 
Staatsverfassung in vier Perioden, wobei er eigentlich juristische 
Leser vor Augen hatte , da er diesen Abschnitt selbst als für Phi- 
lologen unausreichend erklärt, so wie er bei dem S. 65-^100 fol- 
genden Abschnitte, der über die Quellen des römischen Rechtes 
handelt, zunächst an philologische Leser dachte, weil auch hier 
der Jurist ausführlichere Mittheilungen in seinen Schriften finde. 
Man vergleiche die Vorrede S. XVIL So misslich auch an sich 
eine solche Rücksichtsnahme zu sein scheint, so glauben wir 
doch, dass Hr. R. hier die gehörige Mitte so ziemlic}i getroffen 
hat und so wird, es weder dem juristischen Leser nachtheilig 
sein, die Hauptdata aus seiner Quellengeschichte einmal wieder 
mit zu überiliegen, noch dem philologischen Leser unangenehm 
die Hauptperioden der Verfassungsgeschichte in kurzer üeber- 
sicht zur Hand zu haben. Dass hiebe! weniger Neues, als Be- 
stimmtes gegeben werden sollte , versteht sich von selbst und so 
hätte man höchstens über das Zuviel und Zuwenig zu sprechen, 
doch auch hier haben wir in wenig Puncten Anstoss genommen. 
Freilich hätten wir bei der zunächst für die juristischen Leser be- 
stimmten Verfassungsgeschichte etwas mehr Verweisungen er- 
wartet, dass da, wo er glaubte die Notiz reiche nicht aus , der 
junge Leser sich gleich irgendwo anders reichere Nachricht holen 
konnte, um nur Einiges hier anzugeben , sollte S. 23 wegen 
der Centurieu wohl auf Zumpt zu den Ferrinischen Reden 
S. 85ä fg. Rücksicht genommen worden sein. So sollte wegen 
des Geschäftskreises der Aedilen S. 30 imd S. 3ü wenigstens auf 
Niebukr Band Z. S. 4j| fgg. verwiesen worden firein. Auch ist uns 



Beins Dai Hm PrifafMcbt SS 

fn der Sache selbst hie «id da etwas aufgefallen, was wir iildit 
80 ^esa^t haben würden, wie S. 50 h^isst es: ,^Oppida foede^ 
rata \md sociorum^ welche föderirt und frei sind, je nach- 
dem ihnen die Römer gewogen sind.^^ Hier fallt die 
letztere Ansicht auf, da man doch hinlänglich weiss ^ dass bei 
solchen Capitulatioren Rom doch am Ende nicht blos gestatten 
konnte, sondern auch musste und es gewiss in den wenigsten 
Fället) auf das Wohlwollen des römischen Volkes ankam. S. 68 
scheint es, als habe können der Praetor nicht Richter aus seiner 
nächsten Umgebung {cohora) geben, wenn Hr. R. sagt: ^^Verres 
aber nahm zuweilen aus den Creatnren seiner Cohorte iudicea und 
recuperatores/^ Dawider konnte man im AUgemeineii nichts 
einwenden, denn es war dies stets der Fall, dass aus dieser Zahl 
Uicliter mit gewählt wurden ^ nur tadelt Cicero in den Yerrini- 
sehen Reden an unzähligen Stellen die Sclilechtigkeit dieser 
Cohorte. Ueberhaupt abeflbcheint Hr. R« bei dem ganzen Ab- 
schnitte: Provinciacy zu tiel Rücksicht ^ut Sicilien allein ge- 
nommen zu haben , das manches Eigenthümliche in seiner Ver- 
waltung hatte. Doch wird er das Einzelne hier leif^ht selbst 
finden. S. 55 glauben wir hat Hr. R. die bekannte Pandecten- 
stelle über die les regia ^ welche jedem Kaiser bei seinem Amta- 
antritte gegeben ward^ noch zU nachsichtig gegen die Juristen 
besprochen, welche aiis ihr schliessen wollten^ dass das Gesetz 
bleibend gegeben und nicht für jeden einzelnen Kaiser erneuert 
worden sei. Er durfte also nicht sagen i ^^ Wenigstens wird diese - 
Ansicht nicht durch die Pandectenstelle IJlpians Fn 1 pr. D. 1, 4 
bewiesen u^ s. w.,^ sondern fnnsste es gerade heraus sagen, dass 
jene Stelle für den, der sie gehörig, d. h, wie ihre Worte für je- 
den, der Latein kann , hinlänglich kundgehen , versteht , gerade 
das Gegeniheil Ton dem beweise^ was einige Rechtsgeiehrte 
daraus geschlossen haben« Die Stelle lautet also : Quod principi 
placuit^ legis habet vigorem^ ntpote cum lege regia ^ quae de 
imperio eius lata est^popnlus ei et in eum omite suum imperium 
et potestatem conferret ; die$e Stelle, mag man nun conferret oder 
mit Anderen conferat lesen, muss doch immer auf den einzelnen 
Kaiser bezogen werden, denn lala est^ nicht /er/?//', was Einige in 
dem Falle wollten, heisst es, weil er doch nicht eher Princeps 
im eigentlichen Siniie war, als das Gesetz gegeben war, und die- 
ses also erst gegeben sein musste, ehe s^n (Wort als verbum 
ptincipis anerkannt wurde, am deutlichsten zeiget aber der Zusatz 
de imperio eius^ dass an den Einzelnen gedacht werde, denn eitia 
kann in di^er Verbindung nur bedeuten: des jedesmaligen, nicht 
aller principea im Allgemeinen ; hätte di(^ Ulpian nicht aus- 
drücklich sagen wollen^ so hätte er wenigstens eius weggelassen. 
Man sieht ^ dass wir in der Sache Tollkommen mit der Rein'schen 
Ansicht einverstanden sind, nur sollte er als Phiiolog diese Stelle 
strenger gefasst haben, um 4«b Jarbten, die zum Theile noch 

6* 



Bl R5mIfcho Alierihanrtkande. 

.1 

bnmer die Stelle für das Gegentheil benutzen möchten, diesen 
Vfeg gänzlich abzuschneiden. 

Die Qfiellen des römischen Rechts sind für dei Philologen 
sehr zweckmässrg zusammengestellt worden, an Zisätzen und 
JNachträgeu fehlt es hier schoü jetzt nicht ,. was Hr. Rein gewiss 
•in einer nöuen Auflage berücksichtigen wird. Wir erwähnen 
^Beispiels halber bloss S. 68. 9f^, wo in Bezug auf die Br ichstiicke 
des Codex Gregorianus und Hermogenianus jetzt von philologi- 
scher Seite mit besonderem Danke der Tor trefflichen Bearbeitung 
dieser Fragmente durch Gustav Ilänel gedacht werden muss (Bonn, 

1885. 4.). 

Wir kommen zu dem eigentlichen Hauptinhalte des Buches, 
dem Römischen Privatrecht, was S. 103 — 12S mit der Lehre von 
den Rechtssubjecten oder Personen, ihrer verschiedenen Rechts- 
und Handlungsfähigkeit und mit einer Darlegung des Inhaltes und 
der Anordnung des .Rechtssystems, ifibst Bemerkiuigen iibcr ius 
naturale*^ ius gentium , ius civite , was die Einleitung bildet, er- 
öffnet wird. Da hierdurch das , was in dem Folgenden vorgetra- 
gen werden soll, eine gute Grundlage gewinnt, so ist im Ganzen 
dagegen nichts einzuwenden. Als ungenau müssen wir nur rü- 
gen, wenn Hr. Rein S. 110 von der • ignomfnia censoHä sagt: 
^,Die Wirkung dieser Strafe ist aber vorübergehend , indem sie 
der nachfolgende Censor meistens aufliob,^'' und sich ni^n hier-» 
^ -über auf Cic. p. CluenU 33 beruft; Cap. 33 steht nichts hierüber, 
wohl aber Cap. 43 § 122, aber dort liegt es 1) in Cicero's Inter- 
esse die Sache als so leicht und vorübergehend als möglich dar- 
zustellen, 2) besagen die Worte nicht das, was Hn .'R;: will. Es 
liqisst dort: censor es denique ipsi saepe nnmero superiorum 
vensorum iudiciiSySi ista iudicia appellari voltis^non ^teteruni,^ 
was ganz anders klingt: Bisweilen {saepe nnmero) blieben sie 
ihnen nicht treu , das ist affirmativ noch lange nicht : sie hoben 
sie meistens wieder auf. üebrigens erwähnen wir hierbei im 
Allgemeinen, dass man bei einem Redner und so auch bei Cicero 
sehr vorsichtig sein muss, ehe man seinen Aeusserungen die Be- 
istimmiuig einer Suche entnimmt , da er ja nie ohne eine gewisse 
Absichtlichkeit spricht und sprechen kann; ein Umstand, den 
Hr. Rein aucli anderwärts bisweilen weniger beachtet zu haben 
scheint. Dagegen sagt allerdings der falsche Asconius S. 103, 19 
Orcll., auf den sich Hr. R. ferner beruft: Eorum notam succes- 
sores plerumque solvebant , was wir aber der obigen Stellie Ci- 
ccro's gegenüber, der doch offenbar das Interesse hatte, diese 
Ignominia als so wenig anklebend als möglich zu schildern, nicht 
so bereitwillig glauben dürfen , zumal der falsche Asconius auch 
der Zeit nach zu ferne steht und , wie Madvlg richtig dargelegt 
hat, manches ganz Falsche referirt. 

Auch glauben wir, dass S^ 111 der Satz: „Diese in der 
Eaiserzeit infamia genannte Ehrlosigkeit . bieg« . früher ignomüiia 



' / 



Bein: Dat rfim. PmatrecbL 8& 

ex cdicto und umfasste \m Allgcmeiiieti n. s« w. ,^^ nicht^nz 
geeignet ist, die spätere «, gesetzliche Infamie in das gehörige 
Verhältnis zu der früher blos in der Yolksmeinung begründeten 
Infamie zu stellen. Denn es sclieint wolü folgendes Verhältnis 
Statt gefunden zu liaben. Da die Infamie , die frülier das Volk, 
ich möchte fast sagen, instinctmässig ausübte, so lange es nocli 
moralisch unverdorben war, jetzt von dem herabgewürdigten ror 
mischen Volke lax behandelt oder wohl ganz übersehen ward, so 
sah man sich genöthigt , dieselbe gesetzlich anszilsprechen , wo- 
nach sie einerseits mit der früher vorhandenen i»nominia ex 
lege oder ignominia ex edicto zwar zusammenfiel , aber docli den 
Namen infamia behielt, weil sie nur eben die alte, aber jetzt ge- 
setzlich ausgesprochene Volksinfamie war und sich auf der an^ 
deren Seite durch ihre grössere Gewichtigkeit von der ignominia , 
unterschied. 

Wenn es S. 114 lieisst : „Mit dem vollendeten 15. Jahre wurde 
die ioga virilis angelegt,'** so könnte man leic}\t versucht werden, 
dieses als ein streng bestimmtes Jalir zu betrachten , und wenn 
weiter unten eingeschaltet wird: „später schwankend Sue);. 
Callg. 10. Tac. Ann. XII, 41," so wird man noch mehr verführt, 
die erste Angabe wenigstens für die friihere Zeit festzuhalten. 
Allein die Verleihung der toga virilis war auch schon in der 
frühesten Zeit an kein bestimmtes Jahr geknüpft und wenn sie 
auch regelmässig nach dem Eintritte der Mannbarkeit, also in 
Italien wolil nach vollendetem 15. Jahre geschah, so hing es doch 
auch schon in der früheren Zeit von dem Ermessen des Vaters, des 
Vormundes u. s. w. ab ; und so war in^ dieser Hinsicht die Zeit 
der Verleihung der männlichen Toga eben so schwankend in 
der früheren als in der späteren Zeit. Hätte Hr. R. auf eine 
Stelle verwiesen, wie Cicero für P. Sesjius. Cap^ UÖ^ § 144 video 
P, Lentulum — , cui superior annus idem et virilem patris 
et praeiexiam populi iudicio iogam dederit;- so hätte man 
das Princip' gehabt, nach welchciH verfahren ward, und aucli auf 
diesen Grund hin frühere lyid spatere Abweichungen sogleich zu 
erklären gewusst. Dieses Princip hat freilich auch C. Beioi' zu 
Cicero's Laelius S. 56 fg. noch nicht erwähnt; dock konnte 
auf diesen, so wie auf A. F. Schott de lege Villia anncUi mogistra- 
tuum Romanoruni (Lpz. 17(35. 4.) verwiesen sein. 

S. 124 — 172 handelt nach der oben getroffeneu Eiiitheihmg 
als erstes Buch von dem Sachenrechte. Auch hier ist uns mir 
wenig aufgefallen. So sollte S. 125 bei der Definition: ^^Fundua. 
bezeichnet ein Feld - und Landgruudstück nebst dem Gebäude, 
aFso Landgut {bei Cicero häufig)^'* darauf Rücksicht genommen 
, worden sein, dass man doch auch ein Haus, in sofern es Grund 
und Boden hatte, mit in die Kategorie des Fundus zog, wie auch 
wir Grundstück in ähnlicher Hinsicht brauchen. Es ist dies 
nicht unwichtig bei juristischen Erörterungen, was Stellen, \\ie 



66 ' Römltclie AUerthnmi&ande« 

Cicero für A. Caecina Cap. 10 § S4. Topioa Cap. 4 § 23, bewei- 
sen. " Bei der Befitimmun^ der res, mancipii wobei sich Hr^ R. 
etwas lange aufhält, obgleich das Princip, was hier als leitend 
XU betrachten sein möchte, nicht schwer zu finden war, man Ter- 
gleiche jetzt noch unsere Erläuterungen zu Cicero's sämmtlichen 
Reden Bd. 1. S.505 fg., ist uns als ungenau aufgefallen S. 140 fg* 
„Perlen dürfen wir nicht für res mancipi halten , wie es Fiin. H. 
N. IX, 35 zu thun scheint, indem er diese durch ]\]ancipation ver^ 
kaufen lässt , ,was in der damaligen Zeit nicht mehr so genau ge« 
nommen wurde. Reinhardt (Usucapfon S. 29 fg.) behauptet auf 
diese Stelle gestützt, dass auch res nee manc. der Mancipatio» 
fähig gewesen , was sich wenigstens nicht Ton der ältesten Zeit 
.behaupten lässt.^^ Dagegen l)emerken wir zunächst, dass Piinius 
fl. N. IX, 35 nichts davon steht, sondern Buch 9 Cap. 58 u. Cap. 60 
von der Mancipation von Perlen die Rede ist. Auch scheint Pii- 
nius ferner nicht, wie Hr. R. will, zu glauben, dass Perlen für res 
mancipi zu halten seien , sondern aus seiner Rede geht gerade 
das Gegcntheil hervor, da er als etwas Besonderes, Auffallendes, 
Ungewöhnliches erwähpt, dass man Perlen , wie ein Grundstück, 
durch Mancipation an sich gebracht habe. So in dem Falle der 
Kaiserin Lallla Paullina Cap. 58 und besonders Cap. 60 , wo er 
fact: Et hoc tarnen aeternae prope possessionis est; sequitur 
heredem^ in mancipationem venit, ut praedium aliquod, Drit- 
tens möchten endlich auch wir mit R^inh^rdt Usucapion S. 29fgg. 
hieraus annehmen, d^ss auch res nee mancipi der Mancipation 
fähig gewesen üeiep, wenq ilir Erwerber Mühe und Kosten nicht 
scheute, sich eiqen solchen Besitz durch jene Formalitäten sichern 
Z)i lassen. Man vergleiche Cicero's Reden Bd. 1 . S. 506. 

S. 1 45 müssen wir es als eine verfehlte Erklärung ansehen^ 
wenn Hr. R. usus auctorilas als eine GenitivcQustructiQn betrach- 
ten vrill. Usus auctoritas^ wofür in der Rede/?//* A, Caecina 
Gapf 19. S. 54 ausdrücklich usus et auctorilas steht, entstand 
«US einer parallelen Aqeinanderreihung von den beiden Wörtern 
usus und auctorilas ^ wie usus fructuß und usus et fructus^ pa- 
cfum conoentutn und pactum et conventuin und mehrere ähnliche 
Wendungen , über weiche Rec« öfters in den Erläuterungen zu 
Cicero's Reden gesprochen hat. Usus bedeutet hier den Ge- 
brauch, den man, wie der Eigcnthümeri^elbst , von dem Grund-r 
stücke macht, * so dann auctorilas die Gewährleistung des Grunde 
fitückes, das heisst, wenn man sich als Vertreter des Grundstückes 
nach Aussen gerirt ; also könnte man usus die innere , auctorilas 
die äussere Ilandhabung der R echte des Eigenthümers nennen, 
woraus für den Ausüber dieser Rechte nach zwei Jahren dasEigeur 
thum erwächst, Wie geschraubt, wie verschroben wäre dagegen 
^ie Erklärung auctorilas usus^ das durph t/sfis sieb erzeugende 
Eigenthum! Wir wollen noch gar nicht auf den eigentlichen 
Wortsinn vpu auctorilas Rucksicht nehmen« Doch Hr* R« wird 



Bein : Dat ruro. PrlTiitirecbl. . 9^ 

jetzt gewiss selbst das Unstatthafte dieser Erklärung; einsehen 
und sich rait unserer jErkiämngs weise, die durch Cicero selbst, 
durch die Analogie tod so vielen anderen Fällen und durch ihre- 
Natürlichkeit sich vor allen empfiehlt, bald yerständigen. 

S. 147 hcisst es: „ Diesc~ Vorschrift rei furtivae aeterria 
auctoritas^ stand schon^ in den XII Tafeln, wurde aber dann in 
der lexAlinia 55t d. St. (nach Pighius?) erneuert, s. Gell.XVIF, 
7. legis veteris Atiniae verba sunt : quod surreptum erit , eiiis 
rei aeterna auctoritas esto; jedoch lässt sich aus Cic. Verr. 
J, 42 schliessen, dass dieses mit Modifikationen geschah« weil 
Cicero ausdrücklich sagt , die Gesetze , wie Atinia u. A. hätten 
nicht rückwirkende Kraft gehabt; also muss sie neue Bestimmun- 
gen enthalten haben/^ Hier gestehen wir, den logischen Zu- 
sammenhang dieses Satzes nicht einzusehen , denn was die rück- 
wirkende Kraft anlangt, so kann au« der Verneinung ihres Vor- 
handenseins durchaus nicht der Schluss gemacht werden^ dass 
das Gesetz neue Bestimmungen enthalten habe. Aber auch zuge- 
geben, dass das Gesetz, wie sehr wahrschdnlich, noch Neues ent- 
halten habe , so brauchten diess noch nicht sofort Modificationen 
des Grundsatzes : rei furtivae aeterna auctoritas esto , zu sein. 
Meines Erachtcns wäre es also besser gewesen, Hr. R. hätte blos 
gesagt : Diese Vorschrift — ward durch di« Lex Atinia erneuert, 
wobei CS sich von selbst verstand, dass ein specielles Gesetz wohl 
mehr enthalten habe, als die einfache Vorschrift der zwölf Tsfelu. 
Denn da die römischen Gesetze oft Verschiedenes enthielten, 
Cicero*s Rede von der rückwirkenden Kraft aber so ganz allge- 
mein ist, so kann man nach unserem Dafürhalten nicht sogleich 
jenen Schluss, den Hr. R. machte 9 aus der Stelle in den Verrini- 
fichen Reder ziehen. ^ 

S. I5^i hätte vielleicht ausser CIc. Top. Cap.5 § 28 no.ch aiif 
Cic. pro Murena Cap. 2 § 3 verwJe^en werden können. Doch 
wollen wir solche kleine Nachträge und Ausstellungen nicht häu- 
fen, weil der , welcher die Schrift mit Aufmerksamkeit zu Rathe 
zieht, nach und 'nach das Nöthige sich selbst noch an den be^ 
trc^ffenden Stellen notiren wird , da die Grundziige einmal . von 
Hrn. Bein so wacker ausgeführt sind, 

S. \'%Z. — 296 folgt das zweite Buch: das Familienrechf. 
Auch hier haben wir uns nur wenig notirt. Wenn Hr, R. S. \ 'Hl 
in der Anmerkung sagt: ^^nuptiae und matrimonium ist gieirh- 
bedeutend u. s. w.,*"' so h?^ben wir dagegen nichts, wenn Ilr. i?. 
nur wenigstens den sprachlichen Unterscliied gelten lässt, wornach 
miptiae der Beginn des matrimonium ist, matrimonium die 
Fortdauer des durch die nuptiae eingegangenen Verhältnisses. 

Nun kann es allerdings kommen, dass iustae nuptiae an vie- 
len Stellen weiter nichts sagen, als iustum matrimonium^ in sofern 
als die ganze Ehe (matrimo?iimn) iusta ist, wenn die Eingehung 
4cri^elbeu (nuptiae) iusta war. Wenn Eisendecher in Entstehung:, 



8B BöMiitcIie AlCerthamfknnde» 

Entwickeinng und AusbQdung des Burgerrechts Hamb. 1819. 
S« 48 — 53 9 dessen Schrift un$ jetzt nicht zur Hand ist, einen 
anderen Unterschied zwischen matrimonium und nuptiae machte^ 
80 hat er Unrecht, aber den unsrigen muss auch Hr. R. geltea 
lassen. 

S. 205 hatte sich Hr. R. unbedingt für die handschriftliche 
Lesart bei Fhitarch Romulua Cap. 22 entscheiden sollen^ wo es 
heisst: fdijxs Sb Ttal vo^Lovq tivecg^ äv öqiodgog pikv lötiv 6 
yvvctixl [li] öidovg dnoXtlnatv avSga, yvvalxa J5b di6ovg IxjSaA« 
Xtiv Inl (paQfiaxBla xtKVGiv rj xlEtdav vjtoßoky., %cA ftotxBv&Bl-^ 
6av. Die Worte geben einen richtigen Sinn und es ist eben so 
Unkritik, wenn man mit Wächter (Ehescheidungen bei den Rö- 
mern S. 23) ycXBiS&v anoßoky statt xleidav VTCoßoX-fj schreiben 
wollte, was, beiläufig gesagt, ein arges Gesetz für die Frauen ge* 
wesen wäre , wenn eine Verschleuderung der Schlüssel so harte 
Strkfe nach sich gezogen hätte , und wohl nur deshalb conjicirt 
ward, weif man den im Griechischen so gewöhnlichen Ausdruck 
xXsidcSv vnoßoXi]^ das Nachmachen, Verfälschen von Schlüsseln^ 
nicht so fort richtig erfasste , ein Verbrechen, was doch gross ge« 
nug war, die Frau als falsaria und also dem Eigenthum des Man^ 
nes so sehr gefährlich aus dem Hause zu weisen , oder wenn man 
ipit Klenze Freiheit der Ehescheidung in der Zeitschr. f. gesch. 
Rechtswissenschaft, VII. ^* 21-r-42 lesen wollte: ixl q>aQfiaxBla 
T£ Kai olvavog xlBiÖäv vfCoßoXy ^rs., eine Conjeotur, die Hr. R. 
in der Anmerkung 8. 205 in Schutz nimmt. Die Stelle des Plu- 
tarchs bedarf keiner Veränderung, es war an sich schlimm genug, 
wenn ein Weib sich falsche Schlüssel verschaffte und es brauchte 
dazu nicht noch das Verbrechen des Weintrinkens zu kommen, 
ein Verbrechen, was wohl, wie auch aus Pllnius Encyclop. Buch 
14. Cap. 14 hervorzugehen scheint, mehr in sittlicher Hinsicht, 
als nach einem Staatsgesetze bestraft ward. Das Beispiel aua 
Fabius Plptori Fabius Pictor in ßnnalibus suis seripsit^ ma* 
tronam^ quod locidos^ in quihua erant clavea vinariae oellaey 
restgnavisset^ a suis inedia mori coactam,^ beweiset gar nichts, 
da hier zufällig ein Vergehen an den versiegelten Schlüsseln mit 
^em Laster des Weintriukens, warum sie die Verwandten gestraft 
wissen wollten, zusammentrifft und Plinins seinem Zwecke gemäss 
hauptsächlich das unbefugte Weiiitrinken hervorhebt. Hr. R, 
hätte also die Stelle Plutarch's gehörig erklären und sodann den 
unnöthigen Conjecturen, die sq angebracht nur unheilypll sind, den 
Weg versperren sollen. 

S. 212 konnte im Anhange über Ehe-p und Kinderlosigkeit 
der schönen Anrede Cicero's an Caesar gedacht werden in der 
Rede für Afl Marcellus Cap. 8 § 23. Omnia sunt excitanda 
iibij C, Caesar j uniy quae iaoere seMis -^ constituenda iudicia^ 
retqcanda fides , comprimendae lub idines , pr opaganda so^ 
hol es etc*^ weil sie ger^d^ das gtaatsbedürfnis 80 ricbtigbe- 



Bein s Bas r5ni. Frltatreelit« 80 

seiclinet, was Fr» A. Wolf so elend Terdreht hat Ea wurde also 
diese Stelle eben «o die angegebenen gesetzlichen Bestimmungen 
tinterstützt, als hinwieder durch diese eine Erläuterung gefunden 
haben. Doch dies nur im Vorbeigehen und zum Beweise unse^ 
rer Aufmerksamkeit selbst auf das Einzelne. 

S. 231 fg.^ wo Hr. R. vorzüglich nach Klenze in der Zeitsch. 
f; gesch. Rechtswissensch. VI. S. 1 — 200 sehr richtig über affinu 
tas handelt^ hätte erwähnt werden sollen, dass dieVerwan'dtschaft^ 
welche durch Ehe erreicht worden wi(f , nur so lange als beste- 
hend betrachtet ward, als entweder die Person selbst, die Jemand 
geheirathet hatte, noch lebte oder wenigstens die aus dieser Ehe 
erzeugten Kinder noch am Leben waren. Man vergleiche Cicero 
für F. Quinctius Cap. 6 § 25 mit des Rec. Anmerkung (Reden 
Bd. 1 S. 514 fg.). Ebendas. Cap. 4. § 16. Für P, Sestiua Cap.S 
§ (1. Dass das auch in juristischer Hinsicht von Einfluss war, zeigt 
Hotoman zu Cic. pro Quiiict. ' Cap. 6. 

Wir wissen , dass Hr. Rein die späteren Rechtsquellen ab- 
sichtlich nicht so oft benutzen wollte, wie die früheren, sind aber 
doch der Ansicht, dass in Fällen, wie zum Beispiel S. 270 über 
die vicarii servorum die Pandectensteile Dig. lib. XV, tit. 1, 1. 17 
angezogen werden musste, da sie gerade zur richtigen Beurthei* 
lung des Verhältnisses dieser vicarii am meisten beiträgt und alsa 
auch zur Erläuterung der früheren Perlode benutzt werden musste« 
Die Sache ist an sich nicht schwer zu beurtheilen. 

Aus dem Obligationrechte (drittes Buch S. 291 — 860) heben 
wir hier nur denAbschnitt über Literalcontrakt S. 326 fgg. hervor. 
Hier hätte Hr. R. zunächst bei Beschreibung des oodex accepti et 
espensi bemerken können, dass es die Buchführung gewesen sei, 
welche unsere Kaufleute doppelte italienische Buchhaltung nen- 
nen, worüber noch Niebuhr in M» Tullii Ciceronis oratio^ 
num pro M, Fonteio et pro C. Mabirio fragmeniis S. 61 fg. 
zu vergleichen war. S. 321 Anmerkung *) heisst es: „Das Ein- 
tragen geschah regelmässig monatlich, indem die Posten aus dem 
gerichtlich ungültigen Brouillon (Kladde^ Strazze, adversqria und 
calendaria) , wo alles Mögliche ohne Ordnung tagtäglich einge- 
schrieben worden war, in das Hauptbuch hinüber getragen wur- 
den,^' dazu wird noch auf Cic. p. Rose. C. 2. Prop. eleg. 111, 
22, 20 verwiesen. Allein , dass diese Strazzen (adversaria) ge- 
richtlich ungiltig gewesen seien, behauptet Cicero an jener Stelle, 
weil es zum Vortheile seiner Sache ist , ohne, allen Beweis , ja er 
verschnappt sich sogar und gibt zu erkennen, dass sie dennoch 
nicht bedeutungslos war; und wie konnten überhaupt diese Straz- 
zen ohne gerichtliche Giltigkeit sein, da nur alle Monate in 
das Hauptbuch eingetragen ward und also die ersten vier Wochen 
eine Ausgabe ohne allen Beweis geblieben wäre*^ Dass also die 
adversaria eben so wie der codex accepti et espensi eine be- 
diiig;te gerichtliche Giltigkeit hatte, glaubte Rec, zu der Rede 



00 Rui|iUche-Alterthnni9kaiide. , 

für Q. Moscius annehmen za müssen,. nrai]i vergleiche Cicero 8 
Ueden Bd. 2 S. a^8fg. Die SteUeProp. eleg. IIT, 22, 'iO, soll wohl 
heissen 23^ 20, beweiset nichts weiter für Hrn. R.'s Ansicht. 
.S. 325 theilen wir Hrn. R.'8 Ansicht, dass auch eine einseitige 
Eintragung m den codes accepti et espenai gerichtliche Beweisr- 
kraft gehabt habe, aber nur so lange, als der Gegner aus anderen 
Umständen nicht die Verfälschung des einseitigen Rechnung«^ 
buche« nachweisen konnte, worüber wir ebenfalls zur Rede füf 
den Schauspieler Q, /favcfz/s^ ausführlicher gesprochen haben« 

UmBuch aus dem vierten Buche (Krbrccht) S. 3fi I t-402 etwaa^ 
KU erwähnen , so war vielleicht S. 'SViS fg. zu bemerken , in wie- 
fern Cicero Verr. 1, 142 die Worte verdreht, um Verres' Verfah- 
ren als gesetzwidrig erscheinen zu lassen, indem er census^ einer, 
der den Voücensus (100,000 ^est.) hat, classicus^ mit census^ 
einer der censirt worden ist, absichtlich verwechselt, weil das 
zum Verständnisse der ganzen Stelle , dies aber wieder zur bes- 
4iern Einsicht in dieses Rechtsverhältiiiss erforderlich ist. In Be- 
zug auf S. 401 bemerken wir, dass Cic. Verr. 1', 45 herediiatem 
daboy was Hr. R. neben nee petitionem nee possessionem dabo 
als solenne Formel beispielshalbet anführt, schon früher für falsch 
erklart wurde, nach dem Grundsatze: praetor h^redea facetß 
.non polest^ vergl. Gaius üb. III. § 32. ülpian üt. XXVIII, 12; 
.lind d«\s8 diese Lesart, jetzt auch von Zumpt an jener Stelle mit 
der besjsten Handschrift (Lagom. 21)) in possessiojiem dabo verän- 
dert worden ist. Sollte sicli auch die gewöhnliche Lesart auf die 
Weise , wie wir in den Erläuterungen zu jener Stelle angegeben 
haben, allenfalls vertheidigen lassen, so durfte sie doch nicht vor- 
zugsweise hier angezogen werden, da der Praetor eigentlich blos : 
possessionem dabo , sagen konnte. 

Es folgt das fünfte und letzte Buch, was S. 403—522. das 
Aolionvnrecht abhandelt. Ob uns gleich hier einige BedenUichr 
keiten im Einzelnen mehr aufgestossen sind, so wollen wir. doch 
auch hier nur Weniges hervorheben, da das Meiste doch nur min- 
der erhebliche Einzelheiten sind. S. 424 würde jetzt zu der 
Redensart iudivio defendere noch die scheinbar schwierigere und 
deshalb öfters verkannte Redensart iudicio (auf gerichtlichem 
Wege) pati hinzuzufügen sein , über welche Rec. in seiner kriti- 
schen Ausgabe von Cicero's Schriften zu der Rede für P. Quinetius 
Cap. 20 §.63 also handelt, denn Rec. setzt seine Anmerkung gleich 
'ganz her, auch zur geneigten Beurtheilung für die Leser dieser 
Jalirbb. in Bezug auf die Anlage seiner kritischen Bearbeitung 
von Cioero's Schriften : „Cap. XX. § 63 non est istud pati neque 
iudicio defendere] Sic Heimst. Dresd. , de quo alia omnia refert 
Graevius, Oxon«, Palatini orones, videturque volgata: non est 
istud iudicium pati neque defendere , ex coniectura orta esse. 
Erant duae formulae forcnses, una iudicio defendere^ si quis pro 
altere iadlcium accipit eumqae apud iudicem defeudlt,, quae legi- 



lt«iD 9 Dm f on» Prinlioiclili^ 91 

tüir sDpra cap. VI. § 27 et saepe alias,' quäeqüe nön difficilem ha- 
bet intellectum: altera iudicio pati^ si quis id, qaod alter inteo^ 
dit, paratus est ita sastinere , ut res apud itidicem agatur : quae 
formula , qiioniam eius ratio ^mmatica , esti sincera ac siinplex^ 
paullo tarnen implicatior erat, plerumque ita corrupta est, ut pro 
^a scriberetur: iudicium patu Sed libri tarnen optumi eandem 
agnoscunt, Teint in accusaU lib. IL c. XXIV § CO atnici^ si quia 
quid peteret^ iudicio se passuros^ iudicalum &olvi satis daturo9 
esse dieebanU^ utl et libri omncs, etiam Vaticanus, et edd. prin- 
cipes legnnt, et accusat. lib. 111. C. XiVIlI. § 68, ubi Vaticanu« 
et Lagomarsinianus 42, libri optumi, in hac scriptura consent] nnt: 
jigyrinenses, viri fortissumi, iudicio se pa6suro& esse dicebant^^ 
Eara formulam et Zumptius recte demum agnovit cum A. Maio in 
Addendis ad Verrin. oratt. p. 1029 et nos restituemus infra [in 
orat. pro P, Quinciio] cap. XXVlll, § 8t ex libris plurumis: 
idcirco minus iudicio pati paratnm fuisse, Ambae hae formu- 
lac, de quibus dubitari iam non potest, — hoc loco coniunctae 
^tasunt, ut fWicto ad utrumqiie ¥erbum pertineret, sed, ut par' 
erat, semel tantum poneretur:' Sic orania iam sana sunt: 72012 est 
isiud pati (iiem^e iudicio) neque iudicio defendere.^*' So sieht 
man , wie eine besonnene Kritik und eine Rundliche Erklärung 
der Sachvcrhä'ltnisse sich stets die Hand reichen und gerne wird 
Hr. R. die durch die neueste Kritik gewonnene juristische For- 
mel iudicio pati künftig mit in seinei\ Civilprocess aufnehmen, 

S. 460, wo Hr. ü. von der comperendinatio in ölfentlichen 
Gerichten spricht, heisst es in der Anmerkung: ,, Die Zeit war 
ursprnngiicli wohl bestimmt (Cic.Brut* 22. Ps. Asc. S. 104), später 
frei und iänger alsS Tage Cic. Verr. I, 7. IV, 15.'' Allein die 
beiden Stellen, welche der Hr. Verf. zum Belege seiner Behaup- 
tung beibringt*, beweisen nichts, da in jenen Fällen zwar mehrere 
Tage dazwischen waren, abcf nur Tage, welche den Gerichtsferien 
angehörten, die also in juristischer Hinsicht keine Tage waren, 
und also in dieser Hinsicht nicht mehr als drei Gerichtstage da- 
zwischen vergingen« Man vergleiche die Anmerkiuig des Rec. 
zi^Cicero's Verrinischen Reden erste Verhandlung Cap. 11 §24. 

S. 487, wo Hr.R. in der Anmerkung darüber spricht, ob der 
Procurator des P. Quinctius in der Rede Cicero's Cap. 7 §-20 
mit Recht geiSugnet habe : aequom esse procuratorem satis dare 
quod reus satis dare non deberet , si ipse adesset , hätte er be- 
denken sollen, dass Alfenus allerdings als Generalbevoilmächtiger 
des Quinctius sich betrachtete Cap. 6 § 27. Lihellos Ses. Alfenus^ 
procurator P. Quincti^ familiaris et propinquus Sex. Naevi^ 
deiicit^ — Uenunliat sese procuratorem esse etc. und dass so, 
wie Hr. R. selbst im Verlaufe seiner Anmerkung zu erkennen 
gab, er für P. Quinctius keine Caution leisten durfte, ohne 
Sex. Naevius in jenes Namen etwas zuzugestehen. So wird 
Hotomans und des Rec. Ansicht (Reden Bd« 1 S. 676 fg.) wohl 



Ot QilMthUchn Grammäfik. . 

festzuhalten sein. Doch wir wollen nicht an dem Einzelnen klein- 
lich mäkeln und bemerken nur noch, dassHr.R. aucli hier die und 
jene Stelle so angeführt hat, wie sie die festere Kritik nicht ge- 
4Bt8iiten kann, wie z. B. S. 4i)M Anm« ^). pro Quinct. 21). Otnnino 
bona possessa non esse eonsiiCtii elc. statt Omnia dutem bonaetc,^ 
was zwar endlich auf dasselbe hinausläuft, aber zunächst einen 
etwas verschiedenen Sijin gibt. . Omnino ist auch blosse Con- 
jectur. 

Möge Hr. Rein in diesen kleinen Ausstellung^ blos den Be- 
weis erkennen, den wir ihm selbst und dem Publicum durch siege- 
ben wollten, däss das oben ausgesprochene günstige Urtheil nicht 
.ohne genauere Einsicht in diese überaus nützliche Schrift niederge- 
ischrieben sei ; und so, wie er begonnen, fortfahren, dieAltcrthums- 
Wissenschaft zu fördern. 

Aeinhold Klotz^ 



Grammaiica dialecti epicae. Tolumlnfs prlmi Über prlmus, 
continens quatuor capita« I, de alphaheto Graeco. II. de digam-- 
mate, III. de aspirätione» IV. de acceniu, Auetore jlugusto 
Graefenhany Phil. D, Lipsiae, snintibas J. C. Hinrichsii. MDCCCXXXVl. 
VI u. IIOS. gr.8. ' * ■ 

Der Verfasser . (ein jüngerer Bruder des Herausgebers der 
aristotelischen Poetik) hat 'ein grosses Werk unternommen, ein 
Werk , vor dessen Bedeutung und Schwierigkeit selbst der vor- 
züglichste Kenner zurückschrecken noiöchte. Eine Grammatik des 
epischen Dialektes? Der Verfasser scheint gar nicht zum deut-«- 
liehen Bewusstsein gelangt zu sein , was das sagen will. Eine 
Grai^matik, in welcher nicht blos der homerische imd der gar 
nicht selten von jenem abweichende* hesiodisohe Sprachgebrauch 
erörtert;, sondern auch die Ausbildung des neuern epischen Dia^- 
lektes durch die Kykliker, die Herakleendichter, Antimachos, 
ApoUonios von Rhodos herabgefülirt würde bis auf Oppian und 
Quintus von Smyrna — das w«[re eine Grammatik des epischen 
Dialekts. Ist denn das griechische Epos mit Homer abgeschloS'- 
sen ? Ilaben denn die neuem Epiker , wenn sie gleich in Geist 
und Ton dem Altvater nachsangen, nicht auch eigene neue Sprach*- 
biidungen nach Analogie* der altern versucht , und können diese 
bei der historischen Betrachtung der Sprache unberücksichtigt 
bleiben ? Da nun der Verfasser hierüber fast kein Wort verliert, 
so ist klar, dass er nicht ein& epische , sondern eine homerische 
Grammatik hat liefern wollen. Auch diese Aufgabe ist noch be^ 
deutend genug, besonders wenn man die fast unlösbaren Schwie*^ 
rigkeiten bedenkt, welche die historische Gestaltung der Gedichte, 
wie wir sie jetzt lesen, mit sich gefülirt hat, Schwierigkeiten, 
die Wolf veranlassten, nicht eiumai auf Aristarch vollständig zu- 



GrälWiiliaD ; Grarismatlca dSülectl «^icae, M 

riickzn^'ehen , wie er eichs nnipriiiiglich ^or^nonmieii ;' Sehwie« 
rigkeiten^ welche den ersten unter den jetzt lebenden Kennern 
des Homer , Lehr 8 ^ veranlassten ., erst liaustiickii £ii jeiner Her- 
stellung des aristarchischen Textes zti liefern. Der aristarchische 
Text ist aber nicht nothwendig der homerische; ja es kann viele 
Fälle geben , in denen das von Aristarch' als wahrscheirilicb Hto* 
gestellte gerade unhomerisch ^ also unepisch ist ; wie die We^ 
Bchneidung des Augments nach der Weise des neuionischeii Dia- 
lekts. Allerdings aber wird die Herstellung des arisitarchifichen 
Textes ein n oth wendiger Durchgaiigspnnkt füi' die Darstellung 
des epischen Dialektes sein, ja dicsd lässt sich ohne j^ne'ge-^ 
radezu als unmöglich bezeichnen. Ydn dieser Noth wendigkeil 
und von der unendlichen Schwierigkeit , bei unsern mangelhaften 
Hiilfsmitteln selbst bis zum aristarchischen Texte zu gelangen, ^ 
hat der Verf. gar keine Ahnung gehabt. Er kennt den Homer 
nothdürftig, das heisst, wie er in der Wolfschen Ausgabe ge- 
lesen, wird ^ diese ist ihm Homer, und von dem Abweichenden 
nimmt er in der Regel keine Notiz. Er maclit es also gerade wie 
die heutigen gläubigen Christen^ welchen Lutliers Bibelübcr-r 
Setzung die Schrift ist, gleichviel ob sie den Sinn richtig. wie-^ 
dergiebt oder nicht. Die Grammatiker und kritischen Hülfsmittel 
aller Art scheint er gar nicht studirt zu haben. Alles, was er 
aus ihnen anführt v nimmt er aus seinen unmittelbaren Vorgän- 
gern, welche die Quellen gekannt und benutzt haben; aus Butt" 
mann, Thiersch^ Spitzner de versu heroicö, \Reiz de incl. 
ßccentus, besonders a«s Lehrs Quaest. Epp. u. de Aristarchi 
atudiis Homericis ^ Rud. Skrzeczka (de tenoris inclinatione pro- 
nqmiimm primae et secundae personae pluralium). Manches auch 
aus .Hermanns Buch de cm. R. Gr. Gr. Wenn der Verf. aus Arat, 
ApoHonius und einigen Andern hin und wieder Stellen anführt, 
so zeigt eine genauere Ansicht gewöhnlich gleich, dass er siean^ 
dern verdankt. Zu diesen zwei Hauptmängeln der Unklarheit 
über seuie Aufgabe und der ungenügenden Quellenkenntniss^ 
welche vereinigt eine befriedigende Arbeit schon unmöglich ma- 
chen , gesellt sich nun Planlosigkeit und Unkritik. Die erstere 
ist eine noth wendige Folge der Unvollständigkeit, die aus dem 
Mangel an Quellenstudium ganz natürlich hervorgeht. Davon 
nur Ein Beispiel. Bei dem Kapitel von dem Accent beginnt der 
Verf. mit Aufzählung von Wörtern, in welchen der homerische 
Accent nicht mit dem neuern attischen übereinstimmt ; als solche 
werden angeführt yaAoTog, iQ^(iog, STOi[iog^ Oftoiog, rgonalov, 
^GjQiccfiog^ äyvitty oQyvia, IXccxsia, klyna (diese aus Lehrs 
Qui Ep. specl), ngvfjtVTiy tccQq)iig, AXnucc (Lehrs Arist. S.SOCi); 
darauf gelangt die Rede auf den Accent des demonstrativ und 
relativ gebrauchten Artikels; hiernächst auf die Eigennamen, 
welche aus Adjektiven solche geworden sind und den Accent 
wechseln uud iUe tr^brachea pera€uta iawi^ akidana Buf eine 



04 Grieebftehe Grammsttk. 

Reihe solcher^ deren Betonung nicht ^m fest steht, wie Atitv^ 
JTMcag , Kagrjöog ; den SchLass macht ein Verzeichniss ron Ap- 
pellativen, Adjektiven, Adverbien, höchst unvoliständigv i>ideni 
nicht der zwanzigste Theil der hier einschlagenden Fragen erle* 
digt ist Dabei stehen die genannten Klassen bunt dnrcheinan- 
der, ob Simplicia oder Composita, Stammwörter oder abgeleitete, 
davon ist gar nicht die Rede , obgleich ein grosser Theil solcher 
streitiger Fälle danach erst beurthcilt werden kann. Das ist nnn 
die Lehre vom Accent! Bei der Betrachtung der Encliticae hatte 
der Verf. freilich an Lehrs , Skrzeczka und schon Reiz weit um- 
fassendere Vorarbeiten, dafür aber hat er diese auch ganz und gar 
ausgeschrieben, und nicht das Geringste selbst hinzugethan. Dass 
das oben charakterlslrte Kapitel minder vollständig ausgefallen, 
liegt daran , dass der Verf. Niemanden als Lehn folgen konnte, 
der begreiflich nur Proben gab und geben wollte» Aber die voll- 
kommene Planlosigkeit der Arbeit zeigt sich darin wieder, dass 
der Verf. nicht einmal Alles aufgenommen hat , was Lehrs , be- 
sonders im Aristarch , behandelt , wie er diess selbst ausspricht 
8. dO. Von den dort angegebenen Zurätzen zu dem, was Lehra 
SU kurz abgethan haben soll, gestellt Rec nichts gefunden zu 
haben. — Ueber die durch das ganze Büchlein durchgehende 
Unkritik will er sich jedodi etwas ausfuhrlicher verbreiten , weil 
die geschickte oder ungeschickte Handhabung dieses unentbehr-» 
liehen Organons über die Brauchbarkeit oder Unbranchbarkeit 
des Buches TollstSndig entscheiden muss. Wahlen wir zu dieser 
Betrachtung das Capitel vom Digamma^ und vergessen dabei ganz, 
dass der Verf. auch hier gar JNichts eigenes hat, worauf er fussen 
kann, sondern sich lediglich an die Fayne Knightschen und Hey- 
neftclien Träumereien utid gelegentlich an Spitznera Kritik der-* 
selben hält, ohne demselben jedoch gehörigen Glauben ztt schen- 
ken. S. fi will der Verf. die gewöhnliche Ansicht, welche daa 
Digamma äolisch nennt , mit der Autorität des Dionjdus Haiik« 
bekämpfen, welcher dasselbe Ant; R. }. c. ItO p. 16 allen GriedieQ 
beilege. Nämlich er sagt övvri^Eg rjv roig äp%alwg "EkAtj^iv: 
Wahrscheinlich wusste der Verf. nicht, dass auch oi naXanol sehr 
•ft blos Homer oder die alten Attiker sind, nicht alle Allen ^ be- 
dachte nicht , dass nach seiner Erkiänmg das Digamma aach bei 
den Athenern gesprochen worden sein müsste, und übersah ganz;, 
dass Dlonyslus , der Verfechter dar Verwandtschaft der Aeoler 
und Pelasger, imter den aQ^aloig eben jene meint. — Weiter 
helsst es , die Benennung digamma Homericum sei nicht unange-> 
messen^ weil in den Homerischen Gedichten vorzüglich seine Be- 
deutung erkannt werde! Allerdings, wenn man es'erst hineinsetzt 
und mm dem gemäss verfährt. S. H wird aus dem hebraischea 
\ ohne Weiteres gefolgert, dass das Digamma ein Lippenlaut ge- 
wesen, und verwirft mit einem Worte die* bestimmte Angabe, dasar 
lUa DiganMM (wahlgoaeakt hd deo Aadte«) auali i«weiiea na f 



iiberge^nf^en sei. Es ist in Äer Thai liaiv au «a^etv: qiiaeritnr, 
nnm praef^xiim y sive g soll dtgamniati debeatur, an non potina 
indoli lin^uae tribnendum sit, et vehementer vereor, iit ^iri docti 
y ex di^ammate ortum recte argiimententur. Gehört denn das 
Di^mma nicht auch zur indoles lin^nae, nämlich dem Dialekt der 
Aeoler? Alsdann wird aus der Vergjeichung mit den römischen- 
Buchstaben v n f (wobei wir bemerken , dass der Verf. die Stelle 
des Cicero ad Att. IX. 9 ganz falsch versteht), aus dem römischen 
Yelia statt *Ekicc, dem Entstehen von xavöG) Tckuvöofi&i aus 
TcciFöG) xXaFöo^icci der Schluss g^ezogen, dass das Digamma wie la- 
teinisch V oder griechisch ov gelautet. Konnte denn jener Lip- 
penlaut einiger Dialekte in andern nicht ein Kehllaut, in anderen 
nicht ein Zischlaut sein *i Und wo ist die AViderlegung des Ueber- 
ganges des Digamma in y, x, öl Nicht minder schief und unrich- 
tig sind die Folgerungen, welche der Verf. aus diesen Sätzen nun 
zieht, nSmlich dass es den scheinbaren metrischen Fehlern ab- 
helfe, welche sich im Homer finden u. s. w. Glaubt denn der 
Verf., dass der Hiatus ein metrischer Fehler ist? Nun, so mag 
er nur dreist das Digamma auch in den Virgil einschwärzen und 
lesen Jimponere Pelio /ossam u. dergl. Wenigstens seheint er 
nicht einmal die lichtvolle Auseinandersetzung über den Hiatus in 
Hermanns Metrik angesehen zu haben; der Sprung aber das Di- 
gamma auf den Virgil zu übertragen', ist nach seiner Theorie gar 
nicht gross. Die lateinische Sprache ist der äolischen verwandt; 
Dlouysius beweist, dass die Römer Griechen gewesen sind, er 
-sagt auch, alle alten Grriechen hätten das Digamma gesprochen ; 
atqui die Römer sind Griechen gewesen, ergo haben sie das Di-- 
gamma gesprochen. So kann man aus Allem Alles bex^'eisen. 

Wie nun das Digamma auch im Homer historisch nachge-« 
wiesen nicht apriorisch behauptet werden kann, darüber kein 
Wort! Dass kein alter Zeuge, an keiner Stelle, selbst wo es, un- 
mittelbar nahe lag, das Digamma im Homer kennt, das wird gau^ 
und gar unerwähnt gelassen. Diess darf auch nicht Wunder neh- 

^ men , da der Verf. weder den aristarchlschen Text , noch einen 
Toraristarchischen zu konstmiren unternahm, sondern sich an der 
Wolfschen Recension hielt und nachdem er bei sich , d. h. mit 
Hülfe von Heyne , aufs Klare darüber gekommen zu sein glaubte, 
dass das Digamma dem Homer beizulegen sei , mit Spitzners Un- 
terstützung nachsah, welche Worte das Digamma leiden oder 
nicht leiden. (S. S. 10 vgl. 17 fgg.) Der folgende Abschnitt 
über die Veränderungen , welche das Digamma gelitten , ist ein 
Muster unkritiseher Willkührlichkeit. Da soll es zweifelhaft sein, 

' ob xccXavQoijj oder xalaßgo'^ die alte und ächte Form ist, da 
wird XccvQorarog, nach Eustathius gleich bedeutend mit kußgora- 
rog genannt, obgleich es nie ein Wort, wie jenes, gegeben hat, 
da wird iiriaxB und ^xijiravo^ nicht von iitl^ sondern unmittelbar 
von 16x^0 (nämlldi aus iHux^ ) so dass das Verbum da Augment 



M GrleckUcko Grannatik- 

Biit B bekoRunt) imd itog hergeleitet, atpavionm ant iFaviivn 
(man sieht, Lobeck hat die Parer^ ad Phrynichiim für Herrn Gri- . 
feohan nicht geschrieben) ; auch ein vortreffliches Angment beilj^o 
und hXxa angebracht, l^ij[ov^ aJ^skTcov, woraus erst eUxov, siBXxov 
und danach ilxov, bIXhov entstanden sein soll (S* 15). Wenn der 
Verf. hierbei die Contraction la;|fov slxov als unhaltbar verwirft, 
weil nicht einzusehen sei, warum man nicht auch ilguödriv und 
bIX&ov gesagt habe, scheint er gänzlich vergessen zu haben, dass 
es illi^kov9a giebt. Noch vortrefflicher ist BiXrjcpa , ühua aus 
tfXrifpcc, i^Xriia erklärt. Ueberhaupt scheint der VerfL über, 
Wortbildung, Aenderung der Consonanten , Dehnung der Vokale 
gar keinen klaren Begriff zu haben , denn er lasst p,BiXctvt aus 
liiJ^lavL, Ificto, öslo aus luifo^ ösFo entstehen, ohne zu beden- 
ken, dass € allezeit in bi gedehnt wird, ausser im Augment, gleich- 
wie o nicht blos in o, sondern auch in ov übergeht — Ein zweites 
Beispiel unkritischer Willkühr nehmen wir aus der Lehre der enkli^ 
iischen Wörter. Der Verf. hatte hier an Reiz, Hermann, . Lehrs 
und Skrzeczka treffliche Vorarbeiter. Wo er sie verlässt, zeigt 
er entweder Unkenntniss, oder er wird geradezu widersinnig. So 
sagt er S. 73 bei Gelegenheit der Inclination .von üyiLj wo die 
Frage entsteht, ob x^gv^ iöti, q>oivi^ l0ti oder^'xifpvS l6xl^ 
fpOLVi^ lötL zu schreiben sei, ohne Umstände, da die casus obli- 
q\\\ die Länge des Vokals y und i offenbarten, sei xr^gv^ eötl 
richtiger, und verweist dabei auf Hermann de em. r. Gr. Gr« 
S« Tl. Weiter hat er augenscheinlich nichts gekannt, also die 
ausdriickiichsten Zeugnisse für die andere Betonung, welche deut- 
lich zeigen , dass sie aus der Beobachtung des historisch Vorge- 
fundenen, nicht aus einer selbst gemachten Theorie geflossen 
sind, übersehen, und dabei gar nicht an den Fall gedacht, den 
die Grammatiker ausdrücklich angeben, dass t imd v vor if; und § 
kurz, in den abgeleiteten Formen aber lang sein konnten. Dass 
diess gar nicht zu verwerfen ist und keineswegs einer falschen 
Rationalität aufgeopfert werden darf, wie Hermann insgemein 
thut, ohne zu bedenken , dass keine Sprache in der Welt durch- 
weg rational gebildet ist, zeigt z. B. der Umstand, dass jedermann 
des Glases , des Grases spricht, wie auch Glas, Gras richtig sein 
mag, abcr^ganze Länder Deutschlands schärfen den Vokal im No- 
minativ, und sprechen Glas^ Gras, Das über die Enklisis von 
^fiiv, Tifiag u. s. w. Gesagte bleibt in völliger Unbestimmtheit, 
weil der Verf. nichts thut, als seine Vorgänger ohne eigenes Nach- 
denken ausschreiben. Denn es ist ganz 4^alsch , dass die S. 76 
angeführten Zeugen, Apoll, de Fron. p. 123. Eujst. ad Od. XVII. 
87«. XX. 272. Etym. M. v. aß fit «nd Charan ap, Bekk. S. 1150 
es zweifelhaft lassen ob der Circumflex oder der Akut zu brau- 
chen sei. Ausser einer Verweisung auf Skrzeczka wegen der 
homerischen Beispiele der Enklisis von i)(iiv u. s. w. werden dann 
noch einige aus Apollouios angeführt und damit hat die Sache 



Bibliographische Berichte. 97 

ein iRüAö. Das Capitcl von der Enklisis Aet Präpositionen ist im 
Wescntlidieii ^anz ans Lehrs trefflicher Arbeit in den Quaest. 
Km), ub^eschrieben, dib Lätiüität jedocli leider ddreli das Epito- 
mii'eu verdorben. Hätte doch der Verl*, dtfmselben Führer auch 
in der Betonung von dno folgen \valien , statt so trocken hin zu 
sagen (S. 1)3), ano sei ein Adverbiuin, und bedeute efUfernt von 
^twas:,cr würde dünn gesellen haben, dass den bessten Zeug- 
nissen gemäss immer dico zn scl^eiben ist, mag es nun von oder 
entfernt^ oder entgegengesetzt helssen. 

Kec. glaubt den Mangel an Quellenicenniniss , an Klarheit 
über Aie, Idee des zu gebenden Werks, an Plan und Folgerichtig- 
keit luid an Kritik wid Einsicht in die Sprarhgesetze hinlänglich 
gezeigt zu haben. Die Latinität ist dem Inhalte ganz entspre- 
chend; sie ist leicht und fasslich, aber eben sO unklassisch, als 
der tnhalt falsch , seiclit und oberflächlich ist. Es liegt üuserin , 
Ecdüuken nach am Tage, dass der Verf. noch weiter nichts von 
seinem Buche geschrieben haben kann, als was bis jetzt erschie- 
nen ist; hätte er mehr ausgearbeitet, so würde er einengrossen 
Theil des voreilig Bekanntgemachten von seib>jt zunickgenonimen 
haben. Parum rathen wir ihm , die epische Grammatik erst daini 
wieder vorzunehmen, wenn er in wenigstens zehnjährigen Stu- 
dien sich über seine Aufgabe unterrichtet wid Uinslcht mid Ur- 
theii gewonnen haben >Vird« 

Eisleben. Ellendt. 



Bibliographische Berichte* 

lieber die deutschen Universitäten. Ein Gespräch von Dr. F r a n x 
Theremin. [Berlin, Duncker u. Hnmblot. 183Ö. 40 S. gr. 8. 6 gr.J 
Die Furcht vor der sittlichen und wissenschaftlichen Verderbniss der 
Studenten, welche iKchon vor ein paar Jahren eine HeihQ Schriften 
für und gegen die Universitäten hervorrief [s. NJbb. XIII, 444 fr,], hat 
auch den eben genannten Hrn. Verf. veranlasst ein wohlgenieintetf Gut- 
achten über die Universitäten abzugeben, welches nicht, wie andere 
Vorschläge, eine Umänderung der ganzen Universitätsverfassung ver- 
langt, sondern durch die Umgestaltung der LehrMeise alleUebei he- 
ben zu können meint. Der Verf. lässt in der Schrift drei Freande 
über den Zustand der Universitäten sich besprechen , und der eine da- 
von stellt gegen deren Mängel ein Umvetsalmittel auf, das die beiden 
andern mit einigen seh» Aachen BlnwenduBgeB bekämpfen^ bald aber 
für wahr anerkennen. Das Universalmittej besteht aber darin, dass 
die Lehrweise auf den Universitäten vielmehr dialogisch und erotema- 
tisch, als. monologisch und akroamatisch sein und neben dem Vortrage 
lies Lehrers auch die laute Credankenentwickelung des Zubocers statt 
Jf.Jiibr^. f.£ba.u.JPäed.9d,KrÜ.Bm. Bd.iaS^W.h 7 



98 Bililiographisclie Bericfatq. 

fiodea müsse. Altt Wurme uud Eifer entwkIceU der Verf. das Heil- 
same dieser Lehrmethode, und findet, dass sie zanächst die geeignetste 
sei für die grosse Mehrzahl der Studenten , nämlich für alle die, wel- 
che zwar gate Fähigkeiten , aher kein Genie auf die Universität mit- 
gebracht hatten. Diese würden dadurch zur grösseren* Klarheit und^ 
Selbbtthätigkeit und so zu einem wissenschaftlicheren Leben geführt. 
Dieser wissenschaftlichere Eifer aber werde, wenn man nächstdem 
noch ein frommes Leben zu erwecken suche , auch den sittlichen Zu- 
stand der akademischen Jugend bedeutend ver^^ssern, namentlich das 
wirksamste Mittel gegen das Duell ^^'^^* P^' akademische Jüngling 
ergreife näuHich, gedrückt von dem Bewusstsein, dass er kein ach- 
tenswerthes und tadelfreics Leben führe, die Gelegenheit, empfangene 
Beleidigungen durchs Duell auszugleichen, nur darum, weil er zeigen 
wolle, dass in ihm noch etwas Kraftiges und Edles sich rege« Nun 
werde aber die dialogische Unterrichtsmethode ihm hinlänglich Gele- 
genheit geben, sich geistig vor seinen Genossen auszuzeichnen und 
deren Achtung, so wie den Beifall seines Bewusstseins sich zu erwer- 
ben, folglich das Bedurfniss, jene Achtung durch das Duell sich 
zu erwerben, niclit mehr vorbanden sein. Dieselbe dialogische Me- 
thode werde ferner das Bedurfniss weiterer wissenschaftlichor Bespre- 
chung erregen, und so zu wissenschaftlichen Verbindungen fuhren, wel- 
ehe als ein kräftiges Gegenmittel gegen die geheimen Verbindungen der 
Studenten wirken könnten. In solcher Weise nun sagt der Verf. noch 
manches Andere zur Empfehlung seiner sokratischen (?) Methode, was 
recht gut und beachtenswerth sein würde, wenn die in der Schrift selbst 
aufgestellten Opponenten das Uebertriebene und Folgewidrige vieler 
Schlüsse besser aofaudecken verständen , oder wenn sie die wirklichen 
und wesentlichen Schwierigkeiten und Hindernisse erörtert hätten, 
welche der erotematischen Lehrweise auf den Universitäten im Wege 
stehen. Ueberhaupt fehlt in der ganzen Schrift der praktische Sinn 
und die vollkommene Erkenntniss des Wesens der Universität, -— die 
beiden nöthigsten Erfordernisse für solche, welche. in unseren Lehran« 
stalten Verbesserungsvorschläge machen wpUen. Ist doch dem Verf. 
die naheliegende Bemerkung nicht eingefallen , dass in dem Gymna- 
sium der Lehrer zwar die katechetische Lehrförm recht jBeissig übt, 
weil sie einerseits das beste Erkenntnissmittel des Standpunktes uud der 
Bedürfnisse seiner Schüler und derKuthigungsgrund zur Accommodation 
nnd Popularisirung seiner Ideen und Lehren , andererseits jdas wirk- 
samste Mittel zur Herbeiführung klarer Erkenntniss und zur Weckung 
und Stärkung der geistigen Kräfte des Schülers ist; dass aber auch 
derselbe in den obern Classen immer mehr zum fortlaufenden und mo- 
nologischen Vortrage überzugehjQfi. SJtrebt , weil die in dem. Schüler 
hervorgebrachte Reife des GeistcA. für viele Begriffe ]^n4 ;<f^g^^jtii^nde. 



'*') Mit diesem Abwehrmittcl des Duells kaiin man die Rbdö von F. 
Delbrück: der akademische Zweikaihpf [Botin, Weber/ 1836. gr. 8* 4gr.] 
Tergleichen , der allerdings die Beseitigung dieses Uebels lor etwas schwie- 
riger ansieht. • ! 



, \ ••. . ,iv 



Bibliogcupbiiclie BericbCe. ' S9 

das dialogische Besprechen nicht mehr nuthig macht , weil In donisel- 
« hen Schüler eine geistige Thatigkeit erstrebt werden soll, di« uucli 
ohne das äussere Beizmlttel des Wiederabfragena daa Vor^elraii^ene 
selbststäniiig auffasttt, undvWoil dio katochetische Form liberhanpt, 
die für d^s hobero Alter immer dringendere Mittheilung eines umfas- 
senden und systematischen Wissens gar sehr erschwert nnd aufhält 
Wenn nun Hr. Tb« für die Universität die dialogische L#hrweise in 
solchcui Umfange Yorschreibt; so stellt er ja diese unter die Schule 
iind setzt Studenten voraus, denen noch die geistige Thatigkeit fehlt, 
welclie man zum grossen Theil schon von Gymnasiasten verlangt, 
Kichtig scheint übrigens der Verf. gefühlt zu haben , dass auch die 
Universität die katechetische Lehrforin nicht gauz entbehren kann; aber 
wenn er sie empfehlen wollte , so mubste er vor Allem zu bestimiuen 
suchen, in welchen einzelnen Fällen sie anwendbar und heilsam ist, 
und welche akademische Lehrer namentlich derselben huldigen niüü- 
scn. Vielleicht wäre ihm dann auch eingefallen, dass dieselbe nanieut'- 
lieh für angehende Universitätslehrer ein wichtiges Mittel i^t^ den gei- 
stigen Standpunkt der akademischen Jugend richtig kennen zu lernen 
und ihr eigenes Wissen in die Form der nöthigen Klarheit und l'opu- 
larität zu bringen, und dass also die Einrichtung mancher Universitä-« 
tcn, nach welcher die jungen Docenten ihr Lehramt als Repetenten 
beginnen müssen , gar viel Kmpfehlenswerthes hat. — > Die Gutniu- 
Uiigkeit und Ruhe, mit welcher Hr. Tli. seinen Verbessorungsvorschlag 
vorgetragen hat , scheint die Veranlassung gewesen zu sein , dass der- 
B^be nirgends mit scharfen fiegengründen bestritten, ja überhaupt nicht 
sehr beachtet worden ist. Vgl. Uerlossohnft Komet 1836 Beil. f. Lit. 
Nx.25 und Gersdorfs Repert. 18«U> Bd. 7 Nr. 155. Heftiger Widerstreit 
hat sich erst erhoben , als derselbe in folgender zweiter Schrift wie- 
der aufgenommen und weiter ausgedehnt worden wari Die Lebens^ 
frage der Civilisation. (Fortsetzung.^ Oder : lieber das P^erderben aiuf 
den deutschen Universitäten» Dritter Beitrag ±ur Losung der Aufgabe, 
dieser Zeit Von Dr. F. A. W. Diester weg. [£ssen, Bädeker. 1836. 
XHu. 16 S. gr.8. 8 gr.] Hr. D. hat schon in dem ersten und zweiten 
Beitrage zur Lebensfrage der Civilisation [s. NJbb. XVI, 435 ff.j als 
einen Mann sich gezeigt der die Gebrechen der gegenwärtigen Mensch- 
heit nnd ihres socialen Zustandes lebendig fühlt und mit dem edelsten 
und glühendsten Eifer 0in.e radicale Verbesserung erstreben mochte, 
der aber aucli dabei sp e^c^ntrisch und leidenschaftlich verfuhrt, dasa . 
er auch da anklagt| wo Nichts anzuklagen .ist, nnd zum Theil Ver- 
besserungsvorschläge macht, welche die menschliche Kraft nur er-, 
sitreh^n könnte, wenn alle Staatsbürger von dem höchsten Edelmuthe 
besicelt wäreur. Die Volksunruhen des Jahres 1830 haben die Idee ei- 
ner schrecklichen Versunkenheit und Verwilderung derl^Iasse'des Volks 
in. ihm rege . gemacht , und ddrun giebt er schon in dem ei^sten Bei- 
trage Vorschläge zur.Bildung der Masse, zur Hebung des iotellectuel- 
len und sittlichen Zustandes df v^elben , zur Ausgleichung des Besitz- 
tbuim^ ;«^r thätigen Gepeifi^i^ftfti iw^Stoatslfiben und zur Vertilgung 



100 Bibliographische Berichte. 

der Armuth, welche höchst philanthropisch, aber in praxi entweilor 
gar nichi, oder nur in sehr beschränktem Grade anwendbar sind. Man 
braucht nur Büiaa^s praktische Bemerkungen über die Armuthsbesei- 
tigung in dessen Staatswirthschaftslehre Bd. 1. Abschn. 4. mit den Die- 
sterwegschen zu vergleichen, um das Unpraktische der letzteren in 
klarem Lichte zu erkennen. Im zweiten Hefte hat Hr. D. in derselben 
Weise , aber fast noch excentrischer nachzuweisen gesucht , wie in 
den Schulen, von den Predigern und von Staatsbehörden und Corpo- 
rationen auf das Volk eingewirkt werden solle, vgl« Jen. Ltz. 1836 Nr. 151 
u. 152. Im dritten Hefte nimmt er nun die Universitäten mk gleichem 
Eifer und gleiclier Energie vor, findet, dass sie den Forderungen und Be- 
dürfnissen der Gegenwart nicht gehörig entsprechen , .und schlägt da- 
her deren Umgestaltung vor. Die warme, lebendige und eindringende 
Darsteliungsweise , in welcher er das tbut, macht übrigens, da das 
deutsch geschriebene Büchlein auch für Laien zugänglich ist, die ganze 
Anklage sehr ängstlich und leicht gefahrlich, und hat selbst kritische 
Uourtheiler zu grösserer Üeistimmung verlebtet, als man gut heissen 
möchte, vgl. Gersdorfs Repert. 1836 Bd. 8. Nr. 1028, Freimüthiger 1836 
Nr. 04, Tübing. LBl. 1836 Nr. 57. Hr. D. beginnt seine Schrift damit, 
dass er zunächst den Maassstab ^ welchen er an die deutschen Universi- 
täten gelegt wissen will, feststellt, und würdigt dann im zweiten Theilo 
nach diesem Maassstabe den gegenwärtigen Zustand derselben« Eine 
Hochschule soll nach seiner Ansicht zwei Dinge , nämlich ächte Wis- 
«enschaftlichkeit und pädagogische Bildung oder Erziehung erstreben. 
Die ächte Wissenschaftlichkeit aber findet er nicht in der sogenannten 
Gelehrsamkeit , d. h. in der Masse des Wissens, und in der historischen 
Erschöpfung, sondern in der von den Studirenden errungenen Selbst- 
ihätigkeit des Denkens. Der Zweck der Universitäten sei nicht so- 
wohl. Gelehrte mit möglichst erschöpfendem Wissen, als vielmehr 
'praktische Staatsdiener zu bilden« Weil er nun diese beiden Dinge 
zu schroff von einander getrennt denkt, ohne jedoch ihre Abgrenzung 
einleuchtend zu bestimmen, so tadelt er, dass die Universitäten vor- 
zugsweise den Zweck der Gelehrsamkeit und der Erforschung der Wis« 
senschaft verfolgen, und kommt auf Marbach's Idee, unsere Universi- 
täten in Akademien für rein gelehrte, und in Universitäten für rein 
praktische Zwecke zu zertheiien. vgl. NJbb. XllI, 454f. Darum vei^- 
weist er von den Universitätslehrern die eigentlichen gelehrten Forscher 
auf die Akademie, und meint, der Universitätslehrer im engeren Sinne 
brauche kein Forscher und kein Genie, müsse aber ein Lehrer mit 
echtem Lehrtaleht sein*). Desgleichen tadelt er Lehrer, welche In 
der Höhe der Wissenschaft schweben , ohne dieselbe ihren Zuhörern 
deutlich machen zu können (angeführt sind Hegel, Fichte, Schelling), 
oder welche ungeprüfte Neuerungen sofort als ewige Wahrheit ans- 
posauhcn, und verlangt eine Beschränkung der Lehr- und Lernfrei- 



*) Etwas Aehnliches hat über die Uaivbirsitätslehrer schon Schlei er- 
mach c r in den GelegwUickm Gedmkhenüber Vnhw^UM^ S. 05 f. gesagt; 



Bibllographlsclle Berichte. 101 

heit, velche dag willkürliche Abschweifen ii| Extreme verhioderc. £• 
ist nicht zu verkennen , dass er «her diese Pankte , so wie über die 
folgenden, viel Wahres sagt; aber das Falsche der Erörterung besteht 
dai^im , dass er einerseits aus richtigen Prämissen falsche und nament- 
lich zu grosse Folgerungen macht, andererseits einzelne Verkehrthei- 
ten- und Ungebührnisse einzelner Lehrer gleich zu allgemeinen Merk- 
malen der ganzen Universität erhebt Weil die Universität für das 
Staatsleben bilden soll, darum will er gleich alles wissenschaftliche 
Streben von derselben weggewiesen wiesen; weil Hegel 'und einige 
andere Philosophen nach seiner Meinung in mehreren Punkten ihrer 
Philosophie nicht zur Klarheit gekommen sind , oder unerwicsene Anr 
eichten als Wahrheit vorgetragen haben, darum sollen alle Forscher 
schlechte Lehrer sein ; weil Mancher aus Neuerungasucht oder Prahle* 
rei an positiven Wahrheiten unziemlich rüttelt. und die vor ihm gewon- 
nenen Ergebnisse der Wissenschaft durch Machtspruche umstürzen will, 
und weil llr. D. selbst das Positive der Wissenschaft von dem Scientifischen 
nicht gehörig scheidet, darum soll die Lehrfreiheit beschsänkt werden. 
Viel Wahres ist dagegen an den Bemerkungen, dass nicht jeder Fa- 
cultätslehrer ans seiner Facultutswissenschaft soll lesen dürfen^ was 
Ihm beliebt, wodurch der nicht seltene Unfug entstehe, dass Brotcol- 
Icgia von Vielen, andere minder einträgliche« aber nicht minder wich- 
tige von Niemand gelesen wucfLen ;, oder dass man den Studeniea eine 
bestimmte Norm für den Besuch derCollegia zwar nicht anbedingt vor- 
schreiben, aber doch wohlmeinend aneropfehlea müsse. Etwas Wahrem 
ist anch an dem Tadel der gewöhnlichen Universitätszeugnisse über dei% 
Besuch der CoUegien ; nur. ist dieSache zu pedantisch genommen. Auch 
hätte in mehreren Punkten, nicht bLos getadelt, sondern auch.daa^ 
erfolgreichste Mittel zur Beseitigung nachgewiesen werden sollen. An» 
meisten treten die Vorzüge und Mängel der Schrift in der Erörterung^ 
der pädagogischen Bildui\g oder der Erziehung hervor. Neben vielenoi 
Wahren und Guten fordert der Verf. eben so viel Falsches oder Unaus- 
führbares, und denkt dabei, den Studenten zu sehr als Schulknaben» 
weshalb er auch die auf der Schule erworbene sittliche Reife gar nicht 
in Anschlag bringt und gar nicht zu wissen scheint , dass der Student,; 
wenn er auf die Universitär kommt,, schon znr Erzlehnng duc^s Le- 
ben reif sein soll. Wollte der Verf. hier wirklich nützen, so musste 
er vielmehr den Pnnkt klar herausstellen , dass man von Selten der 
Universitäten und Schulen über das wirkliche Vorhandensein der sitt- 
lichen Reife, welche für die akademische Freiheit vorausgesetzt wird,^ 
nicht immer gehörig zu wadien- Und die Merkmale derselben niehi 
überall klar erkannt zu haben sehefnt. Darum hätte er das zn früh- 
zeitige Uebergehen vieler jungen Iieute auf die Universität (vgl. Allg^ 
Anzeig. d. Deutsch. 18S6 Nr. 19A.), die gewöhnliche Unzulänglichkeit 
der Sittenzeug^isso für die Abkurienten der Gymnasien, den zu schnel- 
len Uebergang von der oft klöstevlkhen Zucht mancher Schulen zur 
ungebundenen Freiheit d<jr Universität, die zu grosse Nachsicht maiw 
eher Universitätsbehördea bei sittlichen Verirrungen und Aehnlichcs 



102 * Bibliographiscbe Berichte. 

liesprecben und die Mittel zur Beseiti^ang nachweisen tollen. Statt 
dessen verlangt er von der Universität cur Vollendung der sittlichen 
Üriiehung: 1) Wclp-aumung aller die Sittlichkeit junger Männer ge- 
fihrde^den Dinge, Personen, Einrichtungen, Sitten u. 6. w. ; 2) £tlt- 
virkelnng der Selbstthätigkeit des Denkens durch geistweckende dud 
geisthildende Methode; 3) Erweckung hochherziger Ideen und Idollle 
(recht br^v) ; 4) Pflege des Leibes und Entwickclung und Ausbildung 
desselben znm freien Dienste für den Geist; 5) Anstalten znr gesell« 
•chnftliohen Entwickelang und Bildung der Jagend ; 6) JErziebung und 
Bildung derselben durch Genossenschaften und Corporntionen; 7) Be^ 
wegnng und Erregung- durch den Geist des öflenttichen Lebens und 
Iffbendige Theilnabme an demselben; 8) Tüchtigkeit deir akademischen 
Lehrer in geistiger, sittlicher und patriotischer Hinsicht. Es ist gar 
nieht z|i lau^nen , dass die Ausführung aller dieser Forderungen recht 
wnnsflbenswerth sein wurde; nur hat Hr. B. nicht darnach gefragt, ob 
die Universitäten ffir den einen und andern Puukt doch nicht mehr lei- 
sten , als die Forderungen voraussetzen, und bei den meisten selbst 
die- |ki9i?enden Mittel zur Erreichung nicht anzugeben gewusst. Ueber- 
hunpt sind mehrere dieser Forderungen^ besonders die zuletztgenannte, 
blos seh (hre Ideale, welche sieh auf gesetzliche Bestimmungen nicht 
zurückfuhren und also auch nicht realisiren lat^sen. Der misslichste und 
anstossigste Thcil der Schrift ist der zweite Abschnitt oder die eigent- 
liehe Anklage des gegenwärtigen Zustandes der Universitäten. Hier 
erhebt der Verf. allgemeine Beschuldigungen gegen die Universitäten, 
die abgesehen von dem Uebertriebenen und Excentrischen doch ent-^ 
weder gar nicht , oder nur für einzelne Fälle wahr sind , und denen 
auch die Kraft der Wahrheit, welche sie etwa noch in sich tragen, 
dadurch entzogen wird, dass sie nicht gehöriger Maassen limitirt und 
beschränkt ^ind. Er findet viele Mängel' sowohl in den Universitäts- 
lehrern als in den Univcrsitäts Verhältnissen. * Die erstem klagt er an^ 
dass sie über dem l^tirebcn nach Allheit des Wissens und nach Gelehrt 
samkeit den Zweck der geistigen BilduAg'verg^ssen ; dass sie meiner ver- 
kehrten Lehrmethode sich bedienten (wobei namentlich das PrunkeA 
mit gelehrtem Krame und das unsinnige dictiren scharf gerügt ist), und 
das wissenschaftlicbe L$bea nicht zu wecken verttändco*); dasa ibnea 



*) Bei dieser Gelegenheit bekommen auch die Gymnasien ihreZurecht^ 
weif<ung, weil sie, wie die Universitäten, von den Ungeheuern Fortschrit- 
ten der Metlrodik des Unterrichts noch keine rechte Frucht gewonnen hätten; 
lind weil die belebende Lehrmethode, deren sich Tau sende tou 
Dorfschulen erfreuen, in ihnen. nacU eine Seltenheit sei. Freilich 
möchte man hier Hrn. Diestcrweg fragen.« ob denn die von ihm gepriese- 
nen ungüheuerii Fortschritte der Methodik .von den Universitäten und Gyni- 
nasicn« denen sie fremd sein sollen, oder Von dbn Dorfschulen ausgegaugeu, 
und ob die aus den Schüllehrerseniinnrien hervoTgegangenen Elementarleh- 
rer f»dpr die von den Gymnasien und Dsiwer^ltäten gebildeten gelehrtcnLoh- 
rer die Forderer derselben gewesen sind. Wer tadeln will , muss vor Allem 
0einc(< eigcnea Werthos 8i(!li nicht übcrliebeu , und an dem Getadelten nicht 
Vcrdieiitte vcrl^eniien, welche ihm reclitijaässig gebührca. Uebrlgens wol* 



bibliographische Berichte! lOS 

die wahre und echte ibenschliche und staatsbürgerliche Gedlonnng fehle, 
weil sie meist keine Heimath und also auch Icelne Anhängliohkeit an 
das Land hätten, zu sehr nach Titeln, hohen Gehalten und Honorar- 
einnahmen strebten, den Gehorsam selbst nicht achteten und also auch 
nicht für den Staatsdienst erstr'ebteo^ sich für ihre Zuhörer und nament* 
lieh für das Individbum nicht interessirten , einander selbst feindselig 
gegenüber stünden , nicht in Ideen und hochherzigen Gefühlen lebten 
und den geistreichen Vortrag höchstens durch sogenannte pikante Dar- 
Btellnngsweise zu ersetzen suchten, tjrrosse Maassregeln gegen solche 
Untauglichkeit, wenn sie erwiesen wäre, brauchen allerdings nicht 
Torgeschlagen zu werden , weil hier nur Absetzung und Entfernung 
tiller solcher Leute helfen konnte.' Indess sucht der Verf. einzelne 
Winke zu geben und sein Hauptvorschlag ist der von Theremin ge- 
machte, näinlich die Einführung des Dialogs als Torherrscfaende Lehr- 
form, obschon er meint, dass die meisten uhier^ Professoren zur dia- 
lektischen Entwickelung nicht geschickt seien. Was er danq noch über 
die übrigeA UhlTersitätsverhältnisse vorbringt , das sind einzelne , zum 
Theil treffende Andeutungen^ welche endlich darauf hinauslaufen, den 
Studenten in ein sittliches Erziehnngsverhältniss zu stellen , das dem 
der Schüler gleicht. ' . 

Das Endurtheü über die Schrift mnss sehr verschieden ausfallen^ 
je nachdem man sie von der oder jener Seite betrachtet Die gute 
Absicht deaVerfs. und sem'>iir arm er Eifer für das Gute ist allerdings 
mit dem Beurtheiler in Gersdorfs Repertor. 1836, 8 S. 853 ff. zu loben. 
Allein dass der Verf. in solchen Uebertreibungen tadelt, dass er ein- 
zelne und individuelle Mängel zu Beschwerden gegen das Ganze erhebt, 
dass er darauf gjestützt über die höchsten ßildungsanstalten des Staa- 
tes, deren allgemeiner Werth auf dem Prüfsteine der Jahrhunderte er- 
probt ist , ohne Weiteres das Vcrdammungsurtheil ausspricht und die 
gesammten Universitätslehrer zu gemeinen Naturen und unnützen Knech- 
ten herabwürdigt, dass er diese Anklage vor daä grosse Publicum bringt 
und diesen unbefugtesten aller Beurtheiler zum Richter macht, dass 
er mit grosser Anmaassung über Institute abspricht, deren wahre Stel- 
lang er gar niclu erkannt hat, dass er dabei in seinen rein wissenschaft- 
lichen Bestimmungen die rechte Klarheit und Einsicht vermissen 
lasst und selbst den Werth der wichtigsten seiner Vorschlage, z, B. der 
Deutlichkeit in den Lehrvorträgen, der geistanregenden Methodik, der 
dialogischen Behandlung der Wissenschaften, nur einseitjg aufgefusst 



len wir nicht verkennen, dass Hr. D. an jener Stelle mit einigem Recht die 
Vielheit der Unterrichts^egcnstände tadelt; aber er übertreibt auch hier 
wieder nnd stellt oluie Weiteres auf, dasd die Gymnasien den Scliüler mit 
Massen des verschiedenartigsten Wissens überfüllen und dabei nicht für tüch- 
tige Verarbeitung sorgen, demnach auch an demUebel Schuld sind, dass die 
jungen Leute auf der Universität keinen Trieb zeigen, die Wissenschaft reg- 
eain und in ihrem Innern Wesen xn verfolgen , sondern nur an dem Aeossera 
hangen bleiben und blos für die Brotwisscnscliaft das Interesse haben , wcl- 
clu» das Examen gebietet. 



101 BiliHographlflcbc Berichte* 

lint, dnss endlich seine VcrliesserangSTorsclilagc des festen poli^i^rlien und 
scientiftschen Standpunktes fast durchaus crirninj^eln: diess iiiuss ent« 
scliicdcn gerügt und getadelt werden, unil aus diesem Grunde kann man 
ßel][)St die harte Abfertigung dieser Schrift in drm Hamburger Corre- 
epondenten 1836 Nr. 183 — 185 niphf ganz verwerfen, wenn man auch 
lim der guten Sachß willen die ruhigeren Widcrlegfingen in der Hall. 
LZ. 183« Nr. 134 — 135 und in der Jen. LZ. 1836 Nr. 139 — 140 und 
151 — 152 wpit vorziehen rauss. Der wahre Wcrth der Schrift aber 
liesteht Wjobl darin, dass sie, wenn sie auch nicht die Gründlichkeit hat^ 
welche nach dpn yon Dahlmann, Heeren, Sjivi««^iiy , .Tliiprsch , Hübet 
|i. A; gegebenen Erörte^nngen «les dp(^r];en jjniyer^itätpwespps erj-piohf 
Verden konnte , doch manche be^chtenswerthe Beiträge zur richtigen 
Würdigung gn^erps y^iver^it^tswesens liefert, und dass sie nnmcntliph 
pinejipihp) Wßtm auch nicht allgemeiner, doch zum Theil ziemitclf 
^ei^rerbrfitßtpr Mängel rügt, auch Einiges zu ihrer Beseitigung Tpr- 
Schlagt, was der weiteren l'rüfung wcrth :st. Sie verdient daher die 
peaphtung aller derer , welche neben dp^ ^urpiphcndpn Kejintniss des 
ITniver^itfitswcsens die i)öt|iige I).qlie und Unparteilichkeit besitzen, um 
von dem Uebertriebpnen der Anklagen sich nicht fortreissen zu lassen, 
aber auch das Wahre derselben nicht zu verkennen. 

Die Heftigkeit und Allgemeinheit der Diestcrwegschen Anklage 
hat ni}sser den erwähnten kritischen Beurtheilungen noch mehrere bcr 
sondere Gegensphrif^ei) bervorgcpqfpn , welphe, so'jreit Ref. sie kennt, 
die Widerlpgfing In der doppeltpn Weise f^|lren, idjiss sie entweder nur 
die Universitäten ypr dem Publilfum zu rechtfeftigpn und {Iri:y. pipstprr 
weg niederzukämpfen suchen, odpr dass sie zwar die Anklage in ihrer 
gegenwärtigen Gpstalt verwerfen, aber doph die Frage sich offen be- 
halten, pb nich^ der und jener Mangel bei den Upivefsitätep ^ich her? 
fiusstelle und füv dessen Beseitigung passende l^ittel z^ finden seien^ 

Von der erstem Art ist die Schrift: Herr Dr, Dfesterweg und dtq 
deutschen Universitäten, Eine Streitschrift yon Heinrich Leo. [Leipr 
^ig, Brockhaus. 1830. 135 S. gr. 8. 16 gr.] Sie ist eine gelungpne 
Apologie der deutschen fJniversitäten, die nicht nur den Zustand und 
das Wesen dersplbpn finpli Unterricht und Disciplin un^ von j^eiten der 
Lehrer i|nd Studei|tejn f}us einem grQSsartigen. Gesichtspunktp darstellt, 
pondern ^uph l)ipßtevwpgs i^nld^^gen upd YprsohlägP meist vollständig 
jibweist. Hr. I^. sphildert mit lyabrer Begeisterung den Lehrberuf der 
IJniversitatsprofessnrpn, zei^t^ da&ß slp nicht bloss Lehrer, sondern ebei| 
so sehr auch Forschor sein, iind nicht allein die Resultate der Wissen- 
schaften, sondern den lebendigen Gestaltungsprocess derselben den Stu« 
direnden zu klarer Anschauung vorfuhren müssen, und vcrtheidigt au-r 
gleich geschickt und nachdrücklich die von Diesterweg hart angefoch- 
tenen oder vielmehr ganz verworfenen Privatdocenten, Desgleichen 
weist er f\\e vorgeschlagene dialogische Lehrmethode ipit guten Crr(inf 
den ah, und thut dar, da«s sie wohl Klarheit gewähren könne, aber 
pur Bruchstüoke und keine Einheit des Wissens biete, überdiess in den 

ijipjston FAUe^ Hpftusffthrbiir ppi« K«pbt roiudpr ©ntwic^elt er ^»i \pv^ 



Bibliographische Berichte. 105 

Icehrte {lerDiestemregschenDisciplinar- und Sittenbildnngs- Vorschirig«, 
rechtfertigt die akadernische Freiheit als Wesentlich zur Charakterbil- 
dung, und findet, dass die den Studenten gewährte Ungebundenheit der 
Lebensweise gerade für den Staftt recht nützlich sei , weil sie sowojil 
das Mittel biete, zur sittlichen Selbstständigkeit zu gelangen, als nuch 
den schle'chten Naturen die Gelegenheit lasse , sich auszuscheiden und 
als schlecht zu beweisen. Ueherhaupt sei weder die herrschende Lehr- 
methode, noch die gewährte Freiheit der Lebens- und Studien veise 
den Universitäten nachtheilig, sondern sie würden gedruckt durch die 
vielen niittelmässigen und gemeinen Kopfe, durch die Verschiedenheit 
der geistigen Bildung und durch die verschiedenartigen Zwecke der 
^tudirenden. Allein wie glänzend auch Hr. L. über alle diese Punkte 
gesprochpn hat ; so giebt seine Schrift doch nicht eine richtige Erörte- 
rung deß Streites. Er betrachtet die Universitäten von der Höhe der 
Idee, nicht nach den^ wirklichen Leben, und seinen Erörterungen, fehlt 
daher der praktische Nutzen. Seine Universitätsprofessoren sind Ideale, 
^ie den Diesterwegschen schroff entgegenstehen und welche das Leben 
gelten oder nie so bietet. Darum Ut es ihm auch passirt, dass er, wo 
isr ja auf Erörterungen von Einzelheiten des Frofessorenlebens übergeht, 
vieiraehr die Professoren seiner Universität oder sich selbst xu verthei- 
digen, als die wirkliche Thätigkeit der Universitätslehrer herauszu- 
stellen scheint. Und dabei werden dennoch einzelne Specialanklngen 
nicht genügend beseitigt Bas Tadclnswertheste an der Schrift aber 
Ist die Darstellnngsweise. Hr. L, verhandelt In ganz subjectiver Pole- 
inik und zwar meist grob und leidenschaftlich; sein Ton gleicht weit 
mehr dein eines gereizten und burschikosen Studenten als ^era des 
ernsten Mannes und Universitätslehrers. Vgl. Pölitz in seinen Jahrbb. 
f^ Statist, u. Gesch. 183G, 11 S. 454—470 und Rosenkranz in d. Jahrbb. 
f. wiss, Krit. 1836, II. Nr, 46 — 48. — Ein zwar ruhigerer, aber doch 
übrigepg sehr fihnlleher Vertbeidigungsgang der Universitäten ist ein- 
geschlagen ijfi dep Sphfift: Uebßr die deuUchen Universitäten. lieleuch" 
tung der Scjirift des Ilrfi. Sernfnardirectors Dr, F. A, IV, Diesterweg, 
^^JJeher das Verderben auf den deutschen Universitäten,^^ Von E d. Fu gg 6, 
der Philos. und beider Hechte Dr, und ord. Prof, in Bonn. [Bonn, 
Marcus. 183«;. II u. 63 S. 8. 6 gr.] Sie ist neben Leo's Schrift unbe- 
deutend und giebt nur fragmentarische Erörterungen ^ welche aus ein- 
zelnen Anmerkungen «u Diesterweg's Sphrift ^^usammengestelU ^ein 
mögen. Für den Streit bietet sie Nichts , was man nicht bei Andern 
f^ben so gut oder besser fände. Pagegen würde die Schrift: Vf^rihei" 
digung der Universitäts - Professoren geg^n Dr. Diesterw€g*s ScJirpßhun- 
pen und Ilecepte.vQn pr. C. F. Morstadt, Prof. in Heidelberg. 
[Mannheim, Hoff. 1856, IV u. 62 S, 8. 9 gr.] materiell wichtiger sein, 
wenn man nur über ihren eigentlichen i^weck recht ins Klare kommen 
]cönnte. Sie yeht mehrere Behauptungen Diesterweg's treffend ab, 
fällt aber auch zugleich schonungs - und rücksichtslos über die Univer- 
jiitäten her und richtet ihre Schmähungen, wie es scheint, nanf entlieh 
ge^eq die Ifeid^lberj^ei: Upivef^i^^l; fiqd geg^ep dortige Verhältnisse und 



106 Bibliograpbische Berichte. 

Froreasoren. Für den Streit ciclbst Icunn man an« ihr nur noch einige 
uncrwiesone oder iiidividiiello ßc8chbldigiinj|^cn g:ogcn die Universitäten, 
gewinnen. > Vgl. Gcr^durfs Kiepert. 1836, 9 S. 554 f. 

Den obenerwulinten z wellen Krortcrungsweg hat der Dr. C. F. S. 
Alschefaki in der Schrift: (Jeher das angehlickc Verderben auf den 
deutschen Uitiversitätcn [Berlin, Plahnsclic Bnchhandl. 1836 78 S. 
gr. 8. 10 gr.] cingoschlagCQ und diess schon dnrch das anf den Ti(el 
gesetzte Motto: ,, Prüfet Alles , und das Gute behaltet, '^ angedentefc 
Dasdelbo beweist die ganze Ansführung der Schrift, deren humaner 
und ruhiger Erörternngbton nie die Person, sondern immer nur die 
Sache betrachtet. Allerdings weist er die von Diesterwcg Torgebracb- 
ten Anklagen und Verbesserungsvorschläge fast alle, uncf wenigstem 
die Auffassungs- und Begrundungsweise überall ab; aber er erkennt 
an, dasa unsere Universitäten ihre Mangel haben und sacht bessere 
Beseitigungsnilttel dafür zu finden. Im Allgemeinen stellt er, vie LeO| 
den Zustand der Universitäten zu ideal dar , und weil er überhaa|it d« 
Leben zu ideal denkt, so sehen auch mehrere seiner Vorschlage mehr 
wie fromme Wünsche und gute Regeln , als wie Vorifcbriften aua. J% 
es verursacht ihm Schmerz , wenn er die so warm vertheidigten Pro« 
fessoren nicht überall in Schutz nehmen kann, und „mit blutendeiqi 
Herzen ^^ gesteht er, duss er von dem Fehler der Geld - und Titelsacht 
nicht alle freisprechen könne. Desgleichen fehlt seinen Rechtfertigungen 
dasDeteruiinirteuhd Schlagende, und crmivchtMehreres nqr durch Her- 
ausheben der guten Seiten und durch Loben ab. Ueberhaupt steht er als 
Bestrciter der Diesterwegschen Anklagen hinter Leo zurück, hat aber vor 
ihm vo'raas, duss er die Schattenseiten der Universitäten nicht verkennt 
Die Auf^iibe der Universitäten besliiumt er allseitiger als die Uehrigea 
dahin, dass sie 1) eine historische sei. Welche Alles, was in wis- 
Wnschaftlit'^ier Beziehung von den frühesten Zeiten an geleistet ist,- mit 
gewissenhafter Treue zu erforschen, zu entwickeln und so eine richtise 
Anschauung aller bisherigen Lebensverhältnisse nach jeder Seite det 
'menschlichen Strebens hin müglich zu machen habe; 2) eine p äd agö- 
gische, die den durch umsichtige Forschungen gewonnenen Stoiffder 
bium freien Denken herangebildeten Jugend auf die zweckraässigate 
XVeise mitthoile; S) eine kritische, welche theils das Gegebene prüfe 
und sichte , theils iii rein spüculativer Hinsicht das Vorhandene erwei- 
tere und ergänze, oder durch neue Constructionen von einem eigen- 
thümlichen Gesichtspunkt ans neue wissenschaftliche Richtungen eröffneii 
Dieses kritische Element sieht er dann als eine Uauptbediugung für 
den akademischen Lehrer an. Die von Diesterweg vorgeschlagene 
dialogische Lehrform weist er als unzulänglich ab und rechtfertigt die 
Notbwendigkeit akroamatischer Vorträge; aber er sucht auch zugleich 
für die erstere Lehrforni einen neuen Weg zu gewinnen. Weil näni- 
lich der Stndirende nicht bloss seine Wissenschaft von allen Seiten 
anschauen und ihres StolTes sich benieisteru, sondern auch ihre Anwen- 
dung aufs Leben kennen leinen uiüg^e; so verlan<i^t er für alle Facnl- 
täten die Eiurührung besonderer praktischer Collegia, deren Zweck 



Bibliographische Berichte. .101 

allein daranf gerichtet sei, die natürlichen Anlagen des Studircnden für 
schriftliche und mündliche Beredtsamkeit zu einer gc^^issen Vollkom- 
menheit zu bringen. In ihnea sollen die Theilnchnicr unter Leitung 
geeigneter Lehrer Erörterungen über wichtige Fragen ihres Studiums 
oder Gegenstände allgemeinen Interesses in Aufsätzen, Disputationen 
oder freien Vortragen anstellen und jeder Student zur Xbeilnahme an 
diesen Fracticis verbunden sein. Sie sollen alle drei Univcrsitutsjahre 
hindurch dauern, der untere Ciirsus zweijährig, der obere dreijährig, 
Neben mehrern andern Bemerkungen des Verfs. sind dann besonders 
noch seine Erörterungen über das sittliche Leben der Studirenden zu 
beachten. Er hat richtig erkannt, ^asa die Universität nicht mehr der 
Platz ist, wo direct und durch besondere Bildungsmittel auf die Sitt- 
lichkeit der Jugend eingewirkt werdon kann, und verlangt, daSs die auf 
die Universität kommenden Jünglinge nicht nur diu nöthige Intel lectuelle 
Reife, sondern auch den Grad sittlicher Ausbildung mitbringen sollen, 
welcher sie zur akademischen Freiheit befähigt. Welches nun dieser 
Grad sittlicher Reife und seine Erkennungsmerkmalo •seien, das lässt 
er leider unerörtert, erklärt aber, dass die dem Universitätsleben ge- 
wöhnlich vorausgehende Bildung die zureichende sittliche Reife häufig 
nicht gewähre. Zunächst werde diese am allerwenigsten durch häus- 
liche Erziehung und Privatvorbereitung zur Universität erworben; wes- 
halb er verlangt, dass jeder zur Universität kommende Jüngling we- 
nigstens zwei Jahre ein öfFentliches Gymnasium besucht und dort sich 
als talentvoller und gewissenhafter Jüngling gezeigt habe. Auf dem Gym- 
nasium selbst müsse für sittliche Bildung noch mehr geschehen, als bis 
jetzt der Fall sei, zunächst dadurch, dass man den Schüler durch Mit- 
theilung wissenschaftlicher Kenntnisse an Verstand und Herz bilde. 
fJm das Gefühl des Schülers rein zu erhalten , dürfe man mit Tertia- 
nern nicht schlüpfrige bediclite eines feinen römischen Weltmannes 
lesen und Ovid gehöre nur in einer zweckmässigen Chrestomathie auf 
die Schule. Auch soll ausserdem, so sehr aucli die lateinische und grie- 
chische Sprache das nächste Bildungsmittel der Gymnasien bleiben 
müsse und das Lesen ihrer Schriftsteller sowohl intellectuellc und Ge- 
schmacksbildung, als auch Charakterstärke und praktischen Sinn her- 
beiführe, nicht jeder Schriftsteller des Alterthunis mit der Jugend ge- 
lesen werden. Homer und Xenophon, Cäsar, Sallnst, Cicero u^d Li- 
vius gehören ganz in die Schule, Sophokles, Piaton und Tacitus nur 
theilweise und für fähigere Schüler. Von griechischen Historikern 
und Rednern gnüge eine Auswahl, wie die von Jacobs. V^on neuern 
Sprachen soll der Jüngling nur die französische sprechen lernen, da- 
gegen auf die Bildung in der Muttersprache alles Sprachstudium bezie- 
hen^ und in ihr sich so einbürgern , wie es Deinosthenes und Cicero ia 
der ihrigen waren. Mit der Bildung in der Muttersprache müsse die 
Geschichte Hand in Hand gehen , alte und neue, besonders die deut- 
sche: in ihr lasse sich am schönsten wahre Vaterlands- und Menschen- 
liebe predigen^ Wenn nun diess Alles den Gehalt des geistigen Lo- 
bons erhöhe; so führe danu noch die Mathcuiatik zur Klarheit und 



108 Bibliographische Berichte. 

Bestiraintheit im einfnchen Ansdrack der Gedanlcen. "Es folgen weitere 
Andeutungen über die Methodik des Unterrichts, deren einzelne Auf- 
7.Ahlung hier unterbleiben kann, da gerade in der Methodik viele Wege 
möglich sind , sobald man nur den von dem Verf. angegebenen ersten 
Grundsatz fest halt, dass der Schüler nicht mit einer Masse von Mate^ 
rial überhäuft werde, sondern aller Unterricht bei ihm Klarheit in sei- 
nen Anschauungen und Festigkeit in seinen Bestrebungen zu erzielen 
suche. Besonders zieht Hr. A. gegen den grammatischen Unterricht ■ 
zn Felde und will deniselben praktischer eingerichtet ^ nnd daher in 
den untern GRisson das viele Kegelwerk beschrankt^ m den obern bei 
Erklarnng der Schriftsteller besonders genaue nnd lebendige Auffas- 
eung des Ganzen erstrebt, überall mit dem granimatisohen Unterrichte 
kleine Sprechübungen verbunden wissen, damit -die Sprache Cur den 
Schüler kein todtes Material bleibe, sondern Alles Geist und Leben g^e- 
winne. Werde aus unserem Schulunterrichte alles Unnuthigc entfernt, 
PO werde sich auch Zeit finden, das wahrhaft Geistesfdrdernde dem 
Sehüler nicht sowohl anzueignen, als vielmehr nach sokratischer Me- 
thode, soviel es irgend der Gegenstand möglich mache, aus ihm herauf 
zu entwickeln ; und der für das Gymnasium nöthige wissenschaftliche 
Stoff werde sich sehr gut in einjährigen Cursen von wöchentlich 20 
Stunden (Vormittags von 9 — 12, Nachmittags von 3 — 5 Uhr) dnrchüben 
Inssent Neben der geistigen Bildung fordert er dann besondere Auf- 
merksamkeit auf die Entwickelung der physietchen Kraft des Knaben, 
ordentliche systematische gymnastische Uehungen, Krwcckung sittlichec 
Grundsatze durch den Religionsunterricht, Einwirkung auf die Kitern 
zur Beförderung der häuslichen Zucht, strenges Entfernen der Schüler, 
deren Anlagen für höhere Studien nicbt befähigen , strengen Gehorsam 
und gesetzmässige Ordnung in der Schule , Einwirken der Lehrer auf 
die gesellige Bildung u. dergl. m. Der Weg, wie diese Vorscliläge aus- 
zuführen sind^ ist nicht überall angegeben, und Mehreres gleicht wie- 
derum frommen Wünschen. Neben der so vom Gymnasium direct W 
erstrebenden sittlichen Bildung der Jugend verlangt der Verf. zuletzt 
noch eine indirecte Einwirkung der Universität auf deren Erhaltung 
und Forderung, und den Beschluss der Schrift machen 17 darauf bezügliche 
Vorschläge, welche indess bei genauerer Prüfung der Mehrzahl nach 
als unpraktisch oder unausführbar erscheinen dürften. Vgl, Gersdorfa 
Repert. 18^6, 9 S. S(i9 u. Hamburg. Blatt, der Borseohalle 183^1 Nr. 1^55 
S. 911 f. Gut ist der Rath , dass man die Studenten [auf eine ange^ 
messene Weise] verpflichte neben ihren Facultätswissenschaften auch 
Collegia zur allgemeinen Bildung zu hören; wunschenswerth auch, 
dass für die einzelnen systematischen UnterrichtsdiscipUnen von um-^ 
sichtigen Lehrern immer mehr brauchbare Gnmdrisse an$>gearbeitet wer- 
den , die zur leichfern Auffassung und weitern Anregung für den Stu- 
denten das ganze Material nach umfassendem Plane uud in gedrängten 
Andeutungen enthalten. Der Vorschlag, über das sittliche Leben jedes 
Studenten Personal -Acten anzulegen, ist, wenn er auch nusfuhrhav 
Märe, jcdcnfalU m^hr schädlich als nützlich, und die zur Beseitigung 



Schill- u. lluiverfiitätonaclirr., Beförderr. u. Ehr^beKoIgiingen. 109 

I 

der Shidenten - Streitigkeiten Torgesclilagene Jury durfte die Zudit iiud 
das Anschn der Professoren doch nicht eben Lcfordern. Ob es endlich 
▼on Seiten der UniTcrsitätslehrer gebilligt m erden iirird, dass das Col« 
Icgienhonorar vom Ministerium erhoben , aber nur den Privatdocenten 
ihrem Antheile nach ausgezahlt, übrigens zu anderen Universitätszwecken 
verwendet werde : das lässt Ref. unerurtcrt und bemerkt blos liuch, 
dass Morstadt gerade umgekehrt vorgeschlagen, man möge den Profes« 
8oren ihre Gcliulte entziehen, aber die Ilonorar^innahme lassen, ja die^ 
Ben Vorschlag sogar noch mit dem Anerbieten begleitet hat, seinen 
Gehalt sofort hergeben zu wollen, wenn man seinen Collegen Zacliarla 
und Mitterniuier den ihrigen ebenfüUs entzöge. 

Zuletzt erwähnt Ref. noch zwei hierhergeliurige Schriften, welche 
er nur aus ganz flüchtiger Einsicht kennt und daher nicht zureichend 
besprechen kann , nämlich : Die deutschen , insbesondere die preussiscJteu 
Hochschulen in unserer Zeit, Eine Zuschrift an den Dr. F. IV. Diester'* 
weg von Ernst Tlieod. Mayerhoff, [Berlin, Crantz. 1836. 148 S. 
gr. 8. 16 gr.] und : Vnsere Universitäten und was ihnen Kotk thut» In 
Briefen an den Um, Dir, Dr. Diesterweg^ als Beitrag zur „Lehbnsfrage 
der Civilisation.'' Von F r i e d r. E d/ B e n e k e. [Berlin, Mittler lb36. 
102 S. gr. 8. 12 gr.] Die erstere widerlegt Diesterwegs Anklage und 
Vorschläge in ihren einzelnen Puncten , und gebraucht dazu besonder» 
auch geschichtliche Nachweisungen über den Universitätszustand der 
früheren Zeiten, aus denen man sieht, dass die Diesterwegschen Klagen 
schon sehr alt sind, dass es früher mit dein sittlichen Zustande weit 
schlimmer stand , und dass mehrere neuausgebotene Vorschläge längst 
durch die Erfahrung widerlegt sind. Die zweite Schrift fasst von Die-* 
eterwegs Schrift nur die vorgeschlagene Lehrmethode auf, und nimmt 
die entgegenstehende herrschende mit philosophischen und Erfuh- 
Yungsgründen in Schutz. Das sittliche Leben der Studenten will er, 
vie Rehberg [s. NJbb. XIII, 450.], durch Aufseher geschützt wissen, 
welche den englischen Tutors ähnlich sind« Uebrigens geboren die 
beiden genannten ScJiriften dem Anschein nach zu den ruhigsten und 
besten Erörterungen des Streites, und dürften daher für die dabei 
Betheiligteu vorzüglich beachtenswerth sein. [Jahn.] 



Schul - und Universitätsnachrichten , Beförderungen und 

Ehrenbezeigungen. 

Ettlingei!V. Die provisorischen Oberlehrer an dem hiesigen ka- 
tfiolischen Schullehreiueminar , Mathias Schach und Carl Cruher^ so 
wie der Musiklehrer Prof. Carl August Weher sind definitiv in ihrer 
bisherigen Eigenschaft angestellt worden. S. NJbb. XV, 443. 

[W.] ^ • 

FiiEVBiJBG im Breisgau. Die längere Zeit erledigte ordentliche 
Professur der Kircheiigeschichte an der Universität hat der Decan und 
Pfarrer Aloy^ VogcU ü. Z, Regens am biedigcn erzbischullichen Semi- 



110 « Schal- and Univcrsitätsnachrichten, 

nar, erhalten. S NJbb. IV, 259 und XIII, 247« — Der bisherige aagser-^ 
onlcntliche Prof. an der hicsig^en Universität Dr. Jüuss (S. NJbb. VII, 
478 u. 479) ist Kom ordentlichen Prof. der Uechtswisscnschaft, und der 
Lebramtscandidnt Schlaycr zum ausserordentlichen Professor in der hio- 
sig^cn theologischen Facultat ernannt if:orden. — Der Univcrsitätsbiblio« 
tbekar und Privatdocent in der philosophischen Facultat Dr. G. EUe»- 
gftin hat den Cliaracter eines ausserordentlichen Professors erhalten« 
— Die von dem hiesigen erzbischöflichen Domcapitel geschehene Ernen- 
nung des geistlichen Raths Dr. Ludwig IJuchegger , hiüherigen Prof. 
der Dogmatik an der Universität, zum Domcapitular hat die gross- 
herzogliche Bestätigung erhalten, und dem Dr. fniderich tVcick , Pri- 
▼atdocenten der Geschichte, ist der Charakter als ausserordentlicher 
Professor ortbeilt worden. L^^*] 

1IALI.B. Ein lebhaft gefühltes ßedurfniss hatte im Jahre 1835 
die Umgestaltung der mit der lateinischen llauptschule in den Francke- 
sehen Stiftungen verbundenön Realschule veranlasst und ea war die 
neue höhere Ucalschulo am 4. Mai jenes Jahres eingeweiht worden. Die 
Schule wurde mit 59 Schülern eröil'nut, von denen 16 in der dritten 
Realclassc, 17 aber und 26 in der ersten und zweiten VorbereitungB- 
classe Sassen. Schon im zweiten Semester erhob sich die Frequenz 
bis zu 84 Schülern , und in dem dritten bis zu 104 , was die Eiurich« 
tung einer zweiten Realclasse nöthig machte. Seit Michaelis 1836 
wird die Anstalt von 112 Schülern besucht, von denen 10 in der zwei- 
ten , 35 in der dritten Uealclassc, 43 und 24 in den beiden Vorberei- 
tungsclassen sit;een; und es steht bei der unermüdlichen Thätigkeit 
des Inspectors dieser Anstalt, Hrn. Christ. Ziemann^s ans Stroebcck bei 
Ualberstadt, und bei der Fürsorge des Directuriums der Franckeschen 
Stiftungen, insbesondere des Condirectors Dr. Schmidt zu erwarten, 
dass nichts verabsäumt werde, den schon jetzt wohlbegründeten Ruf 
dieser Schule zu erhalten und noch zu erhohen. £s arbeiten an der- 
selben ausser dem Inspector die Lehrer Martin Dippc aus Quedlinburg 
als Mathematicus, inihelm Jlankel aus Krmslebeu für die naturhisti^i- 
schen Wissenschaften , und der Candid. ministerii Frans Ferdinand 
krause als Ordinarius der Vorbereitungsqiassen. Den Zeichenunter- 
richt ertheilt Fr, Ferd. Lieget und ausser diesen sind noch 6 andere 
lliilfslehrcr für die verschiedenen Unterrichtsfächer bescliäftigt. Die 
Einrichtung des Lchrplans schliesst sich im Allgemeinen an die „Tor- 
liTufige Instruction für die an den hohera Bürger- und Realschulen an« 
zuordnenden Entlassungs- Prüfungen d. Berlin d. 8. März 1832*' (s. 
ISeigebaur^ die preusäischcn Gyiunasien und höhern Bürgerschulen S. 345). 
Da aber die Schule viele ihrer Schüler aus der sehr gut eingerichteten 
Bürgerschule in dem Waisouhause erhalt, so wird es ihr möglich, über 
die in jenem Reglern eiit gegebenen Bestimmungen hinauszugehen und. 
dadurch die Ansprüche an den Namen einer hohem Realschule zu 
rechtfertigen. Die Anstujt ist mit den nothigen Bibliotheken für Leh- 
rer und Schülov , mit einc;n physikalischen und chemischen Kabinety 
so wie mit eiuer Mineralien -, Conchyllen-» Colonial-, Droguerie- 



Beforderangen and Ehrenbeseignngen. , 1]1 

nnd Fabrikwaaren - Sammlang Tersclicn. Für auswärtige Schüler Lie- 
fet die Pensions - Anstalt der lateinisclien Sr.liule ein vortheilliaftca 
Unterlioinmen und schon jetzt sind über 50 derselben als Pensionäre in 
jene aufgenommen. — Mit dem grossten Tiobc sind auch hier die Be- 
mühungen der städtischen Schulinspection für die Verbesserung des 
upch sehr im Argen liegt^ndcn Schiil\rcsens der Stadt Halle zu erwäh- 
nen. Das bisher von der Universität benutzte Waogegebaude ist zu 
einem neuen Schulhanse mit einem Kosteunufwande von 4000 Thalem 
eingerichtet, in welchem jetzt die Mehrzahl der Parochialschulen ver- 
einigt sind, die von OßO Kindern besucht vrerdcn. Ausserdem gehö- 
ren zum städtischen Schul verbände die Schule zu Glaucha mit 167 
Kindern, die Schule auf dorn Neuniarkt mit 253, die Stadtarnieo- 
schule mit 738 Kindern. Die Leitung derselben ist dem bibherigen 
Oberlehrer der Bürgerschule in den Franclceschen Stiftungen Hrn. 
ScJiarlach mit dem Titel eines Schuldircctors übertragen, von dessen 
Eifer, wenn er anders von den Behörden sowohl als von den ihm unter- 
geordneten Lehrern die völlige Unterstützung erhält, sich das Beste 
liQfTen lässt. Ausserdem bestehen hier zwei Privat - Anstalten aus- 
schliesslich für Kinder der vornehmeren Stände, die eine von 74 Kna- 
ben besuchte unter Hrn. Insp. Iloffmann und die Vater'sche Tochter- 
schule, deren Frequenz durch die Errichtung einer hühern Töchterschule 
in den Franckeschen Stiftungen , wie zu erwarten («tand , sehr gelitten 
hat. Die Schule der Douigcmeinde wird in zwei Classen von 90 , die 
der katholischen Gemeinde von 70 Kindern besucht. Im Ganzen aber 
werden die Schnlen in den Franckeschen Stiftnngen von 1972 Kindern 
aus der Stadt besucht, die Zahl der in den städtischen Schulen befind- 
lichen beträgt 2187. [E.J 

Heidelberg. Der bisherige ausserordentliche Professor nn der 
Juristenfacultät Dr. Karl Julius Guyet hat die nachgesuchte Entlassung 
aus den grossherzoglichen Staatsdiensten erhalten unter Bezeugung der 
vollen Zufriedenheit mit seinen Leistungen während seiner hiesigen 
Anstellung. — Der Prof. Dr. Ullmann zu Halle ist, unter Verleihung 
des Charakters eines grossherzoglichen Kirchenraths , als ordentlicher 
Professor der theologischen und philosophischen Facultät au die hie- 
sige Universität berufen, und der Dr. philosoph. Gustao tVeil aus 
Sulzburg als CoUaborator an der Universitätsbibliothek mit grossher- 
zoglicher Genehmigung angestellt worden. — Der Kirchenrath Dr. 
Abcg^ y Prof. der Theologie an der hiesigen Universität, hat von Sr. 
Icöniglichen Hoheit dem Grossherzog Leopold das Ritterkreuz des Zäh- 
ringer Löwenordens erhalten. [W.] 

Laub. Aus dem wieder im Druck erschienenen Lections- und 
Schülerverzeichniss des hiesigen Pädagogiums als Einladung zu dem 
auf den 28. und 29^. Septbr. v. J. gefallenen Herbstexnmen ergiebt sich 
für die J<ihrbb. als Berichtigung einer früheren Nachricht, dass nicht 
der bisherige dritte Lehrer der Anstalt Diakonus Christian Kroelly son- 
dern der neu ernannte Diakonus Ludwig yesenhcckh die erledigt gcwe.- 
seue zweite Lehrstelle erhalten hat. (S. NJbb. XVI, 86&) £« i^t 



112 Sdiul- n. UnWersitäUiiachrr^ Beforderr, n« EhrenbesBeigungen. 

I 

auch, zum erstea Mal dem übrigea Inhalte der EinladangsscIirlfC eid 
Yerzeichniss der Lehrer des Pädagogiums mit übersichtlicher Aiigabd- 
ilirer Lehrgegenstande vorgedruckt; da jedoch unmittelbar darauf ein 
detttiliirtes Verzeiclmiss der Lectionen an der Anstalt vom Ilerbstexu- 
nicn 1833 -—183G nachfolgt, so wird jeder Leser das erstere Vcrzeich- 
niss als eine höchst überflüssige Zugabe ansehen , wenn es ihn nicht 
allenfalls interessirt, aus derselben nebenbei zu ersehen, das« sämmt- 
liehe Pädagogiumslehrer , Cchhard, Fescnbcckhj Kroelly franzosisclier 
Sprachlehrer Dr. von Phtd^ Schreiblehrer Geiger und Zeiclmungsleh- 
rer Seiler auch taocli an der hiesigen Töchterschule Unterricht ertheilen. 
Die Einrichtung der Schule siebt sich fortwährend gleich , hingegen 
die Schüierzahl hat am Ende dieses Schuljahres 18^^ nach Abzug von 
23 Abgegangenen und 6 vorhandenen Gästen im Ganzen 54 betragen 
mit 14 Fremden, d.h. Nichtlahrern ; mitbin hat sich die Frequenz 
gegen das Schuljahr 18^ | wieder und zwar um 6 -wirkliche Schüler 
vermindert. Unter den vorhandenen Schülern waren in der 1. oder 
obersten Clabse 5 sogenannte Formalisten und 1 Gast (die sogenannten 
Healisten dieser Classe, 11 an der Zahl, sind sämmtlich abgegangen)« 
und in der 11. oder mittleren Classe 14 sogenannte Formalisten und 8 
isogenannte Uealisten nebst drei Gästen (12 Ucalislen dieser Classe sind 
abgegangen) , die übrige Schülerzahl von 27 mit 2 Gästen föilt den 
beiden Abtbeilungen der 111. oder untersten Classe zu. Solchen Ab* 
gang an Realisten^ dass sogar allo/aus einer Classe weggegangen smd, 
übDchon die Anstalt in dem Fabrikstädteben dieser Schüler wegen haupt- ' 
sächlich besteht , hat die Schule noch nie dargeboten. Uebrigens ist 
zur Erklärung dieser auffallenden Erscheinung nichts angegeben , ja 
sogar sorgfältig vermieden , zu sagen , ob die abgegangenen Schüler 
im Laufe des Jahres oder erst am Ende desselben ausgetreten bind, - 
S. RJbb. Xn, 125 u. XVll, 344. [W,] 

Mannheim. Der hiesige Verein für Naturkunde, welcher im Ver« 
liältniss zu der kurzen Dauer seines Bestehens grosse Fortschritte macht« 
wird bald höchst seltene und sdiätzbare Beiträge an Tbieren und 
Pflanzen für seine Sammlungen erhalten, als Tbell der Ausbeute, 
welche der bekannte Reisende, JVilhelm Schimper von hier, meist in 
Arabien gemacht hat. Dieser Verein hat überhaupt so grossen Beifall 
gefunden, dass hier wenige Gebildete sein dürften, die ihm nicht an" 
gehurten, oder doch sich nicht für ihn interessirten, S.NJbb. XV1,4U3. 

[W.] ^ 

Rastatt. Kurz vor dem Anfange des gegenwärtigen Studien- 
jahres l^^Y ^'^^ ^^' weltliche Lehramtscandidat F, Jloys Iloffmann^ ge- 
bürtig aus Schlierstadt, als Lehramtsgehülfe insbesondere im Fache 
der Geschichte an das IiiüäigeLyceum von dem grossherzoglichen Ober- 
studieurathe mit einer jährlichen Besoldung von 500 Gulden einberufen 
worden. S. jVJbb. XV, 239. Seit dem Abgang des Prof. Moossbrugger 
als Bezirksbaumeister nach Wertheim supplirt den Zeichnungsunterricht 
ua dem hiesigen L^ceum der von hier gebürtige Maler August Boots^ 
S. NJbb. XVI, 12T. tW.] 



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NEUE 



JAHRBÜGHER 



FÜR 

PHILOLOGIEundP^QAGOGIK:, 

oder 

Kritische Bibliothek 

für das 

Schal- und Unterrichtswesen« 



In Yerbindung mit einem Vereine von Gelehrten 



herausgegeben 



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Dr. Gottfried Seebode^ 
M. Johann Christian Jahn 

und 

Prof. Reinhold Klotz. 




Siebenter Ja h r g a n g. 
Neunzehnter Band. Zuvdtes Heft. 



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Leipzig, 

Druck und Verlag Ton B. 6. Teubner. 



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Kritische ßeurtheilangen# 



Lateinische Synonymik f nr die SchAler gelehrter fidißiemp 
xum Gebrauch heim Lesen der lateinbchen Schriftotellejr und Ah^ 
fassen lateinischer Stilühangen. Von Dr. Friedrieh SekmalfeUl^ 
Lehrer am Königlichen Gymoasinm so Eislehen. Eidehen IMI« 
Verlag von Georg Reichardt. VIII n. 437 S. 8. 

TT enn der Unterzeichnete das vorliegende Budi anzuzefgeä 
unternimmt, so wird ilim hoffentlich Keiner, der Buch und Beiu*- 
theilung gelesen hat , Tcrdenken , die letztere geschrieben zu ha- 
ben, insbesondere wenn der Leser mit dem Sinne und der Denkart 
des Schreibers einigermassen bekannt ist« Daher lässt Unterz* 
sich keinesweges durch die Rücksicht von seinem Vorsätze abhal- 
ten, dass man ihm ohne ihn näher zu kennen oder seine Anzeige 
gelesen zu haben die Absicht einer Lobhudelei zutrauen konnte, 
etwa weil Verfasser und Beurtheiler Collegen sind und weil er c$ 
nach Einsicht des Manuscriptes für Pflicht hielt, dem Wunsche! 
des Verfassers \md Verlegers nachzukommen und zu der Verbrei- 
tmig des Buches nach Kräften beizutragen. 

Zuerst muss Unterz. nach seiner besten Ueberzeugung d^« 
schon früher ausgesprochene Urtheil wiederholen , dass die Ar- 
beit des Verfs. sich vor allen anderen grösseren und kleineren 
synonymischen Handbüchern vortheilhaft auszeichne, ja das ein« 
zige sei , was man Schülern gelehrter Anstalten mit gutem Ge* 
wissen zum Handgebrauch empfehlen könne. Dabei gescbiebt 
den Döderleinschen Synonymen diurchaus kein Einib*ag, da dies« 
treffliche imd nur durch seine ganz unnützen Spielereien mit der 
Etymologie zuweilen entstellte Buch einen ganz andern ZwecJ^ 
verfolgt und auch bisher zu beschrankt in der Zahl seiner Artikel 
ist, um lernenden Jünglingen zum Führer zu dienen« Die Bücher 
von Ramshorn aber werden durch das gegenwärtige (trotz der 
Weitschichtigkeit der grösseren Bamshornsehen Synonymik) bet 
weitem übertroffen in der Klarheit der Anschauung und Erfassung 
des klassischen Sprachgebrauchs, welche auf die Sicherheit und 
atreiige Fassung der Erklärusgen den vprtheilbaftestea 

8* 



110 Lateinische Sprache. 

loben musste : die Bücher Ton Haucht und Jenizen aber stehen 
hinter dem vorlieg^enden zurück in treffender und einclring;ender 
Abgränzun^ der Bedeutungen <, da sie sich m eisten theils in einer 
unbestimmten Allgemeinheit halten, so dass die hingestellten Er- 
klärungen, allgemeinen Kategorien gleich, auf alles Mögliche 
passen, nicht blos auf das zu bestimmende Wort. Jene löblichen 
Eigenschaften zeichnen vorzüglich den Abschnitt von den Partikeln 
aus, welchen Rec. für den gelungensten hält. Dasi^ der Verf. die 
Etymologie in d^r Regel nicht berücksichtigt hat, billigt der 
Unterz. in einem nkht zum gelehrten Gebrauch bestimmten Hand- 
buche ganz. Die Etymologie ist , wie selbst Döderleins Synony- 
men und noch mehr das misslungene, wenn auch nicht ohne Scharf- 
sinn .geschriebene Hartungsche Buch von den griechischen Patr 
tikeln zeigt, ein ganz unsicherer Führer, da die Wortbedeutungen 
sich nur in den allerwenigsten Fällen nach der Ableitung richten: 
abgesehen von der grossen Dunkelheit der etymologischen Wis- 
senschaft , wenn sie sich blos auf griechischem und lateinischem 
Boden bewegen will, und von der grenzenlosen Willkühr, der man 
sichhingiebt, wenn man nach dem Muster der neuesten Sprach- 
vei'gleicher Sanskrit und Pars«, Altdeutsch und Slavisch mit hinein- 
zieht, während von jenen morgenländischen Sprachen die Gelehr- 
testen ungefähr so viel verstehen, als unsere Tertianer vom Grie- 
chischen, die slavischen Dialekte aber ihnen ganz unbekannt za 
'sein pflegen, in sofern lüie gewöhnlichsten Handbücher sie ver- 
lassen. Wohin man mit einer solchen Sprachvergleichung kommt, 
zeigte neulich n^h ein kaum der Universität entwachsener Bur- 
jsche, der vor einiger Zeit die Frechheit hatte, in einem Blatte, 
in welchem ihm zu reccnsiren verstattet wird, sich an Lobeck zu 
reiben, imd nun unter andern behauptet in ovofia und ovv^ leide 
der Sinn nicht, ein Präßx anzunehmen und pontifex sei pavant- 
i-fex (id est ein Reinigungsmacher ; halb Sanskrit und halb La- 
tein : ein deutliches Kompositum von facere , dessen eine Hälfte 
also den Lateinern ganz unbe^vusst durch Inspiration zugdkommen 
ist! ! ). — '■ Auch dass der Verf. die alphabetische Anordmmg ver- 
lassen hat, weil sie dem Schüler unbequem ist, indem sie verwandte 
Reihen von Begriffen trennt und dsis Register dennoch nicht un- 
nütz macht, kann man mit einiger Einschränkung billigen: doch 
davon sogleich. Sehr löblich ist es ferner, dass gewisse allge* 
meine und sehr häufige Begriffe, die sonst in den Hintergrund 
geschoben werden, weil man gewöhnlich so gütig ist, dem An- 
niri^er gerade für die schwierigsten Sachen das meiste Begriffs- 
vermögen zuzutrauen, wie Pronomina und Partikeln , sehr genau 
lind sorgfältig erläutert sind. Auch die gewählten Beispiele sind 
in hinlänglicher Zahl vorhanden, klar und beweisend. 

' Ehe Rec. nun der Reihe nach das Buch durchgeht, um 
diitjch Zusätze, Erörterung oder Widerlegung künftigen, sicher 
zu ei^rtbiiden Auflagen nütziidi zu sein (die erste ist dem Yer- 



Scbmalfeld : Lateinische Synonymik. ]1!Y 

nahmen nach schon unter die Subscribenten vertheilt und die zweite 
fast unveränderte tvird g^edruckt) , muss er im Allgemeinen Eini* 
ges mit TMel bemerken. Der erste Umstand ist die Uncor-^ 
rectheit des Druckes , welclie dem Anfänger zuweilen lästig und- 
bedenklich werden kann, weil nicht alle Druckfehler au dcrClassQ» 
der unschuldigen gehören, die sich Jeder selbst verbessert. Bei- 
spiele anziifiihren würde unnütz sein: sie werden sich Jedem, der 
das Buch mit Aufmerksamkeit liest, von seitist darbieten« Zwei" 
tens liäit der Rec. zwar^ gleich dem Verfasser, eine rein lexica- 
lische Anordnung für unzweckmässig , nach welcher etwa auf Qt 
und seine Synonyma sed, autem , verum und vero folgen könnte,. 
aula^ mit den Synonymen regia, palatium. Aber di^ gewählte 
Anordnung kann. Rec. auch nicht billigen« Zwar sind mehrere 
verwandte Begrilfsreihen hinter einander entwickelt, aber darla> 
durchaus keine Folgerichtigkeit bewiesen worden. Artikel 1 ist 
aedes, mit den Synonymen domus, domicilium, easa, tugnriumi|\ 
insula, aedificium u. s. w^ welchen die verwandten Verba folgen, 
aedificare, construere, condere und andere. An sie schliesst sich 
templum und die verwandten, dann aber nicht, wie es sollte, aula,. 
palatiiun, iregia, ferner cors und stabulum, vllla, praedium, fimilus, 
endlich urbs, oppidum, vious, pagus, arx, oasteUum ii. s, w« , son- 
dern die letzten zwei Reihen sind ganz zerstreut und sowohl Von den 
erstem als auch in sich getrennt, und selbst aula palatium und regia 
stehen erst Art. 30, nachdem nicht nur die Worte vorangegangen . 
sind, welche Theile von Gebäuden bedeuten, sondern auch die 
Ausdrücke vom Opfern, vom Essen imd Trinken, Speise- und 
Trinkgefässen, vom Leben und Lebensunterhalt überhaupt, ja von 
Steingattungen und Baumaterialien. Ss ist wahr, dass diess für 
4en Handgebrauch nichts ausmacht, weil das Register da ist.. 
Aber dieselbe Entschuldigung könnte man ja auch bei der rein 
lexicalischen Anordnung anwenden. Das Erwähnte ist unstreitig 
ein Uebelstand , dem nur durch eine folgerichtigere Anwendung 
des von dem \ert gewählten Grundsatzes der Anordnung abge^ 
helfen werden kann. Kleine Schwierigkeiten und Konflikte wer* 
den sich allerdings immer darstellen, aber die meisten würden 
gehoben werden, wenn das Buch nach Art der Onomastika elnge*- 
lichtet, d. h. die Wörter nach ihren Bedeutungen in gewisse Glas-' 
sen eingetheilt , in den zu jeder Wortclasse gehörigen Artikeln 
aber die alphabetische Folge beobachtet würde. — Drittens 
kann Rec. sich mit der Zusammenstellung der Worte in den ein^ 
seinen Artikeln und der Auslassung oder Umstellung anderer 
nicht allgemein einverstanden erklären. So gehört jactare nicht 
in die Reihe von monstrare demonstrare, ostendere ostentare (Art. 
43« S. 20)^onder^ nait gloriari zusanunen, wq auch die tropische 
Bedeutung von ostentapre ihre Stelle fand. Noch viel weniger 
diufte portendcre dahingestellt werden, da es sich an significare, 
indic^re, dauji ominari, ^picari,.h«M:iolari«aj^gMrare und die Sub*- 



118 LfttelBltelie Sprache. 

«Unttta porlcatinii, osteMmn, monitmiii und prodigiam anschlieipt. 
B^ palam, publice, aperle, rolgo (Art 56. S. 25) war coram nicht 
m übergehen, wdchea eben so ofl Adverb« als Praposition ist. 
Generosus gehörte gar nicht an generalis, uniTersus^totus, cunctua, 
oninis, ndt welchen es Art 62» S. 29 xusanunen gestellt wird, 
sondern an noibills, clams u. s. w. (Art 232. S. 116), wo wir 
ingenuus in der übertragenen Bedeutung wenigstens angedeutet 
wünschten, wenn man diese gleich neben der ursprünglichen, 
also mit Über susammengestellt sehen mag. Bei sacerdos, pon- 
tifex, antistes, minister (Art 07. S.51) fehlt flamen, welches weit 
eher hierher gehört, als pontifex, indem diess keinen grossem 
Anspruch auf diese Stelle hat, als angur, curio, salius, eptolo« 
Antistes und minister aber gehören an sich gar nicht dahin, da sie 
tiur in bestimmten und gewöhnlich ausgespt^^chencn Besiehungen 
iron Priestern und Tempddienem gebraucht werden. Unter declivis, 
devexus, praeruptus u. s. w. (Art. 141. S. 71) wird accliTis Termisst, 
welches dem declivis gans gleich aber in entgegengesetzter An- 
steht gebraucht wird; jenes von der aus der Tiefe ansteigenden, 
diess von der aus der Höhe sich in die Tiefe absenkenden Boden- 
erhebung. Wie kommt viridis unter ruber, rofus, rutilus, ruUus, 
purpureus, spadix (Art 221. S. 112)? Loquax ist mit disertus, 
flcundus, eloquens und dicax zusammengestellt (Art 242.8. 120) ; 
j^arrulus steht aber unter ganrire, blaterare u. s. w. (Art 245. 
8* 128) ; unserer Meinung nach mnssten loquax und garrulus 
nicht getrennt werden, mochte man diese und die verwandten 
Wörter hinstellen, wo man wollte. Unter ineptia und nugae 
(Art 247. S. 130) fehlt die übertragene Bedentang von absurdus, 
welche man anch Art 270 nicht findet Laxare war nicht mit 
enodäre, ei(tr{care, enucleare zusammenzustellen, diese drei aber, 
welche jetzt Art. 279 mit jenem und dem entfernter liegenden 
^edire vereinigt sind, viehnehr mit Art. 244* (S. 127), d.h. 
mit explanare, explicare, declarare, interpretari zu verbinden. Aus 
interpretari, vertere, convertere, transferre, reddere war ein eige- 
ner Artikel zu bilden. Eben so wenig ist es deutlich, nach wei- 
cher Begriffsverbindung pend^re, expendere und solvere mit pen- 
dere und dessen Compositis, mit haerere, imminere, premere 
haben zusammengebracht werden können (Art 294. 8. 151). 
Ampiificare, augere, muitiplicajre sind mit ampliarc, profetre, com* 
percndinare und procrastinare mir durch das ganz zuHlUige Band 
verknüpft, dass ampliare, welches vorzugsweise dem Gedchtsge- 
brauche heimgefailen ist, einen Sinn hat, weicher mit amplus gar' 
nicht, sondern nur mit der zeitlichen Bedeutung von ampüAs zu- 
sammenhSogt (Art 808. S. 158.). Neben possum, qtaeo, valeo, 
poUeo (Art 824. 8. 108) war licet nicht zu übergehen, w.eil die 
Anfiinger im Lateinschreiben, durch ihre Muttersprache veiidfet, 
welche Kdtmen sehr gewöhnlich f&t frei stehen ^ erhmht sein 
braucht, sehr bftdapösse anwenden, wo licere gebhiucht wer« 



Scbmftlfeld: Lateinltcha Synonjmllr. 119 

den miisste. Neben baciüus, fenil«, sclpioo^i. w. (ArtSTl. 8. 190) 
war vitb nicht zu vergessen. Die Artikel 447 und 46S (S. 2S5 
und 240), criminari, culpare, improbare u*s*w. und arguere» 
coar^ere, redar^ere, conTincer^ a.8. w., tollten gleich hinter 
einander stehen, während sie durch ganz fremdartige Dinge, wie 
controversia, concertatio, ferner cqncentus, consentire, fionvenirei 
quadrare, differre, distare, variu< diversns, sogar durch diapar 
und inipar getrennt sind; neben den letstera beiden vermlsst man 
dissimilis und libsiraüis. 

Nach diesen TTfinschen über di^ Anordnung des Stoffs will 
B^. nun einige Anmerkungen über einzelne Artikel beifügen. 

Art. 0. hostia ist nicht sowohl das Opferthier, welcübes vor 
der Unternehmung geschlachtet wurde, als das Opfertkier über-' 
haupty mag die Veranlassung des Opfers Dank oder Bitte, öffent- 
lich oder privat sein. S. Cic. l^e^i». U. 21 ; viotima aber pflegt 
freilich meistens die im Text angegebene Nebenbeziehung zu 
haben. 

Art 11. opsonium und pulmentum sollten weder zusammen- 
gestellt sein, da sie etwas durchaus Verschiedenes anzeigen, nocli 
konnten sie durch Zukost und Zugemüse übertragen werden. 
Pulmentum ist eigentlich mit puls einerlei und bedeutet Ursprung*- 
lieh den Speltbrei , den das ältere Bom statt des Brodes genoss, 
wie der Graupenbrei aus aXfpttois lo Athen gewöhnlich, Weizen- 
brod (aptog) Luxus war: dann werden beide Wörter von jedfsr 
Art des Breies gebraucht. Opsonium, griechisch o^oi; Ist dage-^ 
gen Alles was man zum Brode'isst, insbesondere Fleisch und 
Fische, im weiteren Sinne aber auch Zwiebeln, Wiirzkräuter und 
Gemiise. — In demselben Artikel ist comissatio durch „Gelag^^ 
gegeben imd dabei bemerkt, dass es „dabei vorzüglich aufs Trin- 
ken angekommen sei, Umzüge gehalten, Ständchen gebradht und 
mancherlei Muthwille verübt worden sei.^^ Aber oomissatie und 
comissari (commissari, wie der Verf, schreibt, ist unrichtig; es 
ist gr. xdfta^oi) ist nie einOelag, sondern der Umzug lustiger 
und oft angetrunkener Leute unter Fackeln und Musik, zu ihren 
Bekannten, oft auch zu zweideutigen Frauen, wobd freilich nicht 
selten Sclüligereien, Verwundungen und gewaltsames Thürstürmen 
vorkam; s. Ter. Eun« III. 1, 52« Liv.XL, 7. 

Art, 22. S. 12, Der Fomix Fabii (Fabiauus) war kein Tri- 
umphbogen. Alle Zugänge zu den foris, über welche bekannt- 
lich in der Begel kein Durchgang fär Fussgäqger und Beiter war, 
und auch andere Strassen, wo sie ausmündeten, waren mit forni- 
cibus4 Schwibbogen, überwölbt, welchen erst in Augusts Zeit die 
Triumphbögen als glänzendere Surrogate und auglelch-ab Werkzeu- 
ge der Schmeichelei untergeschoben wurden« Art. 24- S. 19« Auf 
dem tribunal stand nicht bloss die sella cundja- licr- Gonsidn odir 
Gericht haltenden Frätoren, sondern auch die SubselUeii dar Bi4i- 
ter, Ze^en und Angeklagteu, »v .^^ ij i\v; 



lt§ Lftteiaiicke 8f rscke. 

Art. tft 8. 14. ' SOex wird swir TOB jedem hartes Striae, and 
wmm Kiesel und Fenerstdn gena^, weil den Allen BeatiouBtlieH 
der mineralopschen Terminologie fremd war und sein ransste: 
aber TonA^di, mid namentlich aOemal ^ wenn Ton dem süex ab 
Pßa$ier8tein die Rede ist, heseichnet es die heliblangrane Ba- 
saldara, mit der nodi heute an Tage in Rom gepflastert wird« 
freiüch nicht, wie im Alterthnm, in nnregelmissigen grossen Plat* 
Icn, sondern mit klein gesddagenen Stfid^en. 

Art. S2. S. IS. Paries liedentet niemals die Mauer einer 
'Stadt: diess ist weder ans parietinae (Rainen) noch ans CSc OK 
DL 8 ahxnleiten (der Verü. dtirt irrig ilL 8), wie sich aus genanorer 
Ansldit dieser Stelle klar ergiebt 

Art S&. 8. 16« Ars bedeutet weder nothwendig ein ScUoss^ 
noch ein auf einer Höhe angelegtes^ sondern jede durch Natur 
oder Kunst feste Burg an, in oder zum Schutze einer Stadt oder 
auch nur einer Landgegend. Die alteren arces in Latium waren 
gar nicht ummauert So das romische Capitol, welches die Gal- 
lier einzunehmen im Begriff waren , da sie den Felsen erklettert 
hatten; die arx TonPraneste, wo man keine Sparen Ton Mauern 
findet, undRocca di Papa, die uralte arx von Alba. Dass die 
mrx nicht immer hoch oder auf Felsen lag, sondern aasnahmsweise 
durch mehrfache Mauern und Graben fast gleichsam als Rednit 
diente, wie unsere Ingenieurs sagen,' sieht man an dar arx von 
Syrakus, welches bekanntlich die meerumflossene Insel nachher 
Halbinsel Ortjgia war, und an der von Tarent, s. Idv. XXV. 11. 

Art 40. 8. 21 wird thermae erklart „ Badeanstalt^ Bade- 
haus^ UfO nur warme Bäder genommen wurden^ seit Augustus 
gewöhnlich.^ Dass die Thermen des Titus , Caracalla, Diocietian 
keine lUuser gewesen sein kötknen^ sieht man schon an ihrem Um- 
fange, da die des Caracalla, als die grössten, eine Viertelmeile 
Im Umfange gehabt haben. Die Thermen waren ungeheure ein- 
geschlossene Rfiume, zum Theil bebaut, zum Theil Garten; Hal- 
fen, Gewölbe, Gänge, Badehauser, IITein- und Kaffeehäuser (wie 
wir sagen würden), Bordelle, Puppenspiele und andere Buhnen 
darin eingerichtet, um dem gemeinen Volke für Nichts oder ge- 
ringe Kosten einen Ersatz für die Vergnügungen der Reichen zu 
bieten, Bäder, Spiel, Uebungen, Kunststücke, Ausschweifungen 
aller Art. 

Art. 4T. 8. 21. Die Girci waren nicht ^.öffentliche Kreis- 
flächen ^ähnliche IHätste'* sondern das Verhältniss ihrer Länge 
zur Breite etwa 5 zu 2 , ihre Gestalt ehic sehr in die Länge ge- 
zogene Ellipse; auch waren sie in Roms historischer Zeit aufge- 
mauert mit stufenweise sich erhebenden Sitzen, anfänglich nur zu 
Wagenrenneii, dann auch zu Thierkämpfen u. s. w. Art 48. 8.22. 
Was die praefeiittirae eigentlich waren und warum Orte, welche 
sich nie ^^durch Untreue den Römern verdächtigt und deshalb 



Sdimalfeld: LateiBhdieSfo^iiyiiiiir, Itl 

ihre Gerechtsame verloren haiten^^^ praefectorte idn konnten, 
8. Miebuhr R. Gesch. ThL Hl. S. 338. 

Art. 54. S. 24 plebs war ursprünglich keineswe^^es dts ge^ 
meine Folk^^ sondern alle Nichtpatriciery die also nicht zum nr- 
sprunglichen Populus gehörten. In den Städten , aus denen sie 
etammten, galten die grossen Familien der Caecilii Metelli, Fnlvii 
Flacci, Anicii^ Annii u. a. für etienso uralt adlich^ als die Fabii, 
Comelii, Sulpicii^ AemlÜi in Rom; uingekehrt würden diese in 
Prineste und Tusculom Plebejer gewesen sein, wenn das Geschick 
diesen Städten und nicht Rom die Herrschaft der Welt zugedacht 
und daher Auswandenmgen aus Rom dorthin veranlasst hatte^ 
gleichwie es jetzt umgekehrt der Fall war. Unter allen, angeb- 
lich zur Zeit .der freien Republik eingewanderten Geschlechtern 
hat die Claudia allein patricische Ehren gewonnen, 

Art. 61. S. 28. Die gentiles waren weder nothwendig ver- 
wandt, noch erkannten sie einen gemeinschaftlichen Stammvater : 
8. die Definition bei Cic. Top. 6. % 

Art. 67« S. 33 ist unrichtig angegeben, dass Imperator den 
Obergeneral bedeute. Es ist bekanntlich eigentlich ein Ehren- 
g^uss, den die Soldaten nach erfochtenem Siege ihrem Feldherra 
brachten , und der dann als Titel beizubehalten werden pflegte, 
aber immer nur die Auszeichnung^ nicht das Amt und die Be^ 
fugnias andeutet, Feldherr zu sein, weshalb man wohl dux exerci* 
tns'sagt, aber nicht Imperator exercitus. 

Art. 69. S. So munns ist nicht sowohl schuldiger Dienstf 
Uebernahme von Verpflichtungen, als Amisgeschäft und amtliche 
Leistung. . l)ie bisher gangbare Vorstellung, dass bonos die liei 
Cicero herrschende Form für honor sei , wird sich immer mehr 
widerlegt finden , je mehr ciceronische Schriften nach gewissen* 
hmfter Yergleichung der codd., nicht nach Phantasie, die heut zu 
Tage in orthographischen Dingen sehr Mode geworden ist, berich- 
tigt und festgestellt werden. 

Art 80. S. 43 ist es undeutlich ausgedrückt, wenn die viato* 
ires den niedem Obrigkeiten die Stelle der lictores der hohem 
versehen haben sollen. Wer keine potestas hat, hat auch keine 
lictores , welche das Recht über Leben und Tod , welches wenig- 
stens im Kriege auch über Bürger sich ausdehnte , sinnbildlich 
ausdrucken. 

Art. 83. S. 44 Anm. ist es nur für die Zeit bis gegen die 
punischen Kriege richtig, dann aber je später desto weniger, dass 
der patricius gewöhnlich nobilis gewiesen sei. Denn die Ansicht 
der fasti consulares zeigt, dass eine ungleich grössere Zahl pätri- 
cischer als plebejischer Familien, wenn ^ie letztern einmal liobües 
geworden waren, in die Ignobilitit zurückgesunken ist. 

Art. 91. S. 48. Es ist allgemein anerkannt, dass haruspex 
nicht von einem etruskischeu Worte haruga, welches nicht 



129 Latelaiiche Bpraehiu.r 

nachzuweben ttt, sondeni tU8 dem Grieduscbcs lsQo€if6mog 
(dorisdi taQOöJtonpg) stammt. 

Art 02. S. 49 omeii bedeutet nicht daa Ereigniss oder Zei^ 
chen selbst, welches Glück und Ung^lück andeutet, sondern viel- 
mehr die gute oder böse Bedeutung^ welche man ihm beilegt und 
die Vorbedeutung, i^^elche man daraus zieht; vgl. ominari. 

Art. 02. S. 49. 50. Lares von Städten hat es wohl nidhl 
gegeben, auch sind schwerlich vergötterte Menschen darunter ver* 
standen worden, da vom Heroenkultus in Rom keine Spur er-- 
scheint, sondern vielmehr Hausgeister, Kobolde, Alfe, welche 
nicht an die Familie, sondern an das Haus gebunden erscheinen« 
Sie wurden im atrium aufgestellt imd ganz öffentlich verehrt, die 
penates dagegen ins Geheim und vielleicht ohne alle Abbilder} 
diese sind unstreitig Faniüiengottheiten^ nicht Hausgötter und 
wolü nie plebejischen Geschlechtern eigen. 

Art. 94. S. 51 ist bei Dianes der Begriff der Güte und seg- 
nenden Gesinnung nicht berührt, welche man denselben beilegte 
(manes = boni, bencficii, ^^pi/tfro^ , wie die Abgeschiedenen auch 
bei den Griechen hiessen, vgl. immanis), wogegen in lemur der 
Begriff des Grauen vor den Todten vorherrscht. 

Art. 96. S. 52 ist plarc s. expiare und procurare nicht strenge 
genug unterschieden. Expiatur scelus et locus sceleris commissi 
(iKd^VBiv und xa^algsiv) ; procuratur mimen s. ira divina (IIa- 
0X£<}dat) ; das letztere wird allerdings auch vom Sühnen der Sunde, 
aber nicht von dem Sühnen des Ortes gebraucht; das ersteige aber 
kann nie mit dem letztern vcftauscht werden. 

Art. 100. S. 53 war bei dedicare statt anzeige maoAm woM 
zu setzen Weiheformel aussprechen, 

Art, 10T S. 57. Die Begriffe von metus tmd timor scheinen 
thcils verwechselt, theils unrichtig bestimmt zu sein, 'fimorisf 
durchaus die mitleidige Furcht^ Furcht mit Besorgniss für sieh 
und Andere verbtmden ; metus die Furcht, welche an Schrecken 
luid Zagen grenzt, daher timor poenae xarccxQfi^Stixäg^ metm 
poenae proprie gesagt ist. Allerdings ist metus der allgemeinere 
Begriff, s. Cio. Tusc. IV. 7 u. 8., und daher stammen manche Yer«* 
Wechselungen. Die rechte Bedeutung von timere sieht man Cic* 
Epp. ad Div. VI. 21 : timebam enim, ne evenirent ea quae acddor 
runt : idem nunc nihil timeo et ad omnem eventum paratus sumx 
Er besorgte die Niederlage der Pompcjanischen Partei, weldiea 
er voraus bedauerte : jetzt aber da Cäsars Sieg ganz entschieden 
war, konnte wohl ein metus, z.B. vor tyrannischer Herrschaft^ 
aber kein timor mehr in seiner Seele liegen, denn alles geahnte 
Unheil war bereits eingetroffen, es gab keine Besorgnisse mehr. 

Art. 111. S. 59 ist die gute Seite von superbia zu sehr her- 
vorgehoben, und unbemerkt geblieben, dass es gern von tyran- 
nischer und mensqhenv erachtender Gcwaltäusserung (ßßftit) gc* 
brauclU wirdt. . r *i . . . 



Scboialfeldt Laidnliche Syaonymlk. ISS 

ArtlS2. 8. er wird stlti» dnreh Waldung ^ HfA%, Font^ 
dm h. ein Wald^ der %ur Jßgd^ Viehtrift benutxt füird un4 eim-- 
gerichtet isty erklärt Aper weder nennt man dergleichen im 
Deutschen vorzugsweise Forste dm in diesem Worte der Begriff 
einer geeehloeaenen und regelmässig hewirthschafteten JValdung 
liegt, noch scheint dem Rec. silvm und saltiis richtig unterschie- 
den sra sein. Suva bedentet viehnehr jede mit IIolz , besonders 
Hochwald bestandene Bodenfläclie, ohne Rücksicht anf Erhebung 
und Senkimg: daher wenn siiya einmal Ton Waldgebirgen ge- 
braucht wird, wie silva Siia, silva Ardnenna (sÜTaHercynia gehört 
nicht hierher) , diess mit Bezug auf den Torherrschenden Wald- 
charakter gesagt ist, neben welchem der Gebirgscharakter un- 
acheinbar wird, entweder weil die Höhen sanft oder nicht bedeu- 
tend sind, oder die Plateauformation vorfaeirscht, wie das bei den 
Ardennen der Fall ist In saltns dagegen ist das Holz die Ne- 
bensache, es kann auch Buschwerk und Unterholz sein, Haupt- 
aache ist dagegen der Bodencharakter, die Abwechselung von 
Berg und Thal, Plateau und Schlucht, in sofern sie ganz oder 
theUweise mit Holz bestanden sind; ^aher saltus auch' mittelhohe 
aber schluchtenreiche und zerrissene Gebirge heissen, wie pascere 
in saltibus Apennini, saltus Castulonensis u. dergl. 

Art. 133. S. «7 wird collis Hügel, clivus Anhöhe, Erhebung 
der Ebene ^ tumulus ein kleinerer^ gemachter oder natürlicher 
Hügel ^ auch Grabhügel erklärt. Diess alles ist nicht pracis. 
Clivus heisst niemals der Hügel oder die Anhohe , sondern das 
Ansteigen oder umgekehrt die Absenkung der Anhöhe und geht 
auf ilire schrägen Seiten, an denen man hinansteigt (vgl. clivna 
Gapitolinus) ; collis heisst der Hügel als Höhenrücken^ Höhen* 
%ug oder Theil des Höhenzuges: tumulus ein Hügel der aus der 
Ebene abgesondert und kuppenförmig ansteigt. 

Art. Ii5. S. 74 ist es unrichtig oder unbestimmt, dass ein 
arator einem publicanus gleich geachtet wurde. Beide Geschäfte 
haben nichts mit einander gemein, auch waren die aratores mei- 
stens Provinzbewohner, nicht römische Bürger. S. Cicero's Ver- 
rinen. 

Art. 157. S.80 war zu bemerken, dass das natürlicheLocken- 
haar, welches immer Kraushaar ist (denn im Wachsen verliert 
es den grössten Theil seiner Kräuselung und kann dann nur durch 
Kunst lockig erhalten werden) gewöhnlicher durch capiili crispi 
als durdi cirri ausgedriSrckt, und dass cirrns auch von jeder Haar- 
tracht gebraucht wird. In welcher das Haar sich anf dem Scheitel 
hl die Höhe thürmt, seien es nun Wulste, Knoten oder Zöpfe. 
Darauf musste die im Texte angeführte Stelle Juvenals XliL WS 
von selbst führen. 

Art 175« S. 86 war dem sehr gewöhnlichen Missverstande 
der Anfänger vorzubeugen, welche membrum gern fl'ir Mitglied^ 
z* B. ^ineil YtrekiGS^ ehier GeseUschaft u* dgL brauchen mögen. 



121 Lateiaipche Sprache» - 

Art. IVB. S.80 war sni bemerken^ dass dividere und partiri 
ricli nicht strenge im Gebrauche scheiden lassen, wenn das letz- 
tere nicht bedeutet etwas mit jemandem iheileriy in welchem 
Sinne alterdin^ dividere nicht steht.- ^ 

Art. 215. S. 110. Zwar ist niger von viel ausgedehnterem 
Gebraucl^e als ater^ aber deshalb dürfte doch der eigentliche Be- 
griff schwarz, d. h. ganzliche Farblosigkeit, nur in ater au su- 
chen sein , wie selbst die angeführte Stelle Cic Tusc. V. 30 klar 
zeigt: niger ist überhaupt jede dunkle^ insbesondere glänzend 
dunkle Farbe^ wie noQtpvQho^f wofür aber auch fiika^ gebraucht 
wird. 

Art. 280. S.llO ist iusta zu unbestimmt erklärt: die letzten 
Ehrenbezeugungen^ welche die Ueberlebenden den Todten schul" 
dig sind. Es ist im Gegentheil das Todtenopfer^ weldies bei 
der Beerdigung oder nach verbrannter Leiche bei der Bestattung 
des deikiTodien abgeschnittenen Fingers (weicher sinnbildlich den 
ganzen ursprünglich begrabenen Körper vertrat) dargebracht wird: 
s. Festus V. praecidanea und membrum und vgl. Cic. Legg. U. 22. 
Griechisch heissen die inferiae auch xä vofAißa. 

Art. 237. S. 121 orare, welches hier erklärt wird, ist weiter 
oben unter den verscliiedenen verwandten Wörtern deraelbeil 
Begriffsreihe ausgelassen« 

Art. 249. S. 130 sollte wohl vor dem Worte Eigenname hin- 
zugefügt sein auch , da ja vocabulum eben so wenig blos den Ei- 
gennamen bezeichnet als vox den Ausruf, obgleich diess S. 131 
allerdings gesagt ist. Vox bedeutet vielmehr den Laut^ und 
dann das Wort^ in sofern es lautet, 

Art. 252. S. 133 ist librum conscribere zweideutig duroh «u-» 
sammenschreiben gegeben, welches für uns den verächtlichen 
Nebenbegriff des eiligen , nachlässigen , kompUatorischen Buch« 
machcns enthält Conscribere geht im Gegentheil nur auf die 
\ollendung der Schrift als eines Ganzen: perscribere , welches 
der Verf. übergeht, auf die Behandlung des Stoffes als Inhalt 
eines Schriftwerks, auch bedeutet es von Briefen gebraucht, de- 
richten^ nachrichtlich schreiben. 

Art. 257. S*134. 5 wird commentarii auf historische Attf- 
Sätze ^' die Zeitgeschichte betreffend^ Bemerkungen ^ Entwürfe 
gedeutet: das erstere zu enge, das letztere zu unbestimmt ««Es 
heissen so alle zu eigenem Gebrauche bestimmten Aufzeichnun- 
gen und Entwürfe, theils geschichtlichen Inhalts, zur Festhal- 
tung des Eindruckes des Erlebten bestimmt, theils rednerischen 
Zwecken, nämlich zur Vorbereitung dienend^ daher orationem 
in coitmientarüs relüiquere, theils vermischten Inhaltes. Commen-' 
tatio ist sehr häufig nicht konkret Aufsatz oder Abhandlung, son-r 
dern actio commentandt, to (AsksTäv, Eben so {st adversaria 
viel zu enge definirt und blos. auf die Bedeutung. einea,/(^firiia/|^ 
der Einnahmen und ^j^«£i3^;i, beschränkt v wM '^F»r auf ^ 



Schnmlfeldt LateiolMsbe SynoByniilr. 185 

angegebene Beispiel Cic. Rose. Com. 2 passt, aber nicht allgemein. 
Hierbei bemerken wir, das$ meditari fehlt, weiches im rednerir 
seilen Sinn mit commentari Terwandt, aber dadurch imterschieden 
ist,' dass commentari eine meditatio cum scriptione coniuncta be- 
deutet», 

Art 283 u, 84. S, 146 enthalten jeder manceps, welches je- 
doch nur im zweiten vorkommen sollte. 

Art 293. S. 151 ist quaestus wohl aus irriger Rucksicht auf 
die Ableitung beabsichtigter Gewinn übersetzt; es ist vorzugs- 
weise der Gemnn des Kleinkrämers ^ caupo, nanrikoq^ mid 
eben darum gern der schmuzige und venichtliche. 

Art. 309. S. 159 ist vastus zu enge auf das Ungeschlachte^ 
Plumpe^ widerlich in die Sinne Fallende begrenzt. Es bezeich- 
net aber ganz gewöhnlich jede weite Erstreckung und Aus-- 
dehnung im Räume ^ wie valstum mare, looa vastissima, iter va- 
stum'ünd Anderes zeigt, was alle Lexika darbieteil. 

Art. 315. S. 162 ist der Begriff otium ungleich beschrankter 
gefasst, als die Latinität mit sich bringt. Es bedeutet im öffentli- 
chen oder Staatslebeh den Friedenszustand^ welcher bewirkt, dasa 
jeder ungestört seinen Geschäften nachgehen kann und ist alsdann 
verwandt mit pax ; s. Cicero's catilinarische Reden. Für die Pri- 
vatpersonen heisst es allerdings auch die Zeit^ wann man von 
Geschäften frei ist^ Müsse hat^ auch wohl müssig lebt* Aber 
ungleich öfter bedeutet es Freiheit von Staatsgeschäften^ woher 
der Philosoph, der Literator , der Künstler, auch wenn er von 
Morgens bis in die Nacht beschäftigt ist, dennoch in summo otio 
sein kann. S. €ic. de or. III. 15 vgl. I« 1. Daher Seneka (Ep. 82) 
sagen konnte otium sine liteiis mors est, und Ennius (bei Gellius 
XIX. 10) gar otiosum otium. 

Art« 335. S. 114 dürfte extremns und ultimus im örtlichen 
Sinne vielleicht schärfer so unterschieden sein, dass jenes das 
objektiv Letzte, Aeusserste, also am Rande, einer Grenze oder in 
einer Reihe bezeichne , ultimus aber das subjektiv Letzte und 
Aeusserste, d. i. das von uns, die wir uns im Mittelpunkte des 
Kreises denken. Entfernteste. So extremae terrae, ultra quas 
non sunt aliae , gleichsam am Rande der tlrdscheibe nach alter 
Vorstellung gedacht, uitimae terrae quae a nobis remotissimae 
sunt. Jedoch im zeitlichen Sinne heisst ultimus nicht nothwen- 
dig das von uns am weitesten Entfernte, sondern das von einem be- 
liebigen Anfangspmkt Entlegenste, was jedoch immer subjectlv 
zu erklären ist. Bei dem sinnverwandten novissimus war nicht 
zu übergehen, dass es in der besten Latinität nur von dem in der 
örtlichen Aufeinanderfolge Letzten oder Hintersten gebraucht 
wird. 

Art. 3tö. S. 182 ist irrig angegeben, dass pelaguij, salum und 
oceanus vor der silbernen Zeit in der Prosa nicht üblich gewesen 
seien, was nur von pontus und fast von aequor gilt. Denn abge- 



m Lat*iB.U<li« Sprsck«. 

fdMB^&ns •ceamis dnrA kein andere« W«rt enefadkr kl, fiadat 
«dl pela^ut ud saloiB kdoeiweges selteB bei Linm, mIhb «adl 
bei Cker», p. CaediiB M., wkI CSmt, B. Clf. UL SS, Anderer 
Bidit la^edeakea. 

Art SSO. S. 188. SRdas bat alle BedeutangcB mil aatrui ge- 
Beiii, und fat nur gewabller. 

Art 318. S. IM. Pcmis bt nicbt wwoM Farrmik an Le- 
henmmtteliLf ab jeder Yotrath , der in eine wubl dngeiiditete 
Hansbahnn^ gebort, also aucb x. B. Brenaholx, Wedle, Fhcbn 
zmn Spinnen nnd Weben. Ckeroa DefinitiiMi fat a potiori ge- 
nonunen ohne das Ganxe an umfiuaen. 

Art S86. S. 199. Caterra beisst namentlieb bei den 6e- 
acbicbtscbreibem gerade Torzugsweiae ein acbledit organtairterY 
raber Hanfe, eine wtrr und oiine Ordnung kämpfende Sdiaar, ent* 
gegengeaeizt den regelmaangen Truppen gebildeter Volker. 

Art 387* Sb 2M. In der Bedeutung Bude^ woran Waarem 
feü stehen^ dürfte akb tabemaculam wdhi nicht finden ; eine aelt- 
abnüfbr Bude aber, um darunter zu weilen, bedeutet ea allerdinga. 

Art 306. S. 201. Ak bdaat woblnicbt da« Kontingent der 
Bondeigenoiifien obne Weiterea , oondern die Reiterabtbeilna^ 
welebe den Flugd einea rdanschenHeerea deckt, genau wie CkU« 
XVL 4' definirt Da die Socü meiatena doppelte ReHeikontin- 
gente liefem muasten, ao gab ea alaa dkinni und akn todonui, 
wk Ut. XXXY. & zeigt. Ak ist mia^ FUtgeia^keiitm^. Coma 
lieisat gar nk der Fiügel de9 Fuuvolk$^ aondem ea iat der Theil 
dea Heerea welcher, Tom Mittelpunkt ana geaeben am weitesten 
recbta oder linka binana atdit, und begretft allenml dk ak mtt in 
aicb. 

Art 393. S. 291. Tuba iat durchana nkbt im Traatf^e; 
Abbildungen romiache Krieger daratellend zeigen, daaa es eui 
langes am Ende wenig gekriamtea Instrument war, deri^iriwn 
heut zu Tage in den europäischen Heeren nicht gebrannt wird. 

Art 394. S. 292. Das Klum kann unmoglkh ek 6| Fuas 
langer Wurfspieaa an einem 4^Fus8 langen Schafte gewea«i sek: 
nach dieser Darstellung masste ea 19 Fnas lang sek nnd eignete 
alcb wenig zum Werfen« Es war aber übohaupt nur gegen ftFusa 
hng und dk Spitze nicht am^elfikmig^ aondem mit Wideriiaken 
Tersehen. 1>ie hasta war keinesweges Tonuglich die Waffe der 
Telites, denn ea gab dreierlei; hasta triariorum, eqttertrk,Telita- 
ris, welche letztere, zum Schützengef edit bestknmt, ieicbter aek 
musste, ak dk andern. 

Art 492. S. 299« Parriddinm kann nicht aua patriodfami 
entstanden sein, da diese Assimilation unerhört kt; schon daa 
Alterthnm leitete es von purem caedere ab und dk alteaten la-- 
tekkcben Denkmale zeigen k dar That PABHIBIDAD i e. F^ 
ricida- Ea beiml bka üor^ aber mü dkm Nebengedankea 



SchMaif«l4l : LnioinlMibe Synonyinik. 1S1 

wfilrigen, Schauder erregenden Verbreciicns, alt weiches dem 
kindlichen Sinn nwrerdoiiiener Menschen jeder Mord erscheint. 

Art» 4S4. . S* 230. Anm. dürfte es etwas zu beschränken 
sein, wenn gesagt wird: ^^von Flüssen heisst es labuntur^ d. A. 
sie gleiten dein Meere zu, nicht cadtinü^ Wenn ein Fluss, wie 
der Rhein, einen Wasserfl^l macht, scheint uns cadere ein ganz 
angemessener Ausdnick. 

Art 4äT^ S.243 scheint ^Ton ungericlitlichen Personen^ kei- 
nen riechten Sinn zu geben, obgleich wir ungewiss sind, wie es zu 
andern wSre. 

Art. 465. S. 248. Yituperium ist ein durchaus rerdSchtigea 
Wort, welches a^ zwd «weifelhaften und wahrsclieinlich ver- 
fichriebeneil Stellen des Cicero beruht, Legg. III. 10. Fin. III. 12. 
An beiden muss nach den besseren Haod6<^r{ften anders gelegen 
werden, an der erstem giebt es nldit einmal einen Sinn. 

Ueber den Abschnitt von den Pronominibus bemerkt Rec. nur 
Folgendes. Die Darstellung der DemonstratiTe ist zwar anspre« 
chend und lehrreich, aber idcfat scharf und prids genug. Reo. 
mag nicht wiederholen was er vor Jahren über die Bedeutung 
dieser Pronomina und namentlich über die Beziehung von ille und 
hie auf zwei vorher dagewesene Gegenstande gesagt hat. Der 
Verf. hat diese Erörterung ganz übergangen. Ueber quispiam 
und quisquamist diurch ein Versehen, wie es scheint, unter Art« 
500« gehandelt , welcher quidam quaedam quoddam s. quiddam 
fiberschrieben ist, während qnisquam undqirispiam sich unter der 
Ueberschrift des Art. 499 vorfinden. Is (Art. 494. S. 271) ist 
nicht erschöpfend behandelt, namentlich der Gebrauch der enkli- 
tischen Form nicht hervorgehoben. Is ist kein Demonstrativ, son- 
dern ein Relativ; denn es giebt kein Bild des Gegenstandes, son- 
dern ist eine dialektische, formelle Bezeichnung dessen , der ent- 
weder noch erwiOmt werden soll, oder schon erwiihnt ist Im 
erstem Falle bedeutet es derjenige und hat qui nach sich; im 
andern kann es entweder der oder er {derselbe) heissen. In 
der Bedeutung der ist es orthotonirt, in der andern enklitisch 
und steht daher im Nominativ gar nicht, in den casibus obliquis 
nicht zu Anfange, alles wie das griechische avtoq. Seiner dia- 
lektischen Bedeutung wegen vermeiden es die Dichter und brau- 
chen ille dafür, wie Horaz Carm. IV« S Quem tu, Melpomene, 
semel nascentem placido luraine videris, Hlum non labor Istlimiua 
elarabit pugilem u. s. f. Die griechischen Dichter vermeiden dav 
gegen das avxog keinesweges so ängstlich : s. Lex. Soph. s. avrdg. 
Ueber den Abschnitt von den Partikeln, welchen Rec. schon 
oben als den gelungensten des Buches bezeichnete, will er nichts 
Einzelnes beibringen, obgleich hin und wieder etwas eingewandt 
werden könnte: wohl aber will er das Buch nochmals der Theil-^ 
nähme und dem Studium Derer angelegentlich empfehlen, welche 
eezn benutzen vorziigUch berufen sind , überzeugt, der fleissiga 



128 Rönitche Llttersftttr.. 

und sorgfältig Verfasser werde femer das Seinige daxu thui, 
um seine Arbeil der Vollkommenheit immer naher su bringen, . 

Eisleben. Ellendt. 



1) M. Acei Plauii Bacehides. Ad codlcom Falatinomn fldem 
cam integni scriptarae discrepantia rellqaoram Ilbroram edidit 
Friderieui RiUcheUu$f Professor TratlslaTiensig, Halis Saxonam, 
A. MDCCCXXXV. In libraria OrphanotropbeL XXH u. 181 S. 

gr. 8. 

» ' . ■ 

2) Af. jätti PlautiBaeehides. Ad codicnm Palatinommfideiii 
cum Dumeroram notatione- edidit Friderieus üiltcAetnif. Halia 
SaxoDum A. MDCCCXXXV. In libraria Orphanotrophei. 1 V n. 96 S. 

gr. 8. 

3) Af • Acei Plauii Epidicus. Ad Camerarii veterem codi- 

cem recognovit Fridericua Jacob ^ Director Lubeceofia; Lnbecae 
apud bibliopolam de Robden. 1835. VIII o. 47 S. gr. 8. 

J^) Plaut US und seine neuesten Diorthaten. Pbilci* 
logisch-lcritiscbe Abhandlong von Karl Herrn. Weist. Quedlinburg 
, und Leipzig. Druck und Verlag' ¥on Gottfr. 9awe. 1886. IV 
n. 108 S. gr. 8. 

Ungeachtet der Bemühungen und Verdienste Bentlegs^ 
Reiz 8 und Hermanns lag das Studium der lateinischen Sceniker 
in Deutschland ziemlich darnieder; der Unterzeichnete kann sich 
ohne Anmaassung das Verdienst zusprechen, das Studium dersel* 
ben angeregt und sogar in den Schulen eingeführt zu haben. £s 
ist nicht unbekannt, wie der Text, namentlich des Plautus, einer 
neuen kritischen Sichtung bedurfte, da seit Gronov wenig dafür 
gethan worden war, denn Bentley sowohl als Reiz und Hernußnn 
hatten sicli mehr mit Prosodie und Metrik beschäftigt, so dass die 
Verbesserungen dieser Männer aller Grundlage zu ermangeln 
schienen. Man fand bald, dass bei allem Mangel an Handschrif- 
ten Ton hohem Alter, dennoch die wenigen Torhandenen besseren 
noch wenig gekannt, noch weniger genau geprüft waren. Base 
diese Arbeit Torher abgethan sein müsse, ehe man eine klare .An-* 
sieht von Prosodie und Metrik dieser Dichter fassen und aufstielr. 
len könne, hat Unterzeichneter, M^enn er nicht irrt, ebeidalls^ 
zuerst ausgesprochen. Es that sich leicht kund, dass namentlich 
bei Plantus der Text noch sehr verdorben sei. Denn nicht die 
Abschreiber allein, sondern noch mehr die Grammatiker, filteste 
sowohl als spätere, haben in den Lustspielen des Piautus grosse 
Verheerungen angerichtet. Wenn man neuerdings behauptet hat» 
die Lustspiele des Piautus seien nicht verdorbener, als. der Text 
anderer alter Schriftsteller auf uns gekommen \ ßo 8phein,t ^uf» 



. ^ Plauti Bacchides , ed. Rltschl. 120 

noch grosse Unbekanntscbaft mit der Sache diese Behauptung 
veranlasst zii haben. 

Und die Lustspiele des Plautus sind es werth, dass die Philo- 
logen sich gründlich mit denselben beschäftigen. Sie gehören zu 
den originellsten Schrift- und Geistesdenkmaien, die wir aus dem 
Griechischen und Römischen Alterthume noch besitzen. Nicht 
die alterthümliche, schöne Sprache aliein jst es, die im kom|)schen 
Gewände bei angeborner Grandezisa sich höchst grotesk und ori- 
ginell ausnimmt, sondern hauptsächlich die lebendig geschilder- 
ten griechisclmen und römischen Zustände, das häusliche Alterthum 
beider Nationen, mit seinen heiteren und tief betrübenden Seiten, 
diess ist es , was uns diese Lustspiele so- wichtig macht. Kein 
alter Schriftsteller lässt uns solche Blicke thun in das Innere des 
Hauses bei jenen beiden hochberühmten Völkern ; keiner giebt 
uns solchen Aufschluss über die Gesittung der mittleren und un- 
teren Yolksklassen in Griechenland und Rom; und es ist kein 
geringes Verdienst, welches sich der erwirbt, der etwas zur Er- 
klärung und Wiederherstellung des Plautus und seiner schönen 
Spradie beiträgt. Um so erfreulicher ist es für uns, viei* nicht 
unbedeutende Schriften anzeigen zu können , welche auf jenes 
Verdienst Ansprüiphe machen. 

Vorliegende kritische Arbeiten über den Plautus sind sämmt- 
lieh Ergebnisse vornämlich der Ansicht, dass der Vetus Codex 
Camerarii, dessen ziemlich vollständige Vergleichung man in der 
Ausgabe des Pareus Neapoli Nemetum 1619 aufgezeichnet findet, 
die reinste Quelle der Piautinischen Kritik sei. Diese Ansicht 
stellte zuerst der Unterzeichnete auf, indem er in der Vorrede 
zu seiner letzten Ausgabe des Trinummus pag. VI Folgendes nie- 
derschrieb : In quo negotio rursum haec se nobis obtulit observa- 
tio, ut, quo diligentius librorum manu exaratorum, inprimis eorumv 
qvLi Camerarii fnemnt ^ vestigia legeremus , eo certiorem emen* 
dandi viam inventam esse putaremus. Entschiedener. sprach sich 
darüber Herr Professor Mitschi in Breslau aus imd vorstehende 
beide Ausgaben sind die erste Frucht dieser Ansicht. Auch der 
Verfasser von Nr. 8« Herr Director Jacob in Lübeck hat' seine 
Ausgabe des JEpidicus auf diesen Codex ganz bäsirt; und es 
bleibt nun die Frage zu beantworten , wie weit die Herausgeber 
ihrem Grundsatze treu geblieben und wieviel Nutzen dem Texte- 
des Plautus daraus erwachsen sei. Der Verfasser von Nr. 4 hat 
sich mit jener Ansicht nicht befreunden können; er behauptet, 
dass auch andere und spätere Handschriften, die oft das Bessere 
hätten, zu Rathe gezogen werden müssten. 

Wir wollen nun zuerst, wo möglich mit den eigenen Wbrten 
der Herausgeber, anzugeben suchen, ws^ sie bei ihrem Unterneh-. 
men beabsichtigten, was sie leisten wollten, und sodann versuchen 
zu beurtheiien, wie fern sie diese Absicht erreichten ; worauf wir 
den Gewinn nachzuweisen uns bemühen werden,, iw^chen die. 

N. Jabrh, f. FhiL ti. Paed. od. KHt^Bibi. Bd. XIX. Hft. 2. 9 



130 RomUche Liftteiatnr. 

Lustspiele des Plautus so wie die Aiterthumswissenschaft über- 
haupt aus ihren Bemühungen gezogen hat oder noch ziehen 
könnte. 

Der Verfasser von Nr. I. sagt in der Vorrede pag. V Folgen- 
des : Quemadmoduni igitnr iie luiius quideni iibri aiieuius conditio 
et indoles cognosci ex decerptis quibusdam singularum particula- 
mm speciminibus unquam potest, sed yei levissimarum rerum 
pienissima enarratio iure optimo hodie fere postniatur; ita, et 
multo etiam magis, integri scriptoris , qualis Plautus est^» criticas 
rationes universas iiitelligebam non aliter monstrari posse^ nisi 
unius certe fabulae integrae verbis ad optimonim fontium anctori- 
tatem repraesentatis, tanta quidem religione^ quantam non dissna- 
deret sana ratio, sed subicctis simul deteriorum Übrorum quibnslibet 
discrepantiis item integris. Und weiter unten pag. XXI : Profes- 
6US sum supra non id tantum me egisse , ut Palatinorum librorum 
scripturas singiliatim proponerem in annotationibus , sed ut ipsam 
formam verborum Plautinorum coutinuam, quemadmodum fonti- 
bus Ulis integerrimis ad nostram memoriam prodita est et con- 
testata^ quantura quidem salva ratione posset, legentium oculis 
subiicerem. Ferner auf der folgenden Seite: Sed tarnen facUe 
apparet aliquo temperamento utendum füisse in repraesentanda 
scriptura Palatina ; quod quidem supra significabam, quum tanta 
me huic constantia adhaesisse proütebar, quanta non repugnaret 
sanae rationi. Neque enim ea religio non poterat improbari, quae * 
^ Palatinorum auctoritati etiam in iis (his) se emandparet, sl quae 
^ aut sententiam vel constructionem prorsus nullam ant ne latina 
qnidem vocabula praeberent Und weiter auf der folgenden: 
Attamen unum incommodum cum illo Palatinis adhaerendi consilio . 
eoniunctissimum hoc erat^ quod non licebat ictibus metricis eoa 
versus insignire, qui ad solam sententiae normam constituti faaud 
raro vel manci essent vel aliquo modo inconcinni. 

Wir haben mit Absicht diese Stellen der Vorrede, worin der 
Herausgeber seinen Zweck angiebt, so wörtlich und weiiliufig 
ausgeschrieben ^ um ihn nach seinen eigenen Worten beortheilen 
XU können. Der Herausgeber wollte also erstensr die Lesarten 
Aer Codices Palatini, so weit sie nicht Unsinn oder Unlatein dar- 
bieten, diplomatisch genau herstellen und nur soweit ändern^ das» 
doch wenigstens ein leidlicher Sinn und keine Barbarismen Kum 
Vorschein kämen. Er wollte ferner die Lesarten der übrigen 
Codices, soweit ihm solche zu Gebote standen, so wie aller wich- 
tigerem Ausgaben, unter den Text setzen, aber keine der besse- 
ren Lesarten, welche diese Bücher häufig darbieten, in den Text 
aufnehmen. Da nun auf solche Weise die schönen Verse des 
Plautus sehr oft zerstört werden miissten ; so konnten keine me- 
trischen Zeichen angewendet werden; was der Herausgeber in 
Nr. 2 nachgeholt hat. Soviel sich nun von dem, welchem jene 
Hilfsmittel in ihrer Avsdehiiungp nicJit «i Gebote stehoD, evmit^' 



FlanÜ BaecliUes, ed. RhgcU. Ml 

tdn lässt^ hat sich der Herans^ber tTenlich bemuht, seine Ver«* 
sprechungen zu erfüllen. Die Arbeit von Nr. 1. ist eine höchst 
mühselige ^ treufleissige. Das ist aber auch Alles was sich Ton 
ihr sagen lässt. Denn die Verbesserungen^ welche von dem Her«> 
ausgeber herrühren, sind mit sehr wenigen Ausnahmen, gänzlich 
verfehlt und zuweilen wahrhaft lächerlich. Doch hierTon weiter 
unten. Hier zuvörderst von dem Plane des Herausgebers selbst; 
Zuerst müssen wir nämlich völlig in Abrede stellen, dass es zweck- 
mässig sei und dass etwas damit gewonnen werde, wenn die Feh* 
1er, auch der besten Codices, die längst durch entschiedene Ernenn 
dationen gehoben sind, im Texte wiederholt werden. Etwas 
ganz Anderes ist es, wenn eine noch unbenutzte oder noch wenig 
benutzte Handschrift diplomatisch genau abgedruckt wird. Hier 
erhält man eine Vervielfältigung eines wichtigen kritischen Hilfs- 
mittels« Aber wenn der Editor von diesem Plane abweicht und 
bei sein sollender diplomatischer Genauigkeit dennoch seine Ein- 
falle v^ den Text aufnimmt; so entsteht daraus ein Unding von 
einer ^isgabe. Denn wo ist die Qrenze, an welcher ^as Ver- 
bessenmgsrecht des Herausgebers beginnt^ Unser Herausgeber 
von Nr. 1. hat viele Stellen im Texte, welche einer Verbesserung 
nothwendig bedürfen, unberührt stehen gelassen; dagegen aber 
Emendationen in den Text aufgenommen, welche das Verdam- 
mungsurtheil an der Stirne tragen und höchst unglücklich sind. 
Wir lesen also auf der einen Seite durchaus Fehlerhaftes und nur 
deshalb unberührt Gelassenes , weil die Codd. Palatini dasselbe 
darbieten, was aber schon längst gründlich verbessert ist; auf der 
anderen Seite finden sich die Einfälle des Heransgebers, welche 
kein grösseres Recht haben, hier zu stehen, als die trefflichen 
Verbesserungen früherer Kritiker, welche ihre Stelle kaum in den 
Noten unter dem Texte finden. Es war daher keinesweges mög- 
lich, eine sichere Regel festzuhalten und der Herausgeber hat oft 
höchst unglücklich den Sinn des Textes herzustellen versucht, 
wo es durchaus zweckmässiger war, die versuchte Verbessernilg 
nur in den Anmerinmgen zu erwähnen, die verdorbene Stelle aber 
im Texte mit einem Zeichen zu versehen, welches den Leser 
erinnert, dass Verdacht vorhanden sei. 

Das Obengesagte soll nun im Einzelnen nachgewiesen werden. 
1, 1, 8. Hier lautet die Vulgata: 
Htree ita me orat , sihi qui eaveat , aliquem ut hominem reperiam 
Ah isioc milite: ut vhi emeritum aibi sti, «e ut revekat domum. 

Die Codd. PalL geben : Ut isioch miUtem üt ubu Recht gut 
hat der Herausgeber zwischen militem ut das Verbum emat ans* 
gefallen vermuthet. Diese Verbesserang ist trefflich; sie ver- 
Uert aber ihren Werth dadurch , dass der Urheber derselben sie 
nicht zu benutzen verstand. Er schreibt: Vt istunc militem 
emat^ uU mit der Bemerkung: emat est auro capiat sihique 
cancilißt, ut alibi disit Qliquem benefieiia emere. Zu« 

9* 



132 Romigche Litteratar. 

geg^eben ^ dass emere diess bedeute^ was keinesweges richtig Ui^ 
da beneßciis emere und das blosse emere ^nz verschiedene Dinge 
sind; so ist erstlich zu bemerken^ dass von Erwerbung der Gunst 
des miies gar nicht die Rede sein kann^ da gleich drauf zu lesen 
fet: Nam si haec hßbeat aurum^ quod iUii renumeret^ faciat lu- 
bens. Es ist also nicht von einem Erkaufen der Gunst ^ sondern 
von einem wirklichen Abkauf die Rede^ weshalb nicht stehen 
kann istunc müitem emat^ was völlig sinnlos ist. Hierzu kommt 
zweitens, dass die Codd. V. C. et Dec. lesen istoch^ wie so eben 
angegeben worden. Nirgends ist in diesen Handschriften das 

c durch ch ausgedrückt^ so dass dieses h eine ganz andere Lesart 
voraus setzt, üeberhaupt stelle hier die Bemerkung, dass der , 
Herausgeber viel zu wenig paläographische Kenntnisse in Anwen- 
dung bringt , um mit Glück emendiren zu können. Die meisten 
Fehler der auf uns gekommenen lateinischen Handschrifteii sind 
entstanden, als die Quadratschrift in die Cursiv und dann wiedec, 
als die Cursivschrift in die überall in den Handschriften des 14.) 
15., 16. Jahrhunderts gewöhnliche umgeschrieben war&^Man 
kann daher sicher darauf rechnen, dass man das Recht^Bndet, 
wenn man sich die Cursivschrift des 7. , 8., 9. Jahrhunderts denkt, 
wie sie sich in den Bobiensiscken Hancüchriften zu Wien und" 
Neapel vorfindet. Gestützt auf diese paläographischen Erfahrun- 
gen glaube ich jene Stelle gründlich so verbessern zu können: 

Ha^c ita me 6rat, sibi qui cäveat, aliquem ut höminem r^periam, 
Uti 86 ab milite emät, ubi emöritum sibi sit, se üt vevehät domum. 

Das ut istoch der Codd. Fall, ist nichts anderes als uiiseab , was 
mir jeder richtig finden wird , der Kenntniss hat von jener Cur- 
sivschrift, in welche, wie nicht unwahrscheinlich ist, alle Römi- 
schen Classiker umgeschrieben gewesen sind. Sodann ist klar, 
dass weder istoc noch islunc stehen kann , weil von diesem miles 
bisher noch gär nicht die Rede war zwischen Bacchis und Pi- 
stoclerus. Die Stelle ist also vom Herausgeber nicht gründlich 
verbessert worden und das übrigens richtige eiTtn^ durfte dennoch 
nicht in den Text genommen werden. 

I, 1 , 23. Hier hat der Herausgeber anerkennt , dass eine 
frühere Yermuthung das Richtige gebe, und dass man vor diesem 
Verse das Personeuzcichen der zweiten Bacchis setzen niüsse. 
Doch bleibt noch immer ein Fehler zu verbessern. Die Codd. 
Fall, haben. 

Egomet i apud me quid stulte facere cupias, prohibeam,^ ,' 

Der Herausgeber will quidquid, Camerarius und die ihm folgea-" 
den Ausgaben haben ai quid. Beides ist unlateinisch. Das Ver- 
"bma prokibeam verlangt ne quid und dieses ^e.war ans dem vor- 
hergehenden me zu ergänzen , was ohne Bedenken aufgenommen 
werden konnte. Der Herausgeber ward inconsequeiit, als er das . 
sinnlose quid stehen liess« \^^ , . 



FiaBti Bacdiides, ed. Ritocbl^ ISS 

I, 1, 74. Hier geben die Codd. P. qüi /ariar ff,: welches der 
Herausgeber glücklieb in quid turbarum est Terbessert, zngleich^ 
aber diese Verbesserung in den Text nimmt. Dem Verse ist 
jedoch hierdurch noch nicht gänzlich geholfen, weshalb der Her- 
ausgeber, nach Terschiedenen unglücklichen Verbuchen in den 
Anmerkk., wobei' ef sogar äussert: vidc ne a dcterioribus libris 
standüm sit, Handlich in den Addendis p. 175 das. Richtige findend 
schreibt: Deterioriun librorum fides nuUa; optimorum scripturae 
servari omnes^lpossunt addita in fine una hinc particula: Sinml 
huic nescia' faid turbarumsty qui huc ii , decedamus hinc. 
Ganz recht.« tl^her dus- qmd turbarum e^^ hätte kein grösseres 
Recht, im Texte zu stehen, als die endlich gefundene. Veil)esse'- 
nmg. In Nr. 2. ist der Herausg. sidi selbst wieder untreu gewor- 
den, und ist den 7i6m icfe/eriort^tt« gefolgt. 

II, 2,33. Hier ist die bekannte und beim Plauttis so häufig* 
vorkommende Formel tanto he'rcle melior in allen Handschriften, 
durch das hinzugefügte noraen proprium Bacchis auf höcfast.al-»: 
beme Weise: verunstaltet, was auch den Vers vernichtet. Der» 
Herausgeber^ dfer die WegLassung: des Eigennamens -in deni 
Anmerkk. billigt, fügt hinzu :f hisi quidem in.ea.ipsa voce aliud.\ 

' quiddam lateäti ^Die Aus^ossung des Namens ^d^cc^ik: ist sai 
nöthig^ das^ man nicht einsieht^ wie der Herausgeber nocii'et\iiias 
Anderes darunter, suchen konnte« i ^.. ..) 

• n, 2, 40t* ^ ■ ' .. . ; .•■■=■: •:.;- ■' ,■■■■■ -^?'*'^ 

Edepol, Afnesilochej ttt hanc rem natam esse ivielleffo. '-. i')\ '. 

Hier war A^iTtc auszustreichen, was tiuch E; Schneider dem Hei*^' 
ausgebet angeralhen. ' Aber dleser^ihuidigtvnnnrii «einen «eigene^> 
Einfällen, die .ein »grösseres Rechith4beriT/iQ< d^'Textiz« koiiuiienY^ 
als die sichersten Emendationea Audereh - .::'»:'.;J .: m /mi 

Quid hie.quaea^a 4um in Bphesurn ndsetmni: ' * ^ ' /. • 

Nach Aufzählung der Varianten sagt der Herausgeber Quapröptel»,- 
ut nunc res est, tolerandi'hiatud» Keinesweges. Man lese viel- 
mehr: 

' Quid^de qult cttäsa'hdnitnefA in Ephesum miseifiim^ 

Das^ Töfp'A'bifia* oft der Hiatus st'dh^ iihd zWar'mit gtitem Orunde, 
hat Linge erwiesen in seinen Quaestionibus Plautinfs pa^. 53 siqqJ 
Hier koitimt;die CJlsur noch hinzu. , '. » u»i.t 

n, 3, m ; Hfer liabeh ille iCbdA. P. die d^ii Vei^^Mnkft-' 
tende Les^art:^'Q2/e>m iidittiüs aurb insidias fieri. 'Nac!h;"vie)ei|' 
nutzlosen V^rmuthungen kommt der Herausg. auf den Gedanken,' 
nach S. Schneiders Rath lesen zu wollen: 

' Qtiöniäm vidimuß aürp insidißs fieri : 
obgleich Qronov längst richtig hatte drucken lassen : 

Quonidm videmus aüro dnsid.ias fieri, 

was als gan;; unbezw^elt eben so gut in den Text aufgenon^mei^ 



ISf Bomische Litteratnr. 

werden konnte, als viele Emendationen des HeraoR^ebers« Qumu 
iam TiersUb!^ ist ein yerkehrter Einfall des Heraus^. 

ni, 2, 8. Hier geben die Codd. P. folgenden Unsinn: 
! Condigne is quam tecknam de auro adversum meum fecit palrem^ 

Vi mihi amanti copia esset, Sed eccum video ineedere, ' 
Die Worte: Sed eccum video ineedere könnten nur auf den 
Chryaalus gieihen^ der jedoch schon zu Ende der vorietiiten Scene 
die Bühne verlassen hatte. Dass hier der Herausg. keine Verbes- 
serung aufnahm, ist ganz gegen seinen Plan, na^h welchem er 
Unlatein und Unsinn im Texte nicht stehen lasseii wollte« Die 
vorhandenen Verbesserungsversuche taugen freiUi^ nichts, ob- 
gleich der Herausg. den Botheschen Einfall billigt, den.er auch in 
Mr. 2. in den Text genommen : 

Ut mihi amanti copia esset» Aequpm video id reddere. 
Unmöglich ist diess da« Richtige. Denn es könnte diess blos von 
Wiedererstattung des Geldes an seinen Vater gesagt sein, wovon 
jetit gar nicht die Rede ist. Die folgenden Zdlen beweisen, 
dass hier von der Pflicht der Dankbarkeit gegen den Nothhelfer 
Chry Salus gesprochen worden sein muss. Diess kann nicht 4ureh 
aequum video id reddere ausgedruckt werden, denn reddere 
beisst nicht wiedervergelten. Die Steile ist so zu lesen: 

Cj6ndigne is quam i4ehnam de oAro adv^sum mdum feeit patremf 

Üt mihi amdnti cöpia ^ssei , aequum hine ei ixSrtere, 
'Paläographische Kunde zeigt klar, da6s diess leicht in ecum video 
ineedere verwandelt werden konnte. Ecum ist unzählige Male 
verschrieben für aequum; bene war ve geschrieben, welches, weil 

es für vo angesehen wurde, in video fiQschlich umgedeutet ward; 
ef vettere und ineedere wird freilich niemand zu verwechseln für 
möglich halten, der jene Kunde nicht besitzt. 

DT, 2, 11. Das sinnlose beneficium hat der. Herausgeber 
stehen lassen, obgleich schon UIngat das einzig richtige beneficum 
im Texjbe gestanden hatte. 

m, 2^ 14« Hier liest man gewöhnlich: 

Qua me causa magU cum cura esse ea quam ohvigtlato est opus* ■ 

Die Codd. P. geben: eum cura esse ea cum obvigilatost opus. 
Der Herausg. bemerkt: ServavideFalatinorwEScriptani quantum 
]jotui, und schreibt: 

Qua me causa magis cum cura es^e aequum: ohvigilato9t opuSf 
nieht weniger sinnlos als die Vulgata; setzt aber hinzu: quan- 

![uam magis profecto placeat aequumst: obvigilato opust. Of- 
enbar ist hier wieder Unsinn durch neuen Unsinn verdrangt und 
man sieht nicht ein^ mit welchem Rechte hier der Herausg. ver- 
besserte, da er die Stelle doch ohne Sinn belassen musste. Ohne 
Zweifel ist aequum hier wieder für ea cum zu schreiben , vde 
oben für eccum ; das Ganze muss jedoch nothwendig so heissen : 
Qua me causa magis eum curare 4st aequum; öhvigildto opust. 

Der Sinn ist: „Ich muss mehr für ihn sorgen als sonst ^^ Und 



Plaud Bacchidcii, ed. RiUchl. 125 

dass diess der richtige Sinn sei^ zei^t der 18. V. Cäve sie ie 
superare servum Stria faciundo bene. Leichter macht man sich 
die Sache, wenn man, wie der Verf. von Nr. 4 die ganze Stelle 
Y. 10 — 20 für untergeschoben erklärt, worin wir jedoch nicht bei- 
stijlimen können. 

Qut dedeoorat me, te, omtcos aique alias flagitiin auit. 
Das sinnlose cpnicos atque alioa durfte der Verfasser seinen 
Grundsätzen nach nicht stehen lassen, da das Bessere längst gefun- 
den worden: amicosque alioa. Amici alii ist nach einer bekann- 
ten Ausdrucksweise: alii, qui amici sunt. 
m,4,l9. 

igitur mihi tnam aique mopt subblandibitur 

Tum, cum mihi nihüo pluris referet. 

Quam si ad^sepulchrum mortuo dicat iocum,' 

Hier sieht der Heransg. selbst ein, dass der zweite Vers keinen 
richtigen Sinn gebe. Er sagt: Mihi quoniam cum referet 
ullo pacta iungi nequit^ apparet aedem corruptetae in elapao. 
poat mihi verbo quaerendum eaae. Er fügt hinzu: Accedit^ 
quod in verausßne poailum mihi @ (Cod. Dec.) habet. Qua- 
propiet coniicia: Tum, cum, mihi eret^ nihilo pluris 
referet^ Quam ai cett. So wird wieder das Mangelhafte 
durch ein eben so Mangelhaftes verbessert. Es muss rieliUehr 
heissen: Tum cum^ mihi ai oret, nihilo pluria referet cett. 

in, 0, 5. Ein Beispie), dass die sichersten Verbesserungetf 
nicht aufgenommen wurden, obglddi der weniger sicheren TielA 
dieser Ehre theOhaft geworden. Die Codd. Fall« geben 

Esine hie imeus aodalis? — Estnc hie meua hosüs quem aspieio? 

Certe is est. <— « h esti odibo contra et tollam gradum.. ' 

In den Anmerkk. denkt der Herausgeber an aapicar oder aapieo^ 
wie canapicoT und coi29/»co, gesagt werde. In Nr. 2. hat er den- 
noch die einzig richtige Lesart drucken lassen, die längst gefunden 
war. Nicht so glücklich ist der zweite Vers gewesen, wo toUam 
stehen geblieben, wiewohl der Herausg. diess in der Vorrede zu 
Nr. 2 bereuet, wo es heisst: Sed Palatinorum codicum scripturae 
aliquante nunc, si res integra esset, minus tenax essem et e. c. M, 
6, 0« pro St tolldm minus haesitabundus amplecterer oontöUam^ 
qnemadmodum Aulttl. V, 1, 6. con^rediaff contollam gradunu 
Beide Verse sind naniiich schon längst, schon seit Camer arius 
und Lambinua so zu lesen : 

Pi. Estne hio tniua 8odäU9? Mn, Estne hie höstia^ quemdspiciö, meus? 

Pf. CMe t« ^t, Mn, Ig M: adibo et cdntra c6ntolldm gradum. 
Wofür gelesen werden muss : adibo contra et contollam gr. Es 
wird nämlich tontaüam in den Handschriften bekanntlich so ge- 
fanden otollam^ daher der Irrthum; das umgekehrte € = a ist 
gldch con. 

Uly 6, 41. Purum mihißdem arbitrarier durfte der Her- 



1S6 Romische Litteratnr. 

ausg. nicht drucken lassen ^ eben so wenige in Nr. 2 parvam mihi ' 
ßdetn arbürarier^ da Beides unlateinisch ist^ obwohl von ver- 
schiedenen Seiten empfohlen. Das Richtige gab Lambinus: 
partim mi fidei esse arb. Denn /;art//7t ist 'einsilbig'. Der. 
Herausg. billigt selbst diese Verbesserung in den Anmerkk. , hat 
sie aber in Nr. 2 nicht aufgenommen. Parum fidem habere 
würde richtig sein, aber nicht parum fidem arbüraru 
IV, 2,2. 

Qtu te mala erux agitaty qui ad istunc modum cett. 
So gegen Gramm, und Metrum hat der Herausg. nach den Codd. 
P« drucken lassen. Seinen Vorschlag : Quid quae te mala cru^ 
agilat^ hat er in Nr. 2 aufgenommen. Man lese Tielmehrr 

Quae U mala cri\sc exägiiat^ qid ad iatünc modum 
AU(hio vires tuäs extentes ösiio, 

JEs vor agitat ging wegen des vorhergehenden s in crux verlo- 
ren. Die Emendation des Herausg. ist gänzlich verunglückt. 

IV, 4, 100. Grösserer Unsinn, als hier, durch des Heraus- 
gebers Schuld, steht, ist heutzutage im ganzen Plautus nicht zu 
lesen : 

Atqu^ {dem hercUj ftem, perdundum est magts quam ascfihendum cito. 
So die Codd. Pall. ausser dass em für hem der V. C. darbietet. 
Die Ausgaben von der princeps an bieten schon zum Theil Bes- 
seres : 

Atque idem hercle est ad perdundum magis, quam ad scribendum citus. 
Der Herausgeber giebt sich Mühe, den Unsinn sbu erläutern diurch 
folgende köstliche Erklärung : Scilicet non tantum cito ascribiere 
eum, quae dictas ,'^sed perdere potius festinando iübere videris : 
adeo quidem urges. Davon steht kein Wort im Texte. Auch 
hat der Herausg. übersehen, dass hem völlig unschicklich steht ; 
auch ascribere ist ohne Sinn. Der Vers ist so zu schreiben: 
- Atqiie qtUdem hdrcle; enim dd perdundum est mdgis quam ad scriben- 
i . f . dum cs(o. ■• .■.\: .' • .* i 

Dasheisst: „Jawohl, sicher. Denn er ist irasch^ bereit , sein 
Geld wegzuwerfen, als Briefe zu schreiben.^^ Mnesilochus hatte 
in rasqhem Entschluss das durch den Sclaven Chrysalus dem Vater 
abgetäuschte Geld dem Vater zurückgegeben. Jetzt da es gilt, 
dasselbe wieder zu bekommen, ist er langsam im Sdireiben. Diess 
der spottende Vorwurf des Freundes.. Nichts einfacher und pas- 
sender. Die Formel atque quidem hercle ist hinlänglich gesi- 
chert durch die Stelle Epid. 1, 1, 28. Gron. 

Pol iüa ad höstes irdnsfugdrunt» — Armane? — Aique quid4m mt04 
Die Ausdrucksweise: ^cito est ad\ — selbst vom Herausg. nicht 
verstanden, wenigstens nicht berücksichtigt, ist ganz acht Flaü- 
tisch ynd Lateinisch. Lepide ease^ bene esse, pulcre esse^ indi- 
Ugenter esse, rede esse^ sie sum, sie ero, fruatra sumy.praesto 
sum^ rectissime sunt apud me omnia^ esse aliquo pacto^ sind ja 
keine Seltenheiten und ihre Zahl dürfte sich leidit vermehren 



Planti Baccbides, ed. EitscbL 



137 



lassen« Entm ist oft in em verkürzt worden, sowie em oft enitn 
lautet. So muss oben IV^ 4^ 65 das dortige enim gelesen werden 
em. Num quid no8 visfacere ? — Em^ nihil est^ nisi ut ametia 
impero. 

IV, 9, 115. 

Fecisse dicas de meamet sententia. 
Die Codd. Fall, geben : de me mea und de mea me. Der Her- 
ansgeber wird sich untren und schreibt de meamet 8. Gewöhn-« 
lieh: de mea senU Aber meamet wäre mea ipsius^ was hier gar 
keinen Sinn giebt. Der Cod. Dec. giebt de^ meame^ d. h. de me 
mea woraus hervorzugehen scheint, dass jenes me nichts als die 
fehlerhaft wiederholte oder doppelt geschriebene erste Sylbe von 
mea^ sei. Die gewöhnliche Lesart de mea sententia ist also die 
richtige. Die Stelle im Pönulus , welche der Herausg. für seine 
Conjectur meamet anführt, ist ganz anderer Natur, denn dort 
steht meamet wirklich für mea ipsius, 
Poen. I, 3, 37. 

jfVtinc mihi cautio est 
Ne meamet culpa meo amori obiexim moram. 
Wieder ein schlagender Beweis, wie der Herausg* sich selbst un- 
treu, eigene Einfälle in den Text aufnimmt, wogegen das Bessere 
der früheren Ausgaben verdrängt wird ; so dass der Text keines- 
Weges besser begründet erscheint, als die früheren Ausgaben. 

V, 1, 11* Der Herausg. gab hier die Lesart des Cod.Decurt. 
Omniaque^ doch der V. C. hat omnia^ und diess musste nach 
dem Grundsätze beibehalten werden. Aber er wollte nach Her- 
manns Vorgange hier Anapästen finden , wo nur Trochäen sind^ 
desshalb die Willkühr. Wir werden von dieser Stelle noch wei- 
ter unten sprechen. Sie ist zu schreiben: 

Omnia , ut quidque actümst memordvit ; ' edm sihi hünc anriiim eon- 

dActam. « ■ 

Derselbe Codex hat hier quicquid^ was freilich falsch ist ; aber 
wenn der Y. C. die reinste Quelle ist, so musste auch diese» felK' 
lerhafte quicquid beibehalten werden^ Denn der Dec. ist eine 
weit verdorbnere Quellie. 

V, 2, 21. Dass hier mit den Worten Quin aetate credo 
esse mutas die zweite Bacchis das Wort nehmen musste, sah deär 
Herausg. selbst Aber er wägte di«8S nicht drucken s»i lassen, 
obgleich er sonst die Wirren der Handschriften in Bezeichnüngf 
der Personen - Namen keinesweges beibehalten hat, wie aus dem 
y. 51. eben dieser Scene za ersehen ist 

V, 2, 107. Hier schreilbt der Herausgeber willkührlich nach 
E. Schneiders Conjectur. ,.:..;, 

ISe tis quam mea mavellem! salin ego isiuc hdbto offirmatum. ' - r' ''\ 
Mit folgender Erklänmg: h. e. ne (quod vulgo nae scribunty 
tua ipsius quam mea demum opera mavetlem in 
istam impr obitatem Lapsus essest quemodmodum 



1S8 Eomlflobe Lltieratsr» 

etiam iui eauMMa dictum wt pro iua eousBa. . Allerdiiigi 
fügt er hinzu: Cui eamecturae quanquam minime ignoramu^ 
quid obstet , tarnen aliquid certe ponendum erat , quod ad libro^ 
rum fidem propius , quam vulgata accederet scriptura» Aber 
ist es denn nicht verkehrt , anstatt die Lesart der Handsdiriften, 
etwas in den Text zu setzen^ was man selbst nicht ganz fdr ge- 
wiss hält und dessen Latinitat noch dazu höchst problematisch 
ist? Betrachtet man nun den Sinn der nach des Herausgebers 
Meinung verbesserten Stelle; was kommt da heraus? ^jlch wvUtä 
Uebet du thätest es deinethalb^ als meinethalb. . Ist mir das ge* 
unss.^ Wie soll das zusammenhängen? Was soll denn hier of- 
ftrmatum sein ? Das Lieberwollen oder das deinethalb Thun, oder 
das Meinethalb ? Die Handschriften geben weit Besseres an die 
Hand : Ne is quam mea maveüem V. C Neisquam Med üelle 
Ms. Dea Ne aber ist Nunc; quam , bei folgendem m , ist qua 
non; mea mavellem ist a me aveiles; das s m citwi/e« verschwand 
durch das folgende s in satis. Also ist der Vers so zu schreiben: 

Nunc hy qua n6n a me dvelUi- Sai iMe ht^eo öffirmutum ? 

D. h. jetzt bist du auf dem Wege, wo du dich nicht mehr von mir 
losreissen sollst Bin ich dessen hinlänglich versichert? Es kann 
für diese Stelle kein passenderer Sinn gefunden werden. Avel- 
lere ist intransitiv gebraucht, was keiner Entschuldigung, keine* 
Belegs bedarf. 

Der Unterzeichnete glaubt bisher zweierlei bewiesen zu 
haben, erstens, dass des Herausgebers Grundsatz, den er befolgt, 
ein falscher, zwdtens, dass er nicht einmal diesem Grundsatze 
treu geblieben ist, was freilich nicht gut mö^ch war. Es mnsste 
entweder ein diplomatisch genauer Abdrndt des V. C. gegeben 
und im Texte desselben dni^ans nicht» geändert werden; oder 
man musste entschiedene Verbesserungen, eigene oder fremde, 
aufnehmen und die Lesart, auch der beiden besten Handschriften, 
wenn sie falsch, nur in den Anmerkk. erwähnen. Hierzu kommt, 
dass alle Bimendationen des Herausg. sammt und ^sonders, etwa 
mit zwei oder drei Ausnahmen, durdiaus nichts taugen , was be- 
sonders in metrischer und prosodischer Hinsicht gilt Davon soll 
bei Gelegenheit der Beurtheilnng von Nr« 2 die Rede sein, welche 
hier folgt. 

Nr. II. Der Herausgeber sagt in der Vonrede zu Nc 1 , der 
Verleger habe eine kleinere Ausgabe gewünscht, die den blossen 
Text enthielte. Das sei ihm nun recht erwünscht gewesen, denn 
er habe nun, was in Nr. 1 veimachlassigt werden müssen, die 
Rücksicht auf das Metrum ^ vorwalten lassen können« Dabei sei 
er von dem Texte der grösseren Ausgabe nur in soweit abgegan- 
gen, als diess wegen der Bezeichnung des Metrums habe gesche- 
hen müssen« Und hier hat er nun die Bezeichnung nicht nach 
Dipodieen^ wie bisher nach Bentleys und Hermanns Vorgang 
gewöhuBch war, sondern nach Versgliedem, lamben, Trochäen, 



Pktttf BM«lild^, ed. Bitf da. 199 

Anapästen angeordnet. Gegen diese Einrichtung ist kein gegruiH 
deter Einwurf zn machen. Aber im Ganzen gilt derselbe Tadeln 
welchen wir für Mr. 1 begründeten, auch hier. Die Verbesse- 
rungen sind nicht durchgreifend ; und die von dem Herausg. auf- 
genommenen Emendationen sind oft nur Verschlimmerungen deä 
vulgären Textes. Da nun aber in dieser Ausgabe die metrischen 
Kenntnisse und prosodischen Grundsatze des Herausg. am Meir 
sten hervortreten; so wollen wir diese näher beleuchten, wobei 
es Gelegenheit genug geben wird, das eben Ausgesprochene za 
beweisen. 

Zuvörderst aber ist noeb einer besonderen Einrichtung der 
prosodischen Bezeichnung EnnUmung zU thun, nach welcher der 
Herausg. alle in der Mitte des Wortes, zu elidirenden Sytben mit 
einem Zeichen auf dem Hauptvocal versieht, welches einem ge- 
rade stehenden v gleidit So werden die ersten Sylben der Wör- 
ter aedenSy senex^ das u in metuo^ in tutis^ 8uu8, das e in meus^ 
in et\ m, das a in pater^ malus, navia^ das t in miser^ das o in 
toco, domi u. s. w. mit diesem Zeichen versehen. Aber dasselbe 
gilt auch zugleich für den ictus metricus^ und steht also auf Syl- 
ben die nicht elidlrt werden dürfen, weshalb man nicht sieht, wel- 
che Grundsätze der Herausg. bei der Aussprache dieser Wörter 
befolgt ^wissen will. So findet man 1, 1, 25. 

Quia quom iu dderis, ktiic mikique haud fäeiet fu/a^ftmui iniüriam. 

Hier steht jenes Zeichen über quia auf dem t, wo noüiwendig der 
Ictus stehen muss, da quia offenbar zweisylbig zu lesen ist. 
I, 1) 38 liest man: 
P4netrare huiuunodi in palae$trami übt ddmnia desuddstitur^ 
Hier ist das Zeichen über dem ersten u in huiusmodi zugleich 
Zeichen der Elision und des Ictus. Eben so I, l, 42. 4ö und vie- 
len andern Stellen. Wir bedauern, dass wir Mitschla prosodische 
Grundsätze , welche er darzuthun inl Rheinischen Museum ver^ 
sprechen , noch nicht lesen konnten , um sie bei gegenwartiger 
Prüfung zu benutzen. Indess uns scheinen sie sehr schwankend 
zu sein, oft auch falsch und übertrieben. . Auch die Anwendung 
dieser Grundsätze ist zuweilen fehlerhaft. Für diese Behauptung 
gen wollen wir nun einige Beispiele aufstellen* 

: 1, 1, 50. 

Vhi tu lepide vole» e$$e ttbi^ mea roMi, mihi dieito. 
Hier soll voles einsylbig gelesen werden. Ohne läugnen zu wol- 
len, dass sichere Beispiele dieser Aussprache oder Messung vor- 
kommen; muss doch behauptet werden, dass diess hier nicht der 
Fall sei. Denn die fehlerhafte Stellung des Pronomens tibi iteigt, 
dass ein Fehler hier irgendwo stecke. Es scheint deshalb ge** 
lesen werden zu müssen. 

Uki iu tibi volfS» lepide desCj «^o roe^ mihi dicito, 
I, 1, 63« Ganz aus der Luft gegriffen ist die Behauptung, 
dass man die Form nabis einsylbig ausgesprochen habe. D^ 



140 Römische Litteratnr» 



t 



I 



Herausgebelf sagt: Nobis aütem in unam syllaham cmisse 
pronuntiandOy documento est nia forma^ quam ex Festo Paul-' 
lu8 excerpsit. Wir läuten nicht, dass Plautus den Dat. u. Ablat« 
nis gebraucht haben könne ; aber zu behaupten, dass die beiden 
Längen ia nobis einsylbig ausgesprochen worden, ist ganzlich 
unzulässig, da keine Spur daraiif führt und diess aller Analogie 
entgegen scheint. Der Vers also 

Tufacito nobis opsonalum sit opuUntum opsonium 

ist entweder fehlerhaft, oder man muss nis ohne weiteres schrei^ 
beUi Ich lese : : \ 

T& face nöbia 6h8(mdlum m optiUulum ohsönium. 
Wo die Verbesserung so leicht und so wahrscheinlich ist, scheint 
es voreilig «u sein, dne unbezeugtc Form dem Schriftsteller auf»- 
zudringen. Der Verf. von Nr. IV- Verbessert durch die Umstel- 
lung: Ikif actio obsonatum nobis sityvraa wir nicht billigen. 
1) 2, 32. • * 

* iVtm par videtur, neque 9it consentaneum^ 
Cum hie intus sit et cum amica accubety 
Cumque oscületur et convivae alii accubent 
Praesentibus iüis paedagogus urta ut stet. 

So steht in Nr/1. Da der zweite und vierte diesw Verse einer 
Verbesserung bedurften; so stehen diese in Nr. 2 so gedruckte ■■ 

Cum hie intus siet et üna ctim amica diBeubet, — — * 

Praes^tibus iUis pa4dag6gus M siet, 

SieiliRnn aber nie so stehen, dass die erste Sjlbe in der Arsia 
stehe und den Ictus habe, weshalb diese Verbesserung falsch er- 
scheint. Denn überall, wo sit bei folgenderä Vocal in der A^is 
steht, ist diess als Länge zu betraditen. AuluLII, ?, 8. ^n.lV^ 
1, IX Hierzu kommt, dass dem paedagogus nicht hie entgegen 
gesetzt werden kann, denn man wird doch wohl isagen müssen: 
wenn der Herr da ist ^ kann der Knecki nicht da sein? J^diUev^ 
im zweiten Verse offenbar Ä^rtis für hie 'stehen muss, welche^ 
die Ausgaben vor öder nach hie haben, das aber ganz gewiss' 
durch die missverstandene Abbreviatur in Ate übergangen ist, 
wenn man nicht beides zu lesen vorzieht. Femer kann man nicht 
sagen: ego sunt te -praesente ^ wie im vierten Verse steht; da- 
her hier ebenfalls ein Fehler sich verbirgt. Wir lesen daher^o: 
> Non pdr vid^tur j ndque sit c&nsentdneum^ 
' Cum herüs sit ihtus 4t cum amica dccubet ■ t ' 

Cumque ösculitur 4t c^nvi-oae alii dccubentf 
Ptaesdns ibi iüis pa4dag6gus üt siel. . . . i- . - r .! 

Vna ist dem Grammatiker zu verdanken, der praesentibus iBB und. 
nun wohl sah, dass praesentibus Ulis ut siet kein Latein sei. Eid 
ist zu bedauern, dass der Herausgeber nicht durchgreif enA ver^.' 
bessern wollte , da er doch ^mal verbessern zu müssen glaubte. 
Aber scharf zu tadein ist es, dass er Unlatein dnschwärzte, wo 
die HandscUrif ten doch wenigstens Latein darboten» 



.Flaut!. Bacchides, ed. Ridclil. 141 

I^ 2^ 41: Hier scandirt der Heraasg. o birathrum ubi niSnc 
< es ? so dass Tier Kürzen nach einander auf einen Trochäus kom- 
men. Gegen dies« Auflösung des Trochäus hat Hermann das 
gegründetste Bedenken geäussert Und seine Ansicht ist noch idcht 
widerlegt^ sie wird eä auch nie werden. Vergl. Hermanni Elen», 
doctr. metr. II, 12. pag. i)8. Es ist daher zu ^chreib^n: O bd- 
raihrum ubi es nunc. Auf ähnliche Weise ist Mil. glor. IV, 3, 1« 
zu lesen: Quid mi es nunc auctor^ ui factam^ Palaestrioy wo 
ebenfalls fehlerhaft in den Handschriften steht: Quid mihi nunc 
es aucior, 

, I, 2, 45. 

Nihil moror discipulos mihi esse iam plenos sanguinis. 
Dieser Nichtvers ist auch in Nr. 2 aufgenommen, ab^r moror 
auf die oben angegebene Weise als einsylbig bezeichnet. In der 
Anm. zu Nr. 1 ist jnoro vorgeschlagen: ' 

JSil moro, discipulos mi esse iam plenos sanguinis. 
Weder moro^ ob^leißh Diomedes (nicht p. 359) sondern 395),' 
jedoch ohne Beweis, diese Form anführt, noch moror als einsylbig, 
scheint bei Plautus vorzukommen. Auch giebt die ganze Stelle 
keinen richtigen Sinn im Zusammenhang mit dem vorher Gesag- 
ten. Der Pädagog sagt: „/cA habe schon zu lange gelebt. Soll 
ein Schüler seinem Lehrer drohen ? '^ Was soll nun der Satz : 
Ich mag keine erwachsenen Schäler haben. Er hätte vielmehr 
sagen müssen : JVie undankbar sind Schüler , fÜ^ dem Lehrer 
zu Kopfe wachsen! Aber diess kann i^icht der Sinn jenes iVt/ 
moror sein. Oben sagte der geplagte Pädagog, er habe schon 
zu larige gelebt. Was wäre nun passender, als wenn er so fort- 
führe: Was Wunder also^ wenn meine Schüler herangewachsen 
sind? Uiid auf diesen Sinn fuhrt die Lesart desMs.Dec, welcher 
morü statt moror bat. Es scheint nämlich kein Zweifel , dass 
jnan statt Nihil moror SLchreibea müsse: Nil mirum^ und dass 
der Vers mit dem vorigen seine Stelle tausche, so dass man 
lese: 

Vixisse himio sätiust tarn, quam vivere, 
Nil mirum^mi esse digcipulös pUnos sanguinis. 
Magistron^ qu4mquam discipulttm miniidrier ? 
Val^s afJUctat md vacivom virium. 

Der Sinn also ist: „Schon zu lange habe ich gelebt; daher ists 
kein Wunder, wenn ich Schüler habe, die mir zu Kopfe wachsen,. 
Soll aber ein Schüler seinem Lehrer drohen? Das kommt daher, 
weil ich alt bin, darum misshandelt er mich.^^ 
II, 2) 14. Man lese: 

Quia si iÜa invintast , quam ille amdt ,* vivit , valei; 

Si nön invdntast , minus valÜ, , moribändus est. , 

Die Hahdschh geben: vivit rede et valet und moribundusque est. 
Hl Nr. 2 steht: vivit [recte] etualet^ nach Bentley 's Vorgang, 
und moribundusque est. Nun ist zwar nicht zu leug^uen, dass 



141 B5mitclie Llftterslvr. 

vimt einsylbig gelesen werden könne ; iber weiter ontoi II, 8, 12* 
steht: 

' SavS. Sed iibinamH MndaOoehü»? ViuH, välet. 

Und mofibundusquest als Aus^ng des Sentr kann nicht steheiii 
weil es keinen reinen lambas ^ebt. Der Herausg. sdbst spricht 
tadelnd aus : De 8 litter a in ultimo pede nunquam abieeta Her'* 
mannt praeceptum tribue esemplis tmpugnare KampmannuM 
animum indusit. Obaervatt, in Rud, p. 10. Aber auch alle an- 
deren Beispiele^ deren es keine geringe Zahl giebt, reichen nicht 
hin, das Hermannische Gesetz za rernichten, welches ganz fest 
steht Nur einige Formeln sind auszunehmen, wie nuUua sum^ 
ealvos sia und alle Fntora auf — uruseum; keinesweges aber 
esiis nune^ eamüa tu, oeeidütie me, ond Ajideres der Art. 
n, 2, 47- 

Dornt ist: nwn m^tuo nie qiioiqumm ȟpplieOf 
Dam qvidem koo vaUhit pdctus pirfldiä meum. 
So scandirt der Heraasgeber ; in No. 1 in den Anmerkk. zu die- 
ser Stelle giebt er, wiewohl noch schwankend, die Vorschrift, 
huic^ cui^ guoif ei könnten nicht anders sweisylbig stehen, ak 
wenn der Ictus wege» der Arsis anf die erste Sylbe komme, ^90 
dass Mil. gl. II, 3, 80. scandirt werden müsse: Ndque cuiquäm 
fuam Uli. Deshalb schlagt er auch hier vor zu schreiben : nSe 
pol quoiquam süpplioo. Uns wundert sehr, wie der Herausgeb* 
hier zweifeln konnte, es sei quoiquam oder quoiquam zu scandi- 
ren , da er weiter unten II, 5, 65 schreibt und lieset: ^uöniam 
vidimuSf wo ganz sicher Quoniäm vid^mus zu lesen ist Ganz 
gewiss sind die Dativi huie^ quoivLni eui, ei zuweilen zweisyl- 
big zu lesen. Ihre Aussprache ist ohne Zweifel und der Analogie 
gemäss: hujic^ quoji^ cuji^ eji^ wenn auch die.Codd. nie sa 
schreiben, nicht aber hmc, qnül, ctii, el, wie Conrad Schnei- 
der wollte. Denn die Pronominal -Stimme sind Mund AS, qiü 

und quü (quo) t und e. Durch Hinzufögang der CknitiT-En-' 

• 

düng U8 (Sanscrlt as) und Einschlebung eines euphonischen ^.^ 

wird noth wendig hijus und huju8^ quijus und quujus oder quojus 
(cujus) iju8 und ejus, von welchen Formen nur die letzteren hu- 
ju8^ quojus und cujue^ ejus im Gebrauch geblieben sind. Daher 
auch ein kaum zu bezweifelnder Genitivus Pluraiis , nach ques^ 
quijum oder quöium, vielleicht auch cüjum geheissen hat YgL 
Trin. II, 4, 13S. m. Ausg. Ist diess richtig, so sind die nothwen- 
dig Dativ -Formen hujic, otit/t, quoji^ eji, woraus die gewöhn- 
lichen huic, cui^ quoij et durch eilende Aussprache entstanden, 
die sogar einsyibige Wörter daraus gemacht hat Sind also jene 
Dativen zweisilbig, wo sie nothwendig durch di^ verlSngernde 
Kraft des Jod zwei lange Syiben bilden; so müssen sie,/ wie wir 
eben angegeben haben, gelesen werden, mag man sie schreiben, 
wie man immer will; und man sieht keinen Grund, warum die 
erste Sylbe nicht in der Verssenkung stehen und mit dem Ictus 



Plaati Baeehidet , ed« iUtoeU. IM 

nicht Tersehen sein könne ^ da iaffa«, euius^ ehts^ wenn«ie«wei- 
sylbig sind^ sehr gewöhnlich den Ton nicht auf der ersten Sjlbe 
haben. — Nqch ist zu hemerken, dass in den oben angegebe- 
nen beiden Versen der zweite nicht zu lesen Dum quidem hoo^ 
sondern Dum qmdem höc ; da quidem als Enklitica besser ^eii 
Ton nicht hat 

II, 2, 52. Der Herausg. achreibt nach einer in den Anm. bu 
No. 1 gemachten Conjectur: 

Mille et dueentos Philippi attuUmus aureus ; 
Daselbst führt er auch zur Bestätigung dieser sonderbaren Ver- 
besserung die Stelle Trin. IV, 2, 117. an. Dort liest man aber: 
jin ille ita esset stuÜus , qui mihi miUe numum crederet 
PhUippum , quod me aurum deferre iussit ad grßtum suum. 

Wo gewöhnlich PhUippeum für Philippum steht Nach eben die- 
ser Anführung also muss gelesen werden, 

Mitte Ü duc^ios Phtl'ippum rnttülimus aüreum^ 

11,3,21. 

Ftdcanus , Sol , Lutiß , Dies , divi quattuoTj 

Scelestiorem nuÜutn inliutere älterum. 
DM schreibt der Herausg. nach Bothes Vorgang: dei haben die 
Handschr. Divi steht einigemal an unbeaweifelten Steilen bei 
Plautus, darf aber nicht hinein corrigirt werden ; dei dürfte über- 
all in dt umzuändern sein, wenn es Plural ist. Die leichterem 
Emendation ist hier: 

Vulcanus , Sol^. Luna ae DieSj dt qualtuor. 
Was uns aber hauptsächlich bewegt, so zu schreiben, ist, weil 
sonst Dies in die Thesis zu stehen kommt und ganz verschwindet 
II9 3, 38« Es ist kaum glaublich, dass der Herausgeber daa 
Wort mille, welches die erste Sylbe 4urch Position und Vocal- 
werth lang hat, als pyrrhichius braucht. Er schreibt: 

Ducdntas et mille Philippum, TUntum d^buiU 

Schon die obige Stelle II, 2, 52., wo ebenfalls steht lUiUe et du-- 
eentos^ und wo wir ebenfalls PMüppum corrigiren mussten, hätte 
ihn eines Besseren belehren sollen. 

II, 3, 40. Hier geben die Handschrr. 

Etiatrme est quid porro ? Hern accipe : trina haee nunc erit. 

Der Herausg. sagt: Nescio an corripere quid lieent^ und er 
will lesen : Etidmne quid pörro , was auch in No. 2 gedruckt 
at^t. Eben so fehlerhaft iat nunc, was TÖllig sinnlos hier steht. 
Chry Salus hfiite gesiigt: Porro etiam auscutta pugnam ^ quem 
voluit dare. Oifenbar muss nun Nicohulus fragen Etiamne 
porro? Denn quid kann er nicht fragen, weil jener die pugnam 
schon genannt hatte* Der Vers ist also zu lesen : 

Etidmne p6rro? En dccip^: trina Aacfc erit. 

Eben so steht aecipe mit langer ultima wegen der Arsis Rud. I, 

4,2». . 

Ced^manum* Awip4. Die vhime ^tecro» 



IM Rttniiclie Littermtmv. 

n, S, &2. Die Handschriften ^ben: 

h lembus nostrae navi uuidias dahat. 

Der Heraufig. TerbeBsert: 

h lembu9 nottrtd navi msidiaa dahat; 

lind 60 hat er in No. 2 drucken hiBsen. Der Vers leidet an swei 
rhythmischen Fehlem. Er serfällt in zwei gleiche Hälften^ wo- 
bei nöslrai ^^en die Ansfiprache accentuirt erBcsheint; und swei- 
tens Tersteckt sich das Hauptwort ntwi ^anciich. Offenbar g^ehort 
der Hiatus an den Schluss der ersten troch* D^odie : 

Is IcmbuB nustrae nuidiäa navi dahat» 

JVos äpud Tlieotimum dmne auriim depösuttnus. 
Der Heraus^, bezeichnet apud als einsylbig^ wogegen nichts ein- 
suwendeu ist Aber der übrige Theil des Verses ist ^nz ^e^en 
alle Ke^el Plautlnischer Eleganz g^emessen; man scandire und 
lese vielmehr: 

Nos djmd Tkeoiimum omne aürum döpoaivimus; 

80 nämlich, dass apud einsylbig und die ultima in Theotimutm 
elldirt wird. Kampmann bdbauptet , Plautus habe die Form po- 
9u% noch gar nicht gekannt, weswegen überall posivi zu schrei- 
ben seL Gewiss« Daher hat auch Most. IL, 2, 4. die Vulgata 
richtig imposisse , wie auch dort die MSS. Fall, geben, nur 
dass die Hand des Correctors in \. C. über das • ein u gesetzt hat. 

11, S, 78. 7f^. Diese Verse leiden nach des Herausgebers 
Verbesserung an zwei prosodischen Unnrahrscheinlichkeiten oder 
richtiger Fehlem. Die Handschrr. geben : 

Quin in ipsa aede Dianae conditum est; 

Ibidem pvhüdtus aervant, Occidistis me. 

Im ersten Verse liest er nun in eapse und Diandi und den Feh- 
ler des zweiten berührt er nicht Aber wenn auch IHanai die 
erste Sylbe hier lang haben kann ; so ist und bleibt accidistis me 
fehlerhaft Vergleiche, was wir oben zu EL, 2, 14. gesagt ha- 
ben. Glücklicher Weise hat der Grammatiker SosipiterCharisiua 
einen Theil dieser Stelle aufbewahrt. Pag. 190. Sed et Plautus 
in Bacchidibus: In aede Dianae publicitus aurum servant. 
Wenn auch der Gramnou aus dem Gedachtnisse citirte, so ist es 
doch nicht seine Weise, Wörter hinzuzusetzen, da er deren Tiel- 
mehr manche auslasst, welche zu seiner Beweisführung nicht no- 
thig sind. Wir lesen daher: 

Quin in tapwe aide deae Dianae cyndituaui ; 

Ibidem puhUcitua aürum eirvant. Ocddi. 
Die Endungen der Verse haben in den besten Handschriiten des 
PlautuB, und namentlich in denen, welche derHeraosg. mit Recht 
obenan stellt , grosse Veränderungen erlitten, und da huib häufig 
die letzten Worte derselben nicht lesen konnte ; so bat man oft 
wiUkfihrlidi geschaltet Dieser Gegenstand verdient eine beson- 



dere Atisfähraii^ und diiRiZiisiiiimeii5tcIhBg*ifirfi;e il^ tuwet* 
ien das Beckte wiederfinden. 

Quaniulvm attident); mtntm bat»d permüUum aUuUt 
Der Herausgp. dnrfte «in h> wi^iger anstehen^ diesen prosodisclieii 
Schnitzer zu tilgen , da weiter unten I\\ 4^ ttt ^ wo er quantü" 
tum dracLen lieai^ der €od. Dec. ebeirfaUs fehleiiiait fuantith 
lum hat 

Seä nunc qutmUUum lanat ttüri täd^ Bämuäocbe^ die mibL 

Sed divesne istic Th4oitim'&st? Etidm T9gw^ 
Die Accentuation von Theotimiist an dieser Stelle des Senars ift 
fehlerhaft Der Herausg. scheint nicht bemeild; zu haben , daai 
dives einsylhig ist: ^ 

Sed divesne istic neoHmus ^ ? Etiäm rog>ag. - 
n^ S^ 122. Das Enklltikum quidem hat osr seUen den Ictns 
md ioinunt in die Arsis zu stehen , ausser der ultima, welche oft 
in die Arsis fällt Der Vers ist also zu betonen^ ^t quidem hie 
reUnquet. Mit glor. II, ü, 40. Siquide'm non eadem estd 

ni,2,ix 

luthts , kttiiBius, mdUgnus, Idrgngj incominodug, e^mmoduil- 
Mit gFossem Zweifel hat der Herausg. so ^^erbessert, da die Hand^ 
8chriften Zar^«, cemmodus^ incomtnodus^ und Termuthet, taam 
könne Tielieicht lesen : Idrgus cömmod'^ imcömmodus. Letztere^ 
kann einem£enner PlautinischerFrosodie flkht einfallen. Dieüi 
]V«. 2 befindliche Umstellung ist richtig« ' So steht Merc HI, 
4? 15* ganz unbezweifelt: 

Tristisincedit^ pectot drdef ; Jkaef ed-, füiiwät eflpttf. ' 

Ebendaselbst IV, 4, 28. > 

Cur hie astdmia ? qt^n aUmus ? tnc6mmodi cetL 
in, 3, 24. Es ist schwer zu begreifen, wie da- Heraosgebor 
pugillatu in No. 2 beibehaltai konnte, da es tor Plautus stetft 
mit entschieden kurzer antepenoltima gebraucht wird. Hierza 
kommt, dass das Wort niemals von dem Deminutiv pugillus^ wo«. 
Ton pugülaris^ abgeleitet werden kann, sondern von pugü, pugiUa. 

ffl, 4, 4. 

Nt iüa iüud herde cum nutlo fecH suo, meo. 
Wie der Herausgeber diese Worte fkc einen Senar halten konnte, 
der des Plautus würdig sei, ist wundersam, wozu kommt ^ dass 
meo völlig unnütz und sinnlos erscheint. Sowohl Sinn, als Me- 
trum verlangt die Tilgung von meo. Wieder ein Beweis von der 
Verderbniss der Verse am finde« 

m, 4, 13. 

Arno h^eUt opinor, utpöie quod pr6 certo «ctom. 
Es ist zu verwundem, dass der Herausgeber nicht, wie oben 01, 
3, 8S. opino fesc^iriebeH, wekhes nach seiner Scanfiion hkg dbe» 

». JflM« f.jfkU, u^üMl. Bd. MrU^Mm, «.JOS« m* & !• 



so noilag war. Hieraitl^oiiiiiit.die A^c^entöation tob fäfioii^^ wet* 
dhes ge>Vö]mlich den ictus auf die zweite Sylbe bekoolmt^ so dasA 
an eine Weglassung von pro nicht gedach^t werden kann.', 9^* S^ 
n, 6, 49. 

Pfty di inimoridle$ , ahniUörem m&Uereni 
Mdgisque edndemf ütp6te gußf^Mi.ait iadem^ »önreor 
..\ Deo8 fdcerß .p6a8e. / 

Bl^a wird al^ nQthwendig opino üi uitf^erer Stelle leaen musBen. 
III, 6, 15. 

Sibi.neiavtdeälvXy.ipiiignävirecticavent. . 
Der Hiatus bei dem verbietenden fie ist häufig und Jcommt ielbst 
bei der enclitischen Fragepartikel ne oft vorT Der Ictus auf ignavi 
ist) wenn auch nicht ohne Beispiel, doch nur mit Vorsicht in 
diesec Mangelhaftigkeit zu dulden« Sdir leicht ergiebt »ch diö 
Verbesserung : ipsi ignavi slbi rede cavent, . Es eRtginjg; diese 
Leichtigkeit der Etfieirdation dem Herausg^ sicher nicht; aber seine 
prosodisclk^ffruttdsät^e si^d bald zu^iläx, bald zu /übertrieben, 
so dass er noch längei^ den Plautus wird studiren tnüsseu^ ehe er 
SU. einem sicheren Resultate kommt« .> 
III, 6,^ S^ ■ j^yx- . ■ . 

Occiper^s ut tu um amdre et me ires cönaultüm nade, 
De|i-.Hiatus hat der Her^usg. hinein corrigirt^ sieh stützend auf 
einigt Beispiele aus dem gegenwärtigen Stiicke des Plautus, roa 
fj^ea das eine nkhts beweist, die übrigen, fehlerhaft gesdbrie« 
hon. sind. Bac£h..ll,,9i, 15. ist für' ß'äm «12 hlpkeaummisßt'ami zu 
tosen kömjinein in JSphe$um miseram; III, 3,J68. lese man: 
f\\{ nimm übi da muUef hdbitat? Ly. Hicca,^ Mn, Undo eam esse äiuuU 

Ly» Es Samo, 
und m, 3,. 86. steht «s/9?f.«if(if3f£ als Schhiss desSenars, eine Stelle, 
die falsch citirt ist und folglich nichts heweist Die Formen des 
Pronomens i> , «a , M ,. welche überhaupt einen Hiatus zulassen 
könnten, würden diess nur dann thuii,/wenn eiu6 besondere Wich- 
tigkeit, ein hesonders bedeutender llieii des Sinnes auf ihnen 
mtlLte. Dann aber würden Plautus imd alle Römer lieber N7/e 
gesagt haben, wie liier, wo im vorhergehenden Verse steht: nisi 
ctimilla^ quam ego 7nanda88em tibi. Deshalb muss atich liier 
so gelesen werden, dass der Hiatus vermieden wird uud man sieht 
nicht ein, wanim der Herausg. die Lesart der Ilandschr. tute 
gaaa ivcfmachlässigt hst, da dieses. /if^9 hier einen so passendea 
SiuDk giebtf?'; Man lese; 
' •> {Qeciperea tU lüte eäm amdre et tne ires cönsuUüm maU^ 

Fores pultare nescis, Rcqvia his in aedibus est. 
So geben die Handschriften. Der Hcrausg. sagt in.deniUitnerkk. 
zu IN 0.1 Adlibrornmfidem nescio au non propius liceat^ quam 
sß^ accedere : Nescis fores pultare. Ecqui his in aedi- 
Imd? Vhk nenntet prapius ad libro^^umM^m accedere U. W^ 



einfacher ist tlSe IfiinregWssinig von Am, welcbes liier ^nz un- 
nöthig^ ist, und seine Stelle hier der gewöhnlichen Formel ver- 
dankt, die freilich kis in äed^UB heisst, aher nicht immer so zu 
heissen braucht, wo Ais (überflüssig ist. Schlimmer noch sündigt 
^^ei^vHeiiiKilitf. V. 1], Voer scandirt: Ecquis exit^ was unerh&rt 
ist» Ke ^UJze Stelle ist so zu^ schreiben i * 

'Beiti ^cqitiB hio est? Ecquh hoc dperit östivmf 

Es ist klar, dass der Pochende, als er endlich ofiTnenhört, nichi 
ftiehr fragen kann : Ecquia exit , sondern Quis exit fragen muss; 
Eben so' fehlerhaft steht IV, 2, 12. Ne tibi her de ^ wo man lesen 
mus« Ne tibi her cle^ nach des Herausg. eigener Ansicht, welchem 
behauptet^ dass tibi einsilbig sein und dann noch eKdirt werd^ 
könne. 

IV, 4, W. 

In eüta nunc "ha^ revtnii res tdeum ut quid aStisili — 
Wie <inbekandt musste der Herausg. mit der Prosodio des Plautna 
sein , wenn ier diese Scansion auch nur einen Augenblick lang fü« 
richtig hielt! In der Vorrede zu No. i sagt ,er, eigentlich habe 
er so schreiben wollen : 

In eüm nunc [hacc] r4venit r49 loctufi ^ 4t quid cdmtili — ^ 
Zuletzt aber eutscljieidet er für die Schreibart i 

In cum haec revenit ris l9eum , M quid c6nsiÜ -^ 
Mit der AeABiSehiAg: qnaniam non habeö, qUomödo praeseM 
defendam. Also nicht die fehlerhafte Messung, sondern weil das 
Perfcctum 
dct «* tdi^ 

Solches Herumtappen beurkundet nicht den fleissigen Leser dük 
Plautti'8 uttd'^feii Kenner seiner Prisodie. Wer übrigens mit der 
Ki^tik d^ Platilu^ so vertraut sein will, wie der Herausg«, deüf 
wf^iss, \ile dfft yr^c' von den Gramnüatikem und Abschreibern bei. 
PMtus eiiig^chwärzt ist ^ 

Nicht be^a^r steht es um die Metrik des Ilcrausgebl^Sf. "ßt 
hat an einigen Btelle» die richtige Messung deswegen verschmäht^ 
weit, wie ei* sagt^ erpusillorum exiUtatein membrorum devilare 
gewollt« Aber erstlich wird er sich selbst untreu VLttA Iftsbt dttf 
kürzen Verse unberührt, wo er ihnen nicht entgehen Kann; nikit 
firodanu ist diisser Orundidatz nichts als ein Vorurtheil, da ja ge- 
rade die kurzen Verse von sehr komischer Willung sein .können. 
Wenin Hermann sich einigemal gegen die kurzen Verse ausge* 
sptochen; so hat et* dfess gewiss nicht so verstanden, dass nicht«' 
iro die Wirkung komisch sein soll, jene stehen könnten. 

IV, 8, 6. Der Herausg. theilt ein Wort am Ende des VerseÄ, 
d. X er macht den Vers unendlich lang, wodurch er zur tx^u 
i»4rd^ Vi» Sielte ist so m schreibeB » 




MdietoUnte itigAuo ndlUß :r p^^fremo idndhi <f^^ (f|oc| ^ulo > 

Ego esse dliU; credibile hoQ 48i? Niquiör .;.' j 

Nem^st neque int^ignior, quol du. . j!: .: : ^ . > 

Benefdciant eett. .;•*.,•. ..!).; 

Der erste ron diesen Versen ist in beideaAusgabefi dyrcli/€^i|e|^ 
Druckfehler, wie es scheint, id mihi est qUo4 :Vßh:Qd^7({i 4ßf( 
quöd volo No. 2) gedruckt worden. Doch neinvA,f^rJE{'Q^usg. sagt 
in den Addendis zu No. l volo haue habet defehsiQDjqqi, ut tres 
octonarios unus septenarius excipiät, similiter .ac iVi».9, 29 — 32. 
Die Beweisführung ist mangelhaft, denn die angeführte St^Ue 
inuss verbessert werden, wie sich weiter unten zeigen wird. Deit 
zweite obiger Verse besteht aus drei Bacchien und einer, iambi < 
«chen Clausel, welche den Uebergang zum llhytbmuB.des folgen-r 
den Verses bildet. Der dritte besteht aus ein^r iambischen Dl- 
podie und zwei Kretikern; Formen, wie sie häufig im Flautua 
Torkommeh. Die folgenden Verse sind wieder Baechil^n. Dii^ 
wofür der Herausg. dei in No. 2 sclireibt, die Haadschr. aber di 
haben, ist wohl durch den Vers zu entschuldigen) da Flautu9 
sonst nur (2i kennt. . , 

IVfS^lO. Man ^theile die Verse so: 

Omnibus probrisy .. .> 

Qua4 impr^bis viri» 

Digna sunty dignior : ^ 

Nüllus est homöf , ., .^ 

QuI pairi reddidi omne aürum amans^ q^öd fvifi J^ • >{. 1 . 

Praömanu, Sümne ego^ \, , .,; ' i\-.-.. - > , 

Homo miser? Perdidi_me dtqueoperamCkv.ysq\y,,y r/^'). r '•} 

Die kurzen Verse stehen hier ganz an ihrei: Stelle vavi:^fältis est, 
^Qmoht eine penthemimens trochaica, wie Omnibus pr^ris mii 
Quae improbis viris. .; 

IV^ 3, 16. Die Handschr. haben Di m^Uyiß/faciqnt; der 

Heray^g. schreibt in No. 2 Divi melius faciant^,i^^ist ^Uj lesen r 

Di Mbi melius fdcianü Peru, jyön taceSy insipi^.j Täceq^^f 

Die gleich folgenden Verse sind am Einfachsten) s(i( biQifzustellen:^ . 

Sdnus sdtin es? PtSrU, mMta mdla meo mi in i^^ttff'ö 

uicriß dtque acMa eveniunt, Criminine me fid$m. .; J 

^ . Habuisse ? Immeritö tibi irdtus fui, Eia, habe ßnimüm hpfiutrt^ , 

Die Hai|d$cbr. geben : Sanus satis non es - — N^nc acri atquß rr^ 
hßbuisse fldem und bonum habß ünimjtim. Hieraus hat der 
Herausg. in No. 2 drucken lassen: Sdnus satis ^unc nön es — 
[JS^unc] äcria dlque — Crtminin med hdbuisse ftdem und hdbe 
animüm bonum* Aber , wie so häufig gescheh» , ist nunc hier 
wieder ehigeschwärzt worden ; meo fiel leicht ajus bei dem folgen- 
den 7/11 in^ und meus mihi ist bei Flautus eben so häufig als suus- 
sibiy tuus tibi; tibi ist einsylbig zu nehmen und zu elidiren, wie 
oft; fui ist vor demPuqct und beim Wechsel der Personen «in 
gewöhnlicher Hiatus. Des Heraus^« hdbuissi fidem als ^chlus^/ 



V 



Pltfilfi Bku^iilflefl; ed. Rief elijl. 1|9 

dnes'tpocbaicus octbnariusacatalectus ^ebt eine Kunde ton sei- 
jßer Kennfniss PlaiVtinischer Eleganz. Warum soll dieser Un?ers 
beibehtkiten werden, da derHerausg. ohne Bedenken hähe animum 
honutny Ae,n richtigen Schlriss, setzt, obwohl die Handschriften 
honum habe animum geben? Wie ihn hier das Metrnm bestimmtiä 
ZQ ändern, so miisste ed in dem nächst torherg^h^hden Verse, und 
aus demselben Grunde, geschehen. 

IV, 3, 21. 22. Hier wieder zwei Beispiele, wie der Herfiusg. 
lieber entschiedene prosodische tind metrische Schnitzer stehea 
iässt, als dass er eine leichte Unistellung giestattet, ob er gleich 
anderswo sich nicht scheut;^' ^ahz gründliche Versetzungen des 
Textes der Handschr. vorzunehmen: Die Handschr. haben: 

MÜith 
Parasitus modo venerat autvm petere hihe eum ego meU 
Dictis mulis his foribus atque hac reppuU reieci hominem» 

Alles diess behält der Herausg. in No. 2 bei und zwingt zwei 
Verse heraus, welche jämmerlichst gegen alle Regeln Verstössen. 
JSgo kann die ultima nicht lang haben; eum steht im Cod. Dec« 
über der Zeile und ist also muthmasslich falsch. Der Ausgang 
des zweiten Verses ist unrhythmisch und ohne BeispieL Man 
lese: 

Pärasitüs modo' v6nerat aurum petere; hünc ergo 4go meis 
Dictis mdUs his foribus dtque hac reieci hominem , r^ppuli, 

PHere wird tficht elidirt und malis ist einsylbig, wie alle zwci- 
sylbigen Formen dieses Wortes. ^ 

IV, 8, 25. Hier lesen die Han^chriften : 

Mne. Scio dares 

« 

ISfom; sed nisi ames, non haheam tibi fidem tantam^ 
' Nunc agiias sat tute tuarum rerum, Egone ut opem mihi 

Ferro putem inopem te? Pi. Tace hodo; deus respiciet no9 aUquis» 
Der Herausg. macht in No. 2 hinter tantum das Zeichen einer 
Lücke; schreibt sat agitas^ ohne in No. 1 zu berichten, dass die 
Htindschr. agitas sat haben ; will endlich modo einsylbig gelesen 
haben und bringt nun höchst merkwiirdige Verse zu Tage. Das« 
amares und haberem gelesen werden müsse, zeigt der Sinn und 
das vorhergehende dares. Für agitas sat ist zu Jesei» agis saty 
weil wohl sat agere^ nicht aber sö^ agitare gesagt worden ist. Der 
Schlu^s deus respiciet nos aliquis ist wieder völlig unrhythmisch. 
Es ist durchaus unerklärlich, wie der Herausg., der doch so vieles 
willkührlich ähdert , die schönen iHiytlunen dieser Verse nicht 
herausfinden konnte^ Man schreibe : 

Sdo ffarc». 
IS 6m ; sed nisi amares, n&it hah^etn tibi tantäm fidem, 
Nunc ägis sät tu tuarum r^rum. Egone Ut opem ferro putem mihi ■'' ' 
Posse inopem te? Tdce modo; respiciet nos aliquis deus. ' ■ ^ 

IVj 4^ i^ Derselbe FaU, wie oben IV, 3, 10. Aus Vorer- 



152 B»aiti.b1ie Iiiiitiratmi. 

Eine gßjii eigenthümliche Art von Fehlem im Flantus. ist die^ 
welche zu Anfange der Verse vorkommen. So steht Amphitn 
y^ 1, !• in allen Haii^schr. und alten Ausgaben Dapes^ wo Spes 
%u lesen ist. So steht Cas. proL 20 Sed absentes tarnen prostüht 
praesentibus ; die Handschr. haben Sed tarnen absentes und 
Sed ed tarnen abs. Man schreibe: absentes prosunt sed tarnen 
praesentibus. Ibid. prol« 55. steht Filius autem ; es ist zu lesen 
Tumfilius autem, Ainphitr. IV, 3> 0. beginnt der Vers Quid eg^$ 
es ist zu lesen: Nam quid ego, Trin. IV, 2, 103. ed. meae hat 
der V. C. Callicli se ad villam aiebant; es ist längst Terfoea- 
aert: Eum alii di isse ad villamMibant. Foen. III, 2, 32. geftren 
die Cpdd. FaQ. richtig St^ tace ; andere Handsohs. und die^Slferen 
Ausgaben haben Atat tace, fehlerhaft Und. so in unzäUigeii 
anderen Fällen. Wir kehren zu unserer Stelle zurück^ Man las 
wahrscheinlich FAHdUS statt JSAMUS und hielt jenes für eine 
Abbreviatur von Fugiamus^ woraus der Fehler entstandenl Uns 
scheint es d^er nicht zweifelhaft« dasa der Vers so zu lesen 
sei; 

BAmuB, V6s vostin&m curdie offlcium ; ego* 4JfSksidm meum^ 
wodurch dem Rhythmus, dem Sinne, und dem Gegensatze vqs-^ 
ego sein Recht widerföhrt.. JBamus ist zweisylbig zu lesen« 
IV, 5,5. 

Senem tranquiUum ene, Vhi me aspexerit "^ 
Der Hiatus bei esse^ welches von gar keinem Einflnss auf den 
^inn der Stelle ist, ist ganz ohne ^Beispiel. Man lese 9 

Sen^m iranquiUum esse, 1$ vibi md aspdxeriU 

Me hingegen bekommt den Ton , und hat daher mit Recht den 
Hiatus, da das Fronomen sonst ganz verdunkelt würde durdh die 
Aussprache. Die Eigenthümlichkeit der Constructien i is — illum 
betrog die Abschreiber und Grammatiker, 
IV, 6, 15, . , 

Ego vdrum vdrhvm fäoiam, Ni^ Etiam cdmufex . 
Minitäre^ Chr. Nösces tu illum actiUumy qualis sii. 
Zwei Fehler zeigen sich hier. Der Sdiluss des Scnars gualis sit 
ist fehlerhaft ; Flautus sagt zum Schlüsse des iambischen Verses 
atets qualis siet^ wie unten IV, 8, 1 5* Sodann was wäre diess für 
eine Drohung: „Spil ich die Wahrheit aagen.^^ Diess kann dem 
Nicobulus nur angenehm sein. Die Handschriften haben : Ego 
verbum faciam; auch diese Worte entlialten keine Drohung, wohl 
aber zeigen sie den Weg der Verbesserung. Chrysalus sagte: 
Ego faciam; eine bekannte Formel^ welche stets eine Versiche- 
rung oder Drohung enthält. Hier fallt ihm Nicobulus in die Rede : 
^,Du drohest mir auch noch?^^ Dann vollendet der Knecht: „Du 
aollst bald crfs^hren, wes Geistes Kind er aei,^^ Es ist daher zu 
Ifisen ; 

Egofddam -r- JVt. Etiam odmufdx mlniUire mi? 



Elmtv Bftddiidls 4 ^d. MMM. 151 

r 

Nur ynfton ifcwei Kvrzen folgen^ kaän' es den Hfatns imd den Ictui 
zulassen. ' ; • i 

^ IVy^^ 65. JEm (kern) und enim werden in den Mss. Fall« 
oft.ter^echselt. . Der Heransg. bedachte diess nicht, als er die^ 
ien \et» so schrieb : 

PL M^c quid n68 vis fdcere? Chr. Enhn nihil dst, nid [ut] amitU 

imperor 
Abges^eji davon, dass tU nicht ^t zu entbehren ist, verliert iex 
¥ek^ fehoieutend an rhythmischer Eleganz. Offenbar ist fiir enim 
znflbafio em^ 'wie statt kern in den Cedd. P« immer geschrieben 

- .Ktike ^id n63 DiafAcere? Em 9 nihü estj niBiiit andtia impero. 
IKir Hüben dies« Stelle sohod^^eh berührt; sie mnsste hier in 
rhythitiischeT Hinsicht noch einmal angeführt werden. 

lY-2, 24. nndIV, 4, feg. Heber die erstere Stelle haben 
wir schon wekcr oben gesprochen. Der Heransg. sagt in deir 
Vorrede am Nq..2, dass er jet^t, d.h. nach dem vollendeten Drucke 
der beiden Ausgaben, weniger an der Lesart der Falatinischen 
Handschriften festhalten würde. Sic, fahrt er dann fort, quae 
nunqnamnuilafui^partidui^ae f«^ correptae offensio, eam iamsehli* 
tarn groivm esse, ut posteriore loco band cunctanter scribendum 
putem : 

Quid tn löijuere? Hoc \&t futM sAmus, Uhiti hicUniumf 
Dibs% Schwanken, wekhes wir schon gerügt haben, zeugt Ton 
grosser Unkenhtniss der Frosodie des Plautus. Und wenn wit 
auch nicht verkeimen, dass Alt und Jung täglich lernen müssen ; 
«omnss Man doch die Eliemente der* Grammatik eines Schriftstel- 
lers verstehen, wenn man denselben herausgeben will« Wir ha- 
ben die Eltire, dem Herausg. zu versichern , dass es für ihn hier 
noch viel zu lernen giebt, wovon fast jede Seite seiner Ausgabeil 
Beweise und Z^eugnisse liefert, 

IV, 4, 98« Der Herausg. schreibt nach den Handschr. 

Quiaiihi aürum rdddidi et quia non U franddverim» 

Der Vers leidet an zwei Fehlern, dem Hiatus an der ialscheii 
Stelle, und der felilerhaften Stellung der Negation. Es ist daher 
au lesen: • ' • 

Quia tibi aürum rdddidi et quia td non ddfrauddverim^ ' 

IV, 4, 122. 
. FAgiannka, [Fos] vosirüm curdte officium^ ego 4fßcidm meum. 
Der 'Vers ist vom Anfange an unrhythmisch und fugiamus ein 
f^^uz unpassende» Wort ^ da man gar ^icht absieht, was hier die 
Flucht soll. Schon Caniprarius apud Gnitenim, wie der Herausg» 
in den Anmerkk.'zu No. 1 sagt, hatte diesen Fehler gesehn, und . 
wollte gelesen wissen : Muge , eafliusn Dieser Vorschlag wäre 
vortreiflich, wenn wir nicht auf diese Weise wieder das notbwen* 
dige vos vbrlöroii , - odei' JUtige eamüi scandircn müssten. Auf 
jeden Fall ist i^anw« in. dem sinnlosen JPbgta^it^a verborgen« 



ISS B0aiti.b]ie Iiititiratvtf. 

{)ine gani; eigenth&mliche Art von Fehlem im Flaiitini. blr die,- 
welche zu Anfange der Verse vorkommen. So steht Amphkn 
Vv 1) 1* in allen Haii^schr. und alten Ausgaben Dapes^ wo Spet 
WOL lesen ist. So steht Cas. prol. 20 Sed ahaerUes tarnen prosUM 
praeaentibus ; die Handschr. haben Sed tarnen absentes und 
Sed ed tarnen abs. Man schreibe: Absentes prosunt eed iamai 
praesentibus. Ibid. pro!« 55* steht Filius autem ; es ist zu lesoi 
TumfiUus autem, Aniphitr. IV, 3> 0. beginnt der Vers Quid eg9; 
ies ist zu lesen: Nam quid ego, Trin, IV, 2, 103. ed« meae hat 
der V* C. Callicli se ad villam aiebant;^ es ist längst Tdrbes- 
sert: Eum alii di isse ad vüLamMibant. Foen. III, 2, 32* geto 
dieCpdd. FaQ. richtig St^ tace; andere Handsdir. und die^ülTereB 
Ausgaben haben Alat tace^ fehlerhaft. Und so in nnzaUigoi 
anderen Fällen. Wir kehren zu unserer Stelle zurück; Man lag 
wahrscheinlich FAMUS statt EAMUS und hielt jenes für eine 
Abbreviatur von Fugiamus^ woraus der Fehler entstanden! Um 
scheint ^s d^her nicht zweifelhaft« dass der Vers sp am lesea 
Bei; 

Edtnus» V6s vosiHim curdte offlcium ; ego' &ffSbidm meum^ 
wodurch dem Rhythmus, dem Sinne, und dem Gegensatze vos-^ 
ego sein Recht widerfahrt.. JSamus ist zweisylbig zu lesen« 
IV, 5,5- 

Senem tranquillum esse. Vhi me aspexerit "^ 
Der Hiatus bei esse , welches von gar keinem Einfluss auf des 
^Inn der Stelle ist, ist ganz ohne ^Beispiel. Man lese? 

Sendm traf^pdÜum esse, 1$ vibi mi aspexerit» 
Me hingegen bekommt den Ton , und hat daher mit Recht dai 
Hiatus, da das Fronomen sonst ganz Terdunkelt wnrde durdh -die 
Aussprache. Die Eigenthümlichkeit der Constructien : ie — ilUtm 
betrog die Abschreiber und Grammatiker, 
IV, 6, 15, . , 

Ego v4rum vdrlmm fäoiam. iVi» Etiam oärnufex 
Minitdre^ Chr, N6sces tu illum actiUum, qudlis sH, 
Zwei Fehler zeigen sich hier. Der Schluss des Senars quälte sU 
ist fehlerhaft; Flautus ^2igt zum Schlüsse des iambischen Verses 
stets gualis siet^ wie unten IV, 8, 1 5. Sodann was wäre diess für 
eine Drohung: „Soll ich die Wahrheit aagen.^^ Diess kann dem 
Nicobulus nur angeuelim sein. Die Handschriften haben : Ego 
verbum faciam; auch diese Worte enthalten keine Drohung, wohl 
aber zeigen sie den Weg der Verbesserung. Chrysalua sagte: 
Ego faciam; eine bekannte Formel, welche stets eine Versiche- 
rung oder Drohung enthält. Hier fallt ihm Nicobulus in die Rede: 
^,Du drohest mir auch noch?^*' Dann Toilendet der Knecht: „Da 
aollst bald crfs^hren, wes Geistes Kind er aei.^^ Es ist daher m 
l^sen: 

Egofdciam -^ JVt. Etiam edmußx minitdre mit 



Auf ganz Slinlteke Wehelieiäiit «s "wdter'tiiitgiilT; 8, 15. 
"WO die Structar des RhythmM< beihahe di^elbe ist 

•••••"• IV, 7, 5i " '^ •■•*'« p-;;' -^ ■■■■:■' ' - ') ,:!'r!-.^ 

i: . Eko iü, hqviiätusne 6-giiaM m^ fdttl«^ ^ 

.1 ' % Per «^iiiimiiSmi,. 9«iid mt^' td A^nim''r^dfid^^^ ^ 

Wenu der Heraus^. idieseWessaiig för richtig gehalten hat; so 

steht es schlunm ndt seinen ptosedischeii Kenntnissen; dann 

"wehe dem Fiautinisphea Texte! Der Fehler liegt in loqmtatusne 

es, worin loquitatus non es oder nmirerliegt:'' Man-schrdbe: 

JEho tu, loquitdtuB non es ghM iA rtteo ' • ' 
■ Bifäle p^r termönem, qvUä mi id ^üntitt-^r^ddidit- 

IV, 8, 25. Obsecro kaUn nicht ala Trochäus galten. Man 
lese daher r ; ■': , ■. ': . .• 

Poth: paiisee ergo^ ölmbrdf ^idiihilübet; 

wenn nicht nelleicht derGelbirauicfa erfordert: öbsecrö, tibi quid 

lubet, ■' :i;! 'i .!!•!. •/..:). : * .■ " 

iv;8, 88..-' . ." -y- ••..■•■■•* ■.^•- ■>•>.. . .■••••>■ 

Ni. Quid fitf: Cht. Dit»Mla.'I^Uppi8tSm')^ Ni.Vaha 

Salus m4a Htvdsiimi! 'iltatm,inn6x dic6 dähol 
So wollte der. Herausgäber geschrieben- haben; duixh einen 
Vnickfehler steht Fak. Die Handschriften geben Vah salus zuni 
Schluss des ersten Verses. Der zweite Vcirs leidet an einem 
rhythmischen Fehler, weil er höchst unangenehmer Weise in zwei 
gleiche Hälften zerfällt und^ das enklitische me in die Arsis stellt. 
Auchcfärfte «a/tia als iambische Anakrusis zu Anfang des Senate 
nicht zu erweisea sein. Wir schreiben dah^r 
. .. . .>.Qmd.fit? duidniisPhilippUrSmpepigi, Salus 

Mea servasti me. Väh, ^[uain ftiöx^dieö dabo, ■ - 

Dass vah in die zweite HälftQ des Bweit^n Versesr gehöre, zeigt 
unwiderleglich die Mensur. ' 

IV, 9, 23. Fnr Pum ibi Ssquirit fata Jli&rum war noth;- 
wendig zu schreiben: Dum esquirit ibi fata llifirum. Wenn äeir 
Herausgeber sagt , dass dieser und der folgende Vers auch als 
septenarii trochaioi gelesen werden könnten ; so traut man seinen 
Augen kaum. Er ist also der Meinung, ^man könne scandlren: 

Dum ibi exquirit fata Iliorum, 

Wir wissen nicht, was wir Tön diesen prosodischen Kenntnissen 
sagen sollen ; rathen müssen wir aber dem Herausgeber, dieselben 
noch näher zu prüfen. Beim Lesen der fehlerhaften Handschrif- 
ten des Plautus gewöhnt sich das Öhr an Rhythmen, diePlautus 
nie kannte. Dagegen muss man sich zu verwahren wissen. 

IV, 9, 45. Dieser einer Clausula unmittelbar vorhergehende 
Vers darf kein Trochäus sein, da der Rhythmus bis zur Clausel 
fortgehen muss. Zwar will der Herausgeber, um die coütinuatid 
mimeri zu bewerkstelligen in dem vorigeh Verse gegen die Codd. 
Fall, estemplo «chreibeo für estemjfulp : 



m mfi>wti«lke.<tfiictMnbl«a.r 



.: » ' ■ . «» 



C(fpt spdlia» ^ t9 4HfSifiq'4uoMmnwkmotr'PkiUppQ9 militi 

Allein zu geschwelten, dasg diese gegen die eigenen*! GmnäsStze 
des Ilerauhg. ist, M\fm «och bemerkt werden,. daM hier gar kein 
Grund sich erkennra iSflfit, weshalb, aofl ^dmi lambiBehen Versen in 
tffpqbaifecbe vbefg^j;Migen wurde. Offenbar isl in Anfange dea 
9Wd^cH der hier citirlea Verae etwaa T/foloren gegangen, vric dieta 
im Anfange dar Vetvo >btini Fkutna.ao oft geachehen üt .Ich 
a^i^e daher toi:, pnachraben: ' > . * .. ^ 

Eum ddeo un6 meniddy .deviei^ mnoieiu pKi^mptdo 

Ego e\(pi tpiU/«. U w&mc düdnto» nimsioi Pfälippos miliU 

Nun erst beginnt der trochälschc Rhythmus; doch mnaa der toU 
gcnde Vers nicht Jicissetiä^ Nmhc alteria etiim duceatis, so dass 
iiteris zweiüylbig aei, waia..6idi.. ungeachtet der Analogien von 
dexter und asper nicht nachweisen lässt; sondern er muss ge^ 
schrieben werden: Nunc etiam älter fs ducenlis. Die Stellung 
Ton efißm Ibat den GnuuifftUpmrVlvariaasung gegeben, die^^vahre 
Folge der Worte zu aaderiL De ist unwahi^, was der. Herausge- 
her In den Aniperkk. zn ]Vo. 1 behauptet, ßUerius stehe dreisilbig 
Captiv. U^ 2^ 66. Alles diesa aind unreife Ansichten, welche 
erat^o^^A näher geprüft werden itfiksen « ehe man ihnen Einflusi 
^uf den Text dea Plautus zugesteht . ^ 

, . IV, 9% (SO. Es ist unbeaweifelt, dasa dieser Vera, wie alle 
muitebendeu, ein trocliaicua letrameter acatalectna, oder.töllatäii- 
diger octonarius sei^'miisso: Erst mit dem t. 68\ wo sich- die 
Rede ändert,, lodert sich 0er Rhythmus« Gewohjnlkli liest man, 
wie auch die Handschriften liaben : 

TdcittM cMfOftpfil foftellaf , ohtignaitti mihi fuu- äedifk 
Es muss jedoch gelesen werden i • 

. \ TactiiM ednscripsh tabMas^ hdi mihi deditöMgndtag. . 

Addaliua und Bothe liabcn den Vera auf yerMhiedene Weise 
hcrausteilen gesucht, jener oba, häs dedit mi; dieser hQ8 dedü 
whi ohdgnaias. Dass unsere Stellung den Vorzug habe, ist dem 
Kundigen klar. V. 05. muss wieder ein voUstäudiger trocliaicua 
octonarius sein, und ist so zu schreiben: 

^uid me tibi adt'sse opüH? Voh lit qmod i4 iuhibö fdeiai. 

«0 dasa tibi nicht elidirt werde. Der folgende Vers mnsa so 
acbUesaen : neque völo ea acire, « 

. IV, Ü, 11. Höchst wülkübrlich und gegen alle Regel der 
Piautioisohen lUiytiunik ist die Anordnung dieses Versea: 

lÜMittm €*i: iü^9 tibi BervAs iuo urbitrdtu sviüiaL 

Der Cod. Dcc. liat für tuo deutlich ttaiOn Uöclist walirscheinlich 
ist also zu schreiben : 

Jtifitnnti; iüyn tibi Bdrvm Xud tuiic dr&iircUif idrviQU 

Gleich der folffeude Ven.gieiit mwUec <aom itoxk^ial&fi^'aiVäK ^«^ 



IVfüiaBtedlifes^ÄBitedUl liS 

der ^erapsgciber« 41^ Ije^ken Lesfirteh der GEafidgdiriffeii wh ITow 
Ivnde deß Metrumf» liidU'>ani' nuttea versteht- »Mm liest gen. 
yjfölmllchi • ■. •. m\>:; .:-••. 'i:!'^-- j. '■• " ''* 'i 

• j^ t; Hoc äge ^8 dthßf nunc, Chry». tibi luhit tecUa : a'ütium öpermn 

• 4(bi dico, 
Aiier.der iarnblBobe Nunietttsr>daif erst mit der nun folgenden 
Jiede des Niqobali)«, in welcher dieser den Brief torliest, begi»4 
x^en. Der eben angeführte Vers gehört noch zu sehr, zu ofFei» 

' bar demStnnenachÄi dem Vorigen uiid schliesst sich zu genau ai| 
d^Sfßibe ft») ajl« dass der Numerus sich ändern ^könne. HJerzü 
kOfnpit, A»8» der Codex \,.Ci nunc tarn giebt für tarn nunc, wo^ 
dorch offenbar trochäischer Rhythmus bedingt wird. Und unhcH 

. zweifelt ist diese Lesart, achtln wegen der gewolinlichen.SteUun|( 
^on nunc tarn yoTzxmelaxi^ ^ 

Hoc age sis nunc iam, . Ubi lubH redta : 'aHrium dperam t^t di^co. ••' 
Pen folgenden Vers, welcher den Numerus rorbereitend ändert, 
fiphreibt der Herausgeber so t 

Cerae 6quidem haud pdrsit ndque eiiU f [sed] quicquid 4iA peüdgiri 

c^ftum est. 

Das heis6t:^ed^ welches die Handschriften alle darbieten und 
welches ohne Nachtheü für die Eleganz und den Sinn nicht auf- 
geopfert werden darf, soll weggelassen werden. Und warum 1 
Weil der Herausgeb. nicht gefasst, dass hier eine Clausel ist, ditf 
den Uebergang zum Folgenden bildet. 

Cerae ^quidem Jumdpärsit n6que sUl&f aed quicquid est \^ 

PeUdgere drüitmst, - ' / 

IV, 10, 0. £in völlig verfehlter Rhythmus. Der Herausgr* 
ficandirt: 

Düxi^ kdhui seortum, p&tavi, dedij dondvii itenim id 
' Rdro: Egö'dare mö ludum meo gndto insUtui ut dnimo ohsiquium 

Sumere possit ?t$. . > 

Man wird versucht zu glauben , der Herausg. habe noch k«ineia 
Vers des Plautus:' gelesen. Es muss ohne Widerspruch no ge-^ 
spbrieben werden t ; ' 

Düxi, hahui scort-Am, potdvi dedi, dondvi : dtenim id rdro f ' 

Ego me ddre ludüm raeo gndto institivi ut dnimo obsequium 
Sumere possit ; aiquum id dsse putö : sed nimis noU- desidiae 
Ei dare lüdum. Nunc ad MndsilocMm quod 4i manddvi^ vi$o^ 
Ecquid cum dd virtutem adt ad fnigem öpera aud conpülerit 
Sicut, si eum convenit, seid' fetisae : edat ingMo ndtua. 
Ausser dem fehlerhaften Rhythmus des ersten^ der angeführten 
Verse hat der Herausgeb. noch folgende Fehler gemacht. Er 
hat nir;ht gesehn, dass die Stellung däre me hier die unrichtige 
sei, was ilun jedenfalls einen Verdacht gegen die Richtigkeit seii^ 
Her Anordnung beigebracht haben würde. Er hat nicht bemerkt^ 
dass es weit besser sei, i^ scandireu Jrügem öpera suä campü^ 
IßXit^ ids, wie er «iU^ f rügmiß oferd w4 cfwip., was ; eine g«» 



ISS B^nitieiie Litteritwv/ 

nnnothige Abwdclmng von der gewohnliohen ftdgd ist; Erliil 
ferner, das Präteritum convemt wahrscheinlich, was jedoch kmo 
glaublich, für das Präsens gehalten, da er scandirt cönvenit. AUei 
diess zeugt von entschiedencni Mangel an Bekanntschaft mft der 
Metrik und Prosodie des PJautus. 

V, 1, 1. Die 17 ersten Verse dieser Scene^ hat H^Hdalmk 
den Element, doctr. metr. als Anapästische Tetrameter cöliistitoirt 
Bnd der Herausg. ist ihm, jedoch nicht ohne einiges» B^enkei, 
geJEblgt. Auch hat er sich erlaubt, von Hermanns MeiAnng ii 
der Lesart und Construction der Verse absugehen, wcttti die L«- 
arten. der Handschriften Anderes geben, als Hermann wollte. Si 
sind denn verschiedcntliche schlechte Verse zum Vorschein ge- 
iLommen, an die Plautus gewiss nidit gedacht hat. Der HerAnh 
geber hätte aber eher seiner Ahnung von Trochlieii, als HeniiaMtf 
anapästischer Construction folgen sollen. Er würde e» gettui 
haben, wenn er sich mehr Kenntniss der Piantinischen Metrik ttii 
Prosodie zugetraut hätte. Wer könnte wohl zweifeln folgendett 
Vers für unrichtig scandirt zu halten: ' i.' . 

y^Chrysälus me hödie Idceraütt , Chrysdlus me miserum spöliavit $ ^ 
tmd sich nicht augenblicklich für folgende Scansion entscheideoc 

^yChrysalus m4 hodii lacerdmt, Chrysalus mi miferAwi spoUdvit?'^ - 

Der Herausg. sagt in den Noten zu No.-l zu Anfang dieMt 
Scene: Qui versus etsi longe maxima ex parte ad trochaiconiffl 
octonariorum speciem accommodari nullo negotio possunt ; tamei 
quamvis emeudationem :respuere secundus videtur, dubitationis 
aliquid etiam V. 17 iniicit. Aber jener Zweite Vers hedarf keiner 
Vetbesserurig und der 17te lässt sich unbedenklich und auf die 
leichteste Art seinem ursprünglichen Metrum zurückgeben^ Die 
beiden ersten Vei-se der Scene geben zwei ganz bekannte^ wenn 
auch noch nicht aus dem Plautus angemerkte, trochaieitetrametri 
claudi, für welches Metrum Hermann freilich nur gnechuche 
Beispiele anführt: 

Quicunque übi suntj qul fuirunt , quique futäri) sunt pöstae. 

Der zweite enthält freilich einen Felder, aber keinen metrischei 
oder prosodischen : 

SLüUI^ stolidif fätui, fungiy härdi, hUnni, buccönes^ 

Denn was sollen die buocones^ Grossmäuler ^ unter allen den 
Dammköpfen 'i Zwar sagt man, bucco sei eine stehende Rolle, und 
bedeute einen Dummkopf, wie rhcLCCo^ auch führt man eine Stelle 
aus dem Apulejus an^ welche Aehnliches sagt. Aber es scheint 
diess keinesweges ganz richtig zu sein, denn Isidor hat: Bucco 
garrulus, qui ceteros oris loquacitate^ non sensu super aU Wiar- 
aus freilich die Bedeutung der Albernheit^ aber nur sccunddr folgt 
Es scheint aber blennibuccones als ein Wort geschrieben werden 
zu müssen, was soviel ist, als stultüoqui; eine Bedeutung und 
Schreibart, welche mit der Isidorischen Erklärung trefflich' htfr- 
monirt. Das Citf^i des Paulus aus dem Jl^Va^iis kann, hffargegea 



nicht ;iEq]9^ns da einfiilhtiliä dfatiMaMsbeTrenmin^ dtl seiri' htuMi 
jin«{c$rii4)^ilis Püutjuß YieUeichtfittecb^exGerpirt hat. Der IX Veis 

ist so zu lesen: : .;., ,. ^ 

]P^ti» perdideripi^ mtniiftL ae^Kd. lüäbemAy mhmaque egoiä mihi ddmno 

dücam, l .. ! !.. ;; ? ■ •: 

JSgo fiel aus, yrell er »schon im Torlgea Verse ^ gerade über die« 

ßem zweiten ego stand»./ •;.. , ' ; •*. r>c.1 t) /J . ^' ■ ' /i ,:3 

V) 1, 23») '..D.€m Herausgeber eif^wingt^nenVers, der keiner 

werden^will: .i... «wo v.» •.;: u/\ ü .-«/■•, - .. , '^-^i 

ZV f. igitur pari fo%liina>i,actdU.4^ wvnulh^'&tSMuriik,'- .Piiik':$io est ; sdd tUm 
Wie gewaltsam! Päriein^ylhigsOkäyzäimurvmt Jcurrer ultima bei 
(dprPoisitiou^ bdde<9>^o ungewöbnlich als hart i&et Herausgebe 
bedjachte nicht, diMsg Jiier ein vgeiHo^biiliGher Uebergang zu den 
folgenden Cre/f^£rr;» statt finden könne: 

Jgiit^f pari fortüntty aetdte'üt 8umu8 (ßenSLt) 
tltimur. P h i. . JSic est ; aed 
- ... : . Quidtibist? Ni. Pol mihi pdr idemftt, quöd tibi. 

Der Senar bildet eine häufig vorkommende Einlej,tung zu dem im 
Fplgenden :verändekten,Rhy thmns. Tu nach sed wird durch Me- 
trum und Sinnald ungehörig ausgeschieden. 
;.: V, 2, 7, .Dte vüij^ufmerksamkeit des Herausg. auf Pro9odie[ 
und Metrum, um nicht zu sagen Unkunde, hat sich hier mit vöi- 
liger Misskennung des Sinnes yereinigt Hier geben die Hand« 
Schriften: : . : . » 

At pol nitent ^ haud Bordid^e videntur^amhae^ 

P.lrajis macht der Herausg. ich weiss niebt welchen Vf^: . . / 

y4t puly ita nitentf haüd sordidae vidMut ßmbae, «, : ■,.> 

IIa ist willkührlichteingeschwäriEt und d^r Vers ejn l^ding ge- 
worden. Aber schlimmer ist, dassder Herausg. nicht auf den 
Widerspruch. geachtet, in welchem diess mit den folgendfn.Ver- 
sen steht. Die andere Schwester antwortet; „Aber sie^siud doch 
\Xj&nigi$tens beide geschoren.^' Wie könnte sie das sag^pi^ wenil 
eicht die Rede der Schwester den Sinn hätte: „Sie.,Bobeinea 
etwas schmuzig?^^ Gleich darauf heisst es: Rerin ter.in, anno 
iuhas tojisitari. Diess sagt dieselbe , welche oben in jenem j4t 
^oi.nitent das Lob der Eleganz und des glänzenden Aeusseren 
ausgesprochen haben soll. Offenbar muss sie das Gegentheii ge- 
sagt haben. Daher ist mit Entscliiedenheit zu lesen : 

M p6l hattd nitent. sordidae ämhae videntur; 

'i«'_ f..i. ' ^ 

wodurch zugleich der ununterbrochene cretische Rhythmus her-, 
gestellt ist« „Wahrhaftig, die beiden Schäflein sind eben nicht 
sehr schön, sondern etwas schmuzig.^^ — „Sie sind doch wenig- 
stens geschoren.^^ — „Glaubst du, dass diese dreimal im Jahre 
sich scheren lassen ? " So fügt sich Alles vortrefflich. Die Vul- 
gata ist sinnlos und wird es noch mehr durch da^ nutzlos binein- 
geschwärzte üa. 

V, 2) 9. Dass die erste Arsis des Bacchiscben Vemgliedes 



168 m^itiDielie LlUttfslwiKr 



Gide KfilRe sein kohne; mUUi dieär *«tai Woift eiidcl[,->9cheiiit 
dleriHerauAgeberuocIiiBklitrt'iHisteir Mbt wärde er hj^ nicht 
geficlirieben liabca: :* ;/? i ■ 

or. ...1 '. .' Polhddi» oMrahan^i 4äon9tf'^9i^ 98t»' »:)(t « . t 
Es ist nämlich zu lesen e '^> 

-.:!": \-t '.'.'} s- P$l.Iuime'atcfd pßm*kii'iäon»a tthideut. ■ ;»ir If;iJ »r.'i 
Beispiele giebt es in dieser Scene so^ar YÜrr. - ::*)'i'^'"s: i-. . 

1* • Atf&l hkkd iAM^ Mrdidä^ ämbai ffiiJätwTM ' • 

' Pol hödie altera iam 6it dt^torua ecrto ehU '"* *' 

•v*^ 'slKid^UniulH'/ ifißi9iröj-'&^l intuenfdr» •• ^ •'■ 

i; ■.RepiSrMniiir'fnlrov sMh^.: /Üco ämhueü''^ - '....-■' -^^ 

ihu8 dicflw bei eihsylblgcn Wortem am Meist^ttsich findet^ liegt 
inder Ni^tur. derSacliel- Auch Wörter^, welche mit r scliUesiscni 
Biiid liäuiig in diesem Falle. So Cistell. IVy fls^8. ' 

Loca hdeo^cireitör eJfeidit mL Mi homin^ymi 

SpcctätorcH fdciie indiciüm si quis vidit. 

Wir wollcndie Bcis|Rele nicht häufen, >veil wir die Sache als un-> 
bezweifelt betrachten. ^ < . -. ' 

MerkwiirdKf^r »ber als alles diess ist, >^a der Herausgeber 
60 viele ungewöluiliche Ziu/amfticnzichiingoo znlisst^ 'dass er nicht 
geseheii, «u<;h ot'fs tinterliege dieser ttegel, wie navisiknä viele 
andere. Dkher schreibt or V, i, 4« 

obwohl die Codd. das allein Richtige geben: 

Qui» kdi Ave- övin adigit-; ' ' 

wo ot)is:«hteylb!g zu lesen: 'ist Der ganze Anfluig derSc«M Ist 
dennoch so zuschreiben: '*'•■• 

Umi- (Qiiiflr s6nit\i uc iumiiUM iaM6 nomwdt ii«m#i i 

/' Medtquepiltaiaddii? • 

2V{«- Ego dique hio. Ba. Quid h6c est ncgdtif Nom, tnndbOf ' ' * 
' Quis hÜB huc <$t>is adigitf" 

Die Codd: Fall, haben mit den Ausgaben übereinstimmend: mf- 
mine umnüiatme. In diesem nomine^ welches der TlerauKg» in 
No; 2 in- Kl^^mcm eingeschlossen, steckt nichts als ntinc^ vrtU 

chcs geschrieben Tic die Teraiilasstmg zu der KutziiTcrung nomine 
gab, da nu/tc als Abbreviatur Sc , mit einer Unie" oben geschrieben 
wird. So bedeiitungslos auch hier /m/icist; so wftgcich es doch 
nicht zu streichen, da es nicht \\idcrsinnig steht und da die llc- 
defüile desnautus, die Umgangssprache nachahmend, sehr oft 
mit solchen Partikeln sidi schmückt, die man allenfalls auch eiif^^ 
bclireii korhitb. 31e ^vird nicht elldirt, oris, wie wir bereits ge-' 
sagt, ist einsjibig zu lesen. So erhält auch' diese Stelle iliren 
Tollendcten Rhythmus , wenn man die Lesart der üandschriflen 
mit Umsicht und KenntnisS des Metrums und der Frosodic bc* 
nntzt/M'as der Ilerausg. nicht oft gethan hat. 

I^ie OrUwgraphic anlangend, so \\9X det Weniusg. in beiden 

Ati9ffatfca Biet mcb der Schreibart ist CoäA. Vdi. g«»«^v^t^ h^q- 



dtirdi sich' dieselbe sehr buiit gtaiAtet Das 8 fara^cögfcoiti hat 
d«r.IIeraiis^;' JQ .Nb« 1 mar .di^ wo'dieCodd. dasselbe hab^n^odfct 
Spuren* däTbn. Ih No.<.2 steht es überall^ wo in den Acctisativeii 
und Ablat. von ego ubd tu- der Hiatns vermieden werden sell^ be-^- 
schränkt sich a^o auf diei Fctormen mediana ted, Archaismell 
sind^ nur nach Zeugnissen, der .C«dd. Pa^. bdlbehaiten. Druck und 
Papier sind ^t; DruckJGcidel* inr unsere Zeiiy.-wo so fclileiWi 
fednitkt wird, weni^e^ im^ iSmen aber immey noch 2u tiel^, 'di^ 
der Herausg; b6i weitem nichtiialie nachgetm^en hat. 

Nr. 111. la einer scheniiaften Dedicatiousschrift^ welche wt^ 
gleich üls Vorrede dient y au deA\ Oberappeiiationsrath BluiW^ 
und seinen Coiiegen Classen^ lässt der Herausg. den Epid%€u$ 
mittels einer Parabase auftretenimd darin seine Absicht und sei^ 
non Plan kund thun. Der Ilei^nsgeber wünscht Zufolge dieser aii 
die liectores Gfymnasiorum gerichteten Parabase^ dass diese Auff-* 
gäbe dazu dienen möge^ den Epidicus in den Gymnasien z« le-^ 
sen. Zu diesem Zwecke hat def Herausgeber keine erklärenden 
Noten beigefügt, sondern nur die Lesarten des Vetus Codex Ca^^ 
merarii^ so weit sie you Pareus in der obengenannten Ausgabe 
(NeapoIlNcmctumlin 9) angemerkt^ unter dem Texte aufgeführt^ 
wenu sie nämlich nicht selbst iki den Text aufgenommen worden^ 
was geschehen ist, so oft der V, C. das wahrscheinlich Richtige^ 
oder wenigstens diplomatisch Slchti^i^te . bait^.- Ist diese* Auf- 
nahme erfolgt; so ist die Lesart der Vulgata^ d. h. der Grono>i-* 
lachen Ausgabe unter dem Texte aufgeführt worden , wobei auch 
auf Verb esserungs vorschlage neuerer Kritiker, z. B. Boihes llück- 
sicht genommen word^i-.ist. ImTe:xte selbst hat der Ilerausg. 
oft seine eigenen Conjecturen drucken lai^sen , jedoch mit Cprsi^ - 
Schrift, wobei auch muthmassliche Lücken ausgefüllt MÜrden, 
Hierbei behauptet der Herausg. sich besonders gehütet zu haben, 
um des Metrums willen etwas ünerwiescnes in den Text zu neh- 
men; was jedoch nicht ganz erfüllt worden, auch gar nicht richtig 
ist, da das Metrum oft der einzige Anzeiger der richtigen Lesart 
ist und zu sicherer Verbesserung führt. Ferner li.at er der Ac- 
cente sich bedient, aber sie nicht, mIc Jtüachl auf die Arsen 
jedes Versgliedes gesetzt, sondern dipodieenweise ange\\ endet. 
Den Hiatus hat er durch einen kleinen Querstrich angedeutet, und 
die Zusaramenziehnng zweier Sylben durch einen Apostroph be- 
merklich gemacht. 

Was der Herausgeber so in der Vorrede verkündet , hat er 
grösstentheils geleistet. Auch ihm war übrigens darum zu thun, 
die Lesarten des V. C. zu reprasentlren und davon nur soviel zu 
ändern, duss man die Verse allenfalls scandiren könnte und so^ 
namentlich die lieben tirones, wenn das Büchlein in Prima ge- 
braucht würde, nicht allzuviel Anstoss beim Scandiren und allen- 
falls einen Sinn fänden. Wir müssen daher diese Bemühungen 
eben so verurtheilen als die des Herausgeber» tou ^A und IL 



IM B>&Mlf^».fLli«bntvü 



Penn wo Ui die Grendel bt .donul* vertftattef, an ümTakei 
friejba die besten dipIonuitischeB Quellen darbieten,. .sn-Verih« 
dem; no igt tucb die Pfliriit'gebotcn|. deaTeU möf liehst. g:enaa 
nach bestem kriti^fchenEraieaaen anf «eine; Authenticität snrfidc- 
wrübren. Auch Herr Jacob, hat Vieles stehen gelassen, was 
eben. so sehr dec.YeAelsenin^ bedurfte, als was er verbes^Hrt; 
illid^res hat er '^elbd^ri, wo di« HaMschrift das Hiohti^e hat 
9iid.d4' er die Verse durch Beseichflun^. gemessen; so: hat er 
seine metrischen Kenntnisse an den TaJ^ kgen und über Manchca 
e^H^liciden miissen , worüber noch nidit entschieden ist, wobei 
#r auch über Manches faUch entschieden hat, was bereits besser 
entscliieden ht. Es giebt hier keinen Mittelweg. Entweder 
mau mass die Quellen wiktlich und buchstäblich genau abdrucken 
lassen und die Vorschläge zu Verbesserungen blos in den >'oten 
erwähnen ; oder man muss Tersnchen mit Aufbietung aller kriti-« 
sehen Kunst nach bestem Glauben und Wissen den Text auf das 
muthmaüsiJchc Original zurückzuführen. Wie es die Herausgeber 
vorliegender Werke gemacht haben , besitzen wir einen Text von 
welchem Heine Urheber schon im Voraus gestehen, dass er inter- 
polirt HüU und zwar von ihnen selbst nach Kräften^ womit weder 
der lieben. Jugend noch den Philologen vom Fache etwas gedient 
pein. kann. , . 

Ii I9 3. Der Herausg. hat sich in der Vorrede sehr vermes- 
sen, da»s er den von der Handschrift beglaubigten Text des Me- 
trums wegen nicht geändert habe. Aber gleich in den ersten 
Vcr«en des Stückes hat er dagegen gefehlt. ' Der V. C. giebt 
folgende treuliche Lesarten , welche die besten Verse bilden : 

' Kp. Ccrle öculh üteris. Th. Salve, Ep.'Di dent qua6 velia, 
" ' , ycnirc sdlüom gaüde^, Th» Quid c^terum? 
",f ^P- Quod eo ('moUi, Cend tibi ddbitur. Th, Spöndeo^ 

lup. Quid? Th. Me dccepiürum^ at ddbls. Quid tu? j4gis 
Ut vdis? Th, Exömplüm adcst. Ep» Addssc intclligo, 

TUigc ! 
Corpuivnlior vidvre, atque dgiUör, Th. Iluic grdtia. 

Hier hat der Herausg. zweierlei sich zu Schulden kommen las- 
sen. Ailessa hat er ausgestrichen, nach einem Einfall von Pal- 
merius Spicil. ]>. 8.>, wodurch mit Hinzufügung von Euge ein 
iamhisdicr katalcktischcr Tetrameter oder Septenarius entstanden 
i«t, der gar nicht in diese Verse herein gehört und ganz fremd 
dahiielit : 

Quid tu? agia üt velia. Exemplum adcst Intäligo, Eüge, 
Zweitens hat er für agilio?' gesetzt hahilior nach einer Lesart,- 
welche Lipsiua e codice llovcriano anführt. Diess kann weiter 
nichts sein als eine Conjectur, die gar nicht nöthig ist, da jenes 
agilior einen vortrefflichen Sinn giebt und hahilior von corpa- 
lentior wenig verschieden sein kann. Diess Alles steht offenbar 



Plana SpidUciM, ^. Jaeabb 161 

im Widerspruche mit den Grundsfitsen, die der Herausg. in der 
Vorrede aufgestellt 

I^ 1) 17. Der V. C. hat: ut Uli respondi probe. Die ge- 
wöhnliche Lesart ist: ut illa respondeae probe. DerHerausg. 
schreibt: Utile respoode. Th, Probe, Der Fersonenwedisel 
ist von CamerariuS'^in^^vihtt worden. Wer sieht nichts dass es 
heissen muss : Ad illa rdsponde. Th, Probe. Wie oft ad, uty 
at bei.Flautus Terwechselt sei^ findet man nur dann wahrschein- 
lich und glaublich, wenn man sich dei'Cursiv- Schrift erinnert, 
von der wir im Eingange zu dieser Recension gesprochen haben. 
Utile ist. eine höchst unglückliche Interpolation. 

I^ I, 59* Die vom Herausg. angenommene Verbesserung 
hat unseren Beifall. Die Vulgata giebt : 

^rrepidasf Epidice; ita voUutn tuum videoi videte commetuüise 
■Hie me absente inte, lüiqidd malt» 
Der V. C. hat voltum tuum videor viderey-Aßc Herausg. verbes- 
sert ita voliu tuo.videre commeruisHe. Indess so wichtig diese 
Aenderung ist; so war doch noch übrig, .dieselbe auch mit dem 
Versmasse in Einklang zu bringen. Der erste, der obigen Verse 
-bildet nämlich einen Kataiektikus, der in dieser Verbindung un- 
stattliaft und durch die ieichteste Veränderung der Versanord- 
nung zu heben war: 

Servam . hominem ; ^ä Sfipientiast, 

Th, Nescioj ^depoly quid tu timidm 43* Ttepidas, Epidieefila iuo 

VoUü videre commenässe. hie me ähsente in ie aliqiäd mali* 

Ep. Potin üi moU^us nd sidsi Th. Abeo, Ep, Mta, abire nön ainam* 

IKerauf beginnen Bacchische Rhythmen. So gewinnen wir dur,ch 
eine geringe Veränderung in der Anordnung fortgehenden iambi- 
scheu Rliythmus ohne störende Unterbrechung eines Trochäi- 
sclien Schlusses, welcher in der Mitte dieser Rhythmen als man- 
gelhaft erscheint. 

I, 1, 89. ^icht praecdve ist zu accentuiren, noch est listitd 
hier 'zu schreiben, sondern der Vers ist so zu scandiren s 

At enim praecave; nihil est istud. Pläne hoc cörruptümst caput, 
Ptaecave ist kein Dactylus, sondern bildet einen Spondeus , wie 
Asin.IlI, 3, 25 Verbüm cave fdsis verber o^ wo cave einsylbig 
ist Der Verf. von Nr. IV will hier lesen : At enim tu cave* 

I, 1, 92. Unerhört Ist solebas zweisylbig, welches sHebaa 
klingen würde. Der Vers muss gelesen werden s 

Tu quldem antehuc ßliis aoUbas ddre consHia mtUua. 

Bedurfte die Structur des ersten Versgliedes eines Beweises 5 so 
stehen unzählige zu Gebote; nur einige: Merc, I, 2^ 64« 
Tu quidem ex 6re ordtiönem mi eripis. taceo, tace» 
Asinar. IV, 2, 8. 9- 

Jam qutdem hercle ad illam hinc ibo, qtuim tu propedienii 
J^isi quidem xlla ante öceupdssit to, ^ffUgda scio — 
Curcul. II, 1, 55. 
N. Jakrb, f. FkU, u. Paed^oä, KrU, BiH. Bd. XIX. Bft, 3. 11 



in BomUelie Litteratsr. 

Si qvidem hereU mihi Hgntum ddlnr^ nitnquam id fdtius penequar. 
Cas. V, 4, 17. 

Te quidem oppr^inissfH, Feei igo iiiaee d/cto, quae voi dkii%9, - 

I, 2, 4h Die hier befindliche Lücke, weiche nnr die Buch- 
stabentrummer elo zur Ausfuliun^ darbietet, und von den Gelehr- 
ten mannigfaltige Versuche erfahren hat, jedoch mit geringem 
Erfolge, füllt der Herausgeber also aas : 

Vndt Ivbti; nam ni ante tolem oeeasum r6^ ?lm ra^v^ioy« 
Dass ein Griechisches Wort hier gestanden habe, lisst sich kaum 
bezweifeln; aber sicher nicht TagyvQioVy ein Päon. I., weicher 
hier nicht stehen darf, da Plautus auch in den griech. Wörtern 
die Regeln seiner Prosodie und Metrik beobachtet. Vielleicht 
htess die Stelle so t 

ündetvh^; nam ni ante sdlem oeedsmn t^v^' ^Xcsq SIok 
Vor den Buchstaben elo befindet sich ein leerer Raum von drei 
oder vier Buchstaben in dem Cod. Vet., welcher so ausgefüllt 
sich recht gut und gefügig ausnimmt. Die Erscheinung, dass 
ahnlich lautende Wörter einander verdrängt, gehört la den ge* 
wohnlichsten im Te;xte des Piautus. 

II, 2, 28. Fühlte sich der Herausg. veranlasst, die Lticken 
SU erganzen, so hätte er nicht mit Bothen den Rhythmus stören 
sollen. Er Hess drucken. 

A legione omnh remissi sunt domum TkMi* Siefaehuiui 
Epidice? 
Die Vulgatahat: quia hoc Seit factum* Der Herausg. Jiat nach 
Bothes Vorgang Epidice Iiinzagefugt. Der V. C. giebt Seit 
factum ohne quis hoc. Quis aber ist eine treffliche Vermuthnng, 
welche durch das Folgende: Ego ita factum eate dico eine 
wichtige Bestätigung erhKlt. Wir schlagen folgende Verbesse- 
rung vor:^ 

A legi&ne omniB rewiati sunt domum Th^bism Qui$ iia ait 
Factum? 

Wir gründen diese Verbesserung auf paläographiscfae Erfahrun- 
gen, weiche hier nicht weiter ausgekramt werden sollen. 

11, 2, 44. Der Vers muss ein catalecticus sein; folglich 
kann folgende Form nicht die richtige sein : 

At tributns quum (mperaUu ^st^ negant pendi pötesse* 
Der Schluss ist zu schreiben pendi pote. Eben so müssen fol- 
gende Stellen emendh*t werden: Men. IV, 2, 41. AuluL II, 4, 30. 

II, 2, SO. Der Herausg. schreibt: 

Cümalüe aut plumdtile^ cerinum aüt gerrinwn gerrtU merae! 
Die Vulgata hat cerinum aUt melinum. gerrae maxumae^ womit 
der V. C. übereinstimmt, ausser dass dieser gartinfift (nicht gae- 
rinum) aut gerrinum hat. Es ist zu schreiben: 

Cumaiile aut plumatiUy cerinum^ gerrinum^ gerrae masumae, 

U, 2, 71. Hier giebt die Vulgata : 

Haee ijo aie6at; Ue awdivi$ie ab «e» of^ue ab epMoIa. 



Plaod fipidicut, ed. Jacob. ]6S 

Der V. C. hat ofidfvisse ae üb se ab ephtoUt, und dai zweite ab 
vor epistola ist ron spaterer Hand in atque Terwandelt worden, 
daher die Yul^ata. Der Heraus^, sehreibt : audiviase aba ea ab 
epiatola. Die Form aba Tor dem Vocai ist eine Erfindnnf;: des 
Herausgebers; sie kommt nirgends erweislich ron Das Rich- 
tige ist: i ' 

i3a^c sie diehät^ ne ailkdivisae edmpae ah epistoJa. 

n, 2> IS. Der Herausg. bezeichnet vallidi als Anapäst, was 
ganz unzulässig ist. Es ist zu schreiben t cälidi^ cönducibüia 
cönaili. Calidum consilium ist ein so haußg vorkommender Aus- 
druck, dass man nicht einsieht, wie der Herausg. nicht sogleich 
auf ihn fallen musste, da der Zusammenhang ihn so gebieterisch 
verlangt. Vergl. V. 101 dieser Scene. Einen im Eifer und 
Drang des Handelns erfundenen Anschlag verlangt der gleich 
darauffolgende Vers. 

I^ 2, 99. Folgende Form des Hiatus halt der Herausgeber 
für zulässig: 

1dm — igitur — amdia — ei erit örnnti con8ultdtio. 

Nur lam ist als Kürze zu betrachten und ohne Ellsion zu lassen. 
Aber für erit muss fiterit gelesen werden. Die ultima von igilur ist so 
häufig lang, dass der Herausg. nicht darauf aufmerksam zu ma- 
chen brauchte. Eine sonderbare Begriindung des vom Herausg. 
hier zugelassenen sonderbaren Hiatus befindet sich in der Anmerk.: 
Crebro hiatu alte meditabundi oratio haerena videtur depingi 
actione iuvanda. Davon ist kein Wort ^ahr. Die Meditation 
ist längst vorüber, denn der ganze Plan ist im Obigen sehr rasch 
erklärt worden. Hier ist nur vom Erfolg de'sselben die Rede. 

11, 2, 102. 107.' Wer nicht weiss, dass auspteio bei Plautus 
und Terenz nicht anders als mit langer Antepenultima vorkommt, 
sollte kein Editor des Plaut gs sein wollen. Aus solcher Unkennt- 
niss kann dem Plautus kein Heil erwachsen. Der Herausg. schreibt 
und scandirt: 
1(12. P. Rem Mrele loquere. Ep. Et ripperi^ haec te qui^ abictdai 

BÜspicio. 
107. N^ qua — 6h tarn güapicionem difficuUas ^veniat 

Man wiirde diess für einen Druckfehler halten, wenn dasselbe 
Wort nicht mit eben dieser Messung zum dritten Male weiter 
unten lY, 2, 53 vorkäme, wo der Irrthum zu einer wahrhaft fabel- 
haften und lächerlichen Entstellung des Verses geführt hat: 

Tuüsservös, P. Quid cöncidit? M. Sic hüft)ncio est. 

Sollte man meinen , dass Jemand , der nur ein Stück vom Plautus 
gelesen, so scandirdn könne, namentlich da conctdit den Weg so 
offen nachwiess? In den Anmerkk. zu dieser letzten Stelle sagt 
der Herausg.: Poat Mi (jnilitem) raauraeat^ quasi mihi fuia-' 
aet; quod fortaaae addendum. Es ist also keinZweifd, dass 
er eigentlich so gelesen haben wollte : 

TtifM s4rvo9, P. Quid cöncidit. Ed. Mi sie »üspicio est. 

Das ist denn doch nicht zu entschuldigen« Ist es wohl noch nd« 

11* 



164 Bo Ulis die Litte Tatar. 

thig, die richtige Lesung dieser Verse nachzuweisen? Wenn sol- 
che Unkenntniss zur Schau getragen wird^ allerdings; mau muss 
da den Schulmeister machen : 

102. P. Rem hircle loquere. Ep. Et rdpperi^ hadc te qui dbsceddt 

susplcio^ 

107. iV^ qua ob eäm nusptcionem difficultas eveniät, 
IV, 2, 53. Tuu8 8^rvo8. P. Quid concidit? Mi, Sic susptciosU 

Wir gestehen, dass solche Fehler nach Unserer Meinung kaum zu 
verzeihen sind und wir sie wenigstens hei eiiiem Herausg. des 
Piautus nicht erwartet hätten. 

IT, 2, 121. Es thut uns leid, das ehen geendigte Lied von 
Neuem anstimmen zu müssen. Der Herausg. weiss leider nichts 
dass das alte Verbum betere die erste Sylbe lang hat. Er schreibt 
und^scandirt so: 

Epidict eo veni, Ep. Ne — ähitas, priüsqvam ego dd ie vdnero. 

Durch den kleinen Querstrich nach ?ie pflegt er nämlich den Hia- 
tus anzudeuten ; isr hat also unbezweilelt abitas für einen Ana- 
päst gehalten. Es ist kaum glaublich, besonders da weitet ttnten 

IV, 2, 1 ganz richtig steht : 

Cave praiter hilas tillas a4disy quin roges» 

II, 2i 118. Wir haben hier einen metrischen Schnitzer 
übersehen , der ernstlich zu rügen ist Hier schreibt der Her- 
ausgeber. 

Gl6rio8U9, Hie emei illam dd ie et dabit aurüm, Iubvas, 
Damit nun jakein Zweifel über den Irrthum obwalte, macht er 
ganz unbefangen in der Note die Bemerkung: lub.eas; idem- 
que omnes Pall. ei ed, princ. Superscripsit recens manus V, 
Codici: lubens* ' Sed istud 'j^y^ixcitsgov. Jene recens manus, 
verehrter Herr Herausg., war eine docta maTtus, welche die Sache 
besser verstand , als Sie, Hätten Sie ihr doch etwas zugetraut! 
Umgekehrt steht unten IV, 1, 17 im V* C. lubens^ wo die Vulgata 
iubeas ganz richtig hat, der Herausg. aber der schlechteren 
Handschr. uml der Ed. princ. folgend , ganz gegen seine Grund- 
sätze iubes schreibt. 

III , 1 . Diese ganze Scene ist vom Herausg. aus Unkunde 
der metrischen Gesetze fälschlich angeordnet und deshalb auch 
einige falsche Lesarten stehen geblieben, auch geändert, wo nichts 

/ • zu ändern war. ' 

Expectando dxedor miser atque exititeros^ 
Quömodo mi Epidici dieta blanda dveniant* 
JSimis diu mäceror; sitne quid ndc ne sif, 
Scire cupiu» Chaer, Per illdm tibicöpiam, 
5. Copiam ^ 

Tibi pardre aliäm licet, 
Sdvi equidettt in principio tllico nulläm tibi 

^ Esse in illo cupiam, 

S i r. Interii , herclcy ego ! Ckaer, AbsArde /am, qui angas 
10. Tc anifiM, Str. Si herde egoMUm ««nel pr«Riiero / . 



Plaüti Epidicns, ed. Jacob, 165 

Chaer, 'S'&nquam irridire nos illum intdtüm sinam 

Servom hominem. 

Str. ^Quidittum fäcere vt«, qui, tibi quoi dlvitiaö domi mdxumaey 
h habes nümmum nullum, nee soddli tuo in te cöpiast. 
15. Chaer. Si berde hdbeam^ pöllicedr lub^ns; verum äliquid, üUqwt 

aliquo modo, 
AUcünde , ab dliqui, aliqud tibi spes est, m4cum förtundm fore{^ 

Str, Va4iibi m&ricidae^ homo! Chaer. Qui tibi lubety mihi möie 

loqui? 

Str. Quippe tu mt dliquid, dUquo mödoj alici&nde, ah uliquihus blatiSj 
Quod nusquamst, n^e ego id inmitto in auris meas; 
ISO« Ndc mihi plus adiumMi ades, quam lUe, qui 

Nüsqüam etiam natu» est. 
Die Verse sind Kretische. Zuerst Tier tetrametri, dann ein mo- 
nometer; sodann folgt ein trochaicus dimeter catalecticus , dann 
wieder ein Creticiis tetvameter; der 8. V. wieder ein trochaicus 
dimeter cataiecticus als Clausel. 9* 10. 11* 12 sind wieder Cre- 
tici; 13 und 14 Trochäen; 15 und 16 lamben; 17 und 18 Tro- 
chäen; 19,20^ 21. Cretfbi, zumSchluss ein dimeter. Nur tri den 
drei ersten dieser Verse stimmt der Heraus^^ mit uns iiberein. 
Im 7. V. lässt er willkiihrlich tibi weg , weil es zu dem von ihm 
erfundenen lambus nicht passt. Im 11. V. haben alle Handschrif- 
ten nunquam , woraus der Herausg. Num macht und das Frage-« 
zeichen an das Ende setzt. Im 16. V^ schreibt er ape^ 'st und 
mecum fore fortunam ^ obgleich der V. C. giebt/ore mecumfor^ 
iunam.^ eine Stellung, welche beibehalten werden musste , wenn 
einmal ein unpassender Vers stehen bleiben sollte. Im V. 18 
schreibt er blattts quod nusquam est und macht die ganze Zeile 
Ton Quippe his nusquamst gewaltsam zu einem trochaicus tetra-t 
npiet^r. Ber V* C. giebt latisy in murine latros ; der Herausg. 
schreibt also ganz grupdios blaitis., dessen Penultima nie lang ge- 
funden wird, deshalb auch nicht mit tt geschrieben werden kann« 
Vergl. Amphitr. II, 1, 79. Cure. III, 82, Noch ist zu bemerken, 
dass der Herausg. t. 12 qui tibi ^ quoi schreibt, wofür qui.^ tibi 
quoi zu interpvingiren wan Die Personenveränderung, nach wel- 
cher der Herausg. v. 11 dem Chäribulus zuschrieb, ist über al 
lem Zweifel. 

III, 2, 7. Auch dieser Vers ist prosodisch unrichtig ; 
Jüt importem in coloniam hvnc nunc aüspido canmedlum. 

Nunc ist zu tilgen, wie so oft : 

Ut importem in coloniam h&nc attapicio cönmedtum. 

IV, 1 (in den. frijheren Ausg. III, 3*. Der Herausg. hat hier 
eine Verb* in der Bezeichnung der Acte angebracht.). Hier fehlt 
das Personenzeicheu jipoecides., Femer lieset der V. C< 

A p. pocte et sapienter diois. Num nimia potest* 

Pudhitiam quisquam suao aeroare filiae^ 
Die Vulgata tat Non für Num. Nach dicis steht im V. O. ei^e 
liücke von etwa einem Worte. Der Herausg. ändert hier nicht, 



/ 



166 Bimische Liftfteraftnr. 

sondern setzt im folgenden Verse qiM far quisquam nach Bent- 

leys Vorschlag. Die Frage ist hier unzulässig; nimia kann mcht 

stehen, theils weil Plautus hier gewiss gesagt haben würde it»- 

mium ^ aus riiythmischen Griinden , theils weil nimis gewöhnlich 

einsilbig ist. Die Stelle wird so heissen müssen : 

j4 p. Docte it sapienter dici8, Nutuiuam ninu$ potest 
Pudörefß quhquam suai iervare fiUae, 

Einigemal ist in (lern Texte des Plautus pudorem zu schreiben, 
wo jetzt pudicitißtn steht. 

IV, 2 (in, 40 26. Der Codex Vetus hat: 

Molegtum non ut, P. iVisi dicts, quid velis. 

Der V« C. hat das Zeichen der Lücke nach velis ; der Herausg. 
nisi tudicis; es ist unbezweifelt, dass zu schreiben: nisi aidicis. 
Ple angedeutete Lücke am Ende des Verses bezieht sich auf den 

folgenden Vers, welcher jetzt so gelesen ¥drd : 

Mihi iüam ut irdmiiids^ arg^tum dccfpin». 
So schreibt und scandirt der Herausg. und keine Zeile belehrt uns 
über Riesen räthselhaften Rhythmus. Es ist klar, dass er keine 
Ahnimg hattß yon d^r Mangelhaftigkeit« dieser Prosodie. Wer 
sieht nicht, dass n|ai| schreiben müsse : 

Mi iUam üt tvamitta», ärgenium dccipioa licet. 

Dieses licet in derselben Gonstniction ist nicht nur unzählige 
Male bei Plautus vorhanden, sondern auch oft am Schlüsse d^ 
Verses ausgefallen. 

IV, 2 (III, 4) 33. Ein seltener Fall kommt hier Tor, dass 
der Herausg. seine mangelhaften, unbedachten Einfalle nicht in 
den Text genommen. 

Tuas posaidebit faxo muUer fertas. 

Mque tfa, profeeto ut eam ex hoc exonerei agro. 
Der Herausg. verbessert, ohne Rücksicht auf frühere ErkUrungen 
und Verbesserungen zu nehmen, zum Theil nach seines Coli« 
Classen Angabe; 

Tuas praenidehit faxo mulier feria$, 

Aiq'^e ita profedo ut eam ex hoe exonere$ agro. 

Zweierlei hat hier der Herausg. übersehen, erstlich, dass praesl-- 

dere nur mit dem Dativ verbunden werden kann (nur bei Tacitua 

in anderer Bedeutung mit dem Acc.) ; sodann dass faxo eine 

Versicherung enthält, die gar nicht Grund li'ätte und statt finden 

könnte^ wenn weiter nichts gesagt würde, als tui8 sacris praee^ 

riL Tuaa ferias posaidebit ist nichts anders als te possidebü^ 

da nun eigentlich gesagt werden sollte: tu eam possidebis; sa 

enthält der Satz te posaidebit eine starke Behauptung, welche 

durch ein dazwischen gestelltes: ich stehe dir dafür ^ motivirt 

wird. Dann enthält der folgende Vers diesen Sinn: „Und unter 

der Bedingung sollst du sie haben , dass da dieses Land von ihr 

befreiest.^' So scheint die Stelle keiner Aenderung zu bedürfen^ 

Die Richtigkeit dieser Ansicht beweiset das folgende; istis hgi- 

buM habeaa licet* 



IV, 2 (m, 4)) 57« Der IIeniiiB|^. hindelt wieder eimmd ge- 
^en seinen eigenen Grundsatz, die Lesart des \*-& getreulich 
beizubehalten« Man lese so: 

Euge! 
Frugi 4t f f^iltee, finigi iomo*t. 
So haben die Handschriften, ausser dass es taach dem zweiten 
frugi steht. Der Herausg, schreibt : 

Enge firmgi^ Epidiee^ frugt et. 
Mit Weglassung von homo*s und halt diesen troch. Vers für rich- 
tig mitten unter iamhisehen Senaren* Er weicht also von dem 
überlieferten Texte ab, bloss um seiner man|eUiaften metrischen 
Kenntnisse willen. 

IV, 2 (III, 4,) «9. Der V. C. glebt: 

Po9tfutna uherta €9i 
Uhi kabHet dmm^ niefirt« tch. 
F. Eho ani .•«... qms eam UberaveriU 

Es ist merkwürdig zu sehn, wie diese Lücke vom Herausgeber 
ausgefüllt wird, ^nn ist zwar die Ausfüllung Ton Lücken eine 
höchst willkührliche Sache. Aber wenn es geschieht, muss es 
doch mit eim'ger Wahrscheinlichkeit geschehen. Der Herausg. 
schreibt: 

Fffftmumi liSbera est, 

Ubi hdUntet dimr, meert6 Meto. P. Eho ain lib^ram ? 

Poter^ne aniltre, 911^ eam Ubtrdoerit. 
Einer früheren Verbesserung verdankt man libera est fSr uberta 
est. Alles Uebrige ist nicht Plautinisch, am wenigsten das Lächer- 
liche poterone oudire; (welches in Plautinischer Sprache heissen 
musKte: PotM ut audiam.) besonders da folgt: Volu scire^ st 

seis^ Unbezweifelt ist zu schreiben: 

PM^ptam lAermt 
übt hdbitet mine dum üla, n&n eerid tetb, 
1 P. Ehö! AM on n6n oft, 91^ eam liberdüerit? 

Nmno dum ist so häufig im Plautus verschriebeQ worden, dass es 
Jetzt Bur eim*ge Male zu finden ist, aber öfter gestanden hat. Die 
B kuter Ihnlichen^ 2lägen geschriebenen Worte ain an uon e^ 
weldliB der Abschreiber nicät enträthseln konnte, haben ihn zur 
Jkliakssnng Termocht, 
4. >lbid« 8L Nicht übel verbessert der Herausg, die Worte: 
fvl fii imUü posiiuB nttn sententiis durch: quiiol potitua sum 
mmieniiia. Allein iantia darf nicht verludert werden. Daher ist 
zu schreiben: Quid nunc? gut tdniis^ pötitus siim aenteiUiia; 
näiplich./io/tVtis mit ksarzer Penultima^ Mit diesem Verse steht in 
Verbindung der nächst folgende, so dass beide nur diurch ein 
Koauna zu trennen sindi- 

Quid uüne? Qtu irntja pdfrtiit tdm tent<fiili<t, 
Eumnn 4gQ nnam. impune? tmo etjdmtt dlterum oett. 

Diesen letzteren Venr htt der Herausgeber ganz (eUerhaft so 
scandirt: 

E&mme egd ttaam (»qffSme? Jme dtiamd dftrrurf, 

IV, S (1,) 1. Zu dka merkwürdigsten. Irrthuinec»^ die der 



168 Römfscbe Litfteratvr, 

Heraus^, bei dieser Aus^. rieh hat zn Schulden kommen lassen^ 
gebort die metrische Anordnang dieser Scene. Statt eines Ana- 
päst läs8t er ruhig einen Tribrachys stehen; das Wort multiples 
gilt ihm für einen Anapäst, und die Verse werden gegen alle Re- 
gel der Aussprache scandirt. Der Anfang muss so gelesen 
werden : 

1 Ph, Sl quid est hqmni ^miseridrum y qv6d miier6acat miner ex dnimo 

Id egQ es^4rior» 
Quoi multa unum in locum cönfluuntj quß6 mcum 
Piktus pulsänt simvL 
ft Multiplex me a^rumna exircitam habet, 

Paup^rtas^ ^ pav&r territdt ^^entem inimi. 
Neque übi medi »pes cönlocdm habeo üuquam münitüm locum; 
IIa gnäta mea höstiAtMt potita, ZV^^e nunc^ übi sitj n^cio. 
Pßf Qui8 illaec mülier^ timido pdctore piregre advMena , quac ipsa^e 
10 Miserdtur. PJ^, In his mihi dictua ist lods habitdre Pdriphanes, 

P e. Me nomindt haec ; crddo ego Uli höspitio Ü8us med venit. ' 
Ph, P^rveUm mercidem dare» qui tnönstret mi höminem aut M 

häbitet, 
P e, Nöscito ego hdnc. Nam videor n4scio übi vidisse mihi ptiuSm 
IfHne ea? Annon est,, quam dnimus retür meus? 
15 Ph, Di boni viiitavi hünc hominem dntidhac, 

P e« Cirto easti qudm memini cQmprimere in Epidauru paupirculam» 
Ph» Plane hie ille est, qui in Epidaüro primu8 Pudicitidm mihi 
P^ptdit, Pe, Quai med comprissu peperit fUiam, domi 
Qudm nunc hdbeo, Ph^ Quid ei adeam? Pe, Haüd scio, ä» 

congtediar; n' haic ea$U ' 
20 Ph, Sin est ishomo, eicul dnni mülii mi dubidm danunt» — 

Pe. L6niga diia meum incirtat dnimum\ sin eastj quam incerfo 

aütumo^ 
ndne congridiar dstu Ph, Mülieltris mi adhibenda fOßaUtu ' 

Die zwei ersteh Zeilen, welche bei dein Herausg. in flrei get 
sind, hat derselbe gegen alle Wahrscheinlichkeit und gegiSDj 1 
Regeln Plautinischer Rhythmik zu AnapSsten gemacht: ' 'Y^ 

Siguid est homini misiriarum .'-'*.' ''••'., 

* ' , .•»^»»■- - ■ >t 

Quodmiserescdt mtsef ix animo^ * '-' '' 

Id ego ixperior, .. ^^. 

Die SS ist schon deshalb unbczweifelt fälsch^ weil im ersten V. ein 
Tribrachys statt des Anapästen steht. Die beideft folgenden'Zei- 
|en sind bei dem Verf. ?wei dreigliedrige KretikeJT* Weit schö- 
ner und der Metrik des Plantus angemessener theilt man sie in 
einen Tetrameter und einen Dimeter. Die folgende Zeile, hier 
bei uns die fünfte, hält der Herausg. für einen Anapaesticus i^e-^ 
trameterujtd scandirt sq: 

Multiplex aertimna me exircitum hdbit; : '" . 

wobei hoch der Druckfehler exercitum zu bemerken ist. Offen- 
b^ ist der Vers OfepktHf tritnetery welcher dea Schluis 4es Sy- 




Plant! Epidicns , ed. Jacob. 169 

Sterns bildet^ in welchem Falle die Trunetrr nicht selten sind. 

Der neunte Yers, bei dem Herausg. der 10, ist ihm ein Anapae- 

sticus senarius , eine gansE unerhörte Form. Wenigstens müsste 

so geschrieben werden: 

Quia iüadc inu2t<fr timidö peciöre 

Peregre ädveni^ns^ 
Quae ipaa so miaerätur. 

Allein da der Accent der Worte: mulier ttmidö peciöre durchaus 
fehlerhaft ist, und in dem Parömiakus ein unverbesserlicher lam- 
bus stehen bleibt; so glauben wir, das Richtige in einer fortlau- 
fenden Reihe Ton lambischen Rhythmen zu finden, wobei wir noch 
den Vortheil gewinnen , im 10. Y. mihi richtiger zu stellen und 
nicht gegen die Autorität der Handschriften habitare locis schrei- 
ben zu müssen. Denn die Worte heissen in V. C. so: In his 
dictua est locis habitare mihi Periphanes , woraus der Herausg. 

folgenden Senar erzwungen hat : 

In his dictust hahitäre locis mihi Periphanes; 
welcher Yers in Wortstellung und Accent mangelhaft ist. Im 
11. V. bei dem Verf. V. 18, hat der V. C. nebst nndeten^ hospitio 
usus invenil ; der Herausg. schreibt evenit nach Lambin ; uns 
scheint in aus in entstanden zu sein, weiches mihi und meo heis- 
sen kann. Usus evenit mit dem Abi. kommt nicht vor und kann 
kaum vorkommen. Im folgenden Y. hat die Yulgata euvi mihi 
hominem. Der Y. C. scheint mihi nicht zu haben ; mihi oder mi 
ist jedoch nöthi^er als eum und dieses scheint aus einer missver« 
standenen Abbreviatur oder sonst entstanden zu sein. 

Im 13. Y. (15) liest man gewöhnlich me vidisse prius ^ wie 
^nch der Y. C. giebt. Der Herausg. versetzt des Yerses wegen 
^vidisse me prius , bemerkt folglich nicht, dass man so gar nicht 
sagen kann, da es videor mihi heissen muss. Ich glaube also dasa 
> die Handschriften hi^r mi für me ursprünglich hatten, schreibe 
aber mti^t, weil mi vor einem Consonauten beim Plautus selten 
oder nie steht, sondern allezeit mihi. Im Y. 15 hat der C. Y. 
nach visitavi eine Lücke von mehrern Buchstaben , Pareus sagt 
quindecim vel aliquot viginti litterarumf der Herausg. ergänzt 
hunc edepol sen^my weiches unwahrscheinlich ist, da selbst der 
Rhythmus nicht berücksichtigt ist. Ich schreibe dafür hune ho- 
minem^ welches wahrscheinlich im Urcodex so abbrevirt war, 
Jic hm^ dass der Abschreiber nicht wusste, was er damit machen 
sollte, und es folglich ausliess. Uj^e^haupt sind in der Mitte der 
Yerse die meisten Auslassungen des Y. C. dadurch entstanden, 
dass der Abschreiber nicht wusste, was er mit vielen ganz gleich 
ftussehenden Buchstaben oder schweren Abbreviaturen anzufan- 
gen habe, Y. 16 steht gewöhnlich: quam in Epidauro pan^ 
perculam memini comprimere ; die Umstellung forderte die Wie- 
d^herstellung des Yerses, welcher in der alten Gestalt ein Yers 
nicht genannt werden kann. Y. 17 steht nach Plane statt hie iUe 
Folgendes: bici..ne^ woraus einige Aicctite gemacht haben, an- 



lü BiBltclit hUietmimt. 

dere im RtelUlge ^efondeii, wu der Hennf^. radi airfj^füMiiiniieo. 
Aber ebenda«elbiit haben HtndMchr. und Ans^g^. fui mihi in Epi^ 
dauro; der Yen verlangt gebieterisch, dass mihi an das Ende 
komme. V. 20 schreibt der Heraos^^. darU deviam^ obgiekh der 
V. C. giebt: de übt an dortig woraus man schon lan^t das allein 
Richti/^e dubiam danunt befanden hat Man bereift schwer, 
wie der Heraus^, bei so entschiedener RIchtifkeit der Yerbesse- 
mn^, die sogleich in die Augen springt, noch auf eine andere Con* 
Jectur denken konnte. V. 21. Der Ilerausg. endet den Vers siis 
ea ent incerto animo — Hanc und glaubt, diess sei ein richtiger 
iambufcher ächluss. Hierzu kommt, dass eben inceriat animum 
vorausging« Ausserdem hat er quam ausgelassen, welches alle 
Ilandschr. haben uud das durchaus nöthig ist. Der Herausg. 
will auch lieber Hem^ congrediar astu lesen, wogegen nichts 
einzuwenden i^t, als dass die Lesart der Handschr. nicht geän- 
dert werden darf um eines blossen Einfalls willen, üebrigena 
Ist autumo eine treffende Besserung, welche verdient hätte , in 
den Toit aufgenommen zu werden, da der Herausg. weit Schlech- 
teres, ja solches aufgenommen hat , was er selbst kaum billigte 
und nur setzte, um einen Sinn in sinnlose Stellen zu bringen. 

IV, 4, 24. Auch dieser Yers zeugt von entschiedenem Man« 
gel an prosodinchcr Kenntniss. Die erste Sylbe von pater und 
seinen casibus obiiquis ist nur dann unter den Ictus zu stellen^ 
wenn sie dabei als Kürze gelten kann. Daher kann nicht stehen: 

Pütrem mtf voedref vitam tüam ego intirimam, N&m ooco. 
Vielmehr ist zu schreiben : 

Mff patrdm votite eeh. 

V9 ], 2. Gewöhnlich heisst es hier; 

D/t^.que illam atiäücit^ quae. dmpta ex pradda eil. 

Mit Recht sagt der Herausg. quod mihi audacius corrigi videtur. 
Denn der V. C. hat quae est . • praeda mit Weglassung etnctein-» 
zigcn Wortes. Dless glaubt der Herausg. so ergänzen m kön- 
nen: quae eni maa praeda; und macht diess wahrscheinMdi dureli 
Anfiihrung von V. 4. ^ wo steht : Nunc emm tu mea e$^ Diess 
bt aber etwas ganz anderes und Stratippoclcs konnte unmöglich 
so ohne Grund Jenes Mädchen seine Beute nennen* Es ist sicher 
zu lesen : quao ent de praeda, 

V, 1, 1H« Die Lücke dieses Verses hat der Herausg. so aus- 
gefüllt, dass sein Mangel an tüchtiger Kenntniss der Prosodischen 
Regeln bot Plautus an den Tag kommt* Nie hat Ptautus ao 
sclirolbo«, können: 

Kßtnt ? Umidiru teim l Signum picium piÜcre Meritm 
BeNondem da diese Tonwidrigkeit so leicht zu vermeideB war. 
Wer wird zweifeln, dass Ptautus so geschrieben habe 2 

Mine ? contidwäto. Sip^um ptUcre pkium viderU, 

Die Ooajunction eon wird in den Compositis so hiufig als Kürze 
vom Plautus gebranoht, dass man an diesem Dactylua Seine eön 
keinen Anstoss nehmen wird. 



\ 



FlMiti Epiiiensy ed. JacpK 171 

V) I) S4* Der^ Heraus;, scandirt falsch 

Id remordtui quod Uta v6Unt; 

Nach dem feststehenden Gebrauche des FUiutus muss man 
scandiren: 

ii remoräiu» qu6a Uta vSlvit; 

womit whr nicht sagen wollen, dass die erste Sylbe Ton isie nie 
lang gebraucht werde. . 

Y, 1, 52. Ebenfalsch fehlerhaft gemessen : 

Süppetida mihi e&m smr&refirre, Fdeile iituo erit. 

Die ultima von istuc kann unter keiner Bedingung als Kürae ge- 
hraucht werden. 

Y^ 2, 10. Das doppelte plus^ von dem Herausg. wunderoar 
genug verdoppelt, da die Handschr. nur eines haben, ist überflüs^ 
sig, und sogar fehlerhaft. Man scandire: 

Duddecim dis plüs^ quam in codlo deörum *6t immortdlium. 
Der Herausg. bemerkt in der Anmerk. hierzu: plus adieci^ 
qüod H versus et sententia postulare videbaiw. Der Satz ist 
nichts als eine ganz gewöhnliche Verbindung zweier verschiede- 
nen Sätze : Flures duodecim dis und Plus quam in coelo est 
deorunu 

V, 2, 17. Hern kann nur dann ohne Elision stehen , wenn 
es in der Arsis steht und den Ictus hat, wobei es nur als Kürze 
gilt. Daher muss in folgendem Yerse nicht hem^ sondern en 
stehen. * 

JV^e tibi iüppUcö; ^ineita vi$? en dsiendd manu». 
So zeigen denn auch die hier gemachten Ausstellungen deut- 
lich, dass auch der Herausg. von No. III die nöthigen Kenntnisse, 
ohne welche man an die Bearbeitung eines Stückes vom Plautua 
nicht denken sollte, nicht besitzt und dass er noch Ifinger die 
Lectiire desPlautus fortsetzen muss, ehe er sich an diesen Schrift- 
steiler wagen sollte. Zwar leugnen wir nicht , dass ITerr Jacob 
in mehrern Stellen glücklich gewesen und das Rechte gefunden 
hat; aber deren sind im Yerhältnisse nur wenige, die wenigsten, 
wo es auf genaue Kenntniss der Plautinischen Prosodie und Me- 
trik ankam. Ausser den von uns aufgeführten giebt es noch viele 
andere, welche noch eine glücklichere Hand erwarten. So ist 
zum Beispiel 1, 1, 9 duello für diu wenig befriedigend, vielleicht 
wäre diuiine zu schreiben. III, 2, 21. Eam a danisla praesti^ 
narem ist eine starke Abweichung von der Lesart der Codd. JEa 
tarn dornigst pelia oder pro Ula\ enthält auch eine Angabe, die 
mit der Fabel des Gedichtes in Widerspruch steht, da das Mäd- 
chen nicht vom Danista^ sondern vom leno zu kaufen war. lY, 
4, 9 will der Herausg. schreiben: AHter vulpis caiuli longe 
olenty aliler suis. Hierbei ist nur zu biemerken, dass beide Thiere 
des Geruches wegen nicht im guten Gerüche stehen, daher fiir 
wäpis wohl besser leanis oder leaenae^ beides zweisilbig zu 
lesen, zu setzen sein dürfte, denn obwohl die jungen Löwen kaiun 
gut riechen mögen; so ist doch der Name eines edlereu Tlueres 



172 Romische Litteratnr« 

zu setzen. Der bedeutenderen Druckfehler gieht es einige. Pag. 
15 Z. 9 darf nicht habeo sondern habeö accentuirt sein. Pag. 24 
Z. 16 muss der Anfang des Verses mit dem Personenzeichen Ep. 
und in der Mitte das Wort Teneo mit St. bezeichnet werden. 
Pag. 27 Z. 10 muss Tor dem Verse das Personenzeichen Ap, 
stehen. Pag. 36 Z. 5 muss statt guttuta gelesen werden guttula. 
Geringere Feliler, wie detereor für deterior^ Tace, für Face, wol- 
len wir nicht erst erwälinen. 

Fragen wir nun, wie sich die Verdienste beider Herausgeber, 
des Ton No. 1 u. 2 und des von No. 3 zu einander verhalten; so 
glauben wir , folgendes UrtUeil fällen zu müssen. Ritschis Ar«- 
bcit ist weit fleissiger und gründlicher; seine Kenntnisse der 
Plautinischcn Prosodie und Metrik , obwohl nicht ausreichend, 
doch umfänglicher als Jacobs, Dagegen ist Ritschis Conjectu- 
^alkritik höchst unglücklich und fast Lachen erregend; Jacob 
hat eine Anzahl glücklicher Verbesserungen, welche ihren Weg 
in die Ausgaben des Plautus nicht verfehlen werden. Kenntnisse 
von Prosodie und Metrik besitzt Jacob höchst geringe imd scheint 
den Plautus kaum durchgelesen zu haben. Collectaneen haben 
beide keine oder sehr unbedeutende über den Plautus. 

No. IV. Ist eigentlich eine Recension der vorliegend voa 
uns beurtheilten 3 Ausgaben Plautinischer Stücke. Wir sind weit 
entfernt,' eine Recension über eine Recension schreiben zu wol- 
len ; aber da die Arbeit nicht gerade zu den unbedeutenden Lei- 
stungen im Fache der Kritik des Plautus gehört ; so können wir 
nicht umhin, hier, wo von den neuesten Bearbeitungen und Schrif- 
ten Vlber Plautus die Rede sein soll, davon Notiz zu nehmen« 
Denn ob wir gleich mit der Hauptansicht des Verfs. nicht eiil«r 
verstanden sein können, dass nämlich die Codd* Pall. und nament* 
lieh der V. C. eben so verfälschte und trübe Quellen seien, als 
alle übrigen Handschriften ; so müssen wir doch gestehen, dass 
wir mit seinem Hauptergebnisse übereinstimmeq , welches er 
S. 80 und S. 108 ausspricht, dass die Plautinische Kritik durch 
diese Leistungen um ein Bedeutendes zurückgeführt worden, 
dass die Ausführung dem von beiden Gelehrten aufgestellten 
Principe an vielen Stellen widerspreche, dass die Metrik und 
Rhythmik des Plautus eine ganz andere sei, als beide Herausge^ 
her sich einbilden, oder richtiger, aus Mangel an Kenntniss mit 
den Schriften des Plautus vermutben. 

Es kann nicht geleugnet werden , dass der V. C. Camerar, 
und der Decurtatus, jener in Rom, dieser zu Heidelberg befinde 
lieh, die reinsten Quellen des Plautinischcn Textes sind, wenn 
gleich selbst an vielen Stellen so verderbt, dass von blosser Con-r 
jecturalkritik kaum Hilfe zu erwarten steht; dass femer alle 
übrigen Handschriften aus einer dieser beiden Quellen, namentlich 
aus der ersten, abgeleitet sind; dass die Lesarten aller dieser 
späteren Handschriften, sollten sie auch an siqh noch so gut sein, 



Weise: Flaofus und belne neoeaten Diorthoten. IIS» 

doch nur als Oonjecturen und Emendations - Versuche des Ter- 
derbten' Urtextes anzusehen sind und mithin z>var häufig in den 
Text au£!genommen zu werden Terdienen^ jedoch nicht wegen 
ihrer diplomatischen Auctorität, vielmehr einzig und allein als 
.glückliche Muthmassungeu. In dieser Rücksicht verdienen beson- 
ders die Codd. Langg^ grosse Beachtung^ welche oft sehr gliick- 
liehe Vermuthuugen statt der verderbten Stellen der Codd. Fall, 
geben. Allein sie verdienen keine andere Werthschätzung, als 
die Vörbesserungsversuche neuerer und der neuesten Kritiker; 
wobei auch dem Codex Lipsiensis eine sehr ehrenvolle Stelle 
gebiJhrt. 

Nachdem der Verf. von No. IUI eine 'kurze Beurtheilung 
früherer Leistungen gegeben und dabei auf eine würdige Weise 
der Bemühungen Faernoa^ Bentle'tf^^ Reizes^ M^rmanris^ Göl- 
ler's^ Bothes^ und des Unterzeichneten Erwähnung gethan ; führt 
er seine Leser in das Todtenreich hinab v und giebt uns in einem 
,etwas gesclunacklosen. Dialog zwischen Quinctilian und Plautus 
sehie Ansicht über die Geschichte des Plautinischen Textes. Hier 
giebt er die Ursachen . der heutigen Textesverderbniss an, wobei 
•viele sehr bekannte Dinge' ziur Sprache kommen^ erwähnt, dass 
man den Text des Plautus nicht bloss orthographisch und me- 
trisch oft sehr willkührlich geändert, sondern auch sehr viele 
unächte Stücke eingeschoben, berührt sodann die Supposita, ver- 
weilt bei dem Gedanken, dass vielleicht schon in den griechischen 
Stücken, welche Plautus nachahmte, viele untergeschobene Stel- 
len vorhanden gewesen, wobei man jedoch nicht solche sich den- 
ken dürfe , welche mit dem Gange und der ganzen Haltung des 
Stückes nicht im Einklänge stünden. (Diese Annahme ist eine 
ganz grundlose.) Der Verfasser führt hierauf die Ansicht, dass 
in den jetzt für acht gehaltenen Text des Plautus manches Ver- 
fälschte sich eingeschlichen, weiter aus, behauptet, dass die un- 
verständige Eitelkeit geschmackloser Schauspieler, die besondere 
Vqrliebe des Römischen Publicums für die Cantica^ die thÖrichte 
Lust der die Darstellungen veranstaltenden Magistratspersonen, 
endlicli der Wunsch dieses oder jenes Histrionen, das oder jenes 
Wörtchen, die oder jene Wendung ausser den vorgeschriebenen 
noch de suo anzubringen, dem Texte des Plautus höchst gefähr- 
lich und nachtheilig geworden seien. Um diese Ansichten mit 
einigen Beispielen zu belegen führt er aus Bacchid. IV, 9, (8 bei 
dem Verf.) v. 65 — 73 an, von den Worten Quid me tibi adesse 
opus est — bis pellegere cerlum est^ einiB Stelle , die nichts ent- 
halte, als Reminiscenzen aus anderen Stücken und die kein Me- 
triker jemals zu einer geschickten cotnpages bringen werde. 
W^e'nn dieses Urtheil Einiges für sich hat ; so geht der Verf. ganz 
fehl in Bacch. III, 2^ wo V. 10 bis 19 gänzlich im Geiste und im 
Sinne Plautlnischer Reflexion gedichtet sind , die der Verfasser 
als versus spurii verwirft. Das Uauptkrltcrium dieses Urtheils 



174 Romiielie Litteratar. 

ist durch unsere im Obigen gegebene Verbesserung Ton Y. 9 wi- 
derlegt worden. Femer hält der Verf. den ganzen Monolog, 
weicher die vierte Scene des dritten Acts bildet, für spateren Ur- 
sprungs^ was durchaus auf ganz falschen Prämissen beruht. Nichts 
ist in dieser Scene untergeschoben, als die Verse 22. 23. 24. 2b^ 
welche eine fast mit denselben Worten abgefasste nur ins Kurze 
gezogene Wiederholung Ton V. 14 bis 21 enthalten. In jenem 
Todtengesprache folgen nun auch einige Scenien in Terbesserter 
metrischer Anordnung, wobei einige sehr beifallswürdige Verbea- 
serungsvorschläge mitgetheilt werden, im Ganzen aber noch am 
▼iel Willkiihr herrscht So hat der Verf. richtig gesehen , daaa 
ovea einsylbig steht ; auch ist die Bemerlning nicht zu überse- 
hen, dass der Verf. V, 2, 3 zu interpungiren Torschlägt: Quid 
hoc est negoti nam ? amabo , quia hos ovea adegit , wo nur die 
Wegfassung von huc nach kaa nicht gebilligt werden kann. Nicht 
minder ist beachtenswerth sein Urtheil über V, 2, 27 seqq. wo 
das Scholion JSunt als solches vielleicht richtig bezeichnet wird, 
was freilich bei anderer Anordnung des Verses nicht zugegeben 
werden kann. Zum Schhiss kommt der Verfasser auf seine Grund- 
ansicht, dass nämlich nicht allein die verschiedenen Codices ohne 
Ausnahme, also nicht die Codd. Fall, allein, sondern auch die 
filteren Ausgaben als Quelle Plautinischer Texteskritik gelten 
müssten, worin er, wie bereits erwähnt worden, gSnzlich irre 
geht Seine ganze Beweisführung lässt sich mit wenigen Worten 
widerlegen. Alle vorhandenen Handschriften stimmen mit den 
beiden Codd. Fall, durchaus und so ubercin, dass sie in den mei- 
sten Fällen des Unterschiedes das Schlechtere haben ^ in allen 
Fällen von Verderbnissen die Quelle in den Codd. Fall, zu fin- 
den ist, wo sie aber das Bessere haben, erweislich nur Vermu- 
thungen der zum Theil leicht wieder herzustellenden bessern 
Gestaltung geben. 

Wir sind keineswejges gemeint, die nun folgenden Benrthci- 
lungen einzelner Ritachlachen und Jacobachen Verbesserungen 
einer neuen Beurtheilung zu unterwerfen, sehen uns jedoch ge- 
nöthigt, zu bemerken, dass der Tadel häufig nicht trifft, weil er 
von einem falschen Frinclpe ausgeht, daher auch nicht immer 
beachtet, was die Herausgeber leisten wollten, was nicht. Auch 
thut der Verf. von No. IV dem Herausg. von No I u. II Unrecht, 
wenn er Ihm folgenden Vorwurf macht: „Wenn der Herausg. 
ein für allemal, ausser den Codd. Fall, freilich höchst irrig und 
lächerlich, alle übrigen Urkunden für nichtsnutzig oder verfälscht 
erklärt , warum giebt er sich nun noch die Mühe , hier ihre Va- 
rianten aufzuzeichnen ? ^^ Denn hierauf ist die Antwort sehr leicht : 
„Weil auf diese Weise an einem Beispiele gezeigt werden sollte, 
wie eine Ausgabe mit vollständigem kritischen Apparat beschaf- 
fen sein müsse, wenn sie lehren sollte, wie überall die Gestal- 
tung der Lesarten erfolgt sei , woraus in jedem einzehieu Falle 



Eyiell : DemosUi. a tiifpicione acoept ab Harpalo peenn. liberataf • 115 

ein Tollstandi^ed Bfld der Texlesifeschichte des Flautus aa%efa88t 
werden könne.^^ Dass der Verf. übrigens einigte selir beachtens- 
werthe Verbcsserang^sTorschläge thut, iet bereits emiälint worden. 
In der Beurthciiung^ des rhythinischen Theiles der Leistungen von 
beiden Herausgebern sähe der Verfasser grösstentheils das Rich- 
tige^, jedoch mit einigen bedeutenden Ausnahmen. So wissen 
wir swar nicht, ob wir den Verf. S. 77 richtig verstehen, wo er 
tmgt: ,, Die Endsyibe von Luna (nom.) ist an sich lang;^^ aber 
wie der Satz nach den Worten verstanden werHen muss, behaup- 
tet er, dass der Nominativ der ersten Declination ein langes a 
habe. Ferner sagt er Phitipuisj Phüippoa müsse, wie jedem Piau- 
tusleser bekannt sei, oft einsylbig Pklipp^s gelesen werden, und 
andere Dinge mehr. Einer seiner vorziigiichsten Verbesserungs- 
vortschlage ist Nal yuQ für sinnloses Necar Bacchid. V, 2, 53* 
Sonst hat der Verf. mit den Lesarten der Handschr. auch nicht 
viel anzufangen gewusst. 

Auch gegen die Jacobsche Kritik behSIt der Verf. von 
No. IV in sehr vielen Fallen Recht, wobei ihm jedoch seine fal- 
sche Ansicht von der Treflflichkeit spaterer Handschriften sehr 
oft den richtigen Standpunct verrückt. Den Mangel an Kenntniss 
Plautinischer Prosodie und Metrik rügt er bei dem Hcrausg. von 
No. 111 ebenfalls mit Recht. Doch wir müssen schliessen, da wir 
eine Recension der Recension nicht schreiben, nur die Verdienste 
des Verfs. von No. IV nicht unbeaditet lassen wollten. Als End- 
ergebniss unserer Beurtheilung vorliegender Plqutina müssen 
wir zum Schlüsse noch den Ausspruch thun, dass der Plautus 
durch die drei ersten der von uns beurtheilten Wetke wenig ge- 
wonnen , Büschl jedoch das Verdienst hat , den richtigen Grund 
aller Kritik des Plautus zuerst klar ausgesprochen und bethatigt 
SU haben. 

Zittau. Lindemann. 



DemostheneB a suspicione accepiae ab Harpalo 
pecuniae liberatue, Commentatio inaugaralis, quam nd 
•ummoa in philolopbia hvnores rite adipigcendoa ampl. philos. 
Marburg, ordini offert Georgiw FiidericuM Eyaeüf- Casiellaoo- 
Hassus. Marburgl 1836. Elwert. 69 S. 8. 

Diese in fliessendem und fast durchgangig reinem Latein ge- 
schriebene Abhandlung ist ein bedeutender Beitrag zur Prüfung 
der über des Demosthenes Theilnahme an dem Harpalischen 
Processe in Gang gebrachten ErzKhlungen. Glaubt auch der 
Unterz. nicht, dass Herr E. in jeder Beziehung die Sache auf das 
Reine gebracht und jeden Zweifel beseitigt habe, so ist doch 
nicht zu verkennen, dass er einen in gewisser Beziehung neuen 



170 Griechiicli« Litteratnr« 

Weg; eitigesclilagen^ selbständig untersucht imd über gai^Mandies 
ein neues Licht verbreitet habe. 

Berücksichtigen wir zunächst die Einleitung (bis S. 18) ^ in 
welcher der Verf. die Meinungen der Herren Becker , Flathe, 
Westermann und Droysen erwähnt und mit einigen Bemerkungen 
begleitet. Was den ersten der genannten Gelehrten betrifft, so 
erklärt er die Sache etwa so: Nur die athen&ischen Witzlinge 
hatten des Dem. Weigerung, gegen Harpalos, den Antipatros 
ausgeliefert haben wollte , zu sprechen , auf die bekannte üble 
Weise gedeutet. Hätte nicht übrigens der Redner die (stolze) 
Gesinnung eines wahren Athenäers zeigen sollen, einen Mann, 
der Schutz flehend gekommen (auch einen Verbrecher^), nicht 
dem Feinde auszuliefern? Die Freunde Makedoniens benutzten 
aber die Gelegenheit, ilire Feinde (verleumdend) anzugreifen, 
wohl nicht ohne des Antipatros geheime llieilnahme. Der Ge- 
richtshof* der Arcopagiten war der makedonischen Partei wahr- 
scheinlich ebenfalls ergeben , Deinarchos ist ein verdächtiger 
Zeuge, desTheopompos (?) Erzählung von dem goldenen Becher 
ein Mährchcn* — Rec. hält Vieles von dem Gesagten für wahr- 
scheinlich, so was den Einfluss der Makedonisirenden auf den 
Frocess, die Glaubwürdigkeit des Deinarchos, die Selbständigkeit 
des 'Areopages betrifft, allein Hr; B. scheint nicht tief genug auf 
die Berichte der Schriftsteller einzugehen und statt zu beweisen, 
bezweif^elt oder leugnet er. Immer bleibt auf Demosthenes eini- 
ger Verdacht ; er , der Anfangs gegen Harpalos war , scheint sich 
nachher wenigstens zweideutig benommen zu haben« — Offe- 
ner spricht Herr Flathe; er räumt mehr ein, lässt den Dem. 
wirklich vom Harp. Geld bekommen; allein das Geld und die 
Söldncrschaar des H. sollten dazu dienen, in 'Griechenland eine 
neue Bewegimg gegen Makedonien hervorzubringen. ■ Da aber 
durch Antipatros Maasregeln ergriffen wurden, des Geraubten 
und des Räubers habhaft zu werden, so unterdrückte Furcht die 
Bewegung, die Gegenpartei war die mächtigere und um sich in 
dieser Noth zu retten, trug Dem. selbst auf Untersuchung gegen 
die Bestochenen an in der Hoffnung , bei derselben verborgen 
bleiben zu können^ aber Hypereides und Andere, die vielleicht 
ebenfalls auf dieselbe Weise sich retten wollten, klagten ilm an 
und er wurde als schuldig yenirtheilt. — In der That Rec. 
würde diese Erklärung nur dann annehmen*, wenn keine andere 
möglich wäre. Von einem Diebe nimmt Dem. das Geld, zwar 
aus dem Raube Asiens zusammengehäaftes, aber doch makedoni- 
sches, um es .gegen die feindliche Macht zu gebrauchen; der 
Zweck heiligt das Mittel. Und als die Entdeckung nahe ist, 
wählt Dem. aus Verzweiflung und in grösster Verblendung oder 
Unverschämtheit den Rettungsweg, der erwähnt ist! Rec. kann 
dieser Erklärung nicht das Lob ertheilen ^ weiches der Verf. 
S. 10 sq. über sie ausspricht. 



Eysell: Demosth. a tiifpicioiie accept abHarp, pecan. liberatos. VTl 

Sodann kommt Hr. E« anf Westermanns Ansicht (v. Qnaest. 
Demostlienic. part. III. p. 108 sqq«)- Nachdem dieser Gelehrte 
von den Vorwurf eny 4|e namentlich Aeschines dem Demosthenes 
wegen seiner Beatecjklichkeit macht, im Allgemeinen gesprochen 
und dann den eigewlchen Verlauf der Harpalischen Sache^ sowie 
er überliefert wird, erzählt hat, beleuchtet er vorzüglich des Dei- 
narchos Rede gegen Demosthenes. Rec« thcilt seines gelehrten 
Freundes Meinung ganz, dass sie nicht von einem Redner jener 
Zeit, sondern von einem Deklamator oder Sophisten herrühre. 
Jeder Unbefangene sieht wenigstens ein , dass diese Rede nicht 
geschrieben sei, um den streitigen Punkt zu erörtern '*'), sondern 
recht eigentlich eine Schmährede sei darauf berechnet, die Zuhö- 
rer zu erliitzen und zu erbittern, was der Verf. geradezu gesteht 
(§3. 21); di^er machen Schimpfworte und Beschuldigungen der 
gröbsten Art den Hauptinhalt aus, und man kann sich kaum den- 
ken, >vic eine solche Rede ohne die tiefste Indignation angehört 
worden sei. Der Verf. redet sich so in seinen Hass hinein , dass 
er den Zweck der ganzen Rede vergisst, aber doch in sofern 
geeignet spricht, als Demosthenes, wenn er so ist, wie ihn sein 
Feind schildert, zu Allem fähig ist, und die Zuhörer glauben 
können, Demosth. sei nach solchen Beweisen überhaupt auch 
hier scliuldig. Eine solche Rede nun sollte gar nicht als Zeug- 
niss gebraucht werden. Ist Deinarchos der Verfasser, so war er ein so 
erbärmlicher Mensch, dass er gar keine Berücksichtigung verdient. 
Er sagt nicht blos, Demosthenes mache Alles unglücklich, was 
sich ihm nähere (§ 31 . 41) , ihm sei Alles käuflich , er habe Ver- 
ratli an Thebae geübt und sei Schuld an dessen Zerstörung 
(§ 10. 18), sondern auch, er, dessen ganzes Streben offenbar ge- 
gen Makedonien ging , habe in Athen die Sitte eingeführt , den 
Makedoniern zu schmeicheln (§§. 28. 94- 103). Wie aber dieser 
Schmeichler jetzt das geraubte Geld annehmen konnte gegen 
die, denen er bis dahin den Hof gemacht hatte, wie er, der 
Schwächere, der dem Vibermächtigen Herrn bisher angenehm zu 
sein sich bemühte, jetzt dessen Zorn sich auszusetzen gewagt ha- 
ben konnte , davon spricht Deinarchos kein Wort. Dabei aber 
scheint der Redner doch die Schwäche seiner Sache zu fühlen, 
denn er deutet an, dass der Beklagte den Areopag verdächtigen 
werde als Organ einer oligarchischen Partei (§ 62 coli. or. 



*) Man wird diess damit entschuldigen wollen, dass dos Deinar- 
chos Rede eine dsvzsQoXoyia sei; auch glaubt Rec. in den Prolegom« 
ad or. Androtion« p. 3 sq. gezeigt zu haben , dass er die Beschaffenheit 
einer solchen Rede kenne. Immer aber bleibt es befremdend, dass 
Deinarchos von dem eigentlichen Gegenstande des Processes so gar 
nicht spricht, sondern blos den Beklagten beschuldigt, ohne diess an- 
ders zu rechtfertigen als durch Verdächtigung des Dem. überhaupt. 
iV. Jahrb. f. JM. u. Paed, od, Krit. BiU. Md. XIX. m* ^ 12 



118 Griechische Litteratnr. 

m. § 1)9 60 wie auch , dass Manche auf den Dem. ihre Hoffnung 
setzen (§§. 5S. 65) ^ ja er ermahnt selbst die Richter ^ nicht airf 
diesen wie auf einen Retter ihr Vertraue» au setzen und nicht 
zu glauben, dass, wetm er verurtheüt würde ^ ee an Vaterlands^ 
freunden und tüchtigen Bathgebern fehlen tber de (§ 77). Alles 
diess kann^ wenn die Rede echt ist, wenigstens den Verdacht 
rechtfertigen, dass der Proccss aus Ilass und Leidenschaftlichkeit 
hen orgegangen , dass er von einer politischen Partei angestellt 
worden sei. Eins aber scheint mir bemerkenswerth , dass ein 
Mann, der den Gegner beschuldigt, -er habe »ich zuerst der Ma- 
kedonischen Partei angeschlossen, ihr geschmeichelt und sich 
von ihr bestechen lassen , unmöglich selbst ein Anhänger dieser 
Partei sein kann. Die Verhältnisse Athens waren damals an- 
ders als zur Zeit des Philippos. Bis auf die Schltcht bei Chae- 
ronea war wenigstens das innere Staatsleben frei und unbe- 
scliränkt; später hemmt auch diess Makedoniens Einiluss. Mir 
wenigstens ist es unwahrscheinlich, dass damals ein Redner auf- 
treten und s o von denen reden konnte, die in Makedoniens Sold 
standen. Um des Königs Zorn und Rache zu verhüten und dem 
Einflüsse der Makedonischen Partei sich fügend lässt das Volk 
den Process ansteilen und einer der von ihm erwählten Synegoren 
sollte so sprechen 1 

Um aber sein Urtheil über den Verfasser dieser Rede zu 
begründen, führt Herr Westermann nicht blos Dinge an , welche 
jener besonders gern hat und zu einer besondem Manier gewor- 
den sind, wie wir sie bei solchen Deklamatoren sehen, so die 
iicavalrjrlJBLg ^ die, da der rhetorische Zweck bei zu häufigem 
Gebrauche zerstört wird, den Leser unangenehm berühren ^), er 
erwähnt nicht blos Redeweisen, die bei klassischen Schriftstel- 



*) Rec. hatte schon früher darauf verwiesen in den Symbolis cr!'- 
ticis, welche in der „Allgemeinen Schulzeitung'' II. Abth. Nr. 99. 1838 
abgedruckt sind. £r stellte dort des Deinarchos Worte § 72 iytvBxo 
ütoUg, i'/tvETO fisyiöTTj als Epanalcpsis dar und uiuss noch heute bei die- 
ser Erkliining bleiben trotz der andern Erklärung, die man aufgestellt 
hat. ' Als ' ähnlichstes Beispiel diene § 40 i'KEivoi rjeav ^ i'Kslvoi xrA. 
Wie weit der Redner in dem Misbrauche dieser Figur gehe, beweist 
auch § 85/177, co 'Jd'rjvaloi , [it]» Unrichtig ist sie § 27 fiovoag yäq 
ovt(og\ 'Of avdQ£g 'A&rjvacoty iiovoog xrA. , wo richtiger wäre: fiovoog yccQ 
ovt&i£y >— ovTcog* Rec. bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass ihm die- 
fvlbe Figur noch in einer andern Stelle Terborgen zu sein scheine, 
§ 68 heisst es bei Bekker: rl 6h av (rLd'cjfiev yccQ ravTa), iäv xaza xo 
'iprjqfLOfia rö JT^fioö^ivovg anairfi niiiipag Tjfiäg 'JXe^avÖQog ro ;p^<y/ov — , 
tI ^QovfiEv; Schmidt hat dazu eine Note gemacht über av , die sehr 
ergutslich ist. Man schreibe: ri ö^ iäv (tt&6iiievyä(f zuvTa) idv xrA« 



Eyiells Demostil, asatpiddi^ ftceept ab Htfp.peisaii. Uberatits. IIV 

ham-wemget ^brauchlich^ selbst befremdend sind'*'), sdndenl 
1^ zeigt attch, wie Tiel der Ver£ dieser Rede aus derCtefiiphontea 



*) Findet man äach nicht ^räde die t*orm änonifpceyiuey die 
DInarcb. nicht selten gebraucht (siehe Wurm. Commentar. in Dinarehi 
«rat. treu p. 51), so sehr anstossig^ obgleich sie einem Buttmann (Gr« 
^r. I. p. 457 II. p.435) besonders bemerkenswerth erschienen und iren 
ibm nur mit einigen ahnlichen Stellen bei Plntarch und Dio Gassins 
Eusaromengestellt ist (siehe aneh Schaefer. ad J^lutarcb. Tl. p. $S0)« 
so erregt doch Anderes Aedenken^ A|ier was § 1 in den Handschriften 
steht Tva i^eXs^x^i ist offenbjur falsch. Schmidt sagt freilich: ne 
literula quidem mutanda est, Tva ad tempüs respicit, cfr. Schaef. ad 
Soph. Oed. Col. t. 621. Hätte er doch auch nachgesehen, was Hermanil 
SU der Stelle sagt« Vergleieht man Andere Stellen dieser Rede, wo 
Deinarchos dasselbesagt, so ist man leitht geneigt^ des StephaousEmen« 
dation t]v anzunehmen, weldhe Aenderung sChon palaographisch so gut 
sieb rechtfertigen lässt. Eine Möglichkeit, aber freilich aueh weiter 
nichts , bliebe übrig , dass will die Spätem tva für iav nehmen (siehe 
tiermann, de particnla ai' lib. II. cap. 13 p. 133 des besondern Ab- 
druckes), so auch hier Tvce i^sXsyxdij gesagt wäre. ' Hermann vergleicht 
in der angeführten Stelle mit diesen tva äv oder tvcc unser wo fem* 
Wir sagen aber auch : wo er überfuhrt uiürde. Sonderbar aber bleibt 
immer , dass der Redner übrigens in derselben Formel später nur iotit 
setzt. Auch giebt Rec« zu, dass Tva i^eU so zweideutig Wäre^ 
dass ein guter Schriftsteller schon deswegen iaP gesagt hätte. Wäre 
aber nichts weiter zu .erinnern ^ so Würde Ree« sogleich die Verbesse« 
rUng des Stephanus annehmen. Aber § 43 steht : x^^'^'' ßodiou Wie 
Irommt diess offenbar lateinische Wort in eine griechische Schrift der 
Zeit? Wurm meint, das Wort sei ton den Abschreibern iii den Teit 
gesetzt, da nach Harpocration Deinarchos das Wort fisdifivog gebraucht 
habe. Nun es Tersteht sich von selbst, dass der li^ai^re D. fioSiog liicht 
schreiben konnte. § 8 heisst es : idv ano^vri üov i] ßovlT] , Welche 
Konstruktion Bernhardy Syntax p. 151 mit andern zusammenstellt) ohne 
Jedoch denselben Gebrauch aus einem Klassiker nachzuweisen« Rec* 
bemerkt zugleich, dass bei Demosth* Olynth^ IL § 20 röz' SatQtßci^ 
ccvTOV tttvr^ iisTaedTJasxai auf keineil Fall ävTov von ilsr« abhän^ 
gig ist, wie Bernhard j meint \ es geholfen tavt' aixov zusammen^ Bei* 
spiele für diese Redeweise sind ja sehr häufig $ und er selbst spricht 
S. 152 von diesem Gebrauehe. -^ Das § 84 stehende i^öftivst citirt 
derselbe Gelehrte Syntax Sl. 113, ohne Weiter davon zu sprechen, 
Wurm bemerkt allerdings, dass kein Attiker ausser Deinarchos dieSs 
Wort brauche, dßfiBvlSai aber bei Spätem häufig vorkomme. — All 
acsircs8QotXfila § 56 darf man nicht Anstoss nehmen ; siehe Lobeck. ad 
Phryn. p< 413 u. 432. Endlich erregt Bedenken §. 64 ri^v 'A^ap 
TTJv TtöXlrida , wo schon Wolf ndd Reiske das Gewöhnliche ycoXwSu 
wollten. Schmidt sagti Vnlgatam retiani reeordattf iaepiui DiwtrekuM 

12* 



180 Griechische Litteratnr. 

des Afischines entlehnt nnd auf seine Weise nieinieiitlieV in Beeti^ 
auf die Beschnldi^n^en, die er ge^en Demosthcnes ausspricht, 
Tergrössernd benutzt hat. Was Herr E. p. 12 dagegen sagt, 
scheint dem Kec. nicht genug Bedeutung zu haben. Er meint 
Bämlich^ dass Dcinarchoä^ der den Angtiklagten auf alle- Weise 
Verdächtigen. wollte, natürlich am meisten den Aeschines sich 
zum Muster gemacht habe. Aliein giebt man auch diess za , sa 
ist doch immer, noch ein grosser Unterschied, tote maa<nach- 
ahäie. Hätte Deinarchos Mos im Geiste des Aeschines ge^en 
Demösthenes gesprochen, so wiird« ihm Niemand den Vorwurf 
der Ns|chäiFerei machen köimen; wo>aber Einzelnes sich so nacb- 
weisen lässt, wie es Herr Westermann gethau hat, kann man 



recedere ah ^tiicoisemnme^ Gnt Tertheidigt! Wurm wagt nicht die 
Vulgata zu irerlassto unli beruft sich auf Siebeiis ad Pausan. T. III. 
p. 343 (nicht ^ wie er «chreibt 243). Fausan. sagt allerdings einmal 
\bq6v 'J&7]vccs IIoliccTidog , . welches die Tegeaten ihr geweiht haben, 
anderwärts aber gebrauchter die gewöhaliche Form, was Siebeiis dort 
bemerkt; von einer ^A^va TloXlrig sagt er nichts. Sylborg.aber be- 
merkt: „Pro IloUdSjog ita positum videtur IIoXiUTLdog ut AifivaTt>$og 
pro Aifivccdog, IloUäzig ergo Dorice pro IIoUTJTig : Tloh^rig vero lonipe 
pro noliTLg, Civicam seu Urbicam Minervam signiGcat, ut etiam IloXidgJ^ 
Was nützt uns aber diess für den Attiker? Und was für einen Schrift- 
steller dieser Zeit? Ferner citirt Wurm We^seling ad Diudor. .T. I. 
p. 35) wo Rec. nichts hieher Gehöriges finden konnte. Endlich be- 
ruft sich Wurm auf Lncian. T. VI. p^. 180 (Luc. s. Asin. 41) wo es 
allerdings heisst: ro .XQvalov rfj TtoUriöt d'sa nccXiv dnidamav , allein 
Athene Folias Ut nicht gemeint, sondern überhaupt die Göttin der 
Stadt. Also eine Stelle eines altem attischen Schriftstellers, wo Athene 
jenen Beinamen hätte, hat man bis jetzt nicht angeführt. — Nach 
diesen freilich im Ganzen wenigen Stellen , aus denen die Rede ver« 
dächtigt und in eine um vieles spätere Zeit Torwarts verlegt wurde, 
bliebe nur übrig anzunehmen , dass ihr Verfasser zwar übrigens es gut 
Terstanden hätte , von dem verderbten Sprachgebrauche seiner Zeit 
sich loszurciäsen , aber doch nicht so völlig, dass nicht solche Einzel- 
heiten zurückgeblieben wären. Aber diejenigen, welche die Echtheit 
der Rede vertheidigen, können sich leicht auf den geringen Werth un- ' 
serer Handschriften von diesem Redner berufen und jene Flecken nicht 
dem Redner, sondern dem Abschreiber zuschreiben. — Diese Unter- 
suchung kann freilich nicht so leicht und obenhin abgethan werden; 
vielleicht bietet sich dem Rec. einmal eine bessere Gelegenheit dar, 
als jetzt, die 3. dem Reinarchos zugeschriebene Rede kritisch zu prü- 
fen. Unterdess dringt er nur darauf, dass man das eine Argument, 
welches aus der Sprache genommen ist, nicht als solches betrachte, 
wodurch allein die Frage entschieden werde, sondern dass man es in 
Verbindung mit den andern setze. 



Ejrsell: Demostil, a snipiciono accept, ab Harp. pecun. liberahis. 181 

V 

nicht blos sagen, der Spätere habe ^en Vorgänger zn seinem Vor- 
bilde gemacht) sondern, er habe ihn in Manchem ausgeschrieben. 
Daher scheint auch das nicht befriedigend, was Herr Eysell p. IS 
sagt: Accedit quod omnes illae criminationes, quas livido ore 
Dinarchus in DemosthcneH) elfundit , sexcenties in foro Attico ab 
eins inimicis erant recantatae itaque pcrvulgatae, ut dnbiura adeo 
videri queat, utmm ex fori disceptationibiis^ potius an ex Aeschinis 
Ctesiphontea in nostram orationem profectae sint , qinim praeser- 
tim qaod Dinarchus dicitur ipsa saepe verba ab Aeschine mutua- 
tus esse , pauilo altius iliud repetitum Tideatur. Das Letztere ist 
dem Rec. nicht verständlich , doch muss er entgegnen , dass Herr 
Westermann Beispiele von fast wörtlicher Nachahmung des Aeschi- 
nes von Seiten des Deinarchos gegeben hat. Uebrigen^ muss man 
den "Verf. fragen, woher er wisse, dass die Vorwürfe, die Aeschi- 
nes und sein Nachahmer dem Demosthenes machen , „ sexcenties 
in foro Attico ab eins inimicis recantatae ^^ seien. Ist diess auch 
an und für sich nicht unwahrscheinlich , so haben wir doch dafür 
keinen Beweis, während^ die Uebereinstimmung des Deinarchos 
mit Aeschines nicht abzuleugnen ist. Das aber giebt' llec. dem 
Verf. zu, dass die Aehnlichkeit der Rede gegen Philokles mit der 
gegen Demosth. für einen Verfasser beider spreche ; das thut in- 
dess gar nichts zur Sache. Die Fhiloklea ist höchst unbedeu- 
tend^ der Redner oder Sophist wollte nur den berühmten De- 
mosthenes angreifen und sagen , was sich bei solcher Gelegenheit 
sagen liess« Stoff fand er hier genug vor und wir sehen , dass 
er die Farben nicht gespart hat. — Endlich meint der Verf., 
darin einen Grund für die Echtheit der Rede zu finden, dass 
§ 53 ein Mitglied des Areopags, Pistias, erwähnt wird, welcher 
frülier einmal den Sprecher fälschlicher Weise angeklagt habe* 
^un werde, so schliesst Ilr. E., eine Rede des Deinarchos gegen 
Pistias erwalint, mithin seien beide Reden von Deinarchos ge- 
schrieben. Das ist aber ein zu rascher ScJiluss. Herr E. über- 
sieht, dass daraus noch nichts weiter folge als höchstens die 
Walirscheinllchkeit , dass die beiden Reden, die gegen Pistias, 
welche Harpokration erwähnt, und die gegen Demosthenes, einen 
Verfasser haben, welcher noch nicht Deinarchos sein muss. Dar- 
um sagt auch Herr Westermann : Atqne sine dubio hac in caussa 
dicta est, quam ilem in Dinar cheis habeni Dionysius HaHc. atque 
Harpocration, oratio xara Iltötlov. Ausserdem könnte man gar 
wohl behaupten«, dass wenn auch Deinarchos die Rede gegen Pi- 
stias, die Jene kannten ^ geschrieben hat, die blosse Erwähnung 
dieses Processes in der Demosthenica einen unumstösslichen Be- 
weis für der letztern Echtheit nicht giebt. Rec. führt etwas Ver- 
Mandtes an. Bekanntlich hat man einen Hauptbeweis für die 
Meinung 9 dass die Rede über Halonnesos von Demosthenes sei^ 
darin £nden wollen, dass die nach sichern Zeugnissen von dem 
fiedner in dieser Streitfrage gebrauchten Worte, FhiUppos müssQ 



182 Griücliiiclio Litterttnr« 

'Alowffiov oModiSovai , nicht dMvau, die Athener axolaßup^ 
nicht kaßBiv^ in jener Rede voilommen. Dennoch hat Herr Yoe- 
mel (edit p. 30 sqq.) mit Recht darauf kein Grewidit gele^ mid 
dem Demosthenes die Rede abgesprochen. — JP&r wen Deinar- 
chos die Rede geschrieben habe, ist eine andere Fra^e^» die sich 
jetzt nicht ermittehi lässt. Rec. fn^ zu dem^ was sein gelehrter 
Freund Westermann darüber gesa^ hat, nur das hinzu, dass wem 
sie für Himeraeos geschrieben sein soll, der Umatand nicht be» 
rücksichti^ zu sein scheint, dass Harpocration und Dionjiiot 
dem Dein, eine Rede %aff ^IfiBQaiov beilegen. Auch Fatroklec 
scheint picht annehmbar, da derselbe Redner einen igeeviMog 
uectä tav IlaTQOxkBovg sratdov '^schrieben haben solL Deinar- 
chos miisstc denn die Freundschaft, die er ^e^en den Vater hegte« 
nicht auf dessen Kinder äber^etra^en haben. 

Doch mit dieser äussern Verdächtigung der Rede ist noch 
nicht Tiel gewonnen ; und auch wenn wir dem wakren Deinarchoz 
die moralische Beiahigung absprechen, in der Harpalischen Sache 
als gültiger Zeuge gegen Demosthenes aufnitreten, sind doch 
noch nicht die andern Zeugnisse, die gegen den Beschuldigten 
vorhanden sind, widerlegt. 

Zuletzt kommt Herr E. auf Herrn Droyiem Darstellnng die* 
aes Processes. Doch kann Rec auch dieses Ctelehrten Meinung 
nicht annehmen* Er tadelt den Demosthenes, dass er, ehe er be- 
stochen worden sei , gegen das Interesse der gefährdeten Selb* 
fitandigkeit Athens gesprochen und gerathen habe , den Harpalofi 
auszuliefern ; so sei eine Gelegenheit verscherzt worden , Athen 
mit Geld und Söldnern zu versehen. Durch den Neid und die 
Habsucht der Demagogen sei erst aus der Sache ein Sk&ndal ge- 
worden und die Politik der Makedonier habe diess trefflich be? 
nutzt — Dem Gesagten kann Rec nur des Plntarchos Worte 
(vit Demosth. c. 25) entgegensetzen: 6 6b j^fjfioö&Bvi^g xgätov 
pikv caulsnfVEiv öwsßovkevB %6v ^JqxuIov %a\ fpvkaxxB^ 
6^ai,y fifj %'^v noliv iiißdlaöiv bIq xoksfiov i£ ovk 
icvixyxalag xai ädixov arpoqjatfeog. Dann heisst es 
weiter: ,^Neiiere Greschichtschreiber haben den grossen Redner 
von alier Schuld freigesprochen und als einen Heiligen in Sachen 
des Geldes darstellen zu müssen geglaubt , gleich als ob es' nicht 
möglich wäre, dass sich das grösste Genie der Beredtsamkeit mit 
der hellenischen Liebe zum Gelde vertrüge." Wer das gethaQ 
hat, scheint dem Rec. eine falsche Ansicht von der Persönlichkeit 
des Demosthenes gehabt zu habeq. Nicht weil er ein grosser 
Redner gewesen ^ sondern weil das Ethische seiner Erscheinung 
so überwiegend ist^ glaubt Kec. den Angeschuldigten vertheidi- 
gen zu müssen. Was Herr Dr. iq dem Folgenden sagt, ist zu all- 
gmqein, als dass es hier besonders berücksichtigt worden miisste. 

Nach solcher kurzen Beleuchtung der erwähnten BdUinui-i 
f ^ ge^ Heqr £. zur g^che selbst {Ir e^npht v<Ui de« I|a;i|M(M 



Eyfell: DemosUi. a tnspidoiM aocept. dh Harp. pecun. libentos« 188 

Verhaltiiisseii zu Alexandros, Ton sdaer Fkeht, Aalniiift in Athen 
und Ton geinen Bestechun^sversiichen. Bemeifcenswerth ist nun 
zuerst, dass Pseudoplut. Demosth. p. 75 Westenn. meldet , De- 
mosthenes habe zuerst gegen des Harpalos Aufnahme gesprochen, 
sodann Plutarch. Tit. Dem. c. 25 ^ dass als Harp. schon in die 
Stadt gelassen worden war, Dem« gerathen habe, ihn fortzuschicken 
und nicht einen Krieg mit Makedonien zu veranlassen. Wie ge- 
gründet in letzter Hinsicht des Redners Furcht war , zeigt Herr 
Ejsell p. 33. — Bald jedoch ändert sich Alles. Die too Harp. 
bestochenen Redner und Demagogen fallen, als der Flüchtling 
Ton Makedonien requirirt wird, nicht hur Ton ihm ab, sondern 
nehmen auch gegen ihn Partei (Plut. Phokion. 81), Demosthe- 
nes aber (nach Pseudoplut« L c, und Dinarch. § 89) giebt dem 
Volke den Rath , den Harp. nicht an Antipatros auszuliefern, und 
veranlasst den Beschluss, sich des Geldes (und der Person) des 
Harp. zu versichern und dasselbe in der Akropoln aufzubewahren, 
bis es der König durch eine Gesandtschaft in Empfang nehme. 
Wer handelte hier als redlicher Mann 1 — Was Phokion hierbei 
geihan, ist nicht recht deutlich. Plutarch (L c.) erzählt, dass 
Harp. damals seine frühesen Freunde in Feinde sich habe ver- 
wandeln sehen, ^axlava ds tov ^^div kaßovta p.sta tov oioivov 

4fVfL(pBQ0VT0g SflU Xul XIQV eXBLVOV OWTfjQiaV iv TIVL XoyG) Ti^a- 

fABvov. Will nicht der Biograph sagen, das Phokion soweit es 
mit dem Nutzen des Staates sich vertragen habe, bemüht gewe- 
sen sei den Harp. zu retten*? Herr E. meint, dass Phokion der 
Ansicht des Demosthenes sich angeschlossen habe. Allerdings 
war Harp. unterdess in Athen sicherer als bei Antipatros und der 
Olympias, auch Hess sich von diesen weniger Schonung erwarten 
als vom Könige selbst; allein eine einfache Deutung verlangt 
doch immer anzunehmen , dass Phokion den Harp. habe retten 

, wollen, ob durch Flucht, lässt sich bei der Unbestimmtheit der 
Worte des Plütarchos nicht beweisen. Aber auf keinen Fall 

- durfte Herr E. mit solcher Bestimmtheit auf Fhokions lieber- 
einstimmnng bauen , yne er es p. 36 thut : Et profecto si nihil 
aliad constaret quam Phocioiiem, de ouius integritate ^ ix quisquam 
dubitat, cum Demosthene fecisse, hac sola ex causa liceret iudi-* 
care, ocmsilium ejus veram patriae utilitatem spectasse et quae 
tum erat rerum conditio, omnium longe fuisse sapieotissimiun. — 
Harpalos kam nun in das Gefängniss , ohne Zweifel in Folge des 
Beschlusses, den Demosthenes veranlasst hatte ; denn diess liegt 
theils in der Natur der Sache, theils sagt es gewissermassen 
Fseudoplutarch *). Warum aber Demosthenes geratheu habe^ 



*y ßovloiiii^v- TE *A^r]fifCbUov *AvTt%dt^ nctqo^QÜvcti ror Svd-Qanop 
avzBiutBVy ^yQuipB zB dico&iß&ai zä XQriiiaza stg aa^onoXiv (hier ergänzt 
BeUke «ehr gut: avzov d^ fpqovqüv) ribiri z^ ärjfica zov c^^t^f^y ^inov^ 



IBI Griechische Lilterttar. 

den Verbrecher nicht an Antipatros auszuliefern, sondern ihn m 
bewachen, bis Aiexandros ihn abholen liesMC, sieht man leicht ein. 
Offenbar hatte Antipatros bios für sich gehandelt, als er von den 
Athenaeem die Auslieferung verlangte. Er war nicht des Harpa- 
los Richter und seinem Befehle mussten sich die Athenaeer nicht 
fugen; es war vielmehr rathsam, abzuwarten, was der König selbst 
thun wurde. Demosthenes hat also keineswegs (wie etwa Fhokion) 
den Verbrecher retten wollen. 

Nicht nnwalirscheinlich ist aber die Vennuthung des Herrn 
Eysell, dass Demosthenes bei den Maassregeln, die zur Aufbe- 
wahrung des geraubten Schatzes auf der Akropolis getroffen wur- 
den , bethätigt gewesen sei ; er meint sogar , das Volk habe ihm 
den Auftrag gegeben, das Geld auf der Burg niederzulegen. Die 
Worte des Pseudoplutarch , die hierher geliören, sind höchst un- 
klar. Es heisst : qniöavxoQ bi ^AqmXov STttaxoöia xai xsvt^^ 
Tcovta ^ oklyc) nXBiova (g)^0ai/TO$, wem denn? dem Volke? 
doch wohl; denn das verlangte die Sache. Allein wie konnte 
nachher von der angezeigten Summe Dem. etwas stehlen ? oder 
blos dem Demothenes? Unmöglich.), (iita ob tadza qyuyovxog 
*Aq%- 1% xov dB6iA(QtfiQlov -^ , oltiav iöxBv 6 ^rjpL06^ivi]g den 
QOÖoiUag Tcal dia tovto iki^xh xqv aQi%yLOv xav ävaxoniöf^evxmv 
IABiii]vvx(äg (irjxs xi^v xäv q>vka6ö6vxc}v d^ilBtav. Eine son* 
derbare Zusammenstellung! War denn Demosthenes wegen jenes 
Psephisma mehr als jeder Andere verpflichtet, die, denen die 
Bewachung des Ilarpalos Vibergebeu war, jetzt bei der Flucht 
desselben vor Gericht anzuklagen ? Darum also war er verdächtig 
und erst jetzt 1 Und was heissen die vorhergehenden Worte : weU 
er jene Geldsumme nicht angegeben hatte? Ist denn wahrschein- 
lich , dass da die Sache eine solche Wichtigkeit erlangt und über 
die Anzeige der geraubten Summen das Volk einen Beschiuss 
abgefasst liattc, diese Anzeige vom Demosthenes hätte umgangen 
werdei^ können? oder ist nur wahrscheinlich, dass Dem. allein 
den Auftrag erhalten habe , das Geld vom Ilarpalos in Empfang 
zu nehmen und dann auf der Akropolis zu bewahren? Diess Alles 
sollte er ganz allein gcthan haben? — Bemerkenswerth aber ist, 
welchen Grund dieser Schriftsteller angicbt, aus welchem der 
Redner der dogoSoxla beschuldigt Morden sei. Erst nach der 
Flucht des Ilarpalos wird er verdächtig ; doch wohl nur so, dass 
er beschuldigt wurde, dem Ilarp. zur Flucht behilflich gewesen 
zu sein? Rcc. sieht keine andere einfachere Deutung jener 
Worte. — Damit aber steht nicht im Widerspruche , was kurz 
\orhor gesagt ist: Itcbi^S^ ob bIöbuXbvöb (^Aqu,)^ kaßav öaQBi^ 



ra • cpijßavTOs Ss 'AgTcaXov — , fietoi 6l voivTei (pvyofrog ^Agn» hi rot? 



Kysell : Demosth. a tuepicione accept ab Harp. pecmi. lifaoqplni. 185 

9tovg xtXlovg [isTBtd^ato. Denn der Biograph sagt mcbt, dass 
schon damals auf Demosthenes der Verdacht gefallen sei; auch 
würde sonst schwerlich das Volk jenen Vorschlag über Bewachung 
des Harp. angenommen haben. 

Hatten wir nun keine anderen Berichte über die Schuld un- 
seres Redners , so wären diese gar leicht widerlegt, imd längst 
schon wäre das Ungenügende der Beweise gegen ihn erkannt wor- 
den. Aber es liegen noch andere vor. Nicht blos Pseudopl. 
spricht von 1000 Dareiken und etwas später von 80 Talenten, die 
Dem. bekommen habe» soll, nicht blos Deinarchos (§ 80) von 
20 Talenten , wie der wahre Flut. , sondern der Letztere yyeisB 
auch noch eine hübsche Anekdote von einem goldenen Becher zu 
erzählen, durch welchen gleichsam der Kimstgeschmack des Red- 
ners bestochen worden sein soll. E« heisst also , Anfangs sei er 
dem Harp. entgegen gewesen, ^fispaig d' oUyaig vötbqov ^£s- 
ra^o HBVfDV räv %Qr|(laxc^v lödtv avtov 6 "Agxakog riö^iv- 
«a ^atfiAtx^ xvAixt etc. Welche l^etc^c^ts ist hier gemeint ? Ist 
es ein blosses Anschauen und Abschätzen des Gestohlnen, wie 
man es aus blosser Neugierde thut, um so mehr , da wahrschein- 
lich schöne und prächtige Gefässe unter den geraubten Schätzen 
waren , oder ist es eine von Obrigkeitswegen imternommene Be- 
sichtigung und Taxining? Wenn das Letztere gemeint ist, wofür 
alle Wahrscheinlichkeit spricht, so würde Flut, hier dasselbe er- 
zählen, was Pseudoplut. anführt: ^ygaips ^dfjfioö^Bvrjg dno^iö&ai 
T« %9i^f«ara — Tip di]fi(p xov dgib^ov Blnovta, Wie kann man 
sich nun denken , dass eine solche Bi,Bxa0ig blos dem Demosth. 
aufgetragen war? und ferner, wie ist es wahrscheinlich, dass 
nach einer solchen gerichtlichen Besichtigung des Vorgefunde- 
nen (denn in der darauf folgenden Nacht soU Harp. dem Dem. 
den Becher mit den 20 Talenten geschickt haben) das Wegge- 
nommene nicht vermisst wurde? Aber auch zugegeben, dass 
ii,Bxat,B6%ai nicht auf eine gerichtliche Handlung zu beziehen 
sei, so verlangt doch die passive Formel ii^BxatpuivfQV x(5v XQi]^ 
ndxov die Deutung, dass Mehrere die Sachen besahen; denn 
sonst würde Flutarch gesagt haben : B^Bid^av xd XQtiiiaxa, Auch 
in diesem Falle würde Demosth. sehr unvorsichtig gewesen sein, 
etwas anzunehmen« — Rec. muss sich hi^r offen erklären. Flu- 
tarch zeigt sich hier sehr schwachsinnig; seine Erzähhing ist ein 
blosses Mährchen , welches er ohne alle Früfung erzälilt , wie er 
es bei Andern vorgefunden hat. Wundern aber muss sich Rec, 
dass Herr E. an der ganzen Erzälilung nicht mehr Anstoss nimmt. 
Statt dessen macht er die Glaubwürdigkeit des Flutarch im All- 
gemeinen verdächtig, citirt Heyne's Urtheil über ihn und einige 
Worte des Schriftstellers selbst , die nichts beweisen. Auch das 
kann nicht viel helfen, dass weil Flut, am Schlüsse der Erzählung 
den Tlicopompos erwähnt, angenommen wird, die ganze Sache 
habe blos diesen, der dem Demosthenes und überli.aupt den Athe- 



186 « Grieehiicbo IiitleraUr. 

naeern Fdnd ^^ewesen Bei, mm Verfasser; denn es ist nicht er- 
wiesen, dass blos llieop. Alles erzähle , da Fiat, ihn nur da be- 
sonders erwähnt, wo er hinzufügt ^ dass hei der Haussnchun^ 
blos das Hans einer NeuTermShiten Terschont worden sei. £it- 
was wichtiger ist der Umstand, der Herrn E. p. 43 sehr bedeu- 
tend erscheint, dassGellius die bekannte Weigerung des Demosth. 
gegen Harpaios zu sprechen, gar nicht kennt und Ton einer Be- 
stechung durch die Milesier ganz in derselben Weise erzählt« 
Darin eben offenbart sich der Charakter der Anekdote, ^ie auch 
in der Erzählimg Tom Aristodemos, die Pseudopl. (p. 80 ed. 
Westerra.) vom Polos berichtet Verwundern muss man sich 
allerdings , dass ein solcher Umstand so Terschieden dargestellt 
wird, aber gerade darin findet Rec. eiiien Grund , Alles für eine 
Anekdote -zu halten. — Entscheidend ist endlich nach des Verfa. 
und des'Rec. Ansicht, dass Deinarchos, obgleich er Ton 20 Talen- 
ten spricht, nicht nur den Becher weglässt, das Schönste in der 
ganzen Anekdote, den AnknüpfungspuBJct der Berührung zwischen 
Harp. und Dem. , sondern nicht mit einem Wort jenes fingirte 
Unwolhlsein des Dem. berührt. Ist die Rede des Dein, echt, musa 
man sich dann nicht wundem , dass ein Zeitgenosse einen Um-» 
atand , der die Schuld des Angeklagten so sehr bewiesen hätte, 
Tcrschweigt oder nicht kennt? Ist die Rede unecht, warumhat 
der Deklamator unterlassen, etwas, was seinem Geifer einen neuen 
Tummelplatz gewährt hatte, zu benutzend Ist die Rede wirklich 
vom Deinarchos geschrieben, so würde das Schweigen dieses Red« 
ners einen Hauptbeweis gegen Plutarchos abgeben. Auch Pseu- 
doplut erzählt von dem Becher und dem Halsübel des Demosthe- 
nes nichts. — Noch muss Rec. etwas besprechen, was. ihm nicht 
unwichtig erscheint, von Herrn E. aber übersehen wbrden ist« 
Plnt. Phokion. c. 21 sagt: exsl ö^^jäQxalogpsxd ;i;pi7^aToii^ xoX- 
Ac3i/ aTCoÖQctg 'AXi^ccvdgav Ix f^g *A6Lag ty *AruK^ nQOöißaXs 
aal T(ov Bla>&6rcDV dico tov ßijftcctog xQi]fiatl^6&ai ögoiiog ^u 
nal afjtiXXa tp^stgo^ivcav ngog avtdv , tovtoig (liv and noXXmv 
(iMQa äsXBoi^Giv ngoi^xato nal öUggt^Sy %ä Si Oaxlcnfi ngoai^ 
XBfi^e Sidovg enzaxoöia xahavta xal xakka navxa xal (isvä 
xwtcov aavzov liC exelvc^ fioVci nagaxataxi^efiBvog. Ist denn 
Demosthenes einer von den alcA'oiBg dxo xov ^fiaxog xgrjfia-- 
tl^Bö^ai, die mit Wenigem geködert werden konnten ? Oder sind 
20 Talente mit dem goldenen Becher (Aixgd zu nennen ? Freilich 
gegen die enorme Summe, die Harpaios dem Phokion bot. Aber 
warum hat dort Plut. den Demosthenes gar nicht genannt? Der 
Grund ist einfach dieser : Dort schildert er mit offenbarer Vor- 
liebe den Phokion, und um ihn zu heben, lässt er den Harp. die 
Redner mit Wenigem fangen, dem Phokion 700 Talente schicken. Im 
Leben des Demosth. soll dessen Schuld in der Harpalischen Sache 
«wiesen werden; der unbedeutende Redner wird mit 20Talentea 
und ein^n gpldenen Bedier «bgfesp^^ da er ja g^Qu l/hokiou 



üysell: DemoAth. « tnipidoM tteeept« «1k 0mrp. p^con, Ubcratiu. 181 

gehalten viel za Uein ist, ah dass mehr auf ihn Temendet wer- 
den dürfte. 

jBin anderer Widersprach in den Berichten der Schriftsteller 
zeigt sich auch in dem , was mit Harpalos geworden sein soll. 
Diodor XVII. 108 sagt, er sei entflohen, als Antipatros und Olym- 
pias seine AusUefemng verlangt hätten ; Pseudoplut. , er sei aus 
dem Gefangnisse entwichen; Flut, selbst, die AthenSer hätten 
ihn fortgeschickt. Hat der Letzte Recht, wie kann dann FseüdopL 
sagen, nach der Flucht (und wohl wegen der' Flucht) des Harp. 
sei Demosthenes Terdächtig geworden ; haben- die Ersten Recht, 
fio erhellt, wie ungenau Flut, erzähle. Nach des Rec« Ansicht 
verdient Pseudoplut. den meisten Glauben, denn es ist Mahr« 
scheinlich, dass Harp. in der Stadt festgehalten wurde, damit 
sich die Bürger vor dem makedonischen Könige rechtfertigen 
konnten. Liess man ihn. fort, so .konnte man sicherlich des Kö- 
nig^ Rache wegen solcher Schonung eines Verbrechens erwarten. 

Wie nun nach der Flucht des Harp. der Verdacht des Volks 
auf die Redner mit Recht oder Unrecht gefallen, wie, weil keine 
bestimmte Anzeige der Bestochenen vorhanden war,, ein allge- 
meiner Verdacht sich gebildet, wie die Furcht vor dem Könige 
die Gemiither habe verwirren und die Makedonische Partei nun 
in aller Freiheit die Gegner habe beschuldigen und das Volk 
aufhetzen können, zeigt der Verf. p. 49 sqq. mit vieler Wahr- 
scheinlichkeit. Dass aber besonderer Hass der M^ikedonischen 
Partei und Machthaber den Demosthenes getroffen habe, beweit* 
sen die Ereignisse der nächsten Zeit. Es ist leicht zu erkennen, 
welchen Vortheil die Flucht des Harp. den Gegnern ^es Dem. in 
die Hände gegeben habe. Man deutete jetzt Alles , wie es der 
Partei vortjieilhaft war. Dass Dem. gegen die Auslieferung des 
Harp. an Antipatros gesprochen hatte, galt für Verrath; ob er 
schon früher bestochen worden sei oder von den auf der Akropo^ 
lis niedergelegten Schätzen seinen Theil bekommen habe, ist ei- 
nerlei. Konnte man ihm nicht auch die Flucht des Harp. Schuld 
geben? Dass man der Wahrheit kein Gehör gab , beweist ein 
Umstand, der von einem glaubwürdigen Schriftsteller berichtet 
wird, Pausanias (II, 33) nämlich meldet , der Makedone Philoxe- 
nos habe den Diener des Harpalos , der ihm bei der Bestechung 
behilflich gewesen, auf Rhodos gefangen genommen, die Summen 
der Bestechimg und die Namen der Bestochenen erfahren und 
darauf in einem Schreiben den Athenäem diess berichtet , darin 
aber d^n Demosthenes ganz und gar nicht erwähnt. Wüssten 
wir genau, wann diess geschehen sei, so würde schnell eine Ent- 
scheidung gewonnen sein ; höchst wahrscheinlich hat Pbiloxenos 
vor der Instruktion des Frocesses nach Athen geschrieben. Denn 
wenn dieses Schreiben, nachdem "das Urtheil schon gefallt war, 
angelangt wäre , so müsste doch der Spruch aufgehoben worden 
^^ der den Deinostfaeneg vorurth^e« Davon abor wissen wir 



188 Griechiscbo Litteratnr. 

niclite^ >o wie aach nichts von einer zweiten Dnteimichiin;. Nun 
hat aber der Process ziemlich lange gedauert, so dass wolil unter* 
dess des Philoxenos Schreiben angekommen sein konnte. Wie 
kommt es nan , dass nirgends in dem Processe dessen Erwähnung 
geschieht? und dass die Schriftsteller, die sonst Tiel Ton dem 
Processe erzählen, gar nichts ron diesem wichtigen Umstände 
sagen ? Entweder Fausanias hat hier aus einer Quelle geschöpft, 
die den Andern nicht zugänglich war, da man ein so wichtiges 
Aktenstuck gern unterdrückt sah , oder die Andern wollen diesen 
Umstand niclit berichten , oder Pausanias hat iliii erdichtet oder 
ein untergeschobenes Schreiben gelesen. Hat man aber Ursache,- 
dem Pausanias nicht zu trauen 1 *) 

Ais der Process begann^ that Demosthenes wieder etwas, was 
für seine Unschuld zeugt, oder man müsste ihn für den frechsten 
oder dümmsten Menschen halten. Er trug darauf an, dass der 
Areopag die Untersuchung übernehmen sollte ^^). Deinarchos 
(§ 1. 61 sq.) fügt hinzu, dass er sich selbst des Lebens für Ter- 
lustig erklärt habe, wenn bewiesen würde, dass er sich habe be- 
stechen lassen. Der Areopag untersucht nun nach dem Berichte 
desselben liedners (§ 45) 6 Monate; Plutarchos weiss davon 
nichts. Warum so viel Zeit erforderlich gewesen sei , setzt Je- 
ner nicht hinzu. Hat etwa der Deklamator gemeint, damit die 
gründliche Prüfung der Beschuldigungen durch den Gerichtshof 
beweisen zu können? Oder wenn die llede echt ist, muss man 
sich nicht wundern, dass eine Sache, die wegen der politischen 
Verhältnisse vielmehr beschleunigt als in die Länge gezogen wer-» 
den sollte, so lange währte ? Kaum kann man annehmen , dass ea 
schwor gewesen sei , Beweise gegen die Bestochenen zu finden, 
die in solchem Falle gerade da , wo das Verbrechen noch in fri- 
schem Andenken war, wo llarpalos oder sein Diener noch al& 

*) Westernionn. Qanest. Demosth. IV. p, 87 wi%i die Nachricht 
des Pausanias und eine andere des Flutarch. Demosth. c. 20, dass 
Alexander in Sardcs Briefe des Redners und Papiere hoher persischer 
Beamten gefunden hübe, aus denen ersehen werden konnte, dass 
Dem. persisches Gold empfangen habe, mit einander in Verbindung; 
und betrachtet 'beide als eine Erfindung der Rhetoren oder auch der 
Freunde oder Feinde des Redners. Es ist höchst schwierig^ in solchen 
Dingen Wahres und Erdichtetes zu trennen. 

**) Plut, Dem. o, 26. o 8\ ^rjfioöd'tvrjg ofiocs jj^eo^wv etarjvsyyis tpij^ 
q>iC(icc zrjv i^ 'Aqeiov Tcccyov ßovlrjv ^^arotaai t6 ngäyfia «rA. Was will 
Plut. mit den Worten ofioas xo)Qciv snj^en? Will er des Demosthenes 
Frechheit bezeichnen oder seinen Muth , der nur aus dem Gefühl der 
Unschuld hervorgehen konnte? — Auch Dcinarch. § 4. 61. 82 er- 
wähnt das Psephisma des Demosth., Pseudoplut p. 76 Weit, bertchtoft 
nur, dass der Areopag ihn verurthoiU bah«.. ■ 



Eysell: Demosth. a iiupicioie «ceept ob Harp. '.f^ecan. llberatni. 18B 

Zeufifen benutzt werden kotinte, leichter und «chDeller herbeizu- 
schaffen waren« Nimmt man die Nachricht des Pausanias lunzü, 
dass Philoxenbs jene Anzeige gemacht habe i» wie konnte die Un- 
itersuchung 6 Monate währen? Das sind Bedenken^die Rec. nicht 
beseitigen kann. Nicht ungerecht scheint der Verdacht ^ dass die 
Makedonische Partei die Untersuchung deshalb so in die Weite 
gesclioben habe, damit das lebendige Andenken an die Unschuld 
gewisser Gegner erloschen, die Zeugnisse verwirrt und der ganze 
Process mehr in den Ilintergnmd getreten wäre, wenn endlich das 
Urtheil erschiene in der Form , wie man es gleich Anfangs ge- 
wollt, aber nicht auszusprechen gewagt hatte. 

Nach Deinarchos wurden vom Volke 10 Synegoren erwählt, 
tim die Verdächtigen in Anklagestand zu setzen; Pseudoplut. 
sagt bloss: slöax&sis dh slg ducattviJQiOv vao^TxsQsldov^ IIv^ 
^aovy Msveöttixfiov ^ 'J(iSQaiöv^ JlarQoxXBovg^ ot Inolrfiav 
xazayvcovai ccvvov r^v l| AqUov xdyov ßov2,tjv arl. Deinar- 
chos (§ 1. 20. 21, nicht §31, wie es bei Herrn EL heissf*") nennt 
seinen Vorgänger in der Rede Stratokies als einen der Synego- 
ren **). Hypereides wird von Pseudoplut. pag. 83. West, als al- 
lein unbestochen erwähnt, darum sei er auch ,,£§ aicävTCDv^ 
erwählt worden, um Demosthenes anzuklagen, j^lso waren dia 
Andern^ die derselbe Schriftsteller noch anführt, bestochen? 
Hypereides, früher Freund des Demosthenes und auch später, 
als sie gleiches Geschick hatten, mit ihm versöhnt (J^seudopl* 
p. Sil. — övfißaXcov Jrjfioö&svBL Tcal nsgl rijg dta^opag 
dnoko'yi]6d(isvog)f war doch jetzt sein Gegner» Schon Herr 
Westerraann hatte gemeint, dass Hypereides wegen seiner da- 
maligen Feindschaft mit Demosthenes, als dessen Ankläger vom 
Volke bestellt worden sei, Herr E. ist geneigt beizustimmen. 



*) Es scbeint durch ein Vergeben in der Schrift des Herrn £. 
p. 58 nach Hypereides Pytheas ausgelassen zu sein , der nicht fehlen 
kann und von dem auch der Verf. auf der folgenden Seite spricht. 

**) Demosth. or. contra Pantaen. § 48 nennt einen Stratokies, der 
als Zeuge für den Beklagten auftritt, ni^ccvcorccTOv ndvraiv dvd'Qmniov 
xorl TtovrjQOTCcTov» S. Westermann Gesch. der griecb. Beredts. § 54, 
24. Ueber des Stratokies spätere politische Thätigkeit siehe Westerm. 
§ 72, 12 und Herrn* Sauppe zu Lykurg, p. 87 und in der Darmst. 
Zeitäclirift für die Alterthumswissenschaft 1836. N. 52. — Schmidt 
zu §1 der Rede des Deinarchos meint^ beiPseudopl. müsse statt Patro^ 
kies geschrieben werden Stratokies» Es ist diess wohl möglich, ob- 
gleich auch beide Namen neben einander stehen können« Man kann 
auch vermuthen, dass in der citirten Stelle des Demosthenes tcS t* 
dKa&ccQTG) Tiai [iiaQ^ UajQOTiXsZy tcj fisydl^ rovrcp %al ZqazovXu zu 
schreiben sei statt TlQoyiUX, wie auch bei Fhotios Prokies statt Patrokles 
genannt ist. S. Westerm. im Pseudoplut. p. 76, 



100 . Grieühlsißlie Litteratnr. 

HypereUes ^eigt sich auf jeden Fall hier schwach. Ob er ehen^ 
falls, wie Timokles bei Athenaeos sa^, bestochen gewesen sc^ 
lässt sich nicht entsdieiden. Pytheas, Menesaechmos , sind ih- 
rem Charakter nach bekannt ; auch Stratokies war ein Schmeich-^ 
lerderMakedonen. lieber dieUebrigen lässt sich nicht Tiel sagen; 
wahrscheinlich waren sie der Andern nicht unwiirdig. Der oben 
erwähnte Ausdnick tles Pseudoplut., o*i inolrjöav xatayvtxiviu 
avrov trjv l| *jiQ. n. ßovki^v, soll nach Herrn E. p. 60 andeuteoi 
dass ^^illis instigantibus ^^ Demosthenes Tom Areopage Terur- 
thcilt worden sei ; es ist aber auch möglich, dass der Schriftstel- 
ler in aller Unschuld so geschrieben hat, da jene als Ankläger 
das Geschäft übernommen hatten, die Schuld des Angeklagten 
zu erhärten. 

Der Spruch erfolgte, wie er unter solchen Umstönden sich 
erwarten Hess. Der Strateg Philokles entzog sich dem Urtheile 
durch die Flucht, dann kam Demosthenes an die Reihe'*'). Ob 
darauf etwas zu geben sei, wie Herr £. p. 62 sq« yermuthet, das« 
unser Redner als der Erste, über den das Gericht das Urtheü 
fällte, gerade deshalb die Strenge des Gerichts erfahren habe^ 
wagt Rec. nicht zu entscheiden. Nach Athenaeos hat sich be- 
kanntlich Demosthenes in einer Rede negl %qvöIov vertheidigt, 
Dionys. Halle, erwähnt eine dnoXoylav ttov ädgcav, die er jedoch 
für unecht hielt. Gesprochen zu seiner Vertheidigifliy*1iat er 
wahrscheinlich ; auch gestattete ihm diess der Gerichtsgebrauch. 
Dass seine Rede nicht aufbewahrt worden ist, lässt sich wohl er« 
klären; seinGefängniss, seine Flucht, die Unruhen der Zeit und 
sein bald darauf erfolgter Tod erklären es« Daher scheint 
unbillig , Was Herr E. p. 65 verrauthet , dass dem Redner die 
Yertheidigung gar nicht gestattet worden sei. Herr E. beruft 
sich auf Plut. c. 25. vötbqov ds (nachdem Dem. nicht hatte gegen 
Harp. sprechen wollen) tov di^fiov Tcavtog alö^ofisvov rj)v ÖCO' 
Qoöoxiav v.tCi ßovXofLBvov aTtoloyelöd'ai xal TCsL^eiv ovk eav* 
Tog xrA. Plut. sagt ja rov di^fiov navto^, aber nicht ausdrück'* 
lieh , dass das Gericht ihn nicht habe für sich sprechen lassen ; 
wahrscheinlich wurde gar oft in der Volksversammlung die Sache 
besprochen, und der Zusammenhang TCrlangt, dass wir annch-^ 
men, das Volk habe ihn nicht hören wollen, als er nach jenem 
Yorfalle, wo er ein Halsübel vorschützte, um nicht zu sprechen, 
gegen die Beschuldigungen seiner Gegner sich habe vertheidigen 
wollen. 

Die gereizte Stimmung und Leidenschaftlichkeit des Yolka 
hatte sich auch hier wieder gezeigt, wie in dem Hermokopiden^ 
processe und in dem gegen die unglücklichen Feldherrn der 



*) Plutarch. c. 26 iv nqmoiq. S. Westerm. Qaaeit» Demosth. III. 
p.117. 



Eyäell : Demosth. a saspicion« accept. ab Harp* peenn. llberatas« 101 

Schlacht hei den Arginusen, woran der Verf* erinnert. Auch 
andere Opfer der Yolkslaune liessen sich anführen. Lehrt uns 
nicht die Art des Todes des Demostheneä , als er beim Heranna- 
hen der Heere des Antipatros und Krateros vom Volke zum Tode 
Terurtheilt floh , er der kurz vorher nacli seiner ersten Flucht 
Ton seiner Vaterstadt so glänzend wieder aufgenommen worden 
war^ wie wir uns den Ilarpalischen Process deuten sollen'! **) 

Rcc. kann nicht schliessen^ ohne noch einmal auf Plutarch 
zurückzukommen. Dieser erzählt (c. 26.) eine Anekdote, die 
einem Theater-Coup ganz und gar zu vergleichen ist, eine Gross- 
muthscene: einige seiner Gegner sollen dem Fliehenden nach- 
geeilt sein und ihm, der erst neue Gefahren yon ihnen gefürchtet 
hatte , Reisegeld gegeben haben. Rec. weiss in der That nicht, 
ob er mehr lachen soll über die Einfalt, mit welcher Flut. Alles 
aufnimmt und erzählt, oder über die Klugheit der Gegner, die 
dem y den sie so eben glücklicher Weise «entfernt haben , noch 
Reisegeld geben , damit er um so bequemer und schneller fort- 
komme. 

Die Rache, die Dem. an dem Volke nach seiner ersten Flucht 
nahm , ist bekannt ; er fuhr fort seinem Vaterlande zu dienen und 
blieb der Richtung seiner politischen Thätigkeit gegen Makedo- 
nien treu. Als ihn das Volk bei seiner Rückkehr so aufnahm, 
wie Flut. G. 27 beschreibt, bewies er nur, dass es das ihm zu- 
gefügte Unrecht bereue. Allein Atlien's Selbständigkeit war vor- 
über und die besten Bürger seiner letzten Blüthe unterlagen den 
politischen Verhältnissen.' Mit welchem Rechte konnte Demosthe- 
nes die Jünglinge, die sich ihm anschlössen, vor der Redner- 
bühne warnen ! (Flut. c. 26.) Hatte sie ihm Ehre und Ruhm ge- 
bracht, so kam doch auch von ihr alle Unruhe seines Lebens 
und seine letzten trüben Schicksale; die Kunst, für die er sich 
mit so vielen Mühen vorbereitet hatte, gewährte ihm das Höchste, 
was das Alterthum kennt, aber er wurde 'auch ihr Opfer« 

Rec. scheidet von Herrn Eysell, dessen Abhandlung diesen 
Aufsatz veranlasst hat, mit Dank für Manches, was zu neuen 



**) Rec. glaubt, des Kleocharei aus Myriea Fragment, welches 
in den Rhet. Gr. Walz. VIII. p.598 sq. aufbewahrt ist, vielleicht aus 
der üt'yKQiOLg zJrjfioad'svovg %al 'lao'KQocTovg (Westerm. Gesch. der gr. 
jBer. § 49, 3 und 76, 12), hier anführen zu dürfen als ein mit dem sei^ 
nigen übereinstimmendes Urtheil über den Redner: ^rjfioed'svi^g VTciczti 
^iXinnoD» zJrjfioed'evovg nivrjg fiev 6 ßi4>g, (ieyaXTj 6' rj naQffTiciu* järj" 
[load'ivsL TCoXXoiv didofiivmv ovdlv oive nX^d'og ovtb 7idU,og a^iov icpdvri 
TtQodoaiag^ jdrjfioad'ivr} 'AXi^avdQog iiijTBi (scr. ii'^reiy coli. Westerra, 
Quaest. Dem. IV. p. 107) • diä zi naq* ccvzolg Xoyl^BC&B» ädUcog re 
dnb^aveg, cS Jrjfioad^svsg» Spengel in den Münchner Gel. Ans. 1837« 
8. 115 nennt den Kleochares einen Neffen des Demostbenes , wahr- 
scheinlich ihn verwechselnd ftiit Demoebares« 



102 Lexikographie. 

Gedanken ihn angereg^t hat. Hat er Manches anders gedeutet 
und Manches noch weiter ausführen zu müssen geglaubt ^ so ist 
er doch in der Hauptsache einer Meinung mit dem Verfasser^ und 
namentlich darin ^ dass man, um den grossen Redner zu rechtfer- 
tigen , vor Allem die Quellen prüfen müsse, aus welchen die Be- 
schuldigungen entuonunen sind. 

Dr. £. H. Funkhaenel. 



Griechisch-Deutsches Hand^Lexicon von Dr. Gustav 
Pinsger. Fortgesetzt von Dr. Karl Jacobitz und Dr. Ernst Eduard 
Seiler. Lieferung I. Leipzig, Verlag der J. G. Hinrichs'schen Buch-> 
. handlung 1836. Gross 8. 192 SS. 

Bei dem steten Fortschreiten der Wissenschaf t thut es noth, 
dass auch die Ergebnisse derselben sofort zur Keuntniss des 
grösseren Publicums und zwar der Lernenden selbst gebracht 
werden, damit so das vor Kurzem Gewonnene bald wieder zur 
Grundlage neuer Bereicherung im Reiche des Wissens diene^ 
Von diesem Gesichtspuncte betrachtet, war das Unternehmen, 
ein neues griechisch - deutsches Handwörterbuch auszuarbeiten, 
an sich ein erfreuliches, um so mehr müssen wir es aber als sol- 
ches bezeichnen , wenn wir sehen, dass Männer sich demselben 
unterziehen, deren vollkommene Befahigimg zu dieser Arbeit nicht 
nur ihre bisherigen Leistungen auf dem Gebiete der griechischen 
Litteratiir, sondern auch die Grundsätze selbst kund geben, die 
ihnen bei der Ausarbeitimg dieses Handwörterbuches zur Richt- 
schnur dienten, so wie die Art und Weise, wie sie diese Grund- 
sätze zur Ausführung zu bringen suchen. Denn indem sie die 
Anforderungen , welche man an ein Handwörterbuch zu machen 
berechtigt ist, dass es nämlich nicht gerade über das Fernliegeudere, 
aber doch über das Gewöhnliche bestimmte und genaue Auskunft 
gebe, richtig erkannten, glaubten sie weniger Mühe auf die Er- 
weiterung des vorhandenen Materiales, als vielmehr auf eine 
Bewä'ltigiuig , Sichtimg, Berichtigung und genauere Bestimmung 
des Gegebenen verwenden zu müssen und sie haben, so weit man 
aus dieser ersten Probe abnehmen kann, diese Aufgabe glücklich 
und gechickt gelöst, indem sie die richtig gefassten Grundsätze 
auch gehörig in's Werk setzten. 

Denn wenn das Passow'sche Handwörterbuch in vielfacher 
Hinsicht auch immer noch als höchst empfehlenswerth da steht, 
so haben doch die Bearbeiter dieses Haud - Lexikons das, was 
Passow nur erst begonnen hatte, zur weiteren Ausführung, zur 
grösseren Vollendung und dabei dennoch im Ganzen zu geringerem 
materiellen Umfange gebracht, welches letztere, zumal bei einem 



Jacobitz u. Siiltrs; Qriechideh^dciitflciiei Lexicon. 193 

Sdbmlbuche , gavi^Eein linwesentUcher VorÜu^il Ist. Demi wenn 
Pa»»^^ zunächst 'Biif die ilteren Epiker (die homerische und he«* 
siodeische Poesie)^ auf Piodar und Hereddt darehgän^gp Rück?* 
sieht genommen« hatte ^ so haben diese seine Nachfolger AUch auf 
die übrigen Vorzü^ichbten'ikhriftstelier ihre Auf merkstaikeit ge- 
richtet und die Wörter und.WortbedeivIungen^. die bis jetzt ohne 
Gewährsmann erschienen* und doch, nicht .übreffall vorkommen^ 
durch die Nennung> einea. classischen Schriftstellers begkubigH^ 
nölhigenfalis auch lein genaueres- €itat;hinMg^igt. So gewaito 
zunächst der Hauptinhalt eine festere^Basi^^r^nur «möchte hier yiel* 
leicht dem Irrthume manche» jungen L^^n»hn>rssubeugen aeio^ def^ 
wenn ernur eine Auct^ritat angegeben -findet, der Sfeinio^ sein 
könnle, es käme durchaus nur/bei dem genannten Schriftsteller 
Tor , da jene Angabe eiA Woüt oder, eine Wortbedeutung zunächst 
nur ^Is bei diesem Schriftslellernachgewiesen. bezeichnen solL 
Aus diesiSm Grunde sind auch mit lobenswertbei* Genauigkeit häu- 
fig, mehrere Gewährsmänner namhftft gemacht* ..Dabei erscheinen 
nun manche bishet* zweifelhafte Wörter jetzt sicher nachgewiesen, 
andre sind mit Recht ganz beseitiget worden, während andre als 
noch zweifelhaft ged.uldet werden mussten , aber mit einem -{- 
bezeichnet worden sind. ;• Alfter ausserdem sind auch viele iWörtec 
und Wortbedeutungen neu ;hinzugefugt worden^ so dass das Werk 
auch in dieser Hinsicht manchen Vorzug selbst vor den neuesten 
Auflagen des Passow*schen Werkes hat.. Sodann haben sie es nicht 
unterlassen, ausser den Wortbedeutungen die gewöhnlichsten syn- 
taktischen Fügimgen * bisweilen unter Mittheilqing einer dassi- 
schen Stelle als Beispiel, mit vielem Flj^isse anzugeben, wodurch 
die Brauchbarkeit dieses Werkes nicht wenig erhöht wird. Fer- 
ner sind die Partikeln mit vieler Umsicht, neu bearbeitet worden 
imd die Prosodie ist nie au$!ser Acht gelassen. : Die Ausschliessung 
der Eigennamen aus dem Wörterbuche selbst, die wir. in mancher 
I^Unsicht nicht gut heissen können, verspricht der Umschlag durch 
ein am Schlüsse des Werkes, beizugebendes Verzeichnis gut zu 
machen. Vielleicht nehmen die Herren Verff. bei einer neuen 
Auflage dieselben, so \^eit ihre Mittheilung nöthig erscheint, 
lieber gleich mit in das Werk selbst auf, da sie auch nebenbei für 
viele Wortformen und Wortbedeutungen häufig sehr gute Aus- 
beute gewähren. 

, Das Gesagte mag im Allgemeinen ihinreichen , dieses Hand-^ 
Wörterbuch als ein höchst empfehlenswerthes Hilfsmittel zur Er- 
lernung der griechischen Sp(rache und zum Verständnisse der 
alten Classiker zu bez^chnen; und wollen wir nun unverhohlen 
noch das angeben ^ was. wir hinsichtlich der ganzen Anlage, mit 
welcher wir in den meisten Puncten vollkommen einverstanden 
lir^i^en, noch zu wünschen hätten, so wäre bs hauptsächlicjtl'. diA 
Synonymik, die wir im Ganzen noch nicht! so bfeachtet finden, -i^ 
es ni^olil wünschenswerth war. Denn /erstens tcägt diese sehr yf,m 

N. Jabrb, f,\phiL u.Faed, od. KHt, Bibi. Bd,%lX. Hft, 3. 13 



194 L e t 1 k g I* a^ p ^h I e> 

siir richtigem Einsicht iii die Spruche überhaupt^ so wle.nm 
hes^toi Vergtändnis^e der einseinen Stiellen ihei und gibt ferner 
dem Jugendlichen Geisite die besste Gelegenheit seinen Verstand 
kn siiharfen und seine Beobachtungsgabe zn üben. Sodann würe 
es in vielem Fällen wohl besser gewesen^ die deutschen Beaeich- 
nungen der im griechischen Worte enthaltenen Bedeutung weni-^ 
ger au häufen, und*« dalnr lieber die entsprechendesten aus den 
deutschen Wörtern herauszuheben^ da der Schüler nicht das grie- 
diische Wort mittetet: des Wörterbuches mit einem deutsehen 
vertauschen lernen «oil^ sondern nur durch das Wörterbuch die 
Bedeutung des erieelnsehen Wortes eribssen, um sodann aus sei- 
ner Muttersprache das* jedesmal entsprechende Wort untenraie- 
geu. Bielege 2U diesen beiden Ausstellungen^ welche wir den 
Herren Yerff. um so weniger zur l^ast legen ^ da ihre Vorgfia- 
ger in diesen Piincten auch noch nichtsehr stichfest waren^, und 
die sie, einmal aufmerksam gemacht^ um so leichter in ^er Folge 
gut zu machen im Stande sind, je mehr sich aus dem tJebrIgen 
ihre vollkommene Befähigung zu dieser Aii>eit herausstellt, wer« 
den wir unten zu geben Gelegenheit nehmen. 

Denn damit das von Uns abgegebene glänstige Urtheil ttber 
dieses Unternehmen ^ eben so wie der Wunsch , noch einiges 
Andere mehr bei;ucksichtiget zu sehen, nicht unbegründet er- 
scheine, wollen W noch einige Blicke auf das Einzelne werfen. 
Wir finden bei Passow den Ar- 
tikel: 

üßccvogy ov^ auch äßitijf Find, 
(ßam, ßaiva) unbetreten, un- 
wegsam, unzugänglich, bes. v. 
heiligen geweihten Orten/ ro 
Sßatov^ adytum. aßaxoa^ fotfco, 
Unwegsam machen. 



Dagegen im vorliegenden Wör- 
buchei 

aßätog^t 0^9 auch äßAttn Find. 
(^aivco) ünbetreten, unwegsam, 
unzugänglich. t6 Sßarov ein . 
heiUger Ort, den man nicht be-. 
treten darf, adytum. 2) unbe^ 
fahren, t. Meere. S) nicht be- 
spnmgen, v. Thieren. LfUc. 4) 
unbestiegen, v« Fferde. id. 5; 
=& däidßatos $ nicht zu durch- 
waten, xotafiogf Xen« An. S, 

dßatom^ f. ii6(0y (aßaxog) un- 
wegsam, unzuginglich machen« 
Wenn man sich bei solchen Artikeln wohl am bessten dadurch hel- 
fen könnte, dass man auf ßalv(Q verwiese und dann sagte, dass 
äßaxog stets die entgegengesetzte Bedeutung von ßatog, als Ver- 
bale von ßaivcny in allen Bedeutungen von ßalvea habe, so sieht 
man doch gleich aus diesem Artikel, dass die Herren Verff. weit 
tiefer eingingen , als das Fassow^sche Werk. Denn iXatpög Sßiz^ 
^ li^tte sich liee. schon aus Luc. Fhilops. § 7, die Unzülänglichkdt 
#tfr Fassow'schen Angaben fühlend, selbst angemerkt; und die 
Adjaben der übrigen Gebrauchsweisen dieses Adjecthcs sind 



JaeobiU u, Seiler % Grieefaif ch • deateebet hexledm IM 

ebenfalls nicht unwescntlicU und gehörten cdBrenVär in eiif swede^^ 
ililtsfiiges tfandwöherbüch. Freiiicii hätten sie! ticlleidht etwsa 
allgemeiner g^este'Ut werden können^ damit sie andi wdier auA- 
ti^ichteu. Denn findet zuni tie'iapiel ein jung ef Leser bei Flato 
Phaedrus S. 245 A. II. Stcph. Xaßovöa äitaki^ %a\ aßatov iru- 
j[;^v^ einCi Stelle^ die um so beaehtensii^etther war, je mehr sie 
den spSteren zur Nachahmung gedient hdt (man vergleiche z. B. 
l^utarcU« Amatovi ä. 1d8 f! mit Winckdmann*s Aiimerk. S. ITS), 
Ho wird er auch nach den genaueren Angaben in diesem neuen 
WöHerbut^he nicht gleich die fledeutuifg finden^ i^orunter er jene 
Stelle subsumired soll. Sie \sit gafiz dem Clceronischen tamquam 
equos intractatus ac novos gleich und musste auch dazu vergli- 
chen lArerden, also bednlfte es hier der Angäbe, dass aßatogy 
übergetragen, audh unbearbeitet bezeichne, ^ä bd Platö äi a. O. 
Im Bezug' auf die letzte Angätre: 445) =c dötaßcctog^ nicht zu 
durchwaten, »ottt(i6g4 Xen. Au. &, 6{ 9^^ möchte afocfr tä bemer- 
ken sein^ dass hier aßatog^ ^^^ es auch bei Poljhins und Josephus 
torkommt, nicht gerade mit adidßatog gleich ist, aßatog ist nicht 
passirbar, Mfd die Bedeutung des durch minder hervorgehoben 
wird, als bei aSiaßarog. Ein Fluss kann aßaxog^ aber doch nicht 
adidßatog sein^ letzterer ist der, der gar kein Ftifth biett^^ wie 
auch die Vergleichung der Stdlen selbst an die Hand gehen 
wird. Also wiürden wir blos gesetzt haben: „a/Sato^, vom 
Flusse, nicht zu passif^n^ Xenoph^ Polyb. und Ajidre.**^ Bei 
ddidßatog müsste dann das durch noch besonders hefrvorgebe|ben 
werden/ Ausserdem b^merkciii wir für dicfsen und andere Artilcd, 
dass uns die Scheidung durch Zahlen Mtf ftufgefailen Ist, da doch 
die Bedeutungen nicht Wesentlidi, sondern nur, wenn mä(n sie mit 
deutschen Wörter/f wieder gibt, versdiiedcjn erscheinen. Dasa 
der Artikel bei Passow aber gegen die Angaben in der neuen Be* 
arbeitung sehr riiangelhaft sd , ^i'gibt sich von selbst. 



1^6 stiebt bei Pässow der Artikel: 
d^iarog (^ido^at) nicht gese- 
hen, tinsi«htbtfr. 2)ttichtseheifd, 



In dem toriiegendeii Werke : 
adcttrog, ov, (i^€ard^)^iditge« 
sehen, nngesehen, nicht zu dre- 
hen, unsicthtb^; nicht seheAs« 
werth. 2) act nicht sehen, c. 
gen. tav Hdvtarif ^dtorov <&sa- 
fiarc^ d9kazoi %ly dn siehst das 
dierschö/fsfe Sch<ii(ts|ffel iAcYkti 
dfi cMbehrsl de'tar schönsten itn- 
biick,- XemMeitr. 2, 1^ Sl/ dkn- 
\ %üagi Luc. 

Um sieht f Wie sfcfc die Jini^iMk^ taiA dier ^tebnltte^ iini d^stt-- 
tog ganz anders bd dieser neuen Befärbdtün^ ze?gt< als bd 
t*«8sow, wo flia^ ilcfeh gar kdne richtige tTarsteUimg tonf den 
dgeirthümlicheti tieäimtung«^ des Wortes^ namentiicb wegen des 
<&«bra*iidves'flait denf Geuitlms^ gewinkl^i Sia^' fernfere ZusKof* 



108 Lexikogvap b.i^e.: 

menstellun^ anderer Artikel wurde meist ein gleiches ResuUnt 
geben , doch wollen wir den Ranm zu einigen Bemerkungen spa- 
ren lind Terweiseu' nur noch im Aligemeiüen auf die im 'QaB- 
zen sehr gelungenen Artikel aya^og^ aysiv^ dötrjgj wtf die 
Steile bei Flato Sjmp. S. 198. A. sehr passend erklärt ist, auf 
dkka^ av^ dva^ dvafiBtQiio ^ ccito u. s. w. / , 

. Was nun zunächst den oben geäusserten Wansch anlangt, 
die Herren Herausg. möchten der Synonymik etwas mehr Aufmeikr 
eamkeit geschenkt haben^^ -so hatten wir schon bei a^arog im Gegen- 
sätze zu döidßatog Gelegenheit auf die Alissdeutung hinzuweisen^ 
die eine Vernachlässrigimg 'derselben leicht herbeiführt So i^ 
auch bei der Zusammenstellung von dßovUa, ivdßovkla undxaxo- 
/3ot;Atabcim dX(pa privativum S,l^ so wie unter d^m.Artikel dßoih 
Xla S. 2 der Unterschied ^ welcher zwischen diesen drei WjÖt- 
iem Statt findet, nicht gehörig beachtete- . 'AfipvUa ist immer 
blosRathlosigkeit, der Mangel an Rath , öv0ßovUa ist MissratH» 
oder falscher Rath, xaTioßovXla schlechter {taih.;.. Darpach wäre 
denn nun auch bei aßovkog und övößovkog u. s. f. zu verfahren. So 
musste bei dXkd der Unterschied zwischen : dieser Partikel. upA 
ie angegeben werden, weil der Anfanger hier leicht schwankt, 
bei akkog der von fidttiv und Skl(og^ fidzfi» bfosst in's Blaue 
hinein, ohne Zweck, Umsonst, akXmg verfehlt, anders^ als es 
dem Zwecke entspricht. So^ steht der Satz . ovi^^v yctg f Sg tpa- 
fi6i/, ndtrjv ri (piiöig Ttoiü bei Aristoteles P<ditiJf Buch I. Cap« !• 
richtig, weil er von der biirgerlichen Be&timinuag.4^.9^Dsdt^€^ 
gesprochen hatte. ovÖev yciQ a^oig ^ ^ii<f c^) XOißf^ würde^ 4a!- 
gegen dann gesagt werden müssen, wenn dav4^nidie Rede w%^, 
dass die Natur Alles deni Zwecke entspred^pn^ mache, .Doch 
diesen Mangel werden die Herren JFferausgeher ge^t^iss selbi^t^einr 
sehen, und ihn in der Folgti, so weit möglich,' gut:zu machen 
wissen. . . , 

Ausserdem haben wir ulis noch folgende Bemeirkvngen ge- 
macht. S. 3. sollte unter dem Artikel dya^og bei Vergleichwpg 
des lat. quod felis faustumque sit am allerwenigsten das ffonum 
ausgelassen sein, da ja der Lateiner sehr oft sagt: quod b4>* 
num felix faustumque. siet^ und hier zvl dya%^ '^'^Xy ^^^ bonum 
auch am bessten sich eignet Sodann hätte sollen bei x6 dya%6v 
das deutsche ^ ort Vortheil^ was Passow richtig gibt, als Erklä« 
nmg beibehalten werden ; so gleich zu Anfang der Aristotelischen 
Politik: näoav Ttolvovlav dya^ov rivog evBKBV övvBötrjKVtaVj 
wo fast nur der Ausdruck Vortkeil passt. In dem sonst sehr gut 
gearbeiteten Artikel a}/€ti; konnte S. 14. unter Nr. 6. bei Angabe 
der Bedeutung: wiegen^ schwer sein^ dUs deutsche Wort aie- 
hen^ ' von dem Herabziehen der Wagschaale vergliche« sein; weil 
es so erst anschaulicher wird, wie daS; Wort ayBiv jene Bed^u^ 
tung gewonnen habe. > S. Ki. musste unter d(iüi^>Qg die Betonung 
aöbkfpB bei den Attikero-bemeckt werden, nmao.aiehr, 4a>>bei 



Jacobite n. 'Seiler c Griechlich^ileBtseh^ Lezicon. NY 

äXffiiis die gehBri^e Rueksioht auf die'Beäonmig SXrj^Bg Jnilin* 
liofaem Falle genomraen ist Man rerglefebc^ ausser Reis De 
atceni. ineliii.S. ]08.< Jetzt noch C* G'öttiiiig' Vom Accente^der 
griifohischen Sprache S. 228 und S.8I)5. S: 18. war unter iSl- 
x^ct -'die* Bedeutung unrechtmässiger Besitz ^ gestoUnes Gut 
mit der Nennung yQU' Lydias und P/a/o hinzuzufügen, eineRe-« 
deutung, die jetzt nicht : mehr bezweifelt werden kann, wenn 
auch der neue Stephannt sie noch nicht nachgetragen hat' Man 
ver^d^he z. B; Lysiwi gegen Epikrates {2^) § 6. Bekk/ S. 178. 
Stepfa« rt)^ d' i69pa}iä^€ivTOtq Ix^tra vfikz^ga ucktTitBiv. Sv (tiv 
ydg ka^i06tvji'ddsmg eivvols e^ovöi xgijö^ec^** äv öh 6(p^fi6i,Vi 
ij ^iifsixäv itiMfiiiatov tov xMtnföv i^sitglavta, ^ slg 
dyavtc' if^ceraörd^ig' tydvtiov dwdf$si iöd^fjöav. Piata De, 
legibus lih. X« S^HM H. Steph. av aitotg vwv'aßinf^fiAta>¥ 
tig iH'O V i [ijj , xaddxBQ xvöl Ivxov täv aQxaöfittrav ö^lhqcI^ 
dxifvifxouv XTS. Derselbe De re pubL Uh, II. p. 365. extv.« si 9*^ 
6vv xüotioV'i ädvxrjziov xal ^vnri^v aTto rtSv d8'§xfjfi«r 
xmv.' Denn Förtsch , der in der^ Cdmrnent. crii. de bcföis^ non^ 
nulii» Lysiae etc* S. 20. die Stelle des Ljliia» nichlt verstand utid 
deshalb corrigiren woUte', wird jet^t wohl ^seinen Irrthutn^^elbst 
eingesehen habeti. j = ; f ' : ■ 

crt02;vy<o S. 63» bemerken wir wegfln der allzu fleissigeO'HSa^ 
fung Ton deutschen Bedeutungen , die wir schon oben im* Auge-» 
meinen tadelten , es heisst hier : hässlioh machen^ veruftsiälien^ 
entstellen ^ übel zurichten , entstellen , : wo wenigstens^ das ifstzte^ 
^?iM)?//e». künftighin zu tilgen sein wird. • S;!43. hatte dodh-^wohl 
sollen das ^ort -dxQÖdixiuog , was hei Clenle&s Akexi S*'4d4; 
Pott, ganz* «icher steht^ ailfgenommen werden/ da es im AHgcrael-' 
nen auch zur richtigen Würdigung- des re^xpo — ^«.in Zusanatmen-^ 
setisuiigen, besonders bei den späteren Beachtimg Verdient. S.-4T.' 
komite vielleicht tinter . dkyrjdciv namentlich auf Isokrates 8^ 40. 
Beikk* tva nkeioviov dkyrjätivGiv asracAAerj/cäfisv Rücksicht geuom*« 
men werden ^ da 'man sonst dkyrjdciv als iblos poetisch * aufTührte'. 
S. 49. konnte bei dksmöxog auch der Form akenig bei Philo lud; 
Tom» IL S. 352!. Mangey. gedacht werden. < Unter cxXila durfte 
S.^."nicht mehr dkl' ij aufgeführt sein,« da dies urj^prünglidi 
gewiss* nuir akko v war,-iind sicherlich nur entweder ausUnldüiide; 
wieiiman es von «üJla ableitete, ohne Aocent blieb, oder wis'mir 
jetzt das wahrscheinlichere ist, deshalb ohne Accent gelassen 
wurde, weil man in der ältesten Sprache überhaupt dkko^ accen- 
tairte, wovon. aAia (neutr. plur.) geblieben ist, was gewiss mdht 
zum Unterschiede von akka (in seiner ursprünglichen Bedeutung) 
so gesprochen wftrd und'wovön auch noch dkktdg bei den Doriem 
(isiehe Göttling a;>a. O. 8.334«) zeugt. Bei akkog akka <u: s. w. 
S. 55 musste der fipreohweise gedacht werden, nach Reicher oft 
der Singular akkog akka- n. s« w. auch bei Piuralen als ein G^» 
danke für sich steht, was hier und da Schwierigkeit gemacht hat, 



196 Lex l'k • g V a p b i e. 

ui|4 «oraii der Aaßmger leicht Anstoss nimnit, nmii sehe unsertt 
Bemjsrkung xff Luciafi's fi^o//. § 18« tig dKa^ovtBg aXlog aJAmis 
Snavtsg ixnlijtznvtäi» S. 54. Bei aklo.%^ ovv S. &6. koniite 
vieiieicht der Wendung &lXo %i ovv^ hl xrl. gedacht wdidieB^ 
da sie hier und da rerkannt worden ist, wie bei Andolddes J. §ttl. 
Bekk. man vergleich« diese Jahrbb. ?• J. 18S&. 13. Band. 4. Heft 
^.. S80f S. 51. musste unter dem Artikel S^Xmg die unter Nuro. 6- 
»nfgefuhrte Bedeutung = ftovov^ wip Ib y^g akXfog äf^og bei 
Platp ans seiner lursprongUchen Bedeiiti^Hg besser entwickelt ¥fpH 
den, wobei sich dann Ton selbst der grosse Uqtersohied tob fiSr- 
vov tf nd oiUpg in ^fiß»ßt Bedeutung ergebep haben würde. 

.ß.B7; ist es sondorbar, dass 911 der bd^amitenFprm äpttftitjifv^ 
idofiifi gerade Lucian Gall. $8. angeführt wird, da an jemirßlicU» 
die Gortitcer Handschrift die andere Form avaiittQVKttOiiai hier 
tet, die aucfi vorher aufgeführt war, wqeu hätte sollen auf Klott 
zu jjuciftn's GaiL § 8. S. 31. verwiesen sein, der mehrere Belr 
spiele gibt, da Lobeck zuPhrynichus S. 603. noch schwankte und 
W. pindorf i|n AthepSus \o|. IT. S. 851. d{e Form noch verwarf; 
Vielleicht wollte Hr. Jacobitz auf seine Anmerkung zu Luciaa 
Gall. § 8. Torlsufig verweisen, djes hätte aber sollen genauer be* 
zeichnet; werdcfi, S|. 111 hätte können ui^ter uvdQttnodtOnog der 
Redeweise arcpl dv8(^«Q6ptSiiov xtvöwBvtiVy was ^ur Bezeieh* 
uung der höclisten Gßfahr fiir den Stallt gilt, wie bei Isokrates 
8* § 31. Bekk. E|rwähnung geschehen! |B, 120« sollte bei Angal>e 
der Quantität von avc^tog i(| ißt II. 15, 554t Biicksicht genonir. 
men sßjn auf die frühere Accentu^tiop dvs^'ov» ^e l^(fxXi|^tov» 
weil ipm spi)9t picht weiss, wo die Limge heikioxiimt. Es konnte 
dies unter kurzef Verweispiig fiuf 6. Hermann De em, rat gr, 
Gr. S. 61. Villoig. Anecd, Gr. S. 113. oder Böckh de meir. Pindi 
S. 57; oder endlich Göttling Fom Aciiento dpr gr. Spu & 39. 
geschehen. Penn auch der Anfänger piuss gewöhnt werden, nidita 
ohne seinen guten (}rund zu gruben, S. 138. konpte vielleicht d^ai 
Adjectiv avttfXQg ^iis Philo ludt topi, L S. 812f Mang, nachgetrageii 
we^en. 

S.152. ist der Artikel 1 „ao^jcmro^, ov, (olydcii) unbewohnt, 
unhfi^olmbar. lieber dieses und ovolKtjxog s. Lobeck z. Fhryo. 
S, ISl. ^^ offenbar noch ^u mafigeUiaft. Penn jeden Fallfi musste 
noch bemerkt werdep, dass doUfitog iiuch von dem gebraucht 
werde, dem {(ein Hau^, keine Wolmuiig gegeben ist, also ge? 
wisser Massen unbehauaei bedeute, wie Rec. in Lucian*s €hdL 
^ 11. nach den besten l|andiic}iriften hergestellt \k^t: vicag dh sr^- 
^tifiBVQv dolKTfzog aateig , &xQt dij 6 Mvi^6a(f%og i^sgyäöfiTal 
fi Ol tov ol^ov^ i^odapp musst^ neben dieser Stelle der des De- 
fposthenes Gegen Steph^nm L Rede glO, Bekk. S. 1128. zu Anf, 
Reisk. gedeicht werden ^ ioluritov 8i xov^AQ%tS^p.ov ycalSa td 
ff(«V?PV f*«90f «f jyotijXÄff, bpi def^ei^ V^i^täfldnfese imt^lifih dw 



AnfiiifBr auch nicbl nÜ jenh* Angah« in LqiOmiii «utirefcht, dUi 
auch hier iolwi%og deq beieichnei, dte k«in Htns bat;, , . v 

Reo. hält ea nicht fiipÄötliig dvachfiaBaevt: kleine Nachtrage 
den Lesern und den Herren VedLAeweiaesCciiier Aiifm«rkaauK-« 
keit sn .geben,., die er. diieaer. enden liiefertnig; gewidmet hat^' 
aoudern bricht eimiweiien liierab; vnak wenn eraiic|i hui eteig^ 
Artikeln eine gana andere 6eatfiltiing.<dea\Mateai|ilea* vörd« voig^r 
nommen haben, so sparte doch 'Bi|o^()i4tj|i^en der Art iur eine* 
spätere Mittfaeiliing ati^ wclüi erat'ein-i^rQaserer Theil des Wer- 
kes vorliegen wird- ,-,^'1» nl .. .* .i ...'.:.. 

Inawisohen wiederholi er hier sein oben bereit« abgegebenes^ 
Urtheii , dass dieaes ^iirteihndi einen tiiditigen Schritt vorwÄrta- 
gethan hat und daas daeaelbe, jeder Empfehkrti^jwerth ist Jlö*^: 
gen die beiden .jugendlich -riiatigeft Herren Heransgebinr, vdie 
jetzt allein das Untem^men unter den Hfojded haben, mit.d^HHi 
selben Fleisse und/deneHien Anfinerksamkeit fortarbeiten und daa 
Werk bald vollendet iq die HInde desPubliowus liefern; .demK 
nur so wird es die grosse Abnahme finden, die es in so vi^ifaclier» 
Hinsicht verdient; möge aber auch der..Hr. Verleger Kosten lind: 
Mühe nicht scheuen, daa Unternehmen nu seinem Theileau tofn 
dem und zu unterstützeu, da er spiter dieJBelohiiang dafür aicheo 
^unirndteu wird, .. • 

'' Beivhold Klotz, «^ 






Syntaxeo9 anotnalae Graee^rum ^ara d'e con- 
sfructionie, quäe diciiur absoluta^ dpque ana* 
coluthi9 huc periinintihus scripiit A, de ff^annowski^ 
praeceptor Gymnasii Posnanlensls. Lipsiae 1835, Samptibus Frid. 
Chr, Gull. Vogelii. XII n. 2918. gr. 8. . ^ 

Wir müssen bei der Beurtheilung dieses Buches von der 
Form, in welche es gekleidet ist, anfangen. Es hat manche Vor-» 
züge; es zeigt gründliche und umfassende Lektüre, oft gesunde 
grammatische Ansicliten, zuweilen einsichtsvolle Kritik der Klas* 
siker und der {riterpreten. Aber diesen Vorzügen wird schon 
durch die Sprache dergestalt Ehitrag gethan, dass gar Mancher 
es bei Seite legen und wie ein unzugängliches Dickicht betrachten 
wird , in das kein forschender Fuss dringen kann. Betrachten 
wir, um diess an Beispielen zu zeigen , die Vorrede , die denn 
doch allgemein fassli^di eingekleidet sein konnte, da sie keine 
grammatische Abstraktion in sich schliesst.' Gleich im ersten 
Satze istspem concepi affulgentem, so gesagt^ vollkommen tau- 
tologisch und dasPartidp nur zu rechtfertigen, wenn ein auf die 
Vergangenheit, von welcher der Verf. handelt, hinweisendes 
Adverbium daneben stände ; spem concepi fore. ut pertractem et 
constituam ist grammatisch falBcb, da es heisst, der Ferf, habe 



tun '.. RirpriHifileliff GraMBiatik. 



« .11 



f^offt^ jeM^ g^adi dm ar sebreibe |. die LeKre abhandwln um 
können^ dt er dodi<KOd «iäer \ergan^[^heit, dem Gegen Aande 
seiper 'dmiialfg^eii H^ffnange&vfidjet. Aanerdein ist conktmetionii 
ab^oiatfte fiiies et termmovtAiiigtituerev wdfcheii liur die Grenzen 
besiintmen^ nictktjteigett^'me tpeit die Cenalruciion sieh erwireckt 
hcisMii iMianl in diesem ^ioBe anlateiitisch. > im zweiten Sstse ist 
huiuw ' sttti^triie ^fQrimnae'^ejpperi nof^ fui aiehifach undehti^. 
Zuerst weil liuius «nf daii*>Fol|eiilde geken i^uss^, dass der \eA 
sein Gebiet nicht. nberte|ieii«ited daher Vieles s^päUtn als*iiotliH 
wendig erkannte Tcmachlässigt habe. In diesem' Sinn kennte aher 
nachher nicht qidpp^ qm^fol^n:^ sondeftai'quDdimusste'febBAacht 
werden. - Dann ist sinirtrac fertnnke:Aon ^'x^rs f ur eipiertilB rini-^ 
stram fortuaam''didvleri8ch. • HfeFnäofast isfc eampfus quakstiouis, 
Feld der l^ro^«^ Selbst im Deulsdheni widenunni^^ denn ^ühter^ 
emekmn'g bedeutet ja Iqnaiestie' nichts* abert^eiift es das bedeatetoi 
würde campus damit za'TerbindefrinHBer eüi'Germantsithis sein, 
fcn Verfolge i der nächstcln' Gedianken ^pebt JBum studiiun edesdl 
opuscnli sedare noiV'i^otuiiiseili Anstassi -Penn weder ist edere Bm 
zu brauchen^ noch konnte. o^iuicuUnhiie alieuiusoder quaiiscud« 
qne gesetzt werden^ nach tst'sedare hier lateinisch^ da.:eB')f)ai 
der durch 'Zeit ^^tet* Befriedigung beruhigten Begierde oddP 
Leidenschaft gesagt wird. In demselben Satze ist nee Beiifeisdi 
für et gesetzt; mäteriii for si|es oder argumentum unrichtig ge- 
braucht, eam, welches als Enklitikum nicht zu Anfang stehen 
durfte, unmittelbar nach dem Konuna! Endlich ist prae ceteris 
statt ante oiunia, vqr allen Di^en gesagt,, was unrichtig ist» 
AUe di^e AußstellujQgen kann man mit Crrunde machen ^uif ^ner 
einzigen^ nicht' gerade enge ,gcdnickten Oktavseiten! Wenn die 
Gymnasiallehrer so schreiben, was sollen denn die Primaner thun, 
denen man manchen der getadelten Punkte schon selir übel neh- 
men würde? Da hilft es nichts, weiin in den Priifungsgesetzen 
Toh dl«i Abiturienten diessund das gtf ordert wird; sie können es 
nicht leisten, weil sie es Ton ihren Ucivern gar nicht lernen kön^ 
ncn. Es ist leider ganz unleugbar y dass die Bildung des lateini- 
schen Styls auf den Universitäten von den künftigen Schulmän- 
nern in der Regel .gröblich ^ emachlääsigt wirA^ und wenn die 
jungem Lehrer in Manchem kenntnüsreicher sind als ihre altem 
Amtsgenossen, welche zwisehen 1790 und 181S ihre UniTerntäts- 
studien machten, so iässiisich wenigstens Ton dem Gebrauch der -la- 
teinischen Rede diess gar. nicht behaupten, Wie ist es auch anders 
möglich, wenn nadd' dreijähriger Universitätszeit, die für dea 
Jurisien oder Theologen nur eben ausreicht, dem Philoiogen Er- 
werbung der Ldu-fähigkeit in den obersten Klagen möglich wird; 
und zwar nach einer Prüf äng , welche eine Polyhistone HrerlaHgt, 
deren sich eigentlich niemand fähig ichten kann, der zu giünd- 
Uchen Studien Talent imd Neigung fühit! 

Rec. geht a^m: Beurtheilmig des Geleisteten ü)>er« Dieas kami 



.Wannowski i *JN constrtfctioto CMMooniü alitolafa. 201 

klA» fefafa^t werben: *tfar Verf. hat nurBeiirajg€'\-^M€eJi^'ufh* 
geoirdueie Beüröffe- fstir Lösung geiner j^ufgabegBimfbrtf • demm 
er M sich gwtf^mcht ^darüber .klar- gHüerden. -:**i}lckh Anftuigs 
Küt es auf> dass der Verf« über Natur und Wesen der absoluten 
Konstruktion, giivl^einb Untersudumg iangedtelltqi iKNidMM sich 
mit'drai in der VcHrede Gesäßen beghügt kätc« --^•fMmeai^o- 
lüte Casus die j welche stutt eines GenUivus abi^uüks^-dieb^n^ 
oder in denienZeii-* und OrisbegrtffeeMhaiten^iMii (S. YL.) 
Schon diess ist ah sich uabestimiiiti und. dabei' imklarifedadit; 
venn man aber damit auch nur dasnFcrgleicht, was in dem ersten 
Attsehnitty^^m^NominatiTus .ab8olnlu8,*<fesagt wirdi/'sb sbigtsichji, 
dasfr efei auf diesen gte nicht einriial^assti * Madtdenfrbs-cniA»* 
fange (S. l.)^^eheissen^'hat,. es laste ddii gar riicht )Ai Bestiipwti 
heit angeben^ unter welchen Umstind«B und nadi wtScbeiiCheaeteen 
die Schriftsteller :den Nominativ, -absolut .j^ebraucbt iiät(^n , . wert 
den i^..Bdspielef jdesaelben: eme.Aiiaahl->StelleR angefiOirtv ita 
^ir^hen durch' eine Amkoiirthieioder. richtiger dusch -ein Vergech- 
aen dd» graibittitiischeea Subjekte «ach langem Zwwchenfrfit«en^ 
diemselben ein-'Wort; äbmlichesiSiniiesHmibstituirt fet; So.) Fiat; 
Bpv.VlI. p^SSBv^'^ nadi-^teg ir^Aiimft^i^ kiq äkm^iog^liiiti^fSfP 
^M- .«tJri/iblgt, welches offenbaiH auf 'öin dem äatpav synonyme« 
fiMl' gedachtes Tt;^^ zu bezieht- üt.«''(S. 4). Ferner Thücyd» 
111. 4, wo ol ^A%iftfixZoi keineswegeg 4statt tcdi; *A^vdbav*<st^% 
«aüdero dac folgende aitriYyiiXav>)ateVfol 0tpari;yo^ciB6-£pexe- 
gese maeht,' «fak ja»!dle Fel^^rra auch Athener sind QB&die;V«r^ 
iciindigüng zwar allen Athenern ^ vorzugsweise iabdrtdeA Fcddherf- 
ren ^^nkommend : gedaclit wirdbif So is^ ^ audi mit LiHX'OPhilo]^ 
€. 2S m. Libaui Qratt XVIIL p. §56 (S. 7). Das 9e»ipibl Pia«. 
Legg. p. S36^ii; ist ganz- (falsch erklärt« {«lach Fietnns) und nidit 
imnder falsch bemerkt., Torap^j^ovita^ fehle 'o£ undT das. Komma 
müsse dahinter gestrichen .werden. -a\^j(JOVxzg ist das Paxücip und 
.Attribut zu otnigaai; iJl£t;<&£i^^:i?9^ot»T€g.heisät cunx.liberta^ 
tis ipsi essent principes , und zu fiijTiöiioiSav ut avz'^g ^n er^mr 
zen, 80 dass -das Beispiel, gar nicht iM!t passt« Xenoph. Helii II, 
"2^ 3 (S. 6) ist nach oljitxryj]^ xag^cc^yi^ktov gefrigt^. weil bei 
dem oliicoyij an dea.o^ftcJlloi/ gedacht' wird ^ eine Art. YÖn.<5;i;^ficc 
TOtta z6 ^CflUHLUOfbivov^ aber kein NominatiYu&absolutufiC An- 
dere Beispiele bedürfen-'anderer iErklänmg. Xen« Mem; U^S^'fi 
zeigt unzweifelhaft yiyvaöicov ro. ßgiipog ais Akkuaativ fles Ob- 
jekts^ was auch der Yerf. dagegen sagen magW Iiad«B.:Dlal. 
.l^or. XIV, 2 .(Sj 7): zeigt nichts raa'£(bs.oluterKon8tnlktion, soit- 
dern eina .Umkehrung; niemand; wünle anstossca, ' wenn nach 
6 da xaxiöta^ uvifiav aTCoXovfiBvog ZBg>vQog viebi iym fiiv 
dvB^QiTpa xov dlcxov^ 6 dl %ataxv^6ag dem Sinne nach folgen 
könnte o (lav xaxcavefu0€ig — ..l^o öi. ..Paas dievS^eUe Eolyb. 
IV. S4 andei« genommen werden ktnn^'i (vielmehr mü««^) deiit^ 
der V«rf« ,S. 9 sdbst an. Ap pian.Ä Cir. L 12 (§.13) « ist uv- 



2M Gvie«iiIi«k0 6rB»flMilIlc 

«trthiif Terd«rbcii «ad statt äw «i sdirdben i^y, Don wtUltf 
iwiir ov Jv^arwrc^o^ mit den Verl statt wioq invatmti^nw 
nehmea so würde daa dafor gesetzte naL ▼oUkamoMB siuilaa 
s^n« - 

Mit'valt ipelir Grand werden §4 (S. 18) digeni^^ Beispiele 
an der albsainten Kanstrnktion des Noniioati¥s fesofun, in wcLr 
itliender Beissta an einem aceasativua eum iafiaitlTo in denNan»« 
nsth gefietsC ist, nach dem Vor^nce Homers 11/ IL 35d. 
• ^pTgiX yuQ aiv Hmzmmvöai vxsQftsvia Kgavlcavm 
— — iKOTgaTttt^v sniöe^ia — 
Aber die In der Vorrede ^c^bene Doflnition eines oasaa absaliH 
tiiff pssst hier noch weit «leblcchter Hin ai|f die oben benrtheiltcii 
Beispiele. Ist es denn mö^lis b aöXQOMttitv in iötgaMtowog an 
%erwaiideln1 Dsssdbc gilt von dem Nondnatir beim Infinitir nach 
ßöti^ woran der Verf. %h (8. S2 f§g.) viel Chstes beibringt 
Auch dieser 5 wenn er dem Akkasatir angefügt ist^ bringt eine 
impsrilitas fiermonis herror« steht aber nie statt eines genitin» 
eonseqtieutfae. . Wss in dieser Ausführung S. S5igg. über mg 
und läOTS mit dem Nominativ beim Infinitiv^ wenn auch beide 
Sütae, der regierende und dei* regierte,* ein Snbjekt haben, 
gesagt ist^ verdient allen Beifiill, doch könnte es kerzer ge&sst 
und bemerkt werden, daws der Akkusativ awar seltener aber roll^ 
kommen gleich gut grieobisch ist mit dem Nominativ« 

Nicht angemessener werden hierauf diejenigen Konstruktio- 
nen xatSt to IwoovfiBvov abgelnndelt, welche einen Nominativ 
aeigen. ' Es Ist eine blosse ZufaUigkeit, wenn das Subjekt io 
dieser Konstruktion vorkommt, und wahrlich ganz einerlei Satz^ 
Verbindung ^ xokig^ ein xov f^iol ij naldsg ^$§Sv olmwöi mlU*- 
ovig ivog^ ovt(o iiaiiSvxig $vq>QMv6iitiV0L xaxoixoviSi (Plat^ 
Uw* V, u. '73!^ d. S.42) oder Uyovöi nigl t^g noksrng — ort 
^vtpQt(^vopi,tvo^ xaxoixovöi; io «beiden Siitaeo bat dia im Kwit 
scheussta oiUhultene Opposition die Veränderung nHpgmvofUVO^. 
oder ivq>gaiv6iisvoi %utoi7tw0i statt ivtfgmvofiivij fcutoixsi 
Jier^'orgobracht. Dieser Nominativ, ^ aeöAis, ist also keineswe- 
gOH ein absoluter Kasus, und wenn der Verf. das gaaze, allerdings 
höchst brachtouswoTthe Kapitel der Syntaxis xatä to iwoo-uficr- 
vov abhsiulcln wollte, so musste er es in einem Anhange thnii; 
dtMin iiiitor irffend W9ichen bestimmten Ki^sus gehört es gar nicht. 
Ueberdiesa bringt der Verf. bei Krklänmg jener Stelle eine ganz 
uuRtatthafito Ansicht vor, dus nimlich statt %u%oi%ov6i, dem 
^hrihstoUnr im Sinue gelegen habe xaroiKS^aa». . Gerade daa 
hat ihm gar nicht im Säme ge/tig^en, sondern vielmelir liefen 
»ollen; er ist abgospnmgen wegen des dazwischen liegenden Bei^ 
Satzes und so eino Anakoluthie, oder richtiger eine Attraktion 
des Ifanptprädikates zur Apposition entstandien. Wenig scharfe 
Kritik liat der Verf. S. 45 gezeigt^ wo er mit den friiher ange- 
fVihrtcn Beispicleu . das ganz 4iufbnliche Died« Sic.. XI. 56 ver« 



W^imovA}; 1h cMtliMtUvp Granooinini abtolnta, SOS 

gleicht t Blsmyäydv 8e rntiv (^Au^i^Miig 0i(u4tOKlkt) ngie 
rov rfioöiMUfi HttKBtvov öoptog t^ @ef$i6r0uiBl koyov itcA fux- 
i^avtog fig ovöiv ^ölxij€Bv, anslv^Ti x^gtiHfOQiias. Auch hier 
ist ehie Akkommodatioii! des Hauptverbums dnßAv9ri nach. dem 
^frigahensatze dorrog 3dal f^Movtog wu bemeH^en, eine Attrak- 
tion also : diese aber ward ' durdi die. des Griechen geläufige 
Weise her?or|;ebracht,'die GenitiTi conae^entiae audi diftm an^ 
QtuweHden, wi^nn der Satz kein eigenes Subjekt hat In keinem 
Falle konnte richtig bebfiuptet w^den scriptor.dicere postea to«> 
luit iMohjöev a^tov läxolv^^m aut simiiequid;- es musste 
heissen seriptorem post oportebat dicere. — jWas § 8 über die 
VerSndening der Konatiauktion gesagt wird , in weldier der No- 
minativ als Apposition in einem der übrigonRede widersprechen-» 
den Verhaltnisse steht v ist im AUgemd^en gani beifaliswürdig« 
leidet abev an awei Mängeln, EiniBaliiiiiid mehrere Beisplel# 
^ngefuhrtj In denen der Nominativ gar nicht gefunden, wird, son- 
dem ein anderer Kasus, wie Andoo. de.mystt p.16, 17 (& 47), 
Herodian. VIL VA (S. 51). Zweitens ist ja die ganze Abhandlung 
über ßötB c accus« et inf. statt des Nominativus , gleichfalls in 
das Gebiet dar Jui-dep Nominativ zu setz^den Apposition gebö« 
rig, folglich da» Zusammengehörende auseinander gerissen. 

• Umgekehrt ist. nun an vielen StfeUen (einige liaben wir schon 
betrachtet) Am» Verschiedenste zusammengeworfen, .Auch diess 
erklärt sich theils aus .dem Mangel klarer Erkenntiüas der ei- 
gentlich absoluten Konstruktion, theils auch ans der Entstehung 
des Buches. Der Verf. hatte in fniheiii Jahren Manches über 
dergleichen Konstruktionen gesammelt und in Progriimmen be- 
kannt gemacht, oim^ sich den Umfang der Aufgabe gehörig klar 
gedacht zu haben, was er in der Voiirede selbst eingesteht. Da 
war nun, wie es in^den Adversarlen voi4({im , Verschiedenes zu« 
sammengestellt, Aehnlichcs an verschieibsnen Orten oder wieder^ 
holt abgehandelt, und in dieser Gestalt ist es auch in das vorlie-r 
gende Buch übergegangen. Ein* solches Verfahren zeigt abev 
weder von der nöthjgen Strenge gegen sich selbst» noch von 
gehöriger Achtung gegen das philolagische Publikum. Eine sol« 
che Zusammenwerfung des Verschiedensten finden wir nun gleich 
§ 10 (S. ft6fgg.) wo von den angeblich anakoluthischen Gebrauchs« 
weisen des Noipinativs die Rede ist. Die beiden Beispiele Dem. 
de f. leg. p. 390, 27 und 437, 1 1 sind weder unt^ einander, noch 
dem dritten Soph; Philoct. 57 im Geringsten jUmlich. In dem 
ersten ist das Prädikat unterdrückt, ja gar nicht nötbig* idti 
xoiwv rig »goxsigog koyog — ^^oi taQd%tovttg nJi/^atoAtv^," ol 
diaxcakvovtBg ^^IkutMov ev nov^öai t^ xoktv^^. Gerade so re« 
den wir auch: Mle Welt sagt: die Ferräther^ die Vaterlands- 
feinde ! (nämlich ohne dass gleichwohl einer etwas Rechtes von 
ihnen weiss). Im zweiten fehlt das Verbum Substantivum i 11(0- 
^fVol lmßovlBvovtBf,f hf8o9iv ol OvfutQtttzovtBg f diess mttft 



20^ '••*(• Grieohi'icbo OraumKlilr. ''*••.'/ 

aberhimagedacht werden , nicht nnterdrücIcL Eodlich zn U^' 
yBiv 'j4xU^stag nalg knnw slfil find besser* 8 Jvft» hinzu verstanden 
werden, da'Vle^etv jst =s Acyc. Dann abei" zeigt Icein einzig 
Beisppi^i duoh nAf ' einen 'Schatten anal^AliitHischen Gebrauch!».' 
Naeh*dieser Er&rtemng'koninit die*Bc9lraolitqDg*iiitthrerer Sielfan^" 
in weichen nach dne«i Pltrral ein 9ii%ular |g«)9etz^'4st , weil der 
foigeiidd'Theii des ^ks^iflrens diesen Nnme^S' verlangt. Dsvoii 
istwin^gidbagt^v^eii isei^ftflsckv hier mit mafnck^eni ilrahcren inter-^ 
preten einieti' casus« '«tMohitiM' anzunehmen imdiSf^äto^Bu' Dem.' 
in»N«HCr."p. -I^SiOO, 15^oitirt. > Aber danaist aadi. an keinen lei-J 
^entUch imakoiuihischen Gebrauch -des Noqiinatirs ,zu denkeiiy 
und die betretenden Beis^ele .mussten^iaus^schieden > und M 
Beweise faisch Tensfiali'd^er* Rede weiseff »entweder gank am An- 
fange oder am- Ende döp'Unteii^iichmig zusieknncngestelit werden. 
Vöii (jenem Beispkie^-ttntbrsoheldet iich dis unmittelbar« daneben! 
gesteilie Fiat. Tim.'-p'/Qf4v tf v-^'^^^i^^h weni^^ üdoch widerspridit 
keinesweges das Partict^itiln demiNumerus: nach dem Nomen,uitti 
das es sich bezieht^ wie der Verf ; S» 51^ sogt ^ sondern es hat eid 
Uebergang vom Piural'zum Singular statt ^- wie. in dem* vorigen^ 
nur mit dem Unterschiede^ • dass der Siugubiri des INomeni^ ew 
Particip 'als Attribut bei sich-hat, ^sog imßirülk'Bilag ivvi&viini 
Ganz fateoh ist aber die>Beliauptliiig, : gerade i umgekehrt «eige 
Fiat. Grit p. 114^ b. einen Uebcrgang vom Singular' zum Plnrdli 
Denn durch 'den Plural dds^ Verbums ötiöa^ov mit' nachfolgenden 
Beisätze Mixn^iu £1/0 A' 'wird keinesweges das Subjekt a^L: 6 ßee^i-^ 
ilstT^ erklärt, sondern jentnr^'Befeatz zeigt selioiif^ dassberdem 
Plural an die gahae Heike üer^virn Alias' Ahsiammenden gedadit 
werde,' und nivt%g öf 'X£xti;|ttiSi/ot genannt sindi) woran» maif die 
l^nsttuktion bequem vervoilstSndijgen kann: o^iu ßu6ikt^^itif 
Ce:>iBVy duOfo^ov (d£ ^iärdoibei der VervoUständignng dazwvr 
sch^n treten) ol NaMVi^pKyot' nivxBg. Gewiss aber konnte c oal 
ßaüiktvg yf^ii eher ein -ibäolater Nominativ genannt werden-, aln 
manche in "den früher behandelten Stdlen. . Auch der zweite 
Abschnitt (S. 00), wo vom Genttivus absolutus, bei der Einfach« 
hrek seines Gebrauchs 'nkir'i»'Sofern gehandelt werden soll, als 
das Subjekt des Hauptsatzes auch im Nebensatz Subjekt ist, fid-» 
det sich keinesweges frei vbn Zusammenstellungen unähnlicher 
Dinge, dergleichen der Verf. S. 61 an seinen Vorgängern imit 
Recht tadelt. Denn:Plut. iipöphth. reg. p. 206, b. luid devirt. 
mnl. p«'248, b. sind unter: einander im Wesentlicher gleich, «ümr 
dass in dem erstercn Bci&piel nodi ein zweiter -Genitiv folgte 
nokijyiov 8\ avxov kvnQ6v.niQihQxoiiivov%aX itäv q)lk<av düe- 
fCOQDvwcaV'i — Mq/rj-^ {^Cl \Kaiöag y 6 frfpt6^x^^€w>g). Aber 
ganz verschieden ist des Beispiel Aelian. V. II. XIL46: 6' da 
innog li^oSibv&fjtSB 3ea£ ^(sä^r^damrog vnaOifat^evtavtoVf wdl 
nämlich: das« Subjekt erst im Nominativ ansdrnckllch dasteht, und 
dann ein Gemtivus deci Farticipiums daniaf. benogen ist. Eis muss 



WannowaUt D« Miiatnictidne GriMc^viifti aheolafa« St05 

inline Zweifel aii$ dem Cod. Med. %0iHBtt6ag rerbessert werden. 
Uebrigens bleibt der Verf. dem Anfangs ausgesprochenen Thema 
dieses Abschnittes nicht treu, ind^m. er S. 71 auf jene FreSieit 
des Ausdrucks übergeht^ nach welcher im Nebensatze mit. einem 
f^enit. conseq. begonnen, fmit zwei koordinirt folgenden Haupt- 
sätzen fortgefahren wird, upd nun der erste dieser beiden ein 
eigenes Subjekt hat y. der zweite aber mit dem Nebensatze das- 
selbe zeigt. Diess müsste allerdings erwähnt, aber. auch bei de^ 
Disposition des ganzen ^Abschnittes gleich Anfangs darauf Rück- 
siclit. genommen werdeiL-, dainit es nicht scheine, als komme der 
Verf. zufällig tQQ einem auf da» andere. Dasselbe gilt von einem 
ähnlichen Verhalten ier Sätze ii) der: oratio obliqua, wovon S.72 
fgg. gehandelt' ist) und von der Hiqzufiigüng.Ton (6g^ & 14* .Weit 
mehr Tadel verdient es, dass nach diesen scheinbar ^logent- 
lichen Ausführungen, der Verf. wieder auf die geschichtliche Me- 
thode zurückkonunt, indem er -bemerkt; dass Diodor und Jose- 
phus sich in solchen Dingen mehr Freiheit erlaubten,, ds andere. 
Als Beispiel, wird Philo angegeben., und einige Stellen citirt, die, 
bei Diodor gelesen ,. für acht gelten, bei Philo verdächtig seih 
müssten. Hier sieht man deutlich, 4ass der Verf.^ seine Adver- 
sarien ganz qi^verarbeitct und ohne methodische Disposition be- 
nutzt hat, wofiir auch die grosse Breite und Behaglichkeit der 
Behandlung spricht. Auf Philo; folgt Zosimus! Auf Zosimus 
Arrian, auf diesen ein Beispiel des Athenä'us, endlich wird mit 
Aristoteles geschlossen, und mit >|n^elcher Weitläufigkeit wird jede 
Stelle koromentirt, wo das einfache Chat genügte! Was im zwei- 
ten §. (S. 81) abgehandelt ist, wie der Genitiv besonders bei spä- 
tem Dichtern statt einer nach dem vorgängigen verschiedenen 
Kasus zu regelnden Apposition steht, gehört eigentlich auch zu 
der Erörterung des ersten §• D9|;egen sind die im dritten § ge- 
gebenen wenigen Beispiele,: des • aipakpluthisch gebrauchten Ge- 
nitivs, welcher im :VerfplgQ der Il^de gar keine Bezüglichkeit 
findet, mit dem zuvAnfan^ gegebeneti lliema dieses Al^ßchnittes 
nicht zu vereinigen. — Im dritten Abschnitte, vom Dativus ab- 
isoltttus, wird zuerst von der Gewohnh^i^ der Attiker, die Namen 
iler. Feste, '^kcio^g y'i^Jtatovgloig^ diowoloig^ dann auch die 
^Bezeichnung anderer Vorgänge, zalg ttQ%aiQBölttig , ta dyävi^ 
%'y diaöoöH befriedigend gehandelt. Nur ist dem Rec. unbe- 
greiflich gewesen, wieder Andoc. de Myst. p. 121, 18 hierher zie- 
hen will v wO'.esheisrtc Tavgiav^ og dvttxoQfyyog "^v'AkKißiaöx^ 
TcaicL Er sagt; huncdativum mereabsolutum esse Btque tem- 
poralem vix negaris, seputans eum ob.jd id^m esse ppssß atque 
tlhKlcf^ naidcDVy quia ^aig non differt npununquam significatione 
ab.!^A4xi[tt^ftcdiXif, wozu Gataker ad Antonin. L gOfilti^t wird. 
Wepa diess nun schon ebensovjerkehrtjst, ais,p^«Tt.:%R.p.u^ritia 
]4), nehmen, weil man a puero sagt^^'^a if^t.es vollends «nbegreif- 
lidi, wi^ man nicht /^hen kann,,>da»i si^ffo/. instrumental ist, .wie 



.1^. . Bibliograpimclifr Bmdifa mni, MEKClIak 

ans fBnz'kltr, dt» avyd iMottjöit» xabtEQ i^ov .(«apot^, Mvj d- 
«og, ngbiov, jrpo$^xov)^bi^|<kK ein Akkuatir sein muss, db* 
liinper ▼•■ mw Isoij/ifcni« "Wenn der Verf. nun §5 (S. 147) mh 
•bmukftt lunArifltoph Lyi. 1151 ^ v/iag xazmvaxag (poQowtmg 
inr Mküsslifi absolut! zeitUcher Bedeutung ^ statt v^ov xari 
vaxag tpDfQOWteiv tu erkläret, eb^eieh er seihst bemerkt, 
es eigentlich Toa dem weiterhin folgenden ^liv^igaöav abMn^, 
80 istidas ein wilikoriiches Y^ahren und er Terkennt die An»- 
kohithie , welche durch den Zwischensatz scheinbac herbei^e- 
fahrt wird, ohttc wirklinh iM>rfaanden zu sein, da die Satze IJU 
^ovtig noklomg ßiv — aamlaeav and nolXovq Sk — ^v^aj^nq 
reine Parenthesen sind». Von ähnlicher willkürlichen Dentan^ 
zeigen noch Tiele andere der beartheilten Stellen. Dabei wird 
hier wieder Tom Lucian auf Libanius, dann auf IKodor, Josephon 
and Arrian, endlich auf Aristoteles gesprangen i -:- Rec. bridit 
mb , und will nur noch bemerken , dass im fünftem Abschnitt ¥oii 
dem Participiom gehandelt ist, in so fem es statt eines 
-finiti steht, im sechsten tob der sogenannten constructio ad 
•am Ton einzelnen Wörtern. 

Der Druck des Buches ist mütelmassig, das Papier schlecht» 
Eisleben. Ellendt. 



Bibliographische Berichte und Miscellen« 

jKe]^ertmum dineriaUonum Belgi^amm iive index ekronaUgieuM wi 
mmaU''iilphab€iicu8 omnivm dUsertationum inoMgurmlimmj fWM ah anmo 
MDCCCXF. U9qu€ ad. onnum MDCCCXXX, atupiens aeadeottarum fiel- 
gieamm tuniimpresaaej digeasii J. J. Dodt, FleattpoliUniMy Cimber- 
SlesviccoMS. [Trau ad Rbenam. 4. 1 Rthlr. 12 gGr.] Wir haben den 
Titel dieses Baches, das jüngst io Holland erschienea ist. (das Jahr ist 
nicht eininal angegeben, die Dedication aber rata September 1835 
datirt), vollständig abgeschrieben, weil kein Vorwort ans tob dem 
Zwecke des Sammlers and den dabei befolgten GmndsatieB belehrt. 
Es ist ein Veraeicbniss der aaf den sechs Niederländischen UniTersitäten 
▼on 1815 — 1830 ▼ertbeidigtenlnaagnral- Dissertationen, ein bibliogpra- 
phisches Unternehmen , das an und Cor sich von uns mit dem girössteii 
Danke anfgenommen werden könnte, wenn es nach nur die hescheide»- 
tten Anspräche, die man an eine Arbeit dieser Art nach deat Vorgänge 
trefflicher Mqster xa machen berechtigt ist, hefriedigte. In jeneaa 
jLande erscheinen ja noch immeci jedes* Jaht eine so- grosse Aniahl ▼an 
Inaagaralschrnten in allen drei Faeultäten (die theologische ist aatür^ 
lieh ansgeschlossen), dass ein Repertoriam über diesclbea ein drin- 
gendes Bedurfniss ist« Dort sind ja auch diese Schriften^nech nicht 
auf einem od^r awei Bogen ciagesduraaifft , wie dieya If ^er an daa 



deatschen Universitäten allgenieiner za Verden anfangt; dort Tiegnä- 
gen sich die jnngen 9Ianner nicht mit der Vertheidignng kleiner spe- 
cimina öder gar nur einzelner Thesen, sondern behandelnden gewählten 
Gegenstand ▼ollständig und anch^ was sich nicht leugnen lässt, in der 
Regel mit vielem Fleiss, grosser Belesenheit, aber wenig Kritik; dort 
unterlassen es namentlich die Juristen nicht leicht, neben der juristi- 
schen Doctorwürde auch die eines Magisterg durch eine Abhandlung 
über irgend einen Gegenstand des klassischen Altorthums sich zu er- 
werben. Und von allen diesen Schriften erhalten wir nur geringe 
Kenntnisr, selbst, dem Programmen -Austausch, welcher unter dea 
deutschen Universitäten besteht^ hat sich nur Lattich und LoWen an« 
geschlossen. Zwar geben die Annales der einzelnen Universitäten auch 
eine series disseriationum inauguralium publice defensarnm far jede 
Hectoratsperiode , aber die darin befindlichen Angaben konnten biblio- 
graphischen Anforderungen gar nicht genügen. Die Zweckmässigkeit 
ejner solchen Sammlung , wie sie das hier zu behandelnde Buch ver- 
spricht , darf also wohl nicht in Abrede gestellt werden. Aber wis* 
senschaftlich gebildet musste der Unternehmer sein, ^er inosste wenig- 
stens die Titel der Bucher verstehen, die er verzeichnete und sich def 
grössten Sorgfalt dabei bcfleissigen. Das läisst sich aber von Ilrn* 
Do dt nicht sagen. Ei* behandelt jede Universität abgesondert, und 
so folgen denn in sechs Fascik ein , die auch besonders püginirt sind, 
die Titel von 471 Dissertationen von Gent, 289 von Groningen, 645 
von Lüttich, 430 von Löwen, 760 von Leiden, 301 von Utrecht, und 
den Beschluss macht ein wieder besonders paginirter index noininuro* 
Die Einrichtung hat wenigstens das Vortheilbafte, dass sie zU mancher- 
lei ßetrachtung;en über die Richtungen der verschiedenen Universitä- 
ten, die sich in der Wahl der Stoffe aussprechen, Veranlassung giebt« 
Die.Aufzählung ist rein chronologisch d. h. unter jedem Rectorate wer- 
den an dem betrefTenden Tage die Titel verzeichnet, und die Facultät» 
der die Schrift angehört, durch ein vorgesetztes Jur. Med. Math. Phil. 
oder Litt, angedeutet. Da man sich nun auf diese Andeutungen nicht 
immer verlassen kann, weil der Verf. theils nicht nach bestimmten Grund- 
sätzen verfahren ist, theils ofifenbare Irrthümer in der Bestimmung detf 
Faches begangen hat, so sieht sich jeder, der für einen bestimmten Zweig 
des Wissens Etwas sucht, in die traurige Nothwendigkeit versetzt, alle 
Titel durchzulaufen und das Betreffende sich zu be^merken. Ferner 
sind die Titel nicht vollständig ausgeschrieben, sondern willkürlich 
und noch dazu manchmal sehr verkehrt abgekürzt; die Angabe dea 
Umfangs, die oft von Hedeutung ist, weil man daraus auf die grossere 
oder geringere Wichtigkeit des Buches Schlüsse machen kann, fehlt 
an vielen Stellen , namentlich bei Leyden ; ja bei Löwen fehlen die fn 
dem Jahre 1829 — 30 erschienenen Schriften ganz, was mit der faden 
Entschuldigung non habemus ad manum gerechtfertigt sein soll. Für 
den Bibliographen muss'es^ganz besonders lästig sein, dass der Samm- 
ler in den Namen der Verfasser und namentlich in den Abkürzungen 
der Vornamen keiner festen Regel gefolgt ist, wie sie z. B. Ebert nn 
N, Jahrb, /. FhU. u. Paed. od. Krit. Bibl, Bd. XIX. tf/t. 2. H 



MB :.' BabliogrmpImcIiB Bendite ni MfaMllaH.. 

iiiifl fanz llar, dm mit l%ot^6m9 ludniQ iba» .(anrpoV, ivov^ d- 
«o^, ffpfoov, sr^o^^xov) 401^0« ein Akkvntiv sdnmu», «B- 
Mn^nfr ^mi wx lvoii;0av. Wenn der Verf. -awiHg 5 (8.147) uich 
•binuliit umAriiitoph Lyt. 1151, v^d^ %axmim%aq fpoQoövieag 
fnr Aik'dsstni abso&uti leitlicher Bedeutuag^ ttatt vimv xcera»- 
Wxcr^ ^popo VKTOV lu erkläre! , obf leieh er sellist bemeifct, das« 
et eigentlich roa dem weiterhin folgenden iJXn^lptttficv nbluuige, 
80 Ist 4as ein iffillkurlichi« Verfahren und er vMcennt die Ana- 
kohitliie^ wekhe durch den Zwischenaats Acheuhar herbeige- 
führt wird^ ohne wii^lieh i»orfaanden.su aein, da die Sitse ^JU 
%6vttq sroAilovg n\v — ascoActfav und soiUovfi ii — f i;fifia;|rot;$ 
reine Parenthesen sind.. Von ihnlicher willttMlchen Deutung 
«eigen noch viele andere der heurtheilten Stdlen. Dah^ wird 
hier wieder Tom Lucianauf Libaniua, dann auf IKodor, Joaephaa 
und Arrian^ endlich auf Ariatoteiea gesprungen!— n- Rec. bricht 
ab , und will nur noch bemerken, dasa imjümftmt Äbachnitt von 
dem Participium gehandelt ist, in so fem ca statt eines Verbi 
Uniti steht, im «ec/«/e/i von der sogenannten conatmctio ad aen- 
•um von einxelnen Wörtern. 

Der Druck des Buches ist mittehnaasig, das Papier achleGht 

Einleben. Ellendt. 



Bibliographische Berichte und Migcellen« 

jttcpertorium dissertaiionum Belgiparum »he index ckronähgieui ei ho- 
minali"alphabeticu8 omnium diasertationum inauguraUmm, fUfie ab aimo 
MDCGCXr» usque ad annum MDCCCXXX, atupieUe aeadeaüarum Belr 
gicarüm sunt imprcBsae, digessit J. J. Do dt, Fienopolitanut, Cimber- 
Siosvicensis. [Trai. ad Rbenum. 4. 1 Rthlr. 12 gGr.] Wir haben den 
Titel dieses Buches, das jüngst in Holland erschienen iet. (dae Jahr ist 
nicht einmal angegeben, die Dedication aber vom SepCaaiber 1835 
datirt), vollständig abgeschrieben, weil kein Vorwort nai Toa dem 
Zwecke des Sammlers und den dabei befolgten Grundsätiea belehrt. 
"Es ist ein Verzeichniss der auf den sechs Niederländischen Univenitäten 
von 18X5 — 1830 vertheidigten Inaiigural - Dissertationen , ein bibliogra- 
phisches Unternehmen, das an und Cur sich von uns mit dem grdtsten 
Danke aufgenommen werden könnte, wenn es auch nur dio besdMiden- 
■ten Ansprüche, die man an eine Arbeit dieser Art nach dem Vorgänge 
treiniclier Mqster zu machon berechtigt ist, befriedigte. In jenen 
j[i«nde erscheinen ja noch immer jedes* Jahr eine so ,grotee Ansaht von 
Inauguralschruton in allen drei Faeultäten (die theologische ist natfir- 
lieh ausgeschlossen)!, dass ein Repertorium über dieselben ein drin- 
gendes Uodürfnifis ist. Dort sind ja anch diese Schriften^^noch nicfat 
auf einen oder awoi Bogen eingesdurumpft , wie dieft.lfjüder an den 



Bi1]|)Uograp1i^sche Berate unl.Mucelle«« ^209. 

• * ■ 

deatschen Universitäten allg[enieiner zn werden anfangt; dort Tiegpä- 
gen sich die jungen Männer nicht mit der Vertheidigang kleiner 8pe> 
cimina oder gar nur einzelner Thesen, sondern behandeln den gewählten 
Gegenstand vollständig nnd anch^ was sich nicht leugnen lässt, in der 
Regel mit vielem Fleiss, grosser Belesenheit, aber wenig Kritik; dort 
unterlassen es namentlich die Jaristen nicht leicht, neben der Jurist!« 
sehen Doctorwurde auch die eineB Magisterg durch eine Abhandlung 
über irgend einen Gegenstand des klassischen Altorthums sich tn er- 
werben. Und von allen diesen Schriften erhalten wir nur geringe 
Kenntnisr, selbst . dem Programmen - Austausch , welcher unter dtia 
deutschen Universitäten besteht, hat sich nur Lüttich und LoWen an« 
geschlossen. Zwar geben die Annales der einzelnen Universitäten auch 
eine series disseriationum inauguralium publice defensarnm för jede 
Hectoratsperiode , aber die darin befindlichen Angaben konnten bilitio« 
graphischen Anforderungen gar nicht genügen. Die Zweckmässigkeit 
ejner solchen Sammlung , wie sie das hier zn behandelnde Buch ver- 
«pricht , darf also wohl nicht in Abrede gestellt werden. Aber wis* 
senschaftlich gebildet musste der Unternehmer sein, ^er mosste wenig- 
stens die Titel der Bucher verstehen, die er verzeichnete und sich der 
grossten Sorgfalt dabei befleissigen. Das lä'sst sich aber von Ilrn« 
Do dt nicht sagen. Er behandelt jede Universität abgesondert, und 
so folgen denn in sechs Fuscikeln , die auch besonders psiginirt sind, 
die Titel von 471 Dissertationen von Gent, 289 von Groningen, 645 
Yon Lüttich, 430 von Löwen, 760 von Leiden, 301 von Utrecht, und 
den Beschlnss macht ein wieder besonders paginirter index nominuro* 
Die Einrichtung hat wenigstens das Vortheilbafte, dass sie zu mancher'» 
fei ßetrachtung;en über die Richtungen der verschiedenen Universitä- 
ten, die sich in der Wahl der Stoffe aussprechen, Veranlassung giebt« 
Die.Aufzählung ist rein chronologisch d. h. unter jedem Rectorate wer- 
den an dem betrefTenden Tage die Titel verzeichnet, und die Facultät, 
der die Schrift angehört, durch ein vorgesetztes Jur. Med. Math. Phil. 
oder Litt, angedeutet. Da man sich nun auf diese Andeutungen nicht 
immer verlassen kann, weil der Verf. theils nicht nach bestimmten Grund- 
sätzen verfahren ist, theils ofifenbare Irrthümer in der Bestimmung dea 
Faches begangen hat, so sieht sich jeder, der für einen bestimmten Zweig 
des Wissens Etwas sucht, in die traurige Nothwendigkeit versetzt, alle 
Titel durchzulaufen und das Betreffende sich zu bc/merken* Ferner 
sind die Titel nicht vollständig ausgeschrieben, sondern Willkürlich 
und noch dazu manchmal sehr verkehrt abgekürzt; die Angabe dea 
Umfangs , die oft von Hedeutung ist, weil man daraus auf die grossere 
oder geringere Wichtigkeit des Buches Schlüsse machen kann, fehlt 
an vielen Stellen , namentlich bei Leyden ; ja bei Li5wen fehlen die fn 
dem Jahre 1829 — 30 erschienenen Schriften ganz, was mit der faden 
Entschuldigung non. habemus ad mannm gerechtfertigt sein soll. Für 
den Bibliographen muss^es^ganz besonders lästig sein, dass der Samm- 
ler in den Namen der Verfasser und namentlich in den Abkürzungen^ 
der Vornamen keiner festen Regel gefolgt ist, wie sie z. B. EbertHHO 
N. Jahrb. /. ^ü. u. Paed, od, KHt, BtbU Bd. XIX. H/t. % 1^ 



210 Bibliographisdie Beirichte and MSteelleiii 

bibliographischen Lexicon und andere , die ihm nachfolgten , aafge- 
■tellt haben. Wer soll rathen, was A. bedeutet, da es nur auf 3 Seiten, 
die llec. mit genaueren Angaben eu vergleichen GelegeAlieit gehabt 
hat, Anton, August, Andreas, Alexander, Arnold anzeigen soll; und 
das sind noch gangbare Namen, aber es ist auch Alphons, aogar 
Amour. B. bedeutet öfter Uuptista , C. Cäsar , D. pesioerfus , Deo- 
datü6, Dominicus, F. Florens, II. ilyacinthe, J. Julian, .L* Lamb«»rt 
oder Lucian , M. Maternus oder Marinas, P. Publicola.oder JProsperj 
S. Sturenberg, T. Tossan; bei solchen seltenen Namen m5<dite es 
schwer sein rathend auf das Richtige zu stossen. Ajuch ist. die Ortho- 
graphie der Namen nachlässig und Fehler, wie' (Schmerling für Snter- 
ling finden sich öfter, an einer Stelle ist sogar der trebnrtäort für den 
Namen des Verfassers gesetzt worden. Wie nachlässig Hr. Dodt dieses 
Repertorium angelegt, wie es allen wissenschaftlichen Anforderungen 
nicht genügt, sondern nur das roheste mechanische Verfahren zar 
Schau trägt, und als ein trauriger Beweis zu betrachten ist, dass anch 
in diesem Fache unsere Nachbarn weit hinter uns zurückgeblieben sind 
und von den Fortschritten der bibliographischen Wissenschaft kanm 
Nuliz genommen zu haben scheinen , erhellet aus den bisherigen Be- 
merkungen , die mit Beispielen zu belegen zu weit führen würde, zur 
Genüge. Das Buch hat höchstens den Nutzen, uns einzelne Mono- 
graphieen kennen zu lehren, die in den bibliograpliischen Werken der 
Deutschen noch nicht verzeichnet 6ind , und zur Anschwellung der lit- 
terarischen Notizen einen Beitrag gegeben zu haben. Darum haben 
wir auch die Mühe nicht gescheut, hier eine kurze Uebersicht der 
für die Leser dieser Jahrbb. interessanten Schriften zu geben, so weit 
dieselben in deutschen Werken noch nicht verzeichnet sind; denn 
Dodt's Buch wird schon wegen der Höhe des Preises in wenige 
Hände kommen und verdient es auch nicht. Auffallend ist besonders 
die grosse Anzahl von Schriften über alte Philosophen, als da sind: 
A. Foisin, de Phania £re$io philos. Peripatet. (Gent 824); J. B* 
Verraert de Clearcho Solensi phiL Peripat. (Gent 828); JV. Postumus, 
de Gratete Cynico (Groningen 823); P. J. jruillot de Antipatro Tar- 
sensi phil. Stoico (Löwen 824); J. M. Roogoliet deBione Borysthenita 
(Leiden 822) ; 2>. van den JFijnperse de Xenocrate Chalcedonio phil, 
Academiro (Leiden 822) ; J, F. Verbürg, de Carneade Romam legato 
(Utrecht 827); G. J. de Martini de L. Annaeo Cornuto phil. Stoico 
(Leiden 825). In gleichem Verhältniss sind die erhaltenen Schriften 
der griechischen Philosophen bedacht worden, die Schriften von 
Reynders, Bausch ^ Sybrandi^ Tiedemann, Ekker^ den Tejr in Bezug 
auf Plato sind bekannt; für Xenophon ist zu bemerken /. Brown Obs. 
in Xen. Symposium et Cyropaediam (Leiden 816); J. Klerk^ de vita 
Croesi, quam Xen. in Cyrop. tradit, ad fidem historicam exacta (Lei- 
den 826) ; für Aristoteles JF. van Swinderen de Aristotelis Politicornm 
libris (Groningen 824) ; und die allgemeinen von F, Moesmann de phi- 
losopliia Socratica in Cyropaedia quoqae obvia (Löwen 825), C /. 
Brand quaest, in Socratis scateutiam de deo et de eius TtaloTtuYa^icc 



'bibliog^pfaisqhe Berichte und Mftcellen. 211 

(Leiden 821) ; B, Mulder vetnst. pliilosopli. plaoita de divinntione (Lei> 
den 830). Die Historiker betrelTen folg^ende Schriften : H. IL van 
Merle de fide Herodoti a Plutarchu reiecta (Leiden 827), P. Camper 
in Thucydideni et Ciceronis de eo sententiam (Utrecht 821); für die 
Redner sind die Schriften to;i Amersfoordi , Tydeman (Aeschin. in 
Tihi.), Bergmann (Isoer. Panegyr.), so wie Ton Roulep und Bagüet 
(uberThemistius und Dio Chrysostom.) auch in Deotschland belcannter, 
weniger gilt diess von JV, H. Fersteeg erat. Fhiiippica IV\ Demostheni 
abiudicätur (Groningen 818); L. Lasonder^ annotatt. in erat. Isochlt. 
ad Philippuni (Groning. 829); C. D. BeeU dialribe in Demogth. orat. 
I. II. in Slephanum (Leiden 826). Unter den Dichter behandclirden 
Schriften ist' uns nichts aufgestosseii , ^was nicht auch in deutschen 
Schriften schon Terzeichnet wäre und so ist aucli die Nachlese für di^ 
römische Litteratur nach Schweiger'^s fleissiger Bearbeitung dieses Thei« 
les sehr spärlich. Für Cicero bemerke ich M/ S. Gratatna de M. Tull. 
Cic. de rep.et de legg. libris und von demselben Cic. philosophiae 
tie iure, civitate et imperio principia (Groniiig. 82t); P. C. Alassd de 
Cic. erat, in Verrem de lurisdictione Siciliensi (Leiden 824); J, Klerk 
äe orat pro M. Caelio (Leiden 826); P« //. J. Zillcsen de orat. pro Q. 
Ligario (Leiden 826). Ueber den älteren Cato ausser dem Buche von 
Y. Bolhuys eine Abb. von G. C. Brillenburg de M. Porcio Catone cen- 
'sorio (Leiden 827). Für Geschichte und Alterthümcr der Hellenen 
sind zu bemerken : R, H, E, JVichers de coloniis veterum (Grün. 1825); 
Jß, D. T). Tassia de historia et republ. Achaeorum (Lüttich 826); 
P. Cr. F. Juhius de Pisistratidarum tyran.nide (Leiden 830); P. Epkema 
de Aristide eiusque in re'mp. Athen, meritis (Leiden 829) ; D, Tieboel 
Siegenbeek de Athen, conditione sub imperio XXX tyrannornm (Leiden 
829), L.Hamifiingf de lasone Fherarura tyranno (Utr. 828); J. G. van 
Capcllc de Zenobia Palmyren. Augusta (Utr. 817); ausser den Büchern 
^on F. Cordes und Merplo über das dodonäische und delphische Orakel 
0. L. Bakhoven de concilio Amphictyonum Delphico (Utr. 825); M. 
J&nnger.deasylorum origine, usu et abusu (Leiden 828); H. F. Kaye^ 
mann de origine ephetarum et eorum iudiciis apud Atbenienses (LoV. 
823); /. Tfsrpslra de sodalitii Pythagoraei origine, condit. et consilio 
(Utr. 824) ; für Rom : J. F. van Bemmelen de M. Liviis Drusis tribunis 
plebis (Leiden 827); H, J, Aemout de Cornelia matre Gracchorum 
(Leiden 827); R. H, E, Jflchers de patronatu et clientela Romanor. 
(Grön. 825) ; JR. Scheers van Harencarspel de reip. Rom. conditione in 
tribunoriim pl. institutione observanda (Utr. 818); /• A, C, Rovers 
de censorum apud Romanos auctoritate et existimatione (Utr. 824); 
y/. Novent de moribus Romnnorum (Lüttich 829). Nicht uninteressant 
würde es sein hiermit auch eine Anzeige der in den Annales der ver- 
schiedenen Universitäten abgedruckten Preisschriften , so weit diesel- 
ben das klassische Alterthum betreffen^ zu verbinden , aber leider sind 
dieselben nicht vollständig zur Hand. E ckstein* 



u 



21t BlkWogn^lMthe Berichte obA Misceltea. 

MrnielhoniM apoielewmatitomm Uhri sex. JleeognwD€na4 ^ 
taiionem de Manethone eju$que citrmine brevetque annotationet erüicoB «1- 
jecerunt C, A. Maur. Axtiui et Fr. Aot. Rigler. Additas est ia^ez 
▼erboruxn lociiplelidgimn«. [Col. ad Rh. tjpis et samt. J. B. Bachemü. 
MDCCCWXII. — \L\mn. 252 S. 8.] ond: Aairologie vom Mtmähm. 
'L'eberftelzt vnd erläutert durch C. A. Moritx Axt, Oberlehrer um k. 
preai«. G^mn. zu Wetzlar. [Wetzlar^ Verlag v. C. Wigaod. 1835u — 
40 S. 4.] Der Text des Lehrgedicht«^ das anter Maaetho's Names 
ein Aggregat astrologischer Regeln enthalt, bednrfte einer ReinigoDg', 
da bUber nur efne .Aasgabe , von Gronovius, Torhanden war Wkä die 
einzige Handschrift, aus welcher dieselbe geflossen, voll von Fehlens 
ist. Denn auch nach <fOr L'iZZe's Arlieit, der in seinen Anmerkongcü 
zum Cliuriton zahlreiche VerhessernngäTorschläge zu Stellen des Mk- 
netho lieferte , blieb noch viel zu thun übrig. Die Herrn Alji and 
liigler haben sich dem Geschäft, einem durch den Inhalt so wenig an- 
ziehenden Buche eine bessere Gestalt zu geben, mit ruhmlichem Fleisis 
und gewissenhafter Sorgfalt unterzogen. Verglichen haben sie eine 
Abschrift des mediceischen Codex, die sich zu Halle fand; anch er- 
hielten sie aus Hamburg die Varianten einer andern Abschrift. An 
den meisten Stellen aber rousste durch Conjecturen geholfen werden, 
die übrigens nur, wenn sie hinreichend gesichert schienen, in den 
Text aufgenommen wurden. Dem grossem Theile nach haben die 
Vermuthungen der Herausgeber, namentlich die des Hm« A., Tiel 
\Vahrs4'.heinlichkeit. — Das Alter ^e^ Gedichts, worüber man früher 
sehr verschieden genrtheilt , suchen die Heraasgeber nach den Kenn- 
zeichen, welche G. Hermann im Versbau und in der Sprache findet, sa 
bestimmen. Sie haben alle Stellen , wo eine trochäische Cäsar im 
vierten Fusse des Hexameters, eine Production kurzer Sjlben, ein 
Hiatus vorkommt , und aus den ersten 340 Versen jedes Buchs die Bet- 
f picle der attischen Correption gesammelt , und es hat sich ergeben, 
dass in diesen Beziehungen der Verfasser derApotelesnutica den Alexan- 
drinern nicht nachsteht. Uebrigens haben die Hrn. A. and R. für die 
Verse , in welchen sich die drei ersten Fehler finden , Emendatiönen 
yorgeschlagen ; bei dem- vierten aber mussten diese Versuche misslin- 
gen» ßeitimmtere Sparen eines jüngeren Alters erkennen die Heraus- 
geber in der Diction ^ namentlich vielen V^Törtem , die den späteren 
Schriftstellern angehören , und Wortfortnen , die der epischen Sprache 
fremd sind. Als syntaktische Abweichungen heben sie dieConstruction 
des TjV mit dem Optativ n|id des ei mit dem Conjuncliv hervor, und sie 
glauben, dass beides in den Fällen stattfinde, wo die Partikel eine 
^estriction ausdrücke. Allein diese Fälle von den übrigem zu unter- 
■qheiden ist sehr schwierig, und die Sache bedürfte einer genauem Un- 
tersuchnng. Ob man um der Sprache willen so entschieden wie die 
Horausgebor behaupten darf, die Apotelesmatica rühren von keinem 
Alexandriner her, möchten wir bezweifeln. Anch der andere Schiusa 
aus der Diction ist wohl eben so wenig sicher, dass das vierte Buch 
viel jünger als die übrigen sei, das erste und fünfte aber insammen- 



Bibllogcaphifche Berichte und'.BIitfcelleB, 21S 



"'f. 



gpehucen und beide , dieses Qocb weit mehr aU jenes^ interpolirt, hin- 
gegen das zweite, dritte and sechste nicht nur am besiten erhalten, 
sondern auch die ältesten und das Werk eines und desselben Dicliters 
seien. ' Denn bei der Vergleichung der oben genat^nten metrischeii 
Fehler finden die Herausgeber^ dass im vierten Buch die correptio at- 
tica zwar häufiger, die Terbotenf) Gäsnr aber seltener ^Is in den übri- 
gen sich findet, und dass nach den Beispielen de^ Hiatus zu urthei- 
len, das erste, dritte uud vierte Buch die ältesten se^n niüsstcn (nur 
durch einen Druckfehler ist S. XVI das Gegentheil gesagt). Statt 
diese Wahrnehmung aus einem ludjbrium fortunae.zu crltlären « sollten 
wir sie als einen Beweis ansehen, wie wenig in solchen Dingen zu- 
verlässige Resultate zu erwarten sind. Nachdem die Wolf sehe Hypo« 
these ihre Geltung verloren hat,, wird auch in Beziehung auf die 
Producte der spätem Zeit' jene zerstückelnde Kritik, die darauf aus- 
geht, den verschiedenen Charakter der einzelnen Theile und den 
Mangel des Zusaroraeohap^s, nachzuweisen, .wenig ^eifall luehr finden. 
Die auffallendste Discrepanz zwischen den Abt^eilungen der 4po^eic3* 
niatica ist, dass das erste BucKüater SGl Versen 18 Pentameter enthält, 
ohne Ordnung zwischen den Hexam,etern verstreut , während in deq 
folgenden 'Büchern diese Anomalie nicht mehr wiederkehrt, Z Penta- 
meter im pten Buch ausgenommen. - Dass alle jene Verse durch zu* 
fällige Korruption des Hexaimeterf grade in das IVtass '^es Fentan^eters 
sich gefügt haben sollen^ ist viel unglaublicher, als. dass der Dichter 
selbst da und dort, wie es ihni he^uem war, , die, kürzern Verse mii 
unterlaufen liess ,. vom zweiten Buch an aber .sich die Licenz nich^' 
mehr gestattete.. 2um Beweise,. ,däss das zweite Buch den Anfang des 
Werks enthalte , soll die demselben vorangeschickte Beschreibung von 
den Kreisen der Himraelskiigel dienen, da dieses Pröömium s^anz am 
unrechten. Orte stände, wenn schon ein auch , vorangegangen wäre^ 
Allein der Verfasser redet im ersten Buche nur von der gegenseitigen 
Stellung der Planeten , und erst vom zweiten' filucii. an zugleich von 
den Sternbildern, In welchen sie stehen. Also war es natürlich', sre^ 
rade hier einzuschalten, .was von d,erXage jener Kreise gegen die 
Sternbilder gesagt werden sollte.. Fabricius wollte aus eben diesei^' 
Beschreibung der Kreise schliiesseii« däss das Gedicht aus der Zeit der 
Alexandriner herrühre. Allein fürs erste sind die Sternbilder, durch 
welche die Kreise gehen, biswelfen olTenbar unrichtig angegeben; 
sodann aber ändern die Kreise ihre Lage so langsam, dass auch meh- 
rere Jahrhunderte nach Cbr. die Beschreibunij: noch niclit viel abwei- 
chen würde. Wann derjenige gelebt hat, für den der Verfasser ge- 
halten sein will, ist aus deni Schluss des scclisten Buchs, wo er sein.e 
eigene Nativität angiebt, leicht zu finden. Aiif diese Stelle haben 
die Herausgeber keine Rücksicht genommen. Im. Junios des Jabr'fii 
157 vor Chr. fand die Cojistellation statt, unter welcher der Dichter 
geboren zu sein behauptet. Hätte ein Späterer einem ungefähr um 
diese 2eit gebornen Manetho das Gedicht unterschieben wollen , so 
würde er sich wohl noch auf andere Weise kenntlich zu machen ge^ 



2Id^ Bibliograpbiflclie Berichte nnd Mbcelleo» 

sacht ond naraentlich .den Konig, den er im ersten und fünften Bach 
anredet, näher als mit dem allgemeinen Namen Ptolemäns bezeichnet 
haben. — Um auch zur ErkUirung des Gedichts etwas beizutragen, 
für welche in der Ausgabe ' des Textes nichts geschehen war, Hess 
Hr. A. eine Uebersetzung des sechsten Buchs erscheinen. £r hat 
ohne Zweifel richtig Termuthet, dass das Publikum an diesem einen 
Buch genug haben werde; denn um der Sache selbst willen wird auch 
dieses Niemand durchlesen. Auf das ^letrische sowohl als auf 'die 
Wahl des Ausdrucks hat der IJebersetzer grossen Fleiss Terweiidet. 
Die Treue hat der Deutlichkeit bisweilen Abbruch gethan , was bei 
einem Gegenstand dieser Art nicht leicht zu vermeiden war. In den 
Anmerkungen sind nur die nothwendigsten Erläuterungen gegeben, 
auch Nachträge zu den kritischen Noten der Ausgabe, 

JuL 'Fr. Wurm. 



,...■• 
Vorschule der Geschichte Europa^ti^'Sufch eine ErzWtmg in geO" 

graphisch -^ chronolqgischer Verknüpfung ^ mit einleitender UebersicJit der 

asiatischen Geschichte. Zur Grundlage' des geschichtlichen' Unterrichts fn 

höheren weiblichen Lehranstalten und zu allgemeinerem Unterrichtsgebraüch'f 

Von Friedrich Schubart, Director (eines Privatinstitutes wahr- 

••■' I* ■•■■■ 

■cheinlich). [Berlin 1834, Enslin'sche Buchhandlung.] Man muss das, 
was der Verf. über die Leitung des Geschichtsunterrichtes in der Vor« 
rede sagt, als richtig anerkennen, iind doch kann man nicht umhin, 
die von ihm versuchte Losung seiner Aufgabe ganz verfehlt zu nen- 
nen. Er wollte nicht die ganze Fülle der Schicksale der Völker und 
der Staatonweichscl , sondern nur die allgemeinen Bewegungen der 
Welt mit möglichst lebhafter Hervorhebung der in sie verflochtenen 
Personen an einander reihen und den Hergang des europäischen Lebens 
In vollständigen Grnndzügen vergegenwärtigen , damit für einen späte- 
ren stufenmässig fortschreitenden Unterricht eine Gruüdlago gegeben 
■ei, uiyl rasche Fortbewegung des Vortrages, ohne die leidige Schrei- 
berei von Diktaten und Heften , möglich 'werde. Der erste Hauptfeh- 
ler, den er nun begangen hat, besteht darin , ' dass er für den ersten 
Unterricht in der Geschichte gleich einen Abriss der ganzen alten, 
mittlem und neuen Zeit entworfen hat. Grosse Partien der alten Ge- 
schichte, das ganze Mittelalter, in seiner Abhängigkeit vom Lehnwe- 
ien und Kirchenthum kann den Anfänger noch eben so wenig anziehen 
als die neuere Zeit mit ihrem Drängen um die Interessen der Reforma- 
tion und des politischen Gleichgewichtes. Die homerische Welt, Alt- 
griechenland und Rom und einzelne Charaktere der mittlem und neuern 
Zeit, angereiht an «den Faden der deutschen und vaterländischen Ge- 
schichte, nur mit gelegentlichen Blicken auf fremde Staaten — das 
ist's, was dem Anfänger begreiflich und bei gehöriger Darstellung 
durch den Geschichtsichrer auch anziehend ist. Kein Bestreben kann 
verfehlter sein , als auf allen Stufen des historischen Unterrichts ein 
gewisses Gerippe oder Fachwerk des ganzen grossen Baues zum Grunde 



04Ji»liogniphbche Berichte and Miscellni. ^15 

legen und allnialig anie>fullen zu vollen. Der Zeitrerloit « der bei der 

Abhandlung der «ehr zahlreichen ganz uninterewanten Partien jenes 
Qfinzen unvierineidlipli ist, hindert dann auch die anziehenderen Seiten 
lebengvoU darzui^^llcii und dem jugendlichen Qeninth nahe zu bringen, 
tlnd man hüte sidi doch ja vor dem thörichten Glauben , das Lernen 
sei beim Geschichtsunterricht die Hauptsache. Fiir den Anfang kann 
loan es sogar vo II jg unwesentlich nennen. Wenn vir die Auswahl 
:des historischen -Stoffes für den ersten Unterdcht' tadelten, so kann 
iiian dagegen die Anordnung desselben in dem vorliegenden iiuciie al- 
lerdings loben* A|l)er iu der ^u^uArung scheint der Verf. noch grös- 
sere Fehler gemach^ za haben, als in der Wahl des Stoffes^ und dieser 
zweite Mangel macht das Buch sogar in den Partien unbrauchbar, 
vclche durch- den früheren Tadel nicht getroffen werden, denn einmal 
steht viel zu Viel darin. Selbst wenn man es billieren konnte, den 
Anfänger mit dem Gesammtgebiet der Geschichte bekannt zu machen, 
-wer würde es angemessen finden sp unendlich viele, dei|p ausngialen- 
den Darstellung vullig unfähige Einzelnheiten aufgenomnyen zu sehen, 
wie in der nordischen Geschichte S. 231fgg. geschieht, wo wenigstens 
viermal mehr gelehrt wird, als der Abiturient bei seinem Abgänge 
zur Universität gebraucht, oder in der bjzantinischen , wo S. 193 fgg. 
von Leo dem Armenier . eine ganze Seite durch geredet wird , oder in 
der Geschichte der Karolinger, wo. sirei -Seiten hindurch von dem är- 
gerlichen Ehestreit Lothars II. und der Entscheidung des Papstes 
Kicolaus I. gehandelt ist ! ! Solche Beispiele stehen aber nicht einzeln^ 
sondern gehen durch das ganze Buch , insbesondere aber durch die 
Geschichte des Mittelalters, welche dadurch bis zu 240 Seiten angOr 
schwellt ist, während das Alterthum auf 82 und die neuere Zeit auf 
120 Seiten abgethan wird. — Alsdann ist das zu Viele viü zu vielen 
Worten gegeben. Wie kann der Lehrer denn da noch erzählen und 
In der Erzählung ausmalen, wenn der Schüler, wie der Verf. in der 
Vorrede verlangt, ein Buch in der Hand hat, in welcheni^ ^ast auf al- 
len Seiten, statt kurzer Andentüngen zum Festbalten der JBrzählnng, 
in folgendem Tone gesprochen wird: „der standhafte Mann (Huss) 
wollte jedoch seine Ueberzeugung von den göttlichen Dingen nicht 
verleugnen und Hess lieber die grosse Grausamkeit dieser heiligen Ver- 
sammlung;. j^l;.er sich ergehen, dass er auf einem Scheiterhaufen ver- 
brannt wurde ; desto weniger gelang es aber auch den Geistlichen vpa 
Kostnitz, seine Lehre zu unterdrücken und auszurotten, da vielmehr 
sein standhafter Märtyrertod seine Anhänger in Böhmen noch eifriger 
machte., . die sich nun als Flu&siten zu seinem Glauben bekannten und 
eine eigene Kirche ausmachten , die dem Papste nicht mehr gehorsam 
war.*' (S. 304.) Hiermit steht es nun in schlagendem Widerspruche, 
dass bei einer so unnützen Weitschweifigkeit des IIussitenkriegea^VLuch 
nicht uiit einem Worte gedacht ist!! Der drille Mangel ist der^Ä^tiZ des 
QiM^hs. Der Verf. verwahrt sich gegen die Forderung stilistischer 
Schönheit bei einem Leitfaden für Anfänger^ und er hat Recht. Aber 
sprachrichtig f logisch richtig und klar uiuss ein fiolchex doch sein. 



216 Bibliographiiche Beridite nnit 9UccelKi/. 

Wi^ es Mei^ 6am\t steht, ma^ die Vorrede zeigen. Kann man 4aiii 
tagen ,,die geicJUehtliche Ld^eMhühne**^ statt die ^üftiie des ^escfticAt- 
lidlen Lebens t was aocb nicht Tiel taugt? „die ausgebreiteten Lelkta- 
scenen' der Geachichte?*^ Kann ein Sinn ausgebreitet' seitil^ Jltnausweisuing 
$i9tt JHinweisung? Ausland statt aussereur&päiache Ländtf? Fülle der 
JjändenehiekBale? Dh Vorgänge »ind mit möglichst lebhafter Hervorhe^ 
lung der in sie vetßeehtenen Personen hervorgehtJ^tÜll Ist es möglich 
barbarischer za reden als y^Ahhandlwigen über das weibliche Schuliteseri,*^ 
wie gar der Titel eines früheren Buches desselben Verfassers helsst? 
Wir kennen nicht glauben , dass solche Dinge zu der einfachen Jnmitth 
der Gescliiehtserzählnng gehören, nach welcher der Verf. S. Vi ''^ki- 
strebt zu haben versichert. Wenn Herr S. also seinen Ansichten aber 
die Auswahl nnd Behandlung desStöiTes für den hlstotrsöhen Unterricht 
treu bleibt, nnd fortfährt so unlogisch zu denken oöd so nn^eutsch 
SU schreiben, ßo möge -er die pädagogische Welt doch ja mit dea 
Lebrbücherii veMchonen , mit dßP^n et sie bedroht. 

{^isleben, ^ JSUendt, 



Hon\er^8 Ilias im Versmasse dts Originals übersetzt ron Hermann 
Monj ^. Erster (fesang als Probe. [Wesel, 1835. Veflag Ton EddbM 
Klönne. 20 S. 4.]. Wieder ein neuer Versuch den Horirör, und zwair 
die Ilias zu übersetzen, d. h. besser zu übersetzen als Voss und seine 
namenloseren Nachfolger. In der That die übrigen europäischen Völ- 
]{er mögen dfß Pietät der Deutschen bewundern. Denn in der A'ch-^ 
tung, in der Bewunderung der Alten, in der Dankbarkeit gegen dies^ 
unsre Geschmackslehrer müssen (loch wohl hauptsächlich diese mfih- 
peligen und die Mähe nicht hinlänglich belohnenden Arbeiten ihren 
Gruqd haben. Der Deutsche achtet alles, was zeitlich nnd örtlitb 
Ton Wiiitem kommt. Daher denn auch unser Eifer, alles, Neues'litfd 
Alte^ j (Glntes und geblechtes zu übersetzen. Je mehr Schwierigkeiten 
^n besiegen sind, desto lieber scheinen uns die Aufgäben zu sein. 
Dazu kommen noch d|e Verschiedenen Ansichten von der Beibehaltung 
oder Nichtbeibehaltung der Verbform nnd wiederum von der Behahdliitag 
der beibehaltenen Form , z. B. bei dem Hexameter von der Zulassung 
oder Nichtzulassung der Trochäen, von der Prosodie, besonders voltn 
Sp'oh'deuS'. 'So übersetzt dettn der Eine seinen Hoincr in Hexametern, 
der Andre, ^le schon Bürger, In lamben, ein Dritter vielleicht in 
Nibelupgeiiyersen u. s. w. Und wer mag läugnen , daSs das Debet- 
setzen etwas Verdienstliches sei , zumal für die Bildung der -Spracht 
gewesen spi? Aber wozu neue Uebersetzungen z. B. von Dichtern, wo 
qs bevelts gute, oder doch ziemlich gute giebt, und wo der neue 
Uebersetz«r, wenigstens auf dem alten Wege, nur wenig bessern 
Icann? *- Dloss i^t der Fall besonders mit Homer, — fast wie mit 
der Bibel, Luther uqü Voss sind in dieser Hinsicht wohl^ zu vei^leii. 
eben, wenn gleich der letztere dem erstercn bedeutend nachsteht. Mag 

niao UoniQrhiA Voss dea 8t«ifliim«Q«n oder led«irA9n oonneoi mag; maa 



«-. » ■ 

II • i t * 






Blhfi&gtfiLjsHiiiShe Berichte und MiweHeiii AK 

• * •-• ..... ,, 

6eiile Prosodie tadeln:* ist dennocli der Unterscliled zwiscn^n ihm nnd 

., • • • ' ^< 

seinen Nachfolgern \Firklich 8o VedeütcVid ? Hier sind die' ersten 16 
Verse der Uias nach Voss, Schaam'bnn tiiid Monjö: 

. Voss. . 

Singe 4en Zorn, o Gottinn, des Peleiaden Achilleus, < .'I 

Ihn der entbrannt den Acbaiern. unnennbaren Jammer erregte, ; . :: 
Und viel tapfere Seelen der Heldensuhne zum i^is, . 
Sendete, aber sie »elbit zum Baub ausslreckte den Händen,. 
Und dem GeTögel umlter: .so ward Zeus Wille voUendets 
Seit dem Tag', als einst durch bitteren Zank sich entzweiten! 
vAitreus Sohn, der Herrscher des Volks Qnd der edle Achilleus* 
Wer der Unsterblidien reizte sie auf zu femdlichem Hader? 
JUeto^B Sohn und des Zeus, > Penn der, dem ILdnigie zürnend« 
Sandte verderbliche Fest durch da$ Heer^ iind es sanken die'VöUref i. 
Drum w^il ihm den Chryses beleidiget ^ seinen Priester, ...,.:•» 

Atreus Sohn. Denn er kam zu den rüstigen Schiffen Achaia's, • ;.ii: 
Fr/ei zu kaufen die Tochter, und bracht^ unendliche Lösungi- . > ,;.,■«; 
Tragend den Lorbeer|i$|imuck.des treffendensFöbos Apollon . - * ! 
Um den goldenen Stab; und er ilehete. allen, Achaiern, ... . • 

Aber zumeist den Atreidenn den' zn^een Heerlursten der Völker,. .; i. ,•!•} 

Schaumann. • :'»' 

Singe vom schrecklichen Zorne des PeleiaflehAchilleus, ^ ,^^ .,^ 

Gottin ! von ihm , der unendliches Leid den Achaiern bereitet. . , 

Der in den Hades hinab viel tapfere Seelen. der Helden 

Sendete , aber den Leib -r- ihn warf er zum Mahle den Hunden , , 

Hin und den Vögeln umher. . — So ward 25^U9 Wille 'tollendet,'.' ,^ 

Seit sich feindlicher Hader dem gottlichen Heiden Acbilleus 

Vnd den Atreiden erhub, dem gewaltigen Fürst Agamejnno|i. |. ,^'.; .., 

, Welcher der Ewigen reizte sie auf zu verderblichem Zwiste!? ^ . 

^eus' und der Leto Sohn l Gereizt von dem Könige sandt er. . ,, 

£ine verderbliche Seuch' in das Heer, und es fielen die Vöiker, 

Weil ihm Chryses , den Priester, des Atreus ^dhn njcht ehrtV* , 

Ü)r, der den Schiffen der. (kriechen, den, rüstigen, flehend gehalii^^ar, 

brachte, die Tochter zu lösen, unendliche GegeivgeschenVe* . " *. 

Trug um den goldenen Stab des bogenbewahr'ten'Apollon . 

Kränz*^ in der Hand, und Üehete laut vor allen Achaiern, 

Doch zu den Völkergebietern zumeist, zu den Söhnen des Atreus. 

Monjö. ..»•;» 

Singe den Zorn, o Göttin V'desPeleussobnesAchillens,' ' ' '^^ 

Jenen Verderb, der Schmerzen in Unzahl schuf den Achäernf 
Zahlreich stiess er hinab zum' A'ides kräftige Seelen, 
Helden geraubt, die er Hunden als Beul' und den aasenden V5geln • 
Jeglicher Art hinwarf, — Zeus' Rathschluss ging in Erfüllung ^^-^^J 
Seit dem Tage, da einst durch Streit mit einander* zerfielen' ')'-''' 
Atreus' Sohn, der Beherrsoher des Volks , «ind AcbiU, der oKÜahne^ ^ 



^|S pibUograpliischQ Berichte mni, Mischen. 

. .Wer fler Unsterblichen |>ra<;hte zam Streit aneinander die beiden? . 
.J^eiu'ens und Leto*8 Sohn, penn im Zorn auf Held Ag^amemnon 
Rief er verderbende Pest dnrch'^- Heer, nnd es starben die Mannen, , 
Weil durch Atreus' Sohn schmachvoll sein Priester gekränkt war, 
Chryses der Greis. Der kam zu den eilenden SchifTen Achäa^s, 
Frei sich zu kanfen die Töchter, und brächt' ünermesslichen P^eis rait^ 
Hatte den goldenen Stab in der Hand, «mit des treffenden Phöbos 
Heiliger Bind* umwunden, und bat die gesammten Achaer, 
Aber besonder» die'zween Heerordnenden Sehne des Atreus. 

Geben wir nun auch dem neuesten Ueberset^tCfr in, dass sein Vers 
Toller seif dass er Einzelnes besser getroffen habe, z. B. V. S. brachte 
aneinander f V. 4 und 5< Vögeln jeglicher Art (wiewohl mir V.2. jenen 
Verderb y, V. 4. Heiden geraubt, V. 9. der Genitiv Zeüs^ens nicht recht 
hehagt) und dass das Ganze noch treuer (wiewohl nicht grade leslia- 
rfer'und iMmerischer) sei, so wiederhole ich doch die Frage: Wozä 
eine neue Ueb^rsutzungt *^ Ueberhanpt, daflrAlterthum hat mächtig 
auf die neuere Welt eihgewii^t, nnd desswegen ward es geehrt, aber 
anch überschätzt, besonders die schriftstellerischen Werke. Die neüer^ 
Literatur, besonders ' die sndeuropüische ^ stellt inngst anf eigeneb 
Füssen, die spanische hat sich uberdiess fast -ohne Einfluss der Grie^ 
eben nnd Rumer gebildet; auch die dealsoheliat'Sich nicht ^■»«hrWii 
■chämen. Das Studium des Alterthums wird fortan noch mehr als 
tonst ein gesondertes werden,, noch immer zwar nachhtUtig auf nnare 
Dichter , aber mehr allgemein bildend wirken und. sie nicht länger zur 
Nachahmung verfuhren. Sö'.'wird es denn auch des Ueberset^ens inir 
mer weniger bedürfen und diess sich mehr auf' neue Werke der mitV 
lebenden europäiächen Volker und auf Wiederbelebung der grossep 
Werke des deutschen Mittelalters beschränken. ' Nur erst dann, wann 
nnsre Sprache einen allerinaligen bedeutenden Fortschritt gemacht ha^ 
möge ejin'oieg^isierter lä'ebhaber des Homer, uns dipsen Dichter irgend^ 
wie anf originellem Weg^ aufs neue in deutscher Sprache vorführen l 
Dann wird man ihn , weni^ aiich wenige^r als unsre eigenen Dichter, 
lesen , während Monje^s, nieüe Ueb^rsetznng , wenn sie auch noch besr 
ser als diese Probe geräthen sollte, nur y,on yenfg^n Gelehrten und 
Schülern gekauft und neben den Vössischen Homer gestellt, und doch 
schwerlich diespm gleichgea'chtet werden wird. 

Breslau. K. L. Kannesiesser. 



Om den Nygräshe eller saakaldte ReuchUnshe Udlale af det Jielle- 
niske Sprog , en crifisfe;27n(2er5o^e?6e .(.^^bprt:d^c* neugriechische od^ir 
Bogenanntte . ReuchliniscUe. Aussprache der .hplleniäcbcu Sprache, eine 
kritische Untersuchung) von R. J. F. H^nriclisen, Lector; an der 
Acadeuiid an.Soroe. [Kopenhagen 1^36. .12fS.. 4.]. Bekanntlich hat 
di^ sogenannte Reuchlinische Aussprache des Griechischen in d^a neue- 
sten Zeiten- besonders an dem Prof. Blo.ch in li'o^skilde einen eifrigen 
Vertheidi'^Qir gofnudeA.' . In^einor Reihp.yAa.S^lffif^Q und 4üff4t!?&^ 



Bibliographische Qerichte und Mificel^en. 219 



''\» 



(Revision der Lehre von der Aussprache des Altgxiefhischen^ Altooa und 
Leipzig 1826. Nachträge zur Revision etc.. in Seehode*6 lieuem Archiv 
für riiilol. und Pädagog. 1827 Heft 1 S. 49f.; Beliuchtufig einer Ge- 
genrede des Herrn Matthiä etc. ehend. 1829 S.129f. ; Laren oin de 
cuTcelteLyd bg deres Betegneise i det gamele graske Sprog\*' Historisier 
Icritisk udrtklct og hegrundet, Kbpenh. 1829 — l831*'(drei'Schülprb- 
graranie) ; zweite Beleuchtung der MaithiHschen Kritik y die'*j4ussprache 
des Altgriechischen betreffend, All'ona 1832) liat er .nicht nur dasjenige, 
ivas Ton alteren und neueren Gelehrten für diese Aqssprache angeiaiirt 
\rorden ist, zusammen zu stellen, sondern es aucti noch durph eine 
Reihe neuer Gründe zu,' Terstärlien gesucht. "In diesen Schriften h^'t 
man also so ziem^ch Alles beisammen , was hisheir 'für' die 'Reuchlini- 
sche Anssprache gesagt woVden 'ist.*' MU Recht Werdeii"daher auch 
diese von dem Herrn 11. in der hiqr anzuzeigenden Sch'riftj in welcher 
er zunächst die Absicht jbat , die ' bisher für die RenchÜnische Aus- 
spräche angeführten Gründe efner Kritik zu nnterwerfen« .vor?ngfi|- 
weise berücksichtigt. Das Resultat ^ zu welchem er im Allgemeinen 
gelangt, ist, dass die bis jetzt angeführten Gründe und Zeugnisse nicht 
hinreichend sind, .um dadurch, die Richtigkeit der Reuchlini sehen Aus- 
sprache zu beweisen. l)er Verfasser zeigt überhaupt in der ganzen 
Schrift mehr^ wa^^ vir nach den bUher angestellten Untersnchungeü 
und den uns bekannten Quellen , woraus die Gründie dafür und da- 
wider entlehnt werden müssen, . iiicht wissen uncl nicht wissen können,, 
als dass er es wagt eine eigne Thieorie aufzustellen 5. dpch neigt er sich 
im Einzelnen mehr zu der Erasihischen Aussprache' hiii. "Aber wepn 
auch das Resultat mehr ein negatives als ein positives, ist, so. ist dajfi 
Verdienst nachgewiesen zu haben, was wir nicht ^wissen und nicht wis- 
sen können , doch auch kein geringes Verdienst,' und dieses wird man 
Herrn H. wohl nicht absprechen kohiieh. — Vorange^cbickt ist eine 
Kritik der Quellen, aus welcher klar hervorgeht, dass eihe'gänze ^eih^ 
von Zeugnissen , auf welche maii sich bisher mit unglauhlicher Sorg^ 
losigkeit berufen bat (Herodjani ^Enifisgiaiiot y Basilii IVfagni Eroteinata 
grammatica, üesjchii Lexicon, die von Bekjter herausgegebenen Scho- 
lien zum Dionysius Thrax, Theodosii grammatica, des Chorohocua 
Scholieh zu Theodosii caiiones) zum Theil nicht von den Verfassern 
herrühren, , denen sie beigelegt werden, alle aber viel zu ji^nj^ien Vfr 
sprungs'sind, als dass etwas durch sie bewiesen werden Jionnte. Als 
ein besonderer Vorzug dieser Schrift muss es ferner bezeichnet wer- 
den, dass die Untersuchung mit .der Geschichte des Volkes und dejr 
Sprache in die engste Verbindung gesetzt worden ist. Iil dem ersten 
Abschnitte liefert nämlich der Verf. feinen kurzen Aliri^s ^er Geschichte 
des griechischen Volkes mit besonderer Beziehung ayf die Einwander 
rung und Vermischung fremder Volker mit den" Griechen, eine Ver- 
mischung., aus' welcher sowohl in der Sprache selbst, als in der 
Aussprache eine Veränderung ticryorgehen musste.' -^ ^^>^^^. $cli\iess^ 
fiich eine Uehcrsicht der Veränderungen an, welche die Sprache der 
Geschichte zufolge erlitten ' hat ; endlich schliesst'er diesen Abschnitt; 



220 \ Bibliographische Berichte und MIscelleD, 

mit oler Angabe derjenigen Data, aaa.\relchen hervorgeht , dass man 
nach and nach auch von der alten Aussprache abgewichen sei. £nU 
nachdem der Verf. so einen sichern Grund gelegt hat, auf dem er 
Reiter fortl^anen kann^ geht er zur näheren Prüfung der einseinen 
Gründe über^ welche man für die Reuchlinische Aussprache des Grie- 
chischen angeführt hat. Da aber der weitere Gang der Untersuchung 
sich nicht ohne' zu grosse Weiüänftigkeit weiter verfolgen lässt, so 
begnügt Btich Ref. damit im Allgemeinen zu versichern, dass sie sich 
durch Umsicht lind Gründlichkeit auszeichne, und ganz dazu geeignet 
sei, die Saclie zur vollen Entscheidung zu bringen. £r glaubt alle 
Philologen auf diese i^chrift aufmerksam machen zu müssen und ver- 
sichern zu. dürfen, dass selbst diejenigen, für welche der Hauptge- 
genatand der. Untersuchung kein grosses Interesse hat, doch schon 
wegen der Kritik der Quellen und des. Abschnittes über die Geschichte 
des Volkes und der Sprache , nlpl^t ohne Genuas und Belehrung au9 
der Üand legen wcfden. 



Die höhere Bürgerschule , mit besonderer Berücksictitigung der Her^ 
zogihümer Schleswig - Holstein dargestellt von C. Chr. Tad ey, Rector 
der allgemeinen Stadtschule in Friedrichstadt, Mitglied einiger Vater- 
land, gelehrten Gesellschaften. — „Welchen grösseren und wichtige- 
■^ren Dienst können wir dem Staate leisten, als wenn wir die Jugend 
unterrichten und. bilden; zumal beigem Gei&te und unter den^ Verhält- 
nissen unserpr Zeit?'' Cicero. [iSchleswig, 183G. Verlag von R. ß^och. 
XI u, 216 S. B.]. Von dieser vortrelTiichen Schrift, die weit über den 
Kreis der au^ ilci,n Titel genannten IlerzogAiümer hinaus gelesen und 
beherzigt zu werden verdient, wollen wir der Wichtigkeit wegen, die 
sie auch für den Gelehrtenschul ^ Unterricht , mit dem der in den Rear 
lien bisher mehrenth^ils verknüpft war, unleugbar besitzt, hier in der 
Kürze denllauptiuiialt angeben, llas^anze zerfällt in drei Abschnitte: 
das Wesen , die Lehrgegeostände lind die äussere Gestaltung der höhe- 
ren Bürgerschule; ausserdem! enthält es in 4 Beilagen eine übersicht- 
liche Darstellung derschlesw. holst, städtischen Schulanstalten für Kna- 
ben, die eine bürgerliche Bildung suchen; die Verhandinngen in der 
^^rsammlung der Provinzialstände zu Roeskilde .über die Anlegung 
höherer Realschulen in Dänemark ; die vorläufige Instruction für die 
an den höhercui Bürger- und Realschulen in Preusseo anzu ordnenden 
Entlassungsprüfungen und eine Ueberslcht der Literatur der höheren 
Bürgerschule. • Üni den Begriff der höheren Bürgerschule selbst fest- 
zustellen' und naher zu entwickeln, hat der Verf. wohl gethan, il^r 
Verhältnisse zu den übrigen Lebran&talten näher zu erörtern. Diess 
sind nun zum Theil eigenthümlich vaterländische Anstalten, zum Theil 
allgemein bekannte: die allgemeine Bürgerschule, die lateinische 
Stadtschule; die Gelehr tenschüle ; die Gewerbachule, polytechnische 
Schule, Ißandlungsschule ; die eigentliche Realschule. Das Zwie- 
träch'tige .'und Unvereinbare in dem ^ Wesen vielev Gelohrtenschalen« 



BiUiQgrapl^ifiche. ^erteilte und ML|cc)j|eii. 2JB1 

deren Aufgabe die bürgerliche und die gelehrte Bildung zugleich ist, 
hat der Verf. gut gezeigt; überall aber auf die vorhandene Literatur 
Deutscillands über diesen Gegenstand (z. B. Vogel, Ohiert, Wiecke 
u. V. a.) in den jedem §. angehängten Anmerkungen gebiitirenäe Ruck- 
sicht irenomroen. In dem zweiten Abschnitte wird die Leser dieser 
Zeitschrift besonders die Verhandlung der Frage interessiren: Ist die 
lateinische Sprache ein Lehrgcgenstand der höheren Bürgerschule^ 
Wenn nun die Antwort darauf Terneinend ausfällt , so muss man dabei 
den fär das Ganze vom Verf. gewählten Sfandpunct berücksichtigen' una 
auf seine lehrreiche Prüfung der in Theorie und Praxis vorgelegten 
Grunde sorgsame Acht haben ,. auch wenn man sich In dem Resultate 
nicht mit ihm vereinigen sollte, l^ben so sorgfältig Ut der Verf. auch 
die übrigen Lehrgegenstände durchgegangen; der dritte Abschnitt, 
für die grade jetzt mit der Anlegung solcher Schulen beschäftigten Her- 
sogthumer vielleicht der wichtigste, hat, eben wegen dieser speziell^ 
vaterländischen Berücksichtigung, geringeren Werth für deutsche Le» 
8er, wird aber keineswegs für sie ohne bedeutendes Interesse s^ln. 



Ideale der Kriegsführung tn einer Analyse dh' Hiaten der grussien 
Feldherren. Von dem General-Lieutenant von Lossau. Mit Karten u. 
Plans. Erster Band in zwei Abtheiign. Alexander, Ilannibal, Cäsar, [Berr 
lin, Schlesinger. 1836. XVIII, 484 u.3f 2 S. 8. 4Rthlr. 16gr.] Dieses zu* 
nächst für höhere Officicre geschriebene Buch, welches nachweisen solf,' 
dass in allen Kriegen nur die Geistesüberlegenheit der Feldherren und die 
damit verbundene höhere Willenskraft nis Hnuptveranlassung glänzen- 
• der Thaten anzusehen sind, ist doch aucK für Geschiclitschreiber be- 
achteoswerth , weil es die drei genannten Feldherrn vornehmlich von 
Seiten ihres Feldherrntalentes betrachtet und eine Anschauung der- 
flelben hervorhebt, welche bis jetzt noch nirgends so deutlich und klar 
gemacht worden ist. So wird S.^3 — 106 Alexander zwar meist nach 
Droysens bekanntem Buche geschildert, aber überall glücklich hervor- 
gehoben , wodurch derselbe als Feldherr so gross wurde. Für die 
Schilderung des Hannibal (S. 107 — 208.) sind besonders Bern ewitz; 
(Leben des Hannibal) und Frederic Guillaüme (Histoire des cam^ 
pagnes d'Annibal en Italie) benutzt ; und die Feldzüge des Cäsar schei- 
nen zum grossen. Theil nach eigener Ansicht der Quellen geschildert za 
sein. Das Hervorheben aller der Punkte, wo das Feldherrntalent sich 
offenbart und die eigenthümliche Betrachtung desselben machen deni 
Werth des Buchs aus. Natürlich «erscheinen nun auch diese Männer,, 
da sie blos als Krieger betrachtet sind, durchaus als gross, und beson- 
ders ist Cäsar als wahrer Heros dargestellt, [Jahn.] 



In Portugal hat man endlich angefangen sich um die Bibliothe- 
ken und Kunstsammlungen der aufgehobenen Klöster zu bekümmern, 
und nachdem Vieles entwendet worden ist, sind seit 1835 die Reste in 



jÜt 



fiibitog'raphische Berichte und Misöelleii, 



ilas Kloster S.. Francisco ^ebracüf und so etwa 300^000 Bände Bucher 
und ^MM)0 Geipal'de gcsamnielt worden, von welchen letztern indess nur 
sehr' wenige einen höheren Kunstwerth hahen. Seit dem 30. Dezember 
1836 ist cinp'C.pn^niiäsion von 8 Personen ernannt, welche jene Samm- 
lungen verwalten , .und zunächst Cataloge der Bücher, Handschriften^ 
Gemülde' u'iid Statuen entwerfen soll. Neben dieser neuzusainmen- 
crebrachlen Bibliothek besteht in Lissabon noch eine öffentliche Biblio- 



thek von etw4 90,090 bänden. 

. ■ . . 4-. . . . ■ • 



[J] 



BeV den Ausgrabungen in Athen U^ unter Anderen auch eine In- 
Schrift gefunden worden, aus welcher das Vorhandensein eines öiTent- 
liehen Zeughauses \6yt.ivQ%r\7.ri\^ d. h. eines Hauses, in >:welchem allerlei 
Materialien für öfTehtliche Bauten aufbewahrt wurdei)", hervorgeht. 
Ein Theil der aufbewahrten Gegenstände und Geräthe ist in der In- 
Schrift aufge'/uhlt und es sind zum Tlieii solche, welche vom Bau der 
Skeuothek' selbiit übrig geblieben sind. vgl. Tübing. Kunstbl. 1836 
Nr. 77 f. Ebendaselbst sind einige Volksbeschlüsse aufgefunden wor- 
den, in denen auf dqn Antrag eines gewissen Kephisophon aus Cbo- 
langos die. Absendung einer Colonie nach Adria, unter der Leitung 
eines gewii^sen Miltiades, beschlossen wird. Der Beschluss mag um 
825 V. Chr. gcfa8^t sein, und giebt über die in den Ruinerwvon Adrla 
aufgefundenen attischen Vasen unerwarteten Aufschluss. -— > In Pompeji 
hat man im März 1835 auf der Strada di Mercurio 14 schöne silberne 
Vasen , und im October 1836 in einem Zimmer daneben ein vollständi- 
ges Tafelservice für 4 Personen , aus 64 .silbernen Gefässen bestehend, 
ausgegraben. Zudem Service gehören: 1 Schüssel mit zwei schön 
verzierten Griffen; 1 ausserordentlich schön gearbeitete Vase in Mör- 
serform mit Hautrelief, Weinlaub und Weintrauben; Vasen in Kelch- 
form, auf denen man bacchische Darstellungen in Basreliefs undHant- 
reliefs sieht ; 12 Teller oder vielmehr Schalen , jede mit 2 schön 
verzierten Henkeln, 4 grössere ^ 4 mittle und 4 kleinere; 16 Tassen 
oderSuppennapfe, von denen je 4 einander gleich sind, jede mit 2 ver-; 
zierten Henkeln; 4 kleine Pastetenformen ; 4 kleine Teller, ähnlich 
unsern Salzfässern, jeder mit drei kleinen Füssen; 4 kleine Becher, 
auch jeder mit 3 kleinen Füssen ; 8 cannelirte Schalen, 4 grössere und 
4 kleinere; 1 Vase mit Henkel in Amphoraform; 2 kleine Casserole mit 
verzierten Henkeln; 1 Löffel mit senkrechtem Henkel ; 1 Spiegel in 
Form einer Patera mit reich verziertem Griff; 5 Ligulae, Löffel und 
Gabel zugleich ; 2 Löffel, vgl. Hall, Ltz. 1836 Int. Bl. 71. Dicht ne- 
hen dem Hause, in welchem die 14 Silbergefässe sich befanden, sind 
im August vorigen Jahres zwei merkwürdige Gemälde gefunden wor- 
den, von denen das eine die Ankletdung eines Hermaphroditen, das 
andere Venus und Adonis in übermenschlicher Grösse darstellt. — In 
der Nähe von Uottenburg am Neckar hat man neuerdings wieder meh- 
rere römische AUerthümer, namentlich ein Gefäss von Siegelerde mit 
einer Darstellung des Kampfs der Pygmäen mit den Rrainichen , einen 



T ödes f all e. JKB 

Denkstein mii einem scliähen Apollo Graniius, ferner ScherLen mit 
dem ]Vaipen Sumlocenne gefunden , welche letztere aufs Neue bestäti- 
gen , dass iuirUocenne auf dem Platze des jetzigen Rottenburg lag. -— 
In der Niihe von Solssöns'ist eine kleine Bronzestatue ausgegraben 
worden, welche einen auf seiner Lanze lehnenden Krieger darstellt» 
uiid roniiscben Ursprungs (aus dem.2. Jahrb. nach Chr.) sein solK Sie 
eiiipfiehU sich besonders durch die kunstrc^iche Behandlung der Waffen 
und des Helms« — Die Telegraphen^ welche nach der gewohntiötieh 
Annahme der franzosische Ingenieur Q l'a u d e C h a p p e im Jaftr^ 1792 
erfunden hat, mögen schon d^'n Ifomern nicht ganz unbeksihht ge- 
swesen sein, und der Rec^ör Ittosier in Ulm hat vor kurzem aufVegeliiis 
de re milit. III, 5 hingewiesen, wo über Kriegssignale folgendes stellt: 

Tria constat esse generä signorum: vocalia, semivocalia, muta 

Aliquanti in castellörüm aut'urbium turribus appendunt trabes, quibüi 
ali(][uando erectis^ aliquando depositis indicant^ quae geruntur. 



To^Jesfälle* 



jjen 6. August 1836 starb in Mainz der Professor Karl Fink am das!« 
gen Gymnasium. 

Den 12. September in Ghristiania der ordentliche Professor bei 
der Universität Dr. theol. Hersberg y als theologischer Schriftsteller 
bekannt. 

Den 16. Sept. zu Stuttgart der Director des kathol. Klrchenratha 
Joh, Bernh. von Camer er <, 71 Jahr ult. 

Den 14. October zu Mitau der k. Collegiennssessor Ludw, Ferd^ 
von Freymann, Oberlehrer der griech. Sprache und Literatur am dasigen 
Gymnasium illustre, früher an' den Gymnasien in Marienwerder, Kö- 
nigsberg und Riga angestellt, im 45. Lebensjahre. 

Den 3. November zu Spalatrb der Graf Vincenzo Drago^ Verfas« 
ser ^iner Storia deli' antica Grfecia (6 Bde. Mailand 1820—1886), ge^ 
boren in Catta^o 1770. 

Den 9. Nov. in Zürich der Professor an der Universität Dr. theoL 
Johann SchuÜhess , ein ausgezeichneter theologische» und pädagogi- 
scher Schriftsteller, geboren ebendaselbst im Jahre 1763. 

Den 10. Nov. in Dresden der Superintendent und Ober - Consisto- 
rialrath Dr. Karl Chr. Seltenreich, geboren in Camenz am 11. April 1765. 

Den 22. Nov. in Heidelberg der geh. Kirchenrath nnd ordentliche 
Professor der Theologie Dr. Karl Daub^ ein bekannter theologischer 
Schriftsteller , geboren in Cassel am 10. Mai 1765. 

Deii 23. Nov. zu Marienwerder der Gymnasiallehrer Dr. Seidel^ 
im 48. Lebensjahre. 

Den 26. Nov. in Düren der Gymnasialdirector Mey&r. 



92A To.detfäll«. 

ptn 27. Nov. starb in Fdlda der Gymnasiallehrer Dr. Julian JFplf^ 
im 35. Lebensjahre. 

Im November za Vicenia der am das dasige Schahresen hochTer* 
diente Vorsteher der dortigen Schalanstalten Bemardm Bieego^ alä 
didactischer Dichter bekannt 

Im November in Rom der Professor der Chemie an der römiscliea 
Universität Dr. D&meuico Morichini^ geboren zu Civitantino ia den 
Abrazzen im Jahre 1773. 

Ztt Anfang des December in Manchen der geistliche Rath Bernhard 
von Ertudorfer, Begründer and Director des seit 32 Jahren in Freysing 
und dann in Manchen bestehenden Taabstammeninstitats , geboren ia 
Landshnt am 20. Ang. 1767. 

Den 10. Dec. in Wiesbaden der evangelische Laadesbischof Dr* 
ttieol. Georg Km, Chr. Theod, Müller^ früher Prorector am 6jrona> 
sioqi , dann Superintendent in Weilburg , geboren zu Löhnberg im 
Weilbnrgischen am 17. Juli 1766. 

Den 18. Dec. in Lübeck der Lehrer am dasigen Catharinaeuni 
Dr. Friedr. Aug, Joack, Ludw. Tiburiius^ im Befreiungskriege grosshers. 
mecklcnburg. Landwehrhauptmann, als Schriftsteller durch seine 
Lehre über den Gebrauch des Conjunctiv im Latein, bekannt , im 
53. Lebensjahre. ' 

Den 19. Dec. in Dorpat der kais. Staatsrath und emeritirte Pro- 
fessor der Mathematik an der Universität Dr. J. Marl, C. BaricU^ ge- 
boren zu Braunschweig am 12, Aug. 1769. 

Hen 22. Dec. in Merseburg der k. Professor und Conrector am 
Gymnasium Friedr. Aug, Landvoigt ^ im 72. Lebensjahre. 

Im Januar 1837 an der Universität St. Andrews in Schottland der 
Professor humaniorum Dr. John iluter^ als Bearbeiter von engl. Schul- 
ausgaben des Horaz, Virgil, Livius u. s. w. bekannt, im 91. Lebensjahre. 

Den 10. Jan. in Wiesbaden der Hofrath Dr, J« Weitzely ein be- 
kannter Schriftsteller , 64 Jahr alt. 

Den 19. Jan. in Rostock der geh. Medicinalcath und Professor 
Dr. Samuel Gottlieh von Vogel ^ 86 Jahr alt* 

Den 25. Jan. in Dresden der geh. Legationsrath und ehemalige 
Ob^rbibliothekar der kon. Bibliothek G. W. S. Beigel^ 83 Jahr alt. 

Den 27. Jan. in Paris Jean Auguste Amar -du- Vivier , einer der , 
Conservatoren der Mazarinischen Bibliothek , geboren 1765. 

, In den ers||Bn Tagen des Februar zu Paris der erste Conservator 
der kon. Bibliothek van Praet, Mitglied des Instituts , ein Belgier voa 
Gebart, 83 Jahr alt. 

Zu Anfang des Februar in Upsala der Naturforscher Professor . 
4dam AfzeliuBf im 87. Lebensjahre. 

Den 10. Febr. in Petersburg der hochgeachtete russische Dichter 
Alexander Puschkin^ im 37. Lebensjahre. 

Den 11. Febr. in Hamburg der Privatgelehrte G. Phm Leonh, 
Wächter^ als Schriftsteller unter dem Namen Feit^ Weher besonders 

durch die Sagen der Vorzeit bekannt, geboren ebendaselbst im J.'l762«' 

• ..1. ^-..ji»».«,.. • 



t 

Schul- ü. UniTersUäUnachrr.^ Befurderr. n. £lireiibei6%iNigeii. 825 

Den 15. Febr. in Leipzig der seit 1820 emeritirte vierte Lehrer an 
der Thomasschule M. Joh, David JVeigel^ ein um diese Anstalt wohl* 
verdienter Lehrer , obgleich er wegen Kränklichkeit nur wenig Jahre 
thätig sein konnte, im 69. Lebensjahre. 

Den 16. Febr. in Bremen der Professor Dr. GoUfr. BeinhM Tre* 
viranus im eben vollendeten 61* Lebensjahre* 



Schul - und Universitätsnachrichten , Beförderungen und 

Ehrenbezeigungen. 

Aacheiv. Vor dem Jahresbericht des Gymnasiums, welcher am 
Schluss des letzten Schuljahrs erschienen ist, stehen als Wissenschaft-* 
liehe Abhandlung: Einige Bemerkungen über den griechischen und latei" 
nischen Unterricht auf unsern Gymnasien von dem Oberlehrer jETorten. 
[1836. 10 S. 4.] Die 265 Schüler, von denen 13 zur Universität gingen, 
wurden von den bisherigen Lehrern und 3 Schuiamtscandidaten unter- 
richtet. 

Altetvbittio. Zur Feier des Jahrestages des Gymnasiums hat der 
Director Dr. Heinr, Ed. Foss De Theophrasti notaiionibua morum commentatio 
tertia herausgegeben [1836. 29 S. 4] und darin seine Untersuchung über 
die Wichtigkeit der Ffalzer Handschrift für die Kritik der Charaktere 
des Theophrast [s. NJbb.XV,232.] fortgeset«t unM beschlossen. Die ge- 
genwärtige Abhandlung bringt zunächst eine ausführliche Erörterung 
über das 28. Capitel de maledicentiay durch welche eben so die Kritik des 
Textes nach dem Codex Palatinus als die Erklärung der schwierigen Stel- 
len gelehrt und gründlich gefördert wird , und sucht dann mit gleicheif 
Umsicht und Gründlichkeit die Aechtheit der beiden letxten, von Ama- 
diitius (1786) zuerst herausgegebenen Capitel gegen Beck, Siebenkees« 
^ast , Kornis, Ast und Bloch zu beweisen. Ueber den Werth der Ab* 
handlung kann Ref. nur sein früheres Urtheil wiederholen, das8 sie 
für die Kritik der Charaktere höchst wichtig ist und eine ganz neue 
und diplomatisch viel sicherere Textesgestaltung gewährt, als die bis- 
herige war. Und wenn sich auch in einigen Einzelheiten noch mit 
dem Verf. rechten lässt , so ist doch nnumstösslich dargethan , dass der 
Cod. Fafat. die einzig sichere Basis für die Tezteskritik gewährt, und 
auch die Erörterung der einzeltien SteUen, welche Hr. F* behandelt 
hat, ist gewöhnlich so evident, dass weitere Zweifel nicht erhoben 
werden dürften, 

Augsburg. Die seit dem' 5. November 1835 dem Benedictineror« 
den überwiesene Studienanstalt hat im August 1836 ihren ersten Jahres» 
hericht herausgegeben [1836. 49 S. gr. 4.j, und darin über Lehfplan^ 
und Lehrer- und Schülerzahl die gewöhnlichen Mittheilungen bekannt 
gemacht. Am Lyceum konnte in dem genannten SchilUahre nur der 
erste philosophische Cursus mit 16 Zuhörern eröffnet werden, ein zwei« 
N, Jßhrh.f, Phil. u. Paed. od. Krit. Bibl. Bd. XIX. H/T« S. 15 



Sf0 8efciil- and UBiTerelftäftenachricIiteB, 

ter uhBt nicht ftattfindcn^ weil du Jahr vorher kein erster vorhanden 
gewesen war. Zur Aufnahme in das Gymnasium und in die lateinisch« 
Sehnte meldeten sich §o viele Schüler , dass bei allen Classen die Zer» 
theilung in zwei Abtheilnngen nöthig wurde , und die Schule schon am 
13. August geschlossen werden ronsste, weil der fühlbare Mangel an 
Raum die Nothwendigkeit eines Baues herbeiführte. Die vierte Gjm- 
nai^ialGlasse war im Lauf des Studienjahrs von 75, die dritte von 66, 
die zweite von 79, die erste von 97, die vierte Classe der lateinischen 
Schule von 75, die dritte von 74, die zweite von 93, die erste von 116 
Schülern besucht, vgl. NJbb. XVII, 443. Am Lyceum lehrten 6 Pro- 
fessoren : Roh, de la Torre Religionswissenschaften , Meinrad KäkUn 
Anthropologie. Bened. Richter (Rector der gesammten Studieaanstalt) 
Philosophie, Max. Sasser Mathematik, Vir. Hartensehneider Natur- 
wissenschaften, und Karlmann Flor Geschichte und Philologie« Am 
Gymnasium lehrten 10 Lehrer, nämlich die Professoren Jac.Gruber^ 
IJelnr. Schuhmacher ^ Martin Zbonek^ Rupert LeisSf Paul Roth ond 
jilphons Bclteroche als Classenlehrer, die Professoren Vincens Hanf und 
Gregor Halsherger als Lehrer der Mathematik, die Proif. Dionys P^tg^- 
huber und Karlm. Flor als Lehrer der griechischen Sprache, nngferech- 
net die Lehrer für das Hebräische, Französische und Italienische, fnr 
Muriik, Zeichnen und Schonschreiben. An der lateinischen Schule 
waren mit Ausnahme der hierhergehörigen Hnlfslehrer ebenfalls 10 
Lehrer thätig. Der Lehrplan ist der der baierisctien Sehnten über- 
haupt, and besteht in folgender Vertheilung der Lehrgegenstände: 

im Gymnasium in der latein. Schale 

IV. III. iif . 11»». I*. 1*». IV*. I v»>. III». m«», u* 11*». I*. I^ 

Latein 6, 6, 8, 7, 8, 8, 

Griechisch 4, 4, 5, 5, 5, 5, 
Deutsch 2, 8, 2, 2, 2, 2, 

Religion 2, 2, 2, 2, 2, 2, 

Geschichte a« 

Geographie 3, 8, 2, 3, 2, 2, 
Mathematik 5, 5, 8, 8, 8, 8, 
Arithmetik — , — , — , — , — , — ^ 
Der Unterricht im Uebrfiischen , Französischen, Italienischen, Inder 
Instrumentalmusik , im Gesang, im Zeichnen und Schönschreiben wird 
ausserordentlich in besondern Classenabtheilungen ertheilt, und ist 
überhaupt ein Freiwilliger, an dem nicht alle Schüler theilnehmen. De« 
geschichtlich -geographische Unterricht stuft sich so ab, dass in LSch. 
I. allgemeine Geographie , in II. Geographie vdn Deutschland , in Ilf. 
allgemeine Geschichte, in IV. baierische Geschichte, in G. I. allge- 
meine Geschichte and geographische Uebersicht der alten Welt, in II. 
alte Geschichte and alte Geographie , in III. Geschichte und Geogra- 
phie des Mittelalters, in IV. neue Geschichte gelehrt wird. Der 
deutsche Unterricht ist in den beiden obersten Gymnasialclassen Ge- 
flchichte der deutschen Sprache, in III. überdiess Poetik und Rhetorik, 
in !!• deütfchn Literatur und Poetik^ in I. dnntadie Styllebrey and mit 



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BefdrdeirufigeB «nd £hl*eiibei«igiiB^li. 2ST 

ihm sind Ton II. an abwärts schriftliche^ Uelrangen Terbanden. Dev 
griechische und lateinische Unterricht ist in allen Clussen mit prakti- 
schen Uebungen Tereinigt, and inr Lateinischen werden die Gymnasial« 
fichuler nicht blos mit prosaischen, sondern auch mit metrischen Arbeiten 
beschäftigt. Der mathematische Unterricht, so ausgedehnt er ist, steigt 
doch im Gymnasium nur bis zur Planimetrie und den Anfangsgrundea 
der Stereometrie hinauf, wozu noch in den beiden obersten Classen 
physikalische und mathematische Geographie kommen* Ausgedehnt 
ist indess der arithmetische Theil der Mathematik und geht bis su der 
Lehre von den Potenzen , Logarithmen und Progressionen, Proportio- 
nen und Verhältniesen hinauf. 

Bayern. Am Schlüsse des Studien - Jahres l&f^ erschienen an 
den k. bayer. Gymfiasien folgende Programme. Ahbb&g;. Ueber den 
Unterschied zwischen naturlicher und geoffenbarter Religion. Eine 
dogmatische Abhandlung Ton Samtlel Sommer, Prof. der Dogmatik und 
hebr. Sprache. 8 S. — Ansbach. Commentationis de Piatonis Par* 
menide Part. I. Scrips. ßom^ard, Rect. 16 S. — Asciiaffbkburo. Die 
Kirche, das Organ der göttlichen Offenbarung, somit auch der wah- 
ren Erziehung , yr on Joseph Victor Kühn , Religionslehrer. 48 S. — 
AüG^B^o, kath, Ueber den vorzüglichen Werth des Studiums der 
Katur, insbesondere von Seite der Religion und Sittlichkeit betrachtet. 
Rede zur feierlichen Preisvertheilung etc. Ton Ulrich HartenschneideTy 
Prior des Stiftes zu St. Stephan, Consistorialrath der Linzer, S^o- 
dalexaminator der Augsburger Diocese , und Prof. der Naturgeschichte 
an dem k. Lyceum zu Augsburg. 9 S. — Augsburg, prot, Ueber das 
Problem des Apollonius Ton Pergn von den Berührungen, von Dr. 
Joh. Thom. JHr^nsj k. Lyc. Prof. 14 S. mit Fig. Taf. — Bamberg. Von 
trigonometrischen Höhenvermessnngen , von Dr. Andreas Sleinruck^ 
Prof. und Rect. des Gymnasiums. 9 S. mit 1 Fig. Taf. — Bayabvth. 
De P. et L. Scipionum accusatione quaestio. Scrips. D. llenr» Guilm 
Heerwagen, 17 S. — Diltngen. Des Sophokles Antigene im Vers« 
maasse der Urschrift übersetzt von Joh, Mich. Beitelrocky Prof. 47 S. — 
Erlangen. Prolusit de Erlangae urbis incrementis et fatisGeorgio Wil- 
helme (1712—1726), Georgio Friderico Carole (1726— 173&), Pride- 
rico (1735—1763), Friderico Christiano (1763-^1769) imperantibus Dr. 
Jöann. Laurent. Frid, Riehtery Prof. 953 Hexameter. ^— Frbysing. Bemer« 
Icungen über den auf demKochlsee herrschenden Südwind von Dr. Josepdk 
Maria Wagner, Prof. der Physik und Math. 6S. — Hov. Ezplican-* 
tur tres loci Tusculanarnm Disputationum Giceronts (II, 7, 18 — II, 12» 
28 — 11, 25, 60) a Dr. Georg Steph. Lechner, Rect. et Prof. 10 S. •— 
Kempten. Redundantiam juvenilem in M. T. Ciceronis pro Sext. Bote« 
Amerino apparentem notavit Moysive ZVtfcl, Prof. 12 S. -— Laubshut. 
Ueber das Studium des Altdeutschen von Dr. Joh» Georg BeUhatk^ Prof. 
10 S. — MCncubn, alt, Ueber die Einfteit der Handlang in der He-» 
kuba des Euripides von J. B, Hutter^ Prof. 21 S. — MCNcmMf, neu. 
Emendationes Vellejanas scnps. Car, FeUx Halm^ Prof. 21 S. •— > 
M^ififiiBSTABT, Commentatio de loeo dificiU C. FUnii See. Nator« 

15* 



228 Schul- «ad UoiTersitätenachrichteB» 

Historlae 1. VII, c, 51 „atqae etiaili morbus ett aliquis , per flapientiaia 
mori/' Scrips. Joann, Mich, Peter, Profb 12 S; — Nbuburq. AtUla nach 
einem Gesandtschaft^-Bericht von Prisciiti, mit kritischen Bemericungea 
Ton Carl Clesca, Prof. 10 S. — NCaNBERG. Explicationes et eraeo- 
dationes Platonicue. Scripg« Cor, Frid, NaegeUbachj Prof. 18 S, — 
Passaü. Ueber das synoptische Verhältniss der vier ETangelisten u 
Bezug auf das Verhör Christi bei Annas und Kaiphbs und die Verläug* 
nung Petri von Dr. Joseph Gläser , Lyc. Prof. 16 S. — RscBSiSBLTic. 
Die Hanptursachen » warum bei dem bisherigen Gedeihen der meisten 
Zöglinge an dem Gymnasium und der lateinischen Schule tu Regens- 
burg dennoch seit 24 Jahren manche Schüler missriethen. Omnia ad 
Dei gloriam! vom Rector Saalfrank. 14 S. — Schwbinfurt. Neue 
Begründung der Parallelentheorie Von Karl Friedr. Hennig, Vtoi, 14 S. 
mit 1 Fig. Taf. — Speyer. Do Sophistarum indole etmoribus scrips. 
Car. Lud. Schüelein , Lyc. Prof. 24 S. — Straubing. De aetate sacri 
Ilecates cultus apud Graecos Commentatio. Scrips. Dr. F, A. fFurm^ 
Collabor. 20 S. — Wvrzbubg. Pindars zweiter Olymp. Siegesge- 
sang im Versmasse des Originals übersetzt und mit einer Binleitung 
versehen von Dr. Joh, Georg IFeidmann, Prof. 11 S. — - ZwEiBRycKEif. 
Fragmenta commentationis de coUoquio Christum inter et Nicodemum 
habito. Scrips. Dr. Conr, Loehlein, 16 S. -— Ausserdem hat auch 
noch der Subrector der lateinischen Schule zu Kitzinger, Andreas 
ratier, als Einladungsschrift zur Preise - Vertheilung drucken lassen: 
„Die Gelehrten Kitzingcns^' 16 S. Sämmtliche Programme sind in 4, 
und bei Angabe der Seitenzahl ist das Titelblatt nicht miteia^erechnet. 

. [E.] 
Bayern. Der Landrath deiB Untermainkreises wurde zufolge ge- 
druckten Separat - Protokolls zur Sitzung vom 11. Juli 1836 „durch 
den Antrag eines Mitgliedes auf die prekaire , und sowohl ihre als ih- 
rer Relicten Zukunft nichts weniger als sichernde Stellung aufmerksam 
gemacht^ in der sich die Lehrer an den lateinischen Schulen befinden, 
indem nach einer höchsten Entschliessung des kön. Staatsministerium 
des Innern vom 18. Juli 1834 diese Lehrer widerruflich , also unter 
der IX. Verfassungsbeilage nicht subsumtibel, eben so widerruflich 
nicht blos ihre jährlich zu regnlirenden Functionszulagen , sondern 
selbst ihre Gehalte sein sollen. Der Landrath konnte aber diese Stel- 
lung der fraglichen Lehrer entsprechend dem Interesse der öffentlicheu 
Erziehung und Bildung nicht erkennen, und zwar aus folgenden Grün- 
den: a) Offenbar ist es der Lehrer grundliches Wissen und Lehrtalent, 
ihre freudige Theilnahme an der Erziehung , wovon es zunächst ab- 
hängt, ob und wie die Zwecke der Schule erreicht werden. Aber 
wie bei jedem andern Amte, so ist vorzugsweise beim Lehramte die 
Beruhigung über äussere Existenz und Zukunft eine unerlässliche Be- 
dingung eines wahrhaft gedeihlichen Wirkens, b) Nicht minder wich- 
tige Bedingung für das Gedeihen der Schule ist das öiTentllche Ansehen 
der Lehrer und Anstalten , was aber durch die ungewisse Stellung die- 
ser Lehrerund ihrer Lehrer traurige Zukunft gewist nicht £pewonn«n 



Beförderungen und EbrinlkeieignAg^B* 220 

'vfrd. e) EtjAen aber, jene Benihtgang"u1ier aastere Existenz and 
dieses oifentiiclie Anseilen, laass in's Leben treten, wenn der weisen 
'Absiebt der Staatsregiernng gemäss den laieiniscben Scbulen ein eige- 
ner Lebrstand gewonnen werden soU,^ wns auch der Landratb um so 
nethiger findet^ als er das Wirken der<4ateini8cben Scbnie als die 
Grandlage und die^rdte Bedingung aller<A«istungen der bölieren Lebr- 
tinstaUen erlcemiettt niliiss. Dieser eigen« L'elir stand wird aber bei der 
«ingewissen nnd bedäuernngswürdigen Stellung dieser Lebrer nicbt 
gewonnen werden ,' 'weil ein Jüngling von Geist und Herz unmöglich 
Lust zu dieser ungewissen Stellung ^den wird. Bio persönlicbe Wür- 
digkeit der Stttdienlebrer Tordient auch neob eine besondere Berück- 
sichtigung: a> Man verlangt von ihnen eine, über nebrere Fächer ans« 
gebreitete wissenschaftliche Bildung, die sie im Interesse der Schuld 
fortzusetzen haben, b) Bev Menge , den Beschwerden, und dPer Wich* 
tigkeit ihrer Functionen gebührt im Vergleiühe mit andern eine effenl^ 
liehe Auszeichnung, da die lateinische ^hule gegenwartig weit Wich« 
tigeres zu leisten hat, als ihr gen einsam iragostan den wird; se wichtig 
dem Staate die geschickte und üeue Verwaltung jeder Art seines Ein«^ 
kommens ist, nicht minder wichtig nuss demselben die Behandlung 
seines geistigen Vermögens in seiner stüdirendca Jugend schon bei der 
ersten Stufe sein *). Auch historische Momente möchten hier zur Un- 
terstützung auftreten , da bis zur Einführung dee Schulplanes von 1829 
die Lehrer der zwei Oberklassen der lateinischen Schule den Gymna- 
siallehrern gleichgestellt waren. Schon im Jahre 1832 fand sich der 
Landratb in seiner Sitzung vom 24. Mai veranlasst, wegen der Wich- 
tigkeit der lateinischen Schule eine allerehrfurchtsvollste Bitte an Seine 
Königliche Majestät zu richten, und sieht sich in die Nothwendigkeit 
versetzt , diesen Gegenstand auch jetzt wieder der allerhöchsten Wür« 
digung Seiner. K. M. allerehrfurchtsvolist zu unterstellen und.dae Lodt 
der Lehrer der lateinischen Schule der allergo ädigsten BerucksiciAigung 
zu empfehlen,. Der Landratb hegt daher das Vertrauen, Sieine.K. M. 
würden in Allerhöchst Ihrer Weisheit Mittel finden, die ungewisse 
Stellung dieser Lehrer aufzuheben , den nachtheiligen Charakter der 
Widerrnflichkeit von ihnen zu- entfernen, damit ihnen die Rechte der 
Bienstes - Pragmatik zu Theil wurden, — ^ und dadurch sie in ihrer 
äusseren Existenz sowohl, als in Rücksicht ihrer, und* ihr^ Relicten 
Zukunft sicher zu stellen, wodurch der Anstalt das nöthige Ansehen 
und den Lehrern die' -für sie so nothwendige Beruhigung gewonnen 
werden möchte.'* »ti [E,] -* ' 

Bealiw, Bei dein diessj ährigen Krönungs-^ und Ordensfeste haben» 
unter Anderen folgende Gelehrte Orden erhalten; de» >rothen Ad-« 
lerordenzweiier Glasse mit Eichenlaub der geb.'Leg;Ations« 
rath Dr: EunBem in Rom; die Schleife zum rothen Ad l«erordeii( 
dritter C lasse- der geh. Regierangsrath DelbrUiokia Halle, der 
Professor Br. Ebrenherg in Berlin , ff der Consistorial- und Schulrath 



*) Vgl. ^ahrbb. 1832. Aprilhefi & Sfi2. 



230. Bdivl- und UniTersitätSBachrichten, 

■ 

Klüifi {fi Potsdam , der Prof. Dr. Nee$ von JCsenheek in Breslaa , dar 
Prof. Sehadow io Du88«idorf , dpr Consiistorialrath und Hofprediger Diw 
Sehmidi in Stettin, der Ilofmtli ^nd Director iStein&art am Pädagogidn 
in ZülÜchau^ der Prof. 'Dr. Foigt ia Königsberg, der Begieran^Si- 
Schulrath fVeiss In Mergelilirg; den rotben Adlerorden d rUter 
Clasgemit der SchleiAe. der Coasi»torial»tb 4]«d Prof. Dr. ZVitofUk 
Sa Bonn; den rothen Adlocorden vierte-viGlAflse derProfesaur 
Bethmann" Hoüweg und der Oberbergrath und Pnaf. Dr< Nöggeroth im 
Bonn, der Director Dr. Blume in Brandenburg, die P«ofeMoren Bopp^ 
von Decken 9 Dr. Gerl^ard, Tiefc und ^ic^fnonti, -der Regiernngs-Schal- 
rath Dr. Lange, der Gjmnasialdirector Dr. Meiaelre und der Super» 
Intendent iSJcAttLsin Berlin, der Regierung» -Sebalrath Brüggemgim in 
Coblenz, der Prof. Dr. Drumamn in Königsberg; der CoaiUtorial- und 
Schulrath HavenHein in Liegnitz«, der Seminardirector Menning ia 
Cötlin, der Bector Dr. Eirehner in Pforta^ and der GoneiitorialmÜi 
"Riehter in Stettin. — Bei der tJoiTeraität iat der aasterordentliche 
Profestor Dr. Zumpt tum ordentlir.ben Professor der röroischea Liter«l« 
tnr, der Privatdocent Ad, Frdr» RiedM zum ausserordentlichen Profea« 
ffor in der philosophischen Facultät ernannt worden, und dieProfessoreft 
CtutavBose und Benary haben jeder eine Gehaltszulage von SOOKthlra» 
erhalten. Die Zahl derStndirenden istim gegenwärtigien Winter: 1^9ß» 
worunter 468 Ausländer. -*- Am Joachimsthalschfn Gymnasium ist die 
durch den Tod des Professor Salomon erledigte Professur [s. ?iJbb. XV^ 
842J dem Adjunct Dr. Mulse/i übertragen worden^ ▼gLNJbb.XVI,24U 
XVII, 86. In den 8 Gymnasialclassen der Anstalt aasaen im Sommer 
vorigen Jahres S38 Schüler , und zur Universität waren im Lauf dea 
Schuljahrs 29 entlassen worden. Nach dem am Schluss des Schuljahra 
erschienenen Programm wurden die Schüler der Quinta in 28 , die der 
Quarta in 80, die der Tertia und Unter - Secunda in 32, die der Ober- 
Secnnda in 34-r-36, die der Prima in 36 — 40 wSohentllcfaen Lehrstnn- 
den unterrichtet. Als wissenschaftliche Abhandlung geht der genann- 
ten jinkündigungsachrift der öffentlioken Früftmg voraus t Beitrag satr 
Geaehichte der deulachen Universitäten im 14. Jahrhundert , von Dr. Marl 
PaasoWf Professor. [1836. 88.(71) 8. gv. 4.], eine recht gründliche und 
umsichtige Darstellung des Charakters der deutschen Universitäten je- 
ner Zeit, ihrer lEntstehung, Stellung, Einrichtung, Wirksamkeit, und 
des Einflusses, welches sie auf das öffentliche Leben und die Bildung 
der Zeit übten. — - Das am friedrieb -Wilhelms -Gymnasium zum 
Schluss des Schuljahre« (am Ende des September) erschienene Pro- 
gramm [1836. 64 (48) S. gr. 4.] enthält als Abhandlung eine elemen- 
tare Syntax vom dent Oberlehrer G. Drogan. Der Verf. findet die ge- 
wöhnliche Behauptung , die Methodik des GymnasialiuUer richte habe 
in der nauesfen Zeit grosse Fortschritte gemacht, und deir.. Unterrieht 
sehr gefördert und erleichtert ,. unvereinbar mit der im Lbrinserschen 
Streit mehrmals vernommenen Anklage, dass in der jetzigen Oymna- 
iialbildnng ein gewisses Ueberbieten der Kräfte und eine materielle 
Ueherladung anverkeanbür m, und folgert dewnafih wUn^bfi d^ts di(| 



Beförderongen a&d £breBfcefteigaag«B. 231 

Methodik mit den Fortschritten der WissentchaftlicfakeSt Dicht gleiches 
Schritt, gehalten habe. Auch weiss er dafür eine Aniahl Belege zu ge* 
beo, deren Wahrheit w.ohl nicht bezweifelt werden darf, und welche 
nur anstösflig sind, weil sie das Gepräge einer za epedelleu und aaf 
bestimmte Indifidaen bezüglichen Polemik an sich tragen. Indem et 
nun besonders eine grössere Einheit des Lehr8toffi| in den einzelne« 
Disciplinen , Terbuoden mit dem rechten Maass des für den Schülev 
Brauchbaren, und ein grösseres Lebendigmachen desselben zur Er- 
weckung der Selbitthätigkeit des Schulers erstrebt wissen will; so legt 
er das Schema einer elementaren Sjuitax vor, um den Weg zu zeigevt 
wie für die untern and mittlem Gymnasialdassen durch Verbindung 
der deutschen und lateinischen Sprache grossere Einheit und zugleicii 
grössere Lebendigkeit des Unterrichts möglich werde. Voraus rügt 
er wiederum mit vielem iRecht die Einrichtung der gegenw&rtigiiB 
Schulgrammatiken , und Mehreres an der Behandlungsweise des lateiv 
nischen Sprachunterrichts, und verlangt, dastf ein grammatische» Lehrt 
buch für untere Ciassen sich alles theoretischen Räsonnements enthalte 
und nur das etymologische und syntaktische Material in anschaulicher 
Klarheit, bestimmter Fassung und passendei! Anordnung zweckmärisig 
und übersichtlich zusammengestellt enthalte, und dass beim Unterrieht 
die zu erstrebende Selbstthatigkeit des Knaben von der des Jünglings 
wohl geschieden und ihr Ziel nur dahin gesetzt werde , dass er ohnq 
eigene Abst^action nur positiv Gegebenes klar und sicher auffasse, dan 
Aufgefasste gut lerne, das Gelernte geläufig onwende, — ^ weil äber<i 
haupt des Knaben Selbstthatigkeit sich nur zwischen «nsserer Ab« 
schauung, Gedächtniss, Aufmerksamkeit und Geistesgegenwart auf 
der Grundlage irgend eines geschichtlichen Stolfes bewegen könne. 
Die Anordnung der mitgetlieilten elementaren Syntax nun ist allerding« 
so, dass nach ihr der Schüler bequem zur klaren Anschauung geführt 
werden kann , und die vorgeschlagene Erörterungsweise wird auch 
dessen Interesse erwecken und zur verlangten Selbstthatigkeit fuhreo« 
Auch empfiehlt sie sich durch eine gewisse Natürlichkeit der Anord-; 
nung, in der nur sonderbarer Weise die ganze Casuslehre ausgelassen 
itit. Dennoch verdient sie die besondere Beachtung der Gymnasiallehrer^ 
und wenn auch diejenigen , welche zu unterrichten verstehen y daria 
nicht die einzige Behandlungsweise des grammatischen Lehrstoffs er- 
kennen sollten 9 so werden sie doch in den allgemeinen Principien mit 
dem Verf. zusammenstimmen, und auf Manches hingewiesen finden, 
was allerdings gegenwärtig nicht immer ganz beachtet zu werden scheint; 
Dabei werden sie freilich nicht unbemerkt lassen, dass der Verf. seinen 
Weg mit einem noch zu jugendlichen Eifer zu rechtfertigen sucht, und 
zu keck manches Bestehende angreift, ; was leicht seine Rechtfertigung 
finden kann. —^ Das Friedrich- Wilhelms. Gymnasium war im ver- 
gangenen Sommer von 437 Schülern (ungerechnet die 7fi8 Schüler dei; 
damit verbundenen Real- und Ellsabethschule) besucht, und entliess 
während des ganzen Schuljahrs 27 Schüler zur Universität. Im Leh- 
rerperson^le ist keine Veränderung vorgekommen, ausser dass dec 



232 Schvl- und Universitätsnachrichten, 

Lehrar Drogan daa Prädicat „Oberlehrer" erhielt, und der bisher an 
der Realschule Umtige Schalamtscandidat Gustav Bogen als dreÜEehn- 
ter Lehrer um Gymnasium angestellt wurde. — Das französische 
Gymnasium war im rerflossenen Schuljahr zu Anfange von 271 , ani 
Ende (Anfangs Octoher vor. J.) von 260 Schülern besucht, und ent« 
liest 8 zur Unive^itat. vgl. NJbb. XVI, 241. Das Jahresprogramm 
desselben [1886. 42 (21) S. gr. 4.] enthält ausser den Schulnachrichten: 
Milanges de lUterature et de philosophie von dem Oberlehrer C. F. Frati" 
ceson, welche in zwei grössere Abschnitte: Idee generale de la lütera^ 
ture ; diffirenteB ^poques de son histoire , und De Vorigine et de la nature 
de» heaux arts en gen^ral^ et de la poesie en particülier, zerfallen. -— 
In dem Programm der mit dem Friedrichs > Wilhelms -Gymnasium ver- 
bundenen kön. Realschule [1836. 34 (23) S« 4.] hat derJjehrer J. Heussi 
eine Abhandlung über das Thema : die Mathematik ah Bildungsmittel^ 
gegeben y und darin die Behandlungsweise eines in der jüngsten Zeit 
mehrfach angefochtenen Lehrmittels erörtert Allerdings scheint der 
Verf. den Werth der Mathematik als Bildungsmittel zu überschätzen, 
wenn er meint, dass in ihr die Schärfung des Verstandes eben so, wie 
die Erfind ungskrafft und Phantasie ein weites Feld zur Uebung und 
Ausbildung finde *); aliein richtig bringt er auch in Anschlag, das« 

*) TTcnn der Verf. in der Mathematik einen so grossen Bildungswerth 
für alle-geistigen Kräfte finden wollte, so hätte er doch zum Nutzen derer, 
welche diese AllseiCigkeit der Geistesentwickelnng nicht begreifen, etwas 
tiefer auf die Sache eingehen, und z. B. die Erfahrung abweisen sollen, 
dass Gymnasiasten; welche sich vorzugsweise der Mathematik widmen, 
zwar eine gewisse (einseitige) Schärfe des Verstandes und Drthcils erstre- 
ben , aber von Seiten der Phantasie und des Gemüths so wenig Regsamkeit 
■eigen , dass man beide fast für erstorben ansehen möchte. Die Lehrme- 
thode scheint daran doch nicht ganz allein Schuld zu sein. W^fgstens 
bat Benecke in seiner Erziehungs- und Unterrichtslehre Th.US.^f., 
•o hoch or übrigens den Werth der Mathematik als Wissenschaft ansclüägt, 
den allgemein bildenden Einfluss derselben auf alle Geisteskräfte mit guten 
Gründen geläugnet, und behauptet, dass auch die vollkommenste Ent« 
Wickelung mathematischer Begrifie blos einen Verstand, eine Urthcilskraft 
nnd ein Schlussvermögen für mathematische Anschauungen begründe, übri- 
gens die Verstandes-« und Urtheilsbildung anderer Lehrdisciplinen wenig* 
fördere, weil sich Sprachverhältni^se, Lebensverhältnisse, Charakter u, 
dergl. sich nicht unter mathematische BegrifTe bringen lassen, und also 
auch diese nidit für jene alsPrädicate zu gebrauchen sind. Ref. ^vill durch 
diese Bemerkung den Werth der Mathematik nicht herabstcHcn , sondern 
oor darauf hinweisen , dass in der gegenwärtigen Zeit , wo die Mathematik 
einen so bedeutenden Platz unter den Lehrmitteln der Jugeudbildung sich 
erringt und zum Theil schon errungen hat, aber wo ihr Einfluss doch noch 
%n sehr mit dem der Sprachwissenschaften in antfallendera Widerspruche 
steht, der Wunsch recht lebendig sein mnss, es möge weder durrli Ueber- 
schätzung noch durch Geringschätzung die Kluft wischen beiden ßildungs- 
weisen noch grösser gemacht, iondern vor Allem recht klar herausgestellt 
werden , wie weit sie sich gegenseitig unterstützen und ergänzen können. 
Nur dadurch wird die zur Zeit noch häufig vorkommende unedle Rivalität 
swischen den Lehrern der Sprachen und denen der Mathematik beseitigt, 
nur dadurch die Einheit des Unterrichts erstrebt werden , ohne welche dlQ 
Jngendbildung nicht voUkommen gedeihen kann. 



Beförderung«!! und Ehrenbeseigniftgeii. 2SS 

der BUduDgswerth derselben bis jetzt nber die Gebfibr TeiA«iiiit wor- 
den ist, weil man sie beim Unterricht zu fehlerhaft behandelte und 
nicht zu der lebendigen Anücbaunng brachte,, welche allein nnf die 
Ausbildung^ des Denkvermögens Einffuss dben kannl üin nnn den rech- 
ten Weg der Behandlung zu zeigen , sucht der Verf. klar zu machen, 
in wiefern auf der einen Seite der Vortrag auf strenger Wissenschaft-!- 
Jichkeit beruhen, andererseits aber auch sowohl in der Zahlen- als in 
der Raumlehre die elementare Behandlungsweise annehmen müsse, 
welche der Fassungskraft des Schülers angemessen ist. Er beginnt die 
IVachweisung des ünterrichtsgangee riiit der Feststellung der ersten ele-^ 
mentaren Vorübungen bei dem Kinde , nm dasselbe zu gewöhnen , auf 
äussere Erscheinungen zu achten und sie mit Leichtigkeit ihren auffal- 
lendsten Merkmalen nach aufzufassen; und zeigt dann den wissenschaft- 
licheren Gang in der höheren Bürgerschule imd im Gymnasium. Mit 
vollem Rechte verwirft er hierbei den gewöhnlich zwischen diesen bei- 
den Anstalten angenommenen Unterschied , dass die erstere eine Dres- 
siranstalt für das praktische Leben , das Gymnasium eine Anstalt für 
höhere. formale Bildung sei, und weist darauf hin, dass beide' nur in 
der höheren geistigen Ausbildung ihr Ziel finden müssen : weshalb auch 
die mathematische Lehrweise in beiden nicht weiter verschieden Isei, aU 
dass die Bürgerschule die am meisten in Anwendung kommenden prak- 
tischen Verfahr ungsweisen bis zu grösserer Fertigkeit übe. Die Nach- 
Weisungen über die Behandlung der Mathematik als Lehrgegcnstanid 
§ind vernünftig und richtig, und besonders von der Seite iobenswerth^ 
dass ganz vorzüglich auf klare Anschauung und gründliche Erkenntnis« 
des Vorgetragenen gedrungen wird. Indess sind sie nach des Ref. Er- 
messen doch zu allgemein gehalten , und .nicht so praktisch , als das, 
was Unger über dcn-maihematischen Unterricht auf ReaUchulen bekaont 
gemacht hat. vgl. NJbb. XVII, 455. Auch hat der Verf. das Maasa 
dessen, was von der Mathematik in die Schule gehört, nieht abge- 
grenzt , und scheint überhaupt sein Ziel zu hoch zu stellen **). 



**^ Gelegentlich machen wir hier noch auf eine andere, in unsem 
Jahrbüchern noch nicht besprochene Schrift aufmerksam : lieber die Mo- 
ihematik als Lehrobject avf Gymnasien von Dr. Ludw. Mar t. Lauber« 
[Berlin, Hold. 1832. lUOS. gr.8. 12 gr.] Sie versucht ebenfalls die Metho- 
dik des mathematischen Unterrichts nachzuweisen , thut diess aber so sehr 
durch blosse Andentung der allgemeinen Unterrlchtsprincipien und in so 
unklarer Rede, dass man nicht recht klug wird, was der Verf. eigentlich 
will , und daher auch für den Voterrichtsgang wonig oder keinen Nutzen 
daraus ziehen kann. vgl. Leipz*. Ltz. 1882 Nr. 297 und Heidelb. Jahrbb. 
1832, 9 S. 859 f. Ueber den Umfang des mathematischen Unterrichts in 
den Gymnasien aber verdienen die Bemerkungen und Ansichten avf einer 
pädagogischen Reise nach den dänischen Staaten im Sommer 1836, für 
seine Freunde und für Beobachter der wechselseitigen Schuleinriehtungen 
niedergeschrieben von Dr. F. A. W. Diester weg. [Berlin, Plahn. 1836. 
IV u. 183 S. gr. 8.] nachgelesen zu werden. Die Schrift enthält zunächst 
freilich nur gelegentliche Reisebemerkungen über Allerlei, namentlich 
über das Volksschulwegen , und bietet in ihiem grössten Theiie eine Bespre- 
chung über das Wesen und den Werth des wechselseitigen Unterrichts, vel* 



SU Sclml- und UniTersitatsaachrichteB^ 

CuBTB. Das Torjahrige Programm des Gymnasiums enthält eiaa 
wichtige geschichtliche Untersochung De rebus Moeris et arlihus veterum 
Tarentinerum toq dem Oberlehrer Dr« Rudolph Lorentz [Elberfeld gedr. 
b. Buschler. 61 S. 4.j, welche die Fortsetzung an zwei früheren Ab- 
handlungen bildet. Schon 1828 nämlich gab der Verf. eine kleine 
Abhandlung de origine veterum Tarentinorum heraus , welche besonnene 
und genaue Untersuchungen über den Ursprung Tarents enthält. Tgl. 
Götting. Anzz. 1828 St. 149. Daran sc;liloss sich die noch wichtigere 
Abhandlung De civitate veterum Tarentinorum. Scripsit B* LorenUs. 
[Leipzig, Vogel. 1833. &4S. 9r..4. 16 gr.J, worin der Vei^. nach soi^- 
faltigem Quellenstudium und mit besonnener Combination zuerst die 



chen Hr. J). umständlich charalcterlsirt und in seiner Unanwendbarlceit für 
die dcntAclirn Volksüchulen genügend Tiachwcist. Allein gelegentlich komnit 
der Verf. auch auf den bekannten Lorin^er^schen Streit zu sprechen , and 
fordert für die riclitige Gestaltung der Gymnasien: Besiiiräoknng der 
Lehrtitunden auf ein unentbehrliches Maass, 'körperliche Ausbildung "der 
Jugf-nd , Trcnnunnr der Bürgerschulen vom Gymnasium , das Aufgeben 
der be./workten Veieini^ung des Humanismus und RciilisrauSy Vcrein- 
fadiiinp der Abiturienfenprnfnng und vornehmlich Beseitigung der Con^ 
Irole von Seiten der UniTersität , und Vereinfachung der Lehrgegcnständiv 
in der Erörterung des letzten Punktes nun dringt er vor Allem auf die Ke* 
duction des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts, und 
seine Stimme über beide Lehrgegenstande ist besonders 'darum von Gewicht, 
weil er selbst ^la thematiker von Fach ist. Er meint aber, dass der Bildung«- 
gewinn, welchen das Gymnasium von der Mathematik erzielen soll, errungien 
sei, sobald man daselbst von der Arithmetik nur die Rechenkunst und die 
niedere allgemeine Arithmetik und von der Uaumlehre die ebene Geonie^ri^ 
nnd Stereometrie mit der Vollständigkeit und Gründlichkeit lehre, dass der 
Schüler das Können mit dem Vl^issen verbinde. Die genannten Zweige delr 
V^is^enschnft aber seien nicht nur die Basis alles knnfti]p:en Studiums deir 
Mathematik, sondern sie beschäftigten auch alle die Geistesthätigkeiten^- 
welche die Mathematik überhaupt in Anspruch nehme, und ecfüMten aurei7 
eilend den formalen Zweck. Grossere Quantität bringe keine höhere gei- 
stige Bildung, und es sei also eine verkehrte Richtung, wenn man den 
Schüler mit Algebra, Functionenlehre etc. statt mit einfachen Rechnungen-, 
•der mit Kegelschnitten und sphärischer Trigonometrie plage, bevor er in 
der Planimetrie fest sei. Besonders nachtheiiig sei es, wenn man mit jesdeni 
Halbjdhr zu einem neuen Cursus eile, unbekümmert darum, ob der frühere 
gehörig verstanden worden sei. Aber überhaupt seien es nicht die abstracten 
Lehrsätze, welche den Geist des- Jünglings bilden; vielmehr habe die ge- 
meine Rechenkunst seit Pestalozzi eine elementar bildende Kraft erlangt, 
welche kaum etwas zu wünschen übrig lasse , und eben so könne jedes Ver« 
fahren der Lehre vom Räume (synthetisches, analytisches, synthetisch-ana- 
lytisches etc.) an der ebenen Geometrie gelehrt werden. Von derNatnrlehre 
will Hr. D. im Gymnasium nur gelehrt wissen, was zur Anschauung der Ju- 
pi^ud gebracht werden kann, die Neigung dafür begründet und die Krafit.der 
lilatiirbrtrachtung erweckt. Bagegen verwirft er hier alles passive Aufnehmen 
and Lernen aus todtem Buche, und. bemerkt richtig , dass die Natur über- 
banpt in keiner Schule gründlich gelehrt, sondern nur durch Selbstanr- 
schaimnf? erkannt und erst im spätem Leben gehörig gewürdigt werden 
kann. Desgleichen will er von der Physik nur die einfachen Gesetze er« 
klärt wissen, durch welche man die gewöhnlichen und alltäglichen Kennt- 
-- und Fe9.ijgkeiten begreift. . . ' 



Befördervogeji und £]rr6Bk^«,eigiiBgeii. SSft 

Kfiitionalwirthschaft Tarento ^Weia- und Oelbfiii, /^iehincbt, tiesonilers 
Schafzucbt, Wollenwebereien, Furparfärberepeii , Land-* und See- 
handel , besonders mit Oel und Wolle, und Zwifichenbandel) betpricbt 
und zugleich den Reichthnm und die Münzen und jMaaMe Tarebts evr 
örtert; dann das bürgerliche Leben Tarents (Luxus, Festlichkeiten^ 
Kleidung, Körperpflege, Ausschweifungen) beschreibt; hierauf dj^p 
Verfassung des Staates nach den vier Perioden von der Gründung bif 
Ruf die Perserkriege (wo sie meist eino Nachbildung der spqrtanifclieo 
gewesen sein mag), von da .bis zur Bj^rufung fremder Heerführer 
Ol. 110. (wo die AristoJcratie a^m^lig in di&Pemokratie überging, di^ 
sieh unter Archytas am höchslien gestaltete) , von da bis zur Römerr 
Herrschaft Ol. 142, und epidlich unter der .Römerherrschaft selbst (wo 
die Stadt ein Municipium worfle) schildert; und zuletzt die auswärtigei^ 
und Bondesverhältnisse des Staats und dessenKrjegswescn, besonders dje 
vorzügliche Reiterei, behandelt, vgl. Jen. Ltfs. 1834 Egbl. 67, II S. 68—70. 
Die gegenwärtige AbhandUiqg nun verbrei^t sich über den Göttercul- 
tus und die Künste, und bescbüeibt sorgfältigdie Heiligthiimer und Feste 
fast aller olympischen Qott^r i|pd Göttinnen, besonders des Apollo und* 
Hercules, dann die gymna^ischen. und plastischen Künste, ^bcfonders 
Musik und Poesie, wobei a^ugleiqh die Dichter Tarents aufgezählt sind^ 
Tgl. Götting.Anzz. 1836 St. 194 S. 1929— 1!)33. — Von den 106 Schüler« 
der Anstalt gingen 4 zx\v Universität. Der Lehrer der Mfithematik 
Hemenist zum Oberlehrer ernannt worden, "^gl. NJbb. XVJII, 132. 

Jena. Die Universität w^ar in\ vorigen Sommer von 430 Studen- 
ten besucht, von denen 178 Ausländer waren. Von dem Geh. Hofratl^ 
und Professor Dr. Ei<^8tädt erschienen zum Andenken an die Aog^l^ur-r 
gische Confession und zum Prorectoratswechsel : Paradoxa JIorQtiana^ 
Pßrt.VletVlL [1836. 40 u. 14 S. 4.], welche beide gegen HofmanrfeerV 
kamps Ausgabe des Hor^iz gerichtet sind. Part. VI widerlegt ^\e vqi]i 
Hofman aufgestellten äussern Grunde für die Unächtheit horazischcur 
Gedichte , Part. VII zeigt die Unhaltbarkeit der Innern Gründe an der 
als unächt Terworfenen siebzehnten Ode des dritten Duchs. Beide Ab- 
theilungen stellen die Verwegenheit .der Peejrlkanip*schen Kritik un4 
ihre Verkehrtheit gut dar , und goben eine vollkommene Bestatignng 
dessen, was Obbarius in unsern NJbb. XVII, 3^5 fF. geg^ das Buch ge- 
sagt hat. In dem Prooemium zur Ankündigung der Wintervorlesungeii 
spricht derselbe Gelehrte über Erasraus von Rotterdam und stellt Ver« 
gleichungen iewischen dem religiösen und wissenschaftlichen Zustand^ 
jener Zeit und der unsrlgen.^n. Die ausserordentlichen Professoren, Dr. 
Karl flerm. Scheidler und Dr» Heinr, Wüh, Ferd, JVaphenrodßr sind zu or- 
dentlichen Honorar -Professoren in der philosophischen Facultät er* 
Bannt worden. 

Konstanz. Mit Anfang des gegenwärtigen Studienjahres 1B|^ 
Vnrde an dem hiesigen Lyceum dem Präfe<^ Fr, Xaver Lender eine 
B^niuneration von 200 Golden, und den Professoren Bilharz^ BUihim-' 
^Otts, Lachmann und Trotier von je IdO Gulden ertheilt. Dazu rei^to 
i»v AQUvüberschogs d^s jährlicheo StaatsbmUmgP ^on 3000 Guld^ip» 



)iM Schal- und Universittttsnaefcriehfeii, 

welche für die spärlicher dotirten Mittelsohnlen des Grossherzogthums 
beftimmt sind. S. NJbb. \VI, 490 u. 491. [W.] 

LoKDON. Die neugegrändete Universität hat gegen das Ende to- 
rigen Wahres ihr Charter (den königl. Stiftnngsbrief) erhalten, wodareh 
^e zur Tollständigen and öifentliolien llochschnle erhoben ist. Nach 
dem Stiftungsbriefe hat sie einen Kanzler, den die Krone anf Lebens- 
seit ernennt (der erste ist William CuTendisch Graf von Barlington), 
einen Vicekanzler, der von der Universität alljährlich neu gewählt 
wird , und ein CuUegiam von 35 Fellows oder Senatsmltglieclern, wel^ 
che vorläufig mit 10,000 Pfund dotirt sind. Sie können nach pitficlit- 
mässiger Prüfung alle akademischen Grade, das Bnccalaureat, 'ttna 
Doctorat der Philosophie, der Rech tie and der Mediein, ertheilen, in 
der Medicln selbst an solche, die ihre Vorsti]^dien ausserhalb England 
gemacht haben. Der Religionseid der Hochkirche wird dabei nicht 
gefordert, und überhaupt ist die neue Universität von den veraltetea 
Fesseln der Universitäten In Oxford and Cambridge frei. 

RiTCTiBiLT«. Chronik des Gymnasiums vom Jahr ISSS» 
Nachdem' das Gymnasium in diesem Jahre zwei seiner Lehrer verloren, 
den Lehrer der neuern Sprachen, Dr. von Manikowski am 26. Mai durch 
den Tod , aber den Dr. Franke durch Versetzung an das Gymnasiam sa 
Fulda , besteht das Collegium gegenwärtig aas dem Director , Cionsi- 
fltorialrath and Professor Dr. JFtss, den Drr« Boclo, S^ieky Fuldner, 
Kohlrausoh und Eysell^ dem Vicarius Weismann j and den Lehrern dea 
Zeichnens und des Gesangs, Storek und Volkmar, zu welchen aller, 
nädist auch wieder ein besonderer Lehrer der neuern Spraehes Üooi- 
men wird. Der Schüler sind 120, 16 in I, 20 in 2 , 25 in HI , S5 in 
rV, 24 in V. Von- Gelegenheitsschriften erschiea als Osterprogramoi 
▼om Director Quaestionum Horatianarum Uheüus VI, mit den Schutnach- 
richten und dem Lections-Verseiohniss 52 S« in 4.; von KohlrauseJi 
als Einladung zur Feier des Landesherrlichen Geburtstages: Abhandlung 
über Treviranus Ansichten vom deutlithen Sehen in verschiedenen ^t!ni* 
femungeny 25 S. in 4. mit einer lithogr. Tafel ; von Eysell zum Refor- 
mationsfeste Theses über Tersehiedene Controversen aus dem Gebiete 
der Philologie 4 S. in 4. Mit den übrigen fünf Gymna^iien des-Kar-^ 
Staates erfreut sich dasselbe aus dem vergangenen Jahr besonders eineir 
tieuen Instruction znr Abhaltung der Maturitätsprüfungen, und über- 
haupt der fortwährend thätigsten und umsichtigciten Fürsorge von Sei« 
teA der höchsten StaatsbohCrde, Vermöge derselben ist eine Commis- 
slon Znr Begutachtung der Gymnasial -Angelegenheiten im Knrstaata 
ernannt worden , zu welcher auch der genannte Director gehört« 

[E.]- ■■ 

RussLAim. Der von dem Minister des Unterrichts ^ «en Uiäuroff 
berauügegebene Bericht an Se. Maj. den Kaiser über das Ministerium 
des öffentlichen Unterridkts für das Jahr 1835, [ins Deutsche übenetzt 
von den Professoren Stöckhardt und Lorentz. Petersburg (Leipz. b. Voss.) 
1836. 151 S. gr. 8.] giebt wieder erfreuliche Nachrichten über das- rasche 
and doch besoimeBe Fortbildeu des UnterriclUswetfeBS in Rustlaiid. vgfl. 



\ 

Beförderungen nnd Ebrenbeielgaagev. SSV 

NJbb. XVIf, 235 ff. Derselbe zerfallt vie die früheren in drei AbOiei« 
langen, und giebt erst eine Uebersicbt der allgeiiuunen Verfugungen 
des Ministeriums , dann eine Beschreibung des Zuslaiutcs der einzelnen 
Lehrdistricte und der an den einzelnen Anstalten vurgenoinmenen Ver- 
besserungen, und zuletzt Tabellen und Berichte über den Gang und 
Zustand des Unterricbtswesens, der Lehranstalten, Akademien, Biblio- 
theken u. 8. w. Von den neuen Verordnungen ist besonders diejenige 
bemerkenswertb , weiche die Direction und Admini<»tration der Gj-m» 
nasien und Schulen in den einzelnen Lehrbezirken der Professoren der 
Universitäten entzieht und besondern Bezirkscuratoren in der Weise 
überträgt, duss sie mit besonders dazu angestellten Verwaltungsrathen 
eine Gymnasial- und Schulcommission ihres Bezirks, jedoch ohne 
Tollziehende Gewalt bilden. £in neues Organisatiousgesetz für die 
Universitäten bestimmt für jeden derselben einen Curator , der unmit- 
telbar nach dem Minister der oberste Vorsteher ist, ordnet Vermeh- 
rung der obersten Lehrstühle an, und hebt das eigene GerichtSTerfah- 
reu der Universitäten auf. Zugleich ist ein neuer Universitäts -, Gym« 
nasiai- und Schulbesoldungsetat . eingeführt worden. Die bei der 
Umgestaltung der Universitäten entlassenen Professoren und Adjunctea 
fiollen Pensionen oder wenigstens nachträgliche Beziehung eines ein- 
jährigen Jaliresgehaltes behalten, in ihren übrigen Aemtern verbleiben 
und neue Aemter mit Fortdauer ihrer Vniversitätspension übernehmen 
können. Alle noch nicht promovirten ausserordentlichen Professoren 
und Adjuncten, mit Ausnahme der Lehrer der orientalischen Sprachen 
und- der Architectur, sollen als Bedingung ihrer Beförderung zu or- 
dentlichen Professuren binnen Jahresfrist durch Disputation die Doctor« 
würde sich erwerben. Zur Belohnung derStudirenden für die Lösung 
der jährlichen Facultäts -Preisaufgnbcn sind goldene und silberne Me-^ 
daillen bestimmt, ähnlich denen, welche schon bisher ausgezeichnete 
Schüler bei ihrer Entlassung vom Gymnasium erhielten. Alle Lehr- 
anstalten des Heicl^s sind nach gewissen Rangordnungen eingetheilt, 
nnd eine neue Verordnung über die Rangbeförderung im Civildienste 
(vom Jahre 1834) gewährt den Zöglingen der höhern und niittlern Lehr- 
anstalten bedeutende Vorrechte. Die Lehrmittel der vormaligen Univer- 
sität zu WiLNA wurden , so weit sie nicht an die dasige geistliche und 
medicinisch - chirurgische Akademie fielen, der Universität Kiew, und 
die dort dadurch entstehenden Doubletten der Universität Charkow zu- 
gewiesen. Die IfVittwen und Waisen verdienter Schulmänner erhalten' 
eine einmalige Geldunterstützung, welche bis zur Höhe des doppelten 
Jahresgehaltes des Verstorbenen steigen kann. Den Pfarrschullehrern 
ist völlige Befreiung von der Steuerpilichtigkeit und nach ihrem Tode 
Geld Unterstützung der Familie bewilligt. Die Privatlehranstalten und 
Pensionen haben eine besonders gedruckte Schulordnung erhalten und 
die Errichtung neuer Anstalten ist von der Zustimmung des Ministe- 
riums abhängig gemacht. Im Königreich Polen sind bei den Krei«- 
schulen ausser den schon 1834 angestellten 16 Lehrern für russische 
Sprache und Literatur noch 5 neue Kreislehrer in gleicher Eigenschaft 



9elr«l- and fJaiTerf itätiBaebricIitcB, 

ttn^j^nttteUt WAH«n, Im Jafir IdSS find im gansen Reiche S Gynaiuicn» 
ft Mfeli^e GymntiDialpenilionen, 19 Kreis- and 56 Pfarrscholea neo er- 
flehtet, ond die Zahl der Lehrer and Lernenden, lo wie der Vmdamf^ 
der Lehrmittel hat sich bedeutend ▼ermehrt. 

WitfWAa. Am d. Jannar 1836 wurde das Andenken an den aai 

17. ?(oY. 1H35 xn Dresden Tersterbenen Hofrath Böttiger j der bia 
anm J.ihr 1864 Directer des Gjmnusiam* in Weimar gewesen wnr, 
▼on Seiten des Gymnasiami fkirch ein lateinisches Gedicht geehrt, w«l- 
ehe« nnter dem Titel aasgegeben wurde: Memoriam CartU jimgmaU 
Hoetiigeri , oUm direetoris Gymna$ii Finutriensis hoc pietatia wnmere coierM 
v^tuii (^mnanum f'imariense, inttrprete A. G. Gemhardo, ejnsdem Gyns- 
nasi] dirertore, woTon auch eine metrische deotsche Ceberaetzung in 
der weimarischen Zeitnng (\. 4. 1836) erschien. Dieses Gedicht, wel-> 
ches besonders die Verhältnisse Böttigers ja Weimar and seine aneh 
im Aaslande bewahrte Liebe und Anhänglichkeit nn sein lim -Athen 
und unser erhabenes Färstenhaus herrorhebt, ist gewissermassen nia 
VnrI&nfer eines ausführlicheren Werks anzusehen, welches nnte^dena 
Titel; Karl Avgu$i liöitiger, ah Gymnasial' Director zu Weimar , ana 
der Feder eines andern hiesigen Gelehrten herrorgehn wird. Am 14. 
Mi&rz starb der Professor Dr. GoUlieh Karl Wilhelm Schneider, Lehrer 
der dritten Classe , an einem nenrosen Schleimfieber im 39. Jahre sei- 
nes Alters und wurde, tief betrauert von Schälern, Amtsgenossea und 
Vorgesetzten, unter feierlicher Begleitung des ganzen Coetus am 16, 
Mürz in seinem Krbbegräbniss beigesetzt. — - Am 26. März beschlosa 
der Kpiioriis Av.n Gymnasiums GeneraUuperintendent und Comthnr Dr^ 
Itöhr die rifTontiiche Osterprfifung durch eine deutsche Rede zum Ge~ 
dftchtniss des am 14. März 1836 verstorbenen Professors Schneider^ 
welche bald darauf zum Besten des von dem Hingeschiedenen für die 
8. Kliisse des Gymnasiums gestifteten kleinen Kapitals im Druck er-- 
schien. — - Am 28. April nahmen die zur Univerbität Abgehenden in 
einem feierlichen Schuloct Abschied, zu welchem der Director de« 
Gymnasiums Consistorialrath M. Gemhard durch das Programm einge- 
laden hatte I do gravitate ilUua inwtituti , quo apud not duodevigihii.an* 
no$ nati juvcne$ civitati in foro adacripti jurejurändo obligantur, — Am 

18. October wurde nach beendigter Translocation der zeitherige aus- 
sernrdcntlicho Professor Dr. Karl Eduard Putsche als Hauptlehrer der 
8. Classe so wie der Candidat Dr. Pohlmann, der bald darauf von 
ieinem Adoptivvater den Namen LieherkOhn annahm , als erster Calla- 
borator eingeführt. [P*] 

Wf HZBiTRo. Heber die Geschichte der dastgen Universität besitzen 
wir bakanntÜch ein sehr ausführliches Werk von Hdnickcy welches 
17Ht zur Foier dos zwoihuudertjährigen Jubiläums der Universttat in 
awcl lliliiden erschien. Eine Art von Fortsetzung zu demselben ist vor 
awei Juhrrn unter dem Titel herausgegeben worden: Zum Jti^eifeste 
der treffen Ifayem am 13. Octoh, 1835 bringt die Hiin. UidversiUU Wür%* 
bürg ihre Huldigung dar, Inhalt: Beiträge xur Getchiehte der 
1Jniif9r9itdi Würzhurg in den leisten mehu Jahren ooa Dr. 



Befofdernngen mid EhrenlieieigiiBi^eft» ' 

i#. F. Rittgelmann ^ uff. ordentl« Prof« 6tt Rechte. [Wdrxbnrg, BecVev. 
1835. 90 S. 4.] . Der Verf. beginn« mit einem kursen Ruckblirke nnf das 
Werk von Bönicke, und beginnt dann gleich mit der Getcliiclrte der 
Universität von 1S02 anr, vro Wurzburg an Bayern kam, verbreitet sich 
aber vorzugsweise über die Zeit von 1825 bis 18o5. Voransgeschickt 
iit eine Üari^telluBg der neuesten Einrichtung des Stadienwesens in 
Bayern überhaupt , wobei der Verf. den unbedingten Lobredner machte 
und vornehmlich den Fürsten von Wallerstein als den Begründer dea 
ernstlichen Studiums und als den Verbreiter geistiger Cultur der Ja- 
gend preisst. Als einflussreich für die Universitäten wird besonderi 
das Gesetz gerühmt, nach welchem die Universitätsbtudien mit den 
allgemeinen Wissenschaften beginnen müssen, und. der Student erst 
nach ein- oder zweijährigem Cursus und nach bestandenem Examen 
über dkf allgemeinen Wissenschaften zu dem Fachstudium übergehen, 
und von da an erst auswärtige Universitäten besuchen darf. Für die 
Geschichte der Universität Wurzburg selbst aber giebt der Vei^. eino 
genaue Beschreibung der Universitätsverfassung nach allen ihren Rich- 
lungen, vornehmlich eine sorgfältige Darstellung über die fünf Facul-^ 
täten, von denen die cameralistische sel$ 1822 als selbstständig con«-' 
atituirt ist; und knüpft daran eine Beschreibung der wissenschaftli-* 
eben und Kunstanstalten, aus der besonders die Nachrichten über die 
Bibliothek, welche ausser andern Schätzen 900 Manusrripte und 4000 
alte Drucke besitzt, auszuzeichnen sind. vgl. die Anzz. in den Gotting, 
Anzz.1836 St. 8 S. 65—73 und in der Hall. Ltz. 1836 Nr. 12, 1 S. 573 f. 
Eine andere Ergänzung zu Bonicke's Werk bietet die Schrift: SerieM 
et vitae professorum Ss, Theologiae , qui Wirceburgi a fvndata academiä 
^per divum Julium usque in annum 1834 docuerunt» Ex autheniicU miH 
numentia coUectae ab A, Ruland, Accedunt Analecia ad historiam ejuB^ 
dem Sh, factätatisy in quibus Statuta antiqua divi JuUi nondum edita, 
[Würzburg, Becker. 1835. XllI u. 356 S. 8] Der Verf., Bibliothekar 
Ruland , beginnt zunächst mit einer Charakteristik de» grossen Fürs^ 
bischofs Julius £cAter von Mespelbrunn und seines vertrauten Ratbgeberi, 
des Weihbischofs ^nton i2esc^, und beschreibt namentlich die Errich« 
tung der theologischen Facultät am 4. Januar 1582^. Dann werden die 
Lehrer der Theologie von 1582— '1834 aufgezählt , und von jedem 
biographische Nachrichten und ein Verzeichniss seiner Schriften mitge- 
theilt. Da unter diesen Lehrern eine Reihe berühmter Männer find, 
so ist .das Verzeichniss für die allgemeine Literärgeschichte sehr wich« 
tig. Angehängt sind endlich ausser den ersten Statuten der Universität 
und einem Briefe des Julius an den Papst Clemens VIII. noch mehrere 
Beilagen y nämlich: Fraecipua capita doctrinae christianae demoB« 
«tranda per Fr. A. Reslium (zum ersten Mal gedruckt); die Series pro- 
fessorum nniversitatis aus den Jahren 1582, 1682, 1773, 1774, 1782, 
1803, 1804, 1809 und 1810; Agenda in actibus acadeniicis ^ 1740; 
und Series licentiatorum et doctorum legitime promotornm. vgl. die 
Anz. in der Hall. Ltz. 1836 Nr. 72, IS. 572 f. — Die Zahl der Studen- 
ten auf der Universität betrug im ^Sommer 1836 431 , alio 20 mehr 



240 Schid' «• UnWenitäUnaclirr«, Beförderr, o. ElunabeaHgwigeB. 

ali im Winter Torher. Von ihaeo waren S41 loläader nni 90 Aoslän- 
der; 75 »todirten Theologie, 78 Jara ood Camemlia, 179 Medicia 
und Pharmade , 99 Philosophie and Philologie. Akademische Lehrer 
wuren in der theolosischen FacoUät 4 ordentliche and 1 aosserordeot- 
lieber Professor, in der j aridtischen 4 ord. , 1 ausserord. Prof. und eio 
PrivaCdocent, in der stoatswirthschaftlichen 3 ord. Prof. and 1 aasseroriL 
Pocent , in der medicinischen 8 ord. , 1 aasserord. Prof. and 2 Pr*- 
sectoren, in der philosophischen die 7 ordentlichen Professoren Dr. 
Jndr, Mets für theoretische and praktische Philosophie, Dr Joh, Sehöm 
für Mathematik and Astronomie, Dr. Ign, Densinger fdr Gesdiichta 
and Statistik, Dr. Fz.Jos. Fröhlich für Aesthetik und Pädagogik, Dr. 
Ctfr, Wilh, Osann für Physik nnd allgemeine Chemie, Dr. FoL Leibiin 
für Zoologie , Dr. Fs, Hoffmann für theoretische und praktische Philo- 
sophie, die 2 ausserordentlichen Professoren Dr. Ludw, Rumpf iiir Mi- 
neralogie und pharmaccutische Chemie und Dr. Ernst von Laaaulx 
(erst im Sept. 1835 ans Coble^z berufen) für Philologie and classischo 
Altcrtbuiirskunde, und die SPrivatdocenten Dr. Georg Jf^eidmaim (Pro- 
fessor am Gyranasiiim), Dr. Fs. Anton Reuss und Dr. Joa. lyilh. Stern 
(Frofeüsor der Mutberoatik am Gymnasium). Dazu kommt noch der 
Bibliothekar Dr. tbcol. yint, Ruland. Der ordentliche Professor der 
Chemie, Med. Rath Dr. Georg Pickel^ wurde im October d. J. in den 
Ruhentand vernetzt und seine Lehrfächer übernahmen in der angegebe- 
nen Weise die Prufesäoren Osann und Rumpf» — Das kon. Gymna- 
sium war am Schluss des Studienjahrs 1835 nach dem Jahresbericht ia 
seinen vier CInssen von 138, und die vier Classen der lateinischeo 
Schule von 280 Schülern besucht. Zu den Gymnasial professoren 
[s. >Jbb. \, 92 u. XIV, 255.] war im October 1834 noch der frühere 
Subrector der lateinischen Schule Felix Karl als Professor der unter- 
sten Clusse gekommen. Er ist auch der Verfasser des zu dieser Zeit 
erschienenen Programms, welches über Geschichte überhaupt und de- 
ren Retrieb an den lateinischen Schulen des Vaterlandes insbesondere 
[Wfirzburg 1835. 20 S. gr. 4.] handelt. Dasselbe enthält zunächst An- 
deutungen über den wolilthätigen Einiluss der Geschichte auf Gedächt- 
niss, Einbildungskraft, Verstand, Gemüth und Willen , und bringt 
dann Vorschläge über die Behandlung derselben in den lateinisches 
Schulen. Der Verf. Terlangt mit Schäfer (in dem Programm iZ&er J3io- 
graphieen überhaupt und die Plutarchischen insbesondere)^ dass der Vor- 
trag der Geschichte in diesen Schulen biographisch und mit tabellari- 
scher Uebersicht verbunden sei , dass die bayerische Geschichte in der 
Ausdehnung von Röttiger a Abriss der baierischen Geschichte und swar 
wieder mit Hervorhebung des biographischen Elements aufgefasst und 
dabei die chronologische Reihenfolge der Regenten beachtet werde, 
dass die (vaterländische) Geographie mit dieser Hand in Hand gehe, und 
dass der Lehrer vor der Aufstellung eines biographischen Gemäldes 
Fragen dictire, damit der Knabe auf das Wesentliche merken lerne. 

DruckfehlerTerbesserong. 
8. 211 Z. 6 ist Roulex fär Roulep, Z.24 Tattin fdr Tatna, Z. 30 JUerxl» für Jfsrplls, 
8. tu Z. 19 V. n. awei Fasen statt Vasen *a lesen. 



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Siebenter Jahrgang. 
Neunzehnter Band. Drittes HefiU 



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Druck und Verlag von B. Q. Teubner. 

18 3 7. 



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f^ri tische B^urtheilungen. 



Ariatophanis Comoediae. £diditBem9rdiMTbier«cft. Tom. VI. 
P. I. Auch unter dem TUel : Ar.istophania Ranae. Re- 
censuit et explicait B, ThierMcht Proemittantar qaaettiones de 

'■ RauDrum fabiilae nomine, aetato, occasione et consilio«; Lipsiae 
Bumptibui C. II. F. ilartmanni. 1830. . .. . 4 



Di 



4c sehr verspätete Anzeige der «Forliegehden Aiisigabe be- 
darf einer Eiitschuldigiing um so mehr; tls da« bekannte sera 
gratulatio cett. hier keine Anwendung -findet = Rec. erbat sich 
bereits im J. 18;n ein Exemplar von der Redaction der Jahrbb. 
zum Behuf einer kritischen Anzeige, erhielt aber die Antwort, 
dasB ^ie Verlagtrhandlung kein Exiemplar zu dem angegebenen 
2^<Beke verabfolgen lasse. Zweifelliaft über den Gnmd dieser 
W'eigernng gnb Rec. bei dem ]i<^en Pneüse dieser Ai»gabe lieber 
'den Plan ganz auf. Später führten Berufsgeschäfte auf Aristo- 
phaues zur'ück\ und so ward wenigsteha mit dem einen Bande, 
reicher die FrÖBche enthält, nähere Bekwmtschaft gemacht, und 
der Redaction die Zusage einer Recension. gegeben. Bald indess 
fand Rec. iii der Besrchaffenheit der Au8g«h^ Ursache seine Zusage 
MVL bereuen. Dles8,.^er Verdruss, isai dem an di&Ai'beit ge- 
-^ätfigen wurde, mancherlei Hemmungen nnd Störungen diurch ver« 
"itlehrte Berufsarbeiten, durch Reisen, durch den Uebergang nach 
Pilida, U.A. sind die Ursachen der Verspätung. Rec. würde 
jbtfet , da diese Ausgabe bereits m Vergessenheit gesunken ist, 
schweigen, wenn es nicht im Plane dieser Zeitschrift' läge «nd 
liegen müsste, von 'allen nur einiger Massen bedeutenderen Er- 
scheinungen im Gebiete der philol^^sdhen Literatur Notiz au 
taelmien und kä geben^ Dass wir unser Urtheil blos auf den vor- ^ 
liegenden zweiten Band besehrSnkc«,- -ohne den ersten Band, 
Veicher eine treffllehe Abhandlung von^ Ranke enthalten ioU, 
'auch nur ztr Gesicht bekommen zu ha%'en, bedarf keiner Ent- 
'sdiuUl^ng; ' Eti kann' uns hier nur^um Dm xvLlto&%^\vk^ n^^^sl 
fterr Tb. fürKtHik tind Erklärung defc kmtÄ^Xvwve» ^AkäVa\.V%^ 
rmd däteigies'BiebbMi dasa aus d^tB4wbÄVvai%Äsa^ii*äö8Ä/^ 



244 Griechische Litterator. 

sicherer Schluss auf die des Pliitus (Tora. I.) gemacht werdeo 
kann. Denn sollen wir hier gleich ein Endurtheil über die vor- 
liegende Ausgabe abgeben^ so bedauern wir den wohlbeiannten 
Kamen eines Gelelirten ^ den wir zugleich aU einsichtsvollen und 
in seinem Benife unermüdlichen Schulmann rühmen hören, auf 
dem Titelblatt eines Buches zu sehen ^ welches mit ungebührli- 
cher Leichtfertigkeit zusammengeschrieben des Brauchbaren we- 
nige, desto mehr des Unbrauchbaren, Verfehlten, Schiefen, 
Falschen enthalt. Das Unheil ist hart; das Folgende mag es 
begründen. Wenn aber Rec. nur den ersten und kleinsten Theil 
des Buches durchmustert, so geschieht diess thcils in derUeber- 
zeugimg, dass aucli diess Wenige vollkommen ausreiche, das oben 
gefällte Urtheil zu bestätigen, theils in der Absicht auch den 
Sehein zu vermeiden , als seien Einzelheiten aus dem ganzen Bu- 
che zusammengesucht und zusammengestellt, um einen ungün- 
stigen Gesammteindnick zu machen, theils endlich wegen der 
Unmöglichkeit das ganze Buch durchzugelien , ohne ein neues 
Buch zu schreiben ; und obgleich Rec. gern erklart und anerkennt, 
dass sich hin und nieder einzelnes Gute in den Anmerkungen des 
Herrn Thiersch findet ,'* so muss er doch die (leicht erweisbare) 
Behauptung voranschicken, dass sich die Arbeit des Herrn Her- 
ausgebers in ihrem Fortgange gleich bleibt, und dass der andere 
Theil nicht weniger reichlichen Stoff zu Ausstellungen und Tadel 
mannichfacher Art darbietet. 

Auf die kurze Vorrede folgen p. VH — XXIX die auf dem 
Titel bemerkten Quaestiones. Hier äussert sich Herr Th. zuerst 
sehr vorsichtig und zurückhaltend über die Bedeutung des Frosch- 
chores, indem er meint, man könne die quäkenden Gesellen als 
Repräsentanten der euripideischen Poesie ansehen {Eurfpidis 
argutias verbosas et alienas cum dicerbiis tum choris inseria» 
— etiam aub Manarum' cantibus castigalas eaae). Die Erklä- 
rung dieses artigen Schmerzes liegt naher. Siehe fFelcker in sei- 
ner Uebers. S. 125 f« Indess mag dieses Quaken immerhin eine 
Anspielung auf das Wesen der euripideischen Poesie enthalteOi 
wodurch der Aergcr des Freundes und Gönners dieser Poesie, 
des Bacchus , noch komischer wird. Dass die Frösche auf der 
Buhne sichtbar gewesen seien (ad vs. 209), ist ganz unwahr-' 
scheinlith. -^ Die Bemerkungen über die Zeit der Aufführung 
(Ol. 93, 3) enthalten nichts Neues, ausser der Hypothese, dass 
die zweite Aufführung in Ol. 94, I falle, in die Zeit unmittelbar 
nach Vertreibung der Dreissig. Vielleicht. P. XI kommt Herr 
Th. auf die occasio fabulae (das soll doch wohl heissen, die sn- 
fällige , äussere Veranlassung) zu reden. Diese Frage ^llt aber 
mit der nach dem consilium fabulae zusammen und gehört also 
in das folgende CapiteL Herr Th. bietet aber auch Michts , aLi 
einige gute Bemerkungen über die innere Oekonpmie des Stücks 
fegen Hanke (p. ]ii;i— XIU)^ ohne jedoch tiefer in die Sacbe &^r 



Arlstoplianlfl Comocdiae, edid. Thierscli^ 245 

znirclien, und ohne die Gele^cnlieit za benutzen^ an dfe.<?cr Oe)(o- 
nonale selbst die Vortrcfflidikeit dieses Stücks, das wir unbedenk- 
lich zu den besten Komödien des Aristophanes zahlen, nachzu- 
Meisen. Doch das war nicht mögh'clK wie wir sehen werden. — 
j4h sieht des Dichters bei Abfassung der Frösche war auch nach 
Herrn Th. p. XV zu zeigen , dass die sophistische Richtung der 
Tragödie für Staat und Bürger verderbtich sei. Am Euripides 
tadle der Dichter zweierlei, dass er artis tragicae parum gnaruB 
und reipublicae perniciosus ^eL S. XVI — XVII, wo die einzel- 
nen Ausstcllung^en und Vorwiirfe des Dichters wohlgeordnet bei- 
sammen stehen. Wenn der Leser aber nun glaubt zu wissen, 
was der Dichter gewollt habe, so irrt er gewaltig. Aristophanes 
hatte eine ganz andere Absicht (pecuHarius aliud consilium^ a 
nemine adhuc notatum , p. XV neminem vidisse miror, p. XIX), 
nämlich er will — die fünf dramatischen Richter persifliren (^sale 
comico perfundere). P. XXII — XXV. HerrTh. sagt zwar cum 
j4thenienses tum maxime iudices istos etc., aber er meint blos 
die Athener, in wiefern sie auf das Urtheil der Richter Einfluss 
geübt haben. Zugleich gjiebt Herr Th. p. XX — XXII einige Be- 
merkungen über die Zahl der Richter, aufweiche zu vs. 807 
statt aller Wiederholung aus Bothe verwiesen werden konnte. 

Mit diesen Richtern hat Aristophanes viel zu schaffen. Dabei 
geht er aber ganz methodisch zu Werke. In den fFolken und 
Wespen sagt er ihnen geradezu und derb die Wahrheit, aber 
ohne Erfolg; im Frieden versucht er's friedlich und fVeundlich, 
da der Hass gegen Richter und Zuschauer sich schon abgekühlt 
hatte (p. XXTV); wieder umsonst {nee potuit corrigere); da 
entschliesst er sich — exemplo docere und hält den IJnverbesr- 
serlichen in den Fröschen einen Spiegel, ein Bild ihrer Verkehrt- 
heit, vor (p. XXVII), und diess will, wie es scheint, mit Erfolg, 
denn die Frösche siegten. Dass bei dieser Ansicht der Gedanke, 
Bacchus stelle die entartete tragische Poesie vor (p. XIV, 20), 
aufgegeben werden muss, ist kein Schaden , und könnte jener so- 
gar zur Empfehlung gereichen. Uebrigens ist dieselbe nicht 
ganz neu; schon Welcher^ dem Bacchus mit Fug und Recht als 
Repräsentant des grossen Publicums gilt , bemerkt, dass in der 
Wahl des einfältigen Gottes zum Kunstrichter zugleich ein Tadel 
gegen die gewöhnlichen Kampfrichter liege (S. 258), aber nur 
nebenbei, wie Aristophanes« Doch wir wollen sehen, wie Herr 
Tliiersch seine Sache führt. Der ganze Wettstreit zwischen 
Aeschylus und 'Eüripides vom ersten Wortgeplänker an bis auf 
die Anwendung der grossen Wage sei abgeschmackt, ISppisch, 
kindisch, wenn man Alles für Ernst nShme, was da vorkomme — 
ei, wer thut denn das? — und Aristophanes Urtheil stände dann 
sielbst hinter dem eines Scholiasten zum Sophokles (Phil. 1) zu- 
rück (p. XXV sq.). Aber alle diese Albernheiten fallen nicht den 
Wettatreitenden , nicht unserm Dichter zur Last, sondern — den 



216 Griechische Litteratar. 

unverständigen Richtern, qui de fabularum virUdibus perverse 
stataentea indi^ms lictoriae gloriam adsignarent cett. p. XXVII. 
Und das glaubt Herr Th. im Ernst, ohne eingcstelien zu ^vollen, 
dass dabei die angegebene andere Absicht de» Dichlers nicht be- 
Ktehen kann^ indem nun die Ausstellungen und Vorwürfe, die dem 
PJuripides gemacht werden , als Aussprüche ungerechter Richter, 
diesem vielmehr zur Ehre gereichen, und unsre Komödie vielmehr 
als ein Empfehlungsbrief des Euripides passiren muss. Dena 
eine Grenzlinie zwischen dem, was Aristophanes aus Ucberzeu- 
gung, und dem, was er nur zum Schein, zum Hohn der Kampf- 
richter tadelt, ist nicht gezogen und lässt sich auch nicht ziehen, 
da vielmehr Alles wie aus einem Guss aus ein^m Geiste kommt. 
Wie erklären wir uns aber diese in der That sonderbare Verirrung 
des Herrn Th. ? Hauptsächlich wohl aus dem verkehrten Streben 
etwas Neues, Originelles zu sagen, wobei die falsche Vorstellung^, 
dass die Kimstrichtcr wie das grosse Publicum insgemein unge- 
bildet und unverständig gewesen seien, und dass des Dichters je- 
weiligen Klagen über unverdiente Zurücksetzung ohne Weiteres 
gegründet seien, das Ihrige gewirkt haben mag; dann aber aus 
dem aucli sonst wahrnehmbaren Mangel eines für Scherz und 
Humor, die beiden Hauptelcmentc des Komischen, empfänglicheii 
Sinnes, aus der Unfähigkeit von der scherzhaften Form den ern« 
sten Inhalt zu sondern , und , um mich der Worte JFelckera zu. 
bedienen, das zu erkennen und zu würdigen, was nur zum Sehers, 
nicht blos scherzhaft, ausgedrückt ist, kleine Sophistereien des, 
Muthwillens, die des Widerlegers spotten, u. s. f. S. Welcher 
S. 254. Was Herr Th. sonst und gelegentlich in den Noten 
über die geistige Qualification der Zuschauer und Richter be- 
merkt, können wir übergehen, indem wir nur das Eine be- 
merken, dass Herr TIi. sieh ohne zu wissen selbst sclilägt. Denn- 
Kampfrichter, die sich ein solchies Zerrbild ihrer selbst vorlialten 
lassen und doch den Kranz erkennen, müssen einen ungemein lac- 
hen Grad von Bildung besessen haben; Aristophanes dagegen, 
der es so oft umsonst versucht haben soll diese Tölpel von Rich- 
tern zu bessern, muss sehr imv erständig gewesen sein, wenn er 
es durch diese Carricatur gut zu machen gedachte. Indess wahr- 
scheinlich hoffte er, dass diese Tendenz von Niemandem begrilTeu 
werden würde, und so geschah es denn ^udi^ biszum J. 1820 n. 
Chr. Scherz bei Seite! Herr Thiersch hat selbst recht gut ge- 
fühlt, dass Aristophanes, wenn er wirklicK.die üinji untergelegte 
Absicht hatte, einen ganz andern Plan machen mus^c, sucht aber 
sein Gewissen durch allerhand vage Redensarten zu beschwichti- . 
gen. So p. XXVllI, wo er nach ein Paar possirlichen Reweisen 
(die Fünfzalil : Aeschylus, Euripides , Racchus, Xanthias^ Pluto, 
und das Siegermahl), auch den Einwurf bespricht, dass nunRacchus . 
nicht einen Dichter, sondern einen Richter aus der Unterwelt hole:, 
audio. Sedpocta noäter, si quis alius, cautc audiendus.est. .Txagici 



Ariatophanis Comoediae » edicL Thieräch. SAl 

enim in ranis certantes quamTvipersoiias i^dicum agant, neque ta- 
rnen dcsinunt e$se, qui anut ; ut Nnbium Socratea, cui«ophistices ar- 
tes imposiiac sunt, non desilt esse ycriis Socrates \ ut porro verum 
est, quod dicit Eiiripldem malos prologos fecisse, at falsun^ id 
qiiod in prolo^s vitiiperatum videmus ; ita Tera falsis ubique Cf)}- 
lide intexiiit, ut attentus auditor opus.sit, qui discernat^ quid sit 
dissinHiiatum , quid verum. Eitles Gerede, um eine schlecjbte 
Sache zu vertuschen! Bacchus ist al^ Siebter, gegenwärtig; 
Aeschyhis und Euripides sind die Parteien ^ kein Mensch kann 
diese für Richter ansehen, und wenn jeder von beiden noch mehr 
an dem andern auszusetzen hätte. Wenn Äristophanes die ytrirkr 
liehen Kampfrichter verspottet, geschieht es nur durch die Person 
des Bacchus ; aber Bacchus entscheidet für Aeschylus , nic|it für 
Eviripides ; er ist also , wenn er auch an^ang^ dem allgemeiqßn 
Geschmack huldigte, von seinen ver]^chrt^n Ansiebten, zurückge- 
kommen, imd zeigt sich dadurch als einen verständigen gerechten 
Kichter. Sokrates mag in der Wirklichkeit gewesen sein, was er 
will; in den Wolken ist er und bleibt er der Sophist, als welchen 
ihn das Stück darstellt, und ist keine Doppelperson. Eben so 
tadelt Äristophanes an den Prologen des Euripides eben das, wasi 
er tadelt, und Herr Th. konnte sich, wenn er nicht im Stande war 
aus dem Scherz den Ernst herauszufinden, bei Welcher Belehrung 
holen. Doch wir haben uns selben zuviel mit einer Meinimg be- 
fasst, welche wir für eine Mystification halten wüiden, wenn sie 
nicht gerade hier und in dieser W^eise vorgetragen worden wäre. 

Es folgen Quaestiones grammaticae p. XXX — XXXIII, 
worin erstens behauptet wird, dass (itj und rj mit einem folgenden 
Yocal nicht per crasin, sondern per synizesin zusammenschmölze« 
Ein Beweis kann der Natur der Sache nach nicht dafür aufge- 
bracht werden, eben sowenig als sich in einem Falle, bei dem 
zum grössten Theil blos subjective Ansicht entscheidet, eine all- 
gemeine Uebereinstimmung erzielen lässt. Wenn Herr Thiersch 
Krasen, dergleichen in seinem Texte stehen, wie i^Ät, fUjVQCD^ 
ijtega {avti^ötlvfür avti] aötlv, vs.l82, lymopxov vs. 150, 6r«J- 
TCiCÖQKSis p«43u. a.) zurücknimmt, und dafür Synizesen empfiehlt, 
so wird dagegen eben so wenig zu erinnern sein, als wenn man 
in Fällen, wo die Deutlichkeit nicht darunter leidet und die 
alte Aussprache mit einiger Wahrscheinlichkeit sich bestimmen 
lässt, dieKrase beibehält, wie ij 'g für fj Ig^ ftiy'v für iitj iv, u. s.t 
Consequenz ist wiinscheuswerth , aber kaum möglich. — Die 
zwreite grammatische Quaestio lehrt die Nomm. propr. in der 
Krasis mit kleinen Anfangsbuchstaben schreiben: anoklav (viel- 
mehr anoXlcüv) , xd^aLipiag , wie ijfinovöa. Diess ist gewiss 
richtig, ^ber nicht neu. — : Die dritte Quaestio betrifft den Phry- 
nichus und warnt vor der Meinung, als dürfe man ohne Weiteres 
die attischen Schriftsteller aus den Atticisten corrigiren, uf>d em- 
pfiejüt Behutsamkeit und Vorsicht im Gebrauche der Lets^lcren: 



2-18 Griechische Litteratur. 

Gut; aber wie {gehört das hierher? — Die scholae in ranas «e- 
mndae p. XXXIII— XXXVH enthalten Zusätze und Verbesse- 
rungen. — Die ^iechisch geschriebene kurze Cliaracteristik 
der Personen des Stücks S. 3 erregt gicicli von vorn lierein eine 
ungünstige Meinung von der Sprachkenntniss des Herausgebers* 
Denn es ist doch in derThat — doch der Leser urthelle: ovip 
l$lv enoxofiBvog mag ein Schreibfehler sein; BherMovvöiog — 
naQictiVy SöTS yavQov q>aivtö%ai» — azB dno^av&ircciv ijdti 
%(5v TQayadodidaöxdXov diiiäv xal yovifimv — fu69ovv 
für (iiö^ovöf^ai — firjdafiäg für oüdafiag — zov f^povov rga^ 
ytpdtkov — riyv rixvtjv tQaY(pdixi]V — ig g)dog äxiovti — &«- 
tat tovg'A^rivalovg civo'^tovg av^ig naidavCmv ! i 

Fragen wir nach dem Zweck, den Herr Thierschhel dieser 
Ausgabe hatte, so unterliegt es keinem Zweifei, dass er fnr Ge- 
lehrte und für Schüler zugleich sorgen wollte; daher denn, wie 
diess bei der Verbindung zweier so heterogener Zwecke leicht 
geschieht, aber in </em Grade wohl noch nicht geschehen ist, 
diese Ausgabe weder für Gelehrte noch für Schüler brauchbar ist. 
Der Schüler findet bei der Fülle geniessbarer und ungeniessbarer, 
eigner und fremder Bemerkungen , welche sich über Etymologie, 
Analogie , Syntax in lateinischer, griechischer, ja selbst in engli- 
scher Sprache verbreiten, oder exegetischer Natur sind, doch 
häufig gerade da, wo ilim eine Schwierigkeit aufstösst, keine Be- 
iehrung, wie z. B. über Construction und Sinn des 8. V., oder über 
den Optativ takaincnQOito V. 24 u. f. f. , und hingegen da, wo er 
sie nicht sacht, so reichliche Belehrung, dass er bald aus Verdmss, 
dass man ihm so wenig Wissen zutraue, das Buch bei Seite legta 
wird. In der That, wenn nicht angehende IWtianer Aristopha- 
nes lesen sollen, so begreift man nicht, wie dem Hrn. Heransge- 
ber in den Sinn kommen konnte, die trivialsten Dinge, selbst ge- 
wöhnliche und bekannte Verbalformen, wie z. B. alxi(Sj ucttdßa, 
i7|ü/ u. A., und diese nicht einmal immer richtig, zu erklären. 
Um nur ein Beispiel anzuführen (fast jede Seite bietet deren), 
was soll der Schüler mit der Bemerkung zu V. 1 : De forma me- 
morab, (Sic) Schol. ad Eurip.Hec.Zbb (Matth.): S^tOf ro €| 
i&ovg XV diangdtTG)' 6 iieXXmv l'tfco, o nagaTiBifiBvog rjxcc^ 
6 (iBöog ^^a xal dxuxag iioi&al'i Oder soll es eine Cariosi- 
tät für die Gelehrten seini Diese sind mit dem Buch nicht min- 
der übel daran. Die Masse des Trivialen , der Ballast unnützer 
Bemerkungen, wohin namentlich die vielen aus denSchol., aus 
Eustathius, Hesychius, Etym. M. etc. abgedruckten etymologi- 
schen und lexikalis.chen Aufklärungen gehören, — es ist fast un- 
möglich sich hindurchzuarbeiten und das wenige Gute , das Korn 
aus der Spreu herauszusuchen. Was die kritische Seite dieser 
Ausgabe anbelangt, so hat Herr Th., soviel Rec. weiss, kein neues 
Hilfsmittel gehabt; ob HerrTh. die alten Ausgaben, welche ange- 
führt werden , selbst verglichen hat und mit welcher Sorgfalt, 



Aristopbanif Comoediae, edid. Thiersch. 249 

kann Rec. nicht sagen. Die kritischen Anfohrnngen sehen ans, 
wie die Genauigkeit und Sorgfalt selbst; die gewöhnlichsten 
Schreibfehler der Handschriften^ die elendesten Conjecturen der 
Gelehrten sind scheinbar sorgfältig notirt. Indess hat die blosse 
Vergleichung mit Bekker's und Dindorfs Ausgaben Rec. gelehrt, 
dass diese Genauigkeit affectirt ist. Der Leser urtheile. V* 4 
C%oXri codd, A. C. (nach Dindorf a prima manu C). — Vs. 15 
wird 6Khvriq>0Q0vö^ \iunctim) als Lesart des Rav. angeführt, und 
die iibrige var. lectio auf eine sehr ungenaue Weise angegeben, 
wie eine Vergleichung mit Dindorf lehrt. Bei V. 16 in^ vw 
3tot.i]6iog wird zwar (li^ vvv Lugd, angeführt, nicht aber dass Tor 
Dindorf fiij vvv gelesen wurde. Eben so wird Vs. 19 verschine- 
gen, dass zuerst Dindorf c? fiir cS geschrieben hat. Vs. 36 ü^l 
nos cum Dind. Bekk, et cod. Ven. Dindorf fiat in der Ausgabe 
von 1824, auf welche sich Herr Th. laut p. XXXVIII bezieht, 
elfii. — V. 91 nXsLV 7J ötad tov Borg EtymoL M. p. 262,14. 
Nach Dind. findet sich diess im Flor. b. u. Borg., nXtlv 0tadlov 
ohfie ij im Etym. M. — Vs. 146 6xc5q edd. vett. Dagegen bei 
Dind, (und Bothe)i öxeiQ edd. vetU Wer hat hat nun Recht? — 
Vs. 262 i^^ag yB ndvtog. Rav. Bei Bekk. und Dind, steht als 

Lesart des Rav. : ij/x«s ys ndvxag, — Vs. 263 om. Dind. incuria^ 
tU videtur. Dindorf sagt ausdrücklich : abieci grammaticorum 
swpplementa, — Vs. 269 wird verschwiegen , dass Dindorf m 
%avh geschrieben hat f. co navB, — Vs. 290 wird bemerkt , dass 
Dind. fcoxk für tots nur ein Mal , an der ersten Stelle , habe. 
Dind. hat es beide Male. Wenn Herr Th. die Dindorf 'sehe 
Ausgabe von 1825 meint, wie das zu Vs. 309 und sonst geschieht, 
80 musste er diess ausdrücklich bemerken. Vgl. noch die kriti- 
schen Bemerkungen zu vs. 301. 321* 347. 355. 363 u. s. f. u.s.f., 
denn so geht es durch das ganze Buch hindurch. Der kritische 
Apparat ist weder vollständig noch genau, und deshalb unbrauch- 
bar. Von der Art und Weise, wie Herr 2%. diesien Apparat be- 
nutzt und Kritik treibt , mögen einige Beispiele Zeugniss geben* 
Die erste Probe seiner Kritik legt er zu vs. 4 ab. Die meisten 
codd. geben die vulg. navv ydg Icz* {jötj xoXi] , zwei öx^^V^ Herr 
Th* schreibt öxok'^,, und bringt dadurch einen griechischen Satz 
zu Wege, der dem lateinischen esclamatio ^tagofiat vis adhue 
est celebre aliquid ^ h. e. ea iam alii Comici abusi sunt (diess 
ist nämlich die Uebersetzung luid Erklärung) an Correctheit und 
Eleganz nicht nachsteht. Abgesehen von dem äusserst matten 
und obendrein ganz unpassenden Gedanken (denn Xanthias hat 
die Erlaubniss kiynv r» zäv Blo^otcav , l(p olg ciel yakioöiv ol 
^icifiBvot) , abgesehen von der ganz verkehrten Wortstellung -^ 
wer hatte wohl je gedacht, dass man nach 'löoxgdtrjg 6 ndw 
auch tovxo BöTi ndw sagen zu können vermeinen würde? Im 
Commentar erfahren wir noch dazu, dass rl oder,)/€Aotoi/ zu 
suppliren sei : valde aliquid {valde ridiculum) est enim iam vis. 



250 Griechische Litteratur. 

Dass diess das Stammeln eines Barbaren, nicht die Rede eines 
Griechen Ist, hat Herr. Th. selbst gefiililt. Wir schUessen diess 
ans der Erklärung, dass 6%^^^ *'^ ^^^ Bedeutung mora beibehal- 
ten werden könne. Diess kann indessen nicht zugegeben wer- 
den, weil der Gedanke : 7mr verweilen schon zu lanf^e^ überhaupt 
nicht passend sein würde. Xolii ist die richtige Lesart. Herr 
Th. nennt freilich Alles, was Alte und Neuere über %ohfi disputirt 
haben, ungemein höflich mera sonmia, Da^s aber %okii wie bilis 
den Aerger (dpyij) , nicht den Schmerz {Ivnri) bezeichne , was 
Herr Th. anmerkt, hat auch Bothe^ offenbar auch einer der 
recentiores interpretes^ wahrgenommen, so dass, da diese Bedeu- 
tung hier sehr passend ist, leicht ersehen werden kann, wer ei- 
gentlich geschlafen hat. — Bei der schwierigen Stelle vs. 15 
weiss sich Herr Tlk nicht zu rathen und zu lielfen. Die Worte 
lauten : 

clcaO'6 7C0LHV xttl AvKig TcduBLipiag, 
dt 6xevoq)OQov(i' tKccörot kv HCJiicpölo:. 
Erst lobt er Bothe's Conjectur xsl AvKig xäfASiipiag ÖTCBvtjtpO' 
QOvO* (eist quando Lycis et Amipsias baiulant i. e. introducuni 
servos baiulantes)^ welche schon wegen EHccötOTB zu rerwerfea 
war, tadelt aber hinterdrein diese Vermuthung, 1) weil (Tx£i;o<po- 
QSLV für eKSvotpoQovvxa Tcoulv inusilate dictum est^ quod tarnen 
ah Aristophanis more non abhorret (der Tadel ist also so bös 
nicht gemeint) ; 2) quia conivnctio desideratur^ quam Bothiua 
conjectur a asseqiiutua est^ quamvis xsl et xai ^aepiua confun^ 
dantur. Das heisst Kritik! die Conjectur wäre gut — wenns 
eben keine Conjectur wäre. Doch hören wir weiter. Die alte 
Erklärung, dass öKSvoq)OQOv0L Dativ sei, sei nicht geradezu m 
Terwerfen (nonprorsua respuenda est) ; noislv xivi sei agere 
cum aliquo ^ aliquem tractare^ nein! das auch nicht, sondern 
{imo) facere cum aliquo (es mit Einem halten ? !! ). Daher sei 
der Sinn : si nihil eorum fecero , quibus Phrynichus cett» servis 
comicis morem ubivis gerunt. Und als Beleg für diess neue 
Griechisch (denn die mehr als zweifelhafte Lesart des Rav. ini 
Plutus 4()5 gehört in keinem Faüe hierher) kommt lediglich die 
bekannte Stelle aus Plato's Apologie (p. :jO A.), die Herr Th., 
man weiss nicht ob mit Absicht, ohne Angabe der pagina citirt: 
xaaov Igya^ao^ai dvQ^QcinoLg! Indess auch diese Erklärung 
theilt das Schicksal ihrer Vorgängerinnen: quamvis nee hoö 
saiis distincte {!) dictfxm. Der Vers ist, wie Bindorf gezeigt 
hat, untergeschoben; will man ihn dennoch festhalten, so mag 
man immerhin mit Herrn Th. die Lesart des Cantabr. 2 o't öxsvo^ 
tpOQOvö' aufnehmen' und diess qui haiulantes servos faciant 
(nur nicht qui ubivis baiulant in comoedla) erklären. — - Vs. 3# 
schreibt Herr Th. : 

y y &v 0B xcJKveiv uv Ixilsvov ^ccxQccy 



Arigtopbanit Comoediae ^ edid, Thlersch. 251 

ohne j^^doch diess^ ys pn erklären. Es ist keine Frage, dass 
i¥ir in der vulg. i^ z at/ das Riclitige haben, mag man diess mm 
mit JDindorflq xav öder mit Buttm. %. ^Q hxim. 22 ^rat/ oder 
mit Schäfer (Phit. T. 1 p. 288. 17) ^rav oder mit Porson (s. 
Schneider zu Plat. Resp. II. p. 415 D.) ^r' av schreiben. — 
Ys. 29 hat Herr Th. also verschlimmbessert : 

it/ijAaO'' oörtg, tlnk ^iol' tovrlrLr^v; 
cog Tor ofEVtavQiKtog i?t Herrn Th. perquam , wie in cjg aXtj&cSg» 
IJeber. die falsche Stellung von oöug (.wer denkt nicht au die 
bekannte Grabschrift : ein Schneider gewesen ist av elcher 1 ) wird 
geschwiegen, dagegen die gelehrte Bemerkung gemacht: oörig 
y.bivis dependet a verbo. — Q,ua re cum eins (iol cohaeret 
hie! Die Interpunction d<jr andern Ausgaben würde Herr Th. 
verstanden und vielleicht nicht verändert haben, wenn nach o($ti^ 
das Zeichen der abgebrochnen Rede gestanden hätte : 

(Dg KBVtavQLHag 
Iviflaö*', oötig — BLTC^ iioi, Tovil xl Tjv; 
seil. döUvav ßovkstat. Herkules, der diese Worte während des 
Oeffnensruft bricht sowie er die abentheuerliche Gestalt erblickt 
ab , und nach dem Innern des Hauses zugewendet fragt er eine 
fiot, rovTL TL TfV; mit dem Imperfect, als wenn eine Truggestalt, 
ein flüchtiges Gebilde der Phantasie seine Sinne getäuscht habe. 
Das Impf, soll zum Plutus 10Ü4 erklärt sein, wenigstens verweisst 
ims Herr Th. dahin zwei Mal aiif einer und derselben Seite. — 
Nicht übel ist die Conjectur zu vs. 5^ (p. XXXIV). 

n^^og ; jro(?o§ rig ; ^» otcoO o g; rjUKog MoXov. 
für fiiKQog. Warum diess aber verdächtig sei, sagt Herr Th. 
nicht. Vielleicht war ihm die Ironie, die in^vTcgog liegt, nach 
dem Vorhergehenden (no^og riqv KocQ^lay indza^a n(o$ oXbl 
Cq)6ÖQa), anstössig. — Vs. 57 schreibt Herr Th.: 

äli' avÖQog; 21* dttatal. H.^vvßyevov Kksiö^evEi; 
wie Dindorf^ nur dass dieser ccttaza,l hzt ^ wie auch bei Herrn 
Th. vs. 665 zu lesen ist. [dzzazaZ wird richtig erklärt ; Bacchus 
weist den Verdacht, dass er nach «Inem Manne Verlangen trage, 
ab. Wie kann aber hierauf Hercules fragen i num igUur rem 
hqbuisii cutp, ClüChene ? Es ist kein Fragesatz. Wahrscheinlich 
hat' Aristopl). 

ßAA' dvÖQog; A, dxazal. H- ^vvByavov ydg KXbiC&bvsc. 
geschrieben, womit das Folgende fAi^.^pciDsri.ft' (ujeAg)' ein- 
stininiit.— Vs. 66 sq. <.„,, » 

.. .^. xoLOvxool xoLvvv fi£ SaQ^d^zBv. xp&og 

EvQiTiiäoVt Tcal xavra — H.Qi^,%qv,ZBdvfjH6zog» 

Ä. TcoyösCg yk ^i dv nBL6BiBv.%%}^n 
So bei.Herrn Th., während Dindorf txd^ J^ü^ter xal xavxu tov 
XB^y.rixozog'} dem Hercules beilegt. .. Die J^ffrm der Frage ist 
aU^r^ings anstössig; aber die Pnterj|^rechi}n^;,^\veiche Herr Th. 



STiä Griechierlic Litteratnr. 

annimmt . ist de«« oron abresrhmarkt . weil Hercnles penie du 
«ari. vas l)Rn>1iii> saren vollic. und Herr Th. irrt sich sehr, wem 
er mt-in: soitliv frosiiro Witze varcE romico admodum famUia" 
rrf. Vs> is; kt-iii Zweifel, dasi^ der ranze Ver* ^om Bacchus pe- 
spriiclifii virrl. I>afur sprirhx auch der nihiffe Fortcanf der 
Txottc m« jm'j^f.c yi «' er ve^gblbi: — \r. 16 sic^hi Btx ov 
Hi'crcyliL für da> haDd^chrifiüche hW or;i;t ^To^^oxüi«. — \*71 
sclireii»; Herr Th. : 

,iiii./.f.'C ei'cn'Bir, fcJryp rn' EXEr?'«' öbI tT SyBiw; 
Mix der Glosse TLvd). weiche iu dem fiir Herrn Botke Tcrgji- 
rhenen cod. Paris^. hinter crv^.'?-. vohin sie anch rehört, steht. 
"Wenn dabei als Bcbür: f Lesitnen rrcry^evtlr und tlvBQ y' exeF- 
^Ei anrerebei: verdeiL so kann Her- denen, die <Betx-cr*f Auscabe 
nicht zur llhiic liaben. versichern, dass Bel-krr Leinen solchen 
nifuisirosen \ er*« haL Er lie^"t £l'a:tp EKt7?'B7' ohne yL "Wer 
ührirens noc): ar tlizc^. y' hih^K^ir Auslo«^ nimmt und dafür tlxig 
i.xh7^ei 7'f oöcr cn'BiT yi ^criaiirt. ninss iu der rrammaiischen 
Li:era:iir venir befiandcn selik. das« er iiichi die Rediimässirl>'eit 
jener Verbind unr tlsBg ;'f. eI ;'F. 'tct -yi und ihre Bedeunin^; 
kcnnL — \&. Ml s/.£l7' r ur^iti^c «chrelbi auch Hot Th.. und 
erklärt xl. r VKuiLokioL Das« es jui'p^a heisscn mu8& Üeri auf 
der Hand. — V&. IdS steht xc\ ixcila m.$jBlr ^ ^tdrouKu 
^ s. WJ darerea ur l kki iLTjtlr i^ iitzin'OULK^ An beiden Stel- 
len ist eacvm rraüimü ^(rrnc I^aher w'iL anch Herr Th. in den 
ftchnli»' senindif p. XXW an beiden StelleL jur^. e.iu.c- sL. ^ /ucZi^i 
1 ffl. T&. fili. Wie aber ni^hlr 7 (ä.c:ivoucu zü dem Sinne instanm 
in muävm komm: . wird nicht resari. — T&. l(l^ «ird dnrgCEp 
efvEKB fiir fr'Ejcc ■ ffcschrieben . vas rerinrere Auctoriiai hau 
Ein MeifiierKtuck der Kritik ist aber folrendes. Herr Th. secsc 
nach KbpiiBpn' ts. H] ein Komma und cn-roi;. or^pffßov- um ccct. 
fnr ToiT nt^ ^pttGoi- fULüu cetL j^vtot boE sich auf o7.6< 0z- E^PiS 
m#^ besieben. ^er Grund der Aenderuiif:: ^um nulirin ncsum 
wiä mr mu (loffisrJkäi die ea^e Schuld \ alimäd dcpraimtum csae 
pittmt&iBm ftet, I>nrch das matte cttpt i-erüert die Rede erat 
Arm Zoannmenfaah ; errpT ist ferner ohne Beziehnn;:. ul kein 
Art waAtcr a ' m i Qusi wvi : die 1 olje liiieriiuuciioL noch ci'tdS 
«rtan <äne CMdürnnr {i,k£ änvBp h'BKC i.t^vi . 7 r 1 t I er / f/, 
'bm.ii»nk ^(^ififiuii^ vnraufw die Herr TL vor aLer. I^iiuren ak 
mut ^dcm ^encitsen -der Cinunmazik iibcrcinsiimmenc iiaciiweifieii 
■mufffie. IVncfti indicsnmicncr hat Herr TL. ine ioireuäcn Tcriie 
f^«- US.! 3C|i7/i0«raiip nulrcnommen . eine \ ariautt« die der Scho- 
«sr^tam. Sbrr13i. mcini nämlich. Bacchw irart au» Furcht 
Aqb WBpOKzsi 'mortem ämHrr7.iruUL mahuh. si quid anridert,^ 
emU^lkstiarT «7 zi^vf fmtif' jwH/n: . keinem wc^k. Ejcrpnsc. Nind'hlo& 

■ndcr'nBt^ WeivMfi:^ Abjtrechei. aui wekchnn man 

Ttomiilt oifTiAar H'.^erKtrnsse nus dem W err rc^er konnte, 

An»9Winii \ initi v«>jj iIiik dicse Uücdi niclu fiicbc:' genug dün- 



Aristoplianis Comoediae, edid. ThSergcb. 2ÖS 

I 

ken, forsche er de locis praerupUs et allis^.quae pitis securüalia 
praeheant et unde seabirruentibus fnoMtris def ender e pos- 
eit facilius, 'Wie kommt er aber selbst llinanf ? Es ist nicht 
Alles komisch , was lächerlich ist , und sehr lacherlich ist aller- 
dings diese Erkundigung des Reisenden nach den Abstürzen. 
Wenn Herr Th. bedacht hätte, dass Bacchus, wie ein verständiger 
Reisende, aus blosser Vorsicht^ nicht aus Feigheit und Furcht, 
nach den £X7po;ral odcSi/ fragt, so würde er auch gegen xpi^Wg 
Nichts einzimenden gehabt haben. Der erste Grund gegen die 
handschriftliche Lesart : Quid verofontes^ quum cauponas esplo* 
rasset? (nach diesen fragt er auch später) ist lächerlich: der 
zweite : at XQ'^vav hac positura , si quid sentio , languet eben 
80 nichtig, wie die Bemerkung, dass Aristophanes Verschiedenar- 
tiges durch einander werfe, irrig ist. Die avanavlai und kxtgo* 
nal sind vorzüglich in der Nähe von Quellen (^i^ vvv firjt* aA- 
Ccodsvg L^ov xQTp/ag Eür.). — Ys. 131 ist slvai, beibehalten. 
Pindorf hat üvxai, nach Seidler* 8 wahrscheinlicher Yermuthung. 
Herr Th. leugnet zwar mit Recht , dass qxSöiv in dem Sinne von 
Befehlen zu nehmen sei , aber wie insiddv q)(oötv ilvac heissen 
könne: simulac dicunt lampadem demitti^ begreift wohl Nie- 
mand ausser ihm. — Ys. 138 wird nSßvööov für aßvöOov ge- 
schrieben. Ein Komma nach ndvv hätte vor dieser imnöthigen 
Aenderung bewahrt. — Ys. 143 p,hxaravt* für pL^xu xavx\ 
eine Schreibart, die zu Inconsequenzen führt. Der Unterschied 
zwischen [iBxa tavxa {formula narrantium , qui ad aliud trans^ 
eunt) und fiBxä xovxo {post transmissionem) kommt, wo anders 
wir Herrn lli. recht verstehen, ganz auf das hinaus , was Reisig 
lehrt, und kann weder für den Singular noch für den Plural ein 
Argument abgeben. — Ys. 169 läv öe p^vga (i* e« ^i} svqo)^ 
!Wofür bei Bind, idv ds prj 'x(o. Herr Th. hat mit Recht die 
Schreibart der Handschriften beibehaltep, nur hätte er sich nicht 
beikommen lassen sollen , seine Gründe gegen ixa auszukramen. 
Denn diese sind lächerlich. Man höre. Erstens würde 6|q er«- 
wartet (kdv de(i7J s^a'i oder wie? und warum?); zweitens fit- 
6^ovv (soll (iiö&ovö&aL heissen, wie auch vorher pLödäöa^ für 
ftiö^cieaö^at steht) oder agyiigi^ov , weil — opx ^x^iv an und 
für sich arm sein heisse !! — vs. 182 hat Herr Th. die IJ^ersonea 
anders vertheilt: xovxl xL Söxi; spricht Xanthias, das l^olgende 
bis vs. 185 Bacchus. Dann musste nach oga ein Komma gesetzt 
werden, weil nun vy xov IloöSiöcS dazu gehört. Ein Grund für 
diese Yeränderung ist nicht angegeben. Freilich findet Herr Th. 
gleich in den ersten Worten des Bacchus Furcht und Angst ausr 
gedrückt , und sieht in der Aufeinanderfolge von XliAVfi nkoiov 
Xctgav eine gradatio lepidissime facta\ um die steigende Angst 
des Gottes auszudrücken, sowie auch in xcel nkoiov *^ xal 
XdgcDv eine oratio ad perturbationem Bacchi signißcundani 
ficta. Das vermag aber Niemand sonst. Bacchus hat gar keine 



254 Griecbiichc Litteratnr. 

Fnrclit vor Cliaron, wie schon ts. ISO und alles Folgende zei^ 
sondern vor dem ^ was ilim nach der L'eberfalirt be/^e^ncn könnte, 
lind hätte er Furcht^ so verräth der Ton der fraglichen Rede im 
Anfang so ^iel Ruhe (rouro 7,iavrj^ v^ ^ia^ avtrj 'tfrlv, Sv 
i'-fQati) nnd im Fortgange Nichts als Verwnndcning, dass wirsie 
dem Xaiithiaff, nicht dem Bacchus^ diesem aber die Frage rovvl 
xl tön in den Mund legen müsstcn. Die Furcht des Bacchus 
mus.s in den Augen des Herrn Th. sehr gross sein^ denn dieser 
kann ^ich nicht genug wundern , dass jener auf Charons Ausruf 
(vs. IS.i sq.) mit iyci antwortet^ statt vor Schrecken in eine Ohn- 
macht zu fallen oder wenigstens sich zu verkriechen. Aber man 
weiss sich zu helfen. Entweder nimmt Bacchus Charons f^orte 
als Frage {Bacchus aut Charcmis verba tTtterpretatus sibi est 
ut interrogantis^ qnis sit nnvigaturus; aber wie konnte er sie 
anders nehmen? oder soll die Angst ihm seinen Verstand gani 
und gar geraubt haben? Rec. weiss nicht, was Herr Th. hat sagen 
wollen), oder er stellt sich muthig^ quamvis eius constanttOy ubi 
videt rem scrio a^iy subito frangulur. (Diess geschieht erst 
vach der Üebcrfahrt.) — Vs. 189 ist lg Kogaytag des Charon und 
oi/rog; dem Bacchus beigelegt, wir glauben, mit Recht. Un- 
recht war es dagegen, vs. Ji)3 

ovxov'v nsoi^QS^BL örJTa Tt]v Xtfivrjv tqsxov; 
für xvaXqi (wolchcs die besten Handschriften haben) zu sdirei- 
ben, aus dem Grunde, weil üvx?.(p tgix^LV einen Kreislauf be- 
zeichne , der hier nicht Statt finden könne. Rec. meint ,' man 
brauche nv'/J.q) Ttegitgex^tv nicht so streng zu nehmen; wo nicht, 
KO lässt «ich clier ein i^clierz Charon's hier linden, als dem Dich- 
ter eine so elende Tautologie, wie TteQLtgex^LV rgexovxa enthalt, 
aufbürden. W ic unpassend damit oYöUg tgexcDv — ixKakzt rgi- 
Xtov Tcrglichon wira,lench(et ein. Eher hStte Herr Th. nnt 
Bothe xaTaßoi]60[iai' ß)ic5v ob — xataxsxgd^o(iaL 6s xgtx^ov ^ 
ixcpvyslv cpBvyovrA aiiführen können, obgleich auch liier die 
Verschiedenheit Nieniandem entgehen kann. — Vs. 197 steht 
noch das handschriftliche tX tig stcltcIbI^ ohne dass es erklärt 
tvird. - Vs. 207 (fiUij) ßatgdx(ov^ xvxvcav, d'avfiaatd mit der 
Krklarimg: ra?i(fe^ qu$e cycnorum instar vel his mirabilius (?) 
cammt ! die beidtfn Komma mnssten gestrichen werden. Bir- 
r^ä^Ot itvxvot siiid ßazgocxoAVKvoi, ^ Froschschwune ^ fFasser^ 
nachtigalien. — Bei dem Chorgcsangc vs. 209 erklärt Herr Th., 
dass er sich lediglich an den Scholiasten halten werde: is eriim^ 
ut solet, Vßtsus singillos eorumque pedes diligenter significavit» 
In r.ecentiorüm ihventts certe fiön plus numeri et 
con&innitatis ob ser'vare potui. ' Aber diesen Scholia- 
Bten hat Herr Th. nicht einmal ihimei^ Terstanden. Ein Beispiel 
ciebt die Bemerkung, zu vs. 211. Der Schol. sagt: li(ivaTa 
ocgTfväv rsTcvc^ Xip^vcjv xalTcgrjväv otpalkav elnelvy öüvag 
tlntv 'AtZMäs* iÜi^CnBL öi 6 tcuI, W Ü tiflväv aal Hgrjväv 



Aristopbanis Comöeiliae, edld. Thieracb, 255 

tkuvct, 9cal yccQ iv XQi^vais ytvovtat xal svgldxov^ 
rat ßdzQa%oi. Darau» schliesst Herr Th., der Sclioliast habe 
li[ivc5v^ xgriviSv rsTCva gelesen und führt diese Variante auch 
in der Tar. lect. auf; dafür spricht ihm selbst das Metrum, Mas 
der Scholiast angiebt, wornach der Yers ein xoQia^ßixov dffjLB-- 
rgov Tcazalrjxxtuov tjtol 8q)&7jfAi[iSQlg ist! Es gehört einige 
arithmetische Fertigkeit dazu , um auszurechnen , dass Xifivcjv^ 
TcgrjvcSv tixva keine 3i ^igij enthält, imd auch einige Besonnen- 
heit, um zu bedenken, dass, da fijr den folgenden Vers {^yvccvkov 
v^vcov ßodv) dasselbe Metrum angegeben wird, auch dieser beim 
Scliol. anders gelautet haben foiüsste. Der Irrthum des Scholia- 
8ten {Xiiivalaf Ugijväv r^xvo; stehe für hiivala Kai xgrjvala r. 
oder h^vcjv xal ngr^vciv r.) War leicht zu begreifen und «u er- 
klären. Abier trotz dieser An)i*an^iichkeit an den Scholiasten und 
dieser Verachtung der n^ierii Metriker hat doch Hetr Th. vs. 213 
ohne Weiteres 

q)^£y^cifiE%^^ Bvyi]gvv, äiiav aoiddv 
fiir das handschdftllche Ifcai/, nnd vs. 219 

XcigU xav* d(i6v ts(iBvog kacav ox^og 
für ifiov geschrieben (quum igiiur alias quoque^ utAesch, cett., 
i^iog et dfiog confundi vidissem^ non illinc dubitavi huic loco 
mederi)^ ohne auch nur zu fragen, ob dyiog (vielleicht ditog 
noster) mit kurzer peuultima imd bei Aristophanes erlaubt sei, 
oder bei der Annahme trochaischer Messung sich über das Me- 
trum des Verses zu erklaren. Grund zur Aendemng war ihm 
die tlärte, welche in der Verbindung des Plurals q)^hyl^(ayLB%a 
mit dem singul'arischen liiog liege. Wir finden diese nicht Vs. 
211—219 singt der Kogvtpaiog^ was Herr Th. anerkennt, der in 
diesem Vorsinger eine Art Froschkönig erblickt, denn anders 
kömien wir ims die Worte: unatn ranarüm praecinisse^ quae 
Physig nado (sie) Batrachom. Vi, adsimilata ( ? ) «e rana» 
Tum ducem profiMetur nach angestellter Vergleichung der citir- 
ten Stelle nicht deuten. Dicf Auffo/rderung dieses Koryphäen: 
^vvavXov vjivav ßoäv g)^£yi;f6(i'B^a (i. e. singt mit mir) 
lässt die AppWition svytjgvv iiiäv SötSdv ohne Härte zu« Doch 
äuct ohne diese Erklärung ist ipd'B')>^äne%'a B^av doidav weniger 
äuffallefiid, als' das in Pro^a hänfige &oxovfLh fioi^ oder/als ^'|o- 
fLBV — ßorj^övöa undAehnliches, tvofür sich Beispiele bei £/m«/ej^ 
zu Eurip. Med. 552 und bei Pörsofi 2ur Hec. p.,. XL ed. Lips» 
finden. Jedoch — diess ginz utitet uns — es ist Heifrn Th. Jüit 
jener angeblichen Verbesserung selKst nicht rechte'r Ernst ge\t6- 
sen. Dies? schliessen wir. aus der Bemerkung zu vs. 3S2 : inge^ 
^ibsdm Bentleß conjectiirühi' r* i[idv recepi^sem^nisime religio 
criticö servanda prohibuisset (diese religio ist zwar i^oüst nicht 
weit Ker^ hierv^ür sie aber gani: an ihrem Platze, da jipne Cpn- 
jectur in der That abgeschmackt 'ist) ; sodann i)ersii 2t% üdiuvar 
tur^ quo Chorus cantum pariler dixit i^idv döidäi/ll'So whr4^ 



25ß Griecliische Litterator. 

jener er^^ten Coiijectiir stillsclnvei^eud das Todesurtheil roUzo- 
gen, und das \on Rechtswegen. Oder sollte es blos YergessUch- 
keit Hein 'f Auch darüber wiirden wir uns nicht wundem. Fuhrt 
doch Herr 'i'h. in der kritischen Note zur Empfehlung jener Con- 
jcctur ISeiitlcy^H an, dass 8ie — insuetum locutionis Tifii} 
unufn removet^ und bemerkt unten bei der Erklärung: fpilo^ 
naiyiiCüv ri^d sallatio ludicra in honorem dei^ quae ipsa riiid 
dicitur non insuela notionum tr alationc! Nach dem 
Asyndeton , welches durch jene Conjectur beseitigt werden solii 
haben wir uns vergeblich umgesehen. Uebrigens war leicht 
ehizusehen, dass rcfia durch das regierende Yerbum ^gaösl d* 
iyxaraxQ ovav nodi sowie durch seine enge Yerbindang 
mit q>iXonalyiiciv das Ungewöhnliche verliert Wir schliessen 
diess Capitei über die Kritik des Herrn 'fh. mit Bemerkiuigen 
über eine Stelle, bei der sich zugleich die Geschmacklosigkeit des 
Eiklärers auf eine auffallende Weise kund giebt. Vs. 250 näm« 
lieh und vs. 200 hat Herr Th. auf eine fast widersinnige Weise 
dem Baccluis zugetheilt, und die ganze Stelle durch eine überaoa 
fade Krkläriuig unnöthiger Weise in das Gemeine herabgezogen. 
Die Prophezeiung des Vs. 238 {x^ ngcoTCtog liUi naXai, x^' 
avxix* iyKvii)aq Iqh /3p€X€X£| xoag xoag), meint er, treffe jetzt 
ein , ipseque Bacchus quasi altera vox ngcJTCtov coasantem co^ 
mitatur. Daher xovxi nag' vp.äv kafißavtö hoc a vobis habeo 
8. didici. Darauf bezieht er auch vs. 254 iXavveyif $1 dLa^ga- 
yijöOfiaL: de me muUo crudelius agetur, si remis ando disrum- 
par. Hoc enini futurum esse opinatur^ si ngmHtog eins (snos) 
prohibealur coaxare. Eben darauf bezieht er vs. 261 tovtfp 
yag ov vix^Csts. Dicit %mm haec^ postquam ipse coasamt 
vehementius^ quam antea. Dazu kommt, dass die Frosche den 
Gott missverstehen sollen. Diese glauben, Bacchus drohe mt 
den Worten rovrl nag' VfitSv ka(ißav(o: hoc vobis ego eripiß 
(was denselben als unverständigen Bestien, die kein Griechisch 
gelernt haben, zu verzeihen ist) , und klagen {queruntur) , dass 
CS dann um sie geschehen sei {tum de nobis actum est^ so erklärt 
Herr Th. deiva y' aga oder vielmehr dsivd raga neiöofisö^a). 
Wir brauchen kein Wort zur Würdigung dieser Erklärung hinza- 
zufügen. Die Stelle ist allerdings schwierig, und Rec. weiss 
noch keine bessere Erklärung, als die JBothe'sch^i rovzl noQ* 
v^fov kaiißttvcü ; soll ich das von Euch hinnehmen — mir ge^ 
fallen lassen ? worin eine indirecte Drohung liegt Hierzu passt 
einiger Massen die Antwort der Frösche: d£tt/a taga nBi66(iB69u 
sc. £^ 6iyrj66fiB%a öov Svexa^ das wäre doch arg^ wenn cett. 

Wir kommen zur Erklärung^ und wollen ebenfalls aus den 
ersten 300 Versen das, was uns am meisten aufgefallen ist, vor- 
legen. Der Leser wird hierdurch am besten in den Stand gesetzt 
•ich ein bestiipmtes Urtheil über, diesen Theil der vorliegenden 
Ausgabe zu bilden, und dem Rec. wird eine unangenehme Noth-* 



_ Aridiopbanii Comoedlae, edid. Thiersch. 2S7 

wendigkeit erspart. Von Grammatischem nur Weilig;es: ts« 5 
/iiiyd' etsgov döxslov xi; Herr Th. erklärt xal (pvXaKtiov^ onag 
äv fit] etagov dözBiov xi qiQttirizol fiOL,^ Ob iirjöi {auch nicht) 
oder was sonst zu dem unbe^eiilichen Irrthnme Terleitet habe, 
weiss Reo. nicht« Jeder Schüler weiss aber, dass hier Nichts 
welter als s'inG) aus ts. 1 hinzuzudenken ist. — Ys. 9 (iijd* öx$ -^ 
anoTtagdTjöofiai' niim et vetaSy ut — nepedam quidem^ und da-« 
bei spricht er über den häufigen Gebrauch von ovx oxi und fii^ 
ort {geschweige da98) und citirt Aristides^ lliuc. und Xenophon. 
Ob wohl H8rr Th. gewusst hat , was er will ? Rec« hat sich die 
grösste Mühe gegeben ihm nachzuconstruiren , aber umsonst. 
Auch hier lehrte eine massige Kenntniss der Grammatik und eine 
oberflächliche Berücksichtigung des Sinnes sfjro zu fii^de suppli- 
ren. Die absurde Erklärung des Scholiasten: /ki) ovxta noiiqOaiiii^ 
Tialxoi äx^og xo0ovxov g^ipov, erklärt sich Herr Th* also: noli 
iimere, ne cacaturiam , st me^ onere non Uberatum , auditeria 
pedentemj imd applaudirt diesem Unsinn mit einem haud male, — 
TS. 21 sqq. locatur Bacchus in servum, quod qUeratur se onere 
premi^ cum tarnen asino vehmtur,, dum dominus incedat pedibus4 
Quasi hoc onus levare possit. Unbegreiflich« Es scheint, 
als könnte der Scherz beim besten Willen nicht verkannt wer-^ 
den. Die Bemerkung bei xovxov d' o;|[car: scilicet equitandi im^ 
perilum in asinum subiecil et equilem titubantem sustentavit^ 
soll wahrscheinlich nur oxä erklären $ zu welchem Zwecke wird 
aber dann die absurde Bemerkung des SchoL {voüxai dk ti xal 
CilöxQOVy dvxl tov imßttlva dvtov) mitgetheilt ? Eine ähnliche 
Yerkennung der Bedeutung , welche den Scherzen des Dichter» 
zu Gnmde liegt, haben wir an nicht wenigen Stellen bemerkt« 
Gleich zum ersten Vers bemerkt Herr Th., dass die äussere Er^ 
echeinung des Xanthias nicht blos ein Schwank sei zur Ergötzung 
der Zuschauer (non solum risus gratia eam finxit^ sondern auch 
nach V. IS zur Verspottung gewisser Komiker {ut comicos quos-^ 
dam in risum vocaret) dienet.* quasi dicere voluerit: „a/fi 
servos introducunt sub oneribus magnis gemen-* 
ies^ at ego sertum onere gravatum in asino col* 
loco? Nihilominus vero premitur* Wer erkennt nun den Spott? 
Herr Th. am wenigsten. Diess zeigt attch sein Stillschweigen bei 
V. 12 sqq., welche Aufschlusa geben mussten« Die artige An- 
wendung des Euripideischen ^fj xov ifiov otHSt vovv in ts. 105« 
(das Folgende Ix^tg yäg olxlav ist nicht aus Euripides und musste 
deshalb nicht gesperrt gedruckt werden) hat Herr Th. eben- 
falls nicht verstanden : noli mentem meam regere^ tibiipsi do^ 
mus est^ h. e. tibiipsi mens est^ quae rectore egetü Bei Bolhe 
konnte Herr Th. daü Richtige finden. Der Scherz ist veranlasst 
durch dq xal 6o\ doxeu jdnnvüv jib didaOHB enthalt keine 
Auffordenmg, das Gespräch abzubrechen (ad alia nos vertamus)^ 
eondern. blos die Erklärung , dass Hercules Nichts von der Sach« 

N. Joftr». r. Fhü. «. Aed. od. KrÜ. BUih Md. J3X. BJU S. 17 



258 Griechische Litteratar, 

verstehe« Tr vs. 151 ^ Mogdlfiov rtg g^div i^eygi^ccto er* 
keunt zwar Herr Tli. eine ücerba cavUlatio , aber die Bemer- 
kung: (fUQSt, qul ex eins iragoediis aliquid transscriheret ^ de 
eo cnidelius ( ? ) ageretur^ quam de periuris , zeigt von unrich- 
tiß:er Auffassung des Spottes. In dem, was ys. 151 sqq. von dem 
Leben der Mysten gesagt wird, können wir wenigstens die vulga- 
ris opinionis caviUatio severa nicht entdecken. Ucberhaupt 
sieht Herr Th. oft mehr, als die bisherigen Erklärer, und feiert 
deswegen seinen Triumph. Wenn er nur immer richtig: sähe. 
Bei vs. 41. 

lesen wir: ratio iocandi ^rislophani famüiaris admodumj 
quam interpretes non perceperunL Das wäre! Die Erklärung: 
sane (timuit) , ne insanirea , ist uralt , und wenn die neuern Er-* 
kiärer niclit angemerkt haben, dass iitj fitcivoio ye doppelsinnig; 
sei (&C2 nicht unklug) , so haben sie daran sehr wohl getluin ^ da 
nacii IUI] /IIa kein Doppelsinn mehr möglich ist. Dass aber Herr 
Th. nach dem vielversprechenden Vorwort die Sache doch nicht 
erklärt, sondern weiter Nichts als -eine ganz imähnliche Stelle 
(Plut. (180) und das Scholion beibringt, ist auch komisch. Auf 
ahnliche Weise macht sich die Note zu vs. 131 olme Grund breit : 
locum huius loci interpretes parum assecuti.sunt. Sumpta. est 
locutioy id quod omnes viderunt^ a cursu lampadico» — Quod 
de moribus illius certaminis pauca tantum scimitSj non adea 
dolendum est, locus non alte petendus vertilur in transversa 
(?) significatione verbi slvai. Sensus erit: Inde {es turri ista), 
observa lampadis demissionem et simulac spectatores dicuni 
lampadem demitti tum demitte tu etiam ipsum te^ h, e. deüce te 
ex turri. Qua re nihil e longinquo petendum. Als ob dieser 
Scherz je verkannt worden wäre! In vs. 305 hat abermals Niemand 
den Witz finden wollen : Porro netime; Empusa fugit et ex 
undis Video feiern prodeuntem, Mrgonaius est ridiculus 
mu8. Ja wohl, ja wohl! In vs. 308 681 ob delöag VTcegsTtv^Qlaöi 
liov findet Herr Th. eine artige {lepide) Verwechslung von Öslöag 
ciXQ^^^i^ u^d a2(f;|rvt/0£t^ vnBQSTtv^glaös. Der Scherz besteht 
darin, dass Bacchus die llöthe, welche eine Folge der Trinklust 
seines Priesters war, auf Rechnung der Furcht setzt, die dieser 
für ihn während der Gefahr empfunden: dieser da ist aus Furcht 
für mich über und über roth geworden. So ist es allerdings auch 
ein (Sx^iia TCag* vnovovav^ aber welches komischen Efiföct hat. 
Doch genug davon. Vs. 18 giebt uns Gelegenheit, eine andere 
Seite des Commentars zu besprechen. Herr Th. glaubt nämlich 
dem Scholiasten, dass in den Worten 

oxav XV rovrcov tav (Soq)L6[i(itav IlScx, 
nXelv ^ *viavT<p ngsößvtagog anigxo^P'Ciim 
eine Nachahmung des homerischen al^lju ycig iv xäxottitt ßpoTol 
itarayfigaCitovöiv und Iv dfifp fiqQa't Q'ijxi liege. Herr Thierscb 

. ■ r ■ • , . ,« 



Ari^tophahiä Comoediae , edid. Thicrscli, 250 

spürt dann solchen Imitationen weiter nach, und ist äusserst 
gliickiich auf dieser Jagd. Wir haben uns aus den ersten 700 
Versen folgende notirt, welche wir hier zum Besten geben wol- 
len. \s.^\. Tcat* ^yoy^ i^rjyQOfifjv, Diese sprnchwörtliche Re- 
densart hat ihren Ursprung im Homer, welcher von den Schläfern, 
wenn sie aufwachen, sagt: sie wachen auf. Das ist zu lesen 
Seite 21, b. — Vs. 62. öl' alviy(iav igco ist locutio Aeschylea. 
Ganz natürlich , denn bei Acschylus findet sich alvLyfiatct iiinkS- 
^ziVy s^ alvtyjiazcaVy iv alviyßolqy im d -wer weiss was sonst 
noch. — Vs. 116 redet Herkules den Bacchus x«ra iilftrjöhv 
JCiQürjg an: cä 0;(j^rAi6. Bei vs. 286 sqq., wo Bacchus den Xan- 
thias Torangchen und folgen heisst, jenachdem er das Geräusch, 
welches ihn ängstigt, vor sich oder im Rücken zu haben glaubt, 
soll der Dichter vielleicht an Diomedes Worte bei Homer II. jc', 
222 gedacht haben. Vs. 533 spielt Xanthias den Achilles (Iliad. 
iZy 240). Vs. 537. noXkä ytBQLTcsnksvxotog spielt Arist. auf den 
Anfang der Odyssee an {alludit). Vs. 646. avtoq deavzov al- 
Tic5, quasi animo poetae obversatum sit illud Homeri Od. a , 32 ! 
Doch auch hiervon genug. 

Zu vs. 35 wird über Fb^^* Meinung, dass Bacchus auf seinem 
Weg in die Unterwelt beim Herkules in Melite, nicht in Theben 
öder Korinth, einkehre, wofür auch oi^xMeAtri/gfia^rt^'tofg spricht. 
Folgendes, bemerkt, harum rerum nullum vestigium in hat fo' 
hula; postquam cum Hercule viatores aliguod tempus confatu- 
lati sünt^ mortuo nescio quo adscito ad Aokerusiam 
aquatn perveniunt (man sollte meinen, Herr Th. habe ,^ ris er 
die vom Rec. hervorgehobenen Worte schrieb ,' das Stück hödi 
nicht gelesen). Ergo mutatio scenae subita^ quam in prima 
fabula Tirynlhe, ubi et unde quidquid ad Herculefn spectat^ 
fuisse rectius vidit Thomas M. Das nenne ich einen bündigen 
Schluss und eine schlagende Widerlegung. — Das Possirlichste, 
was Rec. je in einem Commentar gelesen hat, findet sich in den 
Bemerkungen zu vs.46 sqq. Zuerst will Herr Th. nicht entschei- 
den (jion diserim), ob die Kothurne, welche Bacchus i^nhat, 
denen ähnlich seien, welche Alcmäon bei Herodot (VI, 145) an- 
zieht (xo^oQvovg rovg svqiöxs BVQvtdtovg iovtag vnodrjodfiB-' 
vog,, um in Krösus Schatzkammer so viel Gold als möglich ein^ 
zusacken) ; aber totum Bacchum Alcmaeoni Uli similemfutssey 
ex eo elucet^ quod^ quaeHerod. de Jllcmaeone refert : oeavvl 
da Tsoj ohcog juaAAov ^ dv^gciitc)^ commode ad Baccki per*- 
sonam , qua hie conspicitur , transferri px>ssunti, Man begreift 
nicht, wie ein vernünftiger Mann auf so tolle Gedanken kommen 
kann. Es geht aber so fort. • Bei deta obscönen intßfxtevov 
Kktid^evEi nimmt Hr. Th. wieder eine sehr weiseMienp an {varfe 
in his argutantur. Poetam intelligere cupienti opus est , ut 
ultra versus proximos prospiciat)^ und belehrt lyis^ "diese Er- 
wähnung des CinättfenKleisthenes bilde eiäieä geschickten^^tetier- 



260 Griecliische Litteratar. 

ghtig auf den eigentliclien Zweck der Reise , auf das Verlangen 
nach Eiiripides, einem ähnlichen Menschen, Zugleich enthal- 
ten diese Worte einen doppellen Spott : duples cavillatio , qua 
Clisthenes priino loco pro nomine navis^ deinde pro homine 
cinaedo accipilur,^ illud^ ut proelii navalis fieri possit comme^ 
moralio , hoc , ut ad rem transilio. Man muss gestehen , Herr 
Th. distinguirt sehr scharf. Indess — die Benennung des Schif- 
fes nach KleistlieafBS^ gleich viel ob fingirt oder nicht, ist nur 
insofern höhnend, als kxsßdisvov KXHö^ivBi eine obscöne Ne- 
benbedeutung hat. Was Herr Th. von einem Uebergange {aheltf 
bedarf keiner Widerlegung. Die Behauptung des Scholiasten, 
dass Kleisthenes vor Kurzem Feldherr gewesen sei , und gesiegt 
habe, schehit dem Hrn. Herausgeber deshalb aus der Luft ge- 
griffen zu sein , weil Xenophon Kleisthenes nicht mit unter den 
Feldherren zur Zeit der Schlacht bei den Arginusen aufführt 
(^qui ante pugnam ad Arginusaa commissam et post fuerunt sc 
duccs). Nichts dei^to weniger erklärt Herr Th. gleich in der 
folgenden IZeile , hier sei gar nicht au die Schlacht bei den Argi- 
nusen zu denken. Fragt man nach dem Grunde , der Hrn. Th. 
bestimmt hat, unsre Stelle auf eine andere Schlacht, nämlich 
auf die unter Antiochus gegen Lysander (vor Ephesus) zu be- 
ziehen^ 80 erschrickt man fast, wenn man lies't, dass in der 
Schlacht bei den Arginusen die Athener 25 , die Peloponnesier 
G9 Schiffe , in der Schlacht bei Ephesos aber die Athener nur 
15 Schiffe verloren haben. Weil also Bacchus mit seinem Xan- 
thias 12 oder 13 feindliche Schiffe in den Grund gebohrt haben 
will, und diese Angabe der Zahl der bei Ephesos verlornen athe- 
nischen Schiffe ziemlich nahe kommt — das ist der Grund! ! x^' 
^yoy' e^rjyQOiirjv. — Vs. 58. (i^ üK^zth ik ddeXq/' ov yaQ 
dkl' ^x(o Koxag, Hier billigt Hr. Th. zuerst die Meinung des 
,Schol. , dass ov yaQ dkka für xal ydg stehe und dXkd — xa^ 
gikKSt 'AttiHog, .Efgo^ enimvero. Andere Schollen nehmen 
eine Ellipse an {pv yäg tovro iörtv, ov ydg zovvov STCi&viiOf 
o kiysLg^ dkkd KajccSg H^9 bekanntlich die einzig mögliche Er- 
kUinmg):. ^ed haeo sunt superflua, Si quid ellipseos huic fof" 
mulae subest^ repetendum id es obtestandi formula (id ^fa. 
Sic Noster Lys. 55* ov ydg (id z/t' dkk' cett. et infra Ran, 
192. p,d xov zli ovydg dkk' cett. ZumSchluss wird noch ein 
Unterschied zwischen |xa xov /IV ov ydg dkkd {immo vero) und ' 
dem schwächern ov ydg fid ^/' dkkd (enimvero) aufgetischt 
Aus welchem Jahrhundert ist wohl diese Grammatik? — Vs.73. 
Nachdem das Mährchen von lophon's Klage alles Ernstes erzählt 
worden ist, fährt Herr Th. fort: Ulcungue fuit^ quod lophon 
ipse cum patre certare ausus est^ illo invito eum fecisse opi^ 
nor, Hinc eliam factum est , ut quas post mortem patris /<^ 
pkon fabulfis fortasse docuit meliores^ Sophoclis esse multi 
opmatentvur. Das verstehe Seiner ! j3q viel Rec errathen kamii 



Ärigtaphanii Comioedlae, edi!l. Thiencb, MI 

wollte Herr Th« sagen, lophon sei wldef* seteeü -Vaters Wunsch 
lind Willen als dramatischer Dichter aufgetreten (hi^e mit seinem 
Vater gewetteifert, denn von einem eigentlichen Wettstreit iwi- 
sehen Vater and Sohn weiss Rec. nichts), daher habe man u. s. w. 
Aber wie diesä eine Folge von Jeneiir sein soll, begreift Reo. 
nicht. Woher überhaupt die ganze abentheuerliche opinio? 
Unsre Stelle sa^ fast ausdriickllch das Gegentheil , nämlich dass 
nach der Meinung der Leute Sophokles seinem Sohn bei dessen 
dramatischen Versuchen half, also sein Auftreten billigte und 
begünstigte. ^ — Vs. TOerklfirt Herr Th. 'lotptßvt' dxoXaßiov 
{es) lophonte arcessüo und verbindet amov (aovov mit xadm- 
vlöa. Beides ist falsch. Die Constniction ist: nglv y' äv*Io- 
g>wvt cr^ anokaß&v ctvrop fiivov {ihn bei Seite allein vorneh- 
mend), xcadoivlötOj o, u ävsv £o^. xoteu Auch vs^Sl wird 
ganz falsch erklärt: 

xav ^vvajtoig&vm Sbvq^ iat^Eigi^ffui fioi* 
Euripidem {etiamsi eum abducere nolU , tarnen) secum es orco 
esse atffugüurum ; sodann Euripidem faeit importunum et tno- 
lest um y quippe qui ne invitatus quidem secuturus sit. Davon, 
ist kein Wort wahr und kann es auch der Sache nach nicht sein. ' 
Der Irrthum kommt aus dem missverstandenen xav , welches mit • 
inixsiQTjöeu zu verbinden ist: ,, ausserdem wird Euripides, da er 
schlau und imt ernehmend ist, auch bereit sein die Flucht mit mir • 
zu wagen, während Sophokles dort, wie hier, zufrieden isl^^ 
{nullibi molestus^ nee alii& nee sibi displicet!) — Vs. SS«* 
aytoXmmv fi' c?Äo/%€Tai Versteht Herr Th. erst vom Tode (natn 
multisille bonis flebilis occidit), dann wiederum vom blossen Weg- 
gange aus Athen! dann: xo^Bivog volg (pUoig inteiL j^akBnolg^ 
quippe parasitis!?^ Vs. 85. nol y^g 6 fkij^cov (seil, dnol^raify 
soll der Nominativ für den Vecutiv stehen. — V. 91. Evoml-- 
dov nktlv ij -^ ötadiG) Xaklörsga. Der Querstrich soll daBitmg* 
vnovotav bezeichnen. Herr Th. erklärt: als ein Jahrmarkt ge* 
räüschvoUer ^ nicht: um eine Meile geschwätziger^ wld dabei 
soll doch der Dativ richtig sein und 6tidhOV sowohl ak Längen-*- 
mass als in der Bedeutung Rennbahn genommen werden. Dazu 
gehört etwas schwarze Kunst. Mit dem Werte tftädiov verbin« 
det der Grieche, so viel Rec. weiss, den Begriff des Geräusch-« 
vollen nicht. Stmöltp kuXlfftsg« kann nichts Anderes heissen, • 
als: um ein Stadium geschwätziger ^ und ist derselbe scherz- 
hafte Vergleich, wie in Alexis^ xgBktcav i^^sgag Sgopm^ — 
Vs. 92. CxoiAvkpatcc adhibetur et in amoribus pro vnoHogtüfri^ 
xcSg g>kvagBlv^ quod sattem hic^ ut a rebus tragicis aUenum^ 
castigatur. Also kosendes Liebesgesehwätz, ^ie-xiXhÖovmv fiov- 
0Bla l Dass das -Letzte aus Buripides ist , durfte nicht übersehen 
werden; die lange Note über %tXi86v2g wird zum Theil wörtlich 
wiederholt zu vs. fi94. — Vs. 94. & (pgovöa ^äööov wird erst 
falsch {^ui prae gaudio quasi non apud se sunt)^ und dann 



26S Griechitche Liiteratar. 

dchtig erklart (dem Leser wird die Wahl gfelas^en); dage«^en 
TtQOCovQjjöavza erst richtig , und dann (p. XXXV.) falsch. — 
Ys. 15^ wird der Athener Cinesias^ den Aristophanes meint, mit 
dem Thebßner verwechselt. — Vs. 159 wird ayoiv iLv^tr^gia 
mit Eustath. erklärt durdi unidv slg xr^v tov iivötriQlov aogztjv^ 
od mysteria profecturuB, Ob das Griechisch sei, kümmert Herrn 
Th. wenig. — Vs. lCi8. 56ziq in\ tovt* SgxBtai: qui hoc nego- 
tium in 86 suscipiaL Das mtisste wenigstens hkevOBtai lieissen. 
Der Sinn dieser Worte i9t kein anderer , als der von Welcher an- 
gegebene. Lustig ist die Erklärung von vs. 174. vxdyed'' vfislg 
TTJq 65ov. ^TitiyBiv soll in der Bedeutung von avaxGiQÜv vor- 
züglich, von Tragenden oder Ziehenden gebraucht werden . und 
eigentlich (durch eine Ellipse von uvxQv)'€iich unteres Joch atel- 
len beissen: vos fereirum reoipile vipmr pßrfecturi. Was heisst 
es denn nun? Die Bedeutung von ai/€r;|rct>p£ri/ :kann es nicht ha- 
ben, weil, wie. schon vpLeZg zeigte . die'frsger, nicht Bacchus 
und Xanthias gemeint siijid; ferelrum f:ecipite auch nicht, weil 
es diese Bedeutung nicht liat, und überdiess auch x^g oöov da- 
gegen ist. — Vs. 181. aoTt nagaßakoü» Was hier über coojc 
bemerkt wird, dass es ein Ausruf bQim Anlegen und beim Ab^ 
8t08sen sei, ist riditig, nur begreifen wir nicht, wie Herr Th.- 
dazu gekommen ist, Charon sich an dem jenseitigen Ufer des 
See*s zu denken 9 und nagaßakov \om Abatossen zu. verstehen: 
impeÜe navem ^ ut procedat. Diese Bedeutung hat nagaßaXh^ 
C^jctt nicht, was vs. 2(i8, worauf sich« Herr Th. beruft, am we- 
nigsten verkannt werden konnte. Equit» 759. xovg dsicpZvas 
psxscDgl^ov xccl xfjv äxazov Jiagaßdkkov ist die Brjinck'sche 
Erklärung, welche Herr Th« wiederliolt, schon deswegen falsch, 
weil ein Kriegsschiif (vavg dBkq)ivo(p6gog) keine aaaxog sein 
kann. Die Uebersetzung appelle lembum kommt dem Wahren 
schon näher : leg das Boot an oder bei , d. i. halt es in Bereit- 
schaft. Wahrscheinlich war es der Imper. xagaßaXov y der 
Herrn Th. zu seiner Annahme verleitete. Freilich ist Niemand, 
da, den Charon mit diesem Worte anreden könnte, da wir nicht 
annehmen dürfen, dass er einen Ruderknecht bei sich gehabt 
habe ; aber dass Charon sich selbst mit diesem Worte anrede, ist 
weder etwas Auffallendes noch etwas Komisches, und ist schon 
von Andern bemerkt. — Vs. 191 bietet ein merkwürdiges Bei- 
spiel von der luterpretationskunst des Herrn Herausgebers : 

dovXov ovx aya^ 
$1 pi] vivavp&xrixB xijv nagl xcov xgecov. 
Hier sei gar keine Schwierigkeit : nisi pugnae navali interfuil et 
eo stbi libertatenk paravit. — Dicuntur servi pugnasse^ ut sui 
corporis domini evaderent. Ob aber ntgl x^v xgscjv für nsgl 
x(Sv öGipdxcov stehen; ob diess den angegebenen Sinn haben 
könne, was wir geradezu leugnen ; ob es wahrscheinlich sei, dass 
Aristophanes gerade dleas denAbeutheuern zum Vorwurf gemacht 



Aristophanis Comoefliae^ edid. Tlüen^ch, 

Fiabe (denn einen Tadel spricht er aus, venn er sagt^ die Schlachl 
bei den Argiuuscn habe der Freilassung^ von Sklaven gegolten)^ 
diess Alles beunruhiget Herrn lli. nicht , der sich nicht einmal, 
wie Bothe, bemüht, ein Beispiel für die Verwechslung von öafu* 
und Kgiag aufzufinden. Freilich , wenn es keine passenderen 
giebt, als Aristophi Eqq. 457, wo Agorakritos a ysvvixoizaiov 
xgiag (o wackeres Stück Fleisch) angeredet wird, dann war es 
besser , lieber ^nz zu scli weisen. Herr Th. Iiilft sich aber auf 
eine andere Weise« Arlstophanes soll xohiov , nicht ötofiai[fiiv^ 
gesa^ haben, theils nt sonaret nag^ VTrovoiav (diess that es 
gewiss !) , theils — weil die Sklaven gern Fleisch assen ! Einen 
dritten eben so triftigen Grund hätte das Metrum abgegeben. Wer 
sich nun so weit durch die Anmerkung hindurchgearbeitet hat und 
am Ende zu sein, glaubt und sich freut nicht mehr za wissen alsi 
vorher, der irrt sich gar sehr. Docta Palmerii üklerpretatiOj 
fahrt Herr Th. fort, montem pugnae loco vicimim Crepnis no- 
mine indicari haud inepta quamvis sit^ neque tarnen in eo 
totum vertitur. — hie quoque obscura quaedam loci signifi- 
catio latere polest. Die Coniectar.Pa///ier's ist wohlfoilen Kaufs 
zu dem Ehrentitel gekommen; sie ist geradezu iuept, . und wenn 
Herr Th« Etwas davon zur Erklärung unserer Stelle. benuta^en zu 
können meint, so beweist diess nur, dass er nie recht ^veiss, was 
er eigentlich will. Diess zeigt auch <]as Folgende, was von der 
Variante ntQi ttav vaytgcjv gesagt wird: non adeo et inanis^ ut 
quibusdam videtur* Denn was will er hiermit sa^en ? ÜBgX tav 
vBxgcjv ist ein Glossem, was höchstens Zeigen kann, wiel man 
die Stelle erklärt hat , vielleicht auch wi^ sie zu ericlären ist; — '- 
Vs. 202 glaubt Herr Th. ov p'^ ip^äi^Big Sxcxv reilfilSrt za 
haben, wenn er bemerkt, ^;^ci.8ei iaaolchien: Redeweisen JninnH 
sitlv: in statu esse, affectum e^a . -rr. V& 20^ (audikt vs.06&.)^ 
drückt xaxa, xal, ilzu Verwunderung mts» yeraltetiM)octirin ! 
— > Ys. 207. xataxeXBv^dii, Charon giebt'das Zisicbent nidit für 
die Frösche, sondern für Bacchus {(66ic ox , don in)* '-^t- Nach- 
dem BiBtcchus übergefahren ist, ruft er Xanthiasitva: 270, . der 
aeüie Gegenwart durch den Ausrnf läv (i.' e..h(Bdav Mr'^biK idh) 
zu erkennen giebt. Herr <Th. weiss luibfat , ob< «r' diesig fwelto«» 
Freudenruf oder für einen Klageruf erklären dolL* >E» -ist-lccin« 
von beiden. Die ICrklärung vmL.fi8..272 xliöti tAifkav^öt^ 
Bacchus loca^ m quihus Xanthias est.vel fitit^ :« suo^dm si* 
gnificat (sie). Ergo: quid n^ vi ist in c^ ist ^undfälsch. 
Tai;räi;&onst Vier Ort, wo sie» beiäC' stehen. DaflB ^. 291 «rov 
'ori; <p£p' 1%^ avtriv Xa lediglicfa Ausdruck der libido ist, waf 
kaum zu verkennen^ Ys. 297 lässt Herir Th. den Bacchus in die 
Orchestra hinabsteigen und sich hinter dem Priester (s. zu vs^OO), 
also unter die Zuschauer, ^ verstecken« Eine pbsstrliche Hdee, 
an der derScholiast unschuldiger Weise Schuld isl.' Ein.merkwür- 
diges Kunststück wkd vs. 801 practitdrt. Man ist unchiig, ob 



164 ' RftmUcli« Litteratnr. 

vian in dem bekannten Vers ymX^v 6qS schreiben soll oder yaXyfJ 
QQ(S. Herr Th. weiss sich lu helfen. Weil die Pointe in der 
irersdiiedenen Aussprache dieser Worte liegt, so schreibt er i— 
yal'qv Sga (die alte Form des Circumflexes). Rec. schwindelte 
es beinahe, als er sich die vergebliche MiUie gab dieser Argu« 
mcntation zu folgen. Die Prolegg. in Piut p. XII, auf weldie 
zweimal verwiesen wird, werden wohl den nöthlgen Aufschiusa 
geben; auch darüber, wie man, wenn Einem derAthem ausgeht, 
dadurch von dem Acut auf den Gravis kommen und so den Cir- 
cumflex zu Wege bringen kann. 

So Viel! Von der Latinität des Jim. Herausg. sind Proben 
mitgetheilt, die Rec. einer weitern Remerkung übeiheben. Druck 
lind Papier sind gut. Druck- oder Schreibfehler sind selten (von 
TS. l — 309 nur 11), der Preis bei der Beschaffenheit des Buches 
enorm (1| Rthln), ^ 

]^uld|i, Fr. Franhe^ 



Mf Accii Plauti comoediae quäe Mupertunt. Ad me- 
lioram codicum fidem recensuit, versus ordioavit, difficiliora inter- 
pretatus est Carolw Herrn, Weise, Tomus I. insant Ampbitruo — 
Mercator. (Die ersten 11 J^omödieo nach alphabetischer Ordnung.) 
Quedlinburgi et Lipslae t^pis ac sumtlbus Godofr. Bassü» 1837, 
XXXII II. 446 S. nebst einer nicht vollen Seite Emendanda. 

Der Herausgeber dieses Buches hatte bekanntlich im vorigen 
Jahre demselben eine philologisch - kritische Abhandlang unter 
dem Titel: „Plautus und seine neuesten Diorthoten,^^ voraus- 
geschickt, in der er sich sehr lebhaft gegen die neuesten Bear- 
beiter des Plautus, insbesondere gegen Herrn Prof. Ritschi, er- 
klart, Wilhrend Ilr. Prof. Bitschi davon ausgeht, dass man 
zuvörderst als Basis einen Text haben müsse, der möglichst treu 
die Lesarten der ältesten Handschriften ohne die von den Oelehr- 
ten gemachten Veränderungen gebe, nimmt Hr. Weise die Vul- 
gata in Sekfita, die, worauf sie auch immer sich gründen möge^ 
doch nicht elitbehrt werden könne, und fast meistens bessere 
Lesarten, als die für die ältesten gehaltenen Handschriften ent-< 
halte, . Offenbar liegt in beiden Behauptungen etwas Wahres, und 
es istkdiäum »i zweifeln , dass, wenn auch noch ältere und bes- 
sere Handschriften als die bis jetzt bekannten aufgefunden wurr 
den^ daraus ^och noch bei Weitem kein Plautus , wie er etwa 
ursprünglich gewesen sein möchte, hervorgehen würde. Das 
scheint auch Hr, Prof. Ritschi anzuerkennen, indem er nächst 
demianit höchst ausgezeichnetem Fleisse nach d^n .alten Hand- 
schriften und Ausgaben gegebenen Abdruck der Bacchiden ku-^ 
gleich eine kleinere Ausgabe ohne Varianten erscheinen Hess , in 

wdclitsr der T^t w^h seiu^ Kegensioa « die er jedoeji nocb 



Flanti ooiao«ihe. Bee«iiiiitr Weife. S6& 

t 

nicht ale eine eigentliche Recension angesehen inrigsen will , con- 
stituirt ist. Eiffen ist es. dass Hr. Weise, so oft und so stark 
er auch dem Hrn. Prof. Ritschi widerspricht , doch nicht nur in 
Tiefen Dingen die gleiche Ansicht hegt, sondern auch überhaupt 
eben dieselben Principien zu befolgen scheint. Keiner von bei- 
den hat bis jetzt diese Principien entwickelt, Hr. Prof. Ritschi 
jedoch^Tersprochen sich über die Prosodie des Piautas ausfuhr- 
lich auszusprechen : Herr Weise scheint das gar nicht thun zu 
wollen, da er sich gewöhnlich nur überhaupt auf die Gewohnheit 
des Plautijs beruft. Man kann daher für jetzt nur aus dem von 
beiden Herausgebern constituirten Texte , so wie aus deren gele- 
gentlichen Bemerkungen ihre Ansichten errathen. Der Meinung, 
welche diese beiden Gelehr^n, so wie mehrere Andere, zu he- 
gen scheinen , dass man die Prosodie des Plautus aus ihm selbst 
abstrahiren müsse, kamt Rec. nicht beitreten , sondern muss ihr 
zum Theil gänzlich widersprechen. Um über die Prosodie des 
Plautus richtig zu urtheilen , giebt es schlechterdings kein ande- 
res Mittel, als ein sorgfältiges Studium «des Bentley'schen Terenz. 
Dieses Studium muss aber Torurtheilsfrci sein , und so»getrieben 
werden , dass man auch die Irrthümer des sprossen Mannes zu be- 
merken und zu berichtigen im Stande sei. ' Denn dass derselbe, 
trotz seines nnläugbar unsterblichen Verdienstes um den Terenz, 
dennoch in gar manchen Puncten geirrt habe, glaubt Rec. in der 
Abhandlung de M. Bentleio eiusque editione Terentii hinlänglich 
gezeigt zu haben. Es ist daher kein kleines Unternehmen, auch 
nur vom Terenz eine Ausgabe zu liefern , die den Forderungen, 
die man zu machen berechtigt ist, entspräche, und nicht so leicht 
dürfte sich der Mann finden , der das im Stande wäre,' Yerglei- 
ehung noch nicht , oder noch nicht genau und vollständig ver- 
glichener Handschriften und alter Ausgaben, unter denen eine 
bisher unbekannte nicht zu vernachlässigen ist, von welcher im 
8, Heft des 4. Supplementbandes dieser Jahrbücher Kunde |[ege- 
ben wird, scheint dazu unerlässlich, eine zwar mühsame nnd 
kostspielige , aber doch iGrewinn versprechende Sache., da der 
Handschriften und alten Ausgaben nicht wenige vorhanden. sind. 
Jedoch auch schon wie der Text jetzt nachBentley vorliegt; kann 
ein gehöriges Studium desselben die Hanptregeln , die man auch 
bei dem Plautus zu befolgen habe, an die Hand geben. Aller- 
dings ist die Prosodie. des Plautus noch, etwas roher und unaus- 
gebildeter, als die des Terenz;. Aber die des Terenz muss man 
zum Grunde legen, und nun zneehen,' .in wiefern die des Plau- 
tus sich mehr Freiheit gestatte. Das ist aber eine weit schwie- 
rigere Sache, als gewöhnlich geglaubt ^wird, Man beruft sich 
meistens entweder im Allgemeinen darauf, dass Plautus manches 
nicht so genau nehme, oder man beweist mit Stellen, die ent- 
weder problematisch, oder gar corrupi sind. Damit lässt sich 
»b^r alles bew^en« tud idtbin beweisen solche Beweise gar 



♦ 



206. *RS«iUAhfl:Lit<«tfrt«i'.: .. 

• 
niclitsL Hienii konunty. daaaiBroitodie und RliythiAus sö eng ver- 
bunden sind, dass, was an^vft^r Stelle «liaubt ist, de^we^en 
nidit audi an einer andern Stelle für erlaubt. gehalten werden 
darf. Wer in solchen Dingen nicht ein veobi sicheres und ge- 
übtes Ohr hat, wird daher. für die, die an den Fingern scandi- 
rcn. Recht haben, bei Andern aber, dib an den Rhythmus ge- 
wöhnt sind, eutschiedeiiea Widerspruch finden. . Rec. gesteht in 
diesem Puncte sowohl als in. Ansehung der von Viem Plautiis ge- 
brauchten Versarten immeif strenger worden in sein, und Manches^ 
was er ehemals für eiiaubt hielt , jetzt für vcr^rflioh zu erken- 
nen. Deswegen ist es sehr natürlich, wenn ihm nicht leicht 
gniigt, wiis nicht entweder sicher erwiesen werden .kann, oder 
sich durch den Rhythmus hinreichend bewährt. . Es folgt daraus, 
dass nach des Rec. Ueberieugung Plautus noch eine ganz andere 
Gestalt erhalten müsse, slst'die ist, wekhe:auch di^ allerneuer 
sten Bearbeitungen aufgestellt haben. 

Was Hrn. Weisens Ausgabe anlangt, so ist die äussere Ge- 
stalt derselben diese^^ dabs<mit Recht die untergeschobenen See- 
nen gäuiUth weggelassen , in den Noten unter dem Texte theils 
Varianten angegeben, ^heQs, was et^a dunkel sdieiiien könnte, 
erklärt, theils prosodische Bemerkungen f^eäiadit,. theils Ver« 
hessennigen vjorgeschlagen sind. Am Ende jeder Komödie ist ein 
Verzeichniss der darin -vorkommenden Versmaasse angehängt. 

Wir wollen zum Belege des oben ansgesprochciien Urtheils 
den nicht schwierigen Prolog und die sehd schwierige erste Scene 
des Amphitruo betraditea. Im Prolog V.54 liest man: 
Eandem Auno, tivoUiSy fdcianiy ex4rmgo€dia 
ComovHia ul tit Omnibus indem vifrsi6iit. ■ ■ • 
Die unterlassene Elision mfaciam kann ReCi. nicht für richtig ei^ 
kenneu. Es ist ego ausgefallen. V. 5yund6S^ 

Fuciam , üt coatmltla $it Tra^icoeomoidia» ■ 
Faciam kdne , proimde mt dixi y iiiigicacomoidiam. 
TVa^coeomoedia ist schon ah sich ein unrichtig gebildetes Wort, 
und rousvv:, wie im zweiten dieser Verse schon der falsche Ictus 
disi zeigte entweder tragocomoedia oder nach lateinischer Form 
trtifiir»moedia heissen. Daraus ergiebt. sich, dass der liweite 
Vers mit richtigem Ictus so lautete : 

J^y»tiam ktkut y' proindc vt dixi ^ tragicümo^dtamy 
der entere aber einer anderen Verbessenmg bedarf. — V. 65 
und tifi bemerkt Hr.* W. mit Andern., dass conquisitores vietsyK 
big rtitHpmtores ausgesprochen werden müsse., und beweist das 
mit liiere. 111. 4^ 80. Das sollte wirklich im Texte so geschrieben: 
sein « Bumal di qtwestores eine hinläoglicfae Analogie giebt. -r- 
V.TO- 

^*rt fw* dmibiv'isfrnt pmlmam hiairiomibus. 

Die Vulgata ist ambisstuft. Ilr» Lindemanu hat richtig mit An- 
dern ombissii^ hier und V. Uly wo ik« WcLiq amiUsent behalten 



Flaut! GODMMcliae« Qf cctnsi^t Weise. ' S8T 

#fc ■ ■ ■ ■ ■ 

/ 

Iiat , hergestellt Aber weder Hrn. Lindemanns noch Hrn. Wei- 
sens Lesart kann die richtige sein, die letztere nicht blos wegen 
desFlnsquamperfccts, sondern auch, wie die enstßr^^-wegqn. 
sive und des nicht elidirten palmam^ woau bei« Hrn. LindismanB' 
gar das nicht elidirte und eine lange Sylbe sein sollende' .^21»* hin- < 
zukonanat. Glaublicheristes, dass der YerssO\ gelautet habe: 

Sive äliqui palmam ambisaint hhiri^nibus^ .1 , « . . 

Zu V. 14, den Hr. Weise so accentuirt giebt: ...... 

Quasi magisiraium sibi aUerive ambivetit^ . 

verstehen wir die Note nicht: Claudicat ttiettum% jqu^dmßUtafL 
haberet^ si le^eretur: Quasi qui magistr. etc. Vel leg. 
Quam SU (Dann wür(Le ja :erst der.Yent unm^trisch' werdend) 
Nam V. magistratum ab initio corripiendum^esse.^' ne df^bi'^^ 
iato. Cf, Rud. IL 5^ ?0. ■ Quasi k^nn ^enletus: nicht. auf der letz- 
ten Sylbe haben: setzt ipan ihv(,ywie,Hr. liindemahn gethan\lfat^ 
auf die erste in magistratum i so istalLcs x4ehtig.: -r-r M. 81^ ' »' 

Hoc quuque eiiam, mihi in mandatis dedit. 

Dieser Vers hat keiii Metruni. ; Hr. W. sagt in der Note: Igitur 
quoque h. l. producendum^ ut sane saepius videtur faciendum> 
in Plaiito; (niemals: dann.wü^rdetds gar keine Prosodi^ mehr ge^i 
ben ; und eben so wenig kann die letzte Sylbe dieses Wortes im« 
elidirt bleiben.) nisi malisaddere.pater post '271 tAt;". Diese» 
pater hat Ilr. Lindemann aus denoi Leipziger Codex uifgenoinmcn;» 

Hoc quöque etium mi in mündaUs dedit pctter : 
aber bei seiner YerthcidiguUg des falschen Ictus in mändatii hat; 
er übersehen, dass, wo der Ictus so steht, auch «inä hihvei«^ 
chendc Ursache dazu Torhanden sein muss. Weit besser settenr 
andere Ausgaben ille nach mihi ein. \'. — Y* 84». 

Quiue quo placeret älter fecisadnt minusli .! > ' :< ; > 

Dass quive einsilbig sei, .^lirde.docjiierat. noch: am /beweisen sein«'' 
Flautus konnte ja die Worte 90 seiz^ia<t: Quive^ atter 'qtto placereU 
— Y. 89: kamv dlq vernsichlässigte.'ElltiQn .nicht, gedjuidest iwisrden« '■ 

Quid ddmirßti^ ■ ddif >' * ^mai: .t^enf nt^tvbmj ' :* •) - ^ >* 

Eher Y. 96. •......:■.... ,,- ,\ 

■'.-• Dum.hüiuB ßfgumenMm^^loquar 'jcomo4dimi\^. 
wo hu/US hßtoni sein soUte^.i.DitniÜdai dieses Wort, "i^e andere 
ähnliche, bald zweisylbig, ^ bald .eins|jrlbig ist, so. stört vdie gieichei; 
Betonung: man muss. daher. das «insylbige- ^«/t«», das'iweisylbiger 
hüius betonje^.. Unrichtig. isät'. hier ^ Ufa. Lindeibanns Betonung; 
dum huius argumentum. — .. Y. Bl.hat Hr. LindeMinn richtiger 
betont: «.• ■ ;, ' - .- •"-, ,?'••■ •:.•/;; >-„■■ 

Haec firbs.ttt Thelfa^m- In iJUiei habität'a4dib%Uy • 
als Hr. Weise In illiscey obglekh der Hiatus in diesem Verse ge- 
rechtfertigt werden kann, -r-r '• i; Y. 100 mochte- sefar'vu zweifeln 
sein , ob nicht ' 

7a niific Amphitruo pra^feetuü legiönibut 

60 umzustellen wäre praefedust Jimphilruo. — Y. 102. 



^...ij 

» » »• _ r ._ . 



208 Eömliclie Lltteratar. 

h priAiquam hine ohni iptemei m e s it diwm , 
Ormmdam Aileumenam i&xorem fecU 9uam. 
So such Hr. Lindemann. Es sollte prfuaquam ftccentnirt sein. 
In dein iweiten Verse ist weder die unterlassene Elision noch der 
falsche Ictos üsor^m sn dulden. Hr. Weise Bägti Neutiquam 
transponendum^ quemadmodum fecü Bothius: fecit usorem, 
Nam usore etc. crebro aceentüm habent in prior e syllaba» 
Sic Gas, III. 5, 36. Bothe hatte voUkoninien' Recht. Der an^e- 
lo^ne Vers würde, auch wenn er richtig wlre, nichts beweisen. 
ErisoU nach Hrn. Weise ein Bacchisöher sein: 

Af eii üxorem örare , tif ^xoref ÜUtm* 

Aber der Manf^el der Elision kann auch hier nicht geduldet wer« 
den V. 104. 

JVom €go v6$ nom6$e erddo iam , ut tH pdUr meng. 
Fäier als Pyrrhichins ist hier hchlechterdings unsuiissig. Eben 
10 wenig dürfte Piautus Y. 120 geschrieben haben: 

Nam m^ui pater intus nAnc etty eceum, lApiitr. 
Warum Y. IM geschrieben ist, dt illa illunc censet virum Suum 
dsse , leuchtet um so weniger ein , da die Yulgata ülum das rich- 
tige ist Y. 136 ist es nicht glaublich, dass 

Quo pdcto iit dtmU donaiua pUtrimii 

Ton Piautus der bessern Betonung donis sil sollte TorgesEOgen wor- 
den sein. Auf keinen Fall schrieb der Dichter Y. 141. 

£K tirvuB , tuiun ego kdnc fero imdginem 
Hr. W. vermuthet hodie sei ausgefallen. Das ist nicht wahr- 
Hcheinlich, da dieses Wort schon im rorhergehenden Yerse steht. 
V. 143. 

Ego hda haheho ^Uque in petaso pinnulas. 
Das von Anderii nach habebo eingesetzte Ate ist nothwendig im 
den Hiatus lu vermeiden. Eben ,so sollte Y. 145 

Svh pitaso ; id MtgAum Jmphitruoni n6n erti, 
umgestellt sein: id Jmphitruoni signum. Und wte wird leicht 
glauben, dass Y. 146 Piautus geschrieben habe: 

J^ ngna nemo hörum familiariumy 

WO er sagen konnte und musste horumce? Endlich wer mag dem 
Piautus Verse zutrauen, wie die beiden letzten des Prologs; 

jiddst y ferit, Operae pritium hio spectdnUbu» 
lovem et Mercurium fdoere histridniam, 
Hr. Lindemann beruft sich hier und anderwärts auf Hm. Kamp- 
tnanhs Anmerkungen zum Rudens: aber dadurch lassen sich die 
Unterlassungen von Elisionen , deren wir allein in diesem Prolog 
•ao viele finden, auf keine Weise rechtfertigen. 

Wir gehen izu der ersten Scene fort. Es ist nicht wohl ein- 
zusehen, warum Hr. W. Y. 5. 6 die offenbar unrichtige Yulgat« 
beibehält : 

JVec causam lic9at dkere mihij neque in hero quidquam attxilU siet. 
Nee qwquam «j(, quin me ornuei ette diguum deputMi tlo. 



Plauii como«diae. Beceasait Weise. 

noch wie er in der Note Ziagen konnte: AUerwn uequey tU 
saepius^ monosyllabum est ^ quasi aü: ne eiideiidumqve^ was 
absolut unmöglich ist, wählend gar nicht gezweifelt werden kann^ 
dass, wie Rec. in der Elem. d. metr. p. 103f. die Verse ge- 
schrieben hat, siet^ und so auch fVa, zu dem folgenden Verse 
zu ziehen ist, worin auch Hr. Lindemann folgte. Waa kommt 
nun dann fiir ein ganz unerträglicher iambischer Tetrameter bei 
Hrn. Weise zum Vorschein, und was für ein ihm angehängter 
ietrameter choriambicus praecedente pyrrhichio,^ dergleichen 
in der Komödie unerhört ist; ja der hier gegebene würde nicht 
einmal richtig fiein: ^ 

Quaü inendem memisemm homine$ octd vaUdi caeddnt: üa 
Peregre ddvenien$ höspitio pühUcitus dccipiar, 
Rec. hatte in den Elem. doctr. metr. p* 393 diese Verse für ana- 
pästische erklärt, aber nicht richtig gesehrieben. Sie würden 
richtig sein , wenn puhlicitus wegfiele , das jedoch von Priscian 
und Charisius anerkannt ist, von dem letztern aber vor hospüio 
gesetzt wird. Da die älteste Ausgabe veniens hat, so dürfte das 
anapästische System so zu schreiben sein : 

lia qudti incudcm me miaerum bomüieB 

octd validi 

1 

caeddnt: ita puhUcitüs peregre 
\ veniens höspitio accipiar. 

Doch wagt Rec. das keineswegs mit Bestimmtheit zu behaupten, da 
die letzten Verse auch ohne Katalexis so gelautet haben könnten: 

caeddnt i ita peregre huc ddvenieng 
puhlicitus egft höspitio accipiar, 

V. 9—11 giebt Hr. W. für Kretische Tetrameter aus. Aber wer 
kann in diesen Versen, wie er sie giebt. Kretische finden: 

Haie heri coegit immqdistia , me qui hoG 

Noctis a pörtu ingrdtus ixcitat, 

Ndnne idem hoc lifcis me mlttere pvtuii ? 
Das sind schlechterdings keine Kretischen Verse , und wenn man 
so verfahren will, so kann man überall jede beliebige Versart auf« 
stellen. Rec. vermuthete ehemals in den Elem« d. metr. p. 458 f* 
dass V.9 ein trochaischer katalektischer Dimeter, V. 10 — 18 aber 
lonici a maiore wären , wie denn in den fünf letzten dieser Verse 
allerdings der vollständige Sotadische Rhythmus vorzuliegen 
scheint, ohne dass es einer Veränderung bedürfte. Dennoch hat 
ihn die Bemerkung, dass der Ionische Rhythmus a maiore von 
der scenischen Poesie der Griechen gänzlich ausgeschlossen^^ und 
daher gewiss auch von den Römern nicht in dieser Gattung der 
Poesie gebraucht wordetPsei, von der Unrichtigkeit jener Vor- 
aussetzung so überzeugt, dass er nicht zweifelt, es seien auch in 
diesem sehr schwierigen Canticö nur solche Versarten zu suchen, 
die sich auch anderwärts bei den Scenikem finden. Nun lassen 
sich aber jene drei ersten .Verse leicht in gnte Bacehische ver- 



S7§ -Roini9(ß1t6 Litteratttr. • 

wandeln, und zwar mit mehr BeibeLdtnng der Viil^ta, als von 

Hrn. W. g;esdiehen ist: 

• ■"• - Heri ha^c immod^ia co4git^ qui hoc ndcth 

A pSrtu med hgraiiis excilävU, 
Id^m nonne md mitlere hoc lucis pötuit? 

Die beiden folgenden Verse giebt Hr. W* als Anapästen so betont: 

OpulMo homini hoc servilus dura est; 
Hoc mdgis miser est ditttia servos. 
Wenn das, wie es allerdin^ den Anschein haben kann, wirklich 
Aiiapästen wären, so müsste servitüs beiont,*und die erste Syibe 
für kurz genommen werden, da die letzte von Natur lang ist, und 
also nicht- eoiripirt wierden kann. Aber das wäre eine kaum auf 
irgend eine Weise zu entschuldigende Härte. Betrachtet man 
die ganze Stelle genauer, so scheint sie durch Erklärungen und 
Umschreibungen der Erklärer Tcrdorben zu sein. Der letzte der 
beiden angeführten Verse, obgleich ein richtiger anapästischer 
Vers, sieht doch elfter Erklärung der vorhergehenden Worte, die 
ganz dasselbe sagen , so ähnlich , dass man ihn* kaum für etwas 
Anderes halten kann. Wirft man diesen Vers heraus , so zeigt 
sich am Ende, dass die ganze für aiiapästisch tindioiiisch angesehene 
Stelle aus liacchischen Versen, wie das, was Torhergeht und was 
folgt, bestand, die sich ungefähr so wieder herstellen lassen: 

Opulenlo homini dura hoc magls seriiitüs est^ 

Quoi nöctes diesque assiduö salis supSrque e6t, 
•• FUCto'dut dicto adest opus quictatus nd' sis, ' ' ' 

Dominij,s' dives öperls te et expers lahöris, 
^ Quodcumquc ei libere accidit , posse rStur, 

Ae^uom 4sse id putät, non reimidt quid lahörist, 

Quoi hat Rec. aus dem folgenden Verse, der in den Büchern mit 
quo facto anfängt , heraufgenommen. Dass manches von Erklä- 
rern herrühre, zeigen evident auch die letzten Bacchischen Verse, 

22 if. Satiüs est, me queri illo modo scruitutem 

Ilodie, Qui fuerim Über , eüm nunc potivit 

Pater servitütis ; hicy qui verna nutusty 

QueYitür, 
Sb Hr. W. Warum nicht satiüst? Aber wer hat je von einer 
Clausel aus einem einzigen Anapästen gehört 1 Querilur schloss 
den vorhergehenden Vers , aus welchem verna als Glossem her- 
auszuwerfen ist. Seitsam ist.es, dass auch Hr. W. die Unter- 
scheidung der Personen in den nun folgenden iambischen Tetra- 
metern nicht verbessert hat. Demi die Worte Sunt vero verna 
verberö sind ofl enbar dem' Sosia beizulegen. 

Wir wollen aus dem bald darauf folgenden Kretischen Stücke 
dieser Scene noch einige Verse ausheben, wie sie Hr. W. zum 
Theil mit Hrn. Lindemann, gegeben hat: 

Legi'ones; item hostes contra suos instruunt; 

Deinxde ulrinque Imperator iti medium dx^unU^ 
\ 



Flaut! conoediae. Recenrait Weise. ^} 

Vota suseipere^ horidri exercHum, 
Völneris vi ^t viriüm. 
* Vieimns vi ferocis, 

Illieo equites iuhet dcxtera inr&ere» 
Cum clamore involant impelu dlacri. 
Iure iniustäs. 

Solche Kretische Verse hat kein Dichter gemacht, und konnte 
keiner machen. Die beiden Tor dem letzten sollen cataleciici 
sive imminuti sein, quales mnumeri in PlaiUo occurrunt. Wenn 
Hr. W. anstatt sich immer anf das zu berufen , was häufig oder 
unzähiich oft bei dem Piautus Torkomme, diese Steilen gesam- 
melt , gezählt , ihre Zahl mit der Zahl der regelmässig gebauten 
Verse verglichen , und sodann genauer untersucht hä^te , würde 
er sie als verdorben haben erkennen müssen. Das ist aber frei- 
lich keine leichte Arbeit. 

Was bisher gesagt worden , kann hinreichen um zu zeigen, 
wie weit vir noch von der HofFi^ung entfernt sind, einen Plautus 
zu erhalten , der allenfalls deni wirklichen alten Plautus ähnlich 
sähe. Indessen scheint es nicht tiberflüssig, da wir nun die 
Bacchides mit einer so genauen und sorgfältigen Sammlung der 
Lesarten von Hrn. Prof. llitschl besitzen , einen Thcll auch die- 
ser Komödie zu betrachten , um ein Urtheil fassen zu können, 
welcher Gewinn daraus hervorgegangen sei, oder zu erwarten 
stehe. Wir nehmen dazu die erste Scene, in welcher die beiden 
Bacchides imd Pistoclerus sprechen. Hr. Prof. Ritschi hat die 
beiden Schwestern in beiden Ausgaben durch kein Zeichen unter- 
schieden, was dem Leser beschwerlich fällt. Hr. W. dagegen hat 
die zweite, welche von dem Soldaten gemiethet ist, durch soror 
bezeichnet. Dieser Bezeichnung werden wir folgen. Den ersten 
Vers gicbt Hr. W. aus den Büchern mit einem wieder durch ein 
saepius entschuldigten falschen Hiatus : 

B. Quid si hoc polis ^st , ui taceas , ego loquar ? S. Lepid4 licet. 
Hr. R. in der kleinern Ausgabe richtig , obgleich nach Hrn. Wei- 
sens Urtheil male': 
B, Quid si hoc potis est, 'üt tu taceas , ego loquar? S» lepide^ licet. 

Auch lepide^ licet hat Hr. R. richtig interpungirt. V. 3* 1 lauten 
in beiden Recensionen so: 

S, Pol magie metuo , mihi in monendo nd defuat oratio, 
B. Pul ego quoque metuö , lusciniolae ne defuat cdntto. 

In dem ersten dieser Verse hat jedoch Hr. R. richtiger mihi in 
monendo betont. In diesem Verse haben nur ein Paar Ausgaben 
defuat i in dem folgenden mehrere. DleMss. in beiden defueriU 
In diesem haben auch meiuo und lu&ciniolae falsche Ictusr. 
Ueberdiess kann weder meiuo noch defuat zweisyibig sein. Reis 
strich mit Recht quoque. Der^ Vera ist offenbar so zu schreiben: 

Pol €gometup^ lAscinioiäie' cdntioM iSfüat. 



272 Rümiiche Litteratnr. 

Ob auch in dem Torher^ehendcn Verse oratio ne defutU «a 
8chreibeii sei, kann gestritten werden. V. 1 — 9. 

//. Mheriui nihil tit quam mtdier, P. Quid e»se dicis dignius? 
//. Ilaec ita me orat , sibi qui eaveat , äUquem ut hominem reperiam^ 
Ab i»loc milite: üt , ubi emerilum aibi si't, ae revehul domum. 
Oll die Worte quid esse dicis dignius ohne Fehler seien, ist sehr 
die i^rage. Besser wenigstens scheint dixia. Aber was bedeutet 
in dem folgenden Verse ita,, das überdiess einen nicht guten 
Daktylus gicbt? Wenn dieses W^ort, wie es scheint, so Tiel als 
zum IJ eispiel hcdGuicn soll, so muss mit besserm Rhythmus gele- 
sen werden: Ita 7ne haec orat. In dem letzten dieser Verse ist 
die Vulgata ab istoc milite anstreitig richtig. Nicht glücklich 
hat Hr. R. aus Conjcctur geschrieben 

f't istunc militcm emüt, ubi emeritum slbi sit^ se ut revehdt domwß. 
Ausser den schon von Hrn. W. in der Schrift iiber die Diorthoten 
angefiihrten Gründen kommen noch die rhythmischen des schlech- 
ten Daktylus im zweiten Fusse und des falsch betonten emät 
liinzu. llr. W. aber hätte wiederum nicht se revehdt domum 
statt 86 ut revehat domum schreiben sollen. Die Wiederholnng 
des ut ist so acht und gut^, als nur immer etwas sein kann. V. l i 
fangt bei lim. R. so an : Vbi ei dediderit öperas; bei Hrn. W. Fbi 
ei dederit öperas. Keines von beiden kann richtig sein, da et 
weder eine kurze Sylbe machen, noch zweisylbig sem.kann. Das 
Wahre ist: tibi dediderit öperas, V. 12. 

Nam ha^c ii habeat aurum^ quod Uli renumeret^ faciät luibens. 

Dieser Hiatus ist nicht zu dulden. Richtig Hr. R. Nam sihaec. 
— V. 14. 

Potcris agere ; atque ia dum veniat, sedens hie opperibere. 
So auch llr. R. ausser dass er t^t statt hie liest. Aber weder 
kann sedens die zweite Sylbe kurz haben, noch kann man sdens 
ausgesprochen haben. Der Vers lässt sich auf mehr als eine 
Weise verbessern, unter andern am leichtesten dadurch, dass 
man venit schriebe; oder durch Umstellung der Worte: atque ibi 
sedens , dum is veniat , opperibere, — V. IT. 

Düae nnum erpetitis palumbem, PJrit, arund o alaavdrberat. 

Dieser Vers ist vollkommen richtig, wenn man perj ausspricht. 
Hr. R. hat aus Conjectur prope statt perii gesetzt , und Hr. W« 
will in der Schrift über die Diorthoten gar ulas einsylbig genom- 
men wissen. Diess ist schlechterdings unmöglich. Mit solchea 
IMitteln würde man alles zwingen können. — V. 18 geben beide 
Herausgeber die Vulgata: 

jfVön fgo iatuc facintU mihi , müUer , cdndudbile esse ärhitror» 
Plautus sclirieb wohl mihi fäcinus, — V. Sl. 

P, Apage a me, apage. B, Äh nimium ferua es, P, MOd mm, 

B, Malaciaadndua et. 

Diesen Vers, der V. 40 wiederkehrt^ hat Hr. R. in der kleinem 
Ausgabe mit A^daiius als uuicht in ^iammeni eiageschlossen. 



Fiauü eonioedia«, Rcksentiiit We|se. flS 

« 

was zii Terwundern ist^ da er in eben dieser Ausgabe die gleich 
folgfenden Worte: Quid ab hac meiuis? der andern Schwester 
beileget, ganz richtig. Diese spricht von hier an bis ¥• 40. Da- 
durch rechtfertigt sich die Wiederholung des Verses, in welchem 
das erste Mal die erste Schwester, das zweite Mal die andere 
spricht. Das bestätigt sichtlich durch Y.2. nbi me fugtet fnemö^- 
riüy Abi tu facito ut subvenias, soror^ weicher ganz unnöthig 
sein* würde, wenn die Schwester nicht ebet^falis etwasi in dieser 
Scene mitspräche. Hr. W. welcher Mos bemerkt, dass Bothft 
mit Acidalius V. 31 weglasse, hat die alte Personenbezeichnung 
gelassen, und von V- 81 bis 40 nicht soror gesetzt* — . V. 44. 
Hr. W. mit nicht zu duldendem Hiatus: 

Me ämplexari, P. Quid eo opus est? B, Vi iüe te videdi volo. * - 
Hr. R. 

Me ämplexari, P. Quid to müä opuH? B. Vi iüe U videät volo» : 
Besser wäre Quid eo mi opus est ? Dagegen lässt sich Y* 45 der 
Hiatus bei Hrn. W. rechtfertigen: 

Säo quid agö, P. Et p6l eg9 acio qM tnAtOk Sed quid aU? 

B. quid eä?' 
während bei Hm. R* der Hiatus Termieden). aber nicht richtig 
betont ist: 

Scio quid ägo» P. Et pol ego sciö quid fluftuo. 

Rdz schrieb wohl richtig Scio ego quid ägo, v — V. 46* 

• • Quid si apud te-eoemiät desubito prändiuai nut potdtio^ 
Bei Hrn. R. eben so, vor teniat statt tveniai* Beides kt hart, 
wegen des starken Ictus auf der Endsylbe« Das Richtige ist eve- 
nat. ~ V. 50. 51* 

Vhi tu lepide völe» esse Mhi > m4a rosa , mihi dicito, . 

Ddto^ qui hene sit; 4gOyuhi-bene sit, tibi locumd^iidAm dabo. 
So beide Herausgeber, auch in der Intcrpunction. Aber wie 
kann volea Ale zweite Sjlbe kurz haben, des Ictus auf der zwei- 
ten in esse nicht zu gedenken? Yermuthlich schwebte einem alr* 
ten Abschreiber das in diesen Yersen so häufige lepidus zur 
unrechten Zeit vor. Fläutus dürfte diese Yerse wohl so ge- 
schrieben haben : 

Vhi tu hene vol^ tibi esa^ mia roM, mihi dieito^ 
Da qui hene $it: dgo^ uhi hene «tt, stibi locum lepid^ dabo, . 
Dass der Sinn falsch aufgefasst worden, zeigt nicht nur die un- 
richtige Intcrpunction, sondern auch Hrn. Weisens Anmerkimg: 
^ui.bene sit^ t. e. pecuniam. Davon kann hier gar nichi^ die 
Rede sein. Die Bacehis verlangt, wenn Pistoclerus zufällig zu 
einem 'Gelag zu ihr komme, solle er sagen: mea ro8a\ da fKi 
bene sU^ nämlich locum. Darauf beziehen sich offenbar ihr^feU 
genden Worte: ego^ ubi bene sit^ tibi locum lepidum dabe. 
Darum ist auch hier der ImpenitiT dato nicht an seiner Stellest 
sondern r^a. — V.56.57. » 

S» Ageigitur: equidim pol nihili fddo j ninosmitua, • 

N, Jakrb. f. jmi. u, i^d. od. Krü, BibU Bd. XIX. Oft* S. IB 



tut Bömifche Liftfteratar. 

lue qnidem Aone abdmeei; ta «sOiia idfutrU^ ü mim hAH. 
Den swciten dieser Verse vertheidigte so geschrieben auch Hr. 
Prof. Becker in der Pariiaäa ftima antiquUatu Plamtinae g€^ 
neraiim iUiutrmiae p. 14. Aber weder kmnn fmilus die erste 
Sylbe kan haben, noch ein solcher Daktylus wie tu fmiluM^ am 
weni^ten im vierten Fnsse, geduldet w^en. Zwar findet sick 
an dkser Stelle bisweilen ein Daktylus, aber nicht ohne gehö- 
rigen rhythmischen Grund, wie z. B. wegen der Inteipunctioa 

v.a 

Ptmeifem me kukumodi im paloesfroai, ubi doamtt dnmidaeUmrm 
Bichtig gab Ilr. Bitschi nullus tu affuerU^ dafem sonst kein 
Fehler in dem Verse ist. Das scheint aber nicht so. Denn sehr 
seltsam nibre dodi ^e»%^i equidempol mkilifacio^ fuH causa 
iua. Hr. Weise bemerkt zu dieser Stelle : AbnsUre tarn $e fim- 
gU Baeehu^ ei miitere velle üwenem. nihili facta; sc ia 
cavere sorari meaa. nisi causa tua^ sc, ui tu bic ajmd not 
assis^ ieque lepide habeas. Diese Erklirung widerspricht dea 
ganzen vorhergegangenen Gespräche, in welchem klar gesagt ist, 
dass alles der Schwester wegen geschehen solL Die Bacchis 
wurde daher sehr unklug spredien, wenn sie, indem sie den ei- 
f^ensiimigen jungen Menschen gehen heisst, ihn noch mit der 
offenbaren Unwahrheit nisi causa tua bestechen wollte. Viel- 
mehr muss sie sagen : -„mache was du willst; mir ist ea i^eich- 
gultig: aber du bist Schuld daran, daas der Soldat meine Schwe- 
ster fortfuhrt^ Daher lauteten die Varse wohl so: 

Jfge igiiwr: equidim pol mihiUfäeU, Nim emmii tum 
iÜe hone ahduc4i: tu nuUug 6ffueri$^ m mim inM. 

— V. eo. , . ' 

Tüu$ iUMf tibi ieio 6peranu B. Lepidu't, Nume €go isfmeere 

Jkdcrol«. 
So beide Herausgeber. Aber Plautns schrieb wohl: nable iefa» 
cere ego höe valo. — Eine besondere Betrachtung verdienen aneb 
des Sinnes wegen V. 61. ^ . 

£g0 tofti mUas cotnam kodie ddre volo vidüeamt ■ 

Ego tibi argenlüm iubebo iam intu$ efferri fortu : 

Tu facito obsondium . uobii $it opuleutum pb$6nium. 

Ego obsonabot nam kLßagitium nubrai «it» mea t€ grdUa 
• Opermm don miki^ Ü ad tarn fperam fdeert tumtum di tu», 

P. M eg» noh diire te tpddquam, Sfmo. B, Sino equidem , ff hbsL 
So Hr. Weise. Um zuvörderst das Metrische zu berühren, a^ 
sollte nicht miae^ sondern meae betont sdn, und eben so bald 
darauf meüm. In demselben Verse Jmt Hr. B« die andere I^ea- 
art ddri volo vorgezogen. Soll der Infinitiv des Passivs atehen, 
so wurde völo dari zu schreiben seiu. Sodann hat Hr. B. die 
Wortstellung der Bucher beibehalten, iüfacüo nohis öhsonatum^ 
und will nobis eiiisyibig ausgesprochen wissen, mit Berufung auf 
Paullusy der aus dem Festua nis, als v<äi den Alten für nobis 



Flaut! comoedläri Recemil Weit«. SIS 

gesagt, anführt. Das möchte doch gar in antik gein, undgiebt dem 
Verse noch überdiess durch facitö einen nicht gaten Rhythmus. 
Was nun aber den- Sinn und Zusammenhang der Rede anlangt, 
so scheint zuerst dlc.Wicderholung von ego in den Worten, Ego 
tibi argentum iubebo iam intus efferri foras ^ unpassend zu sehi) 
^obgleich dieses Ego auch jbei dem Chad^us p. 180, 43 steht« 
iPtautus dürfte wohl statt desselben Eo geschrieben babeib la 
den drei letzten Versen hat Hr. R. aus einem Theile der Sucher 
folgende Bezeichnung der Personen aufgenommen : . 
P. "Rgo Qb%wiaho : nam id flagitivm mium sit , mea te grätia 
Et operam dare mi et ad tarn operam fdeere Bumptutn di tuo» 
B. yit ego noio.ddrete quicquam, P iSine» B. Sino equidem^ 9l luhetm 

Hr. Weise schreibt zur Rechtfertigung der von ihm angenomme- 
nen PersonehVertheiliing : Ego obsonabo^ h, e. ego sumtum 
faciam, Nam falso a vulg, ejt B. haec Piatoclero tribuiintur^ 
quia tiimirum locutionem operam dare hie quoque de mexe-' 
trtcia Opera accepere, Secua enim esse'accipiendam , praebent 
verba mea gratia. Allerdings ist nicht wohl einzusehen, wie 
Plstoclerus sagen könne , es sei unschicklich , dass Bacchis ihm 
zu gefallen nicht blos eine Mühe übernehme, sondern auch noch 
Geld ausgebe. Denn wenn er auch.jetzt verliebt worden ist, und 
vielleicht wirklich glaubt, dass der Bacchis etwas an ihm gelegen 
sei, so könnteer das doch unmöglich s'o^pluiiip hjsraus sagen, 
da das gafnze vorhergegangene Gesprach darauf hinituslief , dass 
er für die Schwester gutsagen, und, um dem Soldaten zu in^^o- 
niren, die Rolle eines Liebhabers der Baccliis spielen solle. 
I^ithin kann nicht er, sondern nur Bacchis sagen: id flagitium 
meum sit , mea te graiia operam dare mihi et ad eäm operam 
aumptum facere de tuo. Wiederum aber kann Bacchis niclit 
sagen: ego obionaba, da sie eben unmittelbar vorher gesagt hat: 
tufacito obsonatum nobis sit opulentum obsonium* Denn wenA 
auch ego obsonabo bedeuten kahne^^o sumptum faciam 4ü obso^ 
nium^ so kann das doch in solchem Zusammenhange, wenn nichts 
weiter dazu gesetzt wird, nicht Statt finden, sondern diese Worte 
würden vielmehr hier nichts anders bedeuten können, als was 
eben difrch tu facito obsonatum sit ausgedrückt wurde; mithin 
würden sie diesen Worten widersprechen. Nur wenn ein anderer 
antwortet Ego obsonabo^ können diese Worte sich darauf bezie- 
hen, dass er alles selbst auf eigne Kosten besorgen 'wolle^. Und 
mir durch diese Antwort des Pistöclerus kann erst die Bacchis 
eine Veranlassung erhalten, sich zu stellen als werde- sie' nicht so 
unbescheiden sein, zu dem ihr zugesagten Freundschaftsdienste 
dem Pistöclerus noch Unkosten machen zu wollen. !E)s "ist daher 
ganz richtig in einigen Ausgaben nach dem Ego ob^f&nabo das 
Folgende der Bacchis zugeschrieben worden. Die Personen müs- 
sen so vertheilt , und die Stelle so geschrieben werden : 
P. Ego obsonabo* £• Na4 id flagUivm meiim sit ^ meaiA^ätia 

18"^ 



278 VLomUcWt hliiettkinv. 

Kt 9peram dare mi et ad cum operam »iimplum fiüSßre di iuo. 

P. AI ego nolo dire ie quidquam. &ne, B. Sino equidoKf m lubet. 

— V. U8 lesen beide Herausgeber mit Boihe: 

S. Bent med accipis ddvenientem, mea soror, B, Quid Jto, ibtecro? 

Schwerlich hat Plautns so gutschrieben , sondern Bene me aece^ 
pistL — :^ehr verdorben ist der vorletzte Vers dieser Scene/ 
Bei Hrn. Wcii^e lautet er so: . ^^ 

Simül hinc neaciv qui turhat^ qui hüc ii, Deceddmui not. 
BeiHm. ILso: 

Simul huic nesctö quid turharum est: quin' hinc disMimua^ 

In beiden Lesarten ist nesciö mit dem Anfang^ictus der Dipodie 
auf der letzten Sylbe fehlerhaft. Nos steht in Jk^inem der alten 
Bücher. Am wahrscheinlichsten ist die vonHm.Rl aus den Spü- 
ren der verdorbenen Lesarten ^ zusammengesetzte Schreibart : 
doch kami. der Vers nicht so gelautet haben, sondern war wohl 
vielmehr so geschrieben : ' . ^ 

Simul hinc nescio quid iurbarum est. Quin no9 hinc deeddimua ? 

— In dem letzten Verse, 

Sdquere hac igitur me intro in lectum , ut iides lanitudinemj 
hat keiner von beiden Herausgebern etwas geändert'^ Aber rich- 
tig sah wohl Hr. Prof. Becker iii der oben genannten Schrift p.8f. 
dass es hcissen müsste.: Sequere hac igitur me inlro lotum^ da 
Bacchis V. 72 gesagt hatte: ^qua calet: eamus hinc iviro^ 
ui laves. 

E^ ergiebt sich aus dem, was angeführt worden, zur Gnuge, 
dass auf den bis jetzt betretenen Wegen noch lange nicht daran 
zu denken ist, es werde eine Ausgabe des Plautus zu Stande kom- 
men, mit der allenfalls der alte Dichter, wenn er wieder y^me, 
einigermaassen zufrieden sein könnte. So lange nicht d^ JGre- 
daiike aufgegeben wird, dass man jede proso^ische und metrl? 
sehe Härte dem Plautus zutraoen dürfe ; so lange man aus .ret^ 
dorbenen Stellen die Beweise fiir die tlnverdprhepheit anderer 
verdorbener Stellen, oder gar für vermeintliche. Emendatioiieii 
hernimmt: wird Plautus zwar noch vielmals seine , Grestalt v^- 
ändern, aber seiner urspriuiglichen Gestalt sphwerlich viel nähei? 
kommen.., Nur ein Kühner imd Gewaltiger, wie. Bentley war, 
kann Ihn bfes|wingen, und .vielleicht auch ein solcher, selbst bei 
reichlichern.utid bes8er9Hül£squelien, nicht überall Rec. könnte, 
wenn er Einzelnes ausheben wollte, noch manche auffallend wun-^ 
derbare: Llmnögüchkeitcn anführen. Nur einie. vielbcstrittene und 
mannigfaltiger Kritik ausgesetzte Stelle erlaubt .er sich noch 9cu 
berühren,, lun.zu den bereits gemachten Vei^muthungen nodh 
seine eig^ie^ wcim auch vielleicht nicht sicherere hinzuzufügen. 
Die Bacchidc^s enthalten 11. S,..43 in der Vulgata folgende Verse: 

Pftsf^uant aüntm äbstulimuSf in navem eofifci^dtniii«, 
Jhmüm cupientea, F6rU ut aatedi fti $i€g^ 



Plavti »•■leedlk^. ReetngnU Weise, STJ 

Dum ctmanspecio, dlgturej^o lemhum eömspkor: 
Langnm ^tt rigorem mMeficum exomdrier. 

' So auch beide Herausgeber« In dem ersten dieser Verse ist in 
navem äusserst liart. Der Vers scheint von Metrikem verdorben 
zusein, denen es unbekannt "^ar:, dass navem tuch einsylbi^ 
afisgeisprochi^n wurde. Vermtithlich schrieb Piautus : ' 

Postquam- aiirum ahstulimu8 , dtque innavem conscendimus, 

■ Atque^ wie g^leich daratif, in der Bedeutung von statim. In dem 
dritten Verse iasst sich der Hiatus allenfalls entschuldigen : doch 
möchte es yvoM dum circumspecto ibi geheissen haben. Den 
letzten Vers, übet welchen Hr. R. sein Urtheil nicht ausgespro- 
chen hat , hat Hr. Weise in Klanflmem eingeschlossen , und in 
dc^ Schrift über die Diorthoten fiir nnacht erklärt. Gegen ihn 
streitet Hr. Prof; Becker p. 5f. und sehlägt ^iae allerdings gefäi^ 
lige Verbesserung vor: 

F6rie ut aasedi in s^egffy 
Dum ctreumnpecto , dtque ego lemhum cönspicor 
Longum ^ regione mälqficum exomdrier. 

Dennoch ist theils es nicht wahrscheinlich , dass e regione in est 
rigorem verdorben sein sollte, thtiils will mateficum lembum 
nicht recht passend scheinen. Mehr hat die Vermuthung von 
Turnebus, Salmasius und Murctus slrigönem für sich, die auf 
einer Stelle des l^estns beruht. Diese Stelle scheint allerdings 
mit Recht hier gebraucht werden zu können, um so mehr, da 
durch sie , wenn man auch mit den genannten Gelehrten geneigt 
sein sollte atrigo, strigonis für die ricihtig^ Form zta halten, doch, 
wie auch im Piautus steht, strigor, strigoris geschützt wird. 
Freilich kann aber da die Erklärung, die Festns gegeben hat, 
nicht ganz die richtige sein, indem «^fi^o'wohl eüi homo strigo- 
8us^ ein markiger nerviger Mensch s(^tfl kann, strigor aber wohl 
eher baminem stringentem', einen ' t&chtig anpackenden Men« 
sehen bedeuten würde« Die lückenhafte Stelle des Festus scheint 
nicht richtig ausgefüllt zu sein, zumal da man sich ,gei|öthigt 
gesehen hat, auch etwas von noch vorhandenen Buchstaben zu 
Sndern. Eh^r möchte sie wohl so zu ergänzen sein : Strigeres 
in Neiiei pro hominibus sirijsoais positum [multa denaata^um 
virium ha\bilUate ..«. atrigo]rea exerciti. Daraus würde sieb 
für den Piautus folgende Lesart vermuthen lassen: 

Dum circvmspeQlQ t&i, dique ego hmhum QÖnspicor 
Longum $trigorum mdl^cum fixomdricr, 

^€t rwire maleficum statt maleficorum gesetzt, und so würden 
die Piraten sehr gut und richtig bezeiqbnet sein. 

Gottfried Hermann. 



21N Ciricchiicke Liltcralar. 



I'.... i L...1. c itpofrAfh»« Aoieauc«. SiDCCCWXIV. 

lici -ttt «r:*»*-!! Aüihtrlltr. welch» c«»is? jeder Geküicte 
« Jr! j^v-.c^c^f-. l cbtfrre>teti der aitSches Tnroetiie aisait, 
:.*. • . ric; ;.'c \.*j:iV<r der K.j^p:dei*cLea .VJLe^^ii^ sicJier ^cboa 

... r . ->- LUi ... ^ I..«: VL:fr«ri.<ax'k?ii der meiixea Leser die- 
• -. .'«'. :..•-?: ; V.*-':vch xtf-. rxtfx Deca d« €>e Kiicä des 
k . ..;::'» ". ".'T.f.i-, ; ..vS >;1^ 1^ Arfea Ueri mä iis }etit die 



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: .ii :.» ifiA-; i\::":rcer? w*r. w«LJi >i« 



% -.■ :zii .'.- . b;- .ii.: : iv.-.'i <:._:^r B<i_r:<ii;;.Zi£ 4i«fsei Sci«kes 
i ■ •; .-■: / - : -• r i ; .: 1 ; i \ ifi". i.v;i- j JT cfr ^ : niufLcitoCia üu^ 
1 . : .' r'» C.vi. V 1., .xi ::* ;?<iyi* 4^ i;tr ä"»: Jiü JsL2r3iiaii<enj!« 

4 C' - . -■ r i-: :^-. ».. ii> ♦^l.'.i^r ^..''^lir :1;:S L.J ' ir>iai«;ü»;ii«;a 

*s ■:■.• . i«: li.M j:: ■• *.:i Kl ir'%*l."..lil^V' ii.-^r £«1^. 1 li21 .11 !Il— 

^':}':\> tu '1 r'iir i«:«.- 'V".-.Ji «'iii it£'.ili;a 'i«f!n(UliiIlJr^ 5U -Jr-VTr^feHl 

L ii.!i %'fili:u > i- iii::)L 11 ^-)r*!Uif ^;::l«f'i. iuät» ÜK in iriinzfSU 
u:«li' l»:*iUi;:li..'^*: 'i.'ilJi vi '1. JlllilUi-"* Ul nuiiuilen i!llSSl2lllUl 5i«i- 

<:ii i.C'.in: '. Jii:')i:ui)i:!i':fi . ü«: it*zäi i*'.in '«dwir V'jiii iit:r iiiii .ia 
ü'iiTiiii tiit.Si'i.>dt:4 i'iitiil'iu . niL ^iiiii:*; uiii '•i-cf^sii^iii:^ ]i:M:iiii^sC 
Ulli tiih^ *ii: Uli. <iii:!lt:«**:!ri '.*it;ir.; iju % 2r*)«2M»(:r*iilJi»ül luinküllliuii 
'III 'ii:r<imiiiu Vidiik iiiti >l;iLiiiiiiu. %':!i;!lis ler Haihiiiline 11 it:3 
r':vf, %iir'ii^ 4'tr«:ii lit:tssii»{;»nuiiu(:*i ittc. Dfiuii lUfc^paciuiluffiES 
fi:t;»:tuiiiiiiiiii«*.it; 'iiti)«:u MF II iii:M.'r JL'^r*)L'iUiiii; 'iii iüüi 'im. 

!if:>diihi^>:ili:! %r:iii^ «^siU'c^'.'^lifiJliiit:*!, .*> nli^>(C•l ;!ilic*: ntf'.niVSIU 
L(ij^»3^tititiiut,^M.. ibtiuli iihii «'fiU h!*iii:m ikiluil niieuKcru itifm 
iifc^t^i» L^ti ij».»!!«.'!!:'!, iulrr :«iiik"*: inHiii,T:»iniiKaii3 ](:!nt:r^:alli:c!lU 
ii(i tin.-r u(#i-?i «I -«»ir 11 lii; itiniiyUitxs uir .'in '^'•. jiii; V^iiT 

>ti .j'nMbiililf:!! H'fM.llllt:^<:VMll^t:ii LiliiU. Hi ihth Mr ilü Dil ^eUUQI 
^c.int;M Jui(:i;r:i| Kiiniii.:!!. 

■JliilJl iitr»*:ii '. lii^idlmf::! %jiliil; lü«j . iüT uli-sa i^^nuttVQ 

lim ^'iiif:*i, %/.> lits 'V •*»!*:» i*c.?iul :».i '' .;;»i '.TiniL-rf . .:t:mb <«x>iiMi 

lllitk Aiu%«.>ni«-». . Ulli tiiiu iif>cr 'jir'suuij; iiiMttr ^fiiii^ii «Jctifail 

/<>ilt1l. u» ^t»lit:U ?'autu lt:rr:»lli«.l nt*l..Ulli. "nii vf»ill CCUm II»- 

t<:rAaiii;t7ti .uuuii. ' cntitij^nuufs 'krinlt .u*.iiiiiriiiMir :« it.'jrthei- 

leti, %imHi -cfUts Mii*j-t.>iuiiut.n t'ir mi .iiut.'ir,» V-dCi i^r miiiad- 

^i<clieii Kriiifc iit:iir itnu u ^n^-rui-. i*Ji 11 ii!>iiir4i:i «•'j.:K^';awi 



Emilpiilit Aioüttk £fliidL lUiitor. flQ 

Ptmcte selii Augrenmerk fonnigsweise riditen in nteten^ damit 
nicht bei der Hiildigiiii|p, welche man den Bemüirangen de» Hrn. 
Dindorf so gerne darbnn^, aeiil Beitritt oder sein Yonngang 
auch Andere auf einem Wege mit sich fortreisse , welcher dem 
Rec. eki falscher und flir die Euripideiache Kritik in'a Besondere 
ein höchst verderblicher ati sem scheint Doch hiervon wolle» 
und kennen wir nicht eher sprechen, bevor wir nicht die Yorxüge 
dieser Ausgabe nach Gebühr anerkannt haben. 

Zuerst gibt uns Hr. I>. in der acht Seiten f&)lenden Vonrede 
ausser der Kunde ub^ den Cod. Vaticanus 009 und den bereits 
von A. Matthias benutzten Cod. Üavniemis^ auf welche beiden 
Handschriften seine Bearbeitung vorzugsweise begründet iä^ eine 
dnrdi Mittheilnng eines bisher noch ni^t voUstlndig bekannten 
Bruchstückes aus d^ Bidascalie zu diesem Stücke, was sich in 
dem Cod. Yaticanns erhalten hat, höchst interessante antiquarische 
Untersuchung, in wekhem Verhältnisse die Alkestis zu den übri- 
gen Stücken derselben Tetralo|fe gestanden habe, und nach wel- 
chem Maassstabe dieses Stück also auch von uns in ästhetischer 
Hinsieht beurtheilt werden müsse. 

Bekanntlich bestanden die TetraK>gieen d^ attischen TWigl^ 
ker aus TVagoedien und einem Satyrspiele, wie Diogenes von 
Laertelil. 56 ansdrficklich sagt und womit auch recht wohl in Ein- 
klang gebracht werden kann, was dw Scholiast zu Aristophanen 
zu den Fröschen V. 1155 sagt: TttQoXoylav tpiQ0v6i, wi^v 'O^i« 
ötiiav at dtdaöxaUai^ *Aya^iiwova^ Xotj^QOvgf Evykzvldag^ 
IJgatia ötttvQixdv* *AQl6taQ%oq xai 'AnokXwiog tgiXoylav 
Xiyovöi XiDglg twv (SutvQM&n» Nachdem diess Hr. D. bemerkt, 
fahrt er S.4 fbrt, dass dahin auch die bekannt gewordenen acht 
Tetralogieen der Tragiker, drei von Aeschylos, vi^ von Euripi- 
des, (eine von Xenokles, führen. Dass man sich aber nicht so 
strenge an diese Annahme gehalten, bewdse Sophokles, derblos 
Stück gegen Stück den Wettkampf begonnen habe, me aus Sui- 
das 8. V. I]oq>oxkijs^ Avx6g iiQ\t %ov dga^ä ngog dg&iitt dycty- 
vl^Bö^ttif ilXet fii] tstgaXoylaVf erhelle, und worauf auch zu 
beziehen sei, was der Biograph des Sophokles sage: xag* AI- 
6xüktf Sk t^v xgaymöLav ifia9s xal noXXd Ixmvovgyfjö^ iv 
toZg aySöu Erwäge man also den 2bveck, den der Dichter 
durch das vkrte Stück, an dessen Stelle gewöhnlich das Sntyr- 
spiel kam , wofür aber Euripides habe auch können eine Tra- 
goedie wißilen, nach drei Tragoedien habe erreichen wollen, 
dass nämlich die Gemüther, die so tief durch die tragische Muse 
erschüttert worden waren, viieder herabgestimmt würden, so sd 
es offenbar, dass Euripides, wenn er, wieder Cod. Vaticanus 
aus der Didascalie angebe, zn den Kg^ööai^ dem 'AXxfAHlav o 
difc W(oq)ldog^ und dem TijXig>og die Alkestii hinzufügte, ganz 
absichtlich in diesem Stncke die bewegten Gemütlier habe her- 
abzustimmen gesucht, weshalb dass^e auch nicht so eigent- 



SSO Giieebisehe LiUeratar. 

lieh den Charakter des Trauerspieles trage, was derselbe Gram- 
ipatiker von der Alkestis, so wie von dem, nach Hrn. Dindor£s 
Ansicht aber in einem anderen Verhältnisse stehenden Orestes 
bemerke» 

Während Hr. D. es unentschieden lässt , ob in den Worten 

der Didascalie: To Öf^äfia laoiTj^Tj l^' ididdx^ htl JTXavxlvov 
Sqxovtos to X rXcivxldov oder rXavxtvov zu lesen und wie die 
corrapte Zahl t^ herzustellen sei, glaubt er sodann ro T in ai 6X. 
andern zu müssen. So sei die Zeit dieser Tetralogie, von der 
wir jetzt nur wüssten, ds^ss sie Tor Aristophanes' Acharnern (OL 
88^ 8.) geschrieben ^ei, genauer bestimmt und auch gewiss, dass, 
wie schon A. Matthiae yennuthet habe, der Akx^ialcDV 6 Sia 
WG)q>l$og älter sei» als der 'AXxiialoDV 6 itä Koglv^ov. TivL- 
)et«t eoiendirt Hr. D. noch die Worte der Didaacalie döid* ix^^ 
grjYol iß Elöldotog ix^Qi^yst^ und weist diese Form des bekann-» 
ten Namen *Ialdotog aus Boeckh*« Jnschriftenwerke nach» 

Wir würden an der einfach und klar geschriebenen Vorrede 
nicht das Geringste auszusetzeh haben, wenn wir nicht, obgleich 
gewöhnt bei den Schriften der Neuern in diesem Functe höchst 
nachsichtig sni sein , die bessere Ueberzeugung uns still bewah-r 
rend , S. 6 auf ein in jener Fassung eben so unlateinisqhes, als 
unlogisches Sätzchen: Hadern enim perbis de Oreste tragoedia 
iudictum tulerunt^ gestossen wären, wo sich das bessere m- 
dictum dixerunt oder wenigsteps iudicium fecerunt sogleich Toq 
selbst aufdrängt 

EjS( folgt S, 13«^'75 der Text selbst, mit untergesetzten Va- 
rianten zunächst aus dem Cod. Vatlcanus (Cod. A.) und HaTuien^ 
eis (Cod* H.)« ^^^t auch nöthigen Falls aus den übrigen Hand-* 
Schriften und dem sonstigen kritischen Apparate, und dieses 
Verfahren kann nicht getadelt werden, da Hr. Dind, auf jene 
beiden Handschriften, wie bereits angegeben, hauptsächlich seine 
Kritik basiren zu müssen glaubte. 

Allein wenn wir auch, wie bereits gesagt, zugeben und es 
an einzelnen Stellen gerne anerkennen, dass Hr. Dindorf dea 
Text in gewisser Hinsicht gereinigter gegeben hat, so ist eines 
Theils des besonders Herrorstcchenden im Ganzen doch nichl; 
gerade so viel geschehen, und noch Vieles zurückgelassen, was 
mit den vorhandenen Hilfsmitteln beseitiget werden konnte, an- 
dern Theils aber auch und vorzüglich in einer Rücksicht das 
Verkannte und Verfehlte so auffallend, dass man an mehrereii 
Stellen schier in Versuchung geräth zu zweifeln, ob der Hil 
Herausgeber denn auch wohl überall die Absicht des Dichters im 
Ganzen gehörig aufgefasst und in einzelnen Stellen den Sinn des 
Gedichtes richtig erkannt habe. Zu diesem Zweifel ward Reo* 
hauptsächlich durch das Verfahren gebracht , was Hr. D. in Be«- 
iBu jf auf die Aechtbdt oder Unäcbtheit von einxelneu Versen ein» 



Enripiclif Alcetti«. EiULDha«f. S81 

schlag. ]^ ftpridit hier ab, ohne überlegt wu haben, * wirft her- 
aus, ohne auch nur einen vernünftigen Grand ükr seine Kritik 
aufzuführen, kurz er nimmt die Yerurtheliung ganierYerse nacli 
Art der neueren Kritiker auf die leichtere Achsel, als die Kritik 
einzelner Worte oder auch nur einzelner Schriftcharaktcre , nicht 
ahnend , wie tief gerade hierbei an das eigentliche JJeben eines 
Schriftstellers, ja selbst, wie wir auch hier sehen werden, an 
den ästhetischen Werth seines Geistesproductes gegriffen wird. 
Wir beginnen mit Y. 64— ^ll. Daselbst heisst es : 
fj [i^v 6 V "xav^H xaücBQ lOfidg äv ayav 
Toteg ^^pi^rog ildtnQog ddfiovg äinJQy 
EvQvö^iag nBfiiffavtog Ztuchov jiita 
oxijiia &Qji7Cf]g Ix roncDV dv6x8ifiiQmv^ 
Sg ö^ ^Bva&Big tolöd' iv^Adnijtov ddpoig 
ßia ywaiTca tijvös 6^ B^aiQ7]0Btai' 
Tiovd'*^ 71 nag' '^fiav öol ^yBvi^öBtai xdgig 
dgdöBig -O*' offotog rccvt\ mbx^7]6bi x BfioL 
So die gewöhnliche Lesart, dagegen klammert die beiden letzten 
Verse und bemerkt Hr. Dindorf: „ Versus 10 et 71 plus una de 
caussa Euripide indignos seclusi. '^ Eine Bemerkung, die sehr 
gewichtig klingt , aber doch trotz dem plus una de caussa , wie 
ich später zeigen werde, sehr grundlos ist. Im Allgemeinen 
muss Rec. bei dieser Gelegenheit bekennen, dass dergleichen Be- 
merkungen , schon in ihrer formellen Fassung , auch bei Anderen 
ihm jeder Zeit sehr Tordächtig erschienen sind. Denn mit einer 
solchen Gehelmnisthuerei will man entweder Furchtsame ein- 
schüchtern, wenn man, wie Pythia vom Dreifusse orakelt, oder, 
und wir glauben , das ist wohl am häufigsten der Grund, man ist 
sich selbst der Sache noch nicht klar bewusst, warum man ei- 
gentlich der oder jener Ansicht ist, und will seine schwache Seite 
mit jenem Pappendeckel zudecken. Im ersteren Falle ist es 
lächerlich so zu sprechen , im zweiten unverständig« Denn die 
Zeit ist, Gott sei Dank! vorbei, wo man mit dergleichen Phrasen 
Effect machen , oder den Leser von fernerer Untersuchung da- 
durch abhalten konnte; denn dieser will jetzt vor allen Dingen 
wissen, woran er denn eigentlich mit seinem Hrn. Verfasser sei. 
Dass aber auch Hr. Dindorf an unserer Stelle mit seiner Redens- 
art daheim bleiben sollte, wollen wir sogleich zeigen. 

Nach dem Eingange des Stückes, in welchem ApoUon allein 
sprechend auftrat, kommt Thanatos mit diesem in ein Zweige- 
spräch, in welchem der erstere alle Mittel und Wege einschlägt, 
den Thanatos zu überreden, die Alkesltis , welche den Tod för 
ihren Gatten Admetos gewählt hat, mit demselben zu verschonen. 
Endlich nachdem Thanatos alle Zumuthungen des ApoUon mit 
gemessener Kürze und mit Bestimmtheit zurückgewiesen hat, und 
es auch verschmäht, diese Gunst dem ApoUon, dem höheren 
Gotte, zn erzeigen, sucht ihn diesig zum Schlüsse des Gespräches 



f. 



282 Griecihltehe LitlerafBr« 

noch einmal zu beatimmen, indem er ihn darenf tahiCf l L M— 
macht, das« Herakles kommen werde, um ihm die Alkestia wie-^ 
der XU eutreisseD, und er also von seiner Härte gleichwohl kdben 
Gewinn ziehen werde. Da dies Apollon nicht als Drohung will 
erscheinen lassen, sondern immer noch den Thanatos im OnteB 
dadurch zu ge^vinnen gedenkt, so fügt er zu Ende ganz liehti^ 
noch hinzu: „Du wirst also, wenn Du auf Deinem Vorsatze be- 
stehest, weder unsere Gunst gewinnen, ja mir vielmehr yerhaaai 
sein, noch Dein Vorhaben durchführen können, abo, welchen 
Schluss Apollon den Thanatos und Euripides den yerstandlgen 
Leser selbst machen lässt, gib lieber im Guten nach. ^ Diesen 
Gedanken enthalten die beiden letzten Verse, welche Hr. Dindorf 
aus mehr als einem Grunde für des Dichters unwürdig erklärt ; 
wir meinen blos aus dem einem Grunde, weil er die dgentliche 
Absicht, welche der Dichter in dieser Rede hatte, verkannte. 
Sie können , um zunächst die ganze Stelle in*s Auge zu fassen, 
worauf doch am Ende mehr ankommt als auf die einzelnen Worte, 
nicht fehlen , weil sonst die Verse : 

^ (tijv öv Xttvösi xalniQ dfiog Sv Syap* 
Toiog Oigritog slöt ngog d6(iovg ait^Qf 
EvQiö^BiDg XB(iilfccvTog Xnnnov fiixa 
oXflfia &Q'^itijg sx tonarv dvCxBifLigtov^ 
Sg djj ^Bvo&slg xolöS' iv *Ad(Aiixov ddfioig 
ßla yxwaiKa tijvÖB 6* i^atgi^öBtai.^ 
blos eine leere Drohung enthalten würden , die weder der vorher 
gegangenen Rede entspräche, da Apollon blos auf dem Wege 
des Guten den Thanatos zu gewinnen versucht, noch audh mit 
der Antwort des Thanatos, der darauf entgegnet: „Du kannst 
viele Worte machen und wirst doch keinen Vortheii daraus zie- 
hen, ^^ in Einklang gebracht werden könnte, wenn nicht jene 
beiden Verse die eigentliche Absicht darlegten, die ApoUon 
hatte, wenn er die Ankunft des mächtigen Gastfreundes im Hause 
des Pheres ankündigte. 

Wenden wir uns den beiden Versen selber zu, so finden 
wir in denselben nicht das Geringste, was des Euripides unwür- 
dig erachtet werden könnte, und wenn hier Hr. Dindorf hoher 
iuspirirt war, als em einfacher Philolog, der nichts ghnben mag, 
was ihm nicht bewiesen ist, so hätte er klug gethan ausfuhrlidier 
zu sprechen und er würde sich uns alle verbunden haben, hatte 
er auch uns seine Mysterien durch eine klare und fassliche Aus- 
einandersetzung eröffnet Doch da dies nicht geschehen ist, so 
wollen wir selbst untersuchen, was an der Sache ist. In m etri- 
scher Hinsicht finden wir nichts, was des Euripides nnwnrdilg in 
den Versen wäre, auch könnte man aus solchem Grunde dem 
Dichter nicht gleich einen vollständigen Gedanken nehmen, der 
uuabrelssbar mit dem ganzen Zusammenhange vorbunden ist; 
also eine rein metrischcRücksicht kenn te hier nicht und durfte 



EoripMii AkiMtii. Eaid.Diiieif. 281 

auch nicht den Kritiker bestimmen. In sprachlicher Hinsicht 
steht auch Alles gans richtig da, wenn man nur gehörig in den 
Geist der griechischen Sprache selbst eingedrungen ist* Denn 
was den ersten Vers betrifft, so ist die Sprache so einfach, die 
Wortstellung dem Sinne;' so angemessen und das Ganze Ao allge- 
mein verständlich, dass man nicht das Geringste, selbst blos iram 
Scheine , hier möchte in Tadel ziehen können. Eben so enthält 
der zweite Vers in sprachlicher Hinsicht nichts , woran man mit 
Recht Anstoss nehmen könnte. Denn wenn man früher an den 
Worten: dgäöBig d' ofco/og tavta, anstiess und dafür lieber: 
nBlöei ^' ofiotcog Tavra, erwartet hätte , so ist dieser Anstoss 
in der That sehr leicht zu beseitigen. Da der Grieche sich öf- 
ters den Zustand, dass Jemanden etwas widerfahrt, mehr als 
Ton der Person, die wir uns als leidend denken, selbst erlebt und 
gethan, als von ihr erduldet, vorstellt, so ist es gekommen, dass 
die Aasdrücke xaxäg nQOttBifXaXtag XQcittovöi und dergleichen 
mehr, am Ende nicht anders bedeuten, als: I3k ergeht ihm 
schlecht, ihnen ergeht es wohl u. s. w., gleich wie unser: „Was 
machst Du ?^^ öfters auch weiter nichts ist als: .„Wie geht es Dir ?^ 
„Wie befindest Du Dich.^^ Nicht dass der Ausdruck xauag ngat" 
T£t an sich wörtlich eine andere Bedeutung annehme, als er ur- 
sprünglich hat , sondern nur die Vorstellungsart ist es , welche 
verschieden ist. Wenn nun auch hier iin Griechischen das Zeit^ 
wort arpottctv y wie unser: Was machst Du? nicht leicht: Was 
thust Dul in dem Sinne, das gewöhnliche Wort für jene Hand- 
lung war, die sich mehf^ zur Bezeichnung der Annahme von etwas, 
als der schaffenden Thätigkeit hinneigt, so konnte der Grieche 
doch auch andere Wörter , wie dpai/, srotcrv und dergleichen, 
in einer ähnlichen Vorstellungsart anwenden, wenn er weniger 
das leidende Erleben als das auf irgend eine Weise handelnde 
dabei im Auge hatte. Also an unserer Stelle: 

igdösig d' o^olag tavx* ^ änB%^^6u x ifiotj 
was nicht so viel bezeichnen soll , als : iCBlöBi ^' oyLol&g tavtOy 
sondern ganz eigentlich zu fassen ist: Du wirst dies auf gleiche 
Weise thun, nämlich dass es so gut ist, als wenn Du es gar niclit 
thStest, weil Herakles sie Dir wieder entreissen wird , was der 
60* Vers hinlänglich an die Hand gibt. Also vollständig: dpatfetff 
•&' ofiolwg tavza , &6xb ßlcc ywalxa ti^vÖB ö' i^aigijöBtai* Du 
wirst bei Deiner Handlung gleichen Erfolg haben , als wenn Du 
Dich der Sache im Güten entschlügest. Ob sich irgend eine an- 
dere dieser ganz ähnliche Stelle finde, kümmert uns nicht, denn 
es würde unverständig sein, wollte man nach unserer Auseinander- 
setzung noch an der Sache selbst zweifeln, eben so als wenn 
Jemand im Deutschen spräche: Der erste versuchte das, aber 
vergeblich ; der zweite that es auf gleiche Weise , wo es sich 
denn von selbst ergibt, dass es auch wieder vergebens gewesen 
sei, und man bdiaupten wollte, er habe nur können sagen: 



281 Griecbiiclko LiCiecalir. 

Den zweiten ergLug ei anf gleiche Weive, da doch am Endcii 
versteht nch unter einer etwas verschiedenen Vorstelliuiff, beidea 
anf ein gfeiches Resnltat führt Aach das letzte Satzchen : oss- 
X^tjöBi X* iuol, enthilt nicht« ^egen die Sprache, das dreimal 
gesetzte ti, wofür eini^ Handschriften, nicht Cod. A. undH., an 
der dritten Steile di haben, wird sogleich mit erörtert werden. 
Denn was endlich die logische Darstetlimg anlangt, so ist auch 
sie ganz in der Ordnung, nnd wenn aach ApoUon etwas spitzfin- 
dig spricht, so vertritt er hier die Stelle des Yertheidigers ^ der 
Alles gerne heraus sucht, um seinen Clieuten zu retten, und hatte 
ja das schon oben angekiindiget , V. 38. 

%dQ6u' dixijv toi %ai koyovg utivo-vq iza^j 
was ganz an die Tcriiannte Steile des Andokides suqi tov pivthnj^ 
qIcdv § Belck. erinnert: ta ßlv ovv dixaia yiyvmöxtiv i^fiag 
i^yovfiai xal koyovg xagsöxBvdö^ai^ olönBQ iyti xi- 
ötsvöag vnkiiBhva xri. , über we&ohe wir in diesen Jahrbb. 
Bd. 13. Hft. 4* S. 376 gesprochen haben. Es spricht also Apol- 
Ion, wenn auch spitzig, doch logisch richtig, nachdem er gesagt, 
dass Herakles die Alkestis dem Thanatos entreissen werde: 
xovd' ^ nap^ ^uav öol yBv^ifstai x^Q*^ 
dgaöBig^' 6ßolagtavt\ anB%%r^6Bi, %' ifioL 
Das heisst : Also wird weder dieser Dank von uns (er sohliesst 
hier seine Clientin gewissermaassen mit ein) Dir werden noch 
wirst Du mit anderem Elrfolge thätig sein und mir (biet denkt er 
mehr an seine Persönlichkeit, als Gott Apollon) wirst Du Ter* 
hasst sein. Man sieht, dass zunächst sicli ovtB und %b gehörig 
entsprechen , so wie auch die Sache selbst , dass er Ton ihnen 
weder Dank ärndten noch auch etwas anderes erlangen werde, 
als dass ihm die Alkestis entrissen werde, ganz parallel bei ein- 
ander stehen. Wollte nun Jemand das letzte Sätzchen: aJ€Bx9^ 
6BI, r' Ifioly weglassen, so würde dasselbe zwar nicht g^ade so 
sehr vcrmisst werden, allein wer weiss nicht , dass Griechen und 
Lateiner und jedes andere Volk öfters noch einmal das, was man 
genau genommen schon angedeutet hatte, noch einmal mit ande* 
ren Worten und nachdrücklicherer Rede hervorheben. So hier 
auch Euripidcs; nachdem er ögäösis ^' 6(toi(Dg zavta^ als mit 
dem erstereu: ov9^ ij xag' i^fLfov 6ol ysvijöitai xaQig parallel 
laufend gesetzt hat und also diese beiden Sätze sieh hat entspfe-- 
eben lassen, stellt er zu dem letzteren: dgäöBig d"' ofiolmg 
XKVtat einen neuen, mit dem vorher Gesetzten verwandten, Ge- 
danken hin, weil er gerade dadurch Eindruck auf Thanatos ma- 
chen will. Dies ist um so angemessener und schöner, da der 
letztere Gedanke nach der von uns eingeschlagenen ErkUining 
aucli gar niclit dasselbe besagt , als das Vorhergegangene. Denii 
dieser Dank von uns wird Dir nicht werden ist uocli gar nicht 
dasselbe, als: Du wirst mir verhasst sein. So sieht man 
auckf daaa ovra-— TS-^ra gauz richtig gesetzt ist und dass au- 



EtfmpidKii AIceUk Edki. 01iid«rf. 285 

x9rj6Bi. %* Ifiol ehcK stotten als helfen wurde. Hitfe Hr. Dindoif 
dies Alles erwogen ^ so würde gfewiss wiedemm ein Grund weni- 
ger toriianden gewesen sein ^ die Verse als des Euripides unwür- 
dig SU besieichnen. Wir wenigstens finden gar keinen« Denn 
sa paast endlich auch nur^ wie<wir bereits oben andeuteten^ das, 
^as llAamitos Däcb dieser: Rede zur Antwort gibt: 
■ • ! :■ r no^A' • äv 0v ki^ag ovSiv av^ nkiov kdßoig * 
• ' ' • / ij d' iour Yvv^7cixti6iV Blg"Aid(w iofiovg %xh 
Denn dben weil Apollonin den letzten Worten etwas spitzfindig 
sprach und Worte machte im eigentlichen; Siime der Griechen, 
konnte Thanatos also entgegnen^ welfehe Entgegnung aber höchst 
unpaJ9send sein wür^e, ,h$tte ApoUon in dem zunächst Vorher- 
gehenden eben weiter nichts gesagt gehabt, als Herakles wird sie 
Dir wieder entreisgeüB. Ich hpfie, dass nyan sich überzeugt habe, 
dass.m^n diese Verse dem i^uripjdes nicht entziehen könne, ohne 
^ei/ien ganzen Gedankengang zu stören^ und unterdrücke es des- 
l^^lb,, die Frage an Hrn^Dlndprf zu ricbtC9,. yret denn diese Verse 
eingesetzt habe, wenn eaiEuripidcfs nicht war? eine Frage, die 
in der Kritik doch auch ftif^ige Beachtung T.^rfU^nt. Wenden wir 
uns einer anderen Stelle jiu ^ wo Hrn. Dindorfs Kritik, freilich 
unter Vorangange einiger friiheren. Gelehrten, noch härter und 
grau^^mer verfahren ist« .' , ., 

V. 20lfgg. hat ^er.fäxoT die Dienerin der Konigin gefragt, 
^as Admetos bei dem; Hifischeiden seiner , Gattin empfinde, und 
die Dij^nerin entgegnet nun, wie alle Handschriften lesen: 
TikaLn y axoitw Iv %BQmv fplkf^v ixav^ 
xmI fjtfjjt%odovv€H kloöetai 9 zdn^avcCf 
^zmV ff^ivu yttQ ual ßttQcUvBtat VQJÖtpf 
3cccQei(Uvfj Sb XBigog ä&kiov ßcigog. 

OHCDg Sb KuLuBQ 6jIMq6v kfUtVBOtHS' Mtt 

ßkiilfM Xifog c^vyäs ß^ykszai tag ^klov. 
&g ov xot' av^^Lg^ dkkd vvv stavvöxtttov 
, aTtrlva xvKkov d' '^klov acpo^Q^crai« 
dkk' Blfu »al ö^v dyyBkä naQovölav utL 
Hier müssen wir es zunächst rügen, ^dass Hr. D. sich von A« Mat-> 
thiae verleiten liess statt der handschriftlichen Lesart V. 204. 

.. fp&lvBi ydQ ical jictgalvsttti voöipy 
xaQBifiivTi ÖB x^f'Q^S a&kiov ßa(^og. 
Die Schlimmbesserung: 

q)9lvBt ydg xal littgatvBtai voöip 
3taQSiiiivfi^ys\ x^^Q^S ci&k^ov ßdgog.., 
in den Teit zu nehmen , 4ie abgesehen davon, dass die Lesart 
der Handschriften, wcinh sie richtig VÖrstatiden wird, einen sehr 
passenden Sinn-gibtV' die Conjectür «Is« unnütz ist, auch noch 
des Dichters Darstellung unschöner erscheinen lässt. Die Worte: 
^MvBi ydg kal:^€c^lvBtM voüm^ igebea für. sich gefasst einen 
guten. Sinn 2^ Denn «iesdivdndet.li^i und. verlösobt allmälig in 



280 Griechiiche Litieraiiir. 

Kranlheit, wie es z. B. unten V. 23T heisst; rov äglötav yv- 
valxa iiagaivopiivav vdöm xatä yS^^ xdoviov nag* "Aidehh 
Denn da das Hinschwinden und das allmalige Vergfehen der Alice- 
siis auch an sich von Seeienleiden herkommen könnte, so spricht 
die Dienerin sehr richtig; und bestimmt: q>d'lvBt yuQ xml iiagat-^ 
vtxac vo<f o, und man sieht, dass mit allem Rechte voiim su 
dem Vorherg^ehenden genommen wird. Nun will der Dichter dnrch 
den Mund der Dienerin den Zustand der Königen In den Händen 
ihres Gatten (axotrtv Iv xigolv tpUtpf l^'O ^^^ nSher sdiUdem, 
Uisst sie also fortfahren t 

nagBi[iiv7j dh xngog S&JUov ßagog* 

Hier steht nun nageifiivfi für sich , um den hinfilllgfen Zustand 
der Alkestis noch mehr zu schildern und anzugeben , warum sie 
eben eine jammervolle Last der sie haltenden Hand sei. Sollte 
man daran Anstoss nehmen , dass diese Worte mit dl angeschlos- 
sen sind , ohne dass sie ein selbststandiges Zeitwort haben , von 
dem sie abhängen^ so müssen wir bemerken, dass dieser Gebrandl 
der Partikel Öi selbst in Prosa öfters Statt hat, auch soll ja 81 
in solchen Fällen dinrchäus nicht einen schroffen Gegensatz zu 
dem Vorhergehenden ausdrücken, sondern blos den schoti be^- 
handelten Gegenstand durch eine sehr leise Opposition Ton einer 
neuen Seite zeigen. Man hat hier also das einfache Yerbum 
substantivum zu ergänzen, oder vielmehr den Gedanken, wie 
dies auch bei ydg öfters der Fall ist, durch das vorhergegangene 
Zeitwort za vervollständigen, nicht etwa so, dass man annehmen 
sollte, der Grieche habe dabei ausdrücklich das ganze Yorher? 
gegangene in Gedanken supplirt, sondern er behielt nur in Er- 
innerung an das Vorausgegangene die Stütze zu seiner fortgesetz- 
ten Schilderung so leicht hin bei. Solche Schilderungen sind 
sehr malerisch und soUen eben durch das hängende Participium 
die ganze Situation zu einer anhaltenderen Betrachtung vorfuhren. 
Nach Beispielen zu dieser Darstellungsart, die so viel ich weiss 
bisher von keinem Gelehrten in das gehörige Licht gesetzt wor* 
den ist , ob sie gleich an einigen Stellen mit Recht kritisch an- 
erkannt ward , darf man sich auch gar nicht weit umsehen. Sie 
fuidet sich unten in unserem Stucke , von den Handschriften und 
den Scholiasten bestätiget, V. 816 f gg., wo zu lesen ist: 

TiSvTtsg Xox'^fSug avtov i^ eSgag öv^^Blg 
lidgilfG) , xvxkov di negißakciv x^Qoiv l(iaiv, 
ovK l6tiv oötig avTov l^aigi^öetcu 
lioyovvta xXtvgd , ngiv yvvalx ifiol hb9^*, 

wo nachdem die Hauptaction durch die Worte : 

x&vxsg kox;iq0mg avtov 2| edgag 0v9ilg 
liigil^e^i 

ausgedruckt ist, nun diese Situation, die sich der Erzunite nach 
seinem Gemuthsznstande in voraus ausmalt, npob näher bezeichnet 



Eüripidii AloMtit. £dM. DindoiT. 

wird, mit einer leisen in Gedanken fortbehalt^ien Erinnerung ai 
das Hauptverbum fLag^m^ durch die Worte: 

kvkXov ob nsQißaXfäv xiQoiv Ifiaiv» 
auf welche Lesart alle Handschriften und der Scholiaet fuhrt^ 
wie wir später zu der Stelle selbst zeigep werden. Dass dieselbe 
Construcüon auch in Prosa Statt hatte, habe ich oben bemerkt, 
sie kam hauptsächlich bei den. späteren Attikern in häufigere An* 
Wendung, die nun sie nicht stets au ganz gleichem Zwecke be- 
nutzten, wie die älteren SchciftsteUer, sondern biswellen auch 
bei einer weniger hervorzuhebenden Nebenschilderung anbrach* 
teil. Rec. hat hierüber in seinen QuaesU. crüt, IIb. I. S. 102 fgg. 
gesprochen. Denn auch andcrwirts war sie angefochten worden, 
wie bei Diodoros von Sicilien Buch 10. § 93» svxagBöxBQov yicQ 
TtoXh^ äiayavulö^ai xatcc tiqv AlyvnxoVy talg ii xogt^ylaig 
vxBglxovTa otal tonmv oxvgotr^n ni6zBV0Vta und ebendaselbst 
Buch 12. §73. iiaxa6tgaxo7CBSBv6ag ob nlti^lov noktmg^H'Covogf 
d«Bxov6i]g ÖB T^s 'Afiq)Lx6XB{ag ffxadloig tag tgianovxaj ngoößo' 
käg BJtoiBLXo t(p xoUöfiaxi, Doch mit mehr Recht sprach Euri- 
pides in beiden angeführten Stellen also^ und leicht wird man 
uns deshalb wohl: zugestehen, dass ander ersten Stelle diehand* 
schriftliche Lesart: 

q>&lffBi ydg xal ^agalvBXM votScp^ 
ütagBifiitni de ^acpo^ atXiov ßagog.y 
wohl fest zu halten war, zumal wir durchaus nicht einsehen, was 
das von A. Matthiae imd Hrn. D. aufgenommene yi liier denn ei- 
gentlich bedeuten solL Diese Yerschlimmbesserung erwuchs blos 
daraus , weil man sich erinnerte voöqi nagsifiivog verbunden ge- 
lesen zu haben und nicht bedachte, dass die Darstellung, ja 
gelbst der Versbau schlechter wird, wenn man voötp xagBifiinj 
enger verbindet, da der Sinn mit nagBtuivfj ys noch nicht bcen^ 
det und das folgende x^^Q^S a^Atov ßagog mit diesem näher zu 
vereinigen ist, weil ja eben erst aus dem, was nagBiiiBvij aus- 
druckt , jene Situation hervorging. Auf der anderen Seite ge- 
winnt auch der Erklärungssatz : q)9lvBi ydg %ai (lagaivtxat an 
Bestimmtheit, Wenn man voöcp getrennt von dem Folgenden zu 
ihm nimmt, was zwar nicht noth wendig, aber um so passender 
ist, weil ja solche mit yäg eingeschobene Erklärungen so bestimmt 
als immer möglich sein müssen. 

Doch dies sei nur im Vorbeigehen erinnert , wir kommen zn 
den folgenden Worten, wo Hr. D. nach Valckenaer's Vermuthung 
die beiden Verse: 

ag ov not* avr^ig^ dkXa vvv navv6xtttov 
dxxiva xvxXov 9' iqUov ngoöoilfBxai.^ 
als aus der Hekabe V.415. 416 enüehnt, herauswarf. Auch hier 
kann Rec. Hm. Dind. keineswegs' beistimmen , muss ihn vielmehr 
entschieden tadeln,, dass er sich von seinen Vorgängern so schnell 
hat verführen lassen. Denn ebea daran erkennt maa den Ichten 



Grieclilgehe Liiieraiiir, 



Kmnlheit, wie es z. B. unten V. 2ST hebst: rov igliStav yv- 
vmixa fiagaivopiivmv v6^ip xtxtä yä^^ %96viav ütag* "AiSmv. 
Denn da das Hinschwinden und das allmSlige Vergehen der Alke- 
fitis auch an sich von Seelenleiden herkommen könnte, so spricht 
die Dienerin sehr richtige und bestimmt: q>tlv8i yäg 9ml fMQal- 
vttac vo^fpf und man sieht, dass mit allem Rechte v66(p zu 
dem Vorhergehenden ^nommen wird. Nun will der Dichter durch 
den Mund der Dienerin den Zustand der Köni^n in den Händen 
ihres Gatten (axotrtv iv x^Qolv tpUtpf l^f () noch niher schildern, 
UEsst sie also fortfahren t 

nccgBi[iipfi dixt^gog £&hov ßagog* 

Hier steht nun nagBifiiv7i*t'tLr sich, um. den hinntlligen Zustand 
der Alkestis noch mehr zu schildern un4 anzugeben , warum sie 
eben eine jammervolle Last der sie haltenden Hand sei. Sollte 
man daran Anstoss nehmen , dass diese Worte mit dl angeschlos- 
sen sind, ohne dass sie ein selbststlndiges Zeitwort haben, von 
dein sie abhängen, so missen wir bemerken, dass dieser 6 ebraudh 
der Partikel öl selbst in Prosa öfters Statt hat, auch soll ja dl 
in solchen Fällen durchaus nicht einen schroffen Gegensatz tu 
dem Vorhergehenden ausdrücken, sondern Mos den schoti be- 
handelten Gegenstand durch eine sehr leue Opposition von einer 
neuen Seite zeigen. Man hat hier also das einfache Verbum 
substantivum zu er^änieh, oder vielmehr den Gedanken, wie 
dies auch bei yäg öfters' der Fall ist , durch das vorhergegangene 
Zeitwort za vervollständigen, nicht etwa so, dass man annehmen 
sollte, der Grieche habe dabei ausdrücklich das ganze VorhcrT 
gegangene in Gedanken supplirt, sondern er behielt nur in Er- 
innerung an das Vorausgegangene die Stütze zu seiner fortgesetz- 
ten Schilderung so leicht hin bei. Solche Schilderungen sind 
sehr malerisch und soUen eben durch das hängende Participium 
die ganze Situation zu einer anhaltenderen Betrachtung vorfuhren. 
Nach Beispielen zu dieser Darsteilungsart , die so viel ich weiss 
bisher von keinem Gelehrten in das gehörige Licht gesetzt wor^ 
den ist , ob sie gleich an einigen Stellen mit Recht kritisch an- 
erkannt ward , darf man sich auch gar nicht weit umsehen. Sie 
findet sich unten in unserem Stocke, von den Handschriften und 
den Scholiasten bestätiget, V. 816 f gg., wo zu lesen ist: 

xSvTtsg Xox:ji6ag avtov i^ eSgag öv^^ilg 
liagtlfCD^ Kvxkov öl nsgißaktov x^golv Ifiaiv, 
' ovx %6tiv oötig avtov l^aigi^öBTcu 
lioyovvtanievgdf nglv yvvalx^ ifiol fccdgv 
wo nachdeni die Hauptactio^ durch die Worte: 
scäi I iox^mg mutov ii Sdgag 0v9Aß 

►^ . . . ■ . ■.•:.;. 

I * sftnte nach 

j r besetchneC 



T. 



Earipidk Alcestis. EdU. Dindorf. 28B 

66g TCcA nceQBiicv XQoößakBiV nagijidi * 
, CDS ov not avdic, akXä vvv xccvv6taT0V 
&Ktlva TcvxXov ^ ^A/ov ngoöoipofiai.f 
wenn er auch schon in der Alkestis auf gleiche Weise sich aus- 
gedrückt hatte , oder umgekehrt , so miissen wir uns in der That 
nicht wenig wundern, dass nicht nur die übrigen Kritiker, wel- 
che jene Verse für unächt erklärten , sondern auch Hr. Dindorf 
Ton der Ansicht sich 4)] enden Hessen, dass es dem Enripides 
durchaus nicht zu gestatten gewesen sei, dies zu thun, ja 
dass er es nicht einmal habe thim können. Nach unserer An- 
sicht könnte man niur dann etwas von Erheblichkeit dagegen ein- 
wenden , wenn diese Verse ein Bild enthielten , das nur höchst 
selten gebraucht werden könnte, allein da sie einen Gedanken 
ausdrücken, welcher nicht nur dem mensclüichen Gemüthe öfters 
zur Aeusserung sich aufdrängt , sondern noch dazu in der ethi- 
schen Vorstellungs weise und gewissermaassen in den religiösen 
Begriffen des griechischen Volkes eine besondere Begründung hat, 
so wäre es höchst unrecht , wollte man behaupten , der Dichter 
habe diesen Gedanken, selbst in derselben, formellen Fassung, 
nicht in zwei verschiedenen Stücken und Stellen vortragen kön- 
nen. Dazu kommt, dass Worte und Ausdrucks weise so einfach 
sind und das Ganze der Darstellung so natürlich, dass auch in 
dieser Hinsicht diese Verse gar kein eigenthümliches Gepräge, 
als das acht griechische tragen. Denn was den ersten Vers anlangt, 
so enthält dieser hlos die einfache Angabe : Jetzt das letzte Mal, 
welcher nach der den Griechen in allen Sprachformen gewöhn- 
lichen oppositionsartigen Sprechweise ausgeprägt ist, und,. mit 
Recht hat Monk deshalb auf Sophokles' Aias V. 858*59 verwiesen: 
xal xov 8iq>QBVX7^v"Hkiov Tcgoötwinca^ 
ucavvötaxov di} xovaror' avQ'LQ vötsgov. 
Wer wollte also es Euripides als Verbrechen anrechnen, einen 
Vers, wie: 

cjg ov Äor* aiJ-O-tg, äkkd vvv navöötatoVf 
nöthigenfalls zweimal anzuwenden, zumal wenn er es nicht in ei- 
nem und demselben Stücke thut 1 Was nun den zweiten Vers an- 
betriflPt, so muss er nach demselben Maassstabe beurtheilt werden« 
Denn zunächst enthält die dichterische Umschreibung der Sonne: 
datlva Tcvxkov ^8*' ^Uov, doch gär nichts so Eigenthümliches, 
dass man sich ihrer nicht hätte können öfters bedienen , eben so 
wie man es dem Euripides nicht verwehren darf, wenn er V. 20-1 
von der Alkestis sagt: %siQdg a^Xiov ßagog, und in den Bakkhen 
in ähnlicher Situation : a&Xtov ßdgog ÜBvd'iog , u. dergl. mehr. 
Eben so wenig wird man endlich an Tcgodoipexav Anstoss nehmen 
können dem ngoöoiljoiiai, in der Hekabe gegenüber. Denn kaum 
glauben wir, die Bemerkung, die einem Kritiker hier entfiel, dass 
es habe ngoöotjjoßivi] heissen müssen , widerlegen zu dürfen, da 
es ganz willkürlich war, wie der Dichter den Gedanken mit (&s 

iV. Jahrb. f. Fbil, u. Paed. od. Krit. BiH. Bd. XIX« ßft. 3. 19 



200 Griechische Litteratnr. 

■ 

ang^efii^ wissen wollte, und man ihm deshalb keine Vorschrif- 
ten machen darf. Bedenkt man nun endlich noch dazu, dass die 
^iecliische Trag^oedic in g^ewissen feierlichen Formeln und Re- 
densarten sich ziemlich gleichmässig zu bewegen gewohnt ist, so 
wird wohl die Wiederholung dieser beiden Verse eben so' wenig 
auffallen dürfen, wie die Wiederholung eines einfachen, wehten 
schlichten Gedanken enthaltenden Verses in einem und demselben 
Stücke, wie z. B. in den Phoenizierinnen V.75& 56« 
Koi l^v6%a%^ivxa 8id ^läxri^ ekslv dogly 
Ktavsiv ^' , 0^ ^Ad'€ statgiäa utog^ötov ißiiv^ 
nicht zu verdächtigen war, wenn es auch V. U74 — 76 wieder 
heisst: öog Syxog 'nfilv xaXXlvtxov kx x^QOS 

Big ötEQv* aÖ£Xq>ov r^öd* iit dkavt^g ßaXBlv, 

oitavBvv d*' og '^X^B natglöa nog^ijöcav Bfii^v.^ 
weil ja eben jener Vers nur die Grimdlage enthält, weshalb 
Eteokles jenen an sich frevelhaften Wunsch, dass er seinen Bru- 
der tödten möchte, aussprechen darf; und miser Kritiker, der 
auch dort an beiden Stellen jenen Vers herauswerfen will , den 
moralischen Gehalt des Eteokles, so wie den des tragischen 
Dlclitcrs selbst auf die jämmerlichste Weise preis gibt« Denn 
wenn irgend etwas in jener Rede nothwendig war, so war es der 
Gedanke, welchen jener Vers enthält, und der kaiun einfacher 
dargelegt werden konnte. Eben so auch wieder in unserem 
Stücke, wo Euripides V.418 fg. sagt: 

ytyvaöxs 8s 
wg üt&iSiv ^ff ii; nax&avBlv oqiBlX^ah 
und V. 182 wieder: 

ßgototg Snaöi, ocat&avBiv d^sUsrafr., 
weil er einen solchen Gedanken kaum einfacher ausdnicken konnte. 
Wir können uns nicht auf alle Wiederholungen der Art hier ein- 
lassen, glauben aber doch dem verständigen Leser schon ;Winke 
genug gegeben zu haben , wornach man die Sache zu benrtheilen 
haben möchte und werden vielleicht bei anderer Gelegenheit die- 
sen Gegenstand im Zusammenhange besprechen, hier bemerken 
wir nur noch, dass die Griechen gewöhnt an das homerische Epot, 
dessen Spuren doch auch in der Tragoedie nicht zu verkennen 
sind, dergleichen Wiederholungen, waren sie nur an ihrem Piatie 
und mit Maass angewandt, nicht so auffallend finden konnten;^ 
tiud so wird wohl auch fortan, so IiofTc ich, Niemand mehr zwei- 
feln, dass diese Verse in unserem Stücke, an welche wir diese 
Untersuchung geknüpft haben : 

fog ov Äor* av&ig , dXkd vvv ^avvötarov 

anziva otvxkov &' i^klov ngoöoilfBtai,., 
da sie derSiim notli wendiger Weise erheischt, vernünftiger W^eise 
nicht verdächtiget werden können. 

im Vorbeigehen bemerken wir hier, dass es ebenfalls Un- 
kritik ist, wenn Ilr. D. V. 21S mit A. Matthiae aus den Worten 



Euripidb Alcestis. EdM. Dioddrf. S01 

des Scholiasten: rtg äv nögog xäv xcactSv ^fztv yhottOy ^ 
üi43si rj nov.y annahm , das« Euripides weder niSg noch na ge- 
sehrieben habe, sondern dass eine dreifache Lesart in den Hand- 
schriften gewesen sei, vielmehr mnss man hierails abnehmen, 
dass auch der Scholiast die Lesart des Cod. A* H. tlg Sv TtcSg 
nä noQog wirklich TOiTand, weshalb er die stisammengeschobene 
Frage: rlg äv scxog Tcä nogög. xrl. erklärte durch: tlg äv noQog* 
t(5v xaxcov '^iiiv yivoLtb , ijntogj ^ nov; Hr. Dind. hätte sich 
also lieber umsehen sollen, wie man die diplomatisch beglaubigte 
Lesart zu benutzen habe, als den streitigen Punct auch hier so- 
gleich, ohne bedächtigeres Urtheil,* xu verdammen. 

Doch wir wollen, unserem Vorsatze. getreu, zunächst die 
Stellen erörtern, wo Hr. D. nicht einzelne Worte, sondern ganze 
Verse verurtheilte; und kommen zu Vers 311. Hier spricht Al- 
kcstis. Sie hatte ihren Gatten Admetos gebeten , ihren Kindern 
keine Stiefmutter zu geben, die denselben übel wollen und Nach- 
stellungen bereiten könnte, und sagt Vers 308 fgg. 
^X^gd yäg 1} ^%iov6tt (tfirgviä tkKvoig 
voig ytgoO^'i ^X^Svrjg ovdev ^^itic^Tiga. 
Tcal nalg (lev agöfjv icazig ^x^l niigyov fiiyav^ 
ov'xal ngoöBLUB xal ngoös^gijd'i] ncchv 
0t) d' (D TBxvov fioL ncDg xogev^ijöet xakäg; 
ütolag tvxovoa öv^vyov rfp.öiß naxgl; 
Die Rede geht sehr gemessen,^ sehr schön vorwärts. Gleichwohl 
stiess Hr. D. mit Pierson an dem Verse J 

oV xai TtgoöBtne xal ngo6B^giq%7i nakiv^ . 
an, wieil ein ähiüicher Vers schon V. 195 stehe und aus jenem 
dieser hierher genommen sei. Wir bitten zuvörderst zu über« 
legen^ wie klug ein Absdireiber , Grammatiker , Scholiast oder, 
wie man ihn sonst nennen mag, gewesen sein müsste, der jene^ 
Vers so der Sache angemessen hierher brachte, wozu er nicht 
den geringsten Fingerzeig von Aussen erhielt, ja was um so über- 
raschender hier ist, da das Bild des Thurmes oder Schutzes 
noch niciit sogleich auf den Gedanken fülu-t, welchen jener Vers 
enthält« Dodi davon später, da ja del^ Vers in der anderen 
Stelle V« 195 auch in ganz anderem Sinne steht, als an imserer; 
und der Abschreiber auf diese Weise nicht blps Entlehner, son- 
dern Schöpfer eines neuen Gedankens dadurch geworden sein 
würde. Vor allen Dingen wollen wir zeigen, dass, ohne den 
iusthetisclien Werth der £uripideischen Darstellung zu gefährden, 
jener Vers nicht ausgelassen werden kann. Denn hätte Alkestis 
blos so gesprochen , wie Hr. Dlndorf will : 

xal nalg (ihv agarjv natsg' bxbi nvgyov ptiyav, 
öv d' tD xBkvov fLOL xwg xogBvd'iJ0BV xakdig; xts.f 
so wäre die Darstellung herzlich schlecht und der Siim ein verfehl- 
ter. Abgeselien nämlich davon, dass der Ausspruch: Denn der 
Sohn hat au dem Vater einen grossen Schutz ^Tbarm), aa «hiie 

19 * 



292 Griechiicho Li tteratnr« 

alle nähere Bestimniiing, sehr abrupt und sonderbar sein würde, 
so ist der Sinn auf diese Weise auch falsch ; weil ja auch die 
Tochter einen Beschützer in ihrem Vater hatte i» und deshalb 
setzt Euripides mit Tollstem Rechte und g^ewissermaassen als noth- 
wendige Ergänzung hinzu : 

6V xal ngoöslits Hul nQoöi^^^^jj otikiv. 
Nun ist Alles klar ^ der Sohn hat am V^ter einen Beschützer^ aber 
nicht blos eine Stütze, sondern auch einen Besclurmer , den er 
anreden (um llath fragen) und von dem er wieder angeredet (er- 
mahnt und zurecht gewiesen) werden kann. Die Tochter hinge- 
gen, welcher der Vater zwar auch Schutz gewährt, kann sich nicht 
80 an denselben wenden, wie ein Sohn, da ihre weibliche Stel- 
lung andere Berathang nothig hat, und deshalb nun drängt sich 
dem geängstigten Mutterherzen der Gedanke auf: Du aber Toch- / 
ter , wie wirst Du mir die Jungfrauenjahre gut verbringen ? So 
wird man hoifentiich einsehen , da9s dieser Vers dem Siniie nach 
nicht fehlen kann. Kommt nun noch dazu, dass ihn sämmtliche 
Handschriften einstimmig schützen und dass selbst der Scholiasi 
llni anerkennt, wenn er periphrasirt: Kai naig [isv aQ6fiv: 
Tcai nsQi filv tov ägöevog ovdlv ^x^ Xsysiv • Ixavog yaQ i^ti, 
Ttäg ägörjv aavrä ßorj^Bvv • na^QT]6iav ydg %xbl ngog tov xor- 
TEga' öv ds ^i]lBta, nag nag^^svsvöy agccyj so müsstenes wohl 
sehr erhebliche Gründe sein, wenn wir ihn gleichwohl noch ver- 
dammen wollten. Er ist, sagt man, schon V. 195 da gewesen 
und kann also hier nicht zum zweiten Male stehen« Wir wollen 
sehen, welche Bewandtnis es mit jener Stelle habe und dann den 
verehrten Leser selbst urtlieilen lassen» Dort erzählt die Die- 
nerin , dass alle Diener des Hauses , nachdem sie den bevorste- 
henden Tod der Königin erfahren, um ihre Herrin in Thränen 
ausgebrochen seien und spricht V* 192 fgg. : 

Ttavxsg ö* ixlaiov olxstat xavä ötiyag 
deöTtoivav olxtslgovrsg' i^ ob ÖB^iäv 
ütgovTBLv' BicdötG} , xovng f^v ovrci ^UKog 
Sv ov ngoöBins xal TtgoöB^gTJ&i] n&Xiv vxi. 
Wie verschieden ist diese Stelle von der unsrigen. Dort steht 
diese Sprachwendung im eigentlichen Sinne von dem Anreden und 
Sichanredenlassen ^ und nimmt man dazu, dass sich die Griechen 
in solchen Wendungen, wo man einen ähnlichen Begrüff wieder- 
holte , sehr gefielen , so muss es im höchsten Grade bedenklich 
erscheinen, aus einem so schwachen Grunde, wie dieser ist, ei- 
nen Vers herauswerfen zu wollen, well dieselbe Redensart^ die 
sich in demselben finde, schon in einem früheren Verse, und zwar , 
in anderer Wendung, vorhanden gewesen war. Auch ist ja. eben 
diese Wendung so wenig auffallend, ja so alltäglich, dass man 
sie nicht so lange in Gedanken behalten wird, um dem Dichter 
es zu verwehren , sie später wieder in anderem Sinne in Anwen- 
dung sn bringen. Ja es hat eine solche Behauptung eben ao wenig 



Eoripidifl Alcetlis. Edld, Dlndorf, 898 

Begfründang, als wenn man allen ETrnstes behanpten wollte, Eu- 
ripides habe V.651. 652'nicht sagen können: 

Ttiyci t* av i^tov x^de tov kovTcdv Xifivov^ 
7C0VX av iiovcD^ilg Eöravov xccxoTg £/i67$., 
weQ er scbon vorher V. 295. 296 gesagt habe: 

xdyci t' av Igov xal 6v tov Koinov %Q6voVy 
Kovit av (lovod'elg 0^g öafiaQvog iötsveg^j 
oder wenn man, wie wir obei^ bemerkten, in den Pliönizieriimeti 
die Verse t56. und 1376. aus ähnlichem Gruode ausgelassen wis- 
sen wollte. 

Wir sind überzeugt, dass jeder Unbefangene, sollte ersieh 
in der That auch nur sehr wenig mit der griechischen Muse be- 
freundet haben, die Wahrheit der von Uns aufgestellten Behaup- 
tung^ dass man an keiner der von uns behandelten Stellen, ohne 
dem Ganzen zu nahe zu treten, die verdächtigten Verse wird ent-* 
fernen können, anerkennen werde, und somit könnten wir getro- 
sten Muthes unsere Darlegung schliessen. Doch wir wollen noch 
mehr thun, mehr als in unserer Zeit nar in menschlicher Kraft zu 
liegen scheint, wir wollen aus den Zeitgenossen des {luripides 
selbst einen Zeugen hervorrufen, der die Wahrheit unserer Be^ 
hauptung , dass jene Wiederholungen nicht von dei^ Abschreibern 
oder Grammatiker;! , sondern von unserem Dichter selbst herzu- 
leiten seien, erhärten soll. . 

Dieser Zeuge ist Aristophanes. Dieser hat hi seinen ^cAar-^ 
nern (Olymp. 88^ 8.) Euripides bekanntlich hart mit genommen 
und besonders unsere Tetralogie im Augfe gehabt , vor allen d^n 
Telephos , sodann die Kressae, wie V. 432 > endlich auch unsere 
AJkestis, wie z. B. V. 893, wo Aristophanes die Stelle aus der 
Alkestis V. 367. [irjSs yccg ^avciv nots 

öov xcoqI^ efijv T^g iiovfig THörijg i(ioL^ 
also parodirt: 

liTjSe ydg d'avcov jrora 
öotJ X(x)Q\g zXt^v BvtBtsvtXavGiiiivrjgky 
wie Hr. Dind. seihst praef. Alcest, p. 8 sq. über diese Stelle be- 
merkt hat und wozu sich leicht noch mehr Belege geben Hessen. 
Mun lässt dieser seinen Dikaeopolls in gedachter Komödie V. 383fg*9 
da wo er sich zum Euripides begeben will, um sich wie ein zer- 
lumpter Bettler aus dieses Dichters Garderobe berauszustaffiren, 
sagen: 

vvv ovv IIB Ttgätov TtQlv XsysLV l«6aTS 
IvöKBvdöaö&al ^' olov a^Xiatatov-, 
mit welchen Worten Aristophanes den üebergang macht, den Te- 
lephos des Euripides lächerlich zu machen; und schon V. 435 fg. 
spricht Dikaeopolis wieder, nachdem er die Lumpen von Euripi- 
des erhalten hat und sich nun heransstaffiren will: 
iS Zsv dio^rtcf Tial xaftoma navtax^f 
ivöxbvdöa^ual fi' olov aS'JUmatov. 



2Ü4 Griechi&che Litteratar. 

Freilich wollte Ilr. Dlndorf audi hier an der zweiten Stelle den 
wiederholten Vers herau&werfen und deshalb müssen wir zunächst 
die Kritik festsetzen. Laicht lässt sich auch hier beweisen, dass 
Hm. Diiidorfs Veri|iuthang ganz unstatthaft ist. Denn nicht nur 
alle Handschriften schjutccn an beiden Stellen den Vers, sondern 
auch der Scholiast, der Ihn an beiden Orten in seinem Texte ge- 
habt haben muss, da er zu beiden die Worte nach ihrer Stellang 
erklärt Und zwar an der ersteren Stelle können sie anch gar 
nicht fehlen, wie der Sinn offenkundig an die Hand gii^t, ond 
hier wollte auch Hr. D. nichts ändern, an der zweiten Stelle, ob- 
gleich hier Hr. D. sie weglassen will, dürfen sie nicht fehlen, 
wenn man nicht den ganzen Zusammenhang verderben wiU* ^ 
heisst daselbst; 

Z£v Sioxta xal xatoxta navtax^, 
ivöKBväöaö^ai ^' olov d&kicSvatov. 
EvQiniSri , 'aBiäij y* ix^gida fio^ tade 
TcccKslvd fio^ dos xi^£* 
Hier gäbe der erste Vers : 

cJ Zbv ÖLOxta xal xavoitta navta%ii, 
olme die folgenden : ^ 

iv6iizva6a6%al (i* olov &%^XifixaxoVj 
gar keinen Sinn; ja sogar Unsinn', denn man würde verfuhrt den 
Ausiruf des Zeus mit dem unmittelbar folgenden Vocativus EvQtr- 
Ttldtj zusammenzufassen, wenn nicht der dazwischen gestellte 
Vers dem ersten Aufrufe die nöthige Beziehung verlieh. Und 
wer könnte es verkennen , wenn er nur etwas tiefer in den Geist 
des griechischen Volkes und der griechischen Sprache eüigedrun- 
gen ist, dasshier der lufinitivus, beibehalten im feierlichen Ge- 
bete aus der alten kindlichen Sprache, nach dem Anrufe des 
Gottes, auch noch in der Parodie, ganz herrlich angesclüossen 
ist, der die Grundlage der Bitte, nur so liingeworfen, als blos- 
sen Gedanken, enthält, weshalb auch der Scholiast , versteht 
sich nach seiner Art, richtig dolmetscht: hvöxBvaöaö&al 
\ib: Xbltcbi tö Ttoirjöov. Wem drängte sich endlich unsere 
Ansi(;ht, welche diesen hingeworfenen Gedanken : 

iv6xBv&(Suo%aL /k' olot^ ad'Atcotaroi/, 
zu dem vorhergegangenen Vocativus eben so passend, als noth-^- 
wendig findet, nicht als unzweifelhaft auf, wenn er sich erinnert 
heim Vater der Geschichte Herodotos Buch 5. Cap. 105 gelesen 
zuhaben: <5 Zbv , BxyBvaöd^ai ^oi 'A^rjvalovs ridccö^ai? Man 
wird also hoffentlich liier leicht einsehen, dass auch an der zweiten 
Stelle dieser Vers sicher steht und dass nur unbesonnene Kritik 
ilin gegen Handschriften, Scholiasten und was noch mehr ist, 
gegen den ganzen Zusammenliang verdächtigen komite. Nun 
wollen wir Hrn. D. und dem geneigten Leser die Wahl lassen, ob 
hier Aristophanes diesen Vers, weil sich ihm dieser Gedanke 
wiederholt au(dräugt^, zweimal setzte, ohne daran s^n denken. 



Earlpidi» Aleestie. £diii. DIndoff« JS^ 

dass erauffaDen wiirdev oder ob er nicht Tlelmehr, hier, wo er 
des Eiiripides manierirte Poesie fast mit jedem Worte spöttelnd 
berührt, hier, wo er ganze Verse aus dem Telephos z. B. 
V. 439. 440 wörtlich aufnahm^ um sie zu parodiren, hier, wo 
er auf die übrigen Stücke unserer Tetralogie, hier, wo er auf 
unsere Aikestis auch selbst in gleicher Absicht anspielt, ganz ab- 
sichtlich denselben Vers wiederholte, damit sein Publicum, was 
ein so feines Gefühl mitbrachte, dass die leisesten Anklänge an 
Euripideische Verse bemerkt und beklatscht wurden , auch diese 
Unachtsamkeit oder Manier jenes Dichters, womit er sich nicht 
scliente , öfters, vielleicht auch bisweilen minder passend , als in 
den oben erwähnten Stellen, einen und denselben V^rs wieder 
bei anderer Gelegenheit anzubringen, in seiner DarsteUung 
wieder erkennen und belachen sollte. In ersterem Falle, wenn 
Aristophanes absichtslos den Vers wiederholte, und dies die !?u- 
liörer nicht verletzte, dürfte auch Euripides vollkommen ent- 
schuldigt sein. Denn was dem feinen Komiker frei stand, konnte 
auf seine Weise auch unser Tragiker thun, und Aristophanes* Zeug- 
nis wäre auch so für uns. In zweitem Falle, wenn Aristophanes 
Euripides' Manier, was nach allem das wahrscheinlichste ist, 
verspotten wollte , haben wir sogar einen historischen Beweis 
für unsere Behauptung. Denn wie hätte der Komiker unseren 
Tragiker deshalb verspotten können, wenn dieser sich nicht ziem- 
lich auffallend dergleichen Wiederholungen erlaubt hätte? Doch 
dem Verständigen genug ! 

Wir wollen nur noch einige Bemerkungen in Bezug' auf die 
Wortkritik hinzufügen. Auch sie hätte können, meinen wir, an 
mein- als einer Stelle mit mehr Schärfe und Aufmerksamkeit ge- 
übt werden. So hätte wohl V. 871 f gg. geschrieben werden sollen/ 
ca naldsg^ avtol d^ reta sl<Si]7iov6aT$ 
^atQog isYovtos fi'tj yafislv äkkr]v tivä 
yvvatx' kg)' vfilv, firjd' äufiäösiv 1^8., 
wo Hr, D. die Vulgata akkrjv noth beibehielt, obgleich Cod. A. 
H. und drei Florentiner aklrjv xivä bieten. Dass aXkijv tiva 
hier einen richtigeren Gegensatz gibt, leuchtet ein. Der Aike- 
stis ist es hauptsäcldich darum zu thun , da^s erkeineandere 
Gattin, ohne Rücksicht ob frülier oder später, nach ilur heirathcn 
soll, imd dies geschieht, wenn xivä hinzutritt, keine andere, wer 
sie auch sei. So unten mit demselben Gegensätze V. 432 fg* 
ov yuQ xiv aXKov (plKxiQOV %td^(o vb^qov 
^xoyd* 0^6' ä^eivov' ds ^d^i'' d^ia ds [loi xrl., 
wo ov yuQ kox äkkriv ebenfalls weit soliwäoher sein würde. äXlfjv 
Xivä las wohl auch der Schöliast, der zu V. 375 bemerkt: iitl 
xoiöds: XQog x6 /iti} Blöayayelv aXli^v tivä* — V. 404 
hätte sollen die handscln-iftllche Lesart; 

xrjv ov TcXvovöav ovo' ogtodav &Cz^ iyiA 



/ 



296 Griecbisclie Litteratar« 

beibehalten werden« ttjv ov %Xvov6av ohne das die Bezidiiiiq; 
mehr hervorhebende y* ^ was Hermann nach xiiv einsetzte, lisat 
die Rede mehr in das Vorhergegangene eingreifen und so ohne 
Copula die Empfindung inniger erscheinen. Eiunelos hat die be- 
rfihmten Worte: ^, Mutter ich rufe Dich,^^ gesprochen und Ad- 
metos selbst fügt nun d^ewissermaassen als Ergansnmg der Aeume- 
rang des erstem hinzu: die nicht hörende und nicht spende 
(rufst Du). Tiqv */ ov xlvovöav ovö^ ogäöccv ist eben deshalb 
unschöner, weil es zn bedacht erscheint, während der Gedanke 
selbst, mit Unterdrückung der Partikel lebhafter hervortritt, be- 
sonders, wenn er, wie es sich gebührt,, mit wehmüthiger Beto- 
nung gesprochen wird. Y, 487 musste nach Cod. A ILiund' 
mehreren anderen Handschriften hergestellt werden : 

aAA' ovo* äasinelv toig aovoig olov xh fioi. 
Behielte man mit Hrn. D. die Vulgata bei: 

akX* ovo* catHTtelv rovg novovg olov ti fioi., . 
80 wäre dies einfach: Allein ich darf auch die Mühen nicht auf- 
geben, allein der Dativus ist nicht nur sprachlich gewählter, son- 
dern auch dem Sinne nach entsprechender. So heisst es : Allein 
ich darf auch nicht abstehen in Hinsicht auf die Mühen, wo ol 
ütovoi nicht als afficirter Gegenstand , sondern als Gnmdlage des 
Abstehens, oder warum er abstehen soll von seinem Vorhaben, 
erscheinen. Also ich darf von meinem Vorhaben nicht abstehen 
wqgen der Beschwerden. 

Auffallend ist es ferner, dass Hr. D. auch V. 538 die wahre 
Lesart jetzt noch unbeachtet Hess. Es heisst daselbst : 

^evov «Qog Skkrjv iötlav nogsviSo^att, 
Wenn nun aber schon an sich es in logischer Hinsicht aufffflt, 
dass es heisi^t: zu einem anderen Heerde von Gastfreunden will 
ich gehn, da doch der Gedanke mit sich bringt: Zum Heerde 
anderer Gastfreunde will ich mich wenden, und dass, weil an- 
dere Gast freunde hier die Hauptsache sind, auch dasAdjecti- 
vum akXog dem ^bv(qv angepasst werden sollte, so muss es noch 
mehr auffallen, dass Hr. D. nicht den Vers herstellte, wie er in 
Cod. A. Hf und andern Handschriften sich findet: 

^Bvtov ütQog äkkcov eötlav noQsvöo^ai.y 
eben so wie es gleich V. 545 ganz richtig heisst : 

ovK l'örtv äkkov 6^ dvÖQog eöticcv ftoMv. 
und wieder V. 1040. 

al' Tov XQog alkov dcSfia^^ tog^itj^fig Scvov» 
nicht aXlijv ö* ävögog iöttav noch Ttgog aXka ddfia^' WQft'^S^g 
Uvov. Auch ist die Wortstellung: ^ivav ücgog aXXcav iöticcv 
gaw? in der Ordnung, wie V. 830. Smvov dvdgog iv (piXo^svov 
dofioig. Damit sich Niemand wundere, wie die Vulgata: ^ivG}V 
^gog &XXriv aöttav xra., entstanden sei, bemerken wir, dass die 
Abschreiber gerne das Genus dem nächstfolgenden accommo- 

direni wovon sich Beispiele m Hunderten beibringen lasseii« 



Euripidis Alcestii. Edid. Dlndorf. 20V 

Denn äXkmv ging keineswegs ans einem Glosseme berror, wi^ 
Lobeck zum Aj. V. 7* erste Ausgabe annalmi. So glossirte man 
nicht. 

V. 617 konnte es schwieriger erscheinen ob Euripidesr ge- 
schrieben habe: 

g>6QSLV ävdyxi] , aalnsQ ovtcc dvöq>OQa, 
wie die Vulgata hat, oder, wie Cod. A. H. und drei Florentiner. 
Handschriften lesen, dvö^av^ statt dv6q)0Qa, zwar könnte der 
Dichter tpiguv und Sv6q>0Qa absichtlich zusammengestellt habea, 
allein es ist doch wahrscheinlicher, d9S man övößBv^ durch 
dv6q)0Qa glossirt habe, als umgekehrt. 6v0ii8V^ feindselig nennt 
man AUes, was uns unerträglich erscheint, eben so braucht der 
Lateiner sein inimica. 

V. 620 fgg. war mit Cod. A. und den alten Ausgaben zu 
schreiben: 

ijug ys r^g 0^g ngovd'ttVB t^v^^ff, tbkvov, 
xal [i* 0V7C anüidt' i&rjxev ovo* aXaös 0ov 
ötSQBvta yiqga 7tsv&Lii(p xaxaq>%LvBirV xt£., 
wo Hr. D. schrieb: %aL ^i ovk ccTcaiä E&rjxsv y ovo' elCaös <Jov, 
welche Interpunction und Accentuation dem Sinne nicht ganz ent- 
spricht. Der Hauptgedanke war in dem Verse 

^ug ys t'^g aijg ngov^ave in)XVS) tsKvoVf 
enthalten, das heisst: die durch ihren Tod dein Ldben erkauf« 
ten, diesen Gedanken trägt nun Pheres nocli auf sich über, wenn 
er fortfährt: xal (i* ovk aitaiS* h&r^xBV, und die eben dadurch 
mich nicht meines Sohnes verlustig machte, und dieser zweite 
Gedanke wird nun noch erweitert durch die Worte: ovo* Blaös 
00V ötsQBvta yyiga TCBv&lfiC) Kataq>&lvBLV ^ die deshalb olme In- 
terpunction anzuschliessen waren und da sie keine neue Bezie- 
hung enthalten, sondern nur das vorhergehende: xal /»' anaiSi* 
$&7j7tBV9 ausführen, auch das orthotonirte 0oi; nicht vertragen. 
Wenn der Dichter V. 628 fg. fortführt: 

ütccOaig d' föiyxai; BvxkBiötarov ßlov 
ywai^lv , Sgyov xX&fSa yavvalov rode., 
so würden wir lieber aus Cod. A. H. geschrieben haben svxXsldtS' 
Qov ßCov., weil der Comparativus die Sache mehr in Relation auf 
die Grossthat der Alkestis erscheinen lässt. Auch wir würden sa- 
gen: „Und allen Frauen hat sie ein ruhmvolleres Leben bereitet, 
da sie diese edieThat vollbracht.'^ 

V. 671 würden wir jetzt aus Cod. A.H. aufgenommen haben: 
^v ö' lyyvg Sk^ot ^dvatog^ ovÖBig ßovkavav 
^V7]6kblv, tö yrjgag d' ovxh* hCt" avxolg ßagv.^ 
denn wenn auch l'AO]; hier das gewöhnlichere ist, so lässt doch 
der Optativus das erste Sätzchen: ijv d' lyyvg l'Ad'Ot, ganz pas- 
send als von d^m Gedanken dessen, der nicht sterben will, ab- 
hängig erscheinen. Der Lateiner bewerkstelliget ähnliche Andeu- 
tungen durch seinen Comunctivus. Es wäre dann verdeutlichet: 



298 Griechiicho Litterator. 

Wann sie aber mcrkey (glauben), dass der Tod nahe gekommen 
sei, 80 will keiner sterben u. s. w. Auch wird es dem guten Moidr 
zu V. 145 jetzt Niemand melir glauben , dass die Rede solök sehi 
würde , wenn man mit den Handschriften dort beibehält : 

wofür auch Hr. D. na&n schrieb, obschon der Gedanke auch hier 
weit conclnuer ist, wenn man ngiv av na^ov mittelst einer leicht 
erklärlichen Attraction, die bei den Lateinern in ähnlichen Fallen ^ 
fast regelmässig geworden ist, als eine gedankliche Benehungp der 
in Frage stehenden Perswa erscheinen lässt. 

V. 674 war jetzt nacli Cod. A. II. und zwei Florentinern : 
ütatQoq Sh fi'^ TCago^vvrjg (pgsvag herzustellen, leicht fiel das 
£igma am Ende des Verses ab und so entstand q)Qiva^ * 

Wundern müssen wir uns, warum Hr. Dind. V.720 die Les- 
art des Cod. A. H. : 

aTtsXds xccfis roi/d' Ics d^d^ai vbhqoV; 
nicht aufnahm, da sie weit besser zum Sinne passt, als die Vul- 
gata: xal fis tovd' ¥.a doitpui vbxqov. Denn da Admetos schon 
vorher den Schmuck , den Pheres der abgeschiedenen Alkei^is 
brachte , zurückgewiesen und seine Theilnalune beim BegrSbnisso 
verschmäht hat, sagt er nun, um das Gespräch abzubrechen, and 
PJieres zu entfernen, ganz in der Ordnung: „Gehe und lass 
mich diesen Leichnam bestatten, ^^ wo durch das betonte mich 
Pheres nachdrücklich zurückgewiesen wird. Er versteht dies 
auch gleich so, weuu er entgegnet: 

anst^i • &dnlJ6Lg ö* avtog cSv avtrjg {povsvg. 
V. 159 war Cantcr's Conjectur ; ötatpst ö« xgava fiVQölvijg kka- 
doig statt (ivgöivoig Kkaäoigj mindestens ufuiöthig, wie bereits 
Hermann bemerkt hat. 

V. 837 sind wir überzeugt, dass es besser gewesen yrSre 
jetzt, nachdem noch Cod. A. H. ausser zwei anderen und Tzetses 
Chil. IL 809 die Lesart: xal x^'t'Q statt "^vx^ t* bieten , zu 
sclureibcn; 

cS noXXcc tX&öa xagdla ocal x^^^Q ^f^V^ 
vvv ÖBii^ov olov Tcaldd ö' y} Tigvv^la 
'HkeKzgvovog eysivat^ '^kxfnijvi] ^U. 
Denn eines Theils ist es an sicli für Herakles gs^iz passend, dass 
er nicht nur seine Seelen-, sondern auch seine Körperkräfte mit 
hervorhebt, da ja sein Körper besonders begabt war, andern 
Theils wurden aber auch dieKörperkräftc zu diesem ünteniehmen 
eben so in Anspruch genommen, als die geistige Kraft. Wvx^ i^* 
ging entweder daraus hervor, dass man Ttagöia durch ipvx'i S^oa- 
sirt liatte und nun die aufgenommene Glosse das nächste Wort 
verdrängte, oder weil man glaubte xagdla '^ux'iq ra bildete« 
leichter einen Bcgrifl' we^en des folgenden Verses. Doch auch 
so ist die Stelle ganz richtig, denn da die Worte :,xaQÖla Tcai 
Xa\Q, zusammen doch uui' ewe Umsciu'eibiuig vuu KeraUes^sclbsi 



Euripidis AlcesÜs. Edi4. Dindorf. 890 

geben, so geht, auch wenn man diese Lesart, wie did dlptoma-« 
tische Kritik mit sich bringt, aufnimmt, der Sinn ganz rididg fort. 
Was V. 146 fg. anlangt, wo nach den meisten Handschriften 
herzustellen war: 

Tt&vnBQ ko%ri6aQ avtov li edgag 0v&t\g 

^dgilfCD^ TtvxXov de xegcßakciv xsgolv inäiv^ 

ovit Söuv oözig xre., 
so haben wir über den aus dieser Lesart hervorgehenden sehr 
passenden Sinn bereits früher gesprochen ; hier haben wir blos 
zu zeigen, dass alle Handschriften eben nur auf diese Lesart 
führen. Denn Cod. A. und drei Florentiner haben ausdrücklich 
ütsgißakdiv und in der Lesart der übrigen Handschriften mgißakdi 
darf man nicht nsgißdlo suchen , sondern man braucht blos we- 
nige griechische Handschriften eingesehen zu haben ^ so über- 
zeugt man sich leicht, dass Tcsgißak^ blos deshalb entstand, weil 
das neben dem Accente übergeschriebene v mit dem Graris ver- 
einigt ward und daraus der Circumflex hervorging. Der Scholiast 
hat endlich nicht nur mgcßakciv im Comma, sondern erklärt das 
Participium, freilich auf seine Weise, ausdrücklich, wenn er 
8clu*eibt : Tteg^ßaXcov: nal mgißakcav avza xvKkov. 

Indem wir nur noch im Vorübergehen bemerken, dass 
V. 1087 zu schreiben war: 

yvvT] 0B ütavöEi Kttl VBOv ydfiov nod'ou^ 
wie Cod. A.H. und drei Florentiner Handschriften lesen, weil 
üto^ov das wiederholte Verlangen bezeichnen soll, und dass 
V. 1106. 

%g'^ , öov ys fft^ iisXkovtog ogyalvsiv kfioL^ 
wohl Monk's unniitze Conjectur i(is statt b(iol kaum zu erwähnen 
war, wenden wir uns der letzten Stelle zu, die unser oben im 
Allgemeinen abgegebenes Urtheil noch erhärten soll, weil auch 
in ihr ein Missverständnis des ganzen Sinnes zwei kritische Ver- 
sehen herbeigeführt hat. 

V. 1120 hat Herakles die Gattin des Admetos aus der Un- 
icrwelt- befreit und indem er«ie dem Admetos zufülu:t, sagt er, 
wie Hr. D. schreibt: 

val , 6(S^e VW xal zov z/tog 

(pijösig 3tor* slvai Ttaläa ysvvaiov ^ivov. 

ßkeilfov ö' sg ccvtijv^ tX tv 0y äoxBv xgmsLv 

ywaLKv* kvnrjg ä' tvtvxäv ^e&iözaöo, 
worauf Admetos spricht: 

cS ^£ol, rl Xs^c); ^avfi' dvsX7Ci0Tov tods' 

yvvaiTca ktvööto Tjyvö' egiijv ixi]tvii(agy 

^^sgrofiög fis %bov xig liMkr^dOBv xagi; ^ 

und Herakles entgegnet : 

ovK Böztv ttXXd XTqvö^ ogag ädfiagta Ci^v. 
Hier wollen wir über Kleinigkeiten 'mit Hrn. D. nicht rechten, ob 
^uuächist öo^B VW mit A. Matthiac zu schreiben war oder ö^s 



300 Griechiiche Litteratar. 

vvv beisnbelialten, da vvv wohl mehr zu betonen war, in der 
Bedeutung: Ja jetzt, d. h. nachdem ich sie wieder gebracht 
habe, erhalte sie Dir, da Du sie das erste Mal hast sterben las- 
sen; ob ferner ßls^jov d' ig ovri^v beizubehalten, oder mit €od. 
A. II. ßksilfov XQog oEvtnv zu schreiben war, wie es oben V.390 
hiess: ßls^ov scgog avtovg ßXe^ov^ ob nicht yielleicht auch 
V. 1123 die Lesart vieler Handschriften: ä deol^ xL Xtv66mi 
statt cJ dsol, rl Ailo, einige Berücksichti^ng in kritischer Hin- 
sicht Terdient hatte. Denn ^ir haben uns ausserdem noch za 
wundem, dass Hr. D. zwei Dinge iibersali, deren richtiges Ver- 
ständnis wesentlich zur richtigen Auffassung der ganzen Stelle 
gehört Also zur Sache. V. 11 21 fg. steht nicht: 

ßksifov XQog (xvT^Vj SL ri öy öoTcel xgbeeiv 
yvvaixl' kvxijg d* BVtvxfov ^s^lctaöo,, 
in den Handschriften , sondern bI xi 6oi doxhl XQSMSiV yuvaiKt^ 
und cfj statt öoi ist blos Conjectur und zwar, wie wir gleich zei- 
gen werden, eine sehr erbärmliche Conjectur von Markland und 
Musgrave. Noch einen erbärmlicheren Sinn gibt aber diese Con- 
jectur, als sie auf den ersten Anblick scheint, nach Monk's Er- 
klärung. Dieser sagt nämlich: ^^ngin&j simüia 8um^ citatnr 
Virls dociis ex Bacch. 915. nQixBig Sl Kdöfiov ^vyaxig&v fiog» 
q)nv iiia. Find. Pjth. IL 69. Eldog yag vnBQOjfoxdta üginsv 
ovgavLa ®vyaxkQv Kgovov. " Sonach hätten wir vermöge dieser 
Schlimmbesserung folgenden Sinn: „Blicke anf sie, ob sie etwa 
Deiner Gattin zu älmeln scheint; glücklich aber stehe von der 
Trauer ab.^^ Und man muss nach alle dem fürchten , dass Hr. D. 
die Stelle auf dieselbe Weise verstand. Dagegen haben wir aber 
in aller unserer Bescheidenheit den Herren , die die Sprache Aet 
Tragiker seit Decennien zu dem Gegenstande ihrer fortgesetzten 
Betrachtung gemacht haben, gegenüber zu bemerken, dass wir 
über der Sprache der Tragiker noch nicht unser Bisschen Grio* 
cliisch verlernt und auch unseren Geschmack noch nicht so gan» 
verwöhnt haben. Ungriechiscli nennen wir diese Veränderung und 
Erklärung der Stelle, weil im Griechisclien Niemand ngsTCSiv ge-« 
radezu für ähnlich sein brauchen konnte , wenn er nicht durch 
einen Beisatz zu erkennen gab , dass man die Sache so und nicht 
anders sich vorzustellen habe. Dies that man entweder durch 
einen beigesetzten Accusativus des entfernteren Objectes, wie in 
den beiden von Monk und Schneider im Lex. u. d. W. angeführ- 
ten Stellen: Bacch. 919. utginzig öl Kaö^ov ^t}yaxBgc!nf fioQ- 
(piqv fita. Piinl. Pyth. II, 69. sldog yecg VTCsgoxcDxccxa ügistBV 
ovgccvla ©vyavigL Kgovov.^ au welchen Stellen weder (io(^ 
(prjv noch elÖog müssig da stehn, oder in etwas anderer Fas- 
sung durch einen Infinitivus, wie Sophokles Elektra V.664w ^gi- 
TCBi dg xvgavvog BlöogäVysU, s. w., oder man wusste es irgend 
wie mehr aus dem ganzen Zusammenhange hervorgehen zu lassen. 
Hier kann kein Mensch, der Griechisch versteht, die Wortes 



Enripidit AIt«ftli. Xdi4; Miawr« Ml 

ßXs^ov ngog aiJn^V, $X ti 6^ 8ox$Z ^ghuiy ywainlf «iiderg 
fassen, als: ^^ Blicke auf sie, wenn- dies Ddner Gattin zu gebüh- 
ren scheint^^ Geschmacklos aber endlich wird jeder Unbefangene 
hier im Mande des Herakles die Antede bei Ueber^be der Al*- 
kestis in die Hände ihres Gatten Admetos finden : ,,Blicke auf sie, 
ob sie etwa Deiner Gattin ähnlich sieht. ^^ Denn nicht die Neu* 
perde sollte erregt, sondern ein tiefes Gefühl des ihm g:eworde* 
nen Glückes in Admetos* Herzen erweckt werden. Aber , d6nh 
es ekelt uns in der That, mit dieser müssigen Conjectur länger« 
luis zu befassen , wie viel schöner steht die Lesart sämmÜicher 
Handschriften da, n^ch iwclcher es heisst : ßXiipov nQog avt^v^ 
a XL öoL donel ngsnsLV yvvai7cl\ ' d . h*. auf ^it Deutsch : ,, Blicke 
auf sie, wenn es Dir scheint, dass es dem Weibe gebühre,^^ oder 
init anderen Worten: „wenn Du es dem Weibe schuldig zu sein 
glaubst, sie anzublicken, der Du so Tieles verdankst, ^^ durch wel- 
chen Gedanken Admetos am bessten erinnert wird, in wie hohem 
Maasse das Weib seine Aufmerksamkeit Terdiene. Lesen wir wei- 
ter, so finden whr 1124. 2Ä im Texte: 

yvvalxa kivööa tijvd* Ifi^ Injtvfiog^ 
^ KSQTOfiog fis dieov tig iKnki^öös^ X^^Q^i 
Zu V. 1124 bemerkt zwar Hr. D«, dass Cod. A. H. und andere 
Handschriften statt r^vd* Ifciji/ bieten ri^v Ifi^v, ohne jedoq|i 
diese so passende Lesart zu benutzen. Liest man nämlid^: yt^• 
^aiicct kevaöcD ri]vd* ^ii'^v Ittitvficog^ so sagte Admetos gans 
einfach: „Sehe ich hier m^ine Gatthi wirklich, ^^ wobei das Ifi^ 
durchaus nicht besonders hervorgehoben würde;, liest man dage^» 
gen: yvvalxa Xsvöömxi^v kfi'^v Itrjtv^&gy so sagt Admetos mil; 
Hervorhebung des Pronomens: „Sehe ich hier meine Ga^jtin 
wirklich, ^^ oder nach dem Griechischen mehr: „Die Frau, eicr 
blicke ich die meinige wirklich hi^r,.^^ wodurch die Ueberr* 
raschung, nicht dass er ein Weib im AUgemeinQn, sondern dass 
er sein Weib erbliclce v am bessten dargestellt whrd. Die Ver-f 
bessernng xi^vä^ aber statt x^v lag sehr nahe für die,; welchem 
den Gegensatz nicht gehörig beobachteten,, und konnte so auch 
aus V. 1126 entlehnt seüi: ovx loxiv ^ dXiä rqi/d' ogäg da-i 
ftäQta örjv. / . . . ; 

Wir schliessen hier unsere Recension, die Priifung einiger 
neueren Bearbeitungen der griechischen Tragoedie für die nächste 
Folgezeit uns vorbehaltend, und glauben, ^ass unsere Leser auch aus 
diesen Bemerkungen die IXeberzeugung werden gewonnen haben, 
dass bisweilen selbst in einzelnen Stellen HnD. nicht ganz Meister 
«eines Stoffes ward. ; Und somit wh'd es uns Nieknand verargen, 
wenn wir uns die in dem Dargelegten, wie uns dünkt, genugsam be- 
gründete Bemerkung erlauben, dass nicht weniger UnbeAmgeHr 
heit dcsUrtheDs und ein richtiges natürliches Gefühl, als gründ- 
liche Sprachgelehrsamkeit und grübelnder.lVersitand, zurAusübnnf 
der Kritik erforderlich seien, und dass «un bei aller AdiiHng (üip 



Latclnisobe Lexikographie. 

die letzteren EigeMcfiaften «nch die enteren allieit in Ehren sn 
halten habe, da deren Gerin^schStzun^ dch sofort durch die Thsl 
aelber straft. So Tiel masate Rec. aar Rechtferti^ng aeiner ~ 
sehen Grundsitse ohne fliickhah aussprechen. 

Reinhold Klots. 



FollständigeB Wörterbuch der latein. Sprache 

nach den neueitea Hülfimitteln bearbeitet von Dr. Cft. H» Dömtr, 

ProfeMor. Zwei storlce Gross -Octar- Bände in Lieferangen tob 

18 Bogen xa 20 gGr. od. 1 Fl. 24 Kr. ; Stottgart , Hallberger'eche 

Bachhandlung. Erste Lieferang (A— Animas), 1836, 18 Bog. 

In gr. Lex. 8. 

mEs kuB der FrSpBste aleht ia Frledem bleiben, 
!:WeaB ea dem bdeea Neehber eicht gefallt.^ 
. . ^ Sehiller. 

Ohne gerade auf den Namen des ^^Fronunsten^^ Ansprndi m 
machen, glaubt Unterzeichneter sich doch zu den Friedlichen im 
Lande zahlen zu dürfen , weiche ihr Tageweric «tili und ruliig 
vollbringen, und im Bewusstsein ihrea rediichen Strebens die An- 
feindungen streitsüchtiger Nachbaren mit Gelassenheit ertragen. 
Allein selbst der friedlichste Grärtner wird seine Nachsicht nicht 
fenf die Strassenbuben ausdehnen, welche in seine Jahrelang treu 
gepflegte Pflanzungen einbrechen und mit lüsterner Kecltheit ihn 
der Fruchte seines mühsamen Fleisses berauben wollen. Ein aol* 
icher Einbruch droht UnterzdchAetem in Toriiegender literarischer 
Unternehmung, und es wird ihm daher sicherlich nicht verargt 
werden , dass er durch eine Appellation an das gelehrte Pnbli* 
kum — das einzige Mittel, welchea der inr Zeit noch rechtslose 
Znstand des literarischen Besitzes vecstattet — sidi vor Berau- 
bung' zu schlitzen bemüht Ist. Zu meiner Freude ersehe ich ubn> 
gens aus dem neuesten (October-) Hefte der Jahn^schcn Jahr« 
faficher, dass der wnrdige Herausgeber derselben, HerrConrector 
Jahn, bereits diese plagiarische Untemehnrang als soldhe mit 
Terdienter Misbilligung angezeigt hat, und es wird hoffentlich 
dieser Ausspruch eines anerlomnt unparteiischen und competenten 
Richters genügen, das gelehrte PubiÜLum vor dem Ankauf den 
Dömer'schen Buches au warnen, in welchem wie Herr Conrector 
Jahn sich ausdrückt ^ Freund^ 8 Buch volUtändig abgeMokrieben 
d. h, alles Material, alle Ansichten und die ganze Anordnung 
Freundes wiedergegeben und blos die Ausdrucksweise verän* 
dert und bisweilen etwas abgekürzt ist. ^ Der Beweis Ais Pia-* 
fiums und der damit verbundenen vielf\ichen Täuschungen soll- In 
Nachfolgendem, wie ich hoffe überzeugend genug, gegehen 
werden. --: 

Um die Mitte des Jahres 1834 enchlen der 1. Band meinen 
btelnlschen W^rterbnohes 15 Bogen stark, von A^ — C reichend, 
lüde Mai' B 18M 94Br8andt«i die HeiMa /. N. JÜseher und Fr, 



Dtttnet'B Wörterbuch der latoio. Sprache. 

Schradm üi Reutlingen {der Name ist in den Annalen des Buch- 
handels mit ra6&/7schwarzer Schrift verzeichnet) die vom März 
.1835 datirte i,i,Ankündi^mg eines vollständigen Wörterbuches der 
latein. Sprache nach den neuesten HVilfsmitteln bearbeitet von Dr. 
Ch. H. Dörner, Professor. Zivei Bände gr. 8. in 4 Abtheilungen 
von je 25 — SOPogeri pn Abthlg. iRthlr. 6gGr. sächs./^ in wel- 
cher Ankündigung Herr Dörncr meines Wörterbuches mit aus- 
zeichnendem Lobe erwähnte, aber der Meinung war^ dass ^:,Aus^ 
fährung, Umfang und Preis dieses (meines) wahrhaft neuen und 
vortrefflichen Wörterbuches es offenbar zimächst zu dem Ge- 
brauche des ipehr gelehrten Philologen bestimmen, wahiK;nd ihn 
(Herrn Dörner) von Anfang an mdir das Bedürfniss der Schule am 
Herzen gelegen habe , für welches auch durch Scheller - Liine- 
mann nur halbwegs gesorgt sei. ''^ Zuletzt spricht Herr Dömer 
die Hoffnung aus, dass bis zur Michaelis -Messe 1H36 das Werk 
vollständig in den Händen der Schulmänner und der Freunde des 
'römischen Alterthums sein werde. Dieser Ankündigung nun war 
ein Probeblatt aus d^ beabsichtigten Schulwörterbuche beige- 
geben, das, paginirt ^iild 0, vonAbavia bis Abeo reichte« Wer 
diese Probe auch nur überlün betrachtete, dem musste die Aehn- 
llchkeit mit meinem Wörterbuclie sogleich auffallen: dieselbe 
.genctisclie Entwickclung der Bedeutungen, dieselben Angaben 
der einzelnen lexikalischen Elemente , wie des Chronologischen, 
Rhetorischen, Statistischen; Angaben, die ich wohl mit dem 
vollsten Rechte als mein Eigenthnm vindiciren darf; ferner die- 
selben Belegstellen ; derselbe äussere Umfang der Artikel ; kurz 
^ es war kein Zweifel, -dass die von Reutlingen ausgehende Unter- 
nehmung ein dieses Ortes würdiges Plagtat meines Wörterbuches 
«ei. W^ar man nun über die Natur des Unternehmens überhaupt 
im Klaren, so konnte Keinem zweifelhaft sein, was von der Hoff- 
nung des Herrn Dömer, dass das ganze Werk etwa nach Jahres- 
frist vollendet sein werde, zu halten sei. Entweder war Herr 
Dörner so völlig imbekannt mit der Schwierigkeit lexikalischer 
Arbeitcoi , dass er glaubte , die drei noch rückständigen volumi- 
nösen Bände meines W^örterbuches werden fabrikmässig in we- 
nigen Monaten hintereinander dem 1« Bande folgen , so dass der 
mit dem Originalwerke gleichen Schritt haltende Nachdruck bin- 
nen Jahr und Tag absolvirt sein könne, oder er kannte die Un- 
ausrührbarkeit seines Versprechens sehr wohl, glaubte aber durch 
die Lockspeise des schnellen Absolvirens der Unternehmung das 
weniger tief schauende Publikum an sich ziehen zu können. Siche- 
ren Judicien zufolge blieb jedoch die ausgesandte Ankündigung 
ohne den erwarteten'Erfolg ; und obgleich die Reutlinger Herren 
Verleger um Johanni (die Zeit, da laut der Ankündigung die erste 
Abiheilung ausgegeben werden sollte) im Leipziger Börsenblatte 
die Anzeige machten, dass die unerwartet grosse Menge der 
Subscribenten einen erneuert Abdruck nöthig mache und daher 



301 Lateinische Lexikographie* 

die Anssendung der 1. Abtheilung um einige Wochen verzögere!: 
80 bedurfte es keiner besondern Divinationsgabe , um Toraaaza* 
sagen ^ dass es mit all diesen Angaben eitel Wind sei. Weder 
zur Michaeli- noch zur Ostermessc verlautete wieder etwas von 
dem „Dörner sehen" Wörterbuche; und ich glaubte schon, der 
Plan , auf meine und meines Herrn Verlegers Kosten sich zu be- 
reichem, sei endlich Ton den Reutiinger Herren ganz aufgegeben 
worden. Da tauchte um die Mitte desOctobers 18S6 die Unter- 
nehmung Ton Neuem auf. Statt der Flerren Fischer und Schradin 
. in Reutlingen Versandte die achtbare^ hier olme Zweifel selbst 
getäuschte Hallberger'schc Buchhandlung in Stuttgart die er- 
sten 18 Bogen des gedachten Werkes mit einer neuen Ankündi- 
gung, welche das Publikum von einer ganz andern Seite aus zu 
gewinnen d. h. hiiitcr's Licht zu führen sucht. Herr Dömer er- 
zählt in derselben , dass zalilreiche gelehrte Freunde ihm eine 
weitere Ausdehnung seiner Arbeit angcrathen; dass er sich hierzu 
inn so lieber verstanden habe, als die mancherlei unzuverlässigen 
Angaben im Freund'sclien Wörterbuche seine mit grösserer Sorg- 
falt durchgeführte Uateruchmung zu be^^stigen schienen ; dass 
aber durch diese Umgestaltung und Erweiterung des ursprüngli- 
chen Planes 1) der „ Umfang des Buches von 100 auf 200 Bo- 
gen, und demgeniäss 2) der Preis desselben von circa 5 Thalern 
auf 8^- Thaler erhöht werden müsse , und 3) die Zeit der Be^ 
endigu?ig noch gar nicht bestimmt werden könne. 

Wir nmsscn diese Angaben des Herrn Dömer einer beson- 
dern Prüfung unterwerfen, um den Grad der Wahrhaftigkeit, auf 
welche diese ganze Unternehmung gegründet. ist, genauer kennen 
zu lernen. 

1) Das D^rner'sche Werk soll in seiner gegenwartigen Ge- 
stalt eine „durch die Umstände gebotene Erweiterung und gröa^ 
sere Ausdehnung erhalten haben. Allein wie stimmt dies» mit 
der merkwürdigen Erscheinung, dass dieselbe lexikalische Probe^ 
welche vor 1 ^ Jahren aus dem 100 Bogen starken Werke in die 
Welt geschickt wurde, jetst Wort fär JVort^ ja sogar mit der- 
selben Seitenzahl 5 und 6 und mit denselben, Druckfehlern 
(Seite 5,*» Z. 13: Caes. B. G. statt B. C; S.G* Z.3: Liv. 2, 
48 st. 2, 45; Z. 5: Tac. Ann. 6, 64 st. 3, 04; Z. 13: Pet. Cons. 
11, 4 St. 11, 44; Z. 16: Luc. 6, 809 st. Lucr. 6, 800; Z. 45: 
Plin, 4, 2, 36 st. 4, 21, 36; Z. 52: Cic. Verr. 5, 16, 146 st 6, 
56, 145; Z. 61: Vir, A. st. Virg.A.) sich in dem angeblich um 
das Doppelte erweiterten und vermehrten W'orterbuche wieder- 
findet? Kann hier die völlige Identität des friihern und des ge- 
genwärtigen Unternehmens imd die Uebertragung der fertigen 
Druckbogen aus dem Reutiinger in den Stuttgarter Verlag in 
Abrede gestellt werden 1 und glaubte Herr Ddrner dem ge- 
lehrten Publikum ungestraft eine solche Mystification bieten zu 
könnend 



DoiwjDtfV WorteiliBph der lateita. Sprache. 805 

2) Durdi difi i «rDgebliGhei Erweiterung; des Planes, soll der 
Umfang des Buches Ton 100 auf 200 Bo^cn und dalie> der Preis 
desselben v.otv5 Rthlr. auf 8f Rjthlr< erhöht- werden: . Auch diese 
Angaben siüd^ttvch ^ie allereinfachste Regeldetri als Täuschung 
nachzuweisen«. . Die «rsten 18iB<>gien ^es Dörner'fchen Buches^ 
die beiläufig, bis, auf ' 2. Octavseken genau den IS-Bogen mein^ 
(auf *6Q0 Bogen veranschlagten} Buches parallel laufest, reichen 
Ton A bisAnümia.:. Bierechnen wir mm das Verhäjtniss d^ Um- 
fangcs die^eJsLexikontheiles zu dorn. dies ^GanzennAch der Bogen^ 
zahl der fertig Vorliegenden Wörterbücher von Gem^r ^ Forcel^ 
Uni und Scheller-Lünemann^ßQ ergeben sich folgende Re- 
sultate: ;•?..■•' -. : .♦ .:•. 

: a) nach Ges»er: 44^:680=äx:i8:]ir, d. i. 252^: Bog^ 

b) nach PoroellirU: 44| i 638=±= 18 : x, d. i. 258 Bogen 

c) nach SchelULün.t ß^2:107=18:x, d. i« 310| Bogen. 
2<iehen wir Ann aus diesen 3 Datei;! die mittlere Prqportionalzahl^ 
so erwächst, natürlich, unter Voraussetzung eiaer gleichmässigen 
Bearbeitung^ < die Zahl von 275| Bogen als ungeföhrer Umfang 
des Dörae^sohen. Buches 9- welcher jedoch durch die zur Ver- 
dcckung des: Plagiats, angewandten Umschreibungen meiner in 
den spätern BQgeu.;naehr zusammengedrängten Angaben ppthwen- 
dig bis zu wejiigsteiis 300 Bogen heranwachsen^ ;«pd .daJUer auch 
den Preis des. Gan^seu statt der. angegebenen 8}.Rthli;, zu 13^ 
bis 14 Rthlr. erheben muss. Wir haben also hier .dne jjcner ver- 
pönten HandeJsspecuiationen; vor uns, die durch unwahre Ver^ 
anschlagung des Umfangeci und PreisQ« eines .Ruches sich den 
Einzug beim Publikum zu erschleichfi|i suchen. 

iS) Herr Dörner will sein Wörterbuch zunächst für Schüler 
ausgearbeitet haben. ,^Zn der Qrossarti^eit der Anlage des 
Freund'schen Wör^rbuches , ^^ sagt er in seiner zweiteji Ankün- 
digung, ,, habe idi mich nicht zu erheben gewagt;, haben mich 
auch- bei Bearbeituug der einzelnen Artikel so ziemlich dieselben 
Grundsätze geleitet, so durfte ich doch die Bestimmung meines 
Wörterbuches — nicht für Gelehrte, sondern für die Schulen 
und die nicht eigentlich gelehrten Freunde der römisohen Lite- 
ratur — nie aps den Augen verlieren u. s. w." Welcher ür-^ 
theiisfähige »her, 4er das Dömer'sche Buch auch nur überhin 
durcihblättert, kann glauben, dass es dem Herrn Dömer um diese 
Angabe Ernst ist? Sollte Derselbe wirklich nicht fein genug sein, 
um zu wissen, dass ein Lexicon mit Artikeln im Umfange von 4, 
8, 10, ja 12 und mehr Columnen von je 64 — 60 Zeilen uud ohne 
alle Absätze niemals bei Schülern Eingang linden könne 1 Und 
sollte Herrn Dörner wirklich „ das Bedürfniss der Scffule am 
Hercen gelegen haben, ** als er meine möglichst decent gehalte* 
neu Erklärungen obscöner Artikel wie admissarius^ aera (Juv^ 
6, 125) etc. in Angaben wie Hurenhengst ^ Hengst ^ Hurenlohn 
u. dgl. umwandelte'?! — Der Füchse giebt es eine grpsse Zahl^ 

N. Jakri. f, FliU. u» Paed. od. KrU* Bihl, Bd. ILO* JOft.Z. 20 



300 Lateioitehe L«zlkographiei 

aber nicht jeder ist Fncha gemig, seine Sparen hinter sich su 
ven^lHche». — Endlich 

4) Herr Dömer hebt mr Empfehlonfi^ seiner Arbeit mit be- 
sonderm IVachdmcke die durchgängig Zuverlässigkeit in den 
iexikalischen An^ben, weiche in meinem Wörterbuche so sehr 
vermisst werde ^ hervor; sein Bnch soll ^^die mo^chste Ziirer- 
laJiMigkoit nicht Mos in/ Gänsen nnd Grossen^ sondern selbst im 
Klein.sten und EinzeTnsten^^ beflitsen; es soll sich firei halten .^von 
der auch im Frennd^sclien Wörterbnche neben den 'vielen uurer- 
iicnnbarcii Vorzügen desselben doppelt bedauerlichen UnzuTer- 
la'iiKiffkeit in so fielen Einzelheiten;^^ es ^ird deshalb ^^ obgleich 
nicht fnr Gelehrte^ sondern für Schulen und die nicht eigentlich 
gelehKcn Freunde der römischen' Literatur bestimmt^ gleichwohl 
reibst dem Gelehrten durch das möglichste Streben nach durch- 
gängiger Zuverlässigkeit des Gegebenen einen nicht unwesentli- 
dien Dienst leisten.**^ — Ihtrchgängige Zuverlässigkeil im 
Aleinsten und Einzelnsten in einem aus mehreren hunderttau- 
send Ci taten und Erläuterungen bestehenden Werke! Welch 
ein vermessenes Versprechen! Hätte Herr Dömer nichts weiter, 
als diese Zeilen in seiner Ankiindigung geschrieben , wahrlich es 
wi'irde für jeden Sachkenner hingereicht haben , ihn sogleich als 
den Mann zu erkennen, der entweder in dem Fache, das er be- 
arbeiten will , völlig ein Fremdling ist, oder der mit der Wahr- 
heit ein freventliches Spiel zu treiben beabsichtigt. Welchem 
Sterblichen wäre es vergönnt in einem ans so unendlich verschie- 
denartigen Elementen musiVisch zusammengetragenen Werke nicht 
hier und da ein unpassendes Steinchen einzutragen, nicht dann 
und wann hinter seiner Ideb zurückzubleiben? Nur wer jemals 
selbst ein älinllches Werk zu Tage gefordert, nur wer es an sich 
erfahren hat , dass die gewissenhafteste , sorgfältigste Wachsam- 
keit hiernicht vor Verschen zu schützen vermag, darf den ersten 
Stein gegen den irrenden Lexikographen erheben. Wie wahr 
sprach sich schon d'Alembcrt über die Natur lexikalischer Arbei- 
ten und Vlber die Kritik derselben aus: „Nichts ist leichter als 
über das beste Wörterbuch eine Kritik zu machen, die zugleich 
sehr richtig und sehr ungerecht ist Zehn schlechte oder un- 
vollkommene Artikel, wobei man viel Aufhebens macht, gegen 
tausend gute ^ die man mit Stillschweigen Vibergeht, werden den 
Leser täuschen. Ein Werk ist gut, wenn es m^hr gute, als 
schlechte Sachen enthalt; und es ist vortrefflich, wenn das Gute 
darin sehr gut ist, oder das Schlechte bei weitem überwiegt. 
Bei keinem Werke ist es billiger, nach dieser Regel zu richten, 
als bei einem Wörterbuclie, wegen der Mannigfaltigkeit nnd 
Menge der Materien, die es in sich schliesst; denn sie simmt- 
licli auf eine gleichmässige Art zu behandeln, ist eine moralische 
Unmöglichkeit/^ Wer den Unterzeichneten näher kennt, wird 
seiner Vei^icherung vollen Glauben schenken, dasser mit dem 



Doniei^s Wottorimch des lateln^ Spradie. MI 

Gesagten kelnesweges eineBeschouif^ang gdner lexikalischen Ver- 
sehen beabsichtigt» Ich weiss es Jedem Dank, der mich aaf die 
Irrthiimer und Mängel meines Buches aufmerlüsfam macht, und eine 
künftige neue Auflage desselben wird beweisen, dass soldieBeloä- 
rungcn von mir beachtet und treulich benutzt worden sind. Allein 
wenn jemand über solche einseelne Unrichtigkeiten einen gewalti- 
gen Lärm erhebt, und aus ihnen eine liechtfeitigung für sein 
neues zuverlässigeres Werk dedacirt — und hiftter^ier sich er- 
giebt, dass in dem neuen Werke auf eine unverantwortliche 
Weise nicht blos die alten Fehler blindlings nachgeschrieben, 
sondern auf jeder Seite eine Unzahl neuer Fehler begangen wor- 
den sind: Ist diess nicht eine Verhöhnung der Wahrheit, wie sie 
in der gelehrten Welt ihres Gleichen sucht? und verdient derje-» 
nige, der sich eines solchen Vergehens bchiddig macht, nicht filr 
immer des Gelehrtenbürgerrechts verlustig zu werden? In einer 
gefälligeik Zuschrift an den Unterzeichneten vom 29. Nov. 1830 
spricht sith der hochgefeierte Veteran der Philologie, Herr €om- 
thur Gottfried Hermann, über die Dörner'sche Unternehmung 
folgendermassen aus : „ JEin solches Unternehmen ist in hohem 
Grade au misbilligen^ nicht nur^ weil nichts leichter ist^ als 
auf solche Weise ein Wörterbuch zu Stande zu bringen, das 
den täuschenden Schein einer eigenen Arbeit trägt ^ bei der 
sich der Verfasser meistens gegen den Vorwurf abgeschrieben 
zu haben ptit der Entschuldigung schützen kann , dass er ja 
doch Notktoendiges nicht weggelassen und Richtiges nicht an^ 
der 8 als so wie Andere darstellen gedurft hßbe; sondern auch 
weil dadurch der Verleger und das Publikum hintergangen 
werden^ indem beide etwas Neues zu kaufen glauben, während 
sie nur das schon Bekannte und diess Wohl gar unvollständig 
oder entstellt erhalten. So fehlt z. B. das in Ihrem Wörter- 
buche befindliche Aleus^ einEleer, gänzlich; so ist der Druck- 
fehler Aliqtäpiam statt Ali qüipiam aus Ihrem Wörter buche auch 
in das Dörner'sche übergegangen}^ Wie den Druckfehler Ali- 
qutpiam , so hat Herr Dörner unter acheta das in meinem Wör- 
terbuche durch Versehen verschobene Citat „Plin. 26, 11, 82^^ 
statt Plin. 11, 26,32 nachgeschrieben; so unter Achilleus no. 3 
den Druckfehler „Plin. 26, 18, 90'' statt Plin. 26, 15, 90 (das ganze 
Buch hat nur 15 Kapitel); so den Druckfehler Adrastus für 
Ädrastus; so unter acer (Ahorn) die Angabe: „konunt nur im ^om« 
und gen, sing, vor '^ (in meinem Handexemplar ist längst der ab'* 
lativ aus Plin. 17, 23, 85 nachgetragen) ; so ISsst. Herr Dörner 
die bei mir durch Druckversehen fehlenden Citate für Actium 
ebenfalls aus ; so fehlen hei ihm ans demselben Grunde die Ci- 
tate für adaeratio ; so seh reibt Herr Dörner unter Agamemnonius 
mir nach ^^ poetisches Adjectiv,'' obgleich das Wort auch bei 
Livius (45, ^1) vorkommt; so giebt er unter aliqui für das fem. 
aliqua meine beiden €itat;e aus Varr. L. L. u. Ov. Met. blindli^iga 

20* 



308 Lateinische Lexi1iog;r-aphie. 

wieder , ohne zu \i i^se1l ^ dass das entere Beispiel durch Otfr« 
MiiIlerK Kritik bosoiti^t worden und dass es andere Beispiele «us 
Tibull , Ovid und den Digesten- in grosser Anzahl giebt. — Was 
ntj*] man ferner kh Imitaten sagen wie: Plaut. Men. 1^ 22^ 66 (un- 
ter ab); Cic. Pec. Cons. 11^ 4 (unt. abdo); Cic Caes. 10 (uut. 
aberro); Cic. Gr. 1, S, 52 (unt. aUiorreo); Cic. Catil. 1-^%S (ib.); 
Cic. Agr. 12^ 6, 14 (unt. accommodatus)'; Cic. or. % 6, .250 (unt 
accommodo); l^cr. 6, 12^ 62 (unt accumnio) ; Plast.' Frud. 4, 
1,2!) (unt. accnro); Lncr. 6, 12, Ol (unt. acen-aCim); Liicr.8^ 198 
(unt. acervus); Ov. Pont. 14, 10^, 27 (uut. Achaeus); Oic. CaL 
27. 101 (unt. äcqniesro); Cic. Acad. 2^ 33^ 10 (unt. actio); Cic. 
Lael. 8, 7 (unt. ad); Plaut. Aul. 7, 8, 53 (ebendas.); Cic. Phil. 
21, 52 (unt. addico)^ Hör. Ep. 7, 11 (ebendas.); Plaut. Pscud. 
4. 7. 7. 2 (unt. a<ieo arlv); Cic. Orat. 3, 13, 5 (unt. adhibeo^; 
Cic. Top. 4v 2 (ittit. adjungo); Cic. Lael. 17, 1 (untadjuvo); 
Cic. i\. D. 21, 10, 27 (unt. admisceo); Cic. N. D. 1, 17, 4 (unt. 
adurabro; 4 Zeilen vorher dasselbe Citat: Cic N. D. 1, 17, 75; 
beide Male statt 1, 27,75); Hör. 2, H, 68 (unt. aduro); Ov.Fast. 
2, 7, S5 (luit. aeratus) ; Cic. Divin. 2, 4, 39 (unt. aguus) ; Cic 
DiviiL in Caecii. 2, 29 (unt. amicus); Caes. B. 6. (ohne Angabe 
der Zahlen unt. aiuplius zweimal und sonst); Cic. Li^. 2, 5 Wun- 
der, (unt. an); Angoiialia (unt. Angcrona); Senec Tyest. 8, 70 
(unt. anguis); Cir. Acad. 2, 35, 12 (uut angustia); Stat. Theb. 
13, 00t) (unt angusto); Cic. Rep. 0, 20 (unt. animal); Cic. N.D. 
2, 4, 121 (unt am'mo); Prop. 5, 7, (unt. animosus); LiT.2,451 
(unt. aniraadverto) ; Virg. Aen. 19, 278 (unt. animus): Angaben 
wie sie sonst auf jeder Seite des Dörner'schen Buches Torkommen^ 
und die in so handgreiflicher Corruption und in so grosser Menge 
schwerlich in meinem Wörterbuche gefunden werden; nicht zu 
gedenken , dass die erwähnten Beispiele bei mir sich sämmtlich 
richtig Torfindeii und im Dörner'schen Buche durch plägiarische. 
Flüchtigkeit so übel zugerichtet worden sind? Was soll man dazu 
sagen , dass z. B. in dem einzigen S. Bogen des ^^voüatändigen'-^ 
Dörner'sclien Wörterbuches 16 Anikel (nämlich: Accisi, Ace- 
phalus, Aceto, Acharrae, Acherini, AchoUa, Aclassis, Acmo- 
dae, Acmonides, Aconiti, Acontius, Acrae, Acraephia, Acrillae, 
Actiosus , Acuarius) gänzlich fehlen , welche gleichwohl in mei- 
nem ^^unvollständigen'''' Lexikon enthalten sind*^ Und was vollends 
dazu, dass z. B. der gedachte 3. Bogen des ^^zuverlässigen'''' Dör- 
ner sehen Wörterbuclies jiicht weniger als 35, der 18. Bogen 
desselben ^^zuverlässigen'''' Werkes nicht weniger als 52 falsche 
Angaben entfuUt^ die sämmllich aus den richtigen Angaben 
meines ^^unzuverlässigen'''' Jf'örterbuchea verstümmelt sind ? Es 
sind diess folgende: A) Im "^. Bogen:. 1) unter accola steht Plaut 
Aul. 3, 0, 1 statt 3, 1, I ; 2) unt. accolo Hieht finitimus ut.pro- 
piiiquus; 3) unt accommodo: Cic. Or. 2, 6, 250 st 2, 60, 250; 
4) ib.: Cic Agr. 12, t>, 14 st 2,6, 14; 6) unt accredo: Flaut 



Durneir'» Wörterliuch .der latein., Spnehe. M9 

Afiin. 5, 4 8t. 5, 2, 4; 6) unt aocomulo: Lucr. 0, IS, 62 st G^ 
1262; 1) ib.: Lucr. S, 17 st. 3, 71; 8) iint. aocuro: Plaut Prtid. 
8t Fseud.,' 0) ib.: Süet CaL (ohne Zahl) st Cid. 58; 10) iwt 
accusator: Cic. Caecil. 9, 2 st 9^ 29; 11) uut acciiso: Cic Rnn, 
2, 2, 1 St. Cic. Q. Fr. 2, 2, 1 ; 12) unt. acer Qdj\ : Ter. Phorm. 
2, a, 82 st 2, 1, 32; 13) ib.; Hör. epod.l2,;26 st 12, 6; 14) 
unt.aceratus: Neu. 44G, 14 st 445, 14; . }5).ib.^ Plin. 30, 6, ^5 
st 30, 6, 15; 16) unt acerTatini; Luqc« 6, JSi^ 61 st 6, 1261 ; 
17) unt. acervus: Lucr. 8,198 9t 3, 19S; 18) imt Acesta: Serv. 
z. 1, 55 st ], 550; 19) ib«3 Ace^tatm^ st Aeesiaeus; 20) nnt. 
acetum: Plaut Pseud. 4, 2, 49 st 2, 4, 49; 21) uut Acheruns: 
PJaut Merc. 3, 4, 2 st 3, 4, 21 ; 22) dnt Adiüleus: Plin. 33, 5, 
10 st 34, 5, 10; 23) ib.: Piin. 4, 22, 26 st 4« 12, 26; 24) unt 
acinus: Catul. 7, 4 st 27, 4; 25) untacopDs: Plin. 23, 8, 40 st 
23, 8, 80; 26) Cic. GzZ. 27 st Cic. LaeL 27; 27) unt Acragas: 
Yirg:. Aen. 7, 703 st 3, 703; 28) unt. acritas: Gell. 13, 2 st 
13, 3; 29) uat Actia«us: Tac. Ann. l,.45st ], 42; 30) unt 
Actias : Yirg. Georg. 4, 468 st 4, 463 ; 31) ib. : Stat Sil. 3, 1, 20 
8t. 3, 2,120; 32) uut actic[: Mamilianae st. Manilianae; 33) uut 
actor: Cic. Caecin. 13, 48 8t 15, 48; 34) unt actuosus: Cic. or. 
26, 125 st. 36, 125 ; 35) unt acumen ; Cic. Farn. 15, 14 st 5, 14. — 
B) Im 18. Bogen: l) unt. Angerona steht Angonalia statt An- 
ger onalia; 2) luit angiportum steht Ilerenn. 4, 41, 64 st 4, 51, 
64; 3) unt. Angli: Tac. Germ. 41 st 40; 4) unt. angor: faucea 
eorum st. earurn; 5 — 7) unt anguicomus: Ov. Met 4, 698 st. 
4,699; ib. 800 st 601 ; u.Stat Theb. 1,540 st 1, 544; 8) unt 
anguifer: Prop.2, 2,60 st 2, 2, 8; 9) unt anguis; Plaut Amph. 
5, 1, 66 st 56; 10) daselbst: Lucil. l.Non. 119, 19 st 191; ll) 
das. : Cic. Divin. 1, 33, 73 st 1, 33, 72; 12) das,: Virg. Bei. 3, 
9 st 3, 93; 13) das.: Or. Met 4, 453 st. 4, 454; 14) das.: Se- 
nee. Ty est. 8, 70 st. 870 ; 15) unt angustia: itinerum st. üinerü; 
16) das. : Cic. Acad. 2, 35, 12 st 2, 35, 112; 17) unt angusto: 
Stat Theb. 13, 666 st 12, 666; 18) unt angustus: Lucr. 4, 531 
st 1,721; 19) das.: freto st.fretu; 20) das.: pertus »tpontes; 
21) das.: collatata etfusa oratio st diffusa; 22) unt anhelatio: 
Plin. 8, 6 st 9, 7, 6; 23) unt anhelator: Plin. 21, 29 st 21, 89; 
24) nnt anhclitus: Hör. Od. 1,16, 31 st ], 15, 31; 25) das.: 
Plin. 25, 51 St. 35, 51 ; 26) das. : Ov. A. A. 1, 321 st 1, 521 ; 
27) unt aulielo : SU. 8, 658 st 8, 660 ; 28) das. ; Sil. 10, 239 st 
10, 240; 29) uut anhelus: Sil. 15, 717 st 15,721; 30) unt 
Anien: Stat Silv. 1, 2, 25 st 1, 5, 25; 31) unt anima: Att h> 
Kon. 254, 9 st 234, 9 ; 32) das. : Yarr. b. Non, 254, 7 st 234, 7 ; 
33) da&: Caecil. b. Non. 2.>3, 8 st 238, 9; 34) das.; Ter, Ad. 
3, 4, 72 st 3, 4, 52; 35) das.: esset (improbi) st esscnt (im- 
probi); 30) das.: couiuguin z^es^rorum st. coniuguiu vestrarum; 
37) unt animadversor: Cic. Off. 1, 41, 116 st 1, 41, 146; 38) 
unt animadverlo : molcste/e/o st moleste/er/ev/i; 39) das.: 



310 Lateiniiche Lezikogrtphie. 

Tac. Hist. 4, 19 fit. 4, 49; 40) das. : Cic. Farn. Sy 28 st 5, 2, 8; 
41) unt animal: Cic* Rep. 9,26 st 6, 26; 42) unt. animalis: 
simul acrum st simulacrum; 43) unt animo: Cic.N.D.2, 4,121 
st 2, 47, 121; 44) das.: amantes st. amatares; 45) unt anU 
mosus: Prop. 5,'7«0 st 3, 7, 9; 46) das.: Virg. Aen. 2, 441 
st Georg, 2, 441; 47) unt animns: Cid, Tusc 1, 21, 47 st 2, 
21, 47; 48) das.; Cic. Farn. 5, 2, 9 st &, 2, 8; 49) das«: Virg. 
Aen. 1, 47 st 1, 57; 50) das.: Caes. B. 6. 7, 6 st 7, 28; 51) 
das. : Caes. B. G, 6, 28 st 6, 38 ; 52) das. : Plaut Men. 1, 8, 27 
st. 1, 3, 17. Wenn einem Werke, das sich einem andern gegen- 
über „ der grössten Zuverlässigkeit nicht Uos im Ganzen und 
Grossen y sondern selbst im Kleinsten und Einaelnsteri'^ rühmt, 
solcherlei Dinge nachgewiesen werden können, verdient dieses 
Werk nicht mit dem Brandmale des Betruges gedenkzeichnet zu 
werden? — Fast scheint es, als wolle Herr Dörner den Grund« 
Sfitss des Goethe'fichen Theaterdirectors in Ausübung bringen: 

„ Sucht nur die Menschen eu Terwirren, 
„ Sie la befriedigen iat sdiwer *^ 

Im Bisherigen haben wir nur enl die Ton Herrn Dörner in 
seiner Ankündigung abgegebenen Erkttrungen geprüft, und sie 
mit der WirklicUeit in gar argem Widerspruche gefunden« Wir 
gehen nunmehr tiefer in das Werk selbst ein , um endlidi nach- 
zuweisen, dass dasselbe ein Plagiat meines Worterbuekes in 
pessima forma sei. 

Es liegt in der eigenthümiichen Natur des lexikalischen Stof«' 
fes, dass mehrere Lexika sich in ihren Angaben Tollkommen glei- 
chen können, ohne dass eines derselben des Fiagiums heschuldigt 
werden dürfte. Das lateinische pater muss nun einmal von Allen 
mit „Vater," amo mit „lieben," ab mit „von" übersetzt werden; 
für ein axa^ slgrjiiivov muss dasselbe Cltat überall wiederkehren; 
die Angaben des Regimens und der Constmctioo müssen sich 
überall gleichen u. s. w. Derjenige Lexikograph also , welche^ 
Angaben dieser Art als sein Eigentkum vindiciren wollte, würde 
sich gerade so lächerlich machen, als jener Knabe , der seinen 
verlorenen Groschen in dem seines Nachbars wiedererkennen 
wollte, weil auf diesem ebenfalls die Zahl 24 zu lesen war. Also 
von solcher Gieichlieit des Dörner'schen Buches mit dem meini^ 
gen kann naturlich nicht die Rede sein. Es handelt sich hier 
vielmehr um das Eigenthümliche meines Wörterbuches, um die 
systematisch wissenschaftliche Anordnung des gesammten lexi- 
kalischen Apparates , um die zur Basis genommenen historisch- 
genetischen Primipien^ durch welche mein Wörterbuch, wie 
wohl selbst Herr Dörner nicht in Abrede stellen wird , sich von 
allen seinen Vorgängern wesentlich unterscheidet, und deren 
durchgängige Wiederkehr im Dömerschen Wörterbuche noth- 
wendig als Plagium bezeichnet werden muss. Denn die etwaige 
Entschuldigung des Herrn Dörner^ das« er mein Werterhucb ÜJlß 



I 

Dömer't Wurterbuch der lateli. Spraöhe. 811 

bereits TerSffcntllGhtes Literaturwerk benutzen und ftlso die dem« 
selben su Grunde Hebenden Prlncipien auf eein Bttoh übertragen 
durfte, wird wohl kein kritischer Riditcr in der von ihm genom- 
menen Ausdehnung gelten lassen. Allerdings ist jedfis veröffent- 
lichte Buch in «einem Inhalte Gremeingat und der gelegentliche 
Gebrauch dieses Inhaltes Jedermann nach Willkühr verstattet. 
Wenn aber jemand den Gesammtinhalt eines Werkes nur eben 
dazu benutzt, um ein ganz gleiches Werk wiedei^ aü erzeugen, 
und so mit dem Verfasser jenes Werkes in eine die materiellen In- 
teressen des Letztem benachtheiligende Concurrenz zu treten: 
so wird alle Welt diess als ein unrechtliches , plagiarisches Ver- 
fahren erklären, dem auf jegliche Weise gesteuert werden miisse, 
wenn das literarische Eigenthum nicht einer allgemeinen Pliinde- 
rung preis gegeben werden soll. Uebrigens zeigt sich die Uu* 
Selbständigkeit der Dörner sehen Arbeit und ihre totale Abhängig- 
keit von der meinigen in dem höchst interessanten Umstände, 
dass Herr Dörner den grossen Unterschied, der in Hinsicht auf 
lexikalische Darstellung zwischen der ersten und der zweiten 
Hälfte des 1. Bandes meines Wörterbuches obwaltet, nicht im 
Geringsten gemerkt hat, und auf diese Weise meine lexiko^a- 
phische Schule blindlings noch einmal durchmacht. Während in 
den ersten Bogen meines Wörterbaches noch das hi8tori$cheVv\iX'' 
cip vorherrscht und die iibrigen Elemente sich noch mehr oder 
weniger unterordnen , erlangt in den spätem Bogen das logische 
Princip allmällg mit immer schärferer Consequenz den ihm gebüh- 
renden Vorrang, so dass nunmehr sänuntliche Bedeutungen eines 
Wortes sich um die beiden Hanptgruppen des Eigentlichen und 
^Tropischen oder des Allgemeinen und Besondern nach logischen 
Gesetzen , mit Hindeutung auf das historische Element , lagern, 
während früher nicht selten drei, vier und mehrere Bedeutungen 
eines Wortes aasschilcsslich am historischen Faden aufgereiht 
sind« Wäre in Herrn Dörner nur ein Fiinkchen von Selbständig- 
keit und kritischer Umsicht, so hätte er diesen wesentlichen Fort- 
schritt in der wissenschaftlichen Darstellung nicht übersehen und 
sogleich den ersten Bogen seines Buches zu Gute kommen lassen, 
was bei mir als Resultat fortgesetzter Beobachtungen erat später 
seine durchgängige Anwejidung gefunden. Und Herr Dörner 
hätte dazu um so mehr Grund gehabt , als andrerseits durch jede 
Spalte seines Buches nur zu deutlich das Bestreben hervorguckt, 
durch Umschreibungen und Umgestaltungen mancherlei Art sich 
dem Vorwurfe des Plagiats und der gerichtlichen Strafe desNach- 
dmcks zu entziehen. — Ein zweiter Punkt, in welchem Herr 
Dörner aus mechanischer Kurzsichtigkeit die lexikographische 
Schule mit mir durchmacht, ist die Stellung der von Nominibus 
proprüs abgeleiteten Adjective. Ich habe in der Vorrede meines 
Wörterbuches (S. XXX) mich für das Unterordnen dieser Ad- 
jectiv« unter ihre Nomina erklärt; und tm Wörterbuclie selbst 



$12 Lateiaitfche Lexikograplii«.- ' 

wird diese EinriGhtnn^ vom 15. Bogen (vom Artikel Ämathna miC 
•einen Deriyaten Amathuaia und Amathusiacua) an als stehende 
Re^el befolg Gieht es nun nicht eine sehr klare Einsicht in den 
Charakter der Dom er 'sehen Arbeit , dass derseibe Artikel Ama- 
thns ofich hei ihm die Grenzscheide zwischen abgesonderten und 
untergeordneten Adjeclitis propriis bildet ?! —* Und nun noch 
ein dritter Ponkt, Ton welchem Herr Dömer höchst wahrschein* 
lieh noch in diesem Angenblicke seiher nichts weiss, der aher, 
wenn er znm Sfrstcn Bogen seines und also anch meines Baches 
«rclangt sein wird^ ihm so deutlich entgegentreten wird, dasä er 
ihm anf keine Weise wird ausweichen können, er müsste denn 
dnrch die gegenwärtige Bemerkung sich abhalten lassen, eine 
offenbare Verbesserung in sein Buch aufzunehmen. Wer sich mit 
meinem Wörterbuche näher bekannt gemacht hat, weiss, dasa 
ich die Participialadjectiva und Adverbia aus der alphabetischen 
Reihe herausgenommen und ihren resp. Verben und Adjectiven 
beigegeben habe. Daraus ist, besonders bei Artikeln ¥on grös- 
serm Umfange , in den Seiten - Ueberschriften zuweilen eine aus- 
seraiphabetisclie Ordnung» entsprungen. So z. B. stehen in den 
Ueberschriften S. 11 und 12 abjicio, abjectus^ ablaqueo hinter 
einander; soS. 148if.: affero, afficio, affecius^ afficticius; so 
S. 353 ff.: arcatura, arctus^ arcesso u. dgl. Als der Druck mei- 
nes Buches in den dreissiger Bogen stand, wurde ich beim Nach- 
suchen einzelner Artikel in den fertigen Aushängebogen diesen 
Uebelstand gewahr und trug daher Sorge, dass von nan an in 
den Ueberschriften ein die alphabetische Reihe unterbrechendes 
Wort in Parenthese seinem Gnmdworte (Verbum od. Adjectiyum) 
beigefugt werde ; so dass also vom 30. Bogen an die Ueberschrif- 
ten auf die Art lauten : bonifacics , bonus , bonus {bene\ bonu- 
sculaete., oder S. 724if. : cerintha, cerno, cerno (^certus)^ cerno 
(certo)^ oemo (^certe) , cernualia etc. Durch diese einfache und 
leicht in die Augen fallende Vorkelinmg .ist die alphabetische 
Ordnung ToUstfindig wieder liergestellt. Wie nun bei Herrn Dör- 
ner'i Natürlich hat auch er^ als treuer Doppelgänger, Partizi- 
pialadjectiva nnd Adverbia hinter ihren Verben und Adjectivea 
aufgeführt: aber er hält auch, allzutrea, die ausseralphabeti- 
schen Ueberschriften, wo sie mein Lexikon hat, fest, und so 
steht nach in seinem 17. Bogen ^ wie in dem meinigen: amplus, 
ajtiplius^ ampuUaoeuH statt amphis , ampius (amp/ms),. ampulla- 
ceus. In einem vorziigiich für Schüler bestimmten Wörterbnche^ 
was das DörQer'sche Werk doch sein will, muss die. bezeichuelQ 
Vcrbcssenmg wohl ziinäch»t ihren Platz finden, und wir wollen 
nun abwarten, ob Herr Dörner künftig in den Ueb/erschriften der 
Artikel aperius , aptus , arctus , argulus (wenn diese, nicht be- 
reits gedruckt sind); bene^ certe u. s. w. es vorziehen wiid, ei- 
nen literarisch -pädagogischou oder einen moralischen Fehler zur 
Scjiau zu stellen. 



DüraekV Wörlerlincli der latela.^ Sprasbe. 



SIS 



Ich habe seit dem Erscheinen meines .Worterlmches mich 
oftmals über die üilTollkommenheiten der «raten 20 Bogen des- 
selben geärgert: ich wusste nicht, dass sie mir einmal daiu die- 
nen werden, einem Plagiariiis sicherer auf die Spur zu kommen. 

Wir wenden uns nunmehr zurVergleichung der lexikalischen 
Anordnung der Artikel bei Herrn Dörner und bei mir. Natur-* 
lieh müssen wir uns des Raumes wegen hier auf einzelne Bei'» 
spiele beschränken ; sind ja die ganzen 18 Dörner'schen Bogen 
Ein grosses Beispiel Ton dem mehr oder weniger offenen Plagiate 
meines Buches. 

Freund. .Dorner. 



1) ah. Die Grundbedeutung 
von ab ist das Ausgehen von 
irgend einem jesten Punkte A) 
im Räume — B) in der Zeit^ 
analog den in A angegebenen 
Verhältnissen. — C) in andern 
Verhältnissen,^ bei denen über- 
haupt ein Ausgehen Ton etwas 
denkbar ist u. s. w. 



i) ad drückt in steigendem 
Verhältnisse zuerst die Richtung 
nach einem Gegenstande hin, 
dann das Reichen bis zu demsel- 
ben, und daher zuletzt die Nähe 
bei demselben aus A) im Baume 

— B) in derZet7, aJialog den in 
A angegebenen Verhältnissen — 
C) bei Verhältnissen der Zahl 

— D) in allen den mannigfa- 
chen Verhältnissen,, die auf die 
Beziehung eines Gegenstandes 
zu einem andern in der Richtung 
nach einem Torgesteckten Ziele 
hin, sich gründen. — Aus den 
angegebenen Verhältnissen ha- 
ben sich E) Adverbialaus^ 
drücke mit ad gebildet u. s. w. 

3) acc ümülo zum Haufen 
[cumuluß] noch hinzuthun^ auf- 
häufen,^ etwas aufhäufend ver* 



X) ah. Der Grundbedeutung 
nach Tön räumlichen Verhältnis- 
sen ausgehend, steht ab bei dem 
Punkte o. Gegenstande, Tondem 
etwas auf irgend eine Weise aus- 
geht oder herkommt I) im Rau^ 
me — II) in der Zeit, ganz ent- 
sprechend den räumlichen Be- 
ziehungen. — III) in anderen, 
mit Raum- und ZeitTerhältnis<» 
sen mehr oder weniger verwand- 
ten Rücksichten,, denen immer 
ein Aus- oder Weggehen von 
einem Punkte u. dgl. zu Grunde 
liegt u. s. w. 

2i) ad bezeichnet zunächst die 
Richtung nach, dann die Bewe- 
gung zu, und endl. die Ankunft 
d. i. Ruhe und Nähe bei einem 
Punkt o. Ziel, und zwar eigentl« 
A) im Räume — B) tou der Zeit 
in denselben Beziehungen — 
C) b^i Zaiden — D) übejftr. auf 
alle Verhältnisse^ die entw. 
Richtung und Beziehung auf, o. 
Nebeneinanderstellen und Nahe- 
kommen von Gegenständen Tor- 
aussetzen. — E) Nach diesem 
verschiedenen Gebrauch bilde- 
ten sich Formeln und adver- 
biale Ausdrücke, 



• 8) accumülo 1) zu einem 
Haufen hinsuthun^ auf- anhäu- 
fen ^ aufhäufend Etwas ver- 



SH 



1[||i|eioiiphe I^ei^ikographie, 



Freund. 
mehren (ein seltenes^ in der 
klass. Periode meist dichter. W.) 
(Die Synon. augere u. addere 
werden von jedem Gegenstande, 
auch wenn er nach der Yermeh« 
run^ noch klein an Umfang od. 
Zahl ist, gebraucht; atx;umuiare 
aber nur^ wenn er durch die 
Vermehrung, gieichs. zu einem 
Haufen wird) u. s. w. — 2) in 
der GSrtncrspr. term. techn^ 
Mrde um die ß^urs^ln häufen, 
um sie vor Kälte zu schütsen 
u* 6. w. 

4) aooüro wie unser besor- 
geUj an etwas Sorgfalt verwen-' 
den, es mit Sorgfalt betreiben^ 
bereii'en u. s. w. (b. Plaut, u, 
Terelit, sehr hSufig, seltener in 
der klass. Zeit ; es scheint überh. 
als verb.finit. wie das deutsche 
besor^'^en f. bereiten nur der Ko- 
mik u« niedern Prosa anzugehö-^ 
ren ^ dah. es schwerlich bei ei- 
nem klass. Dichter, auch in kei- 
ner llt^de Ciceros gefunden wird, 
dafür curare, instruere etc. De- 
sto häutiger aber braucht Cicero 
das Participialadj. accuratus u* 
8. w. — aocürätus^ ä, um mit 
Sorgfalt bereitet j sorgfältig, 
genau (immer nur von Sachen, 
von Personen diligens) sehr oft 
bei Cicero (bes. in den Briefen 
und rhetor. Schriften) u. s. w, 

5) acqutro etwas heran^ 
herzuschaffen, bereiten^ ertoer^ 
ben (als Vermehrung des schon 
Vorhandenen) (bei Cicero öf- 
ters) u. 8. w. — 2) in verall- 
gera. Bedeut überh.: bereiten^ 
eriü^ben, ver schaff envL.s. w. — 
3) im spätem Latein: Reich- 
thum^ Geld erwerben (vgl. 
abundo, abundantia) u. 8« w. 



Dorner, 
mehren (die syn, augere a, ad- 
dere machen etwas grosser, ohne 
dass es dadurch selbst schon 
gross wird; accumulare macht 
Etwas wirklich gross, gieichs. 
zu einem Haufen) übrigens sel- 
ten, in der class. Zeit'^cist b« 
Dichtern u. s. w. — 2) ierm* 
technn der Gartenk. häufeln, 
d. h. Erde um die Wurzeln der 
Bäume u.- s. w, häufen zum 
Schutz gegen Dürre o. Kälte 
u. 8. W« 

4) accüro eigentl. Sorge 
auf Sorge tragen d. h. Eftwas 
pünktlich besorgen^ Sorge auf 
etwas vertuenden (b. Plaut, u. 
Terent. sehr häufig, u. als verh» 
finit, fast, wie es scheint, nur 
der gerne verstärkenden Volks- 
sprache u. dah, der Komödie 
(für curare) eigen, während das 
part. accuratus namenÜ. b. Ci- 
cero gar oft steht) u, s. w. — 
Accuratus^ a, um, mit Sorgfalt 
behandelt^ u. ausgeführt^ sorg- 
fältige genau^ umständlich u. 
dgl* (nur von Sachen, wie dili- 
gens V. Personen) gar häuf. b. 
Cicero (in d. rhet. Schrift u, 
Briefen) u. 8, w» 



5) aequiro 1) Etwas dazu 
gewinnen^ herbeischaffen, er- 
werben (als Zuwachs z« Vor- 
handenem), bes. b. Cic u. s. w. 
— 2) im Allgem. erwerben^ 
verschaffen u. dgl. — Daher ft) 
später wie unser sich Etwas er^ 
werben^ gewer ben u« s. w« 



Dornen Wortecbiiplr der lattfn. 8pvftcbe, 



S16 



Freund* 

ß) adtmo ei^entl. etwas an 
sich nehmen (nath Fest. p. 5: 
emere i. q. accipere): Si ego 
memorem qnae me erg^ fecisti 
bene^ nox diem adimat^ möchte 
die Nacht den Tag an sich neh- 
men^ verschlingen^ Flaut. Capt. 
2, ^, 57. Multa ferunt anni re* 
nientes commoda secum, multa 
recedentes adimunt, nehmen sie 
mit sich hinweg, als schöner Ge- 
gensatz zu secum ferunt. Hör. 
A. P. 175. Bah. mit ausschliess- 
lichem Bezug auf den, von dem 
mau etwas nimmt, einem etwas 
nehmen^ wegnehmen^ entzie- 
hen , in der vorklass. Zeit und 
bei den Dichtern des august. 
Zeitalters im guten und bösen 
Sinne: a) im guten: Ton etwas 
befreien — b) im bösen Sinne: 
entziehen^ rauben (dies die ge- 
wöhnliche Bedeutung , besond, 
in Prosa) u. s. w. '— Aus allen 
gegebenen Beispielen geht her^ 
vor, dass adimere in der Regel 
nur von Sachen gebraucht wird. 
Doch finden sich Ausnahmen bei 
den Dichtern u; s. w. 

7) ad oro 1) in der ältesten 
Periode: jemand anreden , da- 
her auch eine Sache bei jemand 
verhandeln, Fest. p. 16 etc.; 
80 Appiiiej., als Freund der Ar- 
chh'ismen u. s. w« - — Dah. 2) 
in der klass. Zeit: jemand an- 
reden, um.Ton ihm etwas zu er- 
langen, also überh. jemand, bes. 
eine Gottheit um etwas insiän" 
dig bitten, anflehen u. s. w. — 
Endlich nachdem der Begriff 
des Anredens, um etwas zu er^ 
langen, verlassen worden, und 
der d«8 Ehrerbietigen vorherr- 
schend geworden S) jemand, 
bes, einer Gottheit, seine Ehr- 



Dorner. 
€) adtmo (emo f.acdpion. 
Fest. p. 5) eigentl. EUoas an 
sich nehmen, wie etwa Plaut. 
Capt 2, S, 57. nox diem adimat, 
möge (sie!) die Nacht den Tag 
an sich nehmen, verschlingen, 
cf. Hör. A. P. 175: — aber ge- 
wöhnl. (mit blosser Rücksicht 
auf den, dem man nimmt) adi*- 
mere alicui rem Einem Etwas 
abnehmen, wegnehmen 1) zu- 
nächst von Sachen a) in schlim-' 
mem Sinne (vorherrschend in 
Prosa) entziehen j raubenvL»dgl. 
— b) in gutem Sinne (nur b. 
Komik, und Dicht) abnehmen^ 
befreien von Etwas — 2) sel- 
ten (u, nur V. Tod) von JPer- 
sanen* 



t) adoro. 1) ursprgl. [bei 
Cicero übrigens gar nie v<Nrkom- 
mend] Jemand anreden j ihm 
etwas vorzutragen. Fest« p. 16 
etc. bei (dem Freund der Ar- 
chaismen) Appul. u. s. w. — 
Davon gewöhn!. 2) seit August: 
Jemand anreden, Etwas von ihm 
zu erlangen, d. h. um Etwas in- 
ständig hitten^ flehen^ bes. d. 
CTottheit u. s. w. — Häufig i) 
unter den Kaisem: mit Hervor- 
hebung des Begriffes der Ehr- 
erbietung, oder vielmehr der 
Stellung und Gebärde, mit wel- 
cher der Betende sich der Gott- 
heit, und [zumal im Orient, 



816 



Lateiniiche Lexikographie. 



Freund, 
erbietung, Verehning zu erken- 
nen geben , mit heiliger Sehen 
verehren^ anbeten (die adoratio 
geschah dadurch^ dass man die 
rechte Hand nach dem Munde 
fülirte und den Körper tief zur 
Erde neigte.) So meist nur in 
Kaiscrpcriode u. 8. w. — Dah. 
anoh 4) aus Bewunderung ver- 
ehren, hochschätzen^ bewun- 
dern u. 8. w. Ä^ üebrigens 
kofmmt das Wort bei Cicero gar 
nicht vor. 



8) adumbro zu irgend ei- 
ner Sache Scliatten bringen, sie 
durch etwas besphatten^ aiiquid 
aliqua re (so nur b. d. Spätem) 
u. s. w. — Tropisch , Petron. 
etc. — 2) in d. Malerei: schat- 
liren : einen Gegenstand in der 
richtigen Mischung von Schat- 
ten und Licht darstellen^ öKia- 
ygcccpicj^ u. s. w. — Tropisch: 
etwas auf die gehörige Weise 
darstellen u. s. w. — S) etwas 
nur im Schatteiiriss^ also noch 
unvollkommen darstellen — 
Daher adumbratus, Pa. nur im 
Schein entworfen^ erdichtet^ 
falsch tt. 8. w« 



9) aequor die gerade ebe- 
ne Fläche (ein poetisches Wort, 
in der voraugust Prosa nur ein- 
mal bei Cicero und einmal bei 
Sallust) u. 8. w. — 2) die Spie- 
gelfläche des Meeres in seiftem 
ruhigen Zustande^ das ruhige^ 
ebene Meet ^Aequor quod 



Borner« 
dessen Sprachen f. diese Art 
von Huldigimg so reieh an Wor^ 
ten sind] der Unterthanden Kö- 
nigen, den Göttern der Erde, 
zu machen pflegte, die Hand 
vor dem Greaichtound sich bis 
auf den Boden ni^erbeugend, 
anbeten, seine Verehrung be^ 
zeugen [sie], Huldigung dar- 
bringen, — Davon 4) trop. Je^ 
mand aus Anerkenntuiss sdnes 
höhern Werthes u. dgl. seine 
stille Verehrung bezeugen, sich 
vor ihm beugen, ihm huldigen, 
ihn bewundern u. s. w. 

8) adumbro 1) eigentL bei 
Etwas Schatten anbringen^ es 
beschatten (nur b. Spät.) rem 
re u. 8i w. -r— trop. b. Petron. 
etc. — 2) in der Malerei i. q. 
6maYQatpi(Q (bes. b. Cicero): 
a) schattiren^ e. Gegenstand mit 
der gehörigen Abstufung v. 
Schatten und Licht , auch da- 
durch pcrspectivisch darstel- 
len u. s. w. — häuf. trop. Etwas 
gehörig (gleichs. nach Schatten 
und Licht) darstellen^ achitden^ 
u. s. w. — : . häufiger b) die er-r 
sten Farben auflegen^ unterma- 
len; dah. trop. wie unser skiz^ 
airen, e. Gegenstand in den 
Hauptzügen^ sdhwach^ dunkel 
andeutend darstellen — dah. 
.3) eiil Schatten - Scheinbild^ 
-Blendwerk daratellen,hes. part. 
perf. pass. wesenlos, erdichtet^ 
vorgeblich u. s. w. 

9) aequor. Die wagrechte 
Fläche (nur bei Dichtern u. nach- 
august. Pros.: einmal bei Cio. 
u. Sali.) 1) Viberh, die Fläche 
Ebene u. s. w. — 2) insbe^ V, 
Meer als « horizontale F^che^ 
der Meeresspiegel^ die Meeres* 

fläche^ inmächsl Jmmbigea ebot 



Dojmei'fl WGr(e)rbuob:dev(laUliu Sprafche« 



zvt 



Freund, 
acquattim «tc."' Varr. Lt- Li etc. 
Aber danti : Meer iiberhaupt, soh 
gar das von Stürmen erregte, 
tobende Meer, u« s. w. Bei nach- 
augnst. Prosaikern: Tae.^ Yal. 
Max. Curt* etc. — 3) Bei Vir- 
gil yon ,dec Wasserfläche der 
Tibir, Aen. 8v 80 u. 96. 

10) ähimus [eine Neben- 
form zu ankua,- deren männlichies 
Gesclilecht der Kräftige^ in Be- 
wegung Seiende ansdrücktj A) 
im Weitern Sinne das geistige 
Jjebensprincip .dei Menschen, 
-der Geist , entgg^., dem Körper 
und dessen physischem Leb.ent 
(folgen die Citate) und so un- 
zählige. Mal bei Prosaikern und 
Dichteirn aller Perioden. — B) 
im engem Sinne, (nach den drei 
Hauptricht'iuigen des .Geistes; 
BegehrungsT.crmögcn , Gefuhi 
mid Intelligenz) der begehrende^ 
fühlende ^ : denkende Geisi u.. 
8. w. — 1) die begeltrende See- 
lenkraft j das Verlangen^ der 
Triebe Wille, Vorsatz u. s. w. 

— II) die fühlende, empfing 
dende Seelenkrafl^ das Gemüthy 
Herz, oder die aus ihmientsprin-; 
gendcn Affecte, Neigungen (edle 
od. unedle) Leidens chafien,\\nd 
zwar 1) im Allgem. Gefühl, Qe- 
müth, Neigung y Leidenschaf (i^ 
u. dgl. TH-. b) .Denkweise^ Cha- 
rakter, Natur, n. ». w. — 2) 
insbesond. irgend eine einzdne 
Gemüthsbewegung , Neigung 
(edle od. unedle) Leidenschaft. 
Hieher gehört nach römischer 
Denkweise a) der Muth — auch 
für Hoffnung '~ h) Hochmuth, 
üehermuth, Stola — c) hefti- 
ges Gemüih, Heftigkeit, Zorn 

— d) angenehmes Gefühl, Ver- 
gnügen^Lubt — c) Gesinnung 



Doroiei'. 
n^i^Zustand (wohj^c die ^eoea- 
miBg. B. Varr..«L^.L. etc.) aber 
auch jd. Meer überhaupt aeUist 
das sturmbewegte' ä j». w^.s— r 
auch t. d. Tiber. :b..Yirg. Aen. 

8, SO u. 96. 

• . ■■» .* 

. ■ » • I Ji • * I 

.10) animus [als masc. ne-. 
ben.anima d|tö höhere^ mehs 
selbständig lieben und \Wiifceit 
beaicichnend}:I) die Seele, i^ 
Princip des geistigen Lebens^ 
der Geist, im Gegensatz des 
Körpers u. der körpQrL od. auch 
seelischen Lebenskraft : (ftilgeii 
die Citate) und so unzähligenial 
in allen Zeitaltern und Schreib- 
arten. — insbes» U) die Seele 
als Princip des Empfindens, .Be- 
gehrens u« Denkens, der Geist 
u. s. w. A) die Seele als Ge- 
fühlsvermögen wie im A^g. so 
im Einzelnen nach den verschie- 
denen Aeussenmgen desselben : 
1) im AUgem. a) überh. die 
Seele, das Herz, auch Gefühl, 
Empfindung u. dgl. — b) ins- 
bes. die natürliche Beschaffen- 
heit des Gemüths, Gemüthsart, 
Sinnesart, Denk -- und Hand- 
lungsweise, Gesiimung, Charak- 
ter u. dgl. — 2)- im Einzelnen^ 
Irgend eine besondere Beschaf- 
fenheit, Stimmung, Bewegung 
des Gemüths, u. zwar a) das. 
Her%„ das man gegen jemand 
hat, d. h. die Gesinnung, Stirn- • 
mung für od. gegen Jemand: 
dah. meton. in der CJmgangsspr. 
der Komik als Anrede der Zart-/ 
lichkeit wie unser: mein Herz, 
liebe Seele f. Geliebter — bc«. . 
b) die mannhafte Gesinnung, wie 
unser: Herz, Herzhaftigkeit, 
der Mitth^ das Selbstvertrauen 



S18 



Ltteiaiseho Loxlkegrtpkie. 



Freund, 
gegai jemand — In prSgtitnter 
Bedeutung von f0ohlwoUenderf 
fr^undiieher Gesinnung y, Ar- 
neigwng: dah. nietonjm.Tonei'» 
ner geliebten Pebon (wie un- 
ser: mein Herz, meine Seele) 
b, Plaut, u. Ter. — f) beunru- 
higendes Gefühl^ Unruhe, Be- 
eargmes — III) die denkende^ 
mräkeüende^ schMessende See^ 
tefikraft\ der GeUt im engem 
Knne — Inabesondere ala ein- 
xelne Geiateakraft 2) daa 6e- 
dmehinisa 9)' die Besinnung 
•^ ' 4)- metonym. für daa ^e- 
wöbüRche iudicium, dieJneU' 
nung^ daa Vrtheil — IV) Zu- 
weilen po^tiaeh in der Bedeu- 
tung von animano^ 4 {^xi)^^ 
bemkrafty Leben. \ 



Bdrner« 
•^ c) did aua lebhaftem Belbat- 
gsefühi faervorgehende 9iobe 
Hoffnung^ ErwatHingy Wün- 
sche — dah. d) ammassendes^ 
anspruehsvoUes Wesem^ H^ek- 
muih^ Stöiz — auth e) hefU- 
geSj reüzbaree Wesen^ Heftig* 
keily Hitze^ Zorn -*- endl. f) 
daa diurch daa GetiM Ton Luat 
od. Unlnat angeregt» GemüUi . 
od. Herz, daa Gelüsten dea Mnn- 
lidien Trieba^ dea Herzens Ge- 
lüsten^ die Neigung j u. dann 
metonym. die Lust, daa Per- 
gfnlgen u. dgL — B) die Seele 
alaBegehrunga-, Willena-Yer- 
mögei^,-daa£r0r» f. der Wiiley 
Wunsch^ daa Verlangen^ Vor- 
haben^ der Vor satt, die uibskht^ 
Gesinnung u. dgL — C) die 
'Sede ala Oenkvem&gen, rer- 
' ' Mnftiges Princip., u. zwar 1) im 
AHg. der Geist im engehm Sinn, 
aofem er denkt, urtbeüt u. 
achliesat, der Verstand — 2) 
im Beaond. Ton einzelnen Aeua- 
aerungen deaGeiatea wie a) daa 
Bewusstsein ^ die Besinnung 
— daa Gedächtniss — c) m e- 
t ony m. daa Urtheili die Üeber-- 
Zeugung. 
Dieae Proben werden hoffentlich hinreichen, um daa Ver- 
hiltniaa des Dömer achenBuchea zu dem meinigen klar zu machen, 
ao wie dieaelben auch die Yerfahrungaweiaa dea Heim Dönier 
durch unwesentliche Abänderungen, Umsteihngcn, Abkürzun- 
gen, Erweiterungen u. dgi. den Sehern des Pla^uma zu vermei- 
den, deutlich genug veranschaulichen. Durch solche Kunatgriffe 
kann allerdings, wer nicht Philologe von Fach ist, leicht getäuacht 
werden, und hierin liegt offenbar der Grund, warum Herr Dör- 
ner , dessen Buch in Beziehung auf den Umfang und die streng- 
wissenschaftliche Behandlung des lexikalischen Maiterials dem 
meinigen völlig gleicht, mit seltener Anspruditlosigkeit erklärt, 
„ dass er sich zu der Grossartigkeit der Anlage dea Freund'schen 
Wörterbuches niclit zu erheben gewagt habe,** und aein Leiikon 
„nur für Schiller und die nicht eigentlich gelehrten Freunde der 
römiecben Literatur^' beatimmi iiabeu VüA. \l« ^'tVAste von 



Dora^f WörftBvbncli der ^lateia.. Spmdie» tUl 

Fach^ der lexikalische Arbeitea sm^rSfeti und ftu beurthetteo 
versteht, wird durch solche unwesetntliehe^ rei» iusserlicheYer* 
schiedenheiten nicht irre, gemacht ^ zumal da Ihuea oft genug der 
Stempel der AbsichtMcheitso stark aufgedrückt kt^ dtss man in 
Zweifel gcräth , ob man ein solches sdiriftstellerisdies Oebähren 
mehr verachten oder bemitleiden soll. Wie Herr Dömer sogldch 
im Artikel ab m^ine Angabe ^,B) in der Zeit^ analog den in A) 
angegebenen Verhältnieaen^'' mit i „ U) in der Zeit , ganz ewl- 
spr eckend den räumlichen Betiehungen ;^^ und bald darauf meini 
,,C) in andern VerhältuisMenj bei denen überhaupt ein Au^ 
gehen von etwas denkbar ist^^ mit: ,,UI) in anderen Mückaichten^ 
denen immer -ein Ausgehen von einem Funkt !bu Grunde liegt ^^ 
umtauscht; wie er unter accumulo (s. ob. no. S) meine Nota 
,, ein^ seltenes in der klass» Periode meist dichter. Weit ^ in : 
^^brigens selten ^ in der class. Zeit meist b. Dichtem^^ umwan-. 
delt; wie er unter accuro (ob. no.4)mit meiner Angabe: ^^sekr 
oft bei Cicero {bes. in den Briefen und rhetor» SchriftenY^ die 
wahrhaft läppische Aenderung in: ^.^ gar häufig- b. Cicero {in den 
rhetorischen Schnften und Briefen)''^ vornimmt; wie er unter 
animus (ob. no. 10) statt mit aller Welt von ^^ Begehrungsvermö- 
gen (als unterster ^eclenkraft), Gefühl und Intelligenz^^ des 
animus zu redcn^ vom ^^Princip des Empfindens^ Begehrens und 
Denkens^^ spricht: so verfährt er durch die ganzen vorliegenden 
18 Bogen: überall werden Kunstgriffe solcher Art angewandt, 
um den Blicken der weniger tief Schauenden das Plagium zu ver* 
bergen. Dass ihm bei diesem Metamorphisiren meiner Angaben 
manches Misgeschick ziistösst, kann nur als gerechte Strafe be- 
trachtet werden. Abavia übersetze ich : ,, Mutter des Urgross- 
vatera oder der Urgrossmutter. ^^ Herr Dömer halt auch hier 
— wo eine Uebereinstimmung von der Sache selbst geboten 
wird — eine Abweichung für nöthig und übersetzt: ^^ Mutter 
der Vrgrossälternl^^ Und diese leidkalische Rarität läuft nicht 
etwa als gelegentliches Versehen mit unter , sondern bildet den 
ersten Artikel in dem vor 1^ Jahren in die Welt geschickt 
ten Probeblatte,' Was mögen das nur für „sachkundige^ 
Freunde und erfahrene Schulmänner** sein, die Herrn Dömer 
nach seiner Aussage ^^vielfache Beweise reger Theilnahme^ theiis 
mündlich theiis schriftlieh''' haben zukomn^en lassen, ohne ihn 
auch nur mit einem Wörtchen auf diese schülerhafte Ueber^ 
Setzung des ersten Artikels in dem ihnen vorgelegten Frobeblatte 
aufmerksam zu machen % Man sieht, Herr Dörner hat den besten 
Willen zum Windmachen , allein er verstehet zi^m Glücke nicht 
einmal, den Blasebalg recht zu bewegen. — Ein anderer Kunst- 
gr^, von dem Herr Dömer vielfachen Gebrauch macht , ist die 
Umstellung der einzelnen lexikalischen Angaben , besonders der 
Citate liuierhalb der Artikel. Schon in den obigen Proben haben 
wir mehrer« interessante Beispiele der Art gesehen« Mit den 





139 ' Lateinische Lexikographie. 

Citat^, deren iausfiilirliche Gc^ehübiersielluR^ de^Raum dieser 
Blätter liicht gestattet ^ wird' auf eine- unveraut wörtliche Welse 
▼erfahren. Freunde meincg Lexikons wissen^ dass ich ib diesem 
Punkte eine bestimmte Reihefolge :-b6ohtchte, dass dör locus 
ciassicus Toranstcht^ u. s. w. (s. d. \orrede sum 1. Bande meines 
Wb. p. W). Diese Rücksichten sind für Herrn Dörner nicht da; 
mein 1. Citat macht eir zum Sten, dasSte znm Iten, • das 2te siun 
5ten, das 5te zum 4teh u. s. f.; oder er lädst mein erstes, Citat 
ganz ausfallen und die übrigen aufrücken; oder et verwandelt 
mein die Textesworte angebendes Citat iit ein blosses ^,cf>^ u.dgl. 
DasH. auch hierbei die ärgsten Comiptioncn zu Tage gefördert 
werden mussten, lässt sich Toraussehen. Ueber ab no. C, 4 (bei 
Herrn Dörner no. ////4/)i wo der Gebrauch. dieser Partikel zur 
Bezeichiumg des ^n/ciTi^es besprochen wird., führe-. ich die plaur 
tinische Redensart a mimmo (bibere), ^^vom Obersten am lösche. 
der Reihe nach trinken,*'^ an und gebe als Beleg dafür: ^.,Da puer 
ab summo^ Plaut. Asin. 6^ 2, 41 ; so Most. 1., 4i.33.^^ HerrDör- 
ner weiss mm nicht, dass das ,.,da puer ab summo^^ eben, vom 
Trinken gilt, obgleich bibere fehlt; er gestaltet also diese Num- 
mer auf folgende exemplarisch -lächerliche Weise: ^,4) ^^^ ^^^ 
VcL'ben des Anfangens u. s« w. Plaut. Asin. 5, 5, 41: 'da ab 
summo , ab infimo da suavium : und die Redensart a summo bi- 
bere d. h. vom Ersten an in der Runde trinken , ^^ so dass er bei 
da ah summo offenbar suavium ausgelassen glaubt; und für die 
Redensart a summo bibere natiurlich gar kein Citat hat ! — Ua-. 
ter abiegnua citircich: abiegna trahes, d.i. ein Schiff, ,,Enn<. 
b. Cic. Top. 16. abiegnus equus, d« i. das hölzerne Pferd, vor. 
Troja, Prop. 3, 1, 25; vgl. Virg. Aeh. 2, 16. '" Herr Dörner 
weiss nun nicht, dass mein .^^vgi.^^ (verschieden von „so'O '*^' 
ein ähnliclies Citat , wenn es auch nicht dasselbe Stichwort ent- 
hält, anreiht (wie es eben in:der citirteaVirgilianischen Stelle, 
bekanntlich nur heisst : Instar montis equum . . . Aedificant secta- 
que intcxunt abiete costas) ; und er wirft daher, die Citate auf 
folgende Weise untereinander: ,, Ena. b. Cic. Top«; Prop. 3, 1, 
25: abiegna tiabes^ d. h. Schiff — Virg. Aen. 2, 16: abiegnus 
equus , d. h. das tf ojaii. Pferd. — Der Anfang des Artikel aclis 
lautet bei mir: „aclis, idis, f. (richtiger als aclys, ydis, b« 
Schneid. Gr. 1, 48 ff.) = dyKvXlg u. s. w. '^ Philologen wiaaen, 
worauf die Parenthese sich bezieht; Herr Dörner aber, der hier 
wahrscheinlich einen Irrthum argwöhnt und Leopold Schneiders 
ISotiz nicht kennt, richtet den Artikel also zu: ^, aclis, Idia, IL 
(richtiger aclys, ydis aus ccyKvXig u. s. w.),'^ so dass jedermanii^ 
fragen muss, warum Herr Dörner mit mir aclis schreibt , wekin er 
aclys für richtiger hält. — Bei Jlngitia habe ich die von den 
bisherigen Lexikographen aufgestellte aber auf Irrthum.. Ihstu- 
hende Nebenform Anguitia getilgt, und als Citat auch die In- 
schriften bei Orelli 115, 116 u. 1846 angeführt, wo der gelehrte 



D6rner*8 WorterbacB der latein« Sprache. Sil 

Herausgeber die gedachte Nebenform gegen Heyn'e ab irrthum- 
lich verwirft. Hr. Dömer glaubt mm jseinBuch su TerFollstindlgeny 
wenn er die Form Anguitia wieder aufnimmt, ahnet aber nicht, 
dass er durch die OreUi'schen Citate, die er mir blindlings nach- 
schreibt , sich selbst widerlegt ! — Unter animus citire ich Dhr 
den Ausdruck mihi est in animo: ,,Cic. Farn. 14, 11: Nobia erat 
in animo Ciceronem ad Caesarem mittere.^^^ Herr Dömer hat 
irgendwo ein ähnliches Citat, angeblich aus Cic. Fam. 12, 13, S, 
gefunden : er degradirt also ohne Weiteres mein ausführliches 
Citat zu einem blossen „cf.,^^ und schreibt: „Cic. Fam. 12, 13, 
3: Mihi erat in animo proficisci in Ciliciam,' cf. ib. 14, 11.^^ 
Allein an ersterer Stelle findet sich nichts der Art, und über- 
diess ist der Brief nicht von Cicero, sondern von Cassius! Unter 
Acragas verändert Herr Dörner meine Notiz „Geburtsort des 
Philosophen Empedocles , der darum Acragantinus heisst , Lucr. 
1, tVt^' in: „dah. Acragantinus Empedocles b. Lucr. 1, 717 ef. 
Plin. 30, lö, 51 ;^^ und glaubt höchst wahrscheinlich dadurch den 
Artikel vervolktändigt zu haben. Allein bei Plin. 80, 15, 51 fin- 
det sich weder von Acragas noch von Empedocles eine Spur, und 
erst nachdem ich ForcelÜni deshalb nachgesehen, ermittelte ich, 
dass das Citat, Plin. 35, 15, 51: In A er agantino fönte gemeint 
ist! — 

Ich unterlasse es , diese dem Interesse der Wissenschaft ge- 
widmeten Blätter noch femer durch solche Missgeburten der Un- 
rechtlichkeit und Unwissenheit zu verunzieren ; offen gestanden 
bin ich selbst es herzlich iiberdriissig, in diesem unreinen Schlamme 
noch länger herumzuwühlen. — Ich glaubte es meinem Werke, 
meinem Verleger und der gelehrten Welt schuldig zu sein, die 
wahre Natur der Dörner'schen Unternehmung aufzudecken ; und 
ich hege das feste Vertrauen zu dem Rechtlichkeitsgefühle Deut- 
scher Gelehrten , dass sie eine Unternehmimg nicht unterstützen 
werden, die durch und durch auf Täuschung begründet ist und 
lediglich darauf ausgeht, mir die Früchte meines nun mehr als 
zehnjälirigen unermüdlichen Fleisses zu entziehen« In diesem 
Vertrauen habe ich auch, gegen das wohlmeinende Abrathen 
mehrerer von mir hochverehrter Philologen, vor Kurzem in die 
Versendung der fertigen Bogen des 2« Bandes meines Wörter- 
buches eingewilligt. Der vielfach sich aussprechenden, ehren- 
vollen und ermunternden Theilnahme an meinem Werke, glaubte 
ich dieses Opfer schuldig zu sein, sollte ich auch damit dem Pla- 
giarius neuen Stoff für sein Unternehmen geliefert haben. Uebrl- 
gens werde ich, um Beraubungen ähnlicher Art für die Zukunft 
möglichst vorzubeugen, nicht blos unverzüglich an die Heraus- 
gabe meines seit mehreren Jahren vorbereiteten lateinischen 
Schulwörterbuches gehen , sondern auch vom grossem Wörter- 
huche zunächst den ^.Bund^ der von R — Z reicht, drucken 
hssen. Den Besitzern meines Buches kann diese letztere Mass- 
iv. Jübrb, /. FbU. n. l^ied. od. Krit. Bibi, Bd.yJX, Bft, 3. 21 



322 Griechiscke Litleratvr* 

regel auf keine Weisse unwillkomnien sein , währenfd ieh Herrn 
Dörner damit die beste Gelegenheit TerschaJSe , vom Buchstaben 
F an abwärts die Selbständifkeit , Zuverlässigkeit und Vollstan - 
digkeit seiner Arbeit in ihrem wahren (Phosphor- oder Sumpf-) 
Lichte zu zeigen. 

Breslau. Dr. Wilhelm Freund. 



Sanchuniathoii 8 Urgeschichte der Phoenizier in 
einem Aasziige aus der wieder aufgefundenen Handschrift von Philo^a 
vollständiger Uebersetzung. Kebst Bemerkungen von Fr, JVagen- 
feld» Mit einem Vorworte von Dr. G. F. Groiefendj Director dee 
Lyceums zu Hannover. Mit einem Facsimile. Hannover. Im Ver- 
lage der Uahn'ichen Uofbacbhandlung. 1836. XXXU (ven Groto- 
fend) 96 (4aszog) S. 8. 

Sanchuniathonis historiarum Phoenieiae Lihroa 
novem graece versoa a Philone Byblio edidit latlnaque versione 
denavit F. JVagenfeld. Bremae 1887 ex officina Caroli Schune- 
manni. IV a. 204 S. (von denen die Hälfte den griechischeB Tex^ 
die andere die lateinitche Uebersetzang eathält.) 

Die Geschichte der angeblichen Wiederauffindung von Fhi- 
lo's Uebersetzung des Sanchuniathon haben wir wohl kaum möthig 
in's Gedächtniss zarückzurufen. Die Sache ist noch zu neu und 
wir heben daher nur die Hauptmomente hervor. Die erste Nach- 
richt davon wurde bekanntlich in der Hannövrischen Zeitung 1835 
den älsten October mitgetheilt Die Handschrift sollte dch in 
einem Kloster St. Maria de Merinhao in Portugal erhalten haben 
und durch sehr sonderbare Umstände in die Hände des Hm» Wa- 
genfeld in Bremen gekommen sein. Uifgefahr in der Mitte des 
Jiuii 1836 erschien schon der zuerst rubricirteAusaug. Manche 
Eigenthiiralichkeiten des Inhalts, insbesondei^ die darin mitge-* 
theüten Gedichte konnten nicht umhin im ersten Augenblick et- 
mm gjinstigen Kindruck zu machen; dieser aber wurde sehr bald 
toicli Wagenfeid's Weigerung , genaueres über die Handschrift 
rnkzutheilen und durch die uuzweifelbare Nachweisung eines dich- 
ten Lügengewebes, in welches er alle seine früheren Angaben 
gehüllt hatte, nicht wenig erschüttert und die Zweifel an dev 
E^ustenz einer alten Handschrift von Philo gewannen so schnell 
und so sehr die Oberhand, dass Hr. Grotefend schon den. 12. Jnli 
in der Hannövrischen Zeitung seine Meinung dahin abgab , dMa 
er moralisch von einem litterarischen Betrag überzeugt sei« Der 
jungte Grotefend wies einige Zeit nachher in einer besonderen 
kleinen Schrift die vielen Lügen, welcher man sich ia den An- 
gaben über Fundort, Fundweise und bei Verbreitung derNach^ 
rieht im Publibun schuldig gematfathi^eY i^cieU nadu .Doali 



Sanchunlaihon von Wagenfeld. S2S 

folgte aus aUem diesem nichts entschiedenes gegen die Aechtheit 
des Werks selbst , dessen Auszug erst herausgegeben war. Es 
war gar nicht unmöglich, dass Hr. Wagenfeld, oder wer immer 
Besitzer der angeblichen Handschrift gewesen sein mochte , zum 
Besitz derselben auf eine Art gelangt war, welche sich' nicht 
ohne Nachtheil fiir den jeweiligen Besitzer der Wahrheit gemtsa 
Teröfientlichen liess. Der Inhalt des Auszugs bestand zwar aus 
manchen Dingen, welche sehr auffallend waren, aber keines- 
weges Hessen sich solche Irrthihner oder Unwahrscheinlichkeiten 
nachweisen, aus denen eine litterarische Betrügerei mit objecti- 
Ter Entschiedenheit hervorginge. Im Gegentheil sprachen, wie 
schon bemerkt , die darin vorkommenden Gedichte , welche im 
acht orientalischen Charakter gehalten sind , und unserer lieber- 
Zeugung nach nichts weniger als misslungen genannt werden kön- 
nen , ferner der häufige Widerspruch gegen die Nachrichten der 
Alten einigermassen zu Gunsten der Aechtheit. Denn verkennen 
liess sich nicht, dass, wenn der Auszug eine Erfindung war, der 
Verf. derselben eine nicht ganz unbedeutende Kenojtniss der Quel- 
len der phoenicischen Geschichte besass , so dass man in Bezie- 
hung auf Abweichungen von alten Nachrichten nicht einer Un- 
wissenheit die Schuld geben kann, sondern im Fall des Betrugs 
einer feinen und ihren Zweck — da man sich zu solch einer An- 
najime nicht so leicht entschliesst — nicht ganz verfehlenden 
Schlauheit. §o musste denn ein Endurtheil nothwen^ bis zur 
Erschdnurig des Textes selbst aufgespart werden und wur können 
nicht umhin dem Am. Wagenfeld unsern Dank dafür ausz^spre-r 
chen , dass er uns nicht gar zu lange in Ungewissheit liess. 

Der sogenannte Philo liegt jetzt vor ims. . Aber in welch 
seltsamem Zustand! keine Sylbe wird über die Handschrift mitge- 
Cheilt, aus welcher dieser Text geflossen ist, obgleich Hr. Wa- 
genfeld eine solche Mittheilung ausdrücklich versprochen hat. 
Mit einer sehr artigen Wendung wird Grotefend's Erklärung vom 
12. Juli folgendermassen von Hrn. Wagenfeld in der Vorrede aus- 
gelegt: quod postea, minimi momenti nisus argumentis (Grote- 
f end) operis veritatenr' in dubium revocare ausus sit , non tam, 
quod adulterinum e8se librum, revera sibi persuasum habuerit, 
ab eo factum esse suspicor quam, ut quendam quasi stimulum 
m^ admoveret operis quam ceierrime edendi. Quod quidem 
fiiit supervacaneum, cum ipse jam versarer in opere edendo« Ei- 
nige Zeilen weiter heisst es in Beziehung auf die Frage über die 
Aechtheit: Equldem, quae in ejus defensionem pjurima dixi^ non 
repetam ne oleum et operam perdidisse videar. Wir erinnern uns 
nicht, dass Hrn. Wagenfeld's in der Bremer Zeitung erschienene 
Aufsätze auch nur den geringsten Eindruck auf uns gemacht hät- 
ten. Aber glaubte denn Hr. Wäj|e»fei4.wirklicl^ 4as8 eiq Buch, 
wie dieses angieblich pliildnisc'h'e,' äurcbi sich selbst, ohne wei- 
tere Angaben über die Handschrift, das Publikum befriedigen 

21* 



324 Griechische Litterator. 

könne? Weiss er nicht, dass mehr dazu gehört, als 70 — 80 
weitlSiiftig gedruckte Seiten Griechisch — denn mehr hieiht nicht, 
wenn man die ensebianischen Fragmente abzieht — um von der 
Aechtheit eines solchen Buches zu i'iberzeugen 1 Ahnet er nicht, 
dass ein solches Griechisch, TOn dem er selbst fühlt, dass es 
nicht sehr dazu gemacht sei, für die Aechtheit des Buchs einzu- 
nehmen *) , oder vielmehr ein noch nel besseres fast ein jeder 
Schreiben könne, der sich ein wenig darin übt? Weiss er nicht, 
dass litterarische Betrügereien keine so überaus seltene Erschei- 
nung sind und dass er es dem Publikum gar nicht so sehr verar- 
gen darf, wenn es sehr wenig auf sein, durch die, in Beziehung 
auf Fundort u. s. w., früher gegebenen Mittheilungen, nicht ganz 
vorwiuisfrei gebliebenes Gesicht giebt und etwas bessere Autori- 
täten fordert, als kahle 80 Seiten Griechisch geben, ehe es die- 
sen angeblichen Philo - Sanchuniathon anerkennt. Wenn Ilr. 
Wagenfeld sich hierdurch noch nicht bewogen fnhlt, seine Hand- 
schrift irgendwie dem ürtheil competenter Richter zu unterwer- 
fen, so können wir nicht umhin hinzuzufügen, dass wir aus dem 
von ihm. gegiebenen Abdruck uns mit grosser Entschiedenheit 
überzeugt zu haben glauben, dass gar keine alte Handschrift der 
Art existire u^d dass diese Ueberzeugung schwerlich durch etwas 
anders, als durch die allergültigsten Zeugnisse schwankend ge- 
macht werdcii könne. Denn dieser Codex müsste so viel seltsame 
Wunderbarkeiten enthalten, dass er, wenn er existirte, nicht blos 
seines Inhalts , sondern auch vieler anderer sonderbarer Zu&llig- 
keiten wegen den ersten Platz in einem Raritätencabinet ver- 
dient^'.'- 'Diese Handschrift, welche ein Buch enthält, welches, 
seitdem es Porphjrius gebraucht hatte, fast verschollen ist, und, 
wenn sie acht ist, wohl ziemlich alt sein müsste, ist doch so gut 
erhalten, dass sie nur eine einzige unbedeutende Lücke darbietet, 
indem in dem Worte ^ysfiovijöavrog (S. 20*.) die Sylben ij6av 
fehlen. Ferner muss diese Abschrift von einem so überaus sorgsa- 
men Abschreiber herrühren, wie sich wohl nicht leicht einer fin- 
den möchte. Vom 1. bis zum 9. Buche bietet sie nichts dar, was 
dem Hm. Wagenf. einem Irrthum ähnlich sah , was corrumpirt 
wäre, von der gewöhnlichen Orthographie abwiche u. s. w. Oder 
müssen wir vielleicht annehmen , dass Hr. Wagenfeld alles der 
Art emendirte, um seinen Lesern die Mühe zu sparen, sich den 
Kopf zu zerbrechen, und seine Emendationen stilbchweigend in 
den Text setzte, um der Ehre seiner Handschrift nicht zu nahe zu 
treten 1 Doch mag es sein, dass eine solche rara avis von Codex 
wirklich existiren könne, wie aber deuten wir es, dass das erste 



Praef. S. 2. NoU de bnjKiniodt (?) operibas judicaro ex dU 
li formularuiu di^crepantia ftÜ ikfu antiquioris teinporb Graecoraniy 



cendi 

tad ex ipso u. fi, w. '2' 

'■.liilaw-. 



Siiiichnnlatboii von Wagenfeld. SS5 

Buch dieses angeblichen Philo fast Ton Sjibe zn Sylbe^ anssi^k^ 
wo es nothwendig abweichen muss^ mit den ans Eiisebius be- 
kannten Fragmenten übereinstimmt. Sollte Eiisebius so genau 
im Ausziehen von Stellen aus dem Philo - Sanchuniathön haben 
verfahren können? eine solche Uebereinstimmung wäre schon an 
und für sich unmöglich; sie wird es noch mehr^ wenn man be-r 
denkt, was wir hier nicht weiter ausfiUiren wollen, dass Eusebius 
höchst wahrscheinlich den Philonischen. Sanchuniathön gar nicht 
vor sich hatte, sondern mehr als Porphyrius Mittheilun geh dar- 
aus. Doch noch mehr! Dieser Codex stimmt in Beziehung auf 
die von Eusebius erhaltenen Fragmente nicht blos irti Allgemei- 
nen mit diesem überein , sondern ganz speclell* mit der Orelli'- 
sehen Ausgabe derselben und hier geht die UebereinstiiÄniung so 
weit , dass er nicht blos die von Orelli nur unter den Text ge- 
setzten Conjectnren öti^Xag refiir örijkag ds (S.6 vgL^Or. S. 8) 
und toIsSb för roioTsSs (S. 10 Ur. S. 12) enthält, sondern sogar 
drei darin vorkommende, leicht zu verbessernde Fehler nftiblich 
ix7fQiq)ivTtg für iHQig)ivtBg (S. 20 vgL Or. S. 2*^) yraguHa^^Htj 
(S. 28 vgl; Or; S.40) für xagaxatai^ijxi] nnd BXgaötai ebenda- 
selbst für Blgyccdttxi^) ; die beiden ersten Fehler werden zwar in 
dem Dnickfehlerverzeichniss verbessert, allein hindert das im 
Mindesten schpn aus ihnen und dem dritten Fehler alTeih den 
Schluss zu ziehen, dass man über das Ganze den .Stab' brechen 
müsse 1 Accente hat der Codex, dem angeblichen Facsijmile 'nach 
nicht ; die Accentfehler im ersten Buche sind dendoch zuip^heil 
dieselben wie bei Orelli so Tcgijjtlda Titäveg; aiicH sie diifd ver- 
bessert so gut wie vßgmg^ allein Schlüsse daraus zu ziehen^ ist 
dennoch erlaubt. ^"^ ' 

Doch wir wollen das erste Btieh des angcblich:eh Philo mit 
dem von Eusebius erhaltenen Fragment gena.uer verglei[chenr}lm. 
Wagenfeld's Philo beginnt: üginu (isv STtdöVG) tfSv ^QbysyS" 
vfjuhcDV aldivai tavgiaötccg ngcc^atg tmI ^gya x(p fiiif linAry 
it(xQi%ovta sttVTovg vnig tov xoivov xn^iBgsvaävtov ^^cega- 
Sslyiiara nokXd xal (ii[ii]tice^ rovg de tag ^okeig iTfitBTjgctii^i" 
vqvg dnotginovxa tijg vßgiog (sie! in'demDruckfehleihreriBteich- 
niss verfjessert)- tjJv dUijv xaxatpga^a^kvovg (og%iyii\^'^(iiri' 
T^S, xiSv (^aöihqtov ot Xvygd yo0ovvxBg^ aAAj/lircr^x^lit^VQVtft 
dlxag. *AioviXlßvag oiv, 6 xävBvßklcjv ßtxöiXBvij'td^ ßi'd ^tov 
daäv xal xwv dv^gdnov ßovXo^Bvog fia^elv i^BVi^tav di iA [ilv 
dv^gcine^a sldoxag oUyovg , adidipbagxa da xa '^ffita liitöxa- 
HBVOv ovöivttf xdg 0vy'ygccq)dg fiBXBTtifAtljaxo ^naXaiiig kal 
Sayxovvia%^'0a **) xov ygaq>iä navia xavxa iniXBVÖiv l|8- 
QBvvf^odfiBvov dvaygdiljaL, Nun folgt wörtlich das'Fräginent bei 



*) Die TA. Rob. Stephan! Lotet. 1564 hat keinen dieser drei Fehler. 
'*) fio im Text für ZvyxovviocQ'topcc, 



SM Griechiiche Lltteratar. " ' 

Eusebius: Tovtcsv ovtag Ixovxav 6 21ay%ovviä9.0ft ßP^Q \Sfo* 
ltma9^g xal noXvnQayuav yevofievog aal ta || ^QX'QS^ ifp^ 
ov rä Tcävxa 6vvk6trj^ nagä navtcov elöivai, ^o9(Qv, nokv 
q>QovrL0Tixc5g *) ifiaörsve tä Taavtov , üifag ori x&v vw 
i^Xlcp ysyovÖTOv^ ngmög l6xi Tdavxog 6 xc5v ygaiiftatav xrpi 
ivQi]6tv ixivotjöag ^ xal t'^g tc5v vTCOfivrjfidtODV yQaq)'^g zatciQ' 
^ag. Was den Satz betrifft, mit welchem der Wagenfeld'sche 
Philo be^nnt , so ist er sehr allg^emein gehalten mid passt wenig 
zu der übrigen Einleitung^, welche nur auf die Urgeschichte Rück- 
sicht nimmt Er beruht zum Theil auf Porphyrii^s d. Abst. II, 
§ S6. Der zweite Satz schreibt AdonOibnas einen besonderen 
' Befehl zu, nach welchem Sanchuniathon seine Geschichte. habe 
verfassen müssen. Aus Eusebius Praep.X,ll erfahren wir, dass 
Sanchuniathon der Berytier seine Geschichte dem König yon Be- 
rytos Abelbal gewidmet habe. Wie wenig beide Satze mit dem 
folgenden eusebianischen Fragmtot in Verbindung stehen , wie 
dessen Anfangsworte xoiixtov ovxag l%6vxfQV etwas ganz ande* 
res als vorhergegangen voraussetzen lassen, bedarf kaum mehr 
als aer Bemerkung. Bei Eusebius folgt alsdann : Kai oato xovSz 
äöTceg XQfjTcida ßaXloiitvog xov loyovt ov Alyvftxioi ^uv bfid- 
hoav ©cDV&y 'Ake^aväQBig äi @cj^, "Egii^v ßl^EXln^sg fisc^^ 
g)Qa6av xavta elncav imiiinq>stai xotg vefoxigoig :toig int^ 
xavxUf dg Sv ßsßiaöiiBvaig xal ovh dkn^fSg xovg xsqI 9^(Sv 
fiv^ovg l%* dlXifiyoglag xal q)v6ixdg difjyrjöBig xal ^satgtag ava- 
yov6u Von diesem Satze bietet uns ids philonisch die Wagen- 
feld'sche Ausgabe die ersten Worte bis iistiq)ga6aV' Augen- 
scheinlich bilden diese aber nichts als den Vordersatz, zn welchem 
der mit xavta beginnende Theil als Nachsatz gehört., .|)ai9 g^ppe 
rührt von Eusebius her und xaOxa bezieht sich auf das bei Eu- 
sebius sogleich folgende Fragqient. So enthält dann der Wagen- 
f eld'sche Philo nur einen halben Sutz. — Die zunifchst fehlenid^ 
Worte des Eusebius: Hyu 6' ovv ^potcoi; fehl^ nifttürlich bei 
Hrn. Wagenfeld und es kommt sogleich das ihnen nac^olgende 
Fragment: *Alk' ot [ilv — "ElXrjvag und zwar ohne Variante. 
Eusebius alsdann erscheinende Worte: Tovxotg i^^g q)ij6lv feh- 
len jiatürlich wieder. Das darauf folgende Fragment : Tavft* 
^(jLiv bis 0vvxBd'sl6a stimmt aber wieder wörtlich. Dann kömmt 
bei Eusebius xal fied*' arega. Diese Worte sind natürlich ausge- 
lassen; die etega werden durch den Satz: Ot i^kv yäg xd iccvxtSv 
xgoskofABvoi xäv ßagßdgov qiavBgol bIöi xaxaq)govovvxBg xol 
xd xäv l'|(D ix navxog xgoicov d%o(pavU%ovxBgj ll^^aigkcmg Sk 
xolg Iv dvaxoXalg XoidogovfiBVOL nicht unpassend ersetzt. Dann 
folgt das flusebianische Fragment: Ovxcag bis iötoglag» Euse- 
bius Worte: xal av&ig (iBd* azaga iTCiUyst fehlen natürlich wie- 



*) man lese noXv(pQOVTL(iTLn6ig» 



* 

SanoiHuuBtban von W^^eUb Mt 

der. Die Stsga sind: xal yotg negl ivtaVf dp ovds rc^ ovi^uit^t 
iöaöiv ot 0plvLxss^ ovt* 'jiy^voQog ot 2ki6vMi ovv^'oi Bu- 
ßXLOi tov BaXavTog ov q>aöiv ot noiTjtal Bifßkov x iyxlalov %a\ 
2L8mv* av^BfioBöettV vtxfj6ai^) tgixagrivov , loyovg %k%oiri' 
mxiq'^EklfpfBg diqXol $Iöl tav OotvlKouv xd fihv dimp^agoV" 
xsg**) tä d' SXag ilfsvöccftsvoi diä xijy naXaiav xi^g Ekkatc^g 
dg *A6lav iijloxvTcletv. Tr^v ikkv ovv diij^Btav nal xcig^^Ekkri- 
CiV lxq>avovvxi do^av fioi xi^v rov Sayiowii^aivog fis^BQn^- 
vtvöat*'^*) diijyrjöiv. Der in diesem Zusatz enthaltene Hexame- 
ter ist sammt dem Anfang eines zweiten unbezeichpet gelassen« 
Von hier an folgt wiedemm wörtlich das eusebianische Fragment 
von UgodiaQ^gwöai an bisdsoi;^ slvai; bl<MB findet sich, wie 
schon bemerkt ; Orelli's Conjectnr öxijkag xb für or. öi hier im 
Text. Eusebius Worte: Tavxa xaxä ngool^iov 6 QUcav d^a^ 
0XBikafiBvog , i^'^g dnagxBxai x^g rov ^Ta^ovwadiDS'O^ ^^M^T* 
vBlag äöinwg x^ q>otviXLX'i^v ixxLd'Bfievog GBokoyläv, sind 
natürlich zimi grössten Theil weggelassen ; statt deren ersdieineu 
hier in direkter Rede nnr die Worte: 'Axag^iiB^ äh Tfg 
£ixyxovvitt&<ovog f ) igfiijvBlag. 

Der Anfang der Theogonie bis aöxga [AByaka stimmt wieder 
fast ganz mit Orelli ; nur nvoiriv steht für nvoiqv und ovx ist in 
ovv verwandelt; letztere Veränderang sieht eher einer aus einem 
Raisonnement entstandenen Conjectur, als einer Variante ahnlich« 
Des Eusebius Worte Toiavti] bis qnjölv ovv fehlen natürlich; 
das darauf folgende Fragment xal xov bis ^'^kv wiederboU- sieb 
fast ohne Variante; nur findet sich Orelli's Conjectur zolgäB für 
^o^olgÖB hier im Text und statt ngoyBygafifABVov : ngoytygafi* 
lievtty was wiederum eine sprachlich nidht haltbare Conjectur 
ist. Eusebius Worte Totavxnj bis kBymv fehlen; aber das dar-* 
auf folgende Fragment: Tavb' BvgB&ti — sqxaxtöB kehrt wört- 
lich wieder; nur i9}fiir^($£ statt iipcirufBV. Eusebius alsdann fol- 
gende Worte: ^E^ijg xovxoig ovoiiaxa x(qv dvifiiov Blndv 
Notov xal Bogiov xal xäv koi^xcov fehlen , statt deren findet 
sich: TsxxagBg d' ix xov 7CV€V(iaxog iyBvvijdijöttv ddBkq>oi ^s- 
ximgol xb xai vßgiötixol xal ikaq>goL rfkixlav d* ix^'^^S bBUUov 
hxokiiLovv xal uokvxgoviov xokBf/toVj äöxB fiucgov Üitjöav 
dvaöxaxovvxBg öiaq>&Bigav xd yBv6(iBva. -Etc' alxLc^ xoiavxfi 
6 »off^g avxolg xi^v y^ öiaösöioxBV' ^Ogßitp ßhv xa'^atd^agzä 
ngog fiBörjfAßglavy Tv(pcjvLxd ßogBia^ Kdd(tm4^ä ngog i^ov 
jdvatokiQVy 'Patl^(B xd ngog iönigav. ^AkX ovx Inavovxo Ttokh- 
povvxBg xal BößakkovxBg ig x'^V^ ^ M^^ "Ogßiog ig x^v tov 



*) Der Text hat vlntjaccu 
) Der Text hat Siaq)^uQOVT£g, 
) Im Text (le&SQUTJvEvao^i and Sctyxovvtd&avos» 
i) Im Text 2ctyxovvt,ad'civog» 






Griechifche Litterator. 

Tu^mvogf 6 xb Tvqxov lg xrpf tav 'Ogßlov (tovtovs ol^EXXfi^ 
vsg fL&iipgaöav Tvqxova fihf BoQiav''OQßLOV dsNStov), iloX- 
Xag 6s ayovvag Tcgog yafiov ywalicag l| avtav lnoiri6avto »ctU 
dag noU,ovg %a\ bsivovg dvefAOvg ysvofLEVOvg. — Jetzt folgt 
das Fra^ent bei Eusebiiis, und diess ist das einzige, wekhea 
in Hrn. Wagenf. Philo auf eine etwas abweichende Weise vw- 
kömmt Bei Eusebius heisst es: '^AA' ovtol ys XQäto^ dq^i^ 
QWöav xal t^g y^g ßXaöt^pLata xal ^Bovg kvoiiiöop xal ngog^ 
ixvvovv xttvta^ äq)' cjr avtoi te dieylvovto xal ol sxofisvoi 
xal ol 7Cq6 avTiSv navztg, xa\ %oäg xal sm^vöstg i^lovv. 
Kai iuikiyBt. Avzai d' ^6av at iTcivoiai z^g ngogTtvvij'' 
öiwg^ Ofioiai täv'^) avrcDi/ dö^Bvela xal ijfvx^g azoXfiUj^' bIzu 
(91701) yByBVTJöQai Ix zov Koknla dvsiiov xal ywaiKog, avxov 
Bdav^ zovzo dl vvxza agpupfBVBLV j Al&va xal Ilgtßioyovov 
9vf^ovg avdgag odza xaXoviihovg , BvgBlv ds xov Aläva xifv 
dno xav öivdgov xgoq>i^v. Der Wagenfeld'sche Philo hat 4^' 
selbe nur folgendennassen umgesetzt und aus der oratio indirecta 
in die directa verwandelt : Elza yByovaöiv ix xov KoXvcla dvi-^ 
l$ov xal yvvaixog avzov Baavz {ovzcog 6voiid^ov6i vvxza 4^o(- 
vißXBg) Altov xal ügozoyovog, ^vtjzol av^gmnoiy ovxm koAov- 
fisvot* Bvge ÖB xr^v dno xwv dsvögcav xgog>'^v Aldv ovzoi dh 
XQcSxoi X7}g yijg d(piig(06av ßlaexi^fiaxa ^ xal &Bovg ivofit^ov 
xal ngogBXvvovv xavxa^ dtp* äv avzol xb diByivovto xal ot 
B7c6(iBV0i xal ol Tcgq avz(äv ndvzBg xal xodg xal ixil&vöBig 
laolovv» Avzai d' '^6av al Inlvoiai zr^g ngogxwri6Bmg ofioiai 
xmv avz^v dödBvsla xal ^v^ryg dzok(ila. Das folgende Frag- 
ment beginnt bei Eusebius Ix zovzcov zovg yavo^svovg u. s. w. 
in fortgebender indirekter Rede. Der Wagenfeld'sche Philo hatte 
das vorhergehende in direkter Rede. Hier folgt nun wieder in- 
direkte und deswegen ist nach Ix xovza)v eingeschoben q>ri6lv 6 
Sayxowiddfov. Im übrigen findet sich keine Abweichung bis 
^Ekkfi6LV. Eusebius Worte MBzd zaika — Xiyov fallen natur^ 
lieh wieder weg. Das nun folgende grosse Fragment (OrdU 
S. 14 — 34) findet sich mit folgenden ganz unbedeutenden Ab- 
weichungen im Wagenfeld'schen Philo S. 12 — 22 wieder. S. 12 
(Wagenf.) ist nach ^Ex zovzcov das Wort 97170I1/ (Or.S. 16) ausge- 
lassen. S. 14 (W.) ist Eusebius Verbum finitum Ix^i^juau^ov 
(Or. S. 16) in ein Farticip xgijfAazl^ovzBg verwandelt Ebenda- 
selbst hat Hr. Wag. Elza'iy^ovgdvtov Xiyovöw; Eusebius aber: 
Elza 9 q)fii3t » ^Ttljovgdviov. Auf derselben Seite Z. 6 von unten 
hat Hr. Wag. äv 9dzBgov xov Xgv0<ag {ov^Ekhjvsg HL^afpgd-- 
tjov6i ^Hq>ai<5zov) Xoyovg döxf^öat, xal iutpddg xal ^avxBlag av- 
gBlvÖB xal dyxiözgov xal dskaag xal 6g(iidv xal CxBÖlav. srpcff- 
zov za Uyovdvndvzav dv&gdnav nkavöai. di' 0; Eusebius bei 



*) luuss beissen rfj. 



SftnchiiiiiBtlioD TOB Wagenfeld. tStt 

Orelli: mv 9AtBQ(>v xov Xqvöwq Xoyovg döxijiSat %a\ Ixtpöitg 
nal ^ttvtslag' üvai dl todrov tov'^HfpaiöTov bvqhv dl xal ay- 
HtötQOV xal diktag xal oggiiavxa) öxBÖlctv' ngwtrv tb navrtüv 
dv^gdnwv nXsv6ai. 6i6; eine Reihe weiter ist die indirekte Rede 
des Eusebius xaXBiö&at da avtov wieder in die direkte xaXov6i 
d' avtov verwandelt. S. 10 liest Hr. Wag^. *An6 zovtanf {ptt6\v 
"ApLVVOV yiviöi^av xal Mayov ol*) xdfiag xal nol^ivag xaridii- 
iav. and öl tomtov; Enseliius hat (Or p. 22) *An6 tovtmv yB- 
viö^ai, "J^wov xal Mdyov , ol xariÖfi^av xcißag x«l xolfivag. 
*An6 xovxfov u. s. w. Nicht weit Ton dieser Steile hat die Wa- 
f^enfeld'sche Ausgabe wiedemm denselben Druckfehler wie Orelli 
nämlich SayLO^g&XBg. Dicht daneben für das Eusebianische stB- 
Qoi 0% xal ßotavag sigov Participialconstruction STBgoi xal ßo- 
tdvag BvgovzBg. S«18 Z.4 lässt die Wagenfeld'sche Ausübe 
qnjölv weg, welches Eusebius hat. Auf derselben Seite Z. 12 
hat sie, wie schon einmal de' o für Oreili's Sio. S. 18 hat sie 
'O i'Ovgavog avt'^g ä«ox<ogi}6agj wo Eusebius dnoxiogi^öccg crv" 
tng; dicht dabei xal xi^ F^v avxiqv dfivvBö^aiy wo Eusebius 
xfjv dij r^v d(ivvB6t^ai. S. 20 xaxd xopxov xov xgovov, wo 
Eusebius (Or. S. 28) x. xovtov xg6vov. Weiterhin das schon 
bemerkte ixxgiq)ivxBg in Uebereinstimmung mit Q|*elli , dagegen 
Kdöiov für Ka66tov , was aber Orelli S. 16 Anm. als das richti- 
gere angegeben hat« Auf eben dieser Seite ist einmal ein Druck- 
fehler bei Orelli ov6ag nicht abgedruckt. S. 22 Z. 2 ist ^öl 
wieder ausgelassen. Die auf diess grössere Fragment folgenden 
Worte des Eusebius^ Toöccvxa (asv — Tlikiv 81 6 &uyygaq>Bvg 
xovxoig ixiipigsi fcad*' Stsga kiymv fehlen natürlich wieder. Die 
%xBga werden ersetzt durch die Worte (S. 2i). Kgovov d* 
dniovxog ot dx' Ovgavov mgnQXovv Iv altoiftorrt yBvouBvoi. 
Kaxd Tovroi^ xov XQovov Udgag d<p' riUov dvUxiXXovxog na- 
QuyevoiiBvog vaov r' dq>ug<o68POvgav(p**) xal öXfjXag Bagätm 
naxgt' xa^tfiXo) dl xr^v x^gav öukavvmv xd hgd 8iffpvkali% 
xal xolg dno xov Ovgavov Ißoii^öBV. Hier wird augenschein- 
lich der indische Funis und Bharatas eingeführt , damit die in 
der Expedition nach Ceylon vorkommenden Indica weniger auf- 
fallen« Dann folgt wieder fast ganz übereinstimmend das Euse- 
bianische Fragment S. 34— 40 bei Orelli. Mur hat Hr. W. S. 24 
Z. 4 V. u. das richtige KaßBlgoig statt Orelli's Kaßrjgoig ; S. 26 
Z. 1 diBXvntofSB^ wo Or. dtBxvnfo6BV ; ebendaselbst Z. 16 ist gn^- 
6lv: wieder ausgelassen und für Orelli*s Druckfehler vxofivrjfAa- 
xlöavxa findet sieh ein seine Entstehung daraus' verrathender 
vxoiiVfjfAotlöavxo; das richtige ist natürlich vnB^vijfiaxlöavxo. 
S. 28 endlich hat Hr. W. ganz wie Or. nagaxa^xtiv imd Blgaöxo. — 



wie Orelli fftr o?. 

**) Im Text steht Ov^dcva. 



SSO Griechische LiUeratar. 

Wir haben in diesem ersten Artikel blos dt» erste Buch des 
Wag. Pliilo berücksichtigen \^ollen ; doch können wir nicht Hmhio 
SU bemerken ^ dass Hr. W. dem von Ensebiiis etwas weiterhin im^ 
ersten Buch seiner Praeparatio bewahrten Fragment (bei Or. 
S. 45) eine überaus seitsame Stelle im 2. Buche seines Philo an- 
gewiesen hat (S.4HX wo es ebenfalls ganz übereinstimmend wie- 
der erscheint. Nur liest er 6 Tdavtog xal ot ym asixov Ool- 
VLxsg, während bei Eusebius 6 Tdawog neu fiot' oAtov av^ig 
(PolvLUBg vorkömmt. 

Ueberschauen wir die Yergleichung , so sehen wir aranächst 
eine bis in's Unmögliche gehende Uebereinstinunung mit dem £u- 
sebianischen Auszug. Sogar die Worte, durch welche sich bei Eu- 
sebius der Aaszug kund giebt 9170I und ähnliches sind gewöhnlich 
beibehalten und nicht aUein beibehalten, sondern sogar an einer 
Stelle , wo es Eusebius gar nicht hat qnjölv 6 Uayxowta^Giv 
eingeschoben. War Philo's Buch eine Uebersetiung, wofür es 
Eusebius und auch W. ausgeben, so konnte dieser Ausdruck nim- 
mermehr so häufig wiederkehren. In den übrigen 8 Büchern hat 
sich der Yf. auch mehr vor dessen Gebrauch gehütet und er er^ 
scheint nur in der Recapitulation zu Anfang des 3. , 4.9 5. ^ !!• 
und 9. Buches, Die Abweichungen vom Eusebianischen Text 
reduciren sich auf einige seltene und unbedeutende Yersetsnii- 
gen von wenigen Wörtern, Verwandlung einer indirelcten in di- 
rekte Rede, eines Verbum finitum in ein Participinm und bis- 
weilen Auslassung von (pi^öl. Die neuen Zuthaten passen zn den 
alten Fragmenten, wie diess ein jeder von selbst sieht, äusserst 
wenig. 

Berücksichtigen wir aber ferner, dass dieses ganze Bnoh fast 
durchgehends und sogar in mehreren Druck - und andern Fehlern 
mit der Orelli'schen Ausgabe der Sanchuniathonischen Fragmente 
übereinstimmt, so müssen wir daraus schüessen, dass entweder 
der Herausgeber seinen sogenannten Codex nach dieser Recen- 
sion verbessert hat, oder das ganze ein Betrug ist und der Verf. 
dieses Machwerks auf eine sehr plumpe Weise deta Orelii'schen 
Text geradezu abgeschrieben hat Für diese zwdite A n n a hm e 
sprechen schon einigermassen die oben angegebenen Umstände 
und vieles andere , was wir für einen zweiten Artikel versparen, 
wenn er noch nöthig sein sollte. Wenn der Hr. W. der ersten 
Annahme gemäss wirklich eine so gottverlassene und verstandes- 
lose Kritik geübt hätte , so wird er jetzt nicht umhin kennen die 
Lesearten, welche sein sogenannter Codex enthielt ^ nützuthei- 
len. Hat dieser keine andern als die OrelU'schen , so darf man 
die Sache hiermit für abgethan ansehen. Werdeki wkklich ab- 
weichende Lesearten vorgebracht, so wird sich Weiter rechten 
lassen. 

Schon jetzt können wir aber nicht umhin, aus demUmstand, 
dass der Herausgeber eine so crasse Ignoranz in den gewöhnlich- 



.Todcifftll«. tn 

8len.u]id bdcanntesten Regeln über die griechiscbe Acceotnation 
zeigt, den Schluss zu ziehen, dass er selbst schwerlich die Fähig- 
keit besass, acht Bücher, wenn auch schlechtes Griechisch zu 
schreiben; wir halten ilin daher fast für den Betrogenen , und 
fordern ihn anf durch offene Mittheilung der das Manuscript be- 
gleitenden wahren Umstände seine Reue an den Tag zu legen 
und den eigentlichen Betrüger entlarven zu helfen. Wir schliesh- 
sen hiermit diesen Artikel, dessen Flüchtigkeit der Gegenstand, 
welchen er behandelt, hüllanglich entschuldigt. Dass hier dn 
äusserst plumper litterarischer Betrug vorliege, springt jedem 
sogleich in die Augen ; dem Erweise desselben eine, längere, ern- 
ste, zeitraubende Beschäftigung zu widmen, wäre dalter unver- 
zeihlich und flir eine so plumpe Lüge zu viel Elire. Wir haben 
diesen Artikel sogleich nach Durchlesung des Buches aufgeschrie- 
ben , um zu verhüten, dass diese littersrische Betrügerei, so we- 
nig, wie noch möglich zu einer pecuniären werde, wozu sie sich 
bei der Neugierde, welche die Ankündigiing des so lang i|us- 
posaunten Buchs erregt hat und bei dem schamlos theuren Preis 
(2 Thaler für 12 Bogen und einige Seiten, von denen die Hälfte 
eine lateinische Uebersetzung einnimmt) leicht qualificiren könnte. 
Göttingen. Theodor Bevfey. 



Todesfälle. 



Den 29. November 1836 starb in Pforzheim der Professor August 
Haagj Vorstand des dortigen Pädagogiums, im 36. Lebensjahre. Tgl. 
NJbb. XV, 442. XVII, 347. 

Den 17. Januar 1837 in Breslau der pensionirte Professor Paul 
Scholz^ welcher besonders als Lehrer an Privatanstalten gewirkt hat 
und durch mehrere gemeinnütxige und naturwissenschaftliche Schriften 
bekannt ist, im 65. Jahre. 

In der Nacht vom 23. auro 24. Februar in Kiel der Professor der 
Anatomie und Chirurgie Dr. Ch. G. Deckmanm. 

Den 26. Febr. in Glossen der ordentliche Professor der katholi- 
schen Theologie Dr. Lockerer^ bekannt dorph eine Geschichte der 
christlichen Religion imd Kirche. 

Den 3. Mira in Augpburg der langjährige Redactenr der allgemei-« 
nen Zeitung Karl Jo$eph Stegmann, 

Den 3. März in Trier der Gapitularcanonicus an der dasigen Dom- 
kirche F. J. Dewora, geboren in Hadamar am 21. Juni 1774. 

In der Nac^ vom 3. zum 4. März in dem Haag der Staatsrath 
Cfroen van iVitis^erer, durch die Herausgabe einer wichtigen Brief-' 
Sammlung aus dem eranischen Haiuarchive bekannt« 



S32 Schal- anil Uni? eriitäCiiacbrichtea, 

Den 8 März in Erfart 4er gnefaeine Hofnith und Frofesioir pv, 
Trammtdorffj durch »eine Forvchong^en and Arbeiten im Fache der 
Pharmacie und der verwandten Widäengchaften allbekannt. 

Den 18. Marx in Parf« der eheoialige Erzbiscliof von Necheto 
de IVodl. 

Den 22. Man in Göttinnen der berähmte Ant , Hofrath and IP^ro- 
fcMor der Medicin Dr. Karl Himly, 

Den 25. März in Berlin der emeritirte Professor Zok. Heinr. ChrUitoH 
Barhf am Friedrich- Wilbelmf-Gymna«iam, 71 Jahr alt. 'wgi. NJbb. 

Den 3. April in Heidelberg der geheime Kirchenrath nnd Pro- 
feMor der Theologie Dr. Friedrieh Heinrieh ChriMtimm Schwarz ^ seit 
1804 an der Unifrer«ität thätig, im 71. Lebensjahre. 



Schul " und Uniyersitätsnachrichten , Befönlerungeif und 

Ehrenbezeigungen. 

Aachbx. Dem Oberlehrer Körten am Gymnasiiim ist du Prodi- 
cat ^Professor*' beigele^ worden. 

Athb?! . Vor zwei Jahren hat der Dr. Hoss folgende GelegenheiCs- 
Schrift heransgegebcn : Hercule et Nesms. Peiniure d'tm vate de Te- 
nie, Programme puhlie ä Voccasion de Vheureuse arrivie de Sa Majeste 
le Roi de Baviere ä Äthanes. [Athenes de rimprimerie et de la litho- 
graphie royale. 1835.] Im Mai 1835 hatten die Bewohner des Dorfes 
Chiliomodi (zwei Stunden südlich von Korinth) an der in der Nähe vor- 
übergehenden Strasse von Hagionorion nach Nanplia eine Anzahl al- 
ter Graber aufgegraben, in welchen ausser Sarkophagen ttns li^o^ 
iifoqivog and verbrannten Menschengebeinen eine Anzahl Vasen, ein 
kleines bronzenes Isi«bild, ein Spiegel n. dergl. gefanden worden. Tgl. 
NJbb. XV, 433. Unter den Vasen befand sich nun eine bronzene von 
edler Gestalt mit einem schlechten nnd steifen Gemälde auf dem Innern 
Grande , welches der Verf. in der genaimten Schrift aaf einer litho- 
graphirten Tafel bekannt macht and im Texte weiter beschreibt Her- 
cules in voller Rüstnng, mit der Löwenhaut auf dem Kopfe, Bein- 
schienen an den Schenkeln und den Kocher aaf dem Böcken, stürzt aäf 
einen Centauren los, hat ihn bereits mit der Linken ergriffen nnd 
schwingt mit der Rechten die Keale auf dessen Gesicht. Der Centaar 
(nach der seit Phidias gewöhnlichen Form ein Menschenkorper bis nn- 
ter die Brust und nbrigens ein vollständiges Boss) ist offenbar auf der 
Flacht begriffen, und wendet jetzt von Hercales angehalten das Gesicht 
nach diesem zurück*, stemmt seine Linke in die Hüfte nnd streckt die 
Rechte gegen die drohende Keule aus. Er tragt auf der Brüst bineii 
Panzer and hat auch den Nacken, Hinterkopf nnd das untere Gesicht 
darch eine paozerähnliche Bedeckung geschützt Hinter dem Boss 
steht eine Frauenfigur in ein enges sackähnliche« Gewand eingepreut» 



Beförderungen and £hrenbveseigu.ng«a, 

nnd von dem Boesleibe zum Theil Terdedct. Sie ist nach Herculee 
zugewendet and streckt die Hände in schrä^r Linie so gegen ihn ans, 
dass die beiden Daumen ihm zugewendet sind. Hr. Dr. R. hat nun 
diese Darstellung auf den Raab der Deianira durch Netsuf gedeutet; 
und wenn Hercules hier den Nessus nicht erschiesst, sondern mit der 
Keule todt schlägt, so braucht man darum noch keine Abweichung 
desMj'thus anzunehmen, weil offenbar der beschränkte Raum der Vase 
^in solches Zusammendrängen der Figuren nöthig machte^ dass dei^ 
Maler kaum eine andere Art des Tödtens als durch die Keule wählen 
konnte. Kunstwerth hat* übrigens das Gemälde gar nicht und die Fi- 
guren sind alle jämmerlich. Hr. R. hat beiläuiig seine Erörterungen 
noch auf den Begräbniäsplatz selbst aasgedehnt, und sucht zu bewei» 
Ben , dass derselbe zu dem alten Tenea gehört habe , welches auf dem 
Gebiet des heutigen Hagionorion in dem Thal des kleinen Flusses ge- 
legen haben müsse, der zwischen Akrokorinth und den Oneischen Ber- 
gen durchfliesst. Dabei deutet er auch die atsvdy welche Agesilaus 
bei Xenophon Histor. Graec. IV, 4^ 19 auf dem Mairsche vpn Argolis 
über Tenea nach Korinth passir^^ auf den Weg von Hagionori. Der 
Vase selbst möchte er eine Beziehung auf den Herculestempel in Cleonä 
und die dortigen Kampfspiele beilegen. Da man übrigens auf dem ge-;- 
nannten Begräbnissplatze in der Asche und den angebrannten GTeueinen 
keine einzige Münze gefunden hat, so bemerkt er noch, dass auch auf 
der Insel Thera gegen 100 grosse Vasen mit verbrannten Menschen- 
Überresten ausgegraben worden sind, ohne dass sich eine einzige 
Münze gefunden hätte. Dagegen sei auf Anaphe, wo man Gebeine 
von nnverbrannten Menschenkörpern ausgrub, immer eine Mfinze zwi- 
schen den Knochen des Kopfes gefunden worden. 

Beblin. Das zu Ostern am Berlinischen Gymnasium znm grauen 
Kloster erschienene Jahresprogramm [1837. 46 (23) 'S. gr. 4.] enthäU 
eine gelehrte Abhandlung des Dr. Pape: De inveniendis Graecae linguae 
radtcibusj worin der Verf. das etymologische Verfahren, welches sei- 
nem etymologischen fVörterbuche , der griech, Sprache [Berlin, Dümmler. 
1836. 8.J zu Grunde liegt, weiter zu rechtfertigen und die etymologi- 
schen Gesetze, welche in der neuesten Zeit durch Bopp, Grimm, 
Humboldt u. A. aufgefunden worden sind, mit selbststandiger Prüfung 
auf die griechische Sprache anzuwenden sucht. Darum scheidet er in 
den Wörtern zunächst radix, flexio (den das Genus des Wortes bestim- 
menden Endbuchstaben) , auffixum und praefixum , und giebt das allge- 
meine Wesen von jedem dieser vier Theile kurz an, wo er sich zu- 
gleich mit klager Behutsamkeit folgendes Gesetz für die radix macht : 
„radicem nnllam pon'emus, quae non simplici quodam aut verbo aut 
nomine sit expressa, ut inde ejus sensus sit perspicuus.'' Hierauf be- 
handelt er umständlicher von den Suffixen die Endungssylben log, Xa 
(Irj), lov nach ihren verschiedenen Fprmen (log, aXog, BXog, r^Xog^ iXog, 
vXog, ^Xog), von den Präfixen die V^trsetzungsvocale a (u-ya&og, d-Ttfuov 
etc.), £ (i-ysiQco, i-d^eXo} eie.) , rj (^-«ft^os etc.), o (o-fieXog, o-ßQi- 
(^S^etc); und giebt einige Andeotungen über die Verwandlung der 



iZi Scbal* and üniTertitätinaclhricbteii, 

Cnnsonanten nnd Vocale , nber du Hininsetien oder Aaiwerfen ein- 
selner Buchstaben ond über die Umitellan^ derselben. Die gaue 
Abhandlung bring;t i^iele seharfsinnig^ and beachten awerthe Andeatnn- 
gen, flchliesflt aber die Erörterung der einzelnen Punkte nicht toII- 
■tandig genug ab und gewährt darum kein fe«teg und aicheres Endresul- 
tat. Dennoch ist sie allen Etjmologen zur ganz besonderen Beachtung 
zu empfehlen, zumal da der Verf. mit seiner Etymologie meist innerhalb 
der Grenzen des Griediischen bleibt, nnd Lateinisch und Sanskrit nur 
sparsam zu Hülfe ruft. Ans den Nachrichten ist auszuheben, das« die 
Anstalt Ton Ostern d. J. von 567 Schülern besucht war, und im ¥er- 
gangenen Schuljahre 24 Schuler zur Univeriitüt entliess, nnd dass im 
Lehrercolleginm (mit Ausnahme der temporär beschäftigten Candida- 
tcn) eine Veränderung nicht Torgekommen ist. vgl. NJbb. XVII, 91« Dai 
zur Feier des Wohlthfiterfestes (im December 1836) in derselben Anstalt 
erschienene Programm [22 S. 4.] enthält Gedächtnissreden auf zwei 
gewesene Lehrer der Anstalt, nämlich die Grabrede des Directors Dr. 
Köpke am Sarge des Prorectors Joh. Friedrieh Seidel [geboren in Treuen- 
briezen am 5. Juli 1749 , Lehrer am grauen Kloster Ton 17S2 — ^1822, 
gestorben am 6. Juli 1836], nnd die am Wohlthäterfeste 1884 ¥on dem 
Profemor Dr. Fischer auf den drittehalb Jahr vorher Terstorbenen Pro« 
fessor Karl Friedrieh Zelter gehaltene Gedächtnissrede. — In dem 
Jahresprogramm des Friedrichs - Gymnasiums auf dem Werder [1837. 
58 (40) S. gr. 4.] hat der Oberlehrer Dr. Zimmermmm einen Beitrag 
zur Geschichte der märkisehen Städte herausgegeben nnd darin, nach ei- 
nigen einleitenden Bemerkungen über die Gründung derselben, Ton 
den obrigkeitlichen Personen derselben, dem Vogt, dem Schulzen, 
den Schöffen und den Rathmannen, gehandelt. Aus dem Lehrercol- 
leginm schied zu Michaelis Torigen Jahres der Collaborator Drl Breh- 
mer nnd ging an das Pädagogium in Pdtbus. Sein Nachfolger ist der 
Schnlamtscandidat Gottschick ^ und das Lehrercollegium beileht jetit 
aus folgenden ordentlichen Lehrern: dem Director Professor Au^. Ferd, 
Ribheck , dem Prorector Professor Jäkel , dem Conrector Professor Dr« 
Lange j dem Subrector Professor Kanzler y dem Professor Salomion, 
dem Oberlehrer Bauer ^ den CoUaboratoren JFeiie und Cantor Anst, 
den Oberlehrern Dr. Jungk und Dr. Zimmermann j den CoUaboratoren 
Dr. Schellbach. GotUchick und Schmidt; dazu 2 Hülfslehrer und 4 ans- 
serordentliche Lehrer. Die Herren Bauer, Jungk und Zimmermann 
sind erst im Laufe des vergangenen Schuljahrs zu Oberlehrern ernannt 
worden. Schüler waren am Schlnss des Schuljahrs 267, nnd zur Uni- 
versität waren 13 entlassen worden. Im Cölnischen Realgymnasium 
befanden sich im Sommer vorigen Jahres 400, im Winter 398 Schüler, 
welche von 11 ordentlichen Lehrern [dem Director Dr. E, F. Juguat^ 
dem Conrector Professor Dr. Bemh. Heinr, Karl Lommatzsch, dem Snb- 
rector Lebt. Härtung , dem Collaborator Erdfn, Ludw, Bledowj den 
Oberlehrern Professor Friedr. StreJnke, Dfe". Xtidilo. Frdr. Wilh. Aug. 
Seebeck , Ileinr, JuU Leop, Selckmann und Ad, Ferd^ Krech , dem Col- 
luborotor Dr. Hetnr. Lndu». IM&enDiüid dem' Oberlehrer Dr. ÜÜntbu 



BeforderuBgea «ad Eb«eab«ieigtag«A tSfil 

Bnrmeiiter] und 10 Hulfslehrern. Hnlerrichtet wsrden« Zar UMiirersUat 
gingen 4 Schüler. Der Oberlehrer Bwrmeistet hat aa den Jahrespro- 
graoim [1837. 40 (24) S. 4.] eine natkirwistenschafdiche Abhandlung 
über die Gattung Calandra geliefert. Als Programm der Geverbschalo 
gab der Director K. F. Klöden das zehnte und letate Stuck der Beiträge 
zur mineralogiBchen und geBgnostisehen Ketminiss der Mtwk Brandenburg 
heraus. [1837. 64 (50) S. 8.] in das LehrercoUegium trat an Ostern 
1836 der bisherige Lehrer an deir Bürgerschule zu CasFau» Avig. WiUu 
Roher stalt des abgegangenen Professors Dr. Steiner ab ordeatlicher 
Lehrer der Mathematik ein« — — Zuletzt erwähnen wir noch als ei- 
nen interessanten Beitrag zur Berlinischen Schnigeschichte die 6re- 
schichte der Berliner DamscIuUen yr on Augtui Härtung ^ kön. Professor. 
[Berlin, Verlag von Bade. 1836. VI u. 147 S. 12. 8 Gr.] Es ist dies« 
die Geschichte der reformirten [Burger-] Schule, welche 1618 (im 
fünften Jahre nach dem Uebertritt des Kurfürsten Siegiamand zur re- 
formirten Kirche nnd nach der Bildung der ersten reformirten Gemeinde) 
als selbstständige Anstalt eröffnet, 1655 mit dem zwei Jahr vorher nach 
Berlin Terlegten Joachimsthalschen Gymnasium vereinigt, aber 171& 
wieder als eine besondere Knaben- und Mädchenschule neu begründet 
wurde, als welche sie auch jetzt noch besteht. Seit 1715 bis jetzt 
hat die Schule 6 Lehrer und 5 Lehrerinnen gehabt^ und der Verf. die- 
ser Schrift, welcher seihst 52 Jahre Lehrer an derselben war, erzählt 
in dem Büehleia die Gesohiehto dieser Anstalt genau and lUBMtSndlich, 
theilt Verfassung and Lehreinrichtiing derselben mit , giebt die Bio* 
gra^hieen der geweseaen Lehrer and Lehrerinnen und knnpft daran 
noch allerlei Anmerkungen , die für die Schul - und Literargeschichta 
Berlins wichtig sind. Das ganze Buchlehi ist eine freundliche Gabe» 
mit welcher der seit 1834 in den Buhestand versetate Verfasser seine 
Schullaofbahn schliesst, und welche er seiner geliebten' Domgemeinda 
gewidmet hat. 

Bern. ' Der Professor Ludwig Sneü ah der Universität hat gegen 
das Ende vorigen Jahres um seine Entlassung nachgesucht, welche ihm 
auch von dem Kegierongsrathe sofort zugestanden worden ist. Poli- 
tische Reibungen sind die Veranlassung dazu gewesen. 

Bielefeld. Am Gymnasium ist dio durch Befördera iig des Leh- 
rers Jüngst erledigte Hülfslehrerstelle dem SchulamtsL-aadidaten Dr. 
Georg Heidbreede übertragen worden» 

Bonn. Die Universität war im verflossenen Winter ^on tö9 Stu- 
denten und 42 Hospitanten besucht. Von ersteren waren T5 Ausländer, 
und 69 gehörten zur evangelisch - theologischen , 113 zujr katholisch- 
theologibchen , 216 znr juristischen , 153 zur mediciniscben , 168 zur 
philosophischen Facultät. Tgl. NJbb. XVIII, 232, In der niedicinistihen 
Facnltät ist dem Professor Dr. Ennemeser die nachgesuchte Entlassung 
bewilligt, in der juristischen der Privatdocent Dr. hudw^ Arndts zum 
ausserordentlichen Professor ernannt, in der philosophisclien der Pro- 
fessor Dr. Argelander aus HELSincpojäs zum Professor der Astronomie 
und Director der nenzaerriditendea Sternwarte berufen vojdea. Das 



ScIiBi- msi ÜBifcriitaiiBBcliricIitcay 

mIc1i«b UjUw der Tbe^ri« in GymaaMoai aock die aüikif^ Fi 
IkUeiC mmd Dcatfidikcit far des Schaler ¥ercuiiren la«e. D^h 
4cr %'cvf. Bsck etae Mechsdik des nararsruMOfcluftlicbaa Ci 
■Bcfafeleca laues will, fo wird er «icli darü aber dieäca Paakt 
fldietalidi weiter erUarea *). la dea ao^elMagtca Sci^iilaatlMUlCB 





*") lUttfge cv anr in dieMT MrAtidilr aicM aaeh der gctrökalichea Wc&ie 
Maa theoirtieclK H iabe aad Be^eia. wie «ie «ch aa« dee Hiife dw WW- 
m»*€hadt ableiten Umen^ aiitilietieB, Madera ▼»« rcia praktwrh— CSr- 
•irlujiaaakte aa« mht klar dartiian , wie iriel voa dea XätarwitfCBaefcBf- 
Cea fmrii Gfianaiiai zn bnuKhea i«C und wie man daii MxtxalkeBaide 
aiB dUiaekmtKn oad ■aldriirfiaten zur ltff>endi<rea AnoclMBaa^ da SifciiliiM; 
briaB« OBd fw dewca tiei*c wahrlafi bildeäd wmtAi. Paiäber aSarfirii 
flcliduBt OMB j^^feowärtJg ia det pada^^^iiciica Wfk eiaig tm MB . dBM 
die NittHrwümeB^clufrea an sich eis rcL-hc wwL-whca^wcither Uuj^eaaa- 
•Caad rät Schaiea »ind; aber die Fra^e bt, ob «e «ich ioi Gnaoanani 
über dra blnw eSenrntarcn Caierricfac crheboi laMea (abo weiter ab iai 
^m^nwnthum gefefart werdca kÄaaea), ab die ahrtractere ABflaoBBg' 
•Hben aicbt fär die Fowaa^raft 4m Schüler» la hack Mi, ah dia 
fordarade Gtäadlkhkeit dai L'alemrhtA nicht ciae 
welche aöchigiere HiiirairhalMn beeintrichti^ca oder die Kraft da 
lert äbenfaaaea obh , ab der erreichbaie £rfalg mit dar danaf 
MAe ffa rechtea VeAälta'ai itefaf a. A. detgL Wir ~ 
Ab. acknB wiederhak anf die SckwierighekiB 
« welche gerade dieeea Latenichte im Gymaarina 
Bad fahrea hier aar aoch falgeade AeoMemag des Ractan & G. It eiche 
in diessiähngea PrograouB da Elisabeth - Gj iiiiiwiiii ia BrcslaB S. 
12 f. aa : „Der Beriehtentatter ist der MeiaaBg, dasi rm ior SAale lu 
dem Bim a insiaii hafüichea Stadinai aar die 
mm SelhiCBdhMB aBsgehea käaBca, das wahre Hb 
geara Siataraiuchanoog aad Beobachtong lein masie. Bei ki 
sCaade des LaCerrichU verhallea die blofsea Wurfe oidhr, ak bei 
Ja i2e vermindern nicht seicea das Interewe der Sdiiiler for im glBBS Ge- 
biet dieaä Vaterrichu. Will dmb aber der AaschaBBag gifl s KUB Baairt 
gchsB, ak der Beschreibong darch Werfe, so aaidit dia Meaga igt H Ab ■ 
kr ia «iasr freqneaten Sdwle aar der kfeiacra ZaU dsrnibaB aiBa ga« 
aaae AarichBaiiog möglich, nad die Ijectioa geht schaell Bad kkiit ib 
Tomalt über, mdem jeder Schüler «ich zodrangf zn dem, wr ~ 
zeigt wM , der Lehrer ia Ve r legenheit gerüth vnd gewöhBlIck 
wirrmig eati4^t, die za gar keinem oder ciaem aar gariagaa PiBBhaia 
fahrt iMherkBopl ist der mtorhistarische Uatorichi tiBer der sckwia. 
ligiten , indem der Lehrer desselben einerseits ganz ia dem wisscnsdisftli- 
cfaca Gebiete desselben heimisch sein , andererseits eina grosse and tiefe 
Kenntnis« da kindlichen Alters und der Jagcad besitKB, eina Ubtcb 
Bnd interosanten Vortraga mäfhrig sein and die KbbiC iaaehaiiCB am», 
ciae gote DisrJplin zo handhaben , welcha in dea naiorliiitorischaB CIna 
tea weit schwieriger ist, ak in deaen, wo der Schüler aa db Lehihach 
oder aa den Vortrag da Lehrers gewiesen ond dieser im Staadc ist, je- 
den Schäler za beobachten nnd dessen Aafmerknmkeit dorch das DiaJo- 
gliche da Unterrichts , welcha in dem natorhistorisrh« Untemcht wa- 
aiger ttatliadra kaaa , za fesKln. Aas diesem Grande kana ia eiacr fre- 
quenten Schale diesem Unterrichtigcgeastande keine an gi omeA Bsd i h aiing 
gegebca werdea , weil man gar zu selten ganz dazu geignrie Lehier fin- 
det aad ohae solche aar die Zeit zersplitteif und der Zwetk TÖlUg Ter- 
fehlt wird , so dass das Gegentheil tob dea erfolgt » WM laaB * "^ * "^ 
tigt, Sirtanhu Bad x>* , , K ,,, i ,^ u 





fiefdtdevnai^eii and Ehreabesei^iivgtn. 

theUt der Director Dr.* K, F. W^her aiwier den gewofanlldben Noticen 
eine Reihe allgemeiner BemerkDngen über Umfong', Weith nnd Zwwk 
des Gymnasialunterichtf nnd seiner einzelnen Bildnngiroittel mit, nnd 
weist besonders darauf hin, wie die einzelnen Unterrichtsgegensttnde 
zu behandeln sind , wenn sie lebendig und wahrhaft fruchtbringend 'Iftr 
den Geist des Schülers werden sollen. Natürlich sind diese Bemerkungen 
meist nur allgemeine Andentungen geblieben; jedoch geben sie nmuche 
eigenthümliche Ansichten und praktische Winke. Von den ubrignp Mit- 
theilungen ist vornehmlich noch der S. BO — 82 stehende Auszug aus dem 
iurhessischen Reglement der Abiturientenprufung beachtenswe^tfi^ Das 
Gymnasium war zu Anfange des Terflossenen Schuljahrs Ton 27fi, sn Michae. 
lis Tor. J. Ton 277 nnd am Schluss des Schu^ahrs von 262 Sdiufem be- 
sucht, vgl. NJbb. XVII, 448. Zur Universität gingen 12 Sdluler. Im 
LehrercoUegium sind die Hülfslehrer Lichtenberg und Volkmar m or- 
dentlichen Lehrern ernannt, der Candidat Franz DingeUtedt als Ldirer 
des Französischen angestellt worden, nnd der ordentliehe Lehren Dr» 
Theobald hat eine Crehaltszulage von 100 Rthlr. erhalten. 

CoBLBNz. In dem TOijährigen Programm des GymnadnaM hat 
der Professor Leutzinger als Abhandlung eine €2eiRentarMC&-«iii%lls€&e 
Darstellung der aÜgemelnen Und aummatarischen Glieder emiger Reihen 
[20 S. 4.] herausgegeben. Die Schnlerzahl betrug 289, von denen 12 
zur Universität entlassen wurden. Vor kurzem ist dem- Oberlehrer 
Dronke das Prädicat „Professor*' beigelegt worden* 

CoBüE«. Zur Feier des Stiftungsfestes des Gjmnasii Casunlnanl 
am 4. Juli 1836 wurde durch das Programm: das lAcht nach jfiitoielm 
von Dr. Ernst Friedr. Eberhard ^ [Coburg gedr. b. Dietz. 21 S. 4.j ein- 
geladen. Das Verzeichniss der Lection für das vorige Winterhalbjahf 
giebt folgenden Lehrplan: 

L n. m. 

Geschichte 2, 2, S w. Sl. , 

Alterthumskunde 2, 2, — 
Geographie — , — ^ 2 

Mathematik 2, 8, 4 

Franzögisch 2, 2, 2 Pbygik 2, — 

Religion T" 1 Zeichnen «, 2 

Privatim wird noch Unterricht im Italienischen ertheilt. Die Lehrer 
sind ausser dem GeneraTsuperintendent Dr. Genssler, welcher den Reli« 
gionsunterriicht ertheilt, der Consistorialrath und Director Dr. SeeBode, 
die Professoren Tromphellery Ahrens^ Forberg nndDr, Eberhard j der 
franzosische Sprachlehrer Launay^ und der Zeichenlehrer Professor 
Rauscher^ welcher im vorigen Sommer statt des Professor Ruprecht 
wieder eingetreten ist. vgl. NJbb. XV, 345. 

CösLiN. Das dasige Gymnasium war 2u Anfange des Jahres 1836 
in seinen sechs Classen von 184, zu Ostern von 199, zu Johannis von 
193 Schülern besucht, welche in 190 wöchentlichen Lehrstnnden von 
10 Lehrern [dem Director Professor Dr. Müder in 11 KffhntnndeUy dem 

22* 



1 

1 
Latein 
Griechisch 


inl 

9, 
6, 


II. III. 

8, 8 w. 
6, 6 


St 


Hebräisch 
Deutsch 

• 


2, 
2,2, 


2 

2 





Scilsl- asd iJiiif erstt&tiBftclirichteo, 

einer «elehen lldhe der Theorie im Gyninuium auch die neUiige Fms- 
Uchkei^ mmd Dentlichkeit fär den Schülor Yereinigen lasse. Doch ds 
■ der Verf. noch, eiiie Methodik des naturwisienschaftlichen Unterricbu 
-aaehfoigeii lassen will , so wird er sich darin über diesen Punkt wshr- 
aeheiulich weiter erklaren *)• In den angehängten Schulnachrichten 

, '> - *) Möge iev nur in dieser Methodik nicht nach der gewohnlichen Weise 
Mae tkeesciisolie Winke und Begeln, wie sie sich aus des Höhe der Wiif- 
i^n«c)iart ableUoi lassen, mittheilen , sondern Tom rein praktischen Ge- 
iichtijjunkte aus recht klar darthun , wie. viel too den Katarwissenschaf- 
ten fürs 'Gjninasiuiii zn brauchen ut und wie man das Mitcatheilende 
am fliikach«ten mid natdrlich^ten zut lebendigen Anschauung des SdnUers 
bringt } und 'fne- dessen Geist wahrhaft bildend macht« Darüber- aänBiüoh 
^cb^int .infl|i|tj[^^f^nwärtig in def pädagogischen WeH einig %u. seioi dftM 
die Xaturwis8e|i»cliuften an sich eip recht wünflcheoswerther Lehrgegen- 
stand füc Schulen sind; aber die Frage Ist, ob sie sich im Gjnuiasinni 
. 'über den blos elementaren Unterricht erheben lassen (also weiter als iui 
ProgjmnasiuB» gelehrt werden können), ob die abstractere Aaffassnng der- 
selben nicht für die Fassungskraft des Schülers au hoch ist, eb die s« 
fordernde Gr^dliciikeit des Unterrichts nipht eine ,4<>^^^<>'^f ▼erlangt, 
welche nöthigere Wissenschaftenr beeintrichtigen oder die fijraDt des Schü- 
lers überspannen moss. ob der erreichbare Järfolg mit der darauf Ter- 
irendeten- Mülle fm rechten VerMItniss steht n. A. dergl. Wir haben ia 
unsereo Jbb. 'Schon wiederholt auf die Schwierigkaten antaerkMai g»- 
macht, welche gerade diesem Unterrichte im Gymnasium entgegeatretsa, 
lind fuhren hier nur noch folgende Aeusserung des Rectors. S. G. Reichs 
Im diesciiahrigen Programm des Elisabeth - G jmna^qms in Breslau & 
12 f. an^ 9,Der Berichterstatter Ist der Meinung, dasS Ton der Schule xü 
dem naturwissenschaftlichen Studium nur die Anregung und die AnleitOBg 
aum Selbstndilim ausgehen köanea, das wahre Wlssoi ein. Werk der ei* 
genrn Nf turanschannng und Beobachtung sein müsse. Bei keinem Gegen- 
stande 4es Unterrichts verhallen die blossen Worte mehr, als bei diesem; 
ja sie T6rmiiidcm nicht selten das Interesse der Schüler für das ganze Ge- 
biet ÜeMs Unterrichts. Will man aber der Anschauung grdflsttreu Raüni 
geben, 'iUs der Beschreibung durch Worte, so macht die Menge der Seha-« 
kpr in espar frequenten Schule nur der kleinem Zahl derselben eine ge* 
naue Anschauung möglich, und die Lectinn geht schnell und leicht ia einen 
Tumult über, indem jeder Schüler sich zudrängt zu dem, was TÖrge- 
zeigt ifhä , der Lehrer in Verlegenheit geruth und gewöhnlich eine Ver- 
wirrung entsteht , die zii gar keinem oder einem nur geringen Besoltate 
fuhrt . Ueberhaupt ist der naturhistoriadbe Unterriclit einer der schwie- 
rigsten , indem- der Lehrer desselben einerseits ganz in dem wissenschaftli- 
chen Gebiete desselben heimisch sein , andererseits eine grosse uud tiefe 
Kenntniss. des kindlichen Alters und der Jugend besitzen, eines Idaren 
und interessanten Vortrages mächtig sein nnd die Kunst innehaben uras», 
eine gute Disciplin zu handhaben , welches in den naturhistorisehea Claa- 
aen weit schwieriger ist , als in denen , wo der Schüler an aln Lehrbuch 
oder an den Vortrag des Lehrers gewiesen und dieser im Stande ist, je- 
den Schüler zn beobachten und dessen Aufmerksamkeit durch das Dialo- 
gische des Unterrichts , welches in dem naturhistorischen Unterricht we- 
niger stattfinden kann , zu fesseln. Aus diesem Grunde kann in einer fre- 
quenten Schule diesem Unterrichtsgegenstande keine zu grosae Ausdehnung 
gegeben werden , weil man gar zu selten ganz dazu geignete [lehrer fin- 
det und ohne solche nur die Zeit zersplittert und der Zweck völlig ver- 
fehlt wird , so dass das Gegentheil von dem erfolgt , was man beabsich- 
tigt, Naturahin und Natarkenntnlms.'^ 



AefdydevQBI^eii and Ekreabesei^iivgen. SIO 

theilt der l>iTector Dr/ K. F. W^her amier den gewöfanlicben Netinn 
eine Reihe allgemeiner Bemerlmn^n über Umfong', WeKh nnd Zwwk 
des Gymnastalunterichts nnd seiner einzelnen Bildimgsnilttel nity imd 
weist besonders darauf hin, wie die einzelnen UnterriehtsgegeiNtftnde 
20 behandeln sind , wenn sie lebendig und wahrhaft fmchtbrlngeod 'Iftr 
den Geist des Schülers werden sollen. Natürlich sind diese Bemerkungen 
meist nur sUgemane Andeutungen geblieben; jedoch geben sie manche 
eigenthümliche Ansichten und praktische Winke. Von den ubrigep Mit- 
theilnngen ist vomehmlidb noch der S. BO — 82 stehende Auszug aus dem 
kurhessischen Reglement der Abiturientenprufung beachtenswettft^ 'Das 
Gymnasium war zu Anfange des verflossenen Schuljahrs Ton 27fi, zu Midiae- 
lis Tor. J. Ton 277 und am Schluss des Schu^ahrs von 262 Sehnfern be- 
sucht, vgl. NJbb. XVII, M8. Zur Universität gingen 12 Sdftnler. Im 
Lehrercollegium sind die Hülfslehrer Lichtenberg und Folkmarva or- 
dentlichen Lehrern ernannt, der Candidat Franz DingeUtedt M h^turer 
des Französischen angestellt worden, und der ordentliehe Lehrer Dr» 
Theobald hat eine Gehaltszulage von 100 Rthlr. erhalten. 

CoBLBivz. In dem Torjährigen Programm des GymnaduM hat 
der Professor Leuizinger als Abhandlung eine €2eiRentarfsc&-sMö%tf»cAe 
Darstellung der aUgßmcUten Und summatarisehen Glieder dmiger Reihen 
[20 S. 4.] herausgegeben«. Die Schalerzahl betrug 289, von dena« 12 
nur Universität entlassen wurden. Vor kurzem ist dem- Oberlehrer 
Dronke das Prädicat „Professor*' beigelegt worden* 

CoBua«. Zur Feier des Stiftnngsfestea des Gjmnasil Casiminani 
am 4. Juli 1836 wurde durch das Programm: i2as lAcht nach JrütPielm 
von Dr. Ernst Friedr. Eberhard ^ [Coburg gedr. b. Diets. 21 S. 4.j ein- 
geladen. Das Verzeichniss der Lection für das vorige Winterhallgaiiir 
giebt folgenden Lehrplan: 

inl II. III. L n. m. 

Latein 9, 8, 8 w. St Geschichte 2, 2, S w. Sl. : 

Griechisch 6, 6, 6 Alterthumsknnde 2, 2, — 

HebräiBeh ^2 Geographie ~» T"' ! ' 

De.^ch 2,2,2 Mathematik 2^^ 4 

Französisch 2, 2, 2 Physik 2, — « : 

Religion IT 1 Zeichnen 2, 2 

Privatim wird noch Unterricht im Italienischen ertheilt. Die Lehrer 
sind ausser dem GeneraTsuperintendent Dr. Gehislery welcher den Reli« 
gionsunterriicht ertheilt, der Consistorialrath und Director Dr. Set^ode, 
die Professoren TrompheUery Akrens^ Forberg nnd fit. Eberhard ^ der 
franzosische Sprachlehrer Launay^ und der Zeichenlehrer Professor 
Rauscher f welcher im vorigen Sommer statt des Professor Ruprecht 
wieder eingetreten Ist. vgl. NJbb. XV, 345. 

CösLiN. Das dasige trymnasinm war zu Anfange des Jahres 1836 
in seinen sechs Classen von 184, zu Ostern von 199, zu Johannis von. 
193 Schülern besucht, welche in 190 wöchentlichen Lehrstnnden von 
10 Lehrern [dem Director Professor Dr. MtUfer in llK«hrttiuideii, 

22* 



S40 Schml- and Unt? eriitfttinaehrIckCea, 

Prorectov Profettor Bueher io 18 St., dem ConrecCor Dr. LinäenblaU 
«ad dem Sabrector Dr. Grieben ia je 20 St. , des Oberlebrem Dr. Ben- 
teaiami (21 St ), Dr. /lenmcJbe (20 St.) and Dr. Kieneri(tl St.), den Co)- 
laboratoren Rap$Uber (2t St.) und Kummer (22 St.) and dem Zeichenleh- 
rer HoMptner in 16 St.] nach folgendem Lehrplan unterrichtet wurden : 

in I. 11. 111. IV. V. VI. 

Latein 8« 0, 9, 7, 6, 7 wöchenU. Stund. 

Grieehitch 7, 6, 6, 6, — , — 

DenUch 2, 2, 8, 2, 4, ft 

Hebräitch 2, 2, 2, — , — , — 

Franaötitch 2, 2, 2, 2, 1, — 

Getchichte \ ^ « .12,2,2 



} 8, 8. 4, 



Geographie | ''' ^' f *» ^ * 

Mathematilc 4, 4, 4, 5, — , — 

Rechnen — » — , — , — , 4, 4 

Natnrlehre 2, 2, — ,2, 2, 2 

Philot. Propad. 1, —,—,—, ^, — 

Religion 2, 2, ""V 

Zeiehnen 2, 2, 2, 4, 8 • 

Schreiben — , — , — , — , 2, 2 

Singen 1, 2, 2 

Zär Univeriität worden im vergangenen Schnyahf 12 Sdiöler entlas- 
ten. . Der am Schlnst destelben (zu Michaelit 1888) ertchienene Jah- 
retbericht [gedr. b. Hendets. 16(10)S. 4.] enthält oli Abhandlang: 
Lßhritüeke aus der christlichen Glaubens - und Sittenlehre f3r die obem 
Classen ies Gymnasitims Von dem Subrector Dr. ChrUben^ welche den 
Ttohalt und Ideengang det Religionsunterrichtt , wie Ihn Hr. Gr. er- 
theilt wissen will , darlegen. 

CoHiTz. Ana Gymnasiora ist dem Director Gahbiler^ dem Ober- 
lehrer Lindemann und dem Lehrer Haub eine Gehalttsalage Ton je 100 
Rthlm. bewilligt worden. 

CoTTBvs. Am dasigen Gymnaiiom ist der Sohalamtacandiilat 
Georg Ferdinand Brohm alt Oberlehrer der Mathematik and Phjfik an- 
gestellt worden, 

Cretjbld. Zu der vorjährigen Herbstprüfung in der dangen nö- 
heren Stadtschule wurde von dem Rector Dr. Jnton Rein die. seAntt 
Fortsetzung jährlicher Nachrichten als Einlad ungstchrift [Crefeld 1886. 
26 (16) S. 4.] ausgegeben , worin eine Abhandlung von dem Schul- 
amttcandidaten Zehler: über den Unterricht in der JSaiurgesehiehU auf 
höheren Bürgerschulen und ähnlichen Lehranstalten im allgemeinen und 
über den Unterricht in der Mineralogie und die Methode dessßlhen im 
BosondereUj und die von dem Rector zum Geburtstage des Königt ge- 
haltene deutsche Rede steht. In der letzteren werden die hohen Tu- 
genden und Verdienste des Königs gepriesen. Die aus fünf Glatsen 
bestehende Anstalt ist nicht blos höhere Burgerschule , sondern auch 
l^rogjmnasium , wethalbder Sprachunterricht nicht blof die deattche, 



Beförderangen and EhrenbeBcignagen« SU- 

fransöfliacbe, englische nnd italienif cbe , sondern anch die lafelniecfae' 
und griechische Sprache umfasst. Die Schälersahl war so AnfaBgo 
des Schn^jahrs 96, am Ende 93, und der Unterricht warde von 7 Ldh- 
rem ertheilC? vgl. NJbb. XVI, 244. 

Danzig. Die durch den Tod des Lehrers Röhl [s. NJbb. XVII, 453.} 
erledigte Lehrstelle am Gymnasium ist dem bisher an der St Johannis- 
Schule angestellten Lehrer Julius CzwaUna übertragen worden. 

Dessau. Der herzogliche Bibliothekar und Lehrer an der hiesi- 
gen Hauptschule, hindner^ und die Oberlehrer Sintenis und Wemer in 
Zebbst sind zu Professoren ernannt worden. - 

Deutsch - CnontB. Am dasigen Progymnasinm ist dem Geistlichen 
Mader neben seinem Amte als Religionslehrer auch die erledigte Unlft- 
Ichrerstelle übertragen worden. 

DoBPAT. Vor dem Veneichniss der Vorlesungen (^SchoUu »em^ 
stres) auf dasiger Universität für das zweite Halbjahr (vom 28. Juli bis 
19. Dec.) 1836 hat der Professor ^Wedr. Neue auf 10 Folioseiten 06«er- 
vaiionum in Taciiwn 8]^ec, L herausgegeben und darin 12 Stellen «us 
Tacitus Annalen (1,33. IV, 28. 49. 02. VI, 37. Xfl, 9. XllI, 32. X1V,2L 
XV, 5. 30. 38. XVI^ 19.) kritisch behandelt und durch Conjectoren zu 
verbessern gesucht. £s wird nämlich I, 33 geschrieben: uMt qwtd ea- 
atitate .... tu bonum veriebant; IV, 28. idque faeUe mieüeetu^ ni 
proderentur ah'i; IV, 49* ne^e ignMles quivie diverei senteniiig^ verum- 
e ducibus etc.; IV, 62. qui per ditm ... Uberos poseebani;^ VI, 37« 
quaeque utrobique pulehr Uy memimerU; XUI, 32. longa hine Fempo^ 
niae metae; XIV, 21. Graeci amictuB ••.. ci t o ejroleeeront ; XV, 5-. Uttu» 
Moeiit'k«« et cepiia Tigranes^ XVI,. 19. et nevitatem eujueque eiupn 
ptnuip dtf «nd XII, 9 soll aji ons«s in den Worten tpownu jam et ge- 
«er DeseiCjiH , XV, 30. f lori«e in den Worten addidit gloriae CorMo . 
c«MiUrt«ai| XV, 88. §tJlim in den Worten iimul «orptu» ignie et stmtim 
vaUim ab Glowoai «»i ,d««i Texte geworfen werden. 

DoATHqo. . Da» dio^jibrige Einladungsprogramm in der offent- 
lichoaPrAAing lai darigo» G jai o n sium [Dortmund gedr. b. Brauer. 1837. . 
35 (19) S. 4.] oalhftU ananv den Schulnaohrichten zwei witsentchaft- 
liehe Aafs^tse.. Der onto (S. 3— 15) ist eine Quiieslte grammatiea de 
vi ei ueu vode quu.m von dem Oberlehrer F. J, Hombergj worin der 
Verf. den Gebraach dioeoff Partikel, weleher ihm in den Grammadkea 
iMich nicht zureichend erdrtert zu sein scheint, genanei an bestimmen 
und die verschiedenen Bedeutungen und Beziehongei» vnter gewisso 
allgemeine Rubriken zu bringen sncht Die Untersnchong ist mit Fleise 
gemaeht und kein unwesentlicher Beitrag nur lateinischen SpraeH- 
forscbung. Indess ist das Resultat der Untersnehnng doch kein sol- 
ches , dass man das Wesen der Partikel für sareichend bestimmt an- 
behen kann, ja man möchte den ganiea Gang der Erörterung für 
verfehlt ansehen, wenn man beachtet, dass der Verf. die temporale 
Bedeutung der Partikel aU die wesentliche herausstellt und doch die 
Erörterung mit den Sätzen beginnt, in welchen ^uum eine melir logi- 
sche Erklärung oder Erläuterung inm Hauptsätze bietet, wie z. B. 



SU Sebnl- and UttifessUätinachrichteB, 

CuMT B« G. 5, 21. Oppidnm Briianni ooeoni, ^fimm tilout iiiipeiljtat 
V0U9 olgve fo99a munierumt; oder dast er die Verbind ang des Con- 
joBctiTf mit der Partikel nicht recht in*0 Klare za briDgea weist und 
eben so wenig die stylistischen Verschiedenheiten des GAraaeliB Im*>- 
rnckfichtigt hat* Ja es war vielleicht schon ein falscher Weg, dass 
der Gebrauch dieser Partikel für sich allein erörtert and ihr allgemei- 
ner Zusammenhang mit den Temporal- und Causals&tien eben so we- 
nig als das Wesentliche ihrer Verschiedenheit von anderen Partikeln 
▼erfolgt ist. Ref. würde die Untersuchung damit begonnen haben, 
dass er innächst das con relative Verhältni(>8 zwischen quum nnd tum 
und die relati? - temporale Bedeutung der ersterea Partikel bestimmte. 
Dann wäre vielleicht in Bezug auf die Moduslehre darzuthun gewesen, 
dass quum in der Verbindung mit dem Indioativ den Satz als eine con- 
creto Anschauung des äusseren Lebens (ia temporalem Verhaltniss) oder 
als objective (and darum gewissermassen zur concreten Wahrheit erho- 
benen) Erfahrung und Aussage hinstellt, aber in der Verbindung mit dem 
CoHJnnetiT die Aassage vielmehr zu einem Erzeugniss der geistigenTbä- 
tigbeit, zum Gedanken, «nacht. Wenn nun dadurch die Beobacfatong 
sich aufdrängte, dass die Verbindung des quum mit dem Conjonctiv, folg- 
lich das Vereinigen des Temporalen aiit dem Causalen, in der lateinischen 
Sprache vorherrschend ist ; dass ei dagegen gewisse Sätze giebt, in de- 
nen die gutoLatioität nie denConjnnetiv mit quum verbindet; dass in der 
(mehr auf eoncrete Darstellung baraehneten) Dichtersprache die Ver- 
bindung mit dem Indicativ, in dem philosophischen und oratorischen 
Styl die mit dem Conjunctiv überwiegt ; dass bei Sallust nnd überhaupt 
Im streng historischen Styl, der ja ebenfalls nicht Gedankeai» jNi a ia rt l 
Thatsachen (concreto Fälle) darzustellen hat, das quum a\ 
mieden nnd Temporalsätze gewöhnlich dardi pJMIfamm^ «U^ 
not sind; dass quum in Cansalsatzen ge#MialM Ita 
Ganzen gedachten Grund bezeichnet and daraai''ailt' 
wohnlich dem (erst daraus gefolgerten) Haapiaaif ▼dfaw sg a hi «s* i Ür aai 
sich eben der häufige Gebrauch im philotophiaeMi Styl sfUM --^« 
während quod^ quia nnd ^jfuomofn den Grund gewoh^libii ab bäilMig« 
Erläuterung einschieben oder anhängen ;« daia Sallart daa tofatat ga- 
nannten Gebrauch des quum meist vermeidet and «iafaaebr quod and 
quia auch In Sätzen' des nothwendigen Grande« bräobht, Cieero aad 
Andere dagegen 911111» in Temporalsätzen auch da caasal denken (aleo 
mit dem Goijanotiv verbinden) , wo wir nur das reine Zeitverhäknisa " 
aufzufassen pflegen : so wnrde alles dieses za einer anderen Erörternngi- 
welse und zu der Nothwendigkeit geführt haben , dass die Erörterung 
des ^uttin nicht anders vorgenommen werde, ohne dass damit eine Un- 
tersuchung über die Temporal- und Cansalsätze und deren Verhältnita 
zu einander in Verbindung stand. Dann aber wurden die Erlfiutorangz- 
sätze, mit denen Hr. H. seine Untersuchung beginnt, nur ein Neben'* 
theil für den causalen Gebrauch des qüum und zwar die Unterabthel- 
lung geworden sein^ in welcher darzathan wari dass quum In der 



BetiftAefvugen and Eh^^pwheußlgmwgnM. * Mt 

Varbindmag mit SStscm , welche ab allgemeine Erfahntageiatae gelten 
sollen, trotz der logitciien Beüehong dbdi den ladicativ a« eich aimnit;; 
— Der zweite ) vom Director Dr. jS. 7%t€r«dk herrnhreai«' Aufsatz 
ist überschrieben Scholae Trcmonienses vmd enthält linrae kritische und 
exegetische Erörterungen von 22 Steiles alter Schrütstelter , Bänslleh 
von Sophocl. Oejl. Col. 367. 473. 504. 813. 816. 169k 1028. 1068. 
(corrigirt wxr ' dv - rvytov naqa tpdlccgcc nmlcov) , 1081. 109B.f SophoeL 
Antig. 1158., Sophocl. Oed. Col. 1248., Cicer. offic. I, 6. iait., Horat. 
Od. III, 24, 5. (corr« Si fixis iadamantino$ Surpit veriicibus) f 111, 27, G* 
(radat für rumpiU)^ Epod. 1, 29. 32., Epist ad Fison. 265., Plant, 
Capti?. II, 2, 53. 108. Ul, 3, 4. 4, 82. — . Die Schale war am Johaa- 
nis Tor. J. Yon 134, 'um Nenjahr 1887 aber von 131 Gymnasial* vnA 
Realschülern besucht und totÜess 6 Schüler zurUniTorsitäl. Tgl. NJbb.L 
XVII, 453. Im Lehrercollegium ist nach dem Abgänge des •Oberleh- 
rers^ Dr. Ed. Suffrian [«. Nabb. XVIII, 864.] der Oberlehrmr. Fh Aug. 
Homberg in die erste Oberlehrerstelle aufgerückt, und dem C^onrecior 
Georg Ludw, WÜmii vom Gymnasium in Hbbfobb die 'dritte Obeildhrer- 
stelle übertragen worden. Desgleichen ist der Schnlamtseaodidai Jek« 
Pet. Borgardt seit dem 5. März definitiT als ordentlicher Lehrev «nd 
Ordinarius der Sexta angestellt. 

DÜRBV. Das Toijährige Programm des GjmnaslätaiS' enthaU eina 
Abhandlung des Lehrers Elvenich: Ueb&r den Zusammenhang, deä ottetL 
und neuen Bundee. [gedr. b. Knoll. 1836. 14 S. 4.] Von den ISYSeMü-i 
lern der Anstalt .wurden 8 zur Universität entlassen; . .: :/ : ^ 

DCssBLDOBV. Der Yorjährige Jahresbericht dea-^GyaiBaiMiais ist 
von einer Abhandlung des Oberlelirers Bonigmann: mker-.deu ütHtrrwhi 
im praktiechen R§4^eit ai^ Gymnasien^ [183^. 88. 4.] begltiUät Sohn-* 
1er hatte die Scjbnle im vorigen Jahre 284, and entlies9*8 zitf Vniv^- 
»ität. 'Aus dem Lehrercollegium ging der Oberlehifer flc/^t« als aos- 
serordentlicher Professor der Philosophie nach Bonk, «nd der Professor 
llagemann wurde in den Ruhestand versetzt. ■ An - deä» letztovn SteU» 
trat als katholischer Beligionslehrer dec bisherige Pfarrcaplaa«^!/*' von 
den Dri€»ck. . . : ; . 

DiJiSBüRa. Die au der offentlidbea Prüfangnad Jbedaübnagiim 
Sept. vor. J. von dem dasigen Gymnasium: Und der damit veorbundenen 
Realschule herausgegebene £inladungsschBift{Bitisb!»,gede. btSefamaol»* 
tenbe'rg. 44 (33) S. 4.] enthält ausser den/ SehulnadiriBhDDB! eine v«irt 
Director Dr. Lan^iferaMna verfasste Coaimenfiitto m* ifiriäSL' mmtiUl^ivaim 
Uh. X. G. 1. § 104di'i.Jb>ist eine neue itad sdrjgfUtigb Vateiinifaliitog.dber 
die vielgedeataU ßtalku welche ^aristdabjManaicIlfaehes.Veriacbe-i i da» 
Namen dea dort heaeichAeteii OaachitiitMdbiiBibert aisCütfladea:; : iadU 
zAhlt, «Bd dann V4»r Allem eine genaab.gHHriimatiich*»«f racUisto Ett-^, 
Wickelung der. Worte; iMert. Der VtofL atellt nam#ntfich. Imilntt, dMt 
supereBt nicht durch snfiefttes est, sonde» dunsb faeUdvaiBMmnn^ mmii 
die W^ter 2t6«r|as , elotüs sptrttu«, oad^iefs saiinitfaf teiiait «df ideii I»% 
halt der Rede und auf den moraliaoheil mnä •paMfi;hBiiifimn-^taa*Ge-. 
Schichtschreibers, sondern auf die Form des Aasdruckei and Vortrages 



SM Sehnl- nnd Univertittttsnachrielites, 

%n beliehen sind, und ubertetst die Stelle fo; „Noch bleiht in erwäh* 
Den nnd vollendet unsers Zeitalters Ruhm ein Mann, des Andenken« 
der Jahrhunderte würdig, den man einst nennen wird, jetzt schon 
kennt. Er wird geschätzt, aher auch nicht nachgeahmt, so dass sein 
freier Styl ihm sogar geschadet haben mag , obgleich er beschnitten 
hatte, was er gesagt hatte. Aber erhabenen Schwung und gewagte 
Stellen findet man auch in dem, was bleibt/' Zuletzt deutet der Verf. 
dann noch die ganze Charakteristik auf den Kaiser Domitian. — Von 
den 112 Schulern der Anstalt sassen 17 in den Gymnasial- nnd 85 En 
den Bealcla^sen. Zur Unifemität gingen 5 Schüler. Der CandidaC 
Konen wurde im vorigen Schuljahre als ordentlicher Lehrer für die 
Healclassen angestellt, und vor kurzem ist der Lehrer ^etB von £set|- 
^Jb an das Gymnasium in SAARBRrcKVN und dagegen der Lehrer Hül- 
»emann. Tom dortigen Gymnasium an Ksenheck's Stelle nach Dubburg 
versetzt worden. Dem Oberlehrer Bahrdt ist das Prädicat „Professor^ 
beigelegt worden. 

EisLBBBii. An die Stelle des in den Ruhestand versetzten Colla- 
borators Strohback ist der Schulamtscandidat Dr. Juguat Gräfenhan an- 
gestellt worden. 

Elbbbfeld. In dem vorjährigen Programm des Gymnasiums hat 
der Lehrer Dr. tVirth eine Abhandlung über die nordfranzMachen Hel- 
dengedichte des karolingischen Sagenkreises [Elberfeld ^edr; b. Lncna. 

1836. 12 S. 4.] geliefert. Der Lehrer fVirth ist seitdem an das Gymna— 
•ium nach Mindbn berufen und hat den Hülfsichrer C. A. Holsupfel 
vom Realgymnasium in Bbblin zum Nachfolger. Von den 120 Schü- 
lern des Gymnasiums gingen 5 zur Universität. An der Realschule 
wird die Stelle des nach Sibobsv an die höhere Bürgerschule berufenen 
Lehren Dr. Mens vorläufig von dem Schularotscandidalen Ma^er ver- 
waltet. --* Die herannahende vierhundertjährige Jubelfeier der Er- 
findung der Buchdruckerkunst hat den Arzt Dr. Prohsting in Elberfeld 
veranlasst, ah das gesaramte Deutschland einen Aufruf %ur Bildung ei- 
nes gemeinnütstig-wohllhätigen Buchervereins [Elberfeld gedr. b. Lucas. 

1837. 15 S. 8.] zu erlassen, worin er als das entsprechendste Denkmal 
zu Ehren Gutenberg'a die Errichtung einer grossen, ans -vielen Zweig- 
gesellschaften bestehenden Gesellschaft vorschlägt, welche nach Art 
der Bibelgesellschaft gemeinnützige Schriften unter dem Volke zu ver- 
breiten sich bestrebt. Der VoÄchlag ist so schön und trefflieh, dasa 
•r sich von seibet empfiehlt -und allgemeine Beachtung verdient. Die 
Ansführbarkeit und Nützlichkeit desselben ist dbrigeni in der Schrift 
weiter dargethan , nnd da dieselbe durch jede dentache Bnchhandlnng 
von Elberfeld ans gratis bezogen werden kann, io wollen wir auf die- . 
selbe hiermit noch ganz besonders aufmerksam gemacht haben, Sa 
giebt ja kaum ein besseres Mittel, auf die Bildung des Volks wahl- 
thätig einzuwirken , als wenn einsichtsvolle Männer an der Spitne sol- 
cher Vereine die Vertheilnng populärer und wahrhaft nntsUrher Bacher 
an Dorfgemeinden fördern und leiten. 



BefördemogeB nad Ebreabaieignngen. U5 

fiaiBBif. Znm Director dflf GymnasiniDi ist der Conrector in 
Brandt Tom GymnaKinni io Staub ernannt worden, und in dessen Stelle 
der Conrector L. H. O. Müller vom Gyninaiiiain in Celle eingerückt. 

Ehmebich. Dem Torjälirigen Frogramin des Gymnasiums ist als 
Abhandlang beigegeben: Observationes eriiicüe in Hirtii Helium Alexan- 
drinum, Scripuit A, Dederich. (Emmerich bei Romen. 18 S. 8.) Die 
Schälerzahl betrag 88. Zar Universität wurde bisher noch kein Schü-- 
1er entlassen. An die Stelle des an das kathcdisdhe Gymnasium in 
Köln versetzten Lehrers Haupolder trat der bisharige Lehrer am Pro- 
gymnasinm au LmS) A, Dederich, 

Erfurt. In dem diessjährigea Ftognunm der Realschale behan- 
delt der Director Dr. E S, Unger doM W0§en des gwmetrischen Satzes 
und giebt dann den gewöhnlichen JabresbeHebt. [Erfurt gedr. b. 
Uckermann. 1837. 80(22)S. 4.] Die Asstalt lioante erst in dem ver- 
flossenen Schuljahre ihre oberste Clatse einrichten [t.NJbb. Wll. 455.], 
mnsste aber schon die unterste (dritte) Ctasse wegeo grosser Schuler- 
zahl in 2 Abtheilungen trennen. Die lar Osterp dtcffet Juhres vorhan- 
denen 102 Schüler wurden in 120 [34, 84, 95, 80] vSchentlichen Stun- 
den von den Lehrern Dr. Unger ^ Df. Diüimg, Kochy Dr. Rimte^ 
Legationsrath Bonafont, Engels, Profewor Heimftiirdf, Diaconus Jf'ein- 
gärtner, Bachfeld, Dietriek ond Lieutenant Silber in Mathematik, deut- 
scher , franzosischer, iangÜidier Sprache, Geachichte, Geographie, 
Naturwissenschaften f Region, Schönsebreiben , Raaxeichnen, Hand- 
zeichnen und FiannekiMen nntnvriehtet. 

Essen. Die Ablinndlnng «nm Toiidbr. Programm .von dem Director 
Dr. SaveU enthält i Gnmdrin der vergleiekwden Lefrre von dem Gebrauch 
der Modi in der devtidken, franttötiicken, latehuweken umi griechischen Spru" 
ehe. (Diese Abhandlnng ist der erste Tbeil des Grundrisses, der seitdem 
vollständig ersdhienen ist in Essen bei Bideker. 120 S. in 8.) Die Sehni*- 
lerzahl betrug 86, von denen 2 zur Universität entlassen wurden; 

Fkankfubt n« M. In dem dietajihrigen Osterprogramm deiOym- 
■•iiona hat der Beetor Professor Dr. J. Tft. Fdmfl statt der Abhandlung 
ebi Ferveidbitsf der Frankfurter Gynma^alprogramme von 1787— 18ST 
[gedr. b. Brdnner. 19 S. 4.] bekannt gemaeht, welches zwar nur Titel 
nntiidU , aber in sofern interessant iit , als diese Titel über die wis- 
aenadHrfHidien Richtungen und Bestrebungen der verschiedenen Zeiten 
nlleflel AufichlAsse geben. Statt der Schnlnachricbten ist der Lectiens- 
plan fftr daa Sonunerhalbjabr angeb&ngt, 

FnAmuuEicH. Der Professor B. A, Pßanz giebt io leinem 1886 
nracbienenen Vertuehe über da» religiöse und kirchliehe Le6en tn Frank- 
reteft (Stuttgart und Tubingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 
824 S. 1 Rthlr. 16 Gr.) von S. 17—111 nicht uninteressante Nachrich- 
ten über die Erziebungs- und Unterrichts - Anstalten in Frankreich, 
namentlich über die Universität, die Facultaten, die Seminare, die konigl. 
eoll^ges (Gymnasien), die Colleges communanx (Progymnasien), die 
Normalschule, die bischöflichen kleineren Seminare , die Institute und 
Fenaionsanstalten. Die königlichen coUöges (36 an der Zahl) sind 



346 Schal« and UniToriitatf nachrichten, 

Unterrirhto - nnd EnifiliongsaostaUen für diejenigen jongea Leato, 
die eine widsciiscliaftliolie Bildung erlangen wollen; die, welche eich 
dem gciäUichcn Stande widmen wollen, besnchen die togeaanntoa 
kleineren Seminnre. Die Angestellten an die«en coHc'ges sind der 
Provisor (Leiter der ganien Anstalt), der Censor (Studiendirector nnd 
Bewahrer der Dii^ciplin), der Beligi unsichrer (für den Religionsunter- 
richt und den Gottesdienst) 9 die Professoren, die aggregirten Profes- 
soren (zur Anshiilfe in Krankheitsfällen nnd bei Ueberfnl hing der das- 
sen), die maitres d' ctndes (Bepetenten), die multres d' exercices (für 
neuero Sprachen, Zeichnen, Mnsik u. s. w.) und der Oeconom« Ale 
Gehalt bezieht ein Provisor in Paris 5000 Franken, der Censor S500, 
der Geiätlirhe 3500, der Oeconon 2000, die Professoren erster Classe 
3000 Franken, die aweiter Chwse 2500 Fr. , die dritter Ciasse 2000 Fr., 
die maitre^ d' ctndes 1200 Fr., die maitres d' exei^cices 900 Fr., die 
aggregirten Professoren 400 Fr. Die Colleges in den Provinsen serfal- 
len nach ihrem UmfaBge in drei Classen. Der Provisor erhält in ei- 
nem College 1. CL 4000, 2. Ci. 3500, 3. Ci. 3000 Fr. 
DerCensor und der Geistliche « - 2500, - - 2000, - - 1500 - 
Der Oeconom - - 2000, - - 1600, - - 1400 - 
Der Prof. 1. Classe . - 2000, - - 1600, - - 1400 - 
Der Prof. 2 CI. - - 1800, - - 1500, - - 1200 - 
Der Prof. 3. CI. . . 1500, - • 1200, - - 1000 - 
Die maitres d' etades - - 1000, - - 800, - - 700 - 
Die maitres d* ezercices - - 800, - - 600^ - - 500 - . 
Ausserdem erhalten die Vorsteher den aehntea Tfaeil der Pensionen, 
welche die Zöglinge hesahlen. Die nicht in der Anstalt wohnenden 
Schüler bezahlen ein Schalgeld, das anter die Professoren vertheiU 
wird; sind die Professoren anverheirathet oder Wktwer, so wohnen 
Me in der Anstalt; den Verheiratheten anter ihnen ist gestattet, einen 
oder awei Privatkostgänger aa haben. An jeder Anstalt haben 50 Zog-- 
liege theils ganze, theils |-, theils -1 Pensionen. Dia Zöglinge be- 
lahlen in Parjs 1000 Franken, in einem eolldge erster ClaisailM Fr.« 
in einem College zweiter Classe 050 Fr., in einem dritter Clasttt fiW 
Fr. Nicht in der Anstalt wohnende Zöglinge dürfen aar idlC XrUlalH 
niss des Provisors an dem Unterrichte Theil nehmen. Der Unterrielil 
dauert von 8 — 11 nnd von 1^ bis 4^ Uhr, ausserdem findet noch «ms 
7 — 7^ Uhr Redtation der Lectionen statt. In der iBlemeBlarclMia 
umfasst der Unterricht biblische Geschichte, franaosische GnuDOiatik^ 
lateinische Grammatik, Geographie, Rechnen und Schveibea; In 
Sexta Erklärung einer lateinischen Chrestomathie und de? Fabela den 
Phädrus , alte Geographie , Rechnen und Schreiben , in ^inta aai|fen 
wählte Stellen aus Justinus nnd Cornelins Nepos nnd den Briifen dtta 
Cicero , die Elemente der griechischen Sprache nnd die Fabeln dbfl 
Aesop, alte Geschichte, Schreiben und Rechnen; in Quarta ; ansge- 
wahhe Stellen aus Quintus Curtius nnd Titus Livius, Cicero de ami-> 
citia und de senectnte, Gespräche von Lucian, Xenophons Cjropaedie, 
aaserleseno poetische Stücke ans Virgil und Ovid, Anleitung auf lalel«^ 



Beför4erang0ii und EhreBbeialgviy^s. S4V 






ntficben Versification, römische GMcbiehte, Zeichai«';. !■ Tertia aopge- 
wählte Stellen auc Salluttins , Tacitns , den lateinieclien nod griechi- 
schen Moralisten , der Aeneis und der IUbh , Verfertigun|^ lateinischer 
Verse, Geschichte des Mittelalters, Zeichnen; in Secnnda Reden von 
Cicero, die llias, Horaz, die Aeneis, rhetorische Figuren, nenere 
Geschichte , besonders Yon Frankreich ; in Prima conciones de Teteri* 
bus historicis excerptae. Reden von Cicero and Xenophon, conciones 
poeticae, griechische Tragiker, Regeln der Beredsamkeit nnd des 
Styls — hierauf 2 Jahre Philosophie. Mit den 4 letzten Jahren ISnff 
der Unterricht in der Mathematik und den Natunrissensehaften parallel. 
Am meisten blühen jene Zwige des Wissens und der Industrie , m 
welchen mathematische oder physikalische Kenntnisse unentbehrlich 
sind. Der Unterricht in der Mathematik ist immer nmfasiend, gründ- 
lich und interessant und trägt fast allenthalben schone Fruchte. Der 
Religionsunterricht beschränkt sich darauf, dass in der 6., 5., 4. und 
3. Classe die Schüler einmal in der Woche vor der Messe einen Unter- 
richt überstellen in ihrem Catechismus erhalten; in der 2. und 1. Classe 
und in der Selecta (Philosophie) wird dieser Unterricht durch einen 
1^ Stunde langen Vortrag über Religion , welcher am Sonntag gehal- 
ten wird, ersetzt. Auch lernen die Zöglinge täp^lich einige Verse aus 
der heiligen Schrift in französischer, lateinischer oder griechischer 
Sprache auswendig. Am Samstag Morgen lernen sie das Evangelium 
des folgenden Sonntags auswendig, und zwar die Schüler der Eleraen- 
tarclasse In französischer, die der Sexta bis Tertia in lateinischer 
und die der obern Classen in griechischer Sprache. Das Sprachstu- 
dium ist in den untern Classen Gedächtnisssache, in den höheren wird 
es theils als ein Förderungsroittel der Fertigkeit in der Muttersprache, 
tbeils als eine blosse Quelle historischer Kenntnisse bctvachtet. Mit 
den Colleges sind sogenannte industrielle Cnrse verbunden für die Schu- 
lart welche sich dem Handels- oder Gewcrbstande widmen wollen. 
In ersten Jahre wird gelehrt: Sprachknnde im Allgemeinen und die 
Grammatik der französischen Sprache ineibesondere, Mathematik (Arith- 
metik , Elemente der Geometrie und Trigonometrie, Feldmessen, ein- 
fache nnd doppelte Buchhaltung), Physik (mit den Schnlerii des col- 
I^S®)« Katurgeschiebte (Elemente der Botanik nnd Zoologie), denttcbe 
oder englisohe Sprache, neuere Gesdiiclile, Geschichte von Frank- 
reich, 'Geographie mit besonderer Rücksicht auf die dem Kaufmann 
ndtbigen Kenntnisse, Schreiben, Zeichnen. Im zweiten Jahre wird 
gelehrt: Rhetorik, Geschichte der franzAsischeri Litteratnr, Philoso- 
phie (mit den Schülern des coll^ge, besonders übel^die Torzüglich- 
sten Grundsätze des bürgerlichen, des commerciellen , des öffentlichen 
und Administrativrechts), Mathematik (Geometrie, Elemente der Al- 
gebra, der Statik, Mechanik und der beschreibenden Geometrie), 
Physik und Chemie (mit Rücksicht auf die Anwendung dieser Wissen- 
schaft auf Künste und Handwerke), Naturgeschichte (Mineralogie, 
Physiologie der Pflanzen, allgemeine Kenntnisse über Agricultur etc.), 
deutsche oder englische Sprache, Geschichte und Geographie, Schrei- 



S48 Schul- and Univerfit&ti nachrichten^ 

ben nnd Zeichnen. Die Diaciplln Ist io den coUöges itreng klüsterlicb. 
Die Leitung und AufMidit der Zoglin^^e ausser der Schulieit haben die 
maitres d* etude«; diese leiten die Studien der ihnen übergegebenen 
(25 in der Hegel dieseibc Clusse busuclienden) Schüler, begleiten a»ie 
auf den S|»aiiorgBngen , schlafen neben denselben , nehmen Keuntniaa 
▼on den den Zöglingen vorgeschriebenen Arbeiten, sorgen dafür, daM 
•ie dieselben mit Genauigkeit vollbringen , unterstützen sie bei vor. 
Icommenden Schwierigkeiten mit ihrem Rath, ex:iminircn alle Aufgaben 
and lassen alle Lectionen repetiren. Das Zeichen zu den verschiede- 
nen Beschäftigungen wird mit der Trommel gegeben. Die Zöglinge, 
welche nber 15 Jahre alt sind , müssen wöchentlich einmal exerciren. 
Alle Zöglinge trafen Uniform , so wie auch die Angestellten im Innern 
der An«talt immer in Uniform (schwarzem Frack mit Stickerei) erschei- 
nen. Die Strafen , welche über die Zöglinge verhängt werden kön- 
nen, sind: 1) Entziehung der Recreationen mit Strafaufgaben; 2) 
Entziehung des Spaziergangs mit Strnfaufgaben; 3) schmale Kost; 
4) Verbot des Besuchs der Eltern und der Annahme eines Besuchs von 
ihnen; 5) Arrest in einem hinlänglich hellen, leicht zu beaufftlchti- 
gendeu Zimmer, wo der Zögling Strafaufgaben zu arbeiten hat; 6) Ent- 
ziehung des Kleides der Anstalt, das durch eine Kleidung von eigener 
Form ersetzt wird , in welcher der Zögling in den Lectionaui nnd in 
dem Studirziminer einen besonderen Platz einnimmt; 7) Entziehung 
derVacanzen ; 8) Ausschliessung aus der Anstalt. Die vier letzten Stra- 
fen können nur von dem Provisor verhängt werden. Als ein besondere» 
Beförderungsmittel des Fleisses gelten die vielen Preise , welche iu 
allen Classen und aus allen Fächern ausgethoilt werden. Die Preise 
verschaffen Freistellen und den Eintritt in die Normalschule. In Paris 
concurriren die Schuler aller (5) Colleges in Gegenwart sämmtlicher 
Professoren der Hauptstadt und unter Leitung der hiermit beauftragtes 
Staatsräthe. Die Vcrtheilung dieser Uauptpreise geschieht mit lin<^ 
sonderen Feierlichkeiten in dem grossen Saale der Sorbonne. Der Mir 
nister des öffentlichen Unterrichts hält dabei eine Rede, ruft die g#-; 
krönten Schüler vor, umarmt sie und setzt ihnen dan LorbeerkninB 
anf. Die nachtheiligen Wirkungen dieser Einrichfeong (Basc h iftigang 
der Lehrer mit den fähigsten Köpfen , um dnrch diese in dem Con- 
curse zu glänzen) hat treffend bezeichnet Dr. Jirmse in seinen oarglei- 
ehenden Bemerkungen über dag fransföaiBche Schulweien. Elberfeld 1881. 
Die Colleges comuiunaux , welche von den Gemeinen nnterhalten wer- 
den, sind von beschränkterem Umfange. Unterricht und Disciplin sind 
den Colleges möglichst conform. Die kleineren Seminare (dcoies 8^- 
condaires eccl^siavtiques) unter der Aufsicht der Bischöfe und von Geist- 
lichen geleitet, bereiten die Schüler, welche sich dem geistlichen 
Stande widmen wollen , für den Besuch der geistlichen Seminare vor. 
(Die von der Universität abhängigen theologischen Facultäten bestehen 
neben den Seminaren, werden aber nicht besucht.) Die Zahl der 
Schuler in diesen soll die Zahl 20,000 nicht übersteigen. Der Unter- 
richt in diesen Anstalten ist aber meistens sehr mangelheft; es wird 



Beforderangen und KlirenbeielgVBgeD. S4!> 

etwas Latein, wenig Griechisch and gar kein Hebräiush gelehrt; von 
Realien ist wenig die Bede, und das Feld des Diathematisdien and 
physikalischen Unterrichts liegt hier mit wenigen ehrenvollen Ansnali* 
Dien meistens brach. Auf die auch in den Colleges stattfindenden from- 
men Uebungen, z. B gemeinschaftliche Morgen- and- Abendgebete, 
Gebete vor und nach Tisch, vor und nach jeder Lection , erbauliches 
Le^en ober Tisch, wird in den kleineren Seminaren sa viel Gewicht 
gelegt. Auch Privatinstitute könneB , wenn sie 10 Jahre bestehen and 
die Zwecke der königlichen Colleges erfüllen , die Rechte der königli- 
chen Colleges erhalten , indes« stehen sie dann unter der Aof»icht der 
Universität* In Privatinstitaten (diese bedürfen der Erlaubnis! der 
Regierung, auch müssen die Lehrer vom Staate ge|»rüft sein) darf in 
Städten, wo kein colI<3ge ist, ctia bis .so den Classen der Humanität 
fortlaufender Unterricht erthciK werden; wo aber ein coUöge ist, 
•können sie nur eine Vorbereitungsciasse halten und über den im Col- 
lege ertheilten Unterricht , wohin fio ihre Zöglinge fahren , Repetl- 
tionen anstellen* [Bdg.] 

F&EYBUB« im Breisgaa. Der neaconsecrirte Metropolitaa - En- 
bischof Dr. Ignaz -Demeter ^ ftühpr\im Sta^tpfarrer upd Direktor dea 
katholischen Schulpräparanden^Instituts zyi Rastatt, hat von.Sr. bönigL 
Hoheit dem Grossherzog das Grosskreui dejs Zähringor . Löwenordena 
erhalten. An der hiesigen Universität ist der ordentliche Professor 
der Philosophie Dr. Reidel bis zur Wiederherstellung seiner Gesundheit 
in den Pensioasstand versetzt worden. S. NJbb. XVI, 126. [W.] 

Finu»A. |q dem diesjährigen Programm des Gymnasiums [Fulda 
gedr. b. Müller, 1^7 48 (37) S. gr.4.1 hat der Directpr und Professor 
Pr. JSicolausBach.^e sympoiiaea Graecorum elegia geschrieben, ond 
also einen Gegenstand neu behandelt, über welchen schon Osana in 
seinen Beiträgen zur griech. und röm, Literoiurgeschichte sich umständ- 
lich verbreitet hatte. Er giebt darin zunächst biographisch - literarhi- 
storische Erörterungen über Anakreon , Xenophanes aus Kolophon, Ion 
aas Chios (mit Zuziehung der Schriften von Nieberding and Köpke), 
Evenus aus Faros und Dionysius aus Athen, lässt aber den Theognis 
für eine künftige besondere Erörterung weg. Hierauf folgen die hier- 
borgehörigea Fragmente der genannten . Dichter , auf gleiche Weise 
erörtert, wie es früher mit den Fragmenten der Elegia lugvbrit [s. NJbb. 
XVII, 456J geschehen ist. Das Gymnasium war zu Anfange des vo- 
rigen Schuljahrs von 188, am Ende von 163 Schülern besucht, und 
entliess 2 Schüler zur Universität,. Vo^ den Lehrern starb am 28. 
Nov. 1836 der ordentliche Lehrer Dr. Eilian JVolf^ geboren in Hatten- 
hof am 1. Januar 1802, and auf der.Faldaer Gelehrtenschule selbst 
gebildet, an welcher er dann seit. 1820 angestellt war. vgl. NJbb. 
XVII, 102. 

Gera. Als Ankündigungsschrift der Schüsslerschen Gedächtniss- 
feier im dasigen Rutheneum [im Decemb. 1836] hat der Director^ Dr. 
'^ug. Gotthilf jRetn, Disputationis de studiis humcmitatia nostra etiam 
aetatfi magne aestimandis pars XXIX ^ qua de Romanorum SatirtB 



350 Sebnl- und UnfiTertitättnaehrleliteii, 

agitur [8 S. 4.] heransgegeben , und darin , nachdem er die Satfra 
cur didactuchen Poesie gerechnet, allgeraeine Bemerkungen über 
Wesen und Werth der römischen, besonders der horazischen Satire 
mitgetheilt. Der für das Terflossene Winterhalbjahr ansgegebene 
Lectionsplan enthält im Wesentlichen dieselbe Vertheilnng der Lehr- 
gegenstande, welche schon in den NJbb. XVI, 250 bekannt gemacht 
ist. Nur haben sich dort einige falsche Angaben eingeschlichen , in- 
dem in der Qnarta die 8 mathematischen Lehrstnnden fehlen, anch 
dieselbe 4 griechische Lehrstnnden hat , Ton welchen nur die nicht- 
stndirenden Schaler dispensirt wind nnd während dieser Zeit im Zeich- 
nen, Schreiben und Rechnien unterrichtet werden. In Quinta wird 
in 6, gegenwärtig nur in 5 Stunden Lateinisch und in 1 Stunde Na- 
turgeschichte gelehrt und in 1 Stunde Zeichenunterricht ertheilt». 

GoBTTiKGEN. Auf der dasigen Universität haben für das gegen- 
wärtige Sommerhalbjahr in der theologischen Facnltät 5 ordentliche Pre- 
fessoren [Dr. D. J. PoU^ Dr. G. Ch. F. Lücke, Dr. J. AT. L. OieseZer, 
J. G, Reiche und Generalsuperintendent Dr. J. Ph, Trefurt]j S aasserord. 
Professoren [Fr. W. ReUberg^ W. H. G,F. KSUncr, Th. A. lAt}mer\ 
2 Repetenten und 1 ausserordentl. Docent, in der jürbtisehen 8 or- 
dentliche Professoren [G. Hugo, A. Bauer, Dr. FV, Bergmam, Dr. 
J. F. L, Guschen, Dr. C. F. MuhUnftrueh ^ Dr. W. t!. Jlbredd, Ur. 
G. J. Ribbeniröp , Dr. fV. Th. Kraut] , 1 nusserord. Professor [Dr. Efr» 
ZocAariä] und 12 Privatdocenten , in der medicinischen 9 ordentliche 
Professoren [die Drr. Blumenbaeh , Himly (seitdem gestorben), Langen^ 
beck, Conradi, Marx, von Siebold, Osiander, WoMer, fierllu>ld] und 
1 PriTatdocenten, in der philosophischen 20 ordentl. ProfeMoren [/. D. 
Reu89, Ch. W. Mitachetiich, A. H. L. Heeren, K. FV, Gauss, /. #K 
L, Haus$mann, G. Fr. Beneeke, C. Bunsen^ L, Diisen, S. Artäud, JT* 
0. Müüer, F. C. Dahlmann, J. Grimm, G. C. J. Ukich, JT. Hoch, G. 
H. A. Ewald, W. Weber, G. Fr. W. Meyer, J. Fr. Berbari, W. 
Grimm, G. G. Gervimis], 2 ausserordentl. Professoren [F. Tk* BartUng, 
K, Oesterley'] und 18 Privatdocenten Vorlesungen angekündigt«. In 
Prooemium cum Catalogns praelectionum hat der Hofr. Prof. D i to em 
auf 7 S. 4. de vofioig d'yQcc(poig Graecorum gehandelt« 

GftEiFswALD. Am Gymnasium ist der Conrector Dr. Paldam«* 
zum Professor und der Lehrer Dr. J7ö/er aum Oberlehrer, an der Univer- 
sität, welche im Terflossenen Winter Ton 203 Stndirenden (darunter 
32 Ausländern) besucht war, der Kammergerichtsassesier Dr. Gvil* 
Fr. Gärtner zum ausserordentlichen Professor In der joristiteheB Fa- 
cnltät ernannt worden. 

GRiECHENiiAifn. Nach dem ron dem Dr. Xladea heransg^gebeneo 
Staatshandbuch des Königreichs Griechenland für das Jahr 1837 Otpi- 
rrjQig xov ßccailslov rijg ^ElXd$og') bestehen daselbst gegenwärtig 5 
Gymnasien , von denen aber nur die drei in Athen , Nanplia und Her- 
raopolis vollständig mit Lehrern besetzt. sind, 23 hellenische Schulen 
mit einem bis drei Lehrern, ein Waisenhaus und ein Schullehrer- 
seminar. Ein Nachtrag* enthält aueh tchoa da« Verselehiiiia dei Per- 



Befdr4er«iigeii nnd Ebtenbeseig^nageii. S&l 

sonala der neuen UniTerutät ia Athen. Im ganieo Staate erscheinen 
^Zeitungen und 6 wimentchaftllche oder unterhaltende Zeitichriften. 
In Athen bestehend wUeenschaftliche Vereine: die mediciniiiche und 
die nnturhistoriDche Gesellschaft und die Gesellechaft sur Beförderung 
des £rziehungswesens (fpiXsnnaidsvtaii^ kzcci^Bla)» 

GuxBiNNBH. 0ie Hülfslehrer Brunkow und Mauerkoff ßm Gymna- 
•inm sind zu Unterlehrern ernannt worden. 

. HiiiUB. Die Universität war im TerfloMenen Winterhalbjahr von 
664 Studenten [139 Ausländern, 381 Theologen, 81 Juristen, 127 Me- 
dicinern , 75 Philosophen] und 20 nicht inimatriculirten Zuhur^irn be- 
pucJil. ■ Dem Professor Krudiekberg i«t daa Frädicat eines Geheimen 
HedicSnalrathes beigelegt. 

.HARHoyifn. Olli Artikel in No. 89 und 90 der Hannov. Anieigen 
tchildert den Zustand der Turnübungen an Hannoverschen Gymnaiueu 
und wei^t die Anschuldignngfen zurück, die sie auch hier nodi genug 
erfahren müssen« Es geht daraus hervor, däss die meisten Gymnasien 
die Errichtung eines Turnplatzes für nuthig erachtet haben und mit vie- 
ler Bereitwilligkeit darin vom konigL Oberacfanleollegio onterstütat 
•ind. Eine Geaeralverfügung erlless dasselbe schon unter dem l^.Jun. 
1833, in welcher die Theilaahroe an den Uebtangen sämmtlicAen Schülern 
sur Pflicht gemacht wird , die nicht durch besondere Umstände davon 
abgehalten werden. So ist dem Uebelstande vorgebeugt, dass schon 
auf der Schule Parteien von Turnern und Nichtturnem entstehen. Das 
Gymnasium au Hiubbshhui hat einen vollständig eingerichteten Turn- 
platz unter der Aufsicht des Dr. Begel; das zu VsBnnn desgleichen un- 
ter der Inspection der Lehrer Firnbaber und Bormann; nicht minder das 
BAthsgymnasium zu OsNinmücK. Die Beridite darüber liefern nur ein 
sehr erfreuliches Resultat. [ — c] 

HziDsuiBiie. Bei der feierlichen academischen PreisVertheilung 
am Geburtstage des höchstseligen Gressherzogs Earl Friedrieh von Ba^ 
dm, den 22. Novbr« vor. J. (1B36) ist die goldene Freismedaille von der 
tAeoZegws^en FacuUät dem Studios. Friedrieb Kayser aus Heidelberg für 
seine Bearbeitung der Aufgabe zuerkannt worden : „ Singuht capitn 
libri sub titulo : Petri Abaelardi Epitome Theologiae Christianae , nu- 
perrine e oodicibnb primum editi a Frid. Henr. Rheinwald (Berol. 1835) 
cum locis theologicis Fhilippi Melanchthonis ita comparentur, ut ju- 
dteium de consensu ac dissensu declaretur.^^ Von der JuristenfacuUäi 
hat die Preismedaille erhalten der Stud. Jlpheus Fuy ans Genf für die 
Bearbeitung der Aufgabe : „De origioibos: et natura juris eraphyteu- 
tici.Roroannrum;'^ und von der philoaophiwhe» FaeuÜät der Stud. 12ti- 
dolph Dreher aus Grossgerau im Hessbchen für die Behandlung des 
mathematischen Thema*s: „Exhibeatur universa doctrina earnm linea- 
rum curvarnm , quas tractorias et trajectorias vocant , dlversaeque ra- 
tiones, qnas Mathematici in perscrutanda earum linearum indole sequuti 
sunt, accnrate exponantnr. ^^ Die Preisfrage der medteiniscften Facul" 
tat: „De morbis, quibus affieiuntur membranae serosae et de varietate 
»sudati, quod inde jiduidat,*' and jene der pbüMophiiehm FacuUät 



3äS Scbal- n^A Uaiverfit&tfaacbrichUa, 

ober SatioBalülcoDooiie bliebeo mibcmatvoiiet, Biflilidi! ^Qoaerater, 
quatenoi cooreniat ex eaafib, quae ad faloteni publicam ipectaaC, Ha- 
galofl civef in tracUndb •jWii ceitii legibui drcunitcribere atqaa ma- 
g\»inLiunm curae tabaiittere; tinalque ratio babeatnr legnai, qua« 
recentiiMoiii temporibm in direnii tcrrii hac de re latae saat, ■ 
Pfeilio naper in corapeadium redactae. (Haie qnaeiüoni operaoi data- 
rii ▼ernaculi sermonij venia coaoeditnr.) S. XJbb. XVI, 121. 125. Dia 
Feier der Prei^rertheiloDg lelbit eröffneta dier gebeinie KirdMarath 
Sekwarx aU Proreclor der Cniversität mit dem lateinischen Yortfa^ ,^ 
VI , quam religio ehriitiama in exciUmdit ae formandis imffemiiaf iUmqm» £a 
lileriM colendi» atque aug^ndii bahuerit (lleidelberg;ae, tjpi« A. OiSwaM. 
25 [19; S. 4.)" Der Hr. Verf. bewährt dabei auP« Nene «eiae bdiaaat« 
Anhänglichkeit an die po§iti¥e Christaircligion, ist aber salbet weit ent- 
fernt, «einen Sätxen einen grötteren Werth beixalegea, ab» daee lia 
manches in der Kurse berubren, was eine wiisenschaftlicb befriedi- 
gende Erfassong des gewählten Thema^s nicht nnbeaehtet latsaa darf 
und kann. Zu sagen, dass Philoiophie, Spracbatodlea, Natarfcaada 
mit Mathematik and das gesammte Unterrichtswesea dareh Cbristea 
ausserardentlich gewonnen habe, enthält swar eiaa anbastreitbara 
Thatsache; alleia daraus folgt noch keineswegs, dass dieser Gewiaa 
hauptsächlich eine Wirkung der Kraft des Erangeliunu sei, aad dodi 
dreht sich der ganze Vortrag gerade um diesen Hanptsata, dar mitliia 
eine tiefere Begrundang erfordert hätte, als dareh die karsa Hiawai- 
sung auf die reinere Golteserkenntniss , auf die Ansieht vom Maasdian^ 
auf die Selb&tTerlängnung und auf die allgemeine Menschenliebe, wla 
diese im Christenthum enthalten sind, geschehen ist oder aueh nur ge- 
schehen konnte. Die durch das Christenthnm genibrta Keignng, aidi 
in das Innere des Geisteslebens zu Tersenken , ist gaas vargessaa ia il^ 
rer engen Beziehung zu der Grundwahrheit alles acht wisseaacbaftli- 
eben Fortichreitens , dass sich der Geist salbst Maaso nad Gaaeia aai 
bei allem seinen Erkennen. — Am Schlüsse der PreuvarthaUaBg^ 
wurden den Studirenden der hiesigen UniTersitat folgende Freisauf- 
gaben für das gegenwärtige Studienjahr l^U- lur Bawarbaag ^erhön« 
dety nämlich von der theologischen FacuUät: »»Qnaa sft V ^acoxuQudtnUm 
zijg xziosms in Ep. Paul, ad Rom. VIII, 19. ostaadatar, diversonua 
hujus loci iuterpretum sententiae in dilueidum ordinem redigentnr et 
dijudicentur;** von der Juristenfaeultät : „Ezplicatio jaris Romaoiida. 
occupatione bellica;'* tob der medictniscAeiiFaeattdt: „Accarata historia 
et diiquiffitio membranae arachnoideae et encephali et medallae spiaalia, 
tum quod attinet ejus stmcturam, ambitum et usum, tum quod perti- 
net ad seri ab ea secreti indolem chemicam ; '* und von der philosophi^ 
ichen FacuUät : „ 1) Exponantnr res Alezandri Polyhistoris scriptorum- 
que ejus frngraenta ratione et ordine disposita exhibeantar, 2) Quae 
de origioe foederis IleWetici, de Gessleri ac Tellii rebus rulgo tra* 
dnntur, post Koppium Idelerumque denno disquirantur, simnlque ao- 
curatius quam ab utroque factum est, dlspntetur de fide historica fon- 
tium , ez quibui iita narratio ad Bostra osqaa teaipora floxit.*' — Daa 



Befordemngeii öiid Elireii|i«ieig«Qgeii. 

Prorectorat der hiesigen Universität ging von dem gelu KirchenraCh 
Dr. Schwarz durcli Wahl auf den geh. Rath Dr. Miiternuner, Professöi^ 
der Rechte, für das Studienjahr von Ostern 1837 bis dahin 1838 mit 
grossherzoglicher Bestätigung über. S. NJbb. XVI, 359. •— Kirchen- 
rath Dr. Ahegg , Professor der Pastoraltheologie an der hiesigen Uni- 
versität , und zugleich erster Pfarrer an der Heiliggeistkirche dieser 
Stadt, hat die Zinsen eines bei seinem 50jälirlgen Diens^ubiläam zu- 
sammengebrachten und dem Jubilar zur Disposition gestellten Capitalt 
von 1100 Gulden rhein. jährlich für einen 'Studirenden der Theologie 
evangelisch protestantischer Confession von Heidelberg, den die theolo« 
gische FacuUät am würdigsten dazu erklärt, als Stipendium bestimmt. 
S. NJbb. XIX, 111. — Der Candidat der Theologie ond Philologie 
Bernhard Reinhard hat die zweite Lehrerstelle an der hiesigen höheren 
Bürgerschule erhalten, zu deren vorschriftmässigen Errichtung vor zwei 
Jahren von der Stadt selbst die nöthigen Mittel bewilligt worden sind. 
S. jtJbb. XII, 407—411. [W.] 

HiBBCHBBRG. Das Programm zu dem Frühlings- Examen des Oj^m- 
nosii 1837 llhirschberg gedr. b. Landolt. 36 (12) S. 4.] enthält als 
Abhandlung : Quaestiuncularum TulUanarum specimen, seripsit i%. Lucas 
Collaborator. Der Verfasser verhandelt darin über die Aechtheit der 
von Markland und Wolf angefochtenen Ciceronischen Reden, und 
stimmt der von Savels vorgenommenen Vertheidigung derselben bei, 
sucht aber zugleich dessen Schrift dadurch zu ergänzen und zu be- 
richtigen, dass er zuerst das Unsichere und Willkürliche der -Wol- 
fischen 'Kritik nachweist, dann Savels Vermuthung, als fehle in der 
Rede post reditum ad Quirites der Anfang, bestreitet und zuleztnoch 
ans derselben Rede drei angefochtene Stellen ausführlicher erörtert 
und rechtfertigt. In den Schulnachrichten giebt der Director Dr. Linge 
nicht blos die gewöhnlichen Mittheilungen , sondern erklärt auch ge- 
gen Lorinsers Anklage, dass auf dem dc^rtigen Gjmnasium gerade die 
fleissi'gsten und am meisten beschäftigsten Gymnasiasten gewöhnlich 
auch die körperlich gesündesten und blühendsten sind, und erzählt 
die feierliche Einweihung des dem verewigten Director Körher errich- 
teten Denkmals. Das Gymnasium war in seinen 5 Classen zu Ostern 
1636 von 139, zu Michaelis von 136 Schülern besucht und entliess 8 
Schüler zur Universität. Die seit dem Abgang des Dr. Dvffi erle- 
digte zweite Oberlehrerstelle [s. jNJbb. XVUI, 141] wurde in so weit 
wieder besetzt, dass der Candidat Dr. Christian Heinr, Theodor Lucas 
[Sohn des dasigen Conrectors Lucas , geboren am 28. Aug. 1809] un- 
ter dem 13. Jan. d. J. als Collaborator angestellt wurde und jenes 
Lehrstunden übernahm. Für die katholischen Schüler der Anstalt 
(gegenwärtig 12) wurde der Kapellan an der Pfarrkirche A. Thamm 
zum Religionslehrer ernannt. Mit dem Beginn des gegenwärtigen 
Schuljahrs sind die neuen Schulgesetze in Wirksamkeit getreten , 
welche der Director Dr. Linge in vorigem Jahre ausgearbeitet und 
von' dem trovinzial-Schulcollegiom hat bestätigen lassen. Sie be- 
stimmen den gewöhnlichen Kreis der Schüterpflichten recht vollstän« 
N. Jahrb. /. jmi. u. Paed, od, Krit. BiH. Bd. XIX. H/t, 3. 23 



SU Schal- und UniTertitätinacliriGhtem ; 

dig , und geben selbst über mehrere sogenannte ConniTenipankte ent- 
schiedene Vorschriften. Manche Vorschrift weicht von den gewdhnli* 
eben Bestimmungen anderer Gymnasien ab, wie s. B. dass das Tabaka- 
ranchen den Schülern Tora vollendeten 18. Jahre an innerhalb der 
Srchranken des Anstandes erlaubt ist. Auffallend findet Bef. in dem 
Paragraph über die Schulabg^ben folgende Bestimmung: , Jlas Inscrip- 
tionsgeld für den Director ist nnbestimmt gelassen nnd hängt Ton den 
Vermögensumständen der Eltern ab.'' 

Jbha. Zum Prorectoratswechsel im Februar dieses Jahreg liat 
der Geh. Hofrath Dr. Eickatädt das achte Stück der Paradoxm Hora^ 
iioMm herausgegeben, und darin über die kritischen Ansichten fWn» 
GuyeCg in dessen Bearbeitung des Horaz sich verbreitet Die Vorrede 
8um ladex lectionum per aeilatem o. 1837. hahendarum bespricht die 
Versammlung der Naturforscher in Jena und den von dem Hersog 
Joseph von Altenburg zum Andenken an diese Versammlung gestifteten 
Prämienpreis, welcher alljährlich an einen Studenten der meditini- 
iM^hen oder philosophischen Facultät für die beste Lössung einer ans 
der Naturkunde geschöpften Aufgabe ertheilt werden solL* Dem Pro- 
fessor Dr. Zenker und dem Honorarprofessor Dr. IFockenroder an der 
Universität ist vom Grossherzog von Sachsen - Weimar der HoCratha* 
Charakter verliehen [vgL KJbb. XVII, 460. XIX, 225 ], der ordentUdhe 
Professor der Rechte Dr. (hiyet zum fünften akademischen Käthe bei 
dem Oberappellationsgericbt ernannt worden. 

Koii^i. Das am Friedrich. Wiihelms-Gymnasium zum ScUuM dea 
vorigen Schuljahres (im September 1836) erschienene Programm [Köln, 
gedr. b. Du Mont- Schauberg. 30 (16) S. 4] enthält als Abhandlung De 
concionibtis obliqui» historicorum Romanorum commentatio von dem Ober- 
lehrer PfarriuM, und giebt die Erörterung eines sehr interessanten Gegen- 
standes, welcher nur, weil der Verf. zn sehr bei den in obliquer Form 
(oratio obliqua) vorkommenden Reden der römischen Historiker stehen 
bleibt nnd überdiess den Gebrauch der griechischen Historiker faat 
ganz unbeachtet lässt, nicht tief und allseitig genng anfgefasst ist nnd 
zu keinem recht sicheren Resultat gelangt. Der Hanptmnngel liegt 
darin , dass der Verf. die Entstehungs weise des Eiawebent von Redea 
in die Geschichtserzählung zu wenig beachtet nnd mit zn kurzen Andea- 
tungen abfertigt. OiFenbar nämlich war die Entstehung dieses Ge- 
brauchs von Homer nnd Herodot oder überhaupt ans dem Zeitalter der 
Griechen abzuleiten, wo man vermöge der einfachen Denkweise die 
Charakteristik der Personen, von denen man erzählte, nicht geaaoer 
und vollständiger geben zu können glaubte, als dass man sie in der 
Erzählung selbst als handelnd nnd redend zu repräsentiren nnd soviel 
als möglich zur sinnlichen Anschauung zu bringen suchte. Noch ge- 
genwärtig ja erzahlt der einfache Mensch im Volke auf gleiche Weite; 
nnd wenn man etwa einwenden wollte, dass unsere Volkserzähler vo& 
ihren handelnden Personen nur kurze Reden einweben, während bei 
den Griechen diese Reden oft sehr lang sind: so erklärt sich daa lun« 
länglich aus der griechischen Redseligkeit nberhanpt nnd besondera 



der der ältesten Ut , and die deutsche Literator des flilttelalters lie- 
fert ähnliche Erscneinnngen. Als nun mit der 2eit eine abstractere 
Denk- und Darstellnngsweise eintrat, so Terwischte siehdodi bei den 
•^iechischen Historikern nicht so wie bei den vnsrigen die Sitte, Re- 
den in die Enuihlong einzuweben; Vielmehr behielt man dieselbe bei, 
weil die Griechen überhaupt 2U aller Zeit der einfachen und sinnlichen 
Darstellungswcise mehr treu bleiben, weil ferner ^as Beispiel Homer's 
vnd Herodot^s fortwährend entschieden auf ihre Literatur einwirkte, 
und weil endlich die öffentliche Volks- und Staatsberedtsarakeit die 
natürliche Veranlassung wurde , dass auch der Hiätoriker sein Rede- 
talent zu seigen suchte. Nebenbei, mag auch der Umstand eingewirkt 
haben, dass die Griechen gewöhnt waren, ihre ältesten Heroen und 
Helden mit einem gewissen typischen Charakter zu denken , zu dessen 
Deutlichmachnng auch das Wiederholen ihrer Worte und Reden ge- 
hörte — man Tergleiche nur die Art und Weise, wie wir Luther dar- 
zustellen pflegen — , und dass daraus die Neigung entstand, überhaupt 
allen historischen Personen ein gewisses typisches Gepräge einzu- 
drucken. Die romischen Historiker nun entlehnten den Gebrauch, Re- 
den in die Erzählung einzuweben, rein Ton den Griechen, und thaten 
diess um so lieber, in je höherer Achtung die Beredtsamkeit bei ih- 
rem Volke stand , und je mehr ihre Literatur zu Allem sich hinneigt, 
was rhetorisch ist. Hr. Pf. hat diese Erörterung fast ganz liei Seite 
gelassen , und verbreitet sich vielmehr über den Unterschied des Ge- 
brauchs der Oratio directa und Oratio obliqna in solchen Reden. Aber 
auch hier lässt er die Bemerkung weg, dasp Oratio directa das Ael- 
tere. Einfachere und Sinnlichere, Oratio obliqna aber das Jüngere 
und Abstractere ist, weil es die Worte der handelnden Person bereits 
▼om Urtheile des Erzählers abhängig macht. Er bemerkt blos, dass 
die Redeweise in Oratio directa die poetische, die in Oratio obliqna 
aber die philosophische sei, indem in der letzteren mehr der Inhalt und 
Gedanke, in der ersteren mehr die Wortform selbst hervortrete. Da 
nun die Historiker, wie er meint, zwischen dem Dichter und Philo- 
.sophen mitten inne stehen, so haben sie auch beide Redeweisen bran- 
ehen dürfen. Ferner weist er darauf hin , dass der Historiker beim 
Gebrauch der Oratio recta in solchen Reden gewissermaassen aus sei- 
ner eigenen Person heraustritt und rein die Person des Handelnden 
repräsentirt, dass er aber auch eben dadurch die Einheit seiner Er- 
zählung zerstört und die Worte des Handelnden nicht weiter von seiner 
eigenen Denkweise und seinem Urtheile abhängig macht, folglich also 
der Natur der Sache nach mehr auf den Gebrauch der Oratio obliqua 
hingewiesen ist. Allein so wahr die Bemerkung ist, so durfte sie doch 
nicht ohne die Einschränkung aufgestelit werden, dass die römischen 
Historiker sich jenes Unterschiedes nicht eben sehr bewusst gewesen 
sein mögen , weil sie sonst weit seltener Oratio recta angewendet ha- 
ben würden. Der Tadel also, den Justinas In Hister. Phil.-38^ 3. ge- 
gen den Gebrauch der Oratio recta ausspricht, ist mehr theoretisch 
als factisoh richtig , und Justin selbst ist seiner Vorschrift nieht immor 

2S* 



856 . Schul- und UniTersitäti nachriohted. 



treu geblieben, vgl» Voss de arte histor. c. 21 and Freinsheim ■• Carl. 
3, 1. Recht gut aber hat Hr. Pf. beobachtet: dass die Historiker 
überall da Oratio directa brauchen , vo es darauf ankommt die Redo 
der handelnden^ Person nicht blos nach dem Inhalt sondern auch lüuth 
ihrer Form anzuführen , entweder weil die Form etwas Eigenthdmli- 
ches , Schlagendes und Treffendes hat (was besonders von kurzen .Be- 
den gilt) , oider weil aus ihr der eigenthumliche Charakter des Han- 
delnden schärfer hervortritt; dass ferner die Historiker in diesen Reden» 
wenn die Darstellnng lebendiger und bewegter werden soll , aus der 
Oratio obliqua in die directa übergehen, nicht aber umgekehrt; dass 
endlich in den Fällen , wo ein solches inneres Motiv der Entscheidung; 
nicht vorhanden ist , die vorherrschende Individualität des Schriftstel- 
lers für eine der beiden Redeweisen willkürlich sich entscheidet. So 
hat Caesar im Bellum Gallicum seine eigenen Reden immer in Oratio 
obliqua gestellt, aber für die Rede des übergrausamen Critognatua 
(7, 77.) mit feinem Tact Oratio directa gewählt* . Eben so gebraucht 
er im Bellum civile meist directe Rede, um den Charakter seiner Geg- 
ner schärfer herauszustellen. Curtius liebt Oratio recta, weil, sie ihm 
mehr Gelegenheit giebt , seine rhetorischen Künste anzuwenden. . Li- 
vius aeigt für keine Gattung eine entschiedene Vorliebe. Den Gebrauch 
der übrigen Historiker hat Hr. Pf. unbeachtet gelassen. Vielmehr 
^eht er in der zweiten Hälfte seiner Abhandlung auf eine grammatische 
Untersuchung über, und bespricht den sogenannten historischen Ge- 
brauch des Conjunctivus Praesentis und Perfecti in Nebensätzen, wel- 
che von Präterital - Hauptsätzen abhängen, und umgekehrt auch den 
Gebrauch des Conjunctivi Iraperfecti oder Plusquamperfecti nach einem 
Präsens. Er ist übrigens nicht darauf ausgegangen, sahlreiche Bei- 
spiele dieses Gebrauchs zusammenzustellen , und hat auch die meisten 
hierhergehörigen Erörterungen der Gelehrten , selbst die jüngste in 
Carol. Gull. Dietrich. Quaest. grammat. et crit. de locis aliquot Cicer. 
p. 1 — 45 unbeachtet gelassen; aber er sucht denselben auf einen ratio- 
nalen Grund zurückzuführen. Zu diesem Zwecke stellt er die Be« 
hauptung auf, dass der Conjunctiv der Lateiner, eben so wie der In- 
finitiv , gar keine weitere Zeitbestimmung in sich enthalte als die der 
unvollendeten oder der vollendeten Handlung , weshalb es eigentlich nur 
einen Conjunctivus praesentia und perfecti geben könne. Weil aber die 
Sprache in diesen abhängigen Sätzen zwischen dem ohjectioen oder 
absoluteti Gedanken (der idea singularii oder concreto) und i^em su6;ecti- 
ven oder relativen (der idea universalis oder abstracto) unterscheide, so 
habe sie auch für die unvollendete und für die vollendete Handlung ei- 
nen absoluten Conjunctiv [das Präsens und Perfedum] und einen relati- 
ven Conjnnetiv [das Imperfectum und Plusquamperfectum], Der Sats: 
rogant ut id sihifaoere lioeat, gebe also einen objectiven, aber der an- 
dere: rogantut id sihi facere /teeret, «inen subjectiven Gedanken, vgl. 
Ramshorn's Lat. Grammat. § 184. Das Scharfsinnige dieser Theorie 
ist nicht zu verkennen, wenn auch die Wahrheit derselben erst noch 
des weiteren Beweises bedarf. Ob sie aber erweisbar sei, darfibes hegt 



BeförderoBgen und Bluranbeteiguiifpeii. tfif} 

'ßet. noch gegenwärtig; seine Zweifel, und meint» Hr. Pf. lei anf diese 
Theorie nur durch den missverstondenen Gebratfeh de« Conjonctiys in 
der deutschen Sprache geführt worden. Wenigstens heroht das, .wM 
er S. 15 über den deutschen GonjanctiT sagt, ganz entschieden auf ei- 
nem Irrthnm. In unserer Sprache näm^ch wird allerdings der Con- 
junctiT in Nebensätzen nur so gebraucht, dass man ohne alle Rück- 
sichtnahme auf die Zeitverhaltnisse des Hauptsatzes blos swischcn dem 
Modus obliquus und dem Modus conditionalis (hypotheticns) . scheidet., 
Während wir also bei allen Wünschen und bei allen Gedankehfbrmeny 
in denen blos die Mpglichkeist des Erfolgs. angenommen ist, den Con- 
ditionalis , d. h. den Conjunctiv Iroperfecti und PJusquamperfecti brau- 
chen, so setzen wir dagegen alle die Sätze, die entweder als Aeusse- 
zung einer anderen Pejrcon öder als reiner Gedanke des .eigenen Geistes 
[nicht als eine Wahrnehmung der äusseren Sinne eder als eine objective 
Wahrheit und Thatsache] erscheinen sollen, in -den Conjunctiv Prae- 
sentis und Perfecti. Freilich aber lässt sich der suletttg^nannte Ge- 
brauch des deutschen. Oonjuncti?us obliquus meist nur in der dritten 
Person des Singulars erkennen: denn da mit Ausnahme des Conjunctivs 
iefi sei unsere CoitiunctiTenPraesentis und Perfecti meistentheils gleiche 
Form mit dem IndicatiT haben ; so hat der Gebranch sich dahin aus- 
geprägt, dass man alle obliquen CoujunctiTformen , welche sich von , 
den Indicativformen nicht unterscheiden, mit den Conditionalforraen ver- 
tauscht. Daher heisst in der Anwendung der oblique Conjunctiv von 
sein allerdings: i^h sei, du. seiest, er..߀i) wir. seien , t Ar seiet, «ie^ 
seien , aber von kommen und andern Verben vielmehr, durch eine Ter- . 
mischung des Präsens und Imperfects: ich käme^ du kämest, er konifRe, . 
wir kämen, ihr kämet y sie kämen. Im Lateinischen aber scheint der 
Conjunctiv allerdings, wie es die gewöhnliche Annahme ist, eine - 
strenge Zeitbezeichnong in sich zu enthalten, also durch die bisher an- 
genommenen Gesetze der Consecutio temporum bedingt %u si^n. Wenn •' 
nun aber deqnoch Tiicht .?^enig Stellen vorkommen, wo nach dem Prä- : 
sens des Hauptsagtzes im Nebensatze eiuConjunctivus Imperfecti, oder 
nach dem Praeteritnm ein Conjunctivus Praesentis folgte so scheint 
diess vielmehr ai^f einer auch sonst in der lateinischen Sprache vorkom- 
menden Vertapschung zwischen Form und Gedanken zu beruhen, in- 
dem man in die gesetzte Tempusform einen anderen logischen Begriff 
hineinlegte und nun den Satz nicht nach der Form, sondern nach dem 
hineingelegten BegriiTe construirte. War man z. B. einmal dahin ge- 
langt , das Praesens historicqm bald als Pf aesens , bald als Prneteri- 
tum anzusehen und zu construiren , so konnte man eben sg leicht di^ 
selbe Vertauschung auch bei andern Tempusformon vornehmen; '-Auch 
ist diese Begriffsverwechselung in den meisten Stelim sehr lojlht; ku 
erkennen, und selbst schwierigere [wie Cic. de senect. 21,. 78».- Sie. 
sentio, cum tanta. celeriias animorum sti,-— - neu posse eam naturam\^8e 
mortalem, — et cum simples animi. natura esset, — non posse eqm di- 
vidi: wo der zweite Satz als Gedanke der griechischen Philosophen 
erscheinen soll und daher nicht sowohl von sentio als von einem ge- 



358 Schul- nnd Unifersitätsnachriehtcrv, 

dachten affirmavit oder dergl. abhängig ist] , laisen «ich anf diesem 
Wege ohne Zwang deuten. Bei alle dem aber bleibt die Theorie dea 
Hrn. Ft'arrios so scharfsinnig, dass sie allerdings der weiteren Beaclr- 
tong und Prüfung werth ist, und gewiss werden sich viele Leser der 
Jahrbb. mit dem Ref. freuen , wenn derselbe die am Schlnss der AlH 
handinng Tersprocbene weitere Erörterung des Gegenstandes bald naeb«- 
folgen lässt. ^^ Das Gymnasium war zu Anfange des terflossenmi 
Schuljahrs von 197, am Ende von 196 Schulern besucht, welche ton 
3 Oberlehrern, 2 Religionslehrern, 6 ordentlichen LehreirD' nnd fi 
Hülfslehrern unterrichtet wurden. Der Director, Gons.Rath Dr. Chas* 
hofy ist von Ertheilang des Unterrichts entbunden. Für alle diese 
Lehrer ist an Gehalt und resp. Remuneration die etatsmässige Summe 
Ton 6976 Rthlm. ausgesetzt. Da aber die Einnahme an Schulgeld, wel- 
ches auf 16, 14 und 12 Rthlr. angesetzt ist, alljährlich Uebemchnsse 
gewährt, so pflegen nicht nur ausserordentliche Gratificationen an die 
Lehrer Tertheilt zu werden, sondern es ist auch neuerdings denOberleh« 
rorn Hoss , Pfarrius und Högg und dem Lehrer Oettinger eine Gehalts^ 
Zulage von je 50 Rthirn., dem Lehrer Hets von IdO Rthlru. nnd dem 
Lehrer Lorenz von 100 Rthirn. bewilligt worden. In- dem Lehrplan 
sind für das neue Schuljahr einige Veränderungen vorgenommen wor- 
den , um in den 4 obern Glassen die wöchentliche Lehrstundenzahl anf 
32, in den 2 untern auf 30 zu reduisiren. vgl.NJbb. XVIII, 426. — Das 
katholische Gymnasium war am Schlnss des vorigen Schotjahrf (im 
Herbst 1836) von* 357 Schulern besucht und hatte 10 zur Universit&t 
entlassen. Neben dem Director Professor E, J. Bimhawn lehrten alt 
Classenordinarien der Professor Dr. Göüer, die Oberlehrer Dr. Orysar 
und Dr. Ley^ die Lehrer Lohr, Rheinstädter ^ Schmitz (früher Ilulf»- 
lehrer und im Laufe des Schuljahrs zum ordentlichen Lehrer ernannt) 
und Vaek, Die durch den Tod des Lehrers Martin Niegemann erledigte 
Lehrstelle der Mathematik wurde dem am Gymnasium in Emmbrich 
provisorisch angestellten Lehrer Anton Niegememn übertragen. Daa 
Programm enthält als Abhandlung eine Commentatio die tempore, quo 
Herodotus mortem obiit von dem Dr. Ley [gedr. b. Bachern. 18S6. 10 S« 
4.], worin er die Meinung derer bestreitet, welche ant' Herodot'f Ge- 
schichtsbüchern beweisen wolUwn, dass derselbe nicht, wie Dionysins 
angiebt , bis zum Anfange do» peloponnesischen Krieges , sondern bis 
in die letzten Jahre des8elben'*gelcbt habe. Der verstorbene Niebuhr, 
welchem der Verf. diese Untersuchung Tor B Jahren vorgelegt, hatte 
dieselbe gutgeheissen. — Das Programm der höheren Bürgerschule 
für 1836 enthält eine Abhandlung des Oberlehrers Dr. Gnrt/ke, vber die 
Höhe Kbl^% über der Meeresfläohe, 14 S. Die Anstatt hat 6 Classen; 
die Zdhl der Schfiler betrug zu Anfange des Schuljahrs 314, am Endo 
290, von denen 9 in L, 18 In II., 43 in III., 63 lA IV., 90 in V., 67 
in VI. Sassen. Die Entlassungsprüfnng bestanden 7 Primaner. t>as 
Lchrercoliegium besteht aus dem Director EBthuHsiler^ Oberlehrer 
Dr. Garthcy den Lehrern Peters, Dr. Weyden^ 07Men, BlOmeUngy 
Dr. Schmitz i Philipps, Brüneker^ Oüdenthäl' and dem GarftenvoMteher 



Belordermngen und EhreBb««»lfpiiag«a. tB9 

CfreMf. Den Religiontiuiterridit für die katliolitdi«n IBbhnler - giobt -der 
Pastor Bu8ch.j fär die efangelischen Schüler der Plarrer EngtU. Dev 
Unterricht umfasst: Religionslehre, deutsche, fraDZÖsische , englitche 
und italienische Sprache , Geschichte, Geographie, Naturget^hfchte, 
Physik, Chemie, Arithmetik, Geometrie, Zeichnen, Schreiben nad 
Singen. Diese Unterrichtsgegenstände sind auf folgende Weise in dta 
einzelnen Glassen Tertheilt, 

I. D. IlL JV. V. VI. 

Beligionslehre 2, 2, 2, 2 wochentL Stund. 

Deutsche Sprache 3, 8, S, 4, 5, 7 

Frahxds. - 5, 5^ 6, 5, «^ & 

Engl. . 8, 3, 3, — , — , — 

Italien. - 3» — i — , — , — , — . 

Geschichte 2^ 2, 3, 8, 2, — 

Geograjirhle 2, 2, 2, 2, 4 

Naturgeschichte — , 2, 2, 4, 1, — 

Physik 1, 4, — , — , — , — 

Chemie 

Arithmetik 

Geometrie 

Zeichnen 
Schreiben 



} 



Gesang 2, 2, 2 . 

KoEifiG6BBRG. Die UniTersItäC irar im Tergangenen Winter Ton 
386 Studenten besucht, von denen 22 Ausländer waren und 186 zur 
theologischen , 72 zur juristischen , 71 zur medicinischen und 107 zur 
philosophischen Facultäi gehörten. Tgl. NJbb. XTIII, 236. Der Pro- 
fessor Dr. Rathke hat seine Versetzng nach Dorpat wieder aufgegeben 
und bleibt an der hiesigen Unirersität ; dem Professpr von Bohlen sind 
zu einer wissenschaftlichen Reise 250 Rthlr. alt ausserordentliche Un- 
terstützung bewilligt. Am Friedrichs - Gymnasium ist dem Oberlehrer 
LeniE das Prädicat ^^Professor** beigelegt. 

' KoBSFifeLi). Die durch den Tod des Lehrers Hagedom erledigte 
Lehrstelle am Gymnasium Ist dem Schulamtscandldaten Herrmann Wede- 
wer fibertragen worden. 

Kreuznach. Der Oberlehrer Prof. Grahow hat zum Torjährigen 
Gymnasialprogramm folgende, auch in den Buchhandel gekommene 
Abhandlung geliefert: Zur ebenen und. sphärischen Trigonometrie, mit 
besonderer Rücksicht auf die kritischen und constructionellen Entdeckun- 
gen dek Hm, Proreetor Dr, Schmeisser, [Koblenz bei Kehr. 1836. 
(Frankfurt*, Hermannsche iSnchhandl.) 44 S. mit 7 Figuren. 4.] Von 
den 120 Schülern wurden 2 zur Universität enÜassen. Die Stelle des 
nach Wetzlar berufenen Lehrers Dr Fritscb erhielt der Oberlehrer Dr. 
^cikroter von dem aufgehobenen Gymnasium kt AscHBBfiiRBSii , wel« 



9M Bcf ördernngen and EbrenbetcigaBgeM. 

eher aber eeitdem tcboB wieder ma das Gymauiaio ia SAAmaftr« 

in die Oberlehrersteile des ▼entorbeaen Oberlehrer* Bcmkmrdi fevaelal 

wordea ift. 

LjirBji!f . Ton dea 2M Bthlra. jährlichea ZnschoMet, welehbr dem 
Gjninafliani bewilligt worden ist, hat der Rector und Conrector je 50 
Rtblr. nad jeder der aadera fäaf Lehrer 20 Bthlr. als Gehaltfsolago 
erhalten. 

Leipzig. Bei der Uaivenität haben fär das f^genwärtige Som- 
merhalbjahr ia der theologischen Facnität 6 ordentliche aad 4 astter- 
ordentliche Professoren and 5 Privatdocenten, in der jarisCiscfaea 5 
ordentliche nnd 5 ansserordeotliche Professoren and 12 PriTatdocen- 
tea , in der medicinischen 10 ordeotliche and 9 aasserordentliche Proff. 
and 11 Pri?atdocenteD , in der philosophischen 13 ordentliche and 9 
aasserordentliche Proff. and 11 Privatdocenten and Lectorea ¥orle- 
sangen angekündigt. Darnnter sind in der theologischen Facnität die 
neu eingetretenen Licentiaten M. Roh. Otto Gilbert and H. JoIl Dav. 
lUinr. Goldhom^ von denen der erstere am 12. Not« Tor. J. darch 
Vertheidignng ¥on Diaaertationis , in qua Chriatianae catecke8eo$ kitiaria 
adumbratur , particula prima ^ ires priores aetates complectefu^ [Leipiig 
gedruckt bei Melzer. 61 S. 8.] , der letztere am 10. Decemb. dorch 
Vertheidigong der Commeniatio de mmmia principüs theologime Abaelar- 
deae [gedr. bei Vogel. 78 S. 8.j die Rechte eines Primtdoceaten eich 
erworben hat. Für die 5. ordentliche Professur in der jaristiicheit 
Facnität ist der bisherige Professor in MARBmc Dr. Georg Friedr. 
Puchta berufen and zugleich zam Beisitzer in der Juristeafeicaltät 
and zum kön. Hofrath vierter Classe ernannt worden. Zar Erlaagong 
det Beisitzes in derselben Facnität schrieb und vertheidigte der Dr. 
Karl Heinrich Heydenreieh die Diiputatio de antiqua faculiaiiä Juridieae 
Lips, poteatatej sententias criminaUs ferendi^ per legem Saxonieam aeoissi^ 
fRoin B. d. 28. tu. Jan. a. 18fö. latam circumscripta. [Leipz., Kammer 1836« 
34 S. 8.] In der philosophischen Facnität schrieb und Fertbeidigte der- 
Frof. IVilh. Ad. Becker zum Antritt der ausserordentlichen Professar der 
Archäologie: Antiquitalis Plauiinae generatim iUustratae pari. /.« qua 
explicantur atque emendantur loci ad artis opera specUmtes j [Leips. b. 
Fr. Fleischer. 1837. 52 S. 8.], and der Prof. G. Hartenstein zum Antritt 
der ordentlichen Professar der theoretischen Philosophie: De ethice» 
a Schleiermachero propositae fundamento partic» /. IL [gedr. b. Staritz, 
1837. 69 und 26 S. 8] Der Privatdocent M. Milhauser ist aa die Uni- 
versität zurückgekehrt. Tgl. NJbb. X\1II, 240. Der Professor Dr. 
Goitfr. Hermann *) Ut von der Acad^mie des inscriptions et helles lettre« 



*) Zur Feier seines Geburtstages wünschten ihm die anter seifelnr Leitoag 
stehenden Mitp^lieder der griechischen Gesellschaft and des philologischeB 
Seminars durch eine besondere Schrift Glück, in weicher Alb. DobrensJÖbser' 
vationes Demosthenieae [Leipz. gedr. b. Staritz. 1836. VI a. 28 S. gr. 8.) 
heraiuigei^eben hat. Es sind recht brave Erörteraagen über den Gebranch 
der Partikeln %cU, fiiv uad de bei Demosthenet, Terbundeo mit der kriti* 



Befitd^rviigcn und Ehvesbei^lgBageB« 161 

in • Paris und Ton. 'der ' Norweghchen ■ Akademie 'd4r •» WltfaensclMifte» 
zam auswärtigen Mitgliede ernanml worden. . Devielb« schrieb ttir 
diessj ährigen MagistJrwahl : De Graeca MiAerva dtsterfatfr [iLeips* gedr. 
hei Staritz. 1837. 38 (22) S. 4.1, worin er die Verehrttng dieser Göttin 
hei den Griechen in der gewöhnlichen scharfsinnigen- und tiefeinge- 
henden Weise erörtert und den pela^gischen Ursprang, der Athener be- 
streitet. Von dem Professor der Mathematik Mor. JFilh, .DrM»di er- 
schienen zu verschiedenen Gelegenheiten Quaesttonitm fiuHAsfROt/te- 
psychologiehrum apea IL HL iF. [1837. 16^ 15, 19 S.tC]*; scharfsin- 
nige Erörterungen verschiedener Gegenstände der Statik -and Mecba-. 
nik , auf welche er Herbarf s Phiiosopheme (in desben Piychelogie als 
Wissenschaft) anwendet. Von dem Prof. Dr. Karl GoliUfb Mükn kam 
das 25. Speeimen der Additamenta ad eZencAtin» medieoriMt: vdi/trum a 
Fabricio in hibl. graec, exhihitum [1837. 12 S. 4.] beraujiy worin die 
Aerzte Serapion junior, Severus, Sextat:,. Silimachos, Simeon Setbi^ 
Simon, Socrates, Soranns Mallotes, Soranas Ephesias,. Sostra- 
ttts, Soithenes, SoterichoSy Sotion,- Speusippus^ Stephanns Atbe- 

theniensis ond Stolus Britainient. besprochen sind. In dem Ein- 

ladungsprogramm der Thombsicbvle zur Feier des Jahr^pchhisses gab 
der Rector M. Got^ried StaUbaum heraus: Puae oratteitet ejrttu ünnt 
1834. et 1835. habitae [gedr. b. Staritz. 24 S. 4.]. Es sind darin die 
Fragen, quaenam tnter patriae catitatem et generis hwnani omQtfim intisr- 
cedat conjttnctio ac necessitudoj und num fliediocritos et moderaUo^ quam i^ 
tractandia titae negotiis cosimendore tnlent, »d honestatem virtutfimqße valeat 
(«her dea-Jvste Mtltien in der Moral), in .sehr ansprecheitdef Weise und 
in schöner, eleganter und beredter lateinischen Ansd rucksweise behan- 
delt. In deni diesjährigen Osterprogramm der Thomasschule. gab der- 
selbe Gelehrte eine Scbolm crttico et historica auper loco Titttad/iPlatonioi 
de animae mundanae elementis [1837. 36 (1G).S. 4.] heraus, worin die be- 
kannte Stelle in Piaton. Timaeus p. 35.. A. über die Weltspele nach 
Sprache und Inhalt allseitig erörtertund aufgehellt ist. Die Sphnlnacli- 
richten enthalten nebien andern! Mittheilungen treffende qjikd »eitgemässe 
Bemerkungen über den wahren Werth.det Gymnasialunterrlchts, dnrch 
welche die Meinung abgewiesen werden soll, dass die Gymnasial- 
bilduTig nur .eine zunftmässige Vorbereitliäg Cur die Ufiitrersitat sei, und 
nicht auch eine allgemein mensdiUdM^Bildnng gewähre und fürs -prak- 
tische Leben . ihren Nutzen habe. Die Schülerzahl betrug i^. den 6 
Classen wahrend des TOrigen Winter« 165, und ist im neuen Schu^ahre 
auf 180 gestiegen. Zdr Univereit&t 1«inrden im verflossenen Schuljahre 
16 Schüler [9 mit dem ersten , 2 jmit dem zweiten^ 5 mit dem dritten 
Zeugniss der Reife] enthissen, vgl., NJhb. XVI, 366. Das mit d^m 
Gymnasium . engverbundene Gesanginstitut hat im vorigj^P .^Jlhro hin- 
durch eine zeiCgemasse Umgestaltong erfahren , dass die gewöhnlichen 
Singumgange auf den Strassen abgeschafft nnd der Verlort der Ein- 



schen Besprechung einer Reihe Von Stelkte ; in welchen äir Verf. jene 
Partikeln oder andere Lesarten aas= dem Codex S hergestellt wisaeli wUl» 



362 Befordernngon und EbrenbeicigliBgeii, 

Bahin«) w«lc1iir dddurcii f är die Sdiüler erwächity aas andern Mit^' 
teln gedeckt worden ist. Uebrigeni §ind Lehrverfasmng nnd Lehrer^* 
coliegiani' dnyer&ndert geblielien. Die Nicolaiichiile war in ihren 
6 Glassen an Ostern vor. Jahres von 149, an Ostern dieses Jafarea 
▼on 128 Schülern besncht [s. NJbb. WIU, 242], und entliess 23 Schü- 
ler cur Universität, 6 mit dem ersten, 14 mit dem sweiten, d mU 
dem dritten Zengniss der Reife. Lehrverfossnng und Lehrercolleginm 
haben anck hier keine Veraademng erlitten. Das diessjährige Pro- 
gramm enthält: De Christimo Daniele Beckio Narratiünis P. IIL sjee 
ultima Tdro'deni Rector Prof. Karl Friedr. Aug. Nohbe [48 (26) S. 8.j> 
worin die letzten Lebensjahre Beck's und besonders die Feier seinef 
Amt«jnbilikinM [s. NJbb. X^ 125.] beschrieben, auch über die frnhere in- 
nere fiiarichtnng der Leipziger Universität Einiges bemerkt bt* Ana 
den diestijähr. Nachrichten von demBesiehen und derWirkuanMt der oU- 
gemeiaen Bürgerschule [1837. 26 (16) S. gr. 4.] ist besonders die fifach- 
rioht heraastahebea , dass die damit verbundene Realschule in ihren 
planmässigen ;4 Classen nun Tollständig ins Leben getreten ist, und' 
86 Schuler, die ganie Anstalt 1175 Schüler sählt. Vor den Sohnl- 
nachrichten steht eine von dem ordentlichen Lehrer M. JR. £r. Chriffe 
▼erfasste Abhandlung: Die Einführung der Reformaiion in Leipzig im 
Jahre 1589. Die Einlad nngsschrift cur Prüfung in der ^bntiichen 
Handelslehranstalt [1887. 86 (80) S. 4.] enthält ausser den CTiulnacfa- 
richten; Essai sur la langue francaise considirde dana ees erigimes ei 
sc« devdjoppements von dem Sprachlehrer P. de F^Uce, SdiüIer w»- 
ren 169 [66 Im höheren, 41 im niederen Cursus] yerhandeo und wurden 
▼on 15 Ledrem unterrichtet« • 

LiBGitiTC. Das diessjährige Programm der dasigen Ritteracada* 
mie enthält* dte Abhandlung: De loa« ^nii^usdam Hierenie Xenophemtti 
ecripsii Theod, *Ed» Richter, ph^ Dr., acad. professor. £a sind «usfahr* 
liehe und iesenswerthe kritisch-exegetische Erörterungen über Gap. 1, 1. 
11. 18. 27. n, 4. 16. 17. III, 11. 14. VI, 15. VIU, 5. IX, 7. unfl eine beiläu- 
fige Bemerkn«g über Justin, hist Phil. I, 4., wo der msdiaeiHa vir nicht 
dnroh genere ignobilis, sondern durch 'non supr4 Tulgorem raoduoi 
euitens, ntedicä rerum conditione contentus, gedeutet wird. Indem 
angehängten Jahresberichte giebt der Studiendirector.'Prof.Dr. Ch. F. 
Becher sehr ansfäÜrliche Nachrldiien über Einrichtung väd Lebrplan 
der Anstalt, ^t^orans wir auf die>S. 27-^86 mitgetheilte histrutiion, wie 
die Beaufsichtigung der Zöglinge und Sckäler xu führen i$^ besonders auf- 
merksam machen, vgl. NJbb. XVII, 168. Schüler waren im^origeii 
Jahre 114, votf denen 6 zur Universität gingen. Ke wöchentliche 
Lehrstundenzahl ist in Prima 39, in Secnnda 86, in Tertia 41, in 
Quarta SO*, in der Vorbereitungsciasse 12. In die durch den Abgang 
desProfcisstfraüfatHnonn [s. NJbb. XVIII, 234l] erledigte Lehrstelle rückte 
der Prozessor Dr. Richter, in dessen Professur der Inspector Hemr* Ad. 
Hering auf, den katholischen Religionsunterricht übernahm der Ca- 
plan Gyrih statt des Caplans Zlots, un4 das erledigte Inspectorat wurde 
dem Schnllmitsoandidaten jFWedr. EIbu aoa Gorliti «bertragea. Am 



Stohal-' und Vniirersil&tiiiaülMfichteli,' S0S' 

Scblasse des Schn^'aliirs sehied dagegen der Inipeetor Herrn. Frieir, 
Benedict Bredow, nnd ging als erster Lehrer «n Slitf Realschule fo 
NEV'SmnbiTt. DesgUichen hat der franzosische Sprachlehrer Ludwig 
Belp^h%vi Michaelis Vorigen Jähret seia Lehrdtait ailfgegcAien. 

LvcKAu. Das dasige Gymoasium ^ar vor Ostern dieses JalirM 
in seineil vier Gyinnasialclacsen von 120 nnd in den 3 Elenentarclas- 
sen von 227 Schälern btfsatht, und entliess im ganzen Seho^ahr 
8 Primaner zur VmVetsitfit; Mit dem Beginn des neuen Seholjahn 
hat der Director M. Joh^ ÜottUeh Lehmann wegen anhaftend to Kränk- 
lichkeit sein Amt niedergelegt und ist mit einer 'Pension vonMORlhfr. 
in den Ruhestand versetzt worden. ' I>as zum Schlüsse des Schuljahrs 
erschienene Programm enthält eine mathematische Ahhandlang iber 
eine Classe von Funeti<men worin die Sinns vnd CosfRUS begriffen sihff, 
von 8em Lehrer O. Junghann, [Lucbau gedr. h. Entleutner, 1837.' 
24 (11) §. 4] vgl. NJbb. Will, 244. ) 

Lüneburg. Der erste ,Gollaborator Jacob Hamen ist oli R^^tor 
des Progymnasinms nach ÜASisiiif gesetzt worden ; der zweit«^ CollaW* 
rator Carl Schädel geht mit d^m Titel eines Suhconrectors nach CtAim- 
THAL, wo er schbll flrüheirate Gymnasium gewirkt hatte« D6r Ooli- 
rector Sthmalfuss hat den' Ruf als Rector au das Gymnasium zu StAUB 
ausgeschlagen; wir verdanken es der Liberalität des hiesigen Magi-^ 
strats , dass dieser Lehrer dem Gymnasium erhalten wurde. Der 2. 
Hofmeister an der Ritterakademie- Theodor OraoenherH wird die Stell« 
des ersten Collaborators adi ildhanneum wieder erhatten. [— • r.]' 

Ltm. Das Gymnasium war zu Anratoge* des vorigen Sehuljahret^ 
von '172, am Ende (im September 1886> reu 150 Schülern hesiieht 
und entliess 9 Schulet zurUniveri^ität. In dAs LehrercoUegiumist sdt 
Anfang vorigen Jahres Imdw, Herrn, Weiss ans Gräudenz als Zeich^ii-' 
lehrer eingetreten, vgl. N^b. XVIII, 247 u. 846. In dem vörjährigAU 
Programm [Rastenbiyrg gedr. b. Haberland. 1836. 40 (31) S. 4.] hat d«to' 
Hulfslehrer Dr. Ze:^ss die erste Hälfte eines Aüfsllftees über den Meini^ 
nisehen Jkcent [sie] heraufgegeben^, und daria Wesen und Anwendung 
desselben ausführlich gelehrt Und sachgeteäss behandelt. 

Magdeburg. Am Pädagogium Unserer lifebed Frauen ist dem Pro- 
rector Professor Hetmtge'und dem Lehrer Sehttalbe' eine Remuneration 
von 100 Rthlrn. bewilligt worden. 

Maribnwbrb&r. Der Oberlehrer Dr. Gitttleiff am Gymnasium hat 
eine Gratification von 50 Rthlrn. erhalten. " ' 

Merseburg. Deni Snbrector Hatul luh GymiAislum find ^SOBthlr.* 
als Gratification bewilligt W«rden. .! -. , ' ' *■ 

MuNCHEiv. Der Hofrath' nnd Professor Dr. Tfaerscft ist uüch se^ 
ner Ruekkehr von einer pädagogischen Reise vlitef dem 22. N6^. Vor.' 
J. zum Mitgliede des obersten Kirchen- und Sclldlraüies im Kbdignich 
ernannt worden. 

Münster. Für den gegenwärtigen SMnmer haben auf Att dasi- 
gen Akademie 17 Lehrer Vorlesungen angcfknndigt, dieselben nämlich^ 
welche schon in den NJbb. XVUI, 803 genaMit «bd ^ nur das« der Dr. 



SM Scbol- und Uaiversitätsnaclirichtea. 

Heinr.SchmuUing als ordentlicher Prof eitor der Theologie hiningekom- 
Uien ist In der Vorrede zum Index lectionnm spricht sich der Profes- 
sor Dr. Esser gegen die unglückliche Richtung vieler Studirenden aus, 
nur den allerno^hwendigsten firotstndien nachzi^ageu und nur lurNoth 
lu lernen, was. in dem Staatsexamen gefordert wird. 

MuNSTEBEiFBL. Der Lehrer Merten* von der aufgehohenen höhe- 
ren Lehranstalt in Cochem ist vorläufig an das hiesige Gymnasium ver- 
setzt. Das vorjährige Programm des Gymnasiums enthält keine wis- 
senscliaftliche Abhandlung. Schüler waren 100 vorhanden , von denen 
4 zur Universität gingen. 

NoRWKOBN. Die materielle Richtung der Zeit, welche in Deutsch- 
land so sehr darnach strebt eine Umgestaltung des gelehrten Schul- 
wesens herbeizuführen und in dasselbe eine mehr materielle, oder wie 
man es zu nennen beliebt , reale und praktische Tendenz zu hriiq^en, 
hat sich auch in Norwegen geltend gemacht und eine Umgestaltung der 
Gelehrtenschulen gefordert Der Streit hat sich daselbst besonders feit 
dem Jahre 1833 erhoben, in welchem die Staatsregierung dem versam- 
melten Storthing ein Gesetz vorlegte, nach welchem für die angehenden 
Aerzte ein strengeres Examen in lateinischer Sprache eingeführt werden 
sollte, vgl. KJbb. XI, 22Ä, Der Storthing verwarf dieses Gesetz, und 
hei deu; Verhandlungen darüber machten auch mehrere Mitglieder die 
Ansic^it geltend , dass überhaupt schon in den Gymnasien das fStudium 
der }at.eif\}8ehen und griechischen Sprache wo nicht ganz beseitigt^ doch 
ausserordentlich befcbränkt , und dafür mehr zeitgemässe Unterrichti- 
gqg^nHände, besonders Unterricht in den Naturwissenschaften einge- 
führt werden müsse. . Wepn nun auch diese Stimmen vielleicht ver- 
klungen wären; sq- wurde doch auf demselben Storthing eineUmge-.. 
sifiltnng des auf 4^v Vniversität in Chbistiania bestehenden Seminarii 
philologici bcscljlpssen,; welche dasselbe als sell^tständiges :lnstitut 
aufhoH^: und dessen jEinfluss ^uf die classische Bildung der künftigen 
Schulmänner bedeu^^d :^.n lähmen drohte. Natürlich traten nun nor- 
wegische Gelehrte al# .Vef theidiger der classischjen Studien auf,irj|ind 
namentlich gab der::flector Friedrich Bugge in Drontheim 1834 ein . 
Programm heraus ^ > worin er dieselben sehr nachdrücklich in Schutz 
nahm. Ihm folgte der Lector F. L. Jihe in der in den NJbb. XVIII, 340 
angezeigten Schrift. Der Streit ist noch nicht beigelegt, und hat aucb 
in sofern eine etwas von der unsrigen ab weichende Richtung, als das 
dortige Schulwesen etwas anders gestaltet ist. In Nprwegen bestehen 
nämlich ^ lateinische. .Schulen oder Gymna^en von 4 bis 6 Classen mit 
7- bis 8jährlgem Schulcursus, in welchen der allgemeinen Schulord* 
nung nach die Schüler der untern Classen in 36, die der obern in 42 
wöchentUchen Lel^rstyin^en unterrichtet werden sollen. Jedoch werden 
in der Hegel über 36 Lehrstunden nicht gehalten. Von diesen Lehr- 
stunden sind 8 — 12 in den untern und 6 — 8 in den obern Classen ffac 
die lateinische, 5—^6. für dje griechische, 2 in jeder der beiden ober- 
sten Classen für die hebraisphp, 2 — 4 für die norwegische, 2 — 3 für 
die deutsche, 2— 3 für die französische Sprache, 3 — 4 für die Ge- 



Schal- und UiiiYersiiift«aaclirielilea. . 

ficbichte, 2 — 3 för Geogrraphie , 4—5 for Mathematik, 8 and 2 fdr 
Religion, 2 — 4 für das Schönichreibeabestimait. Natorwissenichar- 
tea. Zeichnen und Gesang sind nicht allgenieine- Lehrgegens^aade, 
werden aber air mehrem Schulen gelehrt» Jeden' Monati.^icd eia 
halber Tag frei gegeben, und Schulferien sind 2 Wochen sa WeiH^ 
nachten ^ 1 Woche zu Ostern , 4 Tage zu Pfingsten , 3 Wochen in 
Sommer, vgl. NJbb. XI, 224. Die Schüler kommen anvorbereitei in 
die Lehrstunden und lernen die sprachlichen Fensen erst in der Stand« 
selbst unter specieller Anleitung des Lehrers Terstehen. Dagegen wer- 
den sehr strenge und genaue Repetitionen angestellt ^ und in deili 
Einprägen des Gehorten besteht der eigentliche PriTatfleiss der Scha- 
ler. * Zur Einübung des Lateinischen werden wöchentliche schriftliche 
Aufsätze gearbeitet ; Griechisch - Schreiben aber wird nur in wenig 
Schulen getrieben. Jährlich finden zwei Examina statt, nämlich la 
Weihnachten ein Privat - Classenexamen von 8 Tagen, das- meist 'ia 
schriftlichen Arbeiten besteht, und za Jofaannis ein öffentliches Ezs-p 
men von 14 Tagen schriftlich und mündlich. In dem letzteren werdea 
die Schüler in allen Lehrfächern so streng geprüft , dass jeder Scha- 
ler einzeln vorgenommen und über den betreffenden Lehrgegenstaad 
10 bis 15 Minuten lang examinirt wird. Der zur Universität abge- 
hende Schüler erhält von dem Rector ein Zeugniss, das über «ein 
sittliches Betragen und über seine Fortschritte in den einzelnen Lehr- 
fächern specielle Auskunft giebt. Alle Abiturienten haben auf der 
Universität vor ihrer Immatriculation ein Examen artium za bestehen^^ 
das alljährlich einmal vom 1. August an von dem Collegium profqsso- 
rum gehalten wird. Dieses Examen besteht zunächst in. der schrift- 
lichen Bearbeitung eines aufgegebenen Thema's in norwegischer Spra- 
che, in einem lateinischen Exercitium und einer Uebersetzung aus 
dem Lateinischen in die Muttersprache. Hat der Examinandus diese 
drei schriftlichen Aufsätze zur Zufriedenheit gearbeitet, so wird er 
erst zum mündlichen Examen gelassen und in allen Lehrgegenstän- 
den der Schule geprüft. Reif für die Universität ist, wen eine der 
drei Gensuren: laudabilis, band illaUdabilis , non contemnendus er- 
halten hat. vgl. NJbb. XI, 225. An jedem Gymnasium sind ausser dem 
Rector, der jährlich 900—1200 Rthlr. Gehalt bezieht, mehrere Ober- 
lehrer mit 500 — 800 Rthlrn. Gehalt und einige Adjnncten (mit 300 
Rthlrn.) angestellt. Jeder Oberlehrer und Rector muss vor seinem 
Amtsantritt das ziemlich schwere Exaoien philologicum magnum beste- 
hen. Von den Adjuncten wird dieses Examen nicht gefordert und sie 
sind meist Candidaten der Theologie , welche später in ein Pfarramt 
übergehen. In dieser angegebenen Schuleinrichtüng nun haben die 
norwegischen Realisten besonders den Unterricht im Lateinischen and 
Griechischen anstössig gefunden , und gefordert, dass die classischen 
Studien nicht länger die Grundlage der gelehrten Schulen bleiben, 
sondern dass man Mathematik und Naturwissenschaften znm Hanpt- 
bildungsmittel machen soll. Die Staatsregierung hat auf diesen Streit 
bis jetzt nur in so weit Rücksicht genommen ^ dast sie den Rector 



SM 8ek«l- «Bd ÜBiTertititt BscIiricliteB. 

Fuedfuh Btt^ge vea GjiBM»fim in DBoatMoi maf Staaiilrofftea 
Deatfdilaji^ aad Frankrcieli gef cbidkt Int '), Aasit; er mit den Jadgva 
Gelehrte« - and VolkMcfaalwefea and dlea mB^wenileteB üaterridii»- 
Bictbedkn sich bekaaat Bachea oaJ iber diaa Weiea und ^a Werth 
4ca Realüaiaf aadl Hamanisaiaf praktifcfae Erfahmogea für eine otvB- 
Bige Umgeftaltnng diec aervegischen Schalweseat taaiBieln solL Dei^ 
eelbe hat bereitf die Schalen in Hamburg, der Prerina BraadeBhanrg, 
dleat Henogtham and Königreich Sachsen, dem GrecihenogthaM 
Wetoiar, deai Keaigreich Bajem o. f. w. beiocht, and da er BBawr 
dea Erfahrangea de« praktbcbea Schnlmannef eine Tenaglidie pA- 
dagegifche Einticht in de« Wesen nnd den Zweck der Schalen aad eiae 
warme Liebe fnr das Schulwet ea besitxt, dabei aach mit onermädlichem 
Eifer die SchaWerfassang der einzelnen Länder und die Scholea, wel- 
che er besucht , bis in's Einxelne genau kennen lu lernen sacht , bmA 
•chod Ter seiner Reise mit den darauf besäglichea wichtigerea Schrlf* 
tea sich sorgfältig bekaant gemacht und während derselben bei den Ter- 
•chiedenen Schnlbehörden eine sehr liberale Anfnahme und Kaohwei- 
•ung des Eigentbnrolichen ihrer Schnleinrichtungen gefnnden hat; 
M lassen sich TorKUgliche Resultate erwarten, und wahrscheinlidi er- 
halten wir künftig Ton ihm einen grändiiclieren Bericht über das dea^- 
•ehe Schalwesen , als ihn Ceasin in Folge seines pädagogischen Dardi- 
flogi durch Deutschland liefern konnte. 

OsTBaoDB. Die dasige Gelehrtenschnle ist seit JWwemtmnM Tode 
in ein Progjmnasium umgewandelt und als Rector dereelbea seit An- 
fang des J. 1836 der frühere Gollaborator des Gymnasiams ia Stabb, 
Herr Bland y angestellt. 

FaavssBif. Zu Directoren und Mitgliedern der königl, Prnfnngt« 
Commissionen für das Jahr 1887 sind ernannt worden: in KoBiiias- 
Biaa der Professor Dr. Loheck (Director) und' die ProfeeMrea JatoH^ , 
Drumann , Rosenkrang und Lthnerdt ; in BaBsiiAff der Profestor RiUer 
(Director) und die Professoren Thilo ^ Scholz ^ Bebaicr und JTalsea; 
In BaaLiif der Regierungs - Schulrath Lange (Director) , die Professo* 
ren TVenffelenfrurg, Strehlke nnd Benary und der Director Moamecko^ 
in Hallb der Professor Leo (Director) und die Professorea Bemhardtf, 
Roienbergeff IUnrtch$ und Niemeyer ; in Bomf der Professor JVdfee 
(Director) und die Proff. Auguati^ fVindinhmann, Klee^ Plucfccr, SchO" 
pen ; in Münster der Consistorialrath Wagner (Director) , die Pro« 
fessorcn Gudcrmann^ Wlniewikij Qrauertj und der GonsIstorialrath 
Krohbc, Die Einrichtung, dass junge Leute, welche kein GymnasiBBi 
besucht hatten , tou den wissenschaftlichen Prufungscommlssionen ige- 
prüft werden konnten , ist durch das nene Prufungs-Reglement aufge» 
hoben, und alle Adspiranten au den UniTersitätsstudien müssen jetat an 



*) IleiläuOg sei erwähnt, dass auch gegenwärtig ein gelehrter Grieche, 
Dr* Vhilippoa Joannis (^Johannstohn), der sich in München unter Thiersc|i für 
das höhere Schulwesen gebildet hat, auf Befehl des Königs Otto Deutschland 
durchreift, um das deutsche Schulwesen praktisch kennen au lernen nnd Er- 
fahrungen und Resultate für die Einrichtung des griedb, Schulwefena an 
sammeln. 



■;- , ^ 



QjTBiiiasiemgepfftCt Verden* OieGjmMuijfoj.^j^fligjni^^ 
▼inz Ost- QBd WnirmDUBti waren iim Winter VS^/^^f(ji^y^^Zfn Sd|i- 
leri^ (94 wen^c^r «It jm Seunnw.lSS«, 9 9»e|»r]M# iq^i^Vl^ dl« 

dee ^atsliersogtbantf Fonn Y09,Vß%^diuhTU [Z wm^gm^^-^^^^ 
mer 1836 und 17 mebr als in Winter 1885}, die den 7nii!ins.BiM«m9r 
MJB« TOP 4409 SebBlerii^32 wenige^. «1« im Soonmer 1889^ 8tl Tttlfpr 
9fß im WMit«r ISad}, die iec Froyina Sj^how Ten d^ Sf^fitoi« lU 
weniger als im Sommer 1836». W.veaiger yik im Wintef 188n,>4li0 4fr ^ 
Previnz Schubsien taii 4746 S^iiiklCB [168 weniger alp m '^«VWH^ 
1836, 244 welliger eU im WiaM>r 1885^9$, vmi 406. ;ireniger ^li im 
Winter 18}^] > die 6 Gymnaeieii. der PiTo^ins Pexm^n im Sommer 
1886 ?on Iö66>cb4«ra [24 inehr ^l|t jp Wlntfr vorlierl « die 86 
Frogyronasten und hölieren i^tadlKliYdeB der RHUHMiomm ia^^^^rMd- 
ben Zeit von 1^9 Sf^ulem hßpifiH^ . y^iff. NJbb. xilll, W^ XVQ»^ 
234.. XVI, 256. In der BmnijrviP?^"? wurden im ScbttUabr 18aXMW 
Ton 17 Gymnasien [von TusR^jnt k^ne N^tebricbt gegeben] ÜQQ» Seb^ 
1er aar Univ^r^i^t ept)a8§ea mi4 ausserdem in K^numa and Ko^^i 
nodi 6 fdr die Univf^rsltat gepraft, wcldi«. kela CtjnBaaacfaHii, ftewM 
batlea« Dia 11 Gymnaeieii WJfMRV^uwfe entlief sea la^ HierfleUHia M$ 
164 [ausser U» ireVcbe beivv Zevgnisa Äev Reife beiumenj], die J 
Gymnasien <in Poianma 87 Scbaler apr UniY)Nrnt^ Äadeii 4 Gynir 
nasien in Posen arbeiten 38 oideatlicbe Lejhrer [damatnr 2lp.0berlellr 
rer und 26 dnrcb das .Pradieal Pralessof aosgezeiefanet] ,. aA;4en 18 
%mniMien ii|~P|iai||ffpi|. U6 ctnlfwtf • .Lfflvf 1^ [54 OberlfhimrA;M Pr#|* 
fessoren], an den 7 Gymnasien ii\ .P^fOiaaa 48 fnififA* Xffame [W 
Oberlebrisr, 12 PHipffesforen] , im.jlfn 18^ Gymappiea in .BAMonancB« 
201 ordentl. Lebrer [78 Oberlebrer, 48 Professerea] , ai| /IfW .6>GyBK 
nasien in BEHua 89 -prdeaiL IiebveB,{42 Oübedebrar, ^ PjEoffeiforen], 
an den 19 Gymnasiea ia Schless» 168 ovdealfL Iiebrer £94 ObeffWurtTf 
86 Professoren},, an- den, 20 QymiiaBiea ia SAffinaa. It^ ordeatU* Leb- 
rer [68 Oberlebrer»:8i7 PvoCessorea] , aa dea 18,GymnaAea in Wmn^ 
vHAKEa SK^ ardentl. I4ebrer [36 Oberlelirer, 15 Profeeiiaren]« a« 4e» 
l&4yymnasien der ÜHaxaraoimrz (59 prdentL l4alirer^{li6„Qlf^fjMurer« 
16. Pr^ifessoseo]. Za. bemerken, vist, da^p ancb in Fjreaif eya diA vea- 
•ebiedeaartig^tea TiUil der GymaMiaUeiiip^ l^maf npch hermcbeni 
dean ansseü 4eP dbreaCitela DireoUHr «ad IV^esser.» vad ausser da» 
nöthigen AmtsbezeichafluigeA Rektor ^ .(M^erleftre«, :f;^|iterkAf#r indf^ 
BHia noch ^'cerectaran.« IVerestniTa, Cenr^cterea, Subimreßtsrmf Caa^ 
toren, itfss»gnator<a > <HsUa}Qratore»>.CoUegsn «• deigjL' w. . . Daa Ver* 
langen nach Erricbtang von besondern Jlcolteftu^ o4er vo» ParaOel- 
detsea för nicht stodirende Sdmler laden Gymaasi^.llHit siebubean 
all knad. Aacb suokt die Reglemng , .fo es die VerbHUaissa gestal» 
ten , dem BedarCaise abzahelfea } jedecb mössea divs Geldmittel to» 
dftP. betreffeaden Stddten herUaifesdiaffit* werden. W« die BUttdL dtei 
Efffi^htang yoft.Pgvallelclasse» nicht gestatten , sacht man e» 4aeh da» 
Schülern durch Dispensation van 4ea gri^rlv^^hea: Kiebmtaadea niösr 
lieh aa machen, während der nieehiscbea Staadea aa dem gescbicli^* 



308 Schal- «• VoivenitaUnachrr., Bisforderr. o. Ehrenbeieignog«!« 

liehen , f^ographUchen und mathematischen Unterrichte anderer Glas- 
ten Theil zu nehmen. 

Rastatt. Der bei dem grosshersoglichen Oberstudienrathe ein- 
gereichten Bitte des geistlichen Raths Jos» Loreye^ seit 19 Jahren Di- 
rectors des hiesigen Lycenms, um Beigebang eioes Vicedirecton sn 
■einer UnterstütEUDg, ist durch Höhen Erlass des Ministerinmg des In- 
nern in der Art willfahrt worden, dass der weltliche Professor Dr. 
Aloys Winnefeld namentlich für das ganze Gebiet der Schuldisciplin den 
Director zor Unterstützung zur Seite gegeben wurde. S. NJbb. X|[,414. 
442 u. XVI, 126. — Mit dem Anfange des gegenwärtigen Jahres (1837) 
wnrde die Besoldung des geistlichen Raths und Lyceums - Directora 
Loreye auf 1900 Gulden erhöht , der Professor FeU Feldbauseh erhielt 
eine Besoldungszulage von 250 Gulden, die Professoren Carl Grie$haber 
and Dr. Winnefeld von je 150 Gulden, die Professoren fFendelin Eekerle^ 
Jos. Mayer, Lorenz Buchdunger 4 Wilhelm Wilimer von je 100 Gulden, 
nod Professor Joh, Schneyder von 50 Gulden. — Die Snpplenten Ma- 
ler August Brots im Zeichnungsunterricht und Unterlehrer Ferd, BU- 
harz in Kalligraphie und Musik sind provisorisch in diesen Unterrichts- 
fächern als Lehrer an dem Lyceum angestellt worden mit je 450 Gulden 
jährlicher Besoldung. Lehrer Brotz giebt auch Unterricht im Zeichnen 
bei der hiesigen städtischen Gewerhschule gegen eine jährliohe Remu- 
neration von 150 Gulden. S. NJbb. XVI, 127. XIX, 112. [W.] 

TnoRif. Für den katholischen Religionslehrer am Gymnasinm 
sind jährlich 100 Rthlr. aus dem katholischen Hanpt-Gymnasialfoifd 
für Westpreussen bewilligt worden. 

Torgau. Dem CoUaborator Dr. Handrick am Gymnasium ist eine 
C^ratification von 50 Rthlrn. bewilligt worden. 

WüBZBüRG; Der ordentliche- Professor der Rechte Dr. Friedn 
Ringehnann hat den Titel und Rang eines kon. Hofrathf kSrhalfcen« 

' Zeitz. In dem vorjährigen Programm des Gymniteinms hat der 
Rector , Professor Dr. Kiessling als wissenschaftliche Abhandlung De 
enunciatis hypotheticis in lingtia Chraeca et Latina eommentaUo i., in dem 
diessjahrigen der Professor Dr. E, F. Junge die erste Abtheilnng Ton 
Aphorismen aus 4er Geschichte der Astronomie der Alten- [84 (20^ S. 4.] 
herausgegeben. Die fünf Classen der Schule waren im vorigen Jahre 
von 108, in diesem von 94 Schülern besucht, welche ton dem Rector 
und 7 ordentlichen Lehrern unterrichtet wurden. 

Zittau. In dem diessjahrigen Jahresprogramm des Gymnasinma 
[Ad annioersariam lustrationem gymnasii . . . invitat Fr, lAndewumn. 58 
(51) S. gr, 8.] hat der Director Lindemann vor den Schnlnachrichten 
eine meist ästhetische Dissertatio de Euripidis Iphigenia AuUdensi und 
eine geschmackvolle Interpretatio vemacula ejusdem fahula herausge- 
geben. Die Universität in KopENnACfiiv hat bei Gelegenheit der dritten 
Säcularfeier der Reformation in Dänemark den Snbrector des hiesigen 
Gymnasiums J. L. Rückert als doctissimum et sagacissimnm N. T. in-' 
terpretem zum Doctor der Theologie ernannt. ^ 



•li 



NEUE 

JAHRBÜCHER 

FÜR 

PHILOLOGIEundP^DAGOGIK, 

oder 

Kritiscbe Bibliothek 

für das 

Schul- und Unterrichtswesen. 



In y erbindnng mit einem Y ereine y on Gelehrten 

herausgegeben 



▼ n 



Dr. Gottfried Seebodcj . 
M« Johann Christian Jahn 

o o d 

Prof« Reinhold Klotz. 




Siebenter Jahrgang. 
Neunzehnter Band. Inertes Heft. 



Leipzig, 

Druck und Verlag von B. 6. Teubner. 

18 3 7. 



Kritische Beurtheilungen. 



De anttquorum metrorum et melorum discrimine. 
Dissertatio inaugaralis , qaam ampl. philos. ordini Marbargenei ad 
flumiuos in philosopbia honores rite obtinendos offert Henricua 
Feussner, praccept. publ. ordin« gjmn. Hanovieosis. Ilanoviae 
typifl orpbanotrophei 1836, 30 S. 4. 

JLIer Verfasser dieser mit Eenntniss und Fleiss geschriebenen 
Abhandlung, der ein grösseres Werk über die alte Rhythmik la 
schreiben beabsichtigt, giebt hier eine vorläufige Untersuchung 
über die dreizeitige Sylbe und den Takt, um beide den Alten %u 
vindiciren. 

Was den ersten Punct anlangt, so führt Hr. F. gleich anfangs 
Stellen der Grammatiker, Rhetoren und Musiker an, welche 
zeigen, dass es längere als lange, und kürzere als kurze Sylben 
giebt. Mit Recht sagt er: horum locorum nonnulli a mera ar^ 
gutia profecti videntur. Diese hätte er gänzlich weglassen sol- 
len, da sie nicht hierher gehören, sondern blos den für die Metrik 
und Rhythmik ganz unfruclitbaren Satz enthalten, dass etwas 
mehr Zeit erfordert werde einen Yocal mit einem Consonanten 
als den Yocal allein auszusprechen. Die einzige zur Sache ge- 
hörige Stelle ist die des Aristides Quintilianus S. 32 , in welcher 
von dem 6vv%Btoig %q6voiq gesagt wird: xovtiov i\ S (liv dt- 
nkaöUüv i6tl tov nQoitoVf 6 de TQiaXaöUov^ o dh tszQaxla" 
ölav. Dazu konnte noch aus des Aristoxenus /ra^m. rhythm. 
S. 280 angeführt werden: di<S7](tog de {xQOVog) 6 älg tovxc} (tfS 
stQcitc) XQovtp) xarauBTQOvfisvos ' tglöf^iiog dh 6 tglg' taiga- 
örinog dh 6 TBtgaHig' xatd tavzd dh xal kxl täv lomcSv fiiysr 
%(ov td ovo^ata e^Bi. Nun meint Hr. F. die neuern Metriker 
hätten den Unterscliied zwischen XQ^^^S Qy9p,ixog und XQOvog 
liBTQixdg oder xQo^og xmv övXkaßcjv nicht gehörig gefasst. Was 
die Alten XQOvog Qv^iiiTCog nennen , gehe die Zeit der einzelnen 
Sylben gar niclits an , sondern bedeute das Verliäiiuiss und das 
Maass, nacli weichem Arsis und Thesis (in der alten Bedeutung) 
mit einander verglichen werden, was bei uns guter und schlech- 
ter Takttheil heisse , welche zwei Theile den idiythmischen, von 

21* 



312 M e t r i k. 

von dem metrischen zu unterscheidenden Fuss, oder den Umfang 
des Rhythmus geben ^ der bei uns ein einzelner Takt sei. Dass 
das , was bei uns ein Takt heisst , Ton den alten Rhythmikern 
eiti Fuss genannt werde , hat seine Richtigkeit. Nicht so ganz 
richtig, wenigstens nicht klar genagt ist, was Hr. F. Ton dem 
XQovog Qv^fiLXog hier gesagt hat Aristoxenus , und so auch an- 
dere Musiker, theilen den XQOvog in dövv9etog und övv^BXog 
ein. Von dem erstem sagt Aristoxenus S. 284. t6ds xi %Q&vov 
liiyB^og vao piäg ^vXXaßijg ^ vjco tp^oyyov svog ^ öi^fislov 
xaraXi](p%sVj rovrov igov^isv xdv xQOvov. Von dem lireiten: 
iäv ÖB x6 avxo xovxo fisye^og vno nkeiovcov tp^oyyov ij fvA- 
Xttßcjv i] CrjpLtifov xaTaki]q)^y , Cvv^Bxog 6 XQOvog ovrog ^i^O'iJ- 
0Bxai. Nehnren wir also z.B. einen Daktyhis, wie ^aldakog^ so 
ist die erste Hälfte dieses Fusses ein xQovog dövv^Bxog^ weil sie 
aus einer; die zweite aber ein xQOVog öiiv^Brog^ weil sie aus 
zwei Sylben hesteht , deren Maass znsammen jener ersten gleich 
ist. Von dem yporog dövv^Bzog und övv%Bxog unterscheidet 
Aristides S. 34 den xgovog änXovg und no?.kaJikovg ^ indem er 
sagt: frt xäv XQOvcav o*i fiiv anXol, ot dl nokkaxXolj ot xai 
xodixol xakovvxai. Diese Stelle scheint Hr. F. S.8 nicht richtig 
Terstanden zu haben , wenn er sagt : Utrumqtie tempua spendet 
— — est xQ6vog övvdBxog^ non autem %poi/Off noXXaxXovgf 
sed ankovg, quoniam indicisiim est; dactyii -^^ contra 
utrumque tempus est quidem etiam övv^tBzov y namque Smkd- 
6iov est^ sed quum primum sit aicXovv sive indivisutn^ alterum 
est «okXanXovv y in partes^ id est duas breves divisum. Zu- 
gleich ist diese Erklärung auch den eben angeführten Definitionen 
des Aristoxenus entgegen. Nacli diesen Definitionen ist jede der 
beiden Zeiten des Spondeus nicht ein ^^pdf'o^ Cvv%ixog^ sondern 
ein a6vv%BTogf weil jede nur aus einer Sylbe besteht; in dem 
Daktylus aber ist die erste Zeit aus eben dem Grunde ein dövv- 
d'srog, die beiden andern Sylben zusammen aber ein XQdvog üiv- 
dcrog. Aristides aber meint nicht, wie Hr. F. glaubt, mit dem 
XQovog dnXovg eine Zeit, die aus einer Sylbe, und nrft dem 
noXXanXovg eine die aus zwei Sylben besteht, nicht nur weil das 
der Bedeutung der Wörter selbst nicht angemessen ist, sondern 
auch weil dann anXovg und noXXanXovg ganz dasselbe, was nach 
dem Aristoxenus und nach dem Aristides selbst S. 33 d6vv9sxog 
und 6vv%Bxog ist, sein würde. Noch auffallender zeigt «ich das 
MisTerständniss in dem, wasHr.F.n^eiter «agt: In dipodia iam- 
bica s^-o-y vel anapaestica ^^-^o. primus et iairUfus et cma- 
paestus ttrsis est rhytkmica sive forte rhythmi iempu»^ eecun- 
dus thesis rhythmiea sive tempus rhythmi debile; uterque 
et iambns et unapaestuSj quamquam duas alter ^ alter tres com* 
pleciilur syilabas , tarnen nonuisi unum valet tempus rhythmi- 
cum, quod hie simul et üvv^btov et noXXanXovVn aut^ quoniam 
in pede melrico consistit, noSiXOv est^ auctore Aristide 



Feassner : De antiquomm metrorum et melomiu diicrioiiii«. SYS 

QuinctiL p. 34. Kein Rhythmiker nennt einen lamben oder Anapist ^ 
einen xQovog ^v^/nexog» sondern sie unterscheiden ^nz scharf 
den XQOvoq von'dem Fiisse, und was Aristides meint, wenn er 
sagt die Zeiten seien entweder oaiXol oder %okka%Xoly ist dieses, 
dass die Zeiten in einem Fusse entweder einfach sind, wie in dem 
Spondeen, Pyrrhichius, Froceleusmaticus , oder manni^altig, 
wie in dem Daktylus , und Anapäst, Creticus. Deswegen werden 
aucli diese Zeiten arodixol genannt, weil diese Eintheüung sich 
eben auf die Füsse bezieht, die entweder Zeiten von einer Art 
oder von mehreren Arten enthalten. 

Gut und richtig ist , was Hr. F. über den Orthius und Tro- 
chäus semantus sagt. Meibom hatte das Schema dieser Fusse so 

angegeben : - - 1 und 1 - -. Die Gründe, die Hr. Böckh 

S. 23 dagegen anführt, der diese Füsse als aus zwei Sylben be- 
stehend annahm, davon die kürzere vier, die längere acht Zeiten 
hätte, widerlegt Hr. F. bündig, indem er zeigt, dass ^v\^iLo\ 
aövv^Btoi nicht, wie Hr. Böckh meinte, die sind, die aus einem 
einzigen Fusse , sondern die aus gleichartigen Füssen bestehen ; 
ferner, dass Aristides S. 38 ausdrücklich von dem Trochäus se- 
mantus «agt dmXaöidi<ov tag &iöBi>g; endlich dass die Worte 
eben dieses Musikers S. 98 ol ds oq&iol xal öijfiavtol did rd 
akbovd^Biv xolg fiaHgotocToig rjxoig ngodyovötv ig d^lcafia durch 
das xksovd^siv Meibom*s Erklärung bestätigen. Wenn er jedoch 
die (laKQOtdzovg ijxovg durch \ ergleichung einer andern Stelle 
des Aristides S. 97 und einer des Dionysius in der Schrift de com- 
positione K. 20^ die jedoch verdorben ist, und nicht hierher ge- 
hört, so deutet, dass darunter viel auf einander folgende l^nge 
Sylben verstanden werden sollen, so kann ihm Rec. diess eben 
80 wenig zugeben, als was er S, 11 sagt: Quare in omnibus lih 
eis , ubi Hermannua in bisyllabo pede irochaeum semantum 
agnoscendum censet^ JElem» d, metr. p. 237, 327^ 660 seq. non 
erit quod eum atatuamus. Denn erstens würde in jenen Stellen, 
wenn das Maass der beiden Sylben des Fusses nicht das von 8 
und 4 Zeiten wäre , das rhythmische Yerhältniss der Glieder in 
den Versen und Strophen aufgehoben werden ;^ und zweitens steht 
die von Hrn. F. gegebene Erklärung gar nicht der Annahme einet 
zweisylbigen Fusses entgegen, sondern verträgt sich mit ihr voll- 
kommen. Denn mit der Angabe j--- ist nur der Takt des 

Fusses , nicht aber die Zahl der Sylben , die auf diesen Takt 
gesungen werden sollen, angegeben. Hr. F. hat selbst S. 15 
die Stelle des Longin angeführt, in welcher gesagt wird: 6 dh 
QV^Hog (og ßovkBTcci ekuBi rovg XQdvovg' aokkdxig yovv xal 
xov ßgaxvv xQ^vov noiel ficcKgov. Und noch bestimmter sagt 
Arlstoxeuus S. 2Ü2, den Hr. F. ebentalls S. 23 anführt, votiteov 
Sb %cD^tg rd t8 rrjv xov Ttoöog dvvafnv tpvkdccovza örifiBta^ 
Tcai tag vno tilg Qv^^OTiOitag yiyvofiBvug StatgiöBig ' xdi xgog- 
^BtBov de tolg elgruiivoig^ oti, tafcsv siciötov uoSog ömiBla 



Bi t ; r i L. 

TT»? rir»^'au3r'.;".c:: '"-i'dttSt'K. ö.c;/f#cCc:: rr»*..^.?-' /•aarjrT'otfOx 
arfi;xt/.vf:i Lti*;i iiui niclii aui c»'Ji. 7ai:'. soxiüeri; aul die üi 
di»i»»'?rr 7 uKI* iaii::r*fa*iiuiiei. 5»- ln'^i. i»*jziifiiei sici. dit- ucxoaTCe- 
To. um Lnr.ufizo. rtui iimeir cjai»e ai viridiciieii Getfanr ^t- 
ciacii;. uii€ u ue? t^iueii dtelit ausariicLiicl! £i roL." leoulp vuvou; 
iuiiziir?.setzt woro*?!!. Auci» hCliem: A.n^ticit;*' . weL die^e FÜ6«e 
woii. nH^LS'teii.*« aui zwei .>v1i»m|: ^«fiiiiirei» wuraei. . jrieicL iii der 
licfiuitioi li*ii»er oitkjinc ty. rsrtiaci.u^n LnoBcaz »Ui uxvaer^uoz' 

Tpaöt^um iifjoscnc jre^affi zi iiaii^i . üi- . vii e: sonst tiiut. ex 
bv(' tiCKüiäf ciitöiafi i'M ''cT-cnoii uciKudii IracEcir. i.. fc. w. 
Ei»ei- üaK«'_*i:i' mar mii aiici ^ui ci'jir ß7r(»7'C£loi uhiZar . c> acal 
ütJi/.rn'i r'-ii^i . ü*!ii H:. I. raus ricniir mit Meitiom. dem 

Takte- iiacli aiijri'ji); . wa«^ nicht iiuiaert . aa«^ dieüer Fuas 

IL zve. .S'^lhei cesiiiirei. werdei. komitt. 

& l!f eeii*^ de» \ eria?sei zi dem zweiten Tiieiie seioer Ab- 
liaiidiun; iiiie: . uni beiiauptct zi7vbrucT<r».. die Alien haben zweier- 
!♦.'. .-m^M: voi ferner iiiici Gedichieii nnier»ciiieüen. die eüic. m- 
jiir*?"« . h weknei da*^ \erhälmi9f^ ner ^vlDen von ] :^ stets 
iieii>i£rt wortieii Kei . welche usroor rikcim oder sciilechtiiin ^£- 
Tpor unc 7CüL7^uc! heifise ; die andere hewertere . weiche durch 
die lii>vtnmo]röit und daf 1 emiid vergeh iedenarüire Maasse er- 
hahf . und tiait: nvtuuc, bald izjaoi. nalu xg}/.C; jrenaiint werde. 

•■ » u 

IIa»' nar>e maii mi^erstandeL . unt; reriaulH . wo dk beiden Gat- 
lunr^i.- voll "^ er^ei. uüierr*ciiiecleii wer-den. seien zwei BeschafieiH 
lieiteii defisehien "Verlieft unier«<cniedcn würüeL. Zuerst führt 
nun oer \ eri. Bewei^siehei:* iu! die>ie Lehauptumr an. Aber aus 
diesen erjrieut kicl weiter nichts . ai«. was Isin*:st anerkannt war. 
dai<K otiite Ge<anr nur ein doiipelie^ Maati> der Sviben im Ver- 
hättni'-K voll 1 : 2i \urkomnit. dei* Gesanr aber verschieden davon 
ist. und aeiM' musikaii«4ciien yerhäitni9i>t hat. l>ie erste der an- 
peführtei: Stehen i*n ciiK- seiir comipte eine^ schiechten Autors 
io Boif»Monadenf Anteil. I\. 4^. die einzifre. mit weicher die 
Beneninnijr iiBZQfn> zbKnw belefrt iät. Aber jener Autor vergeht 
dsrunter nur bel^annie «ranae \ erse. wie einen heroischen Hexa- 
meter fider einen iombiKchen Irimeter. Hie Sieiie des Anstides 
aber S. S2i . w(> ^ lieisst: ßetL bh Ae^EOff uovrig ku zmv noof^ 
uÖTGJi z6ji dieser Artikel isi hlnzuziifür'eii i iure: xbv/möuevks 
v7Zi:r,(,..6hC'i: . o'iM rcjr 2.cnc:öoi xai ztrcar Tüiovrvr , )iat Hr. 
} KCi'werii'ji. riciiiir «recieute; . wem., e: ^. 1% eleu iouisciieu 

ll.i—umiut c muiarJ luireräir . S / /• ^nt den a minori 

.*.'.. moüiuirt wi-sseii viL. 

l'e? A eri. «teil; nui: lerne: S If« foijrenüe drei Sätze auf: 
iTKiRUf uaH»> die Gesiiujrt der Aiteii eheu dec iriciciiformiffen 
laki renuni nanen. dei m de! heuiureL MuäiL besieht; zweit euh^ 



FeDMBer: De utiqiionni nififiinrBi et Hwlenmi üfcrnifaie. 

dafiB die Sjlben bald drdseid^, Tieneitig^ niii noch liofer 
ddbmt, biid kuner als die einfache Evne geniMuen wordflB 
seien; drittens, das«, wenn man, wie die neneoi Metriker tbn, 
in diesen das SyibenTerhältniss 1 : 2 lestbake^ dler UfayAnw 
nach dem Ausspruche der Alten «elbst aufgehoben w«ide. 

Den ersten dieser Sätze aus der Nator der Sache mi b cwei - 
sen, b'ehielt sich Hr. F. für eine andere Z^t tot : hier will er den 
Beweis blos aus den Zeugnissen der lAten Schriftsteller fiärcn. 
Dass man bei den Alien unsem Takt nicht habe inden widfen, 
scheine besonders daher sn kommen, dass die Alten keinen fSeiten 
und bestimmten Namen dafür haben. Wo sie den Takt, d. h. 
die Taktart, nadi der ein Gesang ^eht^ jbeseidnen , verde tobd 
den Griechen gv^fiogf von den RömcM rjtgfhmusj nmmermB oder 
numeri^ percussio^ mtervallorum percuuio gesagt; ein ein- 
seiner Takt, d. h. ein Taktabschnitt, lieiste iv9^6g^ MoAg 
^v^fLLKog (im Ge^ensatae gegen den metrischen Fnas, Aristid. 
p.Ml 41fi Quintü^ IX» 4, 48 — 52.) xovg d ötjfudviuu ^vt- 
§Mis, ^X^ßct QVn^fiLKoVt ^Z^pM xoSiXov^ rbjfthnuu^ uunwTMtj 
pe» rhythmicuM^ pereusHo^ peicussionum modi^ iutmwOa 
(ae^jualia), \mk diesen Benennungen ist blos zu bemerken, da9 
der metrische Fnss nur bei dem Qointilian, nicht aber bei dem 
Aristides in den aagefuhrten Stellen genannt wird, in deren erste^ 
rer blos die schon oben berührten %Q.6ve^x»Ujt%loij o1 xmL mm^ 
6iMioX xakovvzai iwrkommcn; ferner dass der Ausdruck ^nP^ 
xo9m6v, der aus Marins Victodnns S. ttjtl yi»™»« ist, JÖit- 
neswegs einen eini^nen Takt bedeutet, indem er dwi nicliMios 
¥on den einaeloen Füssen des heroiscbeh Ycmes, nwidfiin sink 
von der DIpodie, wid den awei Gliedern, aach denen dieser .Vers 
gemessen werden kann, gebraucht wind. — Von den laUreldlBn 
Steilen nun , die als Beweis für den Takt ^er alten MiWfft pijfTT 
führt werden, beweisen die meisten welter nichts, als 'daaa 4fese 
Musik Takt^ d. li. einen Bjhythmus gehabt habe : s. B. glaidi! die 
erste derselben ans den Problemen des Aristoteles XIX. 22. Zi,d 
ti OL xokloi fittlkov ^dovTBg xiv Q^^fuiv edjjov^av ^ e{ oiiyoi^ 
^ oz€ ^äTJkov ig evu, ^ys^ova ßlixm}$L xal ßm^zsQOW X^*^ 
ßf^mövzBQOv SU schreiben) cigxovzixi^- ofirs (fScv t&v «wrov 
rvyyavovCL; iv yaQ Ttp t^xu o^pttxgtim M^.Btav^ Doch das gfe- 
steht Hr. F. selbst ein. Daher er nun ft« den Stellen übergehl, 
welche dartliun soUen, dass bei den Alten eben derselbe ^l^cl»- 
förmige Takt^ wie bei uns, durch ein ^zes Stick hindnrob'htf 
aller Manni^alti^efl der in diesem Takte gfitoungenen Nole»^e- 
herrscht habe. Wir. wcUen diejenigen dieser Stellen, die wirk- 
lich etwas beweisen (denn nicht mit nlien ist diess der Fall), 
näher betrachten. Aiiatoxenus El9m...Harm. p* 38. ov Aü iik 
ayrotlv otl ri ri^g ftovöLX'^g evvaöig afia fikvovrog tivog %ai 
Tuvovfiivov IötL f. U. v>akuv iv zolg arspt %ovg ^\)^piovg 
%0iJiM Toiav^^ oQiDfiti' fLVOfisi'a. xal ydg iiivorzog zw hoyov^ 



376 Metrik. 

xa&' öV iicjQiötttt tä yivij (das Tlöov , r^ßioXiov u. s. w.) , rct 
fiByi^fi xti'Ctrai ttSv nodäv öiä r7}v rijg dyayr^g dvvctuiv (des 
Tenpos). xal t(Sv [lEys^av (ibvovtcdv dvo^OLOi ylvovrcci oi 
vtodsg (Taktgliedenin^, Coloratur) xal avxo to (liyt^og «oÖa 
dvvarai xal öv^vyiav. d^Xov de ort xal at r&v öiaigaOBCiv xal 
Cxtiiiaxmv {iiatpogal supplirt Meibom ; Ilr. F. lieber ai/ofiotdri;- 
Tsg oder xivqCttg) nigl [ihovri, (liys&og ylvovzai' xa^okov ok 
ilnHv 9} luv Qv^nonoita noXXdg xal nawodaitag xivrjösis xi- 
vBitait ot 08 nodeg, olg örj(iaLv6(it9airovg gv&ftovg^ axXäg 
xal rag aiurdg iiL Allerdiii^ ist das völlig die Beschreibung 
linsers Taktes : mir ist durch das del nicht angegeben, wie lange 
dieser Takt anhielt. Eben das gilt auch von folgender Stelle in 
den fragm. rhythm. p. 2Ü0. del de fii; diaiiagnlv av zolg vvv c2- 
Qf^liivoig^ vnokaußavovrag firj ^itgl^Bö^aL noäa alg nkelto xmv 
tstraQiDv igi^fi^v, (ttgi^ovrai ydg Evioi rav xoöfov dg dmki' 
öiov tov Blgi^fiivov nXn9ovg dgi^fiov f xal elg «oXkankaöiov* 
äXX^ ov xau amov o novg dg zo TcXiov tov dgijfisvov arAif- 
9ovg fisgl^Bzai^ aXX* vno xijg (jv^nofcoitag iiaigtixat tag toi- 
avrag dLuigiöBig* vorjzeov dh xag'ig za zb zi^v zov nodog dvva- 
fjiiv (pvXdööovza örjfiBia , xal zag vno r^g gv^fioaoiTag yiyvo- 
fiivag iiaigiöBig' xal ngog^Bziov da zoig algrifiBvoig ort rd ^bv 
ixddzov nodog öijuBia ötagiivBi Vöa ovza xal za agid'fia xal zä 
fiByidai' al ö' vno f^g gv^fionouag yiyvouBvat diaigiöttg 
noXXriv Xafißdvovöt noixiXlav, Eine dritte Stelle, die eben- 
falls ZOT Bestätigung dient, ist aus Aristides S.41 comipt mitge- 
theiit, obgleich die richtige Lesart aus Handschriften von Meibom 
angemerkt war. Ihr Inhalt ist , dass die, welche die Rhythmik 
getrennt von der Metrik behandelten, die ziisammengesetaten 
Rhythmen (d. h. ungleichartige Fiisse) so abtheilten, dass am 
Ende enrhythmische Verhältnisse herauskämen , wovon Aristides 
als Beispiel einen sehnzcitigcn Rhythmus aufstellt. Da 2:8 kein 
enrhythmisches Yerhältniss sei , so werde wiedenim 8 aus S : 5 
auch kein solches geben ; diess entstehe aber wenn wieder 5 in 
2 : 3 zerlegt werde. Desgleichen sei 3:7 nicht enrhy thmisch, 
aber 7 lasse sich in 3:4 zerlegen. So entstehen also für den 
zehnzeitigen Rhythmus die enrhythmischcn Formen 2:3:5 und 
3:3:4« Die vierte Stelle aus Dionys. Ilal. tie adm, vi die. in 
Detukosth. c. 50 in der Ilr^ F. ebenfalls eine Bestätigung ßnden 
will, wollen wir für jetzt übergehen, da sie weitor unten gc 
braucht werden soll. Anderes unbedeutenderes Gerede des Ci- 
cero und lateinischer Grammatiker mag ebenfalls unaugeführt 
bleiben, nicht aber die Worte Quintilians IX. 4, 55. nam rhythmiy 
tit dixij neque Jlnem habent certiim^ nee ullam in contexiu 
Varietät em^ sed qua coeperunt sublatione ac positione adfinem 
vsque derurrmil. 

Durch diese Zeugnisse ist nur allerdings der Takt bewiesen. 
iVi/n folgt aber noch der Beweis^ &«l«e ^\e N\V^w v\ ^^m^N^^& %\e 



FeosflDer: De anliqaorom metronam et melornm diflCEiinine. STT 

• 

[iiXog nennen, nicht bei dem einfachen und doppelten Maasse 
der Sylben stehen geblieben, sondern, \de es der Takt ver- 
langte, bald längere, bald kürzere Maasse, und gewisse Still- 
stände lind Ruhepnncte, angewendet haben. Diese Stillstände 
und Ruhepnncte , worunter Hr^ F. wohl Pausen und die bei uns 
gebräuchlichen eine Note um die Hälfte verlängernden Puncte 
versteht, sollen von den Griechen dvaKonal und lyxa^löaata 
genannt worden sein. Aber das sind rhetorische Ausdrücke, nicht * 
musikalische, die ans Dionysius de comp, verb. K. 20 und 22 
(nicht 23, wie S. 12 angegeben ist) genommen sind. Die Be- 
weisstellen für die Sache selbst sind folgende: Longin praef. 
Hephaest. p. 139. to filv (lergov nBarjyotccs ^Z" '^ovg xgovovg^ 
[laTCQov rs xal /3pof%vi/ xal xov fistä rovrov tov xoivov xccXov- 
fLBvov, og xal avtog navTcog [laTcgog l6xt xal ßgaxvg' 6 8i 
Qv9ii6g cog ßovksrai skKBt tovg xQovovg' noXkiaig yovv xal xov 
ßgaxvv xgpvov tcouZ fiaxgov. Dionys. de comp, verb, K. 11. 
^ [liv yäg ne^i] AsIeg o'ödsvog ovxb ovoiiaxog ovxe gi^(iaxog ßcd" 
tixai rot;g XQ^'^^^'^Sy ovöh ^Bxaxl^tjöiv aAA' olag nagelXtjtpB 
ty q)v6Bi xag övXkaßdg xüg xs naxgag xal xdg ßgax^lagy rotav- 
rag q)vkdxxsL* i} da qv&^lx:^ xal ^ovöLxrj ^sxaßdkkovötv avtag 
[iBiovöai xal aii^ovöaL, SgxB nokkdxtg slg xdvavxla fisra^o- 
geiv. ov ydg xaig övXkaßaig dnsv^vvovöL xovg XQ^'^ovg^ dkXa 
neig XQOVOLg xdg övkkaßdg. Lateinische Grammatiker wieder- 
holen diess. Allerdings lässt sich gegen diese Zeugnisse nichts 
einwenden , und es hätte noch das von Aristophanes verspottete 
Blemklööovöa des Euripides angeführt werden können. Aus 
diesen Angaben nun zieht Hr. F. die Folgerung, man müsse bei 
melischen Versen zuerst untersuchen, welche Sylben einea 
rhythmischen Fuss (Takt) , und welche darin wieder die Theile 
desselben, Arsis und Thesis, enthalten. Da nun dieser Takt 
ciirchM^eg derselbe bleibe, so ergebe sich von selbst, welches 
Maäss an jeder Stelle jede Sylbe habe. Als Beispiel nimmt er 
den Find arischen Vers : 

dxgBxi^g ^Ek\avodixag yXB(pd\gG)V jil\x(Dl6g dv^g | vfpddev. 
Diesen stellt er in Noten so dar: 

JJoU|J.^JJ./JlJ.J.|JJJ^|JJJ. 
Schwerlich möchte jedoch ein Griechisches Ohr den zweiten die- 
ser Takte haben ertragen können, in welchem man vielmehr 

J ^ / J ^ ^ 

erwartet hätte. Der Schluss, durch welchen Hr. F. zu dieser 
seltsamen Eintheilung des zweiten Taktes gekommen ist, er- 
scheint nicht minder befremdend. Nachdem er bemerkt hat, 
dass die Arsen in diesen Takten, -»-^ im ersten, vierten, fünften, 
- ^vy im zweiten, - im dritten einander gleich sind, und alle ein 
und dasselbe Maass, d. h. drei Zeiten, haben, sagt er: Quod 



318 Metrik. 

si ila eatj es una parte dactylus non quaiuor iemporutn est 
aestimandus ^ sed es eo eßt gener e^ de quo Dhnynue Hai» de 
comp, verb, c. IX oi pivtot Qv&fiiHoi^ inquity xovxoo xov no- 
Sog Tt]v (laxgccv ßgaxvtSQav üvai q)act x^g xäkslag' ovtc Sxov- 
xsg äs sluBLV jcocc), xaXoviSLV avvtjv akoyov: ei ibidem c. 20. 
oi d' SXkot ndvrsg bIcl ddxxvkob xal ovxol ys nagadsdimyiiivas 
ilovTBg xag akoyovg^ Sgzs fii^ noXv 5wq>BQBtv Ivlovg tcSv xgo- 
Xoticav. Ex altera parte iUa longa tertiae dipodiae non intra 
duo tempora aubsiatit^ sed in tria protrahitur, Modem thesium 
est ratio. Dionysius redet Ton dem Daktylus im heroischen 
Veise^ dessen lan^e Syibe bekanntlich nicht eine volle Länge 
hat, wie in den daktylischen Versen, die nadi Dipolen gemes- 
sen werden. Können nun die RliytJimiker, wie er sa^, nicht 
angeben um wie viel diese Sylbe zu kurz sei, wie kann sie Hr. F. 
als ^ ansetzen, was ja eine ganz bestimmte Angabe ist? Wie kani^ 
er femer von den zwei kurzen Sylben, die ilir folgen, die erste 
1^, die andere ^ ansetzen? Wollte er ja noch eine Art von Aehn- 
fidikeit mit dem von Dionysius beschriebenen Daktylus heraus- 
bringen , 60 müsste er für den dritten Takt folgende Bezeidmun j; 
wählen: 

j. j^ .»i j. j^ ji 

Doch wir kommen zur Hauptsache. Bei Strophen, die in 
der aus sehr gleichartigen Gliedern bestehenden Dorischen Com- 
Position gesungen werden, hat es keine grosse Schwierigkeit un- 
Sern gleidibleibenden Takt anzuwenden. Ganz anders aber 
diirfte es beschaffen sein, wenn jemaud Gesänge, die nach Aeoli- 
scher Harmonie , wie z. B. die erste und zweite olympische Ode 
des Pindar, coraponirt sind, in einen gleichbleibenden Takt brin- 
gen wollte. Zwingen lässt sich das wohl auf dem Papiere, aber 
es möchten doch sonderbar eingeübte Sänger nöthig sein, die so 
durchaus gegen den Takt ohne Fehler singen sollten. Hier' ist 
nun der Ort die oben übergangene Stelle des Dionysins de admir, 
vi die. in Demosth, c. 55. p. 1110 zu betrachten, wo es von der 
dichterischen Rede hcisst: ^' (ilv opoia naQ(xXap,ßävov6u liitga 
xal Qv&fiovg TBtayiiBvovg bXtb xaxd 6zt%ov bXxb xaxä nBQlodov^ 
7]v xaXovCiv ol fioyöiKol 6tQoq)i^v, KaTCSLxa gtdhv xoTg avtolg 
Qv^fjkolg TcaX fiitgocg em xav aviav özixoiv ^ UBgioScav^ oig dvxir 
Ctg6(povg6voiia%ov6L^ XgcD^ivrjj nalxip öxri^axL xovxcp X'^g xara- 
Cxevrjg dno r^g dg^rig fiexgi xov ziXovq ngoßaivovöay ^fifiBXQog 
X Boxt xal BQQv^^og^ aal ovoficcta TtElraLxy xotavzy A^^st fi£- 
xgov xat iiikog. In dieser Steile liegt keineswegs ein Beweis fuf 
Durchführung eines gleichbleibenden Taktes, sondern vielmebr 
eine Andeutung von nach den einzelnen Gliedern verändertem 
Takte, und dieses ist es eben, was die Lehre von dem Takte der al« 
ten Musik vorzüglich schwierig macht. Den Takt kann man ihr nicht 
absprechen: denn dann müsste man ihr den Rhythmus überhaupt 



Feassner : De antiqaoram metramm et melornm diBcrimine. S19 

absprechen: aber gleichbleibender Takt mag wohl in solchen 
Strophen , wie etwa die Sapphische ist , oder in den nach Dori- 
scher Harmonie gesetzten, denkbar sein, nicht aber diirfte er 
sich in andern freier zusammengesetzten Strophen nadiweisen las- 
sen , sondern das Wesen dieser Compositionen eben in dem man- 
nigfaltigen Wechsel des Taktes bestanden haben. Wozu wäre 
es auch nöthig gewesen, dass die Dichter mit so grosser^ixenauig- 
keit die Sylben abgemessen, mit so überlegter Kunst die aus- 
dnicksvollsten Rhythmen ausgewählt hätten, wenn alles dieses 
in dem Gesänge nach dem Takte yerloren gegangen , und [mithin 
die ganze Mühe Tergeblich^ gewesen wärel In alter Zeit be- 
herrschte unstreitig der Rhythmus, den der Dichter gewählt 
hatte , die Musik. Nach und nach aber hat sich diese mehr er- 
laubt, und in den Rhythmus der Dichter eingegriffen, worüber 
schon Pratinas bei dem Athenäus XIV. p. 611 klagte, schwerlich 
aber durften ihre Eingriffe so weit gehen , dass der Rhythmus 
der Verse nicht sich genug geltend gemacht hätte, um noch seine 
Natur zu behaupten: 

Wenn endlich Hr. F. am Ende seiner Abhandlung sagt: 
Atque ut tarn id enuntiemus , quod iotius nostrae dispulationis 
summa est : si eo modo lyrica carmina dimetienda modulanda- 
que traciaveris^ quomodo metrici adküc fecerunt nosiri, qui, 
aequalibua percussionum modia improbalis , etiam in his car^ 
minibus non nisi simplex et duplex eyllabis concedunt tempus : 
tumy modulatione subiala^ nihil pene aliud remetnebit ^ quam 
pro8a oratio^ ut veter es ipsi testantur: wozn eine Stelle des 
Cicero und eine des Marins Victorinus angefülirt ist; so ist da- 
mit nichts weiter gesagt, als, was jedermann weiss ^ und die 
beiden angeführten Schriftsteller ebenfalls sagen, dass, wenn 
man Verse wie Prosa liest, sie auch wie Prosa klingen. Und 
das sagen sowohl diese Schriftsteller, als auch Dionysius de ad- 
mir, vi die. in Demosth. gl^cli nach den oben angezogenen Wor- 
ten , vorzugsweise von der lyrischen Poesie , weil man bei den 
mannigfaltigen und sehr unter einander verschiedenen Gliedern, 
aus denen die Strophen bestehen, noch weit weniger bei einem 
Lesen, wie man Prosa liest, etwas von Rhythmus bemeiicen 
kann, als wenn man Gedichte xarce 6%l%ov^ z.B. epische oder 
iambische Verse , auf diese Weise recitirt , indem bei diesen man 
doch durch das immer wiederkehrende Gleichartige und Bekannte 
an Verse erinnert wird. Hr. F. hat daher einen ganz falschen 
Schluss gemacht. Denn eine Recitation, in der das einfache und 
doppelte Maass beobachtet wird, ist keine Aufhebung des Rhyth- 
mus, kein Lesen, wie Prosa gelesen wird , sondern eine Recita- 
tation nach einem festen und völlig bestimmten Rhythmus. Ob 
dieser derselbe sei, nach welchem gesimgen worden, ist eine 
Frage für sich. Rhythmus ist und bleibt er, und auch einjsehr 
guter und ausdrucksvoller Rhythmus, dafern die Dichter einen 



380 Lexikographie. 

8olcheD sni wählen ycrstanden hahen. Umgekehrt konnte man 
mit weit ^össerm Rechte sagen, es bleibe nichts als Prosa übrig, 
wenn man z. B. einen Chorgesang, wie der in den Eumeniden ist, 

in gleichbleibendem Takte moduliren wollte. So zu gingen liat 
sicher Aescbjlua, der seinen Chor selbst einübte, nicht gelelurt 

Gottfried Hermann. 



Vollständiges griechisch- deutsches Wörterbuch 
über die Gedichte des Homeros und der Homer i^ 
den^ mit steter Üucksicht auf die ErlAuterung def hänslir.heo, 
religiösen, politischen und kriegerischen Zustandei des heroischen 
Zeitalters und mit Erklärung der schwierigsten Stellen nnd aller 
mythologischen und geographischen Eigennamen. Zunächst für 
den Schulgebruuch nusgearbcitet von C. Ch, CrusiuBf Subrector am 
Ljceiim in lliinnover. HannoT., Iluhn'sche Ilofliuchhandlaog 1886. 
VIII u. 516 S. gr. 8. (1 Uthlr. 16 gGr.) 

Der Verf. bemerkte laut der Vorrede, dass ungeachtet der 
grossen Anzahl trefflicher Hulfsmittel, welche seit einer Reihe 
¥on Jahren für die Erklärung der homerischen Gedichte erschie- 
nen sind, doch noch ein vollständiges Wörterbuch fehlte, wei- 
ches den zahlreichen, besonders Jüngern Lesern dieser Gedichte 
in der Kürze Alles darböte ^ was zum Verständniss derselben nö- 
thig ist. Er hielt ferner dafür, dass ein , selbst nur für Schulen 
bestimmtes;, Special - Wörterbuch ausserdem , dass es eine alpha^ 
betische Folge der Wörter mit ihren Bedeutungen ^be, beson- 
ders den eigenthümlichen Ausdruck nnd diejenigen Stellen be- 
rücksichtigen miisste, welche wegen der Construction oder der 
Bedentung der Wörter schwierig zu verstehen mnd oder eine 
verschiedene Erklärung gestatten. Es rouss — so lässt sich Hr. 
Cr. weiter vernehmen — bei den Wörtern und besonders bei den 
Eigennamen die erforderlichen Erläuterungen aus den Alterthii- 
mern, der Mythologie , Geographie und andern HüUskenntnissen 
umfassen und so gleichsam (!) ein Repertorium alles dessen bil- 
den, was das Verstehen des Schriftstellers erfordert. Dieser 
Idee eines Special« W^örtcrbaches, das nach einer andern Stelle 
der Vorrede gleichsam (!) die Stelle des Gommentars vertreten 
soll , gemäss ist das vorliegende Werk eingerichtet. Es enthält, 
wie die Vorrede berichtet, l) alle in der llias und Odyssee, in 
den Hymnen und übrigen kleinen Gedichten befindlichen Wörter 
nebst einer Bezeichnung der sogenannten airag BlQi]ßiv.a und ei- 
ner Machweisung darüber, ob ein Wort der llias oder der Odys- 
see oder den andern Gedichten eigenthümlich ist. Es ist 2) 
besonders auf die Erklärung schwieriger Stellen Rücksicht genom- 
men und, soviel es der Raum verstattete, auch dieVerscliie- 



Cratim: Worterbacb ni Homer. * 881 

denheit der Ansichten nacbgewiesen worden. Dtss sich nicht 
leicht, sagt der Verf., eine schwierige Stelle findet, woTonman 
wenigstens nicht (sie) eine Uebersetzung findet, wird eine genaue 
Ansicht des Buches lehren. Die weitläuftiger erklärten Stellen 
sind in einem besondern Verzeichnisse am Ende der Vorrede auf- 
' geführt mit Verweisung auf die Wörter , nnter welchen sie ste- 
hen. Endlich sind 3) in dem Buche alle Eigennamen befindlich 
und mit den nöthigen mythologischen und geographischen Erläu- 
terungen versehen. 

Diess sind die wesentlichen von dem Verf. selbst in der Vor- 
rede dargelegten Grundzuge des Buches. Es bieten dieselben einen 
reichhaltigen Stoff zu Erörterungen mannichfacher Art dar, wenn 
man ausser der Frage über die Nothwendigkeit und Nützlichkeit 
der Special-Wörterbücher für Schufen die vom Verf. 'beigebrach- 
ten Ausiclitcn über die zweckmässige Einrichtung von solcherlei 
Werken in's Auge fassen will. Leugnet nun zwar Ref. die Nothwen- 
digkeit und Nützlichkeit von Schriften, wie die vorliegende unbe- 
dingt, und kann er sich auch zu den mitgetheilten Gcdapken über 
den Charakter der Special- Wörterbücher wie gewiss Unzählige mit 
ihm nicht bekennen: so will er doch für jetzt ganz davon absehen 
und nur untersuchen , in wiefern der Verf. durch das vorliegende 
Werk das von ihm erstrebte Ziel , das Verständniss des .Dichters 
zu eröffnen , erreicht habe oder nicht. Zugleich wird sich aus 
der folgenden Relation überhaupt ergeben, in wie weit der Verf.^ 
der seine Bestrebungen vorzugsweise auf Lexikographie .zu wen- 
den scheint, als Schriftsteller in diesem Felde aufzutreten be- 
rechtiget ist. .Unser Bericht wird im Grossen in drei Theile zer- 
fallen ,^ die freilich der Natur der Sache nach nicht immer scharf 
auseinander zu halten sein werden* Zunächst nämlich möchte in 
Beziehung auf die mehrfach wiederholte Versicherung der Sorg- 
falt und Genauigkeit (S. VL VIL) zu untersuchen sein, ob die- 
selbe im Werke selbst sich kund gebe oder nicht; dann bietet 
sich, da Grammatik und Lexikon einander so nahe berühren, eine 
Beleuchtung des Standpunktes grammatischer Erkenntm'ss , den 
der Verf. behauptet; und endlich schliesst sich eine Nachweisung 
von. der Geschicklichkeit des Verf.'s eine rationale An- undUeber- 
sicht der homerischen Spracheigenthümiichkeiten zu geben, an. 

Rücksichtlich des ersten der angegebenen. Punkte ist Ref. 
nngewiss, ob er die unrichtig angeführten Stellen auf die Rech- 
nung des Verf.'8 oder des Setzers schreiben soll. Er hat natür- 
lich nur hier und dort Stellen, die von besonderemBelangezuseln 
schienen, nachgeschlagen und -dabei doch in den Buchstaben 
A — E nicht weniger denn 33 Citate vergebens i^esucht Bei der 
Menge von Druckfehlern — mehr als 130 haben wir in den ersten 
5 Buchstaben bemerkt und wie viele ohne Zweifel übersehen ! — 
ist's glaublich, dass der Verf. nur einen geringen Theii der Schuld 
^<^^; jedenfalls rührt aber- von demselben die inconsequente 



Lexikographie. 

Schreibung dygawiiog^ öaxiöxalogj ixEößoXlfiy Ixsößokog 
her^ 60 wie dass die mit Osi/, öe, dt und andern Sylfoen der Art 
gebildeten Wörter bald unter dem Stammworte, bald gesondert 
aufgeführt sind. Gleichfalls gerügt zu werden verdient, dass 
ßgcixa als wirklich existirendes Wort angegeben wird, während 
doch yata durch die Parenthesenzcichen sich als blos angenom- 
menen Stamm auch äusseriich darstellt In einzelnen Axtikela 
ist der Verf. mit sich selbst im Kampfe. Als Beleg diene Fol- 
gendes. ^^'^lAsißvi} 2) vom Orte: vertauschen, weggehn, mit 
Acc. Mfvxii dfitlßEtat egxog odovTov die Seele geht über den Wall 
der Zähne d. i. über die Lippen.^'' Womit zusammen zu halten: 
^^ egxog. Die alten Ausleger und mit ihnen Wolf, Voss u. 8. w. 
nehmen es für Schutz der Zähne, als eine Umschreibung der 
Lippen ; andere besser von den Zähnen selbst^ von ihrer Aelin- 
lichkeit mit einer Pfahlreihe.'' So audi: ,y'jitdfjg. Er ist ein 
mächtiger, unerbittlicher Gott; dennoch holt Herakles seinen 
Hund aus der Unterwelt und verwundet ihn selbst IL S. 395.^ 
Dazu vgl. „TIvAos 6 = nvXi] Thür, Thor, jedoch nur kv 
ütvXaj welche Lesart Wolf nach Aristarchos aufgenommen hat 
Mau ergänzt Atdov und bezieht es auf die Mythe, dass Hera- 
kles, als er den Kerberos heraufholen wollte, mit dem Hades 
kämpfte. Allein da diese Mythe unbekannt ist, da femer xvkog 
statt nvXfi sonst nicht vorkommt und man nicht weiss wer die 
vixvsg sind, so scheint die Lesart iv IlvXto besser. Man bezieht 
es auf den Kampf des Herakles nut Neleus und hierbei verwun- 
dete er selbst den Hades.'' Vgl. dixav mit axavQaau, A. 
— Inconsequent ist*s femer, wenn unter A vom sogenannten 
a privat, collect euphonic. die Rede ist, und unter keine Sylbe 
über das o in onatgigj otgtx^gt oagoi^ oxgvoei^gt otgtiQog 
u. a. erwähnt wird. — Doch gehen wir zu Wichtigerem über. 
Wenn es fest steht, dass das Hauptstreben bei dem Sprachunter- 
richte auf die Nachweisung der Eigenthümlichkeit der zu behan- 
delnden Sprache und ihrer Verschiedenheit von den übrigen, 
namentlidi der Muttersprache, nicht aber auf eine praeterpropter 
passende Uebersetzung hinausgehen muss: so sind Uebcrsetzun- 
gen, wie sie auf jeder Seite des Wörterbuchs zu finden und. von 
denen wir folgende nur als eine Probe geben, in den jetzigen Tagen 
unverantwortlich. „II. 8. 525. äyogBVBiv (iv^ov (istd Tgoisöötv 
einen Rath den Troern verkündigen." — ^^xäöav 2»' alav snf 
der ganzen Erde." — ,jOvgav69Bv vns^^ayij aöxstog al^f. 
am Himmel zertheüte sich der unendliche Aether." — * „alte 
dno Ai^rdo^Theil an der Beute." — „nAvd's 6su ivsx^ dyysXliig 
er kam mit (hört!) Botschaft" — ^^^X&sv v%* "Rlov er kam 
nach llios. " — „?xad«i; ös rs ylyvet' äxovT^ in der Feme wird 
es gehört," — Unter dfio^ev heisst's: „tcoIv dfiod^sv sM xal 
'^fiiv davon irgend an erzähle auch uns." Das versteht keiner. 
Mit dfio^av verhält sich's dort eben so wie mit unserm von und 



^ Craiias: Wörterlmcb m EUimer« t8S 

dem lateinischen de: der Gegenstand, von dem gesprochen ^rd, 
ist als der Ausgangspunkt der Rede gedacht; TergL ouqxniQGy- 
»BV Od. 12, &8. Eben hierher gehört II. 22, 126. „oii nmg vvv 
%6tiv ano ägvog cvf dito xsrgrjg oagl^HV,^*' was freilich Hr. 
Cr. übersetzt: ,, jetzt ziemt es nicht Ton der Eiche und vom FeN 
sen herab (!) zu schwatzen , d. h. über gleichgiiltige Dinge trau- 
lich zu plaudern.^ Konnte doch Od. 19. 163 den richtigen Weg 
zeigen. — Unter dtd heisst es: ,,in ursächlicher Beziehung, 
eigentlich nachhomerisch, nur ixngsne nal did xdvtav Tor Al- 
len. ^^ — ^^'Axo^Qciöxfo 2) absol. Od. 1. 58. IsfiBvog xal 
xccnvov dno^QciöKovta vo-^öat ^Hg ya/iyg," während unter 1) 
D. 16. 748, wo dno^Q. vrjog, aufgeführt wird. Gleichartig ist 
die Bemerkung unter ala. ,^Oft narglg ala Vaterland II. 2. 162 
und alct allein Od. 1. 41.^^ Da steht nämlich ^g tfielgBrai aiag. — 
„JTßta. Im Plur. auch ron Inseln Od. y. 284." „'^yjjKJr i- 
vog. 11.5. 141. al dyx^OtLvat In dlkTJkj^^i %i%vvtai dicht an 
einander gedrängt werden sie hingestreckt.^^ ^^A^t6^au IL 
4. 487. jyaiyBigog dtfitnkvTj xtltai die Pappel liegt verdorrt da.^ — 
Der Verf. muss die Stellen zum grossen Theil gar nicht nachge- 
schlagen haben ; sonst könnten , denk' ich , Sachen wie folgende 
nicht vorkommen. So sagt er aXyiov solle meist im Sinne d««/ö 
trauriger vorkommen und verweist auf II. 18. 278. -^ Od. 5. 71 
soll aXkvdtg aXly „bald auf diese, bald auf andere Art^^ heissen. 
Unter £Xq>i,rov steht: „Auch hei Opfern streute man sae (die 
Gerstengranpen auf das Fleisch) Od. 2. 290. ^^ Da kommt zwar 
&kq)ira vor, von einem Opfer sucht man vergebens eine Spur. 
Der Artikel dftofivv^i lautet: „ 1) schwören, den Eid in bester 
Form , vollständig (a^rd) leisten , Sgxov einen Eid ablegen Od. 
2. 377. 2) eidlich versichern, dass man etwas nicht thua ^olle.^ 
Dass Od. 2. 377 mit den unter 2) aufgeführten Stellen in eine 
Kategorie gehöre, zeigt v. 873. ^,'Avdnza. Od. 12. 51. xbI- 
Qccta ix (sie) torov.'^ Dort steht avtovj wobei töxonidov mo. 
ergänzen. — Mit welchem deutschen Worte ein griechisches 
wiederzugeben war, kümmerte den Verf. wenig; wenn's nur 
klappte, so schien ihm genug gethan. Die obigen Beispiele haben's 
zum Theil schon gezeigt; hier noch einige, y^dtö&avfjg. Od. 
12. 22. zweimal gestorben;" yytglx^g ocgavlm i[inB(pva6^ die 
Haare sind dem Schädel entwachsen ; ^^ vogäv iv 6(p%aXßoi6iv 
Tor, mit den Augen jehn^^ da doch ohne allen Zweifel die Wahr- 
nehmung zum Grunde liegt , dass die angeschauten Gegenstände 
im Auge sich abbilden. ,,i76AiD 3) = ilvat' xov d' Ig dgfiSf- 
QBog ^vfiog tceXbv daran war eine silb. Deichsel II. 5. 720.^^ — ^ 
^ylloTog' Ttolov xov fiv^ov hmBg welch ein Wort hast du ge- 
sprochen!" — yyllgonag ganz." Es Würde in*s Unendliche führen, 
wollte Ref. nur den zelmtcn Theil dessen, das er sich bei Lesung 
des Buches angemerkt, hersetzen. Doch mag er diesen Theil se^ 
nes Berichtes nicht schllessen, ohne den allerersten Artikd beige- 



S84 Lexikographie. 

bracbt in haben. „A erster Buchstabe des griech. Alphabets; 
als Ziffer eins; daher (!) bei Homer als Zeichen der ersten Rha- 
psodie. Die 24 Rhapsodieen beider Gedichte, sowohl der lUaa 
als der Odyssee, werden mit den 24 Bachstaben des griech« Al- 
phabets bezeichnet. ^^ — 

Fassen wir jetzt den grknmatischen Standpunkt des Yerf.'8 
In's Auge. Ref. gesteht, es ergriff ilin ein Grauen, als er alle 
die Larven aus den Jahrhunderten grammatischer Finsterniss, als 
da sind die Antiptosis, die Enallage temporum, die Ellipse, ein- 
herziehen sah; wähnte er sie doch begraben. Daneben zeigte 
sich , was freilich schon nach dem Angeführten nicht anders er- 
wartet werden konnte, ein so grobes Verkennen der einfaclisteo 
und klarsten Verhältnisse der Grammatik, dass ich das Buch 
im Toraus zum Gespött verständig unterwiesener Schüler wer- 
den sehe. Ist's nicht als stände so einer von den geistlosesten 
Sprachlehrern des 17- Jahrhunderts auf, wenn man Folgendes 
hört? f^Palcii' ta xi oi iyKitpakog 5td öniog 9sLVO(iivov Qaioito 
XQog ovdBt dann soll das Gehirn dem Zerschmetterten durch ^e 
Höhle an den Boden verspritzen Od. 0. 4&0. Der Genit. des 
Partie, r&hrt dalier, weil Homer den Dativ, des Pronom. statt' des 
Genit braucht Kühner II. § 681 C' oder: „TijdiG». II. 1.S80. 
VW dif Jtov ^AjijbXX^og h^q yiif^el (povov *A%aiäv dsgxoiiivtp st. 
iiQHoiAivov, ^' Diese Stelle passt nicht einmal zu der ejcquLsitea 
Bemerkung unter gaia. Doch hörqn wir welter! „'^sxoy mit 
Genit. Dieser Genitiv steht selbst, wenn auch die Conatruction 
einen andern Casus verlangt ös ßiy äixovzog (st. aixovza) 
axijvga v^a Od. 4. 646. mit Gewalt, wider Willen nahm er dir 
das Schiff. ^^ Etwas verständiger ist die Steile unter axdvQa& 
behandelt, wenn gleich daselbst der Genitivus absolutus sein We- 
sen treibt; die Alten wussten von einem solchen Undinge nichts 
und eine Stelle wie die des Priscianns p. 216 § 80 „et quando 
nominis et participii ablatinis verbo et nominativo alterius nonu- 
nis cum transitione personarum adiungitur ^^ hätte müssen langst 
die Grammatiker, wcnns sonst nicht geschehen konnte, auf den 
richtigen Weg fuhren. — Wie gehorsam müssen die Bedeutun- 
gen der Tempora sich fugen! ^^'Akovo, 3) dasPraes. in dem 
Sinne gehört haben, wissen Od. 8. 193; 4. 688.'^ Dazu Elli- 
psen wie: ^yAyxlßoXog. i^ dyiifJ^okov (sc.toäov) UbIv in (sie) 
der Nähe sehen. ^^ — Die einfachsten Verhältnisse sind dem 
Verf. in dichte Nacht gehüllt und umhertappend reisst er den 
unglücklichen Schüler, der ihn zum Führer erkor, mit sich in 
die bodenlosen Sümpfe des Irrthnms. ^^^Aya^og' auch mit 
dem Infinit. U. 7. 282. dya^ov xal wxrl m^ia^at. So Od. 8. 
196. 6g dya^ov^ (man beachte das Komma!) xal nalda xata- 
q>9tfiBvoio kmicdaL dvdgog.'* — „'^«ixjjs* das Neutr. mit 
Inßn.^*' Ebenso unter aiüiQog^ «pxtov, lÄtxAca^a, cfo/xat, 
aldio(iai^ dii. Dass die Mteu^ i,^\xft\l^^^\l^^^^s.leSub8idien 



Crpdiii : Wörterbuch,:!« Homer. 9Sk: 

fchlteBi lU)»iii. i^d^cr sahep^^magHi*. Cr. aus ApoHon. de Synt 
p. 12. 101. 3«0?ed. B. Etym. M. p. 211.. Sylb. Prise. 6. § IM üb. 
18. §53fiqq. entnehmeo. Wir. fügen, noch Folgendes -.bei: ^Z- 
dwg Oft steht alö(dg absolut mit Beaißhang aufF^ppnen (ei- 
gentlich ^8 ißt Stände nöthig\ es ist eine Schande, eui Schiinpf.^^ 
Schon eine Stelle i^ie ,, Aidmq {ilv vvv ijäe y 'Agr^Cfplkcsv im* 
*A%atav "lUov etcavaß^vai mcAHBi^^^ dafikvrag^^ konnte, ^ar's 
erst. erforderlich^ Belehrnng gebea.. — ,/i^i; 2) poetisch abge- 
kiirzt statt civa dAiiavictrj (hört! hoüt!}.^^ Dass äQvvvo hinza- 
zunehmea war v konnte ibni da^s gleiche Yerhältiiiss in IL Yw 480.' 
81 feeigeiBw: JJi^berhaupt s^bwut Qr^Cr. von den Präpositionen' 
diu-chaus» tteioea Begriff zu ^beq^ .darlieh bei ihm v^nJer Ana- 
strophe .i«. einem fort die B«d^ ist.; . Solche Bezeichnungen und 
Alles uraä "dliran hängt, sollte ma^ doch endlich ein Mal antiqui- 
ren.. So b»U 'es Ref. für eineSünd^^ wenn maa der Jugend im- 
mer noch von der Copula etwas auftischt, und sich wohl gar wie< 
der Verf.. in- folgendem Artikel /veifnehmen läisst : yyEl^nl* 1) 
als Begriffswori (hört!) b)wirkMch seiPi TorhaodeH.seinv existi- 
ren. 2) J'ort mit folgendem Infinitiv .(schön!) es; ist möglich ^ es 
ist erlaubt^ man kann. 3). ftfti/ mit Dativ, ich habe, besitze. IL 
Cop.ula . 1) fi^in.« li) mit Genit. bezeiclmet es. Eigentlium., Besitz,^ 
Abkunft, i^tojff, 3).mit Dativ^ 5) ^ufig mit Präpositiomen ; 6) sl- 
vat wird;.h9uSg ausgelassen.^^ Heisst das nicht ohne .Sinn und. 
ohne Verstand schreiben?! Und der YerfL ist nicht npr der Syn-^ 
tax unkundig, wie wenn er. unter iniSfeuijgU, 5i 481. og ic* Im- 
Sivr^g miC'lar^ ergänzt;' nein; er kennt nicht einmal die bekann- 
testen Formet, ist ]mS.taD4e als Superlativ von ßaQvg ßgaätötog 
anzugeben,, fsi^t, unter iSLaala^ in Od. 19, 242. 7^ dtxXa^ xi^zav. 
zusammen und. lässt sich (h^rrendinn dictu !) unter aldcig also 
vernehmen: v^Im Pual TcJi.i);Mip dieSqhaamtheile 11.^11. 262« 
bI iirj iydi (Sß laßciv j^icd /tiev (pUa BL[iata äv^cj - 
.XicilvaV't^ T^da jftTcSv^ rce t' alöä d^tpiwiXvmhi,.^^ 
Weiteres anzuführen, würde gegen die l4eser dieser Jahr- 
bücher 'i^idiscr/ct sein« W^ir geh<^ deshalb zu dem letzten, Ab- 
schnitte unseres Berichtes üjber, aus welchem sich die Geschick-: 
lichkeit des Verf.'s eine klare und rationale Uebersieht der homor: 
rischen Sprache anfzqstellen. /ergeben wird. Ejne Anzahl von 
mehrerf)n,ohne weitere Auswahl den ersten Buchstaben entnom- 
menen Artikeln überhobt uns Jeden Bemerkung. ^^Al^a 3) der 
schicksalsverk^ndi^nde Besdbluss eine« Gottes J^g des Zens 11. 
9.008.'S.fr^^;2^^a2) ein bespannterWagen IL 4. 306. — '^^ 
ISfvX^V.Q g tiefgegürtet d. Ji. dicht unter der Brust, so dass das. 
weite Gewan.d in vollen Falten bis auf die Füsse herabhing. ^^ -r- 
„dfii5ci, anfuUen II. 2, 471. ot6. r«. ykayog Syysix dei/st.^^ — 
^SsTcag gewöhnlich Trinkbecher, doch auch. Mischkrug II.. 11. 
031. (vergl. aber v. 036!) — „dlttr^ 3) im Plur. dixat die Yer- 
waltung.des Rqohts, Rechtspflege Od, 11. 510. ^^ -:- ^jäolix^' 

A*. Johrb, f, Fhil. u. Faed, od. Krit. BibL Bd, XIX. HJt, 4. 25 



Qsupo^ mit iang^em Rader,- von Völkern roderberilhnit.^ — 
jfiyXBirj 2) Lanaenkunde, Spcerkainpf. II. 9.' 530. fyz^lv ^' 
ixiHaöto navikkfivaq. Oi. 11. 4a nokXoX d' ovra/Hvot x^^l" 
Qtöiv iyxtiy6$.^^ — ^^sxfjßollij Gesrhicklickkelt'weit sa wer- 
fen. Pliir. il. 5. 54."" — ,,l#Uo 2) znweileR mit Negatioa 
und soviel ala mögen, pflegen, können« mit Inf. U. 13. IML OdL 
3* ]2<K'^ — iiS^S 3) in iHsäcliltehiier Beziehung - a) sor Angabe 
des Zwecks tlMBiv bIs aya^6¥ zum Guten reden:' b) <ar Angake» 
der Art und Weise, Big pUkv ßovAsvftv einstimntig o; *i' "w.*^ — ^ 
Hieran mögen sich Beweise anschlieaseu , wie aÄs ekiePnm fsn» 
ungeschickten und irrationalen Behaifidlung homerjach^r Stellen 
selbst falsche mythologische Bemerkungen, auf die dochterTerfsr 
bei Beurtheilung seines Werkes einen gans besondemb Werft 
gelegt wissen will, herrorgegangen. So lieissfs nat€t*Atdfig: 
„ Die Schatten haben keine Erinnerung (11. 23. Ml.) vM mir erst 
dann, nachdem sie Blut getrtibken haben, erkennen sich die Schat- 
ten (Od. 11. 51^), womit jedoch die Yorstclhmg Od. 24. 10 ff. 
zu streiten scheint. *'^ In 11. 23. 104 tritt die Seele des Fatroklos 
zu Achilleus und spricht von ihren frühem Verhältnissen. Ver- 
mag sie das ohne Erinnerung^ Die Alten* begriffen das nnd er- 
klärten sich dahin: „^^pivcg, ov Aiv€c to öictvcnjmii'P ^ dkkw 
fiigog ti tav ivtog tav <5aifftctra3i/ , tig xai ttlXa%(!di- i6^$v wv 
dno fiigovg rd okov 6(3 fia.'* Od. Tl. 50 ist nicht davMi'^ Rede, 
dass die Schatten , nachdem sie Blut getnmken, sich (gegensei- 
tig) erkennen. Der Streit mit Od. 24« 10 fällt demnach feit. — - 
VniCT'jäyafiifiVfOv berichtet der Verf. wie folgt: „Bip ist fer- 
ner durch Körpergrösse ausgezeichnet (U. 2. 478.)r,^ obgldlck- 
T. 482 steht: tovov £q* 'Atgeldijv O^jcs Zivg fjiiaüxüw 

ixnQsnt* iv nokXotöt «al H^xov ^gmBööiP. 
^.ßaßtksvg 2) er musste über Recht und Unrecht eiitsdieicteir 
11. 2. 55. ^^ Dort ist nidit von der Richtergewatt die Rede,, son- 
dern vom Vorsitz im Rathe der yigovrsg. — An» II. > 20. 306 
entnimmt der Verf. unter Alvilag: „nach Homer bleuet Aeneas 
hl Troja; spKterc Sagen lassen ihn nach Italien wandeiu; ** — 
.."AQTBßig. Nach Od. 5. 123 auf der Insel Oirtygili geboren.** 
In der citirten Stelle heisst*s nur sie hfitte den Orion anf Ortjgia 
getödtet.^^ — ^^^Ax^XkBvg. Sein- Sohn ist Neoptolemesi, wel- 
cher in Skyros sich aufhält 11. 19. S20. 333. und wekhen Odya-^ 
N5U6 nach seinem Erbe (hört! hört!) zurückbringt Od< l'T/öOO» — 
Der Verf. rühmt, wie sdion oben von unif b^srftfhtet;, als 
einen besonderen Voraug seines Buches , dass wohl- nicht leidit 
eine schwierige Stelle dtffin ohne Erklänmg geblieben aei Der 
Begriff schwierig ist ein relativer und demnach konnte es eben 
nicht befremden, wenn Ref. z. B. nach einer Erklarting der Ihm 
überaus schwierig scheinenden Stelle Od. 12. 50 ff. vamben» 
suchte. Wäreil nur bei den wiiUich erklärten seibat dte billig- 
sten Anforderungen nur einigennasien befriedigt! Im 'Verhrafe 



Grnslii«: Wörterlmch im Hondr. SBT 

unserer Relation ist schon Manches Torf dooiiinien, daa sich auch 
hierher ziehen liesse; wir wollen dennoch m dem besondem 
Zwecke noch Einigfes herrorheben nnd zwav zonSchst solche £r- 
kläruDf^en ^ die durch eine blosse Uebersetzung; gegeben werden« 
So heisst's nnter a^iog: ^^Od« 1. 318* <fai if a^iovSöttti iJfioi- 
ßijg nämlich dagov es wird dir werth sein der \ ergeltnng d« h. 
es wird dir ein gleiches Geschenk einbrinfen«^ ^— „d^og* IL 
!• 615. NrjiiSQxeg [isv di] fioi vaoöxBO hcA xardfu^svöov 

i} aTtoBiu*' lircl otl toi S^i diog -*^>' 
Du hftst hier (hört!) keine Ursache zur Sificht d# h. du hast hier 
nichts zu fürchten.^ (Bei Gott ^charfidnnig 1)^^ — Yordersfitze 
in hypothetischen Sätzen sind als Wunsch gefasst „ß s /3 ^ lo ^ o * 
IL 4. 35. ü de övy' (Sfiov (sie) ßsßgdd'OLg Hglafiov wenn du 
doch (!) Fr. — yerschlingen könntest.^^ — „Ivstfii* ivBlrj /«04 
^zoQ möchte mir noch (!) ein Herz sein. II. 2. 41&0. ^^ Eine toU- 
ständiger erklärte Stelle ist z. B. 11.5.770. unter i^BgisLÖi^g. Hier 
steht : ^^ Ton der Fernsicht- eines Mannes ^ welcher anf der Warte 
sitzt; Sööov rjigoMtdig av^Q Wbv 6fp^liio$0iV wie weit die ne- 
blige Ferne ein Mann mit den Augen ersieht., d. h. so weit ein 
Mann mit den Augen die bläuliche Ferne de» Meeres erreichen 
kann. Man nehme das Wort als Subst.; Köppens Erkllning 
fjsQoeiSfig als Adv. wie '^BgosiÖimg ist unrichtig; denn es ist 
nicht gleichbedeutend mit ev aagi wie die SchoL erklSren.^*^ Das 
nenn* ich Nebel nnd Dunst! — Ref. hält für eine der schwierig- 
sten Aufgaben bei Erklärung desHomeros die richtige Auffassung 
der zahlreichen Partikeln an der jedesmaligen Stelle. Kann nun 
zwar von dem Lexikographen nicht verlangt werden, dass er ihre 
Geltung für jeden einzelnen Fall nachweise , so wird doch billi- 
gerweise die Forderung an ihn zu stellen sein ^ dass er iibcr den 
Gebraneh der Partikeln eine solche Uebersicht gebe, die den Leser 
in den Stand setzt mit gehöriger Benutzung der dmxh den Znsam- 
menhang gebotenen Verhältnisse in die feinsten Nuancen der Ge- 
danken einzudringen. Wie das dem Verf. gelungen, werden einige 
vollständige Artikel, die ohne weitere Beniei4ningen des Ref. fol- 
gen , am besten darthnn. Wir setzen ohne besondere Auswahl 
&ga und Sb her. ^^aga driickt 1) die innigste Verbindung zweier 
Begriffe oder Gedanken ans : gerade, eben, just a) in Correlativ- 
sätzen des Raumes , der Zeit, der Art und Welse : 'Atgsldrig d* 
&gec x^^Q^ — '^^'^ ßaXBv, ^ ^' fjjg to^ov gerade die Hand , mit 
welcher, IL 13. 394« ty ^a gerade da, gerade wo IL 14. 404; 
11. 149. — '^C'Og, t^(iog ag* gerade da, bW agUj 5r* aga 
eben als, tot' aga gerade damals, b) wenn von einem Gegen- 
stande, der schon vorher angedeutet ist, etwas Neues ausgespro- 
chen werden soll: tov ga den gerade D. 18.- 170. 177. — tcwt' 
aga dies« gerade, x^ aga deshalb gerade. 2!) bezeichnet sie das 
unmitielbare Fortsekreiten einer Handlung und -dient daher häu- 
fig zuir Anknüpfung von Gedanken, die in- einem innem Verhält- 

25* 



ii«Kikoßr«p1iiie. 

iiiase ;Bii einander stehen, indem die eine ans der andern .(^) 
hervorzufifclien Kclieini: nun. nämUch.^ nameiiilicb bei Aa^äk^ 
Iwi^ftn 11. ^. 5!21. &^{: ». »112. femer in ErkLärwi^s- und jEr- 
lüuieruticHHÜtzen vxi p«, eacst (icc. owb% äga weil nämlich. H. 
t. bn ; IvS. 411». S) achiierat sie auch den lle^riff dker Maaekkmt 
in sie)»; duher liedeiitet sie etwa: sogleich ^ sofort^ aUiaid iL 
10. 2iS. Daher häutig in Verbindung mit: aiiita. avziaut, jKa^ 
xa/Juooi:: üeruer.: in^i-pa, uzt (m nobaid als II. 1].-|>41- lUnd 
im \ »rdor - und NachsaUe zu^lcidi : lizt ötj pa — ijff pa xatB 
dann ^LeivM 11. lli. SHt. -- Mit Neerat. Dvb" uqu bfideuiet m) 
tittd uiciti alHltald oder vofurt Od.U.Sli. I)) und alsbald — mcbt 
(uldii mehr) ()d.4.71€. 4) wii*d sie endlich auch da gehniidi^ 
wo inau über eiui* ÜHiclie iiberraaohcnd eine Belehrung^ einen 
jiufscMLuati oder ehio Krklänm^ erhall: abeUj also. IL 16. 8S. 
rgi Od. la. 32IH)-, 13. 454. — ^• 

,.d£. ConjiHiaL a^er, hingegen ^ dagegen, Dieae CSonJ.^ 
welche wie •das lateiuiNclie autem jede Art des Geg^enBatsea be- 
zeichnen kann« hat entweder etiigesensleäende oder verbin- 
dende Krafi. 1. KnlgegensLüüehdc (adversative) "ExwSi .hat sie 
a) am ^ewohnlichsieii in Ge^euRÜtacn . deüseu Vordefsätse durch 
^ei' bezeiclmet aind .. b. iikv ; aiicli folgen ^ikv , fisv nad 8L, äi 
auf einander, b) Oft Bteht aucli dk ohne vorhei;psheiidBaifftfif', 
wenuder Sprechende nicht auf den Gre^ensats vorberattaa will, 
oder €la8 enitere Glied einen nur kgIi wachen Ge^enntB bildet. 
Im letztem Falle steht .es auch bei Wiederholung^ desselben oder 
«iues ^leiv.hbe deutenden Wortes äg ^AiikBvg ^-dfißifiev — r^ptr 
ßrjecn' öi Kai a'AAot. II. 24. 484. Au« dem letxtem Gebranche 
des ÖE vhiut pLBv hat eich 2) die verbindende Exaii-Aes^dB ent- 
wickelt, indem f» Sätse äusserlich an einander reiht TsaA §leidbh 
«am gegenüber st eilt. Hier kann es meist durch msi SbeEaetst 
w erden. Dietjs findel statt a) wenn man von einem Geg^n sian de 
si/ einem andern übergeht vcrpl. II. 1. 48 — 40. b) wem es 

df 



Sätae ^ welche eigentlich mehr in dem YechSltiiiBB der •Haler' 
Ordnung: stehen^ verknüpft, m welchem Falle iiett den Grund 
aiwdrücki und statt yag stellt. Es kann dann durch denn , da^ 
indem iiberKetat werden. II. 1 . 2r)9. vgl. D. !l. 4SMi. t) Oft steht 
e^ im J\achsatze und hat sowohl entgegenstellende als verbim^ 
dande Kraft, u) das entgegenstellende öi dagegen^ hhntnederum 
steht a) nacb hypotlietischen Vordersätaen U. 1. 185i \% S1&* 
ß) hinter comparatijren und relativen Vorderaatsen. 11.0.148. Od. 
% 1<>8. b) das verbindende öi knüpft den Nachaats an den Ter- 
dersatz., als ob beide Sätze nicht aubordinirt^ Bondem oeordinirt 
wären; so nach <e//i;jo?'e//eA Vordersätaen mit csfit, iuBiö^f S^§^ 
vnozEy tag 11. I.d7; l(i. 19»; 21. 5S. 4) In VepbiudiBg mit 
andern Partikeln a) ual 6e bei Hom. auch andrereeUs^ aber auA 
IL 2. 8ü. Od. Iß. 418. b) öl ö^ aber doch,, aber nun U. 3. M. 
c) ök %E md Wich IL 1. 4M. tA^rmuch Od. 1. tt; 4. S3II. — 



Jnlii CaeBBriB ConnieBt de h. GtM, cit CSv^<alli«t. \. Lippert. 



m Bt^t Bie zu Anfange des Satsea, :^&äden'm wänaat £e vwdte 
«nd oft auch die dritte Stelie ein. •^•' " 

Wenn nun su den rielen Tom Re£. pörii^ten Miiipcilbi dkl 
Verlierenden Wörterbuchs noch liinvuWmDt. ^ass es durch Nidi- 
^einmrcn wie: ,; aj^ay-»v poet. st ijyäyor anr. 2S m c^vp. — 
«fy gfi Fv = cj'fir. — cyBv = bay7}(^ixv, — dyx^iv'm^ ^= 
vcrrcKltvag part. -aor. «TwrX/f'o. — «Jv« Keiitr. v. ab^;. — 
ra^Av^efi a PMir. v."L^i'^£^or. — em^«!^ a4M-. 2 pw». an icif- 
ym*au — fara^or ator. 2 «n aEuCji»''' m «iieF wahres Emfü- 
irtföte wird; (io kann duti Ortheü «4er die Leistung:«» de« V^rf. 
und ^her «einen dadurch ^k'^ahitCB Beruf boib Leiilco^ffaetf 
irfcht limffer zweifelhaft bleiben. 

Cösliü. Dt. H€nni€ke, ■ 



C Julii Cae hartes Comineniarti de "B ello üallico 

et Cirili hi^Utrliich , kriLi»rJi und gnunuMtisdi erlüiiiM-t vi»n 

Dr. Joh» Georg Uppm^^ Küutgi. PruftiflMfr ao der g«>1ehrteii ScBul- 

^ äfiBtttlt XU Hof. Eritter TLeil. I>e IksHo GmUico. Leipzig, Hurt- 

muiui IS^. 8. tf litlilr. 

j* Indem der L~aterKe)chiM*te über genanntes Werk eine f«naue 
und »nsfüliriicbere Beurthe^iuB^ zn entwerfen TerMicht, ^fiadet 
er ^fcicli Bocli mehr -ala firSher. bei einer ühnKcben Veranlagung, 
in -einer durch mancbertei Uintstünde herbeigeführten penionU- 
chen Verlegenheit, auis welcher er nur durch die Lieberzen^n^, 
daw jede nnparteÜRclie Kritik die Wissenschaft färdere, und durch 
das Bew UKStsein . nicht unvorbereitet oder leichtsinnig oder in 
böswiliijrer AbKiclit der Arbeit sich unteraoffen su haben, sich 
heranszii zielten Tcrmas:^ um somit in eine unbef andren e geistige 
und moralische Verlas>^unjr sich zu setzen« bei welclier alle per- 
sönlichen Biicksi cht en in den Hiiitorpnmd treten imd nur der lau- 
teren Wahrheit oder individueller, mit mc'i glichst haltbaren Be- 
weis£:riinden iinterstiitzter Veberzeupm^ und Ausiciit ^ebuldj^ 
wird. Dem \ erf. des er« ahnten Commenlars nämlich la^ es sehr 
nahe . bei Brnicksi^hti^n^ früherer HeraflBpeber, sich znnäc^bl 
mit der von dem Rec. besorgen Ausgrabe der Commentarief Cae- 
sars zu bescliaCtifren und diesen^ wo sich Gelegenheit fand, oder 
wo ans überwiegenden Gründen Veranlassung gesucht werden 
müsste. thcil«: zu berichtigen oder zu verrollständi^en ^ theil&, 
was nicht selten, sondern in einem bei^efii^n längeren., ^egen 
170 Seiten engen Drucks enthaltenden Anhange fast durcligängig 
und vorzug^w eise geschehen . Erklärungen und Conjecturen des 
Bec. zu bestreiten und zu widerlegen. Gleichwohl möchten wir 
behaupten^ dass dieser letztere llieil des Werks alles Uebrige 
bei W eitern an Werth überwiege ^ und dass gräde durch diesen 
reichhaltigen Anhang, «ngeachtet derselbe den jüngeren Lesern 



880 . .. UöBtisoho Liftteratar« 

der Commentarkn schwerlich zusagen und angemessen sein durftiei 
der Wissenschaft am meisten gedient worden ist. Denn:^hier^ 
W4^ sich der Verf. selbst In kritisch und ^p^mmatisch polemlfiiiren- 
der Gestalt zeigt, ersdielnt er offenbar relativ besser und stirker 
gerüstet und fand wohl auch diircli des Rec. als Verf/s eigen« 
Schuld manche yerwandbare Stellen , an welche denn auch Ton 
ihm, nicht ohne ein sichtbar hervortretendes Selbstvertrauen, die 
Schaffe des kritischen Messers versucht wird. Wie viel surHei* 
lung beigetragen worden, wird sich theils aus später nachzuwei- 
senden Proben ergeben, theils muss dfess billiger Weise dem Ur^- 
theile Anderer überiassen bleiben. Diese persönlichenBeziefai»* 
gen in einen Anhang zu verweisen, war im Allgemeinen aar eillfi 
lobenswertlie Einrichtung, die der Verf. traf; dass aber sein 
Werk dadurch eine Doppclgestalt bekam, die dem grösseren 
Theile der Leser und Käufer nicht zusagen konnte, wird nicht 
leicht in Abrede gestellt werden ; zumal da der fortlaufende Com- 
roentar in seiner gegenwärtigen Form, so wie seinem Inhalte nach 
immoglich weder dem gesetzten Ziele und SZwecke angeniessen, 
noch, vollständig genug, noch in irgend einer Weise vorzuglicher 
als die bereits vorhandenen genannt werden kann. Dieses vor- 
läufige Urtheil durch ungesuchte, sich von selbst darbietende, 
zahlreiche Beweise und Belege zu erhärten und n bcbtitigen 
bleibt des ttec. Aufgabe , welche zu lösen ihm zonSchUt obliegt» 
Zuvor aber noch einige allgemeine Bemerkungen über Form 
und Inlialt eines Commentars zu Caesars Schriften mitzutheUeii, 
wird Rec. durch mehrere Zweifel und Bedenklichkeitea Veran- 
lasst , die grossen Theils durch eine genauere Betraehtnng den 
vorliegenden Werks heiHorgerufen wurden. 

Und so glaubte denn der Rec., dass ein neuer Bearbeiter 
der Commentarien , nach so mancherlei Vorgängern , sich vor Al- 
lem zu klarem und deutlichem Bewusstsein gebracht haben müsse, 
für welche Leser zunächst und hauptsächlich seine Arbelt be- 
stimmt sei. Darüber aber mit sich aufs Reine zu kommen und 
zu fühlen , was eigentlich in dieser Beziehung jetzt Noth tbue 
und noch wesentliches Bedürfuiss sei, kann nach unserm Bedün- 
ken nicht schwer fallen. Denn einerseits ist in öffentlichen Kri- 
tiken und Recensionen wiederholt bemerkt und beklagt worden, 
wie es an einer tüchtigen und brauchbaren und dem Standpunkte 
der Wissenschaft und der Methodik angemessenen «ScAti/ansgabe 
der Commentarien Caesars immer noch fehle ; andern Theils weiss 
jeder Lehrer wohl aus Erfahrung, in welche Kategorie er die 
vorhandenen neuern Ausgaben und Commentare zu stellen habe. 
Es weiss und fülilt Jeder, wie sich Held^ inf Folge eines sichern 
Taktes der Idee am ersten bemächtiget und diese in der Bearbei- 
tung des Bürgerkriegs mit ausgezeichnetem Erfolge verwirklichet; 
dass aber sein Commentar über das Bell. Gallicum in vieler Hin- 
sicht zu dürftig und karg ausgestattet genamit werden muss, wird 



Julii Caeflaru ConuBfsdt ile b^ GolL vt Ijut, orl&at. ▼. Lippert. J81 

Idn Unbefangoier iiecweiCeliL -fittUtie äiso fa praktischer Hin- 
-flicht etwas Besaeres geleistet werdoi, äo war, meint Rec, das 
Beispiel' von Held Torziigsweise m.>eiibI|;eH; der Erreichung je- 
-ner im Belid fShäi ton diesem Gelriirten realisirten Idee alles 
Andere , als Nebensache unterzuordnen und wo indinduelie Nei- 
gung erwachtfü, i'aufznopfern; Jiiic Polemilc auf mögilcliat kurz 
abgefasste Beiiidbtigung au 'he»hränken, damit dem Irrthudie 
Mrgefocugt wlife-d^v' luid ui betüciiränkCem Masse die nöthige Kritik 
«nznwendes*> J^er Verf. hat aber das 4 was er eigentfich"W9DHte, 
•«war in einer aüsf üfarUcliön ^ TSelleicfat ocu weit ausgedehntea und 
'Obendrein niit feiküerkrüischeii Episode bereicherten Vorrede aus- 
gesprochen .und - der. vPrüf ung übergeben, cugldch sein ganzes 
iUnternehmen^oiäbi.- keineswegs überflüssig sn rechtfertigen ge- 
keucht. Rdcgestciht aber unverholen, daas er nicht nur Sit Ein- 
heit und Conseipienz der GrandsStie gar sehr ^ermisfit habe, 
-flondem dass sich auch der offenbaren, grellen Widetaprüche 
-gar = manche nacliwciaen lassen; Ist nämlich S. V u. VI die Rede 
•von den Fortschritten der Philologie und von der wissenschaffc- 
4ichen, tieferen und gründlicheren Forschung auf dem Gebiete 
der Oraminatiki) Etymologie mid' 'Synonymik die Rede, durch 
welche ebcin eine neue Bearbeitung «und Erklärung alter Schrift- 
-«teller theilis lierTürgerufen, theils Bedingt und modificirt werde; 
'80 Mimdert man sich von .dem Verf* folgendes Urtheii S. VI aus- 
gesprochen zu lesen c „man dringt, niunlich um in Scheidung 
-der Begriffe sicherer zu sein , ein iti die kleinsten beschränkte^ 
'Sien Wurzeln, von daher den ursprünglichen Sinn , die ursprüng- 
liche Bedeutung holend, zu dem Behufe das weit ausgedehnte 
Gebiet fremder, meist todter in sich 8l)geschlos8ener Sprachen 
durchwandernd, der Meinung , als walte in allen Spraclien der^ 
selbe Sprachgeist, der m verschiedenen nur in versahiedenea 
Graden der Deutlichkeit sich ausspreche. ^^ Wir fragen'^ibrbei : 
soll von dieser Methode der Etymologen und Synonymiker in ei- 
nem Commentare Gebrauch gemacht oder dergleichen Resultate, 
wie die bezeichneten, mitgctheilt , oder kann überhaupt ein Ver- 
fahren nebst allen seinen Consequenzen -gebilligt werden, -düs 
auf einer Meinung , die der Verf. selbst zu missbilligen scheint, 
beruht? Ferner, wo S. VIU von Handhabung der Kritik die Rede 
ist, wie dicHe heut zu Tage geübt werde und nach welchen Ge- 
setzen und Regeln, heisst es: man lasse sich nicht mehr durch 
Zufälligkeiten,- namentlich durch au grosses knechtisches Ver- 
trauen auf die Menge der für die Aechtheit einer Stelle zeugen- 
den Handschriften und Codices leiten; sondern vorzugsweise durch 
innere rationelle, und wenn durch historische , doch meist nur 
wenn diese selbst wieder auf rationelle zuriickweisen , oder von 
daher erst Bedeutsamkeit und Wahrheit erhalten, bestimmt wird.^^ 
Ausdruck, Styl und Darstellungsweise gehört dem Verf., und wer 
sich über, diese Eigenschaften genauer belehren will, lese die 



Vorrede; ans genügt rorlfinfig zu bemeiien ,'^ dass Sprache imd 
Ausdruclk sehr breit und schwerfällig, der Satzbau -sehr rernach*- 
lässigt.ist, Deutlichkeit' und Bestimmtheit violftch VenMissi wirfl. 
Aber abgesehen davon, regt sich billig derZweifd äber^deii Um^ 
fang und die IntensiTität der Zufälligkeiten y -m^ienen auch die 
Autorität der Handschriften gei'echnet wird. Wekh' einen Masa^ 
Stab scheint der Verf. thdla'ataanlegen, theik 'aäEiüdimen^ wo 
auf diplöitiatkchem Wege etwas zu ermittein ist 9« Vod- doch klagt 
derselbe) S.X dässApitz in seinen Scheden ,)Ter#egeBi^nBg' ge^ 
Wesen ,1 an nicht wenigen durch das ansehen'' ttller-GödieesgOh 
sicherten Stellen ganze! längere Sätze ohne €lmild<:aii tilgedi^^ 
Wie aber, Wenn dieser Kritiker sich mit ZtrfälligkeHeri 4cr Art 
nicht l^fassen, sondern nur auf innere rationelie .Grunde- baueb 
wollt€lrf die so subjectiv diese sein mochten, -ihm doch. gewichtig 
und haltbar dankten? Denn der Mrund^ sagt derVeif. S. YII;. üft 
der ächte' geistige Mittler^- Wir furchten selir, bei solchen Til- 
gen, unbestimmten und unklaren Ansichten, bei dieser den ai»- 
genannten rationellen Gründen eingeräumten Präponderans^ -auB 
der Kritik eine wächserne IVase formirt zu sehen , die nach Bch 
Keben gedreht, verkürzt,, verlängert werden kann, und bei jener 
Interpretationsmanier synonymischer Begriffe, deren oben gedieht 
wurde, in «in weit grösseres Labyrinth zu gerathen,' ab alle dunk- 
len und . z\teifelhaf ten Stellen in Caesars Comnientarien und atte 
bisherigen Erklärer je zu. constniiren vermochten. •. — ■ So heisst 
es ferner S. XL „die Wichtigkeit einer einfachen Interpungi- 
rung (?) lasse sich nicht bestreiten ; andere Interpreten wären 
nicht geneigt gewesen, darin den gerechten Anfodeningen zii 
genügen. ^^ Der Verf. habe- also, wird weiter berichtet, einen 
bessern Weg eingeschlagen; aber, gesteht er sofort, nicht bios 
nach deto Bedürfnissen der Schule modificirt, .sondern S. XU. es 
sei überhaupt in Hinsicht jener Zeichen keine feste durchgrei^ 
fend^ Cohsequenz zu verlangen! — So wären denn die früheren 
Herausgäber zu entschuldigen. — Gleichwohl bezeichnet der 
Verf. als Norm folgendes: „ Der jedesmalige Inhalt und Zusam^ 
mienhang gl ebt Entscheidung; die jedesmalige Rficksicht auf den 
Autor; selbst ^^ Wir glaubten , dass Inhalt und Zusammenhang 
nicht ein jedesmaliger, soridem, grammatisch und historisch rich- 
tig erklärt und logisch' >Jerwogen und geprüft, etwas Abnolutes 
gl ebt ^ was ohne Bedenken und mit Fug und Recht als feste Ba- 
sis und als Norm angenommen werden kann. Es konunt nur darauf 
an, dass man sich hierüber thcils verständige, theils, was eben 
zeithcr gefehlt hat, consequent sei und bleibe. Das ganze Ge- 
schäft wird aber heut zu Tage , bei den trefflichen Leistungen 
in der Theorie der Syntax und des Satzbaues unserer Mutter- 
sprache, auch fiir die Jugend ungemein erleiditert. Da6, was 
der Verf. sagt^ Hesse sich eben so gut auf die Anwendung gewis- 
ser Lese-^ Recitations > und Declamationszeichen jmwiendcu! 



Julii Caeäaris Comneat: .de b. aaU.:ofcGk.''0#]dat ▼• Lippert 

'.Wledehini , and dies« seU iim Weitli&äftigkeii m Vermelden, diii 
-lüetitee Beispiel jener UnsiGlierheit und llnbesliinmUieit in den 
'Prihcipien^ äussevt derj\>rf. S. XIII bei- £rkiäitftig= g^Aonymer 
.Regime 't— sü'Etijmol0gie das ein%igiBtr.MiiM^ <ii»;'V«g«' und 
^rimidlos^ vieler Denttingen und Erklärungen* «nbeieitigeii. 'denl- 
inocli li»it man mhBeföeniden' S; XIV foFgeifde das Frühere offen-» 
bar.'mehr oder weniger iu'^Üeifel ziehende Frage: ^ySetweh >leiHi 
synbtiyme Worte ^ sd T«rsrchieden sie in etymologischer Hiäsidk 
«n'sidi ^in mdgeif,ini< Gebrauche TÖn-Steite:de8Sclirilfest0Uen 
jederfaeit' einen- iriiieren Unterschied iH)mii&1^' sind ihre sie aa«^ 
'ndcfaiienden ckarakteriatidtken M erkntaie nicht oft lediglich khm 
missere ^ rhetorische oder isiffäi%e, iil sofern gewisse cfin ^Zeitf- 
alter mit Vorliebe hegt, oder — solche dem Wesen imd.derMa^ 
tnr'des Gegenstandes,' welcher xnr BearSeitimg rorlag^^ diialog^r 
isrind?^'^ Recv gestellt, däss er nach dem' Beispiele 'm«i8toqg[ilkhlgeir 
€6mmentatoren und aus eigener Erfahrung und selbstindtg '^* 
wdnnencr Ueberzeugang l&ber alle die hi6p berährtek' Oqrem 
«tinde-, in sofern- dleren Anwendung bei Abf^ssubg «hfeffCom- 
mentani und überhaupt- bei ErMäron^der Classiker in Betniofat 
kömmt, ganiE andere Ansichten hegt und äikidem festereil ond'iii 
der Praxis bewährteren Gesetzen folgt ' Die Geschictite' cünei 
Worts oder Begriffs von seiner ersten Entstehung an bis* aiif den 
Schriftsteller, der gerade zur Erklärung vorliegt, chrön'otojgis^h 
SU verfolgen durch* die verschiedenen Zeitalter der Sprache' und 
des Sprachgebrauchs V4 liegt ausser dem Bereiche rnid der B«^ 
Stimmung eines Commcntars und ist S«che und Aufgabe d^s War^ 
terbuchs; der Interpret hat es mit dem Gegebenen ui^d' in' Betreff 
eingetretener Verändei:ui]gen , itoit Berbcksiehtignng deir<Syeaic&^ 
gebrau^^hs zu thun^ aber die Begriffe sollon und müssen gesckie* 
den und gesondert werden und ein innerer d. i* realer und we- 
sentlicher Unterschied findet Statt, und leere und gedankenlose 
Anhäufung verwandter Ausdrücke tmd Wörter hat sich kaum 
ein vernünftiger und besonnener Mensch, geschweige ein classi- 
scher Schriftsteller irgendwo erlaubt. Selbst die sogenannte rhe- 
torische Ausschmückung kann nicht auf blossem -Wortgeklingel 
beruhen, ausser etwa bei einem faden ttnd'g^stios€|iDeclamator.- 
Fragen wir also , ob sich der Herausgeber nicht eine be- 
stimmte , abgeschlossene Classe von Lesevn bei Abfassung seinem 
Commentars gedacht habe; so erklärt derselbe offen S.XIX, dass 
seine Arbeit wegen häufig sich wiederholender kritischer Erläa- 
terungen den Namen einer Schuluusgake nicht fuhren können, 
obwohl er durch Kürze und deutlichen Ausdruck, durch Ord- 
nung, Zusammenhang und'planmässiges Verfahren, so wie durch 
Anderes mehr, auf das, was der Schule Noth thut, vorzüglich 
Rücksicht genommen; so dass also eine passende Schulausgabe 
noch zu erwarten stehe. *■*• — In wie weit der Verf. diese seine 
Aufgabe in allen bezeichneten Theilcn gelöst habe, werden die 



SM RÜMiflcho LitteiaUr. . . > i. 

lu gebeadeo Beispiele zeigen; so viel steht für jetst fesl, , datt 
das am dringendsten bisher gefühlte und oft angeregte BeiUnf- 
nisfl von dem Herausgeber unbeachtet gelassen worden uit: idenn 
wir behaupten, mit aller Achtung gegetk anderweitige VeMfieaale, 
dass von den gegebenen Verheissungen in dem Commentare selbst 
wenige erfüllt worden sind, und durch, die bereits vorhandenoi 
Ausgaben für die Schüler selbst im Cransen besser gesorgt.. war- 
den ist^ als durch dieie neu erschienene Bearbeitung der Com^ 
menfmen* Hiafige irilüehe Erläuterungen, die sieh Ai don 
Commentare nadi des Ver£ Aussage finden sollen, nieisfr aber ifi 
dem Anhange gegeben sind, können allein eine solche literariaebe 
Arbeit um die £}ire imd den Vorzug einer iScAu/ausgabe nicdit 
bringen, wie selbst die Bei^iele von Held, Fabri, Herbst au 
Quinctilian X. u. A. aeigen; vielmehr ist Kritik, nur In rechter 
Weise .^ehandhabt, bei Caelsar unentbehrlich und sogar für. man- 
die wesentliche Theile der Grammatik, die gerade dieser Bil- 
dimgsatufe angehören, überaus erfolgreich und praktisch nütaHch. 
Wollte einmal der Herausgeber von dem disponiblen Stoffe sich 
nicht trennen, so konnten durch aweckmassige Vertheilung des- 
selben die specielien B.e4ürfnisse der Schüler wie. der Lehrer odel" 
bef&higtcrer Leser recht wohl befriedigt werden« jSo aber müs- 
sen Wir annehmen, dass ein bestimmter Zweck entweder nicht klar 
und deutlich erkannt und verfolgt wurde, oder dass verschiedene, 
nicht leicht, wie die Erfahrung lehrt, zu vereinbarende Zwecke 
auf kürxeren oder längeren Umwegen in einander fliessen. Auch 
für diese unsere Beliauptuog werden sich vielfache Belege finden. 
. Gleichwohl liat der Herausgeber nicht planlos gehandelt; 
nelm^hr versichert derselbe S. XVI der Methode mancher Vor- 
gänger, welche Altps und Neues, Bekanntes und Unbekanntea, 
Leichtes und Schwieriges seltsam durcheinander gemengt hatten, 
habe er sein Augenmerk vorzugsweise auf minder Bekanntes und 
auf das Wichtigere geriditet, und gerade die Lichtung dunkler, 
auch sonst unbeachteter Stellen zumHauptgegenstande der sprachr 
liehen oder historischen Behandlung gemacht; insbesondere habe 
er sich die Aufgabe gestellt, das Charakteristische in Caesars 
Schreibart überall auch wohl auf psychologischem Wege nach- 
zuweisen S. XXI und ganz entgegen dem Verfahren mancher In- 
terpreten, welche den Schriftsteller zur blossen Unterlage iur 
Einübung grammatischer und syntaktischer Regeln entwürdigten, 
S. XVII habe er es versucht , zunächst in den Creiat und Zuaam' 
menhang der Worte und Rede des Schriftstellers einzufüh- 
ren. — Verdient diess Alles an sich vollkommene Billigung, so 
kommt natürlich in Betracht, wie diesem Zwecke entsprochen 
worden ? Und hier vermissen wir kein nothwendiges Requisit aar 
Erreichung eines solchen Ziels in dem Grade , als jene wesent- 
lichen Eigenschaften eines guten Styls: Deutlichkeit, Bestimmt- 
heit, Angemessenheit des Ausdrucks. Ein Commentar, dem 



Jnlii Caesaris Comniait. i« li^ €WL.tl Gif* ertftvt ▼. Lippert 

EifordemisAe ^t tmd wiederholt -ftb^fehett, faHMtab eiae Berei- 
cherung derifileralidr, als Fördeningstnitlel etttca ^risieiischaft* 
liehen Ünterridbls nicht betrachtet Werden v to treni^ak ukisere 
Zeit einen siokhea Mangel zu ertragen oder sq enttdhlildigeA 
geeignet und geiMCi^ ift' Wir snchieA; die MeiiuMle- nnd-Kenn^ 
zeichen der Deutiichkeit und Bestimmtheit keineiswega^rr^e omr- 
cheraua den von einem Recensenten unlängst gegen: deh' Verfas- 
ser gegentvfirtiger Ansdge xfcemUoh unsanft erhobeaen Anklagen 
schliessen könnte^ in dem Getetuche einer modernen gvunmati- 
sehen oder riietorisohen» • od«f - {»hilosophiscfatm. Terminologie; 
auch hatßec.ni« aufderglekhen Beute absichtlidi «Itgd.gemafchi, 
«le Einige KU wfihnen 8ch|einen, liroU^aber yerirägeo iivir, dass 
was für Jiingere gesagt und geschriebeti wird^ diesen; Auch voli«- 
kommen verständlich, ausgedrückt .sei;' den Reiferen «lii Hundi- 
geren wird auch die TeFmlnQiegiQ..der Schule "oidititogar ab^ 
«chreckeod oder frostig erscheinen^' jrielmehr Kttvae- und Spar- 
samkeit in der ParsteUung befördern^'» Allein die Sprache des 
Herausgebers leidet flu nianchea andern Gebrechen ^ die nicht 
wegsuleugnen sind und bei aUen UnbefimgeBen Anstoas eiregen 
müssen; sie ist an nanehea Stellen .geradezu incorrekt. Audi 
für dieses dem Reo. nngem und mit Widerstreben dujrch die ge- 
hieterische Nothwendigkeit abgedrungene UrtheU sollen, die nö- 
Ihigen Belege gegeben werden. 

Endlich, um das Wichtigste nodi bu bem^draa-; '^eriangt 
Bian mit Recht von einem Conmentare dieser Art und Buch so 
manchen vorausgegangenen Versuchen Anderer, deren. Vorselifen 
imd Fehler Vorsicht lehren mussten, eine relative Vidlständi^kmi^ 
nicht blos Auswahl des Interessanteren ^oder Vervoilstindigung 
des von Andern Vergessenen oder oberflächlich Behandelten; denn 
4»elbst Aufsdiiift ufid Titel verkünden' ^twas Vollkommeneres, und 
Umfänglicheres; Unmöglich kann dem Publikum 9 wess Standes 
und Alters es auch sei, zugemuthet werden, dass zur Erreichung 
eines aiigemeineren Zwecks, den sich ein solcher CkAnmentator 
gesetzt bat, noch mehrere subsidifiiasche Hülfsmittel aügeschaffl; 
werden, oder dass von dem Käufer eiaea Buchs auch die spedelle 
«nd individuelle Laune eines Verfassers bezahlt werd&r So aber 
erscheint die Lage der Sache, wenn man unparteiisch diesen 
Commentar betrachtet, folgende. Uns dünkt, und wir glauben 
nicht zu irren, als habe -der Herausgeber in gerechtem oder uih 
gerechtem, gewiss einseftigem umd äbcrtridbenem Eifer mehr 
gegen die frtiheren Erklärer derCommeutarien gedacht, geschrie- 
ben und angestrebt, als mit unbefangenem und freiem, adit 
liberalem Gemüthe und Geiste den nächsten mid wichtigsten. Ja 
würdigsten Gegenstand, den Schriftsteller selbst, vor Augen und 
im Herzen gehabt. Dergleichen Neben- und Seitenblicke aber, 
abgerechnet ■ dass sie den sittlichen Eindruck schwächen und ^t^ 
Harmonie der Seele wie den höheni moralischen Genuss, den 



SM ;^ . i ' Bvuifläh« Litterat«Y.> ' 

jede erMiere''4il»rarj8che' ArbeW '^ewi]irt,-«t9ren imdf'lieiiimeBi 
hindern aitoh elire leichte und' sichere Erreichiting ^eg Ziefti 
und -ksseii wolil ^^r- Toh der geraden ebnien Bahn abweficheiii 
Die FeMer tmdlrrthümer Anderer vferraeideil'V iiild deren wMt^ 
liehe oder vermeintliche Fehler gs^Misseatlidi «rfsudhen und rft; 
gen i-^'Mnd, zwei sehr Tcrschiedene Bestrebt! ligen:) eben'Mo'tb- 
weichend in ihren Motiven; )il8 in ihren Elf olgen; und eb es 
strafFaiirger^der tadeinswertherVordem Forum d» Kritik sei «inea 
klassischen -Schiiftsteller zum Substrate grammatlsGlier-uod syn* 
taktischer V ahtiqntrischer und historischer,* oder etymologheli^ 
und lexikälissher Bemerkungen und Ertrtehingien gemacht tu ht^ 
ben, oder 'gleichsam zu einem Tiunmelplatze ^emüeher Angriflite 
und Bekimpfnng oder taktischer und stnftegiftcher Erolutionen 
und. MahöTres,' wird leicht zu 'entscheiden HSteMlt^ Genug, dass 
Wir dieUeberiieugnilg hegien^dsssder Herausgeber Wurdi|>erei^ 
Angemcfssneres tind BraUdib^res^^eleistetttAbtin »«rikrde, weBoiiM 
der Mefiitation weniger^ d^f'I^iiiix>n8trati(fn vLwA"4^iterpriitation' 
mehr Zeitig Raum und Müh^ Mfge wandt' hätte; - Recensent we*- 
nigstetis ksAn rersichern, dass'er bei einer ihn "seit längerer 
Zeit be€(chSftigenden, dem Sallust gewidmeten litersrischen Ar^ 
beit gegen «wei der neiiesten ErklSrer dieses 'Auters- ein gani 
anderes, '^eieres und seibststfindigeres Benehmen' und Verfahr 
reu zu beobachten durch seine eigne Natur sowohl, -dfe-durdh 
höhere' wissenschaftliche Rücksichten bestimmt •iit4rdJ- 

D«ch"genng dieser einleitenden Bemerkungen. Wenden 
wir uns nun za dem Comment^re selbst und IssSien^wir diesen 
ungesncht von sich nach Form und Inhalt 'Zeugniss gebeut 
setzen wir dann diesem tmsre Meinung entgegen^ und lassen wir 
die Sschterständige» über beide Parteien nach Belieben entscheid 
den. Für uns kann das- Resultat nur Bcstiligung des oben be^ 
reits äus^esprochnen allgemeinen IJrtheils werden !- Wir wah^ 
len dazu- aus den ersten 80 Capiteln des 1. Buchs die sich uns 
darbietenden Stellen, obseholf,- wenn wir Alles, worüber wir 
andrer Meinung sind , einer genauem Beleutobtuni^ -unterwarfen 
wollten, der Umfang dieser Anzeige die geb%hrlf(^en Grenzen 
überschreiten würde. Also sei es genug, einiges' Interessantere 
herauszuziehen, zumal da bei Caesar in dilHien Xommentarien, 
die Stellen ausgenommen, wo Realerklärungeü notiiWendig sind, 
in Ansehung des St^ls keine so auffallende Verschiedenheit Statt 
findet , dass eine specielle Berücksicfitigimg des einen oder des 
andern Theiis wünschenswerth oder zur Charakteristik des Au- 
tors schlechterdings erforderlich wäre. Vielmehr finde» sich in 
diesen ersten SO Capiteln alle Nuancen des Caesar'schen Stjfau 

So hat denn der Verfasser Cap. 1. über Gallia est omms 
divisa etc. zu bemerken ' Anlass genommen, dass c. 18« die 
Wortstellung eine andere sei, indem dort das Land der HeUe- 
tier mehr im Vorbeigehen , gleichsam gelegentlich topograplüadi 



Jalii Caesarit CommmL de bj SaH.iiaM«hr.-1et|ft«i. t. Lippert. MV 

bestimmt werde. • Bi heiggtf ninüiich nam ' ^imkw BtM M taMMelvttim 
in qiiatuor pagoa divisa e^ . Nicht ao sei ec iAkidfet yorlie^cn-^ 
den Stelle; .Mit 6?a//idr omnis z=s:omnis Irn/Ztaliaolle man "tgL 
VF, 16. Natio eat ömnia Galior. adjnbdum ^deditä^'rtKgioKbiis. -^ 
Dieses erste Beisj^el, das wir absichtlich so auiführlich' geben, 
wird hinreiiehett^ zil beweisen ^'d«ss- der Verf. gleiche '.irom.hcraiA 
sich weder der Sache, noch dies Zwecks klar bewüsat :gewea^ 
Denn 1) ist Gallia ^mnis und 0fmn. Gail. nicht gleichbed^tebd^ 
wie eines Theils von dem Yerfi zugestanden, ^ andrer Seits wae^ 
der durch das Zeichen = negii:t «ird ; 2) sollte, entweder et- 
was Besseres iittd Vollständigereil^.lils sich bei früheren findet, 
gegeben; oder auf Baumstark verwiesen werden^ derlderüber 
ausführlich gesprochen ; S) dei: offetibare Untelrscfaidd der yer- 
schiedenen Wortstellung .nachgewiesen werden^ da der Yei£ 
ausdrücklich S. XIV« und X V. .yersichert, dass er die rhetariachen 
oder zufäUigen Unterschiede hervorheben und insbesondere syn- 
onymen Redensarten und logisch verwandten Satzverbindungen 
seine Aufmerksamkeit geschenkt htbe* Es ist aber diescär:Unter- 
schied von dem Rec. zu Bell; .CS&v^ 11.^ lO. angedeutet, «genau eri> 
örtert von Waltlier zu Tacit :Gecinaj9.' I. in. 4) Kann JViemand 
zugeben , dass jene abweicbi^iidere, abelr gewohnlichere Stellung 
des omnis^ so wie die ganze Construction des Siatzes c. 12. durch 
diQ gelegentliche Veranlassung des. Autors bestimmt «rdeaibegnui- 
det sei Dieser- Massstab i^t ao unsicher und ,Mhwatikend^ .daat 
er keine feste Regel giebt; das ji[riterittm so vag und unwjsr 
senschaftlich , d^ss sich alles Ungewöhnliche und Alltiigliche, 
alles Correcte wie alles Solöke tiod Rarbarische dadui^h «nlschuk 
digen und rechtf^tigen liess. Deit iSvsammenhang, :d2ev Absicht, 
der Zweck, der Gedanke des Schriftstellers ebtdcheidet: dar- 
nach wird sich ergeben, warum c. 12. dieSteliuAg der Worte 
eine andere, und warum nuchc. !• da3 Numerale irlsliachgo- 
steiit, nicht wie c. 12. und an andern Orten, vorgestellt >/rorden* 
Also ist klar, da^$ für den Schüler :^t wenig und ku UBheatimm- 
tes gesagt worden ; d^r reifere und ^^öbtere Leseif >=e&a sich Bes^ 
seres und Gründh'cheres entweder, selbst s^sageOv^er viderswo- 
her zu hoLm. -r-:- B^i lingua, inititutü^iegibna vermisst der Veril 
S. 2. ungern ein^ Verhindnnga^^vijk^l vor legibus.' Uns scheint 
diess so .wenig der Fall ,: dass wir si^st diesem Verlangen, gemäss 
unzähligen Stellen ein solches EHns^hiebselanwünschenmussten. 
Vergl. c. 1. Garnmna, Oceano — finibtß Bdg. c. Z, in; c. 5. oppida 
— vicos — reliqna — aedificia — frumentum eta c. X vor rt^are, 
c. 16. conferri, comportari, adesse. ibid. tarn necess. tim prop. 
Vergl. c. 18. In. c 19. Divitiiiei — summum stud. etc. cap. 20. 
pstendit — prpponit — h- monet. ^Ueberhaupt wäre eher von 
einem neuen Herausgeber zu verlangen . gewesen, dtfss er über 
die Natur i^nd das Wes^n der As^ndeta^ deren so viele bei Cae- 
sar^, so wie über die andere.,. jekooso^. wesentlich nurlebeudigeii 



.1- 1 



BumiAokö .Liiteratar; 



DarsteUuBg'.iiiiiwirkeiide Fbim der Polysyndeta, Tgl. s. B. c Sfl 
extr. ciiiige treffende Bemerkunjg^en mitgetheilt^ und wie der Verf. 
hoffen lies», auf die IndiyidualiUlt des Autors und auf die eigen- 
tbündiebestyliitischeFonn der Commentarien belogen und surück- 
gefuhrt hätte. So aligemein hingeworfene, durcli nidits begrikndete 
ilrtheile^ die richtiger auf s^^eierlei basirt sein sollten, auf den 
aligemein üblichen Sprachgebrauch) von dem irgend eine sprach- 
liche Erscheinung abweicht oder sieh zu entfernen scheint, oder 
auch auf die deutsehe Ton* der lateinischen yerschiedene Denk- 
und Redeweise, halten wir fiir kein Zeichen eines sichern prak-» 
tischen Taictes und einer hohem wissenschaftlichen Tendenx, 
Ton wekher der Verf. anderwärts unverkennbare Beweise gege- 
ben hat -JSbendaseibst stellt der Verf. proptereaquod mit dem 
causalen i^fiod auf eine und dieselbe Stufe der Bedevtsamkeit; 
er sagt: propterea quod für guod ohne prapterea gebrancht Cae- 
sar häufig. Keineswegs , weder a priori , noch nach den Toriie- 
genden Beweisstellen, als faktischen Docnmenten, noch nach 
der Analogiie. So oft Caesar und jeder andere Schriftsteller 
propterea vorausschickt, soll offenbar die swiSchst in Wirklich* 
keit vorliegende Veranlassung angegeben und darimf gans besoiH 
dera gleichkam einleitend aufmerksam gemacht werden: Das ein- 
fache fuod wird in seiner Bedeutung nur gehalten und getragen 
durch die Ahistraktion , in so fem nämlich ein Determinativ oder 
DemonistraAlv supplirt werden niuss, und wo elnVcärbalbegriff 
vorausgeht^ jftfoci jederzeit den Grund angiebt, auf wdqhem das 
Prädicst beruht; so dass, ob es- schon auf faictische Grnnde und 
Ursachen hinweist, doch der Gedanke oder Nebensatz gans eng 
und zunächst an das in dem Hauptsatze ansgesprochne Uriheü 
angeknüpft wird , während propterea qnod auf die Dirsidie und 
den Grund der Erscheinung hinweiset Wir Deutsche» haben fUr 
diesen Gebrauch ein Expediens, wenn wir sagen: und aiwar aus 
dem %fihr einfachen Grunde, oder ganz natürlich; öder sehr 6«- 
greiflich^tc^ Ein Unterschied, der sieh deutlich ans den gans abs^ 
trakten und elliptischen Gebrauche von qu^d erj^eM^' in Stellen 
wie c. 1^ quod improviso unum pegnm adortus esset 'etc. Will 
Jemand diess und Aehnliches für blosse Copia oder AiHpiißeaiio 
der Redehalten, oder meint er, dass ein Wort ebenso gutge-^ 
setzt oder weggelassen werden könne: so behiilte er dieses ad 
libitum für sich, bürde aber dergleichen Willkür weder' dem 
Sciuriftsteller, noch der Theorie auf: von beiden Autoritäten 
müssen solche Zumuthungen oder vielmehr Einschwärzimgen 
ernstlidi zurückgewiesen Werden. Ferner scheint dev Verf. in 
starkem Irrthume befangen , weAtt ^ zu : Helveiü quoque rel^ 
quos Gallos virtute praecedimt anmerkt: ChiUos im weüem Sinne; 
Unglaublich! Denn kurz vorher hat Caes« ausdrihcktioh g^sgtt 
Herum omnium fortissimi sunt Belgae; und sodann MHt dcfr 
Zusammenhang, so wie die Bedeutong von reliputs^ätm Gtdii 



JMi Caewrif ComitteBt iü«. CkH.-^Ot/^Miat. ▼. Lippert. 

Mer nur ^11 cli^feii The&'^cr Gegtnitllidtbcitidiii«», zu de^. 
nto idie Hdvetier wiiiMcb ^5rten. Vculier war dedl wohl et« 
was üb^r minimeque — iraepe commeant wa %mgtk^ und ^ent- 
weder denr', was Ree. in seiner Ausgabe, oder was Baomstarik 
hiei^bel»' bemerkt hat, eknge Beachtung ta schenken, indem 
sich äwe}Advevbiei»ohi^e-€Sbpnla in einem Satze Torfinden, de* 
ven ^feziehnng nachgcWiei«itf' werden musste. Baufnstark Ter« 
J^inde^ aäepe mit cammeare zu einem Begriffe, etwa wie veniU 
iart^^ fr&ijuentare ; naeh Rec. Tereinigen sich minime saepe m 
dem einfachen: /lerrord, höchst selten, gar selten. Analog sinA 
e. 2. minus late — mma^ ÜMdle — selbst c. 8, minima altitudos 
wobei CHI Coitimeiitatory wie- der Verfasser sich ankündigte^ 
der- ne^tiyen d. i prohlllüven Bedeutung von minime einige 
Rücksicht schenken- mosste; ' Minime nimlich mit seiner ganzen 
Sippschaft ist nie eine p4sitlre Temeinnng. Der Verf. ist aber 
auch in grammatischen B<E?sftlnmiungen und EhrlSnterungen nicht 
geiiau. Ueber qtwm in d>l;rät6Ue: HeKetttfere quotidianis proe- 
liis cum Germanis contenAünt , quum^ ant sms ^nibns eos pro^ 
hih^nl etc. sagt er: • Quüm^ indem, bestimmt hier die Art des 
Kampfes etwas naher; daher (?) der lüdikatir. Zuvörderst war 
hier auf eine Grammatft zii verweiseil und zu bemerken, ob 
qüum hier causal oder i'emporell ^ei, denn das deutsche indem 
ist eben^ erklärende. Paitikel, als temporale. Vergl. Seiden- 
stückS^FS-^chlass die deutsche Sprache betr. 8. 77. Oder, woUte 
nuHf btos -die temporeUe Bedeutung gelten lassen, dann bebt ikh 
dem eitttf Gleiehzeitigkeit hervor, die auf unsere Stelle keine 
Anwendung leid'et. ttkft ist) aber die ratie des quum keine an- 
dere, als die der Corretatimi zu einem z» supplirenden tum^ eo 
tempore und zwar so, dass man hinzusetze: quotid. proeliis, 
qua fiunt tum^ quum etei' streng genonMnek also nicht : indem^ 
sondern: wann sie. YergL BHlroth §k 3I6L S. 365. fährt der 
Vecf. weiter in der ErklSi^ng fort und bemerkt zu: Belgae ab 
extremis Galüae finib. or7»;i/fir, „d. i. Belgarum regio ^ zur 
Abwechselung^^: so gehört diese Deutung in dieselbe Katego- 
rie des Unbestimmten und Ungeniessbaren. ESne allgemeine, den 
Sprachgebrauch charateristisch bezeichnende und auf den ein- 
fachen logi^hen Grund zurückführende Bemerkung war hier 'atf 
der Stelle, zumal, da sieh bei Caesar so unendlich viele FaUe 
der Art finden. Diese Belehrung gut naiturlfiohj^l^e/'^if Lesemi 
diese M'Sren dann nur aufmerksam zu madben auf die Wahl der 
Frädikate; denn nicht alles und jedes, was zu regio j terra 
etc. paäst , eignet sich für das Volk, Also war über tfrimtiur das 
Nöihlge zu erwfihnen. Aehnlfch Tacit Germ. 85. Chaucorüm 
geils incipit a Frisüs. 

Zu Cap<. 2. findet sich die zwar richtige Ansicht ausgespro- 
chen, dass cum omnib. copifs nkht Hab und Gu^ bedeute, son^ 
dern dSe iltpiiseAei»; abei^ theils sagt dw Verf.' es sei die Afaim- 



achafi, mit Inbegriff anch derer, wdqhe die. Waffen Jfticilii. tniTi 
gen konnten, ein Ausdruck, der ebe^ so unpassend, uiß, Yi^el «m, 
eng ist; es sollte eher Jieissen: mit der ganzen Bevölkerung, mit 
der gesammten Volksmass^ ; theilä- verleitet kein W^ M^^^ 
de finibus: denn bei e finib- -exirev li^^sQ sich auch ein«. JLfidE-^' 
kehr denken, wie z. B. .:«.cAstrJ8, ejPiOrbe« 'o\ergL Hand TurselL 
n. p. 186« wo jedo.Gh unsrer, Stelle -ni^htJBrwähnunggeilchKcbL. 
Doch der Herausgeber hebt seine Erklärung gcwisaeiCvJVIaflaeii 
wieder auf und paralysirt die Begdfi^beii^timmung dadurch, dM^. 
er: omnes copiae gleijphs^i^lJt d^m:. emneßyunivergi. :8o,: meint 
er, sei II, 7. a4 castra Caesaris omniku^ copiis contendemnt 
gleich dem: tt omiies. Ebenso o.iS. copia frumenü i; q. irun 
mentum. Diese Manier Terfladit/ifU^i^Aps.chaulicbkeit, , alles 
Plastische, alle Objectlvität der Dar$4eUuogv und tler VerCssfreiC 
würde sich selbst in die gröbste Verlegenheit setzen , w;enn seine 
Schüler das Deutsche: sie.aZZe i^^^t iaagesammt bei der.ensten 
besten Gelegenheit, ijro Ton friedlichen Borgern ., die aus der 
Stadt auszögen zu irgend einem Freudenfeste, überBetzten: cum 
Omnibus co/>»« exicrunt Und wo bleibt das Naehd^ken,. die. 
Uebimg des Verstandes in . Soheidung^ynonymer Begriffet Und 
wenn diese Sondening nicht überall: Statt finden kann oder fOi; 
unnütz befunden wird , zu welchem aiechani9chen und oberfläch- 
lichen Getriebe upd Gerede sinkt silier Sprscbunterricbt..he«ab!l 
Das ist mehr, als. ad modum Min-elii! — Der Partikela, diosea 
^,:^rten Ilippenwerks: der Gedanken.^^ 8. XV. der Vorrede,: Ter^ 
sprach der Verfasser sich* besonders. :aqzunehmen. Eine Proben 
davon giebt c. 2. zn den Worten:. pr0 'multitudine auiem Ymmif^ 
num. Hier hcist es : „i. q. eCiam, femer , wie sq. mehr andern 
Stellen/^ Nämlich at^em,sßi gleich eliaml. Dsss 4tf:Vecf. für 
eine deutliche, übersichtliche Anordnung oder Sti^Uung.der za 
erklärenden Wörter und Begriffe nicht gut gesorgt habe, findet 
sich hier, wie auch anderwärts nicht selten bestätigt -rDoch d^esf 
ist Nebensache! Wichtiger und gewiss, dass auieff^ nttn und 
nlmmermelir e^iam und /orntfr bedeutet. D«zu:bedw^flta:es eir 
gentiich keiner Autorität mehr; doch verweisen w|ir»4itf.IIanA 
Tursell. I. p. 562 „Nequc vero il magis prudenter ^eqph AgQii.t< 
qui ant 4e copulativa potestate ipsius particulaeloqu^ntev«« tut 
eam significare üem^ etiam^ praeter ea tradant,^^ -r-.* Csp. 15 
ist sogar et pauci etc. unser wenig betontes aber! f. .\y.:if v:/ -i-j.i 
Der Kürze halber fassen wir einige andere Beiii|pidUl igrossjto- 
Unbestimmtheit und Unlctarheit^ ja selbst lexikalisch ganz fälschet 
Interpretation aus. den folgenden Capp.,zusiUiimen: jf^pb 3 ist iiviptf-i 
rium =: regnum, .Qbtfinti^us = occupaturuß^ firmieeimi =xfiifH»f^ 
simii {firmissimi heissen sie, in so fern sie am Mdfiftesi 9U9r Jtfld 
n^haiten, am längsten Widerstand zu.]i^t«n¥i3rpnögenp '8ff^j(Enna 
valetudo, ^/-ina oppida„ Jürmus Mimus) x. 4.< eodem con49^P^='^ 
eodem C0nv^;26ri^;,^ber|iaf seine f^Of^SftJ^si«;;; 9y|leiBd>ejBLduiqh 



Jalii Caesarb Comment. de b. Gall, et CÜt« erlaat. t. Lippert 401 

diesen Zusatz des Verf. wird die g^g:ebene EridSrun^ als schief 
lind unglücklich bezeichnet* Vieles Andere, was als Eigenthiim- 
lichkeit der Sprache hervorgehoben werden sollte, ist wieder 
übergangen. So. c. 3. die Worte : re^o occupato d. L nbi re- 
gnum occupat. esset ^ also ganz hypothetisch zu fassen, wegen 
des folgenden sperant ; c. 4. nichts gesagt über es vinculis , was 
offenbar ein seltener und hier dunkler Ausdruck; vergl. Hand 
TurselK; II. p. 629. eben so wenig über oportebat^ denn 
das hierüber Bemerkte ist dunkel und unverständlich ; zu damna" 
tum wird man statt e/t/« ret eher suppliren: conjurationis ; es 
genügte aber hier auf den absoluten Gebrauch des Verbi auf- 
merksam zu machen ; bei igni cremari ist das Bekannte wieder- 
holt, statt dass auf die Bedeutung lebendig verbrennen — 
hingewiesen werden sollte. Viel zu viel , ja Unglaubliches be- 
hauptet der Verf. wenn er S. 8 behauptet, die Verbalia auf io 
kämen überhaupt im Lateinischen selten vor. Er meint ofifen- 
bar Verbalia mit dem Casus des Verbi verbunden oder der 
Rektion des letztem gemäss construirt. Die Vermuthung, dass 
Orgetorix sein Leben durch Hunger geendet, hat bei der Lang- 
samkeit der Todesart wenig für sich und ist sprachlich durch 
ipse silü mortem conscivit — im Mindesten nicht unterstützt* 
Andre Beispiele derselben Kategorie wollen wir blos nach ihrer 
Localität anführen : S. 5. c. 2. angustos fines = %u enge Gren- 
zen; denn der Lateiner pflegt dergl. momentane Schärfungen 
d. i. solche , die aus dem Zusammenhange sich von selbst erge- 
ben — nicht besonders auszudrücken! Eine ähnliche Erklärung 
von momentan erinnern wir uns anderswo noch nicht gefunden 
zu haben; ibid. copia Crumenti = frumentumi S. 12. c. 7* 
ejus voluntate = per eum. S. 14- c. 8 casteila communit=zfacit» 
ibid. dies quam constituerat cum legatis = legatis (Dativ) ohne 
cum / — Letzteres konnte doch wohl erspart werden ? — Ist 
in solchen Fällen Hand in Tnrsell. IL p. 147. benutzt, der dem 
Verf. nach S. XXV. wesentliche Dienste geleistet hat? S. 17. 
€.11. populär i heisst veröden , was auch ohne Verwüstung durch 
blossen Schrecken geschehen kann. So nach Baumstark. Wer 
soll diess glauben? wo die Autorität? So S. 16. itaque = quam 
ob caussam^ quam ob rem, S. 18. ^^nihil esse reliquiz=^reli' 
quum. Aber der Genitiv ist hier solenn !^^ Aliein ist nicht 
hier ein doppeltes grammatisches und logisches Verhältniss zu 
berücksichtigen? Und ist die Bedeutung dieselbe? Warum 
nicht auf die Grammatik verwiesen? Z. §. 432. — S. 19. reit- 
quam esse = relictam esse. Mit nichten ! Relicta wäre dort 
€. 12. eher deserta. Ib. et ejus. Häufiger ejusque! Was 
macht der Schüler mit einer solchen Note? . S. 21. c. 13 
sei constituisset atque esse voluisset ein Hysteron proteron! 
Schwerlich! Vielmehr stelle ich Jemanden auf einen Platz, 
weise ihm denselben an, und sage: hier bleibst du ! (e««evQL) 

N, Jabrb. f. FkiL u. Paed, od, KHU Bibl. Bd, XIX. Hft, 4. 26 



M2 Römische LittcrBtnr. 

Ib. c« 18. rirftffe — quam dolo contendere boIL gleich seiM dem 
ti contcnd. Als ob virtv» je ohne den Nebenbegriff moraltMcker 
Kraft lind Ausdauer crebraii cht werden könnte! S. 22. soll m- 
sidna vili fioin: m\i\tum conji der e ^ m\\\i, tribuere insiAü^, Eine 
ar^e Vcrw eclishing eines iieiitraJen (trib. coiitid.) Zuatandeft mit 
eHicm akiivcn und Auf^tren^mg der Kräfte > orauasetKenden! 
M IT miifKsen Vieles übergehen . was wir des \ crfasaera für xat- 
wiirdig, die Köpfe der Jugend für verwirrend halten^ den Ver- 
stand weder anstrengend noch w eckend, die kJare Einaklit in den 
Bau der Sprache , wie in die Bedeutung der Wörter eher behin- 
dernd als befördernd gefunden haben, und erwälinen noch ein 
Beispiel aus c. 15 f. wo zu den Worten: Ita dies circiter XV 
iter fecerunt ^ uti int er novissimnm li(»stiuni agmen et nostnnn 
primurn non amplius quintR aut seni8 milibns passuum interenet — 
folgende Anmerkung zu lesen ist: quinis aut senis = ^ftdn^ue 
aut «ex. Durch diese Vertauschung der 7iiimei't (wohl: Nnme- 
ralia^i. welche an keiner andern Stelle unsers YeifaaaerB wahr- 
genommen werden dürfte, wird die Entfernung doppelt, sowohl 
Ton dem Heer des Caesar, als von dem letzten Zug der Schwei- 
zer (so heissen bei dem Verfasser die Helvetier durchweg) ans 
gemessen , und so der Begrifi' des m echselseitigen YerhBltniBse&, 
der schon durch inter angedeutet wird^ tun ao deutlicher be- 
zeichnet.*'^ Also auch wieder Vertaupchimg! Und hei Distribu- 
tivzalilen von beiden Seiten gemessen! Lud nicht waS.die8 XV 
bezogen^ und auf Z. §. 119 vemiesen oder auf B. G. IV i, 1. 
quotannis singula miiial 

Der Verf. hatte sich laut Vorrede S. XVI. anhewchig ge- 
macht, über das Befremdliche und Dui^ie oder bisher Unbeach- 
tete Licht imd Auflilärung zu verbreiten; wir haben in diesen 
wenigen Capp. noch nicht Gelegenheit gefunden , ans dessen nn 
erfreuen. So fand sich vielleicht c. 5 Anlass Baumstarks Ansicht 
über privata aedificia zu berichtigen. Allein der Verf. wieder- 
holt die von jenem Gelehrten aufgestellte Meinung, es seien 
aedificia a reliquis separata , sogar rara , 'disfeeUtm IMess kaum. 
nicht sein; noch weniger taugt der abermala das Behauptete 
tlieils beschränkende theiis ganz aufhebende und annullirende Zu- 
satz^ es seien: die übrigen kleineren Reilien von Häusern. — 
Es sind aber zu verstehen die Privatbeaitzungen der Einzelnen, 
die nicht in dem Verbände der Städte oder Dorfgemeinden 
lagen ^ welche Kraft eines Gommunalbcsclilusses verlinBUit wor- 
den. Widerstreitet es ferner nicht aller Theorie , bei c 6 die 
Oppositionsweise und per Epexegesin nach: Erant omnino i^me- 
ra duo^ quibus domo exirc possent: beigefügten Worte-: utmm 
per Sequanos durch ein zu supplirendca est in der Bedeuten^ 
gehen ^ führen — ganz aus dem syntaktischen Verbände lienns- 
zureissen'f Ist es logisch richtig und andrer Seite den Sprach- 
gebranche angemessen, zu lehren: dies als auhjmAiver Begriff 



Jalii Caesarit CommcBt de b. GalL et Chr. erlint r. Lippert« 

icedacht, ist genena fetninmi ; als objeetwer ^ gen. mascuUai? 
Dergleichen muss man toto animo perhorresciren ! Endlich soll 
auch, ungeachtet der kaum gegebnen Distinktion, is dies 
blos zur Abwechslung für ea dies gesagt sein, ungeachtet der Au- 
genschein lehrt, dass eben der chronologische oder politisdke Tag 
des Kalenders durch is d. Ton Caesar bezeichnet werden mutete. 
Wir wissen recht wohl, wie leicht es sei. Andrer Fehler 
aufzufinden, zumal wenn sie in concreto vorliegen und das 
literarische Werk zur ruhigen Beschauung hingestellt ist; aber 
die Ton uns gegebnen Proben der Interpretation nach Form und 
Inhalt durften nicht mühsam aufgesucht werden , sie boten und 
drängten sich vielmehr zur wahren Ungebühr dem aufinerksamen 
Leser auf. Wie weit angenehmer wiirde es dem Rec. sein , wenn 
er Vollständigeres, Bündigeres, Bestinmiteres , Planmassigeres 
in diesem neuesten Commentare gefunden hätte, als ihm sein 
eigener unter besonderen Yerhältnissen entstandener und sei- 
nem Urheber selbst in vielen Theilen nicht genügender derarti- 
ger Versuch darbietet! Allein über so Vieles, was Becensent 
zu erklären vergessen hat , bei der grossen Masse des Manchem 
Entbehrlichen, was mit und nach ihm Andere commentirt haben, 
suchte man mit Recht in dem vorliegenden Werke Belehrung. 
W^as heisst, fragt der jüngere Leser, c. 5. f. Bojos — receptos 
ad se socios sibi adsciscunt? Die vom Rec und Baumstark ge- 
gebnen Erklärungen genügen sicherlich nicht; die des Rec. 
ist wenigstens nicht genau. Waren nämlich die Bojer bis Noreja 
vorgedrungen , hatten si« diese Stadt berennt : so war ihnen das 
Unternehmen entweder nicht gelungen, oder sie hatten von den 
Helvetiern aufgefordert, die Belagerung und Bestürmung aufge- 
geben. Letzteres ist wahrscheinlicher , wegen receptos. Also 
die Helvetier hatten sie herbei - und an sich gezogen, d. i jene 
vermocht , sich an sie anzuschliessen und den Rückmarsch von 
Noreja nach Ilelvetien anzutreten: daher bildeten sie auch wohl 
nach c. 25 den Nachtrab. Dass c 7 maturat ab urbe proficisci 
gedeutet wird: von der Sladt der diesseitigen Provinz, wo Cae- 
sar seinen Sitz hatte — ist zwar unerhört, da nur JRom gemeint 
sein kann; dass ibid. zu milites quos imperaverat^ couvenirent; 
erklärend von dem Verfasser hinzugesetzt wird zu imperaverat 
sc. convenire — ist der SachB und dem Ausdrucke ganz zuwi- 
der und verrückt den eigenthümlichen Begriff des imperare aus 
der festbestimmten Sphäre: aber ganz unwissenschaftlich dünkt uns 
die Manier, die specifische Verschiedenheit der Tempora auf 
gar keinen logischen oder grammatischen zu bauen, sondern auf 
die willkürlichste und ganz mechanisch triviale W^eise in irgend 
ein anderes zwar verwandtes, aber doch verschiedenes Gewand 
einzukleiden, weit verschieden und ohne Beachtung des von KrO- 
gers scharfsinniger Untersuchung L S. 72 f^ zu entnehmenden 
Resultats. So z* ß. 18* c. 7« coovfnir^ni sei gesagt für: con- 

26* 



404 Römische Litteratur. 

\eni88ent. S. 25. c. 14, iit consuerinl diene statt: consncffsenf, 
S. 35. c. 20 possei statt potuisset. S. «1. c. 35, wo im Allge- 
meinen die Beliaiiptiinp aufgestellt wird , der Grund des Wechsel« 
der Tempora, z. B. si non impetrarel und impe//a»«e/ schien 
kein anderer, aU die Rücksicht auf Jbwevhslting und Mannich- 
falti^keit im Ausdrucke, welche nicht selten den Autor (Caest) 
zur Ah weich ung von gewöhnlichen Constructioneii und Formen 
bewehre. Ein Beispiel, wohin dergrleichen Grundsätze der 
Hermeneutik fiUiren, giebt unter andern 11,0. S. 112, wo der 
Verfasser bei der Stelle: si possent — si rninw^ poluissent des Re- 
censenten Ansicht, dass pottiissejit logisch bedingt, und als noth- 
wendig gesetztes Antecedens, ganz an seinem Platze sei, fra^: 
warum habe denn Caesar nicht auf das frühere possei (soll heis- 
sen possent)^ welches mit « minus poluissenl in gleichem logi- 
schen Yerhältniss steht, nichl (sie) in denselben Modus (11) 
gesetztl Vielmehr habe Caesar das plusquamperf. nur deshalb 
ge\iä'hlt, um den Ausgang zweier Sätze in eine gleiche Form 
des Verbi zu Tcrmeiden, so wie den Gegensatz durch das gedehn- 
tere Plusquamperf. nachdrücklicher zu machen. — ^ Dem ge- 
mäss eile man Stellen, wie B. C. I, 6 habentur, imperantur, 
exiguntur — c. 7. reliquisse, advenissc u. s. f. zu ändern und 
in die Einförmigkeit Abwechslung zu bringen! In der That 
eine schöne, eines genialen und geistreichen Schriftstellers 
liöchst würdige Aufgabe, rhetorischer Abwechselung zu Ge- 
fallen den Gedanken , die Wahrheit, das Factum, die jedesmali- 
gen Verhältnisse, kurz alle Realität der todten, leblosen Form auf- 
zuopfern. Ein wahres fleischloses, um nicht zu sagen, hirn- und 
geistloses Gerippe, das den starrcsten Formalismus mancher deut- 
schen modernen Sprach pedanten zum Weichen bringen könnte! 
Kec. kann nicht begreifen, woher ein und derselbe Verfasser 
dergleichen Systeme oder Theoreme erschaffen oder irgend- 
woher sich aneignen und in unsem Tagen zur Benutzung 
und Annahme hnistellen und andrer Scits in seiner kriti- 
schen Anhangsweise mitgetheilten Versuchen sich weit schür- 
fer, gründlicher, gediegener zeigen konnte! Entweder liegt 
ein langer Zeitraum zwischen beiden Abthcilnngen des Werks, 
oder dem Verfasser flosä eine reinere und reichere Quelle, 
wir wissen nicht woherl — Wir gedachten bereits mehrfach 
der rein mechanischen, auf keiner rationellen Basis ruhenden 
Interpretationsweise des Verfassers, finden aber auch, dass der- 
selbe bis zum Erstaunen die bekanntesten Gesetze und Eigen- 
thümlichkeiten der Sprache ignorirt. Cap. 14. räth er zwar zu 
num etiam receniium injuriariim — memoriam deponere passe f 
den Infinitiv beizubehalten, obgleich num mit diesem Modn« 
sonst nirgends bei Caesar vorkomme. Kann diess Letzte ein 
triftiger Grund sein, wenn der Sprachgebrauch der besten Au- 
toren es gestattet und die Codd. nicht widerstreiten 1 Warum 



Jnlii Caesarb Goranient de b. GalL et Civ« erl&at t, Lippert. 406 

also diese ganz interessante Erscheinnng auf dem Sprachgebiete 
ganz unerörtert lassen? Wenigstens war Zumpt §. 603. an- 
zuführen , wenn des in diesem Punkte classischen Krügers keine 
Erwähnung geschehen sollte. Ibid. heisst es zu recentium in- 
juriarum — memoriam deponere, — ^, dieser Genitiv spreche 
für den Grund ^ warum Caesar bei oblivisci nicht den Accusativ, 
sondern den Genitiv ^^^WühM hat.^^ Was dann weiter beigefugt 
wird, hat für Rec. keinen Sinn; denn etwas Analoges liegt 
wohl in der Redensart, aber kein Grund für jene Constru- 
ction. Wollte der Verfasser etwas Neues und Passendes bemer- 
ken, so wäre die verschiedene Natur des Genitivs und Accusa- 
tivs kurz zu berühren gewesen und etwa Rücksicht zu nehmen 
auf das griechische aKoinv mit Genitiv und Accj^isativ. Auch 
die deutsche Sprache bietet ganz Aehnliches. Cap. 10 meint 
der Verfasser diem ex die ducere heisse : die Aeduer machten 
aus einem Tage melirere , und genauer würde man sagen: rem 
in diem ex die ducere. Aber wozu dergleichen entfernt liegende, 
von Caesar selbst, der doch wohl der Sprache mächtig war, ver- 
schmähte Mittel, besonders da rem — ducere etwas ganz Andres 
ausgesagt hätte, was schon aus dem Folgenden: conferri^ com- 
jwrtari etc. erhellt. Nicht die Sache^ sondern den l^ermin hiel- 
ten sie hin, zogen sie in die Länge, ähnlich dem irainiren, 
Diem ist also für femininum zu halten und bezeichnet den Ab- 
lieferungstermin; und analog dem: bellum ducere^ ist das Bild 
entnommen von einem Faden , den man aus dem Rocken immer 
länger und länger dehnt und zieht. Zum Schlüsse, weil wir uns 
zu etwas Andcrm wenden wollten , geben wir eine Probe einer 
alle gesunden Begriffe , die ein Knabe gcfasst haben kann , ver- 
wirrenden angeblichen Theorie imd Belehrimg. Cap 16. lauten 
die Worte des Verfassers zu convocatis eomm principibus m his 
Divitiaco et Lisco — buchstäblich so: „Z/i his. Stehen die 
Pronomina demonstrativa uqd relativa partitiv für inter , so neh- 
men sie gewöhnlich in zu sich und nicht : inter , vielleicht, weil 
der Lateiner auch in einer andern Beziehung s. c. 12. (dort sind 
Beispiele gegeben: in ea fuga, in eo loco, quo in consilio) 
diese Sprachformen zu setzen pflegte. Noch werden zur Erläu- 
terung hinzugesetzt : gtio in numero.^^ Das Einzige , was hier 
nach unserm Dafürhalten der Verf. zuthun hatte, war 1) aufmerk- 
sam zu machen auf diesen Latinismus, wo in scheinbar für inier 
gebraucht wird; 2) den Gnmd kurz anzugeben, wesshalb und 
wie jenes locale in zu der Bedeutung kommen konnte ; 3) die 
Beispiele mussten sorgfältiger geschieden werden, denn in eo 
loco beweist nichts, sondern erklärt nur, und der Lateiner pflegte 
nicht gewisse Formen zu gebrauchen, sondern der Bedeutung 
und dem Sinne und dem gesunden Verstände gemäss musste ex 
so und nicht anders sprechen ^nd schreiben. Gehört dieser Fall, 
wie die meisten der erwähnten, unter die Stellen, aus deuea 



406 Rdmiiche LUterator. 

wag wir eben beweisen wollten^ erhellt, wie der Verfassei- theOa 
in Unklarheit befangnen erscheint, tlieils den bestimmten nnd pas- 
senden Ausdruck verfehlt, theils einer ganz mechanischen Inter- 
pretation sich hingegeben ; so giebt ein noch anzufiihrendes Bei- 
spiel einen hoffentlich genügenden Beleg, wie seiir leicht und 
obenhin er manche syntaktische Formen behandelt, und wie 
weit vom Ziele er daneben geschossen. Cap. 23 wundert sich 
derselbe bei : seu quod — esistimarent , sive eo quod — ean- 
ftderent über sive mit dem Conjunktiv ; scheinbar sei diess ge- 
gen die Regel; denn: res ad cogitationem refertnr.^^ Allein, 
\iie Jeder sieht, ist seu und sive ganz unschuldig, und quod 
zieht den Conjunktiv nach sich. Zumpt, den der Verfasser vor- 
zugsweise als Grammatiker zu Käthe zog, hatte dem Schüler Be^ 
lehnmg gegeben § 336 und ZW- nicht, wie im Buche zu lesen, § 
522. was auf den vorliegenden Fall gar keine Anwendung leidet 
Mit der Sprache , in welche der Verf. seine Anmerkungen 
gekleidet, konnte sich Rec. in vielen Stellen nicht befreunden; 
ausser der Unbestimmtheit, die wir tadelten, und dem Mangel 
an aller Concinnität, wovon besonders S. Yll. der Vorrede sich 
ein abschreckendes Beispiel findet, leidet sie auch an manchen 
Provinzialismen und gewissen Lieblingsausdrucken , die weil sie 
sich in keiner bestimmten , abgeschlossenen und allgemein aner- 
kannten Sphäre halten, dem Verstände keinen festen Anhalts- 
punkt geben. Zu letzteren gehört besonders das beliebte schär^ 
fen und Schärf ung. So soU c. 29. in der Stelle: numerus eo- 
ram , qui arma ferre possent^ der Conjunctiv zur Schärfung des 
Gegensatzes zu pueri^ senes — die von der waffenfähigen Mann- 
schaft ausgeschlossen waren. ~ Wie es aber mit diesem Con^ 
junctiv stehe, auf welcher logischen Basis der Gebrauch ruhe, 
lehren die Grammatiken, z. B. Z. § 558., aber wichtiger war an 
derselben Stelle: qui numerus domo exisset. Darüber kein 
Wort ! Desgl. liest man hin und wieder bei dem Verf. die unsrige 
Stelle z. B. S. 47. es erübrigt statt es bleibt oder ist noch übrig; 
— so wie viele neue Erklärungen als Nachträge nebenbeigehen. 
S. XXll. Oft kehrt wieder der Ausdruck: mehr andre Stellen 
S. 5« 6. 9. 25. 118. u. a. Es musste heissen: andre Stellen mehr. 
Was mehr in diesem Falle für ein Redetheil sei, lehrt die Vergld- 
chung mit der lateinischen Sprache ; da aber der Verf. ausdrucken 
wollte : et in mullis (compluribus) aliia locis ; so sollte es heissen : 
in mehreren andern Steilen. Darüber ist kein Wort zu verlieren 
und höchstens auf Bechers Schulgrammatik §. 183, ein atweifeln- 
der Tiro zu verweisen. Unter diese Rubrik rechnen wir auch 
S. 26. zur Einholung der Fütterung für das Vieh. Ibid. die 
materielle Kleinheit der Partikel et, S. 36. daDumnorix nicht 
geringen Anhang hatte; schon erhellend daraus, dass etc. Ein ab- 
soluter Gebrauch des Farticips , der bei solcher Verbindung- und 
Bedingung jeder Sprache fremd sein muss. S. 20* man findet 



Julii Caesaris Corament. de b. Gall« et Civ. erläut. ▼. Lippert« iSO? 

bei Caesar oft bei Worten eine Zutkat^ die man nicht erwartet 
S. 102. seine ihm gefolgten Soldaten. Im Gebrauch der Prono- 
mina zeigt sich wenig Sorgfalt und Vorsicht. S. 84. %\i c. 20 
wird der Zusammenhang einer Stelle folgender Gestalt erläutert: 
^^Caesar glaubte Grund zu haben ^ den Dumnorix zu bestrafen^ 
Daran hinderte ihn jedoch die Rücksicht auf die trefflichen Ei- 
genschaften seines Bruders Divitiacus^ die ihn (also den Caesar?) 
als treuen Freund des römischen Yolk$ darstellten ; daher jener 
(Divitiacus ?) die Bestrafung desselben dem Divitiacus selbst über- 
tragen wollte. Dieser lehnet sie zwar nicht geradezu ab, indem 
er dem Caesar auf dessen/^iii^ ihn {den Caesar oder den Din- 
tiacus*?) zu bestrafen «. s» w. — Ueber den correcten Grebrauch 
der Pronomina: er, derselbe^ sich^ ihnen ^ etc. erinnert sich 
Recensent stets mit Freude der klaren und gediegenen Belehnmg 
Scidenstückers in dessen Nachlass g. 101 ff. — Doch Fehler, 
wie die oben gerVigten , finden heut zu Tage auch anderswo ihre 
strenge Correctnr und entstellen ein wissenschaftliches Werk, 
bei dessen Verfasser man knit Recht voraussetzen muss, da^s er 
die Muttersprache zu handhaben wisse. 

Wir brechen ab und fürchten über Einrichtung und Beschaff 
fenheit des Commentars , so wie über dessen Yerh'altniss zu frü- 
heren Versuchen , die Sprache , den Sinn und Geist des Schrift- 
steilers , so wie den Zusammenhang der Gedanken und Thatsa- 
chen zu erklären, — fast zu viel gesagt zu haben; denn es bleibt 
noch ein wesentlicher Theil des Werks , die vielfachen Beiträge 
zur Kritik^ zu beurthcsiien übrig ; ein Theil des Inhalts , dem wir 
später noch .einige Proben etymologischer Versuche beiordnen 
wollen. Es lässt sich aber die Kritik in der Regel so wenig von der 
Exegese und Interpretation trennen, dass selbst historische und 
diplomatische Autoritäten der MSS. einer exegetischen uiid lexi- 
kalischen Prüfung unterworfen sind. In so fern möchte man glau- 
ben , der beste Interpret sei auch der beste Kritiker, oder über- 
haupt, je tiefer ein Mann in den Geist der Sprache eingedrungen, 
je einheimischer derselbe auf dem ganzen Gebiete der Sprach- 
formen und auf dem classischen Boden selbst ist , je v^trauter 
namentlich auch mit seinem Schriftsteller: desto sicherer wird 
die Kritik ausgeübt werden. Doch steht kein Autor isolirt und 
das aus sich selbst erklären hat auch seine Grenzen ; äussere 
liülfsmittel bleiben ebenfalls unentbehrlich, und wo diese feh- 
len, werden Conjecturen um so mehr wie Pilze emporschiessen, 
je verdorbner noch viele Stellen eines Autors, und je seltner die 
Männer, die zu glücklicher Divination von der Natur noch mehr, 
als durch Studium befähigt sind. Wir glauben also im Allgemei- 
nen, dass wir den Werth, der von dem Verfasser gegebenen 
kritischen Versuche richtig würdigen, wenn wir da^ Verdienst 
desselben in die Bestreitung und Widerlegung mancher früheren 
Behauptungen Andrer setzen, etwas Neues und Wesentliches 



408 ROmische Litteratnr. , 

aber , weder in dem Commentare , noch in dem Anhange befan- 
den zu haben versichern. Dass sich nun der Verfasser Vorzugs- 
weise mit einer Sichtung und Prüfung der von dem Rec. ge- 
gebnen Aendemngen oder Verbesserungen des Textes beschäfti- 
get^ liegt in der Natur dieses letztgenannten Commentars und 
selbst in der Zeil , in welcher mehrere Gelehrte auf demselben 
Wege nachgefolgt sind. Nur wünschten wir, dass der Verfasser 
die beiden Ausgaben der Commentare de Bello Gall. etwas genauer 
geschieden , die Worte des Recensenten hin und wieder sorgfäl- 
tiger erwogen , die Beweise bündiger geführt hätte* So wie in 
Begriffsbestimmungen der Verfasser in dem Anhange nicht selten 
mit dem Rcc. streitet, mit Berufung auf manche neu hin- 
zutretende Autoritäten, als Ramshorn's Synonymik, Stürenburg zu 
Cic. Offic. , so wählte er sich namentlich dessen Conj.ckturaUkri- 
tik zum Gegenstande und diesen Theil hält Rec. unbedingt 
für den wichtigsten und lehrreichsten des ganzen Werks. Dass 
aber der Verf. ungeachtet er nicht selten mit diktatorischer 
Sicherheit abspricht, manchem Zweifel Raum giebt, auch Un- 
gehöriges und Verschiedenes durcheinander wirft, soll an einzel-i 
neu Stellen gezeigt werden: der Reo. muss es billiger und 
bescheidener Weise Einsichtsvolleren und Unbetheiligten fiber- 
lassen , den Totalwerth der kritischen Ergebnisse unser» Verfas-» 
sers ziv bestimmen. Lib. I, 53. Ist es streitig, oh zu lesen: 
lieque prius fugerc destitenmt, quam pervencrt;}^ oder — unt? 
1 Cod. Leid. I. spricht für pervenir^Ti^. Rec hatte in seiner 
Ausgabe sich wegen des bei Caesar nach priusquam üblichen Con-- 
junktivs fuT diesen Modus erklärt, und unser Verfasser rügt ge- 
gen jene Bemerkung 1) Caesar verbinde wohl das Imperfekt und 
Plusq. perf. mit jener Partikel , aber nicht das Perfekt , was ge- 
gen den Vsus sei. — Dagegen sei erlaubt zu erinnern, dass 
mit demselben Rechte , nach welchem prifjsquam mit dem Prae^ 
sens Conjunktivi andenvärts verbunden ist, vergl. Fabri zu Sali. 
Cat. 4 extr. auch das Perfecta wenn anders der Zusammenhang 
und das Verhältniss der Sätze zu einander es gestattet, stehen 
kann« — Sodann erklärt sich der Herausgeber den Conjunktiv 
wie bei dum , indem , während , wenn es bei offenbar objektiv 
ven Handlungen und Bestimmungen mit diesem Modus stehe. 
Er bezieht sich dabei auf Hand Tursell. IL S. 311, welcher je- 
doch ausdrücklich darauf hinweiset, dass dum mit dem Con- 
junktiv im temporeUen Sinne den Dichtern und den späteren Au- 
toren angehöre. Servius zu Virgil. Aen. 1, 697. sage dcsshalb mit 
klaren Worten: malo errore quam et dum a Romanis esse confusa. 
Ist diess der Fall, wie konnte aus jenem (ungewöhnlicheren) 
Gebrauche der Späteren eine Analogie für Caesars Styl entnom- 
men werden? Der Verfasser fahrt aber fort, dass in solcher 
Weise der Conjunktiv die Handlung gleichsam weiter aushole 
und sie so der Anschauung näher bringe, sie objectiver mache. 



Jnlii Cacsaris Comment. de b. Gall. et CiT, erlänt t« Lippert 400 

— Hierbei gestehen wir 1) nicht zu Terstelicn, was das heisse: 
eine Hendl, weiter ausholen; nnd wir glauben mehrere Genos- 
sen einer so Terzeihiichcn Ungeschicktheit zu haben. Sodann 
haben wir Ton Jugend nie gehört, noch gelesen, dass der Con- 
junktiv diene etwas objeklücr zu machen; Tielmehr ist dieser 
Modus überall ein bedingter und relativer und folglich ein rein 
subjectiver , von der Vorstellung des Sprechenden nicht blos ab- 
hängiger, sondern in dieser ruhender und basirtcr Modus. Und 
da der Verfasser viel und mit vollem Rechte auf Billroth hält, so 
genüge, was dieser §. 244 über diesen Punkt gesagt hat. — Nun 
wird viertens nebenher bemerkt , dum werde meist in Relativ- 
sätzen gebraucht , denn d — um sei gleich gti — um , gleich 
wie de durch rs mit xe verwandt scheine. — Alles diess dünkt 
uns 1) nicht zur Sache gehörig; 2) rä'thselhafte und unfrucht- 
bare Hypothese; 3) unklar, da der jüngere Leser wenigstens 
wissen will, ob dum nach seiner Relation demonstrativ oder 
relativ sei, und warum. das letztere: denn d mit qu als Laut oder 
Vorschlag für gleichbedeutend in der Sprachbildung zu halten, 
wird ein denkender Leser sich nicht sofort entschliessen. Auch 
ist dum seinem Wesen nach von quum sehr verschieden , wie 
du dum f interdum^ selbst agedum schliessen lassen, so wie aus 
dudum analog dem jamjam sich vielleicht noch am ersten et- 
was über die Abstammung und Urbedeutung der Partikel entneh- 
men lässt. Endlich führt der Verfasser einige Stellen aus Ta- 
citus an, wo donec mit dem Imperfekt. Conj. verbunden ist, nach 
einer allgemein bekannten diesem Autor ganz besonders eigenen 
Gewohnheit: die auch Zumpt speciell § 575 erwähnt; gründlich 
erörtert Walther zu Tacit. Ann. II, 6. und zu German. 1 extr. 
Consequent sollte also der Herausgeber wenigstens Beispiele vom 
Praesens anführen, die nicht fehlten. Noch besser aber und 
folgerichtiger waren die zahlreichen Strukturen von dum in der 
Bedeutung von bis mit dem Conjunktiv. Hand Tursell. II. S. 
319 ff. Das Resultat der kritischen Sichtung und Prüfung ist nun 
nach dem Verfasser S. 562. „Also möchte Caesar dem Leser 
es vorzüglich bemerklich machen , dass die so stolzen Germanen 
schimpflichst die Flucht ergriffen, dass sie nicht eher diese 
hemmten (?), als bis sie bei dem Rheinstrom angelangt, der ihr 
nothwendig eine Grenze setzte etc.^^ Der Conjunktiv soll also 
dazu dienen , es dem Leser so recht bemerklich zu machen ! Es 
wird keines Beweises bedürfen , dass 1 ) viel Zeit und viele Zei- 
len erspart werden konnten; 2) dass für die Sache selbst unge- 
achtet der langen Exposition nichts gewonnen; S) dass nur aus 
grammatischen und logischen oder selbst in manchen Fällen , aus 
psychologischen und moralischen Gründen die eine oder die an- 
dre Lesart, bei ziemlicher Gleichheit äusserer Autoritäten, als 
die vorzüglichere erwiesen werden konnte. Denn immer bleibt 
Mahr, was Bernhardy in Encyclopädie der Philologie S. 165 sagt: 



410 BöDiische Litteratnr. 

Alle phlloloj^uche Tliati^icit. die mit Hülfe kritischer und 
getinchcr WlM»enschaft das Alterthiiin zu TersteheD und zu eat- 
wickeln Hucht, muss sich auf die Grammatik als ihren wahren 
Gnmd uud Boden htiitzen. Nun aber iüt Held dem perrenerüi/ 
nicht eben geneigt ^ Baumstark liest perreneru/i/ . Dihne möchte 
penenirei?/ Torziehen; Lippert billi;?t die von Oudend. recipirte 
Lesart; auch an andern Orten, z. B. Nep. Eumen. 4- 2. Epun. 
2, 2* finden sich äussere Zeugen für priusquam reiiquerü und 
anteccs«ert7 , was zwar Benecke zu Ciceron. Grat, pro Dejot. p. 
!ll aus Cornels Vorliebe für das Perfekt, in consecativen Satxen 
erklären will. Dennoch bleibt die Fra^e : Kann diese StndLtur Ter- 
theidigt werden und wie*j Wir glauben, ohne Zwan^ und fol- 
gender Massen. Bei Li\ius XXK 3K U lesen wir: haud usquam 
impedita ^ia« priusquam ad Druentiam ilumen percenii^ d. i. 
nirgends vorher stiessen sie auf ein Hinderniss, als bis sie (die 
Punicr) an die Druentia (wirklich) kamen: da nämlich war der 
Weg gehemmt. Alles ist faktisch und als solches dargestellt; 
im Hauptsätze kein Verbum, das eine subjective oder relaÜTe 
Beziehung zuliesse. Wie diess gemeint, wird sich sofort zeigen. 
Bei jVep. Eum. 4, 2 lauten die Worte: Qui quum inter se complexi 
in terram ex equis decidissent, — non prius dhtracii sunt^ quam 
altenim anima reiiquerü : d. i. sie konnten nicht eher auseia* 
ander gerissen werden , als etc.; es war nicht mögfa'ch sie eher 
loszureissen , als bis es dahin gekommen war, dass dem einen 
der Lebensodem ausging. Diess sind allerdings auch Thatsachen; 
aber die Worte und die Weise des Ausdrucks inToWiren das Ur- 
theil des Schriftstellers, der das Antecedens mit dem Conse- 
quens in eine solche logische Verbindung gesetzt hat, wie 
wenn er gedacht hätte: tam arcte inter se complexi sunt, ut 
anima demum exhalata distrahi potuerint. — Unsere Stelle 
hat mit der eben genannten grosse Aehnlichkeit. Das pervenisse 
ad Ilhenum machte der athemlosen Flucht ein E2nde; in destite- 
riint fuger e liegt zwar ein Faktum , aber der Schriftsteller Ter- 
bindct damit sein Urtheil, dergestalt, dass er meint: sie flohen 
so in einem fort, ohne Aufenthalt, dass 9X^ erst an den Rhein 
kommen mussten^ ehe sie Halt machten. WSren sie, liegt 
darin eingeschlossen, nicht an diesen gekommen, so wären sie 
noch , wer weiss wie weit gelaufen. — Allerdings ist diess em- 
phatisch gesagt, und der Zusatz Caesars: milia passuum ab eo 
loco circiter quinquaginta spräche sogar für den Conjunktiv. 
Für diejenigen, denen der logisch -grammatische Grund näher ge- 
legt werden soll, hat Billroth § 320 Anmerk. 1. lehrreiche Winke 
gegeben. Was aber den Gebrauch des Perfekt! Conj. anlangt, 
80 bietet Krüger Untersuch, aus dem Gebiete der lateinischen 
Sprachlehre I, S. iri4 ff. aualogc Beispiele. Wie aber das Per- 
fcct auch an unsrer Stelle zu fassen, nämlich als Aorist der Ver* 
gaugeuheit, darüber cbcnders. S. 16(i. Diess sei genug! — Noch 



Jalii Caesaris CommeDt. de b. Call, et Cit, erlint. r. Lippert 411 

ein Beispiel, wie der Verfasser zu widerlegen pfle^, aber 
exegetischer Art, giebt YII, SO. Sic sunt animo constemati^ 
homines insaeti laboris, iit omnia sibi patienda et perferenda 
existimarent. — Kec. hatte in seiner Ausgabe jenes conster^ 
nali durch erectt\ concitati erklärt, nicht: animo percuUL 
Er würde diese ganze Stelle heute anders erklären, aber den« 
noch nicht, wie der Verfasser, welcher ausruft: „Wiederum 
falsch ! Da die Hinneigung zum Dulden und Ertragen keineswegs 
eine innere Aufregung , sondern eine Gebundenheit des Scelen- 
zustandes , oft veranlasst durch betäubende , überraschende Vor« 
fälle , wie hier>* — Auch habe consternari nie jene Bedeu- 
tung ; es sei ja consternari so ganz unser zerstreut werden und 
in der Zerstreuung , in der Geistesverwirrung, nicht wissen , was 
man thut etc. Der Rec. erwiedcrt auf solche und ähnliche An- 
griffe , in welchen ihm der Verfasser zum Wahlspruch sich ge- 
nommen zu haben scheint^ Lustiger freilich mag sich*s haben, 
über Andrer Köpfe wegtraben — dass er selbst 1) consternatus 
jetzt richtiger deuten würde ; verblümt , eingeschüchtert , aber 
sehr verschieden von perculsus. Denn 2) wird conternari von 
scheu gewordenen Pferden nicht einmal, sondern unzählig oft 
und ganz eigenthümlich gebraucht : dergleichen Thiere sind aber 
dann nicht in einem passiven oder gar indolenten Zustande; 
ä) theilt der Bec. seinen relativen Irrthum, indem er näm- 
lich nach der Weise des Herrn Lippert viel zu allgemein und ge- 
nerell interpretirte, das'specifische Merkmal zu wenig hervorhob, 
mit einem JDrakenborch^ Ernesti^ Kreyssig. Vergl. Drakh, zu 
Liv. VIT, 42, 8. 4) hat der Verfasser ungeachtet er auf den Zu- 
sammenhang Rucksicht zu nehmen, sich zum besonderen Ver- 
dienste anrechnet, unbeachtet gelassen, dass die Gallier hier 
sich nicht in einem blos leidenden , gebundenen , d. i. thatlosen 
Zustande befinden, sondern in einem wirklich aufgeregten^ d. i. 
ecstatischen Zustande, so dass sie, die eigentlich jeder Anstren- 
gung, jeder Entsagung abhold und entfremdet waren, jetzt Alles 
d.i. alle Strapazen und Mühseligkeiten zu ertragen bereit sind; 
denn primum eo tempore castra muntre instituerunt. So wie 
nun Liv. XXI , 24, 2. schrieb : metu servitütis ad ai'ma eonster^ 
nati; Schiller sagte: und die* Angst beflügelt den eilenden Fuss, 
ihn jagen der Sorge Qualen: so begreift Jeder wohl, dass die 
Gallier per consequens hier nicht Hos animo perculsi^ noch we- 
niger zerstreut und in Geistesverwirrung befangen, sondern 
durch einen äusseren, fast dämonischen Impuls in eine Art von 
früher ungewohnter Ecstase gerathen waren, der mit ihrem 
Phlegma auffallend contrastirte ; wobei wir nicht zu übersehen 
bitten, dass Caesar sagt: ut omnia sibi patienda — existimarent . 
Also nicht ganz ohne Besinnung! Doch wer will in seiner eig- 
nen Sache Richter oder Auwald sein, ohne Gefahr zu laufen, 
in einer Art von consternatio Ungebührliches zu beginnen. W ie 



412 Römische Litteratur. 

der Verfasser zur Scheid uiig der Begriffe die Etymologe benntxt, 
davon wollten wir noch einigte Proben ^ebcn. Schon oben ist 
der Ableitung von dum gedacht worden ; sponte ist dem Ver- 
fasser zufolge I, 0. S. 15« wahrscheinlich verwandt mit ops 
(optare, avere], welches im Sinne von Macht zu lesen sei. Rec. 
kann solcher Zugabe keinen Geschmack abgewinnen; das 
Unpraktische will er gar nicht berühren. Wenn der Verfasser 
etwas sagen wollte, so wäre es zweckdienlicher gewesen, den 
Unterschied von nitro anzugeben, da er einmal weder Döderiein 
noch Ramshorn folgen wollte. II, 17. S. 121 wird aeaiimare 
in folgende Urbestandtheile anatomisch zerlegt: „aes (Erz) tim 
(cfr. dirimere) are, gleichwie unser schätzen von scheiden kom- 
men mag.^^ Wenn wir eine Meinung adoptiren sollen , so wol- 
len wir doch lieber Freund im Lexic. oder Ramshorn I. S. 46. 
nachsprechen. Zur Prüfung des Lesers empfelilen wir ausser- 
dem die Zergliederung von paene S. 611. paene nämlich ist gleich: 
pa—en — e, e/i= in S. 041. über totus ,,d. i. relative besduünktc 
Ganzheit, worauf sinnig hindeutet schon das Etymon =1 — o — 
ins, wo t ebenso adstringirt, wie msistOj sto, stßtuo.^^ Was 
der Verfasser auszurufen beliebt: Mira! gelte hier wenigstens 
vom Rec. als Erwiderung! S. 720 wird penes als entstan- 
den bezeichnet aus/ier — en — es. Vergl. das über sacer^ ata-' 
vus^ tandem etc. S. 659 Gesagte. Doch wir schliessen mit 
dem Endurtheilc, dass das ganze Werk seinem Zwecke schwerlich 
entspricht; dass der Verfasser den in der Vorrede aufgest«^lltcn 
Grundsätzen keineswegs treu, viele Fehler seiner Vorgänger 
wider Willen selbst begangen, seine Arbeit sicherlich übereilt 
hat. — Lehrreich aber bleiben für einen künftigen Rearbeiter 
des Verfassers Rcrichtigungen und Excurse namentlich zu deni 
VlI. und VIIL Ruche , wo was über que S. 654 ff. und über in 
S. 692 ff. mit Fleiss durch zahlreiche Reispiele* erörtert und 
zusammengestellt worden. Letzteres wahrscheiniieh aus einer 
besonderen Abhandlung des Verfassers entnommen, gebühren- 
den Dank und gerechte Würdigung verdient. Dass aber der 
Käufer diess Alles mit drei Thalern bezahlen soll, ist in der 
That zu viel verlangt, zumal da der Rec. nach dem Vor- 
gange eines etwas imsanften und rigoristischen Reurtheilers seiner 
Ausgabe des Rell. Civ. rügen müsste , dass eine Charte fehle, 
die für beide Commentarien allerdings wünschenswerth ' ist. 
Dem , was der Verfasser künftig für Caesar noch zu leisten ver- 
sprochen hat, kann Niemand so begierig entgegen sehen, als 
der Unterzeichnete, der jede Relehrung dankbar aufzunehmen 
gewohnt, sich auch in dieser Reurtheilung in den Grenzen der 
Achtung, die jedem wissenschaftlichen Streben gebiihrt, gehalten 
zu haben glaubt. 

Hersiog. 



Poillon-Boblaye: Rechercheg g^ogr. rar les niiiiM de la flfor^. 41S 

Expedition scientifique de Moree. Recherches 
g eog raphiqu es 8ur les ruines de la Moree^ 
par M. E. Puillon.Boblaye, capitaine d*ötat- major, etc. etc. 
Faris , F. G. Levrault. 1836. 4. 

Es war zu erwarten, dass die Expedition der Franzoeen 
nach Morea, bei dem regen Streben zur Beförderung der Wis- 
senschaften, welches unter den Officieren des General- Stabes 
der französischen Armee herrscht , auch für die Geographie die- 
ser Halbinsel erfreuliche Früchte tragen würde , und liefert, das 
Torliegeude Werk, welches wie der zweite Titel desselben be- 
sagt, in der Academie des Inscriptions et Beiles - Lettres im 
Februar d. J. 1835 vorgelesen worden ist, den Beweis für diese 
Hoffnung. Der Verfasser, Mitglied der commission scientifique 
de Mor^e, liefert in dem genannten Buche die Resultate der 
Messungen, weiche theils er selbst angestellt hat, theils Ton 
den Officieren der Expedition, namentlich dem Hauptmann Vau- 
drimey^ Peytier ^ Vietti u. a. unternonunen worden sind. Den 
Zweck des Werkes selbst, und der beigegebnen Karte gielit der 
Verfasser im Anfang der Einleitung mit folgenden Worten : ,4^6 
but principal du Memoire et de la Carte quc nous publions est 
de constater tout ce que les travaux des membres de la com- 
mission et des officiers charg^s du lever de la carte, nous ont 
appris sur la topographie des ruines du Peloponn^se ; c'est une 
statistique des ruines plutöt qu'une gdographie comparc^e ou 
qu un trayail d'^rudition.^^ Schon früher hatte der Verfasser 
Antheil an der Redaction der Karte Ton Morea in 6 Blättern ; 
später erhielt der Christ Bory de St. Vincent die nachgesuchte 
Erlaubniss eine General - Karte von Morea und den C^claden 
herauszugeben , welche der Verfasser zu entwerfen den Auftrag 
erhielt und zu dem Ende, während drei Jahre alle Stellen, 
welche auf den Peloponnesos Bezug haben , aus den Schrift- 
stellern des Alterthums, des Mittelalters und aus den Werken 
den neuern Reisenden sammelte; und fand er in Herrn Hase^ 
dem gelehrten Kenner des griechischen Alterthums , Herrn Ey- 
rids^ der den Zugang zu den Werken der deutschen Geogra- 
phen erleichterte und in dem Christen Lapie, dessen Karten 
klassischen Werth haben, geneigte Beförderer seiner Studien 
und Arbeiten. 

Wir folgen in der Anzeige des Werkes dem Verfasser, ohne 
uns mit demselben in Discussionen über die Wahrheit oder das 
Irrige seiner Angaben einzulassen und ohne zur Bekräftigung 
oder Widerlegung derselben aus den Werken der Alten oder 
neurer Forscher Beweisstellen hinzuzufügen ; wie der Verfasser 
auch selbst sich fast nur bei der: Angabe der Entfernungen in 
kritische Untersuchungen eingelassen, und nelmehr nur auf die 
Stellen der Schriftsteller verwiesen hat, welche den Grund sei- 



414 Alte Geographie. 

ner Behauptun^n entlialten. Das erste Ziel der Bestrebungea 
des Verfassers war es, sich eine genaue Kenntniss der We- 
gemasse zu verschaffen, welche Strabo, Pausanias und Scylax 
angewendet haben und hatte er nicht nöthig, sich^ wie 
Gosseiiu gethan hat, die Grösse verschiedener Stadien a, priori 
zu constniiren; vielmehr suchte er, da die Greuzen des Felo- 
ponnesus ihm auf das genaueste bekannt waren, und er eben 
so die Entfernungen gekannter Orte genau gemessen hatte, aus 
der Vergleichung derselben mit den von den genannten Geo- 
graphen angegebenen Entfernungen auf die Grösse der ron ih- 
nen gebrauchten Stadien zu schliessen. Hierdurch hat er ge- 
funden i, das Strabo in der Messung aller grossen Entfernun- 
gen wirklich ein Stadium gebraucht hat, 'deren 700 auf einen 
Grad gehen und zeigt der Verfasser, dass bei der Summe Ton 
8i00 Stadien , die aus den Messungen grosser Entfernungen im 
Peloponnesus entnommen sind, der Irrthum nur ^ betngt, weun 
man dieses Stadium, welches er Stade fictif dans les m^ures 
geographiques nennt, zum Gninde legt. Jedoch sind bei Strabo 
die Entfernungen der einzelnen Städte nach dem olympischen 
Stadium angegeben. Für Pausanias ergiebt sich, aus der Ver- 
gleichung mit der tabula Theodosiana, dass JBl xömischo Mil- 
lien gleich sind 630 olympischen Stadien des Pausanias, woraus 
folgt, dass dieser, wenigstens auf den Miiitairstrasaen das glym- 
pische Stadium angewandt hat Es könnte jedoch scheioeo, 
dass auch Pausanias jenes Stadium (700 auf den Grad) gebraucht 
habe, da ;S020 Stadien, die Summe der Entfernungen vieler be- 
kannten Orte des Peloponnes, gleich sind 402750 M^trea, 
woraus folgt, dass ein Stadium = 163 M^trea, während 
nach dem ]\Iasse der Stadien 700 auf den Grad,, dieaea l&8t8 
M^tres enthielt, doch scheint dieses dem Verfasser nur auf 
einer falschen Schätzung der EIntfemungen lu beruhen. Nur 
in Einem Falle glaubt der Verfasser sei Wahrscheinlidikeit dafür 
vorhanden, dass Pausanias jenes Stadium, 700 auf den Arad, 
angewandt habe, nämlich da, wo er von der Entfernung einer 
Säule im Olympia von einer andern in Sparta redet, welches 
Maass d'AnviUe irrthumüch einem Stadium von lOaufdieMüüe 
zusdu'eibt. Scylax hat überall das olympische Stadium ge- 
braucht. Nach der Angabe der Quellen, aus welchen der Ver- 
fasser geschöpft hat und nach deren Würdigung, geht ep ^ber 
zu den allgemeinen Messungen des Peloponnes. Den Flichen- 
iuhalt desselben giebt der Verfasser an zu 216 D Myriami^tres. 
Den Anfang des Peloponnes giebt Plinius zu 503 MUlien, Aga- 
themerua auf dem kürzesten Wege zu 4000, nut allen Einbie- 
gungen der Buchten zu 8627 Stadien; nach Strabo (VDL.cS.) 
ist er, Hie Artemidorus angiebt, 4400, jedoch mit den Einbie^ 
gungen der Buchten mehr als 5600 Stadien. In einigen andern 
Stellen theilt Strabo^ den Umfang des Pefayponnea ia 5 Theile» 



Paillon-Boblaye: Recherches g^ogr. gnr Im rniaeide la Mor^e. 415 

deren Summe 54T0 Stadien betragen , nnd ist der Unterschied 
von 130 Stadien fast ^anz genau der Irrthum, den Strabo bei 
der Messung der Küste des sinus Laconicus begangen hat. Der Um- 
fang der Küsten des Peloponnes beträgt ungefähr 8^ W\ weiches 
eine Bestätigung der Angabe ist, dass Strabo jenes, oben ange- 
gebene Stadium, 700 auf den Grad, gebraucht hat, da er sagt: 
mehr als 5600 Stadien. Nach Strabo \iIL c. 8 beträgt die 
Entfernung vom Vorgebirge Araxus nach dem Isthmus 1000 
Stadien; genau ist dieselbe F 21' = 945 Stadien, wobei der 
Irrthum von 55 Stadien der Anwendung der runden Zahl zu- 
geschrieben wird. Die Küstenlänge von Eh's giebt Strabo VIIL 
c. S auf 1 200 Stadien an , doch lässt sich aus der Zusammen- 
stellung dreier andern Stellen zeigen, dass er der Küste von 
Elis vom Vorgebirge Araxus bis zum Fluss Neda nur eine Aus- 
dehnung von '740 — 8410 Stadien giebt, folglich gilt jene Summe 
(1200 Stadien) für die Küste von Elis und einen Theil der Küste 
von M essene und wirklich giebt die Entfernung vom Vorgebirge 
Araxus bis zum Vorgebirge Acritas =1"^ 45' die Summe von 
1225 Stadien, also fast ganz genau die Angabe Strabo's. Nach 
Strabo VIII. c. 4 hat Messene (d. h. nach dem Verfasser vom 
Vorgebirge Acritas bis Taenarum) eine Küstenlänge von 800 Sta- 
dien; in der Wirklichkeit beträgt dieselbe ungefähr 61' = 811 
Stadien. Vom Vorgebirge Taenarum bis Malea sind nach Strabo 
VIII. c. 5. mit den Einbiegungen der Buchten 6i0 Stadien. Es 
hat jedoch dieser Meerbusen eine Küstenlänge von mehr als 70' 
also von mehr als 810 Stadien. Nach dem Verfasser ist der Irr- 
thum, den hier Strabo begangen , ungeachtet der richtigem An- 
gabe des Plihius, bis auf die neuesten Zeiten auf allen Karten 
Griechenlands beibehalten worden. Von Malea bis ziun Hafen 
Schoenus zählt man, nach Strabo .VIII, c. 6, ungefähr 1800 
Stadien; und wirklich hat die Küste eine Ausdehnung von 2^ ZS 
oder von 1808 Stadien, während der kürzeste Seeweg lOl' ^ 
beträgt. Zur bequemern Uebersicht stellen wir die fünf verschie- 
denen Angaben Strabo's über die Länge der einzelnen Küsten- 
strecken nebst den neuern Messungen zusammen. 

1) 1000 Stadiennach Strabo V 2f 945 Stadien 

2) 1200 - - - 
8) 800 - - - 
4} 670 - - - 
5) 1800 - - - 



1» 45' 


1225 


1» V 


811 


1» 10' 


816 


2" 85' 


1808 



S. 5410 - - - T 68' Ö005 

Reducirt man diese T 58^ auf Stadien, deren 700 auf einen Grad 
gehen, so erhält man 5577 Stadien, woraus der Verfasser einen 
neuen Beweis fiir die Annahme dieser Stadien, wenigstens bei 
der Messung grosser Entfernungen, herleitet. Aus der Stelle 
Strabo's VllL c. 2> in welcher die Ausdehnung des Peloponne- 



416 Alte Geographie. 

sus vom Vorgebirge Chelonates durch Olympia und das Gebiet 
von Megalopolis bis zum lütlimus ^ und vom Vorgebirge Malet 
durch Arkadien bis Aegium auf 140Ö Stadien angegebea wird, 
folgert der Verf. wiederum die Richtigkeit seiner Angabe, indem 
diese letzte Richtung eine Länge von 2^ 1% jene, jedoch Tom 
Vorgebirge Chelonates bis zum Vorgebirge Scyliaeum, 2^ 2,' giebt. 
Der Verf. schliesst aus den Worten Strabo's ^^durch Olympia und 
das Gebiet von Mefialopolia^''^ dass in dem jetzigen Texte dieses 
Schriftstellers ein Fehler sei , indem der angegebene Yfe^ nicht 
nach dem Isthmus , sondern zu dem Vorgebirge Scyllaeum führe. 
Endlich leitet der Verf. auch noch einen Beweis, für die Rich- 
tigkeit seiner Annahme in Bezug auf das Stadium , aus dem Um« 
fang des Peloponnes auf den kürzesten Wegen, her. Dieser be- 
trägt genau 35S^ oder ungefähr 6°, also 42Ü0 Stadien, weiche 
Zahl die Mitte hält zwischen den 4000 Stadien, welche Polybius, 
und den 4400 Stadien , welche Artemidorus der Halbinsel geben« 
Bei der Reductionnach der Annahme des Verf. beträgt der Irr- 
thum in der ersten Angabc nur ungeföhr Vl\ während er, wenn 
man 600 Stadien auf den Grad rechnet , in der ersten Angabe 
sich auf 40^ in der zweiten aber auf 1^ 20' belaufen würde. 

Die, nach dieser von uns mitgetlieilten Einleitung, folgende 
Aufzälilung der Orte des Peloponnes zerfallt in folgende Haupt- 
abtheilungen : 1) Achaia ton S. 15 — 39; 2) Argolis von S.4(l — 
(>9; 3) Laconica von S.70— 102; 4) Messenia von S. 10&— HG ; 
5) Elis von S. 117—137; 6) Arcadia von S. 131—174. 

An die Spitze der geographischen Htilfsmittel zur Beschrei- 
bung der Landschaft Achaia, unter welchem Namen der Verf. 
ausser Achaia , noch Sicyonia , Phliasia und Corinthas begreift, 
setzt derselbe die Tabula Theodosiana , welche eine Heerstrasse 
von Megara durch Corinthus^, Sicyon, Aegira, Aegium und Pa- 
trae bestimmt Die Entfernung von Corinthus nach Patrae wird 
in derselben, so wie von Plinius zu 85 römischen Meilen angege- 
ben ; jedoch findet sich in der Tab. Theod. ein Fehler, den Man- 
nert nicht bemerkt hat und welcher daher Sicyon eine falsche 
Lage angewiesen hat. Die Summe der Entfernungen von Megara 
zum Isthmus und von da nach Corinthus (VllI M.) ist genau den 
neuem Messungen entsprechend ; eben so richtig ist die Entfer- 
nung von Corinthus nach Cenchreae {Cencris) (VII M.), und 
nach Lechaeum (Letin) (III M.) ; die folgende von Letin nach 
Sicyon (XX M.) ist offenbar unrichtig, es ist jedoch die Aende- 
rung leicht , man braucht nur XII M. zu lesen und dieses ist ge- 
rade die Entfernung von Lechaeum, dessen Hafen noch kenntlich 
ist , bis zu dem Theater in den Ruinen von Vasilika , jedoch muss 
man nicht die Entfernung auf der geraden Linie, sondern auf dem 
jetzigen Wege messen. Man darf, wegen der archäologischen 
imd historischen Zeugnisse und wegen der merkwürdigen Ruinen 
in Vasilika, nicht, wie Mannert gethan, Sicyon um 8 römische 



. Paillon-Boblaye: ReclierclieB g^ogr. nur Im rainet de laMor^e. tVt 

Meilen mehr westlich setzen. Die folgende Entfernung von Si- 
cyon nach Aegira (XXV M.) oder 36,800 M^trcs (die römische 
Meile zu 1472,5 M^tres gerechnet), führt von Yasilika zu den 
Ruinen einer beträchtlichen Stadt , woraus die Lage von Aegira 
als bestimmt gefolgert wird. Die Tab. Theod. setzt darauf die 
Entfernung voll Aegira nach Aegium auf XII M. ; da aber Aegium 
jed'enfalls das heutige Vostitza ist, welches von den Ruinen 
von Aegira 28,500 Metres entfernt ist, so ist hier statt XII je- 
denfalls XX zu lesen, wodurch der früher begangene Fehler com« 
pensirt wird. Von Fatras nach Aegium setzt die Tab. Theod. 
XXV , und wkklich beträgt die Entfernung 36,900 — 37,000 
Metres oder 25 röm. M., Pausanias schätzt dieselbe auf 196 Sta- 
dien , welches von der Wahrheit nur um 4 olympische Stadien 
abweicht. Die Angabe der Entfernung von Fatras nach Dyme 
(XV M.), welche nicht den Abstand dieser beiden Orte auf dem 
^Landwege, lindern auf dem kürzesten Seewege, quer über die 
Bucht, angiebt, und daher nur aus irgend einem Periplus ent- 
nommen sein kann , führt d^n Verf. auf die Idee, dass die Tabula 
Peutingeriana durch Hülfe anderer Hülfsmittel entweder entwor- 
fen oder später verbessert worden sei. 

Der Verf. geht, nachdem er von S. 17 — 19 die Grenzen und 
die Eintheilung des eigentlichen Achaia in den verschiedenen Zei- 
ten angegeben, und die Grösse desselben auf 21 Myriam^tres 
bestimmt hat, zur Aufzählung der von den Alten erwähnten 
Hauptpunkte, in der Richtung von Westen nach Osten, über und 
fügt immer die heutigen Namen bei. 

Um die Leser von der Reichhaltigkeit dieses Verzeichnisses 
zu überzeugen und um ihnen eine Frohe von der Behandlungs- 
weise des Verf. zu geben, lassen wir hier das Verzeichniss' aller 
der in Achaia angegebenen Namen folgen und schliessen eine 
ohne Absicht ausgewählte Stelle aus der Beschreibung einer an- 
dern Provinz an. Der kundige Leser wird leicht bemerken , in 
wie fern die Angaben des Verf., der dieselben zum grössten 
Theile aus Autopsie entnommen hat, dazu dienen, die Werke 
der neuern Schriftsteller über die alte Geographie zu vervollstän- 
digen oder zu berichtigen, oder die Behauptungen derselben 
bestätigen. ^ 

Das Vorgebirge Araxus ist nicht das Cap Papa , sondern 
das mehr westlich gelegeueCap Kalogria; nahe dabei, gegen Sü- 
den, ist das von Polybius erwähnte Kastell Thxo$ an dem Südost- 
Ende des Berges Mavro-Vouno. Der ¥l\x^% Larisaus (Larisus) 
ist der am Berge Movri entspringende Mona. Dyme hatte einen 
Hafen bei der heutigen Zollstätte Karavostasi und lag, wie die 
spärlichen Ruinen zeigen , östlich von der Kapelle Hagios Kon- 
stantinos. Die Entfernung dieses Ortes von dem Flusse Larissus 
ist von Pausanias irrig zu 400 Stadien angegeben, es sind nur 
40. — Olenus erkennt man in seinen Trümmern auf dem linken 

N. Jahrb. f. Pbil, ». Paed, od, Krit. Bibl, Bd, XIX. Hft, 4. 27 



418 Alte Geographie. 

Ufer der Mündung der Kamenltsa, des alten Pims, nabe bcS de« 
Dorfe Kato- Acliaia. — Der Melas oder Pirna (IJslQag) ist ohne 
Zweifel die heutige Kameuitsa, und der grösste FIuss in Achaia; 
denselben Namen hat ein , auf dem rechten Ufer des Flusses lie- 
gendes Dorf. — Pharae scheint in den Trümmern lu erkennen 
au sein, welche nahe bei dem Dorfe Prd^dtos, 5 — 600 M^tres 
von dem linken Ufer der Kamcnitsa und 11,(M)0 M^tres von ^- 
tras liegen. — Tritaea liegt entweder bei Gouzoumistra in Ha^ 
gios Andreas , oder bei Kastritsi nahe an den Quellen des iSeJisas 
und des Pinis. Nur auf schwache Gründe gestützt, wie er selbst 
zugiebt , setzt der Verf. Tritaea an die Stelle des erst genannten 
Ortes, und das nur aus Polybius bekannte Leontium an die Stelle 
von Kastritsi. — Der Berg Panachaicns bei Polybius, Vielleicht 
der Scioessa des Plinius , heisst heute Voidia* — Der Glaucun 
mündet unter dem Namen Lavka 5 Kilom^tres von Patras. — • 
Noch sieht man die Spuren der langen Mauern, welche Patrae^ 
(Patras) mit dem westlich Ton der heutigen Stadt, nahe bei der 
Kapelle des heil. Andreas, gelegenen Hafen verbanden. Hr. 
Blouet sah nur römische Ruinen und solche, die aus neuerer Zeit 
herrühren. — Der Fluss Müichtis (6 Mhikixog) ist der 2 Kilo- 
metres östlich von Patras illessende Voundeli^ ^g^n die Ansicht 
von Dodwell. — Der Charadrus heisst jetzt Veitnisi. — -^r- 
gyra liegt in seinen Trümmern , welche der Hauptmann Vaudri- 
mcy gesehen, 1200 Metres südlich von dem Chäteau de Mor^e. 

— Das Vorgebirge Rhium heisst heute Castelli oder Chäteau 
de Morde, welches Strabo und Ptolemaeus, und nach diesen viele 
Neuern mit Drepanum verwechseln. Es lag nicht, wie man aus 
Llvius (XXVII, 30) geschlossen hat, eine Stadt Rhium auf die- 
sem Vorgebirge. — Der Selemnus ist der Castritsa. — Pan- 
honnus ist der heutige Hafen Tdkt5. — Das Vorg. Drepanum 
von Pausanias auch Athenas - Teichos, von dem Tempel der 
Athene genannt, dessen Spuren Dodwell in Palae^-Psatho Pyr- 
gos fand , findet sich in dem Dorfe Drepano. — Erineua Por- 
tus ist der heutige Hafen Lambir-ta- J/mbelia* -— Die Ruinen 
von Rhypes finden sich 5200 Metres rechts von dem Wege nach 
Vostitza und eben so weit von Lambir - ta - Ambelia auf dem rech- 
ten Ufer des Tholo - Potamos. — ^egium das heutige Vostitza. 

— Phoenix und Meganitas sind vielleicht die Flüsse Sa/z/iewiA-o- 
Poiamos und Ganiaro - Pniktis. — Der Selinus heisst heute 
Vostitza^ und mündet 5Kilom. östlich von dem Flecken Vostitsa; 
er scheint sein näher an der alten Stadt gelegenes Bett Verlanen 
zu haben. — Die Trünuner von Heiice .^ welche eine genauere 
Untersuchung verdienen , liegen auf dem rechten Ufer des Seli- 
nus, nahe am Meeresufer. — Die Ruinen von Cerynia fand- Hr. 
Vietti oberhalb des heutigen Rhizomylo. — Der Cerynilea^ jetat 
Bouphousia entspringt in den Bergen Kerpini. — Die IVfimmer 
von Bura sahen Gell und der Flauptmanu Peytier auf einem Pia- 



PaiUon-Boblaye: Recherdiet g^ogr. tnrlef roiaetdelaMor^. 419 

teau zwischen dea Flüssen Bouphousia jmi JSakmryta , welcher 
ehemals Buraicus hiess. Zwischen diesem und dem Crathis^ 
dem heutigen AkratUy fliesst der Diakopio^ Tielleicht der Era^ 
€UiU8 des Strabo. — . Kein Reisender hat die Trfimni«r von 
Aegae^ welches an der Mündung des Crathis gelegen hat, iBn- 
den können. — Die Lage von Aegira wvd durch sehr bedeu- 
tende Trümmer, welche man bei Po/a^o-iTas/ra, westlich von 
dem Engpass Mama-Litharia^ findet, bezeichnet. Die Stadt 
war, wie Hr. Peytier meint, in zwei Theile getheilt, von wel- 
chen der eine in der Ebene , der andere auf einem Berge , un- 
gefähr 1200M^tres vom Meeresufer entfernt, lag. In der Be- 
schreibung des Paosanias wird ein Fehler nachgewiesen, dagegen 
die des Polybius als ein Must«: der Genauigkeit gepriesen* — 
Phelloe muss nahe bei dem heutigen Zakholi gesucht werden. — 
Ariatonautae war nach Pausanias der Hafen von Pellene ; der 
wahre Name scheint Oluros gewesen zu sein, welchen Ort alle 
Geographen, sogar Mannert, gegen das ausdrfiddiche Zeugniss 
des Steph. Byz. in das Gebirge versetzen. Vielleicht lag es an 
der Mündung des Sys, unterhalb Xylo-Caatron, — Der Fluss 
Crius (KQLog) ist unbezweifelt der heutige Mazi; wie der Sys 
jetzt Trikala heisst. — Pellene lag auf einem Berge und fand 
Hr. Peytier Trümmer einer bedeutenden Stadt zwischen den bei- 
den Flüssen Mazi und Trikala, deren Lage auf die von Pellene 
passt. — Das der Demeter geheiligte Mysaeum muss sich an dem 
Fusse des Berges Cyllene finden. 

Die Orte, welche noch näher von Reisenden untersucht werden 
müssen, sind Dymc, Aegium, Heiice und Pellene, obgleich übfr 
ihre Lage kein Zweifel herrschen kann ; eind genauere Bestim- 
mung der Lage muss noch Statt finden, in Bezug auf Cerynia, 
Fharae und Tritaea. 

Ueber Asine sagt der Verf. S. 112 folgendes: Asineurba 
(i^ 'Aöivtj) , ville maritime a 40 Stades de Colonides , et h m^iße 
distance du promontoire Acritas (Paus.Mess; c.34 S'^X ^ 15 mil- 
les de Me'thone, et 30 milles de Mess^ne (d'apres la Table de 
Peutinger) ; premi^re ville que Ton renconträt sur le golfe apr^ 
avoir doublt le cap Acritas (6 'Axgltagy axQa). Elle est men- 
tionn^e comme subsistant encore h. T^poqoe de Pausanias, et 
m^me jusqu'au temps d'Hidrocl^s, vers le moyen äge« On est 
daus Fusage de la placer k moitid chemin de Coron, au cap Gallo. 
Nous avons parcouni cette cöte escarpöe sans trouver ni ruines, 
ni port, et nous ne pouvons y concevoir l'existence d'une viUe de 
Timportance d' Asine. Inddpendamment de ces preuves negatives, 
on peut dire que Coron est la seule position qui conviemie k 
Asine: la pointe qui s'avance dans lam^ est applaniedemain 
d'hommes et couverte de citernes antiques; la chauss^e qui pre- 
th^G le port est elle-m^e de la constrnction la plus ancienne; 
en outre, n^algrd les grands travaux deS' V^tiens, on trouve 

21* 



420 Alte Geographie. 

eiicore une tour et diverses ruines romaines dans rint^eur de It 
lüle. Les nombres de Peutinger confirment cette hypoth^Mi 
et n*eB permettent pas d'autres. U y a exactement 15 müle« de 
Modon k Coron, 30 de Coron k Mess^ne, et la route est assei 
plane et assez directe pour ^tre mesur^e sans erreur. Lea denz 
distances de cette ville k Colonides (Grizi 1) et au promontoire 
Acritas sont bien ^les entre elles , comme le dit Pausania«, 
mais elles d^passent de 20 Stades les 40 Stades assign^ par cet 
aiit«ur. C*est Tobjection la plus fondc^e que Ton puisae faire k 
rhypoth^e que nous adoptons, mais on peut, en ontre, se de- 
mander comment le nom de Coron fut transport^ des rulDes de 
Corone k Celles d'Asine. Hi^rocles les distingue eneore, et le 
nom de cette demic^re ville ne disparait completement qu'aa tempg 
de la chronique de Morde, ou Ters le commencement du trei- 
zi^me si^le y dpoque k laquelle remonte la liste des dv^ues la- 
tins de Coron; au temps beaucoup plus rdcent de Niger, le tU- 
lage de Petalidi aTait d6\k remplacd Corone, et Ton dierchait 
dhs lors Asine vers le cap Gallo , comme on le fait aujoard'hol. 
On peut croire que le nom de golfe de (^oron s'dtait maintenu, et 
que par suite les Veniticns avaient nommd Coron les roines qn'ila 
«ccup^rent k l'cntree du golfe. 

Dem Werke selbst ist eine Karte des Peloponnea und der 
Cykladen beigegeben, von denen jener nach der grotfen Karte 
dieser Halbinsel in sechs Blättern, diese nach den Aufnahmen des 
Colonel Bory de Saint - Vincent und nach Dokumenten der engli- 
schen Admiralität in dem Maassstabe Ton flo(>\K>o g^s^chnet ist 
Sie ist nach der Flamsteed'schen Projektion entworfen, und ent- 
hält ausser den auf französischen neuern Karten gewöhnlichea 
Maassstaben , den der römischen Millien , des olympischen Sta- 
diums und des fingirtcn Stadiums, deren 700 auf einen. Grad ge- 
hen. Die eben erwähnte grosse Karte ist in dem Maassstabe Ton 
^jnhrnf otworfen und hat den Titel: 

Carte de La Mor^e^ rödig^e et grav^e an d^pdt g^n^ral de la 
gaerre, d'apri^a la triangulation et les levöa ex^nt^ eo 1829, 1830 
et 1831 par les officiers d*^tat- major attach^s au Corps d'occupa« 
tiooL. Par ordre de M. le mar^chal duc de Dalmatie miDUtre de la 
guerre, gous la direction de M. le lieutenant göoöral Pelet. Paris 
1832. ^ 

Als Basis dieser Karte dient die Carte trigonom^trique de la 
Mor^e, aof welcher diejenigen Punicte namentlich angegeben sind, 
weiche als geodätische Stationen gedient haben, und ausser die- 
sen noch einige der durch Trlangulirung bestimmten Oerter. Sa 
sind dieser letzteren mehr als lüOO. Bei dem grossen Maaba- 
stabe, in welchem die Karte entworfen ist, wird sie jedem der 
siebente Fuhrer sein, der sich bei dem Studium der alten Gceo- 
graphie derselben bedienen kann und eine auch nur- obei 



Puiilon-Boblaye : Recherchefl ^og^.'fi» les nlnm de.la Mor^. 4SI 

Vergleichun^ dieser Karten mit den besten bisher bekannten, er- 
giebt eine bedeutende Zahl von Berichtigangfen, deren unsere 
Karten, sowohl in der Zeichnung der Grenzen, als in der Angabe 
des Laufs der Flüsse und des ganzen orographischen Systems der 
Halbinsel, bedürfen. Es wäre sehr zu wfinschen, dass bei Eat- 
werfung einer neuen Karte in dem sonst ausgezeichneten Atlas 
Ton Reichard diese Karte des französischen Greneralstabes zum 
Grunde gelegt würde. Sie enthält ausser den neuem Namen^ 
auch die entsprechenden Namen, der alten Geographie, welche 
durch die Schrift ausgezeichnet sind , und ausserordentlich zahl- 
reiche. Angaben der Erhebungen der einzelnen Punkte yber dem ^ 
Meeresspiegel. Wie eine Notiz auf der grossen Karte angiebt, 
hat Hr. Hase die Probeblätter derselben in Bezug auf die Ortho- 
graphie der Namen reridirt und wir glauben nicht zu irren, wenn 
wir behaupten, dass durch seine ausgebreiteten Kenntnisse viele 
Angaben der alten Geographie ihre Bestimmung und Berichti- 
gung erfahren haben. 

Was endlich das Aeussere des Werkes betrifft, so ist das- 
selbe , wenigstens in dem vor uns liegenden Exemplare , trefflich 
ausgestattet und eben so meisterhaft ist, wie es uns sdieint, die 
grosse Karte gearbeitet. 

Wir schliessen zugleich die Anzeige einer andern für die 
alte Geographie wichtigen Schrift an, welche unter folgendem 
Titel erschienen ist : 

Recher ches sur Vhistoire de la partie de l'Afriqae lepten- 

trionale connue sous 1e nom de R^gence d'Alger et §ur radniini- 

- stration et 1a colonisation de ce pays ä l'epoque de la dpmination 

« romaine. Par ane commission de racad^mie royale des insciiptions 
et belles - lettre». Publiees par ordre du ministre de la guerre. 
Tome premier. Paris, imprimerie royale 18S5. 8. 

Die Vorrede des Werkes giebt die Veranlassung desselben in 
folgender Art an. Unter dem 18. Nvbr. 1833 machte der damalige 
Kriegs-Minister die französische Akademie darauf aufmerksam wie 
vortheilhaft eine gute Geographie des alten Mauritaniens, und eine 
Geschichte der Colonisirung dieses Landes durch die Römer, eine 
Beschreibung der Einrichtungen, welche sie dort getroffen und 
Nachweisung der Verhältnisse, in welche die Röm^ zu den Ein- 
gebornen des Landes getreten, sein würde. Eine Commission 
der Akademie entwarf den Prospectus der ihr aufgetragenen Ar- 
beit und die Herren Valckenaer, Hase und Dureau de la Malle 
wurden beauftragt die Untersuchungen über die altie Geographie 
und die Colonisirung der Regentschaft von Algier anzustellen. 
Da inzwischen durch ein Schreiben des Kriegsministers v. 22. Jan. 
1835 der Gegenstand der Untersuchung weiter ausgedehnt wor- 
den war, und der Wunsch geäussert wurde, die Verhältnisse 
dea ehemalig römischen Afrika's auch unter den folgenden Herr- 



421 Alte Geographie. 

fichaßen naher zu. nnteraachen, so wurde die CommiBnoii nodi 
durch die Orientalisten £• Qoaüem^re und A. Janbeit v e hu eliii, 
insinachen aber, dem Wunsche des Ministers gemiss, dersehon 
vollendete Theil der Untersuchnn^en dem Drucke übergeben. 
Der Verfasser der Torliegenden Arbeit ist Hr. Dnreau de laMkne. 
Die Einleitung giebt Ton S. 1 — 48 eine kune Uebeniciit der 
Geschichte des Landes bis zum Jahre 697, in welchem Kaitfinge 
Ton Hassan eingenommen und lerstört wurde und der Name der 
Griechen und Römer aus Afrika verschwand ; dann folgt der Ffaua 
des Werks den wir, damit die Leser über denselben desto besser 
urtheilen können, mit den eigenen Worten des Verf. gdbeh. 

1) Mous ticherons de pr^enter la g^graphie aocienne de 
TAfriqne septentrionaie, aussi compl^te que posdble. Nooa 
y ajouterons les noms modernes, avec toute la drconspectiiHi 
que r^clame une synonymie si diffidle k ^tablir. 

2) Mous dresserons la liste des colonies militaires et celle des 
colonies cinles. La preml^re indiquera les positjons que 
les Romains ont jug^es importantes pour la oonqu^te et la 
defense du pays ; La seconde , les points qu'ils jug^rent 
avantageux pour ^tendre le commerce et la dvilisation duu 
ces contr^es. 

3) Nous donnerons le tableau iM>mplet des coloidea romaines, 
latines ou italiques; des municipes, des villes lAre«, PSdä- 
r^es ou jouissant de Timmunit^; cnfin, des dt^ et des 
peuples sujets et tributaires. Nous ^noncerons leurs droits 
civiis et politiques, leurs obligations, leurs charges et leurs 
priviit^ges. 

4) Nous decrirons ensuite le Systeme administratif et'judi- 
ciaire^ le mode d^impositions, la forme du gouvemement; 
appliqu<!8 par les Romains aux sept proTinces de FAfirique 
septentrionale; nous en p^serons les arantagea et les in- 
convdnients. La libert^ absolue de culte, de moeurs, d'usa- 
ges , d'administration communale , le respect pour les lois 
et les pr^ug^s du pays, combin^ avec le pouvoir absolu 
du procbnsui, mdritent un examen attentif, et formeront 
une des dirisions de cet ouvrage. 

5) Enfin , la tronsformation des habitudes nomades en hsbitu- 
des agricoles ^ les lois de douanes et de commerce , d'im- 
portation et d'exportation , les privil^ges accord^s k la amn 
vigation, les inti^r^ts d'^change cr^^s entre-FAfrique et 
ritalie, leurs avantages mutuels seront exposiSs avec lea 
d^veloppementsvdiscut^ selon d'importance qu'ils xb^ritent 

Die nun folgende alte Geographie umfeisst in dem erteil Ab- 
schnitt Mauritanien, in dem zweiten Numidien. Um die Lage 
der Ocrter in Mauritanien zu bestimmen, geht der Verfaasier von 
der Darstellung der Ziige des Theodosius unter Valentinfan (311 
n. C.) gegen Firmus und der Unteniehnmng des Chpäiillas und 



Paülon-Boblaye : Recberches giogf,8va lei roinefl- de laMor^e« 42S 

DolabeUa unter der Re^erung -des Tiberiiiai'(17 n. G.) gegen- 
Tacfarinas. Wir wollen dem Vierf. folgen und aus dem ersten 
Abschnitte diejenigen Stellen herausheben^ an welchen er die 
Lage der Oerter der alten Geographie Und die heutigen Namen 
derselben angiebt. 

Theodosius landet bei Igilgüis, dem heutigen Jijel teeh 
Shaw, oder Jigelli, nach der neuen französischen Karte von 18U, 
zwischen Bougie und dem Cap Bougiarone. Ton hier aus geht et 
nach der römischen Kolonie Sitüi^ Setif ; sein Feldherr Romanns 
geht nach Caesarea , nach Shaw dem heutigen Schershell , nach 
Lapie, in der neuen Ausgabe der Itinerarien, welche der Marquis 
¥• Fortia besorgt^ Tennis. Die Aufnahme der Küste,: welche 
der Lieutenant fierard angestellt , : zeugt fiir die Richtigkeit der • 
erstell Angabe. Tlieodosius zieht von Sitifi nach den Statio Pan- 
chariana und ¥ön da nach Tubusuptns. ' Das Itinerariura Antonini 
setzt eine Statio Paccianis Oder Päratiänis oder Pacdanaz^nsehen 
rgÜgilis und Cullu und wahrscheinlich 'ist dieses Pacdanä die Sta- 
tio Panchariana des Ammian (XXIX. c. 5. p. 463 ed. Ern.). 

Theodosius in Tubusuptns {Bourgh - sur - le - Bouöerak) 
kämpft mit d^n Tyndenses und den Massissenses ; bei' Tacitus er- 
setzt DolabeUa Thubuscus, eine andere Form des Namens Tubu- 
sfuptus und tödtet die Häupter der M'osulani, bei .Ptolemaeus 
MiöovXafjLoi. Dieses sind wahrscheinlich die Völker, welche 
Pliiiius Mucones nennt und die Musones, welche Ammian in die 
Gegend des munlcipium Addense oder Auziense setzt, wekhes 
bald Auza, Auxea oder Audienz^ castellum in der neuen Ausgabe 
der Itlnerarien, oder Auzea bei Tacitus und Auzia auf Inschriften 
heisst imd ohneZyvQiMHamzah odet Bourgh-Souary ist (S. 56); 
das S. 59" aüdi Am oder Sour Ghazlan (fontaine ou mur des ga- 
zellcs) genannt wlrd^ imd 7 Lieues vom See Tittcri nördlich von 
der Stadt Tittcri entfernt lie^. Die Musones wohnten, wie auch' 
schon Shaw errathen, südlich Ton Dellys. 

Nicht weit von Thubuscus mnss auch der Fundnä. Petrensis 
gesucht werden und Lamfocta (Lamfoctense oppidum) gelegen 
haben, nämlich zwischen Auzia. und Icoslum. Dieses letztere ist 
ohne Zweifel Algier, wie Shaw vermuthet und Inschriften es be- 
stätigt haben. 

Von hier aus zog Theodosius nach Tiposa (JDahmause nach 
Lapie, Tefessad nz.c\i Shaw), und östlich gegen die Mazices, 
die östlich von Caesarea wohnten ; Ton hier aus westlich nach 
Succabar , einem' municipium am Abhang des möns Transcellensis 
{Übels Doui, südlich von Herba undShellif, nach; der franiräsi- 
sehen Karte) , und schickt Truppen nach Tigavia. (Die neue* 
Ausgabe der Itinerarien setzt Tigauda nach Adjel-Medda; Ti- 
gava Castra nach Lerba.) Zwischen Succabar und dem mens 
Ancorarius {Ouannaseris n9.ch der französischen Karte , räne-. 
scherick bei Edrisj p. 208 ed. Hartman.) lag das fundum Gallona- 



424 Alte Geographie. 

tis muro circumdatum valido und das Tingitanum CastcIInm, wel- 
ches letztere nach den Itinerarien 28 Mülien' von Yagal and 18 
Ton Tigava Municipium entfernt lie^. 

Die Stämme der Baiurae, Cantauriani, Avastomates, Gas- 
saves und Davares, welche Theodosius von der Partei des Firmus 
abzubringen sucht, wohnten in' den Ketten des Jibel Zickar und 
des kleinen Atlas , südlich ron Algier. Die Baiurae werden von 
Plinius und Ptolema'eus unter dem Namen Banuri, Bavlovgav als 
ein gätulisches Volk genannt; doch ergebt sich ihr wahrer Wohn- 
sitz und Name von Baouarae^ so wie auch der richtige Name von 
Ruscunia, welches auf der Karte von Algier fälschlich Rustonium 
heisst, aus der von Orelli (Inscript. latin. selectae T. I. p. 144. 
n. 529) mitgetheilten Inschrift. (Wenn Orelli angiebt, dass die 
letzten Werke dieser Inschrift PR. CCXXI eine aera provinciae 
„vix alias occurrentem" bedeuten, so irrt er in diesem Beisatz, 
denn eine solche findet sich auch bei Shaw (p. 103 der französi- 
schen Uebersetzung); eine andere im Mu8, Veronens. M^Sei 
p. 462, n. 3 und auf einer aus Bona gesandten, jetzt auf der Kgl. 
Bibliothek zu Paris befindlichen Inschrift. Auch in der Bestim- 
mung des Jahres irrt Orelli, denn sie gehört in das Jahr 188 
n. C. G. 

Firmus. zog sich in die montes Caprarienseii , nahe bei Abani 
oder Abennae ; aber durch nahe wohnende Aethiopen (Aethiopum 
iuxta agentium) verstärkt , zwang er den Theodosius sich nach 
Cont^nse (civitatem nomine Contensem Amm. XXIX. p. 4()8 sq. 
ed. Ern.) zuriickzuziehen. Die Lage von Contense oppidum ist 
ungewiss , doch lag es zwischen dem grossen und kleinen Atlas. 

Firmus zog sich zu den Isaflenses zurück, deren Namen sich 
vielleicht in den jetzigen Namen Inshlova (Shaw p. 96) wieder 
findet, welche wahrscheinlich in der Ebene von Castouia unter 
dem Jurjura (Mons ferratus) wohnten. 

Theodosius greift nach einem Gefechte per saxa et rupes 
die natio Jnbalena im innern Lande an, zieht sich zmrück und 
nimmt die Unterwerfung der lesalenses (vielleicht die fFelled^ 
JEisa, nahe bei Tilteri - Doah) an. Die Jubaleni bewohnten die 
Kette des grossen Atlas, unterhalb Titteri, die Isaflenses die 
Thäler zwischen diesem Gebirge und dem Jarjura. 

Das Muninlentum Medianum, oder Castelhun Medianum, 
wie es in der Notitia dign. heisst, ist Mediah 16 Lieaes südwest- 
lich von Algier, 

Der zweite Abschnitt von S.67 — 149 ist viel reichhaltiger 
als der erste und giebt interessante Aufschlüsse über Numidien 
und lässt sich an vielen Stellen auf die Kritik der betreffenden 
Stellen der Historiker ein. So wird gleich S. 70 in Hirtius de 
hello Afr. c. 23 in den Worten , in Mauritantam, regnumque Bth' 
gudis est ingressus, mit überzeugenden Gründen jffoccikt emen- 
dlrt; und zugleich die Lage von Ascurus bestirnjuti welches noch 



Pnillon-Boblaye : Recherches g^ogr. tn lei räbes de laMor^e. 4tt 

heute Ashoure heisst und südwestlich von Bona liegt Nicht 
weit von diesem Orte, der bei Ptolem. TieUeicht *A6%ov%a heisst, 
finden sich mehrere warme Quellen (Hammah von den Anwohnern 
genannt) , die väata ^SQfjid des Ptolemaeus , die aquae Tibili- 
ianae des Itin. Antonini. Ausfülirlich ist die Untersuchung über 
die Lage von Zama von S. 76 — 84 , wobei die Lage vieler ande- 
rer Orte bestimmt und angegeben wird, dass die Schlacht bd 
Zama eigentlich bei Naraggara geliefert ist. Um nicht zu aus- 
führlich zu werden , beschranken wir uns auf diese Anzeige und 
hoffen, nur, dass die weitern Untersuchungen, welche die mit 
den nothwendigen Kenntnissen ausgerüsteten Officiere des franzö- 
sischen Generalstabes an Ort imd Stelle anstellen, der Akademie 
Gelegenheit geben, die nothwendigen Materialien zur weitem 
Erforschung jener Gegend, in so weit sie den Alten bekannt war, 
zu liefern. 

Eine Karte ist dem Werke nicht beigegeben, es bezieht sich' 
der Verf. auf die Karte von Lapic und hier und da auf die 

Carte du territoire d^ Alger dressöe au d^pdt g^o^ral «1e 
la gaerre etc. d'apres les leves de M. M. led officiers d*£ tat -Major 
employ^s ä rarm^e d*Afriqae. Paris 1834. 

Diese mit ausgezeichneter Genauigkeit entworfene Karte 
stellt die Küste von 0^ 85' — 0^ 55' östlicher Länge von Paris 
und vom 36^ 37' — 36^ 52' nördlicher Breite dat. Bei dem sehr 
grossen Maassstabe ( aoSoo )^ ^^ welchem sie gezeichnet ist, ist 
sie für diese Gegend der beste Führer. Denn endlich erwähnt 
der Verf., dass die Commission selbst eine Karte entwerfen werde, 
über welche er sich folgendermassen ausspricht: „Pour rdduire 
ii lenr plus simple expression les r^sum^s de nos recherchcs^ nous 
avons fait Tinventaire exact -de tous les noms de provinces , de 
peuples, demontagnes, defleuves, delacs, de colonies militai- 
res ou civiles, de villes latines, italiques, f^d^r^es, libres ou 
jouissant de Timmuniti^, >de villes ou hourgs tributaires, qui nous 
ont dt^ transmis par les dcrivains grecs, romains et arabes. Mous 
les placerons sur la carte de la r^gence d'Alger que Mr. Lapie 
ex^cute en ce moment, au depöt de la guerre , sur une ^heile 
double de celle de Tautographie de 1833^ Nous distingnerons, 
par des couleurs et par des signes brefs et faciles ä saisir , les 
positions certaines des positions probables , > et Celles qtii ne sont 
que vraisemblables de Celles qui sont rest^es pour nous vagues et 
incertaines. 

Nous placerons les homs modernes au - dessous des noms an- 
ciens , avec toute la circonspection que r^clame une sjnonymle 
si delicate ä dtablir. 

Nous donnerons le traci des voies romaines, aussi complet 
que possible dans Tdtat actuel de nos connaissances siur cette con- 
trde. Enfin, nous adopterons, pour le relief du terrain, la carte 



426 BomUcbe Litteratur. 

que le d^pöt de la guerre ^x^cute d'apr^s les levä et les recon- 
naisns;aRces faites par les officiers d'dtat- major, ainsi que d'apt^ 
les cartes dress^es par les marines fran9ai8e et anglaise. 

Diese Karte ist dem Vernehmen nach, in diesen Tagen voll- 
endet und sind die Resultate der Untersuchungen bei derselben 
zum Grunde gelegt So ist 7* B. Cartenna Tennis , wie schtfa 
d'Anville errathen hatte; Caesarea ist zuverlässig Cherchel^ wie 
Inschriften, Wasserleitungen und weitläufige Ruinen zeigen , Ti- 
pasa Teffesad , Casae Calventi bei Koleah , Algier Icoaium , die 
Trümmer gegenüber an der Landspitze Matifu Rusgunia, Dellys 
ist Rusucurium , Saldae ist Bugie. Hier an diesem letzten Orte 
und au \ielen andern haben die Officiere des Gcneralstabs und 
solche, welche ehemals Zöglinge der polytechnische^ . Schule 
sindf eigene Gesellschaftdn gebildet, welche sich die Erforschung 
der Geographie dieses Landes zum Ziel gesetzt haben, woraus, 
da -die jUitgliedcr mit den uothwendigen Kenntnissen ausgerüstet 
sind, nur erfreuliche Resultate für die Wissenschaf t entspringen 
können. 

Essen. Dr. Wilberg. 



M, Tullii Ciceronis Oratio pro R^ge Dißiotaro. 

Reeognovit et potiorem scriptunie diversitateni adiecit Carolus Hen- 
ricus Frotscher, Accedant integrae' soripturacf Leidensis codicis.- 
Lipsiae MDCCCXXXV. Sumptas fecit et venumdat Vossiana libra-: 
ria;48S. kl. 8. 

Keine Sylbe einest Vorwortes belehrt uns vther Zweck und' 
Hülfsmittel dieser Ausgabe 'und Rec. gesteht,' dass er nach ilirer 
Einrichtung , ja schon nach der Reschaifenheit der Rede selbst, 
sich keinen Zweck dabei denken kann. Neue ;und unbekannte 
Hülfsmittel hat der Herausgeber nicht gehabt, sondern was Oreili, 
die Oxford er und Wunder gesammelt hatten^ zvt s0ijBer Recögni- 
tion verwendet. Von Erklärung in sachlichei^ und sprachlicher 
Hinsicht ist nicht die Rede, nur dass das Schiitz*sche Summarium. 
vorgesetzt ist. Jene Hülfsmittel hat der. Hcä'attsgeber, wie:6idi: 
wohl erwarten lässt, mit Einsicht gebraucht,- aber.:cui b^no, :fra^ 
gen wir, und hoffentlich mit Recht.. Für die Gelehrten? Die 
werden die Orelli- adieu*. Oxforder und Wunder'scben Gellutienen 
selbst besitzen und wenn sie Stellen aus der Rede benutzeh oder 
gebrauchen wollen , hoffentlich auch nachsehen und Vergleichen. 
Für das Selbststudium der Studirenden , üei) Gymnasiasten, deir 
Dilettanten*? Diese werden den voltkommeneu Mangel \aUer In- 
terpretation schmerzlich vermissen. Zum! Gebrauche beim Un- 
terricht oder bei Vorlesungen? Rec. glaubt, das« eine besondere 
Ausgabe einer so kurzen RJede zu jenem Zweck seht uttkwcek* 



Ciceron. Orot pro tege DeioUurö dL Frotfcher. 42V 

massig irt^ weil unter zehn Studirenclen t>der 8cihQl0Cn isohwerlich 
Einer sein wird^ der sich eine Wehe Ansgahe .ajlsDhaffifc^ , soliite 
ihr Preis auch noch so massig »ein. Dem sei wieikn>v#Ue^ «uns 
bleibt naeh Obigem nur ein Geschltft, nämlich anamgeben, ift 
wiefern die genaue Lesart nach' den. genannten HiäftilttttehiT gut 
oder nicht gut geändert ist. 

Das erstere dürfte unzweifelhaft der Fall seiA'an folgendea 
Stellen: c. 1^ 1. Tideatur statt ridetur nach dem KiUlifter und 40x-^ 
forder Handschriften , da die Fortsetzung* der .oratio obllqua hier* 
angemessen ist. C. 1, 2. solebamas statt solebam au» 4 Pariaer, 
dem Leidener und Erfurter Codex, da die gen^eine Lesart Cicero 
eine alberne Prahlerei sagon lässt; eben da conturber aus den: 
Erfurter, Köllnet und Gruter's Handschriften, sitatt fäes* matten 
perturber;> ab scelere statt a sceiere nachOreUi>am domKöUner, 
Pithoeanus, einem Oxford er; gemeinhin fehlt dSeiPra^aisition, a 
scelere haben drei Oxforder. Ueber ab. und a denkt' Kec. an ei- 
nem andern Orte genauer zu handeln. C. 4^ 12 isi «nach cod. 
Erf. a marg.Lambin.a; 1384 geschrieben esaeinclnstttn.tidebat 
statt inclusam ' esse , worinrEroesti das Verbum' strich%, um den 
hexametrischen Ausgang za Termeiden. C. 3, 13 ist nadb cod. 
Erf. atque bellum Alexandrinum gereute te statt teqne bellum. 
Alex, gerente' aufgenommen, indem man deutlich sieht, wie: die 
Stellung des tonlosen Wortes te zuerst dessen Ausfidl tmd dana 
eine wUikürliche Aenderung Teranlasst hat. C. 6vl6.'non8it au- 
dita als das feinere und zugleich wieder gewöhnliche aus cod. 
Erf. Leid. ed. Crat« Herrag. Naug. Lamb., statt audita est ib. 17« 
ibi enim erant nach Matthiä aus cod. Erf. Leid , und hac siun su- 
spicione pcrcussus statt hac suspicione siim p. C. 7%2!l. traiisire 
statt transferrl aus sechs Oxforder und Lambin. Die gemeine 
Schreibung stammt Ton denen, welche sün die s]gna:aenea dach- 
ten , Ton welchen eben ungleich gewählter transire gesagt wird, 
weil unter denselben 4och an Menschen gedacht wird.. C. 9, 24. 
Alexandreac nach allen Handschriften gegen des Fatricius Con- 
jectur Alexandriae, welcher Ernesti gefolgt war. Ib. 26. omnes 
in illo rege sunt Tirtutes aus cod. Eff. statt omnes äunt in illo, 
welches die gewöhnliche Ordnung! der Worte ist/ Ueber den 
Schluss des zehnten Kapitels ist in der Anmerkung eine wahr- 
scheinliche Yermuthung aufgiestellt/ C 13, 37 Ist iis in ah Omni- 
bus enim omatus est nachcod.ErL und mehreren dUen Ausgaben 
weggelassen. — ^ Dagegen hat der Herausgeber' art mehr aJbs ei- 
ner SteUe, wie wir glauben, nicht das ilichtige gegeben, obgleich' 
seine Quellen es darboten. C. 1, 1 ist das schwierigere und: ei- 
genthümliche si, welches der cod. Car. Stephalii und .sechs «Ox- 
forder darbieten, zurückgewiesen: vgl. 9, 25, wo zufällig nur 
eine Handschrift etiamsi statt si hat. 1, 2 war capitis discrimen 
aus cod. Erf. aufzunehmen statt der umgekehrten Stellung; denn 
der stärkere auf capitis fallende T4>n fordert es» . Dass die Aus- 



428 Romisclie Litteratar. 

lassung der Präpesition in €. 3, 8 im cod. Elf. fehlerhaft isti 
scheint gar nicht. Dexteram non tarn in beilis nee in proeliig, 
quam promissis et fide firmiorem empfiehlt sich durch Concinni- 
tat, welche offenbar verletzt wäre, wenn in dem ersten Gliede 
die Präposition wiederholt und im zweiten nur einfach stände. 
Ganz zu verwerfen ist die nach zweiLambini'schen Handschriften, 
deren x\utorität noch sehr verdächtig ist, aufgenommene Umstel- 
lung quoad a Cn. Pompeio legati ad eum Uteraeque venenint 
c. 4) 11^ statt ad eum legati. Legati Uteraeque gehört eben so 
zusammen als a €n. Pompeio ad eum, und die andere Stellung ist 
wegen ihrer gesuchten Zierlichkeit verdächtig, wenn sie nicht 
besser beglaubigt ^virdy als geschieht« Die Form accersitus c. 5, 
13 war nach cod. Erf. unbedingt aufzunehmen, findet sich in der 
Regel in den guten Handschriften Cicero's und ist an unzähligen 
Orten mit Unrecht verdrängt worden. Caderet statt cadere pos- 
set c. 0, 16 war nach cod. Pith. und 3 Oxfordern als das ungleich 
gewähltere aufzunehmen und nicht mit einem Bene in der Anmer- 
kung abzuthnn. C. 7, 21 ist die Stellung ita ille demens erat, 
welche der Erf. darbietet, gegen die gewöhnliche ita demens ille 
erat mit Unrecht zurückgewiesen, da doch der Sinn verlangt, 
dass sowohl ita als demens betont werde, während bei einer 
Nebeneinanderstellung das eine Wort dem andern den Ton ent- 
ziehen würde. 

Eisleben. Ellendt 



Alba Tibulli Carmina^ ex rec. Car.Lachmanni pasdim motata 
explicüit Ludolphus Dissenius , Soc. R. Gott. Sod. acad. Reg. Bav« 
resp. p. epist. Pars prior. Disquisitiones de Yita et poesi TibuUi. 
Carmina. Accedunt lectiones ed. Pincllianae nunc priman collatae. 
Pars posterior, comraentariain continens. Gottingae, MDCCCXXXV, 
typis et impensis Übrariae Dieterichianae. (P. I. VIII. CXCII u. 
128 S. P. II. 476 S. gr. 8.) 

Die vielfach abweichenden Meinungen über die dem TibuUua 
beigelegten Poesien, die in ihnen angenommenen Lücken, ver- 
suchten Umstellungen, Trennungen von Gedichten, die bisher 
für Eins galten, die Zweifel über Tibuirs Autorschalt rücksicht- 
lich des sogenannten dritten und vierten Buches veranlassten den 
gelehrten und vielfach verdienten Herausgeber zu dieser neuen 
Bearbeitung. Er sah nämlich ein, wie in der Vorrede S. V be- 
merkt, dass jene Erscheinungen die Nothwendigkeit einer solchen 
Behandlung darthäten , bei welcher die sogenannte höhere Her- 
meneutik berücksichtigt würde, insbesondere um die Anlage und 
Einheit der einzelnen Gedichte zu untersuchen, die dichterisehe 
Kunst des Tibullus sorgfältiger darzustellen und manche des 
Dichters unwürdige Meinungen für immer lurückiuweiseflu Er 



fügt bei, nachdem er schon früher, nach Wnndeilidl'« Tode den 
TibuUas herausgegeben, wende er jetzt in seuier IMklaning^ die 
auch beim Pindar ^brauchte und von vielen dnÜefataiioUen Min- 
nem gebiili^e Erklämng^sart an. Der Kritik enthilft der Verf. 
sich meistens ganz, indem er, wie beim Pindar iraf Bödtk*9 Be« 
arbeitung , so hier nui Lachmann*9 Text fusst, und diesen wir 
selten verlässt. Er hat sich aber nicht mit der Debersicht im 
Gedankenganges der einzelnen Gedichte und mit Erlanterang dte 
Einzelnen begnügt, sondern eine sehr ausführliche Einleitung vor- 
ausgeschickt; in welcher die sich darbietend^i und höchst \ddk- 
tigen allgemeinen Fragen über A&i Dichter und seine Gedichte 
abgehandelt werden. 

Das erste Hauptstuck dieser Einleitung beschlftigt sich mit 
dem Leben des TiöulUts. Da diess an Ereignissen , die uns be- 
kannt wären, durchaus arm ist, so ist es hier Hauptsache, ana 
den Gedichten selbst und andern sekundären Andeutungen daa 
Innere Leben des Dichters, als dessen Erzeugnisse keine dichte- 
rischen ^giisse, gleichsam Blätter aus seinem Tagebnc^e gelten 
können, zu erläutern und darzustellen. Diese ganze Erörterang' 
ist mit ruhiger und sorgsam prüfender Kritik abgefasst und man 
kann nicht umhin, den gewonnenen Ergebnissen im Wesentlichen 
beizustimmen. Die Untersuchung geht von dem Todesjahre dea 
Tibullns aus, welches nach dem bdkannten Epigramm des Domi- 
tius Marsus auf seinen Hintritt etwa 736, gesetzt wird. Alsdann 
wird mit klaren Gründen dargethan, dass sein Geburtsjahr nicht 
711 sein könne, weil die StdUe HI. 5, 17 ^ welche von Scaligeri 
Broukhuysen, Heyne und vielen Andern durch Weglassung des 
einen Verses weggeräumt, von Spohn aber ganz verworfen wird, 
nicht von ihm sei, da das ganze sogenannte dritte Buch Innern 
Gründen nach einen andern Verfasser habe, und weil, wavaueh 
Alle langst bcmerict haben, TibuU sonst hn dreizehnten Lebens- 
jahre denMessala nachAquitanien begleitet haben müsste. Hier- 
auf tritt der Verf. Foss bei, welcher die Geburt des Dichters um 
695 setzt, so dass er etwa 6 Jahr jünger als Horatlns gewesen 
sein dürfte, was mit dem wohl zu vereinigen Ist, was wir von 
Beider gegenseUigem Verhältnlss wissen. Paldamus scheint mit 
Recht widerlegt zu werdeii; welcher TIbull's Geburtsjahr auf 760 
setzte. Wie TibuU's einst nicht unbedeutender Landbesitz v^-' 
mindert worden, darüber erlaubt sich der Herausgeber kdne 
Vermuthung; er hätte aber mit mehr Entschiedenheit denen ent- 
gegen treten sollen , welche an die Aeckervertheilung an die Sol- 
daten der Triumvim denken. Denn Tibull's Landbesitz lag bei 
Pedum , und Latium ist durch jene AedLervertheilung gar nicht 
getroffen worden. Uns scheint nicht unwahrsidieinlich, das» sein 
Besitzthum durch seine wahncheinllch 712. erfolgte Entfemfmg 
aus Italien zerfiel, sei es, dass die Kapitalien, welche sein Va- 
ter als Ritter durch. Staatspachten oder Geldwncher erworben^ 



430 Römiiche Litteratnr. 

durch die Unruhen verloren wurden , oder sein Landbesitz durch 
seine Aechtiing oder durch gewaltsame Besitznahme eines mäch- 
tigen oder glücklichen Emporkömmlings der Triumvirnpartei zu 
Grunde ging. Denn man darf annehmen, dass Tibulius, wie 
Me88ala selbst, unter Brutus Fahnen in Griechenland und bei 
Philippi focht, und erst durch Messala mit dem im Westen herr- 
schenden Octarianus ausgesöhnt wurde. !Nimmt man diess an, 
so begreift sich auch der grössere Theil seiner Abwesenheit aus 
Italien, welche er selbst I. 1, 25 erwälmt, ganz ungezwungen. 
Das aber ist eine ganz ungegründete Annahme des Herausgebers, 
der Dichter sei nicht vor 722 zurückgekehrt, denn unstreitig habe 
er Ritterdieniite gethan, und diese Pflicht erstrecke sich auf zehn- 
jährigen Dienst« Denn die strenge Verpflichtung hierzu war längst 
eingegangen, und die meisten jungen Leute guter Geburt dienten 
entweder gar nicht, oder nur so länge es ihnen gefiel, um sich 
bemerklich zu machen und dadurch den Gnmd künftiger Aus- 
zeichnungen zn legen. Nach seiner Rückkehr setzt man nun ge- 
wöhnlich das Lobgedicht auf Messala , dessen Schwäch^ die Ei- 
nen als die einer Jugendarbeit entschuldigen, obgleich es er- 
weislich zehn Jahre nachTibull's erstem Gedicht (I. 10) verfertigt 
sein muss , Andere aber , zu denen auch der Herausgeber gehört, 
sprechen es dem Tibullus gänzlich ab. Rec. gesteht, dass er 
sich von der Beweiskraft der Gründe dafür durchaus nicht über- 
zeugen kann. Es ist allerdings ein schlechtes Gedicht, wenn 
auch seine Anordnung von dem Herausgeber (s. Einl. zu IV. 1.), 
wegen ihrer Zweckmässigkeit und Klarheit mit Recht gelobt wird; 
aber die Mattheit des Ausdrucks, die Uebertreibuiigen , die 
Kriecherei, welche sich darin offenbart, scheinen es dem Rec. 
eben wahrscheinlich zu machen, dass es Tibullisch sei. Messala 
muss man sich, gleich den Grossen unter der Republik, als den 
Repräsentanten einer fürstlichen Familie denken« Din sollte und 
wollte Tibullus preisen. Er verfehlte den Ton, denn Messala, 
als ein Mann gerader und freimüthiger Gesinmmg bdkannt, konnte 
eine solche Uebertreibung der Ergebenheit selbst an seinen dien- 
ten nicht billigen. Aber eben dieses Verfehlen mit allen seinen 
dem Gedichte nachtheiligen Folgen erklärt sicU ganz natürlich 
aus der Betrachtung, dass der dem Weltgetümmel abholde and 
für die Grossen der Erde nicht geschaffene Dichter sich Gewalt 
anthun musste, um seiner Aufgabe zu entsprechen. — Hierauf 
kommt der Herausgeber bei der Angabe der muthmasslich ziin 
nächst zu setzenden Gedichte auf die Liebe des Tibullus zu der 
Delia. Rec. sieht nicht ein , warum man Spokn'-s Ansicht Yer-< 
werflich finden sollte, der Dichter habe ursprünglich die Absicht 
gehabt, die Delia zu heirathen. Viele SteUen sprechen offenbar 
dafür, keine dagegen und es ist ein sehr itfissÜches Unterneh- 
men das zu leugnen, was hätte geschehen können, aber nicht 
geschehen ist; dazu kommt, dass das von dem Herausj^ber als 



Tilkolli Garailna ei. iNstei. 4SI 

dasjenige, was in TibulFs Plan gelegen habe, «ngedeutete Ver- 
hältniss bei uns sehr natürlich, bei den Römern vneihort schei- 
nen muss. Dann setzt der Herausgeber die Gedichte an Ma- 
rathus , handelt von der Glycera , welche Horai dem Tibull ak 
Geliebte zuschreibt (Carm. I* 33.);Und wid^legt die Ansicht de^ 
rer, welche unter diesem Namen die Nemesis des Tibullus su- 
chen. Die nach jener horazischen Stelle an die Glycera gerich- 
teten Elegien , wenn sie ja existirt haben , sind verloren gegan- 
gen. Nach denselben setzt der Herausgeber die Abfassung 
der kurzen , aber vortrefflichen Elegien über die Liebe des Ce- 
rinthus und der Sulpicia. Sie sind des Tibullus ganz würdig, 
aber die vorgetragene Meinung, der Dichter , gerade von Lie^ 
besbanden frei, habe die Liebe seines Freundes, welche er ge- 
kannt, in Gedichten gefeiert, hat grosse Unwahrscheinlichkeiten. 
Erstens ist es ungewöhnlich, dass die Elegiker andere als eigene 
Gefühle besängen , wenn sie nicht epische Stoffe elegisch oder 
in der Form der Heroide behandeln, wohin nicht blos des Ovi« 
dius Arbeiten, sondern auch das schöne Gedicht des Proper»- 
tius Desine Paule etc. gehört. Zweitens war Cerinthus ein 
Grieche , ein Freier oder Freigelassener , oder war er ein Rö- 
mer? Nehmen wir das Erstere an, so ist ein genaues Ver- 
hältniss zwischen ihm und Tibullus höchst unwahrscheinlich; 
im andern Falle ist nicht einzusehen , wie man dem Liebhaber 
jenen geheimnissvollen Namen geben und seine Geliebte höchst 
indiskret mit ihrem eigenen, dem Namen einer der erlauchte- 
sten Familien Roms, nennen konnte, insbesondere wenn sie 
eine Enkelin des berühmten Redners, Juristen und Freunde^ 
des Cicero, Ser. Sulpicius Rufns war, welcher HO starb. — 
In der Untersuchung der Gedichte , welche des Lygdamus wah- 
ren oder falschen Namen tragen, fifhrt der Herausgeber keine 
neuen Thatsachen an , äussert aber den ausserordentlich schwa- 
chen Gedanken, Ovidius habe den Dichter häufig nachgeahmt 
(was auch ganz offenbar ist), weil seine Gedichte mit den Tibulli- 
schen in einer und derselben Sammlung herausgegeben und 
gelesen worden seien. Diess wäre aber nur dann denkbar, wenn 
sie selbst Tibull gedichtet oder die allgemeine Meinung sie ihm 
beigelegt hätte. Das erstere verwirft der Herausgeber, das 
letztere ist in einer Zeit, in welcher so viele Freunde des Dich- 
ters und Kenner seiner Gedichte lebten, ganz undenkbar. 

Das zweite Hauptstück handelt von dem Geiste der TibtU- 
lischen Poesie. Zunächst wird von dem Stoffe dieser Poesie 
gesprochen; hier aber zuerst von der Freude, die der Dich- 
ter am Laudieben fand, dann von seinen Liebesverhältnissen^ 
wobei sowohl der Detia gedacht wird , als der andern Geliebten^ 
über welche jedoch nur Weniges gesagt werden konnte , ferner 
von der Klage und der Schwermuth des Dichters im Gegensatze 
zu andern Elegikem. Hierbei wird nun zwar Voss widerlegt. 



432 Römigche Litteratnr. 

welcher sonderbarer Weise eine Menge Stellen als nicht im 
Ernste gemeint angemerkt hatte, dabei aber von den Gedichteii 
an Marathus gesagt, wenn auch Tibull ihn wirklich geliebt , ao 
habe er doch in seinen Schilderungen hier die Farben Tielldcht 
zu stark aufgetragen. Diess bestätigt nun offenbar Vossens An- 
sicht, wenigstens in einem gewissen Grade. — Hierauf ist von 
Lygdamus gehandelt, dessen unterscheidender dichterischer 
Charakter die Keuschheit des Gefühls und der Darstellong ist, 
worin er allen römischen Elegikern Toransteht. Dieser ganze 
Abschnitt enthält Nichts, was nicht schon gedacht oder gesagt 
worden wäre und konnte, wenn man ihm zum Verständniss des 
Dichters für unentbehrlich erachtete, auf einen sehr geringen 
Raum zusammen gedrängt werden. Wichtiger ist aber der fol- 
gende Theil des zweiten Haaptstiickes, in welchem von der 
Kunstform und Anordnung der Tibullischen Elegien gehandelt 
wird. Aber gerade hier möchte man mit Grund die meisten Be- 
denklichkeiten erheben und Einwürfe machen können. Zwar sagt 
der Herausgeber mit vollem Rechte, die dichterische Begeisterung 
sei keine bacchische Wuth, die verstecktere Ordnung keine wilde 
Regellosigkeit , aber daraus folgt durchaus nicht , daas der Dich- 
ter bei jedem Gedichte einen künstlichen Plan befolgen musste, 
noch weniger aber, dass dieser Plan im Wesentlichen überall 
derselbe sein und nur mehr oder weniger künstlich ausgesponnea 
werden durfte. Man mag den Zusammenhang des Gedichtea 
nachzuweisen bemülit sein, aber darf darum nicht Lücken und 
Sprünge verkennen; es ist im Wesen der Lyrik begründet, sich 
gehen zu lassen, und wenn die Elegie regelmässiger scheint^ ala 
der höhere Flug der Ode gestattet, so wird diese Regelmässig- 
keit durch die natürliche Einseitigkeit der Empfindung, durch 
die Vertiefung in Lieblingsgefiilüe und Schilderungen Tollkommen 
aufgewogen , und um so mehr , je mehr der Dichter diesen Na- 
men verdient, je mehr seine Darstellungen der Ausdruck dea 
Gefühls sind, je mehr sie zufälligen, ausser aller Berechnung 
liegenden Anlässen ihre Entstehung verdanken. Will man sol- 
chen Gedichten eine regelmässige ^ ]^ nothwendige Disposition 
unterlegen, so würdigt man den Dichter zum Rhetor herab, stem- 
pelt sein unbewusstes Schaffen zu einer absichtlichen Effect- 
macherei, und verräth ausserdem eine gewisse Befangenheit 
des Urtheils, welches die Freiheit der dichterischen Hervor- 
bringung nicht begreifen kann oder will. Von dieser befange- 
nen Auffassung geht nun die ganze Erörterung derKunstform der 
Tibullischen Elegien aus. Jede Ei^e soll einen Eingang j eine 
Mitleyemea Schliiss haben, wobei sehr unzeitig Piatos Autoritit 
Phaedr. p. 264. C. gebraucht wird, welcher nur von Beden han- 
delt Der Eingang soll das lebhafteste Gefühl offenbaren^ wo- 
hin auch die plötzliche Aenderung der Empfindung und des Ge- 
dankens gerechnet wird , wie L 2, 7. L 1, S. L 9, & Unbefimgenea 



Tibnlli Carmioa dl. Vumm. 4SS 

Beurtheilern vird es vielmehr scheinen als wenn in solchen ESte-* 
gien der Eingang ganz fehlte und der Leser unmittelbar in die 
Stimmung hineinversetzt wird, welche dem Dichter selbst sein 
Werk eingab. Daher gesteht der Herausgeber selbst ein (S. 
LXVIII), dass derselbe Wechsel des Sinnes und dieselben 
Absprünge erregten Gefühles sich auch mitten in Gedichten 
finden, wie I. 6, 1(> — 23. II. 3, 4P. Ueberhaupt Jst es ja un- 
natürlich, dass eine Elegie jederzeit einen Eingang haben soll, 
ja dass sie einen habe, kann nur als Aju^oabme gelten. Ist 
es mit der höhern Lyrik anders? Nur diejienigen horazischen 
Gedichte haben einen Eingang, in denen der Dichter sich in 
künstlicher Nachahmung der Griechen spreizt, wie Quem virum 
aut heroa, oder Descende coelo; wo er wahres Herzensgefiihl 
offenbart, oder ächte Muster ohne peinliche Kunst nachbildet, 
wie navis, referent in mare te novi fluctus, Quis desiderio sit 
pudor aut modus (denn das praecipe lugubres cantus Melpomene, 
was eine dichterische Parenthese macht, wird man doch nicht 
rechnen wollen), Aequam memento, Divis orte bonis, Altera iam 
teritur bellis civiübus aetas u. s« w. — kurz in der guten Hälfte 
seiner Gedichte findet sich keine Spur eines künstlichen Ein« 
ganges. In den Tibuilischen Elegien ist die Annahme eines sol- 
chen meistens ganz willkührlich. I. L soll der Eingang t. 1 — 6 
begreifen, aber Verf. sagt selbst (Th. II. S. 7.), dass diess 
das Hauptthema des ganzen Gedichtes sei« I. 2. soll der Ein- 
gang bis V. 14 gehen, und der Dichter, in seiner Hoffnung 
auf eine Zusammenkunft mit der Delia getäuscht, sich vergeb- 
lich beim Weine zu trösten und wieder in Bitten versucht ha- 
hen. Diess sind offenbar zwd für den Eingang unvereinbare 
Dinge. Jenes vergebliche Trostsuchen und die in dem soge- 
nannten Ilaupttheile des Gedichts erneuerten Versuche auf De- 
lia machen zusammen den Hauptgegenstand, und eine Einlei- 
tung ist gar nicht vorhanden. Im dritten Gedicht des ersten 
Buchs soll die Einleitung die ersten acht Verse umfassen. Der 
Verlauf aber enthält nur die Amplification des in jenen Versen 
Angekündigten , die Gedanken , welche den Kranken quälten ; , 
freilich musste gesagt werden, er 'sei krank, aber kann man 
das zu einem besonderen Theü des Gedichtes machen wollen? 
Im vierten Gedichte soll die Einleitung in der an Priapusi ge- 
richteten Frage bestehen, durch welche Mittel man das Herz 
der Knaben gewinne , worauf in dem Haupttheüe des Gedich- 
tes der Gott Bescheid ertheilt. Will man jede Frage als 
Einleitung zur Antwort ansehen, so hat Rec. gegen das 
Dasein einer Einleitung in jenem Gedichte nichts einzuwen- 
den; will man diess aber nicht, so muss man in der Annahme 
einer solchen einen leeren Schematismus erkeijnen, der über- 
all und unter jeder Form immer dasNän^UA© ^^e^er aufsacht 
Nicht besser begründet ist die Annahme,. d&^9 in jedem Gedichte 

y. Jahrb. f. Phil, u. Paed. od. Krit, Biil. Bd. XIX.' ^.'4. 28 



4S4 Römische Liftteraftar. 

an eil ein förmlicher Scktuss (cxitiis) wahrgenommen werde (S. 
LXIX.). Dass pegen das Ende, nach vollbrachter Herzenser- 
giessiiiig, der AiTcct sich legt^ kann kein Kennzeichen sein, 
denn der Wechsel entgegengesetzter Gefühle hat der Herausge- 
ber oben als Merkmal des Einganges angegeben^ obwohl er 
auch mitten in den Gedichten vorkommt ; wenn also an einer 
Stelle, wo dem leidenschaftlicheren Gefühl ein rnhigeres folgte 
das Gedicht abgebrochen würde , so müsste das Bruchstück ei- 
nen gesetzliche^ Schluss haben, ja man wäre befugt, die Ge- 
dichte danach in kleinere Ganze aufzulösen , wenn nicht persön- 
liche Beziehungen dagegen sind. Uebrigens haben die meisten 
Gedichte gar keinen als solchen kenntlichen Schluss. 1. 1. kann 
man höchstens die letzten anderthalb Verse dafür annehmen, 
1. S. die letzten zwei, I. fn den letzten allein, die Mehrzahl 
aber (wie I. 2. 4. 0. 8. 9.) endigt selbst ohne eine Formel des 
Abbrechens. — Was die Ausfuhrung der Gedichte betrifft, 
so setzt der Herausgeber mit Recht das Unterscheidende der 
Tibullischen Poesie gegen die andern Elegiker in den Reich- 
thum an Gemälden u* Schilderungen; diess ist eine natürliche 
Folge eines dichterischen Gefühls, welches ihn abhielt, sieh 
in Wiederholungen seiner Lieblingsempfindungen zu ergehen^ 
wie OTidhis thut, oder rhetorische Auswüchse zu treiben, gleich 
dem Propertius. Aber die Nachweisung der Form, weiche 
der Dichter der Ausführung seiner Gedichte gegeben haben 
soll, scheiMt ein nicht weniger todter Schematismus zu sein, 
und auf nicht weniger willkürlichen Annahmen zu beruhen, 
als die Theilung der Gedichte in Eingang, Ausführung und 
Schluss. Da hcisst es (S. LXXIIL fgg.) die einfachste Weise 
sei die Coordination der Glieder; es folge de'r Gegensatz^ 
und zwar Theils einzelner Dlsticha gegen einander, theilB eines 
gegen mehrere, theils des ersten gegen das zweite, Jessen ge- 
gen das dritte , u. s. f. ; es würden jedoch auch grössere Theile 
andern entgegengestellt, indem z. B. I. 2, 67 — 80 die Grösse 
von Tibuirs Liebe durch den Vergleich mit einem Nebenbuhler 
verdeutlicht, II. 4, 39 — 50 die habsüchtige Nemesis mit einem 
besser gearteten Mädchen verglichen werde. Das ist wohl rich- 
tig, aber wann hat man so ganz natürliche Dinge unter be- 
sondere logische Formen zu bringen für nöthig gehalten? Als 
dritte Ilauptforpi wird die Steigerung angegeben. Hier nun 
mu$;s der Herausgeber die wunderlichste Wlllkühr üben, um 
Steigerungen zu finden. Ein Paar Beispiele: „Carm. 1.3, 9- — 20 
anxietatemin discessu suo regnantem. bipartito describit ita, ut 
et Deliae soliicitudinem depingat et a se ipso, solator qui ret- 
let esse, liberum iterumque quaesitas moras. Porro IL 4,' '4«tr 
— 50 houores,' mortuae puellae bonae sie ^Iplicat: I^tetnr mnie 
rogum alque etiam (H aniiuls scrtis in. tumulo positis' colitur. 
Simüls forma loci L 2« Ol "— 98 de poena dos, qui 



1 



in iuTentateiisit amantes, sente antem ip$e Veneris^Tiiic^Iis colli 
eubdit etc. (& LXXVL LXXVIL) U dein aiweiten Beispiel 
liegt die Steigerung doch offenbar nur in dem atque etiam, 
in dem dritten aber lenchtet nicht ein, wie Satz nnd Gegen- 
satz in gesteigertem Yerhältniss stehen aoUen.^ Sa (soll es 
Steigerung sein, dass zum Beweise einer gottesfiirchtigen Che-* 
sinnung erst die den alten Steinen und Hoizstlimmen , dann die 
dem Silvanus,' der Geres und dem Priapus, endlich die den 
Laren gezollte Verehnmg erwähnt wird (S. LXXFX);. Es soll 
Steigerung seih (s. eben da)^ ^ass hei der Beschreibnng des 
Zustande^ der Gegendeuv in denen später Rom gegründet warde^ - 
erst das Palatium als Viehweide und niedere Hütten auf den 
Capitol, dann die Bilder der Feldgotter im Schatten der Hain^ 
endlich dasi Hirtenmädchen, welches zu ihrem Geliebten in einem 
S^ne über die Gkwätsei^ des Velabrum fährt^ angeführt wer- 
den. Wenn diess'nieht Coordipation durchaus gleichartiger Ziige 
ist , begreifen wir den Sprachgebrauch des BLerausgebers nicb|. 
— Ais vierte Form (S. LXXXII.) wird di^ Wiederholung dee 
früher Gesagten angegeben, auf welches der Dichtier zurück- 
komme , nachdem er Anderes dazwischen erwähnt habe* Bec* 
kann hieriA keine Kunst oder Kraft sehen, sondern eine 
dem elegischen Gedicht natürliche Kunstlosigkeit Die fünfte 
Form, soll endlich die Form der Abhängigkeit und Motivirung 
eines Theils durch den andern sein. Dass eihe solche Moti- 
tirung natürlich ist, giebt Jedermann geirn zu, sie wird aber 
. fast !n jedem Gedichte vorkommen müssen, welches nicht aus 
lauter beschreibenden Zügen besteht« Aber Rec hegreift 
nicht, wie man diess eine Form nennen kann, da es Tom We- 
sen des Oedichts: überhaupt abhängig ist und aus seinem Inhalt 
hervorgeht, 'während die vorangegangenen vier Formen^ remo 
Formen^ logische Schemata ^ JFoUkommen unabhängig von dem 
Stoff ^nd Wesen des GedicUtd und mit jeder Dichtungsart ver- 
träglich sind. Als Resultat gdiangt der Herausgeber nun zu 
dem Satze (S. XC), iasa/ßdes Gßdicbt einen künstlichen^ gleich- 
sam architektonischen Bau offenbare, was ihm. Niemand zuge- 
stehen wird, der den Tibull kennt, und ohne vorgefasste Mei- 
nungen urtheilt, ja nicht einmal derjenige, welcher die frühe-^ 
ren Ausführungen des Herausgebers aufmerksam verfolgt hat» .. ' 
S. CXI. g^bt derscill^e nun zu^ Betra^tpng d^ Gedichte des- 
Lygdamus über. Dass diese ungileiph scl^wächer als di^. ächten 
sind, ist aligßmi^.veingestattden, dusa .sie iß, d^er ScMd^ining 
weit zurückstehe^ ffid häufige Wiedc^Otupgen oder bloiN|e Va-« 
riationen desselben Gedankens enthalten, kann man ^geben; 
darin ab^ gebt : der ^Herausgeber viel tnt.lreit, dass er in dem \ 
mit Recht; gßl9bteft! sechsten Gedidit^as Schwatiken und Rin- 
gen ■ zwischen ' 9wei > : entgegengenatzl«! ' . Gefahlen ein Einerlei' 
nennt, dergleiidim JEdch.ia.dea.'BbQUIsdliea nicht finde. ^.Die 

2S^ 



4S6 Alie>thamtknnde^ 

• 

Tersdiiedenen DurchfuhningRformen der Gedichte, welche hier- 
luf nach§:ewie8en werden sollen, leiden an denielben Willkohr 
der Annahmen, welche wir in der Betrachtung der Tibulli- 
schen nachgewiesen zu haben glauben. 

' Im dritten Theil des zweiten Hauptstückea, welchen Rec. 
f&r den gelungensten hält, wenn gleich auch er nicht 
fi*ei Ton wilikiihrlichen Annahmen ist, wird die elocutio ^es 
Tibullus betrachtet. (S. CXVlll fgg.) Hier scheint die Dar- 
stellung des Tibuliischen Satz- und' Periodenbaues im Gegen- 
satze des Ovidischen nnd Properzischen, die Nachweisung dar 
bei jenem hiufigern pathetischen Figuren, der Frage, der An- 
rede, der Anaphora theils in der Coordination, theils mit Stei- 
gerung der Gedanken, der sogenaimten Epanalepsis oder ÜVie- 
derhoiung eines ganzen Gedankens, der Wiederholung des 
Schlusses des einen Satzes am Anfange des andern (Epani- 
stroplie); dann von der Mannigfaltigkeit im Ausdruck, wobei 
auch das Asyndeton, die Vertauschong der Tempora, der Ge- 
brauch der Epitheta erwähnt werden ; endlich die Betrachtung 
der tropischen Rede — alles dieses scheint uns Gegenstande 
Bu berühren, welche ful* die genauere und geschmackvolle 
Kenntniss klassischer Werke von der grössten Wichtigkeit und 
dabei doch noch beinahe gar nicht in Erwägung gezogen wor- 
den sind; diese Dinge sind aber nicht bios angedeutet, son- 
dern genau und ausführlich erörtert und der Herausgeber 
hat sich dadurch ein wesentliches und schätzbares Verdienst 
erworben. 

Es war dem Rec. besonders darum zu timn, ein all- 
gemeines Bild der Interpretationsmethode des Herausgebers zu 
liefern ; er überlässt es daher Andern , über die Erklanmg der 
einzelnen Gedichte ihr Urtheil zu fälien, und bemerkt nur^ 
dass auch im Commentar sich reiche Belesenheit mit griindli- 
cher Kenntniss der römischen Poesie verbindet und für Jeden 
vielfache Belehrung gewähren wird. 

Druck und Papier sind sehr schön. 

Eisieben. 

Ellendt 



Herodot und Ktefias^ die frubiten GeBchichtsfor- 
• cher dof Orients. Von Dr. fT. L. l/2um, Collegienrath und 
Profesior an der Univerfität xa Dorpat. Heidelberg, bei C. F. 
Winter, Uniirersitatsbucbhändler 1630. XXIU. 321 S. in 8. 

Eine Monographie iiber zwei der ältesten und gewichtig- 
sten Zeugen der alten Welt in ihren Beziehungen, Verhältnis- 
Ben und Nachrichieu über den Orient kann gewiss nur recht 
erwünsdkt sein) zumal wenn tK\ft m ^«t i^diäi^^iaL^vscGB.^ ia 



Blmi :^ Uchrodei tin« KtcfeUu. . JH 

der anziehenden BehandlinigV'-*~iiiid Dtrtiteltiuigsweise mgleicb 
zu eiiLenneki pebt, das« sie luchvfur ein g^rösseres, gebildete« 
Piiblicnm becechnet ist, bestimmt, diesem die Resultate gelehr^ 
ter Forschung in. einer ang^eneläiien, F(>rm TOrzulegen, i^ dt* 
durch dieselben , unter uns immer mehr zu verbreiten. : Rdf. 
hat daher schon früher in diesen Blättern, (Bd. XYl pag. 382) 
auf das ErsoKfänen «fieser Schrift hingewiesen; er ist jetat im 
Stande ausfuhrMckeriefi Bericht-; über dieselbe abzustatten und 
darin zunächst nachzuweisen^rin, Wiefern jener Zviedk erreicht 
worden, so wie di« Frage zu beantworten, oh überhaupt neue 
Resultate \md welche durch die in dieser Schrift eathalteneii 
Erörterungen ^w(mnen, und ob über, die beiden fiof dem Ti- 
tel genannten SchnftsteUer ein neues Li<;)it angezündet winrden^ 
dessen sie bisher entbehrten. 

Wir wollen uns* nicht bei der Vorrede aufhalten, einer Art 
Fon Prolögiis. gide^tus^ weil sie. .einestheUs Fersönlichkdten 
.enthält, denen, die Wissenschaft fremd bleiben sollte ,. anderen^ 
theils ein Urtheil über Niebuhr's Charakter und . wissenschaft- 
liche Richtung aufstellt, das Ref.^ (^ Wenig er aiijch sich un- 
ter die unbedingten Verehrer dieses: Mannes zählt, doch nicht 
unterschteiben kann. Wir gehen daher lieber gleich.«» dw 
Si^hrift selbst über,, die ui einer Einleitung einige a)]|[eBi^bie 
und lesenswerthe Bi^rachtimgen über die Geschichtsehreibung 
überhaupt, über den Gegensatz der alten und neuen Well, 
über die Geschichtsehreibung des alten Griechenlandes und über 
die beiden Historiker insbesondere , ' deren^ Werke Gegenstand 
dieses Buches bilden, enthält. Man wird bald daraus ersehen^ 
dass der Hert.Vecf. nicht blos mit dem Gegenstande selbst 
wohl bekannt und Tertrant ist, sondern ihn audi (pnd.diess ieft 
ein HauptTorzug der Schrift), auf eine äusserst ..angenehme 
Weise vorzutragen, und darzustellen; weiss«. Der ^rste i^b^chnitt 
des ersten Buchs: ^^Griechenlands frük^j8fe Geschichtsuhreifi^.^ 
¥erbi*eitet sich über die früheren Logögraphen 6riechenland0 
und sucht ihren Werth in Absicht auf die Darstellung der Ge- 
schichte des Orients zu ermitteln (der freilich höchst ..nnb^ 
deutend und gering ist), um dann auf HerodötuSyrdoi -unmit- 
telbaren Nachfolger der Logographen und auf Kteaiaii: wkemr- 
men. Auch hier finden wir Alles in einer sehfi* angenehmen 
Weise vorgetragen, jedoch ohne neue Resultate .oder. Entde- 
ckungen, die wir hier vorzutragen hätten*. 9iei; liegt freilich 
in der Natur der Sache* » , ..:, 

Mehr findet Reo. zu bemerken bei 4ttn. .«weiten AbßiAnitt 
S. 35 ff. , der sich specieU mit Heradoto$. bescbSßi^.i und zu- 
vörderst, über dessen, Geburt und. Erzieteng, über sein Ver- 
hältniss zu dem. Dichter Fanyasis und dessen Einflnss auf 'den 
jungen Herodotus. (worüber, jetzt eine 18M in 8. ersehienene 
Breslauer Inaugiurdscbrift: Ifg fm^aHdis Hali^iBtf$mf».efici 



488 Alterthniiitkiinde. 

poetae vita et carmtnibus. Pars prior; Voti Pisiotheus Tssehir- 
ner^ die ▼ollstaiidi^tcn und befriedi^endsteD Nftchrichteo enthält) 
u. dergl. m. sich verbreitet , dann aber auf die Abfannog seihes 
Geschichtswerkes kommt ^ worüber wir S. 38 und 89 Folgendes 
lesen : ,,Damit fiele die Ausarbeitung der Geschichte dem thü- 
rischen Aufenthalt anheim; es wäre denn^'dass die Sage, die 
ihn in Pella sterben lässt, auf die Vermiithung'^fahrte , es sei 
von ihn noch in hohem Alter der Reiselust ^efir&hnt worden. 
In diesem Falle läge der Gedanke nicht fem ^ der grosse- Ge- 
schichtschreiber habe einEelne Abschnitte «dnes Weites abge- 
sondert in die Welt ausgehen lassen, und somit- -verlöre Luci- 
an*8 Erzählung Ton der Vorlesung Herodoli'sr'im Olympia lum 
grossen llieil ihr Unwahrscheinliches. Aber abgesehen von 
den zerstreuten Andeutungen im Werke , die dessen spätere 
Abfassung über allen Zweifel erheben, so ^spridit allzu viel 
bmeres für eine ununterbrochene Bearbeitung des Ganzen, nach- 
dem aller Stoft zusammengetragen war, als dast nicht diess 
allein schon der Annahme jener Erzählung aufii entschiedenste 
widerstrebte.^*' Hier ist Walires' und Unwahres , Richtiges und 
Falsches mit einander vermischt und über Dinge mit einer Bc- 
stimnUheit abgesprochen , über welche ein sorgfältiges und ge- 
naues Studium des Herodotus den Verf. gerade das Gegenthieil 
hätte belehren und ihm zeigen können, dass Herodotus nicht 
wie unsere heutigen Stubengelehrten und Bficterfahrikanten 
erst aus neun und neunzig Büchern sicH den StoflF «isammenge- 
tragen, um dann, nach einem bestimmten über den Gegenstand 
im Voraus au$«gedachten System, aus dem so zusammengetra- 
genen Material dann mit einem Mal ein neues, fertiges Buch 
erscheinen ^u lassen. Wir sind weit entfernt, der Behauptung 
zu widersprechen, dass Herodotus zu Thurium mit Abfassung 
und Vollendung seines Werkes beschäftigt gewesen, aber wir 
wollen und müssen vielmehr auch an dem Satze festhalten, dass 
er auch vorher schon einzelne Abschnitte seines Werkes, die 
dann dem Ganzen passend eingefügt wurden , Xoyot , wie sie 
Herodotus selbst an mehr lals einer Stelle seines Werkes be- 
zeichnet, abgefasst hatte , geschrieben in dem Sinn und Geist, 
der das ganaie Werk durchdringt, nach der religiösen Idee, die 
den Verf. beseelte und als leitend, den Plan des Ganzen be- 
stimmend zu betrachten ist. Solche einzelne Abschnitte waren 
es dann', welche der Geschieht schreib er zu Olympia so gut 
wie in Athen, in Korinth und andern Orten der festlich versam- 
melten Mcfnge vorgelesen liaben mag; und es wird dann durchaus 
kein genügender Grund vorhanden sein , die Nachrichten der Al- 
ten über diese öffentlichen Vorlesungen zu Olympia vne an 
andern Orten, in Zweifel zu ziehen oder unbedingt, als spÜere 
Fiction, zu verwerfen. Herodotus brachte unstreitig die spatere 
Lebenszeit in Thurium zu , wohin er sich 441 v. Chr. begeben 



Blum; n^radAt iMriffly^ri»- if9 

liattOa obne Zweifel nach VoUeii4o«g«lJb99:ff^ereii iarOjdep^ 
und im eigentlichen Griechepland Bfi^ufmiffi ^l'fiussung seine« 
Werkes unternommenen Wandenuigen;. womit wir jedoch, spir 
tere Reisen, etwa zurück nach dem: griechisc^^ Mutterliinde« 
oder durch das südUchß. ItjBjien und SidUUep, jfon l^urium au^r/uo;- 
ternommen, nicht auiSsdU|^en woUciji^' j^uß^tßerZ^t idj^vfsa 
sich dann auch die Sj^eUenvM^clch^<».g^.^S€9rf^lA .^€[|?f%t, B% 
merkimgen über Itai^en^ enthalf^en, doiien.-^paa-, es i^hl- ansieht, 
dass sie in Italien selbst gesejburi^bea und aus .eigener, ilfmchau«- 
ung hervorgegangen sind, wie z« B« lY,. ^ T^rglf mit^ilY, l&i 
oder lY, 99. Y. 44 mit unseren Bemerl^ungen ebend«sel|^., ^ 
nach kann es also kanrndnem Zwciifei unterliegen, dassHerodo^ 
zu Thurium mit slilitfassupg oder vielmehr fleberarbeituag iin4 
YpUendimg seines Werlies ^beschäftigt gewesen , dass iha; aW 
über diesem Geschäft der To^ fibereUt;, ohne dass es ihm mög-n 
dich gewesen, sein lYerI| i^hdAen <^iizelnen Theilien und.Seit- 
Jten hin zu Tollen^eii) da ihm z. B. selbsit der .erforderliche Schhiss 
mangelt (IX, 122) und. dfiSiWerk sich.«i|ch an andern Qrtfsn als 
unvollendet herausstellt. Alan sieht diesreclit deutlich aus. awej 
Stellen (einiger andern, wie z. B, YIIIv.ljOllv 132. mit unsem.Be- 
iperkungen, zu geschweigen), in w^ekhen Herodotus .auf wek^^ 
Erörterungen verweist» die wir jetzt vergeblich 8ucheii9.:Zi|pwpj[ 
da aui;h, nicht die geringste Spur yorwajUet, dass sie- e>twi|u;^ 
spriUlglich im Texte gß^ttinden, nachh^ aber durch NayshKsr 
^gkeit der Schreiber, oder aus andern Gründen weggefalieUj ^ 
sind diess die beiden Stellen I, 106 und YII, 213 , wo wir unsere 
Mpten ZU vergleichen bitten müssen. In Thurium scheint ^auch 
gewesen zu sein, wo der Geschichtschreiber einige Fakten spH* 
»terer Zeit, welche zumal in den ersten Büchern^ seiner Geschidbte 
vorkommen, nachträglich, einschaltete; Stellen, die bereits voii 
Heyse und Daldmann u. A« zusammengestellt worden sind , Qm 
daraus einep Schluss auf die Lebensdauer des Herodotus ma^l^y 
zu können, welche Einige bis zum Jahre408 ▼• Clir.,.An4cre iinr.lÄi 
zum Jahr 424 verlängern. Ref. will diese Punkte hi^ nicht wei- 
ter ausführen , zumal da er sich mit mehr Ai^fuhrlichkeit darüber 
bereits im vierten Bande seinel: Ausgabe des Herodotus p. 38S ff. 
p. 388 ff. erklärt hat, mid auf die. dort gegebene firortemng 
hier füglich verweisen kann. Dasselbe kann er thun In Absicht 
auf den Plan , der dem Berodoteischen Werke zu Grunde liegt 
und die religiöse Idee, die dasselbe durchdringt ui|d beseelt 
(s. p» 408 ff.), indem unser Yerf. diese Punkte, vidleicht als ausr 
ser dem Bereiche seiner Darstellung liegend, nicht weiter be» 
rücksichtigt hat. Wir finden nur einige Bemerkungen über die 
Kunst des Herodotus und theilen als Pri^. ^ine solche Bemer- 
kung mit, wie wir sie p. 40 lesen; „An kunstreichem Gefugt 
möchte die Folgezeit weder bei den Griechen noch sonst bei ei- 
nem Yolk Etwas Aehnliches auGittweisen haben. Also hat er 



tiO Altbrtliaaitkiiiide. 

(Herodotus) eine besondere Kunst , die der 6escfaicht8chreibimg[ 
begründet, aber freüich nur geringe Ntcbfoige in ihr gefunden. 
Offenbar, weil eine solch' dichterische Combinatiöndoraft, im 
Vereine mit solch' regem Forschuiigstriebe nach Wahrheit selten 
SU Tage kommt^^ RdT. hat an einer andern Stelle (in seiner Aus- 
gabe des Herodotus T. IV. p. 402 ff.) iiber die Kunst der Hero- 
doteischen Geschichtschreibimg und deren Verhältniss zu den 
früheren Logographen sich ausführlich erklärt; er will diess da- 
her hier eben so wenig wiederholen , wie das, was er dort p« 
402 ff. über die Wahrheitsliebe des Herodotus und seinen redli- 
chen Forschungsgeist weiter ausgeführt hat, und nur bemerken, 
dass auch Hr. Blum diesem Charakter des Herodotus hat Gerech- 
tigkeit widerfahren lassen und den Vorwurf der Lügenhaftigkeit 
Ton ihm abzuwenden sucht S. 42 ff. Den Angaben S. 43 hätte 
noch die bei Eusebius vorkommende Notii beigefügt werden 
können, dass ein gewisser Polionein Buch^rc^l t^g'Hgodorov 
Tckon^g so wie ein anderes «bqI t^g Krtiötöv xilo3E^$ geschrie- 
ben hatte. Die bekannte, gewöhnlich dem Qilronensisdien Plu- 
tarch beigelegte Schrift tlegi t^g' Hgodorov naxofj^slag^ deren 
auch hier S. 43 gedacht wird, kann Ref. kaum für ein Werk 
dieses Plutarchus halten, eben so wenig der Form, wie dem hi- 
halt nach, und desshalb kann er auch nicht der unlSngst von 
Schäfer ausgesprochenen Ansicht (ad Plutarch. Vit T. V. pag. 
42) beipflichten, nach welcher Plutarch die Schrift üi seiner 
Jugend abgefasst habe , durch ein falsch verstandenes National- 
gcfühl dazu verleitet. Jedenfalls scheint ihm die Schrift eine 
unbedeutende Productlou späterer Zeit, auf ^reiche wenig Wertb 
9U legen ist. 

Dass Herodotus aus älteren Schriftstellern, also aus den Lo-' 
gographcn, nur Weniges entnommen, wie S. 47 behauptet, 
wird Jeder, der mit der Sache nur einigermassen bekannt ist, gerne 
unterschreiben; Ref. hat sich bereits in demselben Sinne pag. 
400 T. IV. ed. Herodot ausgesprochen , und er erkennt mit dem 
Verf. gerne an, dass für den Herodotus die Hauptfundgrube 
die eigene Anschauung , so wie die von Andern selbst eingezo- 
genen Nachrichten, die er darum nicht selten kritisch prüft, 
waren. Der Verf. konnte hier vor Allem auf eine Stelle aufmerk- 
sam machen, auf die er erst später bei einer andern Gelegen- 
heit zurückkommt , nämlich auf die Worte des Geschichtschrei- 
bers n, 99 : (iBj(^QL (ilv rovTOV oi\jig te a/xi} xal yvcifiij xal tötogiri 
tavta Xiyoyöd iöiitd öa dno tovds, AlyvTtzlovg SQXO[iaik6yovg 
Iqscdv Harä tu ^kovov* ngo^BöTat da avrolöi ra x&l tijg iß^s 
StlfLog. Ref. will auch hier nicht wiederholen, was er über 
diese Stelle in seiner Ausgabe T. I. pag. 701 und T. IV. pag. 898 
bemerkt hat, er will nur auf den einen Punkt aufmerksam ma- 
chen , dass nach dieser Stelle so wie nach vielen andern es sich 
mit ziemlicher Sicherheit herausstellt , dass da , wo Herodotus in 



t 



Blam: Herbadt «üi KMw. Ml 

seiner Erzählung nicht ausdrucklich ein ip«^ l4er eirt Xiyov6i 
oder etwas Aehnliches hinzufügt und damit die ^dle andeutet^ 
er nur aus eigener Anschauung und Keniltniss berichtet Darum 
sind die Reisen des Herodotus, auf denen er sich diese KennUiisse 
sammelte, von so besonderer Wichtigkeit, was auch nnsem-Yerfl 
Teranlasst hat, einen kurzen Ueberbiick dieser- Wanderungen, 
als einer Hauptquelle der Geschichte Herodot's, zu geben, der 
freilich nicht vollständig genug ist und mehrere Hauptpunkte 
übersehen hat. Ref. erlaubt sich, mit Verweisung aufsein« 
ausführlichere Darstellung im vierten Bande seiner Ausgabe pag« 
390 — 807 incL, hier nur einige Punkte zu berichtigen. S. 55 
lässt der Yerf. den Herodot von Aegypten aus zu Lande nach 
Palästina kommen; „denn^ setzt er hinzu, den Weg nach Ka- 
dytis, vielleicht Jerusalem, giebt er zwar kurz anf, aber wie maa 
es nur von einem Augenzeugen erwarten kann.^^ ' Dass Herodot 
in das eigentliche Palästina gelangt sei, muss Ref. eben sowohl 
aus andern Gründen, als aus dem ^nzlichen Schwelgen des He- 
rodotus über das Innere des merkwürdigen Landes und seiner 
Bewohner schliessen. Ware Herodotns, der aller Wahrschein- 
lichkeit nach blos die Küstens trecke des Landes kannte, in das 
Innere des Landes gi^kommen , hätte er Jerusalem selbst gese- 
hen und besucht, so würde er uns gewiss nähere Nachrichten 
darüber hinterlassen haben, er würde über diese Hauptstadt ge- 
wiss in anderer , bestimmterer Welse sich erklärt haben , als er 
über Kadytia sich ausspricht, das zwar Ref. nach seineir innig- 
ste» Ueberzeugung nur für Jerusalem oder die heilige Stadt hal- 
ten kann, so sehr man auch in neueren Zeiten sich bemüht hat, 
diesen Namen auf die Küstenstadt Gaza zu beziehen, wie diess 
insbesondere sein Freund Hitzig , und , obwohl mit einigem Be- 
denken, Winer (Bibl. Real -Wörterbuch I. p. 642) versucht hat. 
S. dagegen die Ausfuhrung von C. A. H. Kalker : Lamentatt. cri- 
tice et exegetice illustratae cum disputatt. historico-criticis tribus 
(Havniae 1836. 8 ) pag. 12 f. 

Eine andere Aenssenmg des V^rf. S. 57: ,^, wir können, 
wenn nicht Alles trügt, seine Reisen bis Carthago verfolgen, aber 
weiter hinaus nach dem Atlas ist er nicht gekommen ,^^ erregt in 
uns ebenfalls einiges Bedenken. Denn allem Anschein nach ist 
Herodotus nicht weiter als bis Cyrene gekommen, und wenn er 
auch auf Angaben der Carthager sich bezieht, so könnte er diese 
eben so wohl in der reichen Handelsstadt Cyrene , als später in 
Sicilien getroffen haben; denn dass er selbst in Carthago gewesen, 
lässt sich durchaus nicht erweisen. Yergl. Manso's Abhandlung: 
„Ueber das Stillschweigen Herodot's in Absicht auf Rom und 
Carthago^^ in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaf- 
ten Bd. LIU, Stück 2 nr. IX. pag. 196 ff. pag. 203 ff. Whr be- 
merken bei dieser Gelegenheit, dass ein neuer Forscher des phö- 
nicischen Altertbums, aus Veranlassung der Herodoteischen Er- 



412 . AUertbnnitkDnde. . 

zälilunf von den Nasamoncn IV, llfS die Vermuthang: ^ewa^ 
hat, die Nachrichten des Ilerodotus über die iybiachen Völker- 
schaften im vierten Buche, ziun Theii wenigsten«, aus schrift- 
lichen und mündlichen Angaben der Carthager abzuleiten. S. 
llamacker IMiscell. Phoenicc. pag. 2^8. 

Qer Verf. stellt es durchaus in Abrede, 4sm Herodotus 
auf seinen Reisen nach Fcrsien selbst gekommen. Will man diess 
^on dem eigentlichen, an Umfang nicht beträchtlichen imd poli- 
iisch aucli damals gewiss nicht bedeutenden Stammlaud der Per- 
ser verstehen, also an die Landschaft Persis im engsten Sinne 
des Wortes denken, so will diess Ref. auch nicht in Zweifel stel- 
len, da er kein bestinuntes Zeugniss dafür aufisubringen wusste, 
dass Ilerodotus an dem bemerkten Orte gewissen; aber er kann 
auch darauf weiter kein besonderes Gewicht legei^ indem Hero- 
dotus, der in den beiden Hauptstädten der persischen Monarchie, 
in Babylon. und in Ekbatana sich umgesehen,, auch wahrschein- 
lich nach der dritten Hauptstadt Susa und in das Land der Cis- 
sier gekommen (wie Heyse nach der Stelle, VI, 110 mit Recht 
vermuthet), ja vielleicht gar nach Baktrien , wie ein anderer Ge- 
lehrter wegen der Stelle IV, 2(11 vermuthet (dem wir indess 
darin nicht beizustimmen wagen) , demnach aLM> ^as persische 
Reich so ziemlich in seiner Hauptausdehnung keppen gelernt hatte, 
und das, was er z. B. über Indien im dritten Bache mittheilt, 
nur au^ Mac])richten , die er. im Innern dieser Monardiiie, etwa 
in Babylon oder in Susa eingezogen hatte, geben konnte. Auch 
hatte sich Herodotus schwerlich an andern Orten, als an den ge- 
nannten, wo die persischen Hoflager Maren, die offenbar aus 
officiellen Documenten geschöpften Angaben über die Landesein- 
theilung nach Satrapien , die den einzelnen Provinzen auferleg- 
ten Steuern u. dergl« (s. Buch 111.) oder über die den Xerxes auf 
seinem Zuge gegen Griechenland begleitende Heeresmacht u. A» 
der Art verschaffen können. 

Aus dieser angeblichen Urkunde des Ilauptvolkes der Per- 
ser wird denn unter andern auch die Folgerung gezogen , dass 
die zu Eingang des Werkes angeführten persischen Gelehrten. 
— UsQöBav (i£v VW OL koytoi — Asayrer gewesen, weil dazuma- 
len die Perser noch viel zu kriegerisch gewesen, um schon Ge- 
lehrte aufweisen zu können , die Assyrer aber schon längst der 
Wissenschaft , insbesondere der Geschichte , obgelegen. Wenn 
aber, fragen wir, assyrische Gelehrte es waren, warum nannte 
sie Herodotus, dem nach des Verf. Annahme die Asi^yrer wohl 
bekannt, die Perser aber unbekannt waren, nicht mit ihrem wah- 
ren Namen *? Auch werden sonst nirgends in dem Herodoteischen 
Werke assyrische Gelehrten genannt oder als Quelle -seiner Be- 
richte angcfiihrt. Sollen aber die hier genannten ÜBgöiav o£ 
XoyLOL durchaus keine geborenen Perser sein, so liegt es doch 
nicht sehr fern, an die persisch -medisclie Gelehrten- und Prie- 



A. 



BluB 9 Hinmiot nd KMisf. ttt 

st^rkalite der Magier za d^ik^^ £e Herodot Irobl eben «o gut 
als die-agjpttschen Priester za Rathe gesogen hat. 

- Axm dem Allem erhellt, wie wenig wahr es sein dürfte, wenn 
der' Verf. am Schlnsse diesem Abschnittes S, 04^ wo er dieErische 
und Lebendigkeit der aus eigener Anschauung entnommenen Dar- 
stellung' des Herodotus her? odhebend ,. diese gerade bei dem 
Haoptvdlke Termisst Innd. mch zu d<er durchaus unrichtigen Be- 
hauptung hinreissen lasstis^Br (BTerodotus) hatte. Persien selbst 
nicht besucht. und so begnügte sieh dn'idcip Geschichte der Perser 
meist mit Sagen, die bei ünteijochten Weckten über sie. im Um- 
laufe waren ^^*i\ Herodat's/Reisen in Snditkli^n,. .welche:^ wie 
K^eii bemerkt, offetibrnr in -die' spätere vLebensperiode fallen, nnd 
mehtfache spätere Znsätze oder Etnsdiiefosel in sein Geschichte^ 
werk yersnlasst haben^ hat der VerfL nicht weiter berücksichtigt. 
iSndlibh scheint der Verf.nbei dieser »ganzen Erörterung . einen 
'Punkt ausser Acht gielasüsc» zu haben ^^det^H^on wesentlichem: Be- 
lang zm* richtigen Anffäsap^ nicht wenigcüp' Stellen seni dfirfte; 
wir meinen nämlich ded'Baiiflnss der nmidiese Zeit in Grie6hai^ 
land emporblfihenden Sophistik, so wi^ der 'eben damals in Dn»- 
lauf gebrachtem politischen Ansichtenrnd.. Theorien überStaatn- 
formen, Staatsverwaltong u. dgL Ausser dentfitellen, die hier 
in- Anschlag kommen vnd^om Ref. bereits* p. 401. T. IV acSner 
Ausgabe angeführt Wrden 8ind.(Tnf,440J § 1. IX, 48. HI, 80 
nebst den Noten)* oder flehen, wo Sätze^ lidbrten und Ansichten, 
wie man sie in den Schulen der Sophisten' nnd Rhetoroti hört^ 
den Persern und Andern >l» den Mund gelegt werden (wie z. B. 
I, 207. Uf, 71. 72. j^.' V, 4. 2^. VII, 10; § 4. rergL 102. 152, 
Vllf, 2rt nebst den Noten) lann hier insbesondere das l^rulünte 
Gesprach des Selon ^ mit Cr5sus I, 80 ff« iingefiihrt werden v von 
dem selbst Heg^l (Voriess. über die Geschichte der Philosophie) 

I. p. 185 urtheüte, es charakterisire ganz «den Standpunkt der 
(Chtiechischen) Reflemn damaliger iZdt ' . 

Mit dem nächsten v dritten Abschnitt SrOS flP. treten whr in 
einen andern Kreis. Der Gegenstand dieses Abschnittes, Aer^Sbea 
so neben manchem Wahren auch eben so Vieles UnerweisUdie 
enthält, i%t Ktesias* Zuerst werden- nat^lioh seine LcMasrer- 
liäitnisse besprochen und dabei auch der wichtigen Stelle Diodor's 

II, 32, welcher der Verf. einen mit den Jbbrigen duponologisehen 
Angaben dadurch übereinstimmenden Sinn za geben sucht, dass 
er in den Worten: Ktijölag dh 6 Riflö^^iMoig iitiv XQ6voig 
vnrJQ^s xard T'^v Kii0(fV"6tQatBlav ifA*jii(fm^iTQ^v tw' ddsXr 
wovy yBvofiBVog di at%fLAX(orog xal'^Ulf'rlj[t^lixtQinijv ixi&fP^fLfiy 
avaXi]q)^B\g vtco tovßaöiXiag'^ intttKMhca duriksöB Yffiojza- 
vog vit^ avxovy nach adsA^di/ ein^ grosseren Abschnitt madit^ 
so dass die folgenden Worte: yey<$^cvog Sh al%^dkmxog darchans 
keine Beziehung auf das vodfei^diende enthalten, sondern d^ 
Anfang emes neuen Satzes Uidto« WüTn wollen diess nicht weiter 



44-1 Alterthumskunde. 

urgiren^ 60 wenig auch dafiir die Yerbindungsweise der beiden 
Satzglieder durch ^sv und de beweisen kann , zumal da wir aas 
der Angabe des Tzetzes (1, 1, 82) , die wohl dieser Stelle ent- 
nomnoien sein dürfte , so Viel wenigstens ersehen , dass dieser an 
eine Gefangennehmung des Kteslas in dem zunächst vorher er- 
wähnten Feidzuge des jiingern Cyrus gegen seinen Bruder dachte. 
Ref. wollte deshalb hier lieber an einen Irrthum des Dlodorua 
denken, der bekanntcrmassen Ton Irrthümern und Versehen nicht 
frei ist. Unser Verf. sucht den Diodor von einem solchen Verse- 
hen zu retten , und lässt nach S. 77 den Ktesias lieber bei einer 
andern früheren Gelegenheit, in den Händeln des Tissaphernes 
mit Amorges, der Karlen in Aufruhr gebracht, um 413 v. Chr. in 
die Hände der Perser gerathen. Das ist nun freilich eine blosse 
Vermuthung, die eben so gut wahr als nicht wahr sein kann. 
Anderes übergehen wir, doch werden wir. billig den Verf. fragen 
dürfen, auf welchen Grund hin er S. 60 behaupten konnte, „dass 
Ktesias der Geschichtschreiber in seinen Schriften wahrscheinlich 
durchaus der Art sich angeschlossen, die schon Hekatäos lange 
vorher befolgt hatte.^^ Oder S. 94: „ Ktesias hielt sich mehr als 
Herodot (*?) an die alt hergebrachte Weise der Geschichtschrei- 
bung. ^'^ Ref. wüsste aus dem, was von beiden Schriftstellern 
vorhanden ist — wie unbedeutend aber das ist, was wir von 
Hekatäos besitzen , hat der Verf. selbst S. 21 anerkannt — we- 
der den Beweis für die grosse Aehnlichkeit oder Gleichheit in 
der Behandlung der Geschichte, noch den Gegenbeweis zu füh- 
ren; manche Gründe möchten ihn aber eher bestimmen, eine 
Verschiedenheit des Inhalts der Darstellungs - und Behandlungs- 
weise bei Hekatäos anzunehmen, die durchaus keine Vergleichung 
mit dem weit später lebenden, in ganz anderm Geist und Sinn die 
Geschichte schreibenden Ktesias , wie man doch immer aus den 
Excerpten bei Fhotius entnehmen kann , uns gestatten. 

Eine ähnliche Frage können wir uns bei S« 83 erlauben, wenn 
wir Folgendes lesen : „ Reihte Herodot um den hellen Mittel- 
punkt seiner Darstellung die verschiedenartigsten Völker und 
Staaten episodenartig herum, so liess Ktesias die persische Macht 
vor den Augen des Lesers aus den ersten Anfängen entstehen 
und mit den Jahren, die er zu bestimmen suchte, zu ihret Höhe 
anwachsen u. s. w. " Ist diess nicht Viel zu Viel gesagt, oder ist 
hier nicht eine systematische, moderne Ansicht dem alten Ge- 
schichtschreiber aufgebürdet worden , von der wenigstens die er- 
haltenen Reste nichts wissen. Denn wir wissen nur aus den 
Auszügen des Fhotius und Diodorus, das$ Ktesias auch die frü- 
here Geschichte des Orientes , die der assyrischen und modischen 
Monarchie in den sechs ersten Büchern seines Werkes abgehan- 
delt und mit dem siebenten an die Darstellung der persischen 
Geschichte gekommen war, aus welcher der erstgenannte Com- 
pilator uns nun einen übersichtlichen Auszug mittbeiit« 



* Blwiit Heroi«t «üi Ktohi. MK 

Was der Verf. über die künstterisdie Bebiadloiig der Oe- 
schiebte und die angenehme Darstellangsweise desKtedas schreibt, 
hat mehr Grund, da die alten Kunstrichter sich im Ganzen recht 
günstig: über die Sprache und den Vortrag des Ktesiaa etU&en, 
obwoM ihm gewiss die edle, kindliche und doch wurdeTolle Ein- 
fachheit und die höhere religiöse Richtung,- die das Oeschichtd- 
werk des Herodotus so sehr auszeichnet , abging. Um so weni- 
ger können wir glauben, was der Verf. S. 90 (freilich ohne aÜe 
Autorität ) behauptet „ es scheine die griechische Lesewelt in 
Ktesias Jahrhunderte lang einen Lieblingsschriftsteller verehrt m 
haben; er werde wenigstens fast melur als irgend /ein andere 
Schriftsteller (?) von Spätem mit Lob mid Tadel erwShnt.^' Ret. 
möchte eher das Gegentheil behaupten » und diesem Umstände 
mit auch den Verlust der Schriften des Ktesias zuschreiben, der 
bei seinen Landsleuten mehr Tadel als Lob erfuhr und wohl na- 
türlicher Weise erfahren musste, wenn man an die in gewisser 
Hinsicht nationelle Tendenz seiner Geschichte denkt, welche die 
Uebertreibungen der Griechen und die Angaben des Herodotns, 
dessen Darstellung die Verherrlichung des Griechenrolks im Kampf 
mit der persischen Uebermacht war, berichtigen, und diese Ereig- 
nisse , auf welche die griechische Nation so stolz war , auch in 
einem andern Lichte, in dem der Gegner, der Perser, darstellen, 
also die Ruhmredigkeit und SelbstgeföUigkeit der Griechen in ihre 
gehörigen Grenzen weisen sollte« So konnte des Ktesias 6e-, 
Schichtswerk allerdings dazu beitragen, den Gebildeteren und 
Einsichtsvolleren der Nation eine richtigere Anschauung dieser 
durch Herodotus in einem andern Lichte dargestellten Ereignisse 
früherer Zeiten beizubringen , und sie lehren den Orient mit an- 
dern Augen als bisher zu betrachten ; aber dass es ein Lieblinga- 
werk der griechischen Lesewelt Jahrimnderte lang gewesen, kön- 
nen wir eben so wenig aus irmem Gründen glauhen, als wir 
andererseits dafür auch nur irgend einen äusseren Beweii aufm- 
bringen wüssten. Eine Lesewelt, wie die heutige, ein Publünun, 
das durch Novellengeschmier und schiechte Romane unterhalten 
sein will und darin seine geistige Nahrung findet, gab es ohiiehin 
glücklicherweise damals noch nicht; es würde auc^ an den persi- 
schen Hofgeschichten und Hofüitriguen, den Aufi^tinden der Sa- 
trapen u. dgl. wenig Gefallen und Greschmaek gefunden haben. 
Die Wundererzählungen, die Fabeln des Oriients, die Ktesia« 
mehrfach in seiner GescUchte berührt hatte, und die wir jetzt, 
namentlich in dem Indischen, durch die erweiterte und genauere 
Kunde des Orients , in ihrem wahren Lichte aufzufassen gelernt 
haben, mochten, zumal bei der anziehenden Darstellungsweise 
des Mannes , für manche Leser Etwas Anlockendes haben, und 
die, namentlich bei Aelian und andern spateren Schriftstellern so 
zahlreich aus dem Buch über In£en excerpirten Stellen mögen 
allerdings von dem Aufsehen zeigen ^ welches bei den Litei;^toren 



446 Alterthamsknnde. 

dieses Buch machte, während gerade eben diese Ge^nstände es 
waren, die den Ktesias so sehr bei der Nachwelt m Misskredit 
gebracht und die harten Acusserungen späterer Schriftsteller über 
ihn veranlasst haben. Wir wollen, anderer Urtheile zu geschwei- 
gen , nur an den einen Aristoteles erinnern, welcher den Ktesias 
mcbrfach geradezu als einen Lügner, als einen Schriftsteller, 
der durchaus keinen Glauben verdiene, bezeichnet. Und doch 
geht unser Verf. so Meit, billigend der Ansicht eines „geistrei- 
chen Forschers *>^ zu gedenken , der den Werken des Ktesias eine 
welthistorische Bedeutung beigelegt wissen wollte , in sofern sie 
es gewesen , die in dem jungen Alexander — dem Zöglinge des 
eben genannten Aristoteles, der den Ktesias als einen so schmäh- 
lichen Lügner bezeichnet — den Gedanken aufgeregt zu dem Er- 
obenuigszuge nach Persien und Indien! Für solche Ansichten, so 
ehrend sie auch für Ktesias sein mögen , wüssten wir doch auch 
nicht das Mindeste als Beleg anzuführen ; und Ref. muss vor Al- 
lem vor Ueberschätzungen und Uebertreibungen warnen, die dem 
Schriftsteller eben so nachtheiiig sein werden, als ihm der be- 
merkte Tadel im Alterthum wie in der neueren Zeit gewesen ist. 
Ref. glaubt um so melir Ieu dieser Bemerkung berechtigt zu sein, 
als er es war, der zuerst eine Art von Ehrenrettung des von alten 
und neuen Schriftstellern seit Jalirhundcrten geschmäheten und 
verachteten Ktesias in seiner vor etwa dreizehn Jahren nnteniom- 
nienen Sammlung der Bruchstücke des Ktesias unternahm oder 
vielmehr den Versuch wagte, aus richtiger Auffassung und Wür- 
digung der von Ktesias hinterlassen en Nachrichten den Grad der 
Glaubwürdigkeit, den er überhaupt verdiene, zu bestimmen. Das 
Resultat stellte sich im Ganzen gar nicht ungünstig für den Ge- 
schichtschreiber heraus, dessen Nachrichten zum grossen Theil 
nun in ihr gehöriges Licht gestellt, sich gegen den ungerechten 
Tadel, der Jahrhundertc lang auf ihnen gelastet^ bewährten und 
die volle Glaubwürdigkeit in Anspruch nahmen. Die in der neue- 
ren Zeit so sehr fortgeschrittene Kunde des Orients , die grossen 
Entdeckungen , die wir dem Forschungsgeiste unermudeter Rei- 
senden verdanken, haben namentlich über viele in denlndicis be- 
riihrte naturhistorische Gegenstände, die in wunderlich und mährr 
chenbaft klingende Erzählimgen eingekleidet, lange als onwalir 
und gnmdlos verlacht wurden, ein neues Licht verbreitet und 
auch von dieser Seite die Wahrheit mancher Nachrichten, wenn 
sie nur gehörig aufgefasst und verstanden werden, bewiesen« 
Ref. hat, auf die Untersachimgen Heeren's u. A. gestutzt, diess 
damals im Einzelnen nachzuweisen versucht; er könnte auch jetit 
eine reichliche Nachlese anführen , wozu Inders hier der Raum 
nicht ist; er beschränkt sich daher niur auf die interessanten Auf- 
schlüsse, die wir über mehrere sehr bestrittene Gegner dnreh 
Heeren neuerdings in den Götting. Anzeigen (1834 no. 206 ff.) 
erhalten haben, aufmerksam zu machen, und hofft damit hiureir 



Blum« HwtfdötiiBisJCtfltiat. f(1 

I 

chend die Leser zu überzeugen , dass er nieht -m deir Tadlem 
und Schmähemdes Geschichtschreibers g^ehortv ^kH äl^ Mine ge^^ 
buhrenden Rechte einzusetzen und ihm die langH f&tftkd^ne ge* 
bührcfnde Anerkennung wieder zuzuwenden, ^sein ürlitlAiBMreben 
im Be^nnen seiner literarischen Laufbahn g^ewes^ ist^ > aber er 
wird ßich wohl hüten , gegen Recht und Gebiihr und gegen alle 
historische Zeugnisse den Ktesias zu dem zu erh^eln , was er^ 
wenn man die vorhandenen Reste selbst, so wie die Zeugnisse 
anderer Schriftsteiler über ihn in Erwägung zieht, doch nim 'ein<^ 
mal keineswegs war. 

lieber die Glaubwürdigkeit und über die Quellen des Ktesias 
hat der \erf. im vierten Abschnitt S. 94 gleichfalls eine Unter- 
suchung eingeleitet. Ans der Art und Weise, wie Ktesias in 
seiner Geschichte des Klearchus gedenkt, so wie aus Anderm ist 
der Verf. geneigt auf eine besondere Vorliebe oder Anhänglich- 
keit an Lacedämon, die sich in dem Worte kund gegeben, zu 
schliessen (etwa wie man sie bei Herödot für Athen finden wollte; 
vergl. unsere INote zu VI, 106 p. 3m vergl. Vllf 102. VIII, S 
nebst unseren Noten), jedoch bemerkt er ausdrucklich S. 100, 
dass diese Vorliiebe ihn keineswegs zu einer gehässigen Darstel- 
lung der Perser verleitet, was gewiss Jeder, der nur in diese 
Geschichte oder vielmehr in die davon allein noch erhaltenen 
Auszüge einen Blick werfen will, wahr finden wird. Was sollen 
aber die nun unmittelbar folgenden Worte: „Somit schlösse sieb 
auch von dieser Seite Ktesias der Reihe der alten Geschichts- 
und Sagenschreiber an, deren unbefangenes Gemuth gelegent- 
lich sich selbst und was ihnen im Leben werth geworden war, 
herausstreichen mochte, aber' Thatsachen nicht leicht wissentlich 
entstellte !^^ Der Verf. geht dann weiter in die Betrachtung der 
Vorwürfe ein, welche die Alten mehrfach dem KtesiaS' gemacht 
haben , wobei denn auch äer oben . schon berührte Tadel des 
Aristoteles „der seitdem allgemeine Sitte ward^^ (und also ^, wie 
der Verf. will, den Ktesias zws Lieblingsschriftsteller der helle- 
nischen Welt auf Jährhunderte machte!) zur Sprache kommt^ 
und die Stellung des Ktesias am Hofe de» Perserkonigs als Arst, 
wodurch er gewiss dier als Jeder Andere in den* Stand gesetzt 
war, Erfahrungen zu machen, Erkundigungen einzuziehen zum 
Behuf seines Werkes, nach Gebühr hervorgehoben wird. Wenn 
he! dieser Gelegenheit die Behauptung erhärtet werden soll 
(S. 108 ff.), dass der altpersische Hof, neben der Land^sprache, 
sich noch einer besonderen Hofsprache, nämlich der assyrischen 
bedient, so* sieht sich Ref. vergeblich nach Beweisen für di6 
Existenz dieser modernen Sitte bei den alten Höfen des Orients 
um; da er in deti Stellen, wo der assyrischen Schrift (ygagiftava) 
gedacht wird, schwerlich dafür einen Beweis finden kann. Eft 
war diese Schrift wohl diejenige, deren man sich damabbei al- 
len officiellen Akten bediente,- wie man aus Herodot IV, 87 (nidil 



448 Alterthamskande. 

I, 87 wie S. 110 Note steht) scliliesscn mag, obwohl wir nicht 
entscheiden wollen , ob die dort genannten ygccfi^ara ^AöövQia 
von der Keilschrift zu verstellen sind, wie die in unserer Note 
zu dieser Stelle (S. 446. T. II) angeführten Gelehrten, Heeren, 
Grotefendy und auch neuerdings Lassen (die altpers. Inschrift, 
p. 13. 179. 160) annehmen, oder (wicPalmblad u. A.) Ton der 
Pchlwisprache , obschon das Erstere uns im Ganzen wahrschein- 
licher dünkt, und wir an den Orten, wo in Bezug auf die persi- 
sche Monarchie der assyrischen Schrift gedacht wird, eben an 
keine andere als an die sogenannte Keilschrift denken möchten, 
wie sie auf den Monumenten vonPersepolis, auf Gemmen, Sie- 
gelringen u. s. w. erscheint. 

Entschiedenen Widerspruch aber müssen wir bei ä. 115 ff. 
einlegen, wo der Verf. auf die Quellen der Geschichte de& Ktesias 
kommt und hier, wie billig, Ton der Hauptstelle des Diodorus 

II, 32 ausgeht, die wir hier wörtlich anführen wollen: ovxog ovv 
(nämlich Ktesias) q)rjö\v 1% tc5v ßaöiXLxäv dLW^£Q(ov , Iv als ot 
JlsQöat zag Tcakaids ngcc^eig xatd tiva vo^ov tlxov 0vvts- 
ray^Bvag, stokvdQayfLOvrjöai td xa^*' aKaöta xal Övvta^duBvov 
t^v lötoglav slg tovgakXrivag i^sveyTCBlv. Der natürliche Sinn 
dieser Stelle, wornach Ktesias die Einzelheiten seiner Geschichte 
aus den königlichen PetgamentroUcn oder Pergamentbüchern Ix 
rav ßocöLlLKcSv dicp^Bgcöv — denn dass dLq>9iQai pelles* rasae 
sind, deren man sich im Orient, auch bei den loniern als Schreib- 
material bediente , hat Wesseling zu Herodot Y, 58 genügend 
nachgewiesen — entnommen, in welchen Büchern die Perser nach 
einem gewissen Herkommen die Geschichten und Begebnisse der 
früheren Zeit aufgezeichnet hatten , soll nun in einer ausführ- 
lichen Deduction dahin verdreht werden , dass Ktesias seine Ge- 
schichte aus den alten Königs - und Heldenbüchern der Parsen, 
in welchen die alten Thaten nach einer gewissen Sangweise dar- 
gestellt werden, geschöpft, mit andern Worten, dass es Ge- 
dichte , epische Heldenlieder gewesen , aus welchen Ktesias den 
Inhalt seiner medischen, so wie die meisten Züge der alt -per- 
sischen Geschichte entnommen habe. Das Unrichtige, das 
Sprachwidrige, das in einer solchen Auffassung liegt, ist zwar 
schon y9n mehreren andern Gelehrten bemerkt worden; Rec 
muss um so mehr seinerseits darauf aufmerksam machen, als der 
Verf. auf diese falsche Auslegung weitere Behauptungen über die 
Quellen der Geschichte des Ktesias baut, die daher auf gleicher 
Weise alles Grundes entbehren. Die Worte xara xLva vo^tov 
wird Niemand, der Griechisch versteht, in des Verf. Sinn (wor- 
nach man etwa xcczd tiva Qvd'fioy erwarten müsstc) anfTanieii 
wollen ; Niemand., der da weiss , dass övvTdööBiv , övyyga^Biv 
die bei den Griechen gebräuchlichen Ausdrücke für eine prosai- 
sche Geschichtsschreibung sind, wird daran denken, diese Worte 
auf epische Lieder und auf eine poetische Darstellung. beuohea 



Blam: Uerodot «od Ktesias. 449 

KU wollen. Wie xata uva v6(iov zu verstehen und wie der Aus- 
druck: ^^herkömmlicher Weise ^^ zu nehmen, darüber hat Ref. 
schon früher in seiner Bearbeitung der Fragmente des Ktesias 
p. 18. 19 genug gesagt und angeführt, als dass er hier noch ein- 
mal dasselbe wiederholen sollte. Und zeigt nicht der ganze hi- 
halt der persischen Geschichte , so wie sie in den Excerpten bei 
Photius Tor uns liegt, zur Genüge, dass sie in ihren steM^ wier 
derkehrenden Nachrichten über die Verhältnisse des Palaste«, 
die Intriguen des Harem's und der Eunuchen, die Vorfalle des 
Hofes, die Empörungen der Statthalter, die sich unabhängig zu 
machen streben , u. s* w. nur aus Berichten , wie sie von den am 
Hoflager des Sultans nach alter, acht orientaUscher Sitte befind- 
lichen Schreibern oder Historipgraphen abgefasst und dann uß 
Reichsarchiv, wenn man uns diesen modernen Ausdruck erlauben 
will , niedergelegt wurden , zu denen dem Leibarzt des Sultan's 
und seines Harem's der Zutritt nicht vorenthalten war, geschöpft 
sein konnte? Doch es giebt Dinge, die, so klar sie sind, nicht 
gesehen werden, weil man nicht sehen will, oder weil man et- 
was Neues vorbringen will. Wer wenn er die Excerpten der per- 
sischen Geschichte des Ktesias lies't , wird an alte Heldenlieder, 
kurz an eine poetische Quelle, aus welcher der nur allzu unpoe- 
tische Inhalt dieser orientalischen Hofgeschichten geflossen, den-- 
ken wollen? 

Was weiter von S. 135 an über die Indica des Ktesias gesagt 
ist, kann Ref. um so eher übergehen, als bereits Heeren u. A., 
denen auch der Ref. in seiner Abhandlung: Ctesijae fides in rebus 
Indicis p. 50 ff. sich gerne anschloss, den richtigen und allein 
wahren Standpunkt aufgestellt haben , nach' welchem der Inhalt 
dieser Schrift , aus der besonders Aelianus längere Bruchstücke 
mittheiit^ aufzufassen ist. Was Heeren noch unlängst ii| den 
Götting. Anzeig. (1833. nr.168. p. im. vergl. mit Bohlen Indien 
I. p. 65) niederschrieb : ,^ Ctesias Indica sind eine Sammlung der 
im persichen Reich über Indien umhergehenden Sagen, die, wie 
immer, in's Fabelhafte getrieben sind, ohne deshalb Erdichtun- 
gen zu sein , und die so manche für das alte Indien merkwürdige 
Andeutungen enthalten, ^^ stellt nach des Ref. Ermessen das 
wahre Verhältniss der Sache und den Charakter der Schrift dar. 

Das fünfte Kapitel S. 148 ff. ist überschrieben: Mar-lbas 
KMina. Diess ist nämlich der Name eines armenischen Geschicht- 
schreiber's, der am Hofe des Valarschak, Königs von Armenien 
um 152 V. Chr. lebte, und hauptsächlich von Moses von Chorene, 
dessen Werk wir noch besitzen, benutzt wurde« Da nun hier 
eine auffallende Uebereinstimmung in den Nachrichten über die 
ältere assyrische Geschichte mit den aus Ktesias entnommenen 
Angaben des Diodorus sich findet, so lässt sich daraus wohl ab- 
nehmen, dass beide, der Armenier und der Grieche, aus glei- 
chen Quellen, die hier als assyrische oder chaldaiscbe bezeichnet 

N, Jahrb. /. Fbü, u. Paed, od, KHt, Bihl. Bd, XIX. Hft. 4. 29 



4S0 Alterth omf bnnde. 

werden, ^ef!cliöpft: worin allerdin<r» ein Gmnd mehr für die 
Glaubwiirdigkeit der Erzählung des Ktesias h'egt. 

Das zweite Buch giebt naeh einer kurzen Einleitung in sei- 
nem ersten Absichnitt Andeutungen fiber alle Jahr- und Zeitrech- 
nungen S. 1811 ff., wo die chronologischen Widersprüche in den 
Angaben des Ktesias , des Herodotus u. A. über die grossen Mo- 
narchien der Vorzeit Asiens zur Sprache kommen. Ref. kann hier 
ganz dem beipflichten , was der Verf. S. 208 als Resultat seiner 
darüber angesteliten Untersuchungen angiebt, dass nämlich neue 
Untersuchungen über die von einander so sehr abweichenden An- 
gaben des Ilerodot und des Ktesias von der Dauer der assyrischen 
Monarchie unnütz waren , und dass dabei gewiss eben so wenig 
herauskäme ^ als bei den vielen Büchern , die darüber hereits er- 
schienen seien. Wenn Niebuhr die Ajigaben des Herodotus, we- 
gen ilirer Uebereinstimmung mit Berosos vorziehe, so spreche 
dagegen für Ktesias der Umstand^ dass seine Angaben in die mei- 
sten späteren Gcschichts werke der Griechen und Römer überge- 
gangen. Es scliliesst dann der Verf. mit den merkwürdigen und 
gewiss auch in Absicht auf andere Theile seines Buchs wohl zu be- 
herzigenden Worten : ,, Wie die Sache jetzt steht, lassen sich nur 
Vermuthungen aufstellen , die schnell durch eben so leicht ge- 
griindete Gegeuvermuthungen aufzuheben wären>^ Dicss ist auch 
ganz des Rec. Ucberzeugung (s. dessen Note xu Herodot. T. J. 
p. 247) , nachdem er sich früher vielfach an diesem Gegenstande 
versucht und abgemülit hat Das Einzige, was er darüber als 
sicheres Ergcbniss anzuführen wüsste, besteht darin, dass ein 
doppeltes System (wenn man diesen Ausdruck uns gestatten will) 
der Clironologle hier uns entgegentritt, das eine, etwa das alt- 
Assyrische, durch Ctcsias repräsentirt ; das andere spätere^ etwa 
ChaJdäisch-Babylonisdie, durch Alexander's des Grossen Beglei- 
ter bekannt geworden und durch Berosus bei den Griechen ver- 
breitet ^(vergl. ad Ctesiam p. 400 sq.) ; welches aber von beiden 
das riclitige sei oder wie die zwischen beiden bestehenden Wider- 
sprüche auszugleichen seien, das lässt sich nach seiner vollkom- 
menen Ueberzeugung, so wie die Sachen jetzt stehen, d. h. ohne 
Auffindung heuer Quellen und zuverlässiger Angaben darüber, 
unmöglich bestimmen. 

In einem zweiten Abschnitt S. 210 ff. beschäftigt sich der 
Verf. mit den Sagen von Cyrua und Astyages. Er giebt sufCr- 
dcrst eine umständliche Erzählung der hcrodoteischen Sage , an 
wcldie sich mit S. 223 weitere Betrachtungen knüpfen, bestinoant, 
die verlier (S. 215) aufgestellte Behauptung zu bestätig^i oder 
vielmehr in einzelnen Punkten nachzuweisen, dass der Iidialt die- 
ser Sage durchaus medisrh gedacht , dass er ohne Zweifel (?) 
aus tnedischer Quelle geschöpft sei, indess die Darstellung den 
Charakter alt - griechischer Einfalt trage. 

lief, kann in der Sage, welche Herodotus mittheilt, nur eine 



Blam j Herodot und KtoBiof. 451 

gr&cisirte erkennen und eben darin den Cfnind finden, warum die- 
ser Schriftsteller unter der vierfachen Sag^, welche nach seiner 
Versicherung^ 1, 95 darüber Terbreitet war , nach seinem ^echi- 
sehen Standpunkt und seinem natürlichen griechischen Gefühl, 
gerade diese Sage auswählte ; hat doch Ilerodotus auch in Man- 
chem Andern den Orient in griechischem Lichte und im Sinn und 
Geist der griechischen Sophistik und Politik seiner Zeit uns dar- 
gestellt! (Man vergl. die oben schon angeführten Stellen.) Wenn 
in der Ton ihm berichteten Sage die Traiungeschichte orientali- 
schen Charakter zeigt, so trägt doch die übrige Erzählung von 
der Aussetzung des jungen Cyrus , Ton der Errettung des Knäb- 
lein's, so wie der weitere Verlauf seiner Erziehung , seiner Er- 
hebung u. s* w. ein so griechisches Colorit, dass Ref. darin nichts 
Orientalisches^ noch weniger etwas bestimmt medischea finden 
kann , obwohl auch neuerdings ein anderer Forscher (Lengerke 
zum Daniel p. 213) in Herodot's Erzählung di^ medische Sage er- 
kennen will, während Winer (Bibl. Realwörterb. I. p. 280) mit 
Recht auf die Herodoteische Sage um so weniger Gewicht legen 
will, als sie von der Bibel wie von Ktesias völlig abweichend ist. 
Wie sehr aber die griechische Sage in diesen Dingen sich gefiel, 
kann unter andern aifth der Umstand beweisen , dass selbst von 
Darius Ilystaspis eine ahnliche Aussetzimgsgeschichte erzählt 
wurde, wobei eine Stute den jungen Darius säugen muss ! S. Pto- 
lemaeus Hephaestio cp. S. p. 21 ed. Roulez. Dass die Erzäh- 
lung des Ktesias den, entschiedensten Gegensatz zu der Herodo- 
teischen Sage bildet , ist dem Verf. (S. 225) nicht entgiMigen, 
und sein Urtheil, wornach er die kurze Nachricht des Ktesias für 
geschichtlicher halten möchte, als das , was Herodot so ansführ- 
Uch erzählt, kann bei jedem Unbefangenen nur Beifall finden; 
auch wir beklagen mit ihm das Kurze und Abgerissene in der 
Nachricht des Ktesias, wovon freilich die Schuld auf seinen Epi- 
tomator zurückfallen dürfte ; aber wir können uns nimmermehr 
überzeugen, wenn der Verf., wahrscheinlich der oben in den 
Sinn der Stelle Diodor*s gelegten Deutung zu Gefallen, diese we- 
nigen Züge , die wir aus dem Berichte des Kte3ias oder vielmehr 
des Photius entnehmen, auf persische Heldendichtungen zurück- 
füliren will (S. 2t?0). Wir können nur jeden Leser auf die weni- 
gen Zeilen des Photius am Anfang der persischen Exoerpte ver- 
weisen; er wird gewiss an nichts ^ireniger als an Heldenlieder 
denken, welche diesen Notizen zum.Qrunde liegen sollen. Was 
nun die Widersprüche der beiden Schriftsteller selber betrifft, so 
glauben wir gerne dem Verf. , dass jeder Versuch zu einer Aus- 
gleichung dieser Gegensätze nicht zu dem führen könne, was 
man erreichen möchte, nämlich zur geschichtlichen Wahrheit, 
aber wir glauben auch, dass die Erzählung des Ktesias nichts in 
sich Unwdirschcinliches oder Unglaubliches enthalte, dass sie 
vielmehr dem Wesen imd der Natur orientalischer Reiche und 

29* 



452 Alter thumskunde. 

Staatsreranderun^en >veit näher ]io«:e, und dass es somit mir die 
Uiivollstäiidi^kcit und das Lückenhafte dicker Erzähhing Ist, wän 
der Geschichtschreiber auszugleichen oder za ergänzen hat, nm 
uns die \eränderung, die in dem Wechsel einer Dynastie — dfer 
mcdi^^chen und der persischen — vorgegangen , in ihrem wahren 
Lichte darzustellen. Ref. hat^ nach Slmi und Geist orientali- 
scher Kegiferuiigsweise ^ und nach ähnlicheü Analogien eine Ver- 
muthuug darüber aufzustellen gewagt^ die weni^^itens an sich 
nichts Unwahrscheinliches oder Unmögliches enthkk, jedenfalls 
aber uns klarer in diesen ganzen Vorfall , in diese von der Sagfe 
bald aufgenommene und vielfach von Hellenen wie von Orienta- 
len ausgeschmückte Begebenheit blicken lässt; er will es hier 
nicht wiederholen und verweist deshalb auf seinen Comittentar zu 
den persischen Excerpten des Ktesias p. 86. 87 nnd auf seine 
Note zu Herodotus T, 95. T. (. p. 245 und 24li. 

Um auf die vorliegende Schrift zurückzukommen, so hat der 
Verf. ^ eines weiteren bestimmten Resultates sich wdslicli ent- 
haltend^ auch die Sage, wie sie sich bei Moses vonChorene nach 
Mar-lbas findet, folgen lassen, und daran einige weitere Be- 
merkungen über die Darstellung bei Xenophon und nher Aeschy- 
lus beigefügt. 

Im nächsten, dritten Abschnitt S. 240—270 wird die Ge- 
schichte der Semlramis , über welche Diodor ans Ktesias am aus- 
führlichsten berichtet, behandelt und insbesondere zu zeigen ver- 
sucht, dass Ktesias hier seine Nachrichten keineswegs erdichtet, 
sondern aus assyrischen Quellen geschöpft habe, und zwar aus 
denselben wohl,, denen auch der armenische Geschichtschreiber 
gefolgt war, dessen Darstellung der Thaten der Semlramis, so 
weit sie Armenien angehen, in den Hauptzugen mit den Nach- 
richten des Ktesias eine auffallende Uebereinstimmung zeigt. Ref. 
kann nicht weiter in den Inhalt des Einzelnen nnd in die Würdi- 
gung und Auffassung der über diese mythische Person des Orient'» 
hier aufgeführten Angaben eingehen , da er bereits über die an- 
deren Theile des Buclis so ausführlich gewesen ist nnd ihn diess 
in mythologische Untersuchungen führen würde, wozu doch hier 
nicht der Ort sein kann. Er will daher nur noch mit einigen 
Worten der beiden letzten Absclmitte gedenken, des vierten 
S. 271 ff., der die Aufschrift führt : ^^Noch Einiges über die 
dichterische und aagenhttfle Grundlage der Geschichten des 
Ktesias , und des fiinften S. 285 ff. / welcher allgemeine „ Be- 
trachtungen über die Geschichte des Orients überhaupt^^ ent- 
hält. Was in dem ersteren Abschnitt angeführt wird, lun ans 
einer Reihe einzelner Beispiele zu zeigen , dass , wie in der äl- 
teren Geschichte des Orients Ktesias dichterische, sagenhafte 
Quellen benutzt, so auch in seiner späteren Persergeschichte dus- 
selbe Element der Poesie und Sage vorzugsweise wirksam sei, sind 
eigentlich nichts als persische iWgeschtchten, wie wir sie in den 



BiblLogmphifiche Beridite und Miicel]^. 463 

Excerpten des Photius und in Plutarch'is. Vita Artaxerxis grossen- 
theils lesen ^ Geschichten, die uns djje -Oi^^usainlcc^t orientalischer 
Despotie nicht selten in einem Ekel erregenden Bilde .darstelleii, 
oder uns mit dem Serail- und Hof(ebeii der persische^ Sultane 
auf eine meißt niclit sehr anziehende Weise be^aqnt machen, ^ 
schwerlich aber besondere dichterische Quellen , .^ys depen sol- 
che höchst unpoetische Nachrijchten geflosseiy , erJ^ejanen lasiten« 

Ref. schliesst seinen Bericht über das Buch ^ines ihm seit 
langer Zeit wolil bcfreundetep Yeifasser^s, dessen Talent und 
.dessen geschickter BehanfUungs^t^ise ^r gern die gebührende An- 
erkennung sollt , so abweichend auch ja Manchem il^re beider- 
seitigen Ansichten hM , und so .wopig' auch der ,ui|terz<sjchnetje 
Rec. mit dem Verfahren des Verf. sich biefreunden kann, die Ge- 
schichten der alten W^lt nach bestu]imti?|i>Sy6tcmeiy.qd.cr, nach 
modernen, die dem Alterthum fremd ^n\i^ .-zu H^chandeln. /Er 
bemerkt noch am Schjuss, dass von. Seiten des ^.erleger^ iem 
Buche eine sehr gefällige äussere Äqsst^ttuiig zu Tj^eil geworden 
ist, die demselben zu keiner geringelt JSmpf^ung ^erqicht. 

• Chr. Bahr. 



^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ 



Bibliographisdie Berichte und lltisceUeii. 



X/ uciani Somnium Graeae. Cpni selectls aliorum ^uifl^ue aunNO- 
tationibus , Hcli.oliis Graecis, Vocabnlariv, dppliciqoe indice copl^sif- 
simo in sdiolaruin usus edidit Frid, .^ndr, Christian, Grq%ff', jPhiio- 
sophiae Doctor, Graecaram et Latiiiaruni Litcraruni Prof esfjixr ,. Gjm- 
nasii Biennensis Director. [Bjernae sump^ibus libraria^ Pa||)ianae. 
MDCCCXXXVI. W. XIX u, &iV S] 

Wenn vir fliese Schrift ali eio^: merkwürdigiO bezeichnen; 
so wollen wir daiolt sagen, dass dieselbe io ihrem Zwecke, ihrj^r .Form 
und ihrem Inhalte fich so wesentlich von des gewöhnliche^ .Ersohei- 
nungen in diesem F^cbß unterscheidet ,. 4af8 n^n nicht leicht ihres 
Gleichen finden wird / und. dieselbe sjch a{so durch ibre.EyQj^Qthäm- 
lichkeiten von den übrigen bemerldich rnach^. Damit wir aber durch 
ein apodiktisches Urtheil über de^ Werth ^iQser Schrift ^eoi Hrn. Verf. 
nicht uijrecbt Itfaun , dessen guter Wille 5 seiner Wissenschaft ßo viel 
Freunde, als m^ögjll^h ,. zu erwerben, nirgends s^u v^i^kennen ißt, jun^d 
weil es auch gerade bei dieser Erscheinung .uns höchst leicht ge- 
macht wird , , .durch blpsse J^elation den , Werth der Schrift ericen- 
neu KU..la9Ben^ .so wollen .wir die.gfin«igt«9.l4e8er sctlbst urtheijlen, las- 
sen, nnd beriditen treu^nnd 'T«dlichi:Ti$i9 4fm labalte 4<vr Siobri/tr Düs 
Vorwort S. V. — XVI. empfiehlt. Tor^qg^ifibüffn genaues gi^B^nialjMtts 
Stodiam der jaitclassischen Spracii^n fon^iiajfUies npoh daivi. 4lU^ieh wÄKt- 



451 BibliogTBphifche Beridite and MEisceUeB. 

firh beigcbnclite Ausspruche von MelinchtboD — 6er Verf. «cihreibt 
nach der in der neneren Eeit beliebten Wei»e Melaaikim, wodurch 
dem guten Melancbthon sein sprscblicber Irrthiun, to sehr er fich 
auch durch Kenntnis de» Griechischen nnter seinen Zeitgenonaeu bor- 
Torthat, noch im Grabe nachgetra|;en und Torfreworren wird — , tob 
Bremi, Faick (Jurist. Encyelop. Kiel, ISS. Vorrede 8. V.), 
Franb (Sytitem der nedtc. Poliz. Bd. 6. Abth. 1. S. Sdü ) , Hegel 
(nach Kapp: G. Tf. Fr. Hefcl als Gymnasial- Rektor ^ HindeB, 1885. 
S. 11.) . Din te r (Ein gründliches Studium der alten EUumkar ül kräf- 
Ufcs Gcfengift gegen die Schwärmerei unserer Tage. 2. Aufl. Keoat. 
1622. S. 18 fg.) belegt wird , so lässt sich dagegen nidit viel einwen- 
den. S. ^^m. — \IX folgt nnter der pomphaften Anfsdirift: Imctont 
Vita^ Mores ^ Libri, nichts als ein wörtlicher Abdrock deaeen, waa 
Franz Firker in seiner Literaturgeschichic der Gfiec&en «nd RSmer, 
IVien 1885 S. 176. 2. Aofl. über Lurian gesagt hat, and was man in 
jedem Literatorbnche eben so gnt oder noch weit besser und vollatäBdi- 
ger lesen kann. Sodann folgt der Text S. 2 — 88, wie es scheint, meist 
nach Schmieder, wenigstens findet sich hier § 1 — 8 keine weaentlidie 
Abweichung, die vielfachen Satzfeliler etwa aasgenommen, nnsser § 8 
naotbibourr statt naot-bBbüiLr,r bei Schmieder. Das Uebrige sahen 
wir vor der Hand nicht dorch, da der Herr Verf. auch nicht den Plan 
hatte, den Text besonders au constituiren , vergl. piaef. p. V. Unter 
dem Teste stehen KachweiBnngen anf folgende Weise, m den Wor- 
ten : Aqti /i£r ^itBiravwrt- big rä bibaGv^Ltla. (potraiv, ^5?} vqv TjXtx/ocv 
TCQÖCTiPoz 0)2-. also : "^pr^: cf. Vig^ (ed. llda.) p. 886. (flortung Par- 
ticc. Gr. 1 , 420 . /i£r] BuUm. Gr. § 149. p. 436. (Ed. \IV). Matik. 
Gr. m. T. 4. £ 622. Hartg. 11. p. 402 sqq. ivEicavfarv\ Buttm. § 60, 
1. et ann. 1. ^ 135, 8. et § 137, 8. Mattet. $. 491. a. et f 41^, d. fi?] 
Buttm, § 147. 3 ann. 1. MaUh. % 576 , 8. raj Bvitm. $ IMi 1- MaUh. 
§ 264. ^o£TQ>7] Buttm, ^144, 4, a. Matth, $ 551, d. ^dij] Butt». $ 
149. p. 442. Tig. p. 413. {Bartg, I, p. 228 sqq.) ijiUx/oev] fiiittm. §. 
131, 6. Motth. li 424, 4. o>i] Buttm, %\^, 2. AfoftA. { 548. et § 
556. Dies geht hi^ an den Schlnss so fort, nnr werdän die -Anführun- 
gen etwas seltner und bisweilen eine längere wörtliche Anfnlminp ei- 
ner fremden Bemerkung dazwischen gesetzt. Erst in den idddendis 
nnd Emendandis wird auf dieselbe Weise, wie hier Buttmann und 
Matthiae oitirt waren , noch Kühner hinzugefügt. S. 89 — 07 
folgt: hidcxY. J'crhorum et dominum secundum ordinem eapitam, der fol- 
genden Inhaltes iät : Cap. 1, "Aqrci^ ado. modo, nunc iptum. fihv ij. 
quidem. ucr... 6 t ^uidem.... vero. 3Ecrt'eo , f. mtvem eeumn facio; 
ünio. Med. desino , cesso. c pmriic. Big praep. c. cec. tu (c aee.) iit&a- 
ov.cilflov , v6 . schola^ htdus Uterttrius. tpoiTcuD fre^eatoi ünpr. 6^ 
biiSttGvxc}.Biov {big biÖamid?.ov) htdum literarinm. {617, adv. tarn. ^latiUj 
f, " actas u. 6. w. Hier hat Hr. Gr. auch nicht einmal den Umstand geUan 
lassen, dass er, wenn eine tSacfae sehen einmal da war, aodann die 
Erklärung weggeludsen imtte , sondern «r erklärt in jedem Cap. jedeb 
Wörtchen aufs Nene, wie Cap. -IV« 6. 47 /v^ nc, acbaa wiodar €ap. 



Bibliographiidie Berichte mnd MueelleB. «IfiS 

Vm, S. 53 erklärt wird; so Z^ras Cüp. MII, S. 61 vod Cap. XV, S. 
(iS Dod Mehreres dergl. , wodurch non, da es dabei nicht ao Irrtliü- 
inern oder wenigstens an «olclien Erklärungen fehlt, welcJie leicht auf 
Irrtbüuaer führen können, dem Schüler ein höchst gefährliches Unter- 
stützungfefiuittel seiner Trägheit geboten wird. Hierauf folgt nun: 
Iudex 11. Addenda ci Emendanda, Sioe enarraÜQ perpetua diaciptdig 
Uterarum Graecarum peritioribus destinattL., S»68 , — 348, worin buii 
Hr. Gr. auf's Neue, jedoch sehr weitschweifig und gewöhnlich mit 
fremden Citaten die kleine Schrift von 18 §§ von Anfang bis zu Ende 
auf 281 SS. erklärt oder , um es deutsch su sagen , seine so weit an- 
geschwollenen CoUectaneen , die er sich nach und nach zu dieser 
Schrift angelegt hat, abdrucken lässt Hier finden sich nun Citate 
aus aller Herren Ländern zusammen , es sind die f rössten Bibliotheks- 
werke neben geringfügigen £lementarbüchern angeführt oder vielmehr 
ausgeschrieben worden; namentlich viele Citate aus alten Grammatikern 
aufgehäuft, die aber überhaupt mit Vorsicht zu brauchet sind , am 
allerwenigüten jedoch dem Schüler, der noch eben einer so eselsbrü- 
ckenarligen Nachhilfe bedurfte, und dem auch hier noch jeder § der 
Kühner'schen Granunatik nachgewiesen wird, sofort geboten werden 
können. Aber man ist noch froh , wenn Hr. Gr. entweder aus alten 
Grammatikern oder neueren Gelehrten wörtliche Anfuhrungen gibt^ 
denn bisweilen finden sich Seiten lang blosse Namen- und Zahlend* 
täte , wie z. B. S. 97 zu Cap. 111. also erklärt wird : yjUyaXfjLocTta] De-. 
minut. vocis äyalfia* cf. Xühn. § 378 c. de deminutivorum formatione; 
et /. Grimma Gr. Germ. P. lU, p. 6C6 et 698. De ayalfUL vide JVüJOm, 
libr.. Sprachl. Formen, p. 102. Apoll, lex. Hom. P. 1, p. 30. Vülois^. 
PoÜuc, Onom. P. 1, 1, 1, 7. p. 6 ed. Hemst. Timaei gloss. Plat. p. 3. 
ed. Ruhnk. (ed. Imae), Hesych, P. 1, 1, 27 ed. Alb. ^nmos p. 97. 
ed. Lips. et l'alcken. Animadv. ad Amm, Lib. III., c. H, p. 129 Lips. 
Eustuth. ad Od. O, p. 1608 ed. Rom, Hemsterh. ad Thom. Mag. p. 4. 
ed. Ou^nd. Phavor, col. 10 Bas. Hu Magn. 5, 36, 610, 16. (c. Sl, 3S 
et 514, 12 ed. Schaf,) Et. Cud, 3, 4, 416, 1. Sturz, Bekk, Gr. 82, 9. 
324, 4. 334, 18. Backm. A. Gr. P. I, 6, 24. 19, 5. P. H, 89, 29. umu- 
lacrum cf. Cic, Legg. 1, 22 et Creuz, ad Plotin. de Pulcrit. p. 369 
sqq. Staub, ad Prol. p. 61 (V. XIL) GöU». (sie !) Thuc. II, C. XUL p. 
241. Boeckh Inscriptt. 1, p. 7. O., Müllers ArchaeoL p. 59. 83. Herrn, 
censura thes. Steph. in Opp. Vol. U , p. 238 sqq. aliL*^ £i, kann denn 
der Schüler das Wort uyaXfidzLa ohne diese Nachweiiuogen nicht ver- 
stehen? Eine grammatische Erklärung des Wortes und eine Uinwei- 
sung auf eine gute Archaeologie, wie die MüUer'sehe» hätte doch, wohl 
genügt? So suchte nun Hr. Gr. unten S. 97- a^txvcmnjaas durch ohn* 
gefähr siebenunddreissig nackte Citate, die ich nicht abschreiben mag, 
deutlich zu maclien. Dabei findet sich hier nun wieder das. triMialite 
Zeug aufs Neue erklärt, wie S. 108. .^Strjyovfiai] enarro. rijv gxvt. ut 
narro rem et de rc.,^^ was aber schon S. 47 genugsam durch ^^öirjyovfiai, 
narre, edissero.^' erklärt war. Ausserdem finden sich Verweisungen auf 
hebräische, arabische^ syrische, chaldäische, italienische, spanische. 



450 Bibliographlicbe Berichte and Migceliei. 

engliicbe Gnnnmatiken und Worterbächer; Aetbiopi^cbes, SnmariUml- 
schesy Sanscrit ist TerglicheD, wie ei Hr. Gr. gerade nnter die ÜBod 
kam, ja sogar ChioesiBches and die Sprache der Mandtfdiaa S. S81. 
Denn der Herr Verf. compilirte erbarmungslos, was ihm entgegen Inun, 
ohne AaswabI and Zweclc su seiner Schrift, so IcenntHerr Gr. «• Bi. 
des Ref. QuaesU, erttt., nicht aber die Ausgabe des Lncianeischen 5»- 
mfifiim «tve GalluSy ans welcher er weit mehr aar Bestimmang des Ln- 
cianeischen Sprachgebrauches lernen konnte. Die meisten Schriften 
scheint Hr. Gr. aber auch nicht einmal gesehen in haben , wutob sich 
ein jeder leicht überzeugen kann , der einige Seiten dardiblätterC 80 
schreibt er den gedienten Herausgeber des Thnkydides Geetter aehr 
oft GöUner oder Gocüner, wie Ind. S. 448 nnd dergl. mehr. Doch wir 
brechen von diesen Collectaneen, die sich Herr Gr. aar einstigen ▼er- 
atändigen Benutzung immerhin anlegen mochte, wenn er sie nnr aieiit 
sofort in den Druck gegeben hätte , ab , nnd kommen Stam Index III. 
sJoe Craeclia» Lucianea in UiUras dige$ta. S. S49 — 404. , in welchean 
ein Jedes griechische Wort ans dieser kleinen Sdirift mit dem gnnsen 
Sätzchen , in dem es sich findet , ohne alle Erklärung herausgehoben 
ist nnd worin nun wenigstens der ganze Dialog sechsmal anfs Heue 
enthalten ist, ohne den geringsten Nutzen, als dass man weisi, wie 
oft «al, o n. s. w. und in welcher Umgebung es in jenem Dialogo 
vorkommt. Endlich S. 405 — 512 folgt Index IV. i» Cbnunentoria, 
welcher einen Index zu den Collectaneen enthält, in der Art, äkM Je- 
des Wort , jede Person , auf welche nur einmal Terwiesen war, hier 
wieder auf das genaueste, doch zu welchem Nntien? angegeben ist. 
Zum Schiasse folgen S. 518 — 517 Corrigenda^ in welchen aber, 
wie der Hr. Verf. S. 517 selbst' zugiebt , noch bei weitem nicht alle 
Satzfehler enthalten sind. Mehrere Fehler möchte Bef. n.neh wohl 
dem Hm. Verfasser selbst anheim geben. Will nun der geneigte Ii»- 
ser mit ans erwägen , was die Schrift Gutes zu Tage gefördert habe, 
00 ist für eine zweckmässige Erklärung des kleinen Lnciitneischnn Din- 
loges für Anfänger eigentlich gar nichts geschehen, Hr. Gr. hätte von 
Jacobitz und Anderen lernen können, wie man in der Art nnisen 
müsse , zu einer Bereicherung der Kenntnis des Griechischen nnd dea 
Alterthames überhaupt bringen aber auch die reichhaltigen GoUeete- 
neen an sich nichts bei, %enn sie nicht besser geordnet und nli^ 
mehr mit eigenen Bemerkungen ausgestattet sind ; und wenn wir einer- 
seits dem Hrn. Verf. , der ein in seiner Schule Terdienter Mann sein 
mag , das Zeugnis des guten Willens und Fleisses nicht Tersagen wol- 
len, so müssen wir doch seine Beflhigung zum Schriftsteller, sei es 
für Anfänger oder gereiftere Schüler , — denn für beide , scheint es, 
habe er, nach dieser Schrift zu urtheilen, nützlich werden wollen, — 
gerade zu in Abrede Stollen« Druck nnd Papier sind sehr schön. 

[B. Klein.] 



Dibliographifdifl Beridite md Bßicelles. 489 

C A. Boeitigeri Opuscula et Carmina Latina, OMegü el edtdii 
Julias Sillig. Äccedmt effigies et »pecimen tmiograpki k, audoriij 
figuraeque aert indaae. [Dresden, Walthersche HoflraoiilHindliiiig« 
1837. XII anrd 611 S. gr. 8. 5 RtMr.] Der Wonsdi, die Ueineii 
Schriften Böttigers in einer Sammlang so besitzen, ist schon fo lange 
und se oft laut geworden, dats die Torliegende Sanmlmig, welche 
alle lateinischen Abhandlungen dieses Gelehrten mit Ausnahme der 
Dissertatio de Herenle Prodido enthält, gewiss von recht Vielen freu- 
dig willkommen geheissen wird. Mag auch Im Ganzen jener Wuniidi 
sich mehr auf die deutschen Schriften bezogen haben, da diese es 
vorzuglich sind , in denen das eigenthumliche und bedeutsame Wirken 
des Mannes am meisten herTori|^tt; so werden döeh auch die laitei« 
nischen Aufsalze, obschoa sie der Hauptsache nach einer bereita 
vorübergegangenen RfV)htung der' Alterthumsforsdbung angehören, ge* 
wiss noch ihre Verehrer und Beachter finden. Ja sie haben sogar 
vor den deutschen Schriften den eigenthumlichen Werth voraus, dasa 
sie mehr das ganze litterarische Leben dea Mannes nberichauea lassen 
und alle Richtungen desselben repräsentirea. -DeiiB gerade aus dem 
archäologiechen und feunstwiasenschaftlichen Felde, auf weiohes > die 
meisten deutschen Aufsätze geboren, bieten die lateinischen nur 
wenig , und gehören der Mehrzahl nach der Pädagogik und eigent- 
lichen Philologie an. Es «nthält nämlich die gegenwaHige Samm- 
lung 32 lateiniache Abhandlungen , und 95 iateinische und 8 gvie- 
chieclie Gedidite^ und von den Abhandlongen stammen blos 8 au« der 
Zeit, wo Böttiger in Dresden lebte; die übrigen sind Programme, 
welche er als Reetor in Guben, Baozen tind Weimar hierausgab. Ans- 
ser ihrem i^in wissenschaftlichen W-enihe gewahren sie nodi das In* 
teresse , daas sie den Bildungsgang ßdttigers treu darlegea, -und Stufe 
für Stufe verfolgen lassen , wie derselbe allmälig zu den archäologi- 
schen Studien eich fortbildete, welche die Hauptrichtnng seines- Le* 
bens geworden sind. vgl. Hall. Litz. 1837 Nr. 18 und 19. Wer diese 
recht klar erkennen will , der muss freilieh zur deutlicheren Eineicht 
noch die Schrift benutzen: Karl August BöUigery eine biographische 
ükizze von dessen Sohne "K, W. Böttiger. [Ans den -Zeitg'eftosten' be- 
sonders abgedruckt. Mit einem Bildnisse. Leipzig , Brockhaus. 1837. 
140 S. 8. 16 Gr.] Es ist dieselbe nämlioh die Vorl&uferin zu einer 
künftigen ausführlicheren Biographie, achildert aber auch schon in 
ihrer gegenwärtigen Gditait dias Lebten des Mannes recht treu und 
▼ollständig, und hat das besondere Verdienst, dass »sie das wissen- 
schaftliche Leben desselben überall hervorhebt und anschaulich macht. 
Schon in der Erzählung der ^geadgesehiohte [erwar-gebeven zu Rei- 
chenbach im Voi/^tlande am 8. Juni 17G0] wird die Erziehung im elterli- 
chen Hause und die Bildung in Pforta und Leipzig mit Vorliebe be- 
handelt, aber besonders ist da» geistige und wissenschaftliche Leben 
Von der Zeit an der Hanptgcgenstand der Beachtung , wo Böitiger in 
das Lehtamt' eintrat und 1784 (im September) Recterzu CTuben, 1790 
zu Bauzen , 1791 Director des Gymnasiums in Weiaiar und 1804 Di- 



458 Bibliographiicbe Berichte uod Miicelleti, 

recftor des Pageninstituts zu Dresden wurde. Einfach Ut d^s Amtele- 
ben in Guben und Bauzen y und BöCtiger erscheint als eifriger Schul-. 
mann, welcher seine Philologie in der Weise übt und treibt, wie sie 
durch Heyne und dessen Zeitgenoasen ins Leben gerufen war, aad da- 
bei seine besondere Aufmerksamkeit auf die Pädagogik und auf die 
zweckmässigste methodische Behandlung der alten Sprachen in der 
Schule gerichtet hat. Dagegen nimmt in Weimar dessen wiMeoechaffc-. 
liches Treiben eine höhere Richtung, und der Verkehr mit Schil- 
ler, Herder, Wieland, Goethe, Kotzebue, Meyer u. A. wendet ihn 
mehr und mehr von der Pädagogik ab und zur schönen Literatar, 
zum Theater und zur Archäologie hin. Die Schilderung dieser Zeit 
ist in der Biographie sehr ausführlick| und man liest in steigendem 
Interes&e, wie Buttiger nach und nacn Kunstrichtec and. Theaterkri- 
tiker, Mitarbeiter an schöngeistigen Zeitschriften upd Almanachen, 
Zeitungs - Correspondeoi über politische und literarische Gegenstände 
des -In - und Auslandes wird , wie er sich zwischen den Intriguen des 
Hof- und Gelehrtenlebens geschickt bewegt, gegen Alle gefällig ist, 
manche Reibungen und selbst bittere Kränkungen erdulden mnss, und 
sich doch in diesem Leben wohlgefällt. Neben dieser Schilderung 
darf man übrigens die angehängten Auszüge aus seinen Memombilien 
und die vier Briefe von Goethe, Schiller, Herder .und Wieland nicht 
übersehen^ weil sie interessante Blicke in das damalige Leben in Wei- 
mar eröffnen. Böttigers schöngeistige und attihäologifclie Richtnag^ 
kommt dann in Dresden zur höchsten Ausbildung« und auch hier 
weiss der Biograph geschickt und glücklich nachzuweisen, wie Böt- 
tiger immermehr von der Schule sich entfernt und seine Thätigkeit 
dem grossen Publicum zuwendet , wie er Vorlesungen vor gemischten 
Zirkeln über archäologische, mythologische und philologische .Gegen- 
stände hält , in alle möglichen Zeitschriften seine Aufsätze Terstrent, 
über Theater und Moden schreibt, englische Carricatnren und Alma- 
nachsbilder erklärt, der Fuhrer der Fremden durch die £unstichätse 
Dresdens und der Theilnehmer an allen möglichen literarischen und 
geselligen Ereignissen ist u. dergl. m. Naturlich jbat der Verf. diesi 
Alles Ton der ernsten Seite angesehen , und . die wiMenschaftliche Stel- 
lung des Mannes nach ihrer würdigen und rühmliphen Richtung dar- 
gelegt. Wer sie aber auch von ihrer lächerlichen Seite kennen lernen 
will, der darf die geistreiche Persiflage diese« Treibens in Tieek» ge- 
stiefeltem Kater und namentlich die unübertreiniche Carricatur des Ma- 
gister Ubiqne in dessen Vogelscheuche nicht übersehen. .Auch ist in 
der Biographie, über welche man noch die Anzeigen in der dresdner 
Abendzeit. 1837, Blatt, f. Lit. und Kunst Nr. 2, in den GöUing. Anss. 
1837 St. 5, S. 47 f. und in den Blatt., f. lit. Unterh. 1837, Nr. 27 f. nach- 
Icäen kann , auf jene Persiflage mehrfache Rücksicht genommen. Die 
angegebene Verschiedenartigkeit des Lebens . Böttigers oiFenbart sich 
nun nach denselben Richtungen und Abstufungen . auch in den latei- 
nischen A&fsätzen. In dem ersten und zweiten :. .-ßii inteiyratatioiie 
epUtolarum CiceronU (S. 1 -r-rr 21. Progr^nm. vom J.- 17^.) and Jle 



BSOh^iiiWMimrnmmim ttoÜfapiMK ' mn 



' \ 



Mterpretalhne TerasUHß^ tt ^^ M. Vi» 'OshM 198^ tritt Mfttig«r 
in Torherrtcheiidw prak^MA-pidagogFiiclier! Eltites«i^Mf/<«id^^ 
die befte firkliniitgtweiBe alter SchrifteteHer ]Uwlwiiweit«iir|niMm «v 
ifcigleicb- «ein - rigener . VerfahreB bet^reibl^- i'fii^'. findet ikJM> Molile 
E^klarongtweite a^icht in der strengen- gratoinatiwh • latioanlÄ MMü 
terang der Spradie^nocii weniger in der höheifta SpraebpliilaMilj^kie^ 
veldver'ifam Immer fremd ffebliebea iBt;'«Dndenl in der geaaaearEiM 
klarong nad Nacbweitang dee al lg ei aeia eg Sinne« aad ZafaaaneiAiHi^ 
ges und in der torgfUtigeii Erörterangüdee SadAadiea. • 8eiae fir* 
kläruiigsweise ist also die Heyniedie, wn tpraciilicli naeh ielwäa graad^ 
Heiler tnd Teredelt dareÜdie binaagalwiaiBaae '«A4 aas der nenge- 
•ehafienen Aetthetik lienrargegangene-RiBUtaag'^'4at AAöatt.and G«* 
sdinlack volle ia den alten Sdiriftstellerd a|iecaU flidBaattfAtattaa; illaH 
bei weist er geschickt Nebendinge in die .'ErdrtarBMg;: ^iaarttefiHaa ^ 
and eine reiche Literatnrkenatniss so aeigea,' ohnet in- tadta jOelehrima * 
keitskrämerei und in, nanntsen Oitatenwnst^an-: Tevfallen. Aach Irill 
sehoB in diesen ersten Schriften die feeaadlicha 'QevulthliBhkaili tmä 
die rMniohtafolieeiAiclifcait'berTor, wellte 'aMiltcrarikM^ite 
desselba» ehavakteriiifi nad- epiter seihsfr wmm ^'Ueberediwtti gMia i Mi 
aasarlete. • Der dritte 'Aufsatat jKspKeafJe leci Virgilimd> Mf^nnO^ 
aOS ^ 3^ (S. 51> -^M.. Programm rom J. 1189) beweist aete all* , 
seitigen lind reichen Kenntnisse in derreaiea Altto thams k tftd e rt o ha a 
lÄ liohem Grade^ dfad ispeadai meht: amr dte'aoaiErklindHsrA» Clllla 
gebMge teytholoiliaDhffiMafeiial^Sa trejchaai 4Baasse ^ •aad^wnb weia 
«veh isae^t ehie YernfinfÜgd-tDeataag 4er Stdü (ahr- taaaeadKiFileetor 
nebea den Opferpriestem) nach. Allerdings ist dadardidiB VattoaBV* 
chung ober die Salier nberhaapt* ebea so^wenig^- als dBrGh4}-ratt«rlli 
Ablfandlung in dessen Uteraär. 'Jtmkktmn i(>rgK' K« Fr. HeraMari-lä-der 
Hall. Litzi 1635 Nr. 188) abgeschlossen; wohl aber das, imw dai^ 
ans als wesentlich « f&c die Erklärongde« wgiliachea. Stelle «li hsilea 
Ist,'* rtdhtig anfgefnndea. Einen andern Zwdg der Alterthamskwide 
erörtert die Abbandlnng: Qnaai vim ail< t§Ugwm$ euUim AotesHt Ae 
meri leetio apud Graeei«; pueremai tastttatteaeai ab Aoe'.poila tidBfiemfi 
iomoi (Toro J. 1790. S. 54^ 64), welche oberhanpt Aber 4as Etkli^ 
bnogswesen der Griedien gnte Anfsdilnsse giebt nnd vor Allem ..daa 
Punkt herTorhebl, d^i ^nd' wamm das Stadinm- des Hovier itf der 
athenischen Jugend difjeaige Gleichgältigkeit g^gea die Grotter herbel- 
fnhrte, welche den komlsdien Dichtem erlaubte , ihren argen Spott 
■Nt diesen Göttern an treiben. Die Fdrtsetkong and Welteire Ansfah- 
mng- folgt dann in deAi Aafsälkes ^listoptoies liipaiiitas dcenftM gea^ 
^Inmi. tiTMor (Tom J.<1700. 8; 84 — W); Mlcher ifagleidi eu Wkhtl- 
ger Beitrag aur richtigen Charakterittik des AH»ta|ihanea ist» H&nif'cdi 
In der Abhandlung: fFie ertcAetaf die irtAealseitt ^Sratsfttmg M^uNsii»- 
phaneSf [Ratilror'-16S8« 4.] hat diesen Gegenstaad wieder foneiBer 
andern Seite beleuchtet, waraach sich Bottigers Aaricfatetf^ lacdtf4Mi 
limiciren lassen.- Das Programm bein-Aatiltt-dee-BeefebratS i»Ban«sv: 
De usIMa pa6tfst».g»aia> saeeatf t^ flyeiiaSMwf ei>*>(g. «.— !»?)> gto»t - 



4M Bilili«gTBp1iStc1ie Berichte luil Ifiierflc«. . 

Aber die rechte Stellang ddcL Bichtnog der Gynowien ichoB muclier- 
lei AofiichlÜMe , welche man in unserer Zeit wiedenm alt nene Ab* 
eichten aafgeatellt hat, wenn auch nicht an längäen ist^ daea g^gmm^ 
wartig schärfere and richtigere BestinnDangea gewonnen wordaa ijpd» 
Die Proluaio ad loema IHuiarM in vita Cat. Mqj. p. 847 §qq. (S. 107 
— 124. Vom J. 1790) stellt Cato^s Ansichten tqb der Jogeodersio^ 
hang als Moster für die Gegenwart auf, and ist ein beacfatfiaewarthav 
Beitrag aar Geschichte der Ersieh ong im Alterthnm. Die iatlmtisehe 
Richtuag in der Erklärnng alter Schriftsteller tritt hesoadert Jchir her- 
▼or in der JfVoiasJe ad loeum Ciceronis in CaliUn, III , 8. 0. (ß. 1X6 — 
140. Vom J. 1701), welche fast ansschliessead .mit dem Schonen 
and Kunstvollen in jener Anrafnng der Götter sich beschäftigt. Diese 
ästhetiüche Entwickelung Ucibt zwar nar hei dem naterieUen JahaiCa 
und dem Allgemeinen der Bede stehen , und gelangt aicht bia ma dar 
specieHen SehitiUng, welche neben dem Materiellen auefa die SchÖBr 
heit den Formellen oder der Sprache selbst in ihrem grammatisdbau 
und rhetorischea Bau au entwickeln weiss; aber sie macht die-Scbätaung 
nicht bloe durch eiaaelne Ausrufnngen ab, aondern ▼eomeidet ge- 
schickt die gewöhnlichen Schwächen jener Dontaognpeifa oM weift 
die enbjective Empfindung des Schönun wenigstens asahr ab gewöbBlidi 
aur okjeetiven Anschauung au bringen« Die Sohö^cllea also* weldhe 
durch «glaeklidbe Beuutaung der äusseren und oaÜmbs» «Karhältjiiase 
and Umstände erstrebt sind, werden znreichead lUwbgewfaean , mickt 
aber diejenigen, welche durch die Wahl und VerbindaBg der eiosol- 
nen Worter und Formeln, durch Bau und Rhythmus der Sätae und 
dnrch harmonische Znsammenstimmuog des FormeHen mit den Reel- 
len bedingt sind. Solche Eatwickelungeu de« Spraohlieh-Sehunan 
nämlich waren für jene Zeit noch au früh , und jind selbst in der 
Gegenwart noch nicht von allen Sprachgelehrtou gehörig erkaauC 
Das folgende Programm des Jahres 1791: De fncertlts ostotü fmdicilia 
nonpraeeeptontmj sed paraäum studio custodiMta (S. 141 —"151), 
und die Inaugural - Bede zum Antritt des Direetovats in Weimar: Sek»- 
larum la etctnitote academiae catutituendamm oiaitisiae, siad .dhi letzten 
pädagogischen Aufsätze Bettigers, in denen er noch altJUassor Scdinl- 
mann spricht. Ihr Inhalt ist nicht mehr von besonderem Werth,.da 
beide Gegenstande seitdem vielfach neu -besprochen worden sind. 
Die folgende Prohisto de Bonmio jinmbalU apud Idvuam XXI, ZL 
(vom J. 1702. S. 172 — 103) tritt bereits als Ergebniss hohorer 
Combination hervor, und in ihr ist das Sprachliche ■ dam Saailiofcii 
fast schon ganz gewichen , und der höchste Zweok der AMMtSthumii- 
forschong, historische Erörterung, festgehalten, iDer dort. ^aMÄhlte 
Traum wird als eine Dichtung der Historiker aüfgefaait und seine 
Erfindung auf den sicilischen Geschiciitschreiber.Silenu8 zurnekgefihit. 
Noch ausgebildeter erscheiat jene Richtung in den zwei Prs laii a ae s de 
l/erodoti historia ad earminU epiei imdoUm proptus oocedenfe (8. Jtt — 
206), welche 1702 und 170S ersohienen und bald darauf ia d«B NoMB 
Magazin für Schulen Bd* lU, St. 1 wieder «bgadcnoki wudeiik Mb 



/ 



BiMigHlf^liiidb« Bi^yM». IM^^ flii 



Pra^e i Wie weil irfcli älietes ikfindie Qhpnkg^iarim iywln dwntoUi^ 
ist Ufam» bei Seile gelwiteitf» w4 «iMr dkv »eleeielle SMI^QcgeBfi«i4 
der £f«rtenilig: j^fmietdett. Die ÜMpteiMereng beMeU^4ld»>«if ;dUe 
Pef tftteüirfl^v dee Begriffr d4r If^metk^ «Md dee^ ittH9lßte«v4U*iSM% 
de'if ab deaseMiet» f^aif ft wa#. Bdttig«» «nllPidbelt^^lMei^ 
'tht^legiiiclie AnsMIe», Wdlckd mit dee^ vett« Crene^ ki der 
Hmf^timitti nwsjfikbslt (voai J^i ItM) > anflgenpree h e een m1i# «neilipelf^ 
trMfeii ^ vnd |ie'er vpMf eteli«t >enrairfen tiüd delMr MtbJae Huflr 
ivsiiltaf dhBser Aliliudftirii8Mi>ia'de«k lH*aiiictai AMeige« waiiJkhm^, 
zeitimg 182#« Nn 1» wiedelmiCte lidt; . Bin ecbr ?ollelidiitee:liihp 
gtdndXl^er end getcAmedieoller AkUkttmaut^mck/fug eadlickSiet.dS« 
beiiabiite niM beHMMt» «AMNindlttag tfe«or%Mkit ItroeMtiqmd Ad^ 
mmi^^S. 2i6 -*-• Sm) ^h. J. 1194. In ilw tirdtes sogMdl die^.ekfltji 
Spunftn tichtbatet kelVer^ wie Mttiger idie deaa rei»'janti4iiMÜinhea 
f\ftld6 dlif das OeUet deii iAcdideiegie liipilNwtriltv'iiod. minxdMidel.lA 
Ihir ^uevst ^ae setgtältlgeratited MflgedebüMd Bettciitedg tMitrKmui^ 
Werlel Mit der Prohmio i^ p n rtm k 99mMä,'^mi^lig9länri»^>M^^ I^ 

¥in$trPk9rm. i, 4^ O^ ItoIbJ. JIM^; dL»XMI>^»0 we^ 
nüh dl» FefMbimg «iiBi<Tbteter#eeetty tfttfd timkwUlkt ^mMiAm/HUk, 
itrie eielr in ilirdi#'lL«D«tBMadMi AUetthoiBli «k dee4e8:lle«eaiXbe*- 
ti9Vfr ptfttH, iind wi* ddt Geakhtlftreii Botligert in dev AkeftiiaBui- 
Inmde'iMi mehr'iitid' leebr .erweitevl. -Bie Jiaobweiittitg «bar. de« 
diircb^ebeoden GebinnA wk üeaielilaaraskeatanf 4eai cteiiadMiTAeribr 
ter lit geleM «M gdiMWeh^ ^Md ^; OdManngV wie AaüpMia 
Mev Mäi^ «hie VeHnderaag der Gtoiebludge ;lnrverbffiagfüi;ibe»alib 
wenirt nicht oaiiwdifbthaft ddeÜ^aafaariijnaigtuvdtiwahiwiieiflliek. jfal 
de» eingewebten afvaebUehen ttirteniag iber daa Watt MamkrißtMo^ 
Pteandvia) trtt» weeÜ mlieabai daa äpiter Inelir anagebadete Btedbe» 
bervor, die Sitten ^d SffaMleii -deedreaan :Zeit' attr firöeteMu^ daa 
Altenhonw an bendtaan* v Ihi . briwifldWa j>dtelblttiifiatMicbar 'Bt\9§ fjüt 
die ftetcbaftignng afit dedi'-tneatariiflkr wkdthHi Speidmm n e nne läd i . 
tlenfe'eameedtoftN»:P. 4W«nlJ|-^fteia Oi IfiS. S. 285 ^^ 28i); *w^ite 
er de« Phu der benbalebtigtdn neneii:iA«ngelw 4m Teeens darleg«, 
na« dem Eunnehnt^die fanft<^,':iechate »nald t a k benle c geene^dea viartea 
^tee nie Prebe de» Beavbeknng nrittbnHt i«Bd;|lnninf awei Exeine 
feigen ISnt. Die gnnne -Anlage der Beailieitalig^ ISfeiebt aebf der'4ea 
fleyneecben Vbfgli,'Belgtnbn» aoeb^nngkieft, tHei eehr daa leii» afutoellp- 
Uebe filemettt ffir BbtUgev bbreitt nnr<NebedMwfae gewoilinn lit. Der 
l*ext soll der Deatley^saie -bleiben , 4Üe i^VMantbanhiawahl «rmiageit 
dea leiten kHtiichendPnneipe, die IfelMrang iH eke ^OTedelle:P#ilb- 
]»brildniag deaSbineB ehno niHe gramnatiMhe nnd init a^raanierJax»- 
«ttÜBcber |¥e^teriftdfennig/ Dagegen wiff^-^ifiel jiberden Zanadmie»- 
Imng de» Oaanen,<dbei^ daa Aatifnariadie.'«ad Aeatbetiscbe' geepr»- 
^heny utidein beaenderea 4Biel der -Benrbeitnng iati« die ^deabiacben 
^edan dea Tereaa verglftlti^ an^ennfnan , dda gatanimte t^^Tha»- 
tevwnaen ned die ^^onvUa an nrüntens ^ tjrpisdMn Cbarnbte#e der 
iwnenr -griecbliHdidai ftemodia dNunwanMleii^^dUuittohe ^ittiieiiMHH 



462 Bibliographische Berichte und MiiedleB* 

geo ans der neuen Theaterwelt in Vergleichnng in liehen n. dergL ■■• 
DasB übrigens aber alle diese Punkte Vorsägliches wurde geleistet wor- 
den sein , dafür geben die folgenden Abhandlungen : IVoIustoiMS Ahm, 
^d Sit docere fahulam (S. 311 .— 326. Vom J. 179T), Qiuifiior meia^ 
Üb rei seenicae apud vetere» (S. 326—347. Vom J. 1798) , nnd DoW€x 
'maehina in re teenica veterum ühutratus (S. 848 ~- 862* Vom J. 1800) 
die glänzendsten Belege. Sie sind bekannte antiqnafische Uotersaobon- 
gen, welche für alle Zeit ihre Geltung behalten werdei^ und aus de- 
nen auch schon mehr altf ein Gelehrter stillschweigend seine WoisliMt 
geschöpft hat. In den drei folgenden Abhandlungen: De Medea Sur- 
rijndea. cum priseae artit, operibus comparata . (S. 368 — 896) , von 
denen nur die zwei ersten vollständig ausgearbeitet nnd (erschienen 
1802 und 1803) , die dritte aber wegen B/s Verseilung naeh Dresden 
vnTollendet blieb nnd nun hier nur in der Gestalt eiiies Anleger Seile* 
mas mm ersten Alal gedruckt erscheint, tritt nun endlich JB5tti|^er 
ganz auf das Feld der Archäologie hinüber. ■ Moeh herrscht zwar .hier 
die blosse Vergleichnng" der Knnstdenkmäler vor« aber doch ist die 
Richtung zur höheren :Gombination und Deutttng , ' wie sie sich in 
diesem letzten Studium offenbart hat, deutlich ausgeprägt nnd der 
Anlauf zur Erforschung der Kunstmythologie genommen. Nntärlicli 
bat sich die archäologische Einsicht B.^8 in Dresden noch sehr erwei- 
tert, und darum hat er -auch tou dem, -was in den genannten drei 
Aufsätzen ausgesprochen ist, später in der -AmaHhea I', S^.160 ff. 
und anderswo Mehreres berichtigt und erweitert. * Mit diesen Aufs&tien 
hurt übrigens die regelmäsige Progammenrelhe Bfittigers auf, nnd 
in Dresden hat er nur noch gelegentlich einige lateinische Anfsätse 
geschrieben, Ton denen -hier acht, und zwar zwei inm ersten Hai ge- 
druckt , erscheinen. Sie lassen sich zusammen: Inuun hesser charak- 
terisiren als durch die . Bemerkung : Bdttiger wird in. ihnen gana B5t- 
tiger. Denn sie sind Belege .der glädzehdsten Gelehrsamkeit, weldie 
sieh über alle Richtungen des Privat- ntfd .Knnatlehens im Alterthnm 
▼erbreitet, welche mit Scharfsinn und Genialität Altes und B^nes^Mini- 
bmirt und das Verschiedenartigste in -der i^efälUgston Znsamnuiliord- 
nnng vorlegt, welche endlich über Alles zu. reden, nnd so an reden 
weiss, dass man es gern Temimrot und sich. .wundert, ; wie. darnliereo 
echönes gesagt werden konnte. .Aber sie fangen auch an, das Gepräge 
des Zerstreutscins und der blos witzigen Laune Anzunehmen. Se fsWt 
das bestimmte Ziel, nach dem sie streben, und Böttiger. red^tjÜWÜi 
weil er reden will oder muss. Daher schweift er überall auf.- AlMrla 
ab, und vergisst darüber selbst bisweilen das, was er eigeatlicb be- 
handeln wollte. Die Aufsätze werden demnach mehr geistci^ichd^CSofi^ 
versationen, als eigentliche wissenschaftliche Abband lat^a -9; ivaa 
könnte sie schöne Gemälde nennen, dereil Besitz man erstreihti ipiid 
wo man am Ende nicht recht weiss. Was man damit maehei^ MilL 
Die hingestellten Resultate überraschen durch den gläniendslen WJti, 
der Alles zu verbinden und au benutzen weiss, woran ein Andarw 
gar nicht gedacht haben würde; aber sie halten liänfig dia idMiara 



BiUiog^phitfche Berichte Qnd Jfilotllfii. 46S 

Prüfang nicht ans , oder scbeinen m'^r zu eeia , alt iüe eigentlich 
eind. Die Belege dnfdr und die weitere- Aosfühmng wird jeder flnr- 
den, der liur einige deutsch« Aufsätze Bottigers aus Mitfeii. letzten 
Lebensjahren gelesen hat, da dieselben in dieser Beziehnng oiil; den 
lateinischen ganz con form sind, ausser daes die letzteren etwa eid ge- 
lehrteres- Gepcage festhalten. Es soll durch -diese Beiaerbungen ühri- ' 
gens der'Werth der Böttigerschen Arbeiten nicht berabgesetsi werden: 
Referent gehört im Gegentheil in denen , > welche dieselben bewun- 
dern und namentlieh deren Einfluss auf die Erweckung dea^StudioMt 
der Archäologie und auf die geschmackvollere Auffassung des Alter- 
thums eher zu hoch als zu niedrig anschlagen; allein «s kehrt für ihn 
immer die Frage zurück, was- diese geistreichen Gombioationen ge- 
worden sein wurden , wenn ihr Verf. ein strenger wissenschaftliches 
Ziel festgehalten und seine Kraft mehr auf einen Punkt concentrirt hätte. 
Die Reihe der Aufsatze dieser Art wird nun in der Torlieg^nden S(\mm- 
-lung eröffnet durch die ExpUcatio anüquaria anoglyphi ex Museo Napo- 
leoneo , welche S. 398 — 416 ans Weiske's Ausgabe des JLongin wieder 
abgedruckt ist Darauf folgt S. -416 -^ 42S der bisher ungedrückte 
Aufsatz: Nuptiae Psychen et Cäpidim» in gemma TiryphonUj oder die 
Deutung einer JGemme aus der Marlboroughschen Sammlung , ■ (abge- 
bildet in Bryant*8 new System «r Analysis of Ancient Mythologie, T. 
II. p. 392 und öfters)^ Ton deren Resultaten schon Baurogarten - Cra- 
sius in der Abhandlung de Piyehe fahtiia PUUonica (1835) Einiges- mil- 
getheilt hat. Ungedruckt war bisher auch die Epistola ad Tkorlacimm 
(S. 423 -^ 428), (Bine Kritik der von Thorlacins herausgegebenen 
Schrift : Vas pietum Italico - Crraecmn , quod Oresfem ad tripodem Bei- 
phicum suppUcem exhihet^ [Kopenhagen , 1826. 4. vgl. Beck's Repert. 
1826, I. S. 351 — 353] worin B« die dort gegebene Erklärung befrei- 
tet, und vornehmlich dem Gewände, - nach welchem Orestes auf jenem 
Gemälde' greift^ eine andere Deutung- giebt.^ Aus der Darmstädter 
Schulzeitung 1829 Nr. 56 ist wiederholt die Epistola ad Groehelium 
de loco Horat Od, I, 37, 14. (S. 428 ^ 440) , worin die Lesart Ma- 
reotico mit einer seltenen antiquarischen Gelehrsamkeit in Schutz ge- 
nommen wird. Die folgende Narratio de Loheckii Aglaophamo (S. 440 
— 449) stammt aus derselben Zeitschrift 1830 Nr. 134, und ist eine 
gewandte und feine Abfertigung einiger Angriffe, welche Lobeck im 
Aglaophamus auf einzelne Ansichten und Ausspruche Böttigers über das 
Mysterienwesen der Alten gemacht hat. Die Sache selbst hat durch 
diese Rechtfertigung wenig gewönnen ; übrigens kann der.. Aufsatz als 
Muster '4ienen , wie man sich artig nnd human gegen 'heftigen Tadel 
▼ertheidigen soll. Der 30. Aufsatz: Dt»« manihus Chr. Marl. Wilandi^ 
(S. 449 — 450) ist eine Art von Grabschrift auf Wielands Leichen- 
stein in römischem Lapidarstyl, der aber besser weggeblieben wäre, 
weil ihm das Würdevolle und Grandiose einer echt antiken Grabschrift 
fehlt , und weil der darin herrschende Bombast und die nicht immer 
fein gewählte Latinität mehr Anstoss als Wohlgefallen erregen. Zu- 
letzt folgen noch zwei Vorreden zn Auctionscatalogen , nämlich die 



ÜU Bibliographiiche Berichte und Miürflm. 

Praefatio Catalogi hikUotkeeae F. F. Reüüiarda (S. 450 — ißL and db 
PraefaUo hibliothecae A. Th. GekkardU (S. 461 — 466). .Wu bob 
den aligemein wUienschaftlicben Wertfa niler dieser Aufsntie anlaagl» 
eo geht ans dem bisher Ange4enteten flchon herTor, dau in Ihnen ein 
reicher und allseitiger Schata anüqnarisehen Wissens enthalten is^ 
ond logleich in einer solchen Verarbeitnag Torliegt, dass dadnreh 
eine schöne und edle ADsehanaag des Alterthoms «nielt wird. Von 
der Seite bleiben sie demnach auch als Musterarbeiten fernerer Beach- 
4nng werth; gegenwärtig dfirften es die meisten auch aoebihma mate- 
riellen Inhaltes wegen sein. Hr. Sillig hat diess in der Vorrede g«ft hn*- 
nnsgestellty und als Heransgeber noch das Verdienst nm die Sammlung, 
dasi er die einfeelneo, nach den Originalschriften abgedrncbten AnCsätae 
«orgfäUig revidirte und Ton Druckfehlern reinigte, die handsehriftlfr- 
chen Zusätne Böttigers gehörigen Ortes einsdioby'nnd-ein sergCalligei 
Doppelregister, Index auctorum und Index vemm et feffhomm, an- 
hängte. Sein Hauptverdienst bleibt äbrigena die B eeergnng der Ann- 
gabe überhaupt, da er gerade der geeignetste Mann war, den ein mehr- 
jähriger Umgang mit Böttiger zu solchem Creschnft befähigt hattOi 
Namentlich wurde ausser ihm sdawerlich jemand kn Stande gewetep 
sein, die angehängten Gedichte Böttigers in solcher Vnllständigk^t n»* 
sammensubringen. £ine andere Frage ist freilieh « ob ea «dthig war, 
alle diese Gedichte hier wieder abdrucken au lassen, fieferent wenige 
stens wurde sie gern entbehren, wenn dadnreb der nJInrdinga hohe 
Preis des Buchs etwas geringer und so desseA Erwerbung leichter ge- 
worden wäre. Abgesehen daion indess werden diese Gedichte gewiss 
Vielen sehr wiUkoaEunen sein. Die Ausstattung des Boches ist schön 
und fast xu splendid. Das Tom baigegebene Braatbild Böttigera soll 
sehr ähnlich sein, ond stellt, den Mann in seiner letnten Lebensseit 
dnr. llr, S. wird übrigens auch. noch die kleinen «deotochen Schriften 
Böttigers in einer besoodern Sammlung hernusgelben^ Und um deren 
baldige Vollendung möge er hier im Namen den i^el^rtea PnUieuas 
noch freundlichst gemahnt sein. (Jahn.] 



BihliographieJ] Ueber die verschiedenen Schriften , welche 
die Titel der jährlich erscheinenden Bücher .xnr allgelneinen Kunde 
bringen, haben wir früher einoMil in «nsern Jahrbünhern [iSSY, Bd. 
V, S. 34d ff.J umständlich berichtet, seitdem aber anaser einigen 
gelegentlichen Mittheilungeil die weitere Besprechong- dlei m Ciegepr 
Standes unterlassen, weil in dem Wesen und Gepräge jener # |hT ifften 
sich nichts Bedeutendes verändert hat. Wie damals, so efind Aooh 
jetzt noch dieselben insgesammt fast mir für das Bednrfnlss 4er Bnob* 
händier eingerichtet und berücksichtigen die Vordernngen des Gelehr- 
ten an ein solches Buch entweder gar nicht , oder so. .beilnailg , dass 
dicM nicht viel mehr bedeuten will, nis gar Nichts. Allendinga aeheintes 
auch im Wesen dieser Schriften zu liegen, dass sie eben nur dnrch die 
Beachtung buchbändlerischen Interemes die merkantilo StnUuig fl«- 



BUHüograpliisGha^Betidite und BCfcelleiit 485 



winnen, durch welche ihr Fortbesteben gesichert vini. Wenigstens 
scheineo bi« jets^t alle Versnche^ Bibliographien der neusten. Schrif- 
ten für Gelehrte xu schreiben , an dem Mangel des sareichcaden Ab- 
satzes gescheitert zu sein. Der augenscheinlichste Beweis dafür ist, 
dass selbst, ^qhriften, wie das JÜgemßine,:B9peirtorium'49r,.KriUk vo« 
Bampf upAif Qtri [s. Jbb. IV, 444. VII, 322] und das üepertortuM 
der cla88uchet^.\Akqfihum8wiuaMckqfl tou Weber [s. NJbb, V, 198. 
VllI, 106. X, 4^]; obgleich sie .qpch durch die höhere kritische 
Richtqng .furzen Gelehrten wichtig wurden,, dennoch, sobald. wieder 
3a erscheinen ;ai^fg^liprt haben. Mag i^uph bei. Weheres. Beportoriuqi 
die.VersetKungid^ U^rausgebers In ein höheres nnd beschwerlicheres 
IS^chuIamt die nächsi^e Veranlassung zf^n Aufhören gewesen «ein; so 
ist doch kaum zu bezw.eif^ln, dffss 4 f^ic Verleger eifriger für d^ Fort- 
setzung desselben gesorgt haben wurde,, weqp es durch be^entiii^derefi 
Absatz besseren Gewinn versprochen hätte. Bleibep wif nji^ii aber hier 
hei den allgemeinen Bibliographien stehen: so sind ▼on.jhnen seit. 1827 
mehrere untergegangen und andere habpn ihr Dasein giu; nicht ^iber ein 
ephemeres A,uftauchc|pi hinausgebracht,. Gehalten aber haben. si^bpsoo.- 
d^ors .zwei., jder sogenannte Letpdgvf.Mesfifctttnlog, [Leipzig, WeidpannV 
sehe Buchhandlung, gr. 8.] und:das:Ton J, P. Thunjn.halbjäl^rigim 
Zeitabschnitten, herausgegebene V^zeicbnif», ,der n^uersohUnenßn Bücher^ 
Lantlkarten e.tc.. {I^eipzig, Uinrichs'sche Buchhandlung. B»l<..P^r frstere 
hat keinen andern.i^ eck, alsdassd^au,4eni deutschen Biit€hl|käQdler¥ePr 
ein gehörigen Buchhandlungen darinh^lbj^rliqh zu dpu l^eid^ Leipzi- 
ger Hauptmessen i&re neuerschienene% oder künftig erscheinonden Ver- 
lagsartikel anzeigen. Der Verleger ordnet die eingesandten Tife^ aflpha- 
hetisch zusammen und hängt am £nde.«in.VerzBichqise der.Buchliand« 
lopgen an ^ welche Titel eingesandt haben , zugleich , mit der Nach- 
weisung, wie oft und wo eine jede i;i^: dem Katalog .y^rkonnpit. Es 
lasst sich nicht Terkennen, dass. in dfifl Iffxten Jahren ]lfej[ dprAnfzäh- 
Ipng dieser Titel eine grössere Geoauig^ek i^nd ; Zqf?ei;l^sigkeit er- 
strebt worden ist; dennoch aber bieifit der Werth des Jßiichfi.se|ir re- 
)ativ , ufid am l^nde besteht für den Gelehrten sein Ha^^utzj^n dar- 
in , dass man das Allgemeine des deutschen Bucherverkehrs und den 
allgemeinen Bestand der Literatur Deutschlands kennen, lernt. Das 
ThurCsche Verzeichnis erscheint zu Johannis und Weihnachten, und 
enthält ebenfalls nur die Titel der in den zum deutschen Bnchlmn4Jbei;ver- 
ein gehörigen Buchhandlungen herausgekommenen V^rlagsartil^el, so- 
weit diese Werke nämlich nach Leipzig eingesandt worden sind, schliesst 
aber Alles a^s , was nicht Verlag oder Gommissionsar^ikf^l dieses Buch- 
bändlerkreises geworden oder nicht nach Leipzig gesendet ist. Es 
beachtet also zunächst ebenfalls nur das.Bedurfniss und rintereifse ■ der 
Buchhändler und giebt darum auch anhangsweise noch allerlei Nach- 
richten über die Veränderung des Verlagsrechtes einzelner Bucher, 
über herabgesetzte Preise u. dergl. Wichtig aber wird dieses Ver- 
zeichniss, aus weichem wöchentliche Berichte schon Torher in dem 
Leipziger Börsenblatt für den deutschen BucAAoniiel .erscheinen » durch 
N. Jabrb. f. Phil.u, Paed. od. KHt, BihL Bd. XIX. Hft, 4. JQ 



406 BibUograpbiMho Beiidita umä MkoOkm. 



die Zuverlässigkeit nnd GettatiiglteiC , mit welcher Hr.' 'Th. «ir die 

Badier anfsahlt, Ton derea ivirklichett Erecfaeiaea er tidl dsrehilB* 

topiie uberaeag;C, die Titel genau und volbtändig absdblNiikt» Vct iag» . 

ort, Bnchhandlong, Bogenzahl, Format und Pr^ hfannifa|;ty bei 

einzelnen Bänden und Heften auf dai frdhere lurnekinltt odor'tfai 

davon Beachtenswerthe kurz wiederholt, bei SäfataieUtlitilkeii wtA 

bisweilen den Specialinhalt etw&hnC; Den Gebrmieälr fifr dWiOelebr" 

ten sucht er noch überdietg, udd zwar dadurdi henMiMltUwen , ■ ÜMi 

er Speciairegister TerauMchiekt^ in weichem die "SchlAtiMi 'uAdl üirMi 

wiftentchaftlichen Hauptfächern alphabetisch tnwitt ukd t g t w r& a nt 'dätf-. 

Es Uegt am Tttge , dass man ^ei diesem VerfUhreu fir dat wiss^ftii- 

vehaftUche Bedurfniss noch gar Manches Termiiirft{*'iknd BamentBcii 

überLecal- und (Jelogenheitssehriften' wenig odei* Niebfe eifilirt; «o 

wie in den Sp^cialregistelv mancher - Titel am Mlsehen FlktS9«leht 

oder, wenn das Bnch unter Tenehiedeoe Rubriken g«lifirt, nüclit 

überall anfgeziählt ist. Indets sind diese Mängel toeliteätheils in der 

angenommenen Haupttendenz des Buches begründet t Bad.welsa ana 

▼on denselben zu abstrahiren, so bietet es auch für den GelehrCen «e 

viele Vbrtheiie, dass es die am weitesten und am neisten TerbreHMto 

Bibliographie Deutschlands geworden ist, welche ameeidem dardi itarMl 

höchst billigen Preis vor allen ähnlieheii UntemehuaogeB'ddi emp^hltk 

Tön undern bibliographischen Verzeiehniüoe sna llabeD rieh im 

der neusten Zeit besonders zwei hervorgethan,' imd -MtAnnätämmf eil* 

gemeinem Beachtung werth zu -sein. Das -eine ^ist die jiUgtmeimt 

Bibliographie für Deutschland^ welche in woehentliehen Numuem seit 

1836 in Leipzig bei Brockhans [gr. 8.] erscheint, und gegeowivtig 

gewöhnlich zugleich mit Gersdorfs Repertorinm der gesammten deui* 

sehen Literatur ansgegeben wird. Sie ist die Fortsetzung^ der früher In 

Verlag des Industrie -Comptoirs heraufkommenden .allgemeinem BfMo- 

graphicj und bringt ebenfalls das vollständige VteselehniM ttllsr fer- 

tiggewordeneh Verlagsartikel des deutschen BnchhlndlervereiBi init 

genauer und vollständiger Angabe des Titels, Verlagsorti, Verlegen, 

der Seitenzahlen und des Preises , sowie mit Hinzufuguag von «Herlet 

andern Notizen und Verweisungen auf frühere Artikel. In einem heaee<» 

dem Anhange werden Preis - und Verlagsveränderungen angegeben «nd 

auch die künftig erscheinenden Bucher namhaft gemacht. Demaeeh . 

vereinigt sie in rieh alle Vorzüge des Messkatalogs und des Thna'sdie« 

Verzeichnisses; so wie vor kurzem dazu auch noch wisfenaehaniicfad 

Specialregister, ausgegeben worden sind. Dabei hat sie andi den groe- 

flen Vorzng,' dass ihr Herausgeber, E. Avenarins, sugteldi die neaea 

Erscheinungen des Auslandes anhangsweise verzrichnet, und bese&den 

die französische, englische, niederländische und schwedisdie LItenrtikr 

in lobenswerther, ausserdem die italienische nnd andern in ndgHdMrtor 

Vollständigkeit aufzählt. Die nicht in den Buchhandel komneaden 

Schriften fehlen natürlich auch hier hisgesammt. Da d» db Ba- 

chertitel nur in alphabetischer Ordnung aufzählt und In Jeder Wocihea- 

nnmmer wieder vom d anfängt, te iit die wiueaaehtfOiclw IMborriah t 



BibCograpblicke Berichle nnd .fiOtf eeQlai* MV 

sUerdingt Schwierig , weil die Register erst am Jahreaschlast et* 
scfaeinen ; übrigens aber macbt sie mit den gesammten neasten £v 
tdieiniiiigiili des Baohbaodels ' am scboellsten und am Vollitä»* 
digelen bekannt. Die Berichte über die sAtläadische Literatur wert 
den auch tn dem Leipziger B&r$€nbltat abgedrnelct. Ibr jäbrlidiev 
Preis ist 2 Rtbir. 16 Gr. Bei weitem über sieb Üich^sr ist die £i62»o-* 
graphie nath Fäehem getrdnet, welche J. C* T heile smt 1836 'ia 
Leipzig bei Polet [gr^ 8.] ^heraasgfiebt« Sie «mfasst die ganae üMa 
Literatur, d« h. die Verlagsartikel des deutschen Buchbändlecvto^ini^ 
in 15 Terschiedenen Abtheilungen : Theologie (wissenschaftliche Theo- 
logie, Predigten und Andachtsbücher), Jurisprudenz (Rechtswissen- 
flchaft, Staats- und Cameralwissenschaften) , Medicin (Medicini Chi- 
rurgioi Geburtshülfe, Pharmacie und duhingehorige Cbemie und Bo- 
tanik)', Pädagogik (iiiM'£inscbIu8s der Jugendschriften und Schulbu- 
cher), Philologie, Crescbictite, 'Geographie und deren HulfsWisseä^ 
scbäfteh^ i^ätnrwissenscb'auen^ (Schöne Wissenschaften, Philosophie 
und' Literaturwissenschaft,' Ilaus- und Landwirthschaft, Techno- 
logie lind Gewerbskunde, Architektur, Kriegswissenschaften, Forst- 
und Jagd Wissenschaften sammt Bergbau und Hüttenwesen, HandeU- 
wissenscbahen. Jede einzelne Abtheilung erscheint in zwanglösen 
Pfumpdern von je 4 Octavseiten , so oft ein solcher Viertelbogen toÜ 
isf; und über die ersten 10 Abtheilungen werden aniiEnde des Jahr^« 
besondere Register gratis nachgeliefert. Der Preis des ganzen Jabi^7 
gangs ist 1 Rthlr. , und überdiess kann man jede einzelne Abtheilung 
für resp. 6, 4, 3 und 2 Gr. einzeln kaufen. Sie ist an die Stelle 
des ehemaligen Leich*8chen Ferzeiehniaaes getreten , und erstrebt in ih- 
ren Angaben dieselbe Vollständigkeit und Genauigkeit, welche in de» 
Thun'schen Verzeichniss nich findet, nnr dass sie statt der Bogemahl 
die Seitenzahl angiebt und die ausländische (ausser Deutschland er- 
echelnende) Literatur, sowie die Verlags- und Preisveränderungen 
weglässt. Die wissenschaftliche Anordnung nach Fächern ist freiliph 
noch nicht "Streng genug und besonders darin mangelhaft, dass Schrif-. 
ten , welche Terschiedenen Fächern angehören , immer nur unter dem 
einen aufgezählt sind. Auch dürfte die Vertbeilung dieselr Fächer et^ 
was anders werden müssen , indem gegenwärtig nanaentlich die mi^the-, 
matischen Schriften in einer sonderbaren Zerspaltung erscheinen und 
Archäologie und Kunstliteratur nicht zureichend beachtet sind. Den- 
noch ist dieses Verzeichniss für den Gebrauch des Gelehrten das geeig^ 
netste und eropfeblenswertbeste , und Wenn der Herausgeber die gjan^ 
rügten Mängel noch etwas mehr beseitigen, bei Sammelschriften den 
£inzelinhalt angeben, und nächstdem das Wichtigste der ausläadisehe*' 
Literatur und die nicht in den Bnehhandel kommenden Universitfits- 
und Schulprogramme mit' aufnehmen will ; so wird er alle billigen 
TVünsche erfüllt und eine zureichende Bil^ltegraphle für gelehrte Zweeka 
geschaflTen haben. Die Kenntniaspabme der Programme ist ja bei den 
gegenwärtig ziemlich allgemeiaen Programmentausch nieht eben schwer 
zn erreichen (ei reicht lo ilemiidi ani, lieh desshalb mit efawr Unirer- 



MB Bibliogniphiicbe Beridite «dl MiMelte. 

flitaU- and ein oder xwei GymMsialbibliothcken in Verbinduag.mh aefc« 
seo), und Ton der aatUndwchen. Literatar will man ja am Ende aic^fn 
weiter kennen lernen, alf was von hüherem WinenflcbaftlicIieA.WerClio 
i§U Aach sind für die letetere durch dU yenekhnbse Toa Avmmrima 
und durch die Mütheilangen in Buehnen Utermriteher ZeUrnng iiinrui-* 
chende Quellen geboten. Die lelstgenaante.Zeitichrift kann nhrigent 
■ach tSk eine Bibliographie Hielten, nur eretrebt tie^ weder in der Auf- 
■ihlaag der Wcdrke noch, in de* Angab« der Titel aiae inreicheudo 
VolbOiidigkeit. [Juho.} 






Rüge ui)d Berichtigung*). Die Relation in Kr. 74 f. 
der (Halleschen) Allgemeinen Literaturieitung über meineu Anfeats 
in Dr. Gleiche Eremiten rom J. 1886.' und über den Aufsati des Dr. J. 
Müttell in Büchnert literar. Zeitung, ist Nicht«, als paraphrasirendet Pla- 
giat der Relation des Brn. Conr. M. Jahn fn Leipiig, .welche im 4. it, 
d4ȧ. Jahrg. der Jahrbh. (1836) S. 457 -r 466. eteht Wu dort Hrl 
M, Jahn^ans jenen Aufftätsen nicht aufführt, weiss auch jener ftefe- 
rent niäit aufauführen, hat aber die Kürie des Ausdruckes oft miM- 
verstanden, und erlaubt sich dabei ein Paar gani unbegründete ond 
Terdrehende Anführnngen , settt abe'r dann ein RecentenCragaelcheii 
hinterher, oder macht auf wichtigthnende Art eine triyiale Bemerlruoi^. 
Den Druckfehler der Jahrbb. Nr. 35 /. des .fiirenutea schreibt er aber 
•o^ wie. ganze Wendungen der Relation in den Jahrbb., getreulich 

*) Wir tlieilen die obeostehende ^üge* dfs Herrn Prof. üfüTler in 
unseren Jahrbüchern dämm berehwilHg mit, wefl wir, wenn auch ohne 
unser -Venchiilden, doch durch unsenk Bericht über den Lerinsenche« 
Schulstreit die Veranlassung au einem falschen UrtMl über Müllen Anfsata 
geworden sind. Allerdings hätten wir nämlich über jenen Aufsata eigentlich, 
fierfchten aollen , das« denelbo zunächst gegen einien Correspondenamtikel 
der Leipziger politischen Zeitung gerichtet war, und den lidienswerthen 
Zweck hatte , der Furcht dee grocsen Publikums , welche durdi Bespre- 
dinag der Lorinserschen Anklage in politischen und allgeroeinTerhreiteten 
Blättern erregt werden konnte, entgegenzutreten. Vernünftiger Weise hotte 
sich darum auch Hr. M. dort nicht auf eine speciclle Di<cussion der Sache 
eingela8«en, sondern der Anklage nur seine Erfahrungen entgegengestellt, 
eben weil or dys grosse Publikum nur beruhigen, die weitere Bespre- 
chung aber in gelehrten Zeitschriftca angestellt wissen wollte. Da wir 
nnn aber unteren Bericht vermöge der Stellnag der Jahrbucher nicht 
für das grosne Publikum, sondern inr Schulmänner nnd Pädagogen schrie- 
ben , so glaubten wir jene specielle Richtung des Aufsatzes unerwähnt las- 
sen zu dürfen, und hoben aus demselben, wie aus andern dort bespto- 
ebenen Schriften, nur dasjenige ans» was das eigentliche Wesen des Sten- 
tes anging. Wir wollten nämlich nicht sowohl eine Kritik der ehizelnea 
Schriften und Aufsätze als literarischer Produkte« sondern eine übersieht- 
hebe Zusammenstelinng der Hauptpunkte des ganzen Streites geben. 
piess hst nun der HalDsehe Recensent gänzlich verkannt, und, weil er 
d^neoh auf unseren Iterkhl ^eWe^v^lMr den betheiligten Anfpata rfn 
Uribeil al^ugeben , das ducchana uu^tt«dai ^wix^. \l% ^sSbrima «Ssi ^aar 
aadere Zeltaeknit/ea imacre JahthüaiM ^M^«st i3ia ^^uaay^^iawt^MaMiW 



BiUiegMil^hltelie^ :Bmiditfr iumL. Jüi^nlttn: M9 

nach. Mein Aafsats steht Sn.Nr.^7 f; Aber'^s'war dem Halliefchen 
Ref. fatal ^ dass die Auftihrift meines . Auf sätkes tn jäen Jabrbüthtm 
nicht angeführt steht.. Da fabrieirt er, mir Nichts Die Nichts, «in ed- 
ler Dreistigkeit , anstatt der Aufschrift ^^Berichtigung und Rüge **• ei- 
nen förmlichen Titiel, dessen unlegisehen. Aiüdrnck ich mie' nicht auf- 
bürden lassen darf. Der untergeschobene Ist folgender: ^^Widerlegung 
des'.' schädlichen Einflusses (sie) der \ GyimnasiaUnldwfg ^ mf die'Edrpen- 
entwickdung untlsr Bezug (hübscher- Ausdrqok)i tn^ ILorinsers Schrift: 
Zum Schutze u, s. w. , vom Redtor und Professor Jdüüefi itt- Ibrgc^'etei 
Die weitere Nachweisung des Plagiats', i welches jefler«ll»f;(9i6h"«rfiin9)te^ 
uuj den Schein zu haben, alb hatte eif dl^ beiden erwäbatMi*' Avfs&tae . 
selbst wirklich gelesen^ wird in dem Er^miteta /deis .Hm.'Dr. Gleich 
erfolgen. : : •: ■ .• ; ■:,•».•.-;■• 

Einer fiertcAtigtia^ bedarf ih dem „Staitstistlieit HandlK' dw de^A" 
sehen Gymnasien, herausgkgebeh isom ^Prof, ,Dn] Brmmsund 'Dk^-'Tkeo- 
bald . .. . : für dm» J. 1837 , Cassel 1826 , >der ^^rtikel über das);Gym- 
nasium zu Törgau p. 142 - — 144. Bei dem Namen Professor O. W; 
Müller ist der Zusatz: Ritter des rothen Adlerordens ^ falsdi. -..Imdät 
tabellarischen 'Lehrstundenübersicht -findet sich das: Versehen, «dass im 
Deutschen, für C\. I. 6 Lehrstunden^ für 'Secntoda' &, fir Tertia 4, 
für Quarta gar keine, angesetzt sind ,' daigegen l)et Quarta 5 Lehntnii^ 
den im Hebk&ischen stehen. CI. 1 hat im Torgmier -Gjainasinm Mos 
2 Stunden im Deutschen (für Geschichte der deutschen NationaUiterttiuir 
und für Declamation) , eben so hat jede folgende Abtheilung zwei Lehi^ 
stunden in diesem Zweige, Unterquarta drei, wenn die orthographi-k 
sehe Stunde dazu gerechnet wird. Seit Johann! 1836 haben diejeni- 
gen Schüler, Welche das Griechische nicht mit lernen, noch zwei Ij^ 
ctionea wöchentlich im Deutschen mehr. Für allgemeine Geschldita 
sind in Prima blos 3 Lehrstunden , nicht 4. Primaner und -Secmida^ 
ner haben in der Regel den Zeichenunterricht nicht mehr. Ohne di»« 
sen und 1 Stunde Singunterricht hat also Ci. 1 wöchentlich. 82 Lehr- 
stunden , nicht 37. Aehnlich ist es in den andern Classen. DA mein 
Programm von Ostern' 1836- als Quelle der Darstellung geaanntwird, 



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lungen über das Schulwesen benutzen; so wollen wir diesen das gego^firan 
tige Beispiel zugleich als Warnungsdenkmal angeführt nnd ihnen gera- 
then haben , entweder das Entnehmen aus unserem Vorrathe ehrlich zu 
gestehen , oder doch wenigstens etwas sorg^tiger und behutsamer im Aus- 
ziehen zu sein , dass sie die Sache nicht so oft Terdreheifc Das Beütitzea 
unserer Relationen über Schulerei^isse und SchulprograunmO' wollen' wir 
ihnen gern gestatten; aber uur sollten sie sicjb^ enÄ^ülfn^, unsere suljeeti- 
Yen Urtheile mit abzuschreiben , weil dieselben ,an^ einem dritten Orte 
natürlich eine ganz andere Geltung erhalten, als in, dön Jahrbüchern sdb^ 
und bei der Verschweigunjg der Quelle das Geprl^ annehmen*, bls'nÄfe 
auch ein Anderer zu demselben UrtheU sich Teranhnstgdfi&ilti't^'WC- 
halt der Ausspruch, der ja wohl falsch sf in kann, .^ineipbjm^ve Geitapg^ 
welche das Publikum tauscht., zumal w.ean^pr, wie g^vohnliphj phne daa 
Hinzufügen der yon uns imMcffebiBiien' Groa^e al^gdchnebeii wird. , 

••„ . «? . P.O.... ri ,«^ ri- •■ ;■. .:■:■■.■■ " ' Jß^üfm,]" 



ili BiUiognpUidie BnlAte «Bi 

fo Uell leb nciuieneiti diefe BericIiCigmg ffir aitUg, wttloiie die H» 
i«B Beramgeber frenndlicb anfndiMtii wollen« 

TorgaQ. ' Vw9L O. JF. MülUr ^ B. 

Seit den Oolob« 188i, wo Hr. Ds. Bm teioe fiitUe ab lite 
grieddsdier Antiqmr iliedMlogte, werden in Athen die Aiügvnboagna 
▼OB Hrn. PitteUf gvleitot ^ Dieter iMt In der jüngsten Zeit Mf de« 
ttdrdlidien Flngel der Pitopylietf die Findtotbdc und die rar dMOet 
Wfndlidia Slon reinigen Imsen. |n 4er FinnicoChek entdoekto wmok 
na Mdeo 6eitenderT*arMei Fenäter^ welche noch Om nUoa, büI 
mthen, Manen md grfinen Firben anegeflnhrten Gemnldo erknltea h»* 
hon. Die Pinakothdfc beiteht Hat ^länsondweifi em penielifdien Mar 
nor y der mit einem tchmalen Geiimte Ton elensiniichem ^tciummoni) 
Muraior eingeÜMtt ietii Der Foetboden (ebenfnili Toa fenioliedram 
SInrmor) iflit in der Finiikothek rerfchwnnden; hat lieh aber in^or 
8loa and in den Fropjlien aad ihrea Stnfen erbaken. Eben so iel 
die 4prtaere Tbäre del Singange« (die mittlere), darch weiche von 
deai Fanalheniam dte heil. Wagen ging, -fnet aoeh gana aarertetat 
vorlanidea. Einige Spnren an ilur neigen aoeh, dafi tie, gleieh daa 
8eitentlifirea , aiit Fhitten echinuDerndea Enee bedeckt geweeea ift. 
Da aber dietei Era in den 0eitM der RAaer abgerifiea wordm war, 
•o hatte Hadrian die eotbidstton Theiie der There mit swei nodb nhri- 
9ea Plattea pentelieehed Barmon belegen tat^a, welebe ipdter Toa 
dea Clvietea, alt tie'dMgegien Morgen gelagaae Halle der FropyUea 
läelaaKivche¥erwandeUen,init iwei (noch erhnltenen) HeiligenblMora 
ilt wnrdeä. Die Spuren derchristHehen Kirche tind nodi an dea a#ei 
Itialtti der Stea dacia in erkennen, datt dcirea Getimt Relieft voa 
gathbeher Skalptnr trägt -^ In den akea*Qribarta aa Bneo in Aya- 
Ikühnt mdn teit September 18M eine Menge raa Allerthamt-Oegeattäa- 
doa^ befanden von bemalten Geffttten gefnnden, welche tidi dnrch Beich- 
thAm- der Coatpotition und dnrch lelteno Vamlellnngen antseichBea, 
aad eben so wichtf g sä werden Ter^preobea , alt die Aatgrabaagna 
la Etranea. Von den Aaffladnngen .treten' ala beeandere wiehtig har» 
▼or; 1) eine 8 Palmen und 2 Unien hohe Vate mit Henkeln von ge- 
wundenen Schlangen , auf welcher ein Amatonenkampf in reicher 
Grappirung Ton Figoren atign^fibnlicher Grfltte and dbU seh/^ner Mn- 
leirel dargestellt Itt Die ^fhippe des Achillot und der Penthetilea 
treten, alt Mittelpnnl^t henror« Auf dem Halse der Vate ist noch die 
Bocfa'aeit det P^loat aad der Thetis abgebildet 2) Eine Hjdria, Toa 
feiner Erde aad tchoner AVbeit mit dem Urtheil det Parit. Den ela- 
«einen Ffgvren , weldie' darauf Torkommen ; tlnd tfle Nnmen beige« 
•ctirieben. Oben titit Z'i^^t mit LorbCerlcrana um dat Haupt, in der 
tbofhtan ein Scept^r , > dqr Linken ehien Pahaenaweig haltend. Wei« 
ter tmten'ibiit bmbI .oine Feta aat dem Namen Klymeaa; Tor ihr ata- 
haa Bcfre Md' AthWM. Parti i^AUsmO/tr genannt) tltst mit Sttb wad 
Apfel lii.-dekf*MlttiB, and cilh Amor fl&tttfrt ihm Schmelchelwoita aa. 
'^"^SWP*^ d[tät AphroÜite, nehea weldiar ehi Abmt atalii» dar 



:T ^ d • f & 1 1 e. 491 

den Pari« anreden will* Ueber d^r Xfhn^^iU ÜM eine kränatwin- 
dende Fraaen^r, und über ihre ^cballienL neigt sieb «ne Entjchio, 
Auf dem HalsC der Vase ist Erb abgeUldeli und reebter H^nd steigt 
dan Sennengespann des Hello« au« den 91 eere« wogen enpor. 3) Ein 
bropsener BrusUiahiiscb-, danea rertcbiedena Gliedeifemgen «o genau 
dem «natoniischen Bau de« Körpers genwa gebildet «ind,. das« die 
Schmiegungen und Ausbildungen des Sclrfäflselbein« , die wahren und 
fal«i:hen Bibben » die SebnltevbläUer lusd WirbeMule » die Erböhnng 
der Brustwarzen etc. sorgfältig beachtet erscheinen. — Die anf etrnri* 
sebeM Grund und Boden anfgefnodenen Aitetlwmer, welche die päpst- 
liehe Begiemng erworben hat , sind m einer beeonderen $Bnmi|nng 
vereinigt worden, welche in ^en lettten Tagen des Febrnar nnter den 
Namen Slnseo Gregeriand geöffnet worden ist. Alle Kosten des An- 
kaufs nnd der Einriehlnng hat der Papst Gregor XVJ. ans seiner Pri- 
vatschatulle bestritten und gegen 10000t flkndi darauf f erwendet. 



Todesfälle. 



Den 2. Januar starb in Bologna der Pvolesfor an der dasigen 
UnW^ersUjit Dr. X B. GrOU-Rossu 

• Den 2. Jairaav an Dressen in Prenssen der Prediger nnd kön. 
Professor D» h,. vou.Siedmogrodzki im Ofiu Lebensjahr«. 

Den 8. Januar in Carlsmhe Friedrieh Jaquot , Lehrer der fron- 
«o«isch«n Sprachfl. na der Kriegeschole , im besten JIIanne«alter. 

Den 0. Januar in Timiburgei bei Jena der emeritirte Pfarcer.lf. 
Abb! CkriHitm OoMZob'jdmired, früher Lehrer am Philanthropin ra Des- 
sau, dann Pastev, in Tautenburg und.' Grossheringen , geb. in Leip- 
zig am 7. Not. 1706. 

Den IS. Jannnr in Bestock det urdentUehe Professor der Cteogni. 
phie nnd Geschichte , gsossherzogl. Hofrath Da» Gerh^ Pkä, Hmnr» 
Norrmann^ seit 1788 an der Universität als Professor angestellt und 
als Geograph und Statistiker bekannt» geb. in Bhmibnrg am 24. Febr. 
1753, wo er auch seine gelehrte Lanfbahn als Subconreetor an Jo« 
hannenm begann. . 

^ Den 23. Januar, lu WaUbeim.der Superintendent. Dr. theol. /oft. 
jiuff. Leber, Hoffmatm^ al« homiletischer un^ pädagogischer Schrift- 
steller bekannt , geb. in Dresden 1788. 

Den 20. Jfiniuif i% Paffi^ der Coi|s«mtQwe der MaaaMnuMAea 
Bibliothek und ehemaliger Professor an der Universität J. J* Amar^ 
als Herausgeber des VIrgil , Ovid und anderer lat nnd frans. Schrift« 
steiler und als Verf.ainea Geors «omp lel dn-ffh^ri^ue (182B) bekannt 
geh. in Pari« 1765. .. ■ . . j :: ..- 

Den L Februar in Paria der. fmiuiisaho Geuar^leouiulin.Aegyp-' 
tea Jtw FroMHi. Mirnrnrnt^ behaut dmnli «iau QifetaiM d^SurdaigM 
indoN Sdnillen^.iO'Jahvalft. f. m. ^- 



^^ Seliml- and ünifertit&tiBaelirielitOBy 

» 

Des 8. Febniar in Berlfn der OberlandfontneUter und ProfmofT 
liononriat bei der UniTerfilftt Dr, €7e^^ Ludwig HarUg^ g^eboren sa 
Gladenbadi bei Marburg am !S.'^pt» 1764. 

I>en 12. Februar in Parle der beirannte Scbrifteteller Ludwig 
Börne 9 geboren in Franlcfärt an Main 1784. Sein braeliiiteher Pami» 
lieaname war Baruch » dea er aber Änderte , . aia er 1817 tnr cbiiatlicli-^ 
oTangelitcben Kirche nbertral. 

Den 18. Februar an Erlangen der ordentHäie Frofeteor der 
Becfate Dr. ^Zedrander Long. 

Den 21. Februar in Bretlan dar LMot der Italienlidien SpraeÜn 
an der UniTerdtäft und Lehrer an der Wilhelmiwchnle JKiorl GotUtek Tfile* 
aunm, geb. lu Liebenau am 18. Deeembq^ 1787. 

Den 6. M&n in MQadien der Icdn. baier. wirkliche Räth und 
Profesior honor. an der UniTertitat Dr. Job. Jüui Siegmmd Kitfhabtry 
geb. in Nürnberg am 24, April 1762. • 

Den 19. Man in Berlin der Professor am Cadetteninstitnt Otto 

.... •• 

ChHiiian Friedrich Kvhfdkl^ geboren lu Stolpe am 10. August 1768 
und seit 1791 als GouTerneori dann ?on 1801 'an als Pfffessor am Cn- 
detteniostitnt angestellt. • 

Den 24. Man in Göttingen der Professor and Unterbibliothekar 
Cftrisltoa Bimsen , 66 Jahr alt 

Den 81. Mars io Genua der March. Gtroknno Serra, VIceprieidaBt 
der kön. Deputation aar Erforschung Taterl&adtscher Gescbichto, be- 
sonders durch seine Geschichte ?on Genna bekannt, im 76. Le- 
benijahre. 

^ Dea 13. April in Mailand der vormaUge Professor an der UniTer- 
sit&t an Pavia Dr. Bmem^ ein bernhniter Ant, :der sich durch das neu- 
begrfindeto' System des ContrastioMilus eine eigene Bahn bnch, nnd 
in Deutschland besonders darcfa seine Uebendtinngen Schilielwcher 
Gedichte bekannt ist. 

Den 19. April in Berlin der- kön. prenesj Staats • und Oabineta- 
minister Friedr. Jean Pierre Antillen ^ geb. «m 30. April 1766, früher 
Lehrer der Militairacadewie , Prediger der Werdetodien ' Kirehe , and 
Enieher des Kronprinaen, 4ia: als Staatsmann, PhSloseph und Pobli- 
eist ausgeseichneter Mann. 

Den 6. Mai in Kiel der Senior der Universität ^ Ktrdiennth und 
ordentl. Professor der Thcelpgie Dr. fci^ermonn im 88. Lebamsjahre. 



.... , 

Schill -«imdlJidversitätsiia^hrichteii,' Beförderungen und 

Etdrenbezeigungen'. 

.... fiinnv. In Folge Beschlusses* des groesfaenogl. Oberstedienrälhs 

wurde der Candidat der eTangelisch-protestantitchen Theologie Adern 

Leber aus Durhich, der Candidat der katholischen Theologie Theedor 

Lemder aus PfnUendorf ,'« und der ksAkeViMXi« \%ca» Ecmiuwd i;iiittbte 

äOM Laudenbach, nach ordaanymna«^ VestoBsAwa«! ^V>itfMtoa% 



BefördeTitngen und Ehreabei«igmn'gW 41S 

• 

die Zahl der philologischen' Lehramtscandidaten des- Gi^eshenogthrnns 
aufgenommen. S. NJbb. Will , 230. [W.] 

"'Barmen. In dem- jüngsten Programm der dangen höheren Bür- 
gerschule hat der Lehrer Schifffin eine Abhandlung über die Casma 
und Zeitwörter in ihrem Verhalthiss ssu einander herausgegeben. Die 
Schule besteht aus 4 GlasBen und einer Vorbereikungsclasse und zählte 
inf vorigen Schuljahrci 144 Schnief, von denen 5 Primaner die- Ent- 
lassungsprufung bestanden.' Das Lehrerpersonale bilden der Director 
Ketzer und die Lehrer J^wtcA, Seh^ffW\ Köster, Kdbisch^ Riepe und 
Wentphal, Der Lehrplan ist folgender $>" r 

ui I. M. III. iv: 



Schreiben 2, 2, 


8. 


' 3 vScbenUiche Standen. 


Zeichnen 2/ 2, 


8, 


2- ■ ■ 


Deutsch IT,' 8, 


«. 


6 


Französisch 4, 4, 


5, 


5'' ••■ ••■ ■ ■ ■ 


Englisch 4, 3, 


«. 


• • a • 


Geschichte 2,' 2, 


2, 


1 


Geographie .2^ 2,' 


2, 


2 • ■ ■ ■' 


Geometrie 2, 2, 


"~> 


■ 1 


Algebra 2, 2, 


*T~j 


_« 


Rechnen 2,' 2, 


8, 


8 


Kopfrechnen 1, 


1, 


U . ■. 1 -1 . , 

1 

■ , - 1 


Naturgeschichte — , — r. 


2, 


2 



' ?-,••.? 



Physik 2, — , — 

■ Chemie ' ■ ' 2,--'''— ,• — 

Religion 2, 8» 3 

In besondem Standen li^iid auch noch lateinisdier UnteinoliieflVr 
Iheilty sobald sich' Theilnehmer daran ^nden. »i ; 

Brande ifBüRo. An- der' Bitterakademie sind die SchulamteciMidi-* 

,daten Karl Heinr, Ratz] Karl Stareke und Joh» BorlscJb ahl A^nUeten 

angestellt worden, vgl. NJbb. XVII, 447. .^ . 

Gablsbuhe. Dem Gouverneur Ihrer Hoheiten der grotshenogi« 
Prinzen, Geheimerath /ttncjfe, ist iron Sr.- königl. Hoheit dem Groe»- 
herzog das Goramandeurkreuz des Zähilnger Löwenordena gnädigst 
verliehen worden. S. NJbb. XVI, 128. -^ Der Lehrer JTstferan dev 
hiesigen polytechnischen Schule, Assistent des Prof. Dr. Bader für d«« 
Unterricht über Wasser- und * Strassenbau , hat den Ctttoüli^r eintn 
Professors erhalten. ■'.'*.., [W.] 

FRETBUBoim Breisgau. Das VerzeichniM der Vorlesungen für 
das Sommerhalbjahr 1837, welches den 24. A'psril nnfehibor» bcfginnett 
soll (Freyb. Gebrüder Groos. 16 S. kl. 4.), glebt. Namen, .Staiig nnA 
Titel 5ron 39 'Lehrern mit ihren Unterriditsgegenständen, .ohne 7XelH 
rer der schönen Künste und Esercitien-initzurechnett. In der t&6o)*4 
^schen FacuUät haben 4 erdentfiche . MefT. (Hug , Werk , .StOUdeH-i 
jna^er^ Vogel), l ausserordentlicher ^^ifti^er)- und 1 Snpplent (Dr« 
Maiir) in Verbindung mit dem Prefeaaor ITeCMr siik»'derplMloMiphin 



iT4 8c]i«l-«ad UpiferiUättmacliricIi^teB, 

•dM FmoUU 12 Vorietaagoi oiid 1 Practieom IbrnkgiMiiai lohalta» 
■•M S V«riesaBgen, ▼•■ denen swet aocb wiMler nnter dUrPhilalttgia 
wmI Allerthninskiinde avlgefährtiiiidl, und 1 PrivatiiiMmm •rirnti|iich* 
pmolngitrhtn InbaltotinüSwöchentiidieBLelinftDadeBVignliüidigt; !■ 
ier Jurmtm^F^ewUH haben Hch 6 ocdeadicfa« Pioff. (DMiOirngtr, Wmm^ 
hMg, Amawm^ JWta^ BomtUUI, Bm$») nnd 1 Pritatdocnnt (Dr. Mniifar)» 
11 Vorleiangnn, S Practica, 1 Ezaminatorism and DifpotatoriaHi awtnar 
aabeftiBmten PriTatbfiaw in 92 wöchentlichea Untor rif h fa rtaada a a rh »« 
tea ; ia der nu iicu ä t ehm FmoüUU siad Ton 7 erdeatUobea Pkafeeeagan 
(Beefc, BaumgärtneTf fVom&era, Buiihegger, £«vJkartp . yffc p Jr a r » 
ü^erfrerj, 1 aofferordentlichea (^|icimer) nnd;S PriratdacaateB 
(Dr. ITedker, Dr. von fVänker and Dr. FrttfdkO ia V^rliiadaaf mit 
dem Profeff or Perleb ans der philosophischen Facnltit aber 4aa gro ee 
tea Theil des Gebietes der Medicin 27 Varlesangea, 4 Kuctica, 8 
Conversatorien nnd Repetitorien und 2 Privatoima ia 180 wSdieBt- 
lichen Lehrstnnden (ausser den nnbestimmten) angegeben; Im der plkin 
iotophuehen FacuUät endlich erboten sieh 8 ordentliche (IFtMJ^ereryllnc- 
fter, Perlehf Schreiber [froher in der theologischen Faqdt&t] , l#^efaer, 
OeiUnger^ Baumgtark^ Feuerbach) ^ 2 ausserordentliche Proff« (geeii 
gretn, Weich), 2 Privatdocenten (Dr. üelle^ nnd Dr. ITeerOnadS 
Lectoren, {Singer^ Schaal^ von Katow) in Verbindung ndft jtal lae^iciBi- 
sehen Professoren Fromherz und ^er6er la 42 Vorleenqgeay 1 Practi-' 
cum und unbestimniten Privatissinia, wovon 7 VorleaaBgea A«r der- 
lei Lehrobjecte unter 3 Docentea {Werber j BoUeb aad Sekretfcer) ia 
20 wöchentlichen Unterrichtsstunden aar Philosophie üb eagera Sinae 
geboren, 9 Vorlesungen über 7erlei Lehrgegenstftnde anter ;.( Do*- 
eenten COettinger, Wucherer, Ptrleb, Eüengr^nund JVawpj^u»a)';ia 88 
wAcheatliehen Lehrstanden aar Hathematik npd NaAadkaade» 9. Voi^ 
lesnngen (ausser unbestiainiteB Priratissima) ober, eben ea vl^iarW 
Lehrobjecte anter 4 Docentea iDeuber^ Wäcl^ Schnik^i^ Wottf) ia 
29 wöchentlichen Standen aar Geschichte antf ihren HalAnrissaasdiafn 
ten., 17 Vorlesungen nnd ein Practicnin über lOerlei Lehrg^geaetftada^ 
anterSDeoenten (ITetjer, Feu^rbaeh^ Bmmäkarh^ Dmäfer^ Soktmhr, Sm- 
g«r, Schtud und von Katow) in 40 wo^hentlicbea Lahrstaiidea aar Fhi|a- 
logle aad Alterthumskande « d. h. oriaatalisefae Spcacben 9 yia^hiatj^a 
aad römische Literatur und Alter thuniskqade« neuere 9pracbaa vaA 
Literatur. Es sind also im Gansea für dieses SoasmeriiaUvite IM. 
Vorlesungen, 9 Practica, 2 Coaversatoriea and Dispatatoriea^ LJBmt 
minatoriam und Dispntatorinm nebst einer unbestjapmlea Sah! Sfkf 
▼atissima tob 25 ordeatlicbea, 4 aoMerordentUchea Profesaaven, 6 
Priratdocenteu, 1 Sapplentea nnd Lectoren, mitUa.vaa SO^Lahrana 
■"S^ffeben. — Im uächstTorheigehenden Winterpemestor J/i^ W9m 
die Gesammtsahl der Professoren nnd Privatlebrer 4A» d^i. (i.Xlwat 
logea, 7 Juristen, 11 Medioiner and 10 Lehrer der philoeapMea h ü L 
Facultät, oder 24 ordentliche, 2 ansserordeailifihe FrafaMoiail*' 9 
Priratdocenten , 3 Snppleatisto aad ebea so viola Leet<|rea. Dif «SaU 
der Uairerf itatalefaEer. Jbal aieli «Hlun ia aaderthalh^MiapÖeftMMHI 



Bef«rdler«]if«B «ad Elifeftb«i#tg»«gin« #lt 

5 vernekrt. S. STJbb. l^VI, 123. — PrereMw »nnhwMwVJü Gim* 
f en hal di« ordenUiobe PfofeMnr der Dof^matik und tt^gpitiigefcliiclit« 
erhalten , welche an der hiesigen Uaiveraität darch Bm$k0gig9n Beför* 
demog toiB Domcapitiüfir erledigt war, und wird eeiM amie StfUhl 
inU dem Anfange d<;s SenuDeneiiiesters aatreten. S. KJbh^Xl)^ UO.-^ 
Dm Protecterat 4er Universit&t far das Stadieiyallf vob Oflflm UN 
bis dahia 1838 ist dorcb Wahl top dem HofraCh «od I^«r» jac Jifmm 
aaf den Prof. Fromfterii aas de» medieinwchea Faealtliit mil growliw* 
segUcher Betftätigang übeigegaagea. S. liJbb. XV]|; M3w (W.) 

Hauuk* Ab dea Vorle«iMig^a anf der hiiitigen UiUTanitäft habta 
wabrendTdea Wiaterbalbjahrea 18}f «84 Stud&rende^ mtt EiaidüiMi 
▼on 18 niolU ImiaatricalirteD Chirorges, Thell geaemaMa, von deoea 
381 der tbeologi«eben (3h6 Inländer, 65 Auelander), 81 df r jmriaUiebea 
(68 Inländer, 13 Auländer), 127 der medicinieebea (ü Iniandar^.49 
Aasländer) und 75 (63 Inlinder and 12 Aaslaiider) der plillaeafliiedMa 
Facultat angehdreB^ Die grosse Aniaht der Medieiner erldirt sicb<dair«h 
die Vortrefflichkeit der Klinik dffs Prot J&afcen&erg«^ den», «ach ia 
Anerkennang seiner VerdSealte das Pradkal i^aes CMuiMadlaumkatiM 
•rtheilt wordentsL Unter dea acadeniscbmi SchHrtoa isl^daa :WeihMcbM^ 
Programm des ProL Dr. fW(ss4fte la erwalmen He ivfiim^Tficüf Juu 
Christi commetUatio pHterior^ |iartii»ito W (f onals . Gebaaerlie .23 8* 
ia 4.). In der philosophisdbea Facnliat erwarb sidUdie Dee^fa^ävda 
Hr. ^fitoo SocbaUf^ aas AtthlreB dareh Tertbeidigvng.dar SiArKt i dAsatrl. 
phihaophico'Ctitiäae Ltbßr L de seastit «friiiifae reM «I .Mail. CSinbiM 
gmdis (38 S. in 8») , die aber iit aiaem «o barbariaeben Jbateia abgah 
f^st ist» dass maa akht km viel behaaptel, wena aian Jude Mit d«r-i 
selbisB für fehJlerhaflt Und selbst dnreh di^ girobslen 6ebfdtiaR^^n|s(eUfc 
atnnt. Damit gesehialifir den philosej^hiseben .KenmkiiMea Jies' Var^ 
kein Abbruch , wohl «her ergiebt sieh die vellige Unfähigkeit deüül- 
ben in lateinischer Sprache sich- verstandlleh an aüebeai wäxaa vial- 
leieht auch dae Vaterland des Verf. Schuld hat... Dem Veraeich« 
niss der im Sommerhalbjahre so haltenden Vorlesungen hat. Ha* Prof* 
Meitr die commenL iertiß lie ^ndocidia qmm$ wUg9 ferlut miOimm eowirm 
AUibißdem (15 S. in 4.) vi^raasgesdiickt and daaiit riiaa Fortsetaaag der 
amfassendea Untere uchuagen über die UnaciUhait dfeser Rede gegebea« 
Ifäbrend die erste Abhandlung sich init der Beaatwortaag allgeaMiaeff 
Fragen beschäftigta und: auch die iweitOf bis jetat noch nicht er^ 
sohienene, Untersucbmigea aber Kanoa aad anderes der liÜeratar-Ge-» 
schichte der Attischen Redner betreffende entbaltato wund., fabrt. 4im 
Torliegende eemmetit. sa .der IragÜchen Rede «elbst aad eaebt a« aiB- 
weisen, dass And okides dieselbe -nkkt achrcdbenfkonnte, 1) weder far 
sich, 2) noch für einen andern # 3) noch alf Uebuagsrede. Ja Besag 
auf die erste Behauptung wird erwiesaa , dase Aadofcidee AamogUeli 
zu gieicher Zeit mit Nikms und Alkibiadca aaas Ostrakismae bettimHBit 
sein, ja das3 derselbe Ter dem Hermokepiden->Prficesae nicht einmal 
Veranlassung dasa geben konnte. Diess giebt Cralegenhait aber Fa« 
milia mnd Zeitalter des Redners Uatersaahangea aDsaateileai die firai* 



4TI -«««ktfl**«!« UBiTeTtit&tfBaehricIiteii, •' 

lieb iroii den lilihtorigM Annahmen aliweichend» ' Retulttte geben, de- 
nen aber 4ie liöefaite Wahrf oheinlkhkeit nicht ' abintprechen Ik t • Nar 
die Wiederhentellabg der Stelle in den Vitae X oratt. ist-nn kähs 
mnd paliogfraphitch nfoht an bilKgen, se sehr ancb die Sache feibat 
wahr sein mag^ daM Andoic. Ol. 84^ £• geboren ftt. Uebeneugend ift 
amentlidi die Darehf&hmng de« BeWeiiet , das« die Rede Tieles ent» 
hält, was w^der Aadokides , noch fiberhanpt einer aeiner Zeltgenoa- 
flon fegen konnte, tielef aber nieht enthalt, was Andökidef-,' wenn er 
Verf. der Rede kit, sagen irnnfste. Der Beweif dee'^w^lten Satsea 
Ift kürzer aufg^efeHan-» def to reicher und tut grieoMsehe Literator-Ge« 
achlchte ergiebiger ift 4er dritte bel|andelt, der dein Vert Veranlauäng 
ward einen bisher tlemtieh Ternaehlässigten Gegenstand, fiber-die pilBrat 
mnd deren Alter ilnd Verfasser, sorgflttiger UntersDchnngan nntenrerfe« 
Bad* die Ergebnisse seiner Studien Aber' Gorgiaf der Leontiner, Alci- 
dattaf 8«sElte.(^^^^®' noch üJteofo helsst, da dechsdion Spaldiag ia 
Qttintil. ^IIL 1. S. 10 die Form fiUeflss als die eilixig richtige erwiesen 
hat), Thras;yinachoSy Antiphon, Lysias nnd andere,> welche Uebnngs- 
veden verflMb habeay mitaathellen. Die ha- Verläuif der UntcrsachiiBg 
krlliseh:%eliand«llen Stellen näher anaaaeigeii, scheiat um so weniger 
ndthig, je näher die'Anssibht gernakt ist, diese Uatersaehnngen, völ- 
lig *abg«SGhlodsen y In einem besondern Buche dnroh den Oochhandel 
verbreitet ab sehen. — Der Tom Director H. J. NUmejfer herausge- 
gebene Berloht 4ber das konigl. Pädagogium enthält U^btnetsung^^ 
. wd BflMnmgB'Prohen von Dr. Morii» Schert (72 S. in 4.). Da schon 
der Titel eine Sammlung tou allerlei Fruchten , wie sie die gelehr- 
ten Stwdien' cinef Sehnlmanns aunäehst für sein Anst tragen, Torspricht, 
aö ist' eine An^be des aiemlich gemischten Inhalts um se nöthlger. 
Zarerst gfebt der Verf. Uebersetaungea ans dem Deutschen sowohl in 
gehnndeher-älS'9n ungebundener Rede, unter denen die ersteren Ten 
der grossen Fertigkeit des Uebersetaers rnhmliches Zengniss ablegen, 
letatere Jedoch, namentlich das Stück aus Afimto, gewiss den Voraog 
▼erdieiMn ,- da "es ihm hier gelungen ist den deutschen Text in echt 
römischer Form wiederangeben. Es folgt III. Probe einer Erklärung 
det Aeneide VirgilsB. IV, rl 56— 89, bei der die völlige Vernachlfta- 
signng der neuem Interpreten sehr auffallend ist. Hierauf kommt die 
Interpretatio familiaris (den Namen nimmt der Verf. -selbst nnr In 
Anspruch) vom Prooem. an Cicero'« Brutus, der gelungenste Thell dea 
Gänsen und durch die besondere Rücksicht auf das Formale der Cice-* 
ronianischen Satibildung beachfenswerth. Was p. 43 über die Wahl der 
Augnrn gesagt wird , musste der Verfasser Terrollständigen etwa nach 
Drnman G. R. II. S. 49S. Wenn p. 46 der Erklärer die Parallele 
mit den Dichtern g ^ kleinlich und engheraig findet, so hat er sich 
durch die eigene Vorliebe für die poetischen Stndien su so hartem and 
nngerechtem Urtheil verleiten lassen. Nennt Cic. ja doch auch Cat n. 
d 14 dieselben leviora studia, led tomen acufo, offenbnr nichts Ande- 
res aodeatend -ala das geringe AnteVin ufk^ ^\« ^w^^X^^-K^Vk«!^^ welche 
mut In gemdkea beben AenaeUien >Mw\ea\ mecu» >*w w i > \aK^Mi^> 



äat ■niuffeidbend^ai Gr^üden. verdieidi^; e€$tU. e'm^ß-SAffßAt p. 49 
nicht geniig geichutot worden. Diese Phrase vedUtj^r4i§t .sich dme|i 
^as schalte I Bild bei Horat. Sat. I, 1,:118. .exag^ . .cpwtsfitiw . t^n^^W^ 
vitm eeddUiuU conviva 9atur und desseliiea.WortjQ K^in« ,11»; %,17« fHifpt 
€09mpiiau9üUikm: ft ^fiom9..n< fc...ir*..iind hat iwpl^ii J.^tiMißng .nifi^ 
hlos Tacit. Bist. U, 55,.^Mnderq Cicero selbst. XfffK^-^ltilSbi^lrair 
Uch- alle, ohne dii» Präposi^on« § 7 au angor imimo Iconnte bei der Va- 
riante «RWfu jetal Klota za.dev^.TusQiüanen p, ISSi^-Tergllchfin werfen 
Ebendaselbst erl(l&rt ^er Verf. error» duMh: „die irrige tfpibung'.vop 
der Nothwendigkeit des Kriegef .^^^ aber Bnhnlten's Noto'.ift Vell. Pat^ 
II, 1^. w&rde iluu das nichtige 'geaeigt. haben. Pei| ^hUl«^ t^Udfi^ 
MisceOanea icritica, .Indmien JSvripIdei^ebe ^teH^A bfdlffndel^werjleii^ 
Aas dea s^hr. Icurvea jSchulnadvIciiteii ergiobi sidii 4ass ^n.4€Ai. Ostoi^ 
exankea ,65. Schüler Theil oaboi^ii;, nnchdei« sohpn fof^ .d/BD|^^elbei| ,$ 
Schüler mit dem Zengnine der iKteif^raiir .Qp^irer4taA..«p4{ip«eiiAw 
noch 15.SdiulQr abgegapge« f:ir»mp<* .0r. Cand. ^f^nft.iM ppterdi^ 
eine. Steiler. an depü Pedagogivii^jni: Magdeburg erlvi^lfsn und das Lelw 
rer - CoUeginm besteht demna^he noch aus: A^».RvdUphy Dr. SeuffeH 
(Ordin. in I.),. Dr. Echterm^w^ iuUcher (Ordin. in II.), . Dr. Vonifi^ 
Dr. HoBM (Ordin. : in Ul.)». Dt. I7isgcr (Ordin. in IV.)« Dr. .üinkenni 
Hrn. iVatfdb. ^r »Das. Programm 4arilatflinifi<;hep.0||aptsphp}e.e9$häU^ 
Grundlinien mir GfesdkicAte . des. : fVjW« der rmniiN^km Sll^iiat^rfUgifm ki§ 
tt^ die Zeit des August; eineUWerarhistorifobe JthhßHiHung von Dff 
Leop, ifraftaer. (55 . S. in 4.). Der Verf. derselben, :Aanchjeine mehr-r 
jährige Bes.chaCtigoog: mit. den Fragmenten der- antiquarischen Schrifr 
ten. des Varnaf .TeraBlasst«;behan4elt bier einen bisher no/ch, nich^ he«: 
handelten Gegenstand .mit einer so rübmensi^ertheiiiGrundlichlceit und 
gewinnt bei seinen Forscbubgen |o. jaberraschonde. Besaltatq, daAS. eine 
genauere Besprechung der Schrift, nothwendig wird , um )die Aufmericr 
samlieit. mehr,an£ dieselbe aa, lenken« 3U es durch rflüchtigfsi Ansauge 
hier geschehen kannte. VITir ^wfsdjeili^ninächst auf .4if|iel]bse.;iurapkt 
kommen und hier für jetzt nur.^ea.'.VVliasch aussprfljqhep > .dasftHr. Kr, 
auch ferner den Fleiss der karg isog^essenen .SHun^en imgetrübtaf 
Muse den Antiquitates des Varro* .widanen und di« teniera JBrgebniipf 
seiner Studien recht bald mitantheil^n im Stande sein möge. Aas dep 
Schulnachrichten ist der Abgang des Hrn. Chritt. Ferdin. fFUke, dev 
inm Prediger in fieckwiti bei Torgau berufen -wui^de, sn.erwahnea^ 
Der bisherige Hulf^Bhrer am Pädagogium Hr. Dr. C« jlTttt. iFäUksn 
wurde an des Abgegangenen Stelle, inm CoUaboratav befördert.!« Die 
Zahl der Schüler war 276, von denen 8 lur UniTemität entladen: .ww^r 
den. — Dem Zwecke dieser Jahrbucher nicht fremd, ist eine hief 
erschienene Inaogural - Dissertation : de arte :iomatim. quantum ad 
medieinam pertineat scr. Henr. Lud. Umg^fug (29 S.,90- ^a> ^^^ 
Verf. mit seiner ars tornaria meine, werdjsn freilich nur wenige. err^ 
then können, da das Wort weder lateinisch noch griechisch». sondei^n aq« 
dem deutschen TWnen gebildet ist, für welche. Wortbildung der.Veif. 
freilich «leAuctorit&t der philoMtA WohepFaqdtai »9. iUei anfuhrt, Audh 



4Ti 'tl«ktfl-^iitt4 UniTersitätsnachricIitekv'^ 

lieh Tott den hishtortgön Annahmen ahweichende ' tteinltate seihen , -de- 
nen aber 4ie höchste Wahricheinlichkeit nicht ' ahsnspreehen ^t. ^ Nur 
dleWiederherstellang der Stelle in den Vitae X oratt. Ist* an haha 
und paläog^phiseh nicht ca billigen , to sehr anch die Sache lelbat 
wahr sein mag^ dass Andok. Ol. 84 j 8. geboren ist. Uebeneugend iit 
namentlidi die Durchführung detf Beweises , dass die lUde Tieles onl- 
hält , was weder Andokides , noch überhaupt einer seiner Zeitgenoa-^ 
sen sagen konnte, vieles aber nicht enthält, was Andokides*,'* wenn er 
Verf. der Rede ist, sa^en mnsste. Der Beweis dee'iw^ea Satsea 
ist kurzer ansgefallen-, desto reicher nnd far grieoliiiseh'e Literatnr-Ge« 
echichte ergiebiger ist der dritte behandelt, der dem Veirfs Veranhissäng 
ward einen bisher ziemlich Ternachlässigten Gegenstand, nberidie (islstai 
und deren Alter Und Verfasser, sorgfältiger Uniersuchimg^ni nilUtwerfeH 
nnd-die Ergebnisse seiner Studien nber- Gorglas der htoMkwif 'Aid- 
dattas a«sEläa.(^^''>'®' noch ÜJleäta hebst, da doch schön Spalding in 
Qttintil. IIL 1: $.10 die Form fitcteftes als die einug riohtige erwiesen 
hat), Thras^^achoSy Antiphon, Lysias und andere^i welche Uebuiiga- 
reden Terfiksst haben, roitzntheiten. Die im Verlauf der Untersachnng 
kritiseh: behandelten Stellen näher aniuzeigen, sch'eint nni' so weniger 
nöthig, je näher die Aussieht geruckt ist , diese Untersnehnngen, völ- 
lig •abgesehlossen 9 in einem- besondern Buche dnroh 4ea Buchhandel 
¥erbreitc)t feil sehen. — Der veta Director - A. J, Niemtger heroosge- 
gebene Bericht über das konigl. Pädagogium enthält ' ÜebenOaamgw-' 
und Erkl&rüng$'Proben: von Dr. Moritz Schert (72 S. in 4.). Da schon 
der Titel eine Sammlung von allerlei Frachten, wie sie die gelehr- 
ten Studien' eines Schulmanns zunächst für sein Amt tragen, Torspricht, 
so ist' eine An^be des ziemlich gemischten Inhalts' am so nätbiger. 
Zuerst giebt der Verf. Uebersetzungea ans dem DentscÜeB sowohl in 
gebundener - als 9n ungebundener Rede, unter denen die ersteren Toli 
der grossen Fertigkeit des Uebersetzers rnhmliches Zeugnlss ablegen, 
letztere Jedoch, namentlich das Stück aus Man$o, gewiss den Vorzog 
verdienen,* da es ihm hier gelungen ist den deutschen Text in' echt 
romischer Form wiederzugeben. Es folgt III. Pröb^ einer Erklärung 
deir Aeneide Virgils B. IV, r. 56— 89, bei der die vällige Vemachläa* 
sigungder neuern Interpreten sehr auffallend ist. Hierauf kommt die 
Interpretatio familiaris (den Namen nimmt der Verf. 'selbst nur in 
Anspruch) vom Prooem. zu Cicero's Brutus, der gelungenste Thell den 
Ganzen und durch die besondere Rucksicht auf das Formale -der €iee-i 
ronianischen Satzbildung beachtenswerth« Was p. 48 nber die VITahl ier 
Augurn gesagt wird , musste der Verfasser TerToUständlgen etwa nach 
Druman G. R. II. S. 493. VITenn p. 46 der Erklärer die Parallele 
mit den Dichtern $ 6 kleinlich und engherzig findet, s6 hat er sich 
durch die eigene Vorliebe für die poetischen Stndjen an so harten and 
ungerechtem Urtheil Verleiten lassen. Nennt Cic. ja dodi auch Cat n* 
c 14 dieselben leviora studio ^ sed tarnen acuta y offenbar niehts Ande- 
res andeutend .als das geringe Ansehn und die wenige -Achtung, welche 
man im gemeinea Leben denselben hewiet; mortem äHhini kt ttHt 



BafSrrid«! ■■f^Ao nmd C^b ve n bi^p elf jung M- 499 

bat ■nxdffeidbend^B Gründen, verdieidigl; ctait; e' ßU^.g4:fWäi.f. .4lf 
nicht genilg gcpcHätat worden. Dieee Phrase mM^erUgt .sich di^eli 
^afl schdRefBiUbel Horat Sat. I, 1,:118. lejro^ ..ciMi|9|||pw ;4«nji9i^ 
tiita ceito^iif^jcofitava 9ßtur uai ditsiM^n^lWoriß ßafm*\U^-9itV(%-!f§4f9 
€09mpti8,,mU$ym: ft .ipmQ.n*: i>. ir.. .und hat 4ies^lbA->F9rtMM9g .üMiW 
hlos Tacit. Bist. H, 55, .^sondern Cicero eelbst Trmtq^ilr.'lSbl^ifrilir 
lieh- alle. Ohne ^ii» PräposUion« S-T.sa ongor tmimo k^^.ate bei. der Va- 
ijante «iMiit jeUt. Klota 'sn.deA.TuaQiUanen p, lS8,.^«rgUeli^ werfeiu 
EbendaseHiflt erkl&rt;-)der'Verf,;:Crror.odaMb: „die irrigo ffpAiailg-vop 
4ler Notliwendigkeit des Kdegef.y^^aber Bnhnlcen*s Noti9\i|f ,yeU,/pai^ 
llyi^, wiftrdo ihm das nichtige, geaeigtihaben. Peq ^liUis^JbUde^ 
MisceOanea jcrUica.,..fn.d0Deii iS9ri|ddei4ehe ^elloff .bfdN¥adfiU<wer^eii^ 
Ans den s^hr. Icurvea jSchulnacbBrlciiten e^giebl lidii' 4eas ^uidepi, Ostof^ 
exankea ;65 .Scliülear Tbeil oabniOQ;» nnchden» sohpn TOf" d/enpflelbeii Ji 
Schüler mit dem Zeugnisse der iRlclfe wr UB|?er4taA..«p4 {^usseiAW 
noch 15 Sdiölor abgegapge« ;:ir»i9ni; ,Br. Cnnd. ÄflffiiP;.*«^ ppterd^sf 
eine, Steiler, an dejn PedagogHiil^J3% Magdeburg erlviMfiniind das Lehr 
rer - CoUeginm^ besteht demna^be iiA<^ aus s Adj» Rud^ph , Dr. Se^erl 
(Ordin. in I.),.:Dr., Eckterm^gw^ tFkiacher (Ordin. in B.), . Dr. Pam^ 
Dr. Hasse (Ordin^ ; inBl.),. Dts. Umger (Ordhi. in IV.), Pr. ,ßi»le^Bi 
Hrn. iVatfdb. — < -. Das Programm4eir< lateinischen . if ^uptsphp^e. ei^ihält^ 
Grundlinien zur G^chichü des : Verfiflls der römischen- SüLqafsreUgio^ kif 
auf die Zeit des, August $ einiiMUbrarhistorißcii^ J^h^iAung ven Dff 
Leop. ifraftser. (55. . S. in ,4.); Der Verf. derselben, ;Aati|Bb.jeine mehr^ 
jährige Bes.cbäCtigi»ng. mit. den Fragmenten der. antiquaiischen Sclirif.. 
ten des Varnaf .Teranlasst,: bebandelt hier einen bisher po/chiBich^ her 
handelten Gegenstand .mit einer so rnhmensw:ertheniGrundUchlceit nnd 
gewinnt bei seinen ForBchubgen |o. Äb^rraschonde. Besaitete, daAS.eine 
genauere Besprechang der Schrift, notbwendig wird , um )die Aqfmerlcr 
samlieit. mehr . auf: dieselbe aa, lenken« 3U es dorcb'flncbtige^ Ansauge 
hier geschehen kOnnte«^ Wir ^wfsdjeiiidemnäcbst auf .4if»iel|be.;inräpkt 
kommen nnd hier für jetzt mw.den.'.Wnesch aussprf}i;ben » .dasaHr. Kr, 
auch ferner den Fleiss der karg 'sag^essenen iSHun^e* imgeträbtef 
Muse den Antiquitates des Varro* widaen nnd die ferqera JBrgebnissf 
seiner Studien recht bald mitantheilenim Stande sein möge» Aus dop 
Schulnachrichten ist der Abgang des Hrn. Christ, Ferdin. Wilke, dev 
snm Prediger in fieckwitz bei Torgau berufen wurde, in. erwähnen. 
Der bisherige Hülfs^hrer am Pädagogium Hr. Dr» C«. Wäk. IFaUhfin 
wurde an des Abgegangenen Stelle snm CoUaborator hefördect.i^ Die 
Zahl der Schüler war 276, von denen 8 zur UmverMität entlASsen\wiirT 
^on. — : Dem Zwecke dieser Jahrbücher nicht fremd. ist eine hie« 
erschienene Inaugnral - Dissertation £ de arte .tomarim quantum ad 
medicinam pertineat scr. Henr. Lud. üngpfug (29 S.. 9.)- ^as der 
Verf. mit seiner ars tomaria meine, werdjen freilich nur wenige- errfH 
then können, da das Wort wed^r lateinisch noch griechiscb,.sondeifn ai|S 
dem deutschen Tumen gebildet ist, für welche. Wortbildung der.Verf. 
freilich die Aactorität der philosop.bil(4«iFaeju)tä( an Kiel anfuhrt, Aac|i 



4K Schml- «»A U»fT«filt4tfnmclifldbtBa.'i 

flin habra lAnhuer'i Klagen Aber Aie EntielNHig der €>yiiwii|i«( 
TetuUMt, die weblthätigen Folgen der Tomkiuft Hx die HeJUwig 
iuMrer und innerer Krankheiten aaseinandentta^taen md anf 'dia 
Ifotbweadigiceit der Kdrpernbangen litniawelaett. Der Eifer; «it wd»- 
4diMli er dieae Siu^be Terfidit, fährt thn lelde^ «Q'eiMiil Toaa^ mim l 
cur eich in eindr aelbheta Schrift nidbf MMekt. (BJ - 

Hraauasna. ' Anf das Somoierseiiiester IWT, deuea Anftaig'MRäl 
deal. Mai beitimmt ittj sind nachdem LeetfoaayBtiniihuhi 4tor gad*» 
irersitäC (Heidelbetg bei Chrv tr. WintCr. 2t ^ 8. 2 GrO-ia '4tt 
^keUoguihem^FKtMt Aber Eac^yblepadie der Theologie, Aber SInloi» 
Mag in daaü. Test, Aber einkelne alt-- tind aealeftaaKnliiaha SilaflW 
tttti Kiivhenhifitörle und Patriitilc, MgHütilc, lOonl^ Aber «ttMelab 
Zweige der Pastotaltheelogie ntobM belMingeii eiier tiwata||;iache)i O^ 
aelitcbaft and Uebangea in de» -E^egtee dei N. Teil, riia i atteath 
Froifefftoren «tad 2 PrivatdoeetatMi faVerbindnog bdH: dea» Pffofaaaoi^ 
Wtiaordinaifoa Bmne aas d«r phÜMaphiaehea McnMl U^Varlaftnu" 
gen nnd 2 Bepetitorien and Enaminat^briea angekandlgC' wrdcM, >iteiiha 
mit Einaehlufls der genannten Uebiingen irechentlidi 9$ Slniidea itefiaa^ 
aea, ohne die nnbestimitit gelasienen Standen dei Oeb.'KireAeamtfara 
BmUna; in der Jurtafen • fVieiittdt Aber ISerUi 2welga dä^^RoAliwbK 
äenediaft in 125 nebit vielen «ivb^tittlliit gelaieeaea irdahonttielMil 
Lehntvnden 2A Vorle«nngeB, 1 Repdtitoffin^ , 2 BkkfiOm^ 1 Betete^ 
rimn (neb«t PriTatissima und Bxamiaatorien von S Dooeäteto, Aber Wt^ 
aehiedene jnriiCiaehe Gegenst&nde) ^da 6 ordeatiiebto Prefeesore«, 
1 anBflerordentlichen und 5 Privatdoeenlen, an ireleh* lataterea noch 
Bwei olme angelr&ndigte VorleniDgeia - aä reChaea -tAhA^ la der m** 
^emUeken FawUäi ebenfalls 86 Vorierangea nid PiaiStlea mMI wh 
beetimmtea P^rivatissina Aber I2erlei Xweiga der gesanMoitea Aw oIf. 
wbsenschaft in 114 nebst mehrbien unbestinMiitea #daifeatliehea Ldw 
atanden ton 6 ordentlichen, 2 anesererdentlloheai P w i fen ei wiM , «ad I 
Priratdocentoli in Verbindung nril 2 Doeeaten der.pMlbsa|lifciichaa Fa- 
cttltät; in dev phUotophitchen Ae«M» T»a 8 ordeatlitbea^^daM 1 ^ 
Professor emeritns aufgefdhrt giebC'keltfeVorle8ang<Da),4aimtffardMtl.' 
Professoren und 11 Prtvatdocenten,* an welchen nodi 1 ^oäatfgelrAndigta 
Vorlesungen gehört, in Verbindung mit 2Theologeflf^ A MedieliNmi 
iinddem Prof. ReichUn-Metdegg 66 Vorlesungen, 5 PtoacdoBy tllibe^ 
etimmte Repetiiorien und PrivatisshDa , wovon •• Vbrieeiingaa jaai 1 
PrivfttissiaiuDi mit derlei Lehrobjecten anter 6 Doeniten In 2B «^ii^Ml* 
liehen Lehrstanden (ohne die nicht angegebeae Slluidenalikl-^dea'ftf« 
vatissiRinm) zu den philosophischen Wissenschaften gehAräa, t^ Vkfg^ 
lesangcn in Verbindung mit practisehen Uebungen mit -derlei iiehvg»« 
genständen unter 6 Docenten in 410 wKchentlidiea fJAteMMMMN 
dea zur Theologie and Alterthumsbnnde, 4 Vorleraoges Aluav ataa 
le viele Lehrobjecte anter 3 Docenten in 9 wAchentUchew Lebratuadad 
ausser den unbestimmt gelassenen zur Geschichte mit llwen HAlAh- Mid 
Nebenwissensdraften, IS Vorlesungnn nasser beliebigen Pri¥lrtiwtawi 
mit Yerlei Gegeaftandaa aater 4 Doeealen !■ dft wAdheattidiw 



ricMsrtiikleii vat Bfathcnntik und ActroBonde, 14 V«ile6oiigen , 4 * 
FreMftica md nnboftlmiirte Bepetitorien nnd Prifatltikna aiit lOnlil 
fiiüxn^ettpn OBter ebea lo YieleB Doeentett in (0 wMMDtfMieB Lehr^ 
■tuttdca cor Kahtrivode, 9 l^erl«rafig^B nnd littKebige Piiyyilii fam arft 
derlei L^hrgpeg^iifilfiBd^n witor 7 D^eentaniil St'i^dclMiiitlklhflil-VBMi«- 
richtostundeB zu d«tf Staati - nnd GewerbiWi«MiitciirtffCcW , vlid "«MUlcft 
7 Vorfeittiigen mlC' ebeB «o tielea LehrobJ«<;ton tntM'S DoMoleBWi 
den sch'irDen WisseiisciMfl«B fittd Kinsten ; altd Hb Obbicb 133 -wk^ 
senschaftliche VorleftüilgBn nBtser der Bicfat bMtiBimlNireii -EMil rim 
Repetftorien , Enaii4iiätDi4eii , FrWatiisima, Belirtorioi und PMMftea^ 
iingelnlndigt von 9S Behrem, d. i. 26 erdentlicben , 7 anMerordeBtÜ^ 
clien Professoren, 21 Privat- und 1 Honavardocaaten « ohne 1 h^ 
ctor der ireuern Spraelien imd 1^ Lehrer der Künste Bnd Exercitien, der 
doppelten Bacfahaltnngfär ÜekonoBien nnd Kanneute, der Rechaang 
ffir Kameralisten , OekoneuMH and Forstmänner mitsurechnen. -— haä 
vorausgegangenen Winteiliallijahre l^ff^ hatten d6 UniversitatÜ^rev, 
Bämlich In der (fteelegtieiken IhcuHät 7 ordentiiche Professorea nnd t 
Priratdocenten , in der /arisfiiotoi € ordentliche, 8 aBseerordentlicfte 
Frofessorea und 6 Priratdocenten , in denea nedi 1 ehae angekiiB^ 
digte Vorlesungen gehdi^le, in der medicmtscften ebenfalls 6 -erdentiiche, 
2 ausserordentliche ProfessdveB und 3 PriTatdocenten , in der pftt'Zose- 
phischen FacuUät 8 ordentliche (denn 2 als proff. etneriti aufgeführt gfr- 
ben keine Vorlesungen), =4 aaseerardentllche Professoren und 9 PriTuI» 
dbcenten , neben iFel^eo BOidi 2 ohne Vorlesungen anfgefnhrt sind, 
in Verbindung mit dem Professor «oa ReiekUn^ Meldegg 159 Vorlesun- 
gen nebst einer unbestimmbaren Zahl tob PriFatissima , ExaminahH 
rien, Repetitorien und Practica angekündigt. Die Zahl der hiesigeB 
UniTcrsitätslehrer, Vfilche Vorlesungen ankündigten , ^ hat also seit 
dem Wintersemester ISff-, wo derea tt Warea» im GFanien um 7 
abgenommen. S. NJbb, X , 86. f W.} 

KoNSTARZ. Detbel deU hiesigeB Lyceam angestellte Professor 
Bleihimhauk t Verfasser einetf latelnisciien Schulgrammatik, hat die 
Stelle eines Registrators bei der grossbenogfichen Regierung dei 
Seekreises erhalten. S. NJbb. XIX , 289. [W.] 

OpFXLif. Die EinladttBgssclirift zu dea im AugasC Ton Jahres 
in dem dasigen kathol. Gymnasium gehaltenen Prüfungen enthilt -fol- 
gende werthToUe und gelehrte Abhandlung: Quo vi poniit Mhmerm$ 
verboj qtiae cadunt in 9^. Quaettion. de dictlons HomericmfoBc» L SaiptH 
Dr. Ed. Wemtzel. [Oppeln, gedr. b. Raabe. 1836. 94 (42) S. gr. 4.] 
Die Ton Elmsley au Enrip. Med. 186. 995. etc. angeregte und tob C-Her* 
mann au Sophocl. Antig. 1683, Bnttmann in Gr. Gr. II, p. 35, 1mm* 
Herrmann im Erfurter Schulprogramm Tom J. 1882, Ellendt im Lex. 
Sophod. I, p. 591 ff., Spitzner, WüUner n. A. weiter erörterte Frage 
über den Gebraudi der Verba auf <9fl9 hat den Verf. Teranlasst, Tor 
Allem den Gebraudi dieser Verba in der Ilies und Odyssee genau Bad 
allseitig zu erforschen, und das gewonnene Resultat, dass bei Homer 
alle diese Verba (%c^oy; iqyu&uv^ Hix&Ua^w ebea so gut als /Euyvd'ay,